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ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
HERAUSGEGEBEN
DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
D R FRANZ SCHNÜRER.
I. JAHRGANG: APRIL-DECEMBER 1892.
W I KN,
V K RI. A G DER „L ICO - G E S E L L S CIIAFT”.
1893 .
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A4-3 S
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I
INHALTSVERZEICHNIS.
Anzbdck J., 297. |
Bail Dr. L. de, Director d. KulTner' sehen j
Sternwarte, 51(5.
Blaus Dr. J., Univ-Prof, 418.
Bohatta Dr. Hans, k. k. Universitäts-
Bibliotheksbeamter, 97, 191, 245. 258,
828, 349, 440.
Brandl Dr. A., Univ.-Prof., 71, 508.
Dahlmann Jos. S. J., 158, 220, 322.
Domanig Dr. Carl, k. u. k. Gustos, 22,
254, 384. |
Duhr Bernh., S. J., 568.
Eiselt Dr. Jos., Prof, an d. theol. Lehr- |
anstalt in Leitmeritz. 179. j
Endler Dr. Kr., Gymn.-Prof., 308. j
Falke Dr. Jak., Hotrath, Dircctor d. österr.
Museums für Kunst und Industrie, 490
521, 555, 588.
Ferry (M), Magister d. Pharmaeie, 451.
Fischer-Colbrie Dr. A., Hotcaplan, Director
des Augustineums, 16, 182, 213, 277
313, 373, 466.
Freudhofmeier A., Kirchendirector, 115. |
Fuchs A., 165, 416, 479, 578. I
Gitlhauer Dr. Mieh., Univ.-Prof., 60, 127 !
415, 540, 575. ’ (
Gottlieb Dr. Theod., Beamter der Hof¬
bibliothek, 428, 457, 511.
Gsell Dr. Bened., 248.
Haas Dr. G. E., 404, 505.
Haiku Alex., 284.
Hamann Dr. Otto, Prof., 262, 422, 484
547.
Hanimair Jos., Convictsdircctor, 83, 277.
Helfe rt, Jos. Freih. v., k. u. k. geh. Rath,
21,105, 120, 185, 409.
Hirn Dr. Jos., Univ.-Prof., 88.
Hoppe Dr. A., Gymn.-Prof., 350.
füllig M., Docent an d. techn. Hoch- |
schule Wien, 297, 518. I
Kardsek Jos., 353. !
Karpf Dr. Alois, Gustos der k. u. k. Fa- j
miiien-Fideicommiss-Bibliothek, 566. 1
Kinnast F. C., O. S. B., 307. |
Klopp Onno, Hofrath, 217, 408, 470. !
Krausbart Dr. C., 287. j
Kuefstein Frz. Graf, 101.
Kampei Dr. Jos., k. u. k. Staats-Archivs-
Concipist, 89, 187, 352.
Larisch R. v., Official in der k. u. k. Ca-
binetskanzlei, 159, 542.
Kdska Dr. \V., Docent am Polytechnicum
in Prag, 33, 228, 232, 259. |
Kaurin Dr., F., Univ. Prof., Director des l
Augustineums, Prälat, 227. (
Lenkei Heinr., Gvmn.-Prof., 264. J
1. Verzeichnis der Mitarbeiter.
Ludwig C„ S. J., 246.
ilatfatti Dr. Hans, Privatdocent. 34,104.
293. 294. 360, 393, 418.
Mangold , Prof. Dr. Ludwig, 73.
Mataja Dr. Victor, Univ.-Prof., Holrath,
387, 389, 419, 444, 513.
Mayer Dr. Anton, Custos d. n.-ö. Landes-
archives, 107.
Meinhard J., 202.
Mmor Dr. Jak., Univ.-Prof., 61, 220,412,
539.
Misera Dr. H., n.-ö. I.andessecretär, 129,
162, 195, 225, 288, 357, 544.
Müller , Dr. Gust.,Canonicus, Univ.-Prof.,4.
Müller Dr. Rieh., Official an der »Alber¬
tina«, 89. 257, 413, 570.
Müllner Dr. Laur., Univ.-Prof. 425, 552.
Mussil O., Prof, an d. theol. Lehranstalt
in Brünn, 231, 435, 562.
Gehler Joh., Mitglied d. archäolog. Instituts.
343.
Pastor Dr. L., Univ.-Prof., 59.
Pernter Dr. J. M., Univ.-Prof., 31, 135,
263, 422.
Pichler Dr. Adolf, Univ.-Prof., 169, 170.
Pölzl F. X., Univ.-Prof , 211.
Pohl J. f Prof, an der landw. Lehr-Anst.
Francisco-Josephinum in Mödling, 167.
Prem Dr. S. M., Gymn.-Prof. 321.
Prüll L,, Gymn -Prof. 154-
Prunlechner Moriz, 479.
Ramsperger Edw., Advocat, 325.
Ransonnet Eug. Frh. v., Legationssecre-
tär a. I)., 27, 132.
Koster Aug., C. SS. R., 55, 151, 312.
355.
Salzer Dr. Anselm, O. S. B., Gymn.-Prof.
95.
Scheint p flüg Dr. Carl, k. k. Finanzrath,
30, 161, 481.
Schindler Dr. F. M., Univ.-Prof.. 7, 83,
195, 243, 338, 498, 532 f.
Schindler Dr. J., Prof, an d. theol. Lehr-
Anst. Leitmeritz, 311, 370.
Sch ne rieh Dr. A., Univ.-Bibi.-Beamter,
255, 579.
Schnürer Dr. Frz., Scriptor der k. u. k.
Familien - Fidcicommiss - Bibliothek, 93,
137, 265, 298, 334, 364, 394 f., 454 f.,
487, 519, 553 f, 573, 584 f.
Schn Ilern Dr. Herrn, von, Privatdocent,
826.
Seile/ Dr. Frz., Hofkaplan, Director d. Augu¬
stineums, 51.
Seeber Jos., k. u. k. Prof., 94, 95, 123,
154, 189, 280. 318, 346, 348, 378 587.
Stich Dr. Ign., Univ.-Bibl.-Beamter, 376
Straganz P. Max, O. S. Fr., 215.
Strekelj Dr. K., Privatdocent, 171, 204.
Süd F.. 234, 235, 299, 323.
Trabert Dr. Wilh., Adjunct an d. meteo-
rolog. Anstalt, Priv-atdocent, 103, 198,
295, 328, 448, 547.
l idmar Dr. C. J., k. k. Prof., 344.
Vondrdk Dr. W., Privatdocent, 38, 122.
IVackerle Dr. A„ Primararzt am Leopold¬
städter Kinderspital, 332.
Wackerneil Dr. J. E., Univ.-Prof., 252,
575.
Wasmann E., S. J., 391.
ITeichs Friedr. Frh. v., Inspector der
Generaldirection der öst. Staatsbahnen,
64, 107, 443, 581.
/ Petzer L. v., k. u. k. Generalmajor, 37.
Wui mann Dr. H., Gvmn.-Prof., 139.
Wiesbaur J., S. J., 70, 198, 294.
Will mann Dr. O., Univ.-Prof., 149.
Wolfsgruber Dr. C., Prof., O. S. B., 147,
243, 275.
Zschokke Dr. Herrn., Univ.-Prof., Hofrath
402.
A., 563.
A. Tr ., 258.
B. D., 537.
Bh ., 68 .
R. H., 516.
E. A\, 438.
E. v. L., 98.
F — r., 543.
F. X., 223, 535.
F. Sch ., 263. 341, 482.
F. v. IV., 358, 420.
-c-, 85.
V. II.. 441, 486, 500.
h., 233.
//., 279, 345.
I/h., 164, 292.
//. M. y 196, 259. 409.
7. X., Dr., 315, 317.
Ar., 579.
A., 511.
P. F. A’„ 179.
A\, 537.
R — n.. 586.
- /•., 222, 338, 386. 471, 571.
A. II., 99.
Sch., 358, 365. 376 f., 381, 426, 441,
467, 474, 501, 534.
Sp., 133, 200, 330, 361, 484, 549.
Sr., 266, 300.
W. , 488.
Wl., 91, 93, 474, 540.
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IV
2 .
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Artaria, Wien. 476.
Aschendorft , Münster,93,372, 465, 467,592.
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Barth, Leipzig, 102.
Beck, Wien, 419.
Benziner, Kinsiedeln. 503.
Bertelsmann , Gütersloh, 322.
Brandstetter, Leipzig, 250.
Braumüller , Wien, 84. 263, 331, 387, 411,
510.
Braun, Leipzig, 400.
Breitenstein, Wien, 443.
Brill , Leyden, 372.
Brock haus, Leipzig. 441.
Buchdruckerei, Schlesische, und Verlags-
Anstalt A.-G., Breslau. 481.
Büchner, München. 370.
Bursik p Koliout, Prag. 420.
Buzarovits , Gran, 212.
Calvary, Berlin, 191.
Cohen , Bonn, 59.
Costenoble, Jena. 229.
Cotta, Stuttgart, 130.
Cronhach, Berlin, 537.
Daberkovc, Wien. 257.
Delayrave, Paris. 390.
Delhomme et Brit/uef, Paris, 3.
Dietz, Stuttgart. 355.
Dominicas , Prag. 249. 205, 365, 4SI.
Duncker, Berlin, 592.
Ebner tp Seubert, Stuttgart, 479.
Eckes Co., Berlin, 400.
Eisenschmidt, Berlin, 484.
Enyelmann, Leipzig. 417.
Enke, Stuttgart, 392.
Echsen fehl. Giessen. 593.
Eelber, Berlin, 254.
Eischer, Jena, 387.
Eontane, Berlin, 283, 592.
Eranz , München. 85.
Er ick, Wien, 485.
Eriedländer Sohn, Berlin. 103, 294.
Eriedrich, Leipzig, 218, 270, 298, 403.
Gerold Co., Wien, 159, 201.
Gerold's Sohn, Wien. 419, 451.
Gesellschaft, kgl. böhm., d. Wissensch.,
Prag, 32.
Gotthold, Kaiserslautern, 516.
Graeser, Wien. 237.
Griesbach, Gera, 543.
Grote, Berlin. 18.
Guttentay, Berlin, 258.
Haas, Wels, 408.
Handels-Museum, Österr., 439.
Hartleben , Wien, 104. 221, 205. 352. 302.
385, 441.
Hauptmann, Bonn, 534.
Heck, Wien, 97.
Heckenast, Pressburg. 234.
Heichen , Berlin, 365.
Heitz, Strassburg, 91.
Herder, Freiburg i. Br., 6, 52, 83, 150,
185. 214, 262, 354, 430, 409, 500, 518.
532, 534, 567, 579.
Hertz, Berlin, 412.
Jlirsei, Leipzig, 320.
Holder, Wien, 24, 60. 428. 457.
Hof- u. Staatsdruckerei, Wien. 24.
Keller, Frankfurt a. M., 18.
Kirchheim, Mainz. 56, 497. 552.
Kirsch, Wien, 49, 113. 136.
Kitz , Saulgau, 88.
Kleine, Paderborn. 376.
Kleinma vr, Klagenfurt, 298.
Kober, Prag, 183.
Köhler, Gera-Öntermhaus. 510.
Koneyen, Wien, 119. 329. 364.
Kreysiny, I.eipzig, 321.
Küchenmeister, Berlin. 394.
Künstner, Böhm.-Leipa. 197.
Kummer, Leipzig, 08.
Lau ff, Tübingen. 160, 290
Lehmann, Berlin. 340.
Lesk Cr Sc/nvidernoch, Wien, 444.
Lethielleux, Paris, 169. 309.
Librairie de l'universite, Freiburg i. d.
Schw., 324.
Liebeskind , Leipzig. 71, 486.
i Lindauer, München. 108.
Lindenaner, München, J94.
Lippolt. Kufstein. 93.
Up s ins P 'Eischcr, Kiel, 413.
Luckhardt, Berlin. 133.
I Liistenöder, Berlin, 89.
j Mnnz, Wien. (iS. 287. 419. 442, 512.
Mayer P Müller, Berlin, 309.
I Mehrlich, München. 568. .
Meissner, Hamburg. 325.
Meyer 0., Hannover. 382.
Mittler Sohn, Berlin, 289.
! Mohr, Freiburg i. Br.. 342, 530.
1 Moser, Graz, 81, 50).
Niemeyer , Halle, 249.
Nitzschke W.. Stuttgart, 592. 593.
Nössler , Bremen, 297.
Norbertus-Druckerei, Wien, 10, 110,593.
Opitz, Warnsdorf, 594
Paetel Gebr., Berlin, 578. 584.
Paetel Herrn., Berlin, 198, 295.
Pardini , Czernowitz, 511.
Paulinus Druckerei, Trier, 234.
Perles, Wien, 596.
Perthes F. A., Gotha, 125, 199, 348,
374.
Pfeilstücker F., Berlin, 562.
Picard, Paris, 536.
Pierson, Dresden, 553.
Pion, Paris, 278.
Poznansky Dziennik, Posen, 315.
Pressverein, kath.-polit., Brixen, 337,
435.
Prochaska K., Tesehen, 222.
Pustet, Regensburg, 177, 327, 425,
543, 594.
Puttkammer Mühlbrecht, Berlin, 100,
387.
Riiber, Luzern, 254, 548.
Rauch, Innsbruck, 273.
Reimer G., Berlin, 148, 529.
Re/ss, Worms, 91.
Rentzel, Berlin, 487.
Retaux-Bray, Paris, 181.
Rieye r, 'S 1 ü n e h e n, 151.
Riffarth , M.-Gladbach, 338.
Rh'nab, Prag, 28.
Rohrer, Brünn, 394, 542.
Rosenthal , München, 243.
Rossbery, Leipzig, 538.
Schmid , Augsburg, 338, 594.
Schöninyh, Paderborn, 501, 5S2.
Schröter, Zürich, 332.
Schuivercin, kath., für Österreich, Wim,
201, 594.
Schultz, Strassburg, 95.
Schwann, Düsseldorf, 98, 195.
Schwetschke P Sohn, Braunschweig,
232.
Seidel & Sohn, Wien, 36, 117, 163, 246.
S imäbek, Prag. 353.
Simion , Berlin, 357.
Spanier, Leipzig, 572.
Spei ran, 'Pu rin, 245.
Speyer P Jäters, Berlin, 472.
Spielhayen P Sch mich, Wien, 416.
Sprinyer, Berlin, 106, 409.
Stahl K. sen , München, 372.
I Steinhäuser , Pilsen, 500.
| St rau ss, Bonn, 33.
i Stiirtz, Würzburg, 349
I Styria, Graz, 95, 454, 503.
I Szelinski, Wien, 118. 119.
Tempskv, Wien, 134, 156. 226. 294,
446, 546.
! Teubner, Leipzig, 252, 539.
l'hieme, Zutphen, 348.
Thienemann, Stuttgart, 593.
Ulrich, Dresden. 474.
Verein, Volkswirtschaft!., in Innsbruck,
161.
Vereinsbuchdruckerei, Innsbruck, 209,
224, 561.
Verla ysanstalt, Deutsche, Stuttgart, 422,
550.
— vorm. Manz, Regensburg, 307, 341,
401, 471.
Verlagsbuchhandlung, Süddeutsche, Stutt¬
gart, 235, 595.
Viewey & Sohn , Braun schweig, 31.
Voss , Hamburg, 293, 540.
Voss , (Haessel) Petersburg, 421.
Wagner, Innsbruck, 104, 241, 245,
204, 313.
Walther bP Apolant, Berlin, 483.
IVartiy , Leipzig, 100.
IVehbery , Osnabrück, 565.
Weidmann, Berlin, 94, 573.
Weiss, Wien, 58 »,
JVest , Brody, 575.
Winter, Heidelberg, 547.
JVoerl, Würzburg, 323. 585.
Im Selbstverläge: 3<'5. 344, 380. 513,
517, 544.
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Nr. 1.
Wien, 1. April 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-u.Inseraten-Aufträge
u.Recensions-ExempIare werden erbeten sind zu richten an die Administration
r KEDIGIFKT VON
an die Adresse: D r. Fran z S chnü re r, J * des ^Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendorf. DR- FRANZ SCHNÜRER. Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), halbjährig fl. 2.50 (M.4.50); für Mitglieder der
Leo-Gesellschaft ganzjährig fl. 3.—(M. 5.50), halbjährig fl. 1.50 (M. 2.75). — Inserate: für die 3mal gespaltene Petitzeile oder deren Raum 8 kr.(16 Pf.).
U nter den Aufgaben, welche sich die am 28. Jänner 1892 in Wien constituierte »Leo-Gesellschaft
(Oesterreichischer Verein christlicher Gelehrter und Freunde der Wissenschaft)« gestellt hat, steht die
Gründung eines litterarisch-kritischen Organs in erster Reihe. Dasselbe soll christlichen Fachgelehrten
Gelegenheit bieten, zu den bedeutenderen Erscheinungen auf allen Gebieten der Wissenschaft Stellung
zu nehmen, sodann weitere Kreise durch kurze Referate — auch hinsichtlich der Veröffentlichungen
auf dem Gebiete der schönen Litteratur — zu orientieren und dadurch, sowie durch zusammenfassende
Darstellungen einzelner Abschnitte in der Entwicklung der verschiedenen Wissenszweige, durch Inhalts¬
angaben der hervorragendsten Fachzeitschriften und durch eine sorgsame Bibliographie den Lesern ein
möglichst vollständiges und möglichst getreues Abbild geben des gesammten geistigen Lebens Deutsch¬
lands und der österreichisch-ungarischen Monarchie. In Hinsicht auf die schöne Litteratur gedenken wir —
abgesehen von Besprechungen einzelner besonders bedeutsamer Erscheinungen — in eigener Rubrik eine
Zusammenstellung von solchen Büchern zu bieten, welche vom sittlichen und religiösen Standpunkt aus
empfehlenswerth und für den Familientisch geeignet erscheinen.
Es ist dabei keineswegs in Aussicht genommen, nur Mitgliedern der Gesellschaft das Wort zu
ertheilen, sondern wer immer sich auf dem Boden christlicher Weltanschauung befindet, dem
soll das »Österreichische Litteraturblatt« in liberalster Weise zum Ausdruck seiner wissenschaftlichen Ueber-
zeugung zur Verfügung stehen.
Das Blatt, dessen erste Nummer hier vorliegt, glaubt sich aber ein österreichisches nennen zu
dürfen — nicht nur, weil es seine Mitarbeiter vornehmlich in den Kreisen der österreichischen Gelehrten
suchen wird, sondern weil es sich zur Hauptaufgabe gestellt hat, unter gleichmäßiger Berücksichti¬
gung aller Wissenszweige vornehmlich den von Österreichern herausgegebenen oder auf Österreich
Bezug nehmenden Werken sein Augenmerk zuzuwenden.
Infolge dessen sollen auch die nichtdeutschen österreichischen Litteraturen in möglichst
ausgedehntem Masse Berücksichtigung finden und den deutschen Gelehrten und Freunden der
Wissenschaft wenigstens insofern zugänglich gemacht werden, dass sie über das Vorhandensein von sie
interessierenden Arbeiten in anderen Sprachen der Monarchie unterrichtet w r erden. Es gibt in Österreich-Ungarn
ausser der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und der deutschen Akademie sowie der
kgl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag eine ungarische Akademie in Budapest, eine böhmische
in Prag, eine polnische in Krakau, eine südslavische in Agram, deren Publicationen ausserhalb der
betreffenden Sprachgebiete allzuhäufig unbekannt und unzugänglich sind; in dieser Hinsicht eine für
beide Theile fruchtbringende Vermittlung anzubahnen zwischen deutscher und nichtdeutscher
Wissenschaft in Österreich wird unser ernstes Bestreben sein.
Wenn wir des weiteren hervorheben, dass wir auch den wissenschaftlichen Leistungen der ein¬
zelnen Landes- und Musealvereine, sowie den Programmen der österreichischen Mittelschulen
unsere Aufmerksamkeit widmen wollen, so glauben wir einem oft empfundenen Bedürfnisse entgegen¬
zukommen und auf die Theilnahme und thatkräftige Unterstützung der weitesten Kreise rechnen zu dürfen.
Möge Gottes Segen unserem aufrichtigen Bemühen, der Wissenschaft ohne Parteizwecke, ohne
politische Hintergedanken zu dienen, Gedeihen und Förderung bringen!
Das »Österreichische Litteraturblatt« wird, von anfangs April 1892 ab, am 1. und 15. eines
jeden Monats in der Stärke von anderthalb Bogen (die vorliegende 1. Nummer wird ausnahmsweise in der
doppelten Stärke von drei Bogen ausgegeben) in Format und Ausstattung dieses Prospectes erscheinen.
Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), halbjährig fl. 2.50 (M. 4.50); für
Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjährig fl. 3.— (M. 5.50), halbjährig fl. 1.50 (M. 2.75).
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3
Nr. 1. — Oesterretchtsches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
4
INHALT: |
Jaugey ; Dictionn. apologctique (G. Müller). j
Cath rein, Moralphilosophie (Prof. Schindler.) J
S chi ffini, Disputationes philosophiae moralis
(Prof. Schindler).
Duhr, Briefe des FM. Radetzky (Belfert).
Giess wein, Hauptprobleme der vergleich.
Sprachwissenschaft (Fischer-Colbrie).
Springer, A. Dürer (C. Domanig).
Thode, Die Malerschule von Nürnberg (C.
Domanig).
Die ö s t. - u n g. Monarchie in Wort u.
Bild. Dalmatien. (Frh. v. Ransonnet).
Vrba, Der Charakter des modernen Capitals
(K. Scheimpflug).
Lang, Einleitung in die theoret. Physik (J. M.
Pernter).
Seydler, Bahnbestimmung des Kometen 1800
I. (VV. Läska).
Liebermann, Studien über die ehern. Processe
in der Magenschleimhaut (H. Malfatti).
Täuber, Ehrentage Oesterreichs (v. Wetzen.
Vondräk W., Die böhm. Kaiser Franz Joseph-
Akademie der Wissenschaften. Litteratur und
Kunst in Prag.
Theologie.
Jaugey J. B., Dictionnaire apologctique de la foi catho-
lique contenant les preuves principales de la verite de la reli-
gion et les reponses aux objeetions tirees des Sciences bumaincs;
avec la collaboration d’un grand nombre de savants catholiqucs.
Paris, Lyon, Delhomme et Briquet. 1889. Lexikon-Format. XII
u. 3406 col. Preis 25 Fr.
Die Vorliebe der Franzosen, die verschiedenen
Wissensgebiete in der Form von Encyklopädien zu be¬
handeln, hat eine Unzahl encyklopädischer Werke auch
auf theologischem Gebiete gezeitigt. Leider steht die Menge
des Gebotenen mit dem inneren Werthe desselben nichtin
dem rechten Verhältnis. So grossartig auch die Migne’schcn
theologischen Encyklopädien in ihrem Plane gedacht
sind, bei näherem Einblick überzeugt man sich nur zu
bald, dass nicht Weniges als minderwertiges Material
bezeichnet werden muss. Wir glaubten dies vorausschicken
zu sollen, um zu verhindern, dass das hiemit zur An¬
zeige gebrachte Jaugey’sche Werk nicht gleich im Vor¬
hinein mit mistrauischen Augen angesehen werde. Schon
die Geschichte seiner Entstehung ist eine nicht geringe
Empfehlung seines inneren Werthes. J. redigierte nämlich
seit dem Jahre 1880 mit grossem Geschicke die treff¬
liche apologetische Zeitschrift »La Controverse«, in deren
zumeist sehr gründlich gearbeiteten Artikeln die von der
neuesten Wissenschaft angegriffenen Fundamentalwahr¬
heiten des Christenthums zeitgemäss vertheidigt werden,
während die angeschlossenen Miscellanea den Leser in Bezug
auf irgendwie beachtenswerthe Controvcrsen, Forschungs-
Resultate und litterarische Erscheinungen auf apologetischem
Gebiete am Laufenden erhalten. Seit 1888 leitet J. die Zeit¬
schrift »La Science ealholique«. Durch diese vieljährige
Thätigkeit war er sowohl in Beziehungen zu den hervor¬
ragendsten Männern getreten, welche auf der Höhe der
Wissenschaft stehende apologetische Arbeiten zu liefern
vermochten, wie er andererseits sich dadurch die zum Ent¬
würfe des Vocabulars und zur Besorgung der Oberleitung
eines solchen Unternehmens erforderliche Routine erwor¬
ben hatte, so zwar dass wir in der uns nun vorliegenden
Encyklopädie ein nicht gewöhnliches Werk begriissen
können. Das voluminöse Buch charakterisiert sich durch
correcte Richtung, durch strenge Objectivität, durch seinen
wirklich wissenschaftlichen Ton. Die Worte des päpst¬
lichen Breve »Saepenumero considerantes« (1883), die aller¬
dings zunächst die Geschichte betreffen: »Illud imprimis
scribentium obversetur animo: primam esse historiae legem,
ne quid falsi dicere audeat; deinde ne quid veri non
audeat; ne qua suspicio gratiae sit in scribendo, ne qua
simultatis«, welche Worte J. in dem Vorworte der Ency¬
klopädie citiert, sind von ihm und seinen Mitarbeitern
ganz ernsthaft beachtet worden. Bei Erörterung contro-
verser Fragen entdeckten wir nirgend leidenschaftliches
Wesen. Jene Artikel, welche die Lehrsätze der Demon¬
stratio christiana behandeln, sind gearbeitet von Msgr.
Lamy, Professor des Bibelstudiums an der katholischen
Universität Löwen, von den beiden gelehrten Jesuiten
Corluy und Knabenbaucr, von Vacant, Thcologicprofessor
in Nancy, Forgct, Professor an der Universität Löwen und
von Canonicus Didiot, Professor der katholischen Universität
in Lille. Die in die Theologia naturalis einschlägigen
Artikel haben den genannten Vacant, ferner den Domini¬
kaner Coconnier, Professor an dem Institut catholique
von Toulouse, sowie Msgr. Bourquard zu Verfassern. An
der Lösung der gegen die heilige Schrift gerichteten Ein¬
würfe betheiligte sich unter anderen Duplessy, unter
der Leitung seines berühmten Lehrers Vigouroux. Mit
den Objectionen, welche das Gebiet der Dogmatik und
Moral berühren, beschäftigten sich die Löwener Profes¬
soren Dupont und Gambier sowie der Jesuit Lahousse.
Die auf Geschichte, Chronologie, Archäologie und Geo¬
graphie bezüglichen Artikel wurden gearbeitet von dem
Oratorianer Guilleux, von Paul Allard, Robiou, Brücker S. J.
u, a. die religionsgeschichtlichen von dem Msgr. de Harlez.
Schon der Klang dieser Namen, deren Träger die
Fachwissenschaft zumeist mit grossen wissenschaftlichen
Arbeiten bereichert haben, bürgt für den Werth der
Artikel, den der Leser desto mehr würdigt, je mehr er
sich in das Studium der 3200 Columnen des Dictionnaires
vertieft. Was den deutschen Leser besonders angenehm
berührt, ist der Umstand, dass in solchen Fragen, in
deren Beantwortung deutsche Theologen irgendwie Be¬
achtenswertes geleistet, diese Verdienste vollinhaltlich
anerkannt und gewürdigt werden. So sind die Artikel In¬
spiration vorzüglich nach Cardinal Franzelin und Schmied
gearbeitet. Katakomben nach Kraus, Galilei nach Grisar,
Inquisition nach Hefele. Der Artikel St. Johann von
Nepomuk zeigt volle Vertrautheit mit den letzten die
Existenz dieses Heiligen betreffenden Controversen. Nur
bei wenigen Artikeln vermissten wir die Rücksichtnahme
auf bedeutendere deutsche Publicationen; so blieben bei
Hypnotismus und Spiritismns die Arbeiten Gutberlets leider
unberücksichtigt. Die Mitarbeiter Didiot, J. D. Guilleux,
Lamy, Souben benützen und empfehlen in den Litteratur-
angaben mit Vorliebe deutsche Bücher. Der Artikel Tor-
quemada verweist ausschliesslich auf deutsche Litteratur.
Unangenehm berührt es, dass die formelle Seite der
Artikel llngleichmässigkeit aufweist. So finden sich bei
einigen Artikeln gar keine Litteraturangaben, wo solche
doch recht willkommen wären. Auch sind bei den von
Bourquard, Dupon, Robiou, Waffelaert geschriebenen
Abhandlungen die Citationen unter dem Strich unter¬
gebracht, während dieselben bei den übrigen Artikeln,
wie überhaupt sonst bei Encyklopädien gebräuchlich, in
den Text mitaufgenommen erscheinen. Diese geringen
Mängel können jedoch den bedeutenden Werth des Buches
nicht verringern. — Die typische Ausstattung ist sehr gut.
Wien. Dr. Gustav Müller.
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5
Nr. 1. — Oksterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
6
Inhalt der Zeitschriften.
Zeitschrift f. kathol. Theologie. 1892. I.
E. Michael, Döllinger. — B. Felchlin, Ucber den
realen Unterschied zw. Wesenheit u. Dasein nach St. Thomas. —
Fr. Schmid. Gehört die Consecration beider Gestalten zum
Wesen des euch. Opfers ?
Der Katholik. III. F., V. BJ. März.
B e 1 1 e s h e i m, Henry Edward Manning, Card.-Erzbisch,
von Wcstminster. — F. X. Schöberl, Ueb. d. Verhältniss des
Katecheten zum Katechismus.
Correspondenzblatt für den kathol. Clerus Oesterreichs. Xf. Jhg. Nr. 5.
Scheie her, Von den Freimaurern. — H., Die Con-
stellation des Hauses Hohenzollern in der Gegenwart IV. —
Dr. Vidmar. Zur Reform des Religionsunterrichtes an unseren
Gymnasien. — Sprechsaal. — Beilage: Hirtentasche. Pastoral-
blatt Nr. 3. — Die Leichenverbrennung. — Die Absolutio a ccn-
suris nach ihren verschiedenen Forum.
Cistercienser-Chronik. IV. Jhg. Nr. 36 u. 37.
Der Convent Schönthal v. d. Gründung 1 157 bis zur
Aufhebung 1803. — Drei Reisen nach Cistcrtz. — Institutio Re-
ligiosorum Tironum Cisterciensium.
La civilitä cattolica. XV. 1. 1001.
La conversione miracolosa di Alfonso Ratisbonne. —
II Pontificato di S. Gregorio Magno nclla storia della civiltä cri-
stiana. — La questione scolastica negli Stati Uniti. — L’emi-
grante italiano.
Quartal-Schrif /, Theologisch-praktische.
A. Weiss. Eine Zeitbetrachtung. — G. Müller. Bei¬
träge zur Popularis. d. Beweises f. d. Echtheit der Evangelien. —
A. Erdinger, das Pfarrgedenkbuch. — A. Arndt, Die
Parteiverh. bei d. galiz. Ruthenen u. d. ruthen. Geistlichkeit. —
F. X. Schöberl, Ueb. d. Alter der Erstcommunicantcn. — K.
Racke, Praktische Rathschläge f. Prediger. — A. Bertram,
Ueber die religiöse Erziehung d. Kinder aus gemischten Ehen
im Hannoverschen. — E. Thill, Einige Winke über Vorbereitun¬
gen zu Volksmissioncn.
Der Beiveis d. Glaubens. N. F. XIII. Bd. Febr. 1892.
Inh.: Grau, Die Demut u. die Herrlichkeit d. heil. Schrift.
(Forts.) — K. Schmidt, Die Rede des Stephanus.
Neue Erscheinungen:
D iöccsan-A rch i v, Freiburger. Organ d. kirchl, histor. Vereins
f. Gesch., Alterthumskundc u. christl. Kunst d. F.rzdiöcese Frei¬
burg. XXII. Bd. Freiburg, Herder gr. S°. (XXIII. 343 S.)
fl. 2-40.
Hammerstein, L. w, Betrachtungen f. alle Tage d. Kirchen¬
jahres m. bes. Rücksicht auf religiöse Genossenschaften I. Bd.
2. Aufl. ebd. (XX. 846 S.) fl. 2*70.
Stamminger, J. B. Zum Gedächtnisse Card. Hergenröthers. Rede,
ebd. gr. 8°. (III. 39 S, m. Bildn.) fl. —‘60.
Erdös, J. v, Biblisch-thcolog. Analyse des Römerbriefes. Am¬
sterdam, Scheffer u. Co. gr. 8°. (IV. 77 S.) fl. —'84.
Religionsunterricht, der, in d. Volksschule in Hinsicht auf
d. neue preuss. Volksschulgcsetz. E. Stimme aus d. Rcichs-
Iand. Strassburg, Schmidt. 8°. (24 S.) fl. — 30.
Riva, J., 10 Betrachtungen üb. d. unbefleckte Empfängnis Ma¬
riens. Nach d. Ital. Brixen, Weger. 16°. (IV. 204 S.) fl. —'40.
Scholz, A., Commentar üb. d. Buch * Esther« m. seinen > Zu¬
sätzen« u. üb. »Susanna«. Würzburg, Woerl. gr. 8°. (XXXVIII,
182 u. Anh. CVI1I S.) fl. 3.60.
Hertkens J., Prof. Dr. M. J. Scheebcn. Leben u. Wirken eines
kathol. Gelehrten im Dienste der Kirche. Paderborn, Junfer-
mann, 8°. (VI11. 39 S. m. Portr.) fl. —*45.
Loh mann, J. B., S. J., die Gabe d. heil. Geistes. Erwägungen
über d. heiligmachende Gnade. Ebd. kl. 8°. (52 S.) 11. —'80.
Stamm Ch., Dr. Conr. Martin. E. biogr. Versuch. Ebd. 8°. VIII.
556 S. m. Portr.) fl. 3* —. — Ders.: Urkundensammlung zur
Biographie des Bischofs Dr. Conr. Martin. Ebd. (VIII, 445 S.)
fl. 2 70.
Rebbert, Dr., Rückkehr zur Mutter. Kleine Convertitenbildcr,
XVIII. («Fraget nach den alten Wegen« Fanny Maria Pittar,
32 S.) XIX. («Ein Wunder der Gnade« John Thavcr. 32 S.)
Paderborn, Bonifacius-Druckerci, 8° k fl. —'09.
Pottgeisser J., S. J., Predigten auf die Sonn- u. Festtage des
Kirchenjahres mit e. Anhänge von Sacraments- u. Fasten¬
predigten. 3. verm. u. verb Aull. ebd. gr. 8°. (XIV, 544 S.) fl. 2'88.
Künftig erscheinende Bücher:
Von dem in Kreisen von (auch kathol.) Theologen wie von
Germanisten mit grossem Interesse aufgenommenen Werke des
cvangel. Pfarrers Dr. W. Walther »Die deutsche Bibelüber¬
setzung des Mittelalters c erscheint demnächst im Verlage Hellmuth
Wo Hermann in Braunschweig der Schluss- (HL) Theil mit 18
Kunstbcilagen. Der Preis für das ganze Werk stellt sich damit
auf fl. 16-80.
Dem Trugbilde des »geschichtlichen Christus« gegenüber, mit
dem gerade in unserer Zeit wieder die liberale Theologie die
Gewissen verwirrt, sucht Pf. G. Lassens demnächst bei Bertels¬
mann in Gütersloh erscheinendes Werk * Gottes Sohn im Fleisch.
Betrachtungen über d. Leben Jesu im Anschluss an das Markus-
Evangeliutn « (gr. 8°. c. fl. 2'40) ein möglichst realistisches, die
Erträge der neueren Geschichtswissenschaft und Exegese in vollem
Umfange verwerthendes Bild der Person und Zeit Jesu zu ge¬
winnen, doch so, dass, je deutlicher das Verständniss Jesu wird,
um so klarer auch ihr gottmenschlicher Charakter hervortritt. Mit
dieser Absicht der Belehrung und Vertiefung des Verständnisses
verbindet sich die Absicht der Erbauung und Vertiefung des
Glaubens, — natürlich im protestantischen, jedoch gläubigen
Sinne.
Anfangs April wird im Verlage v. E. Wiest in Leipzig er¬
scheinen : * Die christlich-kommunistische Kolonie der Trappisten
in Pennsylvanien u. neue Mittheilungen über Nikolaus Lenau's
Aufenthalt unter den Trappisten .« Verlag von K. Knortz (New-
York) 2Vs Bogen in 8°. fl. —’30.
Philosophie. Pädagogik.
Cathrein Victor, S. J., Moralphilosophie. Eine wissenschaft¬
liche Darlegung der sittlichen, einschliesslich der rechtlichen Ord¬
nung. Freiburg i. B. Herder’sche Verlagshandlung. 1891. 8°.
I Bd. XV. 522 S., II. Bd. 633 S.
Schiffini p. Sancto., S. J., Disputationcs philosophiae
moralis. Augustae Taurinorum et tvpogr. Jul. Speirani et fil.
Freiburg, Herder. 1891. 8°. vol. I. 432 p., vol. II. 699 p.
1. Das Jahr 1891 brachte in den voranstehenden
Werken zwei neue wissenschaftliche Darstellungen der
natürlichen, sittlichen und rechtlichen Ordnung vom Stand¬
punkte des Theismus, die, an sich sehr beachtenswerth,
zugleich in ihrem Unterschiede charakteristisch sind. Im
Ganzen gehört das vergangene Jahr in Rücksicht auf
umfangreichere neue Erscheinungen moral-philosophischen
Inhaltes zu den weniger fruchtbaren, denn ausser einigen
Neuausgaben (von Alamannus, Herbart, Paulsen) sind es
nur kleinere Schriften (von Vorbrodt, Gallwitz, Runge u. a.)
die 1891 über Ethik und ethische Fragen erschienen sind.
Um so mehr Beachtung nehmen deshalb die zwei
hier zu besprechenden Werke von vornweg in An¬
spruch. Cathrein schreibt für Gebildete überhaupt, welche
durch Beruf oder Neigung veranlasst sind, sich wissen¬
schaftliche Klarheit und Sicherheit in den grossen prak¬
tischen Lebensfragen der sittlichen Ordnung zu verschaffen.
Unter besonders eingehender Berücksichtigung der Grund¬
fragen des sittlichen Lebens, sowie derjenigen Probleme,
welche zur Zeit am meisten die Geister beschäftigen, erörtert
er alle in das Gebiet der Moralphilosophie einschlägigen
Stoffe in gründlicher Weise, löst mit feinem Verständ¬
nis und auf Grund einer ausgebreiteten Litteraturkenntnis
die bezüglich einzelner derselben einst und jetzt aufgewor-
feneSchwierigkeiten und Bedenken, macht den Leser bekannt
mit der Geschichte und den neuesten Entwickelungsphasen
der hervorragenderen moral-philosophischen Controversen
— dies Alles in übersichtlicher Darstellung und in durch¬
aus würdiger, dabei leicht verständlicher Ausdrucksweise,
so dass sein Werk als ein im Ganzen sehr gelungenes
bezeichnet zu werden verdient. Aus dem allgemeinen
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7
Nr. 1. — Oesterretchtschks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
8
Thcile sind namentlich hervorzuheben die Abhandlungen
über die älteren und neueren Moralsysteme und über
das Wesen der Pflicht, sowie die allgemeine Lehre vom
Rechte. Hier nimmt besonders der Nachweis, dass die
Rechtsordnung ein Theil der sittlichen Ordnung, die
Rechtsphilosophie daher auch ein Theil der Moralphilo¬
sophie sei, das Interesse in Anspruch. Gewiss wird
C. dem Vorwurfe, er habe Recht und Moral verständ¬
nislos untereinander gewirrt, auch dann nicht ganz ent¬
gehen, wenn er diesen Nachweis noch so eingehend
führt; trotzdem ist wegen der Bedeutung der Frage und
der Verworrenheit der Anschauungen darüber zu wün¬
schen, dieselbe möchte noch tiefer beleuchtet worden sein,
zumal der zweite, besondere Theil des vorliegenden
Buches in sehr bedeutendem Ausmasse der Behandlung
von Rechtsfragen gewidmet ist. In diesem zweiten Theile
nimmt die Lehre vom Eigenthumsrechte und vom Staate
heute nothwendigerweise den breitesten Raum in An¬
spruch; die sonstigen Materien der specicllen Moralphilo-
sophic, einschliesslich der Principien des Völkerrechtes,
kommen in knapperen, doch wohl abgerundeten Bespre¬
chungen zur Darstellung. In der Lehre vom Eigenthum
ist der Widerlegung des Socialismus das Augenmerk be¬
sonders zugewendet; für die fünfte Separatauflage dieser
Abhandlung konnten bereits die sehr treffenden Bemer¬
kungen H. Pesch’s (Laacher Stimmen), namentlich in
Rücksicht auf die Grundlagen des Socialismus Verwer*
thung finden. Die Zinsfrage wird im Sinne der Erlaubt-
heit des Zinsnehmens erledigt, dies wegen der heute nahezu
allgemein vorhandenen Möglichkeit, mit dem Gelde sich
an gewinnbringenden Unternehmen zu betheiligen und
so Gewinn zu erzielen. In der Staatslehre behandelt C.
mit sichtlichem Interesse den Ursprung der Staatsgewalt
in concreto und erklärt sich gegen die Uebertragungs-
theorie der Scholastiker. Ob seine »naturrechtliche« Theorie
den todten Punkt überwindet, bleibt in Frage. Wenn
Jemand unter bestimmten Umständen alle zum Herrschen
nothwendigen persönlichen und gesellschaftlichen Eigen¬
schaften hat, kann er zur Herrschaft kommen; hat
er aber dadurch thatsächlich schon das Recht auf
dieselbe? Uebrigens ist gerade die Abhandlung über den
Staat und die Gesellschaft überhaupt einer derjenigen
Thcile des Werkes, deren Studium namentlich empfohlen sei.
2. Schiffini bietet Disputationen über Moralphilosophie
zunächst für den Schulgcbrauch. In ziemlich breiter Aus¬
führung werden die einzelnen Fragen in Anlehnung an
die Scholastiker (besonders Thomas, Suarez, Lugo) ein¬
gehend und gründlich erörtert. Sch., der bereits mehrere
philosophische Werke im Geiste der Scholastik veröffent¬
licht hat, kennt die Litteratur der früheren Periode gut
und ist ein gediegener Interpret der Lehre der Alten.
Die neuere Litteratur berücksichtigt er wenig und bietet
über den heutigen Stand controverscr Materien und über
die Entwickelung der Hauptfragen unserer Zeit selten
mehr als allgemeine Umrisse und Andeutungen, wogegen
Schulfragcn einer älteren Periode hie und da eine breite
Behandlung finden. In der Zinsfrage, die er übrigens
nur sehr gelegentlich erörtert, steht Sch. auf dem Stand¬
punkte Cathrcin’s. Mit C. erklärt er sich auch in langer
Ausführung gegen die Uebertragungstheorie bezüglich der
Frage über die Entstehung der Staatsgewalt in concreto;
doch scheint mir auch hier die Lösung nicht weiter ge¬
fördert zu sein. Prof. Dr. Schindler.
Inhalt der Zeitschriften:
Philosophische Monatshefte. XXVIII. 3. u. 4.
A. Rosinski, die Wirklichkeit als Phänomen des Geistes.
Jahrbuch , Philosophisches . V. 1.
Pfeifer, der ästhetische Contrast in den Erscheinungen
des Erhabenen. — Michel, die Kosmologie des Moses Maimo-
nides u. d. Thomas v. Aquino in ihren gegenseitigen Beziehun¬
gen (Schluss). — Wolf, Lotze’s Metaphysik. (Forts.) — Gut¬
beriet, Über Messbarkeit psychischer Acte.
Zeitschrift für österr. Gymnasien. XLIII. 1.
F. M. Mayer. Zur Geschichte Kaiser Siegmunds.
Paedagogium. XIV. 5.
A. Goerth, die kirchliche und die philosophischeSittenlehrc.—
H. M o r f, J. J. Wehrli der erste thurgauische Seminar-Di-
rector. — A. Schäffer, Fremdes u. Heimisches im Unterrichte.
Revue philosophique. XVII. 2.
A. Bi net. Les mouvements de manege chez les insectes. —
Dunan, Le probleme de la vie (II.). — I. M. Guardia, Philo-
sophes espagnols de Cuba (fin.).
Zeitschrift /. d. Realschul- Wesen. XVII. 2.
I. Ellinger, über die Aussprache des franz. unbe¬
tonten e in conson. Umgebung. — I. Frischauf, die Affinität
unendlich kleiner Räume als allgemeines Abbildungs-Gesetz. —
H. Drasch, Construction der gemeinsamen Tangenten an 2 ge¬
gebenen Kcgelabschnitten.
Archiv , paedagogisches. XXXIV. 3.
O. Lorenz, d. zukünftige Unterricht in der neuesten
Geschichte. — L. Viereck, unser höheres Schulwesen u. die
sociale Frage.
Blätter f. d. bayer. Gymnasialschulwesen. XXVIII. I.
J. Gerstenecker, zum grammat.-stilistischen Unterricht im
Lateinischen. — J. Melber, Aristoteles’ ’AtbjVaüov icoXixei'a
u. d. bisher darüber erschienene Litteratur.
Centralorgan f. d. Interessen d. Realschulwesens. XX. 3.
II u bätsch, die Berechtigung der Oberrealschüler zum
Universitätsstudium. — B. Schwalbe, Über Schlagworte in der
modernen Pädagogik.
Neue Erscheinungen:
Schroeder E., Friedrich d. Gr. über Religion, Erziehung und
Schule. Bcrl. Rentzel. 8°, (12 S.) fl. —*18.
Sammlung pädag. Vorträge. Hrsg, von W. Meyer-Markau. IV.
10. (Ch. Schneider. Die Schrift u. der Schrcibunterricht.)
Bielefeld, A. Helmich, 8°. (165 S.) fl. — 24.
Siefried, A. Radicalcr Regalismus. E. Untersuchg. über die
menschl. Verstand u. üb. d. menschl. Gemüth. Leipz. Friedrich,
gr. 8°. (VII. 145 S) fl. P24,
Von der Naturnothwendigkcit der Unterschiede menschl. Handelns.
E. Untersuchg. der Ursachen v. Verbrechen u. abnormen
Geisteszuständen. Von ***. Berlin, Bibliogr. Bureau, gr. 8°.
(46 S.) fl. —-30.
Lay, W. A., Psycholog. Grundlagen d. erziehenden Unterrichts
u. ihre Anwcndg. auf d. Umgestaltung d. Unterrichts in d.
Naturgeschichte. Eine Festgabe z. Comeniusfeier, 1892. Buhl
»Concordia«. (XI, 113 S.) fl. —'72.
Nietzsche F. Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle u.
Keinen. 4. u. letzter Theil. Leipzg. Naumann, gr. 8°. (135 u.
23 S. mit Bildern.) fl. 2 40.
Hohler, Confessionslose Schule, religionsloses Volk. Trier, Pau¬
linus-Druckerei, 8°. (36 S.) fl. —’12.
Rieger, F. Krieger-Sitte. Ein Rathgeber f. junge Officiere u.
f. die milit. Jugend zum Eintritt in d. Stand u. in d. Welt.
Wien, Seidel & Sohn, gr. 8°. (X. 264 S.) fl. 3.—.
Matrikel, die der Universität Köln 1389—1559 bearb. von H.
Keussen I. Bd. 1389—1466, nebst Register. Bonn. Bcrcndt.
gr. 8°. (XII , CXI, 573, u. XIV, 269 S.) fl. 10*80.
Alfarabi’s philos. Abhandlungen. Aus d. Arab. üb. v. F. Diete-
rici. Leiden, Brill, gr. 8°. (XLVII. 223 S.) fl. 3'—.
Köhler C. A. Die Schulgesundheitspflege. — Ueber Wesen u.
Behandlg. d. kindl. Schwachsinnes. 2 Vorträge. Ravensbg.
Dorn. gr. 8°. (40 S.) fl. —'60.
Liesegang, R. E., Probleme der Gegenwart, II. Bd. : Der Mo¬
nismus u. seine Consequenzen I. Thl. Düsseldorf, Liesegang,
gr. 8°. (75 S.) fl. 1*20.
Arnold, H. »Materialismus oder Spiritismus?« Aufzeichnungen
aus dem Leben e. Unbekannten. Leipzig, Spohr gr. 8°. (194 S.)
fl. 1 * 68 .
Digitized by LjOOQle
9
l. Jahrgang.
10
Nr. 1. — OeSTRRRKICHISCITF.S LlTTERATITRRr.ATT. —
Zeit- u. Streitfragen, pädagogische. Hrsg v. J. Mever. Heft
24 (0. Janke. die Litt, der Schulhygiene 54 S.) u. 25
(’R. Rissinann, Individualismus u. Socialismus in d. pädagog.
Entwicklung des 19. Jahrh. 48 SA. Gotha Berend, 8". ä Heft
fl. —*36.
JodI, F. Moral, Religion u. Schule. Ze ; tgcmässe Betrachtungen
zum preuss. Schulgesetz. Stuttg. Cotta. 8°. (36 S.) fl. —'48.
Kvacsala, J., Joh. Arnos Comcnius. Sein Lehen u. seine
Schriften. Leipz. Klinkhardt. (in 3 Lief.) gr. 8°. 1. Lief. (VI u. S.
1 — 192 m. Bildn.) 11. 1 08.
Comenius-Studicn, 2. Heft. (A. Vrbka, Leben u. Schicksale
d. J. A. Comenius. Mit e. Verz. der neueren C.-Litt. u. 17
Abb., 160 u. XIV S.) Znaim, Fournier u. Haberler 8°. fl. 1*—.
Stoeckert G., D. Bildungswerk d. Geschichte. Berl. Gaertner-
Heyfelder gr. 8°. (46 8.) fl. — *60.
Villari P., Ist d. Geschichte e. Wissenschaft? Aut. Übcrsetzg.
v. H. Loevinson. ebd. gr. 8°. (92 S.) fl. L20.
Oberbrey er M. f Die Leipziger Sittlichkeitsbewegung. Leipz.
Werther. gr. 8°. (34 S.) fl. -*30.
Reinhardt K., Die Frankfurter Lehrplane. Mit e. Einltg. Frankf.
a./M., Diesterweg. gr. 8 n . (54 S.) fl. — *42.
Fmlay R. P., Der Hypnotismus. Seine Erscheinungen, ihr Er¬
klärungsversuch — ihre Gefahren. Aus »The Lyccum« üb. v.
e. Priester der Ges. Jesu. Aachen, Barth, gr. 8°. (61 S.) fl. - *48.
Deschmann G., Führer durch Oesterreichs Schulen. E. systemat.
Darstellung d. Unterrichts- u. Erziehungsanstalten d. Unter- u.
Mittelstufe f. d. männl. Jugend in den im Reichsrathc vertretenen
Königreichen und Ländern. Pilsen, Steinhäuser, gr. 8°. (VIII,
180 S.) fl. 1-20 geb.
Schäfer P., Das geschichtl. Anrecht der Kirche und des Staates
auf d. Volksschule. Köln, Ahn. 8°. (84 S.) fl. —*60.
Das Uebersetzen ins Griechische u. Lateinische. Pädagog.
Gedankengänge e. Gymnasiallehrers. Berl., Bibliogr. Bureau. 8°.
fl. —*18.
Dahn Felix, Moltke als Erzieher. Allerlei Betrachtungen.
Nebst e. Anhang: Betrachtungen über den Entwürfe. Volksschul¬
gesetzes in Preussen. Breslau, Schottländer, kl. 8°. (288 S.)
fl. 2-40.
Künftig erscheinende Bücher:
Im Verlage v. W. Wunderling in Regensburg soll Mitte
April ein Werk »Natur u. Jfesen der UrSubstanz in ihrer Be¬
deutung als einzige Ausgangsquelle alles Seins u. Lebens im
Weltall* erscheinen, dessen Verf. sich hinter einem Pseudonym
»Antimolck« verbirgt.
Von Dr. A. O el ze 11-Ne w i n (Privatdoccnt a. d. Univ. Bern)
erscheint eine 10 Bogen umfassende Untersuchung » Ueber sittliche
Dispositionen* demnächst im Verlage Lcuschncr & Lubenskv
in Graz.
Zur Comenius-Feicr erscheint im Verlag Bertelsmann in
Lütersloh als Separatabdruck aus Karl v. Raumer’s » Geschichte
der Pädagogik* der in diesem Werke enthaltene Aufsatz über
Comenius (48 S. Lex.-8°, fl. —*36.)
Bei Fournier u. Haberler in Znaim kommen zur gleichen
Gelegenheit die Hefte 3, 4 u. 5 der »Comenius-Studien* zur Aus¬
gabe. Heft 2. enthält: W. Bötticher, Die Erziehung des Kindes
in seinen ersten 6 Jahren nach Pestalozzi u. Comenius (fl. —'30);
Heft 4: A. Castens. Ueber »Eins ist noth (Unum necessariuml«
von Comenius. — Heft 5: Smaha u. Bornemann, Comenius
als Kartograph seines Vaterlandes. Mit e. Neudruck der Karte
v. Mähren des Comenius in d. Ausg. v. 1645. (fl. 1 *20).
Bei S. F'ischer in Berlin wird demnächst ausgegeben:
Henri Gartelmann, Dramatik. Kritik des Aristotelischen Systems
u. Begründung eines neuen (11. 3 60). Der Verf. dieses Werkes
sucht die bisherige, auf Aristoteles sich gründende Dramatik als
unstichhaltig, als von falschen Voraussetzungen ausgehend und
auf falschen Schlüssen beruhend nachzuweisen, und darauf eine
neue Kunstphilosophie für das Drama zu begründen ; in gleicher
Weise wird der Idealismus in der dramatischen Dichtkunst als auf
falschen Principien beruhend dargestellt.
Von Adolf Stoehr, Privatdoccnt für theoret. Philosophie an
d. Universität zu Wien, erscheint in den nächsten Tagen eine
Arbeit, welche auch für Psychologen u. Ophthalmologen von In¬
teresse sein dürfte » Zur nativistischen Behandlung des Tiefen¬
sehens* in Deutsch’ Verlag, Wien. (fl. —'60.) * •
Der Czernovitzcr ausserord. Prof, der Philosophie Dr. R.
Hochegger hat eine Broschüre » Ueber die Kulturaufgabe des
Lehrers u. die .Xothleemligkeit eines freien Lehrerstandes « abge¬
fasst, welche als 1. Heft des V. Bdcs. der »Sammlung pädagog.
Vortrage« soeben bei Hel mich in Bielefeld erscheint.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Biographie.
Duhr, Bernhard S. J.: Briefe des Feldmarschalls Ra-
detzky an seine Tochter Friederike 1847—1857. Aus
dem Archiv der freiherrlichen Familie Walterskirchen.
Festschrift der Leo-Gesellschaft zur feierlichen Enthüllung des
Radetzky-Denkmals in Wien. Mit 1 Porträt und mehreren
FacsimUe. Wien, Roller & Co., (»St. Norbertus« Druckerei) 1S92;
Lex. 8°. 194 S. Preis fl. 2‘ -
Die Leo-Gesellschaft, welche mit heutigem Tage die
erste Nummer ihres litterarisch-kritischen Organs heraus¬
gibt, tritt zugleich mit einer Festschrift für ihre Mitglieder
vor die Oeffcntlichkeit, die in weitesten Kreisen leb¬
haftes Interesse erwecken muss. Es war in engeren
Kreisen bekannt, dass der verstorbene Baron P2rnst
Wallerskirchen im Besitze werthvoller Radetzkiana sei;
als ich, seit Decennien mit Studien über die Jahre 1848/49
beschäftigt, ihn hierüber ausholen wollte, gab er mir eine
ausweichende Antwort, die mir den Eindruck machte,
dass er mit sich noch nicht im Reinen sei, wie er es
mit seinem Schatze zu halten habe. Nun ist dieser Bann
gebrochen, und sprechen wir nur gleich hier sowohl der
freiherrlichen Familie als Demjenigen, in dessen Hände
sie die Herausgabe eines höchst werthvollen Theiles ihres
Schriftenschatzes gelegt hat, unseren besten Dank für eine
Publication aus, die nach mehr als einer Richtung von
Werth und Bedeutung ist.
Feldmarschall Graf Radetzky hatte sich am 5. April
1798 mit Gräfin Franziska Romana Strassoldo-Gräfenberg
vermählt und ein reicher Kindersegen war nicht aus¬
geblieben. Doch sollte der Vater nicht viel Freude daran
erleben. Seine nur durch kurze Friedensjahre unterbrochene
Abwesenheit im Felde von 1800—1815 hinderte ihn, die
Erziehung seiner Knaben zu leiten und keiner von ihnen
wurde seines Vaters würdig. Franz Xaver und Joseph,
die beiden ältesten, starben 1828 und 1835 dahin, von
den drei jüngeren, Karl Leopold, Theodor Constantin
und Anton, führte der erstere fast ein Wirthshausleben,
er und Theodor machten Schulden; Anton und Karl
starben 1847, 6. October und 10. November, und der
Vater musste sich zur Tilgung von Antons Schulden
und derjenigen des überlebenden Theodor einen Monats¬
abzug von 500 fl. von seiner Gage gefallen lassen. Von
seinen Töchtern hatte er Franziska Romana verm. Gräfin
Berchtold, und Luise Anna verm. Horvath de Szalaber
1825 und 1827 verloren, und es blieb ihm nur Friederike
Alexandria, geh. 18. Decembcr 1816, seit 14. Jänner
1838 mit Karl Grafen v. Wenckheim glücklich vermählt.
Diese nun, ihr braver Mann und ihre lieben Kinder Barbara
(Babi), Fritz, Anna (Nina), Geyza und Mathilde ersetzten
unserem Feldmarschall an kindlicher Hingebung und An¬
hänglichkeit reichlich, was ihm von seinen anderen
Kindern durch deren frühen Tod oder sonst an Sorgen
und Kummer bereitet worden war. Der Briefwechsel mit
seiner lieben »Fritzi« athmet die zärtlichste, die hin¬
gehendste, stets zu Tröstung und Aufmunterung, zu Bei¬
stand und freundlichen Gaben bereite Vaterliebe, so dass
man aus diesen Herzensergüssen das weiche Gemüth und
rührendste Mitgefühl eines Mannes kennen lernt, der uns
bisher nur als unvergleichlicher Soldat und grosser Feld-
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12
11
Nr. 1. -
Orstf.rrrichisches Litteratiirulatt. — I. Jahrgang.
herr vor Augen gestanden hatte. Die Briefe und andere
Schriften giengen nach dem Tode der Gräfin Wcnckheim,
f 1. Jänner 1S66, an ihre älteste Tochter, seit 24. April
18C1 mit Ernst Baron Walterskirchen vermält, und da¬
durch in das Archiv dieser freiherrlichen Familie über.
Die vorliegende Publication bringt nur Schreiben
seit 1847, und nicht ohne Grund, weil mit diesem Zeit¬
punkte, mit den Vorbereitungen für die Ereignisse der
Jahre 1848/49, der bedeutendste, der entscheidende
Lebensabschnitt des greisen Feldmarschalls, die Krönung
seiner herrlichen Kriegerlaufbahn anhebt, und weil darum
diese Briefe nicht blos durch die menschliche Seite eines
innigen Familienverhältnisses fesseln, sondern auch durch
die überall eingestreuten, obwohl meist nur kurzen Mit¬
theilungen über die äussere Lage und die hochwichtigen
Phasen derselben, die zuletzt zu den glänzendsten Er¬
folgen führten, unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch
nehmen.
Auf den Inhalt kann hier nicht näher eingegangen,
es kann nicht einmal eine Blumenlese daraus versucht,
sondern soll nur nachdrücklichst betont werden, dass
derselbe für die ober-italienische Zeitgeschichte überhaupt
und zugleich für die psychologische Haltung desjenigen,
den die Vorsehung zum gordischen Alexander derselben
erkoren hatte, von unschätzbarem Werthe sind. Wenn
der Herausgeber der Briefe einleitend meint, dass deren
Veröffentlichung gerechtfertigt sei »durch die Bedeutung
des Mannes, aus dessen Feder sie stammen, durch das
Licht, welches sie insbesondere auf den Charakter des
grossen Feldherrn werfen, endlich durch die Thatsache,
dass bisher so gut wie keine Briefe Radetzky’s bekannt
geworden sind«, so hätten wir diesen drei Momenten
noch ein viertes, und nicht das mindest wichtige, bei¬
zufügen : »durch die vielfachen Aufklärungen über die
grossen Begebenheiten selbst, unter deren unmittelbarem
Eindruck sie aufs Papier gebracht wurden.« Kein Forscher
und wahrheitsliebender Schilderer dieser Periode darf an
ihnen vorübergehen.
Einen einzigen Punkt drängt es mich deshalb be¬
sonders hervorzuheben, weil ein Nachspiel dazu dem
geneigten Leser kaum bekannt sein dürfte. Es ist S. 81 f.
der ergreifende Brief, in welchem Erzherzogin Sophie
dem Feldmarschall ihren auf den Kriegsschauplatz eilen¬
den Erstgeborenen empfiehlt; worin sie ihm dankt für
das, was er und seine brave Armee bisher geleistet, um
Gottes Segen für das bittet, was er noch durchzuführen
hat, und mit der Herbeisehnung des Augenblickes
schliesst, wo sie ihn persönlich kennen lernen werde,
um ihm »mündlich zu versichern, wie sehr ich Sie ver¬
ehre«. Dieser Augenblick sollte ein Jahr später ein-
treten, als der nun hochgefeierte Sieger nach Wien kam.
Er wohnte in der kaiserlichen Burg und war am Morgen
nach seiner Ankunft noch in seinen Bequemlichkeits¬
kleidern, als ihm die Erzherzogin gemeldet wurde. Einer
unserer Diplomaten befand sich bei ihm, den er rasch
bat, ihn bei der höchsten Frau für den Augenblick zu
entschuldigen, und dann in’s Nebenzimmer eilte, sich
umzukleiden. Schon war die Erzherzogin da, gleich
darauf trat Radetzky aus dem Nebengemach heraus, der
Diplomat entfernte sich, konnte aber noch im Fluge ge¬
wahren, was jetzt vor sich gieng: Die Erzherzogin sass,
mit dem Sacktuch sich die Augen trocknend, Radetzky
trat mit ehrfurchtsvoller Verbeugung vor sie hin, sie ergriff
mit Hast seine Rechte und drückte darauf einen innigen
Kuss, während ein heller Strom von Thränen ihre Wan¬
gen netzte und heftiges Schluchzen ihr die Sprache
raubte . . .
Die äussere Ausstattung des Duhr’schen Buches
ist ihres Gegenstandes würdig, und sei dafür der streb¬
samen Verlagshandlung alles Lob gespendet. An den vier
Facsimiles, 15. August 1847, 7. Mai 1848, 5. April 1849
und 8. Decembcr 1857 — dem letzten an seine Fritzi!
— ersehen wir, wie die im 81. Lebensjahre noch festen,
regelmässigen, deutlichen Züge seiner hübschen Schrift
im 82. und 83. schon etwas an ihren Vorzügen einge-
büsst haben, bis sie im 91. fast zu Hieroglyphen geworden
sind. Leider ist das Titelbild seinem schon etwas hin¬
fälligen Greisenthum entnommen, 1853 nach der Natur
von W. Richter— nein, das ist nicht mehr der Sieger
von Custozza und Novara! Der Eindruck ist schlaff,
theilnahmslos, ohne eine Spur von Geist! Ich glaube,
Hackländer ist es, der die Bemerkung macht, Radetzky’s
Züge schienen sehr leicht und seien sehr schwierig wieder¬
zugeben. Ich besitze an die fünfzig Portraits von ihm,
darunter manche von gerühmtesten Künstlern; doch ist
fast jedes anders und keines das rechte. Das einzige
wohlgetroffene Abbild befindet sich nicht in meiner
Portrait-, sondern in meiner numismatischen Sammlung:
ein Daguerrotyp in einem lombardischen Aufschraub-,
sogenannten Radetzky-Thaler: da blitzen die zweiund-
achtzigjährigen Augen, da sprühen sie von Geist und
munterer Klugheit. Dies Portrait allein sollte zur Ver¬
vielfältigung gewählt werden. Helfert.
Inhalt der Zeitschriften:
Afitth. d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung. XIII. Bd. 1. Heft.
Tan gl, Das Tax wesen der päpstlichen Kanzlei vom
13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. — Boichörst, Kleinere
Forschungen zur Geschichte des Mittelalters. 17. Zu den Anfängen
des Kirchenstreites unter Heinrich IV. 18. Entscheidungen des
Hofgerichts in Sachen der Abtei Beaupre 1174. 19. Friedrich III.
von Zollern - Nürnberg als Edler v. Osterhofen? 20. Der Vicar
Johann Kungstein als Geschichtsschreiber des 14. Jahrhunderts.
— Herzberg-Fränkel, Ein chronologisches Curiosuin aus dem
14. Jahrhdt. — Osw. Redlich, Zur Frage nach der Heimat
Walthers v. d. Vogelweide. — Heyck, Briefe d. Kaiser Maximilian II.
und Rudolf II. an Lazarus Schwendi. — Recensionen: Ficker,
Untersuchungen zur Rechtsgeschichte I. zur Erbcnfolge des ost-
germ. Rechts (Zallinger). Historia bibliot. Romanorum pontificum
ill. a. F. Ehrle, I. (Ottenthal). Di Rozone vescovo di Asti e di
alcuni documenti inediti che lo reguardiano memoria di Carlo
Cipolla (Erben). Documentos cscogidos del Archivo de la casa
de Alba (Pribram). — Personalien. Alb. Jäger.
Historische Zritschrift. Hrsg, von Sybel u. Lehmann. Bd. 68.
(N. F. 32.) Heft 1.
Thudichum, Das heilige Femgericht. — Bailleu, Tal-
levrand Memoiren. — Joachim, Zur Vorgeschichte der
preuss. Städtcordnung vom 19. Nov. 1808. — Bericht der badi¬
schen historischen Commission. — Besprechungen von: Finke
H. Forschungen und Quellen zur Geschichte des Konstanzer Con-
cüs. (G. E.) — Schück R, ßrandenburg-Preussens Colonial¬
politik 1647— 1721 (Ed. Heyck). — Arneth et Jules Flam¬
me rmont, Correspondance secrete de Mercy-Argenteau avec
1’cmpcrcur Joseph II. et le princc de Kaunitz (Th. Tupctz). —
Peisker J., Die Knechtschaft in Böhmen. Eine Streitfrage der
böhm. Socialgeschichte. Gegen Herrn Julius Lippert (Th. Tupetz).
— Ljubovicz N. Naczalokatoliczeskoj reakcii i upadok refor-
macii w Polszjc. (Die Anfängeder kath. Rcaction und der Verfall
der Reformation in Polen.) (H. v. St.)
Ära? rtalnik Hystoryczny (Historische Quartalschrift), Organ der
historischen Gesellschaft in Lemberg, red. von O. Balzcr.
Jahrg. VI., Heft I. 1892.
A. Prochaska, Zur Frage der Einnahme Kleinrusslands durch
Kazimir ,d. Gr. — T. Korzon, Die Urtheile der Hirn. Ku*
lisz und Karpor über Chmielnicki. — A. Swigtkiewicz, Der
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13
Nr. 1. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
14
letzte Sturm auf Smoleüsk im Jahre 1611. — Misccllanea:
A. Czolorski, Zwei Diarien über die Tartareneinfälle in Klein¬
russland. L. Finkl, Zusatz zum Tartareneinfall im Jahre 1695.
J. Talko-Hryneewicz, Der unierte Bischof Dionysius
Zabokrzycki.
Archäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-Ungarn,
hrsg. v. O. Benndorf und A. Bormann. Jg. XV, Heft 1.
Wilhelm, Bemerkungen zu griechischen Inschriften.—Szanto,
Die Ueberlieferung der Satrapienvertheilung nach Alcxander’s
Tode. — Pick, Das Monument von Adam Klissi auf Münzen
von Toris. — O. B., Römischer Pferdeschmuck in Turin. —
Hula, Zur Gesch. d. Collegiums der Arvalbrüder. — Bormann,
Inschriften aus Umbrien. — Kubitschek, Aus Carnuntum 2.—
O. B. Zur Francois-Vase. — v. Prcmerstein, Grabschrift aus
Pettau. — Münsterberg u. Patsch, Reise nach Istrien u. den
Inseln des Quarnero. — Nowotny, Inschrift aus Gunskirchen,
O.-Oe. — v. Premcrstein, Eine Votivinschrift aus augusteischer
Zeit. # — Kubitschek, Gewichtstücke aus Dalmatien. — H. und
K. Skorpil, Antike Inschriften aus Bulgarien. — Wilhelm,
Nachtrag zu S. 11.
Z,e itsch rift fü r Kirch enge sch ichte. X111. 1.
E. Lempp, Antonius von Padua. III. Leben und Wirken.
— R. Rocholl, Der Platonismus der Renaissancezeit.
Archaeologiai ertesito. XII. 1.
Kuzsinszky, Archaeologiai mozgalmak Römäban az utolsö
tizenöt cv (1876—90) alatt. EisÖ közlemeny. — (D. archäolog.
Bowegg. in Rom 1876 — 90). IX—XI. szazadi fülbevalö a n. mü-
zeumban. — (E. Ohrring aus dem 9 —11. Jhdt. im Nat.-Mus.)
KöverB., A Közepkori sodronvzomäncz kerdesehez. (Zur Frage
d. mittelalterl. Trachtcmaille) — XVI. szazadi ekszerck a dre-
gcly-palänki (Hont m.) kincsleletböl. (Schmuckgcgenständc d.
16. Jhdts. aus d. Funde von Dreg.-Pal.)
Neue Erscheinungen:
Geschichtschreiber, Die, der deutschen Vorzeit. 2. Gesammt-
ausg. 39. Rd. (Die Chronik d. Thietmar v. Merseburg. Uebers.
von M. Laurent. 2. A. v. J. Strebitzki.) Leipzig, Dyck, (V111
u. 380 SS.) 8°. fl. 2.16
Moltke's militär. Werke. Hrsg, vom grossen Generalstabe, Abth.
f. Kriegsgesch. I. Militär. Correspondenz. 1. Thl. Krieg 1864.
Berlin. Mittler u. Sohn. Lex. 8". (XIII, 244 S. mit 111.) 11. 3.—
Hock v. Wülfingen, F., Generalv. Katzler. Eine Lebensbeschrei¬
bung. ebd. gr.-8". (VIII. 97 S.) fl. 1.20.
Hertkens J., Prof. Dr. M. J. Seheeben, Leben u. Wirken eines
kathol. Gelehrten im Dienste der Kirche. Paderborn. Junfermann.
gr.-S H . (39 S. m. Portr.) fl. —.45.
Groh J., Geschiehtl. Mittheilungen überd. Markt und Burgfrieden
Strasswalchen bezüglich dessen Entstehg., Name u. denkwürd.
Ereignisse bis 31. December 1890. Salzburg. Kerber. gr.-S".
(100 S.) tl. 1,80.
Gasteiger E. v., Die Zillerthaler Protestanten und ihre Aus¬
weisung aus Tirol. Eine Episode a. d. vaterl. Geschichte, acten-
mässig dargcstellt. (Aus dem Nachlasse hrsg. v. A. Edlinger.)
Meran. Ellmenreich. gr.-8°. (XL 160 S. m. Bild d. Vcrf.) 11. 2.—.
Handbuch d. preuss. Adels. Hrsg, unter Förderg. d. k. Herolds-
Amtes. I. Bd. Berlin. Mittler. gr,-8 ü . (X. 641 S.) fl. 6.—
Nonnemann F., Die Völkerwanderung u. d. Cultur ihrer Zeit.
2. Aull. Leipzig. Werther. gr.-8°. (149 S.) fl. —.60.
Springer A., Der russ.-türk. Krieg 1877—78 in Europa. Dritte
Operations-Periode. Vom 1. Aug. bis 5. Sept. 1877. 3. Heft.
Wien. Konegen. gr.-8°. (S. 65 — 96 u. 2 Karten.) 11. —.60,
Henne am Rhvn O., Culturgeschiehte d. deutschen Volkes.
2. Aufl. Mit 140 Tafeln in Farbendr. u 600 Abb. im Text.
2. Abth, ßerlin, Grote. l-ex.-S". (S. 161—320.) fl. 2.40.
Kicssling F. X., Denkstätten deutscher Vorzeit im nied.-österr.
Waldvicrtel. Volksgeschichtl. Betrachtgen. Wien, Kubasta und
Voigt. gr.-8°. (38 S.) fl. —.40.
Bartels A., Friedrich Gessler. Sein Leben und seine Werke.
Vortrag. Lahr. Schauenburg. 12° (130 S. u. Bildnis.) 11. —.90.
Müller J. v., Grälin Isota Nogarola. Eine italienische Humanistin
d. 15. Jahrhdts. Vortrag. Erlangen. Junge. gr.-8°. (22 S.) 11. —.24.
Oeehelhäuscr W.. Erinnerungen a. d. Jahren 1848—50. Berlin.
Springer. gr.-8°. (V, 138 S.) fl. 1.20.
Davout in Hamburg. Ein Beitr. z. Gesch. d. J. 1813 — 14. Von
e. Freunde histor. Wahrheit. Deutsche Ausg., Mühlheim, Zicgen-
hirfs Nachf. gr.-8°. (197. S.) fl. 1.80.
Bloch H., Forschungen z. Zeit Kaiser Heinrichs VI. in d. Jahren
1191 — 1194. Berl., Behr. 8 a . (VII, 105 S.) fl. 1.20.
Rapp L., Culturgeschichtl. Bilder aus Tirol. Brixen, Weger. gr.-8°.
(III, 127 S.) fl. —.60.
Matrikel, Die, der Universität Köln 1389—1559. Bearb. von
H. Keussen. I. Bd. 2 Abthlgcn. 1389 — 1466. Bonn, Behrendt.
gr.-8 ü . fl. 10.80.
Ferrari L. A., Studii storici. Padua, Gebrüder Drucker. 8°.
(370 pp.) fl. 2.40.
Ebeling Ad., Napoleon III. und sein Hof. (1851—73.) Denk¬
würdigkeiten, Erlebnisse und Erinnerungen aus der Zeit des
zweiten Kaiserreiches. Bd. I. Köln, Ahn. gr.-8° (356 S.) fl. 3.60.
Künftig erscheinende Werke:
Die Behauptung des Breslauer Staatsarchivars Dr. Christian
Meyer, dass die Nürnberger Burggrafen, die Ahnherren des
deutschen Kaiserhauses, dem fränkischen Grafengeschlccht der
Abenbcrger entsprossen, ist von Ludw. Schmid, dem Verf. der
ältesten Gesch. des Gesammthauses Hohenzollern, in einer Schrift
widerlegt worden, welche demnächst unter dem Titel > Die Könige
von Preussen sind unzweifelhaft Hohenzollern , nicht Abenbcrger «
im Verlage von J. A. Stargardt in Berlin erscheinen wird (circa
6—7 Bogen zu fl. 1.20)
Von Dr. Franz Fröhlich ist ein Werk: * Napoleon /. in seinen
Beziehungen zum dass. Alterthum « in Vorbereitung und wird in
kurzem in Zürich (Verlag v. J. Schulthess) zum Preis von
fl. —.48 erscheinen.
Im Mai erscheint im Verlage von E. Trewcndt in Breslau
»Denkwürdigkeiten aus dem Leben des General-Feldmarschalls
Kriegsministers Grafen von Roon. Sammlung von Briefen, Schrift¬
stücken und Erinnerungen.« Die Denkwürdigkeiten, als deren Heraus¬
geber der älteste Sohn des Feldmarschalls, Graf Waldemar von
Roon, erscheint, werden 2 Bände (mit 2 Porträts und 1 Facsimile)
umfassen und, 83 Bogen stark, 11. 12— kosten.
Bei Schöningh in Paderborn wird demnächst ausgegeben:
» Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte « Im
Aufträge der Görresgesellschaft und in Verbindung mit dem röin.
Institut der Gesellschaft hrsgg. von den Prof.: Dr. Dittrieh-
Braunsberg, Dr. H. Finke-Münster, Dr. A. Grauert-München,
Dr. G. Hüffer-Breslau u Dr. L. Pastor-Innsbruck. I. Band,
1. Theil: Nuntiaturberichte Giovanni Morone’s vom deut¬
schen Königshofe 1539 — 1540 von Dr. Dittrich. Lex.-8°. c. 11. 4.20.
— Die vorliegende Monographie macht uns mit den Nuntiatur¬
berichten G. Morone’s bekannt, die er in den Jahren 1539—1540
von Wien, Wiener-Neustadt, Gent, Hagenau, Rastatt und Dinkels¬
bühl aus an den päpstlichen Hof nach Rom gesandt hat. Es ist
dies jener berühmte Cardinal Morone, welcher zur Zeit der
Reformation eine so wichtige Rolle spielte und im Jahre 1540 am
Wormser Religionsgcspräche und später am Reichstag zu Speyer
hervorragenden Antheil nahm.
Anfangs April erscheint bei Duncker in Berlin >Der Kron¬
prinz Friedrich als Regiments-Chef in Neu-Ruppin JJ^‘2 — J~4V*
von Oberst Paul Becher (gr.-8. c. tl. 2.40.
Von den Erinnerungen * Aus meinem Leben u. aus meiner Zeit*
von Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha bereitet die
Verlagshandlung (W. Hertz in Berlin) eine Volksausgabe vor, die
in einem Bande in 10 wöchentlichen Lieferungen ä fl. —.60
erscheinen soll.
Der noch rückständige I. Band der * Gesammelten Schriften
und Denkwürdigkeiten < vom General-Feld marschall Grafen Hell¬
muth v. Moltke, >Zur Lebensgeschichte «, etwa 22 Druckbogen
umfassend, mit vielen Handzeichnungen in Bleistift und Aquarell etc.
wird zum Preise von fl. 4 20 anfangs April d. J. bei Mittler
und Sohn in Berlin erscheinen.
Von J. B. Weiss’ > Weltgeschichte* (3. verb. Aull.) wird in
den nächsten Tagen der VIII. Bd. unter dem Titel: Religions¬
streit, Kunst und Litteratur l^'g)—tbiS im Verlage Styria in
Graz zur Ausgabe gelangen.
Digitized by
Google
Von dem Director des steiermärkischen Landes-Archive* in I
Graz, Regierungsrath Dr. v. Zahn, wird demnächst ein topo¬
graphisches Lexikon der Steiermark im Mittelalter (Druck der
k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei) erscheinen, das, auf einem reich¬
haltigen gedruckten wie handschriftl. Material aufgebaut, besonders
auch für die Sprachforschung (Namenerklärung) von erheblichem
Nutzen sein wird.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
GieSSWein Sändor, Dr. Az összehasonlitö nyclveszct fö
problem ai. (Die Hauptprobleme der vergleichenden Sprach¬
wissenschaft. Raab, Selbstverlag.) 1890. 8°. VIII, 216. S.
Die zwei Hauptprobleme der vergleichenden Sprach¬
wissenschaft: der Ursprung der Verschiedenheit der
Sprachen und der Ursprung der Sprache selbst, sind in
dem Buche G.’s mit einer Sachkenntnis behandelt, welche
dasselbe dem Besten, was auf diesem Gebiete geschrieben
wurde, an die Seite stellt. Katholischerseits sind diese
Fragen hauptsächlich von Dr Kaulen und Wedewer in
Deutschland, Msgr. de Harlez und P. Van den Gheyn
in Belgien, Rousselot in Frankreich und P. Cara in
Italien behandelt worden. Sowohl was die Vielseitigkeit
des verarbeiteten Materials, als auch was die Durch¬
sichtigkeit der ganzen Anordnung und Ausführung an¬
langt, bedeutet G.’s Werk einen erheblichen Fortschritt
nach den Publicationen der genannten Gelehrten, so dass
wif der in Aussicht gestellten neuen Bearbeitung dieser
Fragen aus G.’s Feder in deutscher Sprache mit
Spannung entgegensehen und schon jetzt darauf auf¬
merksam machen möchten.
Der erste Thcil des Werkes (S. 1 — 114) behandelt
das erste Problem : die Verschiedenheit der
Sprachen. Nachdem der Vcrf. sowohl die morpho¬
logische (nach grammatischer Structur) als auch die
genealogische (nach dem Wortschätze) Classcntheilung
der Sprachen dargelegt, führt er den Nachweis, dass
weder die morphologische noch die genealogische Ver¬
schiedenheit die Möglichkeit einer gemeinsamen Ursprache
ausschliesse. Was die morphologische Classenein-
theilung betrifft, so sind da drei Grundformen der gram¬
matikalischen Structur massgebend, nach welchen man
drei Grundtypen der Sprachbildung unterscheidet: die
isolierenden Sprachen (meist einsilbige Wörter, ohne
Declination, Conjugation u. s. w.), die agglutinieren¬
den (mit Bildung der grammatischen Formen durch An¬
hängselsilben) und endlich die fl e c ti e re n d e n Sprachen
(mit Bildung der grammatischen Formen durch innere
Veränderung des Stammes). — Einige, wie Renan, Sayce,
Hovelacque, haben behauptet, dass diese drei Formen
so grundverschiedene Typen der Sprachbildung darstellen,
dass unmöglich eine aus der anderen habe entstehen
können, man also nothgedrungen drei Ursprachen des
Menschengeschlechtes annehmen müsse. Demgegenüber
weist der Verf. an zahlreichen Beispielen aus fast ebenso
zahlreichen Sprachen nach, dass es 1. nicht eine einzige
Sprache gibt, die ganz rein einen Typus ohne Beimi¬
schung von Anläufen zu einem anderen oder Ueber-
bleibseln aus einem solchen darstellc, dass es somit
2. absolut nicht unmöglich sei, dass sich ein Sprach-
typus, z. B. der agglutinierende aus dem isolierenden ent¬
wickele, ja dass 3. diese Typen wirklich nichts anderes
darstellcn, als die succcssiven Haupttypen der sprach¬
lichen Gesammtentwicklung des menschlichen Geschlechtes,
so dass z. B. das Chinesische nach seiner grammatischen
Structur nichts Anderes ist, als ein in seiner Entwicklung
zurückgebliebenes, also älteres Stadium der menschlichen
Sprachenentwicklung. Dieselbe These hat der gelehrte
Autor auch dem Pariser kath. internationalen Gelehrten-
Congress vorgelcgt; seine französische Abhandlung ist
in den soeben erschienenen Schriften des Congresses
(Partie VI. Philologie) abgedruckt.
In Hinsicht auf die genealogische Einteilung
begegnen wir womöglich noch grösseren Verschieden¬
heiten zwischen den einzelnen Sprachen; gibt es ja
Sprachen, fast ohne Zahl, die in ihrem gesammten Wort¬
schatz nicht ein einziges Wort mit den übrigen ge¬
meinsam haben; wie soll sich diese übergrosse Ver¬
schiedenheit aus einer Ursprache entwickelt haben?
Ohne dass es notwendig ist, die babylonische
Sprachverwirrung allein für diese Verschiedenheit ver¬
antwortlich zu machen, ist diese ganz und gar mit der
Lehre vom einheitlichen Ursprung des Menschengeschlechtes
im christlichen Sinne und der daraus sich ergebenden
Lehre von einer Ursprache sehr wohl vereinbar. Der
Verf. zeigt an einer grossen Reihe von Beispielen, wie
innerhalb eines kurzen Zeitraumes ein und dasselbe Wort
einerseits ganz verschiedene Bedeutung, andererseits aber
auch eine ganz verschiedene Form erhalten könne. Für
ersteres denken wir uns z. B. die französischen Wörter
mit deutscher Orthographie geschrieben, und nehmen an,
die lateinische Sprache sowie Sanskrit u. s. w. sei uns
unbekannt. Wer würde da zu behaupten wagen, dass
age und ewig, eine und Esel, clinit und hörig, etoile und
Stern , ddirer und Geleise von denselben Stämmen her¬
geleitet werden müssen? Was die Variation der Bedeu¬
tung anbclangt, genügt es, die ganz sichere etymologische
Herlcitung des französischen iete vom lateinischen torreo ,
deutschen dörren zu erwähnen. Wenn also in historischen
Zeiten, sozusagen vor unsern Augen, solche Veränder¬
ungen geschehen, so ist es gewiss nicht unmöglich, dass
für unsere Kenntnis für immer verlorene etymologische
Veränderungen die so grosse genealogische Verschieden¬
heit der Sprachen herbeigeführt haben.
Im zweiten Theil werden die verschiedenen Theo¬
rien über den Ursprung der Sprache einer eingehenden
Besprechung unterzogen und sowohl die traditionalistisehe
als auch insbesondere die evolutionistischen Hypothesen
gründlich widerlegt. Der Verf. schliesst sich der Meinung
des heil. Gregorius von Nyssa an, der die Sprache in
potentia als Geschenk Gottes, das der menschlichen
Natur als solcher cingegeben wurde, in actu aber als
Werk des Menschen betrachtet. Den Schluss bilden in-
structive Fingerzeige für die wissenschaftliche Bestimmung
uralter Culturzustände, wie sie durch die vergleichende
Sprachwissenschaft geliefert werden.
Als einen besonderen Vorzug wollen wir noch her¬
vorheben, dass der Verf. durch die Einreihung sehr
reichhaltigen Materials aus den ural-altaischen Sprachen
grosscnthcils auf neuen oder wenig bekannten Bahnen
wandelt und somit auch von diesem Standpunkte aus
auf besonderes Interesse rechnen darf.
W i c n. Dr. F i s c h e r - C o 1 b r i e.
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Nr. 1 . — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
18
Inhalt der Zeitschriften:
Germania. Herausg. von O. Behaghel. 36. Jahrg. 4. Heft.
B. Kahle, Aus isländischer Volksüberlieferung. —
A. Schlossar, Volksmeinung und Volksaberglaube aus der
deutschen Steiermark.
Archiv für slav . Philologie . XIV. 3.
P. St. Skrabec, lieber einige schwierigere Fragen der
slovenischen Laut- u. Formenlehre. — V. Oblak. Einige Be¬
merkungen zur vorausgehenden Abhandlung. — St. Novakovie,
Hin Beitrag zur Kunde der macedon. Dialecte. — G. Polivka,
Zur Geschichte des Phvsiologus in der slovenischen Litteratur. —
M. Mur ko, Die russische Uebersetzung des Apollonius von T)'rus
u. der Gesta Romanorum.
Wiener Studien. XIII. 2.
J. W. Kubitschek, Zur Kritik des Itinerarium Antonii.
— P. R. v. Bicnkowski, Kritische Studien über Chronologie und
Geschichte des sertorianischen Krieges.— J. Jung, Zu Tertullian’s
auswärtigen Beziehungen. — S. Frankfurter, Textkritisches zu
den Scriptores historiae Augustae. — S. Brandt, Leber die
Quellen von Lactanz' Schrift I)e opifkio Dci. — Fr. Stolz,
Sirempse (siremps). — K. Wotke, Die griechische Vorlage der
Kreuzauftindungs-Legende. — K. Wessely, Bruchstücke einer
optischen Schrift aus dem Alterthum.
Hermes. XXVII. 1.
Inh.: A. Piccolomini, Ad Sapphus carmen in Venerem
apparatus criticus auctus. — G. Thiele, Das Lehrbuch des
Isokrates. — E Thomas, Eine Studie zu den Epikureischen
Sprüchen. — K. Bürger, zu Xenophon von Ephesos. — U.Köhler,
Herakleides der Clazomenier. — Th. Mommsen, Zum römischen
Bodenrecht. — H. von Arnim, Ineditum Vaticanum. — R.Wagner,
Sostratos Teiresias. — F. Knickenberg, Zur Anthologia
latina.
Neue Erscheinungen:
Ciccronis M. T., pro J. Annio Milonc, pro Q. Ligario, pro rege
Deiotaro orationcs Scholarum in usum ad R. Noväk. Prag.
Storch Sohn gr.-S°. (VIII, 69 S.) tl. —.40.
Taciti C., historiarum libri I. ct II. Scholarum in usum ad
R. Noväk. Prag. Storch ebd. gr.-8°. (105 S.) fl. —.60.
Erbe K, Randbemerkungen zu Dr. Wustmann’s Allerhand Sprach-
dummheiten. Untersuchungen über wichtige Gegenstände der
deutschen Sprachlehre. 2. Aufl. Stuttg. Bonz. S°. (52 S.) 11. —.30.
Reichel E., Die Ostprcussen in der deutschen Litteratur. Eine
Studie. Leipzig. Reissner. 8°. (54 S.) fl. —.60.
National-Littcratur, Deutsche. Histor.-krit. Ausg. hrsg. von
J. Kürschner. Heft 726, 727 (Das Drama d. M.-A. III. Bd. hrsg.
v. R. Froning. Lief. 2, 3. S. 753—928). Stuttgart, Union. 8°.
ä Heft —.30.
Deter Ch. S., Grosses engl. Repetitorium. 300 Fragen und Ant¬
worten aus d. engl. Orthoepie, Formenlehre u. Syntax. 2. Aufl.
Berlin, Rockenstein. gr.8°. (IV, 243 S.) fl. 1,62.
Proelss Joh., Das junge Deutschland. Ein Buch deutscher Geistes-
geschichtc. Stuttg. Cotta. gr.-8°. (812 S. mit Portr. von Gutzkow
und Laube.) fl. 7.20.
Schmits A., Der Kampf gegen die Sprachverwilderung. Köln,
Du Mont-Schauberg. 8°. fl. —.48.
Künftig erscheinende Werke:
Im Laufe der nächsten Monate beginnt im Verlag von
R. Oldenbourg in München ein von Prof. Vollmöller heraus¬
gegebener * Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der
romanischen Philologie « zu erscheinen. Der I. Bd. wird die Fort¬
schritte d. Jahres 1890, der rasch nachfolgende II. Bd. die des
Jahres 1891 umfassen. Den Schluss jedes Bandes bilden Berichte
über den Unterrichts-Betrieb romanischer Sprachen — insbesondere
Französisch, daneben auch Italienisch und Spanisch — in den
Hoch- und höheren Schulen germanischer Länder, vornehmlich
des Deutschen Reiches und Oesterreichs Die Leitung dieser Ab¬
theilung untersteht Professor Dr. Wilhelm Scheffler in Dresden;
zu Mitarbeitern sind die hervorragendsten Fachkräfte gewonnen
worden. Zur Besprechung sollen gelangen: 1. Allgemeine Schriften
zur Methodik. 2. Hilfsmittel für den Unterricht: a) Aussprache
(Phonetik, nur soweit die Schule in Betracht kommt), b) Anschau-
ungs- und Anfangsunterricht, c) Grammatik und damit zusammen¬
hängende Uebungsbücher, d) Wörterbuch und Wörtersammlungen,
e) Lesebücher, f) Ausgaben von Einzel-Schriftstellern.
Ein Werkchen, das aut circa 2 Bogen » Die Schrecken der
deutschen Sprache , Vorschläge zur vernünftigen Umgestaltung
und Vereinfachung des Deutschen zum Zweck seiner leichteren
Erlernung und grösseren Ausbreitung, nebst einer Probe des ver¬
einfachten Deutsch« behandelt, wird in der Verlagshandlung
Kaemmerer u. Co. in Halle a. S. demnächst erscheinen. Ver¬
fasser ist J. Friedrich Mäh 1 iss.
Kunst- und Kunstgeschichte.
Springer, Anton: Albrecht Dürer. Mit Tafeln und Illustra¬
tionen im Text. Berlin, Grote, 1892. — gr. 8°, 184 S. fl. 6.—.
Thode, Henry: Die Malerschule von Nürnberg im XIV.
und XV'. Jahrhundert in ihrer Entstehung bis auf Dürer. Frankfurt
a. M., Keller 1891. — gr. 8°, 332 S. XVI mit 32 Tafeln Licht¬
druck.
1. Man kann nicht eben sagen, dass Albrecht Dürer,
seit Goethe und den Romantikern, in fachmännischen
Kreisen wenig Beachtung gefunden habe; das Werk des
Wiener Professors Thausing (Dürer, 2. Aufl. 1884), auf¬
gebaut auf zahlreichen Einzelforschungen, ist eine vor¬
nehme und gewissermassen abschliessende Leistung, die
auch ausser Deutschland anregend wirkte. In den Kreisen
des »gebildeten Publikums« aber ist, wenigstens im Ver¬
hältnisse zu den grossen Italienern, der Künstler, »der
mit jeder Fiber seines Wesens dem deutschen Volke
angehört« (Thausing) noch immer so gut wie unbekannt.
Anton Springer’s neuestes Werk, zugleich das letzte seines
arbeitsreichen Lebens (f 31. Mai 1891) schien die Lücke
ausfüllen zu wollen; der Biograph Rafael’s und Michelan-
gelo’s, der ebenso als Dürerforscher verdienten Ruf genoss,
besass die Eignung dafür, und der Verleger that redlich
das Seinige, durch Beigabe untadeliger Abbildungen
dem Bedürfnisse »der Allgemeinheit« entgegenzukommen.
Wenn wir uns gleichwohl in unserer Erwartung
getäuscht sehen, so hat es schon die Anlage des Werkes
mitverschuldet. Ein Buch ohne orientierendes Vorwort,
ohne Capitelüberschriften, ohne Register, ohne jede
Quellenangabe — ganz im Styl einer neuesten Mode —
ein solches Buch eignet sich nicht für »die Allgemein¬
heit«; was es — in unhandlichster Form — bietet, ist
eben nichts anderes als die Lchrmeinung eines deutschen
Professors. Aber Bücher wenden sich nicht an ein Audi¬
torium, sie gehen in die Welt, welcher man eine Autorität
nicht aufdrängen kann, welcher man nicht verschweigen
sollte, was eigene Forschung und fremdes Verdienst ist;
überdies hat der Leser, der nicht Fachmann ist, ein
Bedürfniss, die einschlägige Literatur in ihren Haupt¬
erscheinungen und Hauptrichtungen kennen zu lernen,
während es dem Unterrichteten denn doch erwünscht ist,
die Meinungen des Autors in bequemer Weise nachprüfen
zu können.
Auch inhaltlich dürfte unser Autor den Anforde¬
rungen nicht völlig genügen, welche »die Allgemeinheit«
zu stellen gewohnt und berechtigt ist. Man wird es zu¬
nächst bedauern, dass das biographische Moment gegen¬
über dem künstlerischen so unverhältnismässig zurücktritt.
Gerade über Dürers Leben sind wir besser unterrichtet,
als über das jedes gleichzeitigen Malers, und der Künstler
kann nur gewinnen durch das Interesse, das wir seiner
Persönlichkeit entgegenbringen. Springer hat nur zwei Mo¬
mente aus Dürer’s Leben ausführlicher behandelt: sein
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Nr. 1. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
20
Verhältniss zu seiner Frau und seine Stellung zur Re¬
formation.
Ueber Frau Agnes urtheilt unser Autor auffallend
freundlich. Selbst L. Kaufmann*), der zu ihrer Ehren¬
rettung doch ganz andere und schwerer wiegende Gründe
ins Treffen führt, kommt zuletzt zu keinem günstigeren
Urtheile als demjenigen v. Eye’s, dass sie ihres Mannes
nicht werth gewesen. Springer macht dagegen geltend,
»dass nur eine tapfere Frau den unpraktischen Mann vor
schwerem Schaden bewahren konnte«. Pirkheimer’s Zeug¬
nis ist ihm eitel nichts; jene hässliche Stelle im Briefe
Dürer’s vom 13. October 1506, die allerdings nicht direct
gegen sie zeugt, aber auf Seite des Mannes einen sehr
bedenklichen Mangel an Achtung verräth, hat auch Springer
nicht herangezogen. Ihn »fesselt« das Bild der Albertina
als das »einer ehrlichen, ernsten Seele«; »still sinnend,
ruhig lauschend sitzt sie da« — ja wohl, sie sinnt viel¬
leicht über ihren Hühnerstall und wäre darüber beinahe
eingcschlafen; Ephrussi (pag. 35) sagt kurzweg: »La
jeune femme vient de s’endormir.«
Das andere Moment, worauf Springer Gewicht legt,
ist die religiöse Richtung Diirer’s. Dass der Katholik
Springer (wie allerdings auch Thausing) sich mit beson¬
derer Wärme für den Protestantismus Dürer’s einsetzt,
darf, trotz der Modernität solcher Erscheinungen, billig
Wunder nehmen, nachdem sein Buch ja »für die All¬
gemeinheit« bestimmt, und — einem streng katholischen
Monarchen (König Albert von Sachsen) gewidmet ist.
Und wozu überhaupt der Eifer? Wenn Protestanten in
A. Dürer den Ihrigen sehen, und dagegen die Katholiken
ihn für sich in Anspruch nehmen: was kann demjenigen
erwünschter sein, dem es darum zu thun ist, den Künstler
zu Ehren zu bringen? Springer hat es vorgezogen, sich
auf den confessionellen Standpunkt zu stellen; er nöthiget
uns, ihm auf demselben zu begegnen. Ich werde nicht
wiederholen, was von katholischer Seite vorgebracht und
von Springer so überzeugend — verschwiegen wurde;
aber Pirkheimer’s Zeugnis kann nicht entkräftet werden
durch die (doch wohl vorbereitete?) Bemerkung (S. 140):
wie wenig man ihm trauen dürfe, zeigt seine »schnöde
Verleumdung« der Dürerin (der »tapferen« Frau!); zu¬
gegeben selbst, dass seinem Brief an Tschcrte nicht das
geringste Gewicht beizulegen wäre, so hat Pirkhcimer
bereits in seiner Widmung des Theophrastus (d. d.
1. September 1527; Thausing, Briefe 182 fg.) Stellung
genommen gegen die Reformation, also da, wo er ge-
wissermassen Arm in Arm mit »seinem« Albrecht hervor¬
tritt. Und die blosse Thatsache, dass Dürer noch über
den Tod hinaus der Freund Pirkheimer’s geblieben ist,
des »herrischen Mannes, der keinen Widerspruch vertrug«,
ist für die Gleichheit ihrer Gesinnung im Allgemeinen
ein schwer zu widerlegendes Zeugnis.
Allerdings gesteht uns Springer (S. 145), dass Dürer
»kein protestantisches Bekenntnis abgelegt« habe (das
es zu seinen Lebzeiten gar nicht gab); er betont da¬
gegen seinen »Luthercultus«. Gewiss, Dürer ist ein per¬
sönlicher Verehrer Luther’s gewesen; das gilt für jene
Zeit, welcher die Belegstellen angehören, für eine Zeit,
in der noch gar viele Altgläubige das Heil von Luther
erwarteten. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass Dürer
auch zu Zwingli und seinen Freunden in guten Be¬
ziehungen stand und dem Züricher Reformator einen Gruss
*) A. Dürer (Fubl. der Görres-Gesellschaft), II. Aull. 1887.
entbot (Decbr. 1523; vgl. Briefe 50), als derselbe von Luther
bereits als »echter Antichrist« erklärt worden war, »mit
dem kein Gläubiger irgend eine Gemeinschaft haben
dürfe« (Janssen, III. 81). Dass aber auch dieses Ver¬
hältnis nicht allzu lange gedauert haben dürfte, er¬
gibt sich aus der Zueignung der »Unterweysung« etc.
(1525), in welcher Dürer gegen die Bilderstürmer Stellung
nimmt und »unbeirrt dadurch, dass jetzt bei uns und in
unseren Zeiten die Kunst der Malerei von Etlichen sehr
geschmäht wird und man sagen will, sie diene zur Ab¬
götterei«, die Erklärung abgibt: »ein jeglicher Christen¬
mensch wird durch ein Gemälde oder Bildnis ebenso
wenig zu einem Aberglauben verleitet, als ein recht¬
schaffener Mann zu einem Morde dadurch, dass er eine Waffe
an seiner Seite trägt» u. s. w. (Thausing, Briefe S. 55.)
Das, wenn man will, kann Dürer’s Confession heissen!
Im Uebrigen steht die Sache wohl so, dass Dürer zur
Zeit, als die Verhältnisse sich allmählig ausgereift hatten,
in den letzten Jahren seines Lebens, wo er einerseits
zu entschiedensten Gegnern der Reformation fortdauernd
in nahen Beziehungen stand, andererseits von den für
die Neuerung gewonnenen Regenten in materieller Hin¬
sicht abhängig war und darauf sah, allzeit als »gehor¬
samer, williger und beflissener« Bürger befunden zu
werden (BriefeS. 51), dass er für seine Person jede Gele¬
genheit möglichst vermieden haben wird, sich öffentlich der
einen oder der anderen Partei anzuschliessen. Gelebt hat
Dürer »wie ein frommer piderman« und »so ist er auch ganz
christentlich und seliglich verstorben, darumb seynes
Heyls nit zu fürchten ist« — eine Bemerkung, welche
die Katholiken gewiss so auffassen dürfen, wie sie der
Katholik Pirkhcimer gemeint hat.
Ich bin auf diesen Punkt nicht gerne eingegangen;
Springer, wie gesagt, nöthiget dazu. Er wollte Dürer als
fertigen Protestanten hinstellen, und wollte oder musste
daraus hinsichtlich einzelner Werke sowohl als seiner
ganzen Stellung Schlüsse ziehen, die kein Kunsthistoriker
unterschreiben wird. Ein Beispiel nur: »Woher«, sagt
Springer (S. 72) »hat Dürer den Inhalt des Allerheiligen¬
bildes geholt? Kein einzelner Schrifttext, keine biblische
Erzählung, keine Legende liegt zu Grunde. Aus der Tiefe
des religiösen Geistes schwingt er sich zu einer künstleri¬
schen Vision empor« u. s. w. Ich denke nüchterner über
das Bild: in der Lünette ist das Gericht und darunter
die Scheidung der Gerichteten in Selige und Verdammte
dargestellt; da fehlt denn noch Eines, was in dieser
Kapelle, in welcher die alten Pfründner sich Trosts er¬
holen sollten, am wenigsten fehlen konnte: die Schilderung
des Himmels, der Seligkeit derer, die den Lohn ihres
Glaubens und ihrer guten Werke empfangen. Und diese
Seligkeit besteht nach der uralten Lehre der Kirche in
der Anschauung Gottes, der sog. Visio beatifica. Längst
vor Dürer ist dieser Gegenstand u. a. von den van Eycks
im Genter Altar gemalt, von Dante (Parad. XXXI—XXXIII)
besungen worden und — für alle diejenigen, die sich
des näheren dafür interessieren — von St. Thomas u. a.
1 2, q. 3, a. 4 erklärt worden. Für Springer aber bedeutet
das Allerhciligenbild (vom Jahre 1511!) »einen Mark¬
stein in seiner religiösen und künstlerischen Entwicklung«.
»Es fällt« (ihm daher) »auch auf, dass weder die Ma¬
donna sich von den übrigen heiligen Frauen merklich
scheidet, noch die Apostel in den Vordergrund treten.«
Aber wer ist denn jene Frau an der Spitze der
Mittelreihe, die durch Grösse und Colorit sich von allen
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Nr. 1. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
22
Frauen gar merklich scheidet, wenn nicht die Madonna, die
Königin des Himmels, die als solche auch durch die
Krone (die sie allein trägt) ausgezeichnet ist? Und die
Apostel? Die Gestalten der unteren Reihe beweisen, welche
Bedeutung unser Meister den Nachfolgern der Apostel in
der ecclesia triumphans zugewiesen hat.
Schlimmer noch als bei Erklärung einzelner Bilder
(auch der »Erasmische« ,Ritter Christi 4 und die Apostel¬
bilder gehören hieher) rächt sich die Voreingenommenheit
des Autors bei Beurtheilung von Dürer’s Stellung in der
Geschichte. Dürer ist nun einmal »Reformator«; er gehört
also nicht zu den Künstlern, welche »die überlieferten
Gedankenkreise eines Volkes, die von Geschlecht zu
Geschlecht vererbten Empfindungen . . . verklären«; er
ist wie einer, »der mit dem Einsätze seiner ganzen Per¬
sönlichkeit vorwärts strebt, und wenn die Volksseele von
einer neuen Strömung erfasst wird, dieser aufmerksam
folgt«, er steht nicht am Ende, sondern »am Anfänge
einer Entwicklungsreihe«. Diese Auffassung verdient
in der That etwas näher beachtet zu werden.
Ich will vorausschicken, dass mir ein Künstler von
Bedeutung überhaupt nicht denkbar ist ohne eine stark
ausgeprägte Persönlicheit und ohne das Streben, seine
Kunst zu vervollkommnen; was die Leistungen Rafaels
bedingt, ist neben seinem Genius der beharrliche Wille,
Alles in sich aufzunehmen, was zur Vollendung seiner
Kunst dienlich ist. Dennoch stellen wir Rafael nicht an
den Beginn einer neuen, sondern an das Ende der alten
Aera, die in ihm erst zur vollen Blüthe gelangt, ohne
deren Kenntnis uns die Thätigkeit des Urbinaten sogar
unverständlich wäre. Springer selbst hat an einer anderen
Stelle (Raffael und Michelangelo II. 347) bemerkt, dass
die Renaissance »namentlich vom künstlerischen Stand¬
punkte betrachtet, noch wesentlich auf dem Mittelalter«
fusse. »Sie hat die Anschauungen desselben in wunder¬
baren Formen verklärt, sie hat aber die Gedanken des ver¬
gangenen Weltalters . . . bewahrt. Selbst durch den naiven
Cultus des Antiken steht sie dem Mittelalter näher als
der neuen Zeit.« Das gilt von Rafael; und gilt es denn
aber nicht weit mehr von A. Dürer? Dürer’s Lehrer, dem
er bis ins Alter in rührender Ergebenheit zugethan blieb,
ist der Typus des alten deutschen Malers mit seinen
Vorzügen und Schwächen; Wohlgemuth’s Richtung aber
läuft parallel mit der der rheinischen Schule und war
auf solche Weise doppelt abhängig von der niederländi¬
schen, zu deren »grossen Meistern« sich Dürer— wie seine
Reise nach den Niederlanden beweist — als bejahrter
Mann noch mächtig hingezogen fühlt, mächtiger als zu
den Italienern, denen er überhaupt mehr gegeben als
entnommen hat. Ebenso, wie nach seiner Schule gehört
Dürer nach Lebensgang und Lebensweise zu den Alten;
ebenso nach der von ihm bevorzugten Technik des
Kupferstichs und Holzschnittes, am entschiedensten aber
nach seiner Anschauung über Zweck und Wesen der
Kunst. »Die Kunst der Malerei steht im Dienste der
Kirche«; sie soll geübt werden »zur Ehre und zum Ruhme
Gottes«; Dürer »hält«, gesteht uns Springer (S. 112),
»an den mittelalterlichen Ueberlieferungen so weit fest,
dass er ein Sinken der menschlichen Natur seit der Ver-
jagung aus dem Paradiese« (d. h. seit der Erbsünde)
»annimmt; daher besitzen Adam und Eva und« (man
merke!) »die Madonna vollkommene Schönheit und wer
sie malt oder zeichnet, muss sie als Mustermenschen
darstellen.« Dazu gibt Dürer Anleitung in seiner Pro¬
portionslehre, welche übrigens — man mag darüber
denken, wie man will (vgl. gegen Springer das so viel
kühlere Urtheil Thausing’s) — für die Bedeutung Dürer’s
nahezu belanglos ist.
Wenn trotz alledem unser Autor Dürer als einen
Neuerer in der Kunst hinstellt und über seinen Bildungs¬
gang berichtet (wörtlich S. 159): »Wir unterscheiden
eine humanistische, eine erasmische und eine
melanchthonische Periode«, so will ich mich vor
solcher Consequenz — der Voreingenommenheit beugen; die
Nürnberger freilich haben anders gedacht, da sie ein
Menschenalter nach Dürer’s Tode viele seiner Meister¬
werke als »alte papistische Bilder« (»wie sie«, be¬
merkt Eye, S. 487, »die Malereien der grossen Kunst¬
periode bezeichnend genug nannten«), an Ausländer
verhandelten. Und anders allerdings denkt auch die
neueste Kunstforschung.
2. Thodc’s Buch über die Malerschule von Nürn¬
berg, welches Springer wohl nicht mehr benützen konnte,
ist neben L. S c hei bl er’s Untersuchung über die Kölner
Maler von 1460—1500 bis heute die einzige (!) Special¬
arbeit über eine deutsche Malerschule, eine gründliche,
in vieler Hinsicht bahnbrechende Leistung. Dürer fällt,
vermöge der von Thode gezogenen Grenzen, nicht mehr
in den Bereich seiner Betrachtung; er wird nur eben
gestreift, aber — nun vergegenwärtige man sich die oben an¬
geführten Urtheile Springers! — als »einer jener auserle¬
senen Geister, welche auserkoren waren, zu vollenden
und abzu s c hl ie ss e n«, welche »Alles in sich tragen,
was vorarbeitend und vorbereitend während eines langen
Zeitraumes zuvor geschaffen wurde« (S. 228) ; der »Voll¬
ender«, »der verwirklichte, was sie Alle (— die ganze
alte Nürnberger Schule —) erstrebt und gewollt« hatten.
(S. 235.) Freilich steht auch das allgemeine Urtheil
Thode’s über die deutsche Malerei des XV. Jahrhunderts
im vollen Gegensätze zu dem althergebrachten: »Noch
einmal sei es hervorgehoben: ein stärkster, allgemein
künstlerischer Drang, der einem überreichen Seelenleben
entspringt, sucht seine Befriedigung in einer Kunst, deren
Ausdrucksmittel zu schwach und deren Grenzen zu eng
für ein volles Sichgenügen sind« . . . Die Schwächen
derselben erklären sich »nicht aus einem Mangel, son¬
dern aus einer übergrossen Fülle, nicht aus einer Schwäche,
sondern aus der Kraft der künstlerischen Begabung« und
»aus der Vertiefung in das innerste Wesen alles Lebens«.
»Ein Idealismus höchster Art« ist es, welcher auch der
deutschen Malerei ihren »ureigensten Gehalt verleiht«
(Thode 236).
So schneidend stehen sich heute die Gegensätze
gegenüber zwischen jener erbgesessenen alternden Rich¬
tung und einer vorurteilslosen Forschung, die endlich
Bedenken trägt, den Aufschwung alles geistigen Lebens
in Deutschland durchaus vom Beginne der Reformation
zu datieren und jede vorausgehende Zeit, wie die Zeit
von 1420— 1520, »vielleicht Deutschlands glänzendsten
Lebensabschnitt« (ich citiere nicht Joh. Janssen, sondern
Anton Schönbach, Lesen und Bildung, 3. Auflage
S. 41) als eine Zeit des Verfalles oder gänzlicher Un¬
reife hinzustellen. Gewiss, wir Jüngeren erleben es noch,
dass die Deutschen sich ihrer traurigen Prärogative be¬
geben, und aufhören werden, sich ihrer Vergangenheit
zu schämen.
Wien. Dr. Karl Domanig.
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Nr. 1. — ÖSTERREICHISCHES LlTTERATURBLATT. - I. JaHROANG.
Inhalt der Zeitschriften:
Lützoivs Zeitschrift für bildende Kunst. N. F. III. Bd. Heft 6.
Justi, Murillo IV. — Lützow, Das kunsthistorischc Hof¬
museum in Wien. II. — Eisenmann, Die Sammlung Habich. I.
— Frizzoni, Lorenzo Lotto's Fresken in Trescore. — Galland.
Zwei unbekannte Entwürfe Schadow’s. Dazu Kunstgewerbe¬
blatt, Heft 6: Lessing, Der Corvinusbecher von Wiener
Neustadt. — Pabst, Spanische Kiscnbahnarbeiten. — Gerland,
Eine Ofenlieferung aus dem 16. Jahrhundert. — Rosenberg,
Zwei Fälschungen.
Mittheilungen des k. k. österr. Museums für Kunst u. Industrie.
N. F. VIL Jahrg. März 1892.
Dr. H. Swoboda, lieber Freiheit und Gesetzmässigkeit der
kirchlichen Kunstformen. (Forts.) — J. Folnesics, lieber den
Einfluss der Naturliebe auf die Entwickelung des Florentiner
Reliefornamentcs im 15. Jahrhundert. — Angelegenheiten des
österr. Museums. — Litteraturbcricht. — Bibliographie des Kunst¬
gewerbes.
Neue Erscheinungen:
Berg L., Der Naturalismus. Zur Psychologie der modernen Kunst.
München, M. Poessl. 8°. (VIII. 248 S.j 11. 1.80.
Schnerich A., Der Messentypus von Haydn bis Schubert (Jos.
u. Mich. Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert). Mit einem
schemat. Verzeichnisse als Anhang. Wien, Gerold und Comp.
Lex.-8°. (23 S.)
Fischer K., Das natürliche Harmonie-System. Principien einer
modernen Musiktheorie. München. Mcrhoff. gr. 8°. (90 S )
fl. —.96.
Falke J. v., Rahmen. Eine Auswahl aus d. Sammlg. d. k. k.
österr. Museums f. Kunst u. Industrie, auf 50 Tafeln Lichtdruck.
Mit einer Einleitung versehen. Wien, Schroll & Co. gr. 4°.
(9 S.) In Mappe fl. 21.—.
Kunstschätze aus Tirol. 1. Abth.: Malerische Innenräume.
Heliogravüren nach photogr. Aufnahmen von 0. Schmidt in
Wien. Mit erl. Text von J. W. Deininger. 3 Lief. ebd. Folio
(30 Tafeln u. 30 S. Text) fl. 24.—.
Lcybold L., Das Rathhaus d. Stadt Augsburg, eibaut 1615 — 1620
v. E. Holl. Ein Ornamenten- u. Motivenwerk. 93 Tafeln. Berlin,
Hessling u. Spielmeyer, Lief. 1—4. Fol. ä fl. 1.20.
Kub itschek W., Erläuterungen zu e. f. den Schulgebrauch aus¬
gewählten Sammlg. galvanoplast. Abdrücke antiker Münztypen.
Wien, Gerold, gr. 8°. (19 S. u. 2 Taf.) fl. —.20.
Gel eich J., Die Erzgiesser d. Republik Ragusa. Wien, Kubasta
& Voigt, gr. 4°. (25 S.) fl. 1.20.
Gurlitt C., Die Kunst unserer Zeit auf d. internationalen Kunst-
ausstcllg. zu Berlin 1891. München, Hanfstaengl. gr. 4°. (VII,
148 S.) Illustr. fl. 9.— gb.
Weyr R., Haus Habsburg u. sein Kunstlebcn. 8 Reliefs im Kuppel¬
tambour d. kunsthistor, Ilofmuseums zu Wien. Mit erl. Text
von A. Ilg. Wien, Löwy. qu.-F. (8 Taf. in Heliogr. mit 2 Bl.
Text.) In Mappe fl. 10.—.
Jahn A., Der Concertbegleiter. (1. Heft.) Erläuterungen zu M.
Bruch’s Das Lied v. d. Glocke (Gedicht v. Schiller). Mit Noten-
beispiclen. Leipzig. Reinboth. 8°. (23 S.) fl. —.24.
Hach Th., Die Anfänge der Renaissance in Lübeck. Lübeck,
Nöhring. gr. 8°. (m. 12 Tafeln) fl. 1.80.
Seiffert Alex., Ostersonett. Dichtg. Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII*
Für Bariton-Solo u. gemischten Chor mit Clavier- u. Orchester¬
begleitung componiert, op. 20. Fulda, AI. Meyer. Clavicrauszug
fl. —.72. Stimmen ä fl. —.06. Orchesterstimmen fl. 3.60.
Künftig erscheinende Werke:
Von den »Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunst¬
technik des Mittelalters und der Neuzeit«, welche der ehemalige
Dircctor des österr. Museums für Kunst u. Industrie Rud. v. Eitel-
berger begründete u. die gegenwärtig Reg.-Rath Dir. Dr. Albert Ilg
mit Unterstützung des österr. Unterrichtsministeriums hcrausgibt,
erscheint demnächst der 4. Band der Neuen Folge, welcher
* Quellenschriften zur Geschichte der Karolingischen Künste, ge¬
sammelt und erläutert von Julius v. Schlosser (Custos-Adjunct
am k. k. kunsthistor. Hofmuseum) enthalten und, c. 30 Bogen
umfassend, c. fl. 10.— kosten dürfte. (Verlag C. Graeser in
Wien.)
Der Innsbrucker akadem. Musikdirector Jos. Pembaur hat
ein c. 4 Bog. umfassendes Werk * Heber das Dirigieren. Die Auf¬
gaben des Dirigenten beleuchtet vom Standpunkte der verschiedenen
Disciplinen der Compositionslehre« vollendet, das in Kurzem im
Verlag von Leuckart in Leipzig zum Preise von fl. —.60 er¬
scheinen wird.
Der Kunstverlag E. A. Seemann in Leipzig stellt für April
und Mai d. J. in Aussicht: F. Paukert, Die Zimmergothik in
Deutsch-Tirol IV. Schloss Tratzberg. 32 Tafeln in Photolitho¬
graphie mit Text fl. 7.20. Der V. (Schluss-)band soll im J. 1893
erscheinen. — Beiträge zur Kunstgeschichte, X. F. XVI.: U. Thieme,
Hans Schäufelein. Mit 6 Tafeln in Lichtdr. fl. 3.60. — C. Justi,
Murillo (Sonderdruck aus der Ztschr. f. bild. Kunst. Reich ill.
c. 16 Bog. fl. 3.60.
Von Paul Maria Baum garten L. L. I)., B. A. erscheint
demnächst (bei Bachem in Köln) » Giovanni ßattista de Rosst.
Begründer der christl.-archaeol. Wissenschaft«. Etwa 112 S. gr. 4°.
mit dem Bildnisse de Rossi’s c. fl. 2.40. Diese Biographie des
bekannten Gelehrten erscheint als Festschrift zu de Rossi’s 70. Ge¬
burtstage, welcher nach Ostern in Rom seitens seiner Freunde und
Verehrer in feierlicher Weise begangen wird. Der Verfasser erzählt
verschiedene Einzelheiten über den Entwickelungsgang und die
ausserordentlichen Erfolge dieses Fürsten der christlichen Archä¬
ologie und schildert eine Reihe interessanter Erlebnisse, besonders
de Rossi’s Verkehr mit Pius IX., die bisher nur dem engsten
Freundeskreise dieses hervorragenden Mannes bekannt waren.
Noch im März sollen bei Paetel in Berlin 16 Aufsätze *Zur
Musik«, von Philipp Spitta (c. 30 Bogen zu fl. 4.50) erscheinen.
Die Titel dieser 16 Aufsätze sind: 1. Kunstwissenschaft und Kunst.
2. Vom Mittleramt der Poesie. 3. Die Wiederbelebung protestanti¬
scher Kirchenmusik auf geschichtlicher Grundlage. 4. Händel,
Bach und Schütz. 5. Marianne von Ziegler und Joh. Sebastian
Bach. 6. »Paris und Helena«. 7. Joseph Havdn in der Darstellung
G. F. Pohl's. 8. »Beethoveniana«. 9. Die älteste Faust-Oper und
Goethe’s Stellung zur Musik. 10. Jcssonda. 11. Carl Maria von
Weber. 12. Spontini in Berlin. 13. Niels W. Gadc. 14. Johannes
Brahms. 15. Musikalische Seelenmessen. 16. Oskar von Riesemann.
Der Kunst-Vcrlagshändler Hanfstaengl in München lässt
demnächst Faesimilc-Drucke der Handzeichnungen von
W. Riefstahl (Royal-Format fl. 30.—) erscheinen, die vielleicht
beitragen werden, den Namen und die Werke dieses Meisters
weiteren Kreisen bekannt zu machen.
Anfangs April wird bei Schultz-Engelhard in Berlin ein
Pracht werk » Schloss Ansbach in Bayern, Barock- und Roccoco-
Studien aus dem XVHI. Jahrhundert«, hrsg. von Otto Lessing.
100 Lichtdrucktafeln in 10 Lief, ix 10 Bl. zum Subscriptionspreis
von fl. 6.— per Lief, erscheinen.
Länder- und Völkerkunde.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort
und Bild. Auf Anregung und unter Mitwirkung weil.
Sr. kaiserl. u. königl. Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen
Erzherzog Rudolph, fortgesetzt unter dem Protectorate Ihrer
kaiserl. und königl. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kron¬
prinzessin-Witwe Stephanie. Dalmatien. Wien. Druck und
Verlag der k. u. k. Hof- und Staatsdruckerei. 1892. 4 Ü .
Noe’s bewährte Feder führt uns in den neuesten
Heften dieses monumentalen Werkes vom boragcpcitsehtcn
Felscngrat des Vclebit in das Paradies Dalmatiens, die
Küstenstrecke der »Sette casteili«, welche in der classischen
und so malerischen Gegend von Salona ihren würdigen
Abschluss findet. Nach dem bezaubernden Ragusa, jenem
wohlerhaltenen vStück Vergangenheit, schildert er endlich
die Bocche di Cattaro, welche er treffend mit einem
grossartigen Schweizer-See vergleicht. In diesem Bilde
gipfelt die Reihe packender Eindrücke, welche Dalmatien
dem Besucher darbietet. In gleichem Masse, wie der
landschaftliche Reiz, steigert sich auch die Milde des
Klima’s weiter im Süden, und es unterliegt wohl keinem
Zweifel, dass diese Riviera, wie Noe wiederholt betont,
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Nr. 1. — Oesterreichisghes Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
2(5
einen europäischen Ruf erlangen wird, sobald eine gut
organisierte Schienenverbindung dieselbe leichter zugäng¬
lich machen wird. Schon in alten Zeiten war Dalmatien
der Langlebigkeit seiner Bewohner wegen berühmt, und
auch die heutigen statistischen Daten dieses Kronlandes
weisen die allerniedrigsten Mortalitätsziffcrn für Tubcr-
culose auf, was für klimatische Wintcrcurorte von hoher
Bedeutung ist.
E. Gelcich, der Beschreiber der dalmatinischen Insel¬
welt, hebt aus letzterer, nebst dem bekannten Lacroma,
das nur zu selten besuchte grüne und reichbewässerte
Arbe, und eine Idylle des noch beinahe unbekannten
Meleda hervor. Man denke sich einen tiefblauen See auf
einer reichbewaldeten immergrünen Insel; inmitten dieses
Sees aber wiederum eine Insel. Auf diesem reizenden,
vom Wasser doppelt umgebenen Eiland steht ein phan¬
tastisches Gebäude, mit Thürmen und Terrassen, halb
Kloster, halb Schloss: das ist Santa Maria del Lago. —
Sowie es zu bedauern ist, dass der beschränkte Raum
nicht gestattete, dem romantischen Almissa durch eine
ausführlichere Beschreibung gerecht zu werden, können
wir es auch nur beklagen, dass ein Kenner, wie E. Gel¬
cich sich in seiner Schilderung der Inseln so kurz zu
fassen genöthigt war.
Grosses Interesse bietet der geschichtliche Theil des
Landes, welcher von Buliö, Rutar, J. Gelcich und
Erber verfasst ist. Buliü schildert uns das alte thatkräftige
Volk der Dalmatiner, welches Rom, nachdem es sich
einmal unterworfen hatte, die besten Seeleute und Reiter,
aber auch mehr als einen Kaiser sandte. Ueberdies zählt
das alte Dalmatien auch Hieronymus, den Löwen der
christlichen Polemik, zu seinen besten Söhnen. Allein es
kam die Völkerflut verheerend vom Osten her, und ihre
Wogen rollten über ganz Dalmatien, bis sie mit jenen des
Meeres zusammenschlugen. Was sie nicht zermalmten,
trieben sie gleich Spreu vor sich her. Nach dem VI. Jahr¬
hundert wurde das unglückliche Land schliesslich noch
von den Raubzügen der Slaven und Avarcn heimgesucht,
welche 639 das prächtige Salona vollends einäscherten,
so zwar, dass Const. Porphyrogeneta bereits von einer
fast vollständigen Verödung Dalmatiens berichten konnte.
Erst unter Heraclius fand eine völlig neue Besiede¬
lung des Landes durch slavische Völker statt, während
nur in einzelnen Küstenstädten und auf den Inseln Reste
der römischen Ansiedler erhalten blieben. Die Karolinger,
Byzanz, Venedig und Ungarn wechselten ein Jhdt. lang
in der Oberhoheit der Inseln, während gleichzeitig der
Seeräuberstaat der Narentaner, und nebenher sogar afri¬
kanische Sarazener-Piraten ihr Unwesen trieben. Im
X. Jahrhundert errang endlich Venedig einigermassen
die Herrschaft auf der Adria und steuerte dem Seeräuber¬
unwesen. Die Mongolen verwüsteten (1242) das Land,
Ungarn, Venedig und Neapel gelangten abwechselnd
in seinen Besitz, ohne aber die zahlreichen Einfälle der
Kroaten, Osmanen und Uskoken verhindern zu können.
Wiens Befreiung von den Türken (1683) bildete auch
für Dalmatien einen glücklichen Wendepunkt, und durch
den Passarovitzer Frieden endlich (1718) erhielt das
Land bleibend venetianische Herrschaft und annähernd
seine jetzige Grenze. In der bis 1797 dauernden segens¬
reichen Friedenszeit blühte der Handel wieder auf, und
das gequälte Land begann sich zu erholen. Wenn auch
in dieser Periode für Ackerbau, Strassen und Schulen
wenig geschah, so war dieselbe dennoch für Dalmatien
eine glückliche. Im Verlauf der neapolitanischen Wirren
riefen die Dalmatiner Oesterreich als Retter an, und es
ist bezeichnend, dass der Widerwille des streng-katho¬
lischen Volkes gegen den Jakobinismus bei seiner Auf¬
lehnung gegen Frankreich den Ausschlag gab, da man
Kaiser Franz II. als Beschirmer der Religion ansah. Im
Jahre 1805 hatte die österreichische Herrschaft wieder
ihr vorläufiges Ende; mit ihrer Wiedereinsetzung (1814)
begann endlich eine lange Friedcnsaera; Land und Leute
wurden selbst in den Kriegen der Neuzeit verhältnis¬
mässig wenig geschädigt.
Die Schilderungen von Vipauz und Danilo geben
uns ein eigenartiges Bild des dalmatinischen Volkes
nördlich der Bocche. Das patriarchalische Wesen des
Dalmatiners berührt in demselben besonders sympathisch.
Hochhaltung der Familienbande, Ehrung des Andenkens
der Verstorbenen, selbst bei freudigen Familienfesten, die
Gastfreundschaft endlich sprechen in hohem Grade zu
Gunsten des echten Dalmatiners. Mit allen Fasern seines
Herzens hängt dieser überdies am katholischen Glauben,
für den er, wie er oft bewies, mit Gut und Blut einzu¬
stehen bereit ist. Durch alle seine Gebräuche zieht auch
der religiöse Sinn als leitender Gedanke, und mögen wir
auch des groben Aberglaubens und der untergeordneten
Stellung der Dalmatinerin als Schattenseiten gedenken,
so kann man nicht umhin, dem Charakter des Dalmatiners
alle Achtung zu zollen.
Sowie die Scenerie im äussersten Süden des Kron¬
landes ihre mächtigste Entfaltung erreicht, so fesselt uns
im vorliegenden Bande auch die Beschreibung des nervi¬
gen Volkes der Bocchesen ganz besonders. Selbst die
Fehler der ächten Bocchescn (nicht zu verwechseln mit
den Bewohnern von Cattaro), namentlich aber der Gebirgs¬
bewohner, werfen zuweilen ein nicht ungünstiges Licht
auf den Volkscharakter. So ist es z. B. ein alter Brauch,
dass bei Mädchen-Entführungen der Räuber das geraubte
Mädchen sofort seiner eigenen Mutter überantwortet,
welche dasselbe von der Stunde an wie ihre leibliche
Tochter hütet, bis der Tag der Hochzeit gekommen ist.
Der vorliegende Band über Dalmatien führt uns in
einigen Stichproben die malerischen Seiten dieses fürKünstler
eminent anziehenden Landes und seiner Bevölkerung vor
Augen. Von der Hand der Frau Kronprinzessin-Witwe rühren
zwei Ansichten von Lacroma her, unter welchen die
Arco naturale genannte Felscnbrücke besonders gelungen
ist. Von den übrigen Landschaftsbildern heben wir
namentlich den Wasserfall der Kerka und Ragusa von
Osten gesehen hervor, beide von Meister Schindlers
Hand. Unter den figuralen Darstellungen verdienen Charle-
mont’s »Morlakenweiber«, Joanovits »Spinnende Frau«
und namentlich Ottenfcld’s »Weihnachtsbrauch« beson¬
ders erwähnt zu werden. Perko’s »Marine« muthet vor
ähnlichen Darstellungen durch die seemännische Empfin¬
dung sympathisch an, mit welcher dieselbe im Grossen
wie im Detail durchgeführt ist. Wir können jedoch des
Bedauern nicht unterdrücken, dass in den Illustrationen
das wilde Land der zerklüfteten, sturmgepeitschten Höhen
und der gähnenden Abgründe, sowie das hiezu gehörige
Volk der Hirten und streitbaren Grenzbewohner so
wenig Berücksichtigung gefunden haben. Zu derlei Darstel¬
lungen muss man freilich das Land studiert, mit den
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Nr. 1 . — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
Leuten gelebt haben! Selbst die Benützung nüchterner
Photographien macht die Nachtheile eines allzu flüch¬
tigen Aufenthaltes nicht wett. Ist es schon für Dalmatien
zu spät, so möge wenigstens, wenn Bosnien und die
Herzegowina an die Reihe kommen, die eigentümliche,
urwüchsige Poesie im Wesen der Südslaven und ihrer
Heimath in den Illustrationen nicht ganz dem Realismus
geopfert werden. Wir besitzen ja unter den heimischen
Künstlern in Franz Zverina einen Kenner der »Südprovinzen,
welcher seit vielen Jahren daselbst beobachtet und ge¬
arbeitet und wie kein Anderer das poetische Element
dieser Gegenden sich zu eigen gemacht hat.
Wien Eugen Frh. v. Ransonnct.
Inhalt der Zeitschriften:
Mittheilungen der k. k. Geograph. Gesellschaft in li'ien.
Camerlander, Das Quellgebiet der Oder. — M. Hoernes,
Geograph.-urgeschiehtl. Parallelen.
Pete/ mann s Mittheilungen. 38. Band, II.
Thoroddsen, Zwei Reisen in’s Innere von Island 1. —
A. Supan, Die Tiefseeforschung 1888—90. — II. Greffrath
u. V. Streich, Die Elder’sche Expedition durch das westliche
Australien. — Hergesell, Die Rotation der Erde unter dem Ein¬
fluss geologischer Proccsse.
Dasselbe , Ergänzungsheft Nr. 103:
P. Schnell, Das marokkanische Allasgcbirgc.
Das Ausland. Nr. 7.
Der Nothstand in Russland. — Hummel. Die Astro¬
nomie d. alten Chaldäer. (Schl.) — Hellwald, Die Christensccte
der Nestorianer. — Erckcrt, Beiträge z. Völkerkunde Russlands.
Globus. Nr. 12.
R. Hansen, Oldesloe. Neue Eindeichungen u. Landanwuchs
im nördl. Dithmarschen. — Hofer, Neue Forschungen über d.
Karabagh I. — YVilser, Bernstein und Bronze in der Urzeit. —
Schultheiss, Das Wachsthum der Völker in seinen Beziehungen
zu Natur und Kultur. — v. Scidlitz, Buriatische Legende. —
Bücherschau.
Mittheilungen der Anthropolog. Gesellschaft in Wien. Bd. XXI.
Sitzungsberichte, Nov. u. Dec. 1891.
B rechler, Eine Wallburg bei Ottau. — L. Sticda,
Die Juden im südwestl. Russland. — Koudclka, Prähistor.
Skeletgräbcr in Nemcan. — Romstorfcr, Erdställe in Gauners-
dorf, N.-Oe. — P. Karner, Ein Broncesitula-Fund bei Kuffarn,
N.-Oe., und M. Hoernes, Beiträge zur Erklärung der Situla. —
R. Hoernes, Ausgrabungen bei Oedcnburg. — Szombathv,
Die Zeitstellung der Funde von Kuffarn und Oedcnburg.
Neue Erscheinungen:
Hoernes M., Oesterreich-Ungarn und das Haus Habsburg. Geo¬
graphisch u. statistisch, geschichtlich u. genealogisch in Um¬
rissen dargestellt. Teschen, Prochaska, 16". (VIII u. 191 S. mit
29 lllustr.. u. 11 färb, Tafeln) fl. —.50.
Hafen-Pläne d. Adriat. Meeres, Ostküste. Bl. 8 u. 9. Ausg.
Nov. 1891 vom hvdrograph. Amt der k. u. k. Kriegsmarine,
Seckarten-Depot. Pola. Triest, Sehimpff. Heliogr. u. Kupferst.
55 X 70 cm. ä fl. —.70 (Bl. 8: Hafen v. Gravosa u. die Ombla-
Bueht 1:7500. — Bl. 9: Ankerplätze u. Engen im Golf von
Cattaro 1:15.000).
Küsten-Karte d. Adriat. Meeres in 7 Bl. 1:180.000. Ausg.
Nov. 1891. ebd. (Bl. 2: Cap Promontore bis Spitze Puntc
Bianche. — 6. Spitze d’ Ostro bis Cap Laghi. — 7. Cap Laghi
bis Nord-Corfu). ä fl. 1.20.
Special-Karte d. Adriat. Meeres. Ostküste. Bl. 7, 9, 11, 12,
14. Ausg. Nov. 1891. ebd. 55’5 X ?0'5 (Bl. 7: Golf v Fiume
1:86.400. — Bl. 9.: Lussin u. Selve 1:80.000. — Bl. 11 :
Melcda u. Zara 1 :80.000. — Bl. 12 : Inseln Grossa u. Incoronata
1:80.000). ä fl. —.70.
Deckert E., Die neue Welt. Reiseskizzen aus d. Norden u. Süden
der Vereinigten Staaten, sowie aus Canada u. Mexiko. Berlin,
Paetel. Lex.-8°. (XI. 488 S.) fl. 6.—.
Hartlcben’s Volks-Atlas, enth. 72 Karten auf 100 Kartenseiten.
Mit vollst. Register. 2. Ausgabe, Wien, Hartleben. In 20 Lief,
ä fl. —.30.
Junkers Reisen in Afrika 1875—86. 2. Aull. Wien, Hölzcl
(in 61 Lief.) Lief. 1. gr. 8°. (S. 1—32, ill.) fl. —.25.
Künftig erscheinende Bücher:
Von Andree’s Handatlas beginnt mit Anfangs April eine
neue Lieferungsausgabe (48 Lief, ä fl. —.30) zu erscheinen. Die
Verlagshandlung (Velhagen 8: Klasing in Bielefeld u. Leipzig)
verspricht 140 bedruckte Kartenseiten und fast zur Hälfte neu ge¬
stochene Doppelblätter. — Das Bibliogr. Institut in Leipzig
und Wien hat die in Mever’s Convcrsations-Lexikon enthaltenen
Landkartenbeilagen, bedeutend vermehrt, zu einem » Kleinen
Handatlas « (100 Kartenblätter und 8 Textbeilagen) zusammen¬
gestellt, der in 17 vierzehntägigen Lieferungen (zu je fl. —.30)
ausgegeben werden wird. Das 1. Heft wird anfangs April er¬
scheinen. — Von Hartleben’ * Volks-Atlas* ist bereits Lief. 1
(siehe oben) im Handel.
Se. Majestät der Kaiser hat gestattet, dass ein Buch aus der
Feder der Frau Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie,
betitelt » Lacroma », der Oeffentliehkeit übergeben werde. Das¬
selbe soll 4. April im Verlag von Künast (Wallishauser) in
Wien in einem gr. 4°-Bandc, reich mit Illustrationen geschmückt,
erscheinen; der Preis stellt sich bei Subscription auf fl. 3.— für
ein br. Exemplar. Der Ertrag des Buches ist einem wohlthätigen
Zwecke gewidmet.
Noch im März sollen bei Poetel in Berlin erscheinen
»Orientalische Skizzen « von Th. Nöldeke (c. 20 Bg. gr. 8°. zu
fl. 4.20). Die 9 Skizzen, welche den Inhalt des Bandes bilden,
sind betitelt: 1. Zur Charakteristik der Semiten. 2. Der Koran.
3. Der Islam. 4. Der Chalif Mansür. 5. Ein Sklavcnkrieg im Orient.
6. Jaküb, der Kupferschmied, und seine Dynastie. 7. Syrische
Heilige. 8. Barhcbracus. 9. Theodorus, König von Abessynicn.
Rechts- und Staatswissenschaft.
V erkehrswesen.
Vrba, Rudolf. l>ovaha modcrniho k a p i t ä 1 u. S o c i a 1 no¬
pol iticke üvahy o nutnosti zdaneni pohybliveho.
kapitälu, o lichvc a vy voji novovekeho pene znietvi.
Nasemu rolnictvu i zivnost nietvu na uväzenou podävä Rudolf
Vrba. V Praze 1892. v komisi Frant. Rivnäce. Näkladem spisovate-
lovym. (Der Charakter des modernen Kapitals. Socialpolitische
Erwägungen, betreffend die Nothwendigkeit der Besteuerung
des beweglichen Capitals, den Wucher und die Entwicklung
des modernen Geldwesens. Unseren Bauern und Handwerkern
gewidmet. Prag 1892. In Commission bei Franz Rivnac. Selbst¬
verlag.)
Der Verfasser ist so bescheiden, die Hoffnung aus¬
zusprechen, dass seine Schrift bäuerlichen und Hand¬
werkerkreisen gute Dienste leisten werde. Ich theile diese
Hoffnung, seine Bescheidenheit darf aber nicht zur Unter¬
schätzung seiner Arbeit verleiten. Der Verfasser, derzeit
Caplan auf dem Schlosse des Freiherrn von Zessner in
Dobritschan bei Saaz in Böhmen, ist mit seiner Habili¬
tation an der böhmischen Universität in Prag beschäftigt,
steht in enger Fühlung mit der Redaction der vom Ver¬
eine «Vlast« herausgegebenen »Delnicke noviny« (Arbeiter¬
blätter) und hat bereits eine Reihe von Schriften ver¬
öffentlicht, welche in weiten Kreisen berechtigte Auf¬
merksamkeit wachgerufen haben. Im Jahre 1890 sind
von ihm historische Skizzen aus der josephinischen Zeit
»Pod heslem osvecenstva« (»Unter dem Zeichen der
Aufklärung«) und eine Arbeit betreffend die Erhaltung
des Bauernstandes erschienen; im Jahre 1891 das Buch:
»Delnictvo v boji za sva prava« (»Der Arbeiterstand im
Kampfe um sein Recht«), welch letzteres Werk insbe-
sonders seitens des bischöflichen Consistoriums in Brünn
empfohlen worden ist.
Im vorliegenden Werke, welches dem Reichsraths-
abgeordneten Ernst Grafen Sylva-Tarouca gewidmet ist,
ist es eine Freude zu sehen, welch plastisches Bild der
Verf. von der modernen Gesellschaftsordnung aus den
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Nr. 1. — Oesierreichisches Litteraturbt.att. — I. Jahrgang.
30
verschiedensten Beobachtungsstandpunkten zu entwerfen
versteht und welch richtigen kritischen und reformerischen
Standpunkt er, fussend auf der Erbweisheit der Kirche,
cinnimmt.
Er betont mit Recht die Wichtigkeit, aber auch die
Unzulänglichkeit der Selbsthilfe gegenüber Zuständen,
welche nicht durch Einzel-, sondern durch Collectiv-
schuld herbeigeführt sind (S. 43). Der Staat habe eine
Frontveränderung vorzunehmen und statt den Schulmeister
und Mäcenas zu spielen und Stiftungen zu cameralisieren,
den Schwachen gegen den Starken im wirtschaftlichen
Concurrenzkampfe zu schützen (S. 72). Dabei wird der
Staatsbegriff nicht engherzig beschränkt und insbesonders
bei der Besprechung des Lagerhauswesens (S. 103), der
Cartelle (S. 134), des Creditwesens (S. 146), derCensur-
comites (S. 148), des allgemeinen Stimmrechtes (S. 157)
deren berufsgenossenschaftliche Gestaltung gefordert. Der
Verf. betont mit Recht die Relativität aller gesellschaft¬
lichen Freiheit und aller gesellschaftlichen Gebundenheit,
aller Grundbelastung und Grundentlastung, aller Gewerbe¬
freiheit und alles Gewerbezwanges, alles Freihandels und
Schutzzolles und erwartet die Wiederherstellung des ver¬
lorenen Gleichgewichts zwischen gesatzter und Vertrags-
massiger Arbeitsvereinigung, zwischen Zeit und Raum¬
genossenschaft, zwischen Autorität und Speculation von
der Berufsgenossenschaft.
Der Verf. steht mit Cardinal Manning, mit P. Albert
Weiss, 0. Praed., mit P. Heinrich Pesch, S. J., Baron
Vogelsang und Grafen de Mun und abweichend von
Schneid (Dr.Eck in den Historisch-politischen Blättern 1891)
bei gleichzeitiger richtiger Würdigung der Urtheile der
zeitlichen Ueberlassung der Arbeitsmittel (S. 146) auf
dem Standpunkte, dass die Wucherfrage den eigentlichen
Kern der socialen Frage bilde (S. 40). Aus diesem
Grunde betont er, dass der Wucher ein Eigenthumsdeliet
sei (S. 45) und die Restitutionspflicht begründe, dass es
daher vor Allem darauf ankomme, die gesellschaftlichen
Voraussetzungen zu schaffen für die Rückkehr der Kirche
zu ihrer älteren und strengeren Praxis in der Wucher¬
frage (S. 154).
Behufs Ueberwindung des wucherischen Capitalismus
durch einen nichtwucherischen Capitalismus empfiehlt der
Verfasser die Registrierungspflicht der Creditgeschäfte
(S. 45), der Verträge der cartellierten Rübenzuckerfabriken
mit den Rübenbauern (S. 132), in Uebereinstimmung
mit dem Reichsrathsabgeordneten Hofmann die Registrie¬
rungspflicht der Cartelle und die Fassionspflicht des mo¬
bilen Capitals behufs dessen Conscription und dessen
gerechter Verkehrs- und progressiver Einkommenbe¬
steuerung nach den in diesem Punkte übereinstimmenden
Anforderungen des heil. Alfons von Liguori, von Adam
Smith und Bebel. Die Conscription des mobilen Capitals
braucht in keiner Weise zu einer Zwangsvinculierung und
damit zu einem einfachen Baissemanöver zu werden.
Ein untergelaufener Irrthum ist die Annahme, aisbe¬
stände an österreichischen Börsen ein Sensals- oder
Arrangementzwang (S. 85). Auch fehlt eine scharfe Be¬
griffsabgrenzung von Zwang, Betrug, Spiel, Differenz- und
Termingeschäft. Arrangement und Courszettelredaction sind
derzeit getrennt (S. 86). Die Begriffe der Coulisse (S. 86)
und des Reescomptes (S. 88) sind verfehlt. Oeffentliche
Schuldverschreibungen können so gut wie Actien Gegen¬
stand der Speculation sein (S. 86). Maklercredit als
Regel zu betrachten, erscheint bedenklich. (S. 88).
Von besonderem Interesse sind die Mittheilungen
aus den böhmischen Rechtsquellen über den Zusammen¬
hang von lichva und partyk, von Wucher und Gesell¬
schaftsrecht. Dr. Karl Sehe impflug.
Inhalt der Zeitschriften.
Jahrbuch f. Gesetzgebung, Venealtung u. Volksu'irthschaft.
XVI. 1.
K. Brevsig, Der brandenbiirgische Staatshaushalt i. d.
2. Hälfte d. 17. Jahrh. — P. K. Schneider, Das sogenannte
Heimstättenrecht. — Fr. Gross mann, Die evangelisch-sociale
Bewegung in Deutschland. — S. Jung, Der Wiener Weltpost-
congress. — Rüegg, Die Wirkungen der St. Gotthardbahn. II.
— Reitzenstein, Eine Armeereform in Oesterreich.
Jahrbücher f. d. Dogmatik des heutigen röm. u, deutschen Pri¬
vatrechts. XXXI. 3. u. 4.
Wen dt, Eigenes Verschulden. — Adler, Realcontract
u. Vorvertrag. — Strohal, Eigenthiimer, Hypothek, Hypotheken¬
erneuerung u. Rangordnungsgeschältc.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik. 3. F. III. 1.
Paasche, Die Entwickelung der britischen Landwirthschaft
unter dem Druck ausländischer Concurrenz. — G. v. Below,
Die Bedeutung der Gilden f. d. Entstehung der deutschen Stadt¬
verfassung.
Vierteljahrschriftf. Volksu'irthschaft, Politik u. Kulturgeschichte.
XXIX. I. 1.
I. v. Held. Studie über das sogen. Staatsabstractum.
— N. S. Der russische Wechselcurs jim letzten Jahrzehnt. — W.
Hausmann, Das Abzahlungsgeschäft u. d. neuesten Vorschläge
zu seiner Regelung. —Willi, Volkswirthschaftliche Correspondenz
aus Bern. — E. Blau. Volkswirthschaftliche Correspondenz aus
Wien.
Monatsschrift, f. Christi. Social-Reform XIV. 2.
D. E., Cardinal Manning. — F. Krassl, Das österr.
Privatrecht u. d. Prostitution. — M. V. Eine brennende Frage. —
E. Zur Steuerreform.
Finanz-Archiv VIII. 1.
Saeger, Die engl. Rentenschuld u. die letzte Convcrsion der¬
selben. — Heckei, D. Reform der Gebäudegrundsteucr in Frank¬
reich. — Stussi, Ueb. d. Bedeutung der in d. Lebensversicherg.
angelegten Gelder. — Zur Einkommensteuer-Gesetzgebung in
Oldenburg. — Krämer, Bibliogr. d. finanziellen Litteratur pro 1890.
Neue Erscheinungen:
Soetbecr. A., Litteraturnachweis üb. Geld- u. Miinzwesen, insb.
üb. d. Währungsstreit 1871 —1891. Mit geschichtl. u. statist. Er¬
klärungen. Berlin, Puttkammer u. Mühlbrecht, gr. 8°. (V. 322 S.)
fl. 4*80 geh.
Zadow - Alt-Wuhrovv, v., D. alte u. d. neue Curs. Wirth-
schaftspolit. Betrachtungen e. Landwirthes, ebd. gr. 8° (32 S.)
fl. —‘36.
Zeitschrift f. Volkswirtschaft, Socialpolitik u. Verwaltg. Organ d.
Ges. österr. Volkswirthc. Hrsg. v. E. v. Böhm-Bawerk, K. Th.
v. Inama-Sternegg, E. v. Plener. I. Bd. (4 Hefte) Leipz. Frevtag,
Lex. 8°. (200 S.) 11. 10-.
Büchelen, C., Ueber d. Frage d. sogen. 2. Bahnvcrbindg.
unserer Rcichshälfte mit ihrem Seehafen Triest. Wien, Dorn, gr. 8 U .
(31 S.) fl. —-50.
Alcxander-Katz, R., Die unredliche Concurrenz. Jurist. Betrach¬
tungen. Berl. Drucker, 8°. fl. —*60.
Schmidt Nik. (Budapest), Agio u. Wechselcurs. E. Beitrag z.
Theorie der Papiergeld-Entwerthung. Heidelberg, Hörning 8°.
fl. --48.
Kunz, Dr. H., Das Zürcherische u. eidgenössische Activbür-
gerrecht. Staatsrcchtl. Studie. Zürich. Ebda. 8°. 11. 1'44.
Künftig erscheinende Werke:
Im Verlage von M. Breitenstein in Wien erscheint in
Kürze : * Einfluss der Goldwährung auf das Einkommen der Be-
völkerungsclassen u. des Staates. Eine socialpolit. Studie von Dr.
M. E 11 i n g e r. Auf Grund von Untersuchungen im staatswissen¬
schaftlichen Seminar des Prof. Dr. Carl Mengcr an der Wiener
Universität gearbeitet.« (Preis fl. —*90.)
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31
Nr. 1. — Oesterreichisches Littkraturblatt. — I. Jahrgang.
Unter dem Titel » Videant , Ernste Betrachtungen zur Be¬
amten - u. Lehrergehalts-Frage* erscheint nächstens bei P o e s s 1
in München eine kleine Schrift von V. Ehrlich, welche die
augenblicklich im Vordergründe des öffentlichen Interesses stehende
Frage der Regulierung der Beamtengehalte in Bayern behandelt.
Naturwissenschaften.
Lang, Victor v., Einleitung in die theoretische
Physik. Zweite umgestaltete und vermehrte Auflage. Braun¬
schweig bei Friedrich Vieweg u. Sohn. 1891. 8°.
Diese zweite Auflage ist kaum mehr als durch den
Namen des Verfassers an die erste geknüpft. vSie ist von
Grund aus umgearbeitet und dabei so sehr vermehrt,
dass weder aus dem Inhalte noch nach der äussern Form
des neuen 983 Seiten starken Buches der Zusammen¬
hang zu erkennen wäre, der sonst wohl neue und frü¬
here Auflagen ein und desselben Werkes kennzeichnet.
Es sei nun gleich bemerkt, dass in jeder Richtung diese
zweite Auflage nicht nur eine vermehrte, sondern eine
wahrhaft verbesserte zu nennen ist. Das Bedürfnis einer
solchen Einleitung in die theoretische Physik war bisher
geradezu als ein unbefriedigtes zu bezeichnen, durch das
Erscheinen dieser zweiten Auflage ist dasselbe das erste
Mal befriediget. Der Inhalt des Buches umfasst alle Ge¬
biete der theoretischen Physik und die Behandlung des
Stoffes ist eine gründliche und zugleich klare, welche
von einer sachlich und didaktisch vollendeten Durch¬
arbeitung von Seite des Verfassers zeugt.
Die Eintheilung des Buches ist eine auf den ersten
Blick auffallende, die sich aber als eine wohl bedachte
und logische erweist. An die Behandlung der Bewegung
im Allgemeinen reiht sich sofort das Kapitel über die
Schwere und allgemeine Gravitation, wo sich ganz natur-
gemäss die Lehre von den Kräften, die nach dem ver¬
kehrten Quadrate der Entfernung wirken, die Lehre vom
Potential, anschlicsst. Da hiehcr Magnetismus und Elektri-
cität zählen, so ist es nur logisch, diese beiden Kräfte un¬
mittelbar anschliessend zur Darstellung zu bringen. Erst
nach der Vollendung der Lehre von diesen nach dem
verkehrten Quadrate der Entfernung wirkenden Kräften
folgen dann die weiteren Kapitel der Mechanik der festen
Körper, der Flüssigkeiten und der Gase. Licht und zuletzt
Wärme schliessen den Unterrichtsgang dieser Einleitung
in die theoretische Physik ab.
Nennt sich das Buch auch nur Einleitung in die
theoretische Physik — früher sagte man wohl auch hö¬
here Physik — so ist cs doch gewiss, dass der Student
der Physik wenig mehr zu dieser Einleitung dazuzugeben
braucht, um seinen Studiengang zu vollenden, aber auch
für diejenigen, die schon selbstforschend auf dem Gebiete
der Physik thätig sind, wird v. Lang’s Buch ein werth¬
voller Rathgeber bleiben.
Innsbruck. J. M. Pernter.
Inhalt der Zeitschriften.
Prometheus. Nr. 129. (23. März)
Ür. L. Stabv, Das Schweben und Kreisen der Vögel.
— T h c e n, Das Wattenmeer. 11. (Schluss.) -— Die telegraphische
Uebermittlung photographischer Bilder. — F. K i e s s 1 i n g, Die Pel¬
lagra. — R u ndschau. — Neue elektrische Untergrundbahn für
London. — Länge der unterseeischen Kabel. — Holzschuh- und
Pantoffelfabrikation in Amerika. — Magnetismus des verflüssigten
Sauerstoffs. — Wasserkraftwerke in Bozen und Meran. — Zwei
neue Modilicationen der G. BarthePschen Spiritus-Gebläselampen.
— Elcktromotoren-Anlagen für Hüttenwerke. — Eintheilung und
Werth der südafrikanischen Diamanten. — Plattformbahnen. —
Der grösste Dampfhammer der Welt. — Bücherschau.
Annalen der Physik u. Chemie. NF. XLV. Heft 2.
S chol z, Lösungswärme einiger Salze. — D i c t e-
r i c i, Lösungswärme und osmotischer Druck. — Rubens,
Dispersion ultrarother Strahlen. — Auerbach, Plasticität u.
Sprödigkeit. — Lcbcdc w, Abstossende Kraft strahlender Körper
— G r a e t z, Wärmeleitung der Gase. — Umlauf, Doppel¬
brechung in rotierenden Flüssigkeiten. Bl a s i u s, Interferenz¬
erscheinungen. — Nernst u. Pauli, Elektromotor. Wirksamkeit
der Zonen. — Nernst, Potentialdifferenz verdünnter Lösungen.—
Cohn. Ausbreitung elektr. Schwingungen. — Schmidt, Babi-
net’s Compensator. — Arons, Elektrolytischer Versuch.
Jfetereoloyische Zeitschrift. XXVII. Heft 1.
T i 1 1 o, Vertheilung des Luftdruckes im Russ. Reich und
auf den Asiat. Kontinent. — Russell, Stadtnebel und ihre
Wirkungen.
-XXVll. Heft 2.
T r a b e r t, Wärmestrahlung der atmosph. Luft. — Hann,
Temperaturveränderlichkeit in Oesterreich.
Neue Erscheinungen:
Wurm, Fr., Etiketten f. Schüler-Herbarien. 4. Aufl. Leipa, Künst-
ner. 4. Aufl. gr. 8". (70 Bl.) fl. —*40.
Gerland, E.. Geschichte der Physik. (Weber's naturw. Bibi.
Nr. 4) Lcipz. Weber. (V, 356 S. m. 72 Abb.) fl. 2*40 geb.
Zacharias, O., Katechismus d Darwinismus (Wcber’s ill. Kate¬
chismen Nr. 136). ebd. 8° (176 S. m. Abb.) fl. P50 geb.
M u k a i, T., Studien üb. ehern.-analytische u. mikroskop. Unter¬
suchung d. Manganstahls. Freiberg i. S., Graz & Gerlach.
gr. 8°. (36 S. m. 5 Tat'.) fl. 1*20.
E n g 1 e r, A., Üb. d. Hochgebirgsflora d. tropischen Afrika. Berl.
Reimer, gr. 4° (461 S.) fl. 12*—.
G i b b s, Thermodynam. Studien. Üb. v. W. Ostwald, Lcipz. En¬
gelmann. gr. 8". (XIV. 409 S. m. FigA fl. 8’40.
Timm, P.. Wie gestaltet sich das Wetter? E. prakt. Anleitg. zur
Vorherbestimmung d. Witterung. Wien, Hartleben, 8°. (VIII.
175. S. m. 74 Abb.) fl. 1*—.
Himpcl, J- S., Flora v. Elsass-Lothringen. Analyt. Tabellen
zum Bestimmen der in Elsass.-Lothr. einheim. u. häufiger culti-
vierten Gefässpllanzen. Metz, Deutsche Buchh. (Lang), 8° (IV.
325 S.) fl. 2-10.
Jacob sen, E., Chemisch-techn. Repertorium 1S91. 1. Ilalbj.
1. Hälfte. Berl. Gärtncr-Heyfelder, gr. 8°. (152 S. m. III.) fl. 2*28.
Zeitschrift f. anorganische Chemie. Hrsg. v. Gerh. Krüss.
Bd. 1. Heft 1. Hamburg. Voss. 8°.
Karrer, F., Führer durch die Baumaterial-Sammlung des k. k.
naturhistor. Hofmuseums. Wien, Lechner, 8° fl. U25.
Zweiter Internationaler Ornitholog. Congrcss.
Budapest 1891. Fojelontes. Hauptbericht. Compte-rendu I. Theil.
— In Commission bei Friedländer u. Sohn in Berlin, gr. 4°
(227 S.) Beide Theile fl. 12*-.
Araneae Hungariae sccundum collectioncs a Leone Becker
pro parte pcrscrutatas conscriptac a Cornelio C h y z e r et
Ladislav K u 1 c z v n s k i. Tom. 1. ebd. gr. 8° (168 pp. c. 6 tab.)
fl. 6‘—. — (Beide Werke aus der k. ung. Akademie der Wissen¬
schaften.)
Künftig erscheinende Bücher:
In Vorbereitung:
Von dem Grazer ord. Universitätsprof. Dr. C. D ölt er er¬
scheint demnächst bei Veit & Co. in Leipzig eine >Fde/stcin-
Jt'unde. Anleitung zur Unterscheidung u. Bestimmung der Edel¬
steine.« Das Werk, mit zahlr. Abb. im Text ausgestattet, wird
sich im Preis auf c. fl. 2 40 stellen.
Mathematik. Astronomie.
Seydler, A. Bahnbestimmung des Kometen 1890 I.
(Abhandlungen der kön. böhm. Ges. der Wissenschaften zu
Prag. VII. Folge. 4. Band.)
Diese letzte Arbeit des frühzeitig gestorbenen Directors
des k. k. astronomischen Institutes der böhm. Universität
zu Prag gibt eine Bahnbestimmung des am 12. Decetnber
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Nr. 1 . — Oesterreichischks Litteraiurblatt. — I. Jahrgang:
3'4
1889 von Borrelly auf der Sternwarte in Marseille ent¬
deckten Kometen aus G7 Beobachtungen, vom Tage der
Entdeckung bis 9. Januar 1891.
Das beste aus sechs Normalörtern abgeleitete System
gibt folgende Elemente:
T = 1890 Jan. 26 51754 M. Z. Berlin
u> = 199° 51' 26' 3 )
S> = 8 28 41*8 l M. Aeq. 1890*0
i = 56 44 22*5 J
lug q = 9*430965
Die in den einzelnen Normalörtern übrig bleibenden
Fehler sind (nach directcr Berechnung):
Normalort
Aa cos Z
Ao
1
+ 2"3
— 0"6
II
— 3"4
+ 3"1
III
+ l /y ^
+ 2"7
IV
— 1"8
— 0"8
V
— 0"5
— r '6
VI
+ 0"4
+ 0"6
Die Summe der Fehlerquadrate
S [AA] = 43"6
der mittlere Fehler einer einzelnen Position
s = J_ 1"99
Die Berechnung dieses Kometen ist keine definitive,
weil eine durchgreifende Revision der Positionen der
Verglcichsterne nicht durchgeführt war. Da der Komet
ein lichtschwaches, sehr schwieriges Object war, ohne
deutlich ausgesprochenen Kern, dürften den Beobachtungen
selbst bedeutende Beobachtungsfehler anhaften. Es ist da¬
her sehr zweifelhaft, ob eine Neuberechnung die Elemente
wesentlich umgestalten würde. Schliesslich mag hervor¬
gehoben werden, dass der Verf. noch ein anderes
Elemcntensystcm angibt, das von dem obigen wenig ver¬
schieden ist.
Prag. Dr. \V. L ä s k a.
Inhalt der Zeitschriften:
Astronomische Nachrichten. Bd. 129. Nr. 3077.
A. Krucgcr, Berechnung der Störungen der periodischen
Kometen durch die der Sonne nahen Planeten. — Beobachtungen
des neuen Sternes in Auriga. — N. C. Duner, Elemente des
Planeten (310.) — A. Krueger: Planet Wolf 1891, Nov. 28.
Neue Erscheinungen:
Schweigcr-Kerche n f e 1 d A. v., Das Mikroskop. Leitfaden
d. mikroskop. Technik nach d. heut. Stande der theoret. und
prakt. Erfahrungen. Wien. Hartleben, gr. S°. (144 S. m. 192 Ab¬
bildungen.) fl. 1.50.
D a l w i g k F. v., Beiträge zur Theorie der Thetafunctionen von
p Variablen. 4 U . fl. 1.20.
Medicin.
Liebermann, Leo: Studien über die chemischen P ro-
cesse in der Magen-Schleimhaut. (Archiv für die ges.
Physiologie 1891.)
Mit dem Studium der Nucleine, deren Bedeutsam¬
keit für das Leben der Zellen täglich deutlicher erkannt
wird, beschäftigt, versuchte der Verf. aus der Magen¬
schleimhaut (des Schweines) nach dem bekannten Ver¬
dauungsverfahren einen derartigen Körper darzustellen.
Das erhaltene Product bestand aus mikroskopischen
Körnchen von der gleichen lebhaften Färbbarkeit wie die
Zellkerne, und zeigte die gewöhnlichen Eigenschaften der
Nucleine. Bei mehrstündigem Kochen mit Alkohol jedoch
zerlegte sich die Verbindung langsam in Lecithin und
einen eisenhaltigen EiWeisskörpeE Xanthinkörpcr kon-fiten
nicht nachgewiesen werden. Der Gehalt an P 2 0 6 bc
trug G l — G*9%, der an N 9*4—9*9%. Da düs vor¬
liegende »Lecithalbumin« die einzige aus der Magen¬
schleimhaut erhältliche Nucleinsubstanz war,. Jag es
nahe wegen ihrer starK sauren Eigenschaften an
einen Zusammenhang mit der Abscheidung freier Salz¬
säure zu denken.Das Verhalten der Substanz.einer Lösung
von kohlensaurem Natrium gegenüber bot hier die ge¬
wünschten Anhaltspunkte; sie quillt nämlich in einer
solchen Lösung zu einer stark alkalischen, weder filtrier¬
baren, noch durch Diffusion vom Alkali trennbaren Flüssig¬
keit auf, die durch Einwirkung von Kohlensäure langsam
wieder unter Abtrennung des Alkalis in eine saure Ver¬
bindung zurückverwandelt wird.
Die gleiche Erscheinung zeigt auch die frische, oder
auch fein zerhackte Magenschleimhaut. Die Rolle, welche
das besprochene Lecithalbumin bei der Absonderung
freier Säure im Magen spielt, wäre nach L. also folgende:
die freie Salzsäure bildet sich durch die Einwirkung der
bei der Oxydation entstehenden Kohlensäure auf die
Chloride der die Magcnzellen umspülenden Gewebsflüssig¬
keit — eine solche Einwirkung wird von L. durch die
Auflösung von Kupferoxyd in Kochsalzlösung beim Durch¬
leiten eines Stromes von Kohlensäure recht deutlich nach¬
gewiesen und quantitativ verfolgt. — Die entstandene
freie Salzsäure diffundirt rasch, theils in die Lymph-
gefässe und Venen, theils aber in die Ausführungsgänge
der Magendrüsen, von wo sie rasch an die Oberfläche
geschafft wird. Dieser Erfolg ist nur dann begreiflich,
wenn ein Körper vorhanden ist, der das beim Processe
entstehende kohlensaure Natron begierig — unter Ab¬
scheidung neuer Kohlensäuremengen — aufnimmt, und
zugleich durch seine Quellung vor der sofortigen Ein¬
wirkung der Säure schützt. Ein solcher Körper ist aber
das beschriebene Nuclein der Magenschleimhaut. Wenn
dann die Hypcraemie der Magenschleimhaut vorüber ge¬
gangen ist, wird dieses Alkali langsam an das Blut ab¬
gegeben und bewirkt die Steigerung der Alkalescehz
des Harns einige Stunden nach der Mahlzeit. Dass
zur Zeit der Verdauung die stärker kohlensäurehal¬
tige Gewebsflüssigkeit nicht die gleiche Zersetzung des
Lecithalbuminnatrons bewirkt, wird durch die . An¬
wesenheit von noch frischem und stark saurem Lecith¬
albumin erklärlich gemacht. (Die Eigenthätigkeit der Zelle
und ihrer Bestandtheile, die ja doch erst aus der alkali¬
schen Flüssigkeit den stark sauren Zellkernbestandtheil
aufbaut, ist da wohl zu wenig, d. h. gar nicht berück¬
sichtigt. D. Ref.)
Aus der Niere konnte Verfasser eine der beschrie¬
benen nucleinartigen Verbindung ganz ähnliche Substanz
durch künstliche Verdauung erhalten. Das Verhalten
derselben gegen kohlensaures Natron und Kohlensäure
ist, ebenso wie bei einem dünnen Schnitt aus frischem
Nierenparenchym, das schon oben beschriebene. Aus
stark alkalisch reagirenden Lösungen von harnsaurem
oder phosphorsaurem Natron nimmt sic 1 Alkali auf und
lässt stark sauer reagierende Flüssigkeiten zurück. Dieses
Verhalten kann zur Erklärung der Thatsachc, dass aus
alkalischer Blutflüssigkeit saurer Harn abgeschieden wird,
herangezogen werden.
Innsbruck. Dr. Hans Malfatti.
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Nh. 1. — Oesterreichisches Litteraturblait. — I. Jahrgang.
36
Neue Erscheinungen:
Bayer C., Die Chirurgie in d. Landpraxis. Kurzgef. Naehschlage-
buch f. prakt. Aerzte. Berl., Fischer (Kornfeld). 12°. (VII, 110S.)
tl. 1.68 geh.
Klinik, Berliner, Hrsg. v. E. Hahn u. P. Fürbringer. Heft 45.
(N. Flaischlen, Die Indicationen zur Laparotomie bei gynä¬
kologischen Erkrankungen.) 15 S. 8°. ebd. fl. —.36.
Stratis C. FI., Gynäkologische Anatomie. Circulationsstörungen
u. Entzündungen der Ovarien u. Tuben, ebd. gr. 4°. (VII. 41 S.
u. 45 Aquarellen auf 12 Taf.) fl. 15.—
Wilheim J., Das Naturheilverfahren auf moderner Grundlage bei
d. verschiedenen Leiden des Organismus. Für Gesunde und
Kranke aller Stände. (Bibliothek gemeinnütziger Heilkunde,
III. Bd.) Wien, Hartleben. 12°. 11. 1.—.
Verhandlungen d. Vereins f. Natur- u. Heilkunde zu Press¬
burg. N. F. 7. Heft. (1887—91.) Pressburg, Heckenast's Nachf
gr. 8°. (248 S.) fl. 1.50.
Riedel, Erfahrungen üb. d. Gallensteinkrankheit mit und ohne
Icterus. Berl., Hirschwald. gr. 8°. (VIII. 183 S. m Fig.) fl 3.—.
Lothes R, Präparirmethodik. E. Anleitg. zu d. anatom. Ucbung.
f. d. Studium d. Thicrmedicin. Berl , Enslin. gr. 8°. (VIII, 135 S.,
m. Abbd. fl. 3.— geh.)
Hermanni F., E. Fall v. Hämatom d. Ligamentum latum. Tü¬
bingen. Moser, gr. 8°. (19 S. m. Abb.) fl. —.48.
Matzdorff H., lieber amvotrophische Lateralsklerose. Berlin,
Mitscher u Röstell. gr. 8 ,r . (39 S) fl. —.60.
Lexikon, Diagnostisches, f. prakt. Aerzte. Hrsg, von A. Blum u.
M. T. Schnirer. Wien, Urban & Schwarzenberg. Lief. 1, 2
Lex.-8°. (S. 1—96, ill.) ä fl. —.60.
Ammon F. A. v., D. ersten Mutterpflichten u. die erste Kinder¬
pflege. Bcarb. v. M. Lewitt. Berlin, Warschauer. 12°. (XIV.
307 S.) fl. —.90 geb.
Klinik, Wiener, Red. v. A. Bum. 3. Heft. (Caspar, D. Reflex¬
lähmung der Thiere.) S. 67—94. Wien, Urban u. Schwarzen¬
berg. gr. 8 U . fl. —.45.
Forcl A , Die Errichtung von Trinker-Asylen u. deren Einfügung
in d. Gesetzgebung. Bremerhaven, Dienken. gr. S°. (60 S.)
fl. -.48.
Borntraeger J., Ueb. d. strafrechtliche Verantwortlichkeit des
Arztes bei Anwendung d. Chloroforms u. a. Inhalations-Anäs-
thetica. Gekrönte Preisschrift. Berl. Hirschwald. gr. 8°. fl. 1.20.
Künftig erscheinende Bücher.
Ein für Aerzte, wie für in England Reisende gegebenen Falles
nicht uninteressantes Werk erscheint demnächst bei Groos in
Heidelberg: > Deutsch-englische Gespräche zur Erleichterung des
Verkehrs zwischen Arzt und Patient «, zusammengestellt von
F. Tebbitt.
Von April d J. ab wird im Verlag v. J. Alt in Frankfurt
eine »Zeitschrift für ärztliche Landpraxis «, Organ für die wissen¬
schaftlichen u. praktischen Interessen der in kleineren Städten und
auf dem Lande wirkenden Aerzte, erscheinen, deren Redaction
Dr. H. Schlesinger in Frankfurt a./M. übernommen hat. Der
Preis für 12 Hefte ist auf fl. 3.60 gestellt worden; ein Probe¬
quartal April bis Juni kostet fl. —.90.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Neue Erscheinungen:
Schubert M , Die Cellulose-Fabrikation. Berlin. Fischer u. Heil¬
mann. 8°. (VIII, 230 S. ill.) fl. 3.—.
Macrcker M., Die Kalidüngung in ihrem Werthe f. d. Erhöhung
u. Verbilligung d. landw. Production. Berl., Parev. gr. 8°.
(X, 287 S.) fl. 2.40.
Lippe-Wcissenfeld A. Graf zur, Die drei wirkenden Factoren
d. Landw., Natur, Arbeit, Capital. E. Beitr. z. allg. Landwirth-
schaftslehre. Dresden Schönfeld. gr. 8". (60 S.) 11. —.96.
Gel eich E. u. C. Dictzsehold, Die Tabellen der Uhrmacher¬
kunst, nebst e. Sammlung mathemat. Hilfstabellen f. Uhrmacher.
Wien, Ilartleben. Lex.-8°‘ (VII, 231 S.) 11. 4.80 geb.
Kuhn II., Die Baumwolle, ihre Cultur, Structur u. Verbreitung,
ebd. gr. 8°. (XV, 284 S., m. 4 Taf.) fl. 4.32 geb.
Wachtl F. A., Die Nonne (Psilura monacha L.) Naturgesch. u.
forstl. Verhalten d. Insectes, Vorbeugungs- u. Vertilgungsmittel.
Im Aufträge des k. k. Ackerbau-Ministeriums verf. 2. Aull.
Wien, Frick. gr. 8". (IV, 39 S. mit Ill.) fl. —.30.
Zoebl A., Bericht an d. k. k. Ackerbau-Ministerium üb. d. land-
wirthschaftl. Versuchswesen u. seine Beziehungen zur Pflanzen¬
veredlung in Deutschland, Dänemark, Schweden u. Norwegen,
ebd. gr. 8°. (74 S. m. 1 Tafel) fl. —.80.
Schöne Litteratur. Varia.
Täuber, Dr. Oscar. Ehrentage Oesterreichs. Bilder aus dem
Ruhmeskranze des österreichisch - ungarischen Heeres. Wien,
L. W. Seidel & Sohn, 1892. 8°. fl. 3.—.
Der durch sein Erzählertalent rasch beliebt gewordene
Autor hat mit dem vorliegenden Buche dem österreichischen
Volk und Heer eine Gabe gewidmet, die nicht dem Schrift¬
steller allein, sondern auch dem treuen österreichischen
Patrioten in ihm zur Ehre gereicht. Die stattliche Reihe aus
der Zahl der Grossthaten des kaiserlichen Heeres und somit
der tapfern Völker des grossen Heimatlandes, welche das
Buch in fesselnder und lebenswarmer Schilderung erzählt,
reicht aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges bis in die
jüngste Vergangenheit. Der Verfasser verspricht, dem nun
erschienenen Werke weitere Folgen solcher Bilder angliedcrn
zu wollen und das ist ein gutes Wort, eine Versicherung,
die in einer stolzen Wahrheit wurzelt: Wer Oesterreichs
grosse und heroische Thaten erzählen will, dem bietet die
Geschichte des Vaterlandes eine überreiche, fast unerschöpf¬
lich mächtige Quelle. An die Leistungen der Vorfahren,
an die Ehre und Kraft des alten Reiches, an die über¬
kommenen heiligen Pflichten zu mahnen, ist mehr als je
immer dringendere Nothwendigkeit.
Vergiftet und verfälscht durch die seit langen Jahren
gehegte und geduldeteUeberschwemmung mitdcnProducten
einer gehässigen und zersetzenden Geschichtsmacherei,
hat das Empfinden unseres Volkes und ganz besonders
der sogenannten Intelligenz sich längst gewöhnt, gläubig
aufzunehmen und nachzubeten, was das eigene Vater¬
land herabzusetzen, seine Ehre und seinen Ruhm zu
verkleinern geeignet gewesen, dagegen Allem skeptisch
und kühl gegenüberzustehen, was das Sinken des patrio¬
tischen Geistes zu bekämpfen sucht. In Schulen, auf
Lehrstühlen der Universitäten, in Zeitungen machte sich
seit vielen Jahrzehnten jene Geschichtsauffassung breit,
die eine zielbewusste historische Schule zu propagieren
nicht ermüdete, im eigenen Lande selbst fehlt es nicht an
Schriften, welche dieselbe Feindseligkeit athmen, dieselbe
Tendenz der Entstellung verfolgen gegen Alles, was
österreichisch ist, wie sie den Werken und Lehren jener
Schule innewohnen. Die wenigen Bücher, welche fördernd
in gutem Sinne wirken könnten, werden von der Presse
todtgeschwiegen, an berufener Stelle als lästig und zum
Farbebekennen zwingend bei Seite geschoben, bis es
endlich gelingt, sie einzusargen und aus dem Buchhandel
verschwinden zu machen, damit der Platz unbehindert
frei bleibe für die Hochfluth zersetzender Schriften, deren
oft glänzende Diction die armen Köpfe verblendet. Die
Geschichtsschreibung Oesterreichs aber bedarf keiner
Entstellungen, keiner Phrasen, keiner künstlerischen Zu¬
richtung, um Liebe und patriotische Begeisterung zu
erwecken. Man kann die österreichischen Archive nicht
weit genug öffnen, ihr Inhalt zwingt zur Ehrfurcht vor
der Grösse und Ehre des Vaterlandes, zum freudigen
Stolz auf die Dynastie, der treuen Vorkämpferin des
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Nr. 1. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — f. Jahrgang.
38
Rechtes seit so vielen Jahrhunderten, zum Selbstver¬
trauen der Völker endlich, die Grosses geleistet haben
in Zeiten, deren Gefahr und Noth nicht mehr ver¬
standen und nicht mehr gewürdigt wird. Was aber die
Väter gethan, das könnten auch die Söhne, wenn sie
dem treuen festen Sinn der Vorfahren, dem Glauben,
der sie stärkte, dem Pflichtbewusstsein, das sie erfüllte,
dem Mannesmuth, der sie beseelte, nicht untreu geworden
wären. Ob noch so viel Empfänglichkeit im Herzen des
Volkes bewahrt geblieben, um ein treu patriotisches
Buch wie das vorliegende, als lieben Hausfreund aufzu¬
nehmen, steht dahin, aber es kann sich den Weg dahin
wieder bahnen, wenn es sich die Jugend erobert, wenn
es in die Schulen dringt. Unsere Völker werden sich ja
einmal wieder ihrer alten Grösse, ihrer herrlichen, ehren¬
reichen, gemeinsamen Heimath bewusst werden und mit
dem innern Frieden werden auch die grossen »Ehren¬
tage« wiederkehren, wenn es gilt, für die heiligsten Güter
einzustehen. Dem Buche, das hinausgeht, um die Liebe
zum Vaterlande zu predigen, wünschen wir freundliche
Aufnahme und reichen Erfolg! v. Wetzer.
Inhalt der Zeitschriften:
Nord und Süd. 16. Jahrg. Heft 1. (April.)
Lindau, Hängendes Moos. Roman. (I.) — Graf Leo von
Caprivi. — J. v. Falke, Das architektonische Wien. — Hassen¬
camp, Ein Liebesroman Wielands. — Marholm, Ibsen als
Fraucnschilderer. — Fuld, Die Criminalität in Deutschland. —
Kretschman, Helene, Herzogin v. Orleans. — K. Lasswitz,
Prinzessin Jaja. Ein Märchen. — Bibliographie. — (Porträt Caprivi’s )
Historisch-politische Blätter. 109. Band. Heft 6.
Geschichte Wallenstein’s nach Leopold von Ranke.
(III. Schluss.) — Wissenschaftliche und katholische Regungen in
Oesterreich. — Kirche und Republik in Frankreich. — Die Staats-
Aufsicht über den Religionsunterricht. — Zeitläufe. Die Encyklica
vom 16. Februar in ihrer Bedeutung ausserhalb Frankreich. —
Zu den »Concilienstudien«.
Oesterreichisch-ungarische Revue. Jahrg. 1892. (Xlt. Bd.) Heft 4.
F. v. Krön es, Der Jesuitenorden und seine Rolle im
Geschichtsleben Ungarns. I. — H. Schli tte r, Warum England nach
den Aeusserungen eines österr. Staatsmannes seine amerikanischen
Colonien verlor. — E. V. Zenker, Die Pressgesetzgebung des
Jahres 1848. — Geistiges Leben in Oesterreich-Ungarn.
Ungarische Revue. Hrsg. v. K. Heinrich. XII. Jahrg. Heft 2. (Febr.)
Keleti, Ungarns Volk i. J. 1890. — Kuzsinszky,
Ausgrabungen zu Aquincum 1879—91. III. — Balassa, Die
Dialecte der ungar. Sprache. II. (Schl.) — Kvacsala, Die An¬
fänge der finnisch-ungar. Sprachvergleichung. — Schullerus,
Die Merkwürdigkeiten Samuel Hirtendorns. Ein sächsischer Roman
aus dem 18. Jahrh. — Sitzungsberichte. — Vermischtes. —
Ungarische Bibliographie.
Stimmen aus Maria-Laach. Jahrg. 1892. Heft 3. (14. März.)
A. Baumgartner, P. A. M. Anderledv. — Dahl¬
mann, Zur Buddhismus-Schwärmerei. — K r e i t e n, Blasius
Pascal. III. — D r e s s e 1, Der elektrische Strom im Bunde mit
Wasser u. die Lauffener Kraftübertragung. III. (Schl.) — Jür¬
gens, Von Bombay nach Kandy. — Recensionen:
B o e d d e r, Natural Theology (Pesch). — Philosophia Lacensis:
Pesch, Institutiones logicales (Frick). — Maas, Geschichte
der kathol. Kirche in Baden (Pfülf). — Ehegasser, Berg¬
blumen ^Kreiten).
Revue des deux mondes. CX. tome. Livr. 2. (15. März 1892.)
Duc de B r o g 1 i e, Etudes diplomatiques : Fin de la guerre
de la succession d’ Autriche. — Traite d’ Aix-la-Chapelle
(1748). — Dernieres negociations, lc traite. — Ch. de B e r k c 1 e y,
Le journal de Mlle. de Sommers. — Lev y-Brühl, Le roman
contemporain et le naturalisme en Allemagne. — ß i k e 1 a s, La
litterature Byzantine. — G. D u r u y. Larevolution a Toulon. —
Le club Jacobin, V esprit public et 1* emigration. — E. M ü n t z,
Athenes a moyen age. — G. B a p s t, Histoire d’un cabinet
mincralogique. — Le cabinet d’ histoire naturelle des princes de
Conde. — E.-M. de V o g ü c, Chateaubriand.
Neue Erscheinungen:
Commcr C., Columbus. Ein episches Gedicht. Münster, Aschen¬
dorff. 12°. (93 S.) 11. - .90.
Coloma L., S. J., Des Lebens traurige Komödie. Sittenbilder aus
dem spanischen Leben. Autoris. Uobcrs. von H. Wolf. I. Wien
»Austria« (XI, 159 S.) 8". fl. -.90.
Achleitner A., Aus dem Hochland. Berggeschichten. Skizzen
und Culturbilder aus der baver. und österr. Alpen weit. München.
Stahl sen. (VII, 201 S.) tl. -.96.
»Clara Maitland«. Aus dem Leben eines jungen Mädchens.
Köln. Bachem. 8°. (168 S.) fl —.72.
May C. Reiseromane. I. Durch Wüste und Harem. Lief. 1—4.
Freiburg i. Br. Fehsenfeid. 8°. (S. 1—256) ä Lief. fl. —.18.
Ben esc h A., Die Bethanier. Eine bibl. Erzählung. Graz. Leykam.
8°. (72 S.) fl. —.96.
Suttner B. v, Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte.
Dresden. Pierson. 2 ßde. 4. Tausend. 8°. (309 u. 324 S.) fl. 3.60.
Wo 1 zogen E v., Erlebtes, Erlauschtes, Erlogenes. 11 Humo¬
resken. Berlin. Fontane. 8°. (VII. 331 S.) fl. 1.80.
Lechleitner F. Der Schreiber von Constanz. Eine Rheingeschichte
aus den Tagen des Minnesanges. Wolfenbüttel, Zwissler,
8°. (442 S.) fl. 2.10.
Jahrbuch, Oesterreichisches. Für d. österr. Volkschriften-Verein.
Herausg. und geleitet von Frh. v, Helfert. 16. Jahrg. Wien.
Kubasta und Voigt. 8° (307 S. m. Illust.) fl. 3.
Künftig erscheinende Bücher:
Der Dichter von »Dreisehnlinden*, F. W. Webe r, hat
eine neue epische Dichtung * Goliath* vollendet, welche ein
norwegisches Liebesidyll zum Gegenstände hat und demnächst
im Verlage von Ferdinand Schöningh in Paderborn erscheinen
wird. Die Ausgabe ist im Laufe April zu erwarten.
Von Jos. Wichner's prächtigen » Alraunwurzeln « erscheint
anfangs April eine 2. Auflage, c. 300 S. zum Preise von fl. — 80
im Verlage von H. Kirsch in Wien.
Von Herder’s Conversations-Lexikon hat die Verlagshand¬
lung Herder in Freiburg i. Br. die schon längere Zeit vorbereitete
gänzlich umgearbeitete dritte Auflage, 4 Bde. in Lex.-8°, in
Angriff genommen.
Von Gerh. Hauptmann, einem der Stimmführer der natura¬
listischen Schule, gelangt ein neues Schauspiel »aus den Vierziger-
Jahren«, betitelt »Die Weber« zur Ausgabe (Berl., Fischer), von
dem die Vcrlagshandlung in ihrem Prospect hervorhebt, dass die
Aufführung in Berlin (am Deutschen Theater) soeben polizeilich
untersagt worden sei.
Sie böhmische Kaiser Franz Joseph-Akademie der
Wissenschaften, Litteratur und Kunst in Prag.
Von Dr. W. Vondräk.
Wohlthuend und erfreulich ist es, bei dem trostlosen Ueber-
handnehmen materialistischer Tendenzen,die, jeder höheren geistigen
Regung abhold, nur die äussere, nackte Seite des Lebens zum
Gegenstand ihres Strebens und Trachtens machen, einer mächtig
sich kundgebenden Regung des Geistes nach höheren Zielen zu
begegnen. . . Als die rühmenswerthe Kundgebung solch’ hoch¬
treibenden Geistes müssen wir die Gründung der böhmischen
Akademie ansehen, wenn wir die Umstände, unter welchen sie
in’s Leben gerufen worden ist und vor allem auch den edlen
Sinn jener Gönner, die ihre Gründung ermöglichten, in’s Auge
fassen.
Die Schöpfung einer böhmischen Akademie war ein schon
lange im Stillen gehegter Wunsch jener Koryphäen, denen die
geistigen Bedürfnisse der böhmischen Nation stets am Herzen
lagen; aber wie weit schien man noch vom Ziele entfernt! Man
hatte zwar Vereine, die zur Pflege der Wissenschaften bestimmt
waren. An erster Stelle muss hier die königl. böhmische Ge¬
sellschaft der Wissenschaften genannt werden. Ihr Zustande¬
kommen im Jahre 1770 hatte sie vor allem Ignaz v. Born zu
verdanken, wenn sie auch damals nur als eine Privatgesellschaft
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Orsterrkichisches Litteraturbla'it. — I. Jahrgang.
40
3-9
Nr. 1. -
bestand. Ihre Publieationen hiessen: »Präger gelehrte Nachrichten«
(1771 und 1772», hierauf »Abhandlungen einer Privatgesellschaft
in Böhmen zur Aufnahme der Mathemathik, der vaterländischen
Geschichte und der Naturgeschichte« (177ö—1784) Im Jahre 1784
bekam sie von Kaiser Joseph II. die Erlaubnis sich als eine öffent¬
liche Gesellschaft zu constituieren und als solche hielt sie am
29. Jänner 1785 ihre erste Sitzung ab. Ihr erster Präsident war
Fürst Egon Fürstenberg (1771 —1781). Im Jahre 1790 wurde die
Gesellschaft- mit dem Attribute »königlich« ausgestattet. In ihren
Publieationen findet man Arbeiten eines Dobrovskv, Palacky,
Safarik und Andern, wichtige Abhandlungen, die namentlich
die Geschichte, Sprache und Littcralur Böhmens betreffen. Aber
auch deutsche Gelehrte haben vielfach werthvolle wissenschaft¬
liche Arbeiten beigetragen.
Ferner muss hier der Muscumverein (»Spoleenost vlasteneckeho
musca v Cechach« oder kurzweg »Öeske Museum« hervorgeho¬
ben werden, der am 15. April 1818 in’s Leben gerufen wurde und an
dessen Gründung insbesondere die Grafen Caspar und Franz
Sternberg, Fr. Klebeisberg und Franz Kolovrat regen Antheil
nahmen. Sein Organ — die Muscums-Zeitschrift (Casopis ceskeho
Museum) — das seit 1827 herausgegeben wird (anfänglich auch
deutsch, doch konnte sich die deutsche Zeitschrift nicht behaupten
und gieng im Jahre 1831 ein) repräsentiert ein bedeutendes Stück
Arbeit auf dem Gebiete der Wissenschaft, namentlich aber wiederum
der slavischen Philologie, Litteraturgeschichte und Böhmens
Geschichte. Aber auch andere Zweige der Wissenschaft finden hier
ihre Pflege.
Vereine und Organe, welche die wissenschaftlichen Bestre¬
bungen in Böhmen fördern sollten, hatte man also — hier sind
nur die wichtigsten genannt — es fehlte aber eine Centralstelle,
die das gesammte culturcllc Leben in Böhmen führen und lenken
konnte und als solche dachte man sich vor Allem die Akademie.
Die Aufgaben, die einer solchen harren, sind gewiss nicht
klein. Es soll hier nur beispielsweise hervorgehoben werden, dass
bis jetzt ke n altböhmischer Evangelientext in kritischer Ausgabe
vorliegt und doch kann man ihn, wenn man sich mit dem Studium
des Altböhmischen beschäftigt, nicht entbehren. Ich erinnere ferner
daran, wie nothwendig die Erforschung der Dialecte in Böhmen
ist. Sie wird gewiss äusserst interessante Resultate zu Tage fördern.
So sind dem Referenten Dörfer im Böhmerwalde bekannt, deren
Dialecte wichtige Eigentümlichkeiten aufweisen und zum Theile
durch ihre Archaismen frappieren. Und solcher Aufgaben gibt es
noch viele, an die sich der Einzelne ohne moralische oder
materielle Unterstützung von Seiten der Akademie kaum heran¬
wagen würde.
Der erste Impuls zur Gründung der Akademie wurde durch
ein anonymes Schreiben vom 8. Juli 1888 gegeben, das an den
Landmarschall gerichtet und mitcinerGeldcinlage von 200.000 Gulden
zum Zwecke der Gründung einer gelehrten Gesellschaft versehen
war. Die Veranlassung dazu bot die Feier des vierzigjährigen
Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät. Aber es konnte dem hoch¬
herzigen Spender nicht gelingen, seine Anonymität zu wahren. Man
konnte unmöglich lange darüber im Zweifel sein, wer solche
Opfer bringe und so blickte Alles ahnungsvoll zu dem Baurath
Joseph tllaVkä empor, dem die böhmische Nation schon so
viel zu verdanken hatte. Der erste Schritt war also geschehen,
der Landtag nahm am 9. October 1888 die Spende an und es
wurde dem Landesausschusse aufgetragen, sich an den Allerhöchsten
Thron behufs Genehmigung der Gründung zu wenden. Diese wurde
auch durch die Allerhöchste Entschlicssung vom 23. Januar 1890
crtheilt und die Statuten genehmigt. Gleichzeitig wurde zum
Protcctor der Akademie der durchlauchtigste Herr Erzherzog Carl
Ludwig bestellt. Seine Majestät widmete dem Gründungsfond eine
Summe von 20.000 Gulden, andere Spenden folgten den erhabenen
Beispielen, so dass jetzt der Gründungsfond der Akademie über
300 000 Gulden beträgt. Am 22. April wurden die ersten ordent¬
lichen Mitglieder ernannt, die dann die Wahlen der anderen vor-
zunchmen hatten; das geschah auch und so zählte man schon bei
der General-Versammlung am 18. October 1890 50 ordentliche
Mitglieder. Die feierliche, officielle Eröffnung der Akademie selbst
fand am 18. Mai 1891 durch ihren Protcctor statt.
Die Gesammtheit der Mitglieder der Akademie gruppiert sich
in vier Classen. In das Ressort der ersten Classe fallen: die
Philosophie, die Staats- und Rechtswissenschaften, die Sociologie,
Geschichte und Alterthümer. In das der zweiten : Mathematik,
Naturwissenschaften, Medicin, Geographie (namentlich die physi¬
kalische). In jene der dritten : Sprachwissenschaften, wobei be¬
sonders die böhmische Sprache und Litteraturgeschichte und die
Erforschung böhmischer Denkmäler hervorgehoben wird, und
schliesslich in das der vierten Classe: die schöne Litteratur, die
darstellende Kunst und musikalische Composilionen.
Die Mitglieder sind entweder Ehrenmitglieder (deren im
Ganzen 16 sein können) oder ordentliche (in der ersten, zwei¬
ten und vierten Classe je 15, in der dritten nur 12, im Ganzen
57), dann ausserordentliche (deren jede (‘lasse so viele haben
kann, als sic ordentliche Mitglieder zählt), weiter correspon-
dierende (in jeder Classe so viel als die Zahl ihrer ordent¬
lichen Mitglieder beträgt) und schliesslich auswärtige Mitglieder
(in jeder Classe zwanzig).
Alljährlich am 2. December (oder am Tage zuvor) wird eine
feierliche öffentliche General-Versammlung abgehalten. Hier wird
über die Thätigkeit der Akademie im verflossenen Jahrgänge
Bericht erstattet, werden die Wahlen neuer Mitglieder bekannt-
gegeben und Vortrüge gehalten. Ausserdem finden jährlich noch
vier andere Generalversammlungen statt, welche über Fragen ad¬
ministrativer Natur zu entscheiden und Wahlen vorzunchmen
haben. Die einzelnen Classen selbst haben wiederum ihre eigenen
Versammlungen oder Sitzungen (und zwar ordentliche und ausser¬
ordentliche^ zur Erledigung der an sie gelangenden Einläufe. In
einzelnen Fragen, namentlich peeuniärtr Natur, muss die Classe
ihre Vorschläge der Generalversammlung unterbreiten und hier
erst wird darüber entschieden.
Was die periodischen Publieationen der Akademie anbelangt,
so gibt sie heraus :
1. Abhandlungen (Rozpravv ceske akademie cisafe Fian-
tiska Josefa pro vedv, slovesnost a umeni). Diese ediert j*’de
Classe für sich unter ihrem Titel. Die einzelnen Abhandlungen
erscheinen separat ; wo es angezeigt ist, wird ein deutscher Aus¬
zug beigegeben, in einer Paginierung mit den Originaltexten.
Ob sich dies bewähren wird, muss die Zukunft erweisen. Viel¬
leicht wäre cs besser, den Auszug getrennt herauszugeben, oder
ihn wenigstens separat zu paginieren.
2. Einen Anzeiger (Vestnik ceske ak. u. s. w. wie oben),
der monatlich erscheint und Berichte über die General- und
Classen-Versammlungen und Verwaltungs-Commissionen bringt
und das Verzeichnis eingelangter Druckschriften enthält. Er bietet
ausserdem auch kurze Auszüge und Inhalts-Angaben vorgelegter
Arbeiten.
3 Einen Almanach. Dieser wird zu Anfang jedes Jahres
von der Kanzlei unter der Aufsicht des General-Secretürs heraus¬
gegeben. Er enthält den in der feierlichen General-Versammlung
(2. December) vorgelegten Jahresbericht, die gehaltenen Vorträge,
den Inhalt officicller Schriftstücke, die der Akademie zugekommen
sind und ein Verzeichnis der jeweiligen Mitglieder mit den näheren
Daten.
Neben diesen Publieationen kann jede Classe noch andere,
auch periodische herausgeben, wie es auch thatsächlich bei der
vierten schon geschieht.
Die bisher vorliegenden Publieationen machen einen erfreu¬
lichen Eindruck. Ihre äussere Ausstattung lässt nichts zu wünschen
übrig; sie entsprechen vollkommen unseren modernen Anforde¬
rungen in dieser Beziehung, aber auch inhaltlich tragen sie —
zum wenigsten die der ersten drei Classen, die sich mit gelehrten
Dingen befassen — vielfach zur Bereicherung der Wissen¬
schaft bei. Die erste Classe hat als erste Nummer unter ihren Abhand¬
lungen eine Arbeit von Professor Dr. Fr. Lau rin, betitelt: Die
Blutsverwandtschaft und Schwägerschaft als Ehehindernisse nach
den Bestimmungen des Kirchenrechtes (71 Seiten).
Die zweite Classe bringt in den Abhandlungen eine Reihe
von Arbeiten, freilich meist nur geringen Umfanges. Wir können
hier nur einige hervorbeben : Ein Beitrag zur Theorie der Bogen¬
träger von Prof. Jos. Solin Nr. 1; Chemisch-biologische Studien
von Dr. Boh. Ray man und Karl Kruis (mit 8 Tafeln, Nr. 4);
geologische Beiträge zur Frage nach den letzten europäischen
Continental-Veränderungen von Dr. J. N. Woldfich (Nr. 14):
Beiträge zur Amputationstechnik von Prof. E. Albert (Nr. 16).
In den Abhandlungen der dritten Classe sind als erste Nummer
erschienen: Neue kritische und exegetische Beiträge zu Virgils
Aencis von Dr. Johann Kvicala, eine für die classische Philo¬
logie höchst wichtige Arbeit (VII und 1 —118). Der des Böhmischen
nicht mächtige Philologe wird die I lauptresultate in deutscher
Sprache auf Seite 119—149 nachlesen können. Die zweite Publi-
cation dieser Classe wird wiederum von Jenen mit grosser Freude
begrüsst werden, die dem Studium des Altböhmischen obliegen.
Es ist dies eine altböhmische Reimchronik — die sogenannte
DaliiniIsche Chronik — die hier endlich einmal nach der
e
41
Nr. 1. — Oesterretchisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
42
ältesten fast vollständigen Handschrift (die zwei älteren enthalten
nur Fragmente) von Dr. W. Mourek herausgegeben wurde.
Freunden der Poesie wird die Gabe der vierten Classe höchst
willkommen sein. Es ist dies die Bibliothek der Weltliteratur
(Sbornfk svetove poesie). Nr. 1: Ariosto’s Orlando furioso,
übersetzt von Jar. Vrchlicky (Gesang I—VI.) In 7—8 Bänden
soll in etwa zwei bis drei Jahren der ganze Orlando furioso er¬
scheinen. Nr. 2: Ad. Mickiewicz’ Konrad Wallenrod, übersetzt
von J. V. Slädek. Dies Gedicht wurde zwar schon 1837 von
W. Stulc übersetzt, aber die Uebcrsctzung enthielt ungewöhnlich
viele Polonismen und musste daher durch eine neue ersetzt werden.
Nr. 3: Lord Byron’s Sardanapal, übersetzt von Fr. Krsek und
Nr. 4: Luka Botics Verbrüderung übersetzt von Jos. Kolaf
(aus dem Serbischen).
Wie man sicht, hat die Akademie in der verhältnismässig so
kurzen Zeit ihres Bestandes schon ziemlich bedeutende Leistungen
aufzuweisen. Es ist auch die Hoffnung nicht unbegründet, dass
sie noch Glänzenderes leisten wird, wenn sie sich in die neuen
Verhältnisse wird hineingelebt haben und wenn dort auch das
akademische Leben etwas rascher pulsieren wird. Gewisse kleine,
kaum merkliche Stauungen sind ja im Anfang unvermeidlich und
es wird auf sic gewiss auch bald ein regelmässiger Gang folgen.
Dann wird es auch möglich sein, an die Lösung wichtiger Auf¬
gaben heranzutreten und die Arbeit selbst systematisch vorzu¬
nehmen.
Die Publicationen wurden hier nur aufgezählt und wir be¬
halten uns vor, auf die eine oder andere gelegentlich noch zurück¬
zukommen.
Schliesslich mögen noch die Namen der Functionäre hier Er¬
wähnung finden. Präsident der Akademie ist Baurath Jos. Hlävka,
Generalsecretär Professor Jos. 6o in. Präsident der ersten Classe:
Hofrath Dr. Ant. Randa; der zweiten: Hofrath Dr. Karl Ritter
v. Koristka; der dritten: Prof Dr. Joh. Kvicala und der
vierten: der Präsident der Akademie selbst.
Inhaltsangaben der Akademieschriften:
Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien.
Philosophisch-historische Classe. 40. Bd.
Winternitz, Das altindische Hochzeitsrituell. — Schip¬
per, The poems of William Dunbar edited with introductions,
various rcadings and notes. Two parts. — Heinzei. LJeber die
französischen Gralromane.
Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Akademie der
Wissenschaften in Wien. 125. Band.
Müller, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Minoig
Chrat. — Me ringer, Beiträge zur Geschichte der indogermani¬
schen Declination. — Beer, Handschriftenschätze Spaniens. —
Kühnert, Leber die Bedeutung der drei Perioden Tschang, Pu
und Ki, sowie über den Elementen- und den sog. Wahlcvclus bei
den Chinesen. — Grünert, Die Begriffsverstärkung durch das
Etymon im Altarabischen. — Brandt, Uebcr die Entstehungsver¬
hältnisse der Prosaschriften des Lactantius und des Buches De
mortibus pcrsecutorum. — Ott, Die rhetorica ecclesiastica. Beitrag
zur canonistischcn Litteraturgeschichte des XII. Jhdts.— Siegel,
Das pflichtmässige Rügen auf den Jahrdingen und sein Verfahren.
— Büdingcr, De coloniarum quarundam Phoeniciarum primordiis
cum Hebraeorum exodo coniunctis. — Meyer, Alhanesisehe
Studien III. Lautlehre der indogerman. Bestandtheile des Albane-
sischen.
Publicationen der »Mafien Slovenska « in Laibach für iSqi (mit
Ausschluss der Belletristik.)
1. Letopis (Jahrb.) red. v. A. Bartel: M. Murko, Die en¬
klitischen Wörter im Slovenischen. — V. Oblak, Beiträge zu
einer historischen slovenischen Dialektologie. — M. Cillusek.
Die Steinkohlenformation im Allgemeinen u. ihre Gestaltung in
der slov. Steiermark insbesondere. — S. Rutar, Die prähistor.
und römischen Ausgrabungen in den slovenischen Ländern im
J. 1890. — J. Subic, Die Farben und ihr Gebrauch in der
Ornamentik. — M. Murko f Fr. Miklosich. — J. Tom sic, Slo-
vcnische Bibliographie für d. J. 1890. — 2. J. Vrhovcc. Zgodo-
vina Novega Mesta (Geschichte von Rudolfswerth).
Abhandlungen der Classe für Philosophie , Geschichte und Philo¬
logie der kgl. biihm. Gesellschaft der Wissenschaften 1890/91.
A. Ludwig, Leber die Methode der Interpretation des
Rgveda. — J. Noväk, O dorne Homerskem (Das homerische
Haus). — Ludwig, Die Genesis der grammat. Formen des
Sanskrit und die zeitliche Reihenfolge in der Sclbständigwerdung
der indoeuropäischen Sprachen. — C. v. Hofier, Die Aera der
Bastarden am Schlüsse des M.-A. — J. Gebauer, Altböhmische De¬
clination der /-Stämme.
Sitzungsberichte der kgl. höhnt. Gesellsch . d. JViss. (Philos.-histor.-
philol. Classe.) 1891.
F. Mencik, Ein Beitrag zur böhm. Uebersetzungslittc"
ratur. — Kalousek. Ein neues Werk von Ernst Denis über
die Geschichte Böhmens. — Celakovsky, Leber Pichmann’s
Denkwürdigkeiten v. Pilgram v. J. 1691. — J. Feige, Einige
Varianten der böhm. Heiligen-Legenden aus Hdschr. der k. Hof-
und Staatsbibliothek in München. — C. v. Höflcr, Leber die
Bastarddynastien des ausgehenden M.-A. — W. Ncdoma, Ein
Altbunzlauer Codex aus der Hussitenzeit. — F. X. Prusik, Die
böhm. Lebersetzung d. gehörnten Siegfried. — J. W. Noväk,
Leb. d. Streit der Brüder-Lnität mit dem Herrn Adalbert von Pern-
stein in Prossnitz 1557/58. — Dusek, Formenlehre des Part,
praet. act. II. in den böhm.-slov. Dialekten. — Tomek, Leber d.
Prager Pfarrgcistlichkeit im XV. Jhdte. — Podlaha, Historia
Pragensis von Hammcrschmid. — Tomek, Leb. d. Prager Collegiat-
kirchen im XV. Jhdt. — Mencik, Die Goldschmiedezunft in Prag
und ihre Statuten 1324. — Rybicka, D. Geistlichkeit von Chrudim
vom XV 7 . bis XVII. Jhdt. — H. Toman, Leb. d. Anfänge der
Kriegführung Zizka’s, insbes. über die Wagenburg.
Personalnachrichten.
To de s fäl 1 e.
Otto Glagau, Schriftsteller und Herausgeber des »Cultur-
kämpfer« in Breslau, starb am 2. März 58 Jahre alt.
In Salzburg starb am 2. März der frühere Redacteur der
»Salzburger Zeitung«, Ludw. Miclichhotcr im 78. Lebensjahre.
Der Professor der Zoologie an der Lniversität Czernowitz,
Dr. Vitus Gräber, ist am 3. März in Rom, wohin er sich krank¬
heitshalber begab, im 48. Lebensjahre gestorben.
In Innsbruck starb am 8. März der k. k. Hofrath und
supplierende Lniversitäts-Professor Dr. Emanuel Ec eher al Echo
Edler v. Marienberg im Alter von 61 Jahren.
In Wien starb am 6. März der fürstl. Schwarzcnbcrg’sche
Hofgärtner Herrn. Xettlau, Mitarbeiter an Fachzeitschriften und
als Kenner der Palmen- und Azaleencultur geschätzt.
Am 10. März starb in Marburg der Professor für dass. Philo¬
logie an der dortigen Lniversität Dr. Leop. Val. Schmidt,
64 Jahre dt.
Der Professor der Chirurgie in Heidelberg, Dr. Herrn. Lossen,
erlag am 14. März einem Schlaganfall.
In Graz starb am 16. d. M. der Cavaliere Michael Simcttinger
im 64. Lebensjahre, der lange Zeit in der Redaction des »Grazer
Volksblatt« und des »Vaterland« thätig gewesen war; er war Be¬
sitzer des päpstlichen Sylvester-Ordens.
Am 16. März verschied in Wien nach kurzer Krankheit der
Leibarzt weil. Ihrer Maj. Kaiserin Karolina Augusta und k. k.
Regierungsrath Dr. C. Aberle im 75. Lebensjahre, als Forscher
über Theophrastus Paracelsus bekannt.
Der Professor der roman. Philologie in Breslau, Dr. Adolf
Gasparv (geb. 1849) hat sich in der Nacht auf den 18. März
in einer Berliner Privatklinik in einem Anfall von Geistesstörung
erhängt.
In Upsala ist vor Kurzem der ehemalige Professor doitselbst,
Rabenius im Alter von 69 Jahren gestorben.
E r n c n n u n g e n.
In Innsbruck hielt am 12. März der Med. Dr. Hanns Malfatti
seinen Probevortrag als Privatdocent für Chemie.
Der für das nächste .Studienjahr, vom 1. April ab, zum Rector
der Strassburger Universität gewählte Professor der Theologie
Dr. Wilh. Nowack hat die kais. Bestätigung erhalten.
Der Professor am Franz Joseph-Gymnasium in Lemberg
Fz. Pröchnicki ist zum Dircctor des 5. Staats-Lntcrgymnasiums
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43
44
Nr. 1. — Oesterrfjchisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
in Lemberg; der Professor am Obergymnasium in Feldkirch,
Dr. Victor Perathoner zum Director der genannten Lehranstalt
ernannt worden.
Der Volontär der Grazer Universitätsbibliothek Dr. Ferdinand
Eichler ist zum Amanuensis dortselbst ernannt worden.
Landesschulinspector Dr. v Wretschko ist in’s Unterrichts¬
ministerium berufen und dem Mittelschuldepartement zur Dienst¬
leistung zugetheilt worden.
Der a. o. Prof. Dr. Wilh. Meyer-Lübkc an der Universität
Wien ist zum ord. Prof.der roman. Philologie daselbst; der a. o. Prof.
Dr. Bernh. Seuffert an d. Univ. Graz zum ord. Prof. d. deut¬
schen Sprache und Litteratur daselbst; der a. o Prof. Dr. Wilh.
Baldensperger a. d. Univ. Giessen zum ord. Prof, für neu-
tcstamentl. Exegese daselbst ernannt worden.
Den Amanuensen v a. d. Prager Universitäts-Bibliothek Heinr.
Pechtl und Bohusl. Cermäk wurde der Titel eines Scriptors
verliehen.
Der Privat-Docent für englische Philologie in München
Dr. Emil Kocppel wurde zum a o. Prof, daselbst ernannt.
Dem ord. Prof, der franz. u. engl. Sprache a. d. Universität
in München Dr. Br ev mann wurde statt seiner bisherigen Nominal¬
fächer die romanische, insbesondere die französische Philologie als
Nominalfach übertragen.
Prof. Stimming aus Kiel ist als Prof, der roman. Philologie
nach Göttingen berufen worden.
Der ord. Prof, für engl. Philologie a. d. Universität Göttingen,
Dr. Alois Brandl, ein gebürtiger Tiroler und ehedem Privat-
Docent in Wien und a. o. Prof, in Prag hat einen ehrenvollen
Ruf nach Strassburg an Stelle ten Brinks angenommen.
An Stelle des verstorbenen Hofraths Dr. Demelius ist der
Prof, des röm. Rechts an der deutschen Universität in Prag Hof¬
rath Dr. Carl R. v. Czyhlarz nach Wien berufen worden.
Dem a. o. Prof, der Aesthetik an der techn. Hochschule in
Wien, Dr. Jos. Bayer wurde der Titel und Charakter eines ord.
Prof, verliehen.
Der Prof, am Schottengymnasium P. Hugo M a r e t a O. S. B.
wurde mit dem Titel eines Schulrathes ausgezeichnet.
Der Ober-Bibliothekar an der Universitäts-Bibliothek in Leipzig
Geh. Hofrath Dr. Krehl trat mit 1. März dieses Jahres in den
Ruhestand.
Als Privat - Docenten haben sich habilitiert : Dr. Heinrich
Rubens aus Frankfurt a. M., Assistent an der physikal. Anstalt
an der Universität in Berlin; A. Frh. v. Schwind für deutsche
Reichs- und Rechtsgeschichte a. d. Universität in Wien ; Dr. Herrn.
R. v. Schullcrn-Schrattenhofcn für Nationalökonomie
a. d. Universität in Wien; Dr. Ferd. Detter für nord. Sprachen
und altgermanische Dialekte a. d. L’niversität in Wien ; Assistent
Max v. Schmidt au f Altenstädt für analyt. Chemie an
der Hochschule für Bodencultur in Wien ; Med. Dr. C. Js. C o r i
für Zoologie und vergl. Anatomie an der deutschen Universität
in Prag.
Dem Dr. Joh. S a h u 1 k a. Privat-Doccnt für Theorie der
Wechselströme u. deren praktische Anwendung an der techn. Hoch¬
schule in Prag wurde die venia legendi für die techn. Hochschule
in Wien erthcilt.
Der Privat-Docent für canonischcs Recht an der Universität
in Wien Dr. L. Wahrmund wurde zum a. o. Prof, in Czernowitz
ernannt.
Die a. o. Professoren Dr. Wiek ho ff (für Kunstgeschichte)
und Dr. F. Kaltcnbrunner (für histor. Hilfswissenschaften)
wurden zu ord. Professoren, ersterer in Wien, letzterer in
Innsbruck berufen.
Zum Custos am k. und k. Hecrcsmuseum in Wien wurde
W. Erben berufen.
Gelegentlich der Neuorganisierung des Archivs des k. und k.
Finanz - Ministeriums (ehemaligen Hofkammer - Archivs) wurde
Fr. Kre y c z i zum Concipisten I. CI., M. F a b e r zum Concipistcn
II. CI. ernannt.
Zwei Meisterwerke de$ Farbenholzschnilleg.
(Chromo-Xylographie.)
Der heilige Kreuzweg
in 14 Stationsbildern
von Prof. Raph. Grünnes nach f Prof. Joh. Klein.
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derselbe Einband mit Goldschnitt fl. 3.50; in Lederband 11. 4.—; in Pergament
fl. 5.—. — Ausgabe in französischer Sprache in gleichen Einbänden und Preisen.
Der Rosenkranz in 20 Bildern
von f Prof. Joh. Klein.
Format I 4 V 2 XIO cm, in Holz geschnitten und in Gold und Farben aus¬
geführt von Heinrich Knöfler in Wien, mit erläuterndem Text.
Preise: In Enveloppe fl. 1.50; in reichverziertem Leinenband fl. 2.30; derselbe Einband
mit Goldschnitt fl. 3.—; in Lederband fl. 3.50; in Pergament fl. 4.50. — Ausgabe
in französischer Sprache in gleichen Einbänden und Preisen.
Zu beziehen direct von der Verlagshandlung sowie durch alle katholischen Buch- und Kunst¬
handlungen.
Bach- and Kunstverlag ,$t. florbertug” in Wien
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parzer. Herausgegeben von
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man die schlechten Nachahmungen damit vergleicht, welche von der
literarischen Industrie auf den Markt gebracht werden.“ (Sehulblatt )
„Wer kein Geld wegwerten und wirklich zum Ziele gelangen will,
bediene sich nur dieser, von Staatsinin. Dr. v. Lutz, bxcl. Staats-
secretär Dr. v. Stephan, Kxcl., d. Prof Dr. Biichmann, I)r. Diester¬
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in Veitretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. MichaelGitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, lli. Seidlgasse 8.
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1UVAUCI) V V l vll | Ui. ÜCIUI
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Nr. 2.
Wien, 15. April 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u.Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
VVien-Kritzendorl.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
DR FRANZ SCHNÜRER
Abonnements- u. Inseraten-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), halbjährig fl. 2.50 (M. 4.50); für Mitglieder der
Leo-Gesellschaft ganzjährig fl. 3.— (M. 5.50), halbjährig fl. 1.50 (M. 2.75). — Inserate : für die 3mal gespaltene Petitzeile oder deren Raum 8 kr. (16 Pf.).
INHALT:
K 1 o f u t a r, Commcnt. in Evangelia S. Marci et
S. Lucae tSedej).
Bibliothek der kath. Pädagogik I—IV'. (Rösler 1 ).
Beilesheim, Geschichte der kath. Kirche in
Irland (Pastor).
Herondae miiniambi ed. Buecheler iGitlbauer).
Schachingcr, Briefwechsel Enk-Halm (Minor).
Beer, Oesterr. Handelspolitik im 19. Jhdt.
i Weichs).
Feldzüge des Prinzen Eugen v. Savoyen (Bh.)
Sagorskiu Schneider, Flora Carpatorum
central. (Wiesbaur).
V i n 11 e r, Gedichte (Brandl).
Mangold, Die ungar. Akademie der Wissen¬
schaften.
Theologie.
Klofutar, L eonardus*. Commentarius in Evangelia S.
Marci et S. Lucae. Labaci, sumptibus auctoris. Typogr.
cathol. In Commission bei H. Kirsch in Wien, 1892, gr. 8°.
VIII, 304 S. fl. 2 —.
Der in theolog. Kreisen durch drei Commentare,
zu Johannes (1862), Matthäus (1866), sowie zum
Römerbrief (1880) bekannte Verf. lässt im vorliegenden
Buch die Commentare zu den zwei übrigen Evangelien
folgen. Dieselben wurden bereits 1858 lithographiert und
erscheinen hier in neuer Bearbeitung und bedeutend ver¬
mehrtem Umfange.
ln den Einleitungstractaten steht der Verfasser auf
dem Standpunkt der neuesten diesbezüglichen Forschun¬
gen und Ergebnisse. Insbesondere erfährt die Frage über
Zeit und Ort der Abfassung des Marcus-Evangeliums eine
gründliche Behandlung, wobei der zweifellos corrupte Text
deshl.Irenaeusadv.haer.III. 1, coli. Euseb. Mistor, eccl.
V, 8 im Sinne R. Cornely's (Hist, et crit. Introd. III. 76 ff.)
geistreich interpretiert und in Einklang mit den patristi-
schen Zeugnissen gebracht wird. Ueberhaupt zeichnen
sich diese Prolegomena durch klare und sachliche
Gliederung, sowie durch kritische Sichtung des älteren
Materiales in den Einleitungsfragen aus.
Im Commentar selbst ist der Stoff zwar in partes
und capita eingetheilt, wir vermissen aber vor den ein¬
zelnen Abschnitten die üblichen Summarien, die für das
Verständnis des Inhaltes, Zusammenhanges und Fort¬
schrittes der evangelischen Geschichte von grossem Be¬
lange sind. Die Schriftauslegung ist textgetreu und ziem¬
lich vollständig, dabei kurz und bündig. Dass dem Auctor
die kath. Glaubensregel stets als Richtschnur dient, braucht
nicht erst hervorgehoben zu werden. Es mögen hier
nur noch einige Ergänzungen und Berichtigungen Er¬
wähnung finden. Die hebräischen Wörter erscheinen bei
K. nicht mit hebräischen Buchstaben (wie in den frü¬
heren Commentaren), gedruckt, sondern einfach trans-
scribiert, jedoch nicht immer richtig; so S. 88, v. 8
vaihi statt vajjehi, S. 95, v. 28 lak, statt lach, ebenso
schekar statt schechär (S. 90, v. 15), sachai statt
zakkai (Zachaeus) u. s. w. S. 40, v. 34 wäre es, um
die Form Ethpaal im Zeitworte Epheta zu beweisen, an¬
gezeigter gewesen, direct vom etf'pad'd und nicht vom
epheta der Vulgata auszugehen; möglicherweise kann
das aramäische auch ippetach gelautet haben. S. 116,
v. 1 wird der Name Augustus etymologisch so erklärt:
(Octavianus) Augusti vero cognomen assumpsit ex decreto
Senatus honoris causa, quod urbem et imperium auxisset.
Dagegen ist bekannt, dass (vgl. Wetzer u. Welte, Kir-
chenlex., I 2 . S. 1694) Octavian auf den Vorschlag des
Munatius Plancus Augustus, bei den Griechen Xißast^C
d. i. der Ehrwürdige, Unverletzliche genannt
wurde. S. 119, v. 5. wird der Beweggrund der Reise
Maria's nach Betlehem zur Volkszählung (Schätzung)
mit den Worten angegeben : quia filia haeres (sTCixXYjpog)
erat, et Betlehemi aut bona quaedam habebat, quae in
tabulas publicas referenda essent, aut saltem jura habebat
illorum vi haereditatis. Wieseler, Zumpt, Vigouroux
meinen, dass Maria nicht wegen der Vermögensschätzung
nach Betlehem gereist sei, sondern deswegen, weil die
Frauen zum Zahlen der Kopfsteuer verpflichtet waren
und persönlich beim Census erscheinen mussten. Freilich
widerstreitet dieser Meinung Dr. Emil Schürer, »da die
betreffenden Angaben, wie aus der Analogie mit dem
älteren römischen Census zu schliessen ist, von den
Familienvätern gemacht werden konnten«. Schürer leugnet
aber überhaupt jeden allgemeinen Reichscensus zur Zeit
des Augustus und hat offenbar die Absicht, den hl.
Lucas eines geschichtlichen „Irrthumes“ zu überführen.
(E. Schürer’s Geschichte des jüdischen Volkes, I. § 17).
S. 139 bemerkt Klofutar zu Lucas III. 1, dass nach
Hug und Wieseler der »jüngere« Lysanias, Tetrarch von
Abilene, zwischen 734 und 780 U. C. geherrscht
habe. Dazu ist darauf hinzuweisen, dass E. Renan
auf Grund der von R. Pococke im J. 1737 in Abila auf¬
gefundenen Inschrift die Zeit des jüngeren Lysanias
auf die Jahre 7 u — 729 eingeschränkt hat. (Cf. E. Renan,
Memoires de l’Academie des Inscriptions 1867, part II. p.
68 — 69.) — S. 292, v. 13 wird Emmaus, wohin die
zwei Jünger an einem der Ostertage von Jerusalem giengen,
kurzweg mit dem heutigen Kubebe identificiert. Ja, wenn
das so sicher wäre! Es wird um die Bestimmung
dieses biblischen Ortes schon lange Zeit gestritten; die
einen versetzen ihn nach Kalonije, die anderen nach
Abu-Ghösch, die meisten nach Kubebe, in neuester
Zeit aber werden für Nikopolis ( Amväs) nahe der Ebene
Sephela ernste Gründe vorgebracht. M. J. Schiffer (in
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51
52
Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
„ f Amväs das Emmaus des hl. Lucas“. Freiburg, Herder 1890)
weist nach, dass ausser Codex X (Tischendorfi) noch
13 andere Codices und 2 Uebersetzungen die Variante
160 Stadien haben. Das Emmaus der Makkabäer, sowie
das des hl. Lucas und e Amväs-Nikopolis sind nach
Schiffers Ansicht ein und dasselbe Emmaus, somit die
60 Stadien nur ein Irrthum der Abschreiber.
Wien. Dr. Franz Sedej.
Studien u. Mittheilungen aus d. Benedictiner- u. Cistercienser-
Orde?t. 1891. 4.
Leonard, Aus d. innern Geschichte d. Stiftes Seckau (1140
bis 1289). — Schmieder, Zur Gesell, d. Mönchthums nach der
Bened. Regel. (Schl.) — Hafner, Regesten z. Gesch. d. Klosters
Hirsau. IJI. — Plaine, Scries chron. crit. Hagiographorum
VI. — VIII. saec. — Dolberg, Die Verehrungsstätte d. h. Blutes in
d. Cist.-Abtei üoberau. — Claus, E. catalan. Dichter aus d. Cist.-
Orden. — Hahnekamp, St. Benedict a. d. Gran.
Theologische Quartalschrift\ XLVII. 1.
Linsen mann, Moderner u. christlicher Personcncultus. —
Kepplcr, Beiträge z. Entwicklungsgesetz d. Predigtanlage. —
Zisterer, Die Apostelgräber nach Gajus.
Archiv f. hathol. Kirchenrecht. 1892. 2.
Brockdorff-Rantzau, Ueber das Compatronatsrecht. —
Kayser, Aus d. Capitclsbuche d. Decanats Haselach a. d. 15. Jhdt.
— Porsch, Die jurist. Persönlichkeit u. rechtl. Vertretung d. Dom-
kirchcn. — Porsch, Die rechtl. Bedeutung eines von der Pfarr-
gemeindevertretung zu Gunsten eines künftigen Pfarrers geschloss.
Vertrages.
Revue des Sciences ecclesiastiques. 386.
Didio, La quereile de Mabillon et de l’abbe de Rance. —
Mignon, Hugues de St. Victor. — E. Man ge not, Jos. ßian-
chini. — Dolhagaray, Comment. sur la Bulle »Apostolicae
Sedis«.
Etüdes religieuses. XXIX. Fevr. 1892.
Cornut, L’anarchie litteraire. — Martin, L’encycliquc »Rerum
novarum«. (IV.)— Prelot, Le pere Monsabre. (X.) — Delaporte,
Argent et litterature. (III.) — Forbcs, Les ecolcs catholiques
d'apprentissage. — Desjardins, Msgr. Maret.
La Science catholique. VI. 3.
Constant, L’univers d’apres la science et d’apres la rcvelation.
— Cor luv, Le cremation des corps chez les Hebrcux. — De
Gryse, La nouvelle Interpretation de 1’Hexameron. — F. M. Leroy,
Discussion sur la mode de la creation du premicr homme.
Hittudomänyi Folyoirat (Theologische Zeitschrift), III. Evf. I. füz.
Marcz. 15.
Rezbänyai, Az egyhaz es az ällam között valö viszony
k^rdese hazänkban (Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat
in Ungarn). — Kozäry, A protest. ds a kathol. alaki clve (Das
formale Princip des Katholicismus und des Protestantismus). —
Füssy, A franczia egyhäzi javak a nagy forradalom elött es
alatt (Die kirchl. Güter in Frankreich vor und während der
französ. Revolution). — Kudora, Az egyhäzi ekesszölästan el-
melete (Theorie der kirchlichen Beredsamkeit). — Kiss J , Egy
szabadgondolkozö az egvhäz függetlensegenek megserteseröl (Ein
Liberaler über die Verletzung der Unabhängigkeit der Kirche). —
Engelsz: Az uj szövetseg görög nvelve (Die griechische Sprache
d. v. J.) II. _'_
Neue Erscheinungen:
Schott, P. Ans., Das Messbuch d. h. Kirche (Missale Romanuni)
latein. u. deutsch mit liturg. Erklärungen. Für die Laien be¬
arbeitet. 3. verm. Aufl. Mit 1 Stahlst, u. 3 Lichtdrbld. Frei¬
burg i. B , Herder, 8°. (XXL 760 u. 229 S.) gb. fl. 2.40.
Schwarz, W. E., Zehn Gutachten über d. Lage d. kathol. Kirche
in Deutschland (1573/76) nebst d. Protokolle d. deutschen Con-
gregation (1573/78). [Als Bd. II. der »Briefe u. Acten zur Geschichte
Maximilian II.«] Paderborn, Bonifacius-Druckerci, gr.-8°. (LII.
135 S.) fl. 2.64.
Tobner, P. Paul, Das Cistercienser-Stift Lilienfeld in Niederöst.
Biographische Darstellung d. Wirkens d. Cistercienser- Mönche
in dieser Babenberger Stiftung v. J. 1202 —1891, zusammenge¬
stellt aus Anlass d. 800jähr. Geburtsjubiläums unseres heiligen
Vaters Bernardus. Im Selbstverl. d. Verf. 8°. (XII. 188 S.)
Klimsch, Rob., Lourdes u. seine Wunder in Vortr. f. Freund u.
Feind. Mit e. Novene, Reisevorschl. u. Erwägungen. Graz,
Moser. 8°. (IV. 132 S.) fl. -.40.
Kathol. Flugschriften z. Wehr u. Lehr’, Nr. 44—48. Berlin
»Germania«. 16° ä fl. —.06. Nr. 44/45: Nie. Schl. S. J., Die
Culturarbeit der kathol. Kirche. (126 S.) Nr. 46: H. v. Noit,
Wie hat es so kommen können? Eine kurze Frage und eine
lange Antwort. (64 S.) Nr. 47: Berndorf, Beerdigung oder
Verbrennung der Leichen? (71 S.) Nr. 48: Kathol. u. Protestant.
Duldsamkeit od. d. Jesuit Perrone u. seine Ankläger. (53 S.)
Michael, E., Ignaz v. Döllinger. Eine Charakteristik. 2. Aufl.
Innsbruck, Rauch. (XII. 600 S. m. Portr.) fl. 3.60. (Die erste
Aufl. erschienen d. Innsbr. Ztschr. f. kath. Theologie 1891/92.)
Im Spätsommer d. J. wird bei Bachem in Köln als deutsche
Festschrift z. öojähr. Priesterjubiläum des heil. Vaters erscheinen:
» Leo XIII., seine Zeit , sein Pontificat , seine Erfolge.* Nach
authen'.ischen Aufzeichnungen mit Gutheissung Sr. Heiligkeit, von
Dr. Bernard O'Reillv. Genehmigte deutsche Ausg., frei bearbeitet,
ergänzt u. weitergeführt v. Dr. theol. J. Weinand, 2. umgearb.
Aufl. Der Preis für den m. e. Reihe prächt. Bilder geschmückten
Bd. wird sich auf 11. 7.— stellen.
Von P. Odilo Wolff’s O. S. B. >Beuron. Bilder u. Erinne¬
rungen aus dem Mönchsleben der Jetztzeit « wird bei Ochs (Südd.
Verlagsh.) Stuttgart, demnächst eine 2. ver’o. Aufl. hcrausgegeben.
Philosophie. Pädagogik.
Bibliothek der katholischen Pädagogik. Herausge-
geben unter Mitwirkung von Dr. L. Kellner, Dr. Knecht und
Dr. Herrn. Rolfus von F. X. Kunz. Freiburg, Herder, gr 8°.
1888—1891.
I. Band: Antoniano, Silvio (Cardinal), Die christliche
Erziehung. Dargestellt im Aufträge des hl. Karl Borromäus.
Aus dem Italienischen übersetzt und mit der Biographie des
Verfassers versehen von F. X. Kunz. (XX u. 446 S.) fl. 3.—.
II. Band: Mapheus Vegius’ Erzichungslehre. Ein¬
leitung, Uebersetzung und Erläuterungen von K. A. Ko pp. —
Aeneas Silvius’ Tractat über die Erziehung der
Kinder, gerichtet an Ladislaus, König von Ungarn und Böhmen.
Einleitung, Uebersetzung und Erläuterungen von P. Gal liker.
(XII u. 302 S.) fl. 1.80. .
III. Band: Ausgewählte Schriften von Columban, Alkuin,
Dodana, Jonas, Hrabanus Maurus, Notker Balbulus, Hugo von
Sanct Victor und Peraldus. Einleitung und Uebersetzung von
P. G. Meier. (XII u. 346 S.) 11. 2.10.
IV. Band: Johann Michael Sailers pädagogisches
Erstlingswerk; ein Vorläufer seiner Erziehungslehre. Neu
hcrausgegeben und mit einer Einleitung und Anmerkungen be¬
gleitet von Dr. L. Kellner. —Franz v. Fürstenberg. Sein
Leben und seine Schriften. Hcrausgegeben von J. Esch.
(XII u. 316 S.) fl. 1.80.
»Grabet tiefer und ihr werdet überall auf
katholischen Boden stossen!« Diese Mahnung des
grossen Görres wird recht eigentlich bewahrheitet durch
das oben angezeigte Unternehmen, mit welchem der Ver¬
leger sich ein unvergängliches Denkmal geschaffen hat.
Zu dem falschen Nimbus, welcher den gewaltsamen
Umsturz der kirchlichen und religiösen Einheit in Deutsch¬
land im 16. Jahrhundert umgibt, gehört auch die viel¬
verbreitete Behauptung, »erst mit der sogenannten Refor¬
mation hätten Schul- und Erziehungswesen Boden und
Fortschritt gefunden«. Seit dem Ende des vorigen Jahr¬
hunderts fand und findet man vielfach heute noch, dass
Rousseau mit seinem »Princip der Naturgemässheit«
der Erziehung die einzig richtige, lebenbringende Grund¬
lage gegeben habe. Indes wurde für viele Freunde, wie
noch mehr für die Feinde der Revolution erst Pestalozzi
der eigentliche Vater der Pädagogik; dies gilt zumal für
den grössten Th eil der modernen Lehrer als ausge¬
machter Grundsatz. Durch die Vorführung der katholischen
Pädagogen und ihrer Werke, namentlich aus früherer Zeit,
ergibt sich, dass das Gute der modernen Pädagogik,
wenigstens im Princip, längst bekannt war ohne die Ein¬
seitigkeiten desselben.
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Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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Der ausserchristliche, aber nicht widerchristliche Pesta¬
lozzi fand mit seinem guten Willen vieles Gute und
Wahre, was in der christlichen Familie längst geübt und
gekannt war und die entchristlichte Zeit glaubte und
glaubt darin etwas ganz Neues zu sehen. Einer Zeit, die
mit den pädagogischen Leistungen der katholischen Vor¬
zeit genau bekannt wäre und sie mit unbefangener Auf¬
richtigkeit beurtheilen wollte, würde es wohl ergehen,
wie es dem aufrichtigen Protestanten Prof. Dr. Ihering
auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft ergangen ist,
als er die Werke des hl. Thomas v. Aquin gründlicher
kennen lernte. »Staunend frage ich mich«, würde sie
mit diesem sagen, »wie war es möglich, dass solche
Wahrheiten, nachdem sie einmal ausgesprochen waren,
bei unserer protestantischen Wissenschaft so ganz in
Vergessenheit gerathen konnten? Welche Irrwege hätte
sie sich ersparen können, wenn sie dieselben beherzigt
hätte. Ich meinerseits hätte vielleicht ein ganzes Buch
nicht geschrieben, wenn ich sie gekannt hätte«. Diese
Aenderung herbeizuführen, ist das Ziel der »Bibliothek
der katholischen Pädagogik«. Bedenkt man, dass K. v.
Raumer in seiner umfangreichen Geschichte der Päda¬
gogik z. B. Männer wie P. P. Vergerius (1350—1445?)
und Mapheus Vegius (1406—1458) nicht einmal
nennt, so braucht die strenge Nothwendigkeit eines
solchen Unternehmens katholischerseits wohl nicht weiter
bewiesen zu werden. Nothwendig ist es aber auch, dass
die Katholiken, zumal in Oesterreich, einem so gross¬
artigen und soliden Unternehmen mit thatkräftigem Inter¬
esse entgegenkommen.
Bei der Ausführung des Unternehmens konnte man
kaum glücklicher sein, als indem man dasselbe mit der
Bearbeitung, bezw. Uebersetzung von Antonia no's
christlicher Erziehung durch den erfahrenen und gelehrten
Director des luzernischen Lehrerseminars, F. X. Kunz,
eröffnete. Antoniano’s Lebensbild (1540—1603) allein
schon, das wie alle Biographien dieser Bibliothek auf
eingehenden Quellenstudien beruht, verleiht diesem Band
einen* ausserordentlichen Werth Antoniano, der innige
Freund des hl. Joseph von Calasanz, des hl. Philipp
Neri und namentlich des hl. Karl Borromäus, der seiner¬
zeit neben Baranius und Bellarmin eine der ersten Zierden
des Cardinaiscollegiums bildete, ist eine so grossartige
Erscheinung als Gelehrter wie als Tugendheld, dass man
sich billig wundert, wie sein Name in Deutschland so
wenig bekannt sein kann. In die Biographie ist eine ein¬
gehende Uebersicht über die pädagogische Litteratur
Italiens im 16. Jahrhundert eingeflochten, die man anders¬
wo vergeblich sucht. Die drei Bücher von Antoniano’s
Werk selbst geben in ausgezeichnet gefeilter Ueber¬
setzung die eingehendsten Anweisungen über die Erzie¬
hung, angefangen von der Eheschliessung als der Grund¬
lage der Familie bis zum Alter der Standeswahl. Man
vergleiche Antoniano’s Worte über die Bedeutung der
Mutter in der Erziehung mit Pestalozzi’s diesbezüglichen
Worten, um zu sehen, wer die Wahrheit früher und
tiefer erfasst hat. Antoniano verlangt, dass die Erzie¬
hung dem ruhigen, stufenweise fortschreitenden Ent¬
wicklungsgang der kindlichen Natur folge, dass sie wie
diese vom Unvollkommenen zum Vollkommenen fort¬
schreite und ausserdem Rücksicht nehme auf Stand, Alter,
Geschlecht, Individualität und den künftigen Beruf des
Zöglings. Die Bewunderer des »Schulmeisters von Sadowa«
können aus Antoniano’s zweitem Buche lernen, dass
gerade die christlich-religiöse Erziehung, welche das
Hauptziel der Pädagogik sein soll, weit entfernt, das
Kind den Interessen des Diesseits zu entfremden, »die
treuesten Bürger, die gewissenhaftesten Beamten, die
fleissigsten Arbeiter, die tapfersten Krieger, die tüchtigsten
Gelehrten und die besten Väter und Mütter heranbildet.«
Was Antoniano in seiner Schulpädagogik, die den
Inhalt des dritten Buches bildet, über die dem Kinde
eigenthümlichen Fehler und Tugenden, die nöthigen Straf¬
mittel, die Nahrung und Kleidung, die Spiele und Er¬
holungen, die Anschaulichkeit beim Unterrichte nament¬
lich in der Religion sagt, wird manche, deren geschicht¬
liche Kenntnis der Pädagogik über die Grenzen Deutsch¬
lands und die Zeit des vorigen Jahrhunderts nicht hinaus¬
geht, in Staunen setzen. In einem grossen Clericalseminar
Deutschlands erhielten die Alumnen unter den dort üb¬
lichen Spenden aus dem Bücherfond ein Exemplar des
Antoniano als Mitgift in die priesterliche Wirksamkeit.
Es wäre zu wünschen, dass gebildete Katholiken das
Buch in ähnlicher Weise als Hochzeitsgeschenk ver¬
wendeten.
Innerlich nahe verwandt mit Antoniano ist Map heu s
Vegius, dessen in sechs Bücher getheilte Arbeit im
zweiten Bande der Bibliothek zeigt, dass vor der sog.
Reformation ganz dieselben gesunden und praktischen
Principien in der Erziehung galten, wie z. B. Antonianos
nach derselben. Neben dem pädagogischen Interesse ist
dieser 2. Band von besonderer Wichtigkeit für die Ge¬
schichte des bisher sehr vernachlässigten 15. Jahrhun¬
derts. Der Einfluss der neuerwachten Begeisterung für die
classischen Studien auf Erziehung und Unterricht zeigt
sich in der edelsten Weise bei Vegius; in einem ge¬
wissen Uebermasse in Aeneas Sylvius’ Tractat über
die Erziehung der Kinder. Beide stimmen dagegen in der
Hauptsache überein: in dem Bestreben, eine harmonische
Ausbildung des ganzen Menschen an Leib und Seele
nach seinen individuellen Anlagen zu bewerkstelligen.
Weder einseitige Verstandesbildung zur Vielwisserei, noch
Gefühlsschwärmerei findet an ihnen Förderer, während
die moderne Pädagogik in Folge ihrer schwankenden
Principien so gern nach der einen oder andern Seite
hin hinkt.
Die Erziehung des frühen Mittelalters kommt in
dem dritten ganz besonders reichhaltigen Bande zur
Darstellung. Die einseitigen Verehrer des Humanismus
können daraus ersehen, dass sie irrthümlich dem Wieder¬
erwachen des classischen Alterthums das Verdienst zu¬
schreiben, als habe man damals von den Alten gelernt
für die körperliche Ausbildung zu sorgen. »Um Kinder
in den guten Sitten zu erziehen,« schreibt der Domini¬
kaner Peraldus (f um 1275), »muss der Erzieher sowohl
auf die körperliche Zucht und Bildung, als auf die
Tugenden der Seele sein Augenmerk richten«, und Hugo
von St. Victor (f 1141) definiert die Zucht oder Bildung
als »die geordnete Bewegung aller Glieder und das an¬
ständige Benehmen in jeglicher Haltung und Handlung.«
Allerdings findet man in diesem Bande weniger theore¬
tische Untersuchungen und Ausführungen als praktische,
für das Leben berechnete Grundsätze. Die schlichte Ein¬
fachheit, mit der dieselben vorgetragen werden, vermehrt
nur die wohlthuende Stimmung, in die uns diese von
religiösem Ernst durchdrungenen Unterweisungen versetzen.
Der unvergessliche Erzbischof von Mainz, Freiherr
v. Ketteier, veranlasste 1868 eine Uebersetzung der Er-
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Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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ziehungslehre des Peraldus, welche von dem damaligen
Gymnasialdirector Heinrich B one herrührt und der vor¬
liegenden Ausgabe zu Grunde gelegt worden ist.
Zurbesondern Empfehlung des vierten Bandes genügt
der Name des grossen Schulmannes K el lner , der Sailers
pädagogisches Erstlingswerk : >Ueber die wichtigste Pflicht
der Eltern in der Erziehung ihrer Kinder« hier unver¬
kürzt mit Anmerkungen darbietet. Zu einer gerechten
Beurtheilung des edlen Bischofs von Regensburg wird
diese Schrift nicht wenig beitragen, aus der der Lehrer
zunächst lernen kann, dass die Schulen nicht Wissens-
fabriken, sondern Erziehungsanstalten sind. Den bei
weitem grossem Theil des Bandes (S. 57 — 310) füllt
aber die ausgezeichnete Arbeit über den Kölner Kur¬
fürsten Franz von Fürstenberg (1729 —1810), die
seine Zeit und sein Leben schildert und seine Schritten
über Erziehung auf dem Gebiete der Volksschule, der
Mittelschule und der Hochschule zum Abdruck bringt.
Gerade in unsern Tagen, wo der Kampf um die Schule
tobt, verdient die historisch und pädagogisch höchst
bedeutsame Arbeit Esch’s eingehend studiert zu werden.
Studiert wollen in der That alle Bände dieser Biblio¬
thek werden, so sehr sie auch einem unmittelbar prakti¬
schen Zwecke dienen. Leider hat es die Oberflächlichkeit
unserer Broschürenzeit dahin gebracht, dass man unter
praktischen Büchern vielfach nur solche versteht, die es
dem Benützer ermöglichen, einfache Handlangerdienste
zu leisten. Man scheint in gewissen Kreisen die Be¬
griffe von Gemeinnützigkeit und Gediegenheit nicht
vereinigen zu können. Soll die Bibliothek ihrem Zwecke
entsprechend den Katholiken dazu verhelfen, in der Pä¬
dagogik auf eigenen Füssen zu stehen und auf dem
Grunde der Vergangenheit eine nach allen Seiten hin
vollendete christliche Erziehungsichre zu besitzen, so
können nur Arbeiten wie die vorliegenden darin ihren
Platz haben, welche durch ihre historische und kritische
Genauigkeit den Gelehrten befriedigen und zugleich durch
ihren pädagogischen Inhalt auch dem Volksschullehrer
und jedem Gebildeten im weitesten Sinne die Möglichkeit
gewähren, sich die gesunden Principien christlicher Päda¬
gogik anzueignen. Indem die Verlagshandlung zudem
jeden Band einzeln abgibt, hat sie Jedem die Möglichkeit
der Auswahl geboten. Die folgenden Bände sollen wie
die besprochenen eine Auswahl des Schönsten und Besten
bringen, was die katholische Pädagogik aller christlichen
Jahrhunderte in den verschiedenen Ländern auf allen
Gebieten der Erziehung, den Taubstummen- und Blinden-
Unterricht nicht ausgenommen, geschaffen hat. Dies gross¬
artige Unternehmen verdient daher das rege Interesse
zumal in Oesterreich a ), wo von der Einsicht, dass allein
in der christlichen Pädagogik die allseitig wahren und
richtigen Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts
zu finden sind, das Wohl der Kirche wie des Staates
abhängt. Aug. R ö s 1 e r, Mautcrn.
Jahrbuch für Philosophie und speculative Theologie. VI. 3.
E. Com mer, De Christo Eucharistico. — Grupp, Beiträge
z. Gcsch. d. neueren Philosophie (Forts.) — Feldner, Die
Grundprincipien der Naturphilosophie. — Glossner, Gewissheit
oder Hypothese in d. Frage der Schwingungszahlen d. prismat.
Farben. — Feldner, Das Verhältnis d. Wesenheit z. d.
Dasein. — Glossner, Die Philosophie des hl. Thomas v. Aquin.
l ) Der erste Band hat bereits eine Uebersetzung ins Unga¬
rische erfahren.
Revue philosophique. XVII. 3.
Liegois, Hypnotisme et criminalite.— Lcchalas, Le temps,
sa nature et sa me^ure.
Zeitschrift für die osterr. Gymnasien. Suppl.-Heft zum 42. Jhg.
Loos, Die Ausbildung d. Candidaten d. höheren Schul¬
amtes in Oesterreich u. Deutschland. — Eymcr, Lateinlectüre
in d. V. CI. — Spengler, Der Beginn d. Lateinunterrichtes
in d. Prima. — Hruby, Zur Reform unseres Lateinunterrichtes.
— Löhner, Lehrziel u. Unterrichtsmethode in d. deutschen
Sprache. — J. Schmidt, Die Deutschinstruction u. ihre Gegner.
— Bezek, Die deutsche Sprache als Unterrichtsgegenstand auf
d. Unterstufe sloven.-Utraquist. Gymnasien. — Krassnig, Das
Abrathen von d. Maturitätsprüfung.
Gymnasium. Hrsg, von Wetzel. X. 1—7.
1, 2. Wetzel, Das Recht in d. Streite zw. Haie u.
Em. Hoffmann üb. d. Tempora u. Modi in latein. Temporal¬
sätzen. — 3. Platt ner, Eine Stimme aus Oesterreich üb. d.
dortigen Reformbestrebungen im französ. Unterricht — 4. Bork,
Das Ordinariat d. Mathematiker. — 5. Franke, Einige Bemer¬
kungen zur Aussprache französ. Laute u. Wörter. — 6. Dörwald,
Goethe's Lyrik in Prima. — 7. Eich ler, Bemerkungen üb. d.
sprachlich-logische Schulung im latein. Unterricht. — Ausserdem
enthält jede Nummer Recensionen, Programm-, Bücher-, Zeit¬
schriftenschau u. Nachrichten.
Zeitschrift für das Realschulwesen. XVII. 3.
F. Prosch, Die Zusammenhang. Behandlung Goethescher
u. Schiller’scher Balladen in d. ob. Gassen. — J. Hann,
Theorie d. einf. Zinsenrechnung.
Zeitschrift für das Gymnasialwesen. XLVI. Febr.-März.
A. Jung, Inwieweit dient d. Studium d. Alten der Er¬
weckung des Sinnes f. d. Wahrheit? — Hartung, Das deutsche
Lesebuch in d. unteren u. mittl. Gassen höherer Lehranstalten?
Kräh. Casopis venovany ve.skerym potrebäm stredniho skolstva. III.
A. Heyduk, K tristalete pamätee narozem Jana Amosa
Komenskeho (Zur 3U0jähr. Feier d. Geburt des Comenius). — J.
Dedeeek, 0 prostredcich, jimiz mozno podnecovati u zäku skol
strednich, zvläste realnich praktickou znalost prirodnin? (Wie soll
man bei Mittel- bes. Realschülern prakt. Kenntnisse d. Naturalien
unterstützen?) — Fr. Prusik, Prispevky ke kriticc textove (Beiträge
zur Textkritik). — V. Dedek, Kresleni skol francouzskych nasvetove
vvstave r. 1889. (Zeichnen der französ. Schulen bei d. Weltausstellung
1889. — J. Guth, Associace a spolky athleticke na strednich
skolach francouzskych (Associationen u. athletische Vereine an
französ. Mittelschulen). — J. Öermäk, Co mohou obsahovati
kollcktanea k Liviovi v tride pate (Was können die Collectaneen
zu Livius in d. V. CI. erhalten?)
Nene Erscheinungen:
Minden D., Der Humor Kants im Verkehr und in seinen
Schriften. Dresden. H. Minden. 8°. (42 S. m. Portr.) fl. —.60.
Neudrucke pädagogischer Schriften. Hrsg. v. A. Richter. IX.
(Ratichianische Schriften. I. Mit einer Einleitung, hrsg. von
P. Stötzner). Leipzig. Richter. 8°. (88 S.) fl. —.48.
Schneidewin M., Offener Brief an Ed. v. Hartmann, zum
50. Geburtstag des Philosophen. Leipzig. Friedrich, gr. 8°.
(142 S.) fl. 1.20.
Vogt J. G., Die Unfreiheit des Willens (der Determinismus) und
die Frage der Verantwortlichkeit für unsere Handlungen.
Leipzig. Wüst. 8°. (32 S.) 11. —.48.
Kachnik Dr. Jos., De natura sentis. Dissertatio philosophica, quam
usibus theologiae studiosorum concinnavit J. K. Cum perm. nev.
ordinariatus Olomuccnsis. Olmütz. Promberger. 8 4 . 11. —.30
Abhandlungen, pädagogische. III. Heft. (A. Kuss, Wie hat
sich die Volksschule dem Dialect gegenüber zu verhalten?)
Bielefeld. Helnhch. 8°. fl —.24.
Bei Dunckcr und Hum blot in Leipzig wird demnächst
ausgegeben: »Die Probleme der Geschichtsphilosophiec von
Dr. Gottfr. Simmel. (Etwa 6 Bg. 8", Preis ca. fl. 1.20.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Bellesheim, A.: Geschichte der katholischen Kirche
in Irland von der Einführung des C hristenth um s bis
auf die Gegenwart. B. 1, 2 u. 3. Mainz, Kirchheim 1890—91.
8° (XXXII u. 711, XXXV u. 772. XXXVI u. 7S2 S.) fl, 29*40.
Zum ersten Male erhalten wir hier in deutscher
Sprache eine vollständige und zugleich wissenschaftliche
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Nr. 2
Oesterretchisches Litte ratfr blatt. — I. Jahrgang.
Kirchengeschichte Irlands. Der Verfasser, bereits rühm-
lichst bekannt durch seine im Jahre 1883 erschienene
Kirchengeschichte Schottlands, hat es an Fleiss und Mühe
nicht fehlen lassen. Man braucht nur die Verzeichnisse
der wiederholt citierten Druckwerke durchzugehen, um
zu erkennen, mit welchem Ernst er an seine schwierige
Aufgabe gegangen ist: Alles, was irgend mit seinem
Gegenstände in Beziehung steht, hat B. benutzt; zahl¬
reiche Werke sind verwerthet, nach welchen man
selbst in den grossen Bibliotheken des Continents vergebens
fragen wird. Hiemit noch nicht zufrieden, hat der Verf.
auch noch eine Menge ungedruckter Quellen für
seine Arbeit herangezogen. Neben dem Public Record
Office zu London kommen hier vor Allem die kaum je
zu erschöpfenden Archive und Handschriften - Samm¬
lungen Italiens in Betracht, in erster Linie natürlich das
päpstliche Geheimarchiv, dessen Erschliessung durch Papst
Leo XIII. der gesammten europäischen Geschichtswissen¬
schaft einen neuen Aufschwung gegeben hat. Daneben
wurden auch andere Sammlungen der ewigen Stadt, na¬
mentlich die Bibliotheken Barberini und Angelica fleissig be¬
sucht. Die Resultate dieser Studien sind vor allem dem
2. und 3. Bande des vorliegenden Werkes zu gute ge¬
kommen, der schon aus diesem Grunde von keinem Fach¬
mann übersehen werden darf. Dass B. im Anhang
zu Band 2 und 3 eine Anzahl der wichtigsten unge¬
druckten Documente im Wortlaut mittheilt, erhöht den
Wert seiner Arbeit noch ganz bedeutend.
Der erste Band des vorliegenden Werkes behandelt
die Kirchengeschichte Irlands von 432 bis 1509. Wir
heben hier namentlich hervor die Abschnitte über den
heil. Patrick die auf dem Festlande wirkenden irischen
Glaubensboten, die Beziehungen der Merovinger und
Pippiniden in Irland, die Iren am Hof Karls d. Gr.
und in St. Gallen und Reichenau, die Entstehung der
Irenklöster zu Regensburg, Nürnberg, Wien u. s. w. Be¬
züglich der Frage nach der Schenkungsurkunde Papst
Hadrian’s IV. entscheidet sich Beilesheim für diejenigen
Gelehrten, welche die Unechtheit dieses Actensttickes an¬
nehmen. In einem höchst instructiven Schlusscapitel be¬
handelt der Verfasser die irische Kunst. Ein vortrefflicher
Ausblick auf die Vernichtung des Genius der Kunst durch
die sogenannte Reformation leitet in passender Weise zu
dem 2. Bande über. Derselbe umfasst einen Zeitraum
von nur 180 Jahren (1509 —1690) — aber welch’ eine
Epoche! »Das altkeltische Gesellschaftssystem«, sagt
der Verf. in der Vorrede (pag. V.), »sehen wir unter
dem zermalmenden Druck englischer Uebermacht zu¬
sammenbrechen. Mit dem Reichthum aller Mittel, die das
ausgebildete Staatssystem Grossbritanniens ihnen darbot,
suchten die englischen Staatsmänner die politische und
gesellschaftliche Umwälzung Irlands durch Gleichheit auf
dem Gebiete der Religion mit England zu besiegeln. Dem
gegenüber bewährt sich die Glaubenstreue der Iren in
einer Weise, welche sich die Bewunderung aller christ¬
lichen Nationen errungen hat. Seine treffendste Würdi¬
gung hat der Heldenmuth des irischen Volkes in der
Vertheidigung des Glaubens seiner Väter durch die Worte
des berühmten Bischofs David Rothe von Ossory (f 1650)
erhalten: Hibernia fidei tenacissima«.
In höchst lichtvoller Weise hat B. seinen Stoff
in folgender Weise gruppiert: 1. Die irische Kirche
unter Heinrich VIII. und seinen Kindern 1509—1603.
2. Die irische Kirche unter Jakob I., Karl I. und der
Republik 1603— 1660. 3. Die Zeiten Karls I. und
Jakobs II. 1660—1690. Bei dem uns zugemessenen Raum
ist es leider nicht möglich, hier in die Details der Dar¬
stellung des gelehrten Verf.'s einzugehen; nur auf
einige wichtige Punkte, welche er klarstellt, sei hingewiesen,
so vor Allem auf seine Beurtheilung des Parlaments
von 1560, auf die höchst gehaltvollen Mittheilungen über
die irischen Collegien auf dem Festlande, durch welche
in den Zeiten der Verfolgung für die Heranbildung des
Nachwuchses der Geistlichkeit gesorgt wurde. Ein furcht¬
bares Kapitel ist dasjenige (II. 525 ff.), in welchem der
Höhepunkt der Verfolgung der irischen Katholiken unter
Cromwell (1655 — 1660) an der Hand der besten Quellen
geschildert wird. Ueber die inneren Zustände der angli¬
kanischen Staatskirche verbreitet sich der Verf. in
einem Schlusskapitcl (II. 666 ff.): fast durchwegs durch
nichtkatholische Zeugen werden hier die geradezu ent¬
setzlichen Wirkungen der sogenannten Reformation dar¬
gelegt.
Bieten schon die beiden ersten Bände des Werkes
von B. des Neuen und Interessanten sehr viel,
so ist dies noch mehr der Fall bei dem dritten mit dem
Bilde des ehrw. Erzbischofs Plunket und einer Karte
der irischen Diöcesen geschmückten Th eil. Derselbe um¬
spannt die Zeit von 1690—1890, also eine Periode,
welche Zeuge ist des tiefsten Niederganges, aber auch
der siegreichen Erhebung des irischen Volkes und der
katholischen Kirche. Hier zuerst erhalten wir ein volles
Bild jener wahrhaft drakonischen Gesetzgebung, welche
beinahe volle 160 Jahre auf den irischen Katholiken
lastete. Diese Gesetzgebung, welche an teuflischer Bosheit
ihres Gleichen in der Weltgeschichte sucht, welche bis in
das Heiligthum der Familie drang, war gleichwohl nicht im
Stande den wahren Glauben in den Herzen der Iren zu ver¬
nichten. Von höchstem Interesse ist es in dem vorlie¬
genden Werke zu sehen, wie hier das arme Volk an
seinem Glauben festhielt, bis endlich unter dem Druck
welterschütternder Ereignisse allmählig diese Gesetzgebung
fiel und Daniel O’Connell der Befreier seines Volkes
wurde. Die Abschnitte, welche die Emancipation der Ka¬
tholiken und das Wirken O’Connelfs behandeln (III.
331 ff.), rechnen wir zu den Glanzpunkten des vorlie¬
genden Werkes. Ueberall urtheilt der Verf. mit der
Unparteilichkeit und Ruhe des echten Historikers; so
werden z. B. auch bezüglich O’Connelfs die Fehler des
grossen Mannes keineswegs verheimlicht (III. 491 f.).
Das letzte, der Zeit von dem vaticanischen Concil bis
zur Gegenwart gewidmete Buch behandelt vornehmlich
die Aufhebung der Staatskirche, das Vaticanum, Leo XIII.
und die Bodenfrage, endlich die theologische Litteratur
Irlands. Von hohem actucllen Interesse ist das Kapitel
über die Bodenfrage, welche trotz der beiden tiefein¬
schneidenden Gesetze Gladstone’s bis zur Stunde ihre
volle Erledigung nicht gefunden hat. Der Verf. ver¬
tritt hier den Standpunkt, dass diese Frage nicht einzig
und allein mit den Lehren des Staatsrechtes und der
Volkswirtschaft zu lösen ist, dass vielmehr in dem näm¬
lichen Masse auch die Grundsätze der Religion und der
Sittlichkeit in Betracht kommen. Bei Beurtheilung der
hier einschlagenden Ereignisse stellt sich B. sehr mit
Recht auf den Standpunkt Papst Leo’s XIII.; wir stimmen
ihm vollständig bei, wenn er bemerkt: »Diese Auffassung
ist die allein richtige und nur so lange kann Irland als
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Nr. 2. — Oesterreichischfs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
katholisches Land gelten, als es der Stimme des Papstes
Gehör 4eiht und seinem Worte nachkommt.«
Innsbruck. LTniv.-Prof. Dr. L. Pastor.
Neues Archiv d. Gese lisch, für alte re deutsche Geschieh tskde.WVW. 2.
Seebass, Lieber d. Handschriften d. Sermonen u. Briefe
Columbus v. Luxeuil. — Plath, Zur Entstehung d. Visio Wet-
tini des Walahefrid. — Krause, Die Acten d. Triburer Synode
895. — Sackur, Zur Chronologie d. Streitschriften des Gottfried
v. Vendöme. — Wattenbach, Beschreibung e. Handschr. mittel-
alterl. Gedichte.
Revue des questions hisloriques. 101. (1892 Janvier).
I. Beurlier, Le culte rendu aux souverains dans l'antiquite
Grecque et Romaine. — II. Lecoy de la Marche, La croisade
de Majorque en 1229. — III. N. Valois, Louis I. duc d’Anjou
et le grand schisme de l’occident (1378—80). — IV. Beaufond,
L’episcopat constitutionnel (1791—1801).
The english historical rcvieu\ VII. 25.
Gilmore, Babylonia under the Greks and Barthians. —
Round, The introduction of Knight Service into England III. —
Miss Smith, English populär preaching in the 14. Century. —
Ramsev, Elizabeth Claypole.
Szdzadok (Jahrhunderte) 1892. III. füz. Mart. 15.
Fraknöi, Nyomozäsok a päpai leveltärakban (Forschungen
in den päpstlichen Archiven) II. — Karacsonyi Jan, Kik voltak
az elsö ersekek? (Welche waren die ersten Erzbischöfe Ungarns?)
III. — Zsilinszky, Csongrädvärmegye föispunjai (Die Obei-
gespane des Csongräder Comitates) II. — Pör, A piasztok es
magyar Anjouk közti rokonsäg (Die Verwandtschaft zwischen den
Piastcn und den Ungar. Anjou’s). — Tagünvi, Orosz törtene-
tiräs 1891-ben (Russische Geschichtsschreibung i. J. 1891.
Neue Erscheinungen:
Coli mann K. F., Reussische Geschichte. I. Theil: Das Vogt¬
land im Mittelalter. Greiz. Schlemm. 8". (144 S.) fl. 1.20.
J u n g n i t z Dr. J.. Archidiak. Petrus Gebauer. Ein Zeit- u. Lebens¬
bild aus der schles. Kirchcngeschichte d. 17. Jhdts. Mit Porträt
u. Facsimile, Breslau. Adlerholz. gr. 8°. (145 S.) 11. 1 20.
R ii m e 1 i n G., Aus der Paulskirche. Berichte an den Schwab.
Merkur aus den Jahren 1848 u. 1849. Hrsg, und eingel. von
H. R. Schäfer. Stuttg. Göschen, gr. 8°. (XI. 259 S.) fl. 2.40.
L c g r a n d Emil, Unediertc Actenstücke über Rigas Velcstinli, den
Wiener Archiven entnommen. Nebst einer Uebersetzung in’s
Griechische von Sp. P. Lambros. Athen. Beck. 8". (182 S.)
fl. 1.65.__'
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Herondae Mimiambi, edidit Franciscus Buccheler. Bonnac,
apud Fridericum Cohen 1892. 8° IV, 95 pagg. fl. P44.
Der Engländer Kenyon hat im Vorjahre nach den
Papyri des British Museum in London die Editio princeps
dieses neuentdeckten griechischen Dichters geliefert. Für
die Cultur- und Sitten- oder vielmehr Sittenlosigkeits-
Geschichte der Ptolemäerzeit sind diese drastischen dra¬
matischen Bilder, auf die wir gelegentlich eingehender
zurückzukommen gedenken, von unbezahlbarem Werthe,
von ihrer formellen Meisterhaftigkeit gar nicht zu reden.
Leider ist der Text vielfach nicht nur lückenhaft, sondern
auch schwer verständlich. Buechelcr hat sich durch seine
vorliegende Ausgabe, welche dem Verständnis durch eine
beigegebene lateinische Uebersetzung nachhilft, um die
Textesfassung wie um die Texteserklärung unvergängliche
Verdienste erworben; das nette Büchlein ist, um mit
Herondas selbst zu reden, ein s'pYov oxoV ett’ i'pya r
'AÖTjvatr^. Dass die Forschung über Herondas damit
abgeschlossen sei, will natürlich Niemand weniger be¬
haupten, als der Autor selbst. Nur ein paar Bemerkungen
sollen hier Platz finden. Ich möchte zu lesen vorschlagen
I. 3: v Eyio 78 statt ’Ey<J> 8e. I, 6 — 7: orffsiXov svSov
izawiodv jxs xaXf/. statt xdXsi. I, 47:
SaXa^sa ]r r IV, 45: or/ps ^ statt r d/(f vs (dass auch
46 ßsß*/jXog nicht von einer profanen Person, sondern
von einer profanen Gegend zu verstehen und demnach
“/(opYj zu ergänzen, beweist das folgende 7ravia/7/.). V, 14:
7jp ? r/jyi (J.5XXov, <Ppö£, syto y.lzif toöitov; statt p.äXXov
p’ij Eyco (Bitinna ärgert sich, aus dem rohen phrygischen
Sclaven einen Menschen gemacht zu haben). VI, 41:
r/|V (xsd yXönasv sx;sjj.sIv \ol\ statt SsVcat. Sonst habe
ich zu bemerken: II, 15 fehlt in der Uebersetzung;
IV, 30 soll es doch wohl heissen: nisi lapis esset opus ,
dices vociferaturum (nämlich 0 ylp&v nicht wJpyov ist
Subject zu XoXVjCS!.) und 35 haue non vides, Cynno, nt
stat in gradu, statuain. Den Satz zu V, 84 ipsa parabole
(das Einreiben des wunden Sclaven mit einer yörXvj aus
Oel und Wasser oder Wein) traxit CJiristianain de
Samarita Luc. 10, 34 hätte der Verfasser ruhig weg¬
lassen können; bei reiflicher Ueberlegung kann er ja
doch selbst unmöglich an die Richtigkeit desselben glauben.
Wien. Michael Gitlbauer.
Schachinger, Rudolf: Briefwechsel zwischen Enk von
der Burg und Eligius Freiherrn von Münch-Bel ling-
hausen. (Friedrich Halm.) Wien 1890, in Commission bei
Alfred Holder, VIII und 223 SS. gr. 8".
Einer der interessantesten und aufschlussreichsten
literarischen Briefwechsel, die unsere Literatur besitzt.
Ueber die blosse Befriedigung der Neugier, wie weit
denn Enk an HalnVs Dramen Antheil habe, geht die
Bedeutung dieser Briefe weit hinaus. Nicht die einzelnen
Haimischen Dramen, sondern den ganzen Halm, als Dichter
und Menschen, hat Enk fertig gestellt, soweit er über¬
haupt fertig geworden ist. Hier ist mehr als Goethe
und Merck, Grillparzer und Schreyvogel. Eine so be¬
wusste und planmässige Erziehung eines jungen Drama¬
tikers hat unsere Litteraturgeschichte nicht mehr aufzu¬
weisen. Enk’s Einfluss beginnt bei dem physischen und
moralischen : er sorgt für die Gesundheit seines Zöglings
und redet dem stets Kleinmüthigcn und Verzagenden mit
unerschütterlicher Ausdauer Muth ein. Er dringt auf
schriftliches Schematisieren der Pläne, die er mit Ungeduld
erwartet und oft mit gebieterischer Strenge einfordert;
hier, in dem Gestalten und Gliedern, also von der architek¬
tonischen Seite der dramatischen Thätigkeit, hat Enk, der
seinem eigenen Bekenntnis zufolge nach dem dramatischen
Dichter am liebsten Baumeister geworden wäre, das Talent
HalnVs, dem von Haus aus Gefühlswärme, Duft und Farbe
am besten gelangen, zunächst ergänzt und dann geschult.
Aber er begleitet das dichterische Werk seines un¬
selbständigen Freundes mit seinem Rath und seiner thätigen
Theilnahme bis auf das Theater und bis in den Buch¬
laden: er gibt stilistische und metrische Winke, er
streicht unbarmherzig, wo er Längen empfindet, er gibt
Rathschlüsse für die Inscenierung (obwohl er selber niemals
einer Aufführung beiwohnt) und er wählt zuletzt auch
noch das Motto für den Druck aus. Er sorgt endlich
immer auch für die Zukunft seines dichterischen Zöglings;
er hält ihn an, sich planmässig nach dramatischen Stoffen
umzusehen und verzeichnet jedesmal das Repertoire am
Schluss seiner Briefe; er hält dem Zaghaften und Wider¬
strebenden immer die hohe historische Tragödie als ideale
Pflicht gegenüber seinem Talent vor Augen. Kein Wunder,
dass dieses Verhältnis im Laufe der Zeit seinen Charakter
veränderte! Der engbrüstige und durch häuslichen
Kummer gedrückte Freund empfindet die Forderungen
des Mentors zuletzt als eine Last und eine Fessel. Er
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61
62
Nr. 2. — Okstkrreichisciies Litte raturri.aii . — I. Jahrgang.
sucht sich seinem Einfluss trotzig zu entziehen und sich
mit Gewalt von ihm loszureissen. Er dichtet seinen Sohn
der Wildnis, ohne Enk einen Einblick zu gestatten; aber
er vermag ihn rieht auf die Dauer zu entbehren, er
kehrt immer wieder zu dem strengen Lehrmeister zurück,
dem die fortdauernde Unselbständigkeit seines erwachsenen
und erfolggekrönten Zöglings natürlicher Weise keine
Achtung abgewinnen kann und dessen wuchtige Ucber-
legenheit schwer auf ihm lastet, ln reineren und edleren
Formen, fern von dem Schmutz des Geldes und des
Plagiates, liegt hier doch ein ähnliches Verhältnis vor,
wie zwischen Meissner und Hedrich; in Halm's Briefen
aus der letzten Zeit finden wir ein ähnlich qualvolles
und peinliches Ringen mit dem Einfluss Enk's wie in
Meissner’s Briefen an Hedrich. Und doch war der edel¬
gesinnte Bcnedictiner weit entfernt, irgend welche An¬
sprüche auf Halnrs Dichtungen und seinen Dichterruhm
zu erheben, so oft ihm namentlich inbetreff der Griseldis
Halm selbst diesen Gedanken nahe legt. Ein seltenes
Beispiel von Selbstaufopferung, hatte er sich an den Ge¬
danken gewöhnt, das, was er selbst »als Pfaff« nicht
werden konnte, aus seinem Freund zu machen, dem er
deshalb unbedingte Folgsamkeit zur Pflicht machte.
Halm ist unter Enks Händen geworden, nicht was Enk
bei seinem starken und festen Sinne hätte werden
können, sondern was er selber nach seinen weichen, fast
schwächlichen Anlagen werden konnte und wir dürfen
nach der Lectüre dieses Briefwechsels getrost behaupten,
dass er ohne den Einfluss Enk ? s auch nicht entfernt das
geworden wäre, was er wirklich geworden ist.
Wien. Minor.
Vierteljahrsschrift f. Litteraturgesch. V. 1.
R. M. Wer ner, Das Vaterunser als gottesdienstliche Zeitlyrik.
— Th. Distel, Nachlese u. d. Neuberin. — IC. Schröder,
Klopstock-Studien I. — A. Hauffen, Sehröder’s Bearbeitung des
»Kaufmanns von Venedig«. — B. Suphan, Briefe v. Goethe
u. Herder. — O. Harnack, Ueb. d. Gebrauch d. Trimeters b.
Goethe. — K. Francke, Zur Kritik v. Falk’s Goethe-Erinne¬
rungen. — C. Fries, Schiller’s Fragment »Die Flibustiers«. —
A. En giert, Ein zeitgenöss. Urthcil üb. Hans Sachs. —
R. M. Werner u. A. Tille, Zur Faustsage. — H. Holstein,
Briefwechsel zw. Baggesen u. Gleim. — S. Auerbach, Schiller
u. Moritz. — G. Kettner, Zu Schiller’s »Graf v. Habsburg«. —
E. Müller, Fragment zu Schiller’s Teil. — R. Steig, Achim v.
Arnim üb. Herder's Cid. -- A. Schöne, Zur Kritik d. Goethe-
Textes. — A. v. Kotzebue, 1. A. Häuften, Die »Selbstbiographie«,
2. G. Wilhelm, Ein Streit mit Acrzten. — A. v. Weilen, Eine
dramat. Skizze Grillparzer’s. — O. Behaghel, Hebel u. Wieland.
- R. M. Meyer, Hcine's Achtes Traumbild.— F. Poppenherg,
»Wildfeuers« Ursprung. — M. Landau, »Das Muster der Ehen«.
IVr. Zeitschriftf. d. Kunde des Morgenlandes. VI. 1.
Leu mann, D. Legende von Gitta u. Sambhuta (Forts.). —
P. Jensen, Elamilische Eigennamen. — Fr. Müller, Die Pahlawi-
Insehriften von Hadziabad.— B ick eil, Die Strophik des Ecclesia-
sticus. — Goldziher, Der Chatib bei den alten Arabern.
Beiträge zur Kunde der indogerman. Sprachen. XVIII. 1, 2.
Johansson, Ueb. d. Wechsel von parall. Stämmen auf
-s, -n, -r u. s. w. — Stokes, On the linguistic value of the Irish
annals. — Fick, Die Laute d. gricch. Sprache. II. — Sohnsen,
Zur Pluralbildung d. Neutra. — Strachau, Latin sibilus, sibilo.
— O. Ho ff mann, Zur indogerman. Lautlehre. — Zubat^, Lit.
silsetes u. Verwandtes.
Neue Jahrbücher f. Philologie u. Pädagogik. CXLIII u. CXLIV. 12.
C. Rüger, Zur pseudodemosthen. rede wider Euergos u.
Mnesibulos. — Lieb hold, Zu Xenophons apomnemoneumata
(III. 10, 12). — Schulze, Zur pseudolukian. schrift rcso! boyf^ziuz.
— Klotz, Metrisches zu Plautus Casina. — Kiderlin, Zum
9. buche d. Quinctilian. — Netusil, Ueb. d. bedingungssätze.
— Häbcrlin, Zu Sidonius Apollinaris. — Knoke, Zu Tacitus
Germania (c. 2). — Lieben am, Bemerkungen zur tradition üb.
Germanicus. — Th. Vogel, Die dehnung des syntakt. Unterrichts
in d. alten sprachen. — Brinker, Die latein. casussyntax au!
grundlage v. Caesar u. Nepos. — Kettner. Kritisch-exegetisches
zu Schiller u. Goethe.
Beiträge z. Gesch d. deutsch. Sprache u. Litteratur. (Paul u. Braune)*
XVI, 1, 2.
A. Leitzmann, Untersuchungen üb. Berthold v. Holle. —
Ders , B. v. Holle, e. Nachahmer Wolframs v. Eschenbach. —
Bah der, Bemerkungen zu Rcinhart Fuchs. — J. Meier, Studien
zur Sprache u. Litt. d. Rhcinlande. — O. L. K. Jiriczek, Innere
Geschichte d. Alphartliedes. — Ka uff mann, Mytholog. Zeugnisse
aus röm. Inschriften. — Sicvers, Grammat. Miscellen. — Ders.,
Scöaf in d. nord. Genealogien. Sintarfizilo. Die angebl. Güttin
Ricen. — Streitberg, Slav. -ejls und germ. -ös im Comparativ.
— v. Helten, Grammatisches. Frisica.— Jellinek, Das Sullix-io.
— Luick, Unechte u. steigende Diphtonge. — Hothausen,
Requalivahanus.
Zeitschr. f. deutsche Sprache (Sanders) VT. 1.
Wortbildungstrieb u. Kraft d. deutschen Sprache. — Juristen¬
deutsch. — »Allerhand Sprachdummheitcn«. — Kleine Mitthei¬
lungen. — Ein Brief an d. Hrsgbr. u. dessen Antwort. — Sprachl.
Bemerkungen zu L. Schücking's »Luther in Rom«. — Vormünderin.
Listy filologickt. (Philologische Blätter.) 1892. I. II.
Groh, Quomodo Plautus in comoetliis componendis poetas
Graecos secutus sit. — V, Stein mann, Studien üb. Homer. —
H. Maver, Bemerkungen zu Steinmann’s »Homer-Studien«. —
Truhlär, Lat.-bühm. Osterfeicr aus d. Ende des XIV. Jhhdts.—
Dolansky, Leber y u. j im Passional. — F. Pelikan, Beiträge
z. Kritik u. Erklärung d. altböhm. Alexandreis. — Düse k, Dialek¬
tische Eigentümlichkeiten d. böhm. Verbums.
Neue Erscheinungen:
Schiller’s Briefe. Kritische Gesammtausgabe in der Schreibweise
der Originale, hrsg. u. mit Anm. versehen von F. Jonas, (ln
circa 95 Lief, oder 8 Bden.) Stuttg. Deutsche Verlagsanstalt.
1. Lief. 8°. (I. Bd. S. 1—48. m. Portr.) ft. —.15.
Dreves, G. M. Analecta hymnica medii aevi. XII. (Hymni inediti.
Liturgische Hymnen d. M.-A. aus Handschr. u. Wiegendrucken.
3. Folge.) Leipz. Reisland. gr. 8 n . (272 S.) II. 4.80.
Catalogues des livres grecs et latins imprimes par Aide Manuce
ä Venise (1498—1503—1513). Reproduits en phototvpie avec
une preface par Henri Omont. Paris. Bouillon. gr.-Fol. (24 pages
et 4 planches en phototvpie) 11. 9.—.
Fuhr K., Die Metrik d. westgerm. Alliterationsverscs. Sein Ver¬
hältnis zu Otfrid, den Nibelungen, der Gudrun etc. Marburg
i. H. El wert. gr. 8°. (147 S.) fl'. 2.16.
Schmits A., Der Kampf gegen die Sprachverwilderung. Köln.
Du Mont-Schauberg. gr. 8°. (III, 63 S.) 11. -.48.
Vorberg M., Die Reformation u. d. deutsche classischc Litteratur.
Gotha. Perthes. 8°. (30 S.) 11. —.36.
Nils Sjöstrand, De futuri intinitivi usu Latinorum quaestiones
duo. Lund. Müller. 8°. (55 S.) 11. —.72.
Blass F., Die Entdeckungen auf dem Gebiete d. dass. Philologie
im J. 1891. Kiel. Toeche. gr. 8". (20 S.) fl. —.60.
SKI AS A. N. I)r., Wzf. zry y.oryiy.r^ o*.aX£y.* :vj. ebd. 8°. (170 S.)
fl. 1 . 68 .
Hatzi dakis G.N. Einleitung in d neugricch. Grammatik. (Bibliothek
indogerm. Grammatiken. V. Bd.) Leipz. Breitkopf und Härtel,
gr. 8°. (XVI, 464 S.) 11. 6. — .
Reichel C., Die mittelenglische Romanze Sir Fyrumbras u. ihr
Verhältnis zum altfranzös. und provenzal. Fierabras. Leipzig.
Fock. gr. 8°. (86 S.) fl. —.90.
Schulze W., Quaestiones epicae. Gütersloh. Bertelsmann, gr. 8°.
(VI, 575 S.) fl. 7.20.
Altmüller H., Deutsche Classikcr u. Romantiker. Aufsätze. Cassel.
Hühn. gr. 8°. (XI, 155 S.) 11. 1.20.
Binnen Kurzem wird bei W. Hertz in Berlin eine neue » Ge¬
schichte der deutschen Litteratur von d. ältesten Zeiten bis zur
Mitte des XI. Jhdts.« erscheinen, die den Prager Universitats-Prof.
Joh. Kelle zum Verf. hat. Der Verl, behandelt darin die Litteratur-
gesch. in Verbindung mit der Cultur- u. Kirchengeschichte und
kommt vielfach zu neuen Resultaten. Das Buch soll, 28 Bogen in
gr. 8°. umfassend, fl. 4.80 kosten. - Im gleichen Verlag wird
eine Schritt von R. Steig » Goethe u. die Gebrüder Grimm «
(c. 15 Bg. 8°. zu c. fl. 2.70) vorbereitet.
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63
Nr. 2. — Oesterreichtsches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
64
Rechts- und Staatswissenschaft.
Verkehrswesen.
Beer, Adolf: Die österreichische Handelspolitik im
neunzehnten Jahrhundert. Wien, Manz’sche Verlags-
Buchhandlung 1891. gr. 8°. 11. 7.20.
Wenn schon der durch mehrfache bedeutende
Arbeiten bestbekannte Name des Autors an sich zu den
grössten Erwartungen berechtigte, so genügt es vielleicht,
um die Charakteristik und den Inhalt des vorliegenden
Werkes in einem Worte zu kennzeichnen, wenn gesagt
wird, dass diese Erwartungen hinter dem Gebotenen noch
zurückblieben. Wenn man das Werk Beer’s gelesen hat,
wird man sich bewusst, wie viel versäumt worden ist,
indem man versäumte, die Geschichte des Vaterlandes
auf allen Gebieten und im Lichte der Oeffentlichkeit zu
pflegen. Denn die grösste Kräftigung und Förderung er¬
fährt der Staatsgedanke, indem die Gegenwart verwoben
wird mit der Vergangenheit. Die Kenntnis des Werdens
und Aufbauens erzeugt das Bewusstsein der organischen
Einheitlichkeit des Staates. Ein grosses Verdienst erwirbt
sich der Verf. auch dadurch, dass er mit seinem Werke
die Namen einer ganzen Reihe von Männern der Ver¬
gessenheit entreisst, welche ihr Leben voll und ganz
den staatlichen Aufgaben gewidmet, in unermüdlicher
Arbeit sich dem Vaterlande hingegeben haben. Das
Voltaire’sche Wort, die Geschichte lehre nur, dass
die Menschen aus ihr nichts gelernt haben, ist un¬
wahr. Im Gegentheil, die Unkenntnis der Geschichte hat
zu Irrthümern und häufig genug zu immer denselben
Irrthümern geführt. Die Kenntnis der Geschichte dagegen
lässt uns erst die Gegenwart begreifen und verstehen,
hisst uns Erworbenes erst schätzen und lehrt uns dessen
Werth ermessen; so darf auch die Gegenwart nur in
stetem Hinblick auf die Vergangenheit gesehen werden,
sonst verlernt man es, in die Zukunft zu blicken. Und
deshalb erweckt die vorliegende Arbeit ein besseres Ver¬
ständnis des jüngsten Werkes österreichischer Handels¬
politik. Von diesem Gesichtspunkt aus lässt sich für
dasselbe eine würdigere und bedeutungsvollere Huldigung
nicht denken, als diese Geschichte der österreichischen
Handelspolitik im XIX. Jahrhundert sie bildet.
Es war ein richtiger Gedanke, die Geschichte der
österreichischen Handelspolitik mit der Regierung der
grossen Kaiserin zu beginnen, da erst seit dieser Zeit,
durch Begründung eines einheitlichen Zollgebietes, von
einer, den Gcsammtstaat umfassenden und bestimmte
Ziele im Auge habenden Wirtschaftspolitik gesprochen
werden kann. Es war die Zeit der Herrschaft des
Mercantilismus, der unter Joseph II. zur Blüthe gelangte.
Die Reglementierung der gesammten Wirtschaft musste
zu einer Reform führen. Die Notwendigkeit der Weg¬
räumung dieser Schranken erkannt zu haben, bildet ein
Verdienst Metternich’s. Aber lange scheiterten die Be¬
strebungen dieses mit einem weiten Blicke begabten
Mannes an dem Widerstande der Hofkammer; erst als
Kübeck 1840 die Leitung der Hofkammer übernahm,
gelang es Milderungen des Verbotsystems eintreten zu
lassen und mit Ernennung Bruck’s zum Handelsminister,
sowie mit dem Anwachsen des Einflusses Hock’s wurde
es möglich, dasselbe grundsätzlich zu verwerfen und durch
ein System von Schutzzöllen zu ersetzen. Man war damit
von der starren Prohibition zur milderen Protection über¬
gegangen. Oesterreich erstrebte die vertragsmässige Einigung
von ganz Deutschland zu einem einzigen Zoll- und
Handelsgebiete; dem stand die Haltung und Politik
Preussens entgegen, das Oesterreich’s Hegemonie be¬
kämpfte und die Kluft zwischen diesem und dem Zoll¬
vereine möglichst zu erweitern suchte. Endlich erfuhren
diese Streitigkeiten durch den Abschluss des Februar-
Vertrages 1853 mit Preussen eine Unterbrechung. Dieser
wichtige Vertrag, der der Zoll- und Handelspolitik
Oesterreichs für das kommende Decennium die Wege
wies, war von österreichischer Seite als Sprungbrett für
die gänzliche Zolleinigung gedacht; aber diese Ausge¬
staltung sollte er nie erfahren. Der preussisch-französische
Vertrag von 1862, den Oesterreich nicht adoptierte,
machte dessen Bestrebungen nach einer Zolleinigung mit
den deutschen Staaten ein vorläufiges Ende. Der April-
Vertrrg von 1865, der mit dem Zollvereine und nicht
mit Preussen, jedoch auf Basis des preussisch-französi-
schen Vertrages abgeschlossen worden war, bedeutete
einen Sieg Preussens und Frankreichs und eine Nieder¬
lage Oesterreichs und war das Ergebnis von dessen
verfehlter Politik dem Zollvereine gegenüber. Die poli¬
tische Trennung Oesterreichs von Deutschland nach
dem unglücklichen Kriege von 1866 liess den handels¬
politischen Anschluss und die Gleichheit und Gemein¬
schaftlichkeit der gesammten wirtschaftlichen Gesetz¬
gebung, die unverändert den leitenden Gedanken für
Oesterreich gebildet hatten, definitiv zum Scheitern bringen
und drängten Oesterreich zu einer überstürzten Zoll¬
reform in freihändlerischer Richtung. In diesem Geiste
wurden die Verträge vom März 1868 mit dem Zollvereine,
dann jene mit Frankreich, England und anderen Staaten
abgeschlossen, durch welche Abmachungen man sich wenig¬
stens die Behandlung als meistbegünstigte Nation sicherte.
Der Sprung vom Schutzzoll herab war jedoch ein zu
jäher und die bedeutenden Begünstigungen, die man
Frankreich und namentlich England gewährte, konnten
unmöglich ohne nachtheilige Rückwirkung auf die
österreichische Industrie bleiben. Es erklärt sich daraus
das Uebcrhandnehmen einer schutzzöllnerischen Ström¬
ung und der Ruf nach autonomer Zollpolitik. Mittler¬
weile war auch in der, seit Neugründung des Deutschen
Reiches beobachteten freihändlerischen Richtung eine
Wandlung eingetreten. Der österreichische autonome Zoll¬
tarif, der 1878 in Kraft gesetzt wurde, muss jedoch als
massvoll bezeichnet werden; trotzdem aber wurde er
verhängnisvoll für die mitteleuropäische Zollpolitik; denn
Deutschland sah sich nun durch keine Rücksichten mehr
gebunden und beantwortete die Erhöhung der Industrial¬
zölle mit Erhöhung der Agrarzölle. 1881 kam ein Meist¬
begünstigungsvertrag zu Stande, der im Wesentlichen
auf Beibehaltung des Zollcartells beruhte; durch das 1887
abgeschlossene Uebcreinkommen wurde dieser Vertrag
einfach verlängert. Heute stehen wir abermals an einem
Wendepunkte der Handelspolitik, welcher eine Abkehr
von der Politik der Zollerhöhungen in den letzten andert¬
halb Jahrzehnten und eine Rückkehr zu der traditionellen
österreichischen Handelspolitik bis 1878 bedeutet.
Der Verf. stellt das Erscheinen einer Arbeit über
die Finanzverwaltung unter Maria Theresia und Joseph
in nahe Aussicht. Wir begrüssen diese Thätigkeit und
hegen den Wunsch, sic möge nicht ohne Nachahmung
auf anderen Gebieten bleiben. Jede solche Arbeit ist eine
patriotische That und der Arbeiter selbst trägt sich damit
die Steine zusammen zu einem dauernden Denkmale.
Wien. Friedrich Frhr. v. Weichs.
Digitized by LnOOQle
65
Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
60
Zeitschrift für Kirchenrecht. 3. F., I. 2.
Rieker, Die neue Kirchcngemeinde-Verfassung in Württem¬
berg. — A. Mayer, Zur Lösung d. Altkatholikenfrage in Bayern.
— Schling, Die Summen des Paucapalea u. Stephanus v.
Tournai, sowie d. Sentenzen d. Rolandus u. ihr Eheschlies¬
sungsrecht.
Oesterr. Centralblatt f. juristische Praxis . X. 3.
Lubszynski, D. Eintrittsrecht d. Principals im Geschäfte des
Gehilfen. — Jolles, D. Recht d. Schadenersatzes in d. Praxis.
Monatsschrift für christliche Socialreform . XIV. 3.
Die Leogesellchaft. — Kritische Worte üb. d. neuen Zoll- u.
Handelsverträge. — Actienbesitz u. Obligationenbesitz. — Ueb. d.
socialpolit. Bedeutung d. Clearing. (Forts.) — E. Staatsaction f. d.
Kleingewerbe. — Tag d. Handwerker d. deutschen Reiches.
Revue cP tlconomique politique. VI. 2.
Peez, A propos des traites de commerce entre Allemagnc,
TAutriche-Hongrie et l’Italie. — Jeans, Effets de la legislation
sur les fabriques en Angleterre. (fin.)—Ch. Meng er, La monnaie
mesure de valeur. — Lujo Brentano, Origine et abolition des
droits sur les cercales en Angleterre.
Neue Erscheinungen:
Huberti L. Dr., Gottesfrieden u. Landfrieden. Rechtsgeschichtl.
Studien. I. Buch : Die Friedensordnungen in Frankreich. Ansbach.
Brügel & Sohn. 8°. (XVI, 593 S.) fl. 6.—.
Schiffner L., Die geplanten Höfebücher für Deutsch-Tirol. Bcrl.
Heymann. gr. 8°. (VI, 76 S.) fl. 1.—.
Lampe F., Qui fuerint Gregorii Magni papae temporibus in im-
perii Bvzantini partc occidentali exarchi et qualia eorum iura
atque officia. Berlin. Mayer und Müller, gr. 8°. (42 S.) fl.—.72.
Samson-Himmelstjerna H. v. (V. Frank), Verlumpung d.
Bauern u. d. Adels in Russland, nach Uspensky u. Terpigoriew
bearb. Leipzig. Duncker u. Humblot. gr. 8°. (X, 415 S.) fl. 4*80.
Franz Al. Rud., Oesterr. Staats-Verrechnungskunde. Systemat.
dargestellt. Prag. Neugebauer. 8°. fl. 4.—.
Von Billing’s Handbuch der deutschen Rechtswiss. erscheint
demnächst (Leipzig, Dunckcr & Humblot), der 1. Bd. der 8. Abth.,
der die geschichtlichen Grundlagen des Kirchenrechts, bearb. von
dem Prof, an der Universität Leipzig, Dr. Rudolf Sohm, enthält.
(Etwa 35 Bog. Lex.-8°, zu c. 11. 7.80.) — Von demselben Sammel¬
werk ist auch der 2. Band des 1. Theiles (2. Abth.), die Fort¬
setzung von Dr. Heim*. Brunners Deutscher Rechtsgeschichte
(Band II.) enthaltend — etwa 38 Bogen zum Preise von c. fl. 8.40
— in Vorbereitung.
Militärwissenschaften.
Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Heraus¬
gegeben v. der Abtheilung für Kriegsgeschichte des k. u. k. Kriegs-
Archivs. (Mit 122 Tafeln in Querfolio, enthaltend 450 Pläne,
Karten, Ansichten u. s. w.) Wien, Verlag des k. u. k. General¬
stabes. 1871 —1892. 20 Bde. 4°. Preis im Buchhandel 300 fl.,
für Bibliotheken 180 fl., für Mitglieder der k. u. k. Armee 100 fl.
Jedes österreichische Litteraturblatt darf stolz darauf
sein, diese bedeutendste kriegsgeschichtliche Publication
unseres Jahrhunderts als eine reife Frucht österreichischen
Fleisses und Kunstsinnes begriissen zu können.
Bereits im Jahre 1871 beauftragte das Reichs-
Kriegs-Ministerium den Generalstab mit der historischen
Darstellung der Kriege Oesterreichs. Die Reihe dieser
kriegshistorischen Arbeiten sollte mit den Feldzügen
des Prinzen Eugen eröffnet werden. Die kriegsgeschicht¬
liche Abtheilung des Generalstabes hatte mit der Dar¬
stellung des Feldzuges 1866 bereits einen bedeut¬
samen Schritt nach vorwärts gethan in Auffassung und
Schilderung kriegerischer Ereignisse, und die bis zum
Erscheinen dieses Werkes üblich gewesene Form der
Schilderung von Kriegen erschien mit einem Schlage als
veraltet. In gleicher Art waren in den folgenden Jahren
die Feldzüge der Jahre 1859 u. 1878 bearbeitet worden.
Die Darstellung der Kriege Eugen’s sollte sich nach
dem Programm im ersten Bande (I, III) auf folgende
Punkte erstrecken: 1. Ursache und Zweck des Krieges;
2. Organisation und Administration der kämpfenden
Heere; 3. Art des Verpflegungssystems; 4. Geographische
Gestalt, Bodenbeschaffenheit, technische Herrichtung des
Kriegsschauplatzes; 5. Führer der Heere; 6. Verlauf und
militärische Würdigung des Feldzuges. Vollständigkeit
bis ins Einzelne, soweit das Material dies zuliess, wurde
nur für die Feldzüge, in welchen Eugen die persönliche
Führung hatte, verlangt, für die andern gleichzeitigen
Kriegsschauplätze nur insoweit das Gesammtbild dieselbe
erheischte. In der ersten Zeit fehlte es dem Werke an der
einheitlichen Leitung. Erst bei der 1875 vollzogenen Ver¬
einigung der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des General¬
stabes mit dem Kriegsarchiv übernahm der nachmalige
FML. Baron Sacken als Director die Weiterführung des
Werkes, dessen Redaction im Wesentlichen Sache der
Autoren der einzelnen Bände blieb. Die Arbeit gedieh
anfänglich langsam. In den ersten 15 Jahren, bis 1886,
waren nach und nach 11 Bände (1697—1709) erschienen.
Mit dem Eintritte der jetzigen Archivdirection kam ein
frischer Zug in das Werk. Sehr fördernd wirkte auch
das hohe Interesse, welches der Chef des Generalstabes
der Arbeit entgegenbrachte. Die Redaction gieng ganz in
die Hand des Directors Oberst v. Wetzer über und nun
schritt das grosse Werk mit seinen Bänden XII—XX
schnell der Vollendung entgegen: eine gewaltige Arbeits¬
leistung für etwas mehr als fünf Jahre. Der Schluss¬
band, dem noch ein für das ganze Werk bestimmter Re¬
gisterband folgen wird, erschien im Februar dieses Jahres.
Das verwendete Quellenmaterial ist ungeheuer und
die unermüdet zwanzig Jahre mit eiserner Beharrlichkeit
und eisernem Fleiss fortgesetzte Arbeit verdient allseitige
Anerkennung. Gegen 150 Staats-, Landes-, Gemeinde-,
Kloster- und Familien-Archive sind durchforscht worden.
Die beigegebene militärisch-politische Correspondenz des
grossen Feldherrn umfasst über 4000 Briefe: eine Bei¬
gabe von hervorragendem wissenschaftlichen Werthe.
Durch die typographisch stets meisterhafte, vielfach auch
künstlerisch bedeutsame Ausführung der Karten und
Pläne hat das österreichische militär - geographische
Institut wieder einen Beweis seiner ausserordentlichen
Leistungsfähigkeit gegeben und sich dadurch von neuem
den Anspruch auf Anerkennung und Dankbarkeit von
Seiten des gesammten Vaterlandes erworben.
Und diese gewaltige Arbeitsleistung ist ohne jede
staatliche materielle Subvention zu Stande ge¬
kommen. Die sehr hohen Kosten für Druck und Aus¬
stattung wurden vollständig gedeckt durch die Sub-
scribenten. Es muss hier eine Thatsache hervorgehoben
werden, die der k. und k. Armee zu hoher Ehre ge¬
reicht: wenn wir die Liste der Subscribenten durch¬
gehen, so sind es nicht so sehr die mit grossen Reich-
thümern gesegneten Familien, die wir hier vertreten
finden, es sind meistens, ja fast ausschliesslich, Mitglieder
der Armee, die ihrem Gehalt oder ihrer Pension ein so
schönes Stück Geld abziehen — für eine wissenschaft¬
liche, kricgsgeschichtliche Publication. Gegenwärtig ist
nur noch eine sehr kleine Anzahl vollständiger Exem¬
plare vorräthig.
Die Publication ist streng wissenschaftlich, trotzdem
nicht Bcrufsgelehrte, sondern eine Reihe begabter Officiere
des k. und k. Generalstabes dieselbe besorgte. Ueber den
wissenschaftlichen Charakter des grossen Werkes hat
sich die Kritik, welche, man kann wohl sagen, mit Staunen
dem raschen Erscheinen der einzelnen Bände gefolgt ist
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67
08
Nu. 2. — Oksjkrkkighisghks Lm kr aturblatt. — I. Jahrgang.
in der günstigsten Weise ausgesprochen. Prof. Heigel in
München preist (Allg. Ztg. 1880, Nr. 8, vgl. 1884,
Nr. 18; 1886, Nr. 133; 1891, Nr. 216) die Publication
als »ein musterhaft gearbeitetes Werk«. Onno Klopp
rühmt (Histor.-polil. Bl. Bd. 83, S. 397, vgl. Bd. 81,
241 ff.; Bd. 84, 397 ff.) den »treuen Fleiss, warmen
österreichischen Patriotismus«, die Arbeit erscheint ihm
als »eine höchst erfreuliche Manifestation des wissen¬
schaftlichen Strebcns im k. u. k. Gcncralstab«.
In Sybel’s »Hist. Ztschr.« (57, 90) wird gesagt:
»Es ist nicht zu leugnen, dass das neue Werk jenes
ältere (Arneth's »Prinz Eugen-') nicht blos an Umfang,
sondern, wenigstens in Bezug auf den militärischen Theil,
auch an Sachkunde und Gründlichkeit weit überragt.«
Und schon früher bei Gelegenheit des von Wetzer
herausgegebenen dritten Bandes: »Die Schlacht bei Zenta,
an sich schon ein Meisterstück, wird doch erst dann
völlig gewürdigt, wenn man die resultatlosen Märsche
vor und den jammervollen Zustand nach der Schlacht
näher kennen gelernt; der Alpenübergang erscheint in der
detaillierten Darstellung Wetzer s viel grossartiger als in der
kürzer und eben darum auch allgemeiner gehaltenen Dar¬
stellung Arncth’s« (ebd. 47, 553). Die hier angedeutete Dar¬
stellung des Uebergangcs über die trident. Alpen (III, 147 ff.)
sucht in der That ihres Gleichen; sie ist in der Schil¬
derung des Terrains und der Wegebereitung nicht allein
kriegsgeschichtlich, sondern auch stilistisch ein Meister¬
stück: die ganze gewaltige Romantik des Weges, wie
die Uebcrwindung der unsäglich grossen Schwierigkeiten
finden zugleich ihren überwältigenden Ausdruck. Von
andern Einzelheiten seien hier nur im Vorbeigehen er¬
wähnt der Ueberfall von Cremona, die Schlacht bei
Luzzara, bei Vigo 1702, Turin 1706, die Belagerung
von Lille 1708, Villaviciosa 1710, Belgrad 1717. Auch
ausländische militärische Zeitschriften haben sich äusserst
günstig über das Unternehmen ausgesprochen. Das
Berliner »Militär-Wochenblatt« schreibt (1891, Nr. 9,
vgl. 1885, Nr. 11) über die bis 1891 erschienenen Bände,
dass sie »in musterhafter Darstellung und auf einer
kritisch wissenschaftlichen Unterlage allerersten Ranges
einen der ruhmvollsten Abschnitte österreichischer Kriegs-
thaten behandeln.« Und die in Darmstadt erscheinende
»Allgemeine Militär-Zeitung« spricht in einem Referate
über den neunten Band (1884, Nr. 4, vgl. 1S82, Nr. 72
bis 76) den Herausgebern Baron Hipssich und Baron
Lindenbach ihren Dank aus für die bewiesene Hingebung
und Treue im Namen der Wissenschaft, der sie wesent¬
liche Dienste leisten und des zahlreichen Kameraden¬
kreises, der keineswegs nur von schwarzgelben Grenz¬
pfählen umschlossen ist.«
Zu Dank ist am meisten aber die ganze österreichisch¬
ungarische Monarchie verpflichtet. Dieser Dank gebührt
vor allem dem Chef des k. und k. Gencralstabcs, der
nach und nach vierzehn tüchtige Officiere der Arbeit zu-
theilte, dann in besonderer Weise dem Manne, der gleich
am ersten Bande des Werkes betheiligt, einzelne Bände
vollständig lieferte, bei dem zwölften Bande (1887) die
grosse verantwortungsvolle Arbeit der Redaction über¬
nahm und das Ganze so schnell und trefflich zu einem
ruhmvollen Abschluss brachte. Oberst von Wetzer
hat sich dadurch als würdiger Sohn seines berühmten
Vaters, des Freiburger Orientalisten, bewiesen, dem wir
das grosse Freiburger Kirchenlexikon zu verdanken haben.
Anrecht auf Dank haben auch alle die Ofücicre des
Generalstabes, die ihre ganze Kraft für das Unternehmen
eingesetzt, die Herren Danzer, Gerba, Baron Hipssich,
Kirchhammer, Baron Korners v. Lindenbach, Machalichy,
Matuschka und Baron Mayerhofer von Grünbühl. Dem
Ref., der nicht die Ehre hat der Armee anzugehören,
war es eine Herzenssache, diesen Dank wenigstens hier
auszusprechen: »Ehre, dem Ehre gebührt« !
Wien. Bh.
StrsfYLurs > Ot'strrr. militär. Ztschrft .* 1892. 4.
A Ibertal 1, Vom Vater Radetzky. — Bisherige k. k. Kriegs¬
minister. — Hartl, Ueber d. neueren Vermessungsarbeiten auf
d. Balkan-Halbinsel. — Dangelmaier, D. Entwurf e. Straf¬
gesetzes für das kgl. ital. Heer. — Verbesserung der Mannschafts¬
kost. — Prinz Adolf v. Sc hwar zb u rg-R udolstad t, Ueber
d. Zweck d. russ. Kriegsflotte im schwarzen Meer. — Kuderna,
Leier u. Schwert. — Port, D. Schlachtfeld d. Zukunft. (Bespr.
v. Gaj). — Blond ein, Visier- u. Zielcontrol Vorrichtung. — Rie-
ger, Werth u. Pli ege d. moral. Kraft. — Albcrtall, Blätter u.
Bliithen d. Kriegsgeschichte aller Völker u. Zeiten. — Litteratur-
beilage.
Neue Erscheinungen:
Las sal 1 e, Manuel de 1’Organisation de l’armee et du fonctionnc-
ment des Services militaires. Paris, Berger-Levrault & Comp.
Schmidt, Die vormals kurhessische Armeedivision im Sommer
1866. Kassel, Brunemann.
L a n g 1 o i s, L’Artillerie de Campagne en liaison avec les autres
armes. Paris, Baudoin. Atlas.
Lammasc h, Militärischer Staatsverrath und Spionage im öster¬
reichischen Strafgesetz-Entwürfe. Wien. David & Keiss.
Hartmann, Der Antheil der Russen am Feldzug von 1799 in
der Schweiz. Zürich, Muntz.
Sc her ff, Reglementarischc Studien. Berlin, Bath.
Drygalski, Beiträge zur Orientierung über die Entwicklungs¬
geschichte der russischen Armee von ihren Anfängen bis auf
die neueste Zeit. Berlin, Bath.
Schmit t, Die Gefechte bei Trautenau am 27. und 2S. Juni 1S66.
Nebst Anhang. Gotha, Perthes.
Galli, Crimee Italic Notes et correspondanccs de Campagne du
general de Wimpffen. Paris, Charles-Lavauzelle.
Lecomte, Gucrre d'Espagne. Extrait des souveniers inedits du
general Jomini (1808—1814). Paris, Baudoin & Comp.
Weis 1, Das Heeres-Strafrecht. Allgemeiner Theil. Mit einer Vor¬
rede von Damianitsch. Wien, Pollak.
Veröffentlichungen aus dem Gebiete des Militär-Sanitäts-
wesens. Hrsg, von der Medicinal-Abtheilung des kgl. preuss.
Kriegsministeriums. Heft 1. Kochler, Histor. Untersuchungen
über das Einheilen und Wandern von Gewehrkugeln. Berlin,
Hirschwald.
Schult e, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden und der Reichs¬
krieg gegen Frankreich 1693 —1697. Karlsruhe.
M o 1 t k e 's Militär. Correspondenz. Krieg 1864. Hrsg, vom Grossen
Generalstabe, Abtheilung f. Kriegsgeschichte. I. Berlin, Mittler
& Sohn.
Puzyre w s k y, Der polnisch-russische Krieg 1831. Autorisierte
deutsche Bearbeitung von Hauptmann Mikulicz. 1. Band mit
25 Karten und Plänen. Wien, Seidel & Sohn.
Stadel mann. Die Luftschifffahrt in den Militärstaaten Europas
und ihre praktische Verwendung im Kriegsfälle. Heft I und II.
Moltke’s Feldzugs-Entwurf 1866 und die Lage ßenedeks am
30. Juni und 1. Juli 1866. Berlin, Luckhardt.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Sargorski, Ernst und Schneider, G.: Flora Carpa-
torum central, phanerogam arum etc. Flora der Cen¬
tral-Karpaten mit specieller Berücksichtigung der
in der Hohen Tatra vorkommenden Phanerogamen
und Ge fass kr y ptogamen nach eigenen und fremden
Beobachtungen zusammengestellt und beschrieben. XVI,
210 und 592, LVI Seiten. Mit 2 Tafeln. Leipzig, Kummer 1891.
8 ", 11 . 12 .—.
Der erste Theil des vorliegenden, äusserst sorgfältig
und mit grösster Sachkenntnis gearbeiteten Werkes ent¬
hält die Einleitung und die Flora der Hohen Tatra nach
den Standorten (oder den allgemeinen Theil) und ist v.on
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Nr. 2. — OkSTER REICH ISCHF.S LriTERATURBI.ATT. - I. JAHRGANG.
G. Schneider verfasst. Der zweite bringt die systema¬
tische Uebersicht und Beschreibung der in den Central-
Karpaten vorkommenden Gefässptlanzcn nebst Register
und zwei Tafeln. Letztere, einen neuen Leontodon
(L. clavatus Sag. (0 Schn.) nebst den nächst verwandten
Arten (L. pyrenaicus und Taraxaci) darstellend, sowie
das ausführliche Register (S. I—LYI) und die Be¬
arbeitung der schwierigen Gattung Hieracium (S. 265
bis 367), rühren gleichfalls von G. Schneider her, alles
Uebrige-stammt von Prof. Sagorski.
Schneider schildert im ersten Theil nebst anderem
die Gebietsgrenzen (S. 5), das Bergland (S. 7), die Hohe
Tatra (S. 8), die galizische Tatra (S. 20), die Liptauer
Alpen (S. 25), die Belaer Alpen (S. 26), das Vorland
und die Hochebene (S. 29), den Ganocz-Lucsivnaer
Höhenzug, Kartographisches und Historisches, Irrthümer
über Standortsangaben (S. 32), die klimatischen Verhält¬
nisse (S. 44), die Vegetationsregionen der Hohen Tatra
(S. 48), die Vegetationslinien der Tatraflora (S. 74), den
Einfluss des Substrates auf die Vegetation der Hohen
Tatra (S. 96), die numerische Uebersicht der Tatra¬
flora (S. 104), die Litteraturübersicht (S. 112) u. a. m.
Des Weiteren wird die Flora der Hohen Tatra
u. s. w. nach Standorten geordnet. Dieser Abschnitt
wird besonders dem botanisierenden Tatrabesucher will¬
kommen sein. Wir möchten ihn den botanischen Tatra¬
führer nennen. Es werden Stationen angegeben, von
welchen aus die umliegenden Oertlichkeiten besucht
werden können. Im 2. oder beschreibenden, systemati¬
schen Theile gibt Sagorski zuerst eine Uebersicht
des natürlichen Systems, um die Classen und Gruppen
zu bestimmen (S. 1 — 6), worauf eine »analytische Be¬
stimmungstabelle und Diagnosen der Familien« in der
beliebten und bequemen Art eines Schlüssels folgt (S. 7
bis 33). Dieselbe Methode ist in den folgenden Be¬
stimmungen der Gattungen der einzelnen Familien durch¬
geführt. Innerhalb der Gattungen werden alle in den
Centralkarpaten bisher bekannt gewordenen Gefässpflanzen
gleichmässig kurz (2—3 Zeilen! beschrieben. Wo es
nothwendig erscheint, namentlich bei den kritischen
Arbeiten, sind die Diagnosen (in lateinischer Sprache)
nach Bedürfnis ausführlich, um weiteren Verwechslungen
vorzubeugen. Den Schluss bilden (S. 584—589J noch
einige »Nachträge und Verbesserungen«, deren Durch¬
sicht vor Gebrauch des Werkes zu empfehlen ist.
Der Hauptzweck der mühevollen Arbeit war »die
kritische Sichtung und Durcharbeitung des grossen seit
76 Jahren (1814 erschien in Göttingen die erste »Flora
Carpatorum principalium« von G. Wahlenberg), ange¬
sammelten Materials, soweit es im wissenschaftlichen
internationalen Verkehr erreichbar war.« Die Verf.
haben damit nicht nur eine kritische und vollständige
Karpatenflora, sondern ein Werk geschaffen, das nord-
und südwärts, weit über die Karpatengrenzen hinaus,
Berücksichtigung und vor Allem Nachahmung der Deutlich¬
keit, Uebersichtlichkeit und Klarheit wegen in hohem Grade
verdient. Es erscheinen alle Publicationen, nicht nur die
deutschen und lateinischen, sondern auch die polnischen
und ungarischen gewissenhaft berücksichtigt, nichts
ignoriert und stets »mit möglichster Objectivität kritisiert«,
wenn auch »zuweilen etwas scharf.« Auffallend ist, dass
die sonst so mannigfaltigen Genera Thymus, Mentha,
Kubus, Tilia in den G'entral-Karpaten so formenarm
auftreten, ebenso dass Viola alba Besser fehlen soll,
die sonst von Galizien bis an die Adria verbreitet ist.
Ursache davon kann wohl nur die hohe Lage sein,
da die Stationen meist über 700 m liegen. Als Druck¬
fehler, deren sehr wenige Vorkommen, ist (Viburnum)
opulus (statt Opulus) S. 200 zu verzeichnen, da
sonst die richtige Schreibart der als Eigennamen ge¬
brauchten Artenbenennungen eingehalten ist. Ein Versehen
muss es auch sein, dass die Benennung Hier, boreale
W. <0 Cr. 1829 gegen das allgemein gütige Prioritäts¬
gesetz der älteren: Hieracium silvestre Tausch 1828
vorgezogen wurde. Die jetzt als richtig geltende Schreib¬
art Brunelia (statt Prunella) ist nicht angenommen.
Die Ausstattung ist sehr schön. Durch Anwendung
verschiedenartiger Lettern wird die Uebersichtlichkeit
ungemein gehoben. Das Format ist recht bequem. Der
Preis (11.12.—) ist wohl etwas hoch; das Werk jedoch,
besonders dessen erster Theil, der botanische Karpaten¬
führer, bietet so viel Nützliches, dass diese Auslage bei
der ersten Karpatenreise erspart wird. Der zweite Theil
aber ist jedem Pflanzengeographen und Systematiker im
Studierzimmer nothwendig. Das Werk bietet nämlich
thatsächlich »mehr als man bisher von einer Localflora
verlangt hat,« was gewiss die beste Empfehlung ist.
J. W i e s b a u r.
Berichte der Deutschen botan. Gesellschaft. X, 1.
Han au sek, Zur Struetur d. Zellmembran. — J. Reinkc,
Ueber Gäste der Ostseellora. — Jul. Wiesncr, Notiz über eine
Blüthe mit positiv, geotrop. Eigenschaften. — M. Möbius, Ueber
einige brasilian. Algen. — Schottland er, Zur Histologie der
Sexualzcllcn bei Kryptogamen. — E. Bach mann, Der 'l'hallus
der Kalkflechtcn. — Pax, Ueber e. eigenthümlichc Form der
Salvia pratensis. — P. Magnus, Ueber einige von Prof. Schwein-
furt in der italien. Colonie Eritrea gesammelte Uredinecn. —
Generalversammlungsheft. I. (5. März 1892): de Toni u. Pao-
letti, Beitrag z. Kenntnis d. anatom. Baues von Nicotiana Taba-
cum L. — Sarauw, Versuche üb. d. Verzweigungsbedingungen d.
Stützwurzeln v. Selaginella. — H. Solered er, Ucb. d. Versetzung
d. Gattung Melanthus YValp. v. d. Phrvmaceen zu d. Solanaceen.
— P. Magnus, Ueb. d. Auftreten d. Stylosporen bei d. Uredinecn.
Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. LV, 3.
Lendenfeld, Die Spongien d. Adria. I. Kalkschwämme.
— R. Heymons, Die Entwicklung der wcibl. Geschlechtsorgane
von Phvllodromia (Blatta) germanica.
Botanische Zeitung. L, Nr. 9—12.
\V. Burck: Ueb. d. Befruchtung d. Aristolochia-Blüthe (Schl.)
— Coesfeld, Beiträge zur Anatomie uud Physiologie d. Laub¬
moose. — PI artig, Ueber Dickenwachsthum u. Jahrringbildung.
Natur und Offenbarung. XXXVIII, 3,
Schupp, Die Ureinwohner Brasiliens vom ethnolog. Stand¬
punkte (Schl.) — Gutberiet, Materialismus u. Darwinismus. —
— Max Maier, Grösse u. Bau d. Weltalls. (Forts.) — Westhoff,
Geolog. Skizzen aus d. Eiszeit Europas. (Forts.) — Wissenschaftl.
Rundschau: Magnetismus. — Linsmaier, Elektricität. — Läska,
Himmclserscheinungcn im April 1892. — Bibliographie.
Neue Erscheinungen:
Cavara F., Fungi Longobardiae exsicatti, fase. I. Turin, Loeschcr,
gr. 8°. fl. G.~.
Borchardt B., Grundriss der Physik zum Gebrauche f. Mediciner.
Stuttg. Enke, gr. 8°. (VIII. 151 S. u. 52 Abb.) fl. 1.80.
Samter H., Der hohe Sonnblick, die höchste mcteorolog. Station.
Berlin. Paetcl, Lex.-8° (32 S.) fl. —.36.
Nagel W., Die niederen Sinne der Insecten. Tübingen, Moser,
gr. 8°. (68 S. mit 19 Abb.) fl. 1.20.
Hamann O., Entwicklungslehre u. Darwinismus. E. krit. Dar¬
stellung d. mod. Phitwicklungslehrc u. ihrer Erklärungsversuche.
Jena, Costenoble, gr. 8° (XIX, 304 S. und 16 Abb.) 11. 4.80.
Metz R, Untersuchungen über die Sulfosäuren der drei Amido-
phenole. Jena, Pohle, gr. 8° (56 S.) 11. —.60.
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71
Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
72
Schöne Litteratur. Varia.
Vintler, Hans von, Gedichte. Leipzig, A. G. Liebcskind,
1892, 8°.
Der moderne Dichter Vintler — sein Ahn aus dem
XV. Jahrhundert, der die »Blumen der Tugend« reimte,
gehört der Littcraturgeschichte an — wurde weiteren
Kreisen 1889 bekannt bei der Enthüllung des Walther-
Denkmals in Bozen, weil der fünfzigjährige Realschul¬
supplent in der tirolischen Landeshauptstadt hiezu den
Festgruss schrieb. »Ihr festesfrohen Scharen« erscholl es
damals über die tausendköpfige Volksmenge hin, die sich
den ganzen Vorgang und die Begeisterung der fremden
Herren bisher wenig zu deuten gewusst,
»Ruft Heil! Denn seht, gesunken ist die Hülle
Vom lilienblanken Marmorkern.
Und leuchtend ragt nun hier des Dichters Bildnis
lm Schutz des Firnenkönigs Schiern,
Für Freund und Feind ein Wahrmal und ein Zeichen,
Wie deutscher Nord und Süd getreu die Hand sich reichen.«
Noch heute ist das Gedicht die Perle der Sammlung,
welche aus den nachgelassenen Schriften Vintler’s heraus¬
gegeben und auf sein rasch ihm selber gewidmetes Denk¬
mal niedergelegt wurde. Das war eben ein Vorwurf mit
einem grossen geschichtlichen und nationalen Hintergrund,
mit der Gestalt eines als Landsmann erfassten Sängers,
der, fast wie V. selber, in die Ebene hinaus zu den
schönen Frauen gezogen war und an dem sich zugleich
der tirolische Heimatsstolz mit einer romantischen Mystik
entfalten konnte. »So freu’n die Sterne sich, um dieses
Haupt zu blinken.« Hier und in manchem anderen Ge¬
legenheitsgedicht, besonders auch in einer Ballade auf
die Schlacht auf dem Marchfelde, sieht man, wie der
Anhauch einer mächtigen Vergangenheit wo er V. n zuge¬
tragen wurde, an ihm eine schön vibrierende Harfe fand.
Der Gegenwart drängte sich seine Träumerseele nicht
auf. Er gönnte allen Freiheitgewährenden die Freiheit,
den Freidenkern sowohl wie den Gläubigen. Das frische
Volksthum, in dem er aufgewachsen, war sein Element;
in Kindheitserinnerungen und Bergessehnsucht hat er
sich weich erschlossen, während er doch auch ganz
scharfe Spottpfeile zu versenden wusste, auf ein geputztes
Stadtfräulein in Tüllwolken, das nicht einmal ordentlich
deutsch gelernt hat, auf byzantinische Phrasenhelden,
welche die Vaterlandsliebe nach der Stentorkraft des
Vivat bemessen, auf die Chauvinisten, welche in eitler
Unbildung herumtollen. Das Ererbte war ihm viel, jedoch
nicht soviel, um dafür in den politischen Kampf zu
ziehen; er wäre kein Poet gewesen, hätte er sich nicht
in erster Linie das Schöne auserkoren, in Mannescharakter
und Liedeswort. »Ein jedes weltlich Ding hat seine Zeit«,
sagte er mit seinem geliebten Uhland, »die Dichtung
aber, was uns auch umwüthe, die Dichtung lebet ewig
im Gemüthe«. Die Kraft der Phantasie reichte zwar nicht
zu grösseren Werken, die Zucht nicht immer zu einwand¬
freien Versen, z. B. »Seufzend hebt das Herz die Hände«
(S. 15) kann einem Dichter einfallen, sollte aber nicht
ungefeilt stehen bleiben. Gleichwohl macht uns sein ver¬
feinertes Streben auf volkstümlicher Basis — die
charakteristische Mitgift des tirolischen Beamtensohnes —
das Büchlein als Ganzes lieb, und herzlich danken wir
es Liebeskind, dass er es neben Gilms »Ausgcwählten
Gedichten«, Pichlers »Neuen Marksteinen« und anderen
Tirolensien in seinen Leipziger Verlag eingereiht hat.
Göttingen. A. Brandl.
Beilage zur Allgem. Zeitung. 1892, Beil. Nr. 63—77 (15—31. März).
Nr. 63. Schiller an Huber. Mitthlg. aus dem Cotta'schen
Archiv I. — Ebner, Graphologische Forschungsresultate. —
Nr. 64. Bendiner, Städte u. Gilden. — Germ. Völkernamen. —
Die Sprachwissenschaft u. d. afrikanischen Sprachen. — Nr. 65.
G. v. Mayr, Berliner Eheverhältnisse in Statist. Beleuchtung. —
Pfalzgraf Georg Joh. v. Veldenz-Lützelstein. — Nr. 66. Falken¬
heim, Eine Apologie f. Ludw. Feuerbach. L — Wilamowitz' Ueber-
setzung des euripidcischen Hippolyt. — Nr. 67. Schiller an Huber. II.
— Falkenheim, Eine Apologie f. Ludw. Feuerbach. II. — Cur-
tius’ Stadtgesch. v. Athen. — NT. 68. Pfizer, Die Stellung d. Ehe¬
frau nach Recht u. Sitte. — Die Jugendjahre der Bürgerkönigin
Marie Amelie. — Nr. 69. Gothein, G. A. Stenzei u, L. v. Ranke. I.
— C. Hahn, Die Höhle Olissai-Dona in Digorien. — Nr. 70. Ein
neues Heilverfahren bei Tuberculose. — Gothein, Stenzei und
Ranke. II. — Hangl, Die Zukunft d. Deutschthums in Amerika.
— Nr. 71. Schiller u. Huber. III. — Meyer v. Knon au, Eine
neue Veröffentlichung von Urkunden zur Geschichte Rätiens. —
Rosenberg, Sklavenhandel in Constantinopel. — NT. 72. Diercks,
Volksmusik u. Volksdichtung d. Spanier. I. — Gocthe’s Briefe
1788—92 u. a. Ungedruckte. — NT. 73. Schiller an Huber. IV.
(Schluss.) — Diercks. Volksmusik etc. II. — Hager, Kloster
Limburg a. d. H. — Nr. 74. Zur Erinnerung an H. Geizer. —
Luschin v. Ebengreuth, Eine Silberkrise im 14. Jhdt. —
— Nr. 75. Fabriczy, Müntz’ Geschichte d. Renaissancekunst. —
K. Werner, Der Naturalismus u. s. Grenzen. — Nr. 76. Guglia,
Stendhal. — Gallenkamp, Die elektrische Energie-Erzeugung in
Lauffen. — Aug. Weiss, England u. Amerika. — N’r. 77. Henke,
Der Platonismus d. Michelangelo. — Henrich, Wilh. Raabe.
Katholische Warte. VIII, 1.
J. Rick, Card. Manning (m. Portr.). — Zeiler v. Geisen¬
heim, Komödiantenliebe. Erzg. — Heilmayr, Das Thier vor
Gericht. — Redeatis, Zwei Freunde. — Josaphet, Die Odol-
lamshöhle b. Bethlehem. — Ol. Cromwell u. d. Gemeinwesen.
Uebers. v. Schnorrenberg. — Hochländer, Der Todesengel auf
Erden. — Gedichte v. Aegid. Weis, Ferd. Pecka, K. Landsteiner,
Joh. Schmiederer. — Kath. Chronik, Litt. u. Kunst, Hauswesen.
Historisch-politische Blätter. CIX, 7.
N. Paulus, Der Dominikaner Barth. Kleindienst. — Nochmals
d. Geist unserer Hochschulen. — Die freie philos. Forschung. Rand¬
glossen zu Volkelt’s u. Paulsen’s Ansichten. — Die Gleichberecht. d.
christl. Confess. im Grosshrzgth. Baden. — (L. P.) Geschichte
d. kathol. Kirche in Irland. — Zeitläufe: Die russ. Galgenfrist.
H. Lümmer’s Kirchenrecht.
Rumänische Revue. VIII, 1.
Kogalniceanu, Autobiogr. Skizze. — Weigand, Die Wala¬
chei in Musakie. — Werenka, Der russ.-türk. Krieg i. J. 1773.
— Kain dl, Zur Landeskunde der Bukowina.
Preuss. Jahrbücher. Hrsg. v. Delbrück. LX1X, 3.
Pirantani-Mancini, Am Tiber. (Schl.) — Ilberg, Pädag.
Reformbestrebungen im Altcrth. — Budde, »Das geistl. Jahr«
der Annette v. Droste-Hülshoff. — Harnack, Ueber Lyrik. —
P fl ei derer, Der Religionsunterricht i. d. Volksschule.
Russische Revue. XX, 4.
Die kaiserl. russ. geograph. Gesellschaft i. J. 1890. — Russ¬
lands ausw. Handel i. J. 1890 — Brunnhofer, Ueb. Russlands
archäol. Aufgaben u. Ziele in Centralasien. — Obst, Osc., Fer-
dinandowitsch Heyfelder. — v. Keussler, Volks- u. staatswiss.
Rundschau.
Das 20 . Jahrhundert. II. 5.
Bankerott u. Concurs. — Petterpaul, Deutschland. Eine
Fastnachts-Betrachtung. — Pudor, Deutsche Musik. — E. Bauer,
Hie Christenthum — hie Atheismus. — Aus d. Narrenhause der
Zeit. — Was ist heute preuss. Patriotismus? — Graf Westarp,
Deutscher Herd. — Ein französ. Urtheil üb. Deutschland.
Przewodnik naukowy i litteracki. (Wissenschaft!, u. literar. Weg¬
weiser.) Beil. z. »Gazeta Lwowska«. XX, 1892, Febr.
F.Konezny, Jagiello u. Witold. — Kraushar, D. Usurpator
Jan Faustvn Luba. — Szajnocha, Die Mineralproducte Galiz.
— Briefe d. Andr. Ed. Közmian 1830 — 64. — Reisen durch
Wolhynien. — Marrenc, Eliza Arzeszkowa. — Siemiradzki,
Briefe aus Amerika.
Przeglod Powszechny. (Allgem. Rundschau.) Krakau, 1892, März.
J. Badeni, S. J., In Agram. — Dubiecki, Car Alexis Mi-
chajtowicz in Litthauen. — Morawski, S. J., Das Schaffen in
d. Kunst. — Zaborski, S. J., Der gemeinsame Boden d. relig.
Begriffe bei d. Hindus. — Sapieha, Reisebriefe aus Asien.
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Google
73
74
Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Atheneum. (Böhm.) Vf.
Sikl, Theorie papuTi majitcli a na fad znejicich. (Theorie
d. Inhaber- u. Ordrepapicre.) — F. Krejci, Filosolie nabozenstü.
(Die Religions-Philosophie, Religionswissenschaft)
Letopis Matice srpske. 1891, IV.
Simonovie, Manastir Zitomislie u Hcrcegovini. (Kloster
Z. in d. Herzegowina) — Dera, Uspomene iz Italije. (Erinne¬
rungen an Italien.) — Neskovie, Moze li skola biti bez telesne
kazne ? (Kann die Schule ohne körperliche Strafe bestehen ?) —
Mita Popovic, Car Jovan. Historyska tragedija. (Kaiser Johann.
Tragödie.) — Pavlovic, Pregled povesnice slovenskich knizev-
nosti. Knizevnost u Polaka. (Uebersicht d. polnischen Litteratur.)
Muzeum. (Poln.) 1892, März.
Skörski, Jan Sniadecki na polu pedagogicznem. (J. S. als
Pädagog.) — Die pädagogische Litteratur.
Prav da (Ruthen.) 1892, Febr.
J. Necuj-Levickij, Ukrainski humoristi ta Stukari. (Ukrai¬
nische Humoristen u. Künstler )
ßudapesti Szemle (Budapester Revue), 184 sz. 1892. äprilis.
Dezsö, Comenius A. Junos. — Haraszti, Regenyes lapok
az eletböl (Romant. Blätter aus d. Leben) II. — Asböth Q., Bolgär.
nepkölteszet (Bulgar. Volksdichtung). — France A., Klcmentina
leänva (Clementinens Tochter) III. — Költemenyck (Gedichte) von
Kozmaund V’arga Gv. — Krcsmarik, A bosnväk mohamedanok
kivändorläsa. (Die Auswanderung der bosnischen Muhamedaner).
— Hcrman O., Kalotaszeg magyar nepek (Das ungar. Volk von
Kalotaszeg). — Sz. K., A. Teleki-pälyäzat szegven-paragrafusa
(Der Schandparagraph der Tcleki'schen Preisausschreibung). —
K. E. Egy uj szlav szemle (Fine neue slavischc Revue).
Neue Erscheinungen:
Haid heim, L., Ippolito de Medici. Roman a. d Florent. Gesch.
Jena, Costenoble. 2 Bde. 8°. (259 u. 201 S.) 11. 4.20.
Bios, W., Rothenburger Tage. Fine Gesch. aus stürmischer Zeit.
Rothenburg, Trenkle. 8°. (227 S.) fl. —.90.
Blum, H, Auf dunklen Pfaden. Heitere u. ernste Erzählungen
aus d. Rechtslebcn. Berlin, Paetel. 8°. (VI. 341 S.) fl. 3.60.
Freybe, A., Das deutsche Haus u. seine Sitte. Gütersloh, Bertels¬
mann. 8°. (VIII. 16S S.) 11. 1.32.
Pudor, H., Liebe u. Leben. Dichtungen. Dresden, Damm. 8°.
(XIII. 62 S.) fl. LOS.
Jensen, YV., Die Schatzsucher. Fine Begebenheit a. d. J. 1848.
Leipzig, Reissner. 8°. (442 S.) fl. 3.60.
Sten, A., Die Gotteskämpfer. Nach d. engl. Erzählung »Fabiola*.
Für d. cvang. Christenheit bearb. Bremen, Heinsius. 8"- (300 S.)
fl. 1.80.
Franke, K., Armin d. Cherusker. Geschichtl. Drama. München,
Wilhelm. gr.-l6°. (69 S.) fl. 1.08.
Demnächst erscheint:
Lorenz, » Der Himmel auf Krden .« Leipzig, Braun. Die
Schrift ist gegen die gleichnamige Broschüre Gregorovius’ gerichtet,
welche die entsetzlichen Greuelszenen des socialistischcn Zukunfts¬
staates vor Augen führt. Bei L. ist es das christl. Himmelsidcal,
das der \ 7 crf. seiner Zeit einprägen will.
Von Marie v. Ebner-Fschenbach sind bei Gebr. Paetel
(Berlin) zwei neue Werke im Druck, das eine, » Drei No¬
vellen « (Inh.: Oversberg. Aus d. Tagebuch d. Volontärs Ferd.
Binder. — Der Nebenbuhler. — Bettelbriefe) wird 11 Bg.
(zu fl. 1.80), das andere * Parabeln, Märchen u. Gedichte « 12 Bg.
(zu fl. 2.40) umfassen.
Die Ungarische Akademie der Wissenschaften.
V on Dr. Ludwig M an g o 1 d (Budapest).
Die ungarische Akademie kann zur Stunde noch auf keine
lange Vergangenheit zurückbhcken. Waren es doch im Vorjahre
erst fünlzig Jahre, dass aas wichtigste und einflussreichste Institut
Ungarns seine erste Sitzung abgehalten. Die Versuche und Be¬
strebungen zur Gründung einer ungarischen Gclehrten-Gesellschaft
reichen indes bis in das Zeitalter der Renaissance hinauf.*) Die
, *) p a * Folgende beruht in erster Reihe auf der Festschrift
Kar» Szäsz : »Graf Stefan Szechenyi und die Gründung der Ungar.
Akademie der Wissenschaften.« Budapest 1880. Darauf basiert auch
der Aufsatz G. Heinrichs in der »Ungar. Revue« 1881, S. 245.
\ gl. Aug. Greguss, Die Ungarische Akademie (Litterarischc Be¬
richte aus Ungarn, I 1S77).
erste Spur einer wissenschaftlichen Societät darf man in der
»Sodalitas Literaria Danubiana« des Conrad Geltes erblicken,
wenngleich deren Symposien nicht ausschliesslich der Göttin
Minerva geweiht waren.*)
Die Schlacht von Mohäcs bereitete dem litterarischen Ge¬
plänkel ein Ende mit Schrecken und Jahrhunderte flössen dahin,
bis es zu einer dauernden Gründung einer Ungar. Akademie kam.
Bald nach dem Frieden von Szathmar (1711), welcher die lang¬
wierigen Kämpfe um die Unabhängigkeit und die Verfassung des
Landes beendigte, vernehmen wir die Kunde von einer zu grün¬
denden »Ungarischen Sprachgesellschaft«. Später plante Ger-
methe, ein Rath des damaligen ungarischen Statthalters und
späteren Kaisers, Franz von Lothringen, gleichfalls eine wissen¬
schaftliche Gesellschaft. Sein Bestreben erwies sich indes eben
so resultatlos wie der ähnliche Plan Peter Bod's. Die von Theo¬
phil Win di sch in Pressburg begründete »Gelehrte Gesellschaft«
hatte nur kurzen Bestand. Umfassender erschien der von einem
Anonymus 1770 ausgearbeitete Plan einer »Academia Augusta«
mit vier Classen, zu deren Protectorin Maria Theresia ausersehen
war. Unter den damaligen misslichen politischen \ r erhältnissen war
es aber unmöglich, an entscheidender Stelle einen günstigen Be¬
scheid zu erwirken. Ebenso scheiterte der von Georg Besse¬
ny ei und den litterarisch thätigen Mitgliedern der Ungarischen
Leibgarde entworfene Plan der Gründung einer nationalen Aka¬
demie an den germanisatorischen und centralistisehen Tendenzen
Kaiser Josef II. Die letzteren riefen aber eine intensive nationale
Gegenströmung hervor, welche trotz aller Hindernisse endlich doch
zum Siege führte. Zunächst trat Nikolaus Rcvai, der Begründer
der ungarischen Sprachwissenschaft (derselbe, der hundert Jahre
vor Rask und J. Grimm die historische und vergleichende
Forschungsmethode betrieb), an die Spitze der die geistige Wieder¬
geburt bezweckenden patriotischen Agitation; ihm ist es zu danken,
dass der Reichstag von 1790 sich der Sache warm annahm. Durch
unvorhergesehene Zwischenfälle und die Revolutionskriege wurde
indes die praktische Verwirklichung des geschaffenen Beschlusses
dem nächsten Reform-Reichstag Vorbehalten. Wie sehr die Frage
spruchreif geworden, beweisen die zahlreichen, inmitten der ganz
Europa mit Waffengetöse erfüllenden Kämpfe erscheinenden Flug¬
schriften**), deren ultima ratio auf möglichst baldige Erfüllung des
Wunsches der Nation hinauslicf.
Der entscheidende Moment erfolgte schliesslich auf dem
Reichstag von 1825. Als am 3. November der Kampf über die
ungarische Unterrichts-Sprache die Gemüther der in der Districtual-
sitzung versammelten Ständemitglieder heftig erregte und die
Führer der Opposition die Pflege der nationalen Sprache und
Cultur geradezu als Pflicht und Schuldigkeit der Stände, insbe¬
sondere der Magnaten bezeichneten, erhob sich der damals vier-
unddreissigjährige Graf Stephan Szechenyi und bot behufs
Gründung einer Ungarischen Gelehrten-Gesellschaft ein Jahres¬
einkommen dar, welches später auf 60.000 Gulden C.-M. bestimmt
wurde. Aber nicht nur als her materielle, auch als der geistige
Gründer der Akademie hat der »grösste Ungar« zu gelten; denn
ihm war cs zu danken, dass das neue Institut keine Sprach¬
gesellschaft, sondern ein universal wissenschaftliches Institut
wurde, dessen Beruf sein sollte: »die Wissenschaft in ungarischer
Sprache zu pflegen, zu verbreiten und zu fördern«.
Es ist bekannt, dass Szechenvi's Auftreten vom glänzendsten
Erfolge begleitet war; die vielgeschmähten Magnaten beeilten sich,
dem Vaterland ihren Tribut zu zollen; der Reichstag gab seine
Zustimmuug (1827: XI.) und am 17. November 1830 konnte sich
die Akademie mit einem Fond von 300.000 Gulden constituicren.
Graf Josef Teleki wurde zum Präsidenten, Graf Stephan Szechenyi
zum ersten \ r icepräsidenten gewählt.
Wir übergehen die Schwierigkeiten, mit denen das neue In¬
stitut während seiner Entwicklungsjahre in wissenschaftlicher, wie
auch in politischer Beziehung zu ringen hatte. Zunächst gieng
*) Eugen Abel, Die gelehrte Donaugesellschaft. (Litterar.
Berichte aus Ungarn. I\ r . 1880. S. 321.) Ein Capitel aus des Ver¬
fassers »Beitr. zur Gesch. des Humanismus in Ungarn«.
**) Ludwig Schcdius, Plan zu einer ungar. Gesellschaft etc.
(1802). Oettinger, Plan zur Gründung einer Gesellschaft für
Beförderung nützlicher Wissenschaften. (1802). Auf die 1804 ge¬
stellte Preisfrage des Stef. Kulcsär liefen drei Arbeiten ein,
darunter die 1806 erschienene Flugschrift des Grafen Jos. Teleki,
der dann auch seinerseits eine Preisfrage stellte. Letzteren Preis
gewann der gelehrte Piaristen-Ordenspriester und Universitäts¬
professor Georg Fejer.
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Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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das Hauptbcstreben dahin, an Stelle der allmächtigen Alleinherr¬
schaft der lateinischen Sprache das Jahrhunderte lang vernach¬
lässigte vaterländische Idiom zu setzen. Eine Reihe von Hilfs¬
werken musste geschaffen, die dramatische Litteratur durch Preise
gehoben und wissenschaftliche Reisen im Interesse der Sprach¬
forschung unternommen werden, unter denen jene von Jerney,
Reguly und Vämbery die meiste Aufmerksamkeit erregten. Doch
wurden daneben die übrigen Fachstudien nicht ausser Acht ge¬
lassen. Um den Anfangs stark vertretenen Dilettantismus in
Schranken zu weisen, setzte Franz Toldy 1844 das streng ab¬
gesonderte Classensystem durch, ohne welches ein wissenschaft¬
licher Fortschritt schwer denkbar ist. Als ein weiteres günstiges
Moment haben wir die Erbauung eines eigenen Heims zu ver¬
zeichnen, dessen Kosten im Wege freiwilliger Spenden gedeckt
wurden. Im December 1865 konnte der von Stüler erbaute Palast
am Donauufer feierlich eingeweiht werden. — Die äussere Entwicke¬
lung der Akademie weist seit dem genannten Zeitpunkt keinen
bedeutenderen Markstein mehr auf, wenden wir uns daher zur
inneren Geschichte, der Organisierung und den Leistungen des
Instituts.
An der Spitze der Akademie steht der Präsident, zur Zeit
der Professor der Physik an der Universität Budapest, Baron
Roland Eötvös, Sohn des unvergesslichen Cultus- und Unter¬
richts-Ministers aus dem ersten Ministerium (1867). Als Vice-
präsident fungiert der Historiker Wilh. Fraknöi, Titular-ßischof
von Arbe, als General-Secretär der Präsident der Ungar. Natur-
historischen Gesellschaft, Koloman Szily. Das Directorium zählt
gegenwärtig 22 Mitglieder (2 Stellen sind unbesetzt), darunter
befinden sich Namen wie Graf Nikolaus Vay, Präsident des Ober¬
hauses, Szögyeni-Marich, Graf Anton Szechen, Obersthofmarschall,
und eine von Zierden des geistigen und politischen Himmels ge¬
bildete glänzende Corona. Die Mitglieder sind entweder inländische
oder auswärtige. Unter letzteren finden wir die Wiener Gelehrten
Arneth, Fiedler, Hauer, Hyrtl, R. Ludwig, Fr. Müller, Petzval,
Bar. Schlechta und Sickel, zu denen noch Graf Szechen,
Minister Källay, Arp. v. Kärolyi, Aug. v. Karvasy und L. v.
Thallöczy hinzu kommen. Schuchardt in Graz, Gindely in
Prag, Lepkovsky in Krakau vervollständigen die Liste der in
Oesterreich wohnenden Mitglieder. Die Zahl der Ehrenmitglieder
beträgt zur Zeit 24, ordentliche Mitglieder gibt es 52, correspon-
dierende 139, ausländische 86, zusammen 301. Die Zahl der von
1830 bis 1890 verstorbenen Mitglieder beträgt 511.
Jedes Mitglied wird einer Classe zugetheilt. Solche gibt es
drei, und zwar I. die sprach- und schönwissenschaftliche Classe,
deren Wirken dem Herzen und Temperament der Nation am
nächsten steht. An der Spitze dieser Classe stand bis zu seinem
am 5. December 1891 eingetretenen Ableben der gelehrte Sprach¬
forscher und Historiker Paul Hunvalfy, der sich insbesondere
die Aufhellung der rumänischen Sprache und Geschichte angelegen
sein liess; Sekretär der Classe ist Paul Gyulai, dessen geistiger
Schwerpunkt auf dem Gebiete der Littcraturgeschichte ruht. An
der Spitze der zweiten Classe, welche die philosophischen, histo¬
rischen und socialen Wissenschaften umfasst, steht Franz Ptllszky,
Director des National-Museums, in allen archäologischen Fragen
eine tonangebende Persönlichkeit. Der HI. Classe, welche den
naturhistorischen, physischen und mathematischen Disciplinen ge¬
widmet ist, steht Karl Th an und Jos. Szabö vor.
Den einzelnen Classen sind verschiedene ständige Comis-
sionen untergeordnet, in welche auch Nicht-Akademiker auf¬
genommen werden können. Zur Stunde gibt es eine sprach¬
wissenschaftliche, literarhistorische, classisch-philologische, histo¬
rische, archäologische, nationalökonomischc, mathematisch-physi¬
kalische Commission, ferner, als jüngere Schöpfungen, eine zur
Herausgabe von billigen Werken und schliesslich eine kriegsge¬
schichtliche Commission. Jede dieser Unterabtheilungen verfügt
über ein specielles literarisches Fachorgan.
Unter den Publicationen der Akademie, insoferne selbe deren
Interessen im Allgemeinen vertreten, sind zunächst die »Jahr¬
bücher« und der »Anzeiger« zu nennen. Die Bibliothek enthält
gegenwärtig über 100.000 Bände und eine ansehnliche Hand-
schriften-Sammlung, steht aber hinter der Universitäts-Bibliothek
und jener des National-Museums bedeutend zurück. Die Einkünfte
der Akademie beliefen sich Ende 1891 auf 146.000 Gulden, wozu
eine Einnahme von 37.000 Gulden (grösstentheils neue Stiftungen)
hinzukam. Die Auslagen wurden für das Jahr 1891 in der
Höhe von 150.000 Gulden festgesetzt. Das Vermögen beträgt
2,300.000 fl. Die grösste Stiftung der letzten Jahre verdankt
die Akademie Andor Semsey, der zur würdigen Begehung
der herannahenden Millcnium-Fcicr 100.000 Gulden widmete,
welche Summe unter die Verfasser von fünf dem heutiges
Stand der Forschung entsprechenden Werken über Ungarn'n
Geschichte, Culturgeschichte, Kunstgeschichte, Geographie und
Naturgeschichte vertheilt werden soll. Unter den ständigen
Preisen ist der Marczibänvi-Preis von 200 Ducaten der be¬
deutendste; derselbe wird alljährlich dem besten Werke zuerkannt,
welches innerhalb der abgelaufenen sechsjährigen Periode der
eben an der Reihe befindlichen Disciplin erschienen ist. Im Ganzen
verfügt die Akademie über 20 Preise.
Um schliesslich ein Bild der wissenschaftlichen Thätigkeit
der Akademie vor Augen zu führen, mögen in Kürze deren Ar¬
beiten aus dem Jahre 1891 genannt werden. Die I. Classe gab
den zweiten Band des dem heutigen Stand der Sprachgeschichte
entsprechenden, von Szarvas und Simonyi bearbeiteten grossen
ungarischen sprachgeschichtlichen Lexikons heraus, welches das
längst veialtete Werk Fogarassi’s zu ersetzen berufen erscheint.
B. Munkacsi bot im »Wotjäkischen Wörterbuch« (Bd. I) eine
reiche Auswahl seiner Reisefrüchte. Eine ähnliche Arbeit lieferte
J. Haläsz über eine in sprachgeschichtlichem Interesse unter¬
nommene lappländische Reise. Jos. Balassa classificierte die
ungarischen Mundarten und handelte im Vereine mit Asböth über
den ungarischen und slavischen Accent. Csontosi gedachte der
Fata der durch viele Jahre bona fide in der Wiener Hofbibliothek
zurückbehaltencn Corvina-Codices, welche nunmehr im ungarischen
National-Museum eine bleibende Stätte gefunden haben. Dieselben
enthalten die Homilien des h. Chrysostomus und Hieronymus.
Beide Codices sind vom Lieblingskünstler des Königs Mathias
Corvinus, von Attavante, mit Titelbildern, Marginal-Ornamcnten
und Gold-Initialen geschmückt. Ueber den grossen Corvinus han¬
delt auch Bd. II der »Literarhistorischen Denkmäler«, welcher die
:.u Ehren des ungarischen Mäcenas angestimmten Lobeshymnen
seiner italienischen Günstlinge, wie Brandolinus, Carbo, Galeotto
Marzio, Naldi etc. bilden. Die Herausgabe der Correspondenz
Franz Kazinczy’s nimmt ihren regelmässigen Fortgang; aus
derselben schöpfen wir genaue Kunde über den an der Wende
des XIX. Jahrhunderts geführten litterarischen Kampf, der unsere
Litteratur und geistige Bildung neu geschaffen und die Geister
für die politischen Reformen, welche der litterarischen Wiedergeburt
auf dem Fusse folgte, vorbereitete. Von den Werken Stefan
Szechenyi's hat Anton Zichy den II. Band druckfertig gestellt,
ferner unter dem Titel »Reiseskizzen und Notizen« eine Auswahl
aus den »Tagebüchern« geboten, mit welcher Edition die Aka¬
demie — wenn auch verspätet — einer Dankesschuld nachkommt.
Die Reihe der von dieser Classe herausgegebenen oder unter¬
stützten Zeitschriften ist durch die von Al. Ballagi redigierten
»Litterarhistorischen Nachrichten« vermehrt worden.
Die II. Classe liess zunächst archäologische Arbeiten er¬
scheinen, darunter die. Untersuchungen Fr. Pulszky’s über
»ungarische Heidengräber«; ferner den ausführlichen, auch in
deutscher Uebersctzung erschienenen Bericht des Pfarrers Wo-
sinski über die Gräberfelder von Lcngyel; desgleichen Arbeiten
aus der bewährten Feder G. T egl äs’ über den Bergbau der
Römer in Dacien. Von grösseren historischen Werken ist
Bd. VIII des Codex Diplomaticus zu nennen, der 372 Urkunden
aus der Zeit der Arpaden birgt. Von den »Monumenta Comitialia
Hungariae« ist Band X erschienen, als dessen Herausgeber
Ärpäd v. Kärolyi sich zeichnet. Von dem »Corpus Statutorum
Hungariae municipalium« ist Band II erschienen, der als Quellen¬
beitrag zur siebenbürgischen Rechtsgeschichte zu betrachten ist.
Die Herausgabe der ungarländischcn türkischen Defters (Steuer¬
rollen) schreitet gleichfalls rüstig vorwärts; dieselben bieten für
die Zeit der Türkenherrschaft eine geradezu unentbehrliche Quelle.
Gindely verdanken wir ein Diplomatarium zur Geschichte
Bethlen Gäbor’s, Alex. Szilägyi die Aufhellung der Beziehungen
Franz Räköczv’s II. zum nordischen Krieg (1657), der für Sieben¬
bürgen so verhängnisvolle Nachwirkungen haben sollte. Noch ist
die von E. Horvath besorgte neue und verlässliche Ausgabe
der sämmtlichen kriegsgeschichtlichen Werke Nikol. Zrinvi’s zu
nennen. Im Anschluss wollen wir noch des Werkes von Demkö
über das 1370 aufgezeichnete Zipscr Recht (»Zipser Willkür«) und
der verdienstvollen »Geographie Ungarns zur Zeit der Hunyadi« von
D. Csänki gedenken, welch’ letztere als Vorarbeit zur endlichen
Vollendung der vom Grafen Jos. Teleki als Torso hinterlassenen
»Geschichte der Hunvadi« gelten darf. Unter den Werken, welche
sich über die Geschichte fremder Nationen verbreiten, ist an erster
Stelle Al. Ballngi’s »Colbert« zu nennen, welches Werk sowohl
an Umfang wie an Inhalt den französischen Monographien würdig
zur Seite steht. Jul. Schvarz, der Verfasser der »Demokratie
von Athen« handelte über das dem Aristoteles zug.*schriebene,
von Kenyon hcrausgegebene Bruchstück (»Staat der Athener«)
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Nr. 2. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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und setzte sich dabei mit den gegnerischen »orthodoxen« An-,
sichten der englischen und deutschen Philologen auseinander.*)
In den Rahmen der Alten Geschichte fällt auch das, posthume
Werk des in jungen Jahren verstorbenen Eugen Abel über
Pindar-Scholien.
Von den Editionen der III. Classe möge an dieser Stelle
der » Geologischen Beschreibung von Schemnitz« gedacht sein,
welche Jos. Szabö zum Verfasser hat, ferner des I. Bandes der
umfangreich angelegten »Theoretischen Physik« von J. Fröhlich,
schliesslich der »Geschichte der Physik im XIX. Jahrhundert« von
J. Heller, dessen Name als Autor der »Geschichte der Physik«
auch in deutschen Landen einen guten Klang besitzt. Mit dem
Hinweis auf Borbäs’ botanische Abhandlungen schliessen wir
diese kurze übersichtliche Skizze über die letztjährige Thätigkeit
der Akademie. Möge es ihr vergönnt sein, in der beginnenden
zweiten Hälfte des eisten Jahrhunderts ihres Bestandes zum Wohl
des Landes ein noch intensiveres Wirken zu entfalten, die noch
fühlbaren Lücken der geistigen Entwicklung auszufüllen und den
Zusammenhang mit dem innersten Leben der Nation aufrecht zu
erhalten.
Sitzungsbericht der I. Classe der ung. Akademie.
Am 4. Jänner sprach J. Pastein er üb. d. Geschichte d. Archi-
tectur z. Z. Math. Corvinus; Gust. Heinrich üb. Schiller's Braut
v. Messina.
Am 1. Februar: Ant. Zichy, Ueb. die Correspondenz Stephan
Szechenyi’s ; Wilh. Peez, Ueb. d. neugricch. Dichter Christopulos.
Sitzungen der II. Classe.
Am 11. Jän. : Ludw. v. Thallöczy, Herzog Herwoja; Alad.
Bällagi, Galeerensclaven im XVII. Jhdt.
Am 8. Februar: Alex. Jakab, Bericht üb. d. Handschriften¬
sammlung der Akademie; Joh. Csontosi, Die letzte Arbeit Paul
Hunvalfy’s. yKritik üb. Xenopols: »L’cmpire Valacho-Bulgare«).
Sitzung der III. Classe.
Am 28. Jän. : W. Schulek, Sphincterolvsis anterior. (Augen-
Operation); L. Thanhofcr, Neuere Untersuchungen auf d. Ge¬
biete d. Nervenkunde; Xik. Konkolv, Ueber Sonnenflecken.
Sitzungen der Ungar. Ilistor. Gesellschaft.
Am 4. Jan.: Joh. Karäcsonyi, »Wer waren die ersten unga¬
rischen Erzbischöfe?« — 4. Febr.: Alex. Szilägyi, Besprechung
der f. d. Cyclus 1892 d. »Histor. Charakterbilder« bestimmten
Werke. — 18. Febr.: W. Fraknöi, Forschungen im päpstlichen
Archiv. — 3. März: L. Szädeczky, Ueb. d. Memoiren Georg
Szeremi’s.
Abhandl. d. sächs. Gesellseh. d. IViss. phil. hist. Cl. XIII. 3.
F. Ratzel, Die afrikanischen Bögen.
Berichte ü. d. Verhandl, d. k. sächs. Gesellsch. d. IViss. phil.
hist. Cl. 1891. II. III.
R. Meister, Zur griech. Epigraphik u. Grammatik. —
Lipsius, Ueber das neugefundene Buch des Aristoteles vom
Staat der Athener. — Böhtlingk, Zu den von mir bearbeiteten
Upanishaden. — Derselbe, Ueber die Verwechslung von
pra-sthä u. prati-sthä in den Upanishaden. — W. H. Roscher
(jun.), Ueber d. Reiterstatue Jul. Cäsar’s a. d. Forum Julium. —
E. W indisch, Ueber den Sitz der denkenden Seele. —
A. Schneider, Goldtypen des Ostens in griechischer Kunst. —
Böhtlingk, Bedeutet »shashti« jemals »sechs«? — Derselbe,
Was bedeutet »naivasäkha« ? — Gutjahr, Der Codex Victor des
Terenz.
Sit zun frsbe richte der kgl. preuss. Akademie der Wissenschaften zu
Berlin. IV—VII.
W. Waldegger, Ueber die Plastik des menschlichen Auges
an Lebenden und an Bildwerken der Kunst. — Conze, Ueber
Darstellung des menschl. Auges in der antiken Sculptur. —
Heiberg, Handschriftliches zum Cominentar des Simplicius zu
Aristoteles de caelo.
Güttingische gelehrte Anzeigen , 1892.
Nr. 1. Schmarsow, D. Kunstgeschichte an unseren Hoch¬
schulen (Dehio). — R. M. Werner, Lyrik u. Lyriker (Minor).
— Lipps, Der Streit um d. Tragödie (Minor). — Weiss, Der
Streit um d. Johannes-Apokalypse (Holtzmann).— Nr. 2. P fl ei derer,
Die Entwicklung d. Protestant. Theologie in Deutschland seit
Kant u. in Grossbritannien seit 1525 (Bauz). — Nr. 3. Preger,
Inscriptiones graecae metricae (Kaibel). — O. Hey, Semasiologische
Studien (Heinr. Schmidt).
*) Beide Abhandlungen sind in der »Ungar. Revue« 1891
S. 341 ff. u. 860 ff. auch in deutscher Sprache erschienen.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Der Londoner Buchhändler John M u rray, Chef der bekannten
Firma gleichen Namens, am 2. April im Alter von 84 Jahren. —
Der Senator Prof. Annibale de Gasparis, 1864—1889 Director
der Sternwarte in Capodimonte bei Neapel, Entdecker von neun
verhältnismässig hellen Planeten (Hygiea, Parthenope, Egeria,
Eunomia, Psyche, Massalia, Themis, Ausonia, Beatrix), am 21. März,
im 73. Lebensjahre. — Der Berliner (vorm. Wiener) Corrcspondent
der »Times«, James Brinsley-Richards am 5. April in Berlin
im 43. Lebensjahre. — Der Berliner Prof, der Geologie Dr. Justus
Roth, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, im Alter von
73 Jahren. — Der in histor. u. archäolog. Kreisen bekannte
Berner Gutsbesitzer G. v. Bon stetten kürzlich in Hy eres. Seine
bedeutende archäolog. Sammlung schenkte er 1873 dem Berner
Antiquarium. Seine Arbeit: »Recueil d’Antiquites suisscs« ist von
bleibendem Werth. — Der langjährige Analytiker des englischen
Ministeriums des Innern Dr. Tidy, am 15. März in London. Er
war Verf. zahlreicher Werke über Medicin, Chemie und Toxikologie.
— Der Professor der modernen Geschichte an der Universität
Oxford, Dr. E. F. Freeman, am 16. März an den Blattern im
Alter von 69 Jahren zu Alicante in Spanien. — Der Professor der
medicinischen Facultät in Halle, Dr. Bernh. Küssner, am 6. März
in Halle.
Dem Oberst des Generalstabscorps u. Director des k. u. k.
Kriegsarchivs Leander v. Wetzer wurde das Ritterkreuz des
Leopold-Ordens, — dem Sanitätsrath u. Director des Rudolphs-
spitales in Wien Dr. Ant. Ulmann der Orden der eisernen Krone
III. Classe, — dem Leiter der geograph. u. kartograph. Anstalt
von Ed. Hölzel in Wien, Vinc. Haardt v. Hartenthurn,
u. dem Schriftsteller Osc. Täuber das Ritterkreuz des Franz
Joseph-Ordens verliehen.
Der a. o. Prof, der Medicin in Leipzig Dr. Ed. Drechsel
folgt einem Rufe nach Bern als ord. Prof, der physiolog. und
patholog. Chemie. — Der a. o. Prof, der kathol. Theologie in
München Dr. Jos. Rappenhöner wurde an Stelle des zum
Bischof von Paderborn erwählten Prof. Simar zum ord. Prof, der
Dogmatik daselbst ernannt. — An Stelle des nach Strassburg ab¬
gehenden Prof. Alois Brandl wurde der Bonner a. o. Prof, der
engl. Philologie Dr. L. Morsbach nach Göttingen berufen. — Der
Canonicus ob dem Prager Schlosse und o. ö. Prof, der Moral¬
theologie an der deutschen Universität Prag Reg.- Rath Dr. Anton
Rein warth ist zum Propst des genannten Collegiatcapitels, —
der ord. Prof, des Bibelstudiums an der deutschen Universität in
Prag Dr. Aug. Rohling zum Canonicus des Collegiatcapitels zu
Allerheiligen in Prag ernannt worden.
Dem Privatdocenten in München, Stabsarzt Dr. Hans
Büchner, sowie dem Privatdocenten für Balneologie, Pharmako¬
logie und Toxikologie an der böhm. Universität in Prag, Dr.
Karl Ch o d o u n s k f wurde der Titel eines a. o. Professors
verliehen. — Die Privatdocenten Dr. Thomas Friedrich (für
alte Geschichte des Orients), u. Dr. Ed. Frh. v. H ä r d 11 (für theore¬
tische Astronomie) wurden zu a. o. Professoren an der Universität
Innsbruck, die Privatdocenten Dr. Bronislaus DembiAski (für
allgemeine Geschichte) und Dr. Ludw. Finkei (für österr. Ge¬
schichte) zu a. o. Professoren an der Universität Lemberg ernannt.
Neuerdings haben sich als Privatdocenten habilitiert: Dr. med.
und phil. Robert Sommer, Assistent an der psychiatr. Klinik
in Würzburg, an der Universität daselbst; Dr. med. J. Amann,
I. Assistent an der Universitäts-Frauenklinik, an der Universität
München; Dr. Paul Dittrich für gerichtliche Medicin an der
Universität Wien; Dr. Rud. Fischl für Kinderheilkunde an der
deutschen Universität in Prag. — Dem Privatdocenten für Geburts¬
hilfe an der Universität Wien, Dr. K. Breus wurde die venia
legendi auf das Gebiet der Gynäkologie erweitert. Der Piivatdocent
Assistent an der botanischen Abtheilung der forstl. Versuchs¬
anstalt in München, Dr. Carl Frh. v. Tubcuf wurde als Privat-
docent für Botanik an der allgemeinen Abtheilung der technischen
Hochschule in München zugelassen.
Als Professor der Geologie an der Universität in Breslau sind
primo loco Prof. Eman. K a y s e r in Marburg und Victor U h l i g
in Prag, secundo loco Prof. Walther in Jena vorgeschlagen
worden. U h l i g, aus Oestcrr.-Schlesien gebürtig, bei weitem der
hervorragendste unter den jüngeren deutschen Geologen, hat sich
besonders durch Erforschung der Karpathen bekannt gemacht.
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Katholische Warte
Illustrierte Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung
l VIII. Jahrgang.
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In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch-und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 3.
Wien, 1. Mai 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Rcdaction HF.RAUSGEGF.BEX DURCH DIR LRO-GESRLLSCHAFT Abonnements-u.Inseraten-Aufträge
u. Reccnsions-ExeinpLire werden erbeten rf.dicifrt von sind 211 richten die Administration
atuiic Adresse : 1 > r. F r a n z S e h n ü rc r, t .. des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendort. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationsprcis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. —), halbjährig fl. 2.50 (M.4.50); für Mitglieder der
Leo-Gesellschaft ganzjährig fl. 3.—(M. 5.50), halbjährig fl. 1.50 (M. 2.75). — Inserate: für die 3mal gespaltene Petitzeile oder deren Raum 8 kr. (16 Pf.).
INHALT:
Scherer, Kirchenrecht i Schindler). 1
G i h r, Das heilige Messopfer i Ilanimair). j
Knauer, Hamerling’s Philosophie (—g.i.
Stieve, Wittelsbachcr Briefe (Ilirni.
Wolfseruber, Gregor der Grosse LampcD. '
List, Mytholog. Landschaftsbilder R. Müllen, j
T e n B r i n k. Aufgabe d. I.itteraturgeschichte t, Wl. i j
Wetz, Ucbcr Liiteraturgcschichtc .Wl.i. |
Prem, Ad. Pichler (Schnürer).
Hellingshaus, Stollberg • Voss Briefwechsel
(Seener).
Müllenhoff, Dtsch. Alterthumskunde (Seeber).
Schönbach, Altdeutsche Predigten (Salzen.
Horaz, cd. G. H. Müller tBohattai.
Burgen und Schlösser in Oesterreich iE. v. L.)
R e i c h e n s p c rge r, Fricdr. v. Schmidt R. H ).
Gilman, N. P. Theilung des Geschältsgewinnes
iGf. Kuefstein'.
Boltzmann, Theorie der Elektricität (Trabcrt'i.
Traube, Die saucrstoffreichste Verbindung des
Schwefels (Malfatti).
Spicgelfeld, Essay (Helfert).
Ulrich, Personentarifreform und Zonentarif
(Frhr. v. VVeichs).
Der Verein f. Landeskunde von Niederösterreich.
Eine wissenschaftliche Recension.
Theologie.
Scherer, Rudolf R. v.: Handbuch des Kirchenrechtes'
2. Band, 1. Abth. Graz und Leipzig, Verlag von Ulrich Moser’s
Buchhandlung. 1891. 8°, 245 S. fl. 2.80.
Viel später als man bei Herausgabe des 1. Randes
von Sch’s. Kirchenrecht (188G) hoffen durfte, ist es
dem Yerf., der inzwischen durch schwere Erkrankung
längere Zeit an ernster Geistesarbeit gehindert war, mög¬
lich geworden, die Fortsetzung seines Werkes zur Ver¬
öffentlichung zu bringen. In der nun vorliegenden ersten
Abtheilung des 2. Randes beginnt Sch. die Behandlung
des kirchlichen Vcrwaltungsrcchtcs und erörtert dasselbe
zunächst, soweit es sich auf die kirchliche Lehrgewalt,
also auf die Erhaltung und Verbreitung der geoffenbarten
Lehre und auf die Wcihcgewalt nach ihrer rechtlichen
Seite bezieht; die letztere wird mit Rücksicht auf die
Sacramente überhaupt, ferner die Taufe und theilweise
die Ehe zur Darstellung gebracht. Sch. gibt selbst der
Erwartung Ausdruck, man werde finden, dass er sich
des widrigen Zwischenfalles wegen nicht bequemte, min¬
der genau und gewissenhaft zu arbeiten, als es im
1. Bande seines KR. der Fall ist. Und in der That, wenn
es . in einer wissenschaftlichen Darstellung des KR vor¬
nehmlich auf Genauigkeit und Bestimmtheit in der Fi¬
xierung der Rechtssätze, auf kritische Scheidung dessen,
was anerkannt rechtens und was Lehrmeinung ist, endlich
auf verlässige Nachweisung der Rechtssätze aus den Quellen
ankommt, so muss man bekennen, dass Sch. Buch auch in
dieser Abtheilung eine hochbedeutende Leistung ist. In den
Anmerkungen bietet Sch. auch hier eine staunenswerthe
Fülle von kritischen und litteraturgeschichtlichen Notizen,
die zugleich eine fortlaufende Geschichte der Lehrent¬
wicklung und aller hier behandelten Rechtsfragen oft bis
in geringfügige Details hinein darstellen. Die Knappheit
der Diction erschwert hie und da das Verständnis, im
Ganzen wirkt sie geradezu imponierend gegenüber der
geschwätzigen Breite so vieler wissenschaftlicher Hand¬
bücher. — In der Darstellung der Lchrgewalt der Kirche
verdient eine besondere Erwähnung die Behandlung
der Präventivmassregeln zur Erhaltung der kirchlichen
Lehre. Doch möchte m. E. die Behauptung zu weit¬
gehend sein, dass die Regeln des Index, so weit sie
rein kirchliche Verbote enthalten, in Deutschland, Bel¬
gien und Frankreich gar keine Geltung haben, dass
in Folge dessen auch die auf das Lesen u. s. w. ge¬
wisser Bücher gemeinrechtlich verhängte Censur für diese
Länder belanglos sei: wenigstens die S. 20f. vorgebrachten
Gründe erscheinen nicht voll beweiskräftig, und die
Geltendmachung der nach Aller Zugeständnis hier ge¬
wohnheitsrechtlichen Milderungen der obigen Verbote
beseitigt die Gefahr irrationahler Härte zur Genüge. Ist
es nicht zu sehr abschwächend gesagt, wenn Sch. in
der Behandlung der Schulfrage meint (S. 61): die Kirche
betrachte die Schule als ein berufsmässiges Arbeitsfeld,
wovon verdrängt zu werden, sie weniger als eine
Verletzung ihrer Rechte, denn als eine Beeinträchti¬
gung ihrer Pflichten . . . beklagt? Ist die Schule das be¬
rufsmässige Arbeitsfeld der Kirche und hat sic dort
Pflichten zu erfüllen, so muss ihr die Verdrängung
von da als Rechtsverletzung im vollen Sinne erscheinen,
Die Abhandlung über das Eherecht verspricht eine Glanz¬
partie des Sch.’schen Handbuches zu werden, was
kritische Schärfe und Umsicht in der Verwerthung
der Litteratur betrifft. Hier ist das Recht der kirchlichen
Gesetzgebung entschieden betont. Nicht ganz verständlich
scheint es dabei, wenn Sch. (S. 110) sagt, dort, wo
der Staat die Regelung des Eherechtes scheinbar aus¬
schliesslich in seine Hand genommen hat, sei die wirk¬
liche Anwendbarkeit des kirchlichen Eherechtes selbst
auch nur für den kirchlichen Rechtsbereich davon be¬
dingt, dass man die Ehen sowohl für das forutn civile
wie das f. ecclesiasticum auf ihren Rechtsbestand genau
untersuche. Aus praktischen Gründen muss ja letzteres
selbstverständlich immer geschehen, aber in Fällen unlös¬
barer Discordanz zwischen den beiderseitigen forum
wird man der Kirche die Gewalt nicht bestreiten können,
für ihren Bereich ihrem Gesetze die Anwendbarkeit zu
sichern (vergl. S. 108, A. 56). Die reine Civilehe er¬
fährt im Allgemeinen m. E. selbst vom blos rechtlichen
Standpunkte aus eine zu wohlwollende Beurtheilung, wenn
auch gewiss zuzugeben ist, dass sie sich juristisch vom
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Nr. 3. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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Concubinat unterscheidet. Wenn das Gesetz aus guten
Gründen unter gewissen Voraussetzungen das rechtliche
Vorhandensein des maritalen Affects negiert, kann man
doch schwer verlangen, dass es gleichzeitig dem wirklich
vorhandenen aber rechtswidrig gegebenen maritalen Con-
sens, der ja durchwegs nicht einmal mit gutem Glauben
gepaart ist, als solchen juristisch würdigen solle. Sohnvs
Verlobungs- und Freisen’s Copula-Theorie werden klar
abgewiesen; das Tridentinische Eheschliessungsrecht er¬
scheint sehr lichtvoll behandelt. Schindler.
Gihr, Nicolaus Dr. : Das heilige Messopfer, liturgisch
und ascetisch erklärt. 5. Au fl. Freiburg, Herder, 1892, gr. 8°
(XVI u. 734 S.) fl. 4.20.
Dieses den 3. Bd. (Serie III) der »Theologischen
Bibi.« bildende Werk kann, da der Verf. 183 der besten
Ouellenwerke (J. B. Falise wird leider vermisst) benützte,
eine sehr reiche, ja unergründliche Fundgrube für Dog¬
matiker, Liturgen, Asceten, Seelsorger, Religionslehrer
genannt werden. Trotz der Vorzüglichkeit des Werkes
hinsichtlich des Reichthumes an auf das eucharistische
Opfer Bezug nehmenden religiösen Wahrheiten und Ideen
ist in wissenschaftlicher Beziehung doch manches zu
bemerken. Die objective Wahrheit, das objective Gute
und Schöne postulieren absolut wissenschaftliche
Subjectivierung und Mittheilung. Die Wissenschaftlichkeit,
das punctum saliens eines Werkes, schliesst eher im
Falle der Anwendung einer allgemein verständlichen
Terminologie den populären Charakter der Mittheilung
nicht aus. Diese verlangt auch streng logische Behand¬
lung des Themas in Bezug auf Inhalt und Form, nament¬
lich also präcis formulierte, klare und deutliche Begriffs¬
erklärungen, bei der weiteren Entwickelung dieser strenge,
in die Augen fallende Einhaltung des synthetischen oder
analytischen Lehrganges, den Gesetzen der Logik ent¬
sprechende Einteilungen, Schlüsse u. s. w. (Müller Ern.,
Theologia moralis, ist diesbezüglich musterhaft.) —
Das »religio« betreffende Citat (S. 1) Lact. Divin. inst.
1. 4. c. 8. lautet vollständig: „ Ilac cognitione gigui-
mur, nt gencranti nos Deo iusta et debita obsequia
praebeamus, hunc solum noverimus, hunc sequamur .
Hoc vinculo pietatis obstricti , Deo religati sumus,
unde ipsa religio nomen accepit, non, nt Cicero inter-
pretatus est , a relegendo“ . Cf. S. August, de vera
relig., c. 55, n. 111: „ Ad unum Deum tendentes, et
ei uni religantes animas nostras, unde religio dicta
creditur , omni superstitione careamusf — Citate aus
Tauler (S. 114), Vergissmeinnicht (S. 385) u. dgl. ge¬
hören in die Literaturgeschichte.
Freistadt. Hanimair.
Zeitschrift d. deutschen Palästina-Vereines. XIV. 3.
Röhricht, Karten u. Pläne z. Palästinakunde aus d. 7. bis
16. Jhdt. III. — Schumacher, Der Hiobstein, Sachrat-Eijub
im Hauran. — Dal man, E, Neues hebräisches Reisehandbuch
f. Palästina.— Hartmann, Das Liwa-el-Ladkije u. die Nahije Urdu.
Zeitschrift f. kathol. Theologie (Innsbruck ) XVI. 2.
Michael, Döllingcr. IV. - Limbourg, Ueb. d. potentia
obcdentialis. — Braun, Die Eschatologie in den syr. Kirchen.
Echo aus Afrika. IV. 4.
Rundschau. — Le Roy, Missionsgesellschaft d. Väter v.
hl. Geiste. — Sogaro, Mission f. Centr.-Afrika. — Geyer, Das
schwarze Pathenkind e. österr. Prinzessin.
Pastor honus. IV. 4 u. 5.
(4.') Hammerstein, S. J., Der Religions-Unterricht der Dissi-
dcnten-Kindcr. — Stephinskv, Der Contractus turpis 11. III. —
Schmitz, Die Zulässigkeit d. geschrieb. Sündenbckenntnisscs. —
v. Cordicr, Unser Glaube an den Gekreuzigten. — Reiners,
Die Osterkerze. — Samson, Die Präfation am hl. Osterfeste. —
(5.) Val len der, Die Unauflösbarkeit d. Ehe. — Ga pp, Der
Seelsorger u. d. kleinen Kinder. — Deppe, Wann kann d. Ab¬
solutionsformel abgekürzt werden? — Kersch t, Symptome d.
Ilalskrankheiten d. Geistlichen. — Rüdcll, Ueb. Beichtstühle.
Studien u. Mitth. aus d. Benedictiner u. Cisterc.-Orden. XIII. 1.
Leonard, Stand d. Disciplin, Visitationen u. Reformen im
Stifte Seckau b. z. Ausgang d. 13. Jhdts. — Tadra, Regesten z.
Gesch. d. Stiftes Goldenkron 1560—1660. — Schatz, Stellung
Leopolds Hl. v. Oest. zum grossen abendländ. Schisma. —
Plaine, Series chronol.-critiea Hagiographorum VI., VII. et VIII.
saec. (II.) — Hafner, Regesten z. Gesch. d. Stiftes Hirsau (IV.)
— 4'ei ge, Die Vorgesch. d. Klosters Saar. — Grillnbergcr,
Kl. Quellen u. Forsch, z. Gesch. d. Cist.-Ordens (II.)
Die kathol. Bewegung. N. F.. V. 3.
Das Uebernatürliche im Christenthum. I, — Die grosse Reli¬
gion d. Ostens. I. — Reisebilder aus Tirol. — 17. Jahresber. d.
deutschen Nationalstiftung von Campo Santo zu Rom f. 1891.
Neue Erscheinungen:
Nonnemann F., Moderne Laiengedanken über Religion u. Ver¬
wandtes. Leipzig, Wcrthcr. gr.-8°. (IV. 120 S.) fl. —.96.
Storjohann J., Die grosse Gebetserhörung Davids in d. letzten
Philisterkriege u.d. davon handelnden Psalmen. Berlin, Wiegandt
u. Grieben, gr.-8 ü . (86 S.) fl. —.75.
Grimelund U., Beichte u. Abendmahl od. »Wie steht’s mit der
luther. Privatbeichte?« Aus d. Norweg. übers, v. H. Hansen.
Gütersloh, Bertelsmann. 8°. (204 S.) fl. 1.20.
Mortara P. Pius Maria, Ein Kind d. Vorsehung, oder e. Veil¬
chen herzinnigster Dankbarkeit auf d. Grab m. hochscl. Pflege¬
vaters Papst Pius IX. Brixen, Weger. 8°. (40 S.) fl. —*30.
Seeböck P. Philib., D. engl. Jüngling Aloisius, d. Wunder d.
Unschuld u. Busse in Betrachtungen f. d. 6 Sonntage nach P.
Wilh. Hausen S. J. nebst e. Gebetbüchlein. 2. verm. Aufl.
Innsbruck, Vereinsb., 1892. 16°. (XXXV u. 331 S.) II. —'50.
J. M. P., Der Monat Mai. Die göttl. Mutterschaft Mariens, Ur¬
sache ihrer Grösse u. uns. Hoffnung, nach d. Werke P. Mislev
S. J. »Die Mutter Gottes« mit e. Beigabe, ebd. 16°. (VIII u.
222 S.) fl. -—*60.
Brentano C. w, Ausser d. Einen wahren Kirche Christi kein
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Philosophie. Pädagogik.
Knauer, Vinc. Dr.: Robert H amerling gegen den Pessi¬
mismus Schopenhauers und Hartmann’s.Vortrag, gehalten
in der Philosophischen Gesellschaft der k. k. Wiener Universität
am 12. December 1891. Wien, Braumüller 1892. gr. 8°. fl.—.40.
Die Absicht des Verf. geht dahin, den Dichter
Hamerling in philosophische Kreise einzuführen; H. war
kein Dilettant, er verdient als Fachmann beachtet zu
werden, auch wenn er oder vielleicht gerade weil er den
Poeten nie völlig abstreift.: »Philosophi (ipsi) sunt
quodammodo pictores et po'etae « meint G. Bruno, und
sehr mit Recht hebt K. hervor: »Es ist eine Thorheit . .
mit blosser Denkthätigkeit, also auf dem Boden der
theoretischen Vernunft alle Räthsel des Daseins lösen
zu wollen.« Hamerling’s nachgelassenes, leider unvollen¬
detes Werk »Atomistik des Willens« kehrt, wie schon
der Titel errathen lässt, seine Spitze gegen Schopenhauer
insbesonders in seiner Stellung zum Pessimismus, welche
K. als Beispiel zur Kennzeichnung des Dichter-Philosophen
heraushebt. Schopenhauer und Hartmann ȟbersehen,
dass Sein und Leben für sich, ganz abgesehen von der
äusseren Gestaltung derselben, als Gut und eine Lust
empfunden wird« — eine Thatsache, welche weder
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Nr. 3. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
86
durch Häufigkeit von Selbstmorden, noch durch die Un¬
erbittlichkeit des Todes erschüttert werde. »Ich verstehe
aber unter Daseinslust die Lust, welche mit den schein¬
bar indifferenten Thätigkeiten des physischen, seelischen
und geistigen Lebens an sich verknüpft ist.« Hieraus er¬
geben sich auch die Grundlagen der Moral: »Man spreche
nicht von einer Moral des Pessimismus, die verträglich
sein soll mit dem Geiste der Verneinung«; — »die Wurzel
aller Moral ist der Lebenswille, die Daseinslust. Das
Sittliche geht auf Erhaltung des Lebens.«
K. nimmt Hamerling gelegentlich gegen gewisse An¬
griffe in Schutz und erklärt hinsichtlich der allerdings an
Pantheismus anklingenden Redewendung von »Ergebung
in den Allwillen« in autoritativer Weise, dass der
Dichter damit keineswegs an die positiv gläubige Welt¬
anschauung tasten wollte. —g.
Gymnasium. X. 8.
Ueber d. Darstellung d. Ablautreihcn d. deutschen Zeitwörter.
— Recensionen, Programmen-, Zeitschr.-, Bücherschau.
Blätter für das bayr. Gymnasialschulwesen. XXVIII. 2.
Hergt, Zur Tricrenl'rage u. den Irrfahrten des Odysseus. —
Brambs, Zu den griech. Tragikern.
Paedagogium, XIV. 6.
Gocrth, Die kirchl. u. philos. Sittenlehre. — Arnos Comenius.
Lehrproben u. Lehrgänge aus d. Praxis d. Gymnasien u. Real¬
schulen. 30.
Hartenstein, Unterricht im Freien z. Zwecke d. Einfüh¬
rung in d. Geognosie u. Geologie. — C. Fr. Meyer, Das Karten¬
zeichnen im I. Curs. d. geogr. Unterrichts. — H. Müller, Ucb.
d. Verfahren b. planimctr. Unterricht. — Dörwald, Die Nomina
segolata im Hebräischen. — Grosse, Das Ineinandergreifen des
Physik- u. Mathematik-Unterrichtes in Secunda.
Bölcseleti Folyoirat. (Philos. Ztschr.) VII. 1.
Franciscv, Die monarch. Regierungsform nach d. Lehre d.
hl. Thomas v. Aquin. — Giess wein, Sprache u. Denken. —
Kovüts, Die Prädicabilien. — Kozary, Erkenntnisthcoret.
Studien. — Lengyel, Menschen- u. Thiersecle. — Kädär, Natur¬
philosophische Ansichten d. Lactantius.
Neue Erscheinungen:
Ragnisco P., Nicoletto Vernia. Studii storici sulla filosofia pa-
dovana nclla 2° meta del secolo XV. Documenti inediti e rari.
Verona, Drucker. 8°. (182 u. 32 S.) fl. 1.80.
Schmidt L., Der philos. Universitätslehrer, s. Tadler u. s. Ziele.
Marburg. Eiwert. gr. 8°. (30 S.) fl. —.36.
Bullinger A., Aristoteles Metaphysik in Bez. auf Entstehungs¬
weise, Text u. Gedanken klargelegt bis in alle Einzelheiten.
Mit einem Prodromus üb. A.’s Lehre v. Willen u. Epilog üb.
Pantheismus u. Christenthum. München. Ackermann. 8°. (VI.
254 S.) 11. 2.40.
Josephus Alethagoras, Die Reform uns. Gymnasien v. christl.-
soc. Standpunkt beleuchtet. Graz. Moser. 8°. (71 S.) fl. —.40.
Thikötter J., Ideal u. Leben nach Schiller u. Kant. Bremen.
Hcinsius Nchf. 8°. (80 S.) fl. —.72.
Wollny F., Histor.-psycholog. Tractat. Nebst c. kurzgefassten
philos. Katechismus. Leipz., O. Wigand, gr. 8°. (288 S.) 11. 3.—.
— Vermischte Abhandlungen u. Aufsätze, ebd. 8°. (150 S.) fl. 1.80.
Jaccoud J. B., Elementa philosophiae theoreticac. Freiburg
(Schweiz). Universitäts-Buchh. (Friesenhahn.) 8°. (520 S.) 11. 3.30.
Bei E. S. Mittler & Sohn, Berlin, gelangt in der nächsten
Zeit eine neue »Geschichte der Philosophie« von Prof. Dr. Jul.
Bergmann, u. zw. vorerst Bd. I. »Die Philosophie vor Kant«
zur Ausgabe (fl. 4.80); der Schlussband soll noch im Herbste d. J.
erscheinen.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Stieve F.: Wittelsbacher Briefe aus den Jahren 1590
bis 1610. Mitgetheilt von F. S. 2.—5. Abthlg. (Aus »Abhandl.
der königl. bayr. Akad. d. Wiss.« III. CI.) München, Franz,
1887 — 1891. 4° (2. Abth. 104 S., fl. 1.92. — 3. Abth. 120 S.,
fl. 2.16. — 4. Abth. 140 S., 11. 2.52. — 5. Abth. 129 S.)
Schon beim Erscheinen der ersten Abtheilung dieser
bereits zu einem ansehnlichen Umfang gediehenen Acten-
sammlung habe ich (Hist. Jahrb. VI. 657) auf die Be¬
deutung derselben hingewiesen. Anlage und Methode der
Edition, durchaus genau und sorgfältig, ist in allen
Theilen dieselbe geblieben, nur dass in der 4. und 5.
Abtheilung zu den fortlaufenden Briefstücken (im Ganzen
jetzt 248) noch mehrere Piecen als Beilagen aufgenommen
sind. Diese Beilagen enthalten vornehmlich Materialien
zur Kölner Verwaltungsgeschichte. Nicht ersichtlich ist
mir, warum die Beilage B und H in der 5. Abtheilung
nicht unter die numerierten Stücke eingereiht wurde.
Bietet die 1. Abtheilung besonders viel des Interes¬
santen für die innerösterreichische Hofgeschichte zur Zeit
der Vormundschaft für Ferdinand von Steiermark, so ist
in den folgenden Abtheilungen der weitaus grösste Theil
des Materials der Coadjutorie des bayrischen Prinzen
Ferdinand in Köln gewidmet. Neben dem jugendlichen
Coadjutor Ferdinand, einer vielfach ansprechenden Natur,
stehen die Persönlichkeiten des unermüdlichen bairischen
Geheimsecretärs Ulrich Speer und des unverträglichen
aber doch eigentlich unersetzlichen Hofmeisters Adolf
Wolf von Gracht, genannt Metternich, im Vordergrund.
Ferdinand fand sich nur schwer in seine Stellung. Ernst¬
liche Neigung zum geistlichen Stand wollte in ihm nicht
recht aufkommen. Der Verpflichtung, die Priesterweihe
zu nehmen, war er selbst eine hohe Pfründe (wie Lüttich)
zu opfern bereit. Seine Stellung neben dem regierenden
Churfürsten Ernst, seinem Onkel, war mitunter eine
recht schwierige. Namentlich aber litt er unter dem Druck
der tief zerrütteten Finanzverhältnisse des Erzstiftes und
der kriegsbewegten niederländischen Nachbarschaft. Von
den Truhsessischen Wirren her lastete auf dem gesammten
Fürstenthum eine auf Hunderttausende sich belaufende
Schuld, zu deren Tilgung der Churfürst die eine Hälfte
des Stiftes, Westfalen, nicht heranziehen lassen wollte.
Und doch wurde gerade von München aus, wo der
wirthschaftliche Maximilian Ordnung in den bayrischen
Haushalt bringen wollte, besonders dringend die Rück¬
erstattung der einst für Ernst ausgelegten Summen
begehrt. Dazu noch die drückende »Neuenarsche« Ver¬
pflichtung. Sehr begreiflich, wenn bei solchen Zuständen
die kirchliche Restauration nicht vorwärts gehen wollte.
Was Ferdinand in dieser Hinsicht leisten konnte, be¬
stand einzig darin, dass er nach Art etwa eines welt¬
lichen Fürsten den Unterthanen ein Beispiel in kirchlichen
Andachtsübungen gab. In sehr sympathischer Weise
tritt aus den Briefen Ferdinand^ brüderliche Liebe zu
seinem frühzeitig dem Tod geweihten Bruder Card. Philipp
hervor. Neben der Hauptsache Köln enthalten die Acten
immerhin auch Manches über österreichische Verhältnisse
und die habsburgisch-wittelsbachischen Beziehungen. So
behandeln z. B. die Briefe 69, 71, 81, 82 die tirolischc
Erbfrage. In Nr. 109 ahnt das Mutterherz bereits das
Unglück der nach Siebenbürgen ziehenden Maria Christi-
erna. Im 115. Stücke deutet Karl von Burgau seine Ver¬
stimmung an über die verdriessliche »Immissionshandlung«.
Wiederholt kommt die Rede auf die innerösterreichische
Restauration Ferdinands, dem der wohlmeinende und
gutmüthige alte Herzog Wilhelm »Salz und Oel« als an¬
zuwendende Mittel gegen die andersgläubigen Unterthanen
empfiehlt (S. 170). Auch die Passauer Wahlsache, worin
bekanntlich Bayern gegen Habsburg den Kürzern zog,
kommt zur Sprache und reflcctiert sich schon insofern,
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S7
Nr. 3
. — OeSTERREIUHISCHKS I.ITTERATURRI.ATT. - I. JAHRGANG.
88
als die vertrauliche Corrcspondenz zwischen Graz und
München eine auffallende Unterbrechung erleidet.
Im Einzelnen hätte ich Folgendes zu bemerken: Den
oft genannten Hoftheologen Cholinus möchte ich nicht
als Gewissensrath — unter den man sich den Beicht¬
vater denkt — bezeichnen. Derselbe fungierte als theolo¬
gischer Beirath für alle Fragen canonistischer oder kirchen¬
politischer Natur, die an den Coadjutor herantraten. Solche
Bciräthe findet man damals in der Kegel an der Seite
hochstehender kirchlicher Kräbendare. Wenn die Stelle (II,
14 [120]) über den Cardinal, der die Propsteis. Gereon
innehatte, auf Cardinal Philipp gedeutet wird, so wird
dies wohl unrichtig sein, da dieselbe, wenigstens 1594
noch, dem Andreas von Oesterreich gehört. Fs wird
daher Andreas unter dem Cardinal zu verstehen sein.
Die Leseart beim Stück 51 »dennest« =: dennoch gibt
einen ganz guten Sinn, denn die Stelle »dennest sagt
eins« heisst: dennoch sagt man. Unrichtig ist bei Stück
87 die Deutung von »erzhcrzogischen« auf Hrzherzog
Maximilian, da derselbe während des ganzen Jahres 1596
nicht nach Bayern gekommen ist. Wohl aber reiste
Mathias nach Tirol zur Erbhuldigung. Daher auch die Be¬
fürchtung Wilhelms, den Erzherzog nochmals laden zu
müssen, wenn er der Huldigung wegen von Tirol in die
Vorlande ziehen wird. Unmittelbar neben dieser Stelle
findet sich im gleichen Brief eine zweite, deren Sinn
dem Herausgeber unverständlich blieb. Wilhelm will
nämlich an Mathias »des Heidenreichs halber« schreiben.
Dies istCiriac Heidenreich v. Pidenegg, tirolischer Kammer¬
präsident, um den sich der bayrische Herzog auf's eifrigste
bewarb, damit er ihn als seinen obersten Kammermeister ge¬
winne, der seineGeldsachcn etwas in Ordnungbrächte. Behufs
seiner Entlassung aus dem österreichischen Dienstvcrbande
musste eben auch Mathias angesprochen werden. Das in
V. 10 nach Mutteren gegebene Datum für die Hochzeit
Karls v. Burgau steht im Widerspruch zu Karls eigener
brieflicher Versicherung (Brief an den Kaiser, Düssel¬
dorf 3. März 1001 im Statth.-Archiv in Innsbruck),
wonach der 28. Februar 1601 der Tag seiner Vermäh¬
lung war. Zum Schluss muss ich auf denselben Punkt zu
rückkommcn, den ich schon bei der Anzeige der 1. Abth.
berührt habe. Dem Herausgeber ist der Brief 82 wieder
ein deutlicher Beweis für die Abhängigkeit, in welcher
der nun bald volljährige Ferdinand v. Steiermark von
seiner Mutter gehalten wurde. Ich muss bekennen, dass
auch auf Grund dieser Stelle nicht von unwürdiger Ab¬
hängigkeit, sondern nur vom Gehorsam des Sohnes und
der Sorgfalt der Mutter gesprochen werden kann und
dass Ferdinand den von St. hier angebrachten Tadel
nicht verdient. Dieselbe Voreingenommenheit zeigt St.
bezüglich des Briefes 74. Er findet auch hier die
»von der Mutter auferlegte Knechtschaft«, weil Ferdinand
sich einfach auf das beruft, worüber seine Mutter
in der Tiroler Erbtheilungssache schlüssig geworden.
Wenn man bedenkt, dass Erzherzogin Maria als Mit¬
vormünderin von Anfang an in dieser Sache selbständig
dem Kaiser gegenüber ihre Ansicht vertrat, so wird man
in Ferdinands Berufung auf sie nichts Auffallendes finden
können; ebensowenig aber auch darin, wenn Ferdinand
demselben Brief ein PostScript mit wichtigem Inhalt
anhängt. Wollte man alle Briefschreiber jener Tage, die
Wichtiges, mitunter das Wichtigste, in eine Briefnach¬
schrift verwiesen haben, der Flüchtigkeit beschuldigen,
so möchte kaum einer von ihnen diesem Vorwurf ent¬
gehen. Diese Bemerkungen hindern aber nicht, die Ausgabe
der Wittelsb. Briefe als eine nicht zu übersehende
Materialiensammlung, zunächst für die Wittelsbacher und
speciell Kölner Geschichte, weiterhin aber auch für die
Geschichte der habshurg. Stammlandc dankbarst zu be-
grüssen.
Innsbruck. J. Hirn.
Wolfsgruber, Dr. Cölestin, Gregor der Grosse. Mit
zwei Bildern. Saulgau in Württemberg bei Hermann Kitz.
1890. 8°. (594 S.)
Die Recension dieses Werkes sollte, wenn sie schon
ein Historiker besorgt, doch von einem Theologen ge¬
prüft und von einem Moralphilosophen überlesen werden.
Ein populäres Buch für Gebildete, so könnte man es
nennen und dabei wünschen, es möge in berufenen
Kreisen Nachahmung finden. Dass viel mit unterläuft,
wenn der Ausdruck statthaft ist, das nach Erbauung
mundet, ist allerdings nicht sonderlich nach unserem
heutigen Geschmack. Denn wir haben uns derart in die
Betrachtung und die Erforschung des Zuständlichen ein-
gcarbeitet, dass uns das Persönliche mitunter langweilig
erscheint. Allein, ist nicht auch die Darstellung von
Charakteren und Individuen im Grunde Schilderung ihres
seelischen Zustandes? Nur dass Seele und Seligkeit bei
uns matte Herzen finden. Von der Stellung zu diesen
beiden Fragen wird es jedoch wesentlich abhängen, wie
eine Monographie über Gregor den Grossen ausfallen
wird, ob dürr und saftlos, ob lebendig und genussreich,
ob die Darstellung ihren Helden in Berichten über Aeusser-
lichkeiten ersäuft, oder ob sie uns zeigt, wie durch ihn
die Verhältnisse überwunden und den zeitlichen Dingen
der Stempel des Ewigen aufgedrückt worden ist. Gerade
in dieser Hinsicht aber wollte der Verfasser einen histo¬
rischen Beitrag liefern. » . . . die Ermattung der
U eb erze ugungen, in welchen der Zusammenhang
zwischen dem Sichtbaren und einer höheren Welt sich
kundgibt, ist gegenwärtig ohne Zweifel weiter als jemals
verbreitet und die Kunst, die Menschen zu eigen¬
nützigen Zwecken irre zu leiten, hat eine Ent¬
wickelung erhalten, welche jedem früheren Zeitalter un¬
bekannt war . . . Wer wollte nicht gerne aus einer Welt,
in welcher die blinde Begier nach Genuss soeben
sich anschickt, Lehren, die seit mehr denn hundert Jahren
die Gemüther austrocknen und veröden, mit grässlicher
Folgerichtigkeit zur That zu machen — sich flüchten zu
dem Grossen Gregor!« Der Verfasser sicht die europäische
Menschheit am Vorabende grosser Entscheidungen — in
dem Gegenstände seiner Darstellung aber »keine Jubiläums¬
persönlichkeit . . . keinen Säcularmenschen, ebensowenig
eine Erscheinung, wie sie im Laufe eines Jahrtausends
nur einmal auftaucht, er ist vielmehr der Einzige.«
Wo sich so warmes Mitgefühl mit den Leiden der
Zeitgenossen und so hohe Begeisterung für den Helden
der Darstellung zusammenfinden, da kann diese nur eine
schwungvolle, anziehende sein, der es überdies an
mancherlei Anspielungen nicht mangelt. Dass darunter
die erforderliche Objectivität gelitten hätte, kann man nicht
behaupten. Der Historiker wird aus dem Ilaupttheil der
Darstellung »Weltwirksamkeit des Papstes Gregor«
S. 79 — 343 eine durchaus gelungene Uebersicht über
den Zustand der damaligen Culturwelt schöpfen. Ins¬
besondere sind dem Kaiserreiche, dem kaiserlichen Hofe
und den Provinzen, sowie den von den Germanen er-
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89
90
Nu. 3. — Oesterreich isches LnrERATURBi.ATT. — I. Jahrgang.
obcrtcn Ländern einzelne Kapiteln gewidmet; das wichtigste
derselben ist selbstverständlich jenes, welches England
betrifft. Ohne Frage musste dann auch »Gregor als
Kirchenlehrer« (S. 344—4G7) und »Gregor als Geistes¬
lehrer« (S. 467—581) in besonderen Abschnitten ab¬
gehandelt werden. — Wenn wir oben des Verfassers
eigene Worte gebraucht haben, so folgen wir nur seinem
Beispiele, der in seiner Darstellung eine reiche Auswahl
von Aussprüchen Gregors I. verwendet und dadurch dem
Buche in ganz besonderem Grade das Gepräge einer
inneren Lebensgeschichte gegeben hat.
Wien. I)r. J. Lampel.
List, Guido: Deutsch - mythologische Landschafts¬
bilder. Berlin, Lüstcnöder. (264 S.) 8°. fl. 2-00.
Eine Sammlung von zwanzig, zuerst in der »Deut¬
schen Zeitung« erschienenen Feuilletons. Ihr Verf. ist
sehr gesinnungstüchtig und setzt sich für seine — ja
auch von ernsten Forschern getheilte — Uebcrzeugung,
dass das germanische Volksthum im österreichischen
Donauthale niemals völlig unterbrochen worden sei,
sondern eine mehr als tausendjährige Geschichte habe,
mit wohlthuender Wärme ein. Das ist aber auch so
ziemlich alles, was an dem Buche zu loben ist. Wie
eine zumeist aus Simrock's längst überholtem »Hand¬
buche der deutschen Mythologie« und »Edda« zusammen¬
geholte Belesenheit ohne Kritik und Methode in Be¬
wegung gesetzt wird, um Deutsch-Oesterreich für die
altgermanische Mythologie zu erobern, das ist einfach
unglaublich. Eine Vorstellung davon ist nicht zu geben
— das muss man lesen. Für den Verf. gibt es keine
Schwierigkeiten, in seiner blinden Begeisterung reimt er
alles zusammen: »das Unbeschreibliche, hier ist’s gethan.«
Und wie die mythologischen Kenntnisse des Verf. und
ihre Anwendung, so auch seine philologischen. Aggsbach
bedeutet »Schreckensbach«, die Blutgasse in Wien heisst
nach blot »Opfer«, der Jllons cctius ist ein »Zeizzoge-
birge«, die Donau eine »donnernde Au«, und was derlei
Schäkereien mehr sind. Es wäre verfehlter Aufwand,
diesem Buche mit dem schweren Rüstzeuge der gelehrten
Kritik zu Leibe zu rücken : wir möchten nur, so viel an
uns ist, zu verhüten suchen, dass eine Schrift wie die
vorliegende, die von Berlin aus mit tönender Reclame
in die Welt geschickt wird, für ernst oder gar für eine Probe
auf die österreichische Gelehrsamkeit genommen werde.
Wien. Dr. Richard Müller.
Historische Zeitschrift [Sybei) LXYIH (N. F. XXXII). 2.
Simson, Ueb. d. Vaterland d. falschen Dekretalen, —
Witt ich, Z. Gesch. Wallenstcin's. — Aneillon’s Dcnksehr. vom
4. Februar 1813. — Rccensionen,
Deutsche Zeitschrift f. Geschichtswiss ., hrsg. v. Quidde. VI. 1.
Judeich, Die Schlacht b. Adrianopel. — Davidsohn, Ent¬
stehung d. Consulats. — Stieve, Herzog Maximilian v. Bayern
u. d. Kaiserkrone. — Weg eie, War d. Dichter d. göttl. Komödie
d. Verf. d. Schrift »De Monarchia«? — Schellhass, Zur Trierer
Zusammenkunft 1473. — Vargcs, Weichbildsrccht u. Burgrecht.
— Th. Wiehert, Zur oberrheinischen Historiographie d. 14. Jhdts.
•—Heigel, Frankreich u. die Wittelsbacher nach französ. Gesandt¬
schaftsinstructionen. — Schmitt, Die Sendung des Herrn v.
Pechlin nach Petersburg 1760. — Hüffer, Haugwitz nach d.
Schlacht b. Austerlitz.
Cesky lid , folkloristische Zeitschrift. Heft IV.
Fr. Bar tos, Aberglauben des mährischen Volkes. — J. Pekar,
Candidaturen Przemysl Ottokars II. auf d. deutschen Thron. —
V. H o u d ek, Ueber d. Lied »Siladi u. Hadmazi«. — M. V ä c 1 a-
vek. Einige mythologische Wesen in Mähr. Walachei. —
K, Korinek, Frantiska Sträneckä. — Fr. B i 1 y, Jan Arnos
Komcnsk v. — Unter den Nachrichten: Comenius* Karte v. Mähren.
— D. Monument d. Königschwures bei Iglau. — Welche Städte
in Mähren haben am meisten und welche am wenigsten im 30jähr.
Kriege gelitten?— D. Schulen in d. Geburtsgegend d. Comenius zu
seiner Zeit.
Przewodnik naukowy i literacki. (Beil, zu »Gazeta Lwowska«.)
Konecny, Jagiello u. Witold — Kraushaar. Selbstherrscher
Jan Faustju Luba. — Briefe v. A. Edw. Kozmian (1830—64).
Revue d'histoire diplomatique , VI. 1.
Engelhardt, La contederation Balkanique. — Doniol, La
premiere negociation de la paix de 1783 entre la France et la
Grande-Bretagne. — Schefer, La monarchie fran^aise et l'alliance
Suedoise. — Thureau-Dangin, La France et l’Europe ä la
veille de 1848.
Journal asiatique, XIX. 1.
Rubens Duval, Histoire politique, religieuse et littcraire
d’Edesse jusqu’ti la premiere croisade (fin.). — Clermont-
Ganneau, L’epigraphie et les antiquites semitiques cn 1891.
Neue Erscheinungen:
H y c k e r t B. Ed., Sveriges o. svenska Konungahusets minnes-
penningar etc. efter 1874 (Svenska numismat. füreningens
meddelander 13). Stockholm. Bonnier. gr. 8°. fl. 4.80. (Catalog
aller seit 1874 geprägten schwed. königl. Medaillen).
— Svenska enskilda personers minnespenningar. — Till svenska
Pommerns mynthistoria. ebd. gr. 8°. fl. 4 80. (Catalog der
schwed. privaten Medaillen. — Zur Geschichte der Münzen in
Schwedisch-Pommern).
B e i s s e 1 S., Die Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien in
Deutschland während der zweiten Hälfte des Mittelalters. (Erg.-
Heftc zu den »Stimmen aus Maria Laach« 54\ Freiburg, Herder,
gr. 8° (VIII, 143 S.) fl. 1.14.
Wolf S.. Kleine histor. Schriften. Wien. Holder, gr. 8°. (260 S.)
fl. 2.80.
Radimsky V., Die praehistor. Fundstätten, ihre Erforschung
und Behandlung mit bcs. Rücksicht auf Bosnien und Herze-
govina, sowie auf d. österr.-ungar. Fundgebiet. Serajewo. (Com.
Wien, Gerold) Lex. 8°. (184 S. mit Tafel u. 337 Textb.) fl. 3.—.
Me na di er J., Deutsche Münzen. Gesammelte Aufsätze zur
Gesch. des deutschen Münzwesens. I. Bd. Berl. Weyl. gr. 8°.
(XX, 260 S. m. Abb.) fl. 4.50.
O m p t e d a L. Frh. v., Ein hannov.-engl. Officier vor 100 Jahren.
Ch. F. W. Frh. v. Ompteda, Oberst und Brigadier in der kgl.
deutschen Legion. 26. Nov. 1765 bis 18. Juni 1815. Leipzig.
Hirzcl. gr. 8°. (VIII, 332 S. m. Bild. u. Karte) fl. 3.60.
Knies C., Carl Friedrichs v. Baden briefl. Verkehr m. Mirabcau
u. Du Pont. Hrsg. v. d. bad. hist. Commission. Bearb. und
eingeleitet durch einen Beitr. zur Vorgesch. der ersten französ.
Revolution u. d. Phvsiokratie. Heidelberg. Winter, gr. 8°.
(CLXII, 284 u. XVI, 398 S.) 2 Bde. fl. 15.—.
Maisch G., Religion u. Revolution nach ihrem gegenseitigen
Verhältnis in drei Geschichtsbildern: I. Das Reich der Wieder¬
täufer zu Münster (16. Jahrh.), II. Die Revolution der Indepen¬
denten in England (17. Jahrh.), III. Die Revolutionen der Frei¬
denker in Frankreich (18. Jahrh.) dargestellt. Leipz., Werther,
gr. 8°. (VIII, 215 S.) fl. 1.80.
Keller Dr. L., Der letzte Bischof der böhm. Brüder. Ein Lebens¬
bild. Münster i. W. Obertüschcn. 8°. fl. —.24.
F. R. Paulis lässt demnächst im Paulis’schen Verlag
(Frankfurt a. O.) eine »Geschichte des Privatlebens, des Hofes
und der Zeit Friedrichs des Grossen*, erscheinen (gr. 8°, ca. 23
Bogen zu fl. 1.80), die »auf Grund sorgfältiger Forschungen
Neue s, zum Theil aus ungedruckten Quellen Geschöpftes« zu
bringen verspricht.
Bei J. R o t h in Stuttgart erscheint in Kurzem eine zweite
Auflage von Jos. Görres’ > Ueber Grundlage, Gliederung und
Zeitenfolge der Weltgeschichte , y Vorträge<, von Dr. M. A. Strodl
mit einem Vor- und Nachwort versehen. (VIII, 263 S.) 8°. fl. 1.80.
Im Weid m an n'schcn Verlag in Berlin erscheint in den
nächsten Tagen »Die deutschen Städte im Kampfe mit der
Fürstengewalt. Untersuchungen zur Geschichte der Entwickelung
d. fiirstl. Landeshoheit. I. Band: Die Hohenzollern und die
Städte der Mark im iy. Jahrh.* v. Felix Pricbatsch.
Demnächst erscheint im Verl. v. Gebr. Räber in Luzern
»Die Convertiten d. Familie v. Salis* v. P. Nie. v. Saglis-
Soglio, O. S. B. aus d. Beuroner Congregation, dem Verf. des
Werkes »Die Familie v. Salis«.
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9
Nr. 3. — Oesterreich isches Littkrathrbi-att. — I. Jahrgang.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Ten Brink, Bernhard, ord. Professor der englischen
Philologie: Ueber die Aufgabe der Littcratur-
gesehichte. Rede, gehalten am 1. Mai 1890, dem Stiftungstage
der Strassburger Universität von dem Reetor derselben, T. Br.
Strassburg, Heitz, 1891. gr. 8".
Ten Brink! Ihn Name hellsten Klanges für Anglisten
und Germanisten. Erst vor wenigen Monaten hat der 'fod ihn
plötzlich und in erschütternder Weise noch in der Vollkraft der
Jahre hinweggenommen, ihn, den liebenswürdigen Menschen, den
verehrten Lehrer, den ausgezeichneten Forscher, ln der Aner¬
kennung seiner englischen Litteraturgeschichte hat die Anglisten-
heit eine seltene Linmüthigkcit bekundet und ihr alle 'fugenden
der Litterarhistoric: Gelehrsamkeit, Scharfsinn, feines ästhetisches
Gefühl, geschmackvolle Darstellung nachgerühmt. 15 Jahre lang
hat T. Br. an diesem seinen Hauptwerk gearbeitet u. es über die
Hälfte hinausgebracht, als die Feder seiner Hand entfiel. Nun hat
bereits eine jugendliche Kraftgestalt aus den Tiroler Bergen,
A. Brandl, seinen Lehrstuhl bestiegen u. seine Feder aufgenommen.
Was T. Br. in seiner vieljährigen Thätigkeit über Wesen und
Methode der Litteraturgeschichte erfahren und erkannt, hat er in
der vorliegenden Rectorsrede mitgetheilt, recht und schlicht, ohne
viel zu theoretisieren und zu systematisieren, was dem Schriftchon
besonderen Werth verleiht. Zuerst spricht er über den Ursprung
der Litteratur im engeren Sinne und über deren allmählige Ab¬
zweigung von den übrigen Schriftwerken; erörtert dann in auf¬
steigender Linie vom Aeusseren zum Innern gehend, die verschie¬
denen Gesichtspunkte, nach denen Littcraturwerko betrachtet und
beurtheilt werden müssen. Fr beginnt bei der äusseren Rede¬
form; sie umfasst das Gebiet, auf dem der Laut in der Sprache
ähnlich verwendet wird, wie der Ton in der Musik; Vers- und
Strophenbildung, die verschiedenen Metren, welche in Beziehung
auf das Innere ihr eigenes Lthos haben (S. 11), die verschiedenen
Laut- oder Klangfarben der Sprache und jedes einzelnen Wortes,
welche »Gefühle und Stimmungen in uns erregen und daher eben
solche darstellen« (Lautsymbolik). — Von der sinnlichen Gestalt
der Sprache kommt er zur inneren Rede form, welche die
Mittel umfasst, mit denen der Dichter seine Vorstellungen von
den Dingen im Leser erzeugt: Tropus, Metapher, rhetorische Syntax ;
Composition, Coneeption und Ideengehalt der Litteraturwerke. Diese
beiden grossen Gebiete hat der Literarhistoriker in ihrer geschicht¬
lichen Entwickelung darzulegen. Dieser Gesichtspunkt führt
T. Br. zu Erörterungen über Geschichte, wie sie in der Litteratur
zur Erscheinung kommt, und über die verschiedenen Factoren,
welche sieh in derselben als wirksam erweisen; ferner zu Erörte¬
rungen über die Aufgaben der biographischen Forschung, welche
einerseits mit der Psychologie, namentlich der Völkerpsychologie*
andererseits mit der Üulturgcschichtc zusammenhängt. Den Schluss
macht der Hinweis auf das, was »die Litteraturgeschichte für die
Litteratur selber zu leisten vermag, indem sie die Ueberlieferung
corrigiert.« T. Br. gellt selten über Andeutungen hinaus; sie sind
aber deutlich genug, um seine Ansichten in allen wesentlichen
Funkten erkennen zu lassen. Nicht nur durch die äussere Form
der Schrift, welche ja eine Festrede ist, sondern auch durch die
Sache selbst Gt die allgemeine, behutsame Fassung vieler Sätze
begründet; denn die Forschungsverhältnisse sind zu verschiedenen
Zeiten und in verschiedenen Gattungsgebieten der Litteratur-
gesehichte sehr verschieden. Polemik hat der Verfasser vermieden
und nur gelegentlich wirft er einen Seitenblick auf den Stand der
heutigen Litteraturforschung; auch wo er Bekanntes vorträgt, er¬
scheint es in neuem Lichte; ein feiner, abgeklärter voller Ton er¬
höht die Wiikung des Ganzen. Wl.
Wetz, Dr. \V., Privatdocent an der Universität Strass¬
burg: Ueber Litteraturgeschichte. Eine Kritik von Ten
Brink’s Rede über die Aufgabe der Litteraturgeschichte. Worms,
Reiss, 1891. gr.-8°.
In den grossen Baum 'Len Brink gelüstete es Herrn Wetz
seinen Namen zu schneiden. Fs ist schon bezeichnend, dass auf
28 Seiten Ten Brink’s W. 82 Seiten propft. Wo T. Br. in leichten
Andeutungen spricht, schreit er seine Leser mit breiten Rede¬
wendungen und oftmaligen Wiederholungen an. Als erstes Ucbel
in T. Br.’s Rede findet W., dass in derselben kein »erkennbares
beherrschendes Prineip aufgestellt« worden sei. Wir erlauben uns,
das für einen Vorzug zu halten, welcher sofort erkennen lässt, wie
T. Br nicht Ergebnisse der Speculation. die von irgend einem an¬
genommenen Grundbegriffe ausgeht, sondern Erlährungsthatsachen
mittheilt. S. 5—6 tadelt W.. dass T. Br. »zuerst immer nur von der
sprachlichen Seite eines Littcraturwcrkes« redet, dann erst von der
geistigen Seite desselben. Abgesehen von dem »zuerst immer nur,«
welches gar nicht richtig ist, beweist die Methode, vom Concretcn
zum Abstracten vorzugehen, augenfällig, wie sehr T. Br. dem
Herrn W. in der Kunst fasslicher Darstellung überlegen ist. —
S. 6 ff. macht W. Ausstellungen, die nur auf Misverstündnissen
der T. Br.’schen Ansichten beruhen; so, um nur ein Beispiel
herauszugreifen, wenn er sagt, T. Br. »neige überhaupt dahin,
die formale Seite oder genauer die selbständige Bedeutung
der formalen Seite der Poesie für das Ganze der Darstellung zu
überschätzen«; dazu vergleiche man folgenden Satz aus T. Br.
(S. 11): »Auch das Stofflichste, Aeusserlichste in der Dichtung ist
nicht blos um seiner selbst willen, nicht blos seiner eigenen
Wirkung wegen da, sondern drückt ein Geistiges aus und nur
deshalb bildet es einen integrierenden Theil der Darstellung.« Das
ist doch klar genug? — S. 14 springt W. auf die Shakespeare¬
forscher über, denen er einige Hiebe versetzt, die später gelegent¬
lich vermehrt werden: sie mögen sie haben. Daran reiht er lang-
athmige Rednereicn, die alle nicht mehr sagen als die Worte
T. Br.’s von der - psychologischen Charakteristik des Autors«,
welche natürlich die Kenntnis von dessen Weltanschauung vor¬
aussetzt. Hier wie an anderen Stellen wird der Franzose Taine
gepriesen, den Herr W. in Deutschland so viel als unentdeckt
glaubt. Das Wort Biographie verwendet er in wechselndem Sinne.
S. 26—27 zieht er eine Reihe Schlüsse, die in dem Satz gipfeln:
Der Import ausländischer Litteratur hat immer (!) den Grund,
dass die einheimische Production mit der geistigen Entwicklung
des Publicums nicht Schritt gehalten hatte, dieses sich also frem¬
den Littcraturerzeugnissen zuwenden musste (!), wenn es seine
Forderungen erfüllt sehen wollte«. Wer namentlich die deutsche
Litteratur kennt, weiss, wie oft gerade das Entgegengesetzte der
Fall war. — S. 28 — 29 produciert W. eine ungerechtfertigte Ab¬
trennung der »ästhetischen Kritik« von der Litteraturgeschichte,
auf Grund deren cs ihm dann freilich sehr leicht wird, T. Br.
»Verwechslung der Aufgaben der Litteraturgeschichte mit der
Acsthctik vorzuwerfen.« — Summa: Von allen Ausstellungen, die
W. an seinem Vorgänger macht, halte ich nur eine für berechtigt,
nämlich dass T. B. auf die individuellen Eigenheiten des Dichters
mehr Rücksicht hätte nehmen können.
In einem zweiten Theil seiner Schrift (S. 31—82) will nun
W. die eigenen Ansichten im Zusammenhang darstellen. Der
Grundgedanke seiner litterarhistorisehen Methode, den er in ver¬
schiedener Weise variiert, ist folgender: In den Werken eines
Autors sollen alle Eigenthümlichkeiten festgestellt und aus den¬
selben dann die Geistesform, die Gefühlsweise und der Charakter,
kurz die ganze »geistig-moralische Peisönlichkcit« des Autors er¬
mittelt werden. In seinem Kern ist der Gedanke richtig, aber lange
nicht so neu, wie VV. glaubt. Er enthält dasselbe, was T. Br. als
»psychologische Charakteristik des Autors« bezeichnet und was
die Litterarhistoriker und Psychologen schon vielfach prakticiert
haben, besonders in der älteren Litteratur, wo anderweitiges
biographisches Material selten vorhanden ist, also die überlieferten
Werke die einzigen Erkcnntnisquellcn bilden. Neu sind bei W. nur die
Uebertreibungen, welche, wenn sic Anklang finden, diese Methode
sicher auf Irrwege führen werden; er will nämlich die biographi¬
schen Untersuchungen auch da, wo reichlichere Ouellen fliessen,
in eine untergeordnete Stelle zurückdrängen: sie können die Er¬
gebnisse der »kritisch-psychologischen Analyse« nur bestätigen oder
ergänzen, aber nicht corrigiren, denn in seinen Schriften »spricht
sicli der Geist und Charakter eines Mannes am vollständigsten
und schärfsten aus, und über beide gewähren uns die Werke
nicht nur sehr werthvolle, sondern auch die weitaus zuverlässigsten
Aulschlüsse.« Gegen diese Auffassung erheben sich sehr viele
Einwände, von denen ich hier nur drei andeuten will: 1. Schon
die tägliche Erfahrung lehrt, dass das Bild, welches man sich aus
den Werken vom Autor zusammensetzt, selten als richtig befunden
wird, sobald es an der Wirklichkeit controlliert werden kann. —
2. Es ist leicht ersichtlich, dass die eine Hälfte von der Persön¬
lichkeit des Autors, die moralische, sein Charakter im engeren
Sinne des Wortes, in den Werken überhaupt nur wenig zum Aus¬
drucke kommen kann; denn der Charakter des Mannes zeigt sich
in seinen Handlungen, in seiner ganzen Lebensführung und
nicht in seinen Reden (Dichtungen); aus diesen sieht man viel¬
leicht wohl, was er für moralisch hält; aber nicht wie und wie
weit ein kräftiger und sittlich geschulter Wille Herr ist über Triebe
und Leidenschaften. S. 56 bringt W. einmal ein bestimmtes Bei¬
spiel .sonst hütet er sich davor wie vor einem Messer, das ihn
schneiden könnte), nämlich Heine, der uns beweise, »dass in sehr
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04
Nr. 3. — Oesterrkichisches Litt fRiVthrblatt. — I. Jahrgang.
vielen Fällen die Biographie überhaupt nichts lehren kann, was
wir aus den Werken nicht ebensogut und besser erfahren konnten«.
Nun ist Heine ein lyrischer Autobiograph und insofern das Bei¬
spiel findig gewählt; allein selbst bei ihm lässt sich an vielen
Fällen die Unbrauchbarkeit der VVetzisehen Meinung darthun,
lässt sich aus biographischen Forschungen beweisen, mit wie viel
bewussten und unbewussten Lügen in seinen Werken Heine die
Welt betrog und wie viel er ihr verschwieg; erst jüngst wieder
hat Elster in der Vierteljahrsschrift f. Lg. IV, 465 ff. auscinander-
gesetzt, wie Heine mit Genossen sein Geburtsjahr 1797 in 1799
gefälscht habe, damit er 1815, als noch zu jung, dem preussischen
Militärdienst entgieng. Wenn aber Herr W. glauben sollte, dass
solche Dinge für die Beurtheilung der »ganzen geistig-moralischen
Persönlichkeit« gleichgiltig seien, so halten wir ihn ohne weiteres
für disputationsunfähig. — 3. Endlich beweist die Litteratur-
geschichte vielfach, dass die Rückschlüsse aus den Werken nicht
nur zu einer lückenhaften, sondern selbst zu einer falschen An¬
schauung von der Persönlichkeit der Autoren führen können; ich
erinnere beispielsweise nur an Wieland, an die Anakreontiker, an
die Weitschmerzier oder an Byron, welcher seine Helden gern
»stoisch, stolz, unbeugsam, conscquent, impcratorisch im Wollen
und Handeln« schildert, während er selbst »ein Mensch ohne
Selbstbeherrschung, ein Spielball verwöhnter Launen und des ge¬
reizten Eigensinnes« gewesen ist. Also die biographische Forschung
ist nothwendig und gibt die Ergänzung und die Kritik für die
»kritisch-psychologische Analyse«, deren Werth nicht überschätzt
werden darf. In Summa: Wir können nicht finden, dass die Schrift
des Herrn W. die litterarhistorische Methode wesentlich gebessert
hat: was daran gut, ist nicht neu und was daran neu, ist nicht
gut. Auch sonst findet sich in derselben viel Schiefes, Halbwahres
und Unreifes. So rühmt er an Taine, dass dieser die exacte Methode
der Naturwissenschaften in die Litteraturgeschichte eingeführt
habe, was hier wie bei jeder Gei st es Wissenschaft eine leere Phrase
ist. S. 78 meint er, dass es klug sei, wenn der Gebildete »sich
mit Literarhistorischem Wissen so wenig als möglich belädt« (sic).. .
denn »für die Bedürfnisse der gebildeten Stände sind die litte rar¬
historischen Uebersichten und die Notizen, wie sie jedes gute Con-
versationslexikon bietet, mehr als ausreichend«. Man sieht, W. hat
für Geschichte auch nach ihrer pädagogischen Seite hin kein
rechtes Verständnis. Wl.
Prem S. M.: Adolf Pichler. Zum 70. Geburtstage unseres
heimischen Dichters geschrieben. Kufstein, Lippolt, 8".
Zu Adolf Pichlers 70. Geburtstag (4. September
1889) verfasste dessen jüngerer Landsmann Professor
S. M. Prem eine Festschrift, die nun, als verbesserter
Sonderabdruck aus dem »Tiroler Grenzboten«, im Buch¬
handel erschienen ist. In knapper, übersichtlicher Weise
gibt Prem, an die einzelnen Abschnitte im Leben Pichlers
anknüpfend, eine Charakteristik der poetischen Schö¬
pfungen des Dichters, wobei er in dankenswerther Weise
auch die in Jahrbüchern, Zeitschriften u. dgl. verstreuten
Dichtungen in den Kreis seiner Betrachtungen zieht.
Pichler’s Leben kann, wie Prem selbst sagt, jetzt noch
nicht actenmässig beschrieben werden; und derjenige,
der diese Aufgabe einst unternimmt, wird es nicht thun
können ohne die gesammte geistige Bewegung des Lan¬
des seit Beginn dieses Jahrhunderts in den Bereich
seiner Studien und seiner Darstellung zu ziehen. Fr
wird dabei an der anspruchslosen, aber geschickten und
fleissigen Arbeit PrenTs eine nicht zu übergehende Vor-
und Quellenarbcit finden. Dr. F. Schnürer.
Hellinghaus, O., u riefe Friedrich Leopolds üraleu
zu Stoiber g und der S e i n i g e n an J o h. Heim*. Voss.
Nach den Originalen der Münchener Hof- und Staatsbibliothek
mit Einleitung, Beilagen und Anmerkungen herausgegeben.
Münster i. W. 1891. Druck und Verlag der Aschendorff sehen
Buchhandlung 8°. (LV. u. 524 S.) M. 8. — , fl. 5.70.
Zum erstenmal eine vollständige, diplomatisch ge¬
treue Ausgabe der psychologisch und litterarhistorisch so
interessanten Briefe des jüngeren Stolberg und der
Seinigen an den Haingenossen und Homcrübersetzer Voss.
Je mehr dadurch das eigenthtimliche Lehen und Treiben
des Göttinger Dichterbundes und der Charakter der so
verschieden veranlagten »Freunde« Stolberg und Voss
in die rechte Beleuchtung tritt, um so grösserer Dank
gebührt dem Herausgeber. Fr hat sich seine Arbeit nicht
leicht gemacht. Eine 39 Seiten umfassende Einleitung
orientiert in trefflicher Weise und durchaus objectiv über
die beiden Dichter und über die Ursache, den Beginn,
Verlauf und Bruch ihrer Freundschaft; 193 resp. 195
Seiten »Anmerkungen« enthalten Alles, was zum Ver¬
ständnis der Briefe auch für weitere Kreise beigebracht
werden konnte. Der Herausgeber beherrscht nicht nur
die einschlägige neuere und neueste Littcratur über Stol¬
berg und Voss, sondern jede Zeile verrüth den Special-
forscher auf dem Gebiet des Hainbundes. Wir glauben
darum, dass sich das von der Verlagshandlung sehr nett
ausgestattctc Buch seinen Weg auch in's grosse Publicum
bahnen wird. Im Interesse desselben sei der Heraus¬
geber freundlich gebeten, bei einer Neuauflage der Ein¬
leitung ein paar Seiten anzufügen, auf denen die spätem
Lebensschicksale der beiden einstigen Freunde kurz
skizziert werden; auch möchte ich es seiner Erwägung
anheimgeben, ob die Anmerkungen nicht besser unter
dem Text der Briefe angebracht wären: diese Einrichtung
würde unter den gegebenen Verhältnissen den Genuss
der Briefe nicht stören, sondern erhöhen, da sie das
Verständnis erleichtert. Jos. See b er.
iMüllenhoff, K.: Deutsche Alterth u msk un d e. III. Band.
Heraus^egeben von M. R oediger. Berlin, Weidmann’sche Buch¬
handlung, 1892. gr. 8". i XVI u. 352 S.)
Nach langer Unterbrechung*) ist der III. Bd. von
Möllenhoffs verdienstvoller deutscher Alterthumskunde
durch M. Koediger ediert worden. In diesem sollte nach
der Einleitung zur 1. Abth. des V. Bds. der Beweis ge¬
führt werden, »dass die Väter der Germanen nicht später
jenen Wohnsitz (im Oder- und Elbe-Gebiet) eingenommen
haben können, als die urverwandten Stämme der Italiker
und Griechen ihre Sitze in Italien und Griechenland, und
auf Grund der Nachrichten der Römer und Griechen
darauf die Ausbreitung und Verzweigung der Germanen
um den Anfang unserer Zeitrechnung« dargelegt werden.
Der vorliegende Band enthält, was sich im Nachlasse
Möllenhoffs an Aufsätzen und Notizen darüber vorfand.
Leider mussten einzelne Partien lückenhaft bleiben. So
ist die schöne Untersuchung über die Ligurer nicht ab¬
geschlossen; ja man erfährt Möllenhoffs wirkliche An¬
sicht über die Verwandtschafts Verhältnisse nur aus dem
I. Bd. der D. A. pg. 86. Die projectierte Abhandlung über die
Raeter ist gar nicht zustande gekommen. Den grössten
Theil des Bandes nimmt die Lösung der Frage ein, in
welchem Verhältnis die pontischen Scythen und Sarmaten
zu den Indogermanen standen. Möllenhoff kommt durch
die Erläuterung der scvthischen Sprachrcste zu dem Er¬
gebnis, dass diese Stämme die letzten in Europa ein¬
gewanderten Arier, mit den Iraniern verwandt, aber nicht
die Urväter der Slaven gewesen seien. Seitdem Möllen¬
hoff diese Abhandlung verfasst*), sind neue Forschungen
angcstellt worden, wonach diese Völker überhaupt keine
ethnische Einheit bildeten, sondern ein Gemenge von
indogermanischen Resten, finnischen, türkischen und dann
*) Der 1. Bd. erschien 1870 (in 2. Aufl. 1890), der 2. Bd. 1887.
*) Zuerst gelesen in der Berl. Akad. 1806; hier mit Nachträgen
MüllcnholY's.
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Nr. 3. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang. 9G
wieder iranischen Eroberern. Es wäre wiinschenswerth
gewesen, dass der Herausgeber in den Anmerkungen
davon Notiz genommen und namentlich auf W. Toma-
schek’s Kritik der ältesten Nachrichten über den scythi-
schen Norden (Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien
CXVI, 117) hingewiesen hätte. Aehnlichcs gilt von dem
Abschnitt über den Ursprung der Germanen, über das
consonantische und vocalische Auslautgesetz und die
chronologischen Angaben darüber; eine Bemerkung über
die einschlägigen Arbeiten von Sievcrs, Wimmer, Brug-
mann und Nordetf wäre nicht überflüssig gewesen. Zu
wünschen wäre, dass der IV. Bd., welcher den Commentar
zu Tacitus’ Germania enthalten soll, nicht so lange auf
sich warten Hesse, wie der zweite und dritte.
J. Seeber.
Altdeutsche Predigten: Hc rausgegeben von Anton E.
Schön hach. III. Band: Texte. Graz. Styria. 1891. (VIII,
450 S.) gr. 8° fl. 5.—.
Der vorliegende dritte Band des grossen und einzig
dastehenden Werkes bringt uns mit den Predigten
des Priesters Konrad die wichtigstcSammlung altdeutscher
Predigten vor Berthold von Regensburg. Die Handschrift
dieses für die Dogmengeschichte des 12. Jahrhunderts nicht
minder als für die Kenntnis der Sprache hochbedeutsamen
Werkes wird in der Hofbibliothek zu Wien unter Nr. 2684*
aufbewahrt. Aus ihr hatte Professor Johann Schmidt im
Jahre 1878 das Proömium und sieben Predigten ver¬
öffentlicht, die als Probe der von ihm geplanten Aus¬
gabe der ganzen Sammlung dienen sollten. Ausser diesen
Proben waren bisher nur noch einige mit einzelnen
Nummern der Wiener Handschrift übereinstimmende Frag¬
mente durch Roth’s Ausgabe der Regensburger Fragmente
bekannt gewesen. Schönbach theilt diese Predigten, sowie
auch einige von Wackernagel veröffentlichte parallele
Bearbeitungen unter dem Texte und in den Anmerkungen
vollinhaltlich mit. Letztere bringen mit einer bewunderungs¬
würdigen Sorgfalt als Frucht rastlosen Arbeitens die la¬
teinischen Quellen, die dem deutschen Prediger als Vor¬
lagen gedient haben. Nur einem Forscher , der wie
Sch. mit der patristischen Litteratur aufs innigste
vertraut ist, konnte es gelingen, für fast alle Predigten
Konrads die Quellen aufzufinden. Den Anmerkungen folgt
ein äusserst gewissenhaft gearbeitetes Sachenverzeichnis,
dem die Verzeichnisse der in den Predigten citierten
Bibelstcllen und benutzten Kirchenväter, sowie auch der
Predigten in der Folge der Handschrift sich anschliessen.
— Mögen es dem Verfasser Gesundheit und Müsse er¬
möglichen, den ersehnten vierten Band seines für den
Theologen fast ebenso wie für den Germanisten lehr¬
reichen Buches bald folgen lassen zu können, der uns
die Ergebnisse der Forschungen nach den verschiedensten
Richtungen bieten wird. Dr. Anselm vSalzer.
Horaz’ Lyrische Gedichte. Erklärt von Gerh. Heinrich
Müller. Strassburg, Strassburger Druckerei u. Vcrlagsanstalt,
vorm. R. Schultz u. Co. 1892. (IV u. 272 S.) — Preis fl. P35.
Der Verf. hat es unternommen, eine Ausgabe
der lyrischen Gedichte des Horaz zu veranstalten sowohl
für Jene, welche ihn an der Schule lesen müssen, als
auch für die, welche ihn später zu ihrem eigenen Ver¬
gnügen in die Hand nehmen, um sich wieder an den
Meisterwerken lateinischer Lyrik zu erfreuen. Dieser Zweck
war massgebend für Anlage und Eintheilung des
Buches. Nach einer kurzen Einleitung über Horaz’ Leben
und Schriften, wobei jedoch auch die Kunst des Dichters
in Gliederung und Composition seiner Werke einige Er¬
wähnung hätte finden sollen, folgt eine Besprechung vor,
Horaz’ Metrik, in welchem Capitel der Verf. nach
einleitenden Bemerkungen über das äolisch-römische Lied,
über Takt, Glied, Vers und Strophe, die einfachen, zu¬
sammengesetzten und logaödisehen Versmasse in klarer
und übersichtlicher Weise zusammengestellt zur An¬
schauung bringt. Dann aber folgt sogleich Ode I, 1. Bei
der Ausgabe der lyrischen Gedichte, also der Oden und
Epoden, hat der Verf., dem vorwiegend praktischen
Zwecke Rechnung tragend, auf Textkritik verzichtet, wohl
aber eine Einleitung, die auf Zweck, Inhalt und Abfas¬
sungszeit, mitunter auch auf Composition der Gedichte
eingeht, sowie erläuternde Anmerkungen jeder einzelnen
Ode angefügt. Am Schlüsse des ganzen Buches endlich,
um auch dies gleich hier zu erwähnen, findet sich ein
alphabetisches Register aller Oden und Epoden.
Was zunächst den Text betrifft, so hält sich der
Herausgeber an die guten Codices, wo ihn nicht lang¬
jährige Erfahrung beim Schulunterricht bestimmen, von
diesen Quellen oder der gewöhnlichen Lesart abzugehen,
um einzelne Stellen dem Verständnisse näher zu bringen.
Es sei nur ein Beispiel aus mehreren herausgehoben: I,
1, 4., wo die Lesart von metaque fervidis — evehit ad
deos als Parenthese sehr bestechend ist. Denn dadurch
wird erzielt: 1. Vermeidung der Inconcinnität von pui-
verem olympicum co Ile gisse und ineta fervidis evi tatet
rotis , die gewöhnlich beide als Subject mit iuvat ver¬
bunden werden; 2. die glückliche Zusammenstellung von
meta fervidis evitata rotis und pahna nobilis , also Sieg
und Kampf als Gipfelpunkt der Freude am Wettrennen,
und 3. der Contrast von curriculo und terrarum dominos;
die Herren der Erde sind natürlich die Römer, welche den
errungenen Sieg für ein Göttervergnügen erachten.
Bei den Anmerkungen sind zunächst die zahl¬
reichen Citate aus deutschen Dichtern, Schiller, Goethe,
Lenau, Bodenstedt u. a. lobend hervorzuheben, die für
den Studierenden von Nutzen und Interesse sein werden.
Nicht so einverstanden erklärt sich Ref. mit der Be¬
merkung zu I, 1, 28, wo zum horazischen Gebrauche
des Substantivs an Stelle des Adjectivums »die juristi¬
schen t. t. lex Ogulnia u. s. w.« als Parallele angeführt
werden; Ogulnius, Julius und dergl. sind doch von
Natur aus Adjectiva. Uebrigens kann ja auch Marsus
(I, 1, 28) Adjectiv sein. Im Worte »heissa«, welches
in II, 19, 5 zur Verdeutschung des lateinischen euhoe an¬
gegeben wird, scheint uns das richtige Wort für den be¬
geisternden und aufregenden Ruf der griechischen Bacchan¬
tinnen nicht gefunden zu sein. Es wird doch wohl besser
bei dem auch in deutscher Dichtung verbreiteten »Evoe« zu
verbleiben haben. — In der Anmerkung zu Epod. 12,1 heisst
es: »barriSy Elephanten, indischer Name für dieselben?«
Das Wort ist in der That aus dem Indischen entlehnt;
barr-u-s , der Elephant (der Schreier) vom sanskr. barh
0 varh , vrli) = barrire schreien von Elephanten (s. Vani-
cck, Griech.dat. etymolog. Wtbch. II. 562. ff.). Auch hätte
Od. I, 12, 41 der Name Curius in den Anmerkungen nicht
übergangen werden sollen, da der Schüler nicht leicht
von selbst auf den Gedanken kommt, darin den M.’Curius
Dentatus, den Besieger des Pyrrhus, zu vermuthen —
und der ist doch wohl gemeint.
Von sinnstörenden Fehlern wären beiläufig als die
auffälligsten hervorzuheben: Die 3. Ode des ersten Buches
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Nr. 3. — Oesterrrichischrs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
ist nicht an den Dichter P. Vergilius Maro, sondern
an das Schiff gerichtet, welches ihn trägt, die 13. Ode
des zweiten Buches nicht an Mäcenas, sondern an den
Baum, welcher den Dichter beinahe erschlug. Letztere ist
auch nicht in der 4. Asclepiadeischcn Strophe, sondern
in der Alcäischen abgefasst. — Auch III, 11 sollte über¬
schrieben sein »An Mercur« und nicht »An Ly de«.
Das Buch ist mit grossem Flcisse gearbeitet und
wird seine Verwendbarkeit wohl auch in der Praxis be¬
weisen. Aber auch mit Rücksicht darauf, dass für die
Horazforschung noch lange nicht Alles gethan ist, muss
man der Mühe des Verf. dankbare Anerkennung zollen.
Wien. Dr. Hans Bohatta.
Zeitschrift für vergleichende Litte r aturgeschichte. N. F. V. 1. u. 2.
Mur ko, Beiträge zur Textgeschiehtc der historia septem
sapientium. — V eit Valentin, Poet. Gattungen. — Box¬
berger f, Ueber Schillers Demetrius. — Voigt, Hephaistos und
der Schmidt von Jüterbogk. — Ellinger, Kl. Beiträge zur Ge¬
schichte d. deutschen Dramas im 17. Jhdt. — Baum garten,
Ein schottisches Stammbuch. — Schuddekopf, Aus d. Brief¬
wechsel Gessner-Ramler.
Zeitschrift für Assyriologie. IV. 4.
Budge, Alexander the greath and Gog and Magog. —
Kudtzon, Zur assyr. u. allgemein, semit. Grammatik. — Sachau,
Zu der altaramäischen Inschrift C. J. Sem. II. 1, 75. — Feucht-
wang, Studien zum bahylon. Rechtswesen.
Memoires de la socicte linguistii/ue de Paris. VII, 4.
F. G. Möhl, Observations sur l’histoirc des langues siberiennes.
— Breal, Notes etymologiques. — \Vhar ton, Quelquesa latins.
— Grammont, Le patois de la Franche-Montagnc.— Erna ult,
Glossaire moyen-breton.
Neue Erscheinungen:
Neujahrsblatt der litterar. Gesellschaft Bern auf d. J. 1892
(G. Finsler, Das Berner Festspiel u. die attische Tragödie.
30 S). Bern. Wvss. gr. 4°. fl. —.72.
ßaltha L., Schiller's Jungfrau v. Orleans. Eine Kritik im Lichte
der Gegenwart. Freienwalde a. O. Drüseke. 8°. (18 S.) fl. —.18.
Goldschmidt, IL. Der Vocalismus d. nhd. Kunstgesanges und
der Bühnensprache. Eine sprach- und gesangphysiolog. Studie,
ebd. gr. 8°. (34 S.) fl. -.90.
Müller, H. C. Histor. Grammatik d. hellen. Sprache. II. Bd.
Chrestomathie. Leiden, Brill, 8°. (173 S.) fl. 2.40.
G a r e 1 von dem b 1 ii e n d e n t a 1, ein hötischer Roman aus
dem Artussagenkreise von dem PI ei er mit den Fresken auf
Runkelstcin zum 1. Male vollständig hrsg. von Dr. M. Walz
Freiburg i. Br., Wagner. Lex. 8". (XVI u. 343 S.) fl. 4.80.
Demnächst erscheint: K. A. Barack, »Die elsiissischen
Druckerzeichen bis Anfang des l8. flidts.* Mit Einleitung u.
erläuterndem Text hrsg. von Paul Heitz. (Verlag E. Heitz in
Strassburg.) Subscriptionspreis bis 1. Mai fl. 15. — , später 18.—.
Die Druckerzeichen werden, etwa dritthalbhundert an der Zahl,
in der natürlichen Grösse reproducicrt und sind nicht nur für die
Geschichte der Buchdrucker- u. Holzschneidekunst von Werth,
sondern bieten auch vielfach ein künstlerisches Interesse.
Von P. Joh. N. Srassmaver befindet sich in der Presse
> Inschriften d, Darius , A g. v. Babylon , von, d. Thontafeln d. Brit .
Museums copiert und autographiert .« Das 1. Heft dürfte noch im
Mai erscheinen. — Zur selben Zeit dürfte die »New Edition of
Kalhana’sRäjatarangini fromKasmirian. Manuscripts by M. A. Stein,
Ph. D , Bombay. Education Socicty’s Press Byculla, Vol. I., the
complet text of Kalhana criticallv revised and restared together
vvith full apparatus criticus,« ausgegeben werden.
Kunst und Kunstgeschichte.
Burgen und Schlösser in Oesterreich. Heliogravüren
nach Naturaufnahmen von Otto Schmi dt. Text von Julius
Meurer. Wien V. A. Heck, 1891—92, Lief. 1 —folio. Die Lief.
(5 Blatt) fl. 4.—
Es ist mit dieser Publication gewiss einem in kunst¬
liebenden sowie in Kreisen, welche sich für die Ver¬
gangenheit unseres Vaterlandes interessieren, längst ge¬
fühlten Bedürfnisse abgeholfen worden, und wir können
der Verlagsfirma nur dankbar sein, dass sie es auch
Jenen ermöglicht, sich an den Denkmalen der reichen
Vergangenheit der Monarchie zu erfreuen, welchen es
nicht vergönnt ist, dieses Alles in Wirklichkeit sehen zu
können. — Wenn wir nicht irren, war vor Jahren schon eine
ähnliche Idee in den Kreisen der Genossenschaft der
bildenden Künstler in Wien angeregt worden, deren Aus¬
führung leider, aus welchen Ursachen ist uns nicht be¬
kannt, unterblieb, was um so bedauerlicher ist, weil dann
wahrscheinlich die Mängel, welche dem vorliegenden
Werk anhaften, vermieden worden wären. Als solche
müssen wir bezeichnen: in vielen Fällen die Wahl des
Standpunktes, den der Photograph für die Aufnahme ge¬
wählt — und in zweiter Linie die Art der Reproduction.
Wir können annehmen, dass dieses durch Fachkünstler
sich günstiger gestaltet hätte. Wäre es denn nicht mög¬
lich gewesen, eine Reihe von tüchtigen Künstlern (und
an denen ist bei uns, Gott sei Dank, kein Mangel) heran¬
zuziehen, und nach reiflicher Berathung mit solchen
Kräften dem Werk eine monumentalere Gestaltung zu
geben, wie es doch der Inhalt geradezu dringend ver¬
langt. Die Photographie ist einmal nicht zur selbst¬
ständigen künstlerischen Gestaltung geeignet und wo
man den bildenden Künstler bei Seite schieben wollte, ist
es allemal auf Kosten der Schönheit und des Geschmackes
geschehen. Nur ein Beispiel aus dem vorliegenden
Werke, die Darstellung des Schlosses Persenbeug in
Lief. :i /i : die Wahl des Standpunktes für die Aufnahme ist
an sich die denkbar günstigste und die gütige Natur hat
sogar für einen schönen Rahmen um das Bild gesorgt,
indem die Zweige eines im Vordergründe stehenden
Baumes das Bild umgeben ; der schöne Effect geht aber
dadurch verloren, dass die tiefschwarze Eintönigkeit die
Zweige einem Naturselbstdrucke oder etwa einer unbe¬
hilflichen chinesichcn Malerei ähnlich macht. Was hätte
ein Künstler aus diesem Motiv machen können! Auf
einzelnen Bildern finden sich Stellen, wo nur ein geübtes
Auge erkennen kann, dass hier Bäume und Sträucher
wachsen; man könnte ebenso Nebel oder dunkles Gestein
vermuthen. Durch Mechanismus dem halbwegs künstlerisch
gebildeten Auge vorgeführte Darstellungen können, soweit
wir bis jetzt Erfahrungen gemacht haben, nicht völlig
befriedigen ; der Künstler ist zu derartigen Publicationen
einmal nicht zu entbehren. — Die beigegebenen Texte
sind zumeist, soweit eine Nachprüfung ergab, nach guten
Quellen zusammengestellt; auf selbständigen Werth können
sie natürlich keinen Anspruch erheben. Dass beispiels¬
weise die »Wildensteiner von der blauen Erde« (eine
Rittergescllschaft auf Sebenstein in den Zwanziger Jahren
d. Jhdts.) die Trachten, Umgangsformen und ritterlichen
Bräuche des M.-A. strenge einhielten, ist sehr zu be¬
zweifeln. E. v. L.
Reichensperger, A.: Zur Charakterisierung des Bau¬
meisters Friedrich Freiherrn v. Schmidt. Düsseldorf, L.
Schwann. 8°. (22 S.) fl. —*48.
Nach dem Hinscheiden Schmidt’s besprachen Fach¬
blätter und Tagespresse das Leben und Wirken des
hochbedeutenden Mannes. Allein während er einerseits
als Haupt, ja als Schöpfer der »deutschen, neugothischen
Schule« bezeichnet wurde, sprach man sich andererseits
über seine »Neugothik« sehr verschieden aus. Viele be¬
zweifelten seine echte Begeisterung für die Gothik der
mittelalterlichen Meister und begründeten diese Ansicht
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Nr. 3. - OKSTERREfCHISCHES LlTTERATURBLATT. — I. JAHRGANG.
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aus »renuissancistischcn« oder »antiken« Anklängen in
seinen Werken. Darüber, welchem Stil der Meister eigent¬
lich in der Seele den Vorzug gab, waren die Stimmen
übrigens keineswegs einig, und so schwankte sein Bild,
»je nach dem Zeichner desselben, wie in Nebelwolken
hin und her«. Es ist darum mit Freude zu begrüssen,
dass ein so berufener Beurtheiler wie R. es unternahm,
uns dasselbe, vorwiegend aus Briefen seines hingcschie-
denen Freundes schöpfend, vor Augen zu führen. Hier
in den eigenen Aeusscrungen Schmidts zeigt sich denn
überall die Bewunderung und Verehrung, welche er
gegen die Künstler der vergangenen Zeit hegte. Je mehr
er einen Ueberblick über die Gesammtleistung des MA
gewinnt, desto unbegrenzter wird seine Ehrfurcht vor
den Meistern jener Zeiten und desto mehr erkennt er
»wie wenig wir können im Vergleich mit ihnen«. Ihre
Formensprache bildet das Ideal seines Lebens. Dass er
diesem Ideale nicht immer strenge nachstreben konnte,
war zum grossen Th eil die Folge der äusseren Ver¬
hältnisse, des Vorurtheils gegen den vollendeten Stil des
Mittelalters, der Macht, welcher der Eklekticismus und
seine Vcrtheidiger auch in unserm Vaterlande sich er¬
freuen. Die Briefe zeigen, wie Schmidt Schritt für Schritt
den Boden erobern musste, um jene Erfolge zu erringen,
die seine Thatkraft und Grösse auch wirklich errungen
hat, sie berichten treulich über seine Kämpfe und Siege
während eines Zeitraumes von 25 Jahren. Dem Inhalt
nach bieten sie hervorragendes Interesse für uns Oester¬
reicher; in der Form zeigt sich eine besondere Meister¬
schaft des sprachlichen Ausdrucks. Und wer R.’s frühere
Arbeit über E. v. Steinle kennt, weiss, wie glücklich er
solche Briefstellen in die eigene treffliche Darstellung
einfügt, um das lebendigste Charakterbild zu gestalten.
— Dem Schriftchen ist ein knapper Lebensabriss Schmidts
beigegeben, worin mehrere irrige Angaben der Tagcs-
blätter berichtigt werden. — Möchten uns bald die
Briefe des verewigten Baumeisters ihrem ganzen Inhalte
nach, und vereint mit jenen, welche sein gleichstrebender
Freund an ihn gerichtet hat, als willkommene Gabe ge¬
boten werden. R. H.
Lützow's Zeitschrift für bildende Kunst, X. F. III. 7.
Seidlitz, Rembrandt’s Radirungen (Schl.). — Justi, Mu-
rillo, V. — Eisenmann, Die Sammlung Habich (Schl.). — Dazu:
1.) Kunstgewerbeblatt N. F. III. 7: Schlie, Aus den gross-
hcrzogl. Sammlungen zu Schwerin, II. — Moser, Barock, Ro¬
koko u. Zopf im heut, kunstgewerbt Unterricht. — Neue Vor-
lagcwerke f. d. Kunsthandwerk. — 2 ) Kunstchronik. X. F. III.
Xr. 21: (Lützow), Neuaufgedeckte roman. Wandmalereien in
Oesterreich. — Das Mausoleum Ks. Friedrichs in Potsdam.
St. Leopold-Blatt VI. 1 — 4.
Sorge f. d. Erhaltung d. kirchl. Kunst- u. histor. Denkmale.
— Schnerich, Der Messentypus von Haydn bis Schubert. —
Retrospectivc Ausblicke im Dienste d. Kirche. — Mantuani,
Jacobus Gallus, der Palestrina Oesterreichs im 10. Jhdt. —
Hauser, Al., Die Formen d. kirchl. Kunst (Forts,). — Endl,
Die St. Georgskirche zu Horn in X.-Oe. — Beiträge zu e. Mono¬
graphie d. Malers Paul Troger (Forts.). — Diöcesan-Museum in
St. Pölten. — Palm-Sonntag. — W. Xeumann, Zellenschmclz
(Forts). — Endl, Zur Cultur der Renaissance im Hornerboden
V. O. M. B. — Misccllen.
Kirchen schmuck. XXII. 1 — 3.
Graus, Ein Werk rcligiös-tiguraler Kunst. — Der Hartberger
Karner u. s. Restauration. — Ein altchristlicher Taufschein. —
Album religiöser Kunst. — Von drcischiffigcn Kirchen heimischer
Gothik.
Harmonia sacra. VII. 3 ll. 4.
Das hl. Osterfest. — Stabat mater. E. musikul. Charfreitags-
betrachtung. — Conccrt u. Uhorakademie d. St. Ambrosius¬
vereins. — Kirchengesangliches.
Neue Erscheinungen:
Wiesinger, A., Mozart u. d. Christenthum in d. Musik (Christi.-
soc. Zeit- u. Streitfr. Xr. 2.) Wien. »Austria«. 8°. (35 S.) fl.—*25.
Spitta, Ph., Zur Musik. 16 Aufsätze. Berlin, Gebr. Paetel. gr.-8".
tVII u. 471 S.) fl. 5-40.
K rätsch eil, Jobs., K. F. Schinkel in s. Verhältnis z. goth.
Baukunst. Berk, W. Ernst. 8°. fl. L80.
Goldschmiedcarbeiten in Liv-, Esth- u. Kurland. Lübeck,
Xöhring. gr -4“. (26 Tafeln u. 24 S. Text. v. A. Buchholz.)
fl. 21*60.
Bruckmann Fr., Denkmäler der Renaissance-Sculptur Toskanas.
Unter d. Leitung v. W. Bode hrsg. München, Bruckmann. f".
Lief. 1. u. 2. a fl. 12* — .
Der Maler u. Kunstkritiker C. v. Berlepsch in München
arbeitet an e. Werk über d. Tiroler Maler Martin Knoller, den
er sehr hoch stellt. — R. Forrer in Strassburg bereitet einen
III. Band seines Werkes über »frühchristliche Funde von Achmin-
vor, der in einem halben Jahre (in des Verf. Selbstverlag) er¬
scheinen dürfte.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Gilman, Nicolas Paine: Die Theilung des Geschäfts-
gewinn es zwischen Unternehmern und Angestellten.
Ein praktischer Beitrag zur Arbeiter- und Lohnfrage. Mit Er¬
laubnis des Verfassers umgearbeitet und auf den neuesten
Stand ergänzt von Leopold Kätscher. — Leipzig. Ed. War-
tig’s Verlag (Ernst Hoppe) 1891. 8°. (XV u. 352 S.) fl. 3*60.
Der Verf. wie der Uebersetzer und Umarbeiter haben
sich ein Verdienst erworben, indem sie sowohl die ver¬
schiedenen Gewinnbetheilungssysteme als auch die in
vielen Unternehmungen bereits eingeführten Arten der¬
selben zur Darstellung brachten. Das Buch ist, wenn auch
keineswegs frei von Fehlern und Mängeln, doch äusserst
lehrreich und darf von Keinem, der sich mit Socialpolitik
befasst, übersehen werden. Es ist in 10 Capitel ein-
getheilt, von denen die ersten vier sich mit theoretischen
Erörterungen beschäftigen, während das 5. und 6. die
einzelnen Unternehmungen, in denen die Gewinnbetheil-
ung eingeführt ist, besprechen; das 7. befasst sich mit
den englischen Productivgenossenschaften, das 8. mit
den aus verschiedenen Gründen wieder eingestellten Ver¬
suchen, das 9. und 10. mit den Ergebnissen; ein Ver¬
zeichnis der Gewinnbetheilungsfirmen und der ein¬
schlagenden Litteratur bildet den Schluss.
Manche Aussprüche und Ausdrucksweisen, wie z. B.
die Phrase von dem vollen Ertrag der Arbeit mit Hin¬
weis auf Rodbertus und auf Hertzka’s Freiland, S. IX.;
die Rede von »der stetig wachsenden Menschennatur«
S. 3; die Bezeichnung des Lohnsystems als Wirtschafts¬
werkzeug S. 7, sowie der Erzeugungs- und Rohstoff¬
schonungsprämien als Lohnform S. 30; die Rede von
Verkäufer und Käufer der Arbeit S. 316; die Erhebung
des Capitals zu einem Productionsfactor S. 29, was ja
nur Natur und Arbeit sein können; die zu geringe Schätzung
des Colonen- oder Halbpachtsystcms S. 15 u. s. w.
können füglich übergangen werden, da ja doch der
Hauptwert des Buches in der Darstellung der Betheilungs¬
arten in den einzelnen Unternehmungen liegt und anderer¬
seits der Autor, trotz Zukunftsideen, sich hier auf den
sehr praktischen Boden stellt »vorläufig wenigstens jede
halbwegs gerechte Vertheilung des Arbeitsertrages« will¬
kommen zu heissen. Dagegen sei^ es gestattet, einige
Bemerkungen über die Eintheilung anzufügen. Ueber
das, was man zur Gewinnbetheilung rechnen soll,
kann man verschiedener Ansicht sein. Im Allgemeinen
lassen sich wohl drei verschiedene Stufen beobachten,
ohne dass bei der Vielseitigkeit der Verhältnisse eine
genaue Grenze festzustellen möglich wäre. Zur ersten ge-
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Nr. 3. — Orsterreichisches Luteraturbi.att. — I. Jahrgang.
102
hören alle von wohlmeinenden Unternehmern gewährten,
fixen oder veränderlichen Lohnzubussen und Einzahlungen
in vorsorgliche Anstalten aus dem Geschäftsgewinn.
Hier ist das Lohnsystem bereits überschritten, aber die
eigentliche Gewinnbetheilung noch nicht eingetreten.
Die eigentliche Gewinnbetheilung, die zweite Stufe, be¬
steht in einer verhältnismässigen Auftheilung des
Geschäftsgewinnes zwischen Unternehmer und den An¬
gestellten. Ob nun alle Hilfsarbeiter und Beamten oder
nur eine beschränkte Zahl derselben in das Theilungs-
system einbezogen werden; ob die Antheile voll zur
Auszahlung kommen (wie namentlich in Amerika, S. 313)
oder nur theilweise, während ein grösserer oder geringerer
Theil in Spar-, Reserve-, Unterstützungs-Cassen für die
Berechtigten sichergestellt wird (wie namentlich in Frank¬
reich, S. 313) berührt nicht das System. Wesentlich ist
die vorausbestimmte verhältnismässige Auftheilung und
die Unverwirkbarkeit der erworbenen Antheile sowie
andererseits die Beibehaltung der fixen Lohnsätze. Die
dritte Stufe bezeichnet wieder einen Uebergang; sie führt
hinaus aus dem Lohnsystem in das der Theilhaberschaft
an dem Unternehmen und dessen Besitzstand (gemeinig¬
lich auch Capital genannt), also in die eigentliche Pro¬
ductivgenossenschaft. Der Verf. führt diesbezüglich sehr
lehrreiche Beispiele an; es kommt voil, dass cs ge¬
radezu ausgesprochen wird, es solle durch die succes-
sive Erwerbung von Antheilscheinen (Actien) durch die
Angestellten der erwähnte Uebergang bewerkstelligt
werden. (S: Papeterie cooperative. Angoulerne. S. 77
unten.) Es wird gut sein die Uebergangsstufen und die
eigentliche, auf dem Lohnsystem beruhende Gewinn¬
betheilung auseinanderzuhalten. Sehr bemerkenswert ist
die Gegnerschaft der Socialdemokraten und wenigstens
theilweise auch der Trade Unions gegeil die Einführung
der Gewinnbetheilung. K. gibt an, dass sich bei etwa
dem Fünftel der eingestellten Versuche der Einfluss von
Arbeitervereinigungen oder socialistischen Lehren nach-
weisen lässt (s. S. 296, 306). Wenn K. meint, dass die
Trade Unions das Participationssystem gar nicht befehden
(S. 302), so steht ihm das Zeugnis Charles Robert’s
entgegen, welcher sagt, dass die Gewinntheilnahme von Seite
der Führer der Trade Unions die lebhafteste Opposition
finde. (Siehe: Bulletin de la Participation aux Bene-
fices. Paris. 1892, 1 er livr. p. 9.) *) Zum Schlüsse sei
noch freudig eingestimmt in den Wunsch Kätschers,
dass sein Buch namentlich in den Ländern deutscher
Zunge auf fruchtbaren Boden fallen möge. Von den 262
bekannten Gewinnbetheiligungs-Firmen kommen auf Frank¬
reich 84, auf Grossbritannien 73, auf die Vereinigten
Staaten 49, auf die Schweiz 12, auf ganz Deutschland
nur 18 und auf Oesterreich gar nur die einzige Schlögl-
miihler Papierfabrik!
Auch dem warmen Appell an die Geistlichkeit,
»die ja in hervorragendcrWeise berufen ist, das Volks¬
wohl zu fördern«, kann man sich gern anschliessen;
aber das Verlangen, dass die Gewinnbetheiligung sogar
von der Kanzel herab empfohlen werden soll (S. 337),
scheint doch ein wenig zu weit zu gehen.
Rom. Franz Gf. v. Kuefstein.
*) Ebd. findet sieh auch eine Ende 1891 zusammengestellte
Liste der englischen Gewinnbetheiligungs-Unternehmungen, nach
welcher die sehr gut geführte Liste K.’s zu ergänzen ist.
Zeitschriftf. d. qes. Staatswissen sch a ft, hrsg. v. Schaffte. XL VIII. 1.
A. Schaffte, Zur wissenschaltl. Orientierung üb. d. neueste
Handelspolitik. — Ruhland, Die australisch-nordamerikan. Landes¬
gesetzgebung, I. — Pflug, Die wirthschaftl. Erschliessung öder
u. geringwerthiger Liegenschaften durch künstliche Aufforstung.
— Pfizer, Richteramt u. Gerichtsverfassung.
Juristische Vierteljahrsschrift. Organ d. deutschen Juristen Vereins
in Prag. XXIII. (X. F VII.) 4.
A. Menzel, Der Ueberbot. — Verhandlungen des deutschen
Juristen Vereins.
Monatsschrift f. ehrist l. Social re form. XIV. 4.
Die Kirche u. d. Arbeit — Wahrer u. falscher Capitalismus.
— (Sc heim pflüg) Ueb. d. socialpolit. Bedeutung des Clearing.
(Forts.) — Sociales aus England. — Der deutsche Gewerkschafts-
Congress in Halbcrstadt. — Socialer Rückblick. — Das neueste
Buch der Volkswirtschaftslehre. — Vergessene Wahrheiten.
Archiv fiir civilistische Praxis. LXXVIH. (N. F. XXVIII.) 2.
Windscheid, Die Voraussetzung. — Baron, Die Haftung
bis zur höheren Gewalt. — Pflüger, Ueber das Verhältnis von
rei vindicatio und actio Publiciana.
Politikai Szemle (v. Därdai) Heft 1.
Därdai. 1). Zuständigkeitsgerichte. — Tibäd, D. Richtung
uns. nationalökonom. Politik. — Matlckovics, D. Revision uns.
Pressgesetzes. — Därdai, Valutareform. — Fcketc, D. preuss.
Volksschulgesetz-Entwurf. — Trcitschke, Die parlamcntar. Bc-
handlg. d. Gesetzes gegen d. Weinverfälschung.
Neue Erscheinungen:
Xormann H., Politisches Convcrsations-Lcxikon Ein prakt. Hand-
und Nachschlagcbuch für jeden Politiker etc. zur Kenntnis der
allgemeinen Staatslehre u. des Staatslebcns aller Länder etc.
Stuttgart, Levv u. Müller. 8°. (IV, 336 S.) fl. 1.20.
Rüfenacht Herrn., Das litterar. u. künstlerische Urheberrecht mit
besonderer Rücksicht auf d. bestehenden Staatsverträge (Preis¬
angabe der Universität Bern 1891). Bern. Wyss. gr. 8“.
(176 S.) fl. 1.44.
Schvarcz J., Montesquieu u. die Verantwortlichkeit der Räthc d.
Monarchen. Leipz., Friedrich, gr. S°. fl. 2.40.
Im Verlage v. Dunckeru. Humblot(Leipzig) gelangen demnächst
»Die Handelspolitik der Balkanstaaten. Spaniens u. Frankreichs «
von M. Ströll, A. Gwinner u. A. Devers (c. 14 Bog. gr. 8°.
zu fl. 2.88) — u. » Auswanderung und Auswandernnq r spolitik
in Deutschland «, Bericht üb. d. Entwickelung u. d. gegenwärt.
Zustand des Auswanderungswesens in den Einzelstaaten und im
Reich von Dr. E. v. Philipovich, Prof, an der Universität Frei¬
burg (c. 28 Bog. zu c. fl. 6.—), zur Versendung.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Boltzmann, Ludw. Prof. Dr.: Vorlesungen über Max-
well’s Theorie der Elektricität und des Lichtes.
I. Theil: Ableitung der Grundgleichungen für ruhende, homo¬
gene, isotrope Körper. Leipzig. J. A. Barth. 1891. gr. 8°. (XII.
139 S. mit Figuren im Text und 2 Tafeln) fl. 3.—.
Schon der Name des Autors, bietet eine Gewähr
dafür, dass wir es hier nicht mit einer blossen Dar¬
stellung der MaxwelPschcn Theorie, sondern mit einer
völlig eigenartigen und selbständigen Bearbeitung der¬
selben zu thun haben. B. beabsichtigt darin, die Max-
well’schen Ideen in der uns vertrauteren Euklid-Ampere¬
schen Darstellungsform vorzuführen, und schon der vor¬
liegende I. Theil seiner Vorlesungen lässt erkennen, mit
welcher Schärfe, Klarheit und Anschaulichkeit sich der
Verf. seiner Aufgabe entledigt hat. — Den Ausgangs¬
punkt bildet die Hypothese, dass irgend eine Bewegung,
über deren Natur jedoch nichts ausgesagt werden soll,
die Ursache des elektrischen Stromes sei. Dann lassen
sich aber auf diese Bewegung die bekannten allgemeinen
Lagrange’schen Bewegungsgleichungen anwenden, und cs
erübrigt nur noch, die aus denselben gezogenen Conse-
quenzen mit den Erfahrungstatsachen zu vergleichen und
diese letzteren auf diese Weise zur Specialisierung der
Bewegung zu verwenden. Die erste Erfahrungstatsache,
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103
Nu. 3. - OeSTEKRKIGHISCHKS LlTTERATURBLATT. — I. JaHKGANÜ.
104
welche benützt wird, ist die, dass elektrische Ströme
stationär sind, d. h. dass in jedem Punkte (für längere
Zeit) der Zustand unverändert bleibt, also bei der Be¬
wegung jedesmal, sobald ein bewegtes Theilchen seinen
Ort verlässt, immer nach verschwindend kurzer Zeit
wieder ein genau gleich beschaffenes, mit derselben
Geschwindigkeit nach derselben Richtung bewegtes
Theilchen an dessen Stelle tritt. (Cyklische Bewegung
nach Helmholtz.) Jeder elektrische Strom ist somit ein
cyklischcs System, ein Monocykel. Aus der Wechsel¬
wirkung zweier elektrischer Ströme (Bicykel) ergibt sich,
dass man, um mit den Erfahrungstatsachen im Einklänge
zu bleiben, die Intensität des Stromes und ebenso die
Gegenkraft der Bewegungshindernisse der Geschwindigkeit
der Bewegung proportional zu setzen hat. Das Ohm'sche
Gesetz ergibt sich dann als einfache Folgerung. — Um
die Abhängigkeit der Inductionscoefficienten von der
Gestalt der Stromkreise zu linden, muss jedes einzelne
Stromelement als Monocykel betrachtet werden, und es
ergibt sich so die Nothwendigkeit, allgemein Polycykeln
zu behandeln. Auf diese Weise werden »die allgemeinen
Gleichungen der Elcktricitätsbewegung in ruhenden,
homogenen und isotropen Leitern, Isolatoren und Halb¬
leitern abgeleitet und auf die Fundamentalprobleme der
Elektrodynamik, Induction, Elektrostatik und Lichttheorie
angewendet«. — Der I. Theil der Vorlesungen sollte die
Formeln entwickeln und sie zur Anwendung auf die
Probleme der Elektrostatik und Elektrodynamik, der Lehre
von den elektrischen und optischen Schwingungen zu¬
recht legen; in den folgenden Thcilen beabsichtigt B. auf
die letzteren selbst einzugehen.
Ob die Elektricität wirklich in bewegten Massen-
theilchcn ihren Grund hat, ist natürlich für diese ganzen
Auseinandersetzungen gleichgiltig; die vorausgesetzten
Mechanismen sollen eben nur Bilder der elektrischen
Processe darstellen, und durch Analogieschlüsse zu neuen
Fragen und Experimenten anregen. Indem aber B.
die einzelnen Gleichungen nach Möglichkeit durch
mechanische Analogien an sinnreich erdachten Modellen
zu veranschaulichen suchte, hat er gewiss auch jenen
Physikern, denen die rein abstracte mathematische Be¬
handlungsweise physikalischer Probleme, wie sie vorzugs¬
weise die Engländer pflegen, unsympathisch ist, die Max-
welfsche Theorie näher gerückt und sich dieselben zu
Danke verpflichtet. Auch die beigegebene reiche Litte-
raturiibersicht wird Vielen willkommen sein.
Wien. Dr. Wilh. Trabert.
Traube, Moritz: Ueber die sau erst«) ff reichste Ver¬
bindung d. Schwefels. (Deutsch Chem. Ber. 1892, pag. 95 ff.).
Der Verf. hatte früher (D. chem. Ber. 1891, p. 1764)
nachgewiesen, dass elektrolysierte Schwefelsäure einen in
reinem Wasser nicht existenzfähigen indifferenten Körper,
S0 4 , enthalte, der an Ferrosulfat activen Sauerstoff ab¬
geben konnte, beim Kochen sich unter Säuerung der
vorher neutralisierten Flüssigkeit zersetzte, da er unter
Abgabe von 1 Moleciil O ein Molecül S0 3 bildet. B erth clot,
(Compt. rend. 112, 1481) und Mugh Marshai (Chem.
Soc. 1891, 771) haben nun nachgewiesen, dass aus der
elektrolysierten Schwefelsäure durch Neutralisieren mit
starken Basen wirklich Ucberschwefelsäure H 2 S 2 0 8 er¬
halten werde, und bestritten die Existenz der Verbindung
S0 4 . In vorliegender Abhandlung bestätigt T. die
früheren Resultate, besonders das Verhältnis von OzuS0 3
(1 : 5). Er kommt zum Schluss, dass die elektrolysierte
Schwefelsäure den Körper SÜ 4 enthalte, der bei der
Sättigung mit starken Basen sich mit H 2 S0 4 zu Ucber-
schwefelsäurc vereinigt. Daraus erklären sich Berthc-
lot’s und Marshafs Vcrsuchsergebnissc.
Ob SO, ein indifferenter Körper sei, was T.
früher aus der neutralen Rcaction der neutralisierten aber
noch activcn Sauerstoff enthaltenden Lösungen ge¬
schlossen hatte, ist durch die Möglichkeit der Bildung
überschwefelsaurcn Salzes beim Neutralisieren zweifelhaft
geworden. Aus den fehlenden Analogien zur Ueber-
mangan- und Ueberchlorsäure und aus der Achnlichkeit
des Körpers mit Wasserstoffhyperoxyd u. ä. zieht T.
im Gegensatz zu Berthelot und Marshai den Schluss,
der fragliche Körper (S0 4 ) stehe den Holoxyden (S0 2 [0.J),
nicht den genannten Säuren nahe.
Innsbruck. Dr. Hans Malfatti.
Zeitschrift für physikal. Chemie. IX, 1.
Tammann, Zur Messung osmotischer Drucke. —Schütze,
Ueb. d. Zusammenhang zw. Farbe u. Constitution d. Verbindun¬
gen. — Nernst, Ueb. d. Löslichkeit v. Mischkrystallen. — Wicde-
burg, Z. Theorie d. Diffusion u. Elektrolyse. — Biltz, Vor-
lesungsvcrsuche betr. d. Diffusion d. Gase. — A. Schön flies,
Bemerkungen üb. d. Theorien d. Krystallstructur. — Winkler,
Gesetzmässigkeit b. d. Absorption d. Gase in Flüssigkeiten. —
Barth: Beitr. z. Kenntnis d. complexen Salze d. schwefeligen Säure.
Natur u. Offenbarung. XXXVIII, 4.
Gutbcrlet, Materialismus u. Darwinismus (Schl.). — Max
Maier, Grösse u. Bau d. Weltalls. (Forts.). — Westhoff, Geo¬
log. Skizzen aus der Eiszeit Europas (Schl.). — Wicsbaur,
Schutz d. Pflanzen gegen übermässige Verdunstung. — Plass-
m a n n, Ein 5. Typus der Stern-Spektra nach Edw. C. Pickering.
— Wissenschaftl. Rundschau: Wiesbaur, Botanik. — Läska,
Himmelserscheinungen im Mai 1892. — Recensionen.
Annalen d. Physik u. Chemie. N. F. XLV. 4.
Pulfrich, Einfluss d. Temperatur auf d. Lichtbrechung d.
Glases. — Cohen, Einfluss d. Druckes auf d. Viscositüt v.
Flüssigkeiten. — Wien, Ueb. d. Begriff d. Localisierung d.
Energie. — Melde, Ueb. d. Bestimmung d. Fortpflanzungs¬
geschwindigkeit in membranösen Körpern. — Budde, Ueb.
integrierende Divisoren u. Temperatur. — Koch u. Wüllner,
Ueber d. gal van. Polarisation an kleinen Elektroden. — Fromme,
Magnetische Experimentaluntersuchungen.
Meteora log. Zeitschrift . XXVII. 3 u. 4.
Sonden, Instrument z. Bestimmung d. Dampfspannungen.
— Hann, Temperaturveränderlichkeit in Oesterreich. — Gross¬
mann, Berechnung wahrer Temperaturmittel. — Augustin,
Regen u. Ueberschwemmungen im Scpt. 1890.
Neue Erscheinungen:
Stcin’s Orchideenbuch. Beschreibung, Abbildg. u. Kulturanweisg.
d. empfehlcnswerthestcn Arten. Mit über 200 Abb., Berlin,
Parcy. gr.-8°. In 10 Lief, ä ff. 1*08.
En gl er, A., Syllabus d. Vorlesungen üb. speciellc u. mediein.-
pharm. Botanik. Berk, Borntraeger, gr.-8°. (XXIII u. 184 S.) ff. D68.
Xeelson, F., Grundriss d. pathol.-anatom. Technik. Stuttg.,
Enke gr.-8°. (VI u. 94 S.) fl. D44.
Galilei, G., Dialog üb. d. beiden hauptsächl. Weltsysteme. l T ebcrs.
u. crl. von E. Strauss. Leipzig, B. G. Teubner, gr.-8°. (LXXIX
u. 586 S.) ff. 9-60. _ _ _
Wilh. Wcber’s Werke werden demnächst im Verlage v. Jul.
Springer, Berlin, in 6 Bänden zu erscheinen beginnen. 2—3 Bände
sollen schon bis zum Herbst fertig sein.
Schöne Litteratur. Varia.
Spiegelfeld, Mark I'rcih. v., Essays. Innsbruck 1892.
Wagner, kl. 8". (69 S.) II. —-50.
»Ich bin darauf gefasst, dass mir von Leuten, welche
mich nicht kennen, Schönfärberei, ja 'vielleicht noch
Schlimmeres vorgeworfen wird. Ich antworte ihnen blos
mit der Frage : Warum werft ihr dies nur dem Oester-
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105
Nr. 3.
OESTEKRRK:iIISc:HES LlTTERATURBI.ATT. — I. Jahrgang
IOC)
reicher vor, der sein Oesterreich lobt, warum nicht auch
dem Russen, der sein Russland, dem Franzosen, der sein
Frankreich lobt, warum endlich nicht auch dem Oester¬
reicher, der einen fremden Staat lobt?« Diese Worte, die
der Verf. seinem Büchlein nach schickt, möchte ich mit
beiden Händen unterschreiben, da ich durchaus nicht zu
den Bewunderern der »österreichischen Bescheidenheit«
gehöre, vielmehr dieser sonderbaren Eigenschaft, die man
wohl bei keinem andern Volke findet, sicher bei keinem
gebildeten und hochentwickelten, eine etwas minder an¬
genehme Bezeichnung geben möchte. Der »Essays«, die
das hübsch ausgestattete Büchlein bringt, sind drei, wo¬
von das erste sich gegen die grobkörnigste Abart der
»österreichischen Bescheidenheit«, den österreichischen
Pessimismus wendet, ein Aufsatz, den der österreichische
Patriot mit mitfühlendem Interesse in sich aufnehmen wird.
Der zweite befasst sich mit dem Radicalismus überhaupt-
und dem nach politischer Unificierung strebenden
Nationalitätsprincip insbesondere; die radicalen Anhänger
dieses Principes »möchten in Europa in der Art Ordnung
schaffen, wie etwa eine sorgsame Hausfrau ihren Wäsche¬
kasten einräumt: hieher die Leintücher, dorthin die
Servietten, alles fein säuberlich auf einen Stoss; da
nolentes volentes alle Deutschen, dort ebenso alle Russen
u. s. w.« (S. 41.) Der dritte »Versuch« befasst sich mit
der geographischen Grundlage, den territorialen Bedin¬
gungen unseres Gesammtstaates, und sehr schön ent¬
wickelt der Verfasser S. 66 f. hieraus den österreichischen
Volkscharakter, an welchem, wie er ausführt, alle unserem
Gebiete angehörigen Stämme, so verschieden ihre Sprachen
sein mögen, theilhaben. Möge das Büchlein recht viele
Leser finden, es wird sie der überwiegenden Mehrzahl
nach zu seinen Freunden machen.
Wien. H e 1 f e r t.
Stimmen aus Maria Laach. 1892. 4.
(i ruber. Die »allgcm. Moral« in d. französ. Volksschule. —
Pesch, Die theoret. Voraussetzungen d. dass. Nationalökonomie.
— Krciten, Bl. Pascal, IV 7 . — Perger, Die Fortschritte d. Be¬
wegung f. Leichenverbrennung. — Pfülf, FM. Jos. Graf Radetzky.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2546 u. 2547.
Schumann, Zu Kiessling •Ostermorgen.- — Duprc, Pieta.
— Ein kärntner. Osterbrauch. — L. Pietsch, Siemiradzki’s
Triumphzug der Aurora. — Hecht, Ueber Vägü’s Ostermontag
.n c. Ungar. Dorf. — Pietsch, Ueber Ilenningsen’s -Der erste
.Schulgang.« — E. Renz. — CI. Loh de, Passionsblume.— Nach¬
richten. — Nr. 2547: Kleinschmidt, Grossherzog Friedrich v.
Baden. — D. Unfall d. engl. Bark Erato im Hamburger Hafen.
— Deutsche Kliniker d. Gegenwart. — Osk. Bordiert u. s. Seen¬
expedition. — R. S. Aus dem verwandelten Rom. — Aus West¬
afrika. — Pietsch, Ueber Marcinkowski’s »Knabe u. Hahn.« —
\V. M, Gottesanbeterinnen. — Sehrattenthal, Katharina Koch.
— Wochenschau. — Nachrichten.
Deutscher Hausse ha tz. X VIII. 10.
Herbert, Gedankenschuld. — Grimme, Metz. — May, Der
Mahdi. — Frh. v. Münchhausen redivivus. — Prof. Dr. 1.. Pastor.
— Kathol. Theologen deutscher Zunge. — f Card. Mermillod,
K. v. Sehrödl, Landgraf Jos. Fürstenberg. — Hess, Die Gührung.
— Maurer, Dompropst F. Zenotty. — March. Campo santo,
In die Slums v. Chicago. — Ende, Ein Märchen. — Drcsc-
mann. Die Londoner unterird. Eisenbahn.— Gedichte v. Happe,
Bequ ignoll es, F. W. Weber. — Beil. Für die Frauenwelt:
Das Paradies der Kindheit. — Ueber d. Temperatur unserer
Speisen u. Getränke. — Anweisung f. d. Umzug. — Rathschläge.
Alte und neue Jlelt. XXVL 8.
Neid egg. Zu spät erkannt. — Cöl. Schtnid, Eine Maifahrt
in d. Wiener Prater. — Wctzel, Dr. Seb. Messmer, Bischof v.
Green Bay. — Bleibtreu, Zur Gesch. d. Petroleums. — F. A.
Muth, F. X. Seidl. — Hirschfeld, »Zum gold. Hahn.« —
Pesendorfer, Der neue Mariae-Empf.-Dom in Linz. — Das
Grubenunglück in Anderlues. — Braun, Der wahre Ruhm. —
Max Stein, Zur 4. Cent.-Feier d. Entdeckung Amerikas.
Kritische Revue aus Oesterreich. Heft 35.
Der conservative Grossgrundbesitz in Böhmen. — Will-
fort, Die Anarchisten. — Stojanow, Die Lage Bulgariens u.
dessen Zukunft. — Maurus, Zur Kritik der beantr. neuen Per¬
sonal-Einkommensteuer.
Historisch-politische Blätter. CIX. 8.
Zur älteren Kirchengesch. Bayerns. — Dante u. d. Neuzeit.
— Familienbriefe des FM. Radetzky. — Zur Gesch. d. Wendung
in Preussen. — Die Agitation gegen d. preuss. Schulgesetz. —
Pastor’s Papstgesch. I. 2. Aull. — Die Universität v.Pont-ä-Mousson.
Das 20. Jahrhundert. II. 6.
Kuhlcnbcck, E. Dühring. — Zur Asketik d. Christenthums.
Von c. Theologen. — Teutsch, G. Hecht. — Himmel bau er,
Litteraturhricf aus d. Ostmark. — Ofliciöse Denunciationcn. —
Aus d. Narrenhause d. Zeit. — Jordan, Wer ist e. Atheist?
Ungarische Revue. XII. 3.
Wosinsky, Die Beerdigungs-Methode in hockender Lage I.
— Fest, Uskoken u. Venezianer in der Gesch. v. Fiume I. —
M atlekovic s. Die neuen Zollverträge. — Kunos, Türkische
Volksromane in Klein-Asien. I. — Ungar. Journalistik i. J. 1892.
Beilage zur Allgcm. Zeitung. 1892. Beil. Nr. 78—89 (1. —14. April).
Nr. 78. Pettenkofer, Der 133. Stiftungstag d. bayr. Aka¬
demie d. Wiss. — Koepp, Von den Berliner Museen. — Kilian,
A. Meissner u. F. Wehl. — Nr. 80. Sprmger’s Dürer. — Kro¬
nenberg, Lotze’s Weltanschauung u. Geistesart. 11. — Nr. 81.
Hertz, Konr. Hofmann. — Tennyson’s Brüder. — Nr. 82.
Berzeviczy (Guglia’s) Gesch. d. Stadt Wien. — Kronenberg.
Lotze 111. — Nr. 83. Sokal, Paul Verlaine I —Kronenberg.
Lotze III. — Nr. 84. Dehio, E. neue Kunstgeschichte. — Sokal,
Verlaine II. — Nr. 85. Seeliger, Ucb. allgcm. Probleme d.
Mechanik d. Himmels. — Ha mack, Aus d. röm. Kunstleben.
— Nr. 86. Bettel heim, Reichsbühnen f. d. Volk. — Evans,
E. Trierer Ilexenprocess. — Nr. 87. E. Henrici, Amenkalahrer
von Leif bis Columbus. — Meinhof, Ostafnkan. Volkswcisheit.
— Nr. 88. Ziegler, Erich Schmidt's Lessing. — Deutseh-Siid-
westafrika I. — Nr. 89. Ebers, Kunst in d. Athosklöstern. —
Deutsch-Südwestafrika II.
In der Trauner’schen Buchh. in Wels lässt der Stadtptarr-
Coop. F. J. Pesendorfer eine Mitgabe in’s Leben f. kathol.
Mädchen, betitelt » Goldenes Alphabet f. christl. Mädchen « er¬
scheinen.
Von Adolf Pichler ist bei Liebcskind in Leipzig in Druck
A/u meiner Zeit. Schattenbilder aus d. Vergangenheit .« Das Werk
wird anfangs Juni d. J. in den Handel kommen u. wohl eine der
bedeutsamsten Erscheinungen der litterargesehichtl. Memoiren-
litteratur bilden.
Baron E. d’Albon bereitet ein die Studien- u. Jugendzeit des
Erzherzogs Franz Ferdinand v. Oesterreich-Este darstellendes
Werk vor, in welchem durch Beiträge u. A. vertreten sein werden:
Onno Klopp, J. B. Weiss, Adolf Bruder, C. Domanig, Prof.
Wörndle v. Adelsfried, Pius Richter u. A.
Verkehrswesen.
Ulrich, Franz: Personentarifreform und Zonentarif.
Berlin, Verlag v. Jul. Springer. 1892. 8°.
Mit Rücksicht auf die Person des Verf., dessen
Arbeiten als grundlegend für das Tarifwesen angesehen
werden, verdient das Buch umsomehr Beachtung, als es
eine durchaus actuclle u. in Deutschland vielumstrittcne
Frage behandelt, an deren praktische Lösung man in
Oesterreich bereits geschritten ist. Ulrich unterzieht die
Zonentarife Oesterreichs und Ungarns einer kritischen
Untersuchung u. kommt durch eine Reihe von Trug¬
schlüssen zu dem Ergebnisse, dass dieselben zwar >*ge-
mcinwirthschaftlich« vortheilhaft seien, dass aber von
einem linanziellen Erfolge gar keine Rede sei; ein solcher
Erfolg könne auch unmöglich eintreten, weil er der
Theorie über die Selbstkosten widerspreche. Es ist im
Interesse der für das Volks wohl so bedeutungsvollen
Sache lebhaft zu bedauern, wenn von autoritativer Seite
ein Urtheil gefällt wird, das sich weder wissenschaftlich
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107
Nr. 3. — Oesterreichisches Litteraturblatt.
108
I. Jahrgang.
ausreichend begründen lässt, noch den thatsächlichen
[Ergebnissen entspricht. Man ist zu sehr geneigt, solche
Urtheile ungeprüft zu acceptiercn u. übersieht dabei gänz¬
lich, dass sich Regeln u. Gesetzmässigkeiten doch nur
aus einer ganzen Reihe gleichartiger Erscheinungen ab-
leiten lassen, nicht aber aus einer, von vielen Neben¬
umständen beeinflussten vereinzelten Erfahrung u. aus
Vergleichen mit gänzlich anders gestalteten Verhältnissen.
Wien. Friedr. Frh. v. Weich s.
Der Verein für Landeskunde von Niederösterreich.
Vom Sccretür desselben, Landesarchiv-Custos Dr. Anton Mayer.
Die Wurzeln des Vereines für Landeskunde von Niederöster¬
reich liegen viel tiefer, als in dem Jahre seiner Gründung; denn
was man damals unter günstigen Verhältnissen, vor Allem unter
einer gewissen Begeisterung für gemeinsame ideale Zwecke, wie
sie nur im geistigen Vereinsleben gefördert werden, bei der heutigen
rapid anschwellenden materiellen Strömung aber kaum mehr ge¬
wagt werden dürften, zu verwirklichen bestrebt war, wurde schon
am Bilde des vorigen Jahrhunderts durch niemand Geringeren als
die niederösterreichischen Stände selbst ins Leben gerufen. Diese
hatten Dccennien hindurch bis zum Jahre 1834 mit dem Aul-
wandc bedeutender Geldmittel und unter vielen Berathungen, im
Ganzen jedoch mit geringem Erfolg blos die Herausgabe einer
grossen Karte und einer Topographie von Niederösterreich an¬
zubahnen und durchzuführen versucht. Ks blieb eben nur bei
Versuchen — die aber viel Geld kosteten. 1 ) Das erste auf uns ge¬
kommene Zeugnis hierüber ist das Hofdccret vom 16. September
1791, welches den Ständen Niederösterrcichs die für ihr Vorhaben
angesuchte Summe im vorläufigen Betrage von 30.500 Gulden
bewilligt, unter Einem aber auch dieses Unternehmen als ein noth-
wendiges und gemeinnütziges preist. Auf Grund dieses Hofdccretes
hatten nun die Stände in der Sitzung am 3. November 1791 den
definitiven Beschluss zur Ausführung gefaset und am 21. Jänner
1792 wurde das Gutachten des verstärkten Ausschusses, womit die für
die Durchführung einer Topographie als Norm dienenden >Directiv-
rcgeln« verbunden waren, denselben vorgelegt und von ihnen
auch im vollen Umfange angenommen wurden. Der Plan für beide
Werke — Karte und Topographie — wurde nun entworfen; als
die geeigneten Persönlichkeiten zu seiner Ausführung waren zu¬
nächst der Abbd Anton Pilgram, Prof. J. Freiherr v. Metz¬
burg und der Piarist Adrian Rauch unter der Oberleitung und
Aufsicht des Ständemitgliedes Freiherrn v. Prandau in Aus¬
sicht genommen, dem später das Ständemitglied Josef Frei¬
herr v. Penkler, ein Mann voll Begeisterung für die Sache
und Schaffenslust, folgte. Selbstverständlich können hier nicht
die ganzen mitunter interessanten und lehrreichen Wandlungen,
Meinungsdifferenzen, Vorschläge und Gutachten dargestellt werden,
wie sieh dieselben in und ausser den Sitzungen der zugleich ein¬
gesetzten sogenannten »Topographischen Commission« ent¬
wickelten. Wir finden ausser den obgenannten Gelehrten im Laufe
der drei Dccennien eine Fülle von Namen, deren Träger in der
Wissenschaft überhaupt oder speciell für die heimatliche Geschichts¬
forschung den besten Klang haben. Wir nennen nur: den Abt
Altmann Arigler und den Kämmerer Friedr. Blumberger aus
dem Stifte Göttweig, Joh. Fräst (Zwettl), Freih. v. Hormayr,
Ignaz Keiblinger (Melk), Albert v. Muchar (Admont), Paul
Part sch, v. Schreibers, Franz Tschischka, Prof. Wikosch.
Weshalb hat man aber mit dem Aufwande für die damalige Zeit
so reicher materieller Mittel und in so langer Zeit (von 1792 bis
1834) es über unvollendete Vorarbeiten hinaus nicht weiter ge¬
bracht? Die Ursache lag sicher nicht so sehr an den Personen,
als in der Sache selbst, welch’ wunden Punkt besonders Blum¬
berger und Keiblinger klar erkannt hatten. »Es fehlte damals noch,
von den nichts weniger als erfreulichen Zuständen in Privat¬
archiven abgesehen, an der unbedingt nothwendigen Erschliessung
der Staats-, Landes- und der Stadtarchive und in nothwendiger
Ergänzung dazu an der genügenden Zahl von Fachkräften, um
das gewaltige Materiale aus diesen Schätzen zu heben und zu
verarbeiten. Dazu hätte es aber, wenn auch Alles erfüllt worden
wäre, immer noch vieler Arbeit und langer Zeit bedurft. Und darum
wiesen so kundige Männer wie Keiblinger, Blumberger, Fräst und
*) Vgl. Dr. Ant. Mayer, Der Verein Für Landeskunde von
Niederösterreich während seiner ersten fünfundzwanzig Jahre
1864—1S89). Mit einer Vorgeschichte: Die historisch-topographi¬
schen Bestrebungen der niederösterreichischen Stände in den Jahren
1791 — 1834. Wien. 1890.
Fischer mit solchem Nachdrucke darauf hin: dass nur durch
einen Verein und eine Zeitschrift und erst nach zahl¬
reichen Vorarbeiten durch beide auf das Ziel der
Stände, die Herstellung einer um fassenden Topographie
h i n g e a r d e i t e t werden könne.«
Durch drei Jahrzehnte — vom Jahre 1832—1834 an, wo
unter der Aegide der niederösterreichischen Stände 4 Bände der
-Beiträge zur Landeskunde Oesterreichs unter der Enns«, heraus¬
gegeben wurden, bis zum Jahre 1864, in welchem der Verein für
Landeskunde von Niederösterreich gegründet wurde — schlummerte
jener Gedanke, bis er eben im letztgenannten Jahre zu neuer
kräftiger Gestaltung erwachte. Die erste und wichtigste Aufgabe
des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich erscheint in
der These ausgesprochen: »Das Land Oesterreich unter der Enns
nach seinen topographischen und historisch-topographischen Mo¬
menten zu durchforschen und die Landeskunde zu verbreiten,
d. i. die wissenschaftliche Durchforschung des Landes soll auf
allen Gebieten und nach allen Richtungen stattfinden und deren
Resultate sollen vor Allem möglichst ein Gemeingut der Geistlichen
und Lehrer, dann aber auch all’ jener gebildeten Kreise werden,
die sich dafür interessieren. Die kaiserliche Sanction der Statuten
erfolgte am 24. August 1864. Von einigen separaten Unternehmun¬
gen des Vereines abgesehen — Jahrbücher, Schulwandkarte,
hypsometrische Karte, Friess’ Kucnringc, Habsburg-Festschrift —
wollen wir nur vier grosse Arbeiten des Vereines näher in's Auge
fassen, welche ja die eigentliche und umfassende Thätigkeit des¬
selben ausmachen: nämlich das ständige Organ des Vereines,
die »Blätter für Landeskunde« (1865 und 1866) und die »Blätter
des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich« (seit 1867),
die mit Ende des vorigen Jahres 1890 den 25. Jahrgang ab¬
geschlossen haben, die grosse »Administrativkarte von Nieder¬
österreich», die »Topographie von Niederösterreich« und das
»Urkundenbuch von Niederösterreich«. Die in den bis jetzt er¬
schienenen 25 Jahrgängen der »Vereinsblätter« veröffentlichten
grösseren und kleineren Aufsätze, Mittheilungen und Vorträge —
ihre Zahl beträgt über 320 — liefern Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wien, sodann zur Geschichte der Burgen, Schlösser und
Städte, Kirchen, Pfarren und Klöster, beschreiben hervorragende
Adelsgeschlechter, behandeln die Rechts- und Verwaltungsgeschichte,
die Geschichte des Münzwesens und der Preisbewegung, wie auch
wichtige Fragen auf den Gebieten geistiger und materieller Cultur,
zur Sittengeschichte, erstrecken sich sodann über Fragen aus der
vorgeschichtlichen Zeit, der Topographie im eigentlichen Sinne des
Wortes und schliesslich des niederösterreichischen Dialects und
der Ortsnamenkunde; letztere Arbeiten bilden bereits einen an¬
sehnlichen Theil in der Gesammtreihe der in den »Vereinsblättern«
veröffentlichten grossen Abhandlungen und sind die Vorarbeiten
für das grosse in Aussicht genommenene »altösterreichische Namen¬
buch.« Die zweite grosse Publication des Vereines ist die
»Administrativkarte von Niederösterreich« im Massstabc
von 1 : 28.000 d. N. in 111 Scctionen. Als der Ausschuss im
Jahre 1865 dieses Werk begann, war er sich klar, dass dasselbe
einem wahren Bedürfnisse abhelfe; hatte ja schon die Regierung
früher die Absicht gehabt, eine solche Karte herauszugeben. Der
Verein kam aber dadurch auch in gar keinen Conflict mit den
anderen kartographischen Unternehmungen, namentlich mit den
berühmten des k. k. militär-geographischen Institutes. Das war ja
hauptsächlich ein Hindernis, an welchem schon das Vorhaben der
niederösterreichischen Stände scheiterte. Die Administrativkarte des
Vereines kostete bis jetzt ca. 38.700 Gulden, denen Einnahmen
von über 18.000 Gulden gegenüberstehen, so dass dieselbe nur
durch die namhafte Unterstützung des Landes und der Regierung
zu Stande kommen konnte. Das dritte grosse Unternehmen des
Vereines, das aber noch in der Durchführung begriffen, ist die
Topographie von Nieder Österreich, die seinerzeit schon den
Ständen Sorgen bereitete und viel Geld kostete. Die vom Vereine
ins Leben gerufene ist umfassend angelegt und quellenmässig
gearbeitet. Heute liegen der erste oder allgemeine Theil (1. Band),
dann von der alphabetischen Reihenfolge der Ortschaften (Wien vor¬
angestellt) die Buchstaben A — Göttweig (II. Band und vom III. Bande
10 Hefte) abgeschlossen vor. Leider ist die Zahl ihrer Abnehmer
eine zu geringe. »Es lässt sich zwar nicht leugnen, dass das
bisher langsame Erscheinen dieses grossangelegten Werkes die
Vermehrung der Abonnentenzahl einigermassen hinderte, ja dass
in den letzten Jahren Verluste, besonders in Folge von Todes¬
fällen herbeigeführt wurden. Man muss aber, nachdem die Her¬
stellungskosten die Einnahmen übersteigen, billigerweise doch in
Erwägung ziehen, dass die Ausgabe von mehr als zwei Heften
im Jahre die andern Publicationen des Vereines zu wesentlich
alteriercn würde.« Aber unter allen Umständen und selbst materiellen
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109
Nr. 3. — Oesterreichisches Litteraturbt.att. — I. Jahrgang.
Verlusten wird die Topographie stets eine Ehrensache des
Vereines, eine Ehrensache des Landes bleiben. Die vierte
bedeutende Publication des Vereines ist das Urkundenbuch
von Niederösterreich, von welchem der erste Band, enthaltend
den ersten Band des Urkundenbuches des aufgehobenen Chor¬
herrnstiftes St. Pölten bereits erschienen ist. In Vorbereitung ist
die Fortsetzung des Urkundenbuches dieses Chorherrnstiftes, dann
das Urkundenbuch der Stadt Neustadt u. s. w. Damit ist die
Skizze der Vorgeschichte und der Gründung, sowie des bisherigen
Wirkens des Vereines abgeschlossen. Mehr als eine Skizze konnte
und durfte sie an dieser Stelle nicht sein. Aber schon daraus wird
sich der Leser ein Bild von der Bedeutung und den Erfolgen des
Vereines für das Land Niederösterreich bilden können.
Mittheil. d. Vereins f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. XXX. 1—Ö.
1. Loscrth, Die Wiclif'sche Abendmahlslehre u. ihre Auf¬
nahme in Böhmen. — 2. Steiner, Der Rubin u. seine Umgebung.
— 3. Klimesch, Die ältesten Sitze der Harracher. (Forts.) —
4. Gradl, Aus dem Egerer Archive. IIL — 5. Ein Amtsprotokoll
d. Herrschaft Thcusing.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Der britische Naturforscher Dr. Bruce am 5. April, 82 J.
alt. — Der ehern. Prof, an d. Agramer Rechtsakademie Dr. Ignaz
Brlic am 8. d. M. in Brod, 58 J. alt. — ln Christiania der
Kirchenhistoriker Univ.-Prof. Dr. Caspari am 11. d. M. im Alter
v. 68 Jahren. — Der Bildhauer Heinrich Natter in Wien, der
Schöpfer des Walther-Denkmals in Bozen, am 13. d. M. — Die
engl. Romanschriftstellerin Miss Amelia B. Edward am 15. d. M.
in Westonsupermare, auch durch Arbeiten zur ügypt. Archäologie
bekannt. — Der volkswirtschaftliche Schriftsteller Dr. Herrn.
Zillner, Anwalt des allgemeinen Verbandes der deutschen Er¬
werbs- und Wirthschaftsgenossenschaftcn, am 16. d. M. in Wien.
— Am gleichen Tage in Nürnberg, auf e. Reise nach Berlin be¬
griffen, der Münchener Univ.-Prof. v. Lexer, geb. 1830 zu Liesing
in Kärnten, einer der Fortsetzer des Grimm’schen Wörterbuches
— Am Ostersonntag (17. Apr.) in München ohne vorhergegangenc
Krankheit der 81jährige ehern. Professor der Arzneimittellehre
Dr. Franz v. Seitz und der Historiker und Nationalökonom
Reg.-Rath Hartwig Peetz. — Am Ostermontag in Cettinje der Unter¬
richtsminister Pawlowitsch und an dem gleichen Tage der Dichter
Friedr. v. Bodenstcdt in Wiesbaden. — Am 25. d. M. in Graz
der Staatsrechtsichrer Herrn. Ign. Bidermann. 61 J. alt. — Am
27. d. M. in Wien der Gustos der ägypt. Sammlungen d. kunst-
histor. Hofmuseums, Mitglied der Wiener Akademie d. Wissensch.
Dr. Ernst R. v. Bergmann im 49. Lebensjahre.
Die auch von uns in Nr. 1 gebrachte Nachricht von dem
Tode des Prof. Lossen (Sp. 42), die durch alle Zeitungen ge¬
gangen war, wird von authentischer Seite widerrufen.
Der a. o. Prof. Dr. Anton Kali na wurde zum ord. Prof, der
vergl. Philologie der slavischen Sprachen an der Univ. Lemberg,
— der a. o. Prof. d. röm. Rechts in Wien, Dr. Gust. Han au sek
zum Ordinarius an d. deutschen Univ. in Prag, — der a. o. Prof.
Dr. K. Hintze zum Ord. u. Director d. mineralog. Museums in
Breslau, — Lic. th. Prof. Max Reischle in Stuttgart zum ord
Prof, an d. thcolog. Facultät in Giessen ernannt.
Ernannt wurden ferner: Die Privatdocenten Lic. theol. Ernst
Troeltsch in Göttingen zum a. o. Prof f. Kirchengeschichte an
der evang.-theolog. Facultät in Bonn; Dr. Hugo Andresen zum
a. o. Prof. d. roman. Philologie in Göttingen; Adjunct a. d. Stern¬
warte d. deutschen Univ. in Prag Dr. Gust. Gruss zum a. o.
Prof, an d. böhm. Univ. daselbst; Lic. theolog. Jos. Bautz zum
a. o. Prof, in d. theolog. Fac. d. Akademie in Münster; Dr. Willi.
Czermak in Wien zum a. o. Prof, der Augenheilkunde in Inns¬
bruck; Dr. Friedr. Kaufmann in Marburg zum a. o. Prof, der
german. Philologie in Halle; Dr. K. Moeli, dirig. Arzt bei der
Irrenanstalt in Dalldorf zum a. o. Prof, in Berlin; Dr. Lad.
Ostrozinski zum a. o. Piof. für österr. Strafrecht und Straf-
process in Lemberg; Dr. Peter Stebelski zum a. o. Prof, des
österr. Strafrechts mit ruthen. Vortragssprache in Lemberg; der
bisher. Staatsarchivar in Berlin Dr. phil. Th. Schiemann zum
a. o. Prof, für d. neu eingerichtete Fach der osteuropäischen Ge¬
schichte an der Univ. Berlin.
Dem österr. Minister f. Cultus u. Unterricht Dr. Paul Freih.
Gautsch v. Frankenthurn wurde das Grosskreuz d. Leopold-
Ord., dem a. o. Prof, für Freihandzeichnen a. d. techn. Hoch¬
schule in Graz Heinr. Bank der Titel und Charakter eines
ord. Prof., dem Privatdocenten der Zoologie in Göttingen, Dr.
A. Hamann das Prädicat »Professor«, dem Privatdocenten und
Assistenten an d. 2. medicin. Klinik in Wien, Dr. Kraus sowie
den Realschul-Dircctoren Joh. F e tte r im II. Bez. Wiens u. Dr. P.
Rclla in Rovereto das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen.
Am k. u. k. Haus-, Hof- u. Staatsarchiv in Wien wurden der
Archivar Dr. Gust. Winter zum Vicedirector u. wirkl. Sections-
rath, Tit.-Archivar Dr. C. Sch rauf zum wirkl. Archivar, Archivs-
concipist II. Cl. Dr. A. v. Györv zum Archivsconcipisten I. Gl.
u. Praktikant Dr. H. v. Voltclini zum Archivsconcipisten II. Cl.
ernannt, dem Archivar A. Felgel wurde Titel u. Charakter eines
Sectionsrathes verliehen.
Der Custos der Univ.-Bibliothek in Jena, Rieh. Eschke, wurde
zum Bibliothekar ernannt — Der ord. Prof, der Mathematik in
Münster, Dr. Rud. Sturm, ist an die Univ. Breslau, Professor
Dr. R. Stintzing als Vorstand der medicin. Klinik nach Jena,
J. A. Froude als Prof, der neuen Geschichte an die Universität
Oxford, der Vorsteher der landwirthschaftl. Versuchsstation in
Münster Dr. König zum Professor der Nahrungsmittel-Chemie
daselbst, Prof. Dr. Üsc. Langendorff in Königsberg zum Ord.
u. Director d. physiol. Instituts an die Univ. Rostock, Professor
Dr. C. Hintze zum Ord. u. Director d. mineralog. Museums der
Univ. nach Breslau, Geh. Rath Dr. Arthur Hippel, Prof. d.
Augenheilkunde in Königsberg als Nachfolger GraelVs nach Halle,
Prof. d. Nationalökonomie an d. grossherzogl. techn. Hochschule
in Karlsruhe Dr. K. Bücher an d. Univ. Leipzig berufen worden.
Als Privatdocenten haben sich neu habilitiert: Schiffbau¬
ingenieur Osw. Flamm an d. techn. Hochschule in Charlotten¬
burg, Dr. Max Vcrworn für allgem Physiologie in Jena, Dr. phil.
Drescher für deutsche Littcratur in Münster.
(Eine wissenschaftliche Recension.) Das Buch »Pombal. Sein
Charakter und s. Politik nach d. Berichten d. kais. Gesandten im
geheim. Staatsarchiv zu Wien. Ein Beitrag z. Gesch. d. Absolutismus.
Von Bernhard Duhr S. J., Freiburg, 1891,« hat im »Litt. Centralbl.«
(1892, Nr. 4), eine auffallend gehässige Besprechung erfahren. Von
dem angegriffenen Verf. erschien darauf in Nr. 10 desselben Blattes
folgende Entgegnung:
»Der Herr Recensent der von mir veröffentlichten Depeschen
über den Minister Pombal (Nr. 4) beginnt seine Besprechung mit
den Worten: »Wenn cm Mitglied der S. J. über Pombal schreibt,
ist man von vornherein berechtigt, an seiner Unparteilichkeit zu
zweifeln.« Da gegen mich auf keinem Gebiete irgend eine That-
sache vorliegt, welche den Herrn Rcccnsenten zur Application
seines kritischen Grundsatzes auf meine Person berechtigen könnte,
so weise ich seine Insinuation als eine unbewiesene Annahme
zurück. Meine bei dem Herrn Rcccnsenten von vornherein fest¬
stehende Parteilichkeit wird dann durch zwei Sätze bewiesen, dass
ich nämlich 1. »nicht ein Citat anführe, welches für den Minister
günstig lautet«, 2. »die anerkennenden Vor- und Nachsätze weg¬
streiche.« Beide Behauptungen sind unwahr, wie allein schon der
Wortlaut der in meiner Schrift abgedruckten Depeschen bis zur
Evidenz ergibt.«
Darauf erwiderte der Recensent Dr. K. Haebler in derselben
Nummer: »Ich halte es für eine derersten Aufgaben jeder Besprechung,
den Standpunkt zu charakterisieren, welchen der Verf. des be¬
sprochenen Buches eingenommen. Dies und nicht mehr bezweckten
meine Einleitungsworte. Was die als unwahr hingestellten Be¬
hauptungen angeht, so habe ich 1. bei erneuerter Durchsicht kein
anerkennendes Citat finden können, es sei denn solche, gegen
welche der Verfasser polemisiert. Dass 2. die Citate des Verfassers
unvollständig und einseitig ausgcwählt sind, ergibt deren Wider¬
spruch mit allen diplomatischen Quellen; der Verfasser verräth es
aber selbst in Folgendem: Er citiert zwar aus Lebzelterns Haupt¬
bericht wiederholt absprechende Urtheile (z. B. S. 50, 70, 171),
dagegen fehlt von der darin enthaltenen »Entschuldigung und
Rechtfertigung« Pombals (vergl. S. 50, Z. 34) jede Probe. Es gilt
also wohl von seinen Auszügen dasselbe, was er (S. 4) von
Santarem sagt: man publiciere die Depeschen nach ihrem Wort¬
laut in relativer Vollständigkeit, u. es wird sich ein ganz anderes Bild
ergeben.« Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass Charak¬
terisierung des Standpunktes auch ohne Verdächtigung möglich ist,
sonst müsste man auch einen Protestanten, der über Jesuiten
schreibt, oder einen preussischen Historiker, der über Oesterreich
schreibt, gleich von vornehcrein mit einem ähnlichen Angriff gegen
seine Ehrlichkeit bedenken. Was aber die von Dr. Haebler in
der Erwiderung beigebrachten Einzelheiten angeht, so muss der¬
selbe also 1. doch zugeben, dass wirklich Citate angeführt werden,
welche für Pombal günstig sind — er hatte in seiner Recension
behauptet, »nicht ein Citat« dieser Art sei vorhanden. Der
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Nr. 3.
111
Oesterreichisches LnTF.RAirRnr.ATT. — I. Jahrgang.
1 1 2
Rezensent deckt leider seinen Rückzug mit einer neuen Unwahrheit,
denn es linden sich in dem Buche Aussprüche, welche für Rombai
günstig sind ohne jede weitere »Polemik« (vergl. S. 6, 12, 102
f., 17 9).
Dr. Haebler wagt auch 2. nicht mehr die sehr verwunderliche
Behauptung aufrecht zu halten, dass die für Rombai anerkennen¬
den Vor- und Nachsatze in den Depeschen von dem Herausgeber
weggestrichen worden; der Reeensent hatte dies behauptet, ohne
die Depeschen in dem k. u. k. Archiv eingesehen zu haben. Auch
hier wird der Rückzug mit einer neuen Unwahrheit verdunkelt. Hs
sollen alle diplomatischen Quellen das (legentheil von dem be¬
weisen. was die Rombai befreundeten kaiserlichen (iesandten Un¬
günstiges über den Minister berichten. Nun ist aber in dem Buche
von R. Duht^zum Ueberfluss an vielen Stellen der Nachweis der
vollständigen Uebereinstimmung mit anderweitig bekannten diplo¬
matischen Berichten geliefert (Instructionen für die französischen
Gesandten, Berichte der französischen Gesandten. Nuntiatur-
bcricht des Uardinals Racca. Portugiesische Berichtebei Gomes u. s. w.).
Drittens soll nach Dr. Haebler der Verlasser selbst seine
Parteilichkeit verrathen, indem er aus dem Hauptbericht Leb-
zeltern’s (linde 1770) nur Ungünstiges bringe, dagegen die an
mehreren Stellen angedeutete Rechtfertigung, welche dieser Haupt¬
bericht enthalte, ganz unterdrücke. Diese Behauptung ist wiederum ]
unwahr, denn die ganze Rechtfertigung, welche sich im
Hauptberichte Lebzeltcrn’s lindet, ist wörtlich abgedruckt auf
S. 7. Dieselbe lautet: »Wenn man über die während der Regierung
Josefs I. hereingebrochenen Unglücksfälle nachdenkt, findet man
solide Gründe zur Rechtfertigung des Ministers. Das Frd-
beben, die Verschwörung gegen das Leben des Königs, der Krieg
gegen Spanien waren Schläge, welche dem Staate mit einem nahen
Zerfall zu drohen schienen und nur durch gewaltsame Mittel ab¬
gewendet werden konnten. Uebcl und Gegenmittel haben eine Hage
schaffen müssen, in welcher die Strenge und die Tyrannei
legitim geworden sind. Man kann nicht leugnen, dass er
während seiner Verwaltung grosse Talente, weiten Blick, einen an
Hilfsmitteln reichen Geist, unermüdliche Wachsamkeit. Hlciss in
der Arbeit, kurz alle Zuge gezeigt hat, welche den grossen Staats¬
mann kennzeichnen.« Hs ist gewiss nicht schön, eine vernichtende
Kritik über ein Buch zu schreiben, von welchem man nicht einmal
die ersten sieben Seiten gelesen, noch viel weniger aber ist es
wissenschaftlich, unwahre Behauptungen durch neue Unwahrheiten
zu stützen. D.
Berichtigung.
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Nr. 4.
Wien, 15. Mai 1892.
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INHALT:
Rick er A.. Das Pericopen - System (Freud*
hofmeier).
Zur R a d et z ky-I.i 11 e r a t u r. Von Alex. Frh.
v. Helfen.
1 . Duhr, Radetzky-Briefe.
2 . Du iicker, Das Buch vom Vater Radetzky.
3. Sm'olle. KM. Radetzky. Sein Leben und
seine Thatcn.
4. Smolle, Vater Radetzky.
5 Bancalari G , KM. Graf Radetzky als M o 111; e\s Feld z u g s e n t \v u r f 1SGG von *** i Sp i,
Kriegsheld u. Heerführer. Hann, Studien über die Luftdruck- und Tempe-
K r o n i k a D a 1 i m i I o v a, ed. W. K. Mourek
(W. Vondräki. i
Zur germanischen Mythologie. I. Von J. See her. |
K u r i p i d e s‘ Iphigenie in Taurien ed. S. M ekler '
i M. (iitlhaucri.
I n a m a - S te r n e g g, Die persönl. Verhältnisse!
der Wiener Armen iMiserai.
L anckoronski. Graf, Rund um die Krde i,Frh.
v. Ransonnet.) '
raturverhältnisse auf dem Sonnhlickgipfel
i Kernten.
VV f i cliner, Aus der Mappe eines Volksfreundes
t Schnüren.
Dr. II. Widrnann, Die Gesellschaft für Salz¬
burger Landeskunde.
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorberei¬
tete Bücher.
Theologie
Ricker, Dr. Anselm, O. S. R. Professor der Pastoral-
theologic und em. Rector a. d. Wiener Universität.
Das P c r i c o p e n - S y s t e m. Versuch einer genetisch-histo¬
rischen Entwicklung desselben in der römischen Kirche in den
ersten 6 Jahrhdten. In Commission hei H. Kirsch, 1892. gr.-S°.
Das Buch, welches hier besprochen wird, hat sich
einen Gegenstand gewählt, welcher mit der Wissenschaft
der christl. Homiletik in engstem Zusammenhang steht.
Es ist ein gar sinniges Wort, welches der Verf. der
Nachfolge Christi ausspricht: »Zwei Tische sind zu
beiden Seiten in der Schatzkammer der hl. Kirche auf¬
gestellt; der eine enthält den eucharistischen Leib Christi,
während auf dem anderen das göttl. Wort, die beseli¬
gende Lehre sich befindet«. — Es ist hiemit nichts Neues
gesagt, sondern nur Ausdruck verliehen jener Gepflo¬
genheit in der Kirche, derzufolge schon seit den Zeiten
der Apostel mit dem Cultus auch Lesungen aus der hl.
Schrift und darangeknüpfte Ermahnungen verbunden
wurden. Im Laufe der Zeit entstand derart das Peri-
copen-System. Der gelehrte Verf. macht nun, wie er
selber sich bescheiden ausdrückt, einen Versuch, für die
ersten 6 Jhdte. die Entwicklung desselben zu verfolgen
und darzulegcn. Er verschliesst zwar den Schwierig¬
keiten hiebei durchaus nicht sein Auge, weil der wissen¬
schaftlichen Forschung noch gar Manches erübrigt, wenn
eine klare Einsicht in die Genesis dieses kirchlichen
Institutes gewonnen werden soll.
Der Autor zerlegt seinen Gegenstand in zwei Theile:
im ersten allgem. wird gewissermassen als Einleitung
die homiletische Thätigkeit mit Rücksicht auf die Ent¬
faltung des kirchlichen Lehens im Cultus behandelt, wo¬
bei die literarischen Quellen, denen das Materiale ent¬
nommen ist, zur Sprache kommen. Im 2. Theile, dem
mehr praktischen, wird die Idee, auf welcher das System
basiert ist, aufgezeigt, indem die einzelnen Pericopen kurz
erklärt und der Zusammenhang zwischen der epistola¬
rischen und evangelischen Lesung untereinander und mit
dem Kirchenjahre kurz nachgewiesen werden. — Die
Natur der Sache brachte es mit sich, dass der Verf.
bei seinem Beginnen auf eine Reihe von Fragen stiess.
deren Beantwortung er schon im Interesse der Wissen¬
schaft nicht ablehncn durfte. Nicht nur die Gegner der
Kirche, Luther an ihrer Spitze, waren von jeher auf
das Pericopen-System der Kirche nicht gut zu sprechen,
sondern in den Tagen des Rationalismus des vorigen
Jhdts. hielten auch kathol. Schriftsteller darauf, sich am
kirchlichen Pcricopenbuch ihre Sporen zu verdienen. Da
sollte es vor allem der leidige Zufall sein, der bei der
Abfassung der biblischen Lesungen seine unglückliche
Hand im Spiel gehabt habe, während sich eine andere
Klage über das Pericopensystem Pericopenzwang nennt.
Mit den Gegnern des Pericopensystems, die es aus
Wunderscheu sind, und mehr Lesestücke didactischcn
Inhaltes wünschen, geht der Defensor der Pericopen ins
Gericht, und wie wir meinen, nicht ohne Grund. Sind
es ja zumeist Nergler rationalistischer Färbung, denen
es hauptsächlich darum zu thun ist, durch ein seichtes
und wässeriges Moralisieren die Grundlage des religiösen
Glaubens zu erschüttern, und ein Christenthum ohne
Christus und seine Kirche einzuführen. Pietät gegen die
Kirche mag das scharfe Wort wohl rechtfertigen. Nach¬
dem so diese Gedanken mit ruhiger Klarheit entwickelt
worden, schreitet der Verf. im zweiten Theile dazu, der
Theorie die Praxis folgen zu lassen, indem er der Reihe
nach die Evangelien sammt den beigegebenen Episteln
vorführt. In bündigen, lichtvollen Sätzen werden beide
inhaltlich characterisiert, und hierauf der innere Zu¬
sammenhang zwischen den Lesestücken aufgewiesen.
Die natürliche, zwanglose Art, in welcher das geschieht,
erhöht nur den Eindruck der Wahrheit. Es hat dieses
Aufzeigen des rothen Fadens, welcher die epistolarische
Pericopc mit dem Evangelium verbindet, auch noch den
gewiss nicht zu unterschätzenden Vortheil, dass bei dieser
Gelegenheit auch die Episteln des Pericopenbuchcs wieder
mehr zu dem Rechte kommen, welches ihnen zweifels¬
ohne gebührt, aber wie die Erfahrung lehrt, ihnen nicht
selten über Gebühr Vorbehalten wird.
Hat sich somit der gelehrte Verf einerseits durch
sein Werk den Dank der historischen Forschung auf
dem Gebiete der Liturgie verdient, so ist ihm für seine
Fingerzeige anderseits auch der praktische Homilet ver-
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N T R. 4. - ÖSTERREICHISCHES LlTTERATURBf.ATT. — I. JAHRGANG.
110
pflichtet, weil er durch dieselben in der kritischen Stunde
der Auffindung eines Predigt-Themas auf die Quellen ver¬
wiesen wird, aus denen wahrhaft gesunde Nahrung zu
beziehen ist. Möge denn das Buch die Freunde finden,
welche es verdient! A. Freu d hofmeier.
Quartalschrift, theologisch-praktische . (Linz), XLV. 2.
W ciss A., E. sozialistische Standeslehre f. d. Clerus. — Müller
G., Zur Erläuterung d. Apostelgeschichte durch neuere Forschungs¬
resultate.— v. Ladenbauer, Das achte Centennarium d. Geburt
d. heil. Bernhard v. Clayrvaux. -- Stingl, Der heil. Thomas
v. Aquin u. Forchhammer. —
La civilta catolica. XV. 2. (1003.1
Tengrazia dal cattolieismo. — Una pagina gloriosa nella
storia dell'artc italiana. — H pnntifieato di S. Gregorio Magno
nella storia della civilta christiana. — I/emigrante italiano. —
La Science catholique. VI. 4 u. 5.
Constant, La creation devant la Science et devant la foi. —
L’acte libre. — Kirwan, Des facultes differentielles de fhonime
et des animauw — Ermoni, Les rcligions de la Chine. —
(5.) Eschbach, Le juste salaire d’apres l'Eneyclique. — Xecessite
scientifiquc de lexistence de Dien. — La my, J.e prophetisme en
Israel, Elie. — Surbled, Le surnaturel devant la science.
Der Jieiveis des Glaubens. N. F. XIII.
Mein hold, Bemerkungen zu D. Haupt* s Broschüre: »Die Be¬
deutung der heil. Schrift.« — Reinhard, Die christl. Anschauung
des Leidens in ihrem Verhältnisse zum Optimismus u. Pessimismus
(Forts.). — Zur Inspirationsfrage. — Altchristliches. — Eine Ge-
sammtdarstcllung d. christl. Apologetik. — Juden- u. Christenthum.
Der Katholik. 72. Jahrg. (III. Folge, V.) April.
Bcllesheim, Cardinal Manning. — Leskcr, Rostocker
Theologen aus d. Ende des 16. Jhdts. und ihr Zeugnis über die
Folgen der Reformation. — A. Zimmer mann. Die Grafschaft
Derby und die Regierung Elisabeths. — Knöpfler, Die Wahl
Gregors VH. — Stillbauer, Die Leidensgeschichte d. päpstl.
Internuntius zu Paris de Salamon.
Cistcrcienscr-Chronik. IV. 39.
Der Convent Schönthal v. d. Gründung 1 1 57 bis zur Auf¬
hebung 1803. — Drev Raisen nach Cistertz. — Institutio Religiosorum
Tironum Cisterciensium. — Zur nächsten Jubelfeier.
Neue Erscheinungen:
Ho ff mann L., Ist Religion Privatsache? Berk, Abel, 8°. 39 S.,
fl. —.18.
Scholl C., Die Jesuiten in Baicrn v. d. ersten Zeit ihrer Berufung
bis zum drohenden Staatsbankerott am Ende des 16. Jhdts.
Würzburg, Stüber, gr.-8°. (VIII u. 72 S.) 11. —.90.
Walther W., Die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters.
3. (Sehluss-)Thcil. Braunschweig. Wollermann. gr.-4°. (Sp. 433 —
766 mit 9 Kunstbeil.) fl. 7.20, complet fl. 16.80.
Estermann M., Geschichte d. löbl. Ruralcapitels llochdorf unter
d. Schutz d. heil. Bischofs Martin v. Tours u. der Jungfrau
Maria, sowie Geschichte der einzelnen Pfarreien, Kirchen etc.
Luzern, Räber. gr.-8°. (VIII, 110S. m. 2 111.) 11. —.90.
Brambach W., Die verloren geglaubte I listoria de Saneta Afra
Martyre u. das Salve Regina des Hermanns Contractus. Karls¬
ruhe, Groos. Fol. (17 S. mit 8 Lichtdr.-Taf.) fl. 9.—.
Rolfes E., Die aristotelische Auffassung vom Verhältnisse Gottes
zur Welt und zum Menschen. Berlin, Maver u. Müller. gr.-8°.
(IV. 202 S.) fl. 1.80.
Leonrod F. L., Frh. v., Bischof v. Eichstätt, Hirtenschreiben.
Aus Anlass Hochd. Bischofjubiläums gesammelt und hcrausg.
Mit cinlcit. Lebensskizze von F. Margott. Ingolstadt, Ganghofer.
4°. (IV, XLIl , 464 S. mit Bildern.) fl. 3.—. (Lebensskizze sep.
11. —.30.)
Pottgeisscr S. J., Predigten auf die Sonn- und Festtage des
Kirchenjahres mit einem Anhänge von Sacraments- u. Fasten¬
predigten. 3. verb und verm. Aull. Paderborn. Bonifacius-
Druckerci. gr.-8". (XIV, 5U S.) fl. 2.SS.
Gietl P. Fr. Ambros, O.-Pr., Die Sentenzen Rolands, nachmals
Papstes Alexander IIL. zum erstenmal hcrausg. Freiburg i. Br.
Herder. gr.-8°. (LXX, 322 S.) fl. 5.40.
Trede Th., Eine Wallfahrt nach Einsicdeln zur schwarzen Gottes¬
mutter. Barmen. Klein. 8°. (70 S.) fl. —.60.
Pauli ng L.. Dcjepis superintendeneie nitrianskej. I. (Gesch. der
Neutraer Superintendenz. I.) Szenicze. Bezo. 8°. (115S.)
Im Junfermann’schen Verlag in Paderborn liegt zur Ver¬
sendung bereit*. W. Richter, Geschichte der Paderborncr Jesuiten
I. Theil (1580—1618), mit Abbildungen, Groningers Bericht über
Wichart’s Bekehrung. Briefen und Urkunden. ^XX und 2J0 S.)
8°. fl. 1.68.
lieber Die armenische Kirche in ihren Beziehungen zur byzan¬
tinischen (l\ r .— XII. Jhdt.) ist eine Schrift von Dr. Arsck Ter-
Mikclian bei Fock in Leipzig in Vorbereitung; dieselbe wird
121 S stark 11. 1.20 kosten.
Rcjlexions sur le bapteme des enfants von dem Strassburger
Thcol.-Prof. P. Lobstein erscheinen demnächst in der G. F.
Schmidt’schen Univ.-Buchh. (F. Bull) in Strassburg (kl -8° 36 S.)
zu fl. —.30.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Zur Radetzky-Litteratur.
Dieselbe ist, wie vorauszuschen war, aus Anlass
der feierlichen Enthüllung des Radetzky-Denkmals zu
Wien ncuestens bereichert worden. An die Spitze dieser
Publicationen stellen wir mit Fug und Recht, weil sie
in schöner Form durchaus Neues bringt:
1. Briefe des FM. Radetzky an s. Tochter Friederike.
1847—1857. Herausgegeben von Bernhard Duhr S. J.
Wien, Roller & Comp. 1892; I.ex. 8°. 194 S Mit Porträt
und Facsimile.
Die Schrift ist in Nr. 1 unseres Litt.-Bl. bereits ein¬
gehend besprochen worden. Ich muss aber darauf zurück -
kommen, weil ich seither von vielen, selbst sehr hohen
Seiten darüber habe Tadel aussprechen hören. Lind aus
welchem Grunde? Draussen in Deutschland werden
Schneiderrechnungen von Goethe und Waschzettel von
Schiller durch den Druck veröffentlicht, und bei uns soll
es ein Verbrechen sein, wenn vertraute Briefe eines
unserer grössten Feldherrn publiciert werden? »Ja, aber
es ist doch vieles gar zu unbedeutend! Zur Erhöhung
seines Ruhmes tragen diese Briefe nicht bei!« Nun des
letztem bedarf es auch gar nicht, R.’s Ruhm als F'cld-
herr steht so hoch, wie er höher kaum stehen kann.
Dagegen lernen wir den Menschen R. von Seiten kennen,
die wir an ihm bisher nicht gekannt haben, und dafür
können wir, ich wiederhole, was ich bei meiner früheren
Besprechung gesagt habe, der freiherrlichen Familie
Walterskirchen und dem Herausgeber nur in hohem
Grade dankbar sein. Bewundert haben wir den Helden
längst, aber ihn lieben lernen wir erst recht aus diesen
Briefen. »Was braucht es die Welt zu wissen, dass er
seiner Fritzi Arsenal-Austern aus Venedig, 50 Bouteillen
Vino d’Asti u. dgl. schickt?!« Nun, zugrunde gegangen
wäre die Welt gewiss nicht, wenn ihr diese Wissen¬
schaft wäre vorenthalten worden. Aber charakterisiert es
nicht in der liebenswürdigsten Weise den Greis, der bei
seiner schon sehr bedeutenden Gebrechlichkeit, oft von
Schmerzen geplagt, in seinem Geiste unablässig auf alles
aufmerksam, was in der Welt vorgehl, dabei immer das
Herz findet, seiner zärtlich geliebten Fritzi und deren
Angehörigen eine kleine Freude zu bereiten? Die Hände
küssen möchten wir dem herzensguten alten Herrn dafür!
»Aber diese Orthographie, diese Sprach- und andere
Schnitzer!« Nun, es kann nicht jeder ein Julius Cäsar
mit dem Degen und mit der Feder zugleich sein, und
es hat noch andere tüchtige und hochverdiente Männer
der That gegeben, die mit der Grammatik nicht immer
auf bestem Fusse standen. Wenn ich nicht irre, hat man
des grossen Napoleon Geschriebenes auch nicht immer
gelobt — ist er darum kleiner? »Und die Todeschiade
unseres R. ,Demosthenes’ statt ,Damokles ? ? !« Lachen
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Nr. 4. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
11 8
wir darüber recht herzlich, das wird seinem »Ruhm«
nicht den mindesten Abbruch thun. Hatte er doch damals
— 26. August 1854 — seine Gymnasialstudien an die
siebenzig Jahre hinter sich !
2. Duncker, C. von, k. u. k. Major etc.: Das Buch vom
Vater Radetzky. Hin Lebensbild im Rahmen der Geschichte
seiner Zeit. Kür Oesterreich-Ungarn’s Heer und Völker. Zweiter
Abdruck. Wien, Seidl & Sohn/1891. Lex. 8°, 244 S.
Ein schönes, seines Gegenstandes dem Inhalte wie
der Ausstattung nach durchaus würdiges Buch. Die erste
Abtheilung 1766—1848 bildet gleichsam die Vorgeschichte
zu der zweiten, mit Recht viel eingehender behandelten
1848 und 1849, und dritten 1849— 1858. In der Jugend¬
geschichte möchte ich nur eine Stelle S. 10 berichtigen,
die sich der Verfasser nach landläufigen Anschauungen
zurechtgelegt hat, die aber der Wahrheit nicht entspricht.
Kaiser Josef II. war unserem R. nichts weniger als »ein
leuchtendes Vorbild«; im Gegcntheil, von den fünf
Monarchen, unter denen er gedient, hat dieser erste allein
nur unangenehme Eindrücke bei ihm zurückgelassen.
Bei einer 1 loffeicrlichkeit, wo der Theresianist R. als
Edelpage die Schleppe einer hohen Dame zu tragen hatte
und sich dabei etwas ungeschickt benahm, erfuhr er vom
Kaiser eine ungerechtfertigte Barschheit, die ihn für diesen
nicht sehr freundlich stimmen konnte. Dann sah er ihn
wiederholt auf dem türkischen Kriegsschauplätze, wo die
Soldaten dem Kaiser zuletzt förmlich den Bespect ver¬
sagten, indem sie, wie es R. mit eigenen Augen sehen
musste, nicht einmal aufstanden, wenn er an ihnen vor¬
beischritt, und hinter seinem Rücken sich betrugen, wie
man cs ohne Majestätsbelcidigung gar nicht erzählen
kann.— Sonst ist über diesen ganzen Abschnitt nur Lobens-
werthes zu sagen; cs sind in anregender Darstellung und
fesselnder Erzählung alle Momente hervorgehoben, welche
die von Jahr zu Jahr wachsende Bedeutung eines Mannes
charakterisieren, der vom ersten Augenblicke, da er -das
doppelte Tuch- anlegte, dem Stande, den er gewählt, in
jeder Beziehung Ehre machte und von allen militärischen
Tugenden sowohl in moralischer als intcllectucller Hin¬
sicht die ausgezeichnetsten Proben ablegte. Es ist dies,
wenn man die von I). gelieferte Vorgeschichte aufmerk¬
sam verfolgt, gewiss nicht zu viel gesagt; R. würde in
unserem vaterländischen Heldcnsaale einen ausgezeich¬
neten Platz cinnehmen, auch wenn dem Greise nicht das
Höchste von der göttlichen Vorsehung wäre aufbehalten
worden. Eine hübsche Beigabe — die sich auch in den
beiden anderen Abtheilungen lindet — sind die trefflich
gewählten Mottos vor jedem Abschnitt, sie sind die
dichterische Begleitung, gleichsam der poetisch verklärende
Commentar seiner ruhmvollen Laufbahn. Ebenso gut ge¬
wählt und geschmackvoll ausgeführt sind die artistischen,
grösstcnthcils vorzüglichen Kunstwerken entnommenen
Darstellungen der Hauptmomente; besonders dankenswerth
ist gleich zu Anfang ein bisher gewiss wenig bekanntes
Bildchen: R.’s Geburtshaus Schloss Trebnic. In der
zweiten und dritten Abtheilung treten zu den geschicht¬
lichen Hauptmomenten die wohlgelungenen Porträts des
Feldmarschalls — dreimal S.' 30 als Obrist, S. 49 als
Feldmarschall 1849, S. 230 mit Autograph 1853 — und
einiger seiner Paladine: Hess, Schönhals, Erzh. Albrecht
und Kaiser Franz Josef — beide in jugendlichem Alter
wie sic damals waren, — Wratislaw, Thurn, d’Aspre, und
als besonders interessante Zugaben Veduten der Haupt¬
punkte der verschiedenen Kämpfe, wie Curtatone, das
Schlachtfeld von Custozza, Ansicht der Kirche von
Volta etc. Textlich ist in der zweiten und dritten Ab-
thcilung die Einschaltung der in der That classischen
Armeebefehle aus der Feder Schönhals’ und die Belebung
der Erzählung durch Stellen aus den zeitgenössischen
Berichten Pimodan’s und Hackländers zu loben. Die
zweite Abtheilung befasst sich ausschliesslich mit der
Kriegsgeschichte, allerdings eine an spannenden Wechsel¬
fällen, an kühnen Thatcn und glänzenden Erfolgen über¬
reiche Periode; gleichwohl hätte jener wichtige, ja ent¬
scheidende Moment, wo Radetzky gegen das Humc-
Iauer’schc Projcct sein Veto cinlegte und dadurch die
diplomatische Grundlage sich schuf, durch welche erst die
Thätigkcit im Felde möglich und erklärlich wurde, nicht
bloss erwähnt, sondern mit gebührendem Nachdruck hervor¬
gehoben werden sollen. — Die D.'sche Schrift liegt gegen¬
wärtig als »zweiter Abdruck« vor; wir wünschen ihr einen
dritten, und knüpfen daran die Bitte um Auslassung gewisser
Anmerkungen. Es heisst doch dem Leser eines solchen
Werkes gar zu wenig zunnithcn, ja ist beleidigend für
ihn, wenn man ihm erst erklären zu müssen glaubt, wann
Kaiser Josef IL, wann Kaiser Franz geboren worden —
was übrigens mit unserem Stoffe gar nichts zu thun hat —
oder wohl gar was »Hauptquartier« und »Barricaden«
(S. 54)!!!, was »Parlamentäre« (S. 192) seien u. dgl.
3. Smolle, Leo I)r., k. k. Gymn.-Professor: Feld marschall
Radetzky. Sein Leben und seine T baten. Mit 4 Illustra¬
tionen, Wien, Szelinski, 1891. 8°. 106 S.
Der Yerf. erzählt, Graf Wenzel Leopold Radetzky
habe seinen Enkel zum Kürassier-Regiment d’Ayassassa
(Nr. 6 mährisch), dann Graf Wenzel Ignaz seinen
Neffen zum L.-Inf.-Reg. Brcchainville (Nr. 23 böhmisch)
bringen wollen, beides erfolglos. Aus welchen Quellen
llicssen diese Daten? Weder Heller von Hellwald noch
FZM. Graf Franz Thun bringen auch nur eine Andeutung
von diesen Zwischenfällen; aus beiden Berichten geht
vielmehr hervor, dass der jüngere R. für die juristische
Laufbahn hcrangebildet worden, und erst 1784, als das
Theresianum aufgelöst wurde, 'elternlos und ohne Heimat«
selbst den Soldatenstand gewählt habe. Bedauerlicher¬
weise hat überhaupt Dr. Smolle von der »Selbstbiographie«
R. ’s (Mitth. des Kriegs-Archivs 1887) keine Notiz ge¬
nommen; sonst würde er sich, da ja seine Schrift für
das grössere Publikum berechnet ist, den interessanten
Conllict R.’s mit Kaiser Franz im Dccembcr 1813 zu
Frankfurt a. M. kaum haben entgehen lassen. Andererseits
führt er uns Dinge vor, die er entweder aus sehr unver¬
lässlicher Quelle geschöpft oder wohl gar frei componiert
hat. So, wenn er uns S. 29 das »glückliche Familien¬
leben« R.’s in Ofen, schildert, wie der Vater „sein
ältestes Söhnchcn Josef« auf seinen Knien reiten lässt.
Der Yerf. hat es unterlassen in seinem Wurzbach
nachzuschlagcn, wo er ersehen haben würde, dass das
älteste »Söhnchcn« im J. 1818, wo R. nach Ofen kam,
ein Bengel von neunzehn Jahren war (geb. 1799), den
auf den Knien zu schaukeln wohl etwas schwierig ge¬
wesen sein müsste. Dann heisst es aber auf der folgen¬
den Seite, es seien »später« Mishclligkeitcn in der Ehe
ausgebrochen, und »erst die edle Erzherzogin Sophie«
habe die Gatten wieder ausgesöhnt. Ja, wann soll denn
dieses »später« gewesen sein? In einem von Duhr
S. 81 f. abgedruckten Briefe vom 22. April 1848 leiht
die Erzherzogin ihrer Sehnsucht, R.s persönliche Bekannt¬
schaft zu machen, unzweideutigen Ausdruck. Bis dahin
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Nr. 4. — Oesterrkichisghks Liiteraiurblait. — I. Jahrgang.
120
119
hat sie ihn also nicht gekannt: sollen also Zwist und Ver¬
söhnung zwischen den beiden Gatten erst nach 1849
stattgefunden haben?! In Wahrheit ist über das Ver¬
hältnis unseres Melden zu seiner Gemahlin und zu
seinen Kindern ganz anderes zu sagen. Glücklicher
ist der Verf. in den letzten Abschnitten seines Buches,
wo ihm allerdings die lebhafte Erzählung Hacklän-
ders zu statten kommt; auch durch eine Stelle von
Henri Blazc (nicht Henry Blaisc) de Bury, die er in
deutschem Auszuge bringt, weiss er S. 72 — 74 seine
Schilderung zu beleben. Professor Sniolle ist ein patrioti¬
scher Schriftsteller, und es wäre nur zu wünschen,
dass er mit ernsterer Umschau in und Auswahl aus
der Litteratur arbeitete, wo cs uns dann gewiss freuen
soll, seinem Beginnen Beifall zu klatschen.
Von demselben Verf. ist ein kleines Büchlein erschienen:
4. Vater Radetzky. Für Oesterreichs Volk und Jugend
erzählt. Mit 4 Illustrationen. Wien, Szelinski, 1891.
kl. 8°, 42 S.
Eine anspruchslose Darstellung, die in den Kreisen,
für welche sie bestimmt ist, recht grosse Verbreitung
finden möge. •
5. Bancalari, Gustav, k. u. k. Oberst: Feld marsch all Graf
Radetzky als Kricgsheld und Heerführer mit beson¬
derer Berücksichtigung seiner Wirksamkeit in den
Befreiungskriegen 1813—1815 und seines Einflusses
auf das moderne Kriegswesen. S. A. a. d. »Organ der
mil.-vviss. Vereine«. M. c. Abb. des Radetzky-Monuments in
Wien. Wien, Konegen, 1892; 8°, 35 S.
In kleinem Rahmen ein zum Sprechen getroffenes
Bild! Der Verf. beginnt mit einem Motto von Grill¬
parzer und schliesst mit zwei Strophen von Grillparzer
—■ werden doch die Namen Radetzky und Grillparzer,
so lange cs ein Oesterreich gibt, miteinander verbunden
bleiben! Aus dem gedrängten und gediegenen Inhalte soll
nur einzelnes hervorgehoben sein. I. Radetzky und die
italienische Armee. vEs war eine Armee, in Ge¬
sinnung und Stimmung ähnlich denjenigen, welche man
den grössten Feldherren zuschrcibt, einem Alexander,
einem Cäsar, einem Napoleon; ganz Hingebung an die
Sache und an die Person des Führers, selbstlos, voll des
bis zur Begeisterung gesteigerten besten Willens; zäh im
Unglück und mächtig im Angriff, jeder Mann entschlossen
und selbstständig, und doch die Gesammtheit von gleichem
Zuge, von abgestufter geregelter Wirksamkeit«. S. 3 wird
die Behauptung, der greise R. sei »mehr Palladium als
Feldherr gewesen« mit treffenden Gegenbemerkungen ab-
gewiesen. II. R.’s militärische Laufbahn. S. 8—18
eine eben so kurze, als durch sorgfältige Hervorhebung
der wesentlichen Momente gelungene chronologische
Uebcrsicht von R.’s »Kriegsthatcn« .vor der Periode seiner
eigenen selbständigen Führung. Nur mit dem Beisatz im
Titel »mit besonderer Berücksichtigung der Jahre 1813
bis 1815« kann ich nicht einverstanden sein, da dieser
Zeitraum nicht mehr berücksichtigt ist, als er es nach
seiner welthistorischen Bedeutung und nach R.’s persön¬
licher massgebender Stellung im Vergleich zu seinem
früher mehr untergeordneten Wirken verlangt und ver¬
dient. Die folgenden Abschnitte III. R. als Lehrer;
IV. R. und seine Zeit; V. R. und unsere Zeit, lassen
sich als ein besonderes Verdienst des Verf. be¬
zeichnen, weil sie ein dem grösseren Publikum wohl
völlig unbekanntes, vielleicht selbst in manchen militäri¬
schen Kreisen bisher minder beachtetes Bild der geistig
belebenden und organisatorisch gestaltenden Wirksamkeit
des grossen Kriegsmcisters liefern, eine Wirksamkeit, die,
wie der Verf. nachdrücklich hervorhebt, als eine für un¬
sere tapfere Armee nachhaltig fördernde, in unseren
seitherigen Heereseinrichtungen bis heute befruchtend
fortwirkende Potenz anzuerkennen und nach Gebühr zu
würdigen ist. Darum sei dem Verf. für sein dem Umfang
nach bescheidenes, aber dem Inhalt nach reiches und pie¬
tätvoll geschriebenes Büchlein unser bester Dank gesagt.
6. Nur ein Gemeiner! Erinnerungen eines Veteranen
au s Ra d c t z ky’s R uh m estagcn. Aus Anlass der En t-
h ü 11 u n g des R a d e t z k v -1) e n k m a 1 s in W i e n e rz ä li 11 von
einem Veteranen. Wien. 1892 »Armeeblatt«; 8°, 29 S.
»Wenn die Hülle von dem herrlichen Denkmal fällt,
das glühender Patriotismus unter der Aegidc eines er¬
habenen dankbaren Monarchen dem ruhmreichen Feld¬
herrn der kaiserlichen Heere in grossen Kampfcstagen
errichtet hat, sammeln sie sich wieder um den »Vater«,
alle die Helden, die unter ihm gefochten und gesiegt
haben. Ein kleines Häuflein bilden sie heute; gebeugt
schreitet mancher von denen einher, die einst in jugend¬
licher Kraft für Habsburgs Ehre unter R.’s Führung ge¬
fochten. Der Schnee des Alters lagert auf ihren Häuptern,
aber jung und frisch ist ihr Soldatenherz, jung und lebendig
ihre Liebe zu Kaiser und Vaterland, ihre Pietät für den
Soldatenvater, dessen Haupt immergrüner Lorbeer krönt.«
Unter diesen Männern mit dem Schnee auf dem Haupte
und der noch immer lodernden Glut im Herzen befand
sich diesmal Moriz Placck, geb. 1821 zu Gaya in
Mähren, der als Officierskoch im L.-Inf.-Reg. Erzherzog
Karl Nr. 3 die Feldzüge von 1848 und 1849 mitmachte
und in dieser Eigenschaft mehrere Extempores von ebenso
grosser Kühnheit als Schlauheit ausführte, dann auch,
als man in höheren Kreisen auf diese seine Eigenschaften
aufmerksam wurde, mit manchen schwierigen und gefähr¬
lichen Aufträgen betraut wurde, so dass nur das eine
zu wundern ist, dass Placek ausser gelegentlichen Geldent¬
lohnungen in keiner anderen Weise ausgezeichnet wurde,
und cs überhaupt nicht einmal zum »Gefreiten« bringen
konnte. Seine Abenteuer selbst lesen sich, wie der »Er¬
zähler« richtig bemerkt, »wie ein Roman«, und es sind dem
schlichten Büchlein umsomehr Leser und Abnehmer
zu wünschen — Preis 40 kr. ö. W , — als das Rcin-
erträgnis der »Erzherzogin Valerie-Stiftung für die Officiers-
töchter-Institute in Hernals und in Ocdcnburg« gewidmet
ist. Bei einer Wicderauflage wäre S. 21 f. »Immola« in
Imola« und S. 23 »Favri« in »Fuori« zu ändern. Auch
ist cs wohl ein Versehen, dass der Verf. den »Gemeinen«
von Officicren mit »Sie« ansprechen lässt, was meines
Wissens erst in den 50cr-Jahren eingeführt wurde.
Wien. H eifert.
Kronika Dalimilova. Podlc ruknpisu Cambridges-
keho k v t i s k u u p r a v i 1 l)r. V. E. M ourek. V’ Praze. Na-
kladcm Ceske Akademie. 1892. (Dalimils Chronik. Nach
der Cambridge'schen Handschrift für den Druck bearbeitet von
Dr. W. E. M o u r c k. Publikation der böhmischen Akademie
in Prag.) Prag, in Com. bei Bursik u. Kohout, 1892. gr.-8°.
(176 S.) fl. 1 40.
Die K. D. stellt die Geschichte Böhmens dar; sie hebt
dabei mit dem Thurmbau zu Babel an, geht aber rasch zum
eigentlichen Thema über, das sie bis in die ersten Deccn-
nien des XIV. Jhdts. verfolgt, sodass ihr Verf. zum Theil
auch Selbsterlebtes schildert. Aus ihrem Inhalte kann
man ermitteln, dass sie vor dem J. 1308 nicht begonnen
und dass sie im J. 1314 beendigt wurde; um einige
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Nr. 4. — Oes TRRRKrr.ii tschf.s Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
122
Schlusscapitel wurde sie noch im J. 132G bereichert. In
der Vorrede gibt der Chronist selbst bekannt, dass er
sie aus patriotischen Gründen abgefasst habe, und in der
That erscheint er überall bei seiner Darstellung als ein
Anhänger conservativer Principien, der sein Vaterland,
seine Sprache und die einheimische Herrscherfamilic über
alles liebt. Es ist klar, dass er unter solchen Umständen
den Deutschen, die von den Premysliden häutig nach Böhmen
berufen und mit Privilegien ausgestattet wurden, nicht son¬
derliche Sympathien entgegen bringt. Er tadelt auch fremde
Sitten, die sich in Böhmen eingebürgert hatten, so namentlich
die Turniere, und in diesem Punkte steht er in der alt-
böhm. Litteratur nicht vereinzelt da.
Obzwar er in der Einleitung eine kurze Kritik
mehrerer (lateinischer) Chroniken, die er bei der Ab¬
fassung seines Werkes benutzte, gibt und auf diese Art
in erster Reihe als Historiker vorgeht, so ist es doch
nicht die historische Seite seines Werkes allein, die für
uns von grossem Interesse ist. Aus diesem Grunde ver¬
zeihen wir ihm auch historische Unrichtigkeiten; so wenn
er z. B. Wratislaw II. mit Wladislaw II. verwechselt.
Der Schwerpunkt seines Werkes liegt vielmehr — wenn
wir von der praktischen Seite, die nur den Philologen
angeht, absehen — in den eigenen Zugaben, denen
wir in seinem Werke häufig begegnen. Und in diesen
zeigt er sich als ein feiner Beobachter und Kenner des
Volkslebens. Er hat eine Reihe von Sprichwörtern und
Redensarten, die er dem Volksleben abgelauscht, auf¬
genommen, und kurz präcisierte Lebensregeln, die er
passend anzubringen weiss, zeigen uns, welche Erfahr¬
ungen er aus dem praktischen Leben geschöpft hat; in
dieser Beziehung erscheint er gewissermassen als ein
Vorgänger des Smil Flaska von Pardubic. Durch diese
Zugaben, die für die Kenntnis der damaligen culturellen
Zustände Böhmens oft sehr werthvoll sind, wird auch
die Chronik zu einem Buche, dessen Lectüre nicht er¬
müdet. Dazu kommt noch die bewegte, dramatische
Schilderung mancher Ereignisse ; passend gewählte Bilder
und Vergleiche vervollständigen diese poetische Seite
seines Werkes. Wenn auch der Verf. durch die eben
berührten Punkte dem Volke näher steht, so macht er
doch aus seiner aristokratischen Gesinnung kein Hehl.
Selten findet er am Bauern- oder Bürgerstande etwas zu
loben; er erscheint für die damalige Zeit sehr gelehrt;
die Geschichte des Alterthums ist ihm bekannt, des
Deutschen war er mächtig und aus einzelnen Andeutungen
schliessen wir, dass er auch die deutsche Heldensage
kannte. Wer dieser merkwürdige Mann war, wissen wir
nicht. Wir können nur aus dem Umstande, dass er das
nordöstliche Böhmen mehr zu berücksichtigen scheint
und daraus auch mehr Details bringt, vermuthen, dass
er dort zu Hause war. Ebenso ersehen wir aus dem
Inhalte, dass er wohl kein Geistlicher gewesen. Wenn wir
ihn nun Dalimil (oder Dalcmil) nennen, so beruht dies auf
einer durchaus freien Interpretation einer Stelle bei Häjek
von Liboöan (f 1553). Weitere Berechtigung hat diese
Bezeichnung nicht. In einer späteren Handschrift-heisst
auch sein Werk einfach nur die Bunzlaucr Chronik. —
Um das J. 1340 wurde die K. D. ins Deutsche über¬
tragen (und zwar in gebundener Sprache, dem Original
entsprechend). Diese Uebersetzung hat sich nur in einer
einzigen (späteren) Handschrift erhalten, dagegen ist eine
deutsche Prosa-Übersetzung aus dem Anfänge des XV. Jhdts.
in drei Handschriften auf uns gekommen.
Im J. 1874 fand man zu Cambridge eine Pergament¬
handschrift etwa aus der Mitte des XIV. Jhdts., die
unsere Chronik fast vollständig enthält (auch die Vor¬
rede). Wie diese Hdschr. nach England kam, kann man
nicht ermitteln, sicher ist es, dass sic noch im XVI. Jhdt.
von einem Böhmen benutzt wurde, da sich darin dieser
Zeit entstammende Anmerkungen finden. Eine von Prof.
W. Mourek selbst im J. 1887 besorgte Abschrift dieser
Hdschr. liegt der gegenwärtigen Ausgabe zu Grunde. Der
Codex wurde mit der grössten Genauigkeit wiedergegeben,
kein Zeichen, kein Strich der Hdschr. übersehen. Das
Format ist so gewählt, dass auf eine Seite der Inhalt je
eines ganzen Blattes der Hdschr. kommt. Es wäre viel¬
leicht vortheilhaft gewesen, die Capitelzahlcn nach den
früheren Ausgaben am Rande anzubringen, um das Aut-
finden von Citaten zu erleichtern. Eine sprachliche oder
sonstige Analyse des Denkmales wurde nicht beigegeben,
da Prof. Mourek, wie er versichert, kein Fachmann ist;
er beschränkte sich daher auf die Beschreibung der
Hdschr. Dass auch zwei Facsimile beigegeben wurden,
erhöht den Werth dieser Ausgabe. Man sollte es zum
Princip erheben, kein Denkmal ohne ein Facsimile heraus¬
zugeben; nur so wird eine Ausgabe erst recht brauchbar.
Keine der früheren Ausgaben des Dalimil war von wissen¬
schaftlichem Werthe. Am schlechtesten sind die von
W. Hanka herrührenden, der eigenmächtig den Text
änderte, da er von der falschen Ansicht ausgieng, alle
Verse müssten die gleiche Anzahl von Silben enthalten.
Besser sind zwar die Ausgaben J. Jirecek’s (in den
Pamätky st. lit. ö. Nr. 2 und in den Fontes rer. boh. III),
aber auch diese sind in sprachlicher Hinsicht uniformiert.
Am meisten wird also jetzt der Philologe aus der neuen
Ausgabe Nutzen ziehen können.
Wi en. Dr. W. Vondrak,
Turn/. (Organ d. Ungar, herald. genealog. Gesellschaft). Bd. X.
1892. T.
L. Thallöczy, Herzog Hcrwoja von Spalato und sein
Wappen. — Bar. Bela Rad vünszk} f , Das Wappen d. David
Zcmlenyi. 1413. — Andr. Komaromy, Ungar. Geschlechter.
(Eingehende Besprechung von W e r t n e r’s Arbeit gleichen Titels.
Erschien 1891). — Geza Nag y, Die Familien Törük. (Weist
nach, dass dieser Name ursprünglich ein Nebenname war und
dass keine einzige Familie dieses Namens nachweisbar türkischen
Ursprungs sei.) — G. Nag y, Ueber den Namen des letzten
ungar. Herzogs Geza.
Törtenelmi Tdr (Histor. Archiv). Bd. XV. 1892. 1.
Ä r p a d K ä r o 1 v i, Zur Gcsch. d. Beziehungen zwischen
Mathias Corvinus u. Kaiser Friedrich 1H. (I. Aufs.) Betrifft die
diplomat. Gcsch. der J. 1470—1480 und ergänzt Chmels Urkunden¬
werk. — Ant. Modi n k a, Die Quellen und die Anfänge der
serbischen Geschichte. II. — S. Weber, Gesch. d. Stadt
Podolin in der Zips. (Schluss.) Bringt Urkk. aus d. J. 1313 — 1750.
— B. Majläth, Urkk. zur Gesch. d. Familie Majläth. — Alex.
S z i 1 ä g y i, Correspondcnz Georg Räköczv II. mit Franz Rhedey.
II, Artikel. Bietet Briefe aus d. J. 1658—1660. Rhedey, ein Inti¬
mus des entthront ;n Fürsten, bekleidete damals die Würde eines
Obergespans der Comitate Märamaros und Bihar, von wo aus
Räköczv seine Rückkehr vorbereitete. — Szeremi, Denkmäler
aus der Vergangenheit des Barser Comitats. (III. Aufsatz.) Bringt
Briefe von Peter Kohärv, dem Palatin Georg Thurzö, General
Teuffenbach und anderen, zumeist den Türkenkrieg betreffend.
S. B a r a b ä s, Regesten zur siebenbürg. Geschichte. (III. Beitrag.)
Betrifft die J. 1551 — 53 und in erster Reihe Castaldo. — Franz
S a s i n e k, Regesten aus böhmischen Archiven. (IV. Beitr.) Betrifft
die J. 1614—1620. Die angezogenen Urkk. stammen zumeist aus
d. Prager Landes-Archiv.
Szdzadok. 1892. 4.
Jul. P a u 1 e r, Zur Hartvic-Legende. (Widerlegt den im letzten
Heft abgedruckten Aufsatz v. J. Karäcsonyi). — E. J a k a b,
Beziehungen der ungarländischen und polnischen Unitarier. —
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123
Nr. 4. - ÖSTERREICHISCHES LlTTFRATURBI.ATT. — I. JAHRGANG.
124
Jahresversammlung der ung. Histar. Gesellseh ift, am 18. Fe¬
bruar. — Eröffnungsrede des Präsidenten Cif. A nton S z e-
chen. — Bericht aes Secretärs Alex. S z i 1 a g y i. — Bericht
über das vom Tit. Bischof Wilhelm 1-Taknöi in Rom begründete
Ungar. Histor. Institut. — F raknöi, Forschungen in den päpst¬
lichen Archiven.
Mittli. d. Inst. f. vsterr. Gesell.-Forschung. III. Erg.-Bd., 2.
G. S e e 1 i g e r. Die Registerführung am deutschen Königs¬
hof bis 1493. — A. Nissl, Zur Gesell, d. Clotharischen Edicts
von 614. — E. v. Ottcnthnl, Die Kanzleiregister Eugens’ IV.
Ein Nachtrag. — Kurze, Die älteste Magdeb. Bisthumschronik.
Neue Erscheinungen:
Denkwürdigkeiten aus d. Leben des k. k. Hofrathes Heinr.
Gottfr. v. Breischneider. 1739—IS 10. Mit Benützung sehr
selten gewordener Quellen zum l.mal vollständig herausg. von
K F. Linger. Wien, Eisenstein, gr. 8°. 26 Bogen. 11. 4. —.
Karäcsonvi J., Szent Istvän kir. oklevelci es a Szilveszter-bulla.
Diplomatikai tanulmänv (.Diplome des Königs St. Stephan). Buda¬
pest. k. Akad. d. Wiss. gr.-S°. (223 S.) 11. 2.—.
Szilägyi F., Nagy-Enved pusztulasa 1849-ben. Korrajz. (Zer¬
störung Gross- E 11 veds i. J. 1849.) Gr.-Enved, Baldi, 8°.
(364 S.) fl. 2.-.
Fest Aladär, Fiume es az U.szkorok. Törteneti tanulmänv. (Fiume
u. d. Uskoren. Gesell. Studie.) Budapest, Kilian. 8°. (86 S.) 11. 1.—.
Die Schweizer Verlags-Druckerei in Basel kündigt das Er¬
scheinen einer » Geschichte des Krieges v. I *Vöö, nebst c. Vorbe¬
richt: Die deutsche Frage in den j<S^Oer Jahren « an, dessen
Verf. O. Kann giess er cs gelungen sein soll, »viel wichtiges
Material ans Tageslicht zu fördern, welches bis jetzt nur in ex¬
clusiven Kreisen bekannt war«. Das Werk, dem die Verlags¬
handlung auch besondere Objcctivität in der Darstellung nach¬
rühmt, wird 2 Bände umfassen, deren erster, 25 Bogen zu 11.3.—,
demnächst schon ausgegeben wird. Der 2. Band soll dem ersten
rasch naclifolgen.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur germanischen Mythologie.
Von J. Seebcr.
I.
Im Jahre 1835 erschien die erste Auflage der »Deutschen
Mythologie« von J. Grimm. Mit bewundernswerthem Geschick
baute er aus den weit verstreuten Bausteinen den Tempel alt¬
germanischen Güttcrglaubcns und Cultus auf; die Berichte latei¬
nischer und griechischer Autoren, die nordischen Edden, die alt-
und mittelhochdeutsche Dichtung, Volksmärchen, Sagen und Ge¬
bräuche und nicht in letzter Linie die Sprache selbst waren seine
vorzüglichsten Quellen. Verhängnisvoll wurde für seine Nach¬
folger, unter denen W o 1 f und Simrock hervorragen, die Be¬
merkung in der Vorrede zur 2. Aull., »dass die nordische Mytho¬
logie echt sei, folglich auch die deutsche, und dass die deutsche
alt sei, folglich auch die nordische«. Infolge dieses Trugschlusses
ward das künstliche Göttersystem der Edden zur Grundlage der
deutschen Mythen, und zahlreiche Sammler bemühten und be¬
mühen sich, aus den Märchen und Volkssagen, wie sic sich in
den deutschen Gauen noch vorfinden, dasselbe System hcraus-
zudeuten. Aber schon W. Schwartz erkannte (-'Der heutige
Volksglaube und das alte Heidenthum«, Berlin 1849), dass im
Volksglauben ein mythischer Grundstock vorliege, der entschieden
älter ist als der mythische Kern der nordischen Lieder; indess
irrte er darin, dass er stets auch in der jüngsten Volkssage eine
uralte Mythe erblickte, dass ihm von vornherein diese »niedere
Mythologie« als ursprünglicher erschien gegenüber der »höheren«,
dem Götterglauben. An der Bedeutung der eddischen Dichtung
für die Mythenforschung rüttelten zuerst die nordischen Gelehrten
Jessen, Pctersen, Bang, vor allen Bugge (Studier over de nor-
diske Gude-og Ileltcsagns Opiindclse« I, 1881 —1889), bis E. H.
Meyer in der »Voluspa« \Q889) und der »Eddischen Kosino-
gonie* (1891) den Versuch machte, die nordische Dichtung von
Weltschöpfung und Weltuntergang als Product mittelalterlicher
Gelehrsamkeit aufzuzeigen und ihre Quelle in christlichen, baby¬
lonischen und syrischen Schriftwerken naehzuweisen. Wohl hat
sich MüllenhofT (Deutsche Alterthumskunde, V, 1883) gegen Bugge
ausgesprochen und Sepp (Allg. Ztg., 1891, Nr. 198) die Resultate
Meyer’s in Zweifel gezogen ; aber wenn man auch nicht alle Aus¬
sprüche des letztgenannten Forschers unterschreiben will, soviel
ist sicher, dass die Edden so gut wie kein Materiale für die ger¬
manische Mythologie liefern.
»Ueber dem Ursprung des Mythus liegt Dunkel.« Mit
diesem Satze leitet E. H. Meyer seine Abhandlung über die
»Germanische Mythologie« (Berlin, 1891, S. 61) ein. Die von
Schwartz mit Waitz begründete Anthropologie versuchte, den
Schleier zu lüften. Da sie die materialistische Betrachtung der
Religionsgesch. als die »allein mögliche«, »allein wissenschaftliche«
ansah und demgemäss »die mit der ganzen modernen Wissen¬
schaft unverträgliche orthodoxe Vorstellung von einer anfänglichen
sittlichen Vollkommenheit (?!) unserer Ahnen« aufgab (Allg. Ztg.
1891, Nr. 68), so fand sie den Ursprung der Religion in der Angst
der Urvülker vor dem Tod und den Naturphänomenen, oder
glaubte, wie L a i s t n e r (»Das Räthsel der Sphvnx«, Berlin 1889)
ausführt, im Alpdrücken den Keim des religiösen Bewusstseins
entdeckt zu haben. Nach T i e 1 e (Comp. d. Rel.-Gesch. S. 4)
durchlief cs folgende Entwicklungsstufen: Animismus, Poly¬
theismus, Pantheismus, Weltreligionen, während M. Müller (Urspr.
d. Rel. S. 143) meint, dass alle diese —ismen nichts als leere
Worte seien, durch welche Gedankenlose bestochen werden sollen,
eine Theorie anzunehmen, die mit dem gesunden Menschenver¬
stand im grösstmöglichen Widerspruche steht. Demgemäss sprach
man unsern Ahnen für die Zeit ihrer Vereinigung mit den anderen
Indogermanen entweder jedes religiöse Bewusstsein ab , wie
O. Gruppe (»Die griech. Culte und Mythen in ihren Beziehungen
zu den Orient. Religionen«, I, 1887) und Vodskov (Rig-Veda og
Edda I, 1890) cs thun, oder erklärte die nun einmal vorhandene,
weit über den Kreis der Indogermanen hinausreichende Uebcrein-
stimmung in den religiösen Anschauungen als nothwendiges Product
gleicher innerer Anlage. So sagt Bastian (»Der Völkergedanke«,
S. 8): »Von allen Seiten, aus allen Continenten tritt uns unter
gleichartigen Bedingungen ein gleichartiger Menschengedanke ent¬
gegen, mit eiserner Nothwendigkeit, wie die Pflanze je nach den
Phasen des Wachsthums Zellgänge oder Milchgebisse bildet, Blätter
hervortreibt.« Kuhn dagegen findet (»Die Entwicklungsstufe d.
Mythenbild.,« Abh. d. Berl. Akad. d. W. 1873), »dass die Grund¬
lage der Mythen auf sprachlichem Gebiet zu suchen und dass
Polyonymie und Homonymie die wesentlichsten Factoren der¬
selben seien.« In ähnlicher Weise gilt M. Müller (Nat. Rel.
Gifford-Vorles. 1888, deutsch von Schneider, 1890) als eigentliche
Quelle aller mythologischen Anschauung eine unter dem Zwang
der Sprache sich vollziehende Uebertragung der eigenen Thätig-
keit auf die Umgebung. In seinem neuesten Werke (Physic. Rel.
The Gifford Lectures 1890, London 1891) äussert er sich detail¬
lierter: »Wir wissen jetzt, dass, wie das Feuer und der Sturm¬
wind, so auch der Himmel und die Sonne nur durch Namen, die
Bewegung Ausdrücken, bezeichnet werden konnten. Ob wir dies
eine Nothwendigkeit der Sprache oder des Denkens nennen, jeden¬
falls ist cs eine unentrinnbare Nothwendigkeit.« Dem gegenüber
berührt cs angenehm, eine beginnende Erkenntnis auch bei den
Ethnologen zu finden. H. Riegel bemerkt (»Opferung des Isaak
u. d. Iphig.«, All. Ztg. 1890, Nr. 105): »Zugleich regte sich in
der Menschenseele geheimnisvoll eine Stimme, die eine Ahnung
gab von einer sittlichen Unterscheidung im menschlichen Thun,
von dem Gagensatze guten und bösen Handelns, von Vergehen
und Schuld. Diese Stimme nennen wir Gewissen. Soviel wir er¬
kennen können, ist diese Stimme eine allgemeine Eigenschaft der
Menschen, selbst im Naturzustände. Sie ist die mächtige Trieb¬
feder zur inneren Erziehung und Bildung, sie ist der Grund zur
Reue über ein Vergehen, zum Streben nach Sühne. — Hier knüpft
sic an die Gottesempfindung im Menschen an und hilft bedeut¬
sam mit, die religiösen Vorstellungen zu füllen und zu heben.«
Und in der That, wirft der Forscher die eingebürgerten Vor-
urtheile über Bord und geht er wirklich wissenschaftlich zu
Werke, so kommt er zu anderen Resultaten, als die gelehrte, ver¬
gleichende Mythenforschung. Dieselben lassen sich (vgl. auch
Pesch, Gott und Götter, eine Studie zur vgl. Rel.-Wiss. 1890)
in folgende Sätze zusammenfassen : Gott, der Schöpfer, ist der
erste Grund der Religion, der Monotheismus der ursprüngliche,
naturgemässe Ausdruck derselben, der Polytheismus aber spätere
Entartung. Je weiter wir die Religionsgeschichte zurückverlolgen,
um so reiner tritt für den Unbefangenen die monotheistische An¬
schauung, freilich in reflexionsloscr Weise hervor. Zu dieser Kennt¬
nis kamen die Menschen nicht bloss durch die Uroffenbarung,
sondern cs war ihnen in ihrer Vernunft und dem sittlichen Ge¬
setze ihres Innern, im Gefühl für die Verantwortlichkeit ihrer Hand¬
lungen, auch die Möglichkeit geboten, Gott ohne übernatürliche
Offenbarung zu erkennen. Die Entartung beginnt mit der Hin¬
wendung des Menschen vom Schöpfer zum Geschöpfe, mit der
Vernatürlichung der Gottheit und der Vergöttlichung der Natur.
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125
Nr. 4. — Oksterreichtsches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
126
Damit entfernen wir uns in principieller Beziehung von E. H.
Meyer‘s Auffassung in der »Germanischen Mythologie«, der die
Existenz eines obersten Himmelsgottes für die Germanen und Indo¬
germanen leugnet, nähern uns aber dem Standpunkt, den Schräder
(Sprachvergleich, und Urgesch. 2 1890) und Mogk (Mythologie,
in Pauls Grundriss der german. Philologie I, 1890, S. 982 ff.)
vertreten. Wir wollen nun zuerst den linguistischen Beweis er¬
bringen , dass die Indogermanen vor ihrer Zersplitterung den
Glauben an einen einzigen Gott und an die Unsterblichkeit der
Seele besassen, um so eine Grundlage zu gewinnen für die
weitere Besprechung der modernen mythologischen Forschung.
Selbstverständlich ist die Götterwelt der Veden 1 ), Homers
und der Edda, weil diese Dichtungen und künstliche Systeme
enthalten, für die Kenntnis der religiösen Anschauungen in der
indogerm. Zeit von sehr geringem Belang; anders steht es mit der
sprachlichen Reihe: sanskr. dyüüs, griech. Zsdr, lat. Ju-piter, ahd.
Ziu. nord. Tyr (germ. Tivaz). Wie das vedischc Epitheton dyüüs
pita, Zebc tc axvjp, latein. Ju-piter zeigl, bezeichncten die Indo¬
germanen damit den lichten Himmelsgott, den all waltenden Vater
in rein monotheistischer Auffassung. Der Himmel galt als sein
Sinnbild — die Wurzel der Gleichung ist div — strahlen —,
und erst in vedischer Zeit erblasste dyüüs vor den ihn über¬
wuchernden deva’s zur Bezeichnung des sichtbaren Himmels
(vgl. Bradke, Dyüüs Asura, Ahura Mazdü und die Asura's, Halle,
1885). Auf diesem sccundären Boden wurzelt dann die Gleichung:
griech. obpavor, sanskr. vüruna, d. h. der Himmelsgott, wird zum
Himmel (vgl. Ilias 15, 192) und als solcher zum Allumfasser,
zum Schöpfer und Erhalter der Welt, zum gerechten und doch
milden Richter, wie ihn einige der schönsten Hymnen des Rigveda
preisen, (vgl. Geldner-Kägi 70 Lieder des Rigv. Tüb. 1875), oder
wie die Giiechen ihn nennen tov xüy./.ov Jravxa tou oupavoO, to
tHj-üzs Ipäouct. Und nun beginnt bei fortschreitender Naturver¬
götterung die Ausbildung der deva’s: Die Naturerscheinungen,
früher Attribute des Himmelsgottes, werden zu göttlichen Wesen:
die Sonne, der Mond, die Morgenröthe, das Feuer, der Sturm,
die Wolke, das Dunkel. Aber gerade aus dem verschiedenen Ge¬
schlecht, das die Germanen und Romanen den Himmelskörpern
beilegten, ergibt sich, dass die göttliche Verehrung derselben nicht
schon in indogermanischer Zeit, sondern nach der Trennung der
einzelnen Völker und nach der Einwanderung auf die historischen
Wohnsitze erfolgte, denn nur so erklärt sich die Verschiedenheit
der Naturauffassung (vgl. Nissen, über altital. Klima, Vcrh. d.
34. Vers. d. Philol. 1880). In der homerischen Welt ist Zsuc als
Nationalgott der oberste Herrscher geblieben; bei den Römern
trat in der kriegerischen Zeit Mavors, der ursprünglich ja auch
ein italienischer Himmelsgott war, als Kriegsgott in den Vorder¬
grund, ebenso erhielt der Tivaz, Ziu, Tyr der Germanen, welcher
bei Caesar (de bcllo gall 6, 21) noch als Sol, als Sonnen- und
Himmelsgott bezeichnet wird, dann die Auffassung als Mars Thingsus
(vgl. Hoffory, der germanische Himmelsgott, Nachr. der Ges. d.
Wiss. zu Göttingen 1888, S. 426 ff.). Wie ein ursprüngliches
Attribut zur selbständigen, ja zur Hauptgottheit wurde, lehrt die
Entwicklung von Tivaz Wodanaz zu Wodan, Odhin.
Den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele zeigt die Ver¬
ehrung der pitaras in den Veden, denen die Fravashis der Iranicr,
die divi Manes der Römer entsprechen. Für die Griechen hat ihn
E. Rhode (Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaubc der
Griechen, I, Frejb. 1890) überzeugend nachgewiesen ; ebenso war
er bei den Germanen aufs deutlichste in Cult, Sitte und Brauch
ausgeprägt (vgl. Mogk, Mythol. § 18).
Euripides’ Iphigenie in Taurien. Nach Text und Com-
mentar getrennte Ausgabe für den Schulgebrauch von Dr. Sieg¬
fried Mekler, Professor am Communal-Obergymnasium im
XIX. Wiener Bezirk (Döbling), Privatdocent an der k. k. Uni¬
versität zu Wien, Erste Abtheilung: Text. (XU. u. 41 Seiten.)
Zweite Abtheilung: Commentar. (28 Seiten.) 8°. Gotha. Friedrich
Andreas Perthes. 1891.
Der Hrsg, dieses neuesten Bändchens der Classiker-Sammlung
Bibliotheca Gothana hat sich Jahre lang mit Vorliebe dem Studium
der griechischen Tragiker gewidmet, vor fünf Jahren die Heraus¬
gabe der Mcdea des Euripides in dergleichen Sammlung und auch die
Neuauflage der Dindorfsehen Textausgabe des Sophokles für den
Teubner’schen Verlag besorgt.Man darf daher mit Recht eine gute
Leistung von ihm voraussetzen. Allerdings wird bei uns Euripides in
den Gymnasien nicht gelesen; da aber des Hrsg. Grundsätze wohl für
*) Wenn Ki s t (Indisches, Innsbr. 1890) den Monotheismus als
»die ursprüngliche u. wahre Religion der Indier« bezeichnet, so
darf er sich hiefür nicht auf die Veden berufen.
Euripides und Sophokles die gleichen sind, dürfte eine Besprechung
des vorliegenden Werkchens auch als Fingerzeig zurBeurtheilungder
M’schen Sophokles-Ausgabe dienen und daher doppelte Berechti¬
gung haben. Von dem Hrsg, eines Schulclassikers wird gewöhn¬
lich vor Allem verlangt, dass er in Sachen der Textkritik hübsch
conservativ vorgehe. Daran nun lässt es M. nicht fehlen, wenig¬
stens insofern als er ein gründlicher Feind von Ausscheidungen
ist. Nur sieben Verse hat er innerhalb verurtheilender Klammern
gebannt, nämlich 38—41, 486 (den er aber doch in der Einleitung
eventuell für haltbar erklärt), 1025—1026. Selbst V. 1071, den
Dindorf und Kirchhoff einstimmig beseitigt haben, weil er von
Kindern einzelner Mitg ieder des Chores spricht, während doch
sonst WMlcs darauf hindcutet, dass der Chor aus Jungfrauen be¬
steht, hält er und zieht es zu diesem Zwecke vor, V. 130 zu
ändern und die zweite Antistrophe des zweiten Stasimons (138 ff.)
unnatürlich von der Vergangenheit zu erklären. Nein, hätten wir
im Chor Frauen und Mütter vor uns, die würden Seufzer der
Sehnsucht nach Gatten und Kindern ausstossen, nicht den Wunsch
nach Wiederholung des Hochzeitreigens! Und dann erst die
Aendcrung der V. 130—131:
tzöool rcotothV.ov 3aw»v uzia*
%/,7’OrV/Ot) 00’j ).a JISIX7U»)
»(zum Tempel) lenke ich den jungfräulich heiligen Fuss, ich, die
Dienerin der heiligen Schlüsselbewahrerin.« Es ist wahr, V. 130
ist, wie er vorliegt, metrisch unhaltbar, aber daraus folgt mit
nichten, dass er au! Kosten des gesunden Sinnes metrisch einzu¬
richten sei, wie es M. thut, der schreibt:
JtÖ07 ftapfrsVUOV UZ'A »>v uzlaz
vXrfi't'y/rj') 00•’)/.'/ jklJ.JtCO
und im Commentar übersetzt (es war dies nothwendig, denn
von selbst würde sonst Niemand auf diese Auffassung verfallen
oder überhaupt M’s Leseart verstehen): »lenke ich meinen Schritt,
die Dienerin der frommen Schutzfrau jungfräulich-frommen
Opferdienstes.« Ein sauberer »jungfräulich-frommer Opferdienst-*
das, die Abschlachtung der Fremden; und noch dazu sind cs
griechische Frauen, welche sich so ehrerbietig über die entsetz¬
liche Barbarei ausdrücken sollen! Das metrische Rüthsei löst sich
durch eine einfache, den obigen Sinn nicht alterierende Umstellung,
an die schon Seidler gedacht hat und die sich jedem unbefangenen
Leser sofort aufdrängen muss:
özirtc or.ov rcooa JT7.olkV.ov
yV^oor/o’j ooV/.a rcsimiu.
Ich will mit dem Hrsg, nicht darüber rechten, ob wirklich
»umfänglichere Partien von heilloser Zerrüttung« nirgends vor¬
handen seien. Ich habe in dieser Hinsicht ganz radicale Ansichten,
die ich H. M. nicht aufdrängen will, umsoweniger, als auch hier
nicht der Ort ist, sie zu begründen. In einem Punkte aber bin
ich entschieden conservativcr als M.; den Text durch so überflüssige
»Interpolationen« (er hat seine Ergänzungen selbst mit diesem
Ausdruck bezeichnet) zu entstellen, würde ich mit meinem philo¬
logischen Gewissen nicht vereinbar linden. In der Regel ist,
wo Strophe und Antistrophe nicht zusammenstimmen, die kürzere
Fassung die richtige und daher die längere nach der kürzeren
cinzurichten, nicht umgekehrt. Dass der Text der Chorpartien
offenbare Interpolationen enthält, gibt ja doch M. selbst zu, in¬
dem er 1237 ^Poißov und 1255 avasaivtuv mit Kirchhoff streift.
Und wo der Zusammenhang in den dialogischen Partien scheinbar
lückenhaft ist, wird dies wohl in den meisten Fällen nur ein
Zeichen sein, dass Unorganisches mit Organischem vermischt ist,
wie z. B. nicht nach 1014 eine Lücke anzunehmen, sondern 1015
und 1016 zu entfernen sind, weil der Sinn der Stelle: »wäre
Artemis dagegen (dass Orestes die Iphigenie mit fortnehme), wie
hätte dann Apollo mich beauftragen können, ihr Bildnis von Tauris
nach Athen zu bringen?« ist: Appollo ertheilt gewiss keinen Auf¬
trag gegen den Willen seiner Schwester, es ist also der Artemis
eigener Wille, dass ich ihr Bild von hier entführe, und selbst¬
verständlich zugleich mit dem Bilde dich, die Priesterin desselben!
— Die meisten und wahrlich nicht wenigen Aenderungen, die der
Hrsg, am Texte vorgenommen, bewegen sich auf Gebiete der
Sanierung von Verderbnissen, die sich auf einzelne oder mehrere
Worte beschränken, »an denen,« wie er sagt und wie ich voll¬
inhaltlich unterschreibe, »wahrlich kein Mangel ist.« Das ist nun
der Boden, auf dem M. am erspriesslichsten thätig war. Freilich
ist bei weitem nicht Alles haltbar, was der Hrsg, auf diese Art
herausgeklügelt hat; so ist 15 2s': 2‘ V o*f" 7War eine garstige
Kakophonie, 754 äüS dvxs epssx ry/.' 7»vor geschraubt (alvos ist
allerdings ausgezeichnet; der Vers dürfte herzustellen sein: au'
au t:c s“T7i xa'.voc), 912 ooosv «V et: o:2* desgleichen,
1209 jio:' u.zvj ßdc eine Tautologie (wahrscheinlich jrVac xayar;
welcherlei Anordnungen? in der späteren Grücität kommt xay^ in
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127
Nr. 4.
Oesterrek.hisches Litteraturbeatt. — I. Jahrgang.
128
diesem Sinne vor, und dass manche Fehler aus falscher Com-
pendicnauflösung sich erklären, beweist 974 ö-avoiv für tH/aov wie
Schmidt, und 870 ico/«e(oc für rs).sxeo>£, wie M. selbst vortrefflich
hergestellt hat; so also auch hier ri/ctc fehlerhaft für Tayar),
1010 ev ll’jO'o: völlig unbegreiflich. Einiges ist schon von früheren
corrigiert, was M. als eigene Besserung anführt, offenbar weil ihm
die Präexistenz derselben entging, was ja leicht geschehen kann;
so ist die Interpunction von 1042 bereits von Seidler, 904 /.r^avie
von Markland vorgeschlagen; auch ist 253 der Gedankenstrich
nach rJtW) nicht zuerst von Weil eingesetzt, sondern erscheint
schon in der Glasgowcr Ausgabe von 1821. Sehr gut ist 680
cpovrpar statt 895 ava statt «v yj, 1299 jj-Ey’ etti statt
jjleteGT i; eine ganz meisterhafte Verbesserung ist die Aeijderung
des V. 813 fyssiza ypoTr^ aovos vjvix* r^v tcsoi in rxo*>* a y^’j3r 4 s
äpV^S 7-V VElZYj REOl.
Die metrischen Schemata entfernen sich nicht von dem her¬
kömmlichen Geleise. M. glaubt an Kola mit Wortbrechung, selbst
wo, wie z. B. 1104 und 1121, schon der Umstand, dass die Wort-
zerhackung in Strophe und Antistrophe gleichmüssig angenommen
werden müsste und beide Male nur eine Silbe zum nächsten Kolon
hinübergezerrt würde xäx/aov, evö-a x’jxvos p.E/ao — Mo Lac
tfEpr/TTESEl = TO ol JJ.eV EOT’V/iaV XOCXOÖ— Otfa*. tivaToic ßapl>C auov),
entschieden dagegen Verwahrung einlegt (im angegebenen Falle
schliesst das erste Kolon mit {jis/.ipooc und xaxoOsifa». und hat das
metrische Schema zu lauten ooo — o o — o-^ — a t| — oo
Der Commcntar hält die richtige Mitte zwischen zu grosser
Brcitspurigkeit und zu grosser Knappheit. Schwierigere Stellen, na¬
mentlich die unter des Hrsgs. ändernder Hand dunkler gewordenen,
sind übersetzt, so dass sich der Schüler, auch wo ihn infolge der
Acnderungen das Lexicon im Stiche lässt, leicht zurecht finden
kann. — Druck und Corrcclur sind äusserst sorgfältig.
Wien. Michael Gitlbaucr.
Museum , Rhein., f. Philologie, N. F. XLVII, 2
Nissen, Die Staatsschriften d. Aristoteles.- Domaszcwski,
Die Dislocation d. rüm. Heeres i J. 66 n. Chr. — Hcnse, Bion
bei Philon. — O. E. Schmidt, Der Ausbruch d. Bürgerkrieges
i. J. 49 v. Chr. — Blass, Demosthen. Studien. — F röhner,
Kritische Studien. — Ihm, Die Hippiatrica.
EAAAX, IV, 2.
II. C. Müller, In memoriam A. R. Rangawis. — H. C.
Müller, Kann Aristoteles’ Schrift vom Staate der Athener e.
Mystiflcation sein? — Papadimitracopoulos, Le poete Aristo-
phane et les partisans d‘ Erasme. — Boltz, Island u. Hellas. —
Mitsotakis, Kretische u. Kyprischc Dialectproben mit deutscher
Uebersetzung. — Carducci, Pianto.
Romania , XXI, 81.
Thomas, La loi de Darmestetcr en proven^al. — Morf,
Notes pour servir ä 1’ histoire de la legende de Troie en Italic.
— P. Meyer, Maitre Pierre Cudifrin. — P. Meyer, Ballade
contre les Anglais.
Anglia , XIV, 3.
Lu ick, Beiträge z. engl. Grammatik. — Holthausen, Zu
alt- u. mittelengl. Dichtungen II. III. — Sarrazin, Die Ent¬
stehung der Hamlettragödie. — Flügel, Die Gedichte d. Königin
Elisabeth. — Grade, Xegcrenglisch u. d. Westküste von Afrika.
Alema nn ia, XIX. 1.
Lauchert, Studien zu Th. Murner’s Wörterbuch. —Beeil,
Zur Martina Hugo’s v. Langenstein. — Birlingcr, Ex Bibo-
sophia. — Jenny, Alte Reccptc u. Hausmittel. — Paul Beck,
Bibliographie zu Seb. Sailer. — Birlingcr, Sagen. — Ders.
Der grosse Jahrtag auf d. Wurmlingcr Berg. — Hintner, Sprach¬
liches Tschäna. — Birlingcr, Sittengeschichtl. aus Jaunerlistcn.
Phonetische Studien, V, 2.
Lloyd, Speech sounds: their nature and causation. —
Aranjs, Recherches sur la phonötique espagnole. — W. Swo-
boda, Der neusprachl. Unterricht in Oesterreich.
Braitmaier, Gocthecult u. Goethcphilologie. E. Streitschrift.
Leipz. Fock. gr. 8°. (IV, 120 S.) fl. 1.50.
Ne ubaucr H., Caldcron,eineWürdigung. 2 Vorträge ebd. 8°. (62 S.)
fl. —.60.
Ungewitter W., Xavier de Maistre, S. Leben u. s. Werke. Berl.
Gronau, gr. 8°. (71 S.) 11. 1.08.
Stoffel J., Schillers W. Teil, im einzelnen erklärt u. gewürdigt.
Langensalza. Bayer & Söhne, gr. 8°. (IV, 65 S.) fl. —.42.
Schucht H., De documentis oratoribus atticis insertis et de litis
instrumentis prioris adversusStephanum orationis Demosthenicac.
Königsberg. Gräfe & Unger. gr. 8°. (88 S.) 11. —.72.
Bintz J., Der Einfluss der ars poetica d. Horaz auf d. deutsche
Lnteratur d. 18. Jhdts. Hamburg. Herold, gr. 4°. (37 S.) fl. 1.50.
Klussmann M., Excerpta Tertullianca in Isidori Hispalensis
Etvmologiis. ebd. gr. 4°. (31 S.) 11. 1.50.
Kraft Ph., Conjugationswechsel im Neufranzösischen v. 1500 bis
1800. ebd. gr. 4°. (51 S.) fl. 1.50.
Redlich C. Ch , Lessings Briefe. Neue Nachträge u. Berichtigungen,
ebd. gr. 4°. (33 S.) fl. 1.50.
Zimmer H, J. F. W. Zachariä u. sein Renommist. E. Beitr. z.
Litt.- u. Culturgesch. d. 18. Jhdts. Leipz. Rossberg. gr. 8°.
(III. 102 S.) fl/ 1.24.
Joachim H , De Theophrasti libris rcsfA £<;>tuv. Leipz. Fock. gr. 8°.
(64 S.) 11. —.90.
Kleinpaul R. f Das Stromgebiet der Sprache. Ursprung, Entwick¬
lung u. Phvsiologic. Leipz. W. Friedrich, gr. 8°. (XXXIX, 527 S.)
fl. 6.—.
Scholia vetera in Nicandri Alexipharmaca e cod. Gotting, edita.
Recensioncm ab E. Abel inchoatam ad flnem perduxit R. \ r äri.
Berlin. Calvary. gr. 8°. (120 S.) fl. 2.10. (Publ. d. k. Akad. d.
Wiss. in Budapest.)
Klapperich J., Zur Sprache d. Lustspieldichters Sheridan. Leipz.
Fock. 4°. (24 S.) fl. —.60.
Aufrecht Th., Florentine Sanskrit manuscripts, examined. Leipz.
Krevsing. gr. 8°. (IV, 181 S ) fl. 4.80.
Kupffer J., Goethes Faust als Erzählung z. Einführung in d.
Verständnis d Originals. Naumburg a. S. Schirmer. 8°. (XX.
402 S.) 11. 2.70.
Falken heim H., Kuno Fischer u. d. litterarhistor. Methode.
Berl. Speyer & Peters, gr. 8°. (VI. 107 S.) fl. —.90.
Gärtner H., A polgäri dräma törteneteböl. (Aus d. Gesch. d.
bürgcrl. Dramas.) Budapest. Robicsek. 8°. (33 S.) fl. —.40.
Gott wald B., Catalogus codieum manuscript., qui asservantur
in bibliotheca monasterii O. S. B. Engelbergensis in Helvetia.
Freiburg, Herder, gr. 8° (XVII u. 327 S.) fl. 7.20.
B u c k, C. I)., D. Vocalismus d. oskischen Sprache. Leipz., Köhler’s
Antiquarium, gr. 8° (XVI u. 219 S.) fl. 4.50.
Mitte Mai wird das Probeheft der von der G. J. Göschen-
schen Vcrlagshandlung in Stuttgart vorbereiteten > Jahresberichte
f. neuere deutsche LitteratUrgeschichte « zur Ausgabe gelangen.
Bei Speyer & Peters in Berlin erscheint in Kurzem
»Bhäradväjajjikshu [ein phonet. Lehrbuch] cum versione latina,
cxcerptis es commentario, adnotationibus criticis et exegeticis,
edidit Dr. Emil Sieg« zum Preise von fl. 2.40.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Inama-Sternegg, K. Th. v.: Die persönlichen Verhält-
nisse der Wiener Armen. Statistisch dargestellt nach den
Materialien des Vereines gegen Verarmung und Bettelei von
dessen Präsidenten. Wien. Im Selbstverläge des Vereines.
1892, 8°.
Das vorl. Büchlein umfasst nur 22 Seiten, doch
sein Inhalt ist sehr wcrthvoll. Es beschäftigt sich mit den
Verhältnissen der Armen, welche der genannte Verein
unterstützt, dessen »Wirksamkeit vor Allem auf die
Hebung sinkender Existenzen gerichtet ist«. Die Tendenz
des Büchleins charakterisiert der Verf. in folgenden Sätzen :
»1. Die Umstände, unter welchen die Verarmung in der
Regel eintritt, einzeln und in ihren vielverschlungenen
Verbindungen, das Mass der Intensität, mit welcher
zur Verarmung führende Umstände auftreten, die
typischen Formen, in welchen die Verarmung einhergeht,
der gesetzmässige Verlauf dieser socialen Krankheits¬
erscheinungen — das alles soll durch die Individual¬
statistik der Armuth klargelegt und zur Richtschnur für
die Armenpflege werden. 2. Im Deutschen Reiche ist
diese Art der Armenstatistik bereits sorgsam gepflegt;
nach mannigfachen Versuchen ist 1885 eine das ganze
Reich umfassende statistische Aufnahme über die öffent¬
liche Armenpflege durchgeführt und seitdem in einzelnen
Staaten, wie auch insbesondere in den grösseren Städten
öfter wiederholt worden. In Oesterreich ist bisher für
diese Statistik noch wenig geleistet; über die Zustände
der öffentlichen Armenpflege berichtet in ganz summari-
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129
Nr. 4. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
130
scher Weise die amtliche Statistik; die Einrichtungen der
communalen Armenpflege sind, wenigstens für die letzten
Jahre und für eine Anzahl von Städten, im österrcichen
Städtebuche geschildert. Eine Individualstatistik der Armen
fehlt aber gänzlich. Der vorliegende kleine Beitrag kann
allerdings nicht prätendieren, diese Lücke auszufüllen.
Aber als ein erster Versuch auf diesem Gebiete mag er
immerhin Beachtung finden, umsomehr als er auf einer
stattlichen Anzahl von 10.000 sorgsam ausgewählten
Fällen beruht, welche zusammen, jedenfalls einen grossen
Theil der ganzen Armenbevölkerung der Reichshauptstadt
umfasst.« Der Verfasser gibt zunächst eine Aufklärung
darüber, auf welche Weise er seine Zählarbeit vor¬
genommen hat. Hierauf gruppiert er seine Armen nach
folgenden Eintheilungsmomenten: Gebürtigkeit, Zuständig¬
keit, Dauer des Aufenthaltes, Geschlecht, Civilstand,
Alter, Kinderzahl, Familienverhältnisse und Gesundheits¬
zustand, Berufs- und Erwerbsverhältnisse, Einkommen,
Miethe und Schulden. Das Bild, welches er so gewinnt,
gibt jedem, der sich mit dem Armenwesen beschäftigen
will, werthvolle Winke. Die Armenpflege ist zwar nicht
im Stande, die sociale Frage zu lösen; wer mit jener auch
diese lösen wollte, würde sich und andere täuschen. Aber
die Armuth ist heute eine sociale Krankheit, wie der
Verf. ganz richtig andeutet. Um die Krankheit zu erkennen,
bedarf es der Diagnose. Ein Arzt ohne Diagnose wäre
ein Charlatan und ein solcher ist nur für eingebildete
Kranke ungefährlich. Eingebildete Kranke auf dem socialen
Gebiete sind aber selbst gefährlich und zwar die gefähr¬
lichsten Individuen. Wer sich mit dem Studium der
Armenpflege abgibt, darf die vom Verfasser gegebenen
Winke nicht unberücksichtigt lassen.
Wien. Dr. H. Misera.
Jahrbücher f. Nationalökon. u. Statistik v. Hildebrand. 3. F. III, 2.
Loening, Landgemeinden u. Gutsbezirke in den östlichen
Provinzen Prcussens. — Lindsay, Die Silberfrage in d. Vereinigt.
Staaten von Nordamerika. — Loening, Novelle zum preuss.
Armeegesetz. — v. d. Borght, Die Urtheile d. deutschen Handels¬
kammern üb. d. Novelle z. Gewerbeordnung nach d. Jahres¬
berichten f. 1890. — Die Zunahme d. Bevölkerung in d. haupt¬
sächlichsten Kulturstaaten während der letzten Decennien. — Hirsch¬
berg, Die Brotpreise in Berlin 1891.
Archiv f. prakt. Rechtswissenschaft. 3. F. V, 2.
G. Heinzerling. Handlungsfähigkeit des minderjährigen
Gewerbetreibenden in geschäftl. Entwicklung. — W. H e i n z e r-
1 i n g, Ist eine von den hessischen Gerichten der nichtstreitigen
Gerichtsbarkeit auf Grund des hessischen Stempel-Tarifs gemachte
Stempclauflage im Wege der Klage vor den ord. Gerichten anfechtbar?
Archiv f. äff ent l. Recht. VII, 2.
L a b a n d, D. Gnadenrecht in Finanzsachen nach preuss.
Recht. — E. R. B i e r 1 i n g, Sind die Beamten des evangel.
Kirchenregiments in Preussen als Staatsbeamte anzusehen ? ■—
F. Herzfelder, Zur neueren Litteratur üb. d. Wesen des Rechts.
— W. E. K n i t s c h k v, das deutsche Seestrasscnrecht.
Archiv /. Strafrecht. XXXIX, 2 u. 3.
Zucker, Noch einige Bemerkungen über die bedingte Straf¬
nachsicht. — Reiffel, Das Nahrungsmittelgesetz u. d. Recht¬
sprechung. — D e 1 i u s, Inwieweit ist Strafverfolgung u. Straf¬
vollstreckung gegenüber Ausgelielerten zulässig? — G i 1 1 i s c h e w-
s k i, Zur Auslegung des § 360. Nr. 11 St. G. B. — B ä 1 z, Ver¬
suchter oder vollendeter Diebstahl ? — F u 1 d, Die Gotteslästerung
u. d. Strafgesetz. — Meves Ueb. d. strafrechtl. Privileg, gesetz¬
gebender Versammlungen.
Archiv f. bürgerliches Recht. VI, l.
Neubauer, Der Nichtkaufmännische Maldcrvcrtrag in der
Praxis. — O. Fischer, Zur Lehre von den gemeinschaftl. Te¬
stamenten der Eheleute. — Hergenhahn, Sind die vor der
Geltung des Aktiengesetzes vom 18. Juli 1884 statutarisch einge¬
räumten Vorzugsrechte auf den Bezug der neuen Aktien noch
rechtswirksam? — G. E g e r, Der Abschluss des internat. Eisen¬
bahnfrachtvertrages u. d. Bedeutung d. Frachtbriefes u. Duplikats.
Neue Erscheinungen:
Robinow, R., D. Begriff d. Werthpapiers nach neueren Reichs-
u. Landesgesetzen. Berl., Bahr. gr.-8°. (III, 71 S.) fl. —.72.
B e r 1 i n-W i e n-R o m, Betrachtungen üb. d. neuen Kurs u. die
neue europ. Lage. Leipzig, Duncker & Humblot. gr.-8°. (IX,
273 S.) fl. 3 —
S e i f a r t h, F., D. Berufsstatistik d. deutschen Reichs, nebst d.
landwirthschaftl. Betriebs- u. Gewerbestatistik. I. Bd. D. Berufs¬
statistik. Heidelberg, Hörning. 8°. (VIII, 205 S.) fl. 1.44.
Wegele, H., Zur Geschichte d. falschen Anschuldigung.
Ansbach, Brügel. gr.-8°. (54 S.) fl. —.90.
Osterrieth, A, Altes u. Neues z. Lehre v. Urheberrecht.
Leipz., Hirschfeld. gr.-8". (VIII, 116 S.) fl. 1.80.
M o 11 a t. G., Lesebuch z. Geschichte d. deutschen Staatswissen¬
schaft v. Engelbert v. Volkersdorf bis J. St. Pütter. Zum akad.
Gebrauch. Tübingen, Laupp. gr.-8°. (VIII, 132 S.) fl. L8Ü.
C r ü g e r, H., Die Erwerbs- u. Wirthschafts-Gcnossenschaften in
d. einzelnen Ländern. Jena, Fischer. gr.-8°. (VII, 375 S.) fl. 4.50.
Hruza E., Beiträge z. Gesch. d. griech. u. röm. Familienrechtes
I. Die Ehebegründung nach attischem Rechte. Erlangen, Dei-
chert. (V, 146 S.) fl. 1.80.
R i c g e r, B., O pomeru ceskych stavü k reformam poddanskvm
za Marie Terezic. (Ueb. d. Verhältniss böhm. Stände zur
Unterthänigkeitsreform z. Z. M. Theresia’s) Prag, fiivnäe. gr.-8°.
(CI S.) fl. —.75.
N v e v i c z k e y, A., A budap. kir. itelotäbla törtenete 1861 —1891.
(Geschichte d. Budap. kgl. Gerichtstafel.) Budapest, Robicsek.
8°. (XVIII, 177 S.) fl. 1.20.
Neu mann, Arm., A kercskedclmi törvdny magyaräzata I. 1.
(Commentar zum Handelsgesetz) Budapest, »Athcnaeum« gr.-8°
(XXV, 1—3S4) fl. 2.50.
Die Internationale kriminalistische Vereinigung hat auf ihrer
letzten Hauptversammlung zu Christiania 27. Aug. 1891 die Her¬
stellung eines im grossen Stil gehaltenen Werkes unt. d. Titel:
»Die Strafgesetzgebung der Gegenwart in rechtsvergleichender
Darstellung« beschlossen. Die wissenschaftliche Leitung des Werkes
liegtin den Händen eines besonderen Redactionsausschusses, welcher
aus den Professoren des Strafrechts Gau ekler (Caen), van Hamei
(Amsterdam), Lammasch (Wien), Prins (Brüssel), Stoos (Bern)
und von Liszt (Halle), unter der Leitung des Letztgenannten,
besteht. Der Verlag sowie die Geschäftsleitung ist der Verlags¬
buchhandlung Otto Liebmann in Berlin übertragen worden. Das
Werk ist auf 5 Bände von durchschnittlich je 50 Druckbogen in
4° berechnet und soll gleichzeitig in deutscher u. in französischer
Sprache ausgegeben werden. Die Vertheilung des Stoffes ist die
folgende: I. Bd.: Die Strafgesetzgebung der einzelnen Länder.
II. und III. Bd.: Der allgemeine Theil des Strafrechts. IV. und
V. Bd.: Die einzelnen strafbaren Handlungen. Der Ladenpreis des
Bandes wird etwa 30 Mark betragen, so dass das ganze Werk
etwa 150 Mark für jede Ausgabe kosten wird. Die Ausgabe des
I. Bandes wird bereits Ende 1892 erfolgen.
Länder- und Völkerkunde.
Lanckororiski, Carl, Graf: Rund um die Erde, 1888 —
1889. Geschautes und Gedachtes. Stuttgart, J. G. Cotta. Nachf.
Mit 2 Kartenbl. gr. 8°. (XI, 513 S. m. Abb.) fl. 6.—
Der verdienstvolle Verf. der wissenschaftlichen
Expedition nach Pamphilien hat nun die Schilderung
seines Spazierganges um die Welt veröffentlicht. So sehr
die Zahl ähnlicher Bücher sich in den letzten 20 Jahren
gemehrt hat, können wir das vorliegende doch nur mit
Befriedigung begrüssen, zumal Graf L. uns nur
selbst Gesehenes und Gedachtes mittheilt, Compilationen
verschmäht. Das Geschilderte ist daher mit Einem Mass-
stabc gemessen, was dessen Werth unbedingt erhöht. Als
Vergleichsobjecte wählt L. vorzugsweise in Italien Ge¬
sehenes, also ziemlich allgemein Bekanntes, wodurch das
Verständnis der Schilderungen dem kunstgebildeten Leser
wesentlich erleichtert wird. In der Beschreibung Indiens
liegt der Schwerpunkt des Werkes und namentlich in
jener der ebenso herrlichen als mannigfaltigen Bauwerke
dieses Landes. Dank der Vortrcfflichkcit der gegen¬
wärtigen Verkehrsmittel war es dem classisch gebildeten
und fein empfindenden Verfasser vergönnt, dort in
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131
Nu. 4. — Oesterreiuhisuhes Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
132
kurzer Zeit so Vieles und so eingehend zu besichtigen,
dadurch aber einen so vollständigen Ueberblick zu ge¬
winnen, wie er noch vor wenig Jahren nur mit Mühe
erreichbar war. Für das Studium der Culturgcschichte
alter Völker im Allgemeinen ist eine Reise nach Indien
von hoher Wichtigkeit. »Und darin liegt,« sagt treffend
L., »der grosse Vorzug Indiens vor allen übrigen Ländern,
in denen sich die Geschichte des Alterthums abspielte.
Was dort todt, ist hier noch lebendig. Das Todte mag
tausendmal schöner gewesen sein, als was hier lebt,
aber nur wer hier war, kann sich in der Vorstellung
Theben und Babylon beleben.« Doch nicht nur mit der
Architektur, sondern auch mit dem Land, in welchem
dieselbe entstand, beschäftigt sich der Autor mit Vorliebe.
Uebcrall begegnen wir in seinem Buch Vergleiche zwi¬
schen den Landschaften des östlichen Asiens und jenen
in den Mittelmcerländern. Er hat ein künstlerisch geübtes
Auge für Stil und grosse Linien, namentlich aber jene
classischcn Landschaften, in welchen die Vegetation
in den Hintergrund tritt. Der Aehnlichkeiten gibt es in
dieser Beziehung unter allen Breiten. Zugegeben! Die
Tropen sind indessen, da wo ihre Vegetation sich
geltend macht, eine Welt für sich, von welcher der
nähere Orient, Aegypten inbegriffen, nicht einmal einen
annähernden Begriff zu geben vermag. Die ausgeprägte
Individualität der gewaltigen Vegetationsformen der Tropen,
z. B. der grossen Blattpflanzen und Palmen bringt ein
neues Element in die Landschaft, mit dem man rechnen
muss, an dessen phantastische Schönheit und Macht das
Auge sich aber erst gewöhnen, welche man erst studieren
muss. Gerne hätten wir es gesehen, wenn der Autor die
landschaftlich schöneren Theilc Ceylon’s mit ihrer üppigen
Vegetation besucht hätte; wir würden dann seine Ansicht
auch in dieser Richtung hören. Gf. Hübners Urtheil über
den ehrenwerthen Charakter der anglo-indischen Beamten
finden wir durch L ’s Ausspruch bestätigt. Die veralteten
Begriffe von der Misswirtschaft der Organe der ost¬
indischen Compagnie sind ein längst überwundener
Standpunkt. In dem gegenwärtigen allzufreisinnigen Re¬
gierungssystem, welches für Indien nicht passt, sieht der
Verf. jedoch eine Gefahr für die Zukunft. Besonders an¬
ziehend ist auch die Beschreibung der Querzüge durch Japan,
und so manche Bemerkung über die Japaner und deren
künstlerische Leistungen. So ansprechend Japan, so
merkwürdig China erscheinen mögen, so liegen sie aber
doch bereits jenseits unseres eigentlichen Horizonts,
während L. nicht genug betonen kann, dass Indien in
jedem Sinne noch in unseren Culturkreis gehört, und ein
eingehenderes Studium nicht nur Seitens unserer Littcratur-
Historiker, sondern auch Seitens jedes Gebildeten ver¬
dient. Auch in der Schilderung des flüchtigen Besuches
Nordamerikas finden wir so manche geistreiche Bemer¬
kung niedergelegt, die für die Vielseitigkeit des Verf.
Zeugnis ablegt. Niemand, der nicht von aufregenden
Jagd- und anderen persönlichen Erlebnissen zu lesen
hofft, wird das Buch aus der Hand legen, ohne sich
durch dasselbe in angenehmer Weise angeregt zu fühlen.
Haben wir es auch grossentheils nur mit ersten Eindrücken
zu thun, so sind vielleicht gerade diese bei einem ge¬
schulten aber unbefangenen Beobachter in so mancher
Beziehung werthvoll, sowie ja nur zu oft auch bei der
Beurtheilung von Personen. Jedenfalls sind sie eine gute
Basis für spätere Reisen und wiederholtes, aufmerksames
Beobachten fördert ein richtiges Urtheil bei vergleichenden
Studien mehr, als langes ununterbrochenes Verweilen an
einem Orte. Möge der Autor daher die gewonnene Grund¬
lage für weitere Studien benützen, wozu Kenntnisse und
Unabhängigkeit der Stellung ihn besonders befähigen.
Wien. Eugen Frh. v. Ransonnct.
Globus , LXI. 18, 19
R. And ree. Der amerikanische Ethnograph Walter J. Hoff-
mann. — M. Habcrlandt, Die Schrifttafeln der Osterinsel. —
C. M. Pleyte Wzn, Gegen I)r. Jacobs Theorie über die Bedeu¬
tung der Beschneidung. — R. K. Kain dl, Zauberglaube bei den
Ruthenen in der Bukowina und Galizien. — J. Maerker, Der
28. März 1892, ein Erzkritikus nebst Bemerkungen über die
Falb’sche Theorie. — Schweinfurth über Italienisch-Afrika. —
(19.) Vollmer, Die wirtsehaftl. Fortschritte der Südseeinseln
1890—91. — Coudreau’s Reisen in Franz-Guayana. I. — Yer-
schiebg. d. Bevölkerungscentrums d. V. Staaten. — Sunder¬
mann, 50 niassische Sprichwörter. — Warburg über d. Yegc-
tationsverh. v. Xeu-Guinea. — Die Entwicklung Kameruns 1891.
— Repsold, Die Engländer am Njassasee.
G ra ph isch es ffahrb uch , X V . 1891.
Hergesell u. E. Rudolph, Die Fortschritte der Geophysik.
— Schering, Die Fortschritte unserer Kenntnisse vom Magne¬
tismus der Erde. — Toula, Neuere Erfahrungen über den geo-
gnostischen Aufbau der Erdoberfläche. — Krümmel, Die Fort¬
schritte der Ozeanographie. — Brückner, Die Fortschritte der
geographischen Meteorologie. — Drude, Die Fortschritte in der
Geographie der Bilanzen. — Gerl and, Die ethnologische Forschung
1889 u. 1890.
feterman ns Geogra phische Mittheilungen. 38. IV.
Wilkinson E., Die Ka'ahari-Wüste. — Immanuel, Die
Pamirfrage. — Cevp, Beiträge zur Kunde über d. südöstl. Theil
Persiens.
Sitzung der ungar. ethnographischen Gesellschaft.
Am 20. Feb.: St. W 1 i s 1 o c k i, lieber weissagende Thiere
im Kalotaszeger Volksglauben.
Am 27. März: Jul. Käldv, Vortrag über altungar. Musik
Sitzungen d. ung. geographischen Gesellschaft.
Am 25. Febr.: Xik. K o n k o 1 y i T h e g e, lieber die Me¬
thoden d. geographischen Längendifferenz-Bcstimmungen u.d. in Un¬
garn durchgeführten Bestimmungen. — D. Butyka, Cb. d. Kurden.
Am 10. März: Otto Hermann, Die Fischerei-Topo¬
graphie des Plattensee.
Am 23. März: Geza M a j 1 ä t h, Ueber meine Reise in Japan.
Sitzung d. ung. geolog. Gesellschaft.
Am 2. März: Jul. S z ä d e c z k y, Die Umgebung von
Nagyäg (Siebenbürgen). — Thom. S z o n i a g h, Die Umgebung
von Nagy Kärolv.
Neue Erscheinungen:
Guth J., Na pokraji Sahary. Vzpominky a dojmv z ccst po Alzirsku.
Ulustroval V. Oliva (Am Rande der Sahara. Reisecrinnerungcn).
Prag, Vilimek, gr. 8°. (115 S.) fl. 1.50.
Strausz Adf., Bolgär nepköltesi gyüjtemeny. Eddig kiadatlan
eredeti bolgär szöveggel. Ford, es a bolgär kormäny segclycvcl
kiadva. A bolgär elöszot irta: Sismanov D. Ivän dr. 2 kötet.
(Bulgar. Volksliedersammlung.) Budapest, Revav, S°. (XV, 331,
393'S.) fl. G.—.
V o g u 1 nepköltesi gyütcmeny. I kötet. Regek es enekek
a viläg teremteseröl. Elsö filzet. (Sammlung von Volksliedern
der Vogulen. I. Sagen u. Dichtungen von d. Erschaffung der
Welt. 1.) Budapest, k. Akad. d. Wiss. 8°. (172 S.) fl. 1.50.
Jankö J., Kalotaszeg magyar nepc. Neprajzi tanulmany. (Das
ungar. Volk von Kalotassek.) Budapest »Athenaeum«, 8°. (VII,
323 S.) fl. 2.-.
Von P v. Melingo erscheint demnächst bei W. Braumüller
in Wien »Griechenland in unseren Tagen Studien und Bilder.
(8°. 14 1 /, Bog. fl. 3.—.)
Von dem grossen Werke »Städte Pamphyliens u. Pisidiens.
Unter Mitwirkung v. G. Niemann u. E. Petersen hrsg. v. Grafen
C. Lanc korönski« erscheint demnächst oei Tempsky in Wien-
Prag der II. Bd. (Pisidien) in f°. (IV u. 248 S. mit 3 PI. in Farben¬
druck, 33 Kupfertafeln u. 144 Text-Abb.) Der Preis des Bandes,
der in etwa 250Exmpl. in den Handel kommt, stellt sich auf fl. 60.—.
Im Hartleben’schen Verlag in Wien wird in Kürze ausgege¬
ben: »Capri, Natur, Volksthum, Geschichte und Altcrthümer der
Insel.« Von Dr. Reinhold Schoener. 10 Bogen, 8°, mit 12 Illustr.
und Karten, fl. 1.—.
Digitized by UjOOQie
133
Nr. 4. — Okstrrrkichischrs Lttteraturbf.att. — I. Jahrgang.
134
Militärwissenschaften.
Moltkes Feldzugs-Entwurf 1866 und die Lage Bencdeks
am 30. Juni und 1. Juli 1866. Kritisch beleuchtet von Berlin
bei Fr. Luckhardt. 8°. (41 S.) !1. 60.
Nach längerer Pause ist wieder ein F.pigone des
Herzogs von Joinvillc erstanden, welcher die Welt im
Pester Lloyd belehrte, dass Moltke 1866 im Feldzuge
gegen Oesterreich auch Fehler begieng. Das erregte den
Unwillen eines Anderen, welcher Jenen zuerst in einem
Artikel der »Deutschen Heeres-Zeitung« und, als ihm das
später zu wenig schien, noch in einem »stark erweiterter
Sonderabdruck« obigen Artikels abkanzelte. Der Feder-
Stratege des »Pester Lloyd« betrat die Pfade seiner Vor¬
gänger und tadelte an M.’s Feldzugsplan alles, was nicht
strategisch schulgerecht war und besonders das Getrennt¬
halten der preussischen Armeen. M ’s. Vertheidiger weist
die Kritik des Ersteren Punkt für Punkt zurück. Er be¬
spricht die Sachlage vor dem Kriege und führt aus, wie
sich dieselbe beim Wechsel der Phasen auf preussischer
Seite gestaltete. Den daraus entspringenden Nothwendig-
keiten musste M. allseitig gerecht werden und ihnen die
rein militärischen Fragen anpassen. Der operative Theil
seiner Gesammtaufgabe war von Rücksichten auf eben
jene Sachlage stark beeinflusst M.’s Operationen be¬
treffend zeigt der Yerf., dass sie in jeder Beziehung
richtig, der geographischen Lage, den Communicationen
und Ressourcen des Schauplatzes angepasst, auf die Be¬
waffnung und die Taktik des Gegners sowie auf den
Charakter und das Talent seines Führers berechnet
waren. Die Abweichungen von den starren Principien
der Wissenschaft beruhten auf der Ausnützung von Vor¬
theilen, welche die Verhältnisse gewährten. Die Anwen¬
dung derselben wird durch zahlreiche Beispiele aus der
Kriegsgeschichte begründet. — Der anonyme Verf. führt
eine kernige Sprache und überzeugt in sachlichen Dingen
durch die Logik seiner Argumentationen. Aber sein Un¬
wille reisst ihn fort Er bringt mit dem Kritiker des
»Pester Lloyd« die österreichische Regierung in Verbin¬
dung und nimmt an, dass man in österreichischen hohen
Kreisen über M. urtheile wie jener. Er behauptet, M.
hätte seinen Plan auch auf Bencdeks Unfähigkeit berech¬
net und gegen Napoleon I. sicher einen andern entworfen.
Damit ist M. schlecht gedient; denn Benedek war bis
dahin als unternehmender General bekannt und konnte
nicht berechnen, was ihm, bei aller Unfähigkeit, im un¬
gelegenen Augenblicke hätte einfallen können, und sei
es nur par boutade. Ein Dritter könnte da, auch ohne
vorherige Absicht in diese Arena hinabzusteigen, leicht
in die Zwangslage gerathen, M gegen seinen Vertheidiger
zu vertheidigen. Sp.
Had törtenelmi Kdzlemenyek (»Kriegsgeschichtliche Mit-
thcilungen«), Bd. V., 1892. 1. — Kol. T h a 1 y, Das Gefecht
von Szomolänyi (1704, 28. Mai). — Die Entscheidungsschlacht
von Mezö-Keresztes. 1596. Preisgekrönte Arbeit von Andr. K o-
maromy, I. — J. T h ü r v, Die türkischen Berichte über die
Rückeroberung der Veste Gran. 1595. — J. H u s z ä r, Ueber
den Ursprung der Husaren. — J. I 1 1 e s y, Protokoll der kriegs¬
rechtlichen Untersuchung betreff, d. Uebergabe d. Festung Neo-
grad. 1663. — St. Ivan y i, Kommandoworte anno 1797. —
L. Mangold, Bibliogr. zur Kriegsgeschichte unter Bela IV.,
Stefan V. und Ladislaus IV. — Besprechungen, Karten etc.
Heft 2. — Al. Szilägyi, Die Kapitulation von Szath-
mär(l644). — K o m ä r o m v’s und Thur y’s Aufsätze II. (I.oben)
— J. Horvath, Berichteines Streifcorps aus der Zeit der schle¬
sischen Kriege (Aus d. Archiv d. Familie Nädasdy, rührt von
General Bar. Franz Max Jahnus her. Betrifft die Kriegscreignisse
von 1657, September-Oktober.) — Jos. Kone z, Die Organi¬
sation der Wehrkraft von Hermannstadt. 1686. — Das Tagebuch
des Generals Kray. (Betrifft den Feldzug von 1797 am Rhein).
— K. Thal \ r , Die Eroberung von Neuhäusel. 170L — G. G ö-
mörv, Die Wiener Vorstädte, ihre Befestigung und die ersten
Einfälle der Kurutzcn in Nieder-Oestcrreich. — Kleinere Aufsätze,
Bibliographie, Besprechungen. (U. a. wird das in Ungar. Sprache
von Karl Balogh herausgegebene Werk »Histor.-polit. Studien
zur Gesell. Eugens von Savoyen« besprochen.)
Milit< 7 r-Zeitung, XLV1. 17.
Sprengbomben und Panzcrthürme. — Verwendung des Alu¬
miniums f. mil. Zwecke. — Keim, Wie lässt sich die Menage der
Mannschaft ohne Kosten verbessern? — Die diesjährigen Manöver
in Frankreich. — Gotthardbefestigung. — Mil. Rundschau.
Armee- und Marine-Zeitung. X, Nr. 415.
Lukes, Springer’s »Russ.-türk. Krieg 1877—78«. — Neue
Befestigungen in d. Schweiz. — Ueber das Mil.-Strafverfahren im
ung. Parlament. — Spalen v, Das bosn. Pferd. (Schl.)
Armeeblatt. XL 19.
Der Officier als Richter in Ehrensachen.— R. Bvr, Radetzky-
Husaren. — Der Smis-Rdinson'sche Torpedo. — Das Pfcrde-
matcrial der bulgar. Armee. — 0. Cr. »Lügner«.
Neue Erscheinungen:
Hergsell G., Die Fechtkunst. 2. Aull. Wien, Hartleben. gr.-8°,
(XIV, 415 S. u. 25 Taf.) 11. 4.32.
Hevdcbrand u v. d. Lasa, L. v., Illustr. Geschichte der Reiterei.
Die Entwicklung der Reitkunst seit Jahrtausenden, ebd. gr.-8°.
(XV, 188 S., 80 111.) n. 2.50.
Bungartz Jean, Der Kriegshund u. seine Dressur. Leipz.
Twietmaver. 8L 11 1.50.— Dcrs. Der Hund im Dienst d. rothen
Kreuzes, ebd. 8°. fl. 1.20.
A. f Unsere Angriffstaktik und das Repetirgewehr. 8°. fl. —.80.
Krebs Gotth., k. u. k. Hauptmann, Militärische Redensarten und
Kunstausdrücke, gesammelt und mit d. notlnvendigen Erläu¬
terungen hrsg. Wien, Comm.-V. Seidel & Co. 8°. fl. 1. —.
Puzyrewski Alex., Der polnisch-russ. Krieg 1831. Deutsch von
Hauptmann Valerian Mikulicz I. Bd. 8°. fl. 5.—
F. C. v. H. Taktik-Aufgaben. Heft 1. Wien, Comm.-V. Seidel & Co.
8°. fl. 1.50.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Hann, J. Studien über die Luftdruck- und Temperatur¬
verhältnisse auf dem Sonnblickgipfel, nebst Bemer¬
kungen über deren B e d c u t u n g für die Theorie der
Cvc Ionen und Anticyc Ionen. (Sitzungsberichte der kais.
Akademie der Wissenschaften. Mathem.-naturwiss. Classe, Bd. C.
Abth. II a.) Wien. In Commission bei G. Tempsky, 1S92. 8°.
86 S. fl. —.70.
Diese Untersuchung unseres führenden Meteorologen
ist eine Fortsetzung und Erweiterung seiner Studien über
Cyclonen und Anticyclonen, welche er 1890 der Akademie
unter dem Titel »Das Luftdruckmaximum vom November
1889 in Mitteleuropa nebst Bemerkungen über die Baromcter-
maxima im Allgemeinen« vorgclegt hatte. Hatte H. in
letzterer den ersten Stoss gegen Ferrels reine Convec-
tionstheoric der Cyclonen aus den Thatsachen, die das
betrachtete Luftdruckmaximum und das mit herbeigezogene
Luftdruckminimum vom 1. Octobcr 1889 aufwiesen, ge¬
führt, so sollte die vorliegende Untersuchung zu einem
Arsenale werden, das eine Fülle von Beweisen, alle
durch Thatsachen repräsentirt, bietet. H. untersucht die
Temperaturverhältnisse in den Ludruckmaximis und Luft-
druckminimis, welche in den Jahren 1886 bis 1890
inclusive, über den Ostalpen sich einstellten, und er er¬
streckt seine Untersuchungen auch auf jene Fälle, wo
die Maxima nördlich, südlich, östlich oder westlich vom
Sonnblick lagen. Die Möglichkeit, die Temperaturverhält¬
nisse bis in eine Höhe von 3100 Meter zu verfolgen, bot
die Wetterwarte auf dem Sonnblickgipfel und die vielen
in verschiedenen Höhen befindlichen Stationen im öst¬
lichen Alpengebiete. H. verfolgt nun den Temperaturgang
beim Vorüberziehen der Maxima und der Minima unten
und oben, sucht ferner die Mittcltemperatur der ganzen
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Xr. 4. — O ESTER REICH ISCHES LlTTERATURBLATT. - I. JAHRGANG.
Luftsäule bis 3100 Meter in den Maximis und Minimis
auf und stellt als Resultat dieser Untersuchungen fest,
dass d i e L u f t s ä u 1 e in denBaromcterinaximis warm,
in den Baro m e te r m i n imis kal t i s t. Dies ist das mass¬
gebende Resultat, dessen Tragweite für die Theorie der
Cyclonen von umwälzender Bedeutung ist. Nach der reinen
Convectionstheorie von Ferrel müssten die Verhältnisse
gerade die entgegengesetzten sein. Die Cyclonen sollten
nach letzterer ja in Folge »unstabilen« Gleichgewichtes
der Luft, das durch die starke Erwärmung der unteren
Luftschichten einträte, entstehen, sobald sich stabiles
Gleichgewicht wieder herzustellen beginnt; es müsste also
die Luft in den Minimis warm sein. In den Maximis
sollte die Luft kalt sein und eben durch das grössere
Gewicht kalter Luftmassen den hohen Luftdruck erzeugen.
II. hat gezeigt, dass die Thatsachen das Gegentheil er¬
geben. Die reine Convectionstheorie Ferrels dürfte sich
also auf die wahren tropischen Cyclonen, Sommergewitter
und Tornados beschränken, jedenfalls findet sie keine
Anwendung auf die grossen Wirbel in gemässigten Breiten.
H. bringt zur weiteren Stütze dieses Satzes noch eine
Reihe von Thatsachen bei, welche schon lange als uner¬
klärbare Punkte derConvectionstheorie gewaltige Schwierig¬
keiten bereiten. Es wird nach diesen Darlegungen von
H. als feststehend anzusehen sein, dass die reine
Convectionstheorie zur Erklärung der Thatsachen unge¬
nügend ist.
Schon seit einiger Zeit hat man Stimmen laut
werden gehört, welche die Entstehung warmer Cyclonen
und Anticyclonen auf Störungen in den allgemeinen Luft¬
strömungen, der allgemeinen Circulation der Atmosphäre,
zurückführen wollen. H. schliesst sich nun denselben mit
dem grossen Gewichte seiner Autorität und unter Bei¬
bringung triftiger Gründe an. Diese Störungen finden ihre
Begründung in den Temperaturanomalien nicht nur auf
ein und demselben Meridian, sondern hauptsächlich auf
den Parallelkreiscn besonders der nördlichen Halbkugel.
Hiernach würde die Entstehung warmer Cyclonen — und
als weitere Folge auch der Anticyclonen — nicht in der
Niederung, sondern in den hohen Luftschichten zu suchen
sein, wo sich die Wirbel, als Störungen der allgemeinen
Circulation, zuerst bilden, und durch Aufsaugen der
untern Luft bis auf die Erdoberfläche herab fortpflanzen
würden. In Bezug auf den Ort der Entstehung stimmt
diese Anschauung mit der Faye’s überein, aber Faye
lässt die Luft in den Wirbeln abwärts strömen — was
den Thatsachen vollkommen widerspricht, — und inso¬
weit, also dem Hauptcontroverspunkte zwischen Faye und
den neueren Meteorologen, behält Faye unrecht. — Hann
hat in Europa der modernen Meteorologie gegen die
veralteten Dovc’schcn Anschauungen Bahn gebrochen, und
heute rettet er die moderne Meteorologie von einer ähn¬
lichen theoretischen Erstarrung, wie es die Dovc’schc
war, durch die echt naturwissenschaftliche Berücksichti¬
gung der Thatsachen, wenn sie auch die »schönste Theorie«
ins Wanken bringen. Uebrigcns betont H. ausdrücklich,
dass die Ferrel’sche Convection sicherlich als secundäre
Ursache bei der Fortpflanzung der Cyclonen mitwirkt.
Innsbruck. J. M. Pernter.
Berichte der Deutschen hot an . Gesel/sch. X, 2.
H. Zu kal, Ueb. d. Zellinhalt d. Schizophyten. — K. W. v.
Dalla Torre, Dianthus glacialis var. Buchneri. — P. Dictel,
Zur Beurtheilung d. Gattung Diorchidium. — K. Schumann, Ueb.
die angewachsenen Blüthenständc bei den Borraginaceä. — W.
Wahrlich, Einige Details z. Kenntnis der Sclerotinia Rhodo-
dendri Fischer. — G. Lopriore, Die Schwärze des Getreides.
— Dcrs., Ueb. d. Regeneration gespaltener Wurzeln. — II. Rode¬
wald, Ueb. d. durch osmotische Vorgänge mögliche Arbeits¬
leistung der Pflanzen. — P. Ascherson, Hygrochasie u. zwei
neue Fälle dieser Erscheinung.
Zeitungy Botanische. L, Nr. 13—17.
G. Karsten, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte einiger
Gnetum-Arten. — E. Zacharias, Einige Bemerkungen zu Guig-
nard’s Schrift: Nouvelles etudes sur la fecondation. — B. Stange,
Beziehungen zwischen Substratconcentration, Turgor u. Wachs¬
thum bei einigen phanerogamen Pflanzen. — H. Hoffmann,
Culturversuchc über Variation. — A. Hansen, Bericht über die
neuen botanischen Arbeitsräume in der Zoologischen Station zu
Neapel.
'Lira. (Naturwiss. Zeitschr.) II, 4.
Velenovsky, Ueb. Pflanzenanalogien (Schl.). — Gruss,
Ueb. cinheitl. Maasse d. Längen u. d. Zeit. — Mares, Recapitu-
lation in der Embryologie.
Klub priro tovcdecky v Praze. (Naturwiss. Klub) Jahresber. 1891.
Ulicny, Böhmens Weichthiere.
Zeitschrift f. physikal. Chemie , IX, 2.
Tarn man u. Nernst, Ueber d. Maximaltension, mit wel¬
cher Wasserstoff aus Lösungen durch Metalle in Freiheit gesetzt
wird. — Wildenmann, Ueber den Austausch von Chlor, Brom
u. Jod zwischen anorganisch, u. organ. Halogenverbindungen. —
Natanson, Ueber das Gesetz d. thermodynamischen Ueberein-
stimmung u. die Anwendung desselben auf die Theorie d. Lösungen.
— v. Deventer u. v. d. Stadt, Zur Theorie d. Löslichkeits-
curvc. — Schreinemakers, Ueber das Gleichgewicht d. Doppel¬
salzes von Jodblei u. Jodkalium mit wässeriger Lösung. — Hin-
richs, Die Berechnung d. Molecularvolumens.
Neue Erscheinungen:
Frank A. B., Lchrb. d. Botanik, nach d. gegenwärt. Stand d.
Wissenschaft bcarb. I. Bd. Zellenlehre, Anatomie u. Physiologie.
Leipz. Engelmahn. gr. 8°. (X, 669 S., 227 Abb.) fl. 9.—
Singer K., Wolkentafeln. In Verbindung m. mehreren Fach¬
männern hrsg. München, Ackermann, gr. 4°. (VIII S. mit
12 Lichtdr.) fl. 1.24.
Thaer A., Kennzeichen der Entartung einer Fläche 2. Ordnung.
Leipz. Fock. gr. 4°. (12 S.) fl. —.30.
Ganglbauer L., Die Käfer von Mitteleuropa. Die Käfer der öst.-
ung. Monarchie, Deutschlands, der Schweiz, sowie d. französ.
u. ital. Alpengebietes. I. Band: Familienreihe Caraboidea. Wien,
Gerold’s Sohn. 1892. (III, 557 S. u. 55 Abb.)
Von dem ord. Prof, der Geologie u. Paläontologie an der
Universität Graz, Dr. Rud. Hoernes, ist ein Werk » Erdbeben-
künde , die Erscheinungen u. Ursachen der Erdbeben , die Methoden
ihrer Beobachtung « in Vorbereitung, das in Kürze bei Veit & Co.
in Leipzig (Lex.-8°. fl. 6.—) erscheinen wird.
Schöne Litteratur. Varia.
Wichner, Josef.: Aus der M appe eines Volksfreundes.
Neue lehrreiche Erzählungen und lustige Schwänke. Wien. Ver¬
lag von Heini ich Kirsch, 1891. 8°. (322 Seiten. Mit dem Bild¬
nisse des Verfassers.) fl. 1.20.
Der Verf hat sich mit seinem ersten Werke
(»Alraunwurzeln«. Ein lustiges und lehrreiches Volks¬
büchlein. Krems. 1889.)*) einen guten Namen erworben.
Fast einstimmig verglichen es die Recensenten mit Hebels
berühmten »Schatzkästlein«; und es dürfte in Wahrheit
kaum einem aufmerksamen Leser die starke Verwandt¬
schaft dieser beiden Naturen entgehen. Was Hebel (in
einer Aeusserung an seinen »Adjunkten« Kölle) als be¬
dingende Eigenschaft namhaft macht, wenn ihn einer an-
muthen solle, dass nämlich etwas Bodenerde an ihm kleben
müsse, das trifft bei W. reichlich zu. Das Büchlein ath-
met einen frischen Hauch erquickender Landluft; und
dies thut wohl, wo die verschiedenen »Parfüms« manch¬
mal schier den Athem beengen. — Die 56 Erzählungen,
welche die »Mappe« umfasst, sind nicht gleichwerthig.
Es finden sich parunter wahre Perlen neben anständigem
*) Erschien soeben in 2. Aufl. bei H. Kirsch in Wien. (80 kr.)
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138
Nr. 4. — Oesterreichischks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Mittelgut und auch an taubem Gestein fehlt es nicht. Aber cs
hat keinen Sinn, die einzelnen Geschichten abzuwägen
und gegen einander auszuspielen. Das Buch muss als
einheitliches Ganzes betrachtet werden; und da zeigt es
sich als den Spiegel eines reichen und vornehmen Geistes,
eines tiefen, für alles Edle und Schöne warm empfin¬
denden Gemüthcs voll Religiosität und kindlich naiver
Empfänglichkeit. — Der Humor, den die meisten Ge¬
schichten athmen, kommt ihnen nicht von aussen zu,
sondern er liegt in der Natur des Erzählers, daher die
gleichmässig frohe und behagliche Stimmung des ganzen
Büchleins, die kein Zwiespalt der Empfindung zerreisst.
Das Verdienst liegt weniger in der Erfindung als in der
Ausgestaltung, die an die besten Muster gemahnt. Von
dem geistesverwandten Rosegger ist W. so weit ver¬
schieden als das schwerere, ernstere Naturell des Steirers
von der alemannischen Leichtbeweglichkeit des Vorarl¬
bergers abstcht; in letzterer Hinsicht tritt wieder die
Gemeinsamkeit mit Hebel hervor. — Die Sprache hat
nirgends eigentlich dialektisches Gepräge und wenn Worte
wie tusem, Dielebutz u. dgl. auch Verwendung linden
und die Syntax ab und zu den Alemannen erkennen
lässt, so sind doch derlei Dialekticismen so sparsam an¬
gebracht, dass sic gerade nur die Rede würzen und ihr
eine gewisse kernige Individualität verleihen. — Der
Autor hat ein scharfes Auge für das Kleine und schein¬
bar Geringfügige; möge er trachten, dass er darüber nicht
den Blick ins Weite, die Kraft, ein grösseres Gebiet zu über¬
sehen, schwäche oder gar cinbüsse. Wir meinen, nicht
schlechten Rath zu geben, wenn wir dem Autor der zwei
Bände kleiner Geschichtlein empfehlen, einmal seine Kraft
an einem grösseren Stück zu versuchen. Auch das Ein-
theilcn des Stoffes und das Gliedern desselben ist eine
Kunst, die ein ganzer Schriftsteller besitzen und üben soll.
Wien. F. Schnürer.
Ilistor.-polit. Blätter. C1X, 9.
Die Corrcspondenz des Card. Maury. — Zur älteren Kirchcn-
geschichte Bayerns. (Schl.) — Der Untergang d. grieeh.-röm
Heidenthums. — Zeitläufe: Des preuss. Wellen (•Reptilien-«)
Kondes Ende. — Wo soll’s denn endlich hinaus ?—Zur deutschen
Bisthumsgcsch.: Geschichte d. Bisthums Bamberg.
Oesterr.-ungar. Revue. Xlll, 1.
Radies, Das Hoftheater Ks. Leopolds I. als Grundstein stän¬
diger Bühnen in Oest.-Ungarn. - E. Schebek, Radetzky-Briefe.
— Radetzky’s Dank an die Schüler der Normal-Hauptschule bei
St. Anna in Wien. — Das reichsgräll. Haus Henekel v. Donners-
marck. — Vancsa, Eine ungedr. histor. Jugendarbeit R. Ilamer-
lings. — L. Mangold, Zum 25jähr. Jubiläum d. ung. histor.
Gesellschaft. — A*r, Geistiges Leben in Tirol.
Ungarische Revue, XII, 4.
Wosinskv, Die Beerdigungsmethode in hockender Lage. II.
— Fest, Uskoken und Venezianer in d. Gesch. v. Fiume. II. —
W. Schmidt, Das Olmützer Stadtarchiv als Duelle d. ung. und
siebenb. Geschichte. — Karäcsonyi, Die Urkk. Stefans d. Heil,
und die Sylvester-Bulle. — Vämbery, Ein ungar. Volksstamm.
Kritische Revue aus Oesterreich, IV, 36.
Der Process Ravachol und d. Ministerium Loubet. —
Kulke, D. Wunder in d. Kunst. — llaberlandt, Der abnorme
Mensch. — B. Münz, G. Th. Rechner.
lllustrirte Zeitung, Nr. 2548 u. 2549.
Bück er, Zum go!d. Ehejubiläum d. Herzogs v. Sachsen-
Coburg. — Assmus, Der Waldbrand in Sehwansccthal. —
Grossh.-Mutter Alexandrina v. Mecklenburg-Schwerin. — Kohut,
Schloss Burg a. d. W. — Roedcr, Poln. Remonten in Sachsen.
— Blume, Die Regatta zu Pola. — Heinr. Natter -j\ — Salomon,
Fr. Bodenstedt. — Hochberg, Der Komiker. — (Nr. 2549.)
Biene mann, Die geg. Lage der Ostseeprovinzen. — K. Thierseh.
— Krickel, Cniformirung der deutsch-ostafrik. Schutztruppe. —
Der Dynamitanschlag auf d. Restaurant Verv in Paris. — Koch
v. Bern eck, Ch. M. v. Egidv. — Die Fussballwcttspiele in
Berlin. — Die Indio-Serranos, Ureinwohner v. Mexiko. — Rommel,
Die Müglitzbahn in Sachsen. — Ullrich, Erklärung z. d. Vor¬
führungen des *unverwundb. Fakirs«. — G. v. Suttner, Amors
Rache. — Moden. — Kleine Mittheilungen.
Deutsche Rinnt schau. XVIII, 8. (Mai)
Ebner- IC s c h e n b a o h, Prinzessin Leiladin, c. Märchen.
— R c i n k e, Der Zusammenhang v. Form u. Function im Pflanzen¬
reich. — G. C o h n, Ueb. d. Haushalt d. I). Reiches. —
Preuss, Briefe Th. Carlvle’s an Varnhagen 1837 — 57 (Schl).
— Blenncrhassctt, Oie Memoiren Tallevrands u. s. diplo-
mat. Corrcspondenz. — L. Ilcnscl, Drei Geschichten von Frau
Paschke. — Staatsromane.
Nord und Süd, Jhg. XVI (Bd. 61). Heft 182 (Mai).
Lindau, Hängendes Moos (Forts.), — Janitsch, Ed.
Griitzner. — A c h e 1 i s, Die Idee e. vergl. Rechtswiss. auf ethnol.
Basis. — J. Hutten, Des Vaters Vermächtnis. — F e 1 s i n g,
Charles Bradlaugh, e. Charakterbild. — W i 1 d a, Tod oder —?
Das JO. Jahrhundert, II, 7.
K u h 1 e n b e c k, E. Dühring, II. — Gf. Westarp, Der
Verfall d D. Bühne. — T e u t s c h, Georg Hecht. (Forts.) —
F e i 1 c h e n f e 1 d, Aus d. Leben d. Berliner Mischpoke. — Ein
wenig Kannegiesserei. — Aus d. Narrenhausc d. Zeit.
Deutscher J/ausschatz , XVIII, 11.
P ü t z, Tiroler Geschichten (Forts.). — Hohler, Auf d.
Wege nach Solesmes. — May, Der Mahdi (Forts). — Münch¬
hausen redivivus (Forts.). — Renn, Ospedaletti hgure. — Col di
Rodi. — P. W. Kreiten S. J. — A. Jüngst, lm Hellhofe. —
Schmitz, Der Schlagfluss. — A. Walter, Prof. Jos. Mohr.
— Beil.: Für die Frauenwelt.
Katholische ll'arte, VIII, 2.
H e r t k c n s, P. Anton M. Anderledv f. — Geisenheim,
Komüdiantenliebc (Forts.). — J. B. A d 1 e r, Erlebnisse d. päpstl.
Internuntius de Salamon während d. französ. Revolution. —
E n d e, Wer ist der Ehestifter? — St. Georgenberg in Tirol. —
Haller, Das gewerbl. Arbeitslebcn im Mittelalter. — Gerard,
Concitta’s Porträt. — v. Remagen, Flachs u. Leinwand. —
Kathol. Chronik. — Gedichte von Poe Orgoroso, 1). Waldvogel,
J. R , P. Saget.
Beilage zur Allgem. Zeitung 1892. Beil. Nr. 90—101. (16.— 30.
April.)
(90.) Fleischmann, D. Schiedsgericht u. d. Börse. —
Ebers, Kunst in den Athosklöstern. — (91.) Weltmünze. --
Biese, Goethes Sprache. — Deutsch-Südwest-Afrika HL — (92.)
Bemerkungen zum Frauenstudium (Forts, in Nr. 93). — Keller-
Jordan, Armand« Palacio Valdes. — (930 Gnad, H. Ibsen.
(Forts, in Nr. 94.) — (94.) Brückner, Schwankungen der Alpen¬
gletscher. — (97.) Schwemm er, lm italien. Afrika. — Kätscher,
Ein alter Jung-Oesterreicher (Herrn. Rollett Forts, in Nr. 98). —
(98.) Harz u. Miller, Zur Nonnenfrage. — (99.) W e i n h o 1 d,
M. Lexer. — Bach, Die Kunstbestrebungen in Stuttgart im
1. Drittel unseres Jhdts. (Forts, in Nr. 100 u. 101.) — (101 ) Ein
russ. Werk üb. d. Orientkrieg.
Neue Erscheinungen:
Weber F. W., Goliath. 1.—4. Auflage. Paderborn. Sehüningh.
12°. (130 S.) II. 1.68.
Rosegger P. lv., Am Tage des Gerichts. Volksschauspiel.
Wien. Hartleben. 8°. (122 S.) tl. 1.80.
Herold Jos., Sabbatklänge. Gedichte auf alle Sonn- und Fest¬
tage d. Jahres. Stuttg. Südd. Verl. (Ochs). (21) S.) fl. 1.20.
Sax E. H., Gedichte. Meran. Ellmenreich. gr. 16°. (XII, 228 S.)
fl, 1.20. — lm Volkston: Allerhand Verse u. G’stanzeln. cbd.
gr. 16°.* (VII, 201 S.) 11. 1.20.
S i o n a oder das versunkene Schloss am Pipurgcr See. Romanti¬
sches Märchen aus Tirol. Allegorie. München. Buchholz. 8°.
(V, 144 S.) fl. —.60.
Ebner-Eschenbach M. v., Drei Novellen. Berl., Gebr.
Paetel. 8°. (VII, 166 S.) fl. 1.80. — Parabeln, Märchen u. Ge¬
dichte. ebd. 8°. (VI, 182 S.) fl. 2.40.
Vonbank J. G. Durch Nacht zum Licht. Gedichte 2. verm.
Aull. Klagenfurt. Klcinmayr. 1892. 8". (287 S.) fl. 1.72.
C s i k v G., Sisyphus munkäja. Regcny. (Sisyphus-Arbeit. Roman.)
Budapest Franklin-Ges. 8 U . (158 S.) fl. 1.—.
S zä vay G., Koltemenyek (Gedichte). Budapest. Hornyänsky. 8”.
(304 S.) fl. 2.— .
Dura Mate, Uj eiet. Ujabb költemünyek. (Neues Leben. Gedichte).
Budapest. Revav.
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139
Nr. 4. — Oesterreich isches Litt eraturri.att. — I. Jahrgang.
140
Die Verlagsanstalt f. Kunst u. Wiss. (vorm. Bruckmann) in
München bereitet ein von der Prinzessin Ludwig Ferdinand von
Bayern in Gemeinschaft mit der Infantin v. Spanien Maria de la
Paz herausgegebenes » Fürsten-Album Caritas « vor, dessen Er-
trägnis dem Marien-Vercin (einer Krziehungsanstalt von armen
Kindern) zu Gute kommen wird. An dem Album, das mit allen
Mitteln der modernen Technik hergestellt in gr. Folio in reichstem
Prachtband 11. 15.— kosten u. ausschliesslich Originalbeiträge
fürstlicher Verfasser, Werke der Dichtkunst. Malerei u. Musik ent¬
halten soll — werden durch Beiträge u. A. vertreten sein:
Se. Heiligkeit Papst Leo XIII., Kaiser Franz Josef, Kaiser Wil¬
helm 11. u. Kaiserin Friedrich, Königin-Regentin Christine Maria
v. Spanien, Königin Amalia v. Portugal, Königin Fdisabeth
v. Rumänien, Königin Margarita v. Italien, König Oscar v. Schweden,
die Krzherzoginnen Antoinette, Margarita, Stephanie u. Valerie,
Prinzessin Gisela von Bayern etc.
Als »littcrur. Curiosität« bezeichnet die B. Tauchnitz'sche
Verlagshandlung den in ihrem Verlag Fnde Mai erscheinenden
Roman »The fatc of IC/idla*, der von 24 verschiedenen Autoren
geschrieben ist u. zw. so, dass jeder Autor nur ein Capitel ver¬
fasste. _
Die Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Von Prof. Dr. Hans W i d m a n n. (Salzburg.')
In den letzten Jahrzehnten des Bestandes des souveränen
Erzstiftes Salzburg herrschte wie in andern Gebieten auch auf dem
der Litteratur in der Hauptstadt des Landes ein ziemlich reges
Leben. Es seien nur die in Salzburg erscheinenden Zeitschriften:
die Oberdeutsche Litteraturzeitung, die medicinisch-chirurgische
Zeitung und die berg- und hüttenmännischen Ephemcriden Mulls
erwähnt und die Namen von Schriftstellern wie Kleinmayrn, Vier¬
thaler, Zauner, Hübner genannt. Die traurigen Zeiten der Auflösung
des alten deutschen Reiches, als Salzburg e n von Hand zu Hand
gehendes Tauschobjekt wurde, machten der Universität ein Ende
und vertrieben die Gelehrten da- und dorthin; Salzburg wurde
seit seiner Einverleibung in Oesterreich eine stille Stadt. Aber die
Liebe zur vaterländischen Geschichte und zum Studium der Natur,
zwei Momente, die bereits zur Zeit des letzten souveränen Erz-
bisehofes von der grössten Bedeutung für die litterarische Thätig-
keit des Landes gewesen, bewahrten selbst in der Zeit des all¬
gemeinen Geistesschlummers vom Wiener Congresse bis zum
Jahre 1848 einige Bedeutung; das litterarische Leben erlosch
nicht ganz. Es genüge an Franz Anton von Braune (Botaniker
und Reiseschriftsteller), Ernst Ritter von Koch-Sternleld (histori¬
scher und juridischer Schriftsteller), Dr. Ignaz Schumann von
Mansegg (Archäolog) zu erinnern. Ein neuer Aufschwung der
alten Bischofstadt auf geistigem und materiellem Gebiete datiert
von dem Jahre 1850 an, in welchem das Land ein eigenes Kron-
land und Salzburg dessen Hauptstadt wurde. Leberall begann es
sich nun zu regen; die einzige nennenswerthe Schöpfung der un¬
mittelbar vorhergegangenen Zeit, das städtische Museum Larolino-
Augusteum, nach der Gemahlin Kaiser Franz I. genannt, die oft
und gerne in Salzburg verweilte, wuchs mehr und mehr an. Sein
Schöpfer und erster Leiter Vincenz Maria Süss verband bereits
mit den Jahresberichten über den Fortschritt der Sammlungen
kleinere selbständige Abhandlungen, wozu die Schätze desselben
geradezu aufforderten. Es war also nur die Frage, ob sich das
Salzburger Museum selbst zur Herausgabe periodischer Veröffent¬
lichungen cntschliessen, oder ob in anderer Weise lür ein Zusammen¬
fassen der von verschiedenen Seiten begonnenen und angeregten Ar¬
beiten und eine Ermunterung der vielfach sich regenden Kräfte ge¬
sorgt werden sollte. Da das Erstere nicht geschah, so beschloss im
J. 1858 eine Anzahl für die Heimat begeisterter und gelehrter
Männer — von denen jetzt nur mehr Dr. mcd. F. Storch. Dr. jur.
A. Prinzinger und Dr. med. F. Zillner unter den Lebenden weilen
— die Gründung eines eigenen Vereines, einer Gesellschaft zur
allseitigen Erforschung des Landes. Erst 1860 erhielten die von
dem Comite ausgearbeiteten Statuten die behördliche Genehmigung*)
*) Als Zeichen der Zeit dürfte nachfolgender, wenig oder
gar nicht mehr bekannter Vorgang zu erwähnen sein. Die Ge¬
nehmigung der Statuten unterlag vielen Schwierigkeiten ja es
stiegen s<igar politische Bedenken auf. Fünfmal mussten die
Statuten Kleinigkeiten halber abgeändert werden. Erst ein Jahr
nach der ersten Besprechung kam die endgiltige Bewilligung. Als
sich das Comite bei dem damaligen Regierungspräsidcnten-Stell-
vertreter, Hofrath Blaschke, für die Bewilligung bedankte, bemerkte
er, dass der Verein eigentlich ohnehin ein Stadium überschritten
hätte, denn die Herren hätten zuerst bitten sollen, dass sie zu
einer Berathung der Statuten zusammentreten dürfen!
und am 30. September desselben Jahres konnte die Eröffnungs¬
sitzung der -Gesellschaft für Salzburger Landes¬
kunde- stattfinden. Als Zweck der Gesellschaft wurde ange¬
geben: >Förderung der Kunde vom Lande Salzburg und seinen
Bewohnern mit Rücksicht auf Gegenwart und Vergangenheit« —
und als die zwei Hauptzweige der Forschung vaterländische
(jeschichte im weitest ii Umfange und Naturwissenschaften be¬
stimmt. In der Thal bietet Salzburg, so klein das Land ist, für
wissenschaftliche Forschung und Ausbeutung ein so reiches Feld,
wie nicht allzuviel andere von gleicher Grösse diesseits der Alpen.
Den Naturreichthum verdankt Salzburg hauptsächlich der
grossen Mannigfaltigkeit seiner Bodenbildung von den Eiswüsten
der Gletscher durch fast alle Gliederungen und Formationen des
europäischen Binnenlandes bis hinab zur eultui strotzenden Ebene.
Daher zog cs nach dem Erwachen der Naturwissenschaften auch
Augenmerk und Interesse der Forscher ganz besonders auf sich,
so dass die von dem thatkrüftigen Erzbischöfe Paris Lodron 1620
gestiftete Benedictiner-Universität in den letzten Jahren ihres Be¬
stehens durch Pflege der Naturwissenschaften sogar einen gewissen
Glanz erlangte. Die geschichtliche Bedeutung des Bündchens er¬
gibt sich aus der Thatsache, dass an der Stelle der alten Römer¬
stadt, mag diese nun ein Municipium oder eine Colonie gewesen
sein, der Sitz der östlichsten der vielen geistlichen Staaten er¬
wuchs, der eine Pllegcstütte der christlichen Lehre und deutschen
Uultur wurde, mit der grossen Mission, beide weiter nach Osten
zu tragen ; dass dieses Erzstift im kirchlichen und staatlichen
Leben des Mittelalters eine sehr bedeutende Rolle spielte, sowie
dass es an der Gründung der habsburgischen Hausmacht im
13. Jahrhundert einen ganz vorzüglichen Antheil hatte. Auch in
der Pflege der Wissenschaften und Künste nimmt Salzburg in
nicht geringem Maasse an der deutschen Uulturentwicklung Thcil,
in der Kunst erlebte es am Ausgange des Mittelalters und in der
Spätzeit der Renaissance sogar eine bedeutende Blüte. Stoff zu
Forschungen, Themen zu Arbeiten waren also genug gegeben und
der blosse Bestand einer sümmtliche Kräfte zusammenfassenden
Gesellschaft musste schon belebend und fruchtbringend wirken.
Ihre umfassende Aufgabe löst die Gesellschaft in mehr¬
facher Weise. Jeden Monat, mit Ausnahme der drei Sommermonate,
werden in einem Locale des St. Peter-Kellers zwei Versammlungen
gehalten ; der eine Abend ist für längere Vorträge, der andere
für kürzere Mittheilungen, Referate und dcrgl. bestimmt. Die Vor¬
träge werden entweder in den Schriften der Gesellschaft abge¬
druckt, oder sie bilden den Stoff anderweitiger Zeitschrift- oder
selbständiger Publicationen (als letzte derartige sei die »Fest¬
schrift zur Mozart-Uentennarfeier in Salzburg am 15, 16., 17. Juli
1891 von Joh. Ev. EngU, Salzb., Dieter, 1.S91) genannt.
Als periodische Schrift gibt die Gesellschaft die >■ Mittheilungen*
heraus, einen in zwei oder drei Jahresheften erscheinenden Band von
durchschnittlich dritthalbhundert Seiten. Dieselben enthalten Origi¬
nalabhandlungen aus den Gebieten der Naturgeschichte, Geographie.
Statistik, Meteorologie, Vorgeschichte, Archäologie, Staats-, Kirchen-,
Kunst-, Cultur- und Litteraturgesehichtc, Biographien, archivalische
Beiträge, Notizen und jährlich einen kurzgefassten Bericht über
die Vorkommnisse in der Gesellschaft selbst. Es würde zu weit
führen, hier auch nur die vornehmsten Mitarbeiter und die wich¬
tigsten der erschienenen Abhandlungen zu nennen ; es möge die
Erwähnung genügen, dass bis jetzt etwa 120 Arbeiten grösseren,
gegen 300 kleineren Umfanges in den »Mittheilungen« erschienen
sind. Ausserdem gibt die Gesellschaft auch auf ihre Kosten grössere
Werke heraus, unter denen an Bedeutung für die Geschichte der
Stadt und des Landes des unermüdlichen Forschers Dr. Franz
Zillner »Geschichte der Stadt Salzburg« hervorragt. Ein
weiteres Feld der Bethütigung findet die Gesellschaft in den auf
ihre Kosten und durch ihre Mitglieder veranstalteten Grabungen,
z. B. an den Städten römischer Villen in Glas und Gnigl, den
prähistorischen Stätten auf dem Götschenberge bei Bischofshofen
und auf dem Dürrnberge bei Hallein, der Begehung und Kartierung
des römischen Stiassenzuges über den Radslütter Tauern, Wieder¬
herstellungen, z B. des Gitters um den schönen Florianibrunncn
auf dem Ludwig Victor-Platze, Tiefenmessungen der Seen des
Landes u. s. w., Untersuchung mittelalterlicher Baudenkmale, der
Bauernhäuser und dcrgl., Gutachten und Nachweise über Bauten,
Bildwerke, Familien u. a. Gemeinschaftliche Studienreisen bieten
in den Sommermonaten Gelegenheit zum Verkehre mit der Nachbar¬
schaft und zu regstem Gedankenaustausche. Ein nicht- geringes
Verdienst erwirbt sich die Gesellschaft um das Andenken be¬
rühmter Salzburger durch Errichtung von Gedenktafeln ; so an
den Wohnhäusern des grossen Organisten Hofhaimer (1459— 1537)
und des Historikers von Kleimayrn (1733—1805), dann an Zauner
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141
Xr. 4. - ÖSTERREICHISCHES LnTERATIJRIM.ATT. — I. JAHRGANG.
142
(1750— 1815), Vierthaler (1758—1827) und Moll (17(10—1838) an
der Stirnseite des k. k. Goilegicngehäudcs. denen noch andere
folgen sollen. • - Die Einnahmen der Gesellschaft aus den Bei¬
trägen der Mitglieder, den Unterstützungen des Landes und der
Stadt und dem Erlös aus dem Verkauf der Publicationen beliefen
sieh in den ersten 25 Jahren ihres Bestandes durchschnittlich auf
jährliche 2300 II., die Ausgaben auf etwa 2000 fl. ; davon ent¬
laden auf die periodischen Publicationen etwa 800 fl , welcher
Betrag sich darum so gering stellt, weil die Mitarbeiter kein
Honorar in Anspruch nehmen, sondern sich mit je 25 Separat¬
abdrücken ihrer Arbeiten begnügen. Nur auf diese Weise konnte
die Gesellschaft die Kosten für ein Werk wie das Zillncrische
tragen und sich lür Fälle des Bedürfnisses ein kleines Capital
ersparen. Der Mitgliedcrstand ist seit Jahren ein, wenn auch nur
um geringes, steigender; im Gründungsjahre wurden 59, 1870 be¬
reits 200, 1891 aber 245 ordentliche Mitglieder gezählt. Als Vor¬
stand fungiert gegenwärtig der k. k. Realschulprofessor Eberhard
Fugger, als Rcdactcur der Mittheilungen der k. k. Gymnasial'
Director i. P. Ludwig Sc h m u e d.
Die ununterbrochene, wenn auch geräuschlose Thütigkeit
der Gesellschaft darf sich bisher der Anerkennung von allen
Seiten rühmen; sie wird ihre Arbeiten unermüdet fortsetzen,
immer neue Kräfte heranziehend, leitend und bildend ; mögen
darum, wenn sie das erste halbe Jahrhundert ihrer Wirksamkeit
hinter sich hat, die Worte wiederholt werden dürfen, die bei
ihrem 25. Gründungsfeste der allzu früh verblichene Hofrath
Ritter von Steinhäuser in seiner Festrede unter dem Jubel der
Theilnehmer gesprochen: »Die Gesellschaft hat das Banner Salz¬
burgs mit Kraft und Ehren hochgehalten, die Kunde seiner Ver¬
gangenheit und Gegenwart, das Verständnis von Land und Leuten
erheblich gemehrt, das heilige Feuer auf dem heimathlichen Herde
treu gehütet und gepflegt.«
Sitzungsberichte der I. Classe der ung. Akademie.
Am 21. März: Thewrewk legt eine neue von S. Kiss
besorgte Gebers, d. Terenz vor. — A. Zichy, Lebet* die an
Szeehenvi gerichteten Briefe.
Plenarsitzung am 25. April. — Vorbereitungen zur
Festversammlung am 8. Juni. (Krönungs-Jubiläum).
Sitzungen der II. Classe.
Am. 7. März: Hajnik E., Ucber die Statthalter und be¬
vollmächtigten Vertreter der Ungar. Könige während der Zeit
von 1301 —1526. — R. Fejerpatakv, Ucber die Urkunden K.
Kolomans. (Betrifft zwei neu bekannt gewordene Urkk. dieses
Königs). — J. Vargha, Veränderungen innerhalb der Bevöl¬
kerung Ungarns, auf Grund der letzten Volkszählung.
Am 4. April: Dr. Csänki, Das Komitat Körüs (Kreutz)
während des 15. Jahrhunderts. — P. Hoffman n, Einige Frage¬
punkte aus d. Gebiet d. römischen Besitzrechtes.
Sitzungen der III. Classe.
Am 29. Februar: Klug Ferd., Denkrede auf Eng. Jcn-
drässik. (f Professor d. Physiologie an d. Budapester Univers.)
Am 14. März: Is. Fröhlich legt sein neues Werk vor
»Kinematik«. (I. Theil d. theoret Physik.) — J. Daday, Mikro¬
skopische Unters, d. Fauna in d. Flach-Seen.
Am 11. April: Alex Lipthav, Die Rentabilität der Ungar.
Staatsbahnen seit Einführung d. Zonentarife.
('asopis Ma tice Moravskf 1892.
1. Heft: Fr. Slavik: Komenskv’s Geburtsort. — Ant. R y-
b.i c k a, Die ehemalige Barbier- und Baderordnung in Mähren. —
Ant. R e z e k, Statistische Ausweise über die katholische Refor¬
mation in Mähren u. österr. Schlesien in J. 1661 —1678. —
Jarosl. J a n o u s e k. Die Kirche in Liderowitz. Ein Beitrag zur
Charakteristik der Gothik im XIV. Jahrh. — Fr. R y p ä ö e k,
Jus vinearum in Smrzitz. — R. K o f i n e k, Frantiska Stra-
neckä — Josef P e k a r, Die Candidaturen Königs Przemysl
Ottokar II. auf den deutschen Thron. — Fr. Karne n i v e k.
(Archivsübersicht). In Kunst- und Wissenschaft-Nachrichten sind
besonders beachtenswerth: Wurde Comenius in Ung. Brod ge¬
boren? — Name: Jan Arnos Comenskv. — Die Juden in Mähren
nach dein dreissigjährigen Kriege. — Zum Capitel über das böh¬
mische Kriegswesn im XIV. Jahr. — Beitrag zur Erklärung der
* Annales Allah«.
N i c d e r 1 e, Üb. d. Pflege d. böhm. Archäologie. — J. B a r-
tos, Aberglauben u. Gebräuche d. mähr. Volkes bei d. Wirth-
schaft. — Adame k, D. Bauernhaus im Bcz. Hünsko. — O.
H o s t i n s k y, Unser weltliches Volkslied. — J a k u h e c, Ucber
d. Dialekt im Dorfe Libunec) — V v k o u k a I, Bauernkiichc.
Ein Bild von Böhm. Brod. — II r u s k a, Nationallieder aus d.
Umgebungvoll Taus.'— Kostal, Der Wassermann in d. Ueber-
lieferung d. böhm. Volkes. — Gebräuche zu Weihnachten.) —
Pdtck, Die böhm. folkloristische Litteratur bis 1390.
Blätter d. Vereins f. Landesk. v. N.-Oe. N. F. XXV'.
Zak, Zur Gründiingsgeschichtc der IVämonstratenser-Stift«
Geras u. Pernegg. — Uhlirz, Beiträge zur Culturgesch. u. gc-
schichtl. Topographie Wiens. — Rieh. Müller, Vorarbeiten zur
altösterr. Namenkunde : Z. Gesell d. slavisch-deutschen Laut- u.
Formenlehre. — Wol fsgruber, Gesch. d. Camaldulenser-Eremie
aut d. Kahlenbergc. — W. Nagl, Der Vocalisinus unserer Mund¬
art, histor. beleuchtet. — En dl, Gesch. d. Ortes u. d. Pfarre
Neukirchen bei Horn. — Dollmayr, Das Schützen wesen d. Stadt
Horn im Zeitalter des 30j. Krieges. — Lampel, Püttner Burgen.
— K. Wciss, Hans Tschcrte (f 1352). Beiträge zu dessen Bio¬
graphie. — Mell, Ucber e. Urbar d. Klosters Göss in Steiermark
v. 1462. — En dl, Beiträge z. Gesch. d. V’este Wildberg b. Horn.
— Haas, Bibliographie zur Landeskde. v. N.-Oe. im J. 1890. —
Carinthia. Mittheilungen d. Geschichtsvereins f. Kärnten (hrsg. v.
Laschitzer). L.XXXII. 1.
Baron Hauser, Alte Geschichte Kärnthcns. Römcrzcit. (Forts.)
— Hann, 3 Darstellungen d. jüngsten Gerichts auf kärntner.
Wandmalereien des 15. Jhdts. — Jaksch, Alte Lieder aus Kärnthen.
— R. D. Mäher- u. Jätcrinnen-Grüsse aus d. oberen Gurkthale.
Glasnik zemaljskog muzeja u Bosni i Ilercegovini. 1892. IV. 1.
R a d i m s k y. Die Ausgrabungen in Domavia bei Srebrenice
im J. 1891. — T r u h c 1 k a. Einige hercegovinische Inschriften.
— Knote k. Die bisher in Bosnien und in der Hcrcegovina be¬
kannt gewordenen Scolvtiden (Borkenkäfer). — Kova v e v i c.
Eine alte Holzllasche. — II ö r m a n n u. R a d i m s k v, Osann:
bei Stolac. — Apfelbcck, Populäre zoologische Vorträge. —
T r u h e 1 k a, Katakomben in Jajea. — S trati m i ro vic, Die
Kirche in Ozren. — G 1 ück, Die Speise. Beitrag zur Volksarznei¬
kunde in Bosnien und in der Ilerzegovir.a. — F i a 1 a, Gnapha-
lium Lcontopodium in Bosnien. — R a d i m s k y. Die Reste der
römischen Ansiedelungen in Siprag und in Podbraje, dann alt-
bosnische Grabdenkmäler in Siprag und bei Vrbanja. — Tru-
h e 1 k a. Zwei Gegenstände aus der Kupferzeit und ein Kupfer¬
beil aus Bosnien. — f Dr. Makanec und L. Pogatschnig.
Sitzung d. Kisfaludi-(lesellsehaft.
Am 30. März: L. T o t h, Aus meinen Memoiren. — Jul.
Vargha, Uebersetzungsproben Heine’schcr Gedichte.
Am 27. April: Jos. Bayer, Ueber das Schauspiel Tünde-
ralom (Selbes rührt nicht von. Jos. Katona, sondern von Mich.
Ernvi her.)
Sitz ung d. Petöfi - (lesellseha f t.
Am 13. März: S. B o d n a r, Ueber die Entwicklungs-
Theorie in der Geschichte der Menschheit.
Nachrichten von d. kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Güttingen. Nr. 1.
Burckhardt, Zur Reduction d. Problems der 17 Geraden
der allgcm. Flächen dritter Ordnung auf das Transformations¬
problem der hyperclliptischen Functionen p - 2. D. Hilber, Ueber
die Theorie der algebraischen Invarianten. — Hartlaub, Zur
Kenntnis der Anthomedusen.
Abhandlungen der kg/, bavr. Gesellschaft der Wissenschaften.
XIX. 2.
L. Traube, O Roma nobilis. — W. Geiger, Lautlehre des
Baiuri mit einem Anhänge und Lehnwörter im ßaluci. — C. S tumpf.
Psychologie u. Erkenntnistheorie.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 19. März in Marianhill in Südafrika im 45. J. seiner
Profess und im 72. Jahre seines Alters der bekannte Trappisten¬
bruder Zacharias. — Der Professor d. Kirchengeschichte an der
Universität Breslau Hermann Weingarten am 25. April in der
Heilanstalt Pöpelwitz im 58. Lebensjahre. — Die k. k. Hofburg-
schauspielerin Zcrline Gabi 1 Ion am 30 April in Meran. —
Der k. k. Prof, und Fachvorstand an der Staatsgcwerbe-Schule in
Wien Joseph Weiner am 1. Mai, 5t Jahre alt. — Am 5. Mai
der pensionierte Domcapellmcister in Prag Johann Nep. Skroup,
Componist und Musikschriftstellcr, im 82. Lebensjahre. — Am
2. Mai der hoehw. H. Domcantor Rud. Koller, päpstl. Haus¬
prälat, inful. Prälat, f.-e. Consistorialrath etc. im Alter von 67 J.
— Zu Perutz am 5. Mai der Personaldechant und Pfarrer Ehren-
canonicus Franz Dan cs, längere Zeit Abgeordneter des böhm.
Landtages, 85 J. alt. — In der Nacht zum 6. d. M. der Prior d.
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143
I. Jahrgang.
Nr. 4. — OeSI RRREICHISCHES Lll TER MURRTATT.
144
Augustiner-Ordensconvents hei St. Thomas in Prag, f.-e. Notar
Maximilian Ignaz Krapsky im Alter von 06 Jahren. — Der
Arzt Dr. Gerhard v. Breuning in Wien am 6. d. M., 70 Jahre
alt; er war Verfasser einer Reihe von med. Schriften und eines j
mnsik-liistor. Werkes -Aus dem Schwarzspanierhaus* ( Lrinncrungen I
an Beethoven). — An demselben Tape in Berlin der Pr«»f der I
Ghemie an der Universität, geh. Keg.-Rath l)r. August Wilhelm
von Hofmann, geh. ISIS. —- Am 7. Mai der Innsbrucker Univ
Prof. Dr. Jus. Oellaeh er, Prof, der Histologie und l'ntw icklungs-
geschichte, auf einer Reise begriffen, in Bozen, im f>o. Lebens¬
jahre.
Dem 2. Vicepräsidenten des Reichsrathes und Landtags-Abg.
Dr. Theodor Kathrein wurde das Komtluirkreuz des Kranz
Joseph-Ordens, dem Landesschulinspector in Innsbruck. Dr. Job.
Hausotter, der Orden der eis. Krone III. OL, dem Reichsraths-
u. Landtags-Abg. Univ.-Prof. Dr. Tobias v. Wildau er, sowie
dem Statthalterei-Rath in Innsbruck. Dr. Alex. Frh.v. Reden der
Titel und Charakter eines llofrathes verliehen.
Der a.-o. Prof, in Innsbruck Dr. Adolf .1 arisch wurde zum
ord. Prof, lür Dermatologie und Syphilis an der Grazer Universi¬
tät, der Director der hob. landw. Lehranstalt in Dublanv Ladisl.
v. Lubnmeski zum ord. Prot, der landwirtschaftl. Betriebslehre
an vier Universität Krakau ernannt. — An Stelle Hollands wurde
Priv.-Doccnt Dr. J. Stürzinger aus München als Professor der
mman. Philologie nach Tübingen berufen. — Die neubegründete
a.-o. Professur für neuere deutsche Sprache und Litteratur an der
Universität Marburg wurde dem Dr. H. Köster aus Hamburg
übertragen. — Als Privatdocent für (’hemie hat sich Dr. joh.
Thiele in Halle habilitiert. - Der Prof, am Staatsgymnasium in
Kaadcn, Moriz Plahl. wurde zum Director dieser Anstalt, der
Praktikant an der geol. Reichsanstalt in Wien, Georg Gevcr
zum Assistenten an derselben ernannt.
FÜR GESCHICHTSFREUNDE, BIBLIOTHEKEN etc.
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Engel mit der Trompete (grün). Unter¬
schrift: »Te Dcum laudamus«.
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schnft: »Fxultate Deo-.
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Nr. 5.
I. Jahrgang.
Wien, 1 . Junh 1892.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction IIERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO - GESE LLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplarc werden erbeten redigiert von s ' nc * ZU r ‘ c * lten an die Administration
an die Adresse : D r. F ran z S c h n ü rer, .. des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendort. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fOr den getammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagahandlung in Wien III, Seidlgasee 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrBge zu richten sind.
Preise der Inserate: »/i S. fl. 20.— = Mk. 36.—, h't S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, Vj S. fl. 7.— = Mk. 12.G0, >/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */»* S. fl. 2.25 = Mk. 4.—.
INHALT :
Mein dl K.. Leben und Wirken des Bischofs
Franz Jos. Rudigier (Wolfsgruben.
Pfleiderer E., Die Philosophie des Heraklit
von Ephesus im Lichte der Myslerienidee
CO. Willmann).
Pastor L., Geschichte der Päpste seit dem
Ausgange des MA. (Rüsler),
S t i e v e F. Der oberösterr. Bauernaufstand des
J. 1626 (L. Prüll).
Seeb er J , Zur germanischen Mythologie. II.
WinternitzM, Das altindiscne Hochzeits¬
rituell (Dahlmann).
Schnerich A., Der Messen-Typus von Haydn
bis Schubert (v. Larisch).
E s c h e n b a c h A., Zur Börsereform (K. Scheim-
pflllg).
Mataja V. v\, Die Regelung der Valuta in
Österreich (Misera).
G 1 ii c k m a n n C., Das Heerwesen der öst.-ung.
Monarchie (Hh>.
Hergsell G., Die Fechtknnst (A. Fuchs*).
Goltz Th. Frhr. v., Handbuch der gesummten
Landwirthschaft (J. Pohl;.
Noc II., Bergfahrten und Raststätten (Ad. Pichler).
T a p o n i c r A., Baviere et Tyiol (Ad. Pichler).
Strekelj K., Die südslavische Akademie der
Wissenschaften u. Künste. 1.
Pcrsonalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbereitete
Bücher. —
Theologie.
Meindl, Konrad, Stiftsdekan zu Reichersberg: Leben
und Wirken desBischofes Franz Joseph Rudi¬
gier von Linz. 1. Bd. (bis 1869). Linz 1891. Administration
z. Herausg. der Werke Bischof Rudigicrs. gr.-8°. VIII, 847 S. 11.3.—
Bischof Rudigicr hat seinen Namen so deutlich cin-
gezeichnet im Buch des Lebens, dass er bei seinem
Wiedererscheinen keinem unbekannt, kaum einem gleich -
gütig, wenigen unlieb, sehr vielen höchst willkommen
ist. Mit Freude begriissen wir darum das ausführliche
Bild, das M. von dem Leben des Bischofs entworfen
hat. Franz Joseph Rudigier wurde in der Ortschaft Par-
thenen im Thale Montafon am 11. April 1811 als das
jüngste von acht Geschwistern wenig bemittelten Eltern
geboren, in deren Hause »jeden Tag der Rosenkranz ge¬
betet wurde« (S. 20). Von seinem Bruder, der Beneficiat
in Schruns war, vorgebildet, trat er 1825 ins k. k. Gym¬
nasium in Innsbruck ein, und zwar sofort in die dritte
Classe, in der er gleichwohl der erste Prämiant wurde,
und dies auch in den folgenden Jahren des Gymnasial¬
studiums verblieb, aber auch täglich die Tagzeiten zu
Ehren der unbefleckten Mutter Gottes betete (S. 48).
ln der Philosophie (seit 1829) fehlte es für den auf¬
blühenden und begeisterten Jünger der Wissenschaft nicht
an reichlicher Anerkennung, doch die Schulverhältnisse
waren minder angenehm (»unter den Professoren herrschte
keine Einigkeit«, S. 59) und in der Seele regte sich ein
göttlich Sehnen. »20 Jahre alt! East gewiss das Drittel,
vielleicht den letzten Tag meines Lebens erreicht! Wie,
und ich bin noch so arm am Guten? Besser soll und
muss ich werden. Du, o Gott, ewiger Urquell alles Guten,
gib Gedeihen dem frommen Beginnen, gib Kräftigung dem
schwachen Willen!« (S. Gl).
1831 begann Rudigier das Studium der Theologie
an der Diöcesanlehranstalt Brixen, wo u. a. Sinnacher
und Stapf docierten. Der 12. April 1835 war der Tag
der Priesterweihe, der 28. d. brachte die feierliche Primiz
zu Schruns. »Ich will das heil. Opfer darbringen, um den
ganzen himmlischen Hof zu erfreuen, die armen Seelen
zu trösten, die armen Sünder zu bekehren und mir selbst
nach Leib und Seele zu Hilfe zu kommen« (S. 92L
Uebcr Empfehlung des ehrw. Fürstbischofs und
»Vaters in Christo« Bernard Galura nahm Kaiser Ferdinand
den Frühmesser von Bürs am 17. März 1838 in das
Weltpriester-Bildungsinstitut zu Wien auf, dessen Ober¬
vorsteher Pietz dem schon im folgenden Jahre abgehenden
Zögling am 3. August das Zeugnis mitgab, »dass er
die glänzendsten Beweise seiner Fähigkeiten und seiner
Verwendung gegeben habe.«
Gewiss dauerte Rudigier der frühzeitige Abgang von
dieser Bildungsanstalt nicht minder als seine Vorstände.
Aber der Fürstbischof bedurfte eines Professors an der
Diöcesanlehranstalt und es kamen für diesen schöne, liebe
Zeiten. Rudigier, Gassner und Kessler waren ein Herz
und ein Sinn ; von beiden wurde Fessler als »dimidia pars
animae« angesehen (S. 154). Noch hatte sich Rudigier
keines vollgezählten Quinqucnniums als Lehrer zu freuen,
als er am 15. Februar 1845 in das Frintaneum zu
St. Augustin zurückgerufen wurde, und zwar als Spiritual-
Director. Die Fxercitienreden, welche er da gehalten, sind
erst nach 40 Jahren von Franz Doppelbauer, dem jetzigen
Bischöfe zu Linz, in den Druck gelegt worden und haben
in kurzer Zeit drei Auflagen erlebt.
Am 2. August 1848 wurde Franz Josef zum Probst
von Innichen, 1850 am 1. Februar zum Domherrn und
Seminarregens in Brixen, am 19. December 1852 zum
Bischöfe von Linz ernannt. Die Inthronisation erfolgte
am 11. Juni. »Ich komme als euer Oberhirt zu euch,
weil der oberste Hirt unserer Seelen Jesus Christus mich
zu euch sendet. Ich glaube fest an diese Sendung, sonst
käme ich nicht. Auch ihr glaubt es, dass ich nicht in
meinem Namen, sondern im Namen Jesu Christi zu euch
komme, sonst würdet ihr mich nicht so feierlich und so
freudig empfangen« (S. 308).
Am 1. Mai 1855 verkündete der Bischof von der
Kanzel seinen Entschluss, zur Erinnerung an die Glau¬
bensentscheidung von der unbefleckten Empfängnis Maria:
aus freiwilligen Spenden der Bisthumskinder einen
neuen Dom zu bauen. Während er aber zu dem¬
selben am 1. Mai 1867 den Grundstein legen konnte
I und wir heute mit Freuden sehen, wie über diesem
I langsam aber sicher der hohe Dom sich erbaut, waren
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148
Nr. 5. — Oestfrrf.ichischf.s Ltttfraturbi.att. — I. Jahrgang.
die von allen Seiten herandringenden Feinde an der
Arbeit, »den herrlichen Gottesbau« über dem Grund¬
steine des Concordates, welcher schon in den wenigen
Jahren vielversprechend emporgestiegen war, in seinem
Fundamente zu unterwühlen. Doch Bischof Rudigier, der
als einer der thätigen Meister am Aufbaue sich bewiesen
(Durchführung des Concordates, S. 461 — 478), liess sich
dadurch an der göttlichen Arbeit nicht hindern, nur
gürtete er das Schwert der Vcrtheidigung um, welches
er zuerst im Landtage 1863 zur Abwehr gezogen und
seit 1867 bis zu seinem Tode kaum mehr in die Scheide
gesteckt hat. Und es entfiel auch nicht seinem Arm, als die
Feinde überzählig schon Hand anlegten an den »herr¬
lichen Gottesbau« und an den, welcher ihn so stand¬
haft vertheidigte. (Concordatskampf S. 661—724; Hirten¬
brief und Pressprocess S. 725—825).
Dies von Rudigiers Leben bis 1869 das dürre Ge¬
rippe, welches der treffliche Verf. etwas stark, aber doch
naturwahr beleibt und mit reichem guten Geiste belebt hat.
Wien. Dr. C. Wolfsgrube r.
Der Katholik. 72. Jahrg. (111. Folge, V.) Mai.
Wedewer, Zur Erinnerung an Joh. Jansscn. — Die eigen¬
artige Stellung des Apostels Paulus im Grundplane der Kirche. —
Belleshcim, H. E. Manning, Card.-Erzbischof vonWestminster.—
Litteratur. (Funk, Apost. Const. — Ilardy, Buddhismus. —
Sdralek, Wolfcnbüttler Fragm. — Kannengiesser, Catho-
liques Allemands. — Schwarz, Maximilian If. — Duhr, Radetzky-
BriefeA
Pastoralhlatt des Bisthums Münster. XXX. Nr. 1 — 5.
(i.) Volksmissionen. Nr. 1 — 5. — Der Hymnus »O sola
magnarum urbium« ad Laudes in fcsto Epiphaniae Domini. —
Sacristeischrank und Anklcidetisch. — (2A lieber die Nachholung
der Taufceremonien. — Die charakteristischen Kennzeichen des
kathol. Priesters. — Die Arbeiterfrage und die christlich-ethischen
Socialprincipien. — (3.) Nothwendigkeit einer angemessenen Kürze
der Predigt (u. 4.). — Noch einmal die Schulmesse. — Die Schul¬
frage in der Diöcese Münster. — (4.) Die Charsamstags-Litanei. —
Unsere Gebetbücher. — Gründung u. erste Geschichte des Münster-
schen Priesterseminars (u. 5.). — (5.) Marienverehrung in den
Katakomben. — Zur Geschichte der lauretanischen Litanei. —
In jeder Nummer: Fälle und Fragen. — Miscellen. — Litteratur.
Pastoralhlatt der Erzdiöcese Köln. XXVI. 8.
Decret der Ritencongregation, die Darstellung des unbefleckten
Herzens Mariä betreffend. — Entscheidung der S. Congregatio
Episcop. et Regul. bez. des Decrets Quemadmodum vom 17./X11.
1890. — Unter welchtn Voraussetzungen sind knechtliche Arbeiten
an Sonn- und Feiertagen erlaubt? — Die Bittprocession am
St. Marcustage. — Die Bedeutung und Organisation der Lehrlings¬
vereine. — Vier Casus aus dem Submissionswesen. — Gesänge bei
Begräbnissen.
Correspondenzblatt für den kathol. Clerus Oesterreichs. XI. 6-9.
Scheicher, Die Auscrvvähltcn. — Aus der Gegenwart. —
. Kinderscelsorge. — Mühlberger, Clerus und Kirchenmusik —
Otter, Ueber Ziel und Aufgabe des Religionsunterrichts an der
Volksschule. — Scheicher, Christlich social. — Otter, Zur
Geschichte der Katechetik. — Kirche und Staat. — 1 Der Gesetz¬
entwurf, betreffend die directen Personalsteuern u d. Clerus. —
Dazu Beilage: Hirtentasche. XIV, 4 u. 5: Zur Uehertragung der
heil. Hostie am Gründonnerstag. — Wiedereinführung d. heil.
Ostemacht. — De clericorum usu rerum temporahum et testamen-
tis faciendis. — Einige Vcrstösse gegen d. liturg. Vorschriften. —
Bei Bcichtconcursen.
Deutsche Zeitschrift für Kirchenrecht. 3. F. I, 3.
Wollersdorf, Die Stellvertretung des Vorsitzenden d. Kreis¬
synode in den östl. preuss. Provinzen. — Hinüber, Die Kirchen¬
lasten im Fürstenthum Lüneburg u. d. altd. Dorfmark.— Sehling,
Neuere Litt, über kanon. Eherecht.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
»Flugschriften, katholische, zur Wehr und Lehr.« Nr. 49/50
(Hammerstein, Gottesglaube oder Gottlosigkeit?) Berlin, Ger¬
mania. 16°. (75 S.) H. —.12.
Richter W., Geschichte der Padcrborner Jesuiten. 1. Theil (1580
bis 1618). Paderborn, Junfermann. gr.-8°. (XX u. 239 S. mit
v 2 Tafeln u. 1 Plan.) fl. 1.68.
Segula F. S., Die Intercalar-Rechnung. Ein Handbüchlein für
Pfarrprovisoren zunächst in Steiermark. Graz. »Styria.« 8°.
(VIII u. 56 S.) fl. —.65.
Gehlen C. H., Erinnerungsstätten des heil. Johannes des Täufers.
Aachen. Jacobi u. Co. (VIII u. 47 S.) 11. —.18.
Kachnik J., De natura entis. Dissertatio philosophica ad usum
theologiae studiosorum. Olmütz, Promberger. gr.-8°. (40 S.)
Sasinek Franko V., Jako povstala slovanskä bohosluzba? Na
pamiatku 40 roeneho spisovatel’stva povodcovho vydali »Ame-
rikänsko Slovenske Noviny«. (Wie ist der slavischc Gottesdienst
entstanden?) Prag, v Urbanek. kl.-br.-8 0 . (41 S.) fl. —.25.
Ko ree Tomäs V., Zivot sv. otce Bernarda, ucitele cirkevniho,
druheho zakladatele f*üdu cisterciäckeho. (Das Leben des heil.
Bernhard.) Brünn. Benedictiner Buchdr. 8°. (235 S.) fl. —.90.
Akatholica.
Jess Th, Ueber den christlichen Glauben. Vorträge. Freiburg
i. Br?, Mohr. gr.-S°. (VIII u. 107 S.l fl. 1.20.
Remv N., Das Gebet in Bibel und Talmud. Berlin, Apolant
gr.-8°. (43 S.) fl. -.48.
Kurrein A., Die Pflichten des Besitzes nach Bibel und Talmud.
Frankfurt a. M., KaulTmann. 8°. (28 S.) fl. —.30.
Lob stein P., Reflexions sur le baptemc des enfants. Strassburg
i. E., C. F. Schmidt. 8°. (36 S.) fl. -.30.
Dietrich K., Die Urheberschaft des Lucas-Evangcliums und die
kritisch-histor. Theologie. Leipzig. Fock. gr.-8°. (32 S.) fl. —.36.
Philosophie. Pädagogik.
Pfleiderer, Dr. Edmund, Prof. d. Philosophie in Tübin¬
gen. Die Philosophie des Heraklit von Ephesus im
Lichte der Mysterienidee. Berlin, G. Reimer (IX u.
384 S.) fl. 4*80.
Ein antikes Epigramm sagt von dem philosophischen
Werke des tiefsinnigen cphesischen Denkers: »Nicht vor¬
eilig nimm Herakleitos Buch zur Hand, des Ephesiers;
es ist ein unwegsamer Pfad, Nacht ist es und unerhelltes
Dunkel; wenn dich aber ein Myste einführt, so ist es
heller als die leuchtende Sonne.« (Diog. Laert. IX.
sect. 16.) Den darin ausgesprochenen Gedanken des
Zusammenhangs der herakiitischen Philosophie mit der
Mysterienlehre hat P. zum leitenden Gesichtspunkte seiner
Darstellung gemacht. Das Unternehmen ist dankenswerth,
denn gerade von dieser Seite ist Heraklits Lehre noch
nicht genügend beleuchtet worden. Man hat früher das
Hauptgewicht auf die Übereinstimmung derselben mit
zoroastrischen Lehren gelegt, so Lassalle in seiner geist¬
vollen, aber in Hcgefscher Manier befangenen Darstellung:
»Die Philosophie Herakleitos des Dunklen von Ephesus«,
Berlin 1858 und A. Gladisch in »Die Religion und die
Philosophie in ihrer weltgeschichtlichen Entwicklung«,
Breslau 1852, S. 139—149. Weniger ist der Zusammen¬
hang von Heraklits Lehre mit der apollinischen Theologie
beachtet worden, auf den ebensogut ein antiker Spruch
hinweist: »Sein Buch bedarf eines delischen Schwimmers,
weil nur der nicht darin ertrinkt«. (Diog. Laert. X, 12.)
Hält man dazu die Nachricht, dass Heraklit sein Buch
im Tempelarchiv der ephesischen Artemis niedergelegt
habe, so wird man in der Nennung von Delos wohl
eine Anspielung auf die beiden Lichtgottheiten Ander
dürfen. Darauf weist Friedrich Creuzer in seiner »Sym¬
bolik und Mythologie der alten Völker«, Leipzig 1820
II. 2 S. 194 hin. Der Verf. würde manche Einseitigkeit ver¬
mieden haben, # wenn er auf Creuzer Rücksicht genommen
hätte. Dort hätte er den übergreifenden Gesichtspunkt finden
können, durch dessen Festhalten sein eigener erst recht
fruchtbar geworden wäre. Heraklit ist weder Kostgänger
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Nr. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
150
der Mysterien, noch der Magier, noch der Apollopriester,
sondern er schöpft aus Anschauungen und Lehren,
welche bis zu einem gewissen Grade Gemeingut der
Orientalen und Griechen waren. Diese Thatsache können
besonders die vergleichenden Untersuchungen über Pytha¬
goras Philosophie ins Licht stellen. Gladisch weist die
Analogie zwischen dem Pythagorismus und der chinesi¬
schen Reichsphilosophie auf; Ed. Röth erblickt in ihm
den Brückenbogen, der die ägyptische und die zoroastri-
sche Speculation zusammenjocht, L. v. Schröder legt
in der Schrift »Pythagoras und die Inder«, (Leipzig 1884)
die Ähnlichkeit desselben mit der Sänkhyalehre dar.
Alle haben Recht, wenn sie die in allen jenen morgen-
ländischen Pricstertraditionen enthaltenen Varianten einer
vorgeschichtlichen Weisheit auch bei Pythagoras wieder-
finden, aber Unrecht, so weit sie ihn ausschliesslich
zum Schüler der einen oder der andern Tradition machen
wollen, da die Wahrscheinlichkeit weitaus überwiegt,
dass ihm die geheiligte Erbweisheit auf mehr als einem
Wege zugänglich geworden sei.
Insofern die gelehrte Arbeit P.’s wieder ein Weg¬
weiser zur Aufsuchung jenes vorgeschichtlichen urver¬
wandten Weisheitsschatzes ist, kann sie willkommen ge¬
heissen werden. Freilich aber liegt dem Verf. diese
Vorstellungswcise fern; er will religiösen Anschauungen
und theologischen Lehren nur einräumen, dass sie die
Denker angeregt hätten, nicht aber anerkennen, dass sie
die Grundlage ihrer Speculation bilden; darum schwächt
er auch die Mysterien lehre zur blossen »Mysterien id e e«
ab. Aus einer solchen hätte aber die heraklitische Philo¬
sophie die Kraft und Tiefe, die sie besitzt, nicht schöpfen
können. Vielmehr wurzelte sic in geheiligten, lebens¬
kräftigen Traditionen und vermochte nur dadurch die
Geister und Gemüther zu ergreifen und so lange nach¬
zuwirken. Heraklit sagt selbst: »Wer verständig reden
will, muss sich auf das Gemeinsame Aller stützen, wie
der Staat auf das Gesetz und noch fester, denn alle mensch¬
lichen Gesetze saugen ihre Nahrung aus dem göttlichen« und
bezeichnet damit den positiven und autoritativen Charakter
seiner Grundlagen ausdrücklich genug. Der Zusammenhang
der Theologie und Philosophie im Altcrthum kann nur Licht
erhalten von der Höhe der christlichen Philosophie aus,
welche die Gleichung von Glauben und Wissen gelöst
hat, die das Alterthum vergeblich, aber mit weit grösserem
Ernste als gemeinhin angenommen wird, in Angriff nahm.
Erst muss klar erkannt sein, wie die Mysterien des
Evangeliums die christliche Speculation in Gang gesetzt,
geleitet, getragen haben, und noch tragen, ehe die Fäden
aufgesucht werden können, welche die tieferen Denker
des Altcrthums mit der Mysterientheologie und mittels
ihrer mit den Urtraditioncn verknüpfen; die grössere und
nähere Schrift muss, wie schon Platon als methodische
Regel vorschreibt, die kleinere und entferntere deuten
lehren. Von diesem Gesichtspunkt lässt freilich der Verf.
sich nichts träumen. Er hält die Spinneweben der modern-
protestantischen Bibelkritik noch für ein unzerreissbares
Gewebe und will dasselbe selbst weiterspinnen: ersucht
in einem Anhänge die heraklitischcn Einflüsse im alt-
testamentlichen Buche Kohcleth und im Buche der Weis¬
heit nachzuweisen und er weiht seine Arbeit dem An¬
denken des Theologen F. Chr. Bauer. Da gibt er uns
freilich statt des Fisches die Schlange, statt des Brotes
den Stein. Halten wir uns an Fisch und Brot, dessen in
dem Buche auch vorhanden ist. O. Willmann (Prag).
Jahrbuch , philosophisches. V. 2,
Cathrein, Socialethik oder Individualethik. — Wolff, Lolzeß
Methaphysik (Forts.). — Pfeifer, Der ästhethische Contrast in
den Erscheinungen des Erhabenen (Schluss). — Ludewig, Der
Substanzbegriff bei Cartesius im Zusammenhänge mit der schola¬
stischen und neueren Philosophie. — Gutberiet, Die Willens¬
freiheit u. d. philosophische Psychologie.
Revue, philosophique. XVII. 4.
Charlton Bastian, Les processus nerveux dans l’attention
et la rolition. — Paulhan, La responsabiliUL
Gymnasium . X. 9.
Hermes, Zu Cäsars Rheinbrücke. — Meyer, Genügend ohne
Einschränkung.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIII. 2.
Zahl fleisch, Kritisches zu Aristoteles. — v. Scala, Griech.
Verse bei Livius. — Wey man, Zu Lucifer.
Archiv , pädagogisches. XXXIV. 4.
Götte, über den zoolog. Unterr. in d. deutsch. Gymnasien.
— Wunderlich, Die deutsche Syntaxforschung.
Paedagogium . XI V. 7.
Frohschammer, Dr., Die sociale Frage und die Schule.—
Muttersprache u. Grammatik. — Volksbildung u. Volksbildungs-
mittcl.
Neue Erscheinungen:
Przybyszewski S., Zur Psychologie d. Individuums. I. Chopin
und Nietzsche Berlin, Fontane & Co. 8°. (4S S.) fl. —.60.
Holz A., Die Kunst, ihr Wesen u. ihre Gesetze. N. F. Berlin. Iss-
leib. (Schuhr.) 8°. (93 S.) fl. 1.20.
Glogau G., Die Schönheit. Vortr. Kiel, Lipsius u. Tischer, gr. 8°.
(26 S ) fl. —.36.
Ganser A., Schule und Staat. Ein Problem unserer Zeit. Graz,
Leuschncr & Lubensky. gr. 8 . (88 S.) fl. 1.—.
Steiner R, Wahrheit und Wissenschaft. Vorspiel einer »Philo¬
sophie d. Freiheit«. Weimar, Weissbach. gr. 8”. (VIII u. 48 S.)
fl. —.60.
Antimolek. Natur u. Wesen der Ursubstanz in ihrer Bedeutung
als einzige Ausgangsquelle alles Seins u. Lebens im Weltall.
Freie Betrachtungen. Regensburg, Wunderling, gr. 8°. (VI. u.
125 S.' fl. 1.80.
Rein ecke A., Schulchronik mit vorgezeichneten Formularen zu
ihrer Führung, nebst einer Abhandlung über die Bedeutung u.
Einrichtung v. Schulchronikcn. Osterwick, Zickfcldt. 4°. (244 S.)
fl. 1.80.
Traub F., Die sittliche Weltordnung. Eine systematische Unter¬
suchung. Freiburg i. Br., Mohr. gr. 8°. (III u. 96 S.) fl. 1.08.
Oclzelt-Newin A., Über sittliche Dispositionen. Graz, Lcuschner
u. Lubensky. gr. 8°. (IV u. 92 S.) fl. 1.50.
Heppe H., System der Pädagogik. Hrsg, v H. Wiegand. Hannov.
Manz & Lange, gr. 8°. (32 S.) fl. —.36.
Im Verlage von O. R. Reisland (Leipzig) werden in den
nächsten Monaten erscheinen: Dr. Alfr. Lehmann, » Die Haupt¬
gesetze des menschlichen Gefühlslebens .« Eine experimentelle und
analytische Untersuchung. Aus d. Dänischen übers, v. Bendixen.
Mit 6 lithogr. Tafeln (c. 22 Bogen zu c. fl. 5.—). — W. Walter,
»Geschichte der Aesthetik im Alterthume.« (c. 40 Bg. z. c. fl. 7.—)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Pastor, Dr., L. Geschichte der Päpste seit dem
Ausgange des Mittelalters. Mit Benutzung des päpstl.
Geheim-Archivs und vieler anderer Archive bearbeitet. Frei¬
burg im Br., Herder. Bd. I.: Geschichte der Päpste im Zeitalter
der Renaissance bis zur Wahl Pius X. Zweite vielfach umgearb.
Aufl. (L1I u. 771 S.) gr. 8°. fl. 6.— ßd. II.: Gcsch. d. Päpste
im Zeitalter der Renaissance bis zum Tode Sixtus IV. (XLVIII
u. 688, 38 S.) gr. 8°. 11. 6.—
Leo XIII. hat mit der Wiedereröffnung des päpst¬
lichen Geheim - Archivs und durch das persönliche
fördernde Interesse an P.’s Arbeit grossentheils die
glänzenden Resultate ermöglicht, welche dieselbe gegen¬
über früheren Forschungen aufweist. Andererseits hat P.
genau jenes erste Gesetz des Historikers befolgt, welches
Leo XIII. in seinem herrlichen Breve Saepenumero in
die Worte gefasst hat: ne quid falsi dicere audeat,
de in de ne quid veri non audeat; ne qua suspicio gratiae
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Nh. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
152
sit in scribendo ne qua simuZtatis. Dadurch ist es ihm
gelungen, vielfach Anerkennung auch von jener Seite
zu erlangen, auf der das Papstthum sonst keine gern
gesehene Erscheinung ist. Was im besonderen die zweite
Auflage des ersten Bandes betrifft, die hier zunächst in
Betracht kommt, so ist in derselben durchweg die inzwi¬
schen erschienene einschlägige Litteratur mit der bekannten
Sorgfalt und Zuverlässigkeit P.’s nachgetragen. Bei der
Beurtheilung der eine neue Zeit, um nicht zu sagen:
die neue Zeit, einleitenden Wiedergeburt des classischen
Altcrthums, wie überhaupt in allen Hauptsachen ist P.
seiner Auffassung treu geblieben, und im Wesentlichen
wird dieselbe wohl die herrschende werden und bleiben,
mag auch manche Persönlichkeit ein schärferes oder
milderes Urtheil verdienen. Sehr richtig und mild zu¬
gleich wird Sauerland’s Urtheil über Card. Dominici »viel¬
fach allzuhart« genannt (S. 46); in Kürze hoffe ich in
einer Monographie die nicht schwere Ehrenrettung dieses
von Gregor XVI. selig gesprochenen grossen und wahren
Reformators zu erbringen. Darnach wird sich auch das
Urtheil über seinen Gegner, den florentinischen Staats¬
kanzler Coluccio Salutato durchaus ändern müssen;
Salutato war trotz seiner humanistischen Schwärmerei
ein entschieden gläubiger Christ. — Rücksichtlich Leonard
Brunis, der das .hohe Lob nicht verdienen dürfte, bringt
die 2. Au fl. S. 13 eine interessante Entdeckung. Von
dem Isagogicon moralis philosophiae desselben, das noch
G. Voigt und Janitschek für ungedruckt hielten, weist
P. (S. 13) zwei Drucke auf der Innsbrucker Universitäts¬
bibliothek nach. Die meiste Bereicherung ist dem grossen
Schisma und dem Pontificate Nicolaus V. zu Theil ge¬
worden. Der Eroberung Konstantinopels durch die Türken,
wird, wie früher, der Charakter eines Wendepunktes der
Geschichte beigelegt, der als Grenzscheidc zwischen dem
Mittelalter und der neuern Zeit dienen soll. So sehr es
zu wünschen ist, dass man allgemein das J. 1517 dieses
Charakters entkleide, und so sehr Konstantinopcls Eall
das Aufhören des M.-A. bezeugt, so dürfte vielleicht doch
geeigneter die Eröffnung der neuern Zeit in dem Con-
stanzer Concil, (bezw. in der Wahl Martins V.) gesehen
werden, auf dem der Grund zur katholischen Restauration
gelegt wurde und von dem P. P. Vergerius mit vielem
Recht sagt: »Nescio an ullum pro causa graviori con-
vocatum«. — Möge das grossartige Werk, welches be¬
reits ins Französische, Italienische und Englische über¬
setzt ist, neben vielem andern auch darin der bahn¬
brechenden Geschichte des deutschen Volkes von Jonssen
gleichen, dass der zweiten Aufl. noch viele andere nach-
folgcn! Die von der Verlagshandlung soeben ins Werk
gesetzte Ausgabe in Lieferungen wird hoffentlich beitragen,
diesen Wunsch zu erfüllen.
Mautcrn. Äug. Rösler C. SS. R.
Stieve helix, Der oberösterreichische Bauernaufstand
des Jahres 1626. München, M. Ricger'sche Univ.-Buchhand¬
lung. Gustav Himmer. 1891. 8°. 2 Bdc. 12 fl.
Der o.-ö. Bauernaufstand von 162C erregte von jeher
wegen seiner mannigfachen Ursachen und der elementaren
Gewalt, mit der ein urkräftiges Volk harte Fesseln sprengen
wollte, grosses Interesse. Trotzdem sich aber bisher viele
Forscher in mehr oder minder eingehender Weise damit
beschäftigt hatten, blieben so manche Punkte dunkel.
In neuerer Zeit hat der um die Erforschung der o.-ö.
Landesgeschichte hochverdiente Bibliothekar von St.Florian,
Albin Czerny, sehr wcrthvolle Beiträge geliefert, J. Strnadt
und andere Historiker haben sich bemüht, den Verlauf
der Erhebung in den einzelnen Vierteln und Orten klar-
zulcgen, das bedeutendste Werk darüber seit dem Er¬
scheinen der vielfältig grundlegenden Beiträge des Chor¬
herrn Franz Kurz (Leipzig 1805 und 1808) liegt uns
aber jetzt aus der Feder des Münchener Professors St.
vor. Derselbe beschäftigte sich seit einem Viertcljahr-
hunderte in umfassender Weise mit der einschlägigen
Litteratur, wobei ihm nebst seinen sonstigen Forschun¬
gen auch der Umstand sehr zu stallen kam, dass ihm die
Münchener Archive noch reiches, bisher unbekanntes
oder unbenütztes Material boten. In jugendlichem Forscher¬
eifer bereiste er, als er sich an diese Arbeit machte, Ober¬
österreich, um Land und Leute und besonders die Plätze
der blutigen Schlachten und Treffen kennen zu lernen.
Dabei entdeckte er auch noch manches bisher unbekannte
Blatt und kam mit mehreren Kennern der Landesgeschichte
in freundschaftlichen Verkehr, so dass er sich auch deren
Unterstützung erfreuen konnte. Man erwartete daher be¬
greiflicherweise sein Werk schon lange mit Spannung.
Dasselbe zerfällt in zwei Bände, deren erster (XXIV u.
343 S.) die eig. Darstellung des Aufstandes enthält, während
dem zweiten die umfangreichen Anmerkungen mit ge¬
legentlich sehr eingehender Quellenkritik, wertvolle Bei¬
lagen, das Literaturverzeichnis und ein genau gearbeitetes
Register zugewiesen wurden.
Die Darstellung der Erhebung, der ein frisches Vor¬
wort und ein genauer Quellenbericht vorausgeschickt
wird, zeigt, dass sie uns ein klar ordnender Geist und
eine gewandte Feder bietet. Sie ist knapp und doch in
der Hauptsache eingehend und weiss Nebensächliches ge¬
schickt in die Behandlung des Verlaufes des ungestümen
und blutigen Volksaufstandes einzuflechten, so dass wir
nicht nur völlige Klarheit über die Ilauptactionen, sondern
auch über den Aufstand in den einzelnen Landestheilen
und, so weit es die in dieser Beziehung spärlich fliessenden
Quellen erlauben, auch über die Hauptpersonen, die
»Rädelsführer«, bekommen. Nebenbei erhält auch der
Localforscher in den Anmerkungen vielfältig ganz neue
Aufschlüsse und mancher Historiker, besonders Gindely,
vielfache Widerlegung. So gerne und dankbar wir aber
auch der mit sicherer Hand entworfenen Darstellung des
gewaltigen Aufstandes, der klaren und bündigen Schilderung
der Belagerungen und Kämpfe unsere Anerkennung zol¬
len, mit der Auffassung, die derselben betreffs der Ur¬
sachen zugrunde liegt, können wir vielfältig nicht ein¬
verstanden sein. Es tritt die alte Streitfrage wieder her¬
vor, die schon zur Zeit des Aufstandes Ursache war,
dass zwischen der österr. und kurbair. Regierung grosse
Missstimmung herrschte. Während die erstere die Haupt¬
schuld auf die Pfandschaftsregierung und nicht zum
mindesten auf den Statthalter Herbersdorf schob, klam¬
merte sich letztere an die schrecklichen Folgen des »Re¬
formationspatents«. Der Verf. stellt sich vom An¬
fänge an auf den bairischen Standpunkt, daher sieht er
nach den bairischen Quellen alles im Pfandschaftsgebietc
schwarz. Die Geistlichkeit steckt noch trotz begonnener
Reform insgesammt im Schlammpfuhle des 16. Jahr¬
hunderts (I. 25, 36), von den Prädicanten war doch
wenigstens nur ein grosser Theil nicht besser (I. 29), der
Adel ist noch grossenthcils in Trunk, Ueppigkcit und
Roheit verkommen, während wir doch andererseits hören,
dass am Ende des 16. Jahrhunderts ein Christoph von
Schallenberg, pocta insignis et cruditus, gar wundersame
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154
Nr. 5. — Oesterrfjchisches Ln teraturbi.att. — I. Jahrgang.
herzinnige Gesänge ersonnen habe und dass er nicht
ohne Wettbewerber gewesen sei, dass ein Theil des
Adels eine überraschend reiche Ausbildung genossen und
oft über eine Bücherei verfügt habe, deren sich auch
ein Gelehrter nicht zu schämen gebraucht hätte, wie denn
Erasmus von Rödern, von dem der Vcrf. erfreulicher¬
weise viele Briefe auffand, dafür einen Wert von 600 fl.
in sein Rechnungsbuch einsetzt. Schlechter kommt der
»bigotte« Kaiser Ferdinand 11. weg und die Jesuiten, die
»schüren« und ihm ihre Auffassung »einimpfen«, (I. 32,33,
254, 338, 340), die kath. Kirche verfügt über eine »so
sorgsam ausgebildete Steuerschraube«, (I. 47), der damal.
Katholicismus wurde »durch das Tridcntiner Concil
und die Jesuiten« geschaffen (I. 46) u. s. w. Derartige
Stellen und den Oesterreicher und Katholiken verletzende
ironische Wendungen, deren sich noch mehrere heraus¬
heben liessen (1. 37, 139, 225, 313, 318 etc.) ist man
vielfältig zu lesen gewohnt; dass man dergleichen in
einem auf so umfassenden Studien beruhenden Werke
findet, bedauert man, da sie demselben den Stempel ein¬
seitiger Auflassung aufdrücken. Durch sie darauf auf¬
merksam gemacht, ist man dann am Schluss nicht mehr
so überrascht, wie man wäre, wenn man sich sogleich
nach dem Resultate der Untersuchung umgcschen hätte,
wenn man liest, dass die ganze Erhebung, von der sich
auch Katholiken nicht ferne hielten, ein Volkshelden¬
kampf für evangelische Freiheit gewesen sei. Die armen
Opfer desselben werden daher als Blutzeugen ihres Be¬
kenntnisses hingestellt, welche für das Höchste und
Edelste, was der Mensch besitzt, für Gewissen und Ueber-
zeugung mit der grössten Tapferkeit und Zähigkeit treuen
Herzens gekämpft haben ! Einer solchen Auffassung heutigen¬
tags gegenüber wäre wohl die Auffindung der kaiserl.
Acten, die der Verf. zum grossen Theile für verloren
hält, um so erwünschter. Aber auch ohne dieselben hält
das o.-ö. Volk noch die Erinnerung an das Franken¬
burger Würfelspiel und an die Henker-Kalesche fest, die
Zeller sammt ihrer eine beredte Sprache führenden Aus¬
stattung bei Feuerbach erbeutet hatte. Man möge auch
nicht vergessen, was dem Herzoge von Holstein bei
Neukirchen a. W. und Lindlo bei Kornöd passiert ist. —
Dadurch, dass die Angaben über den Beginn des Auf¬
standes, der am sogenannten Kreuzsonntage, den 17. Mai,
zu Lembach im Mühlviertel unerwartet losbrach, über¬
sichtlich zusammengestellt sind, ist auch diese Frage nun
endgiltig gelöst. Nur eine Schwierigkeit blieb noch: wo
man das Wirtshaus zu Haibach zu suchen habe. Aber
auch darüber ist inzwischen durch H. Pfarrer Norbert
Hanriedcr von Putzleinstorf jeder Zweifel beseitigt worden,
da dieser genaue Kenner der Bauernerhebung, der Oert-
lichkeiten und Volksüberlieferungen auf ein bisher un¬
beachtetes Haibach aufmerksam machte, das eine halbe
Stunde von Lembach in der Richtung gegen Altenfelden
entfernt ist. Der Name dieses Haibach, jetzt Habach-
häusl, an das der Volksmund noch jetzt das erste Auf¬
flammen der Unruhen knüpft, erscheint in den Matriken
von Lembach nach gütigen Mittheilungen des dortigen
H. Pfarrers M. Steppich 1688 als Häbach, 1692 als
Haypach. Es war ein uraltes Jägerhaus mit der Leut¬
gebgerechtigkeit und lag einst mitten im Walde. Der
Wirt von diesem Haibach konnte daher auch Er. von
Rödern, der das Amt Niederkappel besass, gut bekannt
sein (II. 73 A. 5 u. 76 A. 3). Bei Lembach kreuzen sich
mit dem alten Salzwege mehrere Wege. Der II. 176 A. 8
erwähnte Morau heisst nicht Veit sondern Paul. Unter
Perchtholz 161 A. 1 ist wohl Pertholz im Waldviertel
zu verstehen. — Druck und Ausstattung ist schön, der
Preis ob der Beigabe des 2. B. ein hoher.
Wien. L. Pröll.
Mittheilungen d. Inst. f. osterr. Geschichtsforschung. XIII. 2.
Manitius, Zu den Annalcs Laurisscnsis u. Einharti. —
Hart mann, Die Entstehungszeit d. Liber diurnus. — Richter,
Beitrag zur Historiographie in d. Kreuzfahrerstaaten. — Pröll,
Die Flucht Johanns v. Werth. — Schiitter, Aus den letzten
Lebensjahitn von Gentz.
Neue Heidelberger Jahrbücher, II, 1.
K. Zangmeister, Zur Geographie des romanischen Galliens
und Germanicns nach den tironischen Noten. — F. Schöll,
Risse und Brüche in der Urhandschrift Plautiniseher Comödien. —
F. v. Duhn, Die Benutzung der Alpenpässe im Alterthum. —
K. Schumacher, Uber d. Stand u. d. Aufgaben der prähist.
Forschung am Oberrhein u. bes. in Baden. — O. Karlowa,
Zur [nschrift von Skaptoparene. — J. Haller, Die Verhandlungen
von Mouzon (1119'. Zur Vorgeschichte des Wormser Concordaus.
Neue Erscheinungen:
Haller J., Die deutsche Publicistik in den J. 1668 —1674. Ein
Beitrag zur Geschichte der Raubkriege LudA-igs XIV. Heidelberg,
C. Winter, gr.-8°. (VII u. 160 S.) fl. 2.40.
Roepell R., Das Interregnum, Wahl u. Krönung von Stanislaw
August Poniatowski. Posen, Jolowicz. gr.-8° (173 S.) 11. 1.50.
Demoie E., Histoire monetaire de Gencve de 1792— 1848. Basel,
Georg. gr.-4". (139 S. mit 6 Taf.) fl. 7.20.
Rodenberg C., Innocenz IV. u. das Königreich Sicilien 1245
bis 1251. Halle, Niemeyer, gr.-8. (V u. 230 S.) fl. 3.60.
Hirsch R., Studien zur Geschichte König Ludwig VII. von Frank¬
reich (1119 — 1160). Leipzig, Fock. gr.-8°. (VIII u. 116 S.) fl. 1.05.
Mentz G., Ist es bewiesen, dass Trithemius ein Fälscher war?
Jena, Pohle, gr. 8°. (77 S.) fl. —.72.
Neu man n J., De quinquennalibus coloniarum et municipiorum.
Kbd. gr. 8°. (76 S ) fl. —.72.
Ortvay Dr. Th., Geschichte der Stadt Pressburg. In deutscher und
ungar. Ausgabe. I. BJ.: Von den ältesten Zeiten bis zum
Erlöschen des Arpäden-Hauses. Pressburg, Stampfei. Lex.-8°.
(XVII u. 392 S. mit 37 Illustr. u. 7 Tafeln.) fl. 2.50.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur germanischen Mythologie.
Von J. Seebcr.
II.
Auf die Deutung der Mythen hat Jak. Grimm keinen
besonderen Wert gelegt. Der feine poetische Tastsinn, den er in
der »Grammatik* und den »Rechtsalterthümcrn« zeigte, kommt auch
hier zur Geltung, aber die verschiedenen Versuche, den ursprüng¬
lichen Inhalt der mythischen Berichte zu erfassen, rauben ihm den
poetischen Genuss an den Gestalten der Götterund Helden. Sittliche
und andere menschliche Motive bilden die Hauptsache, aber er
verfolgt diese nicht im Einzelnen (vgl. Scherer, J. Grimm 2 , 1885,
S. 279 ff.). Andere Forscher waren hierin weniger scrupulös. Sie
haben unter sich — trotz aller Divergenzen im Besondern — das
Gemeinsame, dass sie mit einem fertigen System an die Auslegung
der Mythen herantreten und dasselbe — meist ohne historische
Kritik — nach Willkür für die vorhandenen Quellen ausbeuten.
Der einzelne Mythus wird auf das Prokrustesbett gelegt und ge¬
dehnt oder verstümmelt, bis sich alles zum »harmonisch Ganzen«
aneinander reihen lässt.
Man kann zunächst zwei Hauptgruppen unterscheiden: die
»meteorische« und die »solare« Richtung. Die erstere, welche den
Ursprung der mythologischen Auffassung in den Lufterscheinungen,
namentlich im Sturm und Gewitter lindet, wurde vorzüglich von
A. Kuhn (Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks 2 , 1886)
und seinem Schwager W. Schwartz (Der Ursprung der Mytho¬
logie, 1860; Die poetischen Naturanschauungen der Griechen,
Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur Mythol. 2 Bde.
1864 1879 u. a.) vertreten. Man fasste die Naturerscheinungen
gern als einen Kampf feindlicher Elemente, wie er sich namentlich
im Gewitter und in den Wolkenbildungen abspielt. »Die Haupt¬
grundlage der Religionen und Mythen der meisten indog. Völker«,
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155
156
Nr. 5. — Oesterreichisches Litteratürblait. — I. Jahrgang.
sagt A. Kuhn (Entwicklungsstufen der Mythenbildung, S. 126)
»bildet der Kampf zwischen den Mächten des Lichtes und der
Finsternis, der bekanntlich bei keinem derselben so scharf aus¬
gebildet ist, wie bei den alten Baktrern. Wie bei diesen, so ist
auch bei allen übrigen die Ueberlieferung vom endlichen Siege des
Lichts durchgedrungen, durch welchen die Mächte desselben zur
Herrschaft gelangen, während die der Finsternis zeitweis oder
dauernd gefesselt oder besiegt werden.« — Dagegen rückt
M. Müller, der seine Theorie als »solare« bezeichnet (Wissensch.
der Sprache, II. 476), die Sonne und den Himmel in den Mittel¬
punkt mythologischer Anschauung.
Anfänglich stand auch W. Mannhardt auf dem Boden der
Kuhn-Müllersehen Auffassung. Die eingehende Beschäftigung mit
dem »Quellenschatz der germanischen Volkssage und Volkssitte«
führte ihn zu andern Ergebnissen, die er in mehreren Schriften
niederlegte (Roggenwolf 2 , 1866; Die Korndämonen, 1868; — Der
Baumcult der Germanen, 1875; Wald-und Feldculte, 1877; Mythol.
Forschungen, 1884.) Der Mensch, so argumentiert er in den
spätem Werken, hat in der Vorzeit aus der Beobachtung des
Pflanzcnwachsthums die Wesensgleichheit zwischen sich und den
Pflanzen erschlossen; die Pllanzenseele zeigt den Beginn der
Mythenbildung, aus ihr gieng der Vegetationsdämon hervor, der
mit der Zeit mit meteorischen und solarischen Erscheinungen in
Verbindung gebracht wurde; aus dem Dämonenglauben endlich ent¬
wickelten sich später die einzelnen Stammesmythologien. Einen
ähnlichen Standpunkt nimmt E. H. Meyer in seinem Werke
»Indogerm. Mythen« (1883, 1887) ein. nur verbindet er damit das
Kuhn’sche Periodensystem. In der ersten Periode, welche der
Culturstufe des Jagdlebens enspricht, beginnt das mythische Denken
mit der Anschauung, dass die Menschenseele nach dem Tode des
Leibes in Thieren oder Pflanzen verkörpert einige Zeit fortlebc und
daher der Ernährung bedürfe; der älteste Opferbrauch ist Todten-
cult. Während der zweiten Periode, welche in die Zeit des Hirten¬
lebens fällt, werden die Seelen zu Windgeistern, dann zu Luft¬
dämonen, namentlich zu Wolkcnwind-, Wasserwind- und Baum-
winddämonen. In der dritten Periode endlich, in der Epoche des
Ackerbaus und der staatlichen Cultur, werden die individualisierten
Einzeldämonen und die Lichtwesen zu Göttern. — Nicht viel anders
äussert er sich in seiner »Germanischen Mythologie« (1891 § 12).
Als mythenbildende Elemente erscheinen ihm solche Vorgänge des
Menschenlebens und der Natur, »die drei Eigenschaften in sich
vereinten: geheimnisvolles, räthselhaftes, Verwunderung erwecken¬
des Wesen, sinnenfälligen Formen- oder Kraftwcchsel und starken
unmittelbaren oder mittelbaren Einfluss auf das Wohl und Wehe
des Menschen.« Diese drei Eigenschaften linden sich vereint bei
den Vorgängen, welche man beim »Tode am Nächsten . . , im
Traum und unter dem Alpdruck an sich selber und namentlich
bei Gewitter, Wind und Wolkenzug in der Natur« wahrnahm.
»Als die drei Hauptströmungen der ältesten Mythologie sind dem¬
nach, entsprechend den drei Urquellen derselben, 1. der Seelen¬
glaube, 2. der Alp- oder Marenglaube und 3. der Naturdämonen¬
glaube zu betrachten, aus denen sich später 4. der Götter- und
5. der Heroenglaube entwickelten.«
Man sieht, dass bei Meyer für die 2. Stufe der Mythenbildung
ein neues Werk von L. Laistner massgebend wurde. L. zollte
zuerst in den „Nebelsagen« (1879) der meteorischen Theorie seinen
Tribut, 1889 aber erschien sein Buch »Das Räthscl der Sphinx«
(2 Bde.), in welchem er den »Alpdruck« für eine Anzahl von Sagen
und Mythen verantwortlich macht. Zwar will er mit seiner Alp¬
theorie nicht alle Wind-, Nebel- und Gewittermythen verdrängen,
aber doch die Alptraumsagen als den Heimboden für die mytho¬
logischen Keime angesehen wissen. »Es ist längst bekannt,«
sagt er, »dass die deutsche Volkssage die Gleichung aufstellt: Alb
ist Alp, d. h. das zahllose, vielnamige Heer der Elhe, der in der
Luft, im Wasser, im Haus und auf dem Felde, in Berg und Wald,
Haide und Ackerland, auf und unter der Erde hausenden Dämonen,
wird unter der nämlichen Bezeichnung zusammengefasst, von
welcher das Alpdrücken seinen Namen hat. ... Die übermenschliche
jenseitige Welt ... ist eine Welt von sinnenfälligster Wirklichkeit,
jedoch nicht dem oftenen, nur dem geschlossenen Auge sichtbar ...
sie erschliesst sich dem Sterblichen aus freien Stücken, kommt
zu ihm in der Nacht, senkt sich auf ihn herab im Traume.«
Von diesen Phantastereien, die himmelweit über ihr Ziel hinaus-
schiesscn, ist nur ein Schritt bis zur Annahme, dass auch der
Rausch eine Hauptquelle des Mythus sei. Diesen Schritt thul
O. Gruppe (die griech. Culte u. Mythen, 1887. I. 277),
welcher erklärt: Der Cultusact war nicht etwa nur mit einem Ge¬
lage verbunden, sondern er war recht eigentlich ein Gelage; man
verehrte die Götter, indem man sich berauschte, und der Ge¬
nuss des Rauschtranks war die Andacht.« Der Grundfehler, an
welchem alle diese Hypothesen leiden, ist der Mangel philolo¬
gischer Kritik der mythologischen Quellen. Ihn suchte Müllen-
hoff (Tuisko u. s. Nachkommen; Die austrasische Dietrichs¬
sage; Von Sigfrids Ahnen; Irmin u. s. Brüder; D. A., V. 1,), ge¬
stützt auf Lach mann, zu vermeiden. In dem Suchen nach dem
Zusammenhang zwischen den geschichtlichen und mythischen
Reminiscenzen des Volkes berührt er sich mit Wilh. Müller
(Gesch. und System der altd. Religion, 1884; Mythologie d. d.
Heldensage, 1886; Zur Mythologie der griech. und deutschen Helden¬
sage, 1889), der ebenfalls — im Gegensätze zu Grimm und
E. H. Meyer — das Geschichtliche und die Stammesunterschiede
scharf betont und so festen Boden unter den Füssen behält. —
Mogk (Mythologie in Paul's Grundriss der germ. Philol. 1890,
S. 982 ff.) sucht diese Gesichtspunkte mit den früher genannten
zu vereinen und schliesst sich an Ty 1 o r (Anfänge der Cultur 1. 281)
an, welcher erklärt: »Die erste und hervorragendste unter den
Ursachen, welche die Thatsachen der alltäglichen Erlahrung zu
Mythen umbilden, ist der Glaube an das Belebtsein der ganzen
Natur, der in seiner höchsten Form zur Personification gelangt.«
Mogk ist entschieden der besonnenste unter den Mythologen und
der tüchtigste Führer auf dem viel umstrittenen Gebiete; allein
auch sein System erscheint zu eng, manche seiner Deutungen ge¬
zwungen: es fehlt an der vorurtheillosen Durcharbeitung aller
einzelnen mythologischen Quellen. Ich denke, nach Eintritt der
Naturvergötterung kommen nicht blos Tod, Mare, Wasser-, Wind-,
Wolken-, Gewittererscheinungen, sowie der Himmel mit der Sonne,
dem Mond und den Sternen in Betracht, sondern ebensosehr alle
anderen bedeutenderen Vorgänge in der Natur und Menschenwelt,
die geschichtlichen Ereignisse wie die alltäglichen Erfahrungen,
Mühen und Kämpfe des Volkes auf der Wanderung, im Kriege
mit feindlichen Stämmen und im Streite mit der grossartigen Ur¬
waldsnatur. Ein instructives Beispiel hiefür bietet R. Otto's Hin¬
weis auf den Walfischfang zu Bcowulf (Allg. Z. 1890, No. 8.). l )
Schliesslich sei an dieser Stelle noch eines Werkes gedacht,
das an Sonderbarkeit seines Gleichen sucht, L. Lund (Tolv Frag-
menter om Hedenskabet. . . I. Kopenhagen, 1891) meint: »Mythen
sind nichts anderes als Erfahrungen von dem Treiben der Menschen,
welche Götter vorstellten und sich mit diesen identificierten.« Es
gab überall eigentlich nur einen Gott und eine Göttin, dafür aber
eine Menge »lebender Götter«, d. h. Priester und Laien, welche
sich für Götter ausgaben und insbesondere durch'Vermummung in
Thierhäuten und durch das Werfen von — Explosivkörpern (!)
die Verehrung der Menge erzwangen. Dagegen reagierte der helden¬
hafte Sinn des Volkes und ihm wie dem römischen Einflüsse ge¬
lang es, statt des Odincults (Odin war der Name einer Reihe
»lebender Götter«) den Thorcult einzuführen. — Gegen solche
Aufstellungen und Etymologien ist jede Rcaction überflüssig.
Winternitz, Dr. M. Das altindische Hochzeitsrituell,
nach dem ApastambTya-Grihyasütra und einigen anderen ver¬
wandten Werken. Mit Vergleichung der Hochzeitsgcbräuchc bei
den übrigen indogermanischen Völkern. (Denkschr. d. kais.
Ak. d. Wiss. in Wien, phil.-hist. CI. XL.) Wien. In Commission
bei F. Tempsky. 1892. 4°. (114 S) fl. 3.—
Die eingehende Darstellung, welche Haas im V. Bande
von Webers »Indischen Studien« (p. 267 ff.) dem alt¬
indischen llochzeitsrituell nach den Grihyasütrcn des
das Äsvaläyana, Sänkhäyana, Päraskara, Gobhila und
Kausika gewidmet, erhält in der vorliegenden Denkschrift
eine wesentliche Ergänzung durch die sorgfältige Beschrei¬
bung der indischen Hochzeitsgebräuche nach den Sütren
der süd indischen Gruppe Baudhäyana, Bhäradväja,
Apastamba, Hiranyakesin. Dass diese vier dem Süden
l ) Wie weit auch ernste Forscherin der Deutung des einzelnen
Mythus auseinandergehen, möge hier gerade an Beowulf gezeigt
werden. Grimm erkennt darin einen Bienenwolf (Specht),
Möllenhoff (ähnlich Ten Brink) den Gott Freyr; Simrock Thor;
Kemble einen Gott der Fruchtbarkeit; Laistner sieht im Kampfe
Beowulfs gegen Grendel den Kampf des Windes gegen den Höhen¬
rauch; für Grein sind Grendel cet. Seeräuber, von denen Beow.
die Dänen befreit; Sarrazin findet darin den Baldermythus;
E. H. Meyer erblickt in Beow. natürlich einen Blitzheros, in Gren¬
del den Frühlingssturm, in dessen greulicher Mutter die finstere
Wetterwolke; Mogk ist Grendel ein Wasserdämon, Beow. »ein
Spross der Sage, den die Dichtung mit dem alten Himmelsgotte
unserer Vorfahren zusammengebracht hat.«— Quotcapita , tot sensus!
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157
Nr. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
158
Indiens angehörigen Schulen »einander sehr nahe stehen
und gewissermassen eine Gruppe für sich bilden«, hatte
schon Buhler in der Einleitung zur Uebersetzung des
Apastambiya - Dharmasütra nachgewiesen. Die Unter¬
suchungen von W. p. 5. ff., »die Uebereinstimnuing dieser
Sütren in fast allen Punkten, wo sie von den übrigen
Grihyasütren ab weichen«, erheben diesen Nachweis zu
voller Gewissheit. Für die Geschichte der vedischen
Schulen und die litterarische Thätigkeit der ausgehen¬
den Vedaperiode beansprucht jene enge Zusammen¬
gehörigkeit, welche keine andere Klasse von Werken
dieser Art theilt, eine hervorragende Bedeutung. W. hat
seiner Darstellung den Abschnitt des Äpastambiya-Grihya-
sütra zu Grunde gelegt, und mit Recht; denn wenngleich
auch ßäudhayana und Bhäradväja in ein höheres Alter
zurückreichen, so sind uns doch die zu Gebote stehen¬
den Texte dieser beiden Schulen in einem höchst trost¬
losen Zustande überliefert. Dem Werke Apastamba's hin¬
gegen sichert der enge Zusammenhang mit dem Srauta-
und Dharmasütra, aus deren Mitte es nicht gelöst wurde,
ferner die treue Ueberlieferung des Textes, welchen keine
sektarischen und modernen Einflüsse entstellten, den
ersten Platz auch unter den Grihyasütren. — Aus der
Einleitung heben wir die Beobachtungen des Hrsgb.’s über
die abweichenden Lesearten des Mantrapätha hervor.
Wer das gemeinsame Gefühl zweier hervorragender Vedisten
theilt, »dass die Grundlage der Rigveda-Exegese noch eine
ganz unsichere ist, dass wir in den Ausgaben vedi-
scher Texte noch lange nicht das fertige Gebäude haben«
(Pischel-Geldner, Ved. Studien p. XX), wird die Be¬
deutung nicht unterschätzen, welche W. »einer eingehenden
Untersuchung aller im Mantrapätha, im Mantrabrähmana
und in den Grhyasütren selbst vorkommenden Sprüche
für die Interpretation des Veda« beilegt. Die Unter¬
suchungen bezüglich des Alters von Apastamba haben
die Ergebnisse ßühlers zwar nicht weitergeführt, doch
erhalten letztere in den grammatischen und.lexikalischen
Eigenthümlichkeiten der Sprache der Grihyasütren,
welche W. sorgfältig zusammengestellt, höchst werthvolle
Bestätigungen. Die originelle Sprache des Verf. weist
jedenfalls auf eine gewisse Selbstständigkeit der Sprache
hin, die von dem »nivellierenden« Einfluss der pänineischen
Grammatik unberührt geblieben. Für die Entstehung
dieser sü dindischen Grihyasütren vor Panini könnte in¬
des unseres Erachtens jene Thalsache nur dann volle
Beweiskraft besitzen, wenn der Einfluss des berühmten
Grammatikers für eine bestimmte Zeit und innerhalb
bestimmter Grenzen mit Sicherheit erwiesen wäre.
Der Einleitung folgt die Uebersetzung des über
die Hochzeit handelnden Abschnittes aus dem Äpastam-
bi'ya Grihyasütra. Die Erläuterungen, welche die ausser¬
ordentliche Kürze und Knappheit des Sütrastils noth-
wendig machte, zeichnen sich durch die sorgfältige Her¬
anziehung der Commentatoren und die erschöpfende Ver¬
gleichung mit den Bestimmungen der verwandten Sütren
aus. In vorzüglicher Weise hat W. die Arbeiten von
Haas und namentlich von Weber (1. c.) durch die etno-
graphischen Excurse über die in den Sütren gelehrten
Bräuche gefördert. Zwar lag ihm in demWcrke v. Schröders:
»Die Hochzeitsbräuche der Esten und einiger anderer
finnisch-ugrischer Völkerschaften in Vergleichung mit
denen der indogermanischen Völker« (Berlin 1888) ein
umfangreiches Material vor. Doch bietet W. aus eigenen
Sammlungen eine solche Fülle neuer Analogien, dass
sein Werk dem Ethnographen und Culturforscher in Deu¬
tung des reichen Symbolismus die werthvollsten Dienste
leisten wird. Dabei sind die etnographischen Erläuterungen
in wohlthuendem Gegensatz zu einigen verwandten Ar¬
beiten von jener Besonnenheit des Urtheils geleitet,
welche den Verf. vor übereilten Schlussfolgerungen zu
Gunsten eines »urindogermanischen Hochzeitsrituells« be¬
wahrt. Wenn man sieht, wie die Hoffnungen, welche
einst der vergleichenden Mythologie entgegengebracht
wurden, sich vielfach als trügerisch erwiesen haben,
wenn sogar an bedeutsamer Stelle behauptet wird, dass
»diese urindogermanische Mythologie längst erschüttert
ist, dass nicht ein Punkt auf der ganzen Linie besteht,
der nicht schon von anderer Seite aus durchbrochen
wäre« (Litt. Centralbl. 1891 col. 1667), dann wird man
die Zurückhaltung des Verf. für doppelt berechtigt halten.
Die Forschung des Ethnographen wird sich wie die des
Mvthologen in erster Linie den Bräuchen der einzelnen
Völker zu wenden müssen. — Die vorliegende Arbeit
sichert dem verdienten Herausgeber nicht weniger den
Dank des Ethnologen als des Sanskritisten.
Lainz. Jos. Dahlmann. S. J.
Germania. XXXVH. 1.
Althof, Kritische Bemerkungen z. Waltharius. — Frankel,
Zu W. Hauff’s »Abncr«. — Lauchert, Strassburger Bruchstücke
des Wilhelm von Oesterreich. — Borinski, eine ältere deutsche
Bearbeitung von Robert le Diable. — F. W. Roth, Mittheilungen:
1. Urkundliches über Hademar v. Laher. 2. Gedichte und geist¬
liche Lieder. 3. Volkslieder. 4. Aus Wiesbadener Handschriften u.
Incunabeln. — Weidling, Zum Ezzoleich. — Paul Hagen,
Parzivalstudicn I. — Khrismann, Kleinigkeiten: 1. Himelstelle.
2. Stelboum. 3. Bergfrit. 4. Andelang. 5. so egih guot, s’egih
gout. — Herrn. Fischer, Zur Geschichte des deutschen Vocalis-
mus. — Szamatölski, Im Streit um den Streit der drei Brüder.
— Pocck, Aberglaube u. Beschwörungsformeln aus der Lüne¬
burger Haide.
Zeitschrift fiir deutsche Sprache. (Sanders.) VI. 2.
Zum Checkgesetz. — Sprachliche Bemerkungen zu Graf
Moltkes Briefen an seine Braut. — Zu Heinrich Königs geschicht¬
lichem Roman:» König Jerömes Carneval«. — Zum absoluten Accu-
sativ. — Du und Ihr. — Zu Gustav Wustmanns Buch »Allerhand
Sprachdummheiten«. — Halkyonischc Tage. — Rhein — rein —
Rain. — Ein Glas Wein etc. — Bemerkungen zu einem Aufsatz
von Eug. Zabel über Ernst von Wildenbruchs Märchenschwank
»Das heilige Lachen«.
Studien, ?ieu philologische , 6.
Fried wagner, Über d. Sprache d. altfranz. Heldengedichtes
Huon de Bordeaux.
Forschungen , indogermanische. I. 5.
Bugge, Beiträge zur etymol. Erläuterung d. armen. Sprache.
— Thurneysen, Der irische Imperativ auf -the. — Hirt, Die
Urheimat der Indogermanen. — Bartholomae, Arica. II. —
Strachan, Lat. perendie. — Brugmann, bei Heron-
das. — Lewv, Kvprisches. — Wiede mann, Gotische Ety¬
mologien. — Streitberg, Altnord, tvggja u. Verwandtes.
Neue Erscheinungen:
Kelle J., Geschichte der deutschen Litteratur von der ältesten
Zeit bis zur Mitte des 11. Jhdts. Berlin, Besser'sche Buchh.
(W. Hertz.) gr.-8°. (III u. 435 S.) fl. 4.80.
Ehr mann E., Die bardische Lvrik im 18. Jhdt. Halle. Niemeyer.
gr.-8°. (VIII u. 108 S.) fl. 1.44.
Leitzmann A., Briefe von Willi, v. Humboldt an F. H. Jacobi,
hrsg. u. erl. Halle, Niemeyer, gr.-8°. (VIII u. 142 S.) fl. 1.80.
Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jhdts.
Nr. 99—100: Bergreihen. Ein Liederbuch des 16. Jhdts. hrsgb.
von J. Meier, cbd. gr.-8°. (XVI u. 122 S.) 11. —.72.
Pastrnek F., Bibliographische Übersicht über die slavische Philo¬
logie 1876—1891. (Archiv für slav. Philologie, hrsgb. von V.
Jagio. Suppl. Bd.) Berl, Weidmann, gr. 8°. (VIII, 415 S. ) fl. 9.—.
Luciani Samosatensis libellus qui inscribitur llspt tf 4 s Ihosypavo'j
rccensuit L. Lcvi. Ebd. gr.-8°. (54 S.) fl. 1*08.
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J 50
Nr. 5. — Oesterreichisches Liiteraturblatt. — I. Jahrgang.
160
Pannenborg A., Das carmen de hello Saxonico Lamberts von
Uersfeld. Döttingen, Yandenhoeck & Puprecht. gr.-8°. (VIII u.
58 S.) fl. —.84.
Bachmann A„ Mittelhochdeutsches Lesebuch mit Grammatik u.
Wörterbuch. Zürich. Höhr. gr.-8°. (IV, XXIV u. 279 S.) fl. 2'40.
— Die Grammatik in Sonderabdr. (XXIV S.) 11. —.36.
Bei G. Westermann in Braunschweig wird demnächst er¬
scheinen: » Aus Goethes Freundeskreisen.« Erinnerungen d. Baronin
J en n v v. G usted t, hisg. von Lilly v. Kretsc h m an. Mit 9
Porti*. 32*/ 2 Bogen 8’ zu ‘fl. 7*20.
Im Verlage von G. Fock in Leipzig erscheint im Juni eine
»IUbliothecci Germanica« . Verzeichnis von etwa 7000 Werken u.
Abhandlungen aus dem Gebiete der germ. Philologie, Litteratur-
geschichte und Völkerkunde, (circa 12 Bogen gr.-8°. zu fl. —.48.)
Kunst und Kunstgeschichte.
Schnerich, Alfred: Der Messen-Typus von Haydn bis
Schubert. (Josef und Michael Haydn, Mozart, Beethoven.
Schubert.) Mit einem thematischen Verzeichnisse als Anhang.
Wien. In Commission bei Gerold & Co. 1892, gr. 8°. 23 S. fl. —*50
Das Schriftchen, welches eine fleissige und sacli-
gemiissc Besprechung der Messe-Compositionen der ge¬
nannten Meister enthält, tritt mit wohlthucnder Wärme
für die erhöhte Werthschätzung österreichischer Kirchen¬
musik ein, und vertheidigt sic mit Geschick und Takt
gegen die ungerechten und übereifrigen Angriffe von Seite
der »cäcilianischen« Reformfanatiker. Wenn wir auch
nicht ganz den gleichen Standpunkt wie der Verfasser
einnehmen, so freuen wir uns doch, einen Berufenen an
eine Frage herantreten zu sehen, in welcher der spröde
Purismus der modernen kirchenmusikalischen Reform¬
bewegung und leider auch manches zu viel auf der
anderen Seite schwer gesündiget haben. Sch. bringt in
der vorliegenden Schrift in leichtfasslicher Form ein Menge!
Details über die musikalische Composition des katholi¬
schen Messetextes und zeigt namentlich bei der Gegen¬
überstellung der einzelnen Mcssetheile oder beim Ver¬
gleichen der verschiedenen Compositionen analoger
liturgischer Texte eine eingehende Kenntnis der bezüg¬
lichen Werke. Kr verweilt hiebei insbesondere bei Josef
Haydn und bespricht auch die Messen Mozart’s, Beethovcn’s
und Schuberts vom Standpunkte der Schaffensthätigkeit
Haydn’s aus, was ihn freilich in die Gefahr bringt, die
Bedeutung der letztgenannten Werke zu unterschätzen.
Nun bieten aber gerade die gigantische Genialität
Beethoven’s, die Vcrklärtheit Mozart’s oder die erhebenden
Schönheiten in den Messen Schuberts (welchen zu ihrem
Vorthcilc manches Zöpfchen fehlt, das noch aus den
Messen Haydn’s hervorlugt), die stärksten Waffen, womit
die nörgelnden Angriffe der Gegner österreichischer
Kirchenmusik abgeschlagen werden. Das Typische in den
Messen der Vorgä nge r Haydn’s, so sehr es auch durch
die Classiker zu hoher Bedeutung erhoben wurde, er¬
scheint doch von diesen so wenig geändert, dass von
da aus ein unparteiischer und freierer Gesichtspunkt zur
vorstehenden Beurtheilung hätte erwählt werden können.
Trotz dieses principiellcn Bedenkens und einiger
sprachlicher Mängel muss die Arbeit Sch.’s als sehr
verdienstlich bezeichnet werden. Wir können nur wün¬
schen, dass das vom Verf. gesammelte Material auf die
übrigen kirchlichen Compositionen unserer Classiker er¬
weitert werde und dass so aus der vorliegenden Studie
ein gutes Buch erwachse.
Wien. v. Larisch.
Mittheilunzen des k. k. iisterr. Museums f. Kunst u. Industrie.
N. F. VII. 4, 5.
Bücher, Schaffhausen od. Schaephuysen? — Riegl, Lcssing’s
»Oriental. Teppiche«. — Swoboda, Heber Freiheit und Gesetz¬
mässigkeit d. kirchl Kunstformen (Schl.). — A.Riegl, Ruthenische
Teppiche. — Herdtle, Kine Truhe aus kursächsischem Besitz im
Oesterr. Museum. — Angelegenheiten des öst. Museums.
Repertorium für Kunstwissenschaft. XV. 1.
Graf, Neue Beitr. z. Entstehungsgeschichte d. kreuzförmigen
Basilika. — Schmid, Copien nach Kupferstichen von Schongauer
bei oberdeutschen Malern und Bildhauern. — Zucker, Fragmente
zweier karoling. Kvangeliaiien in Nürnberg u. München u. Codex
millenarius in Kremsmünster. — Se vboth, Verzeichnis d. Künstler,
welche in Urkunden des Strassburger Stadtarchives vom 13. bis
18. Jahrh. erwähnt werden.
Neue Erscheinungen:
Marot D., D. Ornamentwerk, in 264 Lichtdr. nachgebildet. Berlin,
Wasmuth. gr.-4°. (15 Bl. Text) fl. 72.—.
Rosenberg M.. Alte und neue Fächer aus d. Ausstellung zu
Karlsruhe 1891. Hrsg, vom bad. Kunstgewerbe-Yerein. Wien,
Gerlach und Schenk. Fol. (II, 16 u. XI S. mit 111. und 69 Taf.
in Lichtdr.) fl. 45.—.
Neumcister A. u. E. Häberlc, Deutsche Concurrenzcn. Eine
Sammlung interessanter Entwürfe aus den Wettbewerben deutscher
Architekten zusammengestellt. 1. Heft. Rathhaus-Concurrenz für
Pforzheim. Leipz. Seemann. gr.-S°. (32 S. m. Abb.) fl. —.72.
Valentin, Veit, Aesthetischc Schriften. I. Bd. Alfred Rethel. Eine
Charakteristik. Berk. Felber. 8°. (X, 60 S.) fl. —.90.
Hartei A., Altäre und Kanzeln. Eine Sammlung von Aufnahmen
aus den berühmtesten Kirchen des Mittelalters u. der Neuzeit,
Berl. Hessling und Spielmeyer. Fol. (30 Taf, u. 1 Blatt Text.)
fl. 19.20.
Masner K. Die Kostüm-Ausstellung im k. k. österr. Museum 1891.
Ihre wichtigsten Stücke ausgewählt und beschrieben. In Licht¬
druck herausg. von J. Löwv. Lief. 1. Wien, Löwv, gr.-Fol.
(10 Taf., 2 Hilfstaf., 3 Bl. Text) 11. 10.—.
Eine Biographie Friedrich von Flotow’s, von seiner Witwe
an der Hand von Familien-Urkundcn und nach eigenhändigen
Aufzeichnungen Flotow’s abgefasst, wird von der Buchhandlung
Breitkopf und Härtel in Leipzig vorbereitet. (Preis ca fl. 1.80.)
Von F. X. Kraus hrsg. eischeint demnächst »Luca Signo¬
re 11 i’s Illustrationen zu Dante’s »Divina Commedia« 5 Bogen 4°
mit 11 Lichtdruck-Tafeln, zu c. 4—5 11.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Eschenbach, A.: Zur Börsereform. Inhalt: 1. Termin¬
geschäft und Börsereform. Vortrag, gehalten in der Oekonom.
Gesellschaft im Königreiche Sachsen zu Dresden, am 29./1. 1892.
2. Das Productcntermingeschäft und seine Reform. Gutachten,
erstattet dem deutschen Landwirthschaftsrathc. — Anhang: Der
Fragebogen der Enquete-Commission. Berlin. 1892. Putkammer
und Mühlbrecht. 56 S. fl. —.96.
Der Verf. fasst selbst seine Ausführungen in folgender
Weise zusammen:
1. Das Zeitgeschäft in Producten in börsenmässiger
Form ist nothwendig.
II. Nicht minder nothwendig aber ist auch die
Beseitigung der schweren, durch dasselbe für Production,
Konsum und den reellen Handel selbst hervorgerufenen
Missstände. Diese Missständc zeigen sich in grossen,
nicht durch die jeweilige Marktlage, d. h. Vorrath und
Bedarf, sondern durch spiclerartige Unternehmungen, d. h.
künstliches Angebot und künstliche Nachfrage hervor¬
gerufenen Preisschwankungen, welche jede gesunde Cal-
culation unmöglich machen. Die spiclerartigen Unter¬
nehmungen selbst aber, die sich in die Gestalt reeller
Termingeschäfte kleiden — eine Thatsache, welche zu
verhindern unmöglich ist — wurzeln in der ungesunden
Ausbildung des Creditwcsens, und zwar namentlich des¬
jenigen, welches den Geschäften zu Grunde liegt, die
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Nr. 5. - O ESTER RK ICH TSC.H ES LlTTERATURBI.ATT.
I. Jahrgang.
1G2
termin- und börsenmässig durch das ausserhalb der Börse
stehende Privatpublicum im Wege des Co mmissi ons-
rechts abgeschlossen werden.
111. Das zu 11 gefundene Resultat ergibt die Noth-
wendigkeit, Termingeschäfte in Producten einzig auf den
berufsmässigen Händler beziehungsweise Börsenhändler-
stand zu beschränken, w r elche allein bei der heutigen
Art des Handels und Verkehrs als berufen angesehen
werden können, derartige Geschäfte einzugehen. Börsen-
mässige Termingeschäfte in Producten sind daher, so
weit sie nicht zwischen Börsehändlern — wozu sich
öffentlich zuzählen zu lassen Jedermann unbenommen ist,
— abgeschlossen sind, als unklagbar zu erklären. Etwa
schon für die Ausführung solcher Geschäfte Geleistetes
kann innerhalb eines Jahres zurückgefordert werden.
Das Institut der Prämiengeschäftc ist aufzuheben, etwa
abgeschlossene derartige Geschäfte sind verboten und
eventuell zu ahnden, sei es auf dem Wege der Börse-
disciplin oder demjenigen einer gesetzlichen Vorschrift.
Ich habe bereits vor Jahren ( Jahrbuch di r freien Ver¬
einigung katholischer Socialpolitiker II. Jahrgang 1888
»Commissionshandel« S. 17 ff., Oesterreichische Monats¬
schrift für christliche Socialreform, 1887, S. 338 ff.
»Der Schnitt des Commissionärs« und Staatslexicon der
Görresgesellschaft »Börsefragen«) die Gründe dargelegt,
aus welchen es mir nicht möglich ist, den englischen
und nordamerikanischen Zustand der clubmässigen Schei¬
dung der Börsen von dem Aussenmarkt für den Conti-
nent zu empfehlen. Dagegen begrüsse ich mit besonderem
Vergnügen die gegenwärtige Gelegenheit, um dem Verf.
auch meinerseits die volle Übereinstimmung auszusprechen,
so weit seine Vorschläge die gesetzliche Reform des
Commissionsrechts anstreben. Für die besondere Frage
der Regelung des Termingeschäfts könnten vielleicht mit
Vortheil die von Mr. Hotch im New-Yorker Repräscn*
tantenhause am 4./1. 1892 und 15./2. 1892 gemachten
Gesetzesvorschläge benützt werden. — Die durchaus
concrete und praktische Formulierung von Mr. Hotch
dürfte vielleicht auch den Bedenken gerecht werden,
welche Dr. Rudolf Meyer in der vorletzten Nummer der
marxistischen Neuen Zeit gegen die gesetzliche Regelung
der Termingeschäfte geltend gemacht hat.
Prag. Dr. Karl Sc heim pflüg.
Mataja, Dr. Victor v., Prof, an der k. k. Universität in
Innsbruck. Die Regelung der Valuta in Oester¬
reich-Ungarn. Vortrag, gehalten in der Versammlung des
Volkswirthschftl. Vereines in Innsbruck am 28. März. Innsbruck,
Verl. d. Volkswirtschaftlichen Vereines. 1892. 8°. 23 S.
Der Verf. will in dem Vortrage insbesondere die
Vorfrage der Valutaregulierung beantworten, d. i. die
Bedeutung, den Werth derselben klarlegen. Er findet den
Werth der Regelung der Valuta und der Einführung der
Goldwährung in der Stabilisierung des Geldwerthes. Die
Details der Frage, so die Beschaffung des notwendigen
Goldes, die in der letzten Zeit viel erörterte Frage der
Relation etc. werden rur vorübergehend berührt, doch
werden auch die Nachtheile der Goldwährung kurz, aber
objectiv besprochen. Der Vortrag, der durch den Druck
die Form einer kleinen Abhandlung angenommen hat,
scheint für weitere Kreise berechnet zu sein. Da über
den Werth der Regelung der Valuta in Laienkreisen
noch die confusesten Dinge gesprochen werden, so sei
diese kleine Abhandlung, welche einen Jeden über die
vorliegende Frage rasch informieren kann, zur Verbreitung
sehr empfohlen.
Wien. Dr. H. Misera.
Monatsschrift für Christ/. Social-Rcform. XIV. 5.
Zur Arbeiterfrage. — Aus der Hauptstadt des Deutschen
Reichs. — Sc he im pflüg, Ueber die socialpolitische Bedeutung
des Clearing (Forts). — Socialer Rückblick.
Zeitschrift f. d. gesummte Staatsivissenschaft. XLVIII. 2.
Voigt, Der öconom. Werth d. Güter. — Weichs, Die
Reform des Rcrsonentarifs in Oesterreich. — Ruhland, Die
austral.-nordamerikan. Landesgesetzgebung. — Schäffle, Zur
wissenschaftl. Orientierung über d. neueste Handelspolitik.
Vierteljahrsschrift für Vo lkswirth schaff, Politik u. Cult Urgeschichte,
XXIX. I, 2.
Lehr, Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Man¬
schen Werthgesetzes. — Meyer, Handwerk u. Arbeit in geschichtl.
Betrachtung. — Rhilippson, Die Volkswirtschaft seit Adam
Smith. — Block, Volkswirtschaft!. Correspondenz aus Raris.
Jahrbuch f. (iesetzgebg , Verwaltg. u. Vo/kswirthsch. XVL 2.
Zimmermann, Die russisch-preuss. Handelsbeziehungen. —
Halle, Die Organisation des Berliner Vieh- u. Fleischmarktes. —
Brevsig, Der Brandenburgische Staatshaushalt in d. 2. Hälfte
des 17. Jhdts. — Rathgen, Die Entwicklung des Handels zwischen
Europa und China.
Jahrbuch für Nationalökonomie u. Statistik. 3. F., IV. 3 u. 4.
Böhm-Bawerk, Werth, Kosten und Grenznutzen. —
Raas che, Zuckerindustrie und Zuckerhandel d. Welt (Bespr. v.
Hager). — (4.) Conrad, Agrarstatist. Untersuchungen. — Menger,
Die Valutaregulierung in Oesterr.-Ungarn.
Oesterr. Centralblatt f. juristische Praxis. X. 4 u. 5.
Lubszynski, Das Eintrittsrecht d. Principals in d. Eigen¬
geschäft des Gehilfen. II. — Jolle s, Das Recht des Schaden¬
ersatzes in d. Praxis. — (5.) Zistler, Die Zuständigkeit des Ge¬
richtes nach den Bestimmungen des Strafgesetz-Entwurfes. —
Ofner, D. Relationsfrage b. d. Währgswechsel in Oesterr.-Ungarn.
Revue if economic politique. VI. 3.
Saint-Marc, Etüde sur Rcinscgnement de Reconomie pol.
dans les universites d’Allemagnc et d’Autriche. — Mataja, Les
projets de loi fran 9 ais et Italien concernant Rarbitrage et les Con¬
seils de Rrud’homme. — Gronlund, Le socialisme commc Pro¬
bleme moral et national. — F uster, Assistance privee et socialisme
d'etat. La mendicite et Rassistance par le travail en Allemagne.
— Herkner, La vie des ouvriers de fabriques dans le grand
duchc de Bade.
An na les de V ecole libre des Sciences politiques. VII. 1.
Sorel, La francc et REurope en octobre 1795. — De la
Ru pelle, Les Finances de laguerrede 1796—1815.—Pi geonneau,
La France economique vers le milieu du XVII. siede. — Dupuis,
Un conflit entre Frederic II. et RAngleterre au sujet des prises
maritimes. — Rostworowsky, La Situation internation. du Saint-
Siege au point de vue jur.— Borgeaud, Les papiers de Clarke.
Neue Erscheinungen:
Köhler J., Das litterarische und artistische Kunstwerk und seine
Autorschutz. Eine jurid.-aesthetischc Studie. Mannheim, Bcns-
heimer. gr.-8°. (205 S.) fl. 3 —.
Straus C, Ueber Depositengelder-System u. s. Gefahren. E. Vor¬
schlag z. Abhilfe. Frankfurt a. M. Jügel. gr.-8°. (40 S.) fl. —.48.
Lanscl H., Le nom en droit civil. Lausanne. Ravot. gr.-8°.
(246 S.) fl. 2.40.
Frage, Die sociale, beleuchtet durch die »Stimmen aus Maria-
Tourbic, Dänisches Armenrecht. 2. Ausg., Berlin. Puttkammer
u. Mühlbreeht. gr.-8°. (VIII u. 214 S.) fl. 2.40.
Baburger W., Ueber einige abweichende Credittheorien, nament¬
lich im 18. Jhdt. Fürth, Rosenberg. gr.-8°. (40 S.) fl. —.45.
Sturm C., Wohlstand für Alle. Eine socialhvgicn. Studie. Berlin.
Bohne. gr.-8°. (218 S.) fl. 1.24.
Laach«. Heft 3: M. Pacht ler, Die Ziele der Socialdemokraüe
und die liberalen Ideen. (III u. 76 S.). — Heft 4: A. Lehm¬
kuhl, Die sociale Noth und der kirchliche Einfluss (III u. 80 S.)
Freiburg i. B., Herder. 8°. ä fl. —.42.
Ruhkopf K., Rodbertus’ Theorie von den Handelskrisen. Dar¬
stellung u. Kritik. Eine Studie. Leipzig, Gräfe. gr.-8 u . (88 S.)
fl. —.72.
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103
Nr. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
164
Varuna A., Die Ursache der Entartung des socialen Baumes.
Das Heilmittel (Durch Selbsthilfe u. gesetzliche Reformen unter
Anschluss an die bestehenden Verhältnisse) u. dessen Wirkung.
Berlin, issleib (G. Schuhr). Lex.-8°. (121 S.) 11. —.60.
Ostersetzer A, Währungswechsel u. Aufnahme der Baarzah-
lungcn Uebersichtliche Darstellung der Yalutafrage. 2 Thle.
Wien, Manz. gr.-8 u . (XII u. 94, Y11I u. 179 S.) 11. 2.40.
Krüger H., Beiträge zur Lehre von der exceptio doli. 1. lieft.
Das Verhältnis der exceptio doli (generalis) zur exceptio rei
venditae und zur exceptio pacti. Halle, Niemeyer. gr.-8°. (VI u.
247 S.) n. 3.60.
Bing F.-M., La cociete anonyme en droit allemand. Etüde
svstematique d’apres la loi du 18 juillet 1884. Berlin, Hey¬
mann, gr.-8°. (416 S.) fl. 4.80.
Granichstätten O., Der internationale Strafrechtsverkehr. Samm¬
lung von Fällen, Erlässen und Entscheidungen über das Aus¬
lieferungsverfahren. Wien, Konegen. gr.-8°. (VIII, 273 S.) fl. 3.—
Bei Schönfeld in Dresden erscheint demnächst: Dr.
Platzmann (Saida), »Erörterungen über einige Fragen aus der
Agrar- u. Socialpolitik am Ausgange des Jhdts«.
»Der Friede in Europa. Eine völkerrechtlich-polit. Studie« von
Dr. Eugen Schlief erscheint demnächst bei Veit u. Co. in Leipzig.
Von Uli man ns (Prof. a. d. deutschen Universität in Prag)
»Oesterr. Civilprocessrecht« wird eine 3. neu bearbeitete Aull, von
der Verlagshandlung G. Frey tag vorbereitet.
Militärwissenschaften.
Glückmann, Carl, k. u. k. Major im Generalstabscorps:
Das Heerwesen der österreichisch-ungarischen Mo¬
narchie. Für den Unterricht und das Selbst-Studium dargestellt.
2. Auilage. Wien, L. W. Seidel & Sohn. 1891—92. 8°.
Wo sind die Zeiten, da man es ängstlich vermied, die
jeweiligen Standorte der einzelnen Regimenter anzugeben,
nur um die Augen Unberufener nicht hinter den dichten
Schleier blicken zu lassen, mit dem die Heeresleitung
alle zu ihrem Ressort gehörigen Angelegenheiten ver¬
hüllen zu müssen glaubte? Sie sind ebenso vorüber als
diejenigen, da man mit 40, 50 oder 60.000 Mann zu
Felde zog und sich der Ueberzeugung hingeben konnte,
damit eine grossartige Kraftleistung vollbracht zu haben,
— weil der p. t. Gegner eben auch nicht mehr auf die
Beine zu stellen vermocht hatte. In den heutigen Heeren
gibt es mit Ausnahme von ganz vereinzelten construc-
tiven, chemischen oder technischen Details, die in den
einzelnen Staaten noch als »secrete« behandelt werden,
nichts, dessen Kenntnis nicht zum Gemeingut Aller ge¬
worden wäre und das in den Vertretungskörpern sowohl
als in der Journalistik nicht mit der weitgehendsten Offen¬
heit, wenngleich nicht immer objcctiv, sachlich oder zu¬
treffend besprochen würde. — Nachdem solcher Weise
mündlich und schriftlich weit mehr Unberufene Gelegen¬
heit finden, ihr Licht über die internen Fragen des Heeres
leuchten zu lassen, als den thatsächlichen Interessen des
letzteren dienlich genannt werden könnte, kann man es
nur dankbar begrüssen, wenn cs einmal auch ein wirk¬
licher Fachmann unternimmt, einer Institution näher zu
treten, die, für Staat und Volk an und für sich von der
grössten Bedeutung, in ihren vielfach verschlungenen Ver¬
zweigungen eingehenden Studiums weiterer Kreise umso
würdiger erscheint, da sie durch die Activierung der
allgemeinen Wehrpflicht die ganze männliche Generation
ihrem Machtbereiche unterworfen hat und daher, direct
oder indirect, für alle Stände und Altersklassen der Be¬
völkerung von einschneidender Tragweite geworden ist.
Major G., seinerzeit vom Reichs-Kriegs-Ministerium be¬
auftragt, einen in den Militär-Bildungsanstalten vorge-
schriebenen Leitfaden zum Unterrichte in der Heeres¬
organisation für eine Neuauflage richtig zu stellen, fand
sich hiedurch veranlasst, eine selbständige Bearbeitung
dieses Themas abzufassen. Wenn er das Werk als einen
Lernbehclf für Officiers-Aspiranten, beziehungsweise als
ein Nachschlagebuch für Officiere bezeichnet, so steht
diese Signatur mit dem factischen Inhalte und Werth
desselben auch nicht annähernd in richtigem Verhältnisse,
denn so ansehnlich die Gesammtzahl der zu den erwähnten
Standesgruppen gehörigen Militärs auch ist, ungleich
grösser muss die Masse derjenigen genannt werden, für
die, welchem Lebensberufe sie auch angchören mögen,
ein aufmerksames Studium dieses Buches von entschie¬
denem Nutzen sein wird. In sechs Hauptgruppen geglie¬
dert, behandelt das Werk in ebenso übersichtlicher als
zweckentsprechender Weise alle jene zahllosen Details,
die in ihrer Gesammtheit durch den Ausdruck: »Heer¬
wesen« repräsentiert werden; nachdem es den Leser in
den beiden ersten Abschnitten über die verschiedenen
Wehr-Systeme, sowie die Gliederung und Ergänzung der
bewaffneten Macht (Wehrverfassung, Pferdebeschaffung)
orientiert hat, wird dieser im dritten mit den Bestand¬
teilen der Landmacht nach Waffengattungen, Verwaltungs¬
zweigen, Heeres-Anstalten u. s. w. bekannt gemacht. Der
vierte und fünfte Theil behandeln die Armee im Felde,
beziehungsweise die Organisation und Ausrüstung für
den Gebirgskrieg, während der letzte Abschnitt der Kriegs-
Marine gewidmet ist. Der an sich so trockene Gegen¬
stand des Heerwesens hat durch die geistvolle Bearbei¬
tung eine völlig veränderte Gestalt gewonnen und wenn
über jede einschlägige Frage präcise und erschöpfende
Auskunft gegeben wird, so tragen die an zahlreichen
Stellen eingeflochtenen geschichtlichen Notizen in der
anregendsten Form dazu bei, die allmähliche historische
Entwicklung der Kriegsmacht und ihrer einzelnen Theile
erkennen Zu lassen. Mögen diese Notizen immerhin nur
aphoristisch gehalten sein, sie bilden eine wcrthvolle Er¬
gänzung zu den übrigen Ausführungen des Verf. und
wenn wir diese wärmstens empfehlen, so thun wir es
in der Ueberzeugung, jedem einzelnen Leser einen Dienst
damit erwiesen zu haben. Hh.
Hergsell, Gustav.: Die Fechtkunst. 2. Aufi. A. Hartlebens
Verlag. Wien 1892; gr. 8°. (425 S. u. 25 Tafeln); 11. 4.—
Das Buch enthält nebst allgemeinen, theoretisch¬
praktischen Anleitungen zum Fechten eine vollständige
Schule für das Fechten mit Fleuret und Säbel, wird von
jedem Fechter mit Nutzen gelesen werden und erfüllt
damit die ausgesprochene Absicht des Verf., »etwas
Praktisches und Brauchbares geliefert zu haben«, in dem
Grade, als dies bei dem Umstande möglich ist, dass auch
dieses Buch — wie mehr oder weniger alle bisher er¬
schienenen Bücher dieser Kategorie — von dem Stand¬
punkte verfasst ist, das Fechten als Kunst zu betrachten.
Fechten ist eine Fertigkeit in der Handhabung der
blanken Waffe; jede Fecht-Methode ist eine bessere oder
geringerwerthige Zusammenstellung dessen, was sich
bei dieser Handhabung als praktisch, d. i. erfolgreich
erweist und Ausscheidung aller jener Thätigkeiten, die
unwirksam oder gar für den Fechter selbst gefährlich
sind. Fände diese grundsätzliche Auffassung gebührende
Würdigung, dann käme sehr bald in das gesammte
Fechten die naturgemässe Klarheit und Einfachheit,
dann gienge mancher gekünstelte Ballast in kurzer
Zeit über Bord und der ewig unnütze Streit über die
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Nr. 5. — Oestkrreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
166
Frage, was kunstgerecht sei und was nicht, fände ein
längst verdientes Ende; — allerdings würde auch
manchem Fechter gegebenen Falles der sehr zweifel¬
hafte Trost erspart, dass er nicht kunstgerecht besiegt
worden sei. Zum Capitel über das Stossfechten wäre zu
bemerken, dass der Degen in der Form einer zwei¬
schneidigen, flachen Klinge als Ernstwaffe heute bereits
zu den überwundenen Standpunkten gehört und allge¬
mein durch die dreischneidige Klinge mit Hohlrinnen er¬
setzt wird, welche grössere Steifheit, höhere Widerstands¬
kraft und ungleich günstigere Gewichtvertheilung aufzu¬
weisen hat, als die flache Degenklinge. Im Capitel Säbel¬
fechten ignoriert der Verf. die gegenwärtig sehr viel ge¬
brauchte leichtere Säbelklinge, nach seinen Ausführungen
zu urtheilen, gänzlich (ziffermässiger Anhaltspunkt fehlt),
kommt in Consequenz dessen zu ganz unzutreffender
Beurtheilung der Quart- und Tierce-Paraden und lässt
auch seine Leser über den principiellen Unterschied voll¬
kommen in Unkenntnis, der bei Führung der schweren
und leichteren Säbelklinge in Betracht kommt. — So
schwere Klingen, dass das auch hier wieder aufgetischte
Märchen vom Hinhalten des ungeübten Fechters oder
Naturalisten bis zur Ermüdung desselben bei erfahrenen
Fechtern noch Glauben finden könnte, stehen zur Zeit
nur ganz ausnahmsweise im Gebrauche. — Gewiss nur
zum Vortheile hätte es schliesslich dem Buch auch ge¬
reicht, wenn die wörtliche Wiederholung ganzer Seiten
vermieden worden wäre. A. Fuchs.
Mittheilungen üb. Gegenstände d. Artillerie- u. Genie- Wesens. 1892,4.
Wuich. Zur Frage der Bestimmung der Procentzahl zu er¬
wartender Treffer. — Klar, Die Befestigungen an der französisch¬
deutschen Grenze (3. Forts.). — Welitschko, Die Mittel zur
Vertheidigung der Festungen gegen den abgekürzten Angriff. —
Roknic, Indirectes Schiessen über Masken, welche ein Ausstecken
der Richtungsebene direct nach dem Ziele nicht gestatten. —
Dietl, Ueb. Explosionen im luftleeren Raume u. Vacuum-
T rockenapparate.
Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewese?is. XX. 4, 5.
Das Seckriegsrccht im chilenischen Kriege. — Jcdliczka,
Ueber Sehnellfcuerkanonen grossen Kalibers (Forts.). — Rogers,
Die Systeme der Küstenvcrtheidigung der europäischen Staaten.
(Forts.) — Budget der englischen Kriegsmarine pro 1892/93. —
May, Ueb. den Angriff von Küstenbefestigungen durch Seestreit¬
kräfte. — Ziese, Ueb. die Einwirkung der Elektrotechnik auf d.
Gebiet des Schiff- u. Schiffmaschinenbaues. — Schiffsmaschinen¬
telegraph von Schuckert & Co. in Nürnberg. — Die Verwendung
des Aluminiums für den Bau von Yachten. — Etat für die Ver¬
waltung der kaiserlich deutschen Marine 1S92/93.
A Ludovika akadetnia közlönye. XIX, 4, 5.
Klein, Az 5-ik hadtest mult evi zärogyakorlata Galgöcz
környeken. — B. J. A hadsereg häborüban elelmzesere vonatkozö
üj utasitäs. — Szecsi, Vitäs kerdesek a g 3 r akorlöterrö'l. — Pap,
K, A katanai büntettck es bünteteseik. — Dr. Nusz, A legüjabb
sebkätösö csamagok ismertetese. — (5)Szabö, A lö'terek ätalaki-
täsa. — Sz. G. J., A portugälok honfoglalö harczai a mör uralom
idejeben. — Hazai, A gvalogsäg tämadäsdnak lenyege. —
Pervulesco, Az orosz hadseregröl. — Koväcs, Önsegely
sebesüles eseten a harcetercn.
Neue Erscheinungen:
Purschka Ferd. Rit. v., Rückblicke auf die Entwickelung des
k. u. k. österreichischen Heeres. Lemberg, Budweiser, 1892,
3°. (302 S.) fl. 2.—.
Kanngiesser O., Geschichte des Krieges 1866. Nebst einem
Vorbericht: »Die deutsche Frage in den 1850er Jahren.« I. Bd.
Basel, Schweiz. Verlags-Druckerei, 1892. 8°. (VI, 388 S.),
Spohr, zur Taktik der Zukunft. Grundlegende Betrachtungen über
die Wirkungen der Einführung des rauchlosen Pulvers und
kleinkalibrigen Mehrladers auf die Taktik. Sonderdruck aus den
»Jahrbüchern für die deutsche Armee und Marine«. Berlin,
Bath, 1892. 8°. (127 S.) 11. 1.08.
Verdv du Vernois J. v., Studien über den Krieg. Aut Grund¬
lage des deutsch-franz. Krieges 1870,71. I. Theil: Ereignisse
in den Grenzbezirken. (Vom 15. Juli bis 2. August 1870.)
Berlin, Mittler u. Sohn, 1892. 8°. (393, IV S.) fl. 1.62.
Maresch O., Waffenlehre für Olficiere aller Waffen. Unter fach-
gemässer, eingehendster Berücksichtigung aller Fortschritte der
Gegenwart vollständig umgearbeitet von Artillerie-Hauptmann
Hans Maudry. 3. Auflage. 1. Heft. 1. Abschnitt: Schiess- und
Sprengpräparate, Zündmittel, besondere Kriegsfeuer. 2. Abschnitt:
Geschosse und Zünder. Wien, Seidel u. Sohn. 1892. 8°. (VI, 227 S.
und 2 lithographierte Tafeln) fl. 1.02.
Kracht K. v., das Brauchbarmachen eines Reitpferdes für Ver¬
wendung im Dienst und Gelände. Den Officicren der deutschen
und der ihr verbündeten Ocsterreichischen Armee gewidmet.
2. Aull. Leipzig, Voigt (Paul Moeser), 1892, 8°. VII, 343, 20 St.
fl. 2.40.
Burstyn M., Elektrotechnischer Unterricht und Anleitung zum
Betrieb* elektrischer Anlagen insbesondere auf Kriegsschiffen.
Lehrbuch für Unterofhciere. Mit Genehmigung des k. und k.
Reichs-Kriegs-Ministeriums, Marine-Section, hcrausgegeben von
der Redaction der »Mittheillungen aus dem Gebiete des See¬
wesens.« Pola, Commiss - Verlag Gerold’s Sohn, Wien, 1892.
gr. 8°. (V, 234 S. und 214 Tcxtliguren) fl. 2.—.
Coumes, Apercus sur la tactique de demain mise en rapport
avec la puissance du nouvcl armement et 1’emploi de la poudre
sans fumee. Paris, Baudoin, 1892. 8°. (XIV, 700 S.) fl. 5.40.
Jarras, Madame., Souvenirs du general Jarras chef d'etat-major
general de Tarmec du Rhin (1870L Paris, Pion, Nourrit et Cie.,
1892. 8°. (XI, 403 S. und 1 Karte.) fl. 4.50.
Guerre Napolconienne Campagne de 1813 cn Allemagne. Frag¬
ments strategiques. 1er* fascicule. Paris, Baudoin, 1892. 8°.
(XVII, 136 S. und 2 Karten.) fl. 2.10.
Zur buchhändler. Versendung bereit liegen: Herrn. Hoernes,
k. u. k. Hauptmann, * Ueber Fesselballon-Stationen u. deren Ersatz
im Land- u . Seekriege .« 7 X U Bogen, fl. 1.65. — > Die Entschei¬
dungskämpfe im Chilenischen Bürgerkriege i8qi. Nach den amt¬
lichen Berichten mit einem einbegleitenden Vorwort.« 5 Bogen,
fl. 1.—. Beide Werke im Verlage »Reichswehr« in Wien.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Goltz, Dr. Theodor Frh. von der.: Handbuch der gc-
sammten Landwirthschaft, herausgegeben in Verbin¬
dung mit Fachmännern. Tübingen, H. Laupp’sche Buchhandlung.
1889—90. gr. 8 . fl. 28.80.
I. Bd.: Volks wirthschaftliche Grundlagen
und Oekonomik der Landwirthschaft. Bearb. von
Dr. Frhr. v. d. Goltz, Dr. Ad. Kraemer, Dr. W. Kirchne r,
D r. H. Werner und E. Lehnert. (XII u. 670 S.)
II. Bd.: Acker- und Pfanzcnbau. Bearb. v. Dr. W.
Detmer, DE Hugo Grahl, Dr. A. Stutze r,Dr. Henry
S etteg as t, E. W. S t r e b e 1 u. D r. A. Wüst. (XII u. 742 S.)
III. Bd.: Landw. Thierhaltung und landw.
Nebengewerbe. Bearb. von D r. M. W i 1 k e n s, Dr. C.
D a m m a n n, D r. H. W e i s k e , H. v o n N a th us i u s, Dr.
W. Kirchner, D r. E. von Rodiczky, Dr. K. R u s s,
D r. W. Fleischmann, Dr. K. Stammer, Dr. P. Wittels¬
höf c r, H. C 1 a s s e n u. Dr. Frhr. v. d. Goltz. (XII u. 854 S.)
Abgesehen von den älteren Werken über die Ge-
sammt-Landwirthschaftslehre besitzen wir aus neuerer
Zeit vollständige Lehrsysteme von Pabst, Krafft und
Wilhelm. Diese letzteren sind aber Lehrbücher für die
Schule. Heute hat die landw. Lehre einen Umfang an¬
genommen, dass kein Einzelner mehr im Stande ist, sie
in allen Details zu beherrschen. Daher erklärt es sich
auch, dass es bisher an einer so weit gehenden syste¬
matischen Ausarbeitung gefehlt hat. In dem vorliegenden
Werke unternimmt dies Frhr. v. d. G., ähnlich wie es
auf volkswirtschaftlichem Gebiete von Schönberg ge¬
schehen ist. V. d. G., selbst Betriebslehrer, beschränkt
sich auf die Entwicklung seiner Auffassung des Lehr-
svstems, auf die historische und wesentliche Darstellung
der Landwirthschaft und ihrer Lehre und ihrer Stellung
in der Volkswirthschaft und überlässt die Bearbeitung
der einzelnen Theile vorherrschend namhaften Specialisten.
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167
Nr. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
1 68
Dielandvv. Technik ist heule vielfältig durchgearbeitet,
ihre Grenzen liegen offenkundig vor und die Einthcilung
ist wenig bestritten. Mit der Wahl tüchtiger Männer für
die einzelnen Kapitel erledigte sich somit diese Sache.
Ihr ist der ganze zweite und dritte Band des Werkes zu¬
gewendet.
Etwas anders verhält es sich mit dem Inhalt
des ersten Bandes. Dieser wird gewöhnlich mit dem
Namen »Landw. Betriebslehre« bezeichnet; auf deren
Gebiet ist erst in neuerer Zeit wieder ein regeres Leben
zu bemerken und vielfältig ringen hier neue Gedanken
in Auffassung und Stoffgliederung nach Geltung. In
seiner Auffassung des Systems der Landwirthschaftslehre
knüpft v. d. G. wieder an Albrecht Thaer an, die Be¬
triebslehre »allgemeine« Landwirthschaftslehre nennend und
die Technik »specielle«, in der methodischen Entwicklung
die erstere der letzteren vorausschickend. Diese Anord¬
nung des Stoffes im grossen Ganzen entspricht dem
Denken des bereits praktisch thätigen Landwirthes, der
immer zuerst die grossen Fragen der Ordnung des ganzen
Betriebes erledigen muss (Organisation und Direction)
und darnach erst zur Ausführung im Speciellen (Tech¬
nik) übergeht. Das Gleiche lässt sich auch mit Bezug
auf die Anordnung des Stoffes innerhalb des ersten Bandes
oder von der Betriebslehre sagen, als: II. Grundlagen
und Einrichtung des landw. Betriebes, III. Leitung des
landw. Betriebes, IV. rechnungsmässige Controle über
den landw. Betrieb und V. der ökonomische Erfolg der
landw. Production und dessen Feststellung. Aber nicht in
gleichem Masse kann dieser Vorgang auch wissenschaftlich
genannt werdcn.Denn jede wissenschaftliche Lehre muss vom
Einfachen zum Zusammengesetzten vorschreiten und wenn
sie in das Gebiet des Zweckdenkens sich erhebt, so
kann die Lehre von der Anwendung immer nur den
letzten Theil bilden. In der landw. Lehre ist die Technik
im Verhältnis zur Einrichtung und Leitung des Betriebes
das Einfachere und Einrichtung und Leitung haben die
Beherrschung der Technik zur Voraussetzung. Nichts¬
destoweniger enthält der erste Band auch Theile, die in
der That vor und neben der Technik gelehrt werden
können, allerdings nach Vorausschickung der National¬
ökonomie. Es ist dies ungefähr dasjenige, was Ad. Krämer
unter A. Grundlagen des landw. Betriebes vorträgt und
was eigentlich Oekonomik des Landwirthes ist. In der
Begriffsauffassung von Oekonomik tritt Kraemer in Wider¬
spruch mit v. d. G. (S. 48 u. 56) und dadurch erklärt
es sich, wenn der Leser die Empfindung gewinnt, dass
der erstere in B. Einrichtung des Betriebes sich nicht
ganz unbeengt fühlt. Auch die verschiedenen Wieder¬
holungen erklären sich aus der durch v. d. G. gewähl¬
ten Stoffeintheilung. Im Besonderen fasst Kraemer den
landw. Productionsprocess als einen nicht aufzulösenden
Organismus auf, wenn er andererseits auch wieder von
»Zweigen« spricht. Wir glauben, dass er dabei Beruhi¬
gung findet, weil er das grössere Gewicht darauf legt,
über die Einrichtung des Betriebes und über die Formen
desselben bloss überhaupt zu sprechen, als den Denk-
process oder die Art zu zeigen, wornach der Betrieb ein¬
zurichten sei (Methode). Hervorgehoben werden muss bei
Kraemer die warme Betonung des socialen Momentes in
der Landgutswirthschaft: »Es müssen die Beziehungen
zwischen Arbeitsgeber und Arbeitsnehmer als ein Ver¬
hältnis sittlicher Gemeinschaft aufgefasst werden« (S. 101).
Mödling. Prof. J. Pohl.
Mittheilungen d. iisterr. Fischerei-Vereines, XII. 43, 44.
VVceger, Vom Fischotter. — Wicrzejski, Uebcr d. Leben
u. Wirken des verstorb. k. k. Univ.-Prof. I)r. Maxim. Syla-Nowicki.
— Danner, Höhlenforellen. — (44.) Hawlitschek, Einige
Kärntner-Seen zweiten Ranges (Faaker-, Raibler-, Pressekersee). —
Franke. Die Fischerei auf d. Landesausstellung in Agram im
Sommer 1891. — Wceger, Oekonom. Werth der Lachsfischereien
und Hochwildjagden in Schottland u. wirtschaftliche Bedeutung
der Angler-Vereine. — Josefinc S i g m u n d v. Ilanor, Erinnerungen
einer Fischerin. II. Mein Aufenthalt am Gardasee. — Beilage:
Katalog der Bibliothek des Oesterr. Fischerei-Vereins.
Neue Erscheinungen:
Heim C., D. Einrichtung elektr. Beleuchtungsanlagen für Gleich-
strombetrieb. Leipzig. Leiner. gr. 8°. (XV, 503 S.) fl. 4.80.
Gran er F., Forstgesetzgebung u. Forstverwaltung. Tübingen,
Laupp. gr. 8°. (X, 501 S.) 11. 5.40.
Vonhof O., Beiträge zu e. Theorie der Bienenzucht. Bremen,
Nössler. gr. 8°. (68 S. mit 1 Tafel) 11. —.90.
Tormay B, A mezögazdäszat es erdeklö nehany värosi ügyröl.
(Die Landwirthschaft.) Budapest, Eggenberger. 8°. (196 S.) fl. 1.—
Belhäzy J. B., A vadäszati ismeretek kezikönyve 3 köt. (Hand¬
buch der Jagdkunae.) Budapest. Grill, gr. 8°. (476 S.) fl. 15.—.
Bertram M., F. Bouche, C. Hampel, Gärtnerische Plankammer.
1. Heft. Berlin, Parey, Folio. (12 Taf. m. 4 S. Text.) 11. 4.80.
Guttmann O., Handbuch der Sprengarbeit. (Handbuch d. ehern.
Technologie, bearb. u. hrsg. von Bolley & Birnbaum VI, 6, 2.)
Braunschweig, Vieweg & Sohn. gr. 8°. (XI u. 98 S.) 11. 3.60.
Issajew A. A., Die Missernte u. d. Hungersnoth. Aus d. Russ.v.
F. E. Spalwingk. Petersburg, Schmitzdorff. gr.-8°. (45 S.) fl. —.54.
Ekelund H. Die Herstellung comprimierter Kohle aus Brenntorf.
Nach dem eigenen neuen Verfahren dargelegt. Aus dem Schwe¬
dischen. Leipzig, Quant & Händel, gr. 8 U . (IV u. 52 S.) r fl. —.90.
Adämek K., Nektere pficiny hospodärske krise. Cast’ prvä.
(Einige Gründe der landwirthschaftl. Krise). Prag, Reinwart. 8°.
(128 S.) 11. —.50.
Schöne Litteratur. Varia.
Noe, H., Bergfahrten u. Raststätten. München, Lindauer.
1892. 8°. (VIII 389 S.) 11 2.70.
1. Gsell-Eels, Meyer, Woerl, Murray und wie alle
diese rothen, braunen und grünen Nothhelfer heissen, ge¬
hören ebensowenig zur Litteratur als ein Kochbuch oder der
Unterricht in der Holzbrandtechnik, wenn sie auch heut¬
zutage nothwendiger sind als ein Reisepass. Neben oder
über ihnen gibt es jedoch Werke — gebrauchen wir
immerhin das Wort Reisebeschreibungen, die höheren,
manchmal dauernden Werth besitzen. Indem wir Swift’s
Gulliver und Daudet’s berühmte Reise Tartarins v. Tarascon
in den Alpen beiSeite lassen, möchten wir zwei Gattungen
unterscheiden; die einen sind eigentlich der Staffage
wegen da, d. h. die Welt hat nur insofern Bedeutung,
als sich der Autor in ihr spiegelt, sie sind subjectiv;
nennen wir als Beispiele Stendhal und Chateaubriand, die
anderen geben uns mit grösserer oder geringerer Objec-
tivität Bilder von Land und Leuten, wobei der sach¬
liche Werth Anmuth und Vollendung des Stiles nicht
ausschliesst. Hier sind Förster, Gregorovius, Fallmerayer
Meister, dürfen wir ihnen den liebenswürdigen Schwätzer
Edmondo de Amicis anreihen? Werke von ihm sind
übersetzt, sie hatten in Italien den succes de vente,
ein Glück das freilich unscrmH. Noe nicht widerfahren
ist, denn die Deutschen rücken mit dem Geld für Bücher
nicht gern aus. Sein neuestes Buch »Bergfahrten und
Raststätten« ist die reife Frucht vieler Jahre; es bringt
daher Alpenwanderern, die es reich an Erfahrungen und
Erinnerungen in die Hand nehmen, neuen Stoff genug,
um sie in mancher Beziehung zu fördern. Als Reise¬
schriftsteller von Beruf schildert uns N. dieses Mal
Gegenden der österreichischen Alpen; seine Gemälde sind
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169
Nr. 5. — Okstkrrkichischks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
170
farbenreich aber nirgends übertrieben; die Musen begleiteten
ihn, sie verliehen seiner Palette manche Nuance, so wie er
es auch liebt, Stellen aus Dichtern, besonders den Alten
und von Dante einzuflechten. Hie und da ist er wohl auch
sclbstschöpferisch, z. B. wenn er den mythischen Schmied
Wieland aus seiner nordischen Insel nach Gossensass
wandern lässt, um dort nachzuschauen, wie es jetzt aus¬
sieht. So pflückt er gelegentlich wohl noch Blumen aus
dem Garten der Sage und Geschichte. Er zeichnet uns
Genrebilder, wie den Steinklauber vom Pitzthal und streift
auch in das Gebiet der Naturwissenschaften; beiläufig
gesagt, kann einige Kenntnis derselben nicht entbehren,
wer noch über Land und Leute schreiben will und dieses
verleiht N. einen wesentlichen Vorzug vor Ludwig Steub,
dessen Skizzen mehr und mehr erblassen. Der Fachmann
kann wohl hie und da etwas berichtigen, das verschlägt
jedoch nicht viel. Die Pflanzenreste auf dem Steinacher-
joch gehören z. B. nicht dem Silur, sondern dem Carbon,
die Kalkkappcn der Lanscrköpfe lassen sich auch anders
deuten, und ob die Ansicht eines Wiener Gcognosten,
dass der Schiern ein Korallenriff sei, wenn sie auch
manche Zustimmung fand, sich in Zukunft behaupten
werde, scheint mir sehr zweifelhaft. M. Gümbel, der
hervorragendste deutsche Alpengeognost, ist auch an¬
derer Meinung. Doch das gehört nicht hieher. Mancher
Leser wird nicht jedes Urtheil N.'s billigen, dieser ist
jedoch nie frivol und frostigen Witzen über die Tyroler
begegnet man wohl nicht. Touristen mögen seinen »Berg¬
fahrten und Raststätten« immerhin ein Plätzchen im
Reisekoffer gönnen, es bietet ihnen an so manchen Regen¬
tagen in den Alpen eine angenehme Unterhaltung.
Innsbruck. Adolf Pichler.
TapOflier, Dr. A., Bavierc ctTyrol. Notes sur V Allemagno
du Sud. Paris, Lethielleux. 16°. (364 p.)
Zum Theil auf gleichem Gebiete wie Noe bewegt sich
A. Taponicr in seinem Werke » Bavierc et Tyrol. Notes sur
L’Allemagne du Sud«. Es ist aus Freiburg in der Schweiz
datiert. Daraus möchten wir schliessen, dass der Vcrf.
aus der französischen Schweiz stamme. Wir erwar¬
teten da allerlei An würfe, Fehlgrifte und Vorurthcilc,
wurden aber sehr angenehm enttäuscht. Der Mann kennt
unsere Alpen und Südbaiern schon lang, als junger Mensch
durchquerte er Tyrol nach allen Richtungen und gedenkt
mit Wehmuth der alten Zeiten, wo noch nicht die
Engländer als wandernde Phylloxera die Gegenden ver¬
darben und die Post im Zillerthal ein Tyrolerwirthshaus
und nicht ein Hotel war, das mit seiner trinkgeld-
heischcnden Dienerschaft überall für die Touristen der
civilisierten Welt stehen könnte. Der Vcrf. sicht nicht
alles und sieht nicht alles ganz und nicht von allem den
Grund, die höchste Anerkennung verdient aber seine Un¬
befangenheit: wir verweisen in dieser Beziehung auf seine
Darstellung des bairischen Landclerus, auf die begeisterte
Erzählung der Thaten unseres Andreas Hofer. Seine
landschaftlichen Schilderungen sind nicht bloss grüner
Spinat mit gelben Eiern: er weiss sie mit den verschie¬
densten Gestalten zu bevölkern und fast möchten wir
sagen: die Leute nehmen mehr Raum ein als das Land.
Auch Betrachtungen allgemeiner Art schaltet er ein, z. B.
Munich religieux, Autour des caserncs, La presse et l’opi-
nion, Le convent, Judenstein. Er hat sie nicht auf der
Strasse aufgclesen, wie jene Wienerin, mit der er nach
Imst fährt, daher mag man über das, was er sagt,
wohl nachdenken; war’ er mir in die Hände gefallen,
so hätP es wohl hie und da bei einem Glase Wein einen
gemüthlichen Disput gesetzt. Hier will ich seinen Lauf
nur bei dem Capitel »Un chantre du Tyrol« unter¬
brechen, dieser chantre ist — Defregger, den er en
thusiastisch preist. Recht so, wir müssen aber nur be¬
merken, dass Tirol auch Dichter hat, von denen manches
Lied in seiner Art einen Platz und sei es auch neben
dem besten Gemälde Defreggers beanspruchen darf.Während
Der Verf. in Tyrol umbummelte, wurde z. B. der Oswald
von Wolkenstein unserer Angelika von Hörmann gedruckt.
Sollen wir dem Leser dieser Blätter das Buch von
T. empfehlen? — Kaum, wenn wir es auch schätzen.
Sie könnten nicht viel herunterklauben. Ja, wenn
wir für Franzosen schrieben: aber die hören uns nicht.
Genug; um das Buch nach einer Richtung zu charakteri¬
sieren, fügen wir den Schluss desselben bei, ohne
ihn jedoch zu unterschreiben: »Sans doutc ä f heure
actuelle la France a le droit et lc devoir de creer un
contrepoids ä le preponderancc de V Allcmagne, mais eile
doit prendre garde, cn meine temps, ä ne pas compro-
mettre 1’ existence de la monarchie autrichienne, qui reste
la seule nation curopeennc, oü eile puisse trouver encorc
des sympathies reelles, profondes et durablcs. La veritable
alliance de V avenir est lä et non pas ailleurs.«
Innsbruck. Adolf Pichler.
Kt'pes folyöirat. VI. 8.
G v a r m a t h y, Aufsitzen. — S z ä s z, Ein Menschenleben.
— Sunt hu. Am Ostersonntag. — Szivbs, Ostern am Dorfe.
’— T h e w r e w k , Erzh. Joseph als Thierfreund. — Der Befreier
Pozscga’s. — Mein kranker Onkel. — II ege düs, Die alten
Lexika über Ungarn. — M a r c z i a n y i, F. M. Radetzky u. die
Ungar. Regimenter in Mailand. — Äldäsy, Die Anabaptisten
in Ungarn im 16. u. 17. Jhdt. — Seudamore, Nemesis.
— Die französ. Anarchisten. — Die anthropometr. Anstalt der
franz. Schweiz. — Der grosse Krieg 1892. — MajlathB.,
Aus Trencsin.
Magyar Szalon . X. Maj.
T u rfier, Die Pferderennen. — R ä kocsi, Wintermärchen.
— T o r k o s, Was wir wissen. — H e n t a 1 I e r, Die Lieder des
Freiheitskrieges. — Tutsek, Gelungene Unterhaltung. — B.,
Der Palast der Königin in Corfu. — Endrödi, Aus den
Gedichten Heines. — K e g 1 c v i c h, Eleonore Düse. — T o 1 n a i ,
Zahl* oder laule ! Erzählung. — F. J., Karl Gum. — Bor o s-
tv an i, Kath. v. Mindszent. — Jakob E.. Krönungsgeschichte
der ungar. Königinnen. — Bery, Aprilzaubcr.
Historisch-politische Blätter. C1X. 10.
Der Unterricht d. Volkes in d. kateehet. Ilauptstücken am
Ende d. M.-A. — Die Correspondenz d. Card. Maury (Schl.) —
Die Gcwerbegcrichtswahlcn in d. Rheinprovinz. — Joh. Jansscn
im Frankfurter Freundeskreise. — Domdechant Church u. die Ox¬
ford-Bewegung. — Zeitläufe (Vom Babel a. d. Seine bis an die
Spree). — Zur Geschichte der Renaissance (Aus dem Briefwechsel
des Dantiscus.)
Illustrirte Zeitung. Nr. 2850, 2851.
Die Musik-u. Theater-Ausstellung in Wien. 1. — Arnold,
Aus d. hohen Tauern. — K 1 a u s s m a n n , Berliner Bilder. An
der Börse. — S a 1 o m o n , Lenau u. Sophie Löwenthal. — Herrn.
Becker, Das Innere des Frankfurter Domes. — B. Vogel,
Wilhelm Rust. — Zerlinc Gabillon. — Die Wallfahrt nach Ronces-
valles. — Ein TOjähr. Ehejubiläum. — Die Vögel in Brehm’s
Thierlebcn. — Salomon, »Spinne, arme Margarethe.« — Moden.
— (2851.) Dehn, Europas handelspolit. Neugestaltung. — B.
Vogel, Edvard Grieg. — Der Eintritt d. deutschen Kronprinzen
in d. Heer. —S p i n d 1 e r , Grünland. Bilder. — Die Musik- und
Theater-Ausstellung in Wien. II. — Salomon, Hans Herrig. —
A. W. v. Hofmann. — M a n g e 1 s d o r ff, Der Schwimmheutlcr.
— L. P., Eine philantropische Sitzung. — Erbauung billiger
Landhäuser und Arbeiterwohnungen. — O. Z., Bartwachsthum
bei Frauen. — Miss Amalia B. Edwards. — Kleine Nachrichten.
Beilage zur A/lgetn. Zeitung Beil. Nr. 102—113 (2.—14. Mai).
(102.) Meuss, An attischen Kriegergräbern (auch 103).—
Berdow, Das eleetr. Licht und die Gasindustrie. — (103.)
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171
Nr. 5. — Oes terrefghischrs Lm eraturblatt. — I. Jahrgang.
172
Utzmann, Goethe’s Schauspiele und die Kritik. — Ein belletr.
Commcntar z. Gesch. d. russ. Nothstandes. — (104.) Chateaubriand,
(auch 105.) — Wächter, Briefe F. H. Jacobi’s. — (105.) Der
Bienenstaat u. d. Hecht an Bienen. — (106 ) Volkelt, Die
Lebensanschauung F. Th. Vischcr’s (auch 107.) — Sarrazin,
Klagen über Vielschrcibcrei vor 100 J. — (107.) A. W c i s s,
Tennvsons neues Drama. — (108.) Ein stiller Gehilfe Moltkes. —
E. Mayer, Recht und Rechtsgefühl. —(109.) Reusch, Ranke
und Düllinger in jesuit. Beleuchtung. — Brehm’s Thierleben u.
d. allgem. Naturkunde (auch 110). — (110.) N owack, Die socialen
Probleme in Israel (auch 111). — (111.) G o 1 t h e r, Zur Geschichte
und Dichtung der Färöer (auch 112). — (112.) G a 1 1 e n k a m p,
Moderne Canalisation. — Lehn er, Aus den Katakomben. —
(113.) Klcinschmidt. Ministerpräs. Graf Brandenburg. —
J. Grosse, Wotan’s Meer.
Neue Erscheinungen:
Hase M., Esther. Schauspiel. Leipzig, F. Richter. gr.-8°. (128 S.)
11. —.90.
Lorentz E , Ueber die sogen ästhet. Werke Süren Kierkegaards-
Versuch einer Deutung. Ebd. 8°. (105 S.) 11. —.96.
P a w 1 e c k i J., Dichterstimmen aus der deutschen Lehrerwclt.
Hamburg, VcrI.-Anst. u. Druck.-A.-G. (vorm. J. F. Richter). 8°.
(VII. 384 u. VIII S.) fl. 2.70.
Köhler, Lyrische Gedichte u. Balladen. Mannheim, Bensheimer.
8°. (362 S.) 0. 3.—.
F ritsch F. v., Die Sprachreinigcr. Schwank. Leipzig, Ottmann
8°. (76 S ) 6. —.36.
Anzengruber L. t Brave Leut’ vom Grund. Volksstück mit
Gesang. Stuttgart, Cotta. 8°. (110 S.) fl. 1.44.
Ebner-Eschcnbach M. v., Margarete. Ebd. 8". (146 S.)
11 . 1 . 20 .
Petri J., Pater Peccavi. Roman Ebd. 8°. (162 S.) fl. 1.80.
Bettel heim A., Die Zukunft unseres Volksthcaters. 10 Auf¬
sätze aus d. J. 1882—1892. Berlin, Fontane u. Co. gr.-8°. (VI
u. 95 S.) fl. —.90.
Mensch E., Neuland. Menschen u. Bücher d. mod. Welt. Stutt¬
gart, Lcvy u. Müller. 8°. (V u. 342 S.) fl. 3.30.
Linde A., Imanta u. Kaupo. Eine lettische Sage in acht Ge¬
sängen. Moskau, Grossmann u. Knobel. 8°. (84 S.) 11. —.60.
Sturmhöfel B., Der Schulmeister von Wusterhausen. Novelle
in Versen. Berlin, Zillessen. gr.-8°. (120 S.) fl. —.72.
Beiträge, Neue Bremer. Dichtungen u. Uebers. aus d. litterar.
Gesellschaft d. Künstlervcr. Hrsg v. A. Fitgcr. Bremen, Rühle
u. Schlenker. 12°. (IV u. 114 S.) fl.—.90.
Schafheitlin A., Mahomet Religiöses Drama. Zürich, Verl -
Mag. (Schabelitz.) 8°. (72 S.) fl. - .60.
Lemmcrmayer F., Im Labyrinthe des Lebens. Gedichte.
Leipzig. Claussncr. 8°. (VII u. 182 S.) fl. 1.80.
In der Verl.-Anst. vorm G. J. Mauz in Regensburg beginnt
als »Regensburger 10 Pfennig-Bibliothek« eine für
das kathol. Volk und die Christi. Jugend bestimmte und aut
100 Bändchen berechnete Sammlung v. Volks- u. Jugendschr. zu
erscheinen, welche die manchmal recht fragwürdige und oftmals
verwerfliche Jahrmarktslektüre verdrängen soll. Die Bändchen
sollen gute und sittlich reine Geschichten (von Bauberger, Chr.
Schmid, Ilcrchen baeh u. A.) enthalten und je 64 S. stark nur
6 kr. per Nummer kosten.
Eine nachgelassene Novelle Ferd. Kürnbcrger’s »Löwen¬
blut« wird demnächst bei H. Minden (Dresden) erscheinen (ein
Band von ca. 12 Bogen, 8°., zu fl. 1.20).
Die südslavische Akademie der Wissenschaften
und Künste.
Von Dr. K. S t r c k e 1 j.
I.
Die bedeutendste wissenschaftliche Anstalt des slavischen
Südens ist unstreitig die südslavische Akademie der Wissenschaften
und Künste in Agram. Da sie ihre Wirksamkeit erst vor einer
verhältnismässig kurzen Zeit begonnen hat — es sind seither
nicht volle 25 Jahre verflossen — und da ihre Fonds im Vergleiche
mit dem Reichthum anderer derartiger Institute recht bescheidene
zu nennen sind, so kann sie gleichwohl auf ihre bisherigen Leistun¬
gen mit gerechtem Stolze zurückblicken. Eine kurze Darlegung
ihrer Geschichte, inneren Einrichtung und Thätigkeit soll die
Wahrheit dieser Behauptung zu erhärten trachten.
Die Notluvendigkeit einer gelehrten Gesellschaft in Agram
hatte der kroatische Landtag bereits im Jahre 1836 eingesehen
und der Regerung zwei diesbezügliche Pläne zur Genehmigung
vorgeschlagen. Der in den entscheidenden Kreisen vorherrschende
Mangel an Wohlwollen nicht blos für die Kroaten, sondern für
jede nationale Regung überhaupt brachte es mit sich, dass die
Regierung erst 1847 dazu kam, die Gründung einer kroatischen
gelehrten Gesellschaft im Principe und unter der Voraussetzung
zu genehmigen, dass der Landtag die für die Erhaltung eines
solchen Institutes notlnvendigen Mittel zur Verfügung stelle. Die
stürmischen Jahre 1848 und 1849 brachten manche Aenderung mit
sich, indes die Idee einer gelehrten Gesellschaft verloren die Kroaten
nicht aus dem Auge. Da man jedoch vorläufig nichts anderes
ausführen konnte, rief man 1850 nur eine »Gesellschaft für süd¬
slavische Geschichte und Alterthumskunde« in’s Leben. Als da->
Octoberdiplom in den Herzen der österreichischen Völker neue
Hoffnungen wachrief, tauchte bei den Kroaten auch die Idee einer
gelehrten Gesellschaft oder Akademie wieder auf. Zur Verwirk¬
lichung dieser Idee trug das Meiste der jetzige Protector der
Akademie, Bischof Strossmaver, bei, indem er zu deren Gründung
in einer kroatischen Magnaten-Conferenz 50.000 fl. der Nation zur
Verfügung stellte, als ersten Beitrag zu der von der Regie¬
rung für eine gelehrte Gesellschaft oder Akademie verlangten
Summe. Durch eine abermalige Spende von 20.000 fl. munterte
der südslavische Mäcen neben seinen Landsleuten auch andere
Slaven zu Sammlungen und Beiträgen auf, so dass bis zum Jahre
1866 die hübsche Summe von 200.01)0 fl. zusammengebracht
werden konnte. Wiewohl die Regierung bereits im Jahre 1863
die Akademie im Principe genehmigt hatte, erhielten ihre Statuten,
welche einer Aenderung unterworfen werden mussten, doch erst
am 4. März 1866 die kaiserliche Sanction.
Aus denselben verdient eine Bestimmung besonders hervor¬
gehoben zu werden. Da man von vornherein darauf bedacht sein
musste, die Wirksamkeit der neuen Akademie von Jahr zu Jahr
günstiger zu gestalten, verfiel man auf die gesunde Idee, festzu¬
setzen, dass nach Art der französischen Akademie jährlich nur
vier Fünftel der Zinsen verbraucht werden dürfen, während das
5. Fünftel stets zum Capital hinzugeschlagen werden muss. Aut
diese Weise nimmt nicht nur das Stammvermögen stetig zu, sondern
es wird auch das Fünftel jedes Jahr grösser. Im Jahre 1867 er¬
leichterte die Regierung den Beginn der Thätigkeit unserer Akademie
insoferne, als sie ihr die Musealbibliothek und die Musealsamm¬
lungen überliess und dazu noch das Haus »Narodn idom« abtrat.
Durch Legate und Schenkungen, noch mehr aber durch
die Verzinsung und die oben hervorgehobene weise Massregcl
erreichte das Vermögen der Akademie Ende 1890 den für die
Südslaven bedeutenden Betrag von 413.000 fl., wozu indes ausser
der Gemäldegalerie, der Sammlungen, des Akademiegebäudes, sowie
des eigenen Verlages noch zwei, respective drei Häuser hinzuge¬
rechnet werden müssen.
Die Akademie sicht ihre Aufgabe in selbständiger Forschung
auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst. Zu diesem Zwecke
gliedert sie sich in vier Unterabtheilungen: die philologisch-
historische, philologisch-juridische, mathematisch-naturwissenschaft¬
liche und künstlerische Classe, an deren Spitze je ein von den be¬
treffenden Mitgliedern auf ein Jahr gewählter Vorstand steht. Die
zuletzt genannte Classe, welcher, ähnlich wie bei der böhmischen
Akademie, die Pflege der Kunst obläge, konnte leider bis auf den
heutigen Tag nicht activiert werden. Der Grund davon liegt theils
im Mangel an bedeutenden lebenden Künstlern, theils in den noch
immer zu geringen Mitteln der Akademie. Gleichwohl hat Bischof
Strossmaver auch für die Activierung dieser Classe den besten
Anfang gemacht. Nachdem er schon seit Jahren sein Augenmerk
darauf gerichtet hatte, auf allen europäischen Kunstausstellungen
Gemälde der berühmtesten alten und modernen Meister anzu¬
kaufen, schenkte er seine Sammlungen der Akademie. Dombaumeister
Schmidt führte dazu, nachdem ausser Strossmaver auch das
Land und die Stadt Agram Beiträge geleistet hatten, ein passendes
Gebäude auf, worin auch die Akademie sammt ihren Sammlungen
ihr Heim aufschlugen konnte. Der Werth der nach ihren hoch¬
herzigen Spender benannten Galerie wird auf mehr denn eine
halbe Million Gulden geschätzt.
An Mitgliedern zählt die Akademie gegenwärtig: Ehren¬
mitglieder 6, wirkliche Mitglieder 28 (und zwar in der philol.-
historischen Classe 11, in der philosophisch-juridischen Classe 8,
in der mathematisch-naturwissenschaftlichen 9), correspondicrende
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173
I. Jahrgang.
174
Nr. 5 — Oesterreichisches Litteraturblatt. —
Mitglieder endlich 35 (in der philologisch-historischen Classe 22,
in der philosophisch-juridischen 5, in der mathematisch-natur¬
wissenschaftlichen aber 8). Seit ihrem Bestände hatte sie indes
18 Ehrenmitglieder, 41 wirkliche Mitglieder (16 in der philologisch-
historischen, 13 in der philosophisch-juridischen und 12 in der
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classc , sowie 53 correspon-
dierende Mitglieder im der philologisch-historischen 34, in der
philosophisch-juridischen 9, und in der mathematisch-naturwissen¬
schaftlichen 10). Die Zahl der jeweiligen Ehrenmitglieder ist be¬
schränkt auf 16, die der wirklichen Mitglieder auf 32, die der
correspondierenden auf 60. Die Vergleichung dieser Zahlen unter
einander beweist, wie streng die Akademie bei der Auswahl ihrer
Mitglieder vorgeht, und dass sie nicht ihre Mitgliedschaft zweifel¬
haften Grössen zu Theil werden lässt.
An der Spitze der Akademie steht der Präsident. Bis vor
ein paar Jahren war mit dieser wichtigen Aufgabe stets der
hochverdiente Canonicus Raeki betraut; nachdem jedoch die
gegenwärtige Regierung dessen Wahl nicht der kaiserlichen Bestäti¬
gung unterbreiten wollte, musste man zu einem anderen Mitgliede
Zuflucht nehmen, das keine politisch so prononcicrte Persönlichkeit
war, wie Raeki. Der letztere blieb nichtsdestoweniger der eigent¬
liche Spiritus rector bis auf den heutigen Tag. Als Secrctäre der
Akademie fungieren gegenwärtig Sulek und Vojnovic.
Die Akademie hält jedes Jahr eine Generalversammlung
sowie eine feierliche Sitzung ab. Daneben gibt es allmonatlich
eine oder mehrere Gassensitzungen, sowie gemeinsame Sitzungen.
Auch die bei der Akademie existierenden Commissionen haben sich
je nach Bedarf in Sitzungen zu versammeln. Gegenwärtig sind
deren 6, und zwar je eine für die Herausgabe der historisch-
juridischen Denkmäler, für die Edition der älteren kroatischen
Schriftsteller, für die Sammlung der traditionellen Litteratur, dann
für die Sammlung von Daten über Erdbeben in den von den
Serben und Kroaten bewohnten Ländern, und endlich eine für
die Strossmavergalerie.
Nachdem Se. Majestät über Antrag des kroatischen Land¬
tages die ersten Mitglieder ernannt hatte und die Geschäftsordnung
genehmigt worden war, begann man sofort darüber zu berat¬
schlagen, welche Arbeiten die Akademie zunächst in Angriff
nehmen sollte. Als akademisches Organ, entsprechend den Sitzungs¬
berichten anderer Akademien, ward der Rad (die Arbeiten) be¬
stimmt ; davon sollten jährlich mindestens vier Bücher erscheinen
und die in den Sitzungen gelesenen oder der Akademie vorge-
legten Abhandlungen nebst gelehrten Anzeigen und überhaupt
Allem, was das akademische Leben tangiert, bringen. Ferners
fasste man den Beschluss, die Ueberrcste des geschriebenen und
ungeschriebenen südslavischen Rechtes zu sammeln und der Oeffent-
lichkeit zu übergeben. Nebst Sammlungen von Urkunden und
Zeugnissen für die südslavische Geschichte ward auch für die
Sammlung der Altertümer der südslavischen Länder und Völker
Vorsorge getroffen. Auch ward der Antrag zum Beschlüsse er¬
hoben, die Materialien für ein grosses, womöglich den ganzen
Wortschatz des serbokroatischen Volkes umfassendes Lexicon zu
sammeln, sowie die älteren kroatischen Schriftsteller in kritischen
Ausgaben neu zu edieren. Nach diesen Vorbereitungen gieng man
nach der ersten feierlichen Sitzung am 28. Juli 1867 zur ernsten
akademischen Arbeit über. Was nun die Akademie von dem, was
sie sich vorgenommen hatte, bisher geleistet, soll der folgende
Artikel zeigen.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 25. April d. J. der Geologe u. Geograph Karl Dittinar,
Verf. der »Reisen u. Aufenthalt in Kamtschatka«, in Dorpat. —
Am 27. April der Director des botan. Gartens in St. Petersburg,
Staatsrath K. v. Regel, geb. 1816 zu Gotha. — Am 8. Mai der
gewesene Prof, des Civil-Ingenieurfaches Dr. James Thompson in
Glasgow, 70 Jahre alt; bekannt u. a. als der Erfinder der Centri-
fugalpumpe. — Am 9. Mai der englische Jurist Lord Bramwell
im Alter von 84 Jahren. — Am 11. Mai der Verf. der »Geschichte
der Kirche Christe im 19. Jhdt.« und der »Kirchengeschichte von
Spanien“ P. Pius Gams; geb. 1816, trat er später in das Kloster
St. Bonilaz in München, wo er auch starb. — An demselben Tage
in Triest der cm. Director des dortigen Staatsgymnasiums Schul¬
rath Georg Hofmann, im Alter von 61 Jahren. — Am 12. Mai
der Illustrator und Poiträtist Hans Weix'Partner in Wien,
46 Jahre alt. — An demselben Tage der Militarschriftsteller Oberst
Moriz v. Süss milch gen. Hornig in Leipzig, geb. 1822. —
Am 22. Mai der em. Wiener Advocat und Redacteur der »Österr.
Allgem. Gerichts-Zeitung« Dr. Rudolf Nowak im 60. Lebensjahre.
Der a. o. Prof, der slav. Philologie an der Universität Berlin
Dr. Alex. Brückner ist zum Ordinarius daselbst, der a. o. Prof
und Vorstand der med. Poliklinik in Breslau zum ord. Prof, an
der Univ. Marburg ernannt worden. — Dem ord. Prof, der slav.
Philologie an der hühm. Univ Prag Dr. Martin Hattala wurde
aus Anlass seines Uebertrittes in den bleibenden Ruhestand der
Ausdruck der Allerh. Zufriedenheit bekanntgegeben. — Der Dir.
der Lehr- u. Versuchsanstalt für Photographie u. Reproductions-
verfahren in Wien, Privat-Docent Jos. Maria Eder wurde zum
a o. Prof, der Photochemie an der tecnnischen Hochschule da-
sclbst, der ordentliche Prof, der Mathematik in Berlin Dr. Herman
Schwarz an Stelle des verstorb. Prof. Kronecker zum Mitdirector
des mathem. Seminars, der a. o. Prof. Dr. H. Rodewald aus
Eiltz in Hannover zum a. o. Prof, der Landwirtschaft und der
bisherige nichtetatsmässige Extraordinarius Dr. H. Haas aus
Stuttgart zum a. o. Prof, der Geologie und Paläontologie, sowie
zum Gustos des mincralog. Instituts und Museums der Univers.
Kiel, Canonicus Augustin Frh. von Giovanelli zum Archi-
diakon des Domcapitcls in Trient, der evangel. Geistliche Doctor
Abicht zum Lector der russ. u. poln. Sprache an der Universität
Breslau, der Dramaturg und Littcrarhistoriker Dr. Bulthaupt in
Bremen zum Prof, der Littcraturgeschichte und Aesthetik an
der Düsseldorfer Kunstakademie ernannt. — Professor Dr.
Litzmann in Jena folgt im Herbst einem Rufe nach Bonn als
a. o. Prof, der deutschen Sprache und Litteratur und Mitdirector
des germ. Seminars. — Der Prof, der neueren Geschichte in Frei¬
burg i. Br. Geh.-Rath Prof. Herrn, v. Holst folgt im Herbst einem
Rufe an die neugegründete Universität in Chicago. — Der Docent
für experimentelle Psychologie in Freiburg i. Br. Dr. Münster¬
berg, hat eine Berufung nach Boston erhalten und auf drei
Jahre angenommen. — Mit der Abhaltung eines 4stünd. germ nist.
Collcgs (für Prof. Lcxcr f) wurde Priv.-Docent Dr. Wolfgang
Golther betraut. — Als Privatdocenten haben sich habilitiert:
Dr. Stephan Bernheimer für Augenheilkunde in Wien; Lic. Dr.
Arnold Mayer an der ev.-theol. Facultät in Bonn; Dr. Georg
Jacob für oriental. Sprachen in Greifswald; Dr. Ficke für
Mathematik in Kiel; prakt. Arzt Dr. Alb. Peters an der medicin.
Facultät in Bonn.
Die kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Die
Resultate der in der ausserordentlichen Sitzung vom 27. Mai 1. J.
vollzogenen diesjährigen Wahlen waren folgende: Für die
philosophisch-historische Classe wurden gewählt, und
zwar zu wirklichen Mitgliedern die seitherigen correspondierenden
Mitglieder: 1. Dr. Adolph Beer, k. k. Ministerialrath und Prof,
der Geschichte an d. technischen Hochschule in Wien ; 2. Dr.
Arnold R. v. Lusc h in-Eb engreuth, Prof. d. deutschen u.
österr. Reichs- u. Rechtsgcschichtc an d. Universität zu Graz ; zu
inländischen correspondierenden Mitgliedern : 1. Dr. Joh. Kelle,
Prof. d. deutschen Sprache u. Litteratur a. d. deutschen Univers. in
Prag; 2. Dr. Gustav Bi c keil, Prof, für christliche Archäologie
und semitische Sprachen an der Universität zu Wien ;
з. Leander von Wetzer, k. und k. Oberst im General¬
stabscorps und Director des Reichs-Kriegsarchivs in Wien ; zum
correspondierenden Mitgliede im Auslande Konstantin Graf Nigra,
k. ital. Botschafter am k. u. k. Hofe in Wien. — Für die mathe¬
matisch-naturwissenschaftliche Gasse wurden gewählt, und zwar
zu wirklichen Mitgliedern die seitherigen correspondierenden Mit¬
glieder: 1. Dr. Gustav R. v. Esche rieh, Prof. d. Mathematik an
d. Universität in Wien; 2. Dr. Theodor Meynert, k. k. Hofrath
и. Prof. d. Psychiatrie an d. Universität in Wien; zu inländischen
correspondierenden Mitgliedern: 1. Dr. Zdenko Hans Sk raup,
Prof. d. Chemie an d. Universität in GraZ; 2. Dr. Anton Weich¬
selbaum, Prof. f. pathologische Anatomie an d. Universität in
Wien; 3. Dr. Friedrich Becke, Prof. d. Mineralogie an d. deutschen
Universität in Prag; 4. Dr. Franz Mertens, k. k. Regierungsrath
u. Prof. d. Mathematik an d. techn. Hochschule in Graz; 5. Dr.
Emil Edler v. Maren zell er, Gustos des k. k. naturhist. Hof-
museums in Wien; zum Ehrenmitgliede dieser Gasse im Auslande:
Geheimrath Dr. Albert v. Kölliker, Prof, der menschlichen, der
vergleichenden u. topographischen Anatomie an d. Universität in
Würzburg.
Einer freundlichen Mittheilung des Herrn Oberrealschuldir.
H. Sander in Innsbruck verdanken wir, in Anknüpfung an die
Anzeige der Gedichte Vintlers (Nr. 2, Sp. 71) durch Herrn Univ.-
Prof. Dr. A. Brandl, die schätzenswerthe Anmerkung, dass Vintler’s
Vater als Privatmann in Schlanders sich der Dichtkunst u. Malerei
widmete, sowie dass V. seit 1881 als wirkl. Lehrer, seit 1884 als
Prof, an der Innsbrucker Obcrrealschule angestellt war.
Sp. 95, Z. 11 v. o. soll es statt Norden heissen Noreen.
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Nr. 5. — Oesterreichisches Leiteraturiu.att.
I. JAHRGANG.
Einladung zur Subscription auf:
DR- P. ALBERT KUHN O. S. B.
1‘rolcssor der Aesthetik
ALLGEMEINE KUNSTGESCHICHTE
Die Werke der bildenden Künste vom Standpunkte der
Geschichte, Technik, Aesthetik.
Das abgeschlossene Werk in seinen 3 Bänden mit einem Gesammt-Umfang von
1800 bis 2000 Seiten Lexikon-Format, mit über 1000 Illustrationen und mehr als
120 ganzseitigen artistischen Beilagen erscheint
in circa 25 Lieferungen zum Preise von Mk. 3 .— (fl. 1.—).
Verlag von Benziger & Comp, in Einsiedeln (Schweiz).
—Lieferung 1 wird von jeder Buchhandlung zur Hinsicht abgegeben !
Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg.
In unserem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhand¬
lungen zu beziehen:
WJac CarthjJ d. b. j., P. N., predigten.
Aus dem Französischen. Zweite, verbesserte Au Hage. 2 Bde. gr.-S°.
(1. Band: IV u. 013 S.; 11. Band: 586 S.) Preis zusammen 8 Mk.
inel. Porto Mk. 8.50.
Der bekannte Kanzelrcdncr Mac Carthv hat schon früh¬
zeitig durch seine feurige Beredsamkeit in ganz Frankreich Aufsehen
und Bewunderung erregt. Die Herausgabe einer zweiten Aullage
dieses hervorragenden Predigtwerkes wird daher um so freudiger
begriisst werden, als ja die gediegenen Werke der Vorzeit immer
noch unübertroffen, ja unerreichbar dastehen.
D r - Cölestin Wolfipber 0. S. B,
f. c. geistl. Rath, Professor am k. u. k.
Schotten-Gymnasium in Wien
Gregor der Grosse. n es .. w. n. xm .
auch gebunden und in einer Prachtausgabe
beziehbar.
Chr. A. Card. Migazzi, Fürste«.
bischof von Wien. Oest. W. fl. 9.—. Pi acht¬
band ö. W. fl. 10.80.
Beide Werke dürfen zu den besten Erzeug¬
nissen kirchenhistorischer Forschung gezählt
werden, wie glänzende Belobungen, darunter
von Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII , Johannes
Janssen, Seb. Brunner etc. ctc. bekunden.
Verlag von Hermann Kitz,
3 Saulgau (Württemberg;.
Verlag 7,Feit SchömnghinPaderborn
Durch alle Buchhandlungen zu
beziehen :
ONNO KLOPP,
Der drßissigjährigß Krisg
bis zum Tode Gustav Adolfs 1632-
2. Ausgabe des Werkes:
Tilly im 30jährigen Kriege.
Kister Band. — 058 S. gr.-S°.
Preis fl. 6.— geb. fl. 7.44.
Das Werk wird drei Bände
umfassen
Facgimilß-RBppoduction
in den Farben des Originales.
MADONNA
In unserem Verlage ist erschienen:
Papst Leo XIII.
Unseres heiligen Vaters Lco’s XIII. Leben
II. Theil. Vom Beginn des Pontifikats Sr.
Heiligkeit bis auf die Gegenwart, im An¬
schlüsse an Dr. Anton de W a a l’s gleich¬
namiges Werk bearbeitet von
Heinrich Schlichter,
Missionspriestcr.
I 265 S. m. 89 Illustr., wovon 12 Vollbild.
| u. 19 Halbbild. Lex-8°. Brosch. Mk. 4.50.,
j einfach geb. Mk. 5 75, in prachtv. Salonbd.
Mk. 7.50; Ausg. auf Kupferdruckpapier
; brosch. Mk. 5 50, in prachtv. Salonband
Mk. 8.50.
Münster i. W.
Adolph RussbIIG Vßrlag.
Zahlreiche Anerkennungsschreiben aus
dem österr. und deutschen Episkopat über
das neue Leobuch liegen uns bereits vor.
So schreibt uns u. A. der hochwürdigste
Bischof von Linz:
Die lübl. Verlagshandlung hatte die
freundl. Aufmerksamkeit, mir >Schl ichter’s
Leben Leo’s XI11.« zu übersenden. Indem
ich hiefür bestens danke, gebe ich dem
Wunsehe Ausdruck, das neue Werk möge
recht viel dazu beitragen, die Liebe und
Anhänglichkeit an den hl. Vater und die
hl. kath. Kirche in den Herzen der Katho¬
liken zu befestigen und zu vermehren.
Neuigkeiten
. aus dem Verlage der
Fra Angeiico da Fiesoie,
gemalt von Künstlern der Beuron er S c h u 1 e.
Die Mutter Gottes auf einem Throne sitzend,
umhüllt von einem faltenreichen Gewände; auf
ihrem Sehoossc steht das göttliche Kind, welches
in der einen Hand die Weltkugel hält und die
andere segnend erhöht. Feber dem Haupte der
Mutter Gottes erscheint der heilige Geist in Ge¬
stalt einer Taube ; der Hintergrund ist durch
eine dunkelgrüne Draperie abgeschlossen.
C&romoxylographle von H. Knüller.
lilattgrüssc 33X34 cm liildllächc 30X10 cm
Preis Oe. W. fl. 1— (Mk. 2.-).
Hin durch unbeschreibliche Anmtith u.
Lieblichkeit berühmtes Bild. Die durch stau-
nenswerthe Zartheit des Inkarnats und die
fast unmerklieh feine Abstufung der Farhen-
töne hervorragende Reproduction wird von
der Kritik als ein Triumph der chromo-
xylngraphischen Kunst bezeichnet.
Zu beziehen direct von der Verlagshandlung
sowie durch alle christlichen Bueh- u. Kunst¬
handlungen.
I^un$-Vßrlag „jSt {lorbßrtug”
in Wien.
in Innsbruck.
Hurter, P. Hugo, Nomcnclator literarius,
2. um geänderte Aulluge, I. Bd. fl. 6 —
Krones, Dr. Franz von, Aus Oester¬
reichs stillen und bewegten Jahren 18DJ
bis 1815. " fl. 3.80
Kukula, Dr. R., Bibliographisches Jahr¬
buch der deutschen Hochschulen. Voll¬
ständig umgearbeitete Neuaullage. fl. 5.SO
Mayer, Dr. M., Leben, kleinere Werke
und Briefwechsel des Dr. Wiguleus
Hundt. fl. 4.—
Mittheilungen des Instituts für öst. Ge¬
schichtsforschung III. Hrgünzungsband.
2. Heft. ' fl. 2.20
Opuscula s. patrum cd. Hinter, IL Serie
vol. 12 (S. Gregntii Magni XL Homili-
arum in Hvangelia). fl. —.90
Regesten der Markgrafen von Baden und
Hochberg 1050—1515 bearb. v. Richard
Fester, Lieferung 1. fl. 2 —
Sander, Herrn., Hanns von Vintler, ein
Dichter aus Tirol. fl. —.25
Tricntl, Ad., die Landwirtschaft in den
Gcbirgsländern 2. Heft. fl. — A0
Werunsky, Emil, Gesell. Kaiser Karl’s IV.
I Band 3. fl. 4.—
In Vei tretung der Leo-Gesell sc halt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als ikrausgebe;. — -St. Xorbenus« Buch- und Kunstdi uckcrei, Wien, 111. Seidlgu
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Nr. 6.
I. Jahrgang,
Wien, 15. Juni 1892.
ÖSTERREICHISCHES
LITTE R ATU RBL ATT
Briefe an die Rcdaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: D r. Kran z S c h n ü re r,
Wien-Kritzendort.
ltKDIGlKUT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.-), für Mitglieder der Leo Gesellschaft ganzjiüir. fl. 3. —
Debit fQr den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrBge zu richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. fl. 20.—= Mk. 36.— , »/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, >/a S. fl. 7 — = Mk. 12.G«, '/• S. fl. 4.—= Mk. 7.20, J /i* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT: 1
Franco-Secondo, Das päpstliche Decret]
„Ouemamodum omnium“ (Kiselt).
Tobner, Das Cistercienser-Stift Lilienfeld in'
N.-Oesterreich (P.F.K.).
Broise, de la, Mam Claudiani vita ejusque
doctrina de amma hominis (A. Fischer-
Colbnc».
Rezck, Dejiny Cech a Moravy nove doby. I.
[Geschichte d. neueren Zeit v. Böhmen und
Stühren l.J (Hclfert.).
Zi stcre r, Gregor X. und Rudolf von Habs¬
burg in ihren beiderseitigen Beziehungen
(J. Lumpel).
Seeber J., Zur germanischen Mythologie. 111.
(Schluss).
Blii inner, Farbenbezeichnungen bei den röm.
Dichtern (Bohattai.
II iinscn. Die drei Bevölkerungsstufen (Miscra).
Hartl, Die Organisation ci. Ion hl Armen¬
wesens (Schindler).
Lcy, Bebel u. sein Evangelium dl. M.).
| W u rm . Etiketten für Schüler-Herbarien (Wies-
baur).
I Pcrn t er, Falb’s kritische Tage (W. Trabern*
Schmitt, Die Gefechte bei Truutenau (Sp.)
Trab c rt, A., Elisabeth. Land grätin von
Thüringen und Hessen t Meinhard i.
Strekelj K., Die slidslavische Akademie der
Wissenschaften u. Künste. II. (Schluss ),
Pcrsonalnachrichten. — Inhaltsangaben von (f>8)
Fachzeitschriften. — Bibliographie. — Vor¬
bereitete Bücher. —
Theologie.
Franco Secondo, S. J. : Das päpstliche Decret »Quem ad¬
ln od um omniunn, die Aufhebung der Gewissensrechenschaft
u. a. betreffend, erklärt und begründet. Aus dem Italienischen
übersetzt und mit einem Anhänge und Anmerkungen versehen
von Max Huber, S. J. 2. verbesserte Auflage. Regensburg.
Friedrich Pustet. 1892. 8°. (IV u. 125 S.) 11. —.72.
Wie Leo XIII. von der Hochwarte des apostolischen
Stuhles die Weltlage klar überschaut und durch seine
Rundschreiben so segensreich und wirkungsvoll eingreift
in die weltbewegenden Ereignisse der Gegenwart, Königen
und Fürsten die wahren Ziele und Normen für die Re¬
gierung ihrer Volker vorhält, für die glückliche Lösung
der verhängnisvollsten und wichtigsten Zeitfrage, der
socialen Frage, die rechten Wege und Mittel anweist:
so dringt sein Blick auch in die vom Weltgctricbe abge¬
schlossenen Räume des klösterlichen Lebens und trifft
auch hier für eingeschlichenc Mängel und Unzukömm¬
lichkeiten die geeignete Abhilfe und Remedur. Zeugnis
dessen ist das Decret S. Congr. Ep. et Reg. v. 17. I)ec.
1800, durch welches folgende neue Normen aufgestellt
werden: 1. Beseitigt der Papst in den klösterlichen Ge¬
nossenschaften, welche von Laienobern und Oberinnen
geleitet werden, jedwede, wie immer eingeführte und in
Uebung gewesene Gewissensrechenschaft und gestattet
nurmehr die ganz freiwillige Consultation der Obern in
Bezug auf Zweifel und Bedenken und auf die Fortschritte
im Tugendleben. 2. Weist der Papst die Klostervorsteher
und Obern an, ihren Untergebenen den ausserordentlichen
Beichtvater ausser den bisherigen Fällen so oft, als sie
für ihre Gewissensruhe nach einem solchen verlangen,
ohne Weiteres zu gestatten, ohne nach dem Grunde des
Verlangens zu fragen oder ihr Missfallen darüber kund
zu geben, und empfiehlt den Bischöfen, an jenen Orten
ihrer Diöcesen, wo klösterliche Frauengenossenschaften
sich vorfinden, geeignete Priester mit den nüthigen Voll¬
machten zu versehen, damit die Schwestern sich leicht
an dieselben wenden können. 3. Revindiciert der Papst
den Beichtvätern das nur ihnen allein kirchlich zukom¬
mende Recht, öftere Communionen zu gestatten oder zu
verweigern, und verbietet den Ordensobern jegliche Ein¬
mischung in diese Sache, es sei denn, dass der Unter¬
gebene der Ordensgemeinde Acrgernis gegeben oder offen
eine schwere Sünde begangen habe. Diese neuen Ver¬
ordnungen, veranlasst durch häufige, in Rom eingelaufene
Recurse und Beschwerden, bezwecken die Beseitigung
jener die klösterliche Zucht und kirchliche Ordnung ver¬
schiebenden Eingriffe klösterlicher Laienvorsleher in das
innerste Gewissensgebiet der Untergebenen sowie in die
priesterliche Jurisdictionsgewalt, welche als letzte Nach¬
wirkungen des selbst in die Klöster eingedrungenen Jan¬
senismus noch häufig genug geübt wurden. Von Frank¬
reich aus, wo die Verbreitung des verderblichen Buches
des Arnauld über die häufige Communion, der moralischen
Reflexionen des Quesnel und ähnlicher Schriften nament¬
lich viele Ordcnsfraucn verleitete, auf den Wegen des
innerlichen Lebens sich gegen jeden priestcrlichcn Einfluss
abzuschlicsscn und auf die Sclbstlcitung zu beschränken,
fand das schlimme Beispiel Nachahmung in Italien und
zuletzt auch in Deutschland. Der Verf. obiger Broschüre
unterzieht sich nun der verdienstvollen Aufgabe, die Auf¬
regung und Verwunderung, welche in klösterlichen Kreisen
begreiflicher Weise durch diese neuen Verordnungen
hervorgerufen werden musste, zu beheben, den Sinn des
päpstlichen Decretes zu erläutern, die Nothwendigkeit und
Nützlichkeitsgründe für dessen Weisungen anzuführen und
die Bedenken gegen dieselben zu entkräften, und so das
Ansehen der höchsten kirchlichen Auctorität zu wahren
und zu erhöhen, endlich auch die Ausführung des Decretes
in einzelnen Fällen praktisch zu zeigen. Es ist ihm das
so meisterhaft gelungen, dass sein Commentar in Italien
überall die beifälligste Aufnahme fand, und nach Mit¬
theilung der Civiltä-Cattolica Cardinäle, Bischöfe und
Moralthcologen in sehr grosser Anzahl ihn beglück¬
wünscht haben. Von der deutschen Ucbersetzung dieser
Broschüre war die erste Auflage schon in wenigen Wochen
vergriffen, ein Beweis, wie sehr auch ausser Italien der
Werth und Nutzen derselben anerkannt wird. Der Ueber-
setzer hat mit Abstreifung der vom Verf. gewählten,
für deutsche Verhältnisse weniger passenden Brief¬
form die Broschüre nach Art einer Abhandlung umge¬
arbeitet, den Stoff unter Zugrundelegung der Hauptab-
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179
Nu. 6.
I. Jahrgang.
— Okstkkreighisghks Lm f.uatuublatt.
ISO
schnitte des Dccretes auf einige Capitel vertheilt, die Er
örterungen des Verf. mit wertvollen Bemerkungen und
Zusätzen bereichert und zum Schluss einen dreifachen
schätzbaren Anhang, den ersten aus dem vorzüglichen
Commentarc Lehmkuhfs, beigefügt. Nicht bloss den Laien¬
obern, Oberinnen und Klosterbeichtvätern, für welche
eigentlich die Widmung lautet, sondern dem gesammten
Clerus seien diese überaus instructiven und wegen der
angeführten Beispiele höchst interessanten Ausführungen
Franco’s und Huber’s aufs angelegentlichste anempfohlen.
Leitmeritz. Prof. Dr. Josef Eiselt.
Tobner, P. Paul, Kanzlei-Director und äbtlicher Secretär:
D. Cistcrcienscr -Stift Lilienfeld in Niedcr-Ocsterreich.
Biographische Darstellung des Wirkens der Cister-
cicnscrmönche in dieser Babenbergerstiftung vom
Jahre 1202 bis 1891, zusa mm enge stellt aus Anlass des
800jährigen Geburts-J ubi lau ms unseres hl. Vaters
Bernardus. 1891. Selbstverlag. Gr.-8°. (XII u. 1S8 S.) n. 1.(50.
Diese mit grossem Fleisse gearbeitete Festgabe zum
Jubiläum des grossen Kirchenlehrers bietet sehr viele
und werthvolle Mittheilungen über das verdienstliche
Wirken der Cistercienser-Mönche von Lilienfeld; eine
übel verstandene Bescheidenheit hat bisher nicht an eine
solche Veröffentlichung gedacht, welche gerade in unseren
Tagen um so zeitgemässer erscheint, als die Anwürfe
gegen den Ordensstand noch nicht verstummt sind, und
so Manche glauben, dass die Thätigkeit der Ordensmit¬
glieder ausschliesslich in der Verrichtung der vorge¬
schriebenen Gebetsandachten bestehe. Aus diesem Grunde
schon müssen wir lebhaft wünschen, dass T.’s verdienst¬
liches Werk in den einzelnen Ordenshäusern recht bald
Nachahmung finde. P. F. K.
Der Katholik. Red. v. J. M. Kaich. (Mainz, Kirchheim.) 1S92,
VI. Juni.
Die eigenartige Stellung d. h. Paulus im Grundplane d. Kirche.
— Schieler, Liturgische Studien im Anschluss an Thalholers
Liturgie des h. Messopfers. — Mol ly, Marien vei ehrung im Liede
der ältesten Kirchensprachen. -- Bell es heim, 11. Ed. Manning.
Card.-Krzb. v. Westminstcr.— B. Lesker, Fiume am adriatisclicn
Meere in den Kartagen. — N. Paulus, Kath. Schriftsteller aus
der Reformationszeit. — Falk, Card. Nicol. v.Ctisa in Rom und
Cues a. d. Mosel. — Litteratur: W. Többc, Die Stellung des
h. Thomas v. Aqtiin zu der unbelleckten Empfängnis d. Gottes-
mutter. — L. Bacuez, Das Brevier. — L Bacuez, Die heil.
Weihen des Subdiakonats, des Diakonats und des Priesterlhums.
— Dr. A. Knöpflcr. Walafridi Strahonis über etc. — Antonius
Weber, Literae a Truchsesso ad Hosium annis 1 5 (10 et 1 öd 1
datae. — Dr. Georg Grupp, System und Geschichte der Cul-
tur. — P. A. Scherer, Bibliothek f. Prediger.
Zeitschrift für katholische Theologie. (Innsbruck. Rauch.) XVI. 3.
Michael, Dölhngcr V. — Felchlin, Uber den realen
Unterschied zw. Wesenheit u. Dasein nach St. Thomas. * Schl.) —
B ä u m e r, Das Stowe-Missale. — Receitsionen: W o 1 fs g r u her,
Migazzi (Michael). — Schmid, Quaestioncs ex theol. dogm.
(Hurter). — Gore, The incarnntion of the son nf God (A. Zimmer-
manrO. — Little, The Grev Frinrs in Oxford. (Ders.) —
Schwarz, Briefe u. Actenstücke z. Gesell. Maximilians 11. (Michael).
— Oberdörffer, De inliabitatione Spir. sancti in justis • Rinz). —
Hümmer, Des h. Gregor v. Naz. Lehre von d. Gnade. (Ders.)
— Noeldcchen, Tertullian (Michael). — Fischer, Theorie d.
(iesichtswahrnehiming (Kern). — Analekten.
Thcolog.-prakt. Monats-Schnft. hrsg. von Pell, Linsenmayer
und Krick (Passau, Abt). II, 1—5.
(1 ) Wirthmüllcr, Über den Firmpathen. — Pichler,
Gründe zur Theilung einer Pfarrei. (lieft 1. u 2.) - Daisen-
berger. Die Kelchbewegung in Baiern unter Herzog Albrccht V.
— Käst, Die Dienstbotenfragc (Heft 1—3). — Diendorfer, Die
Absolution von den päpstl. Rcservatfällen (Heft 1 u. 2). — (2.)
Pfeifer. Das Princip d. Vermittlung in d. Werken Gotles u. die
Stellung d. Katholicismus und Protestantismus zu diesem Princip
■Jleft 2 u. 3). — (3.) Pichler, Formelle Erfordernisse zur Thei¬
lung einer Plarrei. — Staudham mer, Zur Münchener Jahres¬
ausstellung von Kunstwerken aller Nationen (1891) — (4.)
Grupp, Die Seele Jesu. — Hirschmann, Jacob Greiser, Eich¬
stätts erster Geschi 'htssciireiber (Heft 4 u. 5). — Frank, Der
Klerus und der Bauernstand (Heft 4, 5). — Diendorfer, Staat
u. Kirche in Frankreich im Lichte der neuesten Erlässe d. apost.
Stuhles u. d. Denkschrift d. frauz. Episkopates (Heft 4 u 5). —
(5.) Atzbergcr, Die Sendung, Herabkunft und Gnadenerweisung
des h. Geistes. — In jedem Hefte: Fragen u. Fälle aus d. pfarr-
aintl. u seelsorgl. Praxis. — Päpstliche, Oberhirtl. und Behördl.
Erlässe.
Correspondenz-Blatt für den kathol Clerus Oesterreichs, Red. v.
R. Himmel bau er. (Wien, Fromme.) XI, 10.
Sc hei eher, Zeichen d. Zeit — H., Kirche und Staat, II.
— Otter, Zur Geschichte der Katechetik (Forts.i — R., Der
Gesetzentwui f betr. d. directen Per.->onalsteuern u. d. Clerus (Schl.).
— R., Die projcct. Goldwährung u. ihre Consequcnzen f. d. Clerus.
— Dazu Beilage: Augustinus, Litteraturblatt IX, 9.
PastoraIblatt des Jiisthinns Münster , hrsg. von Dr. H. Jeppen.
(Münster, Regensburg.) XXX. (5.
Volksmissionen, 6. (Schl.) — Die Leutseligkeit u. Höflichkeit
des Priesters. — Die Sprachengabe nach dem h. Paulus. — Fälle
und Fragen : Taufwasserweihe.
Die kath. Missionen. (Freiburg i. Br. Herder.) 1892, Nr. 1—6.
(1.) Die ersten Priester in Australien. — Die Anfänge der
Missionen von Paraguay (in X. 1—5). — Das apost. Vicariat Neu-
Pommern (in NT. 1—3). — (2.) f Jos. Müllender S. J. — (3.)
Panama (in Nr. 3 u. 4). — (4. Geheime Gesellschaften in China.
— (ö) Die Mission d. Franziskaner in d. Herzegowina. — Die
heidn. Manooos auf Mindanao. — (t‘>.) Die im J. 1891 verstorbenen
Missionsbischöfe. — Mit den Pionieren im Maschonaland. —
Christianisierung der Manobos auf Mindanao. — In jeder Nr.:
Nachrichten a. d. Missionen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Sparrer J. B., Der Reliquienschatz in d. ehern. Stifts- u. Kloster¬
kirche Waldsassen. Regensburg, Habbel. 12". (83 S.) 11. —.30.
Hurter II. Nomenclalor literarius reeentioris theologiae cath., theo-
logos exhibens, qui inde a coneiiio Trid. floruerunt, aetate,
natione, disciplinis distmetos. Tom. I. Ed. sec. Innsbr., Wagner.
gr-8". (XIV u. H30 S.) 11. 6.—.
Palrum sanct. opuseula sei. ad usum praes^rtim stud. theol. Ed.
et comm. auxit 11. Hurter. Serie» 11. tom VI. iS. Cregorii Magni,
rom. pont., XL homiliarum in evangclia lihn II.) ebd. 8". (II
u. 392 S.) 11. —.90.
Jordanis de Saxonia, alterins praedicatorum mag., opera ad*
res ord. praed. spectantia quae e.xstant collecta ac denuo cd.
cura J.-J. Berthier. Freiburg (Schweiz/, Friesenhahn. Lex.-8°.
(XVI u. 121 S.) 11. 2.10.
Hoeynck F. A., Das Officium defunctorum nach dem Wortsinn
u für d. liturg. Verständnis erklärt. Kempten, Kösel, 1892. 8°.
(IV u. 20(5 S.) II. 1 .(58.
Sententiae vencrabtlis Thomae a Kempis e libello de Imitatione
Christi pro singuiis anni diebus seleetae ... et lat.-graece edi-
tae. Ebd. 1(5°. (123 S) 11. —.54.
Scintillae aseeticae ad excitandum Spiritus inccndium aecomo-
datae in singulos anni dies. Denuo recusae. Brixen, Buchh. d.
kath. polit. Pressvereins. 1(5". (142 S.) II. —.30.
Niedermaver G., Heiligung d. Lebens. Lehr- u. Gebetbuch f. d.
kath. Volk. 2. Aull. Ebd/» 0 . (IV u. 39 » S.) fl. —.80.
Schneider Ph., Die Lehre v. d. Kirchenrcchtsqucllen. Eine Ein¬
leitung in d. Studium d. Kirehenrechts. 2. (vollst.) Aull. Regens¬
burg, Pustet. gr.-S°, (XII u. 212 S.) 11. 1.5(5.
Hol weck F. G., Fasti Mariani sive Calendarium festoruin S. M.
V. Deiparac. Memoriis hist, illustratum. FYeiburg, Herder. 8".
(XXI11 u. 378 S.) II. 2.88.
M esc hier M., S. J., Die Gabe d. heil. Pfingstfestes. Betrach¬
tungen über d. heil. Geist. 2. verm. Aull. Ebd. 8°. (VIII und
518 S.) II. 2.10.
Lamezan J. v., S. J., Alovsius-Predigten üb. d. Hauptmomente
d. Lebens. 3. Aull. Ebd. 8". (132 S.j 11. —.72.
Schenz W., Die priesterl. Thätigkeit des Messias nach dem Pro¬
pheten Isaias. (c. XLLX — LV1I.) in gcmeinverständl. Auslegung
betrachtet. Regensburg, Manz. 8". (115 S.) 11. —.90.
Schlichter H„ Unseres heil. Vaters Papst Leo XI11. Leben. Im
Anschlüsse an Dr. A. de Waal’s gleichnamiges Werk dargestellt.
Munster, Russell, gr.-8". (2(55 S.) fl. 2.70.
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182
Nr. 6. - OestERREICHISCHES LlTTF.RATURBI.ATT. — I. JAHRGANG.
Akatholica.
Lenz J., Das bibl. Wunder u. s. Verhältnis z. Naturgesetz Reval,
Kluge. 8°. (2S S.) 11. —.30.
Thomas C., Th. v. Studion u. s. Zeitalter. Lin Beitrag z. byzant.
Kirchengcsch. Osnabrück, Lückerdt. gr. 8°. (\ r 11 u. 139 S.)
11. 2.40.
Kuhn Gottfr., V. D. M. Das murator. Fragment über die Bücher
d. N. T. Mit Einl. u. Erkl. hrsg. Prämiierte Preisschrift. Zürich,
Höhr. gr. 8°. (US S.) II. 1.20.
Mvcrs J. B., B. A., Will. Carev, d. Schuhmacher, d. »Vater und
Begründer der neueren Heidenmission. Verdeutscht v. Isabella
Mundhenk. Hamburg, Onckens Nachf. 8°. (157 S.) 11. 1.20.
Im Verlag von Schöningh in Paderborn werden demnächst
die Presse verlassen : M e u n i e r H., * Die Lehr? v d. Predigt-Thema «
8". 112 S. tl. —.90. — Morin G., *Der Ursprung d. gregorian.
Gesanges*. 8°. 95 S., fl. 1 .(>8. — Specht Thom., » Di? i.ehrev
d. Kirche nach dem heil. Augustin « gr.-8°. 300 S. c. II. 3 00. —
Tiefenthal P. F. S., *Die Apokalypse d. heil. Johannes*, erkl.
f. Theol.-Stud. und Theologen. gr.-S". 834 S. c. 11. G 00. —
Beringer P. F., S. J., * Die Ab Hisse , ihr llesen u. Gebrauch «,
10. Aull., die, vielfach verbessert und bis auf die neueste Zeit
ergänzt, voraussichtlich Anfang Herbst erscheinen wird; des stets
angewachsenen Umfanges wegen wird auch die äussere Gestalt
eine Änderung erfahren und das Format ein grösseres werden. —
Das mit Juli d. J. in den siebenten Jahrgang tretende * Jahrbuch
für Philosoph e und speculative Theologie* , hrsg. v. Prof. Dr
Commer erfährt eine Ermässigung des Abonnementspreises und
wird fortan für 9 M. zu beziehen sein; (der bisherige Preis be¬
trug 12 M.)
Antiquar-Kataloge über Theologie: Gilhofcr & Ransch-
burg (Wien, I. Bognergasse 2). Kat. Nr. 37. — R. A bt in l'assau,
Kat. Nr. XI.
Philosophie. Pädagogik.
Broise, R. de la, in facultäte libera litterarum Anilega-
vensi olim alumnus. Mamerti Claudia ni vita ejusque
doctrina de anima hominis. — Thesim facultati litterarum
Parisiensi proponebat R. de la B. Paris, Retaux-Bray, XXV
u. 221 S. 1890. 8". 5 Frcs.
An der Neige der classischcn Culturpcriodc, die
eben in den Hochfltithcn der Völkerwanderung ihrem
unrettbaren Untergange entgegensah, hat ein begeisterter
Verehrer und gründlicher Kenner derselben, Mamertus
Claudianus, Priester von Vienne, alles das zusammen¬
gestellt, was das heidnische und christliche Altcrthum
auf dem Wege der Philosophie über die Geistigkeit der
Seele erforscht hatte. Seine drei Bücher >»Dc statu
animae« übertreffen an Vollständigkeit alles, was das
Altcrthum diesbezüglich hervorgebracht hat; an Gründ¬
lichkeit reihen sie sich würdig dem besten an, was vor
ihnen über diesen Gegenstand geschrieben worden ist.
Das Leben dieses Mannes und seine Lehre über die
Mcnschenscelc zu besprechen war eine um so dank¬
barere Aufgabe, als die Lehre über die Menschenseele
heute wohl eine der wichtigsten genannt werden darf.
Auch auf diesem Gebiete muss ja die Entscheidungs¬
schlacht gegenüber dem Materialismus geschlagen werden.
Der Vorf. hat sich mit strenger Objcctivität an die
Besprechunggemacht; er führt die nicht immer systematisch
gehaltenen Ausführungen des M. CI. auf logisch geord¬
nete Hauptpunkte zurück, und legt sie dann im einzelnen
dar, um sie endlich auf ihre objective Richtigkeit zu
prüfen. — Den Inhalt der Schrift wollen wir im folgenden kurz
skizzieren: Faustus von Riez hatte behauptet, dass die
menschliche Seele körperlich sei; diese Behauptung zu
widerlegen schrieb M. CI. seine drei Bücher »de statu
animae«, ohne jedoch seinen Gegner mit Namen zu nennen.
Die Gründe für die Immaterialität der Seele, welche M. CI.
anführt, lassen sich auf sechs Gruppen zurückführen:
Die Angemessenheit dieser Lehre gemäss dem Schöpfungs¬
plane; der wesentliche Unterschied zwischen Seele und
Leib; die Thätigkciten der Seele; die Unabhängigkeit der
Seele vom Orte (dlocalitas animae); die theologische
Lehre; die Ucbereinstimmung der besten Philosophen. —
Hierauf gibt de la Br. eine Kritik dieser Argumente; die¬
jenigen der dritten Gruppe werden rückhaltlos als philo¬
sophisch triftig anerkannt. Dann folgt die lichtvolle Be¬
sprechung zweier Cardinalpunkte der Beweisführungen
des M. CI., nämlich des Verhältnisses der Seele zur Be¬
wegung in Zeit und Ort und zu Mass, Zahl und Ge¬
wicht; der Yerf. legt dar, dass M. CI. wohl hie und da
sich zu sehr in pure Abstractionen verstiegen und die
»Illocalität« der Seele zu sehr auf die Spitze getrieben,
aber doch im Ganzen das Richtige getroffen habe. —
Endlich folgt die bündige Skizzierung der Stellung des
M. CI. in der Geschichte der Philosophie.
Zwei Anhänge über die einschlägige Litteratur und
zwei genaue Indiccs beschliesscn das Werk, welches wir
allen Freunden der Geschichte der Philosophie wie auch
der Apologetik angelegentlich empfehlen.
Druck und Ausstattung sind vorzüglich.
Wien. Dr. A. Fischer-Colbrie.
Z eitschrijt für Philosophie und philosoph. Kritik , red. von R.
Falekcn borg (Leipzig. Pfeffer) N. F. C, 1.
Wrcschn er, L. Platner’s und Kant's Erkenntnistheorie
mit bes. Berücksichtigung von Tetcns und Aenesidemus. —
F r e g o , Ueber Sinn und Bedeutung. — v. Seeland, lieber
die Einseitigkeit der herrschenden Krafitluorie. — Dreher, Be¬
trachtungen über d. »Gesetz von d. Erhaltung d. Kraft« u. über
Beharrungsvermögen. — Reeensionen : S ig wart, Die Imperso¬
nalien (Lasson). — Manno, Die Stellung des Substanzbegriffes
in der Kantiselun Erkenntnistheorie (Mainzerk — K r h a r d t,
Kritik der Kantisehen Antinomienlehre (Ders). — A d i c k e s,
Kants Systematik als systembildcnder Factor (Ders.)— Lücken,
D:e Lebensanschauungen der grossen Denker (Koppclmann). —
Kaftan, Die Wahrheit d. Christi. Religion (Dorner). — Leh¬
mann, Die Hypnose (Münsterberg). — Seydel, Der Schlüssel
zum objcctivcn Eikinnen (Gross). — Heymans, Gesetze u.
Elemente d. wissenseh. Denkens. I. (Ders.) — U h t h o f f, Hypno¬
tismus, Darwinismus und die Gottesidee (Sehmidkunz) u. a.
Zeitschrift für exacte Philosophie. XIX, 1.
Dumdcy, Herbart u die engl. Psychologen nach G. F.
Strout. — T h i 1 o , Ueber die Psychologie Plato’s.
Phi los»phische Studien . V111. 1.
W u n dt, Hypnotismus und Suggestion. — H ö ffd i n g, Z.
Theorie d. Wiedererkennens. — M erke I, Theoret. u. expenment.
Begründung d. Fehlermethoden. II. — T i t che n c r, Zur Chrono¬
metrie d. Erkennungsactes. — K ü I p c u. Kirschmann, Ein
neuer Apparat z. Controle zeitmessender Instrumente.
Mertelfahrschrift pur wissenschaftl. Philosophie. XVI, 2.
Riehl, Beiträge zur Logik (Schl.). — S e 1 i g k o w i t z, E.
Platner’s wiss. Stellung zu Kant in Erkenntnistheorie u. Moral-
Philosophie. — K rege, Begriff und Gegenstand. — Willy,
Bemerkungen zu R. Avenarius’ »Kritik der reinen Erfahrung.«
Revue philosophitjue. XIX, 5.
Mourct, Du sens de l’inegalite. — Paulhan, La
responsabilite (lin). — Dun an, Le probleme de la vie III.
Zeitschrift für österr. Gymnasien. XL11I. 3.
N o v ä k , Zu Livius. -- A. Z i n ge rl c, Zur A «D-v'/üov
-/fh'.-zirj. des Aristoteles. — Sto wasser, Zu Iloraz, carm.
II. 10, 9.
Oesterreichische Mittelschule. VI, 1.
Tschiassny, Memorieren und Memorierstoff im altelass.
Sprachunterricht. — M a r t i n a k , Fünf Wochen Hospitierung an
Berliner Gymnasien. — A. R. Hein, Ethnologie, Kunstwissen¬
schaft und Kunstunterricht.
Gymnasium , hcrausg. v. M. Wetzel (Padcrb., SchöninghA. X, 10.
Holl v , Ueber die Beurtheilungen der Schülerleistungen im
altspraehl. Unterricht.
Pädagogium. XIV, 8.
K r e y c n b c r g , Des Thüringer Reformators Myconius Ver¬
dienste um d. Schulwesen. — N e u g c b o r n , Die Reform und
die Stellung unserer Schulen. — (jedanken über d. unvermeidl.
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184
Nr. 6. - OlCSTICRRKICHISCllES LlTTE RATURBLATT. — I. JAHRGANG.
Thema: Der Socialismus und die Volksschule. — Steglich,
Sollen die Lehrerbildungsanstalten Internate oder F.xternate sein?
— Ein Wort Diesterweg’s zur Seminarfrage. — Somogyi, Die
Frage d. einheitl. Mittelschule in Ungarn und ihre Beziehung zur
Volksbildung.
Zeitschrift für das Gymnasialwesen. XLVI, April u. Mai.
Stahlbcrg, Das Kartenzeichnen im geogr. Unterricht. —
(Mai.) PI au mann, Ovids Ged. im Lichte v. Leasings Laokoon.
Zeitschrift für das Real Schulwesen, XVII, 4 und 5.
George, Einige Ziele und Wege in unserer Mittelschul¬
reform. — Alscher, Zur Methode d. französ. Unterrichts. —
Davidovic, Einfache Bestimmung der Achsen einer durch
fünf Punkte geg. Ellipse. — Janisch, Beweis d. Verfahrens
von Rytz zur Construction der Achsen einer Ellipse aus e. Paar
conjungierter Durchmesser. — (5.) Rechtcl u. G loser. Die
Neuorganisation d. höh. Schulwesens in Prcussen im Vergleich mit
den in Oesterreich herrschenden Einrichtungen.
Central-Organ für die Interessen des Realschuheesens. XX. 4 u. 5.
A drian, Zeitgeist und Schulreform. — (5.) Rudolph,
Wie haben wir unser deutsches g, sp u. st auszusprechen?
Blätter für das bayr. GymnasiaIschulwesen . XVIII, 3.
W o 1 f a h r t, Die Methode d. franz. Unterrichts auf d. bayr.
Gymnasien. — Sepp, Bemerkungen zur Germania d. Tacitus.
Neue Erscheinungen:
Schcrfig E., Idealismus u. Schule. Vortrag. Leipzig, Brandstetter.
gr.-8°. (24 S.) fl. —.30.
Le Rossignol J. E , The ethical philosophy of Sam. Clarke.
Leipzig, Liebisch. gr.-8. (V u. 97 S ) 11. —.90.
Krause K Ch. F., Anschauungen oder Lehren und Entwürfe zur
Höherbildung d. Mcnschheitlebens. Aus d. handschr. Nachl. d.
Verf. hrsg. v. P. Hohlfeld u. A. Wünsche. III. Bd. Leipzig,
Schulze. gr.-S". (320 S.) 0. 3.00.
Gu mprecht Rieh., Modernes Seelenleben. Betrachtungen über d.
Tendenz d. mod. Seelenlebens. Leipzig, Friedrich, 8°. (VII und
190 S.)
Eitle J., Grundriss d. Philosophie. Freiburg i. Br., Mohr. gr.-S°.
(XVI u. 304 S.) fl. 3 —.
Lind T. v., »Kants myst. Weltanschauung-', ein Wahn d. mod.
Mystik. Eine Widerlegung d. Du Prerschen Einleitung z. Kants
Psychologie. München, Poessl. gr.-8°. (VIII u. 144 S.) 11. 2.40.
Kaiser F. C. A., Neue Bahnen in d. Welt- u. Naturanschauung,
naturgesetzl. begründet. Dresden, Pierson. gr.-8°. (IV u. 127 S.)
fl. 1.20.
Simmel G., Die Probleme d. Geschichtsphilosophic. Eine erkennt-
nistheoret. Studie. Leipzig, Duncker iS: Ilumblot. gr.-8°. (X
u. 109 S.) 11. 1.20.
Scliultze F., Vergleichende Seelenkundc. (in 2 I3dn.) I. Bd. 1. Ab¬
theilung. Leipzig, Günther. gr.-8°. (207 S.) fl. 1.80.
Knauer V., Die Hauptprobleme d. Philosophie in ihrer Entwick¬
lung u. theilweisen Lösung v. Thaies bis R. Hamerling. Wien,
Braumüller. gr.-S. (XVIII u. 408 S.) 11. 4.—.
Von Prof. Dr. Max Diez in Stuttgart erscheint demnächst
in Frommanns Verlag (E. Hauff) in Stuitg. eine »! Iheorie d. Ge¬
fühls z. Begründung d. Aesthctik «, c. 9—10 Bg. 8° zu 11. 1.44.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Rezek, D. Ant. Dejiny Cecn a Moravy nove doby (Ge¬
schichte der neueren Zeit von Böhmen und Mähren). Kniha I.
Od miru Westfalskeho az do smrti cisare Ferdinanda III.
(I. Buch. Vom Westphälischen Frieden bis z. Tode Ferdinand III.)
1648—1659. V Praze, I. L. Kober 1892. 8°. 515 S.
Womit die nach richtiger Auffassung und Darstellung
strebende Geschichtsschreibung am schwersten zu ringen
hat, sind gewisse Legenden, die sich in der landläufigen
Meinung festgesetzt haben und eben dadurch eine hydra¬
artige Lebenskraft und Zähigkeit besitzen, so dass,
wie oft auch versucht worden sein mag, ihnen die Köpfe
abzuschlagcn, diese immer wieder nachwachsen. Es ist
eine Herculesarbeit, aber deshalb auch ein anerkennens-
werthes Verdienst, sich in solchen Kampf einzulassen
und selben mit Muth und Ausdauer zu bestehen. Um
so grösser ist dieses Verdienst da, wo derlei Legenden
nicht ohne bedauerliche praktische Folgen sind, indem
sie in ihrer Irrgestalt festgehalten in die Politik der Ge¬
genwart hincingreifen und diese vielfach auf Abwege
führen. Ein solches Verdienst hat sich D. Anton R czek,
Professor an der bühnt. Karl Ferdinands-Universität zu
Prag, seit langem erworben, indem er, ein unermüdlicher,
umsichtiger und unerschrockener Forscher, den mannig¬
fachen Missverständnissen und Missdeutungen entgegen¬
tritt, die sich in die Geschichte seines Heimatlandes
eingenistet haben und trotz vielseitiger Bemühungen noch
nicht völlig haben ausrotten lassen. Es ist dies in vorzüg¬
lichem und sehr bedauerlichem Masse mit der Legende von
der Schlacht am weissen Berge der Fall, die noch im ner
in der allgemeinen Meinung als das grösste Unglück
Böhmens gilt, weil sie erstens die Landesfreiheiten ver¬
tilgt und zweitens dem nationalen Leben einen Stoss
versetzt habe, von dem sich dasselbe zweihundert Jahre
nicht habe erholen können. Nun ist längst dagegen be¬
merkt worden, und R. thut es mit grosser Entschieden¬
heit und Vorführung neuer Daten, dass erstens die dama¬
ligen sogenannten Landesfreiheiten nur die Vorrechte
und gewaltigen Vortheile gewisser Stände waren, während
die grosse Masse der Bevölkerung in einem Zustande
sich befand, der von Freiheit himmelweit entfernt war,
und dass zweitens, hätte der deutsche Calviner Fried¬
rich von der Pfalz gesiegt, die Germanisation Böhmens
unaufhaltsame Fortschritte über das ganze Land gemacht
haben würde, während umgekehrt die katholischen Jesuiten
es waren, welche die Sprache der Eingcbornen zu pflegen
und in ihr auf das durch eine dreissigjährige Verwilderung
und Verheerung in die grösste Noth und namenloses
Elend versetzte Volk wohlthätig einzuwirken bemüht
waren. Weiss man doch, dass selbst der so viel ver¬
schrieene Konias S. J., der sich am Todtenbette rühmte,
60.000 Bücher dem Feuertode überliefert zu haben —
»nicht weil sie böhmisch, sondern weil sic ketzerisch waren«
— gleichzeitig auf das eifrigste bemüht war, in böhmischer
Sprache abgefasste Bücher an Stelle jener zu setzen und
dem Volke zu seiner Belehrung und Auferbauung in die
Hände zu geben. Und was hat der eine Bohuslav
Baibin S. J. für die böhmische Geschichte und Sprache ge¬
wirkt! Würden die protestantischen Prediger, die schon im
fünfzehnten Jahrhundert immer zahlreicher ins Land gezogen
worden waren (Rezek, S. 20 f.), ebenso gehandelt, würden
sie nicht alles daran gesetzt haben, die Sprache, deren
sie allein mächtig waren, an die Stelle der Landessprache
zu setzen?! Andererseits ist es ebenso unrichtig, die
»Dragonaden«, die im Gefolge der Gegenreformation in
Böhmen eine so traurige Berühmtheit erlangt haben, den
Jesuiten zur Last zu schreiben, deren Grundsätze viel¬
mehr in dieser Hinsicht ganz andere waren. So scharf sich
in dem Streit um die Universität die Gegnerschaft zwischen
den Jesuiten und dem Cardinalllarrach zugespitzt hatte, in
einem Punkte waren sie gleichen Sinnes, in der unablässigen
Mahnung nämlich, dass die Zurückführung des Volkes
zum Katholicismus nicht durch Gewalt, sondern mit
Mitteln der Belehrung und des guten Beispiels durch¬
geführt werden, dass Hand in Hand damit eine Erleich¬
terung der Unterthanslasten gehen und »den Bauern min¬
destens so viel Freiheit gegönnt werden solle, dass sie
ihre Söhne studieren lassen können.« (S. 157 ff.) Dass
ihre ebenso verständigen als wohlwollenden Rathschläge
nur zum Theil befolgt wurden, war gewiss weder des
Cardinais Harrach noch der Jesuiten Schuld. — Ausser
seinen gegenreformatorischen Bemühungen beschäftigten
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185
Nr. 6. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
186
Ferdinand III. und dessen Räthe in kaum minderem
Grade die Fragen sowohl der äusseren als der inneren
Politik, auf letzterem Gebiete namentlich die volkswirth-
schaltliche Aufrichtung und damit die Hebung der Steuer¬
kraft der so unsagbar tief herabgekommenen böhmischen
Lande (S. 292 — 317 u. A.). Die letzten Kümmernisse
des Kaisers waren der frühe Tod seines gleichnamigen
Erstgebornen und die Sorge um die Nachfolge seines
zweiten Sohnes Leopold (S. 473— 499). Alle diese ver¬
schiedenen Seiten von Ferdinands Regierungsthätigkeit
sind vom Verf. mit gleich umsichtiger Sorgfalt beachtet
und bedacht. Es sind mitunter unerquickliche Details,
wie z. B. über die Salzlieferung aus den sächsischen,
polnischen und Gmundner Salinen (S. 298 — 310), die
aber für die Finanz- und volkswirtschaftliche Geschichte
nicht ohne Interesse sind. Oft wieder sind es kleine
Zwischenfälle, die für den allgemeinen Lauf der Ereignisse
nicht im mindesten ins Gewicht fallen, aber in manch
anderer Hinsicht unleugbar charakteristisch sind, z. B.
S. 490 f. die Verlegenheit wegen der bei der Krönung
Leopold’s in Prag auszuwerfenden Denkmünzen, für die
nirgends Geld zu finden war, nicht bei den Ständen,
beim Kaiser schon gar nicht, bis zuletzt die Auskunft
eines garantierten Darlehens gefunden wurde — und der
ganze Bettel betrug nicht mehr als 3000 fl.! Zu rühmen
als ein Zeichen der historiographischen Treue und Ge¬
wissenhaftigkeit des Verf. ist es schliesslich, dass er uns
nicht blos sagt, was er weiss, d. h. wofür er ausreichende
Bürgschaft hat, sondern auch, glücklicherweise nur selten,
ausdrücklich bemerkt, wo ihn seine Quellen im Stiche
lassen; er flunkert nirgends, sondern sagt in solchem
Falle trocken und einfach : »Es ist mir nicht bekannt«,
»das weiss ich nicht«.
Wien. Helfert.
Zisterer, Dr. A.: Gregor X. und Rudolf von Habs bürg
in ihren beiderseitigen Beziehungen. Mit besonderer
Berücksichtigung der Frage über die grundsätzliche Stellung
von Sacerdotium und Imperium in jener Zeit, nebst einigen Bei¬
trägen zur Vertassungsgeschichtc des Reiches. Freiburgim Breisgau.
Herder’sche Verlagshandlung, 1891. (VI u. 170 S.) 8°. fl. 1.80.
Schon aus der Stellung des ersten Namens im Titel
ergibt sich die Absicht des Verf, im Wesentlichen einen
Beitrag zur Geschichte Gregors X. zu liefern Es war
ein sehr glücklicher Gedanke, — übrigens auch ein nahe¬
liegender — das Hauptmoment aus dem Wirken des
vormaligen Archidiakons von Lüttich Theobald Visconti
von Piacenza, seinen segensreichen Einfluss auf die
Wiedererrichtung des römischen Reichs deutscher Nation
herauszugreifen, in den Vordergrund der Darstellung
zu bringen und alles andere wie Beiwerk um die Perle
zu gruppieren. Wie wenn der erste Wunsch, den die Cardi-
näle in den Wahlanzeigeschreiben an den Erkorenen zum
Ausdruck gebracht haben, »dass die Gesammtkirche in
einen besseren Zustand komme« alles Nachfolgende in
den Ohren des Angesprochenen übertönt hätte, so sehr
sehen wir Gregor X. sich während seiner nur fünfthalb¬
jährigen Regierung (die Zeit von der Wahl bis zur Krönung,
1271, IX. 1 — 1272, III. 27, einbezogen) mit der Er¬
ledigung jener Vorfrage beschäftigt. Dieser sein hervor¬
ragender Antheil an einem wichtigen Abschnitt der deut¬
schen Geschichte hat denn auch Gregor bis auf die
jüngste Zeit herab lebhaftes, allerdings je nach der Partei-
Stellung verschieden gefärbtes Interesse gesichert. Indem
der Verf. diese Bearbeitungen genau erwogen und die
Quellen fleissig studiert hat, kommt er zu einem selbst¬
ständigen Urtheil über die Vorgänge jener Zeit und über
die Hebel, durch welche sie in Bewegung gesetzt wurden.
Eine besonders scharfe und eingehende Würdigung haben
hiebei, wie auch der Titel besagt, die staatsrechtlichen
Verhältnisse Deutschlands finden müssen. Gregor hat
richtig erkannt, dass ihm keine Initiative hinsichtlich der
Besetzung des deutschen Königstuhles zukommc und dass
»die Reichssouveränität eher in die Hand der Kurfürsten
denn des jeweiligen Reichsoberhauptes zu legen sei.«
(S. 15.) Die Frage über die böhmische Kur und die Be¬
mühungen Ottokars II. um die römische Krone geben
dem Verf. Gelegenheit, sich als guten deutschen Patrioten
zu zeigen. Die approbatio , von der das nunmehr end-
giltig gerettete Schreiben des Kölner Erzbischofs spricht,
findet sich allerdings 65 Jahre später im Protest von
Rhcnse wieder und auch den applausus sowie das 7iomi-
nare in einem späteren Schreiben Gregors (S. 115)
könnte man in der angezogenen Stelle von 1338 wieder-
e rk e n n e n (non indiget n o m inatione ap pro bat i o n e
coufirmatione assensu vcl auctoritate sechs apostolicae).
Doch hat der Verf. jedenfalls Recht, wenn er sich gegen
die »technisch-rechtliche Auffassung« ausspricht, die in
jüngster Zeit Emil Engelmann jenem ersten Wort entgegen
bringen zu müssen geglaubt hat (S. 68, 117). Um die
S. 85 ff. (gegenüber Redlich) durch geführte Begründung
seiner Annahme über die Abfassungszeit eines Schreibens
Gregors an Rudolf mehr anschaulich zu machen, würde
sich wohl Nebeneinandersetzung der Originaltexte der
»papalistischen und regalistischen« Fassung, wie der
Verf. sich ausdrückt — also etwa P und R in der Sprache
der Quellenkritik — empfohlen haben. Sehr glücklich ist
im VI. Abschnitt die feste Haltung Gregors gegenüber
den Mitbewerbern Rudolfs geschildert und der Eindruck,
den dort in C-astilien und hier in Böhmen seine Vor¬
stellungen gemacht haben; * . . dass das Kreuzzugs¬
anerbieten von Seiten Ottokars ein blosses Scheinwerk
und leere Ausflüchtelei war, sah Gregor wohl . .«
(S. 102). Auch für einen friedlichen Ausgleich in jener
Angelegenheit, auf die es damals mehr ankam, denn auf
Welfen- und Ghibellinenthum, »die kerndeutschen baben-
bergischcn Länder den Krallen des Przemysliden zu
entreissen« (S. 83), hat Gregor sich verwendet, eine Frage,
zu deren Aufhellung v. Zcissberg schon erhebliches ge¬
leistet hat. (S. 95 f.) Der vorletzte (VII.) Abschnitt der
eigentlichen Darstellung zeigt den Papst als vollkommen
einverstanden mit der deutschen Forderung: »Kaiser¬
krönung für ihren König#, wie sie im V. Abschnitt er¬
örtert worden, nachdem »eine bloss officiellc Anerkennung
Rudolfs als römischer König von Seiten des Papstes« er¬
folgt war (S. 112). Jene Zustimmung zu einer »unab¬
änderlichen Gewohnheit bei den Deutschen« tritt vor
allem in dem Schreiben an Alphons von Castilien zu Tage,
in einem anderen an die geistlichen und weltlichen Grossen
Deutschlands wird »als höchstes Ziel... die Einigung beider
Gewalten des sa c erd otiu m und des imperium« erklärt
(S. 118). Der Rest ist der bedenklichen Entwicklung der
Dinge in Oberitalien und einer Erörterung des Brief¬
wechsels mit Böhmen gewidmet. Im VIII. Abschnitt zeigt
der Verf., wie »begründet . . . Gregors Besorgnisse für
die Sache Rudolfs in Obcritalien« gewesen sind und die
Veranstaltung einer Zusammenkunft mit demselben und
Alphons, das Scheitern der Verhandlungen mit diesem
zu Beaucaire, die Salbung jenes zu Lausanne und das
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187
Nr. 6. — Oesterreichisches Lm eraitrbi.att. — I. Jahrgang.
188
Versprechen Rudolfs nach dem »Grundsatz der strengen
Theilung zwischen den geistlichen und weltlichen Be¬
sitzungen« (S. 147). — In einem Anhang würdigt der
Vcrf. noch, vielfach gegen Waitz, Wattenbach und Lorenz
polemisierend, den Tractatus des Canonikers Jornandes
von Osnabrück; ein Exemplar desselben, mit einer Ein¬
leitung versehen, war von dem Cardinal Jacob von
Colonna (1280), dem damals noch unbekannten Nach¬
folger Nikolaus III. zu Gemüthe geführt worden.
Wien. Dr. J. Lampel.
Historisches Jahrbuch. Im Aufträge der Görres-Geselisch herausg.
von Grauert, Ludw. Pastor, Gust. Schnürer. XIII, 1. 2.
Paulus, Thomas v. Strassburg u Ludolf v. Sachsen. —
Kübsam, Zur Geschichte des internat. Postwesens. — Duhr,
Wallenstein in seinem Verhältnis zu den Jesuiten. — Grauert,
Zur deutschen Kaisersage. — Schwarz, Der erste Antrag Al-
brechts V. von Bayern auf Bewilligung des Laienkclches etc. —
Ehrhard, Das Kloster zum heil. Kreuz bei Jerusalem und seine
Bibliothek. — Grauert, Das gefälschte Aachener Karlsdiplom
und der Königsparagraph der Papstwahlordnung von 1059. —
Sauerland, Itinerar d. (Gegen-)Papstes Clemens VH. — Ders.,
Aus einem Briefe vom Hofe Carls V. in Spanien. — Dittrich, Zu
Artikel V des Regensburger Buches von 1541. — Grauert, Zur
Vorgeschichte der Wahl Rudolfs v. Habsburg. — Ders., Lupoid
v. Bebenburg’s Doctorpromotion. — Recensionen: Denifle-
Chatelain, Chartularium Universitalis Parisiensis I. (Orterer). —
Vatican. Acten z. deutschen Gesell, in d. Zeit Kaiser Ludwigs d.
B. (Wurm). — Lechner, Mittelalterl. Kirchenfeste u. Calendarien
in Bayern (Ebner). — Bell es heim, Gesell, d. katli. Kirche in
Irland. II. III. (Kunk.). — Froudc, The divorcc of Catherine of
Aragon. (Zimmermann.)
Revue historique. II, 1.
Le coir.te du Hamei de Brcuil, Le testament politique
de ('hartes V. de Lorraine (lin). — Jorga, Une Collection de
lettres de Philippe de Maizicres. — Du fasse, Journal et cor-
respondance de la reine Catherine de Wurtemberg 1813 —1815
(suite). — Klammermont, L’authenticite des memoires de
Tallevrand.
Bullettino di Archcologia et storia Dabuata , pubbl. per cura di
Fr. prof. Bulio (Spalato). XV, 1—4.
Bulic*, Iscrizioni inedidite (auch in Nr. 2 — 4). — Bulic,
Scavi nell’ antico cimiterio cristiano di Manastirine a Salona (auch
in Nr. 2—4).— Bulin, Descrizione delle lucernc fittili che furono
acquistate dal 1 ’ i. r. Museo in Spalato 1891. — Bulic, Starinska
iztrazivanja u Imotskoj (auch in Nr. 2). — Kaer, Süll' ubicazione
di alcune localitä Romane (Cont.) (auch in Nr. 2, 3). — A1 a-
cevie, II reggimento di Ser Gcntile Podestä di Spalato a. 1357 —
1358 (auch in Nr. 2—4). — Alaeevie, La congregazionc
generale dclla Dalmazia fatta a Nona nel 139(3 (auch in
Nr. 2—4). — (2.) Bulic, Nadpisi novije dobe (g. 1811). Zinovni-
ca. — f Franc. Dr. Lanza de Casalanza. — (3.) Legrenzi, Is-
prava o porodici Stratimirovio. — La costruzione del nuovo musco
Archeologico e dclla nuova Cattedrale di Spalato (auch in Nr. 4).
— (4.) Bulic, Ritrovamenti risguardanti la topografla urbana
dell’ antica Salona. — Stratimirovio, O saradnicima na Adam-
ovu djelu o Dioklecijanovoj palaci u Spljetu. — Bulic, K clanku
»Starinska istrazivanja u Imotskoj <.
The etiglish historical revievc. \' 11 ^ 26.
Roos, The swedish part in the Viking expeditions.— Mait-
land, Henry 11. and the criminous clerks. — Nisbet Bain,
The siege of Belgrad by Muhammad II., 1456. — Hu me, The
ceming of Philip the prudent. — Tanner, Pepvs and the
popish plot.
Archiv io storico Jtahano. Ser. V., tom. 9, disp. 1 (1892.)
Agost. Zanelli, La festa delP Assunta in Brescia nel medio
evo. — C. de Stefani, Ordini amministrativi di comuni di Gar-
fagnana, dal XII al XVIII secolo. — G. Sanesi, La partenza di
Malatesta Baglioni da Firenze. — G. Sforza, 11 matematico La-
grangia et I’ universitä di Pisa. — A. Neri, Una lettera apolo-
getica di Carlo Botta.
Revue d ’ histoire diplomatique. VI, 2.
Rodocanachi, L’ambassade du doge de Gene Imperiale
Lescaro a Versailles en 1685. - Jarry, Un enlevement dam-
bassadcurs du X\T D, ‘'siede. — Joübcrt, Passage d'ambassadeurs
et de princes etranges ä Augers du XV rn ” au XVII1 ,,,,C siede. —
Mayor, Une deputation genevoise en 1701. — Fremv, La medi¬
ation de l’abbee de Feuillant entre la ligne et Henri III. 1588 —
1589. — Boulay de la Mcurthe, Correspondance de Tallev¬
rand avec le premier Consul pendant la Campagne de Marengo.
— Broglie, Lcs Memoires de Tallevrand.
Neue Erscheinungen:
Neubauer A. u. M. Stern, Hebräische Berichte über d. Juden¬
verfolgungen während der Kreuzzüge, ins Deutsche übersetzt
von S. Baer. (Quellen zur Geschichte der Juden in Deutsch¬
land, II. Bd.) Berlin, Simion. Lex.-8°. (XXIX u. 224 S.) fl. 4.80.
Schnitzer J., Die Gesta romanae ecclesiae des Cardinais Benno
und andere Streitschriften der schismatischen Cardinäle wider
Gregor VII. (Histor. Abhandlungen aus dem Münchener Seminar,
hrsg. von K. Th. Heigel u. H. Grauert, II.) Hamberg, Büchner,
gr.-8°. (VIII u. 105 SO fl. 2.40.
Priebatsch F., Die deutschen Städte im Kampfe mit d. Fürsten¬
gewalt. Untersuchungen zur Geschichte der Entwickelung der
fürstlichen Landeshoheit. I. Bd.: Die Hohenzollern u. die Städte
der Mark im 15. Jhdt. Berlin, Weidmann, gr. 8°. (VIII u. 270 S.)
fl. 3.60.
Gebert C. F., Geschichte der Münzstätte der Reichs-Stadt Nürn¬
berg, Schräg, gr. 8°. (130 S. mit 9 Abb.) fl. 3.60.
Huch R., Die Neutralität der Eidgenossenschaft, besonders der
Cantone Zürich u. Bern, während des spanischen Erbfolge¬
krieges. Zürich, Höhr. gr. 4°. (III u. 286 S.) fl. 2.40.
Planta P. v., Ghronik der Familie v. Planta, nebst verseil. Mit¬
theilungen aus d. Vorgang. Rhätiens. Zürich, Orell Füssli. gr.-8°.
(XI u. 400 S., 2 Tat.) 11. 3.60.
Bilfingcr G., Die mittelalterl. Horen u. die modernen Stunden.
Ein Beitr. z. Kulturgesch. Stuttg., Kohlhammer. gr. 8°. (X und
279 S.) fl. 3.—.
Müller H. I)., Ilistor.-mythol. Untersuchungen (1. Pelasger und
Hellenen. 2. Die Sage v. trojan, Krieg u. die homer. Dichtung).
Göttingen, Vandenhoek X: Ruprecht. gr.-8°. (IV und 134 S.)
fl. 1.80.
Krones F. R. v., Aus Oesterr. stillen u. bewegten Jahren 1810—
1812 u. 1813—1815. I. Zeitgesch. Studien. (Aus dem Tagebuch
Erzh. Johanns v. Oesterr. 1810—1812. II. Hormayrs Lebens¬
gang bis 1816 u. seine Briefe an den Vorgenannten 1813—16.
Innsbr., Wagner. gr.-8°. (XVI u. 417 S.) fl. 3.80.
Maver M., Leben, kleinere \\ r erkc u. Briefwechsel d. Dr. Wiguleus
Hundt. E. Beitrag z. Gesch. Bavcrns im 16. Jhdt., ebd., gr.-8°.
(VIII u. 320 S.) fl. 4.—.
Regesten d. Markgrafen von Baden und Hachbcrg 1050—1515.
Herausg. von d. bad. hist. Commission. Bearb. von R. Fester.
I. Lief., ebd. gr.-4°. (72 u. 8 S.) fl. 2.—.
Dondorff H., Aus drei Epochen preuss. Gesch. E. Studie über
d. Woher u. Wohin unserer Bewegung. Berlin, Wiegand und
Grieben. gr.-8°. (118S.) 11. —.90.
Baumgartner Alex., S. J., Gallus Jakob Baumgartner, Land¬
ammann von St. Gallen und die neuere Staatsentwicklung der
Schweiz (1797—1869). Mit Benützung d. schriftl. Nachlasses.
Mit dem Bildnis Jacob Baumgartens. Freiburg. Herder. Lex.-8".
(VIII u. 536 S.) fl. 5.40.
Murr, Dr. Jos., Die Gottheit d. Griechen als Naturmacht. Grund¬
züge e. cinheitl. Systems griech. Götterlehre. Zugl. einleitender
Theil zu d. Vcrf. »Pflanzenwelt in d. griech Mythologie.« Innsbr.
Wagner. 8°. VII u. 80 S.)
Wolfsgruber Dr. Cöl., Gesch. d. Camaldulenser-Eremie auf d.
Kahlenberge. Wien. Verl d. Vcr. f. Landesk. v. Niederösterr.,
Commiss. bei L. W. Seidl X: Sohn. gr.-8". (162 S.)
Schmid L., Die Könige von Prcussen sind Hohenzollern, nicht
Abenberger. Widcrlegg. d. Schrift Chrn. Meyers über die Ahn¬
herrn d. deutschen Kaiserhauses. Berlin, Stargardt, gr.-8°. (VII
u. 113 S.) 11. 1.50.
Hasner L. v., Denkwürdigkeiten. Autobiograph, ti. Aphorismen.
Stuttg., Cotta. gr.-8°. (XI u. 196 S.) fl. 3.—.
Barbove.se ti J., Die Basch-Araba u. d. Anfänge d. romän. Staates.
Zugl. c. Beitrag z. Gesch. d. Deutschen in Siebenbürgen. Berl.,
Prager. gr.-8°. (V u. 41 S.) fl.—.7 2.
Goctz W., Maximilian II. Wahl zum rüm. König 1562. Mit bes.
Berücks. d. Politik Kursachsens. Wiirzb., Becker. gr.-8°. (207 S.)
II. —.90.
In der mit Unterstützung der histor. Commission der Ungar.
Akademie d. Wissensch. herausg. Biographiensammlung »Magyar
törteneti eletrajzok« sollen die nächsten Bände die Biographien
Paul Bakics’ und Karls von Lothringen bringen. Die ersterc hat
der Dir. des k. u. k. Reichslinanz-Archivs Regierungsrath v. Thal-
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189
Nr. 6 . — Oesterreichisches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
190
loczv, die letztere d. Archivar am k. u. k. Haus-, Hof- u. Staats¬
archiv Arpad v. Karo ly i zu bearbeiten übernommen.
ln der Sammlung * Gymnasial-Bibliothek « von Pohlmev und
Hoffmann (Gütersloh, C. Bertelsmann) sind in Vorbereitung:
O. Jäger, Alexander d. Gr. — Ders. M. P. Cato. — G. Ilertz-
berg, Die Colonisation der Griechen. — Urban, Geographische
Forschungen und Märchen aus griech. Zeit. — E. Wagner, baue
Gerichtsverhandlung in Athen. — Horn c mann, Ein Gang durch
die Ruinen Roms. — Schreyer, Das Fortleben homerischer Ge-
tallen in Goethes Dichtung. — Hoffmann, Xenophon. —
silier, Römisches Lagerleben.
Bei Cotta Nach!', in Stuttgart ist der III. Bd. von H. Baum-
garten’s »Geschichte Karls V.« (8°, ca. 370 S., 11. 420) in Vorbe¬
reitung, von dem die Voranzeige des Verlegers besagt, dass er
»vieles helle Licht üb d. Reformationszeit, die Thätigkeit d. kath.
Stände u. d. Verhalten d. Schmalkald. Bundes« verbreiten werde.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur germanischen Mythologie.
Von J. Seeber.
III. (Schluss.)
So sehr Mogk und E. H. Meyer in der Auffassung des
Mythus und seiner Deutung differieren, so haben sich doch beide
durch all den Wust willkürlicher Hypothesen zu einer festen Me¬
thode durchgearbeitet, die der mehr populären »Deutschen
Mythologie« von F. Kau ff mann (Sammlung Göschen, 1890)
noch fehlt. Kurz und klar spricht sich Mogk (S. 982 f.) über die
Aufgabe der mythologischen Forschung aus: Es sind zwei Arten
der Mythen zu unterscheiden, niedere und höhere; bezüglich der
erstem muss der Forscher »in erster Linie die Natur und die
Bodenbeschaffenheit des Landes ins Auge fassen, wo sich der Mythus
findet, überhaupt dasjenige, unter dessen Einfluss alle Menschen
. . stehen: hier bei den höheren Mythen) ist vor allem auf den
Bildungsgrad des Stammes zu achten, bei dem der Mythus sich
findet; seine Geschichte, seine Culturgeschichte, die fremden Ein¬
flüsse, denen er ausgesetzt worden ist, müssen dem Forschenden
jederzeit gegenwärtig sein. . . . Dabei ist . . an dem von Möllen¬
hoff (Mannhardt, Myth. Forsch., Vorrede, X, f.) klar ausgesprochenen
Grundsätze festzuhalten, dass der Mythus nicht von der Stelle
zu rücken ist, an die die Ueberlieferung ihn setzt. Von hier aus
müssen wir jeden Mythus prüfen; von hier aus müssen wir ihn
Schritt für Schritt zeitlich zurückverfolgen, bis wir auf seine
Quelle stossen. Es ist namentlich hierin so viel gesündigt worden:
von den Anhängern J. Grimms, namentlich Wolf u. Simrock, dass
sie das gesammte mythologische Material in einen Topf warfen
und durch kühne Phantasien einen altgermanischen Götterhimmel
aufbauten. den es nie gegeben hat,“) von W. Schwartz aber und
seinen Anhängern, dass sie die Volksüberlieferung namentlich der
Gegenwart zu allgemein als die älteste Quelle unserer Mythologie
hinstellen. Gewiss kann dieselbe unter Umständen alt, sehr alt
sein, allein es ist zunächst die Frage aufzuwerfen, ob sie nicht
jung sein muss.«
Wir wollen hier diese Frage beantworten, indem wir eine
neu vorliegende Sagensammlung einer kurzen Erörterung unter¬
ziehen. Unter dem Titel »Sagen aus Tirol« erschien (Innsbruck,
Wagner, 1891) die zweite, vielfach vermehrte Auflage jener reich¬
haltigen Sammlung von tirolischen Sagen, die J. V. von Zingerle
im Verein mit gleichstrebenden älteren und jüngeren Genossen an¬
legte. Der Herausgeber ist rühmlichst bekannt durch seinen uner¬
müdlichen Fleiss, wo es gilt, den Sitten und Gebräuchen, den
Sagen und Märchen, den Dichtungen älterer und jüngerer Zeit in
Tirol nachzuspüren. So sind denn in dieser Edition das Eisak-
und Etschthal reich bedacht worden, ja es dürfte die Auslese für
diese Gegenden eine vollständige sein. Zur Ergänzung der Puster-
thalersagen verweise ich auf die Mittheilungen von F. Lindner
(-Aus dem Sagenkreise Osttirols«) in den »Sonntagsblumen« (Beil,
z. Tir. Vbl. 1890, Nr. 20—24; 1891 Nr. 1 ff.); wahrscheinlich ent¬
hält auch manch älterer Jahrgang des »Hausfreund« (Beil. z.
Pust. Boten) solche Sagen. Betrachten wir aber die Sammlung
als vollständig, so ergeben sich andere Bedenken. Ich sehe davon
ab, dass Zingerle in der Auffassung und Verwerthung der Sagen
*) Diesen »Sündern« bat sich neuestens P. S c h w a r z bei-
gcsellt in dem Buche -Reste des Wodancultus in der Gegenwart«,
Leipzig 1891. Aehnlichcs gilt von P. Herrmanowski (»Die
deutsche Götterlehre und ihre Verbreitung in Kunst und Dichtung.«
Berlin 1891).
noch ganz auf dem Boden von Grimm, Wolf, Simrock steht;
aber um diese Sammlung für die mythologische Forschung nutz¬
bar zu machen, wäre in erster Linie eine Gruppierung nach
Landestheilcn und innerhalb derselben eine weitere nach den
mythischen Stoffen erforderlich. Denn es ist unleugbare Thatsache,
dass es keine allgemein germanische Mythologie gibt, sondern für
den grössten Theil der Mythen nur eine Entwicklung bei den
einzelnen germanischen Stämmen. Da nun Tirol mehr als
Scandinavien eine »vagina gentium« war, muss hier die Sonder¬
auffassung zur Geltung kommen. Es ist dabei nicht nothwendig,
gleichlautende Erzählungen aus den meisten Landestheilcn ebenso
oft abzudrucken, als sie Vorkommen — wie es in der vorliegenden
Sammlung fast bis zur Ermüdung geschieht: cs genügt die Be¬
merkung »allgemein in Tirol« oder eine ähnliche. Schlimmer ist
der Umstand, dass — nach Simrocks Manier — viele Legenden
als mythischer Sagenstoff behandelt werden, die damit absolut
nichts zu thun haben. Auch »Sagen«, die sich auf den ersten
Blick als Ausflüsse der Volksetymologie oder »gelehrter« Deutung
erweisen, sollten von der Sammlung ausgeschlossen bleiben. Aus
welcher Quelle so manche »Sage« ihren Ursprung genommen, zeigt
z. B. das letzte Stück der Sammlung: »Der Antichrist« (vgl. Z.’s
Bemerkungen dazu, S. 695 f.). Alle Züge, die hier als mytholo¬
gische Reminiscenzen in Anspruch genommen werden, finden sich
in den Werken der Kirchenväter, die doch nicht an einer ger¬
manischen Mythologie arbeiteten und aus Predigten oder Er¬
bauungsbüchern sind diese Notizen ins Volk gedrungen. Ich ziehe
daraus den Schluss, dass eine kritische Sichtung des Materials
die Grundbedingung für jede Sagensammlung ist, die nicht bloss
dem Unterhaltungsbedürfnisse des Volkes, sondern einem wissen¬
schaftlichen Zwecke gewidmet ist. Als mustergiltig möchte ich
in dieser Hinsicht A. B usson’s Arbeit »die Sage von der Martins¬
wand und ihre Entstehung« (Sitz.-Ber. d. phil.-hist. Classe d. kais.
Akademie d. Wissensch. in Wien 1888, 116. Bd., 1. H.) bezeich¬
nen. Unter solchen Voraussetzungen werden wir allerdings noch
lange auf eine nach allen Seiten hin gesicherte Darstellung der
germanischen Mythologie warten müssen; einzelne Partien treten
aber schon jetzt mit wünschenswerter Klarheit hervor. Zu diesen
gehört die allmähligc Ausbildung und Ausgestaltung der »hohem«
Mythologie.
Wir haben schon früher Ziu-Tvr als den indogermanischen
Himmelsgott genannt; auf der Wanderung der germanischen
Stämme in ihre alten Wohnsitze, nach dem Stromgebiet der Oder
und Elbe in ihrem Mittel- und Unterlauf (vergl. Müllenhoff, I). A., IL,
Baumeister, Alcman. Wanderungen. I.), in den Kriegen, welche ihr
weiteres Vordringen hervorrief, wurde der Himmelsgott spcciell
zum Kriegsgott, zum Mars oder v ApY;c, welchem am Rhein, in
Ober- und Niederdcutschland wie im Norden der Ziutag (Diens¬
tag), bei den Sachsen und Bayern der Eartag (Ertag) geweiht
war. Ihm brachten die Goten und Hermunduren Menschenopfer
dar, errichteten die Friesen Altäre; die Schwaben hiessen noch
in christlicher Zeit Üyuuari (Ziu-Verehrer). — Die nordischen
Götter Freyr und Baldr sind nur Abzweigungen des alten Himmels¬
gottes (Mogk. Myth. § 54 L). Achnlich verhält es sich mit Wodan-
Odin. Man brachte Ziu in Verbindung mit den Luft- und Wind-
erschcinungcn; als solcher hiess er bei allen germanischen Stämmen
Tiwaz Wödanaz, zum Cultmittclpunkt aber ward er als selbst¬
ständige Gottheit zunächst nur bei den westdeutschen Stämmen.
Unter römischem Einfluss galt Wodan als Träger der höheren
Cultur. Die gebildeten Franken wurden später seine besonderen
Verehrer. Von ihnen aus »drang dann die neue Gestalt des Gottes
in Norddeutschland immer weiter nach Osten vor, während im
Süden der Verkehr der Franken mit den Alemannen auch diese
theilweise zu Wödansverehrern machte. So kam er zu den Sachsen,
zu den Langobarden. Bei ihrer Wanderung nach Britannien nahmen
ihn die Sachsen mit auf dieses Inselreich, und wenig später mag
er über Dänemark nach dem Norden gekommen sein, wo er in
gewissen Kreisen und Gegenden die alte Freyrs- und Thorsver-
ehrung verdrängte und unter den nordischen Skalden seine höchste
Blüte erreichte.« (Mogk, § 54). In anschaulicher Weise schildert
das norwegische HärbanTsIjöcT dieses Zurückweichen des nordi¬
schen Volksgottcs Thor vor dem Gotte der Gebildeten, vor Wo¬
dan. Aber auch Thor-Donar ist wieder nur eine weitere Ver-
natürlichung Ziu’s. Als der gewaltige Herr des Gewitters erhielt
dieser den Beinamen Thunaraz und aus diesem Epitheton ent¬
wickelte sich die neue, namentlich im Norden so intensiv ausge¬
bildete Gewittergottheit. Auch für das übrige Germanien (mit Aus¬
schluss Baierns) erinnert der Donarestag an Donar, und in der
Synode zu Liptinae 743, bei welcher Bonilacius den Vorsitz führte,
wurde eine Abschwörungsformel festgesetzt, die ihn — thunaer
— an erster Stelle nennt.
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101
192
Nr. 6 . — Okstrrrfjghischks Littkraturbi.att. — I. Jahrgang.
Schon in alter Zeit trat dem I Iimmclsgotte eine Gemahlin
zur Seite. Im 40. Cap der »Germania« lesen wir, dass man an
der Nordsee besonders »Nerthus, id est Termin matrem* verehrte,
was zu vedisch prithivi' mätä' stimmt. In jener Zeit und in jenen
Gegenden, in welchen der alte Himmclsgott vor dem neuen, dem
Wodan-Odin zurüekwich. erhielt die Göttin den Namen Frija-Frigg,
der sich aus Sanskrit prijä = Gattin erklärt. Hin altes Beiwort der
Frija ist holda, woraus Holda, Frau Holle: Perchta, wurde.
Damit sind die Namen der Götter und Göttinnen, die wir
für Deutschland sicher naehweisen können, erschöpft; die Tanfana
und Isis des Tacitus, die Sinthgunt des zweiten Merseburger¬
spruches, die Auströ, angels. Kostre: ind. usrä, Morgcnröthe,
lassen sich beim Mangel weiterer Ouellen nur ganz ungenügend
erklären. Für die zahlreichen Götternamen und -Gestalten der
nordischen Mythe ist die Dichtung verantwortlich. Von einem ger¬
manischen Götterstaate kann also keine Rede sein, und auch die
wenigen Bilder, die sich bestimmter vom Hintergründe der Mythen
abheben, erscheinen in ununterbrochenem Wandel und Wechsel.
Daraus mag man entnehmen, wie skeptisch die moderne Forschung
der populären »germanischen Mythologie« gegenübersteht, wie
wenig wirklichen Wert die meisten »Handbücher der deutschen
(iütterlehre« besitzen
Blümner, Hugo.: D. Fa r b en b ezei c h n u n g e n bei d e n rö m i-
schcn Dichtern. (In »Berliner Studien für classisehe Philo¬
logie und Archäologie«. XIII, 3.) Berlin. S. Calvarv & Comp.
1892. VHI-dl - 231 S. fl. 3.60.
Der erste Th ei 1, ungefähr ein Fünftel des ganzen
vorliegenden Werkes umfassend, wurde bereits im
Jahre 1889, im II. Bande der N. F. des Philologus
(S. 142—167 und 700 — 722) veröffentlicht. Die Erwägung,
dass eine weitere Zerstückelung der Arbeit nicht von
Vortheil sein könne, hat den Autor veranlasst, dieselbe
auf einmal und vollständig in Druck zu geben. — Bl. hat
hier ein Gebiet betreten, auf das sich andere Gelehrte nur
selten gewagt haben — von Neueren wären Marg, O. Weise,
Boehmer und der vom Verf. leider nicht benützte R. Pricc
zu nennen, — auf dem aber wohl keiner sich in der
Weise heimisch fühlen dürfte wie er. So ist denn die
Arbeit sehr reichhaltig und trefflich geworden, und ihr
Werth hat sich durch den Sammelflciss des Autors nur
erhöht; denn die lateinischen Dichter der heidnischen
Litteratur wurden vollständig, aus der christlichen die
poetae Latini minores, Ausonins, Clandian, Apolli¬
naris Sidonius , Corippus und theilweise auch Venantius
Fortunatas , Martianus Caprila und Fort ins he ran¬
gezogen und ausgebeutet; eine Nachlese auf diesem Ge¬
biete dürfte wohl sehr schmal ausfallen.
Das Buch ist nach den Hauptfarben eingetheilt,
deren verschiedene Nuancenbezeichnungen die Untcr-
ahtheilungen der einzelnen Capitel bilden, in dieser Reihen¬
folge: I. Weiss: 1. albus, 2. candidus, 3. niveiis , lacirus,
eburncus, inannorrus, argentens; 11. Schwarz: 1. ater,
2. niger , 3 . picens. III. Mittlere Farbenbezeichnungen (grau,
blass, dunkel): 1. ran ns, 2. pallidus, 3. pul Ins, furvus ,
fnscus, ferrugineus; IV. Gelb: 1. flavus, 2. J'ulvus,
3. aureus , errrus , Intens, u. a. V. Blau: 1. caerulrus,
2. glaucus, 3. lividus, 4. carsius. VI. Roth: 1. ruber ,
2. ruf ns, russus, rutilus, S.purpurcus, 4. puniceus s 5. ro-
sens, sauguiueus, jlammeus, u. a. VII. Grün: 1. viridis,
2. vitreus, prasinus. Zum Schlüsse endlich hat der Verf.
ein Sach und Stellenregister hinzugefügt, wodurch die allge¬
meine Verwendbarkeit des Buches noch erhöht wird. Gleich¬
wohl ist mit der Durchforschung der lateinischen Dichter
dieses Gebiet für das Alterthum noch keineswegs erschöpft,
da sich ja einerseits aus den lateinischen Prosaikern,
besonders aus den Naturhistorikern, ganz interessante
Folgerungen ergeben dürften, andererseits aber die
griechische Poesie und Prosa ebenfalls noch dem Fleisse
künftiger Forscher offen stehen. Dr. H. Bohatta.
Neue Jahrbücher für Philologie u. Pädagogik. CXLV u. CXLVI
1. Abth. I.
Menrad, Die rhetor. figur des sarkasmus und ihre Ver¬
wendung bei Homeros. — Hüter, Die göttin *()j loliol. — Hultsch,
Metrolog. excurs zu e. theban. inschrift. — Blass, Demosthenica
aus neuen papvrus. — Kühl, Die rede gegen Philippides. —
Kleist, Zu Piaton’s Laches. — Polle, Ovidius u. Anaxagoras.
— Grupe, Zu Caesar de bello gallico. — Niemever, Zur
erklärung des Iloratius. — Hossberg, Zu Manilius. —
Schmalz, Der inf. fut. pass, auf — uiri auch bei Cicero. —
Jocosum. — Abth. 2; Reuter, Die aufgabc der erziehung im
gymnasium (Forts.) — Karszow, Der griech. unterricht auf
unseren gymnasien. — I) o n d o r f f, lieber colonisation bei den
alten hellenen. — Humbert, Moliere’s Avare. —
Dasselbe. 2. Abth. I.
Väri, Der Codex Aurispae d. homerischen hymnen. — Layds,
Zur älteren att. geschichte. — Reuss, Xenophontis hist, graeca,
rcc. Keller. — Liebhold, Zu Xenophons hellenika. — Blass,
Tne 'jziwi — Reuss, Der regierungsanf. Hierons II.
und die schiacht am Longanos. — Schneider, Zu den mimi-
amben des Hciondas. — Sc h weder, Über die weitkarte und
chorographie des kaisers Augustus. — Dittrich, Zu Caesars
de bello gallico. — lläberlin, Analecta Apuleiana. — P. R.
Müller, Zu Tac. Germ.— Mertens, Zu Ausonius. — Abth. 2.
Reuter, Die aufgabe der erziehung im gymnasium (schluss). —
Dondorff, Die colonisation bei den alten hellenen. — Hum¬
bert. Molicres Avare (schluss).
Zeitschrift für deutsche Philologie , begr. v. Zacher, herausg. von
Geling u. Erdmann. XXIV. 3.
Jäckel, Die Hauptgüttin der Istvaeen. — Kluge, Aar und
Adler. — Erd mann, Zu den kleineren ahd. Denkmälern. — J.
Zingerle, Predigtlitteratur des 17. Jhdts. — Pawel, Ungedr.
Briefe Herders u. seiner Gattin an Gleim.
A* o /// a n isch e Po rsch u n gen . VII, 1.
Stein weg, Die handschriftl. Gestaltungen der lat. Navigatio
Brendani. — Carolina Micbaelis de Vasconcellis, D. »portugies.«
lntiniiiv. — Dies., Zur Cibdäreal-Fragc. — Teza, Der Can-
cioneio von Neapel.
Neu philologisches Centralblatt. VT, 2.
Kaim, Die Geschichte Hamlets im Lichte der deutschen
Kritik.
Archiv für das Studium der neueren Sprachen. LXXXVIII, 2.
Leitzmann, Försters Beziehungen zu Goethe und Schiller
u. s. Vertheidigung Schillers. — Konrath, Zur Laut- u. Flexions¬
ichre des Mittelkentischen.
Zeitschrift der Deutschen Morgen/and- Gesellschaft , red. von
E. Windisch (Leipzig Brockhaus). XLV, 4.
Krcsmärik, Das Wahlrecht vom Standpunkte des SarPat-
rechtcs nach der hanefitischen Schule. — Huth, Das buddhistische
Sütra der »Acht Erscheinungen«. Tibetischer Text mit Uebersctzung
von Julius Weber. — Bommel, Ueber den Ursprung und das
Alter der arabischen Sternnamen und insbesondere der Mond¬
stationen. - Stackclbcrg, Iranica. — Richard Schmidt,
Specimer der Dinäläpanika^ukasaptati. — Bradke, Ueber Vor-
vedisch s im Veda. — Goldziher, Die Ginnen der Dichter. —
Georg Jacob, Kannten die Araber wirklich sicilischen Bern¬
stein?
// lener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes . VT, 2.
Kamlekiar, Die 7. Vision Daniels. — Bickeil, Krit. Be¬
arbeitung des Job-Dialogs. — Bühle r, A new varietv of the
Southern Maurva Alphabet. — v. Kcgl, Scibäni, ein moderner
pers. Dichter des Pessimismus.
Neue Erscheinungen:
Kupffer J., Goethes Faust als Erzählung zur Einführung in das
Verständnis des Originals. Naumburg a. S. Schirmer. 8°. (XX
u. 402 S.) 11. 2.70.
Herzog E., Zur Litteratur über den Staat der Athener I. Tendenz
u. Zusammenhang der pseudoxenophont. Schrift über den Staat
der Athener, von K. 2, 19 — 3, 13 aus betrachtet. II. Über Ari¬
stoteles Afbjva'tuv KoXrreia, Kap. 4. Tübingen, Fues, 4 M . (33 S.)
fl. —.60.
Gegen den Strom, Flugschriften e. litt.-künstl. Gesellsch. XXIV.
(»Consequenter« Realismus, Bühne u. Publicum). Wien. Gerold,
gr.-8°. (36 S.) fl. —.30.
Erd mann M., Der Athenerstaat, e. Aristotelische Schrift, deutsch.
Leipzig, Neumann. gr.-8°. (118 S.) fl. —.96.
Blümmer H., Zum Schweiz. Schriftdeutsch. Glossen e. Laien zu
Wustmanns »Allerh. Sprachdummheiten«. Zürich, A. Müller
8". (56 S.) fl. —.48.
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193
Nu. 6 . — OksTKRUEICHISGHKS LlTTKRATlJRBI.ATT. - I. JAHRGANG.
194
Hauptkatalog der Armenisch. Handschr., herausg. v. d Wiener
Mechitaristen-Congregation. I, 1. u. II., 1. Wien, Gerold. gr.-4".
fl. 1.75 (I. Die arm. Hdschr. in Oesterr., 1. Katalog der arm.
Handschr. in der Hofbibi, zu Wien v. J. Daschian VI11 und
49 S. fl. 1.—. — II. Die arm. Handschr. in Deutschland.
1. Katalog der arm. Handschr. in der Hof- und Staatsbibi, zu
München, v. G. Kalemkiar VIII u. 37 S.) 11. —.75.
Fischer Th. A., Drei Studien zur engl. Litteraturgesch. Gotha.
Perthes. gr.-S°. (VII u. 177 S.) fl. 1.80.
Khull F., Die Geschichte Palnatokis u. der Jomsburger, nach d.
jüngsten altnord. Bearbeitung erzählt. Graz, Leuschner 8: Lu-
benskv. Lex.-8°. (57 S.) fl. 1.— .
Win ekler H., Altbabylon. Keilschrifttexte z. Gehr, bei Vorlesung.
Lith. v. Böhden. Leipz., Pfeiffer. Fol. (III u. 40 S.) fl. 6. - .
Schoenle, Diodorstudien. Berlin, Spever & Peters. gr.-S°. (91 S.)
fl. —.90.
Riese A., Das rhein. Germanien i. d. antiken Litteratur. Leipzig,
Teubner. gr.-8°. (VIII u. 496 S.) 11. 8.*10.
Skutsch F., Forschungen z. lat. Gramm, u. Metiik. I. Bd., Plau-
tinisches u. Romanisches. Studien z. Plautin. Prosodie. Ebd.
gr.-8°. (VII u. 186 S.) fl. 2.64.
Fiedler O., Cultur- und Litt.-Bilder. Hamburg. Bovsen. gr.-8°.
(VI u. 252 S.) fl. 1.80.
Ammann J. J., Das Passionspiel d. Böhmerwaldes. Prag, Domini-
cus. gr-8°. (118 S.) fl. 1.—.
Fries K., Wedd.ase Märjam. Ein äthiop. Lobgesang an Maria.
Leipzig, Fock. gr.-8". (VI u. 79 S.) fl. 1.80.
Schulze W., Einführung in d. Nibelungenlied. Dortmund, Meyer.
gr.-8°. (IX u. 299 S.) fl. 4.05.
Möinck E., Die sagenwissensch. Grundlagen d. Nihelungendicht.
Rieh. Wagners. Berlin, Felbcr. gr.-8°. (III u. 328 S.) fl. 3.60.
Aristotelis IIoXiTsta WO^vaüov, ed. F. Blass. Leipzig, Teubner.
8°. (XXVIII u. 118 S ) fl. —.90.
Als Bd. I. der III. Serie der »Berliner Neudrucke« (Verlag d.
Gebr. Paetel in Berlin) werden Ludw. Achim v. Arnim's »Unbe¬
kannte Aufsätze und Gedichte (zuerst erschienen 1817—20 im
Berliner »Gesellschafter«.) mit einem Anhang von CI. Brentano«,
herausg. v. L. Geiger (8°. fl. 2.40) erscheinen.
Von dem Wiener Schriftst. Adam M üller-Guttcnbrunn
ist ein Band »Dramaturgische Gänge« in Druck, der demnächst
bei Pierson in Dresden (Preis fl. 1.80) erscheinen wird.
Bei F. A. Brockhaus in Leipzig erscheint demnächst: »7)/V
Indarsabha des Amanat «, Neuindisches Singspiel in lithogr. (in
Indien selbst hergestelltem) Originaltext mit Uebers. u. Erklärungen
sowie e. Einleitung über d. hindustan. Drama von Friedr. Rosen
(c. 11. 3.60).
»Volksschauspielc in Baiern« betitelt sich eine litterar.-histor.
Studie von Adolf May in München, die im Laufe des Juni d. J.
bei Bacmeister in Erfurt erscheinen wird (fl. —.18).
Der Verlag der Cotta’schcn Buchh. Nachf. in Stuttgart stellt
das Erscheinen einer Reihe von Werken in nahe Aussicht, unter
denen bemerkt zu werden verdienen;
Minor J., Allerhand Sprachgrobheiten. Eine höfl. Entgegnung.
8°. 32 S. fl. —.48 (erschien zuerst im Fcuill. der »Wr. Zeitg.«).
Aus dem Goethehause. 242 Briefe F. W. Riemers an die
F'amilie Frommann in Jena. Nach d. Originalen herausg. von
Dr. Fcrd. Heitmüller. 8°. (ca. 360 S.) fl. 3.60.
Gleichfalls gegen Wustmann’s »Allerh. Sprachdummhciten«
gerichtet (wie Minor’s erw. Brosch.) erscheint demnächst bei
Gergonne & Cie. in Berlin »In tvrannunculos«! Streitschritt zur
Vertheidigung der deutschen Sprachfrciheit von Dr. K. Kaerger
(Priv.-Doc. an d. Landw. Hochsch. in Berlin). 8°. 11. —.45.
Der IX. internationale Orient a listen-Co ng ress in
London. Das Londoner Organisations-Comite, dem die Bevoll¬
mächtigten von Stockholm u. Christiania die Berufung d. nächst,
internat. Orient.-Congr. übertragen haben, zeigt an, dass derselbe
vom 5. bis 12. Sept. d. J. in London abgehalten wird. Mit¬
gliedskarten (1 Pfd. St.) stellt der Honorarv Trcasurer, 22 Albe-
marle-Strcet, London W., im Bureau der königl. asiat. Gescllsch.
v. Grossbritannien u. Irland aus. Vorträge sind anzumelden für
die arische Section bei Prof. A. A. Macdonell, Indian Institute,
Oxford; für die semit. bei T. G. Pinchcs Esqu., British Museum;
für die chines. bei Prof. Douglas, Brit. Mus.; für die cgyptische
bei E. Budge Esqu., Brit. Mus. Prospecte und nähere Aus¬
künfte sind im Orientalischen Institut der Wiener Univers. zu er¬
halten, welches die Vertretung des Londoner Comites für Oester¬
reich übernommen hat.
Wien, im Mai 1892.
Die Leiter des Orientalischen Instituts der k. k. Uni¬
versität Wien: G. Bühl er, J. Kaiabacek, I). H. Müller,
F. Müller, L. Reinisch.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Hansen, Georg.: Die drei Bevölkerungsstufen. Ein Ver¬
such, die Ursachen für das Blühen und Altern der Völker nach¬
zuweisen. München, Lindenaucrsche Buchhandlung (Schüpping).
1891. 8°.
Der Vcrf. geht von den beiden Fundamentalgrund¬
sätzen aus, welche Maltluis der Socialwissenschaft gegeben:
1. »Die Grenze der jeweils vorhandenen Unterhaltsmittel
darf kein Volk ungestraft überschreiten«, 2. »Die Be¬
völkerung hat die Tendenz, sich in geometrischer Pro¬
gression zu vermehren, während die Unterhaltsmittel sich
nur in arithmetischer Progression vermehren«. Während
der Verf. die Richtigkeit des ersten Gesetzes zugibt, stellt
er dem zweiten eine Geschiebe der socialen Stände
gegenüber. Der Kernpunkt des socialen Lebens ist ihm
der Mittelstand. Kr kennt drei nach seiner Ansicht
wesentlich verschiedene Einkommensquellen: Die frei¬
waltenden Kräfte der Natur, die geistigen Fähigkeiten und
die körperliche Arbeit. Die erste Quelle gewährt dem
Bauer, die zweite dem Mittelstände, die dritte dem Ar¬
beiter sein Einkommen. Zuerst besteht der Bauernstand.
Dieser gibt seinen Ueberschuss an die Städte d. i. an
den Mittelstand ab: ein Aufsteigen zu einer höheren Be-
völkerungsstufe. Der Mittelstand gibt seinen Ueberschuss
an den Stand der besitzlosen Arbeiter und das Proletariat
ab: ein Herabsteigen zu einer niederem Bevölkerungs¬
stufe. Der Mittelstand sucht sich eine dauernde
Existenz zu schaffen. Durch seine vollendete Industrie
und durch den auswärtigen Handel bezieht er billige
Naturproducte aus der Fremde, er zwingt den Bauern hie¬
durch zur Auswanderung in die Stadt oder in ein frem¬
des Land und erwirbt den dem Bauern gehörigen Boden,
verliert hiemit jedoch den gesunden Zuzugvom flachen Lande,
sein geistiges Niveau sinkt, er gibt seine Bedeutung an
das überlegene Ausland ab und die Folge ist die immer
mehr zunehmende Verarmung der Bevölkerung. Die Auf¬
gabe des Staates ist dabei: 1. zu ermöglichen, dass die
landwirtschaftlichen Güter dauernd im Besitze einzelner
Familien bleiben. Auf diese Weise ist dem Mittelstände
stets ein gesunder Zuzug gesichert. 2. Der Staat hat
dafür zu sorgen, dass das geistige Niveau des Mittel¬
standes möglichst erhöht und auf dieser Höhe auch er¬
halten werde, und dass die freie Beweglichkeit des Mittel¬
standes möglichst wenig gehemmt werde — so z. B. durch
den ruhebedürftigen Capitalismus — damit der Mittelstand
keinen untüchtigen Ballast nachschleppc. 3. Hat der Staat
Massregeln zu treffen, »dass nur solche Unternehmungen
gegründet werden können, welche die Gewähr bieten,
dass nicht bloss die in ihnen beschäftigten Arbeiter auf
die Dauer einen auskömmlichen Lohn beziehen, sondern
dass auch noch ein Beitrag geleistet werden kann für
die Erhaltung des natürlichen ücberschusses des
Arbeiterstandes.«
Der Verf. will nicht in die sociale Frage tiefer ein-
dringen, sondern, wie erwähnt, mehr eine Geschichte der
socialen Stände geben. Die geschichtliche Entwicklung
des Mittelstandes aus dem Bauernstände dürfte wohl von
niemandem bezweifelt werden, es mag auch richtig sein,
dass zunächst der Mittelstand seinen Ueberschuss an die
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195
190
Nr. G. — Oesterreichisciiks Li
Arbeiterbevölkerung abgegeben habe. Aber auf Aus¬
schliesslichkeit können die hier aufgestellten Gesetze
keinen Anspruch machen. Wer die Verhältnisse nament¬
lich kleinerer Fabriksstädte kennt, wird zugeben müssen,
dass ein durchaus nicht geringer Theil der Arbeits¬
bevölkerung sich ausder besitzlosen Bevölkerung des die
Fabriksstadt umgebenden Hachen Landes rekrutiert, ja in
Oesterreich kommt es sogar vor, dass ein grosser Thcil
der Fabriksbevölkerung eine ganz andere Sprache spricht
als der Fabrikant und die denselben umgebende bürger¬
liche Bevölkerung. Wenn der Verf. in den Arbeitern nur
blosse Abfälle des Mittelstandes erblickt und ein Wieder¬
aufsteigen des Arbeiterstandes in den Mittelstand uncr-
wogen lässt, so bedeutet dies für den Arbeiterstand ein
trauriges »lasciate ogni speranza«, welches durch blosse
geistreiche Besprechungen nicht begründet werden kann.
Dass ein frischer Zuzug aus der ländlichen Bevölkerung
für den Mittelstand eine grosse Wohlthat ist, muss dem
Verf. zuzugeben werden und die Bemerkungen auf S. 38 f.
hinsichtlich Österreichs und der Wohnsitze der verschie¬
denen Nationen daselbst wären manchem modernen
Staatsmann zu genauem Studium zu empfehlen.
Wien. Dr. H. Misera.
Hartl, Dr. jur. can., Alois.: Die Organisat ion d. kirch¬
lichen A r men Wesens. Bin Beitrag zur Lösung der socialen
Frage mit vorwaltender Rücksicht auf oberösterr. Verhältnisse.
Ried, Selbstverlag. 1892. S ü . 14 S. 11. —.15.
Das Sehriftchen bringt Vorschläge zur Organi¬
sation des kirchlichen Armenwesens im Anschlüsse
an das oberösterr. Armengesetz vom 5. September 1880,
Fs urgiert zunächst die Constituicrung der durch dieses
Gesetz angeordneten Armenräthe der Ortsgemeinden, in
welchen den Piarrvorständen, bezw. ihren Stellvertretern
Sitz und Stimme cingeräumt ist, sowie die Ausnützung
der Rechte dieser Armenräthe. Die Verwaltung der in
den Kirchen gesammelten Armenspenden soll einem kirch¬
lichen Armencollegium (bestehend aus dem Pfarrer und
den sog. Zechpröpsten, denen in grösseren Gemeinden
überdies andere Geistliche oder Laien beizugeben wären)
unter Ueberwachung durch die Kirchenbehörden anver¬
traut und die Armenbetheilung aus diesen Spenden mög¬
lichst mit kirchlichen Anlässen in Verbindung gebracht
werden. Es ist kein Zweifel, dass die kirchliche Armen¬
pflege in ganz Oesterreich einer Organisation dringend
bedarf. Für die Verhältnisse kleiner Landgemeinden wird
die hier vorgcschlagcne genügen und leicht herzustellen
sein. Für ausgedehntere und volkreichere Pfarrgemeinden
mit zahlreicheren Armen dürften die St. Vincenz- und
analoge Frauen-Vereine die beste Basis für die Organisation
des kirchlichen Armenwesens bieten.
Wien. Schindler.
Ley, C. A.: Bebel und sein Evangelium. Düsseldorf. L.
Schwann. 1892. gr. 8°. VIII u. 104 S. 11. —.72.
August Bebel, der deutsche Reichstagsabgeordnete,
gilt heute als der bedeutendste Vertreter der Social¬
demokratie. Es war daher ein glücklicher Gedanke des
Verf., durch reichliche Citate aus Bebels Reden und
Schriften die IIauptgrundsätze der Socialdemokratie (an¬
gewandter Darwinismus) darzustellen. Diese systematisch
geordneten Anführungen bieten uns ein recht klares Bild
über eine gegenwärtig so hochbedeutende Erscheinung.
Dafür allein verdient der Verf. nicht geringen Dank.
L. hat indessen in diesem Sehriftchen auch Positives
geleistet, U. zw. in zweifacher Hinsicht. Einmal sind den
ITl ER ATU R Bf. ATT. I. JAHRGANG.
[ Bebefsehen Auffassungen über Religion, Sittlichkeit, Ehe,
Erziehung, Eigenthum, Arbeit, Staat und Staatsregierung
die Lehren des Christenthums, Kapitel für Kapitel — nur in
mitunter fast allzu reichlicher Weise — gegenüberstellt,
dann aber enthält der Schluss des Büchleins eine Auf¬
zählung der in Oesterreich allerdings schon in weiteren
Kreisen bekannten Mittel zur Besserung der Verhältnisse
der Arbeiterschaft.
Es ist dem Büchlein besonders in jenen gebildeten
Kreisen Verbreitung zu wünschen, in denen man bisher,
die Bedeutung der Socialdcmokratie unterschätzend, sich
noch nicht die Mühe genommen hat, die elementaren
Begriffe der Socialwissenschaft kennen zu lernen.
Wien. H. M.
Archiv für kuthol. Kirchen recht, hrsg. von Prof. Dr. Vering.
(Mainz, Kirehheim) 1892 (LXVIl.j, 3.
Freisen, Zur Geschichte des canon. Eherechts. — Porsch,
Die Unterscheidungsmerkmale einer Land- und Stadtkirche; die
Umwandlung e. lündl. in e. städtische (Myslowitz); Observanz¬
bildung hiebei; der Begriff Stadt. — Gietl, Krit. Besprechung d.
Ausgabe der Summa des Stephan. Tornac. von Prof. v. Schulte.
— Sajö, Der Purpur des Fürstprimas v. Ungarn. — Das Fest¬
halten des Wr. Ob -Ldg. an der Umrechnung von 100 fl. rhein. \V.
in 105 11. ö. W. — Lettre encvcl. de sa S. le Pape Leon XIII. aux
archeveques etc. de France. — De conjugiis clandestinis. —
Decreta congregati >num Romanarum. — Der preuss. Volksschul¬
gesetzentwurf und dessen Zurücknahme (1892). — Akten über
das Verbot marian. Congrcg. f. Gymnasiasten in Hesscn-Darmst.
(1892). — Besprechungen.
Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft ,, Politik und Culturgesch .
XXIX, 2, 1. Hälfte.
Siegel, Zur Reform des preuss. Herrenhauses. — Lehr,
Die Durchschnittsprofitrate auf Grund des Marx’scheu Wertgesetzes.
— Buch, Volkswirtschaft!. Correspondenz aus St. Petersburg.—
Willi, Desgl. aus Bern.
Archiv für Strafrecht. XXXIX, 4 u. ö.
Koch, Über * fortgesetzte Verbrechen«. — Dalcke, Die
Lage der Rechtsprechung über die Frage, ob und inwieweit die
Vorschriften d. D. G. Verf, G. über Gewährung der Rechtshilfe
u. d. Bestimmungen der St. P. O. über den Zeugniszwang aut d.
Verfahren in Diseiplinaruntcrsuchungen Anwendung linden. —
Schrötter, Ist im Strafprocesse über d. Pflicht zur Erstattung
der notinv. Auslagen bei Rücknahme d. Rechtsmittels besondere
Entscheidung zu treffen, wenn sich d. Verfahren durch Rücknahme
d. Rechtsmittels erledigt? — Schmidt K., Zur Lehre von der
Zulässigkeit d. Rechtsmittel. — Hilsc, Ist d. Unfallrente wegen
I luftkosten pfändbar? — El len dt, Zur Auslegung d. § 482
St. P. O. im Falle doppelter Untersuchungshaft. — Felisch, Die
Commissionsberathungen d. i. kr. V. über die Behandlungen jugendl.
Verbrecher. — Öffentlichkeit und Mündlichkeit, Dictum et pro-
missum? oder Princip und Norm? Kurze Bemerkungen zu e.
langen Capitel über die Stellung des Vertheidigcrs in der Haupt¬
verhandlung.
Finanz-Archiv, hrsg. v. Schanz. VIII, 2.
Lumm, Die Verwaltung der öffentlichen Gelder. — Eisass-
Lothringen. — Graf, Uber Tabaksurrogate und deren steuerliche
Behandlung im D. Reiche. — Wagner, Die Reform der directcn
Staatsbesteuerung in Preussen 1891. — Sattler, Die Schulden d.
D. Reiches bis 1891. — Zuschrift d. Reichskanzlers an d. Reichs¬
tag vom 7. Februar 1891 betr. die Tabaksteuer. — Schäfer,
Deutsche Städte von 10.000 und mehr Eimv., deren jährl. Budget
und Schulden.
Revue d'economic politique. VI, 4.
Sauzet, Essai hist, sur la legislation industr. de la France.
— Villev. La socialisme contemp. — Marc, Etüde sur Lenseigne-
ment de l’ec. pol. dans les universites d'Allemagne et d’Autriche.
— Rai, L’enqucte de la Commission du travail en Angleterre.
An na les de Vecole Höre des Sciences ßülitii/ues. VII, 2.
Lew. Les financcs Russes. Le passe, le present, l’avenir.
— C. de la Laude de Calan, Les constitutions de la Louisiane.
— J u n o d, La Baviere et Y emp. Allemand. — B e r a r d.
Les nationalites de Macedonie, Turcs et Musulmans, Bulgarcs,
Valaques.
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197
Nr. 6.
198
— Oesterreichisches Lttteraturblatt. — I. Jahrgang.
Neue Erscheinungen;
Ziebarth E., De iureiurando in iure graeco quaestiones. Gott.,
Vandcnhoeck u. Ruprecht, gr.-8". (51 S.) fl. —.72.
Partei, Die nationalliberale, 1867 —1892. Zum Gedächtnis ihres
25jähr. Bestehens. Leipzig, Renger. gt'.-8°. (163 S.) fl. 1.20.
Arimori S., Das Staatsrecht v. Japan. Strassb., Trübner. gr.-8°.
(II u. 112 S.) fl. 1.80.
Etudes sociales catholiques, publiees par G. Dccurtins. Oeuvres
choisies de Mgr. Ketteier, trad. et preeedees d’une introduct.
Freiburg, (Schweiz) Friesenhahn. gr.-8°. (LXUI u. 79 S.) fl. —.90.
Jäger E., Geschichte u. Litteratur d. Normalarbeitstages. Stuttg.
Liesching & Co. gr.-8°. (63 S.) fl. —.60.
Als 40. Ilelt der Gierke sehen * Untersuchungen z Deutschen
Staats- und Rechtste sch. « wird demnächst » Die Beziehungen des
Papstthunis zum frank. Staats- u. Kirchenrecht unter d. Karo¬
linger « von Priv.-Doc. I)r. Rieh. Wcvl erscheinen, (fl. 3.60.)
Bei Cotta Nacht, in Stuttgart ist von Prof. Dr. Jul. Wolf d.
I. Bd. eines »Systems der Socialpolitik ✓ in Vorbereitung, der den
Nebentitel »Socialismus u. kapitalist. Gesellschaftsordnung. Krit.
Würdigung beider als Grundlegung einer Socialpolitik« führen
wird. (8°. 672 S. fl. 7.20.)
Ein Werk » Deutschlands Zukunft «. Polit. u. rclig. Betrach¬
tungen v. Wolfg. Eisenhart kündigt der Kegel'sche Verlag in
Halle a. S. an (fl. —.60). Die Schrift soll in 3 Capitcln »Die
religiöse Frage« (Aussöhnung des Christenthums mit der Bildung
der Zeit), die sociale Frage und die Aussichten zu ihrer friedlichen
Lösung, endlich die slavischc Frage (die künftige Stellung Deutsch¬
lands zu Österreich und Russland) behandeln.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Wurm, Fr., Professor a. d. Oberrealschule in B. Leipa.
Etiketten für Schüler-Herbarien. 4. verb. Aull. 66 Bl.
mit je 12 Zetteln. B.-Leipa. Kiinstners Verlag. 1892. 8*. fl. —.40.
W.s Pllanzenetiquetten haben an den Mittelschulen,
besonders Deutschböhmens, grosse Verbreitunggefunden.Die
nothwendig gewordene vierte Auflage beweist dies von
neuem. Diese Zettelchen sind aber auch sehr nett und
bequem. Ihre Grösse ist 7 zu 3*5 cm. In der Mitte steht
der lateinische Name mit Angabe des Autors, darunter
(in Kleindruck) der deutsche Name. Oben in der Ecke
links findet sich die Linneische Gasse, rechts die
natürliche Ordnung (z. B. Armeria vulgaris Willd. —
Grasnelke. — L. V. — Plumbagineen). Unten ist Raum
gelassen für den Fundort und das Datum der Einsamm¬
lung. Die Zahl dieser alphabetisch geordneten und in
Buchform gehefteten Zettel ist fast 800; sic gehören den
am meisten verbreiteten Pflanzen an. Um sie leicht aus
dem Büchlein nehmen zu können, sind die Zettel nach
Art der Briefmarken durch stochen, was neben der
alphabetischen Anordnung den Hauptvorzug der neuen
Auflage bildet. Die gedruckten Namen sind leicht
zu lesen und die leidigen Schreibfehler, die mit¬
unter in ihrer Fehlerhaftigkeit noch dazu auswendig ge¬
lernt werden, werden dadurch gänzlich vermieden. —
Eines will dem Ref. jedoch nicht gefallen: die fast durch¬
wegs kleinen Anfangsbuchstaben bei den Artennamen
z. B. Achillea willefolium (statt A/illefolium) Es ist be¬
kannt, dass nach Linne’s Vorgehen viele Artennamen
substantivisch und zwar gleichsam als Eigennamen be¬
handelt und als solche gross geschrieben werden. Bei
einigen ist das umsoweniger gleichgiltig, da sie Adjectiv-
form haben, wie z. B. Aegopodium /Wagraria, Hiera-
cium /Mosella, Lythrum Nalicaria, Peucedanum dervaria,
Polygonum 2>istorta, Ribcs Grossularia etc. etc. Werden
solche nun klein geschrieben, z. B. Hieracium pWosella,
so mögen wohl Realschüler und Lehramtscandidaten
darüber ruhig hinweggehen, Gymnasiasten jedoch finden
das Widersinnige sofort und fragen, warum es nicht
Hieracium pWost'llum heisse? Auch andere als Eigennamen
stets behandelte Formen nehmen sich klein geschrieben, wie
Verbascum /hapsus und /ychnitis u. dgl. ganz sonderbar
aus. Vorzug hat diese Neuerung keinen, wohl aber
grosse Nachtheile. Deshalb bleiben auch unsere hervor¬
ragendsten Botaniker, ein Willkomm, Garcke, Potonie,
Kerner, Wohlfarth, neuestens auch Sagorski und Schneider
bei der weit besseren alten Schreibart. Manchmal ist
übrigens die Linneische Form beibehalten, z. B. Steno-
phragma 7'halianum CeL; um so leichter wird sie dem¬
nach allgemein durchzuführen sein. — Ein anderer
Wunsch betrifft solche Gattungsnamen, die in zwei For¬
men allgemein verbreitet sind. Solche könnten entweder
in beiden Formen gegeben werden, oder was einfacher
scheint, auf der letzten Seite oder am Umschlag alpha¬
betisch verzeichnet sein mit dem Hinweis auf den andern
Gattungsnamen, z. B. Anemone Hepatica siehe Hepatica
triloba. Auch schiene es uns bequemer, in einer Neu¬
auflage, die ohne Zweifel bald wieder folgen wird, die
Kryptogamen im Alphabete von den Phanerogamen zu
trennen. Die Etiquetten verdiehen nicht nur Schülern und
Lehrern (zum Anlegen von Schulherbarien), sondern auch
anderen Pflanzenlicbhabern bestens empfohlen zu werden.
Mariaschein. J. Wiesbaur S. J.
Pemter, J. M. : Falbs kritische Tage. Sammlung popu¬
lärer Schriften, herausgegeben von der Gesellschaft Urania zu
Berlin. Berlin, H. Paetel, 1892. 8 n . fl. —.48.
Eine kleine Broschüre, in welcher endlich einmal in
klarer Weise nach exakter und gründlicher Methode
geradezu die Vernichtung Falbs besorgt wird. Es wird
in derselben auf Grund eines dreijährigen Beobachtungs¬
materiales der Nachweis erbracht, dass alle Erscheinungen,
welche Falb gewissermassen als Privilegien der »kritischen«
Tage ausgibt, ganz ebenso oft auch an anderen Tagen
auftreten. Wir können hier nicht auf die Details eingehen,
zumal wohl jeder, welcher sich für die Frage interessiert,
das Schriftchen selbst zur Hand nehmen wird. Da leider
selbst unter den Gebildeten noch viele Falbgläubige Vor¬
kommen, ist dem P.’schen Schriftchen eine recht aus¬
gedehnte Verbreitung zu wünschen.
Wien. Dr. Wilh. Trabert.
Termeszettudomanyi kdzlöny. I. Quartal. Suppl.-Heft.
Nuricsän, Geschichte unseres Wissens vom Wasser. —
Flatt, Vom Szittya bärdny. — Pavlicsek, Die Raupe der
Sciara Thomae L. — Horvath K., Schnabelentartung in Folge
v. Verletzung. — Ilosvay, Die bisher noch nicht nachgewiesenen
Bestandtheile des Ofner Bitterwassers. — Muraközy, Ueber die
reducierende Wirkung des Hydroxylamin. — Ders., Ueber gold¬
farbiges Silber. — Nuricsän, Chemische Versuche.— Magocsy-
Dietz, Eine neue Krankheit des Weizens. — Simäny, Rohnickel
in dem Sande des Baches Elvo. — Degen, Das Conservieren
von Herbarien. — Weinek, Ein neuer Mondkrater. —Fixierung
magnet. Curven. — Aus dem Gebiete der Galvanoplastik. —
R ä t h , Die Schnelligkeit des Lichtes.
Meteorologische Zeitschrift. XXVII, 5.
Prohaska, Gewitter u. Wettersturz im Aug. 1890 in den
Ostalpen. — Hell mann, Resultate d. Regenmess-Versuchsfeldes
bei Berlin. — Kassner, Bemerkungen über d. Beobachtungen d.
Cirren.
Annalen der Physik und Chemie. XLVI, 5.
E. Schmidt, Uber die Interferenzstreifen in zwei gleich
dicken Platten. — W. Bein, Beiträge zur experimentellen Bestmg.
von Überführungszahlen in Salzlösungen. — D. A. Goldhammer,
Das Kerr’sche magnetooptische Phänomen u. d. magnet. Circular¬
polarisation nach der elektrischen Lichttheorie. — D. A. Gold¬
hammer, Bemerkung zur Abhandlung des Herrn E. Cohn »Zur
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109
Nr. ß.
Oestkkrkichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
200
Elektrodynamik der Leiter«. — G. Kümmel, Über d. Abschei¬
dung von Niederschlägen an der Grenze von Elektrolyten. —
S. Kalischer, Zur Theorie und Berechnung der Strom Verzwei¬
gung in linearen Leitern. — G. Kummer, Cher Erschütterungs¬
ströme. — E. Cohn, Über d. Gordon-Winkelmann’sche Methode
zur Messung von Dielektricitätsconstanten. — A. S o m m e r fe 1 d,
Mechan. Darstellung der clektromagnet. Erscheinungen in stehen¬
den Körpern. — \V. C. R ö ntgen, Verfahren zur Herstellung reiner
Wasser und Quecksilberobeiflächen. — E. Wiedemann und
H. Ebcrt, Über die angebliche Abstossung paralleler Kathoden¬
strahlen. — E. Wiedemann, Bemerkung zu der Erwiderung d.
Herrn Walter gegen Herrn Böhlendorff. — M. Planck, Bemer¬
kungen über das Carnot-Clausiushschc Princip. — L. Meyer,
Über den sogenannten osmotischen Druck.
Zeitschrift fiir phystkat. Chemie. IX, 3.
Bach, Thermochemie d. Hydrazins. — Bayerin ck, Fern¬
wirkung wässeriger Lösungen auf Wasserdunst. — Rctgers, Bei¬
träge zur Kenntnis d. Isomorphismus V. — Bl ü nicke, Einiges
über d:e labilen Gleichgewichtszustände bei Cjemengen zweier
Stoffe unterhalb der Schmelztemperatur. — Moore, Reactions-
gcschwindigkeit in Mischungen isohydrischer und nichtisohydrischer
Lösungen von Säuren. — S. Arrhenius, Giltigkeit des Plank-
schen Beweises für das van Hoffsche Gesetz. — II. L. Chate-
lier, Gleichgewicht ehern. Systeme bei ungleichförmigem Druck.
— S. Arrhenius, Berichtigung. — F. M. Raoult, Bestimmung
d. Gefrierpunktes wässeriger Lösungen von grosser Verdünnung. —
M. Plank, Zur Theorie d. Diffusion und Electrolyse. — F. Schütt,
Bestimmung d. Molekularrefractoren fester ehern. Verbindungen in
Lösungen derselben II.
Neue Erscheinungen:
Handbuch d. anorgan. Chemie, unter Mitwirk. v. Gadebusch,
Haitinger, Lorenz etc. lirsg. v. O. Dämmer. 3 Bde. Stuttgart,
Enke. I. Bd. Lex.-S°. (XII u. 751 S.) 11. 12. — .
C h w o 1 s o n (>., Ueber den gegenwärtigen Zustand der Actino-
melrie. Eine kritische Studie, (Repertorium für Meteorologie.
Herausg. v. d. kais. Akad. d. Wissensch. XV. 1.) Imp.-4“.
(VIII u. 106 S.) n. 3.40,
Hertwig R., Lehrbuch der Zoologie. 2 Thle. Jena G, Fischer,
gr.-S". (IV, VII, 538 S. mit 568 Äbb.) 11.270.
Kraus G., Christian WollT als Botaniker. Rectoratsrede. Halle.
Niemever, gr.-8“. (17 S.) 11. —.30.
Demnächst erscheint von dem ord. Prof, an d. Prag, deutsch.
Universität Dr. Moritz Willkomm im Verlag von A. Pichlcr’s
Witwe & Sohn in Wien: »Das Herbar. Anleitung zum Einsam¬
meln, Zubereiten und Trocknen der Herbarpllanzen und zur Ein¬
richtung und Erhaltung wissenschaftlicher Pllanzcnsammlungen«
in ca. 10 Bogen zu 11. —.80, und als Pendant zu diesem Werke
ein zweites von Prof. Dr. Ed. Ho ff er, »Praxis der Insecten-
kunde. Anleitung, Insecten zu langen, zu tödten u. zu präparieren,
zu züchten u. Sammlungen anzulegen, (ca. 15 Bg. zu 11. 1.50).—
Dasi. J. 1889 erschienene Werk: »Kosmogonic vom Standpunkt
christl. Wissenschaft« von P. C. Braun S. J. (Mariaschein) wird
gegenwärtig in Amerika auf Veranlassung des Prof. Holden, Dir.
der Lick-Sternwarte in Californien — mit vielen Verbesserungen
und Zusätzen des Vcrf. versehen — ins Englische übersetzt.
Bei J. J. Weber wird als V. Bd. der »Naturw. Bibi.«
Trouessarfs »Die geograph. Verbreitg. d. Thiere« in deutscher
Ubers, von \V. Marsh all erscheinen und mit 2 Karten geb.
n. 2.40 kosten.
Militärwissenschaften.
Schmitt, Dr. Richard: Die Gefechte bei Trautenau am
27. und 28. Juni 1866. Gotha. Friedrich Andreas Perthes,
1892. 8°. (XVI u. 271 S.) fl. 2-40.
Der Vcrf. beabsichtigte, die unrichtigen Schilde¬
rungen eines gesprächigen Führers durch die Walstatt
von Trautenau genau zu fixieren, um einen Beitrag zur
modernen Sagenbildung mit einer kurzen Uebersicht des
wirklichen Ganges der dortigen Ereignisse von 1860 zu
liefern; schrieb aber das vorliegende Buch.
Der erste Theil: Die Gefechte bei Trautenau etc.
ist eine den beiderseitigen Generalstabswerkcn und an¬
deren bezüglichen Publikationen entnommene Schilderung
der Begebenheiten an beiden Kampftagen von preussischer
Seite. Der Autor verweilt in scharfer Kritik bei allen
Widersprüchen und Abweichungen, welche die Verglei¬
chung der Quellenwerke durch deren Unterschiede in
Beobachtung, in Gesichtspunkten, in Zeitangaben und
durch Irrthümer ergibt. Die Ursachen der Massnahmen
mancher Führer und des Ausganges einzelner Kämpfe
werden, soferne sie den Quellen nicht zu entnehmen
sind, durch ihre Logik erklärt. Die Erzählung ist also
frei von Lücken. Der Anhang »Moderne Sagenbildung«
ist eine dankenswerthe Wiederholung des wahren Sach¬
verhaltes von Begebenheiten, welche zum Nachtheile der
Bewohner von Trautenau, des Bürgermeisters Dr. Roth,
und einiger Heerführer in ebenso gehässiger wie un¬
sinniger Entstellung erzählt wurden und doch Glauben
und Verbreitung fanden. Auf dem Gebiete seines Berufes,
als Ausleger der vitae magistra, hat der Autor mit dieser
kleinen Schrift Erspriessliches geleistet. Er hat unsere
Kinder gelehrt, wie man sein Vaterland lieben und, rebus
in adversis, sich für dasselbe opfern soll. Die Geschichte
gewinnt durch seine Kritik; der Militär aber, dem er die
Darstellung der Kampfplätze vorenthielt, geht leer aus.
Nach der Vorrede zu urtheilen muss es jedoch in Preussen
keineswegs eine ungefährliche Sache sein, »den Oester¬
reichern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen«. Dem Verf.
»wurde vielfach der freundschaftliche Rath ertheilt, das
Thema von Trautenau doch ruhen zu lassen«. Er fragt
das Preussenherz, ob es sich beleidigt fühlt, wenn er
den Oesterreichern gerecht wird? Er hofft, dass ihm
kein echter Preusse grollen werde, wenn auch dem ver¬
bündeten schwarzgelben Banner Gerechtigkeit widerfährt.
Nun sollte man glauben, Dr. Schmitt, der mit gehobenem
Gefühle in dieser seiner Nachlese des Ruhmes preussi¬
scher Truppen schwelgt und mit der Angst einer Gluck¬
henne, jetzt nachderhand noch, bei den Momenten weilt,
wo sich ihr Glückstern vorübergehend trübte, werde an¬
erkennen, dass die Oesterreicher, welche sich der Nach-
thcile der Bewaffnung, der Taktik und obersten Führung
von Anbeginn bewusst waren, doch mit männlichem
Muthc dem also überlegenen Feinde entgegentraten und
im Kampfe ausharrten. Aber mit nichtcn. Er lässt den
Oesterreichern die versprochene Gerechtigkeit in einer
Weise widerfahren, welche jeden Appell ans Preussen¬
herz und an die echten Preussen entbehrlich macht.
Sp.
Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens,
lirsg. vom k. u. k. techn. und adin. Militär-Comite. (Wien,
Commiss.-Yerl. v. Waldheim.) 1892, 5.
Hauser, Festigkeit der Stahlbroncc-Rohre. — Wcigner,
Das 6.5 mm Repetiergewehr. — Walter, Über das Aluminium.
Militär-Zeitung. 1892, XLVI, 16.
Panzerschiff »Beowulf«. — Die Militärorganisation d. russ.
Eisenbahndienstes im Frieden. — Milit. Rundschau.
Die Reichswehr mit den Sonntagsbeilagen * Die Vedette < u. »Ost¬
ung. IVehr-Zeitung« . IV, 339 — 343.
Sicherungsmassnahmen auf Schicssplätzen. — Ungarische
Militär-Littcratur. — (3-10.) Wien und Berlin als Seestädte. —
Berittenmachung der Ilauptlcutc der Festungs-Artillerie. — (341.)
Kriegsvcrsichcrung. — Der neue Aufsatz für die Gewehrpatrone
M. 1890. — (3J2.) Kricgshunde. — (343.) Cadeten-Ehre.
Armeeblatt. XI, 22.
Der Cadet in Ehrensachen. — Unsere Sehiessausbildung.
(Forts.) — Oesterrcichische Gesellschaft vom Rothen Kreuze.
Armee- und Marine-Zeitung. X, 417 — 418.
Major Springer’s »Russisch-türkischer Krieg 1877—1878«.—
Die Ubcrnahmsversuche mit d. »Royal Sovereign«. — Dauer der
engl. Geschütze grossen Kalibers. — Radetzky’s Geburtsstätte.—
(418.) Die neuesten Forschungsergebnisse über die Geschoss¬
wirkung des Mannlicher-Gewehres. — Die sibirische Eisenbahn.
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201
Nr. 6. — Oestkrreichischrs L itteraturblatt. — I. Jahrgang.
202
Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. (Wien, Verl, des
mil.-wiss. Vereines.) XLV, 1.
FML. M. v. S ter neck, Studie über Kriegsgeschichte.
Streßleur s osterr. Milit. Zeitschrift. XXXIII, (LXIX). Bd. II, 2 u 3.
Hi eg er. Zur Enthüllung des Radetzky-Denkmals in Wien.
— Albertall, Vom Vater Radetzky. (Schl, in Nr. 3.) — K u-
derna, Radetzky, Alleg.-dram. Gedicht — v. Zajaczkowski,
Die Überlegenheit der Masse auf d. entscheidenden Punkte u. s.
Folgerungen. — Kandelsdorf er, Das Bart-Privilegium des k.
u. k. Dragoner-Regiments Nr. 14. — J. M., Über die Gage u. d.
Wuchergesetz. — Chyle, Über die Nothwendigkcit u. Möglichkeit
einer Weltsprache. — Ein neuer Kochapparat. Die Standcsvcr-
hältnisse des k. u. k. Heeres u. der k. u. k. Kriegsmarine i. J.
1890.— Gjukie, Die Theilnahme des Titler Grcnz-Tschaikistcn-
Bat. am österr.-tiirk. Kriege 1788—1791. — Radetzky-Porträt. —
Albertall. Blätter u. Blüten aus der Kriegsgeschichte aller
Völker u. Zeiten. (Forts, in Nr. 3.) — (3.) Die feierliche Ent¬
hüllung des Radetzky-Denkmals in Wien. — Alte Krieger-Sentenzen.
— Fidler v. Isarborn, Studie über den Infanterie-Angriff. —
Christi, Über das Schiessen der Feld-Artillerie. — Bilder des
Radetzky-Monumentes. — Unser 33. Inf.-Regiment. — Patent
Knie- und Schienbein-Schützer aus Gummi für Pferde.
Neue Erscheinungen:
Helm W., Das russische Schreckgespenst und sein innerer Wert,
oder haben wir in absehbarer Zeit einen russischen Angriff zu
erwarten ? Politisch-militärische Studie für alle Stände. Hannover,
Helwing. 8°. ( V u. 54 S.) fl. —.60.
Bergen Alf., Die Friedens-Ara und das Wehr-System der Zukunft.
Milit.-polit. Denkschrift. Basel, Schwabe. 8°. (38 S.) fl. —.48.
Delbrück H., Friedrich, Napoleon, Moltke. Altere und neuere
Strategie. Im Anschluss an die Bern bardische Schrift: »Del¬
brück, Friedrich der Grosse u. Clauscwitz.« Berlin, Walther &
Apolant. gr.-8°. (55 S.) fl. —.90.
Ssuchotin, Neue Ausbildungsmethoden bei d. russ. Kavallerie,
auf Befehl des verstorbenen Generalinspektors Grossfürsten
Nikolai d. Aelteren erprobt u. erläutert, im Auszug übers, v. A.
v. Drvgalski. Berlin, Eisenschmidt. gr.-8°. (VII u. 141 S.) fl 1.56,
Le Bon Gust., L’equitation actuelle et ses principes recherchcs
experimentales. Ouvrage illustre de 50 gravures, Paris, Firmin-
Didot & Cie. 8°. (429 S.) fl. 2.10.
Tettau Freih. v., Schanzvorschrift f. d. russ. Truppen. Im Ver¬
gleich zur deutschen »Feldpionier-Vorschrift« u. d. französ.
»Instruction pratique sur les travaux de chanip de bataille«.
Hannover, Helwing. 8°. (IV u. 50 S.) fl. —.60.
Ferrarius Miles, Studien über d. heut. Eisenbahnen im Kriegs¬
fälle. Wien, Hartlcben. 8°. (IV u. 55 S.) fl. —.65.
Wittich K., Dietrich v. Falkcnberg, Oberst u. Hofmarschall
Gustav Adolfs. Ein Beitrag z. Geschichte d. 30jährigen Krieges.
Magdeburg, Schäfer (Liebscher). 8". fl. 3.60.
Schöne Litteratur. Varia.
Trabert, Adam.: Elisabeth, Landijrüfi n von Thüringen
und Hessen. Ein fünfactiges Schauspiel mit zweinctigem Vor¬
spiel. Wien, Verlag des kath. Schulvereines lür Oesterreich.
1892. 8°. 131 S.
»Was ich mit meiner „Elisabeth“ will? Protestieren
gegen das Ehebruchsdrama der Gegenwart, gegen die
auf der Bühne eingebürgerte Zweideutigkeit und sittliche
Verdorbenheit, gegen die Darstellung des Verbrechens
als eines nothwendigen Uebels, für das es eine Verant¬
wortlichkeit nicht gebe und das als etwas mit dem Wesen
der Menschheit untrennbar Verbundenes zu ertragen sei.«
Mit diesen Worten bezeichnet der Vcrf. das Ziel, das
ihm bei Abfassung seines Werkes vor Augen schwebte.
Und jeder, der auch nur einigermassen mit der Geschichte
des modernen Theaters vertraut ist, muss diesem Proteste
aus vollem Herzen beistimmen und einen Versuch mit
Freude begrüssen, der darauf ausgeht, der eigentlichen
Aufgabe des Dramas, der Erhebung, gerecht zu werden.
Es ist hohe Zeit, der moralischen Entartung, welche
sich derzeit in der Welt des Scheines allenthalben
ungeschcut breit macht, durch die That entgegen-
zu treten und der Alleinherrschaft der Frivolität das
gebührende Ende zu bereiten. — Den Inhalt des Vor¬
spieles bildet die Werbung der Abgesandten des Land¬
grafen Hermann und das Eintreffen der kindlichen Braut
auf der Wartburg. Das Schauspiel zeigt dann in reich¬
bewegter Handlung die heilige Elisabeth als Gattin und
Mutter, die Ränke, welche das Eheglück der Fürstin
bedrohen, das Rosenwunder, die Abreise Ludwigs zum
Kreuzzuge, die Leiden der verwitweten Dulderin und
schliesslich ihr seliges Ende. Die Charaktere sind mit
sicherer Hand gezeichnet, Sprache und Versbau lassen
nichts zu wünschen übrig und bei aller Idealität der
Vorgänge ist den realen Anforderungen der Bühne doch
überall Rechnung getragen. Wird sich ein Director finden,
der diese Vorzüge so weit würdigt, um an eine Auf¬
führung des Stückes zu schreiten? Das einzige Hinder¬
nis scheint in der Siebenzahl der Acte zu liegen und
der Verf., der die hier angedoutete Schwierigkeit nicht
verkennt, proponiert, Vorspiel und Schauspiel auf zwei
Abende zu vcrtheilen und zwischen dem ersten und
zweiten Acte des Vorspieles lebende Bilder einzuschalten,
um auch den historischen Hintergrund der Dichtung zu r
Anschauung zu bringen. Die Idee ist hübsch, aber unsere
Bühnenleiter dürften schwerlich auf sic eingehen. Wir
schlagen eine einfachere Lösung vor. Man streiche bei
der Aufführung den zweiten Act des Vorspieles und be¬
schränke sich darauf, die wichtigeren Motive desselben
in den ersten Act des Schauspieles herüberzunchmcn;
dann bleiben sechs knappe Aufzüge übrig, welche das
Mass eines gewöhnlichen Theaterabends nicht über¬
schreiten. J. Meinhard.
Stimmen aus Maria Laach. (Freiburg i. Br., Herder). XLII, 5.
Me sch ler, Die Ascese des göttl. Heilandes. — Pfiilf. Ein
christl. Officierslcbcn. — Droves, Das »dies irae«. — K reiten,
Bl. Pascal, V. — Beissei, Münzenbergers Werk über d. mittel¬
alterlichen Altäre Deutschlands. — Reccnsioncn: Schäfer, Erkl.
des Briefes an d. Römer (Knabenbauer). — Ci I att fc 1 ter, Lehrb.
der kath. Religion (Wittenbrink). — De la Roche ter ie, Hist, de
Marie-Antoinette (Ptülf). — Lacouture, Repertoire chromatique
(Dressei). - - Empfehlensw. Schriften. — Miscellen.
Deutsche Rundschau , hrsg. v. J. Roden borg (Berlin, Gehr.
Paetel). Jhrg. 18, Bd. LXXI, 9. (Juni).
Ilse Frapan, Capitän Fedderscns Kummer. Erzählung —
Rümclin, Über die Arten u. Stufen d. Intelligenz. — Scuffcrt,
Anastasius Grün. — V.-A. Bätsch, Colonialpolitik und ihre
Mittel. — Kock, Antike Rosse und Löwen zu Venedig. — E.
Richter, Die Herabsetzung der Menschenverluste im Kriege. —
Kluckhohn, Zur neuesten Wallenstein-Littcratur. — Die Schick¬
sale der ersten deutschen Flotte. — Politische Rundschau. —
J. Lessing, Deutsche Culturgeschichte. — Egelhaaf, L. v.
Gerlach’s Denkwürdigkeiten. — M. Lang, Zur schwäbischen
Litteraturgeschiehte. — Der »Principe* des Macchiavelli. — Stu¬
dien über Proudhon. — Egelhaaf, Erinnerungen e. Schleswig-
Holsteiners.
Nord und Süd, hrsg. von P. Lindau (Breslau, Schics. Buchdr.
vorm. Schottländer). Jahrg. 16, Bd. XLl, 183.
Lindau, Hängendes Moos, Roman (Schl.). — Zabel, L.
Barnay. — Tille, Vier epische Volkslieder vom Dr. Faust. —
Moszkowski, Über den Wohlklang. — S. Münz, Zur Charak¬
teristik Cavours. — Siegfried, Federzeichnungen aus Holstein. III.
— Gesellhofcn, Die todte Stelle. Novelle. — W eisbrod t, Die
intern. Theater- und Musik-Ausstellung in Wien.
Historisch-politische Blätter , hrsg. von E. Jörg und F. Binder,
(München, litt.-art. Anstalt). CIX, 11.
Vom Grafen Leo Thun. I. — Urban Rhegius über Glaubcns-
zwang und Ketzerstrafen. — A. v. Hübncr’s Erinnerungen aus d.
J. 1848—49. — Das Neueste aus Paris über beiderlei Cultur-
kampf. — Zeitläufc : Ein Besuch des Czarcn und König Umberto’s
in Berlin. — Das kath. deutsche Kirchenlied im 18. Jhdt.
Das 20. Jahrhundert. (Berlin, Lüstenöder). II, 8.
Naaff, Volksnoth und Staatspflicht. — Wachler, Ehud.
Dram. Spiel. — Jordan, Herbe Bemerkungen über die Frauen.
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203
204
Nr. 6 . — Oesterreich isches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
— Tcutsch, G. Hecht (Forts). — »Berlin-Wien-Rom.« — Ein
wenig Kanncgiesserei. — Aus dem Narrenhause der Zeit. —
Bleibendes vom Tage.
Kritische Revue aus Oesterreich , red. v. J. Graf. IV, 37.
%* Der erste Antrag auf Ministcranklnge in Österreich. —
*** Die grossen Wiener Bauten. — Sendach, Die Bedeutung der
osterr. Mundart und ihrer Dichtung für d. hochd. Schriftsprache
und Poesie. — B. Münz, J. Frh. v. Eichendorff.
Illustrierte Zeitung, (Leipzig, J. J. Weber), Nr. 2552, 2553.
Jonas, Die Feier der gold. Hochzeit d. dän. Königspaares.
— Das neue Gebäude d« s Museums Francisco-Carolinum in Linz.
— Das Radetzky-Denkmal in Wien. — Die Kaiserbesuche in
Stett n und Danzig. — Die Verlobung des Gi f. Herbert v.Bismarck
mit der Comt. Marg. Hoyos. — Die Unermüdlichen, Gemälde v.
Fg. Lanccrotto. — Das Mendelssohn-Bartholdy-Denkmal in Leipzig.
— Die internat. Ausstellung für Musik- und Th.eatenvescn in
Wien, 111. — Die Weltausstellung in Chicago, 111. — Schlichen,
Der Isprawnik, Erzählung. — Topf, Goethes Antworten auf die
Fragen des Album »Erkenne Dich selbst!« — Moden. — Kleine
Berichte. — (2553, Plingstnummci): Dehn, Gulden und Mark.—
Sommerabend im Walde. — B orosty äny, G. Klapka. — A. O.
Kl, Hans Hugo v. Kloist-Retzow. — Rafaels »Verklärung Chiisti«.
— A. Tr., Im Spreewald. — Bittgänge und Feldersegncn in Steier¬
mark. — Beim »Warteweil« am Ammersee. — Seelmann, Die
Jungfrau im Grünen. Erzählung. — Moden. — Kleine Berichte.
Deutscher Jlausschatz in IVort und Bild , red. von II. Keiter,
(Regensburg, Pustet). XVIII, 12.
Jüngst, Im Hellhofe. (Forts.) — Galleiie zeitgen. kathol.
Schulmänner und Pädagogen: V. Heinr. Bonc. VI. Maurer, Joh.
Panholzer. — Meistermann, Eine Mondbetrachtung. — May,
Der Mahdi, i Forts.) — K., Irrenpflegc sonst und jetzt. — Pöl-
linger, Rothenburg o/T. — Gallerie hervorr. Centrumsredner:
XVI. Adv. Rud. Probst. XVII. Stadtpf. J. E. Göser. — Grimme,
Aus d. Reisebuche d. Nasir-i-Chosrau. — Unsere Todlen : 25. Prof.
Dr. Michael Vogel, 26. F. Hiss, 27. B. Ponholzcr. — Scheidt,
Über den Nestbau der Vögel. — Stöckle, Scheffel u. Petrarka.
— Männer d. Tages: 8. Ernst August, Herz. v. Cumberland, 9.
Botho Graf zu Eulenburg, 10. Dr. Hob. Bosse. — Beilage: Für
die Frauenwelt: H. Keiter, E. Capitel vom Heirathen. — Kleine
Nachrichten.
Beilage zur eiligem, Ztg , Beil. Nr. 114 —126 (16.—31. Mai).
(114.) Stengel, I). Enqueterecht d. engl. Parlaments (u. 115)
— Nettelbladt, E. Kriegszug in d. Tropen. — (115.) Guglia,
D. Cultus d Vernunft u. d. höchsten Wesens. —Lübke, Deutscher
Kupferstich u. Holzschnitt. — (116.) Noe, H. D. Thorcau. —
Hahn, I). bed. Ghtsehcr d. kaukas. Gebirges, (u. 118—120). —
(117.) Schmollcr. D. preuss. Seidenindustrie u. ihre Begründung
durch Friedlich d. Gr. (u. 120) — Keller-Jordan, D. Pyrenäen-
Trilogie. — (IIS.) Schwickcr, Die Sabbatharier in Siebenbürgn
— (119.) Pflugk-Harttu ng, E. verscholl. Kirche. — (121.) I).
Zustände Venezuela’s. — R ei n h ards tö tt n er, Zach. Werner’s
»24. Februar« in Spanien. — KareII, Wahrheit u. Dichtung im
Leben der Ameisen. — (122.) Seidlitz, Neues über Dürer. —
D. Krieg v. 1806/7: Prcnzlau u. Lübeck. — Die engl. Gewcrk-
vereine. — (123.) Necker, F. v. Saar (u. 124). — Prell,
Holländ. Indien; Geschichtliches; Java insbts. — (124.) Finlands
Kampf um s. Recht auf d. Landtage 1891 (u. 125 —127). —(125.)
Nitschc H., Altes u. Neues über d. Vertilgung forstschädl. In-
seeten. — (126.) Sträter, W. Raabe’s neues Buch.
Neue Erscheinungen:
Hey sc P., Merlin. Roman. BerL, Basscr. 3 Bdc. 8° (280, 312 u.
312 S.) 6. 7 20.
Stich M C., Oberpfälz. Burg- und Dorfgeschichten c. Siedlers.
München, Huttlcr (Fischer). gr.-8°. (\’II u. 180 S.) fl. U20.
Scheffel J. V. v., Episteln. Mit d. Porträt d. Vcrf. Stuttg., Bonz.
8°. (334 S.) 11. 2-16.
Steub L , Die Rose der Sewi. Eine ziemlich wahre Geschichte
aus Tirol. 2. Aull, mit III. von H. Engl. Ebd. 8°. (252 S.)
B ran di es Becht., Aus beiden Hemisphären. Anthropologisch-
ethnol, Novellen. Berl., Rentzel. (198 S.) fl. 1*80.
Grotthuss, Baronin E. v., Die Geschichte d. Schlaghahn. Ein
Märchen. Augsbg., Schmid, 8" (76 S.) fl. —.48.
Sibyllinus l)., An der Schwelle des 20. Jhdts. Eine Familien¬
chronik. Leipzig, Dunckcr & Humblot. gr. 8°. (\’III u. 268 S.)
fl. 3.-.
Bjm* R., Aquarelle. Jena, Costenoble. 2 Bde. 8°. (V, 3S1 u. III,
370 S.) 11. 4.80.
Doehlcr G., Im Zukunftsstnat. Lustspiel. Plauen i. V., Neupert.
gr.-8°. (III u. 90 S.) fl. - .60.
Praxmarer J., Bilder aus dem Tiroler Volksleben. I. Der Aus¬
wanderer aus dem Zillcrthale. 2. von J. E. bes. Aufl. Bozen,
Egger. gr.-8°. (XXIX u. 291 S.) fl. —.72.
Bode R , Die Unsichtbaren. Ein erzähl. Gedicht. Hannover, Ost.
12°. (243 S.) fl. 1.35.
Von dem bekannten Socialpoliliker Dr. G. E. Haas in
Gloggnitz erscheint im Laufe des Juni bei Moser in Graz ^Schatten-
bilder aus der Bacteriologie der Seele«. (S°. 296 S. 11. 1.35.)
Die nicht unbedeutende 1.—4. Auflage von F. \V. Wcbci’s
» Goliath« war gleich beim Erscheinen vergriffen; mit einem Nach¬
druck ist die Verlagshandlung beschäftigt.
J. Wi ebner in Krems, der Verf. der * Alraunwurzeln* u.
> Aus d. Mappe e. Volksfreundes « (vgl. Sp. 136 f.) wird demnächst
einen Roman abschliessen, der den Eitel führen wird »//// Schnecken¬
hauses. Am Faden seiner Jugendgeschichte schildert der Dichter
das Wirken eines schlichten Weibes aus dem Volke, das vom
Wesen der Religion durchdrungen ist, und gleichzeitig ein Bild d.
Volkslebens in Vorarlberg aus der Zeit der nun entschwundenen
\ V e 11 a b ges c 1.1 o ss e n h e i t.
Die südslavische Akademie der Wissenschaften
und Künste.
Von Dr. K. S t r e k e 1 j.
II.
Vom Rad erschienen bis Ende 1891 statt der in Aussicht
gestellten 96 Bände um I 1 mehr. Die Bände I — L1X haben alle
drei activierten Classen gemeinsam gefüllt; das Gleiche gilt von
dem zur fünfzigjährigen Feier der Wiedergeburt der kroatischen
Litteratur unddes kroatischen Volksthums herausgegebenen Bd LXXX
sowie von dem Rad über den gelehrten Dalmatiner Boskovic, der
volle drei Bände füllte. Sonst sind vom LX. Bande an diese
Publicalionen in der Weise gethtiit, dass die phi'ologiseh-bistorische
und philosophisch-juridische Classe ihre Arbeiten gemeinsam in
besonderen Bänden veröffentlichen, während der mathematisch¬
naturwissenschaftlichen Classe ihrerseits wieder besondere Bände
zur Verfügung stehen. Seit dieser Theilung gaben die zuerst ge¬
nannten zwei Classen bis Ende dts vorigen Jahres 31, die letztere
aber 13 Bände heraus. Der ganze Rad dürlte bisher gegen 8ÜU
wissenschaftliche Abhandlungen, Nekrologe von Mitgliedern und
Anzeigen von bedeutenden wissenschaftlichen Publicationen ent¬
halten. Darunter linden wir Arbeiten eines Miklosich, Jagic und
anderer wissenschaftlicher Koryphäen. Zu dem Gediegensten zählun
die vielen Arbeiten Racki’s, mit welchen er in das Dunkel des
kroatischen Alterthums einiges Licht zu bringen trachtet. In der
wissenschaftlichen Welt genicsst der Rad ein wohlverdientes An¬
sehen, da er für die verschiedensten Fächer, namentlich aber für
die slavische Philologie und Geschichte eine Fundgrube ersten
Ranges ist. Um einen Begriff über den Inhalt zu geben, will ich
die letzten Bände in dieser Hinsicht kurz in Betracht ziehen. Der
von der philologisch-historischen und philosophisch-juridischen
Classe herausgegebene Band CV enthält an der Spitze eine Ab¬
handlung von Prof. Vojnovic über die Gerichtsorganisation in der
Republik Ragusa. Valjavec setzt seine werthvolle und ausführliche
Abhandlung über die Acccntuation des Neuslovenischen fort,
während Matkoviü im XL Theil seiner Studie über »die Reisen
auf der Balkanhalbinsel im XVI. Jahrhundert« die Reisebeschreibung
zweier Polen detailliert bespricht. Racki liefert den V. Theil seiner
wichtigen Abhandlung »Der innere Zustand Kroatiens vor dem
XII. Jahrhundert« und behandelt darin die Vermögens- und ökono¬
mischen Verhältnisse der alten Kroaten. Den .Schluss des 245 Seiten
umfassenden Bandes bildet eine Anzeige Matkovic’s über die
älteste Geographie Kroatiens. Der letzte Band der mathematisch¬
naturwissenschaftlichen Classe (CVII) hat folgenden Inhalt : Sclak
liefert an der Spitze eine Abhandlung über das Leben und die
Werke des Georg Baglivi aus Ragusa, Professors der Anatomie
und theoretischen Medicin am römischen Archilvceum »Sapienza«.
Kispatic theilt den 1. Theil seiner Abhandlung über die Erdbeben
in Kroatien mit, während Sulck eine Abhandlung über die Zwerg¬
völker und Torbar eine über die Farbenblindheit gibt. Ein Nekrolog
Selaks von Brusina beschliesst diesen gleich starken Band.
Für die Erforschung des südslavischen Gewohnheitsrechtes
gab die Akademie bis nun einen Band Materialien heraus, welche
V. Bogi.sic mit Bienenlleiss und Verständnis gesammelt hatte;
der Sammler hatte in der Folge Gelegenheit, diese seine Kennt¬
nisse bei der Abfassung des bürgerlichen Gesetzbuches für Monte¬
negro praktisch zu verwerthen. Das Buch Bogisir's selbst gab im
Grossen und Ganzen Fr. S. Krauss deutsch als »Sitte und Brauch
Digitized by CnOOQLe
205
Nr. 0. — Oesierreighisc.hks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
200
der Sii.lslaven« wieder, wobei ihm jedoch mancher Irrlhum, um
nicht Aergeres zu sagen, mit unterlief. Von den Monumenta
his'fotico-juridica Slavorum meridionalium erschienen bis jetzt vier
Hände und brachten die Statute von Curzola, Spalato, Budua,
Scardona und Lesina, sowie die in kroatischer Sprache geschrie¬
benen Statute von Vinodol, Poljice, Vrbnik und sonst vo.i Veglia,
endlich die Statute von Castua, Veprinac und Tersatto. Ueber die
Quellen des geschriebenen Rechtes im slavischen Süden orientiert
ein von V. 13ogisic als selbständiges Werk erschienener biblio¬
graphischer Grundriss.
Weit reicher flössen die Materialien für die historische
VV issenschaft zusammen. Da stehen —• abgesehen von den histo¬
rischen Abhandlungen im Rad — obenan die Monumenta spectantia
historiam Slavorum meridionalium. Bis inclusive 1891 waren
22 Bände erschienen, wovon 10 mit Urkunden über die Beziehun¬
gen zwischen den Südslavcn und der Republik Venedig gefüllt sind.
Diese Urkunden erreichten mit dem letzten Bande das Jahr 1469;
solche aus späterer Zeit sind für die nächsten Bände in Aussicht
genommen. Ausserdem liefert uns diese Sammlung noch drei
Bände Commissiones et relationes Venetae . Um die Herausgabe
derselben hat sich Ljubic grosse Verdienste erwoiben. Racki
theiltc in zwei Bänden Monumenta Ragusina mit und sammelte
im VII. Bande die ältesten Urkunden und Zeugnisse für die Ge¬
schichte der Kroaten. Mit Band XIV ward die Herausgabe der
für die südslavische Geschichte wichtigen Scriptores in Angriff
genommen. Drei weitere Bände liefern Materialien für eine Ge¬
schichte der kroatischen Militärgrenzc; endlich theilt einer Acta
Bulgariae ecclesiastica und einer Urkunden über die Verschwörung
Zrinyi’s, Frankapan’s und Xadasdy's mit. Mit dem zuletzt ge¬
nannten historischen Factum beschäftigt sich auch ein selbstän¬
diges Werk von Racki. Aussei den Monumenta spectantia historiam
Slavorum meridionalium sind noch einige selbständige historische
Werke zu nennen, dieunterden Auspicien dersüdslavischen Akademie
das Tageslicht erblickten. Zunächst sei der zweite Band der von
T h e l n e r und M i k 1 o si c h herausgegebenen Vetera monumenta Sta -
vorum meridionalium historiam illustrantia ei wähnt, ferners ein
Werk von Sm.ciklas, herausgegeben zur Erinnerung an die Be¬
freiung Slavomens vor 200 Jaiiren; der erste Theil handelt über
die Zustände Slavoniens und anderer von Kroaten bewohnter
Länder unter der Herrschalt der Türken und schildert den Be¬
freiungskampf, der zweite aber liefert Urkunden über Sluvonien
im XVII. Jahrhundert (1640—1702).
In den Starine * Alterthiimer« besitzt die Akademie ein prächtiges
Sammelwerk, von unschätzbarem Werthe nicht bloss für die Ge¬
schichte der Sprache und Litleralur. sondern auch für die Geschichte
der südslavischen Länder und für deren Archäologie. Bis Ende
1891 sind bereits 24 Bände erschienen, voll von herrlichen Bei¬
trägen der bedeutendsten slavischen Gelehrten und Alterthums¬
forscher. So enthält der zuletzt erschienene Band eine Samm¬
lung von Correspondenzen über die Herausgabe glagolitischer
Kirchenbücher und über einige andere litterarische Angelegen¬
heiten Kroatiens vom J. 1620 - 1648, mitgetheilt von P. Eusebius
Fermen Jzin; ferners liefert Lopasic neue Beiträge zur Geschichte
der Verschwörung Zrinvi-Frankapan’s. Polivka beschreibt und
excerpiert einige südslavische, in Prag aufbewahrte Handschriften.
Racki theilt für die südslavische Geschichte wichtige Auszüge aus
dem Tagebuche des jüngeren Marino Sanudi für die Jahre 1526
bis 1 f>33 mit und am Schlüsse werden aus dem Nachlasse
K u k u lj e vie’s Regesta documentorum regni Croat/ae , Dalmatiae et
Slavoniae saeculiX ///. fortgesetzt. Ein selbständiges archaeolo-
gisches Werk ist das von Bulin über kroatische Denkmäler aus
der Umgegend von Nona und sonst in Dalmatien aus der Zeit
der nationalen kroatischen Dynastie.
Die Materialien für das grosse ser b ok roati s c h e Wö rtc rb u c h
flössen so reichlich zu, die Vorarbeiten wurden von Danicic so
gewissenhaft und emsig geleitet, dass derselbe nach 10 Jahren an
die Sichtung und Ordnung des mächtig angewachsenen Wort¬
schatzes schreiten konnte. Dieser nicht geringen Mühe unterzog
er sich mit der ihm eigen gewesenen Ausdauer und Sorgfalt. Als
im Jahre 1880 das erste lieft erschien, da mochte wohl Mancher
über den Reichthum der Sprache und die Genauigkeit des Lexiko¬
graphen in Staunen gerathen sein. Der Buchstabe A z B., der
bei Karadzic nicht volle neun, bei Stulli nicht volle fünf, hei
Parcic sechs, bei Danicic (im altserb. Wörterbuch) zwanzig Seiten
füllte, nimmt im akademischen Wörterbuch hundertachtundzwan¬
zig Seiten feinen Druckes ein. Bei jedem Worte wird seine Ge¬
schichte aufgerollt und, wenn notlnvendig, dessen Etymologie ge¬
geben. Das Wörterbuch lässt sich mit Fug und Recht dem Littre-
schen und Grimm’schen an die Seite stellen, und dürfte an Um¬
fang beide übertreffen. Bis jetzt sind die ersten di ei Bände er¬
schienen auf je 60 Bogen (960 Seiten). Der erste umfasst die
Wörter A bis CXsulja. der zweite die Wörter bis Djaoiji, der
dritte endlich bis Isprekiajati, Bedenkt man, dass die Wörter von
A bis I 180 feinbedruckte, dopp.lspaltige Bogen grossen Lexic> n-
octavs entnehmen, und dass man für deren Drucklegung volle
10 Jahre gebraucht hat, so dürfte das ganze Lexicon geg^n
900 Bruckbogen (14.400 Seiten) umfassen und, wenn die Arbeit
in der bisherigen Weise fortgesetzt w.rd, erst in 40 Jahren zu
Ende geführt werden. Es dürfte dann 15 Bände zu 60 Bogen
stark sein. Den ersten Band und das er.^te Viertel des zweiten
auszuarbeilen war noch dem Begründer Danicic gegönnt. Die
Fortsetzung lieferten dann Valj avcc und Hudmani, welch letzterer
nun allein die grosse Last auf seinen Schultern zu tragen hat.
Der hochherzige Protector trägt zur Förderung dieses Unter¬
nehmens jedes Jahr 1000 Gulden bei.
In der Sammlung der alten kroatischen Sch riftstcll er
wurden bisher theils Lieder, theils Gesammtwerke von nicht weniger
als 27 Dalmatinern herausgegeben, ja vielfach zum ersten Male ge¬
druckt. Bis nun sind IS stattliche Bände veröffentlicht worden.
Es werden uns da mitgetheilt : Die Gedichte des Marko Marulic,
des Sisko Mencetic Vlahovic und Gjore Drzic, die Lieder des
Mavro Vetramc Cavcic, des Nikola Dimitrovic und Nikola Naljes-
kovic. des Petar Hektorovic und H inibal Lucic, die Werke Marin
Drzic’, die Gedichte des Nikola Naljeskovie, A. Cubranovic, M.
Pelegrinovic und S. Misetic Bobaljevic, sowie die Jcgjupka (Zi¬
geunerin) unbekannten Verfassers. Bd. IX. umfasst die Werke
des bedeutendsten nicht bloss ragusätschcn, sondern überhaupt
serbokroatischen Dichters Ivan Fr. Gundulic. Es folgen dann
noch Bände mit Liedern des Miho Buniü Babulinov, des Maroje
und Oracijo Maz bradic und Marin Buresic. Drei Bände füllen
die Werke des religiösen Epikers Gjon Gjore Palmot c ; der XV. Bd.
brachte die Werke des unglücklichen Ant. Glegjcvic. Daran
reihen sich noch die Werke des Petar Zoranic, Antun Sasin und
Savko Gucetic Bendevisevic. Ein Band enthält die Werke von
ßarakovic und der letzte «XVI11.) Band brachte »Verschiedene
Lieder* des Dinko Ranjina. Verdienste um diese v Ausgaben
sammelten sich Jagic, Kaznacic, Pavic, Valjavec, Zepic und
andere.
Neben dieser specifisch philologischen Sammlung, dem
Lcxicon und den die Seite dcrSpiache und der Litteratur beleuch¬
tenden Abhandlungen im »Rad« gab die Akademie eine ganze Reihe
selbständiger philologischer Werke heraus, von welchen ich fol¬
gende nenne : Zwei Officien nach lateinischem Ritus für das Fe*t
des heil. Cyrillus und Methodius von Breie, die Geschichte des
Ragusäer Dramas von Pavic. ein Werk über die Wurzeln der
serbokroatischen Sprache von Danicic, ferners ein Werk über die
Figuren in der Volkspoesie der Serbo-Kroaten nchst einer Theorie
derselben von Zima. Von grosser Bedeutung sind zwei Publi-
cationen Geitler’s, enthaltend zwei altslovenischc Denkmale, das
Euchologium und Psalterium, welche der Herausgeber auf Sinai
abgeschiieben hatte. Maretic besorgte die Ausgabe des Lectio-
nariums Bernardins von Spalato und lieferte ausserdem eine Ge¬
schichte der kroatischen Orthographie mit lateinischen Buchstaben.
Endlich hat Zima in einem besonderen Werke die syntaktischen
Unterscheidungsmerkmale der drei Hauptdialecte der serbokroa¬
tischen Sprache zu fixieren versucht.
Auch die mathematisch-naturwissenschaftliche Gasse besorgte
ausser den zahlreichen Abhandlungen im »Rad« die Herausgabe
mehret er für die Kenntnis der südslavischen Länder wichtigen
Werke, von denen einige erwähnt werden müssen. Zunächst nenne
ich die »Flora croatica« von Schlosser und Farkas-V u ko-
tinovic, ferners »Die Käferfauna des dreieinigen Königreiches« in
3 Bänden von Schlosser, die -Flora lossihs Susedana« von Prof.
Pilar, und von demselben Verfasser »Die geographischen Coor-
dinaten oder die Lage der wichtigsten Punkte Dalmatiens, Kroatiens,
Slavoniens und theilweise der Nachbarländer, insonderheit Bos¬
niens und der Herzegowina, Istriens, Krains u. s. w.« Toubar
stellte einen interessanten Bericht über das Agramer Erdbeben
vom 9. November 1880 zusammen.
Die Akademie unterstützte ihre Mitg ieder nicht bloss dadurch,
dass mehrere von ihnen auf ihre Kosteri Reisen unternehmen
konnten, namentlich in die Archive von Ragusa und Venedig,
sondern förderte sie auch durch die Herausgabe mehrerer Werke
derselben auf ihre eigenen Kosten oder mit ihrer Unterstützung.
Ich nenne unter den philologischen Werken vor Allem den 1. Bd.
der kroato-serbischen Litteraturgeschichte von Jag io, die leider
bis jetzt ein Torso geblieben ist, sowie das unschätzbare Werk
Sulek's »Die südslavischen Pflanzennamen«; ferners gehört hier-
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207 Nr. 6. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang. 208
her das Werk Pavir’s -Die Volkslieder über die Amselfelder¬
schlacht im J. 1389«. In’s archacologischc Gebiet fällt das Werk
Ejubie’s, welches eine Beschreibung der in den südslavischen
Ländern gefundenen Münzen zu geben versucht, Für die Natur¬
wissenschaften ist ausser dem soeben genannten Sulek’sehen
Werke zu erwähnen eine kroatische medicinische Terminologie
von Dez man, ein botanisches F.xcursionsbuch von Schlosser und
V u k ot i n o vir, ferner ein botanisches Werk über die Liehen der
Umgebung Agrams von Vukotinovir, sowie der im J. 1890 er¬
schienene 1. Bd. der »Allgemeinen theoretischen und physikalischen
Chemie* von Professor Jancrek.
Nocheines Institutes, durch welches die Akademie viel Nutzen
stiftet, geschehe hier Erwähnung; ich meine die akademische
Bibliothek, welche besonders an südslavischen Handschriften
reich ist. Ihre Benützung steht nicht bloss Mitgliedern, sondern auch
Nichtmitgliedern frei, wodurch sich diese Akademie vorteilhaft
vor mancher ihrer Schwestern unterscheidet.
Aus diesem kurzen Referat, welches bei dem engbemessenen
Raum weder vertieft noch weiter ausgeführt werden konnte, dürfte
man gleichwohl ebensosehr die wissenschaftliche Bedeutung dieses
Institutes wie auch die Lrspriesslichkeit seines Wirkens entnehmen.
Möge die Akademie die Aufgaben, die sie s-ich gesetzt, auch in
Zukunft mit gleicher Energie verfolgen und glücklich zu Ende
führen !
Personalnachrichten.
Gestorben sind :
Am 23. Mai der französ. Forschungsreisende Jos. Martin
in Neu-Margelan in Klein Asien. — An dems. Tage der Prof, des
bcrnischen Rechts an der Hochschule zu Bein, Dr. Gust. König,
geh. 1828. — Am 31. Mai Dr. Alfr. Ed. Krauss, Prof. d. praktischen
Theol. u. der reform. Dogmatik an d. Universität Strassburg. geh.
1836. — Am 27. Mai der Kupferstecher Aug. Weger in Leipzig.
— Am 31. Mai Hofrath Dr. Theod. Meynert, Prof. d. Psychiatrie
a. d. Universität Wien, im 59. J.ebensj. — Am 0. Juni Dr. Jos.
Sch w a n e, ord. Prof. d. Dogmatik u. Moraltheologie in Münster.
— P. Gabriel Wüger, neben den PP. Lucas Steiner u. Des. Lenz
das berühmteste Mitgl. d. Beuroner Kunstschule in Monte Cassino.
Seine geschätztesten Wandmalereien bef. sich in d. Abteikirchen
Beuron u. Einaus, der Klosterkirche M.-Cassino u. d. Stuttg. Marien¬
kirche. — Prof. Herrn. Burmeister, Leiter d. naturgeschichtl.
Museums in Buenos-Ayres, Mitte Mai. — Der emer. Prof, der
Psychiatrie o. ehern. Dir d. Landes-Irrenanstalt in Prag Jakob
Eise hei in Prag im 79. Lebensjahre, gest. Anfangs Juni.
Ernannt wurden :
Dr. R. van den Bor gilt, bisher Handelskammersccrctür in
Köln zum etatsmässigen Prof. d. Nationalökonomie an d. techn.
Hochschule in Aachen. — Der a.-o. Prof. Dr. Stintzing zum
ord. Prof, der inneren Medizin in Jena. — Der Prof. a. d. techn.
Hochschule in Karlsruhe Dr. K. Büch e r zum ord, Prof, der
Statistik u. Nat.-Oekonomie a. d. Univ. Leipzig. — Der Priv.-Doc.
d. Kunstgesch. Dr. Heinr. Brockhaus zum a.-o. Prof, in
Leipzig. — Der Gen.-Stabsarzt d. Armee Dr. v. Co ler zum
ord. Prof. a. d. Univ. Berlin. — Der a.-o. Prof Dr. Ad. E rin an.
Director d. egypt. Abth. d. kgl. Museen zu Berlin, zum ord Prof,
das. — Der Director d. neu errichteten biolog. Instituts in Helgo¬
land Dr. Hei necke zum Prof. — Priv.-Docent Dr. Hugo
Schrötter zum a.-o. Prof. d. Chemie an d. Univ. Graz. —
Der Cons.-Rath u. Religionsprof. an d. Landesobcrrcalschule zu
Iglau Ign. Berger zum Ehrendomherrn d. Kathedralkapitels in
Brünn. — Der Prof. d. alttest. Exegese an der kath.-theol. Facultät
der Univ. Bonn zum päpstl. Hauspiälaten. — Der ord. Prof. d.
reinen Mathein, in Dorpat Dr. Frdr. Schur wird e. Ruf an d.
techn. Hochschule in Aachen, der Prof. d. Mathem. am Polytechn.
in Zürich Dr. Frdr. S c h o 11 k y einen solchen nach Marburg
annehmen.
Habilitiert haben sich:
Der Assistent am mineralog. Institut in Bonn Dr. Wilhelm
B r u h n s an d. phil. Facultät daselbst. — Dr. Martin Brcndel
aus Berlin für Astronomie in Greifswald. — Kais. Regierungs- und
Forstrath Ney für die torstwiss. Fächer an der jurid. Facultät
der Univ. Strassburg. — Dr. J ä n n i c k e für Botanik a. d. techn.
Hochschule in Darmstadt. — Dr. Alfr. Kruse für Pathologie u.
pathol. Anatomie in Greifswald.
Hervorragende Predigtwerke.
Predigten über das christliche Leben. .Missions.
u. Exercitien-Predigten. 646 S. in S°. Brosch. Mk. 5. —.
Exhorten an die Tertiären des hl. Franciscus.
Neue Reihe. 268 S. in 8°. Brosch. Mk. 2.—.
Von P Leonard
Wörnhart, <>. S. F.
Mit Apfnobotion </•*
hoetnv. /.> //<’fluhm
( h i/iinn iiits
. 1 1 utnlun-} /r ix ing
„Diese Predigten gehen nicht den gewöhnlichen Weg. Es spricht sich in ihnen eine ausser-
gewöhnliche Innigkeit u. Eindringlichkeit aus . . St. limni. I'.mirr /Sy/, rj. //.
Predigten auf die Sonn- und Festtage des katholischen Kirchen-
jahres v. Dr. W. K. Reischl, w. bischöll. geistl. Rath u. Professor. Zweite unver¬
änderte Ausgabe. 2 Bände. 934 Seiten. 8° Mk. 9. —.
„Was irgendwo von diesen Vorträgen gesagt ist, dass sic sich nach Form und
Inhalt über das erheben, was einem an Predigtsaminlungen und Zeitschriften begegnet, ist
wahr. Reischl zeigt sich darin als frommer Priester von reicher Wissenschaft.
(Hnin/’. I \i sto rii //>/•. i tt. )
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Kür jeden Verehrer des grossen
Cardinais von hohem Interesse!
Verlag von Hermann Kitz,
Saulgau (Württemberg). 2
,,Sprnchkuude sei Grundlag* Deinem
Wissen ,
Derselben sei zuerst und sei zuletzt
beflissen .*• (Küekert.)
— geläufige Sprechen
Schreiben. Lesen u. Verstehen der eng¬
lischen und französischen Sprache (bei
Fleiss und Ausdauer) ohne Lehrer sicher
zu erreichen durch die in 3t* Aull, vervollk.
Orig.-Unterr-Briefe n. d. Meth. Toussaint-
Langeiiseheidt. Probebriele ä Mk 1.- .
LaDgensclPidt’scbe Verlaas-Bucbli, BerliD,
SW. 46, Hallesche Str. 17.
BMT' Wie der Prospekt durch Namens-
an^abe nachweist, haben Viele, die
nur diese Briefe ('nicht mündlichen
Unterricht) benutzten, das Examen
als Lehrer des Englischen und Fran¬
zösischen gut bestanden.
Verl, y. Fricir. Brandstetter in Leipzig
NOMINA GEOGRAFICA.
Sprach- und Sacherklärung
von 42.000 geographischen Namen aller Erdräume.
Von
Dr. J. J. Egli.
2 ., verm. und verb. Auflage.
Lfg. 1 (Vorwort u. Halbbogen I—5 ent¬
haltend) Preis Mk 1.20.
Das Werk wird wenig über 120 Halb¬
bogen umfassen, den Preis von 24 Mk.
nicht oder nur unwesentlich übersteigen
und bis Ende 1892 im Druck beendet sein.
*
ln Vei tretung der Leo-Gesellscnalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norberius- Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 7.
Wien, 1. Juli 892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendorl.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESEULSCHAFT
KF.DIGIKUT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. — ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3. —
Debit fQr den geeammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien 111, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrBge zu richten sind.
Preise der Inserate: «/i S. fl.20.— = Mk.36.—, »/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, »/* S. fl. 7.— = Mk. 12.G0, >/e S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */« S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT*. Brunnhofer H., Vom Aral bis zur Ganga H a m a n n O., Entwicklungslehre u. Darwinismus.
j (J. Dahlmann). (Ü. Mussil).
Bernardini a Piconio, Triplex expositio b. Prosch, F., Fabelbuch Mayer’s v. Knonau Stern eck R. v., Bestimmung der Intensität der
Pauli ap. epistolae ad Rom., ed. M. Hetzen- j (Minor). Schwerkraft in Böhmen. (W. Läska).
auer (F. X. Pölzl». Hartleben’s Universal-Handatlas (—r). Schwanert H., HilLbuch zur Ausführung
Prohäszka, O., Isten es a viläg. [Gott u. die Hoernes, M., Oesterreieh-Ungarn u. das Haus chemischer Arbeiten, (hu
Welt] (A. Fischer-Colbrie). Habshurg (F. S.'i. Schulpe G., Pour prendre conge. (F. Süd).
Fraknöi, W., Mathias Corvinus, König v. , L i b e rat o re M., Grundsätze d. Volkswirtschaft, E c k e r J.. Lilien. tF. Süd).
Ungarn (M. Straganzi. | übers, von F. Graf von KuefsteiniH Misera). Herold J.. Sabbatklänge, Gedichte (F. Süd).
De Breuil, le comte Du Hamei, Le testament Ott E., Rhetorica. e. Beitrag zur canonist. Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach-
politique de Charles V. de Lorraine (Onno , Literaturgeschichte des XII. Jahrh. (Laurin). Zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe-
Klopp). Läska W., Die Schwankungen der Erdachse. 1. reitete Bücher. —
Theologie.
R. P. Bernardini a Piconio, Ord. Cap : Triplex Expo-
sitio Benti Pauli Apostoli Epistolae ad Ro¬
manos. Ad usum studiosorum s. theologiae et saccrdotum in
vinea Domini laborantium emendata et aucta per P. Michaelcm
Hetzenauer, Ord. Cap. provinciae tirolensis scptcmtrionalis
concionatorcm, approbatum s. theologiae lectorem, bibliothe-
carium. Oeniponte, Typis et sumptibus societatis Marianac.
1891. gr. 8°. (XXXVIII u. 603 S.) fl. 4.80.
Der Capuciner-Ordenspriester und Lector der Theo¬
logiein Paris, Bernardinus a Piconio (gcb. 1633, f 1709),
so genannt von seinem Geburtsorte Picquigny in der
Picardie — sein Familienname konnte bisher nicht eru¬
iert werden (vgl. p. XXV) — hat in Paris 1703 Com-
mentare zu den paulinischen Briefen veröffentlicht, welche
bald ins Französische und Italienische übersetzt wurden
und bis in die neueste Zeit in Paris und Lyon wieder¬
holte Auflagen erlebten. Die Anlage dieser exegetischen
Arbeiten wird schon durch die Titelaufschrift triplex
expositio hinlänglich angedeutet. Jedem Capitel eines
Briefes wird eine Analysis vorangeschickt, welche eine
Inhaltsangabe enthält und den Gedankengang klarlegt. Auf
diese folgt abschnittsweise der Vulgatatext mit einer an
der Seite stehenden, erklärenden Paraphrase und daran
schliesst sich drittens die Exegese im engeren Wort¬
sinne. Gleichsam als Appendix folgt am Schlüsse eines
jeden Capitels ein » corollarium pietatis «. Die Com-
mentare des Piconius empfehlen sich durch gefällige
Sprache, klare und solide Exposition des Bibeltextes, be¬
ständige Rücksichtnahme auf die Erklärung der Väter,
sowie durch ihre praktische Brauchbarkeit
P. Michael Hetzenauer, Mitglied der Capuciner Ordens¬
provinz von Nordtirol und Lector der Theologie hat von
der triplex expositio des Piconius zum Römerbriefe eine
neue Ausgabe besorgt, welche mit der Approbation des
Ordensgenerals und des Fürstbischofs von Brixen ver¬
sehen ist. P. Hetzenauer bezeichnet die von ihm besorgte
Ausgabe, welche zunächst für Theologiestudierende und
Seelsorgepriester bestimmt ist, mit vollem Rechte als eire
»emendata et aucta*. Während die bisherigen Ausgaben
nur den Vulgatatext boten, enthält die gegenwärtige auch
den griechischen Bibeltext » critice ilijmlicatum« . In der
Textrccension verfuhr der verdienstvolle Herausgeber mit
grosser Sorgfalt und vielem Geschick, und wenn der von
ihm gebotene Text nicht durchgängig Zustimmung finden
wird, so ist das leicht aus dem Umstande zu erklären,
dass die textkritischen Operationen mit grossen Schwierig¬
keiten verbunden sind. Aufgefallen ist mir, dass die
Reflexivformen aoioö, aoicäv .. festgehalten werden,während
die neueren Ausgaben dafür autoo, aorwv . . haben.
Die Analyse, öfter gekürzt, manchmal auch etwas
erweitert, ist in der neuen Ausgabe des Commentars
durchgehends präciser gefasst, sie berücksichtigt mehr
die Hauptgedanken als die einzelnen Versikeln und hebt
darum auch schärler den formellen Fortschritt in der
Argumentation des Apostels hervor. Zugleich bewirkt
dieses eingehaltene Verfahren, dass die nachfolgende
Paraphrase nicht als eine theilweise repetitio der Analyse
erscheint. Während die Paraphrase relativ wenig geändert ist,
weisen die eigentlichen exegetischen Ausführungen in
materieller und formeller Beziehung bedeutende Verände¬
rungen auf, welche dem Commentar in seiner gegen¬
wärtigen Gestalt zum grossen Vorzug gereichen. Es wird
in der Exegese durchgehends der griechische Text zur
Grundlage genommen und dieser in sprachlicher und
kritischer Beziehung sorgfältig erörtert und erklärt, dabei
aber der Vulgatatext nicht vernachlässigt. Die exegetischen
Ausführungen des Piconius sind methodischer geordnet
und enger an die Schriftworte, deren Erklärung sie
bilden, angeschlosscn. Damit wird die Uebersicht und
das Studium erleichtert und gefördert. Einen weitern Vor¬
zug bildet die eingehende Besprechung wichtiger biblischer
Ausdrücke sowie die genaue Vorführung der Geschichte
der Erklärung controverser Stellen. Hat endlich Hetzen¬
auer einerseits Excurse des Piconius, welche zum Ver¬
ständnisse des Briefes nicht nothwendig sind, weggelassen,
so hat er andererseits vielfach und mit glücklicher Hand
Citatc aus Vätern und alten Erklärern in den Commentar
aufgenommen. Wie ich bemerkte, wurden besonders häufig
Origenes, Chrysostomus, Theodoret, Bonaventura, Thomas
von Aquin und Erasmus herbeigezogen.
Zu bemerken ist noch, dass der Herausgeber in der
Einleitung genau die zahlreichen von ihm benützten
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211
212
Nr. 7. — Oesterreichisches Lttteraturblatt. — I. Jahrgang.
Arbeiten anfuhrt und dann unter dem Titel subsidia
critica ein Verzeichnis der griechischen und der Vul¬
gatahandschriften mit kurzen geschichtlichen Notizen bei¬
fügt. Die Bemerkung, dass der Codex Amiatnnts ante
medium saeculum YJ. geschrieben worden sei (p. XXIV),
ist seit de Rossfs Untersuchungen und Urtheil über
dessen Alter nicht mehr haltbar. Er wurde geschrieben
am Ausgange des siebenten oder am Anfänge des achten
Jahrhunderts (vgl. VVordsworth, N. T. latine. Partis
prioris fasciculus primus. Oxonii iSSg p. XI. wo auch
die betreffende Litteratur verzeichnet ist).
P. H. hat sich als tüchtig gebildeter und mit grosser
Umsicht ausgerüsteter Exeget eingeführt und die durch
ihn besorgte und nach allen Richtungen verbesserte Neu¬
ausgabe der trip lex expositio zum Römerbriefe kann
bestens empfohlen werden.
Wien. Dr. F. X. Pölzl.
Theologisch-praktische Monatsschrift , herausg. von Pell, Linsen¬
mayer und Krick (Passau, Abt). II, 6.
Atzberger, Die Sendung, Herabkunft u. Gnadencinwohnung
des heil. Geistes. (Forts.) — Haas, Seelsorgsklerus u. Psychologie.
— Trissl, Die angebliche Unhaltbarkeit der Sündfluttheorie. —-
Frank, Der Clerus u. der Bauernstand. (Schl.) — Uttendorfer,
Ueber den Zeitpunkt d. kirchl. Rehabilitation Kaiser Ludwigs d. B.
— Rupp recht, Pastorelle Behandlung lebensgef. erkrankter
Kinder. — Eirainer, Zur Erklärung des * Vidi aquam «. —
Pruner, Steht das >impedimentum criminis « auch Nupturienten
im Wege, welche d. Verbrechen in Unkenntnis d. kirchl. Gesetzes
verübt haben? — Diendorfer, Ist e. Beerdigung ohne standes-
amtl. Bescheinigung zulässig?— Voit, Mischehen.— Korber jun.,
Cäcilian. Uebertreibungen. — Kohlhofer, Zur Frage d. Baufall¬
wendung an den Pfründegebäuden. — Capucinus, Stoff der
Ablass-Gegenstände. — C. v. Brentano, Ein Missbrauch am
F rohnleichnamsfeste. — Uttendorfer, Aufbesserung gering
dotierter Seelsorgsstellen aus Staatsmitteln u. d. Baufondsbeiträge
betr. — Aufhebung des >matrimoniumpraesumptum «. — Recensionen.
Die katholische Bewegung in unseren Tagen , red. von J. Prax-
marer (Würzburg, WoerD, N. F., V, 4 u. 5.
(4.) Frank, Geistl. Volkstribunen (Schl, in Nr. 5). — Die
grosse Religion d. Ostens. IL Das Evangelium Jesu Christi u. die
heil. Schriften d. Buddhismus? — Monatsausschau. — Die Bibel
im kathol. Hause.
(5.) Die grosse Religion d. Ostens. NI. Buddha, der »Kom¬
mende«. — Reisebilder aus Tirol. (Forts.) — Die Leichenverbrenner
im Münchener Rathaus. — Monatsausschau. — Die älteste Apologie
d. Christenthums.
Kölner Pastoralblatt, herausg. v. Berrenrath u. Hermes (Köln,
Bachem). XXVI, 9 u. 10.
(9.) Entscheidungen d. Congreg. S. Officii, d. Interpretation
mehrerer Artikel d. Bulle Apost. Sedis betr. — Unter welchen
Voraussetzungen sind kncchtl. Arbeiten an Sonn- u. Feiertagen
erlaubt? (Forts.) — Die Bedeutung d. Pasloral-Conferenzen u. d.
Art u. Weise, sie abzuhalten. — Schwierige Stellen d. Breviers.
— Moralcasus.
(10.) Urtheile d. S. Congr. S. R. U. Inquisitionis üb. d. Ge¬
brauch d. Opiums. — Unter welchen Voraussetzungen sind knechtl.
Arbeiten an Sonn- u. Feiertagen erlaubt? (Forts.) — Die Pfingst-
präfation. — Die Bedeutung d. Pastoral-Confcrenzen und die Art
und Weise, sie abzuhalten (Schl.).
Correspondenz-Blatt f. d . kathol. Clerus Oesterreichs. Red. von R.
Himmel bau er (Wien, Fromme). XI, 11 u. 12.
(11.) Scheicher,D. neue Theorie. I. (Forts, in Nr. 12). —
H., Kirche u. Staat. III. — D. Schulfragc in Tirol gelöst. — Suum
cuique. — Ein Erlass. — R., D. Valutaregulierung u. d. Clerus. — Zur
Reisesaison. — »Pro« u. »contra« Goldwährung. — Legitimation un¬
ehelich geb. Kinder. — Dazu Beilage Hirten fasche, XIV, (N. F.,
V.), 6: Wie ist d. heil. Oel mit d. Viaticum zugl. z. Kranken zu
tragen? — Zum Verzeichnis d. liturg. Vcrstösse. — Mitlheilungen.
(12.) Otter, Zur Geschichte d. Katechetik. — R., Der Münz-
fuss u. seine Wirkung. — Beilage: Augustinus, Litteratur-
blatt, IX, 10.
Jltttudomdnyi Folyöirat. Red. Kiss J. III, 2 u. 3,
Karacson, Der Mohammedanismus und das Christenthum.
— Rezbünyai, Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in
unserem Vaterlande. — Füssv, Die Güter der französischen
Kirche vor und während der grossen Revolution. (Schluss). —
Kudora, Theorie der kirchlichen Beredsamkeit. — Engelsz,
Die griechische Sprache des neuen Testamentes. — Kereszty,
Zur Reform des theologischen Curses.
Neue Erscheinungen:
Schmitz II. J., Tobias, e. Vorbild für d. Katholiken d. Gegenwart.
Predigten über unsere Pflichten gegenüber d. socialen Gefahren.
Mainz, Kirchheim. 8°. (11, 1.08).
Dr. Boissarie, Lourdes u. s. Geschichte vom medicin. Stand¬
punkte aus betrachtet 1858—91. Autoris. IJbers. von S. u. H.
Euringer. Augsburg, Huttier. 8°. (IX u. 375 S.). fl. 1.62.
Dr. Vermeulen, Das XIX. allg. Konzil in Bologna. Regensbg.,
Habbel, gr. 8°. (112 S.) fl. 1.24.
Enzlberger J., Schematismus der kathol. Geistlichkeit deutscher
Zunge in den Vereinigten Staaten Amerika’s. Milwaukee, Wis.,
Hoffmann Brothers & Co. gr. 8°. (VI u. 381). fl. 1.—.
Scheffm acher, P. J. J., S. J., »Licht in den Finsternissen«.
Controvers-Katcchismus für Katholiken u. Protestanten, ent¬
haltend die Gegensätze der kathol. u. protest. Lehre. Neue
Ausg. Vermehrt mit c. Nachtrag: »Folgen u. Früchte der Re¬
formation. Protestantische Schlagwörter u. Entstellungen«. Als
Anhang: Die christliche Familie, ein Sittenspiegel. Hrsg. v. e.
Priester d. Diöcese Strassburg. Strassburg i. E., Le Roux & Co.
8°. (312 S.).
Gebe A. ifj., A görög katholikus egyhäzban vasärnapokon es
ünnepeken a szent liturgiän felovastatni szokott apostoli szakaszok
magyaräzata (Commentar z. d. apostol. Satzungen). Ungvar,
Levai. 8'. (V u. 275 S ). fl. 1.50.
Melles E., Görög szertartäsu katholikus liturgika azaz: szertartäs-
ertelmezes. Iskolai es magän hasznälatra. (Griech.-kathol. Liturgie).
Ebd. 8°. (158 S.). fl. —.60.
Im Juli erscheint in d. Buchhandg. d. kath.-polit. Press¬
vereines in Brixen e. neues Werk v. Prof. Franz Schmid
»Christus als Prophet nach d. Evangelien dargestellt «, e. voll¬
ständige u. systemat. Erörterung d. Weissagungen Christi u. deren
Erfüllung.
Antiquariats-Kataloge über wisscnschaftl. Theologie von
E. Freieslebcn’s Nchf. (G. Rettig) in Strassburg i. E., Katalog
Nr. XIII. (1485 Nummern). — Von Kirchhoff & Wigand
(Leipg.), Katalog-Nr. 893 (enth. den betr. Theil der Bibi, von
Phil. v. Nathusius), 1780 Nummern.
Philosophie. Pädagogik.
Prohaszka, Dr. Ottocar. : Isten es a viläg. Különös tekin-
tcttel a termeszettudomänyokra. (Gott und die Welt. Mit
besonderer Berücksichtigung der Naturwissenschaften.) 2. Aufl.
Gran, Buzärovits, 1892. gr.-8°. (245 S.) fl. 1.20.
Die Lösung der die Welt bewegenden Grundprobleme
des Daseins — im Sinne der alten Wahrheit, aber im
Gewände moderner Naturwissenschaft — hat sich vor¬
liegendes Werk zur Aufgabe gestellt. Es behandelt das
Dasein Gottes, die Entstehung des Lebens und der ver¬
schiedenen Lebensformen und endlich Gottes Thätigkeit im
Mechanismus der Ereignisse.
Für Gottes Dasein werden der kosmologische
und der teleologische Beweis ins Treffen geführt; und
zwar der kosmologische in dreifacher Fassung, indem
Gottes Dasein auf Grund des Causalitätsprincipes zuerst
auf metaphysischem, dann auf dem naturwissenschaft¬
lichem Wege, endlich aber aus der specifischen Ver¬
schiedenheit der Dinge nachgewiesen wird. Hieran
schliesst sich die Widerlegung verschiedener Einwürfe,
sowohl jener Kants wie auch der des modernen Materialis¬
mus und Pantheismus. In der Darstellung des tele¬
ologischen Gottesbeweises ist sowohl die philosophische
Lehre und die Causa finalis als auch der naturwissen¬
schaftliche Beweis für das Vorhandensein der Zielstrebig¬
keit in der gesammtenNatur klar erörtert. Im folgenden
Abschnitt — über den Ursprung des Lebens —
sind die modernen Hypothesen über die generatio spon-
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Nr. 7. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
214
tanea meisterhaft abgefertigt. Was nun die Verschieden¬
heit der einzelnen Lebensformen und deren Ur¬
sprung betrifft, zeigt Dr. P. vorerst auf negativem Wege,
dass alle für die Descendenztheorie in Anspruch ge¬
nommenen Argumente hinfällig sind, und rückt dann
positiv dem Darwinismus zu Leibe, dessen Unhaltbarkeit
erst aus den Thatsachen der Naturwissenschaft, dann
mit den Beweisen der Philosophie dargethan wird. Eine
kurze Besprechung der Thätigkeit Gottes im Welt¬
mechanismus (Erhaltung, Wunder, Willensfreiheit,
Gebetserhörung u. s. w.) beschliesst das Werk.
Der sei. P. Ballerini in Rom bezeichnete den Verf-
s. Z. als einen der talentvollsten Schüler, die das Colle¬
gium Genuanico - Hungaricum je gehabt haben dürfte.
Dieses Werk macht dem Urtheile P. Ballerini’s keine Un¬
ehre. Es ist mit seltener logischer Schärfe und ebenso
seltener Detailkenntnis naturwissenschaftlicher Fragen ge¬
schrieben; diese werden aber nicht zu ungeniessbarem
Aufguss und wissenschaftlichem Ballast, sondern zu aus¬
gezeichnet gelungener Veranschaulichung benützt. Das
Werk des Jesuitenschülers wurde auch in der liberalen
Presse Ungarns als eine hervorragende Leistung be¬
sprochen; die so bald nothwendig gewordene zweite
Auflage beweist auch, dass man ihm in Ungarn Ver¬
ständnis entgegenbrachte. Es würde eine deutsche oder
lateinische Ausgabe vollauf verdienen.
Wien. Dr. A. Fis ch e r-Colbrie.
Katholische Schulkunde , herausg. v. R. Kiel (Hciligcnst. Cordier)*
I, 24 u. 25.
(24) Herzberg, Alban Stolz. 11. — Eschelbach, Ge¬
danken über den Aufsatzunterricht. — Kösterus, Die deutsche
Elementarbildung gegen Ausgang des Mittelalters. I. — Schul¬
chronik. —* Beilage: Edelsteine, lllustr. kathol. Jugendschrift.
(25.) Dritte Generalversamml. des kathol. Lehrer-Verbandes
zu Osnabrück. — Erste Hauptvers. der kathol. Vereinigung ber-
gischer Lehrer zu Elberfeld (darin: Heiliger, Georg Mich. Witt¬
mann u. s. pädagog. Wirken). — Schulchronik.
Revue philosophique, XVI, 6.
Fouillee, A., E.xistcnce et developpement de la volonte. I.
Existence de la volonte. — La lande, Sur quelques idees du
baron d’Holbach. — Sorel, G., Essai sur la philosophic de
Proudhon.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien . XLIli, 4.
Walzcl, O. F., Neue Quellen zur Geschichte d. älteren
romantischen Schule. — Burkhard, K. J., Zu Plinius d. Jüngeren.
— Drechsler, F. J., Kritische Miseellen.
Zeitschrift f. d. Realschulwesen. XVII, 6.
Bechtel, A. u. Gloser M.. Die Abschluss- u. d. Reife¬
prüfung in Preusscn. — Hribar, Elementare Volumberechnung
d. Rotationsparaboloidcs, d. Rotationscllipsoides, d. Rotations-
hyperboloidcs u. einzelner Theilc dieser Körper.
Pädagogisches Archiv . XXXIV, 5 u. 6.
(5 . Krumme, Über die Berücksichtigung und Behandlung
des Potenzials beim Unterrichte in d. Lehre von d. Reibungs-
elektricität. — Soll künftighin die Freiwilligenberechtigung nur
denjenigen zuerkannt werden, welche d. Reifezeugniss e. Schule,
sei diese nun 6j. oder 9j., erworben haben? — Denkschrift belr.
d. Wünsche d. höh. preuss. Lehrerstandes.
(6;. Verhandlungen d. deutschen Reichstages üb. d. Antrag
Richter, d. Reichsregierung zu ersuchen, d. Bedingungen gesetzl.
festzustellen, welche z. einjähr. Freiwilligendienst berechtigen.
Gymnasium. Hrsg. v. Wetzel (Paderb. Schöningh). X, 11.
Ziemer, Das Latein nach d. neuen Lehrplänen.
Magyar Paedagogiai Szemle , hrsg. u, red. von G. Glatz. 1892, 5.
Baudur, Die Autorität d. Lehrers. — Berecz, Gy., J. A.
Comcnius’ Leben und Thätigkeit. — Jözsa, D. Lesen i. d.
1. Volksschulclasse. — Bänfi, J., Aus d. Schulleben. — Sehul-
gcschichtliche Miscellen. — Litterarische Rundschau.
Egyetemes Közoktatdsiigyi Szemle , red. v. Jancsö, Nr. 12.
O. S. Nachklänge zur Berliner Schulconferenz. — Schön-
vitzky, Die Schriften d. deutschen Einheitsschulvereines mit
Rücksicht auf d. Ungar, einheitliche Mittelschule. 111. — Zum
Lehrplan d. einheitl. Mittelschule. — Szäntö, Die Reform d.
Handelsfachbildung im jetzigen Stadium.
Wunderlich, Th., lllustr. Grundriss d. geschichtl. Entwicklung
d. Unterrichts im freien Zeichnen. Mit Biographien u. Bildern
der Förderer d. Zeichenunterrichts u. vielen 111. Stuttg. Loewe.
gr. 8°. (VIII u. 170 S.). 0. 1.80.
Melzer, E., Die Augustinische Lehre vom Causalitätsverhältnis
Gottes zur Welt. Ein Beitr. z. Gesell, der patrist. Philosophie.
Neisse, Graveur, gr. 8°. (III u. 45 S.). fl. —.30.
Dcschmann, G., Führer durch Österreichs Schulen. Eine
systemat. Darstellung der Unterrichts- und Erziehungs-Anstalten
d. Unter- und Mittelstufe f. d. männl. Jugend in den im Reichs-
rathe vertr. Königreichen und Ländern. Pilsen, Steinhäuser,
gr. 8 n . (X I u. 180 S.;. fl. 1.20.
W eissenhofer, Rob., Bausteine z. e. Schülcrbibliothcks-Kata-
loge. Wien, Holder, 8". (28 S.). (1. —.30.
K n u, Sam., A positivismus mint valläsrendszer, Comte Agost
munkäi nyoman. (Das Positive als Religionsform). Budapest,
Gebr. Revai. 8°. (73 S.). fl. —.80,
E s t e r h ä z v, S. dr., Bülcselkedes (Philosophische Betrachtungen).
Budapest, Leo Rcvav, 8°. (267 S ). fl. 2.—.
Horvath, Öd., Jogi ällamvizsgälataink reformja (Reform uns.
Staatsprüfungen). Ebd. 8°. (47 S .). fl. —.50.
Bei O. Wigand in Leipg. erscheint demnächst: S t a e h e I y,
J. A., Thaies erwacht. E. Erklärung d. Naturkräfte. 8°. fl. 1.20.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
FraknOl, W.: Mathias Corvinus, König von Ungarn
1458 —1490. Auf Grund archivaliseher Forschungen bearbeitet.
Aus dem Ungarischen übersetzt. Mit einem Titelbild in Farben¬
druck, 48 Illustrationen und 8 Facsimiles. — Freiburg im Br.
Herder, 1891. gr. 8°. (XVI u. 316 S.) fl. 4.20.
Der gelehrte Vicepräsident der ung. Akademie der
Wissenschaften bietet in dem angeführten Werke eine
Arbeit, die bereits allscitige Beachtung gefunden hat.
Nach des Verf. eigenen Worten sollte dadurch vorder¬
hand bloss eine Skizze der Geschichte des hervorragenden
Ungarnkönigs geboten werden ; die Resultate seiner lang¬
jährigen archivalischen Studien zur Geschichte des Math.
Corvinus gedenkt der Verf. in einem grösseren Werke
ausführlicher darzulegen (Vorr. VI.). Die vorliegende
Arbeit muss im Ganzen als gelungen bezeichnet werden.
F. hat den Stoff in sieben Bücher zergliedert: Jugend¬
jahre und Königswahl, die ersten Regierungsjahre, die
Anfänge der europäischen Politik des Königs und an¬
schliessend daran der Kampf mit nationalem und europäi¬
schem Widerstande, besonders mit dem Kaiser und die
Thronfolgefrage werden in den ersten sechs Büchern
behandelt, während das siebente der Darstellung des
Königs als Feldherr, Staatsmann und Mäcen gewidmet
ist. An der Hand der vom Verf. benutzten — zum Theil
sonst noch unbekannten — Documente gewinnen wir
manchen tiefen Einblick in das Leben des Königs; wir
sehen u. a., dass dieser so ausserordentliche Mann oft¬
mals dem Einflüsse seiner hochsinnigen Gemahlin sich
unterordnen musste. — Wohlthuend berührt in der Dar¬
stellung vor allem die Wahrnehmung, dass der Verf. es
verstanden hat, »den Einflüsterungen nationaler Eitelkeit«
aus dem Wege zu gehen.
In manchen Punkten kann ich aber mit dem Verf.
nicht übereinstimmen. So hätte namentlich die Politik
des Königs einer schärferen Kritik unterzogen werden
müssen. Es wäre, wie ich glaube, nachdrücklich zu be¬
tonen, dass Mathias, statt sein Augenmerk u nv er wan d t
auf den Osten zu richten und den »gefährlichen Feind
des Reiches« in Constantinopel zu suchen, denselben
vielmehr in Ungarns westlichem Nachbar, im Kaiser,
erblickte. (Vgl. S. 245 n. Anm. 1.) Man wird nicht
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Nr. 7. — Oesterreichisches Lm eraturblatt. — I. Jahrgang.
216
fehlgehen, wenn man darin eine politische Kurzsichtig¬
keit erblickt. Diese Thatsache wird durch die entgegen¬
stehende Ansicht des Verf., wonach der Kampf gegen
den Kaiser für Mathias gewissermassen bloss ein Mittel
zur glücklichen Bekriegung der Osmanen gewesen, keines¬
wegs entkräftigt. Die Darstellung des Verhältnisses zwi¬
schen Kaiser Friedrich und Mathias würde in manchen
Punkten eine wesentliche Acnderung erlitten haben, wenn
der Verf. Hubers Oest. Gesch. 111. des Näheren beachtet
hätte. Auffallend ist, dass dieses Werk gar nicht erwähnt
wird. Wenn S. 106 Pius II. hinsichtlich des geplanten
Kreuzzuges gegen die Türken der Saumseligkeit beschul¬
digt wird, so ist das ein Vorwurf, der nach den For¬
schungen Pastors als unbegründet zurückgewiesen werden
muss. Hinsichtlich der S. 107 erwähnten Geldsumme
aus der päpstlichen Gasse vgl. Pastor II. 235 wo sich
dieselbe genau angegeben findet (40.314 Duc.). Wenn es
schliesslich S. 260 2 heisst, dass »die gründlichste
Charakteristik der Persönlichkeit Maximilians I.« Ulmann
(nicht Ullmann) gegeben habe, so wird man diesen Satz
wohl kaum so ganz ernst nehmen dürfen. Die Darstellung
Ulmanns hat Niemand besser gekennzeichnet als Huber,
indem er sie »schwarzgallig« nannte. (Oest. Gesch. III,
345 1 .) — Die Ausstattung des Buches ist musterhaft;
die zahlreichen bildlichen Beigaben erhöhen wesentlich
den Werth desselben. Die Uebersetzung leidet hingegen
an manchen sprachlichen Härten, und ebenso wirken die
zahlreichen ungenauen Quellenangaben störend. Es gilt
dies namentlich von Citaten, die Bonfin entnommen sind,
dem, wie mir scheint, oftmals eine allzu grosse Glaub¬
würdigkeit beigemessen wird.
Hall (Tirol). P. Max Straganz 0. S. Fr.
Breuil, de, Le comte Jean Du Hamei, Le testament
politiquede Charles V. de Lorraine. Paris 1892.
Extrait de la Kevue Historique 1892.
Am 18. April 1690 endete auf der Reise von Inns¬
bruck nach Wien in Wels der Herzog Carl von Loth¬
ringen, der grosse Türkensieger. Es war der erste der
schweren Unglücksfälle, die in diesem Jahre den römi¬
schen Kaiser Leopold I. trafen. — Eine Reihe von Jahren
nachher, 1098 f gier.g eine Schrift aus unter dem obge¬
nannten Titel, als von dem Herzoge im Jahre 1687 ver¬
fasst. Der österreichische Historiker der Lcopoldinischen
Zeit, Wagner, hat (Bd. II, 154) diese Schrift gezeichnet
mit den Worten: Testamentum , qnod ejus nomine
circnmfertur politicum , tumidi ac maleferiati hominis
commentum inficetum est. — Das Urtheil ist richtig,
aber nicht erschöpfend ; denn es läuft auch ein starker
Antheil politischer Arglist mit unter. — Ungeachtet je¬
doch des Urtheils von Wagner, sowie dann desjenigen
von Voltaire in derselben Richtung, hat später eine Reihe
von Autoren entweder sich für die Echtheit ausgesprochen,
wie namentlich Graf Haussonville in seiner Htstoire de
la rcunion de la Lorraine a la France , oder doch
unentschieden sich geäussert. In neuester Zeit hat nun
Graf de Br. mit grossem Fleisse und Scharfsinne und
mit einer bei einem Franzosen ungewöhnlichen Kenntnis
auch der deutschen Geschichtslitteratur dies vermeint¬
liche Testament auf den Ursprung, die Zeitumstände, die
Absicht der Publication ausführlich geprüft. Das Ergeb¬
nis ist , dass Graf de Br. den früheren Secretär des
Herzogs, Chevremont, als den Verf. bezeichnet, der dann
im Dienste der Politik Ludwigs XIV. gegen den Kaiser
Leopold das Testament in die Welt gesetzt hat.
Es dürfte die Frage sein, ob auch nur Ein Ge¬
danke in diesem Testamente, das fortan nach der fran¬
zösischen Ausstreuung als der Leitstern der kaiserlichen
Politik dienen sollte, dem wirklichen Herzoge Carl von
Lothringen entspricht. Beginnt man aber von diesem
Punkte aus die Untersuchung, so eröffnet sich gar leicht
ein weites Feld der Meinungen, die richtig sein können,
aber die Gegner nicht überzeugen. Der in Fällen solcher
Art sicherste Weg der Prüfung ist derjenige der Chrono¬
logie, welchen der Verf. in dem dritten Capitel, über die
Authenticität des Testamentes, einschlägt. Das Testament
soll verfasst sein am 29. November 1687. Darnach soll
damals der Herzog geschrieben haben, als läge ein fer¬
tiger Plan vor, dass Wilhelm von Oranien nach England
überschiffe, Jacob II. vom Throne stosse, sich an dessen
Stelle setze — das Alles mit der Zustimmung des Kaisers
Leopold — und dann eine Landung in Frankreich
mache.
Dies Alles steht im Widerspruche mit den That
Sachen. Nicht schon 1687, sondern erst vom Beginne
1688 an hat sich in Holland der Plan der Expedition
nach England entwickelt, nicht in der Absicht, Jacob II.
vom Throne zu stossen, sondern ihn zum Bündnisse mit
der Republik Holland gegen Ludwig XIV. zu zwingen.
Denn nicht der Oranier, der nicht Souverän war, rüstete
die Expedition aus, sondern die souveräne Republik, die
ihm das Commando anvertraute. Nicht nach einem vor¬
her fertigen Plane verliefen dann die Dinge, sondern
nach Thatsachen, die Niemand vorhersehen, noch auch
nur ahnen konnte. Das was die Engländer noch bis auf
den heutigen Tag our glorious revolntion nennen, be¬
schränkt sich in Wahrheit darauf, dass sie ihren König
Jacob II. gegen die holländische Invasion nicht ver-
heidigten. Eingeschüchtert durch den Verrath rund um
ihn her, bethört durch französische Arglist, begieng dann
Jacob II. die grösste Thorheit seines Lebens, indem er
seinen Sohn als Unterpfand seiner Treue in die Hände
Ludwigs XIV. lieferte. Erst von da an, erst im Decem-
ber 1688, erwuchs in dem Oranier der Plan, die Krone
für sich selber zu nehmen und dadurch den Zweck zu
erreichen, für welchen sein Souverän, die Republik, ihn
entsendet, das Bündnis von England und Holland gegen
Ludwig XIV. Die letzte Entscheidung aber stand bei
dem römischen Kaiser Leopold, wie es der Oranier aus¬
drückt mit den Worten, am 14. Januar 1689: »Wenn
der Kaiser cingeht auf die Vorschläge Frankreichs, so
ist es um uns Alle geschehen«. — Der Kaiser hiess gut,
was ohne sein Zuthun geschehen war, und was zu än¬
dern nur dem Interesse Frankreichs dienen konnte.
Diesem Thatbestande gemäss muss das Urtheil über
des sogenannte Testament des Lothringer Herzogs aus-
fallen. Eine Schrift, in welcher dem Herzoge Carl von
Lothringen im November 1687 Erwägungen über That¬
sachen beigemessen werden, die, damals unvorhergesehen,
erst im Jahre 1688 stattgefunden haben, ist zunächst an
dieser Stelle ein späteres Falsum. Demgemäss ist aber
die Schrift nicht blos an der einen Stelle wurmstichig,
sondern durch und durch.
Und zugleich ergibt sich von dem einem Punkte
aus die Arglist, die Böswilligkeit des Ganzen. Mittelbar
wird gegen den römischen Kaiser Leopold die Anklage er¬
hoben, dass er Antheil genommen an einem vorbedachten
Plane, einer europäischen Verschwörung, den König
Jacob II. vom Throne zu stossen, wo in der Wirklich-
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Nh. 7. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
218
keit Jacob II. alles Unglück nur einerseits seiner Kopf¬
losigkeit verdankte, andererseits der Arglist Ludwigs XIV.,
die den armen Jacob II. als politische Schachfigur für
sich verwendete.
Die französische Politik verfolgte dieses selbe Be¬
streben , durch vermeintliche Entdeckungen geheimer
Papiere andere Mächte als mitwissend an einem solchen
Plane gegen Jacob II. darzustellen, auch gegenüber Rom.
Auf diesen, wie der Verf. richtig es bezeichnet (S. 20),
Roman sind hinein gefallen der Schotte Dalrymptc, der
Franzose Grimoard, der Preusse Leopold von Ranke.*)
Graf de Br. verfolgt noch weiter die Geschichte
jenes falschen Testamentes durch das 18. Jahrhundert,
den wiederholten Abdruck von prcussischer Seite. Er
zieht (S. 62) daraus den Schluss: Un fait rcssort
avec evidence de tont ce qne nous vetwns cf exposer
jusqiiici', le gouvernement prussien a jadis etc le
pr opagate infediteur presque officiel de pieces apo -
cryphes et d'odieux Pamphlets .
Im Hinblick auf die ganze mit Fleiss und Scharf¬
sinn durchgeführte Arbeit darf man mit Recht sagen,
dass der Verf. sich um das Gedächtnis des Herzogs
Carl von Lothringen ein Verdienst erworben hat.
Wien-Penzing. Onno Klopp.
Szäzadok. 1892. 5 u. 6.
(5.) Al. Petro v, Die russ. Jahrbücher u. deren Chronologie.
— Stef. Szamota, Die ältesten Angaben d. russ., serb. u. bulgar.
Quellen üb. d. Ungarn. — Al. Jakt'b, Beziehungen d. Ungar, u.
poln. Unitarier vom 15.—17. Jhdt. II. — J. Thüry, Das Ver¬
hältnis Petschewi’s zur Ungar. Geschichte (Forts, in Heft 6.) —
Litteratur. Recensionen.
(6.) L. Thalluczv, Georg Räköczy II. u. d. aufrührerischen
Söldner d. moldauischen Wojwoden. I. (1655). — Mich. Zsi-
linszkv, Die Obergespane d. Csongrader Comitates. — Jul.
Deesen yi, Studien in Italien. Archiven Ul. (über die Regierung
Math. Hunyadi's). — Recensionen.
Sybel's hist. Zeitschrift . (München, Oldenbourg.) N. F., XXXII, 3.
Witt ich, Zur Geschichte Wallenstcins. H. — S c h i e-
man n, Eine Episode a. d. Gesch. d. preuss.-russ. Heiratspläne. —
Miscellen : E. Denkschrift d. Weimar. Ministers v. Gersdorff vom
J. 1817. — E. M. Arndtzur schlesw.-holstcin. Frage. — Litteratur-
Bericht.
Neue Erscheinungen:
Henne am R h y n O., Die Frau i. d. Culturgcsch. Berl. Verein
f. deutsche Litt., 8°. (VII u. 369 S.) fl. 3.—.
Thoemes N., Der Anthcil der Jesuiten an d. preuss. Königs¬
krone v. 1701. Nach d. Akten d. geh. Staatsarchivs. E. preuss.
u. deutsche Studie. Mit einem Vorwort von E. Lieber. Berlin,
Eckes & Co. gr.-8°. (VIII u. 112 S.) 11. 1.20.
(Psenner J.) Peter Mayr, Wirt an der Mahr. Ein Held von
anno 1809. Hrsg, anlässlich d. lOjähr. Bestandes d. Museums
in Bozen. 1892. Verl. d. Museums. 8°. (IV, 112 S. mit einer
Stammtafel.
V a h 1 e n Alfr., Der deutsche Reichstag unt. König Wenzel. Leipzig,
Hirzel. gr.-8°. (188 S.) fl. 2.40.
Erdelyi L., Szercmi György es emlekiratai. Törtenelmi forräs-
tanulmänv (Gg. Szercmi u. s. Memoiren). Budapest, Kükai. 8°.
(135 S.) fl. 120.
Läzär Gyula, Dr., Angolorszäg törtenelme. A legreggib idöktö'l
az ujkorig. Elsö kötet. Az ösidöktöl II. Edward haläläig 1327-ben.
(Gesch. Englands, Bd. I, bis z. J. 1327.) Ebd. gr.-8°. (488 S.)
n. 2.50.
M a r c z a 1 i Henr., A lcgujabb kor törtencte. 1825 — 1880. (Gesch.
d. neuesten Zeit 1825—80.) Ebd., Gebr. Revai, 8°. (963 S.)
fl. 7.—.
Kubinyi F., A. regi magvarok szemelvenyei. I. kötet, 1. füzet.
(Arbeiten d. alten Ungarn, I, 1.) Budapest, Leo Revay. 4°.
(VI u. 1—40 S.) fl. 1.—.
Cermäk Kl., Mince krdlovstvi Ceskeho za panoväni rodu Habs-
burskeho od roku 1526. Scsit I. Mince Fcrdinanda I. a Maxi-
*) Ranke, Päpste III (4 1 A), 170.
miliana II. (1526—76) (Münzen d. Königr. Böhmen z. Zeit d
Regierung d. Habsburger v. J. 1526.) Pardubitz, Hoblik. kl.-4°
(S. 1 -44 mit 9 Tab.) fl. 1.40.
Eine grössere Zahl deutscher Historiker, unter ihnen die
Herren A. Bachmann (Prag), A. Bauer (Graz), J. Hirn (Innsbruck),
A. Huber (Wien) F. Kaltenbrunner (Innsbruck), F. von Krones
(Graz), O. Lorenz (Jena), E. Mühlbacher (Wien), G. Winter (Wien)
und H. v. Zwiedinek-Südcnhorst (Graz) laden ihre Fachgenossen
zu einer Versammlung ein, welche vom 27. bis 29. Scptcmb. d. J.
in M ü n c h e n stattfinden soll. Anlass zu dieser Versammlung
gibt die Frage, in welcher Weise der Geschichtsunterricht an Uni¬
versitäten und an Mittelschulen zu behandeln sei. Vor Allem
sollen folgende Fragen besprochen werden: 1. In wie weit hat
der Geschichtsunterricht zu dienen als Vorbereitung zur Theil-
nahme an den Aufgaben, welche das öffentliche Leben der Gegen¬
wart an jeden Gebildeten stellt? 2. Wie ist demgemäss der Ge¬
schichtsunterricht zu ertheilen ? 3. Wie sind die histor. Seminare
an den Universitäten einzurichten und zu leiten? An die Er¬
örterung dieser Fragen soll sich die Besprechung anderer gemein¬
samer Anliegen der Fachgenossen anschliessen, darunter die Er¬
leichterung der Benützung von Archiven und Handschriften¬
sammlungen.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Brunnhofer, Dr. Hermann: Vom Aral bis zur Gangä.
Historisch-geographische und ethnologische Skizzen zur Urge¬
schichte der Menschheit. (Einzelbciträge zur allgemeinen und
vergleichenden Sprachwissenschaft. XII. Heft.) Leipzig 1892.
Verlag von Wilhelm Friedrich, k. k. Hofbuchhändler. (XXV:
245 S.) fl. 3.60.
Ein überraschendes Licht würde sich über viele
Fragen der indischen, iranischen, griechischen Etymologie,
über Alter und Herkunft des Veda, über das Länder¬
und Völkerbild Mittelasiens ausbreiten, wenn die Resul¬
tate der vorliegenden Untersuchungen auch nur zur Hälfte
ihre Bestätigung fänden.
Seit einer Reihe von Jahren hat Dr. B. seine For¬
schung der historischen Geographie und Culturgescbichte
der Länder zwischen dem kaspischen Meer und der
Gangä zugewandt und in seinen Schriften eine bemerkens-
vverthe Reichhaltigkeit des Materials und Eigenartigkeit
der Auffassung niedergelegt.
»Vom Pontus bis zum Indus« folgte den Wanderun¬
gen der indischen Arier vom Südufer des Kaspischen
Meeres nach dem Fünfströmeland und besprach die
Culturzustände des urgeschichtlichen Iran. In der Schrift
»Iran und Turan« hoffte B. den Beweis zu erbringen,
dass die Völkerbewegungen des Rigveda sich über das
Hochland von Iran und Turan dem Oxus und Yaxartes
zu, bis hinüber an den Südosten des Kaspischen Meeres
erstreckten. »Vom Aral bis zur Gangä« nimmt nun jene
historisch-geographischen Forschungen unter neuen Ge¬
sichtspunkten wiederum auf und behandelt nach einer
orientierenden Einleitung über Ursprung, Alter und Her¬
kunft des Veda in sieben Abschnitten, I. Indo-iranische
Wörter im Homer; II. Indo-iranische Landschafts-, Fluss-
und Bergnamen; III. Central-asiatische und indische Land¬
schaftsnamen; IV. Iranische Hymnen des Rigveda; V.
Zusammenhang des Zoroastrismus mit dem Brahmanismus;
VI. Rhetorische Formeln des Veda; VII. Weisheit und
Aberglaube im alten Hindostan.
Wenn die Schrift an Reichhaltigkeit hinter ihren
Vorgängerinnen nicht zurücksteht, so überragt die Kühn¬
heit der Combination alles bisher Erschienene, eine Kühn¬
heit, für welche der Verf. an einer Stelle sich genöthigt
sieht, das Wort Paul de Lagardc’s rechtfertigend in An¬
spruch zu nehmen: »Beweisen lassen sich solche
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Nr. 7. — Oesterreichisches Lrn eraturblatt. — I. Jahrgang.
220
Combinationen nicht, so etwas sieht man eben.«
Allerdings eine Methode, die unter Verzicht auf den
wissenschaftlichen Beweis sich an die Intuitionsgabe des
Lesers wendet, deckt merkwürdige Dinge auf. Dieselbe
sieht in der homerischen OlvtovYj eine indische Venäni,
in homerischen aystXioc das vedisch-avestische Kshatriya,
in avifpoMrog ein altes athrapa »feuerbewahrend«, in Plaksha
einen Zusammenhang mit im Sonnenross Tfirkshva
das Türkenross, in dem ttsoc vr^, dem auszeich¬
nenden Beinamen der Diadochen aus dem Geschlecht des
Antiochos den iranischen Kavi Aipivahhu, in KapTrad-og
ein skrt. karapatha »Pfad der Fische«, in dem See Ara
der Kaushitaki-Upanishad den Aralsee, in der Stadt
Aparäjitä der Chandogya-Upanishad ein iranisches Aräji,
Raji, Rhagae, in dem halbmythischen Panchaia des Diodor
nichts geringeres als Bengalen und in Panara naturgemäss
Benares, in den dort erwähnten Kretern Bewohner Kuru-
kshetra’s, in Z=’j<; Tpvj’iXtos den trimürti, in *Y(j[i,mv
Vämana, in des Kuhemerus Berichte über den Tempel¬
bau und Tempelschmuck der Panchaier Angaben »von
nicht absehbarer Tragweite für die Geschichte der indi¬
schen Kunst«, in den Albursabhängen am Kaspischen
Meer die Heimath der Verehrung des Sonnengottes
Püshan, in Rigvcda V r . 85 einen Varunahymnus, am kas-
pischen Meere gedichtet, in Hymnus X. 60 den untern
Lauf des Oxus, wo die Parner-Daer einen lucrativen
Transithandel treiben, im Atharvaveda ein zarathustrisches
Lied an Akömanö, in dem Ätreyahymnus (Rig. V. 13.)
einen Siegeshymnus auf die Eroberung Babylons durch
die sanskritarischen Meder.
Nach solchen Ergebnissen fürchten wir, dass B. nur
allzutrcffend den Werth seiner Arbeit selbst gekennzeichnet,
wenn er für dieselbekein passenderes Motto als Göthe’s Wort
fand: »Es ist mit M ein un gen, die man wagt, wie mit
Steinen, die man voran im Brette bewegt.« Dass aber der
Schlusssatz jenes Spruches sich erfülle »sie haben ein
Spiel eingeleitet, das gewonnen wird«, getrauen wir uns
kaum zu hoffen.
Der Verf. nimmt begreiflicherweise scharfe Stel¬
lung gegen die »Vedischen Studien« und bezeichnet
dieselben als »einseitig, irrthümlich und gänzlich unzu¬
reichend«, einzig deshalb, weil nach letzteren der
Rigveda »ein indisches Denkmal ist und als solches
aufgefasst und erklärt werden muss«, während für ihn
»der Veda eine Centralsonne, deren Strahlen die Ur¬
anfänge des indischen Lebens im Osten, des per¬
sischen im Süden, des ario-hellenischen im Westen, des
slavogermanischen im Nordwesten und des turanischen
im Nordosten beleuchten.« Eine solche Auffassung darf
sich allerdings gestatten mit Jahrtausenden zu rechnen
und beispielsweise für den Hiranyagarbha-Hymnus Rig.
X. 121 den Zeitpunkt der Abfassung bis 3000 v. Chr.
hinaufzurücken. — Von der schwärmerischen Verehrung
für den »Axenbegriff des Ritam« wollen wir gänzlich
schweigen. — Aber sie weiss sich auch vor den be¬
denklichsten Verwechslungen schlecht zu schützen. Oder
wie hätten es sonst B. in den Sinn kommen können,
den hl. Epiphanios in religionsgeschichtliche Beziehung
zu dem iranischen Gott Aipivahhu in Beziehung zu bringen.
Der Verfasser spricht von dem Epiphaniastage, an welchem
in der griechischen Kirche das hochheilige Fest der
Wasserweihe stattfinde. Diese Wasserweihe scheine auf
den Ursprung des Namens Epiphanios hinzuweisen und
füglich könne der erste Theil desselben, nämlich Epi, auf
skrit. apya »auf das Wasser bezüglich« zurückgeführt
werden. Wir brauchen kaum hervorzuheben, dass das
Fest der Epiphania und das Fest des hl. Epiphanios
zwei ganz verschiedene Dinge sind. Aber bezeichnend
ist es für unsern Verfasser, dass sich ihm die ge¬
schichtliche Gestalt des hl. Epiphanios in das nebelhafte
Gebilde eines mythischen Aipivahhu verflüchtigt hat.
Eine solche Methode wird die Frage nach dem Alter
und der Herkunft einer der merkwürdigsten Hymnen¬
sammlungen ihrer Lösung nicht näher bringen. Das wahre
(j//. 7C0Ö otcö der Rigvedaex-Egese bildet nicht, wie B.
meint, die historisch geographische Orientierung, sondern
die Ueberzeugung, dass der Veda ein indisches
Buch und »indischer Geist es ist, der uns aus den Liedern
der Visvämitras und Vasishthas nicht minder entgegen¬
tritt, als aus der Kädambari des Bäna.«
Lainz. Jos. Dahlmann S. J.
Prosch, Dr. I* ranz, Das Fabel buch Meyers von K non au»
in Auswahl herausgegeben und ein ge leitet.. Wien, im
Selbstverläge des Verfassers. 1891. 8°. 26 S.
Die litteraturgeschichtlich interessanten Fabeln des
schweizerischen Dichters sind den Fachgenossen durch
diese Auswahl zwar nicht allgemein zugänglich gemacht,
aber näher gerückt. Der Herausgeber orientiert in der
Einleitung über die verschiedenen Ausgaben und schickt
die Litteratur über den Dichter voraus, bei der jetzt
Bächtold’s Schweizerische Litteraturgeschichte anzumerken
ist. Dann folgt eine litterarhistorische Einleitung und end¬
lich, nach den Vorreden Bodmer’s und des Dichters,
eine Auswahl von fünfzig Fabeln, die reich genug und
geschickt getroffen ist. Die französischen Fabeln, welche
Meyer von Knonau übersetzt hat und welche der Heraus¬
geber »trotz seiner Umfrage bei einigen Fachgenossen
nicht ermitteln« konnte, rühren von Beat Ludwig von
Muralt her und werden, wie ich mich zu erinnern glaube,
auch in Greyert’s Monographie (Frauenfeld 1888) er-
wäh nt.
Wien. Minor.
Zeitschrift für die deutsche Sprache, herausg. v. D. Sanders.
(Paderborn, Schüningh.) VI, 3.
Zum Checkgesetz. — Sprach!. Bemerkungen zu Moltke’s
Briefen an seine Braut. — Die Sprachreinigung b. d. Neubearbei¬
tung des Goedcke-Goethe. — Die Wissenschaft d. Sprache etc. —
Zu Heyse’s Roman »Merlin«.
Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereines, hrsgb. von
H. Ri'egel. VII, 1—6.
(1.) Riegel, Vorstand u. Leitung des A. d. Sp.-V. in ihrer
Entwicklung 1885—1892. — Schrifsteller u. Sprachverein. —
Hermann Sudermann. — (2.) Pressl, Aus Schwaben. — Justiz-
minister v. Bomhard. — Wolf, Bukowincr oder ßukowinaer? —
Cavalleria rusticana. — Eine geschmacklose Wendung. — Der
Redacteur . — (3.) Keller, Die Jahrhundertfeier für Comenius —
Der kleine Kalender. — Schirmer, Die Jahresberichte d. höheren
Lehranstalten u. d. Fremdwörterunlug. — Gehören die Fremd¬
wörter zum sog. guten Ton? — Gensei, Schlagender Grund.—
(4.) Lohmeyer, Nochmals der kleine Kalender. — Saalfeld,
J. Grimm’s Antrittsrede »über das Heimweh«. — Vom Nord-Ost-
sce-Canal. — Aus der Handelswclt. — Nochmals der Redacteur,
— Buchrucker, »Unwiederbringlich« v. Fontane. — Verdeutsch¬
ungen auf medicin. Gebiete. — (5.) Erbe, Die deutsche Sprach¬
lehre in deutschem Gewände. II. — Aus amtlichen Kreisen. —
Speisekarten. — (6.) Heintze, Die Endung -nt. — Gutes Deutsch
im Rechtsleben. — Blasendorff, Die neuen preuss. Lehrbücher.
— Aus der Schweiz. — Saalfeld, Daheim! — In jeder Nummer:
Kleine Mittheilungen. — Sprachliche Musterleistungen. — Bücher¬
schau. — Zeitungsschau. .
Viertcljahrsschrift für Litteraturgeschichte. V, 2.
Kawerau, Joh. Sommers Etnographia Mundi. — Sitten-
b erg er H., Untersuchungen über Wielands Komische Erzählungen.
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222
Nr. 7. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
— Steig R, Herders Antheil an den Frankfurter gel. Anzeigen
v. J. 1772. — Waser H., Fine Satire aus der Geniezeit. —
Werner R. M, Zum Drama des XVI. Jhdts. — Bolte J., Aus
G. R. Weckherlins Leben. — Ders., Eine Handschrift d. Herzogin
Magdalena Sybille v. Würtemberg. — Hirzel L., J. H. Waser.
— Pappenberg, Zwei Gedichte Zach. Werners. — EnglertA.,
Heines Beiträge zu Schad’s Almanach.
Philologus VI., I. Hälfte 1 u. 2.
(1.) Müller Alb, Die neueren Arbeiten auf d. Gebiete des
griech. Bühnenwesens. — Rudolf Fel., Die Quellen u. d. Schrift¬
stellerei d. Athenaios. — Lattmann, Die Tempora der latein.
Modalitätsverba in Nebensätzen. — Crusius 0. u. Cohn L.,
Zur handschriftl. Überlieferung, Kritik u. Quellenkunde d. Paroe-
miographcn.
(2.) Kurtz E., Die Sprichwörter d. Eustathios. — Riess E.,
Nechepsonis et Petosirides fragmenta magica. — Schiller H., Die
Cäsarausgabe d. Hirtius. — Petschenig M., Sprachliches zu
Frontius Strategemata.
Neue Erscheinungen:
Jackson A. W. W., An Avesta grammar in comparison with
Sanskrit. Parti: Phonology, intlection, word-lormation, with an
introduction on the Avesta. Stuttg., Kohlhammer. gr.-8°. (XLV1II
u. 273 S.) fl. 1.80.
Albert J., Heinr. Heine u. der Antisemitismus. Nossen i. S., West-
phalen. 8°. (45 S.) fl. -.24.
Hess G., Geist und Wesen d. deutschen Sprache. Eingel. durch
e. kurze Lcbensbeschreibg. d. Verf. von K. H. Keck. Eisenach,
Wilckens, gr.-8°. (95 S.)‘fl. —. 96.
Peiser F. E„ Die Hetitischen Inschriften. Ein Versuch ihrer Ent¬
zifferung nebst einer das weitere Studium vorbereitenden, meth.
geord. Ausgabe. Berlin, Peiser. kl. 4°. (XVI u. 128 S.) 11. 3.60.
Sie,cke E., Die Liebesgeschichte d. Himmels. Untersuchungen zur
indogerm. Sagenkunde. Strassburg, Trübner. gr.-8°. (VII u. 131 S.)
fl. 2 . 10 .
Aus dem Goethe hause. Briefe F. W. Riemers an d. Familie
Frommann in Jena (1803—24). Nach den Originalen hrsg. von
F. Heitmüller. Stuttgart, Cotta. gr.-8°. (VIII u. 356 S.) 11. 3.60.
Ribbeck O., Geschichte d. röm. Dichtung, lll. Dichtung der
Kaiserherrschaft. Ebd. gr.-8°. (V u. 372 S.) fl. 5.40.
Fischer Th. A., Drei Studien zur engl. Literaturgeschichte. (1.
Roger Ascham. — 2. Erinnerungen eines Jenenser Studenten.
Aus d. Tagebuche eines Engländers. — 3. Über den Einfluss
der See auf d. engl. Literatur). Gotha, Perthes. 8°. (277 S.)
fl. 1.80.
Horvath Cyr., Nemzeti irodalmunk a reformäcziöig(UnsereNational-
litteratur bis zur Reformation). Baja, Kollar. 8°. (143 S.) fl. 1.—
Koväcs Gyula, Latin elemek a magyar nyclvben (Latinismen in
der ungarischen Sprache). Budapest, Kökai. 8°. (69 S.) fl. —.50.
Demnächst erscheint bei Alb. Müller in Zürich: O. v. Gre-
gerz, Die neuere Sprachentwicklung in der deutschen Schweiz,
(n. --24.)
Länder- und Völkerkunde.
A. Hartleben’s Universal-Handatlas. 93 Haupikarten u.
100 Nebenkarten auf 126 Kartenseiten zur mathematischen,
physikalischen, politischen und historischen Geographie. Mit
einem begleitenden Texte und vollständigem Register von Dr.
Friedrich Umlauft und Dr. Franz Hei de rieh. Wien, Pest,
Leipzig, A. Hartlebcn's Verlag. gr.-Folio. (Text IV u. 104 S.)
fl. 10 .-.
Es ist von vorneherein mit Freude zu begrüssen,
dass eine grosse österreichische Verlagsfirma es unter¬
nommen hat, einen »Universal-Handatlas« in dem Um¬
fange wie der vorliegende herauszugeben. Den Titel recht¬
fertigt das Unternehmen insoferne, als die Herausgeber
richtig erkannt haben, dass »ein Atlas, der den heutigen
Anforderungen« — wir müssen ergänzen: sowohl denen
der Gelehrten als auch denen des benützenden Publikums
— »gerecht werden will, vielseitig sein muss; er muss
allen Zweigen der Erdkunde dienen, nicht der Länder¬
kunde allein, sondern auch der Ethnographie, und er
muss um der mathematisch-physikalischen Geographie
willen nicht minder Karten astronomischen, geologischen
und meteorologischen Inhalts bieten«. Endlich erscheint
auch »eine Anzahl von historischen Karten in einem
Atlas . . . nothwendig«. — Diesen Bedürfnissen sucht
der »Univ.-Handatlas« auf doppeltem Wege entgegen zu
kommen: einmal durch die Karten und dann durch das vor¬
ausgeschickte umfängliche Textbuch (die 104 Folio¬
seiten desselben kommen etwa 400 Octavseiten gleich), das in
fünf Abtheilungen die mathematische Geographie und
Kartographie (S. 1 —10), die physikalische Geographie
(S. 11 — 30), die specielle Geographie der Erdtheile
(S. 31 — 93), einen kurzen Abriss der histor. Geographie
(S. 94—96), und der Verkehrsgeographie (S. 97— 98)
behandelt; ein ausführliches Orts- und Sachregister (weit
über vierthalbtausend Worte) ist dem Buche beigegeben.
Inhaltlich bietet der Text natürlich nach keiner Seite
hin Neues; der (oder die) Verf. haben sich bestrebt, den
Stoff übersichtlich und klar anzuordnen und überall die
neuesten feststehenden Kenntnisse, die letzten Zählungen
zu verwerthen. Das ist ihnen im Ganzen auch gelungen.
Der Abtheilung »Oesterr.-Ung. Monarchie« (S. 47 f.)
hätten wir, da ja der Atlas doch in erster Linie für
österr. Benützer berechnet ist, eine ausführlichere Dar¬
stellung gewünscht; wenn beispielsweise Spanien eine
Halbseite, Frankreich über anderthalb, Schweden-Nor¬
wegen nahe ebensoviel, Russland noch mehr Raum ein¬
nimmt, hätte Oesterreich-Ungarn doch sicherlich mehr
als die kaum über eine Spalte (Halbseite) hinausreichende
Uebersicht verdient. Zum mindesten die Aufzählung der
Landeshauptstädte, der Hochschulen, eine Skizze der
kirchlichen Eintheilung u. dgl. sollte eine künftige Auf¬
lage bringen. Auch scheint uns das staatsrechtliche Ver¬
hältnis zwischen den beiden Reichshälften nicht ganz
klar formuliert. Ebenso stehen die Flächeninhalts-Angaben
nicht auf dem Standpunkte der neuesten Forschungen
(vgl. darüber Penck, Der Flächeninhalt der österr.-
ungar. Monarchie).
An Karten bringt der Atlas: 5 Karten zur mathemat.
Geographie und Kartographie, 14 (auf 17 Seiten) zur
physikal. Geographie, 61 (auf 86 S.) topogr. Karten,
dann 32 (auf 50 S.) Europa, 12 (auf 14 S.) Asien,
8 (auf 10 S.) Afrika, 6 (auf 8 S.) Amerika und 3
(auf 4 S.) Australien betreffende, endlich 3 Karten
(auf 5 S.) zur Verkehrsgeographie und 10 (auf 13 S.)
historische Karten: 4 zur alten Geschichte, 3 aus der
Zeit des Mittelalters, je eine aus dem Zeitalter der Ent¬
deckungen, des 30jährigen Krieges und Napoleons I.
Die Ausführung ist gut, die Namen deutlich und so weit
Stichproben ergaben, richtig geschrieben, geringfügige
Irrungen kommen weniger in Betracht. Sehr zu wünschen
wäre es, wenn auch zu dem Atlas ein Ortsregister
(nach dem Muster desjenigen, das dem Andre’schen
Atlas beigefügt ist) ausgearbeitet würde, wozu ja viel¬
leicht die Gradnetzeintheilung die nöthigen Weisungs¬
quadrate abgeben könnte. —r.
Hoernes, Dr. Moriz, k. u. k. Assistent am k. k. natur-
hist. Hofmuseum.: Oesterreich-U ngarn u nd das Haus
Habsburg. Geographisch und statistisch, geschichtlich und
genealogisch in Umrissen dargestellt. Mit 29 Illustrationen und
11 in Gold, Silber u. Farben ausgeführten Wappen u. Ordcns-
tafeln. Teschen, Verlag der k. u. k. Hofbuchh. K. Prochaska.
(1892) 16°. (184 S.) fl. —.50.
Das Büchlein hält, was der Titel verspricht; die
Dehnbarkeit des Ausdruckes »in Umrissen« lässt aller¬
dings manche Deutung zu. Der Verf. hat jedoch seine
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Nr. 7. — Oesterreichisches Lttteraturblatt. — I. Jahrgang.
224
Aufgabe ernst genommen und sich bemüht, etwas Ganzes
und Brauchbares zu schaffen. Seine Darstellung ist ge¬
wandt und im Ganzen zutreffend. — Verstösse, wie
z. B. gleich auf S. 5, dass der Inn »Ursprung und Mün¬
dung innerhalb der Reichsgrenzen« habe, sollten freilich
nicht Vorkommen. Zu den »höheren Lehranstalten« (S61)
ist doch wohl auch die Hochschule für Bodencultur in
Wien zu rechnen? Das röm.-kathol. Religionsbekenntnis
ist nicht blos das »des Kaisers«, sondern des gesammten
kaiserlichen Hauses. Daneben finden sich Schiefheiten
und Unrichtigkeiten wie: dass »die kathol. Kirche, den ihr
durch die Ausbreitung des Protestantismus drohenden
Gefahren gegenüber ihre Lehren klar gefasst und die
Unterwerfung ihrer Widersacher zum festen Beschluss
erhoben« habe (S. 119.) Dagegen sind die Beilagen: die
(dem Wurzbach’schen Lexikon entnommenen) Stammtafeln,
die Porträte (durch die Firma Angerer u. Göschl lobenswert
vervielfältigt) und besonders die farbigen Wappen und
Ordenstafeln sehr erwünscht. Das kleine Büchlein ver¬
dient, wenn es auch wissenschaftlich nicht in Anschlag
kommt, vom Standpunkt der Brauchbarkeit aus Lob.
F. S.
Globus, hrsg. v. R. And ree (Braunschweig, Vieweg). LXI, 20—24.
(20.) R. Sieger, Der Riesentopf bei Überlingen. — Cou-
dreaus Reisen in Französisch-Guayana. II. * Schl.) — Fernando
IYm>. Nach d. Spanischen des Don Jose Valero y Bclenguer. —
II. Friedrich, Biberdümmc an d. Flbe. — Kap. Bowers Reise
quer durch Tibet. — Die Tiefseeablagerungen nach d Ergebnissen
d. Challenger-Expedition. — Dr. Wasser ziehe r, Beobachtungen
üb. d. deutsch-amerikan. Sprache. — John Meier, Noch einmal
Pennsylvania-Deutsch.
(21.) C. M. Pleyte Wzn, Indonesische Masken. I. — F.
S. Krauss, Vampyre im südslav. Volksglauben. — H. Seidel,
Islam u. Moscheen im westl. Sudan. — Wichmanns Forschungs¬
reise auf Rotti. — Neue Rennthierstation bei Schaffhausen. — Der
Quellsce des Mississippi.
(22.) Joh. Hopps, Albert Samuel Gatschet und sein Werk
üb. d. Klamath-Indianer. — Pleyte Wzn, Indon. Masken II. —
Franz Kraus, Die unterirdischen Zufluchtsstätten v. Naours in d.
Picardie. — Ten Kate auf Flores u. Sumba. — W. Joest, Der
Seidenwollenbaum im Geistesleben d. Neger. — Vorkolumbisehe
Menschengehirne am Popocatcpctl.
(23.) Wolf v. Me tzsch-S chi 1 hach, Die letzten Liven. —
Die Musik der Indianer. — W. J. H affin an n, Die ausgestorb.
Tsehu’ma-Indianer. — Urgeschichtl. Funde in vulk. Ablagerungen.
— Pater He ras Fahrt auf d. Rio Agüsan (Mindanao). — G. Roth,
Die Vegetation d. Cocos-Gruppc.
(24.) G. Weigand, Von Berat üb. Muskopolje nach Gjord-
scha. — R. Hansen, Die Sprachgrenzen in Schleswig. — Black-
feetindiancr in Washington. — Die künstliche Bewässerung der
Steppen in d. Vereinigten Staaten.
Dasselbe. EXII. 1. u. 2.
(1.) Paul Ehrenreich, Südamerikas Stromfährten I. — G.
Fritsch, Arabismus oder Nationalismus? I. — Kurt Hassert,
Der Scutarisee. I. — Fr. Müller, Anthropologie u. Ethnologie in
Amerika.
(2.) Hassert, Der Scutarisee, II. — Fritsch, Arabismus
oder Nationalismus? II. — Krehbicl, Chinesische Musik. — H.
Hofmann, Russische wissensch. Expeditionen d. J. 1892.
Mittheilungen der k. k. Geograph. Gesellschaft. XXXV, 2 u. 3,
Simonv, Über die Eigenbewegungen der Fixsterne. —
Butvka, Das ehemal. Vilajet Derssim.
Petermann s Mittheilungen (Gotha, Perthes.) XXXVIII, 5. u. 6.
(5.) Wichman n. D. Insel Rotti. — Damian, D. Caldonazzo-
u. Levieo-See. — Ceyp, Beitrüge zur Kunde üb. d. südüstl. Theil
Persiens (Schl.). — Kleinere Mittheilungen.
(6.) Jeppe, Die Feststellung d. Grenze zw. d. siidalrik. Re¬
publik u. d. portugics. Besitungen. — Lin den kohl, Coast &
Survey, Das Gebiet d. Jukon-Flusses in Alaska u. s. Bewohner.
— Polakowskv, Pittiers Forschungsreisen durch d. südwestl.
Theil v. Costarica. — Stuhl mann, Emin Pascha’s letzte Expe¬
dition 1S91.
Zeitschrift für wissenschaftl. Geographie (Weimar, Geogr. Inst.).
VIII, *11 u. 12.
W. Rüge, Zur Geschichte d. Kartographie. — Kettler,
Üb. d. Arbeiten d. Geograph. Instituts zu Weimar 1791 —1891.
(Forts.) — Harnisch, Nachtrag zu »Afghanistan in s. Bedeutung
f. d. Völkerverkchr.«
Verhandlungen der Gesellschaft f. Erdkunde zu Berlin. (W. 11.
Kühl). XIX, 4.
v. Donat, Über d. Pontinischen Sümpfe. — Dr. G. Schott.
Zweiter Bericht üb. seine Reise nach d. ostasiatischen Gewässern.
— Neueste Vorgänge auf geograph. Gebiete.
Zeitschrift ders. Gesellschaft. XXVII, 1.
E. v. Drygalski, Grönlands Gletscher u. Inlandeis. —
Blumen tritt, Beiträge zur Kenntnis d. Negritos. — Hammer,
Bemerkungen zum Aufsatze Dr. Bludau’s über d. Projection der
Karte v. Afrika.
Mittheilungen d. Anthropolog. Gesellschaft in Ji'ien. XXII, 1 u. 2.
Nie der le. Die neuentdeckten Gräber v. Podbaba u. der
eiste künstlich deformierte prähistor. Schädel aus Böhmen. —
Stolpe, Entwicklungserscheinungen in der Ornamentik d. Natur¬
völker. — Sitzungsberichte Nr. 1., Jan. u. Febr. 1892: T o m a-
schek. Die Urbevölkerung Kleinasiens. — Hocrncs, Bemerk,
über d. neuen Funde von St. Michael.
Neue Erscheinungen:
Reiss W. u. A. Stübel, Reisen in Südamerika. Geologische
Studien in d. Republik Columbia. I. Petrographie. 1. Die vulkau
Gesteine, bearb. v. R. Küch. Berk, Asher & Co. gr.-4°. (XIV
u. 204 S.) n. 12.—.
Ranke J.. Beiträge z. phvs. Anthropologie der Bayern, II. Bd.:
Ueber einige gesetzm. Beziehungen zw. Schädelgrund, Gehirn
u. Gesichtsschädel. München, Bassermann, Lex.-S" (V u. 132S.
m. 30 Taf.) fl. 7.20.
Wert ner Mör Dr., A magyar nemzetsegek a XIV. szäzad köze-
peig. Szamos genealogiai täbläval. I. kötet A—H. (Die ungar.
Nationalitäten bis zur Mitte XIV. Jhdts., Bd. I.) Budapest, Kökai,
gr.-8° (XIV u. 327 S.) tl. 2.50.
Bei Felber in Berl. erscheint demnächst ein neues Werk von
A. Bastian (Dir. d. Mus. f Völkcrkdc. in Berlin). * Ideale Welten,
nach uranograplüschen Provinzen in Wort und Bild. Ethnolog.
'feit- und Streitfragen nach Gesichtspunkten der indischen l oiker-
kunde 3 Bde. in gr.-8° mit 22 Tafeln zu tl 27.—. (I. Bd.: Reisen
auf d. vorderind. Halbinsel i. J. 1890. — II. Bd.: Ethnologie u.
Geschichte in ihren Berührungspunkten unter Bezugnahme auf
Indien. — III. Bd.: Kosmogonien u. Theogonien indischer Religions-
philosophien, insbes. jainistischen).
Rechts- und Staatswissenschaft.
Liberatore, I’. Matthäus.: Grundsätze der Volkswirth-
schaft. Mit Beihilfe von Mitarbeitern aus dem Italienischen
übersetzt von Franz Graf von Kuefstcin. Innsbruck, Druck
und Verlag der Vereinsbuchhandlung und Buchdruckerei, 1891,
8°. 11. 2.40.
Der Yerf. stellt u. A. folgende Grundsätze auf:
»Die Volkswirthschaft ist ihrer Natur nach der Staats¬
wissenschaft untergeordnet« -und »die Volkswirthschaft
ist der Siltenlehre untergeordnet«. Es hat ihm hiebei
ein hohes Ziel vorgeschwebt, denn es kann heutzutage
nicht genug betont werden, dass die Volkswirthschafts-
lehre nicht bloss eine Lehre vom goldenen Kalbe sein
darf. Leider hat der Vcrf. dieses Ziel nicht consequcnt
verfolgt; man muss sagen, dass einzelne Lehren Lüs,
uenn man nicht wüsste, mit welcher Persönlichkeit man
es zu thun hat, gerade das Gegentheil fördern würden.
Wenn der Vcrf. die Volkswirthschaftslehre als die Wissen¬
schaft des Reichthums definiert, so müssen wir aufrichtig
gestehen, dass wir es nicht für unbedingt nothwendig
halten, dass der Verf. eine Lehre über den Reichthum
entdecke. Die Beschränkung, welche sich der Vcrf. da¬
durch auferlegt, dass er »die Volkswirthschaftslehre als
eine Wissenschaft des öffentlichen Reichthums in Be¬
zug auf seine ehrliche Einrichtung als Mittel für das
allgemeine Wohlergehen« hinstellt, ist eine viel zu be-
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Nr. 7. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
226
schcidene. Reichthum ist Ueberfluss und er ist wohl zu
unterscheiden von den bürgerlichen Gütern, welche wir
zu unserer Existenz benöthigen. Eine Identificierung von
Reichthum und Wohlstand ist nicht sprachgebräuchlich
und führt zu bedenklichen Unklarheiten. Für die ideale
Auffassung der Wissenschaft bedenklich und unnöthig
ist die Verengung des Begriffes »Werth« in dem Begriff
»Tauschwerth«. Wenn der Verf. diese Identificierung für
noth wendig ausgibt, indem er den Satz ausspricht:
»Werdet ihr nun die Moral die Wissenschaft in Münzen
schätzen?«, so ist dies ganz einfach ein circulus vitiosus.
Und wenn er weifrtrs meint: »Auf diese Weise würden
wir auch Gott den Herrn auf Reichthum zurückführen«,
so scheint er vergessen zu haben, dass die Volkswirt¬
schaft sich auf den rein menschlichen Verkehr beschränkt;
Gott aber steht ausserhalb des rein menschlichen Verkehrs.
Begreillich ist cs, dass ein Theologe, vom Positiven in
der Religion ausgehend, auch in anderen Wissenschaften
das Positive sucht, und das Positivste ist wohl die Natur.
Die Ansicht des Verf.: »Das Eigenthum ist dem Menschen
natürlich« hat uns sehr angeheimelt, und zwar um so
mehr, als in diesem Satze auch eine Beschränkung gegen
den Missbrauch des Eigenthums enthalten ist. Sehr schön
sind auch die Worte des Verf., dass »der Reiche von
Natur aus verpflichtet ist, dem Armen den Ueberfluss
seines Reichthums zu geben«. »Der Grund dafür ist ein¬
leuchtend, weil das Recht eines jeden Menschen, von
den Früchten der Erde zu leben, ein ursprüngliches ist.«
Das Buch enthält wirklich, wie der Uebersctzer sagt,
Goldkörner, allein etliche Einseitigkeiten und Oberflächlich¬
keiten wären wohl zu vermeiden gewesen. Wenn der Verf
glauben sollte, mit der »Verpflichtung des Reichen, den
Ueberfluss den Bedürftigen zu geben« die sociale Frage
gelöst zu haben, so wäre das eine arge Täuschung,
zumal er uns keine eigentliche Definition des »Armen«
und des »Bedürftigen« gegeben hat und sich über¬
haupt über diese Begriffe nicht recht klar zu sein
scheint. Auch wäre es besser gewesen, wenn der Verf.
nicht so viel Gelehrsamkeit auf die Sache verwendet
hätte. So hat uns z. B. die weniger gelehrte, aber doch
grossartige Schilderung des »Luxus« von Wilhelm Roscher
mehr von den Schattenseiten des »Luxus« überzeugt,
als das an Citaten reiche Capitel des Verf. über den¬
selben Gegenstand. Indessen ist der, wenn auch vielleicht
nicht direct ausgesprochene Zweck des Buches, die
Idealisierung der Volkswirtschaftslehre, sehr lobenswert.
Möge das vorliegende Werk als einer der Anfangspunkte
auf dieser Bahn betrachtet werden und der Verf. in dieser
Hinsicht recht viele Nachfolger finden, welche nicht
bloss, wie der Verf., den theoretischen, sondern bis¬
weilen auch den praktischen Nationalökonomen die
Wahrheit sagen.
Wien. Dr. H. Misera.
Ott, Dr. Emil, Prof, des civilgerichti. Verfahrens an der
böhm. Karl Ferdinands Universität in Prag. Rhetoriea cc-
clcsiastica. Ein Beitrag zur canonistischen Litteraturgescnichte
des XII. Jahrhunderts. Wien, 1892. Bei F. Tempskv in Comm.
gr.-8°. 118 S. 11. 1.15. (Aus den Sitzungsberichten der kais.
Akademie der Wissenschaften in Wien, philos.-hist. CI., Bd. 125,
VIII. Abhandl.)
Die vorliegende Schrift enthält eine Darstellung des
canonischen Processes, wie dieser im Decreuun Gratiani
dargelegt ist. RJu torica wird diese Schrift deshalb genannt,
weil einst der Rechtsunterricht häufig in Verbindung mit
der Rhetorik, der Unterweisung in der Redekunst,
ertheilt wurde. Die genannte Schrift behandelt das kirch¬
liche gerichtliche Verfahren nach den im Gerichte vor¬
kommenden Hauptpersonen, dem Kläger, dem Geklagten
und dem Richter, mit Einschluss der Zeugen, und legt
die einzelnen Processhandlungen bei Besprechung der
den gedachten Personen im Processe zukommenden recht¬
lichen Stellung dar. Sie ist in Frankreich, in der zweiten
Hälfte des XII. Jahrhunderts, bald nach dem Erscheinen
des Deere tum Gratiani , und zwar aus Lehrvorträgen
entstanden, welche an einer Domschule von einem Geist¬
lichen für jüngere Cleriker gehalten wurden, um diese
für ihre künftige Wirksamkeit an kirchlichen Gerichten
vorzubereiten.
Dieses litterarische Werk war bisher nur wenig be¬
kannt; erst Prof. Ott hat durch die vorliegende Abhand¬
lung auf Grund eingehender Vergleichung der bis jetzi
bekannten vier Handschriften eine genauere Kenntnis
desselben vermittelt. Nach einleitenden Bemerkungen über
die Handschriften der R . entwickelt er zuerst den
Zusammenhang der Jurisprudenz mit der Rhetorik im
frühen Mittelalter und das Verhältnis der canonistischen
Rechtswissenschaft des XII. Jahrhunderts zur Theologie
und zum römischen Processrechte. Dann schildert er die
an das Decretum Gratiani anknüpfende Litteratur und
bespricht die Stellung, welche die R. E. unter den
On/ines jndiciarii ihrer Entstchungszeit einnimmt; in
welcher Beziehung er (S. 42 ff.), der Meinung Professor
Sicgel’s (cit. Sitzungsber. Bd. 55, S. 548) gegenüber,
die Ansicht vertritt, dass der Ordo judiciarius Eilherti
auf Grundlage der R. E. entstanden und nur ein versi-
ficierter Auszug aus derselben sei. Darauf handelt der
Verf. von dem Orte und der Zeit der Entstehung der
R. TL, erörtert die Veranlassung zu deren Abfassung,
entwickelt den Zweck und die Methode derselben, spricht
von der Persönlichkeit und den Anschauungen ihres Ver¬
fassers, erwähnt die von ihm benutzten Quellen und den
litterarischen Apparat, würdigt die Bedeutung dieses
Werkes und fügt schliesslich eine Inhaltsübersicht des¬
selben nach den in den Manuscripten vorkommenden
Capiteliiberschriften bei.
* Die Abhandlung empfiehlt sich sowohl durch
gründliche Erörterung des Gegenstandes und durch
klare und fliessende Darstellung, wie auch durch den
vornehmen Ton, in welchem der Verf nach dem Beispiel
Papst Benedicts XIV. (vgl. die Vorrede zu dessen Synodns
dioec., ed. Rom. 1755), die von der seinigen abweichen¬
den Ansichten Anderer bespricht, und durch die Pietät,
mit welcher er die Verdienste hervorhebt, welche die
katholische Kirche und namentlich die Päpste des Mittel¬
alters um die Ausbildung des gerichtlichen Verfahrens
sich erworben haben. Wie einst der berühmte Münchener
Processualist Dr. Hieronymus v. Bayer (Vorträge über
die deutsch, gern. ord. Civilprocess, 10. Auflage,
München, 1869, S. 7 ff.) in dieser Beziehung sich dahin
ausgesprochen hat, dass die in den Decretalen der Päpste
des Mittelalters enthaltenen Aussprüche derselben über
Gegenstände der Gerichtsverfassung und des gerichtlichen
Verfahrens vollständiger, zusammenhängender und den
Bedürfnissen der Zeit entsprechender gewesen sind, als
die lückenhaften, zerstreuten und häufig veralteten Vor¬
schriften des römischen Rechtes, und dass der gemeine
deutsche Process vorzugsweise auf der Grundlage des
canonischen Rechtes beruht: ebenso sagt auch Ott
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227
Nr. 7. — Oksterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
228
(S. 47), dass die Kirche aus dem fragmentarisch sich
entwickelnden italienischen Territorialprocesse ein ein¬
heitliches Processrecht geschaffen; dass sie nach Aus¬
scheidung lebensunfähiger Elemente die bewährten Process-
einrichtungen weltlicher Gerichte im Detail ausgebildet
und vervollkommnet und durch beharrliches und conse-
quentes Festhalten an dem so geschaffenen Rechtsgange
jenes Verfahren entwickelt hat, welches bald als consue-
iudo generalis weithin Verbreitung, in der Theorie und
Praxis Anerkennung und in der staatlichen Gesetzgebung
die umfassendste Aufnahme gefunden hat.
Wien. Prälat Dr. Lau rin.
Archiv für Strafrecht. XXXIX, 6.
Dalcke, Die Wegschaffung d. Asservate in Strafsachen.
— H i 1 s e, Strafbarkeit d. Mitnahme v. Gegenständen aus Strassen-
bahnwagen, welche v. Mitfahrgästen dort zurückgelassen waren.
— Bozi, Die Zwangsvollstreckung der auf Einziehung lautenden
Strafurtheile gegenüber dritten Personen.
Archiv für praktische Rechtswissenschaft. XVI, 3.
Gilmer, Bemerkungen zu Artikel 15, Nr. 1 d. hess. Pfand¬
gesetzes vom I5./9. 1858, insbes. bez. d. Begriffes d. bcwegl.
Vermögens d. Kinder u. d. Behandlung d. Schulden u. Ersatz¬
posten bei Berechnung derselben. — Arnold, Die Schutzrechte
d. Abgeordneten d. Grossherzogth. Hessen.
Juristische Vierteljahrsschrift. Organ d. deutschen Juristenvereins
in Prag. XXIV (N. F. VIII), 1.
Kahanc, Civilprocessuale Contractreprobationen.
Jahrbuch für Nationalökonomie u. Statistik. 3. Folge. IV, 5.
Mengcr C., Die Valutaregulierung in Oesterreich-Ungarn
(Forts.) — V arges, Stadtrecht u. Marktrecht.
Jahrbücher für die Dogmatik d. heutigen römischen u. deutschen
Privatrechtes. XXXI, 5.
P f i t z e r, Die Postanweisung. — E i s e 1 e , Civilistische
Kleinigkeiten.
Oesterreichisches Centralblatt für juristische Praxis. X, 6.
Zi s 11 e r. Die Zuständigkeit d. Gerichte n. d. Bestimmungen
d. Strafgesetzentwuries.
Revue, d'economie politüjue. VI, 5.
La reforme de l'etalon monetaire en Autriche-Hongrie. —
So m b a r t W., Essai critique sur la politique commcrciale de
1*Italic depuis 1861. — Marousscm, Le Systeme parisien de
l’industrie du meuble et 1c »Sweating System«.
Neue Erscheinungen:
V o i g t M., Rom. Rechtsgesch. I. Bd. Leipz., Liebeskind. gr.-8°.
(XII u. 844 S.) fl. 16.20.
Adler K., Das österr. Lagerhausrccht. Berl., Heymann. gr.-8°.
(VII u. 234 S.) 11. 2.70.
Bin ding K., Die Ehre und ihre Verletzbarkeit. Leipz., Dunckcr
u Humblot. gr.-8°. (V u. 36 S.) 11.—.48.
S a 1 i s L. R. v., Die Religionsfreiheit in d. Praxis. Vortrag in der
jurist. Ges. zu Wien. Bern. Wyss gr.-8°. (43 S) 11. —.60.
Gruber. Nationales oder internationales Geld? Die Quintessenz
d. Währungsfrage. Wien, Lesk & Schwiedernoch. 8°. (131 S.)
II. —.50.
Zimmermann A., Geschichte d. preuss.-deutschen Handelspolitik,
aktengemäss dargestellt. Oldenburg, Schulze. Lex.-8°. (V u.850 S.)
fl. 9.60. .
Hallier E., Die socialen Probleme u. d. Erbrecht. E. rechtsphil.
Studie. München, Albert & Co. gr.-8°. (45 S.) fl. —.60.
Nccas J., Deutsch-böhm. jurid. Terminologie, 1. Heft. Brünn,
Winkler. gr.-8°. (IX u. 54 S.) fl. —.50.
Rupprecht L., Just. Mosers sociale u. volksw. Anschauungen
in ihrem Verhältnis zur Theorie u. Praxis s. Zeitalters. Stuttg.,
Cotta. gr.-8°. (V u. 173 S.) tl. 1.80.
Mössmer F., Die mittelb. Thäterschaft in gleichzeit. Berück¬
sichtigung d. Hypnotismus im Strafrecht. Dogm. u. histor. be-
arb. München, Schweitzer. gr.-8°. (IV u. 109 S.) 11. 1.20.
Krasnopolski H., Der Schutz d. redl. Verkehrs im österr.
Civilrechte. Prag, Dominicus. gr.-8°. (48 S.) fl. —.50.
Seufcrt V., Katechismus d. Armenpflege. Karlsruhe, Reiff, 12°.
(124 S.) 11. —.60.
Koch G., Beiträge z. Gesch. d. polit. Idee u. d. Regierungspraxis
I. Absolutismus u. Parlamentarismus. Berlin, Gärtner. gr.-8 n .
(VIII u. 184 S.) n. 2.70.
Szathmäry Györgv, Nemzeti ällam cs nepoktatäs (National¬
staat u. Volksunterricht.) Budapest, Lampel. 8°. (IV u. 261 S.)
fl. 2 —.
Diodorus, Magvar realpolitika. (Ungar. Realpolitik.) Budapest.
C.ebr. Revai. 8°. '(62 S.) 11. —.50.
Braun Ign., Korunk cs közgazdasägi tevedesei (Uns. Zeit und
deren nationalökon. Irrthümer). Edb, LcoRevay. 8°. (69 S.) fl. 3.—.
Prof. Dr. Theod. Dantscher v. Kollesberg (Innsbruck)
ist mit der Herausgabe e. neuen Lief, seines Werkes »Die polit.
Rechte der Unterthanen « beschäftigt, deren Erscheinen für die
nächste Zeit in Aussicht steht.
Bei M. Kantorowicz in Mailand ist in Vorbereitung: Chosen-
Mispat od. Civil-Strafrecht d. Judenthums. Zum erstenmal aus
d. Original frei ins Deutsche übers, und m. Quellenangabe, Erl.
u. Bemerk, aller Commentare vers. v. Prof. Dr. Joh. A. F. E. L.
V. de Pavly (ca. 400 S. 8°. zu 11.4.80).
Mitte October wird bei Leuschner & Lubensky in Graz ein
»Handbuch f. Untersuchungsrichter u. Polizeibeamte« v. Dr. Hanns
Gross, k. k. Staatsanwaltsstellvertr. in Graz erscheinen. Das
Werk, ca. 40 Bogen gr.-8° umfassend, wird mit vielen Zeichn.
ausgestattet sein u. 11. 6—7 kosten.
Ein »Conversations-Han dbuch, hrsg. unt. Mitwirkung
d. parlamcntar. Vertretung der conservat. Parteien« (ca. 25 Bogen
gr.-8. zu 11. 1.20) wird im Juli bei Walther & Apolant, Berlin,
erscheinen.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Die Schwankungen der Erdachse.
Von Dr. W. LAska (Prag).
I.
Den wichtigsten Errungenschaften der neueren Beobachtungs¬
kunst dürften wohl die Schwankungen der Erdachse zugezählt
werden und dieses aus mehreren Gründen. Einerseits ist die Pol¬
höhe ein für die beobachtende Astronomie überaus wichtiges Ele¬
ment, von dessen genauer Kenntnis zunächst die Güte der Be¬
obachtung abhängt. Noch mehr gilt dieses für die geodätischen
Untersuchungen, wo die astronomische Bestimmung der Polhöhe
die genaue Ermittelung der Lothstörungen ermöglicht, aus welchen
wieder wichtige geophysikalische Schlüsse gezogen werden. An¬
dererseits sind die Beträge der Veränderung so minimale Grössen,
dass ihre Bestimmung an und für sich einen Fortschritt beobach¬
tender Kunst bezeichnet.
Bevor wir aber zur Litteratur unseres Thema's übergehen,
wird es vielleicht angezeigt sein, einiges über die Bewegung der
rotierenden Körper überhaupt mitzutheilen. *)
In der theoretischen Mechanik wild gezeigt, dass die ro¬
tierende Bewegung eines Körpers in folgender Weise dargcstellt
werden kann. Denke man sich im Raume zwei Kegel mit gemein¬
samem Scheitelpunkte um die Rotationsachse des Körpers fest
verbunden mit dem Mantel eines der beiden, dann können die
Dimensionen der beiden Kegel immer so gewählt werden, dass
durch das Rollen des einen auf dem andern eine der wirklichen
Rotation des Körpers völlig gleiche Bewegung zu Stande kommt.
Die Achse des rotierenden Körpers nimmt natürlich zu jeder Zeit
eine andere Raumlage ein. Man spricht daher von der Momentan¬
achse. 2 )
Die Beobachtungen haben nun gezeigt, dass die Pole des
Aequators um die Pole der Ekliptik Kreise beschreiben. Da aber
die jährliche Bewegung der Aequatorpole nahezu 50" beträgt, so
werden circa 25.800 Jahre nöthig sein, damit die Weltpolc einen
Umlauf vollenden. Man nennt diese Zeit das grosse Platonische
Jahr. Der Durchmesser der Basis dieses Kegels ist gleich der
Schiefe der Ekliptik. Die soeben beschriebene Erscheinung führt
den Namen der Praecession. Wir hätten nur die Erscheinung der
Praeccssion, wenn die Rotationsachse des Erdkörpers fest mit
demselben verbunden wäre. Allein sie scheint es nicht zu sein,
mit andern Worten, der Erdpol ist kein fixer Punkt. Ist dieses
der Fall, dann können wir nur von einer mittleren Polhöhe
sprechen.
*) Euler: » Theoria motus corporum solidorum *, ferner:
*Du mouvement de rotation des Corps solides. Mein, de Berlin 1758.
*) Ueber die Bewegung des Erdkörpers um seinen Schwer¬
punkt vcrgl. Helmert, Theorien der höheren Geodäsie. 2. Bd.
pag. 386 ff.
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229
Nr. 7. — Oesterreichischrs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
230
Genaue mathematische Discussion *) führte nun zu dem Re¬
sultate, dass dieser zweite Kegel, der die Abweichung der Mo¬
mentanachse von der Hauptträgheitsachse darstellt, eine sehr ge¬
ringe Oeffnung (0" 26) hat, mit anderen Worten, dass der Erdpol
sich nie von seiner mittleren Lage um mehr als 2.5 Meter ent¬
fernt. Allein dieser Berechnung liegen gewisse Annahmen über
das Erdinnere zu Grunde. Nun hat bereits im Jahre 1876 William
Thomson daraufhingewiesen, dass schon meteorologische Processe.
namentlich Niederschläge und Eisbildung genügen, um Schwan¬
kungen der Erdachse im Betrage von einer halben Sekunde her¬
vorzubringen. Nimmt man noch dazu, dass, wie die Geologie
bezeugt, bedeutende Veränderungen an der Oberfläche der Erde
vor sich gegangen, dann steht der Möglichkeit der Polhöhen¬
schwankung wohl nichts entgegen. Um sich über die Wirkung
der meteorologischen Processe eine Vorstellung zu machen, 8 ) hat
man nur zu erwägen, dass nach P. Schwan’s Berechnung eine
Ueberlagerung der ganzen Fläche des europäischen Russland
mit einer 10 cm dicken Eis- oder Wasserschicht hinreichen würde,
um eine mittlere Lageänderung der Drehaxe um nahezu drei
Hundertstel der Bogensekunde zu bewirken.
Eine andere von J. Lamp 4 ) ausgeführte Rechnung zeigt,
dass zur Hervorbringung einer Breiteänderung von 0" 5 (die that-
sächlich beobachtet wurde) es hinreicht, dass in 180° Längen¬
unterschied von Berlin eine Wassermasse von 2500 Kubikmeter
von 30° südl. Breite nach 35° nördl. Breite in meridionaler Rich¬
tung wandert und dass mit Rücksicht auf die grosse Ausdehnung
des Grossen Ocean eine mittlere Erhöhung des Wasserstandes,
welche zur Aufbringung jener Wassermasse erforderlich ist, nur
10cm zu betragen braucht. Eine solche Xiveauschwankung kann aber,
wie Tisserand nachweisl, durch die Erhöhung, resp. Erniedrigung des
Barometerstandes um wenige Millimeter zu Stande kommen. Gehen
wir nach diesen theoretischen Erwägungen zu den Beobachtungen
selbst über. Im Jahre 1866 zeigte bereits V. von Villarceau 5 ), dass
die geographische Breite der Pariser Sternwarte einer jährlichen
Periode unterworfen ist. Und zwar war sie im Januar ein Mini¬
mum, im Juli ein Maximum. Die Grösse der Schwankung be¬
trug 0" 5. Dieses war das Resultat sechsjähriger Beobachtungen.
Villarceau hat es nicht gewagt, irgendwelche Folgerungen aus
dieser Thatsache zu ziehen, indem er ihre Bestätigung von anderer
Seite abwartete.
Hamann, Dr. Otto, Privatdocent der Zoologie an der
Univ. Göttingen.: Entwicklungslehre u. Darwinismus.
Eine kritische Darstellung der modernen Entwicklungslehre u. ihrer
Erklärungsversuche mit besonderer Berücksichtigung der Stellung
des Menschen in der Natur. Jena, Costenoble. 1892. gr.-8".
(XIX u. 304 S.) Mit 16 Abbildungen, fl. 4.80.
Die Tendenz des Verf. ist, wie er es im Vorworte
ausspricht, eine antidarvvinistische und sein Werk be-
stimmt, zu »zeigen, dass der Darwinismus nicht eine so
sicher begründete Lehre ist, wie vielfach angenommen
wird«. Sodann fügt der Autor bei: »Vielleicht wird
D Vergl. hierzu: Mathieu, Mouvement de Ja rotation de
la Terre autour de son centre de gravite. Lionville Journal. III.
2. Bd. — Gylven: Recherches sur la rotation de la 2'erre.
Societ. d’Upsal 1871.
2 ) Ueber den Einfluss der geologischen Vorgänge auf die
Lage der Erdachse vergl.: Darwin: On the influence of geolog.
chances on the Earthaxis of Rotation. Phil. Trans. 167. Band,
pag. 271. — Hill und Fischer in Geological Magyar. II. 5. Bd.
Ferner auch die frühere Arbeit von Bessel in der Zeitschrift
für Astron. u. verw. Wissensch. 5. Bd., pag. 25 ff.
s ) Vergl. hiezu: Radau, Bulletin astronomique j8gO. Sept.
— Helmert. Astronom. Nachrichten 3014. — Schwan, Ueber
die Aenderungen der Lage der Figur und Rotationsachse d. Erde.
Berlin 1887. In dieser Arbeit findet sich auch eine eingehende
Uebersicht der früheren Leistungen auf diesem Gebiete.
4 ) Astron. Nachr. Nr. 3014. Dass das Meeresniveau ganz
ähnlich wie ein Wasserbarometer von riesigen Dimensionen wirkt,
ergibt sich u. a. aus dem lediglich durch die Luftdruckschwan¬
kungen hervorgebrachten Ein- und Ausströmen der Ostsee¬
gewässer beim Mälarsee. Vergl. Kayser, Physik des Meeres.
Paderborn 1873, pag. 61.
ß ) Ann . de l'Observ. de Paris . Vol. VIII.
auch der Theologe, der gezwungen ist, der Entwiklungs-
lehre näher zu treten, durch diese Darstellung der ihn
berührenden Fragen dazu gelangen, einen festen Stand¬
punkt der Abstammungslehre gegenüber einzunehmen*'.
Zur letzteren Classe gehört Ref. als Professor der
alttcstamentlichen Bibelwissenschaften, dem die in den
ersten Capiteln der mosaischen Urkunde niedergelegten
fundamentalen Offenbarungsthatsaehen die Nothwendigkeit
auferlegen, mit den Bestrebungen und Ergebnissen der
exacten Wissenschaften in Contact zu bleiben. Nur als
solcher, als Theologe, will er sich über obgenanntes
Werk äussern. H. ist entschiedener Gegner des Materialis¬
mus, ist Theist von unerschrockener Freimüthigkeit, er
fasst sein eigenes Bekenntniss am Schlüsse seines
Werkes in den Worten Baer’s und Grove’s zusammen:
»Die Summe der Naturkräfte sind die permanenten
Willensäusserungen einer Einheit, welche der Natur¬
forscher nicht vollständig aus der Beobachtung der Einzel¬
heiten construieren kann, aber wahrlich doch noch
weniger wegzuleugnen das Recht hat. Denn gingen die
Naturkräfte nicht von einer Einheit aus, wären sie nicht
gegen einander abgemessen, so könnten sie unmöglich
etwas Harmonisches, in sich Fortbestehendes erzeugen.
Diese Einheit ist doch wohl dieselbe, die der Mensch
vor aller Naturforschung gefühlt und geahnt hat, und
deren Einheit und Unbeschränktheit er mit dem Worte
Gott bezeichnet hat. Das Verursachende ist der Wille,
die Schöpfung die That Gottes.« (S. 288.)
Auch im Verlaufe des Werkes selbst nimmt der
Verf. wiederholt Veranlassung, materialistische Phantasie¬
gebilde mit Entrüstung zurückzuweisen. Ein Beleg
genüge (S. 268 f.): »Unser Causalitätsbedürfnis treibt
uns weiter, nach der letzten Ursache der Welt zu
forschen. Dieser Trieb, der in letzter Hinsicht mit dem
religiösen Bedürfnis zusammenfällt, kann im Menschen
ertödtet worden sein durch ein Missverstehen des
Naturgeschehens. Es ist das nicht zum Wenigsten eine
Schuld derjenigen Forscher, die ihr Specialwissen und
den auf ihm aufgebauten Dogmatismus nicht bei sich
behalten konnten, sondern hinauswarfen unter die Menge.
Ob Gebildete, ob Ungebildete diese Kost aufnahmen, sie
musste wie Gift wirken und es ist nicht zu weit gegangen,
wenn wir für die Schäden die als Thatsachen vorge¬
tragenen Meinungen der Materialisten verantwortlich
machen. Jene haben es auf dem Gewissen, Tausende
und Abertausende ihrer Religion entfremdet zu haben,
indem sie Vorgaben, reine Wissenschaft, die Wahr¬
heit zu lehren, dafür aber der kritiklosen Menge Dinge
als bewiesen lehrten, die niemals zu beweisen sind und
besten Falles nur Hypothesen sein konnten. — Der Vor¬
wurf, dass dies Gebiet zu berühren nicht meine Sache
sei, weise ich zurück. Nachdem von Naturforschern
wahre Orgien in der Verspottung der Religionen gefeiert
worden sind, ist es Pflicht eines jeden anders Denkenden,
seine Meinung auszusprechen, vor allem aber den Wahn¬
witz zu beseitigen, dass in der Wissenschaft es
sich nur um Wissen, in der Religion nur um
Glauben handle«.
Die abweisenden Urtheile über die modernen Ten¬
denzwissenschaften, welche nicht mehr exacte genannt
zu werden verdienen, weil sie die Thatsachen zwingen,
im Gewände und Lichte einer bestimmten Tendenz zu
erscheinen, solche Urtheile des Verf. erfüllen jeden für die
ewige Wahrheit Begeisterten mit freudiger Genugthuung.
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Google
231
I. Jahrgang.
232
Nr. 7. — Oestkrreichisches Littf.raturblatt. —
Von U/s Werk halten wir das erste Buch,
welches »die Entwicklungslehre auf Grund der That-
sachen der Embryologie, Paläontologie und Morpho¬
logie« darstellt, für jeden, wenn er auch sonst mit der
verwandten Littcratur nicht vertraut wäre, für vollständig
informierend und von der Unberechtigung der Darwin¬
schen Descedenzlehre überzeugend. Das zweite Buch
(S. 53 —174): »Die verwandtschaftlichen Beziehungen
des Thierreiches und die Herkunft des Menschen« thcilt
dieselben Vorzüge. II. wahrt dem Menschen seinen Adels¬
brief, vermöge dessen er als Ziel und Krone der ge-
sammten irdischen Schöpfung, als mit Vernunft und
Freiheit begabter llerscher derselben auftritt, und sieht
in den geistigen Eigenschaften desselben mit Recht die
unüberbrückbare Kluft, welche ihn von der sonst in
mannigfachen Aehnlichkeitsbeziehungen mit ihm stehenden
übrigen organischen Schöpfung, trennt. — Weniger über¬
zeugend dürfte des Verf. Anschauung über die Entwick¬
lung der organischen Wesen wirken. H. nimmt eine
nicht allmählige, sondern sprungweise, von langen Zeit¬
räumen des Sichgleichbleibens unterbrochene Entwick¬
lung der Organismen an und leitet die Unterschiede
derselben nicht durch Transformation der Typen in
Typen, sondern durch nahezu gleichzeitiges Hervor¬
gehen der Urtypen der einzelnen Ordnungen, Gat¬
tungen u. s. w. im Systeme aus durch innere Bildungs-
principien a priori geschiedenen Embryonalzellen im
palaeolithischen Zeitalter ab. Er versichert aber auch
nicht mehr geben zu wollen als einen Erklärungsversuch,
der durch bis nun zu beobachtende Erscheinungen sprung¬
weiser Transformation belegbar sei, während Darwins
unbeschränkte, allmählige Anpassungslehrc ganz in der Luft
schwebe. Das dritte Buch »Die Erklärungsversuche
für die Entwicklungslehre« entzieht durch die Kritik
der Erklärungsgründe Darwins dessen Anschauung auch
die letzten Stützen und schlägt die mechanische Er¬
klärungsweise aller (auch der physiologischen) Erschei¬
nungen unter Rücksichtnahme auf die bis in die jüngste
Zeit reichenden Versuche und unter steter Berufung
auf Autoritäten zu Boden.
Die Erregung der Gemiithcr, welche Darwin durch
seine Erklärungsversuche der Entstehung und Ausbildung
der organischen Welt hervorgerufen hat, ist im Rück¬
gänge. Damit ist aber bei weitem nicht gesagt, dass, nach¬
dem die Petarde geplatzt, die Wirkungen derselben
nun nicht mehr so verheerend seien. Im Gegentheil! es
ist die Zeit des mehr tactmässigen Unterwühlens des
Bodens christlicher Weltanschauung vom Katheder aus,
durch die Presse, im Schulzimmer und Vereinslocale
u. s. w. Greifen wir demnach dankerfüllt zur Lectüre
eines Buches, welches uns selbst belehrt und andere zu
belehren eine ergiebige Fundgrube ist.
Weniges hätte Ref. zu beanstanden, so wenn der
Verf. mehrmals (S. 250, 281, 283) von »in der Materie
von Ewigkeit her vorhandenen Bildungsgesetzen« spricht.
Vielleicht meint aber der Verf. damit nur den über die
zeitlichen Grenzen unserer Forschung hinausragenden Ent¬
wicklungsgang. Eigenthümlich ist ferner die Uebertragung,
die II. (S. 207) vom menschlichen Willen auf die thie*
rischen Lebensäusserungen macht, da er ja anderwärts
zwischen geistiger und rein instinktiver Thätigkeit scharf
scheidet.
Brünn. Prof. Dr. Othmar Mussil.
Sterneck, R. von,: Bestimmung der Intensität der
Schwerkraft in Böhmen. (Sep.-Abdr. a. d. Mittheil. d.
k. u. k. miliiär-geograph. Inst. X. Bd.) Wien 1890. 8“.
Der Verf. dieser Abhandlung publiciert hiemit eine
weitere Folge seiner hochwichtigen Messungen der Inten¬
sität der Schwerkraft, die mit Hilfe des ausgezeichneten,
von ihm selbst construicrtcn Pendelapparatcs des k. u. k.
militär-geograph. Instituts angestellt wurden. Derartige
systematische Bestimmungen sind deswegen von grosser
Bedeutung, weil sie sowohl in gewöhnlicher Hinsicht,
bezüglich der Lothabweichungen, als auch in geologischer
Beziehung zu höchst bemerkenswerthen Resultaten führen
und wir durch dieselben sozusagen auf mathematischer
Grundlage einiges über die Constitution der Erdrinde er¬
fahren. Die Resultate, zu denen der Verf. gelangt, sind
etwa die folgenden: Der südliche Theil von Böhmen, der
im allgemeinen ein Plateau von 500 — 600;// Seehöhe
ist und das nördl. Tiefland um 200—300 in überragt,
besitzt eine geringere Intensität der Schwerkraft, was auf
einen Massendefect unter den sichtbaren Erhebungen hin
deutet. Dieser Defect braucht nicht als effective Höhlung
gedacht zu werden, es genügt zur Erklärung desselben
die Annahme einer 600 m mächtigen Steinkohlenschichte
von der Dichte 1*3. Etwas Ähnliches findet sich auch
im Riesengebirge, so dass man annehmen kann, dass die
in Böhmen vorkommenden sichtbaren Massenerhebungen
durch Massendefccte in der Erdrinde compensicrt er¬
scheinen.
Prag. Dr. W. Läska.
Schwancrt, Prof. Dr. Hugo.: Hülfshuch zur Ausführung
chemischer Arbeiten für Chemiker, P har m ace u teil
und Mediciner. 3. umgearb. Aull. Mit 5 Holzschn. u. 1 Spcc-
traltafel in Farbendruck. Braunschweig, C. A Schwetschke&Sohn,
1891, gr. 8°. (XI u. 394. S.) II. 4.80 (in 2 Theilen 11. 6.—.)
Das vorliegende Werk, welches hauptsächlich dazu
bestimmt ist, dem angehenden Chemiker beim Arbeiten
im Laboratorium als Rathgeber zu dienen, behandelt so¬
wohl die analytische als auch die synthetische Chemie.
Da die Benützung des Buches einen vorhergegangenen
Vortrag über den betreffenden Gegenstand voraussetzt,
ist die Beschreibung der Laboratoriumsapparate bei Seite
geblieben, ein Umstand, den wir vollauf billigen. Aus
demselben Grunde ist auch der Inhalt des Werkes nicht
nach einem bestimmten System geordnet, sondern in
zwanglose Abschnitte getheilt, deren erster die »analy¬
tische Untersuchung unorganischer und organischer
Körper« behandelt. Es werden hier die qualitativen Re-
actionen der wichtigsten Metalle und der technisch ge¬
bräuchlichen Salze angegeben, sodann die Prüfung einiger
organischer Präparate erwähnt, unter welchen wir nur
das Capitel über Alkaloi'de besonders hervorheben wollen.
Dasselbe muss geradezu als mustcrgiltig bezeichnet
werden und lässt an Uebersichtlichkeit und Klarheit
nichts zu wünschen übrig. Das Anilin und die Theerfarb-
stoffe hätten hingegen bei ihrer heutigen Wichtigkeit eine
eingehendere Besprechung verdient; es wäre im Interesse
des Buches selbst zu wünschen, dass denselben in der
nächsten Auflage eine eingehendere Behandlung zu Theil
werde. Die an den 1. Abschnitt sich anschliessende tabel¬
larische Uebersicht des »systematischen Ganges der ehern.
Analyse« verdient dagegen ganz entschiedenes Lob und
Anerkennung. Alle, welche beim Studium diese Tabellen
benützen, werden dem Verf. dafür Dank wissen. Die
weiters folgende »Darstellung und Prüfung der che-
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233
Nr. 7. — Oesterreichisches L itteraturblatt. — I. Jahrgang.
234
mischen Präparate« scheint Ref. etwas zu knapp gehalten
und deshalb an Gründlichkeit zu wünschen übrig zu lassen.
Der Verf. hätte vielleicht dieses Capitel ganz wcglassen
können; der dadurch freigewordene Raum wäre den
»gewichts- und massanalytischen Bestimmungen« sicher¬
lich sehr zu gute gekommen. Letztere sind übrigens recht
gediegen .durchgeführt; besonders ist der Massanalyse
grosse Aufmerksamkeit gewidmet. Dieser Umstand lässt
aber umsomehr eine eingehende Beschreibung der Titer¬
stellung vermissen, denn die wenigen Worte, die dar¬
über auf Seite 231 gesagt sind, geben nur ungenügenden
Aufschluss über die Einstellung von Normal-Säuren und
Basen, während sie den Leser über die Jod-, Kalium¬
permanganat- etc.-Lösung völlig im Unklaren lassen.
Der Abschnitt über die Untersuchungen des Wassers und
der wichtigeren Nahrungsmittel (Butter, Milch, Bier, Wein)
ist mit vieler Fachkenntnis bearbeitet, wie auch die
»Zoochemischen Untersuchungen«, welchen ein ziemlich
bedeutender Platz eingeräumt ist, lobend erwähnt zu
werden verdienen.
Die Reichhaltigkeit und Gediegenheit des Inhaltes
wird der neuen Auflage des Buches sicher neue Freunde
zuführen; und auch wir können nicht unterlassen, das
Schwanert’sche Werk an dieser Stelle bestens zu em¬
pfehlen. h.
Natur und Offenbarung. (Münster, Aschcndoiff). XXXVIII, 5 u. 6.
(5) . Wurm, Fremdstoffe im Eisen. — Maier, Max, Grösse
u. Bau d. Weltalls. (Schl.). — Gand er, Erdschichten u. Erd¬
geschichte. — Wiesbaur, Die grösste Blume d. Welt z. 1. mal
in Europa blühend. — Wissenschaft!. Rundschau: Westhoff,
Zoologie. — Busch, Meteorologie. — Kleine Mitth.: Laska, E.
neuer Stern. — Westhoff, Die Selbstverstümmlungen d. Thicre.
— Himmelserscheinungen im Monat Juni. — Recensioncn.
(6) . Li ns me i er, Über einige Bedenken bcz. d. ehern.-
physikal. Atomhypothese. — Gander, Erdschichten u. Erdge¬
schichte. (Forts.). — Wurm, Über Eisenlegierungen. — Wissen¬
schaft. Rundschau: Muvden v., Aus d. Reich d. Technik. —
Westhoff, Zoologie. (Schl.). — Kleine Mitth.: Blitzschläge in
Belgien 1889. — Busch, Die künstl. Erzeugung von Regen — R.
H., Die elast. Nachwirkungserscheinungen bei d. Gebrauch der
Aneroide. — Läska, Himmelserscheinungen im Monat Juli.
Zeitschrift für physikal. Chemie. IX, 4.
Retgers, J. W., Beiträge zur Kenntnis d. Isomorphismus
VI. — Bohrend, R., Über d. Löslichkeit v. Doppelverbindungen.
— Lauenstein, C., Untersuchungen über d. innere Reibung
wässeriger Natronsalzlösungen organischer Säuren. — Henrich,
F., Über die von Bunsen aufgestellten Gleichungen, welche d.
Absorptionskoefticicnten d. Gase zu berechnen gestatten. --
Pfeiffer, H., Über Lösungen von begrenzter Mischbarkeit. —
Hoff, J. J. van’t, Zur Theorie d. Lösungen. — Arrhenius, S.,
Uber d. Änderung d. elektrischen Leitungsvermögens c. Lösung
durch Zusatz v. kleinen Mengen c. Nichtleiters.
Botanische Zeitung. L, 18 — 22.
Stange, B., Beziehungen zwischen Substratconcentration,
Turgor u. Wachsthum bei einigen phanerogamen Pflanzen (Fort¬
setzung). — Hansen, E. Chr., Kritische Untersuchungen über
einige von Ludwig u. Brcfeld beschriebene Oidium- und Hefen¬
formen. — Rothcrt, W., Über Sclerotium hvdrophilum Sacc.
Annalen der Physik und Chemie. N. F. 1892, 6.
L. Schütz, Ueber die specifische Wärme v. leicht schmelz¬
baren Legierungen u. Amalgamen. — O. Lummer u. F. Karl¬
bau m, Bolometrische Untersuchungen. — H. Kaiser u. C. Runge,
Ueber d. Spectra v. Kupfer, Silber u. Gold. — H. A. Lorentz,
Ueber die Brechung d. Lichtes durch Metallprismen. — G. Müller,
Ueber d. Einfluss d. Temperatur auf d. Brechung d. Lichtes in
festen Substanzen. — A. Oberb ec k, Ueber d. Verhalten allotropen
Silbers gegen d. elektr. Strom. — J. Elster u. H. Geilet, Licht¬
elektrische Versuche. — Th. des Coudres, Elektromotorische
Kräfte zw. verschieden gekrümmten Quecksilbcrelektroden in einer
Quecksilbersalzlösung. — Milthaler, Ueber d. Verwendung d.
Manganin zu Widerstandsrollen. — A. Toepler, Beitrag z.
Kenntnis d. Oscillationen v. sehr kurzer Schwingungsdauer. —
Ignaz Klemenrio, Zur Bestimmung d. Selbstinductions-Coef-
ficientcn einer Drahtrolle. — F. v. Lepel, Die Oxydation d.
Stickstoffs durch elektr. Funken. — A. Winkel mann. Zu d.
Bemerkungen d. Hrn. Grätz, Ueber die Wärmcleitung d. Gase. —
Eb. Giesel er, Turbine u. Dreh wage zu Vorlesungsvei suchen. —
H. Pass avant: Reproduction d. Siemens’schen Quecksilbercinheit.
Meteorologische Zeitschrift. XX VII., 6.
Wolfer, Wolfs Untersuchungen im Gebiete der Sonnen¬
physik. — Möller, Die Ursache atmosphärischer Strömungen.
Neue Erscheinungen:
Sa rrazin F., Acht Jahre Hagelstat ; stik des kgl. preuss. Statist.
Bureaus, unter Berücksichtigung d. Naturgesetze des Hagels.
Breslau, Morgenstern. 8". (26 S.) fl. —.72.
Schulz P., Ueber die in histor. Zeit ausgestorbenen Thicre.
Berlin, Gaertner-Heyfelder. 4°. (35 S. m. 5 Fig.) fl. — 60.
Heun K., Untersuchungen über die Gauss’sche Quadraturmethode.
Ebd. 4°. (19 S ) H. —.60.
Panzerbieter W., Ueber einige Lösungen des Trisections-
problems mittelst fester Kegelschnitte. Ebd. 4°. (25 S.) fl. —.60.
Bütschli O., Untersuchungen über mikroskop. Schäume u. d. Proto¬
plasma. Versuche u. Beobachtungen z Lösung d. Frage nach
d. phvsik Bedingungen d. Lebenserscheinungen. Leipzig, Engel¬
mann. gr.-4°. (IV u. 234 S.) fl. 14.40.
Suess E., Die Zukunft d. Silbers. Wien, Braumüller. gr.-8'\ (IV
u. 227 S.) fl. 2 70.
Formänek E., Kvötena Moravy rakouskeho Slezska. I. 2.
(Blumenflora v. Mähren u. Oest. - Schlesien, I. Theil, 2. Bd.)
Brünn, Barvic, gr. 8° (S. 241 — 592) fl. 2.80.
Antiquar-Catalog v. Kirchhoff & Wigand (Leipzig) Kat.-
Nr. 887; Mathem.-physikal.-techn. Wissenschaften^ 3581 Nrn.
Schöne Litteratur. Varia.
Schulpe, Georg: Pour prendre conge. Scherzspiel in einem
Act. Pressburg, Verlag von C. Heckcnast’s Nachfolger, Rudolf
Drodtleff. 1891. 8°. (24 S.) 11. —.30.
Ein Scherzspiel auf nur neun Blättern und zwar,
wie man des Titels wegen hinzusetzen muss, ein deut¬
sches Scherzspiel. Poesien dieser Art wollen sehr an¬
spruchslos gelesen sein, wenn sie befriedigen sollen. —
Ein Diener, der nicht lesen kann, verwechselt die Visit-
karten und bringt damit, ohne cs zu wollen, zwei
Heiraten zu Stande, die allerdings auch ohne diese Ver¬
wechslung sehr leicht zu Stande gekommen wären. Dazu
ein sehr gewöhnlicher Dialog, in welchem eine Person
wie die andere spricht. Unterredungen aber, Theater-
Dialoge, die nicht verschiedenartig chaktcrisieren, können
kaum spannend wirken. Die vielen Gedankenstriche im
Texte bringen das auch nicht fertig. Gute Schauspieler,
welche die Darstellung übernehmen, möchten trotzdem
im Stande sein, Leben in die Sache zu bringen. Doch
das sollte ja schon vor dem Schauspieler der Dichter
than haben, was hier leider nicht der Fall ist.
F. Süd.
Ecker, Jacob. Lilien. Trier, Paulinus-Druckerei. 1891. 8°.
(160 S.) fl.—.96.
Das Widmungsblatt sagt: »Dem göttlichen Lilien¬
gärtner als Geburtstagssträusschen, allen Lilienfreunden
als Freundesgabe, der kindlichen Unschuld als Christ¬
bescherung in Liebe dargereicht«; wäre da nicht an¬
statt dieser drei Widmungen eine einzige und zwar die
letzte, mehr gewesen? Doch wir haben es diesmal mit
einem Dichter zu thun, der eine poetische Auffassung
hat und es, wenn er sich zusammennimmt — was er
aber sehr oft unterlässt — auch wohl versteht, seinen
Gedanken ein poetisches Kleid zu geben ; eine Kunst, die
schwerer und seltener ist, als es die meisten versificierenden
Büchermacher denken. Dies Unvermögen ist es aber auch,
was heute den Dichter und sein Schaffen in Verruf ge-
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Nr. 7. — Oesterreichisches L itteraturblatt. — I. Jahrgang.
236
bracht hat. E. hat wohl das Zeug in sich, denen zu
helfen, die das wieder ändern wollen. Seine Lilienlieder
sind aber nicht frei von Monotonie, was sich schon
daraus erklärt, dass sie sämmtlich nur der Herzensrein¬
heit, der Unschuld gelten. Sie tragen alle ein religiöses,
streng kirchliches Colorit. Darf ich an diese Thatsache
eine recht weltliche Bemerkung knüpfen? Ich halte es
für hoch an der Zeit, dass sich unsere katholischen Dichter,
d. h. diejenigen, die wirkliche Dichter sind, jetzt vor¬
wiegend an profane Stoffe wagen möchten, um diese
christlich zu durchdringen. Denn man kann die entchrist-
lichte Welt nicht damit zum Christenthume zurückführen,
dass man sie einlädt, mit uns den Rosenkranz zu beten.
__F. Süd.
Herold, Joseph, Pfarrer. Sabbatklängc; Gedichte auf
alle Sonn- u. Festtage des Jahres. Stuttgart. Süddeutsche
Verlagsbuchhandlung. 1892. 8°. (211 S.) fl. 1.20.
Hundert und vierzig oder gar noch mehr neue Lieder
auf alle Sonn- und Festtage des katholischen Kirchen¬
jahres dichten zu sollen, wie das H. unternommen hat
— wer ein wirklicher Dichter ist, wird diese Aufgabe
so gross und schwer finden, dass er davor zurückbebt.
Ref. geht darum immer nur mit Zagen an das Lesen
eines solchen Werkes. Statt zu dichten, begnügt sich
H. nicht gar selten damit, dass er nur reimt: z. B.
»Meiner Feinde Jauchzen fege
Fort, dass recht gehoffet ich,
Zeige, Herr, mir Deine Wege
Lehre Deine Pfade mich.«
Ein wenig Flickarbeit wird mitunter auch getrieben,
etwa um das Metrum auszufüllen, wie im folgenden
Verse:
»Ihr Himmel, wollet ihn herniederthauen.«
Wie klingt da so ganz anders das alte, kurze, auf
jedes »seid so gut« verzichtende
»Thauet, Himmel, den Gerechten!«
Wer dem Verf. der »Sabbatklänge« in stiller Stunde
seine frommen, glaubensstarken Lieder nachbeten will,
muss dabei von poetischer Formvollendung absehen und
sich darauf beschränken, den religiösen Sinn zu suchen,
der dem Dichter seine Lieder dictiert hat. Die Form hat
aber auch bei solchen Sachen eine hohe Bedeutung. Die
Welt ist dem Glauben an Gott entfremdet worden. Soll die
Poesie theilnehmen an ihrer Wiedereroberung, so kann
sie heute das nur noch dann, wenn sie in ihren Formen
ganz so rund, so schön, so vollendet ist, wie sie es —
ich sage beispielsweise in den materialistischen Liedern
das Mirza-Schaffy von F. Bodenstedt ist, oder, um Katho¬
lisches zu nennen, wie in Webers »Dreizehnlinden.«
F. Süd.
Historisch-politische Blätter , hrsg. v. E. Jörg u. F. Binder (Mün¬
chen, litt.-art. Anstalt). C1X, 12.
Vom Grafen Leo Thun. II. (Schl.) — Vor 50 Jahren. —
Wie aus einem Novellisten ein Historiker wird (M. Schwann, Verf.
d. illustr. Geschichte v. ßaiern). — Zur schles. Bisthumsgeschichte.
— Zur Geschichte d. Preise. — Zeitläufe: Die Explosionen des
Anarchismus. — Das Haupt d. ital. Cabinets. — Die Matrikel d.
Universität Köln.
Kritische Revue aus Österreich , red. v. J. Graf (Wien, »Helios«),
IV, 38 u. 39.
(38.) * * * Neues zur Nationalitätenfrage in Österreich. —
Grazer, »Die Tragödie des Menschen« u. ihr Autor. — ***
Revue der Revuen. — Notizen, Recensionen.
(39.) * „ * Nach d. Kaiserbegegnung in Kiel. — Eim, Ein
Mittelweg in der Valutafrage. — Send ach, Schicksalstragödien
und Naturalisten. — Notizen.
Alte und Neue Welt (Einsiedeln, Benziger). XXVI, 9 u. 10.
(9.) Neidegg, Zu spät erkannt. Roman. (Forts .) — Fried¬
rich, Früh- u. Spätblumen im Garten der Menschheit. (Schl, in
Heft 10). — Lange, Die modernen Heiratsschwindler. — Cöl.
Schmid, Der Traunsee in Oberösterreich und seine Frohnleich-
namsprocession. — Bleibtreu, Zur Geschichte des Petroleums.
— Knüppel, Aus Eigensinn. Novelle. — Oberholzer, Freuden
u. Leiden eines Bacillus, von ihm selbst erzählt. — Max Stein,
Zur 4. Centennarfeier der Entdeckung Amerikas durch Chr.
Columbus. — Berthol d, Ein Blumenkleinod der Alpen. —Rund¬
schau in Wort u. Bild.
(10.) Laicus, Pläne u. Lösungen. Novelle. I. — Dreibach,
Die Linde in der Sage und im Liede. — »Jetzt hat d. Teufel alle
Hände voll zu thun.« — Hirtz, Der grosse Christophorus im
Dom zu Köln. — Heine, Emancipierte engl. Frauen. — Bos¬
sart, f P. Georgius Ulber, O. S. B. — Rundschau — Gedichte
von Jul. Sturm u. Flucchor.
Illustrierte Zeitung (Leipzig. J. J. Weber). Nr. 2554, 2555, 2556.
(2554.) A. O. Kl., Die niederländ. Königinnen am deutschen
Kaiserhofe. — Mennel, Die deutschen Radfahrer bei Bismarck. —
Buss, Glarus. —- Die Verlobung d. Thronfolgers v. Rumänien.
— Das Theatei unter den Linden in Berlin. — Die gold. Hochz. d.
dän. Königspaares. — Der Liebcsgartcn. Gemälde v. C. Schwe-
ninger. — Aus unserem südw.-afrik. Schutzgebiet — Georgsthaler.
— Fd., Die deutschen Rolande. — Lay, Die beiden Maaten.
Erzählg. (Schluss in Nr. 2555.) — Moden. — Kleine Mittheil.
(2555.) Ben dt, Meteorologie u. Gesundheitsichre. — Die
Frühjahrsparade bei Berlin. — Singende Kinder. Gemälde v. Benne¬
witz v. Löfen. — Salomon, Zu G. Schwab’s lOOjähr. Geburts¬
tag. — Leutemann, Die schwarzen Pferdeantilopen im Hamburger
zool. Garten. — Kaiserbegegnung in Kiel. — Kronau, Der Pont
de la caille in Hoch-Savoyen. — Weinberg, Th. Mevnert. —
Der Elefant im Berliner Hippodrom — Die internat. Ausstell, für
Musik- u. Theaterwesen in Wien, IV, V. — Kriegs- u. Sanitäts¬
kunde. — Moden. — Kleine Mittheilungen.
(2556). E. W. Der Besuch d. italien. Königspaares in Berlin.
— Borostyänv, Das Ungar. Krönungsjubiläum. — Das neue
Wappen der Rcichslande. — Kirchner, Joh. Ed. Erdmann. —
Salomon, E. M. Vacano. — A. A. Sp., Das I. Deutsch-acad.
Sängerfest in Salzburg.— Rogge, Rostock. — Zerlegbare Karren
f. d. Munitionsersatz in d. Feuerlinie. — Regenmacher in Indien.
— Polytechn. Mittheilungen. — Ludwig, Ein Zwischenspiel.
Novelle. — Moden. — Die altenburger Nationaltracht. — Kleine
Mittheilungen.
Monatsblätter des wissenschaftlichen Club in Wien. XIII, 9.
Schenk, Die Quelle der Liebe. -- Tietze, Der Yellowstone
Nationalpark. — Litterar. Besprechungen.
Nord und Süd , hrsg, v. P. Lindau (Breslau, Schottländer).
Jahrg. 16, Bd. XLIL 184.
Jensen, Hunnenblut. E. Begebenheit aus d. alten Chiemgau, I.
— Kali sc her, M. Moszkowski als Opcrncomponist. — Lindau,
Bilder aus d. Nordwesten d. V. Staaten. Staat Washington. —
Eras, Die Gesellschaft mit beschr. Haftung. — Reibrach, Gift.
— Dann e mann, Probleme der modernen Naturwissenschaft.
Deutscher Hausschatz in IVort und Bild , red. v. H. K eit er
(Regensburg, Pustet'. XVIII, 13.
Jüngst, Im Hellhofe (Schl.), — Hardy, Der Mann im
Lichte Shakespearischer Dichtung. — Odenthal, Fröhliche Fahrt.
Vom Rheinfall bis z. Genfersee. — May, Der Mahdi (Forts.) —
Hochländer, 25 Jahre nach der Frankfurter Ausstellung. —
Gartscheid, Aus Trotz. Roman. I. — Kathol. Theologen
deutscher Zunge (Wirthmüller, Kaulen, Fell, Atzberger). — Ph.
Laicus, Mainz, das Heim d. diesj. Generalversammlung d. Katho¬
liken Deutschlands. — Beil.: Für die Frauenwelt: Hahn, Vom
Fleisch. — Ende, Etwas vom Alter. — Kleine Mittheilungen.
Beilage zur Allgem. Ztg. y Beil. Nr. 127—138 (1.—15. Juni).
(127.) Landau, Aus d. Gesch. d. Wiener Theaters [1560
bis 1760] (Forts, in No. 128, 129). — Finlands Kampf ums
Recht. IV. (Schl.) — (128.) v. Stengel, Das Staatsrecht d.
Königr. Italien. — (129.) Ebers, Maxence de Rochemonteix u.
die vollst. Auscopierung d. Tempels von Edfu. — Prell, Holl.-
Indien: Armee u. Marine. — (130.) Schwemer, E. deutsche Stadt-
Tyrannis d. 15. Jhdts. — Sarrazin, Aus V. Hugo’s Herzens¬
leben. — (131.) Proelss, Gesamm. Dichtungen v. Ed. Paulus.
— D. Jahrbücher der Trientiner Naturfreunde. — (132.) Harnack,
Halbfertige Museen in Rom. — Rau, Naturforschung u. Kant’sche
Philosophie (Schl, in Nr. 133). — (133.) Schwarz, Auf altclass.
Boden [d. nordw. Kleinasien]. (Schl, in No. 134) — (134.)
Bernays, Zur Lehre v. d. Citatcn u. Noten. (Forts, in No. 135.)
— (135.) Archaeolog. Mittheilungen aus Rom. — (136.) Berdrou,
Die Mannesmann’sche Holzwalztechnik. — Aus Warsberg’s Nach¬
lass. — (137.) Carriere Modernisirung d. 10 Gebote. — Prel,
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237
Nr. 7. — Oestrrreichisch<<s Littrraturbi.att. — I. Jahrgang.
238
Holland. Indien: D. Civilvcrwaltung der holländ. Colonien. —
(138.) Lautenbach er, Hin neues Buch v. W. H. Riehl. —
Büchner, Ueber Arbcitstheilung und Specialistenthum in der
Wissenschaft.
Ungarische Revue. XII, 5.
Wosinskv, D. Beerdigur.gsmethode in hockender Lage, II.
— Fest, Uskoken u. Venezianer in d. Geschichte v. Fiume, II.
— Willi. Schmidt, Das Olmützer Stadtarchiv als Quelle d. ung.
u. siebenbürg. Geschichte. — Karaesönvi, Die Urkunden Stefans
d. Heil. u. d. Syvester-Bullc.— Vambery, Hin ungar. Volksstamm.
Neue Erscheinungen:
Huemer F., Der junge Poet. Lustspiel. Wien, Frick, 12°,
(39 S.) fl. —.50.
Land H., Sünden. Berl., Fried & Co. (168 S.) fl. 1.20.
M e n a n d e r, Phasma oder d. Erscheinung. Lustsp., bearb. v.
F. dair Ongaro. Deutsch v. A. Tafel. Heilbr., Weber. 8° (56 S.)
fl. —.60.
Vacano E. M., Meine Raritätenbude. München, Braun &
Schneider, 8°. (V u. 242 S.) 11. 1.50.
Basedow H. v., Ein Testament. Aus den hinterl. Papieren e.
Componisten. München, Pössl, 8°. (2^7 S. m. BiKln.) fl. 1.50.
Schaching O. v., Vom Karwendel u. Wendelstein. 3 Hoch¬
landsgeschichten. Ebd. 8° (III u. 272 S. mit 10 Bild.) fl. 2.40.
Greinz R. H., Tiroler Leut. Berggeschichten u. Skizzen. Erfurt,
Bacmeister. 8° (116 S.) fl.—.60.
Keim F., Der Schmied v. Rolandscck. Volksschauspiel. Wien,
Graeser, 8° (136 S.) fl. 1 —.
Beniczkv ne-Bajza Lenke, Tarasz es szcrelem. Regenv.
2 kötetben (Frühling und Liebe. Roman, 2 Bde.) Budapest,
Gebr. Revai, 8° (249, 248 S.) fl. 2.50.
Pataj S., Egy kritikus dalai (Lieder e. Kritikers) Ebd. 8°(112S.)
fl- L .
V rc h 1 i c k v Jar., Zivot a smrt. Bäsnö (Leben u. Tod. Gedichte).
Prag, Bursik & Kohout. 8°. (170 S.) fl. I 20.
Die C. Graeser’sche Verlagshandlg. in Wien versendet so¬
eben den Prospect einer » Österreichischen Bibliothek «, hrsg. von
Dr. Alb. II g, die reich illustr. in zwanglosen Bänden zum Preise
von 80 kr. bis fl. 1.20 pr. Band erscheinen soll. Das Programm
verspricht »Stoffe u. Gegenstände heimatl. Interesses in populärer
u. gediegener Darstellungsforin vorzuführen, um d. Kenntnis des
Vaterländischen zu wahren u. zu heben u. den Eifer sowie d.
Begeisterung für dasselbe zu wecken. Sie will Themata u. Stoffe
behandeln, welche ein allg. ästhet. Interesse berühren, mehr oder
minder also zu d. Gebiete d. Schöngeistigen, d. Geschichte, d.
Kunst, d. Kunstgewerbes, d. Culturwisscnschaften, d. Volkslebens,
d. Biographie gehören; alle sog. realen Fächer sind ausgeschlossen.«
Auf diese Art soll Österreich »e. Sammelstätte bereitet werden,
wie sie andere Länder bereits seit längerer Zeit besitzen, e. Folge
v. Monographien, in weicher Schriftsteller dieses alten Cultur-
wesens Gelegenheit finden, sich auszusprechen über interessante,
noch zu wenig beachtete Gebiete u. Themata d. heim. Geschichte,
Cultur, Bildungsverhältnisse u. sonstiger Factoren d. geist. Lebens«.
»Die Klage«, lährt der Prospect fort, »dass e. Autor für österr.
Stoffe nirgends e. Heim, nirgends e. Stätte d. Publicierung finde,
ist alt und leider berechtigt. Häufig müssen öst. Verf. nach d.
Ausland flüchten, um Schriften über öst. Stoffe in d. Öffentlichkeit
zu bringen; häufig begegnen sie dabei draussen auch nicht dem
genügenden Interesse für dieselben u. werden abgewiesen, in d.
Heimat selber aber stossen sie häufig auf Mangel an Unter¬
nehmungsgeist des Verlagswesens . . .« Die geplante »Öst. Bibi.«
— der, wie es scheint, die »Bayerische Bibliothek« zum Muster
gedient hat, — will diesem Übelstand abhelfen u. »ein Organ
werden, welches sich blos vaterländ. Zwecken widmet u. daher
dem öst. Schriftsteller einen Boden bieten soll, s. Geistesproducte
aus d. Bereiche heimischer Stoffe der geeigneten Veröffentlichung ent¬
gegenzubringen.« — Der I. Bd., enthaltend »Die Gemäldesamm¬
lung im kunsthist. Hof-Museum in JTien ,< geschildert von Hans
Grasberger, mit 22 Abbildungen, wird schon in Kürze aus¬
gegeben werden. — Wir begrüssen das Unternehmen auf das
lebhafteste und wünschen, dass es im Volke Wurzel fasse und
gedeihe !
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 12. Juni in Mödling der Porträt- und Schlachtenmaler
Wilh. Richter im 67. Lebensjahre; eine seiner letzten Arbeiten
war das Porträt d. Erzherzogin Maria Theresia. — Am 14. Juni
im Stift Kremsmünster d. Subprior u. Senior daselbst, P. Lucas
Assam, früher Pfarrer a. d. Stiftskirche, im Alter von 79 Jahren.
— Am 17. Juni der Prof. d. Realschule im II.Bez. Wiens, Leop.
Rischner, im 41. Lebensjahre. — Am 19. Juni in Prag d pens.
Hofrath u. ehemal. Reichsraths- u. Landtags-Abgeordn. (f. Czaslau)
R. v. Havelka, ein hervorrag. Mitglied d. altczcch. Partei, auch
vielfach als jurist. Schriftsteller thätig — Am 20. Juni in Christiania
d. Prof. d. Botanik a. d. dort. Univers., F. C. Sch übel er. —
An demselben Tage in Berlin der Bildhauer Prof. Alb. Wolff,
einer d. letzt. Schüler u. Mitarb. Rauch’s, im 78. Lebensjahre. —
Gleichfalls am 20. Juni d. Gymnasial- u. Convicts-Director im Stift
Kremsmünster P. Petrus Klinglmayr, Ritter des Franz Joseph-
Ordens, im 63. Lebensjahre. — Am 22. Juni in Steinamanger der
Tribuniczer Titularbischof u. Domlector Carl Königmajer im
Alter von 74 Jahren. — Am 25. Juni d. k. u. k. geh. Rath und
Minister a. D. Reichsrathsabg. u. ehern. Prof. a. d Prager Uni¬
versität Dr. Ed. Herbst im 75. Lebensjahre.
Für das Studienjahr 1892/93 wurden an österr. Hochschulen
zu Rectoren gewählt: An der Univ. Wien d. Prof. a. d. medicin.
Facultät Hofr. Dr. Ernst Ludwig; an der Univ. Budapest der
Prof, der Moraltheologie Bela Breznay; an der Univ. Graz der
Theologie-Prof. Dr. Marcellin Schlager; an der Univ. Lemberg
der Prof. f. Kirchenrecht und Pädagogik (an d. tHeol. Facultät)
Dr. Marc. Paliwoda; an d. Technik in Wien der Prof. d. techn.
Mechanik u. Maschinenlehre Rup. Böck; an der Hochschule für
Bodencultur der Prof. d. Verwaltungslehre und des Verwaltungs¬
rechts Dr. March et.
Von den vier Facultäten der Wiener Universität wählte die
theolog. den Prof, der Dogmatik Dr. Martin Bauer, die philosoph.
den Prof. f. Sanskrit und vergleich. Sprachwissensch. Dr. Friedr.
Müller, diejurid. den Prof, des röm. und canon. Rechts Hofrath
Dr. Friedr. Maassen, die medicin. den Prof, der gerichtl. Medicin
Hofr. Dr. Ed. Ritt. v. Hofmann zu Dekanen.
Dem Wiener Stadtphysikus d. R. Dr. Franz Inn hause r, sowie
dem Director des Wiedener Krankenhauses (Wien) Dr. Friedr.
Lorinser (anlässlich seines erbetenen Uebertrittes in den Ruhe¬
stand) wurde die Fortführung des Titels *k. k. Sanitätsrath«
bewilligt
Die Wahl des k. k. Hofcaplans u. Dechanten zu Elbckosteletz
J. C. Petrasch zum Canonicus am Wyschehrad in Prag ist vom
Kaiser bestätigt worden.
Dem Vizepräsidenten d. Abgeordnetenhauses Dr. Kathrein
wurde vom heil. Vater d. Commandeurkreuz d. Gregorius-Ordens
verliehen.
Die zum Andenken des grossen Geographen Ritter gestiftete
»Ritter-Medaille«, welche die geograph. Gesellschaft zu Berlin all¬
jährlich vergibt, wurde dieses Jahr dem k. u. k. österr.-ungar.
Linienschiffs-Lieutenant L. Ritter v. Höhnet zuerkannt. Derselbe
verliess am 12. d. mit dem Lloyddampfer »Berenice« Triest, um
zum zweitenmal, in Gesellschaft des Mr. W. Astor Chanler, zur
Durchforschung Centralafrikas zu schreiten. Die Dauer der Tour
ist auf zwei Jahre bemessen.
Der Kaiser hat den fb. Commissär u. Stadtpfarrer in Weidenau
Carl Neugebauer zum Titular-Ehrencanonicus der fb. Kathe¬
drale in Breslau für den diesseitigen Diöcesanantheil ernannt.
Der Hofburgschauspielerin Helene Hartmann wurde an¬
lässlich ihres 25jähr. Künstlerjubiläums das goldene Verdienstkreuz
mit der Krone, sowie vom Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-
Gotha die grosse Herzog Ernst-Medaille verliehen.
Zur Organisation des Landesschulrathes von Tirol erfolgten
nachstehende Ernennungen: Hofr. Frhr. v. Reden, der schon bis¬
her als Referent für d. administr. u. ökon. Angelegenheiten beim
provis. Landesschulrathe fungierte, wurde in die gleiche Stellung
berufen. Als Vertreter der Schule wurden zu Mitgliedern d.
Landesschulrathes ernannt: der ord. Prof, an d. Universität in
Innsbruck, Hofr. Dr. Tob. R. v. Wildauer; d. Director der
Lehrerbildungsanstalt in Bozen, Herrn. Röck; der Director der
Staats-Realschule in Roveredo, Dr. Peter Rella. und der Director
d. Lehrer-Bildungsanstalt in Roveredo, Albin Bertamini; als
Vertreter der kathol. Kirche: der Decan u. Pfarrer in St. Johann.
Joh. Gran der; d. Director d. Vincentinums in ßrixen, Dr. Alois
Spiclmann; d. Decan u. Pfarrer in Meran, Sebastian Gl atz
u. d. Domherr u. Dompfarrer des Domcapitels in Trient, Erz¬
priester Joh. Valentinei li. Der Director d. Staats-Gymnasiums
in Trient, Gustav Stanger, wurde zum Landes-Schulinspector
ernannt, u. ausser diesem wurden die Landes-Schulinspectoren
Christ. Schneller u. Dr. Joh. Hausotter dem Landesschulrathe
für Tirol zur Dienstleistung zugewiesen.
Digitized by VjOOQie
Nr. 7. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Im Verlage von Hermann Costenoble in Jena erschien soeben u uuiuuiw nuuü fc lu
und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: ^' e * ^ C c ! s ^‘ ^ ro ^ CSs
J ° Schotten-uymnasiun
Entwicklungslehre und Darwinismus. g regor ,j er 6rosse.
E r - Cilesdi Wolfspier 0. S. B,
f.-e. gcistl. Rath, Professor am k. u. k.
Schottcn-Gvmnasium in Wien
Eine kritische Darstellung der
modernen Entwicklungslehre u. ihrer Erklärungsversuche,
mit besonderer Berücksichtigung der
Stellung des Menschen in der Natur:
Gemeinfasslich geschildert von
Otto Hamann,
Pr.. Privatdoccnten der Zoologie an der Universität Güttingen.
Mit 16 Abbildungen.
Ein Band 8°. Geh. Mk. 8.—, geb. in Halbfranz Mk. 10- —
uregur uer urusse. oes«. w n tgo.
auch gebunden und in einer Prachtausgabe
beziehbar.
Chr. A. Card. Migazzi, Fürsterz-
bischof von Wien. Oest. W. fl. 9. — . Pi acht¬
band ö. W. fl. 10.80.
Beide Werke dürfen zu den besten Erzeug¬
nissen kirchenhistorischer Forschung gezählt
werden, wie glänzende Belobungen, darunter
von Sr. Heiligkeit Papst Leo XIII., Johannes
Janssen, Seb. Brunner etc. etc. bekunden.
Verlag von Hermann Kitz,
Saulgau (Württemberg ; .
Einladung zur Subscription auf :
DR- P. ALBERT KUHN O. S. B.
Professor der Aesthetik
ALLGEMEINE KUNSTGESCHICHTE
Die Werke der bildenden Künste vom Standpunkte der
Geschichte, Technik, Aesthetik.
Das abgeschlossene Werk in seinen 3 Bänden mit einem Gesammt-L’mfang von
1800 bis 2000 Seiten Lexikon-Format, mit über 1000 Illustrationen und mehr als
120 ganzseitigen artistischen Beilagen erscheint^
in circa 25 Lieferungen zum Preise von Mk. 2 .— (Ö. W. fl. 1.20).
Verlag von Benziger & Comp, in Einsiedeln (Schweiz).
—Lieferung 1 wird von jeder Buchhandlung zur Einsicht abgegeben !
Sensationelle Erscheinungen.
SARDA Y SALVANY, Dr. Felix. Der Libe¬
ralismus ist Sünde. Brennende Fragen.
Deutsch von U. Lampert. Mit einem Vor¬
worte von Dr. J. Scheicher fl. 1.—
TAXIL, Leo. Der Meuchelmord in der Frei¬
maurerei. Einzig autorisierte deutsche
Uebersetzung fl. 2.50
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Joseph Renner. (Op. 38.)
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Diese Sammlung ist den jugendlichen Gesangschüren der
Cäcilienvereine, Studienseminarien und Studienanstalten ge¬
widmet und enthält Kompositionen der besten Meister und
zwar religiöse Lieder, Psalmen und Motette für grössere
Feierlichkeiten, eine grosse Auswahl weltlicher, heiterer und
ernster Chöre, darunter die schönsten Volkslieder und zum
Schlüsse 15 Madrigale aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert.
Die Mehrzahl der Nummern wurde vom Herausgeber für
vierstimmigen gemischten Chor bearbeitet.
Die g r ö s s t e Aufmerksamkeit fand die A u s w a h 1
der Texte. Grundsätzlich wurden erotische Texte vermieden
und deshalb unpassende Texte durch andere ersetzt
So entstand eine Sammlung von Liedern, welche, was
leichte Ausführbarkeit, Tonumfang. Transposition und Texte
anbelangt, dem erfahrnen Musikpädagogen sowohl, als auch
jedem Gesangsfreunde willkommen sein dürfte.
Jos. Roth’sehe Verlagsbuchhandlung in Stuttgart.
In unserem Verlage sind eben erschienen und durch alle Buch¬
handlungen zu beziehen:
Reischl, Dr. W. k\, MiSSclle, das ist: Messbuch für das
kathol. Kirchenjahr. Aus dem römisch-kathol. Missale über¬
setzt und herausgegeben. Zweite Aullage. Zweite Ausgabe. —
Uingearbeitet und mit neueren Festen versehen von Dr. Jos.
Punkes, Professor am Kgl. Lyeeum in Freising.
Mit Approbation des hochiv. Erzbischoß. Ordinär. München-Freising.
900 S. in 8°. Mk. 4.50, geb. mit rot Sch. Mk. 5.20, Gold¬
schnitt Mk. 5.50.
„ . . . Fs verdient dieses Werk wegen seiner richtigeren Anlage, des
Reichtums des Inhalts, der guten Uebersetzung alles Lob . . . Die Ein¬
leitung (kurzer liturgischer Unterricht) ist eine naturgemässe, kost¬
bare Zugabe. Der Anhang einiger Andachtsübungen (Morgengebet,
Beicht- und Kommunion-Andacht etc.), der am Anfänge des Buches steht,
ist kurz und g u t. Wir wünschen dem Buche weite Verbreitung.
(P. A. P. Salzburger Kirchenblatt.)
Früher erschien von demselben Verfasser:
Vesperale, das ist: Vesperbuch für das katholische
Kirchenjahr und die Feier des christlichen Abends.
Aus dem römisch-kathol. Brevier u. kirchlichen Quellen bearbeitet.
6«y S. 8*'. Brosch. Mk. 2.—, geb. Mk. 2.70. mit Goldschn. Mk. 3.25.
Schneider, P. Bonif. O. S. B„ AblaSS-Brevier oder
vollständiges Ablass- und Andachtsbuch und ein Vademecum
für eifrige Katholiken.
Zusammengestellt mit einem Ablass-Kalender und
anderen Verzeichnissen und Anmerkungen versehen. Zweite
verbesserte Auflage. Neue Ausgabe. Mit Erlaubnis der Obern
lind Genehmigung des hochiv. Krzlnsch. Ordinär. München-
Fr eising.
8*34 S. 16°. Brosch. Mk. 3. — , geb. Mk. 3.60, mit Goldschnitt
Mk. 4.20.
In Veitretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber.
• St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckcrei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 8.
Wien, 15. Juli 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
UTTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendorl.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
UEDIGIKllT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »»Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung In Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-Aufträge n richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. fl. 20.— = Mk.36.—, V* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, • * S. fl. 7.— = Mk. 12.60, •/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, '/u S. fl. 2.25 = MW. 4.-.
INHALT :
Hurter H., Nomenclator literarius rec. thcol.
cath. (Prof. Dr. F. M. Schindler).
Rosen thal’s „Imitutio Christi“ (Dr. C. Wolfs-
gruber).
Murr J., Altgriechiche Weisheit (Dr. H.Bohattn).
Schifl'ini P. S., Institutiones Philosophicae.
(C. Ludewigt.
A c t a A u s t r i a e inferioris. Niederösterrcich.
Urkundenbuch I. Codex Canonicorum S.
Ypoliti (Urkundenbuch dos aufgehob. Chor¬
herrnstiftes St. Pölten) I. Theil, bearb. von
Dr. J. Lampe 1 Dr. ß. GselD.
W irth L., Die Oster- u. Passionsspicle bis zum
XVI. Jhdte. (Prof. I)r. J. E. Wackerneil.)
Schlossar A., Deutsche V’olksschauspiele. In
Steiermark gesammelt (Prof. Dr. J. E. Wa¬
ckerneil).
Ammann J., Das Passionsspiel des Böhmer¬
waldes (Prof. Dr. J. E. Wackernell).
Herbst L.. Zu Thukydides (Dr. H. Bohatta).
Valentin V., Alfr. Retiiel (Cust. Dr. C. Domanig)
Portmann A., Ueber Kirehenbauten u. Reno¬
vationen (Dr. A. Schnerich).
Egli J. J., Nomina Geographica (Dr. R. Müller).
An die hohen österr. u. ungar. Legislativen
zur Valutaregulierung (A. Fr.).
Ros in H. t Minoritätenvertretung u. Propor-
1 tionalwahlcn (II. M.)
j Läska W., Die Schwankungen der Erdachse. II.
| (Schluss).
Ganglbauer L., Die Käfer von Mitteleuropa.
I. Band (Prof. Dr. (). llamann).
Jahrbuch der Naturwissenschaften, V11 .
1801—02, hrsg. von M. Wildermann (Piof.
Dr. J. M. Pernter).
Ungarische Volkslieder und Balladen.
Deutsch v. B. Carneri (Prof. II. Lenken.
Bibliographisches Jahrbuch d. deutschen
Hochschulen, hrsg. von Dr. R. Kukula
(Dr. F. Schnüren.
»Collection Harlleben“ (Dr. F. Schnürer’.
Der „historische Cirkcl“ in Prag. Von Sv. I.
Pcrsonalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Hurter, H., S. J., s. theol. et phil. doctor, ejusdem
theol. in c. r. univ. Oenipont. prof. p. o. Nomenclator
literarius reccntioris thcologiac catholicac, theologos
exhibens, qui hule a concilio Tridentino floruennit
aetate, natione, disciplinis distinetos. Editio altera plu-
rimum aucta et emendata. Tomus L: Theol. saeculum primuin
post celebratum conciliumTrident, ah a. 1564—1663. Oeniponte,
lihr. acad. Wagneriana 1892. gr. 8°. (XIV et 630 pag.) fl. 6.—.
In zweiter, stark vermehrter und verbesserter Auf¬
lage liegt hier der erste Band eines Werkes vor, das
schon in seinen ersten Anfängen (die erste Auflage dieses
Bandes erschien heftweise vom J. 1871 — 1873) allent¬
halben die freudigste Aufnahme und eine übereinstimmend
günstige Bcurtheilung gefunden hatte. H.’s Nomenclator
ist inzwischen zu einem unentbehrlichen Nachschlagebuche
für den Theologen sowie für Jeden geworden, der sich für die
theologische Wissenschaft der drei letzten Jahrhunderte
interessiert; er macht den Mangel einer allgemeinen und
gründlichen Litterargeschichte der nachtridentinischen
Theologie, die wir zur Zeit noch entbehren, in dem
Grade weniger fühlbar, als er an Reichhaltigheit verläss¬
lichen Materials und an innerer Verarbeitung desselben
gewinnt, wenngleich er eine Litteraturgeschichte der
Natur der Sache nach nicht ganz zu ersetzen vermag,
noch nach den eigenen Worten des Autors ersetzen will.
Die äussere Anlage des Werkes kann hier als be¬
kannt vorausgesetzt werden; sie ist im wesentlichen die¬
selbe wie in der ersten Auflage geblieben. Eine recht
günstige obschon nebensächliche Abänderung hat sie
darin erfahren, dass die nach Fächern und Nationen
angeordneten chronologischen Tafeln der Theologen nicht
mehr wie früher in Theile getrennt sind, die unmittelbar
der Behandlung der einzelnen Perioden (von je 20 Jahren)
vorausgehen oder folgen; dieselben sind jetzt am Schlüsse
des ganzen Bandes zusammenhängend fortgeführt und
geben so eine weitaus bessere Uebersicht über die ge-
sammte theologisch-litterarische Thätigkeit des ersten Jahr¬
hunderts nach Abschluss des Tridentinischen Concils. Dem
Inhalte nach bietet dagegen diese zweite Auflage ein
weitaus vollständigeres Bild der wissenschaftlichen Lei¬
stungen und Bestrebungen auf dem Gebiete der Theo¬
logie in jenem Zeiträume, als der gleiche Band der
früheren Auflage. Zu den ungefähr 2500 dort behandel¬
ten Theologen sind jetzt mehrere hundert neue hinzu¬
gekommen (der Buchstabe S allein zeigt etwa 130 neue
Namen); es ist kaum eine Seite, die nicht bedeutende
Erweiterungen und Verbesserungen erfahren, und überall
gibt sich die fleissigste Verwertung der neueren litterari-
schen Forschungen kund. Jetzt gestalten sich die allent¬
halben reich ausgestatteten Übersichten der Theologen
und ihrer Werke in den einzelnen Doppeldckadcn zu
überaus belebten Gesammtbildern des jeweiligen Schaffens
in den verschiedenen Zweigen der Theologie und unter
den einzelnen katholischen Völkern; und die nun gleich¬
falls volleren chronologischen Tafeln in ihrer neuen An¬
ordnung zeichnen vor unserem Auge fast mit der Wir¬
kung der Plastik die grossartige theologisch-litterarische
Thätigkeit eines Jahrhundertes, dem wohl kein anderes
an Zahl und Mannigfaltigkeit hervorragender theologisch¬
wissenschaftlicher Leistungen gleichkommt. In der äusseren
Ausstattung präsentiert sich die neue Auflage (hoch 8° mit
zweispaltigem Texte) vortheilhaft vor der älteren Ausgabe.
Bei einem Unternehmen wie H.’s Nomenclator ist jeder Bei¬
trag von Werth, wenn er auch aus zweiter und dritter Hand
kommt. Dem Ref. sei es deshalb gestattet (nach Denis, Asch¬
bach, Wappler) einige Notizen über Wiener theologische Schrift¬
steller dieser Zeit beizufügen. Ausser Adalb. Bauzek, S. J., aus
Böhmen, seit 1560 prof. sententiarum an der Wiener theol. Facul-
tät, f 1571 (Schrift Decreta synodi Otomucensis /VaS*) und Paul
Weidner von Billerburg, jüdischer Abstammung, geh. 1522 in
Udine, Arzt, 1558 in Wien getauft und Lehrer der Medizin sowie
der hebr. Sprache an der Wiener Univ., gest. in Wien 1585
(Convcrsions-Schriften: Loca praecipua fidei christianae , Vienn.
1559, dass, deutsch 1562) ist zu nennen: Joh. Albert Widmun-
stadius (Widmanstetter, auch Joa. Lucretius Aesiander), geh. in
Nellingen in Schwaben, nach längerem Aufenthalte in Rom und
im Orient Rathgeber Ferdinands I., n. ö. Kanzler und Protector
der Wr. Univ., einer der bedeutendsten Orientalisten seiner Zeit,
führte zuerst das Studium der syrischen Sprache in Europa ein,
gest. als Canonieus in Regensburg 1575 (Schriften: Liber s. enuin-
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243
Nr. 8. - O ESTERREICH ISCHES LlTTERATURBLATT. — I. JAHRGANG.
244
gelii de Jesu Chr., 1555, die erste syrische Evangelienausgabe in
Europa, dazu Syriacae linguae prima elemcnta ). Bei Gr. Eder
(p. 69), der Laie und verheirathet, dennoch aber wegen seiner
theolog. Gelehrsamkeit als Mitglied und Lehrer in die theol.
Facultät aufgenommen worden war (1569), ist beizusetzen die
nicht unbedeutende Schrift Oratio pro jide catholica / 5 ON. Der
1600 als Propst in Pöllau, Steiermark, gest. Petrus Muhitsch aus
Cilli (Steierm.) schrieb: T/ieses de justijicatione, fe rn c r Pa edagogia
(Streitschrift für Bellarmin), 1588; Ludw. Haatsam S. J., aus
Flandern, gest. in Wien 1595, schrieb: De sacramento poenitentiae
iy SW ; De virtute Jidei ly%. Ausser dem bekannten Beichtvater
Ferdinands II., Willi. Lamoraini, gest. 1648 (nebst anderen klei¬
neren ascet. Schriften Idea pnncipis christiani nnd Georg
Dobronoki, S. J., geb. in Alsö-Lendva (Ungarn) , gestorb. 1649
(Schriften zur Gesch. der Ges. Jesu in Oesterr.-Ungarn) ist ferner
besonders zu erwähnen: David Greg. Cornerus, geb. 1587 in
Hirschberg in Schlesien, gest. als Abt von Göttwcig 1648, hoch-
geschätzt von Ferdinand 111. (Schriften ascetischen u. moraltheol.
Inhalts: Commentarii ascetici de Christi descensu ad injeros Brgj;
Vita Jesu Chr. lbp-1 ignorantia fidei jb^O); dann Sigism.
Ferrari, 0. Pr., geb. 1599 in Vigevano (Ital.l, gest. 1646 in Rom
(Sehr.: Commentarii in Summam S. Th.; Opuscula adv. Lutheran.
et Calvin.); Carl Musart, S. J., ein Belgier, gest. 1653 (Schritten
ascetischen Inhalts, die viel verbreitet waren, z. B.: Vera christiani
philosophia, Adolescens academ , Manuale parochorum). Patric.
Ravv, Irländer, 0. S. August., f 1646 in Rom, gab die Opuscula
Aegydii Romani heraus.
Wien. F. M. Schindler.
Ludwig Rosenthal’s (München) Antiquariats-Katalog 81 :
*Imitatio Christi .« Jedem Freunde der »Nachfolge Christi«
wird dieser Katalog herzliche Freude bereiten. Er verzeichnet
von dem allerchristlichsten Buche vier werthvolle Hand¬
schriften mit Faesimiles, 150 Ausgaben, Übersetzungen in 42
Sprachen, Luxusdrucke aller Art, Ausgaben für Blinde, mikro¬
skopische Ausgaben und die reiche Controvcrslitteratur um den
Verfasser der Nachfolge nahezu vollständig. Die bibliographische
Beschreibung, welche Bäcker ergänzt und bis heute fortführt,
ist so genau, dass sie dem Kataloge wissenschaftlichen Wert
gibt. Dr. C. Wolfsgrub er.
Studien u. Mittheilungen aus d. Benedictiner- u. Cistercienser-
OrdeUf red. v. P. M. Hinter (Selbstverlag in Raigern). XIII, 2.
L e o n a r d, Einiges üb. d. Schule d. Stiftes Seckau in d.
1. Jhdten s. Bestehens. — Wich n e r, Geschichte d. Nonnen¬
klosters Goess O. S. B. bei Leoben in Steiermark. I. — Adlhoch,
Geschichts-philos. Studien. I. — P 1 a i n e, Series chron.-critica
Hagiographorum VI., VII. et VIII. saec. III. — Lager, die ße-
ncdictinerabtei St. Symphorian in Metz. I. — Dolberg, Cister-
cienscr-Mönche u. Converseil als Landwirthe u. Arbeiter. I. —
H a t n e r, Regesten z. Geschichte des scfnväb. Klosters Hirsau.
V. — Ta d r a, Regesten z. Geschichte des Cistercienser - Stiftes
Goldenkroii : 1560—1660. II. — Mittheilungen, Nekrologe.
Cistercienser-Chrouik, red. v. P. Gr. Müller (Bregenz, Teutsch)
Nr. 40 u. 41.
(40) Der Convent Schönthal v. d. Gründung 1157 bis zur
Aufhebung 1803 (Fortsetzung in Nr. 41). — Drev Raisen nach
Cistertz (Forts, in Nr. 41). — Institutio Religiosorum Tironum
Cisterciensium (Forts, in Nr. 41). — Unsere Ptlicht gegen die Ver¬
storbenen. —
(41) Die hl. Ascelina. — Hymnen. — In jeder Nr.: Nach¬
richten. — Todtentafel. — Cistereienserbibliothek.
Die katholischen Missionen (Freiburg im Br., Herder). 1892.
Nr. 7.
Die im J. 1891 verstorb. Missionsbischöfe. II. (Schl.) —
Bei den Eskimo an d. Mündung d. Mackenzie. — Nachrichten
aus den Missionen. — Beil. f. d. Jugend: Der Schwur d. Huroncn-
häuptlings (Forts.).
Jahrbuch für Theologie und speculative Philosophie , herausg. V.
Commcr. VI, 4.
F e 1 d n e r. Das Verhältnis der Wesenheit zu dem Dasein in
den geschaffenen Dingen nach d. Lehre des hl. Thomas v. Aquin.
— Esser, Die Lehre des h. Thomas bez. der Möglichkeit einer
ewigen Weltschöpfung. — Apologetische Tendenzen u. Richtungen.
IV.: G 1 o s s n e r, Über die Möglichkeit u. Nothwendigkeit d.
göttl. Olfenbarungen. — Grupp, Beiträge zur Geschichte der
neueren Philosophie. — Fel d n e r, Richtigstellungen der Ansichten
des neuesten Commentators des h. Thomas v. Aquin. — Mahn,
Die Mystik des Angelus Silesius. I. — De Angelis-Stella,
Syllabus Pii Pontif. IX. in universa re philosophica iuxta mentem
S. Thomae Aqu. recentiumque philosophorum evolutus.
Pastoralblatt d. Bisthums Münster , hrsg. v. Dr. H. Joeppen
(Münster, Regensberg). XXX, 7.
Die Liturgik auf d. Pastoralconferenzen. — Die Leutselig¬
keit und Höflichkeit des Priesters (Forts.). — Die Sprachengabe
nach d. hl. Paulus (Forts.). — P. Cathrein’s »Der Socialismus-.
— Fälle u. Fragen. — Miscellen.
Theologisch-praktische Quartalschrift , red. von Schwarz u. Hipt-
inair (Linz, Haslinger). XLV, 3.
Weiss A. M., Eine neue Aufgabe f. d. Clerus. — Lehm¬
kuhl, Das Rundschreiben »Rerum novarum« u. s. Sittenlehren. —
P ran dl, Eheschliessung der Ausländer in Österreich. I. — Saut er.
Der Gesang b. d. feierl. Liturgie. — Hattier, Über bildliche Dar¬
stellungen d. Herzens Jesu mit d. Gestalt d. Heilandes. — Stingl,
Der h. Thomas v. Aquin u. Frohschammer. II. — Racke, Prak¬
tische Rathschläge für Prediger. V. — Samson, Das Fest Mariä
Himmelfahrt u. seine Feier im christl. Volke. — Zürcher, Die
Pfarrei-Stammbücher. — Langthaler, Noch Mehreres aus d. Er-
zählungslitteratur f. Studenten, reife Jugend u. Erwachsene, bes.
in biirgerl. u. gebildeten Kreisen. — Keil, Regensburger Pastoral-
Erlass bez. d. Aussetzung d. Allerheiligsten. — Lamp recht, Das
Martvrologium u. die Acta Sanctorum als Patronat d. meisten
Kirchen d. Christenheit in seiner hohen Bedeutung. IX. — Pasto-
ral-Fragen u. Fälle. — Litteratur. — Be ring er, Neueste Bewilli¬
gungen oder Entscheidungen in Sachen d. Ablässe. — Huber,
Bericht über die Erfolge d. kathol. Missionen. — Scheicher,
Kirchliche Zeitläufe. — Kurze Fragen u. Mittheilungen.
Neue Erscheinungen:
Katholica .
Dörholt B., Über die Entwicklung des Dogma und den Fort¬
schritt der Theologie. Habiiitationsrede. Münster, Aschendorff.
gr.- 8 °. (48 S.) fl. —.54.
M e u n i e r W. H., Die Lehre vom Predigtthema. Paderborn,
Schöningh. gr.- 8 °. (IV u. 108 S.) fl. —90.
Specht Th., Die Lehre v. d. Kirche nach dem h. Augustin.
Ebd. gr.- 8 °. (VI u. 354 S.) 11 . 3.60.
Tiefenthal F. S., Die Apokalvpse d. hl. Johannes, erklärt.
Ebd. gr.- 8 °. (VIII u. 826 S.) fl.*9.60.
H o b e r g G., Die Psalmen der Vulgata, übers, und nach dem
Litteralsinn erkl. Freib., Herder. gr.- 8 °. (XXXII u. 389 S.) fl. 4.80.
Raffl F., Die Psalmen. Nach d. Urtexte übers, und erklärt.
III. Bd. (Ps. 107—150)[Bd. I u. II erscheinen später.] Ebd. gr.- 8 °.
(VII u. 578 S.) fl. 3.60.
Villefranche J. M., Dom Bosco, d. Stifter der Salesianer-
Genossenschaft. Aus d. Franz, übers. Ebd. 8 °. (IV u.302 S.)fl. 1.44.
Huck A., Synopse der 3 ersten Evangelien. Freiburg, Mohr,
gr.- 8 °. (XVI u. 175 S.) fl. 1.68.
Zahradnik P. Is. Th., Blahoslavenv Hermann Josef, reholni
kanovnik premonsträtsky. Zivot a dukazy svatosti jeho. Sepsal
a s povolenim predstavenstva fädu vydal. (Der glücksei. Her-
man Josef. Sein Leben und Beweise seiner Heiligkeit.) Prag,
kön. Kanonie am Strahov. 8 °. (151 S.)
Kalman K., David kir. zsoltdrkönyve magyar versekben. Harm,
kiadäs (Psalmen Davids in ungar. Versen). Stuhlweissenburg,
Singer, 16". (XIII u. 330 S.) fl. 3.—.
O s t v a y F. es H r u b a n t L., Magvarorszäg rom. kath. egy-
häzmegyei a jelen idöben (Die kathol. Kirchendistricte Ungarns
in der Gegenwart). Pressburg, Stampfel. 8 °. fl. 1.20.
Akatholica.
Rüegg A., Die neutestamcntliche Textkritik seit Lachmann. Ein
Versuch zur Orientierung. Zürich, Orell u. Füssli. gr.- 8 °. (VIII
u. 97 S.) fl. 1.44.
Schwarze A., Untersuchungen üb. d. äussere Entwicklung der
afrikan. Kirche m. bes. Verwertung der archäolog. Funde. Göt¬
tingen, Vandcnhocck u. Ruppreeht. gr.- 8 °. (IX u. 194 S.) 11. 4.20.
Schmidt P. V., Der Galaterbrief im Feuer der neuesten Kritik,
bes. d. Proff. Loman u. Steck. Ein Versuch. Leipzig, Neumann-
Lucas. gr.- 8 °. (XV u. 459 S.) fl. 3.60.
Die Nothwendigkeit c. christl. Volksbewegung u. e. apologet.
Volkslitteratur. Berlin, Wald, 8 °. fl. —.60.
L ö w y M., Über das Buch Jona. Exeget.-krit. Versuch. Wien,
Lippe. gr.- 8 ° (40 S.) fl. —.40.
Weinstein N. J., Beiträge zur Geschichte der Essäer. Wien,
Lippe. gr.- 8 °. (III u. 92 S.) fl. —.90.
Von J. A. Eisenmengers berühmtem Werk » Entdecktes
Judenthum , eine wortgetreue Verdeutschung der wichtigsten
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245
I. Jahrgang.
240
Nr. 8 . — Oesterreichisches L itteraturblatt. —
Stellen aus den Traktaten des Talmud u. der sonstigen, den
Christen zu einem grossen Theile noch ganz unbekannten hebr.-
rabbinisehen Litteratur, welche einen sicheren Einblick in die jüd.
Heligions- u. Sittenlchre gewähren« — die 1. Ausgabe erschien
1711 auf Kosten König Friedrichs I. von Preussen und ist längst
vergriffen — erscheint bei Brandner in Dresden eine von Dr. F.
X. Schieferl »zcitgemäss überarbeitete« Neuauflage in 12 Lief.
gr.-8° ä fl. —.30.
Philosophie. Pädagogik.
Murr, Dr. Josef: Altgriechische Weisheit. Blumenlese
von Sinnsprüchen aus griechischen Dichtern in
deutscher Uehersetzung. /. Bächen. Die ältesten
Epiker und Elegiker, Aischylos und Sophokles. —
2. Bächen . Euripldes. Innsbruck, Verlag der Wagner¬
sehen Univ.-Buchhandlung. 1891. 8° (VII u. 77 S. und IV
u. 66 S.) per Bd. 40 kr.
Diese Anthologie, welche mehr für die Jugend und
das grosse Publikum als für Gelehrte geschrieben ist,
bietet in zwei sehr hübsch ausgestatteten Heften eine
Auslese griechischer Spruchweisheit. Wenn die Samm¬
lung keine vollständige geworden ist, so ist dies nicht
dem Verf. zur Schuld anzurechnen, sondern vielmehr
dem unendlichen Reichthum der griechischen Dichter an
Sinnsprüchen zuzuschreiben ; auch wäre eine lückenlose
Sammlung dem Zwecke des Buches keineswegs förder¬
lich gewesen. So hat denn M. im ersten Bändchen die
besten Stellen aus den älteren Epikern und Elegikern,
sowie aus Aischylos und Sophokles, im zweiten Hefte
aus Euripides in guter Auswahl zusammengetragen und
nach den Kapiteln: »Gottheit, Mensch, Lebensalter, Be¬
dürfnisse, Tugenden und Laster des Menschen« ange¬
ordnet, so dass das ganze ein interessantes Bild grie¬
chischer Denkart gibt. Wer immer sich für das Geistes¬
leben des Alterthums interessiert, wird, wenn es ihm nicht
möglich ist auf den Urtext zurückzugehen, die »alt-
griechische Weisheit« gerne zur Hand nehmen.
Wien. Dr. Hans Bohatta.
Schiffini, P. Sancto, S. J.: Institutiones Philosophicae
ad mentem Aquinatis . Tribus voluminibus j am evolutae
nuper in compendium redactae. — Aug. Taurin. Typ. Speiran.
1889. 8°. (VIII. u. 669 S.)
Das vorliegende Werk ist ein Handbuch für Stu¬
dierende und zugleich eine kurze Bearbeitung des drei¬
bändigen grösseren Werkes von Sch. »Principia Philo-
sophica ad mentem Aquinatis« (I), »Disputationes Meta-
physicae specialis« (II u. III). Dergleichen Lehrbücher
sind zwar bereits vielfach vorhanden, auch solche, die
insbesonders an den heil. Thomas sich anlehnen. Den¬
noch scheint das Werk nicht überflüssig, da es sich
ebensosehr durch Kürze und Uebersichtlichkeit auszeichnet,
wie durch Reichhaltigkeit des Materials, Sicherheit in der
Entscheidung der Fragen und passende Belege aus dem
heil. Thomas. Die Eintheilung des Stoffes ist die übliche:
der erste Theil enthält die Logik und zwar die Dialectik
(logica minor) und Erkenntnistheorie (logica major); der
zweite Theil enthält die Metaphysik, und zwar die all¬
gemeine und besondere, welch letztere die drei Abschnitte
umfasst: die körperliche Natur, die vernünftige Seele,
die natürliche Theologie. In der kurz und bündig abge¬
fassten Logik hätte der Inductions- und Analogie-Beweis
doch wohl verhältnismässig mehr Beachtung verdient;
dasselbe ist zu sagen über die für die Gegenwart so
wichtigen psychologischen Fragen der inneren und äusse¬
ren Sinnesthätigkeit. — Das Verhältnis von Gewissheit
und Evidenz wird genau festgestellt, wobei sich der Verf.
an Card. Franzelin anschliesst. In der Frage über
Natur und Hypostase entscheidet sich der Verf. mit dem
heil. Thomas gegen die Ansicht der späteren thomistischcn
Schule; ebenso in der Theorie über di z praedetermviaito
physica und über das Wissen Gottes; dagegen nimmt er
zwischen Wesenheit und Existenz in geschaffenen Dingen
eine reale Distinction an. Dass aber auch der h. Thomas
diese Ansicht habe, ist gewiss zweifelhaft und vielfach
bestritten. Besondere Sorgfalt hat der Verf. der Lehre
über die geistige Seele und die Theodicee gewidmet.
Wenn auch in dem Werke der Sache nach kaum
Neues gebracht wird, wie es ja von einem Compendium
nicht zu erwarten ist, so ist doch die klare, kurze,
sichere Behandlung des ganzen Stoffes wohl im Stande,
die Studierenden in die scholastische Philosophie einzu¬
führen.
Kalksburg. Carl Ludewig, S. J.
Gymnasium, hrsg. v. Wetzel (Baderb., Schöningh). X, 12 u. 13.
(12.) Ziemer, Das Latein nach d. neuen Lehrplänen. (Schl.)
— Recensionen. — Programm- und Zeitschriftenschau.
(13.) Hubo, Noch einmal Cäsars Rheinbrücke. — P. Meyer.
Das Neueste zur 'AiWjvauuv ttoXvrsia. — Recensionen. — Pro¬
gramm- u. Zeitschriftenschau.
Katholische Schulhunde, hrsg. v. R. Kiel (Heiligenstadt. Cor-
dier). I, 26.
Fr. Müller, Das Gleichnis vom grossen Abcndmahle in
schulgerechter Behandlung auf d. Oberstufe. — Kösterus. Die
deutsche Elementarbildung gegen Ausgang des Mittelalters. II. —
Schulchronik.
Neue Erscheinungen:
Kuhlenbeck L., Der Sehuldbegrift als Einheit v. Wille u. Vor¬
stellung in ursächlicher Beziehung z. Verantwortlichkeitserfolg.
Leipzig, Hirschfeld. gr. 8°. (142 S.) fl. 1.68.
Diez M., Theorie d. Gefühls zur Begründung d. Ästhetik. Stuttg.
Frommann. gr. 8°. (XII u. 172 S.) 11. 1.62.
Bewegung, die ethische, in Deutschland. Vorbereitende Mit¬
theilung e. Kreises gleichgesinnter Männer u. Frauen zu Berlin.
Berlin, Dümmler, gr. 8°. (37 S.l fl. —.30.
Dicescu T., A. H. Niemeyers Verdienst um das Schulwesen.
Leipzig. Fock. gr. 8°. (173 S.) fl. 1.20.
Weissenhofcr Rob., Bausteine zu e. Schülerbibliotheks-Katalog.
Wien, Holder, gr. 8°. (28 S.) fl. —.36.
Rolf us Dr. H., Verzeichnis ausgewählt. Jugend- u. Volksschrift.,
welche katholischen Eltern, Lehrern u. Erziehern empfohlen
werden können. Freiburg, Herder, gr. 8\ (XII u. 140 S.) 11. 1.44.
Volkmer Dr., Joh. Ign. v. Felbiger u. seine Schulreform. Ein
Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 18. Jhdts. Ilabel-
schwerdt, Franke. 8°. 11. —.90.
Herzog J. A., Die Schule u. ihr neuer Aufbau auf natürlicher
Grundlage. Zürich, Schmidt, gr. 8°. (III u. 153 S.) tl. —.96.
Saitschik. R. M., Zur Psychologie unserer Zeit. Bern, Scmininger.
8 °. (46 S.). 0. —.48.
Eisenhart, W., Deutschlands Zukunft. Polit. u. religiöse Be¬
trachtungen. Halle, Frieke. 8". (84 S.). fl. —.60.
Bei Gaertner (Hevfelder) in Berlin erscheint demnächst :
Dr. K. Joel »Der echte und der xenophontische Sokrates,< I. Bd.
c. 30 Bogen; ferner Dr. P. Wendland »Philo s Schrift über die
Vorsehung .« Ein Beitrag zur Geschichte der nacharistotelischen
Philosophie, c. 8 Bogen.
Von dem Prof, der Rechte in Leipzig Dr. Rud. Sohm wird
in Kürze ein Vortrag * Confessionelle Volksschule» im Verlage d.
Akad. Buchh. (W. Faber) in Leipzig in Druck erscheinen.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Acta Austriae inferioris. Niederösterreichisches Ur¬
kundenbuch, herausgegeben vom Vereine für Landes¬
kunde von Niederösterreich. I. Band.: Codex Ca-
nonicorumS. Ypoliti . Urkundenbuch des aufgehobenen
Chorherrenstiftes St. Pölten, I. Theil: 976— 1367, vor-
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247
Nr. 8. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
248
bereitet von Anton Victor Felgel, k. u. k. Haus-,
Hof- und Staats-Archivar, bearbeitet von Dr. Josef
Lampel, Concipist I. CI. im k. u. k. Haus-, Hof-
und Staatsarchive. Wien, Verlag und Eigenthuin des
Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. In Commission
bei L. W. Seidel und Sohn, k. u. k. Hofbuchhändler, 1891,
gr.-8'\ (LXXXV und 845 S.) fl. 8.—
Der Verein für Landeskunde von N.-Ö. hat seit seinem Be¬
stehen gewiss viel Vortreffliches zum quellenmässigen Studium
der Geschichte dieses Landes zu Tage gefördert und in seinen
»Blättern« zur allgemeinen Kunde gebracht; mit dem Entschlüsse
aber, ein LTk undenklich Niederösterreichs herauszugeben, hat er
seinem wissenschaftlichen Streben und Schaffen gleichsam die
Krone aufgesetzt. »Mit blosser Verarbeitung des Materials« —
wie es in der Vorrede richtig heisst — »ohne wörtliche Mitthei¬
lung wenigstens der wichtigsten Stücke ist zwar dem Leser, aber
nicht dem Forscher gedient.« Wir düifen zwar nicht klagen, als
ob in Niederösterreich nicht schon viel urkundliches Materiale
erschlossen wäre. Die »Fontes« der kais. Akademie, die Mitthei¬
lungen des Alterthumsvereines, der Central-Commission u. a. sind
reiche Fundgruben für den Geschichtsforscher ; die grossen geist¬
lichen Korporationen haben fast alle ihren Urkundenschatz ver¬
öffentlicht. Diesen einzelnen Publicationen schliesst sich nun das
Urkundenbuch als Sammelwerk würdig an. Frcudigst be¬
glückwünschen wir daher den Verein, wenn er trotz seiner ge¬
ringen Mittel den Muth hat zur Herausgabe eines so viel ver¬
sprechenden Werkes.
Fs war ein besonders glücklicher Gedanke, dieses Unter¬
nehmen mit der Veröffentlichung des aufgehobenen Chorherren¬
stiftes St. Pölten zu beginnen. »Sicherlich hatte dem Vereine vor¬
geschwebt, dass das Chorherrenstift St. Pölten an einem Mark¬
steine heimatlicher Geschichte, an der Wiege der Ostmark, ge¬
standen ist. Dasselbe Jahr 976, in welches man die Gründung
des kleinen »Ostirrichi« gewöhnlich verlegt, bringt uns auch die
erste Kunde, dass zu Traisma ein monasterium sancti Ypoliti be¬
standen. Mit Recht wird daher eine mit diesem Stifte sich be¬
schäftigende Publication an die Spitze der niederösterreichischen
Urkundenbücher treten.« (Vorrede S. IV).
In der Vorrede bietet der Herausgeber einen Überblick über
die litlerarischen Arbeiten jener Männer, welche sich fruchtbringend
mit den Geschicken des Stiftes beschäftigt haben, vor Allem des
gelehrten Propstes Christoph Müller von Prankenhaimb(1688—1715).
Doch sind diese Arbeiten auch nicht annähernd mit einem Codex
diplomaticus zu vergleichen, ein den gegenwärtigen Bedürfnissen
entsprechendes Urkundenbuch musste ganz anders zusammen¬
gestellt werden. Und da muss trotz aller Bescheidenheit, mit der
Dr. L. (s. die Vorrede) von seiner Leistung spricht, unumwunden
erklärt werden, dass gerade seine Bearbeitung zu den vollendetsten
ihrer Art gehört. Fachmänner werden es zu würdigen wissen,
welch unsäglichen Fleiss, welche bewundernswerte Gründlichkeit
in der Durchforschung der Quellen nach ihren kleinsten Details,
in der Zusammenstellung der Urkunden überall hervorleuchtet;
das vorliegende Urkundenbuch von St. Pölten zeichnet sich darin
vor ähnlichen Publicationen früherer Zeit in ganz eminentem
Grade aus. In der Einleitung wird das gesammte Urkundcn-
materiale mit minutiöser Sorgfalt auf seinen Wert geprüft und
das Resultat dieser Prüfung in klarer Weise vorgelegt, sei es nun,
dass Dr. L. mit voller Sicherheit das Endurtheil seiner Forschung
vorzulegen im Stande ist, sei es, dass er sich doch in einzelnen
Fällen nur mit geringerer oder grösserer Wahrscheinlichkeit für
eine Ansicht aussprechen kann. Die der Prüfung unterzogenen
Quellenschriften werden in »althergebrachter Reihenfolge« vorge¬
legt: Originale, Handschriften, Drucke. In dem vorliegenden ersten
Theile des Urkundenbuches werden nur die ersteren (S. XI — XXVIII),
von den Handschriften nur die vornehmste, nämlich der im Staats¬
archive befindliche Codex 1077, den Dr. L. mit A bezeichnet
(S. XXIX—LXXXV) erörtert, und zwar mit einer Ausführlich¬
keit, welche selbst kleine Schriftzeichen nicht ausser Acht lässt,
dass es manchmal beinahe scheinen möchte, es sei des Guten zu viel
gethan und eine Wiederholung hätte hie und da, ohne der Sache
selbst Eintrag zu thun, leicht vermieden werden können. Damit
soll jedoch nicht ein Tadel ausgesprochen werden; es ist begreif¬
lich, dass der so gründlich zu Werke gehende Bearbeiter auch
anderen Forschem ein möglichst anschauliches Bild, insbesonders
der genannten Handschrift, vorlegen wollte. Den Inhalt und die
Zusammenlugung der aus mehreren Abtheilungen bestehenden
Handschrift vergleicht Dr. L. Blatt für Blatt, ja fast Zeile für Zeile,
theils mit den vorhandenen Original-Urkunden theils unter sich
und mit den Druckwerken und legt dann die Schlüsse über Zeit
und Abfassung der einzelnen Bestandtheile dar. Hier in Einzelheiten
einzugehen, ist nicht möglich, nur im Zusammenhänge kann die
mühsame Arbeit voll gewürdigt werden und wir werden uns
freuen, wenn die übrigen drei Quellen-Handschriften des St. Pöl-
tener Bestandes (nunmehr n. 173—175 der Handschriftensammlung
des Staatsarchives) ebenso eingehend besprochen und die weiteren
bei der Edition befolgten Grundsätze hinsichtlich der Orthographie,
Indicierung u. s. w. dargelegt sein werden.
Die in dem umfangreichen ersten Theile publicierten Ur¬
kunden (579 Stück) reichen vom Jahre 976 bis December 1367,
umfassen also beinahe vier Jahrhunderte. Den Grund, warum
nicht mit einer runden Jahreszahl abgeschlossen wurde, gibt Dr. L.
S. X an. Indem letztgenannten Jahre hegibt sich das Stift jenes
wichtigen Marktrechtes, welches es im Jahre 1058 erworben hat;
unser Theil »vertritt« also »die Zeit, in der die Chorherren von
St. Hippolyt eine ganz andere Macht in der Stadt an der Traison
hatten, als jemals vor- und nachher«, wir haben somit die Glanz¬
periode des Stiftes, ein abgeschlossenes Ganzes, vor uns. Über
den Inhalt der Urkunden können wir uns hier nicht verbreiten; cs
genüge, dass neben hochwichtigen Urkunden und Privilegien von
Kaisern, Päpsten, Landesfürsten, Bischöfen (insbesonders jener
von Passau) die Beziehungen einer grossen Reihe österreichi¬
scher Adelsgeschlechter und Gemeinden zu dem Chorherrenstifte
vielfache Aufklärung finden und eben dadurch die Kenntnis der
Geschichte des Landes in politischer, wirtschaftlicher und kirch¬
licher Richtung auf eine für den Forscher unentbehrliche Weise
bereichert wird. — Von grosser Wichtigkeit sind die den einzelnen
Urkunden vorausgeschickten genauen Notizen über den Ort, wo
sie gefunden, ob und wo sie gedruckt sind, über die Lectmnes
Variantes in den Original-Urkunden oder in den Handschriften
u. s. w. Aus den ältesten Zeiten fehlen leider viele Urkunden ;
so kommen wir z. B. vom Jahre 987 gleich zum Jahre 1058,
vom Jahre 1125 gleich zum Jahre 1150. — Die erste Urkunde
in deutscher Sprache begegnet uns n. 131 aus dem Jahre 1287.
Ein äusserst sorgsam gearbeitetes, über 100 Seiten umfassendes
Namensverzeichnis schliesst den Band. Wer einen Begriff hat von
der mühsamen Arbeit der Abfassung eines solchen Verzeichnisses,
wird dem Bearbeiter die vollste Anerkennung nicht versagen.
Eine sehr wertvolle Beigabe sind die vier chromolithographierten
Tafeln (aus dem Atelier von M. Jaffe), welche weit über 20 Schrift¬
proben verschiedener Urkunden enthalten und so einen neuen
Beweis geben, mit welcher Sachkenntnis Dr. L. gearbeitet hat.
Zum Schlüsse möge mir der gelehrte Bearbeiter noch einige
Bemerkungen erlauben. Wenn Dr. L. über die »Urkundenmarder«,
die leider unter den St. Pöltcner Chorherren getroffen wurden,
sein Bedauern, ja seinen gerechten Unwillen wiederholt ausspricht,
so wird ihm jeder, der für archivalische Schätze Interesse hat und
ihren Wert anerkennt, gewiss beipflichten. Aber ist das Urtheil
über den »Buchfrevler* Duell ins (Einl. S. XX) nicht doch zu
hart? Die ihm gemachten Vorwürfe beruhen doch nur auf Vor¬
aussetzungen, die, wenn auch noch so wahrscheinlich gemacht,
doch einen eigentlichen strengen Beweis für sein »Verbrechen«
nicht ergeben. Warum also nicht die »mildeste Annahme« gelten
lassen? Haben nicht auch Staatsarchive schon Verluste gehabt?
Haben nicht gerade die »staatlichen« Commissäre. die bei Auf¬
hebung von Klöstern und Stiften eine ganz energische Thätigkeit
entwickelten, sich wohl um »die Wertgegenstände des Stiftes,
also um Kirchengewänder, Kirchengeräthe, Silber- und Goldsachen
der verschiedensten Art« sehr genau bekümmert, hingegen Biblio¬
theken und Urkundenschätze wahrhaft bagatcllmässig behandelt?
Exempla odiosa. Warum hat man nicht auch die Urkundenschätze
des Stittes St. Pölten gleich nach der Sequestration dorthin »wo-
hin sie auf alle Fälle gehören« gebracht und erst im
Jahre 1848 in das Staatsarchiv übernommen? Auch die Bemerkungen,
die Dr. L. als »öffentlicher Archivbeamter« über Privat-Archive
und deren Benutzung macht, gehen entschieden zu weit. »Archiv¬
bestände jedweder Art sollen unter staatliche Obhut gestellt
werden.« — »Alles, was den Inhalt eines Archivstatutes ausmacht,
.fehlt in Privatarchiven fast durchgehends.« — »Der eigent¬
liche Grund, warum man die Thiire seines Scriniars den Männern
der Forschung vor der Nase zuschlägt, wird immer die Absicht
sein, sich der strengsten Kontrolle, der Controlle derOeffent-
lichkcit zu entziehen.« Ich glaube sicher, dass Dr. L. vielfach
bessere Erfahrungen gemacht hat. Diese Worte sind bitter, ob sic
auch billig und gerecht sind, zweifle ich sehr.
Wien. Dr. Benedict Gsell.
Byzantinische Zeitschrift , hrsg. v. K. Krumb ach er. I, 1.
De Boor, Römische Kirchengeschichte in byzant. Fassung.
— Geizer, Josua Stylites u. die damaligen kirchlichen Parteien
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249
Nr. 8. — Österreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
250
d. Ostens. — Preger, Der Chronist Julios Polydeukcs. — Bury,
The identity ot Thomas the Slavonian. — M. Treu, Demetrios
Kvdones. — Strzygowski, Die byzantinische Kunst. — Dich!,
Mosaiques bvzantines de Nicee. — Treu, Mazaris u. Ilolobolos.
— Hatzidakis, Kritische Bemerkungen zu einigen mittclgricchischen
Autoren. — Jagir, Der weise Akyrios. — Kuhn E., Zum weisen
Akyrios. — Patzig, Dictvs Cretensis. — Recensionen.
Journal asiatique. XIX, 2.
Morgan, Mission en Ferse et dans le Louristan. —
Svl vain-Lcvi, Le Buddhacarita d’A^vaghosa. — L cf e v r e-
P o n ta 1 i s P. : Notes sur quelques populations du nord de l’Indo-
Chine. — Halevy J.: La correspondancc d'Amenophis III. et
d’Amenophis IV. (suite). — Nouvelles et melangcs.
Neue Erscheinungen:
Fey C., Der Antheil der Jesuiten an d. preuss. Königskrone. Im
Lichte der Geschichte betrachtet. Leipzig, Buchh. des Evang.
Bundes. 8 °. (46 S.) fl. —.45. (Gegen Thoemes* gleichn. Buch.)
Merkle J., Jugendjahre d. Kaiserin Maria Feodorowna v. Russ¬
land, geb. Prinzessin v. Württemberg. 1759—1776. Stuttgart,
Kohlhammer, gr. 8 °. (V u. 121 S. m. Portr.) fl. —.90.
Grobe L., Die Münzen d. Herzogthums Sachsen-Meiningen. Zu¬
sammengestellt, beschr. u. erl. Leipzig, Junghanss & Koritzer.
gr. 4". (VI u. 48 S. mit 6 Taf.) fl. 3.60.
Fiala Ed., Beschreibg. böhmischer Münzen und Medaillen. Bd. I.
Prag, Haerpfer. Lex. S°. (117 S. m. 10 Taf. u. 283 Abb.) fl. 5. —.
(Das Werk ist auf 6 Bde. berechnet; Bd. I. behandelt »Die
Münzen v. d. Urzeit bis zur Einführung der Bracteatenprägung
in Böhmen«, Bd. II. wird September d. J. erscheinen u. »Brac-
teaten u. Münzen bis Ferdinand L«, Bd. III. »Münzen und
Medaillen v. Ferdinand L bis zur Neuzeit«, Bd. IV. »Privat¬
münzen u. Medaillen«, Bd. V. »Städtemünzen, Nothzetteln etc.«,
Bd. VI. eine »Gesummte Geschichte d. böhm. Münzwesens«
nebst einem Gencralindex zu dem ganzen Werke enthalten.
Quellen u. Forschungen aus d. Gebiete d. Geschichte. In
Verbindung mit ihrem histor. Institut in Rom hrsg. von der
Görres-Gesellschaft. I. Bd., 1 . Thl.: Nuntiaturberichte Giov.
Morone’s vom deutschen Königshofe 1539, 1540. Bearb. von
J. Dittrich .Paderborn, Schöningh. Lex. 8 °. (IX u. 243 S.) fl. 4.44.
Tr oos t L. u. F. Leist, Pfalzgraf Friedrich Michael v. Zwei-
brücken u. d. Tagebuch seiner Reise n. Italien. Bamberg, Büchner,
gr. 8 °. (LXXXII u. 224 S.) fl. 6 .-.
Die Verlagshandlung F. Schulthess in Zürich lässt dem¬
nächst e. neue Folge d. »Quellenbuches zur Schweizergeschichte «
von Prof. Dr. Wilh. Oechsli erscheinen, welche zumeist cultur-
historischen Inhalt haben wird.
Antiquar-Kataloge üb. Gesch.: von K i r c h h o ff & Wigand
(Leipzig). Katal. Nr. 888. (I. Ailgem., Verm., Hilfswiss., Geogr.)
3581 Nrn. — Nr. 889 (II. Deutschland u. d. früheren Reichs¬
lande) 2341 Nrn. — Nr. 890 (III. Die europ. Staaten m. Ausn.
Deutschlands) 2u00 Nrn. — Nr. 891 (IV. Die aussereurop. Länder
mit Byzanz) 683 Nrn.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Wirth, Ludwig. Die Osler - und Passionsspielc bis
zum X VI. Jahrhundert. Beiträge zur Geschichte des
deutschen Dramas. Halle, Niemeyer, 8°. 18S9. (VIH u. 351 S.)
(1. 6.—
Schlossar, Anton, Dr., Custos der k. k. Universitäts¬
bibliothek in Graz. Deutsche Volksschauspiele. In
Steiermark gesammelt. Mit Anmerkungen und Er¬
läuterungen nebst einem Anhänge: Das Leiden
Christi-Spielaus dem Gurkthale in Kärnten. 2 Bände.
Halle, Niemeyer. 1891, gr.8° (VII, 343 und III, 404 S.) fl 6.—
Ammann, J. J. in Krumau. Das Passionsspiel des
Böhmerwaldes. (Aus dem 30. Jahrgänge der „ Mit¬
theilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen
in Böhmen « besonders abgedruckt). Prag, Dominicus,
1892. 8° (118 S.) fl. 1.—.
Die Anfänge des Dramas in Deutschland, voran die
des geistlichen Schauspiels, haben die Forschung vielfach
beschäftigt. Besonders um die Mitte unseres Jahrhunderts
erschien eine Reihe von Arbeiten, von denen die Bücher
M 0 n e's die bedeutendsten sind. 1870 versuchte E.
Wilkcn in seiner »Geschichte der geistlichen Spiele«
die bis dahin gewonnenen Ergebnisse zusammenzustellen
und abzuschliessen. Nach ihm trat einigermassen Still¬
stand ein, bis G. Milchsack 1880 seine Studien
über »Die Oster- und Passionsspiele I.« veröffentlichte,
welche eine neue Periode in unserer Kenntnis dieser
Litteratur-Gattung einleiteten : er verbesserte die Unter¬
suchungsmethode, sammelte die ältesten Osterfeiern, brachte
sie zum Abdruck und gewann ganz neue Ansichten über
die Entstehung und Entwickelung derselben. Auf der von
ihm geschaffenen Grundlage haben die Nachfolger weiter
gebaut. Zuerst C. L a n g e, »Die lateinischen Osterfeiern«
1887. Lange’s Hauptverdienst besteht in der unermüdlichen
und erfolgreichen Sammlung der über ganz Europa zer¬
streuten Denkmäler dieser Art. Er hatte daher das Recht,
in der Einleitung seines Buches einen Triumphschrei
zu thun, weil er die Zahl der Osterfeiern von 28 auf
224 gebracht habe. Es ist leicht begreiflich, dass er mit
diesem vermehrten Quellenmatcrial die Resultate Milch-
sack’s mehrfach ergänzen und corrigieren konnte; doch
ist lange nicht alles, was er corrigiert, eine Besserung.
Zwei Jahre später brachte L. Wirth ein neues
Buch. Darin bemüht er sich zuerst, die richtige Diago-
gonale zwischen den Ansichten Milchsack’s und Lange’s
zu ziehen, behandelt dann die Weiterbildung der Oster¬
feiern zu den Osterspielen und zu den Passionsspielen, unter¬
sucht die Verhältnisse der einzelnen Spiele und deren
Quellen und macht das erstemal den Versuch, auch den
Stil derselben zu charakterisieren.
Im Ganzen wird man der Arbeit die Anerkennung
nicht versagen dürfen. Soweit ihm Milchsack und Lange
das Geleit geben, wandelt er sichere Pfade; aber auch
die Entwickelung der Osterspiele lässt sich aus seiner
Darstellung deutlich erkennen und wo Lücken vorhanden
sind, weil das Quellenmatcrial oder die Voruntersuchungen
nicht ausreichen, spricht er offen und ehrlich das ne-
scimus ; überdies hat er neue Gesichtspunkte aufgeschlossen
und herrschende Ansichten beseitigt. Um nur ein Bei¬
spiel hervorzuheben, hat er mehrfach schlagend nachge¬
wiesen, dass der französische Einfluss auf die Gestaltung
dieser Spiele lange nicht so bedeutend gewesen ist, wie man
bisher gemeiniglich angenommen hat. Die Untersuchungen
über die Passionsspiele fallen ab ; sie bieten schwere
Mengen von Einzelheiten, durch welche der Verfasser
sich aber nicht zu einem geschichtlichen Gesamnitüber-
blick und zur Abgrenzung der einzelnen Entwickclungs-
perioden hinaufzuarbeiten vermochte. Stellenweise zeigen
sich auch die üblen Folgen rascher Arbeit: Missverständ¬
nisse, Versehen, Lücken und ein seltener Reichthum von
Schreib- und Druckfehlern aller Art. Beim 16. Jahrhundert
versickert Wirth’s Arbeit im Sande. Das ist erklärlich;
denn für dieses und die folgenden Jahrhunderte sind nur
wenige Vorarbeiten geschrieben und wenige Denkmäler
gedruckt worden. Daher ist jeder förderliche Beitrag die¬
ser Art höchlich willkommen. Solche bieten die beiden
anderen obengenannten Werke, welche rasch hinterein¬
ander erschienen sind.
Schlossar bringt in zwei Bänden den Abdruck
von 15 Volksschauspiclen : 1. Ein Paradeisspiel, welches
den Sündenfall der Menschen und die Verheissung der
Erlösung darstellt. 2. Ein Schäferspiel, in dem der gute
Hirt den verlorenen Sünder sucht. 3. Ein Krippelspiel
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251
Nr. 8. — Oesierreichisches Lit
und 4. ein ausführlicheres Weihnachtsspiel. 5. Ein voll¬
ständiges Passionsspiel aus Gaishorn im Paltenthal. 6. Ein
Nicolausspicl. 7. Ein Genofevaspicl. 8. Ein Spiel von
der Judith, 0. von der Hirlanda, 10. von der Barbara,
11. von der Susanna. 12. Ein Spiel vom bairischen
Ilicscl, 13. vom gefoppten Geizhals, 14. von einer
Bauernhochzeit und 15. ein vollständiges Passionsspiel
aus dem Gurkthal. Also weit überwiegend geistliche Stücke.
Die Anordnung ist nicht durchweg zu loben. Die ersten
drei Spiele bilden eine Trilogie und scheinen auch als
solche aufgeführt worden zu sein; die beiden folgenden
wurden mit Recht angereiht} denn alle fünf drehen sich
um die Person ChVisti. Das zweite Passionsspiel mochte
der Herausgeber immerhin vom ersten abtrennen und an
den Schluss des anderen Bandes stellen, weil es nicht
aus Steiermark sondern aus Kärnten stammt; aber wa¬
rum hat er das Judithspiel vom Susannaspiel getrennt,
da doch beide Stoffe aus dem alten Testamente behan¬
deln ? Warum hat er das Ilirlandaspiel vom Genofcva-
spiel getrennt, da doch beide desselben legendarischen
Ursprungs und auch sonst nach Stoff und Gestaltung
verwandt sind und zusammengehören ? — Die Producte
selbst sind von sehr ungleichem Werthe. Die drei welt¬
lichen Spiele am Schlüsse des zweiten Bandes lassen
sich als Ausläufer der Fastnachtspiele erkennen und
zeigen beliebte Charaktertypen in derben witzigen Zügen,
ohne jedoch die Grenze der Wohlanständigkeit zu über¬
springen, sogar der alte volksmässigc Hanswurst respecticrt
dieselbe durchweg. Die geistlichen Spiele zielen ohne
Ausnahme auf Ernst und Erbaulichkeit, was sonst bei so
jungen Stücken vielfach nicht mehr der Fall ist. Es
linden sich ganz vorzügliche darunter: so z. B. das tief-
symbolische Xicolausspiel und das empündungsinnige
Schäferspiel. Schwächer sind die beiden Passionsspiele,
zumal das erste wurde ärmlich angelegt und erbärm¬
lich ausgeführt; es gieng zudem durch die Hände mehrerer
Uberarbeiter, von denen einer unglaublich roh war (vgl.
S. 189, 206, 218, 2 20 u. ö.) ln beiden Bänden über¬
wiegen noch die Verse gegenüber der Prosa, zumeist sind
es die alten Viertacter, daneben erscheinen auch jam¬
bische Sechsfüssler (im Weihnachtsspiel). Für den Gesang
bei Aufführungen wurden Volkslieder, zum Theil sehr
hübsche, eingelegt; an anderen Stellen findet sich leider
nur die Anmerkung, »wo eine Vorstellung mit Singen
gemacht werden kann«, ohne dass ein Lied mitgetheilt
wird. — Was der Herausgeber ausser der fleissigcn
Sammlung und Drucklegung aus Eigenem dazu gegeben
hat, ist nicht eben viel. Eine wissenschaftliche Text¬
behandlung ist ihm nicht geläufig; zum Unglück »gönnt«
er sich dabei stellenweise noch »etwas mehr Freiheit«,
während er in diesem Punkte durchweg mit dem
grössten Misstrauen gegen sich erfüllt sein sollte. Die
Anmerkungen enthalten Literaturnachweise, welche, ob¬
gleich wenig vollständig, doch manchem Leser zur Ein¬
führung in die Literatur dieses Gegenstandes nützlich
sein werden; ferner Nachrichten über die Handschriften
und Aufführungen der Spiele, sowie Worterklärungen für
solche Leser, welche des Dialektes unkundig sind. Unter¬
suchungen über die Zusammensetzung, das Alter und die
Quellen der Spiele und ihrer Theile hat er gar nicht
ernstlich in Angriff genommen. In der Einleitung ent¬
schuldigt er das mit Raummangel. Merkwürdig, dass den
Herren regelmässig gerade für das Wichtigste der Raum
ehlt! Wenn Schlossar nun doch gelegentlich eine Be¬
TER ATURBT.ATT. - I. JAHRGANG.
252
merkung dieser Art macht, so ist es ergötzlich zu sehen,
wie er mit seiner Stange in den Wolken herumfährt:
da vermuthet er Dinge, die längst schon bewiesen sind
(z. B. S. 331), oder stellt Behauptungen auf, für welche
er nicht einmal den Schatten eines Beweises erbringt
(vgl. S. 334, wo er das Passionsspiel »jedenfalls« in
das 16. Jahrhundert verweist) oder wirft Originaltext und
Abschrift durch einander (S. 331) u. dgl. m. So konnte
er natürlich auch nicht zu tiefergehenden Gesammt-
rcsultaten gelangen, welche für die Geschichte des Schau¬
spiels von Bedeutung wären.
Ganz anders schaut cs in der Arbeit des Krumauer
Gymnasialprofcssors J. J. Ammann aus. Er hat gerade
den Hauptfragen eingehende Untersuchung gewidmet und
ist zu einem unerwarteten und wichtigen Resultat ge¬
kommen: Der Böhmerwaldpassion, der in zwei Prosa-
Bearbeitungen (der Höritzer und Tweraser) vorliegt, ist
aus CochenVs weitverbreitetem und viclgclesenem Werke
»Leben und Leiden Christi« geschöpft worden. Damit ist
auch für die Zeitbestimmung der termiuus a quo gegeben ;
näher begrenzt wird derselbe durch den Nachweis, dass
die Linzer Ausgabe Cochem’s (1750) benützt wurde.
Den termiuus ad quem liefern die Untersuchungen über
Handschrift und Verfasser des Stücks. Es ist unschwer
zu zeigen, wie diese Untersuchungen Ammann’s auch für
andere Spiele bedeutungsvoll sein können.Gleich Schlossar ? s
Sammlung bietet uns den Beweis. Im Schäferspiel, welches
auch mit dem steirischen Passionsspiel verbunden er¬
scheint, sowie im Paradeisspiel stehen mitten unter Versen
lange Strecken in Prosa. Der Vergleich ergibt, dass die¬
selben wörtlich aus dem ßöhmcrwald-Passion herüber¬
genommen worden sind, der somit eine weite Verbreitung
erlangt haben muss. Wie in diesen beiden Fällen, so
wird es sich bei manchem anderen dieser jüngeren Spiele ver¬
halten: Cochem wird sich noch oft als wichtige directe oder
indirecte Quelle erweisen. Ammann bringt das Böhmerwald-
Passionsspiel aus einer Handschrift zum Abdruck, welche
der »Leinwebermeister« Gröllhesl angefertigt hat. Sie ist
aber kein Original, wie Ammann nachzuweisen sich be¬
bemüht, sondern eine Abschrift, wie Gröllhesl selbst
sagt (S. 5) und wie sich schon auf der zweiten Seite
des Textabdruckes aus Lesefehlern des Abschreibers er¬
gibt. Die Sprache des Textes weist alte und neue Formen
auf; ob die ersteren von einer älteren Fassung des
Spieles oder aus der Quelle Cochem stammen, kann ich
im Augenblick nicht entscheiden, weil wir an unserer
Universitätsbibliothek hier keine Cochemausgabe vom
Leben und Leiden Christi besitzen.
Innsbruck. J. E. Wackernell.
Herbst, Ludwig. Xu T/lukydldes . Erklärungen u. Wieder¬
herstellungen. Buch I—IV. Erste Reihe. Leipzig, B. G. Teubner.
8 °. 1892. (XII u. 124 S.) 9. 1.68.
Der mehr als achtzigjährige Verf. hat diese Schrift
dem Lchrercollegium an der Gelehrtenschule des Ham¬
burger Johanneums gewidmet als Erwiderung auf die
Festschrift, mit welcher ihn dasselbe vor längerer Zeit
geehrt. Wie diese Festgabe, handelt auch vorliegendes
Buch über Thukydides. Es enthält jedoch nicht den fort¬
laufenden Text, da der Verf. überhaupt der Ansicht ist,
dass eine Ausgabe dieses wenig erforschten Schriftstellers
heute noch verfrüht sei, und man erst in die einzelnen
strittigen Stellen Licht bringen müsse, ehe man sich an
das Ganze wagen könne. So hebt er einzelne wichtige
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253
Nr. 8 . — Oesterreichisches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
254
Punkte aus den ersten vier Büchern des Thukydides
heraus und unterzieht einer eingehenden Besprechung,
was der Kritik bisher noch Schwierigkeiten bereitet hatte;
dabei greift er häufig in die Zeit seiner früheren gelehrten
Thätigkeit zurück, gibt aber auch so manches Neue hin¬
zu, was für den Thukydides-Interpreten von Bedeutung
und Werth ist. — Wenn der Verf. in seiner Kritik auch ab
und zu scharf vorgeht, so ist dies dem greisen Gelehrten
zugute zu halten, der sich Jahre lang mit Thukydides
beschäftigt hat und Zusehen musste, wie seine früheren
Verbesserungen, welche mitunter recht gut und voll¬
kommen befriedigend waren, von Anderen zum Theile
einfach übergangen wurden. Dr. Hanns Bohatta.
Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, hrsg. von
von Bühlcr, Karabacck, D. H. Müller, F. Müller, Hei¬
ni sch. (Wien, Holder.) VI, 2.
Kalemkiar, Die siebente Vision Daniels.— Bickel 1, Kriti¬
sche Bearbeitung der Tob. Dialoge. — Bühler, A new variety
of the Southern Maurya Alphabet. — v. Kogl, Seibäni, ein mo¬
derner persischer Dichter des Pessimismus. — Anzeigen.
Jahrbuch für classische Philologie . XVIII, Slippl. 2.
Hillscher, Hominum litteratorum Craecorum ante Tibcrii
mortem in urbe Roma commoratorum historica critica. — Voll¬
mer, Laudationum funebrium Roman, historia. — Küppncr, Der
Dialect Megara's und der megar. Üolonicn. — Froehde, De C.
Jul. Romano Charisii auctore. — kühl, Der Staat der Athener
und kein Ende.
Leipziger Studien zur dass. Philologie . XIV, 1.
Altenstaedt, De Ilecataei Milesii fragmentis.
Berliner Studien für dass. Philologie u. Archäologie. XIV, 1 u. 2.
Kornemann, De civibus romanis in provinciis imperii con-
sistentibus. — Werner, Quaestiones Babrianae.
Philologus. L, 3.
Wcntzel, Mythographische Misccllcn. I. — Busolt, Zur Ge¬
setzgebung Drakons. — Radinger, Zur Schrift vom Staat der
Athener. — Bauer. Ansichten d. Thukydides über Kriegführung.
—- Hirschfeld, Nbvr | xoO osivos. — Holzinger, Aristoteles’
athenische Politie und die heraklidischcn Excerpte. — Crusius,
Die Betonung des Hinkiambus nach dem Hcrondaspapyrus. —
Sol tau, Zur röm. Chronologie. — Heinze, Anacharsis. — Ra¬
dinger, Zu Herodot. — Fab er. Zum Fünfkampf der Griechen.
— Petschenig, Zu Ammian (3 Aufsätze). — Nestle, Über
griech. Göttermasken. — Haeberlin, Juvenal Sat. XI, 15G. —
Todt, Zu Aeschvlos’ Sieben gegen Theben. — Cauer, Studien
zu Theognis. •- Holzapfel, Zu Plutarchs Biographien. — Wid-
mann, Über den Verf. d. bellum Africanum u. die Pollio-Hypo-
these Landgrafs.
Neue Erscheinungen:
Ribbeck O., Geschichte der röm. Dichtung. HI. Dichtung der
Kaiserherrschaft. Stuttg., Cotta. (V u. 372 S.) fl. 5.40.
Albert J., Heinrich Heine u. d. Antisemitismus. Nossen in Sa.,
Wcstphal. 8 °. fl. —.24.
Kuhn J., Symbolae ad doctrinae v.ypovojv historiam perti¬
nentes [Breslauer philol. Abh., VI, 3.] Breslau, Koebner. gr. 8 .
(140 S.) fl. 2.70.
Schleicher A. W., Die Somali-Sprache. I. Thl.: Texte, Laut¬
lehre, Formenlehre u. Syntax. Berlin, Fröhlich, gr. 8 °. fl. 3.60.
Rauschmaier A., Über d. figürlichen Gebrauch d. Zahlen im
Altfranzösischen. [Münchener Beiträge zur roman. und engl.
Philologie, hrsg. v. Breymann, III.) gr. 8 °. (IX u. 118 S.) fl. 1.62.
Baechtold J., Geschichte d. deutschen Litteratur in d. Schweiz.
(In 8 Lief.) Frauenfeld, Huber, gr. 8 °. (VII, 687 u. 224 S.) fl. 9 12.
Kippenberg A. Robinson in Deutschland bis zur Insel Felsen¬
burg (1731 —1743). Ein Beitrag zur Litteraturgeschichte des 18.
Jahrh. Hannover, Goedel. gr. 8 ". (V, 123 u. XIX S.) fl. 2.16.
Kirste J., Die Bedeutung der Orient. Philologie. Eine Antritts-
Vorlesung. Wien, Holder, gr. 8 °. (16 S.) fl. —.20.
Christaller Th., Handbuch der Duala-Sprache. Basel, Missions-
buehh. 8 °. (VIII u. 216 S.) fl. 2.40.
Moritz B., Sammlung arabischer Schriftstücke aus Zanzibar u.
Oman, m. e. Glossar hrsg. [Lehrbücher des Seminars f. Orient.
Sprachen zu Berlin, IX.) Berlin, Spemann. gr. 8 Ü . (XXXIV, 111
u. 136 S. m. 22 Taf.) fl. 9.60.
Oltramare A., Etüde sur l’episode d’Aristce dans les Georgiques
de Virgile. Basel, Georg. 8 °. (129 S.) 1.20.
Eine zweite, ncubearbeitete Auflage von Sievers * Tatian ,
Lat . u. altdeutsch nut ausführl. Glossar « (die erste Aull, erschien
vor 20 Jahren) deren grammat. Einleitung durch Einsicht in die
St. Galler Hdschr. eine völlige Neubearbeitung erfahren hat, wird
von der Schoningh’schen Verlagshandlung in Paderborn ange¬
kündigt. (gr. 8°. fl. 5.—.)
Antiquariatskatalog von Kirchhoff N; Wigand (Leipzig)
über »Litteratur u. Sprache d. europäischen CulturVolker« (ent¬
haltend die Bibliothek von Phil. v. Xathusius). Katal. Nr. 894:
Litteraturgeschichte, 1361 Nummern; Katal. Nr. S95: Die Volks¬
seele in Glauben, Aberglauben, Brauch und Sage. Das Volkslied
und Volksbuch, 1841 Nummern.
Kunst und Kunstgeschichte.
Valentin, Veit: Alfred Reihe/. Eine Charakteristik.
(Aesthet. Schriften von Veit Valentin, I. Band.) Berlin, Felber E.,
1892. 8 U (60 S.) fl. —.90.
Nicht ein Lebensbild des zu früh dahingegangenen
Meisters, sondern eine ästhetische Würdigung seiner
künstlerischen Thätigkeit, insbesondere seiner cyklisehen
Werke. Rcthel folgte dem grossen Zuge, der die Kunst
seiner Zeit kennzeichnet. L T nter Schadow in Düsseldorf
lernte er die Technik der Oelmalerei, fühlte sich aber
sonst fremd und vereinsamt; bei Philipp Veit entfaltete
sich seine Eigenart: »Dem Veit meinen glühendsten Dank;
er ist der irdische Wegweiser, der mir den so lange
vermissten, echten und richtigen Weg angewiesen hat.«
Mit und neben Veit wirkten Cornelius, Steinle u. A. auf
ihn. Der wahrhaft historische Sinn, der diesen Männern
eigen, zeichnet auch Rüs Bilder aus: aber seine Stoffe
sind vorwiegend der profanen Geschichte oder dem All¬
tagsleben entnommen; sein Vortrag ist dramatisch, sein
Stil neigt zur Realistik. Die bedeutendste seiner Leistun¬
gen bleibt der Freskencyklus im Aachener Dome, die
eigenartigste und durchschlagendste sein Todtcntanz.
Der Verf. zeigt überall Selbstständigkeit des Urthcils,
das, wohl erwogen, auf Kenntnissen und gesunden Grund¬
sätzen beruht. Seine Schrift ist ein anerkennenswerther
Beitrag zur Geschichte der neueren deutschen Malerei,
die noch des Geschichtsschreibers harrt und kaum erst
genügend vorbereitet ist.
Wien. Domanig.
Portmann, A. lieber Kirchenbauten und Renova¬
tionen . Luzern, Räber, 1S92, Gr. 8 °. (42 S.) fl. —.30.
Die kleine Schrift zerfällt,- wie der Titel angibt, in
zwei Theile, von denen der letztere aber nur als neben¬
sächlich behandelter Anhang erscheint. Der erste Theil
gliedert sich in die Capitel: Kirchlichkeit, Brauchbarkeit
und Schönheit. Der Verfasser zeigt sich mit den kirch¬
lichen Vorschriften gut vertraut, wenn auch in keiner
Weise neue Gedanken bemerkbar sind. Die meisten
Ausführungen sind mit Stellen belegt. Mit der symboli¬
schen Deutung dürfte der Autor doch bisweilen etwas
zu weit gegangen sein (Eckstein, S. 76).
Etwas auffallen muss die Beurtheilung der Kirchen
aus der Renaissancezeit. Weit entfernt, dieselben anderen
Bauweisen vorzuziehen, ist doch längst nachgewiesen
(Joh. Graus!), dass das (übrigens schon seit der Gothik
aufgekommene) System der Längskapellen ganz besonders
schön dem katholischen Cultus entspricht und demselben
auch seine Entstehung verdankt. Für dieses System ist
gleich ein verdächtigendes Wort gefunden : »Saalkirchen!«
Die Zweckmässigkeit muss der Autor schliesslich doch
zugeben.— Die Heranziehung derkunsthistorischen Litteratur
wie der Monumente ist dürftig, in Bezug auf erstere fast
nur Jakob’s »Die Kunst im Dienste der Kirche« benützt,
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255
Nr. 8. — Oesterreichjsches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
bei letzteren beinahe ausschliesslich auf Monumente aus der
Schweiz beschränkt, weshalb sich die Schrift eigentlich als
nur für die Bewohner dieses Landes berechnet erweist,
was freilich die Einseitigkeit nicht ganz entschuldigt (so
ist unter den Thurmbauten nicht einmal St. Stefan in
Wien genannt). Eine weitergehende Bedeutung misst der
Verf. dem Werke wohl selbst nicht bei.
Wien. D r. A. Sch ne rieh.
Repertorium f. Kunstwissenschaft. (Berlin, Spemann). XV, 2.
Meyer, Der gricch. Mythus in d. Kunstwerken d. 15. Jhdts.
— Graf, Neue Beiträge z. Entstehung d. kreuzlörmigen Basilika.
— Lehrs, Der deutsche u. niederländ. Kupferstich d. 15. Jhdts.
Zeitschrift für bildende Kunst . herausg. v. Lützow, (Leipzig,
Seemann). N. F., 111, 8 u. 9.
( 8 .) Engelhard, Duderstadt I. — v. Seidlitz. Rembrandt’s
Radierungen. II. — Dernjae, Die Hauptfeste d. Römer an der
Donau. — Dazu Kunstge^e erbebla //, N. F., III, 8 : Heiden, Mod.
Kirchenstoffe u. Stickereien. — Hilger, Die deutsche Weltaus¬
stellung d. Zukunft.
(9.) Zimmermann, Der neue Holbein i. d. National-Galery
London. — v. Seidlitz, Rembrandt’s Radierungen. III. — Engel¬
hard t, Duderstadt. II. — Dazu Kunstgewerbeblatt , N. F., III,
9: Jessen, Der kunstgewerbl. Geschmack in England. I.
Kunstchronik (Beil, zur »Zcitchr. f. bild. Kunst«) N. F., III,
Nr. 22—28.
(22.) Nordhoff, Der altdeutsche Franciscaner Maler zu
Corbach. — Habich. Handzeichnungen italienischer Meister.
(Forts., weitere Forts, in den folgenden Nrn.). — (23.) Rosen¬
berg, Ausstellung der kunstgeschiehtl. Gesellschatt in Berlin. —
Rosenberg, Das Projectfür den Berliner Dom. — (24.) Die Jahres¬
ausstellung im Wiener Künstlerhause, — Nautilus, Deutsche
Concurrenzen. — (25.) Bk., Die amerikan. Weltausstellungsbauten.
— Frimmel, E. W. v. Brücke in seinen Beziehungen zu Kunst
und Wissenschaft. — (26—28.) Rosenberg, Die akadem. Kunst¬
ausstellung in Berlin. — D. Versteigerung d. Habich’schcn Sammlung.
Mittheilungen d. österr. Museums f. Kunst u. Industrie. N. F.,VII, 6 .
Falke, Eine Gruppe mittelalterlicher Wandteppiche. —
A. Riegl, Ruthenisehe Teppiche. (Schl.). — Angelegenheiten des
österr. Museums. — Litteraturbericht,
Musikalische Rundschau. VII, 1—7.
(1.) Dietz, Eine Mozart-Premiere im Opernhaus. — Lesimple,
Die erste Tannhüuser-Aufführung in Dresden. — ( 2 .) Dietz, Ritter
Pasman. — Sch ne rieh, Nachgedanken über die Mozartfeier. —
( 3 .) Graf, Musikalische Rundschau. — Graf, Ober das Dar-
stellungsvcrmögcn der Musik. — (4. — 6 .) Stcttner, Mendels-
sohniana. — Dietz, Rossini. — Beiblatt: Blätter für Kirchen¬
musik , 2 . Über die Bedeutung Mozarts als Kirchencomponist.
Jahrbuch d. kgl. freuss. Kunstsammlungen. XIII, 1—3.
(1.) Justi, Lombardische Bildwerke in Spanien. I. —
Colvin, G. Bellini’s Skizze f. e. Gemälde im Dogenpalast zu
Venedig. — Bode, E. altpersischer Teppich im Besitz des königl.
Museums in Berlin. — Lessing, Der Hochzeitsbecher M. Luthers.
— (2. u. 3 ) Seidel, D. Kunstsammlungen d. Prinzen Heinrich.
— Justi, Lombard. Bildwerke in Spanien. II. — Ders., Mamor-
büste des Genuesen Acellino Salvago von A. della Porta. —
Winkler, Die Gefäss- u. Punzenstecher d. deutschen Hoch¬
renaissance. — Bode, Ein altpers. Teppich. — Burckhardt,
Hans od. Sigmund Holbein? — Dehio, Noch einmal die Skulp¬
turen d. Bamberger Doms. —- Jac. de’ Barberi u. Lucas Cranach
d. J. — Lessing, Der Croy-Teppich in Greifswald.
JViener Dombauvereins-Blatt. XII, 16 . (2. Serie.)
Mittheilungen aus d. Dombauhütte. — W. Neu mann, Die
Dombaumeister von St. Stephan im 15. u. 16. Jhdt. (Forts.) —
Uhlirz, Zur Gesch. d. Hauptuhr b. St. Stephan. (Forts.) — Die
älteste Beschreibung d. Metropolitankirche zu St. Stephan. (Forts.)
Neue Erscheinungen:
Fabriczy, C. v., Fillippo Brunelleschi. Sein Leben u. seine
Werke. Stuttg., Cotta. gr.-8°. (XXXIX u. 636 S.) 11. 12.—.
Mummenhoff E, Das Rathhaus in Nürnberg. Mit Abbildungen
nach alten Originalen. Ma^saufnahmen etc. Nürnberg, Schräg.
Lex.-8°. (XIV u. 365 S.) 11. 15.—.
Lübke H., Menander u. seine Kunst. Berlin, Gaertner-Heyfclder.
4°. (38 S.) 11. —.60.
Kaufmann E., Justinus Heim*. Knecht, e. schwäb. Tonsetzer d.
18. Jahrh. Tübingen, Laupp, gr -8°. (73 S.) fl. 1.20.
Schleinitz, Alexandra v., Wagner’s Tannhäuser und der Sänger¬
krieg auf der Wartburg. Sage, Dichtung u. Geschichte. Meran,
EUmenreich. 8°. (VII u. 235 S.) fl. 2.70.
Schlosser J. v,, Schriftquellen zur Geschichte d. karoling. Kunst,
gesammelt u. crl. Wien, Gracser. gr.-8°. (XVI u. 482 S.) fl. 5.—.
Stirner E., D. Museum in Eger. Pilsen, Maasch. (24 S.) 11. —.20.
Weigel Dr. M., Bildwerke aus altslavischer Zeit. Braunschweig,
Vieweg X' Sohn, 1892, 4°. (32 S. mit 25 Abbildungen) fl. 1.50.
Prochäzka Rud. Frh. v., Mozart in Prag. Zum lOOjähr. Ge¬
dächtnis s. Todes. Mit 3 Beil. u. 5 Abb. Prag, Dominicus. gr.-8°.
(VI u. 236 S.) 11. 3.—.
Schmitt Hans, Eine neue Notenschrift. Brünn, Rohrer, 8°. (61 S.)
11 . -.60.
Artus Quellin us, Sculpturen im kgl. Palais zu Amsterdam. Nach
d. Radierungen von Hubert Quellinus. Berlin, Wasmuth. Fol.
(mit 37 Tafeln) 6. 12.—.
Morin G., Der Ursprung d. gregorian. Gesanges. Eine Antwort
auf Gevaerts Abhandlung üb. »d. Ursprung d. röm. Kirchen¬
gesanges«. Deutsch von Th. Elsässer. Paderborn, Schöningh.
gr.-8°. (V u. 90 S.) 11. 1.68.
Kraus F. X., L. Signorelli’s Illustrationen zu Dante’s Divina
Commedia. Zum erstenmal hrsg. Freiburg i. Br., Mohr. gr.-8°.
(VII u. 38 S. mit 11 Lichtdr.-Taf.) 11. 7.20.
Neu wir th Jos., Studien zur Geschichte d. Gothik in Böhmen. I.
Der Bau der Stadtkirche in Brüx von 1517—1532. Prag, Do¬
minicus, gr.-8°. (80 S. m. 2 Taf.) 11. —90. (Sonder-Abdr.)
Länder- und Völkerkunde.
Egli, Dr. J. J.: Nomina geographica. Sprach - und
Sacherklärung von p.2000 geographischen Namen
aller Prdräume . Zweite, veimehrte und verbesserte Auf¬
lage. Leipzig, Friedrich Brandstetter, 1892. 1. und 2. Lieferung.
(Aa — Cap.) gr. 8°, (S. 1 — 168), ä Lief 11. —.72.
In den Jahren 1870— 1872 liess der um die geo¬
graphische Namenkunde, wie um die Landeskunde seiner
Heimat (der Schweiz) verdiente Verf. die » Nomina geo¬
graphica, Versuch einer allgemeinen geographischen
Onomatologie« erscheinen. Den lexikalischen Theil dieses
Werkes gab er unter dem Titel »Etymologisch-geogra¬
phisches Lexikon« 1880 gesondert aus. Nunmehr, 20 Jahre
nach Vollendung der ersten Aullage, legt er die beiden
ersten Lieferungen einer Neubearbeitung dieses lexikalischen
Theiles vor, in der »das Unbedeutende und Ungenügende
ausgeschieden, die Zahl erklärter Namen weit über das
Doppelte gestiegen (von 17000 der ersten Auflage auf
42117) und das alte wie neue Material sorgfältig ausge¬
baut und allseitig vertieft« ist. Bei einem Werke wie
dem vorliegenden, wo der Geograph unausgesetzt mit
dem Sprachforscher — und zwar dem Universal-Sprach-
forscher: man müsste eigentlich ein Mezzofanti sein —
sowie dem Culturhistoriker in Wechselbeziehung tritt
und einer für den andern auf Schritt und Tritt helfend
einspringen muss, werden wir vor allem den unermüd¬
lichen Fleiss hervorzuheben und zu würdigen haben, der
sich durch die ausgedehnte Litteratur dieser verschiedenen
Disciplinen hindurcharbeiten musste, um dem Wissbe¬
gierigen jederzeit bündige und richtige Auskunft zu geben.
Wir werden daher mit dem Verf. nicht rechten dürfen,
wenn er in schwierigen Fällen von Namenerklärungen, wo
noch sub iudicc Hs est, uns statt des erwarteten einzigen
Bescheides ein Nebeneinander verschiedener mehr oder
minder gelehrter Ansichten bietet, zumal dadurch öfter
interessante Artikel entstehen (wie z. B. der über Berlin)
oder wenn ihm ab und zu der letzte Stand der Forschung
entgeht (wie z. B. bei dem Artikel Alpen die Dar¬
legungen M ti 11 e n h o f f s in der Deutschen Alterthums¬
kunde 2, 240 — 247); oder wenn er manchmal an ver¬
alteten Ansichten festhält (so unter A f f o 11 e rn, wo alt¬
hochdeutsch aphultra noch als Zusammensctzungaus
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258
Nr. 8. — Oesterreichisches Litteraturbeait. — I. Jahrgang.
aphul »Apfel« und tra »Baum« genommen wird). Derlei
Kleinigkeiten in der Masse des vorgelegten Materiales
aufzufinden ist ja keine Kunst: aber sie dem Yerf. vor¬
zurücken wäre Ungerechtigkeit. Bei der Fülle der Be¬
lehrung, die uns überhaupt und aus der Geschichte der
geographischen Namengebung insbesondere geboten wird,
behauptet das Gefühl des Dankes für die mühevolle und
gewissenhafte Arbeit allein den Platz. Fine eingehende
Würdigung des Werkes bleibt dem Zeitpunkte seiner
Vollendung aufbehalten. R. M.
Globus , hrsg. v. R. And ree (Gotha, Perthes.) LXII, 3.
(3.) Ehren reich, Südamerikan. Stromfahrten. II. — Hof¬
mann, Potanin’s Expedition nach Se-tschuan. — Brincker, Ur¬
sprung u. Bedeutung der Beschneidung unter d. Bantustämmen. —
Pieds Reise im Hinterlande v. Lagos. — Die engl.-franz. Grenz¬
commission in Oberguinea. — Zum Klima d. Algerischen Sahara.
Das Ausland. 1892, 8—14.
( 8 .) Lenz O., Nyassa-Shire. — Fleischmann A., Terra
incognita. — Schnück A., Hat Europa d. Compass üb. Arabien
oder hat ihn Arabien von Europa erhalten? (Forts, in Nr. 9 u. 10 .)
(9.) Gruber Chr., Adrian v. Riedl, d. vornehmste altbaier.
Hydrograph. — Roth pelz A., Über d. Verkieselung aufrecht
stehender Baumstämme durch die Geiser d. Yellowstone-Parks. —
Stern B., Die Trachten im Kaukasus (Schl, in Nr. 10.) —
Krebs \V., Die Agrarfrage in Japan. Theilweise nach Ota-Nitobe
u. anderen. (Forts, in Nr. 10 .)
(10.) Pasig P., Der »versteinerte Wald-. Ein Reisebild aus
d. arabischen Wüste. — Wegen er G., Zur Terminologie für die
Wirtschaftsformen d. Erde.
( 11 .) Lüddeke R , Noch einmal zur Erdkarte im Massstabe
1 : 1,000.000. — Kaindl R. PL, Die Lippowaner. — Jacobscn
C. A., Die Sintflutsage bei d. Haida-Indianern (Königin Charlotte-
Insel). (Schl, in Nr. 12.)
(12.) Stein hausen G., Zur mittelalterlichen Geographie u.
Ethnographie. — Sieger R., Verschiebungen d. Strandlinie in
Schweden u. Finland. — Schmiter A., Die Wald- u. Forsteultur
Serbiens.
(13.) Prcyer W., Reisebriefe von Ch. Darwin (Schluss in
Nr. 14). — Egli J. J., Eine Aufgabe d. geograph. Gesellschaften.
— Asmussen P., Rclig. Vorstellungen d. nordamerikan. Indianer.
— Czuber E., Aus d. Grenzgebieten d. Geodäsie u. d. mathemat.
Geographie.
(14.) Förster B., Afrikanische Neuigkeiten. — Sieger R.,
Die Eiszeiten in Finland. — Müller Ferd., Ethnologie u. Gesell¬
schaftswissenschaft. — Götz V., Tropische Agricultur.
Neue Erscheinungen:
Rech eis G., Kritische Reisebriefe. Deutsche Städtebilder. Berlin,
Fried & Co., 8 °. (IV u. 240 S.) 11. 1.20.
Steckncr H., Beim Fellah u. Khedive. Bilder u. Skizzen aus dem
modernen Agvpten. Halle a. S., Mühlmann. 8 °. (VI u. 180 S.)
II. 1.44.
Rapp L., Topogr.-hist. Beschreibung d. Gcneralvicariates Vorarl¬
berg. I. Bd., 1. u. 2. Heft. Brixcn, Wegcr, gr.- 8 °. (S. 1 —192.)
ä fl. —.60.
Bai bi Adrian, Allgem. Erdbeschreibung. Ein Handbuch d. geogr.
Wissens für d. Bedürfnisse aller Gebildeten. 8 . Aufl. Wien,
Hartleben, gr.- 8 °. Lief. 1 —5. (S. 1 — 320) ä Lief. fl. —.40.
Felb ermann Lewis, F. R. H. E. S., Hungary and its people.
London, Sampson Low, gr.- 8 °. 10 sh. 6 d.
Rechts- und Staatswissenschaft.
An die hohen österreichischen und ungarischen
Legislativen zur Valutaregulirung pro salute
publica von einem praktischen Socialpolitiker
ethisch-commercieller Prägung. Wien, Daberkow's Ver¬
lag, 1892. 8°. (28 S.). 40 kr.
Diesen Titel der neuesten auf unsere Währungs¬
frage bezüglichen Publication wird man schwerfällig
finden und schwerfällig, schwer verständlich, ist
auch die ganze Schrift. Dennoch möchten wir sie
zu recht gründlichem Studium empfehlen. Nicht, weil
wir darin Folgendes lesen: Unsere »famosen Gold¬
enthusiasten schreiben meist für ebenso kalt egoistische
als kühn rechnende Geldmächte und Goldspeculanten,
welche erst ihr grosses Geschäft durch neue Anleihen,
Conversionen und mit der Goldbeschaffung machen
wollen, aber, sobald diese Operationen beendet sind,
mit allen ihren grossen und kleinen Hebeln wieder mit
der Goldabschaffung sich beschäftigen und daran, sowie
an der Golderhaltung, das meiste — weil sozusagen
permanent — profitieren würden, alles auf Kosten
und zum unbeschreiblichen Schaden von Oesterreich-
Ungarn« ; nicht dieser ernsten und gewiss berechtigten
Warnung wegen, die auch schon von Anderen laut
genug ausgesprochen wurde, lassen wir dem Schriftchen
hiemit unsere Empfehlung angedeihen, sondern weil das¬
selbe von Vaterlandsliebe und Gerechtigkeitssinn dictiert
ist, insbesondere aber auch, weil der Verf. zur Hintan
anhaltung einer »drohenden Zerrüttung« eigene positive
Vorschläge macht. Ueber letztere hier nur Folgendes:
Der Verfasser fordert, indem er dem Unabwendbaren
sich fügt, gesetzliche Feststellung der Kronenwährung
als einer österr.-ung. Bank Valuta für Grosshandel,
Börse- und Wechsclverkehr mit der Relation von
2 Francs 10 Centimes gleich 1 fl., sichergestellt durch
die Schulden unserer beiden Regierungen in gesetzlich
bestimmter und limitierter Contocorrentrechnung, durch
diverse andere genügende Sicherheiten im Besitze der
ö.-u. Bank und durch den Vorrath der Bank an Edel¬
metall. Der Verf. fordert daneben eine österreichisch¬
ungarische Courantvaluta als allgemeine obligato¬
rische Rechnungswährung des Gemeinverkehrs und
Kleinhandels auf der Relation von 2 Francs gleich
t fl. ä 100 Heller in Landesmünzen von 20-Kronen¬
stücken, welche in Gold, und in 2- und 1-Kronen¬
stücken, welche in Silber auszuprägen wären. Er ver¬
langt weiter 50- und 20-Hellerstücke in Silber, 10-, 5-
und 1-Hcllerstücke in Aluminiumbronze ; ausserdem auch
noch Rentenscheine, gemischte 3%ige Monatsrentc
in Stücken zu 30.000, 20.000, 0000 und 2000 Kronen
etc. etc. Der Raum fehlt uns, seine Vorschläge noch
weiter zu verfolgen; das Gesagte genügt schon, um alle,
die von unserer Währungsfrage berührt werden, für das
Schriftchen zu interessieren. A. Tr.
Rosin, Dr. Heinrich: Minoritätenvertretung und Pro-
portionahvahleil. Berlin, Guttentag. 1892. 8° (54 S.) fl. —.60.
Die Schrift (eine Rede) ist für Politiker, besonders
für österreichische, nicht ohne Interesse; sie behandelt ein bei
uns wenig besprochenes Thema. Der Verf. zeigt die Un¬
gerechtigkeit des Majoritätsprincipes, führt unter Citierung
einer verhältnismässig reichen Litteratur die verschiedenen
Proportionalsysteme vor, prüft sie und untersucht deren
Nützlichkeit in Republik und Monarchie. Die Frage lautet,
ob, in welchem Umfange und durch welches Wahl¬
system auch den Minoritäten im Volke eine ihrer Be¬
deutung entsprechende Vertretung im Parlamente ge¬
sichert werden soll. — Die zusammenstellende und
orientierende Arbeit verdient den Dank des Lesers. Von
allgemeiner und grösserer Bedeutung aber sind zwei
Nebenbemerkungen — auf Seite 32 und 34 — in Bezug
auf richtige Auffassung der Volksvertretung. Durch die
erstere namentlich beweist der Verf. — Professor des Staats¬
rechtes in Freiburg i. B. — dass er jene kleinliche und
armselige Anschauung über die Parlamentswahlen, wie
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Nk. 8. — OeSTKRREICHISCHES I - ITTER ATURRI.A'l T. I. JAHRGANG.
260
259
sic leider noch fast allgemein herrscht, hinter sich hat,
indem er die jetzige Methode, »die Bevölkerung ohne
Rücksicht auf ihre gesellschaftliche und namentlich wirt¬
schaftliche Gliederung in eine unorganische und atomi-
stische Masse aufzulösen« und »die Wähler als überall
gleiche Ziffer nebeneinander zu stellen«, als eine auch
durch das beste Proportionalsystem nicht genügend zu
corrigierende hinstcllt.
Wien. H. M.
Monatsschrift für Christliche Socialrcform , red. von \V. Frh. v.
Berger ( Wien, Heindl). XIV, 6 .
Zur Frage der Goldwährung. — (Sc hei mp fing). Über d.
soeialpolit. Bedeutung d. Clearing (Forts.).— Die österr. Trunken¬
heitsgesetzvorlagen. — Was thun mit dem Gelder — Parteitag d.
österr. Social dem okratie.
Neue Erscheinungen:
Büchner H., Die neuen Gesichtspunkte in der Immunitätsfrage.
Berlin. Fischer, gr. 8 °. (-40 S.) fl. —.60.
Schlief E., Der Friede in Europa. Eine völkerrechtl.-polit. Studie.
Leipz., Veit & Co gr. 8 °. (XVI u. 51 1 S.) 11. 6 .—.
Wasserschieben H., Deutsche Rechtsquellen des Mittelalters,
ges. u. hrsg. Ebd. Lex.- 8 °. (VI und 306 S.) 11. 4.80.
Karlowa O., Röm. Rechtsgeschichte. (In 2 Bdn.) II. Bd. Privat-
recht, Civilprocess, Strafrecht und Strafprocess. 1. Abt. Ebd.
Lex.- 8 . (480 S.) 11. 7.80.
Hoffman n L., Die Bevölkerungszunahme ist keine Gefahr! Geg.
die Malthusianer. Stuttgart, Schickhardt & Ebner. 8 °. (III u.
155 S.) H. 1.20.
Grunzei Dr. J., Die Handelsbeziehungen Oesterr.-Ungarns zu d.
Balkanländern. Mit e. Vorwort v. Hall wich. Wien, Dorn. gr. 8 ".
(VIII u. 143 S.) 11. 1.50.
Gabler J., Das Vergehen d. sog. üblen Nachrede (die Beleidig,
d. § 186 R.-Str.-G.-B.). Würzburg, Gnad & Co gr. 8 °. (VII u.
88 S.) fl. 1.20.
Ilorowitz, Ed. Ritter v., Die Bezirks-Unterstützungsfonds in Bos¬
nien u. d. Herzegowina. Hrsg. v. d. bosn.-herzeg. Landesregierg.
Wien, Frick. gr. 8 °. (104 S.) fl. 1.20. — Die »Bezirksunter¬
stützungsfonds« sind Hilfscassen, welche der bäuerl. Bevölke¬
rung des Occupationsgebictes in ähnl. Weise dienen sollen, wie
die Darlehcnscassen nach Raiffeisen u. Schulze-Delitzsch den
Landwirten Deutschlands. Da jedoch diese beiden Systeme auf
d. bosn. Verhältnisse nicht anwendbar waren, so sah die Re¬
gierung sich vor d. NothwenJigkeit gestellt, etwas Neues zu
schaffen, für das Raiffeisen u. Schulze nur in sehr beschränktem
Masse als Vorbilder dienen konnten. Ihre Schöpfung sind eben
die »Bezirks-Unterstützungsfonds.«
Geller Leo, Die Praxis d. Obersten Gerichtshofes in Civil- und
Strafsachen. I. Bd. Wien, Pcrles. gr. 8 °. (126 S.) fl. 2.50.
Als Xril. Bd. der »Internat. Bibliothek« (Stuttgart, Dietz)
erscheint im Laufe des Juli »Das Erfurter Programm in seinem
grundsätzlichen Theil erläutert v. Karl Kautsk v (VII u. 254 S.
zu fl. 1.50); dasselbe wird in 5 Abschnitten den »Untergang des
Kleingewerbes«, »Das Proletariat«, »Die Kapitalistenclas.se«, den
»Zukunftsstaat« und den »Classenkampf« behandeln.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Die Schwankungen der Erdachse.
Von Dr. W. Läska (Prag).
IL (Schluss.)
In der Folge wurde dieser Sache wenig Beachtung zu
Theil. Im Jahre 1883, als der geodätische Kongress in Rom tagte,
machte Fergola den Antrag, die Constanz der Erdachse durch
Beobachtung zu überprüfen. Allein auch diesmal, trotz der eifrigen
Befürwortung von Seite Schiaparelli’s, sollte es beim Alten bleiben.
Es musste eine Anregung von einer anderen Seite kommen. Hier
wiederholte sich, was so oft in der Geschichte vorzukommen
ptlegt, dass nämlich eine Entdeckung oft zu Folgerungen führt,
die auf den ersten Blick ausserhalb des Bereiches der un¬
mittelbaren Entdeckung zu liegen scheinen. Das war auch hier
der Fall.
Küstner, v ) Observator der Berliner Sternwarte, beschäftigte
sich in den Jahren 1884—1886 mit der genauen Bestimmung der
*) Beobachtungsergebnis.se der königl. Sternwarte zu Berlin.
3. Heft. Astron. Xachr. Nr. 2093.
Aberrations-Constante. Es hatte sich herausgestcllt, dass der bis¬
her allgemein angenommene, von W. Struve abgeleitete Wert der¬
selben (20" 445) nach sehr genauer Untersuchung von Nvren zu
klein ist. Nvren hatte nämlich gezeigt, dass die Constante der
Aberration von der Rectascension der Sterne abhängig ist. Die
Untersuchungen von Küstner führten aber scheinbar zu dem ent¬
gegengesetzten Resultate. Dieser Widerspruch konnte nur ge¬
hoben werden, wenn man annahm, dass sich die Polhöhe im
Verlaufe eines Jahres geändert habe. Und diese zweite Annahme
war um so wahrscheinlicher, als sie durch die von L. de Ball
in Gotha in den Jahren 1879—1881 ausgeführten Beobachtungen
im ersten Vertical ihre Bestätigung fand. l ) Hiedurch ist die Frage
nach der Veränderlichkeit der Polhöhe in ein anderes Stadium
getreten. Das königl. preussische geodätische Institut hat sich selbst
der Sache angenommen und cs ist ein nicht hoch genug anzu¬
schlagendes Verdienst der Pro ff. Albrecht und Helmert, dass die
Polhöheschwankungen als eine nicht abzuleugncnde Thatsache
zu betrachten sind.
Die Berliner Akademie hatte in Anbetracht der Wichtigkeit
dieser Untersuchungen die nöthigen Geldmittel bewilligt und für
Cooperation wurden die Sternwarten zu Berlin, Potsdam, Prag und
Strassburg gewonnen. Die Beobachtungen der letzteren Sternwarte
mussten ausgcschieden werden, weil, wie sich gezeigt hat, das In¬
strument derselben der Praecision der Beobachtung nicht ge¬
wachsen war.
Die verwendete Methode war jene von Horrebow-Talcot,
welche die geographische Breite aus der Beobachtung von nahezu
gleichen symmetrischen Meridianzenithdistanzen geeigneter Stern¬
paare bestimmt. Hiedurch werden die zumeist sehr schwierig zu er¬
mittelnden Correctionen wegen Strahlenbrechung der Atmosphäre
auf ein Minimum gebracht. Auch gestaltet sich die rechnerische
Arbeit ziemlich einfach, wodurch eine vom ökonomischen Stand¬
punkte nicht zu unterschätzende Zeitersparnis erreicht wird.
Die Resultate der ersten Beobachtungen waren etwa die
folgenden:
Berlin .
1889
1890
Oct. 8 .
Jan. 26.
9 = 52
30
17* 53
17" 04
Potsdam
1889
1890
Oct. 3.
Jan. 29.
<p = 52
22
56" 31
55" 90
Prag . .
1889
1890
Sept. 27.
Jan. 13.
= 52
5
16" 04
15" 55
Die Differenzen
zwischen
Maximum
und
Minimum be-
tragen also
0'49, 0" 41, 0" 49.
Aus der Übereinstimmung dieser unter verschiedenen klimati¬
schen Verhältnissen und von verschiedenen Beobachtern erhaltenen
Werte folgt, dass an der Thatsache der Schwankung der Polhöhe
nicht gczweifelt werden kann. Ein Einwand könnte gegen diese
Beobachtungen allerdings gemacht werden, dass sie nämlich lokaler
Natur seien. Man kann statt der Poländerung ebenso gut eine
Zenithänderung annehmen, letztere würde freilich in den periodischen
Massenumlagerungen ihren Grund haben. Diese verändern die Stel¬
lung des Zenith der Libelle, welche bei diesen Beobachtungen eine
grosse Rolle spielt. Dass in derThat solche periodische Schwankungen
der Erdrinde bestehen, scheinen die Experimente von Rebeur-
P asch witz 2 ), die in Wilhelmshaven und Potsdam mit Hilfe eines
Horizontalpendels gemacht wurden, zu bestätigen. Allein die heut¬
zutage an den verschiedenen Stellen der Erde gemachten gleichen
Erfahrungen sprechen zu offen gegen diese Annahme. Ob aber
die Schwankungen der Polhöhe thatsächlich auf eine Lageänderung
der Drehachse der Erde zurückzuführen sind, wird erst entschieden
werden können, bis die Beobachtungen der Expedition vorliegen
werden, die auf Veranlassung und Kosten der Permanenten Com¬
mission der internationalen Erdmessung nach Honolulu abge¬
gangen ist. Der Längenunterschied zwischen Honolulu und den
europäischen Sternwarten, die bisher an den Beobachtungen
theilnahmen, beträgt nahezu 180°, so dass, wenn wirklich Schwan¬
kungen der Erdachse die Ursache der Breitenänderungen sind, die
letzteren (in Honolulu) denjenigen in Berlin entgegengesetzt gleich
sein müssen.
Derartige Untersuchungen haben aber auch noch einen
anderen höchst wichtigen Wert, weil sie eventuell auch unsere
Kenntnis von der Gestalt der Erdkugel bereichern können. Naeh-
*) Eine Methode, die Aberrations-Constante unabhängig von
den Polhöhenschwankungen zu bestimmen, hat neuerdings Küst¬
ner in den Astron. Nachr. Nr. 3015 angegeben.
2 ) Astronomische Nachrichten Nr. 3001 und 3002. Über
interne Massenumsetzungen vergl. Unferdinger, Archiv für
Math, und Physik, 49. Theil.
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261
Nr. 8. — Oesterretchisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
262
dem einmal Jacobi 1 ) nacbgewicsen, dass auch das dreiachsige
Ellipsoid den Bedingungen einer Gleichgewichtsfigur genügt, lag
der Gedanke nahe, die Erdmessungen einem solchen anzupassen.
Schubert 2 ) und Clarke 9 ) haben dieses auch gethan. Indessen
hat sich gezeigt, dass dasselbe die Messungen nicht genauer dar¬
stellt, als die Hypothese eines Rotationsellipsoids. Aus Bequem¬
lichkeitsgründen wird man also immer das letztere zur Grund¬
lage der weiteren Untersuchungen wählen. Es ist aber nicht aus¬
gemacht, dass dieses immer so bleiben wird. Immerhin hat es
sein theoretisches Interesse, auch die andere Möglichkeit in Be¬
tracht zu ziehen, denn die Wissenschaft darf die Möglichkeit so
lange nicht ausseracht lassen, so lange das Gegcnlheil nicht erwiesen
ist. Gerade diese theoretischen Erwägungen scheinen F e r g o 1 a 4 )
veranlasst zu haben, die Frage nach der Veränderlichkeit der
Erdachse wieder an das Licht zu ziehen.
Bisherige Messungen Hessen es also unentschieden, ob man
die Erde für ein Rotations- oder Jacobi’sches Ellipsoid zu halten
habe. Würde es aber gelingen, die Veränderlichkeit der Polhöhe
mit Hilfe des letzteren theoretisch darzustellen, dann wäre dieses
gewiss ein Grund zur Annahme der letzteren Anschauungsweise.
So viel steht aber fest, dass die bisherigen geodätischen Bestim¬
mungen einer Revision bedürfen. Ist die Polhöhe veränderlich,
dann müssen die Polhöhebestiminungen auf dem Lande in Ver¬
bindung gesetzt werden mit einer controüerenden Sternwarte.
Sind auch die sich ergebenden Unterschiede klein, so sind sie
dennoch nicht zu vernachlässigen, weil sie im Bereiche der Rech¬
nung liegen.
Ganglbauer, L.: Die Käfer von Mitteleuropa . Die
Käfer der österreichisch-ungarischen Monarchie,
Deutschlands, der Schweiz, sowie des französischen
und italienischen Alpengebietes, r. Band ; Familien¬
reihe Caraboidea . Wien, Gerolds Sohn. 1892. 4° (III, 557 S.
und 55 Holzschnitte) fl. 12. — .
Achtzehn Jahre sind seit dem Erscheinen der dritten
Auflage von Redtenbachers Fauna austriaca verflossen.
Als eine Erweiterung dieses berühmten Werkes gibt sich
das vorliegende systematisch faunistische Handbuch, in¬
dem es nicht nur die Käfer Österreich-Ungarns und
Deutschlands, sondern auch die der Schweiz und der
Alpen mitbehandelt. Es ist nicht als eine neue Auflage
anzusehen, sondern stellt ein vollständig neues, gross
angelegtes Werk vor, das sechs Bände umfassen soll.
Der vorliegende erste Band behandelt die Familienreihe
der Caraboideen (Adephagen im weiteren Sinne, ein¬
schliesslich der Rhysodiden ). Die erste Familie, die
Cicindeliden , wird zunächst in ihren anatomischen Merk¬
malen geschildert. Eine grössere Anzahl vorzüglich ge¬
lungener, klarer Holzschnitte ergänzt den Text. Eine
Beschreibung der so wichtigen Larvenformen, sowie An¬
gaben über die Lebensweise schliessen diesen Theil ab.
Hierauf folgt die Schilderung der Merkmale der Gattungen
und Arten nebst einer genauen Angabe der Litteratur.
In derselben Weise ist die Familie der Carabiden be¬
handelt. Auch hier zieren vorzügliche Abbildungen ein¬
zelner Körpertheile wie Larven die prägnante Darstellung.
Als besonders werthvoll sind die Tabellen hervorzuheben,
die für die Familien, Tribus, Gattungen und Arten beim
Bestimmen von wesentlichem Nutzen sein werden. Die
Familien der Halipliden , Hygrobiiden ( Pelopiiden ),
Dytisciden, Gyriniden und Rhysodiden werden in der-
1 ) Ueber die Figur des Gleichgewichtes : Annalen der Physik
und Chemie, Band 33.
2 ) Essai a'une determ . de la veritable figure de la Zerre.
Mem. de St. Petersbourg , VII. tom. I. Nr. 6.
8 ) Comparisons of the Standards made at Ordnance Survey
Office. Southampton l88b.
*) Vergl. dessen : Sulla posizione dell ’ asse di rotazione
della terra rispetto all asse die figura , Napoli i8~4> und Di¬
rn ens io ni della terra e ricerca della posizione del suo asse di
figura rispetto a quello di rotazione , Napoli l8j4*
selben Weise geschildert. — Wo immer man in dem
Werke vergleichsweise blättert, überall tritt die gleiche
Sorgfalt hervor, die nur durch eine vollkommene Be¬
herrschung des Stoffes, wie sie dem Verfasser eigen ist,
ermöglicht wird. Die während des Druckes erschienene
Litteratur ist in einem Anhänge berücksichtigt, so dass
das Werk bis auf die neueste Zeit fortgeführt ist. Möge
es dem Verfasser vergönnt sein, mit der gleichen Arbeits¬
kraft und Schaffenslust, die sich in diesem Bande kund
geben, das Werk in nicht zu ferner Zeit zu vollenden,
das allen wissenschaftlichen Coleopterologen unentbehr¬
lich werden wird. Prof. Dr. Hamann.
Jahrbuch der Naturwissenschaften. 1891 — 1892.
Unter Mitwirkung von Fachmännern herausgegeben
von Dr. M a x W i 1 d e r m a n n. Freiburg im ßreisgau,
Herder’sche Verlagshandlung, 1892. gr. 8°. {XV u. 559 S. mit
35 Hoizschn. und 2 Kärtchen) fl. 3.60.
Es liegt hier der siebente Jahrgang dieses Jahrbuches
vor. Wie kaum je ein litterarisches Unternehmen, wurde
dieses Jahrbuch vor sieben Jahren unter den günstigsten
Bedingungen begonnen. Das Bedürfnis einer Übersicht über
Forschungsresultate auf allen Gebieten der Naturwissen¬
schaften war und ist nicht mehr auf die Dilettanten und
Freunde der Naturwissenschaften beschränkt; bei der über¬
grossen Ausdehnung jedes einzelnen Gebietes derselben
ist auch jedem Fachmann ein gedrängter Überblick über
die Forschungen der verwandten Zweige nicht nur will¬
kommen, sondern geradezu Bedürfnis. Man möchte nur
wohl einigermassen bezweifeln, ob es gelingen könne,
eine solche Übersicht so zu schreiben, dass dieselbe so¬
wohl Dilettanten und Freunde der Naturwissenschaften
als auch Fachmänner befriedigen könne. In der That
ist die Aufgabe keine leichte. Allein sie wurde gelöst
und man muss es anerkennen, durchschnittlich recht gut
gelöst. Der Fachmann auf einem der vielen Gebiete der
Naturwissenschaften wird ja die Revue seines eigenen
Faches darin nicht suchen, wenn er sie aber liest, wird er
anerkennen müssen, dass sie meist sehr gut ausgefallen
ist. Daraus wird er die Beruhigung empfangen, dass
auch die Revuen der übrigen Fächer verlässlich sind
und so wird ihm dieses Jahrbuch zum Dolmetsch dessen,
was in allen Zweigen der Naturwissenschaften im ver¬
flossenen Jahre Wissenswerthes gefördert wurde. Es wird
wohl kaum eine Kategorie von Lesern dieses Jahrbuches
geben, welchen dasselbe nicht willkommen wäre. Den
Dilettanten und Freunden der Naturwissenschaften bietet
es gerade das, was sie suchen, die Auswahl des Wichtig¬
sten in gemeinverständlicher Form und durchwegs guter
Darstellung. Ein besonderer Vorzug gerade für die
Letzteren liegt in der vielfachen Berücksichtigung der
technischen Fortschritte und Erfindungen. Die Reich¬
haltigkeit ist eine staunenswerthe : Physik und Technik,
Chemie und Chemische Technologie, Astronomie, Meteoro¬
logie, die drei Reiche der Naturgeschichte mit Geologie,
Anthropologie und Urgeschichte, Forst- und Landwirth-
schaft, Länder und Völkerkunde, Gesundheitspflege und
Medizin, Handel und Verkehr reihen sich aneinander und
jedes Capitel bringt das Neueste und alles Wichtige auf
seinem Gebiete. Es ist nicht möglich auf Einzelheiten des
Inhaltes einzugthen, wir glauben aber sicher behaupten
zu können, dass keiner, der sich dieses Jahrbuch zur
Ansicht kommen lässt, dasselbe zurückschicken wird.
Wenn ich nun auch von obigem Lobe nichts weg¬
nehmen will, möchte ich mir doch erlauben, einen Wunsch
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263
264
Nr. 8. — Oesterrrichisches Liti eraturblatt. — I. Jahrgang.
für die künftigen Bände auszusprechen. Die theoretischen
Untersuchungen auf dem Gebiete der Physik und auch
der organischen Chemie sind entschieden stiefmütterlich
behandelt. Es ist zweifellos schwer, dieselben in gemein¬
verständlicher Weise und geniessbarer Sprache wieder*
zugeben, aber da doch lauter Fachmänner, jeder sein
Fach, bearbeitet, so ist es ohne weiteres möglich und muss
es geschehen, um dem Jahrbuche die Vollendung zu ge¬
währen, welche cs vollauf verdient, selbst wenn dafür
eigene Kräfte gewonnen werden müssten.
Innsbruck. J. M. Pernter.
Botanische Zeitung. L, 23.
Stange, Beziehungen zw. Suhstratconcentration. Turgor u.
Wachsthum bei einzelnen phanerogamen Pflanzen. (Forts.) —
Rothert, (Iber Sclerotium hydrophihum Sacc., einen sporenlosen
Pilz. (Forts.)
Zeitschrift für physikalische Chemie. IX. 5.
Handl u. Pribran, Uber die Zähigkeit d. Flüssigkeiten u.
ihre Beziehung zur ehern. Constitution — Ostwald, Chemische
Fern Wirkung. — Ders., Über mehrbasische Säuren. — Ders.,
Cher die Farbe der Jonen. — Novcs, Cher d. Bestimmung der
electrolvtischen Dissoeiation von Salzen mittelst Löslichkeitsver¬
suchen. — Thomscn, Zur Thermochemie d. Hydrazins u. des
Hydroxylamins. — Planck, Erwiderung auf c. v. Arr’nenius er¬
hobenen Einwand.
Neue Erscheinungen:
Sehwartzc Th., Elektricität u. Schwerkraft im Lichte einheitlicher
Naturanschauung. Berlin, Sevdel, gr.- 8 °. (VI u. 62 S.) 11. 1.08.
Kempf P., Beobachtungen v. Nebelllccken und Sternhaufen. |Publ.
d. astrophvsik. Observatoriums zu Potsdam. Nr. 29, VIII, 3.J
Leipzig, Engelmann, gr.-S". (48 S.) fl. 1 . 20 .
Krzvwicki C. v.. Über die graphische Darstellung d. Kehlkopf-
bewegungen beim Sprechen u. Singen. Ein kurzer Beitrag zur
Lehre von d. Stimmbildung. Leipzig, Fock, gr.-4". (16 S. m.
8 Taf.) fl. - .90.
Flemmich F. K., Handwörterbuch d. spec. botan. Terminologie
u. d. adjectiv. Theiles d. botan. -blumistisehen Nomenclatur.
Brünn, Irrgang, 12 °. (132 S.) fl. —.60.
II os ä us IL, Beitrag zur Kenntnis der Js-Oxynaphtoesäure. Jena,
Pohle, gr.- 8 ". (32 S.) fl. — .45.
Stern eck R. v., Die Schwerkraft in den Alpen u. Bestimmung
ihres Werthes für Wien. Wien, Lcchner, gr.- 8 °. (108 S. m. 1 T.)
fl. —.75.
Hovestadt H., Lehrbuch d. absoluten Masse u. Dimensionen
d. physik. Grössen. Bearb. n. Svstcm Klever. Stuttgart, Maier,
gr.- 8 °. (VIII u. 231 S.) fl. 3.60.*
Klimpert R„ Lehrbuch der Bewegung llüss. Körper [Hydro¬
dynamik]. I. Bd. Die Bcweguugserscheinungen lliiss. Körper,
welche aus d. Boden- u. Seitenwänden von Gefässen, sowie
durch Röhren und Röhrenleitungen bei constanter sowie ver-
änderl. Druckhöhe fliessen. Bearb. nach Svstcm Kleyer. Ebd.
gr.- 8 °. (VIII u. 364 S. m. üb. 300 Fig.) fl.*4.80.
Köhler, Die Pflanzenwelt u. d. Klima Europas seit d. geschiehtl.
Zeit. I. Theil. Berlin, Parey, gr.- 8 °. (40 S.) fl. —.96.
Als 9. u. 10. Heft von Marshall’s »Zoolog. Vortrögen «
(Leipzig, Frccse) erscheinen demnächst C. Keller * Alpenthiere in
II echsel der Z eit* (fl. —. 60 ), und A. Loos, * Schmarotzerthum in
der Thienoelt « (fl. 2.40.)
Schöne Litteratur. Varia.
Ungarische Volkslieder und Balladen. Deutsch von
B. Carneri. Wien-Leipzig Braumüller. 1892, 8 ° (VIII u. 40 S.)
Geh. n. 1.—.
Einer ganz eigenthümlichen und sagen wir es ganz
offen heraus: undankbaren Aufgabe hat sich C. in dem
vorliegenden Büchlein unterzogen. Aus einer trockenen,
schonungslosen französischen Prosaübersetzung (»Ballades
ct chansoiis populaires de la Hongrie. Traduites par
Jean de Nethy, Paris, Lemerre) einiger schlecht ge¬
wählter ungarischer Volksballaden und Lieder, welche
in diesem Kleide eher einen komischen Eindruck hervor-
rufen, stellte C. eine deutsche Übersetzung in Reimen
zusammen, welche selbstredend nicht gelingen konnte.
Der Übersetzer gieng von der willkürlich aufgestellten
Prämisse aus, dass die Prosaübersetzung des französischen
Autors (rectius: Autorin) »das Eigenartige dieser
Schöpfungen so lebenswarm uns vor die Seele führt, dass
wir das Original zu hören meinen«. Und eine Zeile weiter
gesteht er zu, dass ihm die ungarische Sprache leider
fremd sei. Diese Vertrauensseligkeit hat sich an dem
für sich recht lobensweithen und von Ungarn aus nicht
hoch genug anzuschlagendcn Versuche sehr gerächt. Das
einzig Rühmenswerthe an dem Büchlein ist die fliessende
Versform und die poetische Sprache C.’s, wenngleich
auch diese nur einen schwachen Abglanz von der Farben¬
pracht der Originale bietet. Schliesslich möge der Verf.
den Rath nicht übel nehmen, ein anderesmal nicht den
Spuren eines Dilettanten zu folgen, sondern sich mit einem
verständigen Kenner der betreffenden Sprache zu berathen,
bevor er an eine ähnliche Arbeit schreitet.
Budapest. Prof. Heinrich Lenkei.
Bibliographisches Jahrbuch der deutschen Hoch¬
schulen. Vollständig umgearbeitete Neuauflage des
+Allgi 'meinen deutschen Hochschulen-Almanachs «.
( Wien iS SSI) Herausgegeben von Dr. Richard
Kuhula, k.k. Bibliotheks-Seriptor. Innsbruck,Wagner’sche
Universitäts-Buchhandlung, 1892, Lex.-8° (IV u. 1071 S.) fl. 4.S0.
Der Herausgeber, der durch den im Titel genannten
»Allg. D. Hochsch.-Alm.«, sowie durch die »Minerva,
Jahrbuch der Universitäten der Welt« I. Jhrg. 1891 — 92
(gemeinsam mit dem Verleger G. Trübner) seine Special¬
befähigung zur Abfassung derartiger Werke erwiesen hat,
bietet in diesem neuen umfänglichen Buche ein »Verzeich¬
nis aller derzeit an den Universitäten, techn. und land-
wirthschaftl. Hochschulen in Deutschland, Oesterreich, in
der deutschen Schweiz und in den baltischen Provinzen
Russlands thätigen Lehrpersonen (Professoren und Privat-
docenten) nebst vollständiger Aufzählung ihrer Schriften,
seien diese selbstständig oder in Sammelwerken, Zeit¬
schriften u. dgl. erschienen, ihrer wissenschaftlichen Ent¬
deckungen und Forschungen u. s. w.« Über die Brauch¬
barkeit und Nützlichkeit eines solchen Unternehmens ist
keine Frage; und man muss zugestehen, dass der Heraus¬
geber die vielerlei und nicht geringen Schwierigkeiten,
welche die Zusammenstellung eines solchen Werkes bietet,
in höchst anerkennenswerther Weise zu bewältigen ge¬
wusst hat. Ein Übelstand, der in der Vorrede seine Er¬
klärung und Entschuldigung findet, ist die lange Dauer,
die die Drucklegung des Buches in Anspruch nahm (nahe¬
zu zwei Jahre), so dass der erste Theil schon mannigfach
veraltet ist; es soll darum noch im Jahre 1892 (und
dann von zwei zu zwei Jahren) ein Ergänzungsheft er¬
scheinen. Es empfiehlt sich wohl bei ähnlichen (Nach¬
schlage-) Büchern den einzelnen Bogcnweisern das Datum
ihrer Drucklegung beizusetzen, um so die Benützer zu
orientieren. — Die von der russischen Regierung der
deutschen Universität Dorpat »aufgehalsten« deutschfeind¬
lich gesinnten Professoren (Ditjatin, Guljajew, Newsorow
etc.) hat der Herausgeber nicht mit aufgenommen. Da
aber Dorpat einmal eine »Deutsche« Universität ist und
im Übrigen auch als solche vom Herausgeber behandelt wird,
können wir diese Scheidung, wie auch das Kriterium der
Deutschfreundlichkeit nicht gelten lassen. K. versieht hier
das Amt eines Registrators, und der Registrator soll nicht
Kritiker sein. Gänzlich vermisst man in dem Buche die
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265
Nr. 8. — Oksterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
266
Professoren der (kathol.) Universität in Freiburg in der
Schweiz; zumindest die den Ischen Lehrer dieser Hoch¬
schule hoffen wir in dem angekündigten Ergänzungshefte
verzeichnet zu finden. — EinWunsch sei noch ausgesprochen,
der sich vielleicht in den Nachträgen erfüllen liesse: dass der
Angabe des Geburtsjahres auch die des Geburtsortes
der Docenten beigefügt werde. Heimat lind Landsmann¬
schaft trägt ja wesentlich zur Charakteristik einer Persön¬
lichkeit bei. Auch könnte vielleicht dem ersten Nach¬
trag eine Art von Register: die Anordnung der im Werk
genannten Professoren und Docenten nach den Universi¬
täten, an denen dieselben thätig sind, hinzugefügt werden,
wodurch das Buch an Brauchbarkeit sehr gewinnen
würde. Dagegen scheint Ref. die Angabe, welche
Reisen der oder jener Gelehrte unternommen — abgesehen
davon, dass diese Rubrik nur ab und zu wiederkehrt
und wohl auch ihrer Natur nach nicht leicht allgemein
durchgeführt werden kann — von geringer Bedeutung.
Eine Reihe von Stichproben und Vergleichungen hat
keinen Fehlerergeben; ein Umstand, der den Werth desselben
— der ja in erster Linie auf der Verlässlichkeit der Daten
beruht — wesentlich erhöht. Ausstattung und Druck
gereichen der Wagner’schen Univcrsitätsbuchhandlung und
Druckerei zu aller Ehre.
Wien. Schnürer.
Unter dem Titel * Collection IlnrtUben « beginnt in A. Hart-
leben’s Verlag in Wien eine »Auswahl von Romanen aller Nationen«
zu erscheinen. Vierzehntägig soll ein Band (geb. zu 40 kr.) aus¬
gegeben werden. Das Programm des ersten Jahrganges umfasst
Werke von E. Sue, Dumas (Vater u Sohn), G. Sand, A. Maquet,
P. Fcval, J. Sandeau, El. Berthet, W. Thackerav, Ainsworth, Tur¬
genjew, Em. Carlen, M. Jökai, Th. Mügge — unter 14 Autoren ein
Deutscher! Wir können dem Unternehmen leider keine Empfehlung
mit auf den Weg geben. Veraltete Verlagsartikel — zum grössten
Theile minderwerthige Erzeugnisse viclschreibendcr Littcraten aus
halbvergangener Zeit — neu abzudrucken, ist bequem u. — billig.
Aber man muss unserem Lesepublikum doch wohl nicht zumuthen,
dass es jetzt noch an abgestandener und ungesunder franzö¬
sischer Bazarwaarc Geschmack linde. Mit solchen Mitteln wird
der österr. Verleger seinen Concurrenten in Deutschland: Spemann,
Bachem etc. nicht den Rang ablaufen. F. Sch.
Stimmen aus Maria Laach (Freiburg i. B., Herder). XLIU, 1.
Pcrger, Zur Beurtheilung d. Feuerbestattung. I. — Hagen,
Das Ptolcmäische Sonnensystem. I. — Krciten, Bl. Pascal. VI.
— Pfülf, Döllinger über d. höheren Schulen in Bayern 1850. —
Dreves, Die Jagd d. Einhorns. — Recensionen: Pölzl, Kurz-
gef. Commentar zu den 4 hl. Evangelien (Knabenbauer). — Bi¬
bliothek d. kath. Pädagogik, III. (v. Acken). — Rose, St. Ignatius
de L. and the early Jcsuits (Krciten). — v. Nieuwenhoff, Leven
v. d. hl. Ignatius v. L. (Krciten). — Stamm, Dr. C. Martin, Bischof
von Paderborn (Pfülf).
Historisch-politische Blätter, hrsg. v. Jörg u. Binder (München,
litt.-art. Anstalt). CX, 1.
Ambrosius Pelargus, ein Dominicaner d. Reformationszeit.
— Michael: Döllinger s »Charakteristik«. — Grupp’s System und
Geschichte d. Cultur. — Eine neue »Ehrenrettung« der Königin
Elisabeth. — Streitlichter auf d. innerl. Zustände Russlands; zum
Kieler Besuch. I. — Römische Notizen. — O. Willmann's Didaktik.
— Das Concil von Bologna.
Beilage zur Allg. Zeitung. Beil. Nr. 139—150 (17.—30. Juni 1892.)
(139.) Erk, Der Einfluss d. Alpen auf d. klim. Verhältnisse
der bayr. Hochebene. (Schl, in Nr. 140.) — Lautenbacher,
Ein neues Buch von W. H. Riehl. II. — (140.) Neues v. Immanuel
Kant. — Nachruf an J. J. Erdmann. — (141.) Bernays, Zur
Lehre von d. Citaten u. Noten. (Forts., weitere Forts, u. Schl, in
Nr> 142, 145, 147, 148.) - Neue Beiträge z. Geschichte d. Orient.
Angelegenheit. — (142.) Wassili Terkin. — Zur Geschichte der
Allgem. Ztg. in d. vormärzl. Zeit. — (143.) Kilian, Die scenischen
Formen Shakespeares u. die Aufführung seiner Dramen auf der
modernen Bühne. (Schl, in Nr. 144.) — Fleisch mann, Die
Staatsrechte d. Dreibundstaaten. — (145.) Fei gl, Reisebericht d.
österr. Kriegsschiffe »Nautilus« u. »Aurora«. — (146.) Sokal, Ein
Capitel aus der franz. Experimentalpsychologie. — Koch-Breu¬
berg, Aus einem militär. Tagebuche. (Schl, in Nr. 147.)— (148.)
Passarge, Sicilische Reisccindrücke. (Schl, in Nr. 149.)— (149.)
Berzeviczy, Mathias Corvinus, König von Ungarn. — (150.)
Henrici, Die wirthschaftl. u. politische Lage Venezuelas.
Illustrirtc Zeitung. (Leipzig, J. J. Weber.) Nr. 2557.
Der letzte Kurfürst von Hessen. — Erinnerungen aus dem
J. 1866. — Wochenschau. — Das ital. Königspaar in Potsdam
u. Berlin. — Todtenschau. — Bolau, Die Riesenadler im Ham¬
burger zoolog. Garten. — Boeder, Fürst Bismarck in Dresden.
— Schneider, der Thunfischfang in Abbazia. — Culturgeschichtl.
Nachrichten. — Generalarzt Wilh. Roth f. — — Presse u. Buch¬
handel. — Koch v. Bern eck, Die Bahn auf d. Brienzer Roth-
horn. — Ein Katechismus des guten Tons und d. feinen- Sitte.
— Polvtechn. Mittheilungen. — Ludwig, Ein Zwischenspiel.
Novelle (Schl.) — Moden.
Das 20. Jahrhundert (Berlin, Lüstenöder). II, 9.
Zur Reform d. Religionsunterrichtes auf den Gymnasien. Von
e. modernen Theologen. — Jordan, Herbe Bemerkungen über
die Frauen. II. — Schiffner, Felix Dahn als Dramatiker. —
Teutsch, Georg Hecht, Roman. (Forts.) — Aus d. Leben der
Berliner Mischpoke. II. — Ein wenig Kanncgiesserei. — A us ücm
Narrenhause d. Zeit. — Bleibendes vom Tage.
Deutsche Rundschau , hrsg.von J. Rodenberg (Berlin, Gebr. Pactel).
XVIII, 10.
Frenzei, Frauenrecht. Novelle. — Ferdinand Graf Eck¬
brecht Dürckheim. — Die neuen Phasen der türk. Politik. Von
einem Freunde des Orients. I. — Br ahm, Römische Briete von
K. Stauffer-Bern. — Helmholtz, Goethes Vorahnungen kommen¬
der naturwissenschaftlicher Ideen. — Reyer, Entwicklung u. Be¬
deutung d. Volksbibliothckcn. — Max von Forckenbeck, Ober-
Bürgermeister von Berlin. — Wirthschafts- u. Finanzpolit. Rund¬
schau. — Polit. Rundschau. — Blennerhassett, Taine s Ent¬
wicklungsgeschichte des modeinen Frankreich. — Litteratur,
Notizen und Mittheilungen.
Budapesti Szemle , red. von Paul Gyulai. Juliheft.
r. f, Marbot’s Memoiren über die Feldzüge Napoleons. —
Munkäcsi, Die künftigen Aufgaben d. ungar. vergleich. Sprach¬
wissenschaft. — Heltai, die Reform der Personentarite. III. —
Haraszti, Der dreieckige Hut. Nach Alarcon. — Gedichte von
Kozma u. Szüsz B.— Vadnai, Das Vereins- u. Versammlungs¬
recht. — Bessemyei, Aranv’s ungedr. Briefe.
Neue Erscheinungen:
Vrchlick v J. v., Hippodamia. Dramat. Gedicht in 3 Thln. Autoris.
Übersetzung von E. Grün. Mit durchwegs musikal. Begleitung
von Z. Fibich. Prag, Urbanek, 16 °. (VII u. 197 S.) fl. 1.—.
Wildenfels C. v. (M. Clasen-Schmid), Aus russischen Kreisen.
Roman. Leipzig, Claussner, 8 °. (369 S.) fl. 2.40.
Thaden L., In der Sommerfrische u. andere Geschichten. Illustr.
v. F. Lipps. Stuttgart, Krabbe. 8 °. (104 S.) fl. —.60.
Ott A., Rosamunde. Trauerspiel. Leipzig, Koehler, gr.- 8 °. (178 S.)
fl. 1.80.
Stocklaska O. H., Im Ruhestande. Schwank. Brünn, Brecher. 8 °.
(71 S.) fl. -.50.
Weitbrecht C., Phaläna. D. Leiden eines Buches Zürich, Schröter.
8 °. (XIV u. 231 S.) fl. 1.50.
Stucken Ed., Die Flammcnbraut. Blutrache. Zwei Dichtungen.
Oldenburg, Schulze. 8 °. fl. —.90.
Der junge Tiroler Schriftsteller R. H. Greinz lässt bei
Bacmeister in Erfurt eine Sammlung Berggeschichten und Skizzen
unter dem Titel » Tiroler Leut' « erscheinen (fl. —.60.). Eine von
demselben Autor geleitete Serie von Flugschriften »Cultur- und
Litteratur-Bilder« (in demselben Verlag) wird mit der Schrift
»Zum tieferen Verständnis unserer Zeit< von Dr. W. Cala¬
min us eröffnet.
Der „historische Cirkel“ in Prag.
i.
Von der Erwägung ausgehend, dass in Böhmen gerade auf
dem Gebiete der Geschichte vielfach noch irrige, in den histori¬
schen Thatsachen oder in der Auffassung derselben der Wahrheit
widerstreitende Ansichten Geltung besitzen und in Compendien,
in Zeitschriften und vielfach auch in Schulbüchern weiterverbreitet
werden, entschlossen sich etliche Mitglieder des rührigen Vereines
»Vlast« in Prag zur Gründung eines Zweigvereines, der sich speciell
mit geschichtlichen Studien zu befassen, den gangbarsten Anklagen
gegen eine katholiche Geschichtsauffassung, wie den Entstellungen
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267
Nr. 8. — Oesterreichfsches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
268
und Verdrehungen der Darstellung historischer Begebnisse nachzu¬
gehen, sie quellenmässig auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen und in das
volle Licht der Wahrheit zu setzen, sich zur Aufgabe gestellt hat. So
entstand der »Historie ky krouzek« (Historischer Cirkel) in Prag,
Von dessen bisheriger Thäligkeit die nachfolgenden Zeilen ein — aller¬
dings nur in ganz flüchtigen Umrissen gehaltenes — Bild bieten
sollen. Es wurde bestimmt, den Schwierigkeiten nicht aus dem
Wege zu gehen, vielmehr eben jene Perioden und Zeitereignisse
herauszugreifen, die dem Anstu im einer glaubenslosen und kirchen¬
feindlichen, einer — bona aut mala fule — tendenziösen Ge¬
schichtsschreibung am meisten ausgesetzt waren, sie zuerst der Be¬
arbeitung zu unterziehen, die Quellen mit Fleiss und Muth zu
studieren und die gewonnenen Resultate mit demselben Muth und
mit rücksichtsloser Treue der Oeffentlichkeit zu übergeben.
Besonders drei Perioden kamen hier in Betracht, deren Dar¬
stellung durch tendenziöse Vorurtheile am häufigsten und stärksten
beeinflusst erscheinen ; es sind dies 1. die Bewegung, deren Mittel¬
punkt Hus bildet, 2. die katholische (Gegen-)Reformation, 3. das
Zeitalter der »Aufklärung« am Ausgange des vorigen Jahrhunderts.
Themata aus diesen speciellcn Gebieten wurden also vorerst vom
historischen Cirkel in Angriff genommen, wobei sich reichlich Ge¬
legenheit ergab, bisher gebräuchliche Anschauungen und Dar¬
stellungen mit kritischer Sonde zu prüfen und ganz besonders
jenen Persönlichkeiten grössere Aufmerksamkeit zuzu wenden,
welche in Verteidigung der katholischen Kirche an der Spitze
gestanden haben und darum von einer modernen Geschichtsschreibung
todtgeschwiegen oder verunglimpft zu werden pflegen. Durch Vor¬
träge und Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften war man be¬
müht, dergestalt aufklärend zu wirken ; selbstverständlich behan¬
delten die gewählten Gegenstände durchaus geschichtliche Er¬
eignisse oder Persönlichkeiten, die für das engere Gebiet der
böhmischen Geschichte von hervorragendem Interesse schienen.
I. Bezüglich der husitischen Periode war man zum
voraus übereingekommen, über Hus selbst in erster Linie
keine Publication zu veranlassen, vielmehr jene Männer ans Licht
zu ziehen, die sich im Kampfe um die katholische Kirche hervor-
gethan, ohne dass die Geschichtsschreibung ihrer in verdienter
Weise gedächt.c. Unter diesen waren :
1 . Hilarius von Leitmcritz, Dekan des Prager Metro¬
politankapitels, Führer im Kampfe gegen Rokycana und K. Georg
von Podöbrad. Der husitische Priester Johann Rokycana übte
einen verderblichen Einfluss auf König Georg aus; beide gedachten
im Jahre 1462 durch List und Drohung den versammelten Clerus
einzuschüchtern und dann in seiner Gcsammthcit ins husitische
Lager überzuführen; Hilarius aber erkannte — er war ehedem
selber Husit — das listige Vorhaben, stellte sich an die Spitze
des Clerus, widersprach mit augenscheinlicher Lebensgefahr dem
Könige mit solchem Nachdruck, dass dieser keine weiteren Schritte
wagte, ja späterhin Rokycana selbst vom Hofe verwies, während
Hilarius muthig fortfuhr in seinen Schriften die Häresie zu be¬
kämpfen und seinen Clerus zu kräftigen. Damals war kein katho¬
lischer Bischof im Lande.
2. Jost von Rosenberg, Mitglied des Malteser Ritter-
Ordens, Bischof von Breslau. Dem mächtigen Geschlechte der
Rosenberge angehörend, durfte er vor demselben K. Georg von
Podebrad eine kräftige Sprache führen und oft an die gemachte
Zusage erinnern, sich mit der katholischen Kirche auszusöhnen und
den Papst durch Absendung einer Gesandschaft als kirchliches
Oberhaupt öffentlich anzuerkennen. Dagegen warnte er, so lange eres
vor Gott und seinem Gewissen verantworten konnte, vor Anwendung
eines gewaltsamen Auftretens gegen den König; trat zwar schliess¬
lich, da der König immerfort zögerte, selbst dem Bündnisse gegen
denselben bei, starb aber vor Beendigung des Kampfes 1467. —
Der junge Malteser-Ordenspriester, welcher zwei Vorträge über
Jost von Rosenberg gehalten, konnte seine Ausführungen auf
wichtige in seinem Besitze befindliche Dokumente — besonders
eines vom 21. August 1493 aus Neisse datiert — stützen.
3. Die Humanisten in Böhmen im XV. und XVL Jahr¬
hundert. Vielfach verbreitet ist die Anschauung, dass die Huma¬
nisten in Sachen des Glaubens auf einem Standpunkte sich be¬
funden, der dem antiken Heidenthum weit näher als dem Christen¬
thum gelegen sei; es war eine dankenswerte Aufgabe, nachzu¬
weisen, wie unrichtig diese Meinung sei und wie die Humanisten ihre
christliche Religion geübt und offen in ihren Schriften bekannt
haben.
Sitzungen der Ungarischen Akademie. Feierliche Jahresversamm¬
lung.
3.—5. Mai. Die erste CI. erwählte Ign. Goldziher und
Gust. Heinrich zu ordentl. Mitgliedern. Als Präses d. CI. wurde
(statt d. verstorb. Paul Hunvalfy) Graf Anton Z i c h y gewählt,
— Die zweite CI. ertheilte den grossen Preis dem Werke Karl
Keleti’s: »Die Ernährung Ungarns«, den Nebenpreis dem Werke
Thom. Vecsey’s: »Aeussere Geschichte des Rom. Rechtes«. Zu
ordentl. Mitgl. wurden gewählt: Ludwig Läng, Jul Wlassics,
Jos. Hampel u. Ant. Pör. Zu ausländischen Mitgliedern (von d.
I. CI.) Wilh. T h o m s c n u. Emil S e t ä 1 ä, (von d. II. CI.) Franz
Krön es u. Stanisl. S m o 1 k a. — Die III. CI. wählte K. Than
zum Vorsitzenden und Ant. Dohm (in Neapel) zum auswärtigen
Mitglied.
Am 4. Mai fand die Festsitzung statt; die Eröffnungsrede
hielt d. Präsident Bar. Lorand Eötvüs, dann folgte der Bericht
d. General-Secretäis Paul Gyulai: Graf Stefan Szechenyi. —
Jul. König sprach üb. d. Einheit in d. Culturentwicklung, Karl
Pulszky schilderte »Die Thätigkeit der Ungar. Akademie auf d.
Gebiete d. schönen Künste*.
Sitzung der II. Classe am 9. Mai.
Vinccnz Bunyitai: Zur Gesch. der Wallachen im Comitat
Bihar u. d. Unionsbestrebungen (letztere sollten durch die Grün¬
dung d. Bistums von Grosswardein 1777 gefördert werden.). —
L. Szädeczkv, Der Wiener Codex der Memoiren Szeremi s.
Sitzung der I. Classe am 23. Mai.
Geza Nemethy, Die Amorcs d. Ovid. — Sigm. Simonyi,
Die neueren Studien der finnischen Sprachwissenschaft.
Gesammtsitzung am 30. Mai.
Gedenkrede auf Joh. Pettkö (gewes. Prof, an der Schcm-
nitzer Akademie). Von B. Dionys Mednyänszk y.
Sitzung der II. Classe am 13. Juni.
Alex Szilägyi,Die Siebenbürg. Reichstage von 1671—72.
— Kol. Thaly, Die Friedensvcrhandlungen im J. 1706.
Sitzungen d. Ungar. Histor. Gesellschaft. (Mai.)
Ludw. Thallöczv, Georg Räköczy II. u. d. aufrührerischer.
Söldner des Moldauer Woiwodcn.
Jubiläumssitzung, den 15. Mai: Eröffnungsrede d. Präsi¬
denten Gf. Anton Szechen, — Kol. Thaly, Die Auffindung d.
Ueberreste Franz Räköczy's (in Constantinopel, St. Benoit-Kirche
der französ. Lazzaristen). — Sitzung vom 2. Juni: Joh.
Csontosi, Mittelalterliche Kunstschätze im Ungar. National-
Museum.
Sitzung der Kisfaludi-Gesellschaft.
G. Heinrich, Das Drama Körner’s: Zriny. (Näheres s. in
d. Ungar. Revue).
Der Verein d. Ungar. Naturhistorischen u. Medizin. Gesell¬
schaft wird dieses Jahr seine Wanderversammlung am 22. bis
25. August in Kronstadt abhalten.
Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederosterreich , red. v.
Dr. Ant. Mayer. N. F. XXVI. 1—4.
J. Lampel, Walthers Heimat. I. — Endl, Die Rosenburg
bei Horn, hist, beleuchtet. — Kronfeld, Vergangenheit u. Gegen¬
wart des niederöst. Safranbaues. — Höfer, Die Volksnamen der
Thierein Niederöst. I. — Rieh. Müller, Vorarbeiten zur altösterr.
Namenkunde. (Forts.) — Endl, Geschichte d. Ortes u. d. Pfarre Neu¬
kirchen bei Horn. (SchlO — Endl, Z. Geschichte d. ehemaligen Veste
Grub (nun Ruine) bei Horn. — Mittheilungen. — Endl, Gesch.
des ehemaligen Nonnenklosters St. Bernhard bei Horn. — Vereins¬
nachrichten.
50 . Bericht über das Museum Francisco-Carolinum . Nebst der
44. Lief, der Beiträge zur Landeskunde von Österreich ob der
Enns (Linz, Museum). 1892.
50. Rechenschaftsbericht des Verwaltungsrathes des Museums
Francisco-Carolinum f. d. Jahr 1891. — Ein Linzer Tagebuch
über d. ersten Einfall der Franzosen. Mitgetheilt von Laur. Pro 11.
— Markl, Münzfund auf der Strasserau. — Straberger,
Notizen.
Mittheilungen d. Vereines für Geschichte d. Deutschen in Böhmen^
red. von Biermann u. Hicke. XXX, 2-4.
(2. u. 3.) Lippert, Markgraf Wilhelm v. Meissen u, Elisa¬
beth v. Mähren. Ein Beitrag zur Geschichte der Beziehungen
zwischen Wettinern und Luxemburgern in der 2. Hälfte des
XIV. Jhdts. — Grunzl, Über die deutschen Stadtrechte Böhmens
u. Mährens. — R. Müller, Die Gruftcapelle der Salhausen zu
Bensen. — Neuwirth, Die Bauten des Prager Georgs-Klosters
in der 1 . Hälfte des XVIII. Jhdts. — Guglia, Volksstimmung in
Böhmen im J. 1793. — Ammann J. J., Das Passionsspiel des
Böhmerwaldes. — Toischer, Joh. Knieschek.
(4.) Neuwirth, Der Bau d. Stadtkirche in Brüx von 1517
—1532. — Toischer, Zur Geschichte der deutschen Sprache u.
Litteratur in Böhmen. IV. — Loserth, Deutsch böhmische Wieder¬
täufer.
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2G9
Nr. 8. — Österreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
270
Carinthia , Mittheilungen des Geschichtsvereins für Kärnten, hrsg.
von Laschitzer. LXXXH, 2.
Hauser, Alte Geschichte Kärntens. Römerzeit. (Schl.) —
Hann, Die Fastentücher in Kärnten. — Rieh. Müller, Kleine
Beiträge zur altkärntischen Ortsnamenkunde.
Abhandlungen d. kgl. Stichs. Ges. d. Wissenschaften , phil.-hist.
Classe. XIII, 4.
Hultsch, Die erzählenden Zeitformen bei Polybios.
(Akademie der Wissenschaften in Wien).
In den letzten beiden unter Vorsitz des Präsidenten der kais.
Akademie, R. v. A r n e t h, abgehaltenen Sitzungen wurden fol¬
gende Manuscripte zur Publication in d. Sitzungsberichten vor¬
gelegt: Von d. wirkl. Mitgl. Hofr. v. Zeissberg e. Adhand-
lung unter d. Titel: »Aldenhofen, Neenvinden, Löwen (l., iS. und
22. März IJGV- Z ur Erinnerung an Erzherzog Karl* ; v. d.
wirkl. Mitgl. Hofr. Jagie e. Abhandlung, betitelt: * Das byzan¬
tinische Lehrgedicht Spaneas in der kirchensla vis che n Oberst tzung, *
in welcher d. Verf. sich d. Zweck stellt, durch e. eingehende Ver¬
gleichung der beiden slav. Texte mit d. Bisher bekannten u. hier¬
orts zugänglich gewesenen griech., auch den des Kirchcnslavischen
nicht mächtigen Bvzantologen ein Bild derjenigen griech. Re¬
daction zu geben, aus welcher d. slav. Bearbeitung getlossen sein
muss. Die akad. Kirchenväter-Commission überreichte folgende
zwei Abhandlungen : 1. » Die Mauritier-Ausgabe des Augustinus .«
E. Beitrag z. Geschichte d. Littcratur u. d. Kirche im Zeitalter
Ludwig's XIV. (III. Theil) von Dr. R. C. K u k u 1 a in Klagenfurt.
In derselben gibt d. Verf. zunächst auf Grundlage d. Materialien
des *Apparatus Benedictinus « über d. Technik Auskunft, mit
welcher d. Mauriner d. urspriingl. Text der Augustinischen Werke
wiederherzustellen bemüht waren. 2. » Bibliotheca patrum latinorum
Britanica* V., verf. d. Dr. Heinr. Schenkl in Wien. Mit
dieser Abtheilung, welche die Xrn. 1604 bis 2195 umfasst,
schliesst d. Beschreibung d. Handschriften v. Cheltcnham u.
damit d. I. Band d. Gesammtwerkes. Die Spemann’sche Buch¬
handlung in Berlin übersendete d. 2. Lief, der im Auftr. d. kais.
Akad. hrsg. * Attischen Grabreliefs*. Unter d. vorgelegten Druck¬
werken befanden sich: » Das Werthverhältnis der Edelmetalle
während d. Mittelalters « von Dr. Arnold Luschin v. Eben¬
greuth und » Städte Pamphyliens und Pis idien s, « unter Mit¬
wirkung v. G. Niemann u. E. P e t e r s e n hrsg. v. Karl
Grafen Lanckoronski (Band II.).
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Dr. Becker, Director d. bischöfl. Convicts in Trier, der
fast 34 J. lang an dieser Anstalt wirkte, f am 22, Juni, da¬
selbst, 60 J. alt. — Dr. med. Ant. Biermer. ord. Prof, an der
mcd. Facultät der Universität Breslau, geb. 1827, f am 25. Juni
in Schöneberg bei Berlin. — Demeter Bratianu, rumän. Staats¬
mann, der Führer der liberalen Partei, 1867 Unterrichtsminister,
f am 21. Juni in Bukarest im Alter v. 73 Jahren. — D ulinski,
Domherr in Gnesen, f das. am 25. Juni. — Gcnerallicut. z. D.
Jul. Hart mann, ehern, hannoverscher Artillerie-Oflicier, Verf.
der »Erinnerungen eines deutschen Officiers«, f am 13. Juni in
Hannover. — Der ehern, hannoversche Minister u. Gesandte beim
Bundesrath in Frankfurt a. M. G. E. A. Baron von Heimbruch,
f in Frankfurt a. M. am 17. Juni im 70. Lebensjahre. — Moses
Mannheimer, Talmudgelehrter, Verf. der »Geschichte der Juden
in Worms«, f das. am 20. Juni, 82 Jahre alt. — Der ehern, öst.
Reichsraths-Abgeordnete Ed. v. O berleith ner, f am 24. Juni in
Mähr.-Schönberg im 80. Lebensj. — Dr. theolog. Heinr. Voigt,
ord. Prof. f. Dogmatik u. Kirchengeschichte an der thcol. Facultät
d. Universität Königsberg, geb. 1821, f am 20. Juni in Charlotten¬
burg. — Se. Em. Cardinal Augusto Theo doli, f in Rom am
27. Juni, im 71. Lebensjahre. — P. Victor Kulas S. J.. Spiritual
des Collegiums-der Ges. Jesu in Lainz, früher Rector des Colle¬
giums in Mariaschein in Böhmen und Generalpräfect im Collegium
zu Kalksburg, f im Alter von 74 Jahren am 30. Juni in Lainz:
er war durch volle 51 Jahre Priester. — Der Prior des Stiftes
Melk in N.-Ö., P. Hugo Kriechbaum, am 4. Juli im 51. Lebens¬
jahre. — Se. Em. Cardinal Franz Battaglini, Erzbischof von
Bologna, f das. am 4. Juli, 69 Jahre alt. — In Graz f am 7.
Juli der ord. Prof, für Geschichte des Mittelalters an der dort.
Universität, Dr. Arnold Busson, im Alter von 48 Jahren an
einem Herzleiden. Prof. B., ein gebürtiger Westphale (aus Münster)
war erst zu Beginn dieses Studienjahres als Nachf. des Hofr. Prof.
J. B. v. Weiss von Innsbruck nach Graz berufen worden. —
Prof. Foll, ein geb. Schweizer, der im März mit der Yacht
»Aster« eine wissenschaftl. Reise ins Mittelmeer antrat, ist
nach e. Meldung aus Brest seit dieser Zeit verschollen; der Unter¬
richtsminister hat Recherchen angeordnet.
Prof. Dr. Fischer in Würzburg hat den an ihn ergangenen
Ruf nach Berlin als Nachtolger A. W. v. Hofmann s auf dem
Lehrstuhl d. Chemie angenommen. — Prof. Dr. Schär, Vor¬
stand d. pharmaceut. Abtheilung am Polytechnikum in Zürich,
ist als Nachf. Flückiger's als Prof, der Pharmakognosie an die
Universität Strassburg berufen worden. — Prof. Dr. Huber in
Halle, ein geb. Schweizer, erhielt e. Ruf an die Universität Bern
als ord. Prof, für schweizer., bernisches u. vergleichendes can-
tonales Recht. — Der a.-o. Prof, der Mathematik in Königsberg
Dr. Ad. Hurwitz folgt einem Rufe an d. eidgenöss. Poly¬
technikum in Zürich.
Ernannt wurden zu ausserordentl. Professoren die Privat-
docenten: Primararzt Dr. Josef Englisch für Chirurgie, Dr.
Otto Bergmeister für Augenheilkunde, Dr. Ferd. H o c li¬
ste tter für Anatomie, Dr. Alex. Kolisko u. Dr. Rieh. Pald-
auf für pathol. Anatomie, stimmtl. an der medicin. Facultät der
Universität Wien ; Dr. R. Assmann (Metcorolog) an der philos.
Facultät der Universität Berlin. — Zu Gymnasial-Directorcn wurden
ernannt: Prof. Dr. C. Tumlirz in Wien II. (an d. Gymnasium
zu Czernowitz), Prof. Dr. Jos. Bernhard in Chrudim (an d.
Gymnasium in den kgl. Weinbergen), Prof. Joh. Rziha in Pisek
(an d. Gymnasium in Neuhaus). Der Director des Staatsgymna-
siums in Czernowitz Schulrath Chr. Würfl wurde zum Director
des Staatsgymnasiums in Linz ernannt.
Den etatsmässigen Docenten an d. Landwirtsch. Akademie
in Poppelsdorf Otto K o 11, Dr. D r e i s c h , Huppert z,
Dr. Veitmann u. Dr. Ramm wurde d. Titel Professor verliehen.
Dem Hofsecretär des Obersthofmarschallamtes Jos. Gautsch
v. Frankenthurn wurde der Titel u. Charakter e. Regierungs-
rathes, den Ministerialsccretären im k. k. Ministerium für Cultus u.
Unterricht Edm. H o 1 e n i a u. Dr. Leo Ritter B e c k v. M an¬
nag e 11 a, ferner d. Protessoren u. Schulräthen Jos. Grandauer
(Staatsrealschule im III. Bez.) u. Dr. Blasius Knauer (Staatsgym¬
nasium im IX. Bez.) — letzteren beiden aus Anlass ihrer erbetenen
Versetzung in den Ruhestand — das Ritterkreuz des Franz Josef-
Ordens; dem Prior und Kämmerer des Stiftes Altenburg in N.-Ö.
P. Veremund Höger das gold. Verdienstkreuz mit der Krone
verliehen.
Der Custos d. städt. Museums in Prag Bretislaw Jellinck
u. der Privatdocent an d. böhm. Universität Dr. Lubor Niedcrle
wurden zu Conservatoren der k. k. Centralcommission für Kunst-
u. histor. Denkmale ernannt.
In August Neumann’s Verlag, (Fr. Lucas) In
Leipzig erschien soeben:
Der Athenerstaat.
Eine aristotelische Schrift. — Deutsch von
Martin Erdmann.
8 °. 118 Seiten. — Mk. 1.60.
Der Galaterbrief
im Feuer der neuesten Kritik besonders des Prof. Dr.
Loman in Amsterdam, sowie des Prof. Rudolf Steck
in Bern. Ein Versuch von
Lic. Dr. Paul Victor Schmidt.
8 °. XV u. 456 Seiten. — Preis Mk. 6.—.
Anton dreutzep's Antiquariat in Äaoheq (Rheinl.)
SosDtn erschien! Lager-Katalog LVII. soebea ersefiitn!
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Der reichhaltige Katalog steht auf Verlangen gratis und franko
zu Diensten.
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Nr. 8. — Oesterreichisches Lirr.ERATURBi.ATT. — I. Jahrgang.
Im Verlage von Hermann Costenoble in Jena erschien soeben
und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen:
Entwicklungslehre und Darwinismus.
Eine kritische Darstellung der
modernen Entwicklungslehre u. ihrer Erklärungsversuche,
mit besonderer Berücksichtigung der
Stellung des Menschen in der Natur.
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Im Unterzeichneten Verlage ist erschienen :
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Bildniss de Rossi’s auf Kreidepapier.
Die aus Anlass der Vollendung des 70. Lebensjahres des grossen Forschers
verfasste Schrift ist in gleicher Weise an die Fachgenossen de Rossi's wie an das
grosse Publicum gerichtet: denn der Inhalt setzt sich zusammen aus bisher völlig
unbekannten oder doch nur de Rossi's engstem Freundeskreise geläuligen Thatsachen.
Gegen Einsendung von Mk. 4.20 in Briefmarken portofreie Zusendung.
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ralismus ist Sünde. Brennende Fragen.
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dogmaticae generalis im Drucke zum
grossen Theile vollendet ist und zu Beginn
des Studienjahres bestimmt zur Ausgabe
gelangt. .
Vom gleichen Verfasser sind bereits
früher in unserem Vorlage erschienen :
Enchiridion tlieologiae dogmaticae
specialis. Editio altera. s°. 1 SÜO.
Mk. 0.(50: 11. 4.so
Propadeutica philos. theologica. Kd.
tertia. S". 1 SSS. Mk. S. — ; 11. 4.—
Das neuerklärte Dogma von der
Unfehlbarkeit des Papstes. s°. 1870.
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du Vaticnn cst une peinture ä l’huile, exeeutee sur panncau de bois d’acajou. ct inesurant 57 centimetres de largeur sur 7J de hauteur.
Toutes les reproductions portent le fac-simile des dcux vers latms coinposes et ecrits par le Saint-Pere. signcs par lui, et remis par Sa
Saintete au peintre CHARTRAN, au Yatican, le 5 mars 1*02. Ils aflirment le merite et la ressemblance du portrait.
RESIGNATION DES TYPES DE REPRODUCTION.
Val.
autrich. v r
Fl. Kr.
Eau-forte.15
Planche inagistrale, gravee par Ch. Courtry, un des maitres
les plus autorises de Part du burin. Elle mesure 40 centi-
metres de largeur sur öl de hauteur pour la partie gravee et
70 05 avec les inarges.
2 Grande Chromogravure.10 —
Reunion des deux procedes de gravure directe ct de litho-
graphie, qui permettent d’obtenir de double resultat de la
vigueuer des contours et de la fraichcur des couleurs. Elle
reproJuit le tableau original avec toutes ses nuances et presque
avec ses diinensiens exmtes, soit exacteinent 5ö|7l de partie
gravee sur du pupier lort mesurant 0/«,80 sur lw/,08 avec les
marges.
3 Chromo-carte.2 50
Cette gravure coloriee ne mesure que 14J10 centimetres de
partie gravee, mais la ('messe de ses traits et de snn coloris,
en font une veritablc miniature. I.'original y est reproduit
avec toute sa couleur et son expression entiere.
4 Ghromolithographie. 2 —
Cette belle estampe mesure 40|51 centimetres de partie
gravee. Le papier velin fort mesure, marge comprisc, öd 67
centimetres.
5 Photochromle. 1 75
Estampe mesurant :>0|38 sur papier de format 50|*;f>. Les cou¬
leurs du tableau original sont egalement obtenues directement.
DESIGNATION DES TV BES DE REPRODUCTION.
6 Phototypie.
Des dimensions mesurent 30|dS centimetres de partie gravee
et 50,110 centimetres avec les marges de fort velin.
7 Chromotypographie . . .
Seuls, les chches ä teintes degradee«; de la typographie
«>nt permis de dmincr pour un si bas prix unc gravure me¬
surant 20, 20 centimetres de partie gravee. 2X 4t> avec les marges
sur un fort et beau papier et reproduisant toutes les couleurs
du tableau original.
8 Tallle-douce parolsslen.
C’cst le type hahituel des Images de paroissien. grave en
taille-douce et imprime en noir. Mais la gravure de cette petite
planchc est une reduction de la belle gravure de M. Courtry.
9 Image en couleurs. j J j\ .
La gravure mesure 25 | dd centimetres et le papier dö[4Ö centi¬
metres. Cette image dünne, en couleurs et malgre son prix
intime, une representation complete ei en couleurs du tableau
original.
C’est, avec le dernier de cette liste, le type parfait de la
grande propagunde.
10 Chromo de propagande. j ^ .
Chaque gravure, imprimee sur fort papier. mesure plus de
10 centimetres de largeur sur 14 de hauteur. Elle est imprimee
dans lous les tons du tableau original qui cst reproduit
fidclement.
General-Döpot für Oesterreich-Ungarn: Verlagshandlang „St. Norbertus“ in Wien.
ln Vertretung der Leo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdi uckerei, Wien, J1J. Seidlgasse 8.
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Nr. 9.
Wien, 1. August 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendori.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
ItKDIGIKUT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den geeammten Buchhandel: „St. Norbertut"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inseraten-Aufträge au richten sind.
Preise der Inserate: ‘/i S. fl.20.— = Mk.36.—, >/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, ' * S. fl. 7.— = Mk. 12.60, */« S. fl. 4.— = Mk. 7.20, >/u S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Michael E., Ign. v. Döllingcr. (Dr. C. Wolfs¬
gruben.
Biese K.. Grundzüge moderner Ilumanitäts-
bildung. (Dr. A. Fischer-Colbrie).
Murr J., Was sagt uns Platon vom Jenseits?
(Hanimair).
Thureau-Dangin P., Histoire de la Monarchie
de Juillet (H.).
Seeber J., Zur Frage nach der Urheimat der
Indogermanen. I.
Boissier G.. Madame de Sevigne. Uebersctzt
von C. Seefeld (A. Halka).
Krasnopolski H., Der Schutz des redlichen
Verkehrs im österreichischen Civilrechte
(Dr. C. Krausbart).
Neurath W.. Elemente der Volkswirthschafts-
Lehre (Dr. H. Misera).
Moltke's H. v., Graf, Gesammelte Schriften u.
Denkwürdigkeiten, Bd. I— IW (Hh.)
Moltke’s Militärische Werke. Militärische Cor-
respondenz. I (Hh.)
Arnold C., Repetit. der Chemie (Dr. H. Malfatti).
Zeitschrift für anorganische Chemie,
hrsg. von G. Krüss. i^Dr. Hans Malfatti).
Saccardo P. A., Chromotaxia seu Nomen-
clator colorum polyglottus. (J. Wiesbaun.
Hann J., Die Veränderlichkeit der Temperatur
in Oesterreich tür. W. Trabert).
Samt er II, Der hohe Sonnblick ^Dr. W.
Trabert’.
Braun F., lieber elektrische Kraftübertragung
(Max Jitllig).
V o n h o t O, Beiträge zu einer Theorie der
Bienenzucht. (Jos. Anzböck i.
Ruederer J . Geopfert! Eine Episode aus dem
Leben eines Ofticiers. In Versen erzählt.
J)r. F. Schnürer).
Vonbank J. G., Durch Nacht zum Licht. Ge¬
dichte. (F. Süd).
Der „historische Cirkel“ in Prag. Von Sv. II.
Pcrsonalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Michael Emil S. J. a. o. Prof, der Kirchengeschichte an
der Universität Innsbruck: Ignaz von Dötlingen.
Eine Charakteristik . Zweite, vermehrte Auflage Innsbruck,
Rauch, 1892. gr. 8°. ((VIII u. 600 S. m. Porträt) 11. 8.—.
Die schwere Aufgabe, den geistigen Entwicklungsgang
eines Menschen von der Bedeutsamkeit Döllingers zu zeich¬
nen, wird in diesem Falle erleichtert durch den Umstand,
dass sein Lehen wesentlich Gelehrtenleben war und die
Geschichte seines Geistes sich in seinen Schriften ge¬
schrieben findet, — erschwert wird sie dadurch, dass neben
der offenen Strömung stellenweise eine verborgene ent¬
gegengesetzte geht. Doch lässt sich auch diese genau
verfolgen und verzeichnen. Denn nicht sobald hatte der
geistige Entwicklungsgang Döllingers mit dem Eintritte
in die Zuständlichkeit des ewigen Lebens seinen Abschluss
genommen, als Keusch in den von ihm gesammelten
und herausgegebenen »Briefen und Erklärungen« und
noch mehr in den »Kleineren Schriften« das sichere und
gütige Materiale bot. Professor Michael hat zu seinem vor¬
liegenden Buche die Werke, welche der Ruhm des Mün¬
chener Gelehrten bleiben werden und die Schriften, welche
derselbe anonym herausgegeben hat oder von denen er, wie
dies bei einzelnen Briefen der Fall sein mag, damals als
er sie schrieb, sicher nicht voraussah, dass sie einmal
durch Freundeshand der Öffentlichkeit würden übergeben
werden, sorgsam genützt. Ja es hat den Anschein, dass
er noch eine dritte Art von Beweismaterialien im Hinter¬
gründe habe. »An einer Ergänzung durch Acten, welche
Reusch unerreichbar bleiben dürften, wird es seinerzeit
nicht fehlen« (S. 3). Der Verf. war daher in der Lage,
ein wahrheitsgetreues Bild vom »Entwicklungsgang
Döllingers während der letzten dreissig Lebensjahre« zu
entwerfen. Dies geschieht in den 6 Einzelndarstellungen :
»Innerer Abfall«, »Offener Bruch«, »Stete Niederlagen«,
»Döllinger als akademischer Redner von 1875—1878«,
»Einladungen zur Umkehr, die Reden der nächsten drei
Jahre«, »Immer tiefer, die akademischen Vorträge der
letzten acht Jahre, isoliert«.
Sollten wir dem Gesammteindruck Ausdruck geben,
so würden wir etwa sagen : Döllinger denkt sich schon
in seiner katholischen Periode je länger je mehr in eine
Stellung hinein, die ihm die Kirche unmöglich einräumen
konnte. Erklärte er doch schon auf der Gelehrten-
Versammlung 1863: »Die (historische) Theologie ist cs,
welche der rechten, gesunden, öffentlichen Meinung in
religiösen und kirchlichen Dingen Dasein und Kraft
verleiht, der Meinung, vor der zuletzt alle sich
beugen, auch die Häupter der Kirche und die
Träger der Gewalt«. Diese Worte bieten den Schlüssel
zum Verständnisse des titanischen Ringens und Mühcns,
durch das sich der Mann der staunenswerthen Gelehr¬
samkeit endlich auf eine Spitze versetzt sieht, auf welcher
neben ihm Niemand mehr Platz hat; was drei Jahre vor
seinem Tode das unendlich trostlose Wort bezeugt: »Ich
bin isoliert!« Was sich dem schroffen, auf das eine
Ziel gerichteten Geiste entgegenzustellen scheint, wird
rücksichtslos bekämpft, eine Kirchenlehre um die andere
dem Zwecke geopfert. Zur officiellen Lossagung von
der Kirche wurde das Concil vom Vatican mehr der
Anlass als der Grund (S. 84).
Je länger je mehr verschweben auch die christlichen
Ideale. Nicht St. Bernhard findet Gnade, nicht Inno-
cenz III., nicht Gregor VII., nicht die Scholastik, nicht
die Kreuzzüge. (S. S. 363, 364, 389, 477.) Schliesslich
geschah es dem grossen Gelehrten sogar, dass er Be¬
hauptungen nicht mehr nach ihrer Wahrheit oder Lhi-
wahrheit beurtheilte, sondern nur nach ihrer Tauglichkeit,
die religiösen Überzeugungen zu erschüttern. Dies be¬
weisen nur allzu viele Stellen unseres Buches.
Das Geringste, was dem Menschen fehlt, kann ihm
alles, was er hat, unnütz machen. Döllinger hatte nicht
das Herz, welches den durch Leidenschaft gejagten
grossen Geist hätte zügeln und zurückhalten können.
Sonst würde er den liebreichen, zahlreichen Einladungen
zur Umkehr nicht widerstanden haben. (S. 341 f., 164
— 167, 350 — 358, 508—517.)
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Nr. 9. — Oesterreichjsches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
276
Keine Zeit wird so undankbar sein, die grossen
Dienste zu vergessen, welche Döllinger der Kirche und
ihrer Wissenschaft geleistet hat, durch lange Jahre wird
man aber auch die traurigen von ihm verursachten Ge-
müthsbestimmungen beklagen, welche gegen die Kirche
und ihre ehrfurchtgebietende Wirksamkeit feindselig sind.
Wien. Dr. Cölestin W o 1 f s g r u b e r.
Jahrbuch f. Philosophie u. speculative Theologie, herausg.
von E. Com m er (Paderb., Schüningh.). VII, 1.
Glossncr M., Apologet. Tendenzen u. Richtungen. V.:
Ceber d. Möglichkeit und Nothwendigkeit d. göttl. Offenbarung
(Forts.) — Fel d n e r G., Richtigstellung d. Ansichten d. neuest.
Commentators d. hl. Thomas v Aquin. (Schl.) — Esser Th.,
Die Lehre d. hl. Thomas bez. d. Möglichkeit einer ewigen Wclt-
schöpfung. (Forts.) — Mahn P., Die Mystik d. Angelus Silesius.
— Litter.-Besprechungen : Molsdorf, Die Ideen d. Schönen in d.
Weltgestaltung bei Thomas v. Aquin (Glossncr). — Schmidkunz,
Gegen den Materialismus (Glossner). — Guttmann, Das Verhält¬
nis des Thomas v. Aquin zum Judenthum u. zur jüd. Litteratur
(Glossner). — v. Rauscher, Darstellung d. Philosophie (Rigger).
— Michel, Ungar. Litteraturbericht.
Der Katholik, red. von J. M. Raich (Mainz, Kirchheim). LXII,
(3. F„ VI.) 2.
Die päpstl. Encyklika an die Katholiken Frankreichs vom
16. Febr. 1892. — v. Hoensbroech, Christus in d. protest.
Theologie deutscher Hochschulen. — B e 1 1 e s h e i m, Msgr. Herb.
Vaughan, Erzbischof von Westminster. — Schieler, Liturg.
Studien im Anschluss an Thalhofcrs Liturg'e des h. Messopfers.
— Holl y, Marienverehrung im Liede d. ältest. Kirchensprachen.
Theologisch-praktische Monatsschrift, herausg. von P e 11,
Linsenmaye r u. K r i c k (Passau, Abt). II, 7.
Atzberger, Die Sendung, Herabkunft und Gnadenein¬
wohnung des heil. Geistes (Forts,). — Ratzin ger G., Der hl.
Arsatius v. Ilmünster. — Trissl, Die angebliche Unhaltbarkeit
der Sündfluttheorie. — Pichler, Errichtung einer neuen Pfarrei.
— Dr. N., Das Selbstbewusstsein der abgeschied. .Menschenseele.
— Fragen und Fälle aus d. pfarramtl. u. seelsorgl. Praxis. —
Erlässe d. obersten Verwaltungsstellen u. Erkenntnisse d. obersten
Gerichtshöfe. — Litteratur.
Pastor bonus, herausg, v. P. A. Müller (Trier, Paulinus-Dr.).
IV, 0 u. 7.
(0.1 F rin s, Wesen u. Verpflichtung d. Gelübdes. — Neyer,
Kleinere Diebstähle. — K erseht, Die Behandlung der Hals¬
erkrankungen d. Geistlichen. — Guerbcr, Ursprung der Gotik.
— Samson, Die Präfation am Feste Christi Himmelfahrt. —
Bohn, Zehn 1'age in Solesmcs. — Mittheilungen. — Anfragen.
(7.) Be bringe r, Wirkungen d. hl. Communion. — F rins,
Eintheilung d. Gelübde. — H e 1 f, Die ßehandl. d. Ungläubigen
nach d. hl. Thomas. — G a p p, Der Seelsorger und die kleinen
Kinder. — N e y c r, Wiederholung d. letzten Oelung bei demselben
Kranken. — de L o renzi, Baldewin u. seine litterar. Bedeutung.
Mittheilungen. — Anfragen. — Bücherschau.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Österreichs, red.
v. R. Himmelbauer (Wien, Fromme). XI, 13.
Scheich er, Unsere Mission und die Missionen! — H ,
Kirche und Staat. V. — Sprechsaal. — Verschied. Mittheilungen.
— Rechtsfreund. — Personalnachrichten. Dazu Beilagen :
Augustinus, Litteraturblatt. IX, 11 und Hirtentasche , Pastoralbl.
red. v. Edm. Langer, XIV, (N. F. V,) 7: Das Kartenspiel des
Clerus. — Sogenannte »Frauentnufe«. — Mittheilungen.
Kölner „Pastoralblalt 11 , herausg. v. Berrenrath u. Hermes
(Köln, Bachem) XXVI, 11 u. 12
(11.) Die f. d. ßischofsjubiläum des Papstes Leo XIII. be¬
willigten Ablässe. — Kirchl. Entscheidung über d. Spendung der
heil. Oelung unter Anwendung c. Instrumentes. — Unter welchen
Voraussetzungen sind knechtl. Arbeiten an Sonn- u. Feiertagen
erlaubt? (Forts., Schl, in Nr. 12). — Ein Wort zur Beherzigung üb.
d. Messdiener. — Die Wallfahrten (Forts, in Nr. 12). — Moral¬
casus. — Ein merkwürdiger Fall aus d. Versicherungswesen. —
Absolutio a censuris. — Littcrarisches.
(12.) Moralcasus. — Einige Aufschlüsse üb. d. mit Andachts-
gegenst. verbundenen Ablässe. — Fragekasten. — Littcrarisches.
Revue des Rellgions, herausg. v. Peisson (Paris). IV, 1—3.
(1.) Broglie, La loi de l’unite de sanctuaire en Israel (Forts,
in Nr. 3). — Roubion, La question des mvthes.
(2.) Loisy. Ltudcs sur la religion Chaldeo-assvr.
(3.) Renouard, La religion naturelle dans Finde.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Schüler G. M., Die Märtyrer d. Beichtsiegels, in 8 Lebensbildern
vorgeführt. Würzburg. Bücher. 10°. (III u. 126 S) fl.—.30.
Scher J. B., Der Bantusfonds bei d. Domkirche in Trier u. der
Fortbestand d. Stiftungen n. c. vorübergehenden Säeularisation.
Trier, Paulinusdr. gr.-8°. (71 S.) fl. —.00.
Acta, Martyrum et Sanctorum Svriace. Fdit. P. Bedjan. Tom. HL
Leipzig, Harrassowitz. 8". (VIII u. 088 S.) II. 14 40. (3 Bde. compl.
n. 38.40 )
Kortleitncr F. X., Canticum canticorum cxplicatum et praecipue
ad historiam ecclcsiac applicatum. Innsbruck, Vereinsbuchh
gr.-8°. (VIII u. 102 S.) fl. 1.—.
Akatholica.
Schindler R., Ein Fürst unter d. Predigern. Leben u. Wirken
v. C. Spurgeon. Mit e. Vorwort von G. Kawerau. Hamburg,
Oncken Nachf. 8°. (VIH u. 2!0 S. m. B.) 11. —.90.
Beyer E., Ch. C. J. v. Bunsen, e. Vorläufer d. evang. Bundes.
Barmen. Wiemann. 8". (79 S.) fl. —.00.
Völter D.. Die Ignatianischen Briefe, auf ihren Ursprung unter¬
sucht. Tübingen, Heckenhauer, gr.-8°. (IV u. 127 S.i 11. 1.80.
Ende d. M. soll im Schöningh’schcn Verl, in Paderborn er¬
scheinen: » Die Prophetie Qhadjah's«, untersueb.t und erklärt von
Dr. theol. Norbert Peters, Prof, an d. phil.-theol. Facultät zu
Paderborn. (gr.-8 0 ., 11. 2.40.)
Philosophie. Pädagogik.
Biese, Dr. Reinhold, Oberlehrer am Gymnasium zu Saar¬
brücken. Grundziigc moderner 1 lumanitiitsbildung.
Ideale und Nor tuen. Leipzig, W. Friedrich, s. a., 8° (XXIII
u. 231 S.) fl. 1.20.
Nach dem Vorwort (S. XXIII) will vorliegendes
Buch ein S y m h o 1 u m h u m a n c r B i 1 d u n g sein ;
was aber der Yerf. unter humaner Bildung verstehe,
lassen zwei Äusserungen ahnen, denen wir gleich auf
der ersten Seite des gedachten Vorwortes begegnen. Die
erste besagt, das Alterthum habe für wirkliche Natur¬
erkenntnis nichts geleistet, ja in der gesammten
Metaphysik und kirchlichen Dogmatik des Mittelalters
zur systematischen Natur Verachtung geführt (s. auch
S. 133 f.); von den so liebevollen Naturschilderungen
des hl. Basilius (im Hexaemeron), der urwüchsigen Natur¬
poesie der Fiorctti di S. Francesco , dem so natur¬
warmen Tone christlicher Ascetik (z. B. Scupoii, Com-
batt. spint. cap. 21. u. 22 siehe ferner Weiss, Apologie
des Christenth. IV, 732—739 1 ), von dem eingehenden
Studium der Menschen n a t u r von St. Augustinus und
Thomas von Aquino hat der Yerf. wohl keine Ahnung.
Die zweite für den Geist des Werkes bezeichnende
Äusserung auf der ersten Seite lautet: »Unsere Zeit er¬
fordert nicht scholastisch in leerer Gelehrsamkeit ge¬
schulte Köpfe; .... die dialektischen Kunststücke syn¬
thetischer Formelphilosophie verfangen nicht mehr.«
Schlimm genug, dass dem bei Vielen so ist; daher das
allgemeine Sichveilieren in Detailforschungen, daher das
Unvermögen, diese durch eine vernünftige Synthese zu
einer höheren Einheit zu verbinden ; daher die grenzen¬
lose Verwirrung, das seichte Phrascngetlunker, wenn es
sich um eine einheitliche Lebens- und Weltanschau¬
ung handelt; daher der Bankerott aller Philosophie und
Ersetzung derselben durch »culturgeschichtliche« Phan-
tasiebilder.
Das Werk besteht aus acht lose zusammenhängen¬
den Essays (welche Capitel genannt werden) über An¬
fänge der Cultur und Philosophie. Sie bilden grossen-
theils ebenso viele Mosaik s aus den Schriften von Hell¬
wald, Hehne, Laas, Wundt, Hartmann, u. s. w., aus
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Nr. 9. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
278
denen einzelne Stellen kaleidoskopartig zusammengetragen
und nicht einmal immer mit einander in Kinklang ge¬
bracht sind; so bekennt sich der Verf. S. 22 f. zum
Moralsystemc des Social-Eudacmonismus, auf S. 27 aber
zur autonomen nicht-eudaemonistischen Moral Kant’s,
(sonst übrigens zur Moral des »Culturfortschrittes«),
Alle Unrichtigkeiten aufzuzählen, verbieten
uns schon die Raumveihältnisse. Nur einzelnes soll hervor¬
gehoben werden: »Jede Gattung sorgt für sich, als ob sie die
einzige wäre«. (S. 3.) »Nur in gemässigten Himmelsstrichen
konnte die Cultur sich entwickeln.« (S. 4.) »Die Pla¬
tonische Ethik kennt kein höherer Princip des Handelns
als den Nutzen«. (S. 23.) »Dieselbe Auffassung des
s o c i a 1-ethischen Princips finden wir bei Spinoza.« (ibid.)
»Die Macht wird (im Staate) zum Recht.« (S. 27.) Hie-
hcr gehört die Ableitung bezw. Erklärung des hebräischen
Alphabetes (S. 85.).
Dass die Berücksichtigung der katholischen Litteratur
nicht zu den »Normen und Idealen« »moderner Huma¬
nitätsbildung« gehört, ist sehr bedauerlich; für künftige
Studien und Arbeiten würde es dem Verf. erspriesslich
sein, wenn er die fünf Bände der »Apologie des Christen¬
thums vom Standpunkte der Sitte und Cultur« von P.
Alb. M. Weiss einem eingehendem Studium unterzöge.
Wien. Dr. A. Fischer-Colbrie.
Murr Dr. Jos., Was sagt uns Platon vom Jenseits?
Des Philosophen Lehre von den letzten Dingen, aus
Citaten platon. Schriften in deutscher Uebersetzung
zusammen gestellt. Innsbruck, Vereinsbuchhandlung, 1891,
kl.-8°, (31 S.) fl. —.24.
Das Heftchen umfasst die in logischen Zusammen¬
hang gebrachten Ideen Platons über den Tod, das Gericht,
das Elysium, den Rcinigungsort. Die wort- und sinn¬
getreue, classischc, namentlich durch präcise Diction
fesselnde Übersetzung ermöglicht es dem Leser, in einer
Stunde einen vollkommenen Begriff von des Philosophen¬
fürsten Anschauung über die letzten Dinge des Menschen
sich zu bilden.
Freistadt. Hanimair.
Philosophische Monatshefte. XXVIII, 5 u. 6.
Rosinski, Die Wirklichkeit als Phänomen des Geistes. II.
— Kain dl, Wesen u. Bedeutung der Impersonalien. — Kühne¬
mann, Zur Geschichte und zum Problem der Aesthetik.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIII, 5.
H. Müller, Noch einmal Horaz c. II, 20.— G. Heid rieh,
Textkritisches zu Varro’s Büchern vom Landbau. — Polaschek,
Vielhaberi in libros Pseudocaesarianos adnotationes criticae.
Katholische Schulkunde, red. V. R. Kiel (Heiligenstadt, Cordier).
I, 27—29.
(27.) Link, Wert d. Jugendspicle f. d. Erziehung. — Inigo,
Erziehliches in Bildern. III. Island. — A. Kiel, Geschichte der
absoluten Masscinheiten. I. (Forts, in Nr. 28). — Schulchronik. —
Beilage: Edelsteine. Illustr. kath. Jugendschrift. V, 13.
(28.) Degen, Der Radikalismus in d. Pädagogik. (Forts,
in Nr. 29). — Holly, Joh. Jannssen als Lehrer und Priester. —
Kösterus, Die deutsche Elementarbildung gegen Ausgang des
Mittelalters. III. — Osburg, Der Schulgesang, die Grundlage d.
Kirchengesanges. — Kellner, Stimmen und Stimmungen. -
Schulchronik.
(29.) Czarny, Der erste Unterricht u. s. Einfluss. — Schul¬
chronik. Dazu Beilage: Edelsteine. Illustr. kathol. Jugendschrift.
V., 14.
Bölcseleti Folyöirat. VII, 2.
Kiss, Ueber die Kategorien. — Francisey, Die monarch.
Regierungsform nach Thomas von Aquin (Forts.). — K o z ü r y,
Erkenntnistheoret. Studien (Forts.). — Horvath, Zur Seelenfragc.
Neue Erscheinungen:
Denk V. M. O , Geseh. d. gallo-fränk. Unterrichts- u. Bildungs¬
wesens. Von d. ältesten Zeiten bis auf Karl d. Gr. Mit Berück¬
sichtigung d. litterar. Verhältnisse. Mainz, Kirchheim. gr.-8°.
(VIII‘u. 276 S.) fl. 2.70.
Rein hold K. Th., Patriot. Phantasien. 2 Vorträge. Barmen,
Wicmann. 8°. (IV u. 72 S.) fl. —.60.
F ranke Th., Die Bedeutung d. histor. Kritik d. Bibel für die
Methodik. (Bausteine z. Volksschulpäd., 5./0.) Zwickau, Ziicklcr.
gr.-8°. (71 S.) fl. —.72.
Lebinger N., Zur Geschichte des Gymnasiums in Klagenfurt.
I. 11. Klagenfurt, Kleinmayr. gr.-8°. (20 Sj fl. —.50.
Murmellius, D. Münster Humanisten J— »De magistri et
discipulorum officiis epigrammatum Über«. Zum 1. mal in einem
Neudruck hrsg. v. A. Börner. Münster, Regensberg. 8°. (40 S.)
fl. —.60.
— »Opusculum de discipulorum officiis quod euchiridion scholasti-
corum inscribitur*. In c. Neudruck hrsg. v. A. Börner. Ebd. 8°.
(67 S.) fl. —.96.
Iloebcr, Pflege u Erziehung d. Kinder in d. ersten Lebens¬
jahren. Homburg, v. d. H., Schick. 8°. (IV u. 72 S.) fl. —.60.
Arnold H., Anfang u. Ende d. menschl. Persönlichkeit. Eine . . .
Philosophie d. menschl. Daseins. Leipzig, Spohr. gr.-8°. (IV u.
42 S.) 11. —.48.
—, Die Kraft d. Ueberzeugung als Schlüssel u. Mittel zur Aus¬
führung magischer Wunderthaten. Ebd. gr.-8°. (VIII u. 174 S.)
fl. 1.68.
Scharschmidt E., Die Unsterblichkeit der Menschcnseele.
Ebd. gr -8°. (34 S.) fl. —.60.
Krause K. Ch. F., Anfangsgründe d. Erkcnntnislehre. Aus d.
hdschr. Nachlasse d. Verf. herausg. v. P. Hohlfeld u. A. Wünsche.
Als Anhang: Aphorismen zur Dcnkgesetzlehre. Leipzig, Schulze.
gr.-8°. (VI u. 222 S.) fl. 2.70. ' _
Der Curator d. Univers. Halle, geh. Reg.-Rath Dr. Schräder
arbeitet an e. Geschichte dieser Hochschule, die zur Feier des
P.OOjühr. Bestehens derselben im J. 1894 erscheinen soll.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Thureau-Dangin, Paul.: llistoire de la Monarchie de
j ui litt. Tome sixieme et septieme. Paris, Librairie Pion, Rue
Garanciere. 1892. 8°.
Es sind die zwei letzten Bände eines grossartigen
Werkes, die uns zur Beurtheilung vorlicgcn. Der Autor
behandelt die achtzehnjährige Regicrungsepoche Louis
Philipps. Er ist cingcstandcncrmasscn ein Parteigänger des
Julikönigthunis und man kann das sein und demselben
ein bedingtes Lob spenden, ohne darum gegen den
Geist der historischen Wahrheit zu verfehlen. Die Zeit
Louis Philipps gleicht einer Oase in der Wüste, einer
lieblichen Episode in einer Dichtung, die Schreck auf
Schreck häuft, einem Idyll inmitten grausamer Kämpfe.
Frankreich befand sich nie wohlcr als unter dem Regime
des Bürgerkönigs. Es ist ganz richtig, dass das französi¬
sche Mastbiirgerthum die besten Bissen wegschnappte,
aber eben so wahr, dass für das Volk noch ein Erkleck¬
liches übrig blieb. Die Geschichte des Julikönigthums
ist überaus lehrreich, sie zeigt, was der beste Wille
und die reichste staatsmännische Begabung aus dem
Constitutionalismus zu machen im Stande sind und wo
die Grenze für das menschliche Vermögen gezogen ist.
Wie viele Kraft und Einsicht wurde nicht in den un¬
fruchtbaren Kämpfen mit der jeweiligen Opposition ver¬
braucht! Wie sahen sich die Guizot und die Thiers ge-
nöthigt ihre geistige Befähigung zu zersplittern! Woran
gieng endlich die Julimonarchie zu Grunde? Etwa an den
Missgriffen der Staatsverwaltung ? An dem Eigensinn des
Monarchen? An reactionären Allüren? — Nichts von all
dem. Sie lebte sich aus, sie entsprach der Geschmacks¬
richtung der Franzosen nicht länger, sie zerfiel, wie ein
abgetragenes Kleidungsstück, wie das Laub an den Bäumen
zu herbstlicher Zeit.
Digitized by Vr.ooQie
279
280
Nr. 9. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Der Autor schildert die Katastrophe mit unüber¬
trefflicher Meisterschaft. Wenn man die tonangebenden
Kreise zu Ende der Ecgierungsperiode Louis Philipps
beobachtet, so gewinnt man die Ueberzeugung, dass
die Todesursache des Julikönigthums in der Anämie
der leitenden Staatsmänner gesucht werden muss. Alle
diese Staatsmänner, Redner, Generale sind wie auf den
Kopf gefallen. Sie wissen nicht wo ein und wo aus. Die
Redner scheinen ihre Stimme, die Generale ihre Waffen,
die Staatsmänner ihren Verstand verloren zu haben. Die
Frauen zeigen höheren Muth als die Höflinge. Sie wollen
von keiner (Kapitulation vor der Erneute wissen, aber
die Männer können nicht den letzten Federstrich Louis
Philipps unter der Thronentsagungsurkunde erwarten. Sie
fordern den unglücklichen Monarchen zur Eile auf. In
Paris sind unzählige militärische Befehlshaber, deren
Namen einen guten Klang haben, anwesend. Kein Einziger
findet in sich den Muth, die hölzerne Barriere, welche
der Doctrinarismus aufgerichtet, zu durchbrechen. Kein
Einziger wagt es, sich an die Spitze der Truppen zu
stellen und den König aus seiner hilflosen Lage zu be¬
freien. Und die Staatsmänner? Thiers deliriert nur mehr
und stosst beständig ein und dieselbe Phrase: »Le fiot
monte, monte, mont« hervor, er weiss nicht mehr, wo der
Zugang zur Kammer ist und durch welche Thüre man
den Ausgang gewinnt. Marschall So ult ist zum Stein¬
bild erstarrt, Cremieux und La Martine spielen eine
Rolle, um die sie kein ehrlicher Mann beneiden wird.
General Ruhlieres hätte verdient, füsiliert zu werden,
und dass ihn kein Kriegskamerad forderte, zählt ebenfalls
zu den Merkwürdigkeiten jener Zeit. Mit Fug bemerkt
der Vcrf.: »L’excuse, que les commandants ivavaient pas
d’ ordre, ne scrait pas süffisante«. Ruhlieres hatte ganz be¬
stimmte Verhaltungsbefehle, aber er verweigerte den Ge¬
horsam. — Unter solchen Umständen wurde Alles mög¬
lich, die Abweisung der Herzogin von Orleans und des
Grafen von Paris, wie die Aufrichtung der Eintagsrepublik.
Dass unter der Regierung Louis Philipps Irrthümcr be¬
gangen wurden, leugnet auch Th.-D. nicht. Für die
Kirche hätte mehr geschehen können. Wenn einzelne
Staatsmänner mit ihren Familien zur Messe giengen und
die Kirchengebote rcspectierten, so mag das an ihrem
Privatcharakter gerühmt werden. Wagten sie es nicht,
ihrer Überzeugung auch in der Behandlung des Verhält¬
nisses zwischen Staat und Kirche Ausdruck zu verleihen,
so beweist dieses Verhalten nur für das Vorhandensein
eines schwächlichen Gewissensdualismus, der noch immer
mehr Schaden als Nutzen' gebracht hat. Wir müssen
übrigens unserem Historiker nachsagen, dass seine Freund¬
schaft für das Haus Orleans sein Auge für die richtige
Erkenntnis der religiösen Zustände in der Acra Louis
Philipps keineswegs trübte und dass er aus seiner Ueber¬
zeugung auch kein Hehl machte. Wer das umfangreiche
Werk des französischen Historikers gewissenhaft studiert,
der wird sich in seiner geschichtlichen Kenntnis französi¬
scher Angelegenheiten und Zustände wesentlich gefördert
fühlen. H.
Zeitschrift f. Deutsche Kulturgeschichte. N, F., hrsg. v.
Chr. Meyer (Berlin, Liistenoder). II, 1 u. 2.
(1.) H. Frisch, Historische Yolksetziehung. — F. v. Krones,
Das Kaschaucr Staatsbürgerthum und seine Namen. — K.Schacfer,
Wie man früher heirathetc. — Herrn. Hart m a n n, lieber Hünen¬
betten im Osnabrück’schen. — Die deutschen Yerwandtschafts-
namen. — F. Arnold. Deutschland am Ausgang des 12. Jlidts.
— Chr. M e y e r, Deutsch-venetianische Handelsbeziehungen im
Mittelalter. — Brauch und Sitte in Schleswig-Holstein im Anfang
des 19. Jhdts. I. — Th. Unruh, Bilder aus der pommerschen
Kultur- und Sittengeschichte. — G. Steinhausen, Aus alten
Schreibkalendern. — Waith. Müller, Haine u. Bäume in Ge¬
schichte und Sage. — Ueber Aberglaube im Feuerlöschwesen. —
Herkner, Ulms Baumwollweberei im Mittelalter. — Der Pfeifertag
von Rappoltswciler. — Referate.
(2.) A. D e n e c k e, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte d.
gesellschaftl. Anstandsgefühles in Deutschland. — O. Schwebel,
Zur Trachtengeschichte v. Alt-Berlin. — A. Mell, Das Hausbuch
einer steirischen Bürgersfrau. — Brauch und Sitte in Schleswig-
Holstein im Anfang des 19. Jhdts. (Schl.) — K. Schaefer,
Altbair. Sitten und Kultur bei Ausgang des 30jähr. Krieges. —
Steinhausen, Die Kulturgeschichte u. die deutschen Universi¬
täten. — P. M i t z s c h k e, Das Tautäffchen und andere merk¬
würdige Affen. — A. v. E v e, Theater-Anzeigen vom 18. Jhdt. —
Bücherbesprechungen. — In eigener Sache.
Geschichtl. Beilagen zu den Consistorial-Currenden der
Diöcese St. Pölten. (St. Pölten, Consistorium). V, Bg. 9 u. 10.
G. S c h o i b e r, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Würmla.
— Al. PI es s er, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Strengberg.
Neue Erscheinungen:
Acta borussica. Denkmäler der preuss. Staatsverwaltung im
18. Jhdt. Hrsg. v. d. k. Ak. d. Wisscnsch. Die einzelnen Ge¬
biete d. Verwaltung. Die preuss. .Seidenindustrie im 18. Jhdt.
und ihre Begründung durch Friedrich d. Gr. Berlin, Parev.
gr.-8°. 3 Bde. (L: Akten bis 1768, bcarb v. Sch moller und
Hintzc. XXV u. 652 S., fl. 9.—. — II.: Akten seit 1769, bearb.
v. denselben, V u. 766 S., fl. 10.20. — III.: Darstellung, von
Hintze. IX u. 340 S. fl. 5.40.)
Sibilian P. C., Classification d. Armcnisch-Rutonischen Münzen.
(In neuarmen. Sprache.) Wien. Gerold & Co., gr.-8". (XVI, 88
u. 32 S. mit 6 Taf. u. 79 Bild.) fl. 3.50.
Möller Dr. C. \\, Die Schutzsehrift des Simon Lemnius gegen d.
gewaltsame Verfahren d. Wittenberger Akad. wider ihn 1538.
Prag, ftivmiß, gr.-S°. (S. 79—147) 11. —.60.
Witte L., Friedrich d. Gr. u. die Jesuiten. Bremen, C. Ed. Müller.
gr.-8°. (IV u. 115 S.) fl. 1.20.
Kretzschmar J., Die Invasionsprojekte der kathol. Mächte gegen
England z. Zeit Elisabeth's. Mit Akten aus dem Vatikan. Archiv.
Leipzig, Duneker & Humblot, gr.-8°. (Yl u. 215 S.) fl. 2.52.
Gottlob A., Die päpstl. Kreuzzugs-Steuern d. 13. Jhdts. Ihre
rechtliche Grundlage, polit. Geschichte und techn. Verwaltung.
Heiligenstadt, Cordier. gr.-8°. (XYI u. 278 S.) fl. 4.20.
Yogt W., Welt- und Zeitgeschichte von 1862 — 90. Heidelberg,
Winter. gr.-8°. (VI —559 S.) 11. 4.80.
Kunz H., Der Bürgerkrieg in Chile. Leipzig, Brockhaus. gr.-8°.
(XII u. 195 S. m. Portr. u. Karten) fl. 3. —.
Opitz W., Die Schlacht bei Breitenfeld am 17. Scpt. 1631. Leipzig,
Deichert, gr.-8°. (116 S.) fl. 1.20.
Bismarck’s, Fürst, Briefe. I. Familien-, II. Polit. Briefe. Hrsg. v.
B. Waiden. Berlin, Fried & Co, 8°. (376 S.) fl. —.60.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur Frage nach der Urheimat der Indogermanen.
Von Josef Secber.
I.
Die zahlreichen Schriften, welche in neuerer Zeit sich mit
dieser Frage beschäftigten, legen es nahe, ihre Beantwortung mit
einem historischen Rückblick auf die einzelnen Forschungen zu
begin neu.
Fixieren wir zunächst den Streitpunkt selbst, so handelt es
sich darum, das Gebiet zu bestimmen, welches die vereinigten
Indogermanen bewohnten, bevor sich die Indo-PKranen von den
europäischen Spraehgenossen trennten. Mit dem Ausgangspunkt
der Menschheit hat diese Untersuchung nichts zu thun.
Es ist begreiflich, dass hiebei linguistische und culturhistorischc
Momente in erster Linie herangezogen wurden. Man gieng eben
von der stillschweigenden Voraussetzung aus, dass die Sprachen¬
verwandtschaft auch die Stammesverwandtschaft bedinge und die
ursprüngliche Spracheinheit nur erklärt werde durch die Annahme
eines einheitlichen indogermanischen Urvolks. Dagegen führte die
romanische Philologie das Beispiel der romanischen Raccnmischung
an (vergl. Allg. Ztg. 1891, Nr. 277), und die Anthropologen er¬
klärten decidiert: »Es gibt keine indogermanische Race, keine
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281
Nr. 9. — Oesterrkichisches LittehaturblaTT. — I. Jahrgang.
282
arischen Völker« (Fr. v. Hellwald, Globus 1891; 60, 22). Seit
Retzius (Ethnol. Schrift, red. v. Frisch, 1864) verwandte man
die Kraniologie als Massstab für die Einteilung der Menschen.
So erkennt De Lapouge in einer Reihe von Schriften — wir
nennen hier nur »Questions aryennes« (Paris, 1889) — als die
beiden Hauptbestandteile der europäischen Völker die grossen,
langköpfigen, blonden und blauäugigen Arier. Kelten und Germanen,
und die kleine, rundköpfige, brünette Race, die er bald mongoli¬
sche, bald turanische nennt. Nach Virchow (Verhdlg. d. Berl.
Ges. f. Anthrop. 18S1) zerfällt indes auch die Bevölkerung Deutsch¬
lands in eine blonde und brünette Schattierung ; in Norddeutsch¬
land überwiegt die Mesokephalie mit Neigung zu Dolichokephalie,
in Süddeutschland die Brachykephalie. Ganz ähnliche Erscheinungen
finden sich aber auch bei den Franzosen, Slaven, Finnen und
Lappen, wie bei den Iraniern. Darum stellte der berühmte Forscher
einen einheitlichen Typus der Indogermanen in Abrede und nahm
an (Corresp.-Bl. d. deutsch. Ges. f. Anthrop. 1883), dass zwei
Reihen, eine dolichokephale und eine brachvkephale, von jeher
neben einander bestanden. Ja, Prof. Benedikt (Vortr. in Wien,
vergl. Allg. Ztg. 1890, Nr. 46) setzt für Deutschland und alle
massgebenden Culturvölker Europas eine Mischung von drei Racen
an, der dolichokephalen Altgermaniens, der brachykephalen der
Kelten und Gälen, sowie ein mächtiges turanisches Element bei
den Slaven. Dagegen erklärt K. Penka (Orig. Ariacae, 1883;
Die Herkunft der Arier, 1886) auf Grund der neuern Schädel¬
studien die Dolichokephalie als das den ursprünglichen Typus des
Urvolks charakterisierende Merkmal und meint : »Ein Urvolk als
aus zwei verschiedenen Racen bestehend anzunehmen, heisst der
Natur zumuthen, zu gleicher Zeit und unter denselben äussern
Umständen ein und dieselbe Grundform nach verschiedenen
Richtungen hin umzugestalten, eine Annahme, deren Absurdität in
die Augen springt.« Bedenkt man, dass R ü d i n g e r (Vortrag in
der Anthrop. Ges. zu München am 11. März 1892) die Mikro¬
kephalie als eine Erkrankung des Hirns während seiner Ent¬
wicklung auffasst, so wird man unzweifelhaft O. Schräder
(Sprachvergl. u. Urgesch. 1 1890) beistimmen, wenn er sagt: »So
viel ist sicher, dass alle diese Fragen heute noch so wenig ge¬
klärt und spruchreif sind, dass der Versuch, wie ihn Penka unter¬
nommen hat, vom Standpunkte der Kraniologie und anderer ana¬
tomischer Merkmale aus die Ursprünge der Indogermanen zu
bestimmen, a limine als verfrüht bezeichnet werden muss.« Dies
Urtheil gilt natürlich auch von der Annahme Th. Pösche's
(Die Arier, 1878) der — wie A. Ecker (Arch. f. Anthrop. 11,
365) — die Blondheit, hervorgegangen durch Albinismus, als das
charakteristische Merkmal der indogerm. Race bezeichnet, während
VV. Tomaschek (Zeitschr. f. österr. Gymn. 29, 859) dieselbe als
weitverbreitete Abnormität auffasst, ohne dabei an einen »innigen
Zusammenhang aller blonden Stämme in Race und Descendenz«
zu denken. Um der Vollständigkeit willen führen wir jedoch später
auch die Ansichten dieser Forscher über die Herkunft der Indo¬
germanen an.
Wir könnten demgemäss unbedenklich von einem einheit¬
lichen Urvolke sprechen, wie es Müllen ho ff (Deutsche Alter¬
thumskunde, III. 1892, S. 164) thut; allein da unzweifelhaft starke
Mischungen allophyler Völker mit den Indogermanen stattgefunden
haben — man denke an die Unterwerfung der »schwarzhäutigen«
Dasyu durch die weissen Arier in Indien, oder an die Verschmelzung
der Etrusker, Ligurer und Japvger mit den Latinern und die Ver¬
schiebung des physischen Charakters der Kelten —, so thut eine
Einschränkung noth. Die vergleichende Sprachforschung fordert
nicht, sagt Schrader (Spr.-Vgl. u. Urg.), »dass die indogermani¬
schen Völker in ihrer Totalität auf eine ursprüngliche Ein¬
heit und Gleichheit zurückgehen, sondern sie verlangt nur die An¬
nahme, dass in den einzelnen indogerm. Völkern ein einheitlicher,
indogerm. redender Kern vorhanden gewesen sei, von dem aus
die Übertragung der indog Sprache auf heterogene, mit ihm ver¬
schmelzende Völkerbestandtheile möglich war.« Gegen diese For¬
mulierung kann auch die romanische Philologie nichts einwenden.
Wo suchte man nun die Ursitze?
In der ersten Forschungsperiode galt selbstverständlich Hoch¬
asien als Wiege der Indogermanen. Fr. Schlegel leitete
(Sprache u. Weish. der Inder) die indog. Sprachen und Völker
von Indien her; Link (Die Urwelt u. d. Alterth. 1821 f.) ent¬
schied sich für das Hochland von Medien, Armenien u. Georgien,
weil er die »uralte Zendsprache« für die Mutter des Sanskrit an¬
sah ; Rhode (Die hl. Sage des Zendvolkes, 1820) geht vom ersten
Fargard des Vendidäd aus und kommt zu dem Resultate, dass
wir »auf den hohen und kahlen Bergfläehen und an den mit
ewigem Schnee bedeckten Gipfeln der Gebirge an den Quellen des
Jaxartes und Oxus« die Urheimat zu suchen haben. Für dasselbe
Gebiet sprach sich Pott (Indog. Sprachst. 1840) aus allgemein
sprachlichen Giünden und Lassen (Ind. Alterthumsk. 1847)
wegen der persisch redenden Tadschiks aus, die sich noch heute
dort befinden. So konnte J. Grimm (Gesch. d. d. Sprache 4 1880,
S. 4) erklären : »Die Meinung zählt nur noch geringe Gegner,
dass Europa’s Gcsammtbevölkerung erst im Laufe der Zeiten von
Asien cingewandert sein . . müsse.« Eingehender suchte A. Pictet
(Oiig. Indoeurop. 1859) den Beweis zu führen, dass die Heimat
der Indogermanen das alte Baktrien, genauer die Gegenden zwischen
dem Hindukusch, Belurtagh, dem Oxus und dem kaspischen Meere
gewesen sei. Hierher weise die geographische Verbreitung der
einzelnen Stämme, hierher die (vermeintliche) Dreitheilung des
Jahres bei den Indogermanen, die topographische Beschaffenheit,
die Flora und Fauna deridg. Urheimat. Ihm schlossen sich J u s t i,
Schleicher, M. M ü 11 e r und theilweise M u i r (Orig. Sanskr.
Texts 1860, 2 1871) an.
Latham (The native races of the Russian empire , l8$4;
Elements of compar. philol. jSb‘>) war der erste, welcher mit
dieser Ansicht brach. Er stellte die Behauptung auf, Europa
sei der Ausgangspunkt der Indogermanen, denn die »nähere Ver¬
wandtschaft« des Sanskrit mit den lituslavischen Sprachen be¬
weise, dass der Ursprung der altindischen Sprache an der öst¬
lichen oder südöstlichen Grenze d.s Litauischen gesucht werden
müsse. Während Whitney (Langnage and study of language ,
iStij) nur seine Zweifel über die Beweiskraft der für Asien vor¬
gebrachten Gründe ausdrückte, entschied sich Th. Benfey (Gesch.
der Sprachwiss. 1869) wegen der Unbekanntschaft der Indogerm.
mit dem Löwen und Kameel für die Gegend nördlich des schwarzen
Meeres von den Donaumündungen bis zum kaspischen Meer.
Nach Deutschland verlegte L. Geiger (Ursitze d. Indog. 1871) vor¬
züglich wegen des Charakters der Baumvegetation die Heimat
der Indogermanen; ihm stimmte Löher (Über Alter, Herkunft
und Verwandtschaft der Germanen, 1883) bei. Ein weiter aus¬
gedehntes Gebiet nahm J. G. Cuno (Die Scythen, 1871) für sie
in Anspruch. Da nach seiner Ansicht das Urvolk viele Millionen
zählte und sich mit dem finnischen Stamme berührte, konnte ihm
nur das ungeheuere Gebiet zwischen dem Ural und dem atlan¬
tischen Ocean genug Raum gewähren. Ein viel bescheideneres
Terrain wies ihm Th. Pösche (Die Arier, 1878) an: er lässt
cs in den Rokitnosümpfen zu der grossen »blonden Menschen-
race« heranwachsen ; aus kraniologischen Gründen dagegen ver¬
setzte K. Penka (Die Herk. der Arier, 1886) die Indogermanen
nach Skandinavien. Für den Norden Europas entschied sich auch
Peez (Allg. Ztg. 18S9, Nr. 224) und Ammon (Allg. Ztg. 1890,
Nr. 59), der die (vermeintliche) Monogamie der Indogermanen
dort am reinsten erhalten findet. In ähnlicher Weise hält Car.
Sterne (E. Krause) in seinem Werke »Tuisko-Land, der ari¬
schen Stämme und Götter Urheimat« (1891) die nordischen Sagen
und Sagformen für »ursprünglicher und älter als die griechischen
und römischen, ja schliesslich selbst als die indischen« (S. 5), und
kommt unter Benützung anthropologischer Kriterien und mega-
lithischer Denkmale zur Ueberzeugung, dass die »blonde Race der
Arier« im Quaternärzeitalter in Mitteleuropa entstanden sei.
Dagegen blieb Fick (Vergl. Wörterb. 2 1870 f.) bei der
älteren Ansicht und suchte die Urheimat in den weiten Gründen
Turans »zwischen Ural, Bolor und Hindukusch«; ebenso dachte
Müllenhoff (D. Alt. III., 1892, S. 164), der sich namentlich
gegen Benfeys Argumente wandte; Höfer (K. Zs. 20, 379) be¬
rief sich zu demselben Zwecke darauf, dass die Arier, welche (in
Zend u. Sanskr.) die ursprünglichsten Formen bewahrt hätten,
auch in der nächsten Nähe der indog. Ursitze geblieben seien.
H. von Wolzogen gieng (Ztsch. f. Völk.-Psychol. 8, 206) vom
altindischen Mythus des Kampfes zwischen Indra und Vritra oder
Ahi aus und kam zum Schlüsse, dass die Völker, bei denen das
mythische Bild sich erhielt, von jenem Lande stammen, woselbst
die Allegorie noch ganz dem Gegenstand entspricht; damit sei die
asiatische Heimat der Indog. bereits erwiesen. Auch V. Hehn
(Das Salz, 1873; Culturpflanzen u. Hausth. 1874) findet ihre Ur¬
sitze »an den Abhängen des nach dem Meridian streichenden ge¬
waltigen Bolurtagh«; dafür spricht ihm der Umstand, dass alle (?)
Wanderungen von Osten nach Westen erfolgten, nicht umgekehrt,
und dass dort die Arier und Semiten neben einander wohnten, ja
vielleicht eins waren. In demselben Sinne äussert sich Kiepert
(Handb. d. alt. Geogr., 1878); die Berührung mit den Semiten
betonen ausser Delitzsch (Stud. üb. indog. sem. Wurzelver-
wandtsch., 1873) auch Krem er (Sem. Culturentl. 1875) und
H o m m e 1 (Die Namen der Säugeth. bei den südsemit. Volk.,
1879). — Fr. Müller (Probl. der ling. Ethnogr. 1873) verlegt
zwar den Schauplatz der Trennung der indog. Völker nach
dem Südosten Europas, lässt sie aber dorthin vom armenischen
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Nr. 9. — Oesterreichischrs L itter atu r blatt. — I. Jahrgang.
284
Hochland eingewandert sein. Für Armenien entscheidet sich ebenso
Brunnhofer (Üb. d. Ursitz d. Indog., 1884), indem er auf
die weitverbreiteten, nach seiner Ansicht ursprünglich armenischen
Flussnamen Kur und Araxes hinweist. Pietrement (Les Aryas et
leiir p re nur re patrie , /S 79 ) gelangt dagegen auf seiner Suche der
Ursitze nach — Sibirien. M. Müller ( Biogr. of wards and the
käme of the Aryas , i8< S’tS), Ujfalvv {Le herceau des Aryas
d'aprts des ouvrages recents , /<NY>_/) und van den Ghevn
(Li origine europeenne des Aryas, lti<Sy u. itiSq) halten ebenfalls
am asiatischen Ursprung der Indog. lest, während Fr. Spiegel
(Das Urland d. Indog. 1872) die für diese Hypothese vorgebrachten
Gründe kritisiert und — wie F. G. Schultheiss (Anthrop. u.
Gesell., Globus, 1891, Nr. 18) — annimmt, dass nur das südliche
Europa zwischen dem 45. und 60. Breitegrad für die Erziehung
eines Urvolks geeignet war. O. Schräder endlich, dessen
Zusammenstellungen hier vorzüglich benützt wurden, kommt in
der 2. Au fl. seines Werkes über »Sprachvergleichung und Urge¬
schichte« (1800, S. 632 ff.) zu einem ähnlichen Resultat. Der Süd¬
osten des europäischen Russlands gilt ihm als die indog. Urheimat,
der Mittellauf der Wolga als ihre Lebensader. Da er seine Hypo¬
these durch linguistische und culturhistorische Gründe stützt und
sie am meisten wissenschaftlich fundiert, haben wir uns mit der¬
selben eingehender zu beschäftigen.
Boissier, Gaston, Mitglied der französischen Akademie:
Madame de Sevigne. A/ts dem Französischen über¬
setzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen
von C arl Seefeld. Einzige autorisierte deutsche Ausgabe.
Mit einem Portrait der Madame de Sevigne. Berlin. Commissions¬
verlag von F. Fontane. 1800. (VIII u. 181 S.) fl. 1.50.
Vorliegendes Werk gehört einer bei Hachette u. Cie.
zu Paris erscheinenden Sammlung von Studien über
»die grossen französischen Schriftsteller« an und bildet
den 1. Band der Ȇbersetzungen des Bibliographischen
Bureaus zu Berlin«. Von welchem Gesichtspunkte aus
diese Studie zu betrachten ist, sagt uns der Vcrf.
in seinem Vorworte: eine einfache Mittheilung des Ein¬
druckes, welchen die Scvigne’schen Briefe auf ihn machten,
soll uns geboten werden. Zu diesem Zwecke zerlegt
der Vcrf. seinen Stoff in drei Theile. Im ersten Capitcl:
Das Weib lernen wir die Bricfstellerin selbst, sowohl
auf Grund ihrer eigenen, als auch nach den von ande¬
ren gemachten Äusserungen kennen. Unter diesen nehmen
besonders die oft recht bösen, aber ebenso geistreichen
Aussprüche ihres Vetters Roger Graf von Büssy eine
hervorragende Stelle ein. Ferner dehnt der Verf. seine
Studie auch auf die Personen aus Sevigne’s näherer Um¬
gebung aus, ein Umstand, dem wir die interessanten
Charakterskizzen ihrer Tochter, der Madame de Grignan,
ihres Sohnes, des liebenswürdigen Charles de Sevigne,
ihres bereits erwähnten Vetters Büssy, »eine der merk¬
würdigsten Persönlichkeiten des 17. Jahrh.«, ihrer Freun¬
dinnen : Mine, de la Fayette und de la Rochefoucauld,
des Ehepaares Coulanges u. a danken.
Die Untersuchung, wie Mine, de Sevigne auf so
rasche Weise zur berühmten Schriftstellerin geworden,
bildet die Grundlage zum zweiten Capitel: D i e Schrift¬
stellerin. Der Verf. fragt mit uns, auf welche Weise
sich ihre Ausbildung in dieser Richtung vollzogen hat:
ihre Lehrer, zwei der gelehrtesten Männer ihrer Zeit,
die vornehmsten Persönlichkeiten von Stadt und Land,
mit welchen sie verkehrte, geben darauf Antwort. Thcils
durch eine ausgezeichnete Erziehung, theils durch fleissiges
Lesen, theils durch die Einwirkung ihrer Umgebung ward
sie zur Kunst des Schreibens vorbereitet. »Und doch
war dies alles noch gar nichts; um sie in ihrer vollen
Bedeutung zu zeigen, war es nothwendig, dass sie sich
in der Tiefe ihrer Herzensneigungen getroffen fühlte«.
Dies geschah bei der Abreise ihrer zärtlichst geliebten
Tochter, Mme. de Grignan ; an sie sind daher auch die
Mehrzahl jener Briefe, welche Mme. de S.’s Ruhm be¬
gründen sollten, gerichtet.
Von den Briefen, unter der Aufschrift : Die Werke,
handelt der Studie dritter Theil. Als einen ihrer Haupt¬
vorzüge bezeichnet der Verf. den tiefen ICinblick, den sie
uns in die von ihnen geschilderte Gesellschaft gewähren,
vor Allem in das Familienleben der damaligen vornehmen
Welt, dann auch in die wirtschaftlichen und finanziellen
Verhältnisse, endlich in viele andere bedeutende Dinge,
»so dass, wer der Briefstellerin auf das gesammtc Gebiet
aller ihrer Berichte folgen wollte, eine vollständige Ge¬
schichte jener Zeit zu liefern hätte.« Zum Schlüsse gibt
der Verf. noch flüchtig über den Eindruck Rechenschaft,
den er aus den S.’schen Briefen über den religiösen
und politi sehen Geist der damaligen Zeit, sowie der
Briefstellerin empfieng. Die hier enthaltenen Ausführungen
haben uns allein wenig befriedigt; denn eben weil der
Verf. die damalige Zeit, im Gegensätze zur Neuzeit, als
»streng gläubig« und die berühmte Schriftstellerin als
»frommen Sinnes« erklärt, so hätte er doch gerade dies
anders erhärten müssen, als durch Anführung einiger recht
frivoler Bemerkungen (S. 133, 142 u. a.) und die Ver¬
sicherung »von der grossen Geistesfreiheit, mit der Mme.
de S. an religiöse Dinge herantrat«. Hier wäre namens
der berühmten Schriftstellerin wohl mancher Einspruch
zu erheben. Nur den Ernst und die Gottergebenheit
ihrer letzten Stunde lässt der Verf. rückhaltslos gelten.
Ja, dieses sanfte Ende entlockt ihm die für seinen Stand¬
punkt charakteristische Frage, mit welcher seine Studie
schliesst: »Ist ein solches Ende nicht für solche, die,
wie wir, im Finstern und Ungewissen dahin¬
leben, ein wahrhaft bcncidcnswerthes Los zu nennen?«
— Diese Frage enthält wohl den Schlüssel zur ange-
deuteten Schattenseite dieses, in jeder anderen Hinsicht
lichtvollen und gelungenen Gemäldes.
Die Übersetzung kann als sehr gelungen bezeichnet
werden. Besonders dankenswert!! und für den deutschen
Leser eine höchst willkommene Erleichterung zum Ver¬
ständnisse sind die Fussnoten, mit welchen der Heraus¬
geber seine Übersetzung ausstattete. Im Grossen und
Ganzen wird man das Buch als anregende Lectiire, als
geistreiche Charakter-Studie und ob seiner zahlreichen
Streiflichter auf die vornehme französische Welt des
17. Jahrh. empfehlen müssen.
Salzburg. A. H a 1 k a.
Germania, hrsg. v. O. Behaghel (Wien, Gerold). XXXVII
(N. R. XXV.), 2.
P. Hagen, Parzivalstudicn. II. — Grimme, Über die
Heimat d. Minnesänger. — Sprenger, Zum armen Heinrich. •—
Ders., Zu Konrads v. Fusscsbrunnen Kindheit Jesu. — Ders. Zu
Ulrichs v. Lichtenstein Frauendienst. — Ders., Zum Schlegel des
Rüdeger v. Hunkhofen. — Ders. Winkelsehen. — Ders. Mnl.
Proiel. — Mitzschkc, Ein Bruchstück aus Bruder Philipps
Marienlebcn. — Ders., Aus einem Erfurter Lat.-dcutschen Glossar
d. J. 1410. — Ders. Verschmelzung v. Präposition -f- Artikel mit
folg. Ortsbezeichnung. — Roth, Mittheilungen aus mhd. Hand¬
schriften u. Drucken. — Borinski, Nachtrag, den Vcrf. der
Robertbearbeitung betr. — Stiefel, Über die Quellen d. Hans
Sächsischen Dramen. — J. Werner, Ein latein. Gedicht. —
Morgenstern, Zu den Konungasogur. — Litteratur: Lienh.
Hans, Laut- u. Flcxionslchre d. Mundart des mittl. Zornthaies im
Eisass (Schild). — R. Hange, Dietr. Scherenberg u. sein Spiel
von Frau Jütten (Bechstein). — Mittheilungen.
Zeitschrift f. deutsche Sprache, hrsg. von D. Sanders.
(Paderb., Schöningh). VI, 4.
Grün, Sprachl. Bemerkungen zu Gf. Moltke’s Briefen an s.
Braut u. Frau. — Zu H. König’s gcsch. Roman »König Jeröme’s
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285
Nr. 9. — O ESTE R REICH I SCH i£S LlTTERATURBLATT. - I. JAHRGANG.
286
Karneval«. — Zu P. Heyse’s Roman »Merlin«. — Sprachl. Rand¬
bemerkungen zu Grillparzers »Jüdin v. Toledo«. — Zu e. Novelle
v. Ida Boy-Ed »Ein Kind«. — Haben. — Etwas hat oder ist be¬
gonnen? — »Woher« u. »wo . . . her«? — Kleine Mittheilungen.
EAAA2, Ihp'.oS’.xov toö sv ’Aji.a'rsXooaji.«) «LAs/AYjV'.xoO NiOAoyo’j,
red. v. H. C. Müller (Leiden, Brill). IV, 3.
Papadimitracopoulos, Le poetc Aristophane et les par-
tisans d’Erasme. II. — H. C. Müller, Cobeti de lingua neo-
graeea quam voeant judicium. Epistola eritiea ad Naberum. —
Dimitsas, Otjoslc 'Ap’.'TotsXvjc sv Eptzpiv. — H. C. Müller,
Zur Kritik der »Hellas« und meiner »Historisehen Grammatik«.
Zeitschrift f. Assyriologie, hrsg. v. C. Bezold (Berlin, Felber).
VII, I.
M. Jastrow jr., On Palestine and Assyria in the days of
Joshua. — Y Le G a c, Deux inseriptions de Gudea, Patesi de
Lagasu. — B. Meissner, Studien zur Serie ana itlisu. —
J. A. Knudtzon, Zur assyr. u. allgemein semit. Grammatik. III.
— Sprechsaal: (Max Müller, Zu d. Keilsehriftbriefen aus Jeru¬
salem. — J. Oppert, Renonciation a une cre ; ance devant un
College compose d’hommes libres). — Reeension : C. F. Lehmann
Samassutnukiu (P. Tiele).
Neue Erscheinungen:
Reicke J., Zu J. Chr. Gottsched’s Lehrjahren auf d. Königsberger
Universität. Königsberg, Beyer. (Sonderdr.) gr.-S°. (81 S.) 11. 1.20.
Ny lan der K. U., Über die Upsalaer Handschrift Dala’il al Nu-
buwwa d. Abu Bakr Ahmed al Baihaqi. Abhandlung. Upsala,
Lundström. gr.-8°. (VI, 136 u. III, 80 S.) 11. 4.50.
Moravvski C., De rhetoribus latinis observationes. Krakau, poln.
Vcrlagsgeseilsch., gr.-8 d . (20 S.) fl. —.36.
Meyer, F, Welchen Werth hat f. uns noch jetzt die dass. Tra¬
gödie d. Franzosen? Leipzig, Fock. gr.-S". (17 S.) 11. —.36.
Franz R., Der Aufbau d. Mandl, in d. dass. Dramen. Hilfsbuch
zur dramat. Lektüre. Bielefeld, Velhagen u. Klasing. gr.-8°. (IV
u. 452 S.) fl. 2.70.
Wessely R., Über d. Gebrauch der Casus in Albrechts v. Fyb
deutschen Schriften unter Vergleichung d. mhd. u. nhd. Sprach¬
gebrauchs. Leipzig, Fock. gr.-8°. (VI. u. 58 S.) fl. —.72.
Dingeid ein O., Der Reim bei d. Griechen und Römern. Leipzig.
Teubner. gr.-8°. (IV u. 131 S.) 11. 1.20.
Haupt C., Anleitung zum Verständnis d. livian. Darstellungs¬
form. Fbd. gr.-8°. (IV u. 86 S.) 11. —.60.
Philodemi volumina rhetorica cd. S. Sudhaus. Fbd. 12°. (LII u.
385 S.) 11. 2.40.
Sc hau fl ler Th., Quellenbüchlein zur Culturgeschichte d. deutschen
M.-A., aus mhd. Dichtern mit Ausschluss d. Nibelungen- und
Gudrunliedes u. Walters v. d. Vogelweide zusammengestellt.
Fbd. gr.-8° (VIII u. 119 S.) II. —.72.
Horatii Flacci Q., carmina, relegit et apparatu critico sclccto
instruxit M. Hertz. Berlin, Weidmann. gr.-8°. (VI u. 239 S.)
11. 1.44.
Mölken H., In commcntarium de bello Afiicano quaestiones
criticae. Jena, Pohle, gr.-8°. (127 S.) fl. —.90.
Catalogo descrittivo dei manoscritti della Bibliotcca Comunale
di Verona, compil. da G. Bi ad eg o. Leipzig, Harrassowitz. 8°
(665 S.) 11. 7.20.
Mitte August d. J. erscheint in Leo S. Olschki’s Verlag in
Venedig » Dante , de vulgari eloquia «. Getreuer phototyp. Abdruck
der ältesten Handschriften d. Werkes, die sich in der Bibliothek
v. Grenoble befindet, mit Vorrede (in französ. Sprache) von Dr.
Prompt und Maigrier. In 250 Exemplaren ä fl. 7.20 (Subscr.-Preis
bis 10. August H. 4.80.)
Bei Schöningh in Paderborn erscheint Ende d. M. »Franz
v. Kleist. Eine litterar. Ausgrabung« v. Dr. Jul. Schwering,
gegen Paul Ackermanns vor kurzem unter d. gleichen Titel er¬
schienenes Werk gerichtet.
Von dem Priv.-Doc. an der Breslauer Univ., Dr. Bruno
L i e b i c h, erscheint demnächst bei Prcuss u. Jünger (Breslau):
>Zivei Kapitel der Ka^ika. Übers, u. mit e. Einl. versehen.« (Pr.
c. 11. 2.50).
Rechts- und Staatswissenschaft.
Krasnopolski, Prof. Dr. Horaz, Der Schutz des red¬
lichen Verkehrs im oster r. Civil rechte. Vortrag ge¬
halten, am 6. April 1892 in der Juristischen Gesellschaft zu
Wien. Prag, H. Dominicus (Th. Gross) 1892. gr. 8° (48 S.) 50 kr.
Der Vcrf. geht von den bekannten, sich widersprechen¬
den Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes aus, um
an der Hand des hochverdienstlichen Werkes von Prof.
Dr. Emil Ott »Beiträge zur Rcceptionsgeschichte des
römisch-canonischen Processes in den böhmischen Län¬
dern« (Leipzig 1879) nachzuweisen, dass die böhmische
und mährische Landesordnung, die Polizeiordnung vom
Jahre 1877, sowie die böhmischen Staatsrechtc das aus¬
nahmslose Verbot des Ankaufs gestohlener oder geraubter
Sachen und die ausnahmslose Verpflichtung auch des
redlichen Erwerbers, dieselben ohne Entgelt dem Eigen-
thümer herauszugeben, enthalten. Nur an einer Stelle
hatte sich noch deutsches (?) Recht, nämlich der Satz
»Hand wahre Hand« erhalten: in dem Privilegium
für die böhmischen Juden vom 8. April 1648, welches
noch im Jahre 1782 von Kaiser Josef II. bestätigt worden
ist. Darnach fehlt für die Behauptung Ungers (Sächsi¬
scher Entwurf, S. 205), dass in den österreichischen
Ländern der redliche Besitzer, welcher die Sache von
Jenem, dem der Eigenthiimer dieselbe anvertraut hatte,
an sich gebracht, stets gegen die Eigenthumsklage ge¬
schützt war, der Beweis (S. 17). Wenn der Codex
Theresianus und der mit demselben übereinstimmende
Entwurf Hortens das Princip der Reactivität des Eigen¬
thums und der dinglichen Rechte aufstcllte und den Er¬
werb des Eigenthums und Pfandrechts auf Grund des
guten Glaubens aus der Macht des Gesetzes und nicht
auf Grund des Rechts des Vormanns erfolgen liess
(S. 12), so hatten diese beiden Entwürfe ihr Vorbild
lediglich im Judenrechte des Mittelalters (S. 19).
»Jedenfalls liegt eine gewisse Ironie der Geschichte
darin, dass gerade das Recht der Juden im XVIII. Jahr¬
hundert als allgemeines Mobiliarsachenrecht für Oester¬
reich im Entwürfe eines bürgerlichen Gesetzbuches Auf¬
nahme fand ! (Ueber den Entwurf eines bürgerlichen Ge¬
setzbuches für das deutsche Reich vergl. Gierke, S. 340)«.
Dem Entwürfe Martini’s, dem Urentwurfe und Texte
des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches,
fehlt das einheitliche Princip und die Consequenz des
Judenrechts (S. 19). Das geltende österreichische Gesetz
verdient deshalb nicht ganz das Lob, welches demsel¬
ben vom judenrechtlichen Standpunkte aus durch Gold¬
schmidt und Carlin gespendet worden ist (S. 22).
Wird von den rabulistischen Unterscheidungen des
rechtlichen Grundes und des legislativ-politischen Zwecks
dieser gesetzlichen Bestimmungen abgesehen, so bleibt
der durch den Verf. geführte Beweis, dass diese gesetz¬
lichen Bestimmungen judenrechtlichen Ursprungs sind und
die sogenannten romanistischen, canonistischen und ger¬
manistischen Elemente in dem geltenden Civilrechte völlig
in den Hintergrund gedrängt haben. — Hat sich der Con-
trahent nicht um die Legitimation seines Mitcontrahenten
zu kümmern, so hat er selbstverständlich noch weniger
Anlass, sich zu fragen, ob das Geschäft zum wirtschaft¬
lichen Verderben seines Mitcontrahenten führt oder dem
durch die allgemeinen und dauernden Bedingungen der
raumgenossenschaftlichen und zeitgenossenschaftlichen
Arbeitsvereinigung geforderten Acquivalenzprincip ent¬
spricht. Damit ist die wucherische Unterströmung gekenn¬
zeichnet, welche unser ganzes Civilrecht durchzieht. Aus
dieser Unterströmung tauchen dann skandalöse Erschei¬
nungen, wie das Eintrittsrecht des Commissionärs, als
Einzelwellen empor.
Wie sehr diese Unterströmung unseres Civilrechts
unseren sittlichen, naturrechtlichen, gesellschaftlichen
und schliesslich auch Verkehrsbedürfnissen widerspricht,
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287
288
Nr. 9. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
zeigt, dass die berufensten Vertreter derselben, zu welchen
K. zweifellos gehört, gelegentlich über deren Consequenzen
stutzig werden. Können die Sachen, welche dem Dienst¬
gesinde, den gedungenen Arbeitern, »welche angeblich in
der Gewalt des Eigenthümers des Sache stehen« (S. 35),
den Handwerkern »anvertraut« und durch das Gesinde,
durch die Arbeiter oder Handwerker verschleppt oder ver¬
setzt wurden, ebensowenig seitens des Eigenthümers zu¬
rückgefordert werden, wie die einem Bank- und Börsen-
commissionsgcschäftsinhaber oder einem Geld - für - Alles-
Manne »creditierten« oder »deponierten« Sachen? (S. 34.)
Die Ausführungen des Verfassers sind somit eine
wertvolle Bestätigung des Satzes, dass cs insbesonders
auf dem Gebiete des Civilrechtes weniger die Auf¬
gabe der christlichen Socialreform sein wird, das Erb¬
eigenthum gegen die socialistischen Angriffe zu ver-
theidigen, als unter Benützung der zum Theile frucht¬
baren socialistischen Anregungen das Erbeigcnthum auf
dem Trümmerfelde der capitalistischen Wirtschaft neu
zu schaffen. — Kür das Immobiliarsachenrecht bestätigt
der Verf. ausdrücklich (S. 40) den paradoxen und doch
wahren Satz, dass der Wille des Einzelnen gar nicht die
Macht hat, jenen Thatbcstand zu setzen, an welchen das
positive Recht die Erwerbung von Eigenthum und ding¬
lichen Rechten knüpft. Der Wille der Einzelnen hat hin¬
reichende Macht, ein Tabulargcsuch zu überreichen und
dessen Bewilligung und Vollzug durch staatliche Organe
abzuwarten.
Auffallend sind die zahlreichen störenden Druckfehler,
der Mangel jeder Gliederung und Ordnung des Stoffs
und das magere, dem Inhalte nicht gerecht werdende
R esu me.
Prag. Dr. Carl Krausbart.
Neurath W., Dr. und Professor an der k. k. Hochschule
für Bodencultur in Wien: Elemente der Volkswirth-
schaftslehre. 2. Auflage. Wien, Manz’sche k. u. k. Hof-,
Verlags- und Universitätsbuchhandlung. Leipzig, Verlag von
Julius Klinkhart. 1892, 8°. (XXVL u. 487 S.) fl. 1.50.
Das vorliegende Lehrbuch zeichnet sich dadurch
aus, dass es nicht eine blosse Naturgeschichte der volks¬
wirtschaftlichen Erscheinungen enthält. Der Paragraphen¬
text behandelt allerdings alle Grundbegriffe der Volks¬
wirtschaft und zwar nicht, wie der Verf. in seiner Vor¬
rede sagt, nur »das Elementarste und Notwendigste«,
sondern mit erschöpfender Ausführlichkeit und lobens¬
werter Klarheit. Allein der Verf. bleibt bei einer bloss
äusserlichen Behandlung der Grundbegriffe nicht stehen,
sondern sucht, insbesondere in den Anmerkungen, welche
fast den grössten Theil des Buches füllen, auch das
innere Wesen dieser Begriffe zu erfassen. Das Buch ist
zwar insoweit nicht aus einem Gusse geformt, als es
nicht eine Idee bis in ihre äussersten Consequenzen
systematisch verfolgt, aber dies wird auch nicht von
einem Lehrbuche verlangt, das vor allem auf der einen
Seite klar und vollständig sein und auf der anderen Seite
die Liebe zu dem Gegenstände erwecken und lebendig
erhalten muss; es genügt vollkommen, wenn der Verf.
die Mitte zwischen inductiver und deductiver Forschung
einhält, seinen Gegenstand in einzelnen abgeschlossenen
Abhandlungen — das sind die einzelnen Capitel des
Buches — erschöpft und zwischen den Zeilen die ihn
erfüllende Idee durchblicken lässt. Die Idee, welche
den Verf. geleitet hat, ist vorzugsweise in folgenden
Sätzen ausgesprochen: »Im alltäglichen Leben und selbst
in der volkswirtschaftlichen Forschung wird bisher,
leider, weit mehr an das Vergnügen, als an den Wohl¬
stand und den Wohlstandswerth gedacht«. »Heute herrscht
noch in weiten Kreisen die Einbildung, dass der Eine
sich nur auf Kosten Anderer bereichern könne. Die
heutige Form des Geschäftslebens und die Undurch¬
sichtigkeit der zersplitterten Volks- und Weltwirthschaft
verleitet in der That zu einer solchen verfehlten, wirt¬
schaftlich und sittlich höchst abträglichen Auffassung der
Dinge«. »Durch Ausbeutung Anderer kann heute nicht
der hundertste und tausendste Theil dessen erreicht
werden, als durch Pflege und Förderung der Productions-
tüch tigkeit, wie der gesunden Consumtionsfähigkeit«.
»Die Ursachen dieser traurigen Erscheinung liegen aber
darin, dass unser geschäftliches Verkehrswesen in seiner
Organisation bei weitem nicht mehr der Grossartigkeit
und der ungeheueren Verwicklung unseres viele Länder
und Welttheile umfassenden Wirtschaftslebens entspricht«.
»Wir bedürfen einerseits eines Systems von wirtschaft¬
lichen Verbänden, welche eine bewusst einheitliche Selbst¬
regulierung der Marktwiithschaft ganzer Reiche und des
Weltmarktes möglich machen würden, und andererseits
einer sowohl beeinflussenden als auch ergänzenden Mit¬
wirkung des Staates und anderer öffentlicher Körper¬
schaften, wie der Gemeinde, Provinz u. s. w. auf dem
Gebiete des wirtschaftlichen Lebens.« Jeder, der Ver¬
ständnis hat für die socialen Schattenseiten der Gegen¬
wart, muss dem Verf. dafür dankbar sein, dass er diesen
Anschauungen Ausdruck verliehen hat. Zu loben ist an
dem Buche, dass es vollkommen auf der Höhe moderner
Forschung steht. Nicht jede Volkswirtschaftehre be¬
handelt das Geldwesen, das Creditwesen, die Versicher¬
ung, die Boise und die Speculation, das Transport- und
Verkehrswesen etc. so gründlich, wie das vorliegende
Leb rbuch.
Wien. Dr. H. M i s e r a.
Allgemeine Juristen-Zeitung, hrsg. u. red. von Dr. M.Breiten¬
ste in (Wien, Breitenslein). XV 7 , 30.
Schuster H., Rechtsgeschiohte u. Praxis (Forts.). — Zur Re¬
form d. Urheberrechtes. — Standes- u. Tagesfragen. — Rechtsspre¬
chungen. — Spruchrepertorium.
Archiv für kath. Kirchenrecht, hrsg. von F. H. Vcring (Mainz,
Kirchhcim). LXVIII (N. F., LXII) 4. (1892, Juli-Aug.).
Forsch, Bildung e. Filialkirchengem. an e. Klosterkirche.
F.ntstehung der Corporationsrechte. Erwerb des Patronats durch
Dotation, Succession d. Fiscus in d. Verpflichtungen c. säcularisierten
Klosters. — Dcrs., Das Verhältnis zw. d. Pfarrer und seinen
»Nebengeistlichen« mit Bezug auf Gaben, welche letztere gelegentl.
d. Vornahme geistl. Amtshandlungen erhalten. — Ders., Ist die
Verweigerung der Sacramente als »Beleidigung« strafbar? — L.
Wahrmund, Zur Geschichte d. Exclusionsrechtes bei den Papst¬
wahlen im 18. Jhdt. — Tiroler Schulaufsichtsgesetz v. 30. April
1892. — Entscheid, des österr. O.-G.-H. v. 23. Juli 1891 betr.
den Reallastcharakter v. Sammlungen, Geldgiebigkeiten u. Natural¬
leistungen für Dotationen d. Kirche u. kirchl. Organe in Ober¬
österreich. — Drei neue Entscheidungen österr. Landesger., betr.
die Berechnung rhein. Währung in österr. Währung. — Sajö,
Litteratur üb. die ungar. Wegtaufenfrage — Ueber kirchl. Um¬
lagen in Preusscn. — v. O c s f e 1 d , Rechtsgrundsätze d. Ent¬
scheidungen deutscher Gerichte (1891 —1892) — De bonis ec-
clesiasticis initio huius saeculi a gubernio Gallicano occupatis. —
Lettre de Leon XIII. aux Cardinaux Franyais 3. Mai 1892. —
Decreta congregationum Romanorum (1—7) — Litteratur.
Monatsschrift für Christliche Socialreform, red. v. W. Frh.
v. Berger (Wien, Heindl). XIV’, 7.
W enzel, Der Darlehenswucher. — Scheimpflug, Ueb.
die socialpolit. Bedeutung des Clearing (Schl.) — B 1 a s c h e k.
Die öster. Trunkenheitsgesetzvorlage. II. — Socialer Rückblick. —
M. Vogel sang, Zustände im Baugewewerbc. — Dies., Eine
Probe. — Litteraturbericht.
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289
Nr. 9. — Oesterreichischks Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
290
Neue Erscheinungen:
Ciuntu S., Der Zwangsvergleich im Concurs. Berlin, Klein & Co.
gr.-8°. (96 S.) n. —.72.
Földes B., Az angol egyetemek es a munkäsügg, különös tekin-
tettel Tonwee Hallra (Die engl. Universitäten und die Arbeiter¬
frage mit bes. Berücksichtigung auf Tonwee Hall). Budapest,
Pfeiffer. 8°. (13 S.)
Geller L., Die Praxis d. obersten Gerichtshofes in Civil u. Straf¬
sachen. I. Bd. (Sonderdr.) Wien, Perles. gr.-8°. (III, 302 und
12G S ) fl. 3. —.
Carnegie A., Das Evangelium d. Reichthums. Mit e. kurzen Bio¬
graphie d. Autors v. A. H. Brüstiein. Ins Deutsche übertr. von
J. v. Ehrenwerth. Graz, »Stvria«. gr.-8°. (33 S.) 11. —.40.
Wcstphal Phil . Die Aufnahme d. Baarzahlungen in Oest.-Ungarn.
Ein Compromiss-Vorschlag. Wien, Braumüllcr. gr.-8". (126 S.)
fl. 1.80.
Skedl A., Zur Frage d. Gerichts-Organisation. Ein Beitrag zur
Reform d. österr. Civilprocess-Ordnung. Wien, Breitenstein. 8".
(31 S.) fl. —.40.
Gengier H. G., Beiträge z. Rechtsgesch. Bayerns. III.: Die Quellen
d. Stadtrechtes v. Regensburg aus d. XIII., XIV. u. XV. Jhdt.
Leipzig, Deichert. gr.-8“. (Vlli u. 1 11 S.) fl. 2.28.
Jellinek G., System d. suhject. öffentl. Rechte. Freiburg i. Br.,
Mohr. gr.-8°. (XIV u. 348 S.) fl. 4.80.
Handbuch, systemat., der deutschen Rechtswissenschaft. Hrsg,
v. K. Binding. VIII, 1.: So hm R., Kirchenrecht. 1. Bd., Die
geschichtl. Grundlagen. Leipzig, Dunckcr & Humblot. gr.-8°.
(XXIII u. 700 S.) fl. 9.60.
Bei Schöningh in Paderborn wird Ende d. M. erscheinen:
»Socialpolitik und sociale Bewegungen im Alterthum « von Dr.
thcol. J. Nickel; die Schrift soll »die christl. Auffassung der
socialen Frage vertiefen und verbreiten helfen«. (80 S. gr.-8".
zu fl -.72.)
Militärwissenschaften.
Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten des
General - Feldmarschalls Grafen H. v. Moltke.
Berlin Mittler und Sohn. 1891/92. gr. 8°.
Bd. I.: Aufzeichnungen zur Lebensgeschichte.
(XII u. 355 S. mit Beil ) fl. 4 20.
Bd. II. : Vermischte Schriften, (x II u. 320 S.) fl. 3.—
Bd. III.: Geschichte des deutsch-französischen
Krieges von i8jo!ji, nebst einem Aufsatz y>iib. d.
angebl. Kriegsrath in d. Kriegen König 11 Öl¬
helms /.« (XV u. 428 S.) fl. 4.20.
Bd. IV.: Briefe; erste Sammlung: Briefe an
seine Mutter und an seine Brüder Adolf und Ludwig.
(XV u. 319 S. m. Beil.) fl. 3.—.
Moltke’s Militärische Werke. Militärische Corre-
spondenz. Erster Theil. Krieg iSöp. Berlin, Mittler
u. Sohn. 1892. Lex. 8°. (XIII u. 244 S. m. Beil.) 11. 3.—.
Es darf gewiss als eigentluimlich bezeichnet werden, dass
es gerade dem Manne beschieden war, nach seinem Tode tausende
und abertausende von Zungen und Federn in Thätigkcit zu setzen
und dauernd in dieser zu erhalten, den seine Zeitgenossen mit
Vorliebe den »grossen Schweiger« zu nennen pflegten.
Vor Jahresfrist erst hat sich die Gruft über den Gebeinen
des Grafen Helmuth von M. geschlossen und schon sind fünf
umfangreiche Bände aus seinem litterarischen Nachlasse auf dein
Büchermärkte erschienen, die uns diesen, nach jeder Richtung
hochbedeutsamen Mann in den verschiedenartigsten Zeitabschnitten
und Lagen seines bewegten und ungewöhnlich langen Lebens
auf das eingehendste kennen lernen und würdigen lassen. Während
seine »Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten«
sich aus den privaten, rein persönlichen Aufzeichnungen des Ver¬
blichenen zusammensetzen und von der Familie herausgegeben
werden, erfolgt die Veröffentlichung seiner »Militärischen
Werke«, unabhängig von jenen, seitens der Abtheilung für Kriegs¬
geschichte des königlich prcussischen Grossen Generalstabes,
der dieselbe »in dankbarer Verehrung für seinen unvergesslichen
Leiter und Lehrer« unternimmt und vor kurzem mit der Publi-
cation der auf den Krieg von 1864 bezüglichen Schriftstücke er¬
öffnet hat.
Schon die Reichhaltigkeit der bei dem Ableben des Feld-
marschalis Vorgefundenen Aufzeichnungen erscheint geeignet,
seine ganz abnorme geistige Thätigkcit und Spannkraft zu cha¬
rakterisieren und die bewundernde Anerkennung für den illustren
Autor wird zu einer umso rückhaltsloseren, je mehr man sich
mit dem Inhalte der einzelnen Bände vertraut macht und in ihre
mannigfaltigen, immer anregenden und geistvollen Ausführungen
vertieft. Die letzteren bewegen sich auf historischem und poli¬
tischem Gebiete ebenso sicher als auf philosophischem, ethno¬
graphischem oder militärischem, und wenn beispielsweise die
Briefe an Mutter und Brüder, sowie zahlreiche Stellen in den
»Aufzeichnungen zur Lebensgeschichte« von dem, M.’s ganzes
Wesen umfassenden Sinn für die Familie, seinem unerschütter¬
lichen Gottvertrauen und seiner tiefinnerlichen Frömmigkeit
Zeugnis geben, so tritt uns in diesen ebenso wie in zahlreichen
anderen seiner Arbeiten vor Allem das Homo sum ; humani nihil
a mc alienum puto in der wohlthuendsten Form gegenüber. Am
entschiedensten in der »Geschichte des deutsch-französischen
Krieges von 1870 71«, die wir überhaupt und in jeder Richtung
als die bedeutendste der bisher aus seiner Feder erschienenen
Publicationen bezeichnen möchten; nicht in letzter Linie namentlich
auch aus dem Grunde, weil sie selbst einen den militärischen
Discipinen vollständig fernstehenden Leser auf das genaueste
über den Verlauf der gewaltigen Kämpfe zu orientieren vermag,
welchen der grösste Stratege unserer Zeit den Stempel seine*.
Geistes aufgedrückt halte.
Dieser Verlauf war für die deutschen Waffen von vorn
herein ein so günstiger, dass der Feldmarschall nur ganz aus¬
nahmsweise Veranlassung fand, aut seine in der Vorrede zum
III. Bande entwickelte Theorie an wendend zurückzukommen und
seine Darstellung nach dem Erfolge zu »appretieren«. Er that dies
zumeist nur in jenen Fällen, wo cs ihm darum zu tlnin war, das
selbständige und zielbewusste Vorgehen der verschiedenen Unter¬
befehlshaber hervortreten zu lassen, die nach seiner Schilderung
in dem Augenblicke, wo ihnen ein Befehl aus dem grossen Haupt¬
quartier zukam, aus eigener Initiative beinahe immer schon gerade
dasjenige verfügt oder eingcleitct hatten, wozu sie durch die
Weisung der Oberleitung eben veranlasst werden sollten! Dass
sich die Dinge an Ort und Stelle jeweilig nicht ganz so glatt
abspieiten. bedarf kaum einer weiteren Ausführung; für M. han¬
delte cs sich einfach um die Tendenz, die Führer aller Grade in
der wirksamsten Weise an Selbstthätigkeit zu mahnen und der
Realisierung dieser Tendenz machte er die eigene Darstellung
ebenso dienstbar, wie dies seinerzeit von den Verfassern des
grossen deutschen ofticiellen Werkes über den Krieg von 1870 71
geschehen ist. Dass seine Sympathien sich Napoleon und dessen
Generalen mehr zuneigen als den Machthabern der Republik und
ihrer meist dilettantischen Kriegführung, darf bei einer so hoch-
conservativen Natur kaum Wunder nehmen. Doch findet er für
die unbeugsame Energie und Thatkraft Gambetta’s stets den
Ton warmer Anerkennung und ebenso zollt er der Opferwilligkeit,
Begeisterung und Hingebung der schwer heimgesuchten Be¬
völkerung das höchste Lob. Gerecht und vollkommen objectiv
erscheint die Darstellung des Feldmarschalls auch in Bezug auf
die Charakteristik der verschiedenen Persönlichkeiten in dem
Lager seiner damaligen Gegner und da seine Ausführungen sich
in dieser Richtung durch eine ganz besondere Prägnanz und
Schärfe der Diction auszeichnen, so werden sie dadurch nur
umso verständlicher und zutreffender. Wenn er an einer Stelle
seines Buches z. B. von dem »General« Garibaldi spricht, so
sagt diese, von Gänsefüssehen flankierte Titulatur mehr über ihren
'Präger, als es eine spaltenlangc gelehrte Abhandlung zu tlnin
im Stande wäre!
Nicht weniger bedeutend erscheinen die »Vermischten
Schriften«, obgleich die in denselben niedergelegten Aufsätze
zu den Erstlingsarbeiten M.’s zählen und als solche aus den
dreissiger und vierziger Jahren datieren. Schon damals, zu Beginn
seiner militärischen Laufbahn, war cs dem strebsamen Ollicier
Bedürfnis, sich über alles Neue, Fremdartige, Grosse Rechen¬
schaft zu geben und ein selbständiges Urthcil zu gewinnen, auch
wenn die ihn momentan anregende Frage seinem eigentlichen
Berufe vollkommen ferne lag und ihn zu Studien nölhigte, die
mit den immer in erster Linie stehenden Anforderungen des mili¬
tärischen Dienstes umso schwerer in Einklang zu bringen waren,
nachdem er sich zu jener Zeit in sehr bescheidenen materiellen
Verhältnissen zu bewegen hatte. Wenn man aus einem Briefe
des nach Berlin commandierten Secondlieutenants v. M. an seine
Mutter vom 25. December 1828 erfährt, dass er von Morgens
8 bis Nachmittags 2 Uhr täglich in den Bureaux des General¬
stabes beschäftigt ist, ausser dieser Zeit Englisch, Russisch, Reiten
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291
Nh. 9. — Oesterreichisches Littkraturblatt. — I. Jahrgang.
292
und Tanz:n lernt, ein Collegium über neuere Geschichte, Goethe,
sowie einen cours de litterature francaise hört, so wundert man
sich beinahe, dass er diese Arbeitslast bis 7 Uhr Abends zu be¬
wältigen vermochte. Und doch zögerte er, als bald darauf die revo¬
lutionären Erhebungen in Belgien und Polen zum Ausbruche ge¬
langten, keinen Augenblick, den veranlassenden Ursachen der¬
selben nachzugehen und unter anderem drei Jahrhunderte Nieder¬
ländischer Geschichte zu studieren, um sich über den Antago¬
nismus zwischen Holland und Belgien gründlich zu informieren.
Kine ähnliche Wirkung brachte zehn Jahre später das pro-
vocatorische Auftreten der französischen Regierung, bezw. des
Ministerium Thiers hervor, nachdem dasselbe für die 1840 in der
Orientalischen Frage erlittene diplomatische Niederlage bei Deutsch¬
land Entschädigung suchte und Gelüste nach der Fiiangung des
linken Rheinufers äusserte. Wieder hielt sich M. sozusagen selbst
ein Privatissimum über deutsche und französische Geschichte und
veröffentlichte als Ergebnis desselben in der Deutschen Yiertel-
jahrschrift die geradezu meisterhafte Studie »Die westliche Grenz¬
frage«, in welcher die französischen Aspirationen ebenso ent¬
schiedene als historisch begründete Zurückweisung erfuhren. Wir
linden diesen Aufsatz gleichfalls im II. Bande (Vermischte
Schriften) und möchten seiner schon aus dem Grunde hier spe-
cielle Erwähnang thun, weil die Ausführungen des Verfassers mit
Rücksicht auf die in Folge der Ereignisse von 1S70/71 zwischen
den beiden Reichen entstandenen tiefgehenden Divergenzen heute
beinahe noch actueller erscheinen, als vor einem halben Jahr¬
hundert, da er sie niederschrieb; nicht minder auch deshalb, weil
die Art und Weise, in welcher er Deutsche und Franzosen in den
allezeit untrüglichen Spiegel der Geschichte blicken lässt, ihn und
sein ganzes Wesen am treffendsten charakterisiert.
Auch dem Eisenbahnwesen ist M., wie wir aus einem vor¬
trefflichen Aufsatze in seinen »Vermischten Schriften« ersehen
können, bearbeitend und orientierend näher getreten, und zwar
schon zu einer Zeit, wo dieses Verkehrsmittel auf dem Uontinente
fast noch in den Kinderschuhen steckte und in Jen Kreisen der
Legislative ebenso wenig Verständnis und Interesse begegnete
als in jenen der öffentlichen Meinung. Ihm war die volkswirt¬
schaftliche Bedeutung und enorme Wichtigkeit der Eisenbahnen
sofort einleuchtend gewesen und wer den aus dem Jahre 1843
stammenden diesbezüglichen Aufzeichnungen des Yerfs. folgt,
wird zugeben müssen, dass schon der Major v. M. klar, geist¬
voll und übersichtlich zu schreiben verstand und seine Dar¬
stellung auch in technischer Beziehung tadellos und vollendet
erscheint.
Wir können den überreichen Inhalt der uns vorliegenden
fünf stattlichen Bände an dieser Stelle natürlich nicht einmal an¬
deutungsweise skizzieren, vielweniger auch nur annähernd seinem
wahren Werthe entsprechend würdigen, immerhin glauben wir
auf Grund eines eingehenden Studiums derselben die Ueberzeugung
aussprechen zu dürfen, dass unsere Leser jeden einzelnen von
ihnen mit jener Befriedigung aus der Hand legen werden, die uns
nur die Durchsicht eines in Wahrheit guten Buches zu gewähren
im Stande ist. Zudem sind die Aufzeichnungen des Feldmarschalls
so mannigfaltig und erstrecken sich über eine so lange Zeitperiode,
dass sie den verschiedenartigsten Ansprüchen zu genügen ver¬
mögen und auch dem nichtmilitärischen Leser allenthalben An¬
regung, Belehrung und, durch ihre meisterhafte Diction, hohen
geistigen Genuss gewährleisten.
Als Graf M. im vorigen Jahre verschied, fand sich nur die
kurz vorher von ihm niedergeschViebene »Geschichte des deutsch-
französischen Krieges von 1870/71« vollkommen druckreif in sei¬
nem Nachlasse vor und dies ward für die Familie zur Veranlassung,
die Herausgabe seiner »Gesammelten Schriften und Denkwürdig¬
keiten« im August 1891 mit dem 11L, eben jene Geschichte ent¬
haltenden Bande zu eröffnen, dem alsbald der IV. (Briefe), dann
der II. (Vermischte Schriften) und zuletzt der I. (Aufzeichnungen
zur Leidensgeschichte) folgten. Wir gestehen, dass wir uns mit
dieser sprungweisen Publication nicht zu befreunden vermögen
und die Einhaltung einer naturgemässen chronologischen Reihen¬
folge selbst auf die Gefahr hin vorgezogen haben würden, an
Schiller’s »Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die
Gewohnheit nennt er seine Amme« erinnert zu werden. Schon
das in ungewöhnlich kurzen Zwischenräumen erfolgte Erscheinen
der späteren Bände liefert den Beweis, dass es keines nennens-
werthen Zeit- oder Arbeitsaufwandes bedurfte, um auch die Manu¬
skripte dieser druckfertig zu machen, und nachdem die Geschichte
des Krieges von 1870/71 notorisch die letzte Arbeit des Feld¬
marschalls gewesen ist, so hätte sie logischer Weise auch unbe¬
dingt den Abschluss seiner »Gesammelten Schriften und Denk¬
würdigkeiten« bilden sollen ; umso mehr, da es das Fertige, nach
jeder Richtung abgeschlossene Urtheil eines in den Stürmen und
Erfahrungen eines ganzen ungewöhnlich langen Lebens gereiften
und gefesteten Mannes war, das aus jenen Blättern zu dem Leser
sprach und dieser wenigstens mit der essentiellen Geschichte der
Ereignisse von 1870 71 vertraut sein musste. Allerdings drängt
die Darstellungsweise M o 1 t k e's diejenige aller seiner Vorgänger
und eventuell noch zu gewärtigenden Nachfolger in unabsehbare
Fernen zurück und wird mustergiltig bleiben für alle Zeiten ; auch
waren, nachdem sowohl über den deutsch-französischen, als über
den deutsch-dänischen Krieg (1864) bereits officiellc, unter der
Ägide des verewigten Chefs des grossen Generalstabes verfasste
Publicationen erschiene:; sind, bei der Herausgabe seines schrift¬
lichen Nachlasses in beiden Richtungen von vornherein Wieder¬
holungen nicht zu vermeiden. Immerhin hat auch M. seine mili¬
tärische Laufbahn nicht als General-Feldmarschall begonnen,
sondern sich in ernster, langjähriger, unermüdlicher Arbeit und
Pflichttreue zu dieser Würde emporgerungen, und nachdem die
Herausgeber als Zweck und Ziel ihres Vorgehens immer wieder
von Neuem darauf hin weisen, dass es ihnen darum zu thun war
und ist, ein volles Charakterbild des Dahingeschiedenen
zu schaffen, so will uns scheinen, dass auch der historische Auf¬
bau dieses Charakterbildes zweckentsprechender von unten nach
oben hin zu unternehmen gewesen wäre. Ebenso würde es sich
vielleicht empfohlen haben, mit der Veröffentlichung der »Mil*i-
t ä rische n W c r k c* bis zu dem vollständigen Erscheinen des
persönlichen 1 i 11 e r a r i s c h e n Nachlasses zu warten,
zumal der letztere den Büchermarkt in einer Breite und Mächtig¬
keit überfluthet, die vorerst keinerlei weiterer, die Continuität nur
noch empfindlicher störender Zuflüsse bedürften. Hh.
Streffleurs „Oesterreichische militärische Zeitschrift . 11
1892, III, 1.
B c n d a, Studie über d. Ausbildung d. Infanterie f. d. Gefecht.
— Die Einführung e. Berufung im ehrenräthliehcn Verfahren. —
Christi, Ueber das Schiessen d. Feld-Artillerie. (Forts.)— Alte
Krieger-Sentenzen. — Ueber Torpedo. — A. B., Die Schwenkung.
Reglement-Studie. — Italiens militär. Situation im Dreibunde und
sein Heeresbudget. — Albert all, Blätter und Blüten aus der
Kriegsgeschichte aller Völker u. Zeiten. (Forts.) — Das Mehrlade¬
gewehr System Krag-Jörgenscn. — Preisausschreiben. — Gjukic*,
Die Theilnahmc des 'Eitler Grenz-Tschaikisten-Bataillons am öst.-
türk. Kriege in d. J. 1788—1791. (Forts.)
Die Reichswehr mit den Sonntagsbeilagen „Die Vedette**
und l( Oest.-ung. Wehr-Zeitung“. IV, 355—359.
(355.) Das Ende der Geniewaffe. — Sorgen u. Wünsche
unserer Cavallerie. (Schl.) — (356—357.) Der Altwciber-Friedcns-
bund. (Schl, in Nr. 358.) — Nochmals »Schwarzgelb«. — (358.)
Die Cholera u. unsere Militär-Unterkünfte. — Offener Brief an d.
Herrn Yerf. der militär. Correspondenz der Berliner Zeitung »Die
Post«. — (359.) Die Infanterie-Taktik im 18. u. 19. Jahrhundert.
— Der Bürgerkrieg in Venezuela.
Militär-Zeitung, XLYI, 24—25.
(24.) Studie über Kriegsgeschichte. — Zu den Wirren in
Uganda. — Die Wehrmacht der Türkei. — (35.) Das Fahrrad in
d. französischen Armee. — Die Frage des Feuers zu Pferde in
Russland.
Armeeblatt. XL 27—28.
(27.) Nochmals die Reitwege im Prater. — Unsere Schiess¬
ausbildung. (Forts, u. Schl, in Nr. 28.) — Der Fassmesser, System
Matievic. — Eine erhebende Gedenktag-Feier. — (28.) Die Grenzen
der Gehorsamspflicht. — Lebensbestätigung der Pensionisten.
Armee- und Marine-Zeitung. X, 423.
Krainski’s Ballistiken. — Hebung einer gesunkenen Handels¬
brigg durch Schiffe der k. u. k. Kriegsmarine. — Das neue belg.
Infäntcriegewehr.
Neue Erscheinungen:
Chuquet Arth., Los guerres de la revolution (troisieme seree)*
Mayence (1792—1793). Paris, Cerf. 8°. (312 S.) 11. 2.10.
De la Rive Ed., Les forinations de marchc du corps d’armee
suisse. Etüde militaire. Avec lOplanches autographiees. Geneve,
Georg. 4°. (46 S.) 11. 2.40.
Kingslev Charl., Wahre Worte für tapfere Männer. Ein Buch f.
Soldaten und Seeleute. Autorisierte Uebersetzung von Maria
Baumann. Berlin, Liebei, 8°. (159 S.) fl. —.84.
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294
293 Nh. 9. — Oesterreichisches Litteraturbt.att. — I. Jahrgang.
Sainte-Croix de Lambert, Essai, sur l'histoire de l’admini-
stration de la marine de France 1689—1792. Paris, Levy. 8°.
(457 S.) fl. 4.50.
Jneger H., Die Verwendbarkeit des afrikanischen Elefanten. Pan
Beitrag zur Colonisationstcchnik. Magdeburg, Grudzinski, 8“.
(62 S.) fl. —.90.
Schmidt Paul v., Der Dienst des Infanterie-Unterofficiers im
Kriege. Schilderungen aus dem täglichen Leben im Felde. Berlin,
Liebei. 8°. (VIII u. 155 S.) fl. 1.20.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Arnold, Dr. Carl, Professor der Chemie an der kgl. thier-
ärztlichen Hochschule zu Hannover. Repetitorium der
Chemie. Mit besonderer Berücksichtigung der für
die Medicin wichtigen Verbindungen , sowie des
,, Arzneibuches für das deutsche Reich“, namentlich
zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten.
4. verbesserte und ergänzte Auflage. Hamburg und Leipzig,
Leopold Voss, gr.-8°. (XII u. 612 S.) fl. 3.60.
Eine neue Auflage des bei Medicinern (nicht nur
des deutschen Reiches) zu grosser Beliebtheit gelangten
Arnold schen Repetitoriums der Chemie. Das Werk trägt
den Neuerungen der unter dem Titel »Arzneibuch für
das Deutsche Reich« im vergangenen Jahre erschienenen
dritten Ausgabe der „ Pharmacopoea Germanica M Rech¬
nung, und bringt auch die zahlreichen Forschungsresul¬
tate der letzten Jahre in passender Form und bündiger
Kürze zur Kenntnis des Lesers. Seinem Zwecke ent¬
sprechend, lässt darum der Yerf. die Einzelheiten der
speciellen Chemie mehr in den Hintergrund treten —
häufig angewendetcr kleiner Druck bezeichnet das für den
Gebrauch des Medicincrs Unwichtigere — und berück¬
sichtigt besonders die Anschauungen über den Bau der
einzelnen Verbindungen, ihr Entstehen aus einander u. s. f.,
natürlich unter besonderer Betonung der für den Medi-
cincr wichtigen Körper. Aber auch die allgemeinen Ge¬
setze der Chemie, Capitcl über Thermochemie, Dis-
sociation, Stereochemie, chemische Umsetzung, Erforschung
der chemischen Structur u. s. f. finden sich in recht
verständlicher kurzer Fassung und da zugleich die Capitcl
über Kohlehydrate, Eiweisskörper, Terpene u. s. w. mit
grosser Sorgfalt bearbeitet sind, so gibt das Buch ein
vollständiges Bild des gegenwärtigen Standes der che¬
mischen Wissenschaft.
Innsbruck. Dr. Hans M a 1 f a 11 i.
Zeitschrift für anorganische Chemie Hrsg . v . Prof.
Pr. Gerhard Krüss, I. Heft. Hamburg, Leopold Voss,
1892, der Band 11. 7.20.
Während man im allgemeinen gegen neu erscheinende Zeit¬
schriften misstrauisch sein muss, darf die vorliegende »Zeitschrift
für anorganische Chemie« mit Recht freudig begriisst werden.
Wohl in Folge der ausserordentlichen Verwerthbarkeit der Arbeiten
über die Kohlenstoffverbindungen hatte sich die Mehrzahl der For¬
scher der organischen Chemie zugewandt, und die Mittheilungen
aus dem Gebiete der anorganischen Chemie verschwanden, zer¬
streut unter der grossen Menge organisch-chemischer Publicationcn.
Und doch sind für die Beantwortung der wichtigsten Fragen der
Chemie die Untersuchungen der anorganischen Körper von ent¬
scheidender Wichtigkeit. Solchen Untersuchungen einen entsprechen¬
den Raum zu geben, ist der Zweck der neuen Zeitschrift. Die
Namen der zahlreichen Mitarbeiter gewähren Bürgschaft für die
Erreichung ditses Zieles. Neben den Aufsätzen sollen kurz-
gefasste Referate einen Ueberblick geben über die Arbeiten auf
allen einschlägigen Gebieten, der physikalischen und analytischen
Chemie, der Krystallographie, Mineralogie u. s. f. Das erste Heft
erschien am 27. Februar 1892. Die Ausgabe erfolgt in zwanglosen
Heften, die zu Bänden von je etwa 30 Bogen zusnmmengclässt
werden sollen. Möge der Zweck der Zeitschrift, die Entwicklung
der anorganischen Chemie zu fördern, erfüllt werden.
Innsbruck. Dr. Hans M a 1 f a 11 i.
Saccardo P. A., Chromotaxia seit Nomcnclator colo -
rum polyglottus additis speciminibus coloratis ad
nsum Botanicornm et Zoologorum. p a tavi i. tvpis
Seminarii, (Berlin, Fricdländcr & Sohn), 1891,8", (22 pag. et 2
tab. color.) fl. 1.20.
Der als botanischer Schriftsteller bestens bekannte
Prof. Saccardo in Padua klagt im f} Praemomtum“ über
die vielen Verwechslungen und falschen Deutungen der
Farben und deren Benennungen. Diesem Übelstande
will der Yerf. dadurch abhelfen, dass er im vorliegenden
Schriftchen es versucht: 1. die Namen der typischen
Farben genauer zu bestimmen, 2. die lateinischen Syno¬
nyme beizufügen, 3. jeder typischen Farbe die Be¬
nennungen der nahestehenden Farben und ebenso 4. die
italienischen, französischen, englischen und deutschen
Namen beizufügen; 5. endlich Beispiele zum Vergleiche
anzuführen u. s. w. Auf diese Art werden 50 Farben
und Farbenstufen beschrieben und dazu in den 2 Ta¬
bellen die entsprechenden colorierten Bilder geboten,
welche mit den gleichen Nummern versehen sind. Das
Ganze ist sehr übersichtlich in Tabcllenform zusammen-
gcstellt. Bei den abgeleiteten Farben werden auch die
Grundfarben angegeben, z. B. num. 0 ,fumosus (fumi -
dus, fumoso, eufume , smoky , rauchfarbig) 1 -f- 11“
(d. i. albus fuligineus = sooty, russbraun).
Bei Beschreibung von Naturkörpern, wo es sich um
genaue Bezeichnung der Farben handelt, wird S.’s Chromo-
taxie gewiss von grossem Nutzen sein, namentlich dann,
wenn die Nummern der betreffenden Farben auch ange¬
geben werden, so dass jeder, der die Beschreibung liest,
sofort weiss, welche Nummer er bei S. vergleichen soll.
Mariaschein. J. \V i e s b a u r.
Hann Julius: Die Veränderlichkeit der Temperatur in
Oesterreich. Denkschr. der Wiener Akademie, Bd. LVIIL
4°. 80 S.
Der Yerf. hat bekanntlich zuerst den Begriff der
Temperaturveränderlichkeit in die Meteorologie eingeführt.
Fr hat auch schon im Jahre 1875 für mehrere Orte der
verschiedensten Klimagebiete diese'Grösse untersucht und
seitdem sind auch von anderen Forschern eingehendere
Detailuntersuchungen über die Temperaturveränderlichkeit
einzelner Länder geliefert worden, so für Russland, Nord-
Deutschland, England, Japan u. s. w, H. fühlte sich
hiedurch veranlasst, auch für Oesterreich eine derartige
Specialuntersuchung durchzuführen. Es ergab sich zu¬
nächst die schon bekannte Thatsache, dass die Temperatur¬
veränderlichkeit, d. i. die mittlere Temperaturänderung von
einem Tag zum andern, von Süden nach Norden, von
den Küsten gegen den Kontinent und endlich — wenn
auch nicht so deutlich — mit der grösseren Erhebung
über die Erdoberfläche zunehme. Darnach ist in Oester¬
reich Riva die Station mit kleinster (1.15°), der Schaf¬
berg die Station mit grösster (2.65°) Temperaturveränderlich¬
keit. — Wenn gesagt wurde, dieselbe wachse mit der
Seehöhe der betrachteten Station, so gilt dies, wie H.
zeigt, doch nur im Allgemeinen, für das Jahresmittel.
In den einzelnen Jahreszeiten ist das Verhalten ver¬
schieden. Im Sommer nimmt die Temperaturveränderlich¬
keit ab, im Winter zu. Das Minimum erscheint im Mai,
das Maximum im December. Aber noch eine andere
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Nr. 9. — Oestf.rreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
296
neue, für die Physik der Atmosphäre wichtige Erschei¬
nung konnte II. aus den Beobachtungen der österr. Ge-
birgsstationen ableiten. Er untersuchte nämlich auch die
mittlere Dauer der Erwärmungen sowie der Erkaltungen,
d. i. die Zahl der auf einander folgenden Temperatur¬
änderungen im positiven und der im negativen Sinne.
Dabei ergab sich, dass die Summe beider, also die mittlere
Dauer einer ganzen Temperaturwelle, mit zunehmender
Höhe zu wachsen scheint. Für Klagenfurt-Salzburg be¬
trug diese Welle 4.50 Tage, für Obir 4.61, für Sonn¬
blick 4.93. An der Erdoberfläche würden somit in der¬
selben Zeit mehr Temperaturwellcn ablaufen als in grös¬
seren Höhen, viele derselben würden also nicht sehr hoch
hinaufreichen.
Erwähnenswerth sind noch einige locale Eigenthüm-
lichkeiten. So zeigen Alpcnthäler oft eine sehr kleine
Temperaturveränderlichkeit (Berg im Drauthal 1.46° C.);
dagegen ist dieselbe in Bosnien, wohl deshalb, weil die
Balkanhalbinsel eine Hauptzugstrasse der Cykloncn ist,
ganz überraschend gross. Sic beträgt beispielsweise in
Sarajevo 2.24. Bosnien übertrifft somit sogar die Ver¬
hältnisse, wie sic Galizien, unser nördlichstes und kon¬
tinentalstes Kronland, aufweist. — Von 06 Stationen in
Oesterreich und dem umliegenden Grenzgebiet enthält die
Abhandlung die Tcmpcraturveränderlichkcit (bezogen auf
die Periode 187DT880) für alle Monate des Jahres.
Ausserdem ist aber auch noch die Häufigkeit der Tem¬
peraturänderungen von bestimmter Grösse nach 1° Inter¬
vallen und, wie erwähnt, die Dauer der Erwärmungen
und Erkaltungen eingehend untersucht worden.
Wien. Dr. W i 1 h. Trabert.
Samter, Dr. II. : Der hohe Sonn bl ick. Sammlung
popul. Schriften , hcrausgegeb. v. d. Gesell sch, Ura¬
nia ZU Berlin . Berlin, Paetel. 8 °. (35 S.) 11. —.36.
Wir empfehlen dieses Schriftchen der Berliner Urania,
welches es sich zur Aufgabe macht, die hohe Bedeutung
des Sonnblicks für die Wissenschaft klar zu legen, auf
das wärmste. Möchte man doch auch endlich in Oesterreich
diese Bedeutung erfassen, auf dass doch wenigstens die
Existenz dieser Hochwarte, auf die Oesterreich in jeder
Beziehung stolz sein kann, sicher gestellt werde.
Wien, Dr. W i 1 h. Trabert.
Oesterreichische Botanische Zeitschrift, red. v. R. v. Wett¬
stein, hrsg. v. A. Skofitz. XLII, 1—7.
(1.) Wettstein, Untersuchungen üb. Pflanzen d. österr -
ungar. Monarchie. I. (Forts, in Nr. 2—7) — Fritsch, Geber
einige Licania-Arten. I. — Frey n, Plantae novae Orientales.
(Forts, in Nr. 2—7.) — V e 1 c n o v s k v, Nachträge zur »Flora
Bulgarien« (Schl.). — R e c h i n g e r, Beitrag zur Kenntnis der
Gattung Rumex . (Forts., Schl, in Nr. 2.) — Sabransky,
Weitere Beiträge z. Brombeerenflora d. kleinen Karpathen (Forts,
in Nr. 2—4 u. 6). — Flora v. Oesterreich-Ungarn: Nied.-Oesterr.,
Ref. H. Braun (Forts, in Nr. 2, 3, 7.); Kärnten, Ref. K. Fritsch
(Forts, in Nr. 3).
(2.) Magnus, Beitrag z. Kenntnis einer österr. Ustilagince.
— Uli cp it sch, Prunclla Pienina. — Hüter, Botan. For¬
schungsreisen. I.
(3.) Kerner v. M a r i 1 a u n , Ucber Kubas cancellatus
Kern. — Flora v. Oesterreich-Ungarn: Salzburg, Ref. K. Fritsch,
(Forts, in Nr. 4 u. 5).
(4.) Bo r n m ü 11 e r, Phiomis Russcliana Lag u. Phi. Sa min L.
— Arnold, Lichenologische Fragmente (Forts, in Nr. 5 u. 6.).
— Flora v. Oest.-Ungarn: West-, Nord- u. Mittel-Ungarn, Ref. V.
v. Borbäs (Forts, in Nr. 5 u. 6).
(5.) Fritsch, Nomenclatorischc Bemerkungen.
( 6 .) Hansgirg, Vorläufige Bemerkungen üb. die Algen¬
gattungen Ochlochaete Crn.: u. Phaeophila Hauck. — Topitz. Neue
oberösterr. Formen d. Gattung Kubus. — Flora v. Oest.-Ungarn:
Tirol u. Vorarlberg, Ref. L. Gf. Sarnthein (Schl, in Nr. 7):
Slavonien, Croatien u. Fiume, Ref. V. v. Borbäs.
(7.) Baenitz, Cemstium arcticum Lange, var. Drivanse
Baenitz, Herbarium Europaeum, Nr. 6819. — ln jeder Nummer:
Bibliographie, Berichte botan. Gesellschaften, Nachrichten.
Natur und Offenbarung. (Münster, Aschendorff.) XXXVIII, 7.
Hefter, Die Theerfarbstoffe und ihr Verhalten gegen uie
Textilfasern. — Linsmeier, Ucber einige Bedenken bez. der
ehern.-physikal. Atomhypothesen (Schl.). — G a n d e r, Erdschichten
u. Erdgeschichte (Forts.). — Plassmann, Die veränderl. Sterne
vom Algol-Tvpus. — Wissenschaftl. Rundschau: W e s t h o f f,
Geologie. — Busch, Leibnitz u. d. Aneroidbarometer. Nordlicht¬
erscheinungen. — L ä s k a, Himmelserscheinungen im August 1892.
— Recensionen.
Neue Erscheinungen:
Bergh R., System d. nudibranchiaten Gasteropoden. Wiesbaden,
Kreidel. Imp.-4°. (173 S.) fl. 18. — .
V ö c h t i n g H., Ueber Transplantation am Pflanzenkörper. Tübin¬
gen, Laupp. gr.-4°. (VIII u. 162 S. m. 11 Taf.) fl. 12.— .
D welshauvcrs-Derv F. V., Grundlage e. neuen Methode
d. Schallstärkemessung. Leipzig, Wild. gr.- 8 °. (23 S. m. Fig.)
fl. —.72.
Krug A., Zur linearen Differentialgleichung 3. Ordnung. Prag,
Dominicus. gr.-SL (81 S.) fl. 1 . 20 .
Bach mann P., Vorlesungen üb. d. Natur d. Irrationalzahlen.
Leipzig, Teubncr. gr.- 8 '. ( X u. 151 S.) fl. 2 40.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Braun, Dr., F., o. ö. Professor der Physik an der Uni¬
versität Tübingen: Ueber elektrische Kraftüber¬
tragung, insbesondere über Drehstrom. Ein gemein¬
verständlicher Experimentalvortrag. Tübingen. Ver¬
lag der H. Laupp’schen Buchhandlung. 1892. Gr. 8 °. (38 S.)
fl. —.60.
Gelegentlich der elektrotechnischen Ausstellung,
welche im Sommer und Herbst 1891 in Frankfurt a. M.
stattfand, hat ein bisher noch nie in gleicher Gross¬
artigkeit angestelltes Experiment die Aufmerksamkeit der
weitesten Kreise auf sich gelenkt. Es wurde von Lauffen
im Neckarthal bis nach Frankfurt a. M. durch dünne
kupferne Leitungsdrähte ein gewaltiges Quantum elek¬
trischer Energie mit einer Arbeitsfähigkeit von über 100
Pferdekräften übertragen. Die Distanz betrug 176 Kilo¬
meter — eine Strecke, welche der Bahnlänge von Wien
bis Linz nahezu gleich kommt. Der Verf. der obenge¬
nannten Schrift hat sich der gewiss schwierigen aber
dankbaren Aufgabe unterzogen, die naturwissenschaft¬
lichen Principien, welche die Basis dieses Experimentes
bilden, auch jenen Kreisen zu erschliessen, welche dem
ernsteren Fachstudium des Gegenstandes ferne stehen.
Die Methode der Darstellung ist dem Zwecke entspre¬
chend eine vorwiegend heuristische.
Nach einigen allgemein topographischen Angaben
werden die zum Verständnisse der Einrichtung elektri¬
scher Motoren nothwendigen Naturgesetze erläutert und
die Beziehungen zwischen mechanischer und elektrischer
Energie klargestellt. An sehr anschaulichen Beispielen
wird die Nothwendigkeit dargethan, behufs Vermeidung
enorm theurer und voluminöser Kupferleitungen mit
exorbitant hohen elektrischen Spannungen zu arbeiten.
Den Schluss bildet die Darstellung der Drehstrom-Motoren
und Inductoren. Im Anhänge sind einige wichtige Daten
physikalischen und historischen Inhaltes in Form von
Anmerkungen beigegeben. Die Figuren lassen wohl an
Zahl und Ausstattung einiges zu wünschen übrig, doch
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Nr. 9. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
298
erscheint dieser Mangel gegenüber der klaren Schreib¬
weise des Verf. minder fühlbar und kann deshalb das
kleine Büchlein allen Gebildeten, welche sich für tech¬
nische Neuerungen von grosser nationalökonomischer
Tragweite interessieren, bestens empfohlen werden.
Wien. Max Jüllig.
Vonhof Otto, Beiträge zu einer Theorie der Bienen¬
zucht. Bremen, Max Nössler, 1892, 8 °. (68 S. m. e. Tafel»
fl. —.90.
Der Verf. hat mit diesem Büchlein eine sehr inter¬
essante Arbeit geliefert, die wir allen Bienenzüchtern,
welche in der höheren Mathematik bewandert sind, zur
Lectüre und Anregung empfehlen können. V. leitet näm-
von dem Schwarmgewichte auf analytischem Wege die
Grössenverhältnisse der Bienenwohnungin für Stabilbau,
sowie auch die Verhältnisse der Breite zur Höhe und
die Anzahl der Waben beim Mobilbau ab. In weiterer
Consequenz seiner Aufstellungen müsste man nun aller¬
dings tür verschieden schwere Schwärme auch verschie¬
dene Massverhältnisse von Breite resp. Durchmesser zur
Höhe der Wohnungen und Rähmchen annehmen, was
wohl nicht gut durchzuführen wäre, da andererseits aus
Gründen praktischer Natur darauf hingearbeitet werden
muss, möglichst gleich grosse Rähmchen zu haben.
Nach den Ausführungen V.’s wären auch die Kraincr
Stöcke, die Covan-Beuten und überhaupt alle Rähmchen,
deren Höhenmaassc gleich oder kleiner sind als ihre
Breitmasse, zu vermeiden. Geht die Absicht des Verf.
dahin, ein Normalrähmchen festzustellen, was also nach
einem anzunehmenden Durchschnittsschwarm - Gewichte
zu geschehen hätte, so begrüssen wir seine Absicht mit
hreuden, ebenso wie sein abfälliges Urtheil über die
Halbrähmchen.
Stimmt Ref. auch nicht in allen Punkten mit der
Ansicht des Verf. überein, so bezeichnet er doch gern
diese Arbeit als eine ganz speciell interessante, die allen
Imkern zum eingehenden Studium zu empfehlen ist.
Wien-Döbling. Jos. Anzböck.
Centralblatt für das gesammte Forstwesen. XVIII, 5.
Über künstliche Fischwcgc.
Dingler's Polytechnisches Journal. LXXHI, l.
Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika. — K o h 1 -
fürst. Elektrische Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung. — Apparat zum Sedimentieren und Abfiltrieren von
Niederschlägen. — Neue Gasmaschinen.
Mittheilungen des k. k. Technologischen Gewerbe-Museums
in Wien. II, 1—3.
Jahresbericht. — Besuch des Erzherzogs Protectors Carl
Ludwig im k. k. Technologischen Gewerbe-Museum. — Mu¬
seum d. Geschichte d. österr. Arbeit. — Ueber die Herstellung
von Verzierungen aus Holz. — Neuere Hilfswerkzeuge für Metall¬
bearbeitung. — Die technische Bedeutung des Aluminiums
und dessen Zukunft.
Land- und forstwirtschaftliche Unterrichtszeitung. VI, i.
Adametz, Das landwirtschaftllichc Studium a. d. k. k.
Universität in Krakau. — Das Einjährig-Freiwilligenrecht d.
land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten mittlerer Stufe. —
Hergl Oswald, Ein Congress d. landwirtschaftl. Mittelschullehrer
Böhmens. — Statistische Mittheilungen.
Neue Erscheinungen:
Picrron C., Le trnnsport de la force par l’eleetricite. Quelques-
unes de ses applications reccntes. Conference. Suppl. au Bulletin
de la Societe industr. de Mulhouse. Mühlhausen i. E., Deiloff.
gr.- 8 °. (42 S.) fl. -.96.
A pian-Bennewitz P. O., Die Geige, d. Geigenbau u. die Bogen¬
verfertigung. Weimar, Voigt. gr.- 8 °. (XII u. 416 S. m. e. Atlas
v. 14 Foliotaf. u. 56 Abb.) fl. 7.20.
Zajicek F., Der Landwirth als Culturingenieur. Berlin, Parey. 8°.
(VH u. 208 S. m 179 Abb.) fl. 1.50.
Frank A. B. u. P. Sorauer, Pflanzenschutz. Anleitung f. d. prakt.
Landwirth zur Erkennung und Bekämpfung der Beschädigungen
der Culturpllanzen. Berlin, Parey. 8 °. (III u. 128 S. mit Abb. u.
Taf.) fl. 1.80.
Schöne Litteratur. Varia.
Ruederer, Josef: Geopfert! Eine Episode aus dem
Leben eines Officiers . In Versen erzählt . — Leipzig,
W. Friedrich. 1892. 8 ° (V u. 162 S.) 11. 1 . 20 .
Es erscheint kaum glaublich, dass Bücher, wie das
vorliegende, gedruckt und dem Publikum von einer Ver-
lagsfirma, die noch etwas auf sich hält, geboten werden
können. Etwas Ekelhafteres in der Gesinnung, Roheres
im Inhalt, Talentloseres in der Form ist dem Ref. nicht
leicht untergekommen. Die schmutzige Ehebruchsgeschichte,
die in der (Protestant.) St. Martinskirchc zu Vevey be¬
ginnt, sich am Friedhof daselbst entwickelt (wo der
»Baron«,
»Es war ein deutscher Officier
Von altem Adel, Kürassier,
Und ward zum Premierlicut’nant
Vor wenig Wochen erst ernannt«
spät abends die ihrem Gatten entlaufene Frau trifft und
wo die Gräber »um Bräutigam und Braut verschwieg’ne
Liebesstatt erbaut*) und die dann in Berlin mit dem Selbst¬
morde des Weibes, als es sich von dem Premierlicute-
nant verschmäht sieht, endigt, hat der Dichter in einem
gereimten Vorwort seinem »lieben Weibe« als Weihnachts¬
spende in die Hände gelegt. Und dazu blickte »der traute
Weihnachtsbaum
.... still und freundlich auf uns nieder,
Hell strahlt sein ruhiges, mildes Lieht
In uns’rer Kinder Augen wieder.«
Es ist ganz unfassbar, wie ein Mann, in dessen Augen
sich Kindesaugen spiegeln, so schamlos die Verherrlichung
der Unzucht unternehmen konnte. Denn das ist der
schwerste Vorwurf, den wir dem Verf. machen müssen :
nicht dass er das Laster schildert, sondern dass er es
als gerecht und erlaubt, als schön und poetisch hingc-
stellt. Solchen Erscheinungen gegenüber muss man wahr¬
haftig Zola — von der poetischen Kraft des letzteren
gegenüber der Stümperei R.’s ganz abgesehen -— als
einen moralischen Autor alle Ehre widerfahren lassen.
Sch.
Vonbank, J. G., Durch Nacht zum Licht . Gedichte .
Zweite vermehrte Auflage. 1892, Klagenfurt, Kleinmayr, 8 °.
(287 S.) fl. 1.72.
Nicht »Lenz und Liebe« werden da besungen und
doch ergreifen diese Lieder mit unwiderstehlicher Gewalt
das Herz, das es durchaus nicht in Abrede stellt, für
»Lenz und Liebe« recht warm zu schlagen. Die Ideale
des Dichters — des P. Athanasius von Marianhill —
haben Gestalt und Leben gefurden; ein Leben, das er¬
wärmt und erhebt und Gestalten, die sich — fast aus¬
nahmslos — dem Blick in vollendeter Form enthüllen.
V.’s Lieder sind in Wahrheit Gedichte. Gedichte, insbe¬
sondere auch Zeitgedichte, die einst, wie die Widmung
mit vollem Rechte sagt, derjenige aus ihrem Winkel her¬
vorholen muss, der daran geht, die Geschichte unserer
Tage zu verbuchen.
Wenden wir uns dem Inhalte des Buches zu, so
finden wir, dass drei Abschnitte desselben den Kämpfen
Tirols in der Zeit von 1861 und 1862, den Kämpfen
Vorarlbergs in der Zeit von 1868 auf 1869 und dann
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Nr. 9. — Oesterreu:hisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
300
wieder den neueren Kämpfen Tirols gewidmet sind. Ab¬
schnitte, die äusserlich durch interessante eingeschobenc
Intermezzos getrennt erscheinen. Es folgen dann andere
Abschnitte, die sich Peter Schlemihls Weltbetrachtungcn
und Schicksale nennen, in der That aber des Dichters
eigenes Wesen enthüllen. Ganz neue Welten werden uns
dann in den lebendigen Schilderungen der Seefahrten
dieses liebenswürdigen Peter Schlemihl und in den Schil¬
derungen Afrikas aufgethan. Hieran reihen sich Trappisten¬
lieder, die in ihrem hohen Ernste lieblicher und zarter
gar nicht zu denken sind. Tiefster Ernst geht überhaupt
durch das ganze Buch und wer diesen liebt, dem können
wir es nicht warm genug empfehlen. E. Süd.
Historisch-politische Blätter, hrsg. von Jörg u. Binder
(München, litt.-art. Anst.). CX, 2.
Ambrosius Pelargus, e. Dominicaner d. Reformationszeit
(Schl.). — Baveriseh-mailänd. Briefwechsel im 12. Jhdt. — Der
Cato auf d. Ilinnenburg f. — »Zum socialen Frieden«. — Die
religiöse Erziehung d. Kinder. — Päpstl. Intervention zum Schutze
religiöser Interessen. — Ein Lebensbild d. Königin Marie v. Bayern.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet). VIII, 3 u. 4.
(3.) Dr. Ign. v. Senestrev, Bischof v. Regensburg.— Zeiler v.
Geisenheim, Komödiantenliebe, Erzählung (Schl, in Heft 4). —
\V. E n d e, Wer ist der Ehestifter? (Schl.) — Hochländer, Luft
u. Wasser. — Concitta’s Porträt, Übers, nach d. Engl. v. Gerand
(Schl.) — Remagen, Flachs und Leinwand. (Schl.) — Kathol.
Chronik. — Gedichte v. K. Landsteiner, Fr. Walther, F. A. Muth.
(4.) H. W., P. Luis Coloma. — Ein kühner Streich. Aus
d. Erinnerungen e. Londoner Geheimpolizisten. — Saget, Zum
250jähr. Jubiläum v. Kevelaer. — Fritz Walther, ln der Ruine.
Die Geschichte einer Liebe. — Dreibach, Der St. Jakobitag. —
Siegberg, Die Bedeutung d. Insekten f. d. gesammte Naturleben.
— Remagen, Eine Löwenjagd. Eine Episode aus Rubens' Leben.
— Katholische Chronik. Gedichte v. Haiberger, F. A. Muth, Ungen¬
auer, F. X. B.
Beilage zur Allg. Zeitung, Beil. Nr. 151—-163. (L—15. Juli 1892).
(151) Baethgcn, Salomo in d. jüd. Sage. (Schl, in Nr. 152).
— Berlepsch, Ein lranzös. Urtheil üb. deutsche Malerei. —
(152) Ziegler, Zum Fall Schrcmpf. — (153) Zorn, Die Thron¬
folge im Fürstenthum Lippe. — Ettlinger, Neue Romane. —
(154) Jacobv, Die innere Mission. (Forts, in Nr. 155 — 157.) —
Bettel heim, Ein Brief v. Gervinus an B. Auerbach. — (155)
Wendt, Die Einheitsschule. — (156) Briefe aus Madeira (Forts,
in Nr. 162). — Geiger, Moliere in Deutschland. — (157) Mrs.
Humphry Ward. — (158) Neubürger, Die Maria Stuart d. Nieder¬
rheins.— Harnack, Aus d. röm. Kunstwelt. — (159) Prölss,
O. Ludwigs gesammelte Schritten. (Schl, in Nr. 160). — Pfizer,
Sociales: Arbeitsertrag u. Arbeitsvertrag. — (160) Schiemann,
Zur Geschichte d. preuss.-russ. Beziehungen 1850. — (161) K.
Fischer, A. Schopenhauer: Ein Charakterproblem (Schl, in Nr.
163). — H. Littrow, Ein Rückblick auf d. Meer. — (162) Neue
ägypt. Funde. — Me in hol, Linguistisches u. Ethnographisches
aus Deutseh-Südwest-Afrika. — (163) Zur Sprachenfrage in Eisass-
Lothringen.
Nord u. Süd, hrsg. V. P. Lindau (Breslau, Schottländer). Jhg.
16, Bd. LXll, 185.
W. Jcnsen, Hunnenblut (Schl.). — F. Hermann (Meiss¬
ner). Der Zeichner C. W. AIlers. — Lindau, Bilder aus d. Nord¬
westen der vereinigten Staaten. Staat Montana. — L. Fuld, Die
Auslieferung v. Verbrechern. — Wünsche, Das finnische Volks¬
epos Kalewala. — Rüekner, Besuch am Abend. Eine Studenten¬
geschichte. — Bibliographie.
Kritische Revue aus Oesterreich, red. v. J. G r a f (Wien,
Helios). IV, 40.
* * * Valutaregulierung u. Parteifäulnis. — * * * Die polit.
Situation in Ungarn. — W o t k e, Der Hof der Este zur Zeit
Tasso’s. — Revue d. Revuen. — Notizen.
Ungarische Revue, hrsg. v. K. Heinrich (Budapest, Kilian).
XII, 6 . 7.
Baron Roland Eötvös, Eröffnungsrede in der Lll. feierlichen
Jahresversammlung der Ungar. Akademie der Wissenschaften. —
Szily, Jahresbericht üb. d. Thätigkeit d. Ung. Akademie i. J.
1891/92. — P. Gyulai, Graf St. Szechenyi als Schriftsteller. —
Jul. Koni g, Die Einheit d. Cultur. — K. P u 1 s z k v, Die Rolle
d. Ung. Akademie in der Entwicklung d. bild. Künste. — Graf
Mark Wickenburg, Die neuesten Ungar. Con Versionen. —
Kuzsinszky, Ausgrabungen zu Aquincum 1879 —1891. IV. —
Schwicker, Die Sabbatharier in Siebenbürgen. — Kunos, Türk.
Volksromane in Klein-Asien. — Feierl. Generalversammlung der
Ung. Historischen Gesellschaft. — Kurze Sitzungsberichte. —
Ungar. Bibliographie.
Athenaeum. Listy pro literaturu a kritiku vedeckou, red. v.
J. Kaizl (Prag, Vilimeki. IX, 9.
Strouhal, Zum Gedächtnis August Seydlers. — Dwofäk,
Der Ackerbau im alten China. — Recensionen und Anzeigen.
Illustrirte Zeitung. (Leipzig, J. J. Weber.) Nr. 2558 — 2560.
(2558.) A. Fr., Russische Sittenbilder. — Zum Regierungs¬
jubiläum des Fürsten Heinrich XIV. v. Reuss j. L. — K —z, Die
Dodola-Umzüge in Serbien. — Die Verlobung d. Prinzessin Mar¬
garethe v. Preussen. — v. B.. Phantasie zu »Presto agitato« der
Cis-moll-Sonatev. Beethoven. (Gern. v. Bodenmüller.)— Meinecke,
Albr. Frh. v. Biilow. — L. P., Alb. Wolfi*. — Die internationale
Ausstellung für Musik- und Theaterwesen in Wien. VI. — Koch
v. Bernck, Aus den Algäuer Alpen. — Eleonora Dusc. -
Millöcker, In oberösterr. Mundart. (Tonstück für Clavier.) —
V. Müller, Die Katze als Aftennuitter. — Ein Katechismus für
Bergsteiger. — Jul. Weil, Endlich allein. Eine Feriengeschichte. —
Moden.
(2559.) Russlands Finanzminister u. Finanzlage. — H. v.
Zimmermann, Kaiserin Elisabeth in Karlsbad. — Koch v.
Berneck, Die Zugspitze. — H. Bohrdt. Die Seeregatta des kais.
Yachtclubs zu Kiel am 29. Juni. — M. Schlesinger, Der Dom
zu Aachen. — Das Festspiel zur Gedenkfeier d. Vereinigung Gross¬
und Klein-Basels. — Frimmel, Neu aufgefundene Beethoven-
Bildnisse. — B. II. Hindernispferd Wellgunde. — Aus den Glarner
Alpen. — Frida Schanz, Rothe Alpenrosen. Erzählung.— Poly¬
technische Mittheilungen.
(2560.) Dehn, Deutschlands Weltausstellung. — Das Karl¬
bad in Oberkärnten. — M., Cardinal Battaglini. — Wcttsc he reck,
Fine Zigeunertaufe im Hildesheimer Wald. — N. v. E., Das russ.
Magazingewehr. — Wiener Bilder. An der Elisabeth-Brücke. —
Klau ss man n, Berliner Eheschliessungen. — E. K eit er, Der
Bergsturz auf der Arlbergbahn. — Dupon t, Eine Laune. Eine
Berliner Geschichte. — ln jeder Nr.: Wochenschau. — Mannig¬
faltigkeiten. — Culturgeschichtliche Nachrichten etc.
Bodnär G., Elbeszclesek (Erzählungen). Szatinar, Lutteczky &
Reitter, 8" (155 S.)
Väradv A., Elmult evekobl. (Aus vergangenen Jahren. Erzählungen).
Budapest, Singer und Wolfner. 8° (163 S.)
Janssens L., Der Streik. Schauspiel. Autoris. deutsche Ausg.
v. Ph. Prinz v. Arenberg. Mainz, Kirchheim 8° (26 S.) 11. —.30.
Horina H., Lustige Ringellocken. Eine Sammlung heiterer Er¬
zählungen. Wien, Lesk u. Schwidernoch. 12°. (III u. 173 S.)
fl. —.80.
Schauenstein Franz, Bleamerln aum Wö. Gedichte in unter-
ennsiseher Mundart. Korneuburg, Kühkopf 8". (50 S.) 11. —.40.
Ranzoni Em., Jagd- und Schiessstand. 3 Erzählungen. Mit in
Heliogr. ausgef. Bildern nach H. Kauffmann, Pausingcr und
Schliessmann. Wien, Künast, 4° (141 S.) 11. 4 —,
Herzen, Ein Überfall. Novelle. Prag, Dominicus, 8°. (III u. 86 S.)
11. —.50.
Holen ia E., Erinnerungen aus meinem Leben. Wels, Haas. 8°.
(134 S.) 11. —.90.
S c h o e n c m a n n G., König Otto der Erste. Vaterländ. Schau¬
spiel. I. Theil. Kassel. Klaunig, gr.-S'*. (137 S.) fl. 1.20.
Fixer S., Der Börsenfaust. Dramat. Dichtung. Freiburg i. Br.,
Wagner. 12". (60 S.) fl. —.48.
E r z ä h 1 u n g e n aus d. Rheinlanden. I. Limburg a. d. L.,
St. Marienstiftnng (Bornhofen). 8". (95 S.) 11. —.36._ _ _
Der „historische Cirkel“ in Prag.
II. (Schluss.)
II. Aus der Periode der katholischen Reformation
(1550—1655).
1 . Leben und Wirken des Grafen Wilhelm Slavata, be¬
kannt durch den »Prager Fenstersturz«. Derselbe gehört in
der modernen Geschichtsschreibung zu den meistverieumdeten
Männern jener Zeit. Drei Dinge findet man an ihm zu tadeln:
dass er einer reichen Heirat wegen vom Husitismus abgefallen
sei; dass er mit Gewalt seine Unterthanen >• katholisch gemacht«
habe; endlich, dass er Schuld trage an den Conliscationen und
Verbannungen nach der .Schlacht am weissen Berge. Die Mit¬
glieder des historischen Cirkels beschättigten sich schon seit ge¬
raumer Zeit mit diesem Manne ; in dem Vorträge, der ihm ge¬
widmet war, gelang es dem Vortragenden, an der Hand unwider-
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301
302
Nh. 9. O ESTER REICH IS CH ES LlTTER A'IVRBLAT T. I. JAHRGANG.
leglicher Zeugnisse nachzuweisen : 1. Der Uebcrtritt Wilhelm's sei
mit der Gnade Gottes nur in Folge vieljährigen inneren Kampfes
und aus voller Ueberzeugung, ja mit Hintansetzung einer glän¬
zenden Carriere geschehen, wie aus dem hochinteressanten Brief-
wechsel zwischen dem Sohne und dem husitischen \’ater erhellt.
Von einer Heirat war dazumal (1597) gar keine Hede. — 2. Die
Bekehrung seiner Untergebenen zur katholischen Kirche erzielte er
nur durch die lautersten Mittel: durch väterliche Sorge für deren
Familien, Gewerbe und Schulen, durch brave Priester und durch
sein und seiner Gemahlin Beispiel. — 3. An den Contiscationen nahm
er nicht nur keinen Antheil, sondern bewahrte noch viele alte
edle Familien vor dem Schicksale der Auswanderung.
2. Die Cancionale (Gesangbücher) der Jimg-IIusiten oder
böhmischen Brüder erfreuten sich im XV. und XVI. Jaluhunderte
eines bedeutenden Hufes und führten gar manche katholische
Männer oder Frauen der Secte zu, bis der Jesuit P. Wenzl
Sturm (v 1(301) sie gründlich recensierte; der Vortragende, Prof.
Konräd, im Kirchengesange und in der Geschichte desselben eine
anerkannte Autorität, hat nun neuerlich nachgewiesen, dass die
schönsten Lieder des Cancionals aus der katholischen Kirche
stammen, dass sie von einer Ausgabe zur andern in Bezug auf
das Dogmatische wechseln, ja sich widersprechen, dass sie un¬
patriotisch sind u. dass auch die Sprache mehr und mehr schwächer
und wässeriger wird. Der Vortrag, der in der Zeitschrift »Vlast«
gedruckt erschien, hat — besonders im gegnerischen Lager — viel
von sich sprechen gemacht, ohne dass es bisher gelungen wäre,
die Thesen desselben zu entkräften oder zu widerlegen.
3. Der herannahenden 300jährigen Geburtsfeier des Pädagogen
Arnos Comenius, des letzten »Bischofs der böhmischen Brüder«
wurde der histor. Cirkcl durch zwei, von einem Priester des
Kreuzherrn-Rittcrordens gehaltene Vorträge gerecht. Man war in
katholischen Kreisen anfänglich im Zweifel, ob man zu dieser Ge¬
legenheit — bei welcher mancherlei Verunglimpfung der katho¬
lischen Kirche vorauszusehen war — Stillschweigen solle, um nicht
Ocl ins Feuer der angefachten Leidenschaft zu giessen, oder ob
es rathsam sei, offen und entschieden dagegen Stellung zu nehmen.
Der »Historieky krouzek« entschied sich für das Letztere. — Der
erste Vortrag fand im Saale des katholischen Casino’s statt und
erweckte so reichen Anklang, fand so vielseitigen Beifall, dass für
den zweiten — dem auch Se. Fminenz Cardinal Schönborn an¬
wohnte — der geräumige Festsaal der St. Wenzels-Vorschusskassa
erbeten werden musste. Besonders wirkte die Mässigung, die
der Vortragende in Gesinnung und Ausdruck cinhielt, allenthalben
wohlthuend; wo es möglich war, liess er die eigenen Worte des
Comenius sprechen und aus seinen Ausführungen klang überall
das wehmüthige Gefühl durch, das der Vortragende darüber em¬
pfand, wie ein reicher Geist so sehr habe in die Irre gehen und
so Viele aus dem Volke mit sich habe fortreissen können. — Der
erste Vortrag behandelte Comenius’ Verbindung mit der calvini-
schen »Prophetin« Ponatowskä; er war bei ihr während vieler
ihrer Prophezeiungen, besass ihr (einziges) Manuscript, verbreitete
dasselbe unter seinen Glaubensgenossen, übertrug es sogar aus
dem Böhmischen in’s Lateinische und lies es zweimal drucken.
Hass gegen den Papst und gegen den Kaiser Ferdinand II. bildet
das Hauptmerkmal dieser »Prophetien« und ihr Inhalt ist im
Wesentlichen eine begeisternde Aufforderung an die Evangelischen
Böhmens, ihr Vaterland für eine kurze Zeit zu verlassen, damit
sie von dem in nahe Aussicht gestellten furchtbaren Gerichte
Gottes verschont blieben; bald würden ihnen die Schweden
von Norden, die Türken von Osten her zu Hilfe kommen, der Kaiser
werde unterliegen und sie könnten dann mit freudigem Alleluja in
die Heimat zurückkehren. — Im zweiten Vortrage kamen die Be¬
ziehungen Comenius’ zu dem »Propheten« Kotter zur Darstellung.
Derselbe sagte einen furchtbaren Krieg in Deutschland voraus,
dessen letztes Ziel die Wiedereinführung des besiegten Winter¬
königs Friedrich auf den Thron Böhmens sei; Mittel dazu sei der
Krieg der protestantischen Stände und vieler Verbündeten, die
Gott erwecken werde, insbesondere der Schweden und Türken.
Friedrichs Sieg sei gewiss, Papst und Ka ser würden ein erbärm¬
liches Ende linden. — Diese beiden Vorträge erschienen auch ge¬
druckt und fanden zahlreiche Entgegnungen in Tages- und Fach¬
blättern, auf welche der historische Cirkcl, wo es erspriesslich
schien, mit neuen Beleuchtungen des Gegenstandes erwiderte.
4. Die Germanisierung. Bekanntlich ist der nationale
Zwist in Böhmen ein Übel, das von den Katholiken zutiefst be¬
dauert wird. Nur auf dem Boden religiöser Einigung ist hier eine
Verständigung möglich. Die deutschen Katholiken und mit ihnen
ihre politischen Vertreter aus Österreich, Tyrol, Steiermark u. s. w.
wissen, dass sich mit den wahrhaft conservativen eechischen
Abgeordneten und mit dem katholischen Volke in Böhmen nicht
schwer verhandeln lässt. Aber als Hauptwaffe vechischerseits
diente jahrelang das Wort: Der katholische Adel hat nach dem
30 jährigen Kriege unsere öechischen Gegenden germanisiert,
also: Misstrauen gegen ihn! Dieser Vorwurf konnte den wahren
Conservativen nicht anders als unangenehm sein. Es war daher
eine dem historischen Cirkcl naheliegende Aufgabe, dieser- Frage
näher zu treten und die in dieser Richtung — immer die Landkarte
zur Hand — gepflogenen Untersuchungen ergaben denn auch,
dass die Germanisierung fast ausschliesslich durch den lutherischen
Adel stattgefunden habe, vom katholischen Adel dagegen aufge-
gchalten worden sei. Die Lutheraner: Salhausen, Bünau, Warten¬
berg, Biberstein, Schleinitz, Dohna, Reedern, Hassenstein, Vitz¬
thum, Duppau, Schlick, Greisbeck, Plauen, Stampaeh, Schirntinger,
Perglar, Schwamberg, Pflug, Kölbl, Thurn, Hochhausen, Fels
führten mit dem Lutherthum auch die deutsche Sprache in Kirche,
Schule und Ämter ein, während die katholischen Familien der an¬
grenzenden Herrschaften, die Sternberg, Klenau, Svihovskv, Kotz.
C'ernin, Kivan, Vratislav, Lobkowicz, Jenissek, Martinic, Chanovsky,
llieserle, Hasenburg, Prichovsky, Kokofova, Toenik und Neuhaus
die eechische Sprache beibehielten. Während des 30jährigen
Krieges gelangten fremde Familien allerdings in den Besitz rechi-
scher Herrschaften, so die Ilarrach, Gallas, Dietrichstein. Piccolo¬
mini, Breuncr, Trautmansdorff; aber die Herrschaftsgebiete selbst
und ihre Bewohner blieben eechisch und sind es heute noch.
Dasselbe geschah in den königlichen freien Städten. Auf Grund
der Gerichtsverhandlungen, sowie der Verlassenschafts- und
Grundbücher gelang es nachzuweisen, dass durch lutherische,
nicht aber durch katholische Bürger die Germanisierung stalttfand.
III. Zeitalter der Aufklärung.
1. Aussöhnung des Grafen Franz Anton Spork mit
P. Anton Koniasch S. J. — P. Koniasch geniesst in der Historio¬
graphie Böhmens eines schlechten Leumunds, soll er ja 60.000
böhmische Bücher verbrannt haben. Ein Geschichtsschreiber
und Freimaurer will es in dessen Nekrolog gelesen haben, welche
Schrift jedoch nicht aufgebracht wurde. Dieser Vorwurf wurde
so taktlos und oft vorgebracht, dass es sich ein im Übrigen
durchaus nicht auf kirchenfreundlichem Boden stehender Ge¬
lehrter, Dr. Hanusch, zur Aufgabe setzte, das Abgeschmackte
desselben nachzuweisen. Ein Mitglied des historischen Cirkcls
gieng der Sache nun noch näher auf den Leib und es gelang
demselben auch, den fraglichen Nekrolog und sonstige einschlägige
Schriften aufzulinden, aus dem sich nun klar ergab: 1. dass
P. Koniasch in schlechten Büchern einzelne häretische oder sitt¬
lich anstössige Stellen mit Schwärze überzog, ganz schlechte
Bücher auch vertilgte; 2. dass das besonders in der Druckerei
des Grafen Spork (des ersten Freimaurers in Böhmen) geschah,
der darüber höchlich ergrimmte; 3. dass derselbe Graf bei einer
Predigt des P. Koniasch sich bekehrte, und sich nicht allein mit
ihm aussöhnte, sondern ihm auch beträchtliche Geldsummen zur
Verfügung stellte, um die schlechten Bücher zurückzukaufen und
zu vernichten; 4. dass der Graf in diesen edlen Gesinnungen aus¬
harrte und — am 30. Jänner 173cS — frommgläubig verschied.
2. Ignaz Dö Hing er, sein Abfall, seine Schriften und sein
Tod. Diese Abhandlung erfuhr auch eine Übersetzung in’s
Kroatische.
Die Vorträge und gedruckten Abhandlungen des Historieky
krouzek fanden bald von Freund und Gegner aufmerksame Be¬
achtung: auch die letzteren mussten anerkennen, dass sie mit
Fleiss und Gründlichkeit gearbeitet seien. Und wenn sich der
Cirkel auch wohl bewusst ist, dass er erst im Anfänge seiner
Arbeiten steht und die Schwierigkeiten nicht unterschätzt, welche
das Überwachen eines so grossen Feldes, das mit so vielerlei
Unkraut bedeckt ist. verursacht, so lässt sich aus der vorange¬
gangenen Schilderung doch schon gewiss erkennen, dass er mit
regem Eifer bemüht ist, unter steter ßedachtnahme auf die speci-
ellen Arbeiten und Vorstudien seiner Mitglieder, eine plan-
mässige Bearbeitung der in Aussicht genommenen Aufgaben
durch zu führen.
Prag. Sv.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 27. Juni zu Manchester der bedeutende Chemiker Carl
Scho deiner, Prof, der Chemie an d. dort. Universität, geb. 1834.
— An demselben Tage Dr. Victor Jacobi, a. o. Prof. u. ältester
Extraordinarius d. phil. Facultät a. d. Leipziger Universität im
Alter von 83 Jahren (er hatte sich mit 24 J. an derselben Hoch¬
schule habilitiert und 42 J. lang als a. o. Prof, der National¬
ökonomie dortsclbst gewirkt). — Am 1. Juli d. geh. Medieinal-
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303
Nr. 9. — Oestrrreichisches Luter atu rblait. — I. Jahrgang.
304
rath Dr. Herrn. Nasse, der Senior d. med. Facultät in Marburg,
im Alter von 85 Jahren (nach einer anderen Meldung gest. am
G. Juli, 89 J. alt?). — Am 6. Juli in Tegernsee (in Folge eines
Herzschlages beim Baden im See) der Münchener Schriftsteller
Wolfgang Brachvogel, ein geh. Schlesier, früher Redacteur in
Bozen, 38 J. alt. — Am 13. Juli in Wien der Landschaftsmaler
Franz Komlösy, ein Schüler Waldmüllers, Vater der Blumen¬
malerin Irma K., im Alter von 75 J. — An demselben Tage der
med. Dr. Phil. Mark breiter in Wien, 83 J. alt, med. Schrift¬
steller und Begründer d. »Wr. Medicin. Presse«.
Der ord. Prof. d. dass. Philologie an d. Univers. Königs¬
berg Dr. Al fr. Schöne wurde als ord. Prof, nach Kiel, der ord.
Prof. d. dass. Philologie in Jena Dr. Goetz nach Königsberg,
der ord. Prof, an d. deutschen techn. Hochschule in Prag, Reg.-
Rath Franz Kick an die techn. Hochschule in Wien berufen. —
Zu ord. Proff. wurden ernannt die a. o. Proff.: Dr. Stan. Ritt,
von Starzyl'i ski (allgem. u. österr. Staatsrecht) in Lemberg,
Dr. Emil Wcrunskv (Geschichte u. histor. Hilfswissenschaften)
an der deutschen Universität in Prag; Dr. Ottokar Hostinsky
(Aesthctik) an d. böhm. Univers. in Prag: Dr. Jos. Mausbach
(ord. Lehrer am Gymnasium zu München-Gladbach) zum ord.Prof,
an d. theol. Facultät d. Akademie zu Münster. — Zu a. o. Proff.
wurden ernannt die Privatdocentcn Dr. Wilh. Schulze in Greifs¬
wald (dass. Philologie) a. d. Univers. Marburg; Dr. Holthausen
(englische Philologie) in Giessen. — Habilitiert haben sich : Der
erste Assistent a. d. larvngolog. Klinik d. Prof. Stork, Dr. Georg
Juffinger und der zweite Assistent an d. gvnäkolog. Klinik des
Prof. Schauta, Dr. E. Werth eim. an d. medicin Facultät der
Univ. Wien; Dr. Konr. Natterer für Chemie an d. phil. Facultät
cbd.; der Assistent am Laboratorium f. theoret. Maschinenlehre
an d. techn. Hochschule in München, Rieh. Mollier für theoret.
Maschinenlehre und Maschinenbaukunde ebd.; Dr. Frickc füi
Mathematik in Göttingen.
Der Ehrendomherr und Katechet an d. Lehrerinnen-B.-Anst.
in Ragusa, Math. Pi§ta wurde zum Canonicus d. Kathedral-
kapitels das., der arm.-kath. Localcaplan in Suczawa, Bogdan
Dawidowicz zum Domherrn d. arm.-kath. Metropolitancapitels
in Lemberg ernannt,
(Generalversammlung der Leo-Gesellschaft.) Das
Directorium der Leo-Gesellschaft in Wien gibt hiemit bekannt,
dass die statutenmässige Generalversammlung der Leo-Gcsellschaft
heuer am 8. August in Linz a. D. mit folgendem Programm ab¬
gehalten werden wird:
Sonntag, 7. August, abends 7 Uhr gesellige Zusammenkunft im
Hotel »zum grünen Baum« (Bethlehemstrasse 4.).
Montag, 8. August:
Vormittags l / 2 8—9 Uhr: Beratung der philosophisch-theo¬
logischen und der juridischen Section,
Y 2 9—11 Uhr: Bcrathung der Sectionen für Social Wissenschaften,
für Geschichtswissenschaften, für Sprachwissenschaften und
Littcratur — alle in den Localitäten des Priesterseminars
(Harrachstras.se).
Mittags 11 — 1 Uhr: Oeffentliche Sitzung im grossen Saale
des Priesterseminars.
Nachmittags 4—6 Uhr: Geschlossene Sitzung im grossen
Saal des Priesterseminars.
N. B. 1 . Zur öffentlichen Sitzung, ferner zur geselligen Zu¬
sammenkunft am 7. August haben ausser den Mitgliedern und
Teilnehmern der Leo-Gcssellschalt auch Gäste Zutriit; zu den
Sectionsberatungen und zur geschlossenen Sitzung nur die Mit¬
glieder der Gesellschaft.
2. Mitglieder und Teilnehmer der Leo-Gesellschaft, welche
sich schon früher eine Wohnung gesichert wünschen, wollen sich
an das »Coinite des Katholikentages« in Linz »Bischofhof« wenden.
Wien, 5. Juli 1892.
Das Directorium der Leo-Gesellschaft.
Der Preis des in Nr. 8, Sp. 261 f. angezeigten Werkes von
L. Ganglbaucr »Die Käfer v. Mitteleuropa« ist Mk. 20.—, in
Oesterreich 11 10.—.
Verlagshandlung „ St . Norbertus” in Wien.
In unserem Verlage erschien und ist durch alle Buchhandlungen
zu beziehen :
Matrikenführung
in der Erzdiöcese Wien
nach den derzeit in Kraft stehenden kirchlichen und staat¬
lichen Gesetzen und Verordnungen. Für den Amtsgebrauch
des Clerus dargcstellt von Karl Seidl, Domcapitular an der
Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien. — Kl. 8°.
1—XV, 214 Seiten mit beigehefteten Muster-Formularen,
brosch. fl. 1.—, in cleg. Lcinenband fl. 1.25.
Die hervorragendsten Journale und Fachbiätter. so das
»Corrcspondenzblatt f. d. knt/iol . Clerus'*' der „ Literar . Anzeiger'* f.
d. kathol. Oesterr .“ etc. haben dieses reichhaltige Compendium in
ausgezeichneter Weise besprochen und dessen eminent practischen
Werth nicht nur für die Erzdiöcese Wien sondern auch mutatis
viutandis für alle übrigen Österreich. Diöcesen hervorgehoben.
Neuester Verlag von Ferdinand Schömggü in Paderborn.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen:
Morin, Germ., Benedictiner der Beuroner Congregation.
Der Ursprung des gregorianischen Gesanges. Eine
Antwort auf Gevaerts Abhandlung über »den Ursprung
des römischen Kirchengesanges«. Deutsch von P. Thomas
Elsässer. 95 S. 8°. br. Mk. 2.80.
Tiefenthal, P. Fr. Sales, O. S. B., Prof, am Collegio San
Anseimo in Rom. Die Apokalypse des hl. Johannes,
erklärt für Theologie-Studierende und Theologen. Mit
bischöflicher Approbation. 834 S. gr. 8°. br. Mk. 16.— .
Nuntiaturberichte Giovanni Morones vom deutschen
Königshofe 1539, 1540. Bearbeitet von Prof. Dr. Fr. Dittrich.
(Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Ge¬
schichte) In Verbindung mit ihrem histor. Institut in Rom
hrsg. v. der Gürres-Gescll. 1. Bd. 1. Theil.) Lex. 8°. Mk. 7.40,
D r Cölestin VoUipkr 0. S. B,
f.-e. geistl. Rath, Professor am k. u. k.
Schotten-Gymnasium in Wien
Gregor der Grosse • Oesl. W. fl. 3.60,
auch gebunden und in einer Prachtausgabe
beziehbar.
Chr. A. Card. Migazzi, Förster*.
bischof von Wien. Oest. W. fl. 9.—. Pi acht¬
band ö. W. fl. 10.80.
Beide Werke dürfen zu den besten Erzeug¬
nissen kirchenhistorischer Forschung gezählt
werden, wie glänzende Belobungen, darunter
von Sr. Heiligkeit Papst Leo X1IL, Johannes
Janssen, Seb. Brunner etc. etc. bekunden.
Verlag von Hermann Kitz,
Saulgau (Württemberg).
Polin 0110 Afrilro Kath. Monatsschrift
ülullU nüo AlllJLd. zur Förderung der
Antisciaverei-Bewegung und der afrika¬
nischen Missionsthätigkeit. Herausge¬
geben und redigiert von Alexander Halka.
Sc. Heiligkeit Papst Leo XIII. spendete dem
Herausgeber dieser Monatsschrift, sowie
allen, welche gleich ihm das barmherzige
Liehcswcrk der Antisclavcrei in Oesterreich
fördern werden, den apostolischen Segen.
K Secretaria Status die Jh. Afartii iSffl.
Man pränumerirt bei der Administration:
Salzburg, Capitelgassc 1, III. Stock. Halb¬
jährlich mit Post 25 kr., für Deutschland
60 Pf., für die Länder des Weltpostvereines
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beginnen. Probenummern gratis und franco.
Im Verlage von Fel. Rauch in Inns¬
bruck ist soeben erschienen und durch
alle Buchhandlungen zu beziehen :
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Eine Charakteristik
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Dr. Emil Michael, S. J.
a. o. Professor der Kirchengeschichte an
der Universität Innsbruck.
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Preis fl. 3.-.
In Veitretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norberius« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 10.
Wien, 15. August 1892.
I. Jahrgang.
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Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exetnplare werden erbeten
an die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendort.
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DR. FRANZ SCHNÜRER
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Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjühr. fl. 3.—
Debit fOr den gesammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inseraten-Auftr8ge zu richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. 11.20.— = Mk.36.—, ■/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, ' s S. fl. 7.— = Mk. 12.90, */• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */i* S.fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Wichner J., Kloster Admont und seine Be¬
ziehungen zur Wissenschaft und zum Unter¬
richt. (F. C. Kinnast.)
Robitsch M., Geschichte der christl. Kirche.
4. Aufl., neu bearb. v. C. J. Vidmar. (Endler.)
Rolf es E., Die aristotelische Auffassung vom
Verhältnisse Gottes zur Welt und zum Men¬
schen. (Prof. Dr. J. Schindler.)
Lorinser F.. Aus meinem Leben. Wahrheit u.
keine Dichtung. (Aug. Rösler.)
Murr J., Die Gottheit der Griechen als Natur¬
macht. Grundzüge eines einheitlich. Systems
griechischer Götterlehre. (Dr. A. Fiseher-
Colbrie.)
Fraknüi W., Cesarini Jul. bibornok magy. or-
szagi papai követ elete (Das Leben d. fair- |
dinals Julian Cesarini, päpstl. l.egaten in Un¬
garn.) (Dr. J. S.)
Cicszkowski A. Comes, Fontes Rerum Polo-
nicarum. E tabul. reip. Venetae exhausit etc.
I, 2. Acta Yladislao Jagellonide rcrnante.
(Dr. J. SD
Seeber J., Zur Frage nach der Urheimat der
Indogermanen. 11.
Herz fe Id er J., Goethe in der Schweiz. (Dr. S.
M. Prem.)
Aufrecht Th., Florentine Sanscrit Manuscripts,
exnmined. (J. Dahlmann.)
Schulze Guilelm., (Juaestiones epicae. (Dr. II.
Bohutta.)
Dalberg F. Frh. v., Palästina. Ein Sommeraus¬
flug. (F. Süd.)
| Eiudes sociales catholiques, publ. par.
G. Decurtins, I. Ketteier, Oeuvres choi-
sios, traduites (Dr. Edw. Ramsperger.)
Engels Fr., In Sachen Brentano contra Marx
wegen angcbl. Citatsfälschung. (Schullern.)
Cortie A. S., P. Perry, Jesuit und Astronom.
(Dr. W. Trabert.)
Springer A., Der russisch-türkische Krieg 1877
bis 1878 in Europa. (Sp.)
Brücke E., Wie behütet man Leben u. Gesund¬
heit seiner Kinder? (Dr. Wackcrle.)
W e i t b r e c h t C., Phaläna. Die Leiden e. Buches.
(Dr. F. Schnürer.)
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Wichner, P. Jacob : Kloster Admont und seine Be¬
ziehungen zur Wissenschaft und zum Unterricht.
Nach archivalischen Quellen. Mit Unterstützung der
hohen k. k. Akademie der Wissenschaften. Im Selbstverläge
des Verfassers. 1892. K. k. Universitäts-Buchdruckci in Graz.
8 °. (216 S.) 11. 2.40.
Dieses Buch ist ein ebenbürtiger Pendant zum Werke
des gleichen Verf. »Kloster Admont in Steiermark und
seine Beziehungen zur Kunst«, das auf Kosten der
k. k. Central-Commission für Kunst und historische
Denkmale erschien; ein Vorwort des hoch verdienten
Präsidenten J. A. Freiherrn von Helfert gibt die Gewähr
von seinem Werthe.
W.'s Name hat einen guten Klang auf dem Gebiete
der Geschichtsforschung; die 4 Bände seiner »Geschichte
des Stiftes Admont«, Monographien über Kunst, Bergbau,
Jagdwesen des Stiftes Admont, die Geschichte des
Clarisserinnenklosters Paradeis in Judenlnirg, jene des
Franziskanerklosters in Mautern, sowie zahlreiche selbst¬
ständige Aufsätze in verschiedenen wissenschaftlichen
Fachorganen geben Zeugnis von dem Bienenlleisse des
Archivars und Bibliothekars zu Admont, den auch die
kgl. Universität zu Würzburg anerkannte, als sie W. am
8. Juli 1889 mit dem theologischen Doctordiplome aus
zeichnete.
Im vorliegenden Buche liefert W. nach archivalischen
Quellen eine Schilderung des wissenschaftlichen und lite¬
rarischen Wirkens der Mitglieder seines Stiftes. Der hier
niedergelegte Reichthum an einschlägigen Daten ist um¬
somehr zu bewundern, wenn man bedenkt, dass der
Verf. nur auf die Reste des im Jahre 1805 fast völlig
zerstörten Archives angewiesen war; wie hätte sich das
Buch erst gestaltet, wenn das einstmalige Archiv von
Admont heute noch unbeschädigt bestehen würde!
Der Verf. gliedert seinen Stoff nach chronologischen
Abschnitten und hervorragenden Momenten. Die Geistes¬
männer unter den Äbten, wie Gottfried I. (1188 — 65),
Irimbert (1 172 — 77), Engelbert (1297—1327), Marian
(1702—0 7), Anselm (1707—18) werden in ihren Werken
ebenso vorgeführt, wie andere Mitglieder des Stiftes,
welche auf dem Gebiete des Wissens und Unterrichtes
Erhebliches geleistet haben. Epochemachende Werke,
wie die Vita Gebchardi, Annales Admontenses, Libri
traditionum, die Todtenbücher, die Bücherkataloge des
Peter von Arbon werden nach Gebühr gewürdigt. Auch
die Nonnen des Admonter Frauenklosters, die »Domina?
litteratcT« erscheinen nicht blos als einfache Abschreiber¬
innen, sondern z. B. Irmgart und Regilind auch als
selbständige Litteratinnen; sie stehen mit dem Propste
Gerhoch von Reichersberg in schriftlichem Verkehr und
selbst der Papst zeichnet sie durch eine belobende Zu¬
schrift aus.
Im weiteren verzeichnet W. die Lehr- und Lern¬
mittel, wie sie zu verschiedener Zeit die Grundlage des
Unterrichtes waren. Da die Satzungen von Cluny und
Hirschau in Admont eingeführt waren, so übten sie auch
ihren heilsamen Einfluss auf das geistige Leben aus.
In der Geschichte der Bibliothek des Stiftes berichtet
W. manches Interessante über die Art der Bücher¬
erwerbung. Nach dem Kataloge des Petrus de Arbona
hatte die Admonter Bibliothek im J. 1370 nur 391 Bände,
zehn Jahre später zählte sie schon 640. Da anzunehmen
ist, dass ein grosser Theil der Bücher von einheimischen
Mönchen geschrieben wurde, so lässt sich deren Fleiss
und Eifer bemessen.
Im weiteren Verlaufe bringt der Verf. die Entwick¬
lung des admontschen Schulwesens von der einfachen
Klosterschule, deren Lehrziel nicht weit über Lesen und
Schreiben hinausgieng, zum Trivium und Quadrivium und
bis zur theologischen Anstalt. Dem Studenten-Theater wurde
als Bildungs- und Erziehungsmittel grosse Aufmerksam¬
keit gewidmet. Das Gymnasium zu Admont war eine
Art adelige Akademie ; wir finden die Namen : Schärfen¬
berg, Wurmbrand, Welsersheimb, Herberstein, Saurau,
Sauer, Gaisruck, Trautmannsdorf, Barbo, Lamberg, Zinzen-
dorf, Attems, Lodron, Thurn, Wildenstein, Stubenberg,
Ueberacker, Strassoldo u. v. a. Besonderen Dank ver-
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308
307
Nr. 10. — Oksi rrkföchischrs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
dient der Verf. für die Mittheilung von Statuten der
Unterrichtsanstalten, wie auch interessanter Bibliotheks¬
ordnungen aus alter Zeit. Auch auswärtige Lehranstalten,
wie die Universitäten zu Dillingen, Ingolstadt, Graz und
Salzburg, die theol. Lehranstalt zu St. Lambrecht, die
Gymnasien zu Graz, Leoben, Judenburg, Cilli, Marburg
und Ofen finden Erwähnung, indem an selben Ad-
monter entweder als Professoren wirkten oder des Stiftes
Jungherren Hörer der gedachten Anstalten waren.
Von culturgeschichtlichem Werthe sind ferner die
im Buche öfters wiederkehrenden Angaben des Preises
für Bücher, Lehrmittel, Schrcibgeräthe u. s. w. Zum
Schlüsse bringt der Autor Schreibcrversc und Sprüche
aus Admonter Handschriften.
W.’s Buch ist eine mustergiltige Arbeit; möge sic
in den Ordenshäusern recht viele Nachahmung finden!
Dann werden die landläufigen Ansichten über die Ent¬
behrlichkeit der religiösen Orden auf den richtigen Werth
herabgesetzt werden und man wird erkennen, was die
Klöster und Stifte für Bildung und Gesittung geleistet
haben und noch leisten!
Die Ausstattung des Buches ist eine würdige; un¬
gern vermissten wir bei demselben ein Namensregister;
doch dürfte hier der Kostenpunkt entscheidend gewesen
sein; das Buch kostete dem Verf. ohnehin bedeutende
Opfer; möchten ihm diese durch regen Absatz wieder
ersetzt werden! — Dass Theodor Gastners Tod (S. 198)
um zwei Jahre früher angesetzt wurde, ist wohl nur ein
lapsus calami.
Kraubath. P. Florian C. Kinnast, 0. S. B.
Robitsch, Dr. M.: Geschichte der christlichen Kirche .
An fl., neu hearb. v. Dr. Const. 7oh. Vidnuir ,
O. S. B. y k. k. Prof. 111 KreiUS. Regensburg, Verlags¬
anstalt. I. ßd. 1889. (XXIII u. 664 S.) 11. 3.60. — II. Bd. 1891.
(XII u. 615 S.) fl. 3.60.
Es ist zu begrüssen, dass die wohlbekannte, auch
in fremde Sprachen übersetzte Geschichte der christl.
Kirche des nunmehr im 90. Lebensjahre stehenden Grazer
Gelehrten durch eine berufene jüngere Kraft in neuem
Gewände den Freunden christl. Studiums dargeboten wird.
Die Vorzüge der dritten Aufl. vom Jahre 1872, echt
kath. Geist, offene Wahrheitsliebe, welche sich freut, die
Grossthaten der Kirche erzählen zu können, die aber be¬
trübt auch die Wunden am eigenen Körper zeigt,
Festigkeit, wenn es gilt, Verleumdungen zurückzuweisen,
edle Einfachheit und Klarheit, wohlthuende Wärme: sie
finden sich ebenfalls in der vierten Aufl. Auch der Zweck
ist derselbe geblieben: der studierenden Jugend, besonders
den Theologen, wie den gebildeten Laien ein populär¬
wissenschaftliches Handbuch zu sein; vor allem aber
empfiehlt es sich für die Hand der Religionsprofessoren,
die sich daraus auf ihren Vortrag in der Schule nach
jeder Seite hin gründlich und ausgiebig vorbereiten können.
Dr. Vidmar will dieses Werk auf der Höhe der
Zeit erhalten. Der Inhalt, wie ihn die dritte Aufi. bietet,
ist deshalb nach den neuesten Forschungen erweitert
und mit dankenswerter Fülle bis zur Gegenwart ergänzt.
Die Darstellung musste eine solche werden, dass die
Lectüre anregend und interessant sei. Dr. V. sucht
dieses Ziel nicht bloss durch eine sehr gewählte, leben¬
dige und schwungvolle Sprache, sondern auch durch
eifriges Heranziehen der Weltgeschichte, speciell der
österreichischen Geschichte, durch eingehende Darstellung
der christlichen Kunst und Litteratur und durch tieferes
Eindringen in Details zu erreichen. Es ist ihm gelungen;
ja manche von den Kleinigkeiten überraschen den Leser
sehr angenehm und ganze Partien eignen sich geradezu
für Vorträge in christlichen Vereinen. Dass aber das
Bestreben, interessant zu sein, auch seine Klippen hat,
beweisen unter anderm Bd. 1. p. 276, Zeile 24; p. 344
die zu ausführliche Schilderung des Hexenbades; der
§ 152: Bd. II. p. 398 das sinesiche Spriichwort; p. 405
die Hörensagen-Geschichte über die Jesuiten am Wiener
Hofe; p. 468; besonders p. 512!! und — wenigstens
in etwas — die 1279 Seiten der vierten Aufi. gegenüber
den 451 Seiten der dritten Aufi. — Die Anordnung des
Stoffes erscheint der dritten Auflage gegenüber in einigem
geändert, doch wäre diesbezüglich im II. Bd. Vascotti
noch mehr zu verlassen und Hergenröther nachzuahmen.
Einige Fehler sind am Schlüsse des II. Bandes richtig
gestellt, mit Ausnahme des auffälligen Irrthums I. p. 56
bezüglich Antiochias, welcher aus der dritten Auflage
herübergenommen ist.
Doch — das wenige abgerechnet — das Werk steht
auf der Höhe der Zeit, es trägt allen Forderungen seines
Zweckes und der Gegenwart Rechnung; möge es rech
Vielen Freund und Berather werden!
Teplitz. Dr. Fr. End ler.
Der Katholik, red. v. J. M.Raich (Mainz, Kirchheim). LXXII,
(3. F. VI.) August.
Stöckl A., Religion u. Wissenschaft. — Schieler, Li¬
turgische Studien im Anschlüsse an Thalhofer’s Liturgie d. heiligen
Messopfers. III. — Belleshcim, Henry Edward Manning,
Cardmal-Erzbischof v. Westminster. — Holl y, Marienverehrung
im Liede d. ältesten Kirchensprachen. III. — Litteratur.
Pastor bonus, herausg. v. P. Einig u. A. Müller (Trier,
Paulinus-Dr.) IV., 8.
Scheller, Man muss den Worten ihre wahre Bedeutung
wiedergeben. — F r i n s, Aufhebung v. Gelübden. — W e m i s.
Der Seelsorger sei leutselig. — Samson, Das Fest der Verklä¬
rung Christi. — F a 1 k, Klarheit im katechotischen Unterrichte. —
A 11, Das Gebet in d. Schule. — X. Sales, Der ehrwürdige
G. M. Wittmann als Kinderfreund. — Euteneuer, Über Beicht¬
stühle. — Lorenzi, Schriftsteller d. Trierer Erzstiftes aus dem
XIV. Jahrhundert. — Mittheilungen. — Anfragen. — Bücherschau.
Correspondenzblatt f. d kathol. Clerus Österreichs, red.
v. R. Himmelbauer. (Wien, Fromme). XL, 14.
Sch ei eher, Die Missionen. — H., Kirche und Staat. VI. —
Aus dem Schulleben. — Sprechsaal. — Verschiedene Mittheilungen.
— Rechtsfreund. — Personalnachrichten. — Änderungen im inter¬
nationalen Postverkehr.
Theologisch-praktische Monats-Schrift, herausg. v. Dr. Pell,
Dr. Linsenmayer u. L. Krick. (Passau, Abt.) II, 8.
Atzberger, Die Sendung, Hcrabkunft und Gnadeneinwei¬
hung des heil. Geistes (Schluss.) — K ro h e. Ober die kirchliche
Bezeichnung jener liturgischen Handlungen, welche die Schule
mit dem Ausdrucke »Sakramentalien« zusammenfasst. — Trissl,
Die angebliche Unhaltbarkcit der Sündtluttheorie (Schluss). — Rat-
zinger, Der heil. Arsatius von Jlmünster. II. — Fragen und Fälle
aus der pfarramtlichen und seelsorglichen Praxis : P r u n n e r,
Lst d. Dekret d. S. Congr. Inquis. Univ. v. 29. Aug. 1888 über
d. auf Eingehung einer Ehe coram ministro acatholico von d.
päpstlichen Constitutionen verhängte Excommunication allgemein
verpflichtend oder nicht? — Samson, Die Bittgänge und Lita¬
neien. — K o c h, Eine endgültige Entscheidung über die Ver¬
sicherungspflicht des Stadtpfarrmessners E. in Augsburg. — Krick,
Gebührenpflicht d. Gehaltsquittungen d. Geistlichen. — Phila-
1 e t e s, Die Bursa. — Hetzenauer, Wie sollen Palla, Corporale
und Purilicatorium beschaffen sein? — Scheugenpflug, Mess¬
bund zu Ehren des heil. Geistes. — Schwind, Beichten der
Schuljugend. — Capu cinus, Wer kann den Mitgliedern des
з. Ordens vom heil. Franziskus den Ablassscgen geben? —
Gassner, Bemerkungen zu dem Aufsatz über d. privilegierten
Altar. S. 387. — N e p e f n y, Darf man alte Messgewänder
и. s. w. verkaufen ? — Erlasse der obersten Verwaltungsstellen
u. Erkenntnisse d. obersten Gerichtshöfe. — Litterar. Novitäten.
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Nr. 10. - OESTER REICH ISCH ES Ll I I ERATURBI.ATT. - I. JAHRGANG.
310
Cisterclenser Chronik, red. v. P. G. Müller (Bregenz,
Teutseh.). IV., 42.
Die heil. Ascelina. — Der Convent Schönthal v. d. Grün¬
dung 1157 bis zur Aufhebung 1803. — Drey Raisen nach Cistertz.
— Institutio Religiosorum Tironum Cisterciensium. — Hymnen.
— Nachrichten. — Todtentafel. — Cistereienser-Bibliothek.
Die katholische Bewegung, red. v. M. v. Hutten, (Wien,
Woerl). V., 6.
Die grosse Religion des Ostens: IV. Buddha, »Das Licht
Asiens«. — Unterstützet d. gute Presse. — Reisebilder aus Tirol.
— Monats-Ausschau. — Miscellen.
Pastoralblatt des Bisthums Münster, herausg. v. Dr. Joeppen
(Münster. Regensberg). XXX, 8.
Über d. Alter d. »Commendatio animac«. — Die Leutseligkeit
und Höflichkeit des Priesters (Ports.). — Die Sprachengabe nach
d. heil. Paulus. (Forts,). — Kalle u. Fragen. — Miscellen.
Die katholischen Missionen, herausg. v. Hutter, (Freiburg
i. B. Herder.) 1892, 8.
Zwölfhundert Meilen im Rindenkahne. — Koller, die Gift¬
probe (Nkassa) u. d. Zauberer (Ndotschi) d. Kongo-Neger. —
Hartmann, mit den Pionnieren im Maschonaland. (Schluss). —
Nachrichten aus den Missionen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Fischer-Colbrie A., Hora eucharistica. Wien. St. Norbertus, 16°
(73 S.) 11. —.15.
Ob erb re ver M., Für und gegen die Jesuiten. Düsseldorf, Bagel,
8 °. (47 S.) 0 . —.36.
Schmid F., Christus als Prophet. Brixen, kath. politischer Press¬
verein. 8 ". (195 S.) fl. —.72.
Blattmann B., Der heilige Rasso. Stuttgart, Roth. 16°. (XIV u.
291 S.) 0. —.60.
Texte u. Untersuchungen zur Geschichte d. altchristl. Litte
ratur, herausg. v. O. v. Gebhardt u. A. Harnack. Leipzig, Hin-
nchs. VHL Bd. 3. Heft, gr.- 8 °. 11. 4.50.
Kniel C., Die St.-Benedictsmedaille. Saulgau, Kitz, 16° (VIII und
56 S. m. 1 Bild) fl. —. 12 .
Aertneys J., Theologia pastoralis complcctcns practicam institu-
tionem confessarii. Linz, Haslinger, gr.- 8 °. (VIII u. 274 S.)
fl. 1 . 20 .
Binder Dr. m. J., Predigten, Homilien u. Ansprachen, herausg.
v. Dobner v. Dobenau. I. Wien, Kirsch. gr.- 8 °. (515 S.) fl. 4.80.
Akatholica .
Bacher V., Die Bibelexcgese d. jüdischen Religionsphilosophen
des Mittelalters vor Maimuni. Strassburg i. E., K. Trübner,
gr.- 8 ° (VIII u. 156 S.) fl. 2.40.
Graetz H, Emendationcs in plcrosque sacrae scripturac veteris
testamenti libros secundum veterum versiones nec non auxiliis
criticis caetcris adhibitis. Ex relieto defuncti auctoris manuscripto
ed. W. Bacher, Fase. I. Jcsaiae librum et Jeremiae libri cap.
I — XXIX cum supplemento ad reliquam Jeremiae libri partein
continens. Breslau. Schlesische Verlags-A. 8 ° ( III u. 60 S.) 11. 6 .—
Anfangs August wird im J. Seyberth’schcn Verlag in Mün¬
chen erscheinen: »Der Oratorianer Louis de Thumassin und seine
Werke« von Ch. Thomassin. Mit einem Porträt nach Van
Schouppen. 8 °, 4 Bogen, 11 . —.72.
Philosophie. Pädagogik.
Rolfes, E ugen Dr.: Die aristotelische Auffassung vom
Verhältnisse Gottes zur Welt und zum Menschen .
Berlin, Mayer und Müller. 1892. kl.- 8 °. (202 S.) fl. 1.80.
Über Aristoteles ist seit vierzig Jahren besonders
in deutscher Sprache nicht wenig geschrieben worden.
Gleichwohl begrüssen wir freudig jede neue Publication,
welche geeignet ist, das Verständnis des grössten Philo¬
sophen der heidnischen Vorzeit mehr und mehr zu ver¬
tiefen und so dessen Würdigung zu fördern. — Das
vorstehende Werk R.’s stellt sich zur Aufgabe, an dem
Heiden Aristoteles den Nachweis zu liefern, dass der
natürlichen menschlichen Vernunft eine siche, e Erkennt¬
nis der Existenz Gottes und der Seinsabhängigkeit des
Menschen von Gott möglich sei, dass ferner die christ¬
liche Philosophie des Mittelalters mit Recht auf dem vom
Stagiriten gelegten Fun damente weitergebaut. Demgemäss
unterzieht R. die am meisten umstrittenen Punkte der
aristotelischen Theologie, Kosmologie und Psychologie einer
eingehenden Untersuchung, nämlich: Gott als Ursache
der Welt, die Schöpfung der Welt und deren Ewigkeit,
die göttliche Vorsehung, die Geistigkeit, den Ursprung
und die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. In Form
von Thesen, an die jedesmal eine ausführliche Begrün¬
dung sich anknüpft, wird als Aristoteles’ Lehre fol¬
gendes hingestellt: Gott, das absolut einfache Sein, die
reine Entelechie, ist nicht nur Zweck, sondern im eigent¬
lichen Sinne hervorbringende (efficiens) Ursache der Welt
(1. These), und das auch rücksichtlich der Substanz der
letzteren, apyyj xa ; to TüptöTQV twv ovtöiv. Im Widerspruch
mit dieser Ansicht fasst dann Aristoteles die Welt in
ihrer Existenz als ewig a partc ante, wie er auch nicht
zum klaren Begriffe der Wcltschöpfung sich erhebt, noch
von diesem Begriffe überall die erforderliche Anwendung
macht (2. These). Gott kommt im Wissen der Dinge
auch eine freie Willcnsthätigkcit zu; er ist Freund der
Guten, überhaupt ein gerechter Vergelter (3. These).
Die menschliche Seele in ihrem höchsten Theile, dem
voög, ist ein einfaches geistiges Wesen, göttlichen Ur¬
sprungs und lebt nach dem leiblichen Tode fort (4. These).
In einer 5. These wird dann constatiert, dass Aristoteles
in der praktischen Frage vom Endziele des Menschen
und dem Wesen der Sittlichkeit die rein natürliche
Vollendung in Übung der praktischen und speculativen
Tugenden auf Kosten des religiösen Momentes betont,
wobei von einer jenseitigen Vollendung, resp. Vergeltung
nichts verlautet. Die Erklärung wird darin gefunden, dass
A. überhaupt nur vom irdischen Ziele reden wolle, da das
jenseitige als ein dem natürlichen Wissen sich entziehen¬
des, weil übernatürliches, begreiflicherweise von dem
Philosophen nicht erörtert werden könne.
Bei dem Umstande, dass in den bezogenen Fragen
die Äusserungen Aristoteles’ thatsächlich vielfach der ge¬
nügenden Klarheit und Consequenz entbehren, daher dem
Leser je nach seinem jeweiligen Standpunkte ausreichend
Handhaben zu einer subjcctiven Bcurthcilung sich dar¬
bieten, wird der gelehrte Vcrf. vorliegender Essays sich
schwerlich der Hoffnung hingeben dürfen, mit seinen
Ausführungen jeden Streit bezüglich der genannten Punkte
aus der Welt geschafft zu haben. Sicher ist indes nach
unserer Auffassung durch R.’s Arbeit die Lösung derselben
im Sinne obiger Thesen um ein hübsches Stück geför¬
dert worden. Wesentlich hat dazu beigetragen, dass R.
an dem in unserem Falle so wichtigen Grundsätze Bren¬
tanos (Psychologie des Aristoteles S. 194) festgehalten:
»Die vereinigten Stellen müssen cs sein, die, was für
sich allein unverständlich ist, uns erklären helfen.« Bei
einem Denker wie Aristoteles erscheint die Beachtung
dieses fundamentalen Grundsatzes um so wichtiger, als
man nach der richtigen Bemerkung R.’s »aus seinen
Syllogismen ohne zwingenden Grund nie mehr als beab¬
sichtigte Folgerung ansehen darf, als aus den Prämissen
nach den Regeln der Logik folgt«. (S. 106.) In formeller
Beziehung herrscht in der Arbeit R.’s eine ruhig conse-
quente Fmtwickelung bei durchwegs klarer und würdiger
Darstellung. Die Ausstattung ist lobenswerth.
Dr. R.’s Werk darf im Ganzen als eine wohlge-
lungcne Leistung bezeichnet werden und wünschen wir
demselben auch ausserhalb der Kreise der zünftigen Phi-
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312
Xk. 10. OeSTERREICHISCHES Ln TERATt’RBLAIT. - I. JAHRGANG.
losophen einen weiteren Leserkreis. Für jeden noch
irgendwie christlich denkenden Gebildeten muss es ja ein
Genuss sein zu sehen, wie hochbegabte Heiden, lolgend
dem Lichte der Vernunft, auf dem Wege strengen
Schliesscns die Spuren der ewigen Wahrheit gefunden,
deren Annahme gegenwärtig mancher trotz jetzt voller
Tagcshelle verweigert.
Leitmeritz. Prof. I) r. Jos. Schindler.
Katholische Schulkunde red. v. R. Kiel (Heiligenstadt, Gur¬
rt i er). I. 30 u. 31.
(30) Degen, Der Radikalismus i. d. Pädagogik (Schluss').
— Schneidcrhan, Dr. Ludwig Wahl, apostolischer Vicar im
Königreiche Sachsen (Schluss in Nr. 31.) — Wie lasst sich den
Anforderungen, welche die Gegenwart an die Arbeitstüehtigkeit
jedes Einzelnen stellt, in der Volks- und Bürgerschule in befrie¬
digender Weise Rechnung tragen, ohne dass dabei die Sorge für
die geistige und körperliche Kräftigung und Frische der Zög¬
linge ausser Acht gelassen wird? (Fortsetzung in Nr. 31.) —
Kösterus, Die deutsche Elementarbildung gegen Ausgang des Mittel¬
alters. IV. — Kiel, Geschichte der absoluten Masseinheiten. tj'orts.)
— Erziehliches in Bildern. IV. -- Müller, Die Sonderschulen
Londons für Schwachbegabte Kinder. — Schul-Chronik.
(31) Vicanus, Achte auf die Schamhaftigkeit! — Die
obligaten Lehrgegenstände an den österr. Volks- und Bürger¬
schulen. — Schulchronik. — Beilage: Edelsteine, lllustiirtc
kath. Jugendschrift. V, 15. — Musikbeilage 3.—
Neue Erscheinungen:
Lehmann A., Die Hauptgesetze des menschlichen Gefühlslebens.
Leipzig, Reisland, gr.- 8 ° (X u. 356 S. m. 1 Färbend, u. 5 pho-
tolith. Taf.) II. 4 SO.
Przybysze wski S., Zur Psychologie d. Individuums II. 01a
Hansson. Berlin. Fontane & Co. 8 ° (48 S.) 11 . 6 o.—
Denifle Henri P., Les Univcrsites Fran^aises au Moyen-Age.
Paris 67 rue Richelieu. Emile Bouillon, gr.- 8 ° (100 S.) 11. —.80.
Demnächst erscheint im Verlage v. Veit u. Co. Leipzig:
»Die Grundbegriffe der Gegenwart.« Historisch und kritisch ent¬
wickelt v. R. Eucken. 11. umgearbeitete Auflage, gr.- 8 ° geh.
circa fl. 3.60.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Lorinser, Dr. Franz: Aus meinem Leben. Wahrheit
und keine Dichtung . Erster Bd. 1821 — 1841. Zweiter
Bd. 1841 —1844. Regensburg, Verlagsanstalt. 1892. 8 °. (Ul u.
403, 111 u. 561 S.) li. 2.40. '
Der eigenthümlichc Reiz der Selbstbiographien ist der
vorliegenden in besonderer Weise eigen. Dieselbe athmet
nämlich eine seltene, kindliche Aufrichtigkeit und Natur¬
wüchsigkeit. Jeder Leser wird es dem Verf. glauben,
dass die so drollig erzählte Radicalkur des weisen Vaters
gegen die Lüge des Kindes eine fast skrupulöse Wahr¬
heitsliebe zur Folge gehabt hat. Das psychologische und
pädagogische Interesse ist in Folge dessen den beiden
Bänden, die Lorinsers Entwicklung bis zur Vollendung
der theologischen Studien durch Priesterweihe und Doc-
torat enthalten, in sehr hohem Grade eigen.
llierneben kommt die Bedeutung für die Zeitgeschichte
in Betracht. Als der einzige Sohn des in der medi-
cinischen Litteratur bekannten Medicinalrathcs Ignaz
Lorinser erfreute sich L. während seiner Gymnasial¬
studien zu Oppeln in Schlesien einer musterhaften Er¬
ziehung. Die ersten beiden Jahre seiner akademischen
Studien brachte er auf der Breslauer Universität zu,
deren damals armselig bestellte theologische Eacultät
er nicht ohne Humor beschreibt. Noch viel interessanter
gestaltet sich aber die Schilderung der folgenden beiden
Semester auf der Universität zu München. Aus dem
Verkehr mit den dortigen damaligen Koryphäen Windisch-
mann, Phillips, Görres, Jarckc, Döllingcr u. s. w. er¬
fahren wir höchst anziehende Einzelheiten. Mit jugend¬
licher Begeisterung werden hierauf die 18 Monate des
Aufenthaltes im römischen Seminar St. Apollinare be¬
schrieben, wobei der ausführliche Vergleich zwischen
der deutschen und römischen Studienmethode nicht ge¬
rade zu Gunsten der deutschen Wissenschaft ausfällt.
Nach Empfang der Priesterweihe verweilte L. auf der
Rückreise in die schlesische Heimat etwa 3 Wochen in
München behufs der theologischen Doctorpromotion,
deren höchst interessante Einzelheiten namentlich in Be¬
zug auf Döllingcr ausführlich geschildert werden.
L. verfährt in der Schilderung von Personen und
Zuständen mit rücksichtsloser Wahrheitsliebe, die den
Leser zuweilen betroffen macht. Namentlich bringt er
seine entschiedene Vorliebe für Süddeutschland und eine
entsprechende Abneigung gegen das norddeutsche Leben
und insbesondere gegen die prcussischen Verhältnisse
scharf zum Ausdruck. Seine Geburt in Berlin betrachtet
er »als eine Art Ironie des Schicksals«, weil er »auch
nicht eine Faser von dem echten Berlinerthum«, das ihm
stets höchst zuwider gewesen, in sich fühle. Was L.
über die preussische traditionelle Unredlichkeit gegen die
katholische Kirche sagt, ist mit so scharfem Freimuth
ausgedrückt, dass die preussische Regierung diesem Buche
ihr Imprimatur nie geben würde, falls eine Censnr be¬
stände. Bei dieser Gcmüthsstimmung kommt natürlich
Oesterreich und Wien desto besser weg, wenn auch L.
nicht unterlässt, über die »chinesische Burcaukratie und
die fast vollständige Stagnation des katholischen wissen¬
schaftlichen Lehens unter der geistlosesten Schablone«
zur Zeit seines ersten Besuches im J. 1840 wahrheits¬
getreu zu berichten. Der Besuch bei Günther gehört mit
zu den interessantesten Episoden. Die Eindrücke Lös
im Wiener Stephansdome (J, 301) sind überaus cha¬
rakteristisch.
An Irrthümcrn in Bezug auf Oesterreich ist zu be¬
merken, dass (I, 298) der selige Hofhauer bereits 1820
gestorben ist und dass (II, 14 2) das Kloster zu Sähen
nicht Ursulincrinnen sondern Benediktincrinncn innehaben.
Störend ist, dass der sprachgewandte Übersetzer von
C'alJcrons Dramen in diesem Werke der Sprache die
gewohnte Sorgfalt nicht hat angedeihen lassen. Aller¬
dings stimmt die »gemiithliche« Sorglosigkeit in dieser
Beziehung zu dem behäbigen, zuweilen nur allzu-
breiten Tone der Erzählung. — Musikkenner werden
an dem Werke noch ein besonderes Interesse finden,
da L. seinen musikalischen Bildungsgang, der ihn auf
eine nicht gewöhnliche Höhe geführt hat, gleichfalls aus¬
führlich beschreibt. — Einen Glanzpunkt des Buches
bilden die Briefe des Vaters und die Auszüge aus dessen
Tagebuch ; sic erfüllen den Leser sicherlich mit Ehrfurcht
vor einem so gediegenen, hochgebildeten und tiefreligiösen
Charakter.
Der angedcutetc, ungesuchte humoristische Ton, der
das Ganze durchzieht, macht die Lektüre ungemein
fesselnd. Möge der Verf. die in Aussicht gestellte Fort¬
setzung recht bald erscheinen lassen !
Mautern. A u g. R ö s 1 e r.
Murr, Dr., Josef: Die Gottheit der Griechen als Natur -
macht . Grundlage eines einheitlichen Systems
griechischer Götterlehre . Zugleich einleitender
Theil zu des Verf's »Pflanzenwelt in der griechi¬
schen Mythologie «. Innsbruck, Wagner, 1892. (XII u.80 S.)
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Nr. 10. O ESTERREICH ISCHES LITTERATURBT.ATT. — I. JAHRGANG.
314
Als Hellenist von Fach und zugleich warmer Natur¬
freund ist der Verf. wie Wenige zu Forschungen auf
jenem Gebiete befähigt, auf welchem sich griechische
Sprach- und Alterthumswissenschaft mit der Natur¬
geschichte begegnet. Und so ist auch wirklich vorl.
Schrift als ein schätzenswerter Beitrag zur Erkenntnis der
Uranfänge griechischer Mythologie zu begrüssen. Den
Grundgedanken deutet das Motto an (aus Serv. Verg.
Georg. I, 5.) : » Stoici dicunt non esse nisi ununi
deum. — Unde eundeni So lern, eundcm Liberum,
eundem Apollinem vocant. Item eandem Dianain,
eandem Cer er ein, eandem Junonem , eandem Pr ose r-
pinam.« Aehnliches ist Verf. geneigt, auch für die grie¬
chische Urzeit anzunehmen; zur Stütze seiner Ansicht
bringt er ein mit grossem Fleisse angesammeltes reich¬
haltiges Material vor, in welchem wir zuerst die ein¬
zelnen göttlichen Gestalten (18 an der Zahl) in ihrem
Wesen und Wirken als Naturmächte, dann aber die
Gottheit der Griechen in ihrem Wirken auf den
einzelnen Gebieten der Natur (in 12 Tabellen) dar¬
gestellt finden. Hierauf folgen noch zwei Tabellen :
»Die männlichen Gottheiten der Griechen als modificierte
Zeusgestalten« und »Uebersicht des griechischen Götter¬
himmels nach dem monistisch-dualistischen Principe.«
Letzteres Princip zu beweisen, dürfte dem Verf. wohl
gelungen sein ; im Einzelnen Hypothesen aufzustcllen,
wie sich die Urgottheit in den concreten altgriechischen
Götterolymp differenziert habe, wäre bei dem heutigen
Stande der Wissenschaft verfrüht.
Wien. Dr. A. Fis ch e r-Colbrie.
Fraknöi Wilhelm: Cesarini Julian bibornok magyar-
orszägi pdpai kovet elete . (Das Leben des Cardinais
Julian Cesarini, päpstlichen Legaten in Ungarn.)
Budapest 1890. 8° (137 S.)
Eine classische Biographie des berühmten Kirchen¬
fürsten, der Präsident des Concils von Basel war, — so
lange das Concil nicht schismatisch wurde, — der mit
unermüdlichem Eifer das christliche Europa zur Abwendung
der drohenden türkischen Invasion zu einigen sich bemühte
und der schliesslich das Opfer dieser Bestrebungen in der
Schlacht bei Varna (1444) geworden ist. Das Werkchen ist
eine Fundgrube von bisher nicht bekannten Daten aus den
Archiven von Rom, Siena und namentlich von Venedig;
es bildet eine gediegene Ergänzung zu dem Werke des gegen¬
wärtigen Fürstprimas von Ungarn Vaszary, welches unter
dem Titel »Der Eidbruch des ungarischen Königs Wla-
dislaus I. und die Katastrophe von Varna« 1884 zu
Raab erschienen ist. Es sei noch bemerkt, dass das
Büchlein den ersten Band eines vom Autor geplanten
Sammelwerkes darstellt, welches unter dem Titel »Die
grossen Männer der ungarischen Kirchengeschichte« die
Biographien von zwölf Kirchenfürsten, die in der unga¬
rischen Geschichte eine hervorragende Rolle spielten,
enthalten soll.
Das Schriftchen hat jedoch zwei bedeutende Mängel.
Der Verf. hat nämlich die polnische Litteratur ganz bei
Seite gelassen — was • sehr zu bedauern ist — und
nimmt für’s zweite den Szegediner Friedensbruch un¬
bedenklich als eine historische Thatsache hin. Nun ist
es freilich kein Wunder, dass die entsetzlich verstüm¬
melte Leseart der berühmten von Cardinal Julian ver¬
fassten Urkunde vom 4. August 1444 (in welcher König
Wladislaus den christlichen Mächten den Beginn des
Feldzuges gegen die Türken an kündigt), wie sie bei
dem mittelalterlichen polnischen Chronisten Dlugosz
vorliegt — aus dem der Text in die Werke aller
späteren Geschichtsschreiber übernommen wurde —
sämmtlichen kritischen Geschichtsforschern viel Kopfzer¬
brechen bereitet hat (man vergleiche nur S. 97 bis
112 in dem erwähnten Werke des Fürstprimas Vaszary).
Ja ein älterer ungarischer Historiker, Batthyänyi, (wovon
F. keine Kenntnis zu haben scheint) gelangte sogar zu
der Conclusion : » hinc discimus inducias cum Amurathe
initas non fuisse « etc. (Leg. Eccl. I. 487) — eine
Behauptung, welche durch die Veröffentlichung einer
Copie jener berühmten Urkunde aus dem Staatsarchive
von Venedig durch den polnischen Geschichtsforscher
Grafen August von Cieszko wski vollständig erwiesen wird.*)
F. hatte diese Venediger Copie vor sich. Er sagt zwar
(Note 137), dass in den gedruckten Ausgaben Dlugosz’
mehrere Fehler und Auslassungen zu finden seien, aber
es scheint ihm ganz entgangen zu sein, dass gerade jener
Satz, welcher von den Verhandlungen mit den türkischen
Gesandten spricht und bei Dlugosz bis zur Unverständ¬
lichkeit verstümmelt vorliegt, ein helles Licht auf den
angeblichen Szegediner Friedensbruch wirft, mit anderen
Worten : dass derselbe den Friedensschluss von Szegedin
direct in Abrede stellt. Wenn nun der angebliche Frie¬
densschluss von Szegedin wirklich eine Legende ist —-
und nach den Untersuchungen des Grafen von Ciesz-
kowski scheint dies evident — dann zerfällt die ganze
gegen Cardinal Cesarini gerichtete Anklage wegen seiner
Theilnahme an dem Friedensbruche von selbst.
Die Einleitung schildert die Bestrebungen des hl.
Stuhles zur Abwendung der von Seite der Türken
drohenden Gefahr. Der Stoff selbst behandelt in 10 Ab¬
schnitten: I. Die Abstammung Cesarini’s; seine Jugend;
C. als Professor zu Padua; im diplomatischen Dienste
der Curie; seine Charakteristik; sein Verhältnis zum
Humanismus. II. C. als päpstlicher Legat in Ungarn; die
Niederlage von Taus; C. als Präsident des Concils von
Basel; Verhandlungen mit den Husiten und mit der ori¬
entalischen Kirche; seine Abreise vom Concil. III. Car¬
dinal Julian wird als päpstlicher Legat nach Ungarn
geschickt; seine Ankunft in Venedig; sein Erscheinen in
Ungarn; seine Bestrebungen zur Versöhnung Wladislaus’
und Elisabeth’s; der Friede von Raab (1442); Elisabeth’s
Tod; Verhandlungen mit Kaiser Friedrich; Aeneas Sil-
vius als Vermittler; IV. Vorbereitungen zum Feldzuge
gegen die Türken in Ungarn; Verhalten Papst Eugen’s IV.;
seine Verhandlungen mit Venedig wegen Entsendung einer
Flotte in den Hellespont zur Unterstützung der Action
der ungarischen Armee. V. Bemühungen Julian’s wegen
der Aussöhnung Wladislaus’ und Friedrich’s; der Feldzug
von 1443; die Angelegenheit der Entsendung einer vene-
tianischen Flotte. VI. Der Reichstag von Ofen im April
1444; der Eid Wladislaus’; Verhandlungen mit Friedrich;
Correspondenz Julian’s mit dem kaiserlichen Kanzler
Kaspar Schlick; Julian’s Einfluss auf die Festsetzung des
Planes des gegen die Türken projecticrten Feldzuges.
VII. Der Versuch des Sultans zur Vereitlung des Feld¬
zuges; sein dem Fürsten von Serbien Georg Brankovics
gestellter Friedensantrag; Verhalten Johann Hunyadi’s;
die Friedensverhandlungen von Szegedin; der Friedens¬
schluss; Standpunkt Julian’s. VIII. Abfahrt der Flotte
*) Vgl. die folgende Besprechung von Graf Cieszkowski’s Buch.
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Nr. 10. — Oesierrkichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
316
von Venedig; Wirkung dieser Nachricht auf den unga¬
rischen Hof; Auflösung des mit den Türken geschlosse¬
nen Friedens; die Eröffnung des Feldzuges wird beschlossen;
der Eid des Königs. IX. Kriegsrüstungen in Ungarn;
der Feldzug; der Sultan führt seine Truppen aus Asien
nach Europa und rückt der ungarischen Armee entgegen ;
Schlacht bei Varna; Wladislaus’ und Julian’s Tod; Wir¬
kung der Nachricht von der Niederlage in Rom; die
gegen Venedig erhobene Anklage; Rechtfertigung des
Senates der Republik; Poggio’s Denkrede auf Julian.
X. Die Frage des Friedensbruches von Szegedin; Auf¬
fassung der zeitgenössischen Schriftsteller; Polemik des
Primas Peter Pazman mit dem protestantischen Lehrer
von Kaschau Alvinczi; Fraknöi’s Urtheil über die neueste
diese Frage erörternde Dissertation von Eugen Rönai
Horvath, welche unter dem Titel »Die Schlacht bei Varna«
im Jahrgange 1888 der ungarischen Zeitschrift »Hadtör-
tenelmi Közlemenyek« (»Kriegsgeschichtliche Mittheilun¬
gen«) erschienen ist.
Es folgen die Noten, ferner eine Zusammenstellung
der Äusserungen der Quellen und der Schriftsteller über
die Überfahrt der türkischen Truppen von Asien nach
Europa und über den Tod Julian’s. Das Büchlein schmücken
zwei Beilagen: das Facsimile eines Briefes des Cardinais
Julian und ein Porträt deselbcn nach einer Denkmünze,
deren einziges Exemplar sich im British Museum zu
London befindet.
Wien. Dr. J. S.
Cieszkowski, Dr. Augustus Comes, Academiae Rcgiae
Cracoviensis etc. socius, Societatis literariae Posna-
niensis Praeses: Fontes Rer um Polonicarum. E ta-
bulario Reipublicae Vcnetae exhausit, eollegit, edi¬
cht, nonnullisque adnotationihus Poloniis muniit.
Series Prima. Fasciculus secundus. (Acta Vladislao Jagei-
lonide Regnante). Posnaniae, Tvpis officinae Üziennik Poz-
nansky, 1890. 4°. (145 S.)
Das Werk ist, wie schon der Titel besagt, eine
Sammlung von Urkunden zur Geschichte Polens aus dem
Staatsarchive von Venedig. Unter den 72 Urkunden,
welche es enthält, ist unstreitig jene berühmte Urkunde
vom 4. August 1444 (Nr, 55 dieser Sammlung) von be¬
sonderer historischer Bedeutung, in welcher König Wla¬
dislaus den christlichen Mächten von Europa den Beginn
des Feldzuges gegen die Türken ankündigt. Sie wurde
von Cardinal Julian Cesarini, dem päpstlichen Legaten
am Hofe Wladislaus’, abgefasst. Das Original der
Urkunde existiert nicht mehr; das älteste Exemplar,
welches wir in Handschrift kennen, ist eine Copie im
Staatsarchiv von Venedig. (Im XIII. Bande p. 160 der
im XV. Jahrhundert geschriebenen Commemoriali.)
Die besondere historische Bedeutung dieser Urkunde,
welche bei dem mittelalterlichen polnischen (lateinisch
schreibenden) Chronisten Dlugosz — aus dem sie in die
Werke der späteren Geschichtsschreiber übernommen
wurde — gerade in ihrem wichtigsten Absätze bis zur
Unverständlichkeit verstümmelt vorliegt, besteht darin,
dass sie von der Existenz des angeblichen Friedens¬
schlusses mit den Türken zu Szegedin im Jahre 1444
(über die Zeit, in welcher dieser Friede geschlossen
wurde, enthalten Dlugosz, Calimachus und Bonfin die
widersprechendsten Angaben) nicht nur schweigt, sondern
dieselbe direct in Abrede stellt, somit die gegen Wla¬
dislaus wegen der Verletzung dieses Friedens gerichtete
Anklage und jene gegen den Cardinal Julian Cesarini,
wegen dieser Theilnahme an dem Friedensbruche hin¬
fällig werden. Die Urkunde (vgl. 1. c. p. 120) sagt:
»Nihilominus quia nonnulli propter adventum oratorum
Amorati Imperatoris 7 ur cor um ad nostr am p r e-
sentiam , qui a nobis treuguas ad cer¬
tu in te mp us e um di c to Am o r ato Im p e-
r a to r e T ur cor um fieri postularunt ad-
Ziuc du bi ta re videntur An pre die tarn deliberationem
Bude factam ac juratam (im April 1444) exequi veli-
mus « etc. Die in dieser Stelle durch den Druck hervor¬
gehobenen Worte fehlen bei Dlugosz; in Folge dieser
Verstümmelung hatte die Urkunde keinen Sinn. — Die
Leipziger Ausgabe des Dlugosz hat deshalb statt » postu¬
larunt « gesetzt *postulatum«\ die Krakauer Ausgabe
hat zwar » postularunt «, da aber die vorgehenden ob¬
gedachten Worte ebenso fehlen, wie in der Leipziger
Ausgabe, so wurde dieser ganze Absatz, wie Graf Ciesz¬
kowski mit Recht bemerkt, syntaktisch noch fehlerhafter.
— Wenn nun zu Szegedin mit den Türken wirklich
Friede geschlossen worden wäre, könnte da Wladislaus
so kühn behaupten : »qui a nobis treuguas ad certum
tempus cum dicto Amor ato Imperator e Für cor um fieri
postularunt «? und fortsetzen: » non obstantibus quibus-
cumque tractatibus aut praticis seu conclusionibus aut
capitulis treugar um factis vel fiendis cum Imperatore
Turchorum vel eins nuntiis seu ambasiatoribus pre -
dictis ipsius nomine sub quacumque forma verborum
etiam iuramento firmatis velfirmandis f « Es ist schwer
an ein so unverblümtes *Si fecisti, nega « zu glauben
und der letztere Satz kann sinngemäss nur dahin ver¬
standen werden, dass zu Szegedin mit den türkischen
Gesandten wahrscheinlich nur Friedenspräliminarien ver¬
einbart worden sind ; es war im Mittelalter nichts Sel¬
tenes, dass auch solche eidlich bekräftigt wurden. Der
wichtigste Punkt dieser Friedenspräliminarien war: dass
die Türken sich verpflichteten, 24 Festungen (vgl. Fraknöi,
Cesarini J. bibornok magy. päpai követ elete, Note 121)
innerhalb der Frist von acht Tagen den Ungarn zurück¬
zugeben. Aber es verstrichen zwanzig Tage, ohne dass
dies geschah. Es war somit offenkundig, dass der Sultan
durch die Verhandlungen nur Zeit gewinnen wollte, an
die Erfüllung der Friedenspräliminarien aber nicht dachte ;
und es ist somit kein Zweifel, dass der ungarische König
den Krieg wieder zu eröffnen berechtigt war.
Die Annahme, dass zu Szegedin mit den Türken
kein Friede geschlossen wurde, daher auch von einem
Friedensbruche keine Rede sein kann, wird ferner, wie
Graf Cieszkowski betont, durch die Thatsache bestärkt,
dass die zeitgenössischen türkischen Quellen, welche von
dem berühmten polnischen Orientalisten Senkowsk^ Ossip
Iwanowitsch (»Collectanea« 2 Bde., Warschau 1824
bis 1825. Auszüge austürkischen Historikern zur Geschichte
Polens ; Gesammtausgabe seiner Werke, Petersburg 1859,
9 Bde.) veröffentlicht wurden, von diesem angeblichen
Szegediner Friedensbruch kein Sterbenswörtchen er¬
wähnen ; selbst die grösste und ausführlichste türkische
Chronik des Chodza Saad-ed-din weiss von dem
Szegediner Frieden nichts zu melden (Senkowsky Collec¬
tanea I., str. 62). Ist diese Thatsache nicht im höchsten
Grade auffallend? Ist anzunehmen, dass (wenn zu Sze-
gedin wirklich mit den Türken Frieden geschlossen wurde)
die türkischen Quellen von einer so wichtigen Thatsache
keine Kenntnis haben sollen? Würden nicht gerade die
Sieger die Katastrophe von Varna triumphirend als einen
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Nr. 10. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
318
Act göttlicher Gerechtigkeit und Vergeltung wegen des
Bruches des feierlich beschworenen Friedens von Sze¬
gedin darzustellen bemüht sein ?
Dies der Stand der neuesten Untersuchung über
diese Frage. Ist das Resultat derselben richtig, dann
kann man von einem Friedensbruch von Szegedin nicht
weiter sprechen und auch von keiner Theilnahme des
Cardinais Julian Cesarini an diesem Friedensbruche.
Jedenfalls gebührt dem Grafen Cieszkowski das Verdienst,
die erwähnte, so wichtige Urkunde aus dem Staube des
Archivs von Venedig den Geschichtsforschern bekannt
gemacht zu haben.
Wien. Dr. J. S.
Historische Zeitschrift, hrsg. V. H. v. Sybel u. M. Leh¬
mann (München, Oldenbourg). LX1X, (X. F. XXXIII), 1.
W i 11 i c h, Zur Geschichte Wallenstein's. III. — B. Niese,
Über Aristoteles’ Geschichte der athenischen Verfassung. — Mis-
celle: Preussen’s Bündnisse vor dem 2. schlesischen Kriege. —
Litteraturbericht.
Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte, hrsg. v. Dr. Christ.
Meyer (Berlin, Lüstenöder). II. 3 u. 4.
Varges, Die Entstehung d. deutschen Städte. — Wehr¬
mann, Zur Geschichte d. Bieres in Pommern. — Weiss, Ver-
pflegungswesen im Heere Tiliy’s. — Mielke, Deutsche Häuser¬
namen. — Meyer Christ., Altreichsstädtische Kulturstudien. —
F ränkel, Dr. Eisenbart. — Bastmann, Das Fegefeuer d. west-
phälischen Adels. — Bücherbesprechungen.
Historisches Jahrbuch. Im Aufträge der Görresgesellschaft
hrsgb. von Herrn. Grauert, Ludwig Pastor, Gust. Schnürer.
(München, Herder.) XIII, 3.
Kopie tz, Handelsbeziehungen der Römer zum östlichen
Germanien. — Stolle, Lambert v. Uersfeld, Verf. d. »Carmen
de bello Saxonico«? — Ehses, Clemens VII. im Scheidungs-
processe Heinrichs VIII. — Funk, Papstelogium d. Codex Cor-
beiensis. — Kaindl, Zur Geschichte Bruns v. Querfurt. —
Eubel, Nachträge zu d. Vaticanischen Akten Ludwigs d. B.
— Hertling v., Sücularisationsprojecte aus d. J. 1798. —
Grauert, Nachtrag zur deutschen Kaisersage. — Reccnsionen: Mani-
tius, Geschichte der christl.-lat. Poesie (Weyman). — Ehrle, Historia
bibliothecae Rom. pontiheum. (Schmid). — Friedensburg, Nuntiatur¬
berichte I. II. (Dittrich). — Baumgartner, G. J. Baumgartner (Pastor).
— Zeitschriftenschau. — Novitätenschau.
Bulletino di Archeologia e Storia Dalmata pubbl. per cura
di Fr. prof. Buliö (Spalato). XV. 5 u. 6.
(5) Vuletiö- Vukasovi d, II testamento di P. Canavelli
(Kanaveloviö) ed altri documenti attinenti all’ ereditä dello stesso
Canavelli (Forts, in Nr. 6). — Bulic, Iscrizioni Inedite. (Forts.
Weitere Forts, in Xr. 6.) — Vukiccvic, Ager Coriniensis (Pri-
dragra presso Novegradi). — G. Urlic l vanoviö, Starine u
Prominskom Razvodju. — Karaman, Castel Dragazzo. —
Alacevie, II Reggimento di Ser Gentile Podestä di Spalato a.
1357—1358 (Forts., weitere Forts, in Nr. 6). — Derselbe La Con-
gregazione Generale della Dalmazia fatta a Nona nel 1396 (Forts.,
weitere Forts, in Nr. 6). — Bibliograha.
(6.) Bulid, Scavi nell’ antico cimitero cristiano di Mana-
stirine a Salona. (Fortsetzg.) — Bulic, Ritrovamenti risguardanti
la topografia urbjina dell’ antica Salona. — Vulevic-Vukaso-
vic, Natpis iz mletacke dobi. — Radi6, Umjetnine i nadpisi
na Lastovu.
Neue Erscheinungen:
Erinnerungen an Johannes Janssen. Von einem alten Schüler.
Frankfurt a. M., A. Foesser Nach!. gr.- 8 °. (50 S.) fl. —.30.
Kirmis M., Handbuch der polnischen Münzkunde. Posen, Jolo-
wicz. gr.- 8 °. (VI u. 268 S.) fl. 3.60.
Suttner G. Frh. v., Die Schwandner. Ein Beitrag zur Geschichte
Wiens im XVIII. u. XIX. Jahrh. Wien, Gerold & Comp. Lex. 8 °.
(49 S. mit Abbildg.) II. 8 .—
Müller W., Johann Leopold von Hay. Ein biograph. Beitrag z.
Gesch. der Josephinischen Kirchenpolitik. Wien, Graeser. 8 °.
(92 S.) fl. 1.—.
Maag A., Geschichte der Schweizertruppen im Kriege Napoleons l.
in Spanien und Portugal (1807 —1814). Biel, Kuhn. gr.- 8 ° (XII
u. 528 S. mit 5 Karten) fl. 3.60.
Castelli M. A., Ricordi (1847—1875). Wien, Brockhaus, fl. 2.—.
Nitti F., Leo X. e la sua politica secondo documenti inediti.
Wien, Brokhaus. fl. 1.62.
Ende dieses Monats erscheinen bei J. P. Bachem, Köln:
»Der Sturz des Kaiserthrones in Brasilien und seine Folgen auf
politischem und kirchlichem Gebiete « von T. H. Fulano. gr.- 8 °.
(210 S.) fl. 1.80 — und * Die Franziskaner in den Vereinigten
Staaten Nordamerikas. Von der Entdeckung durch Columbus bis
auf unsere Zeit.* Festschrift zur 400jährigen Feier d. Entdeckung
Amerikas. Von P. Bonaventura Hammer. gr.- 8 °. (etwa 180 S.)
fl. 1.80.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur Präge nach der Urheimat der Indogermanen.
Von Josef Seeber.
II.
Sprachliche Untersuchungen haben ergeben, dass sowohl
die Westindogermanen’(Europäcr und Armenier) als auch die Arier
vor ihrer Scheidung in die Einzelstämme je eine C u 1 1 u r e i n-
heit bildeten. Ich verweise hier nur auf Spiegels Untersuchungen
(Eranische Alterthumskunde I, 1871; Die arische Periode und
ihre Zustände, 1887) und auf die Arbeiten von Schmidt (Verw.
t872) und Hübschmann (Kuhns Zs. 23, 35). Von dieser That-
sache geht Schräder aus und bemerkt bezüglich der Indogermanen
(S. 628 f.): »Unzweifelhaft ist zunächst, dass die Besiedlung
Indiens durch das Sanskritvolk von Nordwesten her stattgefunden
habe, eine Bewegung, welche in den Gesängen der Rigveda noch
als im Verlaufen begriffen geschildert wird. Die Inder dieses Zeit¬
alters, deren Hauptsitze an den Ufern der Sindhu (Indus) zu
suchen sind, haben von der Ganga (Ganges), welche nur einmal
im Rigveda genannt wird, noch keine directe Kunde. Auch bis
zu den Mündungen des Indus, bis zum arabischen Meer scheinen
sich ihre Sitze damals noch nicht erstreckt zu haben (vgl. Zim¬
mer, Altind. Leben, 21). ln sehr anschaulicher Weise spiegelt
sich das allmälige Vordringen der indischen Stämme nach Süd
und Ost in der verschiedenartigen Eintheilung und Benennung
des Jahres in älteren und neueren Sprachpcrioden des Sanskrit ab.
... Es liegt also auf der Hand, dass wir den vorhistorischen
Schauplatz jener arischen Periode westwärts oder, da die Ein¬
wanderung in das Industhal füglich nur auf dem alten Völker-
und Handelsweg entlang dem Kabul stattgefunden haben kann,
nordwestwärts des Indus localisicren müssen. Da nun auch in
der iranischen Völkergeschichte deutliche Spuren (vgl. Kiepert,
Lehrb. § 57) darauf hinweisen, dass die älteste Periode der irani¬
schen Ansiedelung »vor Eroberung und Besiedelung der west¬
lichen medisch-persischen Gebiete östlich der grossen Wüste« sich
abgespielt habe, so scheint es mir in der Natur dieser Verhält¬
nisse zu liegen, eben dieses östliche Iran, die alten Provinzen
Sogdiane, Baktriane, das Gebiet der Paropamisaden u. s. w. jeden¬
falls zunächst für die Heimat der Arier in’s Auge zu fassen.«
Um die Wohnsitze der Westindogermanen zur Zeit ihrer
Cultureinheit zu bestimmen, unternimmt Schräder (S. 617 f.)
den Versuch, eine »Vorstellung von den ältesten ethnographischen
Verhältnissen unseres Erdtheils« zu gewinnen. Indem er die histori¬
schen Nachrichten über das Vorrücken der einzelnen Völker prüft,
kommt er (S. 625) zum Resultate, dass der Schauplatz dieser
Cultureinheit zwar nicht nothwendig in Europa gesucht werden
müsse; da aber eine entsprechende Örtlichkeit in unserem Erd-
theile allerdings und zwar nur einmal, vorhanden ist, so sei diese
zunächst ins Auge zu fassen. Als solche erscheint ihm das Terrain,
welches »im Süden von der Donau und dem Meere, im Osten
von dem Dniepr, im Norden von den Wäldern und Sümpfen
Wolhyniens, im Westen von den Karpathen begrenzt« wird. Hier
konnte sich die Terminologie für die verschiedenen Waldbäume
und den ausgebildeteren Ackerbau entwickeln; hier mochten den
Westindogermanen »auch neue Jagdthiere, wie Hirsche und Rehe,
entgegentreten . . . hier konnte sich den Indogermanen in dem An¬
blick des Meeres eine neue Welt eröffnen . . . Schliesslich aber
lässt sich von der geschilderten Örtlichkeit aus auch am einfachsten
und ungezwungensten das Einrücken der einzelnen indogermani¬
schen Völker in ihre ältesten historischen Wohnsitze begreifen.«
»Gehen wir von der Voraussetzung aus,« heisst es dann
(S. 631) weiter, »dass die Vorwärtsbewegung der europäischen
wie der arischen Indogermanen auf dem europäisch-asiatischen
Steppengebiet, aus welchem beide in die oben bestimmten Wohn¬
sitze eintraten, von ihrem hypothetischen Ausgangspunkte aus
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320
Nr. 10. — Oksterreichisches Litte«aturblatt. — I. Jahrgang.
ein gleichmässigcs, d. h. über gleiche Entfernungen sich
erstreckendes gewesen sei, so würde eine Linie, welche wir von
den Mündungen der Donau bis zu dem mittleren Laufe
der Wolga, etwa bis zu ihrer östlichen Ausbuchtung an der
Einmündung der Samara, uns gezogen denken, der geographi¬
schen Länge einer zweiten Linie entsprechen, welche von dem
zuletzt genannten Punkte aus nach dem oberen Laufe des Oxus
oder Jaxartes gefällt würde. Wir würden durch diese Betrachtung
demnach in den Südosten des eu ropäischen Russland und
an den Mittellauf der Wolga als Lebensader der indogermanischen
Urheimat geführt werden.« — Da den Indogermanen wohl das
Pferd (vielleicht im wilden Zustande), nicht aber der Esel und
das Kameel bekannt war, so ist Schräder der Meinung, »dass
dieser des Esels und Kameels entbehrende, das Pferd benutzen¬
de Zustand der indogermanischen Viehzucht dafür spricht, dass
die Ursitze der Indogermanen eher in dem europäischen als in
dem asiatischen Theil des grossen Steppengebietes zu suchen
sind.« »Schwierigkeiten bereitet das Vorhandensein des Bären in
der indogermanischen Fauna, der offenbar kein eigentliches Steppen¬
thier ist. Wir werden daher die Wohnsitze der Indogerm, soweit
nördlich vorschieben müssen, dass Streifziige des mittelrussischen
und uralischen Bären in die Steppe denkbar sind.« (S. 637.) »Ge¬
richtet dürfen wir uns die Ausbreitung der Indogermanen in der
frühesten Zeit nach dem Südwesten und dem Südosten, weniger
nach dem Süden (entlang der Wolga) denken, aus dem einfachen
Grunde, weil man sich so lange als möglich vor dem Ein rücken
in die öde und sandige Steppe des Kaspisees hüten mochte. So
kam es auch, dass das Meer den ungethciltcn Indogermanen noch
nicht bekannt wurde.« (S. 634.)
Aus der vorgeschlagenen Idealisierung erklären sich »am
einfachsten die mannigfaltigen Berührungen zwischen finni¬
scher und indogermanischer Sprache und Art,« vorzüglich auch
die Bekanntschaft der Indogermanen mit dem Kupfer, das sie
aus der finnischen Welt erhielten (S. 362), sodann spreche dafür
der uralte Name der Wolga: 'Pä (bei Ptolom.), hervorgegangen
aus f Pa-Fa, urindog. * sriiva , sanskr. sravä, giri-sravü, Berg¬
strom, griech. altslav. ostrovu (Insel), finnisch Rau, Kawa.
Endlich stimme — mit geringen Ausnahmen — das Klima, die
Flora und Fauna und das ganze Gepräge der Steppe mit den
aus sprachlichen Zeugnissen erschlossenen Zuständen der indog.
Vorzeit.
Prüfen wir die vorgebrachten Gründe, so erscheint als ein¬
zig feststehende Thatsache, dass die Wohnsitze der Arier vor
ihrer Scheidung in Inder und Iranier im östlichen Iran zu suchen
sind ; alles Andere ist geistreiche Hypothese.
Fürs erste darf die scheinbare Armut der indog. Sprache
an gemeinsamen Pflanzen- und Thiernamen nicht derart ins Feld
geführt werden, wie es bei Schräder geschieht. Er selbst gibt
dies an einer anderen Stelle (S. 164 f.) unbedenklich zu. Er sagt:
»Der indog. Sprachstamm erstreckt sich nach A. G r i s e b a c h
durch drei Vegetationsgebiete der Erde, das indische Monsun¬
gebiet, das europäisch-asiatische Steppengebiet und das Wald¬
gebiet des östlichen Continents, ein jedes mit einer ihm eigen-
thümlichen Fauna und Flora. Mag man nun den ursprünglichen
Ausgangspunkt der Indogermanen verlegen, wohin man will, es
ist geradezu undenkbar, dass die ursprünglichen Thier- und
Pflanzennamen bei der allmüligen Ausbreitung der indog. Stämme
sich treu erhalten haben sollten. Wie können die Namen
der Dinge bestehen, wenn diese Dinge selbst
vielleicht seit Jahrtausenden dem Blicke der
Menschen entschwunden sind? Blickt man z. B. auf
die doch fast nur dialektisch verschiedenen indisch-iranischen
Sprachen, so findet sich aus der gesummten Pflanzenwelt fast
nur die gottgespendete Somapfianze, deren irdischer Repräsentant
nur mit Schwierigkeit zu bestimmen ist, mit einem einheitlichen
Namen bei beiden Stämmen benannt, ohne dass man sich diese
Thatsache anders als aus der völligen Verschiedenheit der ge¬
schichtlichen Wohnsitze beider Völker in pfianzengeographiseher
Hinsicht erklären wird. Es genügt daher ein sehr einfacher Act
der Überlegung, um einzusehen, dass Umstände wie die, dass
sich urindogerm. Benennungen des Löwen, des Tigeis, des Ka¬
meels etc. nicht mit Sicherheit ermilteln lassen, weder für noch
gegen die europäische oder asiatische Hypothese von der Ur¬
heimat der Indogermanen entscheidend in die Wagschale fallen
können.« — Warum argumentiert also Schräder trotz dieser
richtigen Erkenntnis — die M ü 1 l e n h o f f (D. A. III, 165, 1S92)
theilt — im 14. Cap. des IV. Abschnitts so ganz anders? Doch
gehen wir ins Detail ein !
Das Pferd stammt — nach K 1 ö d e n, Hdb. d. Erdk. 4 I b,
1126 — aus der Wüste Gobi in Hochasien, wo sich noch heute
der wilde Tarpan findet. Ein vielleicht wirklich wildes Pferd
(<equus Przewalskyi) wurde vom russischen Reisenden Przewalsky
im Tarimbecken, südlich vom Thian-Schan, entdeckt. Es geht
(Klöden, 1154) im eranischen und tibetanischen Hochlande bis
16.000 Fuss hinauf. Können es die Indogermanen, die es im
wilden Zustande kannten, nicht ebensogut in der Nähe seiner
Heimat als — in der südrussischen Steppe kennen gelernt haben?
Nach Wi Icke ns (Grundz. d. Naturg. der Hausth. 1880) ist
der nordafrikanische Steppenesel der Vater unseres Hausesels;
der Gurkur, welcher vielleicht auch zur Bildung der Hausracen
beitrug, bewohnt Syrien, Arabien, Persien und Indien; dem
Pferde am nächsten steht der Kulau, dieser lebt (Klöden, 1154)
in Hochasien, im Süden und Westen bis an den unteren Indus
und nach Eran, im Norden bis zum Irtysch. Wilde Kameele sind
von Przewalsky ebenfalls im Tarimbecken bei Lop-Nor entdeckt
worden; das Dromedar findet sich (Klöden, 1125) im nörd¬
lichen Afrika und im arabisch-syrisch-persischcn Bezirk; das
zweihöckerige Kameel lebt im Zustande der Freiheit (Klöden,
1154) an den »nördlichen Grenzen von China, in den Wüsten
zwischen Indien und China, in Turkistan und in der Dsungarei.
Es verkümmert in Dauricn und Amurland, schon in der Mongolei
ist es kleiner«. Es ist nun eigenthümlich, dass als die german.-
slav. Bezeichnung des Kameels got. ulbamius , ahd. olbenta , alt¬
slav. velibqdu erscheint, welche an griech. e'/.söfag, lat. elephantus
erinnert. Da man doch nicht voraussetzen kann, dass die nordi¬
schen Stämme das Kameel mit dem Klephanten verwechselten,
so ist ein urzeitlicher Thiername eiephant-ulbandus anzunehmen,*)
dessen Bedeutung später ebenso auseinander gieng, wie sansk.
iishtra , zend. ushtra , Kameel, im Veda noch eine zahme und
wilde Büffelart bezeichnet. — Der Esel war in der arischen
Periode kaum schon gezähmt (Schräder, 386); ich sehe also
nicht ein, warum das später so beliebte Hausthier, wenn es den
Indogermanen zufällig im wilden Zustand zu Gesicht kam, nicht
ebenso mit dem wilden Pferde verwechselt werden konnte, wie
der Fuchs, für den ja auch — obwohl er in der Steppe nicht
fehlt — kein gemeinsamer indog. Name existiert, etwa mit dem
Hunde identiliciert wurde. Ist es sodann nicht besser, von den
»Streifzügen des russischen Bären« in die Steppe abzuschen und
die fischreiche Wolga zu verlassen, da der Mangel einer etvmol.
verwandten Benennung der Fische und ihrer Arten in der Ur¬
sprache auch nach Schräder (vgl. S. 165) nicht auf den Ver¬
lust alten Sprachguts basieren kann?
Herzfelder J., Goethe in der Schweis. Eine Studie
zu Goethes Leben. Leipzig, S. Hirzel, 1891, 8", (221 S.,
sammt Register), fl. 2.16.
Das sehr gefällige Buch, welches aus einer Reihe
von Aufsätzen in Zeitungen und Zeitschriften erwachsen
ist, bringt nach Veröffentlichung der Tagebücher und L.
Hirzeis Forschungen wesentlich Neues nicht, berichtigt
aber eine Menge bisher ungenauer Angaben und ergänzt
manche Stelle in dankbarer Art, namentlich in Hinsicht
auf die Oertlichkciten, die Goethe aufseinen vier Schweizer¬
reisen berührt hat. Die Specialschrift, die sich indes
keineswegs auf die geographischen Grenzen beschränkt,
stellt im Zusammenhänge recht hübsch auseinander,
welch wohlthuende Rührigkeit Goethe besonders 1779
und 1797 in den helvetischen Bergen entfaltete, als er
so nachdrücklich Natur und Kunst studierte und überall
der Besten wahrnahm. Manche Notiz gehörte allerdings
nur in eine Anmerkung. Goethes Beziehungen zur Schweiz
waren vielfacher Art; da wäre schon auf das dem
»Götz« zugedachte Motto aus Hallers »Usong« hinzu¬
weisen. S. 14 bemerkt H., dass nicht Lips, wie nach
»Dichtung und Wahrheit« noch Goethe-Schriften 5, XXX
steht, Goethes, Lavaters und Basedows Reisegenosse am
Rhein gewesen (1774), sondern G. F. Schmoll. Die
Beziehungen Goethes zu Bäbe Schulthess sind erst in
letzter Zeit aufgehellt worden und stellen sich nun als
sehr bedeutend heraus. Bäbe’s Silhouette schmückt das
*) Klug e, Spr.-Gesch. in Pauls Grundr. I, 323, findet freilich,
dass hier eine »Entlehnung dunklen Ursprunges« vorliege.
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Nr. 10. — Oesterrekjhisches Litteraturbi.att. — 1. Jahrgang.
322
321
jüngste Goethe-Jahrbuch, 17 Briefe an Goethe sind dort-
selbst aus dem Weimarer Archiv abgedruckt, die H. noch
nicht benützen konnte; sie gehören den Jahren 1792 — 97
an. Das Zusammentreffen in Constanz 1788, wohin Goethe
über den Splügen und Thur gelangt, hat durch die licht¬
volle Abhandlung von B. Suphan, G.-J. 13, 149, seine
endgiltige Darstellung erfahren. An »Jery und Bätely«
klebt wohl nichts Weimarisches, das Singspiel ist echt
schweizerisch nach Tpn und Decoration; wenn man sich
aber auf Goethes allgemein gehaltenen Auftrag an den
Componisten Kayser zu berufen pflegt, so mache ich da¬
gegen geltend, dass die dünne Charakterisierung der
handelnden Personen eine nähere Ausdeutung gar nicht
zulässt. Auf der letzten Schweizerreise empfieng Goethe
von dem Spinner- und Webergewerke am Zürichersee
eine fruchtbare Anregung zur bekannten Episode in den
»Wanderjahren« ; nachdem nun Suphan die Aufzeich¬
nungen II. Meyers über den Gegenstand aufgefunden
(G.-J. 13, 150), wissen wir, dass diesem der Hauptan-
theil an jener berühmten Stelle gebührt. Einige kleine
Verstösse sind mir im Buche von H. begegnet, die leicht
zu vermeiden gewesen wären. Das erste Zusammen¬
treffen Goethes mit dem weimarischen Prinzen fand schon
im December 1774 in Frankfurt statt. Goethe traf im
Mai 1775 Klopstock auch nicht mehr in Carlsruhe (S. 5);
dieser war schon längst über Frankfurt und Göttingen
nach Hamburg abgereist (Goedecke 4 2 , 438). Die Be¬
sprechung der Montblanc-Ansichten von Birmann dürfte
Meyers sein (S. 197). Bertheaus »Susanne« lehnt H. mit
Recht ab. Schliesslich möchte ich noch als Ansicht gegen
Ansicht bemerken, dass mir eine Bezeichnung wichtiger
Goethestätten durch Denktafeln doch nicht als »Fettisch-
dienst« erscheint; das Denkmal am Brenner Posthause
ist z. B. auch gar nicht aufdringlich, sondern scheint
mir eher zu einfach für eine Stelle, von der aus Goethe
vor dem Abstieg nach Italien (1786) an Frau v. Stein
geschrieben : »Gedenck an mich in dieser wichtigen
Epoche meines Lebens.« Die Kinderei am Walchensee
will ich dabei keineswegs in Schutz nehmen.
Bielitz. Dr. S. M. Prem.
Aufrecht, Dr. Theodor, of the University of Bonn:
Florentine Sanscrit Manuscripts y examined . Leipzig.
Printed and Sold hy G. Kreysing, 1892. 8° (IV u. 181 S.) II. 4.80.
Von dem unermüdlichen Forscher auf dem Gebiete
der Sanskrithandschriften erhalten wir hier eine Beschrei¬
bung der Sanskritmanuskripte, welche der Bibliotheca
Nazionale und dem Istituto di Studi Superiori zu
Florenz angehören. Die schöne Sammlung der Biblio¬
theca Nazionale hatte Conte Angelo de Gubernatis
während seiner Reisen in Ostindien 1885 —1886 zu Be¬
nares erworben. Die kleinere Collection des Istituto kam
vornehmlich durch Professor Kielhorn’s Vermittlung zu
stände. Die 416 Nummern der Nationalbibliothek, welche
A. näher geprüft, vertheilen sich auf die wichtigsten
Zweige der altindischen Litteratur. Die bescheidenste
Stelle nehmen die Vedica mit nur 9 Nummern ein,
Mahäbhärata und Puränas, die Kunstpoesie, das Recht,
Grammatik und Lexikographie, Philosophie sind in der an¬
nähernd gleichen Stärke von 50 Nummern vertreten. Am
reichhaltigsten zeigt sich die Abtheilung Astronomie und
Astrologie. Die 87 MSS. des Istituto vertheilen sich auf
die gleichen Fächer.
Die meisten Handschriften stammen aus der Zeit
zwischen der Mitte des vorigen und dem Anfang dieses
Jahrhunderts; einzelne sind noch jüngeren Datums. Eine
Ausnahme machen die grammatischen und lexikalischen
Werke, von denen nicht wenige, vorzüglich Jainahand-
schriften, dem 17. Jahrh. angehören. Hemäcandra’s Lingä
nusäsanam ist in einer Abschrift aus der Zeit von 1550
vertreten; ein MS. des Väkyaprakäsa entstammt dem
Ende des 16. Jahrhunderts.
In der Beschreibung der MSS. hat sich A. auf die
nothwendigsten äussern Details beschränkt. Die sparsamen
Andeutungen, welche von dem Inhalt gegeben werden,
machen es unmöglich, den Literarhistorischen Werth
mehrerer Werke näher zu prüfen, deren Titel ein beson¬
deres Interesse zu wecken geeignet wäre. Von einer wesent¬
lichen Erweiterung unserer Kenntnis der Sanskritlitteratur
durch vorliegende Sammlung werden wir wohl kaum
reden können.
Wien. Jos. Dahlmann S. J.
Schulze, Guilelmus, Priv. doc. in Univ. Litt. Gryphi-
ensi: Quaestiones epicae. Gueterslohae, typis et sump-
tibus C. Bertelsmanni, 1892. gr. 8°. (VIII u. 575 S.)
fl. 7.20.
Dieses Buch, welches Johannes Schmidt und Adolph
Kiessling gewidmet ist, behandelt in ausführlicher Weise
alle Fragen, welche auf die Metrik des Epos Bezug
haben, zieht aber auch an vielen Stellen Lyrik und Drama
in den Kreis der Betrachtungen. Der Verf. bewegt sich
auf dem ziemlich schwierigen Gebiete der homerischen
Metrik mit grosser Gewandtheit und gelangt oft zu neuen,
überraschenden Resultaten, wobei er natürlich mit den
meisten der bisherigen Forscher in Widerspruch geräth.
— Andererseits ist Ref. keineswegs geneigt, allem unbe¬
dingt beizupflichten, was S. vorträgt, der in vielen Fällen
mehr auf Offensive als auf Sicherung seiner eigenen
Stellung bedacht ist. So scheint es denn doch bedenk¬
lich, die Doppelzeitigkeit der ersten Silbe in dem Worte
auf Grund der Etymologie der Alten (Plato Gorg.
493 ß’. und Kratyl. 403 Ä.) aus *Av-FiS-> *!AF-Fi8->
*Ao(F)io-^> 'A(F)tS- und ’AFio- als eine mit a priva -
tivum gebildete Form neben *’Av-Ft§- zu setzen (p. 468).
Ebenso dürfte (p. 55 ff.) die Ableitung von s'jaös aus
# saFaos> *sFFaos> ViFaos (ähnl. soa ys aus ‘soFays),
ferner von aospösiv aus *avFEpös»v> *aFFspöstv> *a*j-
Fspö=iv^> 7 .’j£0’;£'v und xaod^aig aus "y.ai-Fdc^tg^ *xaF-
Fd4atc^> *xaoFd4atg> xaodjatc, welche S. acceptiert
hat, kaum allgemein angenommen werden, da dieser laut¬
liche Übergang mit der gewöhnlichen und viel leichter
verständlichen Assimilation von oF, tF, vF zu oo, rc, vv
im Widerspruche steht, von dem sich jedoch S. keines¬
wegs beirren lässt. — Zum Schlüsse eine kurze Über¬
sicht des in den Quaestiones epicae Gebotenen: Der Verf.
hat sein Werk in drei Bücher getheilt, von denen das
erste über die Wirkung der Analogie bei Veränderung
der Quantität einer Silbe, über den Ersatz von a, o, s
durch at, oi, si, über die Dehnung der Silben, als deren
Ursache man gewöhnlich das zwischen Vocalen stehende
F ansieht und über das F innnerhalb der Worte, wenn
es nach einem Consonanten folgt, handelt. Das zweite
Buch ist betitelt: De productione metrica ; hier bespricht
S. die Dehnung von kurzen Silben, welche platzgreifen
musste, um ein Wort überhaupt im epischen Verse unter¬
bringen zu können. Das dritte Buch zerfällt in drei
Theile und behandelt die atiyot axsfaXot. ot. Xa 7 apo{,
ot. pietoop oi. Ein Nachtrag handelt über einige ausser-
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323
Nr. 10. — Oesterreichisches Litteraturblait. — I. Jahrgang.
324
halb dieser Eintheilung stehende Fragen; den Schluss
bilden Zusätze, Verbesserungen und Indices.
Gmunden. Dr. Hans Bohatta.
Neue Erscheinungen:
1’ c i s e r F. E., Die hetitischen Inschriften. Berlin, Peiser. 4°.
(XV u. 128 S.) fi. 3.60.
Martin J., Die Proverbes du Contc de Brctaigne nebst Belegen
aus german. u. roman. Sprachen. Erlangen, G. Metzer und
A. Eiffländer. gr. 8 °. (37 S.) fl. —.48.
K ü 1 d a B. M., Moravski närodni pohädky a povesti sebral a
zaslal Jan Pleskäö, farär v Olesnici na Morave a jini. Prag,
Kotraba. kl. 8 °. (276 S.) fl. -.90.
Franzos K. E., Die Suggestion u. d. Dichtung. Berlin, Fontane.
8 °-(XXX u. 129 S.) fl. 1.20.
Chamberlain H. S., Das Drama Richard Wagner’s. Leipzig.
Breitkopf u. Härtel, gr. 8 °. (VIII u. 144 S.) 11. 1.80.
Krapp F., Der substantivierte Infinitiv, abhängig v. Präpositionen
u. Präpositionsadverbien in d. historisch. Gräcität. Heidelberg,
Winter, gr. 8 °. (V u. 111 S.) fl. 1.80.
Barten J., Das idiomatische System zur Erlernung d. englisch.
Umgangssprache. Hamburg. Boysen. 8 °. (III u. 113 S.) fl. 1.50.
Weiss K., Herders »Cid«, ethisch ausgelegt. Leipzig, Baedeker,
gr. 8 U . (VI u. 101 S.) fl. —.60.
En giert S., Heinrichs Buch oder d. Junker u. d. treue Heinrich.
Ein Rittermärchen. Nach e. Dillinger Handschrift, m. Einleitung.
Würzburg. Stüber, gr. 8 °. (XVII u. 66 S.) fl. 1 . 20 .
In Kürze erscheint im Verlage C. F. H a e s e I e r in Kiel:
»Dax Amarufataka « in seinen Recensionen dargestellt m. Einleitg.
u. Auszügen aus d. Commcntatoren herausgegb. v. D. R. S i m o n.
Preis ca. fl. 4.80.
Länder- und Völkerkunde.
Dalberg, Friedr. Freih. von, k. u. k. Lieutenant a. D.:
Palästina. Ein Sommerausflug. Mit Illustrationen
und einer Karte. Würzburg und Wien. Verlag v. Leu Wörl.
1892. 4° (IV u. 235 S.)
Unser Urtheil über dieses Buch lautet kurz: Im
hohen Grade interessant, ungewöhnlich instructiv, in den
Schilderungen lebendig und anschaulich, dabei, wie jede
Zeile verräth, ein Dictat echter Frömmigkeit. Die Palästiner¬
fahrt, die den Gegenstand dieser Schilderungen bildet,
geht von Wien nach Alexandrien, Kairo, Chaifa, Na¬
zareth, Thabor, zum See Gencsareth, nach Kana in
Galiläa; endlich von Nazareth nach Jerusalem. Die Lage
der Stadt, in der einst der Gekreuzigte sein »Es ist voll¬
bracht!« rief, und ihre Heiligthümer treten uns anschau¬
lichst vor die Augen. Wir wandern mit dem Verf. nach
Bethlehem, St. Johann im Gebirge und Emaus. In die
Schilderungen sind überall historische Notizen eingestreut,
die dem Buch einen ganz besonderen Wert verleihen.
Dasselbe gilt von den 154 schön gearbeiteten Illustrationen,
wenn wir auch nicht von allen behaupten möchten, dass
sie unbedingt zum Texte gehören, eine Bemerkung, die
selbstverständlich nicht den Verf. trifft. F. Süd.
Globus, hrsg. v. R. Andrec (Braunschweig, Vieweg & Sohn).
LXII, 4—6.
(4.) v. Seidlitz, Pastuchows Besteigung des Chalaza im
Kaukasus. — Hasscrt, Der Scutarisee. III. (Fortsetzg. in Nr. 6.)
— Sei er, Ein neuer Versuch zur Entzifferung der Mayaschrift.
— Repsold, Engl. Mohammedaner. — Die Urbewohner Japans.
— Die ewig gefrorenen Bodenschichten Ostsibiriens.
(5.) Schlagi nt weit, Bntisch-Belutschistan. (Fortsetzg. in
Nr. 6.) — Ehrenreich, Südamerikanische Stromfahrten III. —
Hoops, Schlcgel’s Lösung der Fu-sang-Frage. — Vollmer,
Die Zustände auf den Gilbertinseln. — Friedr. Müller, Wand¬
lungen im sogen. Chinook-Jargon.
(6.) Gebhardt, Der Gletschersturz am Skcidarärjökull auf
Island (März 1892). — Möwes, Die Eibe in d. Volkskunde. —
Die hydrograph. Erforschung d. Schwarzen Meeres. — Aus allen
Erdtheilen. — Bücherschau.
Neue Erscheinungen:
Rehor F., Die Juden in Galizien. Eine Studie. Aus d. Böhm,
übertr. u. m. Anm. versehen v. M. Grünwald. Frankfurt am
Main, Kauffmann. gr.- 8 °. (15 S.) fl. —.60.
Szendrey M., Miskolcz väros törtencte es egyetemes leiräsa.
(Geschichte u. allgem. Topographie der Stadt Miskolcz.) III. Bd.
Urkundensammlung. Miskolcz. Löwy & Sohn. gr.- 8 °. (602 S.)
Reyer E., Ursachen d. Deformation u. d. Gebirgsbildung. Leipzig,
Engelmann. gr.- 8 °. (40 S. m. 8 Taf.) fl. 1.08.
Schilling O., Das Reich Monomotapa, sein erstes Bekanntwerden,
sein Name und seine Darstellung auf den Karten des 16.—19.
Jhdts. Leipzig, Fock. gr.-4°. (54 S. m. 5 Taf.) fl. 1.20.
Bei den Albanesen. Vortrag im D. u. Oe. A.-V. vom I. Vor¬
stand. Würzburg, Woerl. gr.-16°. (72 S.) fl. —.60.
Zollingcr F., Zwei Flussverschiebungen im Berner Oberland.
Basel, Janke. gr.-4°. (39 S. m. 1 färb, geolog. Karte.) fl. 1.50.
Mair G., Res Raeticae. a) Der Brenner, Pryenn und Herodots
IIopTjVV]. b) Die Wohnsitze d. Genauni. Ein Beitrag zur ältesten
Geschichte Tirols. Klagenfurt, Kleinmayr. gr.- 8 ". (XXVIII S.)
fl. —.60.
Eine »Bibliotheca Geographica liungarica c (bis zum Jahre
1849) von Dr. Rud. Havass besorgt, wird im Octobcr d. J. im
Verlag von Dobrowsky u. Frankl in Budapest erscheinen. (2 Bde.
gr.- 8 °. zu fl. 4 im Subscriptionswege).
Am 15. Juli d. J. wurde das erste Heft des Bandes Tirol
u. Vorarlberg aus dem Werke >Die Österr.-ungar. Monarchie
in Wort und Bild « ausgegeben, der ungefähr 15 Lieferungen um¬
fassen soll und sich folgendermassen gliedert: 1. Landschaftliche
Schilderungen: Dcutschtirol v. Prof. K. W. v. Dalla Torre
(Innsbruck): Welschtirol v. Chr. Schneller (Innsbruck); Vorarl¬
berg v. Prof. A. E. Seibert (Bozen). — 2. Vorgeschichte u. Ge¬
schichte: Vorgeschichtl. Verhältnisse v. Univ.-Prof. F. v. Wieser
(Innsbruck); Römerzeit v. Univ.-Prof. J. Jung (Prag); Landes¬
geschichte Tirols seit Erlöschen d. Römcrherrschaft v. Ptof. J.
Egger (Innsbruck); Landesgesch. Vorarlbergs v. Prof. J. Zös-
mair (Innsbruck). — 3. Volkskunde: Phys. Beschaffenheit der
Bevölkerung v. Hofr. Univ.-Prof. K. Toi dt (Wien); Sitten und
Bräuche, Sagen, Volkslied u. Volksschauspiel, Trachten, Ortsan¬
lagen u. Wohnungen der Deutschen in Tirol v. Univ.-Bibliothekar
L. v. Hör mann (Innsbruck); dasselbe in Vorarlberg v. Dir. H.
Sander (Innsbruck); dasselbe der Romanen (ausser Volkslied u.
Schauspiel) von Chr. Schneller; Volkslied u. Volksschauspiel,
sowie Dialect u. Dialectdichtung der Italiener v. Univ.-Prof. F.
Dcmattio (Innsbruck); Dialect d. Deutschen v. Prof. V. Hin tner
(Wien); der Ladiner v. Prof. J Alton (Wien); Musik u. Volks¬
musik v. Ph. Mayer (Innsbruck). — 4. Litteratur: Deutsche v.
Reg.-Rath J. v. Zingerle (Gufidaun); Italienische, v. F. De-
mattio. — 5. Bildende Kunst: Architectur, einschliessl. d. Burgen
u. Schlösser in Tirol, v. Dir. J. Deininger (Innsbruck); dasselbe
in Vorarlberg v. Dr. S. Jenny (Hard b. Bregenz); Malerei und
Plastik v. k. Rath D. v. Schön herr (Innsbruck); Kunst- und
Hausindustrie v. J. Deininger. — 6 . Volkswirtschaft!. Leben:
Viehzucht, Land- und Alpenwirthschaft von Prof. J. Kalten-
egger (Brixen); Wein- u. Obstbau, Seidenzucht v. Dir. E. Mach,
(S. Michele a. E.); Forstwesen v. Oberförster Prof. A. v. Gutten-
berg (Wien); Jagd u. Fischerei v. L. Frh. v. Lazzarini (Inns¬
bruck); Bergbau u. Hüttenwesen, Handel, Gewerbe u. Industrie
v. Dr. J. An ge rer (Hall). — Illustrationen von Frau Kronprin-
zessin-Wittwe Stephanie, R. Bernt, H. Charlcmont, F. v.
Defregger, J. Deinininger, H. Engl, AL Gabi, T. Grub-
hofer, W. Hecht, E. v. Lichtenfels, R. v. Ottenfeld, G.
Seelos, K. v. Siegl, J. Wopfner, E. v. Wörndle.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Etudes sociales catholiques. Pub Hees par G . De -
curtins , /.: Oeuvres choisies de Mgr. Ketteier.
Traduites et precedees d'ime introduction . Fribourg.
Librairie de l’universite. 1892. 8 °. (LXIII u. 79 S.). fl. —.90.
Wir stehen einem sehr zeitgemässen Werke gegen¬
über, wie der Verf. selbst in seiner Einleitung begründet.
Wie der letzte Brüsseler internationale socialistische Con-
gress gezeigt, hat die deutsche Gruppe auf dieser Seite
die Führung übernommen, welche Rolle ihr auch ange¬
sichts des grundsätzlichen Charakters ihrer Bestrebungen
vor Allen zukommt. Gerade dieser Zug der deutschen
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325
Nr. 10. — Oesterreichischks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
326
Socialdemokratie, welcher nicht bloss die socialen und
volkswirthschaftlichen Fragen an sich, sondern auch
deren religiöse Seite umfasst, rief auch das Eingreifen
der katholischen Bewegung hervor, als deren Pionier der
unvergessliche Bischof Ketteier bahnbrechend auftrat.
Den Anfängen seines Auftretens ist die Einleitung vor¬
zugsweise gewidmet; es gewährt dieselbe so zugleich
einen klaren Ueberblick auf die neue sociale Bewegung
in Deutschland, aus welchem u. A. hervorgeht, dass der
Mainzer Bischof schon vor Lassalle’s Auftreten, nämlich
im Jahre 1848, in die sociale Arena eintrat. Decurtins
bezweckt übrigens mit seiner Sammlung nicht bloss die
Kenntnis der Schriften Ketteler’s zu vermitteln. Nach
Letzterem kommen auch P. Lehmkuhl und der öster¬
reichische Socialpolitiker Frhr. von Vogelsang an die
Reihe, dann die Werke englischer und nordamerikani¬
scher Bischöfe, wüe Manning und Gibbons, endlich der
Commentar zur Encyklica »Raum novarum « von
P. Berthier, dem derzeit der katholischen Universität
in Freiburg (Schweiz) als Rector vorstehenden gelehrten
Dominikaner. Das Werk ist Sr. Eminenz dem Cardinal-
staatssecretär Rampolla gewidmet.
Das vorliegende erste Heft der » Etudes « enthält
die französische Uebersetzung der am 19. November 1848
vom Bischof von Mainz in seiner Kathedrale gehaltenen
Kirchw^eihpredigt, in der er nach der Summa des hl.
Thomas die katholische Lehre vom Eigenthum ent¬
wickelte, die Predigten vom 1. und 2. Adventsonntag
gleichen Jahres, w r o er diese Eigenthumstheorie auf die
sociale Basis der Gegenwart anwendete, endlich die un¬
sterbliche Rede, welche der streitbare Oberhirt im Juli
1864 an eine katholische Volksversammlung auf der
Liebfrauenheide bei Offenbach am Main richtete, deren
Beleuchtung der Arbeiterfrage im Verhältnis zur Religion
und Moral sein Programm darlegte. D. ist ein romanisch
sprechender Graubündtner und als solcher mit grosser
Leichtigkeit der Aneignung fremder Idiome begabt. Wie
er als Redner die französische Sprache vollständig be¬
herrscht, so verräth auch seine formvollendete Ueber-
tragung nirgends den Nichtfranzosen. Dass er sein Werk
französisch schreibt, dafür liegt die Rechtfertigung schon
in dem zu Anfang Gesagten. Der Verf. will übrigens
nicht bloss zu allen romanischen Nationen, sondern auch
zu den slavischen reden und zur Verwirklichung der
socialen Lehren Leo XIII. beitragen, indem er die besten
Erscheinungen der einschlägigen katholischen Litteratur
zu allgemeinerer Kenntnis bringt. — Wenn diese schöne
Aufgabe einem katholischen Demokraten Vorbehalten war,
so erblicken wir auch hierin kein böses Omen, indem
ja die weitsichtige Politik des Vaticans selbst die demo¬
kratische Strömung der Gegenwart als ein wesentliches
Moment der künftigen Entwicklung in Anschlag bringt.
Frauenfeld (Schweiz). Edw. Ramsperger.
Engels Friedrich: In Sachen Brentano contra Marx
wegen angeblicher Citatsfälschung. Geschichtser¬
zählung und Documente. Hamburg, Meissner, 1891 .gr.-8°
(III u. 75 S.) fl. —.60.
Es ist ein alter Streit, welchen die vorliegende
Publication wieder in Erinnerung bringt. Der Streit selbst
hat nur deswegen Interesse, weil die Person von Karl
Marx eine so hervorragende Rolle in der socialistischen
Bewegung und wohl auch in der nationalökonomischen
Wissenschaft gespielt hat, dass immerhin auch seine
persönlichen Charaktereigenschaften für einen bestimmten
Leserkreis beachtenswerth erscheinen mögen. Nur um
persönliche Eigenschaften des bekannten Agitators, genauer
gesagt darum handelt es sich, ob Marx absichtlich ein
Citat gefälscht habe, oder nicht, ob er also wahrheits¬
liebend w r ar oder nicht.
Das Citat an sich bietet heute kaum ein tieferes
wissenschaftliches oder irgend ein sonstiges Interesse;
es bezog sich auf eine Rede des gefeierten englischen
Staatsmannes Gladstone, eine Rede, die im Jahre 1863
gehalten worden war, und wurde von Marx in der In-
auguraladresse des Generalrathes der Internationale vom
Jahre 1864 und in seinem Werke: »Das Kapital« ge¬
bracht. 1872 hat nun Lujo Brentano, damals als Ano¬
nymus, die Behauptung aufgestellt, Marx habe zur
Äusserung Gladstone’s den Satz: »Diese berauschende
Vermehrung von Reichthum und Macht (in England) ist
ganz und gar auf die besitzenden Classen beschränkt«
»hinzu ö elogen«. Darüber entstand eine heftige Polemik
zwischen Brentano und Sedley - Talor in Cambridge
einerseits u. Marx, dessen Tochter Eleanor und später
Engels andererseits, der die ganze Frage in verschie¬
denen Formen und unter verschiedenen Gesichtspunkten
in einer Weise erörterte, die hier näher zu beleuchten
eben nicht sehr erbaulich und anregend wäre. Brentano
hat nun, angeregt durch Engels Vorrede zur 4. Auflage
des Kapitals, in der Publikation: »Meine Polemik mit
Karl Marx, Berlin, 1890« den unentschiedenen Streit
wdeder aufgenommen und so Engels zur vorliegenden
Antwort veranlasst. Auch diese zu lesen, ist wenig er¬
baulich; darüber kurz und doch erschöpfend zu refer¬
ieren, ist aber einfach unmöglich; die Schrift will, damit
man urtheilen könne, gelesen sein, denn ihre Bedeutung
liegt mehr in der Art, als im Gegenstände der Polemik.
Für Marxforscher bietet sie jedenfalls Interesse, für
Marxverehrer wird sie zweifellos erfreulich sein.
Wien. Schullern.
Finanz-Archiv, hrsg. v. G. Schanz (Stuttgart, Cotta). IX, 1.
Vocke, Steuerobject u. Kealsteuer. — Sattler, Die
Schulden des preuss. Staates v. 1870—91. — Zeller, Die Be¬
steuerung der Wandergewerbe in Württemberg. — Preuss. Gesetz
betr. d. Verbot d. Privathandels mit Staatslotterieloseri. — Gesetz
f. d. Grossherzogthuin Oldenburg, betr. d. öffentl. Lotterien und
Ausspielungen. — Österr. Gesetz vom 4. August 1891 betr. die
Abänderung des Gesetzes vom 20. Juni 1888 hinsichtlich der
Regelung der individuellen Vertheilung d. Alkoholmenge, welche
von den unter die Consumabgabe fallenden Brennereien zum nie¬
drigeren Satze dieser Abgabe in je einer Betriebsperiode erzeugt
werden darf. — Oesterr. Gesetz vom 1. Juni 1890, betr. die Ab¬
änderung des Haussteuergesetzes vom 9. Februar 1882. —
Oesterr. Gesetz vom 9. Februar 1892, betr. Begünstigungen für
Neubauten mit Arbeiterwohnungen. — Entscheidungen d. Reichs¬
gerichts in Finanzfragen (1886—1890), bearb. v. M. v. Oesfeld.
— Recensionen.
Allgemeine Juristenzeitung, hrsg. v. J. U. Dr. B r e i t e n-
stein (Wien, Breitenstein). XV, 31.
Schuster, Rechtsgeschichte u. Praxis (Schluss). — Zur
Reform des Urheberrechtes (Schluss). — Standes- u. Tagesfragen.
— Spruchrepertorium.
Neue Erscheinungen:
Meng er C., Beiträge zur Währungsfrage in Österreich-Ungarn.
Jena, Fischer. gr.-8’. (III u. 59 S ) fl. —.96.
Granichstädten O., Der internationale Strafrechtsverkehr.
Wien, Konegen. gr.-8°. (VIII u. 273 S.) fl. 3.—.
Meyer H., Der Anfang d. Ausführung. Tübingen, Laupp. gr.-8°.
(46 S.) fl. —.60.
Zeitfragen. Volkswirthschaftliche Vorträge und Abhandlungen
hrsgb. v. d. volksw. Gesellschaft in Berlin u. d. ständ. Depu¬
tation d. Kongresses deutsch. Volkswirthe. Berlin, Simion 109—
111 H. (14. Jhrg. 5.—7. H.) gr.-8°. Einzelpreis fl. 1.20.
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327
Nr. 10. — Okstf.rreichisches Litteraturbt.att
I. JaHRCjANG.
328
Burian J., Socialismus na lic a na rub. Prag, Kotrba. 16.
(94 S.) fl. —.25.
Soergel H., Das bäuerliche Erbrecht in Baiern u. s. Einfluss
auf d. social. Verhältnisse. Ansbach, Brügel u. Sohn. gr.-8°.
(VIII u. 64 S) fl. —.90.
Sauerland H, Rechtsgeschichte d. Trierer Bantusseminars.
Trier, Paulinus-Druckerei. gr.-8". (III u. 127 S.) fl. 1.20.
Bachem J., Der unlautere Wettbewerb im Handel u. (jewerbe
und dessen Bekämpfung. Köln, Bachem. 8°. (42 S.) fl. —.36.
Fulvius E., Der Zukunftsstaat. Köln, Ehrenfeld. 12°. (60 S.)
fl. —.30.
Streit G. v., Die Widersetzung gegen die Staatsgewalt. Berlin,
Heymann. gr.-8°. (VIII u. 119 S.) 11. 1.44.
Hess M. Abhandlungen aus d. Gebiete d. Civil- u. Strafrechtes.
Hamburg, Meissner. gr.-8°. (VII u. 62 S.) fl. 1.20.
Wussow v., Staat u Recht, Religion u. Kirche. Eine phvsiolog.
Studie. Graudenz, Gaebel. gr.-8°. (32 S.) fl. —.48.
Geiser, K. Vierzig Jahre Bernischer Eisenbahnpolitik. Bern,
Wyss, 8°. (84 S.) fl. —.60.
M u e 1 1 c r Otto, Die livländisehe Agrargesetzgebung. Riga, Stieda.
gr.-8°. (V und 107 S.) fl. 3.-.
Cohn Th., Das Handels- und Genossenschafts-Register. Syste¬
matische Darstellung des Verfahrens in Handels-, Zeichen-,
Muster- und Genossenschafts-Registersachen in Theorie und
Praxis mit Mustern. Berlin, Hevman. gr.-8". (XVI und 384 S.)
fl. 4.50.
K a u t s k y K., Das Erfurter Programm, in seinem grundsätz¬
lichen Theil erläutert. Stuttgart, Dietz. 8". (VIII und 262 S.)
fl. —.90.
Bei J. C. B. M o h r (Paul Siebeck), Freiburg i. B , erscheint
in Kürze: > Haie risches Sta a tskirch en rech t « von Dr. W. Seidel.
8". circa fl. 4.80
Im Verlage J. J. Tascher (A. Gerle), Kaiserslautern, er¬
scheint demnächst » Die vorig? u. die kommende Revolution « von
Otto F 1 e i s c h m a n n. gr.-8". fl. 1.68.
Cortic A. L., S. J. : P. Perry , F. R. S., Jesuit und
Astronom. Nach der zweiten Auflage aus dem Eng¬
lischen übersetzt von H. Regensburg, New-York und Cin¬
cinnati. Pustet, 1892. 8°. (136 S.,) fl. —.84.
Als einen Beweis, wie tiefste Frömmigkeit und
warme Begeisterung für die Wissenschaft sehr wohl
vereinbar sind, führt uns der Vcrf. das Leben und Wirken
des berühmten Jesuiten P. Perry vor. Perry, geboren zu
London am 26. August 1833, trat 1853 in das Noviziat
in Hodder House bei Stonyhorst ein und übernahm,
nachdem er sich eifrigst den Studien in der Mathematik,
Physik und Astronomie hingegeben, 1860 die Leitung
der Sternwarte in Stonyhorst. Hier war es, wo er sich
neben meteorolog. und erdmagnetischen Arbeiten haupt¬
sächlich mit Studien über Sonnenphysik beschäftigte.
Diesen letzteren verdankte er auch hauptsächlich seinen
bedeutenden wissenschaftlichen Namen. Er war Fellow
der Royal Society, Mitglied des Rathes der astron. Ge¬
sellschaft, Präsident der Liverpooler astron. Gesellschaft
und allgemein geachtet und geehrt. Zahlreiche wissen¬
schaftliche Reisen unternahm P. Perry im Aufträge der
Regierung oder gelehrten Gesellschaften. Auf der letzten,
die er zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am
22. December 1889 nach den Salutinseln an der Nord¬
küste von Südamerika unternahm, sollte er ein Opfer
seines Pflichtgefühles und seines Eifers für die Wissen¬
schaft werden. Schwer an Dysenterie erkrankt, liess er
sich doch am Tage der Finsternis nach dem Beobach¬
tungsplatze schleppen, aber er hatte die Gcnugthuung,
dass gerade zur Zeit der Beobachtung der Wolkenschleier
riss und die Beobachtungen glänzend gelangen. Er sollte
sich nicht mehr von seiner schweren Krankheit erholen;
nach wenigen Tagen war er eine Leiche.
Das Büchlein behandelt in sechs Capiteln P. Perry’s
Leben und Charakter; seine Lehrtätigkeit und seine
Arbeiten auf dem Gebiete der Meteorologie und des
Erdmagnetismus; seine astronomischen Arbeiten; seine
Reisen; speciell die letzte Reise und endlich P. Perry’s
Tod. Besonders das letzte Capitcl ist geradezu ergreifend.
Der Yerf. ist ein jüngerer Ordensbruder P. Perry’s,
der sechs Jahre lang als Assistent der Sternwarte von
Stonyhorst Gelegenheit hatte, den liebenswürdigen Charakter
und die wissenschaftlichen Leistungen P. Perry’s zu wür¬
digen. Es war wohl keiner mehr als er berufen, P. Perry’s
Leben und Wirken zur Darstellung zu bringen.
Wien. Dr. Willi. Trabert.
österreichische botanische Zeitschrift, red. v. R. v. Wett¬
stein, hrsg. v. A. Skofitz. XLII, 8.
Dietel, Über den Generationswechsel von Puccinia Agro-
Pyri Eli. et Ev. — \V a i s b e c k e r, Über die Büschelhaare der
Potentillen. — Baenitz, Ribes rubrum L. var. pseudo-petraeum
Baenitz. — Freyn, Plantae novae Orientalis. (Forts.) —
Charrcl, Enumeratio plantarinn annis 1888, 89, 90 et 1891
in Macedonia australi collcctarum. (Forts.) — Gönrath, Vis¬
en m auf Eichen. — Litteratur-Übersicht. — Flora v. Oesterreich-
Ungarn : I. F i e k, österr.-Schlesien. — II. Dörfler, Ober¬
österreich. — III. v. Borbiis, West-, Nord- und Mittel-Ungarn
(Schl.). — Botan. Gesellschaften. — Vereine. — Congresse etc. —
Deutsche Botanische Monatsschrift, hrsg. v. Prof. Dr. G.
Leimbach (Arnstadt). X, 1—4.
(1. 2.) I) e m an d t, Drei neue Rubusarten. — Hans, Zur
Flora v. Bialystock in Westrussland; Monstrositäten v. Geum rivale
L. — R ö 1 1, Die Thüringer Laubmoose u. ihre geogr. Ver¬
breitung. — Wirtgen, Epilobium adnatum X montanum. —
Strähler, Flora v. Theerkeute in Posen. — Schlimpert,
Flora v. Meissen. (Forts.) — Zahn, Ad Danuhii fontes. —
K neucker, Botanische Wanderungen im Berner Oberlande und
Wallis. — Kleine Mittheilungen. — Litteratur. — Anzeigen.
(3. 4.) H öck, Anschluss norddeutscher Laubwaldpflanzen an
Buche u. Stieleiche. — K neucker, Strandflora d. Insel Lido
bei Venedig. — Hüetlin, Flora der penninisehen Alpen. —
Knuth, Phänologisehes seit 1750. — Petry, Blütenabweich¬
ungen bei Linaria spuria. — Wehm er, Verbreitung von Linaria
minor durch die Eisenbahn. — Kaiser, Zur Flora v. Schöne¬
beck (Elbe). — Holub y, Floristisches aus Ungarn. — Botan.
Vereine: Nürnberg, Hamburg. — Anzeigen.
Annalen der Physik und Chemie. N. F. LXVI, 3. Nr. 7.
P. Drude: Über magnetooptische Erscheinungen. — B.
Walter, Genaue Werthe der Brechungsexponenten d. Wassers.
— H. Krone, Uber Farbenphotogramme von Spcctren. —
G. N c u m a n n u. S t r c i n t z, Das Verhalten d. Wasserstoffes
zu Blei und anderen Metallen. — Fr. Streintz, Beiträge zur
Theorie des Secundärelementes. — A. Toepler, Über die Er¬
regung und Beobachtung sehr rascher elektrischer Schwingungen,
— H. E. J. G. du Bois, Zur mathemat. Theorie des Ferro¬
magnetismus. - G. Adler, Über die Capacität von Conden-
satoren. — G. Adler, Über den magnetischen Arbeitswert!! des
Eisens. — H. O. G. Ellinger, Brechungsindex elektrischer
Strahlen in Wasser. — St. Lin deck, Bemerkungen zu der
Mittheilung d. Herrn Milthaler : Über d. Verwendung d. Manganins
zu Widerstandsrollen.
Berichte d. Deutschen botanischen Gesellschaft. X, 3u. 4.
(3.) Schmitz, Die System. Stellung der Thorea Bory. —
Correus, Über die Epidermis d. Samen Cuphea viscosissima. —
Wehm er, Die dem Laubfall vorausgehende vermeintliche Blatt¬
en tlecrung. — Lagerheim, Zur Kenntnis der Tovariaceen. —
Frank, Über den Dimorphismus d. Wurzelknöllchen der Erbse.
— Pal lad in, Aschengehalt der etiolierten Blätter. — R a a t z,
Uber Thvllenbildung in den Tracheiden d. Coniferenhölzer. —
Magnus, Zur Gattung Diorchidium nebst kurzer Übersicht der
Arten von Uropvxis. — Magnus, Zur Kenntnis der Verbreitung
einiger Pilze.
(4.) Detmer, Untersuchungen üb. intramoleculare Athmung
d Pflanzen. —Sch midie, Über einige neue u. selten beobachtete
Algen. — Scherf fei, Zur Kenntnis einiger Arten d. Gattung
Trichia. — Urban, Die Blüthenstände d. Loasaceen. — Ascher-
son, Die Bestäubung von Cyclaminus Mill.
Meteorologische Zeitschrift. XXVII. 1892. Juli-Heft.
Sprung, Zur Photogrammetrie d. Wolken. — Der Orkan
vom 29. April auf Mauritius.
Naturwissenschaften. Mathematik.
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329
330
Nr. 10. — Oesterrf.ichisches Lin eraiurbi att. — I. Jahrgang.
Neue Erscheinungen:
Pfeiffer R., Beiträge zur Protozoenforschung. Berlin, Hirsch¬
wald. I. H. gr.-S". tl. 6.—
Fortschritte, die, der Physik i. J. 1886. Dargestellt v. d. phys.
Gesellschaft in Berlin. Berlin, Reimer. 42. Jlirg. 2. Abth. gr.-8°.
0 . 10 . 20 .
V e r w o r n M., Die Bewegung der lebenden Substanz. Jena,
Fischer. Lex.-S°. (V u. 103 S. m. 10 Abbldg.) 11. 1.S0.
Ludwig F , Lehrbuch d. niederen Kryptogamen m. bes Be¬
rücksichtigung derjenigen Arten, die für d. Menschen von Be¬
deutung sind oder im Haushalt der Natur e. hervorrag. Rolle
spielen. Stuttgait, Enke. gr.-8°. (XVI u. 672 S. m. 13. Fig. in
circa 130 Einzelbildern.) 11. 8.40.
Militärwissenschaften.
Springer Anton, Major im k. u. k. Inftr.-Regmt. Nr. 50:
Der russisch türkische Krieg i Syy — iSyS in Ruropa.
Mit Hilfe der besten authentischen Quellen verfasst.
Wien, Carl Konegen. 1802 gr.-8°. (I. Operationsperiode, Nov.
1876 — 3. Juli 1877, VII u. 211 S. m. Karten, 11. 2.40. —
II. Operationsperiode, 4. Juli — 31. Juli 1877, 320 S. m. Karten,
fl. 3.60. — 111. Operationsperiode 1. August — 4. September
1877, 271 S. m. Karten, 11. 4.20).
Der Vcrf. gliedert seine Darstellung der Begeben¬
heiten dieses Krieges in 7 Operations-Perioden und be¬
handelt den Stoff einer jeden Periode in zwei von ein¬
ander getrennten Abschnitten, dem historischen und dem
kritischen. Er leitet jede Operations-Periode mit einer
eingehenden Schilderung der allgemeinen Sachlage ein
und versieht sie mit den dem Text entsprechenden
Karten, Plänen und Skizzen so, dass jede solche Periode
ein für sich abgeschlossenes Ganzes bildet.
Wenn auch weniger instructiv in Bezug auf
moderne Lösung taktischer Probleme, enthält die Ge¬
schichte dieses Krieges auf andern Gebieten der Kriegs¬
kunst eine Fülle der lehrreichsten Momente. Sie behan¬
delt die grossen, in der Beschaffenheit des Terrains und
der unzulänglichen Communicationen gelegenen, durch
die fortgesetzte Ungunst der Witterung aber aufs höchste
gesteigerten Schwierigkeiten, welche die russische Armee
schon bei ihrem Auf- und Vormarsche durch Rumänien
zu bewältigen hatte. Die vielen Gelegenheiten, wo Führer
und Truppenchefs dabei auf die Ressourcen der Selbst¬
hilfe sich beschränkt sahen, weil der Kriegsbedarf nicht
zur Stelle geschafft werden konnte oder unter den ob¬
waltenden widrigen Verhältnissen versagte, geben jungen
Militärs reichlichen Stoff zur kritischen Beurtheilung der
Handlungen und Beschlüsse der Befehlshaber, — daher
zur Selbstbelehrung. Der Donauübergang, der Kampf im
Hochgebirge zur Winterszeit, die Befestigung von Schlacht¬
feldern und die theilweisc Verwendung des Repcticr-
gewehres seitens der Türken, — alles und jedes ist
Gegenstand hohen Interesses und anregender Stoff für
Selbststudium und Schulunterricht.
Die Theilung des Stoffes in 7 selbständige Opera¬
tions-Perioden und die Sonderung der Kritik von der
Geschichte hält Verf. für sehr zweckmässig. Erstcre ge¬
währt erwünschte Ruhepausen, welche der Umschau und
Orientierung über die jeweilige Sachlage, dann der Prüfung
und Beurtheilung der auf beiden Seiten ergriffenen Mass¬
nahmen sehr zustatten kommen. Letztere gestattet dem
Leser und Lernenden, unbeeinflusst von fremder Meinung
über alles, was geschah oder unterblieb und über die
Folgen der Handlungen und Unterlassungen ein Urthcil
nach eigener Auffassung zu bilden. Er kann dieses Urtheil
dann mit den im kritischen Abschnitte enthaltenen Wahr¬
nehmungen der berufensten Fachmänner vergleichen und
zur Prüfung beider schreiten.
Sowohl der historische Faden der Geschehnisse als
deren kritische Behandlung sind den Schlussergebnissen
des zwölfjährigen Läuterungsprocesscs entnommen, den
das sehr reichhaltige aber auch ziemlich verworrene und
unverlässliche Ouellenmatcrialc durchgemacht hat. Dem
Autor ist es gelungen, sich darin zurecht zu finden und
sowohl eine allseitig begründete Erzählung als auch die
berufene Kritik hervor zu holen.
Die militär-geographische Beschreibung und Wür¬
digung des Kriegsschauplatzes in ihren Details, und zwar
in Bezug auf die Beschaffenheit des Bodens, dessen
Plastik und Bedeckung, — die Hydro- und Urographie,
— die Communicationen, — die klimatischen und sani¬
tären, die Unterkunfts- und Verpflegs-Verhältnisse, —
die Transportmittel, — die Befestigungen; — ferner die
Aufzählung der militärischen Ressourcen beider Gegner,
— der Streitkräfte derselben nach Zahl, taktischer Zu¬
sammenstellung, Schulung und ethnographischen Eigen-
thümlichkeiten; — endlich die Charakteristik einzelner
höherer Führer, — Darstellung des Verhältnisses der
Grossmächte zu den Kriegführenden und zu der Streit¬
sache, — Schilderung der innerpolitischen und gouver-
nementalen Zustände Russlands und der Türkei: alle
diese unumgänglich notlnvendigcn Vorstudien müssen ob
der exacten und klaren Behandlung, die sie hier erfahren,
eigens hervorgehoben werden. Sie setzen den Leser in
Stand, die Actions- und Widerstandsfähigkeit der gegen
einander aufgebotenen Streitkräfte und Kampfmittel ab¬
zuschätzen und, mit Berücksichtigung der im Terrain
gelegenen Vor- und Nachtheile der Gegner, über die in
der Friction zutage tretenden Erscheinungen mit Ver¬
ständnis zu urtheilen.
Bei der vollkommenen Objectivität ist der rein histo¬
rische Wert des Werkes nicht minder hoch anzuschlagen,
als nach den obigen Ausführungen der kriegsgeschicht¬
liche. Sp.
Die Reichswehr mit den Sonntagsbeilagen „Die Vedette'^
und „Oest-ung. Wehr-Zeitung M . IV, 360—3b7.
(360.) Die Entvölkerung Frankreichs. — Der deutsche Militär-
Strafprocess. — (»Die Vedette« :) Ein offenes Wort über das
Veteranenvereinswesen. — Das Veteranenwesen im deutschen
Reiche und bei uns. — (361.) Gladstone. — Uebungen m. kriegs-
mässiger Belastung bei der Infanterie. — Die marokkanische
Frage. — (362.) Der Friede in Europa. — Russische Heeres¬
zustände im Kriege 1877 — 78. — (363.) Auf thönernen Füssen.
— Das kriegsmüssige Schicssen unserer Feldartillerie. (Forts, in
Nr. 364, 365.) — Quittungen über Ruhegenüsse. — (»Wehr-Ztg.*:)
Die Landesbefestigungen Rumäniens. — Der Schweizer Landsturm.
— (364.) Marokko. — Aus aller Welt. — (367».) Die Situation in
Deutsch-Ostafrika. — (366 ) Die befestigte Neutralität unseres
westlichen Nachbars. — Die Reform des Mihlärtax-Gesetzes. (Schl,
in Nr. 367.) — (»Die Vedette«:) Die Kriegervereine in Deutsch¬
land. — Miltheilungen aus Veterancnkrcisen. — (3,67.) Keine
Manöver!
Militär-Zeitung. XLVI, 26—27.
(26.) Das elektrische Licht für militärische Zwecke. — Di¬
stanzritt Wien-Berlin. — (27.) Der Vormarsch der Cholera —
Schiess- und Turnverein in Frankreich. — Leber Militärpferde,
Sattelung u. llufbeschlag in d. russ. Armee.
Armeeblatt. XI, 29—30.
(29.) Lebensbestätigung der Pensionisten. (Forts, in Nr. 30.)
— Lebells militärische Jahresberichte für 1891. — Feld-Sehnell-
feuer-Kanonen. — Ein preussischer Officier über die russische
Armee. — (30.) Die Unterofficiers-Fragc. — Die Schlussfeier der
Cadetenschule in Temesvär. — Ein österreichisch - ungarisches
Kriegsschiff am Goldenen Thore.
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331
Nr. 10. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
332
Armee- und Marine-Zeitung. X, 424 u. 425.
(424.) Neues Hilfsmittel zur Ausbildung im Sehiesswesen. —
Betracntungen über lenkbare Torpedos. (Schluss in Nr. 425.) —
(425.) Das 1 leeresstralrecht. — Die jüngsten militärischen Fort¬
schritte Frankreichs.
Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens. XX, 6 u. 7.
Die neue Küstenkarte d. Adriat. Meeres. — Lieber den vor¬
aussichtlichen Finfluss der Schnellfeuergcschütze auf die Scetaktik
und den Schiffbau. — Die Fortschritte der Photogrammetrie. —
Betrachtungen über lenkbare Torpedos. — Die Systeme der
Küstenvertheidigung der europ. Staaten. — Ueber die Anwendung
flüssiger Brennstoffe auf Kriegsschiffen. — Die Vibrationen von
Schiffen u. d Ausbalancicren d. Maschinen derselben. — Budget¬
voranschlag d. italien. Marine f. d. Vcrwaltungsjahr 1. Juli 1892
bis 50. Juni 1895.
Neue Erscheinungen:
Bieberstein. Rogallo v., Russland u. England einem russisch*
Angriff auf Britisch-Indien gegenüber. Hamburg. Verlagsanstalt
vorm. Richter. 8“. (518 S.) II. —.72.
B o g u s I a \v s k i \\, Der Krieg in seiner wahren Bedeutung für
Staat u. Volk. Berlin. Mittler & Sohn. 8". (111 S.) 11. —.75.
W u i c h Nik. v., Vorträge über den theoret. Theil der Schiess-
Instructionen. Wien. Seidel & Sohn. 8°. (72 Seiten mit 2 Tafeln.)
11. —.80.
Peters C., Gefechtsweise u. Expeditionsführung i. Afrika. Berlin.
Walter u. Apolant. gr. 8°. (19 S.) fl. —.30.
Delbrück H., Friedrich, Napoleon, Moltke. Aeltere u. neuere
Strategie. Im Anschluss an die Bernhard'.sehe Schrift »Delbrück,
Friedrich d. Gr. u. Clausewitz«. Ebd. gr. 8°. (55 S.) 11. —.90.
Am 22. d. M. erscheinen im Verlage E. S. Mittler & Sohn
in Berlin: »Moltke's gesammelte Schriften u. Denkwürdigkeiten «.
5. Band. Briefe (2. Sammlung) u. Erinnerungen.
Omeis Th, Die Handelsdünger und ihre Rohmaterialien. Würz¬
burg. Stahel. gr. 8°. (72 S.) II. —.60.
Medicin.
Brücke, Ernst, Dr., weil, einer. Professor der Physiologie
an der Wiener Universität: Wie in /rittet man Leben
und Gesundheit seiner Kinder F Dritte unveränderte
Auflage. Wien und Leipzig, W. Braunmüller, 1892, gr.-8° (V1 i
u. 232 S). 11. 3.—
Das vorliegende Werk, die letzte, hintcrlassene Arbeit
des berühmten Physiologen, ist in 13 Abschnitte ge¬
gliedert. Die ersten vier handeln von der Ernährung und
Ptlegc des Kindes im Säuglingsalter; hier finden sich
alle für diese Periode so wichtigen Fragen betreffs Selbst¬
stillens, Wahl der Amme, künstlicher Ernährung u s. w.
einer eingehenden Besprechung unterzogen. In ungemein
klarer und einfacher Weise wusste der Verf. namentlich
das schwierige Capitcl von der Ernährung, vom Stoff¬
wechsel im kindlichen Organismus, zum allgemeinen Ver¬
ständnisse zu bringen. Schätzenswerte Ealhschläge bieten
Capitcl VI und VII betreffs Wahl der Wohnung und
des Landaufenthaltes. Von erstaunlicher Sorgfalt zeigen
die Abhandlungen über die vernünftige Abhärtung durch
Bäder, Kleidung u. dgl., indem oft die anscheinend ge¬
ringfügigsten Dinge ihre Würdigung finden, durch deren
Nichtbeachtung mitunter der Gesundheit des Kindes
grosse Gefahren erwachsen können. — ln dem Capitcl
* Leibesübungen« ist durch sorgfältige Auswahl der Spiele
und Turnmethoden einer systematischen Ausbildung aller
körperlichen Fähigkeiten und Kräfte bis in ein vorgerücktes
Alter hinein Rechnung getragen. Das von der »Pflege
einzelner Theilc« Gesagte ist von einer Ausführlichkeit,
die vom Schutze der edlen Sinnesorgane, wie Auge, Ohr,
Haut u. s. w. angefangen, sich bis auf das Brennen der
Haare erstreckt. Die letzten Abschnitte geben den Eltern
wertvolle Bemerkungen an die Hand, um ihre Kinder
vor Vergiftungen und ansteckenden Krankheiten zu be¬
hüten und liefern wichtige Anhaltspunkte zur Erkenntnis
und Abwehr derselben, soweit solche in den Kräften des
Laien steht.
Das Werk soll ein Leitfaden sein für die Eltern,
unter dessen sicherer Führung dieselben die Gefahren
umgehen, welche der Gesundheit und dem Leben ihrer
Kinder drohen, namentlich in den ersten Tagen und
noch weiter hinaus über das schulpflichtige Alter. Es ent¬
hält aber zugleich auch wichtige Winke für die eigeneLcbens-
luhrung. Allen Anforderungen der heutigen Wissenschaft
entsprechend, behandelt es auch die scheinbar geringsten
Vorkommnisse des täglichen Lebens, und zwar in einer
einfachen, praktischen und allgemein verständlichen Dar-
stcllungsweise, so dass, in Anbetracht der eminenten
Wichtigkeit des Inhaltes, die Lectüre desselben allen
Eltern auf das Wärmste empfohlen werden kann.
Wien. Dr. Wackerle (Leopoldstädter Kinderspital).
Wiener Medizinische Blätter, hrsg. v. Dr. Wilh. Schlesinger.
XV.. 30.
Schultze, Die regelmässige Stellung d. Kindes in der
Gebärmutter. — Löffler, Die Feldmausplage in Thessalien u.
ihre erfolgreiche Bekämpfung mittelst d. Bacillus typhi murium
(Schluss). — Klcmperer, Über die neuesten Fortschritte in
der Pathalogie u. Therapie d. Diabetes mellitus. — Sitzungs¬
berichte. — Therapeutica. — Anzeigen.
Centralblatt fllr Nervenheilkunde und Psychiatrie, hrsg. v.
Erle n me y er, red. v. Dr. Sommer (Coblenz u. Leipzig,
Gross). XV, 1892, Juli.
Möbius, Über die Eintheilung der Krankheiten. Neuro¬
logische Betrachtungen. — Ri eg er, Psychische Epidemie, Hy¬
sterie u. Hypnotismus. — Referate u. Kritiken. — Original-Ver¬
einsberichte. — Bibliographie. — Tagesgeschichte.
Hygiea, Monatsschr. f. Volksgesundheitslehre u. persön¬
liche Gesundheitspflege, hrsg. v. Dr. Fr. C. G e r s t e r (Stutt¬
gart, Zimmer.) V. 1 bis 7.
(1.) Gerster, Bin de siecle i. d. Heilkunde. — Navratil,
Der Wille in der Hygieinc. — Riedl in, Zur Hvgieine der
oberen Athinungswege. — Fodor, Wassermänner aus alter u.
neuer Zeit. — Weh b erg, Uber den Werth resp. Unwerth des
Alkohols als Genuss- und Heilmittel. — Kühner, Über Ent-
wärmung. — Parville, Die Kunst zu essen. Übersetzt von
Win ekler.
(2.) Krüclie, Das hygieinischc Verhalten der Hämorrhoi-
daricr. — Kühner, Das Wesen der Entwärmung.
(3.) Goess, Zur hvgieinisch. Reformbeweg, in Schweden.
— Keil, ln Sachen Diphtheritis. — Win ekler, Zwei Volks-
nahrungsmittcl. — llartmann-Giger, Haut- und Lungen¬
pflege. — B u x b a u m, Wie verhütet man das Stottern ?
(4.) Rosen bach, Originalholzschnitt. — Gerster, Ein
Markstein in d. medizinischen Litt, der Gegenwart. — Francke,
Sollen wir unsere Todten begraben o. verbrennen? — Kühner,
Über Entwärmung. — Die Aufgaben der Medizin in Vergangen¬
heit, Gegenwart u. Zukunft. — Vogel, Die neuesten Kniffe in
Verfälschung d. Lebensmittel.
(5.) Lahmann, Was lähmt unsere Lebensfreudigkcit ? —
Gerster, Zum Kapitel Egoismus. — Hertel, Die Schrift in
hygieinischer Beziehung.
(6.) Keil, Eine Betrachtung über Scrofeln. — Wincklcr,
Aus dem Lehrgedichte der Schule v. Salerno. — Kühner, Der
Besuch einer hygieinisehen Mustcrschulc. — Über Heidelbeeren
u. Heidclbeerpräparate.
(7.) Hertel, Die Ansichten von Joh. H. Pestalozzi über
physische Erziehung der Kinder. — Der Alkohol. — Augspurg,
Zwei unheilvolle Vermächtnisse aus alter Zeit.
In jedem Hefte: Aus ärztlichen Klassikern. — Referate und
Kritiken. — Hygienischer Lesetisch. — Bibliographie.
Schöne Litteratur. Varia.
Weitbrecht Carl: Phalli na. Die Leiden eines Buches .
Zürich, Th. Schröter, 1892, 8° (XL u. 231 S.) fl. t.50.
Der Vcrf. sagt in der dem Buche vorangcstelltcn
»Zueignung« an seinen Bruder, dass er dieses Buch ge¬
schrieben habe, »wie eben ein Dichter so was schreibt:
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333
Nr. lö. — OesTRURRK.'H lSCHRS LlTTERATURBLATT. - 1. JAHRGANG.
334
wahrlich nicht, um wieder einmal ein Buch zu machen
vielmehr nur, weil ich mir wieder etwas von meiner
armen Seele herunterschreiben musste« und später, dass
enn es »von Zeit zu Zeit wieder einmal gar zu bunt
wird«, es »heraus« muss, »in Versen oder in Prosa,
was der Seele wurmt und gräbt, und das bringen
wir icht anders fertig, als indem wir die altmodische
Freudin Phantasie zu Hilfe rufen, dass sie uns Zorn
und Sehnsucht, Leid und Kummer und wohl auch ein
bischen Freude in Bilder und Gestalten verwandle.« Trotz¬
dem, und trotz des Titels, und obwohl die Schriftsteller¬
und Buchhändlerwelt darin eine hervorragende Rolle spielt,
kann man die »Phaläna« nicht einen »Schriftsteller-Ro¬
man« schlechthin (diese Abart ist in neuerer Zeit und
wohl mit gutem Recht in Verruf gekommen) bezeichnen.
Schon deshalb nicht, weil es überhaupt kein Roman ist.
Ein ziemlich lockerer Faden verbindet eine Reihe von
einzelnen Bildern, die in der Mehrheit gar keine Be¬
ziehungen untereinander haben.
Ein alter, durch harte Schicksale und Erfahrungen
vergrämter Poet, Paulus Wickram, hat eine neue Gedicht¬
sammlung, »Phaläna« (Nachtfalter) betitelt, erscheinen
lassen. Ein Exemplar des Buches, in »stilvollem« Ori¬
ginaleinbande, gelangt in die Sortimentsbuchhandlung
C. A. Holder und dieses Exemplar begleitet der Vcrf.
auf seinen mehrfachen Wanderungen, die es als »An¬
sichtssendung« zu etlichen Kunden des Geschäftes an-
tritt. Natürlich wird es nirgends gekauft. Die erste Kunde
die es erhält, die Witwe eines reichen Russen, selbst
aber ein Schwabenkind, lässt das Muster des Einbandes
für ihre aus — Buchdeckeln bestehende Bibliothek ab¬
zeichnen; der Nächste, der Telegraphenbeamte Böhringer,
versenkt sich in die Lecttire, die er in vollen Zügen ge-
niesst, aber bei seinen geringen Mitteln muss er sich dar¬
auf beschränken, das Buch »kostniitzer« durchzugehen
und es dann zurückzustellen. Ein dritter Kunde sendet,
da er es unter verdriesslichen Umständen — die aller¬
dings mit dem Werke selber nichts zu schaffen haben
— erhält, unbesehen zurück. Ein Sonderling, Thiermaler
und emer. Thierarzt, legt es unbefriedigt weg, da er sich
durch ein Epigramm verletzt fühlt, welches dem Künstler
räth, das Ross im Sprunge zu zeigen, es aber nicht zu
malen »treulich vom Kopf bis zum Schwanz« u. s. w.
Dazwischen laufen Fäden und spielen sich Epi¬
soden ab, welche dem zerfahrenen Werke ein tieferes
Interesse verleihen. Das Stillleben im Hause Böhringers,
die Kneipe mit den beiden »Modernen«, dem Kritiker
Sam Wetherell und dem Dichter Max Leu und manches
Andere ist wohl im Stande, auch höhere Ansprüche zu
befriedigen. Im Stil aber und in der Composition des
Ganzen und der einzelnen Abschnitte zeigt sich eine
Zerfahrenheit, die so recht die Signatur unserer rasch
und obenhin arbeitenden »Jüngeren« geworden zu sein
scheint. Eine sorgsame Charakteristik, ein liebevolles Ein¬
gehen auch auf die Details findet man da wunderselten;
um so häufiger schablonenhafte und oberflächliche Zeich¬
nung der Personen (die z. B. durch Anwendung eines
Lieblingsausdruckes charakterisiert werden, den sie nach
jedem dritten Wort, ob passend oder unpassend, ge¬
brauchen) und eine saloppe Erzählweise: man sieht über¬
all, wie das Feuilleton und die Zeitung unsere Schrift¬
steller verdirbt.
Eine dem Buch angehängte Satire in Versen »See¬
fahrt« sucht die socialen Bestrebungen der Gegenwart
von einem höheren Standpunkte aus — der allerdings
nicht recht erkennbar wird — lächerlich zu machen.
Aber das Schiff, das diese »Seefahrt« unternimmt, hat
ziemlich seichten Gang und bleibt schliesslich im Ufer¬
sand stecken.
Trotzdem und alles in allem ein lesenswertes Buch,
wenn es auch lange nicht das bietet, was wir von dem
begabten Verf. erwarten dürfen. Schnürer.
Deutscher Hausschatz, hrsg. von Heinr. Reiter. (Regens¬
burg, Pustet.) XVIII, 14 u. 15.
(14.) Gartscheid, Aus Trotz. Roman (Forts.) — Macherl,
Dr. J. B. Zwerger, Fürstbischof von Seekau. — Fr. W. Weber,
Von der Schwalbe und dem Quendel. Gedicht. — Pernter, Kritische
Tage. — May? Der Mahdi. Reisecrzählung (Forts.). - Die Roehus-
kapdle bei Bingen a. Rh. — Herkunft und Bedeutung deutscher
Redensarten. — 0 d c n t h a 1, Fröhliche Fahrt. (Forts.) — Gal-
lerie zeitgenöss. kathol. Schulmänner und Pädagogen. VII. Dr.
Ad. Keller, von H. Herold. — Allerlei Gedanken. — Propst
V. Nacke, päpstl. Hausprälat. — Brun s, Ein postalischer Gedenk¬
tag. — Zum viertel tausend jähr. Jubiläum der Kevelaerer Wallfahrt.
— Unsere Todten: 2S. Gräfin M. Coudenhove. 29. P. Pius Gams.
30. Prälat Dr. J. Schwane. 31. F. X. Karker. — Oberbürger¬
meister M. v. Forckenbeck j*. — Gedichte von Dr. Weckerle,
L. Brill.— Für die Frauenwelt: Hahn, Ein Blick ins Mittelalter. —
Ende, Falsche Propheten.
(15.) Gartscheid, Aus Trotz. Roman (Forts.). — Kathol.
Theologen deutseherZunge (Dr. F. Probst, Dr. Andr. Schmid, Dr. Arth.
König, Dr. Al. Schmid, Dr. F. A. Göpfert.) — Heid er, Piiestcr-
Kranken-Unterstützungs-verein für Ost.-Ung. und Deutschland. —
K e i t e r, Stachelverse. — Heinrichs, D. Fest d. Vernunft 1793.
Allerlei Gedanken. — May, Der Mahdi. Reiseerzähl. (Forts.) —
Hochländer, »Der ist ja kein Fachmann«. — Bender,
Essen und Trinken im alten Rom. — Hohler, Vater Radetzky.
— Helle, Der Curort Bilin Sauerbrunn. — Wchrm a n n, Ein
rheinisches Passionsspiel. — Die Krone für d. Muttergottesbild in
Kevelaer. — Hochländer, E. neue Augentäusehung. — Gedichte
v. H. Keitcr, G. v. Bach, E. Eggert. — Für die Frauenwelt: Noris,
Ein the dansant im fürstl. Schlosse. — Was fehlt unseren jüngsten
Gouvernanten ?
Alte und Neue Welt (Einsiedcln, ßenzinger). XXVI, 11.
M. Meister, Nicht zu jung, Novelle. — v. L i e b e n a u.
Der 10. August. — K. Fried, Eine »zweite Erde«. — M. Mir¬
bach, Fiasco* — S. Kessler, Das Mutterherz in d. deutschen
Sage und Poesie. — L a i c u s, Pläne und Lösungen. Novelle.
(Schl.) — N. Racke, Mainz. — M. Stein, Zur 4. Centenar-
feier der Entdeckung Amerikas. — Rundschau. — Gedichte von
J. Baier, V. Hardung, Holtmann v. Fallersleben.
Monatsblätter des wissenschaftlichen Club in Wien, red.
v. F. Karrer. XIII, 10.
L e i s c h i n g, Die zwei Wahrzeichen von Wien : Der Stock-
im-Eisen und die Spinnerin am Kreuz. — Litterarischc Bespre¬
chungen und Anzeigen. — Ausserordentliche Beilage Nr. IV :
P o s e p n y, Über den Schauplatz des Pribramer Grubenunglücks.
Historisch-politische Blätter für das katholische Deutsch¬
land, herausg.v. E. Jörg u. F. Binder. München, litt.-art. An¬
stalt. CX, 3.
Die socialen Reformatoren Englands u. d. Gesetzgebung zu
Gunsten d Kinder. — Luthers dreimalige Flucht aus Wittenberg
in seinem letzten Lebensjahre. — Lombardische Bauinnungen in
Bayern. — Socialdemokratische Phantasie und Wirklichkeit. —
Wendung in Ungarn ? — Zeitläufe : Bismarck und der Czar ; Streif¬
lichteraul' d.inneren Zustände Russlands.il. — HistorischeNovitäten I.
Kritische Revue aus Österreich, red. v. J. Graf. (Wien.
Helios). IV, 41.
Der Kampf um das Herbst’sche Mandat. — Weiss, Ein
preisgekrönter Roman Jokai’s. — Haberl an dt, Die österreichische
Hausforschung. — Notizen.
Illustrirte Zeitung, (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 2561.
Zern in, Prinz Leopold v. Bayern. — Wochenschau. —
Meurer, Chamounix und d. Mer de Glace. — Das Schiffs¬
unglück im Hafen v. Ouchy. — Todtenschau. — Des Helgoland¬
liedes 25jähriges Jubiläum. — Die Internationale Ausstellung
für Musik und Theaterwesen in Wien. VII. — Culturgeschichtliche
Nachrichten. — Kronau, Die Katastrophe v. St. Gervais am
Montblanc. — Presse und Buchhandel. — Der Löffelhund. —
Polytechnische Mittheilungen. — Dupont, Eine Laune. Geschichte
(Schluss). — Moden.
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335
Nr. 10. — Oesterreichisches Litteratürblatt. — I. Jahrgang.
336
Deutsche Rundschau, hrsg. v. Jul. Rodenberg. (Berlin, Paetel.)
XVIII, 11.
Frenze 1, Frauenrecht. (Forts.) — D i 1 t h e v, Die drei
F.pochen der mod. Ästhetik u. ihre heutige Aufgabe. — B r a h m,
Römische Briefe von Carl StaufYer-Bern. XVI./XXI. — Steig,
Bettina. — Dohr n, Aus Vergangenheit und Gegenwart der
Zoologischen Station in Neapel. — B 1 e n n e r h a s s e 11. Die
Talleyrand-Anektoden. — Politische Rundschau. — Blätter aus
einem Nachlass. — Jansen, Chopin. — Litterarische Notizen.
Katholische Warte, (Salzburg. Pustet.) VIII, 5.
j* F ii h r i c h, George Phillips. — G r i c n b e r g c r, Dolore
oppressus. — Hin kühner Streich. Aus den Erinnerungen eines
Londoner Geheimpolizisten. (Forts.) — Landsteiner, Das
Lieblingslied der Mutter. — .Saget, Zum 250jährigen Jubiläum
von Kevelaer. — Schnorren berg, Karl II. u. die Restau¬
ration (Schluss). — Walther, Ein Ständchen. — M o n t i de,
Der Marchese di San Andrea, — Burger, Sehnsucht. — Wörndle,
Fine Wanderung über den Brenner. — Katholische Chronik. —
Beilage Z. Allgern. Ztg. Beil.-Nr. 164— 176. (IG.— 30. Juli 1892.)
(164.) W. König, Die alte, neue u. neueste Meteorologie.
(Schl, in Nr. 165.) — K. Werner, Denkwürdigkeiten von L. v.
Hasncr. — (165.) CI mann, Faust u. Napoleon. — A Nothnagel,
Das Messbildverfahren und seine Bedeutung für die Kunst. —
(166.) Kel ler-J ordan , Die Entwicklung d. Litteratur in Mexiko.
— (167.) Thierschutz u. Volkserziehung. — Briefe aus Madeira.
III. — (168.) Schcmann. Aus d. Nachlasse L. S. Rutils I. (II.
in Nr. 175.) — Das höhere Schulwesen in England. — (169.)
M. L., Die ältesten preussisch-italienischen Allianzprojecte. —
Evans, Warners »Little Journey in the World«. — (170.)
Knapp, Leibeigenschaft in Österreich. — Leist, Die Walensage
im Fichtelgebirge. — (171.) Proelss, Zwei idealistische Kampf¬
romane (Wilbrandt’s »Hermann llinger« u. Ueyse’s »Merlin«) I.
(II. in Nr. 172.) — Noch einmal Lautner’s Rembrandt. — (172.)
Hüffer, Zwei Geschichtsschreiber der Revolutionszeit: A. Sorel
u. A. Chuquet I. (II. in Nr. 173.) — (173.) Berdrow, Die
Aethertheorie u. d. Hertz’sche Entdeckung der elektrischen Wellen.
I. (II. in Nr. 174.) — (174.) Buff, Die Herstellung der Münzen
durch Maschinen, eine Augsburger Erfindung des 16. Jhdts. —
(175.) Sklarek, Die altchristlichen Agapen. — (176.) Ds., Ein
Observatorium auf d. Gipfel des Montblanc. — Jiriczek, Gestur
Palsson.
Österr.-Ungarische Revue, hrsg. u. red. von Dr. J. B. Mcver,
Wien. XIII, 2 u. 3.
Radies, Das Hoftheater Kaiser Leopolds I. als Grundstein
ständiger Bühnen in Österreich-Ungarn (Schl.). — Das reichs-
grälliche Haus Henekel v. Donnersmarck unter besonderer Berück¬
sichtigung des Wirkens des Reichsgrafen Hugo Henekel v. Don-
nersmarck (Schl.). — G. Deutsch, Die Geschichte des Wein¬
baues und des Weinhandels in Österreich und Ungarn. — Ad.
Pichler, Zur neueren deutschen Dichtung in Tirol. — Geistiges
Leben in Österreich und Ungarn. — Littcraturbesprechungen.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 18. Juli in Borbona (Diöcese Rieti), seinem Geburtsort,
der Cardinal Joseph d‘A n n i b a 1 e. — Am 19. Juli der Capitular
des Stiftes Kremsmünster P. Isidor Achleitner im Alter von
31 Jahren. — Am 23. Juli in Berlin der Schriftsteller Christian
Friedrich Ave-Lal lernen t im Alter von 83 Jahren. — Am 28. Juli
in Liten bei Karlstein der o. ö. Professor der Paläontologie und
Geologe an der böhmischen Universität in Prag Dr. Ottomar
Novak im 41. Lebensjahre. — Am 30. Juli der k. u. k.
Geheimrath und Botschafter a. D., Mitglied des Herrenhauses etc.
Alexander Gral Hübner in Wien (geb. 1811). — Am 5. Aug. in
Ansbach in Mittelfranken Frau Henriette Feuerbach, geb. Heyden¬
reich (geb. 1812), Witwe des Archäologen Anselm F. (f 1851)
und Stiefmutter des Malers und ehern. Prof, an der Wiener Aka
demie der bildenden Künste Anselm F. (f 1880); sie selbst als
Herausgeberin der nachgelassenen Schriften ihres Gatten, einer
Monographie der beiden Dichter Uz und Cronegk sowie des
»Vermächtnisses« ihres Stiefsohnes (Wien, bei Gerold) bekannt.
— Am 8. August der Landschaftsmaler Emil Jacob Schindler
(geb. zu Wien 1842), Ehrenmitglied der Kunstakademien zu Wien
und München, in Westerland (Sylt), wohin er sich kurz vorher
begeben hatte. — Am 10. August zu St. Pölten der Dompropst
des dortigen Domcapitels Franz Zenotti im Alter von 84 Jahren ;
an M. A. Beeker’s zweibändigem Oetscherbuch hatte er bedeu¬
tenden Antheil. — In Prag, wo er seit 1873 seinen ständigen
Wohnsitz hatte, starb der slovcnische Schriftsteller Matija Majar
(Ziljski), der sich in den Vierziger- und Fünfziger-Jahren um
das Wiederaufleben des nationalen Geistes bei den Slo venen und
Cioaten grosse Verdienste erworben hatte, im Alter von 83 Jahren.
Der ord. Prof, an der technischen Hochschule in Brünn
August Prokop wurde zum ord. Prof, des Hochbaues an der
Wiener technischen Hochschule ernannt. — Der a.-o. Professor
für Kunstgeschichte an der Universität Göttingen Dr. Conrad
Lange ist zum ord. Prof, in Königsberg, der a.-o. Prof. Dr. Jos.
v. Milewski zum ord. Prof, der politischen Oekonomie an der
Universität in Krakau, der Adjunct und a.-o. Prof. Dr. Hugo
Schindel ka des Militär-Thierarznei-Institutes zum ord Prof, der
speciellen Pathologie, Therapie, Seuchenlehre und medicin. Klinik
an demselben Institute ernannt worden. — Der Studienpräfect
des fürsterzbischöflishen Clerical-Seminars in Salzburg Dr. Mich.
Hofmann wurde zum a.-o. Prof, der Kirchengeschichte an der
thcol. Facultät in Salzburg ernannt. — Der k. u. k. Regierungs¬
rath und Director des Arehives im k. u. k. gemeinsamen Finanz¬
ministerium Dr. Ludw. Thal 1 oczy ist vom k. u. k. Ministerium
des Aeussern mit der Verseilung der Lehrkanzel für ungarisches
Staatsrecht an der k. u. k. orientalisch. Akademie betraut worden.
— Der mit Titel eines a.-o. Universitätsprofessors bekleidete
Custos der Universitätsbibliothek in Lemberg Dr. Alex. Semko-
wicz wurde zum Bibliothekar daselbst ernannt. — Der Custos
und Director-Stellvertreter der Gemäldegallerie des a. h. Kaiser¬
hauses Aug. Sc hä ff er ist an Stelle des in den Ruhestand treten¬
den Regicrungsrathcs Eduard R. v. Engerth zum Director der
Gallerie ernannt worden. — Dem Abt des Prämonstratenserstiftes
in Tepl Alfred Ambros Clementso wurde das Comthurkreuz.
dem Cistercienscr-Ordenspriester und Stiftshofmeister des Stiftes
Heiligenkreuz P. Dr. Benedict Gsell das Ritterkreuz des Franz
Joseph-Ordens, dem Weihbischof d. Ohr.ützer Erzdiöcese Dr. Gust.
Graf Bel ru pt-Tissac das Commandeurkreuz des Leopold-
Ordens verliehen. — Dem Hof-Buchdrucker Adolf Holzhausen
ist der Titel eines kaiserlichen Rathes verliehen worden.
Verlag dsr Bnchhanfllnng des Kath.-plit. PressYcreines in Brixen (Södtirol).
Cardinal Rauschens
P. Ludovici de Ponte S. J.,
MEDITATIONES
in compendium redactae et magno Meditationum numero de praecipuis sanctorum festis auetae
a Nicolao Frizon S. .1. Qitas denuo edi voluit et praelatione commendnvit Celsissimus et reveren-
dissimus Dominus Simon Aichner, Kpiscopus Brixinensis et Princeps. Pars prima. 8°. II. 496 pag.
Constat in Alhis fl. 2.— Mk. 4.—.
In der Vorrede äussert sich der hoch würdigste Fürstbischof Dr. Simon Aichner dahin,
dass P. Frizon die Meditationes t/e Fönte weitaus am besten bearbeitet und die Vorzüge des Ori¬
ginals sowohl bewahrt, als auch um eine gefällige und praktische Form und Darstellung bereichert
habe. — Der zweite Band wird zu Beginn des nächsten Jahres erscheinen.
Christus als Prophet,
nach den Evangelien darge^tellt von Dr Franz Schmid, Professor der Theologie. Mit Approbation
des hoch würdigsten Fürstbischofs von Brixen. 8", ca. 190 Seilen. Ladenpreis 11. 1.20 Mk. 2.40.
Dieses Werk des gelehrten Verfassers bietet wohl die erste vollständige und systematische
Erörterung der Weissagungen Christi und deren Erfüllung und dürfte darum beim hoclnv. Clerus
regem Interesse begegnen, der besonders für seine homiletischen Zwecke darin reiche Ausbeute lindet.
Za beziehen durch Jede Buchhandlung.
Darstellung der Philosophie
herausgegehen von Dr. Cölestin Wolfsgruber
O. S. B. 1. Bd. ö. W. fl. 2 10.
Für jeden Verehrer des grossen
Cardinais von hohem Interesse!
Verlag* von Hermann Kitz,
_Saulgau (Württemberg). 2
Verl Hgshaiullnng „St. N ortoertns” in Wien.
Briefe des
Feldmarschalls Radetzky
an seine Tochter Fiiedericte 1847—57.
Aus dem Archiv der freih. Familie von Walters¬
kirchen herausg. von B. Duhr S. J.
Gr. 8°, 194 S. mit Porträt und Facsimiles. Ausg. I.
auf Chamoispapier, brosch. fl. 2.—. In Leinenband
fl. 2.75 Ausg. II. auf Büttenpapier brosch. fl. 2.50.
ln Halbfranzband fl. 3.50.
ln Vei tretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbaucr als Herausgeber. — *St. Norbertus* Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse S.
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Nr. 11.
Wien, 1. September 1892 .
I.
Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendort.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
KKDIGIKHT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.- •), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbertu»"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrSge zu richten sind.
Preise der Inserate: >/» S. fl. 20.—= Mk. 36.—, Va S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, >/* S. fl. 7.— = Mk. 12.G0, */• S. fl. 4.—= Mk. 7.20, */» S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Ludovici de Ponte Meditationes in com-
pendium redactae . . . a Nie. Frizon, denuo
ed. S. Aichner. (F. M. Schindler).
Mcistermann A., Der Glaube und dessen
Gegner, (r.)
Brentano C. v.. Ausser der einen wahren
Kirche Christi ist kein Heil, (r.)
Nothnagel A., Der Grundfehler der herrschen¬
den Weltanschauung. (F. Sch.)
S z a n t o E., Das griech. Bürgerrecht. (J. Hehler.)
Schmid F., Genealogische Stammtafel des '
Kaiserhauses Habsburg - Lothringen 1708— 1
1892 (Dr. Vidmar).
(P senncr) Peter Mayr, Wirt an der Mahr, ein
Held von anno 1809. (H.)
Seeber J., Zur Frage nach der Urheimat der
Indogermanen. III.
V o r b e r g M., Die Reformation und die deutsche ,
classische Litteratur. (J. Seeberi. |
Fokker A. A., Volledige leercursus . ., om
zonder onderwiijzer uitsluitend door eigen
oefening, gemakkelijg en spoedig de Ja-
vaansche Taal te leeren lezen etc. (Dr. H.
Bohatta.)
I Behringer E., Zur Würdigung des Heliand.
1 (I)r. Alfons Hoppe).
Hartlebens Kleiner Handatlas über alle
v Theile der Erde. (Dr. J. Lampel).
Cesky lid, Folkloristische böhm. Zeitschrift,
redigiert von Dr. L. Nied er le und Dr. C.
Zibrt. I. (J. Karäsek).
Laemmer H., Institutionen des kathol. Kirchen¬
rechts. (A. Roesler).
Engels Fr., Der Ursprung der Familie, des
Privateigenthums und des Staates. (Dr. H.
Misera).
Braesicke H.. die Reform der Eisenbahn¬
gütertarife. (F. v. W.j.
Franz Fr., Der Clerus und der Bauernstand.
(Sch.)
Theologie.
Ludovici de Ponte, S. J., Meditationes in com-
pendium redactae et magno meditationum numero
de praecipuis Sanctorum festis auctae a Nicolao
Frizon S.J.; quas denuo edi voluit eipraefatione
coviinendavit CI. et Rev. D. Simon Aichner epis-
copus Brixinensis et princeps . Pars I. Brixinae, typ.
et sumpt. cath. unionis typogrnph. 1892. 8°. (IV u. 496 S.) fl. 2. — .
Bei den älteren Theologen findet sich die Behand¬
lung der christlichen Sittenlehre zu ascetisch-praktischen
Zwecken innig verbunden mit der wissenschaftlichen
Darstellung derselben; die tüchtigsten Meister der theo¬
logischen Speculation waren zugleich die besten Lehrer
einer gediegenen Ascese. Anselm von Canterbury, Ber-
nard, Hugo von St. Victor, Albert d. Gr., Thomas v.
Aquin, Bonaventura, Gerson u. a. haben auf dem ersteren
Gebiete kaum Glänzenderes geleistet als auf dem letzte¬
ren; auch in der nachtridentinischen Periode haben
Bellarmin, Bona, Alphons v. Liguori u. a. in der wissen¬
schaftlichen wie in der praktischen Theologie sich gleich
sehr hervorgethan. Aber auch jenen Schriftstellern, die
nur ascetische Werke hinterliessen, verdankt die wissen¬
schaftliche Theologie einen im allgemeinen gewiss zu
wenig gewürdigten Zuwachs von Erkenntnissen, und es
wäre eine lohnende Aufgabe, von Periode zu Periode
die Bereicherung nachzuweisen, welche der theologischen
Wissenschaft durch die Ascetiker geworden. Zu den ge¬
diegensten ascetischen Schriftwerken der nachtridenti¬
nischen Zeit gehören die Betrachtungen Ludwig de Ponte’s;
voll tiefen theologischen Inhalts, entbehren sie doch des
duftigen Hauches nicht, der unmittelbar auf das Gemüth
einwirkt, weshalb sie auch seit ihrem ersten Erscheinen
in spanischer Sprache (in den Obras espirituales) oft¬
mals in lateinischer Uebersetzung neugedruckt werden
mussten. Da dieselben für den Gebrauch als Unterlage
der täglichen Meditation vom Autor selbst nicht berechnet
waren, wurden sie frühzeitig von anderen diesem Zwecke
angepasst, und Nicol. Frizon ist vielleicht als derjenige
Bruhns G. u. K o s s e 1 A., Ueber Adenins und
Hypoxanthin (Malfatti'i.
Krüger M., Zur Kenntniss des Adenins. (Mal-
faiti).
Le wko witsch J.. Zur quantitativen Be¬
stimmung: des Cholesterins. (Malfatti).
Roux X., L’invasion de la Savoie et du Dau¬
phine par les Autrichiens cn 1813 et 1814, < Sp.)
Thenius C., Die Eabrikation der Leuchtgase
nach den neuesten Forschungen. (A.).
Fessle r S , Juvenes dum sumus. Humoresken
aus dem Gymnasium. (Schnürer).
S c h r o f t R., Bureau und Bureaukraten. Hu¬
moristische Skizzen aus dem Beamtenleben.
(Schnürer).
Herzen, Ein Ueberfall, Novelle. (Schnürer).
Bauer Edw., Der Baron Vampyr. Ein Cultur-
bild aus der Gegenwart. (Schnürer).
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
zu bezeichnen, dem dies nach Methode und Sprachweise
am besten gelungen. Bei der Flut seichter ascetischer
Producte, welche die Gegenwart bringt, muss es dem
hochw. Herausgeber dankbar als Verdienst zugcrcchnct
werden, die Betrachtungen de Ponte’s neuerdings in
diesem Gewände zugänglich gemacht zu haben, wie ja
auch die durch seinen hochsei. Vorgänger Vinc. Gasser
veranlasste Neuausgabe der Ponte’schen Sentinientos y
avisos espirituales nach der lateinischen Uebersetzung
von Baenst (1870), mit Dank aufgenommen wurde. Dem
vorliegenden 1. Band, enthaltend Betrachtungen für das
erste Halbjahr, wird noch ein zweiter in wohl gleich
gediegener Ausstattung folgen. F. M. Schindler.
Meistermann, Dr. Alwin: Der Glaube und dessen
Gegner. Mit kirchlicher Genehmigung. M. Gladbach, Riffarth.
1892. kl.-8°. (184 S.) fl. 1.08.
Brentano Carl v., vorm. Professor, z. Z. Beneficiat in
Oberammergau: Ausser der einen wahren Kirche
Christi ist kein Heil. Augsburg, B. Schmid’sche Verlags¬
buchhandlung, 1892. kl.-8°. (168 S.) 11. 1.20.
Der Unzahl von glaubensfeindlichen Büchern und Schriften
unserer Tage gegenüber obliegt der populären Apologetik eine
grosse Aufgabe. Diese Aufgabe wollen die beiden obgenannten
Büchlein in etwas lösen helfen. Das erstere »Der Glaube und
dessen Gegner« sucht in populärer Weise die beiden Sätze zu
beweisen : »Die christliche Religion ist eine von Gott geoffenbarte
Religion« und »Die katholische Kirche ist die einzig wahre Kirche
Christi« und beschäftigt sich dann mit den Gegnern des katho¬
lischen Glaubens, den Atheisten, den Ungläubigen, den Irrgläubigen
und Schismatikern und mit den Vcrtheidigern des Indifferentismus.
Das Büchlein ist frisch und überzeugend geschrieben und ist ge¬
eignet, bei den Lesern katholische Ueberzeugung zu kräftigen,
andere unserem Standpunkte näher zu bringen.
Das Schriftchen v. Brentano’s enthält unleugbar manches
wirklich interessante apologetische Material, doch hätte bei der
Compilation desselben etwas mehr gesichtet werden sollen. Der
Verf. behandelt manche Punkte gar zu oberflächlich, die nur dann
mit Nutzen erwähnt werden können, wenn die Darstellung eine
eingehendere ist. Andrerseits berichtet er manche Erfahrungen aus
seinem eigenen Leben, die zum Theile als wirklich minderwerthig
bezeichnet werden müssen. Warum sah sich der Verf. nicht um
die kirchliche Genehmigujjp um? LjOOQIe '■
339
Nr. 11 . — ÖesterkeicHisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
340
Kölner „Pastoralblatt", herausg. v. Berrenrath u. Hermes
(Köln, Bachem). XXVI, 13 u. 14.
(13.) Decret Leo’s XIII. das matrimonium praesumptum be¬
treffend. — In welchen Gegenden der Ver. Staaten Nordamerikas
ist das Cap. Tametsi promulgiert?— Inwiefern ist unter d. heutigen
Verhältnissen die Hausseelsorge nothwendig u. wie ist sie auszu¬
üben? (Forts, in Nr. 14). — Die Wallfahrten. (Schluss in Nr. 14).
— Ein merkwürdiger Fall a. d. Versicherungswesen. — Tugend-
bcispiele a. d. Leben Garcia Moreno’s. — Entscheidung des preuss.
Cultusministers bez. d. Religionsunterrichtes d. Dissidentenkinder.
— Kleine Mittheilungen. — Litterarisches.
(14.) Entscheidung d. S. Congr. Episcoporum et Regularium
bez. einiger Punkte d. Decretes Quemadmodum. — Notarielle Acte
am Sonntag. — Kleine Mittheilungen. — Litterarisches.
Die kathol. Bewegung in unseren Tagen, red. v. M. v.
Hutten (Wien, Woerl). V, 7.
Die grosse Religion des Ostens. V. Die frohe Botschalt
Buddha’s. — Die Gottesidee und der Materialismus. — Reisebilder
aus 'Pirol. II. In den Zillerthaler Alpen. — Der päpstliche Staats¬
und Privathaushalt. — Monats-Ausschau.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Österreichs, red.
von R. Himmelbauer (Wien, Fromme). XI, 15.
Scheicher, Ob sie recht thun ? —H., Kirche u. Staat. VII.
— Aus dem Schulleben. — Sprechsaal. — Rechtsfreund. — Pcr-
sonalnachrichten. — Dazu Beilagen : Hirtentasche, , Pastoralblatt,
red. v. Edm. Langer, XIV (N. F. V), 8: Zur Stolataxe. — Die
Altarglocke. — Zur Anordnung d. Kreuzwegstationen. — Ant¬
worten auf Anfragen. — Mittheilungen. — Augustinus , Litteratur-
blatt. IX, 12.
Zeitschrift des Deutsch. Palästina-Vereins, red. v. H. Guthe
(Leipzig, Baedeker). XIV, 4 u. XV, 1.
(XIV, 4.) M. Hart mann, Das Liwa el-Ladkije und die
Nahije Urdu. II. Die Ortslisten. III. Die Namen der Karte u. der
Ortslisten alphabet. geordnet. — Aus Briefen.
(XV, 1.) Kampffmeyer, Alte Namen im heutigen Palästina
und Syrien. — Röhricht, Karten u. Pläne zur Palästinakunde
aus dem 7. bis 16. Jahrhdt. — Blanckenhorn, Syrien in seiner
geologischen Vergangenheit. — Schumacher, Meine Reise im
Ostjordan land.
Brune P., Histoire de Vordre hospitalier du Saint-Esprit. Avec
4 phototyp. et nombr. grav. Paris, Picard & Fils. gr.-8 H .
Frcs. 12.—.
Bazzanella J., Manuale f. das Seelsorge-Amt. Aus der 2. italicn.
Autl. übers, v. J. Steck. Bozen, Promperger. gr.-8". (XV u.
1061 S.) fl. 4.50.
Samson H., Die Heiligen als Kirchenpatrone u. ihre Auswahl
für die Erzdiöcese Köln u. für die Bisthümcr Münster, Pader¬
born, Trier, Hildesheim u. Osnabrück. Paderborn, Bonifacius-
Druckerei gr.-8°. (IV u. 432 S.) fl. 2.52.
Jungnitz J., Legende der Heiligen. 4. Aufl. Breslau, Goerlich.
8°. (XIV u. 366 S. m. 1 Stahlst.) 11. 1.20.
Akatholica.
Pool J. J., Studies in Mohamedanism, historical and doctrin.il;
with a chapter on Islam in England. London, Constable. 8°.
fl. 3.—.
Drache R., Parität —Imparität. Eine staatsrechtliche Betrachtung.
Leipzig, Braun, fl. —.36.
An ti(/u a r- Kt i ta löge .
Bibliotheca catholico-theologica XIV. 3 Hefte. 4700 Nrn.
Apologetik, Dogmatik, Liturgie, Mystik, Scholastik. (Katalog SO.)
München, Rosenthal.
S. Ignatius de Loyola. Exercitia spiritualia. 840 Nrn.
Biographie und Cultus. Litteratur d. geistlichen Uebungen.
Porträts. (Katalog 82). München, Rosenthal.
Von der Verlagshandlung F. Schöningh in Paderborn werden im
Laufe des September ausgegeben werden: F. S. Renz: » Der Opfer¬
charakter der Eucharistie nach der Lehre der Väter und Kirchen¬
schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Eine dogmengeschicht¬
liche Abhandlung.« gr. 8°. (i57 S.) ca. 11. 1.80. — F. Wörter:
>Die (leistesentivicklung des hl. Aurelius Augustinus bis zu seiner
Taufe.* gr.-8°. (216 S.) fl. 2.40.
Unter der Presse: » Vorschriften in Militärangelegenheiten
für d. Seelsorge-Clerus u. d. Candidaten d. geistlichen Standes «
U. * Vorschriften in Schulangelegenheiten. Für Katecheten und
Seelsorger der Diäcese Sec ha u. « von A. Griessl. Graz, Ulrich
Moser, (J. Meyerhoff), fl. — 90.
Neue Erscheinungen:
' Katholica.
Belloe J. T. de, Le Cardinal Mermillod, sa vic, ses oeuvres et
son apostolat. Freiburg (Schweiz), Friesenhahn. gr. 8°. (XII u.
614 S.) fl. 3.60.
Flugschriften, katholische, zur Wehr u. Lehr. Nr. 55. Kathol.
u. protestantische Sittlichkeit. Mit besonderer Rücksicht auf
Luther’s Lehre vom Ehestande. (56 S.) — Nr. 56 u. 57. Ein
Ordensberuf am Ende d. 19. Jahrhdts. v. L. v. Hammerstein.
(90 S.) — Nr. 58. Kirche u. Hierarchie (67 S.) Berlin, Germania.
16°. ä fl. —.06.
»Dein Reich komme zu uns!« Convertitenbilder, den Katholiken
zur Erbauung, den redlich suchenden Protestanten als Leitstern
treuherzig erzählt. 4. u. 5. Bdch. Geschichte der Conversion d.
Grafen Friedr. Leopold zu Stolberg-Stolberg. Heiligenstadt,
Cordier. 16°. (103 S.) fl. —.09.
Magnus A., Paradies d. Seele od. Büchlein v. d. Tugenden.
Dülmen i. W., Baumann. 16°. (XV u. 474 S. mit farbig. Titel und
Stahlst.) fl. —.60.
Hake P., Katholische Apologetik. Freiburg i. Br., Herder. gr.-8°.
(XII u. 221 S.) fl. 1.44.
J o x M., Die gottselige Dienerin Gottes Luise v. Marillac (Wittwe
Le Gras), Stifterin und erste Oberin der Töchter d. christlichen
Liebe. Dülmen i. W., Baumann. 16°. (VIII u. 136 S.) fl. —.18.
Karthäuser-Ordcn, Der. Ein Beitrag zur Kenntnis d. Orden
im Allgemeinen u. d. Karthäuserordens im Besonderen, sowie
d. Wesen und die Geschichte desselben. Dülmen i. W., Baumann.
16°. (95 S.) fl. —.24.
Pasquier H., Leben der ehrwürdig. Mutter Maria v. hl. Petrus
(Gräfin Coudenhove), General-Oberin d. Congregation »Unserer
Frau v. d. Liebe d. Guten Hirten« in Angers. Wien, Mavcr u.
Co. gr. 8°. (VIII u. 48 S.) fl. —.42.
Monsabre J. M. L., Die Versuchung. Vorträge. Genehmigte
Uebersetzg. v. J. Drammer. Mainz, Kirchheim. 8°. (VII u. 139 S.)
fl. —.90.
Ohler J., Predigten auf die Sonn- und Festtage d. Kirchen¬
jahres. Mainz, Kirchheim. gr.-8 u . (VIII und 576 S.) fl. 3.—.
Schneider Ph., Die bischöflichen Domkapitel, ihre Entwickelung
u. rechtliche Stellung im Organismus der Kirche. Neue (Titel-)
Ausg. Mainz, Kirchheim. gr.-8°. (XXXII u. 503 S.) fl. 2.40.
Philosophie. Pädagogik.
Nothnagel A.: Der Grundfehler der herrschenden
Berlin, Alb. Lehmann, 1890. 8°. (95 S)
II Weltanschauung ,
fl. —.60.
Ein Buch, das jedenfalls den einen Nachweis er¬
bringt, wie verderblich die moderne Art, die sogenann¬
ten »Ergebnisse« der Wissenschaft zu popularisieren,
für Köpfe von mittlerer Begabung sein kann. Der Verf.
besitzt, wie zweifellos hervorgeht, eine normale Dosis
gesunden Hausverstandes, der aber durch unverdaute
Lectüre naturwissenschaftlicher Schriften nach der Art
Büchner’s, Brehm’s u. A., sowie der Werke Schopen¬
hauers und etlicher pantheistischer Philosophen merk¬
würdig in die Irre geführt wird. Die »Fehlerquellen«,
die der Verf. »aufdeckt«, sind: 1. »Der Mensch theilt
das All, um es sich nutzbar zu machen.« Diese Theilung
ist »für das All nicht durchführbar, aber zur Ermög¬
lichung des menschlichen Denkens nützlich und nöthig.«
(Diese Sätze zugleich als Beispiel für die logische Klar¬
heit des Verf.). 2. »Der Sprachgebrauch verwirrt philo¬
sophische Betrachtungen leicht.« 3. »Der Mensch kann
nur in bestimmten Formen auffassen und denken.«
4. »Das menschliche Denken trägt den Begriff des
Zweckes aus dem menschlichen Leben in die Natur.« —
Worauf der Verf. jedoch schliesslich als das Haupt¬
ergebnis seiner Untersuchung hinauskommt, führt er in
Capitel III. (S. 57 ff.) durch: »Der Mensch ist kein
Individuum und darf daher auch nicht als solches allein
handeln.« Das Ich ist ihm eben nichts als »der Zustand
eines Theiles der Substanz«, der Mensch »das Product
einer Cultur« (S. 61). Dabei werden in den etlichen 90
Seiten dieser »Philosophie« nicht nur die höchsten und
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341
N T R. 11. — ÖSTERREICHISCHES LlTTKRATURBI.ATT. — I. JAHRGANG.
342
tiefsten Fragen des menschlichen Denkens kurzer Hand
erledigt, sondern auch das Thema der zwei- oder mehr¬
jährigen Militärdienstzeit, die antisemitische Frage und
noch manch’ andere Dinge berührt. Von denen, die etwa an¬
derer Meinung als der Verf. sein möchten, spricht der
letztere immer nur als »diese Herrschaften«. Strenge
philosophische Zucht und Schulung thäte dem Verf.
ebenso dringend noth, als ein wenig Bescheidenheit und
Selbsterkenntnis. F. Sch.
Katholische Schulkunde, herausg. v. R. Kiel (Heiligenstadt,
Cordier). I, 32—34.
(32.) Stückl, Joh. Bapt. Graser u. seine pädagogische Doktrin.
(Forts, u. Schluss in Nr. 33.) — Ch. A. H., Die Veranschaulichungs¬
mittel im physikalischen Unterrichte. — K ö s t e r u s. Die deutsche
Elementarbildung gegen Ausgang d. Mittelalters. V. — Wie lässt
sich den Anforderungen, welche die Gegenwart an die Arbeits¬
tüchtigkeit jedes Einzelnen stellt, in der Volks- und Bürgerschule
in befriedigender Weise Rechnung tragen, ohne dass dabei die
Sorge f. d. geistige u. körperliche Frische u. Kräftigung d. Zög¬
linge ausseracht gelassen wird ? (Schluss). — Kiel, Die Gesell,
d. absoluten Masseinheiten (Schluss). — Mischehen und Religions¬
unterricht. — Schulchronik. — Sprechsaal.
(33.) Geisteserneuerung. — Ueber Kinderbücher. — Feld¬
hohn, Die Aufsatz-Uebungen auf d. Mittelstufe d. Volksschule
im Anschlüsse an d. Bild. — Schulchronik. — Beilage : Edel¬
steine: V, 16. Der hl. Bernhardus. — Christoph Columbus. —
Das Wunder v. Tipasa.
(34.) Geheimrath Dr. Kellner todt ! — Die amtliche Lehrer-
conferens am Königl. Lehrer-Seminar in Kempen. — Beil: Litterar.
Monatsschau auf dem Gebiete der Pädagogik. I, 8.
Neue Erscheinungen:
Verzeichn iss von Jugend- und Volksschriften, nebst Beui-
thcilung derselben. Unter besonderer Berücksichstigung d. Be¬
dürfnisse katholisch. Schulen u. Familien herausg. v. Verein
katholischer Lehrer Breslaus. Breslau, Aderholz. IV. H. fl. —-72.
Brück H. u. K e u d e 1 H., Das erste Schuljahr. Eine methodische
Behandlung sümmtlicher Unterrichtsfächer der Elcmentarclasse.
Gera. Hoffmann. gr. 8° (IV u 199 S.) fl. 1.20.
Cassel P., Epikuros, der Phisoloph, vertheidigt u. erklärt. Berlin,
Boll. gr. 8°. (63 S.) fl. —.60.
Dinger H., Richard Wagners geistige Entwicklung. Leipzig,
Fritzsch. gr. 8°. (XXIV u. 411 S.) fl. 3.60.
Höfler Dr. A., Worte der Erinnerung an Theodor Mcynert u.
an sein Verhältniss zur philosophischen Gesellschaft a. d. Uni¬
versität zu Wien. Wien, Braumüllcr. gr. 8°. (28 S.) fl. —.60.
M i k r o s. Az emberi Jet Termeszetbölcze szeti tanulmany. (Das
Sein der Menschen). Budapest. Grill. 8°. (61 S.) 11. —.50.
Böhmer J., Der Allgewaltige u. Alleserschaffende Unsichtbare
in der Natur od. das Geheimnis der Weltregierung. Meisenheim,
Feikert. gr.-8°. (III u. 213 S.) fl. 1.20.
Koeber R., Die Lebensfrage. Eine erkenntnis-theoret. Studie.
Leipzig, W. Friedrich. gr.-8°. (96 S.) fl. —.60.
Kalbfleisch K., In Galeni de placitis Hippocratis et Platonis
libros observationes critieae. Berlin, Heinrich. gr.-8°. (48 S.)
fl. 1.20.
Me wes Rud., Kraft und Masse, Bildner des Kosmos. (Identität
der Naturkräfte). Theil. I. Berlin, Verlag der »Immaterialgüter«
Dr. A. Klein & Co., gr. 8°. (XVI u. 66 S.) fl. 1.20.
Schulze B., Diesseits u. Jenseits. Confessionslose Gedanken üb.
die höhere Bestimmung, d. Menschen. Berlin, Heinrich gr.-8°.
(18 S.) fl. —.30. _ _
Von Lvceums-Rector Dr. M. Schneid erscheint im Laufe
des September im Verlage der F. Schöningh’schen Buchhandlung
in Paderborn : »Psychologie im (leiste des hl. Thomas v. Aquin.«
I. Theil, »Leben der Seele.« gr. 8°. (368 S.) 11. 3.—, worin
der Verfasser zu zeigen sucht, dass die psycholog. Doctrin der
alten Schule durch die Resultate der heutigen Naturwissenschaft,
namentlich der Physiologie, nicht in Frage gestellt wird. In dem
nämlichen Verlage wird auch demnächst (als XIII. Bd. der »Samm¬
lung der bedeut, pädag. Schriften«) »Jakob Wimphelings
pädagogische Schriften. Uebsetzt, erläutert und mit einer Einleitung
versehen von Jos. Freund gen«, gr. 8°. (578 S.) zu 11. 1.92
ausgegeben werden.
Im Verlage von C. Zieger’s Nachf. (Ernst Rhode) erscheint
demnächst: Dissertationen-Archiv I. Die Sittenlehre F. E. Beneke’s.
Ein Beitrag zur modernen Ethik v. Dr. Theodor Kühn. 11. —.90.
Anfangs September gelangt von der Agentur des Rauhen
Hauses in Hamburg zur Ausgabe: »Das Haus in unserer Zeit u.
unserem Volk, seine Gefährdung. Bewahrung und Erbauung.
Ethische Zeitbetrachtungen« von Dr. theol. et phil. L. K. Moeller,
22 Bogen zu fl. 2.40.
Mitte September d. J. erscheint bei Triibner in Strassburg
v. Huth G., Geschichte des Buddhismus in der Mongolei. I. Bd.
gr.-8°. ca. 18 Bogen tibetischer Text (fl. 12.—); u. im selben
Verlag: Causa causarum. Deutsche Uebersetzung aus dem
Syrischen von Pastor Karl Kays er, ca. 25 Bogen.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Szanto, Emil: Das griechische Bürgerrecht . Frei bürg
im B., J. C. B. Mohr, 1892. 8° (165 S.) fl. 2.40.
Während durch Mommsen das römische Staatsrecht
bereits geschaffen worden ist, bleibt auf dem Gebiete der
griechischen Staatsalterthümcr noch die Aufgabe, an
Stelle der bisherigen unorganischen Aufzählung ein System
des griechischen Staatsrechts aufzubauen. Für das attische
Staatsrecht hat bereits im Jahre 1878 Prof. W. v. Hartei
in dem ausgezeichneten Buche »Studien über attisches
Staatsrecht und Urkundenwesen« den Weg gezeigt, wie
mit Hilfe der Inschriften »ein Einblick in das attische
Kanzlei- und Archivwesen und in den Verkehr der Be¬
hörden und ihre staatsrechtlicke Stellung gewonnen
werden kann«. Im Anschlüsse daran hat Sz. 1881 »Unter¬
suchungen überdas attische Bürgerrecht« geschrieben; in
dem vorliegenden Buche liefert er die grundlegende Vor¬
arbeit für das griechische Staatsrecht. Denn da nach
Aristoteles der Staat nichts anderes ist als die Summe
von Bürgern, so ergibt sich aus der Beantwortung der
Frage: »Was ist der Bürger?« auch die Antwort auf
die Frage:» Was ist der Staat?« In der Einleitung handelt
der Verf. über den Inhalt des Bürgerrechtes : das entschei¬
dende Merkmal ist das Recht der Theilnahme an der
Regierungsgewalt, ferner die Theilnahme an demselben
Cult und bestimmte Privatrechte. Das Bürgerrecht ist ein
gentilicisches, es wird zunächst durch Abstammung von
Bürgern erworben; die Nationalität erscheint als Bedin¬
gung des Bürgerrechtes. An Fremde wird es durch
.Schenkung verliehen ; (I. Abschnitt). Motive für die Ver¬
leihung sind entweder Verdienste des Fremden um den
verleihenden Staat (sovoia lind avSpa^aiKa) oder Mangel
an Bürgern in dem verleihenden Staate (oXiYavi^jxoÄta).
Die Verleihung erfolgt durch einen Act der souveränen
Gewalt und zwar durch einen Volksbeschluss (^Vj'fiTUia) ;
die Formel der Verleihung ist nach Zeit und Ort ver¬
schieden : interessant ist, dass das Abstractum 7CoXtrs(a
erst seit dem letzten Drittel des 5, Jhdts. in Anwendung
kommt. Niemals ist die Verleihung Sache eines Magi¬
strates oder der Gesetzgebung. Der Magistrat kann nur
auf Grund des verleihenden Volksbeschlusses die factische
Aufnahme durchführen, während es Sache der Gesetz¬
gebung ist, die Bedingungen für die Erlangung des Bürger¬
rechtes festzustellen.
Wenn auch in Athen erschwerende Massregeln
bei der Verleihung vorgeschrieben sind, so darf man
nicht von einem vöjxo^ hz' avopt sprechen, sondern
nur von einem a |i a ztz ' avopi; überzeugend stellt
demnach Sz. S. 41 die Stelle bei Andokides Mysterien¬
rede §. 87 richtig.
Das verliehene Bürgerrecht ist ein vollwertiges;
der Neubürger erhält Antheil an der Regierungsgewalt,
Gleichstellung vor dem Rechte und Eintritt in die sacrale
Gemeinschaft; er wird in die staatlichen Unterabthei¬
lungen, sei es nach freier Wahl, sei es durch das Loos,
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3 44
343
Nr. 11. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
aufgenommen. Dankenswert ist die klare Darstellung über
das Verhältnis zwischen Proxcnic und Politie, die nicht
selten in demselben Volksbeschlusse verliehen werden.
Das verliehene Bürgerrecht war meist ein Ehrenbürger-
recht und wurde selten factisch ausgeübt, es wurde daher
als persönliche Auszeichnung die Proxenie nebst den
mit ihr verknüpften Rechten mitverliehen (S. 14—22).
Das verliehene Bürgerrecht ist erblich; mit dem
Vater werden auch zugleich die minderjährigen Kinder
aufgenommen, grossjährigen Kindern wird es besonders
verliehen. Interessant ist die Verleihung an Frauen und
deren Kinder. Ein Ouasibiirgerrecht unter dem Namen
Epidamic erscheint in Kreta und enthält nur die Privat¬
rechte. Der Verlust des Bürgerrechts tritt strafweise ein
und wird bezeichnet durch Atimie; ferner bei Colonie-
Gründungcn, so dass die Einwohner der Colonic in der
Mutterstadt als Fremde gelten. Dagegen zieht nicht wie
in Rom der Erwerb des Bürgerrechts einer fremden Stadt
den Verlust des Bürgerrechts der Heimathstadt nach
sich, so dass wir häufig Bürger einer Reihe von Städten
erwähnt finden, was der Sport reicher Leute, der »Ordens¬
jäger« jener Zeit, war.
Abschnitt II handelt über »Isopolitie«. Das Wort
bezeichnet ursprünglich »gleichwertiges Bürgerrecht«
d. h. der Neubürger mit den Altbürgern, hat dann aber
3 Stadien der Entwickelung; 1. gleich rcoX»TS»la, verliehen
an einzelne Personen oder an Massen; 2. von zwei
Staaten gegenseitig ertheiltes Bürgerrecht und 3. wechsel¬
seitig sich bedingendes, durch Vertrag festgesetztes Bür¬
gerrecht; dasselbe bot die Möglichkeit, den Bürgern einer
befreundeten Stadt für die Zeit eines vorübergehenden
Kriegszustandes Zuflucht zu gewähren.
Festzuhalten ist bei der Isopolitie, dass beide Staaten
dabei unabhängig fortbestehen und keine gemeinsame
souveräne Gewalt geschaffen wird. Dadurch unterscheidet
sie sich von der Sympolitic, von der im III. Abschnitte
gesprochen wird; dieselbe charakterisiert sich durch die
gemeinsame souveräne Gewalt und das gemeinsame Bürger¬
recht. Es sind zwei Formen der Sympolitie zu unter¬
scheiden : 1. die synoikistische, indem ein oder mehrere
Orte in einem anderen aufgehen z. B. Athen, 2. die
bundesstaatliche Sympolitie, indem die bisherigen Staaten
fortbestehen, ein gewisses Mass von Souveränität be¬
halten, daneben aber eine gemeinsame souveräne Gewalt
ohne Vorort geschaffen wird z. B. der achäische
Bund. In dieser Form der Sympolitie wird ein neues,
gemeinsames Bürgerrecht geschaffen, die xoivoiroXitsia,
das Bundesbürgerrecht, während das bisherige Einzel¬
bürgerrecht der Bundesstaaten bestehen bleibt. Das
Sonderbürgerrecht zieht das Gesammtbürgerrecht des
Bundes nach sich, aber nicht umgekehrt. Da ein gemein¬
sames Bundesbürgerrecht besteht, muss cs nothwendig
auch eine primäre Volksversammlung des Bundes geben,
keine repräsentative, ebenso auch einen primären Bundes¬
rath. Charakteristisch für beide Formen der Sympolitie
ist cs, dass hier e i n Staat ist, dessen Bürgern ein gemein¬
sames Bürgerrecht zusteht. — Ref. muss sich mit dieser
Inhaltsangabe begnügen; die einzelnen Punkte sind in
klarer, scharfsinniger Weise durchgeführt; der Verf. zeigt,
dass er das epigraphische Material vollständig beherrscht.
Wenn auch einzelne Aufstellungen angegriffen werden,
so bleibt das Buch doch ein für den Epigraphiker wie
für den Historiker gleich wichtiges.
Wien. Johann 0 c h 1 e r.
Schmid, Franz, k. k. Prof, an dtr Staats-Lehrerbildungs¬
anstalt in Krems: Genealogische Stammtafel des
Kaiserhauses Habs bürg - Lothringen ijoS — iS(j2.
Krems, Selbstverlag. 1892. 11. —.SO (im Partiebezug fl. —.00).
Unter dem genannten Titel liegt hier ein ebenso
interessantes als eigenartiges Tableau vor, welches von
Prof. Schmid in Krems zusammengcstellt worden ist.
Nach einer alphabetischen Reihung aller in der Stamm¬
tafel vorkommenden Namen kann man mittelst zweier
Zahlen, einer römischen und einer arabischen, jeden in
der Stammtafel vorkommenden Namen schnellstens auf¬
suchen und auf den ersten Blick über dessen Descen-
denz und Verwandtschaft orientiert sein. Die Mit¬
glieder des Kaiserhauses sind von Maria Theresia ab in
sechs Reihen bezw. Generationen gruppiert, und die
Descendenz durch strahlig verlaufende Linien anschaulich
gemacht, wobei die kräftigeren Linien die männlichen
Nachkommen von den durch die dünnen Linien ange¬
zeigten weiblichen Nachkommen unterscheiden. Das Tableau
ist 00 cm. lang und 60 cm. breit, sehr nettausgestattet
und in einem Umschlag in Buchgrösse zusammen¬
gefaltet. Der Preis ist niedrig in Anbetracht der schwie¬
rigen typographischen Ausführung: es musste das ganze
Tableau auf eine Platte aufgetragen werden, bevor der
Druck geschehen konnte, wobei wieder ein zweimaliges
Auflegen eines jeden Blattes erforderlich war, da die
Namen und Daten bei den noch lebenden Mitgliedern
des Kaiserhauses roth, bei den schon verstorbenen aber
schwarz gedruckt sind; ein Umstand, der die Orientierung
und Uebersichtlichkcit wesentlich fördert. Wir schliessen
uns dem Wunsche an, den der Herausgeber in einem
seiner Stammtafel beigegebenen Beglcitworte ausspricht,
dass dieselbe freundliche Aufnahme überall dort finden
möge, »wo Liebe zu Kaiserhaus und Vaterland waltet
und wo solche gefördert werden soll.«
Krems. Dr. V idmar.
(Psenner, J.:) Peter Mayr , Wirt an der Mahr , ein
Held V. anno /dop. Herausgegehen anlässlich der Feier
des zehnjährigen Bestandes des Museums in Bozen. 1892.
lin Selbstverläge des Museums in Bozen. 8‘. (IV und 112 S.)
11. —.50.
Die bevorstehende Aufstellung des Hoferdenkmales
auf dem Berg Isel hat neues Interesse wachgerufen für
die Kämpfe am Anfang unseres Jahrhunderts, durch
welche sich Tirol aus tiefer Erniedrigung und schimpf¬
licher Knechtschaft befreite. Wir begrüssen deshalb mit
Freuden eine Bearbeitung der Geschichte des hervor¬
ragenden Patrioten an der Mahr, welche der Bozner
Museumsverein zur Feier seines lOjähr. Bestandes ver¬
anlasst hat und die nunmehr, von geschickter Hand
durchgeführt, in gefälliger Ausstattung vorliegt. Das
manchmal geradezu mit poetischem Schwünge, aber doch
stets mit historischer Treue geschriebene Büchlein macht
uns mit den Sitten und Zuständen des merkwürdigen
Landes zur Zeit der bayerischen Misswirtschaft bekannt
und schildert sodann jenes bewundernswerte Ringen
mit dem übermächtigen Despoten, an welchem der Mahr¬
wirt ebenfalls ausschlaggebenden Antheil genommen hat
und das uns mit neuer Liebe und Zuneigung für ein
Volk erfüllt, welches, als Europa geknechtet zu den
Füssen des unersättlichen Corsen lag, die stolzen Heer¬
säulen des Tyrannen in schimpfliche Flucht warf und
der erstaunten Welt zeigte, wie man Sclavenketten bricht.
Der Schluss zeigt uns den noch grösseren Helden, der
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345
Nr. 11. — Oestkrrkichisches Littkraturblatt. — I. Jahrgang.
346
sein Leben auch nicht mit der kleinsten Lüge erkaufen
mag. Die Darstellung beruht auf vielem bisher nicht oder
nur theihveise gekanntem Ouellenmaterial. Der Verfasser
ist das Museumsmitglied J. P senner; als »Mitarbeiter
an den historischen Forschungen« wird im Vorwort
Prof. J. Ad. Ileyl in Innsbruck genannt. Im Anhang
stehen 14 mitunter gelungene Dichtungen über den
Patrioten von Flir, Ileyl, Hunold, Immermann, v. Mages,
Mayr, Bruder Norbert, Riezlcr, v. Scala, Graf Wicken¬
burg. Das Büchlein füllt geradezu eine Lücke in der
tirolischen Geschichte des Jahres 1809 aus und ver¬
diente, ein Volksbuch für uns Ocsterrcicher und Deutsche
zu werden. H.
Journal asiatique. (Paris. Impr. nat.) VIII. Serie, XIX, 3.
Van He rohem, Notes d’archeologie arahe. II. Toulounides
et Fatimites. — Carra de Vaux, l’Almageste d’Abü’lwefa
Albiizdjäni.— Senart, Notes d’cpigraphie indiennc.— Halevv,
La correspondance d’Amcnophis III et d'Amenophis IV. (Suite).—
Nouvelles et melanges. — Bibliographie.
Monatsblatt des Alterthums-Vereines zu Wien, red. von
VV. Boche im (Wien). III, 6—8.
(6.) E n d 1, Zur Geschichte der Orgeln in der St. Georgs-
und St. Stephans-Kirche zu Horn. — Notizen.
(7. 8.) Jos. Sebald, Auszüge aus einem Miscellaneenbande
im Pfarrnrchive zu Stoizendorf. (Schl, in Nr. 8). — Notizen.
Monatsblatt der k. k. Herald. Gesellschaft »Adler«, red. v.
J. Klemme (Wien) III, 17—19.
(17.) E n d l, Siegel einiger Herren von Meissau (Schluss in
Nr. 18). — Graf v. Pettenegg, Siegel Konrad’s (Kuno’s) von
Guetrat vom Jahre 1295. —Ahnentafeln. 6. Arz. II. — L. Cle-
ricus. f — Litteratur. — Anfragen.
(18.) Ahnentafeln. 7. Auersperg. — Litteratur. — Antworten.
(19.) Friedhof-Notizen. XIX. Alter südl. Friedhof in München.
XX. Neuer südl. Friedhof in München (v. D. v. Retberg). XXI.
Stadtfriedhof in Völkermarkt in Kärnten. XXII. Ostfriedhof in
Tarvis in Kärnlen. — Ahnentafeln. 8. Barbo. — Anfragen. —
Antwort.
Geschichtliche Beilagen zu den Consistorial-Currenden
der Diöcese St. Pölten (St. Pölten, bischöfl. Consistorium).
V, Bogen 11 —14.
Plesser, Beiträge zur Geschichte der Pfarre Strengberg
(Forts.).
Neue Erscheinungen:
Adler J. B., Die französische Revolution u. d. Pariser Commune
in socialistischer Geschichtsanschauung. Mainz, Kupferberg.
16°. (61 S.) fl. —.12.
K?jp:ay.too>>, 'Fuji. 'htopia xoO zu vy povo’j W\ryiz\v t ü. (K y r i a k i d es,
lllustr. Geschichte d. heutigen Griechenland. 1832 —1892).
Athen, Beck. Bd. I. 8°. (680 S.) 11. 6.—
Nectop'^y^. Kojvxt., Torcoypa'f:« rr 4 c rj.o/ai r J.c X’irv.pxYjs. (Nesto-
rides, Topographie d. alten Sparta.) EbJ. 16°. (109 S.) 11. —.75
Kegel M., Christians II. v. Anhalt Gesandlschaftsrei.se nach
Savoyen (1617). Ein Beitrag zur Vorgeschichte des 30jährigen
Krieges. Dessau, Baumann. gr. 4° (25 S.) 11. —.60.
Zimmermann F. u. Werner C., Urkundenbuch zur Ge¬
schichte der Deutschen in Siebenbürgen. Herausg. v. Vereine
f. siebenbürgische Landeskunde. Hermannstadt, Michaelis. I. Bd.
1191 — 1342. Nr. 1 — 582. 8" (XXX u. 620 S.) m. 4 Taf. Siegel¬
abbildungen). fl. 12. — .
Artin A., KaspiM* Hauser. Des Räthsels Lösung. Zürich, Schmidt.
gr. 8°. (IV und 114 S.) 11. -.90.
Hof leben unter Kaiser Wilhelm II. Berlin, Steinitz. 8°. (III u.
280 S.) n. 2.10.
Scriptores rerilm germanicamm in usum scholarum ex Monumentis
Germaniae historicis recusi. Gesta Federici 1. imperatoris in
Lombardia auct. cive Mediolanesi. (Annales Mediolanenses
maiores). Recognovit O. Holder-Egger. Accedunt gesta
Federici I. in expeditione sacra. Hannover, Hahn. gr.-8°. (111 S.)
11. —.84.
K n o d G. C., Die Stiftsherren von St. Thomas zu Strassburg
(1518—1548). Ein Beitrag zur Strassburger Kirchen- u. Schul¬
geschichte. Strassburg, Schmidt. gr.-4°. (III u. 60 S.) fl. —.90.
Schütte M., Kaspar Hauser. Das Räthsel ist nicht gelöst! Eine
Erwiderung auf die Schrift d. Hrn. v. Artin. Hagen, Risel. 8°.
(62 S.) fl. —.30.
Böhmer J. F., Regesta imperii. V. Inh.: Die Regesten des Kaiser¬
reiches unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII).,
Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm u. Richard, 1198—1272.
Nach der Neubearbeitung und dem Nachlasse Joh. Friedrich
Böhmer’s neu herausgegeben und ergänzt von Julius Ficker
und Eduard Winkel mann. Innsbruck, Wagner. 5. Lieferung.
(111. Abillig. 2 Liefrg. Schluss der III. Abthlg.) 4°. (S. 1375 bis
1579) 6. 3.90.
Hel mol t II. F., König Ruprechts Zug nach Italien. Leipzig,
Fock, gr.-8°. (181 S.) fl. 1.20.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur Frage nach der Urheimat der Indogermanen.
Von Josef Seeber.
III.
Aber der alte Name der Wolga: f Pä, finnisch Rau, Kawa?
Wir wollen darauf kein Gewicht legen, dass nach Müllcnhoff
(D. A. II, 75; III, 16) diese Bezeichnung wahrscheinlich finnischen
Urspungs ist; nehmen wir an, Kawa gehe auf indog. *sra7 (t, Strom
zurück, so kann der Name ebenso gut von den aus Asien kommenden
Westindogermanen dein Müsse beigelegt und den Finnen ver¬
mittelt worden sein (vgl. poyj, # srovä , lit. sror?). Für diese An¬
nahme spricht ein anderer Umstand : die Finnen thcilcn mit den
Westindog. den Namen des Salzes (finisch suo/a , mordw. sa/:
griech. ot/.r, lat. sal , got. sa/t , altslav. sali, altir. salann ), der den
Ariern fehlt. Das Kupfer lernten die vereinigten Indog. wohl
schwerlich von den Finnen kennen, da ja sonst natürlich der
indog. Name desselben finnischen Ursprungs oder wenigstens mit
der finnischen Bezeichnung verwandt wäre, was aber nicht der
Fall ist. Bedenklich für Schräders Wolgahvpothcse ist auch der
Umstand, dass die Indog. nicht, was doch so .nahe lag, der
Wolga entlang nach Süden ziehen durften, da sie sonst das Meer,
den kaspischen See, kennen gelernt hätten. Ich denke, es lässt
sich recht wahrscheinlich machen, dass »die öde und sandige
Steppe des Kaspisees«, in welche vorzurücken sich das Urvolk
»so lange als möglich« hütete, in der Zeit, von der wir reden,
mit Wasser bedeckt war. Man braucht hiebei weder an jene
Periode zu erinnern, in welcher das ganze Tiefland wirklich nur
einen mächtigen Busen des arktischen Oceans bildete, noch an
das Westmeer der Chinesen und die Verbindung des hyrkanischen
mit dem nördlichen Eismeer bei Fratosthenes und Strabo zu
denken; es genügt, den Process der Austrocknung des Aral- und
Kaspisees (und der vielen kleineren) zu verfolgen, denn »das
Mass solchen Schwindens scheint so bedeutend zu sein, dass,
wenn man rückwärts rechnete, man gewiss noch innerhalb der
historischen Zeit eine weithin gedehnte Wasserbedeckung für diese
Länderstrecken erhielte.« (Kloedcn, Erdk. 4 IV., 3).
Zweitens stehen Schräders Annahme gewichtige Bedenken
direct entgegen. Wir haben sichere sprachliche Zeugnisse dafür,
dass die vereinigten Indog. ausser der Viehzucht auch primitiven
Ackerbau betrieben. Als Getreideart wird skrt. ydva, zend. yava,
griech. £sa, lit. jawai in den Bedeutungen Getreide, Gerste, Spelt
erwähnt, auch der Pflug (in Form eines gekrümmten Astes mit
einem scharfen Stein an Stelle des Eisens) und die Sichel sind
gemeinsam benannt, und es geht die Rede vom Zermahlen und
Rösten der Getreidekörner. Fs bringt aber nur die eiserne Noth-
wendigkeit den Nomaden zum Ackerbau (vgl. A. Meitzen, Das
Nomadenthum der Germanen und ihrer Nachbarn. Verhdlg. des
2. deutschen Geogr.-Tags, Berlin 1882); sind Weideplätze in
genügender Ausdehnung vorhanden, so denkt er nicht daran, den
Boden zu bebauen. »Das Leben eines Hirtenstammes«, sagt D. Ma¬
ckenzie Wallace (Russland, deutsch von Röttger, Leipzig 8 , 1880),
»ist ein fast nie unterbrochener Feiertag, und nach meinem Dafür¬
halten konnte nur etwa die Aussicht auf den Hungertod Menschen,
die von ihren Viehherden leben, bewegen zum Ackerbau überzu¬
gehn«. Und Kohl (Reisen in Südrussland, III, 53, 67) sagt: »Fs
ist unbegreiflich, wie ein Mensch auf den Einfall gekommen ist,
sich in der Steppe ackerbauend niederzulassen, deren ganzer
Charakter gegen diesen Missbrauch schreit.« Daraus ergibt sich,
dass das Weidegebiet, über welches die Indog. verfügten, nicht
die gewaltige Ausdehnung und Fruchtbarkeit der südrussischen
Steppe haben konnte. Damit im Zusammenhänge mag bemerkt
werden, dass auch das Klima dieser Steppe nicht gut mit der
Vorstellung stimmt, die wir aus Sprache und Mythus von den
klimatischen Verhältnissen der indog. Ursitze gewinnen. Im Mythus
tritt uns vorzüglich der Kampf des Winters mit der freundlichen
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347
348
Nr. 11. — 0 KS 1 ERREICHISt.HES L ITTERATURBJ.ATT. — I. JAHRGANG.
Jahreszeit entgegen und sprachlich sind die Benennungen des
Winters als »Kalte«, »Sturm«, »Schnee« und »Bis« am weitesten
verbreitet und am schärfsten betont. Es ist aber der Winter in der
russischen Steppe kurz, wenn auch oft streng und zeitweise durch
Thauwetter unterbrochen; die mittlere Jahrestemperatur beträgt
-f- 8° C., also ungefähr soviel wie in Wien. Auch läge hier die
Drcitheilung des Jahres viel näher, während in der indog. Sprache
der Beginn der bessern Jahreszeit zwar benannt, im übrigen aber
die Zweitheilung in Sommer und Winter bis weit in die Ent¬
wickelung der Einzelsprachen hinein festgehalten wurde.
Noch wichtiger erscheint mir folgender Umstand. Schräder
lässt die Wanderungen der Arier und der Westindog. vom
gemeinsamen Ursitze aus ungefähr gleichmässig, nur nach ent¬
gegengesetzten Richtungen erfolgen ; ungefähr gleichzeitig gelangten
die Indoeranen nach Ostiran, ihre ehemaligen Genossen ans
schwarze Meer. Nun zeigt der Rigveda, welcher die Einwanderung
des Sanskritvolkes in Indien in ihrem Verlaufe darstellt, eine
verhältnissmässig bedeutende Culturentwickelung, ausgedehntem
Ackerbau, den Betrieb des Handwerks, Ausbildung des Kasten¬
wesens, einen entwickelten Priesterstand, die Sprache des Veda
künstlichen Versbau und Stil, kurz eine grosse sociale und geistige
Hohe (vgl. Vodskov, Rig-Veda og Edda , lNVyO). Wir brauchen
nicht mit dem indischen Culturforscher Romesch Ch. Dutt
(A History of Civilization in ancient India , based oti Sanscrit
Literature, Calcutta /tWq/QO, q Bde.) für die Abfassung des
Rigveda die Jahre 2000—1400 vor Chr. anzusetzen — K. Brug-
mann (Grundriss d. vergl. Gramm, d. indog. Spr., I. 188(5, S. 4)
nimmt mit A. Kaegi (Der Rigweda 7 , 1881) das Jahr 1500 vor Chr.
als obere Grenze an •- Soviel ist sicher, dass der Rigveda und
die in ihm dargestellte Cultur um mehrere Jahrhunderte älter ist.
als die Ilias und die in vieler Beziehung gleichwertige Cultur in
derselben. Aehnliches gilt von Avesta. Wie kommt cs also, dass
die Westindog. bei äusserlich gleichen Verhältnissen in der Cultur¬
entwickelung soweit gegen die Arier zurückgeblieben sind? Hier
ist nur zweierlei möglich. Entweder haben die Arier einige Jahr¬
hunderte früher ihre Wanderung angetreten, als die Westindog.
— diese Annahme verträgt sich aber kaum mit der heute geltenden
Sprachtrennungstheorie von Schmidt-Leskien (»Wcllenstammbaum-
theorie«), noch mit der von Schräder selbst (S. 183) betonten
engern Verbindung des Griechischen mit dem Arischen— oder, und
das scheint mir einzig wahrscheinlich, die Arier lebten von allem
Anfang an - mit den Westindog. — nicht zu fern von ihren spätem
historischen Sitzen, nicht zu weit von Ostiran haben wir
die Urheimat der Indog. zusuchen. Hatten die Europäer und
Armenier im Gegensatz zu den Indogermanen noch die lange Wan¬
derung nach Westen zu machen und war der Schauplatz ihrer
Cultureinheit etwa in Armenien, so begreift sich ihre späte sociale
und culturelle Entwickelung. Bei dieser Annahme entfällt auch die
Nothwendigkcit, die Armenier, welche sich sprachlich und cultur-
historisch mehr dem Westindog. näherten, zuerst mit diesen bis
zu den Karpathen ziehen zu lassen und sie dann wieder zurück¬
zusenden ; vielleicht erklärt sich dann auch der Hinweis Brunn-
hofers (Ueber d. Ursitze d. Indog. 1884) auf die weitverbreiteten,
nach seiner Ansicht ursprünglich armenischen Flussnamcn Kur
und Araxes.
Erwägungen verschiedener Art haben uns dahin geführt,
die Heimat der Indog. nicht in Europa, sondern in Asien, in der
Nähe des alten Ostiran zu suchen. Ich stehe nicht an, mit V. Hehn
u.a.das Quellengebiet desAmee-Darja (Oxus).also das Plateau der
Pamir und ih re tiefein gesell n i ttenen El ussthäler dafür in
Anspruch zu nehmen. »Der Ardvi Sura« (Amu Darja) sagt das
Avesta, »ist ein heiliger Strom, der in vielen Ländern gepriesen
wird; er fliesst herab von dem Hara bersati, dem hohen Gebirge«
(Pamirgebiet). Dahin verlegt die iranische Volkssage das Urland
der Menschheit Airyana vaedsha (vgl. Geiger, Ostiran. Cult
S. 3). Aber auch die landschaftlichen Verhältnisse stimmen.
Die Pamir 1 ), lange hindurch eine terra incognita ist in
neuerer und neuester Zeit mehrfach durchforscht worden (vgl
B. Stern, Expedit, nach Pamir, Allg. Ztg. 1891, Nr. 3IG). Ich er¬
wähne die »Geologische Reise nach dem Altai und nach Pamir«
von Muschkctow ('Russische Revue, 1877); fast gleichzeitig besuchte
l ) Rawlinson leitet das Wort ab von Ean-mir , das in der
Aussprache der Tadschiken und Türken Panmir lautet. Vgl.
H. Vambery, die geogr. Nomenklatur Centralasiens (Petermanns
Mitth. 1891, Bd. 37, H. M, S. 270). Der Name des Oxus wird
von Obst. Vulc (Journ. Royal Geogr. Society, Bd. 42) vom pers.
ieh-rud (rud- Fluss) oder Vakhsch abgeleitet, vom Russen Kostenko
vom kirgis. Ak-su. Mohammedan. Schriftsteller nennen ihn Al-nahr ,
d. i. Strom.
Ssewerzow die Pamir und klärte die Geographie derselben in
ihren Grundzügen auf. 1888 unternahm der Geologe Iwanow, der
Topograph Bendeisky und der Olticicr Putjata eine Expedition
dahin ( l ’basihoie, Pvmeschesstnu<ie na Pamir , Ausland, 1885) und
durchzogen die Pamir kreuz und quer. Grombtschewski stellte
1889/90 seine Forschungen über das Quellengebiet des Oxus an.
Von zusammenfassenden Arbeiten nenne ich hier: Kloeden, das
Hochland Pamir und der Lauf des Oxus, Aus allen Weltth. 1880;
Derselbe, Erdk. 4 IV, 30 f.; > an den Gheyn, Le plateau de
Pamir, itiS-j; W. Geiger, die P a miigebiete, 1887 ; Fr. Immanuel,
die Pamirfrage, Peterm. Mitth. 1892, Bd. 38, H. IV., S. 74 f.
Vorberg, Max: Die Reformation und die deutsche
classische IJtteratur. Gotha, F. A. Perthes. 1892. 8°.
(30 S.) fl. —.36.
Die Broschüre enthält noch vielmehr, als sie ver¬
spricht. Man möchte schon billig staunen, wenn auf den
30 Octavseiten nur die Bedeutung Luthers für die neu
hochdeutsche Blüthezcit der Litteratur einigermassen an¬
deutend behandelt würde; M. V. aber belehrt uns auch
über die »einzigartige Bedeutung des Mannes« für »die
eigenartige und culturgeschichtlich höchst bedeutsame
Erscheinung des evangelischen Pfarrhauses« ; über die
»platte und kleinliche Art« des Joh. Geiler von Kaisers¬
berg (sic!); über die Schmach, welche der deutsche
Kaiser, es scheint Karl V. und Ferdinand III gemeint
zu sein, — »blutiger Hohn auf seine hohe Würde« —
dem deutschen Volke anthat; über den Hexen- und Zauber¬
wahn, über den »elenden Ablasskrämmer Tetzcl«,den »der
streitbare Luther mit einem ehrlichen Manneszorn be¬
kämpft« ; dann werden uns 4 Seiten über Lessing ge¬
boten, wovon 2 Citate aus Bergmanns Hermana sind,
2Vs über Herder und beiläufig ebensoviel über Goethe
und Schiller. Nachdem dargethan wurde, dass diese
Herren eigentlich doch keine echten und rechten Prote¬
stanten gewesen, stellt der Autor die verblüffende Frage :
»Oder ist es etwa ein Zufall, dass unter unsern Classikern
kein Katholik sich befindet?« Die Antwort lautet, »dass
männliche Freiheit und Kraft der Überzeugung sich unter
das römische Joch nicht beugen lassen«. Auf der 30. S.
endlich wird die evangelische Kirche gebeten, den Staat,
welchen sie vom Joche Roms befreit, noch weiter vor
den alten Bedrückern zu schirmen.
Die reiche Mannigfaltigkeit des Inhalts, die rührende
Unkenntnis des Verfassers in Bezug auf sein Thema,
das naive Nachbeten all der abgestandenen Phrasen
drängten mir die Ueberzeugung auf, dass dies Schrift-
chen ein Primaneraufsatz sei, der sich vor dem Roth-
stift des Lehrers in die Druckerei von Perthes ge¬
rettet habe; allein ein Blick in Kürschners Litteratur-
Kalender zeigte mir unwiderleglich, dass der Autor Super¬
intendent und — was noch bedenklicher erscheint —
Kreisschulinspector, Geschichts- und Romanschreiber sei.
Beschämt legte ich die inhaltsreichen 30 Seiten — in
den Winkel.
J. S e e b e r.
Fokker A. A. Volledige leercursus in hrieven , om
sonder onderwijzer uits/uitend door eigen oefening ,
gentakkelijk en spoedig de Javaansc/te Total te
leeren lesen , spreken , verstaan en schrijven. Uitgeg.
onder toezieht van G. J. Grashuis. Zutphen, W. J. Thieme
& Co., 8° (239 S.) n. 9.—
Dieses bereits vor längerer Zeit erschienene Buch,
welches eine kritische Besprechung noch nicht gefunden
zu haben scheint, ist nach Langenscheidts Methode ab¬
gefasst und in fünfzehn Briefen zu zwei Lcctionen ab-
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Nr. 11. — Oes TERREICHISCHES Litteraturbi.att.
1. Jahrgang.
350
geschlossen. Es verfolgt, wie schon der Titel anzeigt, einen
vorwiegend praktischen Zweck und ist folgendermassen
neigetheilt. Jede, oder doch fast jede Lection enthält: A. Tckst
(auch mit Angabe der Betonung); B. Hollandsehe Ver-
taling; C. Uitspraaken Spelling; D. Spraakkunst; E. Lexico-
graphie; F. Mondeling Onderhoud; G. Gesprekken; H.
Herhaling; J. Terugblik op de vorige les; K. Taalgebruik.
Mit Brief XII endlich wird der Lernende auch mit der
javanischen Schrift bekannt gemacht.
Der Autor hat ein grosses Gewicht daraufgelegt,
neben Stücken aus der Litteratur auch solche aus dem
praktischen Leben zu geben und so den Schüler mit
sehr vielen Vocabeln bekannt zu machen, welche auf
einen eventuellen mündlichen Verkehr mit Eingeborenen
Java’s Bezug haben. Dies, sowie die practische und
leichtfassliche Art der Darstellung sind die Hauptvorzüge
des Buches. Aber einen Fehler früherer Grammatiken hat auch
F. nicht ganz beseitigt und der besteht in der zu wenig
übersichtlichen Scheidung von Ngoko und Krama. Das
Javanische zerfällt nämlich, ganz abgesehen von den
übrigen Dialekten, welche sonst noch auf der Insel
gebraucht werden, in zwei Unterabtheilungen: das
Krama und das Ngoko, d. h. Höfiichkeits- und Volks¬
sprache; und jeder, der javanisch sprechen will, muss
beide Sprachen erlernen. Eine Trennung beider in der
Grammatik ist nicht möglich, da die Bildung der Wörter,
der Composita, das Satzgefüge u. dgl. mit ganz geringen
Ausnahmen in beiden Sprachen dieselben sind, wohl
aber könnte man bei Anführung der Wörter selbst eine
übersichtlichere Art der Zusammenstellung wählen, als
F. es thut, in dessen Buch innerhalb weniger Zeilen
bald ein Krama-, bald ein Ngoko-Wort an erster Stelle
steht, während das wichtige erklärende Wort »hoog«,
resp. »laag«, einmal durch einen Beistrich als zum vor¬
hergehenden gehörig bezeichnet, dann wieder durch einen
Doppelpunkt zum folgenden gezogen wird.
Eine bessere Übersichtlichkeit hätte eventuell durch
Verschiedenheit im Druck oder wenigstens durch die
deutlichere Hinzusetzung der Buchstaben Kr., Ng. (für
Krama und Ngoko) leicht erzielt werden können.
Ein anderer Mangel ist das Fehlen eines Lexikons,
welches ein zufällig vergessenes Wort nur mit grosser
Mühe wieder auffindbar macht. Und dazu kommt
schliesslich, dass das Buch von störenden Druckfehlern
keineswegs rein ist; so wird einige Male d statt d, e
oder e statt e u. ä. geschrieben, was keineswegs geeignet
sein kann, das Selbststudium zu erleichtern.
Trotzdem aber muss dieses Werk als ein bedeu¬
tender Fortschritt gegenüber den Grammatiken von Corncts
de Groot, Favre u. a. angesehen werden und kann dem¬
jenigen, der sich diese Sprache zu eigen machen will,
bestens empfohlen werden.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Behringer, Edmund: Zur Würdigung des Heliand .
Programm der kgl. Studienanstalt in Asckaffen -
bürg 1890!91. Würzburg, H. Stürtz. (Aschaffenburg, Krebs),
1891. gr.-8° (85 S.) II. 1.44.
Die Schrift soll den Nachweis liefern, dass die alt¬
sächsische Evangclienharmonie keineswegs bloss eine dem
Zwecke christlicher Lehre dienende Versification der
evangelischen Geschichte, sondern ein vollendetes episches
Kunstwerk sei, das seiner Stellung in der deutschen
Litteraturgcschichte nach eine ähnliche Bedeutung besitze
wie die homerischen Gedichte bei den Griechen, hin¬
sichtlich seiner Form der Ilias und der Odyssee an poe¬
tischer Schönheit in nichts nachstehe, durch seinen er¬
habenen Inhalt aber beide Werke weit übertreffe. Wir
finden hier zum erstenmale das von Vilmar schon 1844
in seinen »Vorlesungen über die Geschichte der deutschen
Nationallitteratur« ausgesprochene begeisterungsvolle —
aber auch oft, zuletzt noch von VV. Scherer (Gesch. der
deutschen Litteratur 46 f.) angefochtene — Urtheil über
den »Heliand« mit grossem Aufwand von Gelehrsamkeit
und unter Anführung eines überaus reichlichen Beleg¬
materials begründet. Es wäre gewiss zu wünschen, dass
der Verf. im Recht bliebe, wenn er schreibt: »Es wird
»berichtet, dass die homerischen Gedichte das erste
»Bildungsmittel der hellenischen Jugend — die Bibel für
»Hellas — gewesen seien. Die Jugend Griechenlands,
»welche sich durch dieses Bildungsmittel in richtiger
»Weise beeinflussen liess, hat ihr Vaterland gross, stark
»und berühmt gemacht. Der Heliand ist das germanische
»Evangelium; mit dieser Dichtung in der Hand und im
»Herzen würde auch die deutsche Jugend ihrem Vater-
»lande Segen bringen und den Weg auf der grossen
»Heerfahrt unter der treuen Führung des allwaltenden
»Völkerfürsten, des heiligen Himmelskönigs, in die ewige
»Heimath finden.« — Der Verf. würde diesem Ziel den
Weg bahnen und seinem Verdienste die Krone aufsetzen,
wenn er in derselben vortrefflichen Art, wie er es in
seiner Abhandlung mit einzelnen Stellen gethan, den
ganzen »Heliand« in unsere jetzige Sprache übertragen
wollte. Mit der vorl. Arbeit als Einleitung an der Spitze
könnte eine solche Uebertragung, bezw. Umdichtung
einigermassen das Original ersetzen und bessere Talente
auch zum Studium des letzteren anregen.
Troppau. Dr. Alfons Hoppe.
Zeitschrift für deutsche Sprache, herausg. v. Sanders.
(Paderborn, Schöningh). VI, 5.
Sprachliche Bemerkungen zu Graf Moltke’s Briefen an seine
Braut u. Frau. — Zufälliger oder sinniger Gebrauch des Ge¬
schlechtswortes. — Zu Paul Heysc’s Roman Merlin. — Lese¬
früchte. — Zu Wustmann’s Buch »Allerhand Sprachdummheiten.« —
Zu Bismarck’s Rede in Dresden am 18. Juni 1892. — Einzelne
sprachliche Bemerkungen zu d. Nr. 45 von Zollings Gegenwart,
Bd. XL. — Ausbleiben u. unterbleiben. — Ueber die Zeitwörter
»kalten, kälten« u. deren Zusammensetzungen. — Zu einigen
Stellen in Fontane’s Roman: »Unwiederbringlich.« — Participia
(oder Mittelwörter) d. Vergangenheit, welche den Infinitiven
(Nennform) gleichlauten. — Bejahung und Verneinung. — Sehen.
— VV eiblich. — Zu einem Aufsatze: »Weibliche Zuhörer in d.
Auditorien d. Berliner Universität.« — Kleine Mittheilungen.
Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereines,
herausg. v. H. Riegel (Braunschweig) VII, 7 — 9.
(7.) J ä h n s, Wörter für d. Begriff »Krieg.« — Aus Landtagen.
— Heller, Das verzwickte Fremdwort. Gedicht. — Schirmer,
Internationale Zeitungsanzeigen. — J e h 1 e, »Auslauf.« —
Scheffle r, Umstellung nach »und«. — C r e m c r, Abr.
Kästner. — Kleine Mittheilungen. — Sprachliche Muslerleistungen.
— Bücherschau. — Zeitungsschau. — Aus den Zweigvereinen.
(8 9.) Erbe, Deutschen Kindern deutsche Namen. — Laden¬
schilder. — K. Müller, Ueber d. Sprache Fischarts. — Zudem
Aufatze »Aus der Schweiz.« — Mundarten u. Schriftsprache. —
Abermals Herr Logander. — K. Erbe, Zu Wustmann’s Sprach¬
dummheiten (X */, Allerhand Sprachverstand. — Kärger, In
tyrannunculos! — Minor, Alllerhand Sprachgrobhciten). — Aus
amtlichen Kreisen. — Kleine Mittheilungen. — Sprachliche Muster¬
leistungen. — Bücherschau. — Zeitungsschau. — Aus den Zweig¬
vereinen.
Phonetische Studien, herausg. von W. Vietor (Marburg,
Eiwert). V, 3.
Pass y, Lc^on d’ouvcrture du cours de phonctique de-
scriptive et historique fait ä Ia Sorbonne, le 17. decembrc 1891.
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351
Nr. 11 . — Oesterreichisghes Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
— L o y d, Speech sounds : their nature and causation (ContA.
— Lenz, Chilenische Studien l. — Ten Bruggencate, Leber den
unterricht in den modernen sprachen in d. höheren schulen
Hollands. — \V i 1 k c, Lautliche Unterweisung im deutschen. —
Recensionen. — Miscellcn.
Indogermanische Forschungen, II., 1 u. 2.
Johansson, Sanskrit. Etymologien. — Thumb, Beitr. zur
neugriech. Dialektkunde. — M e v c r, Von wem stammt die Be¬
zeichnung Indogermanen? — Hirt, Zur Endung des Gen. Sing,
d. Pronomina. — Hör n, Zu den jiid.-pers. Bibelübersetzungen.
— Hirt, Gehören d. Phrvger u. Thraker zu den satt'm- oder centum-
Stämmcn? — Wackernagcl, Griech. wVip. — Ders., Griech.
xTspwnt. — Stolz, Zum Conj. des griech. sigmat. Aoristes, —
Sevmour Conway, On the change of d to / in Italic. —
Whitley Stokes, On the Assimilation of pretonic n in Celtic
sul’tixes. — K o s i n n a, Arminius deutsch? — Bojunga, Der
indog. Conj. im Germanischen. — J ostes, Idio.
Zeitschrift fUr vergleichende Literaturgeschichte, N.
K., V, 3.
J a r i n e 1 1 i, Spanien u. die spanische Litteratur im Lichte
der deutschen Kritik u. Poesie. — Pariser, (Quellenstudien zu
A. Gryphius' Trauerspiel »Katharina von Georgien.« — Hart*
fei der, Adam Werner von Themar. — Neue Mittheilungen. —
Besprechungen. — Nachrichten.
Neue Erscheinungen:
Bibliothek der ältesten deutschen Litteratur. — Denkmäler.
V. Bd. Tatian. Lateinisch u. altdeutsch m. nusführl. Glossar
herausg. v. E. S i e v e r s, 2. Ausg. Paderborn, Schönmgh.
gr. 8 u f (LXXV u. 518 S). fl. 6.—.
Zä/./.a, *Av«y., «so» Nejj/.te/.o') AvT'yovY] v.a: I
<1 (Zakkas, Kritik d. beiden Ausgaben: Sophocles,
Antigone von Semitelos u. Euripides, Phoenissae v. Bernakis.)
Athen. Beck. 8°. (460 SA 11. 4.80.
Coudrcau H., Vocabulaires methodiques des langues Ouayana,
Aparai, Oyampi, Emerillon. Paris, Maison neuve. Leipzig, Brock¬
haus. 8°. II. 4.80.
Richter Raoul, Zur Lösung d. Faustprohlemes. Ein Vortrag.
Leipzig. Wigand gr. 8". (32 S.) II. —.36.
Hess J. J., Der gnostische Papyrus v. London. Einleitung, Text
u. demotisch-deutsches Glossar. Freiburg (Schweiz), Eriescn-
hahn. Fol. (XII u. 17 S. m. 12 Lichtd. Taf.) fl. 18. — .
Carraroli D., La leggenda di Alessandro Magno: Studio
storico-critico. Turin. Loescher. 8 U , (375 S.) fl. 2.40.
Untersuchungen, philologische, herausg. v. A. K i essli n g u. U.
v. Wilamo witz-M oellendorff. 12. u. 13. H. Berlin, Weidmann,
gr. 8°. 12. Aratea. scripsit E. Maass (416 S.) 11. 9.—. 13.
Timaios, Geographie d. Westens v. J. Geffcken. (VIII u. 206 S.
m. 2 Kart.) II. 4.20.
Gonggrijp J. R. P. F., Ilhikajat-Kalila don Damina. Eine Samm¬
lung Maleiiseher Erzählungen zum Gebrauche beim Studium der
Maleischen Sprache. Leiden, Sijthoff. gr. 8°. (450 S.) fl. 3.90.
Ilörtnugel H., Versuch einer sistcmatischen Darstellung d. Ge¬
setze d. deutschen Stiles u. Verwerthung derselben zu einer
rationellen Correctur d. deutschen Aufsätze. Wr. Neustadt, Folk,
gr. 8°. (55 S.) fl. —.30.
Pech Antal, Magyar es nemet bänyäszati szötär. Bergmännisches
Wörterbuch in ungarischer u. deutscher Sprache. Schemnitz,
Joerges Witwe & Sohn. 8o. (378 S.) 11. 5.—.
Lehr V i 1 m o s. A leoninus. Fanulmüny az irodalom es verstau
törteneteböl. Studie aus der Geschichte der Litteratur u. Poetik.)
Budapest, Kilian. 8°. (82 S.) 11. —.50.
P r e 1 1 w i t z W., Etymologisches Wörterbuch der griechischen
Sprache mit besond. Berücksichtigung des Neuhochdeutschen
u. einem deutschen Wörterverzeichnis. Güttingen, Vandenhoek &
Ruprecht. gr.-8°. (XVI u.°3S2 S.) 11. 4.80.
Harms P., Die deutschen Fortunats Dramen und ein Kasseler
Dichter des 17. Jahrhdts. (Theatergeschichtlichc Forschungen.
Hrsg. v. Litzmann. Heit 5). Hamburg, Voss. gr.-8°. fl. 1.44.
Vrcede A. C., Catalogus van de Javaansche en Madoereesche
Iiandschriften der Leidsche Univcrsiteits-bibliotheek. Leiden, Brill.
8". fl. 7.50 c.
Gietmann G., Die Tragik d. Nibelungenliedes. (Frankfurter
Zeitgemässe Broschüren). Frankfurt a. M., Foesser Nachf. gr.-8°.
(34 S.) II. —.30.
P a o 1 i ('., Die Abkürzungen in der lateinischen Schrift des Mittel¬
alters. Innsbruck, Wagner. gr.-8". (39 S.) fl. —.60.
Buch a r d i G,, Die Intensiva d. Sanskrit u. Avesta. 1. Theil.
Leipzig, Harras.sowitz. gr.-8°. (32 S.) fl. —.60.
Matthias Th., Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer
durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen
Sprachgebrauchs. Leipzig, Richter. gr.-S". (VIII u. 465 S.)
11. 3.30.
Von Mitte September d. J. ab erscheinen bei J. Trübncr
m Strassburg folgende Neuigkeiten: B. Ten Brink, Fünf
Shakespeare-Vorlesungen, im freien deutschen Hochstift zu Frank¬
furt a. M. gehalten, kl.-8°. Mit dem Porträt des Verf., radiert v.
W. Krauskopf. — Planta v., Grammatik der oskiseh-umbrischen
Dialekte. I. Bd. gr.-8°. ca. 35 Bg. — Streitberg, W., Zur ger¬
manischen Sprachgeschichte. — Horn P. Dr , Etymologisches
Wörterbuch d. persischen Sprache. — Kahle B. Dr.. Die Sprache
der Skalden auf Grund der Binnen- u. Endreime. 8". ca. 18 Bg.
Anfang des Herbstes erscheint bei Wilhelm Hertz in Berlin:
»Gotthold Ephraim Lessing’s Übersetzungen aus d. Französischen
Friedrichs d. Gr. u. Voltaire’s.« Im Aufträge der Gesellschaft für
deutsche Litteratur in Berlin herausgegeben von Erich Schmidt.
17 Hg. gr.-«".
Länder- und Völkerkunde.
Hartlcben’s Kleiner Handatlas über alle Theile der
Erde. 42 Karten auf 60 Kartenseiten mit erklärendem Texte
von Prof. Dr. Friedr. U m 1 auft. — Wien, Hartleben, fol. fl. 5.—.
»Für jeden Zeitungsleser« — in diese Worte der An¬
kündigung könnte man am besten und im besten Sinne
eine neuerliche Anpreisung dieses gewiss allen Kreisen
hochwillkommenen Werkes zusammenfassen, soweit nicht
schon der Titel dieselbe enthält. Um aber doch etwas an¬
deres zu sagen, als dort bereits gesagt ist, heben wir
hervor, was wir sonst noch dabei begrüssen. Die
Hauptstaaten Europas: Deutschland (7/8), Oesterreich
(9/10), Frankreich (15/16), England (17/18), die Balkan¬
staaten (23/24), Italien (25 26), Spanien-Portugal (27/28),
dann Syrien mit Palästina und Cypcrn (33) sind
auf denselben Massstab zurückgeführt l : 2,800.000 und
diese Gleichheit der Reduction begegnet auch bei an¬
deren einander naheliegenden Objecten in erfreulicher
Weise. Mag sie auch hie und da, was besonders bei
den asiatischen Tafeln in's Auge springt, nur auf Zer¬
legung einer umfassenden Vorlage beruhen und so das
geographische Netz nicht immer dem geographischen
Objecte entsprechen, so tritt dies, wenn es überhaupt als
Schattenseite aufgefasst werden sollte, doch gerade hinter
jener Lichtseite stark zurück. Denn hochwillkommen ist
es jedem, der Karten gebraucht — und welcher gebildete
Deutsche wäre davon auszunehmen — wenn er der
Nothwendigkeit enthoben ist, beim Uebergang von einer
zur anderen Tafel sich, wenn auch nur beiläufig, in
einen anderen Maassstab zu finden. Und vielleicht wäre
es gut gewesen, diese Einheit auch noch auf weitere
Objecte, wie etwa Dänemark (19) anzuwenden. Beson¬
ders hervorgehoben zu werden verdient die Berücksichti¬
gung des sogenannten dunklen Erdtheils, der durch
eine Uebersichtskarte (43/44) und sechs Einzelblätter
vertreten ist, von denen fünf im Massstab von
1 : 12,000.000 erscheinen. Dass davon das Pharaonen¬
land (45) mit einem vierfach grösseren 1 : 3,000.000 ab¬
sticht, ist nicht zu tadeln, im Gegentheil zu begrüssen.
Ob sich aber nicht auch hier der naheliegende europäi¬
sche Massstab und demzufolge eine Doppelseite em¬
pfohlen haben würde, auf der dann ganz Egypten, das
theilweise gar nicht vertreten ist, bequem Platz gefunden
hätte, lasse ich dahingestellt. Der Text von Umlauft
spendet dem Leser, dem Anfänger wie dem Vorgeschrittenen,
das statistische Brod in durchaus genügender Weise.
Wien. D r. J. Lampe 1.
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Nr. 11. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
354
Cesky lid. Sbornik vmovany studiu lidu ceskeho
Zf Cechach, na Morave, ve Slezsku a na Slovensku.
Redaktofi: casti anthropologicke a archeologickc:
Dr . Lahor Nie der le. Casti kill turnt-lnstör icke a
ethnographickc: Dr. Ccntk Zibrt. (»Das böhmische
Volte. Revue für das Studium des böhmischen Volkes
in Böhmen. Mähren , Schlesien und in der Slovakei.
Folkloris tische böhmische Zeitschrift , i. Jahr gang.)
Frag, Fr. Simacek, Lex.-8°. (Lief. 1 — 6=648 S ). Jährlich fl. 4.—
Die Böhmen haben zwar schon ein reiches Material
über das Volksleben gesammelt, aber ein systematisches
Werk wurde bisher vermisst. Einerseits unter dem Ein¬
flüsse der romantischen Schule der Gebrüder Grimm,
anderseits unter dem Einflüsse der Slavjanophilen, die sich
mit dem Volksleben beschäftigten, von Osten her, des
Vuk KaradziÖ von Süden, begannen einzelne Forscher
in Böhmen, Mähren und der Slovakei das Leben des
Volkes zu studieren. Die Volkslieder hat in Böhmen
Rittersberg, und vor allem Erben gesammelt, in Mähren,
das eine ungewöhnliche Frische des Volksgeistes auf¬
weist, Susil und der beste Ethnographe und Dialektologe
der Böhmen, Franz Bartos, in der Slovakei Kolär,
Safarik. Desgleichen wurde auch aus den anderen Ge¬
bieten des Folk-lores ein beträchtliches Material zusammen¬
gebracht und in einzelnen Zeitschriften veröffentlicht (ver¬
gleiche den Ueberblick der böhmischen Folkloristik von
Dr. G. Polivka in den »Literarni Listy«, und von
Ferd. Pätek in den bisher erschienenen Nummern des
xCesky Lid«).
Als in Polen unter der vortrefflichen Leitung des
Prof. Kaluzniacki die »Wisla«, in Russland die »Zivaja
Starina« und das »Ethnographiceskoje Obozrenie«, in Bul¬
garien der »Sbornik« erschienen, fühlte man auch in
Böhmen das Bedürfnis einer ähnlichen Zeitschrift; zwei
junge Gelehrte Dr. Zibrt und Dr. Niederle kamen diesem
Bedürfnisse entgegen durch die Gründung der im Titel
genannten folkloristischen Zeitschrift »Cesky lid« (»Das
böhmische Volk«), Dieselbe hat sich als Ziel gesteckt,
in erster Linie das czechoslavische Volk zu studieren.
Aus den uns bisher vorliegenden Nummern lässt sich
die eingeschlagene Richtung schon deutlich ersehen. Die
Herausgeber haben ganz richtig erkannt, dass der böhmi¬
sche Folklorist sich in erster Linie der Aufgabe unterziehen
muss, genau die originellen Sitten und Gebräuche seines
Volkes zu sammeln und zu erklären, festzustellen, was von
den Deutschen übernommen wurde und was die Deutschen
von den Böhmen übernommen haben, was gemein¬
schaftliche Herkunft von der Kirche und vom Occi-
dent aufweist; ein besonders fruchtbares Gebiet wäre
an der Sprachgrenze im Osten, in der Nachbarschaft gegen
die Polen und Ruthenen, zu Anden; denn dort ist das
Volksleben am lebendigsten und buntesten. Nebenbei
bringt die Zeitschrift eingehende Referate und Kritiken
über Erscheinungen in den slavischen Litteraturen und
werden specielle Fragen über Sitten und Gebräuche etc.
aufgeworfen und vom Publikum beantwortet. .Soviel Ref.
weiss, wird zu jeder Abhandlung eine kurzgedrängte
Inhaltsangabe in französischer Sprache erscheinen, die
vielleicht besser durch die deutsche zu ersetzen wäre.
Wir werden bei Gelegenheit eines Band- oder Jahres¬
abschlusses auf diese hochbedeutsame Publication zurück¬
kommen.
Wien. Josef Iv a r ä s e k.
Globus, hrsg. v. R. Andrce. (Braunschweig, Vieweg & Sohn)
LXII, 7-9.
(7A Meinhof, Afrikanische Poesien. I. — Ehrenreich,
Südamerikanische Stromfahrten. IV. — Mizons Reise im Hinter¬
lande von Kamerun. — H. Hofmann, Die Tjusi oder Götzen
der Minussinskischen Tartaren. — Hofer, Japanische Blumen-
kunst. — Kain dl, Neue rumänische Arbeiten zur Ethnographie
der Rumänen. — Aus allen Erdtheilen.
(8.) G. Greim, Die Gletschermessungen in den Alpen. —
Ermeling, Ein Ausflug nach dem Sinai. — C. Meinhof, Afri¬
kanische Poesien. II. — Bücherschau. — Aus allen Erdtheilen.
(9.» Fitzner, Die Juden in Nordafrika. — Ehren reich,
Südamerikanische Stromfahrten. V. — Der Metallschmuck der
Massaiweiber. — Andree, Vergleichende Studien in der Ornamen¬
tik der Südseevölker. — Aus allen Erdtheilen.
Petermann's Mittheilungen aus Just Perthes' Geograph.
Anstalt. XXXVHI, 7 u. 8.
(7.) Grissinger, Untersuchungen über die Tiefen- und
Temperaturverhältnisse des Weissensees in Kärnten. — P o 1 a-
kowsky, Prof. Pittier’s Forschungsreise durch den südwestl.
Theil von Costarica. — Kleine Mittheilungen. — Geographischer
Monatsbericht.
(8.) Brackebusch, Eine neue Karte der Argentinischen
Republik im Massstabe 1 : 1,000.000. — Thoroddsen, Zwei
Reisen ins Innere v. Island. II. Reise nach Torfajökull, Fiskivötn
und Vatnajökull. — Kleine Mittheilungen. — Geographischer
Monatsbericht. — Litteraturbericht.
Neue Erscheinungen:
Fraas E., Scenerie der Alpen. Mit üb. 120 Abbildg. im Text u.
auf Tafeln, sowie einer Uebersichtskarte d. Alpen. Leipzig,
Tauchnitz. gr. 8°. (VI, VII u. 325 S.) fl. 6 —.
Rausch K., Bulgarien. Seine wirthschaftliche und finanzielle Ent¬
wicklung. Nach ofticiellen Publicationen. Wien, Braumüller. 8°.
(87 S.) fl. —.30.
Münzenberger E. F. A., Abessinien und seine Bedeutung für
unsere Zeit. Aus d. Nachlasse hrsg. v. J. Spill mann. Freiburg
i. Br., Herder. gr.-8. (XI u. 161 S. mit 38 Abbildg. u. 1 Karte.)
fl. 1.80.
Stolpe Dr. H.. Entwicklungs-Erscheinungen in der Ornamentik
der Naturvölker. Eine ethnographische Untersuchung. Wien,
Holder. gr.-8°. (62 S. m. 58 Text-Illustr.) fl. 2.—.
Singels N. J., Van de Noordkaap naar het Kremhn en Alhambra.
Leiden, van Doesburgg. 8°. fl. 2 75 c.
Prusik E., Die Gemeinde Iglau und ihr Wirken in den Jahren
1865—1890. Iglau, Bayer. gr.-8°. (XV u. 305 S.) fl. 3.—.
H i n n e r L., Wandelbilder aus der Geschichte Wiener-Neustadts.
Zum 700jähr. Gründungsfeste d. »Allezeit Getreuen«. Wiener-
Neustadt, Blumrich. 8°. (83 S.) fl. —.50.
Anfangs September erscheint bei J. G. Cotta's Nachfolg.,
Stuttgart : * Römische 1 'agebiieher* von Ferd. G r e g o r o v i u s.
Hrsg. v. T. Althaus. 8°.'(652 S.) fl. 4.80.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Laemmer, Dr. Hugo, o. ö. Prof, an der Univ. Breslau,
Prälat u. apostol. Protonotar, Consultor der s. Con-
gregatio de pr. f. pro neg. rit. Orient, etc. Institutionen
des katholischen Kirchenrechts . Zweite, vielfach ver¬
mehrte und verbesserte Auflage. Freiburg, Herder, 1892. 8°
(XV u. 742 S.) 11. 4.80.
Ein Vergleich der vorliegenden zweiten Auflage von
L.’s Institutionen mit der 1883 erfolgten ersten Auflage
bezeugt in erfreulicher Weise, welche Regsamkeit auf
dem Gebiete der kirchenrechtlichen Wissenschaft gegen¬
wärtig obwaltet. In der um nahezu 200 Seiten stärkeren
zweiten Auflage hat der Verf. den eigentlichen Text
nirgends wesentlich verändert; die ausserordentliche Er¬
weiterung ist also vorwiegend durch die genaue Berück¬
sichtigung der inzwischen erschienenen Littcratur herbei¬
geführt worden. Andererseits beweist diese zweite Auf¬
lage, dass sich L.’s Werk in der kirchenrechtlichen
Litteratur sehr schnell eine bleibende Bedeutung erobert
hat. Der Grund hiervon liegt in der glücklichen Ver-
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Nr. 11 . — Oesterreich isches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
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bindung von geschichtlicher Erudition und praktischer
Verwerthbarkeit, die sich durchweg in dem Buche offen¬
bart. Der Studierende lernt das gegenwärtig geltende
Recht kennen und durchschaut gleichzeitig den prin-
cipiellen Zusammenhang desselben mit den früheren Ein¬
richtungen. Dazu kommt die einfache Disposition des
Werkes, die einen leichten und klaren Ueberblick zur
Folge hat. Während die Einleitung sich über die Quellen
und die Stellung des Kirchenrechtes zu den verwandten
Disciplinen verbreitet, zerfällt das eigentliche Werk in zwei
Theile, das öffentliche und das Privatkirchenrecht. Ersterem
ist die Verfassung und Verwaltung der Kirche, die kirch¬
liche Gerichtsbarkeit und das Verhältnis der Kirche zu
den ausserkirchlichen Rechtssubjectcn zugewiesen; im
letzteren kommt das Eherecht, das Patronatsrecht, das
Genossenschaftsrecht und das Vermögensrecht zur Dar¬
stellung.
Die grosse Schwierigkeit für den katholischen Kirchen-
rcchtslehrer besteht heute namentlich in der Darstellung jener
Abschnitte, wo der Staat seine wirklichen oder vermeint¬
lichen Rechte neben denen der Kirche geltend macht.
In dieser Beziehung nun hat L. durch die edle Ruhe
der Darstellung, wie durch die entschiedene Betonung
der kirchlichen Rechte seinem Buche in Wahrheit
katholischen Charakter verliehen. Hierbei treten aber
auch recht deutlich die bedauerlichen Verhältnisse her¬
vor, in die sich die Kirche dem modernen Staate gegen¬
über versetzt sieht. Besonders klar ist dies der Fall bei
der Besprechung jenes krankhaften Zustandes, der unter
dem Namen »Parität« in Deutschland zu einem noth-
wendigen Übel geworden ist.
Aus dem geschichtlichen und rechtlichen Verhält¬
nis der Kirche zur Schule wird (S. 44) »die Berechti¬
gung und Verpflichtung der Kirche zur Mitbetheiligung
an der Leitung der Schule« gefolgert. Manchen dürfte
das Wort »Mitbetheiligung« anstössig sein, weil es nach
dem gewöhnlichen Sprachgebrauche das principielle Recht
der Kirche auf die Schule vor dem Staate nicht genug
zum Ausdruck bringt. — Obgleich L.’s Arbeit besondere
Rücksicht auf die deutschen bezw. preussischen Ver¬
hältnisse nimmt, so wird es doch auch in Oesterreich
mit grossem Nutzen gebraucht werden. Was Walter
i. J. 1856 vom österreichischen Clerus schrieb, dass der¬
selbe, »an eine ihm bequem und fast zur NothWendig¬
keit gewordene Bevormundung gewöhnt, den Geist einer
andern Stellung kaum mehr zu fassen vermag« — kann
glücklicherweise heute kaum mehr allgemein behauptet
werden. Das Studium der vortrefflichen L.’schcn Insti¬
tutionen wird dazu beitragen, dass diese Anklage völlig
grundlos werde.
Mautern. Aug. Rösler C. SS. R.
Engels Friedrich: Der Ursprung der Familie, des
Privateigentums und des Staates. Im Anschluss an
Lewis H. Morgans Forschungen. Vierte Auflage. Stutt¬
gart, Verlag v. J. H. W. Dietz, 1892, 8° (188 S.) 11. —.60.
Die Bemerkungen, welche der Verf. in dem Vor¬
worte zur ersten Auflage bezüglich der materialistischen
Geschichtsauffassung macht, sind ziemlich dunkel gehalten,
charakterisieren aber nach unserer Meinung auch nicht
das vorliegende Werk. Der Verf. liefert vielmehr auf
dem Wege einer allerdings spärlichen Induction und der
Hypothese, welche bei Weitem noch nicht identisch sind
mit einer materialistischen Auffassung der Wissenschaft,
sehr werthvolles Material für die ethnologische Forschung.
Die apodiktische Schreibweise des Verf. und die vielen
Hyperbeln muss man aber mit grosser Vorsicht auf¬
nehmen. Der Verf. knüpft an an BachofeiVs Mutterrecht,
.nach welchem die Menschen in ihren Anfangsstadien im
schrankenlosen Geschlechtsverkehre, dem sog. Hetärismus,
gelebt haben, nach welchem also in diesen Stadien die
Vaterschaft unsicher und nur die Mutterschaft sicher
war und die Abstammung nur in der weiblichen Linie
— also nach Mutterrecht — gerechnet wurde, und legt
seinem Werke Morgan’s Forschungen zu Grunde, welcher
in den nach »Mutterrecht« organisierten Indianerstämmen
die Urform für die antiken gentes erblickt. Aus dem
regellosen Geschlechtsverkehre bilden sich nach E. fol¬
gende Entwicklungsstufen: 1. Die Blutvcrwandtschafts-
Familie: der Geschlechtsverkehr ist zwischen Dcscendenten
und Ascendenten ausgeschlossen. 2. Die Punaluafamilie :
der Geschlechtsverkehr ist zwischen den Geschwistern,
später auch zwischen den Geschwisterkindern, Enkeln
und Urenkeln verboten, der Anfang für die gens ist ge¬
geben : der Geschlechtsverkehr darf nicht innerhalb einer
Gruppe, sondern nur zwischen den Gruppen unter ein¬
ander stattfinden. 3. Die Paarungsfamilie: der Mann lebt
hauptsächlich mit einer Frau zusammen. Mit der Zähmung
der Hausthiere und Bildung der Heerden entsteht das
Eigentlnim und mit diesem beginnt die beaufsichtigende
und wirtschaftende Thätigkeit des Mannes, der nun das
Eigenthum auch seinen Kindern zu erhalten sucht; so
entsteht die gens nach Vaterrecht. 4. Die monogame
Familie. Sie ist gegründet auf der Herrschaft des Mannes
mit dem ausdrücklichen Zwecke der Erzeugung von
Kindern mit unbestrittener Vaterschaft, und die Vater¬
schaft wird erfordert, weil die Kinder dereinst in das
väterliche Vermögen eintreten sollen. Sie unterscheidet
sich von der Paarungsehe durch die grössere Festigkeit
des Ehebandes. Der Verf. schildert nun, wie wenig ge¬
achtet die Frau trotz der Monogamie bei den Joniern
war. Bei den Römern war die Frau freier und geachteter.
Der Römer glaubte die eheliche Treue durch seine Gewalt
über Leben und Tod der Frau hinreichend gesichert.
In Folge der geachteten Stellung der Frau bei den Ger¬
manen wurde die Geschlechtsliebe möglich, welche sich
von dem Eros der Alten wesentlich unterscheidet. Sic
setzt beim geliebten Wesen Gegenliebe voraus und hat
einen Grad von Intensität und Dauer, welche beiden
Theilcn Nichtbesitz und Trennung als ein hohes Unglück
erscheinen lässt. Doch schliesst sie gegenwärtig noch
immer nicht die Convenienzehe und die Ehe aus ökono¬
mischen Rücksichten aus.
Im weiteren Verlaufe seiner Abhandlung entwirft
der Verf. eine Parallele zwischen der Gentilverfassung
der Indianer einerseits und der der Griechen, Römer,
Kelten und Deutschen andererseits. Die fortschreitende
Theilung der Arbeit und der Zuwachs neuer Volks¬
genossen durch Handel und Verkehr schafft bei den
Athenern gegenüber der Gentilverfassung eine selbst¬
ständige Cen tralge walt, so entsteht der Staat. In
Rom machen den Staat die Kämpfe zwischen den patri-
cischen Gentilen und den zugewachsenen Plebejern noth-
wendig. Die deutschen Überwinder des Römerreiches
suchen in der Staatsbildung die Mittel zur Beherrschung
des eroberten grossen Gebietes. An diese Resultate seiner
Forschung knüpft der Verf. seine Ansichten über den
Staat und die Civilisation. — Das vorliegende Werk ist
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Nr. 11 . — Oesterreichischrs Litteraturblatt.
1. Jahrgang.
358
eine sehr fleissige und gewissenhafte Denkarbeit, welche
dem Ethnologen und dem Culturhistoriker interessante
Winke gibt. Die Bemerkungen, welche der Verf. mit
seinen Forschungen verbindet, zeigen uns so manche
bedenkliche Seite der modernen Gesellschaft. Deshalb
mögen auch die vielen Übertreibungen mit Nachsicht
behandelt werden!
Übertreibungen bieten der Ausgangspunkt und das
Endziel des Buches. Eine Übertreibung ist es, wenn der
Verf. in seinen Entwicklungsstufen Urformen der Mensch¬
heit erblickt. Denn diese Entwicklungsstufen mit dem
regellosen Geschlechtsverkehr als Entstehungsgrund setzen
bereits ein zahlreicheres Menschengeschlecht voraus; für
den von der übrigen Natur sich absondernden einzelnen
Menschen ist das monogame Verhältnis viel natürlicher.
Eine Übertreibung ist es ferner, wenn der Verf. die Besei
tigung der capitalistisehen Production als das haupt¬
sächlichste Mittel für die Beseitigung der Prostitution und
für die Ausbreitung der wahren Geschlechtsliebe bezeichnet.
Denn die Armenstatistik, soweit wir eine solche überhaupt
besitzen, könnte beweisen, dass Concubinate sich gerade
bei Gassen vorrtnden, welche mit der capitalistisehen Pro¬
duction gar nichts zu thun haben, ein Zustand, welcher
auf eine wahre Geschlechtsliebe eben nicht hinweist.
Viele Bemerkungen im Capitel über die Monogamie wie:
»Die Einzelehe tritt auf als Unterjochung des einen Ge¬
schlechtes durch das andere«, »Die Frau wird der erste
Dienstbote«, »Die Einzelfamilie ist gegründet auf die offene
oder verhüllte Haussclaverei der Frau«, »Der Mann ist
in der Familie der Bourgeois, die Frau das Proletariat«
gehören mehr in das Gebiet der feuillctonistischen Litte -
ratur als in das der ernsten Forschung. Ein ernstes
Mene-Tekel sind dafür andere Worte, wie: »der Hetäris-
mus ist eine gesellschaftliche Einrichtung, wie jede andere.
In der Wirklichkeit nicht nur geduldet, sondern nament¬
lich von den herrschenden Classen flottgemacht, wird er
in der Phrase verdammt.« Stoff zum Denken bieten
manche Äusserungen im Capitel über die Civilisation, so
z. B. »Jeder Fortschritt ist gleichzeitig ein Rückschritt
in der Lage der unterdrückten Gasse etc.« »Den schla¬
gendsten Beweis hiefür liefert die Einführung der Maschi¬
nerie, deren Wirkungen heutzutage weltbekannt sind.
Und wenn bei den Barbaren der Unterschied zwischen
Rechten und Pflichten noch kaum gemacht werden konnte,
so macht die Civilisation den Unterschied Beider auch
dem Blödsinnigsten klar, indem sie einer Gasse so ziem¬
lich alle Rechte zuweist, der andern dagegen so ziemlich
alle Pflichten.«
Wien. Dr. H. Misera.
Braesicke, H. : Die Reform der Eisenbahngütertarife.
Berlin, Leonhard Simion’s Verlag. 1891. gr.-8°. (III u. 147 S.'
11. 2.40.
Wenngleich die Arbeit »mit besonderer Rücksicht
auf die Hebung der ostdeutschen Landwirtschaft« ver¬
fasst wurde, besitzt sie doch ein generelles Interesse,
weil der Verf. nicht den Schutz einseitiger landwirt¬
schaftlicher Interessen, sondern eine allgemeine Reform
der Gütertarife fordert. Es ist speciell mit Rücksicht auf
Oesterreich, wo ganz entgegengesetzte Strömungen be¬
stehen, bemerkenswert, dass hier ein Vertreter landwirt¬
schaftlicher Kreise die Bedeutung von mit der Entfernung
fallenden Tarifsätzen hervorhebt und dieselben auch als
im Interesse der Mühlenindustrie gelegen bezeichnet. Von
Scharfsinn zeugt ferner der Hinweis auf den Einfluss,
den die Zeitdauer des Eisenbahntransportes auf die Tarif¬
bildung haben soll. Die Darlegungen über die Productions-
und Marktverhältnisse Mitteleuropas in Cerealien zeigen
eingehende bezügliche Kenntnisse und ein grosses Ver¬
ständnis für die Wege und Grundlagen des Welthandels.
Mit der Technik des Gütertarifwesens ist B. als Nicht¬
fachmann allerdings nicht vertraut. F. v. W.
Franz, Friedr., Pfarrer und Landtagsabgeordneter: Der
Clerus und der Bauernstand. Eine socialpolitische
Studie . Passau, Verl. v. Rudolf Abt. 1892. 8°. (39 S.)
Die vorliegende Studie, im Sonderdruck aus der
Passauer »Theologisch - prakt. Monatsschrift«, versucht
den geschichtlichen Beweis für den Satz zu erbringen,
dass der katholische Clerus stets ein aufrichtiger Schätzer
und werkthätiger Freund des Bauernstandes war. Die
Abhandlung ist zwar nicht auf tiefergehenden Special¬
studien aufgebaut, und manche der herbeigezogenen ge¬
schichtlichen Episoden hängen mit dem Hauptthema nur
lose zusammen oder bedürften selbst einer correcteren
Darstellung (z. B. die bayrische Bauernerhebung im Jahre
1705, vgl. Weiss’ Weltgeschichte); trotzdem mag die mit
grosser Wärme geschriebene Studie, besonders zur Ab¬
wehr gewisser auf den Bauernfang gerichteter Bestrebungen,
gute Dienste leisten. Sch.
Allgemeine Juristen-Zeitung, red. v.Dr.Brcitenstcin. (Wien.)
XV, 32-33.
(32.) Krassel, Die AinortisierungalterHypothekarforderungen
nach österr. Rechte. — Schmoller, Ueber die Entwicklung d.
Grossbetriebes u. d. sociale Classenbildung. — Standes- u. Tages¬
fragen. — Rechtssprechungen. — Spruchrepertorium. — Littc-
ratur. — Personalnachrichten.
(33.) Schmoller, Ueber die Entwicklung d. Grossbetriebes
u. d. sociale Classenbildung (Schl.). — Krassel, Die Amorti-
sirung alter Hypothekarforderungen nach österr. Rechte (Schl). —
Standes- u. Tagesfragen. — Rechtssprechungen. — Spruch¬
repertorium.
Archiv für Eisenbahnwesen, hrsg. im Ministerium der öflentl.
Arbeiten. (Berlin, Springer.) 1892, 4.
Thome, Die Petroleumeinfuhr über die Weserhäfen u. die
Deutsch-amerikanische Petroleumgesellschaft, mit besonderer Be¬
rücksichtigung d. vorhandenen Betriebsanlagen. — Die italienischen
Eisenbahnen in d. Jahren 1888, 1889, 1890. — Claus, Die Neu¬
ordnung d. Eisenbahnwesens im Königreich d. Niederlande. (Forts.)
— Die königl. preussischen Staats-Eisenbahnen im J. 1890/91. —
Thamer, Die Güterbewegung auf deutschen Eisenbahnen im J.
1891 im Vergleiche zu der i. d. J. 1890, 1889 u. 1888. — Die
Eisenbahnen in Frankreich 1889 u. 1890. — Die belgisch. Eisen¬
bahnen i. J. 1890. — Kleine Mittheilungen, Rechtssprechung und
Gesetzgebung. — Bücherschau.
Neue Erscheinungen:
Nitti F., Leone X. e la sua politica, secondo documenti e car-
teggi ineditc. Florenz, Barbera. 16°. fl. 1 60.
Hansjakob H., Die Wunden unserer Zeit und ihre Heilung.
Freiburg i. Br., Herder. gr.-8°. (IV u. 116 S.) fl. 1.08.
Zeller A., Die Lage der industriellen Arbeiter in Süddeutschland
u. d. Arbeiterschutzgesetz v. 1. Juni 1891. Tübingen, Laupp.
gr.-8°. J VII u. 138 S.) fl. 1.68.
Krückmann A, Über d. Vertragsschluss. Göttingen, Peppmüller.
gr.-8°. (155 S.) fl. 2.10.
Nickel J., Socialpolitik und sociale Bewegungen im Alterthum.
Paderborn, Schöningh. gr. 8°. (IV u. 76 S.) fl. —.72.
Meili D. F., Die neuen Aufgaben der modernen Jurisprudenz.
Wien, Manz. gr. 8°. (63 S.) fl. —.60.
Dem ko G., Jus ecclesiasticum peculiari respcctu habito ad Hun-
gariam. Ex fontibus et pluribus praeclaris auctoribus. Cum in-
dultu reverendissimi ordinarii. 2. kötet (Kirchenrecht). Erlau,
Blay. gr. 8°. (XII, VIII u. 1060 S.) 1888. Beide Bände fl. 7.—.
Schraut M,, A kereskedelmi szerzödesek es a Iegnagyobb ked-
vezes elmelete. Fennällo szerzödeseinkre valö tekintettel ütdol-
gozta dr. ifj. Emich Gusztav. (Die Handelsverträge u. d. Theorie
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359
I. Jahrgang.
360
Nr. 11 . — Oesterkeichisches Lrn eraturblatt. —
der grössten Bencficien.) Budapest, Eggenberger (VIII u. 129S.)
n. 1.20.
Fclegvhäzy A., A tözsdei birösäg hatäsköre es eljarasa a tör-
veny, a birbi gvakorlat s a budapesti am es ertektözsde välasz-
tott birosägänak eljärasi szabalyai szerint. Masodik bö'vitett
kiadäs. (Wirkungskreis u. Verfahren d. Börsengerichtes.) Buda¬
pest. Grill. 8°. (IV u. 351 S.) 11. 2 —.
Emö'dy D., A magvar maganjog tankönvve. 1. kötct. (Altalünos
resz. Vagvonjog.) Ungarisches Privatrecht. I. Bd.) S.-A.-Ujhely,
Lövy. 8". (323 S.) Preis d. vollständigen Werkes fl. 5.—.
Bungeroth H., Der Simultanstaat. Seine Grundlage, sein
positives Recht und seine Entwicklg. I. Der Ursprung u. das
Wesen d. Simultanstaates, nach philosoph. Grundsätzen ent¬
wickelt. Barmen, Wicmann. 8°. (XVI u. 186 S.) fl. 1.44.
Zimm ermann K., Die Störungen im Mechanismus der Ge¬
sellschaft. Karlsruhe, Kundt. 12". (100 S.) fl. —.60.
Lentner F., Bettelunfug und Bettelbetrug. Innsbruck, Wagner,
gr. 8°. (136 S.) 6. 1.20.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Bruhns G. und Kossel A.: Lieber Adenin und Hypo¬
xanthin. (Zeitschr . /. physiol. Chemie XVI. pg. i).
Krüger, Dr. Martin: Zur Kenntnis des Adenins .
(ibidem pg. 160).
Die in letzter Zeit emsig geförderte Erforschung der
im Titel genannten Körper erfährt durch vorliegende
Arbeiten eine weitere Förderung. Kossel bestimmte nach dem
Beckmann’schen Verfahren, durch Bestimmung der Siede¬
punktserhöhung, das Molekulargewicht des Adenins und
fand dasselbe zu 107 — 119 (7 Bestimmungen) gegen 135,
welche Zahl die Formel C 5 H. N P verlangt, so dass
letztere Formel für das Adenin sichergestellt ist. Derselbe
Forscher stellte ein Urethan des Hypoxanthins durch
die Einwirkung von Hypoxanthin, Natronhydrat und
Aethylchlorocarbonat dar. Der Körper von der Formel
C 3 H ;> N 4 O — C0 2 — H 5 O schmilzt zwischen 185 bis
190°, ist schwer löslich in kaltem Wasser, in Alkohol
und Aether, leicht in heissem Wasser, in Natronlauge
und in Salzsäure. Bruhns untersuchte die Bromierungspro-
ducte des Adenins. Trockenes Adenin verbindet sich nämlich
mit trockenem Brom unter Wärmeentwicklung aber ohne
Abgabe von Bromwasserstoff zu einem rothen Körper
(C f) H 4 BrN 4 Br 4 , HBr), bromwasserstoffsaures Bromadenin-
tetrabromid, das durch Trocknen bei 120° oder durch
Einwirkung von Natriumbisulfit in Bromadenin (C 5 H 4 BrN.)
übergeführt wird. Dieses ist in Wasser sehr schwer lös¬
lich, leicht in Alkalien und verdünnten Mineralsäuren,
mit denen es Salze bildet. Das pikrinsaure Bromadenin ist
in Wasser sehr schwer, in Natriumpikratlösung gar nicht
löslich. Mit Metallsalzen gibt das Bromadenin Metallver¬
bindungen, durch Natriumamalgam wird es in Adenin
zurückverwandelt, ohne dass dabei, wie bei der Re-
duction von Oxydationsproducten des Adenins in saurer
Lösung, Azulmsäure gebildet wird. Mit Salpetersäure
eingedampft gibt Bromadenin die sogenannte Xanthin¬
probe, d. h. einen gelben Fleck, der sich mit Natron¬
lauge blauviolett, mit Ammoniak purpurroth, mit Baryt¬
wasser rein violett färbt; eine Andeutung der auch sonst
zu vermuthenden Zusammengehörigkeit der Körper der
Adenin- und der Harnsäure-(Xanthin-)Gruppe. M. Krüger
hat nun diese Zusammengehörigkeit mit Hilfe der Spaltung
des Adenins mit verdünnter Salzsäure im zugeschmolzenen
Rohr nachgewiesen. Bei dieser Reaction spaltet sich das
Adenin quantitativ nach der Gleichung C. H. N, -j- 8 H 2 O
= 4 NH.j -f C0 2 -f 2 CH 2 0. 2 -f C 2 H- N0 2 in Ammoniak-
Kohlensäure, Ameisensäure, die selbst wieder in Kohlen¬
monoxyd und Wasser zerfällt, und Glykokoll, Hypoxanthin
zerfällt bei gleicher Behandlung nach der Gleichung
C. H 4 N 4 O-f 7H 2 0 = 3N H 3 -f C0 2 -f 2 C H 2 0 2 -j-
C., H. NO.,, Xanthin nach der Gleichmg C. H, O., -f-
6 H., O = 2 C0 2 -f- CH 2 0 2 + 3 XH.j + C 2 PL N0 2 . Auen
Harnsäure liefert unter dem Einfluss conc. Jodwasser¬
stoffsäure bei 160— 170° Glykokoll, Kohlensäure und
Ammoniak. In Krüger’s Arbeit findet sich ausserdem eine
bequemere Darstellungsweise des Adenins aus Thee-Extrakt
und die Beschreibung einiger Metallverbindungen des
Adenins.
Innsbruck. Malfatti.
Lewkowitsch J.: Zur quantitativen Bestimmung des
Cholesterins. (Berichte d. deutsch, ehern. Ges. 1S92.
PS- 6 5 )-
Verf. untersuchte zum Zwecke der quantitativen Be¬
stimmung des Cholesterins die Verseifungs- und die Jod¬
zahl desselben, und fand, dass sich die Ueberfiihrung
in das Acetat resp. in das Dijodid quantitativ verfolgen
lasse. Als Verseifungszahl für das Acetat ergab sich
137.4 und 132*4 statt, wie die Rechnung für Cac H-iu O.
Ca Hs O verlangt, 135*5. Als Jodzahl ergab sich 68.09
und 67.3 statt 68.3.
Innsbruck. Malfatti.
Deutsche botanische Monatsschrift, hrsg. v. G. Leimbach
.(Arnstadt). X, 5/6.
Magnus, Über »Asplenium germanicum Weiss« zu
Zwischenahn im Oldenburgischen. — Grütter, Neue botanische
Beobachtungen in Westpreussen 1890 u. 1891. — Moro, Der
Monte spaccato bei Triest, ein Bild küstenländischer Karstflora.
— Sabransky, Batographische Misccllaneen. — Ihne, Be¬
merkungen zu »Phänolog. Beobachtungen seit 1750«. — Nürn¬
berger Bot an. Verein, Beiträge zur Flora des Regnitz¬
gebietes. — Holub v, Die Brombeere bei den Slowaken Ungarns.
— Lorch. Laubmoose in der Flora von Marburg.— Strähler,
Flora von Theerkeute in Posen. — Schlimpert, Flora von
Meissen in Sachsen. — Zahn, Ad Danubii fontes. — Anzeigen.
— Beilage zu Nr. 6/7: Lorch, Der Hangelstein bei Giessen.
(Schl.) — Lorch, Beiträge zur Flora der Laubmoose in der
Umgegend von Marburg (Hessen). — Botan. Vereine.
Natur und Offenbarung. (Münster, Aschendorff) XXXV1IL, 8.
Gutbcrlet, die Naturschönheit. — Gander, Erdschichten
und Erdgeschichte. (Schl.) — Buschan, Das Grabmal von Vaphio
und die Cultur von Mycenae. — Hand mann, Fluorescierende
Substanzen. — Was mann, Die Untersuchungen von Retzius
über das Nervensystem der Krustaceen. — Wissenschaftliche
Rundschau: Busch, Meteorologie (Forts.). — Körperbeschaffen¬
heit und Lebensweise der Tausendfüsslcr. — Westhotf, Der
Sommerschlaf bei Reptilien und Amphibien. — Westrick, Allge¬
meines analytisches Herbarium. — L äs ka, Himmels-Erscheinungen
im Monat September 1892. — Recensionen: 59 Lichtdrucktatein
Möller’scher Diatomaceenpräparate. (Pfeifer). — H. Spencer,
die Principien der Sociologie, Autor, deutsche Ausgabe von Setter.
IV. Bd. 1. Abth. VI. Kirchliche Einrichtungen. (Gutberiet.) — E. Jour-
dan, Die Sinne u. d. Sinnesorgane d. niederen Thiere (Westhoff).
Neue Erscheinungen:
Duda L., Catalogus insectorum faunae bohemicae I. Schnabelkerfe
(Rhynchota) (Heteroptera, Cicadina, Psvllidae) Böhmens. Prag.
Hacrpfer. 8°. (44 S.) fl. —.90.
Ippolito E., Deviazioni delle bussole. Turin, Loescher. 8°. (152 S.
mit 1 Tafel) fl. 2.—.
Plassmann J., Der Planet Jupiter. Darstellung der wichtigsten
Beobachtungs-Ergebnisse u. Erklärungsversuche. Köln. Bachem.
gr.-8°. (IV u. 111 S. m. 10 Bild.) fi. 1.08.
Schütt F., Analytische Plankten-Studien. Ziele, Methode dnu
Anfangs-Resultate d. quantitativen anlalyt. Plaktonforschg. Kiel.
Lipsius u. Tischer. gr.-8°. (VIII u. 117 S. m. 16 Tab. 1 färb.
Karle u. 1 Blatt Erklärung, fl. 1.80.
Moreau E., Manuel d’ichtvologie fran 9 aise. Paris, Masson. 8°.
Fr. 8.—.
Bos H., Leerboek der plantkundc. Groningen, Wolters. 8°.
fl. 2.90 c.
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361
Nr. 11 . Oesterreichisches Litteraiurblatt. — I. Jahrgang.
362
Mako w s k y A., Der diluviale Mensch im Löss von Brünn. Mit
Kunden aus der Mammuthzeit. Brünn, Winiker. 4°. (12 S.)
H. —.90.
Pocta Ph., Uber Spongien aus den oberen Kreisen Frankreichs
in dem k. mineralogischen Museum in Dresden. Mit Vorwort
v. H. B. Geinitz. (Aus: »Mittheilungen aus dein königl. mine¬
ralogisch-geologischen u. praehistorischen Museum in Dresden«
11. lieft) gr.-4°. (26 S. m. 4 Taf.) fl. 12 —.
Encyklüpädie der Naturwissenschaften. Handwörterbuch der
Chemie v. A. La den bürg. Breslau, Trewendt. gr.-8°. Subscript.-
_ IVeis 1L 9.—^ _ _ __
Militärwissenschaften.
Roux, Xavier: Umvasion de la Savoie et du Dauphine
par /es Autrichkns en iSlJ et iSlJ.. Grenoble, Baratier
freres & Cie. 1892. gr.-8°.
Das Werk, dessen erster Band hier vorliegt, verfolgt
und erreicht einen doppelten Zweck; den historischen
und den militärischen.
Nach Anhandgabe vertraulicher, meist ungedruckter
Briefe fördert R. die Geschichte jener ohnmächtigen An¬
strengungen zu Tage, welchen die Regierung sich und
die Bewohner jener Gebirge unterzog, um die siegreichen
Truppen Schwarzenbergs von den Grenzen Frankreichs
abzuwehren. Fr schildert den Gang der Ereignisse in
dieser Gegend im Zusammenhänge mit den Geschehnissen
auf dem ganzen Schauplatze des grossen Entscheidungs¬
kampfes. Seine Erzählung ist klar und vollständig ; er
gibt Rechenschaft sowohl über die vorhandenen Streit¬
kräfte, Vertheidigungsmittel und Hilfsquellen, als über
deren Verwendung; über die Pläne der leitenden Männer,
über die Ausführung dieser Pläne und über die begangenen
Fehler.
Da der Marsch der Alliierten auf Paris; die ver¬
zweiflungsvolle Gegenwehr des corsischen Löwen; der
gleichzeitige Zusammensturz seiner Herrschaft über Deutsch¬
land, Italien und Spanien ebenso die Welt als die Geschichts¬
schreibung vollends absorbierten, hatte man von den
ebenso wissenswerten wie lehrreichen Begebenheiten des
Delphinates und Savoyens nur sehr geringe Kenntnisse.
Der Verf. bringt daher nicht nur Gediegenes, sondern
auch grösstentheils bisher Unbekanntes.
Aus der Geschichte der Jahre 1813 und 1814 zieht
der Verf. folgende Nutzanwendung für die Gegenwart
und Zukunft: Die Nothwendigkeit voraussetzend, dass
sich Frankreich gegen eine Invasion der Armeen Deutsch¬
lands und Italiens schütze, erblickt er in den Befestigungen,
welche man in den Thälern des Oueyras, der Durance,
des Drac, der Romanche und Isere in den letzten zwanzig
Jahren angelegt hat, eher ein zuviel. Frankreich müsste
diese Thäler ganz von Truppen entblössen, dass ein
Feind es wagte, dort einzudringen. Aber ein anderer
Weg führt ins Land, dieser ist bequem und steht fast
offen. Es ist derselbe, den die Alliierten im Jahre 1814
nahmen, der von Genf ausgeht und über Chambery
einerseits zum Fort Barraux und anderseits zu den
Strassen führt, welche die Thäler von Bourget und Guiers
verbinden.
Nichts könnte gegebenen Falles die Alliierten von
heutzutage hindern, denselben Weg zu betreten und es
ist höchst wahrscheinlich, dass sie auf dieser Route ihren
Marsch nach Lyon oder Grenoble nehmen würden. Dieses
offene Einfallsthor sei also vor anderen zu verrammeln.
Sp.
Militär-Zeitung. XLVI, 23.
Zwitter um — Millionen! — Distanzritt Wien-Berlin. —
Fahnenweihe des 36. Infanterieregiments.
Armeeblatt. XI, 31.
Vorkehrungen zur Bekämpfung derCholera unter den Truppen.
Baracken und Filter. — Die Unterofticiers-Frage (Schluss). — Die
Waffenlehre.
Streffleur’s »Oesterr. militär. Zeitschrift«. 1892. III, 2.
M. Hauser, Unser stehendes Heer in seinem Werden und
Wachsen. — Alte Krieger-Sentenzen. — Psychologie und Disciplin.
— V. v. Reitzner, Die Reform des Unterrichts in der praktischen
Geometrie, sowie in der Terrainlehre und Terraindarstellung an
den k. u. k. Militär-Frziehungs- und Bildungsanstalten. —
A. Christi, Uebcr das Schiessen der Feld-Artillerie (Schluss). —
Mittheilungen der Kaiser Franz Josefs-Stiftung für Versorgung von
k. u. k. Oflicierswitwen und Waisen. — E. v. D., Die Ausbildung
des Soldaten zum Schützen und der wagrechtc Anschlag. —
H. Albertall, Blätter und Blüthen aus der Kriegsgeschichte aller
Völker und Zeiten (Forts.). — Sanitätsverhältnisse des k. u. k.
Heeres im Monat April und Mai 1892.
Armee- und Marine-Zeitung. X, 426—427.
(426.) Ein Gebot der Staatsraison. — Das Panzerschiff
»Heimdal.« — Ausführungsvorschriften zu dem Gesetze über
die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen ein-
beiufenen Mannschaften in Deutschland.
(427.) Zur Organisation der technischen Truppen. — Kaiser
Franz Josefsbad Tülfer in Steiermark. — Schiessversuche mit
einer 15 Centimeter-Sclinellfeuerkanone »System Schneider«. —
Neues Hilfsmittel zur Ausbildung im Schiesswesen.
Die Reichswehr mit den Sonntagsbeilagen »die Vendette«
und »Oesterr.-ung. Wehr-Zeitung«. IV, 868—371.
(368.) Die Befestigungen des Bosporus und der Dardanellen.
— Für die Genietruppc.
(369.) Rechnungsführer oder Zahlmeister? — »Wehr-
Zeitung«: Entdeckung und Eroberung des Pamir-Plateaus vor
2220 Jahren.
(370.) Russland und Deutschland. — Die Eisenbahnen
in Tirol.
(371.) Die k. u. k. Schul-Escadre. — Die Disciplinargewalt.
— Der Rammstoss des französischen Schiffes »Hoche«.
A Ludovika akademia közlönye. XIX, 8—9.
II. F ü l e k, Die Geschichtsschreibung und ihre Mängel. —
Spanien im französ.-russ. Bündnis. — Gerenday, Le Marechal
Lannes. — Brabecz u. Bodiczky, Die strittigen Fragen des
Exerzierplatzes. — Szveticz, Darstellung des Taktes u. der Takt¬
verhältnisse in Linien. — Dr. Nuss, Ist es möglich, ohne Er¬
höhung des Menagegeldes an der Verptlegung der Mannschaft
etwas zu verbessern?
Bei Gebrüder Paetcl in Berlin erscheint in Kürze: »Bätsch,
Vice-Admiral. Deutsch' Seegras. Ein Stück Reichsgcschichte.« gr.
8°. 28 Bogen, fl. 6.—.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Thenius, Dr. Georg : Die Fabrikation der Leucht¬
gase nach den neuesten Forschungen . Ueber Stein-
und Braunkohlen -, Torf-, Ilolz-, Quarz-, Oe/-, Pe¬
troleum -, SchieferKnochen -, Walkfettund die
neuesten Wasser - und carburierten Leuchtgase .
Verwertg. d. Nebenproducte wie z. B. aller Leuchtgas¬
theere , Leuchtgastheeröle , Ammoniakivässer , Cokes
und Retorten - Rückstände. Nebst einem Anhang:
Ueber die Untersuchung der Leuchtgase nach den
neuesten Methoden. Ein Handbuch für Gasanstalten¬
ingenieure, Chemiker u. Fabrikanten. Wien. A. Hart-
lebcns Verlag. 1891. 8°. (XVI u. 623 S.) fl. 4.— .
Der Verf. veröffentlicht hier die Resultate einer
Reihe von Untersuchungen verschiedener Kohlensorten,
Torfe, Hölzer, bituminöser Schiefer, Harze, Oele, Knochen,
Walkfettabgänge etc. etc., welche sämmtlich zur Leucht¬
gaserzeugung Verwendung finden können. Die wichtigsten
Materialien, Steinkohle und Holz, finden dabei ausführ¬
liche Berücksichtigung, die auch Fachleuten mancherlei
willkommene Daten bietet. Weiters werden die Bestand-
theile des Leuchtgases, sowie die Erzeugung der ver¬
schiedenen Leuchtgase (aus den im Titel angelührten
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363
Nr. 14. — Oesterreichisches Lm eraturblatt. — 1. Jahrgang.
364
verschiedenen Rohmaterialien) in leicht fasslicher Weise
besprochen, so dass jeder dafür sich interessierende Laie
einen Begriff' von der Darstellungsweise gewinnen kann.
Zu diesem Zwecke ist auch die Anlage einer grösseren
Steinkohlen-Gasanstalt, sowie die einzelnen Apparate
einer solchen, wie Oefen, Condensatoren, Lxhaustoren,
Scrubber und Behälter (merkwürdiger Weise die Reiniger
nicht) in einfacher, kurzer Weise beschrieben. Die Xormal-
Profilc der Retorten, sowie einige Bezugsquellen derselben
haben gleichfalls Aufnahme gefunden. Aus diesem Ab¬
schnitte sind für Fachleute nur die Tabellen über die
Ausbeute an Gas und Coke verschiedener Kohlensorten,
sowie die Vergleichung der Kosten von Holz, Torf, Oel-
gas etc. von Interesse.
Weiters wird das Wassergas und dessen Verwendung,
sowie das Gasgliihlicht — Auerlicht — mit Angabe von
Vcrsuchsresultatcn in gemeinverständlicher Weise be¬
sprochen. Desgleichen behandelt der Verf. die Rohr¬
leitungen, Gasbrenner, Gasanzünder, Gasmesser, Gas¬
druckregulatoren u. s. w. in einer für Laien informativen
Art. Die Beschreibung der Xebcnproducte bei der Leucht¬
gas-Erzeugung ist ausführlicher gehalten ; hier sind auch
— hauptsächlich über die Zusammensetzung des Thceres
und dessen Destillationsproducte — wichtige Tabellen und
Daten angeführt. Ueber die Verarbeitung des Ammoniak¬
wassers sind verschiedene ältere, aber keine einzige neue
Methode beschrieben. Der Prüfung der Leuchtgase hat
der Verf. einige Seiten des Handbuches gewidmet und
daran mehrere wichtige Tabellen über Ammoniaklösungen,
Dampfspannungen, Druck, Temperatur und Volumgcwichte
einiger Gase und Dämpfe angeführt.
Verfolgt der Verf. die Absicht, Nichtfachmännern
die Leuchtgaserzeugung in den verschiedenen Varianten
nebst der Ausbeute an Nebenproducten verständlich zu
machen, so wird er damit seinen Zweck wohl erreichen
und Ref. kann allen Nichtfachmännern, welche in diesem
Fabrikationszweige nähere Informationen suchen, das
Buch bestens empfehlen. Der Fachmann hingegen wird
nur etwa aus den angeführten Tabellen und Daten einigen
Nutzen ziehen können. A.
Neue Erscheinungen:
Com man du G., Sülle condizioni della marina mercantile italiana.
Rom, Beneini. 8°. fl. 2.—.
Petersen J. A., Pferde, Pferdezucht und Sport in Ostindien.
Berlin, Decker. (VIII u. 136 S. m. 3 Vollbild, u. viel. Tcxt-
illustrationen) 11. 3.60.
Craemer P., Die Jagd im Spessart in Sage u. Geschichte. Pürsch-
gänge auf freier Bahn im Haine d. Sagen, im Urwald der
Littcratur u. in d. Wüsteneien d. Archive. München, Pohl. gr.-8°.
(170 S. m. Titelb., 2 Plan., 4 Bild. u. 1 Karte) fl. 2.40.
Rowald P., Brauch, Spruch u. Lied d. Bauleute. Hannover.
Sehmerl u. Sccfeld Nacht*., gr.-8°. (V u. 183 S.) fl. 1.44.
K alten egge r L., Der Honig vor d. Richterstuhle d. Geschichte,
Vernunft und Erfahrung. Eine Apologie d. Honigs. Mit e. An¬
hänge enth. Rccepte z. Bereitung feiner Honigbäckereien, Honig¬
getränke u. zum Einmachen d. Früchte in Honig. Linz, Eben-
höch. gr.-8°. (168 S.) fl. —.90.
Cserhäti S., A talajnak melymüvelese hazänkban. A földmive-
lesügvi m. kir. ministerium ältal gyüjtött adatok alapjän es
annak megbizäsäbül. (Unsere Bodencultur.) Ung. Altenburg,
Czeh. 8. (95 S. u. 11 Taf.) fl. 1.20.
Weninger M., Mezögazdasägunk. (Unsere Landwirtschaft.)
Budapest, Grill. 8" (113 S.) fl. 1.—.
Bossänyi E., A malomipar szerepe es jclentosegc közgazdasa-
gunkban. (Die Rolle und Bedeutung d. Mehl-Industrie in unserer
National-Oeconomie.) Budapest, Kilian. 8°. (95 S.) fl. 1.—.
Kovücsy B. u. Monostori K. A 16 es tenyeszlese. Kezikönyv
lötenvesztök, lökedvelök, ällatorvosok es mezögazdäk szämara.
(Das Pferd u. dessen Zucht.) Kaschau. Koszanvi u. Vitcz.
gr.-8°. (IX u. 719 S.) fl. 6.—.
Bei Jul. Springer, Berlin, erscheint demnächst: Leitfaden für
Zuckerfabriks-Chemiker zur Untersuchung der in der Zucker¬
fabrikation vorkommenden Producte und Hilfsstoffev. Dr. E. Preuss
fl. 2.40.
Im Laufe des September erscheint bei F. Enke in Stuttgart
die zweite neu bearb. u. stark vermehrte Aull. v. Dr. E. Kittler’s
»Handbuch der Elektrotechnik.« Bd. I. gr.-8°. fl. 24.—.
Schöne Litteratur. Varia.
Fessler, Dr. Sigmund : Juvenes dum suuius . Humo¬
resken aus dem Gymnasiiun . Wien, C. Konegen, 1S92.
8\ (127 SO fl. —.80.
Schroft, R.: Bureau und Bureau kr aten. Humoristische
Skizzen aus dem Beamtenleben. Wien, C. Konegen,
1892. 8°. (163 S.) fl. —.80.
Die beiden Bücher, die der Verleger auch einander
ähnlich ausgestattet hat, weisen inhaltlich manches Ge¬
meinsame auf: einen harmlosen, an der Oberfläche
haftenden Humor, der sich leicht in schale Tändelei
verliert, schablonenhafte Charakteristik der Personen, häufig
auch eine geradezu caricaturenmässige Verschärfung der
Umrisse — es ist mit einem Worte Feuilletonware (wie
wir uns auch einzelne der Gymnasialhumoresken in Wiener
Tagesblättern gelesen zu haben erinnern), die unter dem
aufregenden Vielerlei einer Zeitung beruhigend und ge¬
fällig wirken, die Feuerprobe einer Separatlesung aber
nicht bestehen kann.
Fessler bietet in 15 kleinen Novelletten zumeist Erinne¬
rungen an seine Studienerlebnisse am Piaristen-Gymnasium
in Wien aus der Zeit der Fünfziger- und Sechziger-
Jahre; einzelne dieser Skizzen haben als culturhistori-
sche Genrebildchen Wert und sind — vielleicht, ohne
dass es der Verf. beabsichtigt — beredte laudatores
temporis acti. Die geistlichen Professoren, die ihr Lehr¬
amt echt menschlich und christlich als Erzieheramt auf¬
fassten und stets in lebendigem, unmittelbarem Verkehr
mit ihren Zöglingen zu bleiben suchten, müssen wir bei
allen ihren Schwächen, die zumeist dem Ueberquellen
eines guten Herzens entstammten, lieb gewinnen und
wo der Verfasser sie schildert, da wird ihm selber
warm unTs Herz und die Darstellung erhebt sich eben¬
so viel über das Niveau, als sic — leider nur allzu¬
häufig — in trivalcn Schüleranekdoten unter dasselbe
sinkt. Wie die peinlichen Geschichten »Versetzt«, »Auf
der Bude«, »Die Pappel« in eine Sammlung von Humo¬
resken kommen, ist nicht ganz klar.
Im Subaltern-Beamtenleben bewegen sich die Er¬
zählungen Schroft’s. Der Verf. verfügt über eine ge¬
wisse Anschaulichkeit in der Wiedergabe äusserer De¬
tails: die Atmosphäre einer staubigen Amtsstube, das
Zimmer des Herrn »Rath« weiss er gut und launig zu
schildern. Weniger gelingt es ihm, seelische Vorgänge
anschaulich zu machen und eine gewisse Verschärfung
einzelner Züge lässt aus manchen seiner Figuren gerade¬
zu Zerrbilder werden. Von den zehn Geschichten des
Büchleins hat eine einzige (Das »E.xhibit«) etwas wie
einen Kern; das Andere sind Ansätze, Details, wie sie
ein Maler in sein Skizzenbuch zeichnet: da eine Hand,
dort ein Baum, ein Architectur-Motiv. Aber auch ein
sorgsamer und begabter Copist ist noch lange kein
Künstler; solches Können bezeugt im besten Falle eine
Anlage zum Handwerksmässigen einer Kunst, lange nicht
zur Kunst selbst. Schnürer.
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365
306
Nr. 11. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Herzen, Ein Ucbcrfall. Novelle. Prag, H. Dominicus
(Th. Gruss). 1892, 8°. 86 S.
Eine moderne Lucretia-Geschichte. Die Heldin ist
die jung angetraute Gemahlin eines Grafen, die —
während der Gatte an das Sterbelager seiner Mutter ge¬
rufen wird — einem Ueberfall des gräflichen Secretärs
zwar nicht erliegt, da sie den Räuber, bevor er sein
Ziel erreicht, niederschiesst, — aber dennoch in ihrer
Frauenehre im tiefsten erschüttert, ihrem eigenen Leben
ein Ende macht. Wie der Stoff alten — leider nicht
guten — Mustern ungeschickt nachgebildet ist, bewegt
sich auch die Erzählform in den ausgetretenen Geleisen
einer unwahren, nie und nirgends lebendigen Sprache,
wie man sie etwa in den schlechten Novellen der Fünf¬
ziger Jahre zu hören bekam. Der Yerf. — wohl eine
Verfasserin? — hat sicherlich viel gelesen, aber ohne
dass dadurch eine originale Kraft eigener Begabung in
ihm geweckt worden wäre. Sch.
Bauer, Edwin: Der Baron Vampyr . Ein Culturbild
aus der Gegenwart . Berlin, Paul Heichen. 1892. 8°. (129 S.)
n. —.60.
Das Buch kann nicht vom litterarisch-aesthetischen
Standpunkte aus beurtheilt werden; es ist eine Tendenz¬
schrift, bei der der Parteigeist Pathe gestanden — die
Grazien haben sich dabei scheu zurückgezogen. Es hätte
darum auch keinen Sinn, eine kritische Sonde an das
Werk zu legen: wer wird Programme und Wahlaufrufe
auf ihren litterarischen Werth hin prüfen? Sch.
Historisch-politische Blätter für das katholische Deutsch¬
land, hrsg. v. Jörg u. Binder. (München, Litter.-art. Anstalt.)
CX, 4.
P. Pius Bonifacius Gams. — Bossuct als Geschichtsschreiber
des Protestantismus. — Die Briefe des Cardinais Hosius, II. Bd.
— Aus Frankreich: die päpst iche Intervention; Russen u. Juden.
— Zeitläufe : Der Ausfall der englischen Wahlen. Gladstone redi
vivus. — Wie ist der unredlichen Concurrenz im Handel u. Ge¬
werbe beizukommen ?
Stimmen aus Maria-Laach. (Freiburg i. Br., Herder). XUII, 2.
Pesch, Der Grundirrthum d. liberalen Oekonomismus. —
Perger, Zur Beurtheilung d. Feuerbestattung. II. — 1\ reiten,
Blasius Pascal. Ein Charakterbild VII. — Granderath, »Amateur-
Christenthum.« — Baumgartner, Das Mahäbhärata, das Volks¬
epos d. alten Inder. I. — Recensionen ; Bibliothek d. kathol. Päda¬
gogik. IV. Bd. : Job. Mich. Sailer's pädagogisches Erstlingswerk.
— Franz v. Fürstenberg. Sein Leben u. s. Schritten, (v. Acken).
— P. M. Kiem, Geschichte der Benedictinerabtei Muri-Gries.
(Braunsberger;. — Miscellen.
Illustrirte Zeitung. (I.eipzig, J. J. Weber). Nr. 2562- 2564.
(Nr. 2562.) Die Kundgebungen für d. Fürsten Bismarck. —
Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. — Waljagd im Norden. —
Die Verlobung des Herzogs Albrecht v. Würtemberg. — Todten-
schau. — Die sächsischen Turner in Graz. — Der Lootsenfisch.
— Die Regulierungsarbeiten am eisernenThor. — B. Vogel, Der Par-
sitäl-Cvklus von O. Frenz. — Culturgeschichtliche Nachrichten. —
Schütze, Ernestine Friedricl.sen. — Blasius, Das neue Höhlenrr.u-
seum in Rübeland a. Harz. — Presse u. Buchhandel. — Schach. —
Sport. — R. R,, Elba. — Die Internationale Ausstellung für Musik-
und Theaterwesen in Wien. VIII. — Alpines. - P. v. Schönthan,
Paula. Eine Geschichte aus e. Weltbad. — Moden.
(Nr. 2563.) Zu Guido Renfs 250jährigem Todestage. —
Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. — J. Nötzli, Das Wilhelm
Teil-Denkmal für Altdorf. — R. H. Greinz, Das Volksschauspiel
in Kraiburg am Inn. — Die kaiserlichen Prinzen auf Norderney.
— Todtenschau. — Fürst Bismarck in Jena. — Culturgeschicht¬
liche Nachrichten. — Der neue Aetna-Ausbruch. — Das Luitpold-
Denkmal in Landau. — Presse und Buchhandel. — Schach. —
Wetterbericht. — Haushofer, Aus der Internationalen Kunst¬
ausstellung in München. I. — Sport. — Himmelserscheinungen, —
R. Trampler, Die Slouper Höhlen weit. — Alpines. — Polytech¬
nische Mittheilungen.— Herwi, Wer ist sie ? E. Erlebnis. — Moden.
(Nr. 2564.) Enklaar, Die Eröffnung des Merwedc-Canals.
— Wochenschau. — Mannigtaltigkeiten. — W. E. Gladstone. —
Fürst Bismarck in Berlin. — Louren^o Marques (Delagoa-Bai).—
Todtenschau. — Das Kloster auf d. Kreuzberg i. d. Rhön. —
Kaiser Wilhelm II. auf der Walfischjagd. — Culturgeschichtliche
Nachrichten. — Das Wiener Findelhaus. — Presse u. Buchhandel.
— Engels, Luxemburg. — Brehm's Thicrlebcn. VII. — Brut¬
stätten der Bakterien im Haus. — Alpines. — Herwi, Wer ist
sie ? Ein Reiseerlebnis. (Schluss).
Deutscher Hausschatz In Wort und Bild, redig. v. H. Keitcr.
(Regensburg, Pustet). XVUI, 16.
G artscheid. Aus Trotz. (Schl.) — Odenthal, Fröhliche
Fahrt. Vom Rheinfall bis zum Genfersee. — May, Der Mahdi.
(Forts.) — Gallerie zeitgenössischer kathol. Schulmänner und Pä¬
dagogen. VIII. Seminardirector Heinr. Baumgartner. — B racke 1-
Welda, Mexikanische Sitten und Gebräuche. — Mcdicini
scher Briefkasten. — Juristischer Briefkasten. — Allerlei
Gedanken. — Rhen an us. Allerhand aus Marseille. —
P. Pius Gams. Eine nekrologische Skizze. — Die Tagfalter. —
Koch-Breuberg, Über die Fabel von der russischen Kälte. —
Vom Büchertisch. — Stadtpfarrer Geistl. Rath Hclmberger in Am¬
berg. — Der Dom in Fünfkirchen. — Vogelmann, Aus dem
Leben eines Dorfschulmeisters im XVIII. Jahrh. — Hüttinger*
Bleib’ ein Kind! Gedicht. — Unterhaltungen am Familientische.—
Polytechnische Mittheilungen. — Extrabeilage: Für die Frauenwelt.
Beilage zur Allg. Ztg. (Leipzig, J. J. Weber). Beil. Nr. 177 bis
189 (L—15. August 1892).
(177.) Völkerfriede u. Völkerrecht. I. (Schl, in Nr. 190). —
Briefe aus Madeira. IV. (V. in Nr. 183). — (178.) J. Müller, Die
Poesie des Todes in den Alpen. I. (Schl, in Nr. 180 u. 181). —
(179.) R. Krauss, Der »Briefwechsel zweier Deutschen« und die
Beziehungen zw. P. Pfizer u. Fr. Notter. — Gottschall, Neue
Romane. — (180.) Die pädagog. Strömungen in Frankreich seit
1870. — (181.) Gwinner, Pan Lebensbund. — (182.) E. Petzet,
J. M. R. Lenz. — B. Sauer, Olympia. — (183.) Montanus,
Der Kampf gegen den Materialismus. I. (Schl, in Nr. 184). —
(184.) Proelss, Neues von Sudermann.— Die neupolnische Ge¬
schichtsschreibung. I. (II. in Nr. 185). — (185.) Port, Lingg’s
Völkerwanderung.— (186.) Stefanovic-Vilovsky, Studien üb.
den Bogomilismus. I. (II. in Nr. 187). — Günther, Cantor’s
Geschichte der Mathematik. — (L87.) Mahrenholtz, Neues über
Alphonse Lamartine. — (188.) Rosset, Sclaverei in Afrika und
Indien. I. (II. in Nr. 189). — Ney, Die Entstehung der Maifröste.
— (189.) Boettcher, Zur Erinnerung an Pius IX. I.
Monatsblätter des wissenschaftlichen Club in Wien, red. v.
F. Karrer. XIII, 11.
Wettstein R. v., Die Flora der Balkanhalbinsel und deren
Bedeutung für d. Geschichte d. Pllanzenwelt. — Litterarischc Be¬
sprechungen und Anzeigen.
Athenaeum. Listy pro literaturu a kritiku vedeckou. Red.:
D. Kaizl, J. R. Vilimek. (Prag, Vilimek). IX, 10.
J. U. Jarnik, Rumänische Litteratur. — Kritiken u. An¬
zeigen (darunter eine ausführliche Anzeige Kvicalas über
»Vergilschriften«),
Neue Erscheinungen:
Busse C., Gedichte. Grossenhain, Baumert u. Ronge. 8°. (VIII
u. 162 S.) fl. —.90.
Cordon de Seda, Gott, Natur und Menschenherz. Gedichte.
München, Seyberth. gr.-16°. (VII u. 139 S.) fl. —.90.
Lenz G, Ein Frühlingslcben. Selbstbiographie. gr.-8°. (284 S.
m. Bildnis ) fl. 1.20.
Fessler S., Juvenes dum sumus. Wien, Konegen. 12°. (V u.
127 S.) fi. —.80.
Schroft R., Bureau u. Bureaukraten Wien, Konegen. 12°. (163 S.)
fl. —.80.
Junghans J„ Do temmych koncin, drama. Prag, Backorskv.
gr.-8°. (100 S.) v fi. — 60.
Turnovsky J., Zivot a doba Josefa Kajetana Tyla. Prag, Hvnek.
8°. (355 S.) fi. 1.20.
Dedcnroth E. H. v., Gräfin Sybille. Mannheim, Bensheimer.
8°. (324 S.) fi. 2.40.
Norbert H., Der schwarze Diamant. Mannheim, Bensheimer.
(283 u. 265 S.) fi. 3.60.
Manteuffel U. Z. v., Auf dem hohen Fels. Berlin, Jankc. 2 Theile
in 1 Bd. 8°. (208 u. 254 S.) fl. 4.20.
Lcvetzov C. v., Geschichte eines jungen Mädchens. Hamburg,
Agentur des Rauhen Hauses. 8°. (240 S.) fi. 1.32.
Hansson O., Sensitiva amorosa. Neue Herzensprobleme. Berlin,
Küchenmeister. gr.-8.. (III u. 59 S.) fi. —.90.
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367
Nr. 11. — Oesterreichtsches Littf.raturbt.att. — I. Jahrgang.
368
Ruepprecht Dr. Ch., Die Büchersammlungen der Universität
Münclicn. Regensburg. Manz. gr.-8°. (IV u. 52 S.) fl. —.48.
Bcuillot L., Nach dein Umsturz. Fine Vision. Aus d. Franz,
übers, v. C. Graf Waldhurg-Zeil. Mainz, Kupferberg. 12”.
(XI u. 220 SA 11. —.90.
Bergcner O., Der Prophet v. Kesselheim. Erzählung aus d. Leben
e. Kleinstadt. Goslar, Wolfram. 8°. (166 S.) 11. —. 90.
Ilürmann B. v., Haussprüche aus d. Alpen. Leipzig, Liebeskind.
32”. (XXIV u. 201 S.) 11. —.90.
Wothe A., Haidezauber. Roman. Breslau, Freund. 8°. (VII u.
265 S.) H. 2.10.
Hervcn de Saint-De nvs. Six nouvelles nouveiles, traduites
pour la premiere fois du chinois. Paris, Maisonneuve.
16°. n. 2.—.
Roeber F., Antike Lustspiele. Die Philosophie. — Die Satire. —
Malermodelle. Leipzig, Baedeker. 8°. (148 S.) fl. —.60.
Lyrik, Deutsche v. 1891. Gesammelt u. herausg. v. C. G.
Bruno, F. Montanus, H. Servaes. Stuttgart, Union. 8°.
(VII u. 327 S.) fl. 2.10.
S i m a c e k M. A., Die Sünden d. Väter. Roman. Aus dem Böhmisch,
v. K. M. Vacano. Stuttgart, Deutsche Verlagshandlung.
8°. (244 S. m. 26 Illustr.) fl'. —.90.
R e v e l H. A. (H. Neumann'). Der Muezzin. Lyrisches Drama.
Leipzig, Schulpe. gr. 8°. (103 S.) fl. 1.44.
Bracht Th., Ernstes u. Heiteres aus d. Kriegsjahren 1870/71.
Halle a. S., Waisenhaus. 8°. (Vll u. 239 S. 11. 1.44.
Masius H., Bunte Blätter. Altes u. Neues. Halle a. S. Waisen¬
haus gr. 8°. (VII u. 384 S.) fl. 3.84.
S z i n e r i G., Sancha, Törteneti dräma negy felvonäsban. (Sancha.
Historisches Drama.) Szegedin, Baba. 8°. (107 S.) fl. —.80.
B o d n a r G.. Elbeszelesek. (Erzählungen). Szatmar, Litteczky u
Reizcr. 8”. (155 S.) fl. 1.—.
Toth P., Költemenvek. (Gedichte). Miskolcz, J. Lövy Sohn. 8°.
(350 S.) fl. 2.—. *
ln Kürze erscheint bei Gebr. Paetel in Berlin: »Landsturm.«
Erzählung von Hans H o f f m a n n. fl. 3. —.
Aus dem Nachlasse von Emmy v. Dine klage wird dem¬
nächst eine Sammlung von Gedichten im Verlage von F. Sehöningh
in Paderborn erscheinen.
Personalnachrichten.
Gestorben sind :
In München am 12. Juli d. Maler Ferd. Jul. Theodor
Kleinmichel im Alter v. 46 J., an d. Folgen eines Schlag¬
anfalles. Er war ein gerne gesehener Illustrator d. »Fliegenden
Blätter«; am 20. Juli d. Maler Conrad Reinherz. — An dem¬
selben Tage in Sorau i. d. Niederlausitz d. Sammler u. Besitzer
d. grössten »Faust«-Bibliothek Major a. L). Julius Bode. — Am
21. Juli d. Schlachtenmaler Oberstlieutenant a. I). Theodor Goetz i.
Dresden. — Am 30. Juli d. Senator und frühere Minister f.
Handel u. Ackerbau in Frankreich Pierre Edmond Jeisscrcnc
de Bort, der auch mehrere wcrthvollc Arbeiten über Eisenbahn¬
wesen veröffentlicht hat. — In Triel bei Paris im Alter v.
98 Jahr, d . Nestor der französischen Schriftsteller Amadee de
Bart, d. Verf. von über 150 Bänden Romane u. Novellen. — Am
15. Aug. d. Oberbibliothekar d. grossherzogl. Bibliothek i. Weimar
Dr. Reinhold Köhler (geh. 1830). — Am 18. Aug. d. kath.
Pädagoge, geh. Regierungs- und Schulrath Dr. Lorenz Kellner
in Trier im Alter v. 81 J. — ln Jena am 19. Aug d. o. Prof,
d. evangel.-theol.-Facultät, Dr. R. A. Lipsius im 62. Lebensj. —
Am 20. Aug. in Hochwald d. Cardinal-Fürsterzbischof v. Olmütz
Friedrich Landgraf zu Fürstenberg im 79. Lebensjahre. -— An
demselben Tage zu Bisamberg bei Wien der Herausgeber u. Redacteur
der >Oest.-ung. Revue- Dr. J. B. Meyer im 47. Lebensjahre. —
Der Schriftsteller und Compositeur Armand Gouzien aufd. Insel
Jersey, im Hause V. Hugo's, dessen intimer Freund er war. —
Elise Henle, Verfasserin d. Preislustspieles »Durch die Intendanz«
u. einiger anderer dramat. Arbeiten, i. Frankfurt a. M. im Alter
v. 60 J. — Der als Dantoforscher bekannte Vice-Präsident d.
Oberlausitzcr Gesellschaft d. Wissenschaften, Dr. Theodor Paur
in Sellin auf Rügen.
Der ord. Prof. a. d. Univ. Erlangen k. Hofr. Dr. A. Hilger
wurde zum ord. Prof. d. Pharmacie u. angew. Chemie d. pml.
Fac. der Universität München u. z. Vorstande d. pharmaceut.
Institutes dieser Univ. ernannt. — Der Univ.-Prof, in Freiburg
i. d. Schweiz Dr. Adam Miadonski ist zum ord. Prof. d. dass.
Philologie an d. Univ. Krakau, der a. o. Prof, in Tübingen
Dr. Stürz inger zum ord. Prof. d. neueren Sprachen in Würz¬
burg, der a. o. Prof. a. d. Univ. Wien Dr. Carl Frh. v. Roki¬
tansky zum o. Prof. d. Geburtshilfe u. Gynäkologie a. d. Univ.
Graz ernannt worden. — Der Priv.-Docent in München Dr.
W. Königs erhielt den Titel u. Charakter eines a. o. Prof. —
Der Priv.-Docent a. d. Univ. Wien Dr. Carl Foltanek wurde z.
a. o. Prof. d. Kinderheilkunde a. d. Univ. Innsbruck, der Priv.-
Docent Dr. Leo Sternbach zum a. o. Prof, d. dass. Philo¬
logie a. d. L’niv. Krakau, der Prosector am anatom. In¬
stitut d. Univ. Giessen Kasimir v. Kostanecki zum a. o. Prof,
der vergleich. Anatomie a. d. Univ. Krakau, der Assistent a.
d. Sternwarte der Wiener Univ. Rudolf Spitaler zum Adjunctcn
a. d. Sternwarte d. deutschen l T niv. in Prag, der Prof. a. d.
Lehrerbildungsanstalt in Lemberg Lucian Tatomir zum Director
dieser Anstalt, der Pfarrer Joh. Ivich in Patole zum Chor¬
herren d. JCollegiat-Capitels in Pirano, der Pfarrprovis. Thomas
Sc hei her in Vierschach zum Canonicus des CoUeg.-Capit. zu
Innichen ernannt. — Dr. phil. Gottfried Hartmann hat sich in
München für romanische Philologie habilitiert.
Dem Cardinal-Fürsterzbischof v. Wien Dr. Ant. Jos. Gruse ha
wurde das Grosskreuz d. kgl. sächs. AlbreciUs-Ordens, dem
Leiter d. Pressdep. im Ministerrath-Präsidium Hofrath R. v.
Freiberg wurde d. Comthurkreuz des Franz Josefs-Ordens,
dem o. Prof. a. d. Univ. zu Prag Dr. M. Wilkomm u. d.
Prof. d. Hochbaues a. d. teehn. Hochschule zu Wien M. Wapplcr
anlässlich ihres l’ebertrittes in d. Ruhestand d. Orden d. eisernen
Krone III. CL, dem a. o. Prof, der Geburtshilfe u. Gynäkologie
a. d. Univ. Graz Dr. Ernst Börner d. Ritterkreuz des Franz
Josefs-Ordens und dem Bibliothekar der k. k. Statist. Central-Com-
mission Dr. Herrn. R. v. Sch ul lern zu Schratt en ho fen d. Ritter¬
kreuz d. kgl. ital. Kronenordens verliehen.
Auf Sp. 288 (Nr. 9) Soll cs Z. 2. v. o. statt »Vergnügen«
heissen: »Vermögen«.
Cardinal Rauscher’s
Darstellung der Philosophie
herausgegeben von
Dr. Cölestin Wolfsgruber
O. S. B.
I. Bd. ö. W. fl. 2.10.
Für jeden Verehrer des grossen
Cardinais von hohem Interesse!
Verlag von
Hermann Kitz,
Saulgau (Württemberg).
Herder’ scte Verlagshanfllnng
Freiburg im Breisgau.
Soeben ist erschienen
und durch alle Buchhand¬
lungen zu beziehen:
Fell, G., S. J„ Die Un¬
sterblichkeit der mensch¬
lichen Seele, philosophisch
beleuchtet. 55. Ergänzungs¬
heft zu den »Stimmen aus
Maria-Laach*-, gr -8°. (IV u.
136 S ) Mk. 1.70.
B. HERDER,
WIEN, I., Wollzeile 33
Herderscbe Verlagsbandlung, Freiburg im Breisgau.
B. Herder, Wien I, Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen
zu beziehen :
ABESSINIEN
und seine Bedeutung für unsere Zeit.
Aus dem Nachlasse von E. F. A. MUnzenberger, Geistl. Rath
und Stadtpfarrer von Frankfurt a. M., herausgegeben von
J. Spillmann S. J.
Mit 38 Abbildungen und einer Karte, gr. 8°. (XII u. 162 S.)
Brosch, in elegantem, in sieben Farben gedruckten Umschlag
Mk. 3.—; in elcg. Originaleinband: Leinwand mit reicher
Deckenpressung in Farbendruck Mk. 5. —.
In Veitretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 12.
Wien, 15. September 1892.
1. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendori.
HERAUSC»EGEßEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
HEDIfilKltT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. I.itteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gedämmten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgatte 8, wohin auch alle Inaeraten-Aufträge zj richten tind.
Preise der Inserate: */i S.fl.20. — = Mk.36.—, */* S. fl. 10.50 r: Alk. 19.—, 1 /* S. fl. 7.— = Mk. 12.00, */« S. fl. 4.— = Mk. 7.20, 'A* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Lesetre IL, Notr© Seigneur Jesus Christ dans
son saint evangile. (Dr. Jos. Schindler).
Hardy E. t Der Buddhismus nach älteren Päli-
Werken dargestellt. (Dr. A. Fischer-Colbrie).
Silbernagl Is., f). Buddhismus nach seiner Ent¬
stehung, Fortbildung u. Verbreitung. (Dr. A.
Fischer-Colbrie).
N eu m an n C. E.. Buddhistische Anthologie. Texte
aus d. Päli-Kanon. (Dr. A. Fischer-Colbrie),
N u n t i a t u r b e r i c h t e aus Deutschland, bcarb.
von W. Friedensburg (Dr. Ig. Stich).
Sickenberger H., Leitfaden der Geschichte
für Mittelschulen. (Sch.).
Knie F., Geschichtlicher Wahrheitsspiegel. (Sch.)
See her J., Zur Frage nach der Urheimat der
Indogermanen. IV. (Schluss).
Truxa Dr. H. M., Der österr. Schriftsteller F.
J. Proschko. (Sch )
Schmidt H., Ernst Bändel, ein deutscher Mann
u. Künstler. (Domanig).
Amthor Kd., Führer durch Tirol, das bayr.
Hochland, Salzburg u. \‘orarlberg. (- r. i.
Frank J., Führer durch d. Umgebung Wiens.
(—r.).
Baedeker, Oesterreich-Ungarn. Handbuch für
Reisende. C — r.).
Soe tbeer A., Literaturnachweis über Geld- und
Münzwesen. (Dr. V. Mataja).
M enger C., Beiträge zur Währungsfrage in
Oesterreich-Ungarn. (Dr. V. Mataja).
— D. Uebergang z. Goldwährung. Dr. V. Mataja).
Fabre J. H., Souvenirs Entomologiques. Ettides
sur 1’ instinct et les moeurs des insectes.
(E. Wasmann).
Fischer B., Lehrbuch der Chemie f. Mediciner.
(Dr. H. Malfatti).
Hansson Ola, Sensitiva amorosa. Neue Ilerzens-
probleme (Dr. F. Schnürer).
Unser Kaiser im l.iede. Eine Festgabe von I)r.
W. Schram. (I)r. F. Schnürer).
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Lesetre, H., du clergc de Paris : Notrc Seigneur Jesus
Christ dans son saint evangile. Paris, Lcthiellcux 1892
gr.-8». (XII u. 594 S.)
Das vorliegende Buch des Pariser Abbe Lesetre
will eine Erklärung der hl. Evangelien bieten. Indem der
Verf. in Erreichung dieses Zweckes die vier Evangelien
mit St. Augustin als »vier Bücher eines Evangeliums«
betrachtet, wird sein Werk zu einem »Leben Jesu«.
Die Berichte der verschiedenen Evangelisten über die
einzelnen Thatsachen im Leben des göttlichen Heilandes
sowie dessen Reden erscheinen nämlich je zu einem
Ganzen geordnet in guter Uebersetzung mit cingestreuten
kurzen Erklärungen, sodann untereinander nach ihrer
chronologischen Abfolge verbunden und systematisch
gegliedert. Die Theilung des Stoffes nach drei Perioden
u. zw. Kindheit und verborgenes Leben Jesu, öffentliches
Leben Jesu, glorreiches Leben Jesu — ebenso die Unter¬
abtheilung des öffentlichen Lebens Jesu nach den in
dasselbe fallenden Festen ist populär. Darstellung und
Sprache sind einfach, doch elegant.
Bezüglich der Stellung so mancher Perikope wird
der Verf. auf Widerspruch stossen. So scheint es u. A.
mit Rücksicht darauf, dass Lukas wiederholt, u. zw. 9,
51. 13, 22. 17, 11 Jesum seinen Weg nach Jerusalem
lenken lässt, sowie dass Johannes nach dem Zeugnisse der
Alten die Synoptiker ergänzen will und Jesum vom
Tempelweihfeste »wiederum« jenseits des Jordan sich
begeben und dort »bleiben« lässt, Joh. 10, 40, — so scheint
es, sage ich, entschieden verfehlt, die Ereignisse nach
dem Laubhüttenfeste des dritten Lehrjahres Jesu also zu
ordnen: Joh. 10, 22 — 42. Matth. 17, 21 —18, 35. Luk.
9, 52—11, 13. 27—17, 37. — Behauptungen, wie
z. B. dass Jesus die Schule in Nazareth besucht habe
(S. 68), oder dass Joseph mit Maria wirklich verehelicht,
sie zu Elisabeth begleitet habe und dann, nach Nazareth
zurückgekehrt, sie verlassen wollte, S. 26 f., möchten schwer
zu erweisen sein.
LJebrigens kann man dergleichen Dinge in Werken,
welche sich an das schlichte Volk wenden, passieren
lassen, besonders wenn cs, wie das vorliegende, wirklich
geeignet ist, Nutzen zu stiften. Wir empfehlen es warm
katholischen Laien, welche eine kurze und gute Dar¬
legung und Erklärung des Inhaltes der hl. Evangelien in
einer ansprechenden Form wünschen. Der beigegebene
Bilderschmuck in zahlreichen ganzseitigen Bildern, in Titel-,
und Schlussvignetten (in der Klein’schen Manier) erhöht
den Wert des Buches. Die sonstige Ausstattung ist
eine gute.
Leitmeritz. Dr. Jos. Schindler.
Die katholischen Missionen, hrsg. F. J. Hutter (Freiburg im
Breisgau, Herdcr’sche Verlagshandlung). 1892, 9.
Gurmics, Von Triest nach Bagamoyo. — Die Anfänge d.
Missionen von Paraguay. (Forts.) — Proulx, Zwölfhundert
Meilen im Rindenkahne. (Forts.) — Nachrichten a. d. Missionen :
Süd-Japan (Missionsleben und Erfolge;; Vorderindien (Mission
von Maisur); Südafrika (Sambesi-Mission). — Miscellen. — Für
Missionszwecke. — Beilage f.d. Jugend: Der Schwur d. Huroncn-
häuptlings. (Forts.)
Theologisch-praktische Monatsschrift, hrsg. v. Dr. G. Pell
Dr. A. Linsenmayer u. L. H. Krick (Passau, R. Abt). II, 9.
Ratzinger, Der hl. Asartius v. Ilm finster. 11. — Wimmer,
Kloster Metten. Eine historisch-wissenschaftl. Studie. — Hauser,
Der Clerus u. die Socialdemokratie. — Pichler, Errichtung einer
neuen Pfarrei. —Volkheimcr, Das Brautexamen in d. Praxis. —
Graf, Die drei goldenen Samstage. — Walter, Cber liturgische
Predigten. — Ahle, Beschaffenheit d. Altarsteines. —Schöberl,
Katechetische Kleinigkeiten. — Capucinus, Der päpstl. Segen
f. d. Mitglieder d. dritten Ordens. — Bogenberger, Die geistl.
Sammler. — Bayerschmidt, Privat-Votivmessen. — Roscn-
1 e h n e r, Eine Eherechtsfrage, das Impeäimentum public.ae honc-
statis betreffend. — Reiser, Taufe eines protestantischen Kindes.
— Poll. Offertoriumstext bei der Missa cantata. — Acker¬
mann, Breviergebet. — Koneberg, Die Gelcgenheitsreden. —
Literarische Novitätenschau. — Litteraturbericht.
Pastor bonus, hrsg. v. P. Einig u. A. Müller (Trier, Paulinus-
Druckerei). IV, 9.
Behringer, Accidentelle Wirkungen der hl. Communion. —
Mosso, Lösung von Gelübden. — Gapp, Der Seelsorger u. die
kleinen Kinder. — Prim, Pensionsverein für Priester. — Kroll,
Geschichte des Dekanates Gunostein-Engcrs am Rhein. — Mit¬
theilung. — Anfragen. — Bücherschau.
Digitized by LnOOQLe
371
I. Jahrgang.
372
Nr. 12. — OeSTKRREICHISCHES LnTERATlTRRI.A'rr. —
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterreichs, red. v.
R. Himmel bau er (Wien, Fromme). XI, 16.
Oer dritte österr. Katholikentag. — H., Kirche u. Staat. VIIf.
— Otter, »Zur Geschichte der Katechetik«. (Forts) — Sprech¬
saal. — Rechtsfreund. — Personalnachrichten. — I)a7.u Beilage:
Augustinus. Litteraturblatt. IX, 13.
Pastoralblatt d. Bisthums MUnster, hrsg. v. Dr. H. Jocppen
(Münster, Regensberg). XXX, 9.
Das Ouasidomicil behufs gütiger F.heschlicssung. — Die
Leutseligkeit u. Höflichkeit des Priesters. (Forts.) — Die Sprachen¬
gabe nach dem heil. PmiIus (Schluss). — Fälle u. Fragen: Ein-
quartieiungslast der Geistlichen. — Absolutio a reservatis in con-
fessione generali. — Miscellen: Sonntagsruhe u. Seelsorge. —
Praktisch-socialer Cursus. — Liltcratur.
Cistercienser Chronik, red. v. P. G. Müller (Bregenz, Teutsch).
IV, 43.
Die Cistercienser auf Serin (Forts, der »Reise-Erinnerungen
eines Cisterciensers«). — Drcv Raisen nach Oistertz. - Institutio
Religiosoium Tironum Cisterciensium. Caput XVI: De obligatione
s. Regulae et Status religiosi. — Nachrichten. — Todtentafel. —
Cisterciensei -Bibliothek.
Kölner Pastoralblatt, hrsg. V. Dr. Berrenrath und Dr
Hermes. (Köln, J. P. Bachem) XXVI, 15 u. 16.
(15.) Priester-Spiegel a. d. 13. Jahrhundert. — Warn ich,
Inwiefern ist unter den heutigen Verhältnissen die Hausseelsorge
nothwendig, und wie ist sie auszuüben? (Forts.) — Das Leben
der Heiligen in Katechese u. Predigt. — Ignaz v. Döllingcr. I. —
Moralcasus. — Themata zu den schriftlichen Arbeiten für das
Prcsbytcreats-Examcn (Herbst 1892). — Fragekasten. — Litte-
rarisches.
(16.) Warn ich, Inwiefern ist unter den heutigen Verhält¬
nissen die Hausseelsorge nothwendig, und wie ist sie auszuüben?
(Schluss.) — Dankesfeier nach der Ernte. — Ignaz v. Döllinger. II.
— Themata zu den schriftlichen Arbeiten für das Examen pro
Introitu (Herbst 1892). — Littcrarisches.
Der Katholik, hrsg. v. J. M. Raich (Mainz, Kirchheim). LXXII,
(3. F. VT.) September.
Dr. A. Stöckl, Religion u. Wissenschaft. — N. Paulus,
Michael Buchinger. Ein Schriftsteller u. Prediger aus der Refor¬
mationszeit. — Dr. Bcllesheim, Henry Kd ward Manmng, Card.-
Erzbischof von Westminstcr. 1808—1892. — Fr. Schöberl,
Ueber die Einthcilung des Katechismus. — Litteratur: J. B. Jac-
coud, Element« Philosophiae theoreticae et practicae. — Ma¬
nuals of Catholic Philosophy. — J. Rickaby, S. J., Aquinas
Ethicus. Dr. E. Rolfes, Die aristotelische Auffassung vom
Verhältnis Gottes zur Welt u. zum Menschen. — Dr. A. Wiede¬
mann, Die Religion der alten Aegypter. — S. Hasenclever,
Dante Alighieris göttl. Komödie. — Dr. Selbst, Neuere katechct.
Litteratur.
Neue Erscheinungen:
Katholica y |
Sigmund J., Das Ende der Zeiten mit einem Nachblick in die
Ewigkeit oder das Weltgericht mit seinen Ursachen, Vorzeichen
u. Folgen. Salzburg, A. Pustet. gr.-8°. (VIII u. 587 S.) tl. 1.50.
Geschichte der heil. Angela Merici u. d. v. ihr gestifteten Ordens
der U’rsulinen, bcarb. v. e. Ursulinc. Mit einem Bildnis der hl.
Angela v. A. v. Felsburg (in Heliogr.). Innsbruck, Fel. Rauch.
gr.-8 (, f (XIII u. 936 S) 11. 3.60.
Fessler J., Institutiones patrologiae, quas denuo rccensuit, auxit,
cd. B Jungmann. Torrn II. pars I. Innsbruck, Felician Rauch.
gr.-8°. (VI V 447 S.) 11. 3.60.
Akatholica .
Hochstetter K., Einfluss d. Protestantismus und Katholicismus
auf Staaten u. Völker. Gütersloh, C. Bertelsmann. gr.-8*. (160 S.)
tl. 1.20.
Achille Torclli, Sul Cantico dei Cantici. Neapel, H. D»tken.
gr.-8°. (XLV u. 416 S.)^__ _
Bei Dr. F. P. Tattercr in Freising (Baiern) erscheint in
Kürze: P. Petrus Cotel S. J., Grundsätze der christlichen und
religiösen Vollkommenheit oder Erklärung des Katechismus der
Gelübde (Deutsch v. Aug. Menzel) 8°. (ca. 224 S.) fl. 1.20.
Im Verlage von Ulr. Mosers Buchhandlung (J. Meyerhoff)
in Graz erscheint demnächst: Fürstbischof Martin Brenner. Ein
Charakterbild aus der steirischen Reformationsgeschichte von Dr.
Leopold Schuster, Inful. Stadtpfarrprobst und emerit. Professor
der Kirchengeschichte. Der Verf. behandelt in diesem Werk eine
Persönlichkeit, welche in der vaterländischen Religionsgeschichte
den Namen »Apostel von Steiermark« trägt und wegen unermüd¬
licher und erfolgreicher Bekämpfung des Protestantismus in Inner¬
österreich den Titel »Ketzerhammer« erhalten hat. Das auf archi-
valischen Studien beruhende Werk verbreitet neues Licht über die
Culturzustände Steiermarks im XVI. Jahrhundert u. insbesondere
über die vielgeschmähte Gegenreformation Ferdinand II., dessen
eifrigster Rathgeber und Gehilfe Martin Brenner war.
Im Verlage der Vereinsbuchhandlung in Calw erscheint
demnächst: »Württembergische Kirchengeschichte«, hrsg. v. Calwer
Verlagsverein, verfasst von G. Bossert und Julius Hartmann in
Verbindung mit Fr. Keidel u. Chr. Kolb. (760 S. Lex.-8°. fl. 6.—)
Wie der ausgegebene Prospect besagt, wird in diesem Werk »die
katholische Kirche Württembergs in jedem Zeitraum ebenso ein¬
gehend behandelt wie die evangelische«.
Philosophie. Pädagogik.
1 . Hardy, Dr. Edmund, ao. Prof, an der Universität Frei¬
burg i. B.: Der Buddhismus nach älteren Päli-
JPerheu dargestellt. Münster i. W., Aschendorff, 1890.
gr. 8° (VIII u. 168 S. mit e. Karte.) fl. 1 65.
2. Silbernagl, Dr. Isidor, Universitätsprof. zu München:
Der Buddhismus nach seiner Entstehung , Fort¬
bildung und Verbreitung. Eine kulturhistorische
Studie. München, E. Stahl sen., 1891. gr. 8° (VIII u 196 S.)
fl. 1.80.
3. Neumann, Dr. Carl Eugen: Buddhistische Anthologie .
Texte aus dem Päli-Kanon zum erstenmal über¬
setzt. Leiden, E. J. Brill, 1892. gr. 8° (XXVIII u. 237 S.) fl. 3.60.
1. Dr. H ardy’s Werk bildet den ersten Band der
seitdem zu einer stattlichen Anzahl gediehenen »Dar¬
stellungen aus dem Gebiete der nichtchristlichen Religions¬
geschichte«, welche der verdienstvolle Verlag von Aschen-
dorff in Münster im Jahre 1890 begann. Wir können
uns bei seiner Besprechung um so kürzer fassen, als es
seit den zwei Jahren seines Rundganges in der gelehrten
Welt eine so grosse Anzahl anerkennender Beurtheilungcn
gefunden hat, dass seine Vortrefflichkeit als bekannt vor¬
ausgesetzt werden muss. Doch möchten wir als einen
Glanzpunkt des gelungenen Werkes das siebente Kapitel
besonders hervorheben: »Buddhismus und Christenthum«,
welches für die Apologetik von eminentem Interesse ist.
2. Dr. S i 1 b e r n a g l’s Werk gieng aus Vorlesungen
hervor, welche der gelehrte Verfasser über diesen Gegen
stand den Theologen der Universität München gehalten
hat. Neben Dr. Hardy’s Werk ist dieses umsomehr
erwünscht, als es sich zum grossen Theile auf einem
anderen Gebiete bewegt; während nämlich H. hauptsäch¬
lich die Lehre und Entstehung des Buddhismus und sein
Verhältnis zum Christenthum zum Gegenstände hat, sucht
S., wenn auch in mehr summarischer Form, ein weiteres
Gebiet zu umfassen, indem er in markigen Zügen auch
die fernere Geschichte und den heutigen Zustand des
Buddhismus in allen jenen Ländern schildert, von welchen
derselbe Besitz genommen hat. Das apologetische Ge¬
biet ist zwar unmittelbar kaum berührt, doch bietet das
Werk auch nach dieser Seite hin vielfache Anregungen.
Besonderes Lob verdient die sorgfältige Correctur
der zahllosen fremden Namen aller Sprachen Ost-Asiens;
nur mit der Rechtschreibung der chinesischen konnten
wir uns nicht befreunden, z. B. Daoismus, Dschar.g-Di,
Lao-dsi (so Seite 120; auf 'der folgenden: Lao-dzy).
Für eine zweite Auflage wäre ein kurzes Namenregister
und Glossar, wie es z. B. Hardy im erstgenannten Werke
gegeben hat, sehr erwünscht. Das Interesse, welches dem
mit Märtyrerblut von Tausenden der Unsrigen getränkten
Boden Annams entgegengebracht wird, möge den Wunsch
rechtfertigen, dass eben dieses Land in einer nächsten
Auflage nicht so auffallend kurz besprochen werde. Im
übrigen sei das Werk, welches geeignet ist ein voll-
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373
374
Nr. 12. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
ständiges Bild des Buddhismus zu vermitteln, bestens
empfohlen.
3. Die zwei besprochenen Werke entstammen ka¬
tholischen Federn; dieses dritte hat ein Anhänger
Schopenhauers geschrieben, der im Buddhismus das
Ideal einer Religion erblickt, wie in der zwanzig Seiten
füllenden Vorrede des weiteren ausgeführt wird.
Der buddhistische Päli-Kanon (Tipitakam) umfasst
drei Theile: Vinavapitakam, Suttapitakam und Abhid-
hammapitakam. Der erste Theil ist im Westen durch
Oldenberg und Rhvs-Davids hinlänglich bekannt gemacht
worden, der dritte ist ziemlich belanglos, der zweite Theil
aber, welcher die reichste Quelle für die Erkenntnis der
buddhistischen Lehre bildet, ist bisher kaum zum dreissig-
sten Theile übersetzt worden. Aus diesem nun, dem
Suttapitakam, gibt Dr. N. sechzig Stücke in deutscher
Übersetzung, welche trotz des angestrebten möglichst ge¬
nauen Anschlusses an den Päli-Text im allgemeinen als
sehr gut lesbar bezeichnet werden darf, so dass wir es
gewissermassen zu bescheiden nennen müssen, wenn der
Verf. S. XIV sagt: »Manchem sagt die leidenschaftlich¬
unruhige, oft wilde Diction unserer Bibel besser zu, als
der einfache, gemessene, erhaben-ruhige und dabei doch
tiefergreifende Stil des buddhistischen Kanons. Für solche
ist diese Anthologie nicht bestimmt, oder nur cum grano
salis: als unfehlbares Schlafmittel.« Wir müssen ge¬
stehen, dass sie sich als solches nicht bewährt hat.
Die Mittheilung besonders bezeichnender Stellen aus
dem buddhistischen Kanon in möglichst treuer Über¬
setzung ist jedenfalls ein verdienstvolles Unternehmen,
welches alle Anerkennung verdient. Doch hätte das Buch
gewiss nichts von seinem Werthe verloren, wenn aus
der Vorrede die überschwenglichen Pancgyrici auf Budd¬
hismus und Schopenhauer, ganz besonders aber beleidi¬
gende Ausdrücke, wie jener auf S. XI weggeblieben
wären.
Wien. Dr. A. Fischer-Colbrie.
Katholische Schulkunde, hrsg. v. R. Kiel (Heiligenstadt, Cordier).
I, 35.
G., Todtcnklage um Dr. Kellner, den Freund u. Führer d.
Lehrer. — G., Am Grabe Kellner's, Schulrath a. D. etc. Ein Ge¬
denkblatt. — Ommerborn, Geheimer Schulrath Dr. L. Kellner.
Ein Immortellenkranz auf sein Grab. — Kemme rsb ach, Rede
zur Feier d. Geburtstages Sr. Maj. d. Kais. u. Königs Wilhelm II.
— Sehulchronik.— Heil.: Edelsteine. V, 17: G. Heiner, Vergelt's
Gott. — P. Berthold, Hermann, d. Befreier Deutschlands, 9 n.
Chr. Geb. — Schell, Die verwischte Handschrift.
Neue Erscheinungen:
K ei per Ph., Neue urkundl. Beitr. z. Gesell, d. gelehrten Schul¬
wesens im früheren Herzogth. Zweibrücken, insbes. d. Zwci-
brückncr Gymnasiums. Zweibrückcn, Lehmann. gr.-8°. (67 S.)
fl. —.48.
L u z i c k ä V., Co s lusi a neslusi Pnspövek k divei vychove.
(Was sich ziemt u. nicht ziemt. Ein Beitrag z. Mädchenerzieh.)
Prag, Hynek. 8°. (110 S.) 11. —.80.
B o d n a r, Szellemi haladäsunk törvenve. (Gesetz unseres geist.
Fortschrittes.) Budapest, Singer & Wolfner. 8°. (97 S.) fl. —.70.
C a r r i e r e M., Das Wachsthum d. Energie in d. geist. u. organ.
Welt. München, G. Franz. gr.-4°. (62 S.) fl. 1.20.
Sieb eck H., Über die Lehre v. genet. Fortschritte d. Menschh.
Academ. Festrede. Giessen, Miinchow. gr.-4°. (19 S.) fl. —.81.
Wolter A., Pädagogisches Yademecum. Eine Nachweisung ge¬
diegen. pädagog. Aufsätze u. Broschüren. Gütersloh, C. Bertels¬
mann. 8°. (VIII u. 123 S.) 0. —.90.
Spindlcr J., Der ethische Wert d. Nationalgefühls. Sammlung
gemeinnütziger Vorträge. Hrsg. v. deutsch. Vereine z. Verbreit,
gemeinnütz. Kenntn. i. Prag. Nr. 167. Prag, Härpfer. gr.-8°.
fl. —.12.
Im Commissionsverlag v. B. Schwabe in Basel wird er¬
scheinen: Über d. Entwicklung d. Schulturnens v. Const. Adler.
(4°. 11. —.96.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden
Aktenstücken. Herausg. durch das k. preuss. histor .
Institut in Rom und die k. pr. Archivverwaltung.
Erste Abtheilung ijjj — ijjp . Bd. /.: Nuntia¬
turen des Ve rge r io / f ? 7— ij;6 . Im Auftrage
des 'k. preuss. histor. Instituts in Rom bearb. von
Walter Friedensburg. Gotha, F. A. Perthes, 1892. 8°.
(LVII u. 615 Seiten). II. 12.—.
Die Forschung auf dem Gebiete der Reformations-
geschic'nte hat sich in Folge einer unvergleichlichen Fülle
von vorhandenen historischen Nachrichten und Quellen
immer mehr ins Detail vertieft ; hierin bleiben ihr aber
noch so viele dunkle Punkte aufzuhellen und so bedeu¬
tende Lücken auszufüllen, dass jede neue Publication,
welche auch nur einer diesen Aufgaben wissenschaftlich
gerecht zu werden versteht, mit Freuden zu begrüssen
ist. Ueberaus willkommen wegen der erheblichen Be¬
reicherung und Aufhellung des bisherigen Wissens und
beachtenswert wegen der angewandten Editionsmethode
ist die Herausgabe der Nuntiaturberichte aus Deutsch¬
land, deren erster Band hier vorliegt.
Der Textbehandlung sind im Wesentlichen jeno
Principien zu Grunde gelegt, welche in den von Weiz¬
säcker herausgegebenen »Deutschen Reichstagsacten«
aufgestellt und durchgeführt sind. Die vorgenommenen
Modihcationcn entsprechen der veränderten Natur der
Vorlage, nur hätten wir dieselben gern noch weiter aus¬
gedehnt gesehen. So scheint uns u. A. für Depeschen
die peinliche Genauigkeit, mit der die Correcturen der
Vorlage oder die verschiedenen Handschriften innerhalb
eines und desselben Berichtes notiert werden, bedeutungs-
und interesselos zu sein. Ferner zweifeln wir sehr, ob
in der Folge an dem, mit zweimaliger Ausnahme streng
durchgeführten Grundsätze des unverkürzten Abdruckes
der einzelnen Berichte wird festgehalten werden können.
Schon mit Rücksicht auf den geplanten Umfang der
Edition — die letzte (dritte) Abtheilung wird die Jahre
1572 bis 1585 umfassen — und um das Interesse der
Leser nicht allzusehr abzustumpfen, ist es geboten,
Stellen von Berichten, event. ganze Berichte, welche —
wie so oft! — nur Belangloses enthalten oder bereits
Gesagtes wiederholen, auszugsweise in deutscher Sprache
unter dem Striche — nicht aber im Texte, wie es jene
beiden Male auf S. 501 und 511 (Nr. 199 resp. 203-
störend genug geschehen ist, — wiederzugeben. Auch hätte
von der Anwendung der Minuskel nach dem Schluss)
punkt und zu Anfang des folgenden Wortes lieber Um¬
gang genommen werden sollen. — Besonderen Wert
erhält die Ausgabe durch die beigegebenen einleitenden
Nachrichten, sowie durch die zahlreichen Noten unter
dem Strich. Während diese kurze biographische Daten
oder — zum grossen Theile auf Grund noch unbenützter
Actenstiicke — erläuternde sachliche Bemerkungen ent¬
halten, behandeln jene ausführlich die Beschaffenheit
und den Ursprung der edierten Quelle, ferner das Leben
des Berichterstatters. Speciell dem ersten Bande hat der
Bearbeiter noch überaus schätzenswerte Angaben über
das in den bedeutenden Archiven und Bibliotheken
Italiens enthaltene handschriftliche Material, welches der
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Nr. 12. — Oksterrkichischks Lm kraturblatt. — I. Jahrgang.
376
Edition zu Grunde liegt, sowie eine sorgfältig gearbeitete
Studie über die Anfänge der Nuntiatur in Deutschland
vorausgeschicUt.
Wir möchten die Anerkennung, welche wir der
Ausgabe in hohem Masse zollen, nur bezüglich eines
Punktes einschränken. F. hat in der Einleitung gegen
seine Absicht, »den Leser bloss auf besonders wichtige,
bisher unbekannte Momente aufmerksam zu machen«,
recht eigentlich »den Inhalt der Depeschen zu einer ab¬
gerundeten Abhandlung über die Zeitereignisse« verarbei¬
tet. Wir bedauern dies, weil ein solches Verfahren
doch wohl die Aufgaben einer Edition überschreitet.
Ausserdem hat Bearbeiter in dieser wohl durchdachten
Darstellung Auffassungen zum Ausdrucke gebracht, welche
wir vielfach nicht theilen können. Wir heben bloss
einige Hauptpunkte hervor, in denen unser Urtheil von
dem seinigen abweicht. F. sieht in den Depeschen Ver¬
gerio’s eine Bestätigung der — auch von Leva vertre¬
tenen — Ansicht, dass in Marseille zwischen Clemens VII.
und K. Franz I. die Unternehmung des Landgrafen
Philipp gegen Württemberg verabredet worden sei; auch
findet er, dass sich gegen denselben Papst am Hofe
Ferdinands I., ja überhaupt in Deutschland, ein so stei¬
gendes Misstrauen festgesetzt habe, dass dessen Tod
allen an der Erhaltung der kath. Kirche Interessierten
als Erlösung erschien. Wir unsererseits sehen in erstercr
Auffassung bloss jene von böswilligen, dem Papste und
der Kirche abholden Elementen zum Zwecke einer
dauernden Verfeindung des Papstes und der Habsburger
verbreiteten Gerüchte wiedergegeben, welche Vergerio als
„Interpretation diabolice ” der zeitlichen Aufeinanderfolge
jener Zusammenkunft und der landgräflichen Erhebung be¬
zeichnet und eben so beständig wie entschieden als unwahr,
weil schon unwahrscheinlich, zurückweist. K. Ferdinand war
wohl einmal nahe daran, diesen Gerüchten nachzugeben.
Als er aber sah, dass keine von den an die Marseiller
Zusammenkunft geknüpften Befürchtungen, namentlich
nicht die besorgte päpstlich-französische Allianz und im
Gefolge derselben Unruhen in Italien eintraten, wuchs
sein Vertrauen mehr und mehr. Ja es erhellt aus den
Berichten Vergerio’s •—• was auch anderweitig beglaubigt
ist — dass in den letzten Tagen des Pontiticates (Je¬
mens VII. zwischen diesem und Ferdinand I. ein gutes
Einvernehmen Platz zu greifen begann, so dass die Bei¬
leidsbezeugungen des Königs beim Hinscheiden des
Papstes durchaus als aufrichtige Aeusscrungen seines
.Schmerzes angesehen werden müssen. — Das überaus
ungünstige Urtheil des Bearbeiters über das Wesen und
die Politik Pauls HI. in den Jahren 1534 bis 1536 ist
gleichfalls vielfach übertrieben und ungerechtfertigt. Ganz
verfehlt ist wohl die Behauptung, Paul III. habe cs mit
dem Concil nicht ernstlich gemeint: seine Bemühungen
in diesem Punkte seien bloss Scheinactionen, die treiben¬
den Motive dabei kluge Berechnung und geschicktes
Anpassen an die momentanen Zeitverhältnisse gewesen.
Wer die Correspondenz Vergerio’s unbefangen verfolgt,
wird finden, dass gerade in dieser Zeit der Papst allein
mit wahrem Eifer dein Coneile zustrebte; der Kaiser
stand demselben, wenn nicht geradezu hemmend, so doch
unthätig gegenüber und trat erst aus dieser Passivität
hervor, als er die Anstrengungen des franz. Königs, das¬
selbe zu verhindern, wahrnahm. —
Wir schliessen diesen Bericht mit dem Wunsche,
es möchten die folgenden Bände dieser bedeutsamen
Ausgabe, deren zweite Abtheilung (1560—72) einem
löblichen Uebereinkommen zu Folge von dem Istituto
Austriaca di Studij Storici in Roma in gleicher äusserer
Ausstattung, aber in selbstständiger innerer Einrichtung
bearbeitet werden wird, auch von den wenigen hier
angedeuteten Mängeln frei sein.
Wien. Dr. Ig. Stich.
Sickenberger Hermann: Leitfaden der Geschichte für
Mittelschulen. I. fheil. Alte Geschichte. München,
Hamberg, Leipzig. C. C. Buchner’s Verlag. 1892. gr. 8°. (VII und
136 S.)
Obwohl Schulbiicher-Anzeigen ausser den Rahmen
des Österr. Litteraturblattes fallen, mag doch zu Gunsten
des vorliegenden Buches eine Ausnahme gemacht werden.
Es verdient diese Berücksichtigung dadurch, dass S. sein
für die Unterklassen der Mittelschulen bestimmtes Lehr¬
buch der Geschichte voll und ganz vom christlich-katho¬
lischen Standpunkte aus abgefasst hat. Bei der grossen
Menge von Geschichts-Schulbüchern, die, obwohl auf
akatholischcm oder gänzlich atheistischem Boden fussend,
leider auch an unseren Schulen noch immer in Ermang¬
lung besserer im Gebrauch stehen, mag ein Hinweis auf
S.’s »Leitfaden« gerechtfertigt erscheinen, da derselbe
auch, was Umfang der dargelegten (und zu fordern¬
den) Kenntnisse und Behandlung des Stoffes gleich¬
wie was Eintheilung und äussere Ausstattung betrifft,
alles Lob verdient. — An die aus Volks- oder Bürger¬
schulen und dem Religions-Unterricht her bekannten
Daten der jüdischen Geschichte knüpft der Verf. das
Wichtigste aus der Geschichte der Egypter, Phönicicr,
Assyrier, Babylonier etc., führt dann die griechische
Geschichte bis zum Tode Alexanders, die römische bis
zum Untergange des weströmischen Reiches Die Ankunft
Christi, die Gründung der Kirche, der Triumph des
Kreuzes, das Aufkommen der christlichen Wissenschaft
und Kunst, sowie des Mönchthums wird gebührend
gewürdigt. Sch.
Knie Ferdinand: Geschichtlicher Wahrheitsspiegel,
Eine Widerlegung der verbreitetsten Entstellungen
der Geschichte und des Katholicismus. Nach den
besten Quellen bearbeitet . Paderborn, B. Kleine. 1891.
8°. (II und 206 S.) 6. —'90.
Das Buch ist eine Erneuerung des 1855 erschienenen
»Geschichtlichen Wahrheitsspiegel« von Jos. Chowanetz,
den der Verf., wie er in der Vorrede selbst erklärt,
»den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechend« völlig
neugestaltet hat. In Gesprächen, die in der Wirtsstube
des »Adlers« zwischen dem Amtsrichter (Protestanten-
vereinler), dem Arzt (Freigeist), einem Hoflieferanten
(orthodoxen Protestanten) und einem katholischen Rentier
gepflogen werden, erörtert der Verf. in fesselnder Weise
eine Reihe von Fragen, die von Seiten einer katholiken¬
feindlichen Geschichtsschreibung zumeist fälschlich dar¬
gestellt wei den. Die einzelnen Themen, an je einem »Dispu¬
tierabend« (S. 78) vorgenommen, lauten folgcndermassen :
»War St. Peter in Rom?« »War St. Bonifacius ein
Römling und kein Deutscher?« »Gregor VII. und
Heinrich IV.« »Die Hohenstaufen.« »Johannes Hus.«
»Die Hugenotten.« »Die Inquisition.« »Tilly und Magde¬
burg^ Zerstörung.« »Die Jesuiten.« Fs ist nicht zu
leugnen, dass der Verf. über eine gründliche Kenntnis
der Quellen verfügt und die Dialogform mit Geschmack
zu behandeln weiss, obwohl es dem nicht von vorn-
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Nr. 12 . — Öksteurrichischks Litt eraturbbatt.
I. Jahrgang.
378
herein auf katholischem Boden Stehenden scheinen
dürfte, als könnten die vereinigten akatholischen Gegner
doch hie und da ihrem Widerpart in die Flanke fallen.
Das ist eben ein Nachtheil, der sich von dem Gebrauch
der Dialogform schwer trennen lässt, dass der Leser,
der gerne den advocatus diaboli spielt, oft ganz andere
Einwürfe stellte, als der Verf., der sich dieselben gewisser-
massen präpariert hat. — Das Buch eignet sich schon
wegen der populären Form und weil der Verf., wenn
er auch nicht für die Jugend schreibt, doch sittlich An*
stössiges nach Möglichkeit ablehnt, insonders für Volks¬
und Pfarrbibliotheken. Sch.
Monatsblatt der k. k. herald. Gesellschaft ..Adler 11 (Wien).
III, 20.
Falsche Prinzen. Ein franz. Thronprätendent. — Litteratur.
— Anfrage. — Antworten. — Eingesendet.
Mittheilungen d. Institutes f. österr. Geschichtsforschung,
red. v. E. Mühlbacher (Innsbruck, Wagner). XIII, 3.
Lindner, Zur deutschen Geschichte im 15. Jhrdt. I. Die
Schlacht bei Brescia im Oct. 1401. II. Der Binger Curverein. —
Schön, Eine Pilgerfahrt in d. heil. Land i. J. 1494. — Schulte,
Die Jugend Prinz Eugens. — Busson, Friedrich Manfreds Sohn
in Tirol. — H ofmann-Wellenhof, Eine angebliche Quelle zur
Gesch. d. Wiener Universität. — Litteratur.
Carinthia, Mitth. d. Geschichtsvereines f. Kärnten, red. v. S.
Laschitzer (Klagenfurt, Leon). LXXXII, 4.
Hann, Zur Geschichte d. Schlosses Mannsberg b. Pölling.
— Schcinigg, Slovenische Ortsnamen aus Personennamen. —
Waizer, Volkssagen aus Kärnten. — Sch ültelköpf, Sprüche
u. Gebete gegen Krankheiten. (Schl.) — Rieh. Müller, Mathias
Lexer, e. Nachruf. — Kleine Mitth.: Hau.-»er, Ein Gräberfeld d.
Hallstätterzeit i. Lavantthale. — Franziszi, Der Buckel (Volks¬
lied). — Litteraturberichte.
Historische Zeitschrift, hrsg. v. A. v. Sy bei u. M. Lehmann
(München, Oldenbourg). LX1X, (N. F. XXXIII), 2.
M. Lenz, Zur Schlacht b. Frankenhausen. — K. Wcnck,
Die heil. Elisabeth. — Gneisenau u. sein Schwiegersohn, Graf
Friedr. Wilh. v. Brühl. — Litteraturbericht. — Berichte deutscher
Gesellschaften.
Neue Erscheinungen:
Reindell \V., Dr. Wenzeslaus Linck aus Colditz 1483 —1547.
Nach gedruckten u. ungedr. Quellen dargestellt. I. Theil: Bis
zur reform. Thätigkeit in Altenburg. Mit Bildn. u. e. Anh. enth.
d. zugehör. Documenta Linckiana 1485 —1522. Marburg, Oscar
Ehrhardt. gr.-8°. (XIV u. 289 S.) fl. 2.70.
Weyl R. v., Die Beziehungen d. Papstthums zum fränkischen
Staats- und Kirchenrecht unter d. Karolingern. Rcchtsgeschichtl.
Studie. (Gierke’s »Untersuchungen zur deutsch. Staats- u. Rechts¬
geschichte«. 40. Heft.) Breslau, W. Koebner. gr.-8°. (XIV u.
238 S.) fl. 4.80.
Hommel F., Der babylonische Ursprung d. ägyptischen Cultui.
München, H. Lukaschik. 4°. (VII u. 68 autogr. Seiten.) fl. 3.—.
Asche Th., Die Kaiserpfalz zu Goslar am Harz im Spiegel der
Geschichte. Goslar, L. Koch. 8°. (VII u. 216 S. m. Bildern.)
fl. —.90.
Ebcling A., Memoiren d. Fürsten Talleyrand. Köln, A. Ahn.
5 Bde. in gr.-8° ä fl. 3.60.
Moricz, A magvar orszäggyülcsi pärtok küzdelmei a koronäzästöl
a Deäk es balkö'zep pärtok egvbeolvadäsüig (1867 — 1874) 2 kötet.
(Parteikämpfe des ungar. Landtages.) Budapest, Nagel. 8°. (131,
155 S.) fl. 3.—.
Läzär G., Angolorszäg törtenelme. A legregibb idöktöl az ujkorig.
Elsö kötet. Az ösidöktöl II Edward haläläig 1327-ben. (Gesell.
Englands, Bd. I.) Budapest, Rüth. gr.-8°. (488 S.) fl. 2.50.
Fulano T. H., Der Sturz d. Kaiserthrones in Brasilien u. seine
Folgen auf politisch, u. kirchl. Gebiete. Nach eigenen Erlebnissen
geschildert. Köln, Bachem. gr.-8°. (III, 200 S. m. 8 Bild.) fl. 1.80.
Hammer B., Die Franziscaner i. d. Verein. Staaten Nordamerikas.
Von d. Entdeckung durch Columbus b. auf unsere Zeit. Köln,
Bachem. gr.-8°. (VIII, 143 S. m. 16 Abbld.) fl. 1.50.
Joseph J., Alphäus v. Nazareth. Galiläische Bilder u. Sitten zur
Zeit Jesu Christi. Übers, a. d. Franz, v. G. v. R. Basel, Spittler.
8 °. (VI u. 01 S. m. Bldrn.) fl. —.48.
Böhmer J. F., Regesta imperii. V. Die Regesten d. Kaiserreichs
unter Philipp, Otto IV., Friedr. II., Heinrich (VII.), Conrad IV.,
Heinrich Raspe, Wilhelm u. Richard 1198 — 1272. Nach d. Neu-
bearb. u. d. Nachlasse J. F. Böhmer’s neu hrsg. u. ergänzt v.
J. Ficker u. E. Winkelmann. 5. Lfg. od. III. Abthlg., 2. (Schl.-)
Llg. Innsbruck, Wagner. gr.-4°. (S. 1375 —1579.) 11. 4.—.
Paoli C., Die Abkürzungen in der lateinischen Schrift d. Mittel¬
alters. Ein method.-prakt. Versuch. Aus d. Ital. übers, v. K. Loh-
mever. Innsbruck, Wagner. gr.- 8 °. (IV u. 39 S.) 11. —.60
Sander II., Beiträge z. Geschichte d. vorarlhergisch. Gerichtes
Tannberg. 2. Hft. Beiträge z. Rechts- u. Culturgeschiehtc. Inns¬
bruck, Wagner. gr.- 8 " (86 S.) 11. —.80.
Stevenson R. C., Footnote to history. Fight years of trouble in
Samoa. London, Cassell & Co. 8 °. 6 sh.
Koernicke A., Entstellung u. Entwickelung d. Bergischen Amts¬
verfassung b. z. Mitte d. 14. Jhrdts. Diss. Bonn, Berendt. gr.- 8 .
(74 S.) fk —.48.
Bullarium Trajectense. Romanorum Pontilicum diplomata quotquot
oli:r. usque ad a. 1378 in vet. Episcop. Trajectensem destinata
reperiuntur. Ed. Dr. G. Brom. Tom. I. Haag, M. Nijhoff. gr.- 8 °.
(480 S.) fl. 13.68.
Demnächst erscheint bei Fr. Kluge in Reval » Ehstländische
Klosterlcctun •«. Ein Beitrag z. Kenntnis d. geistl. Lebens im Mittel-
alter v. Dr. Fr. Kochler. 8 °. (11. 1.50.)
Von Dr. Georg Stein hausen ist in Gaertner’s Verlag in
Berlin in Vorbereitung » Culturstudien«. gr.- 8 . Etwa 10 Bg.
Von den > Urkunden u. Actenstücken zur Geschichte d, Cur-
fürsten Friedrich Wilhelm v, Brandenburg*, erscheint demnächst
bei G. Reimer in Berlin d. XII. Bd. > Politische Verhandlungen . VIII«
hrsg. v. Dr. Ferd. Hirsch. 8 °. fl. 15. —.
Im September d. J. erscheint im Verlage v. C. E. M. Pfeffer
in Leipzig: » Gründung des Deutschen Reiches i&^<) — 7 N 7 /« von
W. M auren b rcc her. (11. 2.40.)
Im Verlage von S. Cronbach (Berlin) erscheinen im Laufe
dieses Herbstes: G. v. Bilbassow » Geschichte Katharinas der
Zweiten.« Deutsch v. P. v. R. 66 Bg. gr.- 8 °. fl. 10.80. — » Aus
den sibirischen Bleibergwerken, Uneaierte Briefe des zu lebens¬
länglicher Zwangsarbeit verurtheilten russischen Professors Vaszilij
Jakszakov .« Mit Zeichnungen u. dem Autogramm des Ver-
urthciltcn. Aus d. Ungar, übers, fl. 1.50. — Beruh. Stern, »/>/>
Romanow' .r.« Intime Episoden aus ihrem Hofleben. (21‘/a Bg. 8 ‘.)
11 . 2 . 10 .
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zur Trage nach der Urheimat der Indogermanen.
Von Josef See bei*.
IV. (Schluss.)
Die Pamir, von den dortigen Nomaden Bnm-i-Dunja, »Dach
der Welt« genannt, eine Steppe von 4000/// mittlerer Höhe, ist
140.000 km- gross und wird im Osten vom Kisil-yart-Gebirge, im
Süden vom Hindukusch und im Norden von der Transalaikette
begrenzt. »Die Berge«, sagt Klocden (Erdk. 4 IV, 31), »sind ver¬
hältnismässig niedrig; denn zwischen ihnen erheben sich die Pässe
nicht mehr als 300—400w. Die Vegetation ist sehr spärlich; man
sicht wohl Weiden und Dornbüsche; aber im Sommer ist der
ßoden^ weithin mit 2—3 Fuss hohem, nahrhaftem Grase bedeckt.
Dann ziehen auch die zahlreichen Seen eine ausserordentliche
Menge wilder Wasservögcl herbei. Zahlreich sind in der Nähe des
Wassers auch Reharten und überall das grosse Schaf Ovis Polii,
sowie die mit schöner Shawl-Wolle bekleideten Ziegen Rang, ein
Luchs mit geschätztem Pelze, Füchse und Wölfe, gelegentlich
auch ein Bär; wie es scheint, auch der wilde Jack-Ochse. Vom
September bis Ende März ist es sehr kalt und alles liegt im
Schnee begraben; dazu herrscht ein so mächtiger Wind, genannt
der Dunmuk, dass von ihm selbst Thicre fortgerissen werden.
Einige Gegenden werden noch immer, früher allgemein, von
nomadischen Kirgisen mit ihren Herden besucht.« Nebenbei sei
bemerkt, dass die Pamirdialekte indog. sind.
Muschkctow traf noch etwas oberhalb von Artschabaschi in
einer Höhe von 10.000 Fuss: Wachholder, Sandweiden und
Birken. Marco Polo, der 1272 als der erste Europäer das Pamir¬
hochland durchkreuzte, fand an einem grossen See (Salzsee Kara-
kul, 4260 m hoch gelegen) die herrlichste Weide, welche — wie
er sagt (Reisen, I, 28) — »die gute Eigenschaft hat, dass das
magerste Vieh, das dahin getrieben wird, im Laufe von 10 Tagen
fett wird.« Er hörte die Hirten besonders über die Verheerungen
klagen, welche die Wölfe unter den Schafen und Ziegen an-
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380
N T K. 12. - OkS I KRRKICHISCHKS Ll I I KKATUKBI.A IT. — 1. JAHRGANG.
richteten. Über die Grösse des Karakul berichtet Muschketow,
dass »seine Länge von Süden nach Norden nicht mehr als *40,
seine Breite von Osten nach Westen nur 21 Werste beträgt.
»Das Wasser trocknet bedeutend aus. Die Anflüge von Salz, die
man an den Ufern findet, kommen aus den Auslaugungen der
Triasschiehten, nicht aus dem Wasser her, obgleich dieses etwas
salzig ist.« Ks ist so bitter, dass selbst Thiere nur mit Wider¬
willen trinken; doch muss cs Kischo enthalten, da sich Falken
und andere Raubvögel oft in die Wellen stürzen. Ssewerzow fand
auf der Pamir 6 Fischarten — die Fischereien auf der Wolga
tragen dem Staatsschätze järlich 700.000 Rubel ein —; die bota¬
nische Ausbeute ergab für dieselbe und Ferghanas gegen 1000
Arten; Vogelarten fand er auf der Pamir 1 1 2, darunter 62 nistende;
ärmlicher war die Ausbeute an Würmern, Insekten, Mollusken,
Reptilien.
Weit günstiger erscheinen für die Vegetation die Fluss-
thäler; »das Thal des Wakhan,« sagt Fr. Immanuel, »gestattet den
Ackerbau und bildet den natürlichen Zugang aus dem Lande des
untern Oxus nach dem östlichen Hindukusch.« In tiefer gelegenen
Theilen wird sogar Seidenzucht betrieben. Früher war die Be¬
völkerung viel dichter, der Verkehr reger; nun liegen nach dem
Niedergang der Cultur die alten Strassen verödet.
Mit Recht bezeichnet Immanuel diese Gebiete als »Sitz und
Ausgang einer uralten, durch physische Kinflüsse und geschicht¬
liche Umwälzungen frühe zerstörten Cultur«; nicht mit Unrecht
glaube ich sie für das Terrain halten zu dürfen, auf dem sich
das indog. Urvolk bewegte.
Fs wäre verlockend, im einzelnen nachzuweisen, wie sich
die geschilderten Verhältnisse Zug um Zug mit den aus der
Sprache erschliessbaren der indog. Vorzeit decken, wie die Fauna
und Flora der Pamirgebietc genau zu der stimmen, welche die
Indog. vor Augen hatten. Nach dem früher Gesagten sollen aber
daraus keine Folgerungen gezogen, sondern nur folgende Punkte
hervorgehobcn werden.
Ähnlich wie in den Alpen, konnte hier während der Sommer¬
monate das Vieh auf das Plateau aufgetrieben werden; diclloch-
steppe bot aber nicht ausreichend Futter für zahlreiche Herden,
so mussten die Weiber und Greise, denen man ja auch später
den Ackerbau überlicss, in den Thälcrn den Sommer über Ge¬
treide, Hanf u. s. w. bauen, im Winter die Wolle lilzen, dann
liechten, weben und spinnen und die wollene und leinene Klei¬
dung fertigen; für all dies linden sch gemeinsame Benennungen
in den indog. Sprachen. — Hier erklärt sich die Zweitheilung des
Jahres in Winter und Sommer; hier begreift man die Furcht vor
dem Winter, die Schrecken des Schneelalls und der Stürme,
welche in der Grundsprache so beredten Ausdruck fanden. —
Die Verheerungen, welche die Wölfe anrichteten, machen cs bc-
greillich. dass sich für den Namen dieses Raubthiers allein in der
Ursprache eine deutliche Fcmininhildung zeigt. Fs erklären sich
hier der Mangel an einer Bezeichnung der Fischarten, v’ie Unbe¬
kanntschaft der Indog. mit dem Meere, und wenn man an die
natürliche Sonderung in den Thälcrn denkt, die dialektischen
Differenzen der Ursprache.
In ein neues Licht treten hier die Wohnungsverhältnisse der
Indog. Neben dem kreisförmigen, tilzgedeckten Zelt, der Sommer¬
wohnung des Nomaden, finden wir nach den sprachlichen Zeug¬
nissen auch unterirdische, in die Frde gegrabene Wohnungen, die
zum Schutze gegen die eindringende Kälte mit Streu und Mist
eingedeckt wurden; auch das Vieh fand hier seine Zuflucht. Es
gab aber auch einen eigentlichen Hüttenbau, der in der Form des
Zeltes aus Holz. Flechtwerk und Lehm ausgeführt und mit Stroh
und Rohr gedeckt ward. Ja, vielleicht darf man noch an jenen
Typus des Hüttenhaucs denken, den R. Hennig (Das deutsche
Haus in seiner hist. Entwickclg., 1882, S. 108) im ostgermanischen
Hause bewahrt sieht. Für die Zeiten der Wanderungen diente als
Wohnung der Wagen, bezüglich dessen die urzeitliche Terminologie
bis ins einzelne geht. Ich denke, die Zeltwohnungen wurden auf
dem Plateau im Sommer errichtet, vielleicht auch Erdhöhlen an¬
gelegt gegen plötzliche Fröste; der Hütten- und Hausbau mochte
auf die Thalgegenden beschränkt bleiben.
Hier konnten die Indog. das Pferd kennen und benützen
lernen; hier gab es genug Veranlassung, die Waffen — Pfeil und
Bogen, Lanze und Beil, Keule und Schleuder — gegen feindliche
Stämme zu kehren. Vielleicht gewinnt auch, wenn man sich der
Salzseen der Pamir erinnert, ein früher erwähnter Um¬
stand an Bedeutung. V. Hehn (Das Salz, 1873) leugnete die Be¬
kanntschaft der Indog. mit dem Salze, weil die Gleichungen hic-
liir auf Europa und Armenien (und die finnisch-ugrischen Gebiete)
beschränkt sind; allein J. Schmidt (Die Pluralbildg. der indog.
Neutra) weist darauf hin, dass die Gruppe oT/.c, lat. sat , got. sei//,
slav. so/i, ir. sa/ann , arm. al auf ein urzeitliches Paradigma Nom.
*sa/-d, Gen. *satn-cs zurückgeht; da sich aber Stamm Wechsel
nur bei Neulrcn der Ursprache findet, so sei die Existenz des
Wortes in der Urzeit, obwohl es in den arischen Sprachen und
im Litauischen fehlt, sehr wahrscheinlich. Stellt man nun dazu
lat. sa/um, gr. a/.s, ir. sut (Salzflut), so wird man zwar nicht an
die Bekanntschaft der Indog. mit dem Meere denken, da die Be¬
ziehung von lat. inare y ir. muir , altsl. inor/<\ got. marci , lit.
rnhres, zu sanskt. ärna, uniavd (Woge, Flut) unsicher ist; aber
man wird zur Annahme gr führt, dass oT/.c u. s. f. ursprünglich
das feuchte Seesalz bedeutete, und damit stimmt dann auch
sanskt. lavaiui, das freilich erst im Atharvaveda vorkommt.
Bei dieser Situation begreift man auch leicht, wie sich die
arischen Völker, sobald sie den Fluss’.äufen abwärts folgten, so
rasch in Ostiran mit dem Ackerbau befreundeten und eine rela¬
tiv hohe Culturstufe erreichten, während ihre früheren Genossen
noch eine lange, häufig unterbrochene Wanderung durch das
turanische Tiefland und vielleicht durch die nördliche Steppe bis
an den Aral- und Kaspisce und endlich nach Europa vor sich
hatten, eine Wanderung, welche sie noch vielfach durch Gebiete
führte, wo sie ihrer Neigung zum freien Ilirtenleben nachgeben
konnten. Es steht nichts im Wege, als Schauplatz der »europäisch-
armenischen« Cultureinheit Armenien selbst anzunehmen; hier
konnten die Westindog. den wilden Weinstock kennen lernen
(altir. fin> got. vein, altsl. vino, lat. vinutn , gr. Foivos), vergl.
Kloeden, Erdk. Ib, 1070; von hier konnten die eigentlichen Euro¬
päer in die russische Steppe übersetzen, vgl. Fr. Müller, Probl.
d. lingu. Ethnogr. — Andere urtheilen hierin anders. Nach Dahn
(Uig. I.) zogen die Germanen dem Kaukasus entlang, andere
Stämme nördlicher; nach Müllenhoff (1). A. III, 1802. S. 107)
alle Westarier »südlich um das kaspische Meer an dem niedern
östlichen Kaukasus vorbei«; nach V. Hehn (Das Salz, S. 21 f.)
»von der aralokaspischen Niederung auf dem von der Natur selost
für alle Zeiten vorgezeichneten Völkerwege durch die südrussischen
Steppen «bis dahin), wo gegen Nordwesten dichter Fichtenwald,
an den Abhängen der Karpathen üppige, undurchdringliche Laub¬
waldung begann.« — Ueber Muthmassungen wiid man hier nicht
hinauskommen. — Die weitere Ausbreitung der einzelnen Völker
dürfen wir uns als eine allmähliche, stosswcisc denken, nur so.
dass Italiker u. Kelten sich noch länger ancinanderschlossen; von
einem gemeinsamen »Marschieren«, wie Müllenhoff (I). A. III, 167)
annimmt, ist natürlich von vornherein nicht die Rede; aber auch
die gewaltigen Zeitunterschiede, die Dahn (Urg. I, 5) fordert, sind
abzuweisen. Ich stimme darin Schräder (S. 627 f.) zu, welcher
meint: Die Slaven und Litauer »mochten stromaufwärts des Dniepr
in ihre Wohnsitze am Mittellauf dieses Flusses, bezüglich nord¬
wärts des Pripet einrücken. Die Germanen, dem Laufe des Dniestr
folgend, . . . konnten von hier in das Flussgebiet der Weichsel
und Oder übergehen. Südlich, die Donau überschreitend, entlang
den Küsten des Pontus, bevölkerten Illyrer und Thraker den
Norden der Balkanhalbinsel . . . Durch diese Massen hindurch
brach sich der kriegerische Stamm der Hellenen Bahn zu seinen
Sitzen am Olympus, wo die Makedonen noch später verharrten.
Dem Laufe der Donau folgten, denken wir, noch geraume Zut
mit einander vereinigt, die Italiker und Kelten, deren immer wahr¬
scheinlicher werdende engere Sprachverwandtschaft die Annahme
einer italo-keltischcn Sonderepoche wahrscheinlich macht Die Sau
konnte den Italikern den Weg nach der Apenninhalhinscl weisen,
die Kelten aber marschierten weiter donauaufwärts, um von hier
in das .Maingebiet und an den Mittelrhein überzugehen, wo wir
sic in der ältesten historischen Zeit antreffen. Hier knüpften sich
neue wichtige Beziehungen zu den nunmehr ihnen benachbarten
Germanen.«
Viele Stämme mögen in anderen indog. oder allophylcn
Völkern aufgegangen oder sonst vernichtet worden sein.
Ti uxa I)r. Hanns Maria: Der österreichische Schrift¬
steller Dr. Franz Isidor Prosehko. Mit einem Porträt
nebst Facsimtle und Ansicht. Wien, Selbstverlag des
Verfassers. 1892. gr. 8 n . (f>3 S.)
Ein dankens werthei Beitrag zur österreichischen
Litteraturgeschichte. Prost hko gehört zu den in der deut¬
schen Litteraturgeschichtsschrcibung weniger genannten
Autoren — vielleicht deshalb, weil er sich zu sehr als
Österreicher fühlte und seinen spccifisch schwarzgelben,
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381
Nr. 12. — Oestkrrkichischks Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
382
kaisertreuen Patriotismus nie verbarg. Ein Autor von
staunenswerter Fruchtbarkeit auf den meisten Gebieten
der schönen Litteratur, dessen Arbeiten nur hie und da die
letzte Feile vermissen lassen. Dabei ein Mann von wahr¬
haft kindlichem Gcmüth und natürlicher, aus dem Herzen
quellender Frömmigkeit. — Der Verf. hat seinen Nachruf
durch etliche ungedruckte Gedichte aus dem Nachlass
Proschko’s, eine Proclamation »ln den Tagen der Gefahr«,
die Proschko 1866 veröffentlichte und die des Wieder¬
abdruckes voll werth war, sowie durch einige Poesien
und Stammbuchblätter von Freunden des Dichters
(A. Stifter, Stelzhamer, Castelli, J. G. Seidl u. a.) berei¬
chert. Dies und die angehängte Bibliographie der Schriften
Proschko’s verleihen dem anspruchslosen Büchlein den
Werth einer Quellenschrift. Sch.
Zeitschrift für deutsche Sprache, hrsg. v. Dr. D. Sanders
(Paderborn, Schöningh.) VI, 6.
Grün, Sprachliche Bemerkungen zu Graf Moltke’s Briefen
an seine Braut und Frau. (Forts.) — Ipsen, Indirecte Rede. —
Satzungethüme. — Koppel, Lesefrüchte. (Forts.) — Schräder,
Zu dem Aufsatz i, a, u. — Zu Paul Hevse’s Roman: »Merlin«.
(Forts.) — Hoffmann-K raycr, Ein Brief an den Herausgeber.
— Die Rede des Fürsten Bismarck in Kissingen. — Sprachliche
Bemerkungen zu Zolling’s »Gegenwart«. XL, 50. — Zu einem
Aufsatz von Th. Achelis in der National-Zeitung 45, 167: Die
Stellung der Philosophie zur Wissenschaft u. zum Leben. — Zu
dem 1. Capitel v. üttomar Beta's Roman: »Die Rache ist mein.«
— Zwei Bemerkungen zu einer Novcllettc v. Harro. — Componicrcn.
— Zu einigen Stellen aus einem Roman v. R. Byr i. d. Roman-
Bibliothek XX. — Vergleichendes »so«, zurück weisend auf etwas
nicht bestimmt Ausgesprochenes, sondern nur Gedachtes. — Für¬
wörter dürfen von dem Worte, dessen Stelle sic vertreten, nicht
zu weit entfernt sein. — Lernen. — Auffälliges in einer Erzählung
v. E. Remin. — Zu einigen Sätzen a. d. »Post«. — Kleine Mit¬
theilungen.
Neue Erscheinungen:
Pelagonii artis veterinariae quac extant reccnsuit, praefatus,
commentatus est M. I hm. Leipzig, B. G. Teubner. 12°. (244 S.)
fl. 1.44.
Hommel F., Aufsätze u. Abhandlungen arab.-semitolog. Inhalts.
1. Hälfte. München, H. Lukaschik. gr.- 8 °. (128 S. m. 1 autogr.
Taf.) fl. 5.60.
Wershofen Dr. J. F., Lehr- u. Lesebuch d. siamesisch. Sprache
u. deutsch-siamesisch. Wörterb. z. Selbststudium m. phonetisch.
Aussprache-Bezeichnung, (Jbungsaufg. u. Lesebuch. Wien, llart-
leben. 8 °. (VI u. 181 S.) (Bibliothek d. Sprachenk. Bd. 38) geh.
fl. 1 . 10 .
liru gm an n K., A comparative grammar of the Indo-Germanic
languages. Vol. 111. Morphology. Part 2. London, Paul, Trench,
Trübner & Co. 8 °. 12 sh. 6 d.
Sargant and Whishaw, Guide Book to Books. Leipzig, Brock¬
haus. gr.- 8 °. 3 sh. 6 d.
Ziegler Johannes, Vom grünen Wasser. Seegeschichten und
Schilderungen. Berlin, Pfeilstücker. 16 Bg. 11. 1.80.
Scherer C., Die Kasseler Bibliothek i. 1. Jhrdt. ihres Besteh.
(16. u. 17. Jhrdt.) Kassel«, Freyschmidt. gr.- 8 °. (39 S.) fl. —.48.
Heintzeler PL, Universal«. Weltsprache auf Grund d. roman.
Sprachen u. des Lateinischen. Stuttgart, Roth. gr.- 8 °. (76 S.)
fl. —.90.
Rudow W., Gesell, d.. rumänisch. Schriftthums b. z. Gegenwart.
Durehgeseh. u. ergänzt v. J. Negruzzi u. G. Bogdan. Hrsg, mit
Unterstützung d. preuss. Cultusminist. Wernigerode, Rudow.
gr.- 8 °. (240 S.) fl. 2.40.
Frank J., Etvmologisch woordenboeck der nederlandische taal.
Haag, W. Nijhoff. Lex.- 8 °. fl. 9.— .
Die Psalmen u. d. Sprüche Salomos, in macassarischer Sprache,
übers, v. Dr. B. PL Matthes. Ebd. 2 Bde. Plbd. Lcx.- 8 °. fl. 3. — .
— Dasselbe in bugischer Sprache, übers, v. Dr. B. PL Matthes.
Ebd. 2 Bde. Lcx.- 8 °. fl. 3.—.
Im Laufe des September erscheint b. Roth i. Stuttgart »Die
Parsen u. ihre Sprache « v. Prof. M. Reuter, ca. 4 Bg.
Kunst und Kunstgeschichte.
Schmidt, Hermann Dr., Ernst Bändel , ein deutscher
Mann und Künstler. Hannover, C. Meyer, 1892. 8 ".
(214 und X S. Mit 6 Abbildungen.) fl. 2.16.
E. v. Bändel gehört nicht zu den Künstlern ersten
Ranges; seine besten Arbeiten sind Porträtbüsten, ausser¬
dem bearbeitete er mit mehr oder weniger Glück und
Geschick antike Stoffe und christliche. (Guten Einblick
in sein Schaffen gewährt das Museum in Hannover.)
Die Arbeit seines Lebens aber, die ihm ein ehrenvolles
Andenken sichert, um deren willen wir eine Lebensbe¬
schreibung des Künstlers willkommen heissen, ist sein
Armindenkmal im Teutoburger Walde ; die Geschichte
dieses Werkes ist zum guten Theile die Geschichte seines
Lebens.
Geboren im Jahre 1800 als der Sohn eines hoch¬
stehenden Beamten genoss das eigenartige Kind von Seite
seines strengen und besorgten Vaters die grösstmögliche
Freiheit. Das erste Gefühl , das ihn mit elementarer
Heftigkeit erfasste, war Hass gegen die Franzosen, welche
in seiner Vaterstadt, dann in Nürnberg, wohin die Fa¬
milie übersiedelt war, ihren Uebermuth zeigten. Die
deutsch-nationale Gesinnung der Romantiker blieb zeit¬
lebens ein Grundzug in seinem Charakter. Spät ent¬
schloss er sich zu einer festen Lebensstellung. Als er
lTjährig nach München gieng, um sich für den Forst¬
dienst vorzubereiten, zog es ihn, der schon frühe sich
im Zeichnen und Modellieren versucht hatte, zum Studium
der Architektur. B. wurde Hofbauzeichner, gab aber
die Stelle rein aus Eigensinn wieder auf und trat in die
Malerschule der beiden Langer, dann endgiltig zur Bild¬
hauerei über, in der er sich bald durch die Keckheit
seiner Arbeitsweise bemeikbar machte (1819 und 1820).
Schon damals entstand ein Entwurf zu einem Armin¬
denkmale. Durch die Gunst des Königs Maximilian, die
ihm als dem Sohne »seines guten wackeren Bändel«
wiederholt und in reichem Maasse zu Theile wurde,
ward er in Stand gesetzt, nach Italien zu reisen, wo er
sich weiter bilden sollte. Aber kein Meister behagte ihm,
Eigensinn und Eigendünkel traten vielfach seiner Aus¬
bildung entgegen. Seine Urtheile über zeitgenössische
Künstler (dann über den Kronprinzen und späteren König
Ludwig L!) sind meist ebenso schroff und ungerecht wie
seine Urtheile über Rom vorschnell und einseitig. Und
dennoch hat Italien den Urgermanen in seinen Bann gethan;
in späteren und spätesten Lebensjahren kehrt er dahin
zurück und oft bedauert er es, dass er nicht (gleich dem
verlästerten Overbeck) seinen Wohnsitz dort aufgeschlagen.
Im Jahre 1827 bezieht er ein Atelier in München
und verheirathet sich. König Ludwig, dessen Gunst er
verscherzt hatte, suchte ihn gleichwohl in München zu
halten: »Sie sind ein eigensinniger Mensch und glauben,
man sei Ihnen nicht gnädig, wenn man Ihre Wünsche
nicht gleich erfüllt.« Immer wieder erhielt er Aufträge —
nur nicht immer diejenigen, welche seine Wünsche er¬
füllten — da kehrte er München den Rücken und über¬
siedelte schmollend und grollend nach Berlin. — In
München, wo er sich enge an den Germanisten Maass¬
mann anschloss, hatte er das Project des Armindenk¬
mals ausgearbeitet und den Entschluss gefasst, »es
sicher auch auszuführen. In Berlin konnte ihm Schadow
nützlich werden, den er herzlich verehrte, aber er ver¬
darb es so gründlich mit ihm, dass dieser bei dem Fest-
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383
Nr. 12. — Oesterreichfsches Litteratürblatt. — I. Jahrgang.
384
essen an seinem GO. Geburtstage zu Rauch, welcher
B. vorstellen wollte, derb abweisend sagte: »Den Mann
kenne ich nicht«. Auch die Berliner Kritik war ihm
nicht hold — er war froh, Aufträge für Hannover zu
erhalten und dahin übersiedeln zu können (1834).
Hier hatte er grosse Arbeiten für das Schloss und
die Schlosskirche und das Standbild Wilhelms IV. für
Göttingen zu liefern, weitere grossartige Bestellungen des
Königs standen in Aussicht, als dessen Tod alle Ver¬
hältnisse änderte; der neue König lernst August erklärte
ihm: er liebe die Kunst und die Künstler nicht.
In dieser Zeit augenblicklicher Beschäftigungslosig¬
keit nahm B. seinen alten Plan, die Krrichtung eines
Armin-Denkmales, den Lieblingstraum seiner Jugend,
wieder auf. Kr siedelte deshalb nach Detmold über,
und gründete hier einen Verein , der ihm aus ganz
Deutschland die Mittel zur Verwirklichung seines Planes
beschaffen sollte ; die Arbeit dachte er umsonst zu leisten,
ja, noch mehr: mit Kinwilligung seiner hochgesinnten
Frau (vergl. über sie die schöne Schilderung S. 20G)
beschloss er, sein eigenes Vermögen daran zu setzen und
hat in der That bei 40.000 Thalcr dafür geopfert. Aut
der Kuppe des Teutbcrges erhob sich bald der gross¬
artige Unterbau. Ks ist eine Freude, den tüchtigen Mann
an der Arbeit zu sehen (S. 138 u. ö.). Die Beiträge aus
allen Gauen Deutschlands (und bes. Oesterreich, S. 123),
von allen Ständen flössen reichlich, bis die Aenderung der
politischen Verhältnisse (1847—18, dann die Fünfziger
Jahre) den Sinn für ein Symbol deutscher Kraft und
deutscher Finigkcit erkalten licssen und Zwistigkeiten mit
dem Detmolder Verein das Denkmal vollends in Frage
stellten. Die Werkstätten auf der Grotenhurg verfielen,
B. sah sich genöthigt, um nur leben zu können, zu an¬
deren, oft den undankbarsten Arbeiten zu greifen. Fs
waren harte Zeiten für ihn und seine zahlreiche Familie.
Da gelang es ihm, 1802 in Hannover einen neuen Verein
zu gründen, der, durch tüchtige und opferwillige Männer
geleitet, neue Beiträge hereinbrachte. König Georg V.,
dann Wilhelm I. wendeten dem Unternehmen ihr Interesse
und ihre Unterstützung zu; vor allem aber war es die
deutsche Jugend, welche dem Werke zur endlichen Aus¬
führung verhall*. Man wendete sich an den Primus jeder
Schule »und siehe da, ohne Aufhören flössen nun die
Beiträge der deutschen Schulen. . Jungdeutschland allein
hat die Vollendung des Denkmals möglich gemacht«
(S. 181 f.).
In schwerer Arbeit, welche die ganze Vielseitigkeit
des Künstlers, die ganze eiserne Festigkeit und Ausdauer
des Mannes forderten, brachte B. sein Werk zum Ab¬
schlüsse; am 10. August 1875 ward cs im Beisein des
Kaisers mit grosser Feierlichkeit enthült und der 7Gjährige
Greis durch Fhrungen aller Art für seine Mühen ent¬
schädigt. Nicht lange darauf (25. September 187G)
stirb er.
Der Vcrf., der wohl den Fachmann zuweilen unbe¬
friedigt lässt, hat sein Buch mit vieler Wärme, unter
Benützung der besten Ouellen gearbeitet, leider aber durch
Beigabe von schlechten Lichtdrucken verunziert. Viel zu
weit geht seine Vorliebe für B., wenn er denselben,
dessen sittliche Lebensführung, Arbeitsamkeit und Willens¬
stärke ja alle Anerkennung verdienten, geradezu als den
deutschen Mann feiert. Wir können nicht glauben, dass
Fckigkeit des Wesens und Einseitigkeit der Anschauung,
wie sic bei B. so vielfach zu Tage treten, zu den
Wesenseigenschaften des richtigen Deutschen gehören;
nationale Fehler mögen es sein — die wir bessern, nicht
verherrlichen sollten.
Wien. Domanig.
St. Leopold-Blatt, Organ d. christh-relig. Kunstvereines in N.-Ö.,
red. v. C. Schnabl (Wien, St. Norbertus). VI, 5 — 9.
(5.) von Gayersperg, Die XXI. Jahresausstellung im
Wiener künstlerhause 1892. — F. C. H , Albr. Dürer-Ausstellung
im städt. Museum zu Köln. — Miscellcn. — Recensioncn.
(6.) Schnabl, Hin neues Ciborium f. d. k. u. k. Hof¬
burgkapelle in Wien. — Zellenschmelz (Forts.). — Beiträge zu e.
Monographie d. Malers Paul Troger. (Forts ) — Miseellen.
(7.) Zellenschmelz. (Forts.) — Beiträge z. e. Monographie d.
Malers Paul Troger. (Forts.) — Dr. H. S., Christus im Grabe. —
F n d 1 , Die Stiftsbibliothek zu Altenburg. — F n d 1 , Fine Studie
d. Malers P. Troger zu Dreieichen. — Miscellcn.
(8. 9.) Sechste General-Versammlung des christlich-religiösen
Kunstvereines für Niederösterreich. — Jordan, Die Liebfrauen- oder
ehemalige Domkirche von Wiener-Neustadt und der Wiederaufbau
deren beider Thürine. — Die Bedeutung der internationalen Aus¬
stellung für Musik und dramatische Kunst im Jahre 1892 in Wien
für Kunst und Wissenschaft.— Joseph Gasser, Plastiker. Bio¬
graphische Beiträge. — Miscellen. — Bibliographie.
Mittheilungen des k. k. österr. Museums. (Wien, Selbst¬
verlag), X. F. VII, 7 u. 8.
Friedrich Sturm. — Fd. Cb melarz. Die farbigen Kupfer¬
stiche des 18. Jahrhunderts. (Forts, in Nr. 8.) — A. Riegl,
Textiler Hausflciss in der Bukowina. (Schluss in Nr. 8.) — Angele¬
genheiten des österr. Museums. — Littcraturhericht — Notizen.
Mittheilungen der k. k. Central-Commission für Kunst u.
histor. Denkmale. Wien 1891 X. F. XVIII, L
Petter. Bericht über die Ausgrabungen römischer Bau¬
reste in Salzburg. — Berger. Pfarr-Kirehe in Anifbei Salzburg.
— C r n o 1 o g a r, Die Baulichkeiten zu Kloster LandMrass. —
B e c k - W i 11 m a n s t e 11 e r, Ackere Grabdenkmale in Steiermark.
— S t i a s s n y, Hanns Schnatterpeck u. das Altarwerk in Nieder-
lana. — Frimmcl, Zur Geschichte der Wischowctz'schen Ge¬
mälde-Sammlung in Prag. — R z i ha, Böhmische Zinngefässe. —
F i a 1 a, Die Kirche zu Arnostovic bei Votic in Böhmen. —
W a 1 d s t e i n, Die Bilderreste des Wigalois-Cyelus zu Runkel¬
stein. — F n d 1, Die Fresken Paul Troger’s in Göttweig. —
Hause r. Die Ausgrabungen in Frögg. — R o m s t o r f e r, Die
gtiech oriental. Pfarrkirchen in Solka und Arbora. — T appeiner,
Fine prähistorische Fundstelle am Küchelberge bei Meran. —
T a p peine r, Berichte über die Grabungs-Versuche in Ober-
Vintschgau.
Neue Erscheinungen:
Cicerone der Gemäldcgallerie in Wien. (Kunsihist. Hofmuseum.)
Krit.-beschreibender Führer. Wien, Daberkow. gr. 8°. (448 S.)
fl. 1.20.
Hesse O., Fragmente u. Details mod. Ornamentik. E. Motiven-
werk für a4e Zweige d. Kunstgewerbes. In 3 Lief. Wien, Schroll.
Fol. Lief 1. (12 Tat' ) fl. 5.10.
Ki aussc B. R., Studie zur altchristl. Vocalmusik in d. griech.
u. lat. Kirche und ihr Zusammenhang mit der altgriech. Musik.
Leipzig, Fock. gr. 8". (51 S.) fl. —.60.
Kunstverständnis, das, von Heute. München, C. Fritsch.
8 “. (111 u. 67 S.) IL —.60.
Sittl C., Die Phineusschale und ähnliche Vasen mit bemalten
Flachreliefs. Würzburg, Stahel. gr. 4°. (24 S.) fl. —.60.
Hasse C., Kunststudien IV. (Das Gebetbuch Philipp des Guten
in d. kgl. Bi hl. im Haag. — Die Bildnisse der Gehr. Hubert u.
Jan van Evck. — Memling oder Roger van der Wevden?)
Breslau, Wiskott. gr 4°. (35 S. m. 9 Lichtdr.-Tnf) fl. 9.—
Sittard Jos., (Prof., Hamburg), Kritische Briefe über d. Wiener
internat. Musik- u. Theaterausstellung. Hamburg, Boysen. 8".
fl. 1.20.
De (iubernatis, Dizionario degli artisti ital. viventi (pittori,
scultori, architctti) 11. 6’—.
X e u w i r t h J., Der Bau d Stadtkirchc in Brüx von 1517—1532.
Prag, Doininicus. 8 (SO S.) fl. 1.50.
Suberl V. M., Das Königl. Bömisch. Landes-u. Nationaltheater
in Prag. Prag, Böhmisch. Nationaltheater. 8° (31 S ) 11. —.20.
— Krälovske reske zemske a Närodni divadlo v Prazc. Prag,
Böhmisch. Nationaltheater. 8. (58 S.) 11. —.30.
Praeger F., YVagncr, wie ich ihn kannte. Leipzig, Breitkopf u.
Härtel, gr. 8° (XI u. 366 S.) fl. 3-—.
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385
Nr. 12. — Oesterreichischrs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
386
Frimmel Th. v., Josef Danhauser u. Beethoven. Wien, Gerold
u. C. 8 °. (22 S.) fl —.60.
Green B. R, Leitfaden d. Perspective f. Maler und Dilettanten.
Stuttgart, Neflf. 8 ° (VIII u. 32 S. m. Fig. u. 11 Taf.) 11. -.90.
Mey C., Der Meistergesang in Geschichte u. Kunst. Karlsruhe,
Uirici. gr. 8 ° (IV u. 126 S.) 11. 1 . 20 .
Roth H., Plastisch-anatomischer Atlas zum Studium des Modells
und der Antike. Stuttgart, Ebner & Seubert. 3. Aull. (IX S.
Text). 10 Lieff. ä 6 . —.90.
Michel E., Les van de Velde. Paris, Lihrairie de V art. Avec
73 grav. 8 °. fr. 4.50.
Hülsen Ch., Das Forum Romanum. Reconstruction mit Erläute¬
rungen. Rom, Spithocvcr. Folio. (2 Ansichten in Phototypie mit
6 eingedruckten farbigen Plänen und 1 Abbildg.) 11. 1.20.
Semper G., Die k. u. k. Hofmuseen in Wien und Gottfried Sem¬
per. Innsbruck. A. Edlinger., gr.- 8 M .
Ludwig A., »Gelobet seist du jederzeit: Frau Musikalm Oder:
Aufgezwungene Betrachtung durch die Internationale Musik-
und Theater-Ausstellung zu Wien. Berlin, Aug. Ludwig, 8 '*.
(114 S.) 11. —.60.
Fink G. W., Musikalischerllausschatz der Deutschen. Gera, Gries¬
bach. Lex.- 8 °. (VIII u. 72 S. und 941 S.) 11. 4.50.
Schmuser E., Gothische Ornamente. Aufnahmen und Entwürfe.
36 Taf. mit 134 Motiven. Berlin, Kanter & Mohr. Fol. 12.—.
Svoboda A., Illustrierte Musikgeschichte. Mit Abbildungen von
M. Frh. v. Bianca. I. Bd. Stuttgart, Grüninger, Lex.- 8 °, (VII u.
283 S. fl. 3.-.
Fach-Kataloge der Internationalen Ausstellung für Musik- u.
Theaterwesen, Wien, 1892. Gilhofer & Ranschburg. I. Fach¬
katalog der musik-historischen Abtheilung. 8 ". (591 S.) II. Fach¬
katalog d. Abtheilung für deutsches Drama u. Theater. 8 °.
(550 S.) 11. 1 . 20 .
In Kürze erscheint im Verlag von Bial, Freund und Co. :
*Ueber d. Leben u. die Com Positionen des Matthäus Apelles von
Löwenstern «, v. Dr. Hugo S t e i n i t z. ( 8 ‘\ 11. —.72.)
Im Verlage von Breitkopf & Härtel in Leipzig erscheint dem¬
nächst: L. Volkmann, Bildliche Darstellungen zu Dante’s Divina
Commedia bis zum Ausgange der Renaissance. (gr.- 8 °, 11. 1.20).
— S. Jadassohn, Allgemeine Musiklehre. (VI u. 190 S.) 11.2.40.
Die II. Sammlung der »Modernen Wiener Barock-
Fa^adon. Eine Sammlung der schönsten in den letzten Jahren
in Wien ausgeluhrten Bauten dieser Stylrichtung« erscheint in die¬
sem Herbste bei A. Schroll & Co. in Wien. (1 Band in Folio,
30 Tafeln in Lichtdruck) 11 . 18.-.
Länder- und Völkerkunde.
Amthor Dr. Eduard: Führer durch Tirol, das baye¬
rische Hochland\ Salzburg und Vorarlberg unter
Berücksichtigung der angrenzenden Gebietstheile
der Schweiz , von Oberitalien und Kärnten, nebst
einer Beschreibung von München , Verona und Ve¬
nedig. 7. Auflage , Theil l, gänzlich neu bearbeitet
von Dr. Willi. Halb fass. Mit 23 Karten, Stadtplänen
u. Panoramen. Lpzg., Amthor. 1892. 8 ° (XXVIII u. 500 S.) 11. 3'60.
Frank J.: Führer durch die Umgebungen Wiens.
Beschreibung der lohnendsten Ausflüge in der nä¬
heren und \weiteren Umgebung Wiens bis in die
Gegend von Znaim und Horn im N., Melk und
Admont im W, Mürzzuschlag und As fang im S. t
Oedenburg und Press bürg im O., für die Zeit von
4 Stunden bis ZU 2 Tagen. Mit einer Karte. Wien, Pest,
Leipzig, Hartlcbens Verlag, 1892. 8 °. (VIII u, 187 S.) 11. 1 . - .
Baedeker F.: Oesterreich-Ungarn. Handbuch für
Reisende. 23. Auflage. Mit 28 Karten u. 24 Plänen.
Leipzig, K. Baedeker, 1892. 8 ° (X u. 470 S.) fl. 4*20.
Eine eingehende Besprechung der obgenannten Reise¬
handbücher fällt ausser den Rahmen des »Ocsterr. Litte-
raturblattes«. Es sei hier nur kurz des Erscheinens dieser
Oesterreich-Ungarn oder einzelne Theile der Monarchie
berührenden Schriften Erwähnung gethan. Dass bei dein
Aufschwünge, den die Touristik und die Reiselust allent¬
halben genommen, und bei der Sorgsamkeit, mit der
besonders in neuerer Zeit derlei Reisebücher gearbeitet
werden, dieselben über den rein praktischen Zweck
hinaus auch einen selbständigen topographischen Werth
gewinnen, möge nur constatiert sein. In dieser Hinsicht
ist der Amthor’sche »Führer« für die eigentliche Berg¬
welt besonders durch zahlreiche Angaben über Touren,
Uebcrgänge etc. von Bedeutung; in der neuen Auflage
erscheinen, was das Kronland Tirol anlangt, die Mie-
mingcr-, Lechthaler-, Ortler-, Fenvall-, Stubaier-, Sarn-
thaler- und Adamello-Gruppe ausführlicher als bisher
behandelt; auch wird auf kulturhistorische und wirtschaft¬
liche Verhältnisse hier besonders Rücksicht genommen,
wogegen die früher mit grösserer Vorliebe betonten natur¬
historischen Anmerkungen stark gekürzt erscheinen. Der
vorliegende I. Theil behandelt Oberbayern westlich des
Inn, Allgäu, Tirol westlich der Brennerbahn (einschliess¬
lich derselben) und Vorarlberg. Der II. Band, der Ost¬
tirol und die angrenzenden Gegenden behandelt, soll erst
im nächsten Jahre erscheinen.
Den praktischen Zweck als »Führer« hat das Frank-
sche Buch stärker betont; es stellt Rundtouren in den
Umgebungen Wiens (innerhalb der im Titel angegebenen
Grenzen) zusammen, wobei die zahlreichen Wegmarkie¬
rungen in Rechnung gezogen werden. Das Büchlein zeichnet
sich durch das praktische System seiner Eintheilung aus,
bietet aber wenig mehr als eine trockene Nomenclatur.
Die gesammte österr.-ungar. Monarchie umfasst das
Bae deker sche Reisehandbuch, u. E. immer noch das
beste in seiner Art. Es werden zwar auch hier nur jene
Gegenden berührt, welche an der grossen Heerstrasse,
an den Eisenbahn- und Einbruchs Routen liegen, wobei
natürlich gar viel Schönes und historisch Interessantes
abseits liegen bleibt. Doch ist das einmal mit dem Cha¬
rakter eines Reisehandbuches nothwendig verbunden.
Oder sollte ein solches nicht doch vielleicht den Zweck
im Auge haben, auch auf weniger gekannte Merkwürdig¬
keiten abseits der Reiserouten hinzudeuten? — Einen
Wunsch hätten wir hinsichtlich der Abtheilung Wien
und Umgebung (S. 1 — 78): dass— wie der Herausgeber
es auch bei den übrigen grösseren Städten durchgeführt
— ein eigener »Anhang« mit Separatplänen u. dgl. diese
Partie noch ausführlicher behandle und dass die darin
(S. 14) enthaltene kunsthistorische Uebersieht in einer
Neuauflage durch eine bessere ersetzt werde. — Die
durch die Schaffung von »Gross-Wien« bedingte Um¬
arbeitung der betreffenden Partien ist zwar bei der Be¬
schreibung von Wien selbst durchgeführt, aber wo die
Touren nach Wien beschrieben sind z. B Eger-Wicn, heisst
es nach (S. 261) Klosterneuburg: »Kahlenbergerdorf ....
451 km Nussdorf .... dann Wien«, da doch Kahlen¬
bergerdorf wie Nussdorf schon im Bereiche der Stadt
Wien liegen; ebenso S. 89; S. 78: »Dörnbach und Neu-
waldcgg, zwei an einander grenzende Dörfer westlich
von Wien« (richtig: im Westen von Wien), u. ö.; auch
der »Plan von Wien« (S. 1.) der nur die alten 10 Bezirke
umfasst, sollte durch einen neuen ersetzt werden, der —
in mehreren Blättern allerdings — das grosse neue
Wien darstellt. —r.
Globus, hrsg. v. R. And ree (Braunschweig, Vicweg & Sohn).
LXII, 10. u. 11.
(10.) F. G. Schulthciss, Zur hist. Ethnographie Europas.
— Varats Reise in Korea. — E. H. L. Krause, Die indogerman.
Namen der Birke u. Buche in ihrer Beziehung z. Urgeschichte. I.
— Hawelka, Leichenbretter im Braunauer Ländchen. — Bücher¬
schau. — Aus allen Erdtheilen.
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Nr. 12 . — Okstkrrkk:hisc:hks Lrn eraturblatt,
387
1. Jahrgang.
388
(11.) E. H. L. Krause, Die indogerm. Kamen d. Birke u.
Buche in ihrer Beziehung z. Urgeschichte. II. — Dr. F. Sengs-
takc, Das Aussterben d. Andamanenbcwohncr. — Dr. E. Seler,
Die Darstellungen menschlicher Figuren aut den Schmuckscheiben
aus Kupfer und Muschelschale in den Mounds d. südlichen Staaten
der Uniun. — Bücherschau. — Aus allen Krdtheilen.
Neue Erscheinungen:
Richter E. v., (Forschungen z. deutschen Landes- und Völker¬
kunde, hrsg. v. A. Kirchhoff. VI, 4:) Urkunden ü. d. Ausbrüche
d. Vernagt- u. Gurgiergletschers im 17. u. 18. Jahrh. Aus den
Innsbrucker Archiven hrsg. (96 S. mit 2 iarb. Karten.)
Yelcz de Argon Z., Nociones de geogralfa historica. .Madrid,
Saturnino Calleja. 4°. 1 Fr. 50 c.
Thomas J. W., \ T on Nias nach Kaiser Wilhelms-Land und üb.
Australien zurück nach Deutschland. Ein Reisejahr. Gütersloh,
C. Bertelsmann gr.-8°. (141 S. m. 10 Abb.) fl.‘ — .72.
Bartos, Moravsky 1 id. Scbrane rozpravy z oboru moravske lido-
vedv. Sesit 6 r (Gesammelte Aufsät'.e a. d. mährischen Volks¬
kunde.) Tele, Sole. Br- 8°. (S. 141—287) ä fl. -.20.
Wertner, A magvar nemzetsegek a XIV. szazad közepeig.
Szamos genealögiai täbkival. Elsö kötet. A—H. (Die ungar.
Nationalitäten bis z. Mitte des 14. Jahrh.) Budapest, Räth.
gr.-8°. (XIV u. 827 S.) 11. 2.50.
Schubert H, Zeitunterschiede, eine alphabetische Tabelle der
mitteleuropäischen Zeit. Ortszeit und Einwohnerzahl aller deut¬
schen Orte üb. 10.000 Einw. Ebd. 8°. (16 S.) fl. —.48.
Ganzenmüller K., Erklärung geographischer Namen. Nebst An¬
leitung z. richtigen Aussprache. Leipzig, Fock. gr.-S". (88 S.)
II, —.96.
Ende September erscheint bei J. P. Bachem in Köln: »P.
S chynse's letzte Reisen (mit Einin Pascha). Briefe u. Tagebuch¬
blätter. Hrsg, von Karl Hcspers. (2. Vereinsschrift d. Görres-
Gesellschaft für 1892.) Mit P. Schynse’s Karte des Süd west-Ufers
des Victoria Nvanza. (104 S) gr.8°. 11. 1.08.
Bei S. Cronbach in Berlin erscheint demnächst: »Vom Kau¬
kasus zum Hindukusch. Reisemomente« von Bernhard Stern. Mit
12 Vollbildern und 33 Illustrationen. (22 1 / 2 Bg. gr.-S". 11. 3.60.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Soetbeer, Dr. Adolf: Litteraturnaclnveis über Geld-
und Münzwesen, insbesondere über den llahrungs-
stmt iSji — iSyi. Mit geschichtlichen und statisti¬
schen Erläuterungen. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht.
1892. (V u. 322 S.) 11. 4.80.
Das Werk geht zurück bis auf die Zeit der Ent¬
deckung Amerikas und reicht bis einschliesslich 1891.
Verzeichnet ist nicht blos die Litteratur über Geld- und
Münzwesen, sondern auch die jeweilige Münzgesetzgebung,
die Productionsverhältnissc der Edelmetalle, ihr Werth¬
verhältnis etc. finden fortlaufende Berücksichtigung. Die
bimetallistischen Bestrebungen der neueren Zeit und die
Silberfrage erhalten eine eingehende Darstellung. Das Werk
S.’s ist, Dank sei cs seinem reichhaltigen Inhalt und der
hohen Autorität seines Verf., abgesehen von seiner Be¬
deutung für die Wissenschaft im Allgemeinen gerade
jetzt fiir uns in Oestercich von dem grössten Interesse
und wird sich als ein unentbehrliches Handbuch für
Alle erweisen, welche sich ernstlich mit dem Währungs¬
problem und der Valutafrage befassen wollen.
Innsbruck. Dr. Victor M ata ja.
Menger, Prof. Carl: Beitrage zur Währungsfrage
in Oesterreich-Ungarn. (Abdruck aus den » Jahr¬
büchern für Nationalökonomie und Statistik« .) Jena,
Gustav Fischer, 1892. 8° (III u. 59 S.) fl. —.96,
Der Urbergang zur Goldwährung. Untersuchungen
über die Werthprobleme der osterr.-ungar. Valuta-
refomi. Wien u. Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1892. 8°
(36 S.) fl. —.60.
Die Ausführungen Prof. M.’s in der österreichischen
Währungsenquete haben innerhalb und ausserhalb dieser
Versammlung in hervorragendem Masse Beachtung und
auch Gegnerschaft gefunden; letztere näher charakteri¬
sieren zu wollen, wäre hier nicht am Platze. Der ein¬
gehenden Begründung und Darstellung der dort geäusserten
Anschauungen sind die »Beiträge« gewidmet, deren
Veröffentlichung in den oben genannten Jahrbüchern
schon begann, als von den Regierungsvorlagen über die
Valutareform noch nichts Authentisches verlautet hatte.
In ihnen behandelt Prof. M. insbesondere das Entstehen
der Valutafrage und die Gefahren und Nachtheile des
österreichischen Geldwesens in seiner ungertgelten Gestalt.
In scharfsinnigster Weise werden hier die Eigentümlich¬
keiten der österreichischen Valuta gekennzeichnet, Eigen¬
tümlichkeiten, welche ebensowohl den Theoretiker
wie jenen, welcher die Angelegenheit nur vom praktischen
Gesichtspunkte aus betrachtet, in hohem Masse zu inter
essieren im Stande sind. M. selbst spricht sich für die
Reform des Geldwesens durch den Ucbergang zur Gold¬
währung, beziehungsweise doch zu einer die Goldrech¬
nung begründenden Form derselben aus. Er ist aber
kein blinder Anhänger der Goldwährung, sondern nimmt
eine sichtbar zu Tage tretende allgemeine Tendenz des
Goldes zur Wertherhöhung an und glaubt, dass die
österreichische Valutareform selbst, weil sie die Ent¬
nahme hochbedeutender Goldmengen aus der Gold-
circulation nöthig macht, von Rückwirkung auf den Gold-
werth sein werde. M.’s Vorschläge über die positive
Durchführung der Valutareform sind durchzogen und
geleitet von der Rücksicht auf diese Tendenz des Gold-
werthes zum Steigen. Er denkt nicht nur an eine Be¬
kämpfung derselben durch gewisse internationale Mass¬
nahmen, sondern will insbesondere auch, um Oesterreich-
Ungarn zunächst vor den ernsten Nachtheilen einer Gold¬
wertherhöhung zu schützen, bei Feststellung der Relation
jener Tendenz und jener voraussichtlichen Rückwirkung
Rechnung getragen wissen. Eine sofortige Bestimmung
des Uebergangsschliissels von der gegenwärtigen zur neuen
Währung erscheint ihm verwerflich, es wäre hiermit
vielmehr so lange zuzuwarten, bis der hauptsächlichste
Theil der zur Durchführung der Valutareform erforder¬
lichen Goldmenge sich im Besitze der Regierungen be
finden und damit die Wirkung der Goldentziehung zu
übersehen sein werde. Weiters sind noch die Fragen der
Zulassung von Silbercourant und der Wahl der Münz¬
einheit behandelt, letztere im Sinne der Beibehaltung
einer solchen im Wcrthe unseres jetzigen Guldens. Die
zweitgenannte, später erschienene Schrift über den Über¬
gang zur Goldwährung betrifft zunächst die
Relationsfrage im Hinblick auf die Regierungsvorlagen;
M. hält die gewählte Goldkrone für zu schwer und be¬
hauptet, dass sie selbst schwerer wäre, als es, wie an¬
gegeben, dem Durchschnit der Coursc der Jahre 1879 —
1891 entsprechen würde. Die Stabilisierung des Wcrthes
unserer Valuta erscheint ihm durch die Bestimmungen
der Regierungsvorlagen, beziehungsweise wie wir jetzt
sagen müssen der Gesetze, nur sehr unvollkommen er¬
reicht, gleichwie er die Gefahr voraussieht, die Regierung
werde sich vor die Alternative gestellt sehen, entweder
auf die Durchführung der Valutareform und insbesondere
auf die Aufnahme der Baarzahlungen zu verzichten oder
aber, im Falle einer Steigerung des Geldwerthes, eine
Werthsteigerung der österreichischen Valuta durch Re-
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390
3S9 Nr. 12. — Oestkrkfjchischhs Littfratijrbi.att. — I. Jahrgang.
striction der Umlaufsmittel ins Auge zu fassen, um das
Entstehen eines Goldagios im Vergleiche zum Relations-
course zu verhindern. — Die Persönlichkeit des Verf.,
welcher schon vor 20 Jahren in seinem für die theo¬
retische Nationalökonomie 0 rundlegcnden Werke die
Theorie des Geldwesens behandelt und nunmehr auch
das Währungsproblcm seiner praktischen Seite nach für
Oesterreich-Ungarn zum Gegenstände seiner Arbeiten
gemacht hat, enthebt der Nothwendigkeit einer An¬
empfehlung dieser Schriften, cs genügt, ihr Erscheinen
zu signalisieren. Wer immer sich mit der Valutafrage
in Oesterreich ernstlich beschäftigen will, wird ohnehin,
gleichgiltig welchen Standpunkt er einnimmt, die Schriften
M.’s, welche ein neues Zeugnis für dessen Schaffens¬
kraft ablegen, eingehend studieren.
Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Allgem. Juristenzeitung, hrsg. v. Dr. \1. Breitenstein. (Wien.
Breitenstein.) XV, 34.
Schm oller, Über die Entwickelung d. Grossbctriehes u. die
sociale Classcnbildg. (Forts.) — Uli mann, Zur Frage d. Kntschäd.
f. ungerechtfert. Verurtheilung. — Standes- u. Tagesfragen. —
Rechtssprechungen. — Spruchrepertorium — Litteratur.
Monatsschrift für Christi. Socialreform, red. v. W. Frh. v.
Berger. (Wien, Heindl.) XIV, 8.
F. R., Skizzen a. d. Uauptsiadt d. Deutschen Reiches. Die
Berliner Weltausstellung. Der IVoecss Poike. Die Judenflinten u.
d. Verhaftung d. Rectors Ahlwardt. — D. S., Die Socialreform
auf dem HI allgem. österr. Katholikentage in Linz. — Pfarrer
Eichhorn, Zum Eisenbahnunglück in Höflein b. Wien. — B.,
Ein Vorschlag zur Valutaregulierung pro salute publica. — Litteratur-
berichte für Juli 1892.
Neue Erscheinungen:
Fleischmann O., Die vorige u. d. kommende Revolution. Eine
Vorlesung, aus Anlass d. franz. Revolutionsjubiläums d. deutsch.
Volke gehalt. Kaiserslautern, J. J. Tascher. gr.-8°. (VIII u. 204 S.)
11 . 1.08.
Dehn P., Der Arbeiterschutz in seiner gesetzl. Neuregelung.
Mainz, J. Diemer. fl. —.90.
Munk, Missbrauche an d. Börsen. Gutachten. Berlin, C. Heymann.
gr.-8°. (III u. 58 S.) fl. —.00.
Knopf Filip, c. k. okr. tajemnik, Obce prävo a moc ku potrebe
starostuvobeenieh, clenu üradii samosprävnvch, hospodürskyeh,
lesnickych a j. v krälovstvi ceskem. Sesit 1. (Gemeinderecht
u. -Kraft. Zum Gebrauch f. Gemeindemilgl., autonom, u. forst-
wirtschaftl. Ämter im Königreiche Böhmen.) Prag, Kober. 8°.
(S. 1-48) fl. —.30.
Red ei M., Magyarorszäg värosi rcndö'rscgc cs annak ujjäszervczesc.
(Die Stadtpolizei in Ungarn u. deren Reorganisation.) Raab,
Mäxa. 8°. (110 S.) fl. 1.—.
Földes B., Az angol egyetcmck es a munkäsügy különös tekin-
tettel Toynbee Hallra. (Die engl. Universitäten u. die Arbeiter¬
frage.) Budapest, Pfeifer. 8". (13 S.) 11. —.30.
Farkas, A römai jog törtenelme. Äz alapintezmenvek az clsö'
alakuläs szerint I. kötet. (Geschichte d. römisch. Rechtes Bd. I.)
Klausenburg, Stein. 8". (VIII u. 391 S.) II. 3.60.
Spin dl er, Wesen u. Ziele der criminal-anthropolog. Schule in
Italien. Vortrag, gehalt. i. d. anthropolog. Section d. Gesellsch.
d. Phvsiokratie i. Prag am 14. Febr. 1889. Prag, Härpfer. gr.-8°.
(23 S.) fl. —.30.
In den nächsten Tagen erscheint im Verlage der Druckerei
Glöss: »Der Process Poike .« Ein Rechtsbild aus d. Zeit Willi. II.
v. Rudolf Plack-Podgörski. (ca. 8 1 /» Bg.) Der buchhändlerische
Prospect besagt, dass hier »das deutsche Rechtsgefühl einen ent¬
schiedenen Sieg über die bestehenden Börsen-Usancen davonträgt.«
»Kaiser Wilhelm II. u. sein Verhältnis zu Staat u. Kirche ,«
ein ernster Mahnruf v. Lic. theol. Mücke, (c. fl. 1.20) erscheint
in d. nächst. Tagen b. H. Steinitz in Berlin.
Von dem in der Schulze’schen Hofbuchhdlg. (A. Schwartz)
erschienenen Werke: Zimmer mann »Geschichte der preuss.-
d ent sch. Handelspolitik « befindet sich ein weiterer Band, die
Handelspolitik der Jahre 1854 ff. enthaltend, in Vorbereitung.
Fcnzcl Gg., »Recht u. Rechtssätze .« Eine Untersuchung
über d. RechtsbegrifT d. positiven Rechtswissenschaft, erscheint
demnächst bei Breitkopf & Härtel in Leipzig. (VIII u. 111 S., 8°.
11 . 1 . 20 .)
Naturwissenschaften. Mathematik.
Fahre, J. II.: Souvenirs Entomologiques . Etudes sur
r instinct et Ies moenrs des insectes. Quatrieme Serie.
Paris, Delagravc, 1891. 8°. (328 pag.) fr. 3-50.
»Erinnerungen aus dem Insectenleben« ist der be¬
scheidene Titel eines Werkes, das einen der bedeutendsten
Biographen der Kleinthierwelt zum Verfasser hat. Der
erste Band erschien 1875, 1882 der zweite, 1886 der
dritte und 1891 der vorliegende vierte Band. Wäre Fahre
bloss der scharfsichtige Beobachter und geniale Beschrei¬
ber des Insectenlebens, so würden wir hier sein Werk
vielleicht nicht besprechen. Aber es hat noch einen an¬
deren, grösseren Werth und zwar für jeden, der sich
für die philosophischen Probleme des Thierlebens inter¬
essiert, mag er nun Fachmann sein auf dem Gebiete der
biologischen Entomologie oder nicht. Die Bedeutung der
Fabre’schen Souvenirs Entomologiques liegt in der Stellung,
die der Verf. gegenüber der darwinistischen Descendenz-
theorie und gegenüber der modernen Thierintelligcnzmanie
einnimmt. Er ist einer der wenigen Forscher, die es wagen,
gegen den Strom der »wissenschaftlichen Mode« zu
schwimmen. Die Abstammungslehre gilt ihm nur als die
allmächtige Theorie, die im Stolze ihrer Verwegenheit
auf alles Antwort gibt, ohne jedoch die Thatsachen be¬
friedigend zu erklären. (IV. S. 33 u. s. w.) In der genauen
Kenntnis der einschlägigen Beobachtungsthatsachen reicht
keiner der Gegner an Fahre heran und diese Thatsachen
geben ihm die Waffen an die Hand zu seinen » piqüres
au transformisme* . Mit besonderem Geschick verwendet
er hiezu die giftigen Stilette der Raub- und Mordwespen.
Nur ein Beispiel sei hier angedeutet. Die Mordwespen¬
gattung Calicurgus macht Jagd auf grosse Spinnen,
deren Biss für ein Insect von der Grösse jener Wespe
todbringend ist. Mit dem ersten Stiche, den sie in den
Mund der Spinne führt, entwaffnet sie ihr Opfer, indem
sie seine giftigen Kieferfüsse lähmt; mit dem zweiten
Stiche, der gegen eine Stelle hinter dem vierten Fuss-
paare der Spinne gerichtet ist, macht sie deren Beine
unbeweglich. Nun kann sie ruhig ihr Ei an dem Opfer
anbringen und die junge Larve kann ungestört das leben¬
dige Fleisch desselben verzehren. Fabre wendet sich nun
gegen die darwinistischc Instincttheorie. Wie will man
die Taktik jener Mordwespe durch »allmähliche Vervoll¬
kommnung« erklären ? Nur zwei ganz bestimmte Stiche
gegen zwei ganz bestimmte Punkte im Nervensystem der
Spinne geführt, erreichen den Zweck, der für die Art¬
erhaltung der Mordwespe unbedingt notlnvendig ist. Alle
Übergänge zu dieser Taktik sind von vorneherein aus¬
geschlossen ; denn sie haben entweder den Tod der
Wespe selbst oder wenigstens den Tod ihrer Nach¬
kommen zur unvermeidlichen Folge. (IV. 245 ff.)
Auf Grund derselben Thatsachen äussert sich Fabre
auch gegen die Vermenschlichung des Thierlebens, gegen
die sogenannte Thierintelligenz. Die junge Mordwespe hat
ihre Eltern nicht gekannt, sie hat die Kampfesweise nicht
gelernt, die sie gleich zum erstenmal vollkommen aus¬
üben muss. Sie hat an keiner Universität anatomische
und physiologische Studien über das Nervensystem
der Spinnen gemacht, und doch besitzt sie eine prak-
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301
392
Nr. 12. Oestekrrichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
tische Kenntnis desselben, die den geübtesten Anatomen
beschämt. Wer diese instinktive Fertigkeit der eigenen
Überlegung des Thieres zuschrcibt, spricht »einen hand¬
greiflichen Unsinn.«
Fahre gibt zwar den Thieren ausser dem »reinen
Instinkt« auch noch ein gewisses Unterscheidungsver¬
mögen, das er »intellect« oder »discernement« nennt.
(IV. Cap. 5.) Er versteht jedoch unter diesem letzteren
Vermögen eine von dem menschlichen Verstände wesent¬
lich verschiedene Fähigkeit. Den Gedanken der Entwick¬
lungslehre, dass die Geistesfähigkeiten des Menschen nur
dem Grade nach von den Seelenfähigkeiten des Thieres
sich unterscheiden, bezeichnet er als einen Irrthum, den
man durch stets wiederholte Schläge austreiben müsse.
(III. 41.) Da Fahre kein Philosoph von Profession ist,
lässt er allerdings den innern Zusammenhang zwischen
dem »reinen Instinkt« und dem »Unterscheidungs-
Vermögen« des Thieres unerklärt. l )
Fabre’s Souvenirs Entomologiques enthalten ein
reiches Arsenal von Waffen gegen die darwinistische
Instinktheorie und die Brehm’sche Thicrintelligenzmanie.
Keiner, der sich mit dem Studium der Thierpsychologie
eingehender beschäftigt, darf das Werk unbenutzt lassen.
Noch einige kleine Bemerkungen von nebensäch¬
licher Bedeutung. Die (im III. Bande S. 238) an die
Pechnelke (Silene portensis) geknüpften Reflexionen sind
verfehlt, da die Bedeutung der klebrigen Stengelknoten
nach der Entwicklungstheorie eine andere ist, als Fahre
meint. Unglücklich ist Fabre’s Ausfall gegen die »theorie
allcmande« von der Parthenogencsis bei Hymenoptcrcn
(III. 427 ff.); die einschlägige neuere Litteratur hierüber war
ihm offenbar nicht bekannt. Es ist ferner zu bemerken,
dass Darwin nicht, wie Fahre glaubt (IV. 220), die
Instinkte einfachhin als »erworbene Gewohnheiten«
erklären wollte; 2 ) die angeborenen Instinktabänderungen
galten Darwin als ein Hauptfactor für die Entwicklung
der Instinkte. Endlich sind manche Schilderungen aus
dem Geschlechtsleben der Thiere in den Souvenirs ent¬
halten, die für jugendliche Leser sich nicht eignen;
für Letztere ist das Werk Fabre’s übrigens überhaupt
nicht bestimmt, sondern für denkende Naturbeobachter.
E. W asm an n S. J.
Jahrbuch der k. k. Geolog. Reichsanstalt (Wien). XLII, 1.
v. Foulion, Über Goldgewinnungsstätten der Alten in
Bosnien. — v. John, Über die chemische Zusammensetzung der
Pyrope und einiger anderer Granate. — A. Hoff mann, Beiträge
z. mveaenen Säugethierfauna der Steiermark. — A. Bittner,
Neue Arten aus d. Trias von Balia in Kleinasien. — M. Yacck,
Einige Bemerkungen zur Theorie der Glarner Doppclfalte. —
V. Uhlig, Bemerkungen z. Kartenblatte Lundenburg-Göding. —
v. John u. v. Foullon, Technische Analysen: Proben aus dem
chemischen Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanst dt. —
ZurQCzny, Über die Stratigraphie des Karniowicer Kalkes.
Meteorologische Zeitschrift. XXVII, Augustheft.
Knipping: Häufigkeit, Bewegung u. Tiefe der barometr.
Minima in Japan. — Sechste allgem. Versammlung d. Deutschen
Metcorolog. Gesellschaft.
Annalen der Physik u. Chemie. N. F. XLVI, 4.
H. Rubens u. R. \V. Snow: Brechung der Strahlen von
grosser Wellenlänge in Steinsalz, Sylvin u. Fluorit. — du Bois,
Reflexion und Transmission des Lichtes durch gewisse äolotrope
Gebilde. — E. Ketteier, Der Grenzbrechungsexponent für un-
D Vgl. hierüber Darwins »Entstehung der Arten«, 7. deutsche
Aufl., 8. Cap. und »Die Entstehung der Instinkte nach Darwin«
in »Stimmen aus Maria Laach« 28. Bd., 4. Heft.
*) Näheres über diesen Zusammenhang vgl. in des Ref. Buche
»Die zusammengesetzten Nester und gemischten Colonien der
Ameisen.« Münster, 1891, S. 184—190.
endlich lange Wellen; Transformation der Dispersionsgleichungen.
— Ph. Lenard, Über die Elcktricität der Wasserfälle: Derselbe:
Notiz über ein Phosphoroskop mit Funkenlicht. — A. Toepler,
Über die Erregung und Beobachtung sehr rascher elektrischer
Schwingungen. — A. Wi nkel mann, Über die Verwendung und
Wirkungsweise des Telephons bei elektrischen Nullmethoden.
Neue Erscheinungen:
Rom an es G. J., Darwin u. nach Darwin. Fine Darstellung der
Darwinschen Theorie u. Erörterg. darwinist. Streitfragen. l.Bd.
Die Darwinsche Theorie. Aus dem Engl. v. B. Vetter. Mit dem
Bildnis Charles Darwins u. 124 Fig. im Text. Leipzig, Engel-
mann. 8". (VII u. 542 S.) fl. 5.40.
Wilde H , Über den Ursprung d. elementaren Körper und über
einige neue Beziehungen ihrer Atomgewichte (Deutsch u. eng¬
lisch). Berlin, Friedländer u. Sohn. gr.-4°. (VI, 17 u. IV, 20 S.
m. 1 Tab.) fl. 2.40.
Entleutner A., Die sommergrünen Zicigehölze von Süd-Tirol.
Meran, Ellmenreich. gr.-8°. (98 S.) fl. 1.20.
Duda, Catalogus insectorum faunae Bohemicae. Verzeichnis der
Insccten Böhmens. Hrsg, von der Gesellschaft der Physiokratie
in Böhmen. I. Schnabelkerfe (Rhynchota), Heteroptera, Cicadina,
Phyllidae. Prag, Haerpfer. gr.-S". (J4S. zweispaltig.) fl. —.60.
Nomen clatur, Deutsch-böhmische, der Obstsorten. I. Äpfel.
Hrsg, von der Gesellschaft für Physiokratie in Böhmen. Prag,
Haerpfer. gr.-8°. (29 S.) 11. -.40.
Schade IL, Schulflora v. Nord- u. Mitteldeutschland. Die Gefäss-
pllanzen. Flensburg, Aug. Westphalen. gr.-8°. (188 S.) fl. 1.80.
Annales de 1’ Observatoire de Paris, publ. sous la direction du
Contre-Amiral Mouchey. Paris, Gauthier-Villars & Fils. 4°. 27 fr.
Bergonie J, Phisiquc du physiologiste et de Fetudiant en medi-
cine. Vol. I. Actions moleculaires, acoustique, electricitc. Paris,
Gauthier-Villars & Fils. 8°. 2 fr. 50 c.
Rcusch IL, Det nordlige Norges geologi. Christiania, Aschehoug
& Comp. 8°. 1 Kr. 50 ö.
Tafel zur Berechn, der wahren Anomalie f. Excentricitätswinkel
von 0° bis 20'* 20', nebst e. Tafel zur genäherten Auflösung
d. Kepler’schen Gleichung. (IV u. 124 S.) Veröffentlichungen
des Rechen-Instituts d. königlichen Sternwarte zu Berlin. Nr. 1.
Berlin, Dümmlcr. 4°. fl. 2.40.
Medicin.
Fischer, Dr. Bernhard, Director des chem. Untersuchungs¬
amtes Breslau. Lehrbuch der Chemie für Mediciner
unter Zugrundelegung des „Arzneibuches für das
Deutsche Reich“. Stuttgart, Ferd. Enke, 1892. gr.-8° (XVI
u. 6-16 S. mit 46 Abb.) fl. 8.40.
Es ist eine auffallende Thatsache, dass heute eine
grosse Reihe von Lehrbüchern der Chemie für Mediciner
vorliegt; ich erwähne da nur das ausgezeichnete Repeti¬
torium von Arnold, das ausführliche Lehrbuch von
Wey 1. Den Grund gibt der Verf. des vorliegenden
Werkes ganz richtig mit den Worten an: »Ohne gründ¬
liche Kenntnis der Chemie kann gegenwärtig der Arzt
nicht mehr existieren.« (Vorwort.) Das Lehrbuch F.’s will
einen kurzen Abriss der Chemie geben, soweit der an¬
gehende Mediciner dieselbe zunächst zum Physicum
braucht. Diesen Zweck würde aber ein kleineres Lehr¬
buch wohl leichter erfüllt haben; ein an siebenthalbhundert
Seiten starkes und sehr theures Buch schreckt erfahrungs-
gemäss den Anfänger ab. Ein solches Lehrbuch sollte
nach der Ansicht des Ref. nicht ein Führer zur Prüfung,
sondern ein Führer durch die Schwierigkeiten des medi-
cinischen Studiums sein. Diese Aufgabe aber erfüllt F.’s
Lehrbuch sicher nicht. Der chemische Theil der Lehre
von den Eiweisskörpern ist fast gar nicht behandelt, den
Albuminoiden sind nicht ganz zwei Seiten zugewiesen.
Die Nucleinbasen, deren Kenntniss für den Mediciner
heute so wichtig ist, sind zum grössten Theile gar nicht
angeführt, und ähnliches gilt für eine grosse Anzahl den
Mediciner interessierender Körper. Daneben muss aller¬
dings anerkannt werden, dass die Einführung in das Ver-
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Nr. 12. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
ständnis der chemischen Formeln in zwar recht breiter, aber
leichtfasslicher Weise geschieht. Auch die Capitcl über Al¬
kaloide, die Zusammenstellung der qualitativen und der
Massanalyse, die Angabe der Maximaldosen und jener
Medicamente, die nicht neben einander gegeben werden
dürfen, werden für Mediciner recht nützlich sein; aber
im Ganzen ist das vorliegende Werk durch das früher
erschienene »Lehrbuch der Chemie für Pharmaceuten«
desselben Autors überflüssig gemacht worden. Die An¬
lehnung an das »Arzneibuch für das Deutsche Reich«
ist ganz gut, aber zu weitgehend, Ref. wenigstens hält
es nicht für die Aufgabe des Arztes, die krausen Formeln
unserer täglich neu auftauchenden Fiebermittel etc. zu
verfolgen, da er ja die physiologische Wirkung aus den¬
selben doch nicht abzuleiten vermag, wenn ihn nicht
eingehende chemische Studien, oder diesbezügliche An¬
gaben des Lehrbuches dazu in den Stand setzen. Neben¬
her bemerkt, scheint uns die im Vorwort ausgedrückte
Hoffnung, es dürfte, seit das neue »Arzneibuch für das
Deutsche Reich« in deutscher Sprache erschienen sei,
von den Aerzten eine eingehendere Kenntnis desselben
gefordert werden, doch eine allzu geringe Meinung von
der wissenschaftlichen Vorbildung unserer Acrztc in sich
zu schliessen.
Innsbruck. Dr. Hans Malfatti.
Hygieia, Monatsschr. f. Volksgesundheitslehre u. persön¬
liche Gesundheitspflege, hrsg. v. F. C. G erster (Stutt¬
gart, Zimmer.) V, 8 .
Kretz.schmar F., Die Irrenfrage u. d. gegenwärtige Stand
der wissenschaftlichen Psychologie. — Vogel M., Fsst weniger
Brot! Ein Kapitel für Denker. — Kühner A., Blitzgefahr. —
Referate und Kritiken. — Hygieinischer Lesetisch.
Centralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie, hrsg. von
Erlenmcyer, red. von Sommer (Coblenz, Groos). XV,
N. F. 3.
Rieger, Psychische Epidemie. Hysterie u. Hypnotismus. —
Buse hau, Identitätsfeststellungen an Verbrechern (ßertillonage)
u. ihr praktischer Werth für die Criminalistik. — Referate. —
Kritiken. — Bibliographie.
Neue Erscheinungen:
Tukc, Dr. H., A. dictionary of psychologieal medicine, giving the
detinitions, etymology and svnonyms of the termes used in
medical psychology, with the svmptoms, treatment, and patho-
logy of insanity, and the law of iunacy in Great Bntain and
Irland. London. Churchill. Leipzig. Brockhaus. 8 °. 11. 21.—.
U f felmann J., Kurzgefasstes Handbuch der Kinderheilkunde m.
besond. Rücksicht auf Aetiologie, Prophylaxis u. livgienisch-
diätet. Therapie f. Acrzte, u. Studierende. Wien, Urban und
Schwarzenberg. gr.- 8 °. (VIII u. 484 S. mit 7 Holzsehn.)
11 . 6 .—.
Sacharjin Dr., Klinische Vorträge. I. Heft, A. Klinik d Unter¬
leibskrankheiten u. functionellen Störungen d. Nervensystems
I. B. Ueber d. innerlichen Gebrauch d. Mineralwässer. Berlin,
Hirschwald. gr.- 8 . (XII u. 135 S) 11. 1.80.
Lukjanow S. M., Grundzüge d. allgem. Pathologie d. Blut- u.
Lymphsystemes. Leipzig, Veit u. C. gr.- 8 °. fl. 4.50.
Schnitzler Dr. J., Zur Aetiologie d. Cvstitis. Wien, Braumüller.
gr.-S". (88 S.) fl. 1 . 20 .
Commentar zur 7. Ausgabe d. österr. Pharmacopöc. Ein Hand¬
buch für Apotheker, Droguistcn, Sanitälsbeamtc u. Acrztc. Be¬
arbeitet v. Dr. Schneider u. D r. Vogl, II. Bd. Arzneikörper
aus d. drei Naturreichen in pharmakognostischer Beziehung.
Wien, Gerold’s Sohn. gr.- 8 °. (VIII u. 693 S.) fl. 10.—.
Michaelis, Kopfschmerzen u. Migräne, Bedeutung, Entstehung,
Ursachen, Behandlung u. Heilung. Für Acrztc u. Leidende.
Zittau, Pahl, gr.- 8 °. (72 S.) fl. — 60.
Rumpel Th., Patholog -anatoin. Tafeln nach frischen Präparaten.
Mit erläuterndem anatom.-klinischen Text. Unter Mitwirkung
von Prof. A. Käst. Wandsbeck. Kunstanstalt, vorm. G. W. Seitz.
12. Lief, ä fl. 2.40.
Kurzes Repetitorium der Pharmakognosie. Mit glciehmässiger Be¬
rücksichtigung der deutschen und österr. Pharmakopoe. Als
Vademecum für Arzte, Apotheker, Physici, Studierende der
Medicin und Pharmacie. Gearb. nach den Werken von Berg,
Flückiger, Hager, Hartwich, Marine, Müller, Schliekum, Vogel
u. A . 1. Theil. Wien, M. Breitenstein. 8°. DU u. 92 S.) fl.—.80.
Riffel A., Mittheilungen über die Erblichkeit und Infektiosität
der Schwindsucht. Braunschweig, H. Bruhn. gr.-8°. (VIII u. 183 S.
mit 1 Plan) fl. 3. — .
Hcdlcy W. S. The hydro electric metnods in medicine. London,
H. R. Lewis. gr.-8°, 4 sh. 6 d.
Telschow R., Die wahre Ursache der Zahncarics und deren
Heilung. Berlin. Funcke & Naeter. gr. 8°. (18 S.) 11. —.30.
Höfler M., Wald- u. Baumkult in Beziehung zur Volksmedicin
Oberbayerns. München, Stahl. gr.-8". (VIII u. 170 S. mit Ab¬
bildungen.)
Usher J. E., Alcoholism and its treatment London, Bailliere.
8 °. 3 sh. 6 d.
Goulcy J. W. S., Diseases of the urinary apparatus. London,
Kimpton. 8°. 7 sh. 6 d.
Pozzi R., Lehrbuch der klinischen und operativen Gynäkologie.
Autoris. deutsche Ausgabe von E. Ringier. Mit einem Vorwort
von P. Müller. III. Bd. Basel, Sallmann. gr.-8 w . (XX u. 1193 S.
mit Abb.) 11. 6—.
G rub er J., Kneipp’s Heilerfolge auf brieflichem Wege. 100 wich¬
tige Krankengeschichten. Brixen, Kathol.-polit. Pressverein. 8°.
< XVI u. 176 S.) 11. —.60.
Schöne Litteratur. Varia.
Hansson Ola: Sensittva amorosa. Neue Herzens-
Probleme. Berlin, Küchenmeister. 1892. 8°. (II u. 59 S.) fl. —’90.
Der Verf. hat mit einigen Novellensammlungen, die
in der jüngsten Zeit erschienen sind, die Aufmerksamkeit
der Psychiater auf sich gelenkt. Auch das neue vor¬
liegende Büchlein hat für den Arzt entschieden höhere
Bedeutung als für den Literarhistoriker. Erscheinungen
wie Ola Hansson sind Blasen, die der Sumpf, den man
y>fn de siede « nennt, aufwirft. Das Seelenleben hat
sich diesem Dichter vergröbert in ein Spiel der Nerven;
die Liebe ist für ihn eine Art von Hautkrankheit, verbunden
mitetwelchen physiologischen Symptomen, die wir hierauch
nicht andeuten können. Wie eine gewisse Gattung sexueller
Irrungen den Namen Masochismus (nach den Romanen
Sacher Masoch’s) führt, dürfte eine andere die Bezeichnung
Hanssonismus erhalten. Denn was H. schildert, sind
durchgehends krankhafte Zustände, Ueberreizungen des
Nervensystems, Durchbrüche von Hysterie. Wenn wir
constatieren, dass der Verf. seine Beobachtungen in eine
lesbare und gefällige Form zu kleiden versteht, so haben
wir von unserem Standpunkt aus genug gethan. Ein
weiteres Urtheil über den Werth oder Unwerth seiner
Bücher müssen wir der medicinischen Wissenschaft
überlassen. Schnürer.
Unser Kaiser im Liede. Eine Festgabe zum 6o. Ge¬
burtstage Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef i.
Von Fr. Wilhelm Schram. Briinn, Druck und Verlag
von R. M. Rohrcr, 1891. gr. 8° (144 S. mit Portrait des
Kaisers in Heliogravüre ) 11. 1*—.
Eine sinnige Gabo hat der Custos-Adjunct des
Brünner FranzensMuseums dem Kaiser zum 60. Ge¬
burtstage dargebracht. Eine Anthologie von Gedichten
deutsch-österreichischer Autoren, die sich sämmtlich auf
einzelne bedeutsame Momente aus dem Leben unseres
Monarchen beziehen; von der Thronbesteigung 1848 an bis
zu der Gelegenheit, welcher das Buch sein Entstehen
verdankt, finden wir in historischer Reihenfolge Gedichte
auf des Kaisers Heldenmuth bei Raab, das glücklich ver¬
laufene Mordattentat am 18. Februar 1853, die Vermählung
1854, den Besuch im Choleraspital, die Anthcilnahme
und den Besuch des Kaisers bei den Ueberschwemmten
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Nr. 12. — Oesterreichischks Luter aturblatt. — I. Jahrgang.
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in der Brigittenau 1862, die ungarische Königskrönung,
die Fahrt in das heil. Land, das 25jährigc, wie später
das 40jährige Regierungsjubiläum, die silberne Hochzeit,
die Vermählung der Erzherzogin Valerie — dazwischen
werden weniger bekannte Episoden und Anekdoten in
Reimen mitgethcilt . . . dass sich ein derartiges Werk
mit leichter Mühe auf den doppelten und dreifachen
Umfang hätte bringen lassen, ist selbstverständlich, es
hat darum auch keinen Sinn, Nachträge anzumerken.
Eine, wie Referent meint, sehr empfindliche Lücke sei
nichtsdestoweniger zu Nutz und Frommen einer Neu¬
auflage oder eines ähnlichen Unternehmens betont: die
nichtdeutschen Poeten unseres Vaterlandes haben — in
ungarischer, böhmischer, polnischer, italienischer etc.
Sprache — ihrer Loyalität nicht weniger kraftvollen
Ausdruck gegeben (vielfach auch künstlerisch nicht we¬
niger werthvollen) als die Deutschen und ihre Gedichte
hätten, in sorgsamer Uebersetzung, hier nicht fehlen sollen.
Erst durch eine solche Gcsammtdarstellung könnte der
vom Herausgeber beabsichtigte Zweck ganz erreicht
werden. — Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich :
wir haben selten noch ein Buch eines österreichischen
Verlegers so splendid und geschmackvoll ediert gefunden.
Dr. F. Schnürer.
Histor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX, 5.
Cardinal Manning u. die socialen Reformatoren Carlylc,
Buskin u. Kingslev i. d. Arbeiterfrage. — Die Ordensfrage nach
Natur- u. Menschenrecht. — Project d. Errichtung eines Münchener
Bisthums, 1579. — Haas, Die Reform unserer Gymnasien. —
Kloster Admont in d. Litteraturgesch. — Zeitläufe: Die Europäische
Schmach in Bulgarien; die russ. Gegenschriften d. »Swoboda«.
— Römische Notizen: Geständnisse d. ilal. Liberalismus. —
End res, J. YV. Weber's neue Dichtung.
Deutsche Rundschau, hrsg. V. Jul. Rodenberg (Berlin, Paetel).
XVIII, 12.
K. Frcnzcl, Frauenrecht. Nov. — M. Lenz, Von unserm
hist. Institut in Rom. — Die neueren Phasen d. türk. Politik. II.
Von einem Freunde des Orients. — Ed. Strasb u rger, Über
Wechselwirkungen im lebendigen Organismus. — R. Kucken, Die
Begriffe ein Spiegel d. Zeit. — A. M. Selss, Die Jubiläumsfeier
d. Universität Dublin. — J. Schlesinger, Die Musik- u. Theater-
Ausstellung in Wien. — Polit. Rundschau. — Litterar. Rundschau.
Brehm’s Thierleb. — Litterar. Notizen. — Litterar. Neuigkeiten.
Deutscher Hausschatz in Wort u. Bild. (Regensburg, Pustet.)
XVIII, 17.
Dirkink, Auf rother Erde. Novelle. — Bibra, YViirzburg.
Ein Städtebild. — May, Der Mahdi. Reiseerzählung. 1. Bd. Am
Nil. (Forts.) — Dack weil er, ln Ried u. Moor. — Odenthal,
Fröhliche Fahrt. Vom Rheinfall b. z. Genfersee. — Josephine,
Skizzen aus Polen. — Sonntag, Forelle u. Hecht. Bilder aus
d. Thierwelt. — Träd, Endlich! Nov. — Otto, Die Schreckens¬
herrschaft in Frankreich 1794. Geschichtl. Skizze. — Rückert,
Hoffnung. Gedicht. — Unsere Todten: Alex. Graf Hübner. — Dazu
Beilage: Für d. Frauenwelt. Ende, Erwerbsthätigkcit d. Frau.—
Ernährung d. Kindes v. d. zweiten b. siebenten Jahre.
Nord und Süd, Hrsg, von P. Lindau (Breslau, Schottländer).
Jahrg. 16, LXII, ISO.
Marbach. Anita. Novelle.— R. R., Herrn. Schmidt-Rimpler.
— Lindau, Bilder a. d. Nord west. d. \ r erein. Staaten. Dakota u.
Minnesota. — Schmidt-Rimpler, Das Auge u. seine Darstellung
in Sculptur u. Malerei. — Behrend, Erinnerungen an Niels
Willi. Gade. — W. Berger, Die schöne Suse. Novelle. — Sokal,
La Debäcle. — Bibliographie.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 189 — 203. (15. bis
31. Aug. 1892.)
(189.) Böttcher, Zur Erinnerung an Pius IX. (Schl, in
Nr. 190.) — R o s s e 11, Sclaverei in Afrika u. Indien. II. — (190.)
H. N., Aus Bosnien. — (191 ) Buff, Augsburger Plattner der
Renaissancezeit. (Forts, in Nr. 192. 193.) — Th. Z i c g 1 e r, Noch
ein Wort z. Fall Schrempf. — (192.) Onckcn, Die polit. Reden
d. Fürsten Bismarck. — (193.) Edm. Koni g, Der Umwandlungs-
process unserer Weltanschauung. — (194.) Die Jesuit, u. d. preuss.
Königskronc. (Schl, in Nr. 195 ) — Briefe a. Madeira. VI. (Schl,
in Nr. 200.) - (195.) M. N e c k e r, Ad Pichler. — (196.) YV.
Bormann, H. Leuthold u. d. dicht. Formbegriff — Uhland in
Frankfurt; briefl. Äusserung d. Prof. Hassler. Mitgeth. v. R. Krauss.
— (197.) G. Kerschenste in er, Die 2. Vermessung d. Geratsch-
lerners. — Tille, Die Bodc’schc Faustbücherei. — (198.) P. Pasig,
Die neuere ägvpt. Volkslyrik. — W. Lotz, Der öffentl. Credit in
Österr.-Ung. vor d. Zeitalter Maria Theresias. — (199.) A. Rau,
Jac. Henle. — Wasserzieher, Das Schlesw.-Holstein-Lied mit
dänisch. Erläuterung. — (200.) Lüde mann. Rieh. Ad. Lipsius. —
(201.) Die Vorstell, v. Tod. u. Auferstehung in d. Psalmen. —
M Landau, Ital. Dichterinnen. — (202.) H., Die Anfänge der
Schweiz. — E. K i 1 i a n, Antike Lustspiele v. F. Röber. — (203 )
Ed. Mahl er, Die Astronomie b. d. Völkern d. alten Orients. —
Briefe von YV. v. Humboldt an F. H. Jacobi v. Dr. J. Hoops. —
G. Weisstein, Zu Just. Kerner’s Ballade »Der reichste Fürst«.
Illustrlrte Zeitung, (Leipzig. J. J. Weber) Nr. 2565 u. 2566.
(2565.) Alberti, Das Rieh. Wagner-Museum in Wien. —
Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. — Die Helgoländer als
Kaiscrgäste in Berlin. — Der Choleralumult in Saratow. — F. L., Von
unserer Kriegsmarine. — Todtenschau. — Aus den Tiroler Alpen.
— Platter, Oswald v. Wolkenstein. — Migula, Die Organismen
der Malaria. — Culturgeschichtliche Nachrichten. — Presse und
Buchhandel. — Das Rauhe Haus bei Hamburg. — Alpines. —
Steinhausen. Zu spät. Novellette.
(2566.) Der Brand v. Grindelwald. — Wochenschau. —
Mannigfaltigkeiten. — G. Zern in, Generallieut. v. Wittich. —
Das Hofer-Denkmal a. d. Berge Isel. — O. H. Heisler, Rieh. Ad.
Lipsius. — Todtenschau. — Schwed. Holzvillen. — L. Schütze*;.
Dorfkapelle. — Dr. R. Irmer. Eine Episode a. d. Leben Götz v.
Berlichingen's. — Culturgeschichtl. Nachrichten. — Die Cholera
in St. Petersburg. — Vom Büchertisch. — E. Fraas, Der jüngste
Ichthyosaurierfund in Holzmadcn. — Neue Ausgrabungen in
Pompeji. — Alpines. — M. Rumbauer, Don Tumasis letzte
Messe. — Moden.
Velhagen u. Klasing*s Monatshefte, VIL 1892/93, 1 . Septem¬
ber 1892.
B o y - E d Ida, »Sieben Schwerterc Roman. — Schanz
Frida, Das Brandenburger Thor, (jedicht. — Pietsch Ludw.,
Hubert Herkomer. — Hart Jul., Marie Nicmann-Seebach. —
F u c h s Reinh., Yolande von Blonav. Ein Sang a. d. Savoyerbcrgen.
— Z o b e 1 t i t z Hans v., Was Berlin isst u. trinkt. — Fra pan
Ilse. Spruch. - Bülow v. Dehnewitz Graf v., Ahnung.
Gedicht. — Villinger Herrn., Der letzte Schüler. Novelle. —
Groller Bald., Der Strohwitwer. Blätter a. e. Sommertagebuch
— Lenbach Ernst, Epheu. Gedicht. — Harden Hasso,
Venetianischcs Glas. — Schönaich-Carolath Prinz Emil v.,
Herbstreise. Gedicht. — Szczepanski, Neues v. Büchertiscb.
— Kunstbeilage: Sclhstporträt Hubert Herkomer’s nach seinem
Monotvp. Heliogr. — Am Schluss Romanbibliothek: Elliot S. B ,
Jerry. Roman. Nach d. Amerikanischen.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet). VIIT, 6 .
Heilmaycr L., Cristobal Colon. — Reuter YV., Wanderers
Morgenandacht. Gedicht. — Ein kühner Streich. Aus d. Erinnerung,
eines Londoner Geheimpolizisten. (Schl.) — Ebhart, Das Kreuz
im \Y r alde. Gedicht. — Landsmann, Der alte Brief. Erzählung.
— Zeiler v. Geisenheim, Einem Brautpaar. Gedicht. — J. L.,
Das Fest Kreuzerhöhung (14. Sept.). — H. v. Wörndlc, Eine
Wanderung über den Brenner. (Schl.) — de Monti, Der Marchese
di San Andrea. Hist. Novellette. (Schl.) — V. Hardung, Mutter¬
liebe. Gedicht. — J. Bergmann, Unsere Wohlthätigkeit. Nicht
ganz überflüssige Plaudereien. — M. v. Pelzeln, Otto's Braut.
Erzählung. — H. v. Remagen, Fabelhafte Seethierc. — Kathol.
Chronik. — Litteratur, Kunst u. Wissenschaft. — Buntes.
Dresdner Wochenblätter für Kunst u. Leben, Hrsg, von H. Pudor
(Leipzig, Ed. Strauch). Heft 29.
Die Wiedergeburt d. Kunstgewerbes. — Das Deutschthum
d. deutschen Classiker. — Die Dresdner Kunst auf d. 3. Aquarell-
Ausstellung. (Forts.) — Job. Guttzeit, Sicher u. Kühn od. Spiel
u. Ernst m. Reformen. (Forts.) — G. Fahrow, Gedichte. — Nach¬
richten. — Bücher- u. Zeitschriftenschau. — Verkehr. — In eigener
Sache: Mein Doctor-Diplom.
Academia, Organ f. d. C.-V. d. kath. deutsch. Student.-Verbind.,
hrsg. v. Fl. Werr (Uissigheim). V, 3 u. 4.
(3.) Gedichte. — Unsere Aufgabe. — Hauvillcr, Einst u.
Jetzt. (Schl.) — Das Cartell-Abzeichen. — 3. Allg. österr. Kath.-
Tag i. Linz. — Die Studien- u. Prüfungsordnungen d. deutschen
Reiches. — Die Kylfhäuscrbeweg. a. deutsch. Hochschulen. (Schl.)
— Duell u. Cultur. — Aus d. C.-YY — Universitätsnachrichten.
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308
Nr. 12. — Oesterreichischks Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
(4.) Gedichte. — Der 19. Kehr. 1X93. — Auf zur C.-V.
nach Mainz. — Zur Beherzigung in Mainz. — Bayer u. d. C.-V.
— Aufruf. Palatia sei’s Panier! — Langen, Nachruf an d. Ge¬
richts-Assessor Gobert. — Der Stellenmarkt. — Bild. a. deutsch.
Universitätsstädten. — Ausländ. Studentcnlehen. II. Amerika. —
Mittheilungen a. d. Gesell, d. deutsch. Studentencorporationen III.
— Göekel er, Vom Tubacktrinken. — Aus d. C.-V. — Univer¬
sitätsnachrichten. — Litterarisches.
Neue Erscheinungen:
B i 11 r i c h, Deutsche Frauen, deutsche Treue od. Frau Burge-
meistern v. Rathenow. Vaterl. Drama. Rathenow, Babenzien 8 "
(HI u. 36 S.) 0 . —.60.
Keller J. A., 150 lehrreiche Beispiele u. Gcsch. z. hl. Sacram.
d. Taufe. Wahrheitsgetreu erzählt. Mainz, Kirchheim. 12 °. (XIII
u. 252 S. m. 1 Stahlst.) 11 . 1.08.
Strecker K., Der Sang v. Mönchgut. Epische Dichtung in 10
Gesängen. Stralsund, Bremer. 12 °. (149 S.) 6 . 1.65.
Rodank A., Das Fräulein v. Trostburg. Innsbruck, Wagner
8 °. (VI u. 368 S.) fl. 1 . 20 .
S a I b u r g E., Ein Erwachen. Aus d. Buche eines Lebens. Gedicht.
Graz, Styria, fl. —.60.
Zey er J., Stratonika a jine povidky. (Stratonika und andere
Erzählungen.) Prag, Bursik & Kohout. gr. 8 °. (400 S ) 11. I 70.
A 1 b i e r i, Pavel, Povidky pätera Cyrina. O zapadlem kf izi.
Kostivec. lllustroval Jos. Ulrich. (Pater Cyrin’s Erzählungen.)
Prag, Simäoek. gr.- 8 °. (200 S.) fl. 1 . 20 .
Herites, Tri cesty. (Drei Wege) Prag, äimacek. 8 °. (127 S.)
fl. —.60.
Schulz, Soudici a souzeni. (Richter u. Gerichtete.) Tele, &olc.
8 °. (129 S.) fl. -.50.
Molnär M., A kikelet virägai. (Frühlingsblumen.) Vcrsek kis
gvermckek sziimära. (Kinderlieder.) Budapest, Nagel. 8 °. (64 S.)
fl'. —.50.
De Geran do A., A nöi eiet. (Frauenleben.) Budapest, Pfeifer
8 °. (252 S.) Klausenburg. fl. —.40.
ß e k ä s s y, Költemenyek. (Gedichte.) Budapest, Revai. kl. 8 ".
(96, II S.) fl. ).-.
F c Ls z c g h v, Költemenyek. (Gedichte.) Budapest, Revai. 8 °.
(152 S.) fl.' 1.50.
K o v a c s. Költemcnyei. (Gedichte.) Budapest, Revai. 8 °. (173 S.)
fl. 1.50.
S z e k e 1 y, Divatos hagugsäg. Regeny ket kötetben. (Moderne
Lügen.) Budapest, Revai. 8 °. (145, 152 S.) fl. 2.—.
Vajda, A tanäesos leanva. Regeny. (Die Tochter des Raths.)
Budapest, Robicsek. kl.- 8 °. (192 S.) fl. 1. —.
Babay, Balaton-meileki törtenetek. (Gesch. v. Baiatom.) Bupa-
pest, Singer & Wolfner. kl.- 8 °. (133 S.) Vessprim, 1892.
Szineri, Sancha. Törteneti dräma negy felvonäsban. (Histor.
Drama.) Szegedin, Traub & Comp. 8 °. (107 S.) fl. —.80.
F e k e t e, A holottak feltämaduak. Rcgeny. (Auferstehung der
Todten. Roman.) Neusohl, Singer & Sonnenfeld. 8 °. (199 S.)
fl. 1 .—.
S c h u 1 t h e i s s A., Das Festspiel zu Rothenburg. Eine heitere
Pfingstgesch. Mit 16 Abbild, u. erläut. Texte a. d. Festspiel.
München, M. Pössl. 8 °. (67 S.) Geb. m. Goldschn. fl. 1.44.
Jacob Stainer, Der Geigenmachcr v. Absam in Gesch. u. Dicht.
(Eine Lebensskizze v. S. Ruf. — Novelle v. J. Schüler. —
Dichtung von H. v. Gilm.) Innsbruck, Wagner. 8 °. (X u. 143 S.)
fl. —.60.
P r ö 1 1 K., Das muntere Jahrhundert. Ein Humoresken-Strauss.
Berlin, Wilhelmi. 8 °. (VII u. 230 S.) fl. 1.20.
P r ö 1 1 K., Zerbrochenes Spielzeug. Ein Skizzenbuch. Berlin,
Wilhelmi. 8 °. (VII u. 369 S.) fl. 1 80.
Geissler K., Zigeunerblut. Eine Dichtung. Braunschweig,
Litolff. 8 °. (32 S.) fl. —.30.
Demnächst erscheint bei G. Schliessmann in Gotha v. Rosa
M ü 1 h o 1 1 a n d: *Eine Emigrantin « Deutsch v. M. Morgenstern.
( 8 °. fl. 2.40.)
Von H. Blum erscheint Mitte September ein neuer Roman
»Juvalta « bei Gebr. Pätel in Berlin. (2 Bde. fl. 7.20.)
Der bisher unter dem Titel *Le Docteur Pascal « angezeigt
gewesene neue Roman von Emil Zola wird demnächst bei H. Le
Soudier in Paris unter d. Titel *Lourdes « erscheinen. 3 Fr. 50 c.
In den nächsten Wochen erscheint bei F. A. Brockhaus in
Leipzig ein neuer Roman von Salvatorc Farina +P<rchi! ho
risposto no «.
Anfang des Herbstes erscheint bei Wilh. Hertz in Berlin von
Ricarda Huch *Eroef* Dram. Spiel in fünf Aulzügen, (fl 1.20.)
Die Verlagslirma Breitkopf & Härtel in Leipzig kündigt für
Ende Sept. an: Felix Dahn >Die Pinnen « (142 S. fl. 2.40), —
M. E. della Grazie » Italienische Vignetten* (VII u. 132 S. 8 ".
11 . 1.80)
Bei Carl Meyer in Hannover erscheint demnächst von
G. E h r 1 i c h: > Ifochwohlderselbe.* Eine Mahnung an d. deutsch.
Beamtenstand. Preis etwa fl. —.30.
Personalnachrichten.
Gestorben sind:
Am 19. Aug. in Budweis d. Musikschriftstell, u. Director d.
Lehranstalt für Kirchenmusik in Prag, Franz Skuhersky im
Alter v. 62 J. — Am 22. Aug. in Aggsbach b. Melk d. ehern.
Director d. acadern. Gymnasiums in Wien Reg.-Rath Carl Friedr.
Schmidt, Verfass, einer in Österreich viel gebraucht, lat. Schul-
grammatik im Alter v. 62 J. — In München am 24. Aug. der
General d. Infantr. z. D. Carl Spruner v. Mertz im 89. Lebens¬
jahre. Er war eines d. hervorragendsten Mitglieder d. bayrisch.
Academic d. Wissensch. auf d. Gebiete d. Geographie u. Gesch.,
bekannt als Herausgeber des grossen histor. Altas. — Am selben
Tage der Compositeur u. Domcapellmeister Kammerlander in
Augsburg. - Der bischötl. Notar d. Budweiser Diöccse Reg.-Rath
Anton Fleisch m an n, gew. Gymnprof. am 25. Aug. zu Pisek in
Böhmen, 67 J. alt. — In der Döblinger Irrenanstalt am 26. Aug. d.
o. ö. Prof. f. Gynäkologie a. d. Prager deutsch. Universität Dr. Ludw.
Bandl im 50. Lebensj. — Am 29. Aug. in Würzburg d. Dom-
capitular Dr. Joh. Bapt. Renninger, 63 J. alt. Sein grösstes
Werk, eine Pastoraltheologie, soll demnächst erscheinen. — An
demselben Tage in Wien der k. k. Hofrath Primarius Dr. Josef
Standhartner, Vorstand d. I. medic. Abtheil. d. allgem. Kranken¬
hauses in Wien, im Alter von 75 J.; und in Baden b. Wien der
pens. Univ.-Prof. Med. Dr. Carl Ritter v. Cessner, erster Bundes¬
präsident d. österr. Gesellschaft v. rothen Kreuze. — Der Geh.
Reg.-Rath Dr. med. u. philos. Rieh. Gr eff, o. ö. Prof. d. Zoologie
u. vergleichenden Anatomie an d Universität in Marburg, im
64. Lebensj., am 30. Aug. daselbst. — Am selben Tage starben
in Hamburg an d. Cholera d. Musikschriftsteller Dr. Paul Mirsch,
Redacteur u. Musikreferent d. »Hamburger Nachrichten«, d. Tags
vorher aus der Sommerfrische im Erzgebirge nach Hamburg zu¬
rückgekehrt war; und d. Componist Berthold Co he lli. — Am
30. Aug. in Alt-Aussce Hofrath Georg Ritter Rebhann von
Aspernbruck, Prof, an d. techn. Hochschule zu Wien; und im
Hotel am Semmering der k. k. Hofschauspieler Robert Hübner im
31. Lebensjahre. — Am 31. Aug. in Maria Schutz am Semmering
der k. k. Hofrath Dr. Anton Win ekler, gew. Prof. d. Mathematik
an der techn. Hochschule in Wien im Alter von 71 J. — In
Partenkirchen am 2. Sept. der Maler u. Bildhauer Ferd. Barth
im 50. Lebensj. — Am selben Tage in Mondsee über 90 J. alt
der Botaniker Rudolf Hinterhuber, der auch als Schriftsteller
zur Verbreitung der Landeskunde von Oberösterreich u. Salzburg
gewirkt hatte. — Am 4. Sept. d. VVcltpriester Carl Ratzek in
in Wien IX im Alter von 95 J. — In Kaltenleutgcben am 7. Sept.
der emeritierte Schottenpricster P. Hermann Schubert, ein Bruder
d. berühmten Licdercomponistcn, im Alter von 66 J. an Alters¬
schwäche. — Der königl. Historiograph für Schottland Dr. William
Forbcs Skene im Alter von 83 J. in Edinburg. — In Potsdam
die Dichterin Alberti geb. Mödlinger, die unter d. Pseudonym
Sophie Verena zahlreiche Romane, Novellen, Übersetzungen und
Lieder veröffentlicht hat, im Alter von 66 J.
Ernannt wurden: Der a. o. Prof. f. Mathem. in Marburg Dr. E.
Hess, zum o. ö. Prof, daselbst. — Der a. o. Prof. a. d. theolog.
Facultät d. böhmischen Universität zu Prag Dr. Joh. Svkora,
zum o. ö. Prof. d. N. B. und der höheren Exegese. — Der a. o.
Prof. Dr. Hugo Andersen in Göttingen z. o. ö. Prof, in Münster
in W. — Der a. o. Prof. Lic. theol. u. Dr. phil. Ernst Kühl zum
o. ö. Prof. a. d. evang.-theol. Facultät in Marburg. — Der a. o.
Prof, an d. theol. Facultät d. böhm. Univ. zu Prag Dr. Joseph
Pachta zum o. ö. Prof. d. Dogmatik ebendaselbst. — Der Priv.-
Docent u. Adjunkt am botan. Garten d. Univ. Wien, Dr. Richard
Ritter Wettstein v. Westers heim zum o. ö. Prof. d. Botanik
a d. deutschen Univ. in Prag. — Der Privat-Docent Dr. Johann
Ficker in Halle z. o. ö. Prof. a. d. theolog. Facultät in Strass¬
burg. — Der Privat-Docent Dr. Wilh. Königs in München zum
o. ö. Prof. d. Chemie daselbst. — Der Privat-Docent a. d. Univ.
Innsbruck Dr. Rob. v. LendenfeId zum a. o. Prof. d. Zoologie
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399
Nh. 12. — Okstrrreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
400
a. d. Univ. in Czernowitz. — Der Privat-Docent Lic. theolog.
R. Müller in Jena zum a. ö. Prof. d. rclorm. Theologie extra
facultatem a. d. Univ. Erlangen. — 1). Privat-Docent f. deutsches
Privatrecht in Greifswald Dr. Georg Fromm hold z. a. o. Prof,
daselbst. — Der Privat-Docent 1'. Hautkrankheiten an d. Univers.
Leipzig Dr. Fdm. Lesser zum a. o. ProL an d. Univ. in Bern.
— Der Prof, an d. theol. Lehranstalt in Königgrätz Dr. G. Pechärek
zum a. o. Prof. d. Pastoroltheol. an d. bühm. Univ. in Prag.
Habilitiert haben sich: J. U. Dr. Herrn. Hce k er an d. jurid.
u. Dr. Herrn. Rieder an d. med. Facultät in München; Dr. Jul.
v. Schlosser für Kunstgeschichte a. d. Univ. Wien.
Der o. ü. Prof. d. dass. Philologie in Giessen Dr. Joh. Schmidt
übersiedelt nach Königsberg als Nachfolger des in Ruhestand ge¬
tretenen Käthes Prof. Ludwig Friedlander. — Der Sccretär d. k.
Hof- und Staatsbibliothek in München Dr. Schnorr v. Carols-
feld wurde zum Oberbibliothekar d. Univ.-Bibl. daselbst ernannt. —
Der o. ü. Univ.-Prof. Hofrath Dr. Hermann Z sc h ok k e, d. Oberhof-
caplan u. Hofceremoniar Dr. Joseph Scywald und d. Director
d. f.-e. Clericalseminars und a. o. Univ.-Prof. Ehrendomherr des
Metropolitan-Capitels zu St. Stephan Dr. Gustav M ü 11 er, wurden
zu Domherren d. Metropolitancapitels zum heil. Stephan in Wien;
d. Canonicus sen. am Linzer Kathedralcapitcl Anton Pinzger
zum Domscholaster ernannt. — Der o. ö. Prof. d. Philosophie an
d. Univ. Lemberg Hofrath Dr. Eusebius Czerkawski erhielt aus
Anlass seines Übertrittes in den bleibenden Ruhestand das Ritter¬
kreuz des Leopold-Ordens. — Dem o ö. Prof, an d. Bergacademie
in Leoben, Oberbergrath Franz Kupelwieser, wurde d. Orden
d. eisernen Krone III. Classe; — dem Prof, am Staats-Obergymn.
in Laibach f.-e. Consistorialrath und Ehrendomherrn Jos. Main
das Ritterkreuz des Franz Josephs Ordens; — und dem Prof, am
Staatsgymnasium im VIII. Bez. Wiens Dr. Philipp Paulitschke
der Titel eines kaiserl. Rathes verliehen.
Soeben erschien bei J. P. Bachem in Köln:
DER STURZ
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licher Sachkcnntniss und mit vollkommener Beherrschung des Stoffes geschrie¬
benes Stück Tagesgeschichte, vortrefflich stilisirt, eine im Grossen und Ganzen
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bischof von Wien. Oest. W. fl. 9.—. Pracht¬
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In Veitretung der Leo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III- Seidlgasse 8.
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Nr. 13.
1. Jahrgang.
W IHN, 1. OCTOBER 1892.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : I) r. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendorl.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
HEPUilKRT VON
DR FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.—(M.9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbertu»"-Verlagahandlung in Wien III, Seidlgasme 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu rlohten alnd.
Preise der Inserate: »/» S. fl. 20.—= Mk. 30.— t */* S. fl. 10.50 - Mk. 19.-, »/* S. fl. 7.— = Mk. 12.60, «/• S. fl. 4.—= Mk. 7.20, »/i* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
IN H A LT :
Schenz YV\, Die priesterliehe Thätigkeit des
Messias nach dem Propheten Isaias. (Prol.
Dr. H. Zschokke).
Gum p recht R., Modernes Seelenleben. Betrach¬
tungen über d. l enden/ des modernen Seelen¬
lebens, (Dr. G. K. Haas).
Thocmes N., Der Antheil der Jesuiten an der
preussischen Königskrone von 1701. (Ünno
Klopp).
Fey C., Der Antheil der Jesuiten an der preus¬
sischen Königskrone. (Onno Klopp».
Holenia E, Erinnerungen aus meinem Leben.
(Helfen).
Müller W., Politische Geschichte der Gegen¬
wart. XXV, 1891. (H. M.).
Zenker E. V., Geschichte der Wiener Jour¬
nalistik von den Anfängen bis z. J. 1848.
(Jacob Minor».
Kelle J., Geschichte der deutschen Litteratur
von der ältesten Zeit bis zur Mitte des
11. Jhdts. (Dr. Rieh. Müller).
('au er P., Worte und Gcdunkcnspicle in den
Oden des Horaz. (Mich. Gitlnaucr).
Tyck-Cruno L., Taschenbuch für Landschafts-
Malerei. Aquarell- und Öl-Malerei. (A. Fuchs).
Die Wiener Singakademie. (Statistischer Bericht).
Key er E., On the causes of the Deformation of
the carth’s crust. (J. Blaas).
—, Ursachen der Deformation u. der Gebirgs¬
bildung (J. Blaas).
Ostersetzer A., Währungswechsel u. Aufnahme
der Baarzahlungen. (Dr. V. M.ttajai.
Haupt Ö , Gold. Silber u. die \'aluta-Herstel¬
lung. (Dr. V. Mataja).
Roll V., Kncyklopädie des gesammten Eisen¬
bahnwesens in alphabet. Anordnung. IV.
(F. v. W.)
C h wo Iso n O.. Über den gegenwärtigen Zustand
der Actinometrie. (J. M. Penner.
Bach M., Studien und Lesefrtlchte aus dem
Buche der Natur. (Prof. Dr. Hamann).
Vischer Fr. Th., Lyrische Gänge. (Prof. L.
Müllner).
Seeburg F. v.. Die Fugger und ihre Zeit. Ein
B ldcrcyklus. (Schnürer).
Xenia Bernardina, Ediderunt Antistites et
Conventus Cisterciensesprov. Austriaco-Hun-
garicae. Uh* Gottlieb).
Persnnalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Schenz, Dr. Wilhelm, Prof, der Theol. am Lyceum zu
Regensburg: Die priesterliehe Thätigkeit des Messias
nach dt in Propheten Isaias (c. 49 — 57) in gemein¬
verständlicher Auslegung betrachtet. Regensburg, Verl,
v. Manz. 1892. 8°. (VII u. 115 S.) Preis fl. —.90.
Diese kleine exegetische Arbeit, welche dem Hoclnv.
Bischöfe Dr. Ignaz v. Senestrcy von Regensburg zum
50jährigen Priesterjubiläum gewidmet ist, hat die Er¬
klärung der sieben prophetischen Reden aus dem zweiten
Theile des Buches Isaias, die den Glanzpunkt unter den
Weissagungen dieses evangelischen Propheten des alten
Bundes bilden, zum Gegenstände. Die grössten Geheim¬
nisse des neuen Bundes, die tiefste Erniedrigung des
leidenden und die Glorie des triumphierenden Messias
werden hier mit einer überraschenden Klarheit durch den
grössten Propheten des alten Bundes vorausverkündigt.
Der Erklärung der einzelnen Reden sendet der Verf.
den lateinischen Text der Vulgata mit der gegenüber¬
stehenden deutschen Uebersetzung nach Loch voraus
und gibt dann eine allgemeine sachliche Erklärung, die
besonders den Zusammenhang der einzelnen Reden und
Theile berücksichtigt. Wie der Verf. öfters hervorhebt,
liebt Isaias in der Darstellung nicht den stetigen Fort¬
gang der Gedankenreihe. Statt Blume an Blume zu fügen,
flicht er oft nur ein Blättchen oder eine Knospe in den
Kranz, deren völlig entfaltete Frucht erst später nach¬
folgt. Der Gesammtinhalt dieser sieben Reden ist nach
Sch. folgender: 1. In weltumfassender Allgemeinheit wird
die von Sion ausgehende Erlösung sich offenbaren (cp. 49).
2. Für das schuldbchaftete Israel bietet sich der schuld¬
lose Messias zum Genugthuungsopfer an (cp. 50). 3.
Schilderung der durch den Leidensgehorsam des Messias
für Sion errungenen Herrlichkeit (51 — 52, 12). 4. Die
prophetische Darstellung der Tiefe der Erniedrigung des
leidenden, wie des Gipfels der Erhöhung de^ triumphierenden
Messias (52, 13 — 53 incl.). 5. Des bitteren Opfers süsse
Opferfrucht tritt hervor in der Gegenüberstellung zwischen
der alt- und neutestamentlichen Bundeskirche (cp. 54).
6. Aufforderung zum Anschluss an die durch das Messias¬
opfer begründete Heilsanstalt (cp. 55). 7. Das Heil der
gläubig Gewordenen, das Unheil der ungläubig Gebliebenen
(cp. 56, 57).
In der speciellen Erklärung der einzelnen Versikel
finden die Abweichungen der Vulgata von dem hebräischen
Texte und den übrigen alten Uebersetzungen, die Er¬
läuterungen der heil. Väter und der vorzüglichsten Inter¬
preten die geeignete Berücksichtigung. Am Schlüsse gibt
der Verf. zu diesen prophetischen Reden die passenden
Parallelen aus den Evangelien, welche dem Priester eine
Fülle der Belehrung, Anregung und des Trostes bieten.
Die Reden des Isaias liefern auch den besten Beweis,
dass die alttestamentlichen Propheten nicht die Feinde
der Priester waren, sondern zu den zuverlässigsten Freunden
und Berathern derselben gehörten. Diese Arbeit soll daher
auch den Priestern bestens empfohlen sein.
Wien. Prof. Dr. H. Zschokke.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterreichs, red. v.
R. G. Himmelbauer (Wien, Fromme). XI, 17.
Himmelbauer R. G., In eigener Sache. — Beschlüsse des
III. osterr. Katholikentages. I. — H., Kirche u. Staat. IX. —
B. Otter, Zur Gesch. d. Katechetik. (Forts) — Sprcchsaal: Credit-
vereine f. d. kath. Clerus. — Lehensbestätigung auf Pensions¬
quittungen. — Das neue Geld. — Einlösung d. Conventionsmünzen.
— Dazu Beil.: Hirtentasche, Pastoralhlatt. red. v. Edm. Langer.
XIV, (N.F.V.), 9: Zur Stolataxe. (Schl.)—Über d. Kreuzmachen.
— Litteratur. — Mittheilungen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
A hit diadalo vagy kepek egy amerikai ültetvcnyes csaläd elete-
böl. Magyarit. M. J. plebänos, kiadja: Gladich Päl (Der Sieg
des Glaubens). Raab, Mäxa. 8°. (121 S.)
Budavär mint a päpäk jövendö szekhelye. Javaslat a päpai
szekhely megoldäsänak kerdesehez. Irta egy katholikus pap.
(Ofen als der Sitz des Fapstes.) Budapest, Robicsok. 8°. (56 S.)
11. —.50.
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403
Nr. 13. — Oesterrrichisches Litteratürblatt. — I. Jahrgang.
404
Geschichte der heil. Angela Merici und des von ihr gestifteten
Ordens der Ursulinen, bearb. v. einer Ursuline. Mit einem Vor¬
worte von Sr. Excellenz Dr. Simon Aichner, Fürstbischof von
Brixen u. einem Bildnis der heil. Angela von Albrecht v. Fels¬
burg. Innsbruck, Rauch gr.-8°. (XIII u. 396 S.) fl. —.3.
Thomassin G., Louis de Thomassin, d. grosse Theologe Frank¬
reichs, seine Versöhnungsversuche in d. Zeiten d. Gallikanismus u.
Jansenismus u. s. Werke. München, Scyberth. gr.-8°. (57 S. m.
Bildn.) fl. —72.
Daniel Sorur Pharim Den, früher Sclave, jetzt Missionär,
Meine Brüder, die Neger in Afrika. Ihr Wesen, ihre Befähigung,
ihre jetzige traurige Lage, ihre Hoffnungen. Ein ernstes Wort
an Europa’s Christen. Nach d. ital. Manuscript besorgte u. mit
einer Vorrede vers. deutsche Ausg. v. Schneider. Mit e. Anh.:
Das Werk d. ehrw. Dieners Gottes V. Pallotti. Münster, Schüningh.
12°. (96 S. m. Bildn.) fl. —.36.
Weiss Fr. Alb. Maria, O. Pr., Apologie d. Christenth. Vierter Bd.
Zweite Aufl. Sociale Frage u. sociale Ordnung od. Institutionen
d. Gesellschaftsordnung. 2 Theile. Freiburg i. Br., Herder. 8°.
(XIII, XI u. 1026 S.) fl. 4.20.
Bäum er, P. Suitbert, Johannes Mabillon. Ein Lebens- u.Litteratur-
bild aus dem XVII. u. XVIII. Jhrhdt. Augsburg, Dr. M. Huttier
(M. Seitz). gr.-8°. (XII u. 270 S. m. Portr.) fl. 2.10.
Wolff P. Odilo, O. S. B., Besuche bei Unserer Lieben Frau. Ebd.
4°. (VI u. 244, IV S. m. viel. Illustr.) fl. 1.80.
Doss, P. Adolph v., S. J., Gedanken u. Rathschi., gehild. Jünglingen
zur Beherzigung. 8. Aufl.. m. Titelb. Freiburg, Herder. 8°.
(XII u. 568 S.) fl. 1.80.
Hattier P. Franz, Das blut. Vergissmeinnicht od. d. hl. Kreuzweg
d. Herrn. 4. Aufl. Mit neuen Bld., entworf. n. d. Geschichte d.
ehrw. Kath. Emmerich. Innsbruck, Rauch. 8°. (368 S.) fl. —.60,
(geb. fl. —.90.)
— —, Christrosen im Mariengarten od. d. Geheimnisse d. hl.
Rosenkranzes. 2. verm. Aufl. m. Bld. u. e. Farbentitelb. Ebd.
8°. (398 S.) fl. —.80 (geb. fl. 1.10).
Scheyring P. Sebastian, O. S. Fr., Der hl. Wundermann Antonius
v. Padua u. seine Verehrung durch d. 9 Diensttage. Getreu u.
nach aut. Quellen bearb., 5. verb. u. verm. Aufl. Ebd. kl.-8°.
(339 S.) fl. —.40 (geb. fl. —.60).
Healy J., The ancient Irish church. London, Real. Tract. So¬
ciety. 8°. 3 sh.
Akatholica.
Schächter A., Der Commentar zu Esra u. Nehemia v. Jesaja di
Trani, n. Handschr. d. Angclica in Rom u. d. Bodlejana in
Oxford. Hrsg. u. kritisch bearb., nebst Einleitung üb. d. Anfänge
d. jüd. Exegese in Italien. I. Königsberg, Koch. gr.-8°. (66 S.)
fl. —.60.
Rettany G. Th., Mohammedamism and the religions of Mediter-
ranean countries. London, Ward & Leck. 8°. 2 sh. 6 d.
Fripp E. J., The composition of the book of Genesis. With
English text and analysis. London, Nutt. 8°. 4 sh. 6 d.
Philosophie. Pädagogik.
Gumprecht Richard: Modernes Seelenleben . Betrach -
tun gen über die Tendenz des moder?ie?i Seelenlebens .
Leipzig, W. Friedrich, 1892, 8°. (VIII u. 190 S.) fl. 1.80.
Das 190 Seiten starke Büchlein trägt weder die
Signatur der Wissenschaftlichkeit noch des feuilletoni-
stischen Geistes an sich. Es ist ein Mittelding, das von
Beiden etwas an sich hat, aber weder den Anforderungen
der strengen Wissenschaftlichkeit noch den Wünschen
ein Witzfeuerwerk abgebrannt zu sehen genügt.
Unstreitig enthält das Werkchen viel Wahres neben
manchem Irrthum und wir wollen dem Autor gern
glauben, dass es ihm mit Erforschung der Wahrheit ernst
war, wenn er sie auch nicht immer aufzuspüren so
glücklich war. Wir wollen nur zwei Irrthümer heraus¬
heben, gegen die wir, weil unsere innerste Ueberzeugung
tangierend, protestieren müssen. Der Verf. spricht dem
Weibe die Selbstlosigkeit der Gesellschaft gegenüber
ab, und lässt dieselbe auch nicht in Bezug auf Kranken¬
pflege und »barmherzige Schwestern« gelten, »denn Selbst¬
verleugnung ist eine Empfindung, mitunter eine Charakter¬
eigenschaft, aber nie ein Beruf«.
Wir können die Ansicht des Autors nicht theilen.
Einmal ist Selbstverleugnung keine Empfindung, sondern
eine Tugend, wohl kein Beruf selbst, aber eine Vocation
zu einem Berufe. Die Selbstverleugnung der »barmher¬
zigen Schwester« steht ungleich höher als die Ab¬
negation der Mutter, welche der Autor über jede andere
Art selbstloser Handlungen erhebt, sie wird nicht nur
nicht von physischen Gründen, wie in Ansehung der
Mutterliebe, bestimmt, sondern hat vielmehr das physische
Grauen zu überwinden. Der Verfasser hat aber auch sehr
Unrecht, die Hübschen und Jüngeren unter den Töchtern
der Barmherzigkeit der Flüchtigkeit zu verdächtigen. Er
schreibt: »Glaube mir, das reizende Kind ist durchaus
nicht mit ihrem Leben fertig, sie hat sich übereilt mit
ihrer ersten enttäuschten Hoffnung begraben und ich
wette eins gegen hundert, dass sie kaum den Augenblick
erwarten kann, um aus der hässlichen Larve heraus zu
schlüpfen.«
Dass der Verf. den Gegenstand nicht vollkommen
kennt, über den er schreibt, ist nicht unsere Schuld.
Hätte er sich mit der von ihm angegriffenen Institution
vertraut gemacht, so würde er wissen, dass es jeder
barmherzigen Schwester frei steht, ihre Congregation zu
verlassen, dass aber eine derlei Fahnenflucht fast niemals
vorkommt und selbst dann nicht, wenn gute Gründe,
wie physische Unzulänglichkeit und ärztliche Weisung
für den Rücktritt sprechen. Wenn unser Psycholog jene
Frauen besser kennte, würde er mit seinem Beifalle nicht
kargen und die Opferwilligkeit dieser Schwestern höher
stellen. Wenn die Selbstverleugnung sich je umsponnen von
der unverwelklichen Krone des Martyriums unsern Blicken
darstellt, so ist das in Gestalt jener frommen Dulde¬
rinnen der Fall, die der Sprachgebrauch mit »graue
Schwestern« bezeichnet.
Aber gehen wir zu unserm zweiten Einwurf über.
Das Capitel, in dem der Verf. den »versteckten oder
complicierten Egoismus« behandelt, überschreibt er mit
»Jesuitismus«. Wir hätten doch von einem Manne,
der so gewaltig auf seine Wahrheitsliebe pocht, erwarten
dürfen, dass er bei Entlehnung seiner Aufschriften
etwas gewissenhafter zu Werke gehe und das Märchen
von der Heiligung des Mittels durch den Zweck unauf-
gewärmt lasse. Aber er geht noch viel weiter und findet
»noch andere Identitätspunkte an den Fanatikern des Ego
mit den Brüdern Jesu.« Wo sich die Mitglieder der Ge¬
sellschaft Jesu je Brüder Christi genannt haben, wird
dem Autor vorliegenden Buches bekannt sein, wir wissen
nichts davon. Eben so gering ist unsere Bekanntschaft
mit solchen »jungen Geistlichen, die in blindem Eifer
ihrer Ueberzeugung ruhig mit der Rechten den kalten
Stahl der Wahrheit in das Herz eines Unglücklichen
senken und mit der Linken einen armseligen und unzu¬
reichenden Trost auf Zeit zu spenden suchen.« —
Nebenher verstehen wir, wie der rechte Arm den Stahl
handhaben kann, die Kunst, mit dem linken Arme Trost
zu spenden, wird uns dagegen ewig ein unergründliches
Geheimnis bleiben.
Wir lassen es bei den vorgebrachten Einwürfen
bewenden und geben uns gern der Hoffnung hin, dass
der Autor künftig etwas mehr Strenge in Ansehung seiner
litterarischen Erzeugnisse walten lassen werde.
Gloggnitz. Dr. G. E. Haas.
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405
Nr. 13. — Oestbrreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
406
Katholische Schulkunde, red. v. R. Kiel (Heiligenstadt, Cordier).
I, 36 u. 37.
(36.) Feld hohn P f , Die Aufsatzübungen a. d. Mittelstufe
der Volkssch. i. Anschi, an das Bild. (Forts.) — Welche Bedeu¬
tung hat Franke f. d. kath. Schulwesen s. Zeit? — Schul-Chronik.
(37.) Bürgel-Boppard, Die Einführung d. Schulkinder in
das Verständnis d. Kirchenjahres. — J. H. Christ, Die Bekämpfung
d. lehlerh. Aussprache einz. Laute auf d. Unterstufe. — Welche
Bedeutung hat Franke für d. kath. Schulwesen s. Zeit? (Schl.) —
Feld hohn, Die Anfsatzübungen a. d. Mittelstufe d. Volkssch.
im Anschi, an d. Bild. (Forts.) — Görgen-Eitelsbach, Zu Dr.
Kellner’s Heimgang. Auszüge aus Beileidsschr. u. Pressstimmen.
— Schul-Chronik. — Beil.: Edelsteine. Illustr. kath. Jugend¬
schrift V, 18.: Der Schutzengel u. sein Schützling. — Die ver¬
wischte Handschr. — Janssen, Wer rathet? — Cazenove, Ohne
Kreuz keine Krone ! — Angela.
Das humanistische Gymnasium, red. v. Dr. Uhlig. (Heidelberg,
Winter.) III, 1 u. 2.
(1.) Die neuen Lehrpläne d. Gymnasien in Preuss., Bayern,
Sachs, u. Württemb. — Recensionen: Lehmann, Der deutsche Unter¬
richt (O. Schröder); E. Lundberg, Der mathem. Unterr. an deutschen
u. franz. Schulen (Sahlin). — Bahnsch, Die Zukunft d. griech.
Sprachunter. auf d. Gymn. (Uhlig). — Standesangelegenheiten. —
Studienreise badischer Philologen n. Griechenl. — Uhlig, Die
jüngsten Verhandl. üb. d. Einheitsschule im preuss. Abgeordneten¬
hause u. d. Frankfurter Lehrpläne. — Litter. Anzeigen.
(2.) Verhandlg. d. II. Generalvers. d. Gymnasialvereins, darin :
Vortr. v. Dr. W. Schräder üb. d. aussprachl. Unterricht der
oberen Gymnasialcl. nach d. neuen preuss. Lehrplan. — u. Vor¬
trag v. Prof. Kropatschek üb. die Besoldungsfrage. — Maler,
Mittheilungen aus A. Fouillee’s »L'enseignemcnt au point de vue
national. — Hilgard, Die griech. Studienreise badischer Philolog.
— Mehlhorn, Die Comeniusfeier in Heidelberg. — Uhlig, Zur
Einheitsschulfrage. — Zur Geschichte der badischen Gymnasien.
— Litter. Anzeigen.
Revue philosophique. XVII, 4.
Ch. Bastian, Les processus nerveux dans i’attention et la
volition. — Paulhan, La responsabilite. — Janet, Le spiritisme
contemporain.
Zeitschrift für die österr. Gymnasien, red. v. W. v. Hartei,
K. Schenkl (Wien, Gerold’s Sohn). XLIII, 6.
J. La Roche, Ithaka. — Reichenhart, Zur Erklärung
einiger Vergilstellen. — Litterar. Anzeigen,
österreichische Mittelschule, red. v. Prof. Tumlirz, Feod.
Hoppe, Jos. M ei xn er, Effenberger, Frz. Lang. (Wien,
Holder.) VI, 2.
Hannak, Die Reformbeweg, auf d. Gebiete d. Geschichts¬
unterrichtes in Deutschi. — Duschinsky, Meine Erfahrungen
mit d. analyt. Methode b. Unterricht d. Franz. — A. Böhm, Die
Leibesüb. als nothw. Bcstandtheil einer ebenmüss. Erziehung.
Neue Erscheinungen:
Der Socialismus als Feind d. Religion u. d. Volksschule. Ein
Wort z. Aufklärung v. A. P. Berlin, Harnisch. gr.-8°, (32 S.)
fl. —.12.
Wichers v. Gogh E., Rettet die Kinder, Ein Mahnruf. Ebd.
gr.-8°. (15 S.) n. -.12.
Rosenburg H., Methodik d. Geschichtsunterrichts. Nach den
Grundsätzen d. vermittelnden Pädagogik bearbeitet. Breslau,
Hirt, gr.-8°. (120 S.) n, —.80.
W olf M., Die physische u. sittl. Entartung d. modernen Weibes.
Neuwied, Schupp. gr.-8°. (IV u. 113 S.) fl. 1.50.
Brasch M., Das Wesen u. d. Formen d. dramat. Dichtung nach
den Principien d. mod. Ästhetik. Ein Vortrag. Leipzig, Gottwald.
gr.-8°. (57 S.) fl. —.60.
Schlechta-Wssehrd, O. Frh. v., Moralphilosophie d. Morgenl. aus
pers. Dichtern erläutert. Leipzig, Haessel. 8°. (XII u. 216 S. m.
I Stahlst.) fl. 1.80.
Schroeder, L. v., Worte d. Wahrheit. — Dhammapadam. —.
Eine zum buddhist. Canon geh. Spruchsamml. in deutsch. Über¬
setzung hrsg. Leipzig, Haessel. 8°. (XXII u. 150 S.) fl. 1.80.
Ernesti C., F. v., Fürstenbergs Leben u. Schriften üb. Erzieh,
u. Unterricht I. (>amml. d. bedeutendst, pädagog. Schrift, aus
alter u. neuer Zeit. Mit Biograph., Erläuterungen u. erklär.
Anmerk. hrsg. v. B. Schulz, J. Gänsen, A. Keller. 73. Lfg.)
Paderborn, Schöningh. 8°. (S. 1—48.) ä Lfg. fl. —.15.
de Baets M., Les bases de la morale et du droit. Paris, Alcan.
8°. Fr. 6.—.
Le Fe vre-De u mier J., Entretiens sur l’immortalite de Tarne.
Paris, Didot & Cie. 8°. Fr. 5.—.
Kap ras Jan, gymnasijni professor v Brn$, Strucn^ nastin v Jana
Amosa Komenskeho duSeslovi. (Psychologie.) Gr.-Mezifiö, Sasek.
8°. (101 S.) fl. —.50.
Be hm R., Vergl. d. kantisch. u. schopenhauerisch. Lehre in An¬
sehung d. Kausalität. Heidelberg, Weiss. gr.-8 # . (88 S.) fl. —.60.
Spencer H., The principles of ethics. Parts 2 and 3. London,
Williams & Norgate. 8°. 7 sh.
Trinks Th., Lebensführung e. deutsch. Lehrerin. Erinnerungen
an Deutschl, Engl., Frankr. u. Rumän. Eisenach, Wilckens. 8°.
fl. 2.40.
In Kurzem erscheint bei Engelmann in Leipzig: Hypnotismus
u. Suggestion v. Wundt. 8°. fl. —.90.
In Gaertner’s Verl, in Berlin erscheint in Kürze: Das Ich als
Grundlage unserer Weltansch. v. G. Gerber ca. 25 Bg. gr.8° u.
Neue pädagog. Beiträge v. W. Münch. Etwa 10 Bg. 8°.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Thömes, Nicolaus Dr. phil. : Der Antheil der Jesuiten
an der preussischen Königskrone von ijoi , Nach
den Acten des G. Staatsarckives. Eine preussische
und deutsche Studie . Mit einem Vorworte v. Fernst
Lieber, der Rechte Dr . U . S. W . Berlin, Verlag der Mark.
Volkszeitung, Eckes & Comp. 1892. gr.-8 w . (VIII u. 112 S.)
fl. 1 . 20 .
Fey, Dr. Carl: Der Antheil der Jesuiten a. d. preuss .
Königskrone. Leipzig, Verlag der Buchhandlung des evang.
Bundes, Carl Braun. 1892. gr.-8 . (46 S.) fl. —.45.
Die zweite Schrift ist gerichtet gegen die erstere.
Jene beginnt mit den Worten: »Wie der Ultramontanismus
im öffentlichen Leben ein doppeltes Gesicht zeigt, indem
er hier »Friede!« ruft und dort Unfrieden stiftet, so ge¬
braucht auch die ultramontane Wissenschaft doppeltes
Mass und Gewicht. Dies zeigt sich vor Allem in der
ultramontanen Darstellung der Geschichte und Litteratur.«
— Dem Beginne mit diesem Kriegsgesang entspricht die
ganze Schrift in Inhalt und Form und macht dadurch
sich des Anspruches auf eine wissenschaftliche Kritik
verlustig.
Die Schrift des Dr. Th. wird durch das Vor¬
wort Dr. Liebers auf das politische Gebiet der
Jetztzeit geführt. Ob sie gegenüber dem in Fällen solcher
Art herkömmlichen Rufe des Nos legem habemus etwas
vermögen werde, liegt ausserhalb des Gesichtskreises der
wissenschaftlichen Kritik, die nur mit dem Geschicht¬
lichen sich zu befassen hat. Dabei tritt zunächst die
Wahrnehmung entgegen, dass der Titel und der Inhalt
der Schrift sich nicht decken. Der Titel sagt: »Der An¬
theil der Jesuiten« —, als wäre es der Orden über¬
haupt, der einwirkt; in der Schrift jedoch ist nur von
zwei Jesuiten die Rede, Vota und Wolf, von denen
Jeder für seine Person handelt, ohne dass eine Autori¬
sation oder auch nur ein Connex mit anderen Mitgliedern
des Ordens ersichtlich wird. — Eine weitere Frage ist,
ob für den Eifer, den die zwei Patres unzweifelhaft be¬
wiesen haben, das Wort Antheil richtig gewählt sei. Die
Anerkennung einer neuen Königskrone hieng, nach dem
damals noch geltenden christlichen Völkerrechte, ab ent¬
weder von dem geistlichen oder dem weltlichen Haupte
der Christenheit, vom Papste oder dem römischen Kaiser.
Wenn P. Vota nach Rom hin eine Thätigkeit für die
preussische Krone entwickelt hat, so blieb sie, wie der
Protest des Papstes Clemens XI. von 1701 beweist, ohne
Frucht. Dass P. Vota nach Wien hin gearbeitet hat, ist
immerhin möglich: mit Sicherheit aber kann ich sagen,
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408
Nr. 13. — Okstrrrkichischrs Littkraturbi.att. — 1. Jahrgang.
dass in den Acten des k. u. k. Haus-, Hof- und Staats-
archives, die preussische Krone betreffend, der Name des
P. Vota sich nicht findet. — Bleibt also P. Wolf. That-
sache ist, dass P. Wolf auf das Immcdiat-Schreiben des
Kurfürsten Friedrich III. an ihn, im Februar 1700, den
Wunsch desselben vor dem römischen Kaiser Leopold
zur Sprache gebracht hat. Sein Bericht darüber (S. 35)
prägt jedoch eher ein Ausweichen als eine Zustimmung
des Kaisers aus. Einen weiteren festen Anhaltspunkt für
ein Einwirken des P. Wolf hat Th. nicht erbracht.
Auf den Dank des Kurfürsten nach der Bewilligung der
Krone erwidert P. Wolf am 4. August 1700 (S. 51):
»Ich aber habe hierbei nichts gethan, als was meine treu¬
gehorsamste unendliche Schuldigkeit gegen Dero hohe
Person mit höchstem Fug von mir erfordert hat.« —
Und in denselben Tagen meldet der Gesandte Bartholdi
nach Berlin (S. 50): »(Es) wollen I. K. M. zu des P. Wolf
Reise nach Berlin nicht stimmen, weil Sie nicht haben
mögen, dass es das Aussehen gewinne, dass Geistliche
sich in dergleichen Händel mit einmischen.« — Wenn also
der Kaiser diesen Schein vermeiden will, so darf umso¬
mehr mit Grund auch die Thatsache angenommen werden:
an den Berathungen und Beschlüssen in Wien über die
preussische Krone hat der P. Wolf keinen Antheil gehabt.
Und eben dies ergeben die betreffenden Acten des k. u. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchivcs. Ebenso wenig wie der
P. Vota, wird darin der P. Wolf auch nur genannt. Der
letztere hat in der Kronsache, nach der Anregung im
Februar 1700, keine andere Bedeutung als diejenige eines
eifrigen, rosig schauenden Berichterstatters.
Aber woher denn der Irrthum? Th. hat sich allzu
sehr verlassen auf Band I der Publicationcn aus den
preuss. Staatsarchiven, herausg. von M. Lehmann 1878.
Diese Sammlung enthält für die Angelegenheit der preuss.
Krone sehr interessante Actenstücke; aber das wichtigste
und entscheidende fehlt. Ich dränge den Kern der Sache,
nach den Acten des k. und k. Haus-, Hof- und Staats-
archives, möglichst kurz zusammen, wie folgt:
Nachdem der P. Wolf durch jene Reden vor dem
römischen Kaiser Leopold, im Februar 1700, das Eis
gebrochen zu haben schien, reichte der preuss. Resident
Bartholdi die bezüglichen Anträge ein. Der Kaiser liess
sie berathen durch die Minister Grafen Kaunitz und
Harrach, am 23. Mai und 1. Juni 1700. Das Ergebnis
war verneinend. Von Potsdam aus erfolgte dann sofort
ein neuer, stärkerer Druck durch ein Handschreiben
Friedrichs III. vom 9. Juni. Dieses in der Sache wichtigste,
bisher unbekannte Actenstück lautet wie folgt.
„(pofe&am, 9 . 3 U ™ 1700.
dEUFergnäbigfifer, «BrofjmädJftgfa* (Bomtfcfler TJatfcr,
dRffcrgndbtgfifcr
<£w. fUiferf. (fllajcffaf erinnern §tc6 tn (Bnaöcn, woe tcß
©erofefßen öureß meinen (geftöenten Bartßof&p wegen Ün*
neßmutig öee ftömgftcßcw £tfufe üBer mein jf)cr3ogtßum (preufjen
ßteßer vorfteffen faffen £c. Q2)ann in fofeßen meinem §ucßcn
etwas wäre, fo Sw. ft. (Jlflajeftät, fcem (geteß oöer fonft
fcem in fcer (Wett im iBertngftcn nacßtßciftg fein ftönntc, fo woffte
icß öavon wtflftg und gerne aßffcßcn. ©tc Krone (pofen aßer,
auf wefeße ee wof am meiffen öceßafß anftommf, ßat darein ßc*
reite gewtfftgf, und ftann tcß mir affo nimmer einßtfden, da^
Sw. ft. (Wlajeftat dae geringfte Qßcdenften daßei ßaßen werden,
ßevoraß da Sw. ft. (Wlajeftat anderen jfürften tßre Jonoree ßie#
ßer verfcßteöenfficß vermeßret und diefefße darin den Königen
gfeieß gemaeßt oder ftönigfießen (Kamen ißnen gegeßen, ungeaeßtet
ßie mir ßteßevor verfproeßen, in dergfeießen ©ingen mir (Ute*
manden vorji^teßen, icß aueß diefen dürften in üffem dem, worauf
<Sw. ft. QTlajeftät daßei etwa gefeßen ßaßen mögen, am affer*
wenigften aßer in £reue, ©evofion und üttaeßement an Sw. ft.
(Jltajeftat und dero ftönigfießen ^aue nteßt 311 weießen, vtefmeßr
aßer ißnen «Hffen ee darin weit 3uvor3ufßun gedenfte. Sw. ft.
QTlajeftat werden mir affo die (Bnade tßun und erwägen, oß ee
mieß nießt aufe au^erfte ßetrüßen wurde, wenn ©iefefße mieß
ßierunter unerßört faffen fofften. Qßevoraß da die $acße nun
feßon fo weit geftommen ift, dag icß diefefße unmögfieß aßan*
donniren ftann, aueß, wie icß Sw. ft. (YYlajcftat in ge3iemendem
(Jlefpect nießt oerßaften darf, damit durcß3udringen ßin und wieder
gute Üpparen3 und (Wlittef feße. 3$ ß d & c mieß aßer derfefßen
ßteßer gan3 nießt geßraueßen woffen, fondern mieß einzig und affein
an Sw. ft. QTlajeftat geßaften, und ©erofefßen die &ßrc und den
(por3ug diefee (H)crft 3U Stande geßraeßt 3U ßaßen, vor affen
Ünderen faffen, 3$ ro duc ö dadureß (Befegenßeit geßen woffen, ein
ewigee QTlerttum ßei mir und meinem f)aufe 3U erwerßen ge.“
„Sw. ft. QTlajeftat ftönnen aueß verfteßert fein, dag icß
fofcßee nießt mit feeren (Woxttn fondern mit affem dem, was
icß 3ur Beförderung Sw. ft. (Hl. tßforie und 3 n t m (T e einiger*
geftaft ßei3utragen vermag, erftennen, und in Erwartung Sw. ft.
QTl. gnädigfter, feßfeunigfter und ßoffentfieß gewieriger üntwort
ßia an daa Snbe meines JSeßens unverändert fein und ßfeißen
werde Sw. ft. (Ul. afferuntertßanigffgeßorfamfter Kurfürft jfriedrieß
QUarftgraf 3U Brandenßurg.“
Fassen wir kurz die damalige Weltlage ins Auge.
Der kinderlose König Carl II. von Spanien war krank
und matt, die Nachricht seines Todes täglich zu erwarten.
Für diesen Fall hatten Ludwig XIV. und Wilhelm 111.
einen Vertrag der Thcilung der spanischen Monarchie
geschlossen, dem der nächstberechtigte Erbe, der Kaiser,
seine Zustimmung versagte. Es musste also dem Kaiser
Leopold daran liegen, die Freunde, die er hatte, zu be¬
halten. Die in dem Handschreiben Friedrichs III. nur an¬
gedeutete Drohung, dass er auch Umschlägen könne,
wusste sein Gesandter Bartholdi vor den kaiserlichen
Ministern mündlich schärfer zu betonen. Die Minister
Harrach und Kaunitz beriethen abermals. Sie kamen zu
dem Ergebnisse, dass bei dem Stande der Dinge die Ein¬
willigung in den Königstitel für Preussen minus inaluni
sei, am 2. Juli 1700. Auf einhelliges Zurathen der ge-
sammten Minister erthcilte der Kaiser am 27. Juli diesem
Gutachten sein Placet. ~v
Der Jubelruf bei Th. (S. 50), mit welchem der
P. Wolf schon am nächsten Tage, dem 28. Juli, nach
Berlin hin das Gelingen meldet, macht es unwahrschein¬
lich, dass er um die Modalitäten der Schwergeburt ge¬
wusst habe. Klarer und schärfer blickte in die Sache
der bedeutendste Historiker der Leopoldinischen Zeit,
Wagner, selber Jesuit. Er fasst (11, 030) den Handel
zusammen in die Worte: Caesar , ne tempore alienissimo
potentem amicum amitteret , permittendum duxit, quod
facturum pervidebat alioquin, missaque legatione
honestissima per Paarium Comitem Borussiae regem
appellat.
Penzing. Onno Klopp.
Holenia, Edmund: Erinnerungen aus meinem Leben.
Wels, Juli. Haas. 1892. kl.-8". (134 S.) 11. -.90.
Anspruchslos und schlicht geschrieben, ein selbst¬
ständiger und sehr liebenswürdiger Charakter, mit dem
sich auch solche, die in manchen, und zwar wesentlichen
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Nr. 13. ÜKST’KRRRfCIIfSCHES LriTKRATURBI.ATT. — I. JAHRGANG.
410
Punkten anderer Meinung sind, befreunden müssen. Das
z. B. meint doch der Verf. selber nicht, dass der Clcri-
calismus darin besteht, dass die Katholiken »auch im
politischen Gebiet« sich einzig nach den Weisungen zu
richten haben, die ihnen die Bischöfe geben !?! (S. 117).
Darin hat hingegen der Verf. Recht, dass er S. 113 in
der confessionellen Volksschule einen »Cardinalpunkt der
clericalen Bestrebungen« erblickt, ein Grundsatz allerdings,
welchem er weit entfernt ist, das richtige Verständnis und
darum das wünschenswerthe Wohlwollen entgegen¬
zubringen. Nehmen wir diese beiden Punkte aus, so
können wir den übrigen Behauptungen, die er durch¬
aus mit ruhigem Anstand und ohne jede Aufdring¬
lichkeit vorbringt, mehr oder minder, sehr häufig mit
vollster Anerkennung, zustimmen. Letzteres gilt nament¬
lich von dem geschichtlichen Gehalte seines Büchleins.
Der aus dem wärmsten patriotischen Dankesgefühle ent¬
sprungene Aufruf zu einem Fackelzuge für Ferdinand den
Gütigen, der von polizeiwegen verboten wurde (S. 23),
des Verf. Weilen an der Universität al bue zu Padua
(S. 35—46), die persönliche Bekanntschaft mit Arthur
v. Görgey (S. 57 f. vgl. 83), der Ausbruch und die
erste Zeit der Prager Bewegung 1848 (S. 59 — 77) etc.
sind mit aller Treue geschildert und überall von einer
gesunden und richtigen Beurtheilung der Personen, Zu¬
stände und Ereignisse begleitet. Nur die Buchstaben- und
Punktier-Mcthode, die er häufig bei Personennamen an¬
wendet, hat mir nicht gefallen wollen. Was soll es mit
dem V. . . i (S. 63)? mit dem Grafen B. . . y (S. 72)?
Und nun gar mit dem Grafen K. . . t (S. 68)? Wer und
was Villani, Buquoy, Kolowrat gewesen, gehört doch
der Geschichte an und weiss heutzutage alle Welt, wozu
also dieses Versteckenspielen?! Ein Fehlgriff ist wieder¬
holt (S. 31, 71) »Philipp« Stadion statt »Franz«. Charakte¬
ristisch ist, was der Verf. S. 122 f. über den Socialis¬
mus sagt, aber sehr absonderlich das radicale Heilmittel,
das er dagegen vorschlägt. H eifert.
Müller Wilh ., Prof., Politische Geschichte der Gegenwart,
XXV. 1891. Berlin, Springer, 1892, 8° (XI und 304 S.)
6 . 2.40.
Das Buch nennt sich »Geschichte«, doch sollte es
richtiger heissen: »Schlecht geordnete Sammlung von
grösstentheils gehässigen und vielfach abgeschmackten
Zeitungsberichten.« Eine »Geschichte der Gegenwart«,
von deren 300 Seiten nur 202 S. auf Deutschland
fallen, die übrige Welt aber mit den restlichen 98 Seiten
beehrt wird! Vielleicht liegt der Wert des Buches in
der schönen Form? AufS. 110 wird von einem »deutsch-
freisinnigen Anträge Richter« und von einem »social¬
demokratischen Anträge Auer« gesprochen und auf
S. 237 von »Vorgängen, die der Welt mal wieder klar
zeigen« etc. Der Ref. bedauert aufrichtig durch das Lesen
des Buches Zeit verloren zu haben.
Wien. H. M.
Carinthia, Mitth. d. Geschichtsvereines f. Kärnten, hrsg. v. S.
Laschitzer (Klagenfurt, Leon). LXXXII, 5.
Hauser, Kelt. Münzen im histor. Museum zu Klagenfurt. —
Hann, Drei Darstell, d. Weltschöpfung auf Malereien in Kärnten.
— Jaksch, Alte Lieder a. Kärnten (Schl.). — Scheinigg, Slov.
Ortsnamen aus Personennamen. (Forts.) — Kl. Mittheilungen:
Hann, Ein altdeutsch. Gemälde in Hoch-St. Paul. — Hann,
Ein Kümmerniscrucifix in d. Kirche St. Radegund b. Lorenzen im
Lcsachthal. — Hauser, Zwei bish. noch nicht bek. röm. In¬
schriftsteine. — Litteraturberichte : Kraus, »Vom Rechte« u. »Die
Hochzeit«. Eine litterar.-histor. Untersuchung.
Bullettino di Archeologia e Storia Dalmata pubbl. per cura
di Fr. prof. Buliö. (Spalato.) XV, 7.
Bulir, Iscrizioni Inedite 53—63: Salona, Brattia.— Radio,
Umjetnine i nadpisi na Lastovu (Oggetti d’arte cd iscrizioni a
Lagosta) V.—VI.— Kubitsch ek, Pesi romane scoperti a Salona
e Narona. — R a v n a t e 1 j s t v o M u z e j a 1 n o, Mikroskopicna
analiza kamena od koga je izklesana egipatska shnksa izpred
Mauzoleja Dioklecijanova u Spljctu (Analisi microscopica della
pietra della slinge che sta davanti il Mausoleo di Diocleziano in
Spalato). — Alacevic, La Congregazione generale della Dal-
mazia fatta a Nona nel 1396. — 1. Supplemento: 11 testamento
di Pietro Cavanelli. — II. Supplemento: La Zecca della Repubblica
di Ragusa.
Neue Heidelberger Jahrbücher, red. von Prof. A. v. Oechel-
häuser (Heidelberg, Koestcr) II, 2.
R. Schröder, Arno, Erzbischofv. Salzburg u. das Urkunden¬
wesen seiner Zeit. — II. Bassermann. J. A. Cotnenius, Fest¬
rede. — M. Cantor, Zeit und Zeitrechnung. — L e m m e,
Shakcspcare’s König Lear. — P 1 1 u g k - H a r t u n g, Die Druiden
Irlands. — II. Buhl, Hugo Donellus in Heidelberg (1573—1579).
Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, red. v. J. R.
Rahn u. K. B rulin Zürich, Herzog). XXV, 3.
J. H e i e r l i. Der Pfahlbau im Inkwiletsee. — Z c m p, Alte
Abbildungen des Stiftsbaues Maria-Einsicdeln. — Rahn, Neueste
Funde von Wandgemälden in Tessin. — J e c k 1 i n, Inventar des
Schlosses Cnstels in Graubünden. — Miscellen. — Bruhn,
Kleinere Nachrichten. — Litteratur. — Rahn, Statistik Schweiz.
Kunstdenkmäler.
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Ge¬
schichtskunde. (Hannover, Hahn) XVIII, 1.
Bericht über die 18. Plenarversammlung der Centraldirection
der Monumenta Germannte Berlin 1892. — K r u s c h, Die Fäl¬
schung der Vita Genovefae. — Dümmler, Zur Lebensgeschichte
Alchvins. — Traub e, Com put ns lletperici. — v. S i c k e 1, Die
Vita J/adriani nanantulana und dieDiurnushandschrift V. —
S a c k u r, Der Dictatus papae und die Canonsammlung des
Deusdedit. -- Schoffer-Boichorst, Dietamina über Ereignisse
der Papstgeschichte. — Roden borg, Die Verhandlungen zum
Frieden von St. Germano 1229—1230. — Hegel, Latein. Wörter
und deutsche Begriffe. — Lieb er mann, Über ostenglischc Ge¬
schichtsquellen des 12., 13. u. 14. Jhdls, besonders über den
falschen Ingulf. — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Bcrfricd E., Die alttcstamentlich-jüdische Passah-Berechnung und
die 84jährige Osterperiode. Gegen Florian Ricss, Priester der
Gesellschaft Jesu. Mit e. Anh. : Die victurian. Mondrechnung
d. Bucherius. Mittelwalde, Koffmann. 12°. (32 S.) fl. —.72.
Mol lat G., (Jucllenbuch zur Geschichte der deutschen Politik im
19. Jahrh. Leipzig, Haessel. 8 °. (VII u. 293 S.) fl. 1.80.
Gibbon E., History of the dccline and fall of the Roman empire.
Revised by Miltnan. 2 vols. London, Routledge & Sons. 8 ". 7 sh.
Guiraud J., Lcs registres de Gregoirc X. 1271 —1276. Fase. I,
Paris, Thorin & tils, 4°. 8 Fr. 40 c.
Wart mann H., Urkundenbuch der Abtei St. Gallen. Theil IV,
Lief. I. St. Gallen, Huber & Co. gr. 4°. (216 S.) fl. 6 .—.
Tümpling W., v., Geschichte d. Geschlechtes v. Tümpling.
2 Bd. (bis zur Gegenwart.) Mit Urkunden-Anh., Bildnissen,
anderen Kunstbcilagen, 1 Karte zum Feldzüge gegen Polen v.
1794 u. d. Treffens v. Gitschin, dem Fcsm. e. Schreibens d.
Kaisers Wilhelm I., d. Kronprinzen Friedrich Wilhelm u. d.
Prinzen Karl, m. Stammtaf., e. Ahnentaf., 2 Siegeltaf., 3 Hand-
schriftcntaf., Register u. Stammbaum. Weimar, Böhlau. Lex.- 8 °.
(VIII u. 748; 137 u. 90 S.) fl. 12.—.
S c c g e r C., Chicago. Die Geschichte e. Wunderstadt. Chicago,
Ackermann & Eyllcr. gr.- 8 °. (XVI u. 488 S. mit Abbildgn. u.
1 Fcsm.) fl. 5.40.
Bayer Th. v., (= Prinzessin Therese v. Bayern), Auguste Ferdi¬
nande Prinzessin Luitpold von Bayern, geb. Prinzessin von Tos¬
cana, Erzherzogin v. Österr. Teschen, Prochaska. 8 °. 2 Bg. fl. —.30.
In kurzer Zeit erscheint in der Kühtmann'schen Buchhand¬
lung in Bremen » Volkssitten und religiöse Gebräuche « von
B. Weiss und in Walther’s Verlag in Leipzig * Religiös-sociale
Bilder aus der Geschichte des deutschen Bürgerthums « von
G. M a i s c h.
Demnächst erscheint bei Heitz in Strassburg von Otto
Winckelmann : »Der Schmalkaldische Bund J^O —/v $2 und
der Nürnberger Religionsfriede< gr.- 8 ° (VIII u. 313 S.) 11. 3.60.
u. von Theodor Vulpinus: »Die Hauschronik Konrad
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412
Nr. 13. — Oksikrrkichischks Ltttk ratur b r. att. — I. Jahrgang.
Pellikans von Ru fach*. Ein Lebensbild aus der Reformationszeit.
8 °. (VIII u. 168 S.) tl. 2.10.
In Kürze erscheint in der Spithövcr'sehen Verlagsbuchhand¬
lung in Rom : Jnnocentii P. P. XI. Jipistolae ad Principes anno
I — V. (3. Octbr. 1676 bis 30. Septbr. 1681) edente I*. Fr. Joseph
H e r t h i c r. O. P. Tom. I in Toi. pp. LH, 468 Titelkupfer. Der
II. u. letzte Band, im Drucke fast vollendet, folgt bald.
In Kreidcl's Verlag in Wiesbaden erscheint demnächst von
Dr. W. Sauer: * Zur Geschichte der politischen Pieieegungen
Deutschlands in den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahr¬
hunderts. />as Ilerzogthum Nassau in den Jahren /cVrj- 1$20*.
11. 4.80.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zenker, E. V.; Geschichte der Wiener Journalistik
von den Anfängen bis zum Jahre iSjS. Ein Bei¬
trag zur deutschen Culturgeschichte. Mit einem
bibliographischen Anhang. Wien und Leipzig, Wilhelm
Braumüller, 1892. 8". (XI und 160 S.) 11. 2.40.
Das Wertvollste an diesem Buch ist der bibliogra¬
phische Anhang, der ein chronologisches Verzeichnis
aller in Wien gedruckten »Relationen« und »Neuen Zei¬
tungen« sowie auch der periodischen Zeitungen enthält
und das Material relativ vollständiger zusammenstcllt als es
bisher irgendwo geschehen ist. Leider hat sich der Verf.
vom Jahre 1800 ab die genauen bibliographischen Nach¬
weise unter dem wenig stichhältigen Vorwände erspart,
dass die Zeitungen dieser Periode nicht mehr zu den
Seltenheiten gehörten, wie die früheren. Ich bezweitle,
dass alle Zeitschriften von 1800—1848 so bequem zu¬
gänglich sind, und meine, dass solche Dinge eben durch
Bibliographen verzeichnet werden müssen, ehe sie Selten¬
heiten werden, sonst könnte es leicht überhaupt zu spät
werden. Über den Text des Buches weiss ich wenig
Gutes zu sagen. Der Verf. hat zwar immer ein kräftiges
Wort gegen die gelehrten Journalisten und ihre angeb¬
liche Pedanterie in Bereitschaft, aber er ist selber ein
sehr dürrer und unfruchtbarer Kopf, der kaum mehr als
die Titel aufspazieren lässt. Von keinem der besprochenen
Journale erhält man in Bezug auf Inhalt und Form ein
reicheres Bild ; die Gruppierung lässt viel zu wünschen
übrig; zwischen dem Bedeutenden und dem Unbedeutenden
ist nicht genügend unterschieden. Seckendorffs »Prome¬
theus«, die erste österreichische Zeitschrift in deren
Spalten Goethe erschienen ist, wird im Text gar nicht
berücksichtigt; Schlegel’s »Museum« und die »Wiener Jahr¬
bücher für Litteratur«, eine Zeit lang das beste kritische
Organ in Deutschland, werden gar nicht erwähnt. Die
Wochenschriften wird kaum jemand als Muster knapper
Form (S. 61) betrachten, der auch nur einige kennen gelernt
hat; und die Bremer Beiträge (nach dem Muster des
Mercure galant der Franzosen!) haben mit ihnen so wenig
zu thun als die Lessingischen Littcraturbricfe und die
ältesten Inteiligcnzblätter (S. 57, 66) oder gar der Eipel¬
dauer (S. 68), dem der volksthümliche Wandsbecker Bote
wenigstens in der Einkleidung zum Muster dient. Den
Druckort Frankfurt und Leipzig nimmt der Verf. (S. 40)
für baare Münze; die »aesthetischen Thee's < verlegt er
in die Aufklürungszcit (S. 55), in der man noch Choko-
lade trank ; und zu denen, die in betreff der französischen
Revolution ihre Meinung geändert haben, rechnet er mit
Unrecht den prophetischen Wieland (S. 102). Auch die
Littcraturangaben zeigen, dass der Verf. mit seinem Ge¬
genstand nicht genug vertraut ist; er kennt weder Gras-
hofT’s noch Sickefs Arbeiten über die brieflichen Zei¬
tungen des XVII. Jahrhunderts; Milberg’s und Antonie-
wicz’ Schriften über die Wochenschriften im Allgemeinen,
Johann Jacoby’s Programm über die ältesten Hamburger
Wochenschriften sind ihm gleichfalls entgangen; bei
Gcntz fehlt der Artikel von Haym bei Ersch und Gruber
u. s. w. u. s. w. Das Buch ist nur eine Vorarbeit; wer
das Thema erledigen will, muss sich tiefer auf die Dinge
einlassen und einen weiteren Gesichtskreis besitzen als
der Verf.
Wien. Minor.
Kelle, Johann: Geschichte der deutschen Litteratur
von der ältesten Zeit bis zur Mitte des eljten Jahr¬
hunderts. Berlin, Willi. Hertz (Besser’sche BuchhandlungV
1892. gr.-8°. (III u. 435 S.) 0. 4.80.
Unter den vielen weitgreifenden Wirkungen, zu denen
Müllenhoffs und Scherers »Denkmäler deutscher Poesie und
Prosa vom VIII. bis zum XII. Jahrhundert« gleich in ihrer ersten
Ausgabe (1864) die Veranlassung wurden, steht vielleicht oben¬
an, dass sie die deutsche Litteraturgeschichte von dem Isolier¬
schemel, auf den einseitige Betrachtung sie gestellt, hinweg ge¬
hoben und aus der Geschichte der christlichen Kirche und mittel¬
alterlichen Theologie, sowie aus der politischen und socialen
Geschichte des deutschen Volkes im Mittelalter neu und auf das
wunderbarste befruchtet haben. Die er.->te vorläufige Ernte hielten die
Herausgeber selbst, Möllenhoff in der vorwiegend sprachgeschicht-
lichen Einleitung, Scherer in seinen Aufsätzen »Über den Ursprung
der deutschen Litteratur« (1864) und »Die deutsche Sprachcinheit«
(1871), denen später Anderes sich anreihte. Was Rud. v. Raumer
in seinem Buche »Die Einwirkung des Christenthums auf die alt¬
hochdeutsche Sprache« (1845) geahnt und tastend begonnen hatte,
in den »Denkmälern« war es geleistet. Manches ist seitdem durch
die Einzelforschung berichtigt, neue Qucllenfunde sind dazu ge¬
kommen und so ist auch die 1873 erschienene zweite Ausgabe der
»Denkmäler« nunmehr in einzelnen Partien veraltet; die hochver¬
dienten Herausgeber selbst sind heimgegangen und bei den Jüngern
ist es hie und da aufgekommen ihnen am Zeuge zu flicken; aber
noch reift die Saat fort, die sie ausgestreut, und noch muss jede
Geschichte der altdeutschen Litteratur auf der Grundlage sich er¬
heben, die sie gelegt haben.
So steht denn auch Keiles Buch im Wesen auf dem Boden
der »Denkmäler«. Man könnte es die letzte Spätfrucht der zweiten
Ausgabe dieses unschätzbaren Quellenwerkes nennen, denn sein
Erscheinen trifft zeitlich zusammen, mit dem der lange und sehn¬
lich erwarteten dritten Ausgabe des letzteren selbst. Ob es sich
nicht vielleicht empfohlen hätte diese dritte Ausgabe abzuwarten,
ehe eine neue zusammenfassende Darstellung der ältesten Geschichte
der deutschen Litteratur unternommen ward, ist nicht unsers
Amtes zu untersuchen; wir haben uns an das zu halten, was uns
in Keiles vorliegendem Buche geboten wird. Vor allem ist cs
unter den neuern Werken dieser Art wohl das eingehendste. Was
Scherer in seiner »Geschichte der deutschen Litteratur« in den
ersten 65 Seiten erledigt, darauf sind hier 286 Seiten verwendet;
der Rest bestellt in Anmerkungen und einem Register. Kelle be¬
handelt seinen Stoff' in acht Büchern: 1. Von den ältesten Zeiten
bis zur Gründung des fränkischen Reiches 98—486 (der terminus
a tjuo ist gegeben durch die im Jahre 98 n. Chr. erschienene
»Germania« des Tacitus); 2. Von Chlodwig bis Karl 486—768;
3. Karl d. Gr. 768 - 814; 4. Ludwig der Fromme 814—840;
5. Ludwig der Deutsche 843 — 876; 6. Die letzten Karolinger
876 — 911; 7. Die sächsischen Kaiser 919—1024; 8. Konrad II.
1024—1039. Schon aus diesen Überschriften, die für sich allein
nur eine politische, keine Litteraturgeschichte vermuthen Hessen,
zeigt sich der den »Denkmälern« zu dankende Umschwung in
der Auffassung und Darstellung der litterarischen Entwickelung
des deutschen Volkes, der die althergebrachten ästhetischen Ge¬
sichtspunkte und die schablonenhafte Einthcilung nach Dichtungs¬
arten in den Winkel werfen gelehrt hat. So scharf wie K. hat
unsers Wissens freilich noch kein Litterarhistorikcr die Herrscher¬
namen in den Vordergrund gerückt und es kann nicht fehlen,
dass die Anknüpfung in einzelnen Fällen eine äusserliche bleibt.
Während bei Karl Mai teil, mehr noch bei Karl d. Gr. diese An¬
knüpfung als eine innerliche vornehmlich durch beider Bemühungen
um Ausbreitung und Befestigung des Christenthums unter den
deutschen Volksstämmen, sowie um feste Normen des Gottes¬
dienstes und der Seelsorge, bei Karl d. Gr. überdies durch seine
Liebe zur einheimischen Sprache und Volksdichtung gegeben ist,
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Nh. 13. — Okstkkrrichisciiks Littekaturbi.att. — I. Jahrgang.
indem dadurch die ältesten deutschen Taufgelöbnisse, Abschwörungs-
und Beichtformeln, Predigten, Verdeutschungen und Auslegungen
der Evangelien, des Vaterunsers und Glaubensbekenntnisses, so¬
wie deutsche Glossen zu biblischen Schriften ins Leben treten:
haftet die Verbindung der Namen anderer Herrscher, die der
Laienbildung und litterarischen Entwickelung fremd gegenüber
stehen, mehr an Zufälligkeiten oder was wir dafür halten müssen.
So Ludwigs des Frommen und Heinrichs II. (S. 229) Name
am .Heliand*, Ludwigs des Deutschen am ,Müspilli‘ und an der
Evangelienharmonie Otfrids von Weissenburg; desselben Königs
und seiner beiden Brüder Namen an den Strassburger Eiden ; der
Ludwigs III. an dem seinen Sieg bei Saucourt feiernden Ludwigs¬
liede; der Ottos des Grossen und seines Bruders Heinrich am
,Modus Ottiiic* und an dem lateinisch-deutschen Gedichte ,I)e
Heinrico*. Gleichwohl müssen wir uns glücklich preisen, für die
Geschichte unserer ältesten Litteratur solche Anknüpfungs- und
Haltpunkte zu haben, die eine vorläufige chronologische Einord¬
nung der Litteraturdenkmäler ermöglichen, zuweilen auch über
ihren Ursprung aufklären.
Die Ergebnisse der neueren Forschung, ich meine der seit
dem Erscheinen der zweiten Ausgabe der »Denkmäler« und an
ihr ansetzenden, lässt K. selbstverständlich seinem Buche zu Gute
kommen. Öfter verhält er sich aber auch gegen sie ablehnend,
zumal gegen einzelne Darlegungen Kögels in Pauls »Grund¬
riss der germanischen Philologie«. Mit letzterem zusammenstim¬
mend ist das Wessobrunner Gebet für reinchristlich und auf der
Bibel fussend erklärt und germanisch-heidnische Spuren darin ab¬
gewiesen ; ebenso sein Schluss als Prosa, und nicht mit Miillen-
hoff als Poesie gefasst. Gegen die Herausgeber der Denkmäler,
die das ,Müspilli‘ unter Karl d. Gr. (c. 802) entstehen Messen,
aber auch gegen Kögel, der die Aufzeichnung um das Jahr 900
setz:e, wenngleich die Abfassung des Gedichtes älter sein müsse,
da Otfricd einen Vers daraus benütze, hält K. es nach 827 ent¬
standen und aufgezeichnet und bespricht es unter Ludwig dem
Deutschen, dem die uns erhaltene Abschrift von Erzbischof Adal-
ram von Salzburg (821—836) gewidmet ward. Seine Polemik
gegen Kögel ist S. 141 und 358—360 nachzulesen. Auch das
Mischgedicht auf die Versöhnung Ottos d. Gr. mit seinem Bruder
Heinrich setzt K. mit Lachmann und den »Denkmälern« auf
die Jahre 962 — 973 (sehr störend steht S. 196 durch einen Schreib¬
oder Druckfehler 862—873 !) und weist Seelmanns und Kögels
Jahrzahl 952 ab. — Beachtenswert ist die Unterscheidung der
»mittelalterlichen Renaissance« — dieser geniale Griff Scherers —
in eine erste unter Karl d. Gr, und eine zweite unter Otto d. Gr.:
Scherer fasste beide zusammen. Auffällt aber, dass K. S. 12 und 22
noch von »Sigambrern« redet, wo doch Müllenhoff Sugamhri
als die allein richtige Form erwiesen hat.
Alle Einzelheiten vorzunehmen gebricht cs hier an Raum.
Aber hervorzuheben ist, dass K. dort, wo er die speciellen Ge¬
biete eines lange bewährten Forschungseifers betritt, Otfrid von
Weissenburg und Notker Labeo, am eindringendsten und wärmsten
wird. Zumal die Gestalt Notkers, die weder vorher noch nachher
bei seinen Zeitgenossen und in seiner engeren Heimat ihres
Gleichen findet, hebt sich in ihrer einsamen Grösse scharf ab aus
ihrer der Laienbildung wie der planmässigen Pflege deutscher
Sprache so abholden Zeit. Gerne halten wir dem Verf. zu Gute,
wenn ihn da der Eifer fortreisst und er den sonst glatten Fluss
seiner Darstellung durch breite Untersuchungen über die Geschichte
der Notkerhandschriften u. dgl. unterbricht. Dass dabei das Ge¬
spenst der angeblichen Sanctgallcr Übersetzerschule unter Notker
endgültig abgethan wird, versteht sich von selbst.
Die Diction K’.s erinnert in ihren meist kurz ausgestossenen
Sätzen an die Scherers, ohne den Glanz der letzteren zu erreichen.
Von besonderem Werte erachten wir die von S. 287 bis 416
reichenden Anmerkungen, die, weit entfernt mit trockener Citaten-
gelehrsamkeit prunken zu wollen, ausser kritischen und erläutern¬
den Ausführungen, welche der Text nicht vertrug, die Belegstellen
der Annalen, Capitularien, Statuten, Litteraturdenkmäler im aus¬
führlichen Wortlaute einrücken, so dass dem Nachprüfenden und
Belehrung aus den Quellen Suchenden der gesummte gelehrte
Apparat bequem zur Hand ist. Für das ganze Werk gebührt
dem würdigen Gelehrten unser warmer Dank.
Wien. Dr. Richard Mülle r.
Cauer, Paul: Wort - und Ge danke n spiel in den Oden
des Ho reiz. Kiel und Leipzig, Verlag von Lipsius & Tischer.
1892. 8°. (59 S.) fl. —.96.
Angeregt durch Wölfflin’s Abhandlung »Das Wort¬
spiel im Lateinischen«, hat der Verf. den von Wölfflin
nicht in den Kreis seiner Untersuchung gezogenen Horaz,
in dessen Gedichten doch von Baxter, Buttmann, Bücheier,
und Kiessling vielfach Dilogien nachgewiesen wurden, auf
diesen Gesichtspunkt hin zu prüfen unternommen, und
zwar ausschliesslich die Oden; nur in der Umleitung hat
er ein paar Beispiele aus den Satiren und Episteln be¬
nützt, »für die wohl Niemand das wirkliche Vorhanden¬
sein von Wortspielen bestreitet«. Der Verf. behandelt
eine stattliche Reihe von Fallen, in denen thcils die Er¬
klärer sich um diese oder jene Auslegung, theils die
Kritiker um Echtheit oder Corruptel oder Interpolation
herumbalgen, und kommt immer wieder zu dem Resultate,
dass Horaz bewusst und absichtlich diese Amphibolicn
geschaffen, um mit dem Leser Verstecken zu spielen.
Hieher seien zu rechnen die Fälle, wo ein Wort oder
Ausdruck oder Satz zwei Beziehungen zulasse, wie
Epod. 9, 17 frementes , Od. I. 3, 6 finibus Atticis und
Od. I. 32, 2 — 3 quod et hunc in annum vivat et plures
(C. hat übersehen, dass dieser Satz nicht nur zu carinen
und lusimus , sondern auch zu poseimur gezogen werden
kann, also sogar eine dreifache Beziehung gestattet), wo
sinnliche und abstracte Bedeutung vermischt sind, wie
Od. III. 11, 3 testudo (wegen loquax V. 5 muss man
neben der Leier auch an die Schildkröte denken), wo
Oxymora vorliegen, wie Od. II. 1, 22 non indecoro
pulvere sordidos, oder scherzhafte Antithesen, wie Od. I.
12, 37 — 38 aniinaeque magnae prodigum Pauli um,
wo ein Wort »in seiner grammatischen Stellung doppelt
verstanden werden kann«, wie z. B. Od. II. 13, 18 —19
Italum robur »italische Kerntruppe« und »mamertinischer
Kerker«. Eine Reihe anderer Fälle leitet der Verf. durch
eine Analogie der bildenden Kunst ein: »Es gibt Zeich¬
nungen und Gemälde, in denen Farben und Linien so
angeordnet sind, dass innerhalb des Bildes, das auf den
ersten Blick erscheint, noch ein zweites verborgen liegt«;
er verweist dabei auf das Schweisstuch der heil. Veronika
von Gabriel Max mit dem dreifachen Blick des Christus¬
antlitzes. Unter den hiefür gewählten Beispielen aus
Horaz kann ich an Od. III, 4, 10 limina Pulliae oder
Urnen Apuliae (beides handschriftlich überliefert) nicht
glauben. Diese Ode besingt die Weihe Horazens zum
Dichter, die sich dadurch vollzogen hat, dass Tauben
ihn als Knaben schon, während er auf dem apulischen
Geierberg schlief, mit frischem Lorber- und Myrthenlaub
(vgl. V. 12 u. 19) bedeckten. Me texere (V. 9 u. 14)
ist daher soviel als me tegendo consecrarunt, natürlich
Apollini und in Folge dessen zu schreiben:
Me fubulosae Volturc in Appulo
Nutrieis extra limen Apollini
Ludo fatigatumque sumno
Fronde nova pucrum palumbes
Texere.
Diese Emendation gewinnt eine Stütze zunächst an
Porphyrion, der zu 18 f. notiert: sacram laurum
non ideo tantum dixit , quod sit in tutela Apollinis
(nämlich die laurus ), sed etiam quod velit divinitus
se ea coopertum a columbis intellegi. Zu V. 10 ist
nomine Apuliae in Porphyrions Commentar interpoliert;
zieht er doch fabulosae zu nutrieis , was er wohl kaum
gethan haben würde, wenn er wirklich Apuliae für den
Namen der Amme gehalten hätte, weil dadurch die ohne¬
hin schon sehr harte Trennung von nutrieis und Apuliae
durch die weitere Absonderung des fabulosae noch
an Härte gewänne. Ferner spricht auch dafür die Con-
centricität des Satzbaucs; derselbe gruppiert sich ganz
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Nr. 13.
416
— Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
um ein Centrum, welches in dem zu Pulliae oder Apuliae
verdorbenen Worte liegen muss: Ganz aussen steht
zusammengehörig Ale Texere, dann folgen ebenso zu¬
sammengehörig oder doch durch Parallelismus membrorum
sich entsprechend nach innen zu fabulosae palumbes
— Volture in Appulo und fr ande nova p Herum —
fatigatumque somno\ dazu kommt nun als Centrum
Apollini. Die Augusteischen Dichter lieben bekanntlich
dergleichen concer.trische Wortstellungen überhaupt sehr.
— Der Verf. erwähnt hierauf einige Gleichklänge und be¬
spricht dann noch ausführlich das schwierige iam virum
expertae (Od. III, 14, 11) und die Ode an Censorinus
(IV. 8), wo er zu dem Schlüsse kommt: »So ist denn
wirklich unsere Ode vom Anfang bis zu Ende echt.«
Glauben wird er für diese Behauptung wohl wenig finden,
eher für seine Erklärung der Rede Junos (Od. III. 3).
Dass das, Schriftchen sich äusserst anregend liest und,
trotzdem es vielfach mit von Andern beschafftem Material
arbeitet (was natürlich stets in der gewissenhaftesten
Weise bemerkt wird), doch sehr originell und geistreich
ist, versteht sich bei der Begabung des Verf. von selbst.
Wien. Michael Gitlbauer.
Archiv für slavische Philologie, hrsg. v. V. Jagic (Berlin.
Weidmann). XIV, 4.
Brückner, Neue Quellen zur Geschichte der polnischen
Sprache u. Litteratur.— Strekelj, Beiträge zur slav. Fremdwörter-
kunde. II. — Asmus S oe r e n s e n, Beitrag zur Geschichte der
Entwicklung der serbischen Heldendichtung. — L.W e r c h r a t s k i j,
Über die Mundart der galizischen Lemken.
PhilologUS, hrsg. von O. C r u s i u s (Göttingen, Dieterich).
LI, 1.
R o s s b a c h, Zum ältesten Kriegswesen. — U n g e r, Tages-
Anfang. — W c n t z c 1, Mythographische Miscellen, 2 . Die Oino-
tropeii bei Kallimachos. — Bloch, Zum horner. Hymnus auf
Demeter. — Sommerbrodt, Über den Wert der Vatican.
Lucianhandschrift 87 A. — B u r e s c h, Kritischer Brief über die
Sibyllinen. — Blümner, Kritisches und Exegetisches zu den
Gedichten des Herondas. — Miller, Die Beziehungen der
vita Apollomi des Philostratus zur Pythagorassagc. — E 1 1 i s,
Catulliana. — K 1 e b s, E. antike Benutzung des Curtius Rufus —
Manitius, Beiträge zur Geschichte röm. Dichter im Mittelalter.
6 — 8 . — Miscellen.
Philologus (Ebd.) VI. Suppl.-Bd., 1 .
A. Müller, Die neueren Arbeiten auf dem Gebiete des
griech. Bühnenwesens. — Rudolph, Die Quellen und die
Schriftstellerei des Athenaios. — Laltman n, Die Tempora der
latein. Modalitätsverba in Nebensätzen. — Crusius u. Cohn,
Zur hdschr. Überlieferung, Kritik u. Quellenkunde der Parömio-
graphen. — Kurt z, Die Sprichwörter des Eustathios. — R i c s s,
Nechepsonis et Petosiridis fragmenta magica cd. — II. S c h i 1 1 e r,
Die Cüsarausgahe des Hirtius. — P c t s c h c n i g, Sprachliches
zu Frontius' Strategemata.
Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Lite¬
raturen, hrsg. v. St. W a e t z o 1 d t u. Jul. Z u p i t z a. (Braun¬
schweig, Westennann.) LXXXV1II, 3 und 4.
Ko schwitz, Experimentalphonetisohc Studien. I. — G. Kl¬
üngel*, Die Dramen des Verfassers der »Kunst über alle Künste«.
Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Schauspiels im 17. Jhdt.
— A. Lcitzmann, Ungedruckte Briefe G. Försters. I. —
G. Steffens. Die altfranzösische Liederhandschrift von Siena.
— J. Z., Kreuzandacht, Kreuzzauber. — Holthausen, Zu
Morris’ Old Englisch Misccllanv. — I)ers., Textkrit. Notizen. —
A. Tobler, Nochmals zum Beaudous Roberts von Blois. — Ders.,
Zur Erinnerung an Ad Gaspary. — W. F oorster, Zum Flori
Roberts von Blois. — Beurtheilungen u. kurze Anzeigen.
Neue Erscheinungen:
Mölken, In commentarium de bello africano quaestiones criticae.
Leipzig, Fock. gr.- 8 °. (127 S.) 11. 1.20.
Elia Lattes, Le iscrizione paleolatine dei fittili c dei bronzi di
provenienza Etrusca. Mailand, Hoepli. 4 U (119 S). fl. 3 60.
Mas sin gham II. W., The London daily press. London, Rel.
Tract Society, 8 °. 2 sh.
Richert G., Canevas ctymologique du vocabulairc allemand.
Paris, Lavauzellc. 8 °. 5 Kr.
Krüger C. A., Geschichte der deutschen Litteratur in Einzel¬
bildern. Danzig, Axt. 8 °. (VII u. 228 S. m. 52 Abbild.) 11. —.72.
Licper J., Shakcspeare’s »Hamlet«. Straubing, Hirmcr, gr.- 8 °.
(34 S.) fl. 120.
Bauer G. J., Spelin-Wörterbuch (Vodobuk spelinir). Wider die
internationalen Wörter u. die Möglichkeit, e. Weltsprache aus
sogenannten internationalen Wörtern zu klauben. Agram, Hart¬
mann. gr.- 8 °. (43 S.) 11. —.60.
de Me ly F. u. Bishop E., Bibliographie generale des inventaires
imprimes. Tome I : France et Angleterre. Paris, I.craux. 8 °. 12 Fr.
Schach F., Eine auferstandene Sprache. Litterarische Skizze.
Berlin, Schildberger. gr.- 8 °. (I 1 /* Bog.) fl. —.24.
Weber H. v., Verzeichnis der Sanskrit- u. Präkrit-Handschriften.
II. Bd. 3. (Schluss)- Abtheilung (XXVII u. S. 829—1363 m.
5 Taf). (Handschriften-Verzcichnisse der königl. Bibliothek zu
Berlin. V, 3.) Berlin, Asher & Co. gr.-4°. fl. 16.20.
Zigäny Arpäd, Letteratura ungherese. Mailand, Hoepli. (XII u.
296 S.) L. 1.50.
Baechtold J., Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz.
Frauenfeld, Huber, gr.- 8 °. (VII u. 687 u. 244 S.) fl. 9.60.
Pierret E., Essai d’une bibliographie historique de la Bibliotheque
Nationale. Paris, Bouillon. gr.- 8 °. Fr. 3.—.
Dittenberger G., Corpus inscriptionum Graecarum Graeciae
septentrionalis. B:rlin, Reimer. gr.-Roy -4°. fl. 54.—.
Kunst und Kunstgeschichte.
Tyck-Crano, Leo, I)r., Architekt u. Maler: Taschenbuch
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mit besonderer Berücksichtigung der letzteren .
Nach eigenen Anschauungen und Beobachtungen
hervorragender Künstler . Wien, Spielhagen und Schurich.
Kl.- 8 °. fl. - .80.
Das Heftchen enthält trotz des geringen Umfanges
eine stattliche. Anzahl von praktischen Winken und
Recepten; insbesondere werden die mitgetheilten Beob¬
achtungen und Anleitungen zur Erreichung bestimmter
Stimmungen in Landschaftsbildern allen jenen Kunst¬
freunden willkommen sein, welche die Malerei auch selbst
ausüben; leider muss der Leser auch hier wieder, wie
bei den meisten derartigen Taschenbüchern eine sehr
mangelhafte Ilandhabung der Grammatik und Syntax mit
in den Kauf nehmen. A. Fuchs.
Die Wiener Singakademie veröffentlicht anlässlich der
Musikausstellung eine Statistik, aus welcher die von diesem Concert-
Institute in den Jahren 1858 bis 1892 öffentlich zur Auflührung
gebrachten Chorwerke, sowie die Daten ihrer Erstaufführungen
und Wiederholungen unter den jeweiligen Dirigenten (Stegmayer,
Brahms, Weinwurm, Heuberger, Schmidt und v. Weinzierl) zu
entnehmen sind.
Nach diesen Aufzeichnungen war der Verein schon bald
nach Beginn seiner Thätigkeit berufen, die Wiener Musikwelt mit
hervorragenden Werken, so z. B. J. S. Bach’s »Matthäus-Passion«,
»Trauer-Ode« und »Weihnachts-Oratorium«, mit mehreren Oratorien
von Händel, mit Gluck’s »Orpheus«, Schumann’s »Der Rose
Pilgerfahrt«, Palestrina’s * Missa assumpta est « etc. etc. bekannt
zu machen.
ln neuerer Zeit hat sich das Institut vornehmlich der Pflege
der a capella-Musik gewidmet und bietet, wie die Zusammen¬
stellung zeigt, auch in dieser Richtung meist Erstaufführungen.
Neue Erscheinungen:
Beissel S., Der Entwurf v. Prof. Ludw. Seitz zu der v. deutschen
Katholiken gestifteten Ausmalung d. päpstl. Kapelle in Loretto.
(Aus: »Zeitschi*, f. christl. Kunst«.) Düsseldorf, Schwann. h.-4°.
(24 Sp. m. 2 Liehtdrb.) fl. —.60.
Pudor 11., Ketzerische Kunstbriefc aus Italien nebst e. Anli.: Ge¬
danken zu e. Lehre v. Kunstschaffen. Dresden, Damm. gr.- 8 °.
(XVII u. 160 S. m. 3 Bld.) 11. 1.92.
Sammlung holländ. Meister d. XVII. Jhrh. in d. Kunsthalle zu
Hamb. 1 . Samml. 25 Photogr. n. d. Orig. d. Künstler. (1 Blatt
Text.) München. Verlagsanst. f. Kunst u. Wisscnsch. fl. —.45.
Semper G., Die k. k. Hofmuseen in Wien u. Gottfried Semper.
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Nr. 13. — Oksthrrkichischks Lrn kraitikbi.att. — I. Jahrgang.
3 Denkschr. G. S.’s, hrsg. v. s. Söhnen. Innsbruck, Edlinger.
gr.- 8 °« (XI u. 68 S.) 6 . —.90.
Hei nach S., Antiquites du Bosphorc Cimmericn. Avec nomhr. pl.
Paris, Didot & Co., 4°. 30 Fr.
Lhomme F., Ohariet. Avec 74 grav. et 4 lettres autogr. (Los
artistes cclebres.) Paris, Librairic de Part 8 °. 4 Fr.
Fischer J., Die Stadtpfarrkirchc z. schön, unser 1. Frau in Ingol¬
stadt. Fine kunsthistor. Studie. Ingolstadt, Ganghofer. gr - 8 ".
(VI u. 29 S. m. 3 Lichtdrtaf.) II. -.84.
J usti E., Murillo. Mit Abbild, in Kupferätz., Holzsch. u. Autotypie.
Leipzig, Seemann, gr-4°. (XII u. 99 S.) fl. 3.60.
Pastern \V., Kirchl. Decorationsmal. im Style d. Mittelalters.
Basel, Schwabe. 4 Lief, ä 6 Taf. Gr.-Fol. ä 11. 5.40.
In Kurzem erscheint bei Baensch in Dresden: Die Frauen¬
kirche zu Dresden. Gesell, ihrer Erb. v. Georg Bähr’s Zeit an.
Dargest. v. Sponsel. Lief. I. 3 Bg. Text nebst 4 Lichtdrucktaf.
fl. 4.50.
Nächstens erscheint in der G. J. Göschen'schen Verlagshdlg.
in Stuttgart: Carl Stautf'er-Bern. Sein Leben, seine Briefe, seine
Gedichte. Dargest. v. 0. Brahm. fl. 2.40.
Länder- und Völkerkunde.
Reyer, E.: On the ca ns es of the Deformation of the
cartiis ernst . Nature, Nr. 1184. Vol. 46, July 7, 1892.
—: Ursachen der Deformation und der Gebirgsbildung.
Leipzig, Engelmann. 1892. gr.- 8 °. (40 S. m. 8 Taf.) fl. 1.08.
Der kurze Aufsatz in »Nature« behandelt des Autors
bekannte Ansichten über Gebirgsbildung. Die Hypothese
von der Contraction der Erde erklärt nicht befriedigend
die beobachteten Deformationen der Kruste. Man muss
nach anderen Ursachen sich umsehen. Die ungleich-
massige Vertheilung verschieden dichten Materials muss
Unregelmässigkeiten in der Oberflächenform erzeugen.
Sedimentation und Erosion tragen das ihrige zu noch
beträchtlicheren Deformationen bei ; doch müssten sich
diese, wenn der Erdkörper grössere Plastizität besässe,
wieder auszugleichen streben. Stark belastete Gebiete
müssten sinken, schwächer beladene sich heben. Dass
solcher Ausgleich trotzdem nicht überall stattfindet, daran
ist der Mangel an Plastizität der Erdmasse schuld; so
beobachtet man, dass das Absinken eines Gebietes nicht
gleichen Schritt hält mit der über demselben wachsenden
Sedimentation, oft ist ein Sinken bemerkbar ohne grössere
Belastung, in vielen Fällen bringt eine enorme Belastung
keine merkliche Depression zustande. Über viele Schwierig¬
keiten hilft die thermische Theorie hinweg. Sedimentation
erzeugt Wärme und diese Ausdehnung und Erhebung.
Wenn diese auf bestimmte Gebiete beschränkt ist, können
Gebirgsketten entstehen. Allgemeine thermophysikalische
Betrachtungen geben die nöthigen Grössen. Doch stehen
der Erklärung der Gebirgsbildung durch Erwärmung ge¬
wisse Erscheinungen entgegen. »Erhebung und Gebirgs¬
bildung ist kein langsam und constant verlaufender
Process, sondern er hat sich in relativ kurzer Zeit voll¬
zogen. In vielen Fällen reicht Faltung nicht in grosse
Tiefen und wir bemerken nicht selten ungestörte Massen
innerhalb des gefalteten Complexes.« Derartige That*
Sachen nöthigen, die thermische Theorie zu moditicieren
oder zu anderen Erklärungen zu greifen. Zu den letzteren
gehört des Autors schon in seiner »Theoretischen Geologie«
auseinandergesetzte Gleitungshypothese. Die Thatsache,
dass nicht selten das höher gelegene Gebiet, von welchem
das Abgleiten erfolgt ist, fehlt, kann keinen stichhältigen
Einwand gegen diesen Erklärungsversuch der Faltung
abgeben, weil dasselbe durch verschiedene l T rsachen
(Abkühlung infolge von Entlastung also Contraction,
Erosion u. dgl.) entfernt worden sein kann. Beispiele
für solche Vorgänge seien Jura und die Appalachen,
Folgt die Beschreibung mehrerer mit plastischen Massen
ausgeführtcr Versuche, deren Zweck war, zu beobachten,
in welcher Weise Faltung durch Abgleiten auf schiefer
Ebene eintreten könne. Dieser Theil des Aufsatzes kann
ohne Reproduction der Abbildungen nicht wiedergegeben
werden. Die Schlussworte des Autors, dessen Lehre viel
mehr Beachtung verdient, als ihr von der herrschenden
Schule zutheil wird, lauten: »Faltung hängt nach meiner
Meinung nicht von einer Contraction unseres Planeten
ab, sondern ist einfach eine Gleiterscheinung.«
Ausführlicher behandelt der Verf. dasselbe Thema in
der oben citierten bei Engelmann erschienenen Broschüre
»Ursachen der Deformation und der Gebirgsbildung«.
Innsbruck. J. Blaas.
Globus, lirsg. v. R. And ree (Braunschweig, Vieweg & Sohn).
LXll, 12. u. 13.
(12.) Appel. Die Zunahme d. weiss. Rasse in Südafrika. —
Ehrenrcieh, Südamerik. Stromfährten. VI. — v. Seidlitz,
Sprichw. a. d. Turkestan. — H. Repsold, Johannesburg u. die
Mineralsehützc von Transvaal. — Mac Gregors neue Entdeck,
im westl. Neu-Gui.iea 1892. — Bücherschau. — Aus allen
Erdtheilen.
(13.) Sauer, D. alten Neckarbetten in d. Rheinebene. —
Joe st, Über den Brauch d. Läuseessens. — Lüders, Holz-
figuren u. Schnitzereien von d. Salomoinseln. — Vollmer, »Die
Könige d. Riffe** ein Südsee-Epos. - Kraus, Südslavische Schutz¬
mittel gegen Vampyre. — Kobelt, Zur Gosch, d. Niagarafalles.
Philippi, Erdbeben in Süd-Chile u. Patagonien. — Moewes,
Über die afrikan. Kautschukpflanzen. — Aus allen Erdtheilen.
Zeitschrift für Sch ul-Geographie, hrsg. v. A. E. Seibert
t Wien, H öl der.) XIII, 9.
S. Gorge, Die Stellung d. Topographie im crdkundl. Unter¬
richte. — Hranilovic, Der Geographie-Unterricht an d. kroat.
Mittelschulen. — Erklärung geograph. Namen. — Die Steinkohlen¬
gewinnung im deutschen Reiche. — Batum. Nach Beruh. Stern.
— Notizen. — Littcratur. — Programmschau.
Neue Erscheinungen:
Reise-Routen in Bosnien u. d. Herzegowina. Illustr. Führer. Mit
58 Abb., einem Plane von Sarajewo u. e. Karte. Wien, Hart¬
leben. 8 °. (127 S.) Geb. fl. 1.—.
Baer O., In Rübezahls Revier. Schilderungen u. Bilder aus dem
Riesengebirge. Mit Illustr. nach Orig.-Zeieh v. E. Ran^llio.
Warmbrunn, Lcipelt qu. kl. 4°. (III u. 102 S.) fl. —.90.
Rowe R., lämous British cxplarers and navigators, from Drake
to Franklin. 8 °. 2 sh. 3 d.
Vigne d’Octon, Tere de mort (Soudun et Dahomey). Paris,
Lemerre. 8 °. 3 fr. 50 c.
Hallier E., Helgoland unter deutscher Flagge. Hamburg, O.
Meissner. 8 °. (336 S. m. Holzschn. u. 8 Taf.) fl. 1.44.
Woenig F., Eine Pusztenfahrt. Bilder aus d. ungar. Tiefebene.
Illustr. v. A. Klamroth. Leipzig, Jacobson. gr.- 8 °. (VIII u. 196 S.)
fl. 3 60.
S c h wei g er - Lerchen fei d A. Frh. v., Alpenglühen. Naturan¬
sichten u. Wanderbilder. Ein Hausbuch f. d. deutsche Volk.
Stuttgart, »Union* Deutsche Verlagsgescllsch. 40 Lief, in 4°.
ä fl/-.24.
Ottino G., II Mappamondo di Torino. Turin, Loescher. 2 Taf.
mit erläut. Text in Fol. 10 Fr.
Neumann L., Die Volksdichte im Grossherzogth. Baden. Fine
authropogeogr. Untersuchung. Mit 1 Höhenschichtenkarte und
1 Volksdichtekarte Badens, 1 : 300.000. (Forsch, z. deutsch.
Landes- u. Volkskunde, hrsg. v. A. Kirchhoff, VII, 1.) Stuttgart,
Engelhorn. gr.- 8 °. 11. 5.64.
Binnen Kurzem erscheint von C. Morgen in Leipzig bei
Brockhaus: Durch Kamerun von Süd nach Kord. Reisen u. For¬
schungen im Hinterlande 1889—91. Mit 1 Portr., 19 Separat¬
bildern, 50 Abbild, im Text u. 2 Kart. 8 °. fl. 5.40.
Von Dr. Hugo Bayer erscheint demnächst in Veit’s Verlag
in Leipzig: » Geschichte der wissenschaftt. Erdkunde der Grie¬
chen .« Vier.e (Schl.)-Abtheil. gr.-S°. ca. 11. 2.40.
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419
420
Nh. 13. — Okstkrukiciiisciiiss Liti i*:rai ijhbi.ait. — 1. Jahrgang.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Ostersetzer, Alfred: Währungswechsel u. Aufnahme
der Bau r Zahlungen . Uehersichtliche Darstellung
der Valutafrage. hrster Theil: Der Wahrungs¬
wechsel. Zweiter Thetl: Die Aufnahme der Baar-
zall hingen. Wien, Münz. 1892. gr.- 8 ". I. Th.: (XII u. 94 S)
fl. -.80; II. Th.: (VIII u. 179 S) fl. 1.50.
Unter dem Kindrucke der in weiten Kr« isen herr¬
schenden Unklarheit über die Valutareform hat der Verf.
eine übersichtliche Darstellung der Wührungsfragc unter¬
nommen und mit der Publication seines Huches schon
begonnen, bevor noch die Regierungsvorlagen im Parlament
eingebracht waren. Der erste Theil des Werkes ist der
Erörterung der Relation, der Münzeinheit und des Über¬
gangsstadiums gewidmet, der zweite Theil den Fragen
der Goldbeschaffung und Goldcrhaltung Es ist hier ein
auf dem Gebiete des Bank- und Börsenwesens praktisch
erfahrener, das Thema beherrschender Fachmann, welcher
das Wort führt, und seine Darlegungen werden zum
grossen Vortheile des Lesers unterstützt durch die ge¬
nauen Kenntnisse, welche der Verf. über den Geld- und
Effectenmarkt und insbesondere auch unsere einheimischen
Börsenverhältnisse besitzt. Gerade jene Punkte, deren
Verständnis dem Publicum gewöhnlich am schwierigsten
fällt, kommen hierdurch zu einer sehr lichtvollen Klar¬
stellung. Dass sich nicht bloss die praktische Kenntnis
des Geschältslcbens, sondern auch dessen Sprechweise
im Buche widerspiegelt, gereicht demselben schliesslich
zu keinem ernstlichen Nachtheil Jedenfalls hat sich der
Autor mit dessen Abfassung ein wirkliches Verdienst
erworben und dürfte, wie wir hoffen, eine grosse Zahl
von für die belehrende und anregende Darstellung dank
baren Lesern finden.
Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Haupt, Ottomar: Gold, Silber und die Valuta-Her¬
stellung. Wien, Friedr. Beck. 1892. (IX u. 59 S.) fl. —.50.
Haupt erklärt zwar, auch heute noch gerne den
allgemeinen Bimetallismus in der ganzen Welt eingerichtet
sehen zu wollen, fügt aber hinzu, dass er die Hoffnung
aufgegeben habe, jemals eine solche Vereinigung ins
Leben treten zu sehen. Demnach nimmt er — und zwar
in sehr entschiedener Weise — den Standpunkt des
Monometallismus, der Goldwährung ein und unter Vor¬
führung eines reichen Ziffernmateriales verwirft er gänz¬
lich das geflügelte Wort von der »kurzen Decke«. Für
Österreich-Ungarn wird es nach ihm ernstliche Schwierig¬
keiten oder Gefahren weder bei der Goldbeschaffung
noch bei der Golderhaltung geben, vorausgesetzt, dass
es sich cntschliesst, die neue Währung auf nichts anderes
als auf Gold aufzubauen. — Die Schrift enthält sehr
werthvolle, wichtige statistische Mittheilungen und Be¬
rechnungen ; die in ihr vertretene Auffassung über die
Goldfrage scheint uns aber doch zu günstig zu sein.
Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Encyklopädie des gesummten Eisenbahnwesens in
alphabetischer Anordnung. Ilerausgegeben von Dr.
Victor R oll unter redactioneller Mitwirkung der
Oberingenieure F. Kienesperger u. Ch. Lang in Ver¬
bindung mit Abt , Askenasy , Barkhausen etc. Vierter
Band: * Fahrgeschwindigkeitsmesser« bis *Interstate
Commerce Commission .« Mit jöö Originalholz¬
schnitten, p Tafeln u. j Eisenbahnkarten. Wien,
Druck und Vcilag von C. Gerold’s Sohn. 1892. Lex. 8 °.
(S. 1517—2058) 11 . 5.—
Durch dieses hochbedeutsame Werk wird nicht
allein für Fachmänner, sondern allgemein eine empfind¬
liche Lücke ausgcfüllt. Der rapide Entwicklungsgang, den
das Verkehrswesen genommen hat, war nur möglich
durch eine weitgehende Arbeitsthcilung und Zerlegung
in Spccialfächer. L)iese Scheidung besteht nun in Wirk¬
lichkeit wohl nur mit ganz verwischten Grenzen ; denn
thatsächlieh findet ein solches Ineinandergreifen und In-
einanderfliessen aller Specialitäten statt und besteht eine
solche gegenseitige Abhängigkeit und ein Sichbedingen
der einzelnen Fächer, dass es insbesondere für jeden
Fachmann unerlässlich ist, sich wenigstens den Ucber-
bliek über das Ganze offen zu halten. Diesem Zwecke
dient die Rölfsche Encyklopädie, deren bis nun erschienene
vier Bände ganz vorzügliche Aufsätze und eine grosse
Anzahl corrcct ausgeführtcr Illustrationen, Tafeln und
Karten enthalten. Aus dem in Rede stehenden vor kurzem
ausgegebenen 4. Bande sind insbesondere nachstehende
vortreffliche Aufsätze hervorzuheben: Wetz: »Fahrge¬
schwindigkeitsmesser«, v. Scala: »Fahrplan«, Marek:
»Fahrzeit«,Dr. Roll: »Farbenblindheit«, Pinzger: »Feder¬
aufhängung«, Sun dt: »Feldbahnen«,» Feldeisenbahn wesen«,
Kohlfürst: »Fernsprecheinrichtungen«, Dr. Eger: »Fracht¬
recht«, Dr. Gerstncr: »Frachtrecht, internationales«, Dr.
Röll: »Gepäck« und »Gepäckabfertigung«, Wittmann:
»Gewölbetheorie«, Dictler: »Gotthardbahn«, Schrafl:
»Gotthardtunnel«, v. Romocki: »Grosse russische Eiscn-
bahngescllschaft«, Dr. Röll: »Güterabfertigung», Ulrich:
»Gütertarife«, Gerdts: »Güterverkehr«, Schützenhofer:
»Güterwagen«, Dr. Eger: »Haftpflicht«, Hartwig : »Hallen«,
Dr. v. Neumann : »Heimfallsrecht«, Loewe : »Holzbrückcn«
u. v. a. Rolfs Encyklopädie wird in der kürzesten Zeit
ein unentbehrliches Handbuch für Eisenbahnfachmänner,
Techniker und die gesammte Geschäftswelt werden.
F. v. W.
Archiv für Eisenbahnwesen, hrsg. im Ministerium der öffent¬
lichen Arbeiten. (Berlin, Springer.) 1892, 5.
Kein mann G., Die argentinischen Eisenbahnen. — Claus,
Die Neuordnung des Eisenbahnwesens im Königreich der Nieder¬
lande (Schluss). — True, Über die Abkürzung des Aufenthalts
der Güterwagen auf den Stationen. — Die k. k. österr. Staats¬
bahnen im Geschäftsjahre 1891. — Die bayerischen Staatsbahnen
im Jahre 1890. — Die Eisenbahnen Skandinaviens im Jahre
1890/91. — Die Eisenbahnen im Königreich der Niederlande im
Jahre 1890. — Kleinere .Mittheilungen. — Rechtssprechung u.
Gesetzgebung. — Bücherschau.
Allgemeine Juristen-Zeitung, red. von Dr. M. Breiten stein
(Wien, Breitenstein). XV, 35 u. 36.
(35.) G. Schmoller, Üb. die Entwicklung d. Grossbetriebcs u.
die sociale Classenbildung (Schl ). — Dr. E. Ul 1 mann, Zur
Frage der Entschädigung für ungerechtfertigte Verurtheilung (Forts.).
— Standes- u. '1 agesfragen. — Rechtssprechungen. — Spruch¬
repertorium. — Litteratur.
(36.) Ul 1 mann, Zur Frage der Entschädigung für unge¬
rechtfertigte Verurtheilung (Schl.). — Standes- u. Tagesfragen.
— Rechtssprechungen. — Spruchrepertorium. — Litteratur.
Neue Erscheinungen:
Kober J., Karl Mez, ein Vorkämpfer f. christl. Socialismus. Le¬
bensbild nach d. besten Quellen dargcstellt. Basel, Spittler. 8 U .
(X u. 252 S. m. Bildn. i. Heliograv.) fl. 1.20.
Lentner F. Bettelunfug u. Bettelbetrug. Auf Grund d. gelt. u. d.
im Entwürfe vorlicg. österr. Strafgesetzes rechtsvcrgleichend
begutachtet. Innsbruck, Wagner. gr.- 8 °. (136 S.) fl. 1.20.
Grote fend G. A., Lehrbuch d. preuss. Verwaltungsrechts. II. Das
innere Verwaltungsrecht. Berlin, Habel. gr.- 8 °. (XVI u. 880 S.)
fl. 9.60. Beide Bde. fl. 16.80.
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421
422
Nu. 13. Oestrrreichisches L itter aturblatt. — I. Jahrgang.
Deutsche Schriften f. national. Leben. Hrsg. v. E. Wolff. II, 4:
Paul de Lagarde. (44 S.) — II., 5: J. Sab in. Zwölf Jahre
deutscher Parteikämpte 1881 —1892. (67 S.) Kiel, Lipsius u.
Fischer. gr.-8". ä 11. —.60.
Schmidt J., Lehrbuch d. preuss. Rechts u. Processcs mit Rück¬
sicht auf d. Reichsgesetzgebung, d. gemeinen Recht u. d.
gemeinrechtl. Process. I. Bd.: Landrecht. Breslau, Maruschke u.
Berendt. gr.-8°. (X u. 998 S.) fl. 9.60.
Schmidt-Warneck, Volkswohl und Staat. Gütersloh, Bertels¬
mann. gr.-8". (62 S.) fl. —. 72.
Posehinger, Die wirtschaftlichen Verträge Deutschlands. I. Bd.
Berlin, Decker. gr.-8° (VIII u. 214 S.). 11. 1.80
Mitte Oclober erscheint in der Schlettcr'schen Buchhandlung
in Breslau : Festgabe zum Doctor-Jubiläum des Herrn Geheimen
Justizraths u. Professors Dr. Rudolf 7 ». Hierin fl. 2.40.
Demnächst erscheint bei Licbmann in Berlin : Pie straf¬
rechtlichen Nebengesetze des Deutschen Reiches. Erläutert von
Steil glcin in Verbindung mit Dr. Appelius u. Dr. Klein-
feil n e r. Etwa 55 Bg. Lexikon 8°. Subscript. Preisen, fl. 13.—.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Chwolson, O.; Heber d. gegenwärtigen Zustand der
Actinometrie . Eine kritische Studie, st. Petersburg, Leip¬
zig. Voss* Sortiment (Haessel). 1892. (Repertorium f. Meteoro¬
logie, hrsg. v. d. kais. Akademie d. Wissenschaften in St. Peters¬
burg, XV, 1.) Imp. 4°. (VIII u. 166 S.) fl. 3.39.
Die Erkenntnis, dass alles bisher auf einem Gebiete
Geleistete ungenügend ist, bleibt zwar stets eine unan¬
genehme Entdeckung, sie ist aber die Bürgschaft für den
späteren Erfolg. Ch. hat eine Untersuchung geliefert,
welche längst dringend nothwendig war, indem er eine
strenge Kritik der bisherigen Methoden und Resultate der
Actinometrie besorgte. Die Kenntnis der Intensität der
Sonnenstrahlung ist sowohl für die kosmische Physik
als besonders für die Meteorologie von der allergrössten
Wichtigkeit. Man hat auf verschiedene Weise diese Grösse
zu messen versucht und jede neue Methode führte zu
immer neuen Werten derselben. Da war es wohl sehr
an der Zeit, eingehend zu prüfen, welches Vertrauen
diese verschiedenen Methoden und Resultate verdienen.
Pouillet, Crova, Viollc, Langley und schliesslich Kent
Angström fanden der Reihe nach immer grössere Werte
für die sogenannte Sonnenconstante (Anzahl der Wärme¬
einheiten, welche die Sonnenstrahlen per Quadratcenti-
meler und Minute bei Abwesenheit der Atmosphäre der
Erde spenden würden). Die eingehende, strenge, theoretische
Kritik, verbunden mit experimentellen Prüfungen ergaben
nun Ch., dass keine Methode vertrauenswürdig ist, und
nur die Kent Angström’schc die Gewähr in sich trägt,
dass sie bei weiterer Anbringung nöthiger Correctionen
den modernen Anforderungen physikalischer Genauigkeit
entsprechende Resultate liefern wird.
Hiernach dürfte heute schon feststehen, dass da¬
von Kent Angström gefundene Werth der Sonnen¬
constante von vier Caloricn per Minute und Quadrat-
centimeter von allen bisherigen der richtigste ist, dass
aber auch dieser Werth erst einer genaueren Bestimmung
noch bedarf.
Ch. gibt aber ausser der Kritik der bisherigen abso¬
luten Messungen der Sonnenstrahlung auch eine solche
der relativen, mit den verschiedenen Apparaten gemachten
Messungen, besonders der mit dem Crova’schen, dem
Arago-Davy’schen Actinometer und den Violle’schen
Kugeln angestellten, wobei er nachweist, dass alle diese
Instrumente ihren Zweck nicht erfüllen.
Ch.’s mustergiltige Untersuchungen enden zwar mit
durchaus negativen Resultaten, werden aber nicht er¬
mangeln, der Actinometrie einen neuen frischen Impuls
zu geben.
Innsbruck. J. M. Pernter.
Bach, Michael: Stadien und Lesefruchte aus dem
Buche der Natur. Ehr jeden Gebildeten , zunächst
für die reifere Jugend und ihre Lehrer. /. Bd.
8 . Aufl. Köln am Rhein, Bachem 1891. 8°. (XIX und 308 S.)
II. 1.50.
Wiederum liegt eine neue Auflage eines Bandes der
Bach’schen Studien vor, die nach des Verfassers Tode
von K. Berthold herausgegeben worden ist. Es ist eine
wahre Freude, diese Schilderungen aus dem Thier- und
Pflanzenleben zu lesen, in denen zugleich versucht wird,
zur eigenen Beobachtung den Weg zu zeigen. Durch
alle Aufsätze, mögen sie das Leben der Ameisen schil¬
dern, oder in die Flora einführen, weht derselbe Geist,
der uns zeigt, wie die wahre Kenntnis der Natur zu
religiöser Begeisterung, Gottesfurcht und Andacht führt.
Möge dieses Buch dauernd in immer weitere Kreise ver¬
breitet werden ! Unter der Hochflut von populären ma¬
terialistischen naturwissenschaftlichen Büchern ist es eine
wahre Erholung den Ausführungen des Verfassers zu
folgen, zumal sein Standpunkt sich nirgends die wissen¬
schaftlichen Ausführungen beeinträchtigend hervordrängt.
Prof. Dr. Hamann.
Natur u. Offenbarung, iMünster, Aschendorff.) XXXVIII, 9.
Kionka, 1*500 Karpathenreise. — Gutberiet, Die Natur¬
schönheit. (Schl.) - Wasmann, Über die Gattung Phoronis. —
Wurm, Darf Aluminiummetall zu Küchen- u. Speisegcräthen ver¬
wandt werden? — Busch, Kalbs kritische Tage. — Wissenschaft¬
liche Rundschau: Hovestadt, Chemie. — Wicsbaur, Botanik.
— Westhoff, Kl. Mitth. — Läska, Himmelserscheinungen im
Monat October 1892. — ILcuisionen. — Bibliographie
Neue E rscheinungen:
Huth E., Die Wollkktten (Abhnndl. u. Vortr. aus dem Gesammt-
gehietc d. Naturwissenseh.) IV, 4. Berlin, Fricdlünder & Sohn.
gr.-8°. (24 S. m. 63 Abbild.) II. —.48.
Sprock hoff A., Kl. Botanik. Die wichtigsten Culturpflanzen u.
der^n Feinde. Die verbreitetsten wildw. Pflanz, nach ihren Stand¬
orten in Gruppen u. Einzelbild., sowie Gliederg. u. Übg. im
Bestimmen d. Pflanz, in übersichtl. Form. Hannover, Meyer,
gr. 8°. (IV u. 151 S. in. 176 Abbild, auf 67 Stöcken) fl. —.60.
Roewcr F., Beitr. zur Kenntnis der Imidoüther u. Amidine, so¬
wie einiger Derivate ders. Neustrelitz, Jacobv. gr.-8°. (42 S.)
fl. — 00.
Mever A. B. u. Helm F., Verzeichnis d. bis jetzt im Königr.
Sachsen beobachteten Vögel nebst Angabe üb. ihre sonstige
geogr. Verbreitung. Mit einer (färb.) Vegetationskarte d. Erde.
(Aus: *M. u. IL, VI. Jahrcsber. d. ornith Beobachtungsst. etc.«)
Berlin, Friedlündcr & Sohn. 4°. (71 S.) fl. 4.80.
Hubert P., Lcs phosphates de chaux naturels. Avec. Fig. Paris,
Baudy & Cie. 8°. 3 fr. 50.
Gamal e ia N., Lcs poisons bacteriens. Paris, RuefT & Cie. 8°.
3 fr. 50 c.
Wegscheider, Doc. Dr. R., Zur Regelung der Nomenclatur der
Kohlenstoffverbind. Wien, Deuticke. 11. —.36.
Puoci A., Piante e flori sulle linestre, sulle teirazze e nei cor'.iü.
Coltura e descrizione dellc principali specie e varieüi. Mailand,
Hoepli. (VIII u. 198 S. m. 116 Abb.) L. 2.50.
Haas Ph. Ritt, v., Tabelle zur qualitativen ehern. Analyse. Wien,
Deuticke. gr.-8". (31 S ) fl. 1.80.
Schöne Litteratur. Varia.
Vischer, Fr. Th.: Lyrische Gänge, ziveite vermehrte
Auflage. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, 1S90, kl. 8°
(394 S.) fl. 3.60.
Fr. Hebbel bezeichnete den dichterischen Schöpfungs-
process als einen dem Traume analogen Seelenzustand
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423
Nr. 13. — Okstkrreichisches Litteraturbi.att.
— I. Jahrgang.
424
und stellte die einschlägige Partie in Vischer’s Aesthctik
sehr hoch. »Nach diesen Auseinandersetzungen über den
Schöpfungsprocess«, bemerkte er einmal E. Kulke gegen¬
über (Erinnerungen an Fr. Hebbel, Wien 1871, S. 74),
»würde ich, auch wenn ich es nicht schon auf andere
Weise wüsste, überzeugt sein, dass Vischer sich in den
meisten poetischen Gattungen versucht habe.» Diesen Be
weis vielfach nicht blos glücklicher, sondern häutig genug
bedeutender Versuche auf dem Gebiete der Dichtkunst
hat V. in seinen »lyrischen Gängen« geliefert, welche
bereits in zweiter, vermehrter Auflage erschienen sind.
Schon einzelne Proben in dem humoristischen Roman
»Auch Einer« mussten für den Lyriker V. mehr ein¬
nehmen als dies die befremdliche Conception des »A.E.«
vermochte. Zahllose Bemerkungen über die grossen Ge¬
bilde der Kunst in allen ihren Bereichen und namentlich
der Abschnitt über das Naturschöne in der Aesthctik
bestätigen in der That, dass V. das Dichtcrauge besass,
»das jeden Wesens Bildung Mass und Lichter mit sichrem
Blicke findet, fasst und greift.«
Seine Dichtungen theilt V. selbst in solche der
»Jugendjahre« und der »mittleren und späten
Zeit«; der Inhalt besonders der zweiten Abtheilung ist
ein ungemein reicher und mannigfaltiger. Versagt war V.
nur die Gabe des eigentlich sangbaren Liedes, nicht als
ob es ihm an Zartheit und Weichheit der Empfindung
gebräche, sondern weil die Empfindungstöne nicht in
leichtbeschwingten Sprachlauten dem Dichtermunde ent
schweben. In den Jugendgedichten gibt sich der Verf.
mit Vorliebe dem düsteren Ernste von Stimmungen hin,
welche aüs metaphysischem Grübeln geboren, die Welt
mit denselben grauen Schleiern verhängen, die den Geist,
der das Licht des Glaubens verschmäht, als Räthsclfragen
des Daseins quälen und ihn bald zu titanischem Trotze
aufstacheln, bald in bohrende Angst und wilde Selbst¬
mordgedanken versenken (»Das graue Lied«, »Faustsche
Stimmen«, »Angst«, »Der Erste«). Hie und da nurtreten
Erinnerungen an die selige Kindheit und die fröhliche
Studentenzeit vor das trübe, über das entschwundene
Glückswunder des Einst unter Thränen staunende Auge
des Dichters. In unfreiwilliger Ironie kündigt der Sonctten-
kranz »Doris« den künftigen Aesthetiker an, indem der
zwiespältige Eindruck einer weiblichen Erscheinung, deren
Inneres nicht hält, was das Aeussere verspricht, von dem
jugendlichen Dichter nach überwundenem Missbehagen
der Enttäuschung zur Höhe des Symbols erhoben, aber
auch verflüchtigt wird. Eine gewisse ausgleichcnde Be¬
ruhigung in die Wirren seines Gemüthes und den ganzen
Zwiespalt seines Wesens, den er vor dem Standbild des
Ahnen Peter Vischer am Sebaldusgrabe in Nürnberg so
ergreifende Klage geliehen, bringt Italien, das Land der
Harmonie und Schönheit. Des Südens milde klare Lüfte,
der landschaftliche Zauber einer grossen und doch an-
muthigen Natur, die Erinnerungen einer machtvollen Ver¬
gangenheit, die sehnsüchtige Erwartung des ewigen Rom
verscheuchen allmählig Missmuth und Trübsinn und
weiten das Herz für das Erhabene und Hohe, auch für
den fremdgewordenen Wunderinhalt des christlichen
Glaubens(»Perugia«). EhrfürchtigerKunstgcnuss, begeisterte
Naturhingabe halten Rückfälle in das alte Übel nieder
(»Albano«, »Tivoli«, »Enthebung«').
Die zweite Abtheilung, welche drei Viertheile des
ganzen Buches ausmacht, leitet eine satyrisch beflügelte
Dichtung über den Naturgenuss der Neuzeitsmenschen
ein (»An eine Quelle«). V. erscheint zur völligen Klärung
seines geistigen Selbst gelangt; und so wenig sein ethi¬
scher Pantheismus sich wissenschaftlich begründen und
dichterisch voll ausgestalten lässt, so hat der innere Ab¬
schluss doch die reinere Auslösung der poetischen Stim¬
mung erleichtert. Es begegnen uns da bald zart empfun¬
dene, bald leidenschaftlich erregte, bald aus dem Zwie¬
licht der Gemüthsdämmerung durch Symbolisierung in
Naturvorgängen zur hellen Anschauung oder heiteren
Humor erhöhte Stimmungsbilder (»Kahnfahrt«, »Nacht«,
»Auf der Eisenbahn«, »Nagelschmiedin«, »Im Hochge¬
birge »Das ersehnte Gewitter«, »Felsblock«). Nach einem
symbolisch tiefen und künstlerisch anschaulichen Aus¬
druck der treibenden Elemente seiner Gedankenwelt
strebt V. in den Dichtungen »An das Mitleid« und auf
humoristischem Wege in dem barocken Heldengedicht
in drei verkehrten Gesängen »Ischias«. Jeder Leser wird
die von innigstem Mitgefühle getragene Schilderung des
zahllosen Weh’s auf Erden erschüttert lesen, aber Keiner,
der nicht im Vorhinein dem V.’schen Pantheismus zu¬
stimmt, in dem Mitleid »der schaffenden Gottheit (d. h.
der Natur) nachgcborne bessere Schwester« zu erkennen
vermögen. Und so trefflich und fast modern realistisch
gepfeffert in »Ischias« die Kritik der heuchlerischen
Unnatur der Gegenwart ihre Hiebe austheilt und so
grandios die Erscheinung der Natur vor unserem Auge
emporwächst, so gewaltsam wirkt wiederum das Zu-
sammenfliessen der Begriffe von Naturgemässheit körper¬
licher Lebensweise und sittlicher Wahrhaftigkeit zu ein
und derselben symbolisirenden Gestalt. Stets streitbar
konnte sich’s V. auch als Dichter nicht versagen, einige
lyrische Kampfgänge in’s confessionelle Gebiet zu machen.
Vor dem aesthetischen Forum aber wird das versöhn¬
liche Gedicht »Eine Nacht auf dem Meere« höher ge¬
stellt werden als seine sämmtlichen satyrischen Ausfälle;
unter der Schönheit des griechischen Himmels versteht
der verbohrte Tübinger die ideale Begeisterung für den
Himmel des Glaubens und empfindet aus dem eigenen
Enthusiasmus für ästhetische Ideale den heiligen Eifer
eines frommen Gemüthes als das, was er allein sein will
— als Liehe zu den Seelen. Auch wenn der Dichter
menschlicher Noth an’s Herz rührende Fürsprache leiht
(wie in dem »Prolog für ein Conccrt zum Besten von
Ueberschwemmten«) oder wenn er des Vaterlandesund
seiner Heldensöhne oder edler Geister des deutschen
Volkes gedenkt, lauschen wir gerne seinem Worte (»Ho¬
henstaufen«, »Zwei Brüder«, »Uhland’s Geist«), auch
wenn einzelne Wendungen oder ganze Strophen uns
zeigen, dass das sonst für die Schwächen selbst der
Grössten unerbittlich scharfe Auge V.’s für die Splitter
und Balken im eigenen Auge unempfindlich war. Der
Humor, den V. in seiner Aesthetik so künstlich in’s
System schraubt und in seinem »Auch Einer« so ge¬
künstelt nach dem System streckt, schlägt in den »lyri¬
schen Gängen« oft unmittelbar in liebenswürdiger Schalk¬
heit durch (»Fliegen—Orakel«, »Weisheitszahn«, »Schul¬
manns Schauer«, »An mein Kätzchen«). Die im Greise
mit Macht erwachenden Jugenderinnerungen haben end¬
lich V. noch eine Reihe tiefempfundener Gedichte ge¬
bracht, die zu den Perlen der Sammlung zählen (»An
meine Wanduhr«, »Zu spät«, »Jugendthal«, »Am See«
»In der Vaterstadt«). Unter den erzählenden Dichtungen
stellen nach dem ahnungsdüsteren »Olaf«, einer der
besten deutschen Balladen, die grösseren Stücke »Ma-
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Nr. 13. — Oesterreichischks Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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rathon«, »Mykene« und »Oedipus« die reifsten Früchte
von V.’s Schaffen dar. Die Einkleidung in eine Vision,
die geschlossenere Composition, der classisch gemessene
Vortrag bilden besondere Vorzüge der Dichtung »Ma¬
rathon«. Warme Hingabe an den Geist des griechischen
Mythus, glückliche Nachahmung des grossen typisierenden
Zuges der hellenischen Kunst, tiefe Nachempfindung der
Scheu des Griechen vor der übermächtigen Moira, dis-
cret vorschlagende Wendungen der grossen Tragiker
sichern auch »Mykene« und »Oedipus« einen dauernden
Wert, doch ist es V. namentlich beim Oedipus nicht
gelungen, die dramatischen Momente der classischen Vor¬
bilder episch entsprechend zu vermitteln und auszu¬
weiten ; überdies stören hier häufiger Prosawendungen
von unglaublicher Dürre und Alltäglichkeit.
Wien. Prof. L. Müllner.
Seeburg, Franz von: Die Fugger und ihre Zeit. Ein
Bildercyklus. Unverkürzte Ausgabe des Originals.
Dritte Auflage. Fünfundzwanzigstes Tausend. Regens¬
burg. Nevv-York u. Cincinnati, Fr. Pustet. 8°. 2 Bde, (IV und
422, 447 S ) fl. 2.88, geb. fl. 4.32.
Seeburg’s Bildercyklus »Die Fugger« ist der deutschen
Lesewelt keine neue Erscheinung; seit 1879, da (im
»Deutschen Hausschatz«) der erste Abdruck erschien,
hat er viele Freunde und von Seite der Kritik wohl¬
wollende Aufnahme gefunden. E. Keiter widmete dem
Buch in seinen »Kathol. Erzählern« (2. Aull. S. 152 u.
160 fT.) eine eingehende Besprechung; »hätte S. nur
diesen einen Roman verfasst,« heisst es dort (S. 161)
»so würde das hinreichen, ihn unter die Zahl unserer
besten Belletristen zu versetzen«. — Ein Roman allerdings
sind »die Fugger« nicht; der Verf. selber nennt sein
Werk auch ganz richtig nur einen »Bildercyklus«. Zu
einem Roman fehlt es dem Werke vor allem an der Ein¬
heit der Handlung und des Helden. Man möchte es eine
poetisch ausgeführte culturgeschichtlichc Studie nennen.
Besonders den zweiten Theil, in der das eigentlich histo¬
rische Element, das Aufkommen der Reformation und was
daran anschlicsst, mehr in den Vordergrund tritt, trägt
diesen Charakter. Die kraftvollen, originalen Gestalten der
ersten Fugger, die es zuwege gebracht, aus der ärmlichen
Weberwerkstatt heraus eine der reichsten und stolzesten
Städte jener Zeit, das handclsgevvaltigc Augsburg, zu
erobern, sie hätten wohl das Zeug, den Kern und Mittel¬
punkt eines rechten historischen Romanes abzugeben,
auf den auch die bekannte Forderung Julian Schmidt’s
passte, dass der Roman das deutsche Volk da suchen
solle, »wo cs in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich
bei seiner Arbeit«; und fast scheint es, als habe anfäng¬
lich dem Verf. ein solcher historischer Roman »Das Auf¬
kommen der Fugger« vorgeschwebt: die liebevolle Aus¬
führung und Feinarbeit, mit der er den ersten Fugger,
seinen Eintritt in die Stadt, seine Liebes- und Ehe-
geschichte bedenkt, wie er um ihn herum Nebenpersonen
gruppiert, denen sicher im ersten Plan eine Rollö zuge-
theilt war, die nun aber, ohne irgendwie dem Bild eine
neue Linie oder Farbe zu geben, verschwinden (ich
nenne nur den ungetreuen Siegelbewahrer der Stadt, Sig-
hard Schreiber, und seine Anverwandten): das und
manches Andere deutet hin auf eine Aenderung des Planes
während der Ausführung. — Wir brauchen allerdings
darob nicht zu trauern; ist uns der Roman vorenthaltcn
blieben, so haben wir den »Bildercyklus« gewonnen und
wir freuen uns des und dürfen uns dieses Besitzthums
rühmen. Es gehört zu dem Besten, was wir unserer
Familie, unseren Kindern bieten können und auch der
Mann mag gern in den beiden Bänden blättern und sich
laben an der kraftvollen Treue dieses Geschlechts und
an dem reichen Glück, mit dem es Gott gesegnet.
Sch.
Alte und Neue Welt. (Einsiedeln, Benziger). XXVI, 12.
Hirsch feId H., Das Geheimnis d. Dieners. Novelle. —
Schild hugen F., Die Heilsarmee. Fine Studie. — Seel mann
Th., Aus dem Leben der Bakterien. — Odenthal, Ein Verseh¬
gang. — Li eben au Th. v., Aus d. Schreckenstagen. — H eite¬
rn eye r, Die Nachtigall. — Friedrich P., Wie man aus Ver¬
sehen zu e. Frau kommen kann. — Steinle A. M. v., Die Ent¬
würfe d. Prof. Ludwig Seitz f. d. Ausmalung d. deutschen Kapelle
in Loreto. — Hagen F., Der Montblanc u. s. Umgebung. —
Rundschau in Wort u. Bild.
Kritische Revue aus Österreich, red. v. J. Graf (Wien,
Helios). IV, 42—43.
Vor d. Landtagen. — Ein Kampf d. akadem. Jugend. —
Dr. M. Haberlandt, Die Columbus-Feier. — R. Grazer, Mo¬
derne Wunder. — P. d’Abrest, Memoiren des General Marlcot.
— Revue d. Revuen. — Notizen: Politik, Socialökonomie, Wissen¬
schaft. — Buchbesprechung.
Histor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX, 6.
Ludwig XIV. in Frankreich und die Moral in d. Geschichte.
— A. Streble, Ein Lebcnsb. a. d. Musterstaat d. Liberalismus.
— Kirchenhistorische Studien I. — Zeitläufe: Der Ringkampf um
Irland; Parnell zum Exempcl. — Neue Bismarck-Zeit? Von der
Westgrenze aus besehen. — Dr. Grupp, Zur lranzös. ßildungs-
gcschichtc.
Stimmen aus Maria-Laach. (Freiburg i. Br., Herder.) XLIII, 3.
H. Pesch, S. J., Eine Bankrotterklärung von seiten des
liberalen Oekonomismus. — J. G. Hagen S. J., Das Ptolemäische
Sonnensystem. 11. (Schl.)— W. Kreiten S. J., Blasius Pascal. Ein
Charakterbild. VIII (Forts ) — A. Pergcr S. J., Zur Beurtheilung
d. Feuerbestattung. III. (Schl.) — A. Baumgartner S. J., Das
Mahäbharata, das Volksepos d. alten Inder. IL (Schl.) — Recen-
sionen: W. Többe, Die Stellung d. hl. Thomas v. Aquin z. d.
unbefleckten Empfängnis d. Gottesmutter. (A. Lemkuhl S. J.) —
— O Klopp, Der 30jährige Krieg bis z. Tode Gustav Adolfs
(1632). I. Bd. (0. Pfülf S. J.) - Dr. W. ßäumker, Das kath.
deutsche Kirchenlied i. s. Singweisen. III. Bd. (G. M. Dreves S. J.)
— Misecllen.
Dresdner Wochenblätter für Kunst u. Leben, hrsg. von H.
Pudor (Leipzig, Ed. Strauch). Heft 30 u. 31.
(30.) Die Wiedergeburt d. Völker. 3. — Johannes Guttzeit.
— Damm A., Cholera-Gefahr. — Guttzeit J., Sicher und Kühn
oder Spiel u. Ernst mit Reformen. (Forts.) — Die Berliner Kunst
auf d. dritten Aquarellausstellung. Gedichte. — Nachrichten.
(31.) Pudor, Die deutschen Zeitschriften. — Guttzeit,
Sicher u. Kühn oder Spiel u. Ernst mit Reformen. (Schl.) —
Pudor, Warum ich die Universitäten »geringschätze«... —
Schwindrazheim, An Viele. — Pudor, Die dritte Aquarell-
ausstellung zu Dresden. (Forts.) — Guttzeit, Bücher u. Leben.
(Forts.) — Pudoi. Die Semper-Ausstellung — Nachrichten.
Illustrirte Zeitung, (Leipzig. J. J. Weber) Nr. 2567 u. 2568.
(2567.) H. E. v. B., Die sechste intern. Kunstausstellung in
München. — Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. — A. R., Ein
Zweikampf mexikanischer Vaqueros. — Das österr. Uebungs-
lager in Bruck a. d. L. — Gcmsjagd am Hochschwab in Steier¬
mark. — Boeder, Das Gottfried Semper-Denkmal in Dresden.
— Die Stcinlischerci in d. Ostsee. — Culturgesch. Nachrichten.
— Die Reitwiese im Zoolog. Garten zu Dresden. — Saloinon,
Zum 70 Geburtstage Robert Waldmüller’s. — O. Z., Die Bohr-
thätigkeit d. See-Igel. — Wetterbericht. — D. Kriegshafen von
Pola. — Polytcehn. Mittheilungen. — Alpines. — A. G. v. Suttner.
Kcssa. Eine Geschichte aus dem Kaukasus.
(2568.) Ein authentisches Bildnis Andreas Hofer’s. — Witt-
meyer, General Graf Lanza, d. neue ital. Botschafter am deut¬
schen Kaiserhofe. — Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. — Die
Feier d. 175jährigen Errichtung d. Cadettencorps in Preussen. —
Die Cholera in Nishnij-Nowgorod. — Ludwig Kossuth. Ein Ge¬
denkblatt zum 90. Geburtstage d. Exgouverneurs von Ungarn
(16. Sept.) — C. B. L., Das »deutsche Haus« f. d. Weltausstellung
in Chicago. — Culturgeschichtlichc Nachrichten. — Aus d. dies¬
jährigen intern. Kunstausstellung inMünchen. HI. — Presse u.
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427 Nr. 13. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Buchhandel. — Müller, Von d. zehnten Wandervcrsammlung
d. Verbandes deutscher Architecteii- und Ingenieurvereine. —
Die intern. Ausstell, f. Musik- u. Theaterwesen in Wien. IX.
— Alpines. — A. G. v. Suttner, Kessa. Eine Geschichte aus
dem Kaukasus. (Schl.) — Moden.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 204—216. (1. bis
15. Sept. 1S92.)
(204.) Beleuchtungsfragen. — A. v. Berzeviczy, Erinne¬
rungen eines franz. Diplomaten a. d. J. 1851 u. 1852. — (205.)
F. Sander, Jakob Bedinget*, d. Silcn im Gefolge des J. A. Co-
menius (Schl, in Nr. 206.) — M. Zitter, Bischof Dr. G. D. Teutsch.
— (206.) Wölfflin, Ein Werk über Brunelleschi. — (207.) Stu¬
dien üb. d. Zukunft d. Geldwesens. — K. Sapper, Eine Oster-
reisc z. Meerbusen von Amatique. — Wurzbach’s Biographisches
Lexikon d. Kaiserthums Oesterreich (Zum Schl. d. Werkes). —
,208.) R. Du Mou lin-Eckart, Pfalzgraf Fried. Michael v. Zwei¬
brücken. — Luthers Werke für das christliche Haus. — (209.)
K. Knokc, Aus d. Göttinger Freitisch-Acten. — E. Guglia,
Pius VI. in Wien. — (210.) K. Müller, Der Geselligkeitstrieb
in d Vogel weit (Schl, in Nr. 2II). — Deutsches Leben im späteren
Mittelalter. — R. Gcerds, E. M. Arndts sümmtliche Werke. —
(211.) Das erneuerte Rom. — (212.) E. Weiss, Johann, Joseph
u. Karl v. Littrow (Schl, in Nr. 213). — Gg. Hager, Die karoling.
Basilika in Hirsau u. d Grab d. Herzogs Berthold I. v. Zähringen.
— (213.) K. Flegel, Eine vorhomerische Burg auf Kalymnos.
— (214.) v r . Berlepsch, Die histor. Sammlung der Münchener
Künstler-Genossenschaft. — L. Sehemann, Aus dem Nachlasse
L. S. Ruhls 111. (IV. in Nr. 215.) — (215.) Zur Geschichte des
Todes. — (216.) Eine Aetna-Besteigung. — Denkwürdigkeiten u.
Erinnerungen des Barons Hyde de Neuville.
Neue Erscheinungen:
Per fall A., Frh. v., Romanzero. Exotische Novellen. Stuttgart,
Deutsche Verl.-Anstalt. 8°. (V u. 308 S.) fl. 2.40.
Gottscheid F., Der Schlosser. Ein sociales Lebensbild in
5 Aufzügen. Danzig, Barth. gr.-8°. (88 S.) fl. 1.50.
Wolf C., Geschichten aus Tirol. Mit einem Vorw. von P. K. Ro¬
segger. Innsbruck, Edlingcr. 8°. (IV u. 282 S.) fl. 1.60.
Justin us O., Italienischer Salat. Allerlei Heiteres aus dem
Lande der Citroncn. Berlin, Wilhclmi. 8°. (VIII u. 221 S.) fl. 1.20.
Klaussmann A. O., Pique-Ass. Criminalroman. Stuttgart,
Deutsche Verl.-Anstalt. 8°. (285 S.) fl. 1.80.
R o 1 a n d E., Auf discretem Wege. Badenovelle. Norden, Bräms.
12°. (27 S.) fl. —.45.
N i e m a n n A., Voll Dampf voraus. Roman. 2 Bde. Stuttgart,
Deutsche Verl.-Anstalt. 8°. (257 u. 366 S.) fl. 3.60.
Peters F., Die Kreissecretärin. Roman. Leipzig, Rcissner. 8°.
(304 S.) fl. 1.80.
Heller O., Unter genialen Menschen. Roman. Berlin, Jankc. 8°.
(351 S ) fl. 3.—.
Stiefenhofer R„ Der letzte Graf v. Lienzgau. Ein dramatischer
Versuch. Stuttgart, Strecker & Moser. 8°. (91 S.) fl. —.48.
— — Das Schloss am Rhein oder Bilder aus einem Familien¬
leben. Ebd. 8°. (72 S.) fl. —.36.
Platter J. C., Raut’n u. Rosmarin. Gesell, u. Skizzen aus Tirol.
Mit einem Vorw. v. Prof. J. v. Zingerle. Ulustr. v. W. llumer.
Innsbruck, Edlinger. kl.-8°. (259 S.) fl 1.60.
Schaefer F., Der Streit der Stände. Volksstück. Braunschweig,
Appelhans & Pfenningstorff. gr.-8°. (40 S.) fl. —.36.
In kurzem erscheint im Esser’schcn Verlag in Paderborn:
» Blüten der Marienminne*. Gedichte von Esser, S. J. kl. 8°.
fl. 1.44 u. *//// Kampf des Lebens «, Roman von A. Freiin von
Lilien, fl. 2.52; ferner in Felber’s Verlag in Berlin: » Vom
Wegrand*. Kleine Bilder von W. Jenson, etwa 15 Bg. 8". circa
fl. 2.40 u. Erzählungen von Marie v. Ol fers. Etwa 30 Bg. 8°.
ca. 11. 3.60.
Xenia Bemardina.
Sancti Bernardi , primi abbatis Claravallcnsis , octa-
vos natales sacculares pia mente celebrantes edi-
derunt Antistites et Conventus Cistercienses provincae
A ustriaco-Hu ngaricae.
Pars prima: Sermones S. Bernardi . Fascieulus primus : Sermones
de Tempore. — Fascieulus secundus: Sermones de Sanetis. —
Fascieulus tertius : Sermones de diversis. (VIII, XXXVI und
* 040 S.)
Pars secunda: Handschriften- Verzeichnisse der Cis te re ie ns er- Stifte .
I. Band : Reun , Jteiligen kreuz-Ne ukloster, Zwettl, Lilien¬
feld . (VIII u. 562 S.)
II. Band : Wilhering, Schlierbach, Ossegg, Hohenfurt, Stams.
(512 S.)
Pars tertia: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Klöster der
österr -ungarischen Ordensprovinz. (VIII u. 428 S.)
Pars quarta: Bib/iographia Bernardina . . . collegit et adnotavit
P. Leopold us Janauschek.
Vindobonae. Apud A. Holder. 1891, gr. 8°. 6 Bde. fl. 24.—.
Von Theodor Gottlieb (Wien).
I.
Die Cistercienser Österreichs wollten die 800jährige Wieder¬
kehr des Geburtstages ihres Ordenstifters nicht vorübergehen
lassen, ohne ihm ein litterarisches Denkmal zu setzen. Die Aus¬
führung dieser Absicht liegt nun in einem mehrbändigen Werke
vor, das eine Fülle von lehrreichem, mehreren Wissensgebieten
angehörendem Stoff enthält. Es gehört zu den bemerkenswerthesten
Publicationen in Österreich aus letzter Zeit. Als Theil 1 in zwei
Bänden erscheinen die Sermones S. Bernardi, Theil 2 in zwei
Bänden wird durch die Handschriften-Verzeichnisse von Reun,
Heiligenkreuz-Neukloster, Zwettl, Lilienfeld, Wilhering, Schlierbach,
Ossegg, Ilohenflirt und Stams gebildet, im Theil 3 sind unter dem
Titel: »Beiträge zur Geschichte der Cistcrcienserstifte etc.c die
hsl. Quellen für die Geschichte der einzelnen Klöster, ferner die
gedruckte Litteratur über dieselben, eine kritisch gesichtete Reihe
ihrer Äbte und eine Aufzählung der ihnen angehörigen Künstler
und Schriftsteller zusammengebracht, endlich der 4. Theil enthält die
Bibliographia Bernardina. Dieser ist von P. Dr. Leop. Janauschek
allein verfasst, während an den anderen Theilen sowohl er als
P. Dr. Bened. G s e 1 1 durch eine oft einschneidende Redaction und
durch die Correctur des Gesammtwerkes betheiligt sind. Diesen
beiden Männern gebührt für ihre unermüdliche Mühewaltung
und Aufopferung im Dienste der Wissenschaft der wärmste Dank.
Ob die Neuauflage der Sermones S. Bernardi einem wirklichen
Bedürfnis entspricht, wagt der Ref. nicht zu entscheiden. Sollte
es vorhanden sein, dann kann die vorliegende Ausgabe wenigstens
das Verdienst für sich geltend machen, ihm durch einen verstän¬
digen und meistens gut revidierten Text (die Praefatio critica ist
voh P. Otto Ci r i 11 n b c r g e r) abgeholfen zu haben. Mehr aber
auch nicht. Es ist zwar kaum zu erwarten, dass die Sermones
durch Heranziehung der ältesten Überlieferung eine wesentlich
andere Gestalt erlangen dürften, als in der sie jetzt vorliegen; doch kann
die Ausgabe eines Werkes heute nicht mehr Anspruch auf eine
allseitigc Beachtung machen, wenn sie ohne Heranziehung der
ältesten hsl. Überlieferung und ohne vorhergegangene Sichtung
des ganzen Materials unternommen ist. Man hätte in erster Linie
zur Revision die französischen Hss. benützen müssen, unter denen
sich wohl noch eine oder die andere von S. B. selbst geschriebene
findet, nicht aber die österreichischen, von denen einige freilich
ein beträchtliches Alter haben.
Am meisten Beachtung verdient gewiss der zweite Theil des
Werkes, der die Hss.-Kataloge der Cistercienscrklöster Öster¬
reichs enthält. Ein ungarisches hat sich unter übel angebrachtem
Vorwände und zu eigenem Schaden von dieser höchst verdienst¬
vollen Publication ausgeschlossen, ein galizischcs (Szczyrzyc) mit
58 Hss. (nach P e t z h o 1 d t’s Adressbuch der Bibi. Deutschlands,
S. 512) fehlt ebenfalls; wie es mit Mogila steht, kann ich nicht
sagen. So wie diese Kataloge vorliegen, repräsentieren sie die
Summe von grosser Arbeitskraft und lehren uns eine Reihe tüch¬
tiger Kräfte kennen, die dem Orden zur Ehre gereichen. Die ein¬
zelnen Kataloge zeigen zwar in der Behandlung und auch in der
Anlage der Indiccs Ungleichmässigkeiten, manchmal ist in der
Beschreibung auf Ausserlichkeiten zu viel Gewicht gelegt, hie
und da ist etwas zu unbestimmt, manchmal etwas verfehlt, doch
im grossen ganzen muss man, soweit dies ohne Autopsie der
Codices möglich ist, sagen, dass hier eine treffliche Leistung ge¬
boten ist, die den in- und ausländischen Klöstern anderer Orden
gar sehr zum Vorbild empfohlen werden kann. Dabei leuchtet
aus dem diesen Bänden beigegebenen Vorwort ein humaner Geist
und das grösste Entgegenkommen hervor, denn die Herausgeber
(um mich ihrer Worte zu bedienen), wünschen Heil und Segen
den Forschern, welche im Geiste echter Wissenschaftlichkeit aus
diesem Hort schöpfen werden, zu dem sie ihnen hier den Weg¬
weiser überreichen. — Es dürfte wohl die Absicht bestehen, die
Kataloge der verschiedenen Bibliotheken später einmal auch einzeln
im Buchhandel erscheinen zu lassen; dafür spricht wenigstens
der Umstand, dass jeder Katalog seinen eigenen Index hat. Dies
führt mich gleich zu dem nach meiner Meinung bedeutendsten
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42Ö
Nr. iS. — Oksierreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
430
Mangel — dem Fehlen eines Gencralindex zu diesen zwei Bänden.
Man vermisst ihn sehr ungern. Der Bearbeiter eines solchen
müsste aber ein schweres Stück Arbeit auf sich nehmen ; denn
ihm wird es nicht erspart bleiben, Stück für Stück, Zeile für
Zeile aller Kataloge von Neuem durchzuarbeiten, da die einzelnen
Indices weder, wie schon gesagt, gleichmässig gearbeitet, noch
vollständig sind. Einem Theil der Kataloge haben die Tabulae
codd. bibl. palat. Vindobonensis zum Vorbild gedient, deren
System kein besonders glückliches genannt werden kann, wie es
denn auch von keiner anderen Katalog-Publication nachgeahmt
worden ist. Dort zerfallen nämlich die Indices in ein alphabeti¬
sches Autoren-Verzeichnis und in einen zweiten Theil, der die
Anonyma, in 12 grosse Fächer vcrtheilt, zur Aufzählung bringt.
Ein anderer Theil der Kataloge (Hohenfurt, Wilhering, Ossegg
und Lilienfeld) führen einen einzigen alphabetischen Index
aller Werke. Dazu kommt in den meisten Katalogen (nur Ossegg,
Lilienfeld und Stams haben sie nicht) a) ein Verzeichnis der
Schreiber nach Jahrhunderten, b) ein Verzeichnis der Hss. nach
ihrem Alter, c) bei Reun und Wilhering ein Verzeichnis der Initia
anonymer Tractate. Die reichsten Indices besitzt Hohenfurt, da
sich nebst dem Angeführten noch ein Verzeichnis der deutschen,
der böhmischen, der miniirten, der musikalischen Hss., ein alpha¬
betisches Schreiber-Verzeichnis und ausser einem Autoren-
Verzeichnis ein »Allgemeines Inhaltsverzeichnis« findet, in dem neben
den Autoren unter Schlagworten ein Materienregister für den
ganzen Stoff gegeben ist; hier sind auch die Urkunden stärker
berücksichtigt und die Namen der Schreiber (noch einmal), Be¬
sitzer und Spender der Hss. zu finden.
Für die Ungleichmässigkeit der Behandlung nur einige Bei¬
spiele: Von Zwettl 41,8 ist der Verf. überliefert, vgl. Heiligkr.
11,90; der Bestiarius Zwettl 109,5 wird dem Jo. Chrysostomus
zugeschrieben und steht unter ihm auch Lilienf. 33, 10, fehlt aber
bei Zwettl auch Anon. rubr. XVIII; — bei Zwettl 44, 3 . 92, 2;
Lilienf. 20. 27 fehlt Inc. und Expl.; — Zwettl 89, 2 Angelonius
(auch im Index!) richtig Lilienf.; auch Abicenus de loica Zwettl
89, 5 hätte so weder im Text noch im Index stehen bleiben
sollen; Reun hat im Index Pius II., Heiligkr., Lilienf., Wilh.
Aeneas Silvius, Hohenf. registriert unter beiden Namen; einfacher
erscheint es, die vitae und passiones SS. zu vereinigen (Zwettl)
als sie trennen, wie die übrigen Kataloge.
Was die Indices im Einzelnen anbelangt, so ist es nicht
möglich, hier über alle Kataloge in gleicher Weise zu handeln. *)
Es möge genügen, einige Defecte der grösseren und wichtigeren
Verzeichnisse kurz anzudeuten. Heiligkr. 108, 1 Petrus Helye
durfte im Ind. aut. nicht fehlen; der 125, 2 genannte Eberardus
ist nicht Schreiber sondern Autor des Gedichtes; von 189, 2
fehlen Hieron. und Prosper; dort war auch das Komma nach
Julianus zu tilgen; von 262, 2 fehlen Ambrosius, Anselmus,
Petrus Damiani, Bercngarius; von 331, 4 Andreas de Weytra,
Jodocus de Gars, Haselpach, ebenso Hinweise bei den zusammen¬
gesetzten Namen, von Schrick auf Puff von Schrick, von Hasel¬
pach auf Ebendorfer de Haselpach; Wolfhardus wird auch 12,94
und 14, 19 genannt;*) 13, 53 Passio S. Hirenei steht weder darunter
noch unter Passio Irenaei ; — die Orthographie hätte im Index
modernisiert werden können, v so z. B. auch Phocae statt Focae
und die Transscription für Odalricus (14, 8) war Uodalricus; vgl.
auch 13, 156 (Rödolfus); von 41, 5 fehlt Hieronymus.
Bei Wilhering fehlt von 17 das Urbar; von 35 das Necrol.,
während ein anderes unter dem »Schlagwort« Wilhering steht.
Nöthig war ein solches tür »Concilia« worunter z. B. 44, 5; 45;
67, 9 sqq. ; 78, 4; 99, 3 etc. hätten vereinigt werden können;
der Hymnus Salve regina steht 66 (nicht 69), 5 und hätte jeden¬
falls auch unter Hytnni und die Initia anonymorum gehört;
hier fehlt auch die Altersangabe; vgl. Ähnliches in Bezug auf 124
fol. 26 ; 8 ) unter Carmina fehlen die unter 77, 1, d {Pectora etc.)
7, 9 genannten; der 78, 9 aufgeführte C. //. (doch wohl der
Schreiber?) fehlt; von 78, 14 und 124, 12 die Briefe; unter den
Papstbriefen 89.68, 7; von 100, 2 das Antiph. fragm.; von 105
das Schreiben des Abtes Hermann; von 115 der Schreiber Jo-
*) Der Katalog von Reun wird hier nicht besprochen, da
er schon früher an anderem Orte erschienen ist.
*) Das grosse von ihm zusammengestellte Legendarium ist
jedenfalls hier interpoliert. 13, 122 findet sich Brunos von Segni
liber sacramentorum . Wolfhard starb aber 902, Bruno 1123.
8 ) Der Ausschluss »unbedeutender Verse« in Indices er¬
scheint nicht angezeigt.
hannes, vielleicht gehört auch Woluelinus (130) dazu; den Visi-
tationsrcccss von 105, den Erlass 108, 10 und den Schreiber
Albertus (133, 14) weiss ich ebenfalls nicht zu finden; es fehlt
Brcviarium 101 (Schluss); Johannes Brammart (S. 92) hätte wohl
unter den zweiten Namen gehört (Brammaert); unter die philos.
Tractate war auch der von 54 einzureihen; Orienes neben Ori-
gencs im Index ist kaum mehr zu rechtfertigen; bei den Hss.-
Besitzern steht Gordianus de Welsa unter dem letzteren Namen,
während Andreas de Piseno und Michael de Neunburga anders
behandelt sind; bei den Schreibern war unter Prauseraueh cod. 123
cinzusetzen; ein Psalterium fragm. ist auch unter 141 (Schluss)
vorhanden, ein Sermonenfragm. auch unter 50 (Schluss), Verse
auch unter 101, 5; 130; 132, 15.
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 18 Aug. in Frankf. a. M. Dr. E. Sch u bert,
bekannt durch seine mit K. Sudhoff herausgegebenen »Paracelsus-
Forschungen« u. Besitzer einer reichaltigen Paracelsus-Bibliothek.
— Am 14. September zu Steinach am Brenner (Tirol) der Prof,
der deutschen Litteratur und Aesthetik an der technischen Hoch¬
schule zu Stuttgart, Dr. Jul. Klaibcr im 58. Lebensjahre. — Am
15. Sept. in Wien (der seit 1879 in Pension belindl.) ehemalige
Prof. f. Geschichte der Medicin an der Wiener Univ. Dr. Franz
Romeo Seligmann im Alter von 84 Jahren. — Am 16. Sept.
in Brighton Cardinal Howard an Lungenentzündung ; geboren
1829, war er eine Zeit lang Ofificier im Garderegiment, verliess
1852 den Dienst und gieng nach Rom, wo er Priester wurde. —
Am 17. Sept. in Göttingen der berühmte Rechtslehrer, Prof. Dr.
Rudolf v. Ihering, (1868—1872 o. ö. Prof, des röm. Rechts
a. d. Univ. Wien) 74 Jahre alt. — Am 17. Sept. in Ostende der
Phonetiker Emil Bchnke, Verf. des Werkes »Voice Song and
Speech« (London 1883) ein geh. Stettiner, im 66. Lebensjahre. —
Am 18. Sept. in Innsbruck der emerit. Univ.-Prof. tür deutsche
Sprache und Litteratur Dr. Ignaz Vincenz v. Zingerle, geh.
1825 in Meran. — Am selben Tage zu Wien der Hufopernsänger
August Hab la wetz im Alter von 59 Jahren. — Am 19. Sept.
in St. Peterburg Msgr. Isidor, Metropolit von Novgorod,
St. Petersburg und Finnland, Präs. d. heil. Synode, im Alter von
93 Jahren. — In Olevano d. Landschaftsmaler Otto Brandt,
einer d. Senioren d. deutschen Künstlerschaft in Rom, im Alter von
64 Jahren. Ein geborener Berliner, war er seit mehr als 40 Jahre
in Rom ansässig.
Ernannt wurden: Der Prof, am Priester Seminar in Strass¬
burg Dr. A. Ehrhard zum ord. Prof. d. Kirchengeschichte an
d. Univ. Würzburg. — Der a. o. Prof, des römisch. Rechtes Dr.
Friedrich Ende mann, zum o. ö. Prof. a. d. juridischen Facul-
tät d. Univ. Königsberg. — Der Supplent d. Lehrkanzel f. Geo¬
däsie a. d. k. k. techn. Hochschule in Lemberg Severin W i d t
zum wirklichen Lehrer a. d. Staatsgewcrbeschule in Lemberg. —
Die a. o. Professoren an der Universität Innsbruck Dr. Ferd.
L e n t n e r (für österr. Strafrecht u. Völkerrecht) und Dr. Vict.
Mataja (für polit. Oekonomie) zu ord. Professoren an dieser
Universität. — Der Privatdoccnt Dr. Andreas W a 1 e n t o w i c z
zum a. o. Prof, für Veterinärkunde und Veterinärpolizei an der
Universität Krakau. — Der Gymnasialprof. Lic. theol. Dr. phil.
Eberhard Nestle in Ulm wurde als Supplent d. Lehrkanzel f.
semitische Sprachen an die Universität Tübingen berufen.
Habilitiert haben sich: Der k. u. k. (Gustos-Adjunkt am
kunsthistor. Hofmuseum Dr. Julius R. v. Schlosser für neuere
Kunstgeschichte, — Dr. Michael T a n g 1 f. histor. Hilfswissen¬
schaften und Geschichte des Mittelalters, — der Assistent a. d.
anthropologischen Abtheilung d. naturhistor. Hofmuscums Dr.
Moritz H o c r n es für prähistor. Archäologie, — Dr. Ernst Wert-
heim für Geburtshilfe u. Gynäkologie, — Dr. Georg Jüffinger
für Larvngologie u. Rhinologie, — sämmtliche a. d. Univ. Wien.
— Dr. Max Bamberger für organische Chemie a. d. techn.
Hochschule in Wien. — Dr. Edmund Münzer für specielle
Pathologie und Therapie d. inneren Krankheiten an d. deutschen
Universität in Prag.
Verliehen wurde: Dem Prof. d. Pastoral-Theologie an dem
römisch-kathol.-theolog. Centralseminar in Zara Ehrendomherrn
Peter S pan i c das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens, —
dem Schriftsteller Perikies v. M elingo von Sr. Majestät die mit
dem Allerhöchsten Bildnisse und Wahlspruche gezierte goldene
Medaille für Kunst und Wissenschaften, — dem Dichter Paul
Heyse das Comthurkrcuz des Sachsen-Weimarischen Falkenordens.
Beilage zur heutigen Bummer: Literarische Anzeige der Vereinsbuchhandlung in Innsbruck.
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tinuateurs, consiste ä diviser l’histoire de France
par pöriodes et ä grouper dans chaque periode
les monuments et documents originaux de toute
nature qui s'y rapportent, histoires, chroniques,
vies de saints, lettres, diplömes, etc., sauf ä
scinder en plusieurs parties ceux de ces docu¬
ments qui embrassent plus d’une periode.
Chaque volume comporte une preface, un
tableau ehronologique, des index historiques et
geographiques, une table des matieres ei quel-
quefois un glossaire, pour faciliter la lecture de
certains texles La Gaule avant Clovis forme un
volume (tome I•* r ». les Mcrovingiens en prennent
irois (tomes II IN') et les Carlovingiens cinq
(tomes V-1X). Le reste, ä partir du tome X,
appartienl ä la troisieme race.
Les huit premiers volumes ont ete pub ies
par dom Bouquet (1737—1752); les trois suivants
sont des Ireres Haudiquier, aides pour le XL
volume par dom Housseau, dom Poirier et dom
Prccieux <17n7 l7C»7,i; les tomes XII et XIII sont
de dom Clement et de dom Brial (1781 1786);
les tomes XIV-XVI1I (1806-1822) sont du meme
dom Brial, devenu M. M.-J -J. Brial de l’Institut;
le tome XIX (i833i est de MM. Brial, Naudet et
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ln Veitretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 14.
I. Jahrgang.
Wien, Io. Octobkr 1892.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Rcdaction HEkAUSGEGEßEN DURCH DIE LEO-GESELI.SCHAET Abonnements-Aufträge
u.Kecensions-lixemplare werden erbeten . . sind zu richten an die Administration
, liKDIli IKK 1 VU« .,
an die Adresse : Dr. fr ranz Schn ü rer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendorl. D*L FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am I. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. -), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrSge z i richten sind.
Preise der Inserate: */i S. fl. 20.— - Mk.30.—, »/» S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, '> S. fl. 7.— - Mk. 12.60, >/« S. fl. 4.— = Mk. 7.20, >/i* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Schmidt F., Christus als Prophet. Nach den
Evangelien dargestellt (O. Mussil.)
Baumgartner Alex . Gallus Jak. Baumgartner,
Landammann von St. Gallen u. die neuere
Staatsentvvicklung'd. Schweiz 1797—1869.* E.K.)
Orientalische Teppiche. Hrsg, vom k. k.
öst. Handels-Museum Dr. H. Bohatta).
Peez Alex., Mostar u. sein Culturkreis. Ein
Städtebiid aus der Hercegovina (v. H.i.
Balhi A., Allgemeine Erdbeschreibung. 8. Aufl.,
bearb. von K. Ileiderich (ScliJ.
Buschmann M., Frh. v., Das neue Eisenbahn¬
betriebsreglement in Gegenübers'ellung zum
Internation. llebereinkommen über den Eisen-
bahnirachtverkehr (Frh. v. Weichs).
Ettinger M., Einfluss der Goldwährung auf das
Einkommen der Bevölkerungsklassen und des
Staates (Dr. V r . Mataja).
Neupauer J. v., Die Schäden und Gefahren der
Valutaregulierung für die Staatsfinanzen, die
Volkswirtschaft und die Kriegsbereitschaft
(Dr. V. Malajai.
Pernter J. M , Die Windverhältnisse auf dem
Sonnblick und einigen anderen Gipfeistationen.
(A. Trabert).
Malfatti Dr. II., Neuere Forschungen über den
Stoffwechsel des Eisens.
Schneider ä Vogl, Commentar zur 7. Aus¬
gabe der österr. Pharmakopoe. II. Bd., Allge¬
meiner Theil (Ferry M.,)
Für u. gegen die Jesuiten. Zeitgenössische
Original - Aussprüche, hrsg. von M. Uber-
breyer (Schnürer).
Salb u rg E., Ein Erwachen. Aus dem Buche
eines Lebens. Gedicht. (Schnürer.)
Xenia Bernardina, Ediderunt Antistites et
Conventus Cistercienses prov. Austriaco-Hun-
garicae. II. (Schl.) <Th. Göttlich).
Personalnachrichten. - Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Schmid, Dr. Franz, Prof, der Theologie: Christus als
Prophet . Nach den Evangelien dargestellt. Brixen,
Buchhandlung des Katholisch-politischen Pressvereins. 1892.
gr.-8°.(l V u. 196 S.) 11. 1.20.
Die genannte Schrift beansprucht in zweifacher Hin-*
sicht, vom biblisch-theologischen und apologetischen
Standpunkt aus, Beachtung. In ersterer ist es die Stel¬
lung Christi zu den Propheten des alten Bundes, —
nicht inwieferne Er selbst Gegenstand ihrer Verheis-
sungen und der Brennpunkt war, in welchem sich die
Lichtstrahlen ihrer gotteingegebenen Verkündigungen ver¬
einigten, sondern insofern unser Heiland zugleich selbst
das prophetische Amt im heilsgeschichtlichen Plane be¬
kleidete und zur höchsten Vollendung brachte, — welche
durch die Arbeit Sch.’s indirect zur Geltung gebracht
wird. Wenn auch die prophetische Thätigkeit im engeren
Sinne des Wortes, d. h. das Vorherwissen und Ver¬
künden künftiger Ereignisse im Leben Jesu, so weit es
uns durch die heiligen Autoren des neuen Testamentes
übermittelt ist, nicht in dem Masse hervortritt, wie hei
den Sehern des alten Bundes, so dass man geneigt
wäre, eine grössere Fülle bei den Letzteren, als hei dem
göttlichen Lehrmeister selbst anzunehmen, so ist dies
doch nur eine Folge der übrigen, ganz überwältigenden
Eindrücke, die wir bei Betrachtung des Lehrens und Lebens
Christi an der Hand der heiligen Schriftsteller empfangen;
mit anderen Worten: es ist dies nur relativ wahr; wir
bewundern Christum mehr als göttlichen Tugendhelden,
als Verkünder einer neuen Lehre ungeahnter Tiefe und
Beseligung, als Wunderthäter u. s. w., denn als Pro¬
pheten. Aber gerade die Zusammenstellung aller Ver-
heissungspunkte nach den einzelnen Gebieten, wie Sch.
es versucht, zeigt, wie sehr auch in dieser Hinsicht, was
Reichthum und Bedeutung der Vorhersagungen betrifft,
Christus seine Vorläufer, den ehrwürdigen Chor der alt-
testamentlichen Seher, übertrifft. Es ist kein wichtiges
Moment seiner eigenen, erlösenden Thätigkeit, Leiden
I und Verherrlichung, kein wesentlicher Umstand in der
Gründung und Vollendung seiner Kirche, keine Frage
über die von seinen Aposteln und Gläubigen zu gewärti¬
genden Schicksale und zu erhoffenden Entlohnungen,
über welche sich der Herr nicht mit jener Allseitigkeit
und Entschiedenheit geäussert hätte, wie sie eben nur
dem vom himmlischen Vater mit dem Charisma der
Prophetie in unbegränztem Masse bedachten Gesandten der
göttlichen Liehe zu eigen sein kann. Insoferne dient,
wenn auch vom Verf. nicht besonders hervorgehoben
(ausnahmsweise S. 164, 191), dennoch seine Arbeit in
vorzüglicher Weise heim vergleichendem Studium beider
Testamente.
Eine noch höhere Bedeutung möchten wir jedoch
der Schrift in apologetischer Hinsicht gegenüber den
gottesläugnerischen Tendenzen der modernen antichrist¬
lichen Schichten zuschreiben. Eio solches Wissen um
die Zukunft, eine solche Vorhergestaltung derselben durch
das verkündende und befehlende Wort, eine solche Sicher¬
heit und Klarheit der Aussagen auch über Einzelumstände
und Dinge, denen jede menschliche Voraussetzung zu
widersprechen scheint, ist unter Zugrundelegung rein
irdischen Wissens ganz unbegreiflich. Es gestaltet sich
wirklich, wie der Verf. in der Einleitung hervorhebt, die
Betrachtung des prophetischen Inhaltes der Reden des
Herrn zum unerschütterlichen Beweismittel seiner gött¬
lichen Sendung und Natur. Bezüglich der Art, wie der
Verf. seiner Aufgabe gerecht geworden, müssen wir, wie
bei seinen bisherigen Arbeiten, die Gründlichkeit seiner
Studien und das Geschick der Darstellung in jeder Hin¬
sicht anerkennen. Sch. lässt sich im allgemeinen nicht
in Subtilitäten ein. Wo aber eine Bibelstelle eine be¬
sondere Erörterung erheischt, begegnen wir genügender
Kenntnis der älteren und neueren Litteratur. Als ein Vor¬
zug ist es anzusehen, dass der Verf. stets durch aus¬
drückliche Darlegung der differenten Punkte die Unmög¬
lichkeit zeigt, aus rein natürlichen Erkenntnisquellen die
Zukunftsaufstellungen Christi zu Wege zu bringen. Die
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435
Nr. 14. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
436
Zusammenstellung von Bild und Gegenbild, d. h. Ver-
heissung und Erfüllung, wie Sch. sie durchgehends
bietet, muss dabei um so überzeugender wirken. — Der
Verf. flicht seinen Ausführungen wiederholt Rechtferti¬
gungen über die Auswahl der evangelischen Texte ein,
dass nicht alles Beigebrachte Prophezieen im her¬
gebrachten Sinne des Wortes seien, sondern oftmals nur
Anordnungen oder Erklärungen, z. B. über die Einrich¬
tung der Kirche, die Sacramente, evangelischen Räthe
u. dgl. Aber vom populär-apologetischen Standpunkte aus
und zur Begründung oder Bekräftigung jener Ueber-
zeugung, dass eben der Heiland mittelst innewohnender
»göttlicher Kraft« für alle Zeit lehrte, anordnete, verhiess
und drohte, sind gemäss des »Himmel und Erde werden
vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen« vom
Autor die Grenzen der prophetischen Lehrthätigkeit des
Erlösers billig weiter gesteckt worden.
Brünn. Prof, theol. Othmar Mussil.
Zeitschrift für kath. Theologie. (Innsbruck, Rauch.) XVI, 4.
M. Limbourg S. J., Die Prädestinationsichre des heil.
Bonaventura. — F. Stentrup S. J., Die Lehre d. heil. Anselm
über d. Nothwendigkeit d. Erlösung u. d. Menschwerdung. —
E. Michael S. J., Priscillian u. d. neueste Kritik. — Recensionen:
P. Mitzschke, Sigcbotos Vita Paulinag. (E. Michael S. J.) —
A. Schäfer, Die Gottesmutter in d. heil. Schrift. (F. Hübner S. J.)
— G. W. Daniell, Bishop S. Wilbcrforce. (A. Zimmermann S. J.)
— G. Grupp, System u. Geseh. d. Cultur. (E. Michael S. J.) —
O. Braun, Moses bar Kepha u. sein Buch v. d. Seele. (J. Heller
S. J.) — Analecten : F. Stentrup S. J., Zum Dogma v. d. zeit¬
lichen Weltschöpfung. — E. Michael S. J., Eine schamlose
Fälschung Döllingcrs u. ihr Vertheidiger. — Ders., Christcnver-
folgungen nach Allard, Stolle u. Baiser. — Ders., Ringseis über
Döllinger. — Ders., Briefe Otto v. Truchsess’ an Hosius nach
A. Weber. — Ders., A. Maurer nach Zapletal. — Ders., Dronsart
über die Jungfrau von Orleans. — Kleinere Mittheilungen. —
Alphabetisches Register. — Littcrar. Anzeiger.
Pastor bonus, hrsg. v. P. Einig u. A. Müller (Trier, Paulinus-
Druckerei). IV, 10.
J. Behringer, Accidcntelle Wirkungen d. hl. Communion.
— C. A. Helf, Die Reformatoren üb. Freiheit u. Toleranz. —
v. Wemis, Freundschaftlicher Verkehr in Familien oder nicht?
— J. B. Vallender, Betheiligung an d. Beerdigungen d. Anders¬
gläubigen. — Wempe, Über d. Testamente d. Geistlichen. —
Mitteilungen: J. Menzenbach, Das Kreuzzeichen b. Johannis-
Evangelium am Schlüsse d. hl. Messe. — P.Koster, Benediction d.
Incensums beim Begräbnis, resp. bei d. absolutio ad tumbam. —
J. Maus, Ergänzung d. Religionsunterr. — P. Bohn, Ober d. Alter
d. trierischen Ritus. — H. V. Sauer 1 and. Zur Ergänzung über
»Schriftsteller d. Trierer Erzstiftes a. d. 14. Jahrhdt.« — Bücher¬
schau: Schlör, Betrachtungen für Priester u. Kleriker. (J. Lehnen.)
— Scherer, Bibliothek für Prediger. (J. Lehnen.) — Der selige
Ludwig Maria Grignon v. Montfort. (P. Wiegand.) — Holtmann
u. Schüler, Faber Mathias J. S. (J. Maus.)
Cistercienser Chronik, red. v. P. G. Müller (Bregenz, Teutsch).
IV, 44.
Paulangy. — Die Cistercienser auf Lerin. — Drey Raisen
nach Cistertz. (Forts.) — Institutio Religiosorum Tironum Cister-
ciensium. — Nachrichten. — Todtentafel. — Decrct d. heil. Stuhles
in Sachen d. Trappisten. — Cistercienser-Bibliothek.
Die katholischen Missionen, hrsg. v. J. Hutter (Freiburg im
Breisgau, Herder). 1892, 10.
Unseres heil. Vaters Leo XIII. Schreiben an d. Erzbischöfe
u. Bischöfe von Spanien, Italien u. Nord- u. Südamerika über
Christoph Columbus. — Zur 400jähr. Gedenkfeier d. Entdeckung
Amerika’s durch Christoph Columbus (12. Oct. 1492). — Proulx,
Zwölfhundert Meilen im Rindenkahne. (Forts.) — Nachrichten aus
den Missionen: Süd-Tongking; Vorderindien (Mission von Assam);
Persien (Eine Audienz beim Schah von Persien); Afrika (Apostol.
Vicariat Sudan; Apostol. Präfectur am Untern Niger); Äquatorial-
Afrika (Neuestes aus Uganda); Madagascar (Lächerliche Ver¬
leumdungen); Nordamerika (Die Ursulinen im h elsengebirge);
Trinidad (Bericht aus d. Aussätzigencolonie von Coconta).
Pastoralbiatt d. Bisthums Münster, hrsg. v. Dr. H. Joeppen
(Münster, Regensberg). XXX, 10.
Regina Sacratissimi Rosarii. — Die Leutseligkeit u. Höflich¬
keit d. Priesters (Schl.) — Behandlung d. Affectes in d. Predigt.
— Die praefatio in festis Apostolorum. — Die Thurmuhr im
Dienste der Seelsorge. — Fälle und Fragen. — Miscellen.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterreichs, red. v.
R. G. Himmelbauer (Wien, Fromme). XI, 18.
Beschlüsse d. dritten österr. Katholikentages. — Politische
Fragmente: Kirche u. Staat. — Aus dem Schulleben: B. Otter,
Zur Geschichte d. Katechetik. (Forts.) — Riegl er, Einkommen¬
steuer von Manualstipendien, freien Collecturen und Bittgeldern.
- Aus dem Priesterleben. — Vereinsbote. — Rechtsfreund.
Personalnachrichten. — Dazu Beilage: Augustinus , Litteratur¬
blatt. IX, 14. Homiletisches. — Varia. — Nachrichten.
Neue Erscheinungen:
Kathol ica.
Eberle M., Lourdes u. seine Wunder. Erinnerung an den bayer.
Pilgerzug im J. 1891. Augsburg, Kranzfelder. 16°. (VI u. 124 S.)
fl. —.24.
Peters F., Der Richterstuhl. Jesus vor d. jüd. hohen Rathe und
d. heidn. Richter Pilatus. Eine Hochschule christl. Tugend und
Vollkommenheit. Mainz, Kirchheim. 12°. (XII u. 374 S.) fl. 1.20.
Jungnitz J., Die Congregation d. grauen Schwestern von der
heil. Elisabeth. Breslau, Aderholz. gr.-8°. (115 S.) fl. 1.20.
Braun C., Zur Erinnerung an ss. Theol. Dr. J. B. Renninger.
Sein Leben u. Wirken. Würzburg, Göbel. gr.-8°. (76 S. m.
Bildn.) fl. —.60.
Schmid J., Petrus in Rom od. novae vindiciae retnnae. Neue
litterar-histor. Untersuchung dieser »Frage« nicht »Sage*. Luzern,
Räber. gr.-8°. (Vlli, XLIX u. 229 S.) fl. 2.40.
Capeilmann C., Medicina pastoralis. Ed IX., latinarum III.
Aachen, Barth. gr.-8°. (VIII u. 246 S.) fl. 1.80.
Böhm J. B., Zur Charakteristik d. Protestantismus in Vergangen¬
heit u. Gegenwart. Hildesheim, Borgmeyer. gr.-8°. (651 S.)
fl. 4.20.
Akatholica.
Zimmer’s Handbibliothek d. praktischen Theologie. Bd. V, b. :
Kirchenschmuck u. Kirchengeräth. Von R. Bürkner. (VII u. 178
S.) fl. 1.68. — VI, a.: Die kirchliche Dichtung, hauptsächlich
in Deutschland. Von A. F. W. Fischer. (XV u. 241 S.) fl. 2.28.
Gotha, Perthes. gt\-8°.
Harrison A. J., The church in rclation to sceptics. London,
Longmanns & Co. 8°. 7 sh. 6 d.
Practical rellections upon every versc in the book of Genesis.
Ebd. 8°. 4 sh. 6 d.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Baumgartner Alexander, S. J.: Gallus Jakob Baum¬
gartner, Landammann von St. Gallen und die neuere
Staatsentzvicklung der Schweiz 0797 — 1869 ). Mit
Benützung des schriftlichen Nachlasses. Mit dem
Bildniss Gallus Jakob Baumgartners. Freiburg im
Breisgau, Hcrder'sche Verlagsbuchhandlung, gr. 8°. 1892. (VIII
und 536 S.) fl. 5.40.
Welchem gebildeten Katholiken wäre die verdienst¬
volle litterarische Wirksamkeit des schweizerischen Jesuiten
Baumgartner unbekannt, der die Intoleranz der »freien«
Heimat durch seinen im Ausland erworbenen schrift¬
stellerischen Ruf seinem Vaterland, an dem er trotz Allem
immer noch mit allen Fasern einer reichbegabten Natur
hängt, hochherzig vergilt? — Ein würdigeres Denkmal
kindlicher Pietät konnte der fromme Ordenspriester seinem
am 12. Juli 1869 abgeschiedenen Vater, dem genialen
Staatsmannc, nicht setzen als dieses Werk, das auf
jeder Seite ebensosehr von dem bewährten Talent als
dem zarten Sinn des Sohnes Zeugnis ablegt. Das thaten-
und sorgenreiche Leben des St. Gallischen Landammans
war auch ein integrierendes Stück schweizerischer Zeit¬
geschichte. Fällt ja doch gerade in die Periode der amt-
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437
Nr. 14. — Oesterreichischrs Litteratur blatt. — I. Jahrgang.
438
liehen Wirksamkeit Baumgartners die Aera revolutionärer
Umwälzungen in der Schweiz, unter welchen vor Allem
auch die Kirche zu leiden hatte. Mit bewunderungs¬
würdigem psychologischen Scharfsinn wusste der Verf.
namentlich auch den eigenen schweren Kampf darzustellen,
durch welchen sich der ursprünglich und im Sinne vieler
begabter Naturen jener Zeit etwas radikal beanlagte
Politiker zur vollen Klarheit über die Rechte und An¬
forderungen der Kirche durchringen musste. Indem der¬
selbe in diesen Partien meist an der Hand seiner eige¬
nen Aufzeichnungen selbstredend eingeführt wird, erhält
das Bild Licht und Wärme und der ganze bedeutende
Mann steht imponierend vor uns mit seinem grossartigen
Talent, seiner unverwüstlichen Arbeitskraft, seinem reli¬
giösen Sinn und seinem goldlauteren Privatcharakter,
der auch dann nichts von seiner Reinheit verlor, als der
ehemalige radikale Volksmann der geistige Führer der
schweizerischen Rechtspartei und als »Apostat« das
Opfer niederträchtiger Verfolgung und Verleumdung
wurde. — P. Baumgartner that recht daran, schon
im Titel seines Buches die Bedeutung desselben für die
allgemeine politische Geschichte der Schweiz anzudeuten;
es wird dasselbe auch bei allgemein historischen Forde¬
rungen zu Rathe gezogen werden müssen, umsomehr, als
auch die loyalen politischen Gegner des feindereichen
gewaltigen Republikaners seiner glänzenden Begabung und
Thatkraft, die ihn zur Zierde jedes Parlamentes oder
Ministeriums gemacht hätte und die sich sogar auch in
einer sehr fruchtbaren politisch-litterarischen Wirksamkeit
äusserte, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen. In die
Zeit seiner Vollkraft fällt gerade jene längere Fpoche des
Sturmes gegen die Klöster überhaupt und gegen die
Jesuiten insbesonders und der Verf. wusste der Darstel¬
lung dieser bewegten Zeit gewissennassen dramatischen
Effect zu geben, so dass sich das Lebensbild vor dem
Leser abrollt wie ein spannender Roman. Geradezu er¬
greifend ist das letzte Capitel: »Letzte Lebenszeit. Tod.«
In dem Briefe vom 4. April 1869, in dem der Kranke
den Ostergruss seines in Feldkirch weilenden Sohnes
erwidert, konnte er, bis zum letzten Athemzuge ein Kämpfer
auf der Bresche, die Befürchtungen über die der Kirche
drohenden Stürme nicht unterdrücken, nahte ja die Zeit des
ökumenischen Concils. »Die Entchristlichung des Staates,«
schreibt er, »ist hierorts und durch die halbe Schweiz
das Schlagwort des Tages. . . . Mit solchen Treiben,
(d. h. mit der Agitation für vollständige Centralisation,
die Alles unter einen Hut bringen und so eine »all¬
gemein-schweizerische Sclaverei« herbeiführen will) geht
niederträchtige Verfolgung der katholischen Priester, der
katholischen Orden, — kurz alles und jedes katholischen
Lebens Hand in Hand, bald in Ausdrücken, welche sich
auf die katholische Kirche allein beziehen, bald wieder
in Wendungen, welche die Vernichtung des Christen¬
thums überhaupt als Zielpunkt verkünden. Wie weit der
Unfug noch führen wird, steht dahin; die vorhandenen
Regressionskräfte sind noch bei weitem nicht in genügender
Thätigkeit, und auch abgesehen davon, lässt sich eine
Niederkämpfung des unheilvollen Abfalls nicht von einem
Tag auf den andern machen. Ich enthalte mich weiterer
Reflexionen, nur das sei noch gesagt, dass nach meinem
Dafürhalten erst nach grossen Weltkrisen und Um¬
wälzungen die nöthigen starken Anhaltspunkte zum
Wiederaufbau der christlichen Gesell¬
schaft sich bieten werden.« — Was B. ahnte, liegt
heute nach mehr denn 20 Jahren in klaren Umrissen
vor uns.
Die bekannte stilistische Meisterschaft P. B.’s kommt
auch in diesem Werk in ihrem ganzen Glanze zum
Ausdruck und dieser Vorzug wie auch die eingehendste
sachliche Kenntnis wird auch auf gegnerischer Seite
voll und ganz anerkannt. E. R.
Zeitschrift fUr Kirchengeschichte. Hrsg. Dr. Th. Brieger u.
B. Bess (Gotha, F. A. Perthes). XIII, 2 und 3.
I. Untersuchungen u. Essays: W. Bröcking, Zu Berengar
von Tours. — E. Lern pp, Die Anfänge d. Clarissen-Ordens. —
H. Geizer, Beiträge zur russischen Kirchengeschichte aus griech.
Quellen. — P. Vetter, Witzefs Flucht aus dem albertinischen
Sachsen. — II. Analekten: D. Schäfer, Carlstadt in Dänemark.
— Th. Kol de, Der Briefwechsel Luthers u. Melanchthons mit d.
Markgrafen Georg u. Friedrich von Brandenburg. — H. Nebel-
sieck, Ein Brief d. Francisco de Enzinas an Juan Diaz 1545. —
E. Böhmer, Der Anfang von Francisco de Enzinas’ »Historia de
statu Belgica deque religione Hispanica«. — K. Lohmeyer, Be¬
richte über d. Thätigkeit d. Jesuitencollegiums zu Braunsberg im
Ermland 1584—1Ö02. — Ul. Miscellen. — Nachrichten.
Zeitschrift für deutsche Culturgeschlchte, hrsg. v. Dr. Chr.
Meyer (Berlin, Lüstenöder). 111, 1.
Meyer Ch., Studien zur Geschichte d. modernen Gesell¬
schaft. — Bauer K., Aus d. Tagebuch eines preussischen Mus¬
ketiers im 7jähr. Kriege. — Burkhardt K. A. H., Doctor Eisen¬
bart. — Bücherbesprechungen. — Litterarische Neuigkeiten.
Revue d'histoire diplomatique. (Paris, Leroux.) VI, 3.
Barral-Montferrat M. de, Un projet de soulevement des
Indes en 1785. — Decrue de Stoutz F., La Molle et Coconat
et les negociations du parti des politiques. — Doniol H., Cor-
respondance inedite de La Fayette: Lettres ecrites au comte
d’Estaing du 14. juillet au 20. octobre 1778. — Fremv E., La
mediation de l’abbe de Fcuillants entre la Ligue et Henri III.
(1588—1589). — Comptes-rendus. — Chronique. — Publications
des Ministeres des Affaires etrangercs. — Bibliographie.
Revue hlstorlque. Hrsg. v. F. Alcan (Paris, Germer, Bailiiere
& Co.). XVII. Bd. 50, Sept.-Oct. 1892.
Reville A , L’Abjuratio regni; histoire d’une anglaise. —
Pfister Ch., Note sur le formulaire de Marculf. — Petit-
Dutaillis Ch., Une nouvelle chronique du regne de Philippe-
Auguste: f Anonyme de Bethune. — Bulletin historique. — Comp¬
tes-rendus critiques. — Publications periodiques et Societes savantes.
— Chronique et Bibliographie.
The English historical review. Hrsg. v. S. R. Gardiner
(London, Longmans, Green & Co.). VII, 27.
Macpherson J. R., The church of the resurrection, or of
the holv sepulchrc. — Holmes T. S., The conversion of Wessen.
— Seebohm F. Villainage in England. — Bailev M., A legal
view of Cranmer’s execution. — Oppenheim M., The Royal
navy under James I. — Bryce J., Edward Augustus Treemann.
Notes and documents. — Reviews of books.
Neue Erscheinungen:
SoglianoA., Di un luogo dei Libri Sibillini relativo alla cata-
strofe delle cittä campane sepolte dal Vesuvio. Neapel, Furch¬
heim. 1 L. 50 c.
Romano G., Cronaca del soggiorno di Carlo V. in Italia, dal
29 luglio 1529 al 25 aprile 1530. Documcnto di storia italiana
estratto da un codice della R. Biblioteca Universitaria di Pavia.
Mailand, Hoepli. 16°. (288 S.) L. 4.
Foresti A., Mitologia greca, 1. Divinitä. Mailand, Hoepli (VIII
u. 264 S.) L. 1.50.
Klein C., Raimund von Aguilers. Quellenstudie zur Geschichte
des ersten Kreuzzuges. Berlin, Mittler & Sohn. 9 8 /s Bg. 8°. fl. 1.65.
Bilek T V., Reformace katolickä neboli obnoveni näbozenstvi
katolickeho v krälovstvi ceskem po bitve belohorske. Die pra-
menü püvodnich sepsal. (Die katholische Reformation od. die
Erneuerung der kathol. Religion im Königreiche Böhmen nach
der Schlacht am Weissen Berge. Prag, Backovsk^. gr.-8°.
(336 S.) fl. 2.80.
Calwer Verlags verein, Württembergische Kirchengeschichte.
Calw, Vereinsbuchhandlung. Lex.-8°. (VIII u. 756 S.) fl. 6.—.
Busch W., England unter d. Tudors. (In 6 Bdn.) 1. Bd. König
Heinrich VII. (1485—1509.) Stuttgart, Cotta. gr.-8°. (XII und
434 S.) fl. 4.80.
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439
440
Nr. 14. — Oestkkkkichischks Liiteratukblatt. — I. Jahrgang.
Eulenburg F., Über Innungen der Stadt Breslau vom 13. bis
15. Jahrh. Berlin, Mayer u. Müller. gr.-8°. (35 S.) fl. —.60.
Markhain C. R., A history of Peru. Chicago, Sergel u. Co. 8°.
12 sh. öd.
Saurma-Jeltsch H. Frhr. v., Die Saurma’sche Münzsammlg.
deutscher, schweizerischer u. polnischer Gepräge von etwa d.
Beginn der Groschenzeit bis zur Kipperperiode. Berlin, Wcyl.
4°. (III S. u. 151 Sp. m. e. Atlas v. 104 Lichtdr.-Taf.) fl. 24. — .
Heidek F. Herr zu, Christi. Ermahnungen an Hrn. Walther v.
Plettenberg, d. deutschen Ordens Meister in Livland. Königs¬
berg 1526. Mit e. Einleitg. v. P. Tschackert hrsg. v. d. Alter¬
thumsgesellschaft Prussia. Königsberg l. Pr., Beyer. gr.-S”.
(44 S.) fl. —.60.
Beguelin H. u. A. v., Denkwürdigkeiten aus d. J. 1807—1813,
nebst Briefen v. Gneisenau u. Hardenberg. Hrsg. v. A. Ernst.
Berlin, Springer. gr.-8°. (XVI u. 292 S. m. 1 Portr.) fl. 3.—.
Sass J., Deutsches Leben zur Zeit der sächsischen Kaiser. Ein
Beitrag zu den deutschen Privataiterthümern. Ebd. gr.-8°. (XII
u. 81 S.) fl. 1.20.
Cunni ngham W., The growth of English history and commerce
in modern times. London, Cambridge Wnrehousc. 8°. 18 sh.
Historie houscs of the United Kingdom. London, Cassel u. Co.
10 sh. 6 d.
Loftus Ad, Diplomatie reminisccnses, 1837—1862. 2 vols. Ebd.
8°. 32 sh.
Parquin, Souvenirs et campagncs d’un vieux soldat de l’empire
1803 — 1814. Avec portr Paris, Berger-Levrault u. Cie. 8°. 6 Fr.
In den nächsten Wochen erscheint bei Engelmann in Leip¬
zig : * Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern « von
W. M. Mülle r. Mit zahlr. Abbildungen in Zinkotypie und einer
Karte. gr.-8". ca. fl. 14.40.
Demnächst erscheint in München bei Seybcrth: » Die Er¬
mordung des Herzogs Carl von Berry und sein Mörder Louvel .«
Mit Lösung der Complicenfrage. Eine Studie aus der Geschichte
des Hauses Bourbon.
Die von Prof. Dr. L. Pastor mit Benützung d. Briefe
u. Tagebücher Jansscns verfasste Biographie von Joh. Janssen
mit Porträt nach der letzten Original-Aufnahme wird Anfangs
Octob. bei Herder in Freiburg z. Ausg. gelangen. 8°. (ca. 150 S.)
fl. —.90.
Kunst und Kunstgeschichte.
Orientalische Teppiche. Mit Unterstützung des k. k.
Handels-Ministeriums und des k. k. Ministeriums
für Cultus und • Unterricht herausgegeben vom
k . k. österr. Handels-Museum. Wien,[London, Paris. 1892.
Lief. I. II. Fol. (Subscr.-Preis des ganzen Werkes fl. 200.—.)
Dieses für Handel und Kunst glcichbedeutsamc Werk
basiert auf der im Vorjahre im k. k. österr. Handels-
Museum abgehaltenen Ausstellung von oriental. Teppichen
und umfasst alle bedeutenden antiken wie modernen
Stücke dieser Gattung, die sich in europäischen Museen
oder im Privatbesitze befinden. Dass durch die so erzielte
Vollständigkeit der Wert der Sammlung ausserordentlich
erhöht wird, braucht nicht besonders hervorgehoben zu
werden. — Lief. I enthält als Einleitung einen Aufsatz
J. M. Stöckefs über moderne Teppichfabrikation in Klein¬
asien, worin über diesen Gegenstand von der Bereitung
und Färbung der Wolle an bis zum fertigen Knüpfteppich,
ferner über Arbeiterverhältnisse und Teppichqualitäten
eingehend gehandelt wird. Darauf folgen fünfzehn Tafeln,
welche theils eoloriert theils in Lichtdruck der Reihe nach
vier altpcrsischc, zwei Polentcppiehe, drei alttürkische, einen
chinesischen, einen sogenannten Gcbctteppich und endlich
abermals einen chinesischen und einen (türkischen) Gebet¬
teppich zur Darstellung bringen. Durch seine Pracht fällt
hier besonders der unter dein Namen »Vogelteppich«
bekannte und auf Taf. I abgebildete auf, während die
Polenteppiche durch die Kostbarkeit des Materials, aus
dem sie hergcstellt sind, Interesse erregen. — Die vor¬
hergehende Beschreibung der Abbildungen, in der ausser
der Decomposition der Gewebe und Besprechung der
Ornamentierung der einzelnen Stücke mit vielem Scharf¬
sinn auch über Ort- und Zeitbestimmungen genaue
Aufschlüsse gegeben werden, stammt aus der Feder des
Verf. des bekannten Werkes »Altorientalische Teppiche«,
Dr. Alois Riegl. Nur eines sei hier hinzugefügt: für die
Annahme, dass der Teppich Fig. 4 auf Taf. 111, Eigen¬
thum des Baron Heinrich Mundy, die spätere Copie
eines alten Musters sei, spricht vielleicht auch noch der
Umstand, dass die Palmette und ebenso die beiden
Lanzetthlätter am unteren Rande nicht vollständig darge¬
stellt oder etwa in der Mitte durchschnitten, sondern
zu zwei Drittheilen sichtbar sind, während der Raum für
das letzte Drittel von der Bordüre in Anspruch genommen
wird. Es lässt dieser Umstand den Schluss zu, dass man
bei Herstellung dieses Teppiches ein grösseres vorliegen¬
des Muster nachahmen wollte, dass aber der Raum hie-
für nicht ausreichte.
Die zweite Lieferung wird durch einen Aufsatz
Dr. Wilhelm Bode’s über altorientalische Thierteppiche
(auch besonders abgedruckt in der »Österreichischen
Monatsschrift für den Grient« XV11I, 5) eingeleitet, in
welchem der Verf. verschiedene hervorragende Beispiele
dieser Gattung, darunter den berühmten Jagdteppich des
österreichischen Kaiserhauses, einer gelehrten Besprechung
unterzieht. Auf den folgenden Tafeln, zu denen abermals
Dr. Alois Riegl den Text geliefert hat, kommen zur
Darstellung: drei altpersische, vier alttürkische, zwei
persische, drei indische und zwei kaukasische Teppiche.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass dieses Gebiet
der Kunstwissenschaft derzeit noch zum guten Thcile
eine terra incognita und darum schwierig zu bearbeiten
ist, und dass gerade deshalb die vorliegende Publication
als ausserordentlich verdienstvoll bezeichnet werden muss.
Der Direction des k. k. österr Handelsmuseums ge¬
bührt aber vor allem Dank und Anerkennung nicht nur
dafür, dass überhaupt der vortreffliche Gedanke dieser
Ausgabe aufgcgrifTen, sondern dass auch gewiegte Fach¬
männer als Mitarbeiter an dem grossen Werke gewonnen
wurden.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Neue Erscheinungen:
Hagen Iv, Über die Musik einiger Naturvölker (Australier,
Melanesier, Polynesier). Hamburg, Knebel. gr.-8°. (35 S., mit
14 Musiktafeln.) fl. 1.20.
Schubert v. Sol dem Z., Das Stilisieren der Thier- und
Menschenformen. Leipzig, Seemann. gr.-8° (V u. 222 S. mit
146 lllustr.) fl. 2 40.
Zangemeister K., Die Wappen, Helmzierden u. Standarten der
grossen Heidelberger Liederhandschrift (Manesse-Codex). Heidel¬
berg, Siebert. Fol., 6 farbige Tafeln, fl. 4.50.
Overbeck J., Geschichte d. gricch. Plastik. 4. Aufl. I. Halbbd.
Leipzig, Heinrichs. Lex.-8°. (S. V—X u. 1 —302 m. 76 Abb.)
fl. 6.-.
Dinger H., Richard Wagner’s geistige Entwickelung. Versuch
einer Darstellung d. Weltanschauung R. W.’s mit Rücksicht¬
nahme auf deren Verhältnis zu d. philos. Richtungen d. Jung¬
hegelianer u. A. Schopenhauers. Bd. I. Leipzig, Fritzsch. 8°.
(XXIV u. 411 S.) fl. 3.60.
Jadassohn S., Allgcm. Musiklehre. Leipzig, Breitkopf & Härtel.
gr.-8°. (VI u. 190 S.) fl. 2.40.
Volk mann L., Bildliche Darstellungen zu Dante’s Divina Com¬
media bis zum Ausgang d. Renaissance. Ebd. gr.-8°. (65 S. m.
2 Taf.) fl. 1.20.
Rhoen C., Geschichte d. St. Foilanskirche zu Aachen. Aachen,
Creutzer. gr.-8°. (11 u. 80 S. m. 2 Taf.) fl. —.90.
Die künigl. Gemälde-Galerie in Dresden. Abth. I. (350 Fol.-Photogr.
nach den Originalen.) Dresden, Tamme, Unaufgez, ä Bl.itt fl. 1.20.
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442
441
Nr. 14. - OkSTKRRKICHISGHKS
Pastern W., Kirchliche Decorations-Malereicn im Stvle d. Mittel¬
alters. (In 4 1,1g. a 6 Tal - , in Farbendr.) Leipzig, Jüstel &
Güttel. fl. 5 40.
Brunn H., Griechische Götterideale. München. Bruckmann. gr.-S°.
(120 S. m. 23 Textillustr. u. 10 Vollbild.-Lichtdr.-Taf.) th 4.50.
In den nächsten Wochen erscheint bei Engelmann in Leipzig:
Sinnbildliches. Die koptische Kunst, ein neues Gebiet der altchrist¬
lichen Sculptur u. ihre Symbole. Eine Studie v. Georg Ebers.
Mit 14 Zinkotvpien. Lex.-8°. fl. 2.40.
Länder- und Völkerkunde.
Peez, Carl : Mostar und sein Culturkreis. Ein Städte¬
bild ans der Ilerzegovina. Mit g Abbild, u. i Plan.
Leipzig, F. A. Brockhaus. 1891. 8 n . (XIII u. 245 S.) II. 2.40.
Man kann uns Österreichern, weder der Regierung noch
den Einzelnen, gewiss nicht vorwerfen, dass wir, seit wir
uns in dem thatsächlichcn Besitz des interessanten Landes
an der Drina und Xarcnta gesetzt haben, in irgend einer
Weise lässig gewesen wären. Die Delegationsbcrichte
liefern Jahr für Jahr den Nachweis, in wie erfreulicher
und rascher Weise sich das materielle und geistige Wohl
des Landes hebt, und die ßüchcrcataloge liefern Jahr
für Jahr den nicht minder erfreulichen Nachweis, wie
eifrig und erfolgreich sich unsere Littcratur mit Land
und Leuten eines Erdstriches beschäftigt, der noch vor
zwei Decennien in der Reihe der terrae incognitae stand.
Unter den Pflegern dieser Littcratur hat sich der Verf.
der in Rede stehenden Schrift einen höchst ehrenvollen
Platz gesichert, da er unter jene Diplomaten gehört, die
sich nicht mit der Tretmühle der Actenerledigung ge¬
nügen lassen, sondern die über ihren Bureautisch hinaus
ihren Blick auf das volle Leben um sich herum richten
und die Ergebnisse ihrer Wahrnehmungen einer wiss¬
begierigen Öffentlichkeit nicht vorcnthalten. Die vorliegende
Monographie über Mostar bemeistert ihren Stofl' nach allen
Seiten, der geographischen, statistischen, politischen, con-
fessionellen, geschichtlichen, culturellen, volkswirthschaft-
lichen und kann daher jedem, den sein Interesse oder
sein Beruf in irgend eine Beziehung zur Hauptstadt der
Herzegovina bringen, aufs beste empfohlen werden. Die
Ausstattung, Papier, Druck und artistische Beilagen sind
würdig der berühmten Firma, von welcher das Buch
ausgegangen. v. H.
Balbi Adrian: Allgemeine Erdbeschreibung. Ein Hand¬
buch des geographischen Hisse ns für d. Bedürfnisse
aller Gebildeten. Achte Aufl. Vollkommen neu be¬
arbeitet von Dr. Franz Heiderich. Mit 6oo Illu¬
strationen , vielen Textkärtchen u. 2g Kartenbeilagen
auf 41 Kartenseiten. Drei Bände. Wien, Pest u. Leipzig,
A. Hartlcben's Verlag (1802). Lex.-8°. (Lief. 1, S. 1—64.) Voll¬
ständig in 50 Lieferungen zu je fl. —.40.
Die Thatsachc, dass sieben Auflagen der B.'sehen Erdbe¬
schreibung ihren Zweck erfüllt haben und dass nun bereits eine
achte ihren Weg antritt, spricht am besten für die Brauchbarkeit
dieses Buches. Die vorliegende erste Lief, enthält einen Theil der
»Mathematischen Geographie«, der, wie der Vergleich mit der
vorhergehenden Auflage ergibt, völlig neu bearbeitet ist. Ein end-
giltiges Urtheil über den Werth dieser Neuauflage kann nach
dem vorliegenden Bruchstück noch nicht gegeben werden. Es sei
darum hier nur das Erscheinen derselben vermerkt; eine Be¬
sprechung muss bis zur Vollendung des Werkes aufgespart
bleiben. Sch.
Globus, hrsg. v. R. Andrec (Braunschweig, Vicweg & Sohn).
LXII, 14. u. 15.
(14.) H. Eggers, Die Bahama-lnseln. — Dr. P. Ehren¬
reich, .Südamerikanische Stromlührten. VII. — F. v. II eil wald,
Dr. Hüllers Forschungen über Volksmedicin u. Aberglauben im
Isarwinkel. — Das Baden der Heiligen. — Aus allen Erdtheilen.
LlTTKRAtURBLATT. - I. JAHRGANG.
(!5.) Dr. II. v. Ibering, Die Insel Fernando de Noronlui.
— Dr. W. S. Ho ff mann, Nordamerikanische Indiznertypcn. —
P. v. Stenin, Die alte Cultur der Ostjaken. — Dr. C. Steffens,
Die Erfolge der Pearg'schen Nordpolexpedition. — Dr. E. Seler,
Die Ausstellung der katholischen Missionen in Genua 1892. —
R. And ree. Ethnographische Betrachtungen über Dachziegel. —
Dr. Repsold, Der Blutaberglauben in China — Bücherschau.
— Aus allen Erdtheilen.
Nene Erschcinungcn:
Pluskal-Moraviean skv Frant. S., Ohne Svatojanke. Puvod
jcjich, vyznam a üecl. (Die Johannisfeuer, deren Ursprung,
Bedeutung und Zweck.) Brumov (Mähren), Moravieanskv. 8°
(54 S.) 11. —.40.
Väclavek M., Valasska svatba. Jeji zvyky a obyceje. (Walla-
chische Hochzeit u. ihre Gebräuche.) Tele. Sole. Br.-8°. (84 S.)
fl. —.50
Trinius A., Alldeutschland in Wort u. Bild. Eine maler. Schildg.
der deutsch. Heimat, (ln 3 ßdn. od. 52 Lief.'i Berlin, Dümmler.
1. Lief. gr.-S". (I. Bd. S. 1—82 m. 1 Farbendr.) fl. —.18.
Franziszi F., Kärntner Alpenfahrten. Landschaft u. Leute, Sitten
u. Gebräuche in Kärnten. Wien, Rörich. 8°. (VII u. 136 S. m.
1 Bildnis.) fl. 1.50.
Uzielli G., Paolo dal Pozzo Toscanelli, iniziatorc della scoperta
d‘America. Florenz, Loescher u. Seeber. kl.-8°. (247 S. m. vier
Taf.) L. 5.—.
Rein J.. Geographische und naturwissenschaftl. Abhandlungen.
Zur 40ojähr. Feier der Entdeckung Ameiikas: Columbus und
seine vier Reisen nach dem Westen. Natur u. hervorrag. Er¬
zeugnisse Spaniens. Mit 8 Fig. im Text. 8 Lichtdr. u. 3 Kart.,
sowie dem Facsm. e. Columbus-Bi iefes. Leipzig, Engel mann,
gr.-8°. (VII u 244 S.) fl. 4.80.
Stern B., Vom Kaukasus zum Hindukusch. Reisemomente. Mit
12 Vollbild, u. 33 Textillustr., nebst e. Anhang: Kaukasische
Marschrouten. Berlin, Cronhach. 8°. (VII u. 322 S.) f. 3.60
Rechts- und Staatswissenschaft.
Buschmann, Dr. Max, Freiherr v., k. k. Regierungs¬
rath u. Oberinspector der k. k. Gencralinspection d. österr.
Eisenbahnen, unter Mitwirkung des Dr. C. R. Ru ml er v.
Aichen wehr, k. k. Ministcrial-Vice-Secretär: Das
neue Eisenbahn-Betriebsreglement in Gegenüber¬
stellung zum Internationalen Uebereinkommen über
den Eiseubahnfrachtverkehr , unter Beifügung der
auf den Inhalt des Betriebsreglements Bezug neh¬
menden noch in Geltung verbleibenden früheren
Gesetze , Verordnungen . Kundmachungen , Erlässe ,
fudicate U. S. W. Wien, Manz’sche k. und k. Hof-, Verlags-
u. Univcrsitäts- B uchhandlung 1892, gr.-8".(XVL u. 310 S.) 11.3. — %
In Ausführung des gleichzeitig mit dem internationalen
Übereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr zur
Kundmachung gelangenden Gesetzes betreffend die Durch¬
führung dieses am 14. Octobcr 1890 in Bern abge¬
schlossenen Übereinkommens, tritt mit 1. Jänner 1893
das zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland ver¬
einbarte neue Eisenbahn-Betriebsreglement in Wirksam¬
keit. In Anbetracht der vielfach verschiedenen Principien,
welche demselben zu Grunde liegen, sowie auch wegen
der zum Theilc vollständig geänderten Anordnung des
Stoffes, wird eine Reihe von Verordnungen,Kundmachungen,
Judicaten, Erläuterungen und sonstigen Durchführungs¬
vorschriften mit dem Beginne der Wirksamkeit des neuen
Betriebsreglements vollständig ausser Geltung treten, da¬
gegen wird der sachliche Inhalt eines anderen Theiles
derselben seine Giltigkeit beibehalten.
Eine übersichtliche, bis auf die neueste Zeit reichende
Zusammenstellung dieses umfangreichen, seit dem Jahre
187 4 angehäuften Materiales besteht bisher nicht und
es bildet eben die wesentlichste Aufgabe des vorliegen¬
den Buches, alle als noch in Giltigkeit verbleibend
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Google
443
Nu. 14. O KST EURE [(.TUSCHES Lm EHATcJRRl.A IT. — I. JAHRGANG.
444
zu betrachtenden derartigen, sei es gesetzlichen, sei es
administrativen Verfügungen oder gerichtlichen {Entschei¬
dungen etc. bei jenen Paragraphen des neuen Betriebs-
rcglements, auf welche sie ihrem Inhalte nach sich be¬
ziehen, zur Darstellung zu bringen.
Der Text des neuen Betriebsreglcments, das hier
zum ersten Male zur Veröffentlichung gelangt, erscheint
dem Texte des internationalen Übereinkommens über den
Eisenbahnfrachtenverkehr derart gegenübergesetzt, dass es
möglich ist, die zwischen beiden bestehenden Differenzen
sofort zu überblicken. Durch entsprechende Verweisungen
und Übersichten ist ferner die Möglichkeit gegeben, die
correspondiercnden Bestimmungen des Handelsgesetzbuches
und des jetzigen Betriebsreglcments rasch und sicher auf-
zufindcn, und in jenen Fällen, wo zwischen dem neuen
Betricbsreglemcnt für Oesterreich-Ungarn und der Ver¬
kehrsordnung (Betriebsrcglcmcnt) für Deutschland noch
Unterschiede bestehen, ist auch dies jeweilig zum Aus¬
drucke gelangt.
Für die Durchführung dieser ausserordentlich schwie¬
rigen und auch verantwortungsvollen Aufgabe konnte es
natürlich keinen Berufeneren geben als den, als her
vorragender Fachmann weit über Österreichs Grenzen
bekannten Dr. Max Freiherrn von B., der überdies als
Chef der commerciellcn Abtheilung der Gcncral-Inspection
der österreichischen Eisenbahnen an den Vorbereitungen
für die Durchführung des Berner Übereinkommens, sowie
bei der Rcdigierung des neuen Betricbsrcglements mitge¬
wirkt hat.
Das vorliegende Buch ist nach Obigem von actu-
ellstcr Bedeutung und wird für alle, welche in Beziehung
zum Eisenbahnwesen stehen, insbesondere für Richter,
Advocaten, für den Handelsstand und Spediteure etc.
ein höchst willkommener Behelf sein. Für die Eisen¬
bahnfachkreise aber muss dasselbe als geradezu unent¬
behrlich bezeichnet werden; cs füllt eine längst
empfundene Lücke in vollkommenster Weise aus.
Als ein bedeutsames Ergebnis dieses Buches muss
vom spcciellen eiscnbahnfachmännischcn Standpunkte aus
auch noch der Umstand bezeichnet werden, dass die
auf den Text des neuen Betriebsreglcments sich stützende
Anordnung und Gliederung des ganzen Stoffes einen
klaren Hinweis bildet, in welcher Weise in Hinkunft die
formelle Gestaltung der Tarife der Eisenbahnen zu er¬
folgen haben wird, bezw. zweifellos erfolgen muss. Das
Werk des Dr. Freiherr v. B. ist daher auch in dieser Hin¬
sicht grundlegend und richtungbestimmend.
Wien. Freiherr v. Weichs.
Ettinger, I)r. M.: Einfluss der Goldwährung auf das
Einkommen der Bevolkerungsclassen u. des Staates.
Eine socialpolitische Studie. Wien u. Leipzig, M. Breiten¬
stein. 1892. (172 S.) 0. 1.50.
Diese .Schrift unternimmt cs, die üblen Folgen eines
Geldes von steigendem Wert im Vergleiche mit den
günstigen eines Geldes mit sinkender Werttendenz darzu¬
legen. Berechtigte Gedanken werden hierbei in unberech¬
tigter Weise übertrieben und infolge der weiteren Annahme,
der Wert des Silbers sei in den letzten zwei Decennicn
gleich geblieben oder noch ein wenig gestiegen, wodurch
gemäss der Veränderung in der Relation das Gold ausser¬
ordentlich im Wert gehoben erscheint, gelangt der Verf.
zu Resultaten, die billig etwas überraschend genannt
werden dürfen. Die Veränderungen im Geldwert, mit
denen der Autor operiert als wären sie eine einfach und
bestimmt festzustellende Thatsache, dienen ihm zur Er¬
klärung der verschiedenartigsten geschichtlichen und
socialen Erscheinungen, sic sind ihm sowohl die Ursache
für den Niedergang des römischen Reiches wie für
den Rückgang der gewerblichen Kleinbetriebe, für das
Verschwinden des Bevölkerungszuwachses in Frank¬
reich u. s. w. Hätte der Verf., dem Originalität und
Scharfsinn nicht abzusprechen sind, vermocht sein Thema
zu beherrschen, statt sich von ihm hinreissen zu lassen,
wäre er seinen Materialien gegenüber kritischer verfahren,
hätte er der Versuchung, sensationell wirken zu wollen,
besser widerstanden, so würde er sicherlich zu mass-
volleren, aber richtigeren Schlüssen gelangt sein.
Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Neupauer, Dr. Josef, Ritter v., Die Schäden und Ge¬
fahren d. Valutaregulierung für d. Staatsfinanzen,
die J Pikswirtschaft und die Kriegsbereitschaft .
Wien, Lcsk u. Schwidernoch. 1892. gr. 8°. (111 u. 41 S.) 11. —.30.
Dem Staatspapiergeld ist es beschieden, nicht nur
zuweilen im Verkehr und Handel, sondern auch in Köpfen
und Vorstellungen Verwirrung zu stiften. — Dem Verf.
der oben genannten Broschüre ist das einzig ratio¬
nelle Geld ein uneinlösliches Staatspapiergeld ohne
allen inneren Wert; dass der Wert des Geldes sich
losschälen könne von dem inneren Wert der Münzen
oder Geldzeichen folgert er schon aus dem Silberfrancs,
den Thalern, der Scheidemünze. »Offenbar aber muss
Geld,« schlicsst er dann weiter, »welchem man einen
Thcil seines inneren Wertes nehmen konnte, ohne dass
cs darum den Geldwert einbiisste, diese Eigenschaft auch
dann behalten, wenn der ganze innere Wert herausge¬
nommen wird, was man auslaugen nennen könnte.« Sein
positiver Vorschlag läuft daher auch auf Herstellung einer
reinen Papierwährung hinaus unter Einziehung des Silber¬
courantgeldes; durch Regelung des Geldumlaufes wäre
die Valuta auf einem Normal stände zu erhalten. Dagegen
ist der Verf. für die Bildung eines Kriegsschatzes in Gold
eingenommen, da scheint ihm also das »ausgelaugte«
Geld doch nicht sicher genug. — Wert besitzt diese
Verarbeitung alter und neuer Irrthiimer selbstverständ¬
lich nicht.
Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Archiv für katholisches Kirchenrecht, lirsg. v. F. II. Vering
(Mainz, Kirchheim). UXVIII (N T . F. I.X1I), 5.(1892, Scpt. Oct.)
Dr. Forsch, Observanz auch für d. Pfarrbaulast u. für
Forensen gütige Rechtsqucllen. — Dr. Forsch, Störung in dem
Besitz d. Rechtes, bei Begräbnissen d. Glocken eines Thurmes zu
läuten u. in dem Thurm Bcgräbnisgcräthe aufzubewahren u. dazu
den Thurm zu öffnen u. zu verschliesscn. — l)r. Frosch, Die
Kosten des Religionsunterrichts überhaupt und insbesondere im
Geltungsgebiete d. schlesischen Schulreglements v. 18. Mai 1801.
— Dr. K. Schmidt, Ein kurhessischcr Rechtsstreit über d. Con-
fcssion von Kindern aus einer gemischten Ehe. — F. Gei ge 1,
Aus d. Rechtssprechung d. deutschen Reichsgerichts in bürger¬
lichen Sachen 1891/92. — F. Geigel, Aus d. Rechtssprechung
d. deutschen Reichsgerichts in Strafsachen 1891/92. — Wiirttemb.
Ges. v. 13. Juni 1891. betr. d. Ortsschulbehörd. — Incompetenz
d. österr. Finanzprocuraturen zur Vertretung geistlicher Stifter u.
Klöster. — Die Ungiltigkeit d. sog. siebenbürg. Ehen in Österreich.
— Die Ungiltigkeit einer von einem kath. österr. Staatsangehörigen
zu Lebzeiten des anderen Ehegatten im Auslande geschlossenen
zweiten Ehe. — Entscheidungen d. österr. Verwaltungsgerichls-
hofes v. J. 1891. — Entscheidungen der österr. Verwaltungsbchörd.
üb. d. Religion d. Kinder. — Entscheidung d. böhm. Statthalterei
bezüglich d. Frage d. Begräbnisses eines Selbstmörders auf einem
confessionellen Friedhofe. — Entscheidung des österr. Ministerium
d. Innern, betr. d. Unterbringung u. Aufbewahrung von Leichen¬
aschen. — Über d. Ehen d. Ungetauften, welche zur kath. Kirche
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446
445
Nit. 14. ÖSTERREICHISCHES Ll l l ERATURBI.ATT. - I. JAHRGANG.
übertreten. — Dr. Falk, Zur Geschichte d. Pfarreintheilung in d.
Städten. — Die kirchlichen Bestimmungen über d. Messstipendien.
— Decreta congregationum Romanartim. — Lettre de Leon XI11.
ä Mgr. l'eveque de Grenoble. — Leo I\f\ XIII. dd. 16. Jul 1S ( J2
de Christophoro Columbo. — Leonis P.P. XIII. epistola ad epis-
copos provinciae Neo-Eboracensis. — Acten über d. Errichtung
u. Leitung d. Allg. Vereins d. christl. Familien zur Ehre d. heil.
Familie. —Prof. Dr. S chneider, Die Aufhebung d. matrimonium
praesumptum durch päpstL Decret v. 15. Febr. 1892 — Littcratur.
Allgemeine Juristen-Zeitung, Iusg. v. Dr. M. Breiten stein
(Wien, Breitenstein). XVI, 1.
Dr. Lubszynski, Die Ehefrau im deutschen Zukunftsrecht.
Eine kritische Studie. — Feuilleton: J. Fuchs, Der Kanzleidiencr.
— Standes- u. Tagesfragen: Ein DiseipÜnar-Erkenntnis. — Vom
Wiener Oberlandesgericht. — Oberlandesgerichts - Präsident Dr.
J. R. v. Wascr. — Vicc-Bürgermeistcr Dr. Borschke f. — Straf¬
gesetz-Ausschuss. — Die Geschichte eines Concurses. — Crimi-
nalistische Vereinigung. — Die neue deutsche Militär-Strafprocess-
ordnung. — Bürgerliches Gesetzbuch. — Internationaler Congress
für Seerecht. — Rechtssprechungen. — Spruchrepertorium. —
Littcratur. — Personalnachrichten. — Concurse.
Neue Erscheinungen:
Cathrein V., Das Privatgrundeigenthum u. seine Gegner. (Die
sociale Frage, beleuchtet durch die »Stimmen aus Maria Laach«.
5. Heft .) Freiburg, Herder. (IV u. 96 S.) 11. —.48.
G ün*es K., Handbuch der gesammten Arbeitergesetzgebung des
Deutschen Reichs. Mit alpluibet. Sachregister, Gesetzesregister,
chronolog. u. System. Inhaltsvcrzcichniss, sowie e. Übersicht
d. Strafbestimmungen und der unmittelbar in das Civil- und
Processrecht eingreifenden Vorschriften der socialen Gesetze.
Systematisch geordnet u. hrsg. 1.—3. Lfr. Freiburg, Herder,
gr -8°. (S. 1—48U) ix 11. -.96.
Stegemann R. f Aus der Praxis der Handelskammern. Beiträge
z. prakt. Nationalökonomie. 1. Bd. Oppeln, Maske. gr.-8°.
(V u. 178 £.) 11. 1.80.
Seydcl M., Bayerisches Kirchen-Staatsrecht. (*Bay#r. Staatsrecht«,
Bd. VI.) Freiburg i. Br., J. Mohr. gr.-8°. (IV u. 356 S.) fl. 4.44.
Statistik der Krankenversicherung der Arbeiter im J. 1890. Hrsg,
vom kaiserl. Statist. Amt. Neue Folge. Berlin, Puttkammer u.
Mühlbrecht, Imp. 4°. (IV, XX u. 179 S.) 11. 3. —.
Bi clsehowsky R., Ober die rechtliche Natur der Prümicn-
geschäfte. Leipzig, Fock. 8°. (VI u. 36 S.) 11. —.60.
Bloch Ph., Die Generalprivilegien der polnischen Judenschaft.
(Ervveit. Sonderabdr. aus : »Zeitschr. d. histor. Gesellschaft f.
die Prov. Posen«.) Posen, Jolowicz. gr.-8 u . (120 S.) 11. 1.50.
Schneider A., Das schweizerische Obhgationenrecht, sammt
den Bestimmungen d. Bundesgesetzes betr. die persönliche
Handlungsfähigkeit, m.allgemeinfasslichcnErläuterungen. Grössere
unter Benützung der Praxis bearb. Ausg. 1. Bd. Zürich, Schul-
thess. gr.-8°. (576 S.) 11. 4 20.
Fanta F, Zur Reform d. Ratenhandcls in Österreich. Prag,
Dominicus. 8°. (70 S.) 11. —.60.
W c i 1 g e r t G. P., Die positiven Ziele d. Socialdemokratie u. die
Stellung letzterer in der heutigen Gesellschaft. Strassburg i. E.,
Fnedemann. 8°. (80 S.) 11. —.36.
Festgabe d. Göttinger Juristenfacultät für Rudolf v. Ihering zum
fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum am VI August MDCCCXCll.
Leipzig, Deichert. Lex.-8°. (VI u. 210 S.) fl. 2.70.
Diese Festschrift enthält nachstehende Abhandlungen: Ehren¬
berg Prof. Dr. V., Die Verantwortlichkeit d. Versicherungs-
Gesellschaften für ihre Agenten, (fl. —.72.) — Regclsberger
Prof. Dr. F., Streifzüge im Gebiete d. Zivilrechts. (11. —.5L) —
Merkel Prof. Dr. J., Über d. sog. Sepulera’inulten. 11. ( — .90.)
— Frensdorff Prof. Dr. F., Die Aufnahme d. allgem. Wahl¬
rechts in das öl'fentl. Recht Deutschlands. (11. 1.20.)
Frenzei G., Recht u. Rechtssätze. Eine Untersuchung über den
Rechtsbegriff d. positiven Rechtswissenschaft. Leipzig, Breilkopf
u. Härtel. gr.-8". (VII u. 111 S.) 11. 1.20.
Damme, Die Kriminalität u. ihre Zusammenhänge in d. Provinz
Schleswig-Holstein 1882 bis 1890. Eine Culturstudic auf Statist.
Grundlage. Berlin, Guttentag. gr.-S. (VI u. 98 S.) 11. 1.20.
Arbeiterfrage, Die, u. die Arbeiterversichcrungsgesetze. Von
einem Arbeiterfreunde. Pilsen, C. Maaseh (A. II. Bayer) gr. 8"
(50 S.) 11. —.50.
Weiss Fr. Alb. M., O. Pr., Sociale Frage u. sociale Ordnung
oder Institutionen der Gesellschaftslehre. 2 Theile. Freiburg
i. Br., Herder. 8° (I. Thcil : XI u. S. 1—478, II. Theil: VIII
u. S. 479 — 1026). (Als Apologie des Christentlnims vom
Standpunkte der Sitte und Cultur. IV. Band, 2. Auflage) 11. 4.20.
Dantseher v. Kol lesberg Th. Ritter, Die politischen Rechte
d. Untcrthancn. 3. Lief. Ebd. gr.-8 ü . (111 u. 188 S.) fl. 2.40.
Pfersche E., Das gewerbliche Arbeitsverhältnis nach österr.
Rechte mit Einschluss der Unfall- u. Krankenversicherung der
Arbeiter. Ebd. 12°. (IV u. 160 S.) 11. 1.20.
Pfizer G., Wort und That. Ein Nothruf für deutsches Recht.
Leipzig, Wigand. gr.-8°. (120 S.) fl. —.90.
Wirsing J., Die civilreehtliche Haftung der Post. Würzburg,
Gnad & Co. gr.-8°. (VII u. 95 S.) fl. 1.20.
Canstein R. Frh. v., Lehrbuch d. österr. Civilprocessrechtes.
Unter steter Berücksichtigung d. Rechtssprechung d. obersten
Gerichtshofes als Handbuch für d. Praxis bearb. 1. Bd. 2. Aull.
Berlin, Heymanns. gr.-8°. (XXI u. 615 S.) 11. 7.20.
Jolowicz, Zur Reform d. Berliner Produktenbörse. Leipzig,
Schäfer, gr-8°. (15 S.) fl. —.18.
Bar L. v., Lehrbuch d. internat. Piivat- u. Strafrechtes. Stuttgart,
Enke. 8°. (XVI und 360 S.) 11. 4.20.
Schulten A., De conventibus civium romanorum sive de rebus
publicis civium romanorum mediis inter municipium et Collegium,
Berlin, Weidmann. gr.-8°. (132 S.) 11. 2.40.
Strohal E. Dr., Die Anfechtung letztwilliger Verfügungen im
deutschen Entwurf. Festschrift zum 50jähr. Doctor-Jubiläum
des Herrn geh. Justizrathes u. Prof. Dr. Rud. v. Ihering überreicht
von d. Juristen-Facultät in Graz. Graz, Leuschncr & Lubensky.
gr.-S". (VIII u. 81 S.) 11. 1.50.
Sutherland A., a inanuel of commercial instruction. London,
Longmans & Co. 8°. 2 sh. 6 d.
Cossa L., Introduzione allo studio deirEconomia politica. 3a
edizione. Mailand, Hoepli. 8°. (XII u. 594 S.) L. 7.50.
Cossa E., I fenomeni della linanza pubblica e i loro rapporti
con Leconomia sociale. Saggio di economia linanziaria. Mai¬
land, Hoepli 8°. (VIII u. 120 S.) L. 2.50.
Ferraris C. F., Principi di scicnza bancaria. Mailand, Hoepli.
8°. (XIV u. 446 S ) L. 6.50.
Vacchclli G., La responsabilitä civile della pubblica ammini-
strazione ed il Diritto comunc, Mailand, Hoepli. 8°. (VIII u.
282 S.) L. 3.50.
Zu Ende dieses Jahres erscheint bei Lang in Tauberbischofs¬
heim: Das Personairecht mit Ausschluss des Familienrechts nach
dem Code Napoleon u. dem badischen Landrecht von Dr. juris
Cäsar Barazetti. ca. 11. 4.80; u. ebd. auf Ostern nächst. Jahres
die 3. Aull, von K. A. Kopp’s Wörterbuch (Repertorium) zum
Nachschlagen aller badischen u Reichsgesetze, fl. 6.—.
ln Kürze erscheint bei Leuschncr & Lubensky in Graz:
Die sociale Staatsidee vom Univ.-Prof. Dr. L. Gumplowicz,
gr.-8° ca. 6 Bg.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Pernter Dr. J. M.: Die Windverhältnisse auf dein
Sonnblick und einigen anderen Gipfelstationen.
(Denkschriften der kais. Akademie der Wiss. in Wien). Wien, F.
Tempsky in Comm. Imp.-4°. 1891. (81 S.) fl. 3.—.
Mit dieser Arbeit wurde der erste Thcil der aus
den selbstrcgistricrenden Apparaten auf dem hohen
Sonnblick zu ziehenden Resultate der Oeffentlichkeit über¬
geben. Es behandelt diese Arbeit die Aufzeichnungen
des Anemometers. Indem aber P. zur Stütze seiner De-
ductionen auch die Beobachtungen von Pikc’s Peak,
Obir, Santis, Puy de Dome, Pic du Midi und dem
Eiffclthurme heranzog, vermochte er in seiner Arbeit
eine allgemeine Darstellung der täglichen und jährlichen
Aenderungen in den Windverhältnissen der höheren
Luftschichten überhaupt zu geben, und hierin liegt ihre
Bedeutung.
P. hat die ausserordentlich grosse Mühe nicht ge¬
scheut, für jede einzelne Windrichtung gesondert den
täglichen Gang des Windweges, der Uäuligkcit und der
Geschwindigkeit zu berechnen ; hiedurch gelang es dem
Vcrf., eine Reihe ganz neuer und höchst wichtiger Resul¬
tate zu gewinnen. Es ergab sich, dass das Maximum
der mittleren Windgeschwindigkeit an den einzelnen
Gipfel-Stationen zu sehr verschiedenen Tageszeiten auf-
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Nk. 14. — Okstkkkkh:iiisc:hks Lin ekatukbi.am . — I. Jahrgang.
448
trete, dass dies aber nur darin seinen Grund habe, dass
an den verschiedenen Hochstationen auch verschiedene
Windrichtungen vorherrschend seien, sodass der Gang
der mittleren Geschwindigkeit stets den Gang der vor¬
herrschenden Windrichtung aufwies. Spccicll der Sonn-
blick zeigt dies verschiedene Verhalten der einzelnen
Windrichtungen sehr schön. Der Ostwind zeigt sein
Maximum in den frühen Morgenstunden, der Südwind
in den Nachmittagsstunden, der Westwind in den späten
Abendstunden, der Nordwind endlich um Mitternacht.
Von dorther, wo die Sonne steht, wo diese — wie P.
cs erklärend ausdrückt — die Luft stärker erwärmt und
die Niveauflächen dadurch gehoben werden, von dorther
weht der Wind am intensivsten. Die anderen Stationen
zeigen wohl dieses Gesetz nicht so klar, doch kann
man aus so kurzen Beobachtungsreihen — es konnten
nur drei Jahre verwendet werden — in dieser Beziehung
kaum vollkommen sichere Resultate erwarten. Ks zeigen
übrigens alle Stationen das »Umgehen* des Windes mit
der Sonne sehr deutlich an den Windwegen und den
Häufigkeiten.
Der jährliche Gang liess sich aus den nur zwei¬
jährigen Beobachtungen auf dem Sonnblick selbstver¬
ständlich noch nicht genau ableiten. Im Allgemeinen ist
die Windgeschwindigkeit im Sommerhalbjahr kleiner als
im Winterhalbjahr. In den kältesten Monaten zeigen die
Nordwinde ihr Maximum in Windwegen und Häufigkeit:
die Südwinde dagegen im Frühsommer und September.
Die resultierende Windkraft, die P. aus den Wind-
wegen der einzelnen Windrichtungen berechnete, zeigte
sich während des ganzen Tages als eine westliche. In
meridionaler Richtung zeigten die einzelnen Stationen
aber ein verschiedenes Verhalten, Obir und Säntis ergaben
ein Vorherrschen der Südrichtung; bei Pike’s Peak und
Pic du Midi war die Nordcomponente grösser. Sonnblick
und Puy de Dome zeigten einen Wechsel im Laufe des
Tages; zu Mittag geht hier die meridionale Componente
in die Südrichtung über. Im Allgemeinen herrschen auch
auf den höchsten Berggipfeln noch die Westwinde vor;
es beweist dies, dass unsere Cyklonen bis weit über
diese Höhen hinausragen.
Merkwürdig ist das Verhalten der mittleren Wind¬
geschwindigkeit an den verschiedenen Stationen. Dieselbe
war, wenn wir den wenig verlässlichen Obir weglasscn :
Pikc’s Peak Sonnblick Säntis Kiflelthurm Wien
32-0 29 7 27-3 27 1 20 4
Wie ist die ausserordentlich grosse Windgeschwin-
keit auf dem Eiffelthurm zu erklären? P. meint, dass
diese auffallende Erscheinung nur durch zwei über¬
einander lliesscnde Luftströme, — wie sie ja im Passat¬
gebiet thatsächlich vorhanden sind — erklärt werden
könne; es müsste in diesem Falle zunächst vom Erd¬
boden an die Windgeschwindigkeit wachsen bis zu
einem Maximum (in dieser Höhe läge etwa die Spitze
des Eiffclthurms), von da an müsste sie continuierlieh
abnehmen bis zur Gegenströmung. Aus dem unbedeu¬
tenden Unterschiede der drei Gipfelstationen schliesst
P., dass diese schon in der Region der Abnahme liegen
müssten. P. sagt selbst, dass diese Erklärung nicht sehr be¬
friedigend sei, aber es ist kaum möglich, den abnormen
Werth auf dem Eiffelthurm anders zu erklären.
Im Anhänge zu dieser für das Studium der Wind¬
verhältnisse der höheren Luftschichten überaus wichtigen
Arbeit sind die stündlichen Aufzeichnungen des Anemo¬
meters für volle zwei Jahre in extenso aufgenommen.
Wien. Dr. Willi. Trabert.
Österreichische Botanische Zeitschrift, red. v. R. v. Wett¬
stein, hrsg. v. A. Skofitz (Wien, Gerold.) XL1I, 9 u. 10.
(9.) Neuere Bestrebungen auf dem Gebiete der botanischen
Xomenelatur. — Litteratur-Cbersicht Juli 1S92. — Botanische
Gesellschaften, Vereine, Congresse etc. — Königl. Ungar, natur-
wissenschaftl. Gesellschaft in Budapest. Fachconfercnz f. Botanik.
Versammlung am 7. April 1N92. — Personalnachrichten. — Aus¬
zug aus P. Ascherson: Vorläufiger Bericht üb. die von Berlin.
Botanikern unternomm. Schritte zur Ergänzung der -»Luis de la
twmenclature bot an ique «.
(10.) Dr. K. Fritsch. Nomcnclatorische Bemerkungen. —
H. Braun, Über einige kritische Bilanzen der Flora von Nieder-
nsterreich. — L. Charrel, Enumeratio plantarum annis ISNS,
1S89, 1S90 et 1 <S91 in Macedoniü australi collectarum (Forts.)
— Br. Blocki, Ein kleiner Beitrag zur Flora von Galizien. —
Litteratur-Übcrsiehl. — J. Frcvn, Flora von Österreich-Ungarn.
— Botanische Forschungsreise. — Botanische Gesellschaften,
Vereine, Congresse etc. — Königl. ungar. naturwissenschaftliche
Gesellschaft in Budapest. — Personalnachrichten. — Notizen. —
J. Frcvn, Plantae novae Orientales (Forts.)
Neue Erscheinungen:
War necke H., Lehrbuch der Botanik f. Pharmaceutcn u. Medi-
ciner. Mit 33S Textabbild., grösstcntheils vom Verf. auf Holz
gezcichn. Braunschweig, Bruhn. gr.-S". (XII u. 3t'4 S.) 11. 5.16.
Schreiber P., Das Klima d. Königreiches Sachsen. 1. Hft.: Die
Niederschlagsverhältnisse d. J. 1S64—1890 nach d. aus Beob¬
achtung. von ca. 20 Stationen gewonnenen tägl. Durchschnitts¬
werten d. Niederschlags. Amtl. Publication d. königl. säclis.
meteorolog. Institutes. Chemnitz, Bülz. 4". (40 S. m. 2 autogr.
Tat.) il. 2.40.
Gef W., Die Wärmequelle der Gestirne in mechanischem Mass.
Ein Beitrag zur mechan. Wärmetheorie. Heidelberg, Sichert.
gr.-8". (11 S.) 11. —.60.
Schulze M., Die Orchidacecn Deutschlands, Deutsch-Österreichs
u. der Schweiz. Mit ca. 100 Chromotat. Gera-Untermhaus,
Köhler. Lex -S. (S Taf. m. 9 Bl. Text.) 11. 10 — 12 Lief, ä 11. —.60.
Pfeil L., Graf v., Die Lufthülle der Erde, der Planeten u. der
Sonne. Berlin, Diimmler gr.-N". (50 S.) 11. —.60.
Win di.sch K., Die Bestimmung d. Molekulargewichts in theore¬
tischer u. praktischer Beziehung. Ebd. gr.-8". (X\’1I u. 542 S.
m. Eig.) 11. 7*20.
Hobson E. W. and C. W., An clcmentary trcatisc on plane
trigonometry. London, Cambridge Warehouse. 12". 4 sh. 6 d.
In den nächsten Wochen erscheint in Engelmanns Verlag
in Leipzig: * Cataloyus Ilytnenopterorum hucusque descriptornm
systematicus et sy/ionv/nicus« von Dr. C. G. De Dalla Tor re.
V olumen VI: Chrysididae (Tubulifera). gr.-S". 11. 3.— .
Medicin.
Neuere Forschungen über den Stoffwechsel des
Eisens.
Von Priv.-Doecnt Dr. Hans M a 1 f a 11 i. (Innsbruck.)
Zur Frage der EisenreSorption von A. J. Kunkel
(Pflügers Arch., Bd. L, pag. 1). In welcher Form wird
das Eisen resorbiert / von C. A. So ein (Zeitschrift für
physiolog. Chemie, Bd. 15, pag. 93). lieber die blas¬
se heidangsver/uiltnisse des Fisens von Dr. R. Gott-
lieb (ibid. pag. 371). lieber das Schicksal der in das
Blut gelangten Eisensalze von Jakoby (Arch. f. exp.
Pathol. u. Pharm. B. 28, 1891). Zur Kenntnis des
Eisengehaltes d. normalen n. pathologischen Menschen¬
harns von Nikolai Damaskin (Arbeiten des Pharma¬
kologischen Institutes zu Dorpat, VII., pag. 40). Leber
Aufnahme und Ausscheidung des Eisens aus dem
Organismus v. John Kumberg (ibid. pag. 69). lieber
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449
450
Nk. 14. — OeSTERRISICHISCHES LlTTERATURBI.ATT. - I. JAHRGANG.
die Resorbierbarkeit einiger organischer Eisenver¬
bindungen von Chr. Busch (ibid. pag. 85). Mikro¬
skopische Untersuchungen über die Vertheilung des
in grossen Dosen eingespritzten Eisens im Organis¬
mus von Eugen Steuder (ibid. pag. 100). Ferner:
Schlusswort zu den vier vorstehenden Arbeiten über
Eisen (ibid. pag. 123). Ueber den jetzigen Stand d.
Eisenfrage (St. Petersburger med. Wochenschr. 1891,
Nr. 9). und Ueber resorbier bare Eisenpräparate (ibid.
Nr. 49) von Kobert. Weitere Untersuchungen über
die Aufnahme des Eisens in den Organismus des
Säuglings v. C. Bunge (Zcitschr. f. physiolog. Chemie
XVI pag. 173.)
Die Frage nach der Resorption und Ausscheidung der Eiscn-
verbindungen seitens des Organismus ist eine ebenso wichtige
als strittige Frage. Bunge hatte die fast allgemein anerkannte
Lehrmeinung ausgesprochen, das Eisen könne nur als eine teste
organische Verbindung vom Organismus aufgenommen werden
und werde dann durch den Harn, in erster Linie aber durch die
Epithelien des Darmes abgeschieden; Eisen in anderer Form als
der des »Hämatogcns« könne nicht resorbiert werden. Die Lehre
wurde nicht ohne Widerspruch angenommen, und in neuerer
Zeit war cs Kunkel, der die Resorbierbarkeit sämmtlicher Eisen¬
verbindungen, ihre Aufnahme in den Kreislauf und ihre Abschci-
dung durch die Galle behauptete. Er stützt seine Ansicht auf
verschiedene ältere und auf folgende, von ihm selbst ausgeführte
Versuche. Es wurden zur Nahrung von Versuchstieren Eisensalze
und Schwerspathpulvcr in bekanntem Verhältnisse gemischt; dieses
Verhältnis der beiden Stoffe änderte sich schon nach kurzem
Liegen des Speisebreics im Magen zu Ungunsten des Fe, so dass
an eine schon im Magen statthabende Eisenresorption gedacht
werden muss. Ferner zeigten sich die Leichen (mit Ausschluss
des Magendarmtractcs) von Thieren, denen neben der gewöhn¬
lichen Nahrung noch Eisenpräparate gegeben worden waren, be¬
deutend eisenreicher als die entsprechenden Controlthicre, und
es betraf diese Eisenanreicherung vorzüglich die Leber der Thiere.
Die Nichtausscheidung des zugeführten Eisens durch den Harn,
die als Beweis gegen eine Resorption angeführt wird, erklärt K.
damit, dass das Fc im Blut als Eisenalbuminat kreise und Albumi-
nate durch die Nieren nicht ausgeschieden würden. In Betreff der
Eisenausscheidung durch die Galle stützt sich K. auf ältere An¬
gaben der Autoren und auf eine neuere Arhert von Jvo Novi
(// ferro nella bile. Anna/i di C/iim. e di form. vol. XL iSqO).
Die Angaben über die Ausscheidung des Fe durch die Galle
werden aber widerlegt durch die Versuche von Göttlich und
Jakoby, die nur sehr geringe Mengen von Fc in der Galle auf-
zutinden vermochten und keine Vermehrung dieser Ausscheidung
fanden, wenn sie den Thieren Eisensalze in die Blutbahn brachten.
Zum gleichen Resultate kam Anselm (Ueber die Eisenausschei¬
dung durch die Galle. Inaug.-Diss. Dorpat 1891). Gottlieb, der
hungernden und durch eine Abführcur vorbereiteten Hunden
weinsaures Eisenoxydnatron in die Venen spritzte, fand nach
einem oder einigen Tagen bis zu 70% des eingespritzten Fe in
den Darmausscheidungen des durch Verbluten getödteten Thieres
wieder. Das Fe wurde aber zuerst in der Leber festgehalten und
erst langsam im Verlauf einiger Wochen fast vollständig ausge¬
schieden, was sich an einem Hunde, der bei eisenarmer Kost so
lange am Leben erhalten wurde, verfolgen liess. Die Ausscheidung
erfolgt durch den Darm oft sehr rasch, und in einigen Fällen,
wo Darmwand und Inhalt sehr eisenreich sich zeigten, war in
der Leber das Eisen nicht mehr zu linden. Auch in dem Magen
lindet bei hungerndem Thieren eine Eisenabscheidung statt. Zu
ähnlichen Resultaten kamen Jakoby und Eugen Steuder.
Erstercr fand schon in */*— 1 Vi Stunden nach der Einspritzung
des Eisendoppelsalzes 4.75 — 12.7% des Fe in der Darm- und
Magen wand, 1.6—2.4% in Darm- und Mageninhalt wieder, vom
Reste fanden sich etwa 40°/ 0 in der Leber, das übrige in anderen
Organen. Diese Bindung des im Blute kreisenden Eisens durch
die Organe ist in 2 — 3 Stunden beendet, und damit hört auch
die schon 5 Minuten nach der Einspritzung beginnende Abschci-
dung des Fc durch die Nieren wieder auf. Eugen Steuder ver¬
folgte diese Eisenaufnahme seitens der Leber mit Hilfe des Mikro-
skopes. Es zeigte sich, dass zuerst die Leberzellen das Fe an
sich ziehen, und es dann an sich anlagernde Leukocythen lang¬
sam abgeben, welch’ letztere dabei sich goldgelb, nach der Be¬
handlung mit Ferocyankali und Salzsäure aber tiefblau färben.
Zugleich scheinen nach Kobert die Lcbcrzellcn colloidalc Eisen¬
verbindungen leichter aufzunehmen und schwerer abzugeben, als
kristallinische Eisensalze, z. B. citronensaures Eisen. ln der
Milz lindet sich das Eisen besonders in den Lymphscheiden der
Gefässe und fehlt in den Malphighi’schen Körperchen.
Es zeigt sich also, wie Kobert betont, dass in die Blut¬
bahn gebrachtes Eisen nur so lange durch die Niere abgeschieden
wird und auf dieselbe seinen gefährlichen Einfluss geltend machen
kann, als es frei im Blute sich befindet; sobald aber Leber und
Milz dasselbe magnetglcich an sich gerissen haben, übernehmen
die weissen Blutkörperchen die allmalige Abführung des Fe durch
den Darm. Dies gilt aber nur für die sogenannten nicht resorbier¬
baren Eisenverbindungen, die nach Kobert für den Eiscnhaus-
halt des Organismus gänzlich nutzlos sein sollen. Das Eisen,
welches die normalen Functionen im Organismus crlüllt, soll
nach Bunge nur als »Hämatogen« aus der Nahrung aulgenommcn
werden können und nach Kobert durch den Harn ausgeschieden
werden. Diese Ausscheidungsart war bisher eine Streittrage. Noch
Socin behauptet, das Eisen komme im Harne fast ausschliesslich
an eisenhaltige Epithelien gebunden vor (morphotischcs Eisen) t ;
die in der Harnflüssigkeit sich findenden Spuren seien unwesent¬
lich und könnten ganz fehlen, Damaskin hat aber durch Heran¬
ziehung der höchst genauen Titrirmcthode nachgewiesen, dass
im Harn constant Eisen vorkomme und zwar in einer festen
organischen Verbindung, aus welcher es nur nach sorgtältigster
Verglühung der organischen Substanz befreit und nachge¬
wiesen werden könne. Die Menge des »morphotischcn Eisens«
nur etwa 11% des Gesammteisens, ist aber doch so auffallend,
dass Damaskin zu dem Vergleiche kommt, die Abscheidung
des Eisens erfolge wie bei den niederen Thieren durch die Epi¬
thelien der Oberhaut, so bei den höheren Thieren durch die des
Darmes, der Harnwege u. s. w. Die Gesammtmenge des Fe be¬
trägt, je nach der Beschaffenheit der Kost, 0.5—1.5 mg für 24
Stunden, ist im Nachtharn höher als im Tagharn und fällt bei
länger andauerndem Hungern auf 0.392 mg Fe, in späteren Sta¬
dien des Hungcrns steigt sie wieder in Folge des Zertalles massen-
natter Blutkörperchen. Innerliche Einnahme von Ferrum carboni-
cum saccharatum oder Ferrum cytricum oxydatum bewirkte keine
Zunahme des Harneisens, ebensowenig die Einreibung einer Eisen¬
salbe in die Haut (Kumberg.) Die subcutane Einspritzung von
zweimal 7 mg Fc in Form von Ferrum cytricum oxy datum
brachte eine bedeutende Steigerung des Eisengehaltes des Harns
hervor. Das eigentliche organisch gebundene Harneisen war aber
nur unbedeutend vermehrt, daneben aber fand sich viel durch
Ammoniak und Schwefelammonium fällbares Eisen; 40.18% des
•ingespritzten Eisens wurde in dieser für die Niere sehr gefähr¬
lichen Form zur Ausscheidung gebracht.
Die Frage nach der Resorbierbarkeit des »Hämatogens« der
Eidotter und organischer Eisenverbindungen, die auch im Organis¬
mus sich finden, wurde von C. A. Socin und von Chr. Busch
bearbeitet. Aus Eidottern wurde verhältnismässig wenig Eisen
resorbiert und zur Ausscheidung gebracht: der ganz entgegen¬
gesetzte Befund von Socin wird dadurch erklärlich, dass S.
durch übermässige Dosen von Eidotter den Darm seiner Versuchs¬
hunde krank gemacht und dadurch Resorption ermöglicht habe.
Im Gegensatz zu den Eisenverbindungen des Eidotters sind jene
des Blutfarbstoffes ungemein leicht resorbierbar und bringen eine
starke Vermehrung des Harneisens hervor. Dies gilt schon für
das rohe oder gekochte Blut, noch mehr aber für die durch Re-
duction des Blutfarbstoffes mit Pyrogallol oder Zinkstaub erhaltenen
Präparate, auf welche also künftig ein Hauptaugenmerk bei
Behandlung der Chlorose zu richten wäre. (Ref., möchte im
Hinblick auf das Gesagte kurz bemerken, dass cs sehr un¬
wahrscheinlich ist, dass der Organismus das aus organischen
Salzen aufgenommene Eisen auch bei wirklichem Eisen¬
mangel unbenützt abgeben werde, und andererseits, dass es
viele organisch fest gebundene Eisenverbindungen gibt, z. B. die
Eisencyan-Verbindungen, die resorbiert und im Harn in fester
organischer Bindung ausgeschieden werden, ohne je die Func¬
tionen des normalen Bluteisens ausgeübt zu haben.)
Bunge macht auf das Missverhältnis aufmerksam, das
besteht zwischen dem Eisengehalt der Milchasche und der Asche
des Organismus, so dass reine Milchdiät eine Verarmung des
Körpers an Eisen hervorrufen muss. Dass diese Folge bei Säug¬
lingen nicht cintritt, beruht auf der schon früher von Bunge
beobachteten Thatsache, dass neugeborene Thiere einen grossen
Eisenvorrath (besonders in der Leber) zur Verfügung haben. Es
ist nun sehr merkwürdig, dass, wie B. am Beispiel des Kanin¬
chens und Meerschweinchens zeigt, zur Zeit, da die Thierehen
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Nr. 14. Oksterrrighisches Liiteraturblatt. — I. Jahrgang.
sich mit Vegctabilien zu ernähren beginnen, dieser Eisenvorrath
erschöpft ist und von nun an durch die Nahrungszufuhr ersetzt
werden muss.
Schneider F. C. und Vogl, Aug., Dr. : Commentar
zur siebenten Ausgabe der Oester r eie bischen Phar¬
makopoe. II. Bd.: Allgemeiner Theil: Arzneikörper
aus den drei Naturreichen in pharmakognostischer
Beziehung , bearb. von Dr. A. Vogl. Allgemeiner
Theil. Wien, Carl Gerold’s Sohn. 1S92. gr.-8 n . (VIII u. S. 255
bis 693 m. 92 Abbild, im Text.) 11. 10.—.
Als letzter Band dieses zum Theil schon in den
Jahren 1889 und 1891 herausgegebenen Werkes liegt
uns dieser zweite vor. Derselbe befasst sich in neun
grossen Abtheilungen, welche in kleinere Gruppen ge-
thcilt sind, mit der Darstellung der Arzneikörper aus den
drei Reichen der Natur. Eine besonders ausführliche
Behandlung erfahren ihrer Wichtigkeit wegen die iV zn ei-
körper aus dem Pflanzenreiche, die der systematischen
Stellung ihrer Stammpflanzen und ihrer pharmakogno-
stischen Zusammengehörigkeit nach geordnet erscheinen.
Einen ganz besonderen Abschnitt widmet das Buch
dem Mikroskope, der mikroskopischen Beobachtung, der
Präparation der Untersuchungsobjecte, sowie den mikro¬
chemischen Rcagcntien. Die Unentbehrlichkeit gerade
dieses Zweiges der Untersuchung der Vegetabilien und
Drogen in diagnostischer Beziehung ist ja zur Zeit kaum
von irgend einer Seite bestritten. Ausserdem finden wir
eine kurze Übersicht über den Bau der Pflanzentheile zur
Erleichterung des Studiums, Vornahme und Einübung
der mikroskopischen Untersuchung.
Das Buch beschränkt sich nicht bloss auf die
Arzneidrogen, welche in die Pharmacopoea austr. edit. VII
Aufnahme fanden, sondern behandelt sämmtliche Mittel,
welche theils als Volksmittel noch in dem Handel Vor¬
kommen, theils noch von Ärzten mehr oder weniger
häufig verlangt werden, theils als neue Mittel dem Arznei¬
schatze in den letzten Jahren zugeführt wurden, ihrer
Aufnahme in die Pharmakopoen aber noch harren. Dabei ist
auch, mit Ausnahme der italienischen, welche wegen
ihres verspäteten Erscheinens nicht beachtet werden
konnte, auf sämmtliche Pharmakopoen der gebildeten
Völker Rücksicht genommen worden. Besondere Auf¬
merksamkeit wurde bei der Darstellung der einzelnen
Artikel der präcisen Beschreibung und Charakteristik
gewidmet.
Weitere Vorzüge dieses Buches anzuführen, gestattet
der Raum dieser Spalten nicht, wir fassen sie in einem
Urtheil zusammen : das Buch ist ein fachliches Meister¬
werk ersten Ranges. Ferry M.
Hygiela, Monatsschr. f. Volksgesundheitslehre u. persön¬
liche Gesundheitspflege, lirsg. v. F. C. Gcrstcr (Stutt¬
gart, Zimmer.) V, 9.
C. Eranckc, Geist u. Seele u. deren Selbstständigkeit. —
J. H artm an n - Gi gcr, Ferien und Fcrien-Milchcurcn. — A.
C roi ssan t - R ust, Herbsttage am Rhein. — Referate u. Kritiken.
— Hygienischer Lesetisch. — Beil.: C. G erst er, Prakt. Anleitung
für d. hygien. Verhalten z. Z. c. Cholera-Epidemie (Flugblatt).
Die Naturheilkunde. Halbmonatsehr, für volksthüml. Gesund¬
heitsichre u. Heilweisc, hrsg. v. M. Canitz u. II. Stoss. (Berlin,
Lehmann.) I, 7.
Stoss, Ostergruss. — Canitz, Der acute .Magenkatarrh.
— Wicsenthal, Des Menschen Herrschaft üb. d. Aussen weit.
— Die Hypnose. — Sossimowskv, Zum Nutzen d. Menschen.
—* Thiel, Über den Werth von Mais als Nahrungsmittel für den
Menschen. — Rundschau. — Allerhand Geständnisse mit frei-
müthigen Glossen. — Vom Tage. — Nützliche Winke. — Unter-
haltungstheil. — Ärztlicher Rathgeber.
Centralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie, hrsg. von
Erlcnmeyer, red. von Dr. Sommer. (Coblenz, Groos). XV,
(N. F. III.) September.
B. Ascher, Vorschläge zur Verbesserung d. staatl. Beauf¬
sichtigung d. Irrenanstalten in Preusscn. — H. Levy, Ein Fall
von Astasie-Abasie. — Referate u. Kritiken. — Bibliographie.
Die Wiedergeburt der Völker. Monatshefte, hrsg. v. Dr. med.
Alfred Damm. (Berlin, Bruer & Co.) I, 1—9.
(1. 2.) Was erzählt die Geschichte vom Lebenslauf d. Völker?
— Ist der Lebenslauf der Völker normal oder abnorm? — Was
ist bei einem Culturvoll; abnorm : Aufstieg, Höhepunkt od. Ab¬
stieg? — Auf welchem Funkte des Lebenslaufes stellen d. jetzigen
Cultui Völker ? — Was versteht man unter Degeneration? — Ist
Degeneration bei d. Einzelnen u. bei d. Völkern vorhanden? —
Wann darf man bei einem Volke von Degeneration sprechen ? —
Ist die Höhe der Degeneration bei allen gleich? — Wie hoch ist
die Degeneration bei d. lebenden Culturvölkern ? — Auf welcher
Höhe der Degeneration befindet sich unser deutsches Volk? —
Auf welcher Höhe d. Degeneration stehen die einzelnen deutschen
Stämme? — Hat man die Degeneration während ihres Bestehens
bei den einzelnen Völkern erkannt? — Welche Ursachen führte
man bisher für die Degeneration an ? — Weshalb waren d. Ver¬
suche zur Hebung d. Degeneration bisher stets erfolglos? — Was
ist die wirkliche Ursache der Degeneration ? — Welchen Namen
soll die Krankheit führen? — Was ist die Ursache der Cultur-
krankheit?—Weshalb sollen die Fehlerder unnatürlichen Sinnlich¬
keit nachtheilig wirken ? — Was ist das Zweikindersystem ? —
Welche Kreise erlässt die Culturkrankeit ? — Wirken auch noch
andere Ursachen, als Fehler der unnatürlichen Sinnlichkeit? — Wie ust
d. allg. Verlauf d. Culturkränkheit beim Einzelnen ? — Die Cultur-
krankheit. — Ein Wort an deutsche Männer. — Worin liegt d.
Grund für das lange Verborgenbleiben der Culturkränkheit? —
Fragen u. Antworten (in jedem Heft). — (3.) Stimmen Degene¬
ration u. Culturkränkheit überein? — Was ist der Hauptsatz d.
jetzigen Medicin ? — Was sagt d. neue Mediein ? — Was ist
Körper, Geist u. Seele? — Was ist Leben? — Soll man sich als
Nichtarzt mit Medicin befassen ? und : Wie werden sich künftig
die Wissenschaften gestalten? —(4.) Die Zukunft der jetzt leben¬
den Culturvölker. — Stehen unsere grossen Zeitschriften auf der
Höhe der Zeit? — (5.) ln welchem Theile des Nervensystems
ist das Leben ? — Die Aussichten eines künftigen Krieges. — Zei¬
chen d. Zeit. — (6.) Die Zukunft der jetzt lebenden Völker.
(Forts.) — Die Idee v. Egidys. — Die Idee Tolstois. — Zeichen
d. Zeit. — (7.) Die neue Weltanschauung. — Unser grosser
Kliniker. — Herrn v. Egidys Antwort. — Zeichen d. Zeit. —
(8) Die Choleragcfahr. — Zu spät. — Pudor, Die Neugeburt
d. Menschengeschlechtes. — (9.) Aus der Gesellschaft. — Fragen
u. Antworten : Die Judenfrage eine ethische Fragen. — In Sachen
v. Egidys.
Neue Erscheinungen:
Daiber A., Anlcit. zur ehern, u. mikroskop. Untersuch, d. Harnes.
Wien, Deuticke. gr.-8'. (II u. 139 S. m. 1 Abbild.) 11. 1.80.
Juffingcr G., Das Sclcroin d. Schleimhaut d. Nase, d. Rachens,
d. Kehlkopfes u. d. Luftröhre. Klinisch-larvngolog. u. anatom.
Untersuchung. Ebd. gr.-8". (108 S. m. 4 lilh. Taf.) fl. 2.40.
Kaan IL, Der neurasthenische Angstaffect b. Zwangsvorstellungen
u. d. primordiale Grübelzwang. Wien, Deuticke. gr.-8°. (148 S.)
fl. 2 40.
Goizet L. H., Kraft, Gesundheit, verlängertes Leben. Nach der
Methode Brown-Sequard. Übersetzt von G. v. d. Elda. Leipzig.
Spohr. gr.-S 0 . (X u. 142 S.) 11. 1.80.
Hol fort J., Volkstümliche Arzneimittelnamen. Eine Sammlung
d. im Volksmunde gebräuchl. Benennungen d. Apothekcrwaaren.
Berlin, Springer. gr.-8. (V u. 228 S.) 11. 1.80.
Krakauer J., Der chronische Morbus Brightii, der atheromatöse
Process u. das Blut in ihren Wechselbeziehungen. Nach engl.
Quellen bearb. Neuwied, Heuser gr.-8. c IV u. 112 S.) 11. 1.80.
Lesshaft P., Grundlagen d. theoretischen Anatomie. 1. Th. Leipzig,
llinriehs. gr.-8°. (VIII u. 333 S. m. 52 Holzsehn.) 11. 3. — .
Kafka J. Dr., Arztc-Codex. Eine Sammlung von den Arzt be¬
treffenden österr. Gesetzen, Verordnungen, Erlässen, Entschei¬
dungen u. a. Wien, Hartleben. 8°. (319 S.) 11. 2.50.
Illich A , Dr., Beitrag v zur Klinik der Aktinomykose. Mit zwei
Lichtdrucktaf. Wien, Salär. gr.-8°. (IV u. 201 S.) fl. 3.—.
Pavone M., Trattato sullc malattie dcllc vie urinarie. Turin,
Loeseher. gr.-8°. Mit vielen Fig. im Text. 12 fr.
Debove G. M., et Ch. Achard, Manuel de medeeine. Tome l:
Maladics de l’appareil respiratoire. Paris, Rueff & Cie. 8°. 10 fr.
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Nr. 14. — Oesterreich isches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
Mathicu A., Neurasthenie (epuisement nerveux) Ebd. 16°. fr. 3.50.
Les Sciences biologiques a la fm du XIX. siccle. Medecine,
Hygiene, anthropologie, Sciences naturelles etc. Avec plus de
1000 grav. Paris, Societe d’editions scientifiques S°. 32 fr.
Pere Etterle. Les maladies de l’Afriquc tropicalc. Brüssel,
Sehepcns. 2 fr. 50 c.
Jourdan G., Etudes d’Hvgiene publique. Nancv, Berger-Levrault
u. Cie. gr -8°. (207 S) fl. 1.92.
Berger E., Les maladies des yeux. Wiesbad.. Bergmann, fl. 4.80.
Ewart \V r ., Cardiac outlines lor clinical clerLs and practitioners.
London, Balliere u. Co. 16°. 5 sh. 6 d.
Smith F., A manual of veterinary phvsiologv. London, Balliere
u. Co. 8°. 2 sh. 6 d.
Leven M., Systeme nerveux et maladies (synthesc pathologique.)
Paris, Rucff u. Cie. 8 n . 8 Fr.
Savill T. D., On an cpidemic skin disease rcsembling Eczema
and Pityriasis rubra. London, Lewis. 8°. 3 sh.
Blocq P., Les troubles de la marche dans les maladies nerveuscs.
Avec 21 Fig. Paris, Rucff u. Cie. 10°. 3 Fr. 50 c.
Demnächst erscheint als Neuigkeit bei Bergmann in Wies¬
baden: Die Beziehungen des Sehorgans u. seiner Erkrankungen
zu den übrigen Krankheiten des Körpers u. seiner Organe von
Dr. Knies, fl. 7.20; u. Grundriss der patholog. Anatomie von
Dr. Schmaus, ca. fl. 7.80.
ln Kurzem erscheint bei Schwabe in Basel » Zeitschrift für
Hypnotismus, Suggestionstherapie, Suggestionslehre u. verwandte
psycholog. Forschungen « ca. 2 Bg. Lex.-8°, pro Semcst. fl. 3.—.
Demnächst erscheint in Leipzig bei Barsdorf: Geschichte u
Gefahren der Fruchtabtreibung. Culturhistor.-medic. Studie von
Dr. mcd. Reich, v. Biebrich, ca. 7 Bg. fl. 1.20.
In Kürze erscheint bei Schwabe in Basel: »Das ärztliche
Recht zu körperlichen Eingriffen an Kranken und Gesunden «
von Dr. L. Oppenheim. 8°. fl. —.90.
Demnächst erscheint bei Bergmann in Wiesbaden : *Die
Uebertragung der Masern* von Dr. E. Reger. Mil zwei Tafeln
ca. fl. —.72.
Schöne Litteratur. Varia.
Für und gegen die Jesuiten. Zeitgenössische Original -
Aussprüche. Herausgeg.von Dr.Max Obcrhreycr.
Düsseldorf, Verl. v. Felix Hagel, 1892, 8". (W u. 47 S.) fl. —-36.
Ein in mehr als einer Hinsicht lesenswerthes und
lehrreiches Büchlein. Her Herausgeber hat, wie dies in
neuerer Zeit üblich geworden ist, die Urtheile einer Reihe
von Politikern, Schriftstellern und anderen Personen in
hervorragender Lebensstellung über die Jesuiten sich
erbeten und legt dieselben, ohne jeden Commentar, in
dem Büchlein vor. Man kann da — auch von Leuten
geäussert, denen man eine grössere Gewissenhaftigkeit
und Intelligenz Zutrauen sollte — die alten Märchen von
der »wissenschaftlichen Begründung«, die die Jesuiten der
»Berechtigung des Fürstenmordes« gegeben (C. F. Meyer,
S. 20), von der Gefahr, die sie der Moral und dem Frieden
bringen (A. Ohorn, S. 23) u. s. w. u. s. w. finden. Wie
oft dabei die Schlagworte von den Grundsätzen »der
Zweck heiligt die Mittel«, der »reservatio mentalis« und
alle die anderen »Jesuitenfabeln« von den Gegnern des
Ordens vorgebracht werden, ist geradezu belustigend. Für
alle diese Herren gibt es keine neueren Forschungen,
keine eigenen Gedanken : das Walzwerk ihrer Ideen ist
einmal auf das »finstere Mittelalter« eingesetzt und bewegt
sich unablässig in dieser Melodie fort. — Wohlthuend
wirken daneben eine Reihe von Urtheilcn, die, von über¬
zeugungstreuen Protestanten, Gegnern des Ordens, aus¬
gehend, sich doch aus Gründen der Gerechtigkeit und
Billigkeit durchaus für deren Zulassung aussprechen und
dem Orden wie den einzelnen Mitgliedern desselben die
höchste Anerkennung nicht vorenthaltcn (so Gerhard
v. Amyntor S. 14, A. Hinrichsen S. 40, Rud. Kleinpaul
S. 6, W. Meinecke S. 13, Heinr, Schoene S. 19 und
besonders J. Fastenrath S. 8.) Der Humorist R. Schmidt-
Cabanis hat ein 28strophigcs Gedicht beigesteuert, das
sich selbst charakterisiert in einigen Probestrophen: »Wie
wird mir, ach, doch plötzcrlich — So an die Luft sie
setzerlich . . . Ihn [den Ordens-General] so andächtig feier¬
lich — Nach Herzenslust zerbläuerlich ... So Ignaz-
Loyolächerlich — die heil’gen Rippen brecherlich. —
So jedem Frommen väterlich — den Schlepptalar abtre-
terlich — ... So breite Krempen reisserlich — Und in
die Winde schmeisserlich . . .« u. s. w. Der Herausgeber
hat in lobenswerther Gerechtigkeit Freund und Feind zu
Worte kommen, jeden Parteistandpunkt gelten lassen,
die Aufnahme von Roheiten aber und Geschmacklosigkeiten,
wie die citierten, muss billig befremden; wir sind über¬
zeugt, dass die Waffenbrüderschaft mit diesem »Humo¬
risten« auch die erbittertsten Gegner des Jesuitenordens
ablehnen dürften. Ein sehr bemerkenswertes Urtheil gibt
der (protestantische?) Leipziger Redacteur Aug. Lange ab,
dessen Worte hier Platz finden mögen: »Meine Meinung,
nicht über die Jesuiten, sondern über Ihr geplantes
Sammelwerk ist diese: Dadurch, dass einer ein berühmter
Schriftsteller, Dichter, Gelehrter, Parlamentarier ist, besitzt
er noch nicht diejenige Kenntnis, welche absolut
nothwendig ist, um in der Jesuitenfrage ein Urtheil
abgeben zu können. Ich bin überzeugt, die meisten der
nichtkatholischen Herren, welche Ihnen Beiträge liefern,
haben nie in ihrem Leben einen Jesuiten gesehen, sehr
wenige derselben haben etwas von Jesuiten Geschrie¬
benes gelesen, die meisten kennen dieJesuiten überhaupt
nur aus den landläufigen Darstellungen, welche vielfach
von Unwahrheiten strotzen. Ein competentes Urtheil über
den ruhmreichen Jcsuiten-Ordcn abzugeben, sind meines
Erachtens nur diejenigen befugt, welche den Orden,
seine Geschichte, seine Einrichtungen und sein Wirken
wirklich kennen .. . Wo es aber an der nothwen-
digsten Vorbedingung zu einem compctenten Urtheile fehlt,
da kann das Urtheil selbst nur als werthlos angesehen
werden.« Und Paul Lindau, der Herausgeber der
Monatsschrift »Nord und Süd« schreibt mit riihmens-
werther Bescheidenheit: »Ich besitze einfach nicht genü¬
gende Sachkenntnisse, um über dieJesuiten schreiben zu
können und mit allgemeinen Redensarten wäre Ihnen ja
nicht gedient. Ich habe in meinem ganzen Leben nur
einen einzigen Jesuiten persönlich kennen gelernt, in
Paris, einen der liebenswürdigsten Menschen, denen ich
je begegnet bin, dabei sehr klug, in der Unterhaltung
absolut freisinnig, der nie den geringsten Versuch gemacht
hat, mich zu bekehren und an den ich, obwohl nun
dreissig Jahre darüber vergangen sind, die angenehmsten
Erinnerungen bewahrt habe.« Schnürer.
Salburg, E.: Ein Erwachen . Aus dem Buche eines
Lebens. Gedicht. Graz, Verlags - Buchhandlung »Styria«.
1892. 8°. (56 S.) fl. -.60.
Es ist ein bedeutendes poetisches Talent, das sich
in diesem episch-lyrischen Gedichte offenbart. Aber mehr
noch als die poetische Begabung nöthigen uns das vor¬
nehme reine Empfinden und die starke Liebe zum Volk,
die sich darin aussprechen, unsere Anerkennung ab. Der
Vorwurf ist durchaus modern, aber von jener Art, die,
echt menschlich, immer und überall ein Echo findet und
frei von aller Tendenz auf den Grund der Herzen sieht.
In knapper Sprache, die aber doch Raum gibt für etliche
Episoden und sentenzenartig zugespitzte Capitel, erzählt das
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Nr. 14. — Oesteureichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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Büchlein die Geschichte eines Edelmannes, den die Liebe
zu einem armen Mädchen zur Erkenntnis von dem Wcrthe
der Arbeit, des Leidens und der Entsagung bringt: »ein
Erwachen« aus dem Zustande halben Schlummers zur
lebendigen Tageshelle. Nur hinsichtlich der Form hätten
wir manches zu bemerken; aber um des grossen und
vollen Genusses willen, den die Dichtung gewährt,
mögen die Härten der Sprache und der Metrik (neben
denen sich auch wieder Töne der erquickendsten Schön¬
heit und Melodie finden) vergeben sein. Und noch Eines:
die Bücherverzeichnisse führen unter dem Namen E. Sal-
burg eine schier beängstigende Menge von poetischen
Werken an; die zwei Jahre 1890/91 weisen 4 Dramen,
2 Schauspiele, 3 Volksstücke, einen Roman, eine No¬
velle und 2 Gedichtsammlungen auf. Solche Überpro-
duction muss für die Dauer eine schlimme Einwirkung
auf die Sorgsamkeit der inneren und äusseren Durch¬
bildung der einzelnen Werke ausüben. Und vor dem
dabei so gefährlichen Verflachen möchten wir das schöne
Talent gern bewahrt sehen!
Wien. F. Schnürer.
Deutscher Hausschatz in Wort u. Bild. (Regensburg, Pustet.)
XVIII, 18.
A. Trüd, Endlich! Novcllette. (Schl.) — H. Kerner, Aus
Judicarien. — K. May, Der Mahdi. Reiseerzählung. Erster Band.
Am Nil. (Schl.) — Das Trauerspiel in Mexico. Zum Andenken
an d. 19. Juni 1867. — II. Hirschfeld, Der Salomo von Neapel.
— J. Arndts, Florenz. — G. Vermculen, Weber’s Goliath. —
A. v. Liebenau, Der 10. August 1792. — B. Ruppert, Wenn Du
bei mir bist. Gedicht. — Unsere Todten: Dompropst F. Zenottv.
Dr. Lorenz Kellner. — F. Hochländer, Silber aus Thon. —
W, Ende, Die alte Jungfer. — M. Friede, Harmonie. Plauderei.
— W. Ende, Noch etwas vom Prophezeien.
Nord und Süd, Hrsg, von P. Lindau (Breslau, Schottländer).
Jahrg. 16, LXIII, 187.
II. Dohm, Wie Frauen werden. Novelle. — A. Kohout,
Werner von Siemens. Eine biographisch-kritische Studie. —
F. Luthmer, Deutsche Goldschmiedewerke d. 16. Jahrhunderts.
— H. Hahn, Aus dem Nachlass v. Henriette Herz. — G. Zern in,
Marschall Bazaine in d. Schlacht von Gravelotte-St. Privat. —
B. Stern, Baku, die Nische d. Winde. Ein kaukasisches Reise¬
moment. — J. R. Haarhaus, Diana von Poitiers. Novelle. —
Bibliographie.
La Ricreazlone. Periodico istruttivo e dilcttevole di varietä con
illustrazioni. Hrsgb. v. ’Vincenzo Koschir (Triest). I, 1 —19.
(1.) Ai cortesi lettori. — L’ Arco di Riccardo. — Igiene,
la vista. — Epigramma. — Una visita alle catacombe. — Eru-
dizione l’anello. — Storia naturale, la balena, — Un’ ora perduta
ovvero la fuga di Luigi XVI. da Parigi (Schl, in Nr. 2). — Sguardo
politico (in jedem Heft). — Nella patna di S. Giusto (bis Heft 18).
— Un po’ di tutto (in jeder Nummer.) — Una scimmia all’ Uni-
versitä. — Passatempi (in jedem Heft). — (2.) Cristoforo Colombo.
— Igiene, l’influenza. — L’ ordine. — La fata morgana. — (3.) I
Galla nelP Abissinia. — Erudizione, le candele. — Povero piftero.
— Storia naturale, V Ippopotamo. — Igiene, del sonno. — Dell'
educazione in famiglia. — Aforismi di umano prudenza. — Gli
auguri romani. — Un episodio della Comune ovvero la giovine
operaia di Parigi (Forts, in Nr. 4—11.) — (4.) Arlecchino, Bri-
gliclla, Pantalonc. — II medico. — Un cane che salva il suo
padrone. — Vanitä di vanitä. — Dell’ educazione, sviluppo lisico.
— (5.) II Cardinale Manning. — Erudizione, il caffe. — Lettera
de P. Antonio Brcsciani — Igiene, le vesti dei bambini. — Storia
naturale, la quercia. — Socialismo peloso. — (6.) li Cavaliere
Giovanni Dr. Loser. — Igiene, aria nettezza ecc. dei bambini. —
Intorno alla scelta d’una carriera. — L’ Alhambra. — Le ultime
ore di Rossini. — (7.) La Cremazione dei cadaveri. — Profili so-
ciali. — Igiene, farina e pane. — La Cascata del Niagara. —
Storia naturale, caccia alla tigre. — Buona stampa. — La pre-
ghiera. — (8.) Pasqua di Risurrezione. — Süll’ educazione. —
Igiene, la primavera. — Regole d'oro per genitori cd educatori. —
Cinque Chiese. — La penna. — (9.) Il duello. — SulT educa¬
zione, sviluppo dell' intellctto. — La preghiera. — Storia natu¬
rale, l'ucello mosca. — Antonio Starrabba, marchcse di Rudini.
— Buona stampa. — (19.) 11 maresciallo conte Radetzky. —
Memorie patrie, S. Servolo. — Ancora sull* istruzione, sviluppo
dell’ intellctto. — Igiene, il latte. — Monumento del maresciallo
conte Radetzky a Vienna. — Il venerdi nella vita di Cristoforo
Colombo. — (11.) La piaga del suicidio. — Profili sociali. —
Igiene, l’uso del tabacco. — Storia naturale, V ananas. — I pia-
ceri e le noie del viaggiare. — Agli spasimanti della cremazione.
— Il Rosario. — La cittä di Capua. — (12.) Un triste anni-
versario. — Igiene, precauzioni per 1’ estate. —- Süll’ educazione.
— 11 Rosario. — Epigrammi. — Buona stampa. — (13.) Erudi¬
zione, Il baco da seta. — Sentenze. — Il Primate d’ Ungheria. —
Come va coli’ educazione nellc famiglie? — Epigramma. — Fede.
— Una buona azione cd il suo premio. — Le piccole falciatrici.
— Il Rosario. •— (14.) Scienziati credenti. — L’ educazione in
famiglia. — Storia naturale, Il Formichiere. — Chicago. — Sen¬
tenze poetiche. — Speranza. — Il nuovo mcdico. — Il Vesuvio.
— (15.) Chi era S. Vineenzo de' Paoli. — Igiene, il caffe. —
I mezzi educativi piü importanti. — Tricstc a Roma. — Caritä.
— Il nuovo medico. — Salvore e la sua lanterna. — Arti-
colo Comunicato. — (16.) Francesco Giuseppe 1. — Di certi
casi che non son casi. — Igiene, dell* idroterapia. — Storia na¬
turale, il pesce martello. — Ancora sui mezzi educativi piü im¬
portanti. — Lettera de Ss. Signor nostro Leone. — La cattedrale
di Strassburgo. — Il nuovo mcdico. — (17.) Il pittore Guido
Reni. — Il terzo congresso cattolico austriaco di Linz. — Satira.
— Autobiografia del Parroco Kneipp. — La Critica. — Il nuovo
medico. — Lettera del Ss. Signor nostro Leone. — Sentenze
poetiche. — Manovrc. — Consigii ai vccchi. — (18.) Scuola e
casa. — Storia naturale, istinto del ragno. L’esposizione di
Chicago. — Ou dieu ou le revolvcr. — Pace! — Fiume. — Uno
holla di sapone. — (19.) Dal colera di Torino (1854) a quello
Amhurgo (1892). — Igiene: Nutrizionc c cura dei bambini. —
Ou Dieu ou le revolvcr. — Chi hen fa, ben trova. — La cattiva
stampa. — Le ottobrate romane. — Storia naturale: il tono.
Neue Erscheinungen:
Iloffmann H., Landsturm. Erzählung. Berlin, Paetel. 8°. (291 S.)
11.3 90.
Hülsen II. v., Drei Lebens-Episoden. (Ein Königsidyll. Ein
Dichterheim. Ein Drama.) Berlin, Eckstein, Nachf. Krüger. 8“.
(139 S.) 11. 1 SO.
Schuster H., König Konrad. Trauerspiel. Leipzig, Deutscher
Verlag. 12°. (118 S.) fi. —.60.
Grcgo rovius F., Römische Tagebücher. Hrsg. v. F. Althaus.
Stuttgart, Cotta. 8°. (XXV u. 624 S.) fl. 4.80.
Nisscl F., Ausgewählte dramatische Werke. Ebd. 8°. (XII u.
378 S.) 11. 3.6t).
Schack A. F., Das Jahr Eintausend. Ein dramat. Gedicht. Ebd.
8°. (132 S.) 11. 1.20.
—, Sirius. Ein Mysterium. Ebd. 8°. (122 S.) fl. 1.20.
Schrocder L. v., Mangoblüthcn. Eine Sammlung ind. Lieder u.
Sprüche in deutscher Nachbildung. Ebd. gr.-16°. (198 S.)
fl. 1.80.
Hedenstjcrna A. v., Allerlei Leute. Bilder aus dem sclnved.
V r olkslcben. Deutsch bearb. von A. v. Krusenstjerna. Leipzig,
Hacssel. 8°. (VII u 245 S.) 11. 1.56.
Tirol im Jahre 1809. Bilder aus dem Befreiungskämpfe. Mcraner
Volksschauspiel. Bozen, Prompergcr. gr.-8°. (55 S.) fl. —.24.
Koneberg H., Weihnachten im Felde. Aus dem Nachlass. Augs¬
burg, Ricger. 8°. (IV u. 62 S. m. c. Bild) fl. —.48.
Bourgct P., Der Schüler. Roman. Stuttgart, Deutsche Verlags-
Anstalt. 8°. (XV u. 344 S.) fl. 1.80.
Rodziewiccz M., Sie. Roman. Ebd. 8°. (262 S.) fl. 1.80.
Lav M., Im Geiste Ludwigs XIV. Historischer Roman. Berlin,
Janke. 8°. (309 S.) fl. 3.—.
Ortmann R., Der Bankdirektor. Roman. 2 Bdc. Leipzig, Reissncr.
gr.-8°. (192 u. 171 S.) fl. 3.60.
Spüttgen D., Freiin v., Ein Vorurtheil. Roman. 2 Bde. Ebd.
8°. (203 u. 236 S.) 11. 4.20.
Tel mann K., Unterm Strohdach. Roman. 3 Bdc. Ebd. 8°. (VI u
292, 203 u. 272 S) 11. 6.—.
Li mbach H., Priameln. Eine ausgewähltc Sammlung altdeutscher
Sinngedichte. Mit c. erläut. Vorworte. Dresden, Albanus. gr.-8“.
(XV u. 106 S.) tl. 1.20.
Walther U., Brutus. Trauerspiel. Halle a/S., Fricke. 8°. (112 S.)
11. —.60.
Bach H., Euterpe. Ein Gedichtbuch. Strassburg, Friedmann. 16°.
(72 S.) 11. —.60.
Seliger P., Francesca v Eimini. Trauerspiel in 5 Aufzügen.
Berlin, Mittler & Sohn. 8°. (96 S.) fl. 1.35.
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Nr. 14. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
458
In der Kühtmann’schen Buchhandlung in Bremen erscheint
demnächst: *Eine Schicksalsfrage*. Roman von M. v. Weissen-
thurn. 17 1 /* Bg. 8° fl. 3.—.
In C. Pierson’s Verlag in Dresden kommt in Kürze zur Ver¬
sendung: *Eva «. Naturalistische Studien einer Idealistin von Clara
Schreiber. Circa 13 Bg gr.-8°. 11 1.80 u. »SeeUnwanderungen«.
Psychologische Novellen u. Legendi n von J. C. Kr ei big. Circa
12 Bg. kl. 8° fl. 1.20.
Xenia Bernardina.
Von Theodor Gottlieb (Wien).
I.
Zwettl: Es fehlen sowohl die frommen Verse als das satir.
Gedicht von 6, 3; 13, 6 die Verse Conrads stehen weder unter
dem Verf. noch unter Anon. rubr. XI; 33, 3 steht unrichtig unter
hymtius; es fehlen die Gedichte von 30 fol. 1; 45, 4; 70, 3;
101, 4; von 103 das Antiph. fragm.; unter Augustinus Epist. war
ein Hinweis auf 39 fol. 1, unter dessen expos. epist. ad Rom. in
solcher auf 49, 1 nöthig, unter Bernardus Papiensis auf 34, 3,
wobei noch übrigens das Verhältnis dieses Stückes zu 34, 1
nicht klar gestellt ist.
Lilienfeld: Es fehlen die bei 23 (Schluss) aufgeführten hübschen
Verse; ich kenne eine Hs., in der mehrere davon einzeln auf ver¬
schiedenen Bll. erscheinen ; es fehlt der 35 genannte David v.
Augsburg, der 38 genannte Honorius; das Gedicht auf S. Agnes
steht 40,3; die bei 79, 2 ausgefallene Angabe des Werkes von
Boetius ist im Index nachgeholt.
Hohenfurt: Bei X. ist das ofhe. resurr. dom. nur unter den
musikalischen Hss. verzeichnet; die XVII. genannte Präsentations¬
schrift hätte wohl auch unter die Urkunden, — LXII, 4 auch
unter Breve gehört; wo ist ferner der daselbst genannte Taufritus
zu suchen? Bei XXVIII hätte der Hymnus auch unter diesem
Schlag wort gegeben werden sollen, von XXXIV, 8 und LXII, 10
fehlen die lut. Verse, von XLI, 3 die fragm. Sermonum. Unter
Knoll war auch auf LVII zu verweisen. Ulricus de Rosenberg
gehört unter Rosenberg, unter Wok daselbst hätte auf LXXV, 3
verwiesen werden können, unter Rosenberg (Ort) auch auf LXXX.
Die aus LXXXI, fol. 18 beigebrachte Notiz ist irisch, auf einen
Iren weist schon das scripsit anno peregrinacionis sue VE der
Subscriptio hin. Petrus Remigius dürfte man eher unter dem
zweiten Namen suchen. Von CVI fehlt Reichenbach; unter die
hebräisch geschriebenen Bücher gehört auch CC1V.
Die früheren Besitzer und Spender von Hss. sind
— ausser bei Wilhering und Hohenfurt — nicht in Indiccs über¬
sichtlich zusammengestellt, dagegen theilweise in den Einleitungen
zu den einzelnen Katalogen erwähnt. Für Wilhering wären die
bei 21.69.93.95.120.133; Fach VI, 3 genannten nachzutragen;
die anderen Namen hier nachzuweisen, geht des Raumes wegen
nicht an. — Vielleicht hätten auch interessantere Einbände
übersichtlich erwähnt werden können. — Unter dem Schlagwort
Urkunden vermisst man in einigen Katalogen Material, das dahin
gehört: Wilhering 29 58, 3.74, 6 und andere, die zwar unter
den Schlagworten »Neuberg«, »Wilhering« etc. aber ohne Angabe
des Charakters indiciert sind; — Zwettl: Hier fehlen in Anon.
rubr. XVI die Urk. 4, 2; 5, 1; 7, 3; 23, 3; 70, 7; 91, 3; 105 fol.
251 (diese alle mit Beziehung auf das Kloster) 10; 61, 1 ; —
Lilienfeld: 21, 5.
Was die Technik der Beschreibung anlangt, so
scheint der Katalog von Wilhering (Grillnberger) durch
seine Schmiegsamkeit an den Wortlaut der Originaltitel und durch
grosse Gewandtheit der Bearbeitung einen gewissen Vorrang ein¬
zunehmen, dann Heiligenkreuz, dessen Katalog mit Geschick
manche Anonyma 1 ) auf die Verfasser zurückführt. viele Parallelen
aus den Tabulae codd. Vind. beibringt und sich durchgchends
grosser Knappheit bellcissigt (G s e 11 mit Beihilfe Goldmann s);
ferner sei zu erwähnen Reun, Zwettl, Lilienfeld und Hohenfurt.
Moderne Collegienhefte unter die Hss. zu rechnen, wie es im
letzten Katalog (908 sqq.) geschieht, geht doch etwas zu weit.
Auch ist er öfters zu wortreich, der litterarische Excurs bei
XCI, 6 ist hier wohl nicht am rechten Platze, ebenso die Er¬
klärung bei XCV1I, 5 oder Expectorationen wie bei XCV1I, 6;
CV (Schluss) und es berührt eigenthiimlieh, in einem solchen
Werke auf S p a m e r s Conversations-Lexikon verwiesen zu wer¬
den (CXX, 13). — Auch hier wären einige allgemeinere Bemerkungen
l ) Übersehen ist u. A. bei 192, 1 der Autor Honorius von
Autun, dem das betreffende Speculum schon in einer Hs. saec. XIL
zugeschrieben ist. Vgl. »Österr. Vierteljahrssehr. f. kath. Thcol.«
1869, S. 119.
zu machen, weil sic alle oder mehrere Verzeichnisse berühren.
Das Format der Hss. hätte überall in Centimetern angegeben
werden sollen. Dadurch wird einmal jede Willkür in der Art
der Angaben beseitigt, beachtenswert ist die Sache auch zum
Identitäts-Nachweise verlorener Hss. und herausgerissener Bll.,
ferner sind, wo verschiedene einst selbständige Hss. zusammen¬
gebunden wurden, die Masse zu ihrer Charakterisierung nöthig. Wie
verhält es sich z. B. mit Wilhering 7 und 56? Das I n c. und
E x p l. hätte bei Werken wie Augustin, De civ. dei; Joh. Chry-
sostomus, Beda etc. vielleicht ganz wegbleiben können, besonders
wenn überdies auf Migne’s Cursus patrol, verwiesen ist. Andere
Angaben sind wieder zu wenig genau, z. B. Heiligkr. 77, 4, wo
nicht einmal die Nummern der betreffenden Briefe Augustins ge¬
geben sind, oder bei 91 (Hier, epist.) oder bei Wilhering 43, 3
(Hier, epist.). Zusammengehörige Hss. sind öfters numerisch
weit getrennt: Heiligkr. 32.36.38; 33.81; 76.96; gehört nicht
auch 169 zu 142? Zwettl: 105.11; 28 + 27; 60.38 etc. Die alten
Nummern, besonders in die Litteratur aufgenommene, hätten durch
Anwendung von Vergleichs-Tabellen evident erhalten werden
können. Das Jahrhundert ist bei Beschreibung mancher, be¬
sonders kleinerer Stücke weggelassen worden. Heiligkr. 7 (Fragm.);
42; 72 (beide Fragm.); 99 (Calend.); 120 i Distinct. fragm.); 135;
175 (Fragm.); 259; 265; 282. Willi. 54 (phil. Tract.); 68, 7 (liturg.
Fragm.t; 78, 21; 94 (Urk.); 98 (Schluss); 128; 144. Zwettl 4
(Schmähschr.); 13 + 24, fol. 1 (beide fehlen auch in der Anon.
rubr. VH); 26 fol. 1 + 206; 32 fol. 1 + 47 fol. 1 + 246;
42, 2 (Homil.); 63 fol. 131; 64 fol. 1 + 325; 68 fol. 1 + 331;
97 fol. 1; 103 (Antiph.) etc.
Was den litterarischen Werth der Hss.-Verzeichnisse
betrifft, ist das von Zwettl das bedeutendste, wie schon die reiche
Benützung der aufgeführten Hss. bezeugt. Ein Ineditum (theilweise)
hat aus ihm Joh. H u e m e r gezogen, das für verloren gehaltene
poenia des Warnerius Basileensis (6, 4); er wird es demnächst
veröffentlichen. Aber auch die anderen Verzeichnisse bieten des
Beachtenswerten und Unbekannten genug, um ihr Studium inter¬
essant zu machen. Die weitaus überwiegende Mehrzahl der Hss.
gehört dem theologischen Kreise an, und auch diese verlieren im
Durchschnitt wegen ihres wenig hohen Alters an Bedeutung.
Manche Verzeichnisse sind an Profan-Litteratur geradezu arm. *)
ln den Einleitungen zu den einzelnen Katalogen wird ein
kurzer Abriss der Geschichte jeder Bibliothek zu geben versucht.
Man empfindet es als eine Lücke, dass die alten Bibliotheks¬
verzeichnisse nicht an dieser Stelle, sondern im dritten Theile ge¬
druckt wurden und dort in einer Weise, welche unseren Anfor¬
derungen nicht mehr ganz entspricht; der Katalog von Lilienfeld
hat wenigstens in der Beschreibung der Hss. durch einen * jene
kenntlich gemacht, die sich schon in den alten Verzeichnissen
vorzufinden scheinen. Auf andere ältere Verzeichnisse von Cister-
cicnser-Bibliotheken, wie z. B. Baumgartimberg, ist wegen ihrer
Auflösung nicht Rücksicht genommen. Zur geschichtlichen Dar¬
stellung hätten die reichen Sammlungen der Holbibliothek etwas
mehr herangezogen werden sollen, als geschehen ist — eine An¬
deutung in diesem Sinne nur bei Heiligenkreuz. Diesem gehörten
einst z B. Mscr. 1103.1508. 1624; dem Stifte Reun 1854.2499.4148;
Wilhering 1323.1608; Zwettl 2310 etc. In der Einleitung zum
Katalog von Zwettl wäre ein Hinweis auf 9520 f. 3* — 33 b Catal.
bibl. Zwetlensis , bei Lilienfeld ein solcher auf 9765 (Herrgott?)
Methodus bibl. CanipiUliensis und vielleicht auch auf 12451 der
Sache entsprechend gewesen. (Für Theil 3 wird der VIII. unter
der Presse befindliche Band der Tabulae einiges Material bieten,
z. B. 14485, Bannthcidinge etc.). Ferner hätten hier alle jene Hss.
zusammcngestellt werden können, in welchen Fragmente einer
und derselben zerschnittenen Hs. eingebunden sind; sie alle
müssen zu gleicher Zeit gebunden sein, so dass ein historisches
Datum in einer einzigen für alle anderen ausreicht.
Der vierte Theil des Werkes enthält die Bibliographia Bernar¬
dina. In dem Buche steckt eine ungeheuere Masse von Arbeitskraft,
es ist mit grosser Selbstaufopferung und begeisterter Hingabe an die
Sache gemacht, der Stoff oft aus den entlegensten Quellen aus¬
geschöpft und in einer Weise zu Tage gefördert, die unsere Be¬
wunderung erweckt. Etwas anderes ist es aber um die Anord¬
nung. Dem Verf. hat es beliebt, alle Werke des h. Bernhard und
alle Schriften über ihn nach der Zeit ihres Eischeinens im Druck
2 ) Nach einem alten Bibliotheks-Vermerk enthielt die im
Katalog von Heiligkr. leer gelassene Nr. 121 einen Orosius. Von
dieser Hs. haben sich nachträglich noch zwei Quaternionen ge¬
funden (XlI.Xlll), deren Inhalt von mir nach Z a n g e m e i s t e r s
Ausg. auf Lib. VII, 12 § 8 — VII, 40 § 5 bestimmt wurde; die
Hs, ist saec. XII und stimmt meist mit dem Donauesch.
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Nr. 14. — Oksierreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
400
von 1464- 1890, also chronologisch in einer Reihe aufzuzählen.
Das Zusammengehörige wird — nicht sehr handlich — durch
einen » Index Bernardinus « am Ende zusammengchalten; darauf
folgt noch ein reicher Index der Verfassernamen. Ohne für die
folgende Ausführung mehr als die bescheidene Äusserung einer
Ansicht zu verlangen, möchte ich glauben, dass der Stoff sich
hätte übersichtlicher und zweckentsprechender so vertheilen lassen :
I. A b t h. Werke S. Bernhards. A) Handschriftl. Über¬
lieferung der echten Werke und der unter seinem Namen gehen¬
den. B) Ausgaben; a) Gesammtausg. der echten und unter s. N
geh., chronologisch, übrigens ohne ausführliche Wiederholung der
Einzcltitel in allen Gesammtausgaben, sondern durch numerische
Gleichsetzung der bctrelTenden Stücke mit den entsprechenden
der vollständigsten Ausgabe, wodurch das jeder eigenthümliche
besser zur Geltung kommen musste. II. Abth. Werke über S.
Bernhard: A) Handschr. Material. B) Drucke, a) Gesammtbehand-
lungen, b) Litteratur über S. Bernhard sachlich gruppiert (Geburts¬
ort, Geburtsjahr etc. Philosophie, Theologie etc.) und bei Ein¬
reihung unter mehrere Schlagworte mit Rückverweis auf die erst-
ma'ige Anführung. Ein Index hätte jede einzelne Schrift S. Bern¬
hards in Hss. und Drucken nachgewiesen, ein zweiter ein alph.
Verzeichnis ihrer Herausgeber und der Verfasser der biogr. Bei¬
träge gegeben. — Man wird vielleicht einwenden, zu dem allem
fehlten viele compilatorische und besonders kritische Vorarbeiten,
die eine Zusammenfassung in dieser Art nicht räthlich erscheinen
Hessen; dann war es auch für eine Bibliographie der Full. Wie
dem aber auch sei, das steht fest, dass für keinen kath. Theologen
eine Bibliographie vorliegt, welche dieser Riesenarbeit auch nur
annähernd zu vergleichen wäre. Möge es dem gelehrten Vcrf.
in seiner durch jahrelange schwere Krankheit hervorgerufenen
Lage zum Tröste gereichen, sich durch sein Werk ein hohes,
bleibendes Verdienst erworben und einen Mittelpunkt geschaffen
zu haben, auf Grund dessen erst ein erfolgreiches Studium S. Bern¬
hards möglich ist.
Publicationcn der kais. Akademie der Wissenschaften in
Wien.
a) Phil.-histor. Classe :
Denkschriften, Band XU .
D. H. Müller, Die Recensionen u. Versionen d. Eldad had-
Däni, nach d. alten Drucken von Constantinopel, Mantua u.
Venedig u. den Hdschr. von London, Oxford, Parma, Rom, St.
Petersburg u. Wien veröffentlicht u. untersucht. — Kanitz, Röm.
Studien in Serbien. Der Donau-Grenzwall, das Strasscnnetz, die
Städte, Castelle, Denkmale, Thermen n. Bergwerke z. Römerzeit
im Königreiche Serbien. — Krall, Die etruskischen Mumienbinden
d. Agramcr National-Museums. — Schipper, The poems of
William Dunbar, edited with introductions, various readings and
notes. Third part — Höfler, Die Katastrophe d. herzogl. Hauses
der Borja’s von Gandia. Niederlage u. Flucht Don Juan’s II.
Plünderung des Palastes Borja 25. Juli 1521.
Sitzungsberichte, Band CXXVI.
Heinzei, Über d. Gedicht von König Orendel. — Beer,
Handschriftenschätze Spaniens. Bericht über eine im Aufträge der
kais. Akademie d. Wiss. 1886 — 88 durchgeführte Forschungs¬
reise. — Adler, Über d. Schönkirchner Hdschr. d. österr. Land¬
rechtes. — v. Berger, Hielt Descartes d. Thiere für bewusslos?
— Bühler, Indian Studies No. 1 : The Jagadücharita of Sarvä-
nanda, a historical romance from Gujarät. — H. Schenkl, Biblio-
theca patrum latin. Britannica IV. II. Die Bibliothek des ver¬
storbenen Sir Thomas Philipps in Cheltenham. — V. Jagic, Die
Menandersentenzen in der altkirchenslavischen Übersetzung. —
Wiesner, Studien über angebliche Baumbastpapicre. — Rzach,
Metrische Studien zu den sibyllinischen Orakeln. — ßusson, Bei¬
träge zur Kritik d. steycrischen Reimchronik u. zur Reichsgeschichte
im XIII. u. XIV. Jhrhdt. IV. Die letzten Staufer. — Günther,
Beiträge zur Chronologie der Briefe des Papstes Hormisda. —
Nöldeke, Persische Studien. II. — Geyer, Gedichte u. Fragmente
des 'Aus ibn Hajar.
Fontes rerum Austriacarum Österr. Geschichtsquellen. 2 . Abth.
Diplomataria et Acta. Band XL VII , /. Hälfte.
Dr. Hanns Schiitter, Die Reise des Papstes Pius VI. nach
Wien u. sein Aufenthalt daselbst. Ein Beitrag zur Geschichte der
Beziehungen Joseph’s II. zur röm. Curie.
b) Mathemat -natunviss. Classe :
Sitzungsberichte, Band CI , Abth. /, Heft 3 — 6 .
(3, 4.) Becke, Vorläufiger Bericht über d. geolog. Bau u.
d. krystallinischen Schiefer d. hohen Gesenkes. — Zukal, Über
d. Zellinhalt d. Schizophyten. — Mojsisovics, Über eine auf¬
fällige (neue) Varietät des Ascipenser ruthenus L. — Bittner,
Über Enchinidcn des Tertiärs v. Australien. — Mojsisovics,
Vorläuf. Bemerkungen über die Ccphalopoden-Faunen der Hima-
laya-Trias. — Wiesner, Über d. mikroskop. Nachweis d. Kohle
in ihren verschiedenen Formen u. d. Übereinstimmung d. Lungen¬
pigments mit d. Russkohle. — Heinricher, Biolog. Studien an
d. Gattung Lathroea.
(5, 6 .) Zur Kenntnis d. Blattbaues d. Alpenpflanzen u. dessen
biologischer Bedeutung.— Sigmund, Beziehungen zwischen fett¬
spaltenden u. glycosidspaltenden Fermenten. — Krasser, Über
die Struktur d. ruhenden Zellkernes. — Brauer F., Ansichten über
d. Gattung Pachystylum Mcq. — Toula, Zwei neue Säugethier¬
fundorte auf d. Balkanhalbinsel.
Abtheilung IIa, Heft J — 5 .
(3.) Gel eich, Die Bestimmung d. geogr. Schiffsposition in
dem sogen, kritischen Falle. — Zindler, Nachweis linearer
Mannigfaltigkeiten beliebiger Dimension in unserem Raume; lineare
Complexe u. Strahlensysteme in denselben. — Puschl, Zur
Wärmeausdehnung d. Wassers. — Klemencic, Übereine Methode
zur Bestimmung d. elektromagnet. Strahlung.
(4, 5.) v. Obermayer, Über gleitende Funken. — Mahler,
d. Kalender d. Babylonier. — Puchta, Über d. allgemeinsten
abwickelbaren Räume, ein Beitrag zur mehrdimensionalen Geometrie.
— Klemencic, Über d. Verhalten d. Eisens gegen elektrische
Schwingungen. — Jäger, Zur Stöchiometrie d. Lösungen. —
Mertens, Der Fundamentalsatz d. Algebra. — Gegenbauer,
Über einige arithmetische Determinanten höheren Ranges. —
Jaumann, Versuch einer chemischen Theorie auf vergleichend-
physikalischer Grundlage.
Abtheilung Ilb , Heft 4-
Simonini, Über d. Abbau d. fetten Säuren zu kohlenstoff-
ärmeren Alkoholen. — Mangold, Zur Stereochemie d. Trioxy-
stearinsäuren aus d. Ricinusölsäure u. Ricinelaidinsäure. — Blau,
Über das aß-Dipiperidyl. — R. Mayer, Zur Kenntnis der aus
Berberin entstehenden Pyridincarbonsäuren. — Lachowicz, Über
d. Dissociation d. Ferriphosphate durch Wasser u. Salzlösungen.
— Herzig, Über Euxanthonsäure u. Euxanthon. Notiz über
Fluorescin, Gallein u. Aurin. — Grog er, Über eine neue Jod¬
verbindung d. Bleies. — Zalogiecki, Über pyridinartige Basen
im Erdöl. — Ders. Über das Vorkommen und die Bildung von
Glaubersalz in d. Kalibergwerken von Kalusz. — Lippmann
u. Flcissner, Über Hydrojodvcrbindungen einiger Chinaalkaloide.
Abtheilung 1II , Heft y — 5 .
F ormanek, Über den Einfluss heisser Bäder auf d. Stick¬
stoff- u. Harnsäure-Ausscheidung beim Menschen.— Schaffer J.,
Über Sarkolyse beim Menschen. — Paschkis u. Obermayer,
Pharmakolog. Untersuchungen über Ketone u. Acetoxime. —
Knoll u. Hauer, Über d. Verhalten d. protoplasmaarmen und
protoplasmareichen, quergestreiften Muskelfasern unter patholo¬
gischen Verhältnissen.
Almanach, 42. Jhrg. mit dem Vortrag: »Die Moral als Waffe
im Kampfe ums Dasein.« Von Dr. Sigm. Exner.
Histor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX, 7.
Michael Vehe, der Herausgeber d. ersten deutschen kath.
Gesangbuches. — Der III. allgem. österr. Katholikentag in Linz.
— Sociale u. socialistische Bestrebungen in d. Schweiz. — Zeit¬
läufe: Wieder einmal Staatsstreich in Serbien; die Lage d. Dyna¬
stie. — Die Mainzer Katholikenversammlung u. die christl. Kunst.
— Kirchenhistor. Studien. II. — Aus Tyndalls neuen Fragmenten.
IIIustrirte Zeitung, (Leipzig. J. J. Weber) Nr. 2569.
Die Entwickelung der Witterungskunde u. ihre jetzigen
deutschen Vertreter. — Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten. —
Haushofer, »Und vergib uns unsere Schuld«. — Johann Peter
Kckermann. Ein Gedenkblatt zu seinem 100 jährigen Geburtstage
(21. September). — Aus der diesjährigen Internationalen Kunst¬
ausstellung in München. — A. Heil mann, Eine neue Gebirgs-
cisenbahn in Steiermark. — Das Flottenmanöver in der Bucht von
Swinemünde am 3. Septemb. — Culturgeschichtliche Nachrichten.
— A. v. d. Passer, Die Volksschauspiele von Meran. — Die
Cholera-Epidemie in Hamburg. — W. Krebs, Der plötzliche
Ausbruch der Cholera-Epidemie in Hamburg. — Hamburg-Altona.
— Polytechnische Mittheilungen. — D. Theden, Swart op wit.
(Schwarz auf weiss.) Novelle. — Henriette Feuerbach. — Moden.
Wiener Zeitung, Nr. 213—225. (16.—30. Sept. 1892.)
(214.) W. Exner, Reise in Obersteiermark. — (215.) h. p,
Internat. Musik- u. Theater-Ausstellung in Wien. XXV. (Forts, in
Nr. 216, 217, 221, 223.) — (218.) G. L., Arnold v. Brescia. II.
— (220.) J. V. y. Zingerle f. — (221.) H. Noe, Die Schwalben.
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461
Nr. 14. — Oester reich ist.H es Litt kraturblait. — I. Jahrgang.
462
— (222.) G. L., Pius VI. u. Joseph II. — (224.) Fr. Beck,
Adolf Pichler. (Schl, in Nr. 225.)
Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 217—229.(16. bis
30. Sept. 1892.)
(217.) E. Mahler, Die Zeit- u. Festrechnung der ältesten
Völker d. Morgenlandes.— L. Karell, Die Structur u. d. Wachs¬
thum d. Organismen. — (218.) J. Proelss, Fritz Mauthner’s
»Hypatia«. — L. Kätscher, Die Topolobampo-Colonie.—(219.)
J. v. Schlosser, Die Bedeutung d. Quellen f. d. neuere Kunst¬
geschichte. I. (II. in Nr. 220.) — C. Sapper, Eine Reise ins
Peten. — (220.) H. Meyer v. Waldeck, Ein deutscher Dichter
in Russland. I. (II. u. III. [Schl.J in Nr. 221, 222.) — (221.)
E. Guglia, Fra Paolo Sarpi. — (222.) J. V. Zingerle. Nekrolog.—
(223.) A. Bettelheim, Zola’s Kriegsbilder. — J. Tschiedel,
Der Ausbruch des Ätna im J. 1886. — (224.) L. Karell, Fein¬
schmecker in d. Thiervvelt.— L. Schemann, Aus d. Nachlasse
L. S. Ruhl’s. V. (VI.—VIII. [Schl.) in Nr. 227—229.) — (225.)
H. Albrecht, Ein wichtiges Capitel d. Volkshygiene. I. (II. in
Nr. 226.) — H. Keller-Jordan, Galeria Poetica Centro-Ameri-
cana. — (226.) rt., H. G. v. Bretschneider. — (227.) L. Karell,
Springende Früchte. — (228.) C. Montanus, Die »ethische Be¬
wegung« in Deutschland. — (229.) H. Düntzer, Der Strassburger
Actuarius Salzmann.
Monatsbltttter des Wissenschaftlichen Club In Wien, red.
von F. Karrer (Wien, Holder). XIII, 12.
Neue Acquisitionen d. Club-Bibliothek. — M. Hoernes, Die
Alterthumsforschung in Bosnien-Hercegovina.
Dresdner Wochenblätter für Kunst u. Leben, hrsg. von H.
Pudor (Leipzig, Ed. Strauch). Heft 32 u. 33.
(32.) K. Pröll, Die ungöttliche Coir.ödie in Österreich. —
H. Pudor, Warum ich die Universitäten »geringschätze«. (Forts.)
— Die dritte Aquarell-Ausstellung in Dresden. (Forts.) — Die
Wiedergeburt der Völker. — Gedichte. — Deutschthum und
Chauvinismus. — In eigener Sache: Mein Anzug.
(33.) Deutsche Künstler. — K. Pröll, Politische Märchen.
— O. Schwindrazheim, Kunstgewerbe u. Volkskunst. — H.
Pudor, Die Lehrer von Rembrandt als Erzieher. — E. Fahrow,
Gedichte. — Nachrichten. — Bücher- u. Zeitschriftenschau. —
Rede u. Gegenrede. — H. Scham, In eigener Sache: Mein Name.
Academia, Organ f. d. C.-V. d. kath. deutsch. Student.-Verbind.,
hrsg. v. Fl. Werr (Uissigheim). V, 5.
Gedichte. — Die 28. C.-V. in Mainz. — Baum garten,
Der 19. Februar 1893. — Schöch, Betheiligung d. C.-V. am
III. allgem. österr. Katholikentage in Linz. — Praktische Winke f.
angehende Mediciner. — Das neue Mitgliederverzeichnis. — Aus
dem C.-V. — Aus A.-H.-Kreisen.
Katholikus Szemle, red. v. Dr. A. Mihälyfi (Budapest, Athe-
naeum>. VI, 1—4.
(1.) M i h al y fi A., Die Presse u. d. Katholiken. — Piszter J.,
Von d. modern. Kunst. — Füssy T., Maria Theresia Charlotte. I.
(Forts, in Heft 2—4). — Takäts S., Litterarische Kämpfe. —
Szücs J. u. Levay M., Gedichte. — Ra da J., Drei Zweikämpfe
des Obersten D’Arbout. (Forts, in Heft 2 u. 3).
(2.) Eröffnungsrede d. Präsidenten. — Szilvek L., Darwin’s
litterar. Entwickelung und sein Einfluss. — Töth M. S. J., Die
Entstehung des Lebens. — Pecsner E., Die kath. Missionen
in d. Gegenwart. — Komöcsy J., Gedichte. — Nemes A.,
Schwester Marianne.
(3.) Die Feier d. heil. Ladislaus, Königs v. Ungarn. — Z.,
Die Coditication d. Familienrechtes. I. (Forts, in Heft 4). —
Takäts S., Kelemen Didak u. d. Familie d. Alex. Kärolyi. (Forts,
in Heft 4.) — Szekely K., Die elektrische Beleuchtung. —
Aschenbrenner J., Die Gesch. d. Bücher. — Komöcsy J.,
Gedicht
(4.) Värnai S., Die Cholera. — Fischer-Colbrie A.,
Kath. wissenschaftl. Vereine. — Spillmann u. Häger, Lady
Nithsdale. — Litterarisches.
Tarsulati örtesftö, hrsg. von d. St Stefansgesellschaft, red. von
B. Töthfalussy (Budapest, Athenaeum). I, 9.
Hilfsmittel. — Vcreinsleben. — Die St. Stefans-Gesellschaft.
— Von einigen Publicationen d. St. Stefans-Gesellschaft. — Mit¬
theilungen d. Secretariats d. St. Stefans-Gesellschaft. — Aus dem
Junggesellenvereine. — Litterarisches. — Feuilleton: Die Mechi-
taristen.
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 14. Sept. der Genremaler Philipp M.
Lindo in Delfft in Holland im Alter von 71 J. — Am 21. Sept.
der Herausgeber der weitverbreiteten phil. Zeitschrift »Mind« und
Prof, der Logik am Universitäts-College zu London, George Croom
Robertson im 51. Lebensjahre. — Am 23. Sept. zu Prag A.
Velebin Urbänek, verdienter böhm. Musikverleger, 39 J. alt. —
Am 28. Sept. im Löw’schen Sanatorium zu Purkersdorf der k. k.
Hofschauspieler i. P. Conrad Adolf Hallenstein, geb. 1835 zu
Frankfurt a. M. — Am 30. Sept. in Salzburg der kaiserl. Rath
A. Holzhausen, Hof- u.Universitätsbuchdrucker sowie bedeutender
Kunstdrucker, am 3. Jänn. 1827 zu Braunschweig geboren.— Am
I. Oct. der geh. Sanitätsrath Dr. Martin Steinthal in Berlin im
94. Lebensjahre, besonders als Psychiater bekannt u. verdient.
— Am 2. Oct. zu Paris das Mitglied der franz. Akademie Ernst
Renan, 69 J. alt. — Am 3. Oct. der Ministerialrath u. Vorstand d.
Statist. Departements im k. k. Handelsministerium, Dr. Hugo Fr.
Ritter v. Brachelli, Prof, an d. techn. Hochschule, im Alter von 58 J.
— Am 7. Oct. in Wien der bekannte Wiener Localschrift^teller
Friedrich Schlögl im 72. Lebensjahre. — An demselben Tage
in Salzburg der Historienmaler Heinr. Ainmiller, als Glasmaler
berühmt, im Alter von 55 Jahren. — Gleichfalls am 7. Oct. in
Dresden d.Prof. d.Gesch. an d. tcchn. Hochschule daselbst u. Senats¬
mitglied Dr. Arnold Gaedeke, im 48. Lebensjahre: — Am 9.
Oct. in Budapest der Prof, der Geschichte an der dortigen Uni¬
versität und Redacteur des amtl. Blattes »Budapesti Közlöny« Dr.
Franz Salamon.— Der Senior d. phil. Facultät der Universität
Greifswalde Dr Alwill Bai er, 81 J. alt. — Der schottische Jurist
u. Geschichtsschreiber Dr. Georg Grub im Alter von 80 J., seit
1881 Prof. d. Civilrechtes an d. Universität zu Aberdeen. — Der
Arzt u. Chemiker Dr. G. D. Longstaff zu Wandsworth (London),
94 J. alt, der erste in England, welcher den Studenten d. Medicin
chemische Vorträge hielt. — In Paris das Mitglied der französ.
Akademie Xavier Marinier, durch Schriften üher Goethe, Schiller,
Hoffmann verdient, im 83. Lebensjahre.
Ernannt wurden: Der Prof. Dr. A. Erhard vom Strass¬
burger Priesterseminar zum o. Prof. d. Kirchengeschichte an d.
kath.-theolog. Facultät d. Universität Würzburg. — Der Hofcaplan
Dr. Carl Schnabl zum Oberhofcaplan u. Hofceremoniär. — Der
Privat-Docent Dr. Heinrich Swoboda zum Hofcaplan. — Dr.
Paul Jörso, Prof. d. Rechtswissenschaft an d. Universität Giessen
zum Rector derselben. — Der a. o. Prof. d. pharmaceutischen
Chemie Dr. Ernst Beckmann in Leipzig zum o. Prof, desselben
Faches an d. Universität Erlangen. — Der a. o. Prof. Dr. Josef
Puzyna zum o. ö. Prof, der Mathematik an d. Universität Lem¬
berg. — Der a. o. Prof, an d. Universität Breslau Lic. thcol.
Dr. phil. Ernst Kühl zum o. Prof, an d. theolog. Facultät der
Universität Marburg. — Der Privat-Docent Dr. Voretzsch in
Halle zum a. o. Prof. d. romanischen Philologie in Tübingen. —
Der Privat-Docent Lic. C. Müller zum a. o. Prof. d. Theologie
in Erlangen. — Der Privat-Docent Lic. theolog. Dr. phil. Max
Loehr zu Königsberg zum a. o. Prof, an d. evangel.-theolog.
Facultät d. Universität Breslau. — Der fürsterzbischöfl. Hofcaplan
in Salzburg Dr. Melchior Abfalter zum a. o. Prof, des Bibel¬
studiums d. N. B. an d. theolog. Facultät in Salzburg. — Der
Assistent an d. dei matolog. Klinik d. Wiener Universität Dr.
Wladimir Lukasicwicz zum a. o. Prof, für Hautkrankheiten u.
Syphilis an d. Universität Innsbruck. — Der Privat-Docent und
Gerichtsadjunct Dr. F. A. Ritt. v. Fierieh zum a. o. Prof, des
österr. Civilrechtes an d. Universität Krakau. — Zum Prof, an
d. eidgen. polytechnischen Schule in Bern wurde erwählt: Inge¬
nieur K. Zschokke von Aarau und zum Prof. d. Pharm.
Dr. K. Hart wich derz. Privat-Docent an d. techn. Hochschule
in Braun schweig.
Der Prof. d. Theologie an d. Universität Halle Dr. Müller
hat die Berufung an die Universität Erlangen angenommen. —
Hofrath Dr. Carl Amira, o. Prof. d. deutschen Rechtes und der
deutschen Rechtsgeschichtc an d. Universität Freiburg i. B., wurde
an die Universität München berufen. — Der ord. Prof. Dr.
Hantsch in Zürich wurde als o. Prof, für Chemie an d. Uni¬
versität Würzburg an Stelle des Prof. Dr. Fischer, d. nach
Berlin übersiedelte, berufen. — Der Privat-Docent für Pflanzen-
u. Ackerbaulehre an d. philos. Facultät d. Universität Krakau,
Franz R. v. Czarnomski, erhielt den Titel eines o. Universitäts-
Professors.
Habilitiert haben sich: Dr. phil. Willibald Winkler für
Molkereiwesen an d. Hochschule für Bodencultur in Wien. —
Aushilfsassistent an d. böhm. techn. Hochschule in Prag Josef
Schneider für ehern. Technologie kiinstl. organ. Farbstoffe an
d. genannten Anstalt. — Dr. Alex. Skorski für Philosophie an
d. phil. Facultät d. Universität Lemberg.
Auszeichnungen: Der o. Prof. d. Chirurgie an d. Wiener
Universität Dr. Theodor Billroth erhielt das Ehrenzeichen für
Kunst und Wissenschaft.
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463
Nr. 14. — 0 ESTE R REICH ISGII ES LlTTER ATtTRBLATT. - I. JaHRGANG.
464
HerierM» Verlagstiandlg., Freiöiuu i B. - B. Herder, Wien I, Vollzeile 33.
In unserem Verlage erscheinen und sind durch alle Huch¬
handlungen zu beziehen :
Strassburger Theologische Studien.
HerausgegtÖen von Dr. Albert Ehrhard und Dr. Eugen
Müller, P rofessoren am Priesterseminar zu Strassburg.
Erster Hand. i. und 2 . lieft: Müller, Dr. E., Natur
und Wunder, Ihr Gegensatz und ihre Harmonie. Ein
apologetischer Versuch, gr. 8°. (XX u. 206 S.) 11. 1.68.
Dieses neue periodische Organ für wissenschaftliche Theo¬
logie wird in zwanglosen Heften von ca. 5 - S Hogen (bezw.
in Doppelheften) erscheinen, deren jedes ein Ganzes für sich
bildet und einzeln käuflich ist. Acusserlich werden je vier
Hefte (bezw. zwei Doppelhefte) zu einem Hände vereinigt. Dem
Inhalt nach werden die »Studien« das G csammtgcbict
der speculati\'cn, praktischen und histori¬
schen Theologie umfassen. Den Fragen, die das Eisass
herühren, soll selbstverständlich eine besondere Aufmerk¬
samkeit gewidmet werden, doch wollen die »Studien« auch
ausserhalb der Heimatsdiücese zur Pflege und Förderung der
theol. Wissenschaft in bescheidenem Mansse beitragen.
Empfehlung des hochw. Herrn Bischofs von Strassburg.
»Wir empfehlen unserm Diöcesanclerus von ganzem
Herzen die »Strassburger theologischen Studien« und
bitten denselben, diese Studien sowohl durch Abonne¬
ment als auch durch eifrige Mitarbeit unterstützen zu
wol,en * f Adolf,
Strassburg, 29. Juni 1892. Bischof von Strassburg.
In Kurzem erscheint im Verlage von Georg Reimer in Berlin:
Corpus inscriptionum Graecarum.
Inscriptiones Graeciae septentrionalis.
Volumen I.
Inscriptiones Graecae Megaridis Oropiae Boeotiae
coDsilio et aiictoiitate acadeiniae liunaram Regne Bumssicae
edidit Guilelmus Dittenberger.
gr. Roy-Quart. Preis 85 Mark.
Von dem Corpus inscriptionum Graecarum 4 vol. 1825—77 wird in
seiner Gesammtheit eine zweite Ausgabe nicht erscheinen. Vielmehr hat
die Akademie beschlossen, das Werk zu theilen und je nach Umständen
die Inschriften der einzelnen Landschalten neu bearbeiten zu lassen. Dem¬
gemäss sind die attischen Inschriften unter dem Titel: „Corpus inscrip¬
tionum Atticarum", dann auch die griechischen Inschriften in Italien und
Sicilien „Inscriptiones Graecae Italiae et Siciliae ed. Kaibel" als selbst¬
ständige Werke herausgegeben, und so bilden auch die oben angekün¬
digten „Inscriptiones Graeciae septentrionalis" eine Abtheilung der alten
Sammlung der griechischen Inschriften in neuer Bearbeitung.
Herder’sciie Verlagshanillg., Freibiirg i. B. - B, Herder, Wien, I. Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhand¬
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Felten, Prof. Dr. J., Die Apostelgeschichte übersetzt
und erklärt. Mit Approbation des hochw. Herrn Erzbischofs
von Freiburg. gr. 8“. (XII u. 486 S.) fl. 4.80.
Kihn, Prof. Dr. H., Encyclopädie und Methodologie
der Theologie, gr. 8°. (XII u. 574. S.) fl. 4.80; in
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Das Werk bildet einen Bestandteil unserer »Thco-
iogischen Bibliothek« Ein ausführlicher Prospect über
dieselbe wird aut Verlangen gratis und franco gesandt.
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am Main. 18.—16. Jahrhundert. Grossentheiis nach den
ungedruckten Quellen des Klostcrarchivs bearbeitet, gr. 8 ,K
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Frage, die sociale, beleuchtet durch die ,,Stimmen aus Maria-Laach 11 .
5. Heft: Das Pri vateigenth u m und seine Gegner. V >n Victor Gathrein
S. J. 8°. (IV u. 94 S.) fl. —.48 kr.
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der Sitte und Cultur. Mit Approbation des hochw. Herrn Erzbischofs von
Freiburg und Gutheissung der Ordensobern.
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oder Institutionen der Gesellschaftslehre. In zwei Theilen. 8°. (XXVI
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Durch das Erscheinen der zweiten Auflage dieses Bandes ist nunmehr das Werk
wieder vollständig geworden. Fünf Bände. 8°. (XCII u. 4H36S.I fl. 20.64; geh. in Halbfranz
fl. 27 72. — Der IV. Band erschien gleichzeitig als selbständiges Werk unter dem Titel:
— Sociale Frage und sociale Ordnung oder Institutionen der Gesellschafts¬
lehre. In 2 Theilen 8". (XXVI u. 1026 S.) fl. 4.20; geh. in 2 Halbfrzbden. 11.6.12.
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Text von Dr. Heinrich Swoboda. — Gross-Folio. — Preis fl. 1.50.
Das cinbegleitende Vorwort zu diesem Bilderwerke schliesst mit folgenden Worten:
„ . . . Durch F. W. Bader's Meisterhand wurde die Vervielfältigung der Trenkwald'schen Bilder
In ausgezeichneter Technik besorgt. Nicht nur einen Copisten, einen Künstler nennen wir den,
der geistig seine Aufgabe so zu durchdringen versteht und der mit exacter Treue freie Cha¬
rakteristik der Formen, ja selbst der Stimmung zu geben vermag. Was der moderne Holzschnitt
in der malerischen Gesammtwirkung wie im sorgfältigsten Detail leisten kann, wurde hier mit
Mass verwerthet, ohne auf die Kraft und einfache Deutlichkeit des alten biederen Schnittes
zu verzichten. Die strengen, leicht markirten (’onturen Trenkwald’s im Vereine mit der ruhigen
und weichen Flächenwirkung des Malers drängten zur meisterhaften Lösung dieses inte¬
ressanten xylographischen Problems. — Inden .Marien Legenden" bietet die Verlagshandlung
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Nr. 15.
I. Jahrgang,
Wien, 1. November 1892.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Rcdaction HERAUSGEGEßEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplare werden erbeten ufdicifut von S ' n£ * zu r ‘ c * lten an die Administration
an die Adresse : D r. F ran z S c h n ü rer, * .. des »Österreich. Litteraturblattes«,
VVien-Kritzendorl. DR* FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9. -), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Dabit för den gesammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inaeraten-Aufträge zu richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. fl.20.— = Mk.36.—, >/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, */» S. fl. 7.— = Mk. 12.60, * S. fl. 4.— = Mk. 7.20, Vi* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Grimme H., Mohammed. I. Das Leben (Hof-
caplan Augustineumsdirector Dr. A. Fischer-
Colbrie).
Hammer B., Bilder aus dem Leben Jesu (S.).
Duhr B., Pombal, sein Charakter und seine
Politik (Hofrath Onno Klopp).
Kuhn K , Geschichts-Kalender (—r.).
Falkenheim II., Kuno Fischer und die litterar-
historische Methode (\V1.).
Selten K., Die Revolution in der Litteratur
durch H. Sudermann (Sch.)
Musikalische Werke der Kaiser Ferdinand III.,
Leopold I. und Josef 1. Herausgegeben
von G. Adler (Moriz Prunlechner).
Roth Ch., Plastisch-anatomischer Atlas zum
Studium des Modells und der Antike (Alex.
Fuchs).
Fanta F., Zur Reform des Ratenhandels in
Oesterreich (Finanz-Procuraturs-Secretär Dr.
K. Scheimpflug).
Lindau P., Der Mörder der Frau Marie Ziethen.
Ziethen oder Wilhelm? (Sch.)
Peters C., Gefechtsweise und Expeditionsführung
in Afrika. (Sp.)
Melentjef, Anleitung zur Ausbildung von
Kriegshunden (Prof. Dr. Otto Hamann).
Helene Friedländer. Ein Denkmal (v. 11.1.
Seidel H., Gesammelte Schriften I., III., VIII.;
Leberecht Hühnchen (Dr. F. Schnürer).
Brandies B., Aus beiden Hemisphären. An-
thropologisch-ethnolog. Novellen (Schnürer.)
Greinz R. H., Tiroler Leut’. Berggeschichten
u. Skizzen (W.).
Die litterarischen und artistischen Publicationcn
aus dem k. k. österr. Museum für Kunst und
Industrie I. Von Hofrath J. v. Falke.
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbe¬
reitete Bücher. —
Theologie.
Grimme, Dr. Hubert, Professor an der Universität zu
Freiburg i. d. Schweiz : Mohammed . Erster TJieil.
Das Leben . Nach den Quellen. Mit Plänen von Mekka
und Medina. Münster i. W., Aschendorff, 1892, gr. 8°. (XII
u. 168 S.) 11. 1.65.
Vorliegender Band ist der siebente der von uns
(Nr. 12, Sp. 372) schon erwähnten »Darstellungen aus dem
Gebiete der nichtchristlichen Religionsgeschichte«, aus
welcher er eine der interessantesten Partien, das Leben
Mohammeds, behandelt.
Unter den sogenannten »Weltreligionen« ausserhalb
des Christenthums beansprucht der Islam schon darum
ein eigenartiges Interesse, weil er mitten in historischen
Zeiten entstanden, uns zu Zeugen des Ursprunges einer
ausserchristlichen »Weltreligion« macht, was weder der
Buddhismus, noch der Brahmanismus zu bieten im Stande
ist. Freilich wurde er und seine Entstehungsgeschichte
eben deshalb zum Substrat von unglaublichen Sophismen
gegen den übernatürlichen Ursprung des Christenthums
gebraucht (Renan, Etudes d’ hist, relig. 208, 230 vgl. De
Broglie in Revue des Religions I, 23); doch ist dies für
die christliche Weltanschauung nur ein Grund mehr,
sich für das Leben und Werk M.’s zu interessieren.
Die Hauptquelle des Lebens M.’s ist der Qorän,
der, einzelne Umstellungen abgerechnet, als geschicht¬
liche Quelle vollen Glauben verdient; neben dem Qorän
laufen die Daten einer später fixierten Tradition parallel
einher, welcher gegenüber derVerf. wohl mit Recht höchst
radical vorgeht. Um den Inhalt des Werkes und so den
Lebensinhalt seines Helden kurz zu skizzieren, beschränken
wir uns auf folgendes: M. wurde um das Jahr 571
n. Chr. in Mekka geboren und, früh verwaist, von Ver¬
wandten in dürftigen Verhältnissen erzogen, welchen ihn
die Heirath mit der reichen Kaufmannswitwe Hadiga
enthob. In seinem vierzigsten Lebensjahre begann er sich
mit seinen religiösen Meinungen bemerkbar zu machen;
es waren dies anfänglich nichts als sociale Ansichten zur
Behebung der Armut durch die Einführung einer Armen¬
steuer; als Sanction für dieses Gebot wurde die Gerech¬
tigkeit Allahs betont: je ablehnender die besitzenden
Classen Mekkas sich gegen die Neuerung verhielten, desto
mehr entwickelte M. seine eschatologischen Ideen.
Als M. die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen in
Mekka einsah, ja daselbst auch jeglichen socialen Schutzes
bar und ledig wurde, beschloss er nach Jatrib (Medina)
zu übersiedeln und die Ausführung dieses Vorhabens
mit seinen Getreuen begründet die zweite Aera, die Um-
und Ausbildung des Islams zu einer staatspolitischen
Religion. Die Übersiedelung geschah zehn Jahre vor dem
Tode des »Propheten« ; sie bildet den Ausgangspunkt
der mohammedanischen Zeitrechnung (622 n. Chr.).
Durch seltene Klugheit und leutseliges Benehmen wusste
er sich zum thatsächlichen Herrn von Medina zu
machen ; Raubzüge, besonders gegen die reichen Juden-
colonien der Umgebung, vermehrten seine Macht und
Beliebtheit; einige glückliche kriegerische Unternehmungen
und mehr noch diplomatische Schlauheit machten ihn
nach acht Jahren zum siegreichen Eroberer von Mekka
und bald darauf fast der ganzen arabischen Halbinsel,
als deren Herr er im eilften Jahre der Flucht starb.
Der Schlüssel seines Erfolges liegt in seiner Klugheit
und Schlauheit; wenig* wählerisch in seinen Mitteln
wusste er Mässigung und Gewalt, Verträge und Treubruch
immer zu seinem Vortheile anzuwenden. Raublust, Herrsch¬
sucht, Falschheit, Treulosigkeit in Verbindung mit der
gerade in seinen alten Tagen alle Schranken überschrei¬
tenden zügellosen Sinnlichkeit sind nicht geeignet, sein
Charakterbild mit schätzenswerthen Zügen zu versehen,
worin wir mit dem Verf. (S. 27, 59 f., 138 ff.) gern
übereinstimmen.
Die Austattung des Werkes ist tadellos, nur lässt
die Correctur hie und da zu wünschen übrig.
Wien. Dr. A. Fischer-Colbrie.
Digitized by
Google
467
Nr. 15. — Oesterreichischks Litteraiurblatt. — I. Jahrgang.
468
Hammer, P. Bonaventura, O. S. Fr.: Bilder aus dem
Leben Jesu . Münster, Aschendorff. (1892.) 4°. (16 Bilder
in Farbendruck, 38 S. Text.) fl. 1.50.
Die Anordnung ist diese, dass von je einem Text¬
blatt, das dem betreffenden Farbendruckbild vorausgeht,
die erste Seite ein auf die im Bilde dargestellte Episode
aus dem Leben Jesu bezugnehmendes Gedicht, die zweite
(dem Bilde gegenüberliegende) eine Erläuterung desselben,
zumeist mit den Worten der heil. Schrift selbst enthält.
— Beides, Text sowohl wie Illustration, ist dem kind¬
lichen Fassungsvermögen angepasst und gut geeignet, die
erste Jugend in die Geschichte des Lebens unseres Hei¬
landes einzuführen. S.
Theologisch-praktische Monatsschrift, hrsg. v. Dr. G. Pell,
Dr. A. Linsenmayer u. L. H. Krick (Passau, R. Abt). TI, 10.
Dr. Pfeifer, Über die angebl. Unhaltbarkeit der Gletscher¬
theorie und die vorgebliche Sufficienz der Siindfluttheorie. —
A. Hauser, Der Clerus u. die Socialdemokratie. — J. Holl,
Zur Stellung Mariens beim ersten Wunder des Herrn in Kana.
— Dr. Pichler, Errichtung einer neuen Pfarrei. (Schl.) — Dr. G.
Ratzinger, Der hl. Arsatius von Ilmünster (IU.) — Fragen u.
Fälle aus der pfarramtl. u. seelsorgl. Praxis : Excommunication
der Katholiken, welche eine Ehe coram ministro acatholico ein-
gehen. — Wie man d. Sünder rettet, gezeigt an einem lebendigen
Muster. — J. N. Ahle, Beschaffenheit des Altarsteines. (Schl.)
— P. M. Hetzenauer, Wie sollen Amikt, Albe und Cingulum
beschaffen sein? — P. H. Koneberg, Die Arbeiterseelsorge. —
Capucinus, Crucifix mit Kreuzwegablass sogenannt. Stations-
crucifix. — Capucinus, Ablassweihe der Rosenkränze. — Er¬
lässe d. obersten Verwaltungsstellen u. Entscheidungen d. obersten
Gerichtshöfe. I. Religions- u. Kirchensachen: 1. Durchführung üb.
d. religiöse Erziehung. — 2. Ausübung d. Rechte z. Simultan¬
gebrauche. — 3. Beschlüsse e. Synagogenausschusses in d. Pfalz.
— 4. Vornahme d. Trauergeläutes. — IL Armenwesen : 1. An¬
zeige über die üffentl. Armen- u. Krankenpflege. — 2. Kosten e.
Krankenhilfe. — 3. Streitigkeiten über d. Ersatz v. Portoauslagen.
— III. Schulwesen: Strafanzeige gegen jugendliche Peisonen. —
Litterarische Novitätenschau. — Litteraturberieht.
Die kathol. Bewegung in unseren Tagen, red. von M. v.
Hutten. (Wien. Woerl.) V, 8 u. 9.
( 8 .) Rhenanus, Das kirchl. Bauwesen der Gegenwart. —
J. Sch., Die Gottesidee u. d. Materialismus. (Schl.) — J. Stöckle,
F.in liberaler Professor u. ein nationaler Held. — Reisebilder aus
Tirol. (Forts.) — Die Freimaurer u. die religiöse Freiheit in Frank¬
reich. — Monats-Ausschau. — Aus der Rede d. Ahg. Dr. Lieber,
gehalten in d. Versammlung der Centrumspartei in Neisse am
17. Juli. — Miseellen.
(9.) Das Übernatürliche im Christenthum (II.) — Eine kurz-
gefasste Geschichte d. clericalen Partei. — Reisebilder aus 'Pirol.
(Forts.) — Ansprache des Bischofs Korum an den Gesellenverein
in Mayen. — Monats-Ausschau. — Die Wahrheit über Bismarck.
— Statistik der kathol. Arbeitervereine. — Miscellen.
Kölner Pastoralblatt, hrsg. v. Dr. Berrenrath und Dr.
Hermes (Köln, Bachem). XXVI, 17 —19.
(17.) Die Cessio bonorum im weltl. Recht u. in d. Moral.
(Forts, in Nr. 18, 19.) — Zum Feste der Stigmatisation d. hl.
Franciscus. — J. v. Döliinger. (Schl.) — Geburtstag od. Namens¬
tag? — Kleine Mittheilungen. — Littcrarisches.
(18.) Decrct Leos XIII., d. Fest d. hl. Joseph betr. — Ist
die Verweigerung d. hl. Communion als Beleidigung strafbar? —
Moralcasus. — Littcrarisches.
(19.) D. mittclcurop. Zeit u d. Moraltheologie. — Der Mandcl-
baum u. seine Symbolik. — Kleine Mittheilungen. — Litterarischcs.
Der Katholik, hrsg. v. J. M. Raich (Mainz, Kirchheim). LXXII,
(3. F. VI.) October.
Dr. A. Stöckl, Religion u. Wissenschaft (Schl.) — Dr. F. J.
Hol ly, Christoph Columbus als Katholik. — Dr. ßellesheim,
Henrv Edward Manning, Cardinal-Erzbischof von Westminster.
(1808—1892). (Schl.) — A. Zimmermann S. J., Die Biographie
eines Sonderlings v. einem Sonderling. — Litteratur: Die neusten
archivalischen Studien in Rom. (Stillbauer.) — Fr. Conradus
F.ubcl, Provinciale Ordinis Fratrum Minorum vetustissimum.
(ßellesheim.) — Dr. E. Michael S. J., Ignaz von Döliinger.
(Dr. Falk.) — Dr. M. Oberbrever, Für u. gegen die Jesuiten.
(W. W.) — R. F. Finlay S. J., iicr Hypnotismus. (E. L. Fischer.)
— L. H. Krick, Die christl. Tugenden. (P. G.) — L. Vcuillot,
Nach dem Umsturz. (R.) — F. W. Weber, Goliath. (R.)
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterreichs, red. v.
R. G. Himmel bau er (Wien, Fromme). XI, 19.
Sc hei eher, Die Bruderschaftsfrage. — Politische Frag¬
mente. — v. Wemis. Aus d. Schulleben. — Sprechsaal: Credit-
vereine für den Clerus. — Stiftungsobligationen u. Convertierung.
— Vorlage der Fassionen behufs Bemessung der Rcligionsfonds-
bei träge für d. Decennium 1891— 19U0. — Dazu Beilage : Hirten¬
tasche, Pastoralblatt, red. v. Edm. Langer XIV, (N. F. V’.) 10:
Zur Dauer d. Pfarrgottesdienstes. — Mittheilungen. — Antwoiten
auf Anfragen. — Th. C. R. Vrba, Der Clerus u. die sociale
Frage. — Personalnachrichten.
Jahrbuch f. Philosophie u. speculative Theologie, hrsg. v.
E. Gommer (Paderb., Schöningh). VII, 2.
Dr. M. Glossner, Die Philosophie d. hl. Thomas v. Aquin.
— P. G. Feldner, Das Verhältnis der Wesenheit zu dem Dasein
in den geschaffenen Dingen nach der Lehre des hl. Thomas von
Aquin. — Dr. Th. Esser, Die Lehre des hl. Thomas bezüglich
d. Möglichkeit ein. ewig. Weltschöpfung. — Prof. G. de Angelis-
Stella, Svllabus Pii Pontilicis Noni in universa re philosophica
iuxta mcr.tem S. Thomae Aquinatis recentiumque philosophorum.
— Litterarische Besprechungen: Wissenschaftl. Briefe v. Fechncr
u. Preyer. (CI. Baeumker.) — Giessler, Aus den Tiefen des
Traumlebens. (CI. Baeumker.) — Gutberiet, Psychologie, Al lg.
Metaphysik, Theodicee. (M. Glossner.) — Cathrein, Moralphilo¬
sophie (M. Glossner.)
Studien u. Mittheilungen aus dem Benedictinerorden, red.
v. P. M. Kinter (Selbstverl., Raigern). XIII, 3.
J. Wichncr, Geschichte d. Nonnenklosters Goess (0. S. B.)
in Steiermark (II). — B. A dl hoch, Geschichtsphilosophische
Studien (II). — Dr. Lager, Die Benedictinerabtei St. Symphorian
in Metz ( 11 ).— B. Plaine, Series chronol.-critica Hagiographorum
VI., VII. et VIII. saec. (IV.) — L. Dolberg, Cisterc.-Mönche u.
Conversen als Landwirte u. Arbeiter (II). — F. Tadra, Regesten
z. Geschichte des Cisterc.-Stiftes Goldenkron 1560—1660. (Schl.)
— G. Hatner, Regesten zur Geschichte des schwäb. Klosters
Hirsau (VI). — Neueste Benedictiner- u. Cistercienser-Litteratur.
— Litterar. Referate u. Notizen. — Ordensnachrichten. — Nekro¬
loge. — Als Beil.: E. Schmitt, Bibliographie d. Ben.-Schrift¬
steller der V. St. v. N. A. (Forts.)
Neue Erscheinungen:
Kcitholica .
Aertnys J., Theologia past. complectens practicam institutionem
confessarii. Paderb., Schöningh. gr.- 8 °. (Vlll u. 274 S.) 11. 1.50.
Bernhard v. Clairvaux, der heil. Ein Buch v. d. Liebe Gottes.
Uebers. v. O. Grillcnberger. Ebd. 12°. (VI u. 126 S.) fi. —.36.
Renz F. S., Opfercharakter der Eucharistie nach d. Lehre der
Väter u. Kirchenschriftsteller der ersten 3 Jhdte. Eine dogmen-
geschichtl. Abhdlg. Ebd. gr.- 8 °. (VII u. 151 S.) fl. 1.80.
Kilin IL. F.ncyklopüdie u. Methodologie der Theologie. Freiburg
i. B., Herder. gr.- 8 °. (XI u. 573 S.) 11. 4.80.
Felten J., Die Apostelgeschichte übers, u. erklärt. Ebd. gr.- 8 °.
(XII u. 486 S.) n. 4.80.
Granderath Th., Constitutiones dogmaticac sacrosancti oecu-
menici concilii. Vaticani ex ipsis eius actis explicatac atque
illustratac. Ebd. gr.- 8 °. (VIII u. 243 S.) fl. 1.68.
Hoensbroech P. v, Christ u. Widerchrist. Ein Beitrag z. Ver-
theidigung der Gottheit Jesu Christi u. zur Charakteristik des
Unglaubens in der Protestant. Theologie. Ebd. gr.- 8 °. (VII u.
167 S.) n. —.90.
Koch H. H., Das Dominicanerkloster zu Frankfurt a. M. 13. bis
16. Jahrh. Grossenthcils nach den ungedr. Quellen d. Kloster¬
archivs bcarb. Ebd. gr.-8°. (XV u. 166 S.) 11. 1.80.
Poters P. Compendium philosophiae moralis seu ethica secun-
dum principia S. Thomae ad usum scholarum. Pars I. Ethica
generalis complectens principia gencralia ordinis moralis natu-
ralis. Regensburg, Pustet. gr.- 8 ü . (IV u. 383 S.) fl. 2.25.
Ehrhard A v. u. Müller E, Strassburger theologische Studien.
1 . Bd. (In 4 Hftn.) l.u. 2. Heft. (E. Müller, Natur u. Wunder,
ihr Gegensatz u. ihre Harmonie. Ein apologct. Versuch.) Ebd.
gr.- 8 °. (NIX u. 205 S.) fl. 1.68.
Schmidt E., Regula sancti patris Benedicti, juxta antiquissimos
Codices recognita. Ebd. gr.-16°. (XIV. u. 143 S.) fl. —.48.
Walter A. F. Der kathol. Religionsunterricht an den humanisti¬
schen Gymnasien. Beitrag zur Didaktik u. Methodik desselben.
Ebd. gr.-8". (VIII u. 188 S.) 11 —.84.
Martin ez Vigil R., La creaciön, la redeneiön y la iglesia,
ante la ciencia, la critica y cl racionalismo. 2 tomos. Madrid,
Del Amo. 4°. 9 pes.
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469
Nr. 15. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
470
Akatholica.
Vnconius F., Die messianische Idee der Hebräer, geschichtlich
entwickelt. 1. Thl. Leipzig. Fock. gr.-8°. (34 S.) fl. —.t!0.
Kattenbusch F., Beiträge zur Geschichte d. altkirchl. Tauf-
svmbols. Progr. Giessen, Ricker. gr.-4°. (55 S.) fl. —.84.
Eckert Th., Geschichte des Klosters Huysburg. Braunschweig,
Bock u. Co. gr.-8°. (47 S. m. 2 Abb.) 11. —.48.
llarnnck Th., Das apostol. Glaubensbekenntnis. Ein geschichtl.
Bericht nebst e. Nachwort. 1. u. 2. Aufl. Berlin, Haack. gr.-8".
(41 S.) fl. —.45.
Im Verlage der Aschendorff’schen Buchhandlung in Münster
(Westph.) wird im November 1892 erscheinen: Dr. theol. A.
Schulte, »Die koptische Übersetzung der vier grossen Pro¬
pheten.« — Alfr. H ü fl e r, »Pauline von Malinkrodt, Stifterin und
Generaloberin der Congregation der Schwestern der christlichen
Liebe. Ein Lebensbild.«
Vom Neujahr 1893 ab wird die von Alex. Halka heraus¬
gegebene kathol. Monatsschrift zur Förderung der Antisclaverei-
Bewegung u. der afrikan. Missionsthätigkeit »Echo aus Afrika
einem besonderen Wunsche des General-Präfecten d. Propaganda
nachkommend, zugleich auch in einer polnischen Ausgabe in
Krakau erscheinen (Adm. Siemiradskistr. 4) ; der Preis ist der¬
selbe, wie der deutschen Ausgabe, 50 kr. jährlich.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Duhr Bernhard, S. J.: Pombalsein Charakter und
seine Politik , nach den Berichten der kaiserlichen
Gesandten im geh. Staatsarchive zu Wien. Ein Bei¬
trag zur Geschichte des Absolutismus. (Ergänzungs¬
helte zu den »Stimmen aus Maria-Laach«. 53.). Freiburg i. B.,
Herder, 1891. Gr. 8°. (182 S.) fl. 1.38.
Im Jahrgange 1890 der »Stimmen aus Maria-Laach«
hatte F. D. die Anklage auf den »Mordversuch« gegen
den König Joseph I. von Portugal, auf Grund der Be¬
richte des kaiserlichen Gesandten Grafen Siegmund von
Khevenhüller-Metsch, einer kritischen Beleuchtung unter¬
zogen. Ueber den Process wegen dieses »Mordversuches«
urtheilt F. C. Schlosser in Heidelberg, der an den Mord¬
versuch glaubte und als Freund der Aufklärung des
1 8. Jahrhunderts in den Bestrebungen des portugiesischen
Ministers Pombal gar Manches lobenswert findet, mit
den Worten (Bd. III, 29): »Die schauderhafte Rache
Pombal’s würde allein hinreichen, ihn und seine philo¬
sophische Reformation eben so verabscheuungswürdig zu
machen, als einen Danton und Marat«. Wie also, wenn
die Berichte Khevenhüller’s die oft geltend gemachte
Ansicht durchaus bestätigen, dass allerdings ein Mord¬
versuch vorliege, nicht jedoch auf den König gemünzt,
sondern auf den frechen Diener der Lüste desselben,
den Kämmerer Texeira!
In der neuen Schrift hat nun P. D. das gesammte
Walten Pombal’s beleuchtet, nicht durch Raisonnieren
oder Docieren, wodurch so viele Historiker unserer Zeit,
oder die sich dafür ausgeben, ihre eigenen Meinungen
fertig dem Leser aufdringen, sondern durch die Berichte
der kaiserlichen Gesandten in Lissabon. Ks ist eine lange
Reihe: Graf Starhemberg, Graf Khevenhüller, L. S. von
Kail, Graf Welsperg, Consul Stockeier und, der wichtigste
von Allen, Ritter von Lebzeltern, vom December 1768
an bis über das Ende der Laufbahn Pombal’s hinaus.
Eine Voreingenommenheit gegen Pombal findet sich bei
keiner dieser Persönlichkeiten; im Gegentheil, da Pom¬
bal’s Gemahlin, eine geb. Gräfin Daun, aus Oesterreich
stammte, und somit der Verkehr im Hause Pombal’s
diesen Gesandten leichter war, eher eine günstige
Stimmung. Dazu kam, dass namentlich Lebzeltern sich
in nicht geringem Grade angesteckt zeigte von der Sinnes¬
richtung, welche man in Paris im 18. Jahrhundert als |
Philosophie benannte, als deren werkthätige Koryphäen,
wie Pombal in Portugal, so in Frankreich, Spanien,
Neapel, die Minister der bourbonischen Könige erscheinen.
Pombal aber gieng voran. »Er hat sich gegen mich ent¬
fallen lassen«, meldet Lebzeltern (S. 131), »er habe den
Bourbonen die Art gezeigt, wie die Geschäfte mit Rom
abzuhandeln seien«. Bei der Hinneigung Lebzeltern’s zu
Pombal darf oder muss man um so eher seinen Berichten
Glauben beimessen, wenn sie über das Walten des für
seine Zeit in Portugal allmächtigen Ministers minder
Günstiges berichten.
Es handelte sich damals, im December 1769, be¬
reits um den Plan der völligen Ausrottung der Jesuiten,
»wenigstens in pectore«. Aber die Habgier und die
Herrschsucht des Ministers beschränkte sich nicht auf
Gewaltthaten gegen Rom und die Jesuiten. Sie traf Alle
ohne Unterschied. Als der König Joseph I. mit dem
Tode rang, gegen Ende 1776, fasste der Gesandte Leb¬
zeltern in einem Hauptberichte (S. 70) die Lage der
Dinge zusammen wie folgt: »Niedergedrückt von der
Wucht der despotischen Regierung, welche der Marquis
Pombal, des Königs Freund, Günstling und erster Mi¬
nister, ausübt, ist die Nation überzeugt, dass nur der
Tod des Königs sie von einem Joche befreien kann,
welches sie als tyrannisch und unerträglich betrachtet,
ohne zu bedenken, dass die Umstände oft Strenge for¬
dern. Es ist wahr, die Nation war niemals mehr ver¬
elendet und tyrannisiert. Unter dem höheren Adel gibt
es keine Familie, welche nicht glaubt, sich über irgend
ein erlittenes Unrecht beschweren zu können, und es
gibt auch keine, welche nicht einen Vater, einen Sohn
oder einen Verwandten, todt oder lebend, in furchtbaren
Kerkern beklagt; es gibt keine, welche sich nicht solcher
Güter beraubt sieht, die ihr erbrechtlich zukommen und
an deren Besitzergreifung sie verhindert wird wegen der
Verweigerung einer neuen Bestätigung, welche der König
ihr nicht ohne Ungerechtigkeit versagen kann. Geburts¬
adel und Verdienst werden — weit entfernt, Verwendung
zu finden — mit Sorgfalt vom Ohre des Königs fern
gehalten. Das Personal am Hofe, seit einer Reihe von
Jahren nicht bezahlt, richtet sich zu Grunde durch ver¬
derbliche Hilfsquellen, und diejenigen, welche keine solche
besitzen, schmachten in Noth. Die Tribunale sind ohne
Entschiedenheit und ohne Autorität und gehorchen den
willkürlichen Befehlen des Ministers.«
Nachdem dann der König Joseph I. gestorben war,
öffneten sich die Thore der Gefängnisse, doch nur nach
und nach. Am 22. März 1777 meldet Lebzeltern (S. 176):
»Man sieht noch alle Tage Leute wieder erscheinen,
w-elche viele Jahre in den Kerkern geschmachtet haben
und deren Verbrechen man nicht kennt. Die Zahl der
wegen Hochverraths Eingekerkerten w f ar, zur Zeit des
Todes des Königs, auf 814 gestiegen.«
Es wurde Pombal der Process gemacht; dennoch
konnte er in Frieden in seinem eigenen Hause sterben,
im Mai 1782, im Alter von 83 Jahren. P. D. führt
über ihn das längere Urtheil des preussischen Diplomaten
und Historikers Schöll an. Kürzer lautet sein eigenes :
»Die Thatsachen haben uns den Marquis von Pombal
als einen unumschränkten erbarmungslosen Gewalthaber
gezeigt, der zur Befriedigung seiner Habsucht, seines
Ehrgeizes und seiner Rachgier vor keiner Rechtsver¬
letzung, ja vor keiner Blutthat zurückscheute.«
Wien-Penzing. Onno Klopp.
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471
Nr. 15. — Orsterretchisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
472
Kuhn, P. Kaspar, Benedictiner in Ottobeuren: Geschichts¬
kalender oder: Tägliche Erinnerungen aus der
Welt- u. Kirchen -, Kunst- u. Literaturgeschichte.
Zweite, verbesserte und stark vermehrte Auflage.
Regensburg, Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz. 1892. Lex.-8°.
2 Bände. (496 u. 500 S.) fl. 5.40.
Der Verf. hat sich der Mühe unterzogen, an 6000
oder mehr geschichtliche Daten, geordnet nach den
Monatstagen, an denen sie sich ereignet, zusammenzu¬
stellen. Die kurzen Biographien, die an den Geburts¬
oder Sterbedaten hervorragender Persönlichkeiten (dar¬
unter freilich manche, über deren Bedeutung die Meinungen
auseinandergehen dürften) diesen gewidmet sind, ebenso
die knappen Darstellungen der historischen Ereignisse
haben bei Stichproben keine wesentlichen Fehler ergeben;
und man muss zugestehen, dass es nicht immer leicht
ist, die Bedeutung einer oft vielverzweigten Begebenheit
in wenigen Zeilen klar und verständlich darzustellen.
Das Buch wird in erster Linie dem praktischen Gebrauch
dienen; ein sorgsam gearbeitetes Register (50 doppel-
spaltige Seiten) erleichtert die Benützung desselben.
—r.
Neue Erscheinungen:
Geiger L., Berlin 1688—1840. Geschichte d. geist. Lebens der
preuss. Hauptstadt. 1. ßd. 1. Hälfte. Berlin, Paetel. gr.-8°. (XII
u. 294 S.) fl. 3.60.
Maver H. Dr., Geschichte d. Universität Freiburg in Baden in
der 1. Hälfte des XIX. Jhrhdts. 1. Theil. 1806—1818. Bonn,
Haustein. 7 Bg. gr.-S°. fl. 1.20.
Scheib er P. Joh. E\\, O. S. Fr., Die Steininschriften u. Epitaphien
im Hohen Dome zu Salzburg. Salzburg, Dieter. gr.-8°. (77 S.
m. Plan.) fl. —.80.
Lacina Prof. J., Ceskä kronika. Sesit l.Dil 1. Od dob nejstarsich
po rok 1306. (Böhmische Chronik. 1. Bd. Älteste Zeit bis zum
Jahre 1306.) Prag, Beaufort. 8°. (S. 1—48.) 11. —.12.
Meyer H., Hardenberg u. die Verwaltung d. lränkischen Fürsten-
thümer Ansbach u. Bayreuth. Breslau, Meyer, gr. 8°. (159 S.
mit Bildn. u. Karte.) 11. 1.80.
Matthes P., Im grossen Hauptquartier 1870/71. Feldbriefe in die
Heimat. Mit Bildern v. II. Albreeht. München, Beck. 8°. (VIII
u. 173 S.) fl. 1.50.
Maisch G.. Religiös-sociale Bilder aus d. Geschichte d. deutschen
Bürgerthums. (In 10 Lief.) 1. Lfg. Leipzig, Weither. gr.-8°.
(S. 1—80.) 11. —.60.
Bat ho Id H., Geschichte d. Hugenotten od. die Reformation in
Frankreich. Berlin, Deutsche evang. Buch- u. Traetat-Gesellsch.
8°. (Vlll u. 134 S.) 11. —.60.
Ruville A. v., Die Auflösung d. preuss.-englisch. Bündnisses im
J. 1762. Berlin, Peters. gr.-8°. (59 S.) 11. —.60.
Monumcnta Germaniae historica inde ab a. Christi D, tisque
ad a. MD, edidit Societas aperiendis fontibus rerum germani-
carum medii aevi. Auctorum antiquissimorum tom. X.: CI.
Claudiani carmina, recensuit Th. Birt. Aecedit appendix vel
spuria vel suspecta continens. Berlin, Weidmann. gr.-4°. (CCXXX
u. 611 S ) 11. 18. — .
— Dasselbe. Epistolarum tom. III.: Epistolae Merowingici et
Karolini aevi. Tom. I. (VIl u. 763 S.) 11. 15.—.
— Dasselbe. Poetarum latinorum medii aevi tomi III. partis II.
Fase. I.: Poetae latini aevi Carolini. Tomi 111. partis II. läse. I.
Recensuit L. Traube. gr.-4. (VII u. S. 265—518.) 11. 6.—.
Bornhak F., Anna Amalia, Herzogin v. Sachsen-Weimar Eisenach,
die Begründerin d. dass. Zeit Weimars. Xebst Anhang : Briel-
wechsel Anna Amalias m. Friedrich d. Gr. Berlin, Fontane & Co.
8°. (372 S. m. 2 Bldn. u. 1 Fcsm.) 11. 3.—.
Rochier I\, Esthländische Klosterlectüre. Ein Beitrag z. Kenntnis
d. Pflege d. geist. Lebens in Esthland im Mittelalter. Reval,
Kluge. gr.-8°. (124 S.) 11. 1 50.
Re ge st um Clementis P. P. V'., Bd. VIII.: Reg. Gern. P. P. V.
Appendices, Tom. I. Ex Vaticanis archetvpis S. D. N. Leonis XIII.
jussu et munitieentia nunc primum editum. Rom, Spithöver. Fol.
(VI u. 532 S.) fl. 24.—.
Winkel mann Dr. Alfr., Der Romzug Ruprechts v. d. Pfalz, nebst
Qucllenbeilagen. Innsbruck, Wagner. 8". (VI u. 146 S.) fl. 1.40.
Hirrisse H., Christophe Colomb devant l’histoire. Paris, Weiter,
fl. 3. — .
K^trzynski W. Dr., Granice Polski w X. \v. (Polens Grenze
im X. Jhdt.) Krakau, Verlags-Gesellsch. gr.-8°. (32 S.) fl. —.75.
Tarnowski St., Szujskiegs mlodosc. (Szujski’s Jugendjahre.)
Ebd. 8°. (232 S.) 11.‘ 1.—.
Janochowa Helena z Kaniewskich, Zvwot Tadeusza Kosziuszki,
opowiadanie kr. proboszcza. (Das Leben d. Thadd. Kosziusko.)
Rzeszow, Pelar. 8°. (108 S.) fl. —.40.
Wigura St., Dziesi^ciolccie ccnzury rosyjskiej w Krölestvvie
polskiem. (10 Jahr. russ. Politik im Königreich Polen.) Krakau,
Gebethner & Co. 8°. (3 u. 96 S.) fl. —.80.
— 25 pieb lat. Rosyi w Polsce 1863—1888, zarvs historyczny
(25 J. Russlands in Polen.) Ebd. 8°. (267 u. 6 S.) fl. 2.80.
Papee Fr., O hetmanie Zölkiewskim, wyd. drugic poprawione,
(\ r om Feldh. Zölkiewski.) Ebd. 8". (56 S.) 11. —.80.
Slotwinski Adam, ks. Piar. Wspomnieniaz niadewnej przcszlosci.
(Erinnerungen an d. unlängst vergangenen Jahre.) Krakau,
Krzyianowski. 8°. (199 u. 1 S.) fl. 1 . —.
Als Bd. IV. 7. a. des »Neuen Siebmacher« beginnt im
nächsten Jahre %Der steirische Uradel « bearbeitet von Alfred
Ritter Anthony v. Siegenfeld (Nürnberg, Verlag v. Bauer
u. Raspe) zu erscheinen. Ein vom Verf. (als Manuscript ausge¬
gebenes) Heft, die Tafeln zu Lief. ( enthaltend, lässt, was Sauber¬
keit und Genauigkeit der Siegel- und Wappenabbildungen und
Reichhaltigkeit des Materials betrifft, das Höchste erwarten. Das
ganze Werk wird 10 Lieferungen umfassen.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Falkenheim, Hugo, Dr. phil.: Kuno Fischer und die
literarhistorische Methode. Berlin, Speyer u. Peters. 1892.
gr.-8 u . (VI u. 107 S.) 11. —.90.
Es ist auch ein Zeichen der Zeit, dass Schüler ihre
Lehrer, kaum sind die Schulbänke kalt geworden, auf
denen sie vor ihnen gesessen, in eigenen Schriften be¬
arbeiten und beurtheilen, dabei das grosse Wort über
Entwicklung und Methode der Wissenschaft überhaupt
an sich zu raffen suchen, ohne im mindesten zu be¬
denken, dass das Ei nicht gescheidter ist als die Henne
und dass solches nicht grünen Füchsen, sondern nur
Männern zustcht, welche über durchgereiften Verstand
und vielseitige, oftbewährte praktische Erfahrung in
der Wissenschaft verfügen. Auf dem Gebiete der Litteratur¬
geschichte sind rasch nacheinander zwei Erscheinungen
dieser Art zu Tage getreten: Dr. Wetz schrieb über
Prof. Ten Brink, Dr. Kalkenheim über Prof. Fischer.
Jener lieferte eine »Kritik«, über welche wir unsere Meinung
schon gesagt haben (Oesterr. Lbtt. I. 91 ff); dieser eine
Lobschrift, über welche wir sie nun sagen wollen; insoferne
ist der letztere einigermassen sympathischer als der
erstere. Auch sonst empfängt man bei flüchtiger Lectüre
den Eindruck, dass die Schrift F.’s manch zeitgemässen
und guten Gedanken enthält. So z. B. wenn er Front
macht gegen die Uebertreibungen der Motivenjägerei, oder
gegen das sinnlose Zusammentragen nichtssagender Parallel-
steilen, wie sie sich besonders in Ausgaben altclassischer
und altdeutscher Litteraturwerkc massenhaft finden; oder
wenn er nachdrücklicher als es sonst der Fall ist, die
Forderung erhebt, der Interpret einer Dichtung müsse vor
allem seine Aufmerksamkeit richten »auf den Organismus
derselben, auf die innere Entwicklung dessen, was sie
gestaltet, sie durchwaltet, in ihr sich auslebt«. — Aber
wenn man zur genaueren Prüfung der Schrift übergeht,
zeigt es sich, dass der grösste Theil derselben unbrauchbar
ist. F. hat sich schon sein Thema nicht wissenschaft-
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Nh. 15. — Orstf.rrrichischf.s LmRRATrRBi.ATT. — I. Jahrgang.
474
lieh gestellt: er thut, als wenn alles in den Werken seines
Titelhelden ganz neu entdeckt worden wäre, statt genau
und im einzelnen zu untersuchen, was Fischer an
Resultaten und Methoden bereits vorgefunden und wie
weit er die Lösung der von ihm aufgegriffenen Fragen
gefördert und die litterarhistorische Methode selbst über
seine Vorgänger hinaus theoretisch und praktisch gebessert
hat. So preist F. die »philosophische Litteraturbetrachtung«
Fischers, ohne zu fragen, wer hierin seine Vorläufer
gewesen sind und in welchem Verhältnis Fischer zu den¬
selben steht; so spricht F. von einer »Menge neuer
Resultate«, ohne das Neue derselben näher zu bestimmen,
vielmehr begnügt er sich mit einer übersichtlichen Inhalts¬
angabe der verschiedenen Werke Fischers in syste¬
matischer Reihenfolge. Dabei schwingt er unaufhörlich
das Weihrauchfass, um Fischer vorn und hinten und
allseitig zu beräuchern. Wir sind nicht blind für die
wirklichen Vorzüge in den litterarhistorischen Schriften
Fischers; aber wir wissen auch, wie viel Gemachtes und
Gezirkeltes sie haben, wie oft er den Thatsachen Gewalt
anthut, um sie in die Prokrustesbetten seiner Speculationen
zu zwängen. — Bei seinen allgemeinen Erörterungen
über Methode der Litteraturgeschichtc kommt F. zur
Ueberzeugung, dass keineswegs der Philologe, auch nicht
der Historiker, noch weniger der Litterarhistorikcr der
berufene Mann für den Betrieb der Litteraturgeschichte
sei, sondern der — Philosoph! Die Begründung dieser
drolligen Ansicht hat er sich sehr leicht gemacht, indem
er nur die Philosophie in der Wesen Tiefe steigen, die
anderen Disciplinen aber an der Oberfläche kleben lässt.
Man höre sein Urthcil über die Philologie S. 80: »Die
rein philologische Thätigkeit, zumal in der neueren Litte¬
raturgeschichte darf lediglich den Anspruch machen, für
die Würdigung der Dichtung gewisse Vorarbeiten (sic!)
zu liefern«; denn (dabei stützt sich F. auf ein Dictum
Schöll’s, weil es ihm gerade passt) »man kann die sitt¬
lichen Motive, die sich in einer Tragödie bewegen, den
Angelpunkt, um den sich die Handlung dreht, die Wir¬
kung, in die sie sich auflöst, gänzlich dahingestellt sein
lassen und dennoch ihre Orthographie berichtigen, die
wesentlichen Unterschiede ihres Ausdruckes mit Scharf¬
sinn erörtern, über Lesearten aus Handschriften oder mit
Hilfe von Glossen und Scholien entscheiden«. Zu dieser
erhabenen Auffassung der Philologie halte man F.’s Urthcil
über Geschichte S. 23: »Der historisch - genetischen
Methode ist es nur (sic!) um die äussere zeitliche Folge
zu thun, und mit ihren Mitteln würde sie ein anderes
Ziel auch nicht erreichen können. Jene treibende centrale
Kraft, jener innere Zweck (sic!) der Entwicklung bleibt
ihr verborgen, oder vielmehr, sie wird ihn verkennen;
denn wenn sie, ihrer Aufgabe getreu, auf den Anfang
eines historischen Processes zurückzugehen strebt, so
wird sie nothgedrungen (sic!) die äussere Entwicklung
an Stelle der inneren setzen, im Ursprung eines Subjectes
Grund und Wesen desselben sehen, statt in ihm nur
seine erste Erscheinungsform zu erkennen«. — Ist das
nicht köstlich? Aber hören wir Herrn F. weiter: »Erst
(sic!) die philosophische Methode lehrt vermöge ihrer
vertieften Teleologie, die sie Kant und Hegel verdankt,
dass es eben dieses ideele (sic!) Subject, dieser sub¬
stantielle (sic!) Kern ist, der in allmählichem Sichauslebcn
vom unmerklichem Keime durch immer reichere (sic!)
Werdeformen zum ausgereiften Gebilde sich auswächst«.
Dazu halte man noch die Declamation F.’s S. 3: »Philo¬
sophie und Kunst haben einen gemeinsamen Lebens¬
grund; beide wollen sie hinter den zufälligen Erscheinungs¬
formen das Wesen der Dinge erfassen (sic!), wollen sie
erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält (sic!),
auf dem Wege theoretischer Erkenntnis die eine, durch
Vermittlung sinnlicher Anschauung die andere; in beiden
verdichtet sich der gestaltlose Nebel der Empfindung
(sic!) zu klaren Umrissen, sei es zu begrenzten Begriffen,
sei es zu begrenzten Bildern. So bilden sie die beiden
centralen Mächte des geistigen Lebens überhaupt (sic!),
und ihre Verflechtung ist eine umso engere, als sie in
gewissem Sinne auf einander angewiesen sind: mehr
als irgend eine Wissenschaft braucht die Philosophie
die Unterstützung durch Intuition, durch schauende Phan¬
tasie, mehr als eine andere Kunst bedarf die Dichtung
der Mithilfe des Gedankens — nicht der verstandesmässig
zerlegenden, sondern vernünftig zusammenfassenden, die
Gesammtheit der Erscheinungen aus einheitlichem Ur¬
gründe ableitenden Intelligenz.« Kann es eine verwasche¬
nere, denkstumpfere Schönrednerei geben?!
Dr. Wl.
Selten, Kurt: Die Revolution in der Litteratur durch
]{. Sudermann. Eine Enquete. Dresden, Woldcmar Ulrich.
1892, 8°. (12 S.). fl. -.18.
Das Heft, das auf dem Umschlagsbogen — am Titel¬
blatte nicht— als »dritte Auflage« bezeichnet erscheint,
kann nur eine Art von Erfolg erzielen, jene, die man
einen Heiterkeitserfolg nenrt. Ein paar Belege für diese
Behauptung: Die Untersuchung beginnt mit den Sätzen:
»Wir alle wissen, Göthe und Shakespeare waren Rea¬
listen. Es hicsse Eulen nach Athen tragen, an der Grösse
der beiden Männer zu zweifeln«. (S. 5.) »Jeder Deutsche
braucht noch kein Affe zu sein, und jeder Affe noch
kein Deutscher«. »Ganz vollkommen kann nichts werden,
wenn auch durch Leitung des grössten Idealisten;
denn nichts in der Welt ist vollkommen«. »Freilich
nennt man heutzutage einen Dichter, der die banalen
Lebenszustände in ordinärer Weise schildert, einen
Realisten und feiert ihn als Höhe der Kunst«. (S. 9).
»In dieser Weise hetzt Sudermann die Figur ohne Rast
und Ruh durch das Buch und bringt es schliesslich
fertig, den Sohn des Herrn zu umstricken, um sich all¬
mählich in Liebcshändel mit der Dirne . . . einzulassen «
(S. 9). »Drum lasst uns aus den Ruinen und Trümmern
des verfallenen Idealismus jenen stattlichen Berg wieder
aufrichten, der am Anfänge dieses Jahrhunderts noch
stolz und frei in dem Busen jedes redlich denkenden
Menschen himmelhoch thürmte.« (S. 12). — Wir schätzen
die gewiss gut gemeinte und auch von unserem Stand¬
punkt nur zu billigende Tendenz, die den Verf. erfüllt;
aber bevor jemand über die Schritten Anderer — nota¬
bene von der Begabung Sudermanns — aburtheilt, sollte
er füglich selbst die ersten Regeln der Syntax und der
Logik innehaben. Sch.
Germania, hrsg. von O. Behaghcl (Wien, Gerold.) XXXVII,
(N. R. XXV), 3.
Th. v. Grien b erg er, Auströnia. — F. Kau ff mann, Uh.
althochdeutsche Orthographie.— A. J e i 11 e I c s, Mhd. Tore. —
Hers.. Zu Germania XXXIfl, 313 ff. — Ders., Zu Germania
XXXVI, 262 ff. — R. F. K a i n d 1, Einige Bemerkungen über d.
Gebrauch der Fremdwörter bei Gottfried v. Strassburg. — Roth,
Mittheilungen. — O. Behaghcl, Zu den »Mittheilungen« von
F. W. E. Roth. — G. Ehrismann, Bibliographische Über¬
sicht der Erscheinungen auf dem Gebiete d. germanischen Philo¬
logie im Jahre 1SS8. — R. Sprenger. Zu l.cxcrs Mhd Hnnd-
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475
Nr. 15.
Okstf.rreu.hischks Littkraturbi.att. — I. Jahrgang.
476
Wörterbuch. — Litteratur : Grotefcnd, Bruchstück d. Rolands¬
liedes (Glöde). — Meycnn, Ein historisches Volkslied aus d.
Jahre 1657 (Glöde). — B c h a g h e 1 & Galle e, Altsächsische
Grammatik (Kauffmann). — A. L. Stiefel und L. F r ä n k e 1,
Erwiderung auf Germania XXXVII, 110—114. — Mittheilung.
— Berichtigung. — Aufruf.
Memoires de la Societö de Linguistique de Paris. (Paris,
M. Bouillon). VIII, 1 u. 2.
A. Bcrgaignc, 40 hvmnes de Rig-Vcda, traduits et com-
mcntes (publies par V. Henry). I—XIV. — M. B r e a 1, Etymo-
logies latiues et grecques. /. Memor. 2. Atnbagio , adagium.
■f. Sodes , si audebunt. 4-- Pur, largus, lascivus. Confusaneus.
(>. Praestigiae. 7. La preposition ab devenuc af et a. 8. Auvite-
rare »ouvrir«. Q. Alucinari. IO. Dalivus. ii. \ v/.ar. — M. Grain¬
mont, Le patois de la Franche-Montagne, et en particulier de
Damprichard (Franche-Comte). Suite : IV. La loi des 3 consonnes.
— M. Breal, Allcmand schröpfen »poscr des ventouses«. —
V. Henry, Coucher. — J. K i r s t c, Le gouna inverse. —
E. E r n a u 11, Glossaire moyen-brcton (Suite et lin. Lettres P-V r .—
Corrections et additions). — A. M e i 1 1 e t, Notes armeniennes.
I. Notes sur la declinaison armenienne. 1. Traitcment de ö. 2. Lc
locatif. 3. Gcnitif en -i des themcs en -a. 4. erkan. 5. erkow.
6. mekh. 7. Pluriel -oienkh. 8. Ablatif aysm. 9. Lcs nominatifs
en -/* des themes en -w. — II. \ f erbes en -owl. III. — Etymologies.
—. A. Breal, Les mots anglais dans lcs journaux hindoustanis.
— V. Henry, Semantica. 1. Multus. 2. Sine. 3. Lc suffixc
derivatif -tumo. — P. Boycr et A. M e i 11 e t, Sur l’une des
origines du mouvement de Paccent dans la declinaison slave. —
M. Holleaux, *0«pta, loorrj. — F. G. M ö h 1, Notes slaves.
I. Slavon sitpati »dormir«. 2. Bohemien *pivo »bierc«. 3. Bulgare
gi **eux<, gu Telle*. — L. Duvau, Varia. 1. Imbecillus , uacil-
lare. 2. Florits, 3. Sur la prononciation de Yy en latin. 4. Oscil-
latio. 5. Expressions hybrides.
Kultur- u. Litteraturbilder, hrsg. R. H. Greinz (Leipzig, Bac-
mcister). Heft I.
Calaminus, Zum tieferen Verständnis unserer Zeit. —
May, Reflexion über Richard Voss’ »Die neue Zeit«.— Greinz,
Die Armen und Elenden. — Berges, Die amerikanische Presse. —
Eckart. Die Hypnose im Roman. — Giovanni, Amerikanische
Humoristen und Novellisten. — Einblicke in d. deutsche Litt. d.
Gegenwart.
Archiv für slavische Philologie, hrsg. v. V. Jagic (Berlin,
Weidmann). XV, 1.
A. Soerensen, Beitrag zur Geschichte d. Entwicklung d.
serbischen Heldendichtung. (Forts.) — St. Novakovic, Beiträge
z. Erforschung d. macedonischen Dialccte. — J. Werchratzkij,
Uber die Mundart d. galizischen Lemken. (Forts.) — Kritischer
Anzeiger. — Bibliographisches.
Alemannia, hrsg. v. f A. Birlinger u. Friedrich Pfaff (Bonn»
Haustein.) XX, 1.
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Die Universität zu Freiburg i. B. in den Jahren 1806—1818.
(Forts, in Heft 2.) — E. Hevck, Breisgauische Urkunden. —
P. Beck, Oberschwäbisches Volkstheater im 18. Jahrhundert. —
A. Englcrt, Eine zweite Quelle zu Fischarts Jcsuitcrhütlein. —
J. Bolte, Die Volksmelodie d. »Schecken«. — F. Pfaff, Das
Hochaltarbild d. Freiburger Münsters. — A. Stöber, Die Sagen
d. Elsasses, neue Ausg. v. C. Mündel, I. (H. Meyer.) — A.Poin-
signon, Geschichtl. Ortsbeschreibg. d. Stadt Freiburg. I. (F. Pfaff.)
— H. Hansjacob, Schneeballen, I, II. (F. Pfaff.)
Neue Erscheinungen:
Streitberg W., Zur germanischen Sprachgeschichte. Strassburg,
Trübner. gr.-8°. (VII u. 116 S.) fl. 1.50.
Lerp K., Die gothaischen Ortsnamen, nach Möglichkeit erklärt.
Gotha, Windaus. gr.-8°. (58 S.) fl. —.36.
Stowe G. E., Harriet Beecher Stowe. Briefe u. Tagebüch., hrsg.
v. Ch. E. St., deutsch von M. Jakobi. Gotha, Perthes. gr.-8°.
(VIII u. 311 S. m. Bildnis.) 11. 2.40.
Grau R., De Ovidii metainorphoseon codice Amploniano priore
Halle a. S., Peter. gr.-B". (92 S.) 11. 1.20.
Prem S. M., Martin Greif. Versuch zu einer Geschichte s. Lebens
u. Dichtens m. bes. Rücksicht auf seine Dramen u. s. Stellung
in der deutschen Litteratur. Leipzig, Renger. gr.-8". (204 S. m.
Portr. u e. Abb.) fl. 1.80.
Hnvet L., La prose metrique de Symmaque et les origines me-
triques du Cursus. Paris, Bouillon. gr.-8°. (112 S.) fl. 2.40.
Forget J., Ibn Sina. Le livre des theoremes et des avertisse-
ments public d'apres les MSS. de Berlin, de Leyde et d'Oxford
et traduit avec eclaircissements. I. Partie: texte arabe. Leiden,
Brill. 8°. (X u. 224 S.) fl. 3.60.
Fenncll C. A. M., The Stanford dictionary of anglicised words
and phrascs. London, Frowde. 4°. 31 sh. 6 d.
Bovcscn H. IL, Essays on German literature. London, Unwin.
8~ u . G sh.
Fumagalli C., Bibliografia Etiopica. Catalogo descrittivo e rn-
gionato degli scritti pubblicati dalla invenzione della stampa
lino a tutto il 1891 itorno alla Etiopia e regioni limitrofe. Mai¬
land, Hocpli. gr.-8°. (XII u. 290 S.) 11. 5.76.
Scerbo F., Radici Sanscriti. Florenz, Loescher & Seeber. 8°.
(XVI u. 85 S.) L. 4.50.
Leixncr O. v., Illustrierte deutsche Litteraturgeschichtc. Zweite,
durchaus neugestalt. Aull. Leipzig, Spamer. gr.-8 ü . (140 Druck¬
bogen m. 1120 S., 50 zum Theil larb. Beilagen u. 400 Abbild,
im Texte.) fl. 8.40.
Wunderlich H., Der deutsche Satzbau. Stuttgart, Cotta. 8°.
(XIV u. 252 S.) fl. 2.40.
Planer J., Untersuchungen üb. den syntaktischen Gebrauch des
Verbums in d. angelsächsischen Gedicht vom Phönix. Leipzig,
Gräfe. gr.-8°. (51 S.) fl. —.72.
ten Brink, Martin E., Schmidt E., Quellen u. Forschungen
zur Sprach- u. Culturgesch. d. germanischen Völker. 71. Heft.
Judith. Studios in nietrc, languagc and style, with a view to
determining the dato of the old-English fragment and the homc
of its author. By T. G. Fostcr. Strassburg i. E., Trübner. gr.-8°.
(X u. 103 S.) fl. 1.80.
Sternbach L., Curae Mcnandreae. (Aus: »Dissertationcs classis
philol. Acad. litt. Cracov.«) Krakau, Buchh. d. poln. Verlags-
Gesellschaft. gr.-8°. (78 S) fl. 1.20.
Steinen K. v. den, D. Bakairi-Sprachc. Wörterverzcichn., Sätze,
Sagen, Grammatik. Mit Bcitr. zu e. Lautlehre d. karaib. Grund¬
sprache. (2. Schingü-Expedition 1887—88). Leipzig, Koehlcr,
gr.-8°. (XVI u. 403 S. m. 1 Bildn.) 11. 10.80.
Kahle B., Die Sprache d. Skalden auf Grund der Binnen- und
Endreime, verb. m. einem Rimanum. Strassburg, Trübner. gr.-8°.
(VIII u. 303 S.) fl. 4.20.
Czerwenka J., Die Pflege d. iniindl. Gedankenausdruckes. Auf
psycholog. u. physiolog. Grundlage untersucht u. beantwortet.
Leipzig, Siegismund u. Volkening. gr.-8°. (31 S.) fl. —.30.
Steig R., Goethe und die Brüder Grimm. Berlin, Besser. gr.-8°.
(269 S.) fl. 3.—.
Murner Th., Handzeichn, zu s. Übersetzung d. Weltgeschichte
d. Scbellicus. Photogr. Nachbild, nach d. Orig.-Handschrift,
nebst e. Vorwort v. E. Martin. Strassburg, Gerschel. gr.-S".
(8 Taf. m. IV S. Text.) fl. 4.80.
Herrnenjat L., Wcrther et lcs freies de Werther. Etüde de lit-
terature comparee. Lausanne, Pavot. gr.-8 ü . (141 S.) fl. 1.20.
Jorio G., Codici ignorati nelle biblioteche di Napoli. Fase. I.: Un
codice ignorato delle Ellenichc: EcVO'ftovt'ic tot Tcotoaksuroatvot,
ÖKtp y.at EXXYjW/.a ly/iLizvr sis oxttu ßif/e.oc. otatooijp.£va. Leip¬
zig, Harrassowitz. gr.-8°. (60 S.) fl. 2.10.
Ronca U., Cultura medioevale e poesia latina d’Italia nei secoli
XT c XII. 2 Bde. Rom, Loescher u. Co. 8°. (457 und 103 S.)
7 Fr. 50 c.
J. van Leeuwen J. F., Enchiridium dictionis epicae. Pars prior.
Leiden, Sijthoff. 18 Bg. 8°. fl. 3.60.
An schütz R., Boccaccios Novelle v. F'alken u. ihre Vcrbreitg.
in d. Litteratur. Nebst Lope de Vegas Komödie: El Halcon de
Federico. (Erlanger Beitr. zur engl. Philologie u. vergleichenden
Litteraturgcschichte. Hrsg. v. H. Varnhagen. 13. Hft.) Erlangen,
Junge. gr.-8°. (V u. 100 S.) fl. 1.20.
Gott sc hall R. v., Stud. zur neuen deutschen Litteratur. Berlin,
Allgemeiner Verein f. deutsche Litteratur. gr.-8°. (111 u. 383 S.)
fl. 3.60.
Kunst und Kunstgeschichte.
Musikalische Werke der Kaiser Ferdinand III.,
Leopold I. u. Josef I Im Aufträge des k. Ic. Mini¬
steriums für Cult us und Unterricht her aus ge geben
von Guido Adle r. I Band, Kirchenwerke. Ge¬
druckt in 220 numerierten Exemplaren . Wien.
Verlag von Artaria u. Comp., (1892.) Fol.
Robert Schumann beklagte es einmal, dass er mit seiner
musikalischen Veranlagung so vereinzelt in seiner Familie dastehe
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478
Nr. 15. — Okstkkkkichischks Ln i euaiurbi.ait. — I. Jahrgang.
und weist nicht ohne einen Anflug von Neid auf die Generation
Bach, auf Mozart und Beethoven hin, die ihren Vortheil aus den
gegentheiligen Verhä tnissen zogen. Es ist gewiss eine ganz
einzige Erscheinung auch an einer Herrscherfamilie — un¬
seren erlauchten Habsburgern — das Vererben und Wachsen
einer künstlerischen Anlage beobachten zu können, deren
Pflege freilich einigermassen durch den Umstand beengt ist,
dass sie stets in dem Schatten wichtigerer Aufgaben zu stehen
hatte. Schon Maximilian I. und nach ihm Carl V. waren be¬
geisterte und glückliche Förderer der Tonkunst, und die stetige
eifrige Fürsorge um dieselbe unter den nachfolgenden Kaisern
musste endlich — wir möchten beinahe sagen natürlich — ein¬
mal zu schaffenden Künstlern führen.
Seltsamer Weise fällt diese Periode gerade in die politisch
vielbcwegte Zeit von 1637—1711, die auch musikgeschichtlich hoch¬
bedeutsam ist. Sie liegt nicht zu ferne ab von dem wichtigen Jahre
1600, mit welchem eine völlige Neugestaltung der Musik anhebt. Damit
ist inbegriffen das Zurückdrängen der bis dahin allein herrschen¬
den contrapunktischen Satzweise, das Auftreten der Monodie und
Homophonie, das Verschwinden der alten Kirehentönc, der Wechsel
der Diatonik mit der Chromatik und die grössere Bedeutung,
welche man dem Instrumentalen zu wendete.
Diese mächtige Bewegung, die zunächst auf eine Wieder¬
erweckung der antiken Musik abzielte, hatte in Italien ihren Ur¬
sprung. Im Norden bildete sich ganz abgesondert, und eine eigene
Schule wie einen besonderen Stil bildend, der evangelische Kirchen¬
gesang in seiner herberen und ernsteren Weise weiter. Dem katholi¬
schen Deutschland kam aber aus dem sonnigen Süden die mehr
sinnenfülligc, ton- und farbenfreudige Kunst. An den Kompositionen
der drei Kaiser hat die lang same Entwicklung derselben deutlich
ihre Spuren zurückgelassen. Bei Kaiser Ferdinand IH. bildet noch
das Contrastieren des Neuen und Alten ein Kennzeichen seiner
Schreibweise und dem * Hymnus de Nativitäte Domini « merkt
man es an, wie er sich wohlgefällig in den Reiz der neuen Chro¬
matik einspinnt. Anders ist es bei Kaiser Leopold I. Für ihn hat
schon Carissimi gelebt; er kennt bereits die himmelstürmendcn
Fortschritte, welche die Musik gemacht hatte oder gemacht zu
haben vermeinte. Die Melodik gewann damals eine prägnantere
Fassung und ordnete sich einer gesetzmässigen Periodik unter,
der Rhythmus bildete sich aus, der Wechsel von Arien und Reei-
lativcn tritt auf und •— was das Wichtigste ist — die Ausdrucks¬
fähigkeit der musikalischen Gedanken wird erheblich gesteigert.
Dabei geht alles ins Prächtige. Die Instrumente werden nun auch
zur Kirchenmusik herangezogen und orchestral oder eoncertante
verwendet. Kaiser Leopold überflügelt darin Ferdinand III. ganz
ausserordentlich. Er benützt die Klangfarbe der Instrumente bereits
zu besonderen charakteristischen Effecten ; so erscheinen z. B. in
der Motette » De Septem Doloribus />. JA V .« vierfach getheiltc
Violen (alter Art), im » Hymnus de Dedicatione Ecclesiae « zwei
eoncertante Clarintrompeten und in der Missa » Angeli Custo is «
zwei eoncertante Violinen u. s. w. Dabei überwiegt das eon¬
certante Hervortreten der Einzelnen den Vollklang des Orchesters.
Alles versucht Kaiser Leopold in seinem nie rastenden Arbeits¬
eifer und in allen Formen macht er sich heimisch. Hinterliess er
doch in Summa 79 kirchliche Werke, 155 ein- und mehrstimmige
Gesänge, 9 I'esti teatrali und 17 Bande de Balletti. Mit wahrer
Leidenschaft musicicrt er und lässt musieieren. Nach einem Be¬
richte sollen seine Sänger und Instrumcntalisten »zusammen an
SO Leuten), die er selbst überwachte und nach ihren Fähigkeiten
prüfte, nicht weniger als achthundertmal in einem Jahre Dienst
gehabt haben und zwar in der Kirche, an der Tafel und in der
Kammer. Die Proben sind dabei nicht eingerechnet. Ja, selbst
während der Trauerzcit nach einem Todesfälle gibt es einmal
»etliche Festl in Camera, dann es hilft ja den Todtcn doch nit,
wan man traurig ist.« Das alles kostete jährlich die Kleinigkeit
von 60.000 fl., was eigentlich gar nicht so viel ist. Theurer war
indess die Inscenierung von Kaiser Leopolds Oper II Porno d'oro,
welche 100.000 Reichsthaler verschlang, dafür wurde sie aber
durch ein Jahr lang wöchentlich dreimal gegeben »mit Zulassung
aller Leute«. Einzelaufführungen anderer Opern nahmen sogar
oft 10 bis 20.000 fl. in Anspruch. Dazu musste auch noch für
ein Theater gesorgt werden, denn das eine aut der Bastei fiel den
Türken zum Opfer und ein zweites im Schlosse brannte ab.
Ucbrigens scheint ganz Wien mit dem Kaiser musieiert zu haben.
Doch inmitten all des bunten Treibens erscheint uns der Kaiser
in gewinnendster Weise. Seine Musikpflege war kein blosses Spiel
für müssige Stunden, sie war die volle und rückhaltlose Hingabe
an die Kunst, die echte und wahre Begeisterung für sie, die ihm
in Freud und Leid zur Seite stand, kan Fest ohne Musik ist ihm
nicht denkbar, und da ihm anderseits der Kummer nahetritt und
er seine geliebte zweite Gemalin Claudia Felicitas verliert, da findet
er, dessen Muse sonst eine gewisse Ruhe und Gemessenheit aus-
zeichnct, in den Trauerlectionen die Töne tief empfundenen
Schmerzes ; in ihnen spricht er sich das Leid vom Herzen, das
ihm der Verlust gebracht hatte. Selbst in seiner letzten Stunde
befiehlt er, dass man im Nebenzimmer seine Lieblingsstücke spiele,
und während es geschieht, entschlummert er sanft. Gleich ihm
bethätigen sich auch seine beiden Söhne in der musikalischen
Composition. Der Acltere, Josef, ist sogar der begabteste unter
allen componicrendcn Kaisern, doch mangelt ihm eine ganz aus¬
geglichene Gewandtheit in der Satzkunst. Ihn begünstigt indes
die neuere Zeit, die sich auch in der Instrumentation bemerkbar
macht. Während bei Kaiser Leopold noch die Violetta und alte
Viola, auch die Tiorba (Theorbe, eine Art Basslaute) auftritt.
finden wir in der Partitur von Kaiser Josefs Keyina Coeli den
Streicherchor schon in der uns geläufigen Anordnung von zwei
Violinen, Viola, Violoncello und Bass. Die Paarung eines Vocal-
solos darin mit einem Instrumentalsolo erinnert an den grossen
Zeitgenossen des Kaisers, an J. S. Bach, der indes bei dem
Tode Josef I. erst 26 Jahre zählte. Joseph’s Bruder Carl, als
nachfolgender Kaiser der sechste seines Namens, componierte
gleichfalls, jedoch ist keine seiner Kompositionen heute mehr
auffindbar. *) Mit Vorliebe leitete er das Orchester und begleitete
auch am Clavicr. Bei einer solchen Gelegenheit soll ihn der be¬
rühmte Tondichter J. J. Fux angesprochen haben : »Es ist Schade,
dass Ew. Majestät kein Virtuose geworden sind !« Worauf der
Kaiser in trockenem Tone antwortete : »Hat nichts zu sagen,
hab’s halt so besser.«
Nach Kaiser Carl VI. Tode hat wohl die hochbegeisterte
Musikpflege der kaiserlichen Familie etwas nachgelassen. Der
Herausgeber weist allerdings auf das Gesangstalent der Kaiserin
Maria Theresia und auf die musikalischen Kenntnisse Josef 11.
hin, mir scheint es aber charakteristischer, dass cs in dieser Zeit
der grosse Mozart zu nichts Besserem als dem zweiten unbesol¬
deten Kapellmeister von St. Stefan bringen konnte.
Früher wusste man feinfühlig und immer mit glücklicher
Hand das Genie zu finden — die Geschichte des Habsburgischen
Mäcenatenthums lehrt uns das, — immer fanden die Ersten und
Trefflichsten ihre Unterstützung. Schon Ferdinand III. hob den
Stand der Musiker in socialer Beziehung, Kaiser Leopold förderte
ihn aber, wo er nur immer konnte. Er ermöglichte verheissungs-
vollen Kunstjüngern Studienreisen, verwendete eine bedeutende An¬
zahl von Musikern und schuf ausserdem das Amt der »Hofcomposi-
toren«. Der Segen seines Wirkens blieb nicht aus. Es war sogar ein
Segen von nachhaltigster Wirkung, denn selbst die viel spätere
classisehe Glanzzeit der Wiener Musik darf darauf zurückgeführt
werden, wenn auch damals — wie erwähnt — die Einflussnahme
von Oben bereits in den Hintergrund trat. Wir blicken aber auf
diese Epoche unserer vaterländischen Kunst nicht ohne den auf¬
richtigsten Herzenswunsch zu empfinden, unsere österreichische
Jugend, welche ja so nachdrücklich zum Studium all der »Haupt-
und Staatsaetioncn« jener Zeit angehalten wird, möge recht viel
auch von ihrer culturhistorischen Seite hören und dabei von den
Kunstbestrebungen jener Herrscher, welche ihr bisher nur als
Träger der Macht, sonst aber sehr dürftig individualisiert ent¬
gegentraten. Sie wird dann ein volleres, bestimmteres Bald von
ihnen empfangen, das ausgestattet ist mit den Zügen gewinnen¬
der Liebenswürdigkeit; und wer könnte gerade die leicht missen,
sei er nun ein Herrscher oder ein gewöhnlicher Bürger!
In dieser Beziehung erscheint uns die Publication der Kaiser¬
werke höchst dankenswert. Der Herausgeber derselben hat sich
bei der Auswahl der betreffenden Werke zunächst an jene ge¬
halten, an welche sich eine bestimmte Tradition bindet, so die
»Trauerlectionen«, die Missa Angeli Custodis und das Miserere
von Kaiser Leopold, das Regina Coeli von Kaiser Josef 1. u. s. w.
Was das Vorwort betrifft, so documentiert sich darin zunächst
eine umfassende Belesenheit. Es rückt darin das Biographische
und selbst Anekdotische stark in den Vordergrund und es werden
alle Duellen erschöpft, selbst die wenig Vertrauen erweckenden
Berichte des Euchar. Gottlieb Rinck (von A. auch einmal Rink ge¬
schrieben ) Eine allgemeine musikhistorische Beleuchtung der betref¬
fenden Epochen, welche wir zu Anfang dieser Zeilen mit einigen
Schlagworten streiften, fehlt leider. Ein Uebersehen untergeord¬
neter Bedeutung ist auch die Bezeichnung des Jac. Gallus als
»deutschen Palestrina«, welche man sonst Orlando Lasso gibt.
Gallus ist der übliche »österreichische Palestrina«, wenn man auf
*) Vielleicht würde aber eine genauere Durchforschung der
k. k. Hofbibliothek doch noch etwas zu Tage fördern.
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479
Nh. 15. — Oesteukeichisches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
solche Beinamen schon Wert legt. Eine höchst erfreuliche
Mitarbeiterschaft lieh dem Werke Josef Labor, welcher die
verloren gegangenen Stimmen der zwei Soloviolinen der Missa
Anteil Custodis in feinfühliger Weise neu ersetzte und auch
die bezifferten Bässe im Vereine mit den Herren Bibi und Wein¬
wurm musterhaft ausschrieb. Von der Ausstattung mit Vortrags¬
zeichen, welche die Neuausgabe alter Werke selten vermissen
lassen, ist Abstand genommen, ebenso fehlen die l.egato-Bügen
bei den lnstrumentalstimmen. Nur bei den Violinstimmen der
Missa sind sie eingefügt, aber dort durchaus nicht der Violin-
techmk gemäss.
Wir geben schliesslich noch eine Hebersicht der Werke.
Von Kaiser F erdinand III. ist aufgenommen : a) Miserere,
für Vocalsoli, Chor und Orgel ; b) Hymnus de Xativitate Do¬
min 7, für Vocalsoli, Chor, Instrumente und Orgel ; cd Litaniae
Lauretanae, für fünfstimmigen Chor und Orgel. Von Kaiser
L e o p o 1 d I. : a) Regina Coeli , für Sopransolo, Streichinstru¬
mente und Orgel ; b) Missa Angeli Custodis , für Vocalsoli, Chor
und Orgel ; c) Motette De Septem Doloribus B. M. für Vocal¬
soli, Chor, Instrumente und Orgel; d) Tres Lectiones , für Vocal¬
soli, Chor, Instrumente und Orgel ; e) Sub tuum praesidium , für
Sopransolo, Chor, Instrumente und Orgel ; f) Zwei Psalmen (Cau-
date Pneri und Miserere) für Vocalsoli, Chor, Instrumente und
Orgel; g) Drei Hymnen für Vocalsoli, Chor, Instrumente und
Orgel. Von Kaiser Josef 1. : Regina Coeli , für Sopransolo,
Streichquartett, Fagott und Orgel.
Die Auswahl ist, wie man sieht, eine reiche, und sie kommt
eventuellen Aufführungen bestens entgegen, die wir aus vielen
Gründen für ebenso wünschenswert halten, wie sie sich auch
dankbar erweisen werden.
Wien. M. Prunlechne r.
Roth Ch., Prof., Bildhauer in München : Plastisch-ana¬
tomischer Atlas . Zum Studium des Modells und der
Antike . Entworfen und gezeichnet von Ch . R, 24
Tafeln in Holzschnitt nebst 10 Er klarungs tafeln
und Text. Stuttgart, Verlag von Ebner und Seubert (Paul
Neff), Folio. Dritte Au fl. in 10 Li ctg. ä fl. — .90.
Das Studium des menschlichen Körpers hat von jeher
sowohl Kunstjüngern als auch nach wirklichem Kunst¬
verständnis ringenden Kunstfreunden die grössten .Schwierig¬
keiten bereitet, obwohl zu diesen Studien heute im Sezier¬
saale, in Sammlungen von Präparaten und Abgüssen,
endlich im Zeichensaale nach dem lebenden Modelle schein¬
bar genügende Gelegenheit geboten wird. Aber der Sezier¬
saal und die aus ihm hervorgehenden Präparate bieten
zumeist nur durch Krankheit destruierte Formen und immer
solche, die den Stempel des Todes an sich tragen ; die
lebenden Modelle — wer kennt diese Misere nicht!?
Woher soll bei dem Studium nach solchen Objecten die
Erkenntnis, das Verständnis des warm pulsierenden Lebens
kommen, woher die Fähigkeit, den inneren Menschen
durch den äusseren auszudrücken? Die Schule des vollen
Lebens kann weder Seziersaal oder anatomischer Vortrag,
noch auch das meist kümmerlich entwickelte — weil
in kümmerlichen Verhältnissen geborene, aufgewachsene
und lebende — Modell ersetzen. Es liegt da ein empfind¬
licher Mangel vor, den zu übcrbrücken das Bestreben
des Verf.s war, der mit seinem Atlas zugleich andere
Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten beim Studium
des Actes beseitigen wollte. — Wie weit ihm dies in
der vorliegenden Neuauflage seines Buches gelungen, kann
erst nach dem Erscheinen des ganzen Werkes endgiltig
dargelegt werden. Soweit die beiden ersten Auflagen und
die Hefte 1 — 3 der neuen (3.) Auflage ein Urtheil er¬
möglichen, war sein Streben kein vergebliches und darf
mit Recht auf verdiente Anerkennung hoffen.
Wien. A. Fuchs.
Neue Erscheinungen:
Ilg A. Dr., Ö.^terr. Bibliothek, I. Bd. Inh.: Die Gemälde-Samml.
im kunsthistor. Hof-Museum in Wien. Besprochen v. Hans Gras¬
berger. Wien, Graescr. 8°. (VI u. 224 S. m. 20 Abb.) fl. 1.20.
Reich E., Die bürgerl. Kunst u. die besitzlosen Volksclassen.
(Panem et Circenses !) Lpzg.Friedrich. gr.-8°. (IX. u. 27(3 S.) fl. 1.20.
Subert F. A., Das böhm. Nationaltheater in der internationalen
Musik- 11 . Thcatcr-Ausstelluug zu Wien im Jahre 1892. Prag,
Uibanek. Lex.-8°. (258 S.) fl. 1.50.
D welshauvcrs-Dcrv F. V,, Die »Cavalleria rusticana« u. ihre
Bedeutung f. Deutschland. Leipzig, Wild. 8". (24 S.) fl. —.30
Merten F., Harmonische Klangbildung, nach dem Grundaccord
gebildet u. erklärt. 2. Ausg Ebd. gr.-8°. (VIII u. 275 S.) fl. 3.—.
Atlas, kunsthistorischer. Hrsg, von d. k. k. Central-Commission
zur Erforschung u. Erhaltung der Kunst- u. historischen Denk¬
male unter d. Leitung Sr. Exccllenz des Präsidenten Dr. Josef
Alexander Freih. v. Helfert. X. Abthlg. Sammlung v. Abbild,
mittelalterl. Grabdenkmale aus den Ländern d. österr.-ungar.
Monarchie. Red. v. Dr. Carl Lind. I. Abthlg. bis zum Schlüsse
des XV. Jahrh. reichend. Taf. 1 — LI. Wien, Kubasta u. Voigt.
Fol. (IV u. 104 S.) 11. 7.—.
Kunstdenk male d. Künigr. Bayern vom 11. bis zum Ende d.
18. Jahrh. Beschrieben u. aufgen. im Aufträge des kgl. Staats¬
ministeriums d. Innern, f. Kirchen u. Schulangelegenheitcn. 1. Bd.
(In ca. 15 Lfgn ) 1. Lief. Die Kunstdenkmale d. Reg.-Bez.
Oberbayern. Bearbeitet von G. v. Bczold u. B. Riehl unter
Mitwirkung anderer Gelehrter 11 . Künstler. München, Albert.
Lex.-8°. (S. 1—48 m. 8 Taf.) fl. 6.—.
Brahm O., Karl Stauffcr-Bcrn. Sein Leben, seine Briefe, seine
Gedichte. Mit einem Selbstportr. d. Künstlers u. e. Briefe von
G. Freytag. Stuttgart, Göschen. 8". ^VII u. 340 S.) fl. 2.70.
Merz J., Das ästhetische Formgesetz der Plastik. Leipzig, See¬
mann. gr.-8°. (VIII u. 301 S. m. 44 Abbild.) fl. 2.10.
Hofmann R., Stilisirte Pflanzenformen in industrieller Vcrwendg.
u. mit Berücksichtigung der Technik u. d. Zweckes. 1. Serie:
Spitzen. gr.-Fol. Plauen, Stoll. (12 Taf. 1 Bl. Text.) fl. 9. —.
Spark W., Musical rcminiscences. London, Simpkin. Marshall
u. Co. 8°. 6 sh.
Büttner Pfänner zu Thal, F., D. Harnisch Herzog Leonhards
v. Weimar in der Kunstsammlung des Herzogs von Anhalt zu
Wörlitz. Dessau, Kahle, gr.-fol. (20 S. m. 2 Taf.) fl. 6.—.
Alpen-Landschaften. Ansichten aus der deutschen, österr. u.
schweizer Gcbirgswelt. Leipzig. Weber, gr.-fol. (16 S. mit 97
Ilolschn.-Taf.) fl. 12.—.
Wie man die Wiener Galerie verdorben hat. Ein Beitrag
zur Geschichte des kunsthistor. Hofmuseums. Wien, A. Bauer.
gr.-8°. (18 S.) fl. —.25.
Werke der Bildhauerkunst vom Friedhof in Genua. Zürich,
Füssli (20 Photogr.) 4°. fl. 3.60.
Engel V., Missa in honorem B. M. V. Für 4stimmig. Männer¬
chor. (Op. 6) Paderborn, Jungfermann. Partitur fl. —.72, Stim¬
men ä fl. —.18.
Wagner P. E., Missa in honorem Sancti Huberti. Für 4stimmig.
gemischten Chor. Ebd. Partitur fl. 1.20, Stimmen fl. —.90.
Ebner L., Lauretanische Litanei für 4stimmig. gemischten Chor
u. Orgel. (Op. 16.) Ebd. Partitur 11. 1.80, Stimmen u fl. —.18.
Schreiber W. L., Manuel de l’amateur de la gravurc sur bois
et sur metal au XV. siede. Tome II.. contenant un catalogue
des gravures xylographiques sc repportant aux saints et saintes,
sujets religieux, mystiques et profanes, ealendriers, alphabets,
armoiries, portraits et suivi d’une spöcification des falsifications
avec des notes critiques, bibliographiques et iconologiques.
Berlin, Cohn. gr.-8°. (XV u. 382 S.) fl. 7.20.
Gcrard Fr. A., Angelica Kauffmann. London, Ward u. Downey.
8°. 15 sh.
Melluci P., II verismo e l’idealismo in arte. Modena, Sarasimo.
8°. 2 1.
Malat J., Struenä vseobccnä nauka o hudbü se svlästm'm zfetelem
k zäküm ucicim se hfe na houslc anebo pevu. S eetnvmi
pi’ikladv notovvmi. (Allgem. Musiklehre.) Prag, Urbänek. 8°.
(144 S.*) fl. 1.—.
Duesbcrg Aug., Ueber Hebung der Volksmusik in Hinsicht
auf das »Erste Wiener Volksquartett f. classische Musik«, gr. 8°
(23 S.) Wien, Lesk & Schwidernoch. fl. —.24.
Ebers Geo., Sinnbildliches. Die kopt. Kunst, ein neues Gebiet
der altchristl. Seulptur, u. ihre Symbole. Eine Studie. Lex. 8".
(IV, 61 S. m. Zinkotyp.) Leipzig, W. Engelmann. fl. 2.40.
Mertens, Koni*., die Bildnisse der Fürsten u. Bischöfe v. Pader¬
born. 1498 bis 1891. Mit erläut. Texte, Lex.-8°. (24 Phot. m.
VI. u. 49 S. Text.) Paderborn, F. Schöningh. fl. 9.60.
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482
Nk. 15. Oesterreichisches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Fanta Franz, JUDr.: Zur Reform des Ratenhandels
VI Oesterreich. Prag, H. Dominicus. 1892, 8°. (70 S.) fl. — .60.
Die Abänderungsvorschläge des Verfassers zu den
Anträgen des Justizausschusses über den Gesetzentwurf
betreffend die Veräusserung beweglicher Sachen gegen
Ratenzahlung (Nr. 8 der Beilagen zu dem stenographi¬
schen Protokolle des Abgeordnetenhauses XI. Session)
sind im Wesentlichen folgende: 1. Der erste Absatz des
§ 1 : (»Hausierern ist der Abschluss von Vcräusserungs-
gcschäften beweglicher Sachen gegen Ratenzahlung sowie
die Einladung zum Abschlüsse solcher Geschäfte unter¬
sagt«) soll gestrichen und auf solche Weise dem Hausier¬
handel die rechtliche Gleichstellung mit dem übrigen
Ratenhandel gewährt werden (Seite 33). 2. An die Stelle
des zweiten Absatzes des § 5: »Bei dem Aufsuchen von
Bestellungen von Ort zu Ort oder von Haus zu Haus darf
die Einladung zum Abschlüsse solcher Geschäfte sowie
der Abschluss derselben nur in Gegenständen stattfinden,
welche zum Geschäftsbetriebe oder überhaupt dem wirt¬
schaftlichen Bedarfe des Erwerbes der Sache dienen« soll
nachstehende Formulierung treten: »Bei dem Aufsuchen
von Bestellungen von Ort zu Ort oder von Haus zu Haus
darf die Einladung zum Abschlüsse solcher Geschäfte sowie
der Abschluss derselben nicht in Gegenständen stattfinden,
welche offenb ar zum Geschäftsbetriebe oder überhaupt dem
wirtschaftlichen Bedarfe des Erwerbes der Sache nicht
dienen.« (S. 36.) — 3. § 7 des Entwurf es wäre durch die ge¬
sperrten Worte zu ergänzen: »Werbei Veräusserung beweg¬
licher Sachen gegen Ratenzahlung den Leichtsinn, die ihm
bekannte Nothlage, die Verstandesschwäche oder Uner¬
fahrenheit des Erwerbers dadurch ausbeutet . . .« (S. 42.)
— 4. Wäre § 2 des Entwurfes in der Richtung anzu¬
streben, dass der Verkäufer verpflichtet wäre, schon vor
der Unterschreibung des Ratenbriefes und nicht erst nach
abgeschlossenem Vertrage auf seine Kosten dem Käufer
eine Abschrift des Ratenbriefes zu übergeben. (S. 57.)
— 5. Dem nicht ungefährlichen Gebaren des Raten Ver¬
käufers, durch Scheinverträge die für den Ratenkauf gel¬
tenden gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen, wäre wirk¬
sam durch eine dem § 2 des Gesetzes vom 28. Mai 1881,
R.-G.-B. Nr. 47 nachgebildete Bestimmung zu begegnen.
Gegen den ersten Abänderungsvorschlag dürften über¬
wiegende Bedenken sprechen, die übrigen Vorschläge
stellen sich als wirkliche Verbesserungen dar, insbesonders
Nr. 3 und 5 aus dem Gesichtspunkte der Continuität
der legislativen Entwicklung. — Auch die metakritischen
Bemerkungen des Verfassers gegen Dr. E. Leo Meisseis
»Ueber die Regierungsvorlage betreffend die Veräusserung
beweglicher .Sachen gegen Ratenzahlung« (Juristische
Blätter XIX, 39) erscheinen überwiegend zutreffend.
Prag. Dr. Carl S ch e i m p fl u g.
Lindau, Paul: Der Mörder der Frau Marie Ziethen.
Ziethen oder Wilhelm f Nachwort v. Dr. M a x
Neu da. Mit einem Situationsplan der Elbcrfelder Oertlich-
keiten und einem Grundriss des Ziethen’schen Hauses. Zweites
Tausend. Breslau, Schlesische Buchdruckerei, Kunst- und Vcr-
lagsanstalt vorm. S. Schottländer. 1892. gr.-8°. (152 S ) 11. 1.50
Das Buch ist eine mit vielem Geschick verfasste
Verteidigungsschrift für den im Jänner 1884 als des
Mordes an seiner Ehefrau von dem zuständigen Schwur¬
gericht in Elberfeld schuldig erkannten, zum Tode ver-
urtheilten und seitdem begnadigt in Kerkerhaft befind¬
lichen Albert Ziethen. Man muss gestehen, dass L. die
Unschuld seines »Clienten« sehr glaubhaft zu machen
versteht, und dass er mit einer Virtuosität, die manchem
berufsmässigen Verteidiger zu wünschen wäre, alles für
seine Anschauung Sprechende zusammengetragen und zu
einem übersichtlichen, lückenlosen Ganzen verkittet hat.
Ja, es scheint dem unbefangenen Leser, sobald sich der
erste Eindruck zu ruhigerer Überlegung geklärt hat, fast,
dass der Verf. ein Bischen zu viel bewiesen habe, denn
es ist schier unglaublich, dass das Elbcrfelder Schwur¬
gericht mitsammt dem Rechtsanwalt des Angeklagten
und den übrigen Functionären alle die schwerwie¬
genden — und schon damals wohlbekannten —
Gründe, die L. für die Unschuld Ziethen’s ins Feld
führt, unbeachtet gelassen hätten. — Das Buch ist,
wie allerdings — wenige Stellen abgerechnet — nur
aus der Vorrede ersichtlich, gegen den Landgerichts-
director E. Barre gerichtet, der den Proccss seinerzeit
geleitet und im 68. Band der »Prcuss. Jahrb.« eine
Darstellung desselben geliefert hat, die allerdings zu einer
der L.’schen Anschauung gerade entgegengesetzten Schluss¬
überzeugung gelangt. Es wird sich nach dem Aufsehen,
das diese Schrift nicht nur in richterlichen Kreisen
hervorgerufen, kaum vermeiden lassen, dass nun die
oberste Justizbehörde selbst in die .Sache eingreife und
dem irritierten Rechtsbewusstsein des Volkes irgendwie
Genugthuung schaffe. — Das »Nachwort« des Wiener
Verthcidigers Dr. Max Ncuda, das zum guten Theile nur
eine lobende Kritik der vorausgehenden Arbeit L.’s ist,
bietet nichts Neues und ist wohl eher geeignet, den Ein¬
druck der Schrift abzuschwächen. Die knappe, präcisc
Darstellung L.’s bedarf nicht erst der rcclamehaften An¬
preisung Neuda’s, um Eindruck zu machen.
F. Sch.
Allgem. Juristenzeitung, hrsg. v. Dr. M. Breitenstein. (Wien,
Breitenstein.) XVI, 2.
Dr. L. Ritter v. Kautsch, Das neue Eisenbahn-Betriebs¬
reglement. — Permanenter Strafgesetz-Ausschuss. — Standes- u.
Tagesfragen. — Rechtssprechungen. — Litteratur. — Personal¬
nachrichten.
Socialpoiitisches Centralblatt, hrsg. v. Dr. H. Braun (Berlin,
Guttentag). II, 1.
Dr. F. v. Liszt, Determinismus u. Strafrecht. — Sociale
Wirtschaftspolitik u. Wirtschaftsstatistik. — Struve, Die Bauern¬
pacht in Russland. — Arbeiterzustände. — Gewerkschaftliche
Arbeiterbewegung. — Politische Arbeiterbewegung. — Hand¬
werkerfragen. — Arbeiterschutz-Gesetzgebung. — M. Ouarek,
Die Vertagung d. Sonntagsruhe im deutschen Reich. — Gcwerbc-
inspcction. — Arbeiterversichcnmg. — Wohnungszustände.
Neue Erscheinungen:
Festgabe, Rudolf v. Ihering zu seinem Doctor-Jubiläum über¬
reicht von d. rechts- u. staatswissenschaftl. Facultät zu Strass¬
burg. 1. Das Sabinussystcm von 0. Lend. 2. Vergeltungsidee
u. Zweckgedanke im Strafrecht. Zur Beleuchtung der »neuen
Horizonte« in d. Strafrechtswissenschaft v. A. Merkel. Strass¬
burg, Trübner. 8". (175 S.) 11. 2.10.
Keber H., Gegen das Verbot d. reformatio in pejus, ein Symptom
d. Zurückweichens d. staatlichen Strafgewalt vor d. Verbrecher.
Spandau, Neugebauer. gr.-8". (II u. 119 S.) fl. 2.16.
Die Arbeiterfrage und die Arbeiter-Versicherungs-Gesetze. Von
einem Arbeiterfreunde. Pilsen, Maasch. gr.-8°. (50 S.) 11. —.50.
Pollaezek A., Versicherungsrechtliche Entscheidungen d. k. k.
Obersten Gerichtshofes in Wien. Wien, Pcrles. gr.-8". (IV und
312 S.) 11. 3.60.
Figdor S., Parlamcntswisscnschaft. III. Die parlamentar. Technik.
Berlin, Puttkammer & Mühlbrccht. gr.-8°. (VII u. 95 S.) fl. 1.44.
Enncccerus L., Die Steuerreform in Staat u. Gemeinde. Mar¬
burg i. H. f Eiwert. gr.-8“. (IV u. 100 S.) fl. —.84.
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483
484
Nr. 15. — Okstkrreichisches Lm eraturbi.att. — I. Jahrgang.
X ieu wen h uis F. D., Die verschiedenen Strömungen in der
Socialdemokratie. Aus dem Franzos, v. A. Auerbach. Berlin,
Harnisch. gr.-8". (31 S.) fl. —.30.
Buchenberger A., Agrarwesen u. Agrarpolitik. 1. Bd. Lehr- u.
Handbuch d. politischen Öconomie. In einzelnen selbständigen
Abtheilungen. In Verbindung m. A. Buchenberger, K. Bücher,
H. Dietzel u. A. Bearb. u. hrsg. v. A. Wagner. 3. Hauptabth.
Praktische Volkswirtschaftslehre. 2. Thl. Leipzig, Winter. gr.-8".
(XV u. 615 S.) fl. 9.—.
Gebauer II., Die Volkswirtschaft im Königr. Sachsen. Histor.,
geographisch u. statistisch dargestellt. 1. Bd. Dresden, Baensch.
gr.-8". (III u. 612 S.) 11. 6.—.
Klein E., Der Socialdemokrat hat das Wort! Die Socialdemo¬
kratie, beleuchtet durch mehrere hundert Zeugnisse v. Partei¬
genossen. Freiburg i. B., Herder. gr.-8". (\ r 111 u. 198 S) fl.—.90.
Wolfl* Th., Das Absonderungsrecht im Concurse, mit besonderer
Berücksichtigung d. preuss. u. gemeinen Rechts systematisch
dargestellt. Berlin, Guttentag. gr.-°. (XVI u. 526 S.) fl. 6.—.
Canstein R. Frh. v., Compendium d. österr. Rechts. Das Üivil-
processrecht unter besonderer Berücksichtigung der Rechts¬
sprechung d. obersten Gerichtshofes 1. Bd. 2. Aull. Berlin,
lieymann. gr.-8". (XV u. *418 S.) fl. 4.80.
Pfcnninger H., Grenzbestimmungen zur criminalislischen Impu-
tationslehrc. Festschrift. Zürich, Mever & Zeller. gr.-8". (XII u.
103 S.) fl. 1.50.
Malon B., Precis historique, theorique et pratique de socialisme.
Paris, Alean. 12". 3 Fr. 50 c.
Gossa K., I fenomeni della finanza pubblica c i loro rapporti
con l’economia finanziaria. Mailand, Hoepli. 8". 2 L. 50 c.
Vacchelli G., La responsabilitä civile della pubblica ammini-
strazionc c il diritto comunc. Fbd. 8". 3 L. 50 c.
Ferrarini L., La invaliditä degli atti giuridici. Vol. I. Modena,
Sarsino. 8°. 3 L. 50 c.
Szeliga Maciej, 0 reformie waluty czvli zmianie pienigdzy w
Austryi. (Währungsreform.) Lemberg, Altenberg. (18 S.) 11. —.05.
Stysinski, Bron. ks. Polski socyalizm a cudzoziemczyzna. (Der
poln. Socialismus u. d. Ausland.) Krakau, Gebethner & Co.
16". (82 S.) 11. —.30.
Szyszkicwicz A., W kwestyi zwvczajnvch funduszow zasob-
nvch. (ln d. Frage über d. gewöhnl. Vorraths-Fond.) Kbd. kl.-8".
(33 S.) fl. —.40.
Militärwissenschaften.
Peters, Dr. Carl: Gefechtsweise und Expeditionsfiih-
l'Uttg in Afrika . Berlin, Walther und Apolant, gr. 8°
(19 S.) fl. —.30.
Das zum Titel so gut passende Motto: Toujours
en vedette! und der Name des Verfassers erfüllen mit
Hoffnungen. Der Leser vermeint, Dr. Peters werde da
das reiche Schatzkästchen seiner afrikanischen Erfahrungen
aufthun ; Lehrreiches und Wissenswertes spenden. Aber
am Lude angelangt muss er sich enttäuscht die Frage
stellen: Wem ist das Schriftchen vermeint? Welchen
Zweck soll cs erfüllen ? Soll es etwa einem europäischen
Expeditionsführer in Afrika als Vademecum dienen? Das
ist schwer anzunchmen ; denn diesem muss doch a priori
soviel Kenntnis des Militär-Felddienstcs und der bezüg¬
lichen afrikanischen Besonderheiten zugemuthet werden
und, sammt den in Afrika erforderlichen Vorsichten,
tatsächlich innewohnen, als seine Aufgabe fordert; —
also alles und noch viel mehr, als unser Opuskel
lehrt. Selbst des Doctors, als Cäsaris redivivi, väterliche
Apostrophe: Toujours en vedette! wird kaum Verwen¬
dung linden. Der unerfahrenste Expeditionsführer wird
erwidern: »Schon bekannt.« Wem also sollen siefrommen,
die bedruckten Seiten dieses Büchleins? Etwa dem lesen¬
den Publikum, welches sich um den schwarzen Weltthcil
interessiert? welches, wenn ein Afrikakundiger von der
Bedeutung des Verfassers sich über afrikanische Dinge
vernehmen lässt, mit Recht erwartet Neues zu erfahren,
oder über das Bekannte besser unteirichtet zu werden?
Diesem geht cs dabei nicht besser, als dem Expcditions-
führcr. Jedermann weiss alles und noch viel mehr, als es
da zu lesen gibt. Sollte denn P., welchem, wie er selbst
klagt, vorgeworfen wird, dass er in praxi das Leben
seiner Leute leichtsinnig aufs Spiel zu setzen pflegt, mit
dieser theoretischen Abhandlung über Vorsicht zurSchonung
des Menschenlebens seine Gegner widerlegen wollen?
_ Sp.
Melentjef, Anleitung zur Ausbildung von Kriegs¬
hunden. Aus dem Russischen übersetzt . Berlin,
Militärverlag von Eisenschmidt. 1891. 8". (47 S.) fl. —.36.
Diese Uebersetzung wird Vielen, und nicht nur
Militärs, von Interesse sein. Es zerfällt das Buch in drei
Theile. Der erste enthält allgemeine Regeln über Auswahl,
Pflege und Unterricht des Hundes, während der zweite
Theil Dress ir, Ausbildung im Gelände für den Dienst
auf Patrouille, in der Postenkette u. s. w. enthält. Der
dritte Theil schildert die Dressur von Kriegshunden für
besondere Zwecke ; er ist der schwächste und wohl nicht
ganz ernst zu nehmen. In der Praxis wird sich Manches
anders gestalten, als es sich der Verf. ausmalt.
Berlin-Steglitz. Prof. Hamann.
Die Reichswehr mit den Sonntagsbeilagen »Die Vedette« und
»Oest.-ung. Wehr-Zeitung-. IV, 372—378.
(372.) Zum 18. August 1892. — Feld-Pionnier-Arbeiten. —
(•Die Vedette«:) Die Bedeutung des Vetcranenwcscns. —
Mittheilungen aus Veteranenkreisen. — (373.) Die russische
Schwarze Meer-Flotte. — Die Geographie in den Militärschulcn.
— (374.) Unser rauchloses Pulver. — Gibraltar und Ceuta —
(»XVchrzeitung« :) Die schweizerischen Recruten. — (375.) Zwei¬
jährige Dienstzeit. — Zugsverspätungen u. Eisenbahn-Katastrophen.
— Enthüllung des Denkmales bei Slankamen. — (376.) Die
Schulung der Infanterie nach Ausbildungs-Kategorien. — Corps-
Intendanzen im russischen Heere. — (377 ) Nochmals das rauch¬
lose Pulver. — Die Schulung der Infanterie nach Ausbildungs-
Kategorien. (Schluss.) — (»Die Vedette»): Eine militärische
Trauerfeier. — Zur Titel- und Waffenfrage. — Mittheilungen aus
Veteranenkreisen. — (378) »Recognoscierungen« in Pamir. — Neue
Sehicssregeln für die Feldartillerie.
Militär-Zeitung. XLVI, 29-31.
(29.) Zum 18. August. — Die Eruptionen des Aetna. — Der
deutsche Train. — Der Bundesverein der Unterofficiere in der
Schweizer Armee. — (30.) Militär-Elementar-Schiessstütten. —
Enthüllung d. Siegesdenkmals b. Neu-Slankamen. — Eine Kricger-
feier in Mauer. — Ein Festtag der Karlstädter Intanterie-Cadeten-
schule. — (31) Die Caravellen des Columbus. — Eine neue
deutsche Militärvorlage. — Der Bundesverein der Unterofficiere
in der Schweizer Armee (Schluss).
Armeeblatt. XI, 32—35.
(32.) Zur Reform der Militär-Strafproccssordnung. - Die
technischen Truppen 1716—1892. — Fahnenweihe d. 36. Infanterie-
Regimentes. — (337) Zum 18. August. — Die Schlacht bei Slan¬
kamen (19. August 1691). — Der Fassmesser. Svstem Matievic.
— Militär-Schlächtereien im Frieden. — (34.) Der deutsche Kaiser
über die zweijährige Dienstzeit. — Die russ. Armee. — Lebens¬
bestätigung auf Pensionsquittungen. — (35.) Eine Sommer-Feld-
kappe. — Russlands Feldmörser-Regimcntcr. — Betrachtungen
eines Militär-Juristen über den Luftballon als Kriegsmittel. — Der
Hund im Dienste des rothen Kreuzes.
Armee- u. Marine-Zeitung. X, 428 — 429.
(428.) Das Heeresstrafrecht. — Über die Fabrikation von
»Cordite«. — Wirkung u. Anwendbarkeit neuer Desinfectionsmittel.
— (429.) Die neue Donaubrücke bei Komorn. — Zur mobilen
Küstenvcrtheidigung. — Die Lebensbestätigung auf den Pensions¬
quittungen.
Organ der militär-wissenschaftlichen Vereine. (Wien, Verl,
d. mil.-wiss. Vereines.) XLV, 2—3.
(2.) Der k. u. k. Militär-Fccht- u. Turnlehrer-Curs in Wr.-
Neustadt. — Über Schneeschuhe u. deren militärische Verwendung.
— Das Infanterie-Regiment als Administrationskörper und als
taktischer Verband. — (3.) Obcrstl. X. v. Wuich, Allgemeine
Betrachtungen ü. d. Gewehraufsatz. — Dr. Joh. Schöfer, Bei¬
träge zum Menagebetriebe. — A. Hubel, Die Unternehmung des
Detachement v. Baltenstern im Loi-Thalc 26. u. 27. December 1870.
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Nr. 15. — Oesterrrighisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
486
Mittheilungen über Gegenstände d. Artillerie- und Genie¬
wesens. 1892, 7, 8.
(7.) Klar, Die Befestigungen an d. französisch-deutschen
Grenze. — Exler, Über elektrische Kraftübertragung (mit be-
sondetcr Berücksichtigung des Wechsel- und Drehstromes). —
(8.) Dolleczck, Das Artillerie-Schiessspiel. (Beitrag z. Erlernung
u. Übung d. Schiess- u. Corrcctur-Regeln.) — Dr. Habart, Die
Geschosswirkung d. 8 mm Handfeuerwaffen an lebenden Zielen.
— Exler, Über elektrische Kraftübertragung. (Schluss.)
Neue Erscheinungen:
Ko walk Dr., Militärärztlicher Unterricht f. einjährigfreiwillige
Aerzte u. Unterärzte sowie f. Sanitätsofficiere des Beurlaubtcn-
stundes. Berlin, Mittler u. Sohn. 8°. (XII u. 299 u .t 11. 2.40.
Henseling, Die Kriegsartikel mit Erläuterungen. Berlin, Eisen¬
schmidt. 8°. (56 S.) fl. 36.—.
Fuld Dr., Die Regelung d. milit. Strafverfahrens im deutschen
Reich. Stuttgart, Lcvy u. Müller. 8°. (28 S.) fl. —.45.
Exercir-Reglement f. die Feldartillerie. Berlin, Mittler u. Sohn. 8°.
(XII u. 200 S.) fl. 1.20.
Dcvaureix, Cinquante problemes tactiques discutcs et traites
sur la carte de rethel. Paris et Nancv, Berger-Levrault et Cie.
8°. (XIX u. 380 S.) fl. 4.50.
Castncr, Das Schiesspulver in seinen Beziehungen z. Entwicke¬
lung d. gezogenen Geschütze. Mit 17 Abb. Berlin, Mückenberger.
8°. (29 S.) fl. —.96.
Conferences sur V artillerie de Campagne a V usage des officiers
des autres armes et des officiers de la reserve et de V armee
territoriale. Paris et Nancy, Berger-Levrault et Cie. 8". (VIII.
163 u. 4 S.) fl. 1.50.
Bracht Theod , Ernstes u. Heiteres aus dem Kriegsjahre 1870/71.
Erlebnisse eines Studenten und Einjährigen des königl. sächs.
8. Inf.-Regm. Nr. 107, namentlich während d. Belagerung von
Paris. Halle a. S., Verlag d. Buchhandl. des Waisenhauses. 8“.
(239 S.) fl. 1.44.
Bleib treu Karl, Geschichte u. Geist d. europäischen Kriege. I.
Friedrich d. Grosse u. d. Revolution. Kritische Historie. Leipzig.
Friedrich. 8°. (VI u. 167 S.) fl. 1.80.
Zanclli Severino, II reggimento piemontc reale Cavalleria dalle
origini ai nostri tempi. Cittä di Castello, Lapi. 4°. (235 S.)
fl. 3.60.
Nordenfeit Th., Notes sur 1’ artillerie de Campagne a tir rapide.
Premiere partie. Paris et Nancv, Berger-Levrault et Cie. 8°. (IV
u. 53 S.) fl. —.30.
Mülinen Wolfg. Fried, v., Das französische Schwcizer-Garde-
regiment am 10. August 1892. Luzern, Gebrüder Räber. 8°. (VII
u. 214 S.) fl. 2.16.
Manz’schc Gesetzausgabe. X. Band. Die Vorschriften üb. d. Er¬
füllung d. Wehrpflicht nebst d. übrigen damit im Zusammen¬
hänge stehenden Gesetzen u. Verordnungen. Sechste, neu bearb.
Aull. Wien, Manz. 8°. (X u. 819 S.) fl. 2.50.
Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten d. General-Feld¬
marschalls Grafen Helmuth von Moltke. V. Band. Briefe, zweite
Sammlung, u. Erinnerungen. Berlin, Mittler u. Sohn. 8°. (XIV
u. 345 S.)
Übungen z. System. Ausbildung einer Escadron im Felddienste.
Wien, Seidel u. Sohn. 8°. (113 S.) fl. —.80.
Hoffmeister E., Unser Exercier-Reglemcnt f. die Fusstruppcn
im Lichte d. Zukunfts-Taktik. Wien, Seidel u. Sohn. 8°. (72.S)
fl. —.70.
Berendt R., Sammlung milit.-wissensch. Vorträge und Aufsätze
Tn zwanglosen Heften. Heft L: Erlebnisse b. d. Einnahme von
Le Mans 11.—13. Januar 1871. — Ruhetag in Tours Februar
1871. — Heft II: Heer und Nationalkraft. Volkswirthschaftlich-
nationalökonomischc Untersuchung in Beziehung auf die zwei¬
jährige Dienstzeit. Düsseldorf, Schrobsdorff. 8°. (14 u. 28 S.)
fl. —.84.
Schöne Litteratur. Varia.
Friedländer, Helene : Ein Denkmal, Mit zwei Licht¬
drucken, Wien, Frick 1892. gr.-8". (123 S.) fl. 1.80.
Ein schönes und liebenswürdiges, ein hoch- und
vielseitig begabtes und dabei anspruchslos bescheidenes
Wesen, und so früh sterben und so langsam sterben —
fast drei Jahre ! Die Worte, S. 19 — 22, die sie nach dem
ersten Jahre ihrer schweren Krankheit zu Papier gebracht,
sind tiefergreifend in der wahren Selbstschilderung, wie
sie ihren trostlosen Zustand vor Augen hat und immer
wieder mit der Resignation kämpft, sich ihn gefallen zu
lassen, jene »eigene Welt des Leidens und des Jammers,
an die wir uns fester und immer fester anklammern und
die uns förmlich lieb und heilig wird.« Sic war Dichterin
und Bildhauerin, das eine, ohne je damit prunken zu
wollen, das andere um sich, mehr noch um ihre Lieben
damit zu erfreuen. Die Gedichte hat die Mutter nach
dem Tode der innigstgcliebtcn Tochter gesammelt, L. A.
Frankl hat dieselben mit einer Charakterskizze eingcleitet.
Von den beiden artistischen Beilagen ist die eine das
Porträt, die andere das von Meister Tilgner sinnvoll ge¬
dachte und ausgeführte Grabmal der jugendlich Verblühten
— am Schlüsse das eine Wort: »Ausgelitten.«
v. H.
Seidel Heinrich: Gesammelte Schriften. I. Band: Lehe¬
recht Hühnchen , Jorinde und aridere Geschichten .
p. Tausend. iScj2. (366 S.) — UI. Band: Neues
von Leherecht Hühnchen und anderen Sonderlingen .
6. Tausend. iSp2. (344. S. m. e. Notenheil) —
VIII. Band: Leherecht Hühnchen als Grossvater.
l8pO. (273 S.) Leipzig, Liebeskind. kl.-8°. ä Band fl. 1.80.
Seidel hat in Leberecht Hühnchen eine der an-
muthigsten Gestalten geschaffen, die je ein Dichter ersonnen.
Wer den Mann mit dem Kinderherzen und der Gabe, an
Allem sich zu erfreuen, alle Geschicke des Lebens von
der Sonnenseite zu betrachten, einmal kennen gelernt hat,
der kehrt immer wieder gern in die stille Häuslichkeit
desselben ein und lebt mit ihm, in dem engen Kreise
seiner Lieben, schöne Stunden. Es ist ein Buch, bei dessen
Lectüre Herz und Seele sich allem Guten und Schönen
erschlicssen, in Wahrheit eine »Kunst, bei der uns wohl
wird«. In einer Zeit, in der die Entartung des Kunst¬
verständnisses und der Freude an der schönen, natür¬
lichen Einfachheit so weit vorgeschritten ist, wie bei uns am
Ende des Jahrhunderts, da Schriftsteller wie Ola Hansson
fast typisch werden und die »jüngsten Deutschen« sich
in der Ausmalung des Widerlichen und Peinlichen
zu überbieten suchen, ist es ein wahres Labsal, einem
Manne zu begegnen, der, einem der alten Meister ver¬
gleichbar, still und emsig seiner erhebenden Arbeit obliegt
und die Kunst versteht und übt, die Menschen auf sich
selber zurückzuführen, die unzähligen Freuden und Sonnen¬
blicke des Lebens zu erkennen und dankend zu gemessen,
die Leiden, die ja nie und nirgends ausblciben, entweder
fröhlichen Herzens zu einer leichten Bürde zu machen
oder, wenn sie allzuschwer sind, in festem Gottvertrauen
und ruhiger Zuversicht hinzunehmen. Eines der herrlichsten
Capitel des Buches ist wohl das zehnte des letzten Bandes,
»Dunkle Stunden« — die Krankheit und der Tod des geliebten
Kindes. Hier bewährt sich die Philosophie des Lcbens-
künstlers Hühnchen, aber auch der ganze Reichthum des
Talentes S.’s. Wir können keinen besseren Rath geben,
als »Leberecht Hühnchen« zum Hausfreunde zu machen;
das ist wahrlich ein Buch, das es wie wenige verdient,
in jeder Familie seinen Platz zu haben.
Nur nebenbei sei erwähnt, dass S. die Sprache
meisterhaft handhabt, und dass ihm das ganze Register
von Tönen, vom tiefsten Schmerz bis zur fröhlichsten
Ausgelassenheit, zu Gebote steht. Am liebsten aber bewegt
er sich in der Sphäre des Humors und wenn man eine
Classification vornehmen wollte, müsste man S. darum
unter die Humoristen einreihen, wo er seinen Platz un-
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Nr. 15. — Oesterreichfsches Lttteraturbi.att. — I. Jahrgang.
488
mittelbar neben Fritz Reuter verdient. Die Sprache S.’s
hat ein cigenthümlich classisches Gepräge, das stark an
die Prosa Goethe’s gemahnt und doch modern in jeder
Zeile ist. Schnürer.
Brandies, Bechtold: Aus beiden Hemisphären. Anthro¬
pologisch-ethnologische Novellen. Berlin, Eduard Rentzcl.
1892. 8°. (198 S.) 11. 1.80.
Ein schlechtes Buch. Der anthropologische oder
ethnologische Werth desselben ist gleich Null, der sitt¬
liche und literarische sinkt unter dieses Mass. In sitt¬
licher Hinsicht muss vor dem Werke mit dem prunkenden
Titel geradezu gewarnt werden: es enthält in sechs Er¬
zählungen die Darstellungen einer Reihe von Liebesaben¬
teuern gröbster Sorte. Da es ist fast noch ein glücklicher
Umstand, dass der Yerf. nicht über so viel stilistische
Begabung verfügt, um — wie gewisse französische Roman¬
schriftsteller — durch die schöne Form über den ver¬
derblichen Inhalt hinwegzutäuschen. Ja manchmal macht
es geradezu den Eindruck, als erkünstle der Yerf. ein
schlechtes Deutsch, um sich den Anschein zu geben,
als habe er in den exotischen Gegenden seine Mutter¬
sprache verlernt. Wer in deutschen Landen sagt »er sähe«,
»er verliehe« u. dgl. und wem kann dies internationale
Kauderwälsch (»Der Malade« für »der Kranke« u. s. w.)
gefallen? Yon der Geschmacklosigkeit der Bilder, dem
gezwungenen Humor und allem Anderen, was in dem
Buche peinlich und widerlich berührt, ganz zu gesclnvei-
gen. Noch einmal: ein schlechtes Buch, durch dessen
Titel man sich nicht möge irre führen lassen.
Schnüre r.
Greinz R. II.: Tiroler Leut. Berggeschichten und
Skizzen. Erfurt, Bacmeistcr's Verlag. 1892. 8° (115 S )fl.—.60.
In Nr. 8 des Oesterr. Litteraturblattcs ist auf obige Arbeit
eines »jungen Tiroler Schriftstellers« hingewiesen, den
Ad. Pichler schon vor mehr als Jahresfrist »ein Wunder¬
kind« genannt hat, »denn er hat in einem Jahre vier
Werke auf den Markt geschleudert, deren jedes mehr¬
jährige Vorarbeiten gebraucht hätte«. Eine solche Vor¬
bereitung hatten diese »Tiroler Leut« nicht von Nöthen,
cs sind der Hauptsache nach aus dem Leben der Berg¬
heimat gegriffene Gestalten, die mit derbem, mitunter
nicht ungeschicktem Stifte gezeichnet werden. Leider
laufen dabei Trivialitäten schlimmster Sorte mit unter.
Wenn er in »cFheilige Stiag’n« eine alte, einfältige (weil
zu fromme) Person zeigt, die dem Pfarrer »die Hand’
abschleckt«, wenn er in »d’ Erlösung aus’m Fegefeuer«
von einem »grossen Herrn«, »dem Erzengel .Soundso«
spricht, der »’s Maul aufthuat« und seine Engel »Spott-
hanslcn« nennt, — »dö Lackeln« tituliert sie G. — und
im »Organistcn-Krust« von einem erzählt, der schnarchte
»wie sieben Erzengel, wenn sie die Ewigkeit verschlafen
haben« — so sind dies noch lange nicht alle Geschmack¬
losigkeiten der G.’schen Muse. G. wird, wie so mancher
Moderne, abgeschmackt und ungeniessbar, wenn er sich
auf religiöses Gebiet begibt. Ebenso ungeniessbar ist aber
auch das Gemisch von Hoch- und angeblichem Tiroler-
deutsch, wie denn schon Pichler auch darüber bemerkt,
dass »Greinz nicht einmal des Dialektes völlig mächtig«
ist und ihm seine Kenntnisse als »gründlicher Germane«
an den saf tigsten Proben nachweist. G. zählt in jene
Kategorie von Brotschreibern, die an moderner, verflachter
Tendenz ihr Möglichstes leisten ; leider findet sich unter
diesen so mancher Jungtirolcr, aber Alttirol wird wenig
Freude haben, wenn sein Kernvolk, seine Art und Sitte
in so wenig pietätvoller Weise charakterisiert werden.
W.
Alte und Neue Welt. jEinsiedeln, Benzinger). XXVII, 1.
J. Ed hör, Bis d. letzte Heller gezahlt ist. Roman. — F. Hoch¬
länder, Blicke in d. Werkstätte eines Bildhauers. — H. Leher,
Das Volksschauspiel zu Kraihurg. — R. March, Prinz Osrnan.
— J. Pohl, Dichterdienst. (Ein Herbstlied.) — E. Müller, Das
künftige Altdoifer Teil-Monument. — Ph. Frei dank, Die Börse.
— A. O. Klausmann, Reisende Virtuosen. Eine lustige Geschichte
nach d. Leben.—Th. Berthold, Windmühlen-Idvll. — A. Heine,
Die engl. Küchen u. Keller. — Die Redner auf der 39. Gcneral-
veiSammlung der Katholiken Deutschlands. — Für d. Frauen u.
Kinder: Warum? — Wie soll, wir unsere ansteckenden Kranken
pllcgen ? — Linchcn und Minchcn. — E. Müller, Der Meer¬
schneck. — Rundschau in Wort u. Bild.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet). VIII, 7.
E. G. f Fürstbischof Dr. Johannes Zwerger. — A. M., Auf
Gott vertraut. Erzählung. — L. H e i 1 m a y r, Cristobal Colon.
(Christoph Columbus.) — F. Walther, Im Forsthause. Eine
Waldgeschichte. — F. Pcson dorfer, Beim Gollinger Wasser¬
fall. — R c d e a t i s, Don Augustinos Töchterlein. — L. Wirth,
Die Cholera u ihre Behandlung. — Ein kritischer Augenblick. Epi¬
sode aus dem [.eben eines Akrobaten. — Gedichte v. A. Schaum¬
bach, J. Erlenburg, A. Hagenauer, y. — Kathol. Chronik. —
Litteratur, Kunst u. Wissenschaft. — Hauswesen. — Buntes.
La Ricreazione. Pcriodico istruttivo c dilcttevolc di varictä con
illustrazioni. Hrsgb. v. Vincenzo Koschir (Triest). I, 1 —19.
Sir W. Edward Gladstonc. — Pensieri d’autunno. — II mo-
numento a Paolo Sarpi. — Ultima orn. — Ncl mondo degli
spiriti. — II primo clefante a Vienna. — Dio csiste. — Cornggio
premiato. — Un po di tutto. — Sguardo politico. — Xella patria
di S. Giusto. — Buona stampa. — Passatempi.
Prochaska’s lllustrirte Monatsbände. (Tcschcn, Prochaska.)
IV, 1—3.
(1.) J. J. Kraszewski, Ohne Herz. Roman. (Forts, in
2 u. 3.) — F. W. Robinson, Zu spät 1 — Dr. B. Schwarz,
Ins Land u. am Hofe von Rumänien. — G. van Muyden, Der
Bernstein. Gewinnung u. Verarbeitung. — Th. Seel mann. Dos
Gewitter. — Th. Schlegel, Unsere Schlangen. I. Giftlose Schlangen.
(2.)M. B ree, Der Geheimpolizist. — E. Grosse, Aus d, Vor¬
geschichte Amerikas. (Schl, in Bd. 3.) — Prof. Dr. \V. Hess, Der
kleinste Raubritter in Wald u. Flur. Skizze aus d. Thierwelt. —
R. Baumgartner, Geschichtslügen. — Th. Seel mann, Ab¬
norme Menschen. — Misccllcn.
(3.) W. Wendlandt, Schach-matt! — A. Schein er, Schatz¬
gräbers Leid u. Freud im dunklen Erdthcil. — Ch. W. Magnus,
Goctlie u. sein »liebes Nest« Jena. — Th. Seel mann, Der Kampf
gegen die Cholera. — E. Holzinger, Ein Blick hinter die Cou-
lissen des Orients. — L. Fleischner, Das Volksschulwesen
Englands. — Miscellen.
Deutscher Hausschatz in Wort u. Bild. (Regensburg, Pustet.)
XIX, 1.
M. Herbert, Vanitas. Novelle. — Galerie hervorragender
Centi umsredner. XVIll, Dr. Adolph Franz. V T on Rhenanus. —
H- Kciter, Stachelver.se. — Ph. Freidank, Faule Gründungen.
— J. Sturm, Schwalhenlied. — L. Schmitz, Über Fallsucht
(Epilepsie). — K. May, Der Mahdi. Reiseerzählung. II. Bd. Im
Sudan. — Th. Singolt, Herbst. — Bilder aus Carlsbad. I. —
M. Herbert, Heil’ge Armut! — Dr. Fr. K. Berlage, Die Zigeuner
u. Scherenschleifer auf dem Ilümmlinge. — Schlangen im Berliner
Aquaiium. — Biographische Gedenktage. — Für die studierende
Jugend. — Die deutschen Mundarten im Liede. — Männer des
Tages. I. Rudolf v. Ihcring. — Kath. Theologen deutscher Zunge
(Dr. J. E. Heiser. — Dr. Isidor Silbernagl. — Dr. J. Nirschl.
— Dr. Jos. Grimm. — Dr. A. Krawutzkv). — Edm. Hardy,
Englands Culturmission in Indien. — J. Dackwcilcr, Die Biene u.
ihr Magen. — Die Ernte des Todes: Dr. Johann Bapt. Renninger.
— F. Chr. B. Ave-Lallcmant. — Dazu Beil.: »Für die Frauenwelt«.
Neue Erscheinungen:
Merkcns II. Was sich das Volk erzählt. Deutscher Volkshumor.
Jena, Costcnoblc. 8". (XIII u. 280 S.) 11. 3. —.
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489
Nr. 15. — Oesterreichisches Littbratijrblatt. — I. Jahrgang.
400
Kirchbach W., Das Leben auf der Walze. Roman. Mit 10 Bildern
v. G. Koch, Holzschn. v. R. Brend’amour. Berlin, Verein d. Bücher¬
freunde. 8°. (403 S.) fl. 3.—.
Kitir J., Blätter d. Freundschaft. Neue Gedichte. Leipzig, Schulze.
gr.-16°. (20 S.) fl. —.36.
Huch R., Evoe! Dramatisches Spiel. Berlin, Besser. 8°. (VII u.
519 S.) fl. 1.20.
Manz G., Tagebuch. Gedichte u. Skizzen. Leipzig, Wild. 8°.
(III u. 117 S.) fl. 1.65.
Weissenthurn M. v., Eine Schicksalsfrage. Roman. Hamburg,
Laeisz. 8°. (274 S.) fl. 3.—.
Boy-Ed J., Ein Kind. Novelle. Leipzig, Reissncr. 8°. (122 S.)
fl. 1.20.
Gottschall R. v., Romeo u. Julia am Pregcl. Novelle. Ebd. 8°.
(264 S.) fl. 3.—.
Jensen W., Jenseits d. Wassers. Roman. Ebd. 8°. (201 u. 217 S.)
fl. 4.80.
Jack Th. G., Die Handschrift an der Wand. Eine Bekehrungs¬
geschichte aus der Gegenwart. Frei aus dem Englischen von
C. Wagner. Darmstadt, Waitz. 8°. (VI u. 208 S.) fl. 1.08.
Th eie H., In stillen Stunden. Gedichte. Saarlouis, Hausen. 8°.
(304 S.) fl. 1.80.
Win deck H. v., Im Spiegel der Zeit. Ein heimatl. Liederstrauss.
Stuttgart, Bonz & Co. 8". (XII u. 138 S.) II. 1.20.
Kavelin K. et Tourquenev, Lettres a A. Herzen. (In russ.
Sprache.) Basel, Georg. 8". (XII u. 227 S.) fl. 1.80.
Schaefer F., Gedichte. Berlin, Haack. 8". (112 S.) 11. —.90.
Vacano E. M., Das Herz d. Gräfin u. andere Novellen. Wien,
Hauschild. 8". (III u. 155 S.) fl. —.60.
— Die Seufzerbrücke u. andere Novellen. Ebd. 8°. (III u. 143 S.)
fl. —.60.
Mey B., Er ist verrückt. Paderborn, Bonifacius-Druckerei. 12“.
(24 S.) fl. —.18.
Garborg A., Müde Seelen Roman. Deutsch v. Herzfeld. Berlin,
Fischer. 8“. (336 S.) fl. 2.10.
Halbe M., Eisgang. Modernes Schauspiel. Ebd. 8°. (89 S.) fl. —90.
Haupt mann G., College Crampton. Comödic. Ebd. 8°. (72 S.)
11. 1.20.
Schlaf J., Meister Oelzc. Drama. Ebd. 8°. (103 S.) 11. 1.20.
Elcho R., Linda. Roman. Berlin, Freund & Jeckul. 8°. (348 S.)
fl. 1.80.
Tendering M., Auch ein Hohenzoller. Vaterländisches Schau¬
spiel. Ebd. 8“. (99 S.) 11. 1.20.
Wolff Th., Der Untergang. Roman. Ebd. 8“. (VII u. 166 S.)
fl. 1.20.
Polykarp, Der Heilige. Dramatisches Spiel v. einem kath. Priester.
Ohne Frauenrollcn. Düren, Solinus. 8“. (45 S.) fl. —.30.
Schafheitlin A., Letzte Gedichte. Nebst Anh.: Moderne Ver¬
ehrer, Satire. Berlin, Rosenbaum & Hart. 8“. (VII u. 352 SA
fl. 2.40.
Karadzic, Serbische Nationallicder. Bd. I. Frauenlieder (serb.).
Wien, Gerold & Co. Lex.-8“. (661 u. VII S.) geb. fl. 2.50.
— Werke. Bd. I. Heldenlieder (serb.). Ebd. Lox.-8°. (LXXX,
662 S. m. Musikbeil.) geb. fl. 2.50.
Falke Hans, Fischer Menis. Ein Sang aus d. Bergen. Wien,
Gerold’s Sohn. 8“. (139 S.) fl. 1.—.
Kralik R., Sprüche u. Gesänge. Wien, Konegen. 8“. (112 S.)
fl. —.75.
Kematmüller II., Die Rohrer. Histor. Erzählung aus Steyr’s Ver¬
gangenheit. Steyr, Kutsehera. 8°. (45 S.) fl. —.30.
Schul lern H. v., Helldunkel. Bilder u. Lieder. Wien, Lcsk u.
Schwidernoch. gr.-8“. (106 S.) fl. 1.20.
Blum H., Juvalta. Socialer Roman. 2 Bde. Berlin, Paetcl. 8°. (IV,
363 u. IV, 300 S.) 11. 7.20.
Oberdicck W., Aus Welt u. Feld. Lieder. Hannover, Schulze.
gr.-16°. (VI u. 158 S.) fl. 1.80.
Rothenburg A. \\, Geb. v. Zastrow, Der Siegfried aus dem
Blumenthalwald, od. das weisse u. das schwarze Malineken.
Eine Erzählung für Jung u. Alt. Elberfeld, Buchhandlung des
Erzichungsvereines. gr.-8°. (175 S.) fl. 1.20.
Keyserling C., E. Gräfin, Johanna Wolter. Ein Roman aus dem
Leben Hamburg, Ag. d. Rauhen Hauses. 8°. (IV u. 508 S.)fl. 3.—.
In A. Hartlebcn’s Verlag in Wien erscheint im Laufe des
October ein neues Werk von P. K. Rosegger »Allerlei Mensch¬
liches «.
Bei Gebrüder Paetel in Berlin beginnt demnächst eine Ge-
sammtausgabe der Schriften von Marie v. Ebner-Eschenbach in
6 Bdn. zu erscheinen. Dieselbe wird folgenden Inhalt haben :
Bd. I: Aphorismen, Parabeln, Märchen u. Gedichte. Bd. II: Dorf-
u. Schlossgeschichten. Bd. Ill u. IV: Erzählungen. Bd. V: Das
Gemeindekind. Bd. VI: Unsühnbar.
In Kurzem erscheint bei Bonz & Co. in Stuttgart: Klein-
Bürger von Gross-Wien. Ernstes u. Heiteres aus dem Wiener
Volksleben v. Vincenz Chiavacci. Etwa 21 Bg. 8 U . fl. 2.16.
Im Laufe des nächsten Monats werden im Verlage der
(ehern. Hallberger'sehcn) »Deutschen Verlagsanstalt« die Lebens¬
erinnerungen G. Ebers’ unter dem Titel »Die Geschichte meines
Lebens. Vom Kind zum Manne« erscheinen.
Die literarischen und artistischen Publicationen
aus dem
k. k. österr. Museum für Kunst u. Industrie.
Von Hofrath J. v. Falke.
I.
Vor etwas mehr als einem Vierteljahrhundert wurde
das österreichische Museum für Kunst und Industrie in’s
Leben gerufen. Seitdem ist eine stattliche Reihe littcra-
rischer und artistischer Publicationen aus seiner Thätig-
keit hervorgegangen, eine Reihe, welche schon als eine
kleine Bibliothek zu betrachten ist, alle der Kunst und
der Kunstindustrie gewidmet. Solche Publicationen lagen
durchaus in der Aufgabe der Anstalt. Von vornherein
war ihre Thätigkcit mit auf das Publicum berechnet
ebensowohl wie auf das ausübende Gewerbe. Wie Muster
des Guten herbeischaffen und dem Studium vor Augen
stellen, musste es über den Werth der Gegenstände und
ihre Benützung Aufklärung geben, es sollte Liebe und
Verständnis des Schönen verbreiten. Solcher Aufgabe
zu genügen, musste das Wort sich zum Bilde, zum Ge¬
genstände gesellen; Wort und Bild sollten, was das
Museum zu lehren hatte, über seine Mauern, über die
Grenzen der Stadt hinaus in das Land, hinaus in die
Welt verbreiten.
Diese Aufgabe vergrösserte sich noch in entinenter
Weise, als der Kunstgcwerbeschule alle die verschiede¬
nen Fachschulen folgten, die Schulen für Thon und
Porzellanfabrication, für Holzarbeiter!, für Metallarbeiten,
für Spitzen und Stickereien. Die Kunstgcwerbeschule
hatte ihnen die Lehrer ausgebildet, aber es fehlten ihnen
die Vorlagen, die Muster, die theoretischen Schriften :
das alles musste erst geschaffen werden und wurde ge¬
schaffen durch die Thätigkcit des österreichischen Mu¬
seums und seiner Schule.
Verschieden, wie nach dem Inhalt, ist auch die
Form und Art, wie diese Schriften alle entstanden. Ein
Theil, zumal im Anfänge, ist im Selbstverläge des Mu¬
seums erschienen, ein anderer im Verlag des Buchhandels,
und dieses Letztere ist heute die Regel geworden, denn
das Museum ist wohl geeignet, Bücher hervorzurufen,
aber nicht kaufmännisch zu verbreiten, da es ja keine
Geschäftsstättc ist, keinen gcschäftsmässigcn Vertrieb
besitzt. Sollen die Werke Verbreitung linden und dort¬
hin kommen, wohin sie sollen, so kann es nur auf
buchhändlcrischem Wege geschehen. Der Lauf der
Dinge hat es mit sich gebracht, ebenso wie die Ver¬
schiedenartigkeit der Gegenstände, dass der Verleger des
Museums mehrere sind. Unter ihnen stehen in erster
Linie Waldhcim’s artistisch literarische Anstalt und
C. Gerold’s Sohn, sodann W. Braumüller, Anton Schroll
u. A. Dieser Verlag bezieht sich aber nur auf diejenigen
Werke, welche vom Museum direct und unter seinem
Namen herausgegeben werden; weit grösser und vielleicht
auch bedeutender dem Inhalt nach ist die Zahl derjenigen
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491
Nu. 15. — Obsterrkichisches Litteraturbuatt. — I. Jahrgang.
492
Werke, welche indirect durch das Museum entstanden
sind, d. h. durch Anregung der Thätigkeit in dieser An¬
stalt von seinen Gelehrten und Künstlern auf eigene Hand
gearbeitet und herausgegeben. Diese sind grösstentheils
in fremdem Verlage erschienen, insbesonders bei W. Spe-
mann in Stuttgart.
Die erste Publication, welche ein nächstliegendes
Bedürfnis hervorgerufen hatte, das Bedürfnis mit seinen
Freunden und Gleichstrebenden über Ziele, Wege und
Fortschritte des Museums sich zu unterhalten, bildete die
Monatschrift: »Mittheilungen des k. k. österrei¬
chischen Museums für Kunst und Industrie«.
Anfangs nur in unregelmässigem Erscheinen, je nach
Bedarf, beabsichtigt, wurde alsbald eine regelmässige
Zeitschrift daraus, welche in zahlreichen Aufsätzen alle
Fragen des Kunstgewerbes, die praktischen wie die theo¬
retischen, besprach.
Obwohl nicht umfangreich und nur in verhältnis¬
mässig wenigen Exemplaren verbreitet, ist sie doch von
grossem Einfluss gewesen, weil sie eben in all den Kreisen
und von den Persönlichkeiten gehalten und gelesen wurde,
welche mit dem österreichischen Museum die gleichen
Bestrebungen zur Besserung und Hebung des Kunst¬
gewerbes hatten. Nach zwanzigjähriger Existenz erhielt
sie unter der gegenwärtigen Direction in der »Neuen
Folge« insofern eine Veränderung, als sie fortan nur
Originalartikel bringt, und zwar meist von grösserem Um¬
fang, insbesondere aber auch dadurch, dass sie regel¬
mässig und möglichst vollständig ein Verzeichnis aller
der Bücher und in Zeitschriften erscheinenden Aufsätze
mittheilt, welche sich auf das weite Gebiet der Kunst-
industrie beziehen. In dieser Veränderung und Erwei¬
terung liegt jedenfalls eine Verbesserung, eine Erhöhung
des Interesses.
Indem wir nun eine zweite, alsbald nach Gründung
der Kunstgewerbeschule begonnene Zeitschrift besprechen,
schicken wir die Bemerkung voraus, dass wir überhaupt
nur von den bedeutenderen Publicationen berichten wollen,
die zahlreichen kleinen Gelegcnhcitsschriften aber, die ein
augenblickliches Bedürfnis hervorgerufen hat, unbeachtet
lassen. Vollständig zu sein ist nicht unsere Absicht, am
wenigsten aber den älteren Werken und Schriften gegen¬
über. Diese zweite Zeitschrift »Blätter für Kunst¬
gewerbe« ist im Gegensatz zu den »Mittheilungen« eine
artistische Monatschrift. Die »Mittheilungen« sollten nur
litterarisch sein und sind es auch geblieben. Das Be¬
dürfnis verlangte aber alsbald auch eine künstlerische
Zeitschrift, welche in Abbildungen und in Verbindung
mit erklärendem Text Muster des Guten brächte, Altes
wie Neues. Diese Blätter waren aber nicht eine directe
Publication des Museums, sondern wurden vom Docenten
der Kunstgewerbeschule V alentin Teirich inWaldheim's
Verlag als sein eigenes Unternehmen begonnen. Nach
des trefflichen Teirich allzufrühem Tode wurden sic von
Joseph Storck, dem jetzigen Director der Kunstgewerbc-
schule, fortgesetzt und stehen noch heute unter seiner
Leitung. Von Teirich, um das gleich bei Nennung
seines Namens zu erwähnen, erschien noch eine zweite,
ebenfalls den Zwecken und Aufgaben des Museums sich
eng anschliessende Publication und zwar über die ita¬
lienischen Intarsien der Renaissance, zu welchen später
Teirichs Nachfolger an der Kunstgewerbeschule, Prof.
Hcrdtle, durch ein ähnliches in grossem Massstabe aus¬
geführtes Werk eine Ergänzung schuf.
Die in dieser Publication über die Intarsia liegende
Richtung zu Gunsten der Renaissance wurde überhaupt
von Prof. Herdtle durch verschiedene Werke fortgesetzt,
so durch die »Möbelformen der französischen Renaissance«,
veranlasst durch eine grössere Erwerbung für die Samm¬
lungen des Museums, so ferner durch die »Vorbilder für
die Kleinkunst in Bronze«, durch »Mustergiltige Vorlege-
blätter zum Studium des Flachornamentes der italieni¬
schen Renaissance«, »Vorlagen für das polychrome Flach¬
ornament«, »Flachornamente«. Eine Sammlung muster-
giltiger Vorbilder nach Originalen des 15. u. 16. Jahr¬
hunderts«.
Alle diese Publicationen fanden weite Verbreitung
in demselben Masse, wie die Reformbestrebungen für die
Hebung des Kunstgewerbes sich ausdehnten und neue
Museen und Schulen gegründet wurden. Unter den Werken
oder Unternehmungen, welche insbesondere dem Unter¬
richt in allen den verschiedenen kunstgewerblichen Fach¬
schulen gewidmet waren, stehen die unter Storcks Lei¬
tung auf der Kunstgewerbeschulc theils nach alten, theils
nach neuen Gegenständen in Farben ausgeführten, im
Verlage von Waldheim erschienenen »Kunstgewerblichen
Vorlageblätter« obenan. Sie waren vor allem das Mittel
dafür, dass der künstlerische Geist des Museums und
seiner Schule auf die Schulen in den Provinzen über-
gieng und dort lebendig erhalten wurde. Ein späteres,
ähnliches, vom Ministerium für Cultus und Unterricht
unternommenes und von den Professoren Beyer und
Herdtle geleitetes Unternehmen lieferte Musterblättcr
für jede Besonderheit der Fachschulen, doch wurden
diese Blätter nicht publiciert, sondern sie wurden und
werden nur in den Schulen selbst copiert.
In die ersten Jahre des Museums fallen noch zwei dem
praktischen Bedarf gewidmete Publicationen über die 0 rn a-
mente und über die Formen der antiken Terracotta-
ge f ässe. Beide sollten der unmittelbaren Verwendung in der
Thon- und Glasfabrikation dienen. Ein drittes, mit Ab¬
bildungen begleitetes, in grossem Format gehaltenes Werk
über die sogenannten burgundi sehen Gewänder im
kaiserlichen Hofmuseum (früher in der Schatzkammer)
schlug schon mehr den historisch archäologischen Weg
ein. Es ist heute längst vergriffen, doch immer noch ge¬
sucht. Dasselbe gilt von einem vierten Werke über die
byzantinischen Buchdeckel in derMarcusbiblio-
tjhek in Venedig. Diese interessante Collection hatte
sich eine Zeit lang zur Ausstellung im österreichischen
Museum befunden und diese Gelegenheit wurde benutzt,
sie durch photographische, zum Theil colorierte Wieder¬
gabe der Wissenschaft und dem Studium der Kunst¬
geschichte zu gewinnen. Diese vier Werke, sämmtlich
dirccte Unternehmungen des Museums, wurden vom Ver¬
fasser dieses Berichtes herausgegeben.
Es gieng die litterarische Publication der artistischen
fortwährend zur Seite. Als ein im Selbstverläge des Mu¬
seums erschienenes Werk sei zunächst des Kataloges
der Bibliothek gedacht, der zuerst (1869) vom da¬
maligen, leider früh verstorbenen Custos Franz Schestag
bearbeitet worden, darnach aber (1883) reich vermehrt
— wie die Bibliothek rasch anwuchs — von seinem
Nachfolger Eduard Chmelarz unter Mitarbeit von Franz
Ritter neu verfasst und herausgegeben wurde. Dieser
nach dem Inhalt in übersichtlicher sachlicher Eintheilung
wohl geordnete und mit Registern versehene Katalog
erwies sich für die zahlreichen Besucher der Bibliothek
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493
Nr. 15. — Oesterreichisches Lktteraturblatt. — I. Jahrgang.
494
als ebenso nothwendig wie nützlich und nicht minder
auch als willkommen für alle, welche eingehend Kunst¬
studien betreiben, da er ihnen das Verzeichnis der ge¬
druckten Quellen und Werke, wenn auch nicht vollständig,
doch in grosser Zahl und in bequemer Uebersicht dar¬
bietet. Eine neue, mit allen den zahlreichen Neuanschaf¬
fungen vermehrte Ausgabe erscheint wiederum nothwendig.
Dem Kataloge der Bibliothek war schon 1871 der
Katalog der Ornamentstichsammlung gefolgt, eben¬
falls noch vom Gustos Franz Schcstag verfasst. Ein glück¬
licher Kauf hatte gleich im Anfang bei Gründung des
Museums eine zahlreiche Collection werthvoller Blätter
in den Besitz der Anstalt gebracht, so dass sich ein aus¬
geführter Katalog wohl der Mühe lohnte. Er ist daher
auch ein ebenso nützliches wie willkommenes Handbuch
geworden, ebensowohl für den Kunstfreund wie für das
Gewerbe, insbesondere für den Goldschmied. Mittlerweile,
seit dem Erscheinen der Schestag’schen Bearbeitung, ist
denn auch diese Specialsammlung so rasch und bedeutend
vermehrt worden, dass die Nachträge hinlängliches
Material für einen zweiten Band darboten. Dieser ist
mit aller Sorgfalt von Franz Ritter so bearbeitet worden,
dass er zum 25jährigen Jubiläum der Gründung des Mu¬
seums als eine der Festschriften herausgegeben werden
konnte (1889). In Waldheims Anstalt und Verlag über¬
aus correct gedruckt und zierlich und geschmackvoll
ausgestattet, kann er auch in seiner äusseren Ausstattung
als eine Musterleistung gelten.
Academia, Organ f. d. C.-V. d. kath. deutsch. Student.-Verbind.,
hrsg. v. Fl. Wcrr (Uissigheim). V, 6.
Gedichte. — Zu dem Artikel (in Nr. 5) »Prakt. Winke für
angehende Mediciner«. — Beitrag z. Kenntnis Erlangens. — Bild,
aus deutschen Universitätsstädten. — Ausländisches Studenten¬
leben. — Das Studienwesen in China. — Die Studien u. Prüfungs¬
ordnungen d. deutschen Reiches. — Aus dem C.-V. — Universi¬
täts-Nachrichten. — Literarisches.
Histor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX, 8.
M. F ürst, Ein Blick auf die VI. internat. Kunstausstellung
in München. — Ludwig XIV. in Frankreich u. die Moral in der
Geschichte. — Vom Jahre 1866. Zur Charakteristik Bismarcks. —
Dr. Grupp, Schattenbilder aus d. Gegenwart. — Zur Dr. Auger¬
schen Conversionsschrift. — Zeitläufe: Bedeutung d. Vorgänge
in Belgien. Das allg. Stimmrecht u. das Königs-Referendum. —
Organisation der christl. Arbeiter. — A. Zimmern ann S. J.,
Chaucer u. seine Stellung zur kathol. Kirche.
Deutsche Rundschau, hrsg. v. Jul. Rodenberg (Berlin, Paetel),
XIX, 1.
E. v. Wildenbruch. Das edle Blut. Erzählung. — K. v.
den Steinen, Zur amerikan. Jubelfeier. — 0. Hartwig, Florenz
u. Dante.— P. Güssfeldt, Der Montblanc. — A. C. L e f f 1 e r,
Duchessa di Cajanello, Die weinende Venus. — Wirtschafts-
u. finanzpolitische Rundschau. — Politische Rundschau. — Litte-
rarische Rundschau: E. Schmidt, Leidensgeschichte e. Drama¬
tikers. — Zur Geschichte des Eisenbahnwesens. — Literarische
Notizen. — Literarische Neuigkeiten.
Illustrlrte Zeitung, (Leipzig. J. J. Weber) Nr. 2570 u. 2571.
(2570.) Zum gold. Ehejubiläum d. grossherzogl. Paares v.
Sachsen-Weimar. — Wochenschau, — Bei d. württemberg’schen
Divisionsmanövern. — Mannigfaltigkeiten. — M. Koch v. Berneck,
Aus den Schweizer Alpen. — Die Reiherbeize. — Todtenschau.
— Str., Rudolf von Ihering. — H. Hirsch, Pariser Bilder. —
Culturgeschichtl. Nachrichten. — H. E. v. B., Aus der diesjähr.
Internat. Kunstausstellung in München. VI. —Salomon, Zum 80.
Geburtstage Carl Biedermanns. — Die chinesische Nationalhymne.
— Das ital. Königspaar in Genua. — Schach. — Die Cholera-
Epidemie in Hamburg. II. — Polytechn. Mittheilungen. — Alpines.
— M. v. R e i c h e n b a c h, Der letzte Tag. Novellette. — Moden.
(2571.) Weimar u. d. Lieblingswohnstätten d. Grossherzogs
u. der Grossherzogin v. Sachsen. — Wochenschau. — Mannig¬
faltigkeiten. — D. Alfred Krupp-Denkmal in Essen. — H. Hirsch,
Die Hundertjahrfeier d. ersten franz. Republik. — Todtenschau.
— Prinz Heinrich v. Hessen u. seine Gemahlin Frau v. Dörnberg,
geb. Hrziö. — Culturgeschichtl. Nachrichten. — Aus d. diesjähr.
akademischen Kunstausstellung in Berlin. — Ignaz v. Zingerlc f.
— M. Schlesinger, Oscar v. Forckenbeck, der Begründer
d. Zeitungsmuseums in Aachen. — Presse u. Buchhandel. — Die
Cholera in Hamburg. III. — W. Krebs, Grundwasservcrhältn.
deutscher Grossstädte in gesundheitl. Hinsicht. — W. E r n s t,
Bruder Hosed. Eine Klostergeschichte.
Dresdner Wochenblätter für Kunst u. Leben, hrsg. von II.
Pudor (Leipzig, Ed. Strauch). Heft 34.
0. S c h w i n d r a z h e i m, Kunstgewerbe-Volkskunst. (Forts.)
— H. Pudor, Die Wiedergeburt der Völker. 5. — K. P r ö 1 1,
Betrachtungen eines deutschen Einsiedlers. — H. P u d o r, Zur
Frage d. Rumpelkammern an unseren Universitäten. — Fr. Evers,
Gedicht: Mein Weib. — Nachrichten. — Bücher- u. Zeitschriften¬
schau. — Eine »seltsame« Sache. — Verkehr.
Beilage zur (Münchner) Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 230
bis 242. (1. bis 15. Oct. 1892.)
(230) Wein hold, Zur Erinnerung an J. V. Zingerle, — ßerd-
row, Die Ausnützung d. freien Naturkräfte. — (231.) S tarn per,
Berühmte Parlamentsauflösungen. (Schl, in Nr. 232.) — Wich-
mann, Ein verschollenes Denkmal. — (232.) Schiemann, Er¬
innerungen an G. Berkholz, von V. Hehn. — (233.) Quiddc,
Zwei Jahre am preuss. histor. Institut in Rom. — Krauss, Ein
ungedruckter Brief P. Pfizers.—(234.) Zitelmann, R. v. Ihering.
— G. Ramberg, »Romeo u. Julia« in d. Bühneneinrichtung von
Göthe. (Schl, in Nr. 235.) — (235.) Heigcl, Adelaide v. Savoyen,
Kurfürstin v. Bayern. — (236.) Harburger, Die 14. Session d.
Inst. f. internat. Recht. — Lüders, Erwägungen angesichts der
Cholera-Epidemie. — (237.) Zenger M., G. F. Händel. (Frts. u.
Schl, in Nr. 238 u. 239.) — A. v. Berzeviczy, Die Revolution
in Piemont u. d. Occupation durch Österreich 1821. — (238.)
Roscher, Über Jul. Wolfs »Socialismus u. Capital. Gesellschafts¬
ordnung«. — (239.) Poppenberg, Züge zu Fr. Schlegels Bild.
— (240.) Simonsfeld, H. Gregorovius’ Röm. Tagebücher. (Schl,
in Nr. 241.) — Ein antiker Realist. — (241.) Mahren holt z f
Paul Bourget. — (242.) Helm, Stil u. Sprache vor Goethe’s Auf¬
treten. — Gedichte von H. v. Vintler.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 7. Oct. Heinrich Mayer, Zeichenlehrer
am Mariahilfer Gymnasium in Wien. In seinem Nachlasse fanden
sich u. A. »tief im Geiste d. Dichtung empfundene u. künstlerisch
ausgeführte Illustrationen zu den Dramen Grillparzers«. — Am
12. Oct. in Glion am Genfersee d. Vortragende Rath im deutschen
Auswärtigen Amte Lothar Bücher. — Am 13. Oct. in Nürnberg
d. vormal. Director des Germanischen Museums Geheimrath Aug.
Essen wein im 61. Lebensjahre. — Am 16. Oct. in Prag der
Orientalist u. ehemal. Univ.-Prof. Regierungsrath Dr. Kaempfim
78. Lebensjahre. — Am 20. Oct. in Aussee d. k. u. k. geh. Rath
u. pens. Sectionschef im Ministerium d. Innern Dr. Aug. Frh.
v. Wehli im 82. Lebensjahre. — Am 22. Oct. in Wien d. Com-
ponist Wilhelm Raab (Schellhorn), 47 Jahre alt; in Paris der
Schriftsteller u. Redacteur des »Figaro« Albert Millaud. — Am
24. Oct. in Prag d. o. ö. Prof. d. Geschichte an d. deutschen
Universität das. Dr. Anton Gindely im 73. Lebensjahre. —
Am 26. Oct. in Leipzig d. ord. Prof. d. röm. Rechts Dr. B. J. H.
Windscheid, 75 Jahre alt. — In Bekes d. ungar. Schriftstellerin
u. Pädagogin Therese Karacs, 84 Jahre alt.
Ernannt wurden: Der Religionsprof. fc an der k. k. deutschen
Lehrerbildungs-Anstalt, Canonicus Karl Eibl zum ord. Prof. d.
Pastoral-Theologie — u. d. Weltpriester Theol. Dr. Wenzel
Gerber zum a. o. Prof. d. orientalischen Sprachen, beide an d.
deutschen Universität in Prag. — Der a. o. Prof. d. Universität
Breslau Dr. Friedr. Holde fl eiss zum ord. Prof, der Landwirt¬
schaft u. Director d. landwirtschaftlichen Institutes daselbst. —
Der a. o. Prof. Dr. Georg Pick zum ord. Prof, der Mathematik
an der deutschen Universität zu Prag. — In Dorpat: Der Ma¬
gister Franz Loewinson-Lessing zum Prof. d. Mineralogie;
der Cand. Leo Casso zum stellvertretenden Docenten d. Kirchen¬
rechtes ; der Magister Peter Pustorosslew zum Prof, des
Criminalrechtes (an Stelle d. entlassenen Prof. W. v. Roland d.
einen Ruf nach Freiburg i. B. angenommen hat); der praktische
Arzt Dr. H. Wassiljew zum ord. Prof. d. speciellen Patho¬
logie (an Stelle d. freiwillig ausgetretenen Prof. H. Un verricht);
der Priv.-Doc. Gustav Ta mm an zum a. o. Prof, für Chemie
(an Stelle des nach 46jühriger Thätigkeit entlassenen Prof. C.
Schmidt). — Der Priv.-Doc. Dr. Robert Hippel in Kiel zum
a. o. Prof, für Straf- u. Civilrecht an d. Universität Strassburg.
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495
Nr. 15. — Obsterreichisches Litteraturblatt.
1. Jahrgang.
496
— Der Priv.-Doe. an der Universität Graz Dr. Oswald Zin gei le
v. S ummcrsbcrg zum a. o. Prof. d. deutschen Sprache u.
I.itteratur an der Universität (‘zernowitz — Der o. ö. Prof, im
zeitlichen Ruhestand Dr. Alex. B u d i n s k y zum Director des
Archiv- u. Bibliothekdienstes im Finanzministerium in W ien. —
Mit d. Leitung der durch den Tod d. Hofrathes Prüf. Gg. R.
R e h h a n n v. A s p e r n h r u c k erledigten Lehrkanzel f. Brücken¬
bau und Baumechanik an der Wiener technischen Hochschule
wurde d. Gonstructeur dieser Lehrkanzel, Ingen. R. F. Mayer
bis auf Weiteres betraut.
Habilitiert haben sich: Dr. Oscar Zoth für Physiologie an
d. medic. Facultät der Universität Graz — und Dr. Stanislaus
Braun für Geburtshilfe u. Gynäkologie an d. medic. Faculiät
d. Universität Krakau.
Auszeichnungen: Der Hot- u. Ministerialrath im Ministerium
für Cultus u. Unterricht Dr. Erich W o 1 f erhielt d. Ritterkreuz
d. Leopolds-Ordens. — Dem ord. Prof. d. deutschen Sprache an
d. deutschen Universität in Prag Dr. Joh. Kelle u. dem ord.
Prof. d. Mathematik an d. böhm. Universität in Prag Dr. Franz
S t u d n i c k a wurde d. Orden der eisernen Krone III. CI. ver¬
liehen. — Der Major Heinrich Himmel v. Agisburg (Verf.
einer »Orientreise«) wurde dem Hofstaate d. Herrn Erzherzogs
Josef behufs Erziehung Sr. k. u. k. Hoheit des Herrn Erzherzogs
Ladislaus zugetheilt. — Dem a. o. Prof, für Hautkrankheiten u.
Syphilis an der deutschen Universität in Prag Dr. Philipp Pick
wurde d. Titel u. Charakter eines ord. Univcrsitäts-Prof. ver¬
liehen. — Der Director des fürstbischöfl. Knabenseminars in Graz
Josef Stradncr wurde zum Ehrendomherrn ernannt.
Beilage z. heutigen Nummer: Literarische Anzeige v. F. Tempsky, Yerlagsbuchh. in Wien u. Leipzig.
Hrtr'sM Verlagshandlg., Wurp i. B. - B, Herder, Wien, 1. Woll/eile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhand¬
lungen zu beziehen :
Granderath, Th. S. J., Constitutiones dogmaticae Sacro-
sancti oecumenici Concilii Vaticani ex ipsis eius
actis explicatae atque illustratae. Cum approbatione
Rcv mi Archiepiscopi Eriburgensis. gr. S°. u. 244 S.)
fl. 1.6S; geh. in Halbfranz mit Rothschnitt fl. 2.70.
Potters, Dr. P., Compendium Philosophiae moralis
seu Ethicae secundum principia S. Thomae ad usum
scholarum. Pars /. Ethica generalis complectens prin¬
cipia generalia ordinis moralis naturalis. gr. 8°.
(IV u. 884 S.) Breda, J. J. van Turnhout. 11. 2.25.
Wir haben den Alleindebit dieses Werkes für alle
Länder, mit Ausnahme von Frankreich, Holland und Bel¬
gien, übernommen.
Verlagshandlung „St. Norbertus” in Wien.
Anfang November erscheint in unserem Verlage:
Calendarium hebdomadale in usum
cleri 1893. Wochennotiz-Block-Kalender für die Pfarrkanzlei
und Jen geistlichen Schreibtisch. Sechster Jahrgang. Format:
3*>v25 <y /w , durchaus lateinischer Text, elegante Ausstattung in
mehrfarbigem Druck. — Preis 80 kr.
l’eber das für den Amtsgebrauch des Clerus durch keinen
ähnlichen Notiz-Block-Kalender zu ersetzende »Calendarium
in usum cleri« schreibt der „Prediger und Katechet“: „Wir
können nicht umhin, diesen Kalender wegen seiner praktischen
Hinrichtung bestens zu empfehlen. Er dient der Bequemlichkeit
und begegnet der Vergesslichkeit. Sich schnell ergebende
nothwendige Aufzeichnungen können bei jedem Tag angebracht
werden, der sich als Monatstag mit dem betreffenden Heiligen
und zugleich als kirchliche Ferie präsentirt. Auf die Pfarrmesse
wird jedesmal aufmerksam gemacht ; ebenso auf die Aurora
wegen des Beginnes der heiligen Messe, sowie auf die hora
anticipandi. Die Quatember sind herausgehoben. In jeder dritten
Woche findet sich die Bemerkung: »Species Ss. Sacramenti
sunt renovandae«.
HercleTsclie VerlagsbaDdlnng, Freibnrg i.Breisg
B. Herder, Wien I, Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Hoernsbroech P. v., S. J., Christ
u. Widerchrist • Ein Beitragzur Ver-
theidigung der Gottheit Jesu Christi
und zur Charakteristik des Unglau¬
bens in der protestantischen Theo¬
logie. Mit Approbation des hochw.
Herrn Erzbischofs von Freiburg. 8° (VIII
u. 168 S.) fl. —.90.
Verlag von B. Kleine in Paderborn .
Geschichtlicher Wahrheitsspiegel.
Eine Widerlegung der verbreitetsten
Entstellungen der Geschichte und des
Katholicismus.
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Catalog No 72
Kathol. Theologie, Kunst etc.
Günzburg a/D. (Bayern) A. Hug
October 1892. Antiquar.
ln Vertretung der Leo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — *St.Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
Kunstverlag von Julius Schmidt in Florenz.
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Neue Miniatur-Ausgabe. (12 X 6 cm.)
Chromo-Xylographien von Knöfler in Wien in den Farben d. Originalbilder.
Engel mit der Posaune (roth) Unterschrift:
Gloria in Excelsis !
Engel mit der Trompete (grün) Unterschrift:
Te Deum laudamus!
Engel mit der Violine (rosa) Unterschrift:
Laudate Dominum!
Engel mit der Trommel (dunkelblau) Unterschrift:
k Soli Deo Gloria!
Enger mit der Cimbel (violett) Unterschrift:
Cantate Domino!
Engel mit der Zither (bräunlich) Unterschrift:
Fax Vobiscum!
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Dieselben Engelbilder auch in grossem Format (33X 13<"0 in gleicher
Farben-Ausführung auf Goldgrund. — Preis eines Blattes fl. 1.80.
In einem kritischen Berichte über die letzte »Ausstellung der christlichen
Kunst« in Mainz heisst cs unten - Anderem: >1)10 reizenden Engelbilder von Fra
Angelico der Firma Jul. Schmidt in Florenz linden allgemeine Bewunderung und
bilden das Entzücken der Kunstfreunde.«
Allein-Debit für Oesterreich-Ungarn:
Verlagghandlung „jSfc. floitotug” in Wien III, Seidigste 8.
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Nr. 16.
Wien, 15. November 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
UTTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnürer,
Wien-Kritzendorl.
HR RAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO - GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes*,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis betragt ganzjährig fl 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbertua"-Verlagahandlung in Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-AuftrSge zi richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. fl.20.— = Mk.36.—, »/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.-, *.i S. fl. 7.— = Mk. 12.60, »/• S. fl. 4.- = Mk. 7.20, »/« S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Monsabre, Di« Versuchung. (Univ.-Prof. Dr.
F. M. Schindler.)
Alethagoras J., Die Reform unserer Gymna¬
sien. (Frh. von Helfert.)
Deschmann G., Führer durch Oesterreichs
Schulen. (Sch.)
Weiss J. B. v., Weltgeschichte, 3. Auf!., Bd.
VIII. (Dr. G. E. Haas).
G i e t m a n n G.. Die Aussprache des Englischen.
(Univ.-Prof. Dr. A. Brandt.)
Mel i n gä P. v. f Griechenland in unseren Tagen.
Dr. Th. Gottlieb.;
Polek J.. Repertorium der landeskundl. Litera¬
tur der Bukowina. L.)
— Rückblick auf d. Forschungen zur Landes-u.
Volkskunde der Bukowina seit 1773. (h.)
Landesberge r J., Üb. d. Goldprämien Politik d.
Zettelbanken, iUniv.-Prof. Dr. \'. Matnja.)
Zur Valuta frage. Flugblatt. (Univ.-Prof. Dr.
V. Mataja.<
Vogel H. C.. Untersuchung über die Eigenbe¬
wegung der Sterne im Visionsradius auf
spektrographischcm Wege (L. de Ball, Leiter
der Kuffner’schen Sternwarte.)
Mcdicus W., Flora von Deutschland, lllustr.
Pflanzenbuch. ^E. H.)
Schulze M., Die Orchidaceen Deutschlands,
Deutsch-Oesterreichs und der Schweiz. (E. H.)
Dechant J., Die elektrische Anlage in unserem
Anstaltsgebäude. (Privat-Docent, Leiter des
Tclegraphen-Control-Bureaus der k. k. öst.
Staatsbahnen Max Jüllig.)
Rolfus H., Verzeichnis ausgcwählter Jugend-
und Volksschriften. (Schnürer.)
Die literar. u. artist. Puhlicationen aus dem k. k,
österr. Museum für Kunst und Industrie. II.
Von Director Holrath J. v. Falk e.
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorberei¬
tete Bücher.
Theologie.
Monsabre, P. J. M. L., O. P.: Die Versuchung. Vor-
träge , gehalten in der Notre-Dame-Kirche zu Paris.
Genehmigte Ueher Setzung von Dr. J. Drummer.
Mainz, Kirchheim. 1802. 8°. (VI u. 139 S.) 11. —.90.
Der berühmte Conferenz-Redner der Notre-Dame-
Kirche zu Paris behandelt hier in fünf Vorträgen eines
der schwierigsten Gebiete der christlichen Moral, die Ver¬
suchung zur Sünde durch den Teufel, die Welt und die
Leidenschaften, sowie den Kampf gegen die Versuchung
mit den Mitteln der Wachsamkeit und des Gebetes, ferner
des Hinblicks auf den in seiner Todesangst mit ihr
kämpfenden Heiland. Es sind dies Vorträge, welche
auch unter den Conferenzreden in Rücksicht auf die Tiefe
der Auffassung ihres Gegenstandes ihresgleichen suchen ;
sie sind ein glänzendes Zeugnis nicht bloss für die ausser-
gewöhnliche oratorische Begabung und die hohe theolo¬
gische Bildung ihres Verfassers, sondern weiterhin zugleich
für die Bedeutung, welche eine zunächst auf die christliche
Erbauung berechnete Litteratur für die wissenschaftliche
Erkenntnis der christlichen Lehre gewinnen kann. Nament¬
lich die Darstellung des Wesens und des Ursprungs der
Leidenschaften bietet nicht bloss eine meisterhafte Über¬
tragung der Sprache der Schule in die Sprache der
Kanzel, sondern sie gibt mehr; durch die eigenthümlichen
Mittel der Beredsamkeit hohen Stiles wird hier über jenes
dunkle Gebiet ein derart helles Licht ausgebreitet, dass auch
das weniger geübte Auge die Wahrheit klar bis auf den
Grund zu erkennen vermag. Ähnliches lässt sich von der
an oratorischen Schönheiten reichen Betrachtung über
Jesu Todesangst sagen. Die Vorträge selbst bedürfen einer
weiteren Empfehlung nicht. Aber auch die Übersetzung
ist als sehr gelungen zu bezeichnen, — von wenigen
sprachlichen Ungenauigkeiten und Härten abgesehen, wie
S. 10: »alle Kirchenlehrer, die uns unterrichten
sollen«, S. 23 »wenn, nachdem wir . . . wir noch den
Muth haben«, S. 81 »den Keim . . . seinen Nachkommen *
übermachen*, S. 84 »stellen Sie sie«, S. 92 »der an
die Unverwundbarkeit ihres M u t h e s glaubenden
Seelen«. F. M. Schindler.
Theologisch-prakt. Quartalschrift, lirsg. v. J. Schwarz und
M. Hiptmair (Linz, Haslinger), XLV, 4.
A. M. Weiss, Vorschlag u. Bitte. — M. Hohler, Religiöse
Einigungs-Bestrebungen. — P. A Lehmkuhl S. J., Das Rund¬
schreiben % Re rum ttovarum « u. seine Sittenlchrcn. II — Dr. Sam¬
son, Der Ordo commemlationis animae, — P. Hattier S. J.,
Symbolische Bilder d. heiligsten Herzens Jesu. — Bemerkungen
zur Katechismus-Revisionsfrage in Österreich. — X. Pran dl, Ehe¬
schliessung d. Ausländer in Österreich. II. — P. K. Racke S. J.,
Der Vortrag d. Predigt. — Dr. E. Stingl, Der hl. Thomas von
Aquin u. Frohschammer. II. — Sauter, Die Aufgabe d. Gesanges
bei d. feierlichen Liturgie. — Keil, Regensburger Pastoral-Erlass
bez. d. Segens mit d. Allerheiligslen. — J. Langthal er, Er¬
zählungen für d. gewöhnliche Volk. — Ders., Zeitschriften für die
Jugend u. das Volk. — Pastoral-Fragen u. Fälle. — Litteratur.
— F. Beringer S. J., Neueste Bewilligungen od. Entscheidungen
in Sachen d. Ablässe. — Ders., Allgem. frommer Verein d. Christi.
Familien zu Ehren d. heiligsten F'amilie. — J. G. Huber. Bericht
über d. Erfolge d. kath. Missionen. — J. Scheicher, Kirchliche
Zeitläufe. — Fragen u. Mittheilungen.
Correspondanzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterreichs, red. v.
R. G. Himmel bau er (Wien, Fromme). XI, 20.
Dr. Scheicher, Bergtouristik, Unj^ücksfälle u. Sonntags¬
ruhe. — Kirche u. Staat. XII. — P. B. (nter, Zur Geschichte d.
Katechetik. (Frts.) — Ein interessanter Erlass. — W. Schreiner,
Erwägungen anlässlich eines besonderen Eherechtsfalles. — Aus
d. Priesterleben. — Riegl er, Vergütung gezahlter Gemeindeum¬
lagen. — Einhebung d. Gebühren für Dicnstesverleihungen. —
Ders., Congrua eines Seelsorgers an einem Wallfahrtsorte. —
Personalnachrichten. — Litteraturblatt »Augustinus« IX. 15.
Pastor bonus, hrsg. V. P. Einig u. A. Müller (Trier, Paulinus-
Druckerei). IV, 11.
Ph. Kaifer, Die Lehre von d. Erbsünde u. die Pädagogik.
— Dr. D. Görtz, Die religiöse Erziehung d. Kinder. — Dr. J.
Gapp, Der Seelsorger u. die kleinen Kinder. V. — J.B Vallender,
Betheiligung an d. Beerdigungen d. Andersgläubigen. — J. Men¬
zenbach, Das Birret im Dienste d. Liturgie. — Dr. St. Ehses,
Der Trierer Erzbischof Joh. v. Schönenberg an Sixtus V. in Sachen
d. Jesuiten. — A. König, Die Stola u. Schlüssel d. hl. Hubertus.
Theologisch-praktische Monatsschrift, hrsg. v. Dr. G. Pell,
Dr. A. Linsen may er u. L. H. Krick (Passau, R. Abt). II, 11.
Dr. Pfeifer, Über die angehl. Unhaltbarkeit der Gletscher-
1 theorie und die vorgebliche Sufficienz der Sündlluttheorie. (Schl.)
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4Ö9
Nr. 16 ^ — Obsterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
500
— J. Wimmer, Kloster Metten. Eine histor.-wirtschaftl. Studie.
(Schl.) — Dr. G. Ratzinger, Der hl. Arsatius v. Ilmünster. —
Die Korrektionspflicht d. Pfarrer. — J. Frick, Praktische Winke
für den Articulus mortis . — Wie man die Sünder rettet, gezeigt
an einem lebendigen Muster. (Schl.) — Wo bleibt deine Tonsur
und die klerikale Kleidung? — Dr. C. L. Fischer, Über eine
ungewöhnliche Gnadeneinwirkung d. hl. Eucharistie. — Sei der,
Jejunium vor d. hl. Communion. — Dr. Pichler, Amtsblätter. —
Dr. J. Ev. Diendorfer, I. Die Consociatio a Sacra Familia .
II. Entscheidung der S. Congr. R . U. Injuisitioms quoad corporum
cremationem. — Erlässe d. obersten Verwaltungsstellen u. Ent¬
scheidungen d. obersten Gerichtshöfe. — Litt. Novitätenschau.
Die katholischen Missionen, hrsg. v. J. Hutter (Freiburg im
Breisgau, Herder). 1892, 11.
Zur 400jähr. Gedenkfeier d. Entdeckung Amerikas durch
Christoph Columbus. (Schl.) — Die Anfänge d. Missionen von
Paraguay. (Schl.) — Msgr. Proulx, Zwölfhundert Meilen im
Rindenkahne. (Frts.) — Nachrichten a. d. Missionen: Persien (Be¬
kehrung der Nestorianer); Vorderindien (Puna: P. Daling j*, Mis¬
sion in Wallan); Südafrika (Mission am portugiesischen Sambesi);
Westafrika (Belgisch-Congo); Südamerika (Mission in Patagonien).
— Für Missionszwecke. — Beilage für d. Jug end. _
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Schauerte F. Die h. Aebtissin Walburga. Paderb., Bonifacius-
druckerei. (63 S.) fl. —.27.
Mutter-Liebe. Ein Gebet- u. Lehrbuch für christl. Mütter. Mit
einem Unterricht über den christl. Mütterverein. Von einem
Priester d. Capuziner-Ordens. 2. Aufl. Regensburg, Fr. Pustet.
1893. gr.-8°. (VIII u. 564 S. m. 111.) fl. —.60, geb. fl. —.90.
J^jcie sw. Genowefy, napisane dla matek, dzieci i pocztiwych
ludzi, ktörzy w swych cierpieniach szukaj^ pociechy w Bogu i
swej niewinnosci. (D. Leben d. hl. Genovefa.) Rzeszow, Pelar.
kl.-8°. (110 S.) fl. —.30.
Cotel P., Grundsätze d. christl. u. relig. Vollkommenheit oder
Erklärung d Katechismus d. Gelübde. Deutsch v. A. Menzel.
Freising, Datterer. 8°. (II u. 194 S.) fl. 1.20.
Babik J., Szent Läszlö kiraly elete es tettei. Szentte avattatäsänak
hetszäzados cvfordulati ünnepelye alkalmäböl. A magyar nepnek
6s ifjusägnak nefelejcs-szälul. (Leben u. Thaten St. Ladislaus.)
Erlau, Blay. kl.-8°. (96 S. fl. —.40.
Kanzli D., Compendium theologiae moralis. Ex auctoribus probatis
in usum scholarum cleri junioris dioecesis Veszpremiensis.
(Compendium d. Moral-Theologie.) Veszprim, Krauss’ Sohn.
gr.-8°. (XXII u. 480 S.) fl. 3.—.
Tosti D., Deila vite di San Benedetto. Divorso storico. Monte-
cassino. 1892. gr.-8 ü . (386 S. ill.) fl. 4.80.
Schaffnit K., Ein Beitrag z. Christologie d. A. T. m. Berück¬
sichtigung v. J. K. Römheld’s Theologia sacrosancta . St., Roth.
gr.-8°. (39 S.) fl. —.36.
Racke K., Die Verwaltung d. Predigtamtes m. Berücksichtigung
d. gegen wärt. Zeitverhältnisse. Freib., Herder. 8°. (VII u. 146 S.)
fl. —.60.
Liguori A. M. v., Der Weg d. Heiles od. Betrachtungen üb. d.
ewigen Wahrheiten. Aus d. Ital. v. J. P. Toussaint. Ebd. 12°.
(VIII u. 444 S.) fl. —.72.
Akatholica.
Damairessc E., Bibliotheque des religions comparees: L’Inde
apres le Bcuddha. Paris, Carrc. 8°. 4 Fr.
Howard G. B., The schism between the oriental and Western
churches. London, Langmans u. Co. 8°. 3 sh. 6 d.
Harnack Th., Das apostol. Glaubensbekenntnis. Ein geschichtl.
Bericht nebst e. Nachwort. 16. Aufl. B., Haack. (41 S.) fl. —.45.
Hertzsch R. H., Der ontogenet.-phylogenet. Beweis f. d. Dasein
e. pcrsönl. Gottes. Lp., Pfeffer. gr.-8°. (34 S.) fl. —.60.
Junker v. Langegg F. A., Krypto-Monotheismus in d. Religionen
d. alten Chinesen u. anderer Völker. Lp., Engelmann. gr.-8°.
(III u. 79 S.) fl. —.90.
Grützmachcr, Die Bedeutung Benedikts v. Nursia u. seiner
Regel in d. Geschichte d. Mönchthums. B., Mayer & Müller.
gr.-8°. (III u. 72 S.) fl. —.90.
Bach mann J., Dodekapropheton Aethiopum od. die 12 kleinen
Propheten d. aethiop. Bibelübersetzung, nach handschriftlichen
Quellen hrsg. u. m. textkrit. Anmerkungen versehen. 1. Heft d.
Prophet Obadia. Halle a. S., Niemeyer. gr.-8°. (52 S.) fl. 1.20.
Ende dieses Monats erscheint bei Lentner in München:
> Der Augus'tinismus* von P. Odilo Rottmaner 0. S. B. 2 Bg.
gr.-8°. ca. fl. —.50.
Philosophie. Pädagogik.
Alethagoras Joseph: Die Reform unserer Gymnasien
beleuchtet vom christlich-socialen Standpunkte . Alleil
Freunden christlicher Schulen gewidmet . Graz, U.
Moser (Meyerhoff) 1892; 8°, (71 S.) fl. —.40.
Die Welt ist nicht mehr wie sie war; es ist, wenn
wir auf mehr als vier Jahrzehnte zurückblicken, so
ziemlich alles anders geworden. Auch besser ? Das ist
in vielen Stücken stark zu bezweifeln. Der Unter¬
richtsstoff an den vormärzlichen Gymnasien war ohne
Frage ein sehr magerer; die Einfügung der Naturwissen¬
schaften in den Lehrplan ist als ein entschiedener Gewinn
zu betrachten. Aber in einem Cardinalpunkte steht das
heutige Gymnasium gegen das frühere in beklagenswerther
Weise zurück. Während meiner vormärzlichen zwölf¬
jährigen Studienlaufbahn ist in Prag, also einer Stadt,
die schon damals eine grössere Zahl von Studienanstalteji»
hatte, e i n Selbstmord eines Studenten vorgekommen,
und der war aus Liebe. Jetzt ist das keine Sache mehr,
über die man in Verwunderung geräth, es ist, schrecklich
zu sagen, fast etwas Alltägliches geworden; in den Zeiten
der Semestral- und Staatsprüfungen Hesse sich eine förm¬
liche Rubrik von Studentenselbstmorden eröffneni Das
ist doch gewiss keine zufällige Thatsache, sondern eine,
die zu denken geben muss. Wo ist die Wurzel dieses
fürchterlichen Uebels zu suchen? In dem unleugbaren
Zurücktreten des erziehlichen Momentes gegen die Ver¬
standesbildung und den Gedächtniswust! Das erziehliche
Moment aber kann einzig auf Grund positiven Glaubens,
also der Religion, wirksam gehegt und gepflegt werden,
und dass während der Herrschaft des Liberalismus in
dieser Richtung die gröbste Vernachlässigung eingerissen
ist, an der wir, trotz mancher Reparatur in Einzeldingen,
noch heute zu leiden haben, ist zu offenkundig, als dass
darüber Worte zu verlieren wären. Eine durchgreifende
Heilung dieses Krebsschadens stellt der Verf. mit über¬
zeugenden, der ernstesten Erwägung werthen Gründen
als ein unabweisbares Erfordernis dar. Die »Reform unserer
Gymnasien«, von der seine Schrift handelt, betrifft nicht
den Unterricht im Latein, oder in der Mathematik, oder
in der Geschichte; der Verf. legt die Axt an die von
der Phylloxera des Indifferentismus angefressene Wurzel,
die ausgerissen werden und durch eine heilbringende,
von dem Nahrungsstoff des Glaubens und der Gottes¬
furcht durchtränkte ersetzt werden muss. H.
Deschmann Dr. G., k. k. Professor an der deutschen
Staats-Oberrealschule in Pilsen: Führer durch Oester¬
reichs Schulen . Eine systematische Darstellung der
Unterrichts - und Erziehungs-Anstalten der Unter -
und Mittelstufe für die mämilicke Jugend in den
im Reichsrathe vertretenen Königreichen und
Ländern. Pilsen, Druck und Verlag von Wendelin Stein¬
häuser. 1892. gr. 8°. (VI und 180 S.) fl. 1.20 (geb.).
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, die wich¬
tigsten der auf das niedere und mittlere Schulwesen
in Oesterreich bezüglichen Reichsgesetze und Verord¬
nungen, (I. Abschn., S. 1 — 5), wie auch die auf
die einzelnen Unterrichtsanstalten bezugnehmenden
Specialvorschriften (Äufnahmsbedingungen, innere Organi¬
sation etc.) in folgender Eintheilung vorzuführen: Das
Volksschulwesen (Kindergärten und verwandte Anstalten,
Volks- und Bürgerschulen, Lehrerbildungsanstalten, Be¬
schäftigungsanstalten, Internate für Volks- und Bürger-
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Nr. 10. — Obsterrbichisches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
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schulen, Waisenhäuser, Kinder- und Taubstummen¬
institute etc.), das Mittelschulwesen, Militär-Erziehungs¬
und Bildungsanstalten, das commercielle Bildungswesen,
das gewerbliche Bildungswesen, das landwirthschaftliche
Bildungswesen, Kunstinstitute, Specialschulen (Fachschulen
für Thierheilkunde, Nautische Schulen, Niedere Berg¬
schulen, pharmaceutisches Studium), denen sich ein »Weg¬
weiser bei der Berufswahl«, gegliedert nach dem absol¬
vierten Lehrgang der Volks-, Bürger- oder Mittelschule,
anschliesst. — Das Buch hat nicht nur den Werth eines
praktischen Nachschlagewerkes und eines Rathgebers
für Eltern, es gewährt auch einen instructiven Einblick
in die reiche Gliederung unseres Schulwesens und in
die Systematik der gesammten Erziehungs- und Unter¬
richtsanstalten, die in zielbewusster Fürsorge — von
Seiten des Staates, des Landes, der Gemeinde, wie ein¬
zelner Corporationen oder auch Privaten — allen Be¬
dürfnissen des Lebens entgegenkommen. Orts-, Namen-
und Sachregister sind dem Buche beigegeben.
Sch.
.Kath. Sphulztg. f. NorddeutSChl. (Bresl., Goerlich.) IX. 41—44.
(41.) v. Holtz, Zur Methodik d. deutschen Sprachunter¬
richts. Der deutsche Rechtschreibunterricht f. deutsche u. poln.
Kinder. IV. Die grammatischen Rücksichten bei d. Rechtschreibg.
(Schl, in Nr. 43.) — G. Schoenen, Zur Schulgeschichte. Die
Kölnischen Studienstiftungen. (Rec.) — 39. Generalversammlung
d. Katholiken Deutschlands. (Schl, in Nr. 43.) — Der 2. Artikel
d. »Schles. Schulzeitung« über die Gauversammlung in Antonien¬
hütte. — Aufbesserung der Besoldung der Volksschullehrer.
(42.) Hoppe, Welche Wege hat die Volksschule einzu¬
schlagen, um ihrer erziehlichen Aufgabe gegenüber d. Schuljugend
der Jetztzeit nach Möglichkeit gerecht zu werden? — Aus dem
oberschles. Industriebezirk. Eine kleine Ferienbetrachtung. — Die
Gründung eines kathol. Lehrervereines für d. Provinz Sachsen.
(43.) Kellner, über Bildung u. Stellung d. Lehrer. — Die
Aufgabe d. Schule gegenüber d. Epidemien. — Denken, Wissen¬
schaft, Christenthum u. anderes. — Zur Jugendschriftenfrage. —
Schulchronik. — Satzungen d. »Kathol. Lehrerverbandes d. Pro¬
vinz Sachsen u. angrenzender Gebiete.
(44.) S p 1 e 11, Aus Liebe, in Liebe, zur Liebe ; d. i. die
Triebkraft, die Leitkraft u. d. Ziel aller Lehrtätigkeit. — Egidy-
sches Christenthum, Harnack, Renan. Gesellschaft für ethische
Cultur, Schulgesetz, Schulzeitungen, kathol. Lehrerverbände und
was dergl. mehr ist. — Standesinteresse. — XX. Hauptversamm¬
lung des »Vereines f. kathol. Lehrer in Hessen-Nassau.«
Praxis der kathol. Volksschule. (Breslau, Goerlich.) I, 19—21.
(19.) A. A t z 1 e r, Musterlectionen u. Probekatechesen. —
Galle, Erklärung des Liedes zur hl. Hedwig: *0 schöne Perle,
edler Stein.« — H. Werner, Litteraturbilder, II. Die Legenden¬
dichtung. — H. Ziese he, Die Farne. — G. Backhaus, Die
deutschen Besitzungen in der Südsee. (Schl.)
(20.) Galle, Das Fest d. hl. Rosenkranzes u. d. Rosenkranz¬
gebet. — Einführung in d. wichtigsten poetischen Formen. —
Etwas aus d. gemeinen Bruchrechnung. — Wie erzielt d. Lehrer
einen guten Schulgesang ? — Einige Sätze über das Platzieren in
der Volksschule. — Besprechungen.
(21.) Gürten, Die volksschulmässige Behandlung d. Sprich¬
wortes. — Szczeponik, Zur Praxis des Geräthturnens. —
A. Schapmann, Über Schulkrankheiten u. Beseitigung d. Übel.
Gymnasium. Zeitschrift f. Lehrer an Gymnasien u. verwandten
Unterrichts-Anstalten, hrsg. v. Dr. M. W e t z e 1. (Paderborn,
Schöningh.) X, 14—21.
(14. u. 15.) Heuwes, Zur Methodik des deutschen Unter¬
richts. — (16. u. 17.) Matthias, Die Stellung der Schule im
Kampfe gegen »Sprachdummheiten« u. »Sprachverwilderung.« —
(18. u. 19.) Huckert, Wie kann die höhere Schule am Kampfe
gegen Verschwendung, übermässigen Luxus u. Vergnügungssucht
theilnehmen? — (20.) Adrian. Die deutsche Rechtschreibung. —
(21.) Plassmann, Über Logarithmentafeln. — In jedem Hefte:
Recensionen. — Kleinere Anzeigen. — Programmschau. — Zeit¬
schriftenschau. — Bücherschau. — Nachrichten.
Chrlstlich-pädagog. Blätter für d. öster.-ung. Monarchie, hrsg.
von J. Panholzer. (Wien, »St. Norbertus«.) XV, 20.
Kinder-Selbstmorde. — Ruckes, Die falschen u. d. wahren
Freunde der Volksschule. — Görgen, Zur »Kellner-Stiftung«.
— Gesetze u. Verordnungen.
Zeitschrift für die österr. Gymnasien, red. v. W. v. Hartei,
K. Schenkl (Wien, Gerold’s Sohn). XLIII, 7.
(7.) I. Abhandlung: F. Pro sch, Der religiös-philosophische
Standpunkt unter die Entstehungsgeschichte von Lenau’s »Savo-
narola« — II. Literarische Anzeigen: Homer's Ilias ed. La
Roche (G. Vogrinz). — Platonis Laches ed. Cron; Apologie
ed. G. H. Müller; Platonis opera omnia ed. Wohlrab, VIII, 1
(Lauczizky). — Piautus, Ausgew. Comödien ed. Brix-Niemeyer III.
(Stowasser). — Weise, Charakteristik d. latein. Sprache (Heidrich).
— Wirth, 36 Gründe gegen d. deutsche fremdsprachl. Übersetzen
an humanist. Gymnasien (Rappold). — Szanto, Griech. Bürger¬
recht (H. Swoboda). — Arullani, La donna nella letteratura del
Cinquecento (K. Wotke). — Briefwechsel Enk v. d. Burg u. Münch-
Bellinghausen, hrsg. v. R. Schachinger (A. Hauffen). — C. M.
Sauer, Italien. Conversations-Lesebuch; Defant, Corso di lingua
tedesco (Alton). — Holm, Griech. Geschichte I—III. (H. Swoboda).
— Mathemat. Lehrbücher (F. Wailentin u. J. J. Wallentin). —
Noe, Geolog. Übersichtskarte d. Alpen (Toula). — Büchner,
Leitfaden d. Kunstgeschichte; Eh renberg, Kunst d. Zeichnens
(J. Wastler). — III. Zur Didaktik und Pädagogik: Tumlirz,
IV. deutsch-österr. Mittelschultag. — Will mann, Die sociale Auf¬
gabe d. höheren Schulen (J. Loos). — »Österr. Mittelschule« IV. u.
V. Jhrg. (J. Rappold). — IV. Miscellen. Programmenschau.
Blätter für das bayer. Gymnasialschulwesen, red. von A.
Roemer. (München, Lindauer.) XXVIII, 1—7.
(1.) Joh. Gersten eck er, Zum grammatisch - stilistischen
Unterricht im Lateinischen — J. Melber, Aristoteles’ ’AtPqvaüov
iroXiTeia u. die bisher darüber ersch. Litt. (Forts, in Heft 6/7.)
— (2.) List, Ein Erinnerungsblatt an L. Döderlein. — Dr. M.
Hergt, Zur Trierenfrage u. zu den Irrfahrten des Odysseus. —
Dr. J. Gg. B r a m b s, Zu d. griech. Tragikern. — Miscellen. —
(3.) Dr. Wohlfahrt, Über die Methode des franz. Unterrichtes
auf d. bayer. Gymnasien. — Dr. B. Sepp, Bemerkungen zur
Germania d. Tacitus. — (4, 5.) Fr. Anschütz, Über eine
Gruppe von algebraisch auflösb. Gleichungen 5. Grades. — H.
Stadtmüller, Zu Euripides’ Hippolytus. — M. Kiderlin, Zu
Quintilianus. — (6, 7.) Dr. A. Deuerling, Das zehnclassige
Gymnasium. — H. Stadtmüller, Zu Euripides Bakchen. — Dr.
H. Stadler, Zur Arbeitsweise des älteren Plinius. — Miscellen.
Kathol. Schulkde, red. v. R. Kiel (Heiligenst, Cordicr.) I,
42 u. 43.
P. Feld hohn, Die Aufsatzübungen auf d. Mittelstufe der
Volksschule im Anschlüsse an d. Bild. (Schl.) — Lose Blätter.
Ergänzungen zu Dr. Kellners »Aphorismen« u. »Lebcnsblätter.«
Im Aufträge des Verf. aus dessen Nachlasse zusammcngestcllt
u. hrsg. von A. Görgen. — General-Versammlung d. Cäcilien¬
vereins der Diöcese Trier. — Der gregorianische Choral u. die
Art u. Weise seiner Einübung. — Kuhn, Comenius u. Pestalozzi,
ein Vergleich. — Stimmen u. Stimmungen. — Schul-Chronik.
(42.) Lehrer und Priester. — L. Hab rieh, Die Unfallver¬
sicherung (Forts.) — Bedeutung der Entdeckung Amerikas für
Schule u. Kirche. — Ch. Kühn, Comenius u. Pestalozzi. Ein
Vergleich (Schluss.) — Schul-Chronik. — Beilage: Edelsteine.
Illustr. kath. Jugendschrift. V, 20.
(43.) Aus d. Herbstversammlungen kathol. Lehrervereine
Deutschlands: Zwei Reden von Leinefelde; die Küsterfrage auf
dem kathol. Lehrertage zu Fulda; Gründung des kathol. Lehrer-
Vereines im Grossherzogthum Hessen. — Küster- und Organisten¬
frage. — Besoldungsfragc. — Vereinsbote. — Schulchronik.
Zeitschrift fUr Philosophie u. philosophische Kritik, hrsg.
v. Dr. J. H. Fichte u. Dr. U 1 r i c i, red. v. Dr. R. F a 1 k e n-
berg. (Leipzig, Pfeffer.) C, 2 u. CI, 1.
(C, 2.) J. Zahl fleisch, Zur Kritik d. Anschauungen des
Aristoteles in Bezug auf physik. Wissen. — N. v. Seeland,
Über die Einseitigkeit d. herrschenden Krafttheorie. (Schl.) — R.
Schellwien, Die Erkenntnislehre Kants. — M. Schasler, Philos.
Randbemerkungen zu d. Verhandlungen üb. d. preuss. Volks¬
schulgesetz-Entwurf. — Dr. E. Dreher, Krit. Bemerkungen u.
Ergänzungen zu Kants Antinomien. — Recensionen, darunter:
Cantor, Z. Lehre v. Transfiniten (G. Frege); Herrn. Weiss,
Einleitung in die christl. Ethik (Koppelmann); H. Münster¬
feld, Beiträge zur experimentellen Psychologie (Grotenfelt);
Jordan, D. Räthsel d. Hypnotism. u. s. Lösung (E. Dreher.)
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Nh. 16. - OksI KKKRICH1SCHKS LlTI KRATURBLAn . — 1. JAHRGANG.
(CI, 1.) O. Lieb mann, Psycholog. Aphorismen. — E.
Hart mann, Unterhalb u. oberhalb v. gut u. böse. — J. Jodl,
Jahresbericht üb. Erscheinungen d. anglo-amcrikan. Litteratur aus
d. Zeit v. 1890—1891. — R. Seydel, Zur Begrüssung d. 2.
Hunderts d. Bände dieser Zeitschrift. — Recensioncn, darunter:
Burmann. D. Transccndcntalphil. Lichtes u. Schöllings (C. Her¬
mann); Volkelt, Vorträge z. Einführung in d. Phil. d. Gegen¬
wart (Gütler); L. Stein, Leibniz u. Spinoza (P. Deussen);
Schmidkunz, Gegen d. Materialismus (Kreibig.)
Bölcseleti Folyöirat, hrsg. J. Kiss. (Budap., Athenaeum.) VI, 3.
I. Abhandlungen: A. Kadär, Von d. Induction. — Gv. Hüb¬
ner, Die Phil. d. Scholastik war nicht blosse Begriffsphil. —
L. Szilvek, Sprachphil. Fragen. — Gy. Kozäry, Vom Hypno¬
tismus. — II. Philosoph. Bewegungen, Fragen: Die Phil. and.
Budap. Universität im I. Sem. 1892/93. — Kiss, Von der ungar.
St. Thomas v. Aquin-Gesellsch. — Kiss, Aus d. Pariser St.
Thomas-Akademie. — Gy. Kozäry, Brehm u. d. Thicre. —
Eine Preisausschreibung. — III. Die ungar. Sprache d. Philo¬
sophie: J. Kiss, Naturphilos. Ausdrücke. — IV. Litt. Anzeigen.
Nene Erscheinungen:
Temming E., Beitrag zur Darstellung u. Kritik d. moralischen
Bildungslehre Kant's. Leipzig, Fock. gr.-8°. (55 S.) fl. —.60.
Jentsch 0., Geschichtsphil. Gedanken. Ein Leitf. durch d.
Widersprüche d. Lebens. Lp., Grunow. 8°. (VIII u. 467 S.)
fl. 2.70.
Hegler A., Geist u. Schrift bei Sebastian Franck. Eine Studie
zur Geschichte d. Spiritualismus in d. Reformationszeit. Frei¬
burg, Mohr. gr.-8°. (XII u. 291 S.) 11. 3. — .
Klinghardt H., Drei weitere Jahre Erfahrungen m. d. imitativen
Methode. Ein Bericht aus der Praxis des neusprachl. Unter¬
richts. Marburg, Eiwert. gr.-8°. (IX u. 162 S.) fl. 1.50.
Latt W., D. Bibel als Erzieherin. Lp., Busch, gr. 8°. (68 S.)
fl. —.90.
Möller L. K., Das Haus in unserer Zeit u. unserem Volke, seine
Gefährdung, Bewahrung u. Erbauung. Ethische Zeitbetrachtung.
Hamb., Ag. d. Rauh. Hauses. gr.-8°. (VIII u. 344 S.) fl. 2.40.
Müllen er Ch., Beiträge u. Vorschläge zur Reorganisation der
Lehrerbildung auf pädagogischer Grundlage. Bern, Schmid,
Francke & Co. gr.-S n . (VIII u. 98 S.) fl. —.60.
Monumenta Germaniae paedagogica. Schulordnungen, Schul¬
bücher u. pädagog. Miscellaneen aus den Landen deutscher
Zunge, hrsg. von K. Kehrbach. XIII. Bd. Die siebenbürg.-
sächs. Schulordnungen, m. Einl., Anm. u. Reg. hrsg. v. F.
Tcutsch. 2. Bd. 1782—1883. B., Hofmann & Comp. gr.-8°.
(LXXXVIII u. 623 S.) fl. 12.-.
Münsterberg II., Beiträge z. exp. Psvch. Ebd. gr.-8°. (III
u. 238 S.) fl. 2.70.
Im Verlage der Aschendorff’schen Buchhandlung in Münster
wird erscheinen: Beiträge zur Geschichte der Philosophie des
Mittelalters. Texte und Untersuchungen. Hrsg. v. Dr. CI. Baum¬
ker u. Dr. G. Frh. v. Hertling. Bd. II, Heft 1.: Dr. M. Baum¬
gartner, Die Erkenntnislehre des Wilhelm v. Auvergne.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Weiss, J. B. v., Hofrath, Prof. Dr.: Weltgeschichte.
Dritte verbesserte Auflage . VIII. Band. Religions¬
streit, Kunst und Litteratur 1530 — 1618. Graz und
Leipzig, Buchdruckerei und Verlagshandlung »Styria«, 1892.
gr. 8L (VII u. 792 S.) fl. 4.20.
Der berühmte Verf. hat für die dritte Auflage des
vorliegenden Bandes alle Resultate verwertet, welche
die Quellenforschung der jüngsten Zeit so reichlich zu
Tage gefördert hat, so z. B. für den englischen Kirchen¬
streit Gasquet’s Werk über die Klosteraufhebung unter
Heinrich VIII., für die deutsche Reformation Janssen,
Onno Klopp und Pastor, für die Geschichte Maria
Stuarts Opitz und Sepp. Zur Erläuterung des Ver¬
hältnisses Max II. zum heil. Stuhle diente ihm Schwarz’s
Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst.
Gerade, weil sich der Autor von einem Geist der
Milde und Versöhnlichkeit wie nicht leicht ein anderer
moderner Historiker leiten lässt, wünschten wir, dass;
seine Leser keine zu weit gehenden Consequcnzcn an
diese christliche Mildherzigkeit knüpften. So hat der
Verf. vollkommen Recht, wenn er mit der alten Dar¬
stellung Maria Stuarts in der Geschichte bricht. Die
moderne Geschichtsforschung kann den Cassettenbriefen
nicht mehr die Beweiskraft einer Schuld zuerkennen, wie
sie noch Mignet folgern mochte. Wird eine Frau aber
dadurch, dass man sie von einem argen Flecken weiss¬
wäscht, zur Tugendheldin? Ein Mord ist Maria Stuart
nicht nachweisbar, während ihre Standhaftigkeit angesichts
des Todes erwiesen ist. Das ist eben auch Alles, was
sich für die unglückliche Königin anführen lässt.
Der Verf. hat bei seiner günstigen Beurtheilung
Maximilians II. die verworrene politische Lage Deutsch¬
lands, die persönliche Liebenswürdigkeit des Monarchen
und seine gewiss guten Absichten im Auge, bei Gut¬
heissung seiner inneren Politik aber die Thatsache,
dass der Friede nur durch Zugeständnisse erhaltbar
schien. Von dem Rufe der Zweideutigkeit wird ihn wohl
keine Geschichte zu reinigen vermögen, der von Schwarz
herausgegebene Briefwechsel mit Pius V. beweist nur,
wie wenig es dem Kaiser mit der Bildung einer grossen
europäischen Liga gegen den Erbfeind ernst war, und
wie nahe ihm die Censur der Königin Elisabeth von
England zu Herzen gieng. Wohl aber wimmelt dieser
Briefwechsel von Anliegen und Bitten für kaiserliche
Günstlinge. Bischof Grater mochte ja der aufrichtigen
Überzeugung sein, dass Max II. bei bester Gemüthsver-
fassung in die Ewigkeit eingegangen, seltsam bleibt es
immerhin, dass er dem Empfang der heil. Sterbesacra-
mente beharrlich aus dem Wege gieng. Was die innere
Politik dieses Kaisers betrifft, so mochte sie dazu dienen,
den friedlichen Zustand mühselig fortzufristen. Was war
aber damit gewonnen ? — ein politisches Moratorium,
das sich an den Nachfolgern im Reiche schwer rächte.
Einfach und doch meisterhaft schildert der Autor
die Katastrophe, von welcher der spanische Thronerbe
Don Carlos ereilt wurde. Philipp II. handelte als pflicht¬
treuer Regent und gewissenhafter Mann. Während sich
Marc Aurel mit seinem Gewissen abfand und Rom unbe¬
denklich seinem Sohn Commodus als Herrscher preisgab,
brachte es Philipp nicht über sich, das Reich seiner
väterlichen Liebe zu opfern.
Lesenswert ist, was der Autor über die Gegen¬
reformation im Allgemeinen und insbesondere in den
österreichischen Erbländern berichtet. Maximilians II.
Regierungssystem machte es den anderen österreichischen
Fürsten unmöglich, auf ihrem katholisch-exclusiven Stand¬
punkt zu beharren, Carl von Steyermark sah sich ge-
nöthigt, den Protestanten am Brücker Landtag — 157*8
— erhebliche Zugeständnisse zu gewähren. Sein Sohn
Ferdinand, der durch nichts an die väterlichen Beschlüsse
gebunden war, nahm sie zurück. Er stellte die katholische
als Staatsreligion ohne Blutvergiessen wieder her. Wir
würden dieses Regierungsactes nicht ausdrücklich er¬
wähnen, wenn wir nicht der Ansicht des Verf. wären,
welcher dieser Gegenreformation »welthistorische Be¬
deutung« zuerkennt. Ein verhältnismässig kleiner Landes¬
fürst war mit gutem Beispiele vorangegangen und hatte
damit grossen Erfolg errungen. Nun rafften sich auch
andere katholische Fürsten zum Widerstand auf. Das
katholisch gebliebene Volk wünschte sich einen Herrn
wie Ferdinand und dieser Wunsch fand endlich Er¬
füllung, — Die Gegenreformation wäre aber ohne die dazu
nöthigen Werkzeuge unmöglich gewesen. Der zu neuer
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Obsterreichisches L itter aturblatt. — I. Jahrgang.
506
Nr. 16.
Kraft erwachte katholische Geist lieferte sie. W. verbreitet
sich über die neuen Ordensgründungen und die ausgezeich¬
neten Religiösen, die damals auftraten. — Hervorgehoben
zu werden verdient insbesondere das Capitel, welches über
Litteratur und Kunst während des 16. Jhdt. handelt. Der
Autor fasst mit Gründlichkeit und richtiger Auswahl alles
zusammen, was auf diesem Gebiete die Herzen der
Bürger desselben bew’egte. Glücklich wie kein zweiter
Geschichtsschreiber zeichnet der Verf. den Staatsmann
und Dichter Niccolo Macchiavelli.
Der vorliegende Band hat uns während der ganzen
Lecture in Spannung erhalten und wir erfüllen nur die
Pflicht eines gewissenhaften Kritikers, wenn wir auch
diesen achten Band als eine vorzügliche Leistung unserer
heimischen Geschichtsschreibung freudig begrüssen. Desto
schmerzlicher berührt es, Hofrath Prof, von Weiss bei
der jüngsten Wahl neuer Mitglieder der Academie der
Wissenschaften übergangen zu sehen.
Gloggnitz. Dr. G. E. Haas.
Histor. Zeitschr., hrsg. v. H. v. Sybel u. M. Lehmann (Mün¬
chen, Oldenbourg.) LXIX (N. F. XXXIII), 3.
A. Holländer, Eine Schweizer Gesandtschaftsreise an den
franz. Hof i. J. 1557. —Th. Wiede mann, Der Nymphenburger
Vertrag v. 22. Mai 1741. — Miscellen: Prcussen u. die allgcm.
Wehrpflicht i. J. 1810. — Litteraturbericht. Darunter: Müllen-
hoff, Deutsche Alterthumskunde II, V, 2 u. Müllen ho ff, Beo-
vulf (L. Erhardt); K. Hegel, Städte u. Gilden der german. Volk,
im MA. (Ilgen); Urk. u. Actenstücke z. Gesell, d. Kurf. Fricdr.
Wilh. v. Brandenburg. XIII: Polit. Verhdlgn., 3. u. XIV: Ausw.
Acten, 3. Österreich v. A. F. Pribram (Ed. Heyck.)
Bullettino di Archeologia e Storia Daimata. Hrsg, von Fr.
Bulic, Spalato. XV, 8 u. 9.
(8.) Iscrizione inedito: Salona. (Frts. in Heft 9.) — Lc Gemme
deil J. R. Museo Archeologico in Spalato. (Frts. in Heft 9.) —
II kelt di bronzo dcll’ epoca preistorica trovato a Kozica. —
Necropoli preistorica a Pasiglav. (Frts. in Heft 9.) — Oggetti
d’arte ed iscrizioni a Lagosta. (Frts. in Heft 9.) — La comunitä
di Spalato dal 3 sett. 1358 al 3 maggio 1359. (Frts. in Heft 9.)
— La cor.gregazione generale della Dalmazia fatta a Nona nel
1396. (Frts. in Heft 9.)
(9.) Nomi e Marche di fabbrica su tegoli, embrici, vasi ed
altri oggetti fittili pell i. r. Museo di Spalato. — In jedem Hefte:
I. Suppl.: II testamento di Pietro Canavelli. — 11. Suppl.: La
Zecca della Repubblica di Ragusa.
Neue Erscheinungen:
Grand maison G. de, L’ambassade francaise en Espagne pendant
la revolution (1789—1804). Paris, Pion, Nourrit & Cie. 8°.
7 Fr. 50 c.
Brouwers A. C., L’action de la franc-ma 9 onnerie dans l’histoire
moderne. Kerkrade, Alberts. 8°. 1 Fr. 40 c.
Kniaziolucki Dr. Zb., Materyaly do biografii Mikolaja Reja z
Nagtowic. (Materialien z. Biographie d. Nie. Rej.) Krakau, Acad.
d. Wissensch, gr.-8°. (401 S.) fl. 3.—.
Hoffmann M., Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck.
2. Hälfte m. einer Auswahl liibeck. Münzen, beschrieben v.
C. Curtius. Lüb., Schmersahl. gr.-8°. (III u. 242 S.) fl. 2.40.
Ossowski G., O grobach niecialopalnych powiatu zaleszczyckiego.
Z badaü dokomanych przez M. K^plicza i G. Ossouskiego.
(V. d. Gräbern in Myszköw.) Krakau, Ak. d. Wiss. 8°. (10 S.)
fl. —.30.
— O naczyniach inkrustowanych w zabvtkach przedhistorycznich
ziem dawney Polski. (Von incrustierten Gefässen im vorge¬
schichtlichen Polen.) Ebd. 4°. (22 S. m. Abb.) fl. —.40.
— Sprawozdanie trzecie z wycieczki paleo-etnolog. po Galicyi
w r. 1891. (III. Bericht aus d. palaeo-ethnolog. Ausfluge durch
Galizien.) Ebd. 8°. (34 S. m. Tab. u. Zeichn.) fl. 1.—.
Soft an Abgar, A Carskiej imperyi, szkice. (Aus d. Zaarenherr-
schaft, Skizzen.) Ebd. 8°. (237 u. 1 S.) fl. 1.40.
Keil B., Die solon. Verfassung in Aristoteles’ Verfassungsge¬
schichte Athens. B., Gaertner. gr.-8°. (VII u. 248 S.) fl. 3.60.
Rubensohn O., Die Mysterienheiligthümer in Eleusis u. Samo-
thrake. Ebd. gr.-8°. (240 S.) fl. 4.20.
Steinhausen G, Culturstudien. Ebd. gr.-8°. (VIII und 136 S.)
fl. 1.80.
Winkel mann A., Der Romzug Ruprechts v. d. Pfalz, nebst
Quellenangaben. Innsb., Wagner. gr.-8°. (VI u. 146 S.) fl. 1.40.
Dopsch A., Das Treffen b. Lobositz (1. Oct. 1756), sein Aus¬
gang u. seine Folgen. Quellenkrit. Untersuchungen z. Gesch.
d. Kriegsjahres 1756. Graz, »Styria«. gr.-8°. (XI und 250 S.)
fl. 2.70.
Abhandlungen, historische, aus d. Münchener Seminar. Hrsg,
v. Th. Heigel u. H. Glauert. 3. Hft.: L. Wolfram, Heinrich
Braun, 1732 —1792. Beitrag z. Geschichte der Aufklärungs¬
epoche. Bamberg, Büchner. gr.-8°. (VII u. 99 S.) fl. 2.40.
Heigel K. Th., Essays aus neuerer Geschichte. Ebd. gr.-8°. (V
u. 347 S.) fl. 4.80.
Losch F., Balder u. d. weisse Hirsch. Beitrag z. deutschen My¬
thologie, St., Frommann. gr.-8°. (IV u. 197 S.) fl. 2.25.
Noiret H., Documents inedits pour servir ä l’histoire de la
domination. Venitienne en bretc de 1380 ä 1485. Paris, Thorin
u. rtls. 15 fr.
Im Laufe des Winters erscheinen in der Librairie Pion
(Paris): Memoire ecrit par Marie-Therese-Charlotte de France sur
la captivite des princes et princesses, ses parents, depuis le 10
aoüt 1792 jusqu’ ä la mort de son frerc, arrivee le 9 juillet 1793.
(Fr. 10.— .)— Memoires d’Eugene Delacroix. Tome 1. 1822—1850.
(7 Fr. 50 c.) — L. Pingaud, Un conspirateur sous la revolution
et l’empire. Le comte d’Antraigues. (7 Fr. 50 c.) — F. De Crue,
Le parti des politiques au lendemain de La Saint-Barthelemy, La
Molle et Coconat. (8 Fr.) — M. Waszilewski, Le Roman
d’une imperatricc (Catherine II.). (7 Fr. 50 c.) — P. Bonnassieux,
Histoire de grandes compagnies de commerce. (7 Fr. 50 c.) —
Ch. Lentheric, Le Rhone. Histoire d’un fleuve. 2 Bde. (18 Fr.)
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Gietmann G., S. J.: Die Aussprache des Englischen
in systematischer Vollständigkt it, einschliesslich der
Regeln über Quantität und Accent. Freiburg im Breis¬
gau, Hcrdcr’sche Verlagsbuchhandlung, 1892. 8°. (IV u. 108 S.)
fl. —.90.
Für ein Mitglied der Gesellschaft Jesu gibt es mancherlei
Lockung, mit dem Englischen sich zu befassen. Da sind
die Missionen in fernen Weltthcilen, zu denen die brit-
tische Zunge meist der beste Schlüssel ist. Bedeutsamer
noch müssen den geistig strebsamen Katholiken die
Werke eines Wiseman und Newman anziehen, die ein
feines Gestaltungsvermögen mit einem grossbrittannisch
weiten und freien Bildungsideal vereinen. Vielleicht
würden auch die geistlichen Spiele und Erbauungsschriften
des englischen Mittelalters die Mühe des Nachlesens
lohnen, wenn sie nur einmal zugänglicher wären. Da
wurden Visionen gedichtet, die an Dante gemahnen; die
Legende war so beliebt, dass selbst das Weltkind Chaucer
alle Schönheit seines Renaissancestils auf Mariengebete
und eine »heil. Cäcilie« verwendete; die Moralität
»Jedermann« behandelt die Parabel von den Freunden
beim Sterben in einer classischen Weise, die selbst
Newmans Hauptwerk, der eng verwandte berühmte
»Traum des Gerontius« nicht übertrifft. In ten Brink’s
Litteraturgeschichte wird jetzt wenigstens eine Übersicht
dieser Schätze geboten.
Pater G. citiert nicht umsonst einmal den Namen
Newman als Aussprachsbeispiel und ein Urtheil Wise-
man’s über Shakespeare als Lesestück. Er ist ein den¬
kender Lehrer, hier allerdings in einer Materie, die den
gesetzesuchenden Philosophen mit unendlicher Mannig¬
faltigkeit äfft und kaum dem Historiker der Sprache sich
entwirrt: so kraus sind im modernen Englisch verschie¬
dene Lauttendenzen und Dialekte, berechtigte Doppel¬
formen und laxe Analogien, gelehrte und thörichte
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Nr. 16. — Oesterreichisches Lm eraturbi.att. — I. Jahrgang.
508
Schreibweisen zusammengequirlt. Man merkt wohl, diese
Schriftsprache ist nicht wie die italienische durch einen
Dante, oder wie die deutsche durch eine kaiserliche
Kanzlei entstanden, sondern hauptsächlich durch das
Zusammenfliessen politischer und kaufmännischer Inter¬
essen in London; mehr durch den Wollsack als die
Feder. Das erklärt viel von der verzweifelten Regel¬
losigkeit der Aussprache, oder richtiger der Schreibung,
die G. mit grossem, eindringendem Fleisse klarzulegen
sich bemüht.
Es fehlt dem Büchlein nicht an eigener Beobachtung,
namentlich was gelehrte und Fremdwörter betrifft. Die
Beispiele sind sehr vernünftig gewählt. In der Vorrede
bittet der Verf. selbst um Mittheilung etwaiger Ver¬
besserungen, offenbar mit bestem Gewissen. Man bedauert,
einem so ernstlich auf die Sache bedachten Manne darauf
sagen zu müssen, dass seit einem Dutzend Jahren durch
englische Privatforscher und die deutschen Universitäten
eine phonetische Disciplin erwachsen ist, welche gerade
die Elemente vielfach anders darstellt; allerdings ist sie
fast nur aus mündlichem Vortrag zu lernen; wem sie
nicht lebendig sich geoffenbart, dem sagen auch die ein¬
schlägigen Bücher nicht viel. Man würde dies vielleicht
doch rücksichtsvoll verschweigen, wenn nicht noch mehr
Bedauern dem Schüler gebührte, dem da, um nur einen
besonders eingerosteten Irrthum im allgemeinen Interesse
hervorzuheben, noch immer der kurze englische u-Laut,
wie in up, als »ungefähr deutsches ö« beschrieben wird.
Wie viel Mühe kostet in solchen Dingen später das Ver¬
lernen! Mancher deutsche Kaufmann, der schon zwanzig
Jahre in London lebt, hat sich bis heute von dieser
Angabe seiner englischen Schulgrammatik nicht befreit,
seinen Dienern und Nachbarn zur steten Ohrenqual.
Henry Sweet’s »Elementarbuch des gesprochenen Englisch«
lehrt doch seit 1885 richtig: sprich ap! Der Hinweis
auf Sweet genügt statt weiterer Beispiele; er ist auf diesem
Gebiete die unumgängliche Autorität.
Ich will mir aber diese Gelegenheit nicht entgehen
lassen, auf einige weitere Besonderheiten der englischen
Zunge hinzudeuten, wäre es auch nur, um uns die
eigene Mundart dadurch zu verdeutlichen. Dass man mit
Sprachgeschichte unter Umständen ein allgemeineres Inter¬
esse finden kann, hat ja kürzlich der ungeheuere Erfolg
von Kluge’s Etymologischem Wörterbuch wieder gezeigt.
Wir haben im Deutschen nur mehr lange Accent¬
silben; entweder »Staat, Gas« mit vocalischer Länge
oder »Stadt, Gast« mit consonantischer. So seit dem
XV. Jahrhundert. Der Engländer aber hat in gewissen
Wörtern noch den altgermanischen Bestand der reinen
Kürze bewahrt; die zwei Silben in »ever«, »body« nehmen
daher beim Aussprechen nur soviel Zeit in Anspruch,
als sonst ein einsilbiges Wort und können in der Poesie
thatsächlich als ein solches gebraucht werden. Der
Deutsche, welcher Englisch lernt, will entweder eever
sagen oder evver. Wir hatten die Erscheinung noch im
Mittelhochdeutschen; Walther von der Vogelweide ge¬
braucht bekanntlich »körnen, nemen« einsilbig; dann aber
haben wir hierin ein grosses Vergessen entwickelt, wie
so vielfach auch in littcrarischer Hinsicht.
In anderen Punkten ist das Englische fortschrittlicher.
Man hört da nicht selten Wendungen wie »a good for
nothing-fellow«, zu deutsch »ein für-nichts-nutz-Kerl«, was
an die Manier agglutinierender Sprachen streift. Was wir
mit zwei Ableitungssilben — »nichtsnutziger« — bewirken,
erreicht der Engländer bloss durch eine selten beachtete
Abstufung des Accents, er spricht in solcher Zusammen¬
setzung nothing etwas schwächer als good. Er hilft sich
für den Verlust unserer im Grunde recht umständlichen
Flexionen durch eine Feinheit der Emphase, deren Un¬
kenntnis ein Missverständnis nach dem andern herbei¬
führt, daher in eine englische Aussprachslehre unbedingt
gehört.
Ein Gesetz endlich, das in einem solchen Buche
einen Hauptparagraph bilden müsste, schreibt vor, dass
jeder Consonant zum folgenden Vocal gezogen wird, auch
wenn dieser Vocal in einem andern Worte steht. Der
Engländer schreibt z. B. heaps of books, spricht aber
hea pso vbooks, was im Deutschen einem »Hau fnvo
nBüchern« gleich käme. Mehr als viele Einzelfehler be¬
rührt es den Engländer fremdartig, wenn er seine Sprache
ohne diese eigenthümliche Consonantenschiebung hört.
Der Klang des kleinsten Sätzchens wird dadurch berührt.
Mehr als irgend ein anderer Umstand hat auch dieser
dazu beigetragen, dass in rascher Conversation oft lange
Sätze gegen das Ende zu förmlich aufgerollt werden,
was den deutschen Ankömmling in England schier zur
Verzweiflung bringt. So war wenigstens mir zu Muthe,
als mich am ersten Abend in London die Frau des
Hauses fragte: »Won’t you have an other cup of tea?«
und zwar in der Art, dass ich wenig mehr hörte als
»Won’t — — tea?« Es ist eine merkwürdige Annäher¬
ung an die Sprache des Kindes, das ja mit den ein¬
fachsten Mitteln auskommt, mit einem blossen »tea« im
Frageton. Wo die meisten Menschen beisammen wohnen,
kommen sic also für den Alltagsgebrauch auf die primi¬
tivsten Verständigungsmittel zurück und sparen den vollen
Satz für Gelegenheiten der Würde.
Derlei Capricen, wird man vielleicht einwenden,
mögen in der Londoner Gesellschaft ausgeheckt werden,
sind aber für Amerika und die Colonien ohne Belang.
Doch, gerade in den überseeischen Colonien beobachtet
sie der Angelsachse besonders sorgsam, viel mehr als
einige Grafschaften von London entfernt, wo sich der
Dialect um so leichter einmengt, je näher er der Schrift¬
sprache verwandt ist. Froude schilderte kürzlich in seiner
»Reise nach Oceanien« — überhaupt eines der interessan¬
testen englischen Bücher aus den letzten Jahren, — wie
durch und durch Londonerisch er die Leute in Sidney
und Melbourne gefunden habe, im Reden wie im ganzen
Wesen. Weil wir es aber beim Englischen nicht mit
einem Dialect zu thun haben, der ja immer etwas Indi¬
viduelles hat, erlaubt, befördert, sondern mit einer Schrift¬
sprache, gleichmässig wie eine Uniform, deren Abzeichen
genau fixiert und zählbar sind, wird auch Genauigkeit
ihrer Widergabe verlangt — bei Gefahr der Lächerlich¬
keit für sich und der Schädigung der Sache, die man
vertritt.
Strassburg. A. B ran dl.
EAAAE, ILptoo’.xov toO ev 'AtxTrsXo'Sajj.tp «fr'.XsXXvjvtxoO XoXXoyoo’
red. v. H. C. Müller (Leiden, Brill). IV, 4.
Papad imitracöpoulos, Le poete Aristophane et les Parti¬
sans d’Frasme ffin.) — H. C. Müller, f 0 Koßfjxog xoü ^ xXaosix^
tttXoXoyta ev 'OXXavoüz. — Ihvoapoo A'. üapoLppaois hnb I.
r. FiavvouxoL).— Rossetti, Summer is gone; Milton, Sabrina, with
the translation in Greek by Launcelot D. Dowdall. — C.
Casanges, Bibliographie. — Hatzidakis, llsp't xoö ^Xtoasixo-j
CYjxvjiiaxoc. — Mittheilungen. — Kpi'aet« xoO c EXXy|VIxoö xoroo ftepl
toö xa{s’.o:ot> xoö x. Müller.
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Nr. 16. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
510
Lechner's Mittheilungen a. d. Gebiete d. Litteratur etc. red. v.
L. Hör mann (Wien, Lechner). IV, 3—6.
(3.) Rudolf v. Gottschall. — Neue Lyrik. — (4.) Leop.
Hörmann, Hans Grasberger. — L. H—nn, Franz Defregger.
— (5.) L. Hör mann, Bertha v. Suttner. — —nn, Studien z.
neuen deutschen Litteratur. — (6.) L. Hörmann, Hanns Hoftmann.
— Briefe v. Moltke.
Alemannia, hrsg. v. t A. Birlinger u. Friedrich Pfaff (Bonn,
Hanstein.) XX, 2.
Ch. Roder, Ein »Arbeiterstrike« vor 370 Jahren. —
A. Holder, Zwei bedeutsame Wendepunkte in d. Geschichte d.
deutschen Dialectdichtung. — F. D. Ring, Die Meistersänger in
Strassburg, mitgetheilt von F. Pfaff. — P. Beck, Ein wenig be¬
kanntes Gedicht v. Christ. Fricdr. Daniel Schubart. — J. Baech-
told, Zwei Hochzeitsgedichte (von Johannes Grob 1676 u. Gott¬
hard Heidegger 1710.) — O. Heilig, Einige Kindersprüche und
Kinderspiele aus d. Bruchsaler Gegend. — 0. Heilig, Bastlöse¬
reime aus Franken. — W. ünseld, Der Teufel in schwäbisch.
Sprichwörtern u. Redensarten. — H. Mayer, Zwei Sagen (die
grosse Glocke, der See) aus St. Georgen bei Freiburg i. B. —
F. D. Ring, Eine Sage aus d. Rockenphilosophie bestätigt, mit¬
getheilt v. F. Pfaff. — J. Sarrazin, D. Narrengericht zu Stockach.
— F. Pfaff, D. Kammergericht zu Speier (Spruch.) — G. Volks,
Odenwälder Hausbücher, I. II. (F. Pfaff.)
Neue Erscheinungen:
Rosen F., Die Indarsabhä d. Amänat. Neuindisches Singspiel in
lith. Orig.-Text m. Übersetzungen u. Erklärungen, sowie c. Ein¬
leitung üb. d. hindustan. Drama. Lp., Brockhaus. Lex.-8°. (V,
102 u. 64 S. m. Abb.) fl. 4.80.
Planta R. v., Grammatik der oskisch-umbrischcn Dialccte. (In
2 Bdn.) I.: Einl. u. Lautlehre. Strassburg, Trübner. gr.-8°.
(VIII u. 600 S.) 11. 9.—.
Dühring G., Die Grössen d. mod. Litteratur, populär u. kritisch
nach neuen Gesichtspunkten dargcstellt. 1. Abth. Einl. über
alles Vornehme. Wiederauffrischung Shakespeares, Voltaires,
Goethes, Bürgers. Geistige Lage im 18. Jahrh. Lp., Naumann,
gr.-8°. (XI u. 288 S.) fl. 3.60.
F rey, Pannamite, mere des langucs. Communaute d’originc des
races celtiques, semitiques, soudanaiscs et de Plndo-Chine.
Paris, Hachettc u. Cie. 8°. 5 fr.
Barbey d’Aurevilly J., Litterature epistolairc. Paris, Lemerre.
3 fr. 50 c.
Bi onisch G., Die oskischen i-u-e-Vocale. Eine statist.-descriptivc
u. sprachgeschichtl.-vergleich. Untersuchg. Lp., Harrassowitz.
gr.-8°. (195 S.) fl. 3.60.
Sarrazin G., Thomas Kyd u. s. Kreis. E. littcrarhistor. Unter¬
suchung. B., Felber. gr.-8. (V u. 126 S.) fl. 1.80.
Bohatta H., Praktische Grammatik d. javan. Sprache m. Lese¬
stücken, e. javan.-deutschen u. deutsch-javan. Wörterbuch.
Wien, Hartleben. 8°. (VII u. 192 S.) fl. 1.20.
Bethke E., Üb. d. Stil Hadamars v Laker in seiner »Jagdc. B.,
Mayer u. Müller. gr.-8°. (V u. 190 S.) fl. 1.80
Heine C., Der Roman in Deutschland von 1774—1778. Halle,
Niemeyer. gr.-8°. (VI u. 140 S.) fl. 1.80.
Boer R. C. v., Orvar-Odds Saga. Ebd. gr.-8°. (XXIV u. 124 S.)
fl. 2.16.
Froitzheim J., Friederike v. Sesenheim. Nach geschichtl. Quell.
Gotha, Perthes. 8°. (IV u. 137 S.) fl. 1.08.
Denkmäler, niederdeutsche, hrsg. v. Verein f. niederd. Sprach¬
forschung. V. Bd. Redentincr Österspiel. Nebst Einleitung und
Anmerkungen v. C. Schröder. Norden, Soltau. gr.-8°. (V u.
110 S.) fl. 1.80.
Seitz K., Niederdeutsche Alliterationen. Ebd. gr.-8°. (VII u. 99 S.)
fl. 1.80.
Brasch M., R. v. Gottschall. Ein litterar. Portrait. Lp., Gottwald.
gr.-8°. (64 S.) fl. —.60.
Lucani M. A., De bello civili libri X. G. Steinbarti aliorumque
copiis usus ed. Horsius. Lp., Teubner. 8°. (XXXIV u. 374 S.)
fl. 2.16.
Manutii P., epistulae selectae, ed. M. Fickelscherer. Ebd. 8°.
(VIII u. 176 S.) fl. —.90.
Peter H., Scriptores historiae Augustae. 6 litterar.-geschichtl.
Untersuchungen. Ebd. gr.-8°. (VIII u. 266 S.) fl. 3.84.
Syriani in Hamogenem commentaria, ed. H. Rabe. Vol. I.:
Commcntarium in libros irepl tos&v. Accedit Syriani quae fer-
tur in Hermogenis libros 7cept iöeü>v praefativ. Ebd. 8°. (XVI u.
112 S.) fl. —.72.
Heinze R. Xenokrates. Darstellung d. Lehre u. Sammlung der
Fragmente. Ebd. gr.-8°. (XII u. 204 S.) 11. 3.36.
Länder- und Völkerkunde.
Melingo, P. v.: Griechenland in unseren Tagen.
Studien und Bilder. Wien und Leipzig, Wilh. Braumüllcr.
1892. gr. 8°. (X u. 223 S.) (1. 3.—.
Der Strom der Fremden geht noch nicht nach
Griechenland, was aus mehrfachen Gründen erklärlich
ist. Um eine solche Anziehungskraft auszuüben, ist das
Land weder durch seine klimatischen Verhältnisse im
Sommer, noch durch seine Cultur im Allgemeinen ge¬
eignet. Für die überwiegende Mehrzahl der Reisenden
sind die Monumente der Alten doch nur Ruinen und
ihre Kunst ist in London, München, Berlin und ander¬
wärts durch so hervorragende Stücke vertreten, dass der
Dilettant und Amateur sein Interesse für griechische
Kunst nicht erst in Griechenland zu befriedigen braucht.
Einem massenhaften Besuche des Landes steht überdies
die wenig verbreitete Kenntnis der Sprache im Wege,
ein Land aber zu besuchen, dessen Sprache man nicht
kennt, ist wie das Blättern in einem illustrierten Werke,
dessen Text man nicht versteht. Wer jedoch in Zukunft
nach Griechenland zu gehen beabsichtigt, wird gut thun,
das vorliegende Buch genau einzusehen, denn es füllt
jene Lücke aus, welche die Reiseführer nothwendig offen
lassen. Woran sic alle vorübergehen, an der Darstellung
der Sitten und Gebräuche des Volkes, die von den un¬
seren sehr bedeutend abwcichen, an den Formen des
Verkehrs mit der guten Gesellschaft und dem Volke —
dies findet hier eingehende Würdigung und wird in
lichtvoller Weise auseinandergesetzt. In sieben Capiteln
wird über die Stadt Athen, den Hof, das politische
Leben, die Rechtspflege und öffentliche Sicherheit, das
geistige Leben, Kirche und Volksglaube und die wirth-
schaftliche Lage gehandelt. Das Buch ist mit Liebe zur
Sache geschrieben und man hat die Empfindung, dass
der Verf. aus dem Vollen schöpft. Der allgemeine Ein¬
druck, den man empfängt, ist der, dass Griechenland ein
gewaltig aufstrebendes Land ist, das sich während eines
halben Jahrhunderts aus sehr zerrütteten Zuständen zu
beachtenswerthcr Macht und zu ruhigen Verhältnissen
durchgearbeitet hat, dass Bildung und Wohlstand
rasch zunehmen, dass der musterhafte Patriotismus und
die oft bewiesene Aufopferung des Volkes ein fester
Wall sind, an dem noch manche Sturmflut der Zukunft
wirkungslos abprallen dürfte. Einer Besprechung der
politischen Ziele, denen Griechenland nachstrebt, wird
hier in vorsichtiger Weise aus dem Wege gegangen;
man kann nur errathen, nicht klar sehen. Die Darstellung
der Athener Verhältnisse und seiner Gesellschaft ist
überall in erste Linie gerückt, so viel, dass es scheinen
könnte, als trage das Buch seinen etwas weiter aus¬
greifenden Titel nicht ganz mit Recht; doch ist die
Gleichartigkeit der Anschauungen im ganzen Griechen¬
volke eine so durchgehende, dass daraus kein Schaden
erwächst. Das erste Capitel streift stark an einen Führer
durch Athen, zu dem man nur die Karte vermisst. Mit
besonderem Interesse wird man die Darstellung der Öffent¬
lichen Verhältnisse, des Volksglaubens der Griechen und
ihrer wirthschaftlichen Lage lesen — möchten doch
unsere massgebenden Persönlichkeiten die hier gegebenen
Winke recht sehr beherzigen! — Ferner die Darstellung
des griechischen Charakters, der bei seiner Schwer-
müthigkeit und äusseren Ruhe und seinem beweglichen,
glühenden Innern etwas Vulkanisches hat. Es ist merfe-
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Nh. 16. Oesterrrichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
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würdig, wie viel heidnischer Brauch noch im Volke
steckt, der in seinem Aberglauben zur Geltung kommt.
Auch ich glaube mit dem Verf., dass gerade diese Dar¬
stellung am geeignetsten sei, die Continuität der griechi¬
schen Race aus dem Alterthum in die Neuzeit zu be¬
weisen. Dagegen fällt im Vergleich zum Alterthume der
grosse Mangel an praktischer Kunstbelhätigung auf. Die
Griechen haben weder Talent zur Plastik noch zur
Musik, die schon im Alterthume unbedeutend war; in
der Malerei hat kein neueres Werk Weltruf erlangt, auch
die moderne Dichtung kann auf allseitige Beachtung
nicht Anspruch erheben — ist es doch nicht einmal
entschieden, in welcher Sprache überhaupt gedichtet
werden soll, in einer künstlicherWeise zusammengeflickten
oder in der lebendigen Sprache des Volkes.
Das Buch ist im steten Hinblick auf Oesterreich
und seine Verhältnisse geschrieben. Sonderbar wird es
nun manchen Leser berühren von Ehe ohne Liebe, von
Tanz ohne Schwung, von Gesang ohne Fröhlichkeit,
vom Mangel des Humors im Griechenvolke, von den
eigenthümlichen Verhältnissen in der Geistlichkeit, von
der strengen vierzigtägigen Fastenzeit, der nüchternen
Schmucklosigkeit der Kirchen und Anderem zu hören.
Dagegen wird die Einrichtung einer censur-, cautions-
und confiscationslosen Presse und die allgemeine Geltung
liberaler Anschauungen und Gesinnungen einiges Kopf¬
schütteln und Staunen hervorrufen. — Zu dem gedie¬
genen Inhalte stimmt hie und da nicht die Form. Manch¬
mal erscheinen eine Anzahl kleiner Sätze wie zu einem
Knäuel zusammengedreht (z. B. S. 148 »jener Diakon,
der, einer der Tapferen aus der Schar derer, die« etc.;
S. 161 al. 1 u. A.), manche das Ohr unangenehm be¬
rührende Kleinigkeiten hätten leicht vermieden werden
können (S. 15, Z. 23: »der jener der«; S. 90, Z. 8 v. u.
»mit nur mit Lappen« etc.). Hie und da streift die Spra¬
che an’s Unerlaubte. So ist das trans. Verbum herauf¬
tauchen S. 164, Z. 12 etwas gewagt, eine Bildung »grösst-
möglichst« S. 190 (Mitte) thut des Guten zuviel, »auf
etwas vergessen« (S. 221 Z. 12 v. u.) ist provinziell.
Das Buch kann recht empfohlen werden; es zeichnet
sich schon durch Ruhe des Urtheils und Masshalten in
der Darstellung aus, die hie und da durch humoristische
Lichter angenehm erhellt ist.
Wien. Theodor Gottlieb.
Polek, Dr. Job.: Repertorium der landeskundlichen
Litteratur der Bukowina . Czcrnowitz 1892, in Com¬
mission bei H. Pardini, Lex 8° (41 S.) 11.—.50.
— Rückblick auf die Forschungen zur Landes - und
Volkskunde der Bukowina seit 1773. Ebd., gr. 8° (32 S.)
11. —.30.
In beiden Schriften gibt der Gustos der Universitäts¬
bibliothek in Czcrnowitz, Dr. Joh. P., eine sehr dankens¬
werte Uebersicht der bisher erschienenen Litteratur über
das östlichste Kronland unserer Monarchie, die Bukowina.
Während die erste Publication in 774 Nummern die
systematische Aufzählung der Litteratur über die Bukowina
nach Wissensgebieten und innerhalb derselben wieder
nach der Zeit des Erscheinens enthält, zeigt die zweite
Schrift in kurzen Umrissen ein deutliches Bild der Ent¬
wickelung unserer Kenntnisse über dieses Land und der
sich mit ihm beschäftigenden wissenschaftlichen Litteratur
seit der österreichischen Occupation im Jahre 1773 bis
auf den heutigen Tag. L.
Globus, hrsg. v. R. And ree (Braunschweig, Vieweg & Sohn).
LXII, 16—18.
(16.) W. De ecke, Der Appennin an d. Irpinischen Wasser¬
scheide nach seiner physischen Beschaffenheit u. ökonomischen
Bedeutung. (Frts. in Nr. 17.) — Chantres Reisen am Ararat.
(Forts, in Nr. 18) — Fr. Kraus, Die neueste französ. Höhlen¬
forschung (1891). — H. Hofmann, Goldausbeute in Russland.
— Dr. J. Ilöfer, Die Cholera u. die Leichenverbrennung in
Japan. — Whytes Besteigung d. Milandschi in Nyassaland. — F.
Blumentritt, Die Namensgebung bei d. alten Tagalen. — Aus
allen Erdtheilen.
(17.) Bryants Erforschung des Grand River in Labrador.—
P. Ehren reich, Südamerikas Stromfahrten. VIII. — Fr. S. Krauss,
Ordalien in Bosnien u. dem Herzogthum. — Aus allen Erdtheilen.
(18.) H. v. Wlislocki, Höhencultus der Magyaren. —
A. Oppcl, Die Vermehrung der Weissen in Australien u. Ocea-
nien. — H. Frauberger, Die Wirtschaft!. Bedeutung ethnogra¬
phischer Museen. — Untergang der Expedition Hodister.
Neue Erscheinungen:
Regel F., Thüringen. Ein geograph. Handbuch. 1. Thl.: Das Land.
Jena, Fischer. gr.-8°. (XVI u. 400 S.) fl. 4.80.
Lendenfeld R. v., Australische Reise. Innsbruck, Wagner. Lex.-8 M .
(VIII u. 325 S. m. 111.) fl. 4.40.
Barfus E. v., Kriegsfahrten eines alten Soldaten im fernen Osten.
Nach d. Aufzeichnungen eines ehemal. Officiers d. niederländ.-
ostind. Armee erzählt. St., Deutsche Verl.-Anstalt. 8°. (V u.
289 S.) fl. 1.80.
Reuter M., Die Parsen u. ihre Schriften. St., Roth. gr.-8°. (39 S.)
fl. —.48.
Falsan A., Les Alpes fran^aiscs. Les montagnes, les eux, les
glaciers, les phenomenes de l’atmosphere. Paris, Bailliere et Als.
3 Fr. 50 c.
Stefani C. de, Forsyth et Barbey. Samos. Etüde geologique,
paleontologique et botanique. Ebd. 4°. 20 Fr.
Autögrafos de Cristöbal Colon y Papeles de America, los
publica. La Duquesa de Berwick y de Alba. Madrid, 1892.
kl.-Fol. fl. 8.40.
Risztics J., Szerbia külügyi viszonyai az ujabb idöben. Szcrb
eredetiböl ford. — Romanccz Mihüly. 1848—1860. (Serbiens
auswärt. Verhältnisse d. Neuzeit.) 2 Bde. Budapest, Kilian. gr.-8°.
(293 u. 393 S.) fl. 4.—.
Dunikowski E. dr. prof., Ze Lwovva do Beskidu, przewodnik
naukowy w wycieczyce do Beskidu. (Von Lemberg nach Beskid.
Ein wissenschaftl. Führer.) Lemberg, Starzyk. (47 S.) fl. —.40.
Der Musealcustos A. Mül ln er in Laibach gibt eine neue
(deutsche) Zcitschr. »Argo, Zeitschr. f.krainische Landeskunde «
heraus. (Comm.-Verlag v. M. Fischer. Preis per Jahrg. fl. 4.—).
In kurzem erscheint im Verlage von A. Schwick in Inns¬
bruck (gleichzeitig mit einer englischen Ausgabe) * Aufstand und
Reich des Mahdi im Sudan und meine zehnjährige Gefangen¬
schaft. dortselbst,€ von Jos. Ohrwalder, apostol. Missionär. Die
deutsche Originalausgabe, vom Zweigvereine der Leo-Gesell¬
schaft für Tirol u. Vorarlberg veranstaltet, wird — c. 20 Bg.
gr.-8°. — c. fl. 2.50 kosten; das Werk enthält den ersten authen¬
tischen Bericht eines Augen- und Ohrenzeugen über den mahdi¬
stischen Aufstand im Sudan gegen die egyptische Herrschaft (von
1882 an) und eine ausführliche Geschichte des mahdistischen
Staates bis auf unsere Tage. Im letzten Abschnitt erzählt der
Verf. seine kühne und erfolgreiche Flucht von Omdurman nach
Egypten und seine Ankunft in Cairo am 21. Dec. 1891.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Landesberger, Dr. Julius : Ueber die Geldprämien-
Politik der Zettelbanken . Denkschrift, erstattet zur
Valuta-Reform in Oesterreich-Ungarn. Wien, Manz,
1892, 8° (70 S.) fl. —.90.
Der Verf. verweist auf den Unterschied, welcher bei
Beurtheilung der Währungsreform besteht. Sie kann von
einem finanziell-technischen Gesichtspunkt aufgefasst wer¬
den, wonach das Geld wesentlich als Werkzeug des Ver¬
kehres angesehen und die Herstellung eines lückenlosen,
in sich geschlossenen, äusserlich tadellos functionierenden
Währungsmechanismus als Endzweck der Reform betrach¬
tet wird. Eine andere Anschauung hingegen berücksich-
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Nr. 16. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
514
tigt vor Allem die Rückwirkung des Geldes auf die
wichtigsten wirtschaftlichen Factoren, die Warenpreise,
die Belastung der Schuldner, die Höhe des Capitalpreises;
für sie ist die Währungsreform nicht Selbstzweck, sondern
Mittel zur Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse, sie
ist daher auch nicht geneigt, die technische Vollkommen¬
heit des Geldwesens durch Beeinträchtigung der wirt¬
schaftlichen Entwicklung zu erkaufen. Innerhalb dieses
Gegensatzes, der, nebenbei bemerkt, auch schon bei der
Währungsenquetc hervorgetreten ist, entscheidet sich der
Verf. für die zweite Auffassungsweise — wie wir glau¬
ben, mit Recht. Dem gewählten Standpunkt findet er es
nun entsprechend, für Oesterreich den Schutz gegen be¬
drohliche Edelmetallströmungen nicht bloss in der Hand¬
habung der Discontopolitik zu suchen, sondern auch in
einer Prämienpolitik nach französischem Muster, deren
Voraussetzung die Beibehaltung von Silbercourantmünzen
ist. Die Goldprämie, um die cs sich dabei handelt, ist
nichts anderes als eine Vergütung, welche die Central¬
bank als oberste Leiterin des Geldmarktes dafür erhebt,
dass sie ihre Creditgewährungen und Einlösungsverpflich¬
tungen nicht in Courantgeld überhaupt leistet, sondern in
exportfähigem Gold. Die Einhebung einer solchen Prämie
ist gerechter, indem sie ihre Wirkung auf jene Kreise be¬
schränkt, aus denen die spcculative Nachfrage nach Gold
zu Exportzwecken hervorgeht, und nicht, wie die Disconto-
erhöhung, auch andere Klassen trifft, welche dem inter¬
nationalen Geldverkehrganz ferne stehen, welche nicht Gold,
sondern Geld haben wollen und dies nunmehr mit höhe¬
rem Zinsfuss erkaufen müssen; sie ist aber auch nach
L. wirksamer, minder beschwerlich und freier von un¬
erwünschten Nebenwirkungen als die exclusive Disconto¬
politik. Der Standpunkt, welchen der Verf. hier vertritt,
entspricht seinem im Vorjahre erschienenen, rasch aufs
Vorteilhafteste bekannt gewordenen Werke über »Wäh¬
rungssystem und Relation« ; seine neue Schrift ist ins¬
besondere auch dem Zwecke gewidmet, verschiedenen,
innerhalb und ausserhalb der Enquete gegen seine An¬
schauung vorgebrachten Einwendungen zu erwidern.
Die Arbeiten L.’s gehören zweifellos zu dem Wertvollsten,
das die Valutareform auf litterarischem Gebiete bei uns
hervorgerufen hat.
'Innsbruck. Dr. Victor Mataja.
Zur Valutafrage. Flugblatt des katholisch-politischen
Volksvereins für Deutschtirol. Juni 1892. 8°.
Dieses Flugblatt, während der parlamentarischen Ver¬
handlungen publiciert,setztin’gemeinverständlicherundsach-
kundigerWeise die Hauptpunkte der Valutafrageauscinander
und wird von weiteren Kreisen mit Nutzen gelesen werden
können. Der Verf. steht auf dem Standpunkte der Valuta¬
vorlagen. Die Leitung des Volksvereins, welche die
Broschüre verbreitet, hat dieselbe mit allerlei Beiwerk aus¬
gestattet: mit einem Nachwort, in welchem Zweifel über
die Richtigkeit des Standpunktes des Verf. geäussert
werden, mit Mittheilungen über ein Preisräthsel, Spenden¬
verzeichnissen u. s. w. Möchte man doch in Zukunft,
um das Ansehen eines Verf. vor der Lesewclt zu wahren,
eine ernste Arbeit mit solchen Zugaben verschonen !
Innsbruck. Dr. Victor M ata ja.
Allgemeine Juristenzeitung, red. v. Dr. M. B r e i t e n s t e i n,
(Wien, Breitenstein). XVI, 3 u. 4.
Prof. Dr. Zucker, Abänderungsanträge zum Regierungs-
entwurfe d. Strafgesetzes über Verbrechen, Vergehen u. Über¬
tretungen. (Frts. u. Frts, in Nr. 4.) — Permanenter Strafgesetz-
Ausschuss. (Frts. in Nr. 4.) — In jedem Hefte: Standes- u. Tages¬
fragen. — Rechtssprechungen. — Spruchrepertorium. — Litteratur.
— Personalnachrichten. — Concurse.
Zeitschrift ftir Buchhaltung, hrsg. v. H. Bclohlawck u. Th.
Drapala (Linz, Wimmer). I, 7.
F. Hügli, Die constante Buchhaltung. — H. Schm erber,
Skizzen über die Buchhaltung einer Papierfabrik. (Frts.) — P.
Kheil, Die Buchhaltungs-Ausstellung in Genua. — Allerlei. —
Jahresberichte d. Handelsschulen.
Socialpolitisches Centralblatt, hrsg. V. Dr. H. Braun (Berlin,
Guttentag). II, 4 u. 5.
(4.) M. Quarck, Die Enquete d. »Vereins für Socialpolitik« u.
d. Verhältnisse d. Landarbeiter. — II. Cohn, Staatshilfe oder Wohl-
thätigkeit. — H. Lux, Die Einkommenverhältnisse in Preussen.
— Polit. Arbeiterbewegung. — Gewerkschaft!. Arbeiterbewegung.
— Unternehmerverbände. — Grätzcr, Statistik der deutschen
Innungen. — Arbeiterschutzgesetzgebung. — Gewcrbeinspection.
— Arbeiterversicherung. — Wohnungszustände. — Kriminalität.
— Sociale Hygiene. — Gizycki, Die deutsche Gesellschaft für
ethische Cultur. (Forts, in Nr. 5.)
(5.) Hirsch borg, Statistik u. Enquete. — Sociale Wirtschafts¬
politik u. Wirtschaftsstatistik. — Arheilerzustände. — V. Adler,
Zur Reform d. Arbeiterschutzes in Österreich.
Neue Erscheinungen:
Meyer M., Der internat. Geldmarkt (1889 — 1891). Eine wirtsch.-
u. finanzstatist. Studie. Minden i. W., Bruns. gr.-8°. (IV u. 144 S.)
fl. 1.80.
Leist B. VV., Alt-arisches jus civile. (ln 2 Abth.) I. Abth. Jena,
Fischer. gr.-8°. (XII u. 531 S.) fl. 7.20.
Ihering R. v., Festgabe d. Kieler Juristen-Fakultät zu Ihering’s
50jähr. Doctor-Jubiläum. Kiel, Lipsius & Tischer. gr.-8°. (VIII
u. 275 S.) fl. 4.20. Inhalt:
Frantz Ä., Das Project eines Reichs-Concordats u. d. Wiener
Confercnzen v. 1804. (58 S.) 11. 1.08.
Kipp Th., Die Verurteilungen z. Abgabe von Willenserklärungen
u. zu Rechtshandlungen. (116 S.) fl. 2.40.
Pappen heim M., Die schwed. Gesetzentwürfe v. J. 1890 betr.
d. Gcscllschaftsrccht. (40 S.) fl. —.72.
Schloss mann S., Das Contrahieren mit offener Vollmacht.
(41 S.) fl. — .72.
VV esterkamp J. B., Staatenbund u. Bundesstaat. Untersuchungen
üb. d. Praxis u. d. Recht d. modernen Bünde. Lp., Brockhaus.
gr.-8°. (XXI u. 549 S.) fl. 8.40*
Deutsch A., 25 Jahre ungar. Finanz- u. Volkswirtschaft. B.,
Puttkammer & Mühlbrccht. gr.-8°. (95 S.) fl. 1.08.
Gravenhoff D., Russlands auswärt. Handel u. d. neue Zolltarif.
Ebd. gr.-8°. (103 S.) fl. 1.20.
Pastor W., Vom Capitalismus zur Einzelarbeit. Ebd. 8°. (III u.
111 S.) fl. —.96.
Mackeprang, König u. Volk. Schleswig, Bergas. gr.-8°. (45 S.)
fl. —.90.
Mehl er J. B., Don Bosco’s sociale Schöpfungen, s. Lehrlings¬
versammlungen u. Erziehungshäuser. Beitrag z. Lösg. d. Lehrlings¬
frage. Regensbg., Verl.--Anstalt. gr.-8°. (VTII u. 119 S.) fl.—.90.
Par et A., Die Lehre v. Eigenthumserwerb durch Specilication in
ihrer Entwickelung bis z. Entwurf eines bürgerl. Gesetzbuches
f. d. deutsche Reich. Lp., Besald. gr.-8°. (VIII u. 72 S.) fl. 1.20.
M. Ph. Üh., Le droit social de l’eglisc et ses applications dans
les circonstances presentes. Paris, Larose & Forcel. 8°. 4 Fr.
Fuhrmann K., Strafrechtspflege u. Socialpolitik. Ein Beitrag zur
Reform d. Strafgesetzgebung auf Grund rechtsvergleich, u. Statist.
Erhebungen üb. d. Polizeiaufsicht. Ebd. gr.-8°. (XV u. 342 S.
m. Tab.) fl. 4.80.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Vogel, H. C.: Untersuchung über die Eigenbewegung
der Sterne im Visionsradius auf spektrographischem
Wege . {Publicahonen des astrophysikalischen Obser¬
vatoriums zu Potsdam, VII. Band, /. Theil . —
Potsdam 1892.)
Die unbefriedigenden Resultate der bisherigen
Versuche, die Geschwindigkeiten der Sterne im Visions¬
radius durch directe Beobachtung der Verschiebungen
der in ihren Spektren vorkommenden Absorptionslinien
zu bestimmen, veranlasstcn den Verf., die Sternspektra
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515
Nr. 16. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — 1. Jahrgang.
516
gleichzeitig mit dem einer künstlichen Lichtquelle zu
photographieren und sodann die Platten unter An¬
wendung eines kräftigen Mikroskopes zu vermessen.
Verf. gibt zunächst eine ausführliche Beschreibung des
in Verbindung mit dem Potsdamer Refractor benutzten
Spektrographen und bespricht die bei der Justierung des
Apparates befolgten Regeln. In den vom Refractorobjectiv
kommenden Strahlenkegcl wurden eine Geissler’sche
Röhre, bezw. zwei Elektroden aus Clavicrsaitcndraht
gestellt; das Licht des .Sternes und des leuchtenden Gases
gieng zunächst durch den Spalt, passierte weiterhin das
Collimatorobjectiv, zwei Ruthcrfurd’sche Prismen, das
Cameraobjcctiv und fiel endlich auf die photographische
Platte, auf der somit gleichzeitig das Spektrum des Sternes
und das der künstlichen Lichtquelle abgebildet wurde.
Als Vergleichsspektrum diente das Spektrum des Wasser¬
stoffes, nur für Sirius kam das Eisenspektrum zur Ver¬
wendung. Die optische Leistungsfähigkeit des vom Verf.
construierten Apparates ist, wie aus den mitgetheiltcn
Proben erhellt, überraschend gross. Um einen Massstab
für die Sicherheit der aus den Linienverschiebungen
gefolgerten Geschwindigkeiten im Visionsradius zu er¬
halten, hat Verf. eine Reihe von Aufnahmen des Sonnen-
und Mondspektrums gleichzeitig mit dem des Wasserstoffes
gemacht, und dabei, wie es bei der geringen Excentricität
der Erd- und Mondbahn sein musste, die vollständige
Coincidenz zwischen der künstlichen Wasserstofflinie h t
und der entsprechenden Linie der .Spektra der genannten
Himmelskörper gefunden. Ferner wurde auch noch an
drei Togen das Venusspektrum photographiert, und die
einerseits aus der Linienverschiebung, andererseits aus der
Bahnbewegung dieses Planeten berechneten Geschwindig¬
keiten im Visionsradius, ausgedrückt in geographischen
Meilen, stimmten bis auf einige Einheiten der ersten
Dccimalc überein.
Verf. beschreibt sodann den Messapparat, bestehend
aus einem festen Mikroskop und einem mittelst einer
Mikrometerschraube beweglichen Tische, auf welch
letzterem die Platte befestigt wurde; hierauf legt er die
bei den Messungen befolgten Methoden dar und theilt
endlich die Messungen selbst mit. Zur Erzielung einer
grösseren Genauigkeit sind die Platten meistens durch
zwei Beobachter ausgemessen worden, den Verf. und
Herrn Dr. Scheiner; der wahrscheinliche Fehler einer
Geschwindigkeitsbestimmung aus einer Platte ist für
beide Beobachter nahe derselbe, und zwar eine viertel,
bezw. eine halbe geographische Meile, entsprechend den
zwei zur Anwendung gekommenen Messmethoden. Die
Linienverschiebungen ergaben unmittelbar nur die Ge¬
schwindigkeiten relativ zur Erde; Verf. reduciert also
diese noch auf solche relativ zur Sonne.
Bei zwei Sternen (Algol und a Virginis) sind zuerst
in Potsdam periodische Geschwindigkeitsänderungen
bemerkt worden; damit war die Entdeckung gemacht,
dass jeder dieser Sterne als Doppelstern aufzufassen sei,
dessen beide Componentcn in aussergewöhnlich kurzer
Zeit ihre Bahnen um den gemeinsamen Schwerpunkt
beschreiben. Bei zwei weiteren Sternen (ß Aurigae und
C Ursae maj.) wurde das Vorhandensein von Begleitern
auf spektrographischcm Wege zuerst in Cambridge U. S.
nachgewiesen; Verf. theilt die an den Spektren dieser
Sterne in Potsdam gemachten Beobachtungen mit, welche
die Cambridger im Wesentlichen bestätigen. Bei einem
r ünften Sterne (ß Orionis) endlich scheinen nach den
Potsdamer Beobachtungen ebenfalls periodische Ge¬
schwindigkeitsänderungen stattzufinden; indessen hält
Verf. das vorliegende Material noch nicht für aus¬
reichend, um sich mit Sicherheit über die Frage aus¬
zusprechen, ob hier ein binäres System vorliegt oder nicht.
Zum Schlüsse gibt der Verf. ein Verzeichnis der
Eigenbewegungen im Visionsradius von 51 Sternen relativ
zur Sonne; die Extreme sind a Tauri, der sich mit einer
Geschwindigkeit von 6 1 /,, geogr. Meilen in der Secunde
von der Sonne entfernt, und a Aquilae, der sich mit
einer Geschwindigkeit von 5 geogr. Meilen der Sonne
nähert.
Wien-Ottakring. L. de Ball.
Medicus Dr. Wilh.: Flora von Deutschland, Illustr .
Pflanzen buch . Anleitung z. Kenntnis d. Pflanzen
nebst Anweisung z. prakt . Anlage v. Herbarien .
73 Farbendr.-Tajehi mit über 300 color m Abbild.
Kaiserslautern, Gotthold, 1892, 8°. 10 Lieff. ä fl. —.60.
Die Pflanzen sind nach dem natürlichen System in Familien,
Gattungen und Arten aufgezählt, doch sind daneben auch bei den
Gattungen — und wo es nöthig ist auch bei den Arten — die
Linne’schen Classen und Ordnungen angegeben. Unterabtheilungen
innerhalb der Familien und Gattungen sind zum Theile nach dem
Muster von Koch's classischer Synopsis, thcils, wo es neuere
Forschungen angezeigt erscheinen Hessen, nach Hallier’s Flora
von Deutschland aufgestcllt. Das Werk, auf das wir nach seiner
Vollendung noch zurückkommen, eignet sich sowohl zum botan.
Studium als auch zum Nachschlagen beim Bestimmen der Pflan¬
zen ; beide Zwecke werden durch die zahlreichen recht guten
Abbildungen wesentlich unterstützt. Zu wünschen wäre, dass ein
Schlussregister (wie es für die vorkommenden Pflanzennamen
versprochen ist) auch die verwendeten Kunstausdrücke mit Hin¬
weis auf die Stelle, woselbst sie ihre Erklärung finden, aufführe.
Für die reichliche Beigabe deutscher Pflanzennamen wissen
wir Dank ; doch hätten u. E. hier die österr. Benennungen aus¬
giebigere Berücksichtigung verdient. Dem Verf. seien die diesbez.
Arbeiten von Pritzel und Jessen und, soweit es niederösterr.
Pflanzennamen betrifft, die Aufsätze von Höfer und Kronfeld in
den Bl. d. Ver. f. Landesk. v. N.-Ö., N. F. XXIII, 101 ff, 300 ff,
468 fl', zur Beachtung empfohlen. E. H.
Schulze Max : Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-
Oesterreichs und der Schweiz. Mit c. 100 Chrovio-
tajc/ll. Gera-Untermhaus, Fr.Eug. Köhler (1892), gr. 8°; 10— 12
Lieff. ä fl. —.60.
Für Botaniker, denen die grosse Reichenbach’sche Orchi-
deographie zu kostspielig ist, bietet das vorl. Werk — sofern
die Lief. 1. einen Schluss auf das Ganze ges attet — einen sehr
brauchbaren Ersatz. Die Beschreibung der einzelnen Arten ist
ausreichend und klar, die stets wiederkehrenden Rubriken : Blüte¬
zeit, Standort, Vorkommen, Volksnamc sind fleissig gearbeitet,
die Bilder gehören zu den besten, die wir kennen. Wenn die
folg. Lieferungen halten, was die erste verspricht, wird das Buch
wirklich einem Bedürfnis entgegenkommen. E. H.
Ziva (Ceres), Zeitschrift für Naturkunde, red. v. B. Ray man u.
Fr. Mares (Prag, Otto). II, 8.
Chodounsky, Alte u. neue Heilmethode. — Rayman,
Die innere Gestaltung der Materie. — Litteratur.
Natur u. Haus, hrsg. v. Dr. L. Staby u. M. Hesdörffer (Berlin,
Oppenheim). I, 1 u. 2.
(1.) Was wir wollen! — L. Heck, Die Springmaus. —
A. u. K. Müller, Einheimische Singvögel im Freileben u. in der
Stube. 1. Stieglitz u. Hänfling. — M. Hesdörffer, Die Ananas¬
gewächse des Zimmergartens. — W. Gcvcr, Der amerikanische
Laubfrosch. — M. Hesdörffer, Mein Sumpfaquarium. — L.
Staby, Die Anfertigung v. Petrefaktenabdrüeken. — O.v. Riesen¬
thal, Kobolde in Wald u. Feld. — Plärrer Krieghoff, Über die
sittliche u. erziehliche Bedeutung der Schmetterlingskunde.
(2.) L. Staby, lm herbstlichen Wald. — J. Bungartz,
Schönheiten des japan. Geflügclhofes. — M. Hesdörffer, Das
Treiben der Blumenzwiebeln im Zimmer. — Ders., Herbstblüten.
— H. Theen, Thiere für Aquarien. — P. Taubert, Das Präpa¬
rieren fleischiger Hutpilze. — L. Staby, Ein interessantes Beispiel
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518
Nr. 16. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
der Nachahmung (Mimicry). — K. Grottewitz, Käfersammlungen
als Einführung in die Naturwissenschaft. — Kleine Mittheilungen.
Natur U. Offenbarung. (Münster, Aschendorff.) XXXVIII, 10.
P. M. G a n d c r, Die zweckmässige Gestaltung d. Pflanzen¬
blattes. — B. Tümler, Die geograph. Verbreitung d. europäisch.
Saturniden (Augenspinner) u. deren biolog. Beziehung zu ihren
Futterpflanzen. — Kionka. Eine Karpathenreise. — Wissenschaft^
Rundschau: G. van M uv den, Aus d. Reiche d. Technik. III. —
Hovestadt, Specielle Chemie. — Kleine Mittheilungen. — \V.
Laska, Himmelserscheinungen im Nov. 1892. — Recensionen.
Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik, hrsg. v. Dr. N. Prings-
heim (Berlin, Borntraeger). XXIV, 1 u. 2.
(1.) Koch, Mikrotechnische Mittheilungen: Über Einbettung,
Einschluss u. Färben pflanzlicher Objecte. — E. Hein rieh er, Ver¬
suche über Vererbung von Rückschlagserscheinungen bei Pflanzen.
Ein Beitrag zur Blütenmorphologie d. Gattung Iris. — J. Cohn,
Beiträge zur Physiologie d. Collenchyms.
(2.) P. Haupt fleisch, Untersuchungen üb. d. Strömung
d. Protoplasmas in behäuteten Zellen. — H. Kleb ahn, Studien
über Zygoten. II. Die Befruchtung von Oedogonium Boscii. —
H. Klebahn, Chaetorphaeridium Pringsheimii, novum genus et
nova species algarum chlorophycearum aquae dulcis. — W.
Haeveler, Über d. Verwertung d. Humus bei d. Ernährung
d. clorophylführenden Pflanzen.
Neue Erscheinungen:
Rudio F., Archimedes, Huygens, Lambert, Legendre. 4 Abhandl.
üb. d. Kreismessungen. Deutsch hrsg. u. m. e. Übersicht üb.
d. Geschichte d. Problems v. d. Quadratur d. Cirkels, von d.
ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Lp., Teubner. gr.-8°. (VIII
u. 166 S. m. Fig.) fl. 2.40.
Schmid E., Üb. d. Einwirkung v. reiner, nitroser u. rauchender
Schwefelsäure u. Salpetersäure auf reines Blei u. Legierungen
v. Blei mit Antimon u. Kupfer. Üb. d. Bestimmung d. Sauer¬
stoffs im Weichblei u. dessen Einfluss auf d. Angreifbarkeit
durch Schwefelsäure. Basel, Riehm, gr.-8°. (135 S.) fl. 1.71.
Wolf-Harnier E., Naturgeschichtl. Charakterbilder. B, Mikisch.
gr.-8°. (VII u. 174 S.) fl. 1.80.
Macpherson H. A., A vertebrate fauna of Sakeland. Edinburgh,
Douglas. 8°. 30 sh.
Arndt R., Bemerkungen üb. Kraft u. auslösende Kraft im Be¬
sonderen. Greifswald, Abel. Lex.-8°. (IV u. 50 S. fl. —.78.)
— Biologische Studien. I. Das biolog. Grundgesetz. Ebd. Lex.-8°.
(IX u. 203 S.) fl. 2.88.
Metger C., Lehrbuch d. Gleichungen 3. u. 4. Grades, nebst d.
trigon. Auflösung d. Gleichungen 2. Grades. St., Maier. gr.-8°.
(VIII u. 243 S.) fl. 3.60.
Dendy A. and A. H. S. Lucas, An introduction to the study
of botany. London, Melville. 8°. 6 sh.
Matcryaly do klimatogr. Galicyi. zebrane prezez sekeyameteorolog.
Kosmisyi fizyograhcznej c. k. Akademii umiej w Krakowie z
1891. (Materialien zur Klimatographie Galiziens.) Krakau. Poln.
Verlagsges. 8°. (246 S.) fl. 1.80.
Gustawicz P. prof., Teorya linii loxodromicznej i trojkata loxo-
dromicznego w zastosowaniu do kreslenia map morskich i
rozwiazywania zagadnien z zakresu nautyki. (Theorie e. loxo-
drom. Linie u. e. loxodrom. Dreiecks in Anwendung z. Zeichnen
v. Meerkarten u. z. Lösung d. Nautikfragen.) Krakau, Anczyc
u. Comp. 8°. (94 S.) fl. —.50.
Knop A., Der Kaiserstuhl im Breisgau. Naturw. Studie. Lp.,
Engclmann. gr.-8°. (VII u. 538 S.) fl. 10.20.
Schumann K., Morpholog. Studien. I. Ebd. gr.-8°. (X u. 206 S.)
fl. 6.—.
Beriet B., Adam Riese, s. Leben, s. Rechenbücher u. s. Art zu
rechnen. Frankfurt a. M., Kessclring. gr.-8°. (VIII u. 62 S. ill.)
fl. —.72.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Dechant J.: Die elektrische Anlage in unserem
Anstaltsgebäude . (21 . Jahresbericht über dte k. k.
Oberrealschule im II. Bezirke von Wien . S.
2p — 3^)* Wien, Verlag der Anstalt. 1892. gr. 8°.
Verf. schildert eingehend die im Gebäude der k. k.
Oberrealschule errichtete Leitungsanlage, mit Hilfe deren
Wechselströme der Centrale der Internationalen Elektri-
citätsgesellschaft zu den Beleuchtungskörpern einiger
| Lehrsäle und in das physikalische Laboratorium geführt
l werden. In dem letzteren sind zweckmässige Einrichtungen
zu wissenschaftlichem und pädagogischem Gebrauche
angebracht, deren Beschreibung den Eachgenosscn des
Autors willkommen sein dürfte.
Die authentischen Zahlcndaten über Anlage- und
Betriebskosten, sowie die Vergleiche zwischen den Kosten
des elektrischen und des Gaslichtes werden auch dem
lichtbedürftigen Laien wertvolle praktische Aufschlüsse
bieten. Jüllig.
Neue Erscheinungen:
Ramm S., Über die Frage der Anwendbarkeit von Düngung im
forstl. Betriebe. St., Eugen Ulmer. gr. 8°. (III u. 50 S.) fl. —.72.
Uli mann M., Düngungs-Theorie und Praxis gegen Ende des
19. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Lösung der deutschen Agrar-
I'rage. Hamburg, Gräfe & Sillem. gr.-8°. (60 S.) fl.—.60.
Donat F., Methodik der Bindungslehre, Decomposition und
Calculation für Schaftweberci. Bearbeitet für Fachschulen und
zum Selbstunterricht. Mit 57 Tafeln. Wien, Hartleben. gr.-8°.
(XIV u. 112 S.) Geb. fl. 3.30.
Katalog der in den J. 1820—1891 in deutscher Sprache erschie¬
nenen Bücher über Fischerei, Fischzucht und Fischrecht. Raw.
gr.-8°. (29 S.) fl. fl. —.30
W right H. E., A handy book for brewers. London, Lockwood
& Co. 8°. 12 sh. 6 d.
Madam et A., Detente variable de la vapeur. Dispositifs qui la
produisent. Paris, Gauthier-Villars & Fils. 8°. fr. 2.50*
Miller O. u. L i n d 1 e y W. II., Elektricitätswcrk Frankfurt a/M.
Gutachten u. Projecte. Frankfurt a/M., Osterrieth. (78 S. m.
13 Plänen u. graph. Taf.) fl. 6.—.
Tschaplowitz F., Humus u. Humuserden im Gartenbetriebe u.
in der Landwirtschaft, ihre Zubereitung u. ihr Nutzen als
Pflanzenernährer. Oppeln, Maske. gr.-8", (III u. 39 S.) fl. —.36.
Sibson A., Agricultural Chemistry. Revised cd. London, Rout-
ledge. 8°. 3 sh. 6 d.
Vogel J. G. W., Der Aal, dessen Aufzucht u. wirtschaftliche
Bedeutung f. die Landwirtschaft. Nürnberg, Raw. gr.-8°. (79 S.
m. 1 Abbildung.) fl. 1.20.
Strecker K. v., Fortschritte der Elektrotechnik. 5. Jahrg. Das
Jahr 1891. 1. Hit. Berlin, Springer. gr,-8°. (204 S.) fl. 3.60.
de Leber M., Calculs des raccordements paraholiques dans les
traces de chemin de fer. Paris, Baudry u. Cie. gr.-8°. 23 Fr.
Petri L., Computisteria agraria. Mailand, Hoepli. (VI u. 212 S.)
L. 1.50.
Cserhäti A., Die Ergebnisse der Tiefcultur in Ungarn, m. bes.
Berücks. d. Dampfcultur. Wien, Frick. gr.-8°. (86 S.) fl. 1.20.
Settegast H., Die landwirtschaftl. Sämereien u. der Samenbau.
Anleitg. z. Wertschätzg. u. Gewinng. d. Sämereien. Lp., Weigels
Nachf. gr.-8°. (XII u. 390 S. fl. 4.80.
Sauer J., Zerstörung v. Felsen in Flüssen. Ein Beitrag z. Kennt¬
nis der verschied. Fels-Zerstörungsmethoden, sowie der hiezu
verwendb. Spreng- u. Zündmittel. Wien, Spielhagen u. Schurich.
gr.-8°. (XVII u. 137 S.) fl. 6.—.
Wallace R., Indian agriculture. London. Simpkin, Marschall
u. Co. 8°. 21 sh.
Zacharias J., Die Accumulatoren zur Aufspeicherung d. elektr.
Stromes, deren Anfertigung, Verwendg. u. Betrieb. Jena, Coste-
noble. gr.-8. (VIIII u. 251 S. m. 110 Illustr.) fl. 5.40.
Brathuhn O., Katechismus d. Markscheidekunst. Leipzig, Weber.
8°. (X u. 215 S. m. 174 Abbild.) 11. 1.80.
Sekyrka F., Nauka o pöstoväm lesii. Pro öeske lesniky, zäky
skol lesnickych, praktikanty lesnicke, jakoz i pro pfatclc öeskeho
lesnietvi. S cetnvmi vyobrazemmi. (Belehrung üb. d. Pflege d.
Wälder f. böhm. Forstleute, f. Schüler u. Praktikanten d. Forst¬
wesens.) Pisek, Burian. gr.-8 n . (200 S.) fl. 1.50.
Schöne Litteratur. Varia.
Rolfus, Dr. Herrn.: Verzeichnis ausgewählter Jugend -
und Volksschriften, welche katholischen Eltern ,
Lehrern und Erziehern , soivie zur Errichtung von
Jugend - und Volksbibliotheken empfohlen werden
können. Nebst zwei Anhängen : I. Beschäftigungs¬
mittel für die Kinder; IL Bücher, welche sich zu
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519
Nr. 10. — Oksirrrriciuschrs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
520
Festgeschenken eignen. Freiburg im Br., Herder’sehe
Verlagsbuchhandlung, 1892. gr.-8". (XU, 90 u. 140 S.) 11. 1.44.
Es sind eigentlich zwei Bücher, deren jedes in
eigener Seitenzählung und mit selbständigem Register
seinen Stoff erschöpft, soweit Vollständigkeit bei einem
derartigen Werke überhaupt möglich ist. Der erste Theil
ist die 3. Auflage einer 1806 in erster, 1876 in zweiter
Auflage erschienenen Schrift, der der Verf. — in Aus¬
führung eines von der Münchener XXIV. Generalver¬
sammlung der Katholiken Deutschlands gefasster, auf
Gründung von Volksbibliotheken abziclenden Beschlusses
— ein Verzeichnis von Volksschriften beigefügt hat.
Der Herausgeber hat (wir haben hier in erster Linie den
letztgenannten Theil des Buches im Auge) die empfohlenen
Bücher systematisch gruppiert; und hier wäre wohl am
ehesten für künftige Auflagen, die das Buch sicher
erleben wird, eine theilweise Abänderung wünschenswert.
Wozu sind z. ß. die Erzeugnisse der schönen Litteratur
auf 6 Abschnitte vertheilt (III. Schönwiss. Litteratur,
IV . . . gcschichtl. Erzählungen, V . . . kirchengeschichtl.
Erzählungen, X. Untcrhaltungsschriften, XI. Schriften
zur Beförderung des Volkswohles, XIII. Theaterstücke)?
Dann hätten auch u. E. die Rubriken Weltgeschichte
(IV) und Kirchengeschichte (V), ebenso wie Biographie
(IV) und Leben der Heiligen und gottseligen Männer (VI)
zusammengezogen werden können. — Findet sich hier
ein Zuviel, so vermissen wir andererseits fast gänzlich
Schriften, welche geeignet erscheinen, in der Frage, die
unseren Tagen und vielleicht dem kommenden Jahr¬
hundert seine Signatur geben wird, der socialen Frage,
das gerade hier so nöthige Licht zu verbreiten. Die
di ei oder vier Nummern, die unter der Abtheilung XI
(Schriften zur Beförderung des Volkswohles) neben einer
grossen Zahl von Erzählungen Platz gefunden haben,
zeigen nur um so empfindlicher die klaffende Lücke.
Diese sollte in der nächsten Auflage vor allem Andern
ausgefüllt werden. — Desgleichen scheint dem Ref. das
Fach der »Naturlehre, Naturwissenschaft, Naturbetrach¬
tung« (VII.) mit 14 Werken (von 10 Autoren) doch allzu
sparsam bedacht Bei dem Eifer, mit welchem die
Christusfeinde von hier aus ihre Angriffe gegen den
Gottesglaubcn richten, sollten die in christlichem Sinne
abgefassten Schriften naturwissenschaftlichen Inhalts
schon um ihrer apologetisch-aufklärenden Tendenz halber
möglichst vollständig verzeichnet erscheinen. Endlich
soll noch die Bitte ausgesprochen werden, dass auch die
Zeitschriften in der nächsten Auflage des Buches eine
stärkere Berücksichtigung fänden. Der betreffende Abschnitt
(XIV) nennt im Ganzen acht Zeitschriften, durchwegs
belletristische (Alte und neue Welt, Deutscher Hausschatz,
Kathol. Warte, Kathol. Welt, Kathol. Missionen, Monika,
Nothburga, Stadt Gottes). Wo bleiben da unsere aus¬
gezeichneten Revuen, die »Stimmen aus Maria Laach«,
die »Historisch-politischen Blätter«, die »Kathol. Be¬
wegung«, wo »Natur und Offenbarung« und das Wilder-
mann’sche »Jahrbuch der Naturwissenschaften«, die
»Monatsschrift für christl. Socialreform«, die »Kirchlichen
Kunstblätter« u. s. w., u. s. w., die durchwegs in einer
Volksbibliothek aufliegen sollten? Es wäre dringend zu
wünschen, dass das ausgezeichnete Buch in den folgenden
Auflagen sich immer mehr und mehr vervollkommne;
nur dazu ein Schärflein beizutragen, mögen die vor¬
stehenden Wünsche ausgesprochen sein.
Wien. Dr. F. Schnürer.
Nord und Süd, Hrsg, von P. Lindau (Breslau, Schottländer).
Jahrg. 10, LX111, Heft 188.
H. Dohm, Wie Frauen werden. Novelle. (Schl.) — E.
Schmidt, Tannhäuser in Sage u. Dichtung. — G. D i e r c k s,
Marokko u. die Marokkofrage. — J. C. Poestion, Bjarni Thora-
rensen. — Th. Puschmann, Zu Ostern in Spanien, Reise-
schilderungcn. — Bibliographie.
La Ricreazione, Periodico istruttivo e dilettevole di varietä con
ill., hrsg. v. V. Koschir, Triest. I, 21.
San Giusto, protettore di Trieste. — II di dei morti. — II
conte Kalnoky. — Coraggio premiato. Novelle. (Frts.) — II Gran
San Bernardo. — Igiene : i reumatismi. — Un po di tutto. —
Sguardo politico. — Nella patria di S. Giusto. — Passatempi.
Alte u. Neue Welt. (Einsiedeln, Benzinger.) XXVII, 2.
J. E d h o r, Bis d. letzte Heller gezahlt ist. II. — Th. Seel¬
mann, Der Mensch als Automat. — F. A. M u t h, Allerheiligen.
Gedicht. — M. de M o n t i, Die rothe u. die weisse Rose. —
Lebensweisheit. — F. J. H o 11 y, Das deutsche Volk in seinen
Liedern. — F. S. Lor c-n t, Nachtschatten. Eine Skizze. — Dr.
Weiss, Wappenkunde. — Dr. Berlage, Der geheimnisvolle
Stein. — M. Stein, Befiederte Wintersänger. — Dr. S c h c d 1-
b a u r, Wie ist unsere Schrift entstanden ? — Allerlei u. Buntes.
Neue Erscheinungen:
Lau A., Excelsior. Gedichte. St, Greiner & Pfeffer. 16°. (VIII u.
111 S.) fl. 1.20.
S olm s-Rüdelsheim, M. Gräfin F. zu, gcb. Prinzessin zu
Sal m-Horstm ar, Glockcnlaute. Lieder. Ebd. 16°. (VIII u.
223 S.) fl. 1.80.
David J. J., Probleme. Erzählungen. Dresd., Minden. 8°. (268 S.)
fl. 1.80.
Härtner E., Ein Kind d. Reichthums. Roman. Lp., Reissner. gr.-8°.
(318 S.) fl. 3.—.
Hey den fei dt H. K. v., Eine Frau. Studie nach d. Leben. Ebd.
g'r.-8°. (120 S.) fl. 1.20.
Rcichenbach M. v., Die Kinder Klingströms. Roman. 2 Bde.
Ebd. 8°. (194 u. 196 S.) fl. 3.60.
Waldow E. v., Tristan u. Isolde. Roman aus d. Gegenwart.
Ebd. gr.-8°. (260 S.) fl. 1.80.
Strand G., (L. Tcsdorpf.) Fata Morgana. Dram. Gedicht. Lübeck,
Lübekc & Hartmann. 8°. (82 S.) fl. 1.20.
Wo ermann K., Zu Zwei'n im Süden. Dichtungen. Dresd., Ehler¬
mann. 12°. (IX u. 160 S.) fl. 1.50.
Jordan E, Letzte Lieder. Sprüche, Bekenntnisse, polem. Gedichte
u. scharfe Satiren. Frankfurt, Jordan, fl. 1.80.
Schetelig A., Sin Eenzigst. En plattdütschcs Charakterbild. Norden,
Soltau. 8°. (III u. 100 S.) fl. —.60.
Dahn F., Die Finnin. Erzählung. Leipzig, Breitkopf & Härtel.
12°. (142 S.) fl. 2 40.
Grazie, M. E. delle, Italische Vignetten. Ebd. gr.-8°. (VII u.
132 S.) fl. 1.80.
Grotthuss, Baronin E. v., Drei Novellen, der Wahrheit nacher¬
zählt: Getäuscht. Pater Manowsky. Auf d. Sterbebette getraut.
3 Bde. Augsburg, Schmid. 8°. (130, 138 u. 73 S.) fl. 2.10.
Aus da Hoamät. (IV. Bd.). Bilder aus dem oberösterreichischen
Dorfleben. Von N. Purschka. 2. Bd. Hrsg, von H. Z ö 11,
A. Matosch u. H. Com men da. Linz a. D., Mareis. gr.-8°.
(XI u. 252 S. m. Abbild.) fl. 2.40.
Mohr M. F. S., Die Commandantentochter v. Mannheim. Histor.
Trauerspiel. Dresden, Damm. 8°. (III u. 107 S.) fl. —.96.
Hansjakob H., Wilde Kirschen. Erzählungen aus dem Schwarz¬
wald. 3. Aufl. Heidelberg, Weiss. 8°. (VII u. 373 S.) fl. 2.40.
Th eie H., In stillen Stunden. Gedichte. Saarlouis, Hausen. 12°.
(VIII u. 304 S.) fl. 1.80.
Roehl A., Hannas Laufbahn. Berliner Roman. Jena, Costenoble.
8°. (288 S.) fl. 2.40.
Kravogl J., Im Reiche der Poesie. Gedichte. Meran, Jandl. 16°.
(111 S.) fl. —.72.
Kädner K., Fantasie. Verlern lief. (Phantasie in Versen.) Prag,
Selbstvcrl. kl.-8°. (75 S.) fl. —.30.
Abrahamowicz A. u. Zielinski J. K., Dobry numer, komedyo
w 3 aktach, orvginalnie napisana. (Die gute Nummer. Lustspiel
in 3 Akten.) ZIoczow, Zuckerkandel & Sohn. 16°. (123 S.)
fl. —.40.
Chodiko lg., Obrazy litewskie, serya II. (Litthauische Bilder.
2. Serie.) Ebd. 16", (86 S.) fl. -.12*.
Beyrwal L., Antico Ritornello. Romanzo originale italiano. Trient,
Seiser. 8°, (252 S.) fl. —.50. _
Demnächst erscheint in Albert’s Kunstverlag in München:
Das Leiden unseres Heilandes. Zwölf Alberttypien in Heliogravure-
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521
Nr. 16. — Oesterrkichisches Litteraturbi.ait. — I. Jahrgang.
522
Manier. Nach den Cartons von P. Molitor. Mit Dichtungen
v. F. W. Weber. Form. 51:39 cm. geb. fl. 18.— .
Von Oskar Teuber’s » Ehrentage Oesterreichs « (s. Nr. 1,
Sp. 36 f.) erscheint noch in diesem Jahre ein zweites Buch, das
mit d. Darstellung d. Schlacht b. Pavia (1525) beginnt.
Im Verlage von Liebeskind in Leipzig erscheinen in kurzem
Gedichte von Hans Hoffmann: » Vom Lebenswege* (25 Bg.
8°. c. fl. 4. — ; ferners : * Nette Gedichte«, von Angelica v. Hör¬
mann (Gattin des Innsbrucker Universitätsbibliothekars) 13 Bg.
12°. fl. 1.80.
Gottfr. K e 11 e r’s % Nachgelassene Schriften u. Dichtungen«
(c. 20 Bg. 8°. fl. 3.—), die Selbstbiographie, litterar. u. kunst¬
kritische Essays und einige unvollendete Dichtungen enthaltend,
erscheinen im Laufe des November in der Besser’schen Buchh.
(W. Hertz) in Berlin.
Von Mich. M. Ra benlechner, einem jungen österr. Poeten,
erscheint in Kürze eine Gedichtsammlung : * Mystische Rosen«,
welche die Verlagshandlung Leo Woerl in Würzburg mit Illustra¬
tionen nach Zeichnungen von Prof. Patriz M e i d 1 e r vornehm
ausstattet (87 S. 8°. fl. 1.—).
Die litterarischen und artistischen Publicationen
aus dem
k. k. österr. Museum für Kunst u. Industrie.
Von Hofrath J. v. Falke.
II.
An dieser Stelle sei auch einiger Specialpublicationen
gedacht, deren Erscheinen die Bibliothek ermöglicht hat.
Es sind dies die neuen Ausgaben älterer Spitzenmuster-
und Stickbücher aus dem sechzehnten und dem Anfänge
des siebzehnten Jahrhunderts, unter denen nur »Hans
Sibmachers Stick- und Spitzenmusterbuch,« sowie »Wilh.
Hoffmanns Spitzenmusterbuch« erwähnt seien. Diese und
andere ihrer Art haben durch ihre Verbreitung wesentlich
zu einem besseren Geschmack in der Stickerei wie in
der Spitzenfabrication beigetragen. Nach ihrer Art wurde
auch von E. Drahan eine Collection neuer Muster heraus¬
gegeben.
Wie hier der Textilindustrie, so war eine Reihe
anderer Publicationen auch anderen Zweigen des Kunst¬
gewerbes gewidmet. So waren für die Goldschmiedekunst
verschiedene Werke bestimmt: »Ottavio Strada’s Entwürfe
für Prachtgefässe in Silber und Gold«, facsimilierte Copien
der Zeichnungen in einem für Kaiser Rudolf II. bestimmten
Manuscripte, das sich gegenwärtig im Besitze des Fürsten
Dietrichstein-Mensdorff in Nikolsburg befindet; sodann
»Gefässe der deutschen Renaissance«, Punzenstiche, heraus¬
gegeben von Franz Schestag, eine Reihe der schönsten
Trinkgefässe aus dem 16. Jahrhundert; endlich: »Das
Wiener Heiligthumbuch«, nach der Ausgabe vom Jahre 1502
mp den Nachträgen von 1514, mit einer Einleitung heraus¬
gegeben von Fr. Ritter.
Neben diesen und anderen minder bedeutenden Publi¬
cationen gieng, wie bereits angedeutet, die litterarische
Thätigkeit der Gelehrten des Museums ununterbrochen
einher, selbständig der Form und dem Inhalt nach und
doch im engsten geistigen Anschluss an die Aufgaben
und Ziele des Museums. In dieser Beziehung ist der Ver¬
fasser dieses Berichtes genöthigt, von sich selber und
seiner litterarischen Arbeit zu reden, denn die Werke,
die damals entstanden, insbesondere die »Geschichte
des modernen Geschmacks« und die »Kunst im
Hause« wären ohne das Museum nicht geschaffen
worden. Wie sie dem Inhalte nach aus dem Studium,
ich möchte sagen aus der Hantierung mit den Samm¬
lungen und allen verwandten Kunstgegenständen hervor-
giengen, so bot auch das Museum die äussere Veran¬
lassung, denn beide Werke bestehen aus Vorlesungen,
welche im Museum gehalten wurden. Die Geschichte des
modernen Geschmacks kam leider für das damals noch
geringe Interesse an kunstgewerblichen Dingen zu früh,
und ihr Erscheinen fiel gerade in die Zeit des Kriegs-
jahrcs 1866, wo, zeitweilig wenigstens, die Welt mit
anderen Dingen erfüllt war. So konnte die kleine Schrift
erst nach einer Reihe von Jahren eine zweite Auflage
erleben.
Besser ergieng es der »Kunst im Hause«. Das Werk,
welches zuerst 1871 im Verlage von C. Gerolds Sohn
erschien, besteht aus zwei Cyclen von Vorlesungen, von
denen der erste sich mit der Geschichte seines Gegen¬
standes, d. i. der Decoration und Ausstattung des
Wohnhauses beschäftigt, der zweite den Gegenstand kritisch
und theoretisch behandelt; der erste lehrt, wie es war,
der zweite, wie es heute im Hause aussehen soll.
Das Werk, das alsbald in mehreren Auflagen wieder¬
holt werden musste, fand rasch Verbreitung und auch in
anderen Ländern Freunde und Uebersetzer. Insbesondere
erlebte es eine eigenartige Bearbeitung in Nord-Amerika.
Der bekannte nordamerikanische Kunstschriftsteller C. C.
Perkins, dem wir mehrere gediegene Werke über die
italienische Sculptur der Renaissance verdanken, übersetzte
cs nicht bloss, sondern behandelte es wie ein classischcs
Werk. Um es seinen minder kunstgebildeten Landsleuten
verständlich zu machen, ergänzte er den Text, comnicn-
tierte denselben in Anmerkungen und fügte eine Fülle von
Abbildungen hinzu, weiche das formell bescheiden ge¬
haltene Buch zu einem Prachtwerke der artistischen
Litteratur gestalteten. Der Verfasser selber muss gestehen,
dass die Arbeit des Commentators wie die Uebersetzung
eine ausgezeichnete ist. Die Folge für den Wiener Ver¬
lag war, dass nun die vierte veränderte und mit einem
neuen Abschnitt vermehrte Auflage ebenfalls als ein
illustriertes Prachtwerk erschien. Dieser vierten Auflage
ist noch eine fünfte, nicht illustrierte, gefolgt.
Ein drittes Werk desselben Verfassers, das sich an
jene beiden eng anschliesst, die »Aesthetik des Kunst¬
gewerbe s«, ist nicht aus Vorlesungen hervorgegangen, son¬
dern grösstenthcils auf einer Reise, vielmehr bei einem länge¬
ren Aufenthalt in Italien niedergeschrieben worden. Populär
wie jene beiden, aber mit zierlichsten Holzschnitten kleinen
Formats versehen — wie es denn von seinem Verleger
W. Spemann als ein kleines typographisches Musterwerk
in die Welt hinausgeschickt wurde — wendet es sich an
das gebildete Publikum, um demselben das ästhetische
Verständnis von Kunstfragen in allen Zweigen der Kunst¬
industrie zu vermitteln. Auch dieses Werk erlebte ver¬
schiedene Uebersetzungen, so in Schweden und Dänemark.
Ein viertes Werk desselben Verfassers, das grosse Pracht¬
werk »Hellas und Rom«, das ebenfalls in jenen Jahren
entstand und im gleichen Verlage von Spemann erschienen
ist, sei nur nebenbei erwähnt, da es mit dem Museum
in keinem directen oder indirecten Zusammenhänge steht.
Wohl aber ist das mit einem fünften Buche der Fall,
dem reich illustrierten »Garten«, das aus Vorlesungen
im Museum hervorgegangen ist. Es behandelt seinen
Gegenstand gleich der »Kunst im Hause« geschichtlich
wie theoretisch und zwar mit der Tendenz, der alleinigen
Herrschaft des englischen oder landschaftlichen Gartens
entgegenzutreten und der Einseitigkeit der heutigen Gartcn-
anlagen und der heutigen Gartenkünstler ein Ende zu
machen. Als Gclegenheitsschriften sei endlich noch für
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523
524
Nr. 16. — Oestkrreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
diese Periode in der Geschichte des Museums der kleinen
Schrift über die Pariser Ausstellung von 1867, der
grossem über die Wiener Weltausstellung von 1873
gedacht, welche beide ursprünglich Berichte in der Wiener
Zeitung waren.
Von der Thätigkeit der Collegen in dieser Epoche
sei als eine besonders vorragende und werthvolle Leistung
die »Geschichte der technischen Künste« von
Bruno Bücher hervorgehoben, ein Werk, das, obwohl
langsam fortschreitend, sich zu einem vortrefflichen und
allgemein benützten Handbuch für alle Zweige des Kunst¬
gewerbes herausgebildet hat. Bei dem Umstande, dass
mittlerweile das Interesse für das Kunstgewerbe sich über
alle Länder der (Zivilisation verbreitet hatte und Museen
und Schulen dafür überall gegründet worden, hat dieses
Buch einem wirklichen Bedürfnis entsprochen und ist in
eine vielfach gefühlte Lücke eingetreten. Das Werk ist
gut und reich illustriert, wie es im Spemann’schen Verlag
nicht anders denkbar ist. Andere Schriften von Bücher,
das »Vademecum« für die Besucher der Museen
(»Die Kunst im Handwerke«) ein »Rcallexikon der Kunst¬
gewerbe«, eine bei Gelegenheit der Wiener Ausstellung
von 1873 geschriebene Denkschrift über die Ge¬
schichte und Einrichtung unserer Anstalt, sowie die
mit Gnauth zusammen herausgegebene Sammlung »Das
Kunstgewerbe« schliessen sich ebenfalls auf das engste
an die Aufgabe des österreichischen Museums an. Jene
Denkschrift entstand im Aufträge des Directors von Eitel-
bergerund diente zur Orientierung für die Besucher unserer
Weltausstellung. Hofrath von Eitelberger selbst hat
nicht verfehlt, die aus dem Museum hervorgegangenen
Publicationen ebenfalls zu vermehren, doch waren cs
mehr kleine Gelegenheitsschriftcn und Vorträge, welche
mit früheren archäologischen und kunstgeschichtlichen
Aufsätzen vereinigt, bei W. Braumüller gesammelt, in
4 Bänden erschienen. Als direct mit dem Museum in
Verbindung stehend heben wir daraus die Aufsätze über
den Zeichenunterricht hervor, dessen Organisation und
Ausbreitung in den österreichischen Schulen Eitelberger
mit besonderem Eifer und Erfolg betrieb. Vorübergehend
sei auch der von ihm begonnenen und geleiteten Samm¬
lung der »Que 11 en s c h r i fte n« für die Kunstgeschichte
gedacht.
Mit der neuen Direction im Jahre 1887 begann auch
eine neue Periode in den Publicationen des Museums.
Der Veränderungen in den »Mittheilungen«, die nach
zwanzigjähriger Existenz nun eine »neue Folge« erhielten,
ist bereits gedacht worden. Den Katalogen, welche bis¬
her nur von der Bibliothek und der Ornamentstichsammlung
im Druck herausgegeben worden, gesellten sich nun auch
Kataloge der Sammlungen hinzu. Da äusserer
wie innerer Gründe wegen ein Katalog der ganzen
Sammlungen auf einmal unmöglich war, theils wegen des
Umfangs, theils wegen der Unvollständigkeit und Ungleich¬
heit der einzelnen Abtheilungen, wie das ja bei einem
jungen, noch im Werden und Wachsen begriffenen
Museum nicht anders sein kann, so wurde ein anderer
Weg vorgezogen, zunächst nämlich die einzelnen, weiter
fortgeschrittenen Abtheilungen zu publicieren, und zwar
sowohl mit Illustrationen wie mit einer geschichtlichen
und theoretischen Einleitung. Diese sollte zugleich das
Wissenswürdigste über den Gegenstand mittheilen.
Der erste Katalog, der in dieser Art erschien, be¬
arbeitet vom Verf. dieses Berichtes, war derjenige der
Sammlung Wiener Porzellans. Diese Sammlung,
entstanden in ihrem Anfänge durch eine vom letzten
Director Dr. Löwe noch an der Wiener Fabrik ge¬
machte Collection und dann im Museum selbst reich
vermehrt, kann insofern bereits auf eine gewisse Vollstän¬
digkeit Anspruch machen, als sie genau zur Geschichte
der Fabrik von ihrer ersten noch privaten Periode an
bis zu ihrer Aufhebung zahlreich und ohne Lücke die
Beispiele liefert. Es ist denn auch der Katalog in dieser
Weise chronologisch geordnet und die ausgewählten
bildlichen Beispiele illustrieren die verschiedenen Perioden
der Fabrik in charakteristischen Eigenschaften. Worin
diese bestehen, ist in der Einleitung, welche zugleich
eine urkundliche Geschichte der Fabrik enthält, aus¬
führlich dargelegt. Dieser Katalog, obwohl eine directe
Publication aus dem Museum, ist im Verlage von C.
Gerold’s Sohn erschienen, wie denn auch alle folgenden,
direct aus dem Museum hervorgegangenen Schriften, von
denen jetzt die Rede sein wird, in buchhändlerischen
Verlag gegeben wurden.
Illustrierte Zeitung, (Leipzig. J. J. Weber) Nr. 2572 u. 2573.
(3572.) Der deutsch-öfeterr. Distanzritt. — Die Ankunft der
ersten Distanzreiter in Wien. — Die Resultate des Distanzrittes.
— R. C r o n a u, Christoph Columbus. Zur 400jähr. Jubelfeier der
Entdeckung der neuen Welt. Ein Gedenkblatt. — Christoph
Columbus u. sein Plan einer Westfahrt nach Indien. — Columbus
in Spanien. — Die Fahrt üb. d. Weltmeer. — Wo liegt Guanahani ?
— Columbus weitere Fahrt nach Juana u. Espanola — Die Heim¬
kehr. — Die weiteren Reisen u. der Lebensabend d. Entdeckers.
— Die Überreste des Columbus. — Die Folgen der Entdeckungen
des Columbus. — Wochenschau. — Culturgeschichtl. Nachrichten.
— Gefechtsübungen d. österr. Gebirgsartillerie in den Tiroler
Alpen. — O. Waldau, Alfr. Tennyson. — Mannigfaltigkeiten.
— Presse u. Buchhandel. — Eiis. Hoff, Nha Anna. Erz. — Moden.
(2573.) Dr. A. Kühner, Das Schwitzbad im Hause. —
Das Kriegerdenkmal in Düsseldorf. — Wochenschau. — Mannig¬
faltigkeiten. — B e s e k e, Viceadmiral Deinhard. — Der neue Ober¬
bürgermeister von Berlin. — Die Vermählung des Prinzen Ernst
von Sachsen-Meiningen. — Die weimarischen Festtage. — Cultur¬
geschichtl. Nachrichten. — Die Befestigungen des St. Gotthard in
der Schweiz. — Krankheit des Zuckerrohrs. — Presse und
Buchhandel. — Die Cholera in Hamburg. — Die Ehrenpreise
Kaiser Franz Josefs u. Kaiser Wilhelm’s für die beiden Sieger im
Distanzritt. — F. Wichmann, Die Harmonica. Erzählung.
Stimmen aus Maria-Laach. (Freiburg i. Br., Herder.) XL1II, 4.
St. B e i s s e 1 S. J., Mitteialtcrl. Kunstdenkmäler in Subiaco
u. Monte Cassino. I. — K. F r i c k S. J., Darwinismus in der
Erkenntnislehre. I. — W. K r e i t e n S. J., Blasius Pascal. Ein
Charakterbild. IX. — H. Pesch S. J., Die Idee d. Gerechtigkeit
in den socialistischen Systemen. I. — A. Baumgartner S. J.,
Die dramat. Kunst der Inder. — Recensionen: D a u s c h, Die
Schriftinspiration (Chr. Pesch). — L. M. Grignon v. Mo nt fort,
Die wahre Andacht zur sei. Jungfrau Maria; A. Baumgartner,
G. J. Baumgartner (Pfülf); — Fabre, Souvenirs Entomologiques
(E. Wasmann). — Empfehlenswerte Schriften. — Miscellen.
Krlt Revue aus öster., red. v. J. Graf (Wien, Helios). IV, 44.
Reichsrathscandidaten ohne offenes Programm. — F. Wili¬
fo rt, Die Cholera als Sanitäts-Inspector. — B. Münz, Rudolf v.
Ihering. — Revue der Revuen. — Notizen: Politik, Socialökonomie.
Hlstor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX, 9.
Cardinal Manning u. die Gewerkvereine. — Ein Blick auf
die IV. intemat. Kunstausstellung in München. — Ludwig XIV.
in Frankreich u. d. Moral in d. Geschichte. — Die Zukunft der
conservat. Partei in Österreich. Von einem österr. Reichsraths¬
abgeordneten. — Geschichte d. Juli-Monarchie.
Ungar. Revue, hrsg. v. K. Heinrich (Budap., Kilian). XII, 8 u.9.
V. Kuzslnszky, Ausgrabungen zu Aquincum 1879—1891.
V. Die Bäder. — A. Fest, Uskoken u. Venetianer in d. Ge¬
schichte von Fiume 1575—1618. III. — M. Wertner, Die
königl. Nemanjiden, Beiträge zur Kenntnis der ungar.-serb. Be¬
ziehungen. — J. K ä 1 d y, Die volksthümliche Musik der Zeit
Thököly’s u. Räköczi’s. — J. H. Schwicker, Zur Geschichte
der Wiedereroberung von Ofen im J. 1686. — A. Szilägyi,
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525
Nr. 16. — Oestbrreichisches Littkraturblatt. — 1. Jahrgang.
526
Siebenbürgen u. der Krieg im Nordosten. (Schl.) — J. Schwarz,
Zur Gesch. d. künstl. Bäder in Ungarn. — A. P etöfi, Trinklied.
Liebeslob. Üb. v. St. Rönay. — Vermischtes.
Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft u. Litteratur,
hrsg. v. Dr. Th. Barth (Berlin, Hermann). X, 4 u. 5.
(4.) Politische Wochenübersicht. — Prof. Th. Ziegler, Der
Fall Harnack. — M. Broemel, Steuerlast u. Steuerträger in
Preussen unter der neuen Einkommensteuer. — Th. Barth, Die
bevorstehende Wahl des Präsidenten der Vereinigten Staaten von
Amerika. — J. V. Widmann, Am Ortasee. — Kronenberg,
Wilhelm v. Humboldt u. F. H. Jacobi. — M. Merkin, Ein
Bericht Pobjedonoszew’s an den Zaren. — Bücherbesprechungen.
(5.) Th. Barth, Alea jacta. — L. Bamberger, Adolph
Soetbeer. — M. Broemel, Der ländliche Grundbesitz im Lichte
der neuen Einkommensteuer. — C. M ü h 1 i n g, Giosue Carducci I.
— M. J. Friedländer, Der farbige Kupferstich. — H. Welti,
Robert Franz. — Bücherbesprechung.
Athenaeum, Blätter für Litteratur u. wissenschaftl. Kritik, red. v.
J. Kaizl (Prag, Vilimek). X, 1.
F. Jo kl, Lernt d. Deutsche schwerer die böhmische als der
Böhme die deutsche Sprache? — Edm. de Amicis, Betrachtungen
über die sociale Frage. — F. Drtina, Das Studium d. Philosophie
in Frankreich. — Recensionen. .
Osveta, red. z. W. Vlcek (Prag, Simä6ek). XXII, 8-11.
(8.) Klostermann, Menschliche Gerechtigkeit (bis Heft 11).
— Vrchlicky, Neue »Stimmen aus d. Wüste«. — ftehof, Die
Juden in Galizien. — Touzimsky, Aus d. heutigen Bulgarien,
in, IV. — Jesensky, Crucifix. — Jirasek, F. L. Vök (bis
Heft 11). — Cervinky, Wald wiese. — J. V. Prä.sek, Der
archäolog. Fund in Kolin u. die Frage über d. Grab des Prokop
Hoty. — Navratil, Das Spektroskop. (Frts. in Nr. 10 u. 11.)
(9.) Horic, Die gegenwärt, polit. Lage in Croatien. —
A>. Braf, Die Valutareform. — Vlöek, An d. Wiege d. nation.
Weckers. — Pakosta, Die Seen. — Klimes, In d. Einsamkeit.
— Slansk^, Das Weihnachtsfest. — Knittl, Musikal. Rundschau.
— Zibrt, Böhm, histor. Litteratur.
(10.) Prochäzka, Der 12. Oct. 1492 u. seine culturgesch.
Bedeutung. — Klä§tersk^, Aus Prager Motiven. — M u z i k,
Mailegende. — TouXimsky, Die ruinän. Frage in Ungarn. —
Hevera, Nationale Unterhaltungen in d. Schweiz. — Heyduk,
Leben u. Tod.
(11.) Joh. Krystufek, Ludwig XVI. — Vrchlicky, Den
überschwemmten Bildsäulen d. Karlsbrücke. — Bittner, 30 Jahre
böhm. Theaters. — Touzimsky, Ungar. Eisenbahnpolitik und
Bosnien. — Böhm. Litteratur (Prosa).
Zeitschrift des königl. Museums in Prag, red. v. A. Truhlär.
LXVI, 1—3.
(I.) Speranskij, Briefwechsel zwischen P. J. Safafik u.
Kukuljeviö-Sakcinski. — Truhläf, Fragmente ailtböhm. Dramen.
— J. Zubaty, Über die Mahabharata. (Forts, in Heft 2.) —
S. Winter, Die städt. Büchersammlungen im XV. u. XVI. Jahrhdt.
(Schl, in Heft 2.) — Rezek, Kleine Beiträge zur böhm. Geschichte
im 17. Jahrhdt. — W. Gabler, Der Einfluss d. Freimaurer auf
d. Verlauf d. franz. Revolution. — V. Tomek, Beiträge zur
Biographie Äizka’s. — Rybiöka, Über d. Familie Karolides in
Karlsberg. — Litterar. Rundschau. — Berichte.
(2, 3.) Metelka, Komensky’s Karte v. Mähren. — A. Sed-
lacek, Die Grenze zw. Böhmen u. der Lausitz. — H. Jirecek,
Studien zu Cosmas Chronik. — Briefe d. Antonin Marek an Jos.
Jungmann. (Frts.) — Patera, Neutraer Fragmente eines altböhm.
Passionais. — Du§ek, Wie weit hat Georg v. Constanz d. Gram¬
matik Blahoslawow’s benützt? — Litterar. Anzeigen.
Monatsblätter des wissenschaftl. Club In Wien, red. von
F. Karrer (Wien, Holzhausen.) XIV, 1.
Programm d. Vorträge. — Chronik d. Club. — Litterarische
Besprechungen u Anzeigen. — Ausserordentliche Beilage: Ge¬
sellschaftsreise nach Dalmatien, Herzegowina u. Bosnien. — Tage¬
buch. — E. Poche, Reise durch die Herzegowina u. Bosnien.
— R. Poche, Bericht über eine im Anschlüsse an die Reise des
Wissenschaftl. Club von drei Herren der Reisegesellschaft unter¬
nommene Excursion in das Drina-Gebiet.
Feuilleton d* Wiener Zeitung, Oct. 1892. (Nr. 226—251.)
(228.) M. Haberlandt, Der Doppeladler. — (230.) Die
Fischerei-Ausstellung in Scheveningen. — (232, 233.) h. p., Die
Internat. Musik- u. Theater-Ausstellung. XXXI f. — (234, 235.)
A. S.. Christoph Columbus.— (236, 237.) Frh. v. H eifert, Das
polit. Testament d. Herzogs v. Lothringen. — (238.) J. v. Falke,
Kunstgewerbl. Gegenstände in Böhmen. — (239.) M. H o e r n e s,
Herbsttage in Istrien. — (240.) H. Noe, Bosnien als Touristen¬
land. — (243.) J. R., Zum Jahrestage d. Eröffnung d. kunsthist.
Hof-Museums. — (244—246 u. 248.) G. L., Die Methodik d. vergl.
Rechtsgeschichte. — (247.) gg., Die Academie d. bild. Künste. —
(251.) Wend. Boeheim, Eine Geschichte d. Stadt Wien.
Beilage zur (Münchner) Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 243
bis 255. (17. bis 31. Oct. 1892.)
(243.) A. B ran dl, Alfr. Tennyson. [Schl, in Nr. 244.] —
P a s i g, Zur Gesch. d. äthiop. Dynastien in Ägypten. — (244.)
E. G o t h e i n, Agrargeschichtl. Forschungen. [Frts. in Nr. 248,
249.] — (245.) Ree, A. v. Essenwein. — M. Z enger, G. F.
Händel. IV. [Frts. in Nr. 246, 247.] — (246.) Erk, Die amerik.
Versuche üb. künstl. Erzeugung von Regen. — (247.) O h len¬
se h 1 a g e r, Zur Schulgesundheitspflege. — (248.) Im Volsker¬
gebirge. — (249.) S e e 1 i g e r, Jeanne d’Arc. —(250.) Kilian,
Zu Goethe’s Bearbeitung von »Romeo u. Julia«. — Was es ausser
Wasser noch regnet. — (251.) J. Naue, W. M. Flinders Petrie’s
diesjähr. Ausgrabungen in Tel el Amarna. — P. Holzhausen,
Die Marquise de Blocqueville. — V. Hehn, Zwei Briefe kritisch-
archäolog. Inhalts, mitg. v. Th. Schiemann. —(252.) K. Breysig.
Der grosse Kurfürst u. d. Adel. — E. Henrici, Das Zodiakal-
licht. — (253). Schwicker, Gumplowicz »Das österr. Staats¬
recht«. — Eine amerikan. Ausg. d. »Faust«. —(254.) A. Peez,
Der Pleckenpass in Kärnten. — Die Nutzbarmachung d. Wasser¬
kraft d. Niagarafalles. — Nachruf an R. Köhler. — (255.) A.
Bock, E. T. A. Hoffmann als Musiker. — Leuchtende Fische.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 28. Octob. in Frankfurt d. erste Ca-
pellmeister d. dort. Oper Felix Otto Dessoff im 58. Lebensj. ;
er war 1868—1875 Hofcapellmeister in Wien und veröffentlichte
mehrere Kammermusikwerke. — Am 29. Octob. in Wien d.
Schriftsteller Dr. Gerson Wolf im Alter v. 70 J. Seine Schriften
haben zumeist d. Geschichte d. Juden in Österreich u. d. Zeitalter
Maria Theresias zum Gegenstand. — Am 31. Octob. der Germa¬
nist u. Sagenforscher Prof. Emst Ludw. Rochholz in Aarau,
83 J. alt. — Am 1. Nov in Tölz in Baiem d. Culturhistoriker
Fried, v. Hellwald im 51. Lebensj. (geb. zu Padua als Sohn d.
österr. FML. Frh. v. H., u. bis 1867 österr. Cavallerie-Officier). —
Am selben Tage zu Berlin d. berühmte Geiger De Ahna im
59. Lebensj. — Am 6. Nov. in Leipzig d. o. Prof. d. Geschichte
an d. Universität Dr. C. P. W. Maurenbrecher, geb. 1838;
— Am 7. Nov. in Berlin d. Journalist u. Dichter Albin Reinisch,
ein Kärtner v. Geburt, im 46. Lebensj. und in Parndorf b. Krems
d. Componist Alb. Jungmann im 68. Lebensj., — Am
8. Nov. in Mühlhausen d. elsäss. Dichter Adolph Stoeber im
Alter von 82 J. — Am 10. Nov. in Wien d. k. u. k. Major i. P.
Gg. Sch aller, Landkarten- u. Plan-Inspector an d. »Albertina«,
Ernannt wurden: Der a. o. Prof. f. semit. Sprachen u. Litt,
an d. deutschen Univ. in Prag Dr. Max Grünert zum ord. Prof,
das. — Der Priv.-Doc. an d. Univ. Wien Dr. Rud. Meringer
zum a. o. Prof. f. vergl. Grammatik d. indo - german. Sprachen
das. — Der Priv.-Doc. in Halle Dr. Wohltmann zum a. o. Prof,
an d. phil. Fac. d. Univ. Breslau. — Der Priv.-Doc. d. alttestamentl.
Exegese in Königsberg Dr. M. H. Löhr zum a. o. Prof, in Breslau.
— Der Vicedirector d. geolog. Reichsanstalt Oberbergrath Dr.
Guido Stäche zum Director dieser Anstalt an Stelle d. in den
Ruhestand tretenden Dionys Stur, dem das Ritterkreuz d. Leopold-
Ordens verliehen wurde.
Habilitiert haben sich: Dr. Georg Vortmann für Chemie an
d. philos. Fac. d. Univ. in Wien. — Dr. Hedr. Tenznerf. österr.
Verwaltungsrecht an d. jur. Fac. der Univ. Wien. — Ingenieur
Jos. Blauth beim Landes-Meliorationsbureau in Lemberg f. land-
wirtsch. Meliorationswesen an d. techn. Hochschule in Lemberg.
— Dr. Ign. Zakrzewski für Experimentalphysik u. Dr. Alex.
Zalewski für Pflanzenanatomie, beide an d. phil. Fac. der Univ.
Lemberg.
Der o. ö. Univ.-Prof. in Wien Dr. Adolph Exner, d. Hof¬
rath u. Intendant d. naturw. Hofmuseums in Wien Franz R. v.
Hauer, d. Hofrath u. o. ö. Prof, in Wien Dr. Ernst Ludwig,
d. geh. Rath OberlandesgerichtsPräs. i. P. Alois Frh. v. Mages,
d. Kämmerer Franz Jos. Graf Sylva-Tarouca u. d. Hofrath u.
o. ö. Univ.-Prof. Dr. R. Joh. B. v. Weiss wurden zu lebensl.
Herrenhausmitgliedern ernannt. - Der Priv.-Doc. an d. phil. Fac.
d. k. k. böhm. Univ. in Prag Dr. Franz Augustin erhielt den
Titel eines a. o. Univ.-Prof.
Die Professoren d. Univ. Breslau: Dr. G. Hü ff er (Geschichte)
u. Schmarsow (Kunstgesch.) sind behufs wissenschaftl. Reisen
auf ein Jahr beurlaubt worden.
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527
Oksterrrichischks Lttteraturblatt.
I. Jahrgang.
528
Nr. 16. —
Zur gefälligen Beachtung!
Da die ersten Nummern dieses Jahrganges des „Oesterr. Litteraturblattes" nur noch in ganz geringer Anzahl
vorrätig sind und insbesondere Nr. 2 völlig vergriffen ist, können Abonnements auf das „österr. Litteraturblatt*' für
1892 nur mehr vom 1. Juli I. J. an (Nr. 8 ff.) angenommen werden. Der Pränumerationspreis für die Zeit vom Juli
bis (einschi.) Dezember beträgt fl. 2.50 (für Mitglieder der Leo-Gesellschaft fl. 1.50).
Wien I. Annagasse 9. Die Administration.
Im Verlage von Franz Kirchheim in Mainz ist soeben
erschienen:
UNTER BAUERN.
Kleine Skizxen
von Georg G. Evers.
8". fjeh fl 2.10.
Georg G. Evers, Meister in der Schilderung, führt uns die natur¬
getreuesten Bilder aus dem ländlichen Leben vor Augen, indem er in alle
Vorkommnisse und Verhältnisse „vom Lande draussen“ einzudringen
sucht, wie er sie „bei aller angeborenen Verschlossenheit der Bauern“
lange Jahre mit Verstand und Gefühl beobachtet hat. Die Darstellung,
die sich öfters höchst gelungen im ländlichen Dialekt bewtgt, ist eine
hinreissende und fesselnde, so dass der Leser bezwungen sich gestehen
muss: „Ja gerade so ist’s mit den Bauern“. Wir können diese Skizzen,
die auch apologetisch von hohem Werthe sind, der hochwürdigen Geist¬
lichkeit, sowie allen, welche „unter den Bauern“ verkehren und leben,
bestens empfehlen. Sie werden sicherlich eine der angenehmsten und an¬
sprechendsten Lektüren sein. (Fränkisches \'olksl>latt.)
Im Verlage von Franz Kirchheim in Mainz sind soeben
erschienen :
Beilesheim, Dr. A., Henry Edward Manning,
Cardinal-Erzbischof von Westminster (1308—1892). Ein Lebens¬
bild mit Bildniss des Cardinais. 8°. geh. fl. 1.80.
Denk, Dr. V. M. f Geschichte des Gallo-Frän-
kischen Unterrichts- und Bildungswesens. Von
den ältesten Zeiten bis auf Karl den Grossen. Mit Berück¬
sichtigung der littcrarischen Verhältnisse. 8°. geh. fl. 2.70.
General-Register des Katholik vom Jahre 1821 bis
1889. Zugleich ein Beitrag zur Bibliographie der kath. Wissen¬
schaft und zur Geschichte des kirchl. Lebens im 19. Jahr¬
hundert. Von Joh. Stillbauer. 8°. geh. II. 4.20
Liter. Institut Dr. M. Huttier (Michael Seitz), Augsburg.
Soeben erschien:
Roonmor TD QnitK Johanne* Mabülon. Ein Sitten- und Literaturbild aus
DaCUlllCl • OlllUJ.j dem 17. und 18. Jahrhundert. 8°. XI und 270 S. Mk. 3.50.
Hochinteressante Biographie des berühmten Benediktiners der Mauriner Congregation.
Merkle Präl3.t 9 rundsätze der Erziehung und de* Unterricht» 8° VIII und 64
Dieses Werkchen des gefeierten Dillinger Gelehrten sei allen Erziehern und Er¬
zieherinnen, insbesondere seinen ehemaligen Schülern bestens empfohlen.
IT 1 Y Entweder kalt oder warm! 8°. III und 53 S. Mk. — 20, Partien
Vif v-'LZ.d, Je . A., von | ( ,q Exemplaren Mk. 18.—
(Diese Broschüre bekämpft den zur Mode gewordenen religiösen Indifferentismus).
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und wohlthuend frisch geschrieben. Mk. 3.—, in Leinwand gebunden Mk. 4.50.
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■ L
Herfler’sche Verlagshandlang, Freibnrg i. Br.—B. Herder, ffienl. f ollzeile 33 .
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Bibliothek der katholischen Pädagogik.
He rau.sge geben unter Mitwirkung von Geh. Rath Dr. L. Kellner,
Domkapitular Dr. Knecht<und Geistl. Rath Dr. Hermann Rolfus von
F. X. Kunz, Director des luzern. Lehrerseminars zu Hitzkirch.
Fünfter Band: Johann Ignaz von Felbigers Methodenbuch. Mit
einer geschichtlichen Einleitung über das deutsche Volksschulwesen
vor Felblger und Uber das Leben und Wirken Felbigers und seiner
Zeitgenossen Ferdinand Kindermann und Alexius Vincenz Parzizek.
Bearbeitet und mit Erläuterungen versehen von Johann Panholzer. gr. 8°.
(XII u. 368 S.) fl. 2.34; geb. in Halbfranz, mit Rothschnitt fl. 3.42.
Wir haben uns entschlossen, neben der Band-Ausgabe nunmehr auch
eine Ausgabe in Lieferungen von je ca. 5 Bogen zum Preise von 48 kr.
pro Lieferung zu veranstalten. Die Lieferungs-Ausgabe ist mit dem V. Band
eröffnet worden. Die erste Lieferung liegt bereits vor. An den V. Band werden
sich die Bände I—IV, sowie die Fortsetzung (Band VI u. ff.) ebenfalls in Liefe¬
rungen anschliessen. Die Band-Ausgabe wird unverändert weitergeführt.
Jeder Band ist einzeln käuflich.
Herder’scbeVerlagslullg., Frelbiirg i.Breisi.
B. Herder, Wien, i. Wolizeile 33.
I Soeben ist erschienen und durch alle
I Buchhandlungen zu beziehen:
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i religiösen Inhalts.
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von Dr. F. Lorinsar. Zweites Bänd-
' chen: Das Schisma von England.
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Zweite Auflage. 12°. (IV u. 272 S.) 96 kr.
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neuer Auflage liegt der ganze Cyklus nun¬
mehr wieder vollständig vor: 7 Bändchen.
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Nauer Verlag von Breitkopf <1 Hflrtal ln Leipzig.
Otto Nicolai
TdgeDüctier nebst biogrsphiseben Ergäaznng i
ber»u«gegeben von
B. Schroeder.
VII, 166 S., 8°, geh. M. 3.-, geb. M. 4.-.
Berichte und Selbstbekenntnisse des Kom¬
ponisten der Lustigen Weiber aus einem
kurzen, aber reichen, bewegten Leben, das
ein plötzlicher Tod kurz nach Schaffung
eines Meisterwerkes fast tragisch abschliesst.
Die wenigen in den Tagebüchern vorhanden
gewesenen Lücken sind durch den Heraus¬
geber trefflich ergänzt. Alles ist so treu,
so ganz das warme, oft stürmisch erregte,
aber stets edle Herz des Künstlers offen
legend, dass diese Bücher eine unvergleich¬
liche Selbstbiographie bilden.
Verlagshandlung „St. Norbertue” In Wien.
In unserem Kunstverlage ist soeben
erschienen:
Die heilige Familie frr p ™n
f Prof. Johannes Klein. Darstellend den im
Jünglingsalter stehendenHeiland in der Werk¬
stätte des heil. Joseph, seinem Pflegevater
bei der Arbeit helfend; im Hintergründe die
Mutter Gottes am Spinnrocken. Lichtdruck,
Royal-Folio, Bildfläche 43X34 %*, Carton-
Grösse 66X50%*. - Preis fl. 1.-, (Mk. 2.—
ln Vet tretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michaal Gitlbauer als Herausgeber. — *St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 17.
Wien, 1. December 1892.
I. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse : I) r. Franz Schnü rer,
Wien-Kritzendorl.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
REDH5IKHT VON
DR FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumcrutionspreis beträgt ganzjährig 0. 5.— (M. 9. •), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung ln Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-Aufträge zu richten sind.
Preise der Inserate: »/» S. fl. 20.— = Mk. 36. —, '/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, V* S. fl. 7.— -- Mk. 12.60, »/- S. fl. 4.— = Mk. 7.20, V« S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT :
Pfleiderer O., Die Aufgabe d. wissenschaftl.
Theologie für die Kirche der Gegenwart.
(Univ.-Prof. Dr. F. M. Schindler).
—, Die Entwicklung der Protestant. Theologie.
F. M. Schindler).
Hoensbroech P. v., Christ u. Widerchrist
(F. M. Schindler).
Stolz Alban, hrziehungskunst. (Sch.)
H i 11 m a n n K., Gesetzbüchl. f. chrisl 1. Eltern.» Sch.)
Hamy A. f Documents pour servir ä 1' histoire
des domiciles de la Comp, de Jesus. (B. D.)
Stern B., Die Romanows. (R.)
Zimmer H., J. F. W. Zachariä u. sein Renom¬
mist. (Univ.-Prof. Dr. J. Minor).
Prcuss S.. Index Demosthenicus. (Univ.-Prof.
I)r. M. Gitlbatier).
Zeidler J., Studien u. Beiträge z. Gesch. der
JesuitenKomödie u. d. Klosterdrama. (Dr. Wl.)
Schmitt II., E. neue Notenschrift (R. v. Larisch).
Fink G. W.. Musikalischer Hausschatz, hrsg.
von W. Tschirch. »F -r.)
Renner J., Mutter Donau. Licdersammlg. F—r.)
Sehe impflug K., Referat, betreffend den Wu¬
cher im modernen Geldwesen u. Geldverkehr.
(Landcssecretär Dr. Heinr. Misera).
—, Über die socialpolit. Bedeutung des Clearing."
(Dr. H. Misera).
L i z n a r, Eine Methode zur grnph. Darstellung
der Richtungsänderungen der erd magnetischen
Kraft. (Priv.-Doc., Assistent an der k. k.
meteorol. Anstalt Dr. W. Trabcrt).
—, Über die Bestimmung der bei den Varia¬
tionen des Erdmagnetismus auftretenden
Kraft. (Dr. W. Trabert).
Meyer V., Aus Natur u. Wissenschaft. (Prof.
Dr. O. Hamann).
M Ulinen W. F. v.. Das französ. Schweizer
Garderegiment am 10. Aug. 1702. (Sp.)
Schack A. Fr. Graf v.. Pandora, vermischte
Schrillen. (Univ.-Prof. Dr. Laur. Müllner).
Evers G. G., Unter Bauern. Kleine Skizzen.
(Dr. F. Schnürer).
To r res an i C. Baron, Der beschleunigte Fall.
(Dr. F. Schnürer).
Die litterar. u. artist. Publicationen aus dem k, k.
österr. Museum für Kunst und Industrie. III.
Von Director Hofrath J. v. Falke.
Personalnachrichten. — Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorberei¬
tete Bücher.
Theologie.
Pfleiderer, Dr. Otto, Professor der Theologie in Berlin:
Die Aufgabe der ^wissenschaftlichen Theologie für
die Kirche der Gegenwart. Populärer Portrag .
Berlin, Reimer 1891. 8°. (28 S.) fl. —.24.
Gegenüber dem gespannten Verhältnisse, welches
im protestantischen Deutschland derzeit zwischen den
Vertretern des orthodoxen Kirchenthums und einem an¬
sehnlichen Theile der Vertreter der wissenschaftlichen
Theologie herrscht und welches P. als gleichbedeutend
mit der Gefahr einer geistigen Aushungerung für die
evangelische Kirche hinstellt, soll in vorliegender Schrift
das geschichtliche Recht der protestantischen wissen¬
schaftlichen Theologie und ihre Aufgabe in der Gegen¬
wart dargethan werden. P. bestimmt das geschichtliche
Recht der protestantischen wissenschaftlichen Theologie
als das Recht der selbstständigen Wahrheitsforschung
durch die Kritik und Fortentwicklung des von den
Reformatoren des IG. Jahrhunderts aus der katholischen
Kirche herübergenommenen Lehrbegriffs. Als heutige Auf¬
gabe derselben stellt er die hin, die im 16. Jahrhunderte
unvollendet gebliebene Reformation mit den Mitteln und
für die Bedürfnisse des 19. Jahrhunderts fortzusetzen
und das evangelische Christenthum loszumachen von den
ihm noch anhaftenden Schlacken des katholischen Wesens,
so dass die Kluft beseitigt werde »zwischen dem Glauben
der kirchlichen Gemeinschaft und zwischen der Über¬
zeugung der Einzelnen, welche unter dem Einflüsse der
heutigen Zeitbildung stehen.« — Man muss zugeben, dass
der Standpunkt P.’s dem subjectivistischen Grundprincip
des Protestantismus vollkommen entspricht, wie er denn
auch in der neueren Zeit von der überwiegenden Zahl
der hervorragenden evangelischen Theologen getheilt wird.
Zu welchen Consequenzen dieser Standpunkt führt, muss
sich am besten aus der Entwickelung erkennen lassen,
welche die protestantische wissenschaftliche Theologie
genommen hat, seitdem derselbe ein fast allgemeiner
geworden ist. Eine eingehende und durchaus sachkundige
Geschichte jener Entwickelung bietet das folgende
Werk P.’s.
Pfleiderer, Dr. O.: Die Entwicklung d.Protestant. Theo¬
logie in Deutschland seit Kant u. in Grossbritannien
seit lS2J. Kreihurg i. B., Mohr 1891. 8°. (VII. u. 496 S.) fl. 6.—.
P. beschränkt hier die Darlegung der Entwickelungs¬
geschichte der neueren protestantischen wissenschaftlichen
Theologie auf Deutschland und England, ln drei Büchern
führt er die Begründung derselben durch die von Kant
ausgehende idealistische Philosophie, hierauf speciell die
Entwickelung der dogmatischen sowie der biblischen
und historischen Theologie in Deutschland (mit theil-
weiser Berücksichtigung Hollands) vor; ein viertes Buch
schildert die neueren philosophischen Richtungen in
Grossbritannien nach ihren Beziehungen zur protestantischen
Theologie, sowie die Bewegungen,<■ welche in der letzteren
selbst alldort seit 1825 zu Tage getreten sind.
Für Deutschland erblickt P. in der von Kant ge¬
forderten Emancipation des Denkens und des Gewissens
von der Autorität, in der Betonung des religiösen Gefühls
und in der Verbindung der idealen Naturreligion mit
den Geschichtsthatsaehen und den biblischen Urkunden
des Christenthums durch Herder und Schleiermacher;
endlich in der Schelling-Hegel’schen historischen Be¬
trachtungsweise der Religion als eines Momentes der
allgemeinen Weltentwickelung die Ansätze zur Entfaltung
der verschiedenen Richtungen, welche die protestantische
Theologie der Neuzeit eingeschlagen hat.
ln der dogmatischen Theologie tritt als erste
dieser Richtungen die auf Kant fussende des subjectiv-
moralischen Rationalismus (Tieftrunk, theilweise Bret-
schneider, de Wette) auf. Ihr folgt die in den Bahnen
Schleiermacher’s gehende Richtung, welche den christlichen
Glauben als eine innere Gemüthsbestimmtheit des Einzelnen
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Nr. 17. — Oestrrrfichtsches Litteraturbi.att. — 1. Jahrgang.
532
auf Grund des religiösen Bewusstseins der evangelischen
Gemeinde auffasst (in ziemlich weiten Abständen von
einander Nitzsch, Twesten, Ullmann, Neander, Tholuck
. . . bes. Alex. Schweizer). Unter Hegefs Einfluss bildeten
sich als sogenannte speculative Richtungen die durch die
reinen Hegelianer Marheineke-Daub, ferner die durch die Ra-
diealen Strauss-Feuerbach-Stirner, endlich eine mittlere durch
W. Vatke-Bicdermann-Ch. H. Weisse bezeichnete heraus.
Gegenüber diesen subjectivistischen Bewegungen griff
die Restaurationstheologie (vertreten durch Claus Harms,
Thomasius, Hengstenberg, Delitzsch, Vilmar, Kliefoth,
Ch. v. Hofmann, Luthardt, Frank) mehr oder weniger
auf die Lehre des orthodoxen Lutherthums im IG. und
17. Jahrhunderte zurück. Ihr stellt sich immer erfolg¬
reicher die von P. als Vermittelungstheologie bezeichnete
Dogmatik entgegen, welche in der Darlegung des christ¬
lichen Lehrgehaltcs mit Schlciermachcr von jeder Ȋusseren
Autorität als unmittelbarer Glaubensquelle oder unbedingter
Glaubensnorm« absieht, und, unter Abweisung jedes
»Supranaturalismus, von »dem lebendigen Glaubensbewusst¬
sein der evangelischen Gemeinde der Gegenwart und des
sich mit ihr eins wissenden Theologen« ausgeht. Sie zer¬
fällt in zwei Hauptströmungen, deren eine mehr specu¬
lative die Ergänzung Schleiermacher’s vorzüglich bei
Hegel und Schelling sucht (Dorner, Martensen, Lange,
Müller, überleitend D. Schenkel), während die andere
mehr praktische Kant und de Wette folgt (C. Ritschl,
Lipsius); in R. Rothe sieht P. beide Seiten, die specu¬
lative und die praktische, in vollem Gleichgewichte.
Übrigens repräsentiert fast jeder dieser Richtung angehörige
Theologe wieder eine besondere »Schattierung derselben,
so dass man fast für jeden eine eigene Rubrik aufstellen
möchte. C. Hase strebt eine Art Versöhnung zwischen
der Restaurations- und der Vermittelungstheologie an,
ohne jedoch einer »ernster gemeinten Rückkehr zur
Theologie der Vergangenheit« das Wort reden zu wollen;
in der »Freiheit von allem Dogmatismus« stellt P. ihn
auf eine Linie »mit R. Rothe und Al. Schweizer, diesen
echtesten Vertretern des von Kant, Herder und Schieier¬
macher ausgegangenen neuprotestantischen Geistes.«
In der biblischen Theologie ist nach P. das Jahr
1835 der Wendepunkt für die echt wissenschaftliche
Behandlung der biblischen Grundlagen des Christenthums.
In diesem Jahre erschien das »Leben Jesu« von Strauss,
die »Untersuchung der Pastoralbriefe« von Baur und die
»Religion des Alten Testamentes« von Vatke. War Strauss
bei einer mythologisierenden Kritik der evangelischen
Geschichte stehen geblieben, so gieng Baur zur Kritik
der Schriften über, welche Quellen dieser Geschichte
sind. Baur’s und seiner »Tübinger Schule« bekannte
kritische und exegetische Grundsätze fanden in Ritschl,
Thiersch u. a. gewandte Gegner, die jedoch nicht zu
verhindern vermochten, dass jene eine immer weitere
Verbreitung fanden, ja im Wesen die Herrschaft in der
protestantisch-biblischen Theologie errangen und behaupten.
Auf das Alte Testament brachten die wesentlich gleichen
Grundsätze nach Vatke besonders Graf, Kayser, Well¬
hausen, Reuss u. a. zur Anwendung; auch hier ver¬
mochten die Vertreter der orthodoxen Richtung (Ewald,
»Schräder, Delitzsch, König u. a.), so tüchtiges sie im
einzelnen leisteten, die Fortschritte Jener nicht auf¬
zuhalten, deren oberstes Princip das ist, die heil. Bücher
»rein menschlich« zu betrachten und sie zu deuten aus
dem Zusammenhänge der Zeitverhältnisse und auf der
Basis des Hegefschen Gedankens einer unaufhörlichen
Selbstentfaltung und Fortentwickelung des Menschengeistes.
Auch auf die historische Theologie hat Baur in der
Richtung entscheidenden Einfluss genommen, dass man
die Entstehung des Christenthums und der Kirche, sowie
deren weitere Geschichte immer mehr als einen, im
Zusammenwirken manigfacher, rein menschlicher Ursachen
»naturgemäss sich vollziehenden Entwickelungsprocess
des religiösen Geistes unserer Gattung« darstellte. Übrigens
weist die neuere protestantische Theologie auf dem Ge¬
biete der Geschichte eine sowohl der Quantität als der
Qualität nach bei weitem geringere Production auf als
auf den Gebieten der Dogmatik und der Biblicistik.
In England erblickt P. den Ausgangspunkt zur
Neubelebung des theologischen Denkens in der Ver¬
pflanzung der deutschen idealistischen Philosophie (zuerst
durch Coleridgc und Carlyle) auf englischen Boden.
Machte sich hier auch zunächst im Tractarianismus eine
»hochkirchlich-reactionäre Bewegung« geltend, welcher
eine »breitkirchlich-liberale« unter der Führung von
Th. Arnold und Fr. Maurice anfangs zur Seite gieng,
später den Vorrang ablief, so ist doch seit einem Menschen¬
alter, seit dem Aufkommen der biblischen Kritik nach
den Grundsätzen der Tübinger Schule (durch Jowett,
Stanley u. a.) der »entschiedene Liberalismus« mehr und
mehr im Vordringen begriffen. Dessen neueste Vertretung
durch den Verfasser der Supernatural-Religion, Robertson,
Smith, Cheyne, Hatch gibt P. die Hoffnung, dass es
auch in England den Apologeten des orthodoxen Kirchen¬
glaubens nicht gelingen werde, »den Strom der Zeit
aufzuhalten.«
Dies in kurzer Fassung der Gedankengang des
P.’schen Werkes, das Ref. mit jenem ganzen Inter¬
esse gelesen, welches eine so kundige Darlegung
der theologisch - wissenschaftlichen »Strömungen inner¬
halb der protestantischen Kirchen Deutschlands und
Englands in Anspruch nehmen kann. Zwar trägt
dieses Buch keineswegs den Stempel einer unvorein¬
genommenen Würdigung aller in Betracht kom¬
menden Personen und Richtungen. Der Verf. macht
aus seinem eigenen oben gekennzeichneten Stand¬
punkte über die Aufgabe der protestantischen Theologie
kein Hehl und vertheilt Licht und Schatten ungleich-
mässig. Zumal die Hauptvertreter der orthodoxen Richtung
(Hengstenberg, Ewald . . . .) kommen durchhin schlecht
weg, und P. ist geneigt, die Leistungen und Aussichten
der verschiedenen Anhänger der modernen Denkweise
möglichst ins Helle zu rücken und zu betonen. Anderer¬
seits ist nicht zu verkennen, dass die letzteren gegen¬
wärtig das Feld in der protestantischen Theologie mehr
und mehr beherrschen. Es ist darum wichtig, den
Zusammenhang zwischen ihnen und den philosophischen
Vorkämpfern der modernen Weltanschauung möglichst
klar dargelegt zu sehen; und gerade dies leistet das
Buch P.’s in höchst anerkennenswerter Weise.
Wien. F. M. Schindler.
Hoensbroech, Paul v., S. J.: Christ und Widerchrist .
Ein Beitrag zur Verteidigung der Gottheit Christi
und zur Charakteristik des Unglaubens in der
protestantischen Theologie . Freiburg, Herder. 1892. 8°.
(VII und 167 S.) 11. —.90.
Christus ist Gottes Sohn und wahrer Gott — das
ist das Grunddogma des Christenthums, und niemand
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Nr. 17. — Okstkrreichisghrs Littfraturblatt. — 1. Jahrgang.
534
kann sich berechtigtermasscn den Namen »Christ« bei¬
legen, der dieses Dogma leugnet oder dasselbe nur in
einer pantheistischen oder ethisierenden Ausdeutung an¬
erkennen will. Von diesem Gedanken ausgehend, betrachtet
H. die Christuslehre einer namhaften Zahl von derzeitigen
hervorragenden Lehrern der protestantischen Theologie
an den deutschländischen Universitäten und gelangt unter
genauer Anführung des Wortlautes ihrer Ausführungen
zu dem traurigen Resultate, dass sie jenes Dogma in
seinem echten Sinne ganz offenkundig und ohne Hehl
abweisen. Einen gleich vollendeten Abfall vom Christen-
thume weist H. in der Lehre der modernen protestantischen
Theologie über Christi übernatürliche Empfängnis und
Geburt, seine Wunder und seine Auferstehung nach. Dem
gegenüber zeichnet H. in geschickter Gruppierung und
mit kräftigen Linien den historischen Christus, wie ihn
die heil. Schrift und die Überlieferung darstellen. Schliesslich
erinnert der Verf. an die Verurtheilung, welche noch vor
einem halben Jahrhunderte der verneinenden »Kritik der
evangelischen Geschichte der Synoptiker« von Bruno Bauer
seitens protestantisch-theologischer Fakultäten in Preussen
zutheil geworden war. In der That bedeuten diese
50 Jahre für die moderne protestantische Theologie ein
unaufhörlich weitergehendes Preisgeben von dem alten
Besitze an religiösen Wahrheiten, welche den christlichen
Bekenntnissen bisher noch gemeinsam waren; dass sie
auch vor den christlichen Grundlehren von der Bedeutung
der hier erörterten nicht Halt machen werden, lag in
der Consequenz ihres nach Plleiderer oben dargelegten
Princips.
Wien. F. M. Schindler.
Der Katholik, hrsg. v. J. M. Raich (Mainz, Kirchheim). LXXII,
(3. F. VI.) November.
Dr. Beilesheim, Autobiographie u. Briefsammlung des
Bischof Ullathorne v. Birmingham. — R. Heinrichs, Die Arbeit
u. d. Mönchthum. — G. Berbers, der luther. Theologe Krogh-
Tonning üb. d. Kirche. — Aus d. Reformationszeit. — L. Fischer,
Franz Plattner, d. Theolog unter den Malern. Gedenkblatt. —
A. Ehrhard. Die altchristl. Prachtthüre d. Basilika St. Sabina
in Rom. — Litteratur: P. v. Hoensbroech S. J., Christ u.
Widerchrist. — Dr. L. Atzbcrger, Die Christi. Eschatologie
(Fr. F. Schmid.) — Francesco Xitti, Leone X e la sua poli-
tica. (P. M. Baumgarten). — J. F. Montana, Felipo II. — M.
Menschler S. J., Das Leben unseres Herrn Jesu Christi (K.
Racke S. J.) — Dr. C. Braun, Zur Erinnerung an J. B. Ren-
ninger (Dr. Hubert). — Dr. Fr. X. Haberl, Kleines Gradual u.
Messbuch. — W. Brambach, Die 1/istor/a de sancta Afra mar-
tyre u. d. Salve Regina (Dr. A. Schröder). — G. M. Schiller,
Kanzelstimmen. — Gleichzeitig wurde ausgegeben: General-
Register des »Katholik« v. J. 1821 — 1889, zugleich e. Beitr.
z. Bibliographie d. kathol. Wissenschaft u. z. Geschichte d. kirchl.
Lebens im 19. Jahrh. Von Johannes Still bau er. (IV u. 255 S.)
Clstercienser Chronik, red. v. P. G. Müller (Bregenz, Teutsch).
IV, 45.
Ein bewegtes Leben. — Die Cistercienser auf Serin. III. —
Drey Raisen nach Cistertz. Die dritte Rais nach Cistertz u. Clara-
vall (Schl.) — Institutio Religiosorum Tironum Cisterciensium.
— Zur Gesch. uns. Rituals. — Zur nächsten Jubelfeier. — Ad
Beatam Virgincm.
Pastoraibiatt d. Bisthums Münster, hrsg. v. Dr. H. Joeppen
(Münster, Regensberg.) XXX, 11.
Grab u. Begräbnis bei d. alten Christen. — Behandlung d.
Affectes in d. Predigt (Forts.) — Das Kanongebet Supra quae
propitio. — Eisenbahndienst u. Kirchenbesuch. — Fälle u. Fragen.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterr., red. von
R. G. Himme 1 bauer (Wien, Fromme.) XI, 21.
Dr. Scheicher, Zum Sterbetage Vogelsangs. — Dr. Ve-
teranus, Z. kirchenpolit. Lage in Ungarn. — Polit. Fragmente.—
Aus d. Schulleben. — Sprechsaal: A Winter, Religionslehrer
an Bürgerschulen werden z. Lehrbefähigungsprüf. f. Bürgerschulen
nicht zugelassen. — Steinbach, Aus d. Priesterlebcn. — Dazu
Beilagen : I. Augustinus, Litteraturbl. IX, 16. II. Hirtentasche ,
Pastoralbl., red. v. Edrn. Langer. XIV, (N. F. V.) 11 : D. Weihe
a. d. heil. Familie. — Zu d. Lectiones historicae Ss. Pontificum.
— Die halbierten Aemter.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Wörter F., Die Geistesentwicklg. d. hl. Aurelius Augustinus bis
z. seiner Taufe. Paderb. Schöningh. (IV u. 210 S.) 11. 2.40.
Kranich A«, Üb. d. Empfänglichkeit d. menschl. Natur für die
Güter d. übernatürl. Ordng. nach d. Lehre d. hl. Augustin
u. d. hl. Thomas v. A. Ebd. (IV u. 100 S.) fl. 1.08.
Eisen ring K. J. v., Die Orden, d. Blüte d. christl. Religion.
Fkf. a. M., Foesser Nachf. (32 S.) fl. —.30.
Anger, Gottes Arbeit am Gewissen. (Forts, d. Schrift: »Was
zieht uns nach Rom?«) Padb., Bonifaciusdr.(IV u. 151 S.) fl. 1.08.
Halka Alex., Was geht das uns an? Gedanken u. Erwägungen
üb. d. Werk d. Antisclaverei u. d. kathol. Missionsthätigkeit in
Afrika. Salzb., Pustet. (62 S.) fl. —.20.
Schnitzer, Dr. Jos., Berengar v. Tours, s. Leben u. s. Werke.
E. Beitr. z. Abcndmahlslehre d. beginnenden M.-A. St., Roth,
gr.-8 n . (IV u. 417 S.) fl. 3.20.
Piscalar A. U., Erinnerungen an Augustin Link S. J. Schw,-
Gmünd, Roth. 8°. (322 S.) fl. 2.10.
Möhler K., Commentar zum Rottenburger Katechismus. I. Bd.,
1. Hauptst., 2. Aufl. Rottenbg a. N., Bader. 8°. (12 u. 328 S.)fl. 1.20.
Akatholica.
G rütz m ach er, Die Bcdeutg. Benedikts v. Nursia u. s. Regel in
d. Gesch. d. Mönchthums. B., Mayer u. Müller. (III u. 72 S.)
fl. 1.08.
Peyton W. W., The Memorabilia of Jesus. London, A. u. C.
Black. 8°. 10 sh. 6 d.
Fisher G. P., The grounds of theistic and Christian belief. Lon¬
don, Hodder u. Stoughton. 8°. 10 sh. 6 d.
Bernard T. D., The central teaching of Jesus Christ. London,
Macmillan u. Co. 8°. 7 sh. 6 d.
Lightfoot, Dissertations on the apostolic agc. Reprinted from
St. Pauls Epistles. Ebd. 8°. 14 sh.
Philosophie. Pädagogik.
Stolz Alban : Erziehungskunst. Fünfte , neudurchge -
sehnte Auflage. (Der gesammelten Werke neunter
Band). Freiburg im Breisgau, Herdcr’sche Verlagshandlung.
1891, 8°, (IX und 400 S.), fl. 1.80.
Es genügt, dass hier auf das Erscheinen einer neuen
Auflage der Erziehungskunst von A. Stolz hingewiesen
werde. Das herrliche Buch ist zu bekannt, als dass es erst
nöthig schiene, auf seinen Inhalt im Einzelnen einzugehen;
in fünf Hauptstücken, die 1. von der Erziehung des
Leibes, 2. von der Erziehung der Seele, 3. vom Erzieher,
4. von den Erziehungsmitteln und 5. von den Gefahren
des spätem Lebens für die Errungenschaft guter Erziehung
handeln, gibt S. ein weit über den engen Kreis einer
»Pädagogik« im gewohnten Sinne hinausreichendes Buch
voll Lehren unvergänglicher Weisheit und echt christ¬
licher Mcnschcnbildung. Die »Erziehungskunst« von
Alban Stolz sollen nicht blos Lehrer und Eltern, sondern
auch solche, die sich »selber erziehen« und an ihrer
eigenen Vervollkommnung stetig arbeiten wollen, zu ihrem
Hausbuche machen. Sch.
Hillmann Dr. Eugen: Gesetzbüchlein für christliche
Eltern oder solche, die es werden wollen. 2. Auflage.
Bonn, Druck und Verlag von P. Hauptmann, 16°, (78 S.),
fl. —.24.
Ein ausgezeichnetes Schriftchen, kerngesund in seinen
Forderungen, die überall das Erreichbare anstreben, an¬
sprechend in der Form. Es gibt Anleitung, den »drei¬
fachen Kampf« mit Ehren zu bestehen, den jeder Mensch
ausfechten muss: gegen das Fleisch, gegen den Satan
und gegen die Welt. Gegen den ersteren Feind ist die beste
Waffe, der Gehorsam. Der erste Abschnitt handelt darum
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535
536
Nr. 17. — Orsterreichisches Littkraturblatt. — I. Jahrgang.
vom Gehorsam, von der Ehrfurcht, von der Liebe, vom
Befehlen, Ermahnen und Strafen. Gegen den Satan hilft
Gebet und Arbeit: also spricht der zweite Abschnitt vom
Gebet im Allgemeinen, vom Gottesdienst, von den Sacra-
menten, von der geistigen und körperlichen Arbeit und
vom Spielen (der Erholung). Im Kampfe gegen die
Welt endlich hilft: christliche Abtödtung und Selbst¬
überwindung. Davon und von den Gelegenheiten im
Allgemeinen und Besonderen redet der dritte Abschnitt.
Eltern und Seelsorgern kann das Schriftchen, das sich
in seiner populären Form und bei dem billigen Preis
sehr zur Massenverbreitung eignet, nicht genug empfohlen
werden. F. S.
Kath. Schulztg f. Norddeutschi, (ßresl., Goerlich.) IX. 45, 46.
(45.) Sladeczek, 13. Lüftg. d. Schulstuben (Forts, in Xr. 46.)
Zur Methodik d. deutschen Sprachunterrichts : D. deutsche Rccht-
sehreibunterricht f. deutsche u. poln. Kinder. V. — Gehalt und
Pensionswesen. — (46.) Standesehre. — D/ Gelmltsregulicrung u.
d. Gesetz v. 26. Mai 1887. — Hermann Hauptstock f.
Katholische Schulkunde, hrsg. v. R. Kiel (Heiligenstadt, Cor-
dier). I, 44, 45.
(44.) Hab rieh, D. Unfallversicherung (Forts., Schl, in Kr. 45.)
— D. Bedeutg. d. Entdeekg. Amerikas f. Schule u. Kirche (Forts.,
Schl, in Kr. 45.) — Berthold, Die einclassige Volksschule. —
Beil.: Edelsteine, lllustr. kathol. Jugcnüschr. V, 21. — (45.)
C. K., Gedanken üb. d. Macht d. Vorbildes. — F. Kösterus,
D. deutsche Flementarbildg. gg. Ausg. d. M.-A. — Schulpraxis.
Rhein.-Westphäl. Schulztg., hrsg. v. J. M ü 11 c r m e i s t e r
(Aachen, Barth). XVI, 5, 6.
(5.) Fischer, Kellners »Lebensblätter« u. Polacks •»Bro¬
samen« in ihrer Bedeutg. f. d. Volksschullehrerstand. II. — D.
Gehaltsfrage d. Kölner Lehrer. — J. Riising, 1). Herbstconferenz
d. Paderborner Lehrerschaft. -- (6.) König baue r, Begründung
d. 6 psychol. Stufen d. Unterrichts. - D. Steflg. d. Volksschul-
lehrer in Preussen. — Gehaltsverluillnisse d. Lehrer u. Lehrerinnen
v. Burtscheid.
Blätter für das bayer. Gymnasialschulwesen, red. von A.
Rocmer. (München, Lindauer.) XXVIII, 8.
Wunderer, I. Der 1. ital. Cursus d. k. d. archäol. Instituts.
II. Archäologie im Unterricht. — Besprechungen, darunter: Minor,
Schiller (F. Muncker) ; Radtke, Materialien z. Uebers. aus dem
Deutschen ins Italienische (Gerstenecker); Oehmichen, Das
Bühnen wesen d. Griechen u. Römer (Melber:.
Zeitschrift für die österr. Gymnasien, red. v. W. v. Hartei,
K. Sc hen kl (Wien, Gerold's Sohn). XL1II, 8—10.
(8. 9.) F. Prösch, D. relig.-phil. Standpunkt u. d. Ent-
stehgsgesch. v. Lenau’s »Savanarola« (Forts., Schl, in Heft 10).
— Reichen hart. Zur Erklärung einiger Liviusstellen. —
Litterar. Anzeigen: Cicero, scripta cd. C. F. W. Müller
(Kornitzer). — Griech. Lehrbücher (F. Stolz). — Pais, II tcatre
di Seneca (F. Strauss . — Wirth, Danae in christl. Legenden
(Jos. Zingerle). — Fa ul mann, Etymol. Wörtb. d. deutschen
Sprache (R Meringerl. —- Kelle, Gesell, d. deutsch. Litt. v. d.
alt. Zeit b. z. Mitte d. XL Jhrhdts. (Heinzeb. — Deutsche Aufsatz¬
bücher (.loh. Schmidt). — Lehrbücher d. Geschichte (A. Bauer).
— Kares, Methodical hints for speaking English; Kaiser, Engl.
Lesebuch ^Wawra'. — Ihne. Rom. Geschichte (Knbitschek). —
Alfons Huber, Geschichte Österreichs IV.; Quidde. Deutsche
Zeitsehr. f. Geschichtswissenschaft; Mever, Zeitschr. f, deutsche
Gulturgcschichte (F. M. Mever). — Geograph. Lehrbücher (F.
Grassaiier). — Ziehen. Leitfaden d.physiol. Psychologie (A. Höfler)
— M ’themat. Lehr- u. Übungsbücher (J. Jacob, J. G. Wallentin,
J. Kessler u. II. Wittek). — G. Beck, Flora vonKicderösterr. II. 1
i A. Heimerl). — III. Zur Didaktik ti. Pädagogik: Kehrbach, Die
»Monum. Germ. Paedag.« u. d. »Mittheil. d. k. Gesellseh. 1. deutsche
Erziehungs- u. Schulgesehichtc«. — Hanna, Gesellsch. f. deutsche
Erziehungs- u. .Sehulgesehichte‘. — Eymer, Die Fleissclasse
unserer Semestralzeugnisse. — U.Muzik, Zur Lateinlectüre in der
V. (.‘lasse.— Rappold, Zur Frage d. JugeiuFpieles. — Miscellen.
(10.) Litter. Anzeigen: 1. Biese, Griech. Lyriker in Aus¬
wahl Stahl, De Pindari carm. Pvth, I.; Meinel, Beitr. z,
Erklärg Pindars ; Böhmer, Pindars Sicil. Oden nebst d. Epize-
phynschen: Sch wickert, Unters, z. Pindars II. olymp. Sieges¬
gesang; E. Schmidt, De Pindari carm. Xemeorum 111. (H. Ju-
renkaL — 2. Schubert, Sophokles Elektra (S. Reiter). — 3. Cwik-
liüski, Beschr. d. att. Pest in Thukyd. Geschichtswerk II, 47,
2 — 54, 8. (Jezienicki). — 4. Pfeiffer, Klingers Faust (F. Prosch.)
— Berichte d. fr. d. Hochstifts zu Frankfurt a. M. (Minor). —
6. Wustmann, Allerhand SpracLdummheitcn (IIalatschka). —
7. Fe Ising-Koch, Lehrb. d. engl. Sprache; Steuerwald engl.
Lesebuch (Luick). — 8. Dittmar, Gesch. d. deutschen Volkes;
Klee, Bilder aus d. ält. deutschen Gesch.; D. Müller, Gesch. d.
deutschen Volkes; ders., Leitf. z. Gesch. d. deutschen Volkes;
(F. M. Mayer.) — 9. Werth ei m, Die Arithmetik u. d. Schrift
üb. Polygonzahlen d. Diophantus v. Alexandria; Mink, Lehrb.
d. Geometrie (J. S. Wallentin). — 10. Noack, Leitf. d. Eiern.-
Math.; Baule, Samml.v. Aufg. d. prakt.Geometric; Pisko, Grundl.
d. Physik (Kessler). — G. Burghauser, Zur nhd. Schul¬
gramm. — Das Casseler Gyrnn. der 70er Jahre. — Miscellen.
Verordnungen etc.
Neue Erscheinungen:
Biegeleben A. w, Betrachtungen üb. d. Verhältnis d. menschl.
Seele z. d. Thierseele. Frankl., Focsser. (27 S.) fl. —.30.
Mc Cosh J., Our moral nature. Ld., Macmillau & Co. 2 sh. 6 d.
Briese M. E., Die Schule als Kunstwerk. Berlin, Buchhandlung
der deutschen Lehrer-Zeitung. gr.-8°. (19 S. m. Fig.) II. —.15.
Ulrich G., System d. form u. realen Logik. B., Dümmler. (87 S.)
fl. 1.08.
Junge F., D. Gesch.-Unt. auf d. höh. Schulen nach d. Lehr¬
plänen v. 6/1. 1892. B., Vahlen. (28 S.) fl. —.30.
Cesar P., Die Speisg. armer Schulkinder. Übers, v. A. Blumen¬
feld. B., Apolant. (99 S.) fl. —.90.
Pflug A., Volksschulzwang als Reform unseres höheren Schul¬
wesens. Ebd. gr.-8°. (32 S.) fl. —.36.
Waetzoldt S., Die Aufgabe d. neusprachl. Unterrichts u. d. Vor¬
bildung der Lehrer. Berlin, Gaertner. gr.-8°. (47 S.) fl. —.60.
Wendland P., Philo’s Schrift üb. d. Vorsehg. E. Beitr z. Gesch.
d. nacharistotel. Philosophie. Ebd. (\ r 111 u. 120 S.) 11. 2.40.
Freidank K., Vom Glauben zum Wissen. Ein lehrreicher Ent¬
wicklungsgang, getreu nach d. Leben geschildert. Bamberg,
Handels-Druckerei. gr.-8°. (III u. 66 S.) fl. —.60.
Koppchl H.. I). Verwandtschaft Leibnizens mit Thomas v. Aquino
in d. Lehre vom Bosen. Lp., Fock. (IV u. 12 4 S.) fl. —.96.
Schneid M., Psychol. im Geiste d. h. Thomas v. Aquin. 1. Thl.
Leben d. Seele. Paderb., Sehöningh. (X u. 360 S.) fl. 3.—.
Sehultze F., Deutsche Erziehg. Lp., Günther. (III u. 332 S.)
fl. 3.—.
Abegg H., Was schulden wir uns. Kindern? Allgem. deutsches
Erzieh.--Lexicon f. d. Haus. St., Schwabachcr. 12 Hefte ä(64 S.)
fl. —.30.
In ve rar di, Bibliografia dell’ educazione e del istruzione. Vol. I.
Parte I. Rom, Balbi. 8°. 3 L.
A hati Tricomi F., Dell’ emulazione e del premio. Turin,
Loescher. 8°. 4 L.
Angilotti D., La filosofia del diritto e la sociologia. Florenz,
Meozzi. 8°. 4 L.
Cagni M., 11 libro d’oro della vita. Mailand, Hoepli. (XII und
546 S.) fl. 2.40.
Letelier V., Filosofia de la educaciön. Madrid, Suarez. 4°.
15 pes.
Peehnik Alex., O reformic tak zwanej propedeutvki filozoficznej
w naszych gimnazych. (Über d. Reform d. sogen, philosoph.
Propädeutik an unseren Gymnasien.) Tarnuw, Raschka. 8°.
(47 S.) fl. —.50.
Paul seil F., Einl. in d. Phil. B., Besser. (XVI u. 444 S.) fl. 2.70.
Wirth K. 1L. Der * VerdiensU-Begriff in d. christl. Kirche, in s.
geschiehtl. Entwicklung I. Der »Verdienst«-Begiiff b. Tertullian.
Lp., Dürftling & Franke. (\*IIT u. 74 S.) fl. —.72.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Documents pour servil‘ a 1'his toi re des domiciles
de la Compagnie de Jesus dans Ic monde entter
de 1540 a 177 g, collationnes par le P. Alfred
11a my, S. J. Paris, Picard. 1892. 4°. 100 p.
Diese neueste Arbeit des durch sein Essai sur
!Iconographie de la Compagnie de Jesus bekannten
Verl’, bietet zuerst einen Abdruck des ofüciellen römi¬
schen Katalogs von 1749, welcher nach der Ordnung
der verschiedenen Provinzen die Namen aller damaligen
Jesuiten-Niederlassungen auf der ganzen Welt enthält.
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537
Nr. 17. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
538
Dann folgen zwei alphabetisch geordnete Register, in
welchen man sofort ersehen kann, ob irgend ein Ort
der Erde eine Niederlassung der Gesellschaft Jesu be¬
sessen hat, vorausgesetzt, dass man den lateinischen
oder den französischen Namen des Ortes weiss. Der
dritte Theil enthält die Aufzählung von etwa 1500 An¬
sichten oder Plänen solcher Häuser, welche sich in dem
genannten früheren Werke des Verf. nicht linden; der
Fundort ist stets angegeben. Diese Inhaltsübersicht ge¬
nügt, um die grosse Verdienstlichkeit der Arbeit und
ihre Wichtigkeit für den Forscher erkennen zu lassen.
_ B. D.
Stern Bernh.: Die Romancnvs. Intime Episoden aus
ihrem Hof leben. Berlin, Siegfried Cronbaeh, 1893. 8".
(VIII u. 321* S.) n 2.10.
Das Buch umfasst 11 Capitel mit den Überschriften : »Sitten,
Unsitten und P'rauenleben unter den ersten Romanows.« — »Lieb¬
schaften Peters d. Gr.« — »Liebschaften Katharinas I.« — »Heirat u.
Liebschaft des Cäsarewitsch Alexev« u. s. w. In dem Rundschreiben
des Verlegers an die Sortimenter hiess es, nach dem Abdruck der
sämmtlichen elf Capitelüberschriften (durchgehends nach dem
Muster der obigen): »Sic werden daraus erkennen, wess Geistes
Kind diese Novität ist.« — Ref. hat dem nichts weiter beizufügen.
____ R.
Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft, hrsg. V. Dr. H.
Grauert, Dr. L. Pastor u. Dr. G. Schnürer. (München,
Herder u. Co.) XIII, 4.
v. Funk, Berufg. d. ökumen. Synoden d. Alterthums. —
F. G. Schultheiss, Karl-Fricdrichsurkunde u. Karlslegende. —
Kl. Beiträge: C. Wey mann, Die d. Cyprian beigelegten Schriften
De spectacuhs u. De bono pudicitiae — A. Ebner. Historisches
aus liturg. Handschr. Italiens. — Birck, Nie. v. Cusa auf dem
Concil zu Basel. — Recensioncn: Neuere Litt. üb. d. Mar¬
tyrium d. thebaischen Legion (Hirschmann). — Sdralek, Wolfen-
hiittler Fragmente (Ciietl.) — II a r: a o o s o X o c - K s p d ti e u c,
'lEposoAujux'.xTj ß'.ß/.ioiWjxY] und ’Ava/.sxxa (Ehrhard). — Neuere
pädagogische Litteratur (Öfterer).
Histor. Zeitschr., hrsg. V. H. V. Sv bei u. M. Lehmann (Mün¬
chen, Oldenbourg.) LXX (N. F. XXXIV), 1.
Varrcntrapp, Briefe v. Pufendorf, I. — Mcineke, Die
Tagebücher d. Generals v. Gerlach. — Zum Briefw. Kg. Friedr.
Wilhelm’s III. mit Ks. Alexander I. 1805—1809. — Denkschrift
d. Prinzen v. Preussen (Ks. Wilhelm’s I ) über d. deutsche Frage.
— M. Block, Was ist u. was sein soll. Fine nationalökonom.
Bemerkung. — Litt.-Bericht, darunter : Dresdener, Kultur- und
Sittengesch. d. ital. Geistlichen im 10. u. ll. Jahrh.; Sackur,
Die Cluniacenser in ihrer kirchl. u. allg. gesch. Wirksamkeit bis
zur Mitte d. 11. Jahrh. (Buchholz). — Bezold, Geschichte d.
deutschen Reformation (Egelhaaf). — O. Klopp, Correspondenza
epistolare fra Leopoldo I. imp. ed il P. Marco d’Aviano. (Pribram).
— Knöpfler, Die Kelchbewegung in Baicrn unter Hg. Albrccht
V. (Ma) f r-Deisinger). — Knapp, Die Landarbeiter in Knecht¬
schaft u. Freiheit (Neuburg).
Deutsche Zeitschr. für Geschichtswissensch., hrsg. von
Quidde. (Freib., Mohr.) VIII, 1.
F. Cauer, Aristoteles als Historiker. — Bezold, Astrolog.
Geschichtsconstruction im M.-A. — Arnheim, Beitr. z. Gesch.
d. nord. Frage in d. 2. Hälfte d. 18. Jhdts. — Kl. Mittheilungen.
Szäzadok, VIII, October.
Derzewiczy, Die Ho ff mann von Czatar und Vadkert. —
Meltzl, Industrie u. Handel d. Siebenbürgen Sachsen im 14. und
15. Jhdt. — Thury, Die Beziehungen Pecsovis’ zurung. Gesch.-
Schreibg. IV. — Histor. Bibliographie.
Geschichtl. Beilagen z. d. Consistorial - Currenden d.
Diöcese St. Pölten. V, 15—16.
Al. Plesser, Beitr. z. Gesch. d. Pfarre Strengberg (C. Daher,
1876. — Reihenfolge d. Pfarrer u. Coop. v. Strengberg. — Stif¬
tungen. — Eingepfarrte Ortschaften : 1. Markt Str., 2. Achleithen,
3. Au oder Zainwörth, 4. Berg, 5. Eck, 6 Gerstberg, 7. Glanding,
8. Grus, 9. Haag, 10. Heimberg, 11. Henning, 12. Koxeck, 13.
Kroissbach, 14. Lampersberg, 15. Lehof, 16. Limbach.)
Neue Erscheinungen:
Vajda E., Elet-es jellemrajz (Ludwig Kossuth.) Budapest. gr.-8°.
(273 S.) fl. 1.50.
Schmidt Rochus, Geschischte d. Araberaufstandes in Ostafrika.
Seine Entstehg., s. Niederwerfg. u. s. Folgen. Frkf. a. O., Tro-
witzsch u. Sohn. gr.-8°. (VI u. 360 S.) 11. 3.—.
Pastor L., Johannes Janssen. 1829—1891. E. Lebensbild. 5. bis
10. Taus. Freib. i. B., Herder. (VIII u. 152 S.) fl. —.96.
Schmieder H. E., Erinnerungen a. m. Leben (1794—1823.).
Wittenberg, Wünschmann. (240 S.) 11. 1.20.
Larrey, Madame mere. (Napoleonis mater.) Correspondance de
Napoleon I. madarne mere, Lucicn Bonaparte etc. Paris, Dentu.
2 vois. 15 fr.
Müller \V., Bilder a. d. neueren Geschichte. St., Bonz u. Comp.
(III u. 350 S.) fl. 2.40.
Pfülf O., S. J., Herrn, v. Mallinckrodt. D. Gesch. s. Lebens.
Freib., Herder. (IX u. 637 S.) 11. 4.80.
Das Buch d. anon. Notars König Belas üb. d. »Gesta Hunga-
rorum.« (Facsim. Ildschr. d. Hofbibi, in Wien.) Budapest, Ung.
Akademie. 4 U . 11. 6.—.
Sauer W., Das Herzogthum Nassau in d. Jahren 1803—1820.
Beitrag z. Geschichte d. gleichzeit. polit. Bewegungen in Deutsch¬
land. Wiesbaden, Kreidel. gr.-8°. (VII u. 186 S.) 11. 3.60.
Evers E., Brandcnburg.-preuss. Geschichte bis auf die neueste
Zeit. B., Winkelmann u. Söhne. gr.-8°. (X\’I u. 623 S.)
Winkelmann O., Der Schmalkald. Bund 1530—1532 und der
Nürnberger Religionsfriede. Ebd. gr.-8°. (XIV 7 u. 313 S.) fl. 3.60.
Conway M. D., The Life of Thomas Paine. 2 vols. London,
Putnams Sons. 8°. 25 sh.
Mennell P., The dictionary of Australian biography. London,
Hutchinson. 8°. 10 sh. 6 d.
Lane Poole, Coins and mcdals, their place in history and art,
London, Stock. 8°. 6 sh.
Perkins J. B., France under the Regency. London, Macmillan.
8°. 8 sh. 6 d.
Wilde A., Fra krigen i 1848—1849. Kopenhagen, Gyldendal. 8°.
2 kr. 50 ö.
Prinzivalli V., Vita di Cristolöro Colombo secondo i documenti
piu recenti pubblicata. Mailand, Filiziani. 8°. 3 L.
Sercambi G., Lucchese, lc croniche pubblicate da S. Bongi sopra
i manoscritti originali. 2 vol. Rom, Loescher & Co. 8°. 20 L.
Lulvcs J., Moderne Gesch.-Forscher. I. Die ggwärt. Geschichts¬
bestrebungen in Aachen. Aachen, Müller. (V u. 104 S.) fl. 1.08.
Beiträge, Hallesche, z. Geschichtsforschung, hrsg. v. Th. Lindner.
Halle, Kaemmerer u. Co., 1892, 8°. 1. u. 2. Hft. 1. FockeW.,
Theodericus Pauli, e. Geschichtsschreiber d. XV. Jahrh. u. sein
Speculum historiale. (122 S.) fl. 1.20, — 2. Jahr R., D. Wahl
Urbans VI. 1378. (94 S.) fl. —90.
Gerl and O., 1810—1860. Zwei Menschenalter curhcss. Geschichte,
nach d. Erinnerungen u. Aufzeichnungen d. GM. Gerland u.
a. Quellen. Cassel, Brunnemann. 8°. (VI u. 191 S.) fl. 1.44.
Bibliographie de la Guerre Franco-Allemande (1870—1871)
et de la Commune de 1874. Paris, Schulz. gr.-8°.(128 S.) fl. 1.50.
Haebler K., Maria Josefa Amalia, Herzogin zu Sachsen, Königin
v. Spanien. Dresden, Baensch. gr.-8°. (VII u. 247 S.) fl. 2.40.
Pelttkans v. Ru fach K. Hauschronik. E. Lebensbild aus d.
Ref.-Zeit. Deutsch v. Th. Vulpinus. Strassb., Heitz. (VIII u.
168 S.) fl. 2.10.
Mazon A., Histoire de Soulavie, resident de France ä Geneve
1793—1794. Naturaliste diplomate, historien. 2 vols. Paris,
Fischbacher. 8°. 15 fr.
Thomas E., L’envers de la societe romaine d’apres Petron. Paris,
Hachette u. Cie. 16°. 3 fr.
Anfang 1893 erscheint bei H. Kirsch in Wien eine Bio¬
graphie d. Kaiserin-Mutter Carolina Augusta v. Dr. Cöl. Wolfs¬
grub er O. S. B. (in splendider Ausstattung, ca. 20 Bg. stark,
zu ungefähr fl. 3.—).
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Zimmer Hans Dr.: Just. Friedr. Wilhelm Zachariä
und sein Renommist. Ein Beitrag zur Litteratur-
und Culturgeschichte des 18 . Jahrhunderts. Leipzig,
Rossberg. 1892. 8°. (III u. 102 S.) 11. 1.44.
Nach der unlöblichen Gewohnheit, die unter Anfängern
leider immer mehr um sich greift, vertröstet uns auch
dieser Autor mit der Beantwortung der wichtigen Fragen
auf die Zukunft und schickt ein unreifes Schriftchen als
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539
Nr. 17. — Oesierreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
540
Vorläufer eines später zu leistenden grösseren Werkes
voraus. Wenn man sich aber über Zachariä’s Verhältnis zu
Pope und zu Boileau nicht klar geworden ist, sollte man
überhaupt nichts über ihn drucken lassen. Denn die
Biographie, auf deren Zusammenstellung aus zum Theil
bekannten, zum Theil wenig ergiebigen Quellen sich der
Verf. etwas zu Gute thut, ist doch ohne jedes allge¬
meine wissenschaftliche Interesse. Unsere Kenntnis hat er
nur durch die Bibliographie des Renommisten und
durch eine (wenig übersichtliche und selbst die Ortho¬
graphie berücksichtigende) Vergleichung der Ausgaben
gefördert. In den litteraturgeschichtlichen und ästhetischen
Fragen begnügt er sich, die Ansichten Duschens aus
dem vorigen Jahrhundert zu wiederholen. Inhalt und Stil
des komischen Epos wird er »später« behandeln und
dann hoffentlich nicht vergessen, dass das eigentliche
Stilprincip dieser Dichtungsgattung die Parodie des ernsten
Epos ist. Aus Wilhelm Schlcgel’s Berliner Vorlesungen
wird er in dieser Hinsicht manches lernen können und
gewiss auch für »das folgende« Versmass, das er (S. 44)
nur durch die Wiedergabe des ganzen Schema zu kenn¬
zeichnen vermag, den Namen des trochäischen Tetrameters
kennen gelernt haben. Den unbekannten Mitarbeiter (S — t)
wird er (S. 17) in Klamer-Schmidt leicht ausfindig machen
können und zwischen Zachariä und — Moscherosch künftig
keine Parallelen mehr ziehen. Ich wünschte, dass der
Verf. seine Arbeit hätte ausreifen lassen, und dass er
uns lieber gleich auf diesen hundert Seiten, als auf ein
paar hundert folgenden alles gesagt hätte, was wir über
Zachariä zu wissen verlangen dürfen.
Wien. Minor.
Preuss Siegmundus: Index Demosthenicus composuit
S . P. Lipsiae, Teubner. 1892. 8°. (330 S.) fl. 6.—.
Der auf dem Gebiete der special-lexikalischen Ar¬
beiten rühmlichst bekannte Verf. hat mit unermüdetem
Bienenfleisse ein neues derartiges Werk geschaffen, wel¬
ches sich auf sämmtliche unter dem Namen des Demo¬
sthenes überlieferten Reden, Proömien und Briefe er¬
streckt. Es trägt den Titel Index , da es sich die Sich¬
tung des Wortschatzes nach Bedeutung und Construction
nicht zur Aufgabe gestellt hat, sondern lediglich die
Orientierung über Ort und Stelle, wo das betreffende
Wort bei Demosthenes zu finden, als Ziel betrachtet.
Leider musste der Verf. die Eigennamen, Zahlwörter,
eine kleinere Anzahl von Pronomina, den Artikel und
die Partikeln xat und Zk theils ganz, theils fast ganz
ausser Acht lassen, weil der Verleger nur unter dieser
Bedingung das Werk übernahm. Natürlich wäre das
Buch bedeutend umfangreicher und theuerer geworden,
wenn der Verf. Vollständigkeit hätte erzielen dürfen. Zu
Grunde gelegt ist die Blass’schc Ausgabe, was allerdings
auch einen kleinen Mangel bedeutet. Blass hat sich dem
herkömmlichen Texte gegenüber bedeutende Aenderungen
erlaubt, vielfach des rhythmischen Principes halber. Nun
fällt es mir allerdings nicht von ferne ein, den üblichen
Text für ein unantastbares Heiligthum und das von Blass
aufgestellter rhythmische Princip für unberechtigt zu halten.
Vom lexikographischen Standpunkt aus aber wäre doch
bei Zugrundelegung einer, wie gesagt, von mir durchaus
nicht vcrurtheilten, radicalen Ausgabe die Heranziehung
des Varianten-Materials sehr erwünscht, wenn nicht gar
nothwendig gewesen. Gewiss trifft auch in dieser Hin¬
sicht die Schuld nicht den Verf., der ja vor allem mit
der Möglichkeit rechnen musste, einen Verleger zu finden.
So wollen wir denn für das, was uns geboten wurde,
dankbar sein ; auch so, wie es ist, bildet das Werk für
den Philologen, namentlich für den Kritiker, einen un¬
bezahlbaren Schatz. Dass die Citate verlässlich sind,
brauchen wir nicht erst ausdrücklich zu versichern. Nur
hätten wir eine übersichtlichere Form gewünscht. Die
Bezeichnung der Reden hätte durch grössere oder fett¬
gedruckte Ziffern von der Paragraphenbezeichnung unter¬
schieden werden sollen, wodurch das ganze Werk ent¬
schieden gewonnen hätte.
Wien. M. Gitlbauer.
Zeidler, Jakob: Studien und Beiträge zur Geschichte
der Jesuitencomodie u. des Klosterdramas . IV. Heft
der Theater geschichtlichen Forschungen , herausgeg.
von B. Lltzmann. Hamburg, Voss, 1891 8°. (122 S.) tl. 1.68.
Schon Herder bedauerte, dass »eine litterarische Ge¬
schichte der Jesuiten mit einem parteilosen Urtheil über
das Ganze nach Beschaffenheit der verschiedenen Zeiten
und Gegenden, in denen die Gesellschaft bliihete«, nicht
geschrieben sei. Das ganze Jahrhundert nach Herder hat
diese Lücke nicht ausgefüllt und auch die neueste Lit-
teraturforschung, die sonst mit ihrer Vielgeschäftigkeit
allen möglichen alten Plunder an die Oberfläche wusert,
hat nur einige kleine Beiträge zur Geschichte des Dramas
der Jesuiten hervorgebracht. Zu den neuesten und besten
derselben gehören die von Reinhardstöttncr (im Münchener
Jahrbuch 1890) und Zeidler. Das vorliegende, etwas
breit aber im Ganzen gut gearbeitete Büchlein hat den Zweck,
den Typus der Jcsuitenspiele zu bestimmen, wie er sich
in den grossen Collegien zu Rom ausgebildet und sich
von dort über die verschiedenen Länder und Provinzen
verbreitet hat, indem er allmählich deutlichere Localfarben
annahm und, ohne jemals seine charakteristischen Grund¬
züge gänzlich einzubüssen, alle Entwickelungsformen mit¬
machte, welche das Drama der Neuzeit seit der Renais¬
sance durchgelebt hat. Im zweiten Theil des Buches
folgen einige Analysen und Proben aus römischen
Jesuitencomödien. In beiden Theilen finden sich interessante
Andeutungen über die Beziehungen zwischen Jesuiten¬
drama und dem Deutschen Volksthcater einerseits,
zwischen dem Jesuitendrama und der altenglischen
und altspanischen Bühne andererseits, die man gern
weiter ausgeführt und ergänzt sehen möchte, was wohl
in späteren Arbeiten Zeidlers, die er erwarten lässt, ge¬
schehen wird. Dann wird man auch auf das Einzelne
seiner Darstellung näher eingehen können. Zur vorläufigen
Ergänzung weise ich darauf hin, wie die Theatertechnik
der Jesuiten auch auf die Aufführungen der Humanisten
gewirkt (vergl. Gödeke, Grdr. II 2 , 551 u. ö.) und wie
sie die späteren Volksschauspiele, mitunter (z. B. in
der Schweiz) bis zur gänzlichen Verdrängung beeinflusst
hat (mehrere Belege dafür in Bächtolds Lg. der Schweiz).
Dr. Wl.
Neue Erscheinungen:
Huth G., Geschichte des Buddhismus in der Mongolei. Aus d
Tibet, d. o Jigs-med nam-mek'a. Hrsg., übers, u. erläut. 1. Thl.
Vorrede. Text. Knt. Anm. Strassb., Trübner(X u. 296 S.) fl. 12.—.
Hirsehfeld H., Arabic chrestomathy on Hebrew characters.
London, Trübner u. Co.
Omont H, Fac-similes des plus anciens manuscrits grecs en
onciale et en minuscule de la Bibliotheque Nationale du IV. au
XII. siede. Avec 50 pl. Paris, Leroux. 32 Fr.
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541
Nr. 17. Oesterreichisches Littbraturblatt. — I. Jahrgang.
542
Buscaino Campo A., Studi danteschi. Palermo, Clausen. 8°.
2 1. 50 c.
Fumagali G., Bibliografia etiopica. Mailand, Hoepli. 8°. 12 1.
Ronca U., Cultura medioevale e poesia latina nei secoli XI—XII.
2 vol. Rom, Loescher u. Co. 16°. 7 1. r0 c.
Gorra E., Studi di critica letteraria. Bologna, Zanichelli. 16°. 5 l
Rodriguez y Rodriguez M., Estudio clasico sobre el analisis
de la lengua espanola. Santiago, Dieguez y Otero. 4°. 6 pes.
Kobzy J., Zrinyiasz s a regi epikai költeszet. (Zrinviass u. d.
alte epische Dichtkunst.) Gr-Wardein. Berger jun. 8". (104 S.)
fl. -.80.
Zolnar G., Matyusföld nvelvjarasa. (Dialect d. Mathiasgegend.)
Budapest. I.ampel. 8°. (116 S.) fl. —.90.
Stin A. G., Historie literatury ruske XIX. stoleti die A. M. Ska-
bicevskeho, A. N. Pypina, Vis. Belinskeho, P. Poleveho. A.
Galachova, Evg. Garsina, V. Vodovozova, Alex. Reinholdta a
j. Dil I. Vseobecny pfehled literarniho hnuti XIX stoleti a
historie kritikv. S podopignou Skabieevskeho. (Geschichte der
russischen Litteratur im XIX. Jahrh. I. Bd.: Allg. Übersicht
d. Litteratur im XIX. Jahrh. Geschichte d. Kritik.) 1893; Gross-
Meziric, Sasek. Lex.-8°. (S. I —129). fl. 1.20.
Preuss S., Index Demosthenicus. Lp., Teubncr. (IV u. 330 S.)
fl. 6.—.
Richter P., Zur Dramaturgie d. Äschvlus. Ebd. (287 S.) fl. 3.90.
Vogl Dr. A., Die Sprache in ihren Beziehungen zu den Sprach-
werkzeugen. Graz, »Leykam«. 8°. (32 S.) fl. —.40.
Karadzic’ Lexikon Serbico-Germanico-Latinum. 1. Lief. Wien,
Gerold u. Co., Lex.-8°. (XX u. S. 1—256 S.) fl. 2.70.
Gjöstrand N., De perfecti et plusquamperfecti usu conjugationis
periphrasticae Latinorum. Lund, Möller. gr.-°. (37 S.) fl. —.84.
Saussure H. de, Antiquites mexicaines. 14 fase. Le manuscrit
du Cacique. Basel, Georg. (18 färb. Taf. m. 8 S. Text.) fl. 14.40.
Schmidt Ch., Repertoire bibliographique Strasbourgcois jusque
vers 1530. I. Jean Grüninger 1483—1531. Strassburg, Heitz.
gr.-4°. (XIII u. 103 S. m. 4 Taf.) fl. 6.—.
Sunonis filii, Andreae, Hexacmeron libri duodecim. Nunc primum
edidit M. C. Gertz. Kopenhagen, Gyldendal. 8°. 10 kr.
Nallino C. A., Chrestomathia Korani arabica. Cum notis et
glossis. Leipzig, Gerhard. gr.-8°. (IV, 74 und VI, 68 S.) fl. 2.70.
Förstemann A. W., De vocabulis quae videntur esse apud
Herodotum poeticis. Magdeburg, Creutz. gr.-8°. (72 S.)fl.—.72.
Geyer P., Krit. u. sprachl. Erläuterungen zu Antonini Placentini
Itinerarium. Lp., Fock. gr.-8°. (XIV u. 76 S.) fl. —.72.
Beiträge, Münchener, z. roman. u. engl. Philologie. Hrsg, von
H. Breymann u. E. Koeppel. 4. Hft.: G. Hartmann, Merope
italien. u. engl. Drama. Lp., Deichert. (VIII und 96 S.) fl. 1.20.
Joel K., Der echte u. d. Xenophontische Sokrates. (In 2 Bdn.)
I. Bd. B., Gaertner. gr.-8°. (XIl u. 554 S.) fl. 8.80.
Loofs F., Studien üb. d. dem Johannes v. Damascus zugeschrieb.
Parallelen. Ebd. gr.-8°. (X u. 146 S.) fl. 3.— .
Müller Max, Adress delivered at the Opening of the Internatio¬
nal Congress ol Orientalists hcld in London. Sept. 5. 1892.
London, Luzac & Co. 8°. pp. 66. fl. —.90
Gladstonc W. E., Archaic Grccce and the East. Ebd. 8°. (32 S.)
fl. —.60.
Backovsky Dr. F., Strucne dejiny pisemnietvi staroreckeho s
popisy a obsahy nejdülezitejsich plodü jeho. Sesit 1. (Kurze
Geschichte der altgriechischen Litteratur.) Prag, Backovsky.
Br. 8°. (S. 1—32.) a Lief. fl. —.16.
Zadumeny, Pamiatka na styridsatrocie literarnej cinnosti Franka
Vifäz. Sasinka, knaza katolickeho. (Erinnerung an die vierzig¬
jährige littcrarische Thätigkcit F. V. Sasineks.) Prag, Riegl. gr.-8°.
(54 S.) fl. —.30.
Sto wasser J. M., Das verbum lare. (Eine dritte Reihe dunkler
Wörter.) Prag, Tempsky. gr.-8°. (20 S.) fl. —.36.
Meinhardt P., De forma et usu juramentorum, quae inveniun-
tur in comicorum graecorum et Platonis, Xenophontis, Luciani
sermone. Jena, Pohle. gr.-8°. (79 S.) fl. —.90.
Ritchie A., Records of Tennyson, Ruskin and Browning. London,
Macmillan. 8°. 16 sh. 6 d.
Havet L., La prose metrique de Symmaque et les origines metri-
ques du cursus. Paris. Bouillon. gr.-8°. 4 Fr.
Franck J., Etymologisch woordenboek der Ncderlandsche taal.
Afl. 9 en 10. Haag, Nijhoff. 8°. 10 fl. 50 c.
F ah ln b erg H., De Hercule tragico Graecorum. Leipzig, Fock.
gr.-8 e . (51 S.) fl.—.60.
Brukner B., Hammerling als Erzieher, Hambg.. Vcrl.-Anst.-A.-G.
(IX u. 136 S.) fl. 1.20.
Dessau H., Inscriptiones latinae. Vol. I. B., Weidmann. (VII u.
580 S.) fl 9.60.
Kunst und Kunstgeschichte.
Schmitt, Hans, Professor am Wiener Conservatorium
für Musik: Eine 7ieue Notenschrift. Brünn, Rudolf M.
Rohrer. 1892. 8°. (61 S.) fl. —.60.
Diese vom Verf. als »Studie« bezeichnete, dem
Herrenhausmitgliede Nicolaus Dumba gewidmete Schrift
befasst sich eingehend mit den bestehenden Mängeln
unseres heutigen Notensystems und bringt schliesslich
eine der modernen Compositionsweise mehr entsprechende,
wesentlich vereinfachte Tonnotierung auf chromati¬
scher Grundlage in Vorschlag. Sch.s neue Notenschrift
bezeichnet die zwölf Halbtöne der Octave mit den neun
arabischen Zifferzeichen und mit weiteren drei combi-
nierten Chiffern.
Die fünf Linien des alten Systems reducieren sich
auf eine Zeile, welche eine Octave von der anderen
trennt. Jede Vorzeichnung der Tonart fällt weg und
selbst die Schlüssel, welche Sch. verwendet, sind sehr
einfach, indem sie bloss als eine Art von Octavzeichen
zu lesen sind. Bezüglich der Darstellung der Tondauer
und der Vortragszeichen lehnt sich der Autor mehr oder
weniger an die bisherige Gepflogenheit an, bringt aber
auch hier recht gut erdachte Verbesserungen in Vor¬
schlag. Wie man sieht, bricht der Verf. in der Haupt¬
sache mit der alten Schreibart vollständig und bringt
seine neue Notenschrift im Gegensätze zu der aus der
Diatonik hervorgegangenen bisherigen Notation in ein
chromatisches System, wodurch er modernen Anforde¬
rungen, welche an die Tonnotierung gestellt werden,
weitaus mehr entspricht.
Unsere Notenschrift und die Claviatur haben eben
im Vergleiche mit den anderen musikalischen Hilfs- und
Ausdrucksmitteln am wenigsten Schritt gehalten mit der
gewaltigen, insbesondere durch die Ausbildung der Chro-
matik bedingten Aenderung des Ausdruckes in der Musik,
was auch am besten die Flut von Verbesserungsvor¬
schlägen auf diesem Gebiete (Sch. erwähnt eine Samm¬
lung von 250 verschiedenen Notenschriften) erklärt. Die
grösste Schwierigkeit liegt freilich in der allgemeinen
Einführung einer Verbesserung, welche mit dem Alten
energisch bricht und völlig neue Bahnen einschlägt. Der
Verf. gibt sich in dieser Beziehung auch durchaus keinen
sanguinischen Hoffnungen hin; jedenfalls kann er das
Verdienst in Anspruch nehmen, mit dieser Studie in der
Notationsfrage den Bruch mit dem bisherigen System
angebahnt und für eine Notierung auf chromatischer
Grundlage anregend und fördernd gewirkt zu haben.
Der Verf. hat ja genugsam Gelegenheit gehabt, die
Schwierigkeit der Durchführung einer Neuerung an der
geistreich erdachten und wesentlich verbesserten neuen
chromatischen Claviatur seines Schülers Paul von Jankö
zu erfahren.
Bei diesem Anlasse möge übrigens der von uns
beim Auftauchen der oben genannten Claviatur gemachte
Vorschlag zur Bildung einer »allgemeinen Vereinigung
der Chromatiker« behufs des Studiums und der Propa¬
gierung der bezeichneten Fragen, erneuert werden. Hat
doch gerade in unserem Jahrhunderte das Associations¬
wesen — neben manchem Zerrbilde freilich — die
schönsten Früchte, speciell auf künstlerischen Gebieten,
getragen. v. Larisch.
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543
Nr. 17. — OESTERRRrcHrscHEs Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
544
1 . Fink G. W.: Musikalischer Hausschatz der Deutschen.
Eine Sammlung von über noo Liedern u. Gesängen
mit Singweisen u. Klavierbegleitung. Neue durch
Willi. Tschirch verbesserte u. vermehrte Stereotyp -
Ausgabe. Zehnte Auflage. Gera, C. B. Griesbach. 1893. 4°.
(VIII u. 942 S.) tl. 6.30.
2. Renner Jos.: Mutter Donau. Liedersammlung für
Sopran, Alt, Tenor u. Bass. (Op. j8.) Regensburg,
Fr. Pustet, 1892. 8°. (XVI u. 432 S.) Nebst den Stimmen in
kl.-quer-8°. (Sopran: 300, Alt: 256, Tenor: 276, Bass: 269 u.
je XVI u. 4 S.) gcb. Part. fl. 1.50, Stimmen a fl. —.60.
1. Das Vorwort zur eisten Ausgabe von Finks Hausschatz
ist vom 8. December 1842 datiert; die eben erscheinende 10. Aull,
des nun 50 Jahre alten Werkes ist also eine Art von Jubiläums¬
ausgabe. Dass der Hausschatz seinen Zweck erfüllt, bezeugt zum
besten diese Verbreitung; und für ein Volksbuch, das sich nicht
an die niederen Instinkte der Massen, sondern an die ewig schönen
u. harmonischen Stimmen im Menscheninnern wendet, ist ein
solcher Erfolg doppelt ehrenvoll u, doppelt erfreulich. Die neue
Ausg. ist, wie die Vorrede des Bearbeiters, des fürstlich Gera’schen
Capellmeistcrs Tschirch besagt, um etwa 140 Lieder u. »dem
Liede verwandte Gesänge« — zumeist Volkslieder im engeren
Sinne, aber auch eine Anzahl volksthi'imlich gewordener mehr¬
stimmiger Gesänge aus Opern u. Oratorien — vermehrt worden.
Es steckt eine so ehrliche u. eine so grosse Liebe in diesem köst¬
lichen Buche, das seit des ersten Herausgebers Tod nun schon
von vier Nachfolgern in seinem Geiste durchgesehen wurde, dass
wir uns wahrlich seines Besitzthums freuen dürfen. Den Wunsch,
mit dem Fink die schöne Vorrede der 1. Ausg. schloss, dass sein
Werk »die Lust fördern, den Mutli stärken, das Herz heben und
die Seele begeistern« solle, hat es im vollen Masse erfüllt.
2. Ruht das eben besprochene Werk durchaus auf volks¬
tümlicher Grundlage (»Alles, was wir geben, ist echt deutsch-
volksthümlich«, pg. III), so bildet das religiöse, und zwar das
katholisch-religiöse Lied den Grundstock der Renner’schen Samm¬
lung »Mutter Donau«. Sie enthält ausser religiösen Liedern,
Psalmen u. Motetten für grössere Feierlichkeiten eine grosse Aus¬
wahl weltlicher, heiterer und ernster Chöre u. zum Schluss 15
Madrigale aus dem XV.— XVI. Jnhrh. von Isaac, Palestrina, Orlando
di Lasso, Waelrant, Lechner, Dowland, Morley, Viadana, Croee
u. Massier. Der Herausgeber hat die schon vorhandenen Licder-
satnmlungen (in erster Linie Erk u. Silcher) benützt und auch
aus den zahlreichen Druckwerken u. Manuseripten der Proske’schen
Bibliothek schöpfen können. Erotische Texte sind ganz ausge¬
schlossen und wo die Melodie wertvoll schien, unpassende Texte
durch andere ersetzt worden: ein Vorgang, dessen künstlerische
Berechtigung allerdings angefochten werden kann. Doch muss
man dem Herausgeber die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass
er im ganzen dabei mit feinem Takt vorgegangen ist. Die Samm¬
lung wird, was leichte Ausführbarkeit, Tonumfang, Transposition
u. Texte anbelangt, dem erfahrenen Musikpädagogen sowohl als
auch jedem Gesangsfreunde willkommen sein. F—r.
Neue Erscheinungen:
Mertens K., Die Bildnisse der Fürsten u. Bischöfe v. Paderborn
v. 1498—1891. Mit erläut. Texte. Paderb., Schöningh. Lex.-8°.
(24 Photogr., VT u 49 S.) fl. 9.60.
Ebers G., Sinnbildliches. Die kopt. Kunst, e. neues Gebiet der
altchristl. Sculptur u. ihre Symbole. Lpz., Engelmann. (IV u.
61 S.) fl. 2.40.
Sponsel J. L., Die Frauenkirche zu Dresden. Gesch. ihrer Ent-
stehg. v. G. Bähr's frühesten Entwürfen an b. z Voll einig nach
d. Tode d. Erbauers. Dresden, Baensch. Fol. ä Lief. 11. 4.50.
Wie man d. Wiener Galerie verdorben hat. E. Beitr. z. Gesch.
d. kunsthistor. Hofmuseums. Wien, Bauer. (18 S.) fl. —.20.
Zanolli E., Brevi cenni di storia musicale. Arco, Emmert. 8°. (XIV
u. 180 S.)
Hadow W. H., Studies in modern music. L.. Seeley & Co.
7 sh. 6 d.
Ilavard H., La France artistique et monumentale. Tome I.
Avec 25 pl. Paris, Libr. ill. 25 fr.
Willeby C.. F. F. Chopin. London, Low & Co. 8". 10 sh. 6 d.
Hugounet P., La musique et la pantomime. Paris, Kolb. 4 fr.
Noväk, Dr. J, Ctyri soehy anticke. (Nioba, Laokoon, Zeus Otri-
colskv, Apollon Belvedersky.) Vyklady. (Vier antike Statuen.
Commentare.) Neuhaus, Holtse. (27 S.) fl. — 40.
Kohut A.. Karl Helmerding. E. Lebens- u. Künstlerbild. B., Georgi.
(HO S ) 11. —.60.
Brunn H., Griechische Götteridealc, in ihren Formen erläutert.
München, Verlagsanstalt f. Kunst u. Wissenschaft. Lex. -8°.
(Vlll u. 111 S.) fl. 4.50.
Leisching J., Der Fassadenschmuck. E. Studie. Wien, Hart-
lcben. (229 S.) fl. 2.40.
II g A., Beitr. z. Gesch. d. Kunst u. d. Kunsttechnik aus mhd.
Dichtgen. W., Gracser. (XI u. 187 S.) fl. 1.80.
Reynolds, Sir J., Z. Ästhetik u. Technik d. bildenden Künste.
Äkadem. Reden. Übers, u. m. Einleitg., Anmerkgen, Register u.
Textvergleichg. vers. v. E. Leisching. Hrsg. v. d. phil. Ge-
sellsch. an d. Univ. z. Wien. Lp., Pfeffer. (LXII u. 325 S.)
fl. 4.20.
Lchfeldt P., Luthers Verhältnis z. Kunst u. Künstlern. B.,
Besser. (130 S.) 11. 1.80.
Riehl B., Deutsche u. ital. Kunstcharaktcrc. Frankf. a. M., Keller.
(VIII u. 254 S.) fl. 4.56.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Scheimpflug, Dr. Karl: Referat betreffend den Wucher
im modernen Geldwesen und Geldverkehr. (Als
Manuscript gedruckt.) Leo-Gesellschaft in Wien,
Section für Socialwissenschaften 1892.
— —: Uelur d. socialpolitische Bedeutung d. Clearing.
Separatabdruck aus der Monatsschr. f. Christi. Socialreform.
Wien, 1892. Im Selbstverläge d. Verfassers.
Beide Schriftchen, zwischen welchen eine gewisse
geistige Verwandtschaft besteht, sind vortrefflich. Es ist
ein fruchtbarer Gedanke, den Begriff des Wuchers
nicht auf das Gebiet des Darlehenscredits zu beschränken,
sondern auf jede Ungerechtigkeit im wirtschaftlichen
Leben auszudehnen. Sehr richtig ist es, wenn der Verf.
in der gegenwärtigen Arbeitsteilung manche wucherische
Momente erblickt und auch auf diesem Gebiete der Ge¬
rechtigkeit Raum schaffen oder, wie er sich ausdrückt,
»den wucherisch arbeitsteiligen Arbeitsprocess durch
einen das Aequivalcnzgesetz beachtenden, arbeitsteiligeren
Arbeitsprocess übertrumpfen« will. Eine Verstaatlichung
und internationale Gestaltung des Clearings dürfte die
Verwirklichung dieses Gedankens sehr fördern. Die Be¬
handlung dieser Materie durch den Verf. ist sehr gründ¬
lich. Doch weil wir den Ideen des Verf. die weiteste
Verbreitung wünschen würden, erlauben wir uns, ihn
vor zu grosser Gelehrsamkeit, vor einer schwer ver¬
ständlichen Ausdrucksweise und vor einer allzu reichen
Anwendung von Citaten zu warnen.
Wien. Dr. H. Misera.
Socialpolitisches Centralblatt, hrsg. v. Dr. H. Braun (Berlin,
Guttentag). II, 6.
L. Arons, Gesetzgeberische Massnahmen gegenüber d. städt.
Grundbesitz. — Sociale Wirtschaftspolitik u. Wirtschaftsstatistik.
— R. Grätzer, D. Verbrauchshesteuerg. i. d. deutschen Gemeinden.
— Arbeiterzustände. — A. Braun, Die Quittungskarte d. Alters-
u. Invaliditätsvcrsicherg. — Polit. Arbeiterbcwegg. — Kaufmann.
Bewegung. — Arbeitersehutzgesetzgebg. — Gewcrbeinspection. —
Arbeiterversichcrg.
Archiv für Eisenbahnwesen, hrsg. im Ministerium der offen tl.
Arbeiten. (Berlin, Springer.) 1892, 6.
C. Wiehert, Erncuerg. u. Vermehrg. d. Betriebsmittel b. d.
preuss. Staatsbahnen. — G. Kemmann, Die argent. Eisenbahnen.
\Sehl.) — Das Recht d. Klein- u. Privatanschlussbahnen nach d.
Gesetze v. 28. Juli 1892. — D r. Drilling, Vorschlag e. vereinf.
Güter-Abfertiggsvertährens auf Neben- u. Kleinbahnen. — W* Hoff,
Die Arbeitcrpensionscasse, d. Krankencassen u. d. Unfall versicherg.
b. d. preuss. Staatsbahnen im J. 1891. — Die Eisenbahnen Deutsch!.,
Engl. u. Frankreichs 1880—1890. — Rechtssprechg. u. Gesetzgebg.
Allgem. Juristenztg, hrsg. v. M. Breitenstein. (Wien) XVI, 5.
M. Breitenstein, Der § 134 des Straigesetzentwurfes. —
D r. Zucker, Abändcrgsanträge z. Regierungsentwurfe d. Straf¬
gesetzes ü. Verbrechen, Vergehen u. Übertretgen. (Forts) — Per¬
manenter Strafgesetzausschuss. (Forts.) — Standes- u, Tages¬
fragen. — Rechtssprcchgen. — Spruchrepertorium.
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545
Nr. 17. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
546
Neue Erscheinungen:
Hierin pf R. v.,] Festgabe, gewidmet von d. Giessener jurist.
Facultät. Lp., Hirschfeld. fl. 2 52. Inhalt:
Jörs P.. Untersuch, z. Gerichtsverfass, d. röm. Kaiserzeit.
(72 S.) fl. 1 44.
Kretschmar G., Erbrechtl. Compensationen. E. Beitr. zur Lehre
v. d. Vermächtnissen u. d. Lex Falcidia. (108 S.) fl. 1.44.
Triepel H., Das Interregnum. Eine staatsrechtl. Untersucnung.
Ehd. gr.-8°. (HI u 117 S.) fl. 1.80.
Hainisch M., Die Zukunft d. Deutsch-Österreicher. Eine statist.-
volksvv. Studie. Wien, Deuticke. gr.-8°. (VIII u. 165 S.) fl. 1.80.
Sonnenschein S, Die finanz. Sicherstellung d. Localbahnbaues
in Österreich. Wien, Hartleben. gr.-8°. (VIII u. 128 S.) fl. 2.16.
Neurath W., Die wahren Ursachen d. Überproductionskrisen,
sowie d. Erwerbs- u. Arbeitslosigkeit. Beitrag z. Lösung der
social. Frage. Wien, Manz. gr.-8°. (37 S.) fl. —.60.
Meili Dr. F., Die Telegraphie u. Telephonie in ihrer rechtlichen
Bedeutung für d. kaufmänn. Welt. Ebd. gr.-8°. (53 S.) fl. —.60.
Effertz O., Einige Worte z. Methodologie d. polit. Ökonomik.
I. : Theorie d. Nährgswerte. W., Seidel (VII u. 95 S.) fl. 1.20.
Pikier Gv., Bevez.tö a jogbölcseletbe. A jogaszat nem a törveny-
hozäs tudoinänya. A termeszetjog vagy eszjog lehetetlen. A
jogbölcselet, mint a jog termeszettudomänya, lehetseges. A jog-
bölcselet a törvenvhozas tudomanya. (Einleitung in d. Rechts¬
philosophie.) Budapest, Athenäum. gr.-8". (XXXII u. 166 S.)
fl. 1.80.
Battlay J., A büntetendo kiserlet cs a bevegzes. A magvar tud.
Akademia dltal dicserettel kitüntetett pälyamunka. (Der strafb.
Versuch.) Kaschau, Mildner. gr.-8°. (509 S.) fl. 5.—.
Svoboda J., Z bojuv o vykofeneni lidske bidy. Nekolik kapitol
z vetsiho spisu. (Kampf um d. Ausrottung d. menschl. Elends.)
Prag, Barkovskv. (108 S.) fl. —.50.
Cohn O., Die Quasi-Pupillarsubstitution. Eine Abhandlung aus
d. röm. Recht. B., Mayer & Müller. gr.-8°. (XI u. 78 S.) fl. 1.20.
Petrazycki L. v., Die Fruchtvertheilung beim Wechsel der
Nutzungsberechtigten. Vom Standp. d. posit. Rechtes u. d. Ge-
setzgebg. B., Müller. (XI u. 268 S.) fl. 3.30.
Leonhard R., Die Anfechtbarkeit d. Verträge für d. Vermögen
e. Dritten. Lp., Veit & Comp. (56 S.) fl. —.90.
Alexander E., Die Sonderrechte d. Actionärc. B., Liebmann.
gr.-8°. (XII u. 185 S.) fl. 2.70.
Wyss F. v., Abhandlung z. Geschichte d. schweizer, öffentl.
Rechts. Zürich, Füssli. gr.-8°. (VIII u. 475 S.) fl. 4.80.
Bcrgbohm K., Jurisprudenz u. Rechtsphilosophie. Krit. Abhand¬
lungen. I. Bd. Einleitg. 1. Abh.: D. Naturrecht d. Gegenwart.
Lp., Dunkcr & Humblot. (XVI u. 566 S.) fl. 7.56.
Hertzka Th., Das internat. Währungsproblem u. dessen Lösg.
Ebd. (XI u. 136 S.) 11. 1.80.
Schmidt A. B., Der Austritt aus d. Kirche. Kirchenrechtl. u.
kirchenpolit. Abhandlg. Ebd. (XII u. 395 S.) fl. 4.80.
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Ortloff H., Staats- u. Gesellschaftsvertrctg. im Strafverfahren.
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620 S.) fl. 7.20.
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d. Strafgesetzgebg. a. Grund rcchtsvergl. u. statist. Erhebgen
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Mischler E„ Handb. d. Verwaltgsstatistik. A 11g. Grundlagen d.
Vervvaltgsstatistik. St., Cotta (XX u. 323 S ) fl. 3.60.
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sellsch., hrsg. v. J. Werner. Leipzig, Hinrichs. (VII u. 208 S.)
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Schall E., D. S°ciaIdemokratie in ihren Wahrheiten u. Irrthümern
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Warschauer O., Gesch. d. Socialismus u. Communismus im
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Kaufmann C, Handb d. Unfallverletzgen m. Berücks. d. deutschen,
öst. u. Schweiz. Unfallpraxis. St, Enke. (XVI u. 256 S.) fl. 3.60.
Becker W. C, »Patriotismus« contra »Civilisation!« D. Völker¬
friede. Betrachtgen üb. d. gegenwärt, internat. polit. Zustände
u. Ideen hins. d. zukünft. Gestaltg. derselben. Zürich, Scha¬
belitz. (XV u. 247 S.) 11. 1 80.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Liznar, Jos Dr.: E. Methode zur graph . Darstellung d.
Richtinigsänderungen der erdinagnetischen Kraft .
(Wiener Sitz.-Berichte, Mathem.-nat. Cl C, II a, S. 1153 —1166.)
— Ueber die Bestimmung der bei den Variationen
des Erdmagnetismus a?iftretenden Kraft, nebst
einem Beitrage zur elfjährigeji Periode des Erd¬
magnetismus . (Ebd. CI, H a, S. 142—157.)
In diesen beiden Arbeiten haben wir es mit einem
geradezu epochalen Fortschritte der wissenschaftlichen
Erforschung der erdmagnetischen Kraft zu thun. Das
Princip, von dem der Verf. dabei ausgeht, ist in der
ersten der beiden Abhandlungen gegeben. Zur Messung
der Aenderungen der erdmagnetischen Kraft bediente
man sich bekanntlich bisher der Dcclinationsnadel und
der Inclinationsnadel. Man hatte so die gesammte ma¬
gnetische Kraft in zwei Componenten zerlegt, ein Um¬
stand, der für die Messung sehr vortheilhaft ist, aber
das Studium der Gesammterscheinung wesentlich er¬
schwert. L. sucht nun aus diesen beiden Componenten die
wahre Bewegung wieder herzustellen und legt sich die
Frage vor: Welche Curve beschreibt eigentlich der Pol
einer unserer Magnetnadeln, die nach allen Richtungen
vollkommen frei beweglich und lediglich der erdmagneti¬
schen Kraft unterworfen ist? — Es lässt sich leicht zeigen,
dass eine solche, im Schwerpunkte frei aufgehängte
Magnetnadel um eine gewisse Mittellage in den bekannten
Perioden (täglich, jährlich, säeular) schwanken wird und
dass durch sie auf einer zu dieser Mittellage senkrechten
Ebene eine durch die Variation von Declination und In-
clination eindeutig bestimmte Curve ausgeschnitten wird.
Worin besteht nun der grosse Fortschritt, den diese
beiden Arbeiten bedeuten ?
In der zweiten Arbeit zeigt L., wie man aus
den Coordinaten dieser Curve Richtung und Inten¬
sität jener Kraft berechnen kann, welche die Magnet¬
nadel aus der Mittellage herauszuziehen sucht; damit ist
aber zum ersten Male — ohne Zuhilfenahme einer Hypo¬
these — auf rein inductivemWege eine Methode
gegeben, direct das Verhalten der ablcnkenden
Kraft nach Richtung und Intensität zu studieren und
daraus auf die Ursache derselben zu schliessen ! Vor¬
aussetzung hierbei ist nur, dass man die Mittellage, die
unabgelenktc Lage kenne, und dies ist allerdings heute noch
ein Problem, das wahrscheinlich nur durch eine äusserst
mühsame, statistische Behandlung des vorhandenen Beob¬
achtungsmateriales gelöst werden kann. Die Bedeutung
der L.'sehen Arbeit liegt darin, dass der Weg gezeigt
ist, auf dem man endlich einmal zu einer Erklärung der
bisher vollständig räthselhaften Erscheinungen des Erd¬
magnetismus zu gelangen hoffen darf. Schon die blosse
Darstellung der wirklichen Bewegung bietet aber eine
Fülle neuer Gesichtspunkte dar. Sie zeigt uns, dass die
Bewegung fast nur ein Phänomen des Tages ist, bei
Nacht wird nur ein kleiner Bruchtheil der ganzen Curve
beschrieben. Sie gibt uns auch in dem Flächeninhalt,
den die Curve umfasst, ein treffliches Mass für die Grösse
der Schwankung der Nadel, und es ist wohl aufs Höchste
überraschend, dass in der Nähe des Aequators, in Batavia,
diese Schwankung ausserordentlich gross ist.
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547
Nr. 17. — Okstkrreichfsch es Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
548
Eine weitere, ganz neue und interessante Thatsache,
zu der L. geführt wurde, ist eine deutlich ausgesprochene
Periodicität der Richtung der Magnetnadel je nach dem
Stande der Sonnenflecken. Man wusste bereits, dass die
tägliche Schwankung der erdmagnetischen Elemente einen
dem Sonnenfleckenstande parallelen Verlauf zeige. In der
zweiten Loschen Arbeit wird aber gezeigt, dass sich auch
in der Richtung der Nadel ein Einfluss der Sonnenflecken
verrathe. Die Declination ist zur Zeit des Sonnenflecken¬
maximums am westlichsten, die Inclination zur Zeit des
Maximums am grössten. Die Intensität der Kraft, mit der
die Nadel in ihrer Lage festgehalten wird, ist zur Zeit
des Fleckenminimums am grössten.
Der Raum gestattet uns nicht, näher auf die Details
dieser beiden hochwichtigen Arbeiten einzugehen.
Wien. Dr. Wilh. Trab er t.
Meyer, V. Geh.-R., Prof. Dr.: Aus Natur und Wissen¬
schaft. Wanderblätter und Skizzen . Heidelberg, Winter,
1892* 8°.. (XI u. 206 S.) fl. 2.40.
Der Heidelberger Chemiker gibt in diesem Bande,
wie er in der Widmung an Ihering sagt, lose zusammen¬
gefügte Blätter, die theils Rciseeindrücke, wie die Skizze
über die Jungfrau und über den blauen Strahl, wider¬
geben, theils chemischen Inhalts sind, wie die Abhand¬
lungen über die Umwälzung in der Atomenlehre, zur
Erinnerung an Fr. Wühler und über die chemischen Pro¬
bleme der Gegenwart. Humoristischer Natur ist der Auf¬
satz Substanz und Seele, der die Gustav JägeFschen
Arbeiten über die Entdeckung der Seele ad absurdum
führt. Dieser Aufsatz, der in launiger Weise die Me¬
thoden gewisser exacter Forscher verspottet, ist nur zu
sehr, ohne dass es der Verf. vielleicht gewollt hat, ein
getreues Spiegelbild eines grossen Theiles der modernen
Naturforschung überhaupt.
Berlin-Steglitz. Prof. Hamann.
Natur U Haus, hrsg. V. Dr. L. Stab)' u. M. Hesdörffer (Berlin,
Oppenheim). I, 3.
M. Hesdörffer, Im Spätherbst. — A. u. I\. Müller, Ein-
heim. Singvögel im Freileben u. in d. Stube. — Dr. L. Staby.
Zwei interessante Aquarienfische. — G. W. Uhink, Obstsorten f.
kleine Hausgärtchen. — M. Hesdörffer, Die Ostcrlilie. — L. Staby,
Das Anlegen e. Käfcrsammlg. — H. Max, Herbstliedcr. — E. S.
Turn. Zur Geschichte d. Lorbeers. — Kl. Mittheilgen. — Bü¬
cherschau.
österreichische botanische Zeitschrift, red. v. R. v. Wett¬
stein, hrsg. v. A. S ko fitz (Wien, Gerold.) XLI1, 11.
A. v. Degen, Bemerkgen üb. einige oriental. Pflanzenarten. —
A. Hansgirg, Chaetosphäridium Pringsheimii Blebahn ist mit
Aphanochäte " lobosa (Nordst.) Wolle identisch. — E. v. Haläcsy,
Beitr. z. Flora d. Balkanhalbinsel. — Littcratur-Übersicht. —
Flora von Österr.-Ungarn. — Botan. Gesellschaften, Vereine, Con-
grcssc etc. — J. Freyn, Plantae novae Orientales. (Schl.) —
L. Charrel, Knumeratio plantarum annis 1<SSS — l<Sqi in
Macedonia austrnli collectarum. (Forts.)
Neue Erscheinungen:
Kadisch Dr. H. v., Der Fichtenkreuzschnabel. Co.xia curvirostra
Sinn , Wien, Perles. 8°. (26 S.) fl. —.30.
Bergbohm J., Entwurf einer neuen Integralrechnung auf Grund
d. Potenzial-, Logarithmal- u. Numeralrechnung. Die rationalen
algebr. u. d. goniometr. Integrale. Lp., Teubner. gr..-S° (VI u.
66 S.) fl. —.60.
Massec G., British fungus-flora. 3 vols. London, Bell & Sons.
7 sh. 6 d.
Cooke M. C., Vegetable wasps and plant worms. London,
Knowicdge Society. 8°. 5 sh.
Flammarion C., La planete Mars et ses conditions d’habitabilite.
Paris, Gauthier-Villa rs. 8°. 12 Fr.
Dutoit-Haller, Schöpfung u. Entwickelung nach Bibel u. Natur¬
wissenschaft. Basel, Reich. gr.-8". (44 S.) fl. —.60.
Marshall W., Spongiolog. Beiträge. Lp., Winter. (36 S.) fl. 9.—.
Barus C., Behandlung u. Messung hoher Temperaturen. Lp.,
Barth. gr.-8°. (VII u. 92 S.) fl. 1.80.
Hevdweiller A., Hilfsbuch für d. Ausführung elekt. Messungen.
Ebd. gr.-8°. (VIII u. 262 S.) fl. 3.60.
Hertwig O., Ältere u. neuere Entwickelungs-Theorien. B., Hirsch¬
wald. gr.-8°. (35 S.) fl. —.60.
Heer wagen F., Über eine neue Methode z. Messung d. Dielec-
tricitätsconstanten von Flüssigkeiten. Dorpat, Karow. gr.-8°.
(40 S.) fl. —.60.
Molien Th., Über Systeme höherer complexer Zahlen. Ebd. gr.-8°.
(74 S.) fl. 1.20.
Ostrowsky W., Quantitative Analysen d. Blutes tragender Hunde
u. Katzen. Ebd. gr.-8°. (34 S. j fl. —.60.
Capron F. H, The antiquitv of man. London, Stock. 8°. 4 sh. 6 d.
Acloque A., Les lichens. Anatomie, Physiologie, morphologie.
Paris, Bailiiere et tils. 16°. 3 fr. 50 c.
Bietrix A., Le the. Botanique et culture, falsillcations et richesse
en cafeine des differentes especes. Ebd. 16°. 4 fr.
Guinard L., Precis de teratologie. Anomalises et monstruosites
chez l’homme et les animaux. Ebd. 18 e . 8 fr.
Trutat E., Hist. nat. du desman des Pyrenees. Ebd. 8 fr.
Jolin S., Xyare läkemedel ur farmaceutiskt-kemisk svnpunkt
sammanstäilda. Stockholm, Hille. 8°. 7 kr. 50 c.
Rodriguez T., Elementos de flsica y quimica modernas. Madrid,
Aguado. 4°. 6 pes.
Militärwissenschaften.
Mülinen, Wolfgang Friedrich von, Dr.: Das französi¬
sche Schweizer Garderegiment am io. Aug . 1792 .
Luzern Gebrüder Räber. 1892, 8° (VII u. 214 S.) fl. 2.64.
Die hundertste Wiederkehr des Jahrestages jener
grauenerregenden Begebenheiten, deren Schauplatz vor¬
nehmlich der Tuilcrien-Palast gewesen, war für das hel¬
vetische Volk ein Gedenktag der Trauer, aber auch des
Ruhmes. Dr. v. M. entledigt sich durch obige Publication
einer im Gebiete seines Berufes gelegenen patriotischen
Pflicht.
Man könnte glauben, dass im Laufe der hundert
Jahre, welche seither ins Land gegangen sind, alles ans
Tageslicht gefördert worden sei, was sich an jenem
Schreckenstage und namentlich am Brennpunkte der Be¬
gebenheiten zugetragen hat. Aber es stand um die Sache
anders, und wir erfahren aus der vorliegenden Schrift,
wie so manche für die Darstellung der Geschehnisse
des in Betracht kommenden Zeitabschnittes belangreiche
Einzelheit oder die Handlungen und Schicksale bethei-
ligter Personen entweder ganz unbekannt waren oder
anders erzählt wurden, als sie der aus den neuesten
Forschungen gewonnene Sachverhalt erscheinen lässt.
Die hinterbliebenen »Schriften früherer Bearbeiter der
einschlägigen Zeitepoche; Autobiographien, Briefschaften
und sonstige Papiere der Betheiligten, welche die Erben
ihres Namens und Ruhmes verwahren; ja selbst Zeugcn-
schaften, welche öffentliche Archive bergen, lieferten eine
beachtenswerte Nachlese, welche, abgesehen von der
durch den Zeitpunkt geschaffenen Opportunität, schon
aus historischen Nothwendigkeiten eine Neubearbeitung
der Geschichte des 10. August 1792 und des damit
zusammenhängenden Zeitabschnittes, soweit sie sich auf
die Erlebnisse des französischen Schweizer Garderegiments
bezieht, unabweislich forderte.
Es gehört zu den Vorzügen des Buches, dass es
die politischen und insurrectionellen Vorgänge, soferne
sie zum Verständnisse der Erzählung nicht unbedingt
nothwendig sind, beiseite lässt und nur das zum Gegen¬
stände seiner Erzählung hat, was das Schweizer Garde¬
regiment in seinen Gegensätzen zu den damals in Frank¬
reich herrschenden Zuständen, politischen und socialen
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449
Nr. 17. - ÖSTERREICHISCHES LITTERATURBLATT. — I. JAHRGANG.
550
Strömungen betrifft ; wie die ihm übertragene Verteidi¬
gung der Tuilerien verlief und welchem Schicksale das
Regiment nach Räumung des Königspalastes verfiel.
Die Erzählung ist exact, erschöpfend und klar. Die
Auswahl der interessanten Beilagen bekundet Geschick
in Verwertung des Quellenmateriales und bietet dem
sachkundigen Leser überdies eine erwünschte Ergänzung
und Motivierung des Textes. Einige aus den Quellen
in dem Texte aufgenommene Uebertreibungen, die nicht
ernst zu nehmen waren, wären Gegenstand der Elimi¬
nierung bei der nächsten Auflage.
Der Militär kann aus der Rolle, zu welcher das
Schweizer Garderegiment an dem verhängnisvollen 10.
August 1792 verurtheilt war, nur in spärlichem Masse
fachliche Belehrung schöpfen. Desto heller leuchtet ihm
aber das edle Beispiel von Muth und Besonnenheit, von
Pflichttreue und Aufopferung entgegen, welches an jenem
Tage der Conflagration die Schweizer Berufsgenossen
ihm gegeben haben.
So gross die Ansprüche auf Selbstverleugnung auch
sein mögen, mit welchen die Pflicht in ernsten Augen¬
blicken an den Soldaten herantritt — er vermag in und
trotz seiner Menschennatur immer doch das nöthige Mass
moralischer Kraft zu sammeln, um diesen Ansprüchen
zu genügen, wofern nur die Bahn seiner Pflichten sicht¬
bar bleibt. Wenn aber auch diese in den Wirren schwin¬
det, wenn als Verbrechen gilt, was Tugend, und als
Verrath, was Treue war, dann sind fast übernatürliche
Seelenkräfte erforderlich, um heil an Ehre aus der Krise
hervorzugehen. Und eine solche Prüfung haben die
Schweizer Garden vor 100 Jahren siegreich bestanden!
Süss und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu
sterben. Ob doch jene Opfer der Soldatentreue auch
diesen Trost im Tode für sich in Anspruch nahmen?
Er gebührte ihnen im vollem Masse ; denn sie starben
fiir’s Vaterland, weil sie für seine Ehre starben.
Möge dieses Buch, welches anspruchslos und mit
schlichten Worten die Geschichte und das ruhmvolle
Ende eines braven Regiments erzählt, auch die seiner
Nützlichkeit entsprechende Verbreitung finden! Alle Gar-
nisons- und Regiments-Bibliotheken solten es besitzen,
jeder Soldat sollte es kennen. Sp.
Streffleur's „österr. militär. Zeitschrift 11 . 1892. IV, l u. 2.
(1.) Die Lava d. Kasaken. — Blätter u. Blüten aus d. Kriegs-
gesch. aller Völker u. Zeiten. (Frts.) — Thurnwald, Kriegs-
mässige Belastg. u. physische Leistgsfähigkeit d. Infanteristen v.
sanit. Standpunkte. — Sand ne r, Das Messen v. Geschossge¬
schwindigkeiten unter Benützg. d. Schalles. — Vorschläge zur
Durchführg. d. besseren Ernährung d. Mannes. — E. Heldengreis
d. Bayern. — Chvle, Persien unter Xassr-Eddin-Schah. — Obgen.
7. systemat. Ausbildg. e. Escadron im Felddienstc. — Neue Aus-
bildgsmethoden. b. d. russ. Cavallerie. — Die Aufgabe d. der
Aufklärgs-Cavallerie beigeg. Infanterie.
(2.) Z aiaczko wski, Allgem. Beobachtgen. üb. d. kriegs-
gemässe Ausbildg d. Infanterie. — Üb. Feuerleitg. im Gefechte.
— Üb. d. Einführg. d. latein. Druck- u. Schreibschrift im schriftl.
Geschäftsverkehre d. Armee. — Fälkel, Üb. feldmässigcs Schiessen.
— Üb. Grund u. Zweck d. Strafe. — E. ausländ. Urthcil üb.
Streffleurs Östcrr. m. Z. — Kuderna, Die Waffen nieder! —
Hein, Üb. »flüchtige Befestigg.« — Der neue Cours im deutschen
Heere. — Bilder vom Distanzritt Wien-Berlin. — Die Theilnahme
d. Titler Grenz-Tschaikisten-Bataillons am österr.-türk. Kriege
1788—91. (Schl.) — Sanitätsverhältnisse d. k. u. k. Heeres im
Juli u. August 1892.
Mittheilungen aus dem Gebiete d. Seewesens. XX, 8 u. 9.
Die Methoden d. sogen, »neueren nautischen Astronomie« in
ihrer histor. Entwicklung u. mit Rücksicht auf ihre prakt. Ver¬
wendbarkeit. — Üb. Schnellfcuerkanonen grossen Kalibers. (Frts.)
Mittheilungen Uber Gegenstände d. Artillerie- und Genie¬
wesens. Hrsg. v. k. u. k. techn. u. adm. Militär Comit6. (Wien,
Waldheim.) 1892, 9 u. 10.
Kuczera u. Reinisch, Üb. d. Verhalten v. Stahl u. Eisen
b. Kälte m. Bezug auf d. in Eisenconstruction ausgef. Lafetten.
— Tarbuk, Übersicht d. wichtigeren Versuche u. Übgen. d.
Genie-Regimenter i. J. 1891. — Exler, Üb. d. elektr. Ausstellg.
zu Frankf. a. M. 1891. — Sanitäts-Verhältnisse d. k. u. k. Heeres
Juli u. August 1892. — Mittheilgen. d. k. u. k. Kriegs-Archivs.
Neue Erscheinungen:
Klein Clem., Raimund v. Aguilers. Quellenstudie z. Gesell, d.
1. Kreuzzuges. B., Mittler & Sohn. 8°. (146 S.) fl. 1.65.
Matthes Dr. P., Im grossen Hauptquartier 1870/1871. Feldbriefe
in die Heimat. München, Beck. (VIII u. 173 S.) fl. 1.50.
Widdern v., Der Grenzdetachements-Kricg u. d. Cavnllerie-
Unternehmungen in Feindesland während d. Mobilmachg. Kricgs-
gcsch. u. takt. Studie. B., Eisenschmidt. (VII u. 264 S.) fl. 3.30.
Briefe üb. Rekruten-Ausbildung. V. c. Cavallerie-Officier. Ebd.
8°. (76 S.) fl. —.60.
Ardouin-Dumazet, L’armee et la flotte de 1891 a 1892. Les
grandes manocuvres navales et militaires de 1892. Paris, Rouam
et Cie. 8°. (XXXIII u. 280 S.) fl. 2.10.
Schöne Litteratur. Varia.
Schack, A. Fr. Graf von: Pandora , vermischte Schriften.
Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt. 1890. gr.-8°. (491 S.) fl.3.60.
Ein durch weite Reisen in fast alle Länder der
Erde, und Studien in den verschiedensten Wissens- und
Kunstgebieten reich- und hochgebildeter Geist, verfügt
Graf Sch. über eine Fülle von Anschauungen und Ein¬
sichten, die ein für die Menschheit warm fühlendes Herz
in die Dienste eines mehr dichterisch verklärten als
wissenschaftlich klar bestimmten Idealismus stellt. Jedes
Buch des Grafen v. Sch. bietet daher vielseitiges Interesse
und mannigfache sympathische Berührungspunkte mit dem
Genius eines vornehmen Dichters und Denkers, wenn
schon einer kühleren Betrachtung vom Verf. vielgepriesene
Errungenschaften öfters als vorderhand sehr diskutierbare
Hypothesen oder Vorwegnahmen in weiter Ferne ab¬
liegender Wünsche erscheinen. Auch liegt der Gegenwart
trotz der grössten technischen Erfolge ein resignierter
Verzicht auf tiefgehende theoretische Natureinsichten näher
als die hochgespannten Erwartungen, die der Laie so
leicht an die unübersehbare Menge von Erforschungen
einzelner Phänomene knüpft. Und wie wir die Natur nur
beherrschen gelernt durch Unterwerfung unter ihre Gesetze,
so können wir auch den innersten Kern heute uns fremd¬
artig berührender geschichtlicher Ereignisse und Zustände
nur erfassen durch selbstlose Hingabe an Stimmungen,
Anschauungen und Verhältnisse, die wir häufig um so
herber beurtheilen, je näher wir daran sind, in anderer
Form in demselben Punkte zu fehlen. Graf Sch. bestrebt
sich, gewissen Aeusserungen religiöser Anschauungen,
wie sie in dem Verhalten gegen Anders- oder Ungläubige
in wechselseitigen Verfolgungen zu Tage getreten, wenn
nicht das Licht, so doch die Schatten an die verschiedenen
Confcssionen gleichmässig zu vertheilen und übersieht,
wie wenig duldsam gerade die sogenannte »Aufklärung«
confessionellen Ueberzeugungen gegenüber war und ist.
Bekanntlich haben auch Werke christlich-religiöser Litte¬
ratur und Kunst von aufgeklärter Seite ganz dieselbe
Behandlung erfahren, wie Graf Sch. sie den barbarischen
Westgothen emphatisch vorwirft, die von ihrem kürzlich
überkommenen arianischen Christenthume kaum mehr
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551
Nr. 17. — Oesterreichischrs Litte raiur blatt. — I. Jahrgang.
552
berührt sein mochten, als um sich zum Unterschiede
von Polytheisten als Christen zu fühlen. Zudem bleibt
fraglich, ob sie, noch Heiden, auf ihrem ersten Beute¬
zuge durch Griechenland nicht arger gewüthet, denn später
als Christen. Solche Zerstörungsakte sind eben stets
Ausflüsse von Rohheit, ob diese nun von barbarischer
Unbildung oder Verwilderung des Gemüthslebens herrührt.
Dass aber das Christenthum das Gemüthsleben der Mensch¬
heit unermesslich veredelt, ist eine ebenso unbestreitbare
Thatsache, wie, dass mit dem Rückgänge der positiv-christ¬
lichen Ueberzeugungen die Gemüthsverrohung der Gesell¬
schaft und zunehmende Brutalität der Massen parallel gehen.
Ein dogmenloses Christenthum, wie, Graf Sch. es wünscht,
beraubt die christliche Moral ihrer wirksamsten Stützen,
Motive und Fermente.
Diese principiellen Einwendungen, denen noch manche
andere Vorbehalte anzufügen wären, vorausgeschickt,
hebe ich von den zahlreichen Aufsätzen zunächst die
zwei umfangreichsten »Die erste und zweite
Renaissance« und »Die Conquistadoren«
Hervor. Der Essay über die Erneuerung der antik¬
klassischen und orientalischen Studien enthält in seiner
klaren Fasslichkeit und an vielen Stellen poetisch ge
hobenen Darstellung für weitere Kreise sehr ansprechende
Ausführungen, die, wo es sich um Fragen des Kunst¬
geschmackes handelt, stets den Dichter und feinen Kenner
bezeugen, dessen selbstschöpferische Erfahrung und
geübter Blick Beziehungen sieht und Gesichtspunkte
geltend macht, die ihren Wert behalten, auch wenn man
einzelnen Auffassungen oder vom Verf. gezogenen Con-
sequenzen widersprechen muss. »Die Conquistadoren«
betitelt Graf Sch. eine Reihe von Aufsätzen über die
allmählige Besitzergreifung von Amerika. Mit Benützung
namentlich des grossen Sammelwerkes von Ternaux-
Compans geschrieben, werden diese Mittheilungen an¬
gesichts der Feier des vierten Centenariums der Entdeckung
Amerikas um so mehr Antheil erwecken, als die Berichte
und vSchilderungen von Augenzeugen stammen und die
ganze frische Unmittelbarkeit neuer grosser Eindrücke
nachemphnden lassen. Merkwürdig muthen uns Deutsche
die völlig in Vergessenheit gerathenen Berichte zweier
Landsleute, Nicolaus Federmann’s über die Eroberung
Venezuelas und Hans Stade’s Beschreibung seiner Fahrt
nach Brasilien, an. Die Erzählung von Abenteuern, die
sich wie Dichtung lesen, unterbricht die Inhaltsangabe
des von den Spaniern noch heute geschätzten Epos
»Auricana«, deren Verfasser Ercilla in diesem Werke
die Kämpfe mit dem heldenmüthigen Gebirgsvolke der
Auricaner, an denen er selbst ruhmvoll theilgenommen,
verherrlicht. Mächtig angeregt, zeigt sich die eigene
blühende Phantasie von Sch.’s durch die landschaftliche
Pracht und den Glanz der grossen geschichtlichen Ver¬
gangenheit des Reiches der Inkas.
Von den Aufsätzen zur Geschichte und Theorie der
Dichtkunst verdienen »Der Genfer See« und »Das
Grab in Syracus« ganz besondere Beachtung. Ein
Aufenthalt am Genfer See veranlasst den Verf., sich die
berühmten Persönlichkeiten vor das Auge des Geistes
zu führen, die längere oder kürzere Zeit an den Gewässern
geweilt, in deren blauen Fluten die nordische Erhaben¬
heit der Gletscher und der anmuthige Reiz einer südlichen
Vegetation sich grüssen. Es liegt nahe, dass ein Dichter
wie Graf Sch. an solcher ^telle mit Vorliebe Byron’s
gedenkt und desshalb am ausführlichsten über diesen
räthselhaften Genius spricht, in dessen Gemüthe himmel¬
stürmender Trotz und zart hinschmelzende Empfindung
zusammenwohnten und bald durch wie Lawinen dröhnende
Rhythmen, bald in wie des Südens Zephyre weichen
Accorden die Geister verwirrten und die Herzen bestrickten.
Die landläufigen Urtheile und Vorurtheile über Byron’s
Persönlichkeit und Poesie erhalten durch Sch. eine meist
zutreffende Berichtigung, doch vermisse ich eine eigentlich
centrale Auffassung dieser dämonischen Dichternatur, die
in der heissen Leidenschaftlichkeit der Empfindung nur
mit Shakespeare, in ihrer bohrenden Skepsis, heissenden
Satyre und der bezaubernden Melodik ihrer künstlerischen
Ausdrucksmittel nur mit sich selbst verglichen werden
kann. Byron steht Shakespeare nur nach, weil die über¬
drängenden Fluten der eigenen Gemüthsstürme ihn an
einer mannigfaltigeren Ausgestaltung der Welteindrücke
hinderten und weil ihm das gebrach, was sein Herz fort¬
während ersehnte und sein stolzer Trotz immer wieder ab¬
wies, die Demuth christlichen Glaubens, aus dessen Ueber¬
zeugungen Shakespeare für die furchtbarsten Conflicte
des Lebens die sittlich erhebende Lösung und für den
Wirrwar verkehrten menschlichen Thuns und Treibens
die humorvolle Auflösung schöpfte. Eine noch ent¬
schiedenere apologetische Tendenz kennzeichnet den Auf¬
satz »Das Grab in Syracus«, in welchem Graf Sch. mit
Recht entgegen der ständigen Phrase von der bloss for¬
malen Bedeutung der Poesie Platen’s den Empfindungs¬
und Ideengehalt der Dichtungen dieses hochstrebenden
Geistes aufweist. Das »Wort über Lyrik« wird dem
Kenner der Dichtungen v. Sch.’s, die sich gerne sinnigen
Betrachtungen über Innenzustände, Dinge oder Ereignisse
hingeben, in Gedankensymphonien schwelgen oder Ideen¬
perspectiven eröffnen, leicht als oratio pro domo, aber
darum nicht weniger begründet erscheinen. Die Aus¬
führungen, dass in der Regel nicht die eigentlichen
Stimmungselemente der liedmässigen Lyrik die Com-
ponisten zur Vertonung gereizt, dass man gerade die
höchste poetische Begeisterung als sogenannte Rhetorik
herabsetzen könnte, dass die Gedankenpoesie Schiller’s
volksthümlicher geworden, als die reine Lyrik Göthe’s
u. v. a. m. sind schlagend. Auch darin kann man Graf
Sch. beipflichten, wenn er sich für eine Erweiterung des
dichterischen Stoffgebietes auf die Errungenschaften der
neuzeitlichen Wissenschaften einsetzt, weil hiedurch die
geistigen Horizonte erweitert und eine Fülle neuer An¬
schauungen und vielleicht selbst neue Symbole vermittelt
würden; doch müsste die Kunst nur Schaden leiden,
wenn ein solcher Versuch in doctrinärer oder gar pole¬
mischer Tendenz unternommen werden wollte.
Wien. Prof. L. Müllner.
Evers Georg G.: Unter Bauern. Kieme Skizzen.
Mainz, Fr. Kirchheim, 1892. 8° (362 S.) fl. 2.10.
Georg Evers ist eine in litterarischer Hinsicht noch
viel zu wenig gewürdigte Erscheinung; ein stark, fast
übermächtig ausgeprägter Zug kraftvoller Eigenart geht
durch alle seine Schriften, die infolge dessen fast durch¬
gängig einen halb autobiographischen Charakter gewinnen.
Auch das vorliegende neue Buch zeigt diese Eigenart.
In den fünf Capiteln, in denen es das Leben der Calen¬
berger Bauern, (»Der Haidhof«), »Dorfbilder im Ober¬
wald«, »In der Schlame«, »In der Grafschaft«, »Kom¬
men und Gehen« vor Augen führt, spiegelt sich zugleich
die Geschichte ihres Verfassers, sein geistiger Entwick-
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Nh. 17. — Oesterreichisches Litteratur blatt. — I. Jahrgang.
554
lungsgang und die Kämpfe, die er mit sich und seiner
Umgehung ausgefochten und durch die er sich vom
evangelischen Pastor bis zur »Rückkehr zur Mutter«, zur
katholischen Kirche durchgerungen. Für die deutsche
Volkskunde enthält das Werk wertvolles Material: die
verschiedenen Formen und Anlagen des Bauernhauses
werden eingehend beschrieben (S. 3 — 6, 42 — 45 u. ö.),
die Lebensgewohnheiten und die .Sitten der Bewohner
wie diese selbst in ihrer Sprachweise und ihrer jetzt wohl
auch schon schwindenden oder entschwundenen Tracht
(die Skizzen lehnen sich an die Zeit der letzten
Fünfziger- und der Sechziger-Jahre) treten klar und plastisch
vor unser Auge, desgleichen das Leben in den kleinen
Städten der Provinz Hannover mit seinen wenigen Licht-
und vielen .Schattenseiten, der Verkehr mit den Honora¬
tioren und Amtsbrüdern : es fehlt dem Buche nicht an
Mannigfaltigkeit der handelnden Personen, so wenig als
an einem gewissen novellistischen Interesse, denn zumeist
liebt es der Verf., irgend eine Hauptperson oder ein Er¬
eignis in die Mitte zu stellen und von diesem Puncte
aus die Personen, Gegenstände und Geschehnisse zu be¬
trachten. Gegen den Schluss tritt mehr und mehr der
Autorselbstauf den Plan und das Buch gewinnt — was
der Titel nicht leicht errathen Hesse — einen apologe¬
tischen Wert.
G. G. Evers hat bekanntlich 1880 eine reich do¬
tierte Stelle als Pastor und Rector in Urbach aufgegeben
und ist mit Weib und fünf Kindern »in’s Elend« gezogen;
in der alten Bischofstadt Trient hat der tapfere Mann
ein neues Heim gefunden, kärglich zwar in Hinblick auf
die verlassene Hcimath, aber reich in unermüdlicher
Wirksamkeit für das erkannte Rechte. Es sollte eine
Ehrenpflicht der Katholiken sein, — und im Besonderen
der österreichichen Katholiken, — die Werke Evers’
(ausser dem hier angezeigten stehen in erster Linie seine
grosse Lutherbiographie, »Licht und Schatten«, »Katho¬
lisch oder protestantisch?« »Erlebnisse eines lutherischen
Pastors«, »Prediger in Trebra« u. A.) genauer zu würdigen
und ihre Verbreitung in weiteren Kreisen zu fördern.
Dr. Fr. Schnürer.
Torresani, Carl Baron: Der beschleunigte Fall. Roman.
Dresden u. Leipzig, E. Pierson’s Verlag. 1892, 8°. 2 Bde. (XI,
. 332 u. 392 S.) fl. 6.—.
Der Verf. hat sich durch einige Romane, die den
Ton unserer Zeit glücklich trafen, rasch und vorheilhaft
bekannt gemacht. Litterarisch steht er in der Mitte
zwischen Ossip Schubin, die ihn wohl in erster Linie
beeinflusst, und der Ebner-Eschenbach. Aber er gibt den
von ihm behandelten Stoffen sein eigenes Gepräge, einen
gewissen halb burschikosen, halb sentimentalen Ton,
der oft durch die Keckheit verblüfft, mit der das Unge¬
wohnte leichthin gewagt wird, dann wieder ruhig hin-
fliesst zwischen den blumigen Auen gut beglaubigter
und altbeliebter Weisen. — Der neue Roman weist alle
Vorzüge dieser Art auf und auch alle Mängel; durch
Höhen und Tiefen reisst der Verf. mit sich fort; er hat
es in seiner Gewalt, den Leser zu erschüttern und in
behagliche, heitere Stimmung einzulullen; und er macht
davon ausgiebigen Gebrauch. Oft vielleicht zu sehr.
Immer aber erweist er sich als Mann von Geschmack und
Takt und nirgends verletzt er durch wirkliche Ungehörig-
keiten. ln unserer Zeit, in der platte Talentlosigkeit so
häutig mit der ganzen Dünkelhaftigkeit und Geschraubt¬
heit eingebildeter Begabungin der Litteratur sich breit macht,
muss man ein wirkliches Talent, das sich anspruchslos und
seiner natürlichen Begabung gemäss gibt, freudig be-
grüssen, auch wenn man mit dem Verf., seinen Werken
und der darin niedergelegten Welt- und Lebensanschauung
nicht durchgehends übercinstimmt. Sch.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet). VIII, 8.
R. Eibeck, Msgr. Dd. Pacher. Biogr. Skizze. — Auf Gott
vertraut! (Frts.) — A. Wolf, St. Bernhard. Gedicht. — Die Stadt
Windischgraz in Steiermark. — Herbst. — W. Ende, Mdm. Roland.
Studie. — F. Walther, Im Forsthause. Waldgeschichte. — W.
Reuter, Klosterruine Allerheiligen im Schwarzwald. Gedicht. —
»Ist sie denn nicht wahnsinnig?« — J. Gor hach, Gedanken¬
späne. H. P rösch ko, Die Lilie v. St. Honore. Erz. — Chronik.
Deutsch. Hausschatz in Wortu. Bild. (Rcgensb., Pustct.)XIX, 2.
M. Herbert, Vanitas. Novelle. — Dr. J. Rübsam, Fulda,
d. Stadt d. hl. Bonifatius. — K. May, Der Mahdi. Reiseerzählg.
II. Im Sudan. — Don Josaphet, Allerseelen in Italien. — C.
Lamp recht, Allerseelen. Stimmungsbild. — H. Wortmann,
Durch dein Gebet! Gedicht. — Moderne Musiker. — Die Ernte
d. Todes. — Die Lcopoldstädter Basilika in Budapest. — Galerie
hervorr. Centrumsredner. — A. Schmid, Das grosse Sterben in
Athen z. Zeit d. Thucvdides.— P. Heyse, Allerlei Gedanken. —
0. v. Schädling, Höflichkeit u. Anstand im M.-A. — Männer
des Tages. — Styriacus, Stachelverse. — Zwei Katholikentage.
— Der Distanzritt. — Beilage: »Für die Frauenwelt«.
Neue Erscheinungen:
Albert E., Poesie aus Böhmen. Fremde u. eigene Übersetzgen.
a. d. Böhm. W., Holder. (VI u. 294 S.) 11. 1.80.
Boisgilbert E., (Ignatius Donnelly) Cäsar’s Säule. Ein Roman
a. d. 20. Jahrhdt. Deutsch v. B. Kätscher. Klgtürt., Kleinmayr.
(324 S.) fl. 1.40.
Seehaussen R., Graf Albrecht v. Mansfeld. Erzähl. Dichtg. a. d.
Zeitalter d. Reformation. Gütersloh, Bertelsmann. (IV u. 204 S.)
fl. 1.44.
West er mann A., Der Junker a. d. Laufen. E. Lied v. Rhein¬
fall. St., Greiner & Pfeiffer. (236 S.) 11. 1.80.
Reitzenstein. Freifrau M. v., Die Haussuchung. Lustspiel, B.,
Marx. (44 S.) 11. —.60.
Eckstein E., Themis. Roman. 2 Bde. B., Grote (277 u. 272 S.)
fl. 4.80.
Lüders H., Unter drei Kaisern. Malerfahrten. Mit 221 Illustr. v.
Verf. 2 Bde. Ebd. (VIII, 345 u. 32S S.) 11. 4.80.
D roste-Hülshoff, Baronin E. \\, Die letzte Burggräfin v. Strom¬
berg. Histor. Roman. Bonn, Hauptmann (159 S.) fl. 1.20.
Seliger P, Franccsca v. Rimini. Trsp. B., Mittler (95 S.) fl. 1.35.
Chiavacci V., Klein-Bürger von Gross-Wien. Ernstes u. Heiteres
aus d. Wiener Volksleben. St., Bonz. (IV u. 327 S.) fl. 2.16.
Jensen W., Vom Wegrand. Kleine Bilder. B.. Felber. (IV u.
264 S.) fl. 2.70.
Ol fers M. v., Erzählungen. Ebd. (III u. 421 S.) fl. 4.20.
Eggert E., Der Bauernjörg. Ein Sang a. Oberschwaben. St.,
Roth. (III u. 205 S.) fl. 2.10.
Tolstoj L., Die erste Sprosse. St, Verl.-Anst. (82 S.) fl. —.60.
Naomi od. d. letzten Tage v. Jerusalem. V. d. Verf. d. »Pomponia«.
Dresden, Brandner. (522 S.) fl. 2 52.
Eschstruth N. v., Comödie! Roman. 2 Bde. Jena, Costenoble.
(294 u. 271 S.) fl. 4.80.
Jacobowski L., Weither, d. Jude. Moderner Roman. B., Hoff-
schläger. (350 S.) fl. 2.10.
Frenzei K., Frauenrecht. Nov. B., Paetel. (297 S.) 11. 3.—.
Schanz F., Am trauten Herd. Märchen u. Geschichten. B., Fon¬
tane u. Co. (131 S. ill.) fl. 1 80.
Villinger H., Schulmädelgcschichten. Ebd. (VII u. 225 S.) fl. 2.40.
Adelmann H., Aus m. Kinderzcit. B., Ochmigke. (VI u. 146 S.)
fl. 1.08.
Schadck M., In der Muatersprach. Ged. in n.-ö. Mundart. Wien,
Konegen. (98 S.) fl. —.60.
Trinius A., Aus grünen Bergen. Thüringer Skizzen. Minden,
Bruns. 8°. (VII u. 228 S.) 1L 1.50.
Musen- A lm anac h, Cotta’scher, f. d. J. 1893. Hrsg. v. O. Braun.
St., Cotta. 12°. (VIII u. 312 S. m. 6 Heliogr,) 11. 3.60.
Bormann G., Die Stunde kommt! Erzählung. B., Paetel. 8°.
(184 S.) fl. 2.40.
Mein har dt A., Das blaue Buch. Märchen u. Skizzen. Ebd. 8°.
(VII u. 240 S.) fl. 1 80.
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I. Jahrgang.
556
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Nr. 17. — Orsterreighisches Littkraturblatt. —
Villamaria, Überall dasselbe. Novellen. Ebd. (VII u. 260 S.)
fl. 2.40.
Menrad J., Hohenstaufe u. Wittelsbach. Histor. Charakterbild.
München, Buchholz. 8°. (138 S. m. 1 Bild.) fl. —.60.
Hellen C. v., Um d. Andern willen. Erz. Lp., Ungleich. (127 S.)
fl. —.90.
Buttgerald Ch , Von Herz zu Herz. Gedichte. Lp., Richter. 8°.
(VII u. 216 S.) fl. 1.20.
Haase M. Du sollst nicht begehren. Trsp. Ebd. (88 S.) fl. —.60.
Duk mever F., D.Arbeiterkaiser. Trsp. B., Eentzel. (84 S.) fl. —.90.
Dorenwell K., Glaube, Liebe, Hoffnung. Ein Leitstern auf dem
Lehenswege. St., Greinet- & Pfeiffer. 8°. (XI u. 548 S.) fl. 2.16.
Labarriere E., Die Rivalinnen. Roman. Autor, deutsche Über¬
setzung. Mannheim. Bensheimer, 8". (310 S.) fl. 2.40.
Moltke A. v,. Hinauf! Roman. Ebd. 8". (278 S.) fl. 2.40.
Oellerich F. F., Carl d. Gr. Histor. Schauspiel. Aachen, Müller.
12°. (104 S.) fl. —.36.
Riegl V., *Kdo zvitezi?« Komedie o trech jcdnamch. (Wer siegt?
Comödie in 3 Acten.) Prag, Riegl. ßr.-8° (82 S.) fl. —.48.
Szomory K., Vasas beszelyek. (Novellen in Versen.) Budapest.
2 Bd. 11. 3.—.
Mitzik A. E., Hvmnv a vzdechy. Cvklus basni. (Gedichte.) Prag,
Simäcek. 8°. (133 SA fl. —.50.
Deskur Br., Dia moich wnukow. (Für meine Enkel.) Lemberg,
Altenberg. 8°. (103 S.) fl. —.60.
Felicya, Szkice z podrozy. (Reiseskizzen.) Ebd. 8°. (84 S.)
fl. —.50.
Stroner Ad., Ot tak sobie, garstka rvmow Asa. (Kleine Gedichte.)
Ebd. 16°. (102 u. 4 S.) 11. -.50.“
Swi^tkiewicz A., Piesni nocy. (Nachtlieder, Gedichte.) Ebd. 8°.
(31 S.) —.50.
SzcvQsna, Przelotne chmurv, poezve prozip (Flüchtige Wolken.)
Ebd. 8°. (176 S.) fl. 1.20.“
Kleczynski J., Spisy ludnosci w Rzeczypospolitej polskiej.
(V r olkserzäh!ungcn im Kgr. Polen.) Krakau, Poln. Verlagsgesell¬
schaft. 8°. (29 S.) fl. —.40.
Loziiiski Wl., Madonna busowiska, nowela. Ebd. 8°. (61 S.)
fl. —.40.
Gloger Z., Piesni ludu, zebral . . . w latach 1861—91, muzykQ
opracowaf Z. Noskowski. (Volkslieder.) Krakau, Gebethncr & Co.
8°. (361 S.) fl. 2.—.
Horacy A. Fl., Poezve wvbranc, do uzytku szkolnego wydal
Marcin Sas. (Ausgewählte Gedichte.) Ebd. 8°. (183 S.j fl. —.75.
Maleszewski WL, Jam bogaty, drobiazg dramatycznv w jednym
akeie. (>Ich bin reich.« Dramat. Bild.) Ebd. 8°. (40 S.) fl.—.40.
Hopcas J., Biednie ludzie, czesy L: Z malego miasteezka. (Arme
Leute. I. Th.) Lemberg, Gubrynowicz & Schmidt. 8". (99 S.)
fl. —.16.
Salvator Rosa, Poesie c Lettere cd. ed ined. per cura di G. A.
Cesareo. Neapel, Furchheim. 2 Bde. 4°. 15 L.
Gladich P., A hit diadala vagy kepek egy amerikai ültetvenves
csaläd eletebö'l. Magvarita: M. I. plebänos. (Der Sieg des
Glaubens.) Raab, Maxor. kl.-8°. (121 S.) fl. —.45.
Die litterarisclien und artistischen Publicationen
aus dem
k. k. österr. Museum für Kunst u. Industrie.
Von Hofrath J. v. Falke.
III.
Ein zweiter Katalog, bearbeitet vom Vicedirector
B. Bücher, betraf die Glassammlung, welche sich
ebenfalls schon einer gewissen Vollständigkeit erfreut.
Vom altägyptischen Glase und einer nach vielen hundert
Stücken zählenden Collection antiken Glases angefangen,
reicht sie mit ihren Beispielen durch alle Zeiten bis zur
Gegenwart; sie enthält orientalisches, spanisches, fran¬
zösisches, russisches, chinesisches Glas, und ist insbe¬
sondere reich an venetianischem Glase des 16. u. 17.
Jahrhunderts, an deutschem Glase seit dem 16. Jahr¬
hundert und vor allem an böhmischem Glase aus dem
17. u. 18. Jahrhundert. Auch an dieser reichen Samm¬
lung, welche einen ganzen Saal füllt, kann man die
Geschichte des Kunstglases chronologisch wie nach
ihrer Ausbreitung verfolgen, wie das in der von Bücher
geschriebenen Einleitung auch geschehen ist.
Der dritte Katalog aus den Sammlungen der Kunst¬
gegenstände, verfasst vom Custos-Adjuncten Dr. A. Riegl,
(Verlag von Waldheim) ist einer ganz besonderen Spe-
cialität gewidmet, nämlich altägyptischen Textil¬
gegenständen. Solche Gegenstände, Fragmente wie
ganze Costiimstücke, kamen vor etwa einem Jahrzehnt
in grosser Anzahl nach Europa. Die erste Sammlung,
damals noch die einzige, erwarb das österreichische
Museum; nach und nach aber sind so ziemlich alle
kunstgewerblichen Museen in den gleichen Besitz gelangt.
Die illustrierte Publication aber, welche das österrei¬
chische Museum mit seinem Kataloge über diese Gegen¬
stände machte, nachdem eine kleine Schrift von Pro¬
fessor Karabacek vorausgegangen war, ist bisher das
bedeutendste, was über diese ägyptischen Textilfunde
erschienen ist. Die Einleitung bespricht den Gegen¬
stand geschichtlich wie technisch. Die vortrefflichen, aus
der Wiener Staatsschule für Photographie hervorgegan¬
genen Abbildungen in Lichtdruck sind klar und deutlich
bis zum vollständigen Verständniss der Technik.
Zum vierten erschien im vorigen Jahre, wiederum
im Verlage von C. Gerold’s Sohn, der Katalog der an¬
tiken Terracotten, eine Arbeit des Custosadjuncten
Dr. Carl Masner. Diese an Zahl nicht unbedeutende
Sammlung, welche den Glas- und Porcellanfabriken schon
vielfach Muster der Gefässformen geboten hat, ist auch
schon längst von den Archäologen wegen des besonde¬
ren Interesses vieler Gegenstände und ihrer geschichtlich
bedeutsamen Mannigfaltigkeit gewürdigt und geschätzt
worden. Es war daher natürlich, dass der Katalog beide
Seiten zu vereinigen trachtete, die practisch-industrielle
wie die wissenschaftlich-archäologische. In diesem Sinne
ist er auch von Dr. Masner, einem ehemaligen Schüler
des archäologischen Instituts, bearbeitet worden. Den
einzelnen Beschreibungen der Gefässe sind wissenschaft¬
liche Notizen zugefügt, die entsprechende Litteratur an¬
gegeben und zu den Tafeln auch Abbildungen in den
Text aufgenommen. Die ausführliche und gelehrte Ein¬
leitung ist eine Darlegung des gegenwärtigen Standes der
Forschungen auf diesem so wichtigen und mannigfach
noch so unklarem archäologischem Gebiete. Sie ist daher
völlig geeignet, uns darüber mit Zuverlässigkeit zu orientieren.
Diesen vier Katalogen reiht sich eine fünfte Arbeit
an, welche nicht gerade die Form eines Kataloges hat,
aber doch einem speciellen Zweige der Sammlungen ge¬
widmet ist. Dies ist die im Verlage von Anton Schroll
erschienene, vom Verfasser dieses Berichtes in Auswahl
herausgegebene Sammlung von Rahmen. Die Bedeutung
dieser, im Verhältnis schon stark angewachsenen Ab¬
theilung der Sammlungen ist eine eminent practische,
und aus dem practischen Gesichtspunkt ist daher auch
diese Publication angelegt. In diesem Werke bilden die
Illustrationen den bedeutenderen Th eil, der Text ist nur
die Begleitung und besteht aus einem Aufsatz über das
Wesen und die verschiedenen Arten der Rahmen. Die
Absicht geht auf unmittelbare Verwendung, sei es in
den Werkstätten und Fabriken, sei es in den Fachschulen
für Holzschnitzerei. Eine ähnliche Publication, welche
sich auf die figürliche Holzschnitzerei bezieht und
die gleiche Absicht verfolgt, ist in Vorbereitung und wird
noch in diesem Jahre in dem gleichen Verlage erscheinen.
Auch diese Abtheilung der Sammlungen ist soweit heran-
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Nr. 17. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
gewachsen, um ein solches Werk lohnend zu machen,
zumal da die meisten Gegenstände kirchlicher Art sind,
die kirchliche Kunst aber in den zahlreichen Schulen
für Holzschnitzerei bisher wenig Beachtung gefunden hat.
In Vorbereitung ist ferner ein fünfter Katalog, welcher
die an Formen und Gegenständen, sowie nach Herkunft
und Technik schon sehr reiche Schmucksammlung
zum Gegenstände hat. Andere Kataloge werden folgen,
alle in gleicher Art mit Abbildungen und einleitendem
Text über Art und Geschichte ihres Gegenstandes ver¬
sehen.
An dieser Stelle, da von den Werken in Vorberei¬
tung die Rede ist, sei auch desjenigen Werkes gedacht,
welches die grosse und interessante Costümausstellung
des Jahres 1891 zur Grundlage hat und von ihr eine
sowohl für die Geschichte wie für die ausübende und
darstellende Kunst bleibende und nützliche Publica-
tion bilden wird. Nach den zahlreichen Photographien,
welche damals durch den Hofphotographen Löwy nach
den Originalen gemacht wurden, hat es I)r. Masner
unternommen, im Vereine mit Löwy ein grosses
Costiimwerk herauszugeben (»Die Costümausstel¬
lung des k. k. österreichischen Museums«), von
welchem bis jetzt drei Lieferungen mit vortrefflichen
Lichtdrucken in Querfolio erschienen sind. Zu einem an¬
deren grossen Prachtwerke, das sich gleichfalls schon in
Vorbereitung befindet, hat ebenfalls eine Ausstellung im
Museum die nächste Anregung geboten, und zwar die¬
jenige der farbigen Kupferstiche in den ersten Monaten
dieses Jahres 1892. Das Interesse, welches diese lange
verkannten Stiche hervorriefen, legte den Gedanken nahe,
ob es nicht möglich sei, solche farbige Technik bei der
modernen Radierung wieder verwendbar zu machen. Die
Discussion dieses Gedankens führte nun zur Herausgabe
eines Werkes über alle jene vorragenden Gegenstände
oder Werke der modernen Kunstindustrie, welche direct
aus dem österreichischen Museum hervorgegangen sind
und sich noch grösstentheils in seinem Besitze befinden.
Dieses Werk wird in farbig gedruckten Radierungen er¬
scheinen, welche in der Radierschule des Museums aus¬
geführt werden. (Schluss in der nächsten Nr.)
Deutsche Rundschau, hrsg. V. J. ROdenberg (B., Paetel) XIX, 2.
J. Rodenberg, Dem Grossherzog u. der Grossherzogin
v. Sachsen-Weimar-Eisenach z. 8. Oct. 1892. — M. v. Ebner-
Eschenbach, Eine Todtenwacht. — H. Grimm, Leonore
v. Este. — P. Güssfeldt, Der Montblanc. (Schl.) — L. Bam¬
berg er, Arthur Chuquet. Ein Muster object. Geschichtschreibg.
— O. Hartwig, Florenz u. Dante. (Schl.) — M. v. B u n s e n,
Gegen den Strom. Stimmungsbild aus d. neuen Berlin. — M.
F riedlacnder, Die Entstehg. d. Müllerlieder. Eine Erinnerung
an Frau v. Olfers. — Die grossen Todten. — Polit. Rundschau.
— A. E. Schönbach, David Grieve. — Badische Biographien.
Illustrierte Zeitung. (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 2574—2576.
(2574.) Luthers Schlosskirche. Zum Kirchweihfeste in Witten¬
berg.— Ausd. diesjähr. Internat. Kunstausstellg. in München. VII.
(VIII in Nr. 2576.) — G. Heuser, Das Römergrab in Weiden
b. Köln. — Aus d. bair. Manövern. — Die silb. Hochzeit des
griech. Königspaares. — M. Busch, Lothar Bücher. — M.
Schüssler, August v. Essenwein. — J. M e u r e r, Von d.
Kastanienhainen des Val Rendena zu den Firnen d. Adamello.
(Schl, in 2575.) — Georg Bleibtreu. — G. W i c h m a n n, Die
Harmonica. Erz. (Schl.) — A. v. Winterfeld, Angelika Kauff-
mann. Zur 150jähr. Wiederkehr ihres Geburtstages.— Die »Meister¬
werke d. Holzschneidekunst«.
(2575.) P. Dehn, Die jüngsten Verkchrsstörgen. — Adolf
Harnack. — Allerseelentag in Lemberg. — Königin-Witwe Olga v.
Würtemberg. — Die Herrschertugenden Weisheit, Kraft u. Gerech¬
tigkeit. — Bernhard Windscheid. — Sommerleben in Italien. —
B. Vogel, Robert Franz. — K. S k r a u p, Mimik u, Geberden-
sprachc. — A. K o h u t, Ein Autographen-Damenfächer. — A. v.
Perfall, Geben besser denn nehmen. Nov. (Schl, in 2576.)
(2576.) Ladisl. v. Szügyenyi-Marich. — Das Dichten eines
Lecks. — Die Einwcihg. d. Wittenberger Schlosskirche. — Das
Kaiserin Augusta Denkmal in Baden-Baden. — P. Dehn, Adolf
Soetbeer. — A. Kleinschmidt, Anton Gindely. — Ein zu¬
sammengewachsenes Mädchenpaar. — E. Rath geh er, Menuet ä
la reine. — Die neue österr.-ung. Goldwährg. (Kronenwährg.) —
Dr. W. G ö t z e, Erziehliche Knabenhandarbeit. — W. K r e b s,
Grundwasser-Verhältnisse deutscher Grossstädte in gcsundheitl.
Bezichg. — In jeder Nr.: Wochenschau. Mannigfaltigkeiten, Todten-
schau, Culturgesch. Nachrichten, Presse u. Buchhandel..
Die Nation, hrsg. v. Dr. Th. Barth (Berlin, Hermann). X, 6, 7.
(6.) Politische Wochenübersicht. — Th. Barth, Walpole
u. Caprivi. — E. Landsberg, B. Windscheid. — K. Baum¬
bach, Gleiches Wahlrecht. — A. Meyer, Der Brockhaus. —
E. M ü h 1 i n g, Giosue Carducci. — Bücherbesprechgen.
(7.) Th. Barth, Aullösung, — M. Braeme 1, Der Steuer¬
plan. — H. Hinz e, Die offieiöse Beleidigung d. Landwehr. —
Polit. Stimmungsbilder aus Süd-Deutschland. — J. V. Wi d m a n n,
»EvoeN — O. G a u p p, Spencers Prineipien d. Ethik. — F.
S e r v a e s, Zwei neue Romane Arne Garborg’s.
Beilage zur (Münchner) Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 256
bis 268. (2. bis 16. Nov. 1892.)
(256) Die Wiedervereinigung d. christl. Confessionen. —
Reinhardstö ttner, 6 Jahrh. poitug. Lyrik. — (257) Carriere,
Goethe u. d. Brüder Grimm. — Der poln. u. russ. Krieg 1881. —
Grillparzers Beamtenlaufbahn. — (258) Wittmann, F. v. Löher.
— Evans, Will. Gilmore Simms. — (259) Herrn, v. Helmholtz,
nach ihm selbst. — Deutsche Sprache im Reichsland. — (260)
Zweig, Jos. Unger. — Zur pädag. Litt. — (261) Fleisch mann,
Internat. Privat-, Straf- u. Processrecht. — Geiger, Fr. v.
Spiegel. — (262) Kawerau, Komödien v. d. Hochzeit zu Kana.
— A. Weiss, Neuestes von u. über Carlvle. — (263) Alexander
KolZow. —Reuter, Die Hauschronik Pellikans v. Rufach. — (264)
Fresenius, Shakespeares »Timon« auf d. Bühne. (Schl, in No. 265.)
— Gothein, Agrargesch. Forschungen d. Gegenwart. IV. --
(265) Dehn, Die Gesandten v. heute. — Zur Reform d. Mädchen¬
schule. — (266) K. Werner, Jean Pauls unsichtb. Loge. (Schl,
in No. 267 u. 268.) — H. Baumann. Wahlen und Wähler in
England. — (267) Girth, Das Standrecht. — (268) Buhns,
Die über d. Zustand des Erdinnern aulgestellten Hypothesen. —
Ad. Stöber (Nachruf).
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 10. Nov. in Leipzig d. Bibliothekar d.
Börsenvereines deutscher Buchhändler u. Redacteur d. »Archives
f. Gesch. d. deutschen Buchhandels« Herrn. Meyer im 69.
Lebensjahre. — Am selben Tage in Graz d. o. ö. Univ. Prof. f.
höh. Mathematik u. Physik Dr. Heinrich Streintz im Alter von
44 J. — Am 17. Nov. in Wien d. Herausgeber d. »Oesterr. botan.
Zeitschr.« Dr. Alex. Skofitz im 71. Lebensj. — Am 18. Nov.
in Wien d. Dircctor d. n. ö. Landcs-Gebär- u. Findelanstalt in
Wien Dr. Carl. Friedinger im Alter v. 71 J.; sein Werk »Die
Kuhpocken-Impfung« wird noch heute hochgeschätzt.
Ernannt wurden : Der ordentl. Prof. d. Pharmakologie u.
Pharmakognosie an d. Univ. Innsbruck Dr. Jos. Moeller zum
ord. Prof, dieser Fächer in Graz. — Der a. o. Prof. d. Staats¬
wissenschaften an d. kgl. preuss. Akademie in Münster Dr. Lad.
Ochenkowski zum ord. Prof. d. polit. Oekonomie an d. Univ.
in Lemberg. — Der ord. Prof, an d. Univ. Innsbruck Dr. Victor
Mataja zum Ministerialrath extra statum u. Vorstand d.
handelsstatist. Dienstes im k. k. Handelsministerium. — Die
Privatdocenten : Albert V. Velflik z. ord. Prof. d. Ingenierbau-
Wissenschaft an d. böhm. techn. Hochschule in Prag ; Dr. Stan.
Glqbinski zum a. o. Prof, der polit. Oekonomie an d. Univ.
Lemberg. — Der Director d. Ossolinski’schen Bibliothek in
Lemberg Dr. Adalbert KetrzvAski zum Conservator d. k. k.
Centr.-Comm. f. Kunst- u. histor. Denkmale.
Habilitiert hat sich Dr. Rieh. Simon f. indische Philologie
an d. Univ. München.
Den Proff. d. Theologie Dr. Aschenbrier (an d. Univ.
Budapest) u. Dr. Anton Givoje (am erzbisch. Central-Seminar
in Zara) wurde d. Titel eines Hofcaplans verliehen. — Der ord.
Prof. d. Gesch. u. histor. Hilfswissenschaften an d. Univ. Wien,
Hofrath Dr. Theod. R. v. Sickel erhielt anlässlich seines Ueber-
trittes in d. bleib. Ruhestand d. Orden d. eis. Krone II. CI. und
d. Secrctär d. Nordbahn kais. Rath. Dr. H. M. Truxa das
Ritterkreuz d. toscanisch. Civil Verdienstordens.
Digitized by LjOOQle
Nr. 17. Oesterreichisches Littbraturblatt. — I. Jahrgang.
Yerlag der Süddeutschen Yerlagsbuchh. (D. Ochs) in Stuttgart.
Soeben ist erschienen um! durch alle Buchandlungen zu beziehen:
Albert, I)r. IL. Mathias Döring, ein deutscher Minorit des 15. Jahr¬
hunderts. Cir. 8°. VIII., 10 1 Selten, (.eh. Mk. 2.5<>.
Der sächsische Mimwitcnpruvincial Mathias Döring (f 1469 , dessen Leben
und Wirken in dieser Abhandlung zur Darstellung kommt, gehört in vielfacher
Hinsicht zu den Vertretern jener kirchlichen Opposition, die mit dem 14. Jahr¬
hundert ihren Anfang nahm,, im 15. immer weitere Krei-e zog und endlich im
16. ihren I Innepunkt erreichte. Aber nicht von allen Trägern dieser oppositionellen
Strömung wird man sagen können, dass sie in die Hahnen derer lenken mussten,
welche die Trennung der Kirche Deutschlands zustande brachte. Idnd zu diesen,
die im Frieden mit der Kirche dahmgegangon sind, gehört Mathias Döring, über
dessen Kümpfen und Streben sich keiner zu unterrichten versäumen darf, der die
Zeit der Deformation und weiterhin die ganze neuere Geschichte richtig verstehen
und bcurtiieilcn will.
Herder^ YorlagsliaiiflHiiig. Freibnrg i. Br. — B. Herder, Wien I. Wollzeiic 33,
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
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Mir v. Mallinckrodts Bildniss in Lichtdruck und zehn anderen Abbildungen,
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Staatslexikon. Herausgegehen im Aufträge der Görresgesellschaft zur Pflege
der Wissenschaft im katholischen Deutschland durch Dr. A. Bruder.
Vierter Halbband: (16. — 20. Heft): Febronianismus bis Grossstädte.
Lex. 8L (IV S. u. Sp. 801 —1646) fl. 4.50.
Zweiter Hand (11. — 20. Heft): Costarica bis Grossstädte. Lex. 8°. (IV S.
u. 1664 Sp.) II. 9.—; geh. in Original-Finband: Halbfranz mit Rothsehnitt
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Verlag v. J. P. Bachem
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Jüdische Alterthümer
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Dr. Franz Kaulen.
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B. Herder, Wien, I. Wollzeiie 33.
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Erster Hand. Philosophische
Naturerklärung. ( XX V111 u. 800 S.)
Zweiter Hand: Naturphiloso¬
phische Weltauffassung. (XII u.
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Für den Weihnachtstisch!
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372 S. kl. 8° mit dem Hilde der Verfasserin.
Preis broschirt fl. 2.—; in feinem Salonband fl. 3.—.
Josephine Flach hat bereits einen zu bewährten
Ruf als Romanschriftstellerin, als dass es nöthig wäre,
ein neues Werk ihrer Feder noch besonders zu em¬
pfehlen. Über vorliegendes, spannend geschriebenes
Huch urtheilte die Presse aller Schattirungen gleich
lobend; so sagt:
Allgemeine Modenzeitung: »Flach führt in
ihrem neuen Roman in erhebender Weise aus. wie das
Gottvertrauen in den Wogen des Lebens den festen
Anker bildet; sie weiss mit leuchtenden Farben das
Bild des Lebens zu malen.« — Münchener Frem¬
denblatt: »Fesselnde Handlung, edle Diction, gewandte
Erzählungsgabe und vor allem echt christliche Tendenz
sind die Vorzüge dieses ausgezeichneten Huches.« —
A11 g. Sportzeitung: »Ein interessantes, fesselndes
Huch, Welches allerseits mit Vergnügen gelesen werden
wird.« — Ebenso urtheilen die Salzburger Ztg., Lu-
zerner Vaterland, Litterarische Rundschau, Deutsche
Reichszeitung u. a. m.
Für die gereifte katholische Mädchenwelt
halte ich deshalb das treffliche Huch als Weihnachts¬
geschenk empfohlen.
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lungen zu beziehen :
Pastor, L. Johannes Janssen 1329-01
Ein Lebensbild, v o r n e h m l ic h n a c h den u n g e-
d ruckten Briefen und Tagebüchern des¬
selben entworfen. Mit Janssen’s Bildniss und
Schriftprobe, gr. 8°. (VIII u, 152 S.) —96 kr.;
geb. in den beiden Einbänden der »'Geschichte
des deutschen Volkes« : Leinwand mit Decken¬
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banddecken in Leinw. 48 kr.; in Halbfranz 72 kr.
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Unter Mitwirkung hervorragender Gelehrten
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JULIUS BECK (München),
Jahrgang 1893. 240 Seiten. 8" Format aut weissem Schreibpapier. Mit
einem Vorwort von Prof. Dr. Grauert und den Bildnissen des Pro¬
fessors Dr. Freiherr von Hertling und des Consistorialraths
Dr. F. Porsch.
ln biegsamem Leinwandband Mark 1.60 (cinschl. Porto).
Durch jede Buchhandlung zu beziehen.
ln Vertretung der Leo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, 111. Seidlgasse 8.
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Nr. 18.
Wien, 15. December 1892.
I. Jahrgang.
österreichisches'
LnTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO - GESEELSCHAET Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplare werden erbeten redigiert von sind zu r * c * lten an die Administration
an die Adresse: D r. Fran z Sch n ii rer, * .. des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendort. D*L FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9. ), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgasse 8, wohin auch alle Inseraten-Aufträge zu richten sind.
Preise der Inserate: '/» S. 11.20.— = Mk.3C.—, */* S. fl. 10.50 := Mk. 19.—, 1 j S. fl. 7.— Mk. 12.00, '/« S. fl. 4.— — Mk. 7.20, S.fl. 2.25 =: Mk.4.—.
INHALT: |
Kortleitner, Canticum canticorum explicatum
et praecipue ad hist. eccl. applicatum. I
(O. Mussil, Prof. a. d. theol.Facultät i. Brünn;.
Der Weg der göttl. Liebe, gezeigt im hohen i
Liede (O. Mussil).
Die heil. Schrift des A. u. N. T., Ausg.
Pfeilstücker.
Rolfus H., Kathol. Hauskatechismus.
Schneider J., Das Bild und seine Verwertung
im Anschauungs-Unterricht. (Gustos d. k. u. k.
Familien-Fideicommiss-Bibliothek Dr. Alois '
Karpfj. |
PastorL.,Joh. Janssen 1829 — 1891.(B. Duhr, S. J.). |
Löher F. v., Culturgeschichte der Deutschen
im Mittelalter. (Dr. Rieh. Müller, Official an
der r Albertina“ >.
Wein and Joh., Leo XIII. Seine Zeit, sein
Pontiiicat und seine Erfolge. (—r.)
Leixner O. v., Geschichte der deutschen
Litteratur. 2. Aufl. (Dr. F. Schnürer).
Unbescheid H., Beitrag zur Behandlung der
dramat. Lectüre. (o. ö. Univ.-Prof. Dr. J. E.
Wuckernell).
Czyczkiewicz A., Untersuchungen zur 2. Hälfte
der Odyssee, (a. o. Univ.-Prof. Dr. M. Gitl-
bauer).
Weber F. W., Das Leiden unseres Heilandes.
12 Albcrttvpien nach Gartons von P. M o 1 i to r.
(A. Fuchs;.
Spitta Ph., Zur Musik. IG Aufsätze. (Univ.-
Bibliotheks-Beamter Dr. A. Schnerich).
Spill man n Jos., Ueber die Südsee. (Kr.)
Wilhelm J., „Frachtporto”. (Friedr. Frh. von
Weichs.).
Weber F. W., Goliath. (Dr. F. Schnürer.)
Ebner -E sch enbach M. v., Gesammelte
Schriften. (Dr. F. Schnürer.)
R a b e n 1 e c h n e r M. M., Mystische Rosen. (R—n.)
Levetzow C. v.. Geschichte e. jung. Mädchens.
Esser A., Epheu-Ranken, Lieder und Gedichte.
(Prof. Jos. Seeber.)
Die litterar. u. artist. Publicationen aus dem k, k.
ü.sterr. Museum für Kunst und Industrie. IV.
(Schl.) Von Director Hofrath J. v. Falke.
Weihnachts-Litteratur. — Personalnachrichten.—
Inhaltsangaben von Fachzeitschriften. —
Bibliographie. — Vorbereitete Bücher. —
Kalender.
Theologie.
Kortleitner, Eccl. Wiltin. Canon. Reg., S. Theol. Lect.
appr.: Canticum Canticorum explicatum et praecipue
ad historiam ecclcsiae applicatum. Oenipontc, Typis et
sumpt. Soc. Marianne, 1892. gr. 8°. (VIII u. 101 S.) fl. 1.—.
Der Weg der göttlichen Liebe,, gezeigt im hohen
Liede. Paderb., F. Schöningh, 1892. 8°. (VI u. 138 S.) fl. — 60.
(I.) Das vorliegende Büchlein wäre vielleicht besser
unbesprochen geblieben; da aber die »Litt. Rundschau
f. d. kath. Deutschland« 1892, Nr. 10, S. 315 eine
empfehlende Notiz über dasselbe bringt, glaubt Ref. seine
Ansicht, an jene kurze Besprechung der »Rundschau«
anlehnend, äussern zu sollen. Besonders bei diesem
Erzeugnisse heiliger Poesie gilt, dass neben ‘der wissen¬
schaftlichen Erklärung die erbauliche vielleicht unwill¬
kürlich sich einstellen wird. Dass die letztere durch die
sogenannte Accomodation, durch mehr oder weniger freie
Ideenassociationen hier einen grösseren vSpielraum hat,
ist selbstverständlich; die erstere darf sich aber deshalb
nicht verleugnen oder selbst aufgeben. K. ist bestrebt
zu zeigen, dass der Fortschritt im hohen Liede sich
decke mit dem Verlaufe der Geschichte der Kirche oder
des Reiches Gottes im Neuen Testamente, dass also das
hohe Lied eine Prophetie auf das letztere in poetisch¬
allegorischer Form darstclle. Wir würden dies gerne hin¬
nehmen, wenn nicht der vom Verf. versuchte Parallelis¬
mus sich nahezu bei jedem Gedankenabschnitte als des
inneren Zusammenhanges nur allzusehr entbehrend, man
möchte sagen nach dem »sic volo, sic jubeo«, nach
einer vorgefassten Idee künstlich hergestellt erweisen
würde. — Was die für die allegorische Deutung noth-
wendige Grundlage der buchstäblichen Auslegung an¬
belangt, so ist in dem vom Verf. gebotenen bunten
Allerlei ein so bedeutender Abstand von einer, wenn
auch bündigen, doch sachgemässen Erläuterung, dass
Ref. die in der »Rundschau« ausgesprochene End-
bemerkung: »Viel Neues wird nicht geboten, aber das
Gebotene in klarer Darstellung und in flüssiger Sprache. . .
Der Cleriker kann diese neue Erklärung mit Nutzen ge¬
brauchen« in ihrem assertorischen Theile geradezu um¬
zukehren für nöthig hält. Zumal Cleriker, oder über¬
haupt Anfänger im biblisch - theologischen Studium
müsste man von der Lectüre dieses Büchleins zurück¬
halten, weil dieselben von wissenschaftlicher Exegese
ganz irrige Begriffe bekämen und in der dem Prediger
oder dergleichen zulässigen Anwendung der heil. Schrift
auf verschiedene Vorkommnisse und Bedürfnisse in eine'
ganz irrige »Geschmacksrichtung« verfallen würden.
(II.) Wer fromm über das hohe Lied meditieren
will, greife — abgesehen von den Älteren, wie dem
heil. Johann vom Kreuze — zu »Der Weg der
göttlichen Liebe« gewiss von einer gottbefreun¬
deten Seele verfasst. Wer dem litteralen Sinne nach¬
strebt, thut immer noch am besten, wenn er die
Anmerkungen in Loch und Reischl’s Erklärung der
gesammten heiligen Schrift, oder Schäfer »Das hohe
Lied« (Münster, Theissing 1876), Langer (2. Auflage,
Herder in Freibg. 1892), oder auch Tiefenthal (Kempten,
Kösel 1889) nachschlägt, wenn ei es nicht vorzieht sich
in Gietmann (Cursus S. Scr. Paris, Lethielleux 1800)
einzuarbeiten.
Brünn. Prof. Othmar Mussil.
Die heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes.
Aus der Vulgata übersetzt von Dr. Jos. Franz
v. Allioli. Illustrierte Volksausgabe mit 45 Voll -
bildern in Farbendruck , über 1000 anderen Ab¬
bildungen und Karten im Text und einer Familien -
Chronik. Berlin, Verlag von Friedr. Pfeilstücker. 1892. Fol.
(VIII, 1017 u. 335 S.) fl. 18.— (bis fl. 42.60 nach Einband).
Dasjenige, was die vorliegende Bibelübersetzung vor vielen
oder vor allen anderen besonders auszciehnet und worauf daher
das grösste Gewicht gelegt weiden muss, ist der reiche Bildcr-
schmuck, den ihr der rührige Verleger mit auf den Weg gegeben.
Die Übersetzung selbst ist die altberühmtc und in deutschen Landen
weitverbreitete, von Papst Pius VIII. gutgeheissene des verstorbenen
Dompropstes von Allioli, deren Xaehdrucksrecht, sowie der An-
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30 gle
563
Nr. 18. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
564
merkungen und einleitenden Bemerkungen der Volksausgabe der
Allioli’schcn Übersetzung der Verleger erworben hat.
Hinsichtlich der Illustrationen ist es nicht in erster Linie die
überraschend grosse Menge oder die Vorzüglichkeit der Ausführ¬
ung derselben, was das höchste Lob verdient; dies ist vielmehr
das darin durchgeführte Princip. Mit vollstem Recht hat der Her¬
ausgeber die immer mehr in Anwendung kommende sogenannte
historische Illustrations weise der Neuausgabe der heiligen
Schrift nutzbar gemacht. Und darin liegt ihr grosser, die illustrierten
Bibelausgabcn Dorc's u. A. weit überragender Werth. Ist es schon
bei profanen Werken unbestritten, wie viel eine derartige Illustrierung
zur Verständlich- und Lebendigmachung des Eindruckes beiträgt
(— gewiss ist ein grosser Theil der weit- und tiefgehenden Ver¬
breitung, den z. B. antichristliche Werke, wie Zimmermann’s
»Wunder der Urwelt« u. ä., in den breiten Schichten des Volkes
gefunden, auf Rechnung ihrerinstructiven Bilderbeigabe zu setzen —),
so gilt dies in viel höherem Masse gerade bei den Schriften des
Alten und Neuen Testamentes, wo die Abbildungen oft geradezu
eine apologetische Bedeutung gewinnen; man denke nur an die
Reichhaltigkeit der archäologischen Funde, durch welche der In¬
halt einzelner Stellen der heil. Schrift oft überraschende Bestätigung
gefunden hat. Aber auch abgesehen davon, um wie viel lebendiger
und bleibender wird beispielsweise der Eindruck des Thurmbau
zu Babel durch die schöne Abbildung desselben (in seiner heutigen
Gestalt), (S. 9 A. T.); mit welchem Interesse betrachten wir die
Ansichten von Land und See Genesareth (S. 23, 25, 55, 86, 273
N. T.), von Bethlehem (S. 37 \ des Schmcrzensweges (S. 43, 67,
104) u. s. w. Freilich läuft dabei manche Illustration mit unter,
deren Werth nicht recht ersichtlich ist, z. B. S. 73 (zu 2. Mos.
16, 13) die Abbildung einer Wachtel, oder, um auch ein Beispiel
aus dem N. T. zu bringen, jene des Johannisbrotbaumes (S. 94),
weil die ausgepressten Hülsen desselben zur Viehmästung gebraucht
werden: die Träbern, nach welchen sich der »verlorene Sohn«
sehnt. Derlei dient doch eigentlich nicht mehr dem Verständnis
der Schrift, wenn es auch vielleicht zur Bereicherung naturwissen¬
schaftlicher Kenntnisse beitragen mag.
Weniger Lob kann Ref. den Vollbildern angedeihen lassen,
Nachbildungen berühmter Gemälde (zumeist der italien. Schulen),
welche biblische Scenen darstcllen. Hier ist das, was die verviel¬
fältigende Kunst unserer Tage leistet (ich erinnere nur an die
Phototypien der Weltfirma Angerer & Göschl in Wien) bei
weitem nicht ausgenützt, ja einzelne dieser Bilder, z. B. Rafaels
»Traumdeutung Josephs« (S. 64/65), sind geradezu Parodien und
entstellen das in allem Übrigen so prächtige und lobenswerthe
Werk. Hier sollte in den künftigen Auflagen Rath geschaffen
werden, um die Pfeilstücker’sche Bibel, für welche dem Verleger
von Papst Leo XIII. die goldene Medaille verliehen wurde, nach
jeder Richtung zu einem Musterbuch zu gestalten.
Schliesslich möge auch noch die aussergewöhnlich reiche,
von einem Düsseldorfer Künstler entworfene Einbanddecke im
Stil des Mittelalters gebührendes Lob finden.
Rolfus Herrn. Dr.: Katholischer Hauskatechismus , d. i.
Gründlicher Unterricht von allem, was der kathol.
Christ zu glauben, zu hoffen, zu lieben und zu thun
hat, um in den Himmel zu kommen . Zugleich ein
Christen lehr buch für Religionslehrer und Seelsorger .
Einsiedeln u. Waldshut, Benziger & Co. 1891 8°, (VIII und
737 S.) 11. 6.—.
Bei der immer mehr um sich greifenden Unwissenheit in
Sachen der Religion und des Glaubens — sogar in Kreisen,
welche eine gute und gründliche Schulung durchgemacht haben, —
einer Unwissenheit, die so häufig Anlass ist, dass solcherart mangel¬
haft gebildete Eltern in die Herzen ihrer Kindern Nachlässigkeit
und Indifferentismus in religiösen Dingen pflanzen und dort wuchern
lassen, muss das Erscheinen eines für die Lectiire in der Familie
bestimmten neuen »Hauskatechismus« mit Freude begrüsst werden.
Eine grosse Reihe von hübschen Bildern (4 Farbcndr.-Blättcr und
32 Vollbilder) ist dem Buche beigegeben, bei dem nur der Preis,
der das Eindringen des Werkes in die breiten Schichten des
Volkes vielleicht erschweren dürfte, zu hoch gegriffen erscheint.
Katholica.
Zeitschrift für kath. Theologie. (Innsbruck, Rauch.) XVII, 1.
St e n tru p S. J.. D. Staat u. d. Atheismus. — M ü 11 e n d o rff,
S. J., D. Verdienstlichkeit u. d. übernatürl. Motiv. — J. Ernst,
Zur Auffassg. Cyprians v. d. Ketzertaufe. — Recensionen, darunter:
Raffl, Die Psalmen (Zsehokke); Stamm, Conr. Martin, Bischof
von Paderborn (Michael); de la Broise, Bossuet et la Bible
(Hurter); Lech ner, Mittelalterl. Kirchenfeste u. Kalendarien in
Bayern, u. Hol weck, Fasti Mariani (Nilles); Schwarzlose, D.
Bilderstreit (Michael); Bäumer, J. Mabil'on (Stelzer). — Analekten.
Pastor bonus, hrsg. v. P. Einig u. A. Müller (Trier, Paulinus-
Druckerei). IV, 12.
Einig, Weshalb ist gerade d. Sohn Gottes Mensch ge¬
worden? — Ney er, Sterbesacramente b. ansteck. Krankhten. —
Seid en pfen ning, D. Unwiederholbarkt. d. Taufe u. deren
Charakter, begr. in d. neutestament. Briefen. — Welchen Antheil
soll u. kann d. Clerus insb. an d. Lösg. d. Bauern-, Handwerker-
Arbeiter- u. Armenfrage nehmen? — Menzenbach, Das »decies*
im Binations-Instrument. — Reiners, Kränzeb.christl. Begräbnissen.
Die katholischen Missionen, (Freiburg, Herder). 1892, 12.
Daling, Weihnachten in Wallan u. Kendal. — P r o u 1 x,
1200 Meilen im Rindenkahne. (Schl.) — Nachricht, a. d. Missionen:
Japan (Nothwendkt.v. Katechumenenanstalten); China (Nothruf a. d.
Ostmongolei); Vorderindien (Mission v. Puna); Ostafrika (Wirk¬
samkeit d. »Afrika-Vereins deutscher Katholiken«, Überblick der
Missionsthätigkeit in d. deutschen Schutzgebieten); Westafrika
(Mission in Kamerun); Nordamerika (Indianercongress); Brasilien
(Visitationsreise); Nordaustralien (Die Eingeborenen in Nord¬
australien); Westaustralien (Gründg. einer Trappistencolonie);
Oceanien (Sandwich-Inseln).
Cisterc. Chronik, red. v. P. G. Müller (Bregenz, Teutsch).
1892, 46.
Stiirzer, Die Cistercienser auf Lerin. IV. — Institutio Reli-
giosorum Tironum Cist., cap. XVIII. — Gr. Müller, Zur Gesell,
uns. Rituals. II. — Nachrichten. — Todtentafel. — Cist.-Bibliothek.
Correspondenzblatt f. d. kathol. Clerus Oesterr., red. von
R. G. Himmelbauer (Wien, Fromme.) XI, 22.
Himmel bau er, And. hochw. Clerus Österr.! — Scheiche r,
Was geht das uns an? — Polit. Fragmente: Kirche u. Staat. XIII.
(Schl.) — Otter, Z. Gesch. d. Katechetik. (Forts.) — Steinbach,
Religionsunterricht d. Kinder aus gemischten Ehen. — Sprechsaal:
Riegler, Congrua-Ansprüche vor d. k. k. Reichsgerichte. —
Ivrasa, Es ist auch nach d. 7. Lebensj. ein Religionswechscl zu¬
lässig. — Riegler, D. Begr. *Wohlthätigkeitsanstalt« u. »Wohl-
thätigkeits- u. Humanitätszweck« im Sinne d. Steuer- u. Gebühren¬
gesetze. — Beil.: »Augustinus«, Littcraturbl. IX, 17.
Kölner Pastoralblatt, hrsg. v. Berrenrath und Hermes
(Köln, Bachem). XXVI, 20—21.)
(20.) D. cessio bonorum im weltl. Recht und in d. Moral.
(Schl, in Nr. 21.) — D. kirchl. Lehre v. d. sog. General-Absolution
in articulo mortis. (Forts, in Nr. 21.) — P. Aegidius Jais als
Lehrer u. Katechet. — Norrenberg, Z. Gesch. d. Prioren d.
Erzdiöcese Köln. (Forts, in Nr. 21.)
(21.) Entschcidg. d. S. Congr. Rituum, die Altarsconsecration
betr. — D. vollkomm. Ablass toties quoties in d. Carmeliter-
Kirchen am Scapulierfeste. — Speculum Pastorum.
Akatliolika.
Zeitschrift f. d. alttestamentl. Wies. XII, 1.
Valeton, Bedeutg. u. Stellg. d. Wortes berith im Pricster-
codex. — Fripp, Note on Genesis XVIII, XIX. — Nestle, 1. Sam.
18, 9 in d. Septuaginta. — Budde, Zum hebr. Klagelied. —
Dcrs., Vermuthgen. z. »Midrasch d. Buches d. Könige«. — Schill,
2. Sam., 17, 3. — Couard, Die relig.-national. Bedeutg. d. Lade
Jahves. — Staerk, Z. Kritik d. Psalmeninschriften. — Weiss¬
mann, Ps. 68, 7. — Schwally, Z. Quellenkritik d. hist. Bücher.
— Budde, Aus c. Briefe v. W. Robertson Smith v. 27. 8. 91.
— Fripp, Note on Gen. XX, 6, 8 — 21.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Weiss H., D. Bergpredigt Christi, in ihrem organ. Zusammen¬
hänge erklärt. Freibg., Herder (III u. 111 S.) fl. 1.08.
Rottmanncr O., D. Augustinismus. E. dogmengeschichtl. Studie.
München, Lcntner. (30 S.) fl. —.48.
Vid mar C. J., Compendium repetitorium thcol. dogm. tum gene¬
ralis cum specialis. Wien, Fromme. (VIII u. 648 S.) fl. 4.08.
Cormier H. M., D. sei. Diana v. Andalö u. d. sei. Cäcilia u.
Amata, Stifterinnen d. Klosters zur heil. Agnes, vom Orden d.
heil. Dominicus in Bologna. Nach d. Franzos. Graz, Moser.
(VIII u. 119 S.) fl. —.40.
Prattes M., Glaube u. Kirche. Zeitgem. Predigten im Zusammen¬
hänge. Ebd. (VII u. 216 S.) fl. 1.20.
Akatholica.
Rietschel C»., Die Aufgabe d. Orgel im Gottesdienste bis in d.
18. Jahrh, Lpz., Dürr. (IV u. 72 S.) fl. 1.80.
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505
Nr. 18. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
500
Wyss L. v., D. neuere Katholicismus in s. dogmat. u. prakt.
Entfaltg. u. uns. Stellung z. demselben. Zürich, Schulthcss.
(78 S.) fl. —.72.
Grün b erg P., Ph. J. Spencer. I. ßd. Die Zeit, d. Leben, die
Theologie Sp.’s. Gott., Vandenhoeck (VIII u. 531 S.) fl. 6.—.
Köhler St., V. d. Welt z. Himmelreich od. d. johatineisehe
Darstellg. d. Werkes Jesu Christi, synoptisch geprüft u. ergänzt.
Krit.-theol. Studie. Halle, Niemeyer. (XXVIII u. 335 S.) 11. 3. —.
Hatch E., Griechenthum u. Christenthum. 12 Hibbcrtvorlesg. üb.
d. Einll. griech. Ideen u. Gebräuche auf d. Christ!. Kirche.
Deutsch v. E. Preuschen. Mit Beil. v. A. Harnack u. d. Über¬
setzer. Freib., Mohr. (XVII u. 274 S.) 11. 3.60.
In d. J. Roth’schen Buchh. in Stuttg. erscheint demnächst
eine deutsche v. J. Müller besorgte Übersetzg. d. Buches von
Card. Pitra » Leben d. ehrw. Franz Maria Paul Liber mann .«
(ca. 30 ßg. 8".) ca. fl. 3.60.
Philosophie. Pädagogik.
Schneider J.,I. Lehrer an d. städt. Lehrerinnen-Bildgs.-Anst.
Köln: Das Bild u. seine Verwertung im Anschauungs¬
unterricht. Mit Beurtheilung der erschienenen
Bilderwerke u. der dazu verfassten Anleitungen
zur unterrichtlichen Behandlung. Osnabrück, Wehberg,
kl. 8° (82 S.) fl. —.48.
Ein dankenswertes Schriftchen, da es zu eingehender
Beschäftigung mit dem Gegenstand aneifert. Wir theilen
die Anschauung des Verf., dass hie und da eine Ein¬
schränkung in der Anwendung der Bilder beim Unter¬
richt zweckmässig sei. Als bestimmend hiebei möchten
wir aber fast einzig die Individualität des zu Unter¬
richtenden gelten lassen. Bei Kindern eines einsamen
Gebirgsdorfes werden Ansichten aus der Stadt, bei
Kindern einer Fabriksstadt im Flachland solche aus dem
Gebirge Vorstellungen vermitteln, welche dieselben aus
der Wirklichkeit nicht zu bilden vermögen. Was dem
einen Kinde bei Besprechung eines Bildes als Ein¬
schläferungsmittel dienen kann (s. d. krit. Bemerkung
über die Methode des Reet. Seyffarth S. 32), kann
für einen Percentsatz von Kindern, wenn dieselben
nicht schlechtweg fallen gelassen werden sollen, unum¬
gänglich nothwendig sein/) Die Verschiedenheiten in den
anempfohlenen Anwendungsweisen von Bildern beim
Unterricht können füglich auf die mit einem bestimmten
Schülermaterial gemachten Erfahrungen zurückgeführt
werden, und der Verf. wird zugeben müssen, dass unter
gewissen Umständen die von ihm (S. 0) zurückgewiesene
Methode des hochverdienten Grassmann : die Gegenstände
nach abstracten Begriffen ordnen, ganze Reihen von
Gegenständen von verschiedenen Gesichtspunkten aus be¬
trachten und besprechen zu lassen, gerade so berechtigt
sein kann, wie die von ihm geforderte eingehende Be¬
handlung einzelner Gegenstände. Ref. verweist hier auch
auf die Versuche des Nürnberger Pädagogen Stoy, den
Lernenden auf dem Wege der Anschauung zu einer
übersichtlichen Gruppierung des verwandten Vorstellungs¬
stoffes anzuregen (s. die Tafeln z. Bilder-Akademie
f. d. Jugend von J. S. Stoy.) Immer kommt es darauf
an, bei Misserfolgen im Lehren diese zunächst nicht
auf die Unfähigkeit und Trägheit der Schüler zu
schieben, sondern jeden Fall, wo bei willigen Schülern
der erwartete Erfolg ausbleibt, zum Ausgangspunkt neuer
Ueberlegungen zu machen. Hier erwachsen die Pro-
*) Auch die so verpönte Abbildung eines Pendels (s. »Die
Bürgerschule«, 15. V. 1890) hat als graphisch fixiertes Erinnerungs¬
blatt, das zum Vergleich mit dem Urbild, d. i. mit dem Gegen¬
stände selbst anregt, immerhin einen bestimmten pädagog. Wert.
bleme ; sind die Ursachen des Misserfolges erfasst, dann
sollen durch Modificierung der Methode auch die zurückge¬
bliebenen Schüler dem Ziele zugeführt werden. U. E.
ist der Anschauungsunterricht noch nicht ausgebildet, die
letzte Consequenz für die Schule noch nicht gezogen.
Das Hemmnis bildet ein mit starrsinniger Aufdringlichkeit
verbreitetes Vorurtheil. das auch im vorl. Schriftchen wieder¬
kehrt. Auf die Zeiten des gedankenlosen Auswendiglernens
in den Schulen folgte die Übung, die Schüler Alles er¬
finden zu lassen. Das Kind sollte, im Bilde gesprochen,
bis zur Selbsterfindung des Löffels mit den Händen und
Fingern essen. Auf Seite 9 der vorl. Schrift heisst
es in diesem Sinne: »Das Kind soll . . . das Wesent¬
liche zur Einheit des' Begriffes zusammenfassen lernen,
ohne dass ihm diese Thätigkeit zur be¬
wussten w ü r d e.« Wir wüssten nicht, dass es irgend
jemandem geschadet hätte, sich der geordneten Lernmethode
klar bewusst zu werden. Ja im Gegentheil, gerade hier
ist das Wesen des Unterrichts zu suchen. Und daraus
erhellt zugleich die gegenwärtig verbreitete unzulängliche
Auffassung des Bildes als Lehrmittel, ja des Lehrmittels
überhaupt. Gegenstände der Natur schlechtweg und ihre
Bilder sind ja keine Lehrmittel. Die Stellung des Lehr¬
mittels ist zwischen der Erfahrungswelt und dem die
Natur verstehen wollenden Geist. So sind beispielsweise
die drei Bilder: »Gefährlicher Abstieg«, »Ein Hund frisst
einem Kinde aus der fallen gelassenen Schüssel die
Suppe weg« und »Ausstellung am Pranger« ohne Beziehung
keine Lehrmittel; sie werden es aber sofort, wenn sie
etwa zur Erläuterung und Fixierung des Begriffes »Übel«
benützt werden. Auf dem ersten Blatt kommt die Vor¬
stellung: Gefahr (drohendes Übel), auf dem zweiten die
Vorstellung: Schaden (hier ein durch einen Verlust
herbeigeführtes Übel), auf dem dritten die Vorstellung:
Strafe (Übel zur Sühne einer Handlung) zum Ausdruck.
Es wäre zu wünschen, dass die Bemühungen von Lehrern
sich nicht beschränkten auf die Beibringung des Lehr¬
stoffes, sondern dass sich dieselben auch auf das planmässige
Zum - Bewusstseinbringen der Lernfunctionen selbst aus¬
dehnten. Dr. Alois Karpf.
Kathol. Schulkde, hrsg.jv. R. Kiel (Heiligenst., Cordier). I, 46—48.
(46.) Was kann die Volksschule thun, um ihren Schülern
ideale Richtg. zu geben? (Schl, in 47.) — Vereinsbote. — Schul-
Chronik. — Beil.: Litterar. Monatsschau auf d. Geb. d. Pädagogik.
I. 11, und Edelsteine , Illustr. kath. Jugendschr. V, 22.
(47.) Inigo, D. Normallehrer Bhd. Overberg. — Küster-
u. Organistenfrage. — Dazu Musikbeilage.
(48.) Knoche, D. Anschaugs.- u. Zählprincip als Grundlage
d. 1. Rechenunterrichts. — Kiesgen, »Drei Dinge machen einen
guten Meister: Wissen, Können u. Wollen.« — Kösterus, Die
deutsche Elementarbildg. gg. Ausgang d. M.-A. — Gesetzgebg. —
Beil.: Edelsteine. Illustr. kathol. Jugendschr. V, 23.
Kath. Schulztg f. Norddeutschi. (Bresl., Goerlich.) IX. 47—49.
(47.) D. hl. Kreuzeszeichen. — Zwangserziehg. od. Gefängnis?
— Noch etwas vom Gesetz v. 26. Mai 1887. — Die »zweifel¬
haften Resultate« der Selbstverwaltgs.-Org. in kath. Districten. —
Zur Gehaltsfrage. Aus d. oberschles. Industriebez. — Jubiläums¬
feier d. Seminars zu Pilchowitz. — Schulchronik. — Besprechgen.
(48.) A. Sladeczek, Die Lüftg. d. Schulstuben. (Frts. in
Nr. 49.) — Warum wollen wir e. kath. Lehrerverein?— Mehrlc,
Adjuvanten- u. zweite Lehrerstellen b. d. Landschulen Schlesiens.
(49.) Gründg. eines »Verein, kath. Lehrer Schlesiens.« — Z.
Gründg. e.kath. Lehrervercines in Schlesien. —Aus Oberschlesien. —
Ein Seitenstück z. d. Brühl’schen Schulpalästen. — Der Lehrer
u. d. Viehzählg. — Ernst Juretzka f. — Schulchronik.
Rhein.-Westphäl. Schulztg., hrsg. v. J. Müllermeister
(Aachen, Barth). XVI, 8—9.
1^8.) Biergutz, D. neuesten Reformbestrebgen. auf d. Gebiete
d. Gesch.-Unterr. (Frts. in Nr. 9.) — D. Militärpflicht d. Volksschul-
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568
Nr. 18. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
lchrer. — D. Volksschulwes. in Hamburg. — Einführg. d. Kr.-
Schul.-Insp. Dr. D'ham in Essen.
(9.) Xormal-Alphabet. — Behandlg. d. Lehrer b. Militär. —
Vom Liederheft. — Pädag. Litterar. — Rundschau.
Praxis d. kath. Volksschule. (Breslau, Goerlich.) I, 22 u. 23.
(22.) J. Blümel, Die Schulluft. — J. Wilpert, D. Vortheile
beim mündl. Rechnen. — P. Schiedeck, Jesus erweckt d. Jüng¬
ling von Naim zum Leben. — Besprechgen.
(23.) L. Ander, Advent.— L. Hübner, Ausgef. Lehrprob,
aus d. Gebiete d. Gesellschaftskunde: Die bürgerl. Gemeinde. —
Die Verwendg. d. physikal. Lehrstoffes zu schriftl. Arbeiten. —
Szczeponik, Zur Praxis d. Geräthturnens. (Schl.) — Besprechgen.
Revue d. Vereins d. Mittelschulprofessoren (gmgar.\ red.
v. A. Bernhard. Nr. 3, Nov.
Szigetvari, Jugendspiele in Görlitz. — Otto, D. Spiel in
d. körperl. Erziehg. — Felmery, D. Unterr. in d. klass. Sprach.
— Kovaliczky, Affinitäts-Achsel d. Planes. — Sarffy, D. Notar
d. Prof.-Conferenzen. — Daniel o wies, Erwiderg. an S. Szabö.
— Theisz. Üb. d. Unterr.-Methodc d. mod. fremden Sprachen.
Neue Erscheinungen:
Kennedy J. H, Gottesglaube u. mod. Weltanschauung. Mit c.
Einführung v. 0. Zöckler. Autor. Übers. B., Reuther. gr.-8°.
(XVI u. 214 S.) fl. 2.40.
Spicker G., Die Ursachen d. Verfalls d. Philosophie in alter u.
neuer Zeit. Lp., Wigand. gr.-8°. (VIII u. 280 S.) fl. 3.60.
Döll E., Eugen Dühring. Etwas v. dessen Charakter, Leistgen.
u. retormator. Beruf. Eine populäre Gedenkschr. aus eig. Wahr¬
nehmgen., mündl. u. briefl. Verkehr. Lp., Naumann, gr.-8°. (IV
u. 120 S. m. Lichtdr.-Bildn.) fl. 1.20.
Kinsky F. J., Pädagog. Schriften. Mit Einltg. u. Anmerk., hrsg.
v. W. Eymer. Wien! Seidel. (300 S.) 0. 2.—.
Ab bet F. C., Der Weg aus d. Agnosticismus o. d. Philosophie
d. freien Religion. Autor. Übers, v. II. Schönfeld. B., Bibliogr,
Bureau. (IV u. 122 S.) fl. 1.50.
Zimmermann A., Englands »üffentl. Schulen« v. d. Reformation
b. z. Gegenwart. (Stimmen aus Maria-Laach. Erg.-Heft 56.) Freib.,
Herder. (VIII u. 139 S.) fl. —.74.
Gerber G., Das »Ich« als Grundl. uns. Weltansch. B., Gaertner.
(VII u. 429 S.) fl. 4.80.
Pesch, Ti 1 mann, S. J., Die grossen Welträthscl. Phil. d. Natur.
2. verb. Aull. 2 Bde. (I. Phil. Naturerklg. XXV u. 799 S.
II. Naturphil. Weltauffassg. XII u. 616 S.) Frb., Herder, fl. 10.80.
Benard Ch., Platon, sa Philosophie. Preeede d’un aper^u de sa
vie et de ses ecrits. Paris, Alcan. 8°. 10 Fr.
Bax E. B., The problem of realitv. London, Sonnenschein & Co.
8°. 8 sh. 6 d. _J_
In nächster Zeit erscheint bei Brockhaus in Leipzig: Briefe
von und an Schopenhauer. Hrsg. v. L. Sehernann. 8°. Mit
2 Porträts ca. fl. 6. — .
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Pastor Ludwig: Johannes Janssen 182g — lSgi. Ein
Lebensbild, vornehmlich nach de7i ungedruckten
Briefen und Tagebüchern desselben entworfen. Mit
Janssens Bildniss u. Schriftprobe. Freiburg, Herder,
1892, 8° (VIII u. 152 S.) fl.-.96.
Johannes Janssen hat seinem Freund und Meister
Friedrich Böhmer ein herrliches Denkmal in einem drei¬
bändigen Werke »Fr. Böhmer’s Leben, Briefe und kleinere
Schriften« errichtet und dann nach diesem grösseren
Werke ein kleineres aber ungemein anregendes, lehr¬
reiches und kostbares Werkchen »J. Fried. Böhmer’s
Leben und Anschauungen« bearbeitet. Umgekehrt be¬
schenkt uns P. zuerst mit einem kleinern Lebensbilde
seines Lehrers und Freundes Janssen, um diesem später
ein grösseres Werk folgen zu lassen. Ohne uns hier auf
eine Erörterung darüber einzulassen, welches das rich¬
tigere Verfahren ist, genüge die Bemerkung, dass die
Lobsprüche, welche dem kleineren Werke Janssen’s über
Böhmer gezollt werden müssen , auf die vorliegende
kleinere Biographie P. über Janssen berechtigte Anwen¬
dung finden: dieselbe ist anregend und lehrreich, ein kost¬
bares Buch. Der ganze Entwicklungsgang des berühmten
Historikers vom wissbegierigen talentvollen Kupferschläger¬
lehrling bis zum gereiften, nie rastenden Forscher tritt
uns lebhaft vor Augen , die geistigen und geistlichen
Strebungen des edlen Mannes, der, bereits Professor der
Geschichte am Frankfurter Gymnasium, sich dem Priester-
thume weiht, wirken erhebend auf das Herz, die auf
tiefen Studien ruhenden Auffassungen über Mittelalter
und Neuzeit erleuchten in ihrer anschaulichen Klarheit
den Verstand, das Werden seiner erschienenen Werke
erfüllt mit staunender Bewunderung von der Schaffens¬
kraft des bis zum Tode unermüdlichen Arbeiters. Die
Worte, welche einst Pius IX. zu ihm gesprochen: »Es
ist eine apostolische Aufgabe, als Historiker thätig zu
sein für die Ausbreitung der geschichtlichen Wahrheit
und zwar thätig im Geiste der Liebe und des Friedens«
hat Janssen nie vergessen. Den Geist der Liebe und des
Friedens insbesondere hat er nie verleugnet, weder in
seinem persönlichen Verkehr noch in seinen Schriften:
nie ein verletzendes Wort für die Gegenpartei trotz aller
Gräuel, die er schildern muss. Wie die Geschichtschrei¬
bung für ein tieferes Eingehen und Verstehen der cul-
turellen Zustände mit Janssen eine neue Epoche zu ver¬
zeichnen hat, so wird das völlige Zurücktreten des
Schriftstellers vor den angeführten Thatsachen schon
jetzt vielfach »Janssen’sche Methode« genannt. Janssen
hat auch nach dem Zugeständnisse seiner ehrlichen
Gegner Bahn gebrochen für eine der Wahrheit entspre¬
chendere Auffassung des vorreformatorischen 15. Jahr¬
hunderts und der Reformation überhaupt. Dass hiebei die
dunkleren Punkte das katholischen 15. Jahrhunderts und
die helleren des protestantischen 16. Jahrhunderts
zwar angeführt, aber nicht mit der gleichen Ausführ¬
lichkeit, wie dies in hunderten von Werken bereits ge¬
schehen, behandelt wurden, lag fast in der Natur der
Sache und ist, wenn man so will, einer der Mängel,
wie sie eben allem menschlichen Thun anhaften (vergl.
hierzu PastorS. 82 f., 93 ff.); deshalb aber gegen Janssen
als Tendenzschriftstellcr und Meister der Lüge zu poltern,
ist einfach Thorheit. Von Maurenbrecher wird Ranke als
Meister und Muster der Objectivität gefeiert und doch
kann man Ranke zahlreiche wichtige Auslassungen, Irr-
thümer, objective Unwahrheiten, Benützung gefälschter
Documente und Briefe nachweisen. Nun, wenn man sich
dagegen nicht ereifert, so sei man auch wenigstens
gerecht gegen Johannes Janssen, den ein Mann wie
Georg Waitz noch zu Lebzeiten Ranke’s »den ersten
jetzt lebenden deutschen Historiker« genannt hat.
Wien-Lainz. B. Duhr S. J.
Löher Franz von: Cult Urgeschichte der Deutschen im
Mittelalter. I. Band. Germanenzeit und Wander¬
zeit. (XII u. gjr S.) II. Band. Frankenzeit
(VI U. 4S4 S.) München, Mehrlich, 1891 —92, 8° fl. 11*40.
Der durch verschiedene geschichtliche Arbeiten be¬
kannte Director das bairischen Staatsarchivs, der uns erst
vor zwei Jahren mit einer »Archivlehre« beschenkt hat,
bietet in vorliegendem Werke, das nach der Vorrede
zu Band 1, S. V in erster Reihe für die grosse Lese¬
welt bestimmt ist, eine zusammenfassende Darstellung des
Culturganges der Deutschen im Mittelalter. Ein abschlies¬
sender dritter Band steht noch aus. # )
*) Der Verf. ist (am 2. März 1892) gestorben; doch ist, nach
der Versicherung der Verlagshandlung, das Werk im Manuscript
vollendet. Der Schlussband soll anfangs des nächsten Jahres er¬
scheinen. Die Red.
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I. Jahrgang.
570
Nk. 18. — Orsi erreichischks Litteraturblait. —
In der erwähnten Vorrede üussert sich der Verf.
sehr besonnen über den schwankenden Begriff der Cultur¬
geschichte, über die in ihr erscheinende Vereinigung der
verschiedensten Wissensfächer und über die daraus für
den Einzelnen mit Nothwendigkeit fliessende Unmöglichkeit,
ein vollkommenes Werk zu schreiben. Indem er uns also
auf eine deutsche Culturgeschichte solcher vollendeter Art
verzichten heisst, lässt er sich bei seinem kleineren Werke
von drei Hauptgesichtspunkten leiten: von der Denkungs¬
art, von dem für jedes einzelne Zeitalter gewonnenen
wissenschaftlichen Ergebnissen, endlich von der Bedeutung
des Rechtes, das er das Knochengerüste der Culturge-
geschichte nennt. L.’s Buch schildert zuerst die gemein¬
germanische Grundlage und deren erste Brechung in den
Jahrhunderten der Völkerwanderung; dann die Durch¬
dringung der deutschen Eigenart durch das Christenthum
und die antike Cultur im Reiche der Franken ; endlich
das Reifen neuer Ideale der Nation unter den grossen
deutschen Kaisern und die ersten Anfänge des modernen
Staatswesens während des Aufblühens der Städte im
spätem Mittelalter. Von den fünf Büchern, in die so der
Stoff sich gliedert, enthalten die beiden ersten Bände die
ersten drei.
Die einzelnen Vorgänge und Ruhepunkte jedes Buches
werden in eine ziemlich grosse Anzahl Capitel (bis nahe
an vierzig!) auseinandergclegt, deren jedes wieder in
mehrere, gleich jenen durchaus mit Überschriften ver¬
sehene Paragraphe zerfällt: eine Architektonik, die uns
fast zu weit zu gehen scheint, da sie in ihrem Reichthume
schliesslich mehr verwirrend wirkt als orientierend. Dies
zumal da sie in den Inhaltsverzeichnissen ohne jegliche
Seitenzahlen auftritt!
Wer mit so entsagendenden und so ehrlich einbe¬
kannten Ansichten daran geht eine Culturgeschichte zu
schreiben wie L., von dem wird nicht zu besorgen sein,
dass er den Leser durch Vorführung einer Anzahl Ein¬
zelheiten und durch Kleinmalerei über das Zurückbleiben
hinter dem angestrebten Ziele hinwegzutäuschen suchen
werde. Im Gegensätze zu andern Culturgeschichten, die
ihr Schwergewicht in die Einzelheiten verlegen und mit
zahlreichen glänzenden Abbildungen und Kunstbeilagen
auf den Plan treten, erscheint L.’s Buch auch äusserlich
prunklos und nüchtern: die Ausstattung könnte sogar
besser sein. Seinen Hauptwerth sucht es gerade in der
Innerlichkeit: buntes Beiwerk verschmäht es, begibt sich aller
und jeder Anmerkungen; es will dem deutschen Volke
auf den Grund seiner geschichtlich gewordenen und um¬
gewandelten Seele blicken ; mit besonderer Liebe und im
Allgemeinen mit gutem Verständnisse werden die Grund¬
gedanken wie die Ergebnisse jeder einzelnen Epoche ge¬
zogen ; der Verf. verfährt mehr analytisch als synthetisch,
mehr deductiv als inductiv, von einem höhern Stand¬
punkte herab leuchtet er in die Tiefen des deutschen
Nationalcharakters mit seinem reichen Gemiith und seiner
zerfliessenden Weichheit, mit seiner Treue gegen sich
selbst und seiner Unfähigkeit zum Staatsbewusstsein,
mit seiner Begeisterung für alles Hohe und Schöne und
seiner daraus fliessenden verhängnisvollen Hingabe an
das Fremde, mit seiner Vorbestimmung, durch Aneignung
der Antike und der christlichen Heilslehre den in ihm
erscheinenden arischen Grundtypus zur höchsten Voll¬
endung auszugestalten, und mit seinem so oft zu Tage
tretenden Unvermögen dennoch, diese Vollendung auch
wirklich zu erreichen. L. sucht es redlich zu begreifen,
was jeder Culturhistoriker der Germanen vor allem muss,
dass und warum sie nach des grossen Römers unsterb¬
lichem Ausspruch eine ge ns tan tum sui similis waren
und sind. In diesen Theilen seines Buches gleicht L.’s
Darstellung mehr einer Rede, einem fortgesetzten Plaidoyer
als einer pragmatischen Geschichtschreibung, und gerne
lässt man sich fortreissen ; die meisten der so entstandenen
Kapitel sind ganz vortrefflich, wie z. B. das neunte bis
eilfte des zweiten Buches, die den Weltgang der Cultur,
den Abschluss der antiken sowie die Neubildung der
allgemeinen Cultur behandeln, dann die ersten Abschnitte
des dritten, welche die Bedeutung der Erankenzeit, die
Verbindungen nationaler Culturentwickelung, die europäische
Völkerbildung und die deutsche Weltstellung schildern.
Einzelnes freilich, in diesen zusammenfassenden Partien
sowohl als in den andern detaillierenden macht stutzen.
Am schwächsten scheinen mir jene Theile, in denen der
Germanist zu Worte kommt, oder vielmehr kommen sollte.
Da zeigt sich wieder die Richtigkeit des Dogmas, auf
das Rcf. schwört: der Culturhistoriker sollte in erster
Reihe Philolog sein. Was L. über die ursprüngliche Ein¬
heit von Kelten und Germanen unter Berufung auf —
Holtzmann äussert und womit nur im Einklänge ist, wenn
er so urkeltische Frauennamen wie Belatumara und
Jantumara für germanisch erklärt; seine Eintheilung der
germanischen Stämme, die von der Epoche machenden
Gruppierung in Ost- und Westgermanen nichts weiss
und deshalb auch von der Stammtafel in der »Germania«
des Tacitus falschen Gebrauch macht; seine veraltete
Darstellung der urgermanischen Mythologie; die z. Th.
ungeheuerlichen Schreibungen und Deutungen germanischer
Völker; vor allem aber die ernstlich zu rügende Miss¬
handlung der gothischen Sprache, die sich der Verf. nach
Wortformen und Bedeutungen hin zu Schulden kommen
lässt — alles dies sind Flecken, die wir aus dem Bilde
seines sonst tüchtigen Werkes wegwünschten. Ich bin
nicht in allen Fächern, die eine Culturgeschichte streift,
bewandert und so mag es in L.’s Buche noch andere An-
stössc geben (ich möchte nur hinweisen auf die Ab¬
schweifungen ins Gebiet der vergleichenden Sprachforschung
und Völkerkunde betreffs der Urheimat der Arier sowie
der Baumnamen und der Verbreitung der Nutzpflanzen):
doch war es mir hier in erster Linie nicht um Hervor¬
hebung solcher Anstösse als vielmehr der Vorzüge zu
thun. Dem Verf. kommt zu Statten, dass er auf seinen
Weltreisen, die er gerne anzieht, Völker verschiedenster
Racen und Culturgrade kennen gelernt und den Blick
für das Pdgenthiimliche und Werthbildende des deutschen
Wesens und seines Bildungsganges geweitet und geschärft
hat. Möge er diesen Blick auch in dem noch zu er¬
wartenden Sthlussbande seines Buches bewähren.
Wien. Dr. Richard Müller.
Weinand, Johannes, Theol. Dr.: Leo XIII. Seine Zeit,
sein Pontiftcat u. seine Erfolge . Unter Benutzung
der von Dr. Beruh . OReillv Jirsggb. authent.
Aufzeichnungen. Neue reich illustr. Ausgabe. Köln.
J. P. Bachem, 4° (XXIV u. 464 S.) fl. 7.20 (in Prachtbd.)
Die neue Ausgabe dieses Werkes (die erste erschien
1888 zum 50jährigen Priester-Jubiläum Leo XIII.) wird,
in völlig neuem Gewände und um anderthalbhundert
Abbildungen — zumeist Porträte von Zeitgenossen des
Papstes — bereichert, als »deutsche Festschrift zum 50jäh-
rigen Bischofs-Jubiläum Sr. Heiligkeit« ausgegeben. Und
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572
Nr. 18. Oesterreichisches Liiteraturblait. — l. Jahrgang.
es ist in Wahrheit ein dieser Gelegenheit würdiges Buch.
Wenn man bedenkt, dass das Leben Leo XIII. (geb. 1810)
nahezu unser Jahrhundert umspannt und dass der be¬
gabte Jüngling früh schon mit wichtigen Ämtern und
Missionen betraut wurde, mag man ermessen, welch’
hohen zeitgeschichtlichen Wert das Lebensbild eines
solchen Mannes besitzt. — Die Illustrationen sind leider
nicht gleichmässig gut; manche (besonders kleinere Por¬
träte und Gruppenbilder, so von letzteren das Bild
S. 187 u. a.) fallen ganz aus dem Rahmen und sollten
bei einer Neuauflage (in der auch vielleicht die Kirchen¬
fürsten und andere hervorragende Männer Österreichs
besser bedacht werden könnten) durch andere ersetzt
werden. Desgleichen würde ein Register die Brauchbar¬
keit des Buches wesentlich erhöhen. — r.
Mittheilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschg.,
red. v. E. Müh Ibach er (Innsbruck, Wagner). XIII, 4.
W. Erben, Excurse zu d. Diplomen Otto III.— W. Lippert,
Zur Gesell. Ks. Ludwigs d. Baiern. — W. Altmann, Zur Gesell,
d Wahl Maximilians II. zum röm. König. — Kehr, D. Urkk.
Conrad III. für Corvey v. J. 1147. — Heyck, Altere Urkk. öst.
Herzoge aus d. Archiven d. Universität zu Freiburg i. Br. —
Litteratur: Alt mann u. Bern heim, Ausgew. Urkk. z. Erlüutcrg.
d. Verfassungsgesch. Deutschlands im M.-A. (v. Below); Bernoulli,
Acta pontilicum Helvetica i Tangl); Z ist e rer, GregorX. u. Rud. v.
Habsburg (Osw. Redlich); Antiche Cronache Veronesi I. Venezia
e Ipesedcfla Societä 1890 (Voltclini); E. Bietet, Biographie, traveaux
et correspondance diplom. de C. Pictet de Rochemont tKrones);
Giemen, Die Kunstdenkmäler d. Rheinprovinz (Laschitzer). —
Bericht d. Centr.-Comm. d. Monum. Germ. — Jahresbcr. des
Istituto Austriaco di studii storici in Rom.
Carlnthia, Mitth. d. Geschichtsvereines f. Kärnten, red. v. S.
Laschitzer. (Klagenflirt, Leon). LXXXII, 6.
K. Baron Hauser, Keltische Münzen im histor. Museum
zu Klagenfurt. (Forts.). — Hann, Die Kirche St. Leonhard in
d. Schlanitzen bei Droppolach im oberen Gailthale. — J. Scheinigg,
Sloven. Ortsnamen aus Personennamen. (Schl.) — B. Schüttel¬
kopf, Kinderrcime und Kinderspiele in Kärnten (Nachtrag.) —
Kleine Mittheilungen: K. Baron Hauser, Die wilden Friedhöfe
in der Inneren Krems bei Gmünd.— Hann,Neue Beitr. zur Kunst¬
topographie des Gailthales.
Archivio storico italiano. Firenze, 1892, Ser. V, 10.
Savini, Se il Castrum Aprutiense delle lettere di S. Gregorio
Magno fu l'ordierna Teramo. — Staffetti. Carlo V. a Spira nel
1544.— Rondoni, Un cronista popolano dei tempi della domi-
nazione francese in Toscana. — Virgili, Dei Battezzatöi o
Battezzatörii negli antichi fonti latcsimali. — A Ifani, La societä Co-
lombaria di Firenze 1891—92. — Carnesecchi, Madonna Caterina
degli Albcrti Corsini. — Zanelli, II girramento di Buoso da
Dovara cd Allonso X. di Castiglia (1271). — Paoli, Instrumenti
scrittorii.
Neue Erscheinungen:
Müller W., J. L. v. Hav, biogr. Beitr. z. Gesell, d. Joseiin.
Kirchenpolitik. Wien, Graeser. (92 S.) 11. 1.20.
Wurm H. J., Cardinal Albornoz, d. 2. Begründer d. Kirchen¬
staates. Paderb., Jungfermann. (X\'I u. 280 S.) fl. 1.08.
Richter E., Jugend-Erinnerungen. Berl., »Fortschritt, Actienge-
sellsch.« (III u. 197 S.) 11. —.90.
Schwann M., Joh. Janssen u. d. Gesch. d. deutschen Reformation.
Krit. Studie. München, Mehrlich. (254 S.) fl. 1.80.
Solger IL, Vom alten deutschen Reich zum neuen. I). deutschen
Einheitsbestrebungen im 19. Jahrh.. volksthümlich geschildert.
Ebd. (VIII u. .342 S) 0. 2.40.
Klein C., Raimund v Aguilers. Quellenstudie z. Gesch. d.
1. Kreuzzuges. B., Mittler & Sohn. (146 S.) fl. 1.65.
Mever E., Forschgcn. z. alten Gesch. I. Zur alt. griech. Gesch.
Halle a. S., Niemeyer. (VI u. 325 S.) 11. 4.80.
Eckhardt J., Figuren u. Ansichten d. Pariser Schreckenszeit.
(1791 — 1794.) Lzg., Duncker & Humblot. (VII u. 449 S.)
9. 4.80.
Thomas sin, D. Ermordg. d. Herz. Carl v. Berry u. s. Mörder
Louvel. Mit Lösg. d. Complicenfrage. München, Sevberth. (42 S.)
n. —.48.
Urkunden u. Aktenstücke z. Gesch. d. in d. heut. Prov. Posen
verein, ehm. poln. Landestheile. In ital. Archiven u. Bibliotheken,
vornehml. d. Vatikan. Archiv gesammelt u. hrsg. v. H. Ehren¬
berg. Lzg. Veit & Co. Lex 8", (LIX u. 700 S.) 11. 12.—.
Regesti Bernardi I. Abbatis Casinensis fragmenta en archivio
Casincnsi S. D. N. Leonis XIII P. M. mun licentia nunc primum
edita c. et st. I). Anselmi M. Caplet, monachi Casinatis. Rom,
Spithöver. (CXXHI u. 280 S.) fl. 14.40.
Mareks E., Gaspard v. Coligny. S. Leben u. d. Frankreich s.
Zeit I. St., Cotta. (VIII u. 423 S.) li. 4.80.
Codex traditionum westfalicarum. Hrsg, vom Verein f. Gesch. u.
Altertumskdc. Westfalens. IV. Einkünfte u. Lehns-Register d.
Fürstabtei Herford, sowie Heberollen d. Stifts auf d. Berge b.
Herford v. Darpe. Münster, Theissing. (XII u. 476 S.) 11. 6.—.
Jelinek E., Z poslcdnihe polskeho hnuti. Kresbv. (Aus d. letzten
poln. Aufstande. Skizzen.) Prag, Simäeek. (163 S. ) fl. - .60.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Leixner, Otto v.: Geschichte der deutschen Litteratur .
Zweite , neu gestaltete und vermehrte Auflage . Leipzig,
Otto Spamer, "1893, Lex. 8° (VIII u. 1124 S. mit 411 Text¬
abbild. u. 50 theilw. mehrfarb. Beilagen) fl. 8.40 (in
Prachtbd. 11. 10.80).
Das Werk verlangt vom litterarhistor. und vom künst¬
lerischen Standpunkte aus bcurtheilt zu werden. Von
letzterm aus verdient es vollstes und uneingeschränktes
Lob: Der Verf. hat sich durch die Auswahl der Illu¬
strationen ein eben so grosses Verdienst erworben, als
der Verleger, der ersichtlich keine Kosten und Schwierig¬
keiten gescheut hat, das Buch nach dieser Seite hin
zu einem wahren Musterwerk zu gestalten, das sein Vor¬
bild, die König’sche Litteraturgeschichte, weit überholt
hat. Besonders für die vielfach ganz, neuen Porträte der
letzten Abtheilungen wissen wir aufrichtig Dank. Die
färbigen Beilagen aber, zumeist Abbildungen alter Manu-
scripte u. dgl., gehören geradezu zu dem Besten, was
u. E. auf diesem Gebiete bisher geboten wurde.
Was den Text anbelangt, so müssen da vor allem
zwei Gesichtspunkte hervorgehoben werden: der eine,
dass das Werk auf Beachtung von Seiten der wissen¬
schaftlichen Forschung nur in seinem letzten Theil An¬
spruch machen darf; die Darstellung des Entwicklungs¬
ganges der deutschen Litteratur bis zur neuesten Zeit
erweitert unser Wissen nach keiner Seite, weder in Bezug
auf das Gebotene selbst, noch was die Betrachtung, Ein-
theilung und Kritik desselben betrifft. Das andere Moment,
das, als zur Charakterisierung des Buches als Ganzes
wichtig, betont werden muss, ist die Weltanschauung des
Verf., die dem Werke ihren Stempel aufdrückt. Und da
bedauern wir, dass der geistvolle und mit den besten
und edelsten Intentionen erfüllte Verf. sein Werk mit
den Ideen jener pantheistischen »Gefühlsreligion« durch¬
tränkt hat, denen er schon vorher in mehreren Gedicht¬
sammlungen poetischen Ausdruck gegeben; er dient, wie
der Schlusssatz des Buches besagt, »dem „unbekannten
Gotte”, dessen Abbild in den tiefsten Tiefen jedes Men¬
schengeistes ruht-. — In Fragen des Bekenntnisses aber
steht v. L. voll auf protestantischem Standpunkte, wie
die Darstellung der Reformations - Litteratur, die Charak¬
terisierung ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten bezeugt;
zu diesem Capitel möchten wir dem Verf., in dessen Ge¬
rechtigkeitssinn wir festes Vertrauen haben, die Lectüre
der Quellen und daneben etwa von Janssens Geschichts¬
werk dringendst empfehlen; er wird Manches, das er
jetzt auf Treu und Glauben aus seinen Vorlagen herüber-
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574
Nr. 18. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I. Jahrgang.
genommen, mit anderen Augen ansehen lernen. Dass
nicht blinde Voreingenommenheit gegen den Katholicis-
mus ihm die Feder führt, beweisen u. A. die schönen
Worte, die er F. W. Weber widmet in der neuern
Litteratur hat er eben, durch eigene Lectüre unterstützt,
zu eigenen Urtheilen sich aufschwingen können. Und
hier gelangt Ref. an den Punkt, wo er dem Buche
auch von der textlichen Seite hohe Anerkennung zollen
und selbständigen Wert beilegen muss: die Darstellung
der neuesten Litteratur (»Die Zeit von 1880—1892«,
S. 1076—1104) ist bisher noch nirgends in dieser Aus¬
führlichkeit und in diesem Zusammenhänge mit den ge-
sammten geistigen Strömungen der Gegenwart dargestellt
worden. Hier merkt man es auch, dass der Verf. aus
Eigenem spricht, aus dem Vollen schöpft; Gedanken und
Probleme, die ihn selber erfüllen und bewegen, gelangen
da zur Beurtheilung und vermöge einer umfassenden
Belesenheit auf dem Gebiete der zeitgenössischen Litte¬
ratur, die auf einer tiefen philosophischen Durchbildung
beruht, ist er im Stande, in den Wust der Erscheinungen
sichtende Klarheit zu bringen. Wohlthuend berührt die
nirgends verletzende, vornehm-ruhige Art, mit der er die
Rechte des Idealismus in der Kunstschöpfung gegenüber
dem Ansturm aus den verschiedenen Lagern der »Jüngsten«
vertheidigt. Diesen Theil des Buches steht Ref. nicht an,
als wahrhaft bedeutend zu bezeichnen, an dem lange
Zeit kein Geschichtschreiber unserer Tage wird vorüber¬
gehen können.
Erwähnt mag werden, dass sowohl der verdienst¬
volle Chef der Verlagshandlung 0. Spanier (Dr. Peter¬
mann), als der Verf. (geb. 1847 zu Schloss Saar in
Mähren) Österreicher sind. Dr. F. Schnürer.
Unbescheid, Hermann Dr.: Beitrag zur Behandlung
der dramatischen Lectüre. Mit einer Tafel zu
Schillers Dramen. Zweite Auflage. Berlin, Weidmann,
1891, 8°. (173 S.) tl. 1.80.
Bei der Schullectüre deutscher Dramen kommt der
Lehrer am meisten in Gefahr, sich in ein seelenloses
Gerede zu verlieren, bei dem er nicht viel, die Schüler
nichts denken. Die ältere Generation der Lehrer hat
nach dieser Seite so viel als gar keine Schulung er¬
halten, und die landläufigen Lehr- und Vorbereitungs¬
bücher sind nicht dazu angethan, die alten Lücken aus¬
zufüllen. Aesthetiken und Poetiken sind zwar massenhaft,
allein sie hören gewöhnlich da auf, wo die praktische
Brauchbarkeit beginnt. Die Erkenntnis davon führte
Gustav Frey tag zur Ausarbeitung seiner »Technik des
Dramas«. Das Buch hat in zwei Jahrzehnten fünf Auf¬
lagen erlebt. Das ist nicht wenig und doch viel zu wenig,
um ihm jene Verbreitung zu geben, die es verdient.
Fs steckt voller Fehler und Lücken, ist aber trotzdem
ein ausgezeichnetes Werk, weil es die Wege zu einer
fruchtbaren praktischen Aesthetik zeigt, welche den
Einblick öffnet in die Werkstätten der grossen Dramatiker,
damit man ihren Schöpfungen deutlicher nachfühlen und
genauer nachdenken lerne. Das Fehlerhafte zu beseitigen
und das Mangelnde zu ergänzen, wäre Aufgabe seiner
Nachfolger gewesen, allein diese Hessen lange auf sich
warten. Die Erläuterungsschriften zu den deutschen
Classikern, welche zunächst den Beruf dazu gehabt
hätten, zeigen nur ganz vereinzelt schüchterne Spuren
von der Einwirkung des Freytag’schen Buches. Erst seit
Mitte der Achtziger-Jahre beginnt der Einfluss bedeutender
zu werden. Zunächst ist ein Programm Richards v. Muth zu
nennen, welcher 1883 nach Freytags Vorbild die Technik
von vier Grillparzer’schen Stücken klarzulegen suchte.
Alsdann fand man seit dieser Zeit ab und zu in Vor¬
leseverzeichnissen der Universitäten litterarhistorische
Uebungen mit Zugrundelegung des Freytag’schen Buches
angekündigt. So verbreitete sich die neue Methode auch
durch mündliche Ueberliefcrung. Drittens behandelte
Hermann Unbescheid in zwei Programmen der Annen-
schule zu Dresden 1884—86 die Dramen Schillers,
indem er die Untersuchungen Frey tags über Schiller
aus den verschiedenen Abtheilungen der »Technik«
zusammengelesen und nach Kräften weitergeführt und
ergänzt hat. Diese Programme giengen rasch ab und
waren schon vor zwei Jahren sehr gesucht, so dass
eine Neuauflage, die er uns hiemit vorlegt, nicht nur
für den Autor erwünscht ist. Im Vorwort derselben
bemerkt er, dass diese »zweite Auflage im wesentlichen
ein unveränderter Abdruck der ersten« sei. Das ist eine
Unterlassungssünde, denn es hätte sehr viel zu ändern
und zu bessern gegeben; theils Fehler, die er von
Freytag herüber genommen, theils solche, die er in der
Meinung zu bessern selbst gemacht hat. Ich kann hier
nur ein paar charakteristische Belege hervorheben. In
Uebereinstimmung mit Freytag findet er das »erregende
Moment« an jener Stelle, »wo in der Seele des Helden
ein Gefühl oder Wollen aufsteigt, welches die Veran¬
lassung zur folgenden Handlung wird.« Er hätte bei
seinen Einzeluntersuchungen doch sehen müssen, dass
er mit dieser Definition nicht auskommen kann, weil sie
zu eng ist. Blicken wir beispielsweise auf Teil. Als er¬
regendes Moment für die Teilhandlung betrachtet auch
Unbescheid die »Rettung Baumgartens durch Teil«, ohne
dass es der Dichter im mindesten darauf angelegt hat,
in der Seele des Helden ein Gefühl oder Wollen heraus¬
zuarbeiten. Als erregendes Moment für die Schweizer¬
handlung nimmt Unbescheid den Bericht von der Blen¬
dung Melchthals, wo gleichfalls von einem solchen Ge¬
fühle oder Wollen des Helden oder von einem »Ent¬
schlüsse der Gegenspieler« keine Rede sein kann. Ueber-
dies enthält diese Stelle gar nicht einmal das erregende
Moment für die Schweizerhandlung, sondern dasselbe hat
der Dichter mit grosser Sorgfalt im Dialoge zwischen
Stauffacher und Gertrud herausentwickelt und zwar
so, dass die Definition Freytags sehr gut dazu passt, denn hier
wird in der Seele des Helden ein Wollen hervorgerufen und
von Stufe zu Stufe gekräftigt bis zum bestimmten Entschluss
Stauffachers, an die Befreiung des Landes zu schreiten:
»Nach Uri fahr’ ich stehnden Fusses gleich« u. s. w.
Dem Entschluss folgt die That und damit kommt die
Schweizerhandlung in Bewegung. Die Erzählung von der
Blendung ist schon eine Folge des erregenden Momentes,
denn Stauffacher gebraucht sie wohlberechnet als Mittel,
um Walther zu überzeugen, dass der Druck »unleidlich«
sei und dass man zur allgemeinen Gegenwehr greifen
müsse. DerDichter verwendet siealsoin derselben Weise wie
die Erzählung der Baumgartengeschichte und den Hinweis
auf die Zwingburg, nämlich um die Handlung rascher
und kräftiger auf die erste Stufe der Steigerung zu brin¬
gen; ihrer Stellung und ihrem Zwecke nach sind alle
drei Momente gleich und nur in der Intensität liegt
der Unterschied: alle drei sind nur Verstärkungen
des erregenden Momentes. Man kann übrigens in solchen
Fällen leicht die Probe machen: man denke sich den
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Nk. 18. — Oestkrkeichischf.s Littkraturbi.att. — I. Jahrgang.
576
Dialog zwischen Stauffacher und Gertrud weg, dann
kommt Stauffacher nicht zu Walther und die Handlung
ist I, 4, wo sie jetzt die erste Stufe der Steigung erreicht, noch
gar nicht in Bewegung — weil man ihr eben das erregende
Moment genommen hat. Also die erregenden Momente,
welche Unbescheid in Teil gefunden, stimmen nicht zur
Definition und jenes, welches dazu stimmt, hat er nicht
gefunden.
Bei diesen Fehlern hatte Unbescheid an Frey tag den
Schuldgenossen. Aber er hat auch auf eigene Faust oft genug
geirrt. Auch dafür will ich einen Beleg vorführen, ln
Maria Stuart findet er vier Stufen der Steigerung gegen¬
über Frey tag, welcher nur drei annimmt. Das kommt
daher, weil Unbescheid Burleighs Verkündigung der
Verurtheilung als erste Stufe der Steigerung ansieht,
was ganz unmöglich ist, weil dieselbe nicht Folge
des erregenden Momentes ist, überhaupt in gar keinem
Zusammenhang mit demselben steht, was doch noth-
wendig der Fall sein müsste, wenn sie ein Theil der¬
selben Handlung sein sollte. Ueberdies hat Maria Stuart
zwei erregende Momente, entsprechend dem Doppellauf
der Handlung bis zum Höhepunkt, wovon aber bei Un¬
bescheid wieder nichts zu finden ist. Und so fehlt es
dem Buch an allen Ecken und Enden. Gleichwohl muss
es empfohlen werden, weil es beitrügt, Vielen den rechten
Weg zu weisen auf einem Gebiete, wo die meisten
noch Immer aufs Geratewohl im Nebel herumtappen.
Innsbruck. J. E. Wackernell.
Czyczkiewicz Andreas: Untersuchungen zur zweiten
.Hälfte der Odyssee (Buch XIII und XVII — XXIV).
Brody, Felix West. 1892. 8°. (Vierzehnter Jahresbericht d. k. k.
Real- und Obergymnasiums in Brodv.)
Der Verf., der schon vor drei Jahren ebenfalls im
Gymnasialprogramm von Brody * Untersuchungen über
das III. und XVI. Buch der Odyssee« veröffentlicht hat,
setzt in der gegenwärtigen Schrift seine Studien fort.
Dieselben sind als eine mit vielem Fleisse, gründlicher
Orientiertheit und selbständigem Urtheil ausgearbeitete
Ueberprüfung der Forschungen zu bezeichnen, welche
ältere und jüngere Odyssee Kritiker angestellt haben. Ori¬
ginelle Wege wandelt der Verf. in der Behandlung des
XIII. Buches, wo er interessante Anregungen gibt für
die Annahme, »dass auch der dreizehnte Gesang aus
der Verbindung der Theile des älteren und des jüngeren
Epos entstanden ist«. Leider lässt die äussere Ausstattung
des Programmes sehr viel zu wünschen übrig: Der Druck
ist schlecht und der Druckfehler Zahl ist beinahe Legion.
Wien. Gitlbauer.
Wiener Studien. XIV, l.
Jüthner, Terpanders Xamengliederg. — Rzach, Z. Vers-
technik d. Sibyliistcn. — Wirth, D. 14. Buch d. Sibvllinen. —
Sternbach, Leo Georgii Pisidae carm. Inedita. — Wotke,
Hdschr. Beiträge zu Xilus Paraphrase v. Epiktets Handbüchlein.
— Zingerle Jos., Z. Frage nach d. Autorschaft d. bellum
Alexandrinum. — Weinberger, Beitr. z. d. Bühnenalterth. aus
Donats Terenzcommentnr.
Zeitschrift für Assyriologie, hrsg. v. K. Bczold (Berl., Felbeü.
VII. 2.
Sachau, Bemerkgen. zu Cilicischen Eigennamen. — Lidz-
barski, Wer ist Chadir? — Abel, Stück e. Tafel aus d. Fund
v. El-Amarna. — Ee Gac, Ur-Bau, Patesi de Lagasu. — Zim¬
mern, Der Jakobssegcn u. d. Thierkreis. — Sprechsaal.
Vierteljahrsschr. f. Litteraturgesch. V, 3.
Ellingcr, J. J. Beckh. — K. A. Mayer, Die Feenmärchen
b. Wieland. — Pniower, Einige Faustparalipomena Goethes. —
— Meyer R. M., Üb. Grillparzer »Traum ein Leben« —
Frankel, Einzelheiten üb. Val. Schumann’s Eeben. Schaffen u.
litterar. Stoffe. — Sehrt")der Edw., I). Volksbuch v. gehörnten
Siegfried. — Düntzer, H. J. P. Sturz in Giessen. — Düntzer,
Altere Lesarten in Schillers »Macht d. Gesanges«. — Bolte,
Uhlands »Der Wirtin Töchterlein«. — Strauch, Marians Bericht
üb. Schilda. — Poppenberg, Chamisso’s »Sterbende«.
Zeitschrift für deutsche Sprache, hrsg. v. Dr. D. Sanders,
(Paderborn, Schüningh.) VI, 8.
Sprachliches zu d. beiden ersten Auftr. d. 4. Aufz. v. Lessing’s
Nathan. — H. Schräder, Lakonische Rede. — Zu P. Heyse’s
Roman »Merlin«. — Ein Brief an d. Htsgeb. u. dessen Antwort.
— Ipscn, Indirecte Rede. — F. Mertens, Üb. e. Aufg. e. künft.
Akademie d. deutschen Sprache. — Allerlei Randbemerkgen. zum
45. Jhrg. d. Nationalztg, — Zu Zolling’s »Gegenwart« XLI, 17.
Neue Erscheinungen:
Novati F., La Xavigatio Sancti Brendani’ in antico Veneziano.
Paris, Weiter. 8°. (Nur in 200 Excmpl. gedr.) fl. 4.80.
Rauch IE, Lenz u. Shakespeare. Ein Beitr. z. Shakespeareomanic
d. Sturm- u. Drangperiode B.. Apolant. gr. 8°. (111 S.) fl. 1.20.
Simon R., Das Amaru^ataka in s. Beziehg. dargestellt, m. e. Einl.
u. Auszüg. a. d. Commentatoren versehen. B , Haeseler. (VII
u. 159 S.) fl. 5.40.
Bohnenberger K., Gesell, d. schwäb. Mundart im XV. Jhrh.
I. Allgemeines u. Vokale d. Stammsilben. Tiib., Eaupp. (X u.
139 S.) fl. 2.40.
Ergebnisse d. altsprachl. Unterrichts. Eine Sammlg. v. Hand¬
büchern f. Lehrer d. Griech. u. Latein. 1. Bd. 1. Heft. Method.
Lehrer-Commentar zu Ovids Metamorphosen Bearb. v. A. Lange.
1. Heft: Buch I —V. Gotha, Perthes. (VHI u. 207 S.) fl. 2.40.
Kalkncr F., Svmbolae ad hist, versuum logaoed. Marburg i. H. f
El wert. (52 S.) fl —.72
Westphal R. v., Allg. Metrik d. indogerm. u. semit. Völker auf
Grundl. d. vergl. Sprachwiss. Mit e. Excurse »D. griech. Hexa¬
meter in d. deutschen Nachbildg. v. H. Kruse.« B., Cal Vary
u. Co. (XVI u. 514 S.) fl. 6.—.
Denk V. M. 0., Einführg. in d. Gosch, d. altcatalan. Litt, von
deren Anfängen bis z. 18. Jhrh. München, Poessl. (XXI u.
510 S.) fl. 5.40.
Gödel W., Katalog öfner Upsala Univ. Biblioteks Fornislündska
och Fornnorska Handskrifter. Lundequist. fl. 1.20.
Eckinger Ph., D. Orthographie Latein. Wörter in griech. Inschr.
Lp., Fock. (VIII u. 141 S.) fl. 1.50.
Hübner IL, Syntakt. Studien üb. d. best. Artikel b. Eigennamen
im Alt- u. Xeufranz. Ebd. (XIV u. 154 S.) fl. 1.80.
Zenker E. V., Gcsch. d. Wiener Journalistik während d. J. 1848.
E. Beitr. z‘ deutschen Culturgesch. Wien, Braumüller. (XI u.
159 S.) fl. 2.40.
Kal uz a M., Chaucer u. d. Rosenroman. E. litterargeseh. Studie.
B., Fe Iber. (VI u. 255 S.) fl. 4.80.
Dessau H., Inscriptiones lat. selectae Vol. I. B., Weidmann.
(VII u. 583 S.) fl. 9.60.
Liber Samuelis, Textum masoreticum accuratissime expressit,
e font. Masorae varie illust. notis crit. confirmavit. S. Baer. Lp.,
Tauchnitz. (IV u. 156 S.) fl. —.90.
Giesswein A., Hauptprobleme d. Sprachwiss. in ihren Beziehgen.
z. Theologie. Philosophie u. Anthropologie. Freib., Herder.
(VIII u. 245 S.) fl. 3.—.
Embden L. v., H. Heines Familienleben. Von s. Neffen. Mit 122
bisher ungedr. Familienbriefen d. Dichters. Hambg., Hoffmann
u. Campe. (344 S.) fl. 2.10.
Varnhagen H., Üb. e. Samml. alter ital. Drucke d. Erlanger
Univ.-Bibl. Beitr. z. Kenntnis d. ital. Litt. d. 14. u. 15. Jahrh.
Erlangen, Junge. 4°. (IV u. 62 S.) 11. 2.40.
Farinclli A. Spanien u. d. span. Litteratur im Lichte d. deutsch.
Kritik u. Poesie. I. u. II. Th. B., Haack. (V u. 128 S.) fl. 1.80.
J ü lg H., Xeupythagor. Studien. Wien, Konegen. (30 S.) fl. —.60.
Levv E.. Provenzal. Suppl.-Wtbch.Berichtg. u. Ergänzg.zu Raynou-
ards Lexique roman. 9 —10 Hefte. Lp., Reisland, ä 11. 2.40.
Heller S.. Die echten hebr. Melodien. Hrsg. v. D. Kaufmann.
Trier, Mayer. (XXIV u. 284 S.) fl. 2 40.
Tilie Dr. V., Litcrärm Studie. I. Skupina lidovveh povi'dek o
nezmimem rekovi, jenz v zävodech ziskal princeznu za chot!
(Litterar. Studie. I.) Prag, Bursik & Kohout. (127 S.) fl. 1.30.
Vrchlicky J.. Studie a podobizny (Studien u. Porträte.) Prag.
Simacek. (290 S.) fl. 1.50.
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Nr. 18. — Oksi krrkichisghks Littehaiuhbi.att. — I. Jahrgang.
5 / 8
Kunst und Kunstgeschichte.
Weber F. \V.: Das Leiden unseres LI ei lande s. Zwölf \
Allerttvpien nach den Cartons von P. Molitor ,
mit Dichtungen von L\ IV. IV. München, Jos. Albert,
(45 unpag. S. u. 12 Kunsthl., Format 5lx3Üem) in Prachtbd.
n. is.—.
Die vornehmste Weihnachtsgabe hat in diesem Jahre
der Kunstverlag Josef Albert dargeboten: Einen Cyelus
von geistlichen Gedichten F. W. Webers, zu dem die
Hand des Düsseldorfer Meisters P. Molitor einen Kranz
von Cartons gezeichnet hat, die in ihrer Art eben so
hohe Beachtung verdienen, als die begleitenden Gedichte;
zwei eongeniale Künstlernaturen haben sich da gefunden, um
den erhabensten und höchsten Stoff, den die Geschichte
des menschlichen Geschlechtes auf Erden bieten konnte,
künstlerisch darzustellen.
ln einem einleitenden Gedicht »Sieben Fragen« ver¬
setzt der Dichter den Leser in die weihevolle Stimmung,
die zum Genuss des Ganzen vorbereitet; in elf Gedichten
von wechselndem Rhythmus besingt er dann die
einzelnen Stationen von Christi Leidensgang: »Am
Ölberge« sammelt der Heiland Kraft zu dem Werke
das ihm bevorsteht; der »Verrath« Judas bildet den
Gegenstand des zweiten Gedichtes und Bildes. »Vor
Kaiphas« und »Vor den Richtern« (Der hohe Rath;
Vor Pilatus; Vor Herodes) erscheint der Sohn Gottes;
»Barabbas« betitelt sich das folgende (f>.) Capitel, dem
»Die Geisselung«, und »Welch’ ein Mensch!« folgen.
Dann ist ein Bild und Gedicht der Episode des »Simon .
von Cyrcnc« gewidmet; im 11. Gedicht ist Christus
»Auf Golgatha« angelangt und mit der Darstellung des
Höhepunktes und Abschlusses der Leidensgeschichte,
»Am Kreuz«, schliesst der Cyelus ab:
'‘Seit diesem Tage will der ew’ge Gott
Sich allen Erdenvölkern offenbaren,
Xicht aus der Wolke, wie am Sinai |
Mit Donner und mit Blitz, nein unverhüllt.
Mit sanftem Wehn, wie linde Sommerluft,
Durch seines Hingenornen mildes Wort:
»Kommt her zu mir, die ihr mühselig und
»Beladen seid: ihr findet Tro^t bei mir!«
Der letzte Blick des Welterlösers war
Dem Abendlande segnend zugewandt.
Das in der Finsternis des Heidenthums
Des Lichts bedürftig, nach dem Licht verlangte,
Gleich wie ein Kranker in der Winternacht
Auf seinem Schmerzenslager sehnsuchtsvoll
Des Tages harrt. — Mit froher Botschaft kam
Der 'Lag des Heils; das Licht, das Licht von Gott.
Sein Licht, der sprach: »Ich bin das Licht der Welt!«
In diesen Worten klingt das Gedicht und das Werk
aus. An markiger Schönheit des Ausdrucks, an Kraft und
Tiefe der Empfindung, an Schwung der Begeisterung, die
sich stets an dem Höchsten und Grössten nährt, reiht sich
diese neueste Schöpfung F. W. Webers würdig dem i
Besten an, was der Dichter uns bisher geschenkt hat.
Auch die Bilder MolitoFs verdienen, wie schon ge¬
dacht, volles Lob. Ohne Künstelei, in keuscher Ein¬
fachheit gestaltet der Künstler die einzelnen Figuren
und Compositionen. Ab und zu an Führich’s Weise ge¬
mahnend, geht die künstlerische Auffassung und Wieder¬
gabe des Meisters doch durchaus eigene Wege. Es
ist uns, wenn wir Wort und Bild Zusammenhalten, als
müsste es ein und derselbe Mann sein, der beides ge¬
schaffen, so eng schliessen sich hier der poetische und
der malerische Ausdruck aneinander. — Die Verlags¬
handlung hat das schöne Werk in wahrhaft glänzender
Weise ausgestattet. Nicht nur die Bildtafeln in Albert-
typie, in Heliogravüre - Manier auf Kupferdruck - Carton
mit einer Unterlage von chinesischem Papier gedruckt,
sind von hoher Vollendung, sondern auch der in 3 bis
4 Farben ausgeführte Textdruck mit verzierten Initialen
und kunstvollen Bordüren ist ein typographisches
Meisterwerk. A. Fuchs.
Spitta, Ph.: Zur Musik. Sechzehn Aufsätze. Berlin,
Gebr. Paetel. 1892. 8". (VII u. 471 S.) 11. Ö^O.
Der berühmte Musikhistoriker hat in diesem Buche
eine Reihe einzelner Studien gesammelt, von denen die
Mehrzahl in Zeitschriften zerstreut bereits gedruckt
war, drei dagegen zum erstenmal erscheinen. Die Auf¬
sätze umfassen die neuere und neueste Musik und sind
chronologisch aneinander gereiht, das theoretische an die
Spitze gestellt.
Gleich der erste Aufsatz »Kunstwissenschaft und
Kunst«, der in geistvoller Weise die Aufgaben der
Musikwissenschaft wie die Schwierigkeit in Bezug auf
die Methode derselben darlegt, ist von grosser Be¬
deutung. Es folgt: »Von dem Mittleramte der Poesie«, weiter
»Die Wiederbelebung protestantischer Kirchenmusik auf
geschichtlicher Grundlage«, ein Aufsatz, den auch jeder
katholische Musiker und Musikfreund lesen sollte, um
die Bedeutung der Liturgie für die Kunst und deren
Entwicklung zu würdigen. Die protestantische Musik
krankte bei zeitweilig höchster künstlerischer Voll¬
kommenheit von jeher und namentlich heute an dem
Mangel einer fest normierten Liturgie. — In »Händel, Bach
und Schütz« wird das gegenseitige Verhältnis dieser
Componisten beleuchtet, der Aufsatz: »Marianne von
Ziegler und Bach« ist das Ergebnis einer Specialforschung
des Bach-Biographen. Von hohem Interesse ist »Paris
und Helena«, worin die poetische Behandlung dieses
Gegenstandes vor Casalbigi-Glück mit ganz neuen Resul¬
taten nachgewiesen wird; nicht minder interessant ist
»Josef Haydn in der Darstellung C. F. Pohl’s«, welcher
Aufsatz die Darlegung des Unterschiedes von der Be¬
handlung Otto Jahn s — und keineswegs zu Ungunsten
Pohls — zum Gegenstände hat; Pohl sollte die Voll¬
endung seines Werkes, die nunmehr in weiter Ferne
steht, nicht erleben. »Beethoveniana« gibt ein Resume
der unschätzbaren Verdienste Nottebohm’s in Bezug auf
die wissenschaftliche Verwerthung der Skizzenbücher des
Meisters; reichlich neues Material bietet dagegen: »Die
älteste Faust Oper und Goethe’s Stellung zur Musik« ;
weiter folgen Studien über Spohr’s »Jessonda«, über die
Jubiläumsschrift anlässlich des 100. Geburtstages G. M.
Webers (1880) voll interessanter Gesichtspunkte, weiter
eine tüchtige Quellenarbeit »Spontini in Berlin«, welche
namentlich die Verdienste des Meisters in Bezug auf
Orchester- und Concertwesen hervorhebt, sodann zwei
Aufsätze »Gade« und »Brahms«, endlich ein interessantes
Capitel »Musikalische Seelenmessen«, ausgehend von dem
1891 in der (prot.) Thomaskirche zu Leipzig aufgeführten
Requiem von Heinrich Herzogenberg. Der Autor vertritt
einigermassen den streng-puristischen Standpunkt, indem
er die Messen der nach-palestrinaischen Zeit — er meint
wohl nur die mit Instrumental-Begleitung — »oratorien-
haft« nennt. Ref. kann sich dem nicht anschliessen. Der
umfangreiche zu componierende Text der Messe bietet
allerdings sehr verschiedenartige Aufgaben. Wenn nun
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479
580
Nr. 18. - Oestkrrkighischks Ln i eraturblatt. — I. Jahrgang.
die Musik, dem Text entsprechend, mit den ihr zu Ge¬
bote stehenden Mitteln Vorgänge schildert, (Theile des
Credo und Dies irae) so braucht dies doch nicht orato-
rienhaft (gewöhnlich liest man theatralisch!) zu sein.
Man denke — vom absoluten Kunstwerth ganz abge¬
sehen — wie verschiedenartig der Stil Haydns in seinem
K i r c h e n Oratorium (Sieben Worte) und den beiden
für den C o n c e r t saal bestimmten ist. Um wie viel mehr
in den Messen! Den Schluss des Buches bildet ein
»Gedenkblatt« für Oskar von Riesemann, einen mit dem
Autor befreundeten und um die Wissenschaft mehrfach
verdienten Deutsch-Russen.
Die Darstellung ist, wie nicht anders zu erwarten,
durchaus schön und lebensvoll, das ganze populär ge¬
halten, der wissenschaftliche Apparat sogar ziemlich
stark in den Hintergrund gedrängt. Der Kunstfreund wird
an diesen Aufsätzen reichliche Anregung finden.
Wien. A. Schn er ich.
Neue Erscheinungen:
Nicolai O., Tagebücher nebst biogr. Ergänzgen., hrsg. v. B.
Schröder. Lp., Breitkopf & Härtel. (VII u. 166 S.) fi. 1.80.
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gcwerbe-Museum zu Dresden. (40 Taf. m. 212 Mustern.) Gr.-
Fol. Drcsd., Stengel & Markert. fi. 42.-.
Frey C., II cad. Magliabechiano el. XVII. 17 contenente notizie
sopra Parte degli antichi e quella de Fioredtini da Cimabue a
Michelangelo Buonaroti, scritta da Anonimo Fiorentino. Hrsg,
u. m. e. Abrisse üb. d. fiorentin. Kunsthistoriographie bis auf
G. Vasari versehen. B., Grote. (C u. 404 S.) fi. 7.20.
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di Firenze. Ebd. (XXII u. 104 S.) fi. 1.80.
Bierbaum O. J.. 25 Jahre Münchner Hoftheater-Geschichte.
München, E. Albert. (V u. 67 S.) fi. 2.40.
Pudor H., Wiedergeburt in der Musik! Dresden, Verl. d. Dresd.
Wochen bl. (VIII u. 94 S.) fi. —.96.
Länder- und Völkerkunde.
Spillmann Jos., S. J.: Über die Südsee (Australien u
Ocean ien). Ein Buch mit vielen B ildern für die Jugend
I'reibg., Herdei, 1S92. 4 U ,(X und 312 S.) fl. 3.30.
Gegenüber den vielfachen modernen Reiseberichten, die
— bei allem unbestrittenen Wert, den sie für Länder- und
Völkerkunde besitzen — häufig durch Eingehen auf ethnographische
Details zur Lectüre für die heramvachsende Jugend ungeeignet
sind, ist in der Sammlung, welcher der vorl. Band angehört (Bd.
1 u. 2 sind »Rund um Afrika und »Durch Asien* desselben Verf.)
alles vermieden, was irgendwie dem jugendlichen Geist und der
jugendlichen Phantasie unzuträgliche Nahrung zuführen könnte.
Die Schilderungen setzen sich zumeist zusammen aus den Berichten
der xMissionäre, wie sie in den letzten 20 Jahren in den »Kath.
Missionen« erschienen sind. Besonders sind die deutschen Kolonien,
sowie die Thätigkeit der deutschen Glaubensboten zugrunde
gelegt worden. Für das richtige Verständnis sorgen zwei
grössere colorierte Karten (Australiens und der Südsee) und eine
Reihe von Kärtchen im Text. Kr.
Globus, hrsg. v. R. And ree (Braunschweig. Vieweg & Sohn).
LXII, 19 u. 20.
(19.) Dr. Machons Entdeckungsreise in Patagonien 1892.
— J. Hoops, Die Ergebnisse v. Flinders Petrics lOjähr. Aus¬
grabung in Aegypten (Schl, in Nr. 20.) — Dr. Repsold, Ohr«
walders Bericht üb. d. Sudan unter d. Mahdi. — Die Usambara-
Eisenbahn in Deutsch-Ostafrika. — Die Reise d. Prinzen Heinrich
v. Orleans durch Hinterindien. — E. Astrup, Pearvs Grönland¬
fahrt. — Dr. C. Mehlis, Ein neuer Schlacken wall. — Zum
Schutze d. untergehenden einheim. Fauna Neuseelands. — Die
Veränderungen d. Monsfelder Seen. — Aus allen Erdtheilen.
(20.) Vers lag ge ver, Loths Reise zwischen Lawa u. Suri¬
nam 1892. — B. W. Segel, Jüdische Wundermänner. — Plantens
Erforschg. d. Kev-Inseln. — Aus allen Erdtheilen.
Neue Erscheinungen:
Me ring er R., Das deutsche Bauernhaus. W. Holder. 8°. (17 S.)
11. —.40.
Novibazar u. Kossovo. (Das alte Rascien ) E. Studie. Ebd.
gr.-8°. (IV u. 158 S.) 11. 2.—.
Gronau R., Amerika. Die Gesch. seiner Entdeckg. v. d ältesten
bis a. d. neueste Zeit. Eine Festschr. 2 Bde. Lp., Abel & Müller
4°. (VIII u. 480, VI u. 532 S. m. Illustr.) ä 11. 7.20.
Morgen C., Durch Kamerun v. Süd n. Nord. Reisen u. Forschgcr.
im Hinterlande 1889—1891. Lp., Brockhaus. gr.-8°. (X u. 390 S.
m. Illustr.) 11. 5.40.
Hehn V., De moribus Ruthenorum. Zur Charakteristik d. russ.
Volkseele. Tagebuchblätter a. d. J. 1857—1873. Hrsg. v. Th.
Schiemann. St.. Cotta. (251 S.) fl. 3. —.
Hansjakob, Unsere Volkstrachten. E. Wort z. ihrer Erhaltg
1. u. 2. Aull. Freib., Herder. (24 S.) fi. —.15.
Ru hie F., Deutsche Afrikareisende d. Gegenw. 1. u. 2. Bd. 1.
G. Xachtigal. < VIII u. 207 S.) 2. H. v. Wissmann. (VIII u.
203 S.) Münster, Aschendorff, ä 11. 1.68.
Stamford Th. v., Das Schlachtfeld im Teutob. Walde. Cassel,
Fischer & Co. (VI u. 330 S.) 11. 4.50.
Whitman S., D. Reich d. Habsburger, iibs. v. O. Th. Alexander.
B.. Ulrich & Co. (VIII u. 268 S.) 11. 2.40.
TippenhaucrF. G., D. Insel Haiti. Lp., Brockhaus. hoch-4°.
(XVIII u. 693 S. illustr.) fi. 20.40.
Goering A., Vom trop. Tieflande z. ewigen Schnee in Wort u.
Bild. Lp., Ad. Fischer. (6 Lief, ä 12 S. m. 2 färb. Taf.) fi. 1.80.
Faucon N., La Tunisie avant et depuis l’occupation fran^aise.
Historie et colonisation. Paris, Challamel. 8°. 15 Fr.
Lecomte F.. Voyage pratique au Japon. Ebd. 18°. 3 Fr. 50 c.
Lentheric Ch., Du Saint-Gothard ä la mer: Le Rhone. Histoire
d’un fieuve. Paris, Pion, Nourrit & Cie. 8°. 2 vols. 18 Fr.
Lehault Ph., La France et PAngleterre en Asie. Tome I: Indo-
Chine. Paris. Berger-Levrault N: Cie. 8". 10 Fr.
M armier X., Souvenirs d’un vovageur en Amerique, cn Allemagne,
en Dänemark, en Norvegc. Paris, Perrin & Cie. 18°. 3 Fr. 50 c.
Forel F. A.,. Le Leman Monographie limnologique. Tome I. Basel,
Georg. gr.-8°. (540 S.) fi. 7.20.
Gordon A., The folks o’ carglen. London, Unvin. 8°. 15 sh.
Perks L.. From Arcady to Babylon. London, Stott. 8°. 6 sh.
Ottino G., II mappamondo di Torino riprodotto c desentto.
Turin, Clausen. 10 L.
Cugia V., Nuovo itinerario delP isola di Sardegna. 2 vol. Cagliari.
Gugia. 8°. 6 L.
Von der in Nr. 14 (Sp. 441) d. Ö. L. angezeigten * All¬
gemeinen Erdbeschreibung « von Adr. Bai bi (8. Aull., bearb. von
F. Hei de rieh, Wien, Verlag v. A. Hartleben) sind die weiteren
Lieferungen 2 —14 erschienen ; dieselben enthalten den Schluss
der mathem. u. die phvsikal. u. polit. Geographie, sowie d. Welt-
theile Australien und Polynesien (S. 287 — 384), Amerika (S. 385
bis 807) u. den Beginn von Afrika. Principielle Fragen (so z. B.
in dem Capitel von der »Einheit des Menschengeschlechts« S.
238 ff.) umgeht der Verf. mehr als er sie beantwortet. Die An¬
sichten Darwins und Häckcls sollten in einem Buche für d. Volk
nicht bloss als »eine noch unerwiesene Hypothese« abgelehnt
werden; das »Volk« ist nur zu sehr geneigt, Hypothesen nicht
als solche, sondern wie bewiesene Thatsachen hinzunehmen. Die
Ansichten, Voll- und Textbilder, wie die beigegebenen Karten
sind zu loben ; die Vollendung, wie sie z. B. Reclus’ »Nouvelle
Geographie« aufweist, erreichen sie allerdings nicht.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Wilhelm, Dr. Julius: * Frachtporto .« Ein Vorschlag ,
die bei dem Postverkehr üblichen Grundsätze der
Gebiihrenbemessung auf alle Iransportleistungen
auszudehnen . Wien, Wciss. 1892, gr. 8° (99 S.) fi. —.60.
Die wirtschaftliche Seite des Verkehrswesens ist
neuerdings ein Gebiet geworden, auf dem sich der
Dilettantismus ungebührlich breit macht. Auch in der
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Nh. 18. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
582
vorliegenden Arbeit, die befremdlicher Weise unter der
Patronanz des österr.-ungar. Exportvereines ausgegeben
wurde, kommt dieser naive Dilettantismus, dem die
Grundlagen und Aufgaben des Tarifwesens vollkommen
fremd sind, zum Ausdrucke. Natürlich ist es wieder das
»Portoprincip«, das als wirtschaftliches Tarifideal ge¬
priesen wird. Um dieses, nach den Verheissungen des
Verf. alle Schäden, Armuth, Krankheit und Elend heilende
Ideal zu verwirklichen, ward Dr. Julius Wilhelm
ausgesandt; auf Seite 8 ist zu lesen: »Die Idee des
Frachtporto liegt gleichsam in der Luft; ich bin nur das
zufällige Werkzeug, dessen sich dieselbe bedient um
durchzudringen.« Nachstehend einige andere Proben:
Seite 62: »Eine Waarenclassification scheint daher eine
ganz zwecklose Complication der Tarife zu sein.«
Seite 63: »Es wäre Sache der Post, um durch Verzehn-
fachung des Verkehrs nicht nur auszukommen, sondern
zu verdienen.« Seite 71: »Die freie Concurrenz wird
wohl auf diesem Gebiete auch ein natürliches Verhältnis
herbeiführen.« Seite 76: »Wenn die Engländer nicht
nachgeben (in Angelegenheit der Einführung eines Welt-
masses, respective einer Weltwährung), wird die Welt¬
geschichte einfach über sie zur Tagesordnung übergehen.«
u. v. a. m. Das Meritorische der Reformvorschläge besteht
in Einführung: 1. eines Frachtportos, 2. einer Sammel¬
fracht, 3. einer Wagenladungsfracht, welche in fünf
Stufen bis zu 400 Kilometer und pro 100 Kilogramm
zu berechnen sind; darüber hinaus hätte dann nur ein
Transportpreis zu existieren. — Neben diesen und anderen
Dingen — welche übrigens alle nicht einmal immer im
Interesse des Exportvereines liegen würden — enthält
die Arbeit auch manches Richtige und Beherzigenswerte.
Aber gerade diese Dinge haben wir schon wiederholt
und meistens besser bei anderen Autoren gelesen und
es wäre zu erwarten gewesen, dass der Verf. wenigstens
seine Quellen citiert; man hätte dann mindestens seiner
Belesenheit die Achtung nicht versagen können. So aber
hatte die Arbeit in Fachkreisen nur einen Heiterkeitserfolg.
Wien. Frh. v. Weichs.
Archiv für bürgerliches Recht. Hersg. v. J. Köhler & V.
R i e g. (Berlin, Heymann). 1892. Ausserord. Beilage Heft 1.
R e a t z. Die zweite Lesung d. Entwurfs e. bürgl. Gesetz¬
buchs f. d. deutsche Reich unter Gegenüberstellg. d. ersten Lesung.
Archiv für praktische Rechtswissenschaft. Hrsg v. A.
Büchner u. red. v. W. Heinzerling. 1892. Folge III, V, 3.
G i 1 m e r, Bemerkgen. zu Art. 15 Xr. 1 d. hess. Pfandgesetzes
v. 15. Sept. 1858. — Amol d, Die Schutzrechte d. Abgeordneten
des Grossherzogthums Hessen.
Monatsschrift für Christi. Socialreform, red. v. W. Frh. v.
Berger. (Wien, Heindl.) XIV, 11.
Weiss, Institutionen d. Gesellschaftslehre. — Die kathol.-
demokrat. Bewegg. in Belgien. — Gessmann, d. Strassen d.
Weltverkehrs mit besond. Beziehg. auf Österreich-Ungarn. —
Berger, Üb. berufsgenossenschaftl. Organisation. — Aufruf d.
Vereines d. christl. Familie an die kathol. Frauen u. Mädchen. —
Socialer Rückblick.
Socialpolitisches Centralblatt, hrsg. v. Dr. H. Braun (Berlin,
Guttentag). II, 7—9.
(7.) Brau n. Die Lage d. deutsch. Socialdemokratie. — Schnap¬
per-Arndt, Socialenqueten u. Socialgesetzgebg. — Oldenberg, E.
Beitr. z. Arbeitslosenstatistik. — Gewerkschaftl. Arbeiterbewcgg.
— Polit. Arbeiterbewcgg. — Arbeiterschutzgesetzgebg. — Arbeiter¬
versicherung. — Wohnungszustände u. Wohnungsgesetzgebg. —
Gewerbegerichte.
(8.) Braun, Zur Diskussion d. Frage d. Arbeitslosenstatistik. —
Damaschke, Eine Enquete üb. d. Wirkgen. des Gemeindegrund¬
besitzes auf d. Gemeindehnanzen. — Lux, Das Alter d. ehe-
schliessenden Personen. — Arbeiterzustände.
(9.) May r, Arbeiterversichg. u. Socialstatistik.— Sociale Wirt¬
schaftspolitik und Wirthschaftsstatistik. — Arbeiterzustände. — Ge¬
werkschaftl. Arbeiterbewegg. — Unternehmerverbände. — Polit.
Arbeiterbewegg. — Arbeiterschutzgesetzgebg. — Silbermann,
Die Belastg. der Industrie durch d. staatliche Arbeiterversichg. —
Frankl, Einiggs- u. Schiedsämter in Frankr. Wohngszustände.
Allgem. Juristenztg, hrsg. V. Breitenstein. (Wien) XVI, 6 u. 7.
(6.) Zucker, Abändergs.-Antr. z. Regiergsentwurfe d. Strafge¬
setzes üb. Verbrechen, Vergehen u. Übertretgen. (Schl.) — Per¬
manenter Strafgesetz-Ausschuss. (Forts.)
(7j Ludwig, Chemie und Rechtspflege.
Neue Erscheinungen:
Liebig E. Frh. v.. Die Genossenschaft m. beschr. Haftpflicht u.
ihre Behandlg. im Concurse. München, Beck (64 S.) fl. —.60.
Lehmann C., Consuetudines feudorum (libri feudorum, jus feud.
Langobardorum) I. Compilatio antiqua. Göttingen, Dieterich,
gr. 4°. (III u. 45 S.) fl. 2.40.
Freund L., Lug u. Trug nach moslem. Recht u. moslem. Polizei.
München, Mehrilch. (III u. 60 S.) fl. —.90.
Ratkowsky M., D. Recht und d. Pflicht, d. Czechen u. Slovenen
zu germanisiren. Iglau, Rippl & Sohn. (52 S.) fl. —.30.
Lotmar Ph., V. Rechte, d. mit uns geboren ist. Die Gerechtig¬
keit. 2 Vortr. Bern, Schmid, Franke & Co. (95 S.) fl. —.60.
Roscher W., Politik: Geschichtl. Naturlehre d. Monarchie,
Aristokratie und Demokratie. St., Cotta. (VIII u. 722 S.) tl. 6.—.
Ko eh ne C., Das Hansgrafcnamt. E. Beitr. z. Gesch. d. Kaufmanns¬
genossenschaften u. Behördeorganisation. B., Gaertner-Heylelder,
(XVI u. 318 S.) fl. 4.20.
Bartsch H., Die grundbücherlichen Eintraggen., dargestellt f. den
prakt. Gebrauah. Wien, Konegen. (XVI u. 301 S.) fl. 3.60.
Nicoladoni A., Die modernen Strafrechts-Theorien u. d. neueste
Entwurf e. österr. Strafgesetzes. Vortrag. Ebd. (64 S.) fl. —.60.
Gumplowicz L., Die sociologische Staatsidee. Graz, Leuschner &
Lubensky. (III u. 134 S) fl. 1.80.
Feil bogen S., Smith u. Turgot. E. Beitr. z. Gesell, u. National¬
ökonomie. Wien, Holder. (X u. 170 S.) 11. 1.80.
Pf aff Dr. Jos., Z. Lehre v. sog. in fraudem legis agere. Wien,
Manz. (VI u. 170 S.) fl. —.90.
Schöne Litteratur. Varia.
Weber F. \V.: Goliath. Fünfte bis zwölfte Auflage.
Paderborn. Ferd. Schöningh (1892) 8° (130 S.)
Die ersten vier Auflagen dieses Werkes waren durch
Vorausbestellungen bereits vergriffen, noch ehe es im
Frühlinge d. J. aus der Presse kam und die Verlags¬
handlung sah sich deshalb alsbald zur Herstellung der
»5.—12.« Auflage veranlasst. Da ist die erste Frage,
die sich dem Beurtheiler aufdrängt, ob der innere
Wert des Gedichtes jene starke Nachfrage rechtfertigt
oder ob es blos der Name des berühmten Dichters von
»Dreizehnlinden« ist, der zu einer in deutschen Landen
so ungewöhnlichen Antheilnahme veranlasst. Die Antwort
fällt in diesem Kalle nicht schwer; denn »Goliath« ist
ein in jeder Hinsicht so sehr über das Mass des Ge¬
wöhnten hervorragendes Kunstwerk, dass, mag auch der
Name des Verf. die Aufmerksamkeit zuerst auf sich
lenken, dem Gedicht auch ohne diesen Namen der
starke Erfolg nicht hätte ausbleiben können.
Was den »Goliath« in erster Linie zu einem be¬
deutenden Kunstwerk stempelt, das ist die ungewöhn¬
liche Kraft der sittlichen Idee, die darin zum schlich¬
testen Ausdrucke kommt. Allem irdischen Glück ent¬
sagend, gehen die Beiden, deren Geschick das kleine
Epos erzählt, stumm den Weg der Pflicht,
Gehorsam dem Gesetz, das Gott der Herr
Mit eigner Hand auf Sinai geschrieben.
Der Vater des Helden — Eiwind nannte er sich —
war aus unbekannter Heimat in das stille Thal ge¬
kommen, wo er bei dem reichen, geizigen Bauern Knud
auf Rönnedal als Knecht in Dienste trat. Nach Jahres-
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Nr. 18.
Oester reichisches Litteraturblatt.
— I. Jahrgang.
584
frist holte er sieh aus seiner Heimat Randi, sein Weib,
die ihm den Sohn Olaf gebar, ihr einziges Kind. Acht¬
jährig etwa war der Knabe, als ein Felssturz die Hütte,
die Eiwind sich zur bescheidenen Wohnung unterm
Klippenüberhang gezimmert, verschüttete, beide Eltern
begrabend. Der Bauer nahm auf des Pfarrherrn Geheiss
die Waise in sein Haus, und hier, unter der strengen
Zucht des eisenharten Mannes und der liebreichen Pflege
seiner Frau Kari wuchs der Knabe auf zum überstarken
und grossen Jüngling, so dass er bald, zuerst im Scherz,
den Namen Goliath erhielt, der ihm verblieb. Mit ihm
wuchs das um fünf Jahre jüngere Töchterchen des
Bauern auf, Margit, dem erst spät ein Brüderchen Erik
folgte; aber das Unglück wollte, dass Erik taubstumm
zur Welt kam, ein grosser .Schmerz für Mutter und
Vater.-—Mehrfach hat Goliath Gelegenheit, seine Treue
zu bezeugen: den Bauer rettet er aus Lebensgefahr,
Erik aus den Händen einer Zigeunerbande, die ihn ent¬
führt; bei dieser Gelegenheit ist es, dass Margit, ihm ent¬
gegeneilend, ihn mit »lieber, lieber Olaf« anspricht. Und
der Riese erwidert:
»Ich weiss nicht, wie es ist. doch weiss ich, Margit,
Für dich und für die Deinen, dir zu Liebe,
Gern göss' ich all’ mein Blut wie Wasser aus.« —
Kari stirbt; und immer einsamer wird es auf Rön-
nedal. Freier, die sich melden,‘weist Margit ab. Da trifft
sie eines Abends Olaf auf der Bank vor dem Hause und
im Gespräch nennt er sie »liebe Margit«; sie fordert ihn
auf, um sie zu werben:
». . . all* die Werber hab’ ich abgewiesen.«
»Und einen Werber weist dein Vater ab.«
Sonntags bringt Goliath seine Werbung dem reichen
Knud vor; das Bcfiichtete geschieht: mit Hohn und Spott
wird er abgewiesen, er, der heimatlose Knecht, von dem
stolzen Bauernkönig, der den Wiking Thorkil gern als
seinen Ahnen pries:
».Vernimm mein letztes Wort:
So laug du lebst, betritt nach diesem Tage
Dein Kuss mein Haus und Figenthum nicht mehr,
Nicht Feld und Wald, nicht Säter, Weid und Wiesel
Hier bin ich Herr und untersage dir.
Was ich nicht dulden will, für alle Zeit.
Und kämst du mir mit einem Fuder Gold,
Und kämst du auch als Prinz: ich jagte dich.
Das ist mein W*>rt: mein Wille soll bestehn!«
In diesen harten Worten liegt das Geschick der
Liebenden »für alle Zeit«. Goliath geht; nichts nimmt
er mit als »ein Stückchen Brot, des Leibes dürltige Hülle
und seines Vaters Axt«; die letztere, gross und schwer
und mit den eingegrabenen Buchstaben L. G. versehen,
ist das einzige Erbtheil seiner Eltern, das in einer Scheune
gefunden wurde. — Drei Tage wandert er auf Pfaden,
die nie ein Mensch vor ihm gegangen, über unwirtliche
Gebirgszüge, bis er endlich in ein bewohntes Thal ge¬
langt und dort auf dem Byglandshof, bei dem alten Lars
Güranson, Gastfreundschaft findet. An der Axt, wie später
an der Erzählung seiner Herkunft, erkennt ihn Lars als
den Sohn seines Bruders Esbjörn, der vor Jahren, da er
in der Eifersucht einen frechen Matrosen im Raufhandel
getödtet zu haben glaubte, landflüchtig geworden war.
Goliath bleibt, einen kleinen Theil seines reichen väter¬
lichen Erbes in Besitz nehmend, baut sich in einsamer
Abgeschiedenheit eine Hütte, »gross genug für Einen,
auch wohl für Zwei, zu klein für Weib und Kind«, und
verbringt dort sein Leben in ehrlicher und harter Arbeit.
Auf Rönnedal war es indes immer stiller geworden.
Erik fand man eines Tages todt im Stall, von den Hufen
eines unbändigen Hengstes erschlagen; der Bauer alterte
rasch; ab und zu gedenkt er noch des »langen Ola«;
»Er schaffte mehr als drei. Er brauchte nicht heissköplig
fortzugehn, der lange Ola«; aber trotzdem beharrt er
wildtrotzig auf dem, was er einmal gesagt. Und so ent¬
schläft er eines Tages. Margit ist nun Herrin auf Rön¬
nedal; wieder melden sich Freier übergenug, sie aber
bleibt einsam. Derjenige, den sie allein geliebt — obwohl
sie kein anderes Liebeswort mit ihm gewechselt, als jenes
»lieber Olaf!« — ist durch den Machtspruch ihres Vaters
auf ewig von ihr getrennt. — Nach Jahren erfährt sie,
dass er weit drüben über den Bergen ein einsames Leben
führe und sendet ihm einen Boten, der ihm von ihr
berichtet und ein Geschenk bringt, »grauwollnen Stoff
zum Kleid nach Landesbrauch, von Margits Hand ge¬
sponnen und gewebt«. Dann kommt sie einmal selbst,
und besucht ihn nun »Auf weitem Umweg um das
Hochgebirge, in jedem Jahr auf einen Sommertag« . . .
Das ist der einfache und in der Hand des Dichters
doch so reiche Inhalt des Büchleins: ein ganzes, volles
Menschendasein lebt sich in den wenigen Seiten in er¬
habener Grösse aus. Die Form schmiegt sich dem Inhalt
auf’s Schönste an. Keine Verskünsteleien, keine »Reim¬
gemälde«, keine rhythmischen Prunkstücke, in schlichten
Chimären läuft die Erzählung ab. Aber mit verschwen¬
derischer Hand webt der reiche Geist des Dichters und
sein tiefes Gefühl die herrlichsten Perlen in den Ein¬
schlag; ein Wort, eine halbe Zeile, — und Tiefen der Em¬
pfindung und des Gedankens öffnen sich, Worte voll
hoher Weisheit fügen sich ungesucht in den Lauf der
Erzählung. Kein Wort, kein Satz ist hier zu viel, die
wenigen Episoden liefern nur in knappen Umrissen den
Hintergrund, von dem sich das Gemälde abhebt, wie ja
der Dichter auch mit den drei oder vier Personen der
Handlung: Goliath und Margit und deren Filtern, sein
Auskommen findet. Gerade in dieser Hinsicht, was Klar¬
heit und Knappheit der Handlung und Composition an¬
langt, müssen wir — der Vergleich des späteren Werkes
eines Dichters mit einem früheren ist nicht zu umgehen —
dem »Goliath« vor »Dreizehnlinden«, das in manchen
Partien an zu grosser Breite leidet, welche durch die
dort gewählte Form von kurzzeiligen gereimten Strophen
noch fühlbarer wird, entschieden den Vorzug einräumen.
Ausstellcn möchte Ref. die Pünkleidung des Ge¬
dichtes: aus dritter Hand erst schöpft der Dichter (oder
gibt er vor zu schöpfen). Goliath hat seine Geschichte
einem bei ihm zu Gast wohnenden Maler, »Magnus von
Bagge, jetzt in Blankenburg am Harz« mitgetheilt und
dieser erzählt sie in einer Berliner Mittagsgesellschaft
seinem Freunde, dem Dichter. Diese Einschachtelung
scheint gerade hier um so unpassender, als sic dem
Leser anfangs in die richtige Stimmung zu kommen er¬
schwert und ihn gegen Ende wieder aus derselben un¬
sanft emporreisst. Die Dichtung stünde viel einheitlicher,
geschlossener und ruhiger da ohne diese doppelte Um¬
rahmung. Dr. F. Schnürer.
Ebner-Eschenbach, Marie v.: Gesammelte Schriften.
6 Bände. Berlin, Gebr. Paetel. 1893, 8° (219, 407, 409, 485,
307 u. 294 S.) fl. 12.60 (geb. fl. 16.20 u. fl. 19.80).
Wir müssen dem vornehmen Verlag der Gebrüder
Paetel in Berlin für die schöne Festgabe dankbar sein,
die er uns in den 6 Bänden »Gesammelte Schriften«
Digitized by UiOOQLe
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Nk. 18. - OeS I ERREICHISCHKS LlTl ERATURBl.ATT. — I. JAHRGANG.
586
unserer gefeierten Landsmännin dargeboten hat. Frau
v. K.-E. gilt heute als die bedeutendste deutsche Dich¬
terin; vielfach ist sie als die Droste - Hülshoff der Er¬
zählung bezeichnet worden und es lebt in Wahrheit in
ihren Schöpfungen eine dichterische Kraft, gepaart mit
einer Vornehmheit der Empfindung und einer Ursprüng¬
lichkeit und Schönheit des Ausdruckes, der wir wenig
an die Seite zu stellen wüssten. Am liebenswürdigsten
ist sie u. E. in der einfachen, nicht-tragischen Erzählung;
das Tragische — man denke an »Unsühnbar« (Rd. VI) —
wird in der erbarmungslosen Consequenz, mit der sie
das rollende Steinchen zur Lawine anschwellen lässt,
leicht zum Furchtbaren, das viel mehr peinlich und
niederdrückend wirkt, als, wie das echt - Tragische soll,
läuternd und erhebend. Erzählungen dagegen, wie »Der
Kreisphysikus«, »Die Freiherren v. Gemperlein«, »Zwei
Comtessen« u. A. sind Cabinetsstücke, die für alle Zeiten
ihren Wert behalten.
Man hat versucht (D. Rdsch. LXIV, 338 ff.) in den
neueren Schriften der E.-E. mehr und mehr eine Ab¬
wendung vom Glauben und eine Hinneigung zu den
Anschauungen Schopenhauers (1. c. S. 346) zu erkennen:
wir glauben mit Unrecht; aus zusammengetragenen
Stellen verschiedener Dichtungen, zumeist Äusserungen,
die einzelne Personen thun, lässt sich immer nur sehr
schwer das Charakterbild des dahinterstehenden Dichters
construieren. Nirgends aber trägt ein Werk der E -E.,
kein älteres und kein neueres, das Gepräge einer christ¬
licher Gesinnung abgeneigten Weltanschauung. Dazu ist
sie schon viel zu sehr Dichterin und ausserdem viel zu
sehr gross geworden in den besten Traditionen. — Und
noch ein Zweites ist, was uns die Schriften der E.-E.
theuer macht. Es geht durch dieselben ein Hauch guten
alten Österreicherthums, der das Herz erwärmt und
— auch rein künstlerisch — ihnen einen höheren Wert
verleiht. Hier, wenn irgendwo, passt das Wort vom
»Erdgeruch«, der aus einer Dichtung aufsteigt. Und auch
darum müssen gerade wir in Österreich die Veranstaltung
einer Sammlung ihrer Schriften mit Freuden begrüssen.
Die einzelnen Stücke der Sammlung (I. Aphorismen,
Parabeln, Märchen und Gedichte. — II. Dorf- und
Schlossgesehichten. — III., IV. Erzählungen. — V. Das
Gemeindekind. — VT. Unsühnbar) haben längst das
Bürgerrecht in der Litteratur erworben. Dass die Dramen,
welche die Verf. in jüngeren Jahren schrieb, aus der
Sammlung weggeblieben, ist nur vom Standpunkt des
Litterarhistorikers aus zu bedauern, so trefflich einzelne
derselben und Einzelnes in denselben auch ist. Aber ihre
Bedeutung hat die E.-E. in der Erzählung gewonnen
und hier ist es auch, wo sich ihr Talent, am reifsten
und eigenartigsten ausprägt. Dem I. Bande ist das
Porträt der Dichterin (Grav. Meisenbach, Riffarth & Co.,
nach dem Ölbilde von Marie Müller) beigegeben. Eine
kurze biographische Skizze würden gewiss Viele als
Commentar zu dem Bilde und den Schriften freudig
begrüsst haben. In einer folgenden Auflage liesse sich
dieser Wunsch gewiss ohne Schwierigkeit erfüllen.
Dr. F. Schnürer.
Rabenlechner, Michael Maria: Mystische Rosen. Mit
Bildern nach Original Zeichnungen von Professor
Patriz Me idle 1\ Würzburg, Leo Woerl, 1893. 8° (83 S.)
Das Erscheinen dieses Büchleins ist bereits in Nr. 16
des Ö. L. (Sp. 521) vorangezeigt worden; es ist nun
— rechtzeitig vor Weihnachten — herausgekommen und
präsentiert sich als ein schlankes, elegant ausgestattetes
Bändchen, das aber trotz seines geringen Umfanges doch
eine Reihe tief empfundener Gedichte in zumeist tadel¬
loser poetischer Form aufweist. Ja, in subjectivcr Hin¬
sicht scheint uns ein so hoher Grad von technischer
Fertigkeit bei der Jugendlichkeit des Autors (gcb. 1868)
fast etwas bedenklich; möge er sich durch die Leichtigkeit,
mit der er die dichterische Form handhabt, nur nicht
zu allzureichlicher Production verleiten lassen, die dann
gar leicht auf Kosten der Tiefe in die Breite wächst. —
Die »Mystischen Rosen« theilen sich, entsprechend und
sich anschliessend an die Rosenkranz - Geheimnisse, in
drei Theile von je fünf Gedichten, Rosen der Freude,
des Schmerzes und des Triumphes. Am besten sind
u E. dem Dichter die ersten gelungen, die Lieder des
Schmerzes und die jubelnden Triumpheshymnen lassen
öfters die Tiefe und Wahrheit der Empfindung weniger
verspüren. In einem hübsch gedachten Schlussgedicht an
die Himmelskönigin bittet der Dichter nach der Weise
mittelalterlicher Poeten, sie möge gewähren, dass sein
Gesang Allen ertöne,
» . . .die dir Kinder durch die That,
Die dann dessen auch gedenken, der ihn dir gesungen hat.«
R — n.
Levetzow, Cornelia von: Geschichte eines jungen
Mädchens. Autorisierte lieber Setzung nach der y. AujL
des dänischen Originals v. L. Fehr . Hamburg, Agentur
des Rauhen Hauses, 1892,8", (240 S) 11. 1.44.
Die Agentur des * Rauhen Hauses« in Hamburg, — einer
Protest. Waisen- und Erziehungsanstalt im grössten Stil, — seit
langem bestrebt, durch Ausgabe guter Jugend- und Volksschriften
den Samen christlichen Geistes auszustreuen, hat auch in dem
verliegenden Werke ein höchst dankenswertes Ruch dem deutschen
Leserkreis (insbes. dem der jungen Mädchen) zugänglich gemacht.
Ohne in der Moral aufdringlich zu sein, führt es aus, dass nur
Ergebenheit in Gottes Willen und muthvolles Ertragen auch des
Widerwärtigsten, wenn es in treuer Gesinnung geschieht, den
Menschen endlich zum Frieden und zum Glück gelangen lässt.
Die Gegenspieler sind zwar etwas dunkel gehalten, vielleicht
schwärzer, als es mit den Gesetzen der Psychologie in Einklang
zu bringen ist, aber die Verf. hat auch da wieder manche feine
und mildernde Abtönung anzubringen verstanden. Das Büchlein
liest sich in der Übersetzung von L. Fehr wie ein Original ;
wenige Stellen sind dem Ref. als undeutsch aufgefallen : »Und
wieder wünschte ich, als (statt wie) zur Zeit meiner Kindheit
(S. 104); »Das nehme ich mir leicht« (S. 136); »Die hübscheste
Brünette, die man vor Augen sehen konnte« (S. 157),— oder Härten
wie »ein ganz Theil Sachen« (S. 111) und ein Satzungethüm aut
S. 143, in welchen sich in 8 Zeilen 6 »aber« und »doch« finden,
immer eines dem andern gegenübergestellt. Druck und Ausstattung
sind musterhaft.
Esser A.: Ep heu-Ranken, Lieder und Gedichte . Köln,
Bachem, 1892. 8" (194 S.)
Es ist ein liebes Christgeschenk, das uns die Verf.
mit dieser poetischen Erstlingsgabe dargeboten hat, und
uns dünkt, dass diese Lieder und Gedichte vor vielen
anderen in die trauliche Weihnachtszeit passen. Die erste
Abtheilung: »Dem Herrn mein Lied« und »Gegrüsset
seist du Maria« ist religiösen Inhalts und man kann
sagen, dass hier, wie selten sonst, die grosse Aufgabe
gelöst ist, welche die Darstellung des Religiösen vom Dichter
fordert. Religiöse Gedichte wollen nicht blos anempfunden,
sondern durchlebt sein; gar oft merkt man solchen
Sammlungen das Gemachte u Gekünstelte an. A. Esser,
die Convertitin, hat in dieser Abtheilung ihrer Gedichte
gerade ihr Ringen nach der wahren Erkenntnis und das
selige Bewusstsein, die Wahrheit gefunden zu haben,
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Nh. 18. — Obstkkrkichischks Luteratukbi.att. — I. Jahrgang.
und damit eben ihr tiefstes inneres Leben zum Aus¬
druck gebracht. Krgreifend schön klingen die »Psalmen«
und die Sonette über die Geheimnisse des Rosenkranzes.
Die zweite Abtheilung: »Allerlei Sang und Klang«
enthält Gelegenheitsgedichte im Goethc’schcn Sinne des
Wortes. Die Dichterin hat viel Trübes erfahren, aber
über dem Schmerze nicht die Hoffnung, über eigenem
Leid nicht das Mitleid mit fremder Noth verloren; im
Aufblick zu Gott und im innigen Verkehre mit der Natur
hat sie sich vom »Dämmerlicht der einen Wahrheit zu
ewig heitrer Klarheit« durchgerungen. Am Schlüsse dieser
Abtheilung stehen einige — leider nur zu wenige —
Gedichte episch-lyrischer Gattung. Möge die Yerf. dies
Gebiet, auf welchem ihr sicherer Kr folg zutheil würde,
fernerhin noch mehr anbauen!
Die dritte Abtheilung führt den Titel: »Nun grüsse
dich Gott, Frau Minne!« Die hier gebotenen Lieder hat
die Dichterin ihrem Gatten gewidmet, sie gemahnen in
ihrer Fassung an die besseren Minnelieder des Mittel¬
alters. — A. K. besitzt ein bedeutendes Formtalcnt, gar viele
ihrer Lieder legen sich ungesucht einer Melodie unter;
nur an ganz wenig Stellen vermisst man die letzte Feile.
Ihr Talent wurde schon von E. Geibel anerkannt, der
ihr ein kleines Liedchen seiner Zeit als Widmung sandte.
Wir wünschen, dass das auch äusserlich prächtig aus¬
gestattete Büchlein recht vielen so grosse Freude machen
möge, wie dem Referenten. Josef Seeber.
Prochaska's illustr. Monatsbände, i Teschen, Prochaska.) IV, 4.
J. J. Kraszewski, Ohne Herz. Rom. (Frts.) — R. Bucha-
nan, Kinen Augenblick nachher. Nov. — K. Grosse, Die mittel-
alterl. Ritterburgen. — v. Sacher-Mas och, Lilli’s Park. — K.
Ritter, Der Gehorsam. — A. Schau her, Der Segler d. Lüfte.
— Misccllen. — Das Alter d. Thierc.
La Ricreazione, Pcriodico istruttivo e dilettevole di varietä con
ill.» hrsg. v. V. Koschir, Triest. I, 22 u. 23..
(22.) Tunisi. — Consigli di Hervc-Bazin. — Igiene, della
convalescenza. — Che pepe! — Knuiizione, le campane.— II nipote
della frutti vendola. — E pierammu. — La sfaciatella. — I sötte
sapienti della Grecia. — Ln po’ di tutto. — Xella patria di S.
Giusto. — Passatempi.
(23.) L’avvocato Dr. Domcnico da Rossetti. — Krudizionc,
gli aghi. — I rimorsi dell’ ateo. — Igiene, della bocca e dei
denti. — Storia naturale, le foche. — II ladro di dolci. — Lissa.
Alte u. Neue Welt. (Kinsiedeln, Benzinger.) XXVII, 3.
Esser, Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus! —
Berthold, Weihnachten in d. Heide. — Dreibach, Zur Gesch.
d. Glocken. — Ed hör, Bis d. letzte Heller gezahlt ist. III. Rom.
— Grimme, Die alte Rcichsfeste an d. Mosel. — Meister,
Tante Susanna's Abenteuer. — Frenay, D. Volksvcrein f. d.
kath. Deutschland u. d. »praktisch-sociale Kursus« in M.-Gladbach.
-- »Station Jerusalem«. — Bai er, Weihnacht. — Uns. Volks¬
trachten. — Jäckchen u. s. Schlitten. Märchen. — Rundschau.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet). VIII, 9.
Lucas R. v. Führich. Hrinnerg. aus e. Christi. Familienkreise.
— Auf Gott vertraut! Krz. (Frts.) — Hagen au er, Christbaum.
Gedicht. — D. Stadt Windischgraz in Steiermark. (Schl.) —
Wagner, D. Eiche v. Zwettl. Gedicht. — St. Nikolaus. — v. Him¬
mel, Weihnaehts-Erinnerg. aus d. Tropen. — Ende, Mad. Roland.
Studie. (Schl.) — Saget, Glaube, (jedicht. — Prusch ko, Die
lälie v. St. Honore. Erz. (Schl.) — Land st ein er, D. Pferd d.
Distanzreiters. Gedicht. — Schlegel, Winterschlüfcr, Winter-
tlüchtlinge u. Winterhelden. — Achleitner, Der erste Schnee.
Gedicht. — Kath. Chronik. — Litteratur. Kunst u. Wissensch.
Deutscher Hausschatz, red. v. H. Keitcr. (Regensb., Pustet.)
XIX, 3.
Herbert, Vanitas. Nov. (Frts.) — Was sollen wir essen u.
trinken? — A. Haupt, Hildesheim. — May, Der Mahdi. Erz.
(Frts.) — Coubc, D. Zwangswitwenschaft in Indien. — Berlage,
D. Weihnachtsfest in Gesch , Kunst. Poesie u. Volksleben. — A.
Heine, E. Tag in e. Londoner Polizeigerichtshof. — Rcuschcl,
D. Haupt d. City v. London f. d. J. 1892/93. — Die Weltaus¬
stellung in Chicago. — Für d. Frauenwelt.
Neue Erscheinungen:
Wolff J., D. flieg. Holländer. Seemannssage. B., Grote. (191 S.)
fl. 2.70.
H offmann H., Vom Lebenswege. Gedichte. Lp., Liebcskind.
(XII u. 393 S.) fl. 3.96.
Xoeldechen W., Im Bundschuh. Histor. Roman aus d. Zeitalter
d. Bauernkrieges. 2 Bde. Lp., Reissner. (212 u. 240 S.) fl. 3.60.
Schwerin J. Gräfin, Einsame Wege. Roman. 2 Bde. Ebd. (234
u. 202 S.) fl. 3.60
Bahr H., Dora. B., Fischer. (146 S.) fl. 1.20.
— Die häusliche Frau. Lustsp. Ebd. (66 S.) 11. —.90.
Jordan W., Liebe was du lieben darfst. Schsp. Frankf., Jordan.
(90 S.) 11. 1.20.
— Letzte Lieder. Ebd. (224 S.) fl. 1.80.
Baltz J., Im Schatten d. Lorbeers. Musikal. Novellen. Paderb.,
Jungfermann. (255 S.) fl. 1.50.
Dine klage C. w. Durch Jahrhunderte. Gesamm. Novellen. Ebd.
(III u. 396 S.) 11. 3.—.
Maltzan H. v., Der Messias d. Juden. Roman aus d. Gesch. d.
Orients im 17. Jahrh. Aus d. Xachl. d. Autors. Oldenb. i. Gr.,
Landsberg. (167 S.) fl. 1.80.
Kleinjung G., Konradin d. letzte Hohenstaufe od. Liebe u. Rache.
Trsp. — Gedichte. Lp.. Jul. Baedeker. (102 S.) fl. —.90.
Stinde J., D. Liedermacher. Roman aus Neu-ßcrlin. B., Freund
u. Jekel. (VII u. 276 S.) 11. 1.80.
Trojan J., F. gewöhnl. Leute. Hunderterlei in Versen u. Prosa.
. Ebd. (VIII u. 200 S.) fl. 1.80.
Müll ha usen B., Die Söldlinge. Roman in 3 Bdn. St., Union.
(246, 250 u. 247 S.) 11. 6. — .
Groller B. »Töte sie!« B., V. d. Bücherfr. (240 S.) fl. 1.80.
Wolff F., Welke Blätter. Novellen. Lp., Mutze. (IX u. 183 S.)
fl. 1.80.
Ringseis E., Der Königin Lied. Dichtg. in 3 Büchern. 2. Buch:
Hosanna. (VIII u. 267 S.' 11. 2.10. 3. Buch: Kreuz u. Halleluja.
(IX u. 214 S.) fl. 1.80.
Hevse P., Aus d. Vorbergen. Novellen. B., Besser. (V u. 369 S.)
fl. 3.—.
Ol fers H. v., geh. v. Staegemann, Gedichte. Nebst Nachrufen v.
H. Grimm, E. Schmidt u. E. v. Wildenbruch. Ebd. (XXXV u.
88 S.) fl. 1.20.
Ganghofer S., D. Klosterjäger. Roman aus d. 14. Jhrh. Illustr.
v. H. Engl. St., Bonz. (VIII u. 558 S.) fl. 3.—.
Hevesi L., Von Kalau bis Säkkingen. E. gemütl. Kreuz u. Quer.
Ebd. (VII u. 323 S.) fl. 2.40.
Gross F., Um 3 Uhr. Dramolet. Wien, Konegen. (39 S.) fl.—.60.
Henckell K., Aus meinem Liederbuch. München, Alber & Co.
(VIII u. 203 S.) 11. 4.20.
Mistral F., Mireio. Proven^al. Dichtg. Deutsch v. A. Bertuch,
m. e. Einleitg. v. E. Boehmcr. Strassb., Trübner. (XV u. 285 S.)
fl. 3.—.
Mac ha, Karcl Hynck, Mäj. Romanticka basen Illustraval Frantisek
Slabv. (Romant. Gedicht.) Prag, Kober. (48 S.) 11. —.50.
Die litterarisclien und artistischen Publicationen
aus dem
k. k. österr. Museum für Kunst u. Industrie.
Von HolVath J. v. Falke.
IV. (Schluss.)
Aber die Publicationen des Museums haben sich in
den letzten Jahren nicht darauf beschränkt. Mehreres hat
das fünfundzwanzigjährige Jubiläum des Museums, wel¬
ches im Jahre 1889 stattfand, hervorgerufen. Es sei vor
allem von diesen Schriften der von Bücher bearbeiteten
Ausgabe des bisher ungedruckten Codex picturatus
von Balthasar Behem in der k. k. Bibliothek zu Krakau
gedacht, eines Manuseriptes aus dem Anfänge des sech¬
zehnten Jahrhunderts, welches die Satzungen und Ord¬
nungen der Krakauer Handwerke enthält und mit äusserst
fein gezeichneten und colorierten Miniaturen, die ver¬
schiedenen Handwerker bei ihrer Arbeit darstellend, ge¬
schmückt ist. Das Werk ist gleicherweise interessant
durch diese Bilder wie durch seinen Inhalt und bildete
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Nr. 18. OkS'I KRKKliIH ISCHKS LlTI KRA I URB1.ATT. - I. JAHRGANG.
durch seine schöne Ausstattung eine würdige Festschrift
für das Museum. Gleichzeitig und zu demselben Zweck
als Festschrift erschien aber auch der bereits erwähnte
zweite Theil des Katalogs der Ornamentstich¬
sammlung von Franz Ritter, und endlich eine Ge¬
schichte des österreichischen Museums vom
Verfasser dieses Berichtes, welche, auf Kosten des Mu¬
seums gedruckt, in zweihundert Exemplaren an alle
Freunde des Museums sowie an alle befreundeten und
gleichartigen Anstalten als Geschenk versendet wurde. Da
der Verfasser vom ersten Schriftstück an, das in Sachen
der Gründung des Museums geschrieben worden, die
ganze Geschichte der Anstalt miterlebt und mitgemacht
hat, so ist diese Schrift als ein authentisches historisches
Document zu betrachten und wird als solches auch in
Zukunft zu gelten haben. Der Verfasser ist bemüht ge¬
wesen, jedem Mitwirkenden und jedem Mitarbeiter an
dem Gedeihen der Anstalt volle Gerechtigkeit widerfahren
zu lassen.
Da der Verfasser dieses Berichtes nun einmal wie¬
derum in der Lage ist von sich reden zu müssen, so
sei noch ein paar Werke gedacht, welche auch in ge¬
wissem Sinne als ein Resultat und zum Theil als Ab¬
schluss der langjährigen, durch das Museum allein er¬
möglichten Studien auf dem Gebiete der Kunstindustrie
gelten mögen. Vieles in denselben besteht auch aus Vor¬
lesungen, welche in den Wintermonaten im Museum ge¬
halten wurden. Der älteren Zeit gehört noch eine unter
dem Titel »Zur Kunst und Cultur« erschiene Samm¬
lung verschiedener Aufsätze an, unter denen die Ge¬
schichte des englischen Wohnhauses sowie der Aufsatz
über die nationale Hausindustrie hervorgehoben seien.
Eine zweite, als Theil der Publicationen des Allgemeinen
Vereines für Deutsche Litteratur unter dem Titel »Aus
dem weiten Reiche der Kunst« erschienene Samm¬
lung enthält insbesondere des Verfassers sämmtliche
Studien und Aufsätze über die orientalische Kunst. Fhne
als Prachtwerk aus dem Verlage von W. Spemann her¬
vorgegangene »Costümgeschichte der Cultur-
völker« bemüht sich, unterstützt von mehreren hunder¬
ten von Abbildungen, den Gang der Moden und Trach¬
ten von der ältesten ägyptischen Zeit an bis auf die
Gegenwart in Werden, Wechsel und Vergehen sowie in
culturgeschichtlichem Zusammenhänge darzustellen. Eine
dritte Sammlung von Aufsätzen und Vorlesungen, welche
gegenwärtig sich im Druck befindet, wird mit einer »Ge¬
schichte des Geschmacks im Mittelalter« eine
Ergänzung zur »Geschichte des modernen Geschmacks«
bringen. Sie erzählt gewissermassen die Vorgeschichte.
Einen wirklichen Abschluss aber bildet die »Ge¬
schichte des deutschen Kunstgewerbes«, welche,
mit zahlreichen, aufs vollkommenste ausgeführten Abbildun¬
gen versehen, als ein Theil des grossen und wohlbekann¬
ten Werkes über die »Geschichte der deutschen Kunst«
zu Berlin im Grote’schen Verlage erschienen ist. Es ist
das erste zusammenfassende Werk über seinen Gegen¬
stand, dem seit dem Wiederaufleben des Kunstgewerbes
in moderner Zeit so viele Einzelstudien gewidmet wor¬
den. Es ist damit zugleich die Berechtigung erwiesen,
wie die Kunstindustrie selber einen Theil der Kunst bildet
und ihre Geschichte einen Theil der allgemeinen Kunst¬
geschichte. Das ist der Standpunkt, den das österreichi¬
sche Museum von Anfang an eingenommen hat und alle
seine Publicationen haben ihn festgehalten und werden
hoffentlich auch in Zukunft an diesem hohen Standpunkt
festhalten.
Es ziemt sich aber nicht, hiermit unseren langen
Bericht zu schliessen, wenn wir nicht zuvor noch einiger
bedeutender Werke gedacht haben, welche zwar nicht
Professoren oder Beamte des Museums zum Verfasser
haben, wohl aber einen seiner eifrigsten und thätigsten
Freunde von seiner Gründung an. Wir meinen den An-
theil, welchen Professor Ernst Brücke, der berühmte
Physiologe, an den litterarischen Publicationen des Mu¬
seums genommen hat. Aus eben dieser Verbindung sind
die beiden älteren, wenn auch kleinen, doch hochgeschätz¬
ten Werke hervorgegangen : »Die Physiologie der Farben
für die Zwecke des Kunstgewerbes« und »Bruchstücke
aus der Theorie der bildenden Künste«. Grade da der
feinsinnige Kunstkenner durch seine Pensionierung als
Universitätsprofessor Müsse erhalten hatte, trug er sich
mit dem Gedanken, diese Müsse zu ähnlichen Studien
und Arbeiten zu verwenden. Aber nur eine dritte kleine
Schrift: »Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalte
konnte er noch vollenden; eine Schrift, die wiederum
zeigt, wie sehr ihm wirkliche Schönheit Herzenssache
war. Mit dieser Arbeit wollte er der Verwilderung in
der Darstellung der menschlichen Gestalt entgegentreten.
Zu Weiterem kam er nicht mehr. Unerwartet entriss ihn
der Tod diesen Arbeiten und raubte uns einen verehr¬
ten Freund, Bcrather und Mitarbeiter.
Beilage zur (Münchner) Allgemeinen Zeitung, Beil. Nr. 2(>9
— 280. (17. — 30. Nov.)
(209). v. L e i t g e b, Zu Byrons venez. Aufenthalt (Forts, in
Nr. 270,273). — Prager, Ludw. v. Döderlein. — (270). Pettcn-
kofer. Ober Cholera (Forts, in Nr. 271, 272), — (271) Norden-
skiöld. — Nachruf an Rochholz. •— (272). W e 1 t r i c h, Cotta’scher
Musenalmanach f. 1893. — (273). De Terra, Aus d. engl.
Verkehrsleben (Schl, in Nr. 274, 275). — Lehr, K. 11. Rau. —
(275). N c c k e r, D. Lehen auf d. Walze. — L ü b k c, Heliogravüre
u. Photographie. — (276) Haar haus, Poesie u. Weltanschaug.
der Perser. — Gothein, Agrargeschichtl. Forschgcn. d. Gegenwart,
— (277*. R e b e r, Kurfürst Maximilian I. als Gemäldesammler
(Schl, in Nr. 278). — Landau, E. Staatssecretär (B. Gareth)
als Dichter. — «278). Landsberg, Ihering u. Windscheid. —
(279. Graf. D. Kunstdenkmale d. Kgr. Bayern. — La m bei,
Zwei neue Dichtgen. des Ort. v. Schack. (Schl, in Nr. 280.) —
Neuere Litt. z. Wohngsfrage. — (280 . B e n d i n e r, Beitr. z.
Gesell, d. Stadt Bayreuth im 15. Jhdt.
Feuilletons der »Wiener Ztg.« Nr. 252—275 (Nov. 1892).
(252). Ad. Pichler, Aus d. Todtentänzen. — K. W er n c r,
Allerseelen im Gebirg. — (256). gg, Neue Kunstwerke. — (257 —
261). J. v. Falke, Die Kunst auf Strassen u. Plätzen. — (262).
H. Zimmermann, D. Email-Altar v. Zimmerlehen. — (263).
Nicolaus I. u. Napoleon Hl. — (265 — 266). W. Exner, Spiel-
waaren-lndustrie in Österreich. •— (267,268). G. L., A. Gindelv.—
(269). T., Sixtin. u. Leonin. Bibliothek — (271). G. L., E. merkw.
Fund. — (272). Haberlandt, Dahomey. — (273). K. Werner,
Salzburgs Gräberzier. — (275). H. Menger, Nationalükon. Lit¬
teratur.
Histor.-polit. Blätter für das kathol. Deutschland, hrsg. v.
E. Jörg u. F. Binder. (München, Litt.-art. Anstalt.) CX
10 u. 11.
(10) . D. Maler W. Ahlhorn, Ki'instlcrbildausd. 1. Hälfte uns. Jabrh.
(Schl, in Nr 11) — Dr. G. E. Haas, Ludwig XIV. in Frankreich
u. d. Moral in d. Gesell. IV. (Schl.) — Die innere Cm wälzg. in Frank¬
reich, Carmaux insb. — Nochmals Luthers dreimalige Flucht aus
Wittenberg in s. letzten Lebensj. — Zeitläufe : Europa in Afrika I :
Uganda u. d. Araber im Seegebiet. — Hist. Novitäten: II. (W.
Friedensburg. F. Dittrich. J. Hansen. W. E. Schwarz.)
(11) . Weber, Card. Otto Truchsess v. Waldburg, Bischof v-
Augsburg. — Johannes Janssen. 1829 —1891. — Fürst Bismarck.
1875 »vollständig vom Culturkampf in Anspruch genommen«. —
Zeitläufe: Europa in Afrika II Abessinien u. d. ital. Erythräa —
E. Jubiläum d. Vulgata. — Z. poct. Litt.: Ged. von Franz Bonn.
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591
Nr. 18. — Oksterreichisches Litteraturblatt.
I. Jahrgang.
Die Nation, hrsg. v. Barth (Berlin, Hermann). X, 8.
Polit. Wochenübersicht. — B a r, Z. Theorie u. Praxis d.
constit. Regiergsform.— Brocmel, Steuerbilanzen.— Bernstein.
Krau Jenny Treibei. - Franckc, V. Kleinhandwerk z. Weltin-
dustrie. — Klias, Bild. Kunst. — Welti, Musik.
Illustrierte Zeitung. (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 2577—2578.
(2577.) W. Maurenbrecher. — Wolfshetze m. russ. Windhunden.
— R. A’ssmus,D. neue Pionnierweg am Herzogstand. (Bair. Alpen.)
— E. L. Rochholz. — Frau Caroline Harrison. — Aus d. diesjähr.
internat. Kunstausstellg. in München IX. (X. in Nr. 2578). — G.
Heyn, V. uns. Kriegsmarine. — Deutsche Rennpferde. — D. neueste
anarch. Anschlag in Paris. — Trinius, Erkämpfte Freundschaft.
(2578) Vor dem Sturm. E. unparteiische Betraehtg. — Hesse-
Wartegg, G. Cleveland, d. neugcwählte Präsident d. V. St. v.
Amerika. — Deutsche Rennpferde. — Ebner, Die Freilegg. d.
Südfront d. Doms zu Regensburg. — Flach, Dr. K. Petersen.
— Leutemann, Sonntagserholg. in Hagenbcck’s Thiercircus.
— Das neue Kinderkrankenhaus inLeipzig. — Koppel, Liritta.
Erz. — In jeder Nummer Wochenschau. — Mannigfaltigkeiten.
— Todtenschau. — Culturgesch. Nachrichten. — Polytechn.
Mittheilungen.
Dresdener Wochenblätter f. Kunst u. Leben, hrsg. von Scham
(Pudor). (Leipzig, Ed. Strauch). 35—40.
(35.) DieTschechen als Erzieher. — Stettner, Kunstverständnis.
— Pröll, Ein Zweikampf deutscher Socialdemokraten auf franz.
Boden. — Pudor, Die Lehrer von Rembrandt als Erzieher. II.—
Aus d. Sprechsaal d. Völker. — Rede u. Gegenrede. — (36.)
Pudor, Lagarde u. d. Wiedergeburt d. Universitäten.— Guttzeit
Völkercharakter u. Völkerliebe. — Offener Brief d. Hrsgbrs. an
Johannes Guttzeit. — Zeitungen-Wacht. — (37.) Deutsche Künstler.
— Pudor, Bismarck’s Jesuitenpolitik u. d. Regierung. — Aus d.
Sprechsaal der Völker. — Fahrow, Gedichte. — In eigener
Sache: Die Historie von d Plakate d. »Dresdner Wocnenbl.« —
(38.) Pudor, Das jüngste Gericht in Österr. — Volksthüml. Kunst.
— Pröll, Salz u. Pfeffer d. Taaffe’sehcn Hausküche. — Hand¬
arbeit. — Die Wichtigkeit d. Technik beim musik. Unterrichte.—
Aus Dresden. — (39.) Pudor, Farben-Sinn u. Akademie-Staub.—
Pröll, Deusch-natiunaleMärch, (Forts.i.Nr.40.)— Pudor, Bausteine
zum deutschen Glauben d. Zukunft. — Guttzeit, Auch ich bin e.
Deutscher. — 06.) Pudor, Bier u. Drill an uns. Universitäten.
— Schliekeysen, Offener Brief aus Amerika — Gebcl, Die
»Blutkrankheit« der Völker. — Voran z. Natur! — Aus Dresden.
— In jedem Hefte: Nachrichten. — Bücher- und Zeitschriftenschau.
Academia, Organ f. d. O.-V. d. kath. deutsch. Student.-Verbind.»
hrsg. v. Fl. Wen* (Uissigheim). V, 7.
Gedichte. — Der C.-V. aufd. kath. Volksunivcrsität zu M.-
Gladbach. — Pitt, August v. Wolff (Saxone seit S.-S. 1883, f
1. Nov. 1892.) — Castor, d. Gehaltsverhältnisse d. rr.cdic. u.
jurist. Beamten in Bayern. — E. Vorschlag z. Mitglieder-Ver¬
zeichnisse. — Die Studien- u. Prüfgsordng. d. deutschen Reiches.
(Schl.) — Göckeler, Vom Tubacktrinken. — Aus dem C.-V.
Monatsblätter des wlssenschaftl. Club in Wien, red. von
Karrer (Wien, Holder.) XIV, 2.
L ü t z o w, Von Giotto bis Michelangelo. 3 Jahrhdte. monu¬
mentaler Malerei. — Pusch m a n n, Histor -kritisch. Beleuchtg. d
Blatternimpfg. — Litterarische Besprcchgen. u. Anzeigen. —
Beil.: Heger, Unsere Landesmuseen.
Osveta, red. v. Vlcek (Prag, Simäöek). XXII, 12.
Guth, D. Sahara-Meer — Krystüfka, Ludwigs XVI.
Entthrong u. Verurthlg. (Schl.) — Soma, Aus s. Liedern. —
Jiräsek, F. L. Vek. (Schl.) — Cerwinka, D. Feld im Herbst.
— Vanek, Raum u. Zeit. — Touzinsky, D. Ungarn u. d.
Armee. — Bucowskv, D. bewaffnete Friede.
Katholikus Szernle, red A. Mihnlvfi. 1892, 5.
Bischofs-Jubiläum Papst Leo’s XI11. — Takäts, Didäk v.
Kelemen u. d. Familie d. Grafen Alex. Käroly. III. — Füssy,
Maria Theresia Charlotte. V’. — Huttkay, Mindszenty’s Poesie.
— Töth, D. Wiedertäufer in Siebenbürgen u. Delpini. — Period.
Rundschau. V. — Merenyi, Marien-Lied d. Palatins Paul v.
Eszterhäzy. — Bognär, Angaben zu d. Mathias-Anecdoten. —
— Spill mann, Lady Nithsdale. II.
Deutsche Rundschau, hrsg. v. Rodenberg (B., Paetel) X*X, 3.
Heyse, In d. Geisterstunde. — Du Bois-Rcy mon d,
Maupertuis. —S p i 11 a, Üb. R. Schumann’s Schriften.— Frunzös.
Colonialpolitik sonst u. jetzt. — Lipsius, Ph. Melanchthon. —
B unsen, Geg. d. Strom. — Pierre Loti. — Polit. Rundschau.
— L e s s i n g, Deutsche Culturgesch. — Jugendbriefe v Scheffel.
— Bamberger, Arthur Chuquet. — Schreiben d. Grossherz.
Sophie v. Sachsen-Weimar-Eisenach an d. Reichsgerichtspräsidenten
a. D. v. Simson.
Stimmen aus Maria-Laach. (Freiburg, Herder A XLIII, 10.
P e s c h, D. Idee d. Gerechtigkeit in den socialist. Systemen II.
(Schl.) — Zimmermann, Die engl. Königin Elisabeth u. ihre
neueste deutsche Biographie. — Frick, Darwinismus in d. Er¬
kenntnislehre. II. (Schl.) — Dreves, D. ältesten Lieder zu Ehren
d. hl. Cacilia. —Beissel, Mittelalterl. Kunstdenkmäler in Subiaco
und Monte Cassino. II. (Schl) — Baumgartner, Classiker d.
altind. Bühne. — Recensionen: Schneid, Christus als Prophet.
(Knabenbauer.) — Schneider, D. Lehre v. d. Kirchenrechts¬
quellen. (Wernz.) — Mader, D. hl. Cyrillus, Bischof v. Jerusalem.
(Kneller.) — Michael, I. v. Döllinger. (Pfülf.) — Spillmann
1. Rund um Afrika; 2. durch Asien; 3. Üb. die Südsee. iHuondcr.)
— Miscellen.
Weihnachts-Litteratur.
Aus den der Redaction zugegangenen für den Weihnachts¬
tisch passenden Jugendschriften heben wir hervor:
L u d w i g B e c h s t e i n s s ä m m 11 i c h e Märchen, mit 67 Text-
Illustr. u. 5 Buntbildern nach Orig.-Zeichnungen von Carl Voss.
Berlin W., F. Fontane & Co., 1892, gr.-8°. (852 S.) fl. 1.80. —
Die Bechstein'schen Märchen haben sich längst das Bürgerrecht
in der deutschen Kinderstube erworben und jede neue Ausgabe,
die dazu beiträgt, durch Beigaben irgendwelcher Art, hier der
Bilder — dem Buche weiteren Boden zu gewinnen, muss dankbar
begrüsst werden. Die Illustrationen von C. Voss gehören, gleich
weit entfernt von süsslicher Idealisierung, wie sie vordem beliebt
war und der carricaturenmässigen Art ä la Busch und Meggen-
dorfer, die jetzt gang und gäbe ist, zu dem Besten, was wir
auf diesem Gebiete besitzen.
Eine andere Ausgabe des gleichen Buches ist:
Deutsche Märchen nach Ludwig Be ch st ein. Für die
deutsche Jugend bearbeitet, sowie mit Einleitung und Erläuterungen
versehen von Dr. A. Heinrichs. Mit 7 Vollbildern in Farben¬
druck. Münster i. W., Aschendorff sehe Buchhandlung, gr.-8°.
(IX u. ^43 S.) fl. 2,25. — Der Herausgeber hat mit glücklicher
Hand diejenigen Stücke der beiden Böschen Märchen-Sammlungen,
die für die Jugend nicht geeignet scheinen (vergl. das jüngst vom
Verein kathol. Lehrer Breslau’s hrsgg. »Verz. v. Jugend- u. Volks¬
schriften nebst Bcurtheilung derselben«) weggelassen, oder doch
bedenkliche Stellen getilgt oder geändert, so dass diese Ausgabe
nur 56 Märchen aufweist gegenüber der obigen, die 84 zählt.
Dass dadurch dem altbewährten Zauber der Bfsehen Märchen
kein Abbruch geschehen konnte, liegt bei der erprobten littcrarischen
Feinlühligkeit des Bearbeiters (hinter O. Heinrichs vei birgt sich
bekanntlich der Gymnasial-Obcrlehrcr Dr O. Hellinghaus in Münster),
auf der Hand. In dieser Form und der bekannten Ausstattung der
Sammlung »Aschendorffs Prachtausgaben wertvoller Jugendschriften«
(deren V. ßd. das vorliegende Werk bildet), kann es nur bestens
empfohlen werden.
Goldene Märchenpracht. Eine Festgabe für die Jugend
von Frida v. Krön off. Mit 12 Bildern in Farbendruck nach
Aquarellen von Walter Zweigle. Stuttgart, W. Nitzschke. 4". (80 S.)
11. 1.80. — Das Buch, in vornehmer Ausstattung, die einzelnen
Druckseiten mit Ornament. Umrahmung, die Bilder künstlerisch
ausgeführt, enthält eine kleine Auswahl von 18 der bekanntesten
Märchen: »Schneewittchen«, »Die 7 Raben«, »Fortunat«, »Der
gestiefelte Kater«, »Aschenbrödel«, »Dornröschen« u. s. w.,
so dass einem unwillkürlich die Ticck’schcn Verse in den Sinn
kommen: »Wundervolle Märchenwelt, steig auf in der alten Praeht!«
ln solchen Büchern blättert und liest auch der den Märchen längst
Entwachsene gern. — Die beiden kleineren Märchensammlungen
dieses Verlages und von derselben Verfasserin: »Im Zauber¬
lande. Märchen und Geschichten für die Jugend erzählt und
herausgegeben« und »Marche ns trau ss für die Kinderstube«
(je 48 S. 4° mit 6 Farbendr. ä fl. 1.20) bilden je die Hälfte der obigen
»Goldenen Märchenpracht«.
Der Mutter Schatzkäst lein. Kinderliedcr, -Sprüche und
-Gebete. Hrsg, von A. Duncker. Unter Mitwirkung von Chr.
Grüss. Geschmückt mit 6 Bildern von Marie Stüler. Berlin, Verlag
von Alex. Duncker. 1893. 4°. (86 S.) fl. 1.80. — Die Verf. haben mit
diesem Werk weit mehr als ein blosses Kinderbuch g.-liefert; die
einzelnen Abtheilungen greifen inhaltlich weit über den engen
Rahmen eines solchen hinaus und bieten eine Anthologie von
Gedichten und Sinnsprüchen für viele Lagen des Lebens. Ein
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Nr. 18.
Oesterreichisches Litteraturbi.att. — I Jahrgang.
594
593
sinniger Geist, eine fromme, reine Natur hat uns einen reichen
Schatz von Belesenheit, ein harmonisches, wohlabgetöntes Bild
zusammengestellt. — Der Hrsgbr. ist Protestant (was u. A. daraus
hervorgeht, dass er zwar viele Geburtstags- aber keine Namens¬
tagsgedichte kennt), doch sind auch Gedichte von Louise Honsel,
Ludw. Haiirsch u. a. aufgenommen. Könnten in einer nächsten
Aull , die wir dem Buche herzlich wünschen, kath. Sitten stärker
berücksichtigt werden, so wäre das Buch mängellos.
Fünfzig Kinder- und Jugendlieder von Ho ff mann
v. Fallersleben u. A. Nach bekannten und beliebten Weisen
bearbeitet, mit Clavierbegleitung versehen und neu hrsgg. von
Aug. Reiser. IV Aufl. Stuttgart, Nitzschke, qu.-4°. (75 S.) 11.2.10.
— Der Hrsgcbr. hat mit gutem Takt zumeist Volkslieder u. Volks¬
weisen, der für Kindesmund passen, ausgewählt; daneben finden
sich auch die Namen Rob. Schumann, O. Nicolai, R. Kügele u. A.
u. auch der Hrsgeber selbst hat Ftliches beigesteuert. Das Buch kann
für F'amilienkreise bestens empfohlen werden; hinsichtlich der
Raumtechnik sei ein Wunsch gestattet: Hesse sich die Finthcilung
nicht so treffen, dass das Umblättern während eines Stückes ver¬
mieden, jedes Lied mit einer Seiten-Schlusszeile endigen würde?
Geschichten für Kinder, vorzucrzählen von Müttern,
Geschwistern und Lehrern. Von Wilh. Curtmann. 7. Aufl. Giessen,
Fehsenfeid (Frees u. Tasche). 1892, 8°. (123 S.) — Das Büchlein
hat in einer Zahl von 6 Aull, seine praktische Verwendbarkeit
erprobt; die Geschichten, der Fassungsgabe der Kleinsten und
Kleinen nahe gerückt, sind sinnig zusammengestellt; das Buch,
für die Hände der Eltern bestimmt, ist zu empfehlen.
Sauter Cornelic. Kindergeschichten. Unsern Knaben und
Mädchen erzählt. Mit 4 Farbendr.-Bildern nach Aquarellen von
M. Flashar. Stuttg., Thienemann [Ant. Hoffmann] (175 S.) gr.-8°.
— Der Band enthält 30 Erzählungen, wie sie der Fassungskraft
von Kindern etwa im Alter von 10—15 Jahren angemessen sind.
Es sind darunter aber auch Geschichten, die — schon durch ihre
compliciertcre Erfindung— auch Grösseren Genuss bereiten dürften.
Dass ein streng sittlicher Geist in allen Stücken waltet, versteht
sich von selbst. — In demselben Verlag ist erschienen:
Deutsches Mädchenbuch. Ein Jahrbuch der Unter¬
haltung, Belehrung und Beschäftigung für junge Mädchen, hrsg.
v. Frida Schanz. 4°. (399 S.) — Ein Jahrbuch, das wirklich
allen Erfordernissen eines solchen gerecht wird. Es bietet Er¬
zählungen und Märchen (darunter eine von Marie Ebner v. Eschen¬
bach), einen einaktigen Schwank zur Aufführung, Aufsätze über
Hroswith, die Nonne von Gandersheim (die erste deutsche Dichterin),
über italien. Maler vor Raphael und über Ludw. Richter, Gedichte
und Sprüche und eine grosse Menge von praktischen Rathschlägen,
Kunstfertigkeiten, Handarbeiten, Allerlei Häusliches, »Fürs Mädchen¬
stübchen« u. s. w. Hier gilt der Goethe’sche Spruch: Wer vieles
bringt, wird jedem etwas bringen.« — Die Ausstattung beider
Bücher ist musterhaft, die Illustrationen nach jeder Richtung hin
alles Lobes würdig.
Weihnachts-Rosen für Jung und Alt von Victorine
Freiin v. Handel. Wien, Verlag der >St. Norbertus«-Druckerei.
(1893.) 4°. (VIII u. 84 S.) — Ein Buch, das wirklich »Jung u.
Alt« Freude machen kann. Obwohl ein Sammelwerk von Aufsätzen
verschiedener Autoren (u. A. Alex. Halka, P. M. Klinkowström,
Bonif. Müller, Adolf Frh. v. Pratobevera-Wiesborn, Enrica Freiin
v. Handel-Mazzetti, Anna Maria Gräfin Huyn) prägt sich doch
eine sehr starke Eigenart in demselben aus: der Geist der Her¬
ausgeberin (die auch selbst etliche prächtige Stücklein beigesteuert
hat) — und das ist ein liebenswürdiger Geist, voll aufrichtigsten,
aus dem Gemüth stammenden Optimismus, eine sonnige Natur,
deren Strahlen Alles, was in ihren Bannkreis kommt, vergolden.
In Enrica Freiin v. Handel-Mazzetti lernen wir die gefeierte (ano¬
nyme) Verf. so mancher hübscher Schriftchen des kath. Waisen-
Hilfsvereines kennen. — Die Illustrationsbeigaben des Buches ver¬
binden sich, zum guten Theil von den Autoren gezeichnet, mit
dem Text harmonisch zu einem Ganzen. Noch einmal: ein Buch,
an dem man seine Freude haben kann.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Mitte Nov. der a. o. Prof, der dass. Philo¬
logie an d. Univ. Basel Dr. J. J. Mcrian. — Am 22. Nov. in
Turin der Verlagsbuchhändler Herrn. Löscher, Gründer der
3 grossen Verlagsgeschäfte seines Namens in Turin, Forenz und
Rom, im A. v. 61 J. — Am 23. Nov. zu Nirnes der Prof, der
Litteraturen german. Ursprungs Wilh. Guizot (Sohn des bek.
Staatsmannes) im A. v. 59 J. — Am 1. Dec. in Wien der kais.
Rath, Ministerialsecretär im Pressdepartement Dr. Emil Dub, im
51. Lebensj. u. in Graz der Landesschulinspector i. P. Franz
R v. Mocnik, Verf. mehrerer mathem. Lehrbücher, im 78. Lebensj.
— In Algier der franz. Cardinal Charles Martial Allerand Lavi-
gerie im 68. Lebensj. — ln Göttingen der Archäologe Geheim¬
rath Friedr. Wieseler im 82. Lebensj.
Ernannt wurden: Der ord. Prof, an d. Univ. Freiburg i. Br.
Hofrath Dr. v. Amira zum ord. Prof, d, deutschen Privatrechts,
d. deutschen Reichs- u. Rechtsgesch., d. Staatsrechtes u. d. bavr.
Landrechtes an d. Univ. München. — Der mit Titel u. Charakter
eines a. o. Univ.-Prof, bekleidete Privat- u. Honorardoccnt an d.
Hochschule für Bodencultur in Wien Peter Krcsnik zum o. Prof.
d. Wasserbaues u. d. Meliorationswesens an d. teclin. Hochschule
in Brünn. — Der Priv.-Doc. u. Regimentsarzt Dr. Ladisl. Nietni-
lowicz zum a. o. Prof, der Pharmakognosie an d. Univ. Lemberg.
— Der Vicedirector Reg.-Rath Ottomar Volkmer zum Hofrath
u. Director d. Hof- u. Staatsdruckerei in Wien. — Der Scriptor
an d. Studien-Bibliothek in Olmiitz Willibald Müller zum Custos
dieser Bibliothek. — Der a. o. Prof. d. Zoologie Dr. Frz. Vej-
dovskv zum o. Prof. d. vergl. Anatomie u. Embryologie, — u.
der a. o. Prof. Dr. Jaromir Oelakovsky zum o. Prof. d. böhm.
Rechtsgeschichte, beide an d. böhm. Univ. in Prag.
Auszeichnungen: Dej Priv.-Doc. f. Physik an d. Univ. u. an
der techn. Hochschule in Graz Dr. Franz Streintz erhielt den
Titel eines a. o. Prof, an d. techn. Hochschule. — Der ord. Prof,
an d. techn. Hochschule in Wien Reg.-Rath Jos. Radinger wurde
in den Adelstand er’.iobcn. — Dem Sectionschef im k. k. österr.
Ministerium f. Cultus u. Unterricht geh. Rath Dr. Arthur Graf
Enzenberg wurde aus Anlass der von ihm erbetenen Versetzung
in den bleibenden Ruhestand das Grosskreuz d. Franz Joseph-
Ordens verliehen u. zu seinem Nachfolger der mit Titel u. Charakter
e. Sectionschefs bekleidete Ministerialrath Dr. Benno R. v. David
ernannt. Der Ministerialrath in demselben Ministerium Vincenz
Graf Bai 11 et de Latour wurde mit dem Titel u. Charakter e.
Sectionschefs ausgezeichnet.
Kalender für 1893.
Von empfehlenswerten Kalendern sind bei der Rcdaction ein¬
gelaufen :
KatholischerSchulvcrcinskalendcr, red. v. Jos.
G r a 11, Wien, Verlag d. Kathol. Schulvereines, 8°, (150 S.) fl. —.30.
Derselbe enthält u. A. eine Übersicht über die deutsche kathol.
Presse Öst.-Ungarns, Erzählungen v. Al. Schaumburg (»Ein
Schatz«), A m a r a n t h (»Ein Blumenmärchen»), Pfarrer Schänzl
(»Die Hausl-ResU), Bas. Reich art (-Die Zwerge d. Kammer¬
bühls«), Gedichte J. Gratl u. A., nebst einer Reihe kleinerer
Aufsätze und Illustrationen.
11 1 u s t r i r t e r österr. Weckstim men- Kalender
f. d. kath. Volk, XV. Jahrg., Wien »Austria«, 8° (160 S.)
fl. — 30, bringt »Nützliches für Haus und Leben«, Erzählungen
und Aufsätze von A. Halka »(Kunstsinn im Haus Habsburg«),
H. Wolf (»Der Grossmutter letzte Ostern«), M. M. Raben-
lechner (»Die Spinnerin am Kreuz«), L. Coloma (»Das
Kissen d. Jesukindes«), ferner »Geschichtsbilder aus d. Zeit v.
I. Juli 1891 —31. Juli 1892«, ein Verzeichnis kathol. Vereine in
Oesterreich und kleinere Beiträge.
Österr. Hauskalender f. Stadt u. Land. Illustr.
Jahrbuch d. Unterhaltg u. Belehrg. Warnsdorf, A. Opitz, kl. 4°.
(XIV u. 140 S.) fl. —.40. An Erzählungen enthält derselbe :
Kügler »Fächer und Gebetbuch«, Koch »Segen der Arbeit«,
und »Zwei Weihnachtsfeste«, Don Josaphet »Der kühne
Fischer von Aradus«, »Verschlungene Wege«, nebst kleineren
historischen und belletristischen Aufsätzen (u. a. * Vater Radetzky«,
»Die Entdeckung Amerikas«, »Leo XIII. u. s. Bischofsjubiläum«,
»Rückkehr zur kath. Kirche in England«, ferner eine Reihe ausge-
wähltcr Gedichte und anderer Beiträge, darunter »Bilder aus
Italien« v. Pfarrer Wächter, »Wie die Cigarre entsteht«, »Be¬
schreibung der Kneipp’schcn Curweise«, »Die Raiffeisen’schen Dar-
lehenseassen« u. a.
Regensburger Marienkalender, 28. Jahrg.
Regcnsbg., Pustet. 4°, (208 Sp. u. 16 S.) fl. —.36 (Österr. Ausg.)
Inhalt: Neujahrsgruss. — Die Valutaregulierung in Österreich. —
Mach, Gründet Kellcreigenossenschaftcn ! — T o c k 1 e r, »Kein
trockenes Brot«, Erz. — H. K e i t e r, Der grosse Krach, Erz.—
May, Der Verfluchte, Reiseerlebnis. — Bonn, Die drei Freier,
Militärhum., Heilkräftige Pflanzen, Gedichte v. L. v. Hcemstede,
Alex. Baumgartner S. J., Frh. v. Dyherrn, und viele Holzschnitte.
Der Hausfreund, Augsburger Schreibkalcndcr, und
Augburger St. Josefskalcnder. Kathol. ill. Haus- u.
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Nr. 18. — Oesterretchtsuhks Litteratuf
— I. Jahrgang.
Schreibkalenüer. Beide im B. Schmid’schen Verlag, Augsb. 4",
ä fl. —.18. Der Inhalt ist zum Thcil der gleiche: Über Missbrauch
v. Heilmittel. — A. H. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. —
Neuigkeiten auf d. Gebiet d. Naturhcilkde. — Wie d. Völker
schlafen. Ausserdem enthält der »Hausfreund« u. A. : J. G. F.,
Was Neues aus Afrika? — P. Balthasar. E. Gesell, aus den
Alpen. — Remagen, Seine Mutter. — Marion, E. Engel geht
durchs Zimmer. — Marion, Versöhnt im Unglück. — Külz a r,
Der bestrafte Wucherer. — Der St. Joscfs-Kal. enthält u. S. :
Fussen eck er, P. Koneberg, O. S. B. f. — E. Giehrl, et.
Josef, bitte für uns! — Marion, 3 Jugendfreunde. — Külzer,
Der Traum. — H. Wolf, Das St. Josefs-Bild. — Rau sc, Treue
Schwesterliebe. — H. Wolf, Die Andacht z. heil. Josef. — Jeder
der beiden Kalender ist mit Holzschnitten reich geschmückt.
Der Neue i 1 1 u s t. Marienkalcnde r. Zu Ehre n
U. L. Fr. v. Lourdes (Stuttg., Süddeutsche Verl -Buchh., D.
Ochs, 93 S., 4°,) tl. —.30 bietet in seinem V. Jhg. u. A. eine
Chronik v. Lourdes (Mai 1891 — Mai 1892), die Rede des Bischofs
Germain von Coutances und Avrancches anlässlich d. Gewührg.
e. eig. Messe u. e. eig. Officiums zu Ehren U. L. Fr. v. Lourdes,
»Wunder u. Gnaden v. Lourdes«, »Zwei Lourdesreisen«, u. Jahres¬
rundschau üb. d. wichtigsten Zeitereignisse v. Aug. 1891 —Aug.
1892 und etliche Volkserzählungen. Nebst vielen Textbildern ziert
den Kalender ein in Farben auf Goldgrund ausgeführtes Bild
»Maria Königin der Engel«, ein Wandkalender liegt ausserdem bei.
Taschen -Kalender für k a t h. A k a d e m i k e r d e u t s e h e r
Zunge, I. Jahrg. 1892—1893, hrsg. v. Jul. Beck. (Köln,
Bachem), kl. 8°, (230 u. 24 S.) 11. —.90. Der erste Jahrg. dieses
neuen Unternehmens ist geschickt zusammengestellt. Das Kalendarium
begleitet ein Tagebuch hervorragender Begebenheiten; der »Uni¬
versitätskalender« gibt praktische Hinweise und Daten, die lür
den an eine bestimmte Hochschule abgehenden Studenten von
Belang sind. Besonders eingehend ist selbstverständlich das kathol.
Student. Corporationswesen behandelt. Eine eigene Abth. »Gemein¬
nütziges« bringt Mittheilungen über kath. wiss. Vereine und Ge¬
sellschaften, Gedichte etc. Dem Kalender sind die Porträte des
Prof. Dr. v. Hertling u. des Gons.-Rath. Dr. F. Borsch beigegeben ;
Prof. Dr. H. Grauert hat dazu ein Vorwort geschrieben.
Am A k a d. K a 1 e n d e r f. d. d c u ts c h - ö s t e r r. Hochschulen,
Jahrb. f. akad. Leben und Leitfaden f. Studienbetrieb. Unter Zu¬
grundelegung amtl. Quellen bearb. und hrsg. von M. Hermann.
XIV. Jhrg. (N. F. IV.). Wien, M. Perles, kl. 8°, (144 u. 8 S.)
fl. 1.60, wäre vor Allem zu wünschen, dass sein Kalendarium,
dem Studienjahre entsprechend, von October 1892 — Dec. 1893
laufen sollte (statt erst mit Jänner 1893 zu beginnen); die Tabelle:
Frequenz d. Universitäten im W.-S. 1891—92 bringt unter 50
Rubriken nur 18 ausgefülltc; wir glauben die Frequenzen der
Univ. zu Wien, Innsbr., Graz und die Zahl der Mediciner in
Czernowitz hätten sich doch wohl constatieren lassen, ansonst
bliebe die Tabelle voller Fragezeichen besser ganz weg. Die
Litteratur-Angaben des Hodeget. Theiles (S. 87 fl'.) wären zu
rectificieren und zu ergänzen, manche Einzelheiten (z. B. 16:
Prof. Ed. Krall, für »allgem.« Geschichte, die Einreihg. der kath.
Verbindungen in die »bedingt schlagenden« etc.) blieben richtig zu
stellen. Doch bietet der Kalender daneben so viel des praktisch
Verwertbaren über Studienpraxis, Wehrpflicht der Studierenden,
Stipendienwes.n etc., speciell der öst. Univ.,' dass er aus diesem
Grunde bestens empfohlen werden kann.
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51
Zur gefälligen Beachtung!
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fvtrS^ir erlauben uns, hiemit zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, dass das »Österreichische
Litteraturblatt« mit dem 1. Januar 1893 seinen 2. Jahrgang eröffnen wird. Entscheidend
IfAfelAfc l hjefür sind die Rücksichten auf die leichtere Verwaltung des Lbiternehmens, da die Leo-
Gesellschaft, als deren Organ das »Öst. Litt.-Bl.« erscheint, ihr Verwaltungsjahr mit dem bürgerlichen
Jahre beginnt und schliesst. Wir erlauben uns daher, zur gefälligen Bestellung des 2. Jahrganges
des »Österr. Litt.-Bl.« ergebenst einzuladen mit dem Bemerken, dass die Abonnenten des mit
April 1. J. begonnen Jahrganges des »Öst. Litt.-Bl.« für den zu eröffnenden 2. Jahrgang zum
Ausgleich nur
fl. A .— Ö. W. (Mk. 7.50), Mitglieder der Leo-Gesellschaft fl. 2.50 Ö. W.
zu entrichten haben. (Die Ziffern wurden der leichteren Verrechnung wegen abgerundet.) ln jedem
Falle wird den Abonnenten des 1. Jahrganges das Öst. Litt.-Bl. bis zum April 1893 zugesendet werden.
Für neueintretende Abonnenten wird der Pränumerationspreis
ganzjährig.fl. 5.— Ö. W. (M. 9. —)
halbjährig.11. 2.50 Ö. W. (M. 4.50)
für Mitglieder der Leo-Gesellschaft
ganzjährig.fl. 3.— Ö. W.
halbjährig., . . fl. 1.50 Ö. W. beibchalten.
Vierteljährige Abonnements werden nicht angenommen.
Das »Öst. Litt.-Bl.« erscheint am 1. und 15. eines jeden Monats in der Stärke von mindestens
lVo Bogen in der bisherigen Form und Ausstattung.
Wir bitten um gef. Erneuerung des Abonnements unter Benützung des beiliegenden Postspar-
cassa-Erlagscheines, sowie um Empfehlung des »Öst. Litt.-Bl.« im Bekanntenkreise.
Wien, 15. December 1892.
Die Administration.
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597
Nr. 18. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — I. Jahrgang.
598
yerlagshanfllnnr „st. NorMs”
W ien, III. Seidlgasse 8. _
Briefe des
Feldmarschalls Radetzky
an seine Tochter Friederike
1847 - 1857 .
Aus dem Archiv der freiherrlichen
Familie von Walterskirchen heraus-
gegeben von Bernhard Duhr S. J.
Gr. 8°, 194 Seiten mit einem Porträt
und mehreren Facsimiles, Eleg. Aus¬
stattung, zweifarb. Druck. Ausgabe I
auf Chamoispapier, brosch. fl. 2.—.
In reichverziertem Leinenband fl. 2.75.
Ausgabe II auf Büttenpapier brosch.
fl. 2.50. In Halbfranzband mit breitem
Lederrücken fl. 3.50.
HerflefsclieVerlagsbdlg., Freitmrg i.Breisg.
B. Herder, Wien, I. Wollzelle 33.
Soeben ist erschienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Die XIV Stationen des heili¬
gen Kreuzwegs nach Com-
positionen der Malerschule des
Klosters Beuron. Mit einleiten-
dem und erklärendem Text von
Prof. Dr. Paul Keppler. Zweite
Auflage. 14 Tafeln in Lichtdruck,
wovon 2 Doppeltafeln. Grosse
der Tafeln 23: 32 cm. ohne Rand,
33'/a : 43 cm mit Rand; der Doppeltafeln
23:61 cm ohne Rand, 33'/»*: 79 cm mit
Rand. Text gr. 8<>. (IV u. 76 S.) Tafeln
und Text zusammen in Halbleinwand¬
mappe fl. 6.— ; in eleganter Leinwand¬
mappe mit Goldtitel fl. 8.10.
Verlagshandiniig ,.st. ltomerins" ln ffien .
Passendes Weihnachtsgeschenk.
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Engel mit der Posaune. — Engel mit
der Trompete. — Engel mit der Vio¬
line. _ Engel mit der Trommel. —
Engel mit der Cimbel. — Engel mit
der Zither.
In eleganter Enveloppe fl. 1.44.
In einem kritischen Berichte über die letzte „Aus¬
stellung der christlichen Kunst” in Mainz heisst
es unter anderem: „Die reizenden Engelbilder von
Fra Angelico bilden das Entzücken aller Kunst¬
freunde”,
Demnächst erscheint:
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#Ä;
/wvO/
%
W
Als vorzügliches Festgeschenk
eignet sich das soeben complet erschienene
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schaft in ihren Beziehungen zur Theologie, Philosophie und An¬
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Hertling, Dr. G. Frh. v., John Locke und die Schule von
Cambridge, gr. 8 °. (xir. u. .320 s.) n 3.—.
Zimmermann, A, S. j„ Englands »öffentliche Schulen«
von der Reformation bis zur Gegenwart. Ein Beitrag zur Cultur-
geschichtc. (56. Ergänzungsheft zu den »Stimmen aus Maria-Laach«.) gr. 8°.
(VIII u. 140 S.) fl. 1.14.
^ t»[ Verlagshandlung „St. Norbertus” in Wien, III. Seidlgasse 8. |§&
Katholische Festgeschenke.
Soeben erschien:
“«ä WEIHNACHTSROSEN ^
für Jung und Alt
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Eine Sammlung von Gedichten ernsten und heiteren Inhaltes, Erzählungen, Sagen und Legenden in Prosa und
und Versen, aus dem Leben gegriffenen Episoden und Schilderungen etc. unter Mitwirkung von P. Max Klinkowström S. J.,
Hans Wiesing, Bonifacius Müller, Alexander Halka, Anna Maria Gräfin Huyn, Enrica Freiin von Handel-Mazzettl.
Format Gross-Quart, 84 Seiten, illustrirt, vornehme Ausstattung. Preis eleg. broschirt 11. 1.25, cartonnirt 11. 1.50,
in eleg. Leinenband fl. 2.—, Prachtausgabe auf Velinpapier in cleg. Leinenband mit Goldschnitt fl. 3.—.
In erster Linie für jenes Alter berechnet, in welchem der aufstrebende Geist des Jünglings und der Jungfrau nach
edler Nahrung verlangt, wird dieses neue Weihnachtsbuch mit seinem mannigfaltigen Inhalte auch das reife Alter zu inter-
cssiren im Stande sein, sowie cs auch auf die erste Jugendzeit Bedacht nimmt in den Beigaben, welche bestimmt sind den
Kleinen in der Familie erzählt und gelehrt zu werden.
Miniaturen in Gold und Farben (Facsimile-Reproductionen) in Pracht-Einbänden.
Der heilige Kreuzweg 1
in 14 Stationsbildern
von Prof. Raph. Grünnes nach f Prof. Joh. Klein.
Format 14 l |?X10 cm , in Holz geschnitten und in Qold und
Farben ausgeführt von Heinrich Knöfler in Wien; mit erläu¬
terndem Text.
Preise: In Enveloppe fl. 1.50; in reichverziertem Leinenband
mit Rothschnitt fl. 3 —; derselbe Einband Goldschnitt 11. 3.50;
in Lederband fl. 4.- ; in Pergament fl. 5.—. — Ausgabe in
französischer Sprache in gleichen Einbänden und Preisen.
Der Rosenkranz 1
in 20 Bildern
von f Prof. Joh. Klein.
Format 14'AXiO cm., in Holz geschnitten und in Gold und
Silber ausgeführt von Heinrich Knöfler in Wien; mit erläu¬
terndem Text.
Preise: In Enveloppe fl. 1.50; in reichverziertem Leinenband
fl. 2.30; derselbe Einband mit Goldschnitt fl. 3.— ; in Leder¬
einband fl. 3.50; In Pergament fl. 4.50 — Ausgabe in fran¬
zösischer Sprache in gleichen Einbänden und Preisen.
ln Vertretung der Leo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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