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ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
D R FRANZ SCHNÜRER.
II. JAHRGANG: 1893.
WIEN
VERLAG DER „LEO-GESELLSCHAFT"
1894 .
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INHALTS-VERZEICHNIS.
1. Verzeichnis der Mitarbeiter.
Alexis Guido Dr, 86, 468.
Altenweisel Theol.-Prof. Dr. Jos., Salz¬
burg 484.
Ansbock Jos., Director d. Gasanstalt Döbling
251, 442.
Ball L. de, Director d. Kimner’schen Stern¬
warte, Wien-Ottakring 841.
Bemard Med. Dr. B., Wörzbürg 54, 602.
Bickell Univ.-Prof. Dr. Gustav, Wien 429.
Blaas Univ.-Prof. Dr. Jos/f Innsbruck 215,
282, 488.
Bogdan Med. Dr. Theophil, Klosterneu¬
burg 182, 475.
Bohatta Dr. Hans, Univ.-Bibl.-Beamter,
Wien 76. 238, 299, 497, 591, 622. 653,
714, 748.
Dahlau Franz v. 455, 613, 740, 741.
Dahlmann P, Jos. S. J., Berlin 10.
Detter Privatdoc. Dr. Ferd., Wien 523.
Domanig Custos Dr. Karl, Wien 142.
Duhr P. Bcrnh. S. J., Lainz 2.
Eiselt Theol. Prof. Dr. Jos, Leitmeritz
388.
Eisschill Prof. K., Mähr.-Weißkirchen 76.
Endler Prof. Dr. Friedr., Teplitz 228.
Ferry M., Wien 20, 89.
Filkuka Prof. Dr. L., Kalksburg 18, 584.
Fischer-Colbrie Hofkaplan Dr. A., Director
am Augustineum, Wien 38, 100, 164,
468, 710, 740.
Fuchs Alex., Wien 241, 594, 655.
Fuchs J. M. A. f Wien 117, 118, 280, 310,
370, 719.
Gabryl Dr. Franz 359.
Ganter P. Joh. Nep., 0. S. B. 100.
Gaunersdorfer Prof. Dr. Joh., Mödling
568.
Gerber Univ.-Prof. Dr. W., Prag, 228.
Geyer Dr. Rudolf, Scriptor d. Hofbibi.,
Wien 365, 748.
Gitlbauer Univ.-Prof. Dr. Mich., Wien 45,
108,171, 271, 298, 430.
Gottlieb Dr. Theod., Beamter d. Hofbibi.,
Wien 12, 347, 378, 411, 443.
Grienberger Dr. Th. v., Amanuensis d.
Univ.-Bibl. Wien 687.
Haas Dr. G. E., Gloggnitz 336.
Hamann Prof. Dr. Otto, Göttingen, dz.
Berlin 119, 150, 215, 312, 341, 438,
565, 661, 721.
Hammerstein P. L. v., S. J., Trier 550.
Helfert Geh. Rath Jos. Frh. v., Wien 6,
41, 105,168, 203, 268, 297, 427, 521,
586, 624, 684, 712.
Heyl Prof. J. A., Innsbruck 138.
Hipssich , Oberstlieut. C. Frh. v., Wien
Hirn Univ.-Prof. Dr. Jos., Innsbruck 8,
73, 99, 588.
John Alois, Eger 745.
füllig , Ober-Ingenieur Max, Wien 183,
476, 631.
Jureczek Joh., k. u. k. Scriptor, Wien 145
Kardsek Dr. Jos., Wien 156, 621.
Kinnast P. Florian, O. S. B., Kraubath
67, 389, 677.
Klopp Hotr. Onno, Wien-Penzing 131
329, 651, 751.
Knauer Vincenz, O. S. B., Wien 680.
Korwin -Dzbanski, k. u. k. Major-Auditor,
Lemberg 696.
Koudelka, k. u. k. Linienschiffs-Lieutenant
Alfred Frh. v. f Pola 507, 595
Kralik Dr. Rieh, v., Wien 593, 664, 696.
Kress Thomas, Wien 243, 342, 372, 406,
503, 526, 527, 695, 723, 749.
Kroess P. Alois, S. J., Kalksburg 210,
434, 492, 692.
Kuefstein Graf Franz, Rom 212.
Lampel , Hof- u. Staats-Archivs-Concipist
Dr. Jos., Wien 169, 369, 458.
Lanner Dr. Alois, Graz 88.
Ldska Privatdoc. Dr. V., Prag 473, 721.
Ludewig P. Dr. Karl S. J., Pressburg 423,
647.
Malfatti Privatdocent Dr. Hans, Innsbruck
17,83, 119, 181, 250, 314, 439, 505.
Mantuani Dr. Josef, Hofbibi.-Beamter
Wien 48, 499.
Mataja Hofrath Dr. Victor, Wien 405.
Mayer Custos Dr. Ant., Wien 265, 489,
742.
Meinhard J., Wien 570, 605, 633.
Mell Archivsadjunct Dr. Ant., Graz 185,
219, 628.
Minor Univ.-Prof. Dr. Jacob 140, 715.
Misera Landessecretär Dr. Heinr., Wien
15, 370, 562, 598, 660.
Morison Lector James, Wien 44.
Müller 532, 533.
Müller P. A. M., O. Pr., 644.
Müller Canonicus Dr. Gust., Wien 451.
Müller Dr. Rieh., Official an d. Albertina
Wien 111, 147, 243, 277, 302, 368
397, 617, 658, 748.
Mussil Theol.-Prof. Othmar, Brünn 67,
613.
Nagl Privatdoc. Dr. Hans Willibald, Wien
556.
Neuwirth Univ.-Prof. Dr. Jos., Prag 175.
275, 432, 689.
Oehler Joh., Wien 494.
Pasch Prof. Konr., Salzburg 664.
Pastor Univ.-Prof. Dr. Ludw , Innsbruck 42.
580417
Pernter Univ.-Prof. Dr. J. M., Innsbruck
722.
Pfeiffer Prof. Adolf, Winterthur 400.
Piatkiewicz P. Wlod. S. J , Krakau 300.
Pichler Univ.-Prof. Dr. Adolf, Innsbruck
153.
Platte Notariatscand. Dr. Karl, Wels 51,
405, 597.
Pölzl Univ.-Prof, Dr. F. X., Wien 323.
Prem Prof. Dr. S. M., Bielitz 122, 303,
332, 525.
Proll Prof. Dr. Laurenz, Wien 205, 261.
Frosch Prof. Dr. F. Wien 496.
Prunlechner Prof. Moriz, Wien 208, 750.
Raffl P. Friederich, O. S. Fr. Lector d.
Theol., Salzbg. 35, 163.
Rarnsperger Advocat Dr. Edward, Frauen¬
feld, Schweiz 563, 564.
Ransonnet- Villez Eugen Frh. v., Wien 49.
Reinhold Univ.-Prof. Dr. Gg., Wien 259,
324, 355, 580.
Ricker Univ.-Prof. Dr. Anselm, Wien, 707.
Rösler P. Aug. O.Ss. R.,Mautern (Steiermk.)
247, 471, 615, 675.
Rohling Canon, Univ.-Prof. Dr. Aug.
Prag 420, 485, 515, 547.
Schalk Conservatorium-Prof. Jos, Wien
307.
Scheicher Theol.-Prof. Dr. Jos., St. Pölten
709.
Scheimpßug Finanzrath Dr. Karl, Inns¬
bruck 80, 246, 337, 502, 597.
Scheimpßug Dr. med. Max, Wien 407.
Schersinger Karl, Wien 208, 401, 434,
654.
Schindler F. M. Prälat, (Jniv.-Prof. Dr.,
Wien 68, 200, 258, 266, 369, 370, 392,
488, 546, 738, 739.
Schindler Theol.-Prof. Dr. Jos., Leitmeritz
70, 227, 324, 392, 453, 643.
Schtnid Theol.-Prof. Dr. Franz, Brixen*
451, 515, 677.
Schnerich Custos Dr. Alfred, Linz 334,
500, 560.
Schnürer Scriptor Dr. Franz, Wien 24,
25, 217, 463, 509, 524, 622, 727, 757.
Schullern Privatdoc., Bibliothekar, Dr.
Herrn. R. v., Wien 212, 309.
Seeber Prof. Jos., Mähr.-Weißkirchen 278.
Seefeld Dr. Karl, Wien 14, 368, 435, 464.
Siebenlist Dr. Aug., Wien 583.
Soergel Prof. Dr. Hm., Nürnberg 716.
Soergel Dr. Hs. Th., Nürnberg 694.
Starkl Prof. Dr. Gottfr., Kalksburg 248, 756
Starser Statthalterei-Archivar Dr. Albert,
Wien 99, 269, 618, 666, 698, 713
730, 759.
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IV
Stich Amanuensis Dr. Ignaz, Wien 107,
426.
Sw ob o da Privatdoc. Hofkaplan Dr. Heinr.,
Wien 676.
Trabert Privatdoc. Dr. Wilh., Wien 82, 286.
Twardowski Dr. Kasimir, Wien 358, 647.
Veith P. Ildephons, 0. S. B., Emaus 548.
Vidmar C., Prof., Krems 740.
Vivell P. Cöl., 0. S. B., Seckau 334.
Vrba Dr. Rud., Dobritschau 389.
Wackemell Univ. - Prof. Dr. Jos. Ed.,
Innsbruck 239, 801.
Wahrmund Univ.-Prof. Dr. Ludw., Czer-
nowitz 178.
Weichs Friedr. Freih. v., Inspector der
k. k. General - Direction der österr.
Staatsbahnen, Innsbruck 149, 345,
471, 628, 628, 659, 711.
Weiß P. A. M , 0. Pr., Graz 718.
Wiesbaur P. Jos. S. J., Mariaschein 23,
214, 283, 505, 530, 599.
Willmann Univ.-Prof. Dr. Otto, Prag 103,
232 295.
Winkler Prof. Wilh., Wien 662.
Wolfsgrüber Prof. Dr. P. Cöl., 0. S. B.,
Wien 196, 291, 516, 612.
Zschokke Hofr. Prälat Univ.-Prof.,Wien 194.
« 421, 529.
A. B. 147, 626.
A. P. 709.
A. Tr. 534.
2 .
Abegg Hm., Was schulden wir unseren
Kindern ? 455.
Aertnys J., Theologia pastoralis. 385.
Afrika-Bibliothek, Kleine, v. Alex. Halka 717.
Albert Ed., D. Erfolge des Messers 86.
Albert F., Von d. göttl. Eigenschaften u.
v. d. Seligkeit 101.
Albert P., Mathias Döring, e. deutscher
Minorit 289.
Allerhand Sprachverstand. Von Dr. X %*
685.
Alphons Maria v. Liguori , Briefwechsel
des hl. Kirchenlehrers —, 196, 738.
Alt Conr. u. C. E. F. Schmidt , Taschen¬
buch der Elektrodiagnostik u. Elektro¬
therapie 474.
Altmüller H., Deutsche Classiker u. Roman¬
tiker 332.
Ambros A. W., Zwei musikal. Nachlass¬
hefte 207.
Ammann Hartm., Versuch einer Charak¬
teristik Ks. Maximilians I. 712.
Amthor Ed., Führer durch Tirol und das
bayerische Hochland, Salzburg u. Vor¬
arlberg II. Thl. 434.
Andenken an J. B. Stamminger 164.
Angela Merici, Geschichte d. hl. —, 36.
Annegarn’s Weltgeschichte 459.
Annual Report , XX, of the Director of
the Mint 279.
Ansichten , 50, von Wien 526.
Antworten der Natur auf die Fragen
Woher die Welt, woher das Leben
Thier u. Mensch ; Seele. Von C. H. 677.
Arbeiter-Dichtung, Deutsche 409.
Archiv für Litteratur- u. Kirchengeschichte
des M.-A., VI. Bd. 609.
Aristoteles?Afrryaivi'i 7toXiTs:a, ed. Kenyon,
ed. van Herwerden et van Leeuwen,
ed. G. Kaibcl et U. de Wilamowitz-
Moellendorff, ed. Fr. Blass, deutsch v.
G. Kaibel u. A. Kießling, deutsch v.
M Erd mann 170.
A. V ; 743.
Bh. 71, 132, 234, 393, 394, 618, 745.
-bl. 620.
C. L. 201.
D. 74, 338, 414, 489, 553, 638.
Dg. 477, 561, 650.
182.
E. H. 19.
*. h. 550.
E. R 754.
E. W. 398.
F-r. 427.
F. M. 557.
/*: M. S.\ 14, 15, 101, 213, 266, 370,
392, 616, 660.
G. 336.
g. 241.
*h. 235.
HB. 557.
Hh. 375.
Hildebr. E. t 394, 395, 459, 493, 521.
H-l. 172.
H. M. 179.
H P. 133.
-ie. 292, 355, 581, 677.
J. M. 332.
J. M. A. F. 247, 370.
— in — . 389.
K. 250, 272, 436, 501.
L. 114, 115, 562, 626.
V. 112, 429, 589, 590,715.
556.
M—r. 467.
—nd~: 36, 69, 101, 133, 164, 196,229,
262, 325, 356, 644.
P. 147, 344.
P. E. 344.
P. v. St. 78,275.
<J>iX 6 ty)s, 727.
R. 8 , 179, 243, 360, 377, 410, 453, 463,
497, 524.
r. 57, 365, 456, 557.
-r. 456.
R. K. 593.
R. M. 172.
R - n. 26.
— rn. 753.
—rr. 520.
683.
Sch. 184, 185, 252, 332, 356, 360, 371,
423, 486, 509.
Schtn. 29.
Sfd. C. 206, 218, 239, 336, 596, 752.
Sp. 55, 316, 441, 603.
-tt-. 90. -
-ü-. 619, 729.
V. 325.
Verus. 56.
W. 136.
— w. 467.
Wl. Dr. 205, 653.
7 . 728.
Verzeichnis der besprochenen Werke.
Artin A. v. f Kaspar Hauser! Des Räthsels
Lösung! 426.
Audorf Jac., Gedichte 409.
Autenrieth G., Wörterbuch zu den Home¬
rischen Gedichten 557.
Bachem J. f D. unlautere Wettbewerb in
Handel u. Gewerbe 337.
— Wie ist dem unlauteren Wettbewerbe in
Handel u. Gewerbe zu begegnen ? 337.
Bacher W., Die jüdische Bibelexegese vom
X.—XV. Jhdt. 484.
Bäumer S., Johannes Mabillon 132.
Bahrtt., Die häusliche Frau, Lustspiel 604.
Balbi A., Allgemeine Erdbeschreibung 211,
717.
Barge H., Die Verhandlungen zu Linz u.
Passau im J. 1552 586.
Barre E., Der Process Ziethen 502.
Bartels Fr., Die Sittenlehre der evangel.-
lutherischen Kirche 740.
Bartsch H., Das österr. allgem. Grund-
buchgesetz in seiner prakt. Anwendung
403.
— Die grundbücherlichen Eintragungen
403.
Barus C., s. V. Strouhal 473.
Bastian A., Kosmogonien u. Theogonien
indischer Religionsphilosophen 291.
Batiffol P., Histoire du Breviaire romain
547.
Bauer R., A. Prasch u. 0. Wehr t Die
elektrischen Einrichtungen der Eisen¬
bahnen 631.
Baumbach R., Abenteuer u. Schwänke 534
Der Gesangverein Brüllaria und sein
Stiftungsfest, ill. von L. Bechstein
727.
Baumgarten H., Geschichte Carls V.,
Bd. III 424.
Bazzanella J., Manuale f. d. Seelsorgeamt
36.
Bechstein L , Neues Deutsches Märchenbuch
757.
Bechstein L., s. Baumbach R. 727.
Bechtel F., Hauptprobleme d. indogerm.
Lautlehre 9.
Beck v. Mannagetta Günther Ritter, Flora
v. Niederösterreich 755.
Beer Rud. s. Monumenta Concil. gen. 682.
Beguelin Heinrich u. Amalie, Denkwürdig¬
keiten 267.
Behrle R. Josef u. seine Brüder, Schauspiel
569.
Beissel St., D. Entwurf v. Prof. Seitz zu
d. päpstl. Kapelle in Loretto 241.
Beiträge zur Geschichte der deutschen
Studentenschaft Wiens 619.
zur Namensverbesserung der Karten
des deutschen Reiches 276.
Beilesheim A., H. E. Manning 41.
Benko J. Th. v.. Die Schiffsstation d.
k. u. k. Kriegsmarine in Ost-Asien 594.
Berg Leo, Der Zuschauer 729.
Bericht üb. d. Verhandlung d. 3. evangel.-
socialen Congresses 67.
Bermannschläger L. J , Deutsch u. Christ¬
lich, Tragödie 726.
Bersch Jos., Chemisch-technisches Lexikon
726.
Berthier P. J J., Tabulae systematicae ef
synopticae totius Summae theol. S.
Thomae Aq. juxta ipsammet D u * angel.
methodum strictius et clarius exactae
449.
— L’Etude de la Somme theol. de S.
Thomas d’Aquin 449.
Besi A., Beerdigung u. Verbrennung der
Leichen 613.
Bewer Max, Gedanken 550 (Vgl. S. 636 f.)
Binder G., D. hl. Birgitta v. Schweden u.
ihr Klosterorden 101.
Birk Er., s. Monumenta Concil. gen. 682.
Blass Fr, Aristotelis itorXtTr'a ’A6 M inva:o)V,
170.
Blattmann B., D. hl. Rasso 101.
Bodeux M., Du Salaire 212.
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V
Bömer A., s. Murmellius Joa. 742.
Bohatta Hans, Die javanische Sprache 557
Bohrmann M., In der Steppe 336.
Boissarie Dr., Lourdes u. seine Geschichte
vom medicin. Standpunkte 372.
Boj za prdvo , Pofidil J. M. Öern^ 712.
Boianden C. v., D. Teufel in d. Schule 25.
Borbds V. v., Symbolae ad Thymos
Europae mediae, praecipue Hungariae,
cognoscendos 599.
Brandes G., Die Hauptströmungen der
Litteratur des 19. Jahrh. 461.
Brasch M., Rud. v. Gottschall 524.
Braun C., Z. Erinnerung an J. B. Renninger
68 .
Braun O., Cotta’scher Musenalmanach 151.
Braunsberger O., Entstehung u. erste Ent¬
wicklung der Katechismen des sei.
Petrus Camsius 739.
Brehms Thierleben (Volks- u. Schulausg.)
119.
Brentano F., Üb. die Zukunft d. Philosophie
357.
Brief S., D. Conjunction bei Polybius 270.
Briefe des hl. Kirchenlehrers Alphons
Maria v. Liguori 196, 738.
— v. H. Heine an H. Laube 523.
Briefwechsel e. deutschen Fürsten mit e.
jungen Künstlerin (Herzog August v.
Sachsen-Gotha u. Altenburg u. Frl.
aus dem Winckel), hrsg. v. Metsch-
Schilbach 664.
Brinkmann A., Naturbilder 150.
Broglie, De, Le present et l’avenir du
Catholicisme en France 740.
Bruder , Staatslexikon 529.
Brücke E., Schönheit u. Fehler d. menschl.
Gestalt 525.
Bruckner A., Achte Symphonie 306.
Brugier G., Geschichte der deutschen
National-Litteratur 461.
Brunner Const., Der Zuschauer 729.
Büdinget M., Haft u. Tod Don Carlos’ 137.
Bürkner Rieh., Kirchenschmuck u. Kirchen-
geräth 173.
Bütschli O., Untersuchungen über mikro¬
skopische Schäume u. das Protoplasma
720.
Z>w4ra//oAlbertus a.,InstitutionesTheologiae
515.
Bungeroth H., Wesen u. Ursprung d.
Simultanstaates 14, 370.
Canter O., Der technische Telegraphen¬
dienst 476.
Capellmann C., Medicina pastoralis 36.
Carl, Erzherzog, Ausgew. Schriften 373.
— Aphorismen 134.
Cemy J. M., Boj za pravo 712.
Cervantes , Don Quijote, bearb. v. E. v.
Wolzogen, ill. v. Dore 376.
C. H ., Antworten der Natur auf die Fragen:
Woher die Welt? etc 677.
Charakterbilder , Großstädtische, I. Wien
und die Wiener 526.
— Kunstgeschichtliche, aus Österreich-
Ungarn, hrsg. v. A. Ilg 558.
Cicero u. Jak. Grimm , Üb. d. Alter, ed.
Schneidewin 550.
Clarissa , Aus dunklen Häusern Belgiens
508.
Cohn G., System d. Nationalökonomie 626.
Conscience Hnr., Der Löwe v. Flandern
757.
Cordus , Euricius, Epigrammata 237.
Cotta J scher Musenalmanach 151.
Cronau Rud., Amerika 690.
Cunliffe J. W., The influence of Seneca
on Elizabethan tragedy 428.
Da Ha Torre K. W. v. D. Thierwelt Tirols
215 .
Dalla Torre G. G. v., Catalogus Hyme-
nopterorum hucusque descriptorum
systematicus et synonymicus. Vol. VI et
VII 437.
Dangelmaier E., Militärrechtliche u. militär-
ethische Abhandlungen 696.
David J. J., Probleme, Erzählungen 508.
Dehn P., D. Arbeiterschutz u. s. gesetzl.
Neuregelung 212.
Deissmann G. A., Die neutestamentl.
Formel »In Christo Jesu« 389.
Delbrück H., Friedrich, Napoleon, Moltke
54.
Delle Grazie M. E., Italische Vignetten 90.
Denifle P. u. Ehrle Frz., Archiv f. Litte¬
ratur- u. Kirchengeschichte des M.-A.
VII. Bd. 609.
Denk 0., Geschichte d. gallo-fränkischen
Unterrichts- u. BildungsWesens 263.
Denkmäler deutscher Poesie u. Prosa aus
d. VIII.-XII. Jahrh. 109.
Denkschriften , Zwei, Erzh. Rainer’s aus
d. Jahren 1808/9 202. •
Deutsche Arbeiter-Dichtung 409.
Deutsche Reden , hrsg. v. Th. Flathe 427.
Deutschlands wichtigste Giftgewächse 723.
Dieter H., August Radnitzky, Der »Fink
v. Mattsee« 557.
Dingeidein O., Der Reim bei den Griechen
u. Römern 590.
Dörholt B, Üb. d. Entwicklung d. Dogma
u. den Fortschritt in der Theologie
355.
Domanig K., Kleine Erzählungen 696.
Dopsch A., Das Treffen b. Lobositz am
1. Oct. 1756 602.
Dorer Edm., Nachgelassene Schriften 663.
Doss A. v., D. Stand es wähl 232.
— Gedanken u. Rathschläge 360.
Dreves G. M., Aurelius Ambrosius, der
»Vater des Kirchengesanges« 592.
Droysen J. G., Geschichte Alexanders d.
Großen 236.
Drucker L., Der Hypnotismus u. das
Civil- u. Strafrecht 487.
Duden Konr., Vollständiges orthograph.
Wörterbuch der deutschen Sprache 463.
Dünkelberg F. W., D. allgem. u. ange¬
wandte Viehzucht 343.
Düntzer H., Friederike v. Sesenheim im
Lichte d. Wahrheit 652.
Duerm Ch. v., Vicissitudes Politiques du
Pouvoir temporel des Papes de 1790
a nos jours 609.
Duesberg A., Über Hebung der Volks¬
musik 561.
Ebers Gg., Gesammelte Werke 377, 534,
730.
Edda , Die, übers, u. erläutert von H.
Gering 522.
Egger L , Gebrauch d. Parenthese bei
Aischines etc. 270.
Ehrenbuch , Neues Illustr. Vaterländ., hrsg.
von A. Frh. v. TeufTenbach 684.
Ehrenfeld J. M, Ein Ritt ins Zululand
5M).
Ehrle Frz., s. Denifle 609.
Eichendorff J. v.. Aus dem Leben eines
Taugenichts 729.
Eichert F., Wetterleuchten 533.
Eisenbahnen Russlands (Karte) 114.
Eisenberg L., D. geistige Wien. II. 371.
Eitelberg A., Unmoderne Ansichten über
d. moderne Cultur 360.
Elser Konr., Die Lehre des Aristoteles
über das Wirken Gottes 678.
Emancipation , D. wahre, der Frauen 246.
Engel G., D. Philosophie und d. sociale
Frage 15.
Engelbrecht A , Patristische Analecten 982.
Engelmann Rieh., Guhl u. Koner’s Leben
der Griechen u. Römer 304.
Enzlberger J., Schematismus d. kathol.
deutschen Geistlichkeit in den V. St.
Amerikas 68.
Erzbergbahn , Die 434.
Esser Fr., Blüthen der Marienminne 25.
Euricius Cordus , Epigrammata 237.
Euringer Dr., Boissarie’s »Lourdes« 372.
Familie , Die heil., 541.
Familien-Bibliothek 409.
Faulmann K., Etymolog. Wörterb. d.
deutschen Sprache 171.
Felbinger , Üb. d. deutschen Bergnamen
in d. Ostalpen 146.
Fell Gg., Antonio Baldinucci 68.
Felten J., D. Apostelgeschichte, übers, u.
erklärt 225.
Festschrift zum 700jähr. Jubiläum der
Gründung des Stiftes Tepl 744.
Fevre-Deumier J. Le —, s. Le Fevre.
Finlay R. F., Der Hypnotismus 487.
Fischer Rud., Z. Kunstentwicklung d.
engl. Tragödie 428.
Fischer F., D. Stadtpfarrkirche z. schönen
U. L. Fr. in Ingolstadt 274.
Fixer S., Der Börsenfaust. Humoristisch
satyr. Dichtung 632.
Flathe Th., Deutsche Reden 428.
Flemming W., Zur Beurtheilung des
Christenthums Justins des Märtyrers
515.
Flotin A., Die unterrichtl. Behandlung von
Schillers W. Teil 112.
Forget J., s. Ibn Sinä 748.
Foumier A., D. Vererbung d. Syphilis 20.
Franke J., D. Gewässer in Krain u. ihre
nutzbare Fauna 565.
Franke R. O., Max Müller’s »Physische
Religion« 577.
Frankl L. A., Lenau u. Sophie Löwenthal
495.
Freimann Jac., Des Gregorius Abulfarag
gen. Bar-Hebräus Scholien z. Buche
Daniel 193.
Fretti S. E., Notre seigneur Jesus Christ
68 .
Freybe A., Das deutsche Haus u. seine
Sitte 518.
Friedensburg W., Nuntiaturberichte aus
Deutschland 105.
Frimmel Th. v., J. Danhauser u. Beethoven
334.
Frohme K. E., s. Hasenclever.
Froitzheim J., Friederike v. Sesenheim
652.
Frommei E., Über Bedeutung u. Hebung
christlich-deutscher Sitte 518.
Froning R., D. Drama d. Mittelalters 238.
Fugger E., u. K. Kästner , Beiträge z.
Flora des Herzogthums Salzburg 530.
Fulano J. H., Der Sturz d. Kaiserthrones
in Brasilien 491.
Fulvius E., Der Zukunftsstaat 598.
Funk F. X., Die apostol. Constitutionen
195.
Furrer A., Volkswirtschafts-Lexikon der
Schweiz 564.
Gail J., Von der Flut überholt 508.
Gardair M. J., Corps et Arne 70.
Geciow O., Quaestiones in Aristophanis
Vespas 429.
Gelbhaus S., Mittelhochdeutsche Dichtung
in ihrer Beziehung zur biblisch-rabbi-
nischeri Litteratur 620.
Gemoll W., D. Realien bei Horaz 45.
Görards E., Les Catacombes de Paris 751
Gering Hugo, D. Edda, übersetzt und
erläutert 522.
Geschichte d. hl. Angela Mcrici 36.
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VI
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Gietl A. M., D. Sentenzen Rolands, nachm.
Papstes Alexander III. 176.
Gietmann G., D. Aussprache d. Englischen
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Giftgewächse , Deutschlands wichtigste —
723.
Giordano Bruno, Dialoge 265.
Glowacki J., Die Vertheilung der Laub¬
moose im Leobner Bezirke 505.
Görres K., Handbuch der gesammten Ar¬
beitergesetzgebung d. deutschen Reiches
495.
Goethe*s Poetische Meisterwerke 728.
Goldschmidt L., Handbuch d. Handels¬
rechtes 148.
Gombert A., Weitere Altersbestimmungen
neuhochdeutscher Wortformen 556.
Goot J. J. M. de —, The Religious System
of China 292.
Gottlieb , Briefe aus Hamburg 421.
Gottschall R. v., Die deutsche National-
Litteratur des XIX. Jhdts. 461.
Granderath Th., Constitutiones dogmaticae
sacros. oecum. Concilii Vaticani 324.
Graul G. H., D. selbständige Stellung der
Sittlichkeit zur Religion 454.
Graun A., Institutiones Theologiae dogmat.
specialis Rmi. P. Alberti a Bulsano. 515
Graus Joh., E. Rundreise in Spanien 335.
Grießl A., Vorschriften in Militärangelegen¬
heiten 133.
— — in Schulangelegenheiten 133.
Grimm Brüder, Kinder- und Hausmärchen,
ill. v. Grotjohann 377, 534, 757.
Grimm Jak. u. Cicero , Ober d. Alter, ed.
Schneidewin 550.
Groß H., Handbuch für Untersuchungs¬
richter 13.
Großmann J., D. Bekämpfung der Sturz¬
wellen durch Öl 506.
Großstädtische Charakterbilder, I. Wien u.
die Wiener 526.
Groß-Wien , Skizze s. Entstehens 244.
Grünbaum M., Neue Beiträge zur semi¬
tischen Sagenkunde 484.
Grüße aus Nazareth 541.
Gschwandner S., Die Gesetze d. Urtheils-
verhältnisses d. Einordnung 582.
Guhl u. Kohner , Leben der Griechen u.
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Gumplowicz L., D. sociologische Staatsidee
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Gutberiet Const., Ethik u. Religion 454.
Gymnasial-Bibliothek, Heft II, V, XIV,
653, 654.
Haas G. E., Bakteriologie d. Seele 4.
Haas Hipp., Aus d. Sturm- u. Drangperiode
d. Erde 214.
Haehnel K., Übersicht d. deutschen Lite¬
raturgeschichte 461.
Hahnekamp K., Dr. Joh. Ev. Zalka 101.
Hainisch M., D. Zukunft d. Deutsch-
Österreicher 308.
Hake P„ Kath. Apologetik 356.
Halbe M., Eisgang, modernes Schauspiel
604.
Halka A., Kleine Afrika-Bibliothek 717.
Halliburton W. J., Chemische Physiologie
u. Pathologie 16.
Haluschka F., Z. Methode d. Stereometrie
18.
Hamann O., Prof. E. Häckel in Jena u.
seine Kampfweise 694.
Hammer B., Die Franziskaner in den V. St. 1
Amerikas 68.
Hanausek T. F., Lehrbuch d. Materialien¬
kunde auf naturgeschichtl. Grundlage.
22 .
Hanna F., Specimen Lexici Persiani 270.
Hansjakob H. t Jesus v. Nazareth, Göttin
der Welt u. im Sacramente 481.
— Unsere Volkstrachten 518.
— D. Wunden unserer Zeit u. ihre Heilung
453.
— Santa Maria 356.
Hartwich C., D. Bedeutung d. Entdeckung
v. Amerika f. d. Droguenkunde 88.
Hasenclever W., K. E. Frohme u. Ad.
Lepp, Gedichte 409.
Hasner L. v., Denkwürdigkeiten 39.
Hattier F. S., Christkatholisches Hausbrot
485.
Hauptmann G., College Crampton, Komödie
604
Haus , Das, der hl. Familie 541.
Heemstede L. v., Schaepmann’s Leo XIII.
677.
Heigel C. v., König Ludwig II. v. Bayern
393.
Heilpflanzen , Unsere, in Bild u. Wort 723
HeimburgW Mamsell Unnütz, Roman 664
Hein A. R., D. bild. Künste bei d. Dayaks
auf Borneo 77.
— Maeander, Kreuze, Hakenkreuze u.
urmotivische Wirbelformen in Amerika
275.
Heine Heinr., Briefe an H. Laube 523.
Heinemann C., Goethe’s Mutter 140.
Heiner F. X., Kathol. Kirchenrecht. I. Bd.
707.
Heinrich W., Das Testament d. XIX. Jahrh.
f 28.
Heitmüller F., Aus dem Goethehause 140.
Helmolt H. F., König Ruprecht’s Zug nach
Italien 268.
Henne am Rhyn O., Clarissa 608.
Herbers H., s. Wessinger A. 276.
Herrich A., Afrika (Karte) 147.
Herrmann M. u. S. Szamatölski, Latein.
Litteratur-Denkmäler 237.
Hertz M., Q. Horatii Flacci Carmina 108.
Herwerden, van, et van Leeuwen , Aristo¬
teles De republica Atheniensium, ed.
170.
Herzer J. u. V. Ibl , Slovnik francouzsko-
cesk^ 206.
Hettner H., Litteraturgesch. d.XVIII. Jahrh.
III. Die deutsche Litteratur, Bd. 1 u. 2
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Heyne M., Deutsches Wörterbuch 654.
Hickmann A. L., Vergleichende Münzen-
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Wiener Neustadts 56.
Hiptmair M., Wimmer’s kirchl. Kunst¬
denkmäler, 2. Aufl. 467.
Hoberg G., D. Psalmen d. Vulgata 33.
Hochegger R„ Üb. d. Culturaufgabe d.
Lehrers u. d. Nothwendigkeit e. freien
Lehrerstandes 200.
Hoemes M., Die Urgeschichte d. Menschen
546.
Hoeynk F. A., Officium defunctorum 36.
Hofele E., D. Leben unseres Heilandes
Jesus Christus u. seiner jungfr. Mutter
Maria 485.
Hofmeister F., Üb. e. Zusammensetzung d.
krystallisierenden Eieralbumins 82.
Holstein Hugo,Wimphelingius Stylpho 237.
Holtzmann H., Theolog. Jahresbericht, Jhg.
XII. 740.
Holweck F. G., Fasti Mariani 385.
Ilolzinger v. Weidich Em., Beerdigung u.
Verbrennung, v. Besi 613.
Homtnel Fritz, Aufsätze u. Abhandlungen
arabisL-semitol. Inhalts 363.
Hopf Alex., Dr. Ant. Wolfradt, Fürstbischof
v. Wien 516.
Horaz Carmina, ed. M. Hertz 108.
Horina H., Lustige Ringellocken 508.
Huber Alfons, Geschichte Österreichs, Bd.
IV 72.
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rischen Privatrechtes 563.
Huber F. C., Die geschichtliche Entwick¬
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Huber F. P., Dogmenlose Sittenlehre 392.
Huch Ricarda, Erinnerungen v. Ludolf
Urslcu dem Jüngeren 727.
Hüffer A., Pauline v. Mallinckrodt 164.
Hülsen Ch., Forum Romanum 401.
Hughes Th., Loyola and the education
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Hüll Ch. H., Die deutsche Reichspacketpost
528.
Hurter H., Nomenclator literarius recen-
tioris theol. cath. 257.
— Theologia generalis 355.
Hussarek v. Heinlein M., Die bedingte
Eheschließung 676.
Jäger Eug., D. Agrarfrage d. Gegenwart
369.
— Geschichte d. socialen Bewegung und
des Socialismus in Frankreich 337.
Jäger G., Folgerungen aus d. Eigenbewe¬
gungen d. Fixsterne 81.
Jäger O., Alexander d. Große 653.
— Marcus Porcius Cato 653.
Jahrbuch , Literarisches, hrsg. v. Al. John.
542
— der Naturwissenschaften 1892/93 von
M. Wildermann 722.
Jahresbericht üb. die Erscheinungen auf
dem Gebiete der german. Philologie 111.
— Theologischer XII., hrsg. von H. Holtz¬
mann 740.
Janssen J., Geschichte d. deutschen Volkes
Bd. V 235; Bd. VI 713.
Jarras, Souvenirs du genöral —, 314.
Jaumann G., Versuch e. ehern. Theorie
auf vergl.-physikal. Grundlage 180.
Ibl V., J. Herzer u., Slovnik francouzsko-
öesky 206.
Ibn Sind , Le livre des theoremes et des
avertissements, public par J. Forget.
748.
Ilg A., Kunstgeschichtliche Charakterbilder
aus Österreich-Ungarn 558.
ln Reih und Glied. Gedichte eines Namen¬
losen 409.
Inn - u. Knyphausen , Edzard Graf zu —,
Ostfriesische Volks-u. Rittertrachten 751.
Joel C., D. echte u. d. xenophontische
Sokrates 230.
John Al., Litterarisches Jahrbuch 542.
Jür^ensohn W., Schutz dem Mittelstände
659 .
Jugendbibliothek , Katholische, begründet
von P. Koneberg. Fortgesetzt von K.
Kümmel 757.
Jung H., Neue Wandtafeln f. d. Unter¬
richt in d. Naturgeschichte 249.
Juvenalis Montanus , Aus d. Schreckens¬
zeit 8.
Kaatz H., D. Weltanschauung F. Nietzsches
197.
Kaemmel Otto u. K. Sturmhoefel (Spamer’s)
Illustr. Weltgeschichte 394.
Kaibel G. u. A. Kießling , Aristoteles’
Schrift v. Staatswesen d. Athener, ver¬
deutscht 170.
Kaibel G. et U. de H ilamowitz-Moellen-
dorfl , Aristotelis «o).txeia , Ad , Y]vaiiüv ed.
170.
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VII
Kaindl R. F., Beiträge zur älteren Ungar.
Geschichte 457.
— Wesen u. Bedeutung der Impersonalien
748.
Kaltenbrunner F., Mittheilungen aus dem
Vatican. Archiv. I. Bd. 666 .
Kaltenegger L., D. Honig vordem Richter¬
stuhle der Geschichte, Vernunft u. Er¬
fahrung 441.
Kämpen van, Just. Perthes* Atlas antiquus
243.
Kannengieser A., Calholiques allemands.
709.
Kapff E., Columbus. Schauspiel. 569.
Kapp G., Elektrische Kraftübertragung 87.
Kappes M., Die philosophische Bildung
unserer gelehrten Berufe 422.
Karrer F., Führer durch die Baumaterial¬
sammlung des k. k. naturhistor. Hof-
Museums in Wien 662.
Kästner K., E. Fugger u., Flora d. Herzog¬
thums Salzburg 530.
Katalog d. Porträt-Sammlg. d. k. u. k.
General-Intendanz d. k. k. Hoftheater
143.
Kegel Max, Gedichte 409.
AW£<r/Mt., Die Religion u. ihr Recht gegen¬
über dem modernen Materialismus 163
Kelter H., H. Heine, s. Leben, s. Charakter
u. s. Werke 205.
— Kathol. Litteraturkalendcr 62.
— D. Kunst, Bücher zu lesen 239.
Kellner L., Lebensblätter 232
Kenyon F. G., ’AOinvaÜDV icoXiTEta, ed. by
- 170.
Kerschbaumer A., Eligius. Lebensbilder au s
dem niederösterr. Gebirge 534.
Kiem M., Gesch. d. Benedictiner-Abtei
Muri-Gries 259.
Kiepert's Großer Handatlas 147, 626.
Kießling A., s. Kaibel G.
Kihn H., Encyklopädie u. Methodologie
der Theologie 673.
Kirdly J. v., Geschichte d. Donau-Mauth-
u. Urfahrrechtes d. kgl. Freistadt Press¬
burg 628.
Kirschnek A., Über die'Aischines’ Namen
tragenden Briefe 270.
Klein Fel., Nouvelles tendances en religion
et en litterature 463.
KUin S., Lehrbuch d. Weltgeschichte 395.
Kleinpaul E., Poetik 589.
Kleinpaul R., Das Mittelalter 394, 714.
Klinisch R„ Lourdes u. seine Wunder 69.
Klopp Onno, Der 30jährige Krieg bis zum
Tode Gustav Adolfs 1632 414.
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Knabenbauer J., Commentarius in evan-
gelium secundum Matthaeum 641.
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ihre Lehre u. ihr Cult. 705.
Knöpfler A., D. Kelchbewegung in
Baiern 97.
— Walafridi Strabonis über de exordiis etc.
101 .
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ihre Reform 758.
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minum propr. apud Lucilium 270.
Koppen W., DieSchreibg. geogr. Namen 242.
Kössing Fr, Über die Wahrheitsliebe 645.
Kolb V*, Conferenzen über die sociale
Frage 469.
Koneberg P 0 s. Jugendbibliothek 757.
Konecny Fit, Jak pt§e prof. dr. Masaryk
o katol. vödö a vife? 325.
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Römer 803.
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mit Thomas v. Aquino in der Lehre
vom Bösen 293.
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lectüre 232.
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bewegten Jahren 296.
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neho v dejinäch revolucefrancouzskelO.
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Kümmel K., s. Jugendbibliothek 757.
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265.
Kuhn G., D. murat. Fragment über d.
Bücher d. N. T. 821.
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land 1378-1418 99.
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des sogen. Petrusevangeliums 580.
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neuesten Gestaltungen 615.
Lamairesse E., L’Lide avant leBouddha292
— L'Inde apres le Bouddha 292.
Landsteiner K., Der Antichrist. Das Trauer¬
spiel der letzten Zeiten 632.
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u. XVI. Jhdts. Heft 5 u. 6 237.
Littrow-Bischof A. v., Feierklänge 24.
Loewit M., Studien zur Physiologie u.
Pathologie d. Blutes u. d. Lymphe 313
Loga Marg. v., Märchen 757.
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Sprache zu erlernen 206.
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breitung der Thiere 311.
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mösta Pisku. 105.
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Reiches 1859—71 492.
Max R. v. Wachstein Em, 82 Lebens¬
jahre 623.
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Mehring S., Deutsche Verslehre 396.
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dernen Jurisprudenz 502.
Meistenverke der Holzschneidekunst 145.
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sitatione 644.
Melitz L., Die Theaterstücke der Welt-
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Mensch , Der, u. sein hohes Ziel 389.
Menzel Adf., Die Arbeiterversicherung nach
österr. Recht 692.
Menzel V., Deutsches Gesandtschafts wesen
im M -A. 618.
Mercati , L’etä di Simmaco l’interprete e S.
Epifanio 420.
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Merici , Geschichte der hl. Angela —, 36.
Merz V., Vermerke über d. Magnesium¬
stickstoff 17.
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deutschen Fürsten mit einer jungen
Künstlerin. (Herzog August v. Sachsen-
Gotha u. Altenburg u. Frl. aus dem
Winckel 664.
Meunier W. H., Die Lehre vom Predigt-
thema 675.
Meurer J , Karte d. Schutzhäuser etc. in
d. österr. u. deutschen Alpen 115.
Minor J., Allerhand Sprachgrobheiten 685.
Mittheilungen aus dem Vatikan. Archiv,
I. Bd., von F. Kaltenbrunner 666 .
Möbius P. J., Über d. Einthlg. d. Krank¬
heiten 600.
Moeller L. K., D. Haus in unserer Zeit u.
in unserem Volke 518.
Möller M., Der deutsche Orden Natuliens
im J. 2000 597.
Moment-Wörterbuch in durchlauf. Alpha¬
bet 240.
Montanus , Juvenalis. Aus d. Schreckens¬
zeit 8 .
Monumenta Conciliorum Generalium saec.
XV., Concil. Basil., Scriptorum UI, 2:
Joa. de Segovia, Historia Gestorum
Gen. Synodi Basil. Ed. Ern. Birk et
Rud. Beer 682.
Morawski Ks. M., Celowosü w naturze 359
Mühlbrecht O., Übersicht der gesammten
staats- u. rechtwiss. Litteratur d. J. 1892
718.
— Wegweiser dureh die neuere Litteratur
I der Rechts-u. Staatswissenschaften 718
Mühlhausen A., Goethe e. Socialist? 217.
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Vlll
Müller Eugen, Natur u. Wunder 258.
Müller E. W., Die erste Hilfe bei Unglücks¬
fällen 728.
Müller F. M., Physische Religion 577.
Müller G., D. schlechte Haltung d. Kinder
u. deren Verhütung 407.
Müller u. Pilling , Deutsche Schulfiora 722.
Müller-Guttenbrunn A., Im Jahrhundert
Grillparzers 714.
Müllenhoff u. Scherer , Denkmäler 109.
Münzenberger C. F. A., Abessinien u. seine
Bedeutung für unsere Zeit 562.
Müller H. C., Histor. Grammatik d. hel¬
lenischen Sprache 76.
Muret E, Nothwörterbuch der engl. u.
deutschen Sprache 556.
Murmellius Joa., Des Münsterischen Hu¬
manisten —, De magistri et discipu-
lorum officiis Epigrammatum liber ed.
A. Brömer 742.
— Opusculum de discipulorum officiis, quod
Enchiridion scholasticum inscribitur }
ed. Börner 742.
Murr J., D. Parusie d. Gottheit in vege¬
tativer Substanz 99.
Wo steht die Wiege der Menschheit?277.
Musenalmanach , Cotta'scher, hrsg. v.
O. Braun 151.
Myers J. B., William Carey 485.
Myszkowsky T. f Chronologico-historica in -
— troductio in novutn testamentum 451.
Natzmer Gn. E. v., Lebensbilder aus dem
Jahrh. nach dem großen deutschen
Kriege 618.
Neteier B., Stellung der alttestamentl. Zeit¬
rechnung in der altoriental. Geschichte
546.
Newcomb-Engelmanns populäre Astronomie
339.
Nickel Joh., Der Monotheismus Israels in
der vorexilischen Zeit 677.
Niederhofer K., D. Einfluss d. Griechen
auf Grillparzer 271.
Nietnann M., Ist d. Heizen u. Kochen m.
Gas noch zu theuer? 251.
Nietzsche Fr., Jenseits v. Gut u. Böse 197
— Genealogie d. Moral 197.
Nigg Marianne, Biographien der östeir.
Dichterinnen, u. Schriftstellerinnen 748
Nilles Nik., Tolerari potest. 677.
Noe H , Gcleitbuch nach Süden 336.
Novibazar u. Kossovo 467.
Nuntiaturberichte aus Deutschland 105.
Obermayer A. v.. Zur Erinnerung an Josef
Stefan 406.
Oehler R., Classisches Bilderbuch 208.
Oeri J., Stimmers Comedia 497.
Oertel G., Der Conservatismus als Welt¬
anschauung 710.
Österreichs Zukunft 308.
Ohne sorge K., Wendel Dietterlin, Maler
v. Straßburg 688.
Ohrwalder J., Aufstand u. Reich d. Mahdi
im Sudan u. meine lOjähr. Gefangen¬
schaft daselbst 209,
Oidtmann H., Die Glasmalerei 466.
Opitz Th. u. A. Weinhold , Chrestomathie
aus Schriftstellern der sogen, silbernen
Latinität 714.
OZcddal , V^znam Srbska v dejinäch fise
rakousko-uherske od roku 1350 do
r 1790 105.
Ottenthal E. v., Regulae cancellariae apo-
stolicae. Die päpstl. Kirchenregeln von
Johann XXII. bis Nicolaus V. 700.
Overbeck J., Geschichte der griech.Plastik. I.
716.
Palatinus Th., Entstehung der General¬
versammlungen der Katholiken Deutsch¬
lands 709.
Paleographie Musicale. Les principaux
mscr. de chant gregorien etc. par les
Benedictins de Solesmes 334.
Panholzer J., Joh. Ign. v. Felbigers Me¬
thodenbuch 103.
Pasquier , Leben d. ehrw. M. Marie v. hl.
Petrus (Gräfin Coudenhove) 36.
Passer A. v. d., Volksschauspiele in Tirol
172.
— Volksschauspiele in Meran imJ.1809 172.
Pastor L., Janssen, Geschichte des deutsch.
Volkes. Bd. V 235, Bd. VI 713.
Paulinus M., Die Sittenlehre Geulincx’ 454.
Pechnlk A., O reformie t. z. propedeutyki
filozofiznej 047.
Perfall A. Frh. v., Unterwühlter Grund 217.
Perthes Justus, Atlas antiquus 243.
Pesch Chr., Gott und Götter 292.
Pesch H., D.sociale Befähigung d.KirchelOl.
Pesch Tilm., Die großen Welträthsel 549.
Peters N., D. Prophetie Obadjahs 65.
Petersen M., Die prakt. Landwirtin 344.
Petersmann Dr., s. Volz.
Petrovits L, J. Varrone u. —, 50 An¬
sichten von Wien u. Umgebung 526.
Pfister M., Friedr. v. Schreiber. Lebens¬
skizze 164.
Pfülf O., Herrn, v. Mallinckrodt 233.
Pichler Ad., Zu meiner Zeit 121.
Piscalar A. U., Erinnerungen an A. Link,
S. J. 68 .
Plassmann J., Der Planet Jupiter 721.
Poerlner B., Die Autorität der deutero-
kanonischen Bücher 513.
Pohlidal H., Psyche. Sensitive Novellen 508.
Prasch A., R. Bauer u. O. Wehr, Die
elektrischen Einrichtungen der Eisen¬
bahnen 631 (vgl. S. 670, letze Zeile).
Prasek V., KläSter sv. Kläry v Opavö 105.
Preger W., Geschichte der deutschen
Mystik im M.-A. III. Bd. 609.
Pre?n S. M., Martin Greif 75.
Pressgesetz , Das, 247.
Pridik A., De Cei ittsulae rebus 496.
Primozic A., Zur Homer-Lectüre 622.
Probst F., D. ältesten röm. Sacramentarien
u. Ordines 385.
Pröll L., E. Linzer Tagebuch üb. d. ersten
Einfall d. Franzosen 202.
Prudenzano F., D. hl. Franciscus u. sein
Jhdt. 229.
Prussik E., Die Gemeinde Iglau 562.
Pünning H., Grundzüge der Physik 722.
Raaben E., Voltaire u. Lessing. Lustspiel
632.
Raffl Fr., O. S. Fr., D. Psalmen 417.
Ragey R. P., Hymnarium quotidianum
B. M. V. 644.
Rainer , Erzh., Zwei Denkschriften aus d.
J. 1808 u. 1809 202.
Rappenhöner J., Allgemeine Moraltheologie
787.
Rauscher J. O. R. v., Darstellung d.
Philosophie, hrsg. v. C. Wolfsgruber 583.
Reden , Deutsche, hrsg. v. Th. Flathe 427.
Reder H. v., Lyrisches Skizzenbuch 534.
Reibmayr Alb., Unter d. Herrschaft d.
Messers 84, 85.
Reich E., Geschichte u. Gefahren d. Frucht¬
abtreibung 250.
Reich H. L., ZurGenesis des Ta mud 484.
Reichensperger P., Erlebnisse e. alten Par¬
lamentariers im J. 1848 520.
Reinfels H., Die Sitte, Schauspiel 251.
Reinhold Gg., Die Lehre v. d. örtlichen
Gegenwart Christi in d. Eucharistie 481.
Reissmann Aug., Felix Mendelssohn-
Bartholdy 750.
Renz F. S., Opfercharakter der Eucharistie
481.
Report , Annual, XX., of the Director of
the Mint 279.
Rest W., Das menschliche Ich 647.
Rettenbacher Sim., Lyrische Gedichte ed.
P. Tass. Lehner 330.
Reuter M., D. Parsen u. ihre Schriften 468.
Rezek E. A., Relatio progressus in extir-
panda haeresi per regnum Bohemiae
229.
Rhoen C., Geschichte der St. Foilanskirche
in Aachen 431.
Richter W., Geschichte d. Paderborner
Jesuiten 129.
Rieger , Psychische Epidemie 53.
Riegl A., Stilfragen 498.
Riotte H., Rudolf v. Habsburg. In dramat.
Form 569.
Rocheterie M. de la, Marie Antoinette 393
Rohm J. B., Z. Charakteristik d. Pro¬
testantismus 36.
Rösler Aug., Card. Johannes Dominici
O. Pr. 1357—1419 643.
— Die Frauenfrage vom Standpunkte der
Natur, der Geschichte u. d. Offenbarung
718.
Romanes G. J., Darwin u. nach Darwin 282.
Roth Chr., Plastisch-anatomischer Atlas 655.
— Der Aktsaal 655.
Rottmanner Ad., Der Augustinismus 516.
Rowald P., Brauch, Spruch u. Lied d. Bau¬
leute 184.
Rubinstein A , Erinnerungen aus 50 Jahren
499.
Rüttenauer B., Der kleine Boiland 605.
Rüge S„ Christoph Columbus 432.
Ruhland G., Die austral.-nordamerikan.
Landesgesetzgebung 596.
Aus der Praxis eines neugegründeten
— landwirtschaftl. Großbetriebes im
Pinzgau 596.
— Über die Grundprincipien actueller
Agrarpolitik 596.
Ru pp J., D. christl. Staat 41
Saar F. v., Schloss Kostenitz. Novelle 89.
Salis-Soglio N. v., D. Convertiten d. Familie
v. Salis 229.
Sarbiewski M. C., Poemata omnia ed.
P. Th. Wall 299.
Sass J., Deutsches Leben zur Zeit der
sächsischen Kaiser 617.
Sauvin G., Un royaume Polynesien 595.
Schack A. Fr. Grf. v., Dorers nachgelassene
Schriften 663.
Schäfer Al., Clerus u. sociale Frage 261.
Schaepman H. J. A. M., Leo XIII. Ein
Charakter- u. Zeitbild 677.
Schaffeit K., Ein Beitrag zur Christologie
d. A. T. 420.
Schauffier Th., Quellenbüchlein zur Cul-
turgeschichte des deutschen M.-A. 746.
Schaumburg Alex., D. Paradies d. Frauen
471.
Scheda J. v., Generalkarte d. Balkan-Halb¬
insel, umgearb. v. A. Steinhäuser 625.
Scheffel J. V. v., Episteln 532.
Scheffmacher J. J., Licht in d. Finster¬
nissen 36.
Schell H., Kathol. Dogmatik 353.
Sehellwien R., Max Stirner u. Fr. Nietzsche
197.
Schenk S. L., Grundriss der Bakteriologie
249.
Scherman L., Materialien z. Geschichte d.
indischen Visionslitteratur 292.
Scheu Andreas, Gedichte 409.
Schilgen Fr. v., D. kirchl. Vermögensrecht
u. die Vermögensverwaltung in den
kath. Kirchengemeinden d. ges. preuss.
Monarchie 325.
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IX
Schillers Poetische Meisterwerke 728.
Schimpfky Rieh., Unsere Heilpflanzen 723.
— Deutschlands wichtigste Giftgewächse
723.
Schindler Jos., St. Joseph 161.
Schlaf J., Meister Oelze. Drama 604.
Schlager Marc., Üb. Patriotismus im All-
gem. v. Standpunkt d. christl. Moral
325.
Schlesinger L., Städte- u. Urkundenbücher
aus Böhmen 361.
Schiitter H., Die Reise des Papstes Pius VI.
nach Wien u. sein Aufenthalt daselbst
551.
Schlögl Frdr., Gesammelte Schriften 727.
Schlosser J. v. f Schriftquellen z. Geschichte
d. karoling. Kunst 46.
— Beschreibung der altgriech. Münzen der
Sammlungen des Ah. Kaiserhauses 399
Schmid Joh., Petrus in Rom 45 t.
Schmidkunz H., Psychologie der Suggestion
487.
— Die Abstraction 37.
— Analytische u. synthetische Phantasie 37
Schmidt C. E. F., s. Alt-Conr.
Schmidt Max., Volkserzühlungcn 534.
Schmidt Ed., Regula S. P. Benedicti 101.
Schmidtlein R., Brehms Thierleben. Volks-
ausg. 119.
Schmitz H. J., Tobias 38.
Schmitz M., Declamatorium 570.
Schneider C., D. unbefleckte Empfängnis
u. d. Erbsünde 101.
Schneidewin M., Cicero u. Jak. Grimm.
Über d. Alter 550.
Schneller Chr., Beiträge zur Ortsnamen¬
kunde Tirols 656.
Schnitzer J., Berengar v. Tours 195.
Schönach H., Beiträge zur Flora v. Tirol
u. Vorarlberg 282.
Schoepfer Al., Geschichte d. A. T. I.Halbbd.
356, 612.
Scholl C., D. Jesuiten in Baiern 131.
Schomaker H., Liebeswirren 508.
Schuch J., Handbuch d. Pastoraltheologie
261.
Schulte A., Die kopt. Übersetzung der
4 großen Propheten 420.
Schultheiß A., Der Schelmenroman der
Spanier 715.
Schulz K. Th., Woher kommen die kleinen
Kinder? 450.
Schwann M., Joh. Janssen u. die Ge¬
schichte der deutschen Reformation 746.
Schwarz W. E., Lage d. kathol. Kirche in
Deutschland 1573—76 7.
Schweiger-Lerchenfeld A. v., Alpenglühen
243, 501.
Schwering J F., Grillparzer’shellen. Trauer¬
spiele 205.
Schwindrazheim O., Beiträge zu einer
Volkskunst 593.
Seeböck Ph., Prudenzano’s Franciscus v.
Assisi 229.
Seefeld C., Zur Verbreitung der Rechts¬
kenntnis 597.
Seeligmüller A., Wie bewahren wir uns
u. unsere Kinder vor Nervenleiden? 182.
Segovia Joa. de, Historia Gestorum Gene¬
ralis Synodi Basil., ed. E. Birk et
R. Beer 682.
Seibt W., Helldunkel 240.
Settembrini L., Erinnerungen aus meinem
Leben. Deutsch von E. Kirchner 585.
Sichel Th. v., Liber diurnus Romanorum
Pontificum 698.
Sievers Ed., Tatian 301.
— Altgermanische Metrik 589.
Sigert L., Auferstanden. Drama 632.
Sigmund J., D. Ende d. Zeiten 69.
Silbernagel Js., Verfassung u. Verwaltg.
sämmtl. Religionsgenossenschaften in
Baiern 68.
Simar Th. H., Lehrbuch d. Moraltheologie
196.
— Lehrbuch der Dogmatik 644.
Sind Jbn. s. Jbn 748.
Skrdle Th., s. Vlas£ 154.
Skutsch F., Forschungen zur latein. Gram¬
matik u. Metrik 298.
Sobel J., Geschichte d. öst.-böhm, Ordens¬
provinz d. Barmherzigen Brüder 67.
Sodom u. Gomorrha . (Zwanglose Hefte.)
184.
Soergel Hs. Th., Das bäuerl. Erbrecht in
Baiern u. sein Einfluss auf die socialen
Verhältnisse 435.
Sommer A., D. Diphterie u. ihre Heilung 182.
Scmmer W., Elsäßische Geschichten 508.
Serge W., Religion u. Naturwissenschatten
keine Gegensätze 341.
Souvenirs du general Jarras 314.
Spamers Illustr. Weltgeschichte 894.
Specht Th., Die Lehre v. d. Kirche nach
dem hl. Augustin 579.
Spillmann J., Münzenberger’s Abessinien.
562.
Spörr B.M., Lebensbilder aus d. Serviten-
orden 164.
Sprachverstand^ Allerhand, von Dr.
685.
Sprockhoff A., Kleine Botanik 151.
— Kleine Chemie 722.
Staarstecher J., H. Heine, der Antisemit
und Nihilist 397.
Staatslexikon, hrsg. im Aufträge der Görres-
Gesellschaft v. A. Bruder 529.
Stadtbuch von Brüx bis z. J. 1526 361.
Städte- u. Urkundenbücher aus Böhmen
861.
Stainer Jakob, Der Geigenmacher v.
Absam 56.
Stamford Th. v., Das Schlachtfeld im
Teutoburgerwalde 440.
Stamminger J. B., Andenken an — 164.
Steidl B. C., D. Rechtsrathgeber 178.
Steig R., Goethe u. d. Brüder Grimm 302
u. 332.
Stein H. K., Geschichtstabellen 494.
Steinhausen Gg., Culturstudien 648.
Steinhäuser A., Schedas Generalkarte d.
Balkan-Halbinsel 625.
Steinhausers Übersichtskarte v, Österreich-
Ungarn 244.
Steinmayer, MüllenhofT u. Scherers Denk¬
mäler, 3. Ausg. 109*
Stella E., Schloss Arnheim Tragödie 632.
Stephanie , Erzherzogin, Lacroma 49. 1
Stern A., Beiträge zur Litteraturgeschichte
des 17. u. 18. Jhdts. 524. I
Stern Rob, Katechismus der Kronen¬
währung 309.
— Krone u. Gulden 309.
— Kronen-Währungs-Tabelle 309.
— Theorie u. Praxis des Goldimports nach
Oest.-Ungarn 309.
Stern B., Vom Kaukasus zum Hindukusch.
243. t
Steub L., Die Rose der Sewi 532.
Stifter Adb., Brigitta 729. I
— Heidedorf u. Weihnachtsabend 729. ;
Stimmer Tob., Comedia ed. J. Oeri 497. j
Stöcker Chr., Hammerschläge 421.
Stossich M., I Distomi dei Mammiferi 661.
Strache H., D. quantitative Bestimmung d.
Carbonylsauerstoffes d. Aldehyde u. i
Ketone 17. '
Strack H. L., Hebräische Grammatik 227. 1
Strohal V. u. C. Barus, Ocel a jeji vlast- |
nosti galvanicke i magneticke 473. I
Strouhal E., D. Anfechtung letztwilliger
Verfügungen 50.
Sturmhoefel K., s. Kaemmel O.
Sueß Ed., D. Zukunft d. Silbers 116.
Swoboda Hnr., Marienlegenden von österr.
Gnadenorten 560.
Szarnatölski S., Latein. Litteraturdenkmäler
237.
Tachler, Drey Raisen n. Cisterz 133.
Tagebuch , Linzer, üb. d. ersten Einfall d.
Franzosen 202.
Tatian lat. u. deutsch mit Glossar, hrsg.
v. Ed. Sievers, 2. Aufl. 301.
Tavagnutti M. S., Kath.-theolog. Bücher¬
kunde 356.
Temming E., Beitrag z. Darstellung u.
Kritik der moral. Bildungslehre Kants
646.
Tepl , Festschrift zum 700jähr. Jubiläum
der Gründung des Stiftes — 744.
Das Testament d. XIX. Jhdts. 528.
Tcuffenbach A. Frh. v., Neues Illustr.
Vaterländ. Ehrenbuch 684.
Thoemes Nik., Aus d. Jesuitenbriefen d.
preuß. Krönungsacten 650.
Thomassin Ch., Louis de Thomassin 289.
Tief entließ Sal., Die Apokalypse d. hl.
Johannes 323.
Többe W., D. Stellung d. hl. Thomas von
Aquin zu d. unbefleckten Empfängnis
d. Gottesmutter ICO.
Tornas in P., Das k. k. Staats - Ober¬
gymnasium Triest 488.
Trede Th., E. Wallfahrt nach Maria-Ein-
siedeln 356.
Trenkwald J. M., Marien legenden von
österr. Gnadenorten 560.
Trepßncr M., Ephraim d. Syrer u. s. Ex-
planatio d. 4 ersten Capitcl d. Genesis
613.
— Religiös-pädagog. Vorträge 69.
Trouessart E. L., Die geograph. Verbrei¬
tung der Thiere 311.
Truxa H. M., Gedenkblätter zum 40jähr.
Dr.-Jubiläum des Med.-Dr. Al. Gruber
342.
Tursan dEspaignet Th. de, Esquisses sur
la vie de l’Archiduc Charles Salvator 73.
Übersichtskarte d. öffentl. Verkehrsanlagen
in Wien 114.
Umlauft J., D. räumliche Entwicklung
Wiens 243.
Unruh C. M. v., Die Kleinbahnen 345.
Unsere Heilpflanzen in Bild u. Wort 723.
Unter der Herrschaft des Messers (Reib¬
mayr) 84.
Urkundenbuch der Stadt Saaz bis z. J. 1526.
361.
Vahlen A., D. deutsche Reichstag unter
Kg. Wenzel 234.
Varges Al., E. Ritt durch Indien 11.
Varrone J. u. L. Petrovits , 50 Ansichten
von Wien u. Umgebung 526.
Velicky M., Quo anno Dominus noster
mortuus sit 389.
Vering Fr. H., Handbuch d. Kirchenrechtes
261.
Verteidigung, Die, der Festung Ofen 1849
durch GM. Hentzi 724.
Vetter B., Romanes’ Darwin u. nach Darwin
282 .
Vidmar J. C., Compendium repet. theologiae
dogmaticae 133.
Villanova v. Zeil Th. a , Crispin v. Viterbo
164.
Vlast 1 , Böhm.-kathol. Revue 154.
Vogel M., Lebensbeschreibungen der
Heiligen Gottes 516.
Vogel H. C., Newcomb - Engelmann’s
Astronomie 339.
Digitized by v^oosie
X
Vogel-Massenfang , Der, in Südtirol 567. I
Volkhols Rob., D. Zerstörung Magdeburgs |
(1631) im Lichte d. neuesten Forschung
327.
Volkmer J. f Joh. Ign. v. Felbiger u. sein
Methodenbuch 103.
Volks- u. Ritter trachten , Ostfriesische, um
1500, hrsg. v. GrafEdzard zu Inn- u.
Knyphausen 751.
Volz B., Petersmann u. K. Sturmhoefel ,
(Spamers) Illustr. Weltgeschichte 394.
Wagner J., Realien d. griech. Alterthums !
493.
— Realien des röm. Alterthums 493.
Walk Fr.,*) Katechetische Handbibliothek
644.
Wall Th., Sarbiewski, Poemata otnnta 299.
Walter A. F., D. kathol. Religionsunter¬
richt a. d. humanist. Gymnasien 228.
Warschauer O., Geschichte d. Socialismus
u. neueren Communismus 368.
Wartenegg V. v., Mozart, Festspiel 632.
Wasielewsky W. J. v., Carl Reinecke 750.
Wastl J., Das k. k. Staats-Gymnasium im
XII. Bez. v. Wien 616.
Wehr 0., A. Prasch , R. Bauer u. —, Die
elektrischen Einrichtungen * d. Eisen¬
bahnen 631.
Weickum K., Columbus, Dramat. Gemälde
569.
Weihrich F., Stammtafel z. Gesch. d. Hauses
Habsburg 8.
Weinhold A., s. Opitz Th. 714.
Weiß P. A. M-, 0. Pr., Lebensweisheit 423.
— Sociale Frage und sociale Ordnung
(Apologie, IV.) 245.
Weiß Br., Volkssitten u. relig.Gebräuche518.
Weiß Hugo, D. Bergpredigt 451.
Weiß J. B., Weltgeschichte, Bd. II, 4. Aufl.
236.
Weißenhofer Rob., Andreas Hofer, Volks¬
schauspiel 569.
Wendt F. M., Die Seele des Weibes 614.
Wertheimer Ed., Zwei Denkschriften des
Erzh. Rainer aus d. J. 1808 u. 1809. 202
Generalversammlung , Die, der Leo-Gesell¬
schaft u. des Zweigvereines derselben
fürTirol u.Vorarlberg in Innsbruck 1893
536, 571.
Gottlieb Th., Bericht über die 42. Ver¬
sammlung deutscher Philologen und
Schulmänner 347, 878, 411, 443.
Kardsck Jos., Vlas£, Böhm.-kathol. Revue
154.
• Im Texte irrthümlich Falk.
Wertheimer Ed., Aufenth.d. Erzh. Johann u.
Ludwig in England 1815 u. 1816 202.
Werunsky E., Excerpta ex registris Cle-
rnentis VI. et Innocentii VI. summ .
pontificum 700.
Wessely C., Bemerkungen zu einigen
Publicationen auf d. Gebiete d. älteren
griech. Palaeographie 170.
Wes singer A., H. Witte u. H. Herb ers,
Beiträge zur Namensverbesserung d.
Karten d. deutschen Reiches 276.
Wettstein R. v., Die fossile Flora der
Höttinger Breccie 438.
— Untersuchungen über Pflanzen d. ö.-u.
Monarchie 214.
Wetzel F. X., Entweder kalt oder warm!
421.
Whitman S., Das Reich der Habsburger
526.
Wichmann F., Moderne Kinder. Schau¬
spiel 632.
Wichner Jos., Im Schneckenhause. E.Volks-
roman 217.
Widmann J. V., Spaziergänge in den Alpen.
368.
Widmann S., Geschichte des deutschen
Volkes 670.
* Wienerstadt «. Lebensbilder aus d. Gegen¬
wart 253
Wiesbaur J. B., D. Vorkommen d. echten
Ackerehrenpreises in Oberösterreich
248.
Wilamowitz-Moellendorff, U. de — s. Kaibel.
Wüdermann M., Jahrbuch der Naturwis¬
senschaften 1892/93 722.
Wilke A., Die Elektricität, ihre Erzeugung
und ihre Anwendung 284.
Willi Dom., Album Wettingense 324.
Willkomm M., Bilder-Atlas d. Pflanzen¬
reiches 18.
Wilmers W., Geschichte d. Religion 36.
Wimmer P. Fl., Anleitung zur Erforschung
u. Beschreibung d. kirchl. Kunstdenk¬
mäler 467.
Wimphelingius Jac., Stylpho 237.
3. Selbständige Aufsätze.
Mell Ant., Der histor. Verein für Steier¬
mark 185, 219.
Schm. t Die historisch-statist. Section der
k. k. mähr.-schles. Gesellschaft für
Ackerbau, Natur- u. Landeskunde in
Brünn 27.
Starzer A., Das Istituto Austriaco di
studii storici in Rom 666, 698, 730,
759.
Winkelmann A., D. Romizug Ruprechts
v. d. Pfalz 268.
Winterer S., D. internationale Socialismus
v. 1885 -90 179.
Wirth K. H., Der *Verdienst«-Begriff in
d. christl. Kirche 580.
Witte H., s. Wessinger 276.
Wolbing G., Die mittelalterl. Lebens¬
beschreibungen des hl. Bonifacius 516.
Wörter Fr., D. Geistesentwicklung d. hl.
Aurelius Augustinus 289.
Wolf Jul., Verstaatlichung der Silber-
production u. andere Vorschläge zur
Währungsfrage 753.
Wolff Ad., Beuron 68.
Wolff E., Briefe v. H. Heine an H. Laube
523.
Wolfsgruber, P. Cöl., Caroline Auguste,
d. »Kaiserin-Mutter« 167.
— Ostergruß des hl. Augustinus 101.
— Darstellung der Philosophie des Card.
O. Rauscher 583.
Wolzogen E„ Cervantes’ Don Quijote 376.
Wunderthäter, Der —, 542.
Wurm H. J., Card. Albornoz, der zweite
Begründer des Kirchenstaates 516.
Wussow v., Staat u. Recht, Religion u.
Kirche 660.
Wustmann G., Allerhand Sprachdumm-
heiten 685.
X*f, Dr., Allerhand Sprachverstand 685.
Zacharias J., D. Accumulatoren z. Auf¬
speicherung d. elektr. Stromes 183.
Zachau 0., Die Stadtschule in Jena 489.
Zahn J. w, Ortsnamenbuch d. Steiermark
168.
Zehlicke A., König Gottschalk, Trauer¬
spiel 569.
Zeit, a Villanova v., Th., Crispin v. Vi-
terbo 164.
Zeitschrift f. Volkswirtschaft, Socialpolitik
u. Verwaltung 79.
Ziegeler E., Aus Sicilien 654.
Ziegler Th., Religion u. Religionen 266.
Zuschauer , Der, Monatsschrift 729.
Verzeichnis der in den Programmen der
österr. Mittelschulen 1891/92 enthal¬
tenen Abhandlungen 58, 91, 123.
Notizen, 62, 95, 158, 190, 223, 254, 287,
414, 446, 479, 511, 541, 607, 636,
670, 768.
Bibliographie , Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften, Personalnachrichten in
jeder Nummer.
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Nr. 1.
Wien, 1. Jänner 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die ftedaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnü rer,
Wien-Kritzendorf
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
KKDIGIKKT VON
DR FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den getammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagehandlunf In Wien III, Seidigaase 8, wohin auch alle inseraten-Auftrlge zu richten sind.
Preise der Inserate: '/i S. 11.20.— = Mk.36.—, >/a S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, ‘ /« S. fl. 7 — = Mk. 12.60, '/. S. fl. 4.— = Mk. 7.20, V» S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Linsenmann, Denkschrift über die Frage der
Minnerorden in Württemberg. (B. Duhr.)
Haas G. E., Schattenbilder aus der Bakteriologie
der Seele. <Frh. v. Helfert.)
Schwarz W. E., Zehn Gutachten Uber die Lage
der kathol. Kirche in Deutschland 1573—76.
(Prof. J. Hirn.)
JuvenalisMontanus, Aus der Schreckenszeit.
Weihrich F.. Stammtafel zur Geschichte des
Hauses Habsburg. (R.)
Bechtel F., Die Hauptprobleme der indogerman.
Lautlehre seit Schleicher. (J. Dahlmann.)
Varges AI., hin Ritt durch Indien. (Ür. Th.
Gottlieb.)
Gross H., Handbuch für Untersuchungsrichter,
Polizeibeamte etc. (C. Seefeld.)
Ru pp J., Der christliche Staat. (F. M. S.)
Bungeroth H., Der Ursprung u. das Wesen des
Simultanstaates. (F. M. S.)
Engel G., Die Philosophie und die sociale Frage.
(Dr. H. Misera.)
Halliburton, W. J., Lehrbuch der chemischen
Physiologie und Pathologie.(Dr. Hans Malfatti.)
Merz V., Vermerke über den Magnesiumstick¬
stoff (Malfatti.»
Stracne H., Die quantitative Bestimmung des
Carbonylsauerstoffs der Aldehyde und Ketone.
(Malfatti.)
Haluschka F., Zur Methode der Stereometrie.
(Dr. L. Filkuka.)
Willkomm M., Bilder-Atlas des Pflanzenrei¬
ches, nach dem natürl. System bearbeitet. (E.H.)
Fournier A., Die Vererbung der Syphilis.
(Ferry.)
Hanausek T. F.,Lehrbuch der Materialienkunde
auf naturgeschichtlicher Grundlage. (J. Wies-
baur.)
Littrow-Bischoff A. v.* Feierklänge. (Dr. F.
Schnürer.)
Boianden C. v., Der Teufel in der Schule.
(Schnürer.)
Esser Fritz, Blüthen der Marienminne. (R—n.)
Die historisch-statistische Section der k. k. mähr.-
schles. Gesellschaft für Ackerbau, Natur- u.
Landeskunde in Brünn. (Schm.»
Personalnachrichten.— Inhaltsangaben von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorberei¬
tete Bücher.
Theologie.
Linsenmann, Dr. v., Domcapitular: Denkschrift über die
Frage der Männerorden in Württemberg. Im Aufträge
des bischöflichen Ordinariats verfasst. 2. Aufl. Stuttgart, Ver¬
lag des deutschen Volksblattes A.-G. in Komm. 1892. 8°. (92 S.)
fl. —.36.
Nach dem württembergischen Kirchengesetz vom
30. Januar 1862 (Art. 15) können geistliche Orden und
Congregationen (mit Ausschluss der Jesuiten) vom Bischof
mit ausdrücklicher Genehmigung der Staatsregierung ein¬
geführt werden. Trotz wiederholter Forderung von Seiten
des katholischen Volkes und des hochw. Bischofs von
Rottenburg hat die württembergische Regierung diese
Genehmigung für Männerorden stets verweigert. Ob dies
mit Recht geschehen, untersucht die Denkschrift des
Rottenburger Domcapitels. In vier Abschnitten : 1. einige
geschichtliche Erinnerungen, 2. die Idee des Ordenslebens,
3. die Zulassung der religiösen Genossenschaften im
Lichte des öffentlichen Lebens, 4. hat das Land von den
Klöstern etwas zu fürchten ? wird vom geschichtlichen,
rechtlichen, religiösen und socialen Standpunkte die
Stellung der Regierung zur Frage als eine ganz unhalt¬
bare erwiesen. Sehr treffend führt die Denkschrift aus,
dass die württembergische Verfassung den Rechtsstand
der katholischen Kirche in Württemberg nicht neu ge¬
schaffen habe. »Keineswegs haben die Landesherren der
jetzt zur oberrheinischen Kirchenprovinz gehörigen katho¬
lischen Landestheile die katholische Kirche in ihren
Territorien erst durch einen Gnadenact recipiert, noch
stand es und steht es in ihrer Macht, die Grenzen dieser
rechtlichen Anerkennung der katholischen Kirche beliebig
festzusetzen; sondern so wie der Rechtsbestand der
katholischen Kirche zur Zeit des deutschen Reiches war,
so haben sie denselben übernommen und sind ihn an¬
zuerkennen und aufrecht zu erhalten rechtlich verpflichtet«
(S. 62 f.). Auf einen oft erhobenen Einwand hatte die
Denkschrift schon früher (S. 4) geantwortet: »Wenn
man sich freilich auf den Standpunkt einer gewissen
modernen Rechtstheorie stellt, wonach das Staatsrecht
der deutschen Staaten, speciell Württembergs, erst aus
der Zeit des Reichsdeputationshauptschlusses datiere und
ebenso das Kirchenrecht der Katholiken in diesen Staaten,
wenn man das geschichtliche Recht geradezu ablehnt,
dann werden leichtlich die Berufungen auf frühere Rechts¬
zustände hinfällig; dann fällt aber nicht bloss das Recht
der Kirche, sondern auch das der Throne.« Abgesehen
von dem positiven Rechtsstandpunkte muss immer und
immer wieder betont werden, dass die katholische Kirche
und das katholische Volk ein natürliches und göttliches
Recht auf die Orden haben, und dass daran auch kein
Verfassungsartikel etwas ändern kann, denn auch ein
Verfassungsparagraph kann nie Unrecht zu Recht machen.
Kurz aber schlagend werden die Bedenken der
württembergischen Protestanten zurückgewiesen. Eines
der wunderlichsten Bedenken gegen die Männerorden
ist aus der Parität hergenommen. »Wenn wir aus
Parität keine Männnerorden haben sollen, weil die Evan¬
gelischen sie auch nicht haben, so wollen wir nicht
etwa erwidern, dass wir unsere Mitbürger ja auch nicht
hindern, religiöse Genossenschaften und Vereine nach
ihren Grundsätzen einzurichten, sondern wir nennen es
einen falschen Begriff von Parität, wenn man sich vor¬
stellt, dass ein Theil genau dasselbe haben und nicht
haben soll, als der andere. Gerade so gut würde man
unsern Gottesdienst schmälern, z. B. das Frohnleichnams-
fest verbieten, weil die Evangelischen auch keines haben...
Parität besteht in der gleichen Achtung des besonderen
Rechtes jeder Partei.«
Da die Denkschrift auch die allgemeinen Gesichts¬
punkte der Frage in eingehender Weise behandelt, so
reicht ihre Bedeutung weit über die Grenzen Württem¬
bergs hinaus. Ihr Verf. hat sich durch die ebenso gründ¬
liche wie vornehm gehaltene Erörterung ein Anrecht auf
den Dank aller Freunde des Rechts erworben.
B. Duhr S. J.
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4
Nr. 1 . — Oestrrrbichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Katholica.
Der Katholik, hrsg. v. Raich (Mainz, Kirchheim). LXXII (3. F.,
VI) December.
Ferbers, d. luther. Theologe Kroph-Tonning üb. d. Kirche.
(Schl.) — Beilesheim, Autobiographie u. Briefsammlg. d.
Bischofs Ullathorne v. Birmingham (Schl.) — Fischer, Franz
Plattner, d. Theolog unter d. Malern. (Schl.) — Ehrhart, Die
altchristl. Prachtthüre d. Basilika St. Sabina in Rom. (Schl.) —
Schnitzer, Bischof Eusebius Bruno v. Angers und Berengar v.
Tours. — Litteratur: Rohnert, Was lehren die derz. deutschen
Prof. d. evang. Theologie üb. d. hl. Schrift u. d. Inspiration?
(Selbst.) — Schneider, D. unbefleckte Empfängnis u. d. Erb¬
sünde. (Schmid.) — Dittrich, Quellen u. Forschgen. aus d. Ge¬
biete d. Gesch. (Bellesheim.) — Pastor, Joh. Janssen. — Wal¬
ter, D. kath. Religionsunterricht an den humanist. Gymnasien.
(Selbst.) — Weeningh, Wittekind — Register d. »Katholik«
1890-1892.
Theolog.-prakt. Monatsschrift, hrsg. v. Pe 11, L nsenmaycr
u. Krick (Passau, Abt). II, 12.
Hoffmann, Die hl. Communion, bes. an Ostern, soll nach
kirchl. Anschauung in d. Pfarrkirche empfangen werden. — Vor¬
trag e. Districtsschulinspectors bei d. allgem. Lehrerconferenz üb.
d. Herbart’sche Pädagogik. — Ratzin ger, Der hl. Ursatius von
Ilmünster. (Schl.) — Linderbauer, Einige Gedanken üb. Semi-
narerziehg. — Schmid, D. Correctionspflicht d. Pfarrer. II. —
Trauner, Das Wichtigste (sei. d. Keuschheit in d. Erziehg.) —
Faber, Prakt. Winke e. alten Pfarrherrn an s. jungen priesterl.
Freund. — Die Erneuerung d. Taufgelübde am Sonntage.
Pastoralblatt d. Bisthums Münster, hrsg. v. Jaeppen (Mün¬
ster, Regensberg). XXX, 12.
Götti. Lehrweisheit d. Heilandes im Gespräche mit Nico¬
demus u. mit d. Samaritanin. — Behandlg. des Affectes in d.
Predigt. (Forts.) — Fälle u. Fragen.
Correspondenzbl. f. d. kath. Cierus österr., red. v. Him¬
mel bau er (Wien, Fromme). XI, 23.
Scheicher, Die weisse Sclaverei. — Eine Ehrenrettg. —
Aus dem Schulleben. — Dazu Beilagen: 1. Augustinus,
Litteraturbl. IX, 18. II. Hirtentasche, Pastoralbl., red. v.
Langer. XIV (N. F. V.) 12.
Akatholica.
Theolog. Studien u. Kritiken, hrsg. v. Köstlin u. Kautzsch
(Gotha, Perthes). Jahrg. 1893, 1.
Meinhold, Einige Bemerkgn. zu Jesaja 28. — Seese-
mann, Die Nikolaiten. — Müller, Üb. Konrad Wimpina. —
Bajorath, Jean de Labadies Separationsgemeinde u. Zinzen-
dorfs Bruder-Unität. — Hain, Ein Versuch z. endgiltigen Erklärg.
d. Ellipse in Phil. 2, 5. — Nestle, ’Ev jiop3*eo»5 orcap^tov.
Phil. 2, 6. — Häring, Zur Lehre v. d. heil. Schrift. (Rec.)
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Salis-Soglio N. v., Die Convertiten d. Familie v. Salis. Luzern,
Räber. (VII u. 134 S.) fl. 1.44.
Albert P., Matthias Döring, e. deutscher Minorit d. 15. Jahrh.
Stuttg., Ochs. (VIII u. 194 S.) fl. 1.50.
Thomas P. a Villanova von Zeil, Lebensbild d. sei. Cris¬
pin v. Viterbo, Capuciner-Laienbrudcrs. Brixen, Pressverein.
(339 S.) fl. —.80.
Catergian P. Jos., De Fidei symbolo, quo Armenii utuntur ob-
servationes. Opus posthumum. Wien, Kirsch. (52 S.) fl. 1.80.
Hüffer A., Pauline v. Mallinckrodt, Stifterin u. Generaloberin d.
Kongr. d. Schwestern d. christl. Liebe. E. Lebensbild. Münster,
Aschendorff. (VII u. 430 S.) fl. 2.70.
Albert F., V. den göttl. Eigenschaften u. v. d. Seligkeit. 2 dem
hl. Thomas v. Aquin zugeschriebene ascet. Abhandlgn. Aus d.
Lat. übers. Würzb., Göbel. (120 S.) 11. —.78.
Fell Gg., S. J.. Antonio Baldinucci. E. Bild aus d. Leben d.
Kirche zu Beginn d. 18. Jahrh. Zur Feier d. Seligsprechung.
Regensbg., Pustet. (VIII u. 184 S.) fl. —.96.
Akatholica .
Schröter R., D. Begriff d. Heiligkeit im A. u. N. T. Lpg., Fock.
(47 S.) fl. —.54.
Crem er E., Die stellvertretende Bedeutg. d. Person Jesu Christi.
Gütersloh, Bertelsmann. (IV u. 128 S.) fl. 1.04.
Frei mann J., Beitr. z. Gesch. d. Bibelexegese. 1. Hft. Des Gre-
gorius Abulfarag, gen. Bar-Hebräus, Scholien z. Buche Daniel.
Hrsg., übers, u. m. Anm. versehen. Brünn, Epstein & Co. (74 S.)
fl. 1 . 20 .
Lea H. Ch., A formulary of the papal penitenciary in thirteenth
Century. Philadelphica, Lea-Brothers u. Co.
In einigen Tagen erscheint in Trier in d. Paulinusdr. »Die
Politik d. Papstes vertheidigt gegen d. Contemporary Review.«
Uebers. aus d. »Civiltä Cattolica.« c. fl. —.36.
Philosophie. Pädagogik.
Haas G. E., Dr.: Schattenbilder aus der Bakteriologie
der Seele, Oraz, Moser. 1892. gr.-8*. (III u. 295 S.) fl. 1.35.
Ein Buch, vor welchem, oder einen Aufsatz, unter
welchem die Chiffre G. E. Haas zu lesen ist, nimmt man
mit der Ueberzeugung in die Hand, darin einen reichen
Schatz von Kenntnissen und ein gesundes Urtheil, und
was mehr ist, eine in jeder Hinsicht correcte Gesinnung
zum Ausdruck gebracht zu finden. H. hat 1890 und
1891 in demselben Verlage zwei Büchlein herausgegeben:
»Falsche Ideen der modernen Gesellschaft im Lichte der
Wahrheit« und »Giftblüten am Lebensbaume des Volkes« ;
es folgt nun das dritte, dessen Titel richtig aufzufassen
man den »Schluss«, S. 290—295, lesen möge. Alle drei
haben den gleichen Charakter: es sind eigentlich in Prosa
geschriebene Satiren über die Missverständnisse und Ab¬
irrungen der heutigen Welt und des in ihr herrschenden
Tones. Es sind scharfe Wahrheiten, die er ihr zu Ge-
müthe führt, aber es sind Wahrheiten ; es sind bittere
Pillen, die er ihr zu verschlucken gibt, aber sie sind
heilbringend. Die Charakteristiken, die er in seinen Text
verwebt, sind gewiss nicht erfreulicher Art, aber sie sind
der Wirklichkeit entnommen; es sind Portraits wirklicher
Personen, deren Namen wir nicht zu kennen brauchen,
wie Frau Petermann und F'rau Obertrautt, S. 33 — 38,
Herr N., S. 180—183; oder von solchen, die wir zu
nennen wüssten, wie den »Basssänger«, S. 187 f. und
den »Gemeinderath-Kupferschmied« S. 189. Geht H.
mitunter in seinem Eifer zu weit, thut er hie und da
des Guten etwas zu viel, nun so ist es doch immer
Gutes, das er uns reicht, und darum lassen wir
es uns mit Freuden gefallen. Wie packend leitet er das
Capitel III »Sumpf«, S. 31 f. mit einem Naturbilde ein,
welchem dann die moralische Nutzanwendung folgt; in
treffender Weise wird S. 40 — 46 der »Conservativismus
im praktischen Sinn« gegeisselt. Sehr beachtenswert ist,
wie im Abschnitt V »Euphemismen« gewissen beschönigen¬
den Ausdrücken die Larve herabgerissen wird, hinter
der die gemeine Hässlichkeit zum Vorschein kommt:
»Herr X. hat ein vielbewegtes Leben hinter sich« oder
»eine stürmische Vergangenheit«, recte er war in seinem
Vorleben ein E>zlump; »Pauline Sauvage gilt als eine
galante Dame«, recte.nun, der Leser versteht es.
Zu den »Euphemismen« gehört auch, was im folgenden
Abschnitt VI, »Die Freuden dieser Welt«, S. 105 f. als
»schola supplet annos « vom »Hühnchen,« »Bäschen« etc.
gesagt wird. Sehr wahr ist in demselben Abschnitt
S. 102 f. die Mahnung an die besseren Kreise, es sei
»nicht nur ein Unrecht, die vom Sittengesetze gezogenen
Schranken zu durchbrechen, sondern noch mehr eine
Unklugheit«, weil das Beispiel in der Gesellschaft höher
gestellter Personen auf die unteren Classen ansteckend
wirke, weil die Erfahrung lehre, wie sich »gewisse Sün¬
den und Laster, wie die abgelegten Kleider der Vor¬
nehmem, erst aus den oberen Schichten in die niedrigeren
Regionen herabgesenkt haben.« Möchte doch erwogen
und beherzigt werden, was S. 118 ff. über die moderne
Erziehung, über das verkehrte Unterrichtssystem, das
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Nr. 1 . — Okstkrrkichischks Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
6
den Kopf mit Kenntnissen vollstopft, wobei aber Herz
und Gemüth leer ausgehen, gesagt wird ; besonders die
Heranbildung der Mädchen in der sog. höheren Töchter¬
schule entfremde sie mehr und mehr dem Kern und
Wesen ihrer eigentlichen Bestimmung als künftige Haus¬
frau und Familienmutter (S. 124 f.)
Das Gebiet der Politik und Geschichte betritt der
Verf. in den Abschnitten IX und X. In jenem zeichnet
er den »Personencultus«, indem er zeigt, wie viel und
wichtiges aus dem Halbdunkel der Geschichte personi-
ficiert, d. h. an Personen geknüpft wird, die entweder
nie oder nicht in der Weise existiert haben oder denen
gewiss nicht jenes ausschliessliche Verdienst zu¬
zuerkennen ist, das spätere Zeiten an ihre alleinigen
Namen geknüpft haben (Lykurgos und Solon, S. 178!).
Aber auch in neueren und neuesten Zeiten lässt sich
ungerechtfertigte Verhimmelung historischer Personen
nachweisen, was an dem Beispiele Kaiser Wilhelm I.
S. 183 —186 erläutert wird. Hingegen kann ich, was
»Wert und Auffassung der Geschichte» betrifft, meinem
verehrten Freunde nicht in allem beistimmen. Ich frage
z. B., welcher besonnene Historiker wird den Alkibiades
unter die grossen Männer reihen ? Berühmt ist er, das
wird auch unser Verf. nicht leugnen, doch berühmt ist
nicht gross, und ich mindestens kenne kein anerkanntes
Geschichtswerk, in welchem nicht des Alkibiades 7 Jugend¬
streiche, seine Wetterwendigkeit, der Verrath, den er an
seiner Vaterstadt begangen etc. in gebührender Weise
verurtheilt würden. Aber Cäsar? So unbarmherzig ist
wohl noch niemand mit dem grossen Julius umgesprungen,
als es S. 206 — 212 H. thut, der an ihm, im vollen
Sinne des Wortes, kein gutes Haar lässt. Doch was
soll damit bewiesen sein ? Doch nicht etwa, dass Julius
Cäsar als Mann der That und als Mann des Griffels
den ungeheuren Ruhm nicht verdiene, den ihm alle
Jahrhunderte herab gezollt haben und noch zollen ? ! Die
Sünden und Gebrechen seines Privatcharakters kennen
wir ja alle, und kein rechter Historiker leugnet oder
beschönigt sie. Aber hat das etwas mit dem historisch¬
politischen Erfolge zu thun, aus dem verrotteten, schier
dem Untergange geweihten republikanischen Gemeinwesen
Roms ein grossartiges Staatsganzes geschaffen zu haben,
das, trotz der nur zu häufig erbärmlichen, ja verab¬
scheuungswürdigen Träger von dessen Idee, durch fünf
Jahrhunderte einzig in der Geschichte dasteht und in
vielen seiner Einrichtungen, selbst seiner Namen in seiner
Gesetzgebung, in den Schöpfungen seiner Litteratur und
Kunst bis in unsere Tage hereinragt? Wohl reichten
manche dieser Dinge mit ihrer Wurzel bis in die Republik
zurück, die Cäsar gestürzt hat; aber ihre vollendete Aus¬
bildung, ihren Classicismus und vor allem ihre nachhaltige
Dauer haben sie doch nur unter dem Imperium und
vielfach durch dasselbe gewonnen. — Was weiter der
Verf. S. 249 — 259 über die Ueberschätzung der Maria Stuart
von kathol. Seite vorbringt, spricht allerdings für seine
Unparteilichkeit, an der wir nie gezweifelt haben ; allein
viel zu weit geht er, was ihr Vorleben betrifft, in der
entgegengesetzten Richtung, indem er unbeachtet lässt,
was er an anderer Stelle mit vollem Recht hervorhebt,
dass jeder geschichtliche Charakter mit dem Massstabe
seiner Zeit gemessen werden will. — Sollen wir mit
dieser Einsprache schliessen ? Nein! Denn aus voller
Ueberzeugung stimmen wir den »Zwei Weltanschauungen«
im XI. Abschnitt zu, dem wir, was die Fülle schöner
Gedanken und tiefsinniger Erwägungen betrifft, mit einem
„Finis coronat opus « die Palme reichen.
Wien. H eifert.
Gymnasium, hrsg. V. YVetzel (Paderb., Schöningh). X, 23.
May u. Wetze 1, Zum griech. Unterr. in Tertia. — Re-
censionen.
Chrlstl.-pädagog. Blätter f. d. österr.-ung. Monarchie, hrsg. v.
Pan holz er (Wien, »St. Norbertus«). XV, 21—23.
(21.) D. h. Kreuzeszeichen. — Dr. L. Kellners pädagog.
Grundsätze. — Mose 11a, Die pädagog. Blechschlägerei d. Gegen¬
wart. V. (Schl, in Nr. 22.) — (22.) Dr. Theodor, Fürsterzb. v.
Olmütz. — D. Kreuzzeichen- Erlass u. d. Wiener Lehrer. — D.
relig. Übgen. in d. Wiener Volksschulen. — D. Kreuzzeichen-
Erlass u. d. österr. Abgeordnetenhaus. — D. Schulfrage auf d.
Katholikenversammlg. in Mainz. — Nuss bäum, Körperl. u. geist.
Arbeit im Gleichgewicht. — (23.) Zenotty, Erinnerung, aus d.
Schule. — Dr. Kellner u. d Wiener Pädagogium. — Erste freie
Central-Conferenz d. Clerus d. Leitmeritzer Diöcese. — Gesetze
u. Verordngen.
Kathol. Schulkde., hrsg. V. Kiel (Heiligenstadt, Coidier). I,
49 u. 50.
(49.) Knoche, D. Anschauungs- u. Zählpnncip als Grund¬
lage d. erst. Rechenunterrichts. (Forts, in Nr. 50.) — Kiesgen,
»Drei Dinge machen e. guten Meister: Wissen, Können und Wollen.«
(Schl.) — (50.) Pi eper-Gel dern, Trübe u. helle Seiten d. Lehr¬
amtes. — D. Spielzeug d. Kinder. — R ul and. D. Volksschul¬
wesen in Italien.— Kösterus, D. deutsche Elementarbildg. gegen
Ausgang d. Mittelalters.
Kath.Schulztg. f. Norddeutschi (Breslau, Goerlich). IX, 50u.51.
(50.) Aufruf z. Gründg. e. Vereins kathol. Lehrer Schlesiens.
— Sladeczek, D. Lüftg. d. Schulstuben. (Schl.) — Zur Frage
d. Taubstummen-Unterrichts. — D. Militärpflicht d. Volksschul¬
lehrer. — Die in Aussicht stehende Gehaltsaufbesserg. —
(51.) Heinze, Adam Riese. — Grimm, Blücher in d. Schule.
— Bemerkgen. zu dem »Wohin?« überschriebenen Artikel e. Bres¬
lauer Collegen. — E. Wort zum »Aufruf« des »Vereins kath.
Lehrer Breslaus«. — Zur Gehaltsregulierg. — Aufhebg. d. Wider¬
ruflichkeit. — Die staatl. Dienstalterszulagen.
Rhein.-westphäl. Schulztg., hrsg. v. Müllermeister (Aachen,
Barth). XVI, 10.
Prinz, Das v. Mühler'sche Gedicht »Kaiser Otto I.« —
Rheinstädter, D. Kölnischen Studienstiftgen.— Fromm, Meine
Pensionicrg. — Zur Behandlg. d. Lehrer beim Militär. — Mit¬
teilgen. aus dem Schul- u. Lehrerleben. — Conferenz- u. Vereins¬
nachrichten. — Kritik: Freericks, Märchen (Goebel).
Neue Erscheinungen:
Gottes Ordnung in d. Natur u. Offenbarg. Z. Berichtgg. v. H.
Drummonds Natural law in the spiritual worlt v. Theophilus.
Ludwigslust. Hinstorff. (127 S.) fl. —.78.
Bilder aus d. Universitätsleben v. e. Grenzboten. Lpg., Grunow.
(233 S.) fl. 1.20.
Dwelshauvers G., Les principes de l’idealisme scientifique au
point de vue psychol., historique et logique. These. Lpz., Wild.
(185 S.) fl. 2.40.
Frohschammer J., System d. Phil, im Umriss. (Phil, als Ideal-
wiss. u. System.) I. Abth. München, Ackermann. (XXXII u.
234 S.) fl. 1.80.
Frankfurter S , D. Mittelschulreform in Preussen u. d. österr.
Mittelschulwesen. Mit e. vergl. Zusammenstellg. d. Lehrpläne
u. e. tabell. Uebers. d. Stundenpläne. Wien, Holder. (87 S.)
fl. 1.—.
Gumppenberg H. v., Kritik d. Wirklich-Seienden. Grundlagen
zu e. Phil. d. Wirklich-Seienden, Berl., Deutsche Schriftsteller-
Genossensch. (120 S.) fl. 1.20.
Ellermann F. Familienglück u. d. Ursachen d. unglückl. Ehen
uns. Zeit. Wien, Drescher u. Co. (46 S.) fl. —.30.
Hertling G. Frhr. v., John Locke u. d. Schule v. Cambridge.
F reib. i. B., Herder. (XI u. 319 S.) fl. 3.—.
Stöckl A., Grundzüge d. Philosophie. Auszug aus d. »Lehrb. d.
Phil.« dess. Verf. Mainz, Kirchheim. (XX u. 610 S.) fl. 4.08.
Krause K. Ch. F., Z. Religionsphil. u. speculat. Theologie. Aus
d. hdschr. Nachl. hrsg. Lpg., Schulze. (XII u. 180 S.) fl. 2.10.
Bhagavad Gita, Die. D. Lied v. d. Gottheit oder d. Lehre v.
göttl. Sein. In verständl. Form ins Deutsche übertr. u. m. er-
läut. Anmerkgen u. ausgewählten correspond. Citaten hervorrag.
deutscher Mystiker versehen. Y r on F. Hartmann. Braunschweig,
Schwetschke u. Sohn. (V u. 162 S.) fl. —.90.
Digitized by
Google
7
Nr. 1 . — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
8
Kayser K., D. Buch v. d. Erkenntnis d. Wahrheit od. d. Ur¬
sache aller Ursachen. Aus d. syr. Grundtext übers. Strassb.
Trübner. (XXIII u. 367 S.) fl. 9.—.
King J. E., The supernatural, its origin, nature ond evolution.
L., Williams & Norgate. 18 sh.
Le Franc, Abel, Histoire du College de France. Paris, Hachette
fl. 3.—.
Joyau E., La philosophie en France pendant la rövolution.
(1789—95). Paris, 1893.
Nolhac P. de, Petrarque et l’humanisme d’apres un essai de
restitution de la bibliotheque. Paris, Bouillon.
Cal di G., Metodologia generale della interpretazione scientifica.
I. La logica di Aristotele. Torino, Clausen, fl. 4.50.
Issel A., Ligura gcologica e preistorica. 2 vol. Genua, Donath.
8°. 25 L.
Kozäry G., Koruk köleselete. (Die Philosophie unserer Zeit.)
Fünfktrchen. 8°. (XVI u. 360 S.) fl. 3.—.
Sulicki E., Zarys filozofii wiekuistej terainiejszosci i to&samosci,
rozwi^zanie fllozoficzne kwestyi o niesmiertelnosci duszy.
(Grundriss d. Philosophie d. ewigen Gegenwart u. Gleichheit.)
Krakau, Gebethner & Co. 8°. (VII u. 150 S.) fl. 2.—.
Frederik J. Dr., A let biralata. Az elsö szervezet fejlödeseröl
es müvelödeseröl ältaläban, es az elettevekenyseg lenyegerö’l.
A szervezeti alakulastan (fejlödesi- es müvelödestan) alapvonal-
ainak növid kiserleti tärgyaläsa. (Die Beurtheilung d. Wesens.)
Bpest., Nagel jun. gr.-8 u . (138 S.) fl. 1.60.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Schwarz, W. E.: Zehn Gutachten über die Lage der
kathol. Kirche In Deutschland 1573—76 nebst dem
Protokolle der deutschen Congregation 1673-78.
(Briefe und Acten zur Geschichte Maximilians II., 2. Theil.) Pader¬
born, Bomfacius-Druckerei. 1891. gr. 8° (L1I u. 135 S.)
fl. 2.64.
Die vorausgehende Einleitung bringt eine gute Orien¬
tierung in Bezug auf die folgenden publicierten Quellen:
Zehn Gutachten und das Protokoll der deutschen Con¬
gregation 1573 — 78. Sch. erörtert die Entstehung und
Entwicklung der deutschen Congregation, die 1573 wie¬
der auflebt. Dem Zweck, diese Congregation über die
deutschen Verhältnisse zu informieren und Rathschläge
zu ertheilen, sind die Gutachten entsprossen. Da diese
Stücke von Zeitgenossen und Kennern herrühren, ent¬
halten sie viel wertvolles Material. Für drei derselben
vermag Sch. den Cardinal Otto von Augsburg, den Car¬
dinal Delfino und Peter Kanisius nachzuweisen. Ohne
gerade ganz auf die Möglichkeit der Rückkehr seitens
der Abgefallenen, die man belehren soll, zu verzichten,
erörtern doch die Gutachten vorherrschend die Frage
um die Besserung im eigenen Lager. Dabei kommt
namentlich die Sprache auf das Germanicum als auf
eine Anstalt, welche dem deutschen Cierus junge, tüch¬
tige Kräfte zuführen soll, und auf die Errichtung von
Nuntiaturen. Um in Hinsicht auf Zeit und Ort der
Begründung dieser letztem, worüber ja noch manche
Differenzen schweben, in’s Reine zu kommen, wird man
immer die »ständige« von der »ordentlichen« Nuntiatur
unterscheiden müssen. Auffallend ist die im ersten Gut¬
achten vorkommende optimistische Färbung über die
kirchliche Gesinnung Maximilians II. Wohl etwas ab*
schwächend hat eine der Handschriften (D) den Zusatz:
quotidie fit firmior in fide catholica propter aetatem
(!) et experientiam . Aber zwei Jahre später zeichnet
uns das Protokoll die lebhafte Besorgnis der deutschen
Congregation über die Haltung des Kaisers gegenüber
den böhmischen Protestanten. Auch der Absatz: Sum-
mum vero periculum (S. 4) will sich mit jenem: Sunt
etiam principes im ersten Gutachten nicht recht reimen.
— Bei der Herausgabe des Protokolls würden sich einige
sacherklärende Anmerkungen unter dem Text empfohlen
haben. So wird sich z. B. Jemand, der nicht völlig schon
in die Detailgeschichte der Zeit eingeweiht ist, kaum das
Richtige vorstellen unter dem wiederholt erwähnten nego¬
tium Trtdentinum. Statt des halbvervälschten Altetnps
schreibt man doch besser Hohenems , statt Porciliae ist
wohl zu lesen Purlitiae (so wenigstens nach Theiner,
Annal. Eccles. II.).
Innsbruck. Hirn.
Montanus Juvenalis Dr. Aus der Schreckenszeit. El-
sässische Revolutionsbilder nach schriftlichen und mündlichen
Berichten. Mit 11 Bildern, 24 Facsimiles und einem historisch-
litterarischen Anhänge. Säckingen. Stratz. 1891, 8°, 200 S.
Unter dem Pseudonym birgt sich ein angesehener
Gelehrter, welcher einen längeren Aufenthalt im Eisass
zu culturhistorischen Studien benützte. Die Frucht dieser
Studien liegt hier vor. Diese Elsässischen Revolutions¬
bilder sind Bilder von Fleisch und Blut, aufgefasst von
einem für wahres Volkswohl und glückliches Volksleben
begeisterten Herzen, welches sich natürlich mit den Seg¬
nungen der Revolution, mit ihrem Klostersturm und ihren
Priesterjagden nicht befreunden kann. Solche Miniatur¬
bilder, wie die hier gebotenen, sind wohl geeignet, Liebe
zur Geschichte zu wecken und für Wahrheit und Gerech¬
tigkeit zu begeistern.
Weihrich, Franz: Stammtafel zur Geschichte des Hauses
Habsburg. Wien, Tempsky, 1893, 4° (14 S. u. Tafel) fl. 1.20.
Ottokar Lorenz hat neuestens die Bedeutung der lange Zeit
in den Schatten gestellten Genealogie für das Studium der Ge¬
schichte stärker betont und die Generationenfolge zur Grundlage
des historischen Studiums an Stelle der chronologischen Jahrzahl¬
folge zu erheben versucht. Der Verfasser der vorliegenden Stamm¬
tafel hat ein lehrreiches Beispiel für den Nutzen der Lorenz’schen
Anschauung geliefert; in der Art seiner Eintheilung gewinntthat-
sächlich die Tabelle Leben und die vielfache Verzweigung des
Habsburg’schen Hauses breitet sich übersichtlich und klar auf der
nur massig grossen Tafel aus. Die Descendenzen hat W. in ver¬
tikale, die Generationen in horizontale Reihen gestellt, diess aber
consequent durchgeführt, so dass die 30 Generationen seit Gun¬
tram dem Reichen bis auf Erzherzogin Elisabeth, die Tochter
unseres verstorbenen Kronprinzen, sich genau ablesen lassen.
Zweckdienlich wäre es gewesen, durch Anwendung verschiedener
Farben die einzelnen Linien — die bei dem Hause Habsburg-
Lothringen in den mehrfachen Secundogenituren an Bedeutung
gewinnen — zu unterscheiden. — Ein alphabetisches Verzeichnis
das zugleich historische Daten zu den einzelnen Persönlichkeiten
gibt, füllt die 14 Textseiten. R.
Archiv für österr. Geschichte, hrsg. v. d. kaiserl. Akademie
der Wissenschaften. (Wien, Tempsky). LXXVI1I Bd. 1. Hälfte.
A. Huber, Die Verhandlungen Ferdinand I. mit Isabellav.
Siebenbürgen. 1551 —1555. — J. Loserth, Das Granum Cata-
logi praesulum Moraviae. — Dr. D. Werenka, Bukowina’s Ent¬
stehen u. Aufblühen. Maria Theresias Zeit I. 1772 bis Juni 1875.
Mittheilungen d. Vereines für Geschichte der Deutschen
In Böhmen, red. von Dr. G. Biermann u. V. Hieke(Prag,
Dominicus) Wien, Brockhaus. XXXI, 1.
D. L. Schlesinger, Eine Erbtheilungs- u. Erbfolgeord¬
nungsurkunde Kaiser Karl IV. — P. L. Wintera, Geschichte d.
protestantischen Bewegung in Braunau. — H. Gradl, Aus dem
Egerer Archive. Beiträge zur Geschichte Böhmens u. des Reiches
unter Karl, Wenzel u. Siegmund. — V. Mayer, Eine unechte
Urkunde im Kladrauer Stadtarchive. — R. Müller, Die Bau- u.
Grabdenkmale d. Salhausen im Elbethal. — R. Hüger, Die Bud-
weis-Linzer Pferdeeisenbahn. — M. v. Wülf, Zahlen d. hussi-
tischen Heere.
Zeitschrift d. deutschen Palflstina - Vereines. Hrsg. H.
Güthe (Leipzig, Baedeker) XV, 1.
G. Kampffmeyer, Alte Namen im heutigen Palästina u.
Syrien. — R. Röhricht, Karten u. Pläne zur Palästinakunde
aus dem 7. bis 16. Jahrhundert. — M. Blanckenhorn, Syrien
in seiner geologischen Vergangenheit. — G. Schumacher,
Meine Reise im Ostjordanland.
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9
Nr. 1 . — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
10
Törtönelml Tär. IV. (Oct.-Dec.)
S z i 1 ag y i, 2. Nachtrag z. d hist. Notizen Szamosközys. (Schl.)
Wibling, Urkunden z. Ungarns Gesch. aus schvved. Archiven
(II.). — Beke, Das Archiv d. siebenbürg. Capitels in Weissen-
burg (II.). — Barabas, Regesten z. Gesch. Siebenbürgens, VI.—
Szadeczky. D. Briefe d. Kovacsazy Farkas, I. — Mika,
Briefw. Raköczy Georgs I. mit d. Hermannstädter Richter u. Stadt¬
rath, I. — Szerenni, Denkmäler aus der Vergangenheit d.
Barcser Comitates, VI. — Jakob, Hist. Denkmäler aus d. Schriften
d. Fürst. Anna Bornemina. — Karäcsony,Ferdinand I. Rechtfertig,
s. Abganges aus d. Vaterlande. — Bedöhazy, D. Brief d. Thomas
v. Bedöhazy an s. Braut Sophie v. Komärom.
Neue Erscheinungen:
Spigelberg W., Studien und Materialien z. Rechtswesen d. Pha¬
raonenreiches der Dynast. XVIII—XXI (c. 1500— 1000 v. Chr.)
Hannover, Hahn. gr. 4°. (132 S.) fl. 6.—.
Gersdorff H. v., Vor 20 Jahren. Erinnergen. an d. Feldzug
1870—71. Rathenow, Babenzien. (IV u. 171 S.) fl. —.90.
Seraphim E. u. A., Aus d. kurländ. Vergangenheit. Bilder u.
Gestalten d. 17. Jahrh. Stuttg., Colta. (355 S ) fl. 3.60.
Braun S., Naumburger Annalen v. J. 799—1613. Nach s. im
städt. Archiv befindl. Hdschr. hrsg. v. Köster. Naumburg a. S.,
Sieling. (537 S.) fl. 2.10.
Mayer H., Geschichte d. Universität Freib. i. B. in d. 1. Hälfte
d. XIX Jahrh. 1. Thl. 1806-1818. Bonn, Hanstein. (100 S.)
fl. 1.20.
Aus Bismarcks polit. Briefwechsel. Berl , Steinitz. (XII u. 243 S.)
fl. 3.—.
Jaulot, Un ami de la Reine (Marie Antoinette — M. de Fersen].
Paris, Olleridorff, fl. 1.40.
Petit E., Le Tonnerois sous Charles VI et la Bourgogne sous
Jean sans peur. Auxerre, fl. 1.40.
Bardoux, Etudes sociales et politiques. Les dernieres annees de
La Fayette, 1792—1834. Paris, Levy, fl. 3.—.
Smith Barnett G., History of the english pariament. 2 Voll.
London, Ward. fl. 14.40.
Castro, G. de, I processi di Mantova e il 6. Fcbbrajo 1853.
Milano, Dumolard, fl. 2.25.
Usseglio Leop., Bianca di Monferrato, duchessa di Savoia. Torino,
Le Roux, fl. 1.60.
Celli L., Tasse e rivoluzioni. Storia italiana del sec. XVI., tratta
da docum. Vaticani. Ebd. fl. 2.—.
Staffelli L., Giulio Cybo-Malaspina, marchese di Massa. Studio
storico. Modena, fl. 1.80.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Bachtel Fritz: Die Hauptprobleme der Indogermanischen
Lautlehre seit Schleicher. Göttingen, Vandenhoeck & Rup-
precht, 1892. 8°.
Ein glücklicher Gedanke führte Bechtel zur Dar¬
stellung der wichtigsten Umgestaltungen, die das von
Schleicher entworfene System der indogermanischen Laut¬
lehre seit dem Erscheinen des Compendium’s erfahren
hat. Dank der schaffensfreudigen Kraft zahlreicher For¬
scher ist dieses Gebiet während eines Menschenalters
mit Entdeckungen bereichert worden, die nicht selten
eine vollständige Umgestaltung unserer Auffassungen
herbeigeführt haben. Bahnbrechend war Verner’s Ergän¬
zung des Grimm’schen Lautverschiebungsgesetzes. Es
lehrte uns den Accent der Ursprache kennen. Bahn¬
brechend war die Entdeckung des Palatalgesetzes. Die
Vorstellung, dass der ursprachliche Vocalismus im Ari¬
schen zu suchen sei, machte dem Satze Platz, dass die
Vocale der Ursprache im Wesentlichen mit den euro¬
päischen identisch seien. Und in diesen beiden Ent¬
deckungen hinwiederum erschloss sich eine grosse Anzahl
neuer Probleme.
Ist es nun interessant im Lichte der gewonnenen
Erkenntnisse den Weg zurückzuverfolgen, der zu jener
Höhe emporführte, so wird dieser Gang nicht minder
lehrreich, wenn die Untersuchung, wie Bechtel sagt, sich
bemüht, jede Idee, die für das Verständnis eines grossem
Kreises von Erscheinungen fruchtbar geworden ist, bis
zu der Stelle zurück zu verfolgen, wo sie zum ersten
Mal hervorbricht. Dem entsprechend hat der Verf. seinem
Buche eine doppelte Aufgabe gestellt. Es soll zeigen,
»weiche Probleme aufgeworfen, auf welchem Wege und
wie weit sie gelöst seien.« »Da, wo die Lösung noch
nicht gelungen ist, soll es den Versuch machen, sie der
Lösung auf eigene Verantwortung hin näher zu führen.«
Dieser doppelten Aufgabe ist Bechtel in vorzüglicher
Weise gerecht geworden. Kaum eine Frage, die in den
letzten 30 Jahren den Scharfsinn der Linguisten beschäf¬
tigte, ist in der Schrift unberührt geblieben. Jede findet
ihre objective Darstellung und sachgemässe Würdigung.
Wenn Bechtel nicht jeder »Entdeckung« sogleich das
Wort redet, nicht jedes der in den letzten fünfzehn
Jahren »aus der Erde geschossenen« Gesetze sich an¬
eignet, so fällt dies nur zu Gunsten seiner Arbeit aus.
Bei Lectüre des Werkes dürfte vor allem der Sanskrit¬
philologe Erörterungen begegnen, die in hervorragendem
Masse seine Aufmerksamkeit verdienen. Ref. weist
namentlich auf die von Saussure begründete und genial
durchgeführte Theorie der zweisilbigen Wurzeln hin, die
bei Bechtel eine meisterhafte Darstellung, Berichtigung,
Ergänzung gefunden hat. Bestätigt sich dieselbe in dem
Umfang, welchen ihr Entdecker für dieselbe beansprucht,
dann wird sich mit einem Maie unsere ganze Auffassung
vom Sanskrit-Verbum und der Sanskrit-Wortbildung
ändern. Nun sind wir zwar keineswegs geneigt, in der
Entwicklung und Begründung aller vorgetragenen An¬
schauungen schon vollgiltige Beweise zu erblicken.
Allein, wenn die philologische Behandlung des Sanskrit
nicht bei einer Systematisierung der Formen auf päninei-
scher Grundlage stehen bleiben will, wenn sie jene
wissenschaftliche Erkenntnis erstrebt, in welcher uns
das »Werden« der historisch gegebenen Bildungen er¬
schlossen wird, dann muss sie der vergleichenden Forschung
auf den verwandten Sprachgebieten die grösste Aufmerk¬
samkeit schenken. Damit wollen wir keineswegs jene
Richtung befürworten, welche für alles Vedische und
Sanskritische sofort die Lösung in den Lauterscheinungen
der europäischen Sprachen sucht und findet. Das Sans¬
krit hat eine Periode der selbständigen Entwicklung
durchschritten. Neue Einflüsse begannen zu wirken und
setzten sich fort in den Volkssprachen. Darum wird
eine objective allseitige Erkenntnis nur aus der doppelten
Berücksichtigung der Schwestersprachen einerseits, der
indischen Volkssprachen andererseits gewonnen werden
können. Leider sind diese Dialekte bisher nur ungenügend
in den Bereich der vergleichenden Forschung gezogen
worden. Eine sorgfältigere Berücksichtigung dürfte manche
der bei Bechtel vorgetragenen Auffassungen modificieren.
Wien. Jos. Dahlmann S. J.
Zeitschrift für deutsche Sprache, hrsg. V. Sanders. (Paderb.
Schöningh.) VI, 9.
Sprachl. zu d. beiden ersten Auftr. d. 4. Aufz. v. Lessing’s
Nathan. — Bube, Das Platdeutsch. — Minderwertig. — Ipsen,
Indir. Rede. — Schräder, Sonderbare Drohgen. — Spalier. —
Distanzritt. — Aus Frauenbriefen üb. Go.ethe u. s. Freundes¬
kreis. —
Neue Erscheinungen:
Mankowski L. v., D. Auszug aus d. Pancatantra in Kshemen-
dras Brihatkathämanjau. Einleitg., Text, Uebersetzg. u. An-
merkgn. Lpg., Harrassowitz. (V, LY u. 80 S.) fl. 3.60.
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12
Nr. 1. — Oesterreichisches Lm er atu r blatt. — II. Jahrgang.
Stern A., Beiträge z. Litteraturgesch. d. 17. u. 18. Jahrh. Lpg.,
Richter. (VII u. 328 S.) 11. 4.50.
Prem Dr. S. M., Josef v. Schnell, e. tirol. Dichter u. Orient¬
reisender. Nach Briefen u. Tagebüchern dargestellt. Innsbruck,
Wagner. (116 S.) fl. —.40.
Reinhard F., Odysseus u. s. Sänger Homer im Lichte christl.
Weltanschaug. Münster, Schöningh. (218 S.) fl. 1.80.
Lehrb. d. Seminars f. Orient. Sprachen zu Berlin. 10. Bd. : Sua¬
heli-Schriftstücke in arab. Schrift, m. latein. Schrift umschrieben,
übers, u. erkl. v. C. G. Büttner. Berl., Spemann. (XI, 206
u. 73 S. m. 11 Kcsm.-Taf.) fl. 13.20.
Diez M., Jul. Klaiber. E. Lebensbild. Stuttg., Frommann. f40 S.)
fl. —.36.
Müller-Guttenbrunn A., Im Jahrh. Grillparzers. Litt.- u.
Lebensbilder aus Oesteir. Wien, Kirchner & Schmidt. (V u.
224 S.) fl. 2.40.
Meissner B., Bibliotheca assyriologica hrsg. v. F. Delitzsch, u.
P. Haupt. XL Beitr. z. altbabylon. Privatrecht. Lzg,, Hinrichs.
gr. 4°. (VIII u. 160 Druck- u. VIII u. 58 autogr. S.) fl. 18.—.
Schlüter W., Untersuchgen. z. Gesch. d. altsächs. Sprache.
l. Thl. D. schwache Deel, in d. Sprache d. Heliand u. d. klei¬
neren as. Denkmäler, Göttingen, Peppmüller. (XV u. 263 S.)
fl. 3.60.
Freybe A., D. Handschr. d. Redentiner Osterspiels, in Lichtdr.
m. einigen Beitr. z. s. Gesch. u. Litt. Schwerin, Bärensprung.
^ 4°. (IV, 12 Bl. u. 47 S.) fl. 2.70.
Kracger H., J. M. Millers Gedichte. Bremen, Heinsius. Diss. (VI,
54 u. V S.) 11. —.96.
Lngarde P. de., Bibliothecae syriacae a P. de L. collectae, quae
ad philologiam sacram pertinent, Göttingen, Dieterich, gr. 4°.
(403 S.) fl. 30.—.
Sweet H., A short historical english Grammar. London, S. Low.
Marston u. Co. 8°. 4 sh. 6 d.
Moriarty S. P., Dean Swift and his writings. London, fl. 4.50.
Contributions towards a dictionary of english book collectors
I. London. Quaritch.
Stopford A. Brooke, The history of early english literature. 2.
voll. London, Macmillon. fl. 13.20.
Loth J., Les mots latins dans les langues brittaniques. Paris,
Bouillon, 11. 4.—.
Dictz H., Les litteratures etrangeres. Italie-Espagne. Paris, Colin
Omont H., Fac similes des plus anciens mserts. «recs en onciale
et cn minuscule de la Bibi, nationale du IV au XII. siede. Paris,
Leroux.
Durrieu P., Notes sur quelques mss. fran<;ais ou d’origine fran-
9 aises conserves dans les bibl. d’Allemagne. Paris, Nogent.
Fumagalli G., Bibliografia etiopica. Milano, Hoepli.
Crescimano G., Figure Dantesche. Venezia, Olschki. (230 S.)
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Masotti F., Conferenze letterarii. Bologna, Zanichelli.
Bel mar F. Ligero estudio sobre la lengua Mazateca, Oaxaca.
Strickland G., La Questione Omerica. Palermo, Clausen.
Pinart L., Vocabolario Castellano-Guayme Dialectos Move-Va-
liente Nartefio y Guaymie-Penomomeno. Paris, Leroux.
Jorio G., Codici ignorati nelle Biblioteche di Napoli. I. (Helle-
nika des Xen.) Lipsia, Harrassowitz.
Foa Aug., Enrico di Vcldeke e lc sua Eneide. Saggio critico.
Parma, fl. 1.13.
Länder- und Völkerkunde.
V arge 9 Alexander, Lieutenant: Ein Ritt durch Indien. Klam
bei Grein, Ob.-Osten*., im Selbstverläge des Verf. 1892. 8°.
(212 S.) fl. 1.—.*)
Eine Geschichte der Entdeckungsfahrten in ferne
Länder wird vielleicht den Verf. des Rittes durch Indien
gar nicht oder in einem verborgenen Eckchen nennen,
und daran ist dann kaum die parteiische Geschichts¬
schreibung, sondern der Verf. selbst Schuld. Seine
Wanderung gieng von Bombay nach Calcutta in Be¬
gleitung eines Dieners, meist zu Pferde, theihveise zu
Fuss; die Strecke betrug 1848 Kilom. Der Weg wich
von der geraden Linie möglichst wenig ab. Die Richtung
*) Davon existiert noch eine andere Ausgabe mit anderem
Titelportrait, aut schlechterem Papier, in kleinerem Format, mit
and. rer Vorrede.
ist im Allgemeinen angegeben, wenn wir Bombay,
Aurangabad, Jalva, Mehkar, Nagpur, Sambalpur, Raiboka,
Purulia, Bankura, Calcutta durch eine Linie verbunden
denken. Der Weg, den wir auf der Karte in einigen
Secunden machen, dauerte, in die rauhe Wirklichkeit
übersetzt, 94 lange Tage und war voller Mühen und
Gefahren. Kein Zweifel — diese Leistung erweckt Staunen;
doch ist es nicht sehr von dem Staunen verschieden,
welches man etwa einem geschickten »Artisten« entgegen¬
bringt. Die aufreibende Fahrt wird umso unerklärlicher,
als den Verf. auf dem grössten Theil seines Weges die
Eisenbahn in der Entfernung von nur etwa 90— 100 Kilom.
nördlich oder südlich begleitete, einmal näher, einmal
weiter ausbiegend; bei Purulia wurde die Bahn sogar
überschritten (S. 197). Kann man diesen Ritt also keine Ent¬
deckungsfahrt in unbekannte Länder nennen, so erwartet
man wenigstens Bereicherung unseres ethnographischen
Wissens. Aber auch hier lernen wir nur einige Kleinig¬
keiten kennen; die Anschauung von Dingen und Menschen
gleitet an der Oberfläche hin, ohne den Erscheinungen
auf den Grund zu sehen. Am bemerkenswerthesten möchte
es sein, wenn der Verf. hervorhebt, dass die von England
unabhängigen Völkerschaften des Binnenlandes in weit
günstigeren socialen Verhältnissen leben, als die den
Engländern unterworfenen. Als Grund blickt deutlich die
Ausbeutung und Demoralisierung der Bevölkerung hindurch,
die gar nicht prüde betrieben zu werden scheint.
Der Verf. hat sich also selbst getäuscht, indem er
glaubte, durch seinen Ritt eine grosse That vollbracht
zu haben, während es ein Bravourstück ist; den Unter¬
schied beider bildet das ethische Moment, das hier fehlt.
Eines aber zeichnet das Buch gewiss aus: natürlicher
Humor, und er herrscht von der ersten Seite bis zur
letzten (wir heben z. B. den beständigen Kampf um Tabak
hervor). Der Stil zeigt sich nur hie und da in prächtiger
Entfaltung (Schilderung des Neun-Millionen-Mausoleums,
Aurangabad bei Nacht); im Uebrigen ist er höchst nach¬
lässig und sinkt öfters bis zum Alltagston. Mit der
deutschen Grammatik steht der Verf. auf gespanntem
Fusse. — Nach all dem möchte ich dem Verf. beistimmen,
der in der Vorrede halb scherzhaft vor Ankauf des
Buches warnt.
Wien. Theodor G o 111 i e b.
Blatter des Vereines f. Landeskunde v. Niederösterreich,
red. v. A. Mayer. (Wien, Jasper.) N. F. XXVI, 5—10.
Endl, Das ehemal. Cistercienserinnen-Kloster zu St. Bern¬
hard. (Forts.) — Lampel, Walthers Heimat. (Forts.) —Nagel,
Der Kremser Guldenfund u. d. Anfänge d. Goldwährg. in Oesterr.
— Müller, Vorarbeiten z. altösterr. Namenkde. (Forts.) — Mit-
theilgen: Zu P. Endls Aufsatz üb. d. Rosenburg. — Wie alt sind
Wiens Strassennamen ? — Zur Gesch. d. abgekomm. Ortschaften
in N.-Oe. — Starzer, Regesten z. Gesch. d. Pfarren N.-Oe. III.
— Schalk, E. Zehentbuch d. Domprobstei St. Stephan in Wien
1391 — 1403 (Forts.)
Argo. Zeitschr. f. krainische Landeskde, hrsg. v. Mül Iner.
(Laibach, Fischer) I, 5.
Radies, Metternich und Gentz auf d. Laibacher Congresse.
— Kleinere Mittheilgen : Die Leichenverbrcnng. bei den Alten. —
Funde beim Baue d. Unterkrainer Bahn. — Theebau in Krain.—
Mittheilgen aus d. Museum.
N. ö. Landesfreund, red. v. Maverhofcr. (Mödling, Büsing).
1892, 4.
Hof mann, Künstl. Höhlen und Erdstall nächst Winzen-
dorf. — Treuen stein, der Türkensturz. — Calliano, Nieder-
österr. Volkssagen. — Mayerhofer, Badener Kostümbilder.
Globus, hrsg. v. A n d ree .(Braunschweig. Vieweg & Sohn) LXII,
22—24.
(22) Zograf, D. Rassenmerkmale d; Grossrussen aus d.
Inneren Russlands. — And ree, Morgens Reisen im Hinterlande
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13
Nr. 1 . — Oesterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
14
v. Kamerun. — Segel, Jüd. Wundermänner III. (Schl.) — G reim,
Szenerie der Alpen. — And ree, Friedrich v. Hellwald f. —
(23) Schultheiss, Zur Magyarisierg. in Ungarn (Schl, in
Nr. 24). — Seidel, Paul Crampels Reise vom Ubangi bis Tschad.
(Schl, in Nr. 24). — Decke, Der Appennin an der Irpinischen
Wasserscheide nach phys. BeschafTenh. u. Ökonom. Bedeutg.
(Schl) — Krauss, Ueb. d. Brauch des Läuseessens. — Eller,
E. deutscher Lehrer im nördl. Südaustralien. — Vollmer, D.
Vorgänge bei d. engl. Besitzergreifg. d. Gilbertinsel. — (24) Wil¬
der, Die Bevölkerg. von Böhmen in vorgeschichtl. und frülige-
schichtl. Zeit. — ln jedem Hefte : Aus allen Erdtheilen.
Neue Erscheinungen:
lialbis, Adr., Allgem. Erdbeschreibung. Ein Handb. d. geograph.
Wissens f. d. Bedürfnisse aller Gebildeten. 8. Aufl., vollkommen
neu bearb. v. Dr. F. Heide rieh. In 50 Lief, ä 40 kr. mit
vielen lll. Neu erschienen die Lief. 15—18, welche die soc.-
polit. Verhältnisse Afrikas behandeln. Auf Grund amtlicher
Publicationen werden die einzelnen Phasen d. Colonialpolitik
vorgeführt u. nach den neuesten Forschungsergebnissen die
physikal. u. wirtschaftl. Verhältnisse d. Colonien geschildert.
Schachinger P. C. M., Reise durch Italien nach Ägypten u.
Palästina. Wien, Hartleben. (VI u. 146 S.) fl. 1.—.
Mayr R., Meine Reisen, I. Bd. Wien, »Helios«. (XIII u. MOS.)
fl. 1.50.
Böninger E., E. Reise um d. Erde. Betrachtgen. u. Erinnergen.
Lpzg., Friedrich (III u. 140 S.) fl. 1.20.
Gitlbauer M., Reisebilder aus Schwabenland u. d. Schweiz.
Wien, Kirsch. 12°. (VII u. 114 S.) fl. -.60.
Charakterbilder, grossstädtische. I. Wien u. d. Wiener. Unge¬
schminkte Schildergen. e. fahr. Gesellen. Berl., Rentzel. (III u.
350 S.) fl. 1.80.
Stöckl H., Drei Wochen am Gardasee. Teschen, Prohaska.
(106 S.) fl. —.80.
Stolz Fr., Die Urbevölkerg. Tirols. E. Beitr. z. Palaeo-Ethnologie
v. Tirol. 2. umgearb. Aufl. Innsbruck, Wagner. (121 S.) fl.—.80.
Menz R., Deutsche Arbeit in Kleinasien. Reiseskizze u. Wirt¬
schaftsstudie. Berl., Springer. (117 S.) fl. —.60.
Frobenius H., Die Heiden-Neger d. ägypt. Sudan. Berl.,
Nitschke & Loechner (VIII u. 483 S.) fl. 5.40.
Ohrwal der Jos., Apostol. Missionär, Aufstand u. Reich d.
Mahdi im Sudan u. meine lOjähr. Gefangenschaft dortselbst.
Hrsg. v. Zweigverein d. Leo-Gesellschaft f. Tirol u. Vorarlberg.
Innsbr., Rauch. gr.-8 0- (320 S.) fl. 2.50.
Wernly R., Von d. Alpen z. Vesuv. Reiscbilder aus Italien.
Aarau, Sauländer & Co. (85 S.) fl. 1.20.
Kuhle F., Deutsche Afrikarcisendc d. Gegenwart. 3. Emin Pascha.
Münster, Aschendorff. (VIII u. 2040) fl. 1.68.
In Arctic-Seas with Lieutenant Pearv. A narrative of the voyagc
of the *Kite« to North Greenland. New-York, Westermann.
(215 S.) fl. 7.20.
Fisher G. Park, The colonial era in America. London, Sampson
Low, 1892. fl. 4.50.
Kan nengieser A., Le reveil d’un pcuplc. Etudes politiques et
religieuses sur l’Allmagne catholique. Freib., Herder. (XXIV u.
432 S.) fl. 1.89.
Straus O., Paris ignor^. 550 desseins ined. d'apres nature.
Paris, Quantin. fl. 10.—.
Uzielli G., Paolo dal Pozzo Toscanelli, iniziatore della scoperta
d’America. Firenze, Loeschcr & Seeber.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Gross Hans, Dr., k. k.‘Staatsanwalt-Stellvertreter in Graz:
Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gen¬
darmen u. S. w. Graz, Leuschner und Lubensky, 1893. 8°.
(620 S.) fl. 6.
Das Werk soll die Aufgabe aller Jener erleichtern,
die es mit der Erforschung strafbarer Handlungen zu
thun haben. Der Verf. hat insbesondere jene Fälle im
Auge, wo der Untersuchungsrichter sein eigener Sach¬
verständiger sein muss, wie z. B. bei Urkundenfälschungen,
Behandlung von Fussspuren u. s. w., ferner, wo Sach¬
verständige nicht gleich zur Hand, aber sofort Verfügungen
zu treffen sind, und endlich, wo man es, wie häufig auf
dem Lande, mit Sachverständigen minderer Qualität zu |
thun hat. Ueberhaupt aber muss der Untersuchungs- |
richter einen Ueberblick über die Kenntnisse der Sach¬
verständigen haben, um zu wissen, in welchen Fällen er
Sachverständige fragen soll, welche Art von solchen er
wählen muss und wonach er fragen soll, ln allen diesen
Punkten gibt das Buch eingehende und verlässliche Aus¬
kunft. Demgemäss ist sein Inhalt ungemein reich. Der
Untersuchungsrichter findet darin alles beisammen, wo¬
rüber er sich sonst entweder gar nicht oder nur schwer
und umständlich Kath und Belehrung verschaffen kann.
Es enthält ausser allgemeinen Vorschriften und Rath¬
schlägen insbesondere Abschnitte über die Verwendung
von Sachverständigen, über Gaunerpraktiken (nebst einem
umfassenden Vocabulare der Gaunersprache), über die
Zigeuner und verschiedene Fälle von Aberglauben, über
Dechiffrierkunde, Zeichnen und Skizzieren von Plänen
und andere Fertigkeiten, ferner Abrisse aus der gericht¬
lichen Medicin, Chemie und Criminalpsychologie, sowie
aus der Waffenlehre, und eine Menge anderer, für die
mit der Erforschung und Untersuchung von Delicten be¬
trauten Personen nothwendiger und nützlicher Dinge. —
Zahlreiche Holzschnitte und ein vortreffliches Register
erleichtern die Brauchbarkeit des Werkes. Es ist kein
Zweifel, dass der Verf. sich mit dieser mühsamen Arbeit
grosse Verdienste, zumal um die Anfänger im Unter¬
suchungsgeschäfte, erworben hat und dass das Buch die
praktischen Zwecke, für die es geschrieben ist, vollkommen
zu erfüllen geeignet ist. Wir können daher im Interesse
des Justizdienstes nur die möglichste Verbreitung des¬
selben wünschen und es allen betheiligten Kreisen auf
das wärmste anempfehlcn.
Wien. C. Seefeld.
Ru pp Dr. Julius: Der christliche Staat. Neu aufgelegt und
aus seinen hinterlassenen Papieren ergänzt. Leipzig, O. Wigand,
1892, 8°. (62 S.) fl. —.60.
R. entwirft in vorliegender Schrift zunächst eine
Fratze der christlich-mittelalterlichen Idee vom Staate als
dem Staate einer egoistischen Priester- und Adelsherrschaft
und hält derselben das Lichtbild des philosophischen
Staates des 18. Jahrhunderts (Friedrich II. von Preussen)
als desjenigen Staates entgegen, welcher in der Ver¬
wirklichung der Gerechtigkeit, d. h. in sich selbst die
höchste Aufgabe der menschlichen Bildung gelöst sicht,
der sich selbst Zweck ist und die Wahrheit dergestalt in
sich selbst hat, dass auch die christliche Kirche nur
dadurch an der Wahrheit theilnehmen kann, dass sie
sich fähig zeigt, mit dem Staate zur Erreichung des
äussersten Zieles menschlicher Cultur mitzuwirken. Nach
theilweise trefflichen Bemerkungen über die Staatskirchc
entwickelt er das Bild des christlichen Staates der Zu¬
kunft, der im Anschlüsse an den philosophischen Staat
des 18. Jahrhunderts »die Vollendung humaner Bildung
in der Sphäre der Politik« herbeiführen soll. Zur Ver¬
tiefung einer richtigen Auffassung über das Verhältnis
zwischen Kirche und Staat und über die Aufgaben des
»christlichen« Staates trägt die Schrift nichts bei.
F. M. S.
Bungeroth Hermann, Stadtpfarrer in Haigerloch: Der Ur¬
sprung und da9 Wesen des Simultanstaates nach phi¬
losophischen Grundsätzen entwickelt Barmen, Wiemann.
1892. 8° (XVI u. 186 S.) fl. 1.44.
B. behandelt vom Standpunkte hergebrachter Vor-
urtheile gegen die katholische Kirche ein Thema, dem er
| sich nicht gewachsen zeigt. Der evangelischen Confession
| vindiciert B. auf allen Gebieten die unbedingte Superiorität
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Nr. 1 . — Oesterreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
16
vor der katholischen und kann sich eine gedeihliche
Ordnung des Staatswesens auch im Simultanstaate nur
»auf evangelischer Grundlage« denken. Manche seiner
Ausführungen in dem Kapitel über »Staat und Religion»
verdienen Anerkennung. F. M. S.
Engel Gustav: Die Philosophie und die sociale Frage.
Vortrag, gehalten in der philosophischen Gesellschaft zu Berlin
am 31. Mai 1890. Leipzig, Verlag von C. M. Pfeffer, 1892.
8° [Phil. Vorträge, hrsg. von der Phil. Ges. zu Berlin, (N. F.
21)] (41 S.) fl. —.72.
Es ist eine sehr löbliche Aufgabe, die sociale
Forschung mit der Philosophie in Verbindung zu bringen.
Dem Ideal des Yerf., dass »das philosophische Denken
in einer, wenn auch fernen Zeit Gesammteigenthum der
Menschen werden« solle, darf in einer Zeit, in welcher
man so viel leeres Geschwätz über die sociale Frage zu
hören bekommt, unbedingt zugestimmt werden; allein der
Vcrf. hätte seine Ansicht mehr aus der Sache selbst
holen sollen, die sociale Forschung hätte ihm den Beweis
für die Richtigkeit seiner Anschauung liefern sollen. Die
ausführliche Darstellung der philosophischen Anschauungen
Hegel’s und Hartmann’s beweisen noch nicht die Ver¬
wandtschaft der socialen Forschung mit der Philosophie.
Ferner ist die Behauptung, dass in der Behandlung der
socialen Frage zwei Hauptrichtungen einander gegenüber¬
stehen, die religiöse und die weltlich-humanistische,
vom Yerf. keineswegs erschöpfend bewiesen, sondern
mehr flüchtig hingeworfen worden, so dass sie für sich
allein nicht die Grundlage für die von uns verlangte
Beweisführung liefern kann. Die vom Verf. berührten
socialen Anschauungen der Gegenwart bilden mehr den
Anlass zu seinen Betrachtungen, als den Gegenstand der¬
selben und die Ausführungen des Verf. über das allge¬
meine Wahlrecht stehen doch nur in einem losen
Zusammenhänge mit der socialen Frage.
Auch der Corrcferent, Herr Assessor Kahle, be¬
schäftigt sich trotz seines Gezeters gegen die Social-
demokratic bei weitem mehr mit seinen rein philosophischen
Anschauungen, als mit der socialen Frage. Die Forderung
des zweiten Corrcferenten, Herrn Kunze, »Die Bildung
des Charakters«, ist sehr schön, allein es hätte auch der
Zusammenhang dieser Forderung mit der socialen Frage
gezeigt werden sollen.
Wien. Dr. H. Misera.
Archiv f. kath. Kirchenrecht, hrsg. v. Vcring (Mainz, Kirch-
heim.) LXVIII (N. F. LXII.) 6. (1892 Nov. Dez.)
Forsch, 4 preussische Rechtsfälle aus d. Gebiete des kirchl.
Vermögens- u. des Patronatsrechts. — Verfügg. des k. Wurtemb.
Min st. d. Justiz u. d. Innern v. 17/1V. 1891 betr. die Ausführg.
d. Reichgesetzes vom 6/11 1875 üb. die Beurkundg. d. Personen¬
standes u. der Ehcschliessg. — Dccret. et litt. s. Congr. de Prop.
F. de quaestione scholari in statibus foederatis Americ. septentr.
(1892) — Verleihg. des Pallium an Bischof Ignatius v. Sencstrey.
— Decret de conseiller d’Etat fran^ais de 10 Aout 1892 sur les
catechismes electoraux de l’archeveque de Rennes et Peveque de
Lu^on. — Sch lieh ti ng, Die galiz. Volksschulgesetze v. J.
1892. — Bclopotoezky, Instruct. des apostol. Feldvicars v.
Aug. 1892 betreff, die subsidiarische Militärseelsorge. — Be-
messgen. d. Religionsfondsbeitrages f. d. Decennium 1891 —1900.
— Entscheidgen. österr. Gerichte. — Erkenntnisse d. k. k. öster.
Reichsgerichtes in Congrua-Angelegenheiten. — Verordgen. des
Bischofs v. Limburg üb. die Ruhegehälter einer. Pfarrer. — Er¬
lässe d. k. Regierg. zu Königsberg in Preusscn betr. d. Unterricht
d. Kinder aus Mischehen. — Befreig. d. Pfarrhäuser in Preussen
v. d. Gemeindesteuer. — Decreta congregationum Romanarum.
Juristische Vierteljahrschrift, hrsg. v. Ullmmann, Frankl
u. Finger. (Wien, Manz.) XXIV, (N. F. VIII.) 2 u. 3.
Lingg, D. staatsrechtl. Stellg. der im Reichsrathe vertr.
Königr. u. Länder d. ö.-u. Monarchie. — Popper, Z. Patent¬
rechtsreform in Oesterr. — Litteratur.
Socialpolit. Oentralbl., hrsg. v. H. Braun (Berlin, Guttenberg.)
II, 10 u. 11.
(10) Quarck, Zum Entwurf e. deutschen Auswandergsge-
setzes. — Grätzer, Socialpolitik u. Staatsschuld. — Landwirt.
Kredit u. städt. Lebensmittelversorgg. in Frankr. — Arbeiterzu¬
stände: Lange, D. Arbeitslosenstatistik u. d. »Vorwärts«. —
Gewerkschaft!. Arbeiterbcvvegg. — Handwerkerfragen. — Arbeiter-
schutzgesetzgebg. — Unlallversichg. d. öst. Eisenbahnen. — Ge¬
werbegerichte. — Wohnungszustände. — (11) Jastrow, D. Er-
höhg. der Bier-, Branntwein- u. Börsensteuer iin deutschen Reich.
— Sociale Wirtschaftspolitik u. Wirth- schaftsstatistik. — Grätzer,
die Frage d. Gewerbekammern vor d. Reichstag. — Kaufmännische
Bewegg. — Lange, Lohnstatistik u. Unfallversicherg. — Wohl¬
fahrtseinrichtgen.
Allgem. Juristenztg., hrsg. v. Breitenstein. (Wien). XVI, 8.
Ludwig, Chemie u. Rechtspflege. (Schl.) — Permanenter
Strafgesetz-Ausschuss.
Neue Erscheinungen:
Poschinger H. v., Die wirtsch. Verträge Deutschands. II. Bd.
Die deutschen Handels- u. Schifffahrts-Verträge. B, Decker.
(XVIII u. 485 S.) fl. 3.—.
Türk J., Hervorbringg. u. Vertheilg. d. Werte in d. socialist. Gc-
sellsch. Hamburg, Meyer. (V u. 106 S.) fl. —.60.
Merkel R., Der römisch-rechtl. Begriff d. Novatio u. dessen An-
wendbark. im heut. gern. Recht. Strassb. i. E., Trübner. (III u.
146 S.) fl. 2 10.
Philippovich C. v., Grundr. d. polit. Ökonomie. 1. Bd. Allg.
Volkswirtschaftslehre. Freib., Mohr. (VIII u. 348 S.) fl. 4.80.
Jettei E, Handb. d. intemat. Privat- u. Strafrechtes m. Rücks.
auf d. Gesetzgebgen. Österr.-Ungarns, Croatiens u. Bosniens.
Wien, Braumüller (XV u. 344 S.) fl. 4.80.
Sternau M., E. Strafrechtstheorie. Berl., Guttentag. (V u. 95 S )
fl. 1.20.
Thomsen A., Criminalpolit. Bekämpfgsmethoden. Ebd. (VI u.
196 S.) fl. 2.70.
Ortloff H., Das Vorverfahren d. deutschen Strafprocesscs. Gc-
schichtl., prakt. u. rechtspolit. dargestellt. Giessen, Roth. (X u.
255 S.) 11. 3.-.
Niemeyer L.. Hamburger Privatrecht in 5 Thl. 1. Thl. Hbg.,
Mauke. (VI u. 44 S.) fl. —.72.
(I he ring R. v.,) Festgabe z. Dr.-Jubiläum Prof. Iherings, überr.
v. d. Juristenfacultät zu Breslau. Inhalt: M. Wlassak, Z.
Gesch. d. Cognitur (V u. 75 S.) — O. Fischer, D. Problem
d. Identität u. d. Neuheit. (75 S.) Breslau, Schietter, fl. 2.40.
Lammasch Dr. H., Diebstahl u. Beleidgg. Rechtsvergl. u. crim.-
polit. Studien mit bes. Rücksicht auf d. österr. Strafgesetz¬
entwurf. Wien, Manz (IV u. 80 S.) fl. —.60.
Viollet O., Droit privä et sources. Histoire du droit civil fran^ais.
Paris, Larose, fl. 4.80.
Dareste Ad., La Science du droit en Grcce. Ebd. 3.20.
Vrba Rud., Hfichy spolecnosti. Sociälm Studie (Sünden d. Ge-
sellsch., Socialstudie.) Prag, ÄivnäÖ. (39 S.) fl. —.30.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Halliburton Dr. W. J.: Lehrbuch der chemischen Phy¬
siologie und Pathologie. Unter Mitwirkung des Verfassers
deutsch bearbeitet von Dr. K. Kaiser. Erste Abtheilung. Heidel¬
berg, C. Winters Universitätsbuchhandlung, 1892, (190 S.),fl. 2.40.
Das vorliegende Heft ist die erste der fünf Liefer¬
ungen des im Titel genannten Werkes und behandelt die
Chemie der auf physiologischem Gebiete interessierenden
Körper. Der Stoff ist in zwei Büchern »physiologisch¬
chemische Methoden und der Gebrauch der Apparate«
und »Die chemischen Bestandtheile des Organismus« in
solcher Abgrenzung vorgetragen, dass das Buch als selb¬
ständiges Lehrbuch der physiologischen Chemie betrachtet
werden kann. Bei der Beschränktheit des Raumes ist
es selbstverständlich, dass man nicht die Ausführlichkeit
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Nr. 1 . — Oesterreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
18
eines Handbuches verlangen kann, aber Mediziner, prak¬
tische Ärzte und Pathologen, für die das Buch in erster
Linie geschrieben ist, werden auf diese Ausführlichkeit
leicht verzichten, besonders da in Folge der knappen,
fast schlagwortartigen Fassung dennoch eine reiche Fülle
von Wissenswertem geboten wird. Gewisse Kapitel, z. B.
das neunte über Kohlenhydrate, das zehnte über Eiweiss¬
körper oder Proteinstoffe, ferner die Abhandlungen über
Gährung (12. Cap.) und über Leucomoine und Ptoniaine
(13. Cap.) sind dem Zwecke des Buches entsprechend
vollständiger ausgearbeitet und sehr lesenswerth. Dagegen
scheint dem Ref. das Capitel über Albuminoide bei der
täglich mehr erkannten grossen Wichtigkeit dieser Stoffe
etwas allzukurz behandelt zu sein. Ein besonderer
Vorzug des Werkes ist die ausserordentlich übersichtliche
Gruppierung des gebotenen Stoffes, die besonders bezüg¬
lich des zehnten Capitels hervorgehoben zu werden ver¬
dient. Eine grosse Anzahl von Tabellen, die sowohl die
chemische Zusammengehörigkeit der einzelnen Stoffe an
andern Orten, die Vertheilung der besprochenen Körper
im Organismus zur Darstellung bringen, unterstützen we¬
sentlich diese Übersichtlichkeit. Zu tadeln sind die zahl¬
reichen sinnstörenden Druckfehler, wenn man diese Ver-
stösse nicht etwa schärfer benennen will. Da das Buch
nicht für Anfänger geschrieben ist, so werden dieselben
zwar keine Verwirrung anrichten, aber als Zeichen einer
nachlässigen Behandlung berühren sie doch unangenehm.
Innsbruck. Dr. Hans Malfatti.
Merz V.: Vermerke Uber den Magnesiumstickstoff.
(Deutsch, chem. Ges. 1891, pg. 3940.)
Magnesium verbindet sich bekanntlich in der Glüh¬
hitze mit Stickstoff zur Verbindung Mg., N. r Die Stickstoff¬
absorption ist bei Anwendung von Magnesiumpulver eine
ausserordentlich lebhafte (eignet sich zu Vorlesungs-
vcrsuchen). Trockenes, luftfreies Ammoniakgas wird nach
Verf. bei noch niedrigerer Temperatur, unter Erglühen
des Magnesiums und Abspaltung des Wasserstoffs zerlegt.
95°/ 0 des angewandten Magnesiums werden dabei azotiert.
Das Product bildet, ganz wie bei der Verwendung von
freiem Stickstoff, eine lichtgelbe, leichte, lockere Masse,
die wie Aetzkalk Wasser ansaugt und dabei grosse
Mengen von Ammoniakgas entwickelt.
Innsbruck. Malfatti.
Strache H.: Die quantitative Bestimmung des Carbo-
nylsauerstoffs der Aldehyde und Ketone. (Monatsh. f.
Chemie, 12, pg. 522—532.)
Phenylhydrazin und seine Salze wird durch Behan¬
deln mit überschüssiger heisser F e h 1 i n g’scher Lösung
unter Abgabe des gesammten Stickstoffes zersetzt, nicht
so aber seine Verbindungen mit Aldehyden und Ketonen.
Man verwandelt also eine bekannte Menge (0,1—0,5gr)
der zu untersuchenden Substanz durch Behandeln mit
einer genau gewogenen Menge von Phenylhydrazin und
Natriumacetat in das betreffende Hydrazon (: CO -|- NH.,
NH C n H. = : C : N NHC G H. -f H., 0) und zersetzt in
einem Theil der Lösung das nicht verbrauchte Phenyl¬
hydrazin mit F e h 1 i n g’scher Lösung. Das Volum des
entwickelten Stickstoffes gibt die Menge des übriggeblie¬
benen, und so auch des verbrauchten Phenylhydrazins,
und damit auch des Carbonylsauerstoffes der zu unter¬
suchenden Substanz an.
Innsbruck. Malfatti.
Haluschka F.: Zur Methode der Stereometrie. (Sieben¬
ter Jahresbericht der Staatsrealschule im XVIII. Gemeinde¬
bezirke von Wien. Veröffentlicht am Schlüsse des Schuljahres
1891,92.) 18. S. m. I Tafel.
Der Verf. stellt sich die Aufgabe, einen eng begrenzten
Theil der Stereometrie, nämlich das Capitel über die
Lagenbeziehungen zwischen Geraden und Ebenen, nach
einer neuen Methode zu behandeln, welche besser als
die bisherige 1. mit der Entwickelung der Naturwissen¬
schaften und der Mathematik, 2. mit den Forderungen der
Gesellschaft an die Schule und 3. mit dem Zwecke des
mathematischen Unterrichtes im Einklänge steht. Die Aus¬
führungen des Verf. bezüglich des ersten Punktes mögen
als weniger wichtig und weniger treffend hier übergangen
werden. Die Anforderungen der Gesellschaft an die
Schule lassen sich unter die beiden Schlagworte »Besei¬
tigung der Ueberbürdung« und »Einführung der Jugend¬
spiele« zusammenfassen. Der ersterc Zweck wird erreicht,
für den letzteren Zeit gewonnen durch Vereinfachung
des Unterrichtes in qualitativer und quantitativer Hinsicht.
Dabei ist das Ziel des geometrischen Unterrichtes ins
Auge zu fassen. Dasselbe besteht ausser in der Aneig¬
nung der wichtigsten positiven Kenntnisse hauptsächlich
in der Entwickelung des Raumsinnes und in der logischen
Verstandesbildung. Allen diesen Forderungen sucht der
Verf. gerecht zu werden durch seine genetische Methode
für den stereometrischen Unterricht. Ihr Wesen besteht
darin, dass die einzelnen zusammenhanglosen Lehrsätze
mit ihren künstlichen Beweisen ersetzt werden durch
»Raumbilder«, d. h. durch die fest eingeprägte Anschau¬
ung von gewissen fundamentalen Lagen der Geraden und
Ebenen gegen einander. Jedes solche Raumbild bildet
den Concentrationspunkt für eine Anzahl von Lehrsätzen
und die klare Anschauung des Raumbildes vertritt die
Beweise dieser Sätze. Die Raumbilder werden im An¬
schlüsse an die Planimetrie systematisch entwickelt;
hierbei sowie bei der Bildung einer klaren Raumanschau¬
ung spielen die Constructionsaufgaben eine so wichtige
Rolle, dass sie als integrierender Bestandtheil in den
Geometrieunterricht aufgenommen werden müssen.
Die Arbeit verdient vollste Anerkennung wegen ihrer
Grundtendenz, den Geometrieunterricht auf die Anschau¬
ung zu basieren, sowie wegen der starken Betonung der
Constructionsaufgaben ; es unterliegt auch ihre Anwendung
für die Oberstufe des Mathematikunterrichtes keinem Be¬
denken. Für die Unterstufe ist jedoch die angegebene
systematische Herleitung der Raumbilder zu schwierig;
es dürfte sich hier empfehlen, den besprochenen einlei¬
tenden Theil der Stereometrie überhaupt möglichst zu
restringieren. Nach der Lösung einiger der wichtigsten
Constructionsaufgaben kann gleich zu den concreten
Körperformen übergegangen werden, welche den geeig¬
netsten Träger für die Anschauung der möglichen gegen¬
seitigen Lagen von Geraden und Ebenen bilden.
Kalksburg. Dr. L. Filkuka.
Willkomm Moritz Dr., Prof, an der deutschen Univ. Prag:
Biider-Atlas des Pflanzenreiches, nach dem natürl.
System bearbeitet. 2. Aull. Esslingen, J. F. Schreiber, 1892.
Folio. 21. Lief, ä fi. —.30.
An ähnlichen Werken leidet unsere Litteratur keinen Mangel;
das Willkomm'sche nimmt unter den zahlreichen Erscheinungen
dieser Art unbestritten eine hervorragende, vielleicht die erste
Stelle ein. Hervorgegangen aus dem thatsächlich bestehenden
Bedürfnis nach einem dem natürl. System folgenden Pflanzen¬
atlas, vereinigt es alle Vorzüge, die geeignet sind, es im besten
Sinne populär zu machen: praktische, übersichtliche Anordnung,
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19
Nr. 1. — Obsterreichisches Litteraturblatt. — IL Jahrgang.
20
knappe Form des erläuternden Textes, für dessen Richtigkeit
hinsichtlich der Angaben über Entwicklung und Vorkommen,
Standort und Blütezeit der Name des Verf. Gewähr leistet und
endlich eine meist sehr gelungene technische Ausführung der
Abbildungen. Eine kurze Einleitung gibt in grossen Zügen eine
Geschichte der verschiedenen Pflanzensysteme mit besonderer
Rücksicht des hier zur Anwendung gelangten (S. 1—5). Das
Buch bietet nicht nur, wie der Prospect besagt, ein für die Ju¬
gend und ihre Freunde empfehlenswertes Familienbuch, es wird
auch Gärtnern, Landwirten und ähnlichen Interessenten gute Dienste
thun. Register der deutschen und latein. Pflanzennamen er¬
leichtern den Gebrauch des Werkes. E. H.
Natur u. Offenbarung. (Münster, Aschendorff.) XXXVIII, 11. u 12.
(11.) Wurm, Glas u. Glasfabrikation. (Schl, in Heftl2).—
K i o n k a, E. Karpathen reise (Schl.) —G a n d e r.D.zweckmäss.Gestaltg.
d. Pflanzenblattes. (Schl.) — Wiss. Rundschau: Baum haue r,
Mineralogie; Busch, Meteorologie; Hovestadt, Angewandte
Chemie, Mech. u. Wärmelehre. — Schupp, Üb. c. merkw. leuch¬
tende Käferlarve. — Läska, Himmelserscheingen. im Dec. 1892.
(12.) Rüpplin, Aristoteles üb. d. Pflanzenseele. — Wiegand,
Gehirn u. Gedächtnis. — Wiesbaur, D. Antinonnin, e. Haupt¬
mittel gegen schädl. Insectcn u. Pilze. — Wissenschaftl. Rund¬
schau: Busch, Meteorologie. — Westhoff, Zoologie. — Wes¬
trick, Kleine Mittheilgen. — Läska, Himmels-Erscheingen im
Jänner 1893.
Beobachtungsergebnisse d. königl. Sternwarte zu Berlin.
6. Heft.
Knorre, Üb. e. neues mikrometr. Beobachtungsverfahren
in. doppelbrechenden Prismen. — Brendel, Üb. d. Brechg. d.
Lichtes in Prismen aus einaxigen Kristallen u. üb. deren Anwendg.
zu mikrometr. Messgen. — Well mann, Üb. d. Einfluss d. Tem¬
peratur auf d. Messgen. m. doppelbrechenden Prismen u. üb. d.
bei solchen Beobachtgen. auftretenden chromat. Abweichgen.
Natur u. Haus, hrsg. v. Dr. L. Staby u. M. Hesdörffcr (Berlin,
Oppenheim). I, 5 u. 6.
(5.) Hesdörffcr, Moderne Blumentreibereien. — Huth, D.
Wesen d. Geflügelliebhaberei. — Staby, D. Steinröthel. — Kre-
lage, D. Montbrctien. — Hcsdörfler, Orangencultur im Zimmer.
— Lachmann, Zimmer-Aquarium. — Wingelmüller, Des
Insectensammlers Winterarbeit.— Krieghoff, D. Überwinterg. v.
Schmetterlingspuppen. — (6.) Staby, D. Fütterg. d. Vögel im
Winter. — Hess, I). Molukken-Kakadu. — Lampert, Gefleckte
Tanzmäuse. — Hcsdörfer, Stachelige Schönheiten. — Thun,
E. kleiner Raufbold.— Keil hack, Versteinergen. in norddeutschen
Diluvialgeschieben.
Neue Erscheinungen:
Scheffler, Die quadrat. Zerlallg. d. Primzahlen. Lp., Focrster.
(III u. 189 S.) fl. 1.80.
Barckhausen H., Einige Betrachtgen. üb. Magnetismus u.
Elektricität, ihre Wirkgen. u. Wechselwirkgen, m. e. Anh.: Be¬
trachtgen. zum Ausbruch d. Krakatau. Bremen, Halem. (IV u.
91 S.) 11. 1.20.
Saal schütz L., Vorlesgen. üb. d. Bernoullischen Zahlen, ihren
Zusammenhang m. d. Secanten-Coefficienten u. ihre wichtigeren
Anwendgen. B., Springer. (VIII u. 208 S.) 11. 3.—.
Bcrzelius u. Liebig, Ihre Briefe v. J. 1831 —1845 m. erl. Ein¬
schaltgen. aus gleichz Briefen v. Liebig u. Wöhler. sowie wissen¬
schaftl. Nachweisen. Hrsg. v. J. Carrierc. München, Lehmann.
(VII u. 279 S.) fl. 3.60.
Brinkmann A., Naturbilder. Schilderungen u. Betrachtgen. im
Lichte d. neuesten Naturanschaug. Bremen, Heinsius. (VII u.
285 S. m. Fig.) fl. 1.80.
Tavel F. v., Vergl. Morphologie d. Pilze. Jena, Fischer. (XI u.
208 S.) fl. 3.60.
Weismann A., Aufsätze üb. Vererbg. u. verwandte biologische
Fragen. Ebd. (VH u. 848 S.) fl. 7.20.
Rümpler Th., Die Succulanten (Fettpflanzen u. Kakteen). Be-
schreibg., Abb. u. Cultur ders. B., Parey. (VIII u. 263 S.) fl 4.80.
Ewing J, A, Magnet. Induction in Eisen u. verwandten Me¬
tallen. Deutsche Ausg. v. Holborn u. Lindeck. B , Springer.
(XIII u. 338 S.) fl. 4.80.
Kolbe B., Einführg. in d. Elektricitätslehre. Vorträge. I. Statische
Elektricität. Ebd. (VIII u. 152 S ) 11. 1 44.
Gravelius H, Plaudergänge im Weltall. Sammlg. gemeinverständl.
naturwiss. Vortr. I. B., Stankiewicz. (VIII u. 231 S.) fl. 1.50.
Seelig E., Organ. Reaktionen u. Reagentien. Stuttg., Cotta (XVI
u. 856 S.) fl. 9.—.
Ergebnisse der in d. Ind. Oceau v. Mitte Juli bis Anfang Novbr.
1889 ausgeführten Plankton-Expedition d. Humboldt-Stiftg. Auf
Grund v. gemeinschaftl. Untersuchgen. e. Reihe v. Fachforschern
hrsg. v. H. Hensen. In 5 Bdn. (I.) A. Reisebeschreibg d.
Plankton-Exp. v. O. Krümmel (VII u. 271 S.). fl. 18.—. (II.)
K. d. Die Akephalen d. Plankton-Exp. von E. Vanhöffen. (28 S.)
fl. 4.80. Kiel, Lipsius & Tischer.
Klein H. J., Führer am Sternenhimmel f. Freunde aslron. Be¬
obachtgen. Lpg., Mayer. (IV u. 431 S.) fl. 4.80.
Siemens W. v., Lebenserinnergen. Berl., Springer. (317 S.)
fl. 3.—.
Wien, Das geistige. Künstler- u. Schriftsteller-Lexikon. 2. Bd. Me-
dicin-naturw. Thl. Mittheilgen. üb. Fachschriftst. u. Gelehrte auf
d. Gebiete d. Med. u. Naturw. v. L. Eisenberg. Wien, Daber-
kow. (XII u. 768 S.) fl. 3.60.
Medicin.
Fournier, Prof. Alfred: Die Vererbung der Syphilis. Im
Einvernehmen mit dem Verf. bearbeitet von Doc. Dr. Ernst
Finger. Leipzig und Wien, Franz Deuticke, 1892. Gr. 8° (X
u. 177 S.) fl. 3.—.
Fournier, der berühmte französische Syphilidologc,
behandelt in seinem jüngsten Werke diese sowohl für
den Specialisten als auch für den praktischen Arzt so
hochwichtige Frage in äusserst detaillierter Weise. Die
Vererbung der Syphilis zu studieren, — festzustellen, zu
welcher Zeit der Erkrankung sie am häufigsten erfolgt,
— durch welche Momente sie gemildert werden kann,
— die traurigen Consequenzen derselben, — vor Allem
aber jene Mittel kennen zu lernen, die die Vererbung
mildern oder verhindern : das ist das Programm, welches
sich der berühmte Forscher gestellt und welches er an
der Hand einer grossen Anzahl selbst behandelter Fälle
und der Litteratur zu lösen sucht.
Die Bearbeitung dieses Werkes hat ein österrei¬
chischer Forscher unternommen. Docent Dr. Finger, wel¬
cher schon im Jahre 1890 den Versuch machte, seine
eigenen Erfahrungen, die sich aus dem Studium der
Infectionskrankheiten sowohl in bacteriologischer als auch
experimental-pathologischer Hinsicht ergaben, auch auf
die Syphilis anzuwenden, ein Versuch, der auch vollkom¬
men glückte, da uns derselbe zur einheitlichen Betrach¬
tung der Nosologie der Syphilis verhilft und bisher un¬
erklärte Vorgänge und Erscheinungen deuten lässt, —
ermöglichte durch die Übersetzung obigen Werkes dem¬
selben eine wohlverdiente weitere Verbreitung. Nach
jedem grösseren Abschnitte des Werkes entwickelt der
Bearbeiter seine eigenen Ansichten, in welchen er auch
mit denen des Verf. nicht immer übereinstimmt; so z. B.
protestiert Finger gegen die Auffassung F.’s in betreff
des Gesetzes von Colles, welche Auffassung wir nach den
neuesten Erfahrungen über Pathogenie der Infections¬
krankheiten nicht mehr verfechten können.
F e r r y.
Allgem. Zeitschrift f. Psychiatrie u. psychisch - gerichtl.
Medicin, hrsg. v. H. Lähr. (Berlin, Reimer.) XLIX, 1—3.
(1, 2.) Dr. Oebeke, Zur Aetiologie d. allgem. fortschreitenden
Paralyse. — Dr. Näcke, Über kataton. Symptome im Verlaufe
d. Paralyse bei Frauen. — K. Heilbronner, Ein Fall v. Aphasie
b. Gehirnlues. — Dr. Hebold, Untersuchgen üb. d. Hypnotismus.
— Dr. W ul ff, Die geist. Entwickelgshemmungen durch Schädigung
d. Kopfes vor, während u. gleich nach d. Geburt d. Kinder. —
Dr. Koenig, Üb. passagere Sprachstörgen b. progress. Paralyse.
— Dr. Klinke, Sprachstörgen b. Geisteskranken. — Dr. Kölle,
Üb. d. Variabilität d. Wahnvorstellgen u. Sinnestäuschgen. —
Dr. Förster, Üb. e. Fall v. doppels. Hemianopsie mit Seelen¬
blindheit, Photopsien u. Gesichtstäuschgen. — Dr. Ascher, Üb.
Aphasie b. allgem. Paralyse. — Versamml. d. psychiatr. Vereines
zu Berlin. — Dr. Näcke, Verbrechen u. Wahnsinn b. Weibe. —
— Gramer, Üb. d. Verhalten d. Blutdrucks bei primären
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21
Nr. 1 . Obstbrreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
22
Stimmungsänomalien. — Sitzgen d. Vereines ostdeutscher Irren¬
ärzte zu Breslau. — Dr. Kurei la, Üb. d. öffentl. Fürsorge f.
Idioten. — Dr. Neisser, Erörtergen üb. d. Paranoia v. klin.
Standpunkte. — Dr. Sachs, Üb. opt. Erinnergsbilder. — Dr.
Wern icke, Grundzüge e. psychiatr. Symptomenlehre. — Dr.
Alter, Zur provincialen Fürsorge f. Idioten u. Epileptische. —
— Dr. Trepinski, Beitrag z. Kenntnis d. Entvvickelg. d. Mark¬
scheiden in d. Hintersträngen d. Rückenmarkes. — Prof. Pick,
Üb. d. Combination hyster. u. organ. bedingter Störgen in d.
Functionen d. Auges. — Dr. Freund, Schemata z. Eintragg v.
Sensibilitätsbefunden. — Dr. Hahn, Frontalschnitte durch e. Ge¬
hirnhemisphäre.— Dr. Sachs, Üb. d. Weigert’sche Markscheiden¬
färbung. — (3.; S. Kornfeld u. G. Bikeles, Üb. d. Genese u. d. pa¬
thologisch-anatomische Grundlage d. Grössenwahnes b. Paralys.
progr. — Dr. A. Richter, Motivirtes Gutachten u. d. Geistes¬
zustand d. Schreibers C. Fr. A. Krüger. — Dr. P. Näcke, Ver¬
brechen u. Wahnsinn b. Weibe. — Verhandigen. psychiatrischer
Vereine.
Centralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie, hrsg. von
Erlcnmeyer, red. von Sommer. (Coblenz, Groos). XV,
X. F. III. Oct., Nov.
Dr. H. Hoppe, Zwei Fälle Dystrophia muscularis progressiva
mit Entartgsreaction. — Dr. B. Schlesinger, Ein Beitrag z.
anatom. Diagnose d. progress. Paralyse aus d. Rückenmarks-
befund. — König, Original-Vereinsberichte. — Greidenberg, E.
period. Neuro-Psychose auf hysterisch-degenerativer Basis. —
Bach, Üb. künstl. erzeugten Nystagmus horizontalis, einherge¬
hend m. conjugierter Deviation. — Klinke, Psychose u. Typhus.
Der Irrenfreund, red. v. Dr. Brosius, (hrsg. V. Dr. Betz,
Heilbronn). XXXIV, 1-6.
Dr. Tigges, Die Stellung, d. Psychiatrie z. Strafgesetz u.
z. d. strafrechtl. Reformbcstrebgen. — Influenza u. Psychose. —
Trepanation u. Epilepsie. — Divorcin gegen schwere Hysterie. —
Physiolog. Untersuchgen üb. d. Schlaf. — Dr. Magnan, L* Ob¬
session criminelle morbide, übers, v. Dr. Lewald. — Dr. L. de
Geneve, Nunquam retrorsum. — 1/Obsession du meurtre.
Hygieia, Monatsschr. f. Volksgesundheitslehre u. persön¬
liche Gesundheitspflege, hrsg. v. F. C. Gerster (Stutt¬
gart, Zimmer.) VI, 1 — 2.
(1.) Dr. O. Rosenbach, Üb. Ansteckg. u. Ansteckgsfurcht. —
Ketzereien. Von c. Theilnehmer am Colloquium d. Prof. Dr.
Schweninger. — Dr. H. Schiller, Gesundheitspflege in Schule
u. Haus. — A. Bofinger, Üb. d. NothWendigkeit hygiein. Auf-
klärg. — R. Gerster, Zur Hygieine d. Hciratens. — Ida Barbcr,
Mode u. Hygieine. — Häusl. Gesundheits- und Krankenpflege. —
y‘>.) Dr. L ah mann, Zur Vorbeugg. u. Behandlg. d. Cholera.
— Dr. J. Fröhlich, Das natürl. Zweckmässigkeitsprincip in s.
Bedeutg. f. Krankheit u. Heilg. — Dr. A. Kühner, Haut, Kleid
und Bett. — Dr. J. Fuchs, Der Gigerl. Eine Zcitbetrachtg. —
Hygiein. Plaudereien am häusl. Herd.
Die Wiedergeburt der Völker. Monatshefte, hrsg. V. Dr. Damm.
(Berlin, Bruer & Co.) I, 10.
Aus d. Gesellschaft. (Forts.) — M. Fischer, Unwissenheit
ist nicht Unschuld. — Noch einmal d. Kneippcur.
Neue Erscheinungen:
Gad J. v., Reallex. d. medic. Propädeutik, Anatomie, Physiologie,
Histologie, patholog. Anatomie, allg. Pathologie, Bakteriologie,
physiolog. Psychologie, medic. Chemie, Physik u. Zoologie.
(In ca. 60 Lief.) Wien, Urban & Schwarzenberg. 1. Lfg.
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Schenk S. L., Grundriss d. Bakteriologie f. Arzte u. Studierende.
Ebd. gr.-8°. (XII u. 204 S. mit 99 Holzschn.) fl. 4.20.
Hitzmann C., Die Kola, das Genussmittel d. Zukunft. Der Werth
u. d. Bedeutung der Kolanuss. Beitr. zur Ernährungs- u. Ge¬
sundheitsfrage. Chemnitz, Hager. 8°. (38 S.) fl. —.15.
Preuss J. v., Vom Versehen d. Schwangeren. Eine histor.-krit.
Studie. Berlin, Fischer. gr.-8°. (50 S.) 11. —.72.
Arends G., Synonymen-Lexikon. Eine Sammlg. d. gebräuch¬
lichsten gleichbedeut. Benennungen aus d. Gebiete d. techn. u.
pharmaceut. Chemie, d. Pharmakognosie u. d. pharm. Praxis.
Leipzig, Pfau. gr.-8°. fl. 9.—.
Pohlenz E., Über Risse d. Sphincter Iridis u. d. Choriodea.
Leipzig, Fock. gr.-8°. (34 S. m. 15 Fig. auf 4 Taf.) 11. —.60.
Jcfcek F., Umsturz d. Harvey’schen Lehre v. Blutkreisläufe u.
Erklärg. d. natürl. Blutbewegg. Lp. Habbing. (VII u. 61 S.)
0 . 1 . 20 .
Paschkis H., Arznei-Verordngslehre f. Arzte u. Stud. d. Med.
W., Holder. (III u. 240 S.) fl. 3.-.
Schwalbe J., Grundriss d. spec. Pathologie u. Therapie. Stuttg.,
Enke. (XXIV u. 764 S.) fl. 8.40.
Fürst L , Die häusl. Krankenpflege m. bes. Berücksicht, d. Kindes.
Lp., Hirschfeld. (VIII u. 176 S.) fl. 3.—.
Müller G., Die Erhaltg. u. Kräftigg. d. Gesundheit. Ebd. (63 S.)
fl. —.96.
Becker R., Sammlg. gerichtsärztl. Gutachten. Aus 20jähr. Amts-
führg. mitgetheilt. ßerl., Karger. (VIII u. 166 S.) fl. 2.40.
Voll A., Compendium d. norm. Anatomie. Ebd. (XII u. 416 S.)
fl. 4.80.
Reich E., Gesch. u. Gefahren d. Frucht-Abtreibg. Culturgesch.-
medicin. Studie. Lp. Barsdorf. (92 S.) fl. 1.20.
Knies M., D. ßeziehg. d. Sehorgans u. s. Erkrankgen z. d. übr.
Krankheiten d. Körpers u. s. Organe. Wiesb., Bergmann (XI
u. 484 S.) 11. 5.40.
Hcrtwig O., Die Zelle u. d. Gewebe. Grundzüge d. allgem.
Anatomie u. Physiologie. (I.) Jena, Fischer. (XI u. 296 S.)
fl. 4.80.
Weis mann A., Das Keimplasma. E. Theorie d. Vererbg. Ebd.
(XVIII u. 628 S.) 11. 7.20.
Kreidmann, Der Nervenkreislauf, anatom. u. experimentell nach¬
gewiesen u. als ätiolog. Grundlage z. Behandlg. aller chronischen
u. acuten Krankheiten. I. Thl. 1. Abth. Hamburg, Pontt &
v. Döhren. (XII u. 159 S.) fl. 3.—.
Bocquillon-Limousin H., Formulaire de l’antisepsie et de la
desinfection. P., Bailliere & tils. 16°. 3 fr.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Hanausek, Dr. T. F.: Lehrbuch der Materlallenkundeauf
naturgeschichtlicher Grundlage. Ein Leitfaden für den
Unterricht in der Rohstofflehre mit besonderer Berücksichtigung
der in den Gewerben hauptsächlich verwendeten Naturproducte.
Im Aufträge des k. k. Ministeriums für Cultus und Ünterricht
bearbeitet. 2. Bd. : Materialien künde des Pflanzenreichs.
Wien, A. Hölder. 1891. 8°. (VIII und 160 S. mit 81 Text¬
figuren). 11. —.75.
Das schön ausgestattete Büchlein soll einen allge¬
mein verständlichen Abriss der gewerblichen Waaren-
kunde innerhalb des Rahmens der Naturgeschichte dar¬
stellen, die systematische Naturgeschichte mit dem land¬
läufig als Warenkunde bczeichneten Lehrgegenstand, also
die Theorie mit der Praxis ve r binden und somit eine
technische oder angewandte Naturgeschichte in Form
eines Leitfadens bilden (p. III.), ein Ziel, das der in
Fachkreisen allgemein als gründlicher Forscher bekannte
Verf. auch erreicht hat.
In der Anordnung wurde nicht die systematische
Reihenfolge gewählt, die zuviel Wiederholungen veran¬
lasst hätte, sondern die morphologische Bedeutung der
Pflanzenobjecte zugrunde gelegt, die eine sehr grosse und
zweckmässige Übersichtlichkeit gewährt. Die botanischen
Objecte werden in die folgenden zehn Gruppen gebracht:
1. Ungeformte Materialien (Gummi, Harze, Kautschuk¬
körper; ätherische Öle; Fette, Wachs; Farbextracte).
S. 1 ff. — 2. Stärke (Weizen-, Reis-, Kartoffelstärke etc.)
S. 29 ff. — 3. Materialien der Textilindustrie (Papier,
Baumwolle, Flachs, Hanf, Jute, Seegras u. s. w.) S. 40 ff.
— 4. Unterirdische Pflanzentheile (Seifen-, Veilchen¬
wurzeln, Krapp, Curcuma etc.) S. 73 ff. — 5. Holz,
(Bau, Chemie, technische Eigenschaften, Conservierung,
Verwendung) S. 82 ff. — 6. Rinden (Kork, Gerber-,
Färbe-, Seifenrinde) S. 104 ff. — 7. Kräuter und Blätter
S. 112 ff. — 8. Blüten S. 119 ff. — 9. Früchte und
Samen S. 126 ff. — 10. Gallen, (chinesische, kleinasia¬
tische, europäische: Morea-G., Abruzzo-G., istrianische,
kleine und grosse ungarische, österreichische, böhmische,
deutsche G., Knoppern) S. 142 ff. — Darauf folgen noch
einige übersichtliche Zusammenstellungen, 1. der wich-
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23
Nr. 1 . — Obsterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
24
tigeren Gerbemittel und ihres Gehaltes, 2. der Materialien
aus dem Pflanzenreiche nach ihrer Verwendung und 3.
eine systematische Übersicht der für die Materialienkunde
wichtigeren Pflanzen, S. 143 ff. Ein sehr genaues Real¬
register bildet den Schluss.
Die Beschreibungen und Auseinandersetzungen der
einzelnen Objecte sind sehr klar; gelegentlich werden die
nothwendigen Begriffe aus der Pflanzenmorphologie und
Anatomie kurz eingestreut. Die schönen Figuren, meistens
mikroskopische Darstellungen (z. B. der verschiedenen
Siärkekörner, Baumwoll-, Hanf-, Flachsfaser etc.) sind
sehr anschaulich. — Das Buch ist wohl zunächst für Stu¬
dierende bestimmt; sein gediegener Inhalt wird ihm jedoch
auch in weiteren Kreisen Eingang verschaffen.
Mariaschein. J. Wiesbaur.
Elektrotechnisches Echo, hrsg. v. Krieg. (Lp., Leiner.) V,
46—49.
(46.) Neues aus d. Litteratur d. Telegraphenrechtes. —
llartmann, Üb. Anwendgen. elektr. Kraftübertrag. (Forts, in
Nr. 47—49.) — Zeugnisse üb. Accumulatoren v. Gotifr. Hagen.
(Forts, in Nr. 48, 49.) — (47.) Der Accumulatoren-Patentstreit.
— Corsepius, Elektricitätsmesser m. gemeins. Messvor-
richtgen. — Die modernen Glühlampen u. ihr Wirkungsgrad.
— - (48.) Aufruf z. Errichtg. e. Gauss-Weber-Denkmals in
Göttingen. — D. Elektromotoren v. Pokorny & Wittekind. — (49.)
— Ist e. Hauswirt verpflichtet, d. Vornahme d. für d. Anschluss
s. Mieters an d. Fernsprechnetz erforderl. Einrichtgen. zu dulden?
Technisches Litteraturblatt, begrd. v. M. Birk (Wien, Spiel¬
hagen & Schurich). HI, 6, 7.
(6.) Witt, Die ehern. Technologie d. Gespinnstfasern. —
Tedesco de, Tables graphiques pour le calcul des arches
surbaissees en maijonnerie. — Gnuschke H., Theorie d. ge¬
wölbten Bogen. — Rechtem u. Arnold, Bau d. zweiten Hafen¬
einfahrt zu Wilhelmshafen. — Heinzerling Dr., Brücken der
Gegenwart. (Schl, in Nr. 7). — Zimmermann Dr., Bedingungen
einer dauerhaften Schienenstossverbindung. — CI aussen, Klein¬
motoren. — Lierau, Dünendurchbruch d. Weichsel bei Neufähr i.
J. 1840. — Stretton, Safe railway working. — Metzger, Holz¬
bildhauerei.— Kresnick Dr., Hydrologische Tafel. — Braun Dr.,
Elektrische Kraftübertragung. — Lehm er S., Kitte u. Klebemittel.
— Brauser, Heizer u. Kesselwärter. — (7.) Poole,
The practical telephone handbook. — Haarmann, Eisenbahn¬
geleise. — Treptow, Bergbaukunde. — Lucas, Traite
practique d’electricite. — Baensch, Nordostsee-Canal. —
Kuhrt, Tertiärbahnen. — Jeep, Feldmesskunde. — Bouffier,
Malerische Perspective. — Vonderlin, Projectionszeichnen. —
Hennemann, Nebenbezüge d. Maschinenpersonales.
Neue Erscheinungen:
Weber's W., Werke. Hrsg, von d. k. Ges. d. Wiss. zu Göttingen.
(In 6 Bdn.) L: Akustik, Mechanik, Optik u. Wärmelehre. Besorgt
v. W. Voigt. (VII u. 600 S.) fl. 12.—. II.: Magnetismus. Bes.
v. E. Riecke. (VIII u. 380 S.) B., Springer. Lex.-8°. fl. 8.40.
Ohm G. S., Gesammelte Abhandlungen. Hrsg. u. eingeleitct von
E. Lommel. Ebd. gr.-8°. (XX u. 855 S.) fl. 12.—.
Stricker S., Über strömende Elektricität. Eine Studie. I. Wien,
Deuticke. gr.-8°. (VI u. 98 S.) fl. 1.50.
Bachmann P., Die Elemente d. Zahlentheorie. Lp., Trübner.
gr.-8°. (XII u. 264 S.) fl. 3.84.
Kriehler F., Katechismus der Hunderassen. Ebd. 8°. (VIII u.
191 S. m. 42 Abbild.) fl. 1.80.
Abel L., Das kleine Haus m. Garten. Praktische Winke bei d.
Baue von kleinen Landhäusern, Villeggiaturen u. Cottages in
Verbindg. mit Gartenanlagen. Als Lösung der modern. Woh¬
nungsfrage. Wien, Hartleben. gr.-8°. (VI u. 92 S.) fl. 1.65.
Buttenstedt C., Das Flugprincip. Eine populär-wissenschaftl.
Naturstudie a. Grundlage z. Lösg. d. Flugproblems. Rüders¬
dorf, Blanckenburg. gr.-8°. (VII u. 184 S. m. 6 Taf.) fl. 3.30.
Preg6l Th., Neuere Werkzeugmaschinen f. d. Metallbearbeitg.
Fräse- u. Schleifmaschinen. Ein Handbuch f. Maschinenbauer,
Gewerbtreibende, Techniker u. Studierende. St., Cotta Nachf.
(VIII u. 260 S. m. 520 Abb.) fl. 3.60.
Böhme G., Landw. Sünden. Fehler im Betriebe. B., Parey. (V u.
178 S.) fl. 1.50.
Gierth H., D. Pinzgauer Viehzucht. Beitr. z. Veredlg. d. Pinz¬
gauer Rinderrasse. Salzb., Kerber. (IV u. 105 S.) fl. —.60.
Wilczek E., Graf, Gedanken üb. d. Sicherh. u. Oekonomie d.
Eisenbahnbetriebes. Wien, Hartleben. (61 S.) fl. —.90.
Stane A., Theorie u. Praxis des Eisenbahngeleises. Mit 18 Taf.
u. 16 Textfig. Wien, Pollak. gr.-8°. (VI u. 168 S.) fl. 3.50.
Haase F. H., Die Lüftgsanlagen, St., Cotta. (VIII u. 192 S.)
fl. 1.80.
Kohlfürst L., D. elektr. Telegraphen u. Signalmittel, sowie d.
Sichergs.-, Controll- u. Beleuchtgs-Einrichtgen. f. Eisenb. auf d.
Frankf. elektrotechn. Ausstellg 1891. Ebd. (VI u. 268 S.) fl. 3. — .
Reckenzaun A., Electric traction on railways and tramways.
London, Bliggs. 8°. 10 sh. 6 d.
Schöne Litteratur. Varia.
Llttrow-Bischoff, Auguste v.: Feierklänge. Mess-, Beicht-
und Communion-Gebete. Wien, Gilhofer und Ranschburg, 1891,
8° (VIII u. 183 S.)
Die Verfasserin vorliegender Gedichte ist die im
Frühjahre 1890 zu Wien verstorbene Wittwd des Astro¬
nomen Karl Ludwig v. L. (f 1877), der die deutsche
Litteratur u. A. eines der wertvollsten Bücher über Grill¬
parzer (»Aus dem persönlichen Verkehr mit Franz Gr.«)
verdankt und in deren Nachlass sich nicht minder be¬
deutungsvolle Erinnerungen an die Familie Goethe (be¬
sonders an die Enkel Goethe’s) vorfanden, die der Ver¬
öffentlichung hoffentlich nicht vorenthalten bleiben. Die
religiösen Lieder, die den Inhalt des vorliegenden Büch¬
leins bilden und aus der frühen Jugendzeit der Dichterin
stammen, wurden später ihrer ältesten Tochter zur ersten
heil. Communion gewidmet, und sollten ein halbes Jahr¬
hundert nach ihrer Entstehung den Enkelinnen der Verf.
zum gleichen festlichen Anlass in die Hände gelegt wer¬
den. Um »die lästige Anfertigung der Abschriften zu
ersparen und mehrfachen Bewerbungen um Exemplare
genügen zu können«, ward die Drucklegung beschlossen,
die jedoch nicht für die Öffentlichkeit betimmt war; erst
nach dem Tode der Verf. veranstaltete deren Tochter
die vorliegende im Buchhandel erschienene Ausgabe der
»Feierklänge«. Und wir können der pietätvollen Heraus¬
geberin dafür nicht genug dankbar sein; die Lieder
öffnen uns den Einblick in ein von den heiligsten
Idealen erfülltes reingestimmtes Gemüth, eine wahrhafte
pia anima, die im innigen Verkehr mit den höchsten
Gütern der Menschheit poetische Befriedigung sucht und
findet. In der Eintheilung sich anlehnend an die kirch¬
lichen Gelegenheiten (I. Messandacht, II. Beichtandacht,
III. Communion - Andacht), sind die Gedichte der Form
nach doch von modernem Geiste beseelt und bieten so
einen eigenartig anziehenden Genuss. Die Dichterin be¬
herrscht die ganze Stufenleiter der Empfindung von der
beschaulichen Versenkung in die heil. Geheimnisse des
Glaubens bis zum begeisterten, hymnischen Ausbruch der
im Sacramente gefundenen Seligkeit. Besonders die der
Beichtandacht eingefügte dichterische Paraphrase der
sieben Busspsalmen gehört u. E. unstreitig zu dem
Schönsten, was die Poesie auf diesem Gebiete aufzu¬
weisen hat. Es kann als Prüfstein für die überzeugende
Kraft der in der Dichterin lebenden Ideale gelten, dass
gelegentliche Härten der poetischen Form den Genuss
nirgends beeinträchtigen: die Gedichte und damit die Em¬
pfindungen, auf deren Boden sie erwachsen, gehen un¬
mittelbar vom Herzen zum Herzen. — Ein »Anhang der
gebräuchlichsten Kirchenlieder« lässt die Feierklänge als
ein wahres Erbauungsbuch auch bei kirchlicher und häus¬
licher Andacht passend erscheinen.
Dr. F. Schnürer.
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25
Nr. 1. — Oestkrrbichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
26
Boianden Conrad von: Der Teufel in der Schule. Volks«
erzahlung. Dritte verbesserte Auflage. Freiburg i. Br., Herder,
1892. 8° (VIII u. 216 S.) fl. —.60.
Wir müssen dem Buche, was seine Tendenz be¬
trifft, unbedingt beipflichten. Der Verf. will »das kathol.
Volk aufklären über den Geist der Neuschule, über die
Gefahren, denen seine Kinder in derselben ausgesetzt
werden« (S. IV.), ihm die Augen öffnen über die Schulen,
in denen es »erlaubt ist, den religiösen Glauben in den
jugendlichen Herzen zu untergraben, ein Geschlecht im
Geist einer zügellosen, von Gott und dessen Offenbarung
abgefallenen Wissenschaft heranzubilden« (ebd.); diesen
Zweck erreicht sein Buch. Der Autor verwahrt sich in
der Vorrede gegen zwei von der Kritik ihm gemachte
Vorwürfe, deren einer dahin geht, er habe »die confes-
sionslose Schule in Oesterreich« (denn hier spielt die Ge¬
schichte) »zuweilen unrichtig geschildert und nicht ganz
genau die Farben nach den gesetzlich gegebenen Be¬
stimmungen aufgetragen«, während in dem zweiten ge¬
tadelt wird, dass der ungläubige Oberlehrer Knack als
Typus der kathol. Lehrerschaft Oesterreichs hingestellt
werde. Der Verf. hat in seiner Verteidigung gegen diese
beiden Anwürfe unbestritten Recht; aber ein anderer
Vorwurf dürfte nicht so leicht abzuweisen sein, der,
dass der Verf. in seiner Erzählung viel mehr eine poli¬
tische Agitationsschrift geliefert habe als eine Dichtung.
Das Buch ist reich an kräftigen Stellen, aber arm an
poetisch schönen, reich an politischer Weisheit, aber es
mangelt der künstlerische Hauch, der das erste Erfordernis
und Kennzeichen einer von der Muse eingegebenen
Schöpfung ist. Die Personen reden und handeln nach
Gesetzen, die leider nicht immer zugleich die der Aesthetik
und der dichterischen Wahrheit sind, sondern deren Wur¬
zeln weit ausserhalb des Reiches der Kunst liegen. Häufig
finden wir bei Aeusserungen einzelner Personen in der
Fussnote die Quelle citiert, wo der Verf. dieselbe gefun¬
den, bald die »Freien pädag. Blätter«, bald den »Oesterr.
Schulboten«, dann wieder die Schrift eines Lemberger
Universitätsprofessors u. s. w., und das häufig in Reden
und Antworten von Leuten, die sich solcher Sprach-
weise gewiss nicht bedienen. Bei aller Anerkennung, die
wir dem Buche daher zollen und die wir — noch¬
mals sei es betont — gern und rückhaltlos aussprechen,
müssen wir doch auch unser Bedauern darüber kund-
geben, dass der Verf. zwischen den Erfordernissen,
die wir an eine politische Kampfschrift und jenen, die
wir an ein Kunstwerk anlegen müssen, kein Compro-
miss zu stände gebracht hat. Schnürer.
Esser, Fritz: Blüten der Marlenmtnne. Paderborn, J. Esser,
1892. 8°. (IV u. 208 S.) geb. fl. 1.44.
Das Büchlein umfasst ausser etlichen epischen Ge¬
dichten vorwiegend lyrisch-religiöse, dann ein kleines
dramatisches Gedicht in drei Acten. Der rein lyrische
Theil scheint Ref. der am wenigsten gelungene; bei aller
Glätte der Form, bei aller Reinheit der Sprache und der
Reime (doch sollten Worte, die nur des Reimes wegen
Platz gefunden, wie z. B. S. 138 »die Qual der Höllen¬
keltern« vermieden sein) ist zu wenig originellen Geistes,
zu wenig subjectiven Empfindens und eigenartiger
Ausdrucksweise zu verspüren, als dass der Dichter
auf einen starken Eindruck beim Leser rechnen könnte.
Die epischen Gedichte bedingen schon durch das in ihnen
erzählte Geschehnis ein erhöhtes Interesse; auch hat es
der Dichter verstanden, durch Benützung schöner alter
Legendenstoffe (vergl. z. B. das in jeder Hinsicht preis¬
werte »Nazareth« S. 133—181) zu fesseln. Aber im
Ganzen dienen die Gedichte viel mehr der religiösen Er¬
bauung als künstlerischem Genüsse. Das Drama »Das
Madonnenbild« (S. 173— 206), einen Vorwurf behandelnd,
den auch Andersen in einem seiner Gedichte poetisch
gestaltet hat, ist sehr hübsch und dürfte sich, da es nur
Männerrollen enthält, zur Aufführung in Gesellen- oder
ähnlichen Vereinen eignen. R—n.
La Rlcreazione, hrsg. v. Koschir, Triest. I, 24.
Massima di Ravignan. — Natale. — Del dovere. — II
Indio di dolci. — I Montenegrini. — La proprietä individuale
ed il socialismo. — II conte Caprivi. — Un fanciullo supplicante
e Pio IX.
Neue Erscheinungen:
Sigcrt L., Auferstanden! Drama in einem Vorspiele u. 3 Acten.
Wien, Breitenstein. (68 S.) fl. 1.—.
Riotte H., Rudolf v. Habsburg, d. Erretter Deutschlands aus d.
Wirren d. Interregnums, s. Kampf um d. Eisass etc. bis z. s.
Envählg. z. deutschen König. In dramat. Form geschichtl. dar¬
gestellt. L., Ehrlich. (2S5 S.) fl. 3.60.
JacobyC. M., Der Vorleser Ihrer Hoheit! Roman. Lpg., Friedrich.
(153 S.) fl. 1.20.
Seidel II., Gesammelte Schriften. X. Bd. Der Schatz u. Anderes.
Lpz., Liebeskind. (VII u. 302 S.) fl. 1.80.
Müller G. A., Schnewehn. E. Gesch. aus d. 13 Jahrh. Epische
Dichtg. lllustr. v. J. Albrechtskirchinger. München, Franz. (151 S.)
fl. 1.50.
Sattler L., Widukind. E. Weinachts-Spiel. Saulgau, Kitz. (80 S.)
fl. —.48.
Teil mann K., Am Ligurischen Meer, e. Riviera-Gesch. Dresden,
Pierson. (335 S.) fl. 3.—.
Braunmüller G., Nehmt’s mi* mit! 3. Sammlg. österr. Dialekt-
Dichtgen z. Vortrage in gesell. Kreisen. Wien, Gerold's Sohn.
(VII u. 147 S.) fl. j.-.
— — A Wild’rerstuck. Ein Drama aus d. Hochgebirg. Ebd. (VII
u. 53 S.) fl. 1. — .
P ederzani-Weber Jul., Erzh. Karl u. s. Grenadier. Geschichtl.
Erz. aus d. Kriegsj. 1793—1809. Teschen, Prochaska. (236 S.)
fl. 2.50.
Gut mann M. v., König Enzio. Trsp. in 5 Acten. Mähr.-Ostrau,
Prokisch. (101 S.) fl. 1.50.
Grebe E., St. Elisabeth, Landgräfin von Hessen u. Thüringen.
Vaterland. Gedicht. Darmstadt, Aigner. (V u. 170 S.) fl. 1.20.
Arbeiter-Dichtg., deutsche. E. Auswahl Lieder u. Gedichte deutscher
Proletarier. 1.—5. Bd. Stuttg., Dietz. fl. —.60.
Lilien A., Freiin v., Im Kampf d. Lebens. Roman. Paderb.,
Esser. (407 S.) fl. 2.52.
Jensen W., Die Stunden aut Schloss Gottorp. E. Gedächtnis¬
blatt aus d. vor. Jahrh. Berl., Felber. (256 S.) fl. 2.70.
Schröder J., Der Fund am Grundensee. Erz. aus d. nieder-
lausitzer Dorflcbcn f. das deutsche Christenvolk. Halle a. S.,
Frick. (196 S.) 11. 1.20.
Schober Th. w, geb. v. Gumbert, Autographen u. Erinnergen.
Bremen, Müller. (VIII u. 339 S.) fl. 2.88.
Gross C., Höhenluft. Roman. Münster, Regensberg. (440 S.)
fl. 1.68.
— — St. Peter in Sicht. Roman. Ebd. (307 S.) fl. 1.20.
Bauer L.. Dieses Buch gehört der Jugend. Erdichtetes u. Er¬
lebtes. Augsburg, Schmid. (V u. 136 S.l fl. —.60.
Dincklage E. \\, Gedichte. Paderb., Schöningh. (IV u. 128 SA
fl. 1.56.
Belkc-Fredeburg P. J., Ginsterblumen aus dem Sauerlandc.
Gedichte. Köln, Bachem.* (VIII u. 156 S. m. Bildn.) fl. 1.20.
Gadc Arn., Menschliche Tragödie. Gedichtbuch der Gegenwart
v. Max Apfelstacdt, Arn. Gade. II Löns, P. Merwin. V. Traudt,
J. Vanselovv. Dresden, Pierson. (VII u. 88 SA fl. 1.20.
Groller Balduin, Vom kleinen Rudi. Ebd. tXl u. 124 S ) fl. 1.20.
Groth Klaus, Gesammelte Werke. Kiel, Lipsius u. Fischer, 4 Bde.
( XXII u. 264; VI u. 350; VII u. 301; VIII u. 352 SA fl. 6.-.
Kuhn IL, Aus dem modernen Babylon. Pariser Bilder. Köln.
Bachem. (V u. 229 S.) 11. 1.80.
Tyrol Marie, Gedichte. Grossenhain, Baumert u. Ronge. (63 S.)
11. —.60.
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Nr. 1 . — Oestrrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
28
27
Gierhl E., (Tante Emmv\ Wahrheit u. Erfindg. Novellen f. d.
Familie. Ebd. (VII u. 260 S.) fl. 1.80.
Pudor H., Lieder aus Lug in’s Land. Dresden, Wochenbl. (XI
u. 163 S.) fl. 1.08.
Scharf L., Lieder e. Menschen. München, Albert. (112 S.) fl. 1.80.
Hart J. \V. T., Judas Ischarioth. E. Selbstbiographie. Charakter¬
studie. Ob. v. H. Ballhorn. Lpg., Dürr. (110 S.) fl. 1.20.
Ebers G., D. Gesch. m. Lebens. Vom Kind bis z. Manne. Stuttg..
Deutsche Verl.-Anstalt. (VIII u. 522 S.) fl. 5.40.
Keller G., Nachgelassene Schriften u. Dichtgen. IL, Besser.
W. Herz. (VI u. 365 S.) 11. 3.24.
Mischke K., Der fahrenden Schüler Liederbuch. E. Auswahl d.
Vagantengesänge in mod. Übertraggen. m. e. Einführg. in d.
Wesen u. d. Poesie d. »Fahrenden«. B., Lctto. (XII u. 208 S.)
fl. 1.80.
Fuchs G., D. Dornenkrone. E. mod. Märchen. Dresden, Damm.
(157 S.) fl. 1.50.
Schubin O., Finis Poloniae. Roman, Dresden, Minden. (216 S.)
fl. 2.10.
Pohlidal H., Psyche. Sensitive Novellen. Dresden, Pierson (III
u. 158 S.) fl. 1.20.
Jüngst A., Wider Willen. Wandelgen. Hüben u. drüben. 3 No¬
vellen. Köln, Bachem. (310 S.) fl. 2.10.
Pohl J„ Jubelgold. Kränze um die Tiara. Paderb., Sehöningh.
(190 S. mit 1 Bildniss.) 11. 2.28.
Musen-Almanach auf d. J. 1893, hrsg. v. O. J. Bierbaum.
E. Sammelbuch d. Kunst. München, Albert & Co. (XII u. 403 S.
m. 23 Illustr.) fl. 4.20.
Die historisch-statistische Section
der k. k. mähr.-schles. Gesellschaft für Ackerbau, Natur-
und Landeskunde in Brünn.
Unter der ruhmvollen Regierung der Kaiserin Maria
Theresia wurde eine Agricultur-Societät für das Mark¬
grafthum Mähren begründet, die als Gesellschaft zur För¬
derung »des Ackerbaues und der freien Künste« die Ver-
grösserung der bürgerlichen Wohlfahrt fördern sollte. An
der Spitze dieser wichtigen Vereinigung, welche am
30. August 1770 ihre Wirksamkeit begann, stand damals
Graf Ernst von Kaunitz-Rittberg als Protector,
Christoph Graf von B 1 ü m e g e n als Director und Johann
Baptist Graf von M i 11 r o w s k y als Kanzler. Im J. 1811
erfolgte die Vereinigung der Agricultur-Societät mit der
in Brünn bestehenden Privatgesellschaft der Freunde der
Natur- und Landeskunde und der in Schlesien bestan¬
denen Agricultur-Gesellschaft zu einem einzigen öffent¬
lichen Institute, welches auf Grund eines kaiserlichen
Patentes vom 29. August 1811 den Titel: «K. k. m.-
schl. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der
Natur- und Landeskunde« erhielt. Diese Gesellschaft
zählte bald die hervorragendsten Männer von Mähren
und Schlesien zu ihren Mitgliedern und entfaltete eine
glänzende Thätigkeit, durch welche die Landes-Cultur
wesentlich gehoben wurde. Im J. 1818 wurde durch
Begründung des Franzens -Museums, welches vor¬
nehmlich dem damaligen Gesellschafts-Director Fürsten
Hugo Altgrafen zu Salm-Reifferscheid, dem Kanzler
Josef Grafen von Auersperg und dem Landes-Gou-
verneur Anton Friedrich Grafen von Mittrowsky sein
Entstehen verdankt, die Wirksamkeit der m.-schl. Gesell¬
schaft zweckmässig erweitert. Um die Mitte dieses Jahr¬
hunderts bildeten sich mehrere Fachsectionen, denen die
Aufgabe zufiel, die Bestrebungen der Muttergesellschaft
zu unterstützen. Während die Mehrzahl der gebildeten
Sectionen, wie die landwirtschaftliche, die Forstsection,
die Gartenbausection, der Natur der Sache nach rein
praktische Zwecke verfolgten, hatte die hist.-stat. Section
das ideale Ziel vor Augen, die Geschichte der Kron-
länder Mähren und Schlesien zu erforschen, die Kunde
von der Vergangenheit dieser Provinzen unter dem Volke
zu verbreiten und so auf die Hebung des Patriotismus
hinzuwirken. Diese Aufgabe hat die Section seit ihrem
Bestände in so rühmlicher Weise ununterbrochen erfüllt,
dass sie heute einen der ersten Plätze unter den histori¬
schen Vereinen der Monarchie einnimmt und aus diesem
Grunde allgemeine Beachtung verdient.
Die hist. - stat. Section der k. k. m.-schl. Gesell¬
schaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde constituierte sich am 10. Jänner 1850 und
wählte Egbert Grafen von Belcredi zum Vorstande,
Professor Albin Heinrich zum Stellvertreter, Peter Ritter
von Chlumecky und Professor Dr. Beda Dudik zu
Secretären und den Landtafel-Director Carl Demuth
zum Cassier. Schon zu Anfang des'J. 1851 trat Finanzrath
d’Elvert, der kurz vorher seine Geschichte der histori¬
schen Litteratur Mährens und Schlesiens, wie auch eine
Geschichte Iglaus herausgegeben hatte, an die Spitze der
Section, die sich nun in höchst erfreulicher Weise rasch
zu hoher Bedeutung emporschwang. Die Zahl der Mit¬
glieder, welche Ende 1850 nur 44 betrug, stieg bis 1856
auf mehr als 600, das reine Vermögen der Section von
80 fl. auf nahe 8000 fl. C.-M. Die Wirksamkeit der
Section äusserte sich zunächst in der Abhaltung von
Sitzungen und belehrenden wie anregenden Vorträgen,
hauptsächlich aber in der Herausgabe ihrer S c h r i f t e n,
von welchen unter d’E 1 v e r t’s Redaction von 1850 bis
heute 36 Bände erschienen sind, und in der Herausgabe
eines Notizenblattes (bis jetzt 37 Jahrgänge) für
kleinere Abhandlungen und Notizen, die vom Hofrathe
Ritter d’E 1 v e r t ununterbrochen redigiert wird. Während
der rühmlichst bekannte Benedictiner aus dem Stifte
Rai gern, Professor P. G. Wolny, die Topographie sich
zur Aufgabe erwählte und auf diesem Gebiete noch bis
zum heutigen Tage Unerreichtes zustande brachte, wäh¬
rend Männer wie Boczek, Chytil, Chlumecky,
B ran dl und Dudik nach Archivschätzen der Vorzeit
forschten und sich um die Herausgabe eines mähr.
Diplomatars, einer mähr. Landtafel und einer allgemeinen
Geschichte Mährens grosse Verdienste erwarben, während
endlich der ausgezeichnete Archäologe Ritter von Wol fs-
k r o n und Custos Moriz Trapp der mährischen Kunst¬
geschichte ihre unermüdliche und erfolgreiche Thätigkeit
zuwandten, dehnte d’Elvert seine Aufmerksamkeit und
Thätigkeit vorzugsweise auf die bisher so sehr vernach¬
lässigte Cultur- und Rechtsgescihichte aus,
wobei er insbesondere die drei letzten Jahrhunderte zum
Gebiete seines Sammeleifers wählte. Seit dem Bestände
der hist.-stat. Section gilt Christian Ritter d’Elvert als
die Seele derselben. Die meisten Schriften und die
Mehrzahl der Aufsätze des N o t i z e n b 1 a 11 e s sind aus
seiner Feder geflossen. 42 Jahre steht er an der Spitze
dieses Vereines, dem er durch seine Person noch heute
besonderen Glanz verleihen kann, da er, der 90jährige
Greis, seit dem Jahre 1824, zu welcher Zeit er schon
für Horky’s »Brünner Wochenblatt« historische Aufsätze
schrieb, mit grösster Selbstlosigkeit für die Erforschung
der Geschichte seines engeren Vaterlandes wirkt. Was
er in einem Zeiträume von 68 Jahren geschrieben hat,
kann zwar nicht durchwegs als mustergiltig betrachtet
werden. Viele Werke tragen den Stempel der Flüchtig-
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29 Nr. 1 . Oestrrreichischks Li n
keit und der blossen Compilation an sich; trotzdem sind
sie schätzenswert, weil in ihnen ein reiches Material zu¬
sammengetragen ist, das vielleicht sonst für immer ver¬
loren gegangen wäre, nun aber dem künftigen Quellen¬
forscher als wertvolle Grundlage in bequem benützbarer
Form zur Verfügung steht.
Eine genaue Übersicht über sämmtliche Publicationen
der hist.-stat. Section gibt das von dem Sectionssecretär
Custos - Stellvertreter Dr. Schram zusammengestellte
General-Repertorium (Brünn, 1889, 8°, 1 Heft).
Die Section besitzt eine umfangreiche, aus ca.
10.000 Bänden bestehende Bibliothek, welche seit dem
J. 1883 in den Räumen des Franzens-Museums unter¬
gebracht ist. Der Bibliothekskatalog (Brünn, 1885, 8°,
1 Bd.), gleichfalls von Dr. Schram verfasst, enthält auch
ein Verzeichnis der Manuscripte, deren Zahl sich auf
327 beläuft.
Im Jahre 1859 zählte die Section 804 Mitglieder;
als aber die nationalen Spaltungen sich in Mähren geltend
machten, sank die Zahl der Mitglieder bis zum Jahre 1870
auf 380, und derzeit zählt sie nur 213 wirkliche
Mitglieder, darunter nur sehr wenige Nichtdeutsche, hin¬
gegen immer noch 20 dem hohen katholischen Clerus
angehörige Persönlichkeiten. Ein Grund dieser Abnahme
bildet vielleicht auch der Umstand, dass manche junge
Kräfte, die als Historiker im Lande thätig sein könnten,
nicht der nothwendigen Unterstützung gewürdigt wer¬
den. Obwohl die hist.-stat. Section ein Vermögen von
60.000 fl. besitzt, so wird doch jährlich nicht einmal die
Hälfte der Zinsen verausgabt. Seit dem J. 1866
wurden 13 grössere Schriften d’Elverts publiciert. Von
Arbeiten der übrigen Mitglieder gelangten nur zwei auf
Kosten der Section zum Drucke und zwar: »Das Iglauer
Handwerk«, verfasst von Prof. Franz Ruby (Brünn,
1887, 8°, 1 Bd.) und »Das deutsche Sprachgebiet von
Mähren und Schlesien«, verfasst von Prof. F. Held. Die
k. k. m.-schl. Gesellschaft f. Ackerbau, Natur- und Landes¬
kunde wurde infolge der rastlosen Bemühungen des neuen
Gesellschaftsdirectors Emanuel Ritter v. PrsokowetZ sen.
unter eifriger Mitwirkung der Mitglieder des Central-
Ausschusses, insbesondere des k. k. Hochschulprofessors
Dr. Ant. Z o e b 1, einer gründlichen, äusserst heilsamen
Reform unterzogen; die neuen Statuten der Gesellschaft
werden schon in den nächsten Tagen in Wirksam¬
keit treten. Es wird nun wohl auch die hist.-stat. Section
darangehen müssen, ihre Statuten zeitgemäss umzu¬
gestalten. So kann die achtbare Stellung dieses Ge¬
schichtsvereines, der durch die Arbeiten d’Elverts
so grosses Ansehen gewonnen hat, erhalten bleiben; so
darf auch erwartet werden, dass alle wissenschaftlichen
Kräfte des Landes, soweit sich dieselben mit der mähr.-
schles. Landeskunde beschäftigen, an der Hebung der
Section mitarbeiten. Schm.
Hl9tor.-pollt. Blätter f. d. kathol. Deutschland, hrsg. v. Jörg
u. Binder (München, Litt.-art. Anstalt) CX, 12.
Schmid. D. Wissensfreiheit im Lichte d. Vaticanums. — D.
Protestantismus in d. Schweiz. — »Jüd. Erwerbsleben« mit Com-
mentar. — Ebner, Neuere Erscheingen auf d. Gebiete d. christl.
Archäologie. — Ratzinger, Z. Gesch. d. Marienverehrg. — Zeit¬
läufe: D. Militärvorlage im Reichstage u. d. Kanzlerkrieg ausser¬
halb. — Z. Biogr. Mabillons. — Markgr. Bernh. v. Baden.
Stimmen aus Maria-Laach (Freib., Herder). XLII1, 1.
Granderath, D. alten Gottesbeweise u. d. moderne Wissen¬
schaft, I. — H. Pesch, Zur Geschichte d. socialist. Bewegg. in
Deutschland, I. — Kr eiten, D. Provinzialbriefe Pascals, I. —
TKRATURBLATT. - II. JAHRGANG. 30
Ruf, D. neue Metall u. s. ersten Darstellgsmethoden. — Pfülf,
Mirabeau, I. — Baumgartner, Schi-King, d. Liederbuch d. Chi¬
nesen. — Recensioncn: Pastor, Joh. Janssen (Baumgartner). —
Lanery d’Arc, Memoires et consultations en faveur de Jcannc
d’Arc. — Thevet, Jeanne d’Arc. — P. Lanery, d’Arc et Ch.
Grellct-Balguerie, Ln Pinzela d’Orlhienx. — L. Jeny et P. Lanery
d’Arc, Jeanne d’Arc en Berry (Duhr). — Clemen, D. Kunst¬
denkmäler d. Rheinprovinz (Beisscl). — Julian, A Dictionary ot
Hymnology (Drewes). — Pohl, Jubelgold (Kreiten). — Miscellen.
Nord u. Süd, hrsg. V. Lindau (Breslau, Schottländer.) Jahrg.
16, LXIII, Heft 189.
Lindau, Vater Adrian. E. Jugenderinnerg. — Marholm,
Björnstjerne Björnson. — Boettichcr,D. Wahrheit üb d. »tro¬
janisch.« Alterthümer u. ihre Tragweite. — Koppel, Guy de
Maupassant. — Mehring, Mondenschimmer von Guy de Mau¬
passant in deutschen Versen. — Puschmann, Zu Ostern in
Spanien. Reiscschildg. (Schl.) — Sigurd (Alfred Heden-
stjerna), Heirathen !
Beilage zur Allgem. Ztg., Beil.-Nr. 282 — 293. (2.—15. Dec.)
(282.) Berzelius u. Liebig. — Gottesglaube u. moderne Welt-
anschaug. — (283.) Bekenntnisse v. StaufTer-Bern (Schl, in Nr. 284).
— Die Reisen unserer Kriegsflotte 1892 (Schl, in Nr. 285, 287).
— (284.) Günther, Die Quadratur d. Kreises. — E. Gesch. d.
Stadt Wien. — (285.) W. Kirchbach, D. junge Deutschland. —
(286.) Fleischner, D. Unterrichtswesen in d. Schweiz. — Aller¬
lei Freiwillige. — S. Hirzel, 3 Briefe F. W. Riemers. — (287.)
Aug. Weiss, Tennysons letzte Worte. — (288.) Fitte, Religiöse
Momente im 7jähr. Krieg (Schl, in Nr. 289, 290). — D. Alibert’-
schen Trophäen in d. mineralog. Sammlg. in München. — L,
Geiger, E. Gegner Molieres. — (289.) Frankenstein, D. Lage
d. Landarbeiter im Deutschen Reiche (Forts, in Nr. 293). — (290.)
3 neue Handzeichngcn. Schadows. — Guglia, Ausländer in Paris
während d. Schreckenszeit. — (291.) Sander, D. Stammbuch d.
Petrus Figulus, 1636—1649 (Schl, in Nr. 292). — v. Chi in-
genspe rg-Berg, D. röm. Begräbnisstätte b. Reichenhall. —
(292.) Muncker, »Aus d. Vorbergen.« — (293.) Justinus, D.
litterar. Krisis in Italien.
Dresdner Wochenblätter f. Kunst u. Leben, hrsg. v. Pudor
(Leipzig, Strauch). Hft. 41 u. 42.
(41.) John, Üb. deutsches Volksthum im Egerlande. — I).
sociale Frage u. d. natürliche Lebensweise. — Guttzcit, Krämer
u. Menschen. — Aus d. Sprechsaal d. Völker. — Aus Dresden.
— (42.) Deutsche Künstler: 3. Max Liebermann u. d. neue
Kunst. — Pro 11, Deutschnationale Märchen. — Pro 11, E. Zeit¬
märchen. — Ausstellg. des Sächs. Kunstvereins.
Die Nation, hrsg. v. Barth (Berl., Hermann). X, 9—12.
(9.) Barth, D. Schraube ohne Ende. — Proteus, Parla¬
mentsbriefe. (Forts, in Nr. 10—12.) — Polit. Stimmg^bilder aus
Süddeutschland: Baden (Württemberg in Nr. 11.) — Gilde¬
meister, Die Post d. Urzeit. — Heinrich, F. Grcgorovius. I
(Schl, in Nr. 10.) — Nathan, E. Portrait des Herrn Chauvin.—
Schönhoff, Theater. —(10.) Barth, Ahlwardts polit. Ahnenreihe.
— Berliner, Siemens’ Lebenserinnergen. I. (Forts, in Nr. 11,
12). — Ko ec hlin, P. Bourget: »La Terre Promise.« — Kerr,
E. Dichter. — Schwalb, Religiöse Zeitfragen. (Baumann.) —
(11.) W. v. Siemens. — Barth, D. polit. Hausschwamm. —
Thorwart, D. deutschen Staatsanleihen u. d. Erhöhg. d. Börsen¬
steuer. — Moderne Catilinarier. — Junius, Glossen z. Zeit¬
geschichte: Jay Gould. — Welti, Musik. — Pactow: »Das
Journal.« — Wolff, D. Untergang. — (12.) Barth, D. Demagogen
d. Reaction. — Bar, D. Beschimpfg. relig. Einrichtgen. u. Gebräuche
u. d. Strafgesetz. — Widmann, G. Kellers nachgel. Schriften u.
Dichtgen. — Hansson, Zwei Frauen. — Bettel heim, Billige
Mustervorstellgen. — In jedem Hefte: Politische Wochenübersicht.
Illustr. Zeitg. (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 2579 u. 2580.
(2579.) Dehn, E. Blick auf Ungarn. — D. Begräbnis d.
Amazone Tula in München. — Der socialdcmokr. Parteitag in
Berlin. — D. neue ath. Pfarrkirche in Altendorf. (Rheinland.)
— Das Denkmal Kaiser Josefs II. in Brünn. — Salomon,
L. Ganghofer. — Lieut. G. Morgens Reisen im Camerungebiet. —
E. selbstthätige Ausschankvorrichtg. — Allers, Capri. — Krebs,
Grundwasserverhältnisse deutscher Grossstädte in gcsundheitl.
Hinsicht. — Hoffmann, Warum? Novellette. (Schl, in Nr. 2580.)
— (2580.) Winterfeld, Feldmarschall Fürst Blücher. — Hevn,
Von uns. Kriegsmarine. — D. Erschütterungsbehandlg. b. chron.
Nervenkrankheiten.— Mewius, Dr., Fridtjof Nansen. — Hofjagd
im Grunewald. — Hirsch, Aus d. Pariser Leben. — Zum 80. Ge¬
burtstag d. Malers d. »Germania auf d. Wacht am Rhein.« —
Trützschler, Unser Heer.
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Nr. 1. — Orstkrrkichischrs Lrrrp.RATURBr.ATT. — II. Jahrgang.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 4. Dec. in Brünn der Verlagsbuch¬
händler Frz. Karafiat im 76. Lebensj. — Am 9. Dec. in Wien
d. Historienmaler Ernst Klimt im Alter v. 29 J. — Am 13. Dec.
in Dublin d. Geolog. Rv. Bernhd. Burke. — Am 14. Dec. in
Antwerpen d Porträt-Maler Jos. Del in im 70. Lebensj. — Am
18. Dec. in London d. Naturforscher Richd. Owen, geb. 1884. —
Am 19. Dec. in Prag d. Bibliothekar d. böhm. Museums Ant.
Jarosl. Vrtatka im 78. Lebensj. — Am 25. Dec. in Wien d.
Prof. Dr. Hub. Fuss, Reichsraths- u. Landtags-Abgeordneter. —
In Stuttgart d. k. Württemberg. Oberst a. D. E. J. v. Günthert,
ein s. Z. vielgelesener u. beliebt. Schriftsteller, 72 J. alt. — ln
Paris das Mitglied d. Akademie u. Senator Emile Lernoine,
bekannt durch eine Reihe von Schriften über engl. u. irische
Zustände.
Ernannt wurden: Der a. o. Prof. Rud. R. Peithner
v. Lichtenfels zum o. Prof. d. Strassen- u. Eisenbahnbaues,
sowie d. Encvklopädie d. Hochbaues an d. techn. Hochschule in
Brünn. — Priv.-Doc. Otto Ru pp zum a. o. Prof. d. darstelld.
Geometrie an d. techn. Hochschule in Brünn. — Der Geologe
Mich. Vacck zum Chef-Geologen, d. Adjunct Fried. Teller zum
Geologen u. d. Assistenten Gg. Geyer u. Dr. Leop. Tausch
v. Glück eit hum zu Adjunctcn d. Geolog. Reichsanstalt in Wien.
— Die Custosadjuncten d. k. k. naturhistor. Hofmuseums in Wien
Ludwig Ganglbauer u. Ernst Kittl zu Custoden daselbst. —
Der Ing. u. Baumeister Job. Herain in Prag zum Conservator d.
k. k. Central-Commission für Kunst- u. histor. Denkmäler.
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Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg.
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Präses und Prediger in Regensburg. Mit einem Titelbilde, gr. 8°.
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Dr. theol. JOH. WEINAND,
Gymnasial-Oberlehrer und Religionslehrer in Aachen, Ehren¬
kämmerer Sr. Heiligkeit.
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Bernard O’Reilly herausgegeb. authentischen Aufzeichnungen.
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vieler Kirchenfürsten.
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Diese neue Ausgabe, welche als
Festschrift zum 5ojährig. Bischofs-Jubiläum
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erscheint, ist eine Zierde jeder Bibliothek und eignet
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Verlag von J. P. Bachem in Köln.
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Herder’sche Verlagshandlung Freiburg Im Breisgau.
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Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Ringeis, E., Der Königin Lied. Dichtung in 3 Büchern. 8°.
Zweites Buch: Hosanna. (VIII u. 268 S.) fl. 2.10; in eleg. Original-
Einband: Leinwand mit reicher Goldpressung und Goldschnitt fl. 3.—.
Drittes Buch: Kreuz und Halleluja. (X u. 214 S.) fl. 1 80; geb. fl. 2.70.
1890 ist erschienen:
Erstes Buch: Magnificat. (XVIII u. 240 S.) fl. 2.10; geb. fl. 3.—.
— Das vollständige Werk In einem Bande. (XXXVI u. 722 S.) fl. 6.— ;
geb. fl. 7.80.
Dr. F. W. Helle, der Dichter von «Jesus Messias”, sagt über das
erste Buch in der „Salzburger Chronik” 1890, Nr. 286 u. a.:
. . Wir tragen kein Bedenken, unter den katholischen Dichtungen
der letzten 20 Jahre dieser Dichtung den ersten Preis himmlisch¬
idealer Schönheit und unerschöpflicher Gedankenfülle zuzuerkennen;
möchten das Werk in die Hand jedes Priesters und jeder Ordensfrau
aber auch in die Hand jedes inniggläubigen Katholiken wünschen und
erwarten mit berechtigtem Hunger Fortsetzung und Schluss.”
Verlagshandlung „St. Norbertus"
Wien, III. Seidlgasse 8.
In unserem Verlage ist soeben erschienen :
Was will die Socialdemokratie
und in wie weit hat sie Recht?
Von A. Trabert.
Octav, 36 Seiten, broschirt 12 kr. Zehn Exemplare fl. 1.-.
Bei Bestellung grösserer Partien zum Zwecke der Verkeilung in
Vereinen etc. weitere Preiscrmässigung nach Uebereinkommen.
Inhalt: Sind Privateigenthum und Capital die wirkliche Ursache
des socialen Elendes? — Wo liegt die wahre Ursache der Noth, ins¬
besondere der Noth des Arbeiterstandes? — Communisinus. — Worauf
wir Christen zu bestehen haben. - Illustrationen zum Capitel IV. —
Wissenschaft und Kunst. — Das allgemeine Stimmrecht. — Das Heer¬
wesen. — Steuern. Zölle und was die Socialdemokratie sonst noch zu
beklagen hat. — Religion — blosse Privatsache -- Monarchenthum
und Schlussbetrachtung.
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 2.
Wien, 15. Jänner 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnü rer,
Wien-Kritzendorf.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO- GESELLSCHAFT
KKDIUIKllT VON
DK. FRANZ SCHNÜRER
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des »Österreich. Litteraturblattes«,
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Erscheint am l. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gehemmten Buohhendel: „St. Norbertue ,< *Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaeee 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu riohten sind.
Preise der Inserate: S. fl. 20.— = Mk.36.— , */> S. fl. 1 0.5t) = Mk. 19.—, ' * S. fl. 7 — - Mk. 12 .G 0 , «* S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */i* S. fl. 2.25 = Mk.4.— .
INHALT:
Hoberg G., Die Psalmen der Vulgata (Fr. Raflfl.)
Wilmers \V., Geschichte der Religion.(—nd—.)
Ca pell mann C., Medicina pastoralis. (—nd—.)
Geschichte der hl. Angela Merici, von einer
ITrsuline. (—nd —.)
Pasquier, Leben der ehrw. M. Maria vom hl.
Petrus. (—nd —.)
Rühm J. B., Zur Charakteristik d. Protestan¬
tismus. (nd —.)
Scheffmacher J. J., Controvers-Katcchismus.
f —nd—.»
Schmitz H. J., Tobias, ein Vorbild für die Ka¬
tholiken d. Gegenwart. (—nd—.)
Hoeynk F. A., Das Officium defunctorum.
< —nd—.)
Bazzancllu J., Manuale für das Seelsorgeamt.
(-nd-.)
Schmidkunz H., Die Abstraction. Dr.A. Fischer-
Colbrie)
— , Analytische u. synthetische Phantasie.
(Dr. A. Fischer-Colbrie.)
Hasner L. v., Denkwürdigkeiten. (Jos. Freih.
v. Helfert )
Bellesheim A., H. K. Manning, Card.-Erzb.
von Westminster. (Prof. L. Pastor.)
Gietmann G., Die Aussprache dtfs Englischen.
(J Morison.)
Gcmoll \V., Die Realien bei Horaz. (Prof. M.
Gitlbauer.)
Schlosser J. w, Schriftquellen zur Geschichte
der karolingischen Kunst. (J. Mantuani.)
Stephanie, Kronprinzessin - Witwe, Krzh.,
Lacroma. (Eug. Frh. v. Ransonnet-Villez.)
Strohal E, Die Anfechtung letztwilliger Verfü¬
gungen im deutschen Entwurf. (Dr. Carl Platte.)
Rieger, Psychische Epidemie, Hysterie u. Hyp¬
notismus. (Dr. Bernard.)
Delbrück H., Friedrich, Napoleon. Moltke. (Sp.)
H immer L.. Wandelbilder aus der Geschichte
Wiener-Neustadts. (Verus.)
Jakob Stainer, der Geigenmacher von Absam, in
Geschichte u. Dichtung, (r.)
Verzeichnis der in den Programmen der österr.
Mittelschulen 1891.92 enthaltenen Abhand¬
lungen. I.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften, — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Hoberg Gottfried, Dr. phil. et theol., ord. Professor der Uni¬
versität Freiburg i. Br.: Die Psalmen der Vulgata. Uebersetzt
und nach dem Literalsinn erklärt. Mit Approbation des hochw.
Herrn Erzbischofs von Freiburg. Freiburg, Herder. 1892. gr. 8°
(XXXII u 389 S.) fl. 4.80.
Der Verf. will nur die Psalmen der Vulgata er¬
klären, also jenen Psalmentext, der im Psalterium galli-
canum vorliegt. Die volle Berechtigung hiezu wird Niemand
bestreiten; doch könnte man glauben, dass dem Ver¬
ständnis der Vulgata-Psalmen keine oder nur geringe
Schwierigkeiten entgegenstehen. In der That war dies die
Ansicht einiger Exegeten. So kam es, dass man das Sprach¬
liche der Vulgata eigentlich nur wenig oder gar nicht er¬
klärte. Es war daher ein glücklicher Griff, wenn H. in der
Weise die Ps. behandelte, dass er vor Allem dem lateinischen
Sprachcharakter seine Aufmerksamkeit zuwendete. Demnach
sind die exegetischen Erläuterungen nur ganz kurz gefasst,
die grammatischen und lexikalischen dagegen meist weit¬
läufiger als in Commentaren zur hl. Schrift bisher zu
geschehen pflegte, behandelt. Um in dieser Richtung das
Studium bei Theologen zu fördern, sind die Hilfsmittel
in der Einleitung (S. XXX) ziemlich ausführlich namhaft
gemacht.
Bei Erklärung der einzelnen Psalmen gibt H. eine
Uebersetzung und befolgt dabei den Grundsatz des
hl. Hieronymus, der nunc verba, nunc sensus , nunc siinul
utrumque wiedergibt. Die Uebersetzung ist klar, durch¬
sichtig und ansprechend. Durch eine Ueberschrift wird
der Sinn des Psalmes kurz und präcis angegeben.
Es wird in Kürze erörtert, ob der Ps. direct oder
indirect messianisch sei, die Zeit der Abfassung, der namhaft
gemachte oder muthmassliche Verfasser erwähnt, der
Inhalt und die Gliederung des Ps. angegeben, aber weit¬
läufigere, eingehendere Erklärungen sind ziemlich sparsam.
Das Hauptaugenmerk richtet der Verf. auf die Erklärung des
Vulgatalateins, wobei aber in geziemender Weise auf die
Uebersetzung der Septuaginta, sowie auf denmasorethischen
Text Rücksicht genommen wird, um so ein besseres Ver¬
ständnis der Vulgata zu erzielen. Die Commentierung
kann daher insofern neu genannt werden, als hier an
der Hand der klassischen Exegeten des griechischen
Psalteriums und der Vulgata-Ps. der Versuch gemacht ist,
dem griechischen Uebersetzer sowie dem lateinischen
sammt dem Corrector der alten lateinischen Ps. zum wohl¬
verdienten Rechte zu verhelfen, nachdem die Würdigung
des selbständigen Charakters der Vulgata-Ps, dem maso-
rethischen Texte gegenüber seit den Tagen von Agellius
und Bellarmin katholischen Exegeten durch einseitige
Schätzung der Masorah-Ps. abhanden gekommen war.
Unter den verschiedenen griechischen Recensionen
bevorzugt H. ganz mit Recht die Recensio Lucianea ,
wie sic in der Antvverpner Polyglotte abgedruckt ist. Nur
für Ps. 1—G wird Pauli de Lagarde’s Novae psalterii
Graeci editionis specimen benützt. Nachdem eine kritische
Ausgabe des Septuagintatextes von de Lagarde leider nicht
zum Abschlüsse kam, so war es am angezeigtesten, dass
der Verf. der Recensio Lucianea (mit steter Vergleichung
der Septuaginta-Ausgabe von Tischendorf) unter den ver¬
schiedenen Septuagintarecensionen den Vorrang einräumte;
denn bekanntlich schliesst sich diese der vorhexaplarischen
Textgestalt an, und ist somit von den hexaplarischen Zu¬
sätzen freier geblieben. Gerade weil H. den Zweck verfolgte,
dem griechischen Uebersetzer sowie dem lateinischen
sammt dem »Correctorc zum wohlverdienten Rechte zu
verhelfen, so hätten wir cs sehr gewünscht, wenn er
statt der von de Lagarde edierten arabischen Uebersetzungen
die koptischen zu Rathe gezogen und benützt hätte. Die
arabischen Uebersetzungen haben jedenfalls nicht das
gehörige Alter, um für diesen Zweck mitt ausgiebigerem
Erfolge benutzt werden zu können. Welch’ grosse Be¬
deutung aber die koptischen, und unter diesen selbst
wieder die sahidischen Uebersetzungen für die Septuaginta
haben, ist zu bekannt, als dass es eines Beweises be¬
dürfte. Der Kürze halber sei nur auf P. A. Ciasca’s Vor¬
rede zum 2. Bde. seiner Sacrorum Biblioruin Frag-
menta Copto-Sahidica Musei Borgiani verwiesen. Ist
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35 Nr. 2. — Okstkrrf.u;hisc;hks Ln i
auch die Ausbeute, die sich mit Zuhilfenahme der kop¬
tischen Lebersetzungen gewinnen lässt, für die I’s. der
Septuaginta nicht so bedeutend wie es z. B. bei dem ,
Buche Job der Fall ist, so sind doch immerhin auch
hinsichtlich der Ps. die koptischen Ucbersetzungen der
Beachtung vollauf wert. Wir wollen nur ein Beispiel
anführen, wo eine solche Rücksichtnahme selbst nur
bei Beobachtung der Interpunction für das richtige Ver¬
ständnis des Textes von Bedeutung gewesen wäre, ln Ps.
89, 11 zieht H. dinumcrarc zu V. 11, während nach dem
Parallelismus, auf den überhaupt viel mehr Rücksicht hätte
genommen werden sollen, und zwar zum Nutzen des
Psalmenverständnisses, dasselbe Wort zum nächsten V.
zu ziehen ist, so dass der Sinn klar und in befriedigen¬
der Gliederung hervortritt. Der dem koptischen Texte zu
Grunde liegende griechische (und auch lateinische) Text
muss demnach gelautet haben :
V. 11. Ti5 y.VCUSXS*. TO Xp'itOS TY 4 S Opfpi? ZU'),
y.oü olk'j to ") «ojäo'j (aoo) toO tf’jjLoO zun ;
V. 12. si'/ptfa*. ty 4 v uiilan zun (o’itoit) yvoW.sov (vjjüv).
v.n\ tobe itsrcaios’jtuvoos ty; v.n^uiri (oFjtüjv) sv zuyji.
Man vgl. de Lagarde’s Psalter ii Irrst Mrt/t
phitica . Wenn Ciasca im oben citierten Werke hinsicht¬
lich der Interpunction jener des gegenwärtigen lateinischen
Textes folgt, so thut das nichts zur Sache, da eben auch
das eine Nachgiebigkeit der jetzt beliebten Auffassung
gegenüber verräth. Aus de Lagarde's Auflassung ersieht
man wenigstens, dass das Bedürfnis einer solchen und
auch die Möglichkeit derselben vorhanden ist. Man braucht
bei dieser Annahme im zweiten Versgliede durchaus
nichts zu ergänzen, wie H. mit anderen Kxegeten meint.
Die Selbständigkeit der Vulgata wird auch dann gewahrt,
wenn man mit dem hl. Hieronymus hierin dem masore-
thischen Texte folgt. Eine derartige Auffassung oder
vielmehr Einhaltung des Parallelismus würde gewiss hier
wie an anderen Stellen das Verständnis der Vulgata-Ps.
fördern. In dieser Hinsicht hätten wir hier und da
gewünscht, dass der Verf. mehr als es geschehen ist
auf den Parallelismus Rücksicht genommen hätte. Wenn
auch bei einer solchen Rücksichtnahme der masorethische
Text mehr hätte beachtet werden müssen, so hätte
das nicht geschadet. Wir geben dem ursprünglichen
vSeptuagintatext gewiss den Vorzug vor dem maso-
rethischen, glauben aber dennoch, dass an manchen
Stellen die Lesart des letzeren den Vorzug verdient, jeden¬
falls aber auch zum Verständnis der Vulgata-Ps. nicht
wenig beiträgt.
Alles in Allem: H.’s Buch ist wirklich ein bedeuten¬
der Fortschritt in der exegetischen und speciell
in der katholisch-exegetischen Litteratur. Es ist zum
erstenmale der Sprachcharakter der Vulgata und deren
Selbständigkeit gehörig berücksichtigt worden. Dass
dieser Umstand namentlich dem Theologen und dem
Clerus insgesammt zugute kommt, ist sicher. Die Wenig¬
sten sind ja in der Lage, an der Hand des Urtextes
weitere Studien zu machen. Dieses Werk aber können
alle benützen, und dass es recht fleissig benützt werden
möge, das wünschen wir von Herzen. Dass nun alle
Schwierigkeiten gelöst sind, darf man freilich nicht er¬
warten. Das aber ist sicher, dass die Ps., wie sie in der Vul¬
gata nun einmal vorliegen, sprachlich eine gelungene Er¬
klärung gefunden haben.
Salzburg. P. Frieder ich Raff!, O. S. Fr.
IKUATURBI.AtT. — 11. JAHRGANG. 30
Von neuen Auflagen älterer Werke sind zu empfehlen :
W. \V i l m c r s’ G e s c h i c h t e d e r R e 1 i g i o n als Nachweis
der göttlichen Oflenbarung und ihrer Erhaltung durch die Kirche,
0. verm. Aull. 2 Bde., Münster, Aschendorff sehe Buchh. 1891/2.
8" (XVI. 451 u. XI 492 S.), die besonders in der Abhandlung
über die Anfänge des Christenthums und über die Kirchenspaltung
des 16. Jahrh. bedeutendere Verbesserungen aufweist. Ferner
C. C a p e 1 1 m ann, Medici n a p a s t o r a 1 i s, cd. 9., lati-
narum 3., Aquisgr . Barth, 1893, 8° (VI, 245 S.), ein Buch, das
seit seinem ersten Erscheinen (1879) Vielen in überaus schwierigen
Materien Rath und Belehrung gebracht, die sie anderswo vergeb¬
lich gesucht. Zu bemängeln sind die vielen stehen gebliebenen
Druckfehler. — Aus der reichen B i o g r a p h i c n 1 i 11 e r a t u r,
welche uns die jüngste Zeit gebracht, sei hier empfehlend erwähnt
die Geschichte der heil. Angela M e r i c i und des von
ihr gestifteten Ordens der Ursulinen, bearb. von einer Ursu-
line (Jnnsbr., Rauch, 1893, 8°. XIII, 936 S.) (11. 3.— j, die in
liebevoll eirgenender, ruhig nüchterner Weise aus guten Quellen
ihren Gegenstand zur Daistellung bringt, ohne jedoch auf wissen¬
schaftlich-kritische Sichtung des Materials Anspruch zu erheben.
In mehr rhetorischer Art ist das Leben der e h r w. M. M a r i a
vom heil. Petrus (Grätin Coudenhove), Gen.-Oberin der
Congregation vom guten Hirten, aus dem Franz, des Canonicus
H. Pasquier, (Wien, 1892. Mayer & Co. 8°. VIII. u. 48 S.) gehalten,
es wirft manche interessante Streiflichter auf die Zeitgeschichte.
— J. B. Röhm’s: Zur Charakteristik des Protes¬
tantismus in Vergangenheit und Gegenwart
(Hildesheim, Borgmeyer 1892, 8°, 651 S.) enthält lediglich lose
Gedanken des Verf. u. Citate über Protestantismus und Verwandtes
ohne ersichtlich durchgreifenden Zusammenhang. — Praktischen Be¬
dürfnissen wollen dienen: Der vormals weitberühmte, nun neu-
bcarbeitetc Controverscatechismus für Katholiken und Protestanten
von J. J. S c h e f f m a c h e r : * Licht in den Finsternissen ■<. (Strassburg,
Le Roux & C.); die recht gewandten S o c i a 1 predigten von
Her m. J. Schmitz u. d. T. »Tobias, ein Vorbild f. d.
Katholiken der Gegenw.«, Mainz, Kirchh. 1892, 8°., VI
u. 252 S. (fl. 1.08), das Officium dcfunctorum mit
Rücksichtnahme auf den CJrtext sowohl nach dem Wortsinn, wie nach
seiner liturgisch-mystischen Bedeutung sorgfältig erklärt von
F. A. Hoeynk (Kempten, Kösel 1892, 8°, IV u. 206 S. 11. 1.68);
das Manuale für das Seels orgeamt herausg. v. Joa.
B a z z a n e 1 1 a, aus der 2. ital. Aull. übs. von J. Steck, (Prom-
berger, Bozen 1892, 8°. XV. 1061 S.) —nd —
Katholica.
Studien u. Mitthellungen aus dem Benedictiner- u. Cister-
Cienser-Orden, red. von P. M. Kintcr in Raigern. XIII, 4.
Wichncr J.. Geschichte des Nonnenklosters Goess b. Leoben
in Steiermark (Hl). — Lager, Die Bened,-Abtei St. Svmphorian
in Metz. (Schl.) — Bredl S., I). Collegium S. Bcrnardi in Prag (I).
— Dolberg L., Cisterc.-Mönche und Conversen als Landwirte
u. Arbeiter. (Schl.) — Hafner O., Regesten z. Gesell, d. schwäb.
Klosters Hirsau. (VII.) — Braunmüller, Zur Gesell, d. Mauriner-
Congregation. (I). — Mittheilungen, darunter: Kintcr, Die Be-
theiligg. d. Bened.- u. Cisterc.-Klöster Oest.’s an der Musik- und
Thcaterausstellg. in Wien (I). — Neueste Bened.- und Cisterc.-
Litteratur. (LII.) — Litterar. Referate, darunter : Hoberg, Die Psal¬
men d. Vulgata; Raffl, Die Psalmen (Mussil). — Ordensnachr.
Cisterc.-Chronik, red. V. G. Müller (Bregenz, Teutsch«. V, 47.
Gesch. d. Gotteshauses Weltingen in d. Revolution. — Aus
d. Gegwt. ehern. Klöster. — Cantica des III. Nocturn. — D. Ge-
neralcapitel d. ref. Cistercienser.
Pastor bonus, hrsg. v. Einig u. Müller. (Trier, Paulinus-
Druckerei.) V, 1.
P. Cathrein S. J., Die nnabhäng. Moral. (I.) — Burg,
Biblische Chronologie nach Schrift u. Tradition. (1). — End res.
Wissen d. in d. Liebe Gottes Verstorbenen um uns? — Pruner,
Absolution v. Excommunication. — Martin, Das »decies« im
Binations-Instrument, eine Erleichterung oder nicht? — E h s e s,
Bausteine z. Trierer Gesch. im 16. Jhdt. — Mittheilungen.
Theoiog.-prakt. Monatsschrift, hrsg. v. Pe 11, L i n s e n m a v e r
u. K r i c k (Passau, Abt). III, 1.
Rattinger, E. Buch üb. Döllinger. — Haas, D. sociale
Bedeutg. d. Eheschliessung. — Max Maier, D. Pithekoidentheorie
vor d. Forum d. neuesten Naturforschg. — Morgott, D. Stern
d. Weisen. — Fragen u. Fälle aus d. Praxis, Erlässe.
Kölner Pastoralbl., hrsg. V. Berrenrath u. Hermes. XXVI, 23.
D. unbefleckte Empfängnis Mariä bewiesen aus d. Magnificat.
— Welche Verpflichtgen. kann d. Linierende Priester durch die
2. hl. Messe erfüllen ? — Mittheilgen.
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37
38
Nr. 2. — Obsterkeichischks Litteraturbi.ait. — II. Jahrgang.
Theolog. Quartalschrift, hrsg. V. Kober, Funk u. A. (Tü¬
bingen, Laupp). LXXIV, 2.
Keppler, Beiträge z. Kntwicklungsgesch. d. Predigtanlage.
— liottmanner, Joh. 2, 4. — Belser, Ueb. d. Verf. d. Buches
de mortibus ptrsecutorum. — Ehrhard, D. Berliner Hermas-
Fragmentc auf Papyrus.
Akatholica.
Theolog. Studien u. Kritiken, hrsg. v. Köstlin u. Kautzsch
(Gotha, F. A. Perthes). Jahrg. 1893, 2.
Haupt, Wendt’s Stellung z. johanneischen Frage. — Drac-
sekc, Athanasiana. Untersuehgen. üb. die unt. Athanasios' Namen
übcrlief. Schriften »Gegen die Hellenen* u. »V. d. Menschxverdg.
d. Logos.« — Crem er. Der german. Satisfactionsbegriff in der
Versöhnungslehre. — Durncr, D. Stellg. d. christl. Ethik z.
Cultur u. Humanität mit Bezug auf H. Weiss, Einl. in d. christl.
Ethik. — Kieker, Ü. landesherrl. Entscheidgsrecht. — Budde,
D. Bücher Habakkuk u. Sephanja. — Recensionen : Funk, D.
apostol. Constitutionen (Harnack); Wa rn eck. Evangel. Missions¬
lehre I. (Zahn.) — Miscelle.
Neue Erscheinungen:
Kat hohen.
Myskowski Dr. Tito, Chronologico-historica introductio in X. T.
exarata et edita. Lemberg, Gubrvnowicz & Schmidt. (VII u.
177 S.) fl. 2.-.
Riedl er F. J., Die bedingte Eheschliessg. E. canonist. Studie.
Kempten, Köscl. (86 S.) 11. 1.20.
Fouard C., Saint Paul, ses missions. Avec cartes et plans Paris,
Lecoffre. 7 fr. 50 c.
Kan neu giesse r A., Le re veil d’un peuple. Etudes sociales et
religieuses sur L Allemagne catholique. Paris, Freiburg i. B.,
Herder. (XXIV u. 432 S.) fl. 1.89.
Akatholica.
Wünsche A., Midrasch Tehillim od. haggad. Erklärg. d. Psalmen.
Nach d. Textausg. v. S. Buber zum l.mal ins Deutsche über¬
setzt. 2 Bde. Trier, Mayer. (272 u. 255 S.) fl. 8.10
Zahn Th., I). apostol. Svmbolum. E. Skizze s. Gesell, u. e.
Prüfg. s. Inhalts L., Deichert. (103 S.) 11. — 80.
K. W. F., Glaube u. Busse. E. Beitr. z. Beurtheilg. neuester Streit¬
fragen. Riga, Hoerschelmann. (III u. 161 S.' 11. 1.80.
Bei L\ Moser ^ Meyerhoff) in Graz erscheint demnächst:
Dr. L. Schuster, Fürstbischof Martin Brenner, e. Charakterbild aus
d. steir. Reformationsgeschichte, Preis e. fl. 4.—.
Eine autoris. deutsche Übcrsetzg. v. Card. Pitras »D. Leben
d. ehrwürd. Dieners Gottes Franz Maria Paul Libermann« von J.
Müller (31 Bg. 8°, 11. 3.—) erscheint in einigen Monaten in
der Jos. Roth’schen Buchh. in Stuttgart. Ebd.: »D. Mensch u.
s. hohes Ziel«, nach einem alten Geistesmann (10 Bg., 11. —.36)
u. J. Frick, Allg. kathol. Statistik d. Einwohnerzahlen m. bes.
Berücks. Württembergs (22 S. fl. —.15).
H. Kerl er in Ulm : Antiqu.-Katalog Nr. 185: Theologie.
Philosophie. Pädagogik.
Schmidkunz, Dr. Hans: Die Abstraction. Halle a. d. S,
Pfeffer. 1889. 8° (43 SÄ 11. —.54.
— : Analytische und synthetische Phantasie. Ebendort.
1889. 8 W (103 S.) 11. 1.14.
Obwohl die zwei eingesendeten Schriftchen des
talentvollen Münchener Psychologen nicht mehr Novitäten
im eigentlichen Sinne des Wortes sind, meinen wir doch,
sie wenigstens kurz zur Anzeige bringen zu sollen.
1. Der Grundgedanke des erstcren ist: Die Ab¬
straction wird von der älteren Philosophie besonders als
Verallgemeinerung und als Negation (der individu¬
ellen Merkmale, des Subjectes u. s. w.) gefasst. Doch
ist ihr die erstere nicht wesentlich (?), letztere aber er¬
schöpft nicht ihren Begriff: es muss nämlich an Stelle
der weggenommenen individuellen Merkmale u. s. w.
etwas Anderes treten; und dies ist eine logische Ver¬
stärkung des abstrahierten Begriffes: »Aristoteles (hat)
.bloss den Bereich, nicht aber die Stärke der be¬
treffenden Seelenthätigkeit berücksichtigt, bloss das Ne¬
gative der Abstraction (und Positive der Concretion),
während unsere Erwägungen gezeigt haben, dass das¬
selbe nur eine Folgeerscheinung des Positiven in der
Abstraction (beziehungsweise des Negativen in der Con¬
cretion) sein kann.« (S. 37 f.) Aristoteles hat eben die
Abstraction nur vom logischen, nicht aber psycho¬
logischen (wir möchten fast sagen psychometrischen)
Standpunkte aus betrachtet.
2. Für jene, welche vielleicht der Titel des zweiten
Werkchens befremden dürfte, bemerken wir, dass Sch.
unter Phantasie den schöpferischen Geist im Künstler
und den geniessenden im Betrachter des Kunstwerkes
versteht (S. 8). Der analytische und synthetische Weg,
welchen Aristoteles für die Verstandeserkenntnis klar-
gelcgt, wird von Sch. auch auf die Phantasie im ge¬
dachten Sinne ausgedehnt und mit grosser Sorgfalt er¬
örtert. Seine Ausführungen wirken im Ganzen über¬
zeugend mit Rücksicht auf die Theorie; Nebensächliches,
wie die Prophezeihung eines Zukunftsideals der Kunst
und des Kunstgenusses (S. 69 f.) und viel mehr noch
das vornehme lgnoramu s der Teleo 1 ogie im Schaffen
der Natur (S. 50 f., 73) muss wohl beanstandet werden.
Künstlern und Kunstfreunden, welche Philosophen von
Fach sind, sei die fleissig gearbeitete Studie bestens
empfohlen ; für solche, welche letzteres nicht sind, würde
eine wohl bedeutend anschaulichere Darstellung der
Grundgedanken gewiss viel Lehrreiches bieten.
Wien. Dr. A. Fischer-C olb ri e.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien, red. v. Hartei und
Schenk 1. (Wien, Gerolds Sohn). XLIII, 11 u. 12.
(11.) Engel brecht, Z. Kritik d. Predigten d. Faustus. —
Polaschek, Vielhabcri in libros Pseudocaesarianos adnotutioncs
criticae. — A. Schmidt, Zu Livius. — Anzeigen, darunter:
Erdmann, D. Athenerstaat (Thumser) ; Boissier, Ciceron et
ses amis (Kornitzer) ; Buck, Vocalismus der oskischen Sprache
(Stolz); Werner, Lyrik u. Lyriker (Herzog); Arendt, Grund¬
züge d. Chemie (KaiD ; Heimische pädagog. Litteratur (Rappold).
— (12.) Zahl fleisch, Zur nikomachischen Ethik d. Aristoteles.
— Kiderlin, Zum 9. Buche v. Quintihi Institutio oratoria. —
Anzeigen, darunter: Vergils Ged., cd. Ladewig u. Schaper:
Aeneide I — VI (Primozic); Horaz, ed. Keller et Häussner (Sto-
wasser); Hermann, Lehrb. d. griech. Antiquitäten 11,2 (Kalinka);
Fröhlich, D. Kriegswesen Caesars (Kalinka); Das Schachzabel¬
buch Kunrats v. Ammenhausen, cd. Vetter (C. Kraus); Günther,
Handb. d. mathem. Geographie (J. G. Wallentin). — M c n d I,
Bemerkgen. zu Drbals Lehrb. d. Logik mit Rücksicht auf d. Logik-
unterr. am Gymn. — Miscellen.
Blätter f. d. Gymnaslal-Schulwesen, red, v. A. Koemcr.
(München, Lindauer). XXVTII, 9 — 10.
Stölzle, D. Zukunft d. dass. Philologie. — Rück, Eine
Peloponnesreise. — Scholl, Uebersctzgsproben aus SeylTerts
palaestra (V.) — Schcpss, Zu Pseudo-Augustins Categoriae. —
Recensionen, darunter: Miller, Z; Methodik d. deutschen Unter¬
richts (Schwenk); Leo, Culex carmen Vergiiio ascriptum (Kern);
Friedrich, Ciceronis op. rhetorica II. (Ammon); Thewrck, S.
Pompei Festi de verborum signifleatu quac supersunt cum Pauli
epitome (Dcuerling); Wachsmut, Athen im M.-A. II. (Melber);
Biedermann, Deutsche Volks- u. Culturgesch., Kohl rausch,
Deutsche Geschichte, Stich, Lehrb. d. Geschichte (Markhauser).
— Miscellen.
Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen, hrsg. v. Kern u. Müller.
(Berlin, Weidmann). XL VT, 6.
Hecht, Z. Methodik d. altsprachl. Unterrichts, insbes. d.
griech. — Litterar. Berichte.
Lehrproben u. Lehrgänge aus d. Praxis d. Gymn. u. Real¬
schulen, hrsg. v. Frick u. Meier (Halle, Waisenhaus), 31.
Fries, Z. Gedächnis Frieks. — Richter, D. Entlassungs¬
rede als Abschluss d. Unterrichtsarbeit. — Meier, Ehrgefühl als
Zweck d. Erziehg. — Ilachez, Behandlg. d. Nibel.-Liedes in Prima.
— Ahlheim, Z. Stoffauswahl in Obersecunda. — Wal deck,
D. griech. Grammatik. — Schulz, Fremdwürterunfug u. Ver-
deutschgskunst.
Digitized by Ljoogie
30
Nr. 2
. — Okstrrrbichisches Littkraturbi.att. — II. Jahrgang.
40
Jahrbuch d. Vereines f. Wissenschaft!. Pädagogik, hrsg.
v. Vogt (Berlin, Bleyl u. Kämmerer). XXIV. Jahrg.
Wiget. Pestalozzi u. Herbart (Schl.) — Thrändorf, Z.
Pllege d. Patriotismus in Haus u. Schule. — Hollkamm, Nachtr.
z. Lehrplan f. eint'. Volksschulen. — Schilling, I). systemat.
Stoff im Gesch.-Unterr. — Schilling, Friedrichs d. Gr. Regiergs-
antritt. — Hausmann, Z. Unten*, in d. Algebra. — Glöckner.
D. formalen Stufen bei Herbart u. s. Schule. — Just, Z. Lehre
v. den form. Stufen d. Unterr. — Rein, Z. Schulgesetzgebung.
Allgem. Pädagog. Revue, red. v. Jan eso. 17, 18.
Beksics, D. einheitl. ung. Cultur. — Weber, D. franz.
Sprache in den Gymnasien. — Dortsäk, D. \ f erwaltg. d. Mittel¬
schulen. — Sztcrenvi, Naturhistor. Präparate. — Katona, Z.
Reform d. Mädchenerziehung.
Rhein.-westphäl. Schulztg., hrsg. v. Müllermeister (Aachen,
Barth). XVI, 11 — 13.
(11.) Prinz. Das v. Mühler’sche Ged. »Kaiser Otto I.« —
(12.) Lehrerbildner üb. Lehrerbildung. (Forts, in Nr. 13.) — Die
neue Schulvorlage (Schl, in Nr. 13.) — Normal-Alphabet.
Bölcseleti Folyölrat (Philos. Zeitschr.). hrsg. u. red. v. Dr. J.
Kiss. (Budapest, Athenaeum.) IV, 7.
Franciscv, D. Schwanken in d. ersten Grundfragen der
phvsiolog. Seelenlehre. — Hübner, Die scholast. Phil, war nicht
eine reine Begriffsphil. — Szilvek, Sprachphil. Fragen. — Mi-
hälkovics, Betrachtgen z. Krkcnntnislehre. — Stcecz, 1). Be-
deutg. d. Infinitesimal;echng. v. Standpunkte d. christl. Phil. —
Kiss, D. Begriff d. Wesens. — Philos. Bewegg. — Litt. Nachr.
Neue Erscheinungen:
Brentano F., Üb. d. Zukunft d. Phil. Mit apologet.-krit. Betück-
sichtigg. d. Inaug.-Rcde v. Ad. Fxner. Wien, Holder. (74 S.)
fl. 1 . 20 .
Gross C., D. ethische Ausgestaltg. d. Ehe im Culturleben d.
Völker. Wien, Manz. (17 S.) fl. —.30.
Carl, Erzherzog v. Oest., Aphorismen. Wien, Braumüller.
(VIII u. 113 S.) fl. 1.50.
Lange, D. künstlerische Erziehg. d. deutschen Jugend. Darmstadt,
Bcrgstracsser. (XII u. 255 S.) fl. 1.80.
Friedländer J. u. M. Heren dt, D. Pessimismus im Lichte e.
höh. Weltauffassg. Berlin, Gerstmann. (III u. 111 S.) fl. 1.20.
Brugg er C., I). Erhaltg. d. Energie, d. Grundprincip d. neueren
Naturlehrc. Einsiedeln, Benziger. gr.-4°. (36 SO fl. 1.20.
Be wer M., Gedanken. Dresden, Glöss. (238 S.) fl. 1.20.
Stange C., D. christl. Ethik in ihrem Verh. z. modernen Ethik:
Paulsen, Wundt, Hartmann. Preisgekr. Arbeit. Göttingen, Diete¬
rich. gr.-4°. (VI u. 99 S.) fl. 1.80.
He'uop Ch., Üb. d. Verhältnis d. mechan. u. d. idealen Seite im
organ. Naturleben. Altona, Harder. (VII u. 48 S.) fl. —.72.
Drews A., D. deutsche Speculation seit Kant m. bcs. Rucks, auf
d. Wesen d. Absoluten u. d. Persönlichkeit Gottes. 2 Bde.
Berlin, Maeter. (XVIII, 531 u. VIII, 632 S.) fl. 10.80.
Focrster W., Z. Ethik d. Nationalismus u. d. Judenfrage. Berlin,
Dümmler. (20 S.) fl. —.18.
Ivinsky Graf F. J., Pädagog. Schriften. M. Einl. u. Anm. hrsg.
v. W. Eyrner. Wien, Seidel. (V u. 300 S.) fl. 3.—
Haeckel E., D. Monismus als Band zw. Religion u. Wiss. Glaubens¬
bekenntnis e. Naturforschers. Bonn, Strauss. (46 S.) fl. —.96.
Dzieduszycki W., Listv o wyehowaniu (Briefe üb. d. Erziehg.i.
Lemberg, Gubrynowicz & Schmidt. (3 u. 339 S.) fl. 2.80.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Hasner, Leopold v.: Denkwürdigkeiten. Autobiographisches
und Aphorismen. Stuttgart, Cotta 1892, 8", (196 S.) fl. 3.—.
Herausgeber war, Prag im Januar 1892, Leopold’s
jüngerer Bruder Joseph, der berühmte Ophthalmolog, der
ihm seither ins Jenseits nachgefolgt ist. Es war eine
höchst achtbare, in ihren Kreisen sehr angesehene, dabei
durchaus liebenswürdige Familie, diese »Hasnerische,«
der die beiden Brüder und neben ihnen zwei Schwestern
angehörten. Man muss als Knabe die Zwanziger-, als
Jüngling die Dreissiger- und als junger Mann die grössere
Hälfte der Vierziger-Jahre in Prag selbst mitgemacht
haben, um den »I. Theil 1818—1848« der autobiogra¬
phischen Aufzeichnungen Leopold’s so recht con amore
durchzulesen, ich möchte sagen wieder zu erleben. Doch
auch wer sich nicht in solcher Lage befindet, wird diesem
Abschnitte manches Interesse abgewinnen, wäre es auch
nur um der gewinnenden Persönlichkeit des Selbstlebens¬
beschreibers willen, dem niemand im Buche seine Sym¬
pathie versagen wird, wie sie ihm niemand, der mit ihm
in Berührung kam, im Leben versagen konnte. Anders
gestaltet sich allerdings die Sache in den späteren Partien
seines Lebens und Buches, wo der liebenswürdige Mensch,
der er immer geblieben ist, mehr und mehr von dem
Politiker und Parteimann überdeckt, überwuchert wurde,
mit dessen Anschauungen und Haltung sich nicht jeder
wird einverstanden erklären können — und vielleicht er
selbst in seinem tiefsten Innern nicht ganz und gar ein¬
verstanden war. Den Wendepunkt bildete seine Wahl in
den Reichsrath und sein Pact mit Rieger und den Ver¬
tretern der böhmischen Wählerschaft Prags. Er hat einen
seiner ersten Besuche nach seiner Ankunft in Wien mir,
nicht als einem seiner alten Prager Freunde, sondern als
damaligem Unterstaatssecretär für Cultus und Unterricht
gemacht, und ich kann versichern, dass er damals bei weitem
noch nicht der war, als den wir ihn später, ich meine
in der Richtung nach links, kennen lernen mussten.
Die bedeutendste politische That, mit der sein Name
für immer verknüpft ist, die Schulgesetze von 1868
und 1869 können wir von unserem Standpunkte nicht
anders denn frivol in der Entstehung, verhängnisvoll in
den Folgen bezeichnen. An allem, was sonst von seiner
Partei ausgegangen ist, hat er als treuer Fahnen- oder
Schildträger mitgewirkt, gewiss oft gegen die Stimme
seines »Deus in nulris «, die von dem Phrasengeklingel
und den Losungsworten der Partei übertönt wurde. Mir
ist eine seiner Aeusserungen über den Dualismus zuge¬
tragen worden, die nicht sehr erbaulich klang, und doch
hatte er unter den Stimmführern von 1867 gesessen.
Einer unserer gemeinschaftlichen Freunde hat ihn wenige
Wochen vor seinem Scheiden auf der Strasse begegnet,
und sie haben sich conversierend einander angeschlosscn;
es klang Wehmut aus Hasners Aeusserungen, alte Er¬
innerungen wurden ihm wach, selbst von den »Czechen«
sprach er in einem Tone, der eine gewisse Weichheit
der Stimmung verrieth; war doch Vaclav ktulc einer
seiner ältesten und treuesten Freunde. Wohl hatten an
der Melancholie am Abend des Lebens eines von Natur
aus so heiter angelegten Mannes seine trüben häuslichen
Erfahrungen ihren Theil. In der edelsten Weise spricht
er in der Autobiographie von seiner Frau, einst dem
Abgott seiner Seele, die ihm doch später so viel Aerger,
Verdruss und unsagbaren Kummer bereitete. Seine innig
geliebte Tochter hat er verloren, seinen einzigen Sohn
hat er verloren!.Auf das »Autobiographische«
folgen »Aphorismen«, die der geneigte Leser nicht über¬
schlagen möge. Wohl ist hin und wieder für einen ge¬
wöhnlichen Menschenmagen minder verdauliche Kost
darunter — Hasner war Hegelianer — aber das meiste
ist in dieser oder jener Hinsicht beachtenswert. Manche
seiner Sätze gemahnen in der Schärfe des Urtheils und
der Diction an Börne. Wie kurz und treffend, wie sinn¬
voll ist das Bild: »Der Witz ist ein Blitz, der Humor
ist Sonnenschein.« Oder: »Unglück ist die Seife, mit
der uns Gott reinwascht. Wir aber schreien wie die
Kinder, wenn sie gewaschen werden.« Oder: »Die Ra-
dicalen meinen, dass, wenn einer weiss, wo ihn der
Schuh drückt, er auch wisse, wie man Schuhe macht.«
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41
Nh. 2. — Okstkrreichischks Lu
Einige werfen Streiflichter auf sein verwundetes Gemüth :
-»Was ist schwer? Unglück ertragen. Was schwerer?
Es niemand sagen. Am schwersten ? Zu scheinen wie
in guten Tagen.« Manchmal musst du auflachen, z. B. :
«Zwei Bengel, ein journalistischer und ein Pressbengel,
machen eine Zeitung.« Aber, was wirst du dazu sagen,
lieber Leser, wenn du aus dem Munde eines Vollblut-
Liberalen Aussprüche vernimmst, wie : »Der Protestantis¬
mus — das ist der Rationalismus ohne Kourage«, oder
»Absolutismus — gefesselter Verstand, Liberalismus —
entfesselte Thorheit« ! ?
Wien. 11 eifert.
Bellesheim Alphons: Henry Edward Manning, Cardinal-
Erzbischof von Westminster (1808—1892). Ein Lebens¬
bild. Mainz. Kirchheim. 1892. 8". i 4 XIl u. 276 S .) fl. 1.80.
Im Jahre 1871) hatte ich in Rom die Ehre, Sr.
Eminenz ('ordinal Manning vorgestellt zu werden. Der
Eindruck, welchen die ascetische, ganz vergeistigte Ge¬
stalt des Kirchenfürsten auf mich machte, ist mir ebenso
unvergesslich geblieben, als die . Worte, mit denen er
mir seinen Segen ertheilte : » Bene die tio in caf>itc.< * Ich
arbeitete damals in den römischen Archiven für meine
Papstgeschichte. Gardinal Manning interessierte sich sehr
für dieses Werk, und als dasselbe im vergangenen Jahre
in englischer Uebersetzung erschien, schrieb er zu dem¬
selben eine geistreiche Vorrede, datiert vom 2 7. Octo-
ber 1301. Es war eine der letzten Arbeiten des Kardinals,
der .wenige Monate später von dieser Welt abberufen
ward. Diese persönliche Erinnerung mag es entschuldigen,
wenn ich heute hier ein Werk zur Anzeige bringe,
dessen speciiisch englischer Inhalt im Allgemeinen meinen
Studien ferner liegt. Der Verf., Canonicus B. zu Aachen,
ist einer der ersten Kenner der katholischen Litteratur
Englands; er hat dem Kirchenfürsten, von welchem der
Prediger Waugh schrieb, er sei »das glänzendste Juwel
der katholischen Kirche und einer der edelsten Söhne
Englands« gewesen, ein würdiges biographisches Denk¬
mal gesetzt. Mit Vermeidung aller unnüthigen Details
zeichnet B. in allgemeinen Umrissen M.’s Wirken, schil¬
dert uns den grossen Kirchenfürsten, den Mann der
theologischen Wissenschaft und Socialpolitiker in seiner
unermesslichen Bedeutung für seine eigene Nation, sowie
für die ganze Kirche.
Das erste Kapitel führt uns in Mannings anglikani¬
sche Zeit. In sehr lichtvoller Weise wird hier gezeigt,
wie M. auch während dieser Periode katholisch war,
denn er befand sich in gutem Glauben und sprach
Grundsätze aus, die nothwendig auch zum äusseren An¬
schluss an die allein wahre Kirche führen mussten und
auch wirklich geführt haben. Ungemein interessant wird
die Konversion M.’s geschildert. »Seit dem Passions¬
sonntag des Jahres 1851 durch die Aufnahme in die
Kirche in den Vollbesitz christlicher Gnade und Lehre
eingetreten, hat der reich begabte, rastlos strebende, von
allen irdischen Banden befreite ehemalige Archidiakon
von Chichester seine Talente in den Dienst des gött¬
lichen Meisters und seiner Braut, der katholischen Kirche,
mit einem Erfolge gestellt, wie ihn die Annalen der
Kirchengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts nicht
oft zu verzeichnen haben.« (S. 3.) Das zweite Kapitel
behandelt die lange Zeit von 1851—70, das dritte die
vom vaticanischen Koncil bis zur Erlangung des Kar-
dinalates (1875). Es ist unmöglich, hier auf den reichen
Inhalt näher einzugehen; ich hebe nur hervor M.’s Vcr-
TTKH ATURBI.ATT. — II. JaHROANÜ. 42
theidigung der Souveränität des heil. Stuhles und seine
Thätigkcit auf dem vaticanischen Concil. Mit grossem
Geschick hat der Verf. aus M.’s Schriften die bezeich¬
nendsten Stellen herausgewählt und in seine Darstellung
verwoben. Der Periode von der Erlangung des Purpurs
bis zum Bischofsjubiläum ist das vierte Kapitel gewid¬
met. B. schliesst diesen Abschnitt passend mit dem Ur-
theil von Lord Beaconsüeld über M. Von höchst actu-
ellem Interesse ist der folgende Abschnitt über Kardinal
M. und die sociale Frage. »Als Bischof der grössten
Stadt der ganzen Welt befand der Kardinal sich Tag
für Tag in der Lage, dem ergreifenden Schauspiel des
stets an Erbitterung .zunehmenden Kampfes zwischen
Kapital und Arbeit, unermesslichem Reichthum auf der
einen, abschreckendem Elend auf der anderen Seite bei¬
zuwohnen.« B. schildert uns hier die unermüdliche
Thätigkcit des Kardinals gegen das englische National¬
laster der Trunksucht, seine .Sorge für die Wohnungs¬
verhältnisse der Armen in London, für die Auswanderer,
sowie seine Theilnahmc an den Werken des Kardi¬
nals Lavigcric. Herrlich sind die S. 169 ff. zusammen¬
gestellten Aussprüche des Kardinals über den Wert
und die Würde der Arbeit. Eingehend behandelt
werden auch M/s berühmte Vermittlung im Ausstand
der Dockarbeiter, seine Theilnahmc an den socialen Be¬
strebungen Leos NHL und Wilhelms IL, seine Fürsorge
für die Deutschen in London, für die Gefangenen, für
die armen Kinder, endlich sein Kampf gegen die öffent¬
liche Unsittlichkeit. Den Schluss bildet ein begeistertes
Lob M/s als Vater der Armen. Kein Kapitel hat uns so
angezogen, wie dieses. Manche Aussprüche M/s sind
wahrhaft goldene Worte. So sagt der Kardinal z. B.
bei Besprechung der systematischen Verführung der
Kinder in London: »Jedwede Thräne eines Kindes nutz¬
los vergossen ist ein Bluttlecken auf dieser Erde.« (S. 19.)
Die beiden letzten Kapitel sind dem Bischofsjubiläum,
dem Lebensabend und dem Tod des Kardinals gewid¬
met. Sehr passend behandelt B. im Schlussartikel Mon¬
signore Herbert Vaughan, M/s Nachfolger auf dem erz¬
bischöflichen Stuhl von Westminster. Allen denjenigen,
welche sich für die sociale Frage, wie für die neueste
Kirchengeschichte interessieren, kann das vorliegende
treffliche Lebensbild angelegentlich empfohlen werden.
Innsbruck. L. P a s t o r.
Byzantin. Zeitschrift, lirsg. v. K rumbachor. (Leipzig, Teubner.)
I, 3 u. 4.
'freu, IC. Kritiker d. Timarion, — C. Neu mann. Üb. d.
urkundl. Quellen z. Gesell, d. bvzant.-venet. Bcziehgen. vornehml.
im Zeitalter d. Komnenen. — Hesseiing, Das Personalpronomen
d. 1. u. 2. Person im Mittelgriech. — Kostlin, Zu Phlorios u.
Platziaphlora. — Praechter, Antike Quellen des Thcophylaktos
v. Bulgarien. — K. F. Müller, I hmdsciiriftl. zu Ignatius Diakonus.
— Dräseke, Nikolaus v. Metnone. — II v. ~ % y £ o» o yto r. Apyata
stxiuv tos u.rfa/vO'j.apT’joo; äytVj Ay^j.y]T'Lo') toö iro/aor/oo Dhtt'Ao-
vtxvjs int F/.-'f ocvTo jTi'oo. — Die hl. Le tresor ct la ribhotheque
de Patinos au eommeneement du DU siede. — Dieiil, Mosaiques
byzantiius de Nicee.— K i r p i ts c h ni k o w, Keimprosa im 5. Jndt.
— D uch es ne. L’Iliyricum ecelesiastique. - Lam b ros, I). Ab-
dankgsurkde. d. Patriarchen Nikolaus Mystikos, — ll o X t t y] s.
llaXoooypo/s ixt, CTot/oo/.oyta ix töjv M//yty.ibv jst^/.üov. -— Burv, A
souree of Symeon Magister. — S t rz y g o w s k t. Die aitbyzant.
Plastik d. Blütezeit. — Sonny, Diclys nc'i Arethas. — de Boor,
Zu Theoplianes. — B ü ttner - \\’o bst, Studien z. Tcx/geschichte
d. Zonares. Nachtrag. -- Keeensionen : Batitfol, L’abbaye de
Kossano (Diehl) ; G e o r g i i C y p r i i desenptio orbis Romani,
ed. Geizer (Gundermann); Loofs, Studien üb. die d. Job. v.
Damaseus zugeschriebenen Parallelen u. C o li n, Z. indirecten
Überlieferg. Philos (Wendland); C h o r i c i i orationes ed. R.
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44
Nr. 2. — Okstkrrkichischks Lm kraturbi.att. — II. Jahrgang.
Foerster (Praechter); Oman, The Byzantine empire (Tozer); La
Revue hiblique trimestrielle (Batiffol); Z a c li a r i ii v. hingen-
t h a 1, Gesell, d. griech.-röm. Rechts (Krüger). — Kl. Mitthcilgen.
Mlttheiiungen d. Vereines für Geschichte der Deutschen
in Böhmen, red. von I)r. G. Biermann u. V. Hieke (Lp.,
Brockhaus). XXXI, 1—2.
(1) Sc lilc sing er, E. Erbtheilgs- u. Erbfolgeordgsiirluinde
Kaiser Karls IV. — Wintern, Gesell, d protest. Bewegung in
Braunau (Forts, in No. 2). — Gradl, Aus d. Egerer Archiv.
Beiträge z. Gesell. Böhmens u. d. Reiches unter Karl, Wenzel u.
Sigismund. — Mayer, E. unechte Urkunde im Kladrauer Stadt¬
archiv. — Müller, Oie Bau- u. Grabdenkmale d. Sallmusen im
Elbethal. — Iiuyer, I). Budweis-Linzer Pferdeeisenbahn (Forts,
in No. 2). — Wulf, Zahlen der husit. Heere. — (2) Grunzei,
Über d. deutschen Stadtrechte Böhmens u. Mährens (Forts ). —
Klimesch, I). ältesten Sitze d. Harrachcr (Forts, i. — Menöik,
Uber Kilian Brustfleck. — Kaindl, D. angcbl. Vielweiberei b. d.
alten Böhmen. — Schmidt, Eine unbek. Urkunde f. Peter v.
Rosenberg.
Nuovo archivio veneto. Venezia 1892, IV, 1.
Marsolin, Nuovi particolari sul concilio di Vicenza
(1537 — 88). -- Cipolla, Publicazioni riguardanti l’Italia nel
medioevo (Cont.). — Somini, Del gran priorato dell’ ordine
gerosolimitano in Venezia. — Biadego, J. Giolfino pittori a una
scrittura inedita di Michele Sanmicheli. — Piva, Una congiura
contra Lodovico il Moro. — (' a f t' i, J. Boccaccini. — Gel eich,
Breve appendice ad documenti per l'istoria politica e commerciale
della Repubblica di Venezia dei signori Tafel e Thomas (Predelli).
— Biadego, Storia della biblioteca communale di Verona e
catalogo descrittivo dei nianuscritti della stessa biblioteca (Medius).
— Wiel, I teatri musicali di Venezia nel setteeento (Cont.)
Studi e documenti di storie e diritto. Roma 1892, anno 13.
fase. 1—3.
(1, 2) Wilpert, Di un ciclo rappresentanze cristologiche
nella catacomba dei SS. Pietro e Murcellino. — Cozza-Luzi,
Una lettera inedita di S. Francesco di Sales. — Alibrandi J.,
Ricerche sulla origine dcl divieto dellc donazioni fru coniugi. —
Tal am o S.. Ue origini dei cristiancsimo e il pensiero storico. —
Cerasoli F, Commentario di Pietro Paolo Muziano relativo
agli officiali dei commune di Roma nel secolo XVI. — Cieeoti
E., Le instituzioni publiche t'retesi. — Celan i E.. '•De geilte
Sabella« ms. inedito di Onofrio Panvinio. — (3) Savi P., La
»dotirina dei dodici upostoli.« — Catcllani E., 11 diritto inter-
nazionale privato neiranticu (irecia. — Cerasoli F., Documenti
per la storia di Castel S. Angeln.
Archivio storico italiano, Gegrd. v. Vieusseux. (Florenz,
Vieusseux). V, 10.
F. Savini, Sc il Castrum Aprutiense dolle lettere di S.
Gregorio Magno fu Fodierna 'reramo e se la voce Aprutium servi
nel primitivo Medio Evo a denominare la cittä di 'reramo, ovvero
solo il suo territorio. — L. Sta ffetti, Carlo V a Spira nel 1544.
— G. Rondoni, Un eronista popolano dei tempi dell domina-
zione francese in Toscana. — A. Virgili, Dei Battezzatöi o Bat-
tezzatörii negli antichi fonti battesiinali (a propositio dei versi 16 — 21
dei canto XIX dell Inferno.) — M. Alfani, La Societä Colom-
baria di Firenze nell anno accademico 1891 —1892. — Aneddoti
e varietä.— Rassegna hibliogratica.
Turul, red. v. Fejerpalakv. 1892. 4.
Thaly, Z. Genealogie d. Hauses Räkoczv. — Csonia, I).
ital. Renaissance in d. ung. Heraldik. — Wert»er, Familien¬
geschichts-Beiträge. - Kiss, 1). Familie Szentpali de Homoröd-
Szentpäli.
Neue F r s c h e i n u n g e n:
Duhr Beruh., S. .1., .lesuitenfabeln. E. Beitr. z. Culturgesch. 1.
u. 2. Aull. Freibg. i. B., Herder, 8°. (VIII u. 832 S m. Pers.-
u. Sachregister.) 11. 4.32.
Helbig J., Beiträge z, Gesch. d. Stadt u. d. Bez. Friedland.
l. Lief. Friedland, Weber. (S. 1—64.) 11. —.24.
Müller Wilib., Sagen u. Geschichten d. Stadt Olmütz. Olm.,
Hölzel. (114 S.) n. —.90.
Bartsch Zach.. Steiennärk. Wappenbuch 1567. Facsimile-Ausg.
m. histor. u. herald. Anm. v. Dr. Jos. Zahn u. Alfred R.
Anthonv v. Siegen fei d. Graz, Moser. gr.-8°. (168 Taf. u.
180 S.) li. 15 —.
Volkholz R., D. Zerstörg. Magdeburgs (1631) im Lichte der
neuesten Forschg. Magdebg., Fabel*. (VI u. 91 S.) tl. 1.80.
Beykert J. D., Notice biographique. Relation de sa captivite a
Dijon etc. Lettres ä sa femme 1793. 1794. Strassbg. Heitz.
(XXIII u. 125 S.) 11. 1.92.
Rczek A., Relatio progressus in exstirpanda haeresi per regnum
Bohemiae, marchionatum Moraviae et ducatum utriusque Sile-
siae, opera P. IL Soc. Jesu prov. Bob., ab a. 1661 usque ad
a. 1678. Prag, Kivmic. (55 S.) 11. —.60.
Bern ho ft J., I). Frauen leben d. Vorzeit. Wismar, Hinstorff.
(78 S.) tl. 1.20.
Richter W., Die Jesuitenkirche zu Paderborn. Festschr. z. 200j.
Kirchweih. Paderb., JUntermann. (99 S. mit 3 Taf.) fl. 1.08.
Bei Asher & Co. in Berl. erscheint im Frühjahre 1893
»A \pros % die Bibel //. Homer. Beiträge z. Cultur-, Kunst- und
Religions-Gesch. d. Orients im Alterth.« v. Dr. MaxOhnefalseh-
Richter, 1 Bd. v. etwa 68 Bg. mit zahlr. 111. u. 1 Bd. mit 9
färb. u. 209 schwarzen Taf. gr.-4°. Preis fl. 108.—.
Th. Kampfmeyer in Bellin : Antiqu.-Katalog Nr. 338:
Geschichte u. Biographie
Riecke’sche Buchh. in Giessen : Antiqu.-Katalog Nr. 14:
Gesell. Süddeutschlands.
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
Gietmann G., S. J.: Die Aussprache des Englischen
in systematischer Vollständigkeit einschliesslich der
Regeln Uber Quantität und Accent. Freiburg i. Br., Herder,
1892. 8°. (IV u. 108 S.) tl. —.90.
Die Hauptschwierigkeit bei der Aussprache des Eng¬
lischen liegt in den etwas complicierten und schwankenden
Symbolen, durch welche die einzelnen Laute bezeichnet
werden. An sich betrachtet werden diese Laute eben so
leicht und eben so schwer erlernt wie die irgend einer
andern Sprache. Allein jene Regellosigkeiten in der
schriftlichen Fixierung des Lautes, welche heute geradezu
eine charakteristische Seite der englischen Sprache bilden,
können leicht den Anfänger dahin führen, dass er an der
Möglichkeit verzweifelt, es je zur leidlich richtigen Aus¬
sprache eines Satzes zu bringen. Nun mag man sich
zur Bezeichnung und Unterscheidung der einzelnen Laute
noch so sehr einer phonetischen Transscription bedienen,
eine praktische Methode wird stets die thatsächlich
bestehende Rechtschreibung im Auge behalten müssen,
lind dies ist sorgfältig in dem vorliegenden Büchlein ge¬
schehen. Fs werden in demselben die Vokale und Con-
so.nantcn (mit allen Verschiedenheiten der Orthographie)
gegeben und durch Beispiele erläutert, zunächst in einzelnen
Wörtern, alsdann in einer überraschend gut gewählten
Reihe von zusammenhängenden Sätzen, besonders von
Sprüchwörtern und sprüchwörtlichen Redensarten, um sie
dem Gedächtnis einzuprägen. Das Material, welches
dieselben zur Beleuchtung der einzelnen Punkte geben,
ist reichhaltig. Fine Seite des Schriftchens verdient be¬
sonders hervorgehoben, zu werden, nämlich die Sorgfalt,
mit welcher die verschiedenen (und gleich guten) Aus¬
sprachen eines und desselben Wortes verzeichnet sind.
Auch die Eigennamen, deren Aussprache sich ja kaum auf
bestimmte Regeln zurückführen lässt, werden mit jener
gegeben, welche der Localgebrauch festhält, der An¬
hang, welcher diesem Gegenstand gewidmet ist, deutet
auf einen reichen Schatz sorgfältiger Beobachtung (vgl.
den wechselnden Accent für Dalkeith S. 100 und den
Lautwerth des Vokals in Cowper (S. 102). Einen oder
zwei Punkte von untergeordneter Bedeutung mag man
beanstanden, z. B. S. 73, Zeile 18: Die gewöhnliche
Aussprache ist apotheösis und S. 74 Zeile 15 oäsis.
Wien. James Morison.
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Nr. 2. — Okstbkrkiciiischks Lutera i urbi.ait. — II. Jahrgang.
45
JO
Gern oll, Dr. Wilhelm, Gvmnasialdirector in Liegnitz : Die
Realien bei Horaz. Heft 1 : Thiere u. Pflanzen. — Kleidung
und Wohnung in den Gedichten des Horaz. (80 S.) II. 1.08. —
Heft 2: Kosmologie. - Die Mineralien. - — Der Krieg. —
Speisen und Getränke, Mahlzeiten. (107 S.) 11. 1.44. Berlin, R.
Gaertners Vcrlagsbuchhandl. Hermann Hevfelder. 1892. 8°.
Auf Grund vollständigster Vertrautheit mit jeder
Zeile des Horaz und mit erschöpfender Benützung der
einschlägigen Litteratur hat der Vcrf. eine Art concretes
Handbuch der römischen Alterthümer geliefert. Wenn
man die zwei Hefte durchliest, sieht man erst, was man
aus Horaz für die Kenntnis der Alterthumskunde pro¬
fitieren kann, oder auch, wenn man will, was der Er-
klärer des Horaz an diesbezüglichen Kenntnissen mit¬
bringen soll. Gewiss ist es der hauptsächlichste Zweck des
Werkes, das bei Horaz vorliegende (Juellenmaterial nach
den angedeuteten Gesichtspunkten zu sondern ; der Yerf.
beschränkt sich aber nicht auf die Arbeit des Sichtens
und Aneinanderreihens in einer sehr ansprechenden Dar¬
stellungsform, sondern geht keiner dabei auftauchenden
Frage aus dem Wege. So redet er 1“° der Auffassung
das Wort, dass unter manni Maulthiere zu verstehen
seien, beweist l 70 , dass Od. III, 10, 5 — 7 audis quo
strtpitu ianua , qito m inus inter pulchra satum tecta
reinugiat ventis und Ep. I, 10, 22 uempe inter varias
nutritur silva columnas nicht mit den Erklärern vom
Atrium, sondern vom Peristylium zu deuten sei, emen-
diert l 4 * den Porphyrion, verbreitet sich 2 4 ,l über die
Ansicht, dass Horaz nur drei Zonen annehme, und gibt
2 79 eine sehr plausible Rechtfertigung der älteren Auf¬
fassung (Voss, Döring), der aulaea (Sat. II, 8, 54 ff.
u. 71) als Baldachine. Dies nur ein paar Proben dafür,
dass man das Werkchcn für mehr als eine an und für
sich schon recht interessante Mosaikarbeit erklären darf.
2* 3 hätte Od. IV, 1. 12 tariere iecur Platz finden, 2 51 '
nicht von einer turma equitum gesprochen werden
sollen, da Horaz, wie leicht zu constatieren ist, turma
nie im Singular (dafür turba nie im Plural) gebraucht.
Von Druckfehlern sind mir aufgefallen : Heft 1* S. 2,
Z. 19 specus st. perus, S. 7, Z. 2 v. u. Jeras st. ferus,
S. 59, Z. 9 v. u. chtanidem st. chlamydem; Heft 2,
S 83, Z. 11 v. u. stella st. sella. S. 58 steht an der
Spitze eines Citates aus Vegetius sehr unschön Vegec!
Wien. M. G i 11 b a u e r.
Archiv für slavische Philologie, hrsg. v. V. Jagie (Berlin,
Weidmann). XV, 2.
Kozak, Resultate meiner Forschgcn im Kloster Socawica,
Bukowina (Schl.). — Soerensen, Beitrag z. Gesell, d. Fntwieklg.
d. serb. Heldendichtung (Schl.). — Polivka, Zur Geschichte d.
Physiologus in J. slav. Littcraturen (SchJj. — Kritischer Anzeiger:
Vuk’s Serb. Volkslieder (Gjorgjevie); Sljapkin, Der h. Dimitrij
v. Rostov u. s. Zeit (Murko); Stojanovic, Grammatik d. Alt-
sloven., bearb. nach Leskien (Oblak); (’oncv, Eher d. ostbulg.
Vocalismus (Oblak); Men eilt, \ r ocabularium latino-bohemicum
Posoniense (Jagir); Daniöic, Serb. Formenlehre, neue Auflage
(Jagie). — Brückner, Kleine Mittheilgcn.
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Litteraturen,
hrsg. v. Waetzoldt u. Zupitza (Braunschweig, Westermann).
LXXXIX, 1—3.
(1.) Biltz, Wer hat d. Lied »Herr Christ, der einig Gott’s
Sohn, Vaters in Ewigkeit« gedichtet? — Leitzmann, Ungcdr.
Briefe G. Försters. — Dieter, A. II. Hallam. — 'fanger, Zur
Lautschriftfragc. — (2,3.) Lindclöf, Eber d. Verbreitung des
sog. u-(o-)Umlauts in d. starken Verbalflexion d. Altenglisch. —
Kon rat h f Zur Laut- und Flexionslehre des Mittelkentischen. —
Zupitza, Die Gedichte d. Franziskaners Jacob Ryman.
Hermes, Ztschr. f. dass. Philologie, hrsg. v. Kai bei u.
Robert (Berlin, Weidmann). XXVII, 4.
Mayer, Mythistorica.— Viereck, Urkunden a. d. Archiv
v. Arsinoc v. J. 248 n. Ohr. — Lehmann, Zur ’Atbr,vatoiv
^oX'.TEi'a. — Dessau, Über d. Scriptores hist. Augustac. —
Norden, Scholia in Gregorii Naz. orationes inedita. — Keil,
Attisches Viertelobolenzeichen. — Miseellen.
Mnemosyne. Bibliotheca phil. Batava, colleg. Naber, van
Leu wen, Valeton (Leiden, Brill). N. S. XX, 4.
Valeton, De templis Romanis. — Herwerden, Ad
Odysseam. — Sakorraphus, Spicilegium observationum crit
ad script. Graecos (Cont.) — Naber, Fluctus in simpulo. — v. d.
Vliet, Varia ad varios. — Dumon, Ad Vitruvii v. 8. —.
Her w erden, Ad. Tragieos.
Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morgenlandes, hrsg. u.
red. v. Bühler, Karabacek, I). H. u. F. Müller, Reinisch.
(Wien, Holder.) VI, 3.
Vämberv, Zwei moderne eentralasiat. Dichter, Munis und
Emir. — Jen sei», Elamit. Eigennamen. (Schl.) — Ivalemkiar,
Die 7. Vision Daniels (Uebers.) — Bickeil, Krit. Bearbeitg. des
Job-Dialoges. (Forts.)
Revue de philoiogie. XVI. 2.
Me ly, Le cachets d’oeulistes et les lapidaires de l'antiquite
et du haut moyen äge. -- Cumont, Note sur le grand bas-relief
mithriaque du Louvre et sur une pierre de Tivoli. — Fournicr
et Go ssel in, Thucydide VII, 71. 7. — Havet, Legerupa. —
Thomas, Ciceron, De legibus III, 10, 24. — Havet, Plautus.
— Duvau, Sur quelques passages de poetes latins.
The american Journal of Philologv. XII, 2—3.
(2.) Abel, Iluizinga. Analogv in the Semitic languages. —
Leverett Moore, Servius on the tropes and figures of Vergil.
(I., II. in Heft 3). — Gonybcare, On the .ancient Armenian
Version of Plato. - WeirSmyth, On Digamma in Post-Homeric
Jonic. — (3.) Gollitz, Fick’s Vergl. Wtbch. d. indogerm. Spra¬
chen. — Wright/ Did Philochorus quote the "Atf'qvaäuv iro).tTS'>z
as Aristoteles? — D wight Gondelt, Aristotle on the public
Arbitrators. — Gudeman, Critical notes on the dialogus of
Tacitus.
Neue Erscheinungen:
Herz fei d Marie, Menschen u. Bücher. I.itterar. Studien. Wien,
Weiss. (172 S.) fl. 2.-.
Oldenburg E., Z. Wartburgkriege. L., Fock. (58 S.) fl. —.78.
Rost P., I). Keilschrifttexe Tiglat Pilesers III., nach den Papier¬
abklatschen u. Originalen d. Brit. Museums neu hrsg.
2 Bde. (I. Einl., Transcriptum u. Ebers., Wörterverz. u. Com-
mentar. gr.-8°. VIII, XXXIX u. 145 S. — II. Autograph. Texte,
Fol. III u. 24 S.) L., -Pfeiffer. 11. 12.—.
Wentzel G., D. Göttinger Scholien zu Nikanders Alexipharmaka.
Göttingen, Dieterich. gr.-l°. (95 S.) 11. 7.20.
Dummer A. v., Die ältesten Drucke aus Marbg. in Hessen 1527
bis 1567. Marhg., Fl wert. (XI, 32 u. 182 S.) fl. 4.20.
Commcntaria in Aristotelcm graeca. Edita cons. et. auct. aea-
demiae litt, regiae Boruss. Vol. XX: Eustratii et Michaelis
et anonvma in ethiea Nicomachea commcntaria. Ed. G. Heyl-
hut. B.,‘G. Reimer. (XIII u. 653 S.) fl. 15.—.
Psichari J., Etudcs de philoiogie neo-greque. Paris, Bouillon.
22 fr. 50 c.
Kelly J. F., The life of Miguel de Cervantes Saavedra. London,
Chapman & Hall. 16 sh.
Oliphant Mrs. and F. R.. The Victorian age of English litera-
ture. London. Pereival. 6 sh.
Kirehhoff & Wigandt in Leipzig: Antiqu.-Katalog
Nr. 904: dass. Philologie u. Alterthumskunde.
Kunst und Kunstgeschichte.
Schlosser, Jul. v., Schriftquellen zur Geschichte der
karolingischen Kunst. Gesammelt und erläutert. Wien, Carl
Gracser. 1892 u. 8°, (XVI, u. 482 S.) fl. 5. — .
Das Werk bildet den IV. Band der neuen Folge
der durch R. v. Eitelberger begründeten und nun von
Dr. Alb. Ilg fortgeführten »Ouellensehriften für Kunst¬
geschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der
Neuzeit.« Von ähnlichen Werken unterscheidet sich dieses
überaus vortheilhaft durch seine Gründlichkeit und da¬
durch, dass es die Stellen in der Ursprache gibt,
mit genauem Nachweis der Schriften, denen sie ent¬
nommen sind. Über das angestrebte Ziel hat sich der
Vcrf. genau Rechenschaft gegeben ; das ganze Werk
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47
Nr. 2.
Oesterrkichisches Litteraturblatt. —*■ II. Jahrgang.
18
erscheint infolgedessen klar und übersichtlich angelegt,
was bei einem Werke, das als Nachschlagebuch schnell
und verlässlich über bestimmte Punkte der Kunst¬
geschichte Auskunft ertheilen soll, von besonderem Wert
ist. Wie schwer es ist, dieser allerersten Anforderung
Genüge zu leisten, darüber belehren uns früher erschienene
Werke dieser Art, wobei ich nur an die Schriftquellen
zur antiken Kunstgeschichte von Overbeck erinnern will.
Das Buch zerfällt in drei grössere Abschnitte. Der
erste bringt zunächst »Allgemeines« über Architcctur
und Kleinkunst, dann die in den Quellen erwähnten
Bauten topographisch geordnet, und zwar Bauwerke
Deutschlands, Frankreichs und solche von unsicherer
Localisierung. — Der zweite Abschnitt bietet auf die
Ikonographie sowohl der religiösen als der profanen
Kunst sich beziehende Ouellenstellen, wobei die religiöse
Kunst eine bisher kaum so eingehend und liebevoll ge¬
arbeitete Darstellung erfuhr. — Der dritte Abschnitt enthält
Notizen über einzelne Künstler und über den Einfluss
der Antike in der Karolingerzeit. Den Glanzpunkt des
Werkes bilden die fünf Register: 1. Orts-, 2. Sach-und
Personen-, 3. Heiligen-, 4. Künstlernamen-Verzeichnis
und 5. ein Glossarium der technischen Ausdrücke.
Dies die Anlage des Buches. Bei allem grossen
Verdienst, das sich der Verf. damit um die Kunstwissen¬
schaft erworben, ist es doch zu beklagen, dass er mit seinem
reichen Wissen so sehr kargte. Ref. ist der Überzeugung, dass
einige Bemerkungen mehr — als Fussnoten — durchaus
nicht überflüssig oder gar verwirrend gewesen wären.
Dieser Befürchtung hat der Verf. in den Sitzungsberichten
der Wiener Akademie 1891, Bd. CXXIII, II. Abh. p. 1
Ausdruck gegeben. Es bildet diese wertvolle Abhandlung
eine nothwendige Ergänzung zum angezeigten Buche:
dort hat er die Quellen, hier die dazugehörigen (Kom¬
mentare gegeben. Wir können mit dem Verf. über den
Standpunkt, wie über diese Auffassung natürlich nicht
rechten; er hat dafür gewiss seine Gi linde. Doch
will uns bedünken, dass die Übersichtlichkeit gar nicht
gestört worden wäre, wenn er zu den einzelnen, einer
Erklärung bedürftigen Stellen die Anmerkungen im Buche
selbst gegeben hätte, wie es an vereinzelten Stellen auch
geschehen ist. Um ein kurzes Beispiel herauszugreifen:
p. 175, n. 554 ist aus einer Urkunde Ludwigs d. D.
(Sept. 23. 837) der Satz angeführt: »Hoc itaque terri -
torium cum ecclesia quam dudum Adalrammus quon -
dam secundum ?iostram licentiam ibidem edificavit .«
Zum Worte territorium fügt er als Note die gewiss
werthvolle Bemerkung hinzu : »zu beiden Seiten der Ips,
westl. an dem Ort Wagreini.« Solcher Bemerkungen hätten
wir mehr gewünscht, hauptsächlich bei technischen Aus¬
drücken. Es ist wahr, dass das Glossarium manche
Anmerkung entbehrlich macht, aber ganz ersetzen kann
es dieselben doch nicht. Ich verweise diesbezüglich auf
die Quellenstellen no. 95, p. 23 und n. 506, p. 158,
wo der Terminus electrum erscheint. Das Glossar
gibt allerdings an : »electrum, Bernstein, Metallmischung
(Blassgold).« Es bleibt aber dem Benützer überlassen,
beide Male für electrum Bernstein oder aber Blass¬
gold zu setzen; das erstere wäre entschieden falsch.
Allerdings bietet gerade dieser Terminus den Erklärungen
und Bestimmungen mehr Schwierigkeiten als manch
anderer; aber eben aus diesem Grunde wäre ein Finger¬
zeig umso erwünschter gewesen.
Wir sagen erwünscht und sind weit entfernt,
dies als einen empfindlichen Mangel des Buches zu
betrachten. Ja dem Pincipc des Herausgebers, der die
Quellen in der Ursprache bot, damit sic jeder selbst¬
ständig interpretiere, wäre unser Ansinnen vielleicht
gerade entgegen; aber das Buch soll ja auch solchen
dienen, die mehr Gewicht auf bequemes Nachschlagen
als auf selbständige Interpretation legen.
Ueberall äussert sich in dem Werke eine geradezu
souveräne Beherrschung nicht nur des historischen
Stoffes sondern auch des Wesens desselben ; klare An¬
ordnung und Uebcrsichtlichkeit zeichnen das Buch in
eminenter Weise aus, die Ausstattung und das bequeme
Format lassen nichts zu wünschen übrig. Es ist ein
unentbehrliches Hilfsmittel für den Historiker, ganz
besonders für jeden, der sieh mit Kunstwissenschaft
beschäftigt. Ref. braucht nach alledem kein Wort der
Empfehlung noch besonders hinzuzufügen ; ist doch der
Verf., was hier auch in die Wagschale fällt, aus der
Schule Prof. Wickhoffs hervorgegangen.
Wien. Mantuani.
Repertorium f. Kunstwissenschaft, red. v. J a n i t s c h e k.
(Berlin, Spemann). XV, 4—5.
Brun, Leonardos Ansichten üb. d. Verhältnis d. Künste. —
Kriminel, L. da Vinei's Auge. — Rief fei, Studien aus d.
Mainzer Gemälde-Galerie. — Graf, Neue Beitr. z. Entstehgsgcsch.
d. kreuzförm. Basiliea. — Gurlitt, Erfurter Steinmetzordng. d.
15. u. 16. Jlults — Singer, Zusätze z. Werk d. Heinr. Güdig.—
Dobbert, l). Abendmahl Christi in d. bild. Kunst bis gg. Schluss
d. 14. Jhdts.
Zeitschr. f. Christi. Kunst, hrsg. v. Schnütgen. (Düsseldorf,
Schwann.) V, 4.
Firmenich-Ri chartz, Christus am Kreuze, Maria u. acht
Apostel. Köln. Tafelgcmälde. — Pieper, Glockcnmontierg. —
Efftnann. d. Propsteikirche zu Oberpleis.
Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft, hrsg. v. C h ry sa n d er,
Spitta u. Adler. (Leipzig, Breitkopf & Härtel.) VIII, 2.
Stollbrock, Leben u. Wirken d. J. G. Reuter jun. — Wal-
lasehck, I). musikal. Gedächtnis. — A d 1 e r, Kaiser Ferdinand IIL,
Leopold L, Joseph I. und Karl VI. als Tonsetzer u. Förderer d.
Musik. — Friedländer, Mozarts Wiegenlied.
Kirchenschmuck. Blätter d. Christi. Kunstvereins d. Diöcesc
Seckau, red. v. Graus. (Graz, Styria.) XXIII, 7.
S. Giovanni e Paolo in Venedig u. s. Hochaltar. — Mittel¬
alterl. Bildwerke uns. Heimat. — Übersicht!. Schau auf d. Kirchen
d. Diöccse Seckau.
Cäcilia. Zeitschr. f. kathol. Kirchenmusik. (Breslau, Gocrlich.)
1893, 1.
Staude, Zur Einübg. d. röm. Chorals. — Bai er, D. ersten
Schritte c. Cäcilianers. — Frommer Eigensinn. — Krutschek
Deutsch, polnisch oder — lateinisch? — Götze, Schlechte Orga¬
nisten u. schlechte Orgeln.
Archivio storico dell'arte. Roma 1892, fase. 3.
Marazza, I cenacoli di Gaudenzio Ferrari. — G n o 1 i, La
cancellaria cd altri palazzi di Roma attributi a Bramantc. —
Frizzoni, La verginc col bambino di Guido Reni in Firenze.
Neue Erscheinungen:
Ilg A., Kunstgeschichtl. Charakterbilder aus Öst.-Ungarn. Unter
Mitwirkg. v. M. Hoernes, R. v. Schneider, J. Strzvgowski, J.
Neuwirth, H. Zimmerman, A. Nossig. Prag, Tempsky. Lex. 8°.
(XIV u. 406 SA tl. 6.—
Falke J. \\. Gesch. d. Geschmacks im M.-A. Studien auf d.
Geb. d. Kunst u. Cultur. 2. Aull Berl., Allgcm. Verein f.
deutsche Litteratur. (IV u. 374 S.) fl. 3.60.
Pfordten H. Freih. v. d., Händig, u. Dichtg. d. Bühnenw. R.
Wagners, nach ihren Grundl. in Sage u. Gesch. Berl., Tro-
witzsch & Sohn. (VII u. 394 S.) fl. 3. -.
Bulle H., D. Silene in d. archäischen Kunst d. Griechen. Mün¬
chen, Ackermann. (VII u. 77 S.) fl. 1.08.
Pickard J., Der Standort d. Schauspieler u. d. Chors im griech.
Theater d. 5. Jahrh Ebd. (36 S.) fl. —.60.
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49 Nl<. 2. — OeSTKRKEICHISCHKS Ul
WaIdstein E. C., Graf, D. Bildendeste d. Wigalois-Cyclus zu
Runkelstein. Wien, Kubasta & Voigt. 4. (14 S. m. 10 Taf.)
11 . 1 . 20 .
Bole F., 7 Meisterwerke d. Malerei, m. e. princip. Erörterg. üb.
d. Einfluss d. Christenthums auf d. Kunst. Brixen, Wcger.
gr.-4°. (VI u. 123 S. m. 9 Lichtdr.-ßildcrn) fl. 7.20.
(jodet Bli., Art et patrie. Aug. Bachelin d’apres son oeuvre
et sa correspondance. Neuchatel, Attinger. (XV u. 234 S.)
11 . 2 . 10 .
Leben Christi, 20 Bilder (in .Holzsehn.) nach Gern. her. Meister.
Mit e. Präludium u. 20 Liedern v. L. Ziemssen. Stuttgart,
Deutsche Vcrlagsanstalt. Fol. (22 Bl. Text) 11. 12. —.
Bor mann R., D. Bau- u. Kunstdenkmälcr in Berlin. Im Auf¬
träge d. Magistrats d. Stadt bearh. Mit e. gesell. Einl. v. P.
Clauswitz. Berl., Springer. gr.-4". (Xll u. 43(5 S. m. 28 Liehtdr.-
Taf.) II. 18.- .
Coutagne, les drames music. de R. Wagner et le Iheatre de
Bayreuth. Paris, Fischbachcr, 11. 140.
Labitte A.. Les manuscrits et Part de les orner, ouvrage historique
ct pratique, ill. de 300 reprod. de miniatures etc. Paris, Mendel.
Middlcton J. H, llluminated mss. in classical and mediaeval
tiincs, tlieir art and their techniquc. Cambridge, Univ.-Presse, 21 sh.
Ruskin J, The poetry of architecture, London, 12 sh.
Bei A. Seemann in Leipzig erscheint: l)r. M. v. Wolff,
> Loren za della Valle. E. Beitr. z. Gesell, d. Renaissance.« (II. 1.50)
u. Dr. Ernst Z i m m e r m a n n, * Die Landschaft in d. venezian.
Kunst.% (Beiträge z. Kunstgcsch. XX.) 11. 3. —.
Länder- und Völkerkunde.
Stephanie, Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin : Lacroma.
Mit Illiistr. nach Originalen des Kammer-Marine-Malers A. Perko.
Wien, Künast. 1892. gr.-4°. (43 S.) 0. 3.—.
Der am Eingänge ausgesprochene Wunsch der er¬
lauchten Verfasserin, »die Aufmerksamkeit und das Inter¬
esse der Leser für den kleinen auserlesenen Fleck an
der Küste unseres schönen Vaterlandes zu wecken«,
wird durch das Werk gewiss in Erfüllung gehen ; und
mit Recht, denn in der That finden sich kaum auf einem
engen Raum, wie dieser kleinen Insel, so viele Natur¬
schönheiten vereinigt. Der Reiz südlicher Scenerie und
die zauberhaften Stimmungsbilder am Gestade der Adria
werden von der Vcrf., welche für dieselben ein unge¬
wöhnliches Verständnis besitzt, in der anziehendsten
Weise geschildert. Auch die historischen Notizen bieten
überraschend viel des Wissenswerten und sind mit den
Naturbeobachtungcn stilgerecht zu einem Ganzen vereinigt,
dessen Lecttire jedem Gebildeten, vor allem aber jedem
Oesterreicher einen vollkommenen Genuss bereiten wird.
In den zahlreichen Illustrationen werden uns die rei¬
zendsten landschaftlichen und architektonischen Motive
der Insel von ihrem besten Kenner vorgeführt, denn
Perko lebte bekanntlich längere Zeit auf Lacroma. Ihm
verdankt, nebenbei gesagt, auch das kronprinzliche Werk
»Die Oest.-ung Monarchie in Wort und Bild« sein bestes
Marinebild. Möge cs uns gestattet sein, das Bedauern hier
auszusprechen, dass die Verf. das Werk nicht auch
durch eine ihrer eigenhändigen Skizzen geschmückt hat,
welche den Wert des Buches wesentlich erhöht haben
würde.
Wien. Eugen Frh. v. Ransonnet-Villez.
Globus, hrsg. v. Andre e. (Braimsehwcig, View eg & Sohn)
LXIII, l u. 2.
(1.) Brakebusch, D. Penitentcsfelder d. argentin. Kordilleren.
(Schl, in Nr. 2.) — Hansen, D. Tmekenlegg. d. Zuiderzee. —
Frauberger, Von Ammon nach Djerasch. — K r c h h o f f, D.
Mundkuss e. Abart d. Xasengrusses. — Luders, E. Stück v. d.
Fahne Pizarros. — D. diluviale Mensch im Löss v. Brünn. —
Befahrg. d. Sees Leopolds II. durch de Mense. — Neue Skclett-
funde in d. Höhlen v. Mentone. — Sauer. War auch d. Harz
in der Diluvialzeil vergletschert? — D. Expedition Bia in Katanga.
I TF.R ATURBLA I I. II. JaHRÜANG. 50
(2.) Schmidt, 1). Wiedergeburt d. Herrscher v. Travancore. —
Meyer, I). ostafrikanische Expedition des (»raten Samuel Tcleki
(1887—1888). — Förste mann, I). Zeitperioden d. Mayas. —
S i e g e r, Karten u. Schulgcographie in Finnland. — K r a u s,
I). Name Slamhol oder Istambol.
Die kath. Missionen. (Freib., Herder.) 1893. 1.
1). Missionen d. Bcnedictincr im Indianer-Territorium. —
Enter d. Trümmern e. untergegangenen Volkes. — J u 1 1 i e n, 1*?.
Reise nach d. Sinai. — Nachrichten aus d. Missionen.
N.-Ö. Landesfreund, red. v. Maverholer. (Mödling, Biising).
1892, 5.
R e i in a r, Jos. Angeier. E. Beitr. z. N.-Öst Kunstgcsch. —
J a n t s h, Allerlei Heilkünstler aus d. 1 linterlande. - R e i m a r,
Spuren d. Sinttlutsagen in N.-Öst.
Argo. Zeitschr. f. krainische Landeskde, hrsg. v. Müllner.
(Laibach, Klein & Kovar 1 , i I, G.
Müllner, I). »Grudiscu« in Krain. — Radies, Metternich
und Gcntz auf dem Laibacher (Kongresse. (Schl.)
Kosmos, red. v. Radziszewski (Lemberg, Naturl.-Ver. *Ko-
pernikus«). 1892, IX, X.
Siemiradzki, 1). geogr. Resultate m. Reise in Nord-Pata¬
gonien u. Araukanicn. — Dunikowski, E. Reise nach Amerika.
— Landl, Karcynolog. Aufzeichnungen.
Ethnographia, red. v. Joh. Jankö. 1892. 7 — lo.
Xanthus, I). Gesell, d. ethnograph. Abthlg. d. ung. National¬
museums u. ein Vorschlag, betr. d. Zukuntt derselben. - Her¬
mann, Meisterwerke ung. Hirten. — Jank«), Mittheilgn. aus d.
ethnugr. Sammlg. d. ung. Nationalmuseums. I. Fischzeuge. —
Beledi, Oriental. Motive in e. westl. Fabel. — Goldzieher,
Ethnogr. Borührgspunkte d. vgl. Religionswiss. — Istvänffv,
Bilder aus d. Volksleben der Paloczer. — Frau Wlislocki-
Dörfler, Volksglaube in Kalotaszeg.
N c ti e E r s c h e i n u n gen:
Ter-Mowsesjanz Parsadan, Das armen. Bauernhaus. Ein
Beitr. z. Culturgesch. d. Armenier. W., Holder. 4°. (172 S.)
11. 2.50.
Festschrift, hamburgische, z. Erinnerg. an d. Entdeckg. Amerikas.
Hrsg. v. wissensch. Ausschuss d. Comites f. d. Amerika-Feier.
2 Bde. Hambg., Friedcrichsen & Co. (Kill, 132, 90, 256, 22
u. VII, 238, 9 S.) fl. 12.-.
Kretschmer K., 1). Entdeckg. Amerikas in ihrer Bedcutg. f. d.
Gesell, d. Weltbildes. Mit e. Atlas v. 40 Taf. in Farbendr. (in
gr.-FoI.) Festsehr. d. Ges. f. Erdkdc z. Berlin. Fol. (XXIII u.
471 S.) 11. 36.—.
Wlislocki II. v., Aus d. Volksleben d. Magyaren. Ethnolog.
Mitthlgcn. München, M. Huttier. (X u. 183 S.) 11. 5.10.
Schuster G., D. Entdeckg. Amerikas u. ihre Folgen. Basel,
Schweiz. Verl.-Dr. (III u. 195 S.) 11. 1.50.
Sc eh ach K. v., Vulcane Centralamerikas. Aus d. nachgel. Auf¬
zeichngen. Göttingen, Dieterich. 4°. (251 S. m. 14 Taf.) 11. 15.60.
Neu mann R., Nordafrika (m. Ausschi. d. Nilgebietes) nach Ilero-
dot. E., Uhl (VIII u. 165 S.) 11. 2.40.
Ackerl J.. Unter Engeln u. Teufeln. Erlebnisse c. Romreise im
Herbst 1891. Bozen, Prombcrger. t VII u. 274 S.) 11. —.60.
Bernard M.. Autour de la mediterranee : De Tripoli ä Tunis.
Avec 120 dess. Paris, Eaurens. 10 fr.
Booth C., Life and labour of the people in London. I. London,
Macmillan, 3 sh. 6 d.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Stroh al, Dr. Emil: Die Anfechtung letztwilliger Ver¬
fügungen im deutschen Entwurf. Festschrift zum 50jährigen
Doctor*Jubiläum des Herrn Gell. Jusizrathes u. Prof. Dr. v.
Ihering, überreicht von der Juristcn-Facultüt in Graz. Graz,
Leuschner u. Lubenskv, 1892. 8". (VII u. 81 S.) 11. 1.50.
Der Verf. ahnte wohl zur Zeit der Abfassung seiner
Arbeit nicht, dass er schon einige Monate nach Erscheinen
derselben als Nachfolger des berühmten Jubilars nach
Göttingen berufen werden würde. Umso actueller ist da¬
durch die Bedeutung seiner Ausführungen geworden.
In gedrängter Darstellung werden die 1779 bis
1787 des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für
das deutsche Reich, anbelangcnd die Anfechtung letzt¬
williger Verfügungen, sammt Motiven und einschlägiger
Litteratur behandelt, indem der Verf. in scharfsinnigster
Digitized by Ljoogie
Nh. 2. — OksTBR UKICHISCHKS LiTTEKA 1UKBI.au . - II. JAHRUANG.
Weise Unzulänglichkeit in praktischer Richtung, ja theil-
wcisc unwissenschaftliche oder doch nicht genügend
präcisiertc Fassung der bezogenen Fntwurfstellen zu er¬
weisen versucht. Fr wendet sich hierbei insbesonders
gegen die Behandlung der »Voraussetzung« im Entwürfe
nach einem specifischen Rechte derselben, als zum min¬
desten in der Anwendung auf einseitige Rechtsgeschäfte,
wie letztwillige Verfügungen, gänzlich verfehlt. Mit zwin¬
gender Logik kommt er hierbei zu dem Schlüsse, dass
schon dem Worte »Voraussetzung« als einem viel
zu schwer zu umgrenzenden Begriffe, die Eignung eines
juristischen tev minus techntcus fehlt, dass aber insbe¬
sonders bei letztwilligen Verfügungen mit dem Texte
»unter der Voraussetzung dass«, diese Clausei sich regel¬
mässig nur als Suspensiv- oder Resolutivbedingung dar-
stellt, demnach auch nur als solche, nicht aber als
etwas Eigenartiges, von diesen wesentlich Verschiedenes
angemessen behandelt werden könne. Hierin wird man
ihm im Allgemeinen ebenso rückhaltlos beistimmen können,
wie bei seinen weiteren Ausführungen betreffend den
Endzweck der Anfechtung, ob völlige Nichtigkeit oder
entsprechende Remedur, die anfechtungsbcrechtigtc Per¬
son, letztwillige Verfügungen unter Ehegatten und Ver¬
lobten und Anfechtungsfristen.
Anders dürfte sich dies jedoch rücksichtlich seines
Angriffes auf § 1786 verhalten, wo der Verf. mit seiner
Verwerfung der Convalescenz-Möglichkeit einer anfecht-
baien letztwilligcn Anordnung, durch präclusivische An-
fechtungs-, richtiger Aufhebungsfristen, kaum viele An- ]
hänger finden wird. Es sei nur erwähnt, dass S. hier
selbst Gefahr läuft, in den in seinen Vorworten gerügten
Fehler der abstracten juristischen Speculation, ohne
R ü c k s i c h t a u f d i e praktischen Bedürfnisse,
zu verfallen. Denn, ohne die Richtigkeit der geltend ge¬
machten doctrinären Bedenken gegen die Annahme einer»Ge¬
nehm igung« einer an sich nichtigen Erklärung durch ein
passives \ erhalten des Ausstellers irgendwie bestreiten zu
wollen, ist denn dochnichtzu verkennen, dass der Grundsatz:
»<//// tixcet consentire videtuv« als positive Vorschrift
auch in der vorbeugenden Rechtspflege hohen Wert be¬
sitzt, da er einer hülle von Streitmöglichkeiten einfach
die Spitze abbricht. Derlei Bestimmungen finden sich in
vielen Gesetzen und thun ihre guten Dienste. Rein prak¬
tische Erwägungen sind daher wohl auch die Veran¬
lassung zur Aufnahme dieser Bestimmungen in den Ent¬
wurf gewesen und es wäre dementsprechend auch zweifel¬
los richtiger gewesen, wenn die Motive zum Entwurf
diese ungeschminkte Wahrheit einfach bekannt und nicht
erst versucht hätten juristisch zu begründen, was nur
praktisch erklärt werden kann.
Jedenfalls ist die vorliegende Abhandlung des zu
(uossem berufenen Gelehrten, den Oesterreich hoffentlich
nicht für immer verloren hat, so geistvoll und klar, dass
sic dem Leser ununterbrochenes Interesse bietet und
volle Berücksichtigung finden wird.
Wel s - Dr. Carl Platte.
Monatsschrift f. Christi. Socialroform, hrsg. v. Frh. v. Berger.
(Wien. Hcindl.) XIV, 12.
Warum die alten Könige ihre Völker zählten. — Dalmatin.
Eiinnergn. e. öst. Olliciers. — Frh. v. Mandorff, ZilTernbild e.
allg. obligator. Pensionsversicherg. — Socialer Rückblick. — Litt.-
Bericht f. Nov. 1892.
Archiv f. Eisenbahnwesen, hrsg. im Ministerium d. off. Ar¬
beiten. (Berlin, Springer.) 1893, 1.
Cohn G., I). Arbeitszeit d. engl. Eisenbahnbediensteten. II.—
Die Berliner Stadtbahn. — Bering, Üb. d. Planfeststellgsverfahrcn
nach d. Gesetz üb. Enteigng. v. Grundeigenthum v. 11/VI. 1874.
— Die kgl. Württemberg. Staatsbahnen April 1890—91. — D.
Eisenbahnen der Schweiz i. J. 1890. — D. Gotthardbahn i. J. 1891
— Miltheilgn., Rechtsprechg. u. Gesetzgebg.
Socialpolitisches Centralblatt, hrsg. V. Dr. H. Braun (Berlin,
Guttentag). II, 12 — 15.
(12.) J astro w, d. preuss. Gebäudesteuer. — M i s c h I e r,
I). Einkommenverhältnisse d. Beamten in Italien. — (13.) Quarck,
Nothstandsactionen. — Jastrovv, D. neue Gewerbesteuer in
Preussen. — Mayr, Lohnstatistik u. Unfaliversicherg. — (14.)
Fuld, D. Strafrecht und die besitzlosen Gassen. — Mi sc hl er,
1). Bauernauswanderung aus Galizien u. d. Bukowina. — Bring¬
mann, D. Organisation d. Zimmerer Deutschlds. — (15.) J astro w.
Vermögenssteuer u. *>fundiertes Einkommen*. — Quarck, D.
Plan e. rhein.-westfäl. Kohlencartells. — Lange, Nochmals Lohn¬
statistik u. Unfaliversicherg. — In jeder Nr.: Sociale Wirtschafts¬
politik u. Statistik. — Arbeiterzustände, -Gesetzgebg., -Versichert*;.,
gewerkschaftl. Arbciterbewegg. — Handwerkerfragen, etc.
Allgem. Juristenztg., hrsg. v. Breitenstein. (Wien). XVI,
9 u. 10.
(9.) Bcmerkgn. z. Strafprocessordng. — Nachruf f. Ihering. —
(10.) Die Erweiterg. d. Handelsrechts durch Eintugg. neuer Gesell¬
schaftsformen. — D. Aufgaben d. Justizvenvaltg. in Österreich.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft, hrsg. v. Kirchcnhcim.
(Leipzig, Hinrichs.) XII, 1—4.
Grössere Besprechungen von: (1.) Serafini, Per il XXV
anno d’insegnamento (Kleinfellcr). — (2.) Bergbohm, Juris¬
prudenz u. Rcchtspliilosopie (Sommer). — Voigt, Röm. Rcchts-
gesch. I (Mathiass). — (3.) Festschriften zum 50j. Doctorjubiläum
Prof. Berners (Bünger). — Schlaraffia politica. Gesell, d. Dichtgn.
vom besten Staate (Engel). —(4.)Sohm, Kirchenrecht. L (Hübler).
— Müller E., Hat d. Staat d. Recht, d. Standesherren z. Ein¬
kommensteuer heranzuziehen? (Arndt). — Bar v., Lehrb. d. Inter¬
nat. Privat- u. Strafrechts (v. Salis). — In jedem Heft: Zeitschr.-
Schau, Neue Erscheinungen, Mittheilgn.
Journal du droit internat. prlv6 et de la jurisprudence
comparöe. par Clunct. (Paris.) XIX, 7—10.
Darras, De V etat actuel du droit des auteurs etrangers en
France ct des auteurs francais ä V ctrangcr. — Wahl, Des droits
d’ euregistrement dans les rapports internationaux. — Yseux,
La litispendance dans les relations internationales.
Giornale degli economisti. 1892, Nov., Dec.
(Nov.) La situazione del mereato monetario. (Forts, im Dec.-
Heft.) — Pasolini, Monografie di alcuni operai braccianti nel
commune di Ravenna. — Squilletta, La nazione armata. —
(Dec.) Cognctti di Martiis, Banche, banchieri e usurai nclle com-
medie di planto. — Vergilii, Gli elementi per risolvere il pro-
blcma della popolazione.
Przeglqd sqdawy i administracyjiny (Revue f. gcrichtl. u.
Administr.-Angclegenheiten), red. v. Till u. Lozinski (Lem¬
berg). 1892, Dec.-Hcft.
D. Motivierung d. Beschlüsse in Civilgcrichtssachcn. — Star-
zvnski, Bericht üb. d. Grundbuehsrelörm im Reichsrathe 1881—92.
— Loziiiski, D. Wahlreform. — Pi$tak, B. Windscheid.
Neue Erscheinungen:
Schaum bürg Alex., D. Paradies der Frauen. E. Beitr. z. Lösg.
d. Frauenfrage. Wien, »Austria*. (131 S.) il. —.75.
Hammerschlag P., D. Gesetz üb. d. ElTeetenumsatzsteucr. Wien,
Manz. (117 S.) fl. 1.20.
Wie kann Almosengeben Wohlthat werden? E. Beitr. z. Lösg. d.
Armenfrage in Wien. V. e. Praktiker. Wien, Frick. (17 S.)
11. —.15.
Statistik, österr., hrsg. v. d. k. k. Statist. Centr.-Comm. XXXV,
1 : Statistik d. allgem. Volksschulen u. Bürgerschulen. Auf
Grund der statistischen Aufnahme v. 30. April 1890, bearb. v.
d. Bureau d. k. k. Statist. Centr.-Comm. Wien, Gerold’s Sohn.
4° (LXXXVI u. 309 S.) il. 6.—
Trabert A.. Was will d. Socialdcmokratie u. wie weit hat sic
Recht? Wien, St. Norhertus-Dr. (36 S.) fl. —.12.
Steinleehner P., Das schwebende Erbrecht u. d. Unmittelbarkeit
der Erbfolge. Nach nun. u. österr. Recht. E. Beitr. z. Lehre v.
d. Pcndenz d. Rechte. I.Thcil. Innshr., Wagner. (VII u. 456 S.)
11. 4.50.
Ilergenhahn Th., D. Vorstand d. Aetiengesellschaft. L., Ztschr.
f. d. ges. Actienwesen t X11 u. 393 S.) 11. 5.10.
Bei J. Springer in Berlin erscheint in Kürze »Das österr. Berg¬
schadenrecht unter Berücks. d. deutschen Bergrechtes« v. Dr.
Leo Lederer, Advocaten in Teplitz. (fl. 2.40.)
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53
Nr. 2.
OESTERREICH JSCHKS Lm KRATUKBr.A IT.
II. Jahrgang.
54
Brock ha us Antiquarium in Leipzig. Antiqu.-Katalog Nr. 126:
Staats- u. Socialwissenschaft, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht. —
Nr. 127: Strafrecht. — Nr. 128: Privatrecht.
Medicin.
Rieger, Prof.: Psychische Epidemie, Hysterie und Hyp¬
notismus. (Aus »Centralbl.f. Nervenheilkunde und Psvchiatrie«),
Koblenz, Groos. 8° (13 S.) fl. —.30.
Prof. R. gibt einen Aufsatz des Oberamtsarztes
Dr. Palmer wieder, der auf eine Stelle einer früheren
Arbeit R’s (Zeitschr. f. d. ges. Strafrechtswiss., VIII.,
315 ff.) bezogen den Titel führt: »Eine psychische Seuche
in der obersten Klasse einer Mädchenschule«. 13 Mäd¬
chen von 11 —13 Jahren zeigten nach einander eine
Reihe von Anfällen, welche dem Wesen nach einen
Schlafzustand darstellten, dem hypnotischen ähnlich, wie
dieser Analgesie, Suggerierbarkeit etc. bietend. Eingeleitet
wurden die Anfälle durch Schwächegefühle, Herzklopfen,
Schwindel, Bauchschmerzen, Globus hystericus etc. Die
Bedingungen für ihren Eintritt waren anfänglich das Be¬
finden in Kirche, Schule, auf der »Strasse und unmittel¬
bare, seltener mittelbare Kenntnisnahme von Anfällen
ergriffener Freundinnen. Später genügte der Anblick der
letzteren, auch bei normalem Befinden, um Anfälle aus¬
zulösen. Dr. Palmers Versuche ergaben, dass alle 13
sehr leicht suggerierbar und hypnotisierbar waren. Die
abnormen Schlafzustände der Mädchen waren nicht durch
einen Hypnotiseur ausgelöst, sie traten ein, wie von einer
Infection, einem Contagium bewirkt. Die Wahrnehmung
eines fremden Anfalls löst mit Übergehung des Selbst¬
bewusstseins den eigenen Anfall aus.
Disponierend wirkte die Anämie und Chlorose der
Mädchen (menstruiert war keines derselben, wenn auch
gut entwickelt). Die Erklärung ist in der Autosuggestion
zu suchen, deren gebieterische Gewalt Dr. Palmer ferner¬
hin erörtert. — Diese Mittheilung Dr. Palmers commen-
tiert Prof. Rieger: Wenn der Verf. in humoralpatholo¬
gischer Anschauung Bleichsucht und Anämie hauptsäch¬
lich anschuldigt, so kann er doch ohne den Begriff der
Hysterie nicht auskommen. Ob die Mädchen blutarm,
weil hysterisch, oder hysterisch, weil blutarm, bleibt einst¬
weilen offen. Der Praktiker liebt den Begriff »Hysterie«
nicht. Etymologisch ist er längst hinfällig geworden.
Er bedarf einer psychologisch-physiologischen Erklärung,
oder muss eliminiert werden. Das Wort »Hysterie« ver¬
dient schon gar nichts anderes; dem Publikum gegen¬
über ist es unbrauchbar, oft eine Beleidigung, wo es ein
Trost sein sollte. Was aber unter dem Sammelnamen
»Hysterie« geht, ist der Diagnostik als Symptomen-
Complexbezeichnung nöthig. Um so mehr ist eine Än¬
derung des Namens zu wünschen. Eine Formulierung
des Begriffes stammt von Möbius: »Hysterisch sind alle
diejenigen krampfhaften Veränderungen des Körpers,
welche durch Vorstellungen verursacht sind.« Hysterie
ist also die reinste Geisteskrankheit; die Aflfectionen sind
eingebildete; diese F'inbildung ist krankhaft und dieses
Krankhafte ist dem hysterischen Charakter ureigen,
kommt im ganzen Gebiete der Psychiatrie nicht weiter
vor. Die Möbius’sche Erklärung passt nun ganz auf
Palmers Bericht, ohne dass dieser das Wort »Hysterie«
braucht. Auch die Beziehungen zum Hypnotismus ge¬
winnen durch sie an Einfachheit. So sollen die Bewohner
von Nancy (Bernheims Arbeitsfeld) zur Hypnose beson¬
ders beanlagt sein; die Erklärung für 80 n / 0 der gelungenen
hypnotischen Elemente ist eben die hysterische Ansteckung.
An 100 Orten je eine Hypnose — ob mehr als 2°/ 0
Erfolge? Etwas »hysterisches«, der Sensationstrieb, liegt
in jedem Menschen ; bei geschickter Zurichtung entwickelt
sich die ausgeprägte Hysterie, ist dem Hypnotiseur der
Boden geebnet. Geheimnisvolles Geschwätz über hysterische
Bekannte ist auch ein wirkungsvolles Agens. Verfasser
schliesst mit einem Hinweis auf Salgö (Budapest), danach
am besten den Ärzten das Hypnotisieren behördlich unter¬
sagt würde. Aus einer Kritik über »Suggestionstherapie
bei krankhaften Erscheinungen des Geschlechtssinnes etc.«
von Dr. Freiherr von S c h re n c k - N o rtz i ng, München,
erwähne ich nur den Schlusssatz, der eine wohlbegründete
Ausführung krönt: »In Bezug auf die Suggestionstherapie
dieser Zustände erkenne ich eines an: wenn die Mensch¬
heit sich einige Zeit lang der Hypnotiseure nicht soll
entbrechen können, so • hat deren Ablenkung auf dies
Gebiet wenigstens den Vortheil, dass man davon nicht
in anständiger Gesellschaft und speciell nicht in Damen¬
gesellschaft sprechen darf. Damit wird aber die vom
Sensationmachen drohende Gefahr erheblich verringert«.
Würzburg. B ernard.
Centralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie, hrsg. von
Erlenmay er , red. von Sommer. (Coblenz, Groos). XV,
N. F. III., Dee.
Hoppe, Die Wärterfrage. — Referate und Kritiken, darunter:
Souques, Contribution ä fetude des syndmmes hysteriques
*simulateurs« des maladies organiques de la moelle epiniere
(Strauscheid). — Rechner, Beiträge zur Kenntnis der allg. Neu¬
rosen. (Löwen leid).
Der irrenfreund, red. v. I)r. Bros ins, (hrsg. v. Dr. Betz,
Heilbronn). XXXIV, 7—8.
Kirn, Ob. Diagnose und Therapie d. Neurasthenie. — Un¬
fälle und Alcohol. — Aus Irrenanstalten.
Hygieia, Monatsschr. f. Volksgesundheitslehre u. persön¬
liche Gesundheitspflege, hrsg. v. F. G. Geister (Stutt¬
gart, Zimmer.) VI, 3.
Reibmavr, Ein neuer Standpunkt in der Impffrage. —
Sch ni i Jkunz, Philosophie u. Hygieine.— Schleicher, I). Elek-
tricität als Heilfactor. — Goes, Z. Entwicklg. d. ärztlich-prophy¬
laktischen Kunst. — Fctschcrin, Was sollen wir für unsere
Zähne thun?
Die Wiedergeburt der Völker. Monatshefte, hrsg. v. Dr. Damm.
(Berlin, Bruer & Co.) 12.
Aus der Gesellsch. (Forts.) — Fragen und Antworten.
Neue Erscheinungen:
Kratter Jul., D. Aufgaben d. geriehtl. Medicin in Kehre u. For¬
schung. Wien, Holder. (16 S.) fl. —.25.
Pecher J. K., Diätetik u. Lebensrcgcln f. geistig Beschäftigte. E.
Rathgeber f. Gelehrte ctc. L., Pfau (124 S.l 11. - .60.
Schumacher L., Pharmakolog. Studien üb. d. Auswanderg.
farbloser Blutkörperchen. Dorpat, Karow. (83 S.) 11. —.06.
Rymsza W., Vergleichende Untcrsuchg. üb. d. Zusammenhang
zw. d. Refractionszustande d. Augen u. d. Schädclbau. Ebd.
(65 S.) 11. —.90.
Neubüser K., Lehrb. d. Anatomie u. Physiologie d. Menschen.
Breslau, Hirt. (224 S.) 11. 2.16.
Auvard A. et E. Caubct, Anästhesie ehirurgicale et ohstrecti-
cale. Paris, Rueff. 3 fr. 50 c.
Kirchhoff & Wigandt in Leipzig: Antiqu.-Katalog Nr.
905: Medicin u. Thierheilkunde.
Militärwissenschaften.
Delbrück, Hans, Prof. Dr.,: Friedrich, Napoleon, Moltke.
Ältere und neuere Strategie. Berlin, Walther & Apoiant,
1892, gr. 8°. (55 S.) 11. —.90.
Es handelt sich in dem vorl. Büchlein keineswegs
um die grossen Strategen, welche im Titel figuriren;
auch nicht um die ältere oder neuere Methode, Kriegs¬
zwecke zu erreichen; sondern um einen Federkrieg,
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55 Ni«. 2. — Oksikhkkichisciiks Li
welchen der Verf. wegen seiner Lehrsätze über Strategie
und wegen seiner Interpretation grosser Strategen gegen
mehrere Strategen von Fach und vornehmlich gegen
Friedrich von Bernhardi führt.
I)., erzählt er, habe sich vor 14 Jahren bei den
Vorstudien zu seiner Biographie Gnausenaus in das
Wesen der fridericianischen und der napoleonischen
Strategie und Taktik »hineingearbeitet« und darnach den
eben erschienenen Commentar von Taysen’s zum militäri¬
schen Testamente Friedrich II. kritisch behandelt. Dann
stellte er die Lehre auf, dass es eine doppelte Art der
Strategie gebe; u. zw. die einpolige d. i. die Nieder¬
werfungs-Strategie und die d o p p c 1 p o 1 i ge, d. i. die Er¬
mattungs-Strategie; diese genannt die doppelpolige, weil
sich der Feldherr dabei zwischen zwei Polen bewegt.—
Las brachte ihm Gegnerschaft, voran Theodor von
Bernhardi, an dessen Buch »Friedrich der Grosse als
Feldherr« I). dann auch seinen Masstab anlegte und
dasselbe im gegnerischen Sinne besprach. Nach längerem
Geplänkel brach endlich Friedrich von Bernhardi, Theodors
Sohn, mit einer Schrift hervor, betitelt: »Delbrück,
Friedrich der Grosse und Clausewitz. Streiflichcr auf die
Lehren des Prof. I)r. I). über Strategie.« I). druckt diese
Schrift hier ab und versieht Absatz für Absatz mit seiner 1 .
Gegenbemerkungen. Bernhardi beschuldigt D., dass dieser
bei seinen Studien über militärische Wissenschaften zu
Resultaten gelangt sei, welche den Ergebnissen der bis¬
herigen Forschungen widersprechen. Bernhardi nennt eine
Reihe bewährter militärischer Fachmänner, welche D. wegen
ihrer Schriften angegriffen,verspottet, »Friedrich-Theologen«
und »Dogmatische Strategiker- gescholten hat. In seiner
Schrift: »Strategie des Perikies, erläutert durch die
Strategie Friedrich des Grossen« suchte I). zu beweisen,
dass Max Dupcker in seiner Geschichte der alten Welt
»von einem falschen strategische n Theorem« aus¬
gegangen sei und daher auch zu ganz irrthiimlichen
Resultaten gelangen musste.
Bernhardi sagt weiter: die militär-wissenschaftliche
Thätigkeit des Prof. I). als Schriftsteller und Lehrer sei,
wenn nicht gefährlich, so doch schädlich. Er erzeuge
auf diesem Gebiete nur Irrthum und Verwirrung, unter¬
grabe das Vertrauen zu den Leitern der Armee, indem
er Militärs grundsätzlich die Befähigung abspreche, in
kriegswissenschaftlichen und kriegsphilosophischen Dingen
die entscheidende Stimme zu führen und nur den ge¬
schulten Historiker als dazu berechtigt anerkannt. Er sei
ein falscher Piophet, dessen Irrlehren man zurück weisen
muss. Delbrück repliciert, bleibt bei seinen Lehren und
Auslegungen, nennt den Oberstlieut. Jähns seinen un¬
bewussten Parteigänger und spendet grosses Lob einem
dänischen Officicr Dalhoff-Niclsen, welcher sich ganz auf
seine Seite stellt, Jähns’ Übereinstimmung mit ihm con-
statiert und einen Aufsatz des Majors von Rösslcr, auf
den sich Bernhardi ganz besonders stützt, als völlig ver¬
fehlt nachweist. Fr legt dar, dass er missverstanden
wurde. Friedrich - Theologen bedeute die Thukydides-
Theologen aus seiner Strategie des Periklcs und in
diesem Sinne habe der Ausdruck eine harmlose Be¬
deutung. Sp.
Armee- und Marine-Zeitung, X, 487—140.
(437.) 1). November-Avancement u. d. Aussertourüchkeit. —
BetruclUgcn. üb. d. grossen Pistanzntt. — I). deutsche Militär¬
vorlage.— (138.) Fnser Kxercior-Reglement im Lichte d. Zukunfts¬
taktik. -- Die rumän. Flotte. - Der Zukunftskrieg u. d. ülTentl.
I I KKATURBLATl. — II. JAHRGANG. 56
Meinung. (Schl, in Nr. 439.) — D. Kegelg. d. militär. Strafver¬
fahrens. — (440.) Uh. Auszeichn, im Frieden. — Ballonbeobachtgen.
— Die Kegulierg. d. eis. Thores.
Mittheilungen üb. Gegenstände d. Artillerie- u. Genie¬
wesens. 1892, 11.
Hess, Ebersicht d. Versuche auf technolog. Gebiete. —
W a r t a 1 a t. Übersieht d. Versuche auf d. Gebiete des Artillerie-
u. Waffenwesens i. J. 1891.
Militär-Zeitung. XLV1, 49-42.
(39.) E. Nachwort (z. d. Delegationen.) — Sturmkatastrophe
auf d. Insel Mauritius. — (40.) E. Abfertigg. — 1). Weltreise d
Krzh. Franz Ferdinand v. Österreich-Este. — .Mannschaftsfrüh¬
stück. — (4L) Die aussertourl. Üefürdergen. — Hecreslielcrgen.
u. Kleingewerbe. — D. Zukunftskrieg. — (42.) Durch Bosnien u.
d. Herzegowina. — Heeresliefergen. u. Kleingewerbe.
Neue Erscheinungen:
Feldzüge des Prinzen F.ugcn v. Savoyen (Gesell, d. Kämpfe
Österreichs). Hrsg. v. d. kriegsgeseh. Abthlg. d. k. u. k. Kriegs-
archives. Registerbd. Wien, Gerold's Sohn. 4°. (1021 S.) fl. 15. —.
Regenspu rsky C., Studien üb. d. takt. Inhalt d. Kxercicr-Re-
glcment für d. k. u. k. Fusstruppen. Wien, Seidel, t 144 S.)
’ll. 1.80.
Darf Russland e. Angriff auf d. Bosporus wagen ? Milit.-polit.
Studie. Wien. »Reichswehr« iX u. 32(5 S.) fl. 4.—
Schöne Litteratur. Varia.
Himmer I.eop., Bürgerschullehrer: Wandelbilder aus der
Geschichte Wiener Neustadts. Wiener Neustadt, Earl Blum-
rich, 1892. 8". (VII u. 83 S.) 11. -.50.
Bei der trostlosen (Jede in unserer österreichischen
Jugendliteratur ist eine neue Erscheinung auf diesem
Gebiete nur mit Freude zu begrüssen. Auch die Idee
des Zusammenstellers ist eine treffliche und dabei auch
noch seltene, denn gar wenige Jugendschriftsteller haben
sich an geschichtliche Stoffe herangewagt. Weniger glück¬
lich war der Compilator in der Durchführung dadurch,
dass er einem allerdings ausgezeichneten Werke allzu
wörtlich folgt, das vor mehr als einem halben Jahr¬
hundert, natürlich in einem noch schwerfälligen und
veralteten Stil, geschrieben ist: F. G. Boeheim’s »Chronik
von Wiener Neustadt.« Dieser Nachtheil hätte ja leicht
durch eine stilistische Umarbeitung vermieden werden
können, schon um den jungen Leser nicht irre zu führen.
In solchen Anthologien bildet die richtige Auswahl das
Hauptverdienst des Sammlers, und auch da können wir
uns nicht ganz mit jener des Verf. einverstanden er¬
klären, denn wir zweifeln sehr, ob derselbe den Aufsatz,
»Der Finzug der Frau Venus in Wiener Neustadt« seinen
jungen Lesern geboten hätte, wäre ihm A. Schultz:
»Das höfische Lehen zur Zeit der Minnesinger« bekannt
gewesen. Manche der übrigen Capitel sind durch neuere
Forschungsergebnisse als überholt anzusehen, ein Um¬
stand, den der Compilator hätte berücksichtigen können.
Immerhin verkennen wir nicht den guten Willen,
der die Herausgabe eines derlei historischen Büchleins
für die Jugend veranlasst hat. Wenn dasselbe dazu den
Anstoss gibt, Besseres, Entsprechenderes auf diesem
Felde zu bieten, dann hat der dem Lehrstande selbst
angehörende Zusammensteller sieh erst ein nennenswertes
Verdienst erworben. Für jetzt genüge uns diese Gabe,
aber nur nach dem Sprich Worte, wonach der Einäugige
unter den Blinden der König ist. V e r u s.
Jakob Stainer, Der Geigenmacher von Absam, in
Geschichte und Dichtung. Innsbruck, WagneEsehe Eniver-
sitätsbuehhdlg. 1892. 8“. (X u. 143 S.) 11. —.60.
Das Heit enthält die actenmässigc Darstellung des
Lebens S t a i n c r’s, die der Haller Irrenhauscaplan
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57
Nh. 2. — Oksterreichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
58
Scb. Ruf, ein um das geistige Leben in Tirol durch
eigene Arbeiten wie durch die Anregung, die er jüngeren
Kräften gab, vielfach verdienter Mann, 1872 veröffentlichte,
ferners die Novelle »Jakob Stainer« von Johannes
Schüler (1800 — 1859), die unseres Erinnerns zuerst
in dem Almanach »Alpenblumen aus Tirol« erschien
und später in des Dichters »Gesammelte Schriften« (1861)
iibergieng, wo sie S. 49—101 füllt; vor wenigen Jahren
ward mit derselben auch H. Weichelt’s »Deutsch österr.-
Nationalbibliothek« eröffnet. Trotz dieser mehrfachen
Ausgaben kann man den neuen Druck dieser Novelle,
die des Dichters Biograph A. R. v. Schullern (in dem
anonymen, den »Gesammelten Schriften« vorangehenden
Lebensabriss Schülers, p. XVII) mit Recht »eine Perle
der deutschen Novellistik« nennt, nur willkommen
heissen. — Die letzten 5 Seiten des Buches füllt die
ergreifende Dichtung »Jakob St.« von H. v. G i 1 m.
War es ein glücklicher Gedanke, das Leben des berühmten
Tiroler Geigenmachers in der Forschung und in dem ver¬
klärenden Lichte der Poesie dreier Landsleute sich spiegeln
zu lassen, so hätte doch der Herausgeber der geringen Mühe
sich nicht entschlagen sollen, etliche erklärende, Forschung
und Dichtung verbindende Noten oder eine kurze Ein¬
leitung, die auch einiges biographische Material über die
Verfasser der einzelnen Stücke bieten könnte, dem
Büchlein mitzugeben. r.
Alte und Neue Welt. (Einsiedeln, Benzinger.) XXVII, 4.
Ed hör, Bis d. letzte Heller gezahlt ist. (Forts.) — Berg¬
haus, D. frühere Pennalismus auf d. deutschen Universitäten.—
Praxmarer, E. neue Zierde d. Rheingegend. — Schultze, Des
Berggeistes Knappe. E. Sage aus alter Zeit. — Fr ei dank, Z.
Währungsfrage. — Friedrich, E. Spaziergang durch das alte
Rom. — Hochländer, Wassergas, d. Brennstoff d. Zukunft. —
Andreas Hofer.
Deutscher Hausschatz, red. v. Keiter (Regensb., Pustet.)
XIX. 4.
Hcemstcde, Z. goldenen Bischofsjubiläum Papst Leo XIII.
(1843 —1893.) — Herbert, Vanitas. (Forts.) — Bukarest. —
E. neuer Peter Hebel. — De Waal, Das goldene Bischofsjubiläum des
heil. Vaters. - - May, D. Mahdi. Reiseerzählg. (Forts.) — Zingeler,
Die Veme. (Schl.) —Prinzessin Therese v. Bayern. — Benner,
Kloster Marienstatt. — Die deutschen Mundarten im Liede. —
Ebner, Die Frcilegg. d. Südfront d. Domes zu Regensburg. —
Dr. Theodor Kohn, Fürsterzbischof von Olmütz. — Kerner,
Altes u. Neues üb. Janssen. — Gedichte v. Freimuth u. P t ohl.
Katholische Warte, (Salzburg, Pustet.) VIII, 10.
Siegberg, Bischof, Dr. J. B. M. Assmann, Feldpropst d,
deutsch. Armee. — Auf Gott vertraut! (Schl.) — Lange, Be¬
stohlene Banken. — Unsere alte Näherin. — Lepschy, Drei¬
königsnacht. — Witt mann, Gotland u. Wisby. — De Monti,
Die Addolorata. — Zeiler v. Geisenheim, Einem Röslein. —
Heilmayr, Die Biere d. Alten. — Waldburg, Eines Kindes
Edelthat. — Gronen, D. Paradiesvögel. — Gedichte.
La Ricreazione, red. v. V. Koschir, (Triest.) II, 1.
Speranze e timori. — Erudizione: II principe dell’ anno. —
Igicne. Riscaldamento delle camere. — La Renna. — Modo di dire
i'iorentini usati net dialetto di Trieste. — Gabon, II Fuggiasco.
— Al Vaticano. — Un po di tutto.
Neue Erscheinungen:
Althof P., D. Asolanen, e. Heldenged. aus Venedigs Vorzeit.
W., Daberkow. (111 S.) fl. 1.20.
Raaben E., Voltaire und Lessing. Lustsp. in 5 Aufz. Wien,
Konegen. (115 S.) fl. —.80.
Dichterbuch, Deutsches, aus Mähren. Hrsg. v. P. Kirsch u.
O. Stoklaska. Brünn, Rohrer. (202 S.) fl. 2.50.
Coloma P. Luis, S. J., Des Lebens traurige Comödie. Sitten¬
bilder aus dem span. Leben. Cb. v. Hedw. Wolf. II. Bd. W.,
»Austria«. (170 S.) 11. —.90.
Landsteiner K., Der Antichrist. D. Trspiel d. letzten Zeiten.
2. Aufl VV., Holder. (210 S.) fl. 1.—.
Schlichter M., Columbus. E. episch-lvr. Dichtg. Paderborn,
Junfermann. (148 S.) fl. —.75.
Harven G., E. Fixpunkt u. a. Erz. aus d. Soldatenleben. W.,
»Reichswehr«. (216 S.) fl. 1.10.
— Unter Sequester u. a. Erz. aus d. Soldatenleben. W., »Reichs¬
wehr« (210 S.) 11. 1.10.
Volksbücher, Tiroler. I. Bd. Inh.: Johann Steck, D. Tharer-
wirth, c. Tiroier Held v. J. 1809. Geschichtl. Erzählg. Innsbr.,
Wagner. (270 S.) fl. —.80.
Garde O., Menschl. Tragödie. Gedichtbuch d. Gegwrt. v. Apfel -
staedt, Garde, Löns, Merwin, Traudt und Vanselow. Dresden,
Pierson (III u. 88 S.) 11. 1.20.
Ibsen H., Baumeister Solness. Schausp. Deutsch v. S. Ibsen.
B., Fischer. (III u. 124 S.) II. —.90.
Friedrich P., D. Rothenhäusler v. Bärenfels. E. süddeutsche
Bauerngesch. aus der Kulturkampfzeit. Einsiedeln, Benziger.
(368 S.) 11. 2.40.
Masaidek F. F., Herzerfrischgen.(Erinnerungen an L. Anzengruber,
Glassbrenner, Wienerisches, Humorist. Figuren, Kunterbunt, Lose
Gedanken). Wien, Lesk & Schwidcrnoch (VIII u. 157 S. fl. —.70.
Verzeichnis
der in den Programmen der österr. Mittelschulen 1891/1892
enthaltenen Abhandlungen.
G. Gymnasium. R. Realschule; St. Staats-, L. Landes-,
C. Communal-; O. Ober, U. -- Untere.
I.
Theologie .
Kreschnicka J., D. Tag des letzten Abendmahles Christi. E.
harmonist.-exeget. Studie. (49 S.) — L.-R. u. O.-G., Horn.
Schranzhofer L., Die Jenseitshoffnung einiger wilder Völker¬
stämme. E. Beitr. z. Lehre von d. Unsterblichkeit der Seele.
(25 S.) — L.-R.-G., Stockerau.
Stark M., Die Schriftgelehrten. (28 S.) — I. deutsch. St.-R., Prag.
Philosophie.
Cäda F., John Stuart Mill: Begriff der Logik; Übersetzung mit
Anmerkgen. (12 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Prag in d. Neustadt.
Gröger Al., Über d. Begriff u. d. Wesen der Lust bei Plato.
(26 S.) — St. G., Mähr.-Weisskirchen.
Jülg 1L, Studien z. neupvthagoräischen Philosophie. (14 S.) —
L -R.- u. O.-G., Baden. ‘
Krecar A., Die böhm. Litteratur im Gebiete der Logik. (25 S.)
(in böhm. Spr.) — St.-G., Schlan.
Kapras J., Psychologische Gedanken b. J. A. Comcnius. Über d.
menschl. Natur u. üb. d. äusseren Sinne. (24 S.) (in böhm. Spr.)
St.-G. m. böhm. Unten*. Spr., Brünn.
Pechnik A., Von d. Reform d. sog. philosophisch. Propädeutik
an uns. Gymnasien. (47 S.) (in poln. Spr.) — St.-G., Tarnow.
Petris St., Sui natali di Francesco Patrizio (1529—1597.) (34 S.)
St.-G., Capodistria.
Prazäk J, Kant u. Herbart im ethischen Problem. (25 S.) (m
böhm. Spr.) — St.-R.- u. O.-G., Kolin.
Resl Wlad., Das menschliche Ich. Eine psychologische Studie.
(28 S.) — St.-G. m. deutscher Unterr.-Spr.. Lemberg.
Sigall E., Platons Ethik im Dialoge Gorgias. (38 S.) — Gricch.-
orient. G., Suczawa.
Steinhäuser K., Einiges üb. die Philosophie der Stoiker. (9 S.)
— Der Kaiser Marcus Aurclius mit dem Beinamen d. Philosoph.
(7. S.)
— Übcrsotzg. ausgewählter Theile d. kaiscrl. Aulzeichngen (8 S )
(alle 3 in böhm. Spr.) — C.-U.-G., Öäslau.
Visintainer B., Natura del pensiero e della parola c loro mutuu
rclazione. (36 S.) — St -G., Rovereto.
Pädagogik.
Büchner Al., Die U.-R. in Waidhofen a. d. Ybbs seit ihr. JOjälir.
Bestände. (27 S.) — L.-U.-R., Waidhofen a. d. Ybbs.
Fechter C., D. Einführung d. Jugendspiele a. d. k. k. St.-U.-R.
im 2. Bez. in Wien. (3 S.) — St.-U.-R., Wien. IL
— der Görlitzer Spielkurs (5 S.) — St.-U.-R., Wien II.
Fricss J., Wie kann d. mathem. Unterr. d. geograph. unter¬
stützen ? (29 S.) — St.-R., Olmütz.
Gei del R., Wie erhalten wir unsere Jugend gesund? (6 S.)
— Öffentl. U.-G., Wien VIII.
Hofmann Frz., Katalog der Lehrer-Bibliothek d. k. k. O.-R.
in Troppau. I. Nachtrag 1882—1892. (34 S.) — St.-R., Troppau.
Jäkel J., Gesch. d. Gymnasiums in Freistadt. A. Vorgesch.
(34 S.) - St.-G., Freistadt.
Karbowiak A. t E. Überblick d. Gesell, d. k. k. Ob.-Gymnas.
zu \V r adowice. (58 S.) (in poln. Spr.) — St.-G., Wadowice.
Lebinger N., Z. Gesch. d. Gymnasiums in Klagcnfurt. (24 S.)
— St.-G., Klagenflirt.
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60
59 Nr. 2. — Oesterreichisches Ln
Rlänsky V., Üb. d. Privatlcctürc d. Realschüler. (10 S.) (in
böhm. Spr.) — Comm.-R., Rakonitz.
Pappold J., Üb. eine Jugendschr. (6 S.) — St.-G., Wien IV.
Salzer C., Bericht üb. die Feier des 300jühr. Jubiläums der
Anstalt. (41 S.) — C.-G., Komotau.
Santel A., Allgemeines u. Specielles z. Methodik d. Gymnasial¬
unterrichtes. (44 S.) — St.-G., Görz.
Schiessling S., Werthschätzg. d. Gymnastik bei d. Griechen
u. Würdigg. d. körperl. Ausbildg. d. Jugend in neuerer Zeit.
„ (Forts.) (25 S.) — St.-G., Mies.
Stritof A., Üb. den methodischen Unterricht im Deutschen in
der I. u. II. Classe an slovenisch-utraquistisehen Gymnasien.
(21 S.) (in sloven. Spr.) — St.-U.-G., Laibach.
Wagner G., Z. Gesundheitspflege i. d. Jugend. (6 S.) — St.-R.
m. deutscher Unlerr.-Spr., Brünn.
Geschichte.
A m m an n H., Versuch einer Charakteristik Kaiser Maximilians 1.,
seiner Regierungsthütigkeit u. äusseren Politik. (29 S.) — K. k.
G. d. Aug.-Chorherren v. Neustift, Brixen.
Boguth W., M. Valerius Laevinus. (E. Beitr. z. Gesch. des 2.
punischen Krieges.) (24 S.). — St.-G., Krems.
Bulic F., Auctarium inscriptionum quae a mense Junio a. 1888
ad mensem Junium a. 1892 in c. r. Museum Archaeologicum
Salonitanum Spalati illatae sunt. (135 S.) — St.-G., Spalato.
Decker A., Die Culturgesch. i. d. Mittelschule. (8 S.) (in böhm.
Spr.) — Comm.-U.-G., Wittingau.
Erber T., Storia della Dalmazia dal 1797 al 1814 (Continua-
zionc e tine.) (37 S.) — St.-G., Zara.
Fra na J., Gesch. Frankreichs z. Zeit d. Heinrich Bourbon von
Navarra. (21 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Deutschbrod.
llamberger J., D. französische Invasion in Kärnten i. J. 1809.
III. (46 S.) — St.-R., Klagenfurt.
Hampel W., Der Niedergang Ungarns i. d. J. 1520—1530.
(23 SA (in böhm. Spr.) — St.-R., Pardubitz.
Heinrich A„ D. Chronik d. Johannes Sikeliota der Wiener
Hofbibliothek. (13 S.) — 1. St.-G., Graz.
Hopf A., Anton Wolfradt, Fürstbisch, v. Wien u. Abt d. Be¬
nedict-Stiftes Kremsmünster, Minister Ferdinand II. (Forts.)
(47 S.) — Comm.-R., Wien VI.
Kaiser O., Beiträge z. Zahlenlehre u. Chronologie. Forts. (40 S. <
St.-G., Bielitz.
K h u 11 F., Die Gesch. Palnatokis u. d. Jomsburger nach der
jüngsten altnord. Bearbeitg. (Schl.) (27 S.) — 2. St.-G,, Graz.
Aus dem Programme der Schulfeier am 4. Oct. 1891. a) Anrede
des prov. Directors Karl K o b 1 i z e k ; b) Üb. d. Verdienste
d. Hauses Habsburg um Bildg. u. Cultur. Vortrag von Josef
L a c i n a. (6 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G. Schlan.
Kölau M., Das Geschlecht d. Herren Svihovsky v. Riesenberg.
(32 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Tabor.
Krystufek J., Die Bedeutg. der gesetzgebenden Versammlg.
in der Gesch. d. franz. Revolution. (37 S.) (in böhm. Spr.'
— St.-Ci., Budweis.
K ü r s c h n e r G., Regesten z. Gesch. Jägcrndorfs unter d. Herr
schern aus d. Hause Brandenburg 1523—1622. IX. Gruppe d.
Urkunden d. schlesischen Landesarchivs nach d. Neuordnung.
(19 S.) — St.-G.. m. deutsch. Unterr.-Spr., Troppau.
M a i r G., Res Raeticae. a) der Brenner, Pryenn und Herodots
lbpY;v*f]. b) die Wohnsitze d. Gcnauni. E. Beitr. z. ältesten
Gesch. Tirols. (26 S.) — St.-G., Villach.
M a n 1 i k M., Das Leben u. Treiben der oberdeutschen Bauern
im 13., 14. u. 15. Jahrh. (24 S.) — St.-G., Landskron.
Matzner J., Verschied. Beitr. z. Gesch. d. Stadt Pisek. (32 S'i
(in böhm. Spr.) — St.-R., Pisek.
Oiscädal J., Die Bedeutg. Serbiens f. d. Geschischte Österreich-
Ungarns v. J. 1350—1790. Schluss. (36 S.) (in böhm. Spr.) —
St.-G., Prerau.
Prasek \ r ., Das Kloster d. heil. Clara, jetzt Regiergshaus. in
Troppau. (46 S.) — Priv.-G. m. böhm. Unterr.-Spr., Troppau.
Richter K., Aus d. mittelalterlichen Leben. (Nach d. Nibelungen¬
lied u. Kudrun.) i32 S.) — St.-G., Pilsen.
Rvpäcek Frz., Aus d. Archive d. Stadt Trebitsch. D. Chronik
d. Elias Stfeika u. dessen Nachfolger. (34 S.) (in böhm. Spr.)
— St.-G , Trebitsch.
Öejvl W., Wie wirkte im Alterthum d. öffentl. Leben in Griechen¬
land auf die Entwicklg. d. Redekunst? (27 S.) (in böhm. Spr.)
— St.-R.- u. O.-G., Klattau.
Stastny J., Die Verbindgen. Athens mit Alexander d. Grossen
vor seinem Zug nach Asien. (23 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G.,
Prag in d. Neustadt (Tischlerg.)
1TERATURBLATT. - II. JAHRGANG.
»Slepanek J., Üb. die Verschwörgen. u. Aufstände der Ungar.
v Stände unt. Leopold I. u. Josef 1. (43 S.) — St.-R , Kuttenberg.
Stetina K., Z. Geschichte des Karthäuser Klosters in Walditz.
(54 S. u. 1 Plan.) (in böhm. Spr.) — Jicin.
Vareka J., Die Kämpfe d. Caesar u. Pompejus bei Dyrrhaelmim
im J. 48 v. Chr. (71 S.) (in böhm. Spr.) — C.-R.- u. O.-G.*
Raudnitz.
Vavra F., Aratos, d. Führer des achäischen Bundes. (19 S.) (in
böhm. Spr.) — St.-G., Pisek.
Vulovic F., Abhandlg. üb. den Angriff d. Kaiiadin-Pascha (Bar¬
barossa) auf Cattaro im Jahre 1539. (30 S ) (in kroat. Spr.) -
St.-G., Cattaro.
Werenka D., Die Verhandlg. Österreichs m. d. Türkei bez. d.
Erwerbg. d. »Bukowinaer Districtcs« nach d. Convention vom
7. Mai 1775. (19 S.) — St.-U.-R., Wien V.
(Schluss in der folgenden Nummer.)
Beil. z. Allgem. Ztg. Beil.-Nr. 294—306 (16-31. Dec.)
(294.) Berdrow, W. v. Siemens. — Schul theiss, D. Ge¬
sellschaft d. italien. Renaissance in Litt. u. Geschichte. (Forts, in
Nr. 295, 301,302). —(295.) Holzhausen, Aus Heinc’s Familien¬
leben. — (296.) Neck er, Neues v. H. Hoffmann: I. Landsturm.
II. Gedichte (Schl, in Nr. 300.) — Sohrn’s Kirchenrecht. --
(297.) Kluge, Üb. deutsche Studentensprache. — Hacker, Kob.
Mavers Todtenmaske. — (298.) v. Weech, J. Janssen’s Leben.
— Harnack, Classiker u. Romantiker. — (299.) J. Walther, D.
Geysirgebiet d. Yellowstone-Parkes. — Proelss, D. »Lügenohr-.
— (300.) G. v. Mayr, Statistik u. Vcrwaltg. — Lübke, Manns¬
felds neue Radiergen. — (301.) Mahrcnholtz, E. verdeutschter
Moliere. —(302.) R. Weltlich, Goethekult u. Goethephilologie.
(Schl, in Nr. 303). — (303.) Blütenduft. — (304.) H. Schuster.
Roh. Franz. — »Kawkab America.« — (305.) Grunzei, Handels¬
politik und Welthandel d. Gegenwart. — Zur Reform d. Zeichen¬
unterrichts. — (306.) Günther, Anthropolog. Unterricht in
früherer Zeit. — Wünsche, Die Blutlüge.
Feuilleton der „Wiener Ztg.** Nr. 276—300. (Dec. 1892).
(279.) Kriegsgeschichte. — (280—281.) K. Werner, G:e-
gorovius. — (282.) B. Waiden, Poesie. — -(284) gg., Plastik. —
(286.) G. L., Die Grenzen d. Mittelalters. — (288—289.) M.
Landau, Karl VI. in d. Dichtg. — (290.) A. v. Arneth. —
(291.) Prem, E. Tag in Dresden. — (293, 295.) G. L., E. italien.
Tyrann. — (296—298.) Falke, D. Ausstellg. mittelalterl. Haus¬
ruthes im ö^terr. Museum. —(299.)—z., Wurzbach. — (300.) Eine
japan. Ausstellg. — Abendpost: (Nr. 277.) Falke, Das Boudoir.
— (292.) Mara Öop Marl et, D. Bau d. Jahres bei d. Südslaven.
— (293, 294.) F. Beck, Wiener Bücher.
Histor.-polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland, hrsg. v. Jörg
u. Binder (München, Litt.-art. Anstalt) CX1, 1.
Zeichen d. Zeit. — Paulus, Christoph v. Schwarzenberg.
— Die Krise im österr. Parlamente. — Der Rembrandt-Deutsehc.
— Z. Frage d. Feuerbestattg. — Üb. König Ludwig II. v. Bayern.
— E. neues Werk üb. d. Kirchenstaat. — Bullarium Trajectense.
Deutsche Rundschau, hrsg. v. J. Rodenberg. (Berlin. Gcbr.
Paetel). XIX, 4.
P. Heyse, In d. Geisterstunde. II.— Pf lei derer, E. Renan.
— Strasburg er, Botan. Streifzüge an d. Riviera. — Bobe,
Neue Schiller-Briefe. — Krock er, D. Cholerajahr 1892. — v d.
Goltz, Deutschland am Scheidewege. — M. v. Bunsen. Gegen
d. Strom. (Forts.) — P. Schlenther, Eleon. Düse. — H. Grimm,
D. Hochzeit Alexander’s u. d. Roxane, Kupferstich nach Soddoma
v. Jacoby.
Nord u. Süd, hrsg. v. Lindau (Breslau, Schles. Verl.-Anst.) Bd. 64,
Heft 190. (Jahrg. XVI.)
Jenscn, Aus der »vergessenen ZeiG, Nov. — E. Wolf ,
Briefe v. Heine an Laube. — K. Lasswitz, Naturnothwendig-
keit u. ihre Grenzen. — A. Stern, Talleyrands Memoiren. —
Buss, P. Wallot u. d. Reichstagshaus. — Spielhagen, Leid¬
genossen. — Lindau, Spielhagens Gedichte. — Wern icke, Die
Heilsarmee.
Das 20. Jahrhundert. (Leipzig, »Neue deutsche Ztg.«) III, 1.
Phil. Anthrop, Eine Million. Versuch z. Lösung d. socialen
Frage. — D. Judenthum in d. jetzigen deutschen Litteratur. —
Wie ich Schriftsteller wurde. — Voss, Unebenbürtig (E. Bauer.)
— Aus dem Narrenhause d. Zeit. — E. wenig Kannegiesserei. —
Bleibendes v. 'Lage.
Die katholische Bewegung. (Würzburg. Woerl A XXV, 12 u.
XXVI, 1.
(12.) Adler, E. sonderbares Christenthum. — Frank,
Kurzgef. Gesch. d. clericalen Partei. — Reisebilder aus Tirol. —
E. Besuch bei d. Bencdictincrn. — (1.) 1793 — 1893. — Kalt-
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01 Nr. 2. Obsterreichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang. 62
Kculcaux, Z. Kritik d. Socialismus. — Wurm, I). Wahl Urbans VI.
— Stöckle, IC. Kernwestphale, Graf Fr. Willi. Bismarck, d. Be¬
gründer d. kathol. Linie dieses Namens.
Die Nation, hrsg. v. Barth (Berk, Hermann). X. 14, 15.
(14.) Barth, Polit. Xeujahrsbetrachtgcn. — Meyer Alex.,
Rückblick auf das Jahr 1S92. (Schl, in Nr. lö.t — Ellingcr.
Johannes Janssen. — Meyer. Decadence im Paradiese. — Heil¬
born, Hintertreppeii-Littcratur u. deren Bekämpfg. — Schön¬
hoff, Theater. — (15.) Polit. Wochenübersicht. -- Barth, D.
Neujahrsansprache d. Kaisers. — Gildemeister, Das Reich d.
Habsburger. — v. Bar. Gcrichtsscenen in Sensationsproccssen.
— Polit. Stimmungsbilder: Baden. — Körner, Die delin. Resul¬
tate der amerikan. Präsidentenwahl. — Bernstein, Briefe von
H. Heine. — Heilborn, D. mod. Drama im Lande Shakespeares.
Monatsblätter d Wissenschaft!. Club in Wien. red. von
Karrer. (Wien, Holder.) XIV, 3.
Karrer, D. Wasserversorgg. der grossen Städte in Süd¬
deutschland. — Aus d. Vortragssaale des Club.
Der Stein d. Weisen. (Wien, Hartlcben.) V, 1.
Abel, D. einzelnstehende Wohnhaus. — Küstenvertheidigg,
d. Vcr. Staaten. — Culturformen d. Völkerwandergszeit. —Buch¬
wald. Yachtfahrten. — D. Reactionspropellcr im Luftbetrieb. —
Kleine Mappe. — D. Wissensch. f. Alle.
Dresdner Wochenblätter f. Kunst u. Leben, hrsg. v. Pudor
(Leipzig, Strauch). Hft. 43 u. 44.
^43.) Christus — der Naturprediger. — Die Xeugoburt d.
Menschengeschlechtes. (Forts, in Nr. 44.) — Von d. Subjeetivität
in d. Kunst. (Forts, in Nr. 44.) — Pudor, Lieder im Volkston.
— (44.) Pro 11, Der gerade Weg zur Opposition ist der beste.
— Fahrow, Gedichte. — In eigener Sache: Hcinr. Scham auf
der Wanderschalt.
Itlustr. Zeitg. (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 2582 u. 2583.
(2582.) Haas, Die Ergebnisse d. Plankton Expedition. —
Werner v. Siemens. — D. neuen Eisenbahnbrücken b. Dirschau
u. Marienburg. — Vogel, Raoul Koczalski. — Project e. neuen
transatlant. Passagierdampfers. — Winterfeld, Charl. v. Stein.
— Der Ahlwardt-Process. — Die Bauten z. Ausnützg. d. Niagara¬
fälle. — Straussvogel, E. Weihnachtsiiberraschg. (Schl, in Nr.
2583.) — (2583.) Dehn, Erschwergen. d. Ein- u. Auswanderg.
— I). akad. Lesehalle in Berlin. — D. Goldbergbau Siebenbürgens
— Ein Denkmal für Ida Pfeiffer in Wien. — Reynold's Torpedo.
— Buss, Berliner Neubauten. — In jeder Nr.: Wochenschau,
Mannigfaltigkeiten, Todtenschau, Culturgeschichtl. Nachrichten,
Presse u. Buchhandel etc.
Academia, Organ f. d. C.-V. d. kath. deutsch. Studcnt.-Verbindg.,
hrsg. v. Werr. (Uissigheim.) V, 8.
Die Grundsätze d. Carteilverbandes a. d. Munde d. preuss.
Cultusministers verkündet u. gebilligt. — Fürst zu Löwen¬
stein, An d. kath. Studentcn-Corporationen deutscher Zunge. —
D. Bavaren-Kneipe in Bonn. — Otfrid, Stimme aus dem Aus¬
lande üb. d. Cartellcommers zu Mainz. — Glocke ler v. Loki,
Vom Tubacktrinkcn.
Casopls musea kräl. cesköho. Red. v. Truhlaf. (Prag, Mus.)
LXVI, 4.
Patara, Vaters Rath an s, Sohn. Nach e. St. Petersburger
Mscpt. d. J. 1404. — Stepanek, Religionsbeweggn. in Leito¬
mischl 1781—83. — Kollmann, Aus d. Archive d. Congr. de
prop. fide. — Adamek, D. Ausbreitg. u. Grenzen d. ehemal.
Vratislav’schcn Bezirkes. — Briefe d. Antonin Mark an J. Jung¬
mann (Schl.) — Polivka, Studien z. Volkslitt. — Zubatv, Ma-
häbhärata (Schl.) — Piskaeek, D. Urkde. d. Klosters Zbraslaw
aus d. J. 1418. — Z. d. Biographien älterer böhm. Schriftsteller.
— Bericht üb. d. böhm. Museum, Juni—Oct. 1892.
Osveta, red. v. Vlcek. (Prag, f^imäcek.) XXIII, 1.
Jellinek, Poln. Angelegenheiten. — Leger, D. Weg zum
Himmel. — Prciss, Bilder aus Kärnten. — Hey duck, D. Guts¬
herr v. Pisek. — Srb, Papst Leo XIII. — Mikes, D. Philosophie
d. Grafen Leo Tolstoj. — Kalousek, Die neue Ausg. v. Tomeks
Gesch. d. Stadt Prag. — Expeditionen z. Erforschg. d. Tiefe d.
Meeres. — Tyrsova, Aus d. Gebiete d. bildenden Künste. —
Z a k r ej s, Neue Litteratur : Märchen.
Budapesti Szemle, red. v. P. Gyulai. 1893, 1.
Basteiner, D. Architektur unter Kg Matthias. — Heinrich.
D. Ursprung d. Edda. — Domanovsky, Kepler. — Schultz,
Colette's Gelübde. — Krit. Betrachtgn. üb. d. Zustand der ung.
Kunst. — Üb. d. künstl. Regen.
Rad jugosl. akad. znanosti 1 umjetnosti, Agram. 1892. CXI
(math.-nat. CI.) und CXII (philol.-hist. u. philos.-jurid. CI )
(CXI.) Go rjanowiö- Kram beiger, De fossilibus Cetaceis
Croatiae et Carncoliae. — Torbar, Zu uns. klimat. Verhältnissen.
— Mohoroviciy, Tägl. u. jährl. Periode d. Bevölkg. in Bakar.
— Van ko v, d. Tipka-Balkan u. s. Umgebg. in gcol. u. petrogr.
Hinsicht. — Kispatic, Eruptiv-Steine in Dalmatien. — (CXII.)
Mus io, I). gnom. Aorist in d. griech. u. kroat. Sprache. —
Marctir, Leben u. Werke F. Miklosich’s. — Matkovir, Reisen
auf d. Balkan-Halbinsel im 16. Jhdt. XII: Bcschreibg. zweier
kais. Botschaften nach Konstantinopel, K. Rvm 1571 u. D. IJn-
gnad 1572.
Przeglqd powszechny (Allgcm. Revue), red. v. Morawski
(Krakau). 1892, Dec.-Heft.
Morawski, 1). böse Barmherzigkeit. — Badcni, Aus d.
Slavenwelt. — Skrochowski, IC. neues Leben Christi. — Za-
borski, D. Hinduismus. — M., Aus d. Leben e. sibir. Pfarrers.
Przegl^d polski (Pohl. Revue), red. v. Mvciclski (Krakau).
1892. Dec.-Heft.
Görski, D. Gemeinde-Autonomie in Galizien. — Kleczynski,
Grosse Aufgaben. — Pininski, Zwei grosse Rechtsgelehrte
Deutsehlds: Ihering u. Windscheid. — Popowski, Nationalität,
Rasse, Slaventhum u. Panslavismus. — Briefe aus Warschau
In den nächsten Tagen erscheint bei Josef Roller & (}o. in
Wien, III., Seidlgasse 8, das »Jahrbuch der L e o - G e s e 1 1-
sehaft für 1892*. Es enthält Abhandlungen über: Fouillee’s
Ideenkräfte (Dr. Pawlicki), die Einwirkung der Sonnenflecken auf
irdische Vorgänge (Dr. Pcrnter), Thom. Pöschl (Dr. Hiptmai r),
Luc. R. v. Führich (Dr. Wol fsgruber), die Zulässigkeit des reinen
Lohn Vertrages vom Standpunkte der christlichen Gerechtigkeit
(Dr. Schindler), endlich einen Aufsatz aus dem litt. Nachlasse
L. R. v. Führich's über Kunstschönes.
Hcinr. Keiler hat zu seinem Kathol . Litteraturkalemler,
dessen 2. Jahrgang 1892 erschienen ist, ein »Ergänzungsheft«
ausgegeben, das ausser zahlreichen neuen Namen und den
Veränderungen, die an den bereits gebrachten zu vermerken
kamen, eine sehr brauchbare Zusammenstellung der katholischen
Schriftsteller nach ihren Schaffensgebieten, eine weitere: »Schrift¬
steller aus deutschen Orden,« eine Statistik der kathol. polit.
Presse deutscher Zunge und eine Bibliographie Oct. des J. 1891
bis Oct. 1892 bringt. Mit den 500 neuen Namen dieses Heftes
steigt die Zahl der kath. Schriftsteller, soweit sie der K. L.
verzeichnet, auf rund 3000. Der K. L. hat sich als unentbehr¬
liches Handbuch für alle, die irgendwie mit der Litteratur zu
thun haben, längst bewährt und es ist dankbar zu begrüssen,
dass der verdienstvolle Herausgeber das Seinige redlich thut,
das Buch stets auf der Höhe der Brauchbarkeit zu erhalten.
Das Heft (IV u. 116 S. 8°, 72 kr.) ist im Selbstverläge des Verf.
in Regensburg erschienen.
Dem botan. Museum d. Univ. Wien ist in den jüngsten
Tagen eine grossartige Sendg. v. Naturalien aus d. Gebiet des
mittl. Zambesi zugekommen, welche der v. d. genannten Museum
ausgerüstete Missionär P. Meynhardt zusammenbrachte. Die
Sendg. umfasst ca. 1300 Arten Herbarpflanzen, Früchte, Samen,
Zwiebel, Pilze, Flechten etc. (Ost. bot. Zeitschr. XLIII, 1.)
Von P. Bernh. D uhr’s »Jesuitenfabeln« ist neben einer ungar.
Übersetzung, die im Erscheinen begriffen steht, auch eine böhm.
Übersetzung in Vorbereitung.
Ein Dante-Litteraturblatt (Rivista critica e bibliografica
della letteratura dantesca) soll bei L. Battei in Parma, hrsg. von
Prof. Passerini, in Monatsheften von ca. 20 S. erscheinen.
Das von Nik. Oesterlein in Wien gegründete »Richard
Wagner-Museum« (IV. Alleegasse 19), das zu einem sol¬
chen Umfang angewachsen war, dass seine Fortführg. u. Sicher-
stellg. für die Zukunft die persönl. Mittel s. Besitzers übersteigt,
ist von diesem an ein Comitc (vertreten durch Dr. Goetzc in Würz¬
burg) um den Betrag v. 90.000 Mark verkauft worden. Bis April
1895 bleibt d. Museum noch in Wien.
Die im November vor. Jahres im Verlage von Jul. Zwissler
in Wolfenbüttel erschienene anonyme Schrift: »Wie ein Tiroler
Büblein deutschnational wurde«, ist von der k. k. Staatsanwalt¬
schaft in Innsbruck mit Beschlag belegt und deren Weiterver¬
breitung verboten worden.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 25. Dec. in Nantes d. Bischof von
Nantes, Job. Franz Le Cocq im A. v. 70 J.; — am 25. Dec. in
München der russ. General Graf Nikolai v. Adlerberg, Verf. e.
Werkes > Von Rom nach Jerusalem«, im 74. Lcbcnsj. ; — am
29. Dec. in Bremen d, Schriftsteller Aug. Lammers, der sich
namentl. um d. Bekämpfung d. Trunksucht u. verwandte Fragen
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Nh. 2. — Oesterrkichisches Lutkraturblatt. — 11. Jahrgang.
64
der Volkswohlfahrt verdient gemacht hat; — am 31. Deo. der I
engl. Geologe Simpson im Alter v. 92 J.; — am 5. Jänner in
Salzburg die Schriftstellerin Frau Johanna Wolf-Leitcnb erger,
k. k. Postverwaltcrswitwe, im A. v. 75 J.; — am 7. Jänner in
Wien der Univ.-Prof. d. Physik Hofrath Dr. Jos. Stefan, Yicc-
präsident der kais. Akademie d. Wiss., Dircctor d. physikal. In¬
stituts d. Wiener Univ., im 59. Lcbensj.
Ernannt wurden: Der a. o. Prof. Dr. Jos. M. Pernter zum
ord. Prof. d. kosmischen Physik an d. L'niv. Innsbruck; — der
ord. Prof. a. d. Univ. Freiburg i. Br. Dr. H. Paul zum ord. Prof,
d. deutschen Philologie an d. Univ. München; — der a. o. Prof.
Dr. Ant. Elter in Bonn (früher in Czernowitz) zum ord. Prof
daselbst; — der Dr. med. R. A. Fick, Prosector an d. Würz¬
burger anatom. Anstalt, zum a. o. Prof, an der Univ. Leipzig; —
der Finanzprocuraturssecretür in Prag Dr. Karl Scheimpflug zum
Finanzrath in Innsbruck: — der Prof. d. Pastoralthcologie an d.
Theolog. Lehranstalt in Linz, Ehrendomherr Jos. Schwarz zum
Canonicus am Cathedralcapitel in Linz; — der Scriptor an der
Univ.-Bibliothek in Lemberg Dr. Friedr. Papee zum Gustos, der
Amanuensis Dr. Zdislaus Hordynski zum Scriptor u. der prov.
Amanucnsis Dr. B. v. Mänkowski zum Amanuensis an der
gedachten Bibliothek. — Der Archivar am k. u. k. geh. Haus-,
Hof- u. Staatsarchiv in Wien Dr. Ärpäd v. Karolyi hat eine !
Berufung als ord. Prof. d. ungar. Geschichte an d. Univ. Budapest |
erhalten u. angenommen. — Dem ord. Professor d. speciellen
medicin. Pathologie und Therapie an d. Univ. Wien Dr. O. Kahler
wurde d. Hofrathstitel verliehen. — Zeitungsnachrichten zufolge
ist Prof. Phiiippovich aus Freiburg i. Br. für den erledigten Lehr¬
stuhl d. Nationalökonomie nach Wien berufen worden, und hat
Prof. E x n e r in Wien einen Ruf als Nachfolger Windscheids nach
Leipzig abgelehnt.
Aviso!
Das Werk von Jos. Ohrwaldcr: „Aufstand und
Reich des Mahdi und seine zehnjährige Gefangenschaft
dortselbst” herausgegeben vom Zweigverein der Leo-
Gesellschaft für Tirol und Vorarlberg. Innsbruck, Rauch,
1892, gr. 8°., 320 S. ist allen Mitgliedern und Theil-
nehmern der Leo-Gesellschaft gegen Bestellung bei der
Kanzlei der Leo-Gesellschaft, Wien, I. Annagasse 9 um
'/ 3 des Ladenpreises und das Porto von 15 kr., also
gegen Einsendung von fl. 1.82 erhältlich.
I Das Secretariat der Leo-Gesellschaft.
Beilage zur bentien Nnmer: Litterarisclie Anzeige yon F. Tempsiy, Verlagsbnclilianilliing in Wien und Pra£.
Katholische Zeitschriften für 1893.
| In der Herder'schen Verlagshandlung zu Freiburg Im Breisgau erscheinen j
für 1863 und sind durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zu beziehen: |
IUP frnfrhnlltsnhpn Ml^innpn Mustrirte Monatschrift im Anschluss an die j
U1K AtlUlUlldUieil ITHööIUIIBH. Lyoner Wochenschrift des Vereins der Glaubens-
verbreitung. Monatlich eine Nummer, zwei bis drei Quartbogen stark, dazu alle
zwei Monate eine illustrirte „Beilage für die Jugend“. Preis des Jahrgangs fl. 2.40. —
Mappe zum Aufbewahren der einzelnen Nummern 11. 1 50. 1
„Die katholischen Missionen" elnd von einer grossen Zahl hoohwOrdieater KirchenfQraten,
j in neueatar Zelt noch von den hochw. Herren Bischöfen von Mainz, Paderborn und Straasburg,
j vom hochw. Harrn Weihbischof von Strassbuig und vom hochw. Herrn Biachof und Apoat. Vicar !|
| für Sachsen aufs wlrmste empfohlen worden.
Seit 1891 erstreckt sich die ln Oesterreich-Ungarn bestehende Porto-Ermässigung für
Zeitschriften auch auf die „Missionen“, deren Postporto nur mehr 1 kr. pro Nummer
, beträgt. Das soeben erschienene erste Heft des Jahrgangs 1893 der „Missionen“ ist
in allen Buchhandlungen vorräthig.
I T ifpnnrlT^php Ennftanhan f“ r da8 katholische Deutschland. Herausgegeben von
i LILül Ull&UlJB flllllUoüllaU Dr> C> K r i e g, Professor an der Universität Freiburg |
| i. Br. — Monatlich eine Nummer, zwei Quartbogen stark. — Preis d. Jahrgangs fl. 5.40.j
| Richtung und Einrichtung der „Literarischen Rundschau“ bleiben im wesentlichen dieselben.
I>ie „Literarische Rundschau“ bringt grössere Uebaralchten und Charakteristiken über die Lite-
; ratur eines bestimmten Faches oder die wissenschaftliche bezw. belletristische Thätigkeit einer
| einzelnen P ersön 1 i ch k e i t, sodann Referate und Kritiken. Die „Literarische Rundschau“ führt]
ihren Lesern naturgemäss vor allem die neuen Erscheinungen der deutschen Zunge Deutschlands
und Oesterreichs vor, schenkt aber daneben auch der literarischen Bewegung des Auslandes
, fortwährend sorgfältige Beachtung. Werke, die nach Inhalt oder Umfang minder wichtig sind,
werden in den „Kleinen Kritiken*' kürzer besprochen. Die Rubrik „Nachrichten" unterrichtet
über wichtigere Unternehmungen, sowie kleinere Publicationen, literarische Funde u. dergl. oder [
über Persönlichkeiten von hervorragender literarischer Bedeutung. Ein „Büchertisch" führt die
neueste Bibliographie vor.
] Die Beaprechungen und Anzeigen gehen durchweg aua von Mlnnern, die durch ihr Arbeitafeld
und ihre Publicationen sich besondern Anspruch auf cuverläaaigea Urthell erworben haben.
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Inhalt dea 10. Heftes 1892: Die Idee der Gerechtigkeit in den socialistischen Systemen. II.
'(Schluss.) (H. Pesch S. JA — Die englische Königin Elisabeth und ihre neueste deutsche Bio¬
graphie. (A. Zimmermann S. .1 ) — Darwinismus in der Erkenntnisslehre. II. (Schluss.) (K. Frick S. J.)
- Die ältesten Lieder zu Ehren der hl. Cäcilia. (G. M. Dreves S. JA — Mittelalterliche Kunst¬
denkmäler in Subiaco und Monte Cassino. II. (Schluss.) (St. Beissel S. J.) — Classiker der alt- ,
indischen Bühne. (A. Baumgartner S. JA — Recensionen — Kmpfehlcnswerthe Schriften. — Miscellen.
| Inhalt des 1. Heftes 1893: Die allen Gottesbeweise und die moderne Wissenschaft. I.
j (Th. Granderath S.J.t — Zur Geschichte der socialistischen Bewegung in Deutschland I.(H. Pesch S. J
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| Stellungsmethoden. <F. X. Rüf S. J.) — Mirabeau I. (O. Pfülf S. J.) — Schi-King, das Liederbuch
der Chinesen. — (A. Baumgartner S. J.) — Recensionen. — Empfehlenswcrthe Schriften. — Miscellen.
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österreich.) — Marienbild zu Tersato
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Eich (Oberösterreich). — Unsere Liebe
Frau von Warta (Schlesien!. — Maria von
der Linde (Tirol). — Maria Brunn (Krain).
, — Maria Schnee (Kärnten). — Mutter
! Gottes von Slavonien. — Mutter Gottes
des heil.Hvacinth (Galizien). — Alt-Bunzlau
i (Böhmen). — Heiligenberg (Böhmen). —
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Zu beziehen durch die Vtrlagshand-
lung, sowie durch alle Buch- und
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In Veitretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norhertus« Buch- und Kunstdf uckerei, Wien, III. Seidlgnsse 8.
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II. Jahrgang.
Nr. 3.
Wibn, 1 . Februar 1893.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Eecensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Di^ ^ ranz Schn ü rer,
Wien-Knitzendorf.
HF. RAUS GEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
DR. FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am l. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fOr den geeammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagahandiung in Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inseraten-Auftrlge zu richten alnd.
Preise der Inserate: */« S. fl. 20.— = Mk.36.—, */> S. fl. 10.50 = Mk. 19.-, «■» S. fl. 7.— = Mk. 12.60, »/« S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */« S.fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Peters N., Die Prophetie Obadjah’s. ((). Mussil.)
So bei J., Gesch. und Festschrift d. Öst.-böhm.
Ordensprovinz d. Barmh. Brüder. (Fl. Kinnast.)
Bericht über die Verhandlungen des 3. Kvang.-
socialen Congresses. (F. M. Schindler).
Silbernagel Js., Verfassung und Verwaltung
sämmtlicher Religionsgenossenschaften in
Bayern.
(Iamraer B., Die Franciscaner in den V. St.
Nordamerikas.
F.nzlberger J., Schematismus der kathol.
Geistlichkeit deutscher Zunge in den V. St.
Amerikas.
Leon rod Dr. Fz. Leop. Frh. w, Bischof v. Eich¬
städt, Hirtenschreiben.
Braun C., Zur Erinnerung an J. B. Renninger.
Wolff, Ad., Beuron, Bilder und Erinnerungen
aus dem Mönchsleben der Jetztzeit.
Fell Gg., Antonio Baldinucci, ein Bild aus dem
Leben der Kirche zu Beginn d. 18. Jhdt.s.
Piscalar A. U., Erinnerungen an A. Link S. J.
i Frette S. E., Notre seigneur Jesus Christ, sa
I vie et ses enseignements.
| Sigmund J.. Das Ende der Zeiten.
Treppner M.. Religiös-pädagogische Vorträge,
i K lim sch R., Lourdes und seine Wunder,
i Le f e vre A . La religion. (sämmtlich von — nd—.1
' Gardair M. J , Corps et Ame. (Jos. Schindler.)
1 Hughes Th., Loyola and the education System
1 of the Jesuits. Bh.)
Huber Alf., Geschichte Österreichs, IV. Band.
, (Jos. Hirn.)
j Tursan d’Espaignet, Th. de, Esquisses sur
la vie de l’Archiduc Charles Salvator,
| Prince de Toscane. (D.)
| Prem S. M., Martin Greif. (K. Eisschill.)
Müller H. C., Histor. Grammatik der hellen.
Sprache, II: Chrestomathie. TH. Bohatta.)
Hein A. R., Die bildenden Künste bei den
Dayaks auf Borneo. P. v. St.)
Zeitschrift für Volkswirt!!schaft, So-
cialpolitik u. Verwaltung, hrsg. v.
I Böhm-Bawerk, Inama-Stemegg, E. v. Plener.
| (K. Scheimpflug.)
J ä g e r G., Folgerungen aus den Eigenbewegungen
der Fixsterne. (W. Trabert.)
Hofmeister F., Über eine Zusammensetzung
des krystallisierenden Eieralbumins. (H.
Malfatti.)
Unter der Herrschaft des Messers. Ein
Mahn wort. (G. Alexis.)
Albert, Ed., Die Erfolge des Messers (G. Alexis.)
Reibmayr A., Unter der Herrschaft des
Messers, II. Theil. (G. Alexis.)
Kapp G., Elektrische Kraftübertragung. (A.
Lanner.) .
Hart wich C.f Die Bedeutung der Entdeckung
von Amerika für d. Droguenkunde. (M.Ferry.)
Saar F. v., Schloss Kostenitz. (—tt—.)
Delle GraziA M. E., Italische Vignetten,
(-tt-.) \
Verzeichnis der m den Programmen der österr.
Mittelschulen i89l—92 enthaltenen Abhand¬
lungen II.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Peters Norbert, Doctor und Professor der Theologie: Die
Prophetie Obadjah's, untersucht und erklärt. Paderborn,
Schöningh. 1892, gr. 8". (VH. u. 140 S.) fl. 2.40.
Diese Erstlingsleistung betrifft das an Umfang be¬
schränkteste Buch des alttestam. Bibelcanons, das aber
durchaus nicht der Schwierigkeiten entbehrt. Auch hat
sich der Verf. seine Aufgabe nicht leicht gemacht. Beweis
dessen der an die Spitze gestellte reichliche litterarische
Apparat, von welchem ausgiebig Gebrauch gemacht wird.
Die Arbeit zerfällt in zwei Theile, in einen einleitenden
(S. 1—57) und einen erklärenden mit Registern
(S. 58—140). Im ersteren ist der Verf. vorherrschend
bemüht, die Zeit des Propheten und die Veranlassung
seiner Prophetie festzustellen, wobei sein Verhältnis zu
einigen anderen Propheten ausführlich erörtert wird. P.
vertritt in der Hauptsache die bei den katholischen Aus¬
legern vorherrschende Ansicht. Es macht gegenüber der
bei Protestanten beliebten Sucht, über die Bibel immer
etwas Neues, noch nie Dagewesenes vorzubringen, einen
befriedigenden Eindruck, der wohlüberlegten und vertieften
Darlegung einer schon vertretenen Anschauung zu begegnen.
Die Ausdeutung der Vv. 10—16 von zwei verschie¬
denen Bestürmungen Jerusalems können wir nicht theilen.
Die Durchsicht der Inhaltsangabe des Abdias z. B. in
Kaulen’s Einleitung, wo nur auf ein derartiges Ereignis
Bezug genommen wird, macht doch unbezweifelt den Ein¬
druck grösserer Abrundung und besseren inneren Zu¬
sammenhanges. Auch ist die Besprechung der Vv.
10—16 im einleitenden Theile eine Art anticipierte Ex¬
egese. Es wäre zur Begründung des eigenen Standpunktes
genügend gewesen, wenn der Autor auf die spätere Dar¬
legung verwiesen hätte, wie auch der § über Edom mehr
in ein bibl. Realwörterbuch als in den Rahmen einer Er¬
klärung des Abdias passt.
Der exegetische Theil zeichnet sich durch Gründ¬
lichkeit und Uebersichtlichkeit aus. Vieles, wie philo¬
logische Fragen, Abweisungen gegentheiliger Anschau¬
ungen, Autoritätsbelege, wird in die Anmerkungen ver¬
wiesen. Man kann sich überhaupt aus der Zusammen¬
stellung der verschiedenen Auslegungsversuche durch P.
sehr gut über den Stand der Abdiasfrage orientieren und
ist in dubiosen Fällen auch in der Lage, für eine von
dem Verf. abweichende Anschauung sich zu entscheiden.
Die philologischen Bemerkungen liegen manchesmal zu
entfernt, wie etymologische Erklärungen hebr. Verba, des
Namens Esau. Indes ist anzuerkennen, dass der Verf.
über nicht unbedeutende grammatische Kenntnisse, auch
der verwandten Idiome, des aram., arab. und koptischen
verfügt und auch in der rabbinischen Litteratur sich um¬
gesehen hat. Manchesmal geht er, von dem Bestreben
geleitet, die Gedankentiefe des inspirierten Autors zu er¬
weisen, in der Ausdeutung zu weit, z. B. V. 7 über
das Benehmen der Bundesgenossen Edoms, oder V. 11
die schonende Weise, in welcher der Prophet den Edo-
mitern ihre Vergehen Vorhalte. Ich möchte dort gerade
das Gegentheil behaupten. Als recht gelungen hingegen
sind die Ausführungen über den »Tag des Herrn« zu
bezeichnen, ebenso die geographischen Untersuchungen
und die historischen Bemerkungen über die zeitgeschicht¬
liche Erfüllung der Vorhersagungen. Die Richtigstellung
des masoret. Textes, im ganzen auf den Aufstellungen
Älterer beruhend, ist plausibel. Die katholischerseits
allgemein vertretene und auch biblisch wohlbegründete
typische Auslegung, nach welcher Edom Repräsentant
sämmtlicher gott- und kirchenfeindlicher Mächte ist, wird
vom Verf. in zwei Endparagraphen mit grosser Wärme
durchgeführt, woraus sich die praktische Anwendung von
selbst ergibt. Man muss dem Verf. Dank wissen, wenn
er an einem unseren Verhältnissen scheinbar so ferne
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68
67
Nr. 3. — Oesterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
liegenden Stücke des Alten Testamentes, einer auf das
Völkchen der Idumäer beschränkten Prophetie, die
Wahrheit des Paulinischen Rom. XV, 4, »quaecunque
enim scripta sunt, ad doctrinam nostram scripta sunt«
erhärtet hat.
Brünn. Othmar Mussil.
So bei Johannes de Deo, kais. Rath u. Ordens-Provincial: Ge¬
schichte und Festschrift der österr.-böhm. Ordens-
Provinz der Barmherzigen Brüder zu der am 28., 29. und
30. August stattfindenden Feierlichkeit der Einweihung des
durch die Munificenz Sr. Durchlaucht des Fürsten Johann I.
von und zu Liechtenstein neuerbauten Mutterhaus-Spitales zu
Feldsberg in Niederösterreich. Wien, Selbstverlag des Ordens
der Barmherzigen Brüder. 1892. Lex.-8°. (275 S.j
Die vorliegende, elegant ausgestattete Festschrift ist
ein sehr lehrreiches Denkmal, welches der verdienstvolle
Verf. den Brüdern und hochherzigen Gönnern seines
segensreichen Ordens errichtet hat. Man muss wahrlich
staunen, welche Leistungen auf dem Gebiete der Kranken¬
pflege die österr.-böhm. Provinz der Barmherzigen Brüder
trotz vieler Hindernisse aufzuweisen hat; so bildet diese
Festschrift einen wertvollen Baustein zur Gcsammt-
geschichte des Ordens.
Das vorliegende Werk zerfällt in drei Abtheilungen ;
die erste betrifft den Convent in Feldsberg und dessen
Wohlthäter; der fürstliche Name Liechtenstein zieht
sich da wie ein rother Faden durch diese Abthei¬
lung. Die zweite Abtheilung behandelt die Convente
in Wien und Prag sowie an anderen Orten der Ordens¬
provinz; in der dritten Abtheilung lernen wir das segens¬
reiche Wirken der Convente in Pressburg, Graz, Neu¬
burg (Baiern), Breslau und Neustadt (Schlesien) kennen.
Der Schluss des Buches ist der Statistik gewidmet und
gibt recht schätzbare Aufschlüsse, sowie die Festschrift
überhaupt Allen, welche sich für Geschichte, Ordensleben
und Medicin interessieren, willkommen sein wird.
Zu Seite 52 wäre zu bemerken, dass der daselbst
genannte Wiener Bischof »Philipp Graf von Brunor« in
Wirklichkeit Friedrich II. Philipp Graf Breuner (1639
bis 1669) heisst.
Kraubath (Steierm.) P. Fl. C. Kinnast, O. S. B.
Bericht Uber die Verhandlungen des 3. Evangelisch¬
socialen Congresses, abgchaltcn zu Berlin am 20. und
21. April 1892. Nach den stenographischen Protokollen. Berlin,
Rehtwisch & Seeler. 1892. 8°. (III u. 128 S.) 11. —.60.
Der heuer zum drittenmale versammelte Evangelisch-
sociale Congress« vereinigte ungefähr 500 Männer und
Frauen zur Besprechung socialer und wirtschaftlicher
Fragen vom Standpunkte des evangelischen Christentums.
Gegenstände der Erörterung bildeten die Themen : Christen¬
tum und Familie, die erziehliche Bedeutung des neuen
Arbeiterschutzgesetzes, das neue socialdemokratische Pro¬
gramm, moderne Wirthschaftsgenossenschaften. Das ernste
Bemühen der führenden Männer des Congresses, eine
einheitliche Position zur Würdigung der socialen Reform¬
bestrebungen in der Gegenwart und zu wirksamer Ein¬
flussnahme auf dieselben zu gewinnen, verdient hohes
Interesse. Hier ist ein Punkt, wo die Vereinigung Aller
noththut, die aufrichtig christlich denken. Von den auf
dem 3. Congresse behandelten Gegenständen nimmt der
3. wegen der hervorragenden Persönlichkeit des Referenten
Prof. Dr. Adolf Wagner die besondere Aufmerksamkeit
in Anspruch; das Referat W.’s ist, wie das umfangreichste,
so auch das bedeutendste dem Inhalte nach. Pastor Nau-
mann’s Vortrag über die Familie klingt in eine zu starke
Betonung des gesellschaftlichen Ehezweckes aus, welche
auf dem Kongresse selbst Widerspruch fand. Baltzer
empfiehlt die Wirthschaftsgenossenschaften mit beschränkter
Haftpflicht als theilweisen Ersatz für die genossenschaft¬
lichen Gebilde früherer Zeiten. F. M. Schindler.
In 3. verb. Auflage erschien »Verfassung u. Verwaltung
sämmtiieher Religionsgenossenschaften in Bayern«
von Prof. Dr. Isidor Silbernagel. (Rgsbg., Verlagsanst.
1893. 8°. XVI u. 692 S.) Dasselbe bietet eine eingehende und ver¬
lässliche Orientierung über das Vcrfassungs- und Verwaltungsrecht
der verschiedenen Religionsgenossenschatten im bayrischen Staats¬
gebiete nebst genauen statistischen Übersichten auf Grund der
neuesten Erhebungen. — Von neueren kleineren Schriften zur
Kirchengeschichte ist empfehlend zu erwähnen P. Bonav.
Hammer’s »Die Franciseaner in den Vereinigten Staaten
N o r d a m e r i k a ’ s von der Entdeckung (Amerikas) durch
Columbus bis auf unsere Zeit.« (Köln, Bachem. 1892. 8°.
143 S.) Sie schildeit namentlich im Anschluss an Dr. John Gilmary
Shea's: »History of the Catholic Church in the United States«
unter Einstreuung interessanter Lebensbilder den hervorragenden
Antheil der Franciscaner-Observanten an der Entdeckung Amerikas
durch Columbus, sowie insbesondere an der Ausbreitung und Erhal¬
tung des katholischen Glaubens in den Vereinigten Staaten N.-A’s. —
Wie diese Schrift, so ist auch J oh. Enzlberger’s »Sch ematismus
der kath. Geistlichkeit deu tsch er Zun ge in den Verei nig-
ten Staaten Amerikas« (Milwaukee, Hofifmann Brothers & Co.
1892, gr. 8°, VI u. 381 S.) als Festgabe zum Columbus-Jubiläum
erschienen. Er bringt zunächst alle ihm erreichbaren Personalien
der nordamerikanischen kathol. Priester deutscher Zunge, zugleich
aber eine thünlichst genaue Statistik des katholischen deutsch¬
amerikanischen Elementes in den Vereinigten Staaten, die dem
letzteren als Wegweiser dafür dienen kann, wo eine Pastoration
in seiner Muttersprache zu finden sei. — Zur kirchlichen Geschichte
Bayerns verdienen »Die Hirten schreiben des hochw.
II. Bi s chofe s von Eichstädt, Dr. Franz Leopold F r e i h.
v. Lconrod, aus Anlass hochdesscn Bischofsjubiläum ges. und
herausgegeben mit einer einleitenden Lebensskizze« (Ingoist.,
Ganghofer. 1892, 4", XLVII u.464S.) besonders hervorgehoben zu
werden. Die Lebensskizze zeichnet den Bildungsgang und das
Wirken des hervorragenden Bischofs in treffender Weise; die klar
disponierten Hirtenbriefe selbst sind eine fortlaufende Illustration
der Geschichte der Kirche überhaupt und speeiell in Bayern seit
1867. — Bayern gehört auch der Seminarregensund Domcapitular
Rcnninger (f 1891) an, dessen Leben und Wirken Dr. C. Braun
(»Zur Erinnerung an Joh. B. Renninger«, Würzburg, Göbel
1892, 8°, 76 S.) unter Beigabe zweier Briefe R’s über Berufswahl
und einiger Gedichte desselben mit Wärme schildert.
In »Bcuron, Bilder und Erinnerungen aus dem
Mönchsleben der J etztzcit«, 2. Aufl. (Stuttg., Südd. Verlagsb.
8°, IV u. 193S.) bringt P. Odilo Wol ff einen Überblick üb. Entstehen
und Entfaltung derBeuronerBenedictincr-Congregation. Schade, dass
die Bilder oft zu breit und flüchtig gerathen, dass die Erinnerungen
vorwiegend persönliche und vielfach durch künstlerisch geradezu
wertlose Illustrationen verunziert sind ; dass uns in dem Buche
keine klarere und erschöpfendere Darstellung sowohl der äusseren
Schicksale wie des Lebens und Wirkens der »Bcuroner« gegeben
wird. — Georg Fell S. J. bietet in »Antonio Baldinucci, ein
Bild aus dem Leben der Kirche zu Beginn des XVIII.
Jahrhunderts« (Regsbg., Pustet 1893. 8°. VIH u. 184 S.), die
Biographie seines nun selig gesprochenen Ordensbruders, eines
im Dienste der Volksmissionen in Mittel- und Süditalien frühzeitig
erschöpften Priesters; Alois Lh'ban Piscalar S. J. stellt in »Er¬
innerungen an Augustin Link, Priester d. G. J.« (Schwäb.-
Gmünd, Roth, 1892. 8°. 322 S.) für dessen Freunde und Schüler
das Leben L.’s (f 1886) als Welt- und Ordenspriester dar mit
besonders ausführlicher Schilderung seines anregenden Wirkens
in der *Siella matutina « zu Feldkirch. — Den Zwecken religiöser
Erbauung litterarisch Gebildeter ist gewidmet das Buch » Notre
Seigneur Jesus Cht ist, sa vie et ses enseigne/nents*, par M. Vabbe
S. F. Frette. (Paris , Le t hie lleu x, i8f) 2. 8°. 2 tom. XVI u. fig'2 S.;
j <)2 S . Fr. 12 ); in schöner und oft ergreifender Darstellung be¬
handelt es das Leben des Herrn und flicht derselben eine grosse
Menge von exegetischen, historischen, archäologischen und apolo¬
getischen Details mit solchem Geschicke ein, dass viele seiner
Schilderungen fast die Wirkung des unmittelbar Geschauten im
Leser hervorbringen. Einige instructive Karten und eine beigefügte
Abhandlung über Christusreliquien sind dankenswerte Beigaben.
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69
Nr. 3. — Oesterkeichisches Luteraturbi.ait. — H. Jahrgang.
70
— Hieher gehört auch die Schrift »Das Ende der Zeiten mit
einem Nachblick in die Ewigkeit und das Weltgericht
mit seinen Ursachen, Vorzeichen und Folgen« von Joh.
Sigmund (Salzburg, Pustet. 1892. 8°. VIII u. 588 S. fl. 1.50),
eine ausführliche Belehrung über das Weltgericht und die letzten
Dinge in warmer Sprache. — Speciell für geistliche Vorträge an
Mittelschüler bieten MaxTreppner’s »Religiös-pädagogische
Vorträge« (Würzburg, Göbel. 1893. 8°. 120 S.), Vorlagen und
Skizzen. — Rob. Kl im sch behandelt »Lourdes und seine
Wunder in Vorträgen für Freund und Feind« (Graz,
Moser. 1892. 8°. IV u. 132 S. fl. —.40). — Ohne jeden Wert ist
die Schrift Andre Lefevre’s + La Religion* (Paris, Reinwald & Co.
1892. XLI u. 586 S.), nach der die Religion »Phantasiespielerei des
Kindesalters der Menschheit« sein soll. —nd —.
Katholica.
Der Katholik, hrsg. V. Reich (Mainz). LXXIII (3 F., VII), 1.
Maur. Wolter, Erzabt v. Beuron. — Schmitz, Die Anna-
Bilder in ihrer Bcziehg. z. unbetl. Empfängnis Mariä. — Hohler,
D. dogmatische Kriterium d. Kirchengesch. — Paulus, Petr.
Sylvius. — Blank, D. Marienbild in den ersten 3 Jhdten.
Theolog.-prakt. Quartalschrift, v.Schwarz u. H i p t m a i r
(Linz) XLVI, 1.
Alb. M. Weiss, Anno 1793 u. s. w. — Schmitt, D. priesterl.
Heiligkeit. — Lehmkuhl, Pflicht u. Recht d. Staatsgewalt. —
Maurer, Marianisches Niederösterreich. — Racke, Die Person
d. Predigers. — Pastoral-Fragen und -Fälle.
Kölner „Pastoralblatt 11 , v. Berren rath u. Hermes. XXVI, 24.
In welchem Alter sind lebensgef. erkrankte Kinder mit den
heil. Sterbesacr. zu versehen ? — Ist die Bibel e. Hausbuch für
jede Familie ? — Was lehrt Gregor d. Gr. üb. d. Liebe d. Seel¬
sorgers? (Schl.) — Z. Gesch. d. Prioren d. Erzdiöcese Köln.
Akatholica.
Zeitschr. f. Kirchengeschichte, hrsg. v. Brieger u. Hess.
(Gotha, F. A. Perthes.) XIII, 2 u. 3.
Bröcking, Zu Berengar v. Tours. — Lein pp, I). Anfänge
d. Clarissenordens. — Geizer, Beiträge z. russ. Kirchengesch.
aus griech. Quellen. — Vetter, Witzels Flucht aus d. albertin.
Sachsen. — Analekten (darunter: Schäfer, Carlstadt in Däne¬
mark. — Kol de, Luther’s u. Melanchthons Briefwechsel mit d.
Markgrafen Georg u. Friedr. v. Brandenburg. — Böhmer, I).
Anfang v. Francisco de Enzinas »Hist, de statu Belgico deque
relig. Hispanica.« — Lohmeyer, Ber. üb. d. Tlüitigkt. d. Jesuiten¬
collegiums zu Braunsberg in Ermland 1584—1602.)
Zeitschr. f. wissensch. Theologie, hrsg. v. Hilgen i e 1 d.
(Lpz., Reisland.) XXXVI, 3.
Hi 1 gen fei d, D. Brief d. Paulus an d. Römer. IV. —
Bratke, E. arab. Bruchstück aus Hippolyts Schrift üb. d. Anti¬
christ. — Dräseke, Maximus philosophus? — Frevstedt, D.
wissenschaftl. Kampf im Prädestinationsstreit d. 9. Jhdts. —
Nestle, E. paar Kleinigkeiten zum svr. Aristides. — Anzeigen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Brandy S. M., D. Politik d. Papstes Leo XIII., vertheidigt gegen¬
über der »Contemp. Rev.« Trier, Paulinus-I)r. (63 S.) fl. —.42.
Pitra J. B., Leben d. ehrwürd. Dieners Gottes Franz Maria Paul
Libermann. Nach d. 4. Aull. d. franz. Originals gefertigte deutsche
Ausg. v. J. Müller. Stuttg. Roth. (VIII. u. 496 S.) fl. 3.—.
Berger E., Saint Louis et Innocent IV. Etüde sur les rapports
de la France et du Saint Siege. Paris, Thorin. 12 Fr.
Calisse C., Diritto ecclesiastico. Florenz, Barbera. 2 L.
de Guzmän P. L., Historia de las misiones de la Compania de
Jesus eil la India Oriental, en la China y Japon desde 1540
hasta 1600. Bilbao, Itnpr. del Corazön de Jesus. 4°. 10 pes.
Holder K., Designation der Nachfolger durch d. Päpste. Freiburg
i. d. Schweiz, Universitätsbuchh. (113 S.) 11. —.96.
Akatholica.
Althaus P., Die histor. u. dogmat. Grundlagen d. luther. Tauf-
liturgie. Hannover, Feesche. (III u. 102 S.) fl. —.90.
Woelbing G., mittelalterl. Lebensbeschreibgen d. Bonifatius, ihrem
Inhalte nach untersucht, verglichen und erläutert. L., Fock,
(VIII u. 160 S.) fl. 1.20.
Montcfi ore C. G., Lecturcs on the origin and growth of religion,
as illustrated by the religion of the ancient Hcbrews. London.
Williams & Norgatc, 10 sh. 6 d.
Als 106. Heft der »Zeit- u. Streitfragen« (Verlags-Anst. u.
Dr.-A.-G., Hamburg) erscheint demnächst *Der Mainzer Katholiken¬
tag.— Der Fall Harnack u. d. Gottlosigkeit unserer Universitäten.«
v. Dr. Jürgen Bona Meyer, Prof, in Bonn. fl. —.84.
Antiquar.-Kataloge: Jolovvicz in Posen, Kat.-Nr. 115: Judaica
u. Hebraica, 1495 Nr.
Philosophie. Pädagogik.
Gardair, M. J., professeur libre de Philosophie ä la facultc
des lettres de Paris, ä la Sorbonne: Corps et Ame. Essais
sur la philosophic de s. Thomas. Paris. P. Lethielleux. 1892. 12°
(VIII u. 391 S.) Fr. 3 50.
Vorliegendes Werk enthält eine Reihe von Essays
des gelehrten Thomisten der Sorbonne, Gardair, als eine
Art Einleitung zu einer in Vorbereitung befindlichen voll¬
ständigen Darstellung der thomistischen Philosophie seitens
desselben Verfassers. Der Titel Corps et Ame erscheint
gut gewählt. Es bietet nämlich die erste Abhandlung in
2 Capiteln eine Darstellung der Natur und des Subjectes
der physikalisch-chemischen Vorgänge und der ihnen zu
Grunde liegenden Kräfte gemäss der Auffassung der
aristotelisch-thomistischen Philosophie. Die zweite ver¬
breitet sich dann in 5 Capiteln über die Seelenkräftc,
die dritte in 4 Capiteln über das Verhältnis des Intellcctes
zum körperlichen Organismus nach Thomas. Die vierte
entwickelt in 5 Capiteln die Thomistische Erkenntnis¬
theorie. Die fünfte endlich weist im Anschlüsse an Tho¬
mas in 2 Capiteln die menschliche Willensfreiheit nach.
Der Verf. legt seinen Ausführungen fast durchwegs Aus¬
sprüche des heil. Thomas zu Grunde, welche er gut
übersetzt, durch vermittelnde Gedanken erklärt und zu
einem geordneten Ganzen verbindet. Dabei wird auf
neuere philosophische Ansichten durchaus Rücksicht ge¬
nommen, was sich besonders im ersten Essay als noth-
wendig heraussteilen musste. Hat doch die grossartige
Entwickelung der Naturwissenschaften in unserer Zeit gar
manche Aufstellung der aristotelisch-thomistischen Schule
mehr als fraglich gemacht. G. ist nüchtern genug,
unhaltbare Ansichten der letzteren als solche anzuer¬
kennen, versucht übrigens, soweit möglich, die Ansichten
derselben mit denen der neueren Physik und Chemie in
Einklang zu bringen. Laien in der thomistischen Philo¬
sophie, welche sich ja der Verf. zumal als Leser denkt,
dürfte sich der Wunsch nahe legen, es möchten die er¬
klärenden Ausführungen zu den Texten des Aquinaten,
welche unter dem Strich gewöhnlich auch in der Original¬
fassung stehen, mehrfach etwas weniger knapp aus¬
gefallen sein. Der deutsche Leser vermisst ungern die
Rücksichtnahme wenigstens auf die bedeutendsten Er¬
scheinungen in der einschlägigen deutschen Litteratur.
Im übrigen darf das Werk allen, welche sich für philo¬
sophische Fragen interessieren, warm empfohlen werden.
Ist es doch in der That geeignet, zu tieferen Studien
des grössten christlichen Philosophen anzuregen — und
das beabsichtiget der Verf. Dann zeigt es besonders in
den so schwierigen erkenntnistheoretischen Problemen
die Forschungsresultate der Vergangenheit, die immer
auch als die beste Lösung jener Probleme gelten müssen,
Resultate, deren zeitweise Ausserachtlassung der Philo¬
sophie wahrlich nicht zum Segen gereichte.
Leitmeritz. Prof. Dr. Jos. Schindler.
Hughes Thomas, ol the Society of Jesus: Loyola and the
education System of the Jesuits New-York, 1892. 8°.
(302 S.) fl. 2.40.
Das vorliegende Buch gehört zu der von Nicholas
Murray Butler herausgegebenen pädagogischen Bibliothek
»The Great Educators«, an welcher sich bedeutende
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72
Nr. 3. Oesterreichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
Fachmänner aus Amerika, England und Frankreich be¬
theiligen. Im ersten Theil gibt der Verf., Professor an
der St. Louis University, eine Geschichte des Unter¬
richtes und der Erziehung innerhalb der Gesellschaft
Jesu, im zweiten Theile analysiert er an der Hand der
Ratio studiorum und der verschiedenen einschlägigen
Verordnungen das Studiensystem des Ordens. Mit grossem
Fleiss und grosser Umsicht hat P. H. als eine seiner
Hauptquellen die MonumentaGermaniaePaedagogicabenützt
und verwertet. Die in dieser Sammlung von P. Pachtlcr
veröffentlichten drei Bände über die Ratio studiorum,
welchen noch ein Schlussband folgen wird, enthalten in
der That bis jetzt das reichste Material über Unterricht
und Erziehung der Jesuiten: ihre Nichtbenützung wird sich
an jedem Bearbeiter eines hier einschlägigen Themas
rächen, wie sie sich beispielsweise an Dr. Koopmann in
seiner kritischen Arbeit: »Die Erziehung der Philan-
thropisten und der Jesuiten« gerächt hat. (Vergl. Duhr,
Jesuitenfabeln, S. 70 ff.) Die Verwertung einiger anderer
in Deutschland erschienenen Werke, wie die von Kleutgen,
Ebner, Paulsen, hätten H. vielleicht dazu geführt, einige
Erörterungen noch schärfer und reichhaltiger zu gestalten.
Doch auch so ist kein wesentlicher Punkt übergangen.
Das Buch verdient wegen seiner Gründlichkeit und edlen
Darstellung die beste Empfehlung. Bh.
Zeitschr. f. Philosophie u. philosophische Kritik, red. von
Falckenberg. (Lpz., Pfeffer.) CI, 2.
Döring, Doxographisches z. Lehre v. tsXgc. — VV re seh¬
ne r, E. Platner's u. Kant’s Erkenntnistheorie mit besonderer Be-
rücksichtigg. v. Tetens u. Änesidemus. — Lasson, Jahresbericht
üb. Erscheingen. d. phil. Litt, in französ. Sprache aus d. J. 1889
u. 1890. —Recensionen : Carriere, Lebensbilder (Falckenberg);
Ziegler, Sittl. Sein u. sittl. Werden (Jodl); Münsterberg,
Üb. Aufgaben u. Methoden d. Psychologie (Hillebrand),
österr. Mittelschule, red. v. T u m 1 i r z etc. (Wien, Holder.)
VI, 2.
Hannak, D. Reformbeweggen. auf d. Gebiet d. Gesell.-
Unterr. in Deutschland vom österr. Standpunkt betrachtet. —
Duschinsky, Meine Erfahrg. m. d. analyt. Methode beim Unterr.
d. Französ. — Böhm Adb., D. Leibcsübgen. als nothwendiger
Bestandthl. e. ebenmässigen Erziehg. — Miscellen.
Kathol. Schulkunde, hrsg. V. R. Kiel (Heiligenstadt, Cordier).
I, 51, 52 u. II, 1—3.
(51.) Pieper, Trübe u. helle Seiten d. Lehramtes (Schl.) —
Knoche, D. Anschaugs.- u. Zählprincip als Grundlage d. ersten
Rechenunterr. IV. (Forts, in II, 2.) — Grimm, Z. Fortbildg. d.
Lehrers. — (52.) Columbus u. d. Christ!. Schule. — Kiel,
Katechet. Methode. — (1 u. 2.) Görgen, D. bibl. Gesch.-Unter¬
richt. (Forts, in Nr. 2, 3.) — Münz, Goethe in s. Verh. zu
Christenthum u. Vaterld. (Forts, in Nr. 2, 3.) — Schöberl, E.
Nürnberger Lehrcrconfercnz. — (3.) D. Schulvicar v. Hennecken¬
rode Card. u. Fürstbischof Dr. G. Kopp, Breslau. — R u 1 a n d,
D. Volksschuhvescn in Italien. II.
Praxis d. kathol. Volksschule. (Bresl., Goerlich.) 1,24 u. 11.1,2.
(24.) Andor, Weihnachten, E. Präparation f. d. Oberstufe.
— Pötsch, D. Geburt Jesu. — Weihnachtslicd, didakt. behan¬
delt. — Deutschmann, Mobile Buchstaben beim 1. Lehr-Untcrr.
— (1.) Sc hink, Ansprache f. d. Geburtstag d. Kaisers. — D.
Lehre v. d. Vierecken. — Neu mann, D. Gesch.-Unterr. in d. 1.
Mädchenclasse. — Bütow, Thierschutz in d. Schule. — (2.) Üb.
gedr. Unterr.-Lectionen. — Sladeczek, Mehl und Brot. —
K o e n i g, Die Weser.
Kath. Schulztg. f. Norddeutschi. (Ebd.) IX, 52. 53 u. X, 1—3.
(52.) Heinze, Adam Riese (Schl, in Nr. 53). — (53.) Hem¬
mersbach, D. Familie Muth. — (1 ) Schaffer, Gedächtnisrede
auf Kellner. — Bals, D. socialdemokrat. Jugendlitt. d. Zukunft.
— (2.) D. Pädagogik bei Thomas v. Kempen. — v. Schencken¬
do rff, D. soc. Frage u. d. Erziehg. z. Arbeit. — (3.) Pohl, Üb.
d. Einfluss d. Alkohols auf d. kindl. Organismus.
Neue Erscheinungen:
Langer P., Psycholog. Streitfragen. Ohrdruf, Grapenthin. (33 S.)
fl. —.48
Hauptmann C., Beiträge zu c. dynamischen Theorie d. Lebe¬
wesen. I. Die Metaphysik u. d. mod. Physiologie. E. krit. Unter-
suchg. Dresden, Ehlermann. (XI u. 388 S«) fl. 4.80.
Cadorna C., Religione, diritto, libertä. Mailand, Hoepli, 2 vol,
18 L.
Rossi G., Girol. Fracastoro in relazione all’ Aristotelismo c alle
scienze nel rinascimento. Pisa, Spoerri. 6 1.
Allievo G, Studi pedagogici. Turin, Tip. S. Marino. 4 1.
Muratori L. A. e. G. G. Leibniz, Corrispondenza. Modena,
Vincenzi, 6 L.
Guttzeit J., D. Verbildungs-Spiegel. Untersuchgen üb. uns. moral.
Krankheiten. E Vorschule d. Wiedergeburt. 1. Bd. Schein¬
sucht. Grosscnhain, Baumert & Rongc. (XVIII u. 268 S.) fl. 1.20.
Im Voigtlünder’schen Verl, in Leipzig erscheint demnächst
»Das Problem der Kinderselbstmorde« von Dr. Gust. Siegcrl
(II. -.72).
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Huber, Alfons: Geschichte Österreichs. IV. Band. Gotha,
F. A. Perthes. 1892, 8°. (VI u. 555 S.) fl. 6.60.
Als im Jahre 1888 H.’s dritter Band erschien,
mochten vielleicht manche befürchten, dass durch die
Uebersiedlung des hochverdienten Verf. eine längere
Verzögerung im Erscheinen der weiteren Bände cintretc.
Erfreulicher Weise erwies sich eine derartige Besorgnis
als unbegründet und fast in derselben Zeit wie der
dritte auf den zweiten, folgte dem dritten der vierte
Band. Derselbe umfasst kein ganzes Jahrhundert, denn
die zeitlichen Grenzpfählc bilden die Jahre 1527 und
1609. Die Wahl dieses letzteren Punktes rechtfertigt der
Verf. damit, dass die von 1609 bis 1618 folgenden
Ereignisse die unmittelbare Vorgeschichte des dreissig-
jährigen Krieges bilden, also mit diesem zusammen zu
behandeln sind. Den hiemit begrenzten Zeitraum füllen
zwei grosse Angelegenheiten aus: die Kirchenfrage und
die Türkenfrage. Beide haben die habsburgischen Länder
und ihre Regenten während dieser ganzen Zeit in Athem
gehalten. Dem Umsichgreifen des Protestantismus und
den Versuchen seiner Zurückdämmung ist das 2. und 5.
Capitel des VIL, das 1., 2., 3. und 5. Capitel des VIII.
Buches gewidmet. Da"s Vordringen der Türkenmacht und
die Kämpfe wider dieselbe behandelt das 1., 3. und 6.
Capitel des VII. und das 4. Capitel des VIII. Buches.
Die sonstigen innern Verhältnisse der österreichischen
Länder, namentlich die von Ferdinand I. für lange Zeit
hinaus begründete Verwaltungsorganisation gelangt im
4. Capitel des VII. und die Folgen des Bruderzwistes im
letzten (6.) Capitel des VIII. Buches zur Besprechung.
Obwohl möglichst an den chronologischen Faden sich
haltend, ist doch die Behandlung des weitschichtigen
Stoffes sachlich wohl geordnet und sehr übersichtlich.
H.’s Geschichte ist in keinem ihrer Theile gewöhn¬
liche Compilation, sondern bringt überall die Ergebnisse
seiner auf die primären Quellen sich stützenden Forscher-
thätigkeit. Auch da, wo dem Verf. gründliche Vorar¬
beiten Anderer zur Verfügung stehen, nimmt er nicht
selten die Gelegenheit wahr, selbständig prüfend die Vor¬
gefundenen Resultate, sei es zustimmend, sei es berich¬
tigend, zu verwerten. Mancher hat das weite Ackerland
der österreichischen Geschichte in einzelnen Theilen tiefer
gepflügt, keiner aber hat bisher so tiefe Furchen durch
das ganze Gebiet gezogen wie Huber.
Die hier einschlägigen Partien der ungarischen Ge¬
schichte beanspruchen vielfach den Wert völliger Neu¬
bearbeitung auf Grund der dem deutschen Forscher sonst
schwer zugänglichen ungarischen Quellenpublicationen
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Nr. 3. — Oesterreighisches Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
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und der meist ungarisch geschriebenen Abhandlungen.
Infolgedessen geht naturgemäss hier die Darstellung mehr
in die Breite, als es des Verf. sonstige knappe Behand¬
lungsweise von vornherein erwarten liess. Für einzelne
Abschnitte hatte H. bereits in seinen akademischen Bei¬
trägen (»Ueber die Erwerbung Siebenbürgens«, »Die
Verhandlungen Ferdinands I. mit Isabella v. Sieben¬
bürgen«) vorgearbeitet. Die ungarische Kriegsgeschichte
von 1593 bis zum Frieden von Zsitva Torok ist mit
Ausnahme dessen, was sich auf die tüchtigen Ar¬
beiten von Stauffer und Szilagyi stützen konnte, nur
auf den kritisch verwendeten Oiiginalquellen aufgebaut.
Hier sei die Bemerkung gestattet, dass sich zu den
von Szilagyi in den Mon. com. Transsylv. heraus¬
gegebenen Akten noch ramhafte Ergänzungen im Statt¬
halterei-Archiv befinden. Der vielverlästerte Basta findet
bei H. (p. 434) wohlverdiente Ehrenrettung. Dass der
Renuntiation des E. Maximilian andere Motive, als das
p. 373 erwähnte, zu Grunde lagen, hat Ref. jüngst in
einem Aufsatz (im 4. Ergänzungsbande der Mitth. des
Inst. f. öst. Gesch.) gezeigt. Für die Behandlung der
Kirchenfrage stand eine reichhaltige Litteratur zur
Verfügung. H. hat dieselbe in ausgedehntem Masse
herangezogen. Rückhaltslos, aber ohne Gehässigkeit,
entwickelt er das Bild des kirchlichen Verfalles, des
Eindringens der Neulehre und der Gegenreformation.
Massvoll und zutreffend erscheint das darüber resü¬
mierende Urtheil (p. 353 und 354). Nur dem einen
Satz möchte Ref. nicht zustimmen, als sei die Ver¬
nichtung des Protestantismus die erste und hauptsäch¬
lichste Ursache gewesen für »die geistige Ausscheidung
Österreichs aus dem deutschen Reiche, die endlich auch
die politische Trennung zur Folge gehabt hat«. Ref. ist
der Ansicht, dass auch bei dieser geistigen Ausscheidung
vornehmlich politische Verhältnisse und Triebfedern ge¬
wirkt haben.
Für die Reichsgeschichte und die des kaiserlichen
Hauses sind die grundlegenden Arbeiten und Publicationen
von Druffel, Stieve und Ritter sorgfältig verwertet. Sehr
wahr und richtig ist dasjenige, was p. 248 zur Charak¬
teristik Maximilians II. bemerkt wird. Rudolfs II. Hal¬
tung in der 1581 zum erstenmale ernstlich ventilierten
Nachfolgefrage wäre dadurch, der Wirklichkeit entspre¬
chend, etwa zu markieren gewesen, dass dem Satze
p. 361 : »Auch der Kaiser gieng damals bereitwillig
auf den Gedanken ein«, die Worte »zum Scheine« ein¬
gefügt worden wären. Denn Ernst war es dem Kaiser
damals ebensowenig wie später. In der Auffassung von
der Bedeutung der Union stellt sich der Verf. auf die
Seite Ritters und Bernds gegen Gindely und Janssen.
Übrigens liegen die Beziehungen Christians von Anhalt
zu E. Maximilian bis jetzt noch nicht völlig klar.
Möge es dem verehrten Verf. gegönnt sein, mit der¬
selben Rüstigkeit wie bisher das grosse Werk zu Ende
zu führen.
Innsbruck. Hirn.
Tursan d' Espalgnet, Therese de: Esquisses sur la vie de
S. A. J. et R. Monseigneur I 1 Archiduc Charles Salvator,
Prince de Toscane. (Liege). Desclce, de Brouwer & Cie. 1893.
8° (80 S.) fl. 1.20.
Ein offenbar aus den besten Quellen geschöpftes
Buch, welches in 16 Kapiteln eine kurze Lebensskizze
des viel zu früh (18. Jänner 1892) verstorbenen Erz¬
herzogs Karl Salvator enthält; es schildert, zuweilen
unter Mittheilung von Originalbriefen, seine Jugend, seine
religiöse und militärische Erziehung, sein Verhältnis zu
Pius IX., dann die Schicksale, welche das Haus Toscana
im J. 1859 trafen, sein musterhaftes Familienleben, seine
Thätigkeit und seinen schönen, echt christlichen Tod.
Die Erzählerin versteht cs, durchweg den richtigen Ton
zu treffen und das Interesse des Lesers an sich zu fesseln.
Die Ausstattung der Schrift, welche drei Lichtdrucke
zieren, ist solide und vornehm. D.
Neues Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichts¬
kunde. (Hannover, Hahn.) XVIII, 1.
Her. üb. d. 18. Plenarversammlg. d. Centraldirection d. Mon.
Germ. — Krusch, D. Fälschg. d. Vita Genovefae. — Dümmler,
Zur Lebensgesch. Alchvins. — Traube, Computus Helperici. —
Sickcl, Die Vita Hadriani Nonantulana u. d. Diurnus-Hdschr. V.
— Sac kur. Der Dictatus papae u. d. Canonsammlg. des Deus-
dedit. — Scheffer-Boichorst, Dictamina üb. Ereignisse d.
Papstgesch. — Rodenberg, D. Vorverhandlgen. z. Frieden v.
San Germano, 1229—30. — Hegel, Latein. Wörter u. deutsche
Begriffe. — Liebermann, Üb. ostengl. Gesch.-Quellen des 12.,
13. u. 14. Jhdts., bcs. den falschen Ingulf. — Miscellen.
Deutsche Zeitschr. f. Geschichtswissenschaft, hrsg. von
Quidde. (Freibg. i. Br., Mohr.) VIII, 1.
Cauer, Aristoteles als Historiker. — v. Bezold, Astrolog.
Geschichtsconstruction im M.-A. — Arnheim, Beitrge. z. Gesch.
d. nord. Frage in d. 2. Hälfte d. 18. Jhdts. (Schl.) — Kl. Mit¬
theilgen. — Minzes, D. geschieht. Studien in Russland.
Bullettino di Archeologia e Storia Dalmata, p.Bulic (Spalato).
XV, 10-11.
Scavi neir antico cimiterio cristiano di Manastirine a Salona.
— Jelic, Descrizione sommaria del cemetero cristiano di Mana¬
stirine. — Conferenza dei cultori di archeologia cristiana ed il
futuro congresso di archeologi cristiani a Salona. — Bulie, II
ristauro del Campanile del Duomo di Spalato. — I. Suppl.: La
Zecca dclla Repubblica di Ragusa.
Revue des questions historiques. (Paris) XXVII, 105.
Kurth, L’epoptfc et l’histoirc. — D’Herbomez, Un episode
du regne de Philippe le Bel. — L’anncxion de Mortagne a la
France en 1314. — De Ganniers, A propos du Ccntenaire de
Valmy. — L’armee fran^. au debut de la revolution. — Pierre,
La revol. fran^., son histoire dans les monuments. — Beaunc,
L’affaire des Jesuits de France en 1845.
Neue Erscheinungen:
Sarrazin J., Mirabeau-Tonneau. E. Condottiere aus der Rcvol.-
Zeit. Stade, Schaumburg. (X u. 122 S.) fl. 1.20.
Depeschen, Venetianische, vom Kaiserhofe. (Dispacci di Ger¬
mania), hrsg. v. d. histor. Comm. d. kais. Akad. d. Wiss. in
Wien. II. Bd., bearb. v. G. T u r b a. L., Freytag. (LI u. 789 S.)
fl. 7.20.
Monumenta Germ, hist., Legum sectio I. Legum nationum
german. II, 1. Leges Burgundionum. 4°. (188 S.) 11. 3.60. —
Legum sectio III. Concilia, I. Concilia aevi merovingici. 4°.
(XVII u. 281 S ) fl. 6.— Hannover, Hahn.
Kern A., D. »neue Grenzzoll« in Schlesien, s. Entwicklg. 1556
bis 1624. Berl., Weber. (72 S.) fl. —.96.
Berfried E., Die Ausgestaltg. d. christl. Osterberechng. Mittel¬
walde, HofTmann. (60 S.) 11. 1.44.
Meltzl Osc. v., Üb. Gewerbe u. Handel d. Sachsen im 14. und
15. Jhdt. Hermannstadt, Kraft. (24 S.) fl. —.10.
Trautenberger G., D. Chronik d. Landeshauptst. Brünn. 1. Bd.
(Bis z. Luxemburger Zeit, IV u. 226 S.) fl. 3. — . II. Bd. 1.
(80 S.) 11. 1.20, L., Schulze.
Pollard, The Jesuits in Poland. Oxford, Blackwcll. 2 sh. 6 d.
Grand-Carteret J, XIX. siede. Avec 19 pl. 4°. 30 fr.
Pingaud L , CJn agent secret sous la revolution et l’empire. Le
comte d’Antraigues. Paris, Pion, Nourrit & Co. 7. fr. 50 c.
Celli L., Storia dclla sollevazione di Urbino contra il duca Guido-
baldo II. Turin, Le Roux. 4 1. 50 c.
Marchesi V., Seitant anni della storia politica di Venezia. Ebd.
3 1. 50 c.
Colleccion, nova, de doeumentos ineditos para la histona de
Espana v de sus Indias. Madrid, Hernandez. 4°. 12 pcs.
Moreno Pascual Ahumada, Guerra del Pacifico. Recapilacion
completa de todos los doeumentos officiales, correspondencias
i demas publicaziones a la guerra que he dado a luz la piensa
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75
Nr. 3. — Oestbrreichisches Liiteraturblatt. — II. Jahrgang,
76
de Chile, Peru i Bolivia condeniendo documentos ineditos de
importancia. Valparaiso, 1885—92. (L., Hiersemann.) 8 Bde.
gr.-4°. (ä c. 500 S. y m. Karten u. Plänen) fl. 120.—.
Archiv, Historicky, Ccske Ak. cis. Frant. Jos. pro vedy etc.
(Histor. Archiv d. böhm. Kaiser F.-J. Ak.) : Soudni akta kon-
sistofe Prazskc (Acta judiciaria consistorii Prag.) Z rukopisü
archivü kapitolniho v Praze vydava Ferd. Tadra. Cast I.
(1373—79). Prag, Bursik Sc Kohout. (400 S.) 11. 2.90.
Niederle Dr. L., Lidstvo v dobe predhistoricke. Se zvlästnim
na zeme slovanske. (D. Menschht. in vorhistor. Zeit, mit bes.
Rücks. auf slav. Länder. I. Bd.) Ebd. (221 S.) fl. 1.60.
Slavik Fr. A., Morava a jeji obvody ve Slezsku po tficetiletne
välce. (Mähren^ u. s. Enclaven in Schlesien nach dem 30jähr.
Kriege.) Tele, Sole. (259 S.) fl. 1.80.
Lisicki IL, Talleyrand. Krakau, Poln. Verl.-Ges. (253 S.) fl. 2.50.
Scmenenko P., Wyzszy poglad na historyq. Polski (Mysl Boza
w jej dziejach.) (D. Gottesgedanke in d. Gcsch. Polens.) Ebd.
(101 S.) fl. 1.20.
K^trzynski YV., O pocz^tkach dyplomatyki polskiej. (I). Anfänge
d. poln. Diplomatik.) Lemberg. (33 S.)
Stefczyk Fr., D. Leben d Thadd. Kosciuszko. Preisgekr. Werk.
Krakau. (108 S.) fl. —.50.
Im Verlage v. H. Kirsch in Wien erscheint demnächst eine
Biographie der Kaiserin-Mutter Carolina Auguste von Dr. Cöl.
Wolfsgrub er O. S. B. (gr.-8°, c. 20 Bg.)
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
Prem, S. M., Dr.: Martin Greif. Versuch zu einer Geschichte
seines Lebens und Dichtens mit besonderer Rücksicht auf seine
Dramen und seine Stellung in der deutschen Litteratur. Leipzig,
Renger’sche Buchhandlung. 1892, 8°. (204 S. m. Portr. u. e.
Abb.) 11. L80.
Es ist ohne Zweifel eine lohnende Aufgabe für den
Litterarhistoriker, die Wirksamkeit eines mitlebenden
Dichters zu behandeln und ihm zu jener Geltung im
Urtheile der Zeitgenossen zu verhelfen, die ihm eine un¬
parteiische Würdigung seines poetischen Schaffens zu-
erkennen muss. Das vorl. Werk ist darum mit Dank
zu begrüssen. Obwohl der Verf. S. 11 bemerkt: »Voll¬
ständige Litteraturangaben sind wegen Massenhaftigkeit
des Materiales selbstverständlich unmöglich,« so berech¬
tigt doch der Fleiss, mit welchem er die in der Tages¬
presse, in Zeitschriften und in selbständigen Werken
zerstreuten Äusserungen über Greifs poetische Leistungen
zusammenstellt, zur Annahme, dass ihm aus der reichen,
aber grossentheils schwer zugänglichen Greif-Litteratur
nichts von Belang entgangen ist. Auf die wichtigste
Quelle seiner Kenntnis von dem Leben und Dichten
Greifs, welche wir in den persönlichen Beziehungen des
Verfassers zum Dichter erblicken dürfen, wird zwar nicht
ausdrücklich hingewiesen, sie tritt aber schon aus dem
Umstande deutlich genug hervor, dass P. in der Lage
ist, ungedruckte Dichtungen Greifs zu publicieren oder
zu besprechen und uns über dessen dramatische Pläne
und Entwürfe zu unterrichten. Vgl. S. 19, 27, 37, 74,
203 u. ö. Daneben bot ihm Greifs Briefwechsel mit
Freunden manchen Anhaltspunkt. Vgl. z. B. S. 99.
Trotz seiner Begeisterung für die poetischen Schöpf¬
ungen'.Greifs, die besonders in der Beurthcilung der
Dramen beredten Ausdruck findet, zeigt die Kritik
des Verf. durchaus nicht jene Voreingenommenheit,
welche ein Wort des Tadels gegen den Meister als
Unverstand darstellt. Wie P. mit Lob nicht zurück¬
hält, so deckt er auch unparteiisch und schonungs¬
los die Mängel auf; was z. B. S. 115 über die archa¬
istische Färbung der Sprache im »Prinz Eugen« gesagt
ist, wird jeder Unbefangene bestätigen. — Der Verf. hat
sich die Aufgabe gestellt, ein anschauliches Bild der poeti¬
schen Eigenart Greifs auszuführen. Diese Aufgabe hat
er glücklich gelöst. Fordert schon der Umstand, dass
Greif in seinen Dramen fast durchwegs Stoffe behandelt,
welche schon vor ihm poetische Bearbeitung gefunden
haben, zu Vergleichen und Parallelen heraus, so bietet
des Dichters Aufenthalt in Wien (1869 — 80) und München
und das Schicksal seiner Dramen auf den bedeutendsten
Bühnen reichlich Gelegenheit, die Stellung Greifs zu an¬
deren litterarischcn Grössen und — wie P. in der Ein¬
leitung bemerkt — an diesem »lebenden Beispiele« die
keineswegs erfreuliche Zeitströmung zu beleuchten.
K. Eisschill.
Müller, Dr. H. C., Privatdocent a. d. Univ. Amsterdam: Hi¬
storische Grammatik der hellenischen Sprache, oder
Uebersicht des Entwicklungsganges der altgriechischen zu den
neugriechischen Formen, nebst einer kurzen Geschichte der
mittleren und neuesten Litteratur, mit Sprachproben und metri¬
schen Uebersetzungen. 2. Band. Chrestomathie in chronologischer
Reihenfolge, Griechische Texte von Homer bis auf die Gegen¬
wart, zum Theile mit Uebersetzung und Anmerkungen. Leiden,
E. J. Brill. 1892. 8" (171 S.) fl. 2.40
Das Werk bildet eine nothwendige Ergänzung zu
dem ersten Bande dieser Sammlung (Hellenische Biblio¬
thek), der Historischen Grammatik der hellenischen
Sprache von demselben Verf. Es führt mit Hilfe sorgsam
ausgewählter Beispiele den Entwicklungsgang der grie
chischen Sprache vor Augen, den diese von den ältesten
Anfängen bis auf die heutige Zeit durchgemacht hat, und
gewährt einen tiefen Einblick in die Schicksale und Ver¬
änderungen der Sprache, welche bisher nur wenig beachtet
und noch weniger für die Sprachforschung ausgebcutet
wurden. M. geht von der ältesten hellenischen Litteratur
(Homer) aus und reiht hier in chronologischer Reihen¬
folge fortschreitend zahlreiche Beispiele aus späteren
Perioden an, wobei er Poesie wie Prosa berücksichtigt.
Auf die Beispiele aus der ältesten Litteratur folgen solche
aus der classischen und der nachclassischen Zeit, Proben
der neutestamentlichen Sprache, hierauf solche aus dem
2. — 5. Jahrh. n. Chr. Die byzantinische Litteratur ist
durch Texte aus dem 6. —15. Jahrh., die mittelgriechische
(16., 17. Jahrh.) durch Stücke aus der Volkspoesie und
dem Drama vertreten, worauf dann besonders ausführlich
Proben aus dem Griechischen der Jetztzeit gegeben
werden, wie es in gebundener und ungebundener Sprache,
in stiengerem und freierem Stil, in den verschiedenen
Ländern hellenischer Zunge gesprochen und geschrieben
wird. Besonders interessant sind die einen Vergleich
erleichternden, zu den Stücken aus der ältesten wie aus
der classischen und nachclassischen Zeit hinzugefügten
modernen Transscriptionen.
Ref. ist der Meinung, dass der auf Seite 156 f. des
Werkes abgedruckte Abschnitt, in welchem M. für das
Hellenische als zukünftige allgemeine Gelehrtensprache
äusserst lebhaft eintritt, nur einen Lieblingswunsch des
Verf. zum Ausdrucke bringt und nicht die Grundidee
des ganzen Werkes darstellt, und empfiehlt das Buch
Allen, die sich für das Schicksal der griechischen Sprache
interessieren. Dr. Hans Bohatta.
Jahrb. f. dass. Philologie, XIX. Suppl.-Bd., 1.
Beck, Studia Gelliana et Pliniana. — Richter, Xeno-
phon-Studien. — F r o e h d e, Val. Probi de nomine übellum
Plimi Sec. doctrinam continere demonstratur. — Rcichardt,
D. saturnin. Vers in d. röm. Kunstdichtg. — Nordmeyer, De
Octaviae fabula. — Vollmer, De funere publ. Romanorum.
Germania, lirsg. v. Behaghel (Wien). XXXVII, 4.
David, I). Wortbildg. d. Mundart v. Krofdorf. — Binz,
Basler Bruchstücke des Lekenspiegels. — Sprenger, Zu Albers
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77
Nr. 3. — Oester reich isches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
78
Tnugdalus ; Zu Meier Ilelmbrecht; Zur Vogelbeize; Zu Konrad
v. Megenbergs Buch d. Natur; Lurlenberc. — Kaindl, Zu »sin«
in Gottfrieds Tristan V, 559. — Dam kühl er, Zu Reinke de Vos.
— Meis, Misehgn. v. Schriftsprache u. Mundart in Rheinhessen.
— Hart mann, Volksräthsel. — Ehrismann, Die Vorsilben
»miss* u. »voll« im Germanischen. — Roethc, Zu mild. Tore.
— Sprenger, Zur stroph. Bearbcitg. d. Herzog Ernst. — Biblio¬
graphie des J. 1888.
Alemannia, hrsg. v. Pta ff. (Bonn.) XX, 3.
Laue hert, Sprichwörter u. sprichwörtl. Redensarten b.
Abraham a St. Clara. — Neff, 2 Lobgedichte d. Freiburger Ma¬
gisters J. P. Thetinger. — Pfaff, Zu J. P. Tethinger. —Jiolder,
D. Mundarten im mhd. Schulunterricht. — Beck, Interompiment,
gen. d. Stolperer. 1767. — Heilig, Aberglaube u. Bräuche d.
Bauern im Taubergrund ; Einige Proben d. ostfränk. Mundart v.
Tauberbischofsheim. — Unseld, Schwab. Kindernecklieder; D.
Hergott in schwäb. Sprichwörtern u. Redensarten. — Pfaff,
Reinmar v. Zweter. — Stöcker, Johanna Bayerin v. Sendau. —
Sarrazin, D. Bändeletanz zu Frcibg. i. B. — Recensionen, u. A. :
Pleiers Garei, ed. Waltz (v. Bahder)
Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Literaturen,
hrsg. v. Waetzoldt u. Zupitza. LXXXIX, 4.
Hartung, D. Waffen im Nibel.-Lied u. d. Kudrun, e. Beitr.
zur Frage nach d. Abfassgszeit d. Gedichte. — Fahrenberg,
Zur Spr. d. Confessio Amantis. — Recensionen.
Wiener Zeltschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes, VI, 4.
Vambery, 2 moderne centralasiat. Dichter, Munis u. Emir.
( Schl.) — Fr. Müller, Bemerkgn. zum Pahlavi-razand Glossary
v. Hoshangji-Haug. — Nöldeke, Klcinigkten z. semit. Onomato-
logie. — D. H. Müller, Palmyrenica aus d. Brit. Mus. —
Bickell, Krit. Bearbeitg. d. Job-Dialogs. (,'orts.) — Anzeigen:
Stein, Kalhana's Räjatarangini (Bühlcr); Olden berg, Grihya-
Sütras, u. Regnaud, Le Rigveda (Kirste); Salhani. Diwan al-
Ahtal (Nöldeke). — Kl. Mitthlgn.
Neue Erscheinungen:
Schwab O., Histor. Syntax d. griech. Comparation in d. dass.
Literatur. 1. Heft: Allgem. Theil u. 1. Abschn. d. bes. Theils
(Syntax d. gegensätzl. Comparation. Schanz’ Beitr. zur histor.
Syntax d. griechischen Spr. IV, 1). Würzbg., Stüber (VIII u.
127 S.) 11. 2.40.
Loening R., D. Hamlet-Tragödie Shakespeare’s. St., Cotta (X u.
4 18 S.) fl. 4.80.
Deile G., D. Frauen d. höf. Gesellsch. nach d. Wigalois d. Wirnt
v. Grafenberg. L., Fock. (60 S.) fl. —.72.
Leopol di H., De Agatharchide Cnidio. Ebd. (81 S.) 11. —.90.
Wci tbrech t C., D. Nibelungen im mod. Drama. Antrittsvorlesg.
Zürich, Schulthess. (37 S.) fl. —.60.
Bach mann J., Athiop. Lesestücke. Inedita Aethiopica. L.,
Hinrichs. 4°. (50 S.) 11. 1.80.
Schultze Sigm., Der junge Goethe. Ein Bild s. inneren Ent-
wicklg. (1749—75). I. Heft: G. in Frankfurt (1749—65).
Halle, Kaemmerer. (80 S.) fl. —.72. (vollständig in 6 Lieferg.)
Jacobi H., Das Ramäyana. Gesell, u. Inhalt, nebst Concordanz
d. gedr. Recensionen. Bonn, Cohen, (VII u. 256 S.) fl. 9.—.
Black H. C., Notable women authors of the day. London
Simpkins, Marshall & Co. 10 sh. 6 d.
Munkäcsi B., A votjäk nyelv szötüra (Wörterb. d. votjak. Spr.)
Heft 1, 2. Budap., Akad. Verl.-Bureau. (S. 1 — 320) ä fl. 1.50.
Greksa K., A Zrinyiäsz cs viszonya Tasso-, Vergilius-, Homeros-
es Istvänffyhoz (Die Zrinyade u. deren Verb, zu Tasso, Vergil,
Homer u, Istvanffy). Erlau, Blay. (158 S.) fl. 1. — .
Bufkovä K., Nekolik slov o närodni pisni ceskoslovanske a
moravske zvläst (Einige Worte üb. d. böhm.-slav. Volkslied u.
d. mähr, überhaupt.) Olmütz, Patriot. Muscumverein. (17 S.)
Tarnowski St., Studya do hist, literat. polskiej, wiek XIX:
Zygm. Krasinski. (Studien zur poln. Litt..Gesch., 19. Jhdt. S. Kr.)
Krakau, Poln. Verl.-Ges. (VIII u. 695 S.) fl. 3. —.
Kunst und Kunstgeschichte.
Hein, Alois Raimund, k. k. Professor : Die bildenden Künste
bei den Dayaks auf Borneo. Ein Beitrag zur allgemeinen
Kunstgeschichte. Mit einem Titelbilde, zehn Tafeln, neun/.ig
Textillustrationen nebst Karte. Wien, Alfred Holder, 1890, Lex. 8°.
(XIV und 228 S.) fl. 8.40.
Vorliegendes Werk entrollt ein Bild aus fernem
Osten, interessant in seiner Schilderung für jeden Laien,
wertvoll als Quellenwerk für den Ethnographen, und mit
seinen zahlreichen Illustrationen sehr schätzbar für den
Künstler. — Die Dayaks, ein vielgegliederter Volksstamm
Borneos, besitzt, wie viele andere der Cultur noch ent¬
rückte Völker, eine originelle Kunstweise, welche, arm
in den Kunstmitteln, doch eine bewundernswerthe tech¬
nische Höhe erreicht, und nothwendig zur Untersuchung
der historischen Entwicklung drängt. Diese Untersuchung
hat der Verf. durchgeführt und sie erstreckt sich auch
darauf, in wie weit fremde Einflüsse (vor allem indische
und chinesische) nachzuweisen sind. Von den baulichen
Anlagen der Dayaks ausgehend, schildert der Verf. den
Drang des Volkes, dem Cultus der Todten und Dämonen
genüge zu thun; denselben religiösen Charakter tragen
auch die Erzeugnisse ihrer primitiven Schnitzkunst. »Der
ausserordentliche Reichthum an solchen, durch ihren
unmittelbaren Zusammenhang mit den religiösen Vor¬
stellungen geheiligten Werken gibt wohl den Beweis, dass
dieses Volk, wenn schon nicht über einen Schatz an
fertigem Können, so doch über einen grossen Schatz an
allgemeiner, schaffensfreudiger Kunstliebe verfügt«.
(S. 37). Die Malerei erstreckt sich hauptsächlich auf die
Ausschmückung von Schilden, in welchen wohl die
Dayakische Kunst ihren Höhepunkt erreicht.
Das Grundmotiv fast aller dieser Verzierungen bildet
die Dümonsfratze, in tausendfältigen oft reizenden Vari¬
ationen, welche dann in ihrer Fortbildung als reines
Ornament auftreten. Das Vorkommen dieses Motives
und die Art der Darstellung gibt Veranlasssung zur Unter¬
suchung über den Einfluss ostindischer und chinesischer
Mascarons, als Tigerfratzen, Raksäsabilder etc. Der Ver¬
fasser führt sodann an der Hand zahlreicher trefflicher
Illustrationen die Gesetze der darauf bezüglichen Orna-
mentation und Maltechnik vor Augen. Eingehende Wür¬
digung findet die Flecht- und Webetechnik der Dayaks,
welche ausschliesslich Sache der Frauen ist, wie auch
die umständlichen Färbeoperationen. Von nicht geringerem
künstlerischen Gefühle zeigt die grosse Mannigfaltigkeit
von Arbeiten in Holz, Bambus, Horn und Bein; einen
hervorragenden Wert besitzen die Werke der Waffen¬
schmiede. Besonderes Augenmerk widmet der Verfasser
auch den Thonarbeiten, die theils eigene Erzeugnisse der
Dayaks, theils aus China und Indien eingeführt sind. In all
diesen zahlreichen Hervorbringungen begegnen wir nun
einem Umstande, der gerade diese eigentlich primitiven
Kunstwerke für unsere Kunsttechnik wertvoll macht:
»Die Dayaks wurden durch ein reges künstlerisches
Gewissen und durch ein offenbar sehr empfindliches
Stilgefühl verhindert, die Ornamente der durch verschie¬
dene Techniken gesonderten Gruppen mit einander zu
vermengen, und die Typen haben einen so klar ausge¬
sprochenen Charakter, ihre Verwendung ist eine so ab¬
solut geregelte, dass sich bei jeder Form auch mit Be¬
stimmtheit im voraus sagen lässt, in welchem Stoffe und
in welcher Art sie ausgeführt sein musste, eine Eigen¬
art indess, welche den Kunstleistungen fast aller Natur¬
völker gemeinsam ist.« (S. 89).
Die grosse Anzahl mustergiltiger Illustrationen und
ein reiches Quellenregister erhöhen wesentlich den Wert
des Buches Den Schluss bildet ein vom Bruder des
Verf., Dr. Wilh. Hein, gearbeiteter Index, ein ausführ¬
liches Nachschlagebuch von grossem Interesse für Phi¬
lologen und Ethnographen.
Wien. P. v. St.
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79
80
Nr. 3. — Oestkrreichisches Litteraturblait. — II. Jahrgang.
Neue Erscheinungen:
Koepp F., Üb. d. Bildnis Alex. d. Gr. 52. Progr. z. Winckel-
mannsfeste d. archäolog. Gesellsch. zu Berlin. B., G. Reimer,
gr.-4 w . (34 S. m. 3 Tat*.) fl. 1.80.
Robert C., Die Nekyia d. Polygnot (16. hallisches YVinckel-
mannsprogr.) Halle, Niemeyer. (84 S.) fl. 4.80.
Graul R., Max Liebermann, m. Radiergen. v. VV. Unger u. A.
Wien. Ges. f. vervielf. Kunst. Fol. (16 S. m. 7 Taf) fl. 7.20.
Liszt’s F. Briefe. Gesammelt u. hrsg. v. La Mara. 2 Bde. L.,
Breitkopf & Härtel. (XII, 399 u. XII, 421 S.) fl. 7.20.
Louis R., D. Widerspruch in d. Musik. Bausteine z. e. Ästhetik
d. Tonkunst auf realdialekt. Grundl. Ebd. (VIII u. 1 15 S.) fl. 1.50.
Max Em., R. v. Wachstein, 83 Lebensjahre. Prag, Dominicus.
(IV u. 537 S.) fl. 3.—.
Scheffers O., Proportionen in d. Kunst. Briefe an K. Keiser.
Stade, Pockwitz. (38 S.) fl. —.60.
Wasielewski W. J. \\, C. Reinecke, s. Leben, Wirken und
Schaffen. L., Zimmermann. (VII u. 164 S.) fl. 1.80.
Lermolieff J., Kunstkrit. Studien üb. italien. Malerei. D. Galerie
zu Berlin. Nebst e. Lebensbilde G. Morelli's., hrsg. v. G. Friz-
zoni. L., Brockhaus. (LVIII u 294 S.) fl. 6.—.
Grottger’s A. Nachlass, gesammelt u. hrsg. v. s. Schwester.
(In 10 Heften.) 1. Hett, Wien, Perles. Fol. (2 Heliogr.) fl. 1.20.
Seidel P.. Friedr. d. Gr. u. d. franz. Malerei s. Zeit. B., Frisch.
Fol. (73 S. u. 60 Taf.) fl. 90.-.
Wiener Monumentalbauten. Wien, Lehmann, gr.-fol. 2 Bde.
fl. 300.—.
Ruskin F., The poctry ofarchitecture. London, Allen. 4°. 21 sh.
Collignon M., Histoire de la sculpture grecque. Tome I. (avec
11 pl. et 278 grav.) Paris, Didot & Co., 4°. 30 fr.
Lagumina Bart., Catalogo delle monete arabe esistenti nella
Biblioteca communale di Palermo, Turin, Loescher. 8°. 25 fr.
Branis Jos., Dejiny umeni stredovekeho v Cechäch. Dil prvni.
(Kunstgesch. d. M.-A. in Böhmen, Bd. 1.) Prag, Höfer & Klou-
cek. (112 S.) fl. 1.30.
Wolff C., D. Kaiserdom in Frankf. a. M. E. baugeschichtl. Dar-
stellg. Frkf., Jügel. (XV u. 150 S. m. 38 Lichtdr. u. 1 Farbdr.-
Taf.) fl. 6.—.
Müller Heinr. Fid., 4 Papstlieder im Volkston, op. 11. fl. —.12.
Sch raudo 1 ph’s Fresken am Kaiserdome zu Speyer. Speyer,
Kleeberger. (38 Taf.) fl. 30. — .
Rathhaus, das, zu Hildesheim u. d. Fresken v. Prell. Hildesheim,
Lax. (24 S. m. 1 Lichtdr.) fl. —.36.
Holbeins dance of death. London, Bell & Sons. 5 sh.
Martinez Barrionuevo M., Andaluza. Madrid, Murillo. 3 pes.
Balaguer V., Cristobal Colon. Madrid, El Progreso Editorial.
5 pes.
Montero Barrantes F., Geografia de Costa Rica. 4°. Barcelona,
J. C. Sala. 4°. 5 pes.
Im Verl. d. Beck’schen Buchh. in Athen erscheint dem¬
nächst: Fouilles iVEpidaure par P.‘Cavvadias (mit 10 Bl., fol.,
c. 60 fr.), das ganze Gebiet der Ausgrabgen. v. Epidaurus um¬
fassend. Das Werk wird nur in 220 Ex. gedruckt.
Antiquar-Kataloge : Velten in Karlsruhe, Kat. Nr. 1 (Kunst-
u. Prachtwke., 804 Nrn.), Nr. 2 (Portraits, 638 Nrn.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Zeitschrift für Volkswirtschaft, Socialpolitik u. Verwaltung.
Organ der Gesellschaft österreichischer Volkswirte. Herausge¬
geben von Eug. von Böhm-Bawerk, K. Th. v. Inaina-
Sternegg, E. von Plener. Redactionssecretär Dr. H. von
Schüllern-Schrattenhofen. Prag, F. Tempsky — Leipzig,
G. Freytag, 1892. I. Jahrg. Heft 1—3. Der Jahrg. fl. 12.—.
Mit Rücksicht auf den nothwendig beschränkten
Umfang dieser Anzeige erscheint die Skizzierung des In¬
haltes als die wirksamste Empfehlung dieser neuen öster¬
reichischen Ztschr. Mag auch Manches nach dem treffen¬
den Ausdrucke des Sectionschefs E. v. Böhm-Bawerk
(»Unsere Aufgabe«, S. 2) sub specie aeternitatis be¬
trachtet, nur kleine Episoden der Menschheits-Entwick¬
lung darstellen, so ist doch nicht zu verkennen, dass
diese Ztschr., getragen vom ernstesten Streben wissen¬
schaftlicher Arbeit und gelehrter Forschung, geeignet
ist, in allen jenen Kreisen eine reiche Fülle von Mit¬
theilungen zu verbreiten, welche an dem volkswirt¬
schaftlichen Leben Oesterreichs ein Interesse nehmen.
(Sectionschef K. Th. v. Inama-Sternegg, S. 172.)
Der Aufsatz des Reichsrathsabgeordneten Dr. J. M.
Baernreither über Socialreform in Oesterreich (S. 12 — 42)
anerkennt, dass mit den Gesetzentwürfen, betreffend
die Einführung von Arbeiterausschüssen und Einigungs¬
ämtern, die Socialreform in einem Umfange auf die Tages
Ordnung gesetzt ist, wie diess bisher in Oesterreich nie,
und ausser Oesterreich kaum der Fall gewesen ist. Sehr
bedeutend erscheint in dem Aufsatze Baernreither’s die
Beachtung, welche dem französischen Gesetze vom
2. März 1884 sur les syndicats professionels gewidmet
wird, an welchem Gesetze bekanntlich Graf Albert de
Mun und dessen Mitarbeiter von der trefflichen Revue
»T Association Catholique « iq entscheidender Weise
mitgewirkt haben. Professor Dr. E. Sax (S. 43—101)
begründet die Steuerprogression auf Grund der Auffassung
der Steuer als Werterscheinung. Dr. Eugen S c h w i e d-
land schildert (S. 146—170 und 415 —501) die Ent¬
stehung der Hausindustrie, dieses Prüfsteins jeder gewerb¬
lichen Organisation in Oesterreich. Dr. James B o n a r weist
nach(S. 201 — 211), dass Marx auch hierin den Irrthümern
Ricardos gefolgt ist, dass er die Unvermeidlichkeit der
wirtschaftlichen Gesetze überschätzte. Professor v. John
(S. 212 — 226) vindiciert die neuesten englisch-amerikani¬
schen Publicationen, vornehmlich die Prmciples of Poli¬
tical Economy von Prof. Mars hall und Patte ns Versuch
einer Theorie der Consumtion, als die Fortbildung der von
K. Mcnger und Stanley Jevons neu begründeten, exact
theoretischen Forschung der Socialwissenschaften. Aus
dem Aufsatze des Professors Dr. Albin Braf über den
Meliorationscredit mit besonderer Rücksicht auf Oester¬
reich möge der interessante Satz herausgehoben werden,
dass die von conservativ-agrarischer Seite vorgeschlagene
Schliessung der Hypothekenbücher, wenigstens innerhalb
der unseren Hypothekenbanken gezogenen Sicherheits¬
grenzen, sich von selbst vollziehe. Privatdocent Dr. Robert
Zuckerkandl lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ver¬
schollene Schrift des nationalökonomischen Lehrers
Sr. Majestät des Kaisers und der Erzherzoge Ferdinand
Max und Karl Ludwig, Dr. M. J. Fränzl von Vesteneck
als Vorläufers von List (S. 249 — 269). Dr. Georg von
Mayr berichtet von dem internationalen Congresse, be¬
treffend die Unfälle bei der Arbeit in Bern vom 21. bis
26. September 1891, und von der Versammlung des
internationalen statistischen Instituts in Wien vom 28.
September bis 3. October 1891 (S. 288—337) über die
merkwürdige Zerfahrenheit der Statistik in dem angeb¬
lich so centralisierten Frankreich und über die tech¬
nische Zurückgebliebenheit der englischen Statistik. Der in¬
zwischen zum Vorstand des Statist. Dienstes im k.k. Handels¬
ministerium ernannte Hofrath Dr. Victor Mataja ana¬
lysiert die österreichische Valuta-Enquete (S. 338—367)
und die Regierungsvorlage, betreffend die Reform der
directen Personalsteuer (S. 378—419). Der Aufsatz des
Privatdocenten Dr. H. v. Schullern-Schratte n-
hofen, betreffend die Gesetzgebung über den Gläubiger-
concurs vom Standpunkte der Volkswirtschaft (S. 420 bis
471), hätte nach meiner unvorgreiflichen Ansicht an
Wert noch gewonnen, wenn der Verf. von der engli¬
schen Einrichtung der official receivers zum Vorschläge
der berufsgenossenschaftlichen Gestaltung des Concurses
vorgeschritten wäre.
Prag. Dr. Karl Scheimpflug.
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81
Nr. 3. Obstrrreichischks Liiteraturblait. — II. Jahrgang
82
Neue Erscheinungen:
Lipp M.. Das fränk. Grenzsystem unter Karl d. Gr. Neu unter¬
sucht u. nach d. Quellen dargestellt (Untersuchgen z. d. Staats-
u Rechtsgesch., hrg. v. Gierke, 41.) Breslau, Koebner. (VII u.
76 S.) fl. 1 50.
Wen dl and H., D. deutschen Getreidezölle, ihre Gesell, und ihre
Wirkgen. B., Weber (III u. 54 S.) fl. —.60.
Meineke A., D. Kauf e. mangelhaften Sache durch e. Mittels¬
person. B., Bahr. (VI u. 45 S.) fl. —.60.
Hitzig II. F., Die Assessoren d. röm. Magistrate u. Richter. E.
rechtshistor. Abhdlg. München, Ackermann (VII u. 214 S.) 11. 2.70.
Lederer L., D. österr. Bergschadenrecht unter Berücks. d. deut¬
schen Bergrechtes. Berlin, Springer. (VI u. 137 S.) fl. 2.-40
Ulrich F., D. Ausbldg. d. höheren Verwaltgsbeamten in Preussen
u. ihre Stellg in d. Staatseisenbahnvervvaltg. Ebd. (62 S.) 11. —.84.
Heberle M. A., Hypnose u. Suggestion im deutschen Strafrecht.
E. Studie. München, Schwätzer (48 S.) fl. —.72.
Weit J., D. Geltendmachg. d. Coupons d. Staatsbahnprioritäten im
Ausland u. d. öst. Curatorengesetz. E. Beitr. z. Theorie der
internat. Privatrechtes. Wien, Manz, (38 S.) fl. —.40.
Nathusius \1. \\, D. Mitarbeit d. Kirche an d. Lösg. d. soc.
Frage. I. Die soc. Frage. L., Hinrichs (VIII u. 310 S.) fl. 3.—.
Romberg E., Etudes sur lapropriete artistique et litteraire. Paris,
Guilaumin. 15 fr.
Rostand E., L’action sociale par l’initiative privee. 15 fr.
Ferri H., La sociologie criminelle. Ebd. 10 1.
Ruffini Fr., La buona fede in materia di prescrizione. Turin,
Bocca. 4 1.
Kirkup I., A history of socialism. London, Black. 6 sh.
Lenz A., Socialismus v dejinach lidstva a jeho povaha a cirkev
katolickd. Jedine schopnd ku feseni socialni otazky (Socialis¬
mus in d. Gesch. d. Menschht. u. s. Natur, u. d. kath. Kirche.)
Prag, Franel. (392 S.) fl. 2.40.
Beksicz G., A dualismus. Törtenete, közjogi ertelme es nemzeti
törekveseink (D. Dualismus). Budap., Athenaeum. (325 S.) fl. 2.40.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Jäger Gustav: Folgerungen aus den Eigenbewegungen
der Fixsterne. (S.-A. aus »Monatshefte für Mathematik und
Physik« II. Wien, Manz.)
Die Bewegung der Fixsterne, wie wir sie beobachten,
rührt nicht bloss von ihrer wirklichen Eigenbewegung
her, sondern sie ist zum Theile auch eine scheinbare,
insoferne ja die Bewegung unseres Sonnensystemes selbst
darin steckt. Schon Prevost, Herschel, Maskelyne, Gauss,
Mädler und viele andere haben es deshalb versucht,
diese Bewegung unseres Sonnensystems zu bestimmen,
indem sie von der Voraussetzung ausgiengen, dass die
wirkliche Bewegung für alle Sterne zusammengenommen
sich der Richtung nach gegenseitig aufheben werde.
Diesen Gedanken hat nun neuerdings J., dessen sonstige
Arbeiten wohl alle auf dem Gebiete der Molekularphysik
liegen, wieder aufgegriffen. Aber in der That, wenn jener
Gedanke richtig ist, wenn sich die Fixsterne nicht um
ein gemeinsames Centrum bewegen, dann besteht ja auch
wirklich eine weitgehende Analogie zwisohen dem Systeme
der Fixsterne und einem System von Molekülen, welche
wir uns nach der kinetischen Gastheorie derartig bewegt
denken, dass ihre Bewegungsrichtungen im Raume gleich-
massig vertheilt sind und ihre Geschwindigkeiten gegen¬
über den gegenseitigen Anziehungen so gross sind, dass
wir ihre Bahnen als geradlinige auffassen können.
J. unternimmt es deshalb auch, mittels der Methode der
Gastheorie die Bewegung unseres Sonnensystems nach
Geschwindigkeit und Richtung zu ermitteln, und zwar
aus den verlässlichsten Geschwindigkeiten der Fixsterne
in der Richtung der Gesichtslinie, wie sie durch spectral-
analytische Untersuchungen nach Doppler's Princip be¬
stimmt wurden.
Indem J. für jedes Flächenelement des Himmels die
Zahl der Sterne und die Componentc der Geschwindig¬
keit der Sonne in der Richtung gegen dieses Flächen-
elcment berechnet, erhält er nach Integration des ge¬
fundenen Ausdruckes über einen bestimmten Raum des
Himmels die uns bekannte (durch spectroskopische Be¬
obachtungen bestimmte) mittlere Bewegungsgeschwindig¬
keit der Fixsterne gegen unser Sonnensystem, ausgedrückt
durch die absolute Geschwindigkeit und die Bewegungs¬
richtung dieses letzteren. Aus drei derartigen Gleichungen
lassen sich sonach diese Grössen berechnen, und J. findet
so für unsere Sonne: die absolute Geschwindigkeit
32 Kilometer pro Secunde, die Rectascension der Rich¬
tung 307°, die Declination 55°. Diese Werte liegen
innerhalb der Fehlergrenzen jener Bestimmung der Be¬
wegungsrichtung unserer Sonne, welche Homann auf
einem ganz anderen Wege gefunden hat. — Wenn die
Bewegung der Sonne bekannt ist, ist es natürlich leicht,
aus der scheinbaren Geschwindigkeit eines Fixsternes
jenen Theil zu bestimmen, welcher der Eigenbewegung
des Sternes selbst zukommt. J. ermittelt so nicht bloss
die mittlere Geschwindigkeit der Fixsterne zu 42 Kilo¬
meter pro Secunde, er gibt auch eine Formel, welche
gestattet, aus der lateralen Geschwindigkeit der Fixsterne
ihre mittlere Entfernung zu berechnen. Er findet so für
die Entfernung der Fixsterne
und 2.
Grösse
11 Millionen
Erd weiten
3.
»
20
»
4.
29
»
5.
»
42
6.
»
61
»
"
»
88 »
»
Wir sehen somit, dass die J.’sche Arbeit, indem sie
von der — wie im Laufe der Abhandlung gezeigt wird —
mit Recht gemachten Annahme ausgeht, das Fixstern¬
system könne wie ein System von Gasmolekülen be¬
trachtet werden, nicht nur dasselbe von einem ganz
neuen Gesichtspunkte anzusehen gestattet, sondern dass
sie es auch ermöglicht hat, auf Grund hinreichend sicherer
Messungen wichtige und interessante Daten abzuleiten.
Im zweiten Theile der Arbeit berechnet J. die Wahr¬
scheinlichkeit dafür, dass zwei Fixsterne eine Distanz
von einander erreichen, die kleiner ist als die Summe
ihrer Radien, also mit anderen Worten die Wahrschein¬
lichkeit eines Zusammenstosses. Unter der Voraussetzung
einer Vertheilung der Sterne, wie sie die der 1. bis 3.
Grössenclasse darbieten, ergibt sich hierbei die mittlere
Lebensdauer eines Fixsternes zu 328 Trillionen Jahren.
2900 Trillionen Erdweiten hätte demnach ein Fixstern
zu durchwandern, ehe er einem zweiten so nahe käme,
dass durch die gegenseitige Anziehung ein Zusammen-
stoss unvermeidlich wäre !
Wien. I)r. Willi. T r a b e r t.
Hofmeister F.. lieber die Zusammensetzung des kry-
stailisierenden Eieralbumins. (Zeitschrift f. physiol. Chemie
XVI. pag. 187 ff.)
H. bleibt den Angaben von Harnack (Chern. Ber.
XXIII. 3748) gegenüber bei der Annahme, das krystalli-
sierte Eieralbumin sei nicht eine sehr eiweissarme Am¬
monsulfat-Albuminverbindung, sondern wirklich krystalli-
siertes, sehr aschearmes Eiweiss. Durch Alkohol können
die Krystalle, unter Beibehaltung ihrer Krystallforin in
eine coagulierte Modification übergeführt werden und
stellen dann ein röthJichweisses, unlösliches, aschefreies
krystallinisches Pulver dar, dessen Analyse ergab C 53.
28°/ 0 ; JI 7.26%; N 15.00%; S t.09. Die Substanz
Digitized by Google
83
Nr. 3. — Oksikr reich rscHKs Litterai urblai i. — II. Jahrgang.
84
ist also etwas kohlenstoffreicher und schwefelärmer als
das von Hammarsten analysierte Eieralbumin.
Innsbruck. M a 1 f a 11 i.
Monatshefte f. Mathematik u. Physik, hrsg. v. G. v. Escherich
und Em. Wevr (Mathemat. Seminar d. Universität Wien),
III. Jahrg. 1892. ( Wien, Münz).
O. Bier mann, Beitrag z. Lehre v. d. Abel’schen Integralen.
— Über d. Darstellg. d. Fuchs’schen Functionen. — K. Bobek,
Brmnpunktscurvc des Kcgelschnittsbüschels. — E. Czuber,
Über c. geometr. Ort. — Über d. Einhüllende einer Plancurve.
— G. v. Escherich, Bestimmung e. Determinante. — Über
einige Determinanten. — Zur Bessel’schen Differential-Gleichg. -
Über zwei simultane Functional-GIeichgen. — Bemerkg. z. d.
Kugclfunctionen. — Ueber e. Nährungsformel. — Zur Zerlegg.
in Partialbrüche. — W. Fiedler, Über e. Aufgabe aus d. dar¬
stell. Geometrie. — L. Gegenbauer, Über d. Cantor’sche Zer¬
legg. d. reellen Zahlen in unendliche Producte. — Ueber d.
Tschcbychef-de-Polygnac’schc Identität. — Über e. arithmet.
Formel. — J. A Gmein er, Die bicubische Reciprocität zw. e.
reellen u. c. zvveigliedr. regul. Zahl. — B. Igel. Zur Theorie d.
Determinanten. — Ueber Modulargleichgen. — G. Jäger, Ueber
d. Grösse d. Molekeln. — A. Klingatsch, Ueber d. geometr.
Lösg. e. Systems linearer Gleichgen. — Ed. Maiss, Eine neue
Eigenschaft d. Kegelschnitte. — F. Mertens, Fundamentalsatz
d. Algebra. — E. Müller, Kugelgeometrie nach Grassmann. —
J. v. Puzvna, Über d. Laguerre'schen Rang e. eindeutigen
analyt. Function. — W. Rulf, Geometr. Bestimmg. d. Krümmgs-
mittelpunktes alg. Spiralen. — F. Ruth, Beitrag z. Construction
d. Kegelschnitte. — A. Vierkandt, Über gleitende u. rollende
Bewegg. — J. de Vries, Z. Theorie d. Involutionen. — E.
Wälsch, Über e. Aufgabe aus d. darstell. Geometrie. — K. v.
Zindler, Über Büschel linearer Complexe. — K. Zsigmondy,
Zur Theorie d. Potenzreste. — Nachrufe.
Zeitschrift f. Mathematik u. Physik, hrsg. v. P. Schlömilch,
F. Kahl u. M. Cantor. (Leipzig. Teubner), XXXVIII, 1.
F. Bützberger, Üb. besondere affine Räume. — R. Mehmke,
Untersuchgen üb. die auf d. Krümmg. v. Curven u. Flächen be-
zügl. Eigenschaften d. Berührgstransformationen. — A. L o h n-
stein, CJb. einige lineare Differentialgleichgen. 2. Ordng. —
B. S'porer, Üb. e. bes., mit d. Kegelschnittbüschel in Verbindg.
stehende Cuive. — A. Kurz, Theorie u. Versuche üb. hydraul.
Druck. — E. Rödel, Ableitg. e. neuen Formel für d. Flächen¬
inhalt d. Zone e. Rotationsellipsoids. — L. Anton, Über ein
neues Ausgleichsverfahren bei d. Aufstellg. v. Sterbetafeln. —
H. Suter, Der V. Band d. Katalogs d. arab. Bücher d. vicekönigl.
Bibliothek in Kairo. — K.Hunrath, Z. Gesch. d. Decimalbrüche.
— Recensionen. — Bibliographie d. November 1892.
Deutsche botan. Monatsschrift v. G Leimbach. X, 7—12.
(7, 8.) Murr, Z. Diluvialflora d. Ostalpen. — Blocki, E. Beitr.
z. Flora v. Ostgalizien. — Schlimpert, D. Flora v. Meissen in
Sachsen (Forts, in Nr. '"/is.) — H ü e 11 i n, Botan. Skizze aus d.
pennin. Alpen. — Zahn, Ad Danubii fontes. — Robolsky,
Wegwart. — (10—12.) Murr, Beitr. z. Flora v. Steiermk. —
A r t z t, Botan. Reiseerinnergen aus Tirol. — Bav, 2 Briefe
von Martius. — F i g e r t, 2 Carcx-Bastarde d. Schles. Flora. —
Gerhardt, Poa nemoralis x compressa n. h. — G 1 a a b, Üb.
Pflanzen d. Salzburg. Bauerngärten. — Gallier, Flora silesiaca
cxsiccata.
Natur und Offenbarung. (Münster, Aschendorff.) XXXIX, 1.
Wiegand, Die Gesell, d. Naturwissenschaften und ihre Be-
dcutg. — Gander, Die Knospe. — Hovestadt, Sadi Carnot
u. die Anfänge d. Entropiegesetzes. —Westhoff, Fortpflanzung
u. Entvvicklgsgesch. d. gefleckten Salamanders. — v. Muvden,
Aus d. Welt d. Technik I. — Läska,Himmelserscheingn. Febr. 1893.
Meteorolog. Ztschrift, red. v. Ilann u. Koppen (Wien, Hölzcl).
XXVII, Aug — Nov.
(Aug.) Knipping, Häuhgkt., Bewegg. u. Tiefe d. barometr.Mi-
nimainJapan. — (Sept ) Bezold, Zur Thermodynamik der Atmo¬
sphäre. — Zenker, D. klimat. Wärmewert d. Sonnenstrahlen,
u. d. Aufbau d. Klimate. (Forts, im Oct.-Heft). — (Oct.) Woeikof-
Klima des Puy de Dome. — (Nov.) Meyer H., Üb. d. Unter¬
schied d. wahren Extreme d. Luftdrucks u. der z. Zeit der Be-
obachtgstermine. — Möller, Einige Wolkenbcobachtungen.
Oesterreichische botan. Zeitschrift, red. v. R. v. Wettstein,
(Wien, Gerold.) XLII, 12 u. XLIII, 1.
(12.) Ascherson, Z. Gesch. d. Einwanderung v. Galinsoga
parvillora Cav. — Haläcsy, Beiträge z. Flora d. Balkanhalb-
inscl (VIII. IX., Forts, in Nr. 1). — Degen, Bemerkgen üb. einige
oriental. Pflanzenarten. — Adamovic, Beiträge z. Flora v.
Südostserbien. — Charrel, Enumeratio plantarum annis 1888 — 91
in Macedonia australi colleetarum. (Schl.) — Litt. Übersicht,
(Jet. 1892. — Flora von Oesterreich-Ungarn: Wettstein:
Steiermark. — (1.) Kerner v. Marilaun, Die Nebenblätter der
Lonicera Ktrusca Savi. — Lütkemüller, Beobachtgen über
d. Chlorophyllkörpcr einiger Desmidiaceen. — Ascherson, SjHir-
ganium neglectum Beeby u. s. Vorkommen in Öst.-Ungarn. —
Krasser, Üb. d. »Zellkern« der Hefe.— Litt. Übersicht: Nov. 1892.
- Flora v. Öst.-Ungarn : Braun, Nied.-Öst.; Fritsch, Salzburg.
Neue Erscheinungen:
Kronfeld M., Gesch. d. Safrans u. s. Cultur in Europa. Nebst
Petrak’s Anleitg. z. Safranbau u. e. Anhang: Die Safranfälschgn.,
v. Hanausek. Wien, Perles. (110 S.) fl. —.80.
Staudachcr H., Lehrb. d. Combinatorik. Ausführl. Darstellg. d.
Lehre v. d. combinator. Operationen (Permutieren, Combiniercn,
Variieren). Stuttg., Maier. (VII u. 298 S.) fl. 3.60.
Weichold G., Lehrb. d. Determinanten u. deren Anwendgen. I. Thl.
Ebd. (XVI u. 380 S.) fl. 6.-.
Dyck W., Katalog mathem. u. mathem.-physikal. Modelle, Appa¬
rate u. Instrumente. Hrsg, im Auftr. d. deutschen Mathem.-
Vereinigg. München, Ackermann. (XVI u. 430 S.) fl. 8.40.
Rühl F., Die palaearktischen Grossschmetterlinge u. ihre Natur-
gesch. (in c. 75 Lief.) L., Heyne. gr.-8°. ä Lief. fl. —.72.
Fauna u. Flora d. Golfes v. Neapel u. d. angrenz Meeres-
Abschnitte, hrsg. v. d. zoolog. Station zu Neapel. 2 Bde. (enth.
Giesbrecht W, Systematik u. Faunistik der pelagischen
Copepodcn.) B., Friedlaender. gr.-4". (IX u. 831 S.) 11. 90.—.
See Th. J. J., Die Entwicklg. d. Doppelstern-Systemc. Ebd. gr.-4°.
(IV u. 60 S.) fl. 3.60.
Bail Ion H., Histoire des plantes: Monographie des coniferes,
gnetacees, cycadacees, alismacees, triuridacees, najadacees. Paris,
Hachette. (avec 221 fig.) 8 fr.
Lacroix A., Mineralogie de la France et de ses colonies. I, 1.
Paris, Baudry. Fr. 15.—.
Issel A., Liguria geologica e preistorica. Genua. 3 vol. 25 1.
Farneti R., Funghi mangerccci e veletiosi. Mailand. 3 1. 50 c.
Bertolini G., Nozioni di elettricitä e di magnetismo. Genua. 101.
Lorentz A. A.. La theorie electromagnetique de Maxwell et son
application aux corps mouvants. Leiden, Brill. (194 S.) 1.S0.
Birkenmajer L., Marcin Bylica z Olkusza oraz narz^dzia astro-
nomiczne, ktöre zapisal Uniwersytowi Jagiellönskiemu w r. 1493.
(M. B. aus O. u. die von ihm für d. Jallegon. Univ. 1493 ver¬
schriebenen astronom. Instrumente.) Krakau, Poln. Verl.-Ges.
(163 S.) fl. 1.50.
R. Jordan in München, Antiqu.-Katalog Nr. 2. Zoologie.
Medicin.
Unter der Herrschaft des Messers. Ein Mahnwort von einem
Freunde der leidenden Menschheit. Wien, Konegen, 1892. 8°.
(54 S.) fl. —.60.
Möchte das Buch recht viele Leser linden! Unter
den Laien, aber ebenso unter denAcrzten! Es ist zu einem
grossen Theile dem erbarmungslos grausamen Hantieren
bei der Vivisection, die heute als ein Eckstein der
medicinischen Wissenschaft gilt, zuzuschreiben, dass das
Gemüth vieler junger Aerzte in solchem Masse ver¬
steinert und verroht wird, dass es ihnen eine wahre
»Passion« ist, auch an Menschen von dem Messer Ge¬
brauch zu machen. Keineswegs bloss in Fällen, wo dies
unausweichlich ist, sondern auch in solchen, wo der
Patient »ohnehin« dem Tode nahe ist: warum also nicht,
bevor er stirbt, noch an ihm der »Wissenschaft« einen
Dienst erweisen? Ja, diese heutige Wissenschaft! In den
geistesfinstern Tagen von ehedem hiess es: Primum
humanitas, deinde scicntia! Dem heutigen Jünger
Äsculap’s hat der Wissenschaft buchstäblich Alles zu
weichen, und leider ist es nur zu wahr, dass es dem echten
Sohne der Zeit weniger darauf ankommt, den einzelnen
Patienten zu heilen, als sich, wenn »glücklicherweise« der
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Nr. 3. — Oesterrrichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
86
Tod eintritt, aus der Section entweder den triumphieren¬
den Beweis für die Richtigkeit seiner Diagnose zu ver¬
schaffen, oder bei einem zweifelhaften Falle der medi-
cinischen Wissenschaft eine neue Erkenntnis zuzu¬
führen. Um wie viel höher ist unter solchen Verhältnissen
das Wirken eines menschlich fühlenden und handelnden
Arztes anzuschlagen, dem nicht der arme Kranke für die
Bereicherung der medicinischen »Wissenschaft«, sondern
dem sein redlich erworbenes Wissen und Können für
die leidenden Mitmenschen zu dienen hat!
Albert Ed., k. k. Prof. u. Hofrath: Die Erfolge des
Messers. Antwort auf die Broschüre »Unter der Herrschaft
des Messers<. Wien, Holder. 1892, 8°. (VII u. 36 S.) fl. —.40.
Der Verfasser sucht die Hinfälligkeit der von seinem
Vorgänger vorgebrachten statistischen Vergleiche zwischen
früher und jetzt dadurch nachzuweisen, dass er zeigt, wie
selbe auf verschiedenen thatsächlichen Grund- und Unter¬
lagen beruhen, folglich in solcher Weise, wie es der
Verf. von »Unter d. Herrsch, d. Messers« thut, gar nicht mit
einander in Vergleich gesetzt werden können. Mit diesem
Nachweise, falls er dem berühmten Kliniker unanfechtbar ge¬
lungen wäre, würde gleichwohl der Kern dessen, was
sein Gegner der heutigen Ärztewelt zum Vorwurfe macht,
keineswegs getroffen sein. Wir nehmen mit Vergnügen
davon Act, dass Hofrath Albert nach dem, was wir
pag. V von ihm lesen, nicht zu den Klinikern von jenem
Schlage zählt, deren Gebaren in der Schrift »U. d. H.
d. M.« gezeichnet und verurtheilt wird. Was aber den
Stand, welchem er angehört, im Allgemeinen betrifft, so
ist es durchaus nicht so gleichgiltig, wie er pag. IV. meint,
was der A. und der B., oder der C. und der D. irgend
einmal gesagt haben, wenn dieses an verschiedenen
Orten und von verschiedenen Berufsgenossen in gleichem
Sinne gesagt worden und folglich aus der gleichen
Stimmung hervorgegangen ist; denn dann gilt es mit Recht
als signatura temporis. Dass die heutigen Kliniker im
Durchschnitt keineswegs so human Vorgehen, wie Prof.
Albert mit collegialer Nachsicht voraussetzen möchte,
dafür lassen sich hundert Fälle für einen anführen und
bringt jeder Tag, bald von dieser bald von jener Uni¬
versität neue. Wer erinnert sich nicht an jene Wahr¬
nehmungen aus einem englischen, ich glaube Londoner
Spitale, die vor Jahr und Tag die Runde durch mehrere
Fachzeitschriften gemacht haben, Wahrnehmungen, die
dem Schilderer derselben den chirurgischen Beruf für
immer verleidet haben ? Und sollte unserem verehrten
Hofrath die öffentliche Anklage wider Prof. Dr. Ziemssen
»wegen Experimente an lebenden Menschen« (Natur- u.
Volksarzt Nr. 8 vom August d. J.) unbekannt geblieben
sein ? Das ist wohl etwas anderes als »was der A. und
derB., oder derC. und derD. irgend einmal gesagt haben!«
Reibmayr Albert, Dr.: Unter d. Herrschaft des Messers.
Zweiter Theil: Widerlegung der Schrift des Herrn Hofrathes
Prof. Albert. Wien, Konegen. Berlin, Winckelmann. Leipzig,
G. F. Schulze. 1892. 8°. (27 S.) fl. —.40.
Also Albert contra Albert, nur dort Familien-, hier
Taufname. »Einem Gegner wie Herrn Professor Albert
vis-a-vis geben wir unsere Anonymität mit Vergnügen
auf«, sagt Albert II. und das ist die erste, aber
auch die einzige Artigkeit, die er Albert I. sagt;
denn in allem übrigen ist Reibmayr gegen Albert
scharf, spitzig, gelegentlich sarkastisch, wie es dieser
gegen jenen gewesen. Die Verschiedenheit der sta¬
tistischen Unterlagen im Vergleiche von früher und
jetzt ist nach Reibmayr nicht von solcher Bedeutung,
um seine in der ersten Brochtire darauf gebauten Sätze
um ihren Wert zu bringen, wohingegen der Hofrath
Behauptungen ausgesprochen habe, für die er den Beweis
schuldig geblieben. (S. 14). » Wir schrieben nicht gegen
das Messer, sondern gegen den Missbrauch des Messers«.
(S. 29). »Man erkläre den Patienten die ganze Gefahr
solcher Operationen, wo 100 sterben, damit 10 genesen,
und man sehe, wie viel sich dazu hergeben. Und dieses
Recht, das pro und contra bezüglich seines Lebens genau
zu erwägen, wird man doch dem ärmsten Teufel heutigen
Tages nicht abstreiten wollen.« (S. 20 f. Anm.). Er
führt dabei die Verse Grillparzer’s an:
Seid ihr so eifrig im Studieren,
Muss meine Hoffnung auf Genesung scheitern, —
Ihr wollt nicht eure Kranken curieren,
Nur eure Wissenschaft erweitern.
Der grosse Dramatiker war also als Laie schon anno
dazumal der gleichen Überzeugung wie Dr. Reibmayr
anno 1892.
Wien. Dr. Guido Alexis.
Allgem. Zeitschrift für Psychiatrie und psych.-gerichtl.
Medicin, hrsg. v. Laehr. (Berl., Reimer). XLIX, 4.
Bericht üb. d. psychiatr. Litteratur im 2. Halbj. 1891:
Frankel, Psychologie. — Dessoir, Psychophysik. — Krafft-
Ebing, Gerichtl. Psychopathologie. — Allg. Pathologie, Aetiologie u.
Therapie. — Ripping, Patholog. Anatomie. —Pelmann, Spec.
Pathol. u. Therapie. — Kirn, Paralyse u. Geistesstörgen mit
Syphilis. — Stark, Epilepsie, Hysterie, moral. Irresein. —
Peretti, Delirium acutum, Alcoholismus, Toxische Psychosen
und Neurosen. — Wildermuth, Idiotie und Cretinismus. —
Laehr, Anstaltswesen. — Tigges, Statistik.
Hygieia, v. Gerstel*. (Stuttg., Zimmar), VT, 4.
Winternitz, Üb Waschen u. Baden in gesunden u. kranken
Tagen. — Reibmuyr, Die arme reiche Frau. — G erster,
Bernheim’s Suggestionslehre. — Hart mann. Üb. d. Durchlässig¬
keit verschiedener Hautbekleidgsstoffe f. Wärme. — Litteratur.
Neue Erscheinungen:
Alt K. u. K. E. F. Schmidt, Taschenbuch d. Elektrodiagnostik
u. Elektrotherapie. Halle, Knapp. (V u. 128 S.) fl. 1.80.
Crocq. Nature et traitement de l’angine de poitrine. Paris, Carre.
6 fr.
Testut L. et E. Blanc, Anatomie de l’uterus pendant la gros¬
sesse et raccouchement. Paris, Doin, avec 6 pl. fol. 60 fr.
Fourier A., Traitement de la Syphilis. Paris, Rueff. 15 fr.
L ab ad ie- La grave, Pathogenie et traitement des nephrites et
du mal de Bright. Ebd. 3 fr. 50 c.
Callega C., Introducciön a la fisiologia. Madrid, Teodoro. 4°.
14 pes.
Militärwissenschaften.
Armee- und Marine-Zeitung. X, 441—444.
(441) D. russische freiwill. Flotte. — E. hervorrag. Militär-
Pädagog. — D. deutschen MilitärVorlagen u. d. angeforderte
Friedensstärke d. Reichsheeres. — Gen. Brialmont’s Gutachten üb.
d. Befestiggen. Constantinopcls. — (442) D. Rückwirkg. d. weit-
tragenden Kriegsgewehres auf d. Sanitätsdienst im Felde. — Die
Reservcformationcn d. russ. Heeres. — (443) D. neue franzüs.
Cadre-Gesetz. — D. Stufenleiter d. Heiratsnorm. — D. deutsche
Marine-Budget. — Das Hydrophon — (444) D. Regelg. d. militär.
Strafverfahrens. — Rettg. Schiffbrüchiger mittelst des Oelcns d.
See. — D. franz. Feldzug in Dahomev. — Interpellationen über
d. Reform d. Militär-Justizwesens.
Militär-Zeitung. XLVII. 43-46.
(43) D. Tug v. Plewna. — (44) D. deutsche Militärvorlage.
— (45) Werth d. Schiessens auf grosse Distanzen. — Militär¬
statistik. — Eisenbahnwesen im Occupationsgebiete.— Irreguläre
Kurdcn-Kavallcrie. —.(46) Das Militärjahr 1892. — Die zwei¬
jährige Dienstzeit in Österreich-Ungarn. — Die franzüs. Armee v.
einst u. jetzt.
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Nr. 3. — Oksterrktchisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
88
Organ d. militär-wlssensch. Vereine. XLY, 4.
C. v. H., D. Gefechtstechnik in d. Schlachten b. Metz,
Aug. 1870. — Militär, u. techn. Mittheilgen.
Mittheilungen üb. Gegenstände d. Artillerie- und Genie-
Wesens. 1892, 12.
Strnad, D. Theorie d. Schiessens aus Geschützen. —
V. Ripper, Die Verwendg. des 3. Pionnier-Feld-Bat. während d.
Oberschwemmg. in Böhmen i. J. 1890.
Mittheilungen aus d. Gebiete d. Seewesens. XX. 10, 11.
(10) Salcher, Beiträge z. maritimen Physik. — (II.)
Laschober, Über prakt. Meteorologie m. Bez. auf Wetterpro¬
gnose. — White, Bemerkgen üb. d. jüngsten Erprobgen einiger
Schiffe d. engl. Kriegsmarine.
A Ludovika akademia közlönye. XIX, 12.
Bihar, Erfahrgen v. dem im 1. J. bei Bruck a. d. L. auf¬
gestellten Orientierungs-Curse. — Pro bald, D. Verpflegg. im Krieg
u. d. Instruction f. deren Regelg. — D. Cavallerie in Verbindg.
mit übrigen Truppengattungen. — Ol äh, D. Einzel-, Zug- u.
Compagnie-Ausbildg. bei d. Lehrabtheilg. d. Schiessschule in Bruck.
Neue Erscheinungen:
Chwalla, Popul. Darstellg. d. Lehre v. Gefecht in natürl. u.
vernunftgemässer Begründg. ihrer Grundsätze u. Regeln. Wien,
Kreisel & Gröger. (X u. 386 S.) fl. 3.—.
Werner, B. v., D. Seekrieg, d. Geschwaderdienst u. d. Bedeutg.
d. Kriegswerften. Darmstadt, Bergsträsser. 1893.(160 S.) fl. 2.40.
Grenest, L’armee de la Loire. Relation aneedotique de la Cam¬
pagne de 1870—71 d’apres de nombreux teinoignages oculaires
et de nouveaux documents. Paris, Garnier freres, 1893. (IV u.
614 S.) fl. 2.10.
Les cavaleries etrangeres. La cavalerie allemande. Histoirc, Organi¬
sation, recrutement, avancement, administration, instruction et
discipline. Paris Berger-Levrault et Cie. (IX u. 782 S.) fl. 6. — .
Teuber Osc., Auf Österreich-Ungarns Ruhmesbahn. Blätter aus
d. Ehrenkranze d. k. u. k. Heeres. Wien, Seidel u. Sohn. 1893.
(VIII u. 390 S.) fl. 2.—.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Kapp Gisbert, C. E.: Elektrische Kraftübertragung. Ein
Lehrbuch für Elektrotechniker. Autorisierte deutsche Ausgabe
nach der 3. engl. Auflage bearbeitet von Dr. L. Holborn u.
Dr. K. Kahle. Berlin, Julius Springer, 1891. (VI u. 306 S.)
fl. 4.20.
Unter den neueren Werken, welche das auch in
Laienkreisen immer grössere Beachtung findende Problem
der elektrischen Kraftübertragung behandeln, nimmt das
vorl. Werk, das Einfachheit und Klarheit in der Dar¬
stellung mit wissenschaftlich vertiefter Ausarbeitung in
vortheihafter Weise verbindet, eine hervorragende Stelle
ein. Der Verf. hat besonders auf dem Gebiete der Con-
struction und Berechnung dynamoelektrischer Maschinen
sowohl in wissenschaftlicher als auch in praktischer Hin¬
sicht bahnbrechend gewirkt. Schon sein wohlverdienter
Ruf sichert daher diesem seinem Werke eine beifällige
Aufnahme.
Das compendiöse Buch ist in 12 Capitel abgetheilt.
Das erste Capitel gibt in gewählter und leicht fassbarer
Darstellung die dem Problem zu Grunde liegenden all¬
gemeinen mechanischen und elektromagnetischen Princi-
pien ; an dieselben reiht das zweite Capitel die Erklärung
der ersten und wichtigsten Formen von dynamoelektri¬
schen Maschinen, welche zur Verwandlung mechanischer
Energie im elektrischen Strom dienen und das dritte
Capitel behandelt dann die Verwendung ebensolcher
Maschinen als Motoren, also zum Umsatz von elektri¬
scher Energie in mechanische. Die Capitel IV und V
sind einer näheren Betrachtung des Baues der Dynamo¬
maschinen, ihrer Wirksamkeit und deren Berechnung
gewidmet. Der rechnerische Theil findet sowohl in diesem
wie in den übrigen Abschnitten des Buches die ihm ge-
bürende Würdigung, ohne desshalb einen Leser, der
die dazu erforderlichen mathematischen Vorkenntnisse
nicht besitzt, zur gänzlichen Unterbrechung der Lectüre
des Textes zu zwingen. Mit dem sechsten Capitel ge¬
langt der Verf. endlich zum eigentlichen Gegenstände,
der dann noch in diesem Capitel im Princip bereits seine
Erledigung findet. Im Capitel VJI wird die Anlage der
zur Kraftübertragung nöthigen elektrischen Leitungen vom
ökonomischen und im Capitel VIII vom technischen
Standpunkte aus behandelt. Von besonderem Interesse
ist der im Capitel IX sehr übersichtlich zusammenge¬
stellte Vergleich zwischen der elektrischen Kraftüber¬
tragung und den Kraftübertragungsmethoden auf hydrau¬
lischem und pneumatischem Wege oder mit Hilfe von
Drahtseil-Transmissionen u. s. w. Das Capitel X ent¬
hält eine ziemlich umfassende Aufzählung und Beschrei¬
bung von verschiedenen Maschinen-Typen, die sich gut
bewährt haben, und in den beiden letzten Abschnitten finden
wir endlich nebst einer kurzen Darstellung der geschicht¬
lichen Entwicklung des elektrischen Kraftübertragungs-
systemes eine Reihe von Angaben über bereits ausge¬
führte Kraftübertragungen, elektrische Bahnen, Aufzüge,
Pumpwerke u. s. w.
Abgesehen von einigen Ungenauigkeiten, die mehr
der Uebersetzung zur Last fallen, sind sowohl der Text
als auch die sorgfältig ausgeführten Illustrationen sehr
geeignet, dem Leser eine der Wirklichkeit und dem
Wesen der Sache entsprechende Vorstellung zu ver¬
schaffen, was leider lange nicht bei allen Erscheinungen
auf diesem Gebiete, am wenigsten bei den sogenannten
»populär-wissenschaftlichen« der Fall ist. Von Wechsel¬
strommotoren ist in diesem Buche nicht die Rede, da
dieselben beim Erscheinen des englichen Originales in
der Verwendung zu grösseren Kraftübertragungen mit
den Gleichstrommaschinen, die in dem Werke allein be¬
rücksichtigt werden, noch nicht concurrieren konnten,
wie es in Folge des raschen Fortschrittes der Elektro¬
technik heute bereits der Fall ist.
Brünn. Dr. A. Lanner.
Hartwich, Carl, Dr.: Die Bedeutung der Entdeckung von
Amerika für die Droguenkunde. Berlin, Verlag von Julius
Springer, 1892. 8° (III u. 67 S.) fl —84.)
Nach einer kleinen, mehr allgemeinen Auseinander¬
setzung, die Geschichte der Entdeckung Amerikas be¬
handelnd, beginnt der Verf. dieser Schrift den Gewinn,
welchen die Entdeckung Amerikas der Heilkunde brachte,
zu detaillieren. Er beschränkt sich dabei auf die Drogen,
welche in dem »Arzneibuche für das deutsche Reich,
III. Ausgabe, Berlin 1890« und in dem vom Deutschen
Apotheker - Verein dazu herausgegebenen Supplemente
Aufnahme und Beschreibung gefunden haben. Und es
hätte allerdings dem Werkchen einen zu grossen Um¬
fang gegeben, wenn der Verf. auch sämmtliche aus dem
Arzneischatze schon wieder verschwundene, sowie die
fortwährend neu auftauchenden Mittel einer Beachtung
gewürdigt hätte. — Eingehender besprochen finden wir
nur eine geringe Anzahl von Mitteln, im Allgemeinen
nur diejenigen, welche bis 1600 bekannt geworden sind.
Als Anhang fügt der Verf. noch aus älteren
Arzneitaxen die sämmtlichen dort aufgeführten amerikani¬
schen Drogen bei, die ein Bild davon geben, wie schnell
die Heilkunde sich der neuen Mittel bemächtigt hat.
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89
Nh. 3. — O ESTER REICH ISCHES LliTERATURBLATl. - II. JAHRGANG.
90
Das Werkchen zeigt von grossem Fleisse des Verf.
und bietet einen anerkennenswerten Versuch auf dem
Gebiete der so überaus interessanten Geschichte der phar-
maceutischen Wissenschaft. M. Ferry.
Elektrotechn. Echo, hrsg. v. Krieg. (Lp., Leiner.) V, 50—52.
(50.) Die elektr. Beleuchtgscinrichtgen auf Kriegsschiffen. —
Regelungsvorrichtg. f. Kohlenwalzen-Mikrophone. — (51.) Hyd¬
raulische Kabclpressc (System Huber). — Zeugnisse über Accumu-
latoren v. Gottfr. Hagen. (Schl, in Nr. 52). — (52.) Werner v.
Siemens. — Elektrotechnik auf d. Ausstcllg. f. Wohngscinrichtgen
und damit verwandter Gewerbe in Berlin.
Neue Erscheinungen:
Rothschütz E., Illustr. Bienenzuchtsbetrieb, Naturgesch. u. Be¬
triebslehre m. Anhang: D. Krainer Biene u. ihre Zucht. Wien,
Frick. (X u. 236 S.) 11. —.95.
Walther H., D. keramische Druckverfahren, nach eigenen prakt.
Erlährgn. übersichtl. erl. L., Wolf. (26 S.) fl. —.7».
St au barten, in den gewcrbl. Betrieben vorkommende, in Wort
u. Bild. Hrsg. v. Vereine z. Pflege d. gewerbehygien. .Museums
in Wien. Wien, Szehnski. 4°. (III, 12 S. m. 11 Tat.) 11. 2.70.
Hoffmann H., Systcmat. Farbenlehre. Für d. Technik, insbes.
f. d. Gebrauch in Buchdruckereien bcarb. Mit 40 Farbentuf.
Zwickau, Förster & Borries (120 S.) fl. 12.—.
Martorelli G., Le macchine a vapore marine, 'rurin Le Roux,
fol. 20 1.
D iesel R., Theorie u. Construction e. rationellen Wärmemotors
zum Ersatz d. Dampfmaschinen u. der heute bekannten Ver¬
brennungsmotoren. Berlin, Springer. (IV u. 96 S. ill.) 11. 2.40.
Marx K., Ekonomicke naukv. Prostonürodno vvlicil a vysvvtil
Karel Kautskv. (Ökonom. Lehren.) Prag, Baekovsky. (204 S.)
Schöne Litteratur. Varia.
Saar, Ferdinand von: Schloss Kostenitz. Novelle. Heidelberg,
Georg Weiss. 1893. 8°. (138 S.) 11. 1*20.
Ein Mann bei Jahren nimmt ein junges Mädchen
zur Frau und lebt zehn Sommer in glücklicher aber kinder¬
loser Ehe. Das Jahr 1848 hat ihn von seinem hohen
Posten weggefegt und er zieht sich auf sein Schloss
zurück. Eine Einquartierung macht dem häuslichen Frieden
ein Ende; ein Rittmeister, der mit der Frau des Hauses
keine zehn Worte gesprochen, lauert ihr im Park auf,
umarmt und küsst sie. .Sie ist zu schwach und bestürzt,
um dem frechen Gaste auch nur ein Wort des Tadels
zu entgegnen. Sie bekennt dem Gatten das Erlebnis und
trotzdem er seiner unschuldigen Frau nicht den mindesten
Vorwurf macht, sie vielmehr aufzurichten sucht, nimmt
sie sich den Vorfall so zu Herzen, dass sie an Gehirn¬
entzündung erkrankt und stirbt. Der Freiherr aber wird
in seiner Trauer sechzig Jahre alt, bis der einstige Ritt¬
meister als Oberst in der Schlacht fällt; dann trifft auch
ihn der Schlag. — Der Verf. hat sehr unrecht gethan,
uns durch die Benennung »Novelle« zu täuschen. Was
er bietet, ist eine Erzählung. Ihr alltägliches Problem
hätte sicherlich einen interessanten, psychologischen Aus¬
bau vertragen ; hier zeigt sich ein feineres Eingehen nur
bei Naturschilderungcn, aber auch diese zuweilen durch
die epitheta ornantia von gemachter Färbung. Aus dem ge¬
brochenen Seelenfrieden für die Frau, die vor unseren
Augen makellos dasteht, eine tragische Consequenz zu
ziehen, erscheint uns weder gerecht noch verständlich.
Der Dichter sucht uns vergeblich durch nachträgliche Aus¬
malung ihrer Empfindlichkeit über das Schwierige hinweg¬
zuhelfen. Auch im Bilde des gräflichen Rittmeisters ist
ein falscher Strich: das ,Du’ schon bei der ersten Begeg¬
nung ist eine Unmöglichkeit. Fester gezeichnet ist die
liebenswürdige Gestalt des Freiherrn, unkünstlerisch die
Zerstörung des Gesammtcindrucks durch das etwas lahme
Anhängsel des letzten Capitels. —tt —.
Delle Grazie, M. K.: Italische Vignetten. Leipzig, Breit -
köpf & Härtel. 1892. 8°. (432 S.)
Der Gesammteindruck. des Buches zwingt zu hoher
Anerkennung. Vieles ist aus der Wurzel einer bedeutenden
und echten Dichternatur entsprungen. Geboten wird uns
die Frucht beschaulicher .Stimmungen während einer
italienischen Reise, auf der nur Rom, Neapel, Pompei,
Sorrent und Capri dichterisch verwertet sind. Zum Titel
Vignetten passt freilich nicht der ganze Inhalt. Die
Dichterin ist auch gelehrt, was sie nicht vor Irrthum
schützt. Antike Vorstellungen ziehen in diesen Gedichten
grosse Kreise. An einen Vers Catulls klingt die letzte
Zeile auf Seite 84 stark an, auch sonst noch ist unbe¬
wusste Anlehnung an fremde Motive bemerkbar. Oft von
dithyrambischem Schwung und meist von hohem poe¬
tischen Wert sind die Ergüsse in freien Rhythmen. Manche
Gedichte (vgl. »Capri«) klingen freilich wie Variati¬
onen auf dasselbe Thema; dann fällt es auf, dass die
Dichterin eigentlich nur wenige Situationen und Gefühle
ausmünzt: dieselben charakteristischen Züge, mit ganz
ähnlicher Detailmalerei, kehren in zu vielen Stücken
wieder. Mehrfach schwirrt es ins Lied hinein, wie der
Klang gesprungener Saiten. Der Kampf zwischen begei¬
sterter Liebe zur Kunst und dem Lied der Entsagung
bricht auf Augenblicke mächtig durch. Der edlen Rebe
fehlt ein Ulmenbaum ? Mancher Eigensinn der Prosodik
und manche Unebenheit im Wortgebrauch hätten sich
leicht vermeiden lassen. Der Lyriker bleibt um so wahrer,
je weniger er affectiert. Selbst im Feuer des Pathos
wirkt eine willkürliche Wortbildung oder Flexion er¬
nüchternd, wiederholt sie sich, dann erscheint sie als
Manier. Dagegen sind höhere Form und Reim meist ganz
aus einem Guss.
Am wenigsten gefällt uns an dem Buche der Anhang
»Urtheile der Presse« über frühere Dichtungen der Verf.;
die etwas geschmacklose Buchhändler-Reclamc wird
durch die Art des Abdrucks verletzend. — tt —.
Neue Erscheinungen:
Thullncr Ernst. Aus der Rükestua. Lastich. Geschichten ä
saksesche Reimen. Hermannstadt, Kraft. (84 S.) fl. —.75.
Ki ich bach \V., Miniaturen. 5 Novellen. St., Cotta (V f und
256 S.) fl. 2.40.
Mauthner F., Lügenohr. Fabeln und Gedichte in Prosa. Ebd.
(IV u. 144 S.) fl. 1.80.
W i d m a n n V.. Touristen-Novellen. Ebd. (VII u. 343 S.) 11. 2.40.
Holly F. J., Unterm Christbaum. 5 Weihnachtsnovellen. Trier,
Paulinus Dr. (159 S.) fl. 1.20.
Wartenegg Willi, \\, Mozart. Festsp. z. lOUjähr. Todtenfeier.
Im Auftr. d. Stadt Wien gesehr. Wien, Konegen. (28 S.) fl. —.30.
Winter Zikm., Prazske obräzky. Histor. kresby a novellv. (Pra¬
ger Bilder. Histor. Skizzen u. Nov.) Prag, Otto. (224 S.) fl. 1.50.
Aurednicek Ot , Malirske novelly (Malernovellen). Piag, Urba-
nek. (190 SA fl. 1.80.
L i b c r t3 V. L (F. C —1), Z pcia delnikova. Socialm obräzky.
(Sociale Bilder. Arbeitcrgeseh.) Prag. Backovsky. (255 S.) 11. —.75.
Croon-Maver E., Johannes v. St. Gallen. E. Pilgerlicd. Dresden,
Pierson. (III u. 160 S.) fl. 1 20.
Bei H. Kirsch in Wien erscheint demnächst: Andreas Hofer.
E. Vaterland. Schauspiel v. Dr. Roh. W e i s s e n h o f e r O. S. B.
(c. 9 Bg.) und ein »Volksroman« von Jos. W i e h n e r, dem
Dichter der »Alraunwurzeln* u. »Aus d. Mappe e. VolkslYcundcs«
(s. Ost. Litt., I. S. 136 f.), betitelt »//// Sehnet ken hause« auf
den bereits auf S. 204 des I. Jhg. des Ost. Litt, aufmerksam
gemacht wurde.
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II. Jahrgang.
92
01
Nr. 3. — Oksterrkighischks Luteraturbi.ait. —
Verzeichnis
der in den Programmen der österr. Mittelschulen 1891/1802
enthaltenen Abhandlungen.
G. Gymnasium, R. Realschule; St. — Staats-, L. Landes-,
C. — Communal-; O. - Ober, U. Unter-l.
II. (Fortsetzung.)
Sprach w isst ’ n sch aft.
Andergassen I*. L. B., Üb. d. Gebrauch des Inlinitives in der
Vulgata. (Forts.) (18 S.) — Privat-G. d. Franciscaner, Bozen.
Brief S., Die Conjunctionen bei Polvbius, II. Thl. (46 S.) —
St.-G , Wien XVII.
Engelbrecht Aug., Patristische Analectcn. (100 S.)— G. d. k. k.
Theresian. Ak., Wien.
Golling J., Syntax der latein. Dichtersprache. Für die Schule
bearbeitet. (20 S.) — St.-G., Wien IX.
(i sch wind E., Die Übersetzgen. aus d. Deutschen in die beiden
altclassisehcn Sprachen. (66 S.) — St.-G. i. d. Altstadt, Prag.
Kokorudz El., Ablativus, Eocativus u. Instrumentalis b. Homer
in formeller u. syntaktischer Beziehg. II. Thl. (36 S.) (in poln.
Spr.) — St.-G., Stanislau.
Krispin K, Etymologische Übersicht d. homerischen Sprache.
(32 S.) — St.-G., Böhmisch-Lcipa.
Hanna Fr., Spccimen lexici Pcrsiani. (9S.) — Ak. St.-G., Wien I.
Koczvüski L., De llexura Graecorum nominum propriorum
apud Lucilium, Varroncm, Lucretium, Vergilium. (30 S.) —
St.-G., Radautz.
l.opot J., Beisp. z. Einübg. d. lat. Syntax u. z. d. Congruenz-
u. Casuslehre, sowie d. Präpositionen, geschöpft aus Cornelius
Nepos, II. Th. (35 S.) — Weidenau.
Schmidt A. M. A., Beitr. z. Livianischen Lexikographie, III. Thl.
Gebrauch v. »contra«. (18 S.) — L.-R.-G., Waidhofen a. d. Th.
Spund 1 J., Constructionsschwankungen i. d. lat. Sprache und
deren Ursachen (10 S.)
- Die Flexion d. deutsch. Adjectiva nach artikelhaften Wörtern
im Plural. t4 S.) — Comm.-U.-G., Gaya.
Stichlberger K., Zur Behandlg. d. lat. Stilistik i. d. untersten
Classcn d. Gymnasien. (24 SA — Nikolsburg.
Stourac Frz.. Üb. d. Gebrauch d. Genitives bei Herodot. Forts.
(16 S.) — St.-G m. deutsch. Unterr. Spr., Olmütz.
Wessely K., Bemerkten, z. einigen Publicationcn auf dem Ge¬
biete d. älteren gricch. Paläographie. (20 S.) — St.-G., Wien III.
Wisnar J., Griechische Syntax. Unter steter Berücksichtigg. der
lat. Sprache. Für Ob.-Gymnasien. (32 S.) — St.-G., Znaim.
Zaremba St., Üb. d Schulunterricht i. d. dass. Philologie von
d. Epoche d. Renaissance bis auf uns. Zeit. (26 S.) (in poln.
Spr.) — St.-G., Neu-Sandcc.
Brauhofen J., Zur Wiedereinführung d. mittelhochdeutschen
Lectürc. (11 SA — St.-G., Iglau.
Ebner A., Vergleichg. d. Strophenbaues bei Rcinmar d. Alten
u. Walther. (Im Anhang einige Notizen üb. d. österr. Geschlecht
d. Hagenaucr.) (38 S.) — St.-G., Oberhollabrunn.
Hörtnagcl J., Versuch einer systematischen Darstcllg. d. Gesetze
d. deutschen Stiles u. Venvertg. derselben z. einer rationellen
Corrcctur d. deutschen Aufsätze. (55 S.) — St.-G., Wiener-
Neustadt.
Kogler P., Die Dehnungsfragc in uns. Rechtschreibg. (42 S.) —
Fürsterzbischötl. Privat-G. »Collegium Borromaeum«, Salzburg.
Bahamer A., La fonetica come scicnza ausiliarc nell’ insegna-
mento della lingua tedesca col metodo analitico. (13 S.) —
St.-R., Rovereto.
Ourcdnicek Ed., Über d. Unterr. im Deutschen a. d. Mittel¬
schulen m. böhm. Untcrr.-Sprache. (41 S.) (in böhm. Spr.) —
St.-G. mit böhm. Unterr.-Sprache, Olmütz.
Pölzl J., D. Fremdwort in d. deutschen Sprache. (48 S.) Comm.-R.,
Wien IV.
Pischek H., Zur Frage nach d. Existenz c. mhd. Schriftspr. im
angehenden XIII. Jhdt. (18 S.) — St.-R., Teschen.
Feichtingcr E., Abriss d. französischen Formenlehre (mit Rück¬
sicht auf latein. u. gricch. Vorkenntnisse.) (58 S.) — St.-G.,
Salzburg.
llendrych J., Stellung des französisch. Adjectivs. (75 S.) —
St.-R., Görz.
Zatelli D., 11 primo capitolo di un corso di lingua franccsc per
lc scuole. (40 S.) — St. R., Rovereto.
Grabowicz H., Method. Weisungen f. d. polnisch. Sprachunterr.
a. U.-Gymnas. (30 S.) (in poln. Sprache.) — St.-G., Sambor.
Kebrle A., Die böhm. Zunamen nach Form u. Ursprung. (20 S.)
(in böhm. Sprache.) — St.-G., Taus.
Paroubek O., Aus der Gesch. des böhm. Verses. (37 S.) (in
böhm. Spr) — C.-R.-G., Prag.
Szomek B., Der Genitiv b. Nikol. Rey. (24 S.) (in poln. Spr.)
— St.-G., Sanok.
Tcrtnik J., Üb. d. Sprache Preserns. (32 S.) (in slov. Spr.) —
St.-G., Marburg.
Untcrforcher A, Z. slavischen Namenforschg. in Tirol. (5 S.)
— Rätoromanisches aus Tirol (19. S ) — St.-G., Eger.
Vycpalck J., Üb. die böhm. Sprache in den Aufgaben des O.-G.
(44 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Reichenau.
Chevalier L., Z. Poetik der Ballade. II. (54 S.) — St.-G., Prag
in d. Neustadt (Stefansgasse.)
Lang N., Nach welchen Gesichtspunkten ist in d. beiden ersten
Classen d. Oberabthlg. uns. Mittelschulen d. Stoff zu d. deutsch.
Aufsätzen zu wählen? (21 S.) — St.-R. in. deutsch. Unterr.-
Spr., Budweis.
Müller R., Z. dichterischen Ausdruck. (36 S.) — St.-G. m.
Unterrcalschulclassen, Reichenberg.
Litteraturgesch ichte.
Burkhard K., Gregorii Nysseni (Ncmesii Emcseni) 'füatiuc
avO-ptiiiroo über a Burgundionc in Latinum translatus. Cap.
II.—IV. (34 S.) — St. G., Wien XII.
Charvüt J., Das 1. Buch der Gedichte des Qu. Horatius Klaccus.
Uebersctzg. in Versen. (22 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Pilsen.
Chowanicc H., De enuntiator :m quae dicuntur subiecto caren-
tium usu Thucydideo. (53 S.) — St.-G., Jaroslau.
Czubck J., Homers Ilias. Übersetzung d. I. Gesanges. (16 S.)
(in poln. Sprache.) — St. Anna St.-G., Krakau.
Czyczkiewicz A., Einige Bemerkg. z. d. lezten 8 Büchern d.
Odyssee. (54 S.) — St.-R. u. O -G. m. deutsch. Unterr.-Spr.,
Brody.
Dobrzanski B., Quinti Horatii Flacci »Epistula ad Pisoncs* (de
arte poetica.) (75 S.) (in polnischer Sprache.) - St.-G., Zloczöw.
Ehr engruber St., De carmine panegvrico Messalae Pseudo-
Tibulliano. (73 S.) — K. k. G., Kremsmünster.
Fischer J., Zu Horaz’ 2. Littcraturbrief. (20 S.) Priv.-U.-G. a. d.
»Stella matutina«, Feldkirch.
Gcciow O., Quaestioncs in Aristophanis »Vespas«. (37 S.) —
St.-G., Rzeszow.
Heid rieh G., Der Stil des Varro. (80 S. i — K. k. G., Melk.
Hcrgel G., Classikerlectüre u. Realien. Z. Liviuslcctüre. (22 S.)
— C.-G., Brüx.
Hintner F., D. Pflichtenstreit d. Agamemnonskinder in Sophokles.
Elektra u. s. Lösg. (Schl.) (18 S.) — St.-O.-G., Laibach.
Kirschnek A., Über die Aischincs’ Namen tragenden Briete.
(24 S.) — St.-G., Arnau.
Krejci A., Aristophanes’ Plutos. (II. Thl., Schl.) (15. S.) (in böhm.
Spr.) — C.-G.. Neubydfcow.
La Roche J., Studien z. Theognis. (Forts.) (30 S.) — St.-G.,
Linz.
Marcsch P., Die Liviuslcctüre i. d. Quinta. (28 S.) — St.-R. u.
O. G. m. deutsch. Unterr. Sprache, Ung. Hradisch.
Mattel V., Die griechischen Lyriker und deren Verwertung im
Gvmnasialunterr. (29 S.) — II. deutsch St.-G., Brünn.
Mazanowski N., Über d. griechische Gastfreundschaft b. Homer.
(25 S.) (in poln. Sprache.) — St.-G., Bochnia.
Mekler S., Neues von den Alten. (30 S.) — C.-G., Wien, XIX.
Meusburger J., Quatenus Cicero in orationc de imperio Cn.
Pompei observaverit praecepta rhetorica. (16. S.) — St.-G., Ried.
Molcik M., Beisp. üb. d. Einrichtg. d. Collectaneen zu d. lat.
Classikern. (19 S.) (in böhm. Sprache.) — St.-G. m. böhm Unterr.-
Sprache, Ung. Hradisch.
Muzik H., Bemerkgen z. Weidners Neposausgabe. (3 S.)
— St.-G., Krems.
Myslewicz L., Die Grabreden b. d. Griechen im dass. Altcr-
thum. (28 S.) (in poln. Sprache.) — St.-G., Kolomea.
Pajk J., Sallust als Ethiker. (20 S.) K. k. Franz-J.-G., Wien, I.
Piffrader A., De Demosthcnis Philippica I. (30 S.) — L.-R.- u.
O.-G., St. Pölten.
Prafcäk J., Üb. Aristoteles’ Schrift: 'AOTjVaüuv ic'Aite’o. (26 S.)
(in böhm. Spr.) — St.-R. u. O.-G., Prag.
Primozic A., Zur Homerlectürc. I. Th. (18 S.) — St.-G., Iglau.
Radecki A., Quatenus ex epistulis Phnianis litterarum Roina-
norum Status iam senesccntium possit, quaeritur. Spccimen lit-
terarium. (36 S.) — St.-G., Przemysl.
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93 Nh. 3. — Orstbrrbichischbs Lrr
Skoda A., Beispiele einer metrischen Uebersetzg. v. Ovids Fasti.
3. Buch. (20 S.) (in böhm. Sprache.) — St. R.- u. O.-G.,
Pinbram.
Spiegel, P. G., Z. Charakteristik d. Epigrammatikers M. Valerius
Martialis. II. Thl. (38 S.) — K. k. G. d. Francisc., Hall.
Svoboda K., Vergleichung d. lat. Fabeln d. Phaedrus m. d.
griechischen Aesops. (20 S.) (in böhm. Sprache.) — St.-G.,
Wal.-Meseritsch.
Traube A., Versuch, Weidners Cornelius Nepos für die Schule
brauchbarer zu gestalten. (30. S.) — St.-G.. Kaaden.
Vettach G, Appunti critici ai testo delle »Trachinie«. (58 S.)
— C.-G., Triest.
Winkler L., D. Dittographien in d. nikomachianischen Codices
des Livius. 11. Thl. (25 S.) — C.-R.- u. O.-G., Wien II.
Ammann J., Das Verhältnis v. Strickers Karl zum Rohndslied
des Pfaffen Konrad mit Berücksichtigg. der Chanson de Roland.
(Forts.) (34 S.) — St.-G., Krumau.
Axmann F., Einige bisher noch nicht veröffentlichte Briefe
Adalbert Stifters. (20 S.) — St.-R., Wien III.
Barewicz V., Goethes Egmont in Schillers Bearbeitung. (30 S.)
— Frz. Jos. St.-G. mit poln. Unterr.-Spr., Lemberg.
Böhm K., Goethes Verhältnis z. Antike. (Beitr. z. Erklärg. einiger
Elegien Goethes.) (Forts u. Schl.) (24 S.) — C.-R- u. O.-G.,
Wien VL
Feierfeil G., »Die Verlobung in St. Domingo« von Heinrich v.
Kleist u. Th. Körners »Toni«. (37 S.) — Stifts-G. d. Benedict.,
Braunau.
Kunz Frz., Hagedorns Verhältnis zu Burkhard Waldis. — St.-R.,
Teschen.
Nagele A., Studien zu Walther von d. Vogelweide. (80 S.) —
St-R., Marburg.
Niederhofer K., Der Einfluss d. Griechen auf Grillparzer. (39 S.)
— K. k. G. z. d. Schotten, Wien I.
Palme J., Die deutschen Veronicalegenden des XII. Jahrh., ihr
Verhältnis unter einander u. zu den Quellen. (40 S.) — St.-G.
auf d. Kleinseite, Prag.
Prodnigg H., Über Tieck’s Sternbald u. s. Verhältnis z. Goethes
Wilhelm Meister. (21 S.) — L.-O.-R., Graz.
Salzer A., Die Sinnbilder u. Beiworte Mariens in d. deutschen
Litteratur u. latein. Hymnenpoesie d. Mittelalters. (Forts ) (77 S.)
K. k. G., Seitenstetten.
Schmidtmayer R, Schillers Iphigenie in Aulis u. ihr Verhältnis
z. gleichnamigen Drama des Euripides. (Schl.) (7 S.) — St.-G.,
Budweis.
Strohschneider J., Mittelfränkischc Prosalegenden (Forts.)(24S.)
St.-G., Prag, Neustadt (Graben).
Doleschal A., Der Versbau in Thomas Kyds Dramen, (21 S.) —
St.-R., Steyr.
Ellinger J., Andre Cheniers Gedichte, e. Bild s. Lebens. (20 S.)
St.-R., Troppau.
Hradek J., Emile Augier u. dessen Dramen. (25 S.) (in böhm.
Sprache.) — L.-R. m. böhm. Unterr. Spr., Prossnitz.
Schatzmann G., Die wichtigsten literarischen u. ästhetisch.
Ideen in Boileaus Episteln. (25 S.) — II. deutsch. St.-R.,
Prag.
Seifert J., Die »Wit und Science«-Moralitäten d. 10. Jahrh.
(30 S.) — St.-R. mit deutsch. Unterr. Spr., Karolinenthal.
Steinschneider, G., Das Pseudo-Shakespeare’sche Drama Fair
Em. (14 S.) L.-R. mit deutsch. Unterr.-Spr., Prossnitz.
Bobin R., Ansprache auf e. zu Ehren d. Adam Mickiewicz ver¬
anstalteten Akademie an der O.-R. in Lemberg. (4 S.) St.-R.,
Lemberg.
Oerny K. J., Das 10. Buch Slavatas »Pameti*. (8 S.) (in böhm.
Spr.) — St.-R., Pardubitz.
Lori.S J., Das altböhmische Lied »O Arno5tovi«. (30 S.) (in böhm.
Spr.) — St.-R., Königgrätz.
Maälak W„ Erinnerungen a weil. Mich. Iwanowski. a) Briefe
d. Anton Ed. Odyniec an Leon Rogalski. b) Briefe d. Nikol.
Malinowski an Leon Rogalski. (38 S.) (in poln. Sprache.) —
St.-G., Jaslo.
Mazanowski A., D. Vater d. Verpesteten v. Slowacki u. d.
Klagelieder J. Kochanowskis. Aesthet.-krit. Zusammenstellung.
(43 S.) (in poln. Sprache.) — St.-G. Lemberg.
Steiner A., Horsztyiiski, E litter. Skizze v. J. Slowacki (49 S.)
(in poln. Sprache.) — St.-G., Brzezany.
Vlcek J., Aus d. dichterisch. Thätigkeit Vitezslav Haleks. (11 S.)
(in böhm. Sprache ) — St.-R. m. böhm. Unterr.-Spr., Prag.
TBRATURBI.ATT. - II. JaHRÜANG. 94
Kunst und Kunstgeschichte.
Andel A., Die Spirale in der decorativen Kunst. (10 S.) —
St.-U.-R., Graz.
Brands J., Die Glocke. (54 S.) (in böhm. Spr.)— Priv.-U.-R. m.
d. Öffent!.-Recht (in. böhm. Unterr. Spr.), Budweis.
Micholitsch M., Über d. Entwicklg. d. Ornamente. — L.-R.,
Krems.
Noväk J., Vier antike Statuen. (28 S.) (in böhm Spr.) —
St.-G., Neuhaus.
Papücek A., Entwicklg. u. Bedeutg. d. Ornamentes im Kunst¬
gewerbe bis auf unsere Zeit. (12 S.) (in böhm. Sprache). —
St -R., Pardubitz.
Struschka H., Prolog z. Mozart-Feier am 10. Jänner 1892.
(3 S.) II. deutsch. St.-G., Brünn.
Vo trüb ec W., Die Kirche des heil. Laurentius in Hohenmauth.
(22 S. u. 1 Plan.) (in böhm. Spr.) — C.-G., Hohenmauth.
Weisshäupl R, Die röm. Alterthümer in Pola. (23 S.) —
St.-G., Pola.
Kinder - u. Völkerkunde .
Flöge 1 G., D. Sauerbrunnen in Seibersdorf in Österr.-Sehlesien.
(8 S.) — St.-R., Jägerndorf.
Fugger E., Eishöhlen und Windröhren IL (04 S.) — St.-R.,
Salzburg.
Nekola F., Topographisches aus d. Gegend v. Jungbunzlau.
(37 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Jungbunzlau.
Sieber )., Beirut-Baalbek-Damascus, eine Reise-Painnerung. (40 S.)
— St.-G., Leitmeritz.
Simon J., Auf Griechenlands Boden. E. Reise-Erinnerg., nieder¬
gelegt 1. die Gymnasialjugend. (25 S.) — St.-G , Cilli.
Slavik Fr., Die Umgebung Brünns vor 200 J. (19 S.) — St.-R.
m. böhm. Unterr.-Spr., Brünn.
Tarneller J., Die Hofnamen d. Burggrafenamtes in Tirol. (31 S.)
— K. k. G. d. Benedikt, v. Marienberg, Meran.
Vuectic A., Geographisches Zeichnen. (38 S.) (in kroat. Spr.) —
St.-G., Ragusa.
Zehetner J., Uber Geographie im allgemeinen u. deren Stellung
an uns. Gymnasien. (18 S.) St.-G., Mähr.-Trübau.
Rechtswissenschaft .
Herrmann Aug., Z. Verwaltungsgesch. der Stadt St. Pölten.
(24 S.) — L.-R. u. O.-G., St. Pölten.
Sander G., Beiträge z. Rechts- u. Culturgesch. d. Vorarlberg.
Gerichtes Tannberg. (84 S.) — St.-R., Innsbruck.
Schneider A., Die Verfassgsverhältnisse J. Monarchie. E. Tab.,
L.-R.-G., Stockerau.
Sturm A., Die Gesch. d. Post Wesens in Osterr., für die Jugend
zusammengestellt. (14 S.) St.-G., Cilli.
Vrhovec J., E. Defraudationsprocess aus d. Jahre 1782. (30 S.)
St -G., Rudolfswert. (Schluss in der nächsten Nummer).
Histor.-polit. Blätter v. Jörg u. Binder, CX1, 2.
Der Westphalus creinita (Zu Sommer’s lOOj. Geburtstag).—
Abendstunden in Italien, I. — D. kirchenpolit. Streit in Ungarn.
— Aus d. Schweiz. — Üb. d. förderalist. Grundzug Österreichs.
— Soc. Congresse u. soc. Umstände. — I). Astronom P. Perry.
Das 20. Jahrhdt, hrsg. v. Erw. Bauer (Leipz.) III, 2.
Beta, Die Miquel’sche Vermögenssteuer. — Die sociolog. Be¬
strebgen d. Prof. Dr. Schmidt-Warneck, I. — Ehrhardt, Was
ist schön? — Fürst Bismarck u. Russland. — Aus d. Xarren-
i.ause d. Zeit. — Bleibendes vom Tage.
Ungar. Revue, v. K. Heinrich (Budap.) XII, 10.
Fest, Uskoken u. Venezianer in d. Gesch. v. Fiume. (Schl.)
— v. Jekelfalussy, K. Keleti. — v. Fejerpatakv, D. Ur¬
kunden d. Königs Koloman. — Kurze Sitzgsberichtc.
Athenaeum, red. y. J. Kaizl (Prag). X, 3 u. 4.
Flajshans, Übersicht der auf d. Gebiete d. böhm. Sprach¬
wissenschaft seit 100 J. erschienenen Werke. — Drtina, D.
Studium d. Philosophie in Frankreich. — RecenJonen, darunter (in
Nr. 3): Frei lach, Crist. Colombo (p. v.); Grasberger, Studien
zu griech. Ortsnamen (Krsek); Mlcoch, Psalterium (Dvofak);
Hamei ling, Atomistik d. Willens (c.); Pastrnek, Bibliogr.
Übersicht üb. d. slav. Philologie 1876 -91 (Flajshans). — (In
Nr. 4): Lesshaft, Grundlagen d. theoret. Anatomie (Schrutz);
Vrchlick^, Studie a podobizny (vt); Steinhäuser, Filosofie
stoickä a cisaf Mark Aurel (Peroutka.)
La Civilt* Cattolica, XLUI, 1020.
La politica di Leone XIII. e la »Contemporary Review«. —
II pontificato di S. Gregorio M. nella storia della civiltä cristiana.
— Ottica fisiologica ed ottica artistica. — Al domani de Diluvio.
| — Rivista della stainpa. — Cronaca conteinporanea.
Digitized by Ljoogie
95
Nr. 3. — Okstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
96
Beilage z. Aiigem. Ztg., 1893, Nr. 1—12 (2.—14. Jännei).
(1.) Horst, E. Renan (Schl, in Nr. 2). — Gottschf.il,
Nissels Dramen. — E. litcrar. Jahrb. aus Österreich. —(2.) Necker,
M. Greif. — D. Nibelungenlied, übers, v. Simrock. — (3.) Char-
pentier. Die neuere russische Belletristik. (Schl, in Nr. 6.). —
v. Fischbach, Neuere Forschgen. üb. Wald, Wetter u. Wasser.
— (4.) Die üsterr. Verfassung. (Schl, in Nr. 5). — Schneller,
Klsäss. Büchermarken. — (5.) Fortbildungskurse für Lehrerinnen
in Güttingen. — (6.) Popp, Bericht üb. den rätischen Limes.
(Schl, in Nr. 7 u. 8.) — Zur germanist. Littcratur.— (7.) Jung,
A. Gindely (Nachruf). — (8.) Sander, D. Streit um d. Aposto-
licum in d. evaxgel. Kirche Deutschlands. (Schl, in Nr. 9, 10, 12.)
— E. Schreibfehler Goethe’s? — (9.) W. Schmidt, Wolfg. Huber.
— Zur germanist. Littcratur. — (10.) V. d. Goltz, Der erste
Kiscnbahnzug in Angora (Schl, in Nr. 11) — (11.) Erinnerungen
aus weil. Kurhessen. — Allgem. Statist. Archiv. — (12.) Zur
christl. Ikonographie.
Anfangs März d. J. beginnt eine neue (5.) Auflage von
Meyers Konversations-Lexikon zu erscheinen; es wäre
dringend zu w'ünschen, dass die vielen Irrthümer, welche dieses
weitverbreitete Werk besonders in kathol.-theolog. Artikeln auf-
weist, richtig gestellt und der Geist des Atheismus und Materia¬
lismus, der das Meyer’sche Lexikon durchzieht und es für kathol.
Familien oft geradezu unbrauchbar macht, ein anderer würde.
A. Trabert’s »Deutsche Gedichte aus Oesterreich« (L Bd.
»Schwertlieder«, !L Bd. »E. Menschenleben«, III. Bd. »Tröst-
Einsamkeit«) sind in d. Verlag v. Ad. Detloff in Frankf. a. M.
übergegangen.
Von Ibsen’s neuem Schauspiel »Baumeister Solness« sind
bereits drei deutsche (Jbersetzgn. erschienen : die eine, vom Sohne
d. Dichters, Sigurd J., herrührende, im Verl. v. Fischer (Berlin),
eine andere v. V. Ottmann (Leipz., Hesse) u. eine dritte v. Paul
Herrmann (Halle, Hendel).
Die kathol. Univ. Freiburg in d. Schw. wird nun auch
e. medicin. Facultät erhalten; d. Mittel dafür soll e. Lotterie
aufbringen, w r clche d. Schweizer Regierung bereits genehmigt hat.
Man will mit d. Errichtg. einiger Lehrstühle f. Naturwiss. beginnen.
(Die Geologie soll v. c. Neffen d. berühmten P. Girard gelehrt
w’erden). Was d. eigentl. Medicin anlangt, so will man den Anfang
mit d. Lehrstuhl d. Psychiatrie machen; d. Spital v. Marsens soll
d. Beobachtungsmaterial liefern. Später wird die anatom. Abth.
eröffnet. (All. Ztg.)
Dr. K. Priebsch in London hat begonnen, c. Verzeichnis
d. Hdschr. u. älteren Druckwerke z. deutschen Spr. u. Litt, an¬
zufertigen, die sich im B it. Mus. befinden, u. gedenkt im wei¬
teren d. gleichartigen Bestände anderer grosser Bibliotheken
Englands aufzunehmen.
D.Senat d.Univ. Budapest hat beim Unterr.-Min. beantragt,einen
3.Lehrstuhl f. dass. Philol., u. zw\ für Neugriechisch, zu errichten.
Die Kronprinzessin v. Schweden u. Norwegen hat e. Reise¬
tagebuch aus Ägypten, nur für e. engeren Kreis bestimmt, im
Druck herausgegeben.
Das eben ausgegebene Heft 4 des 37. Jahrg. (Neue Reihe
2i">. Jahrg.) der »Germania, Viertcljahrsschrift f. deutsche Alter¬
thumskunde, begründet v. Pfeiffer, fortgesetzt v. K. Bartsch,
jetzt hrsg. v. O. Behaghel« (Wien, Gerold’s Sohn) bringt die
Mittheilg., dass diese Zcitschr. »Mangels einer genügenden Anzahl
v. Abonnements zur Deckg. d. Honorare u. sonstigen Herstellungs¬
kosten« in dem gen. Verlage zu erscheinen aufhört.
Personalnachrichten.
Gestorben: Am 8. Jänner in Wien d. em. Univ.-Prof. Dr.
Jos. Kisser, Senior d. Wiener Metropolitancapitels, im A. V.8ÖJ.;
an dems. Tage in Wien d. Arzt Dr. L. Seeger, als Vorarlb.
Dialektdichter bek., 62 J. alt; — am 10. Jänner in Zürich d.
Theol.-Prof. G. H. J. Volkmar (gcb. 1809); — an dems. Tage
d. engl. Dichter John Swain; — am 13. Jänner in Agram d.
Historienmaler Ferd. Quiqucrez; — am 18. in Brünn der
Dichter Dr. Ludw\ Goldhann im 71. Lcbensj.; — am 23. in
Carlsruhe d. Tondichter Vinc. Lachner, 82 J. alt; — an dems.
Tage in Wien d. Militärschriftsteller C. A. N. v. Karminski im
57. Lebensj.; — d. Istrianer Historiograph Carlo Fr an c esc h i im
83. Lebensj.; — in Stuttg. der Director d. Polytechnikums Dr. P.
v. Zech; — in London d. hervorragende Kenner d. armenischen
Spr. Prof. Schrumpf; — in Berlin d. Prof, am Kunstgew'erbe-
Museum Alex. Schütz (Verf. v. »Die Renaissance in Italien«)
im A. v. 45 J.; — in Kassel d. ehern. Univ.-Prof. V. v. Meibom j
(Verf. e. »Deutschen Pfandrechtes«) im A. v. 70 J.; — in Mil¬
waukee d. deutsch-amerikan. Dichter Ant. Thormalen, e. geh.
Oldenburger, im Aller v. 63 Jahren.
Ernennungen u. Berufungen: D. ord. Prof. d. Nationalöko¬
nomie in Freiburg i. B. Dr. E. Philippovich v. Philippsberg (geb.
1858 in Wien» in gleicher Eigensch. nach Wien; — d. ord. Prof,
d. Civilprocesses in Tübingen Dr. H. Degenkolb in gleicher
Eigensch. nach Leipzig; — der a. o. Prof. f. röm. Recht in Göttingen
in gleicher Eigensch. nach Marburg; — d. a. o. Prof. d. Anatomie
in Basel, Dr. von Lenhossck als Prosector nach Würzburg (an
Stelle A. Fick’s, der nach Leipzig übersiedclt). — Habilitiert haben
sich: Dr. A. Waag für deutsche Philologie in Heidelberg; —
Dr. Jul. Schottländer an d. medic. Fac. zu Heidelberg; --
Dr. Knopf f. Astronomie in Jena. — Die theol. Fac. d. Univ.
Giessen verlieh dem Gymn.-Lehrer zu Westrow, E. Schaum kel,
auf Grundlage s. Werkes »Der Cultus d. heil. Anna am Ausgange
d. M.-A., e. Beitr. z. Gesch. d. relig. Lebens am Vorabend d.
Reformation« d. Licentiatentitel.
Dir. Mosers BncbbandlODg (I. Meyerhofl) Gras.
Soeben ist in unserem Verlage erschienen:
Antworten der Natur auf die Fragen: Woher
die Welt, woher das Leben? Thier und
Mensch; Seele. Von C. H. 151 S. 8°. Preis
75 kr., zur Post 80 kr.
In gedrängter, leichtfasslicher Form legt dieses
zeitgemässe Schriftchen an der Hand der Natur¬
wissenschaften die Gründe zur Entscheidung obiger
Fragen vor und gibt dadurch die einfachsten Waffen,
um die Wahrheit der christlichen Weltan¬
schauung gegenüber den Irrlehren moderner
Naturforscher vertheidigen zu können.
Verlag der Jos. KfjueVnchen Huch handlang in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.
Katechetische Blätter.
Zeitschrift für Religionslehrer.
Zugleich CorrespondenzblattdesCanisius-Katechetenvercines.
Ilernusgegeben und redigirt von Fr. Walk, Pfarrer.
Jährlich 12 Hefte in 4° ä 2 Bogen stark. Preis pro Jahrgang M. 2.40,
incl. frankirter Einzel-Zusendung M. 2.80.
Die »Katechetischcn Blätter« sind das älteste katechetische
Special-Organ Deutschlands und Oesterreichs und enthalten eine
reiche Fülle vorzüglichen katcchetischen Materiales. Das erste Heft
des 19. Jahrganges (1893) ist erschienen und steht überallhin zur
Probe zu Diensten. Die noch vorhandenen 10 Jahrgänge 1882—91
können, solange der geringe Vorrath noch reicht, zum ermässigten
Preise von M. 10.— (statt M. 24.—) nachbezogen werden.
Verlag der Jos. KösePschen Buchhandlung in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- u. Auslandes.
Zum SOjtfhr. Bischofsjubiläum Sr. Heiligkeit
des Papstes 1
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yvxlx. we |t von p h Koneberg, O. S. B.
Zw r eite, vollständig umgearbeitete Auflage, besorgt von
Jos. Putsch. Mit vielen Illustrationen. 16. Preis steif
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Diese anlässlich der Secundizfeier Sr. Heiligkeit von dem be¬
rühmten Jugendschriftsteller P. Koneberg eigens für die Kinderwelt
geschriebene Papstbiographic erschien gleichzeitig als 20. Bändchen
unserer „Kathol. Kinderbibliothek". Zum bevorstehenden Bischofs¬
jubiläum wurde dieselbe vollständig und sorgfältig umgearbeitet und
bildet nunmehr eine sicherlich überall hochwillkommene hübsche Fest¬
gabe, die sich zur Vertheilung unter die kathol. Schuljugend vor¬
züglich eignet.
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbaucr als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgnsse 8.
Digitized by Ljoogie
Nr. 4.
Wien, 15. Februar 1893.
H. Jahrgang,
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.Recensions-Exemplare werden erbeten kki>igifut von smd zu richten an die Administration
an die Adresse: Di, v ranz Schn ü rer, ' des »Österreich, Litteraturblaltes«,
Wieft-Knitzendorf. D K * FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am I. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9 —), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den geeammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagahandlung in Wien III, Seidlgaaae 8, wohin auch alle Inseraten-Auftrlge zu richten sind.
Preise der Inserate: */i S. fl.20.— = Mk.36.—, V* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, • » S. fl. 1 .— = Mk. 12.60, •/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, •/« S. fl. 2.25 = Mk.4. —.
INHALT:
Knöpfler A., Die Kelchbewegung in Baiern unter
Herzog Albrecht V. (ProL Dr. J. Hirn.)
Kummer F., Die Bischofswahlen in Deutschland
z. Z. des grossen Schisma (1378—1418). (Dr.
A. Starzer.)
Murr J., Die Parusie der Gottheit in vegetativer
Substanz. (Dr. A. Fischer-Colbrie.)
Többe W., Die Stellung des hl. Thomas v. Aquin
zu der unbefleckten Empfängnis der Gottes¬
mutter. (P. J. N. Ganter.)
Schneidere., Die unbefleckte Empfängnis und
die Erbsünde. (F. M. S.)
Wolfsgrub er C.. Ostergruss des hl. Kirchen¬
lehrers Augustinus.
Albert F., Von den göttl. Eigenschaften und von
der Seligkeit, 2 dem hl. Thomas v. Aq. zuge¬
schriebene Abhandlungen.
Schmidt Ed., Regula S. P. Benedicti, juxta
antiqu. cod. recognita.
Knöpfler A , Walafr. Strabonis über de exordiis
et incrementis quarundam in observationibus
eccl. rerum.
Pesch H., Die sociale Befähigung der Kirche in
Protestant. Beleuchtung.
Hahnekamp K., Dr. J. Ev. Zalka, Diöcesan-
bischof von Raab.
Blattmann B., Der hl. Rasso, e. Christi. Helden¬
leben.
Binder G., Die hl. Birgitta v. Schweden und
ihr Klosterorden. (Sämmtlich von — nd—. i
Panholzer J.,Joh. Ign. v. Felbiger’s Methoden¬
buch. (Prof. Dr. Ü. Will mann.)
Volk mer J., Joh. Ign. v. Felbiger u. seine Schul¬
reform. (O. Willmann.)
Krystftfek J., Vyznam sboru zäkonodärncho
v dejinäch revoluze francouzske«
Matzner J., RÄznä prispövky k döjinum m£sta
Pisku.
Oscädal F., Vyznam Srbska v ddjinäch rise
rakousko-uherske od roku 1350 do r. 1790.
Prasek V., Kläster sv. Kldry v Opavö. (Sfimmt-
lich von Jos. Frh. v. Helfe rt.)
Nuntiaturberichte aus Deutschland, II. Nun¬
tiatur des Morone 1536—38, hrsg. v. W. Frie¬
densburg. (Dr. Ign. Stich.)
H e r tz M., Q. HoratiiFlacci carmina.(M Gitlbauer.)
Denkmäler deutscher Poesie u. Prosa aus dem
VI1I.-XI1. Jhdt.,v. Müllenhoffu.Scherer,
3. Ausgabe von El. Steinmayer. (Dr.Uich.
Müller.)
Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem
Gebiete der germanischen Philologie. (*1.)
Florin A., Die unterrichtliche Behandlung von
Schiller’s Teil. (*1.)
Übersichtskarte der öffentlichen Verkehrs¬
anlagen in Wien. (L.)
Die Eisenbahnen Russlands. (L.)
M e u r e r, Karte der Schutzhäuser, Clubhütlen ctc.
in den öst. und deutschen Alpen. <L.)
Suess Ed., Die Zukunft des Silbers. (J. M A.
Fuchs.)
Krcibig J. C., Münz-Tabetle. (J. M. A. Fuchs.)
Brehm’s Thierleben, Volks- u. Schulausg.. 2. v.
R. Schmidtlein bearb. Aufl. (Prof. Dr. O.
Hamann.)
Li mp ach L., Synthese d. 6. isomeren Dioxytoluols
(Dr. H. Malfatti.)
Pichler Ad., Zu meiner Zeit. (S. M. Prem.)
Verzeichnis der in den Programmen der öst. Mittel¬
schulen 1891/92 enthalt. Abhandlungen. (Schl.)
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. —Vorbereitete
Bücher.
Theologie.
Knöpfler A., Prof. Dr.: Die Kelchbewegung in Baiern
unter Herzog Albrecht V. Ein Beitrag zur Reformations-
geschichtc des 16. Jhdts. Aus archivalischen Quellen bearb.
München, E. Stahl sen. 1891. gr.-8°. (VII, 223 u. 119 S.) fl. 3.60.
Der Titel bezeichnet eigentlich nur einen Theil dessen,
was das Werk bietet. Denn dasselbe gibt eine Geschichte
der kirchlichen Bewegung in Baiern unter Albrecht über¬
haupt, worin allerdings die Verhandlungen über die
Forderung des Kelches einen Haupttheil bilden. Aber
nicht weniger wichtig wie die Sache des Kelches ist
der Punkt über die Reform des Clerus, welcher denn
auch ein ansehnlicher Theil des Textes sowohl wie der
beigegebenen Quellenpublicationen gewidmet ist. Auch
Albrecht gehört geraume Zeit zu jenen katholischen
Fürsten, welche in der Gestattung des Kelches eine un¬
erlässliche Vorbedingung sehen, um weiteren Abfall auf¬
zuhalten. Es kommt darüber zwischen ihm und den
baierischen Bischöfen zu ziemlich ernsten Differenzen.
Als aber nach langen Verhandlungen die Concession
von Rom erlangt ist, da ist es der Herzog selbst, welcher
den Gebrauch des Kelches einzuschränken und abzu¬
schaffen bemüht ist. Dies bereitet dann auch nicht allzu
grosse Schwierigkeiten und gelingt in verhältnismässig
kurzer Zeit. Viel mehr Mühe erfordert die Besserung des
geistlichen Standes. Wie sehr derselbe von den Krank¬
heiten der Zeit ergriffen war, lehrt auch wieder das von
K. herangezogene Materiale. Der Verf. erklärt mit Recht,
dass man auf Grund von Visitations- und Anklage-
Acten nicht schlechthin generalisieren dürfe. Denn diese
heben nur die einzelnen, wenn freilich zahlreichen Fälle
hervor, wo sich das Tadelns- und Beklagenswerte findet,
während das dem Gesetz Entsprechende naturgemäss
nicht so hervortritt. Für viel charakteristischer als dieser
Theil der Quellen erscheint uns die p. 48 f. veröffent¬
lichte Serie von Visitationsfragen an die Seelsorger. Diese
Fragen wurden nicht für einzelne Personen entworfen,
sondern waren allenthalben zu stellen. Dass man sich
zu solchen Fragen genöthigt sah, zeigt von der Tiefe
und Verbreitung des Übels. Welche Augen z. B. würde
unter normalen Verhältnissen ein Pfarrer machen oder
gemacht haben, wenn ihn der Visitator fragte, »ob er
die Kindertaufe gut oder bös heisse«, oder »ob er die
Ehe für ein Sacrament halte« ? Systematische Vorkeh¬
rungen wurden erst nach Schluss des Trientiner Concils
getroffen. Vorher erwiesen sich die Bischöfe vielfach
rath- und thatlos. So war es z. B. gewiss »etwas zwei¬
deutig«, wenn die baierischen Kirchenfürsten erst dann
zu Visitationen schreiten wollten, wenn dieselben überall
und gleichzeitig vorgenommen würden. Dem bischöflichen
Bedenken, dass durch Visitationen »die unsern gar ver¬
zagt würden«, stellte Albrecht mit Recht entgegen: er
sähe die schlechten Priester »gerne auswandern«. Wie
es selbst in besseren Kreisen bestellt war, sieht man
beim belobten Abt von Fürstenzell. Rühmte man von ihm
einerseits: per omnia recte sentit, so musste man (p. 58)
von ihm wieder constatieren: hat nit künden an-
zeigen, wieviel Sakramente seien. Das Volk
besass nicht die genügende Abstractionsgabe und hielt
»das Getränte« gleich dem »unreinen Gefäss«.
Das Werk bietet viel des Interessanten und Be¬
lehrenden ; gerade deshalb aber wäre eine grössere Ge¬
nauigkeit und Akribie in der Form zu wünschen. Das
Einfügen längerer lateinischer Quellenstellen in den deut¬
schen Text macht sich unschön und ist wohl nur zu
rechtfertigen, wenn es sich um den genauen Wortlaut
Digitized by v^oosie
99
Nh. 4. — Oestkrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
100
handelt, was jedoch bei Stellen wie p. 108, 113, 136 u. dgl.
kaum der Fall ist. Noch weniger schön ist eine Stelle,
wie p. 173: Streitschriften, die »sich . . . opposuerunt«.
Eigentümlich klingt es, wenn man p. 101 liest: »Die
zwei Punkte sollten die Legalen (gemeint sind die bairi¬
schen Gesandten) nicht in öffentlicher Congregation be¬
sprechen, sondern sie nur den Legaten (d. h. den päpst¬
lichen) vortragen.« Statt Cardinal S i t i c h e n sollte stehen:
Hohenems p. 99, statt N i g u a r d a : Ninguarda. Es kann
einen leidigen Präcedenzstreit geben, nicht aber einen
»leidlichen«.
Innsbruck. Hirn.
Kummer Franz, Dr. phil.: Die BUchofswahlen in Deutsch¬
land zur Zeit des grossen Schismas 1378-1418, vor¬
nehmlich in den Erzdiöcesen Köln, Trier und Mainz.
Leipzig, Gustav Fock. 1892. 8°. (183 S.) 11. 1.80.
Der Yerf. untersucht circa 90 zwiespältige Wahlen,
am eingehendsten die von Mainz. Das Resultat der Unter¬
suchung ist (wie der Verf. selbst sagt), dass auch wäh¬
rend des Schismas in Deutschland noch immer die Er¬
hebung der Bischöfe durch Wahl des (’apitels tiberwog,
bei Beachtung der im Decretale Ex debito P. Johann XXII.
festgesetzten Reservationen des päpstlichen Stuhles. Die
Curie hatte nämlich durch eine immer weitere Ausbildung
des Reservations- und Provisionswesens das den Capiteln
durch das Wormser Concordat gegebene Wahlrecht
immer mehr beschränkt und kleidete ihre Bestätigung
fast ausnahmslos in die Form der Provision, ohne auf die
Wahl, wenn eine solche stattgefunden hatte, mochte
sie auch rechtmässig sein, Rücksicht zu nehmen. Nebst
der Curie hatte auch das Reichsoberhaupt Einfluss auf
die Besetzung, doch in recht unbedeutendem Masse;
Wenzels Versuch, in Lothringen gegen Avignons und
Frankreichs Übergewicht den Einfluss des Reiches zur
Geltung zu bringen, scheiterte, und bei Ruprecht lässt
sich aus den wenigen Fällen kein Schluss ziehen, dass
er planmässig einen grösseren Einfluss auf die Capitel-
wahlen zu gewinnen trachtete. Gegen Kröger (-Der Ein¬
fluss und die Politik Kaiser Karls IV. bei der Besetzung
der deutschen Reichsbisthümer.« I. Thcil, Dissertation,
Münster, 1885.) zeigt K., dass auch unter Karl IV. die
Ausübung der Wahl durch die Capitel unverändert fort¬
bestanden hat. Mit den von dem Verf. S. 23, 26, 86, 93, 123
gegebenen Daten lässt sich seine in der Einleitung aus¬
gesprochene Ansicht über den Zeitpunkt der Regalien
nicht in Einklang bringen. — Eine Tabelle zum Schluss
erleichtert die Übersicht und hebt die von Gams, St'ries
episcoporuin abweichenden Resultate hervor.
Rom. Dr. A. Starz er.
Murr, Dr. Josef: Die Parusie der Gottheit in vegetativer
Substanz. Vom Standpunkte der griechischen Mythologie be¬
trachtet. Innsbruck, Vereinsbuchhandlung. 1892. 8". (24 S.)
Vorliegende Abhandlung bildet einen Excurs zu des Verf.
besprochener Schrift: »Die Gottheit der Griechen als Naturmacht*.
(Vergl. Öst. Litt.-Bl. 1. 312 f.) Sie will zugleich ein Beitrag zur
Apologie der katholischen Lehre über die hl. Eucharistie sein, und
dies in doppelter Hinsicht: 1. soll dargethan werden, dass »die
Idee der Parusie der Gottheit in einem Substrate der vegetativen
Natur schon von dem geistig so bevorzugten und ideal veranlagten
Gricchenvolke immer erfasst wurde« und »das entsprechende christ¬
liche Dogma also schon deshalb nicht so kurzweg # als Monstro¬
sität hingestellt werden kann, wie es leider nur zu oft seitens
der Gegner der christlichen Anschauung geschehen ist und noch
geschieht«. (S. 3 u. 4.) 2. meint der Verf. aus den entsprechenden
Ideen griechischer Mythologie ahnen zu dürfen, dass das »so
specifisch christliche Dogma nicht nur im Dämmerlichte des Juden¬
thums vorgebildet, sondern auch in der Nacht des griechischen
Polytheismus gewissermassen vorgeahnt worden sei.« (S. 22.)
I Zum 1. Punkte haben wir zu bemerken, dass wir zwar das
objective Moment des angezogenen Gedankens nicht gar hoch
anschlagen dürfen, ihm jedoch als » locus ab auctoritate Graecorum
petitus « inbezug auf so manche Freunde classischer Studien
gerne einen bedeutenden subjectiven Effect zuerkennen. Nicht so
leicht ist es, betreffs des 2. Punktes ein zustimmendes Urtheil ab¬
zugeben, dass nämlich die in der griechischen Mythologie ange¬
deuteten Parusien der Gottheit in Wein (Bakchos) und Getreide
(Demeter) wirklich als dunkle Vorahnungen des christlichen
Dogmas der hl. Eucharistie angesehen werden dürfen. Erstens
scheinen uns nämlich die vom Verf. angeführten Texte speciell in
diesem Falle doch einfacher als poetische Bilder, denn als Beweise
einer dem eucharistischen Dogma analogen Parusie-Lehre der
Griechen aufgefasst werden zu sollen. Ferner könnte ein so
specifisch christlich-typologischerCharakter griechischer Lehren doch
nur in directem göttlichen Eingreifen seinen letzten Grund haben ;
nun ist es aber doch fast unmöglich, ein solches Eingreifen in die
Leitung des Polytheismus anzunehmen. Auf die Uroffenbarung kann
auch nicht wohl zurückgegriffen werden, denn die Versprechung
des künftigen eucharistischen Opfers hat wohl kaum einen Be-
standtheil derselben gebildet. Dr. A. Fischer-Colbrie.
T ö b b e Wilhelm, Priester der Diöcese Osnabrück : Die Stellung
des heil. Thomas von Aquin zu der unbefleckten Em¬
pfängnis der Gottesmutter. Dogmengeschichtliche Abhandlung.
Münster, Theissing, 1892. 8°. (104 S.) fl. —.60.
Mit scharfer Logik und gesunder Kritik untersucht der Verf.
die immer noch viel erörterte Streitfrage, ob die Lehre des heil.
Thomas über die Empfängnis der Gottesmutter mit dem 1854
kirchlich definierten Dogma übereinstimme. Der Verf. verneint
diese Frage mit Entschiedenheit und ohne Einschränkung. Man
kann der zwingenden Kraft seiner Argumentation nur schwer
sich entziehen, obwohl er eigentlich neues Beweismaterial nicht
vorgebracht hat. Neben den kritischen und hermeneutischen Aus¬
führungen sind auch die Bemerkungen über die Geschichte der Con-
troverse, namentlich die tabellarische Übersicht derselben (S.33 ff.)
von grossem Interesse. Unrichtig ist es aber, wenn der Verf.
die Einführung des Festes der U. E. in England bis an das Ende des
1 1. Jahrh. herabrückt. Der englische Benedictiner Eduard Bishop hat
den Nachweis geführt, dass das genannte Fest lange vor Ein¬
wanderung der Normannen (1066), mindestens schon am Anfang
des 11. Jahrh. in der angelsächsischen Kirche bestand (Vgl. Stu¬
dien und Mittheilungen aus dem Bened.-Ord. 1886, II. S. 108 ff.).
Als später der normannische Clerus die angelsächsische Tradition
in Vergessenheit gerathen liess, war es Abt Anselm von St. Edmunds¬
burg. der Neffe des gleichnamigen Kirchenlehrers, welcher um das
Jahr 1128 das Fest zum zweiten Male in England ein führte (Vgl.
Studien 1885, I. S. 22 ff.) Dieser Abt Anselm ist wahrscheinlich
auch der Verf. des früher dem heil. Anselm zugeschriebenen
Tractates >De concept orte B. M. V.*, welcher von grossem Ein¬
fluss auf die Weiterverbreitung des Festes war. Sicherlich also
hätte der Abt von Edmundsburg einen Ehrenplatz unter den
»Freunden des Dogmas« verdient, ist aber vom Verf. ebenso ver¬
gessen worden, wie Abt Engelbert von Admont und Abt Gueranger
von Solesmes. Es ist freilich noch weniger bekannt, dass Pius IX.
mehr denn einmal erklärt hat, die Argumentation des Abtes
Gueranger und diese allein habe seine letzten Bedenken zu heben
und ihn zur Definition zu bestimmen vermocht. (Vgl. »Studien«
1885, I. S. 39).
Den Haupttheil der T.'sehen Schrift füllt die ziemlich scharfe
Polemik gegen Dr. Ceslaus Schneider. Verwundert hat uns nur,
dass T. zu glauben scheint, Schneider gehe in der Behauptung
der Makellosigkeit Mariens weiter als die übrigen Theologen.
Den Worten nach mag dies der Fall sein, der That nach nicht.
Denn nach Schneider (Die kath. Wahrheit. VIII (Supplement-)
Band) bleibt die untergeordnete Begierlichkeit, der fomes , welchei
nach ihm das Wesen der Erbsünde bildet, bei Maria in und nach
der Empfängnis bestehen und wird bloss durch die Gnade ge¬
hindert, den freien vernünftigen Willen anzustecken und über¬
haupt thatsächlich sich zu äussern. (A. a. Ö. S. 349). Eine solche
ligatio fomitis , wie sie allerdings vom heil. Thomas gelehrt wird,
ist aber doch das mindeste, was man salva fuie annehmen muss;
viele Theologen lehren mit Recht eine völlige Auslöschung des
fomes. Immerhin muss man Schneider und T. Dank dafür wissen,
dass sie die Frage nach der vollen Tragweite der Lehre von der
unbefleckten Empfängnis zur theologischen Discussion gestellt
haben. Dies berechtigt zur Hoffnung, dass die mariologische Ent¬
wicklung wieder um einen Schritt vorwärts kommen und nicht
eher zur Ruhe gelangen wird, als bis jeder Schatten vom Bilde
der makellos Reinen verschwunden ist.
Seckau. P. Johannes Nepomuk Ganter O. S. B.
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101
Nr. 4. — Obstbrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
102
Schneider, Dr. Ceslaus M.: Die unbefleckte Empfängnis
und die Erbsünde. Erwiderung auf Többes : Die Stellung
des heil. Thomas u. s. w. Rgsbg. Vcrlagsanst 1892. 8°. (IV
u. 92 S.) 11. —.72.
S. wendet sich hier mit scharfer, oft allzu scharfer Klinge
gegen Többe, führt aui Grund seiner unleugbar bedeutenden
Kenntnis der Lehre der Kirchenväter und Theologen das Dogma
von der unbefl. Empfängnis Mariens weiter aus und weist T.’s
Einwändc gegen seine frühere diesbezügliche Abhandlung, ohne
wesentlich Neues zu sagen, zurück. S. wagt mitunter bedenkliche
Sätze, wo er die Herrlichkeit der Mutter des Herrn darstellt, und
in die Schriften der älteren Väter liest er wohl zu viel hinein.
Entschieden zu tadeln ist die Form der Polemik ; es ist nicht zu
wünschen, dass dieser Ton in der katholischen theologischen
Litteratur sich einbürgere. F. M. S.
Von Übersetzungen gediegener älterer lateinischer Schriften
liegen vor: Dr. Coel. Wol fsgrub er, »Ostergruss des heil.
Kirchenlehrers Augustinus an die Freunde der christ¬
lichen Liebe« (Saulgau, Kitz 1891. 8°. XV u. 217 S., 0. 1.20).
eine sehr gelungene Übertragung der 10 Lehrvorträge des h.
Augustinus über den 1. Brief des h. Apostels Johannes, diese
herrliche Ermahnung zur Übung christlicher Liebe; ferner Dr. Fried.
Abert’s »Von den göttlichen Eigenschaften und von der
Seligkeit, zwei dem hl. Thomas v. Aq. zugeschriebene
ascet. Abhandlungen«. (Würzbg., Göbel, 1893. 8°. 120 S,
fl. —.78.) A. schreibt diese köstlichen und gut übersetzten Ab¬
handlungen, von denen namentlich die zweite durch theologische
Tiefe bei aller Einfachheit der Form hervorsticht, mit K. Werner
dem Anfänge des 14. Jahrhunderts zu.
Neue Ausgaben älterer Schriftwerke bieten: Edm. Schmidt
O. S. B., » Regula S. P. Bencdicti , juxta antiquissirnos codd.
recognita «. (Ratisb., Pustet, 1892. 8°. XIV u. 143 S., 48 kr. i S., durch
seine kritische Ausgabe der Benedictinerregel (1880) bekannt,
folgt hier vorzüglich dem Cod. Sangallensis. n. 914 und verbessert
nach richtigen Grundsätzen die in den Handschriften überlieferten
Barbarismen. Sodann Dr. AI. Knöpft er, » Walafridi Strabonis
Uber de exordiis et incrementis quarundam in observationibus
ecclesiasticis rerurn «. (Monach. Stahl sen., 1890. 8°. XVII u. 114 S.,
fl. 1.44.) K. gibt nach einer sachlich gediegenen, sprachlich etwas
schwerfälligen Einleitung über Leben und Wirken des hervor¬
ragenden Abtes von Reichenau den Text des für die Erklärung
und Geschichte der katholischen Liturgie höchst interessanten
(wahrscheinlich 841 verfassten) Schriftchens nach dem t'od. Sangall.
n. 446.
Für die Apologie der katholischen Lehre und Kirche mit
Rücksicht auf ihre sociale Bedeutung erbringt ein bedeutendes
und wohlgeordnetes Material in Briefform Heinrich PeschS. J.
in »Die sociale Befähigung der Kirche in protestan¬
tischer Beleuchtung.« (Bes. Abdruck aus »Christu. Anti¬
christ.« III. Bd. Wittenberg u. Rom.) Berlin, 1892. »Ger¬
mania«. 8°. (264 S.) fl. 1.44. In unmittelbarer Anknüpfung an
aggressive, protestantische Schritten von G. Uhlhorn, Weber u. a.
beleuchtet P., unterstützt von einer ausgebreiteten Kenntnis der
einschlägigen Litteratur, gewandt und doch versöhnlich in der
Polemik, weitverbreitete Irrthümer von der angeblichen Cultur-
feindlichkeit und von antisocialen Tendenzen der katholischen
Kirche in Lehre und Praxis; gelegentlich finden geschichtliche und
theologische Erörterungen von bedeutender Tiefe, z. B. über das
canonische Zinsverbot. Platz; die Sprache ist gefällig und leicht.
Aus der Biographienlittcratur seien erwähnt: das »für das
Volk« berechnete und mit schlichten Bildern ausgestattetc Lebens¬
bild über »Dr. Johann Ev. Zalka, Diöcesanb ischof von
Raab, als Erinnerung an sein 25jährigcs Bischofs-
iubiläum«. Frei nach demUngari sehen von Georg
Hahnekamp (Raab, Maxa, 1802.8°. 44 S. fl. —20); ferner
das nach Vorlagen älterer Quellen bearbeitete, vorzüglich ascetischcn
Zwecken dienende Büchlein »Der heil. Rasso (f 954). Ein
christliches Heldcnleben aus der Ritterzeit«
von P. Bonav. Blatt mann O. S. Fr. (Stuttg., Roth,
1892. kl.-8°. XIV u. 291 S.); endlich »Die heil. Birgitta von
Schweden und ihr Klosterordcn.« Jubiläums¬
gabe zum 5. Centenar. der Canonisation, von
G. Binder. (München, Rahl sen. 1891. 8°. XXVI u. 205 S.
fl. 1.32), ein unter Benützung reicher Quellen in musterhaft schöner
Darstellung für litterarisch Gebildete geschriebenes Heiligenleben.
— nd—.
Katholica,
Der Katholik. LXX1II. (3. Folge, VII.) 1, Februar.
Maurus Wolter (Forts) — Hohler, D. dogmat. Kriterium
d. Kirchengesch. — Blank, D. Marienbild in d. ersten 3 Jhdten.
— Huppert, D. Augustinismus. — Litteratur. — Miscellen.
Cistercienser Chronik. V, 48.
Gesch. d. Gotteshauses Wettingen in d. Revolution. — Tm
Vorbeigehen. — Li pp, Cantica d. III. Nocturn. — D. General-
capitel d. reform. Cistercienser. (Schl.) — Nachrichten.
Pastor bonus. V, 2.
Cathrein. D. unabhängige Moral. II, III. — Burg, D. bibl.
Chronologie nach Schrift u. Tradition. II, 111. — Deppe* Ertheilg.
od. Verweigerg. d. Absolution? — Sauerland, D. Trierer I)om-
hospital während d. Mittelalters. — Mittheilgen. — Bücherschau.
Bonifacius-BroschUren. (Paderb., Bonifacius-Dr.) XXIV, 1,. 2.
(1.) Die sociale Wirksamkeit d. kathol. Orden. — (2.) Die
Wirksamkeit d. kathol. Orden auf geistigem Gebiet.
Correspondenz-Blatt f. d. kathol. Clerus Österreichs, v.
Hirn mclbauer (Wien). XII, 1.
Verlässungsstudien.— Beil.: Hirtentasche v. Edm. Langer.
XV, 1 : Belopotoczky, Subsidiäre Militärseelsorge. — Mitthei¬
lungen. — Augustinus, Litteraturblatt X, 1.
MUnsterer „Pastoralblatt“, v. Joeppen. XXXI, 1 u. 2.
D. kath. Lehrerverband Deutschlds. (Schl, in Nr. 2.) —
Behandlg. d. AfTects in d. Predigt. (Schl, in Nr. 2.) — Fälle u.
Fragen.
Akatholica .
Zeitschrift f. Kirchengeschichte. Xlll, 4.
Virck, Zu d. Berathgen d. Protestanten üb. d. Concilsbulle
v. 2. Juni 1536. — Seebass, Üb. d. sog. Instructiones Columbani.
— Appel, D. Syntcresis in d. mittelalterl. Mystik. — Gennrich,
Z. Chronologie d. Lebens Johanns v. Salisbury. — K o 1 d e,
Luther’s Gedanken vor d. ecclesiola in ecc/esia . — Nachrichten*
— Register.
Zeitschr. f. alttestamentl. Wissenschaft, hrsg. v. Stade.
(Giessen, Ricker.) XII, 1.
Valeton, Bedcutg. u. Stellg. d. Wortes Priestcr-
codex. — Fripp, Note on Genesis XVIII, XIX, — Nestle,
1 Sam. 18, 9 in d. Septuag. — Budde, Zum hebr. Klagelied. —.
ds., Vermuthgen. z. »Midrasch d. Buches d. Könige«. — Schill,
2 Sam. 17, 3. — Couard, D. religiös-nationale Bedeutg. d. Lade
Jahves. — Staerk, Z. Kritik d. Psalmenüberschriften.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Neteier B., Stellg. d. alttestamentl. Zeitrechng. in d. altoriental.
Gesch. 2. Untersuchg. d. Zeiträume, v. Salomo bis Noe. Münster,
Theissing. (23 S.) fl. —.30.
Der Mensch u. s. hohes Ziel. Nach e. alten Geistesmanne neu
bearb. v. e. Priester d. Erzdiöcese München-Freising. Stuttg.,
Roth. (150 S.) fl. —.36.
Daffner F., Gesch. d. Klosters Benedictbeurcn (704 — 1803) m.
Berücks. d. allg. Gesch. u. d. handschriftl. Litteratur. München,
M. Huttier (IV u. 432 S.) fl. 6.-.
Maas A. J.. A dav in the tcmplc. Freiburg, Herder. (215 S.)
fl. 1.80.
Schanz P., 1). Lehre v. d. heil. Sacramenten d. kath. Kirche.
Ebd. (VIII u. 757 S.) fl. 6.—.
Schindler J., St. Joseph, dargest. nach d. heil. Schrift. Akadem.
Vorträge. Ebd. (XVI u. 125 S.) fl. —.72.
Bert hier R. P., I/etude de la Somme theologique de S. Thomai*
d’Aquin. Freibg. (Schw.), Univ.-Buchh. (XXIII u. 333 S.) fl. 3.60.
C. H., Antworten d. Natur auf d. Fragen : Woher d. Welt, wo¬
her d. Leben? Thier u. Mensch; Seele. (Nach d. neuesten For¬
schungen.) Graz, Moser. (151 S.) fl. —.75.
Akatholica.
Bestmann H. J., D. Aufgaben d. Kirche u. ihrer Theologie in
uns. Zeit. Kropp. Eben-Ezer. (V u. 77 S.) fl. —.48.
Erd st ein Ch., Sde-Perachim. Talmudische u. bibl. Exegesen,
rationell erkl. m.gramm. u. krit. Bemerkgen u. m. e. psycholog.
Einleitg., die sich auf d. h. Sehr, stützt, bezogen. (In hebr.
Spr.) Wien, Lippe. (II u. 94 S.) 11. —.90.
FlemmingW., Z. Beurthlg. d. Christenthums Justins d. Märtyrers.
Leipz., Dörffling u. Franke. (IV u. 76 S.) fl. —.72.
Graue G. H., D. selbständige Stellg. d. Sittlichkeit z. Religion.
Braunschw., Schwetschke. (VI u. 219 S.) fl. 3.—.
Grünbaum M., Neue Beitr. z. semit. Sagenkdc. Leiden, Brill.
(IH u. 291 S.) 11. 4.50.
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103
104
Nr. 4. Obsterreichischbs Litteraturblatt. — II. JahrgAno.
Demnächst erscheint bei Veit u. Co.: Die Gottes - u. Logos¬
lehre d. Tatian mit ihren Berührungen in d. griech. Philosophie.
Von Dr. Wilib. Steuer (fl. 1.20); — bei Cotta in Stuttg.: Religion
u. Religionen . 5 Vortr. v. Theob. Ziegler (c. 9 Bg. fl. 1.20); —
bei Steinitz in Berl.: Erw. Kirchhoff, Ueh. das Glauben (fl. 1.20);
— bei Engelhardt in Strassbg.: Die Jesuiten. Keine Kampfschrift.
Von Ph. G. Firm (32 S., fl. —.30); — bei Friedrich in Leipz.:
Die Grundbegriffe in den Kosmogonien der alten Völker. Von
Dr. F. Lukas (18 Bg., c. fl. 3.60.)
Philosophie. Pädagogik.
Panholzer Joh., Job. Ign. von Felbiger's Methodenbuch
mit einer geschichtlichen Einleitung. (Bd. V der Bibliothek der
katholischen Pädagogik von F. X. Kunz) Freiburg i. B„ Herder,
1891. 8°. (XI und 368 S.) fl. 2.34
Volkmer Dr., Joh. Ign. von Felbiger und seine Schulreform.
Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 18. Jahrhunderts.
Habelschwerdt, Franke, 1890. 8°. (96 S.) fl. —.90.
Über die Wirksamkeit des Saganer Augustinerabtes
Felbiger für das Volksschulwesen Schlesiens und des
Kaiserstaates hat Stöckl in seinem Lehrbuche der Ge¬
schichte der Pädagogik 1876, S. 356 kein günstiges
Urtheil ausgesprochen, indem er ihm den zu engen An¬
schluss an das protestantische Berliner Schulwesen und
die Vertretung eines Staatsschulsystems, das dem Christen-
thume fremdartig ist, vorwirft. Ein so berufener Beur-
theiler Stöckl ist, so muss man ihm doch einhalten,
dass Felbiger doch mehr war als Importeur pieti-
stischer Methoden und sich von den späteren Organen
des Josephinismus wesentlich unterschied. Es ist richtig,
dass ihm die Pädagogik der Jesuiten und der Piaristen
mehr und Besseres geboten hätte als die Heckers und
Hähns, aber ebenso gewiss, dass die Zeitumstände die
Heranziehung auswärtiger Elemente nothwendig machten
und dass die Art, wie Felbiger dieses durchführte,
keine tiefergehenden Bedenken hat. So können wir es
der »Bibliothek der katholischen Pädagogik« danken,
wenn sie dem theresianischen Schulorganisator eine
Stelle gewährt hat, dem schon Baron Helfert in seiner
grundlegenden Geschichte der österreichischen Volks¬
schule ein Denkmal gesetzt hat. Die Einleitung des
Herausgebers ist dankenswert und stellt den Leser auf
den rechten Standpunkt zur Beurtheilung des »Methoden¬
buches«.
Die Schrift von Volkmer enthält schätzbare Details,
gibt aber auch ein entsprechendes Gesammtbild, wobei
sie Felbiger insbesondere als Schlesier feiert. Der Ver¬
fasser, Director des Lehrerseminars in Habelschwerdt
(Grafschaft Glatz), bestimmt den Reinertrag der Schrift
zur Errichtung eines Felbiger-Denkmales vor dem Seminar¬
gebäude, ein Grund mehr, das Büchlein zur Anschaffung
zu empfehlen.
Prag. O. Willmann.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, l.
Minor, Üb. d. allgem. Grundlagen d. nhd. Verskunst. -
Litterar. Anzeigen, darunter: Blass, D. attische Beredsamkeit
(Slameczka); — Plauti comoediae, cd. Schoell (Stowasser); —
Hrbek, Latinska mluvnice (Nemec); — Gindely, Lehrb. d. allg.
Gesch. (Nagele); — Frick, Physikal. Technik (Wallentin); —
Loos, D. prakt.-pädagog. Vorbildg. zum höheren Schulamte in
Deutschld. — Miscellen, Programmschau.
Das Humanist. Gymnasium. III, 3.
Blümlein, D. holländ. Gymnasium. — Hilgard, D.
griech. Studienreise bad. Philologen. (Forts.) — Maler, Mit¬
theilgen. aus Fouille’s »L’enseignement au point de vue national«.
(Schl.) — Recensionen, darunter: Lattmann, D. Verirrgen. d.
deutschen u. lat. Elementarunterrichts. (Stadtmüller); — Neuere
Aussergen. üb. Schulreform; — Aus d. Verhandlgen. d. preuss.,
bayr. u. bad. Abg.-Hauses. üb. d. in d. Gestaltg. d. gymn. Lehr¬
pläne eingetretenen Neuergen.
Christlich-pädagog. Blätter für d. öster.-ung. Monarchie, hrsg.
v. J. Panholzer. (Wien, »St. Norbertus«.)XV, 24 u. XVI, 1, 2, 3.
(24.) Jahresschluss-Gedanken. — Jugendl. Verbrecher 1892.
(1.) Neujahrsgedanken. — Amicus, D. Aufg. d. bibl. Gesch.-
Unterrichts. — (2.) D. Kreuzzeichen. — In hoc signo vinces. —
D. Katholikentag in Mainz u. d. Schule. — (3.) Zucht u. Strafe
in d. christl. u. in d. mod. Schule. — Gegen d. Kreuzzeichen.
Blätter f. d. bayr. Gymnasial-Schulwesen. XXIX, l.
We n i n g c r, Z. Frage d. Anschaugsunterr. an d. humanist.
Gymnasien. — Schiller, Zu Caes. bell. galt. VIII praef. § 2.
— Recensionen, darunter: Cicero’s Brutus ed. Piderit-Friedrich
(G. Ammon); — Szanto, D. griech. Bürgerrecht (Melber); —
Götz, Deutsche Gesch. in Fragen u. Antworten (Markhauser).
Rhein.-Westfäl. Schulzeltg. XVI, 14-16.
(14.) Lehrerbildner üb. Lehrerbildg. III. — Beitr. z. Reform
d. Volksschule. — (15.) E f f e r, Schleiermachers Ansicht üb. d.
Natur d. Gedächtnisses. (Forts, in Nr. 16.) — (16.) Stiefel-
hagen’s »Bibi. Gesch. f. d. kath. Volksschule« (Beck).
Neue Erscheinungen:
Cassel P., Gesamm. Schriften. I. D. Leben d. Menschen in Gesch.
u. Symbol. Berl., Boll. (XV u. 354 S.) fl. 6.—.
Schoop U., D. Zeichenunterr. zu Ende d. 19. Jhdts., s. Fordergen.
u. deren Begründg. u. d. Methodik d. heut. Zeichenunterr.
Zürich, Müller. (VIII u. 143 S.) fl. 2.40.
Vaihinger H., Commentar zu Kants Kritik d. reinen Vernunft.
II. Bd. Stuttg., Union. (VIII u. 563 S.) fl. 10.80.
Andreae C., Z. inneren Entwicklgsgesch. d. deutschen Lehrer¬
bildungs-Anstalten. Kaiserslautern, Tascher. (VII u. 162 S.)
fl. 1.80.
Paulinus M. f D. Sittenlehre Geulincx’, dargestellt in ihrem Zu¬
sammenhänge m. d. Metaphysik u. beurtheilt in ihrem Verhält¬
nisse z. d. Sittenlehre Spinozas. Leipz., Fock (114 S.) fl. —.90.
Oertel G., D. Cons^rvatismus als Anschaug. Leipz., Ungleich.
(104 S.) fl. —.78.
Kauffmann M., Immanente Philosophie, I. Buch: Analyse d.
Metaphysik. Leipz., Engelmann. (VI u. 130 S.) fl. 1.80.
Nemenyi J., Apäczai Csere Jänos mint paedagögus (J. Csere
als Pädagog.) Budap., Lampel. (71 S.) fl. —.60.
Adamek O., D. pädagog. Vorbildg. f. d. Lehramt an d. Mittel¬
schule. Graz, Leuschner u. Lubensky. (70 S.) fl. —.80.
Hammerstein L. v., S. J., D. preuss. Schulmonopol mit bes.
Rücks. auf d. Gymn. Freibg., Herder (VIII und 296 S.).
Demnächst erscheint bei Helmich in Bielefeld : Zur Frage
d. Erziehung unserer »höheren Töchter «. Von E. Vogelgesang
(fl. —36); — bei Hoffmann in Gera: Grundzüge e. allgem.
Methodenlehre d. Unterrichts. V on Rector Fr. Re gen er (8 monatl.
Lief, ä fl. —.30); — bei Mauke in Jena: Robinson als Stoff e. er¬
ziehenden Unterr. in Präparationen u. Concentrationsplänen nach
Herbart-Ziller'sehen Grundsätzen , bearb. v. Arno Fuchs (fl. 1.20).
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Böhmische Mittelschul-Programme.
In unserem ehemaligen lombardisch-venetianischen
Königreiche war es bei vermöglicheren Hochzeiten Sitte
— ich weiss nicht, ob sie jetzt noch und auch in an¬
deren italienischen Ländern besteht — statt alltäglicher
Huldigungen irgend ein interessantes Document, einen
kleineren Aufsatz zu publicieren und den Neuvermählten
zu widmen. In ähnlicher Weise ist es seit 1850 an
unseren Mittel- und Fachschulen Brauch geworden, den
jährlichen Schulnachrichten eine Abhandlung von allge¬
meinem Interesse voranzustellen, wodurch dieselben für
die Gesammt-Litteratur Wert und Bedeutung gewinnen.
Hier soll von einigen aus den Schuljahren 1891/92,
die der Redaction eingesendet wurden, kurze Nachricht
gegeben werden:
1. Vom böhmischen Gymnasium in Budweis: der
erste Theil einer grösseren Arbeit des Professors Dr. Jan
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105
Nr. 4. Oestekkeichischks Litteraturbijut. — II. Jahrgang.
106
Krystftfek »Vyznam sboru zäkonodärneho v döjinäch
revoluce francouzske«. (Die Bedeutung der gesetzgebenden
Versammlung für die Geschichte der französischen Revo¬
lution.) Den Verf. beschäftigen namentlich die franzö¬
sische Emigration (S. 10—18) und die kirchliche Frage
(S. 18 — 39.)
2. Von der k. k. Ober-Realschule in Pisek: »Rftzne
ph'spövky k döjinam mesta Pisku« (Verschiedene Bei¬
träge zur Geschichte der Stadt Pisek) von Professor
Jan Matzner: 1. eine Uebersicht der Stadtgeschichte;
2. ein Blick auf die vorgeschichtliche Zeit (Za doby
pravöke); 3. von dem städtischen Bierbraurecht (0 p*ava
värecnem); 4. Häuserzahl und Bevölkerung der Stadt
von 1567 —1890.
3. und 4. Vom mährischen Staats-Gymnasium in
Prerau : »Vyznam Srbska v dejinach ri§e rakousko-uherske
od roku 1350 do r. 1790« (Bedeutung Serbiens in
der österreichisch-ungarischen Geschichte von 1350 bis
1790) von Professor Franz Oäöädal. Der Verf. ver¬
theilt seinen Stoff in die Partien »Serbien«, »Ungarn«,
»Das Königreich Böhmen«, »Das Königreich Polen«
(Programm 1891, S. 1—28); es sind dies übersichtliche
Zusammenfassungen ohne Anspruch auf selbständige For¬
schung. Eingehender, obwohl auch nicht aus den Quellen,
sondern auf Grund der Forschungen Majkov’s, Krones’,
Gindely’s, Kalousek’s u. a. bespricht das Programm 1892,
S. 1—38, I. die Zeit des die Länder und Völker be¬
herrschenden deutschen und türkischen Einflusses, sowie
die inneren Verhältnisse 1526—1604; II. die Zeit des na¬
tionalen Widerstandes und der Erhebung, die innere
Lage des Landes, das kroatisch slavonische Königreich
und die Militärgrenze 1604—171 1; III. die Zeit der
nationalen Schwäche und Ohnmacht, wieder mit Berück¬
sichtigung der allgemeinen Angelegenheiten des Reiches
und der kroatisch-slavonisch-serbischen Militärgrenze ins¬
besondere 1711 —1790.
5. Vom böhmischen Gymnasium in Troppau: »Kläster
sv. Kläry (nyni vlädni düm) v Opavö« (Das Kloster der
hl. Clara [jetzt Regierungsgebäude] in Troppau) von
Director Vincenz Prasek. Die fleissige Arbeit beruhtauf
sorgfältiger Benützung der Litteratur und eigenen archi-
valischen Studien. Die Reihe der Aebtissinnen beginnt
1308 mit einer Margarethe und reicht bis Maria Theresia
Lindemann, unter welcher 1781 — 1 782 die Josephinische
Aufhebung erfolgte. Die Klosterfrauen konnten sich lange
nicht entschliessen, die gewohnten Räume zu verlassen,
aus ihrem klösterlichen Verband zu treten und den Ordens¬
habit mit weltlicher Kleidung zu vertauschen, mussten
es aber zuletzt doch thun. Eigenthümlich ist, dass sich
aus den Troppauer Sterbe-Matriken, wie der Verf. ver¬
sichert, keine Andeutung des Todesfalles einer gewesenen
St. Clara-Nonne entnehmen lässt. Helfert.
Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Acten-
stücken. Herausg. durch das k. preuss. Institut in Rom und die
k. preuss. Archivverwaltung. 1533 — 1559, Bd. II. Nuntiatur des
Moronc 1536—38. Im Aufträge des k. preuss. histor. Instituts
in Rom bearbeitet von Walter Friedensburg. Gotha, F. A.
Perthes. 1892. 8'». (VIII u. 470 S.) 6. 8.40.
Mit dankenswertem Fleiss und Geschick hat der
Bearbeiter die in den Staatsarchiven von Neapel und
Parma, sowie in der Bibliothek und dem Archive des
Vaticans bisher unberührt gelegenen Papiere Moroncs
aus der Zeit seiner ersten Nuntiatur bis auf kleinere,
übrigens nicht empfindlich hervortretende Lücken ge¬
sammelt. Wer in der Correspondenz des 28jährigen
Nuntius Nachrichten von ähnlichem Werte zu finden ver-
muthete, wie ihn die späteren Berichte desselben aufweisen,
wird sich in seinen Erwartungen eher übertroffen als
enttäuscht sehen. Giovanni Morone’s Depeschen aus d.
J. 1536—38 fesseln nicht nur durch ihren interessanten
Inhalt und eine angenehme Darstellung, sondern über¬
raschen auch durch die Richtigkeit und Reife, womit
derselbe die Zeitereignisse auffasst und beurtheilt. Über
die äussere Einrichtung des vorliegenden zweiten Bandes,
dessen Herausgabe gleichzeitig mit dem ersten (vgl. Öst.
Litt.-Bl. I, 374) erfolgte, ist nichts Neues zu sagen; hin¬
gegen verdient derselbe seinem Inhalte nach volle Wür¬
digung. Wir heben bloss die Hauptmomente hervor, in
welchen unsere bisherige historische Erkenntnis eine mar¬
kante Beleuchtung oder einen Zuwachs erfährt.
Mit grossem Eifer und Verständnis verfolgt Morone
während der ganzen Zeit seiner Nuntiatur die ungarische
und die Türken-Angelegenheit. Er schildert, wie sich
König Ferdinand nach der mitten in einer Waffenruhe
erfolgten Einnahme von Kaschau durch Joh. Zapolya
entschloss, den Krieg gegen diesen seinen Widersacher
neuerlich zu eröffnen, obwohl er von seinem kaiserlichen
Bruder, der vollauf mit seinen Rüstungen gegen Frank¬
reich beschäftigt war, wenig oder gar keine Unterstützung
hoffen durfte und obwohl die Türken zur selben Zeit das
wichtige Clissa zu Fall brachten und die Küstenländer
der Adria durch eine starke Flotte immer mehr bedrängten.
Durch die Vermittlung des Kaisers kamen zwar im fol¬
genden Jahre (1537) Verhandlungen zwischen Ferdinand
und Zapolya in Gang; allein während letzterer dieselben
nur in die Länge zu schieben trachtete, vollzog sich
die verhängnisvolle Katastrophe vom 9. Oct. 1537.
Morone’s Depeschen klären uns über die die dunklen
Begebnisse von Esseg nicht auf; doch ersehen wir aus
ihnen, wie von nun an die Bemühungen Ferdinands,
einen ehrenvollen Frieden von Zapolya zu erlangen, er¬
folgreicher blieben, da auch dieser die Übermacht des
Sultans in Ungarn ebenso zu fürchten hatte, als König
Ferdinand. Den Antheil, den der kais. Gesandte am rö¬
mischen Hofe, der erfahrene und allgemein geschätzte
Erzbischof von Lund, an dem endlichen Zustandekommen
des Vergleiches vom Februar 1538 nahm, würdigt Morone
in durchaus richtiger Weise.
Von ausschlaggebender Bedeutung sind Morone’s De¬
peschen für die deutschen Verhältnisse. Wie bekannt,
ist die Entwicklung derselben in religiöser und politischer
Beziehung während der Jahre 1537 und 1538 innig
verknüpft mit der Mission, welche der Reichsvicekanzler
Mathias Held in dieser Zeit als Bevollmächtigter des
Kaisers zu erfüllen hatte. Auf Grund ungenügenden
Ouellenmaterials haben manche Geschichtsschreiber, die
protestantischen fast ausnahmslos, den ebenso entschieden
kaiserlich als päpstlich gesinnten Vicekanzler ob der
Ausführung seiner Mission verurtheilt.
Wie Bearbeiter in dem einleitenden Aufsatze aus¬
führt, ergibt sich aus den Berichten Morone’s, dass Held
weder die kaiserliche Instruction vom October 1536
überschritten, noch auch eigenmächtig und gegen den
Willen des Kaisers und des Königs Ferdinand den kath.
Gegenbund betrieben habe. Die erwähnte, immerhin
merkwürdige Instruction gab die äussersten Grenzen an,
bis zu welchen Held den Protestanten entgegenkommen
durfte. Am Wiener Hofe, woselbst Held vor seiner Ab-
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107
108
Nr. 4. — Obstkrrkichischks Li iteraturbi.att. — II. Jahrgang.
reise nach Deutschland länger weilte, wurde aber nach
eingehenden Berathungen eine »schärfere Tonart« gegen
die Protestanten beschlossen. Heids Auftreten in diesem
Sinne auf dem Schmalkaldener Tage (März 1537) wurde
von beiden Souveränen gebilligt; Held wurde sogar mit
einer neuerlichen Mission nach Deutschland betraut. Die
— bisher nicht ans Licht gekommene — Instruction für
dieselbe muss als Hauptpunkt geradezu die Gründung
eines kath. Bundes enthalten haben; Morone sagt nicht
nur im Berichte vom 27. April 1538 (Seite 28 of.)
ausdrücklich, dass Held seit Jahresfrist im Aufträge des
Kaisers an dem Zustandekommen eines Bundes der
deutschen katholischen Fürsten arbeite, sondern weiss
auch von der persönlichen Berichterstattung Held’s am
römischen Hofe (October 1537) an bis zur erfolgten
Gründung des Nürnberger Bundes nur Lobes- und Zu¬
stimmungsäusserungen über dessen Thätigkeit zu melden.
Wer übrigens die Befürchtungen in Betracht zieht, welche
nach Morone’s wiederholten Berichten die kriegerischen
Rüstungen der Protestanten am römischen Hofe hervor¬
riefen, wird begreifen, wie nahe der Gedanke eines
kath. Defensivbundes nach Art des gegnerischen gerade
damals lag.
Morone’s eingehende Äusserungen über die Concils-
angelegenheit geben Friedensburg Gelegenheit, in der Ein¬
leitung wieder der Frage nachzugehen, ob Paul III. in dieser
Zeit das allg. Concil ernstlich oder nur zum Scheine gewollt
habe. Die erste Prorogation desselbenbeweist dem Bearbeiter
das letztere; denn die Begründung derselben mit den Schwie¬
rigkeiten, welche der Herzog von Mantua wegen Überlas¬
sung dieser Stadt bereitete, sei für den Papst ein »recht
fadenscheiniger Vorwand« gewesen, »des Concils über¬
hoben zu bleiben«. Uns scheint diese Meinung des Be¬
arbeiters treffend widerlegt durch das in den »Beilagen«
mitgetheilte Gutachten ( [Alexanders], nach Mitte April 1537)
in dieser Frage. Papst Paul III. hätte sich gewiss nicht
einreden lassen, den Ort des künftigen Concils selbst
ohne voraufgehende zeitraubende Verhandlungen mit den
einzelnen Mächten zu bestimmen, wenn er das Concil
ad graecas calendas verschieben wollte. Dass der Papst
für die folgenden Prorogationen nicht verantwortlich zu
machen ist, gibt auch Friedensburg zu.
In bisher nicht bemerktem Zusammenhänge und mit
seltener Ausführlichkeit wird in den Depeschen geschil
dert, wie auf Anregung des Kurfürsten Joachim II. von
Brandenburg jene Versuche einer Verständigung zwischen
den Katholiken und Protestanten eingeleitet wurden,
welche in den folgenden Religionsgesprächen recht eigent¬
lich zum Ausdrucke kamen.
Wien. Dr. Ign. Stich.
Histor. Jahrbuch d. Görres-Gesellschaft, hrsg. v. Grauert
Pastor u. Schnürer. XIV, 1.
Schlecht, D. geheime Dispensbreve Pius IV. f. d. röm.
Königskröng. Maximilians II. — Gottlob, Aus d. Rechngsbüch.
Eugens IV. z. Gesch. d. Florentinums. — Kl. Beiträge. Darunter:
Meister, D. Nuntiatur v. Neapel im 16. Jhdt. — Schröder,
Beiträge z. Lebcnsbilde Dr. O. Naehtgalls. — Reccnsionen:
Schulte, Markgraf Ludw. Wilh. v. Baden u. d. Reichskrieg gg.
Frankr. 1693—1697. (Hirn.) — Pribram, Urkk. u. Actenstücke
z. Gesell, d. Kurfürsten Friedr. Wilh. v. Brandenbg. XIV. (Österr.)
(Hirn.) — Zeitschiiltenschau. — Novitätenschau. — Nachrichten.
Histor. Zeitschrift (v. Svbel u. Lehmann). LXX (N. F. XXXIV), 2.
Varrentrapp, Briefe v. Pufendorf. II. — v. Sy bei, E.
Tochter dreier Väter. — Meyer v. Knonan, D. histor. Kritik u.
d. geschichtl. Gedächtnistage d. Schweiz. Ei Jgenosscnsch. i. J. 1891.
— Gen. Müffling üb. d. Landwehr. — Recensionen, darunter:
Ad. Bauer, Litterar. u. histor. Forschgen zu Aristoteles' ’Afbjvai'cwv
TroXiTEiot. (Beloch); — Baudrillart, Philippe V. et la cour de
France (Pribram): — Keussen, D. Matrikel d. Univ. Köln 1389
bis 1559 (Wanbald); — Jung, Inventar d. Frankf. Stadtarchivs
(Wanbald); — Friedländcr, Altere Univ.-Matrikeln. I. Frankf. a/O.
III. (Wanbald).
Zeitschrift f. deutsche Culturgeschichte, N. F. III, 2, 3.
Chr. Meyer, Studien z. Gesch. d. modernen Gesellschaft.
(Forts.) — John, Z. Culturgesch. d. westl. Böhmens. — Varges,
D. Polizeigesetzgebg. d. Stadt Braunschweig im M.-A. — Kleine
Mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Rod.E., La vie privee de Michel Tcissier. Lausanne, Pavot.
(VIII u. 340 S.) fl. 1.68.
Vetter Th., Engl. Flüchtlinge in Zürich in d. 1. Hälfte, d. 16.
Jhdts. (Neujahrsblatt, hrsg. v. d. Stadtbibi, in Zürich auf d.
J. 1893). Zürich, Höhr u. Fäsi. gr.-4°. (23 S ) fl. 1.32.
Warschauer A., Stadtbuch v. Posen, I.: D. mittelalt. Magistrats¬
liste. D. ältesten Protokollbücher u. Rechngen. 2 Bde. Posen,
Jolowicz. (198 u. 529 S.) fl. 7.20.
Planta P. C. v., A. R. v. Planta, e. republik. Staatsmann. Zürich
Orell-Füssli. (170 S) fl. 1.20.
Mayer M., Bayerns Handel im M.-A. u. in d. Neuzeit. Histor.
Skizze. München, Pohl. (VI u. 100 S.) fl. 1.20.
Gyurätz F., Gusztäv Adolf sved kiräly eletc. (Leben Gustav
Adolfs.) Budap., Hornyänszky. (VIII u. 437 S.) fl. 1.80.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Hertz Martinus: Q. Horatii Flacci Carminareleglt etapparatu
critico selecto instruxit M. H. Berolini, Weidmann, 1892. 8 a .
(VI und 239 S.) fl. 1.44.
In der Einleitung glaubte der Herausgeber sich ent¬
schuldigen zu müssen, dass er die nicht geringe Zahl
der Horaz-Ausgaben um eine neue vermehre. Das war
wirklich nicht nothvvendig; diese Ausgabe können wir
immer noch brauchen, ja, ich stehe nicht an, sie mit
dem horazianischen Wort: » Hoc erat in votis « zu be-
grüssen. Der Herausgeber klagt wohl, dass ihm die Parole
gegeben ward, den kritischen Apparat auf das aller-
mässigste zu beschränken; aber der Leser fürchte
nicht, dass er gar zu karg bedacht werde. Den kritischen
Staub hat Hertz freilich von den Füssen geschüttelt;
dass Od. III, 6, 9, die Hss. statt monaeses folgende
Varianten bieten: monesses , nonesses,monessils,monaesis,
monesis , monaessis , tnonessis, die in der kleinen (!) Aus¬
gabe von Keller-Holder mit Beisetzung der Hss.-Siglen
zu finden, erfährt der Besitzer von Hertz’ Ausgabe aller¬
dings nicht. Dafür ist er auch der Beschwerde enthoben,
aus der Menge Spreu die kritischen Goldkörner mühsam
herauszusuchen. Vorzüglich wichtig wird die vorliegende
Ausgabe durch die Berücksichtigung der Codices Blandinii,
denen bekanntlich Keller-Holder vollständig den Laufpass
gegeben haben. Hertz hält die richtige Mitte ein zwischen
ungerechtfertigter Überschätzungund gänzlicher Ignorierung.
Der Commentator Porphyrion ist ebenfalls kritisch ver¬
wertet, mehr als anderswo, aber unserer Ansicht nach
doch noch zu wenig. In der Text-Reconstruction selbst ist
Hertz sehr conservativ zu Werke gegangen; doch haben
die wichtigsten Ergebnisse der Conjectural-Kritik in den
Anmerkungen gewissenhafte Beachtung gefunden ; nur die
Kritiker „ qui lanionum more in poetam grassantur «
hat er nicht berücksichtigt. Wir sagen gewiss nicht zu
viel, wenn wir behaupten, die jüngste Horaz-Ausgabe
wird bald in jeder, auch der kleinsten, philologischen
Bibliothek zu finden sein.
Wien. M. Gitlbauer.
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109
Nr. 4. — Oesterreichisches Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
110
Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem VIII.
bis XII. Jahrhundert, herausgegeben von K. Mül len hoff
und W. Scherer. Dritte Ausgabe von E. Ste i nmey er. Erster
Band: Texte (XLIll und 321 S. 11. 4.20). Zweiter Band: An¬
merkungen. (492 S. 11. 7.20). Berlin, Weidmann’sche Buch¬
handlung, 1892. gr.-8°.
Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1864, die zweite,
vermehrte und verbesserte 1873. Die beiden Häupter der Lach-
mann’schen Schule — denn auch Moriz Haupt lieh der ersten
Ausgabe seinen fortlaufenden Beistand — hatten sich zusammen-
gcthan, um mit einem jungen Wiener Gelehrten als Dritten im
Bunde »die zerstreuten kleineren Stücke der altdeutschen Sprache
und Litteratur in eine Sammlung zu vereinigen und sie zugleich
einer sorgfältigeren Betrachtung zu unterwerfen als ihnen bis
dahin zu Theil geworden war«. Das Unternehmen fiel in eine
Zeit, wo nach dem ersten Ansturm auf die Lachmann’sche Schule
in den fünfziger Jahren durch Holtzmann und Zarncke, unter
dem tönenden Schlagworte von der Popularisierung der germanisti¬
schen Wissenschaft, das Dioskurenpaar Pfeiffer und Bartsch frei¬
willig die Höhe aufgab, welche die Germanistik bis dahin auf
mühsamem Wege erstiegen hatte, und durch wässerige Ausgaben
mittelhochdeutscher Dichter das grosse Publikum zum Mitgenuss
an unserer älteren Litteratur glaubte heranziehen zu können.
Hatte ein Jahrzehnt früher Müllenhoff in hell aufloderndem
Zorne sich gegen die Bekämpfer der Lachmann’schen Lieder¬
theorie in den Nibelungen erhoben, so trat er nun im Vereine
mit seinem Schüler Wilhelm Scherer, dessen reiche Phantasie
in der strengen Zucht der Berliner kritischen Schule zugleich gebän¬
digt und befruchtet ward, dem von gegnerischer Seite eingeleiteten
Verfalle im philologischen Betriebe entgegen, indem er in den »Denk¬
mälern« ein die reichste Anregung und unerschöpfliche Belehrung
bietendes, auf lange Jahre nachwirkendes Beispiel hinstellte, wie
man es machen müsse, um, ferne von falscher Popularitäts¬
hascherei, der Wissenschaft zugleich und dem nationalen Leben
zu dienen: denn dass letzteres der Philologe müsse, hat viel¬
leicht keiner tiefer gefühlt und stärker ausgesprochen als Müllenhoff
(vgl. Deutsche Alterthumskunde 1, VIII f.) — Die Popularisierung
der Ergebnisse der germanistischen Wissenschaft nahm Scherer
späterhin für sich allein in seiner Weise in die Hand : wie er da
die Nation mit sich fortriss, ist allbekannt.
Dieser Bedeutung des Buches, der selbst seine Gegner sich
nicht völlig entziehen konnten (man lese z. B. Zarncke’s Recen-
sion in seinem Litt.-Centralbl. 1864, Sp. 233—237), entsprach
sein Erfolg. Die Geschichte der altdeutschen Litteratur sah sich
auf einen ihr bisher fremden, reiche Ernte verheissenden Boden
gestellt; sie sah sich erlöst aus dem Banne der unfruchtbaren
ästhetischen und schematischen Betrachtungsweise; durch die
Anknüpfung der ältesten deutschen Literaturdenkmäler an die
Geschichte der Bekehrung Deutschlands zum Christenthum unter
den Karolingern gewann sie feste Haltepunkte für die Chrono¬
logie. Dazu kamen die Aufschlüsse über die Entwickelung der
deutschen Spracheinheit und der hochdeutschen Schriftsprache,
über die altdeutsche Metrik, Reim- und Verskunst: endlich frucht¬
bare Studien zur Geschichte der Theologie und Musik des Mittel¬
alters. Die beiden Herausgeber selbst zogen in eigenen Aufsätzen
die erste Summe der überraschenden Ergebnisse, zu denen ihr
Buch sie geführt hatte. Namentlich war es Scherer, der bis in
seine Strassburger Zeit (1872—1879) hinein auf Grund der »Denk¬
mäler« der Geschichte der deutschen Dichtung bis ins XII. Jahr¬
hundert in geistreich entworfenen und fesselnd hingeworfenen
Flugschriften neue Bahnen zu weisen versuchte.
Wie die zweite Ausgabe der »Denkmäler« durch die hinter
den Text und die Anmerkungen als Anhang nachgetragene
»Lorscher Beichte« (Nr. 72 b ) über sich hinaus deutete, so dachte
Scherer gleich nach ihrem Erscheinen einer kommenden dritten
vor. Ihr galten verschiedene Aufsätze, die er seit 1874 in der von
Müllenhoff und ihm unter Elias Steinmeyer’s Redaction
herausgegebenen »Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche
Litteratur« veröffentlichte und in denen er strittige Punkte und
offen gebliebene Fragen der »Denkmäler« einer neuen Besprechung
unterzog. Als 1879 Karl Barack ein bis dahin ganz unbekanntes
geistliches Gedicht in alemannischer Mundart des XI. Jahrhunderts,
das *Memento mori€ f ausserdem der Nr. 31 der »Denkmäler«,
dem »Gesänge Ezzos von den Wundern Christi« eine ältere Fas¬
sung des Textes auffand und beides in Band 23 # der genannten
Zeitschrift zum Abdrucke brachte, widmete Scherer dem erstem
Funde sogleich in Band 24 eine kritische Untersuchung, die er
mit den Worten einleitcte : »Barack’s glücklicher Fund, den wir
die Freude hatten in dieser Zeitschrift zuerst zu veröffentlichen,
wird in seinen beiden Theilen den Denkmälern zu Gute kommen.«
.Aber weder Müllenhoff noch Scherer sollten diese dritte
Ausgabe erleben. Ihr Erbe ward Prof. El. Steinmeyer in Er¬
langen, dem der Verleger die Uebernahme der Arbeit im Jahre
1887 antrug. Lange sträubte er sich mit der ihm eigenen stren¬
gen Gewissenhaftigkeit dagegen. Es sollte das alte Werk bleiben,
und doch den wissenschaftlichen Ucberzeugungen der Gegenwart
nahe gebracht werden. Ein unveränderter Wiederabdruck der
zweiten Ausgabe, etwa mit kargen Nachträgen aus den Hand¬
exemplaren der verstorbenen Herausgeber war gerade bei diesem
Buche unthunlich, das zu so vielen Untersuchungen der erste An¬
lass geworden und nun durch die Nachforschung in vielen Punkten
überholt war; eine principielle Umarbeitung des Werkes auf Grund
des heutigen Standes der Wissenschaft verbot sich aus Pietäts¬
und praktischen Gründen. In der Vorrede deutet Steinmeyer an,
dass er eine ganz neue ähnliche Sammlung an Stelle der »Denk¬
mäler« zu setzen für erfreulicher und in der Sache förderlicher ge¬
halten hätte: zuletzt überwog alle Bedenken der Wunsch, das
Gedächtnis seines verewigten Lehrers Müllenhoff kommenden
Germanistengeschlechtern lebendig zu erhalten. Steinmeyer ent¬
schloss sich, »dem Buche die Ergebnisse der neueren Forschung
unter thunlichster Wahrung seines ursprünglichen Charakters ein¬
zuverleiben« — und wir wissen es ihm Dank.
Zunächst theilte er das Werk in zwei Bände, deren erster
den Text, der zweite die Anmerkungen enthält. (Zusammen sind
jetzt 857 Seiten, gegen 689 in dem einzigen Bande der zweiten
Ausgabe.) Man kann so bequem beides nebeneinander legen und
braucht nicht wie früher unausgesetzt vor- und zurückzublättern.
Ebenso praktisch ist, woran schon Scherer dachte, die Verweisung
des kritischen Apparates aus den Anmerkungen unter die Texte;
ferner die Wahl etwas grösseren Druckes für die Anmerkungen,
statt der augenangreitenden Diamantlettern der früheren Ausgaben,
und die Einführung von Columnenüberschriften. Im Übrigen
erinnern Format und Ausstattung völlig an die beiden ältern
Ausgaben; das Papier ist, sehr zum Vortheile der jetzigen Edition,
weisser und stärker. — Die Anzahl der Literaturdenkmäler (100)
ist nach den Nummern dieselbe geblieben, 50 poetische, 50
prosaische Stücke; aber war diese Zahl schon in der zweiten
Ausgabe durch Einschübe mit a), b) . . . alteriert, so ist dies in
der dritten noch mehr der Fall. No. 72\ die Lorscher Beichte ist
natürlich aus dem Nachtrage in den Text aufgenommen; daraut
folgt die frühere No. 53, »BairischeGlaubensfragen« in erweiterter
Gestalt, weil von der Lorscher Beichte abhängig, als No. 72°
»Bruchstücke einer Beichte«. No.78, vormals bloss das St.Emmera-
mer Gebet enthaltend, ist nun in No. 78* und 78 b zerlegt und
enthält jenes unter letzterer Ziffer; No. 78* ist eine in das
Emmeramer Gebet aulgenommene bairische Beichtformel in selb¬
ständiger Wiedergabe. Die poetischen Stücke haben Zuwachs
erfahren durch Aufnahme des »Memento mori« als No. 30 b
zwischen No. 30 »Himmel und Hölle« und No. 31, dem Ezzoleich.
Nicht durch Zahlenänderungen verrathen sich die Bereicherungen
des Textes im Ezzoleich selbst, im »Friedberger Christ und
Antichrist« (No 33), im »Arnsteiner Marienleich« (No. 38), in
einigen der Segen (No. 47), in der Predigt (No. 86 c ).
Von den sachlichen Änderungen wird die Arbeit Müllen-
hoffs stärker betroffen als die Scherers — oder, da ersterer in
der Hauptsache die poetischen, letzterer die prosaischen Stücke
übernommen hatte, die poetischen stärker als die prosaischen.
Dies erklärt sich aus der grossem Menge von Streitfragen, die
sich an die poetischen Stücke knüpfen; aus den Schwierigkeiten,
die bei dem Stande der Überlieferung gerade von den ältesten
derselben herkommen; endlich aus den überkritischen Constructio-
nen und Reconstructionen, denen Müllenhoff nicht wenige von
ihnen unterzogen hatte. Gleich bei den ersten drei Nummern,
dem Wessobrunner Gebet, dem Hildebrandsliede und dem Mü-
spilli, ward nöthig, unter den verkünstelten Text Müllenhoffs einen
der handschriftlichen Überlieferung sowohl als dem heutigen Stande
nach Auffassung des Sinnes und Einsicht in den metrischen Bau
hin näher bleibenden zweiten Text zu stellen. Ein verschiedenes
Bild von dem, das »Ezzos Gesang von den Wundern Christi« vor
Auffindung seiner ältern Gestalt in Müllenhoffs Textrecension bot,
zeigt dies Gedicht nunmehr, wo die echten und die unechten
Theile in den ersten Strophen neu und anders zu bestimmen
waren. Die No. 13, in den beiden früheren Ausgaben »Stücke
einer Psalmenübersetzung« betitelt, heisst jetzt unvorgreiflicher
»Psalm 138. 139« — Von den prosaischen Stücken hat nach Text
und Excurs hin, ausser den schon erwähnten Nummern 53=72°
und 78, nur die Nummer 80 einschneidendere Veränderungen
erfahren: vormals als »Brief Ruodperts von St. Gallen« das
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111
Nr. 4. — Okstrrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
112
Hauptargument für die völlig aus der Luft gegriffene sangallische
Übcrsetzerschule. Nun der Eingang des Briefes als moderne
Fälschung Goldasts (1600) erkannt ist, liess sich das Stück auch
nur als »Sangallcr Schularbeit« halten und der daran geknüpfte
Excurs Scherers, der sich in den weitestgreifenden Combinationen
über jene angebliche Übersetzerschule ergieng, musste ganz fallen.
Steinmeyers Zusätze betreffen theils den kritischen Apparat,
theils die Anmerkungen, theils die auf die letztem folgenden, das
letzte Wort sprechenden oder wenigstens suchenden Excurse.
Stets bestrebt, auch dort, wo er ändern muss, »von dem sachlichen
Gehalt der altern Darstellung nichts verloren gehen zu lassen«,
nimmt er >im Allgemeinen den Standpunkt eines sorgsam nach¬
prüfenden, unbefangenen Rccensenten« ein. Dies zeigt sich nicht
nur in der mühevollen Revision der Literaturnachweise der beiden
altern Ausgaben, sondern auch, und am willkommensten und
belehrendsten, in den Nachworten, die er den Excursen der
beiden ersten Herausgeber als Abschluss der einzelnen Nummern
(nicht jeder!) anreiht und worin er den dermaligen Stand der
Forschung, beziehungsweise seine zustimmende oder abweichende
Stellung zu den Ausführungen seiner Vorgänger darlegt. Es ist
stets reinliche und musterhaft orientierende Nacharbeit. An man¬
chen, namentlich von Scherer bearbeiteten Stücken fand sich gar nichts
zu ändern. Soweit die musikgeschichtlichen Beiträge in Betracht
kommen, ist das Stehenbleiben zu bedauern. Die nöthige Revision
dieser seiner Ausführungen hatte Scherer zu No. 12 (Radperts
Lobgesang auf den h. Gallus) schon in der zweiten Ausgabe als
ihm zur Zeit unmöglich abgelehnt; das steht auch jetzt in der
dritten noch so, weil Steinmeyer freimüthig bekennt, dass ihm
»jedes Verständnis für Musik mangle.« Glücklicher Weise bilden
die musikgeschichtlichen Excurse keinen sehr hervorragenden
Theil des ganzen Werkes.
Wie dem Referenten wird es wohl noch andern von uns
Altern ergangen sein, als ihnen nach langem Harren die dritte
Ausgabe des unentbehrlichen Buches vor Augen und in die Hände
kam. Ein Nachklang jener jugendlichen Begeisterung, mit der wir
einst vor Jahren die zweite Ausgabe studiert und unserm Geiste
zu Eigen gemacht, kommt angesichts dieser dritten über uns.
Müllenhoffs hoher sittlicher Ernst, seine Strenge gegen sich und
Andere, seine selbstlose Hingabe an das nationale Ideal, sein
erhabenes Zürnen wider alles, was der Wahrheit entgegen — auf
der andern Seite Scherers glänzende Combinationsgabe und reiche
Phantasie, die das Entlegenste verbindet, das Todte belebt, auch
das Sprödeste bezwingt und mit einem Ruck die Vergangenheit
lebenswahr vor uns hinzaubert : diese beiden Genien, die, a ! s sie
noch lebten, aus jedem Blatte der »Denkmäler« vorleuchtend und
nachziehend uns anblickten, sie sprechen auch aus der neuen
Gestalt, die ihrem Werke unter ihres Schülers und Freundes
Händen geworden ist, mit der alten Vcrnehmlichkeit zu uns. Dass
es dem jetzigen Herausgeber gelang, in aller das Ursprüngliche
so leicht verwischenden Nachfeile uns dies Bild und Vorbild zu
erhalten, darin sehen wir sein eigenstes und schönstes Verdienst.
Wien. Dr. Richard Mülle r.
Jahresbericht Uber die Erscheinungen auf dem Gebiete
der germanischen Philologie, herausgegeben von der Ge¬
sellschaft für deutsche Philologie in Berlin. Dreizehnter Jahr¬
gang 1891. Leipzig, Reissner, 1892 (IV u. 478 S.) 11. 4.80.
Im Jahre 1879 vereinigten sich acht damals noch
junge Germanisten zur Herausgabe des germanist. Jahres¬
berichtes : G. Bötticher, Emil Henrici, Ernst Henrici,
K. Kinzel, H. Löschhorn, E. Peters, W. Seelmann,
J. E. Wackernell. Ihre Absicht war, in übersichtlicher
Darstellung dasjenige zur Anschauung zu bringen, was
auf dem Gebiete der germanischen Philologie von Jahr
zu Jahr in Büchern und Aufsätzen geleistet wird. Diese
Wissenschaft sollte dadurch anderen gleichgestellt werden,
denen bereits ähnliche Jahresberichte zu Gebote standen.
Heute liegt der dreizehnte Band des Werkes vor: wohl
schon allein der Beweis, dass das Werk seinen Zweck
erfüllt. Die Zahl der Mitarbeiter hat mannigfach gewechselt
und sich gemehrt; doch die Anordnung des Werkes
ist in allem wesentlichen bis heute gleich geblieben.
Es werden sämmtliche Neuerscheinungen vorgeführt .und
meistens mit einer kurzen Inhaltsangabe begleitet; ausser¬
dem alle Recensionen verzeichnet, welche darüber er¬
schienen sind, so dass man sich jederzeit orientieren
kann, welche Aufnahme ein Werk bei der fachmännischen
Kritik gefunden hat. Dadurch wird auch die Parteilichkeit
am besten ferne gehalteneine bestimmte Stellung zu
den Streitfragen in der Wissenschaft wird grundsätz¬
lich abgelehnt. Absichtlich fortgelassen werden nur
Zeitungsartikel ohne wissenschaftlichen Wert und An¬
zeigen wissenschaftlicher Bücher in politischen Zeitungen
und belletristischen Zeitschriften, da sie als leerer Ballast
nur der Übersichtlichkeit schaden würden. Die Grenzen
sind so weit gezogen als das Wort Germanistik erlaubt,
nur die neuere Litteratur von 1624 angefangen bleibt
ausgeschlossen; dafür werden Alterthumskunde, Cultur-
geschichte, Recht, Mythologie und Volkskunde, Englisch,
die skandinavischen Sprachen, Friesisch, Niederländisch
und das Latein des Mittelalters und der Humanistenzeit
behandelt. Ein ausführliches Personen- und Sachregister
in jedem Bande ermöglicht das rasche und bequeme
Nachschlagen. So ist der Jahresbericht ein praktisches
Hilfsbuch für jeden, der auf diesem Felde arbeitet, und
ein Wegweiser für diejenigen, die an sich der Sache
ferner stehen, wohl aber als Lehrer der deutschen Sprache
und Litteratur, als Historiker oder Philologen überhaupt
von den neuesten Erscheinungen Kenntnis zu haben
wünschen. *1.
Florin Andreas: Die unterrichtliche Behandlung von
Schiller's Wilhelm Teil. Ein Beitrag zur Methodik der
dramatischen Lectüre. Davos, Richter. 1891. (IV u. 156 S.)
9. —.96.
Ein ganz verständiges Büchlein. Die Methode der
dramatischen Lectüre ist erst im Werden. Es ist noch
nicht lange her, dass es einen derartigen Unterricht gar
nicht gegeben hat. Allmählich bildeten sich die ersten
kümmerlichen Anfänge nach dem Muster der lateinischen
und griechischen Schullectüre aus. Als man damit stark
ins Trockene und Leblose gerieth, ergab man sich einer
ästhetisierenden Schönrednerei ohne Saft und Kraft,
welche dann wieder als Gegensatz bei vielen die Meinung
hervorrief, es sei besser, deutsche Dramen bloss zu lesen
und sic ohne jede Erklärung auf die Schüler wirken zu
lassen, sowie Märchen auf Kinder wirken. Allein davon
musste man bald abgehen, um nicht die jugendliche
Verschwommenheit des Denkens und Fühlens damit
grosszuziehen; denn »Gemüthserregung, die aus un¬
klarer Anschauung entspringt, verhält sich zur wahren
Gemüthserhebung, die aus klaren Vorstellungen fliesst,
wie krankhafte Schwärmerei zu wahrer Begeisterung«.
Und nun suchte man eine selbständige Methode, welche
einerseits in der Natur des Gegenstandes, andererseits
im erwachenden Jünglingsgemüth begründet ist. Unter den
vielen Schriften dieser Art, welche in der letzten Zeit
erschienen sind, ist die vorliegende eine der besten. Die
allgemeinen Grundsätze werden klar vorgetragen, und in
der nebenherlaufenden Erklärung Teils wird die prak¬
tische Anwendung desselben gezeigt. Von misslungenen
Einzelheiten abgesehen bleibt nur zu wünschen, dass
Florin bei seiner Theorie und Praxis das Buch von Gustav
Freytag, »Die Technik des Dramas« noch mehr hätte
auf sich wirken lassen, als es bereits geschehen ist.
•1.
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113
Nr. 4. — Orstkrrbiciiisches Lm rraturblati . — 11. Jahrgang.
114
Revue celtique. XIII, 4.
Douglas Hy de, Oscar au fleau, legende ossianique. —
Whitley Stokes, The battle of Mag Mucrime. — Loth, Des
nouvelles theories sur l’origine des romans arthuriens. — Mclanges.
Rhein. Museum f. Philologie. N. F. XLVII, 4.
Frankel, Z. drakon. Verfassg. — Ilberg, Üb. d. Schrift¬
stellerei d. Klaudius Galenos. II. — Klebs, D. Scriptores hist.
Augustae. (Schl.) — Kirchner, D. Zusammensetzg. d. Phylen
Antigonis u. Demetrias. -- Traube, D. Gastmahl d. Cicero. —
R adermach er, D. Aias u. Odysseus d. Antisthenes. — Bcthe.
Vergilstudien. II. (Dazu epikrit. Bemerkgen. v. 0. R.) — Kroll,
E. neuplaton. Parmenidescommentar in e. Turiner Palimpsest.
Beiträge z. Kunde d. indogerman. Sprachen XVIII, 3 u. 4.
Bug ge, Beitrag z. etymolog. erläuterg d. albanes. spräche.
— Collitz, D. 3 ind. wurzeln ksi u. ihre verwandten im Griech.
— Ds., u. ved. ksi*. — Ds., Z. bildg. d. instrumentals
d. man-stämme im Altind. — Zubat^, Zum balt. ü. — Bezzen-
berger, Etymologien. — Rhys, Pieu and other Welsh Words.
Becntel, D. färbg. d. osk. einschubvocals. — St rach an, On
the Perfect. — Bezzenberge r, Lettische futura exacta. —
Hillebrandt, D. endg. -a&s. — Petr, Latein, etymologien. —
Hoffmann, Etymologien. — Bury, Etymologisches. — Wharton,
Some Remarks. — Horn, Bemerkgen. zu Fr. Müllers neupers.
u. pephlevletymologien im V. bde. d. WZKM. — Neisser,
Vcdica. — Meister, ds/.io', aTXoi. auXtot, stXtovss.
Zeitschrift f. ägypt. Sprache u. Alterthumskde. XXX, 2.
Brugsch, D. Möris-See. — Erman, Z. d. Inschr. d. Hr-
hwf. — Borchardt u. Sethe, Z. Gesch. d. Pyramiden. —
Schäfer, Beitrge. z. Erklärg. d. Pap. Ebers. II. — Brugsch,
D. Metall dht, dh, dhy. — Sethe, E. vermeintl. Lautwert d.
Zeichens d. Biene. — Hess, Demotica. — Max Müller, Abge¬
kürzte Orthographie d. Pronominalsuffixe — Lange, E. Statue d.
mittl. Reichs a. Karnak. — Miscelle. — Nachruf. (E. v. Bergmann.)
Neue Erscheinungen:
Diophanti Alexandrini Opera omnia cum graecis comm. Ed.
P. Tannery. I. L. Teubner. (IX u. 481 S.) fl. 3. — .
Keller O., Z. lat. Sprachgesch. I. Lat. Etymologien. Ebd. (VII
u. 196 S.) tl. 3.36.
Macrobius, Eyssenhardt iterum recognovit. Ebd. (VIII U.676S.)
fl. 3.60.
Wide S., Lakonische Kulte. Ebd. (X u. 417 S.) 11. 6.—.
Gradl H., Sagenbuch d. Egergaucs. Eger, Kobrisch u. Gschihay
fVI u. 95 S.) fl. —.80.
Witkowski S., De vocibus hybridis apud antiquos poetas romanos.
Krakau, Verl.-Ges. (29 S.) fl. —.60.
Sittenberger H., D. Wahrheit auf d. Bühne. E. Studie. Wien,
Bauer. (34 S.) fl. —.45.
Schultz O., D. Briefe d. Trobadors Raimbaut de Vaqueiras an
Bonifaz L, Markgrafen v. Monferrat. Zum 1. Mal krii. hrsg.
nebst 2 Katten u. 1 Beil. üb. die Markgrafen v. Monferrat u.
die Markgrafen Malaspina in ihren Beziehgen. zu d. Trobadors.
Halle, Niemeyer. (IX u. 140 S.) fl. 2.40.
Ciceronis De oratore libri tres, rec. Th. Stangl. Prag, Tempsky.
(232 S.) fl. —.75.
Radö A., Goldoni es Alfieri. Ket tanulmany. (G. u. A., 2 Studien.)
Budap., Lampl. (143 S ) fl. 1.—.
Igmändy M., Magyar szellemi eiet. Elbeszelesek es rajzok a
magvar irök es müveszek eletebö'l. (Geistiges Leben in Ungarn.)
Budäp., Nagel. (212 S) 11. 3.60.
Demnächst erscheint bei Peter in Halle a. S. : Dramaturgie
der Neuzeit. Essays u. Studien üb. d. mod. Theater. Von Ludw.
N eiten, (fl. 1.44); — bei Reissner in Leipz. : tOO ostpreuss-
Volkslieder in hochd. Spr , gesamm. u. m. Anm. v. J. Frisch,
hier. (Nachgel. Werk; c. 8 Bg. fl. 1.44.)
Antiquariats-Kataloge'. Ad. Weigel in Leipz., Kat.-Nr. 6:
Deutsche Spr. u. Litt. (1134 Nrn.) — List u. Francke in Leipz.,
Kat.-Nr. 244: Litt. u. Gelehitengesch., Bibliothekswesen, Biblio¬
graphie. (1166 Nrn.) — Harrassowitz in Leipz., Kat.-Nr. 185:
Bibliothekswesen, Bibliographie, Buchhandel (1028 Nrn.)
Kunst und Kunstgeschichte.
Jahrbuch d. k. deutschen archäolog. Instituts. VII. 3.
Kekule, Anakreon. — Kalk mann, Archaische Bronccfigur
d. Louvre. — Klein, Antike Übermalgen. — Koerte, Vase m.
Fackcllaufdarstellg. — Hartwig, D. Tod d. Pintheus. — Winter,
D. Apoll v. Belvedere.
Neue Erscheinungen:
Leben d. Malers u. Schriftst. Auguste Bachelin. (Neujahrsbl. d.
Künstlerges. in Zürich) Z., Höhr u. Fäsi. 4°. (33 S.) fl. 1.65.
Lüning O., Hector Berlioz, c. Pionier d. Tonkunst. (81. Neujahrsbl.
d. allgem. Musikges. in Zürich.) Ebd. 4°. (26 S.) fl. 1.32.
Zimmermann E., D. Landschaft in d. venez. Malerei bis zum
Tode Tizians. (Beitr. z. Kunstgesch., N. F., XX.) Leipz., See¬
mann. (VIII u. 211 S.) fl. 3.—.
Bibliothek, illustr., d. Kunst- u. Kulturgesch. I. u. IL Bd.,
Leipz, Friesenhahn, ä Bd. 2.80. (Bd. I: Collignon, Handb.
d. griech. Archäologie, deutsch v. J. Friesenhahn, 312 S. —
II. Bd.: Wautcrs, I). vläm. Malerei, deutsch v. L. Neustadt,
354 S.)
Hörmann F., Von Pvreicus, »dem Kothmaler« u. einig. Anderen,
oder was nennen wir »Kunst«? Berl., Wilhelmi. (40 SA fl. —.60.
Neuwirth J., Gesch. d. bild. Kunst in Böhmen v. Tode Wen¬
zels III. bis zu d. Hussitenkriegen. I. Allg. Verhältnisse, Bau¬
betrieb u. Baudenkmale. Prag, Calve. (VIII u. 616 S. m. 57
Lichtdr.-Taf. in Mappe.) fl. 12. —.
Trenkwald J. M.. Marien-Legenden von österr. Gnadenorten.
20 Bilder im Chor d. Votivkirche zu Wien, nebst e. Titel- u.
e. Schlussbild, in Holzschn. ausgef. v. F. W. Bader. Einleitg.
u. crkl. Text v. H. Swoboda. Wien, »St. Norbertus«. Fol.
(8 Taf. m. 4 Bl. Text) fl. 5.50.
Leber F. v., Kurfürst Maximilian I. v. Bayern als Gemälde¬
sammler. München, Franz. 4°. (45 S.) fl. —.78.
Hach Th., Z. Gesch. d. Lübeck’schen Goldschmiedekunst. Lübeck,
Nöhring. (42 S.) fl. —.60.
Demnächst ersch. bei Samson u. Wallin in Stockholm: Les
Antiquites de l\ige du brotize de la Siberie du Alusee de Minou-
sinsk , photogr. et doerites par F R. Martin. (33 Taf. in gr.-fol.
m. Text, fl. 19.20.)
Antiquariats-Kataloge : H i ersem a nn in Leipz., Kat.-Nr. 109 :
Kunstgesch. (1177 Nrn.) — Rapilly in Paris, Kat.-Nr. 2: Livres
d’art. i 1492 Nrn.)
Länder- und Völkerkunde.
Übersichtskarte der öffentlichen Verkehrs-Anlagen in
Wien im Anschlüsse an die bestehenden Eisenbahnen. 1 : 35 000.
(Farbendruck 52*5x57 cm.) Wien, Artaria u. Co. 1892. fl.—.45.
Diese Karte ist nach der Tracen-Revision und auf
Grund amtlicher Angaben der k. k. GeneralTnspection
der Eisenbahnen zusammengestellt und gibt in grossem
Massstabe ein sehr übersichtliches Bild der projectierten
Stadtbahnlinien. Es v\ erden durch Farben unterschieden
die bisherigen Eisenbahnlinien, sodann die Hauptlinien
und die Localbahnlinien des Stadtbahnnetzes, welche
bis Ende 1897 auszuführen sind und die Hauptbahn-,
die Localbahn- und die Linien mit elektrischem Betrieb,
deren Ausführung einer späteren Zeitperiode Vorbehalten
bleibt. Bei den Stadtbahnlinien sind die projectierten
Stationen und Haltestellen angegeben, ebenso bei dem
in einen Schleussencanal zu verwandelnden Donaucanal
die Situation der einzelnen Kammerschleussen. Das grosse,
das gesammte neue Gemeindegebiet Wiens umfassende
Blatt wird somit zur Orientierung über die geplanten
Communications Anlagen mit grossem Nutzen verwendet
werden können. L.
Die Eisenbahnen Russlands. (Les chemins de fer de la Russic
d’Europc) 1 : 6,000.000. Wien, Artaria, 1892.
Das vorl. grosse Kartenblatt, dessen topographische
Grundlage dem bei Artaria in Wien hei ausgegebenen
Atlas von Steinhäuser entnommen ist, gibt eine gute
Uebersicht des sich in rascher Weise entwickelnden
Eisenbahnnetzes des europäischen Russland, welches
1892 mit den finnländischen Bahnen 33.525 Kilometer
zählte, die sich auf 56 Bahnen vertheilen. Der nörd¬
lichste Punkt dieses Eisenbahnnetzes ist Uleaborg in
Finnland (65° n. Br.), der südlichste Baku am Kaspi-
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115
116
Nr. 4. — Oesterreichisches Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
sehen Meere (40° n. Br.), der westlichste Alexandrowo
an der preussischen Grenze bei Thorn, der östlichste
Tjumen an der sibirischen Grenze. Dieses ungeheure
Netz ist zumeist nach strategischen Gesichtspunkten an¬
gelegt, indem fast alle Hauptbahnen gegen die West¬
grenze des Russischen Reiches verlaufen und dort durch
zahlreiche Querlinien verbunden sind, so dass in Russisch-
Polen die Maschen des Eisenbahnnetzes im Verhältnis
zum Inneren Russlands bereits eng gezogen sind. Die
Karte gibt ausser den bereits im Betrieb befindlichen
auch die projezierten Linien, sowie die Dampfschiff-
fahrtscurse an. Als Cartons sind die Umgebungen von
Moskau und Petersburg dargestellt. Sehr erwünscht wäre
die Beigabe eines Cartons, welcher die Uebersicht der
russischen Eisenbahnen in Asien, sowohl der transkaspi¬
schen als auch der im Bau begriffenen sibirischen Bahnen
enthalten würde. L-
M e u r e r Jul. . Karte der Schutzhäuser, Clubhütten, Alpen¬
wirtshäuser und touristischen Stationen In den öster¬
reichischen und deutschen Alpen. Mit alphabetischer Tabelle
der Schutzhäuser etc. Wien, Artaria, 1892. (43X42 cm.) fl. —.35.
Der Präsident des österr. Touristen-Club hat in dieser
im Massstabe 1 : 1,200.000 angefertigten Uebersichts-
karte alle Schutzhäuser und Unterkunftshütten, mit der
Unterscheidung, ob sie bewirtschaftet sind oder nicht,
durch rothe Schrift, ferner alle touristischen Stationen
und Hauptstationen durch blauen Unterstrich kenntlich
gemacht. Man erhält so auf einen Blick eine sehr dankens¬
werte Uebersicht über die geographische Vertheilung der
durch die rege Thätigkeit unserer alpinen Vereine ent¬
standenen Schutzhütten. Es ergibt sich hieraus, dass der
grösste Theil derselben sich in den Centralalpen, in Tirol,
Vorarlberg und Salzburg, sowie in den nördlichen Kalk¬
alpen der vorgenannten Länder, in Steiermark und Nieder-
östei reich befindet. Minder reich bedacht erscheinen das
südliche Tirol, das nordöstliche Kärnten und der mittlere
und südliche Theil Steiermarks sowie Krains. An dem
Aufbau der Hütten haben sich betheiligt der deutsch*
österr. Alpenverein (mit der überwiegenden Mehrzahl
von Hütten), der Oest. Touristen-Club, der Oest. und
Schweizer Alpen-Club, der Club Alpino Italiano, die So-
cietä degli Alpinisti Tridentini, die Societä Alpina Friu-
lana, der Steirische Gebirgs Verein und zahlreiche Private.
Die meisten Hütten liegen über 2000 Meter, einzelne,
wie die Braunschweiger-, die Defregger-, Müller-, Hoch-
feiler-Hütte etc. über 3000 Meter. Mit dieser Karte wird
einem längst gefühlten alpinen Orientierungsbedürfnis ab¬
geholfen und ist dieselbe lebhaft zu begrüssen.
L.
Argo. Zeitschr. f. krain. Landeskde. II, 1.
Mül ln er, J. A. Pucher. — Radies, D. ersten Garnisonen
d. k. u. k. Armee in Krain. — Mül ln er, Üb. Volkssagen. —
— Üb. geograph. Nomenclatur. — E. Fund türk. u. venetian.
Silbermünzen b. Laibach. — Üb. Mineralvorkommen in Krain.
Die kath. Missionen. 1893, 2.
Papst Leo XIII. u. d. kathol. Missionserfolge seines Ponti-
ficates. — Jullien, E. Reise nach d. Sinai. (Forts.) — Nach¬
richten aus d. Missionen.
Globus. LXIII, 7 u. 8.
(7.) Schultheiss, Germanische u. a. Völkernamen. U.
(Schl, in Nr. 8.) — Mizon’s Reise v. Jola zum oberen Sanga. —
Em. Schmidt, Phys. Anthropologie u. Linguistik. — Steffens,
Glave’s Reise in Alaska. — (8.) Franke, D heil. Insel Pu-to. —
Sengstake, D. Ostjaken. — D. Zwerge im marokk. Atlas.
Echo aus Afrika. IV, 6—12.
(6.) Rundschau. — Nachrichten aus d. Missionen. — (7.)
Schaefer, D. Glaubensvertretg. im Togolande. — (10.) Bei den
»Brüdern der Sahara«. — (11.) Wieder, D. König vom Jan
(Schl, in Nr. 12.) — (12.) Krafft, D Mission von Malanga.
Neue Erscheinungen:
Rüge S., D. Entwicklg. d. Kartographie v. Amerika bis 1750.
(106. Erg.-Heft zu Petermanns’ Mittheilgen.) Gotha, J. Perthes.
4°. (II u. 85 S.) 11. 3.—.
Szinnyei O., Magyar lobogö alatt az Adrian. (D. ung. Fahne
an d. Adria.) Budap., Kilian. (224 S.) 11. 1.50.
Nordenskiöld A. E. B°", Bidrag tili Nordens äldsta Kartograf
vid Fyrahundr.iarsfesten tili minne af Nya Verldens Upptäckt,
utgifna af Svenska Sällskapet för Antropologi och Geograf.
Stockholm, Samson u. Wallin. (9 Kart. Fol. m. Text) fl. 22.80
Rechts- und Staatswissenschaft.
Suess, Eduard: Die Zukunft des Silbers. Wien und Leipzig,
Wilh. Braumüller. 1892. gr.-8°. (XV u. 227 S.)
Das vorl. Werk ist als Gegenstück gedacht zu des
Verf. in demselben Verlage, in gleicher, schöner Aus¬
stattung im Jahre 1877 erschienenem Buche »Die Zu¬
kunft des Goldes.« Im Wesentlichen enthält es eine
Wiederholung der von dem Verf. in letzterem ent¬
wickelten bekannten Theorie. S. hält auch heute noch
an dem düsteren Bilde fest, welches er vor 15 Jahren
von der Zukunft der Goldproduction entwarf: »Der Zeit¬
punkt ist unausweichlich, in welchem, und zwar voraus¬
sichtlich nach wenig Jahrhunderten, die Goldproduction
sich dauernd und in ausserordentlichem Masse vermindern
wird, und dieses Metall bei fortwährend zunehmender
Seltenheit nicht mehr imstande sein wird, seine wirt¬
schaftliche Stellung zu behaupten.« (Zuk. d. Goldes,
pag. 339. — Zuk. d. Silbers, pag. 9 4.) Und so ausge¬
macht erscheint dem Verf. die Richtigkeit seiner Theorie,
dass er es nicht mehr für die Frage der Zukunft hält,
»ob Silber wieder zu vollwertigem Münzmetall auf der
ganzen Erde werden wird«, sondern bloss, »durch welche
Prüfungen Europa bis dahin noch geführt werden soll.«
(pag. 213 a. E.)
Um zu diesem seinen währungstheoretischen Glaubens¬
bekenntnisse zu gelangen, verarbeitet der Verf. ein
reiches Material. Die Capitel über die Productions- und
Consumtionsverhältnisse der Edelmetalle, über die Lage
des Geldwesens im britischen Kaiserreiche und in den
Vereinigten Staaten und dessen Zusammenhang mit den
wirtschaftlichen Bilanzen dieser Länder, welche dem
Leser den Zusammenhang aufklären sollen zwischen den
geologischen Grundlagen und den währungstheoretischen
Consequenzen des Werkes, erweisen einen staunenswerten
Überblick über die wirtschaftliche Lage der Welt. Da¬
zwischen ist, gleichsam als Ruhepunkt, eingeschaltet der
spannende Roman von dem Aufblühen und dem Nieder¬
gange des grössten Gold- und Silberbergbaues der Erde.
(Comstockgang.)
Die Sicherheit, mit welcher der hochgeachtete Geologe
an seiner vor anderthalb Decennien ausführlich begründeten
Prophezeiung festhält, ist um so bedeutsamer, als es seit¬
her keineswegs an mannigfachen, mehr oder minder
wissenschaftlich fundierten Angriffen gegen dieselbe ge¬
fehlt hat und gerade in den letzten Jahren die Gold¬
production in Queensland und zumal in Witwatersrand
(Süd Afrika) einen ungeahnten, in letzterem Gebiete auch
sehr verheissungsvollen Aufschwung genommen hat. —
Das vorliegende Werk war unmittelbar vor der legisla-
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118
Nr. 4. — Oestbrrbichisches Lm eraturbi.ait. — II. Jahrgang.
torischen Behandlung unserer neuen Währungsgeselze im
Reichsrate erschienen und sollte die oppositionelle Haltung
des bimetallistisch gesinnten Autors im Einzelnen begründen.
Unter dem Eindrücke der der Goldwährung äusserst
günstigen Voten der Valuta-Enqueten und der in Bezug
auf die leichte Durchführung der Goldbeschaffung so
zuversichtlichen Sprache mancher publicistischer Organe
ist ihm jedoch nur geringe Beachtung geschenkt worden.
Man hat sich eben, der ironisierenden Haltung B ambergers
gegenüber der S.’schen Theorie folgend, in jüngster Zeit
daran gewöhnt, die von S. geschilderte Zukunft des
Goldes als ein Phantasiegebilde dieses Gelehrten anzu¬
sehen, und Ruhland hat in seiner vielbeachteten Ab¬
handlung (Tübinger Zeitschr. f. d. ges. Staatswissenschaft
1891, XLV1I, 3. Heft, S. 569) sogar gewagt, die S.’schen
Darlegungen als »tendenziöse*, des wissenschaftlichen
Charakters bare zu bezeichnen. Wie Ref. meint, sehr mit
Unrecht. Umsomehr aber müssen es gerade diejenigen,
welche sich bemühen, in dem obschwebenden, immer
schärfer sich zuspitzenden Streite möglichst objectiv zu
bleiben, bedauern, dass der Verf. in seinem neuesten
Werke die Gelegenheit nicht ergriffen hat, auf die zahl¬
reichen, zum Theile von wissenschaftlichen Autoritäten
ausgehenden Angriffe im Einzelnen einzugehen.
Die Ausführungen hervorragender Fachmänner, wie
die Wolff’s und Ulrich’s, sind nur im Vorbeigehen
gestreift und kurz abgefertigt, die für S. günstigen Urtheile
Reyer’s und Striedter’s dagegen ausführlicher erwähnt.
Manche Abhandlungen, wie die eingehende, gerade durch
ihre objective Haltung besonders ausgezeichnete von Prof.
Lexis (Schmoller’s Jahrb. etc. X, 1. 1886), der kleine,
aber interessante Vortrag von Ad. Görz (Verh. d. Vereins
z. Beförderung d. Gevverbfleisses, Berlin 1888, 2. Heft),
auch mancheandereGutachten hervorragenderausländischer
Montanisten, deren Erwähnung hier zu weit führen würde,
hätten wir gerne beachtet gesehen. Dass S. die scharf
oppositionellen Abhandlungen Ruhland’s und Heim’s
(in dem oben cit. Hefte der Tüb. Zeitschr. f. d. ges.
Staatsw.) auch nicht mit einem Worte erwähnt, obwohl
sie zu einer interessanten Auseinandersetzung zwischen
ihm und Bamberger in der »Nation* (Berlin 1891, Juli und
August) Anlass gaben und auch im österr. Abgeordneten¬
hause besondere Beachtung fanden (4. Juli 1891), ist wohl
als ein Act vornehmer Abwehr gegen die verletzende
Kampfesweise Ruhland’s anzusehen und zu billigen,
wenn auch im Interesse der Klarstellung des Sachver¬
haltes zu bedauern. — Auch die vorsichtige Darstellung
S.’ von der Goldproduction in Queensland (Mt. Moigan)
und in Witwatersrand (auf S. 25 ff. und 42 ff.) vermag
den Eindruck nicht zu verwischen, dass diese Ent¬
deckungen, dort und in solcher Art, nach der Theorie
des Verf. wohl kaum zu erwarten gewesen wären. —
Was die Beherrschung und Darstellung des in den
Details oft spröden Stoffes anbelangt, so weist das Werk
die hohen Vorzüge aller S.’schen Publicationen in reichstem
Masse auf: die klare Exposition, den glänzenden, stellen¬
weise fortreissenden Vortrag, die grossen Gesichtspunkte.
— Vermag auch die »Zuk. d. Silbers« naturgemäss nicht
jene nachhaltige Wirkung zu erzielen, wie die grund¬
legende »Zuk. d. Goldes*, so bildet sie doch eine hoch¬
bedeutsame, in manchen Einzelheiten noch viel zu wenig
gewürdigte Publication.
Wien. Jos. M. Arnulf Fuchs.
Kroibfg, Josef Clemens, Prof, an der Handels-Akademie in
Innsbruck: MUnz-Tabelle, enthaltend die Prägungsverhältnisse
sümmtlicher derzeit umlaufsfähigen Münzen und deren Paritäten
in österreichisch-ungarischer Kionenwährung, sowie in Mark-
und Francs-Währung. Wien, Münz, 1892. 4°. (IV u. 55 S.) fl. 1.20.
Alle, welche sich gelegentlich der Österreich.-ungarischen
Valutaregulierung, sei es in wissenschaftlicher, sei es in praktischer
Beziehung, mit Währungsfragen beschäftigten, empfanden es wohl
mit grossem Bedauern, wie sehr es an einer verlässlichen und
handsamen Zusammenstellung der Paritäten und Prägungsver¬
hältnisse der gegenwärtig umlaufenden Münzen gebrach. Dieses
Bedürfnis befriedigt die vorliegende, sorgfältig gearbeitete Schrift
in vorzüglicher Weise. Sie erspart sehr viel mühevolles Zusammen¬
suchen von allerorts zerstreuten Ziffern und durch die angeführten
Paritäten und Schlüsselzahlen lästige Berechnungen. Im Anhänge
findet sich eine Übersicht der wichtigsten österreichischen Gesetze
und Verordnungen über das Geldwesen.
Jos. M. Arnulf Fuchs.
Jurist Vierteljahrsschrift, XXIV, 4.
O. Frankl, Z. Entwürfe e. neuen Urheberrechtsgesetzes f.
Österreich. — Popper, Z. Patentrechtsreform in Österreich.
Allgem. Juristen-Ztg , XVI, 11 — 13.
(11.) Eissler, D. Gesetzentwurf üb. d. allgem. Erwerbsteuer.
— D. Erweiterg. d. Handelsrechts durch Einfügg. neuer Gesell¬
schaftsformen. (P'orts. in Nr. 12,13.) — Justizreformen in Croatien-
Slavonien. — Permanenter Strafgesetz-Ausschuss. (Forts, in Nr.
12, 13.) — (12.) Zauschner, Z. Frage d. Strafrechtscodification.
— E. vergessenes Delict. — (13.) Zwei Recurs-Erlediggen. —
Standes- u. Tagesfragen. — Rechtssprcchgen.
Socialpolit. Centralblatt, II, 16—18.
(16.) Braun, Z. Beurtheilg. d. neuen deutschen Arbeiter¬
statistik. — Bickel, D. Lage d. Nagclschmiede in Arnoldsheim
u. Schmitten. — (17.) Legien, D. Ergebnisse d. Hamburger
Arbeitslosenstatistik. — Lange, D. lohnstatist. Wert der v. d.
Berufsgenossenschaften gezahlten Bcerdiggskosten — Hirsch¬
berg, Lohnverhältnisse in d. ehern. Industrie d. Stadt Berlin. —
(18.) Braun, D. Lage d. Bäckereiarbeiter im Lichte d. deutschen
Arbeiterstatistik. — Quarck, Z. Gesch. d. letzten deutschen Berg-
arbeiterausstände.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft, XII, 5.
Bcsprechgen., darunter: Ring, Reichsges. betr. d. Acticn-
geseltschatten (Schück); — Si chart, Entwurf e. Gesetzes üb. d.
Vollzug d. Freiheitsstrafen f. d. D. Reich (Kirchenheim); —
Gumplowicz, D. sociolog. Staatsidee (Stengel).
Neue Erscheinungen:
Mo eilenhoff B., D. Zulässigkt. u. Wirksamkt. d. Vergleiches
üb. Beleidiggen. u. Körperverletzgen. im Strafverfahren auf er¬
hobene Privatklage. Bonn, Strauss. (29 S.) fl. —.36.
Ofner J., D. österr. Sachenrecht, lm Grundriss dargest. Bcrl.,
Heymann. (VIH u. 149 S.) fl. 2.40.
Des G o u 11 e s P.. Les rapports de droit civil des Suisses etablis
ou en sejour en Suisse. Essai d’interpretation et de critique de
la loi föderale du 25. juin 1891. Genf, Stapelmohr. (313 S.)
fl. 2.40.
M ü h 1 b r e c h t 0., Wegweiser durch d. neuere Litt. d. Rechts-
u. Staatswiss. 2. Au fl. Bcrl., Puttkammer & Mühlbrecht. (XXVIII
u. 748 S.) fl. 16.80.
Barre E., D. Proccss Ziethen in Elberfeld. Berl., Reimer. (106 S.)
fl. —.96.
Kahl A., D. deutsche Arbeitcrschutzgesetzgcbg. d. J. 1883—92
als Mittel z. Lösg. d. Arbciterfr. Ebd. (XI u. 128 S.) fl. —.78.
Gimmerthal Th.., D. menschl. Wille als Quelle aller obligator.
Veibindlichkten. u. insbes. dessen Bedeutg. f. d. Ernährgspflicht
d. Konkumbenten b. d. ausserehel. Schwängerg. Jurist. Studie.
Arnstadt, Gimmcrlhal I. (VII u. 116 S.) fl. 2.10.
Volkmar G., D. Währgs.- u. d. Arbeiterfrage. Wien, Manz.
(87 S.) fl. —.72.
Tolkmitt G., Wasserwirtschaft u Wasserrecht. Leipz., Engel¬
mann. (28 S.) 11. —.48.
Demnächst ersch. bei Cotta in Stuttg.: Das Schuldenwesen
d preuss. Staates u. d. deutschen Reichs. Von C. Sattler
(c. 27 Bg., fl. 3.60).
Antiquariats-Katalog: Bahr in Berl., Kat.-Nr. 25: Rechts-
wiss. I. Abth. (1972 Nrn.)
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119
Nh. 4. — Okstkkrkichischks Litikka i urblatt.
II. Jahrgang.
120
Naturwissenschaften. Mathematik.
B r e h m s Thierleben. Volks-, und Schulausgabe in 3 Bdn.
Zweite, von R. S c h m i d 11 e i n neubearbeitete Aull. Leipzig,
Bibliogr. Institut. Lex.-8°. ä Bd. geb. fl. 6.—.
Von Jemandem, der eine hauptsächlich für »die Schule und
das Volk« bestimmte Naturgeschichte bearbeitet, wird man an
erster Stelle Taktgetühl fordern ! Wem das fehlt, der soll seine
Hände frei lassen von einem solchen Werke! ln welcher Weise
der neue Bearbeiter seine Aufgabe erfasst hat, davon mögen einige
Proben zeugen. In der ersten von Schödler bearbeiteten verdienst¬
vollen Ausgabe, die vor mir zum Vergleiche liegt, ist auf den
Unterschied des Baues vom Menschen und Affen hingewiesen
sowie auf die Kluft, die in geistiger Beziehung zwischen beiden
besteht. »Ein einziger Blick auf den vollendeten Menschen,« heisst
es auf Seite 3, »auf denjenigen, nach welchem der Künstler das
Gottesbild seines Apollo schuf — ein einziger Blick auf ihn ge-
nügt, um die unübersteigliche Schranke festzustellen, welche
Mensch und Thier auf ewig scheidet.« Bei Herrn Schmidtlein lautet
es anders. Wörtlich heisst cs : »Der Mensch ist nichts mehr und
nichts minder als ein Säugethier oder ein Thier mit rothern, eigen¬
warmen Blute, dessen Junge von ihrer Mutter gesäugt werden ;
und jede Mutter, welche ohne zu grübeln und mit namenloser
Wonne ihrem Kinde sich hingibt, . . . beweist, dass sie der ersten
Classe des Thierreichs angchört; ja auch jeder, selbst der un¬
wissenschaftlichste und oberflächlichste Beobachter gesteht zu,
dass zwischen dem Menschen und dem Schimpansen die Ähnlich¬
keit grösser ist, als zwischen dem Affen und dem Pferde oder
Rinde.«
Jawohl, der oberflächlichste Beobachter und der unwissen¬
schaftlichste mag das Alles zugestehen. Von einem Bearbeiter
eines Buches für die Jugend und das Volk darf man wohl billiger
Weise einen höheren Standpunkt fordern. So ist aus dem früher
lobenswerten Buche eine darwinistische Tendenzschrift geworden,
vor deren Ankauf nur gewarnt werden kann. Was nützen die guten
Abbildungen und die vorzügliche Ausstattung bei einer solchen
Gesinnung? Von einem Volks- und Schulbuchc erwartet man That-
sachen, nicht Hypothesen, zumal wenn diese keineswegs allgemein
anerkannt sind, oder kennt Herr Schmidtlein die Gegner von
K. E. v. Baer bis zu Virchow etwa nicht?
Be rl in-S teglitz. Prof. Hamann.
Li mp ach Ludwig: Synthese des sechsten isomeren Dio-
xytoluols (Ber. d. deutsch, ehern. Ges. 1891, pg 4136).
Von den sechs theoretisch möglichen isomeren Dio-
xytoluolen fehlte bis jetzt nur noch Eins, das Homologe
des Brenzkatechins von der Formel C ( . H.j (CH.,) (OH)
(OH) =1:2:3. Verf. diazotirte den m-Amido-o-Kre-
solmethyläther (die Anwendung der betreffenden Äther
ist auch bei der Darstellung ähnlicher Körper von grossem
Vortheil) mit Natriumnitrit, und erhielt durch Zerlegung
des Reactionsproductes mit Wasserdampf den Isohomo¬
brenzcatechinmethyläther. Zersetzung dieses Äthers mit
rauchender Salzsäure lieferte das gesuchte Dioxytoluol.
Dasselbe bildet heim starken Abkühlen Krystalle, die bei
47° schmelzen und bei 238 — 240° sieden. In Wasser,
Alkohol, Benzol, Chloroform löst es sich leicht; mit
Eisenchlorid gibt es die den Brenzcatechinen charakteri¬
stische grüne Färbung, die jedoch bald verschwindet,
und bei Ammoniakzusatz in Violett übergeht; durch
Bleiacctat wird es gefällt. Mit dem Isorcin, das Sen-
hofer durch Schmelzen von Toluoldisulfosäure mit
Kali erhielt, und das bisher für das sechste isomere
Dioxytoluol galt, ist es nicht identisch, Isorcin dürfte
mit einem der schon bekannten Dioxytoluole (Kresorcin,
(s) m-Orcin, o-o-dioxytoluol, Hydrotoluchinon, Homobrenz
katechin) zusammenfallen. L i m p a c h’s neuer Körper hat
den Namen Isohomobrenzcatechin und ist das letzte der
sechs theoretisch möglichen Dioxytoluole.
Innsbruck. Malfatti.
Natur und Offenbarung. XXXIX, 2 .
Hovestadt, Sadi Carnot u. d. Anfänge d. Entropiegesetzes.
(Schl.) — Linsmeier, Zur Klärg. in Sachen d. Atomhypothese.
— Wcsthoft, Fortpflanzg. u. Entwicklgsgesch. d. gefleckten
Salamanders. (Schl.) — Wiegand, D. Gesch. d. Naturw. und
ihre Bedeutg. — Läska, Astronom. Rundschau. — Wicsbaur,
Botanik. — Laska, Himmelserscheinungen im März 1893.
Österr. Botan. Zeitschr. XLllJ, 2.
Lütkemüller, Beobachtgen. üb. d. Chlorophyllkörper einig.
Desmidiaceen, (Schl.) — Ascherson, Sparganium tieglectum
Beeby u. s. Vorkommen in Öst.-Ung. (Schl.) — Magnus. Üb.
d monströse Auftreten v. Blättern u. Blattbüscheln an Cucur-
bitaceenfrüchten. - Schiffner, Bemerkgen. üb. d. Terminologie,
betr. d. Ontogenese d. dicotylen Pflanzen. — Degen, Bemerkgen.
üb. einige oriental. Pflanzenarten. VII. — Haläcsy, Beitrge. z.
Flora d. Balkanhalbinsel. X. — Hansgirg, Noch einmal über
Chaetospheridium Pringsheimii Klebh. u. Aphanochaeta globosa
(Nordst.) Wolle. — Flora v. Öst.-Ung.: Braun, N.-Öst.; — Bor-
bäs, West-, Nord- und Mittel-Ungarn.
Natur und Haus. I, 9.
Hauser, D. Kunsttriebe d. insecten. — Bungartz, D.
St. Bernhardshund. — Hartwig, D. Kanarienwildling. — Wal¬
lus, Kleine Drahtkünste. — Hesdörfer, D. Kentia-Pahnen. —
Staby, Der Krake. — Kl. Mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Forsyth A R., Theorie d. DifTerentialgleichgn. I. Exacte Gleichgn.
u d. Pfaffsche Problem. Deutsch v. H. Maser. L., Teubncr.
(XII u. 378 S.) fl. 7.20.
Stahl H. u. V. K ommer eil, D. Grundlagen d. allg. Flächen¬
theorie. Ebd. (VI u. 114 S.) fl. 2.40.
Sturm R., D. Gebilde 1. u. 2. Grades d. Liniengeometrie in
synthet. Behandlg. II. D. Strahlencongruenzen 1. u. 2. Ordg.
Ebd. (XIV u. 367 S.) fl. 7.20.
Forel A., D. Nestor d. Ameisen. (94. Neujahrsbl. d. naturforsch.
Ges. in Zürich.) Zürich, Höhr & Fäsi. 4°. (23 S.) fl. 1.32.
Scheele C. W., Nachgel. Briefe u. Aufzeichgen. hrsg. v. A. E.
Nordenskiöld. Beil., Friedländer. (XLIII u. 493 S.) fl. 14.40.
I 1 I i g e n s E., D. unendl. Anzahl u. d. Mathematik. Münster,
Theissing. (60 S.) fl. —.60.
Antiquariats - Katalog: Koehler in Leipz., Kat.-Mr. 516.
Exacte Wiss., Mathem., Astronomie, Physik, Chemie. (1915 Nr.)
Medicin.
Neue Erscheinungen:
K o e n i g W., Üb. Gesichtsfeld-Ermüdg. u. deren Beziehg. z. con-
centr. Gesichtsfcldeinschränkg. bei Erkrankgen. d. Centralnerven¬
systems. Leipz., Vogel. (VI u. 152 S.) fl. 2.40.
J e s s n e r S., Haut-Anomalien bei inneren Krankheiten. Klinische
Vorträge. Berl., Hirschwald. (XII u. 116 S.) fl. 1.80.
Engelmann Th. W., Üb. d. Ursprg. d. Muskelkraft. Leipz.,
Engclmann. fl. —.96.
Schürmayer B., D. Haaruntersuchgen. u. ihre diagnost. Ver-
wertg. Wiesb., Bergmann. (IX u. 67 S.) fl. 1.20.
Päzmany Z., A hypnotismus. Budap., Nagel. (133 S.) fl. 1.50.
Demnächst ersch. bei Pietzker in Tüb.: Die chron. Oophoritis
(Entzündg. d. Eierstockes). Von Dr. E. Winternitz. (fl. 2.10.)
Militärwissenschaften.
Streffleur's „österr. militSr. Zeitschrift.“ 1892. IV, 3.
v. Duncker, Aus d. Jugendjahren d. Erzh. Karl. — Alber-
tal 1, Blätter u. Blüten aus d. Kriegsgesch. aller Völker u. Zeiten.
— Gollob, D. Ehre. — Üb. Form u. Gliedg. der z. Aufklärgs.-
dienste verwendeten grösseren Cavalleriekörpcr. — Apyrit.— Militär.
Statistik des österr.-ung. Heeres f. 1891. — Jägerhuber, D. russ.
Schiessvorschrift. — Haberlandt, Der Doppeladler. — Warum
muss Deutschld. s. Wehrmacht verstärken? — Ilger, Üb. Aunüstzg.
d. Spatens b. Herstellg. flüchtiger Befestiggen. — Aphorismen,
v. Erzh. Carl. — Engl. Pulverfabrication in Indien. — Hauser,
Einiges üb. d. Heere d. Dreibundes. — Schiessversuche gegen
Panzerplatten in England. — Sanitätsverhältnisse des k. u. k.
Heeres, Sept, 189i.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Elektrotechnisches Echo VI, 1—4.
(1.) Miller, Elektricitätswerk Lauffen-Heilbronn. (Schl, in
Nr. 2.) — Nippoldt, E. Wort zu d. Frage d. Blitzableiterunter¬
suchgen. — (2.) E. bemerkenswerter Brandfall. — (3.) Vail,
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121
Nr. 4. — Oesterreichisches Litteraturblatt.
II. Jahrgang.
122
Höherer commercieller Wirkungsgrad u. grössere b. Ersparnis
Centralstationen. (Forts, in Nr. 4.) — D. Auer’sche Gasglühlicht.
— D. neue deutsche Gewindesystem d. Feinmechanik f. Befesti¬
gungsschrauben. — (4.) V. d. elektr. Strassenbahnsystem Thomson-
Houston.
Der prakt. Ratgeber im Obst- und Gartenbau, red. von
J. Böttner. (Frankl, a. O., Trowitzsch). VIII, 1—5.
(I—2.) Luckat, 3 Neujahrsermahngen. f. d. Gartenfreund.
— Planitz, Starkwüchsige Spalierformen. — Schilling, Niss-
kästchen aus Rundholz. (Schl, in Nr. 3.) — (3.) Für u. gegen
d. Obstbau. — Rückgängiggeword. Formobstbäume. — Schlosser,
Kirschensorten. — (4.) Koopmann, Pomolog. Namen. — (5.)
Kotei mann. Versuche üb. d. Wirkg. d. kurzen u. langen Schnit¬
tes. — Ehren freund, D. Knochenmehl.
Neue Erscheinungen:
Polakowsky H., D. Chilisalpeter u. d. Zukunft d. Salpeterin¬
dustrie. Berl., Schuhr. (IV u. 76 S.) fl. —.60.
Schwackhöfer F., D. ehern. Zusammensetzg. u. d. Heizwert d.
in Österr.-Ungar. verwendeten Kohlen. Wien, Gerold & Co.
(92 S.) fl. 4.—.
Fortschritte im Bau d. Betriebsmittel. Hrsg. v. techn. Ausschuss
d. Vereins deutscher Eisenbahnverwaltgn. Wiesb., Kreidel. gr.-4°.
(X, 72 u. 89 S. m. 78 lith. Taf.) fl. 26.40.
Possanner B. Frh. v., Chem. Technologie d. landwirtsch. Ge¬
werbe nebst e. kurzen Abhandlg. üb. Mineralöle etc. (I. Bier¬
brauerei, II. Zucker-, III. Spiritusfabrikation, Essigerzeugg.,
Weinbereitg. etc., IV. d. Industrie d. Mineralöle.) Wien, Hof-
u. Staatsdr. gr.-4°. (XVIII u. 768 S.) fl. 5.-.
Schmitt C., D. Weine d. herzogl. nassauischen Cabinetskellers.
E. wissenschaftl. Studie. Berl., Parey. 4°. (104 S.) fl. 12.—.
Kellen T., D. Kunstwaben, deren Nutzen u. Anwendg. b. Bienen¬
zuchtbetrieb, sowie deren Fabrikation auf Walzwerken u. Hand¬
pressen. Braunschw., Schwetschke. (XI u. 134 S.) fl. —.96.
Krämer J., Construction u. Berechg. f. 12 versch. Typen von
Dvnamo-Gleichstrom-Maschincn. Lcipz., Leiner. Fol. (VIII u.
38 S. m. 16 Taf.) fl. 6.—.
Fekete L., Erdöertekszamitästan. (Waldwertberechgn.) Schemnitz,
Joerges. (XI u. 239 S.) fl. 3.—.
Tegläs K., Erdövädelem. (Waldschutz.) Ebd. (286 S.) fl. 3.—.
Si ng ho ff er J. es Peijcsik J., Hazänk haläszata. (Uns. Fischerei.)
Budap., Nagel. (223 S.) fl. 1.80.
Zellner L. Ä., Vorträge üb. Orgelbau. Wien, Hartleben. (148 S.)
fl. 2.20.
Schöne Litteratur. Varia.
Pichler Adolf: Zu meiner Zeit. Schattenbilder aus der Ver¬
gangenheit. Leipzig, A. G. Licbeskind. 1892. gr.-8°. (334 S.)
fl. 3.96.
Von den jetzt lebenden deutschen Dichtern haben
uns G. Freytag, Felix Dahn und Georg Ebers ihr eigenes
Leben geschildert; nun ist auch Adolf Pichler hinzu-
getreten, der wohl viel zu erzählen hat. Bei der Leiden¬
schaftlichkeit, mit der man litterarische Dinge in Tirol
anzusehen pflegt, war aber sein Standpunkt schwierig.
Der Dichter selbst besitzt zwar den historisch unbefangenen
Blick, er wollte nicht »aus verglommenen Kohlen Feuer
blasen,« aber die Leser? Für die gilt das treffliche Wort
von R. M. Werner in den »Jahresberichten f. neuere
deutsche Litteraturgesch«. 1890, 2. Hälfte, S. 68. Auch
Gilm kommt im Buche Pichler’s besser weg als in seinem
Aufsatze in der »öst.-ungar. Revue« 13. Jahrg. (Sonder¬
abdruck S. 37.) Daher ist der Eindruck, den das vor¬
liegende Buch erweckt, ein versöhnlicher und angenehmer.
Inhaltlich zerfällt es in zwei ungleiche Theile; die erste
Hälfte ist der Jugendzeit gewidmet. Pichler entstammt
einem wohlhabenden biederen Bauerngeschlechte Süd¬
tirols ; ein Sprössling desselben machte zu Anfang des
18. Jahrh. den »bedenklichen Sprung in eine k. k. Kanzlei«.
Pichler’s Vater war Zollbeamter in Kufstein und dann
in Erl. »Hier erblickte ich am 4. September 1819 nach¬
mittags um 2 Uhr das Lichte, berichtet der Dichter in
seiner classischen Ruhe des Stils (S. 10). Den Sinn für
Poesie und Natur erbte er mit der Statur von seinem
Vater, die schöne heitere Landschaft des Unterlandes
blickte in seine Wiege und beobachtete die ersten Knaben
spiele. Sigmund Schlumpf, dessen Andenken Pichler
heilig hält, war sein Spielgenosse. Dann kam der Knabe
nach Leutasch, wo ihn wieder ein anderes Landschafts¬
bild umgab und zu ersten Zeichenversuchen anlockte,
nach Scharnitz, wo eine »düstere Romantik« an ihn
herantrat, später an den freundlichen Bodensee und nach
Weissenhaus bei Füssen, wo er das erste Budentheater
sah und die erste Neigung zu einem Mädchen empfand.
Darauf schildert er uns seine an Entbehrungen reiche
Studienzeit, sein Streben und Leben, seine kleinen Freuden
und grösseren Leiden, seine älteren litterarischen Ver¬
bindungen und seine ersten poetischen Versuche, treu
und offen, ohne Ziererei und Prüderie, oft mit feinem
Humor, manchmal von einer allgemeinen Betrachtung unter¬
brochen ; nur die Geschichte von dem Mönche (S. 35)
hätte ich nicht erzählt. Es ist zugleich ein Stück Cultur-
geschichte, bedeutend gehoben durch die Kunst der Dar¬
stellung. Pichler’s Kenntnis der Natur, seine Vorliebe für
bildende Kunst und sein scharfes Auge verrathen sich
Schritt für Schritt, überall bekundet sich die frische
Unmittelbarkeit eines hoch veranlagten Sohnes aus dem
Volke. Pichler ist sich klar, was er dem Lande verdankt,
er will auch von diesem Standpunkte aus beurtheilt sein.
Der zweite Theil des Buches umfasst seine Jünglings- und
ersten Mannesjahre bis 1848 und beleuchtet die grosse
litterarische Bewegung in Tirol während der Vierziger-
Jahre auf Grund zahlreicher Briefe, die ein orientierender,
oft sehr knapper Text verbindet. Dabei treten, »wenn auch
nur mit leichten Umrissen«, seine Zeitgenossen hervor, die
»einen Platz im Gemälde deutschen Geisteslebens bean¬
spruchen dürfen«. Ich kann und darf nicht näher darauf
eingehen, es wäre Stückwerk. Einzelnes habe ich bereits
im »Tirolerboten« vom 26. Juli 1892 bemerkt, hier will
ich noch anfügen, dass dem prächtigen Buche einige
Mängel anhaften. Manche Angabe ist ungenau. Jäger’s
Musealvortrag fand am 8. März 1844 statt, J. v. Schnell
gieng 1854 nach Trapezunt, Messmer starb 1857 zu
Albano bei Rom. (S. 78.) Die Daten über die Brüder
Schnell sind in meinem Schriftchen »J. v. Schnell« (Inns¬
bruck 1892) richtig gestellt. Der Brief Schnell’s, S. 205,
kann schwerlich im Mai 1844, sondern erst 1847 ge¬
schrieben sein. Einige Druckfehler liefen auch mit unter,
so S. 25, 205, 21 1 (wo statt Redoutensaal »Rekruten¬
saal« steht) und S. 174 (lies: »letzter Mensch« statt
1. Wunsch). Neben den herrlichen Briefen von Cornelie
Schüler, die Pichler bereits früher mit anderen veröffent¬
licht hat, fesselt uns die Darstellung seines Liebesverhält¬
nisses zu Emma in Wien. Den Schluss des Buches bilden
Pichler’s (15) Gedichte an Emma, die uns als liebliche
Beigabe erwünscht sind. Dichter und Verleger haben sich
ein grosses Verdienst erworben, dass sie dieses schier
unschätzbare Quellenwerk den Litterarhistorikern und allen
Gebildeten zugänglich machten.
Bielitz. S. M. Prem.
Alte u. neue Welt. XXVII, 5.
Edhor, Bis d. letzte Heller gezahlt ist. (Schl.) — C. Brug-
ger O. S. B., Elektr. Beleuchtg. u. Kraftübertragg. — Hirse Il¬
feld, Herbes Urtheil. Erz. — Remagen, Z. Gesell, d. Schuhe.
— Nord, D. transatlant. Verkehr d. Nordd. Lloyd. — D reib ach,
D. Kunstsinnbilder an d. christl. Kirchen. — D. Panama-Trauer¬
spiel in Frankreich. — E. seltsame Carnevalssitte. — Für Frauen
u. Kinder. — Rundschau in Wort u. Bild.
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123
Nr. 4. — Okstbrrbichischbs Littbratui«latt. — II. Jahrgang.
124
Deutscher Heusschatz. XIX, 5.
Neidegg, Empor. Novelle. — Josaphet, D. Blume am
Wüstensaum. — May, D. Derwisch, Reiscerz. (Forts.) —Evers,
W. Sommer. — Galland, Leo XIII. und die Wissenschaft. —
Meister mann, D. Weltcnbau u. s. Gesch.— Meyer-Thvssen-
hausen, D. weisse Rose. — K. v. Bo landen, Deutsche Cultur-
bilder. In Nacht u. Todesschatt^n. — Denk, D. Habcrfeldtreibcr.
— Für d. E rauen weit.
La Ricreazione. II, 2 u. 3.
(2.) Una vittima illustre. — Igiene. — Al Vaticano III.
(Forts, in Nr. 3.) — II fuggiasco. (Forts, in Nr. 4.) — Una strana
Bibbia. — (3.) Un piccolo libro. — Origene del tabacco. —
Attraverso il deserto.
Neue Erscheinungen:
Baroncz R., Sinnsprüche u. Fabeln. Wien, Kirsch. (IV u. 192 S.)
fl. 1.80.
Sacchetti F., Ital. Novellen a. d. 14. Jhdt., übers, v. C. Fasola.
Münch., Lukaschik. (VIII u. 72 S.) fl. —.60.
Landsteiner K., Marietta u. Lorenzo, c. Idyll v. Karst. Leipz.,
Claussner. (III u. 96 S.) fl. 1.20.
Kürnberger F., Novellen. Aus d. Nacht, d. Dichters. Hrsg. v.
W. Lauser. Stuttg., Deutsche Verl.-Anst. (V u. 315 S.) fl. 2.40.
Stauffenburg D. v., Ohne Kampf kein Sieg. Roman a. d. öst.-
ungar. Garnisonsleben. Hermannstadt, Michaelis & Seraphin.
(210 S.) fl. 1.80.
Duncker D., Unheilbar. Roman. Stuttg.. Deutsche Verl.-Anst.
(364 S.) fl. 2.40.
Flbe A. v. d., D. Welt d. Scheins. Roman. 2 Bdc. Ebd. (258 u.
278 S.) fl. 3.—.
Meding O. (G. Samarow). An d. Ufern d. Ganges. Roman. 3 Bde.
Ebd. (280, 292 u. 292 S.) fl. 6.—.
Verzeichnis
der in den Programmen der österr. Mittelschulen 1891/1892
enthaltenen Abhandlungen.
G. — Gymnasium, R. Realschule; St. — Staats-, L. — Landes-,
C. — Communal-; O. — Ober, U. = Unter-}.
III. (Schluss.)
Na turwissenschaft.
Dalla Torre K. W. v., Die Thierwelt Tirols. (27 S.) — St.-G.,
Innsbruck,
Franke j., D. Gewässer in Krain und ihre nutzbare Fauna.
(24 S.) _ St.-R., Laibach.
Gasperini R., Beitrag z. dalmatinischen Fauna. (22 S.) (in kroal.
Sprache.) St.-R., Spalato.
Kolombatovic G., Die Schleimfische (Blenniini) des Spalatoer
Seebezirkes in Dalmatien. (22 S.) (in kroat. Sprache.) — St.-R.,
Spalato.
Krcjci A., Libellen. Analytische Übersicht d. in Böhmen beob¬
achteten Gattungen. (28 S.) — St.-R. m. böhm. Unterr.-Spr.,
Karolinenthal.
Müller Fz., Neue Beobachtg. üb. d. Schieispinne. — I). Ton¬
apparat bei Prionus coriarius. — Inscktenbesuch bei Salbei¬
blüten. (16 S.) — St.-G. m. deutsch. Unterr.-Spr., Kremsier.
Reich D., II Basilisco di Mezocorona o Mezotedesco. (22 S.) —
St.-G., Trient.
Stossich M.. I distomi dei mammiferi. Lavoro monografico.
(40 S.) — Comm.-R., Triest.
Borowiczka K., Schlüssel z. Bestimmg. d. wildwachsenden u.
angebauten Samenpflanzen i. d. Stadt Stanislau u. d. Umgegend.
(30 S.) (in poln. Spr.) St.-R., Stanislau.
Glowacki J., Die Vertheilg. d. Laubmoose im Leobner Bezirke.
(27 S.) — L.-G., Leoben.
Gutwinski R., Cheiranthus Cheiri L., Der Goldlack. Beitrag z.
Morphologie d. Blüten. (17 S.) (in poln. Spr.) — St.-G., Tar-
nopol.
Ho ff mann F., Die Bäume u. Gesträuche in Königgrätz u. Um-
gebg. im Winter. (46 S. in böhm. Spr.) — St.-G., Königgrätz.
Schimek F., Die Jugendformen einiger Papaveraceen, Ranun-
culaceen u. Campanulaceen. (26 S.) — St.-U.-G., Smichov.
Schönach H., Beitr. z. Flora v. Tirol u. Vorarlberg. (20 S) —
St.-R.- u. O.-G , Feldkirch.
Scholz Ed., Morphologie u. Entwicklgs.-Gesch. d. Agaricus
me Ileus L. (Hallimasch.) (30 S.) — St.-R., Wien XV.
Tondera Fz., Delesseria Mortimeri 'fändern n. sp. Eine neue
Algenart aus d. Steinkohlenformation. (10 S.) (in poln. Spr.) —
St.-R., Krakau.
Vandas K., Weitere Beitr. z. Kenntnis d. Flora in Bosnien u. d.
Herzegowina. (32 S?) (in böhm. Spr) — Ak.-St.-G. in d. Alt¬
stadt Prag.
Werchratski J., Verzeichn, d. wichtigeren botanischen Kunst¬
ausdrücke in ruthenisch. Sprache m. Berücksichtg. d. Schul-
unterr. i. d. höheren Gassen d. Gymnasiums. (48 S. in ruthen.
Sprache.) — Akad. St.-G. m. ruth. Unterr.-Spr., Lemberg.
Wvplel M„ Weitere Versuche üb. d. Einfluss einiger Chloride
auf das Wachsthum der Pflanze. (20 S.) — L.-R.-G., Waid¬
hofen a. d. Th.
Zahradnik J., Analytische Tabellen z. Bestimmg. d. Flora d.
Stadt Kremsier u. d. weiteren Umgebung. (65 S.) (in böhm. Spr.)
— St.-G. m. böhm. Unterr.-Spr., Kremsier.
Bruder G. Die Gegend um Saaz in ihren geolog. Verhältnissen.
(18 S.) — St.-G. Saaz.
Sigmund V., Die hydrolytischen Spaltungen u. ihre physiolo¬
gische Bedeutung. (25 S.) — St.-R. mit deutsch. Unterr.-Spr.,
Pilsen.
Faustmann V., Didaktische Bemerkungen z. element. Mechanik.
(37 S.) — St.-G., Czernowitz.
Habart K., Charakter u. Darstellung d. Büschel von Wurfkurven
constanter Wurfkraftrichtung. (13 S.) — St.-U.-R. m. Comm.-
O.-R., Elbogen.
Koch Jos., Die Doppelbrechg. des Lichtes in einaxigen Krvstallen.
(37 S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Prag in der Neustadt (Korn¬
gasse).
Lavogler V., Graphische Darstellg. d. freien Falles. (10 S.) —
St.-R., Steyr.
Wagner G., Beiträge z. Behandlg. d. Elektricitätslehre. (18 S.)
— St.-R. m. deutsch. Unterr.-Spr., Brünn.
Ziobrowski St., E. neue Art zur Bestimmg. d. Wasserwertes
b. Thermoinetergcfässen. (4 SA (in poln. Spr.) — St.-R., Lemberg.
— Von d. physik. Cabinetten in Mittelschulen. (33 S.) (in poln. Spr.)
— St.-G., Stryj.
Arche O., Einwirkung d. Kaliumchlorates in einem Sprengstoff
auf d. Bildung u. Zusammensctzg. d. Verbrennungsgase. (15 S.)
— St.-R., Triest.
Dworzak H., Über Gährungsorganismen. (16 S.) L.-U.-R., Waid¬
hofen a. d. Ybbs.
Leitenberger H., Synthesen und genetische Reihen i. d. Harn¬
säuregruppe. (27 S.) — St.-R., Trautenau.
Bärta E., Ergebnisse d. meteorolog. Beobachtgen. in Leitomischl.
(23. S.) (in böhm. Spr.) — St.-G., Leitomischl.
Maschek J., Meteorologische Beobachtgcn. (4 S.) — Comm.-R.,
Leitmeritz.
Mol len da K., Ergebnisse der meteorologischen Beobachtgen. in
Pilgram seit d. Jahre 1873. (53 S.) (in böhm. Spr.) — C.-G..
Pilgram.
Raimann E., Meteorologische Notizen. (16 S.) — L.-R., Kremsier.
Reidinger H., Die meteorologischen Verhältnisse v. Weidenau
i. J. 1891. (4 S.) — St.-G., Weidenau.
Schwarz B., Über d. geograph. Vertheilg. d. mittleren Tempe-
raturminima in Nord- u. Osteuropa. (7 S.) — St.-R. m. deutsch.
Unterr.-Spr., Karolinenthal.
Steinhaussen O., Die meteorologischen Verhältnisse v. Eger
i. J. 1891. (19 S.) — St.-G, Eger.
Mathematik .
Bergmann Fz., Aufgaben zur stereographischen Kugelprojection.
(16 S.) — St.-R., Olmütz.
Binder V., Neue Axenconstructionen e. durch 5 belieb. Bedinggn.
gegeb. Kegelschnittes nach projectivischer Methode. (16 S.) —
L.-R., Wr.-Neustadt.
Braun J., Mathemathische Miscellen. (14 S.) — Fürstbisch. Priv.-G.
am Seminarium *Vincentinum«, Brixen.
Drasch H., Erzeugg. einiger Curven III. u. IV. Ordng. m. Hilfe
v. Kegelschnitten, welche durch 2 feste Punkte gehen u. einen
anderen Kegelschnitt doppelt berühren. (20 S.) — St.-R., Linz.
Frenzei R., Directe Construction d. Tangenten d. Selbstschatten-
curven von Rotationsflächen. (10 S.) — St.-R., Jägerndorf.
Gal lasch H., D. Beweggn. d. Mittelpunktes, d. Brennpunkte u.
d. Scheitel e. Kegelschnittes, welcher berührend längs zweier
festen Geraden fortgleitet. (39 S.) — Öffentl. U.-R., Wien I.
— I). Grundlagen d. Algebra im Kanfschen Sinne. (24 S.) —
St.-U.-R., Wien V.
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125
Nr. 4. — Orsterreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
126
Grünfeld E, Z. Theorie d. Systeme linearer Differentialgleichgn.
1. Ordnung u. d. Fuchs’schen Differentialgleichgn. mter Ordng.
(28 S.) — St.-G., Wien II.
Grzybowski G. Über d. Berührungen d. windschiefen Schrauben-
Iläche. (4 S.) (in poln. Spr.) — St.-U.-R., Tarnopol.
Gustawicz B., Theorie d. Loxodrome u. d. loxodromischcn
Dreiecks in Bezug auf d. Entvvcrfung d. Seekarten u. Lösung
d. Aufgaben auf d. Gebiete d. Nautik. (49 S.) (in poln. Spr.)
— St.-G., Krakau.
Habart K., Über Systeme v. Kegelschnitten mit unendlich fernem
Doppel-Contacte. (20 S.) — St.-U.-R. m. Comm.-O.-R., Elbogen.
Hadaszczok J., Der Kegelschnitt in centrischer Collineation mit
berührenden Kreisen. (10 S.) — L.-R.. Mähr.-Ostrau.
Haluschka F., Zur Methode d. Stereometrie. (18 S.) — St.-R,
Wien XVIII.
Haschck Al. Über d. beiden Integrale
7 sin (a -f- b x) C cos (a + b x)
j sin (a ( b, x ) ^ X * ) cos (a, b, x) ^ x
(37 S.) — L.-R. m. deutsch. Unterr.-Spr., Brünn.
Hofmann W. f Das ebene Dreieck als specieller Fall des sphä¬
rischen. (16 S.) — Comm.-R., Wien I.
Jett mar IL, Versuch d. Einführg. homogener Punkt- u. Linien-
coordinaten in d. Elemente d. analytischen Geometrie. (42 S.) —
St.-G., Wien VIII.
K leck ler C., D. stereograph. Projection als Hilfsmittel d. ebenen
Darstellg. sphärischer Constructionen. (18 S.) — St.-R., Wien VII.
Korczynski J., Elementar-Theorie d. Determinanten. (42 S.) (in
poln. Spr.) — St. Hyacinth-St.-G., Krakau.
Maximowicz C., Beiträge z. Theorie d. Diffusion. (19 S.) —
Griech.-orient. R., Czernowitz.
Mildner R. Über einige unendliche Reihen-Producte u. mit diesen
im Zusammenhänge stehende bestimmte Integrale. (16 S.) —
L.-R., Znaim.
Mora wetz J., Über d. Berührg. u. d. Winkelschnitt v. Kreisen
u. Kugeln. (26 S.) — St.-O.-R., Wien II.
Moskwa R., Üb. d. Pascal’sche Sechseck u. d. Brianchon’sche
Sechsseit. (40 S.) (in poln. Spr.) — St.-G., Drohobycz.
Obenrauch F. J., Zur Transformation u. Reduction von Doppel¬
integralen mittelst elliptischer Coordinaten. (56 S.) — L.-R., Neu-
titschein.
Schlosser A., Leichtfassl. gründl. Ableitg. d. Gesetze d. 7 Rechen¬
operationen. (20 S.) — Comm.-R., Böhm -Leipa.
Schober C., Construction v. Kegelschnitten aus imaginären Ele¬
menten auf Grund neuer Sätze d. Polarentheorie. (20 S.) —
St.-R., Innsbruck.
Sch wenden wein H., D. regelmässige 257 eck. (22 S.) — St.-G.,
Teschcn.
Tluchof V., Über d. gleichseitig-hyperbol. Schnitte d. Flächen
II. Grades. (21 S.) (in böhm. Spr.) — St.-R. m. böhm. Unterr.-
Sprache, Pilsen.
Voldcrauer B., Constructive Behandlung astronomischer Auf¬
gaben. (17 S.) — St.-R., Trautenau.
Weinzettl V., Einige Gedanken üb. d. Schulmathematik (9 S.)
(in böhm. Spr.) — Comm.-U. G., Wittingau.
Wenzel L., Logische Operationen in d. Mathematik und beim
mathematisch. Unterrichte. (Forts.) (20 S.) — Stifts-U.-G. d.
Benedict., St. Paul.
Zdrahal A., Aufgaben aus der analytischen Geometrie d. Ebene.
(46 S.) (in böhm. Spr.) — St.-R.-O.-G., Chrudim.
Zeidler J., Untersuchung d. in orthogonalen Punktcoordinateh
durch die Gleichung z = sin x sin y dargestellten Fläche.
(25 S.) — Comm.-R., Leitmeritz.
Technologie .
Albrecht G., Über d. Berechtigung u. d. Verwendung d. elek¬
trischen Potentials u. einiger verwandter Begriffe im Mittelsch.-
Unterr. (22 S.) — I. deutsch. St.-G., Brünn.
Bazala J., Beleuchtungs-Constructionen für windschiefe Schrauben¬
flächen. (14 S.) — St.-R., Bielitz.
Dccha'nt J., D. elektr. Anlage in uns. Anstaltsgebäude. (8 S.) —
St.-O.-R., Wien II.
Kail J. M., Einiges üb. uns. Schreibtinte. (16 S.) — Comm.-R.,
Wien I.
Petrik L., Philip Reis' Telephon. (38 S.) — St.-G., Triest.
Schromm F., D. Ellipsograph. (5 S.) — Comm.-R., Wien IV.
Nekrologe,
Baran A., Prof. Hermann Neuda f. Nachruf. (3 S.) — St.-G.,
Krems.
Egger J., Nachruf an Prof. E. Win der. (6 S.) — St. G., Inns¬
bruck.
Frank A., Phil. Dr. Johann Knieschek. (6 S.) - St.-G. m. Unter¬
realschulklassen, Reichenberg.
Perathoner V., Schulrath Josef Elsensohn. Ein Gedenkblatt.
(14 S.) St.-R. u. O.-G., Feldkirch.
Münzberger J., Prof. Prokop Zimmerhackel f. (3 S.) —
Comm.-R., Böhm.-Leipa.
Vävra J., Prof. Peter Muzak. (3 S.) — St.-R. mit böhm. Unterr.-
Sprache, Prag.
liiustr. Zeitung. Nr. 2584—2287.
(2584.) Scherenberg, Zum 100. Bande. — Lorck, Ein
Glückauf d. >Illustr. Ztg.« beim Betreten d. 100. Stufe. — 2 neue
Botschafter d. deutschen Reichs. — E. neuer Wintercurort (Arosa,
Graubünden); — R. Owen. — Paulus Cassel. — D. Bismarck-
Denkmal zu Düren. — Wilda, An d. Grenze. — (2585). Zum
70. Geburtstag Fr. v. Esmarchs. — Morgen, Meine Reise durch
Kamerun. — Hamburger Seelotscn. — Weinberg, Z. Newtons
250j. Geburtstag. — Kanitz, D. Trajanstafel im Donau-Kazan-
passe. — Schütze Vinc. Stottenberg-Lerche. — P. F. Reichens-
perger. — Kirchner, Eine neu aufgefundene Bibelhandschrift.
— (2286.) Krause, D. internat. Frachtübereinkommen. — D.
neue Modell zum Nationaldenkmal f. Kais. Wilhelm I. — Wien
im Schnee. — Messius, D. Kieler Wikingerschiff. — Nasen-
bärenfamilic. — Photogr. Mondstudien. — Warring, Sie u. ihr
Kind. (Schl, in Nr. 2287). — (2287.) Dehrn, D. moderne Gcld-
corruption. — Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin.— Klaussmann,
D. Strike im Saargebiet. — Buss, D. neue deutsche Reichstags¬
gebäude. — Koch v. Bern eck, D. Schäfflertanz in München.
— D. Ausgrabgen. in Carnuntum b. Wien.
Christliche Akademie, hrsg. v. Edm. Langer (Prag.) XVIII,
Nr. 1.
E. österr. Volksschauspieldichter. (Forts.) — D. provisor.
Ruhestätte d. Apostelfürstcn b. St. Sebastian. — Mitthlgen.
Die Nation. X, 16-19.
(16.) Barth, E. neue Partei. — Schräder, Friedrich UI.
als Kronprinz u. Kaiser. — Polit. Stimmgsbilder. aus Süddeutsch¬
land : Württemberg. (Bayern in Nr. 19.) — Nathan, Ibsens Bau¬
meister-Tragödie. — (17.) Broemcl, D. Landtagswahlrccht in
Preussen. — Mühling, Politik u. Chauvinismus im Gesch.-Unterr.
(Forts, in Nr. 18.) — Beer, Hedwig v. Olfers. — Philippson,
Katharina II. v. Russland. — Welti, Musik. — (18.) Hinze,
Diensttauglichkeit u. Friedenspräsenzstärke. — Kleinliche polit.
Verfolggen. — Ola Hansson, D. deutsche u. d. nord. Ibsen. —
Nathan, Begas’ Berl. Kaiserdenkmal. — (19.) Barth, Remis? —
Buck, D. neue russ. Budget. — Morf, D. Diderot.
Nord u. Süd. LXIV, 191. (Jahrg. XVI, Febr.)
Jensen. Aus d. »vergessenen Zeil«. (Schl.) — Marholm,
El. Düse. — Kretschmann, D. ethische Bewegg. in Deutschld.
— Pro Iss, D. franz. Armee b. Ausbruch d. franz. Revolution.
— v. Winterfcld, Chr. Wolff in s. Verhältnis zu Friedr. Wilh. I.
u. Friedr. d. Gr. — Grazer, E. communist. Colonie. — Lindau,
Schlag neun.
Histor.-poiit. Blätter f. d. katho). Deutschland. CX1, 3.
Rom-Betrachtgen. am Janiculus. — Landammann Gallus
Jak. Baumgartner. — D. kirchenpolit. Streit in Ungarn. II. —
Die »Elsass-Lothring. Frage« u. d. »Neue Curs«. — Festschr. z.
gold. Bischofsjubiläum Leos XIII. — Liberalismus u. Militarismus
an d. Zeiten Wende. — N. v. Salis’ Convertitenbilder.
Dresdener Wochenblätter f. Kunst u. Leben. II, 1—4.
(1.) Pröll, An d. Jahreswende. — Guttzeit, E. Sonncn-
wend-Rede. — Pröll, E. neues Bühnenmysterium v. Ibsen. —
(2.) Scham, Musikal. Instinkte. — Brixel, D. Räuber d. deut¬
schen Schrift. (Forts, in Nr. 3.) — Lechleitner, Herrn Wolframs
schlimme Tage. (Forts, in Nr. 3.) — In cig. Sache : Meine Anrede.
— (3.) Planck, Chr. Schrempf u. d. religiöse Bewegg. in Würt¬
temberg. (Schl, in Nr. 4 ) — Pröll, Deutsche Ohnmachtsspiele
in Österr. — Kuhne’s »Neue Heilwissenschaft«. — (4.) Scham,
D. Kunst als Emplindg. — Natürl. Gesundheitslehre.
Schriften d. kais. Akademie der Wissenschaften in Wien*
Sitzungsberichte d. phil.-hist. Cl. t Bd. CXXVII.
Wotke, Isidors Synonyma (II, 50—103) im Papyrus Nr. 226
d. Stiftsbibi. v. St. Gallen. — Luschin v. Ebengreuth, Vorlaut'.
Mitthlgen. über d. Gesch. deutscher Rechtshörer in Italien. —
J. Müller, Krit. Studien zu Seneca De bencficiis u. De clementia.
— v. Helfert, Memorie Segrete. Des Frh. Giangiacomo v. Cres-
ceri Enthüllgen. üb. d. Hof v. Neapel 1796—1816. Mit biogr.
Notizen u. e. krit. Commentar. — Kukula, D. Mauriner Ausg.
d. Augustinus. III, 1. — Schuster, Zappert’s »ältester Plan v.
Wien«. — v. Zeissberg, Aldenhofen, Neerwinden, Löwen. (1., 18.,
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127
Nr. 4. — Orsterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
128
22. März 1793.) Z. Erinnerg. an EH. Carl. — Jagic, D. byzant.
Lehrgedicht Spancas in d. kirchenslav. Übersetzg. — H. Schenkl,
Bibliotheca patrum lat. Britannien V. — Fr. Müller, Nachtrgc.
z. Abhandlg. »Die äquatoriale Sprachfamilie in Centr.-Afrika«. —
Fr. Müller, Beitrge. z. Erklärg. des Artäi-vlräf-nämak u. des
Dzöst-i-frijän. — Bühl er and Kirstc, Indian studies, II. Contri-
butions of the History of the Mahäbhärata. — Vondräk, Z.
Würdigg. d. altsloven. Wenzelslegende u. der Legende v. heil.
Prokop. — Gomperz, D. jüngst entdeckten Überreste einer d.
platon. Phaedon enthaltenden Papyrusrolle.
Sitzungsberichte d , math.-naturw. Classe , Bd. CI.
Abth. I, Heft 7: Fritsch, Üb. einige südwestasiat. Prunus-
Arten d. Wiener botan. Gartens. — Jahn, Vorl. Ber. üb. d. Den*
droiden d. böhm. Silur. — Koelbel, E. neuer ostasiat. Fluss¬
krebs. — Wiesner, Untersuchgen. üb. d. Einfluss d. Lage auf
d. Gestalt d. Pflanzenorganc. I. Die Anisomorphie d. Pflanze.
Abth. II 4 , Heft 6 u. 7 : Pu sc hl, Z. Elasticität d. Gase. —
Jäger, D. Zustandsgleichg. d. Gase in ihrer Beziehg. z. d. Lösgen.
— Gm e in er, D.allg. bicubische Reciprocitätsgesetz. — S ucharda,
Üb. die bei e. Gattg. centrischer Rüekgsflächen d. 4. Ordng. auf¬
tretende Reciprocität. — M arg ul es, Luftbeweggen. in e. rotieren¬
den Sphäroidschale bei zonaler Druckverthlg. — Exil er, Elektro-
chem. Untersuchgen. II. — Elster u. Geitel, Beobachtgen. d.
athmosphär. Potentialgefälles u. d. ultravioletten Sonnenstrahlg.
— Schilling, Üb. Drehstrommotoren. — Czermak, Üb. oscil-
lator. Entladgcn. — Pick, Ueb. adjungierte lineare Differential¬
gleichungen. — H a n d 1, Ueb. e. einfaches Hydrodensimeter,
Sobotka, Üb. Krümmung u. Indicatricen d. Helikoidc. — Jäger,
Z. Theorie d. Flüssigkeiten. — Klemeneie u. Czermak, Ver¬
suche üb. d. Interferenz elektr. Wellen in d. Luft. — Jäger, Üb.
d. Anderg. der Capillaritätsconstanten d. Quecksilbeis mit der
Temperatur.
Ab. II b , Heft 6 u. 7: Orndorff u. Newburg, Üb. die
Darstellg. v. Adol u. Crotonaldehyd. — Lieben, Üb. Darstellg.
v. Crotonaldehyd. — YVeidel u. Hoff, Studien üb. stickstoff¬
freie, aus d. Pyridincarbonsäuren entstehende Säuren. — Weidel
u. Hoppe, Z. Kenntnis d. Mesityl- u. Mesitonsäure. — Emich,
Z. Verhalten d. Stickoxydes in höherer Temperatur. II. — Pri-
bram u. Glücksmann, Üb. d. Verhalten v. Thiocarbonaten zu
Phenolen. — T. Schindler, Üb. d. Einwirkg. v. Schwefelsäure
auf ß-Trimethyläthylidenmilchsäure. — Neu mann, Einwirkg. v.
Jodwasserstoffsäure auf Chinchonidin. — Hemmelmayr, Üb. d.
Mekoninmethylphenylketon. — Pum, Einige Umwandlgen. d.
Chinchonins. — Goldschmiedt, Üb. d. Laudanin. — Gold-
schmiedt u. Schranzhofer, Z. Kenntnis d. Papaverinsäure.
— Wegscheider, Üb. d. Esterificierung d. Opiansäure.
Abth. III, Heft 6 u. 7: Meynert. Neue Studien üb. d. Asso¬
ciationsbündel d. Hirnmantels. — Räthi, D. Nervenwurzeln d.
Rachen- u. Gaumenmuskeln. — W ei den fei d, Versuche üb. d.
respiratorische Function d. Intercostalmuskeln. I. D. Einfluss ders.
auf d. Capacität d. Thorax.
Beilage zur Allg. Ztg. 1893. (Nr. 15—26.) 16.—31. Januar.
(15.) Schöner, Röm. Brief. — (16.) D. deutsche Binnen¬
schiffahrt u. ihre Verkehrswege. (Schl, in Nr. 17.) — Charpcn-
tier, I). neueste russ. Belletristik. III. (IV in Nr. 18.) — (17.)
Engl. Littcratur. — (18.) Pfizer, Sociales Recht: Wucher und
Abzahlgsgeschäfte. — (19.) Rouget de Lisle.— Lebenserinnergen.
v.' W. v. Siemens (Schl, in Nr. 20.) — Am Grabe Ludwigs XVI.
— (20.) Gothein, Karl Friedr. v. Baden u. die Physiokraten.
(Schl, in Nr. 22.) — D. Finanzlage d. Gotha’schen Staatsdiener-
Witwen-Societät. — (21.) Ziegler, Chr. Schrempf als religiöser
Redner. — Harnack, Aus d. röm. Kunstwelt. — Pott, Der
Distanzritt u. die Vollblutfrage. — (22.) D. skandinav. Stab¬
kirchen. — Wünsche, Z. jüd. Litt. — (23.) Düntzer, Goethe’s
Sescnheimer Briefe an Salzmann. — Hager, D. Wessobrunner
Stuccatorenschule. (Forts, in Nr. 24, 25) — Günther, Nach¬
klänge zum Galilei-Jubiläum in Padua. — (24.) Gentilli, M. Hipp,
biogr. Skizze. — (25.) Kellei'-Jordan, Jose Zorrilla. (Nachruf.)
— (26.) D. sociolog. Staatsidee. — Gottschall, Neue Romane.
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 24. Januar in Wien der Univ.-Prof. und
Vorstand der II. med. Klinik Hofrath Dr. O. Kahler im A. von
43 J.; — an dems. Tage in Stammersdorf, N.-Ö., d. als Botaniker her¬
vorragende Schottenpriester Pfarrer Max. Matz im 82. Lebensj.; —
am 1. Febr. in Wien der Privatdocent f. Chemie a. d. Universität
und Oberrealschul-Prof. Dr. Ed. Czumpclik im 61. Lebensj.
Herder’sclie Verlansbandlang, Freiömg im Breisgau. — B. Herder, Wien, I. Wollieile 33.
Soeben sind erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Schanz, Dr. P., Die Lehre von den heiligen Sacramenten der katholischen
Kirche. Mit Approbation des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Freiburg. gr. 8°.
(VIII und 758 S.) M. 10; geb. in Halbfranz mit Rothschnitt M. 12.—.
Schindler, Dr. J., St. Joseph, dargestellt nach der heiligen Schrift. Aka¬
demische Vorträge. Mit Approbation des hochwürdigsten Herrn Erzbischofs von Frei¬
burg. 8°. (XVI und 126 S.) M. 1.20.
Neuer Verlag der Jos. Kösel’schen Buchhandlung in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes :
Costa, Jos., Aus dem Leben und Leiden des Herrn. Drei Cyclen von
Vorträgen an gebildete Katholiken. Mit erzbischöflicher Druckbewilligung.
8". XVI und 272 S. Preis broch. M. 2.50, in Halbfranz gebd. M. 3.80.
Moppey, Josef, Lehrschule des geistlichen Lebens in Betrachtungen auf
alle Tage des Jahres. Systematisch dargcstellt mit den nothwendigsten
Gebeten. Mit Gutheissung des erzbischöllichen Ordinariates Freiburg. 8°.
668 S. Preis brochirt M. 2.70, in Halbleinwand gebd. mit Rothschnitt M. 3.70.
Kotte, A., Christliche Schule der Weisheit oder Aussprüche und Erklärungen
der Heiligen und anderer vorzüglicher Geistesichrer in der katholischen
Kirche über verschiedene Gegenstände des geistlichen Lebens. Alphabetisch
geordnet und mit ausführlichem Wort- und Sachregister versehen. Ein
Handbuch für Beichtväter, Prediger und Religionslehrer, zugleich ein Hand¬
buch zur Belehrung und Erbauung für christliche Familien. Zweiter Band.
Mit bischöllichcr Approbation. 8°. 668 S. Preis brochirt M. 5.60, in Halb¬
franz gebd. M. 7.40. Preis des ersten Bandes broch. M. 5.60, in Halbfranz
gebd. M. 7.40.
Von diesem ausgezeichneten Sammelwerke, das in dieser \ ollständigkeit uner¬
reicht dasteht, liegen nunmehr die beiden ersten Bände, die Themata »geistige
Abgestorbenheit — gute Meinung» umfassend, vollständig vor. Der dritte (Schluss-)
Band wird im Laufe dieses Jahres fertig.
Verlagshandlung' St. Norbertus
in Wien i
111. Seidlgasse Nr. 8.
für das Jahr 1892.
Herausgegeben vom Diractorium dar
Lao-Oasallschaft.
Inhalt:
Lucas R. v. Führich, „Styl-Gothik“. — Prof.
Dr. Stephan Pawlicki. „Alfred Fouillee’s neue
Theorie der Ideenkräfte“. — Prof. Dr. F. Pern-
ter, „Der Einfluss der Sonnenflecken auf irdische
Erscheinungen“. (Mit einer graphischen Tafel.)
— Prof. Dr. Math. Hiptmair, „Thomas Pöschl
im Lichte seiner Selbst-Biographie“. — Prof.
Dr. Coel. Wolfsgruber, „Hofrath Führich“. —
Prof. Dr. Franz M. Schindler. „Ist der reine
Lohn vertrag an sich mit den Grundsätzen der
christlichen Gerechtigkeit vereinbar?
Gross 8°, 88 Seiten, elegant brochirt 75 kr.
Zu beziehen direct durch
obige Verlagshandlungsowie durch alle
Buchhandlungen.
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien,
III. Seidhrasse 8.
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Nr. 5.
Wien, 1. März 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Ucdaction
u. keeensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Kranz Schnürer,
Wien-Knitzendori
HKRAIJSGBGEBEN DURCH DIE LEO - GESELLSCHAFT
KKDIQIKKT VON
DR FRANZ SCHNÜRER
Abonnenten ts-Auftrüge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes*.
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Krscheint am 1 . und 15 . jedes Monats. - Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5 .- (M. 9 -), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.-
D«bit för den geeammten Buchhandel: (( St. Norbertus"-Verlag*handlung in Wien III, Seidlgaaae 8, wohin auch alle Inaeraten-AuftrSge zi richten »ind.
Preise der Inserate : */i S. fl. 20.— “ MU. 3ö. —, 1 J S. fl. 10.50 — Alk. 19.— , 1 3 S. fl. /. — Mk. 12.i»0, 1 6 S. 11. 4. ~ MU. / .«0, 1 11 S. fl. 1 .25 MU. 4. .
INHALT:
Richter W., Geschichte der Padcrborner Jesu¬
iten. (Onno Klopp.)
Scholl C . Die Jesuiten in Baiern. (Bh.)
Bäumer S , Johannes Mabillon. (H. P.)
Vidmar J. C., Compendium repetitorium theo-
logiae dogmaticae.
Griesel A., Vorschriften in Militärangelegen- ,
heilen
Griessl A., Vorschriften in Schulangelegcnhciten.
Meric Elie, Le livre des esperanccs. |
T ac h 1 e r J. C., Drey Reisen nach Cisterz. (Sämmt- :
lieh von —nd—.)
Erzherzog Carl, Aphorismen. (W.) I
B ii d i nger M., Don Carlos’ Haft und Tod. (J. A.
Heyl.)
Ileitmüller F., Aus dem Goethehausc. (Prof.
Dr. J. Minor.)
Heinemann C., Goethe’s Mutter. (Dr. C. Do¬
rn a n i g.)
Katalog der Porträt-Sammlung der k. u. k.
General-Intendanz der k. k. lloftheater.
(J u r e c ze k.)
Meisterwerke der Holzschneidekunst.
Felbinger Uh., Die deutschen Borgnamen in
den Ostalpen. (Dr. Rieh. Müller.)
Kiepert’s Grosser Hand-Atlas in 45 Karten.
(A. B.)
Herr ich A., Afrika. (P.)
G o 1 dsc hm i d t L.,Handbuch des Handelsrechtes.
(Frh. v. Wcichs.)
Brinkmann A., Naturbilder. (Prof. Dr. O. Ha¬
mann.)
Sprockhoff A., Kleine Botanik. (K. II.')
Cotta’seher Musenalmanach, herausgg. v.
O. Braun. (Adolf Pichler.)
Via «*t’, Böhmische kalhol. Revue, red. v. Th.
Skrdlc (Jos. Karäsek.)
Pcrsonalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Richter W., Geschichte der Paderborner Jesuiten.
Erster Theil, 1580 bis 1618. Paderborn, Juntcrmann. 1892.
gr.-8°. (XX und 239 S mit einem Bildnis Th. v. Fürstenberg,
einer Abbildung und einem Lageplan des Paderborner Jcsuiten-
collegiums, Gröningcrs Bericht über Wicharts Bekehrung, Briefen
u. Urkk.) fl. 1.68.
Nachdem Fr. v. Löher in seinem Buche: »Der
Kampf um Paderborn von 1597 bis 1604« eine Dar¬
stellung des Waltens des Fürstbischofs Theodor von
Fürstenberg geliefert, die fast auf jeder Blattseite den
Rausch des damaligen (1874) sog. Culturkampfes aus¬
prägt, ist umsomehr jeder urkundlich belegte Beitrag
zu der wirklichen Geschichte jener Ereignisse willkommen.
R. fasst nicht so sehr das ganze Verhältnis der streiten¬
den Kräfte jener Tage ins Auge als speciell der Jesuiten,
deren Beginn und Fortschritte, bis zu den päpstlichen
und kaiserlichen Diplomen der Bestätigung ihrer Lehr¬
anstalt als Universität, im Jahre 1615, er mit treuem
Fleisse eingehend verzeichnet hat. In Betreff der ge-
sammten in Frage kommenden Verhältnisse, namentlich
gegenüber der schweren Anschuldigung Löhers: Fürst¬
bischof Theodor habe »als ein untreuer Fürst das Recht
seines Landes gebrochen« — deutet er (S. 139) an,
dass zur Prüfung dieser Anklage eine Arbeit bereits in
Angriff genommen sei. Eine solche erscheint wie eine
moralische Pflicht für Paderborn, zumal da H. v. Löher
(S. 322 seines Buches) für sich in Anspruch nimmt,
sein Urtheil über Theodor zu fällen »ohne confessionelle
Färbung«, wo er doch das Schlagwort »des reinen Evan¬
geliums« und ähnliche von entsprechender Qualität in
der ausgiebigsten Weise verwertet. — R. führt jedoch,
freilich nur gelegentlich (S. 85), ein Schreiben des Fürst¬
bischofs Theodor an, welches doch die Basis des Rechtes
zu seinem Vorgehen enthält. Auf die Verwendung des
Prinzen Moriz von Oranien für den Herrn von Büren, aus
dessen Stadt Büren der Fürstbischof die sog. evangeli¬
schen Prediger ausgewiesen, antwortet er am 3. Juli 1607:
»So viel die Reformation und Bestellung der Kirchen-
Ministerien anbelangt, ist E. L. aus dem publicierten
und hochbetheuerten Religionsfricden (von Augsburg 1555)
gutermassen bewusst, dass dieselbe Reformation und Be¬
stellung im H. Reiche nicht den Unterthanen, sie seien
vom Adel oder nicht, gegen ihre Obrigkeit zugelassen,
sondern einzig und allein der Obrigkeit, welcher die
Unterthanen darin zu parieren und zu gehorsamen ver¬
möge des gedachten Religionsfriedens schuldig gebührt,
inmassen dann derselbe Religionsfriedc nicht insgemein
auf die Unterthanen, sondern einzig und allein auf die
Kurfürsten, Fürsten und Reichsstände gerichtet ist.«
Diese Worte sind entscheidend für das ganze Thun
Fürstenbergs. Der Religionsfriede von Augsburg, den die
nicht-katholischen Reichsstände dem Oberhaupte abge¬
zwungen, weiss nichts von einem Rechte der Person auf
ein Religionsbekenntnis weder des Adels, noch des Bürgers,
noch des Bauern. Nur die unmittelbaren Reichsstände haben
das Recht, die Religion ihrer Unterthanen zu bestimmen,
wie es sich populär in die kurze Formel kleidete: Cujus
regio, ejus religio . Demgemäss hatten der Kurfürst von
Sachsen, der Landgraf von Hessen, der Rath der Reichs¬
stadt Nürnberg u. s. w. das Recht, ihre Unterthanen zu
reformieren, keinen Katholiken zu dulden und die über¬
flüssigen Kirchengüter zu nehmen. Denn das Wort Reli¬
gion oder Evangelium war der Name, der Kern der
Sache war Herrschaft und Besitz. Dieses jus reformandi
kam aber nicht den Städten zu, die nicht reichsunmittel¬
bar waren, also nicht den Städten, die einem Fürst¬
bischöfe oder Reichsfürsten unterthan waren, wie z. B.
Paderborn. Als jene nicht-katholischen Reichsstände den
Religionsfrieden von Augsburg dictierten, um für ihre bis
dahin nur erst thatsächlich geübten Uebergriffc in kirch¬
liche Dinge auch den Buchstaben eines formellen Rechtes
j zu erlangen, mag es ihnen nicht klar gewesen sein, dass
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Nr. 5. — Oesterreichtsches Lttteraturblatt. — II. Jahrgang.
132
dieser Buchstabe des formellen Rechtes ein zweischneidiges
Schwert sei. Aber so zeigte es sich, als der Katholicis-
mus wieder erstarkte. Kraft seines Reformationsrechtes
forderte der Fürstbischof Theodor von der Stadt Pader¬
born die Rückkehr zur Kirche, wie gleichzeitig der Erz* |
herzog Ferdinand II. kraft desselben Rechtes dieselbe I
Forderung an seine Landstände von Steiermark, Kärnten
und Krain stellte.
Jene Worte des Fürstbischofs Theodor zeigen, dass
das Wort Reformation nach beiden Seiten galt. Aus¬
drücklich hat später der westphälische Friede festgestellt,
dass nach der bisher im Reiche geübten Praxis das jus
reformandi haftete an der Landeshoheit. Durch das
quantitative Uebergewicht der nicht-katholischen Litera¬
tur ist es aber in späterer Zeit dahin gekommen, dass
das Wort Reformation wie ein in sich vollständiger Be¬
griff gilt, als der Name für die Lossagung von der Einen
und allgemeinen Kirche. Dies entspricht nicht dem Ur¬
sprünge, nach welchem das jus reformandi ein Annex
der weltlichen Gewalt ist, und zwar nach beiden Seiten.
Ja, man ist in neuerer Zeit sogar dahin gekommen, für
die Anwendung des jus reformandi zu Gunsten der
Kirche das Wort Gegenreformation zu erfinden. Dies
Wort, dem sechzehnten, dem siebzehnten, dem acht¬
zehnten Jahrhunderte unbekannt, kann nur den Erfolg
haben, die geschichtliche Klarheit zu Gunsten der nicht¬
katholischen Auffassung zu trüben. Es wäre daher zu
wünschen, dass alle katholischen Historiker an der ur¬
sprünglichen Bedeutung der Worte festhielten.
Wien-Penzing. Onno Klopp. i
S c h o 11 Carl r Die Jesuiten in Baiern von der ersten Zeit
ihrer Berufung bis zum drohenden Staatsbankerott am Ende des
sechzehnten Jahrhunderts. Ein Bild der Vergangenheit zur War¬
nung für die Gegenwart. Würzburg, Stüber. 1892. gr.-8°. (VII!
u. 72 S.) fl. —.90.
Der Verf., welcher laut Ankündigung der Verlags¬
handlung vor zwei Jahren eine Schrift »Gegen Rom und
römische Anmassung« herausgegeben, versucht sich nun
an den Jesuiten. Die Tendenz, die Sch. schon auf dem
Titelblatt andeutet, wird in der Einleitung deutlicher aus¬
gesprochen: »In unseren Kindern schon gilt es — an- j
statt das Denken und das Selbstgefühl niederzuhalten,
es zu wecken, zu stärken, zu heben; anstatt in ihnen
schon mit Hilfe von unfehlbaren Dogmen und alleinselig¬
machenden Ceremonien in confessio n eil abge¬
pferchten Schulen die Saat der Engherzigkeit und
des Hochmuths, der gegenseitigen Abneigung, Verfeindung
und Verketzerung auszusäen, vielmehr das Bewusstsein
gleicher Menschenwürde 'zu wecken.« Die Quellen des
Verf. sind vorzüglich Wolf, Huber und Sugenheim —
also unlautere Quellen (Nachweis bei Duhr, Jesuiten- ;
fabeln, Freiburg, 1892.) Das Citat Cod. Bav. Nr. 2173,
Fol. 94 (S. 12) und die Citate auf S. 25 sind aus Sugen¬
heim (S. 239, 281) entnommen. Die kritisch unangreif¬
baren Urtheile über die damaligen baierischen Jesuiten, wie
sie Janssen verzeichnet und solche neuesten Datums, wie
z. B. die von Trautmann und Reinhardstöttner existieren für
den Verf. nicht. Derselbe kommt zum Schluss: »Hätten
die Jesuiten nichts anderes gethan, als zur Verdummung
und geistigen Verkrüppelung des Volkes diesen Unsinn,
diesen Blödsinn, diesen aus barster Geilheit stammenden
Unflath zusammenzubrauen — es reichte allein schon
hin, um ihr Verdienst um Religion und Sittlichkeit voll¬
auf würdigen zu lernen.« Dem gegenüber mag darauf
hingewiesen werden, was selbst Gegner der Jesuiten ein¬
gestehen müssen, dass zu dieser Zeit am baierischen
Hofe »sittsames Wesen und Gottesfurcht in höchster
Reinheit erblickt wurden ... An allem hatten die Jesuiten
ihren grossen Theil« (Zschokke, Baierische Geschichte,
V, 230). Dass es mit dem drohenden Staatsbankerott in
Baiern, welchen die Jesuiten auch verschuldet haben
sollen, nicht so schlimm war, beweist die ganz hervor¬
ragende Machtstellung, welche wenige Jahre später Maxi¬
milian, gestützt auf sein Geld und seine Soldaten, ein¬
nehmen konnte. Bh.
B ä u m 0 r P. Suitbert, Benedictiner der Beuroner Congregation:
Johannes Mabilion. Ein Lebens- und Litteraturbild aus dem
XVII. und XVIII. Jahrhundert. Augsburg, Litterarisches Institut
von Dr. M. Huttier (Michael Seitz), 1892. gr.-8°. (XI u. 270 S.
mit einem Porträt Mabillon’s.) fl. 2.10.
B. erfreut uns im vorliegenden Werke mit dem
Lebensbilde eines gelehrten Benedictiners aus dem 17.
und beginnenden 18. Jahrhunderte, der in verschiedenen
Zweigen wissenschaftlicher Thätigkeit als einer der her¬
vorragendsten, bahnbrechenden und bis heute nach¬
wirkenden Gelehrten anerkannt ist, dessen »in mancher
Hinsicht bis jetzt unübertroffenes« (Sickel, cit. S. 88,
Anm. 3) »für alle Zeiten classisches* (Wattenbach,
cit. ebendaselbst) Hauptwerk » De re diplomatica « 1618
(S. 82 steht unrichtig 1691) ihn als »den eigent¬
lichen Vater der Diplomatik« (Leist, Urkundenl. 1882,
S. 6) erscheinen lässt, dessen » Anna/es Ordinis
S. Benedicti «, »ein unübertrefflicher Prachtbau«, »ein
monumentum aere perennius « (S. 232) »noch heute
eine der sichersten Stützen des Gebäudes der historischen
Wissenschaften« (S. 230), das Fundament der Ordens
geschichte bilden, dessen Ausgabe der Werke des heil.
Bernhard für seine Zeit eine hervorragende Leistung war,
der ausserdem die Geschichte der Liturgik, die Hagiologie,
das theologische Studienwesen mit noch heute geschätzten
Werken bereicherte.
B. beherrscht und benützt in gewissenhafter und kritischer
Weise die gesammte Litteratur (S. VI — IX) über Mab. und die
Mauritier, erweitert jedoch die bisherigen Kenntnisse durch viel¬
fache eigene archivalische Forschungen und verbindet damit auch
die genaue Bekanntschaft mit den Werken Mab.’s. Er entrollt uns
ein wohlgelungenes Lebensbild Mab.’s (1632—1707), zugleich
aber ein Bild der Congregation de Saint Maur (bis 1707) und
damit eines der interessantesten Bilder aus der Ordens- und
Gelehrtengcschichtc des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts.
Indem B. in Mab. zugleich den musterhaften Ordensmann, den
frommen Priester, den treuen Sohn der Kirche schildert, lernt der
Leser den ganzen M a b. kennen und lieben ; und indem
er die Congregation von St. Maurus nicht als blosse Gclehrten-
Akademie, sondern vor allem als eine zum Zwecke der Reform
auf die wahren Principien monastischen Lebens zurückgreifende
Bcnedictiner-Congregation erfasst, gewinnt man das richtige Ver¬
ständnis für jene ganz eigenartige Erscheinung, die B. trefflich
aus der Zeitgeschichte zu beleuchten versteht.
War auch das Leben Mab.’s nicht reich an Wechselfällen,
verlief es vielmehr, von einigen Studienreisen abgesehen, ruhig,
aber in rastloser Thätigkeit, unter Gebet und Arbeit in stiller
Klosterzelle der Abtei St. Germain-dc Pres zu Paris, so versteht
es B. dennoch, das Buch äusserst interessant und abwechslungs¬
reich zu gestalten, zumal durch ausführliches Eingehen auf die
Studienreisen Mab.’s in die Schweiz, nach Deutschland und nach
Italien (auch culturhistorisch nicht ohne Interesse, wie S. 132 f.
über die deutschen Wirtshäuser, 138 über Schwaben, 143 Lob
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133
Oesterreichisches Litteraturblatt.
II. Jahrgang.
134
Nr. 5. —
des deutschen Clerus, 144 und 147 über Baiern u. s. \v\), durch
kurze Charakteristik der Ordensgenossen und der weltllichen
Freunde und Correspondenten Mab.'s, unter welchen neben einem
Leibniz, Muratori u. s. w. ganz sonderbare, wunderliche Käuze
verkommen, wie der Florentiner Magliabecchi, der Gelehrte xat
ico^v genannt (S. 116 f., 198 f.) und durch gelegentliche Mit¬
theilung bezeichnender Charakterzüge Mab.’s (z. B. S. 95, 220 f., 88),
während die Besprechung und Würdigung der hervorragendsten
Werke Mab.’s und seiner zahlreichen litterarischen Fehden gewisser-
massen das Rückgrat der Darstellung bilden.
Mit einem zusammenfassenden Charakterbilde Mab.’s, dieses
»gelehrtesten und zugleich demüthigsten Mannes von Frankreich«
(mit diesen Worten stellten der Erzbischof von Reim*, Le Tellier,
und der Bischof von Meaux, Bossuet, Mab. dem Könige Ludwig XIV.
vor, S. 95), mit einem Verzeichnisse seiner Werke und einem
alphabetischen Register schliesst das hübsch ausgestattete Werk,
das nach des Verfassers bescheidenen Worten »nicht eigentlich
Anspruch auf materielle Vollständigkeit und wissenschaftliche
Vollendung erhebt« (S. VI), das aber durch die geschickte Zusammen¬
fassung und einheitliche Durchdringung der bisherigen Forschungen
und durch wertvolle Ergänzungen, Berichtigungen und Weiter¬
führung derselben, durch die Berücksichtigung und richtige Er¬
fassung a 11 e r in Betracht kommenden Beziehungen und Momente
sich jedem empfiehlt, der — sei cs als Diplomatiker, Historiker,
Litterarhistoriker oder Theologe — an der einen oder anderen
Richtung der Thätigkeit Mab.’s Interesse nimmt, das aber auch
über die gelehrten Kreise hinaus Verbreitung verdient.
Der nach S. IX von der Beuroner Congregation, u. z. von
Solesmes aus zu erwartenden Geschichte der Mauriner Congregation
darf man nach diesem Werke mit Spannung entgegensehen.
H. P.
Von der Sammlung prakt. Compendien der theolog. Dis-
ciplinen ausFromme’s Verlag in Wien erschien nach Scheicher’s C.
repet. theologiae moralis , das Comp, repet. theologiae dogmaticae
tum generalis tum specialis. Ex probatissimis auctoribus cul/ecttim
et in systema redactum a Dr. Const. Jo an. Vidmar. 1893 . 8 °.
VIII, 648 S. (geb. fi. 3.40•. Dasselbe behandelt die einschlägigen
Materien sehr übersichtlich nach Schouppe, Schwetz, ICatsch-
thaler u. a. in der gewöhnlichen Reihenfolge, und ohne im ganzen
selbständig sein zu wollen, ist es für den beabsichtigten Zweck
doch als hinreichend vollständig und mit Rücksicht auf seine
Quellen als vollkommen verlässlich zu bezeichnen. — Praktische
Zwecke verfolgen auch die fieissigen Sammlungen von A. Gricssl:
»Vorschriften in Militärangelegenheiten«, (Graz, Moser
1892. 8°. VI, 176 S.) u. »Vorschriften in Schulangelegen¬
heiten« (Ebd. 1892. 8°. 198 S.), ersterc für den Seelsorgeclerus
überhaupt, letztere mit besonderer Berücksichtigung der Scckauer
Diöcese. — Abbe Elie Meric bietet in >Le livre des espirances «
(Paris, Lecoffre. 1892. 8°. 350 S. gb. Fr. 2.50) erbauliche Re¬
flexionen über die christl. Hoffnung grösstentheils im Anschluss
an ausgewählte Capitel der heil. Schrift. — ln »Drey Raisen
nach Cisterz« (Separatabdr. aus der »Cistercienserchronik«
IV. Jahrg. b. Teutsch in Bregenz 1892. 8°. VI, 94 S.) wird uns,
nach einer Münchener Handschrift, der Bericht des P. Joh. Conrad
Tachler aus der Cistcrzienserabtei Raittenhaslach über seine
dreimalige Reise zu dem Generalcapitel in Citeau (in d. J. 1605,
1609 und 1613) mitgetheilt; der Bericht charakterisiert sich als
eine im Ganzen ziemlich nüchterne, hie und da mit naivem
Humor vorgetragene Beschreibung kleiner Reiseerlebnisse, die
indess in das damalige Volks- und Klosterleben manche inter¬
essante Einblicke thun lassen. —nd—.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Otte r B., Z. Reform d. Religionsunterr.Wien. Frommc,(77 S.)fl.—.50.
Frins V., S. J., S. Thomae Aq. doctrina de cooperatione Dei
cum omni natura creata praesertim libera. Paris, Lcthielleux
(500 S.) Fr. 11.
Möhler M., D. Lebensbaum u. s. dürren Aste od. d. kathol.
Kirche u. die v. ihr abgefallenen Secten. Neu hrsg. v. D. J.
Faustmann. Würzbg. Bücher (VIII u. 147 S.) fi. —.45.
Pfister M., Friedr. v. Schreiber, Erzbischof v. Bamberg. E. Lebens¬
skizze. Bambg., Schmidt (57 S.) fi. —.45.
Reinhold Gg., D. Lehre v. d. örtl. Ggwart Christi in d.
Eucharistie b. hl. Thomas v. Aq. mit Berücks. einiger s. be¬
deut. Commentatoren. Wien, Kirsch. (56 S.) fi. —.60.
Akatholica.
M i rk h o n d s Raugat-us-Safa, Life of Muhammad the Apostle, transl.
by E. Rehatsek. 2 Bde. London, Luzac & Co., 20 sh.
Deissmann G. A., D. neutestamentl. Formel »in Christo Jesu«
unters. Marbg.. El wert (X u. 136 S.) fl. 1.50.
Schaff P., History of the Christian church. Edinbg., Clark, 21 sh.
Cuthbert A. A., Questions on the Holy Scriptures. London.
Macmillan, 5 sh.
Sch er mann L., Materialien z. Gesch. d. ind. Visionslitteratur.
Leipz., Twietmeyer. (V u. 161 S.) fi. 6.—.
Schriften d. Ver. f. Reformationsgesch. 38: Drews, P. Canisius,
d. 1. deutsche Jesuit. (159 S.). —39: Kawerau, D. Reformation
u. d. Ehe. E. Beitr. z Culturgesch. d. XVI. Jhdts. (104 S.) Halle,
Niemeyer, ä fl. —.72.
Als Forts, des »Cursus Script. s.< ersch. demnächst d.
Evangelium sec. Matthaeum auctore J. Knabenbauer S. J.
2 Bdc., 11 Fr. (Paris, Lethielleux).
Antiguar-Kat.: Kerler in Ulm, ICat.-Nr. 188, Prakt. Theol.
1788 Nrn.
Philosophie. Pädagogik.
Aphorismen. Von weiland Seiner kaiserlichen Hoheit Erz¬
herzog Cari von Oesterreich. Wien u. Leipzig, W. Braumüller,
1893. 16°. (VIII u. 113 S.) fi. 1.50.
Aus dem reichen handschriftlichen Nachlasse des
ruhmreichen Erzherzogs ist eine kleine Sammlung von
Aufzeichnungen und hingeworfenen Gedanken in den
vorliegenden »Aphorismen« durch den verdienstvollen
Archivar Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Albrecht,
Herrn Malcher, zur Veröffentlichung gelangt. Es ist ge¬
wiss, dass keine Memoiren, keine Biographien und kein
vielbändiges Werk uns einer historischen Erscheinung
menschlich so nahe bringen, sie in ihrem Wesen so
verständlich machen können, als solche Gedankensplitter,
I die aus der tiefsten Seele hervorgegangen sind und keine
nachherige Appretur für ein Lesepublicum erhalten haben.
Wer die »Histoire de soll temps « schreibt, der zieht
das Kleid an, in welchem er sich gerne der Nachwelt
zeigen möchte ; wer die flüchtigen Gedanken festzuhalten
sucht, die seine Seele bewegen, der schreibt ein stilles
Bekenntnis seiner selbst und für sich selbst.
Aus der Zeit nach 1815 stammend, in welcher der
Erzherzog aus seinem grossen und unvergesslichen Wirken
zurückgezogen lebte, haben diese Aufzeichnungen den
Charakter zurückschauender Betrachtung und resümieren¬
der Erfahrung, aber sie sind erfüllt von weiser Erkenntnis
und von überzeugender Wahrheit.
»Wo die Regierung kräftig ist, erheben sich auch
die Talente.« — »Wer ernten will, wenn er anbauen
sollte, oder Blumen pflücken, wenn die Zeit gekommen
ist, Früchte zu sammeln, der erreicht keinen Zweck und
vergeudet seine Kräfte in unnützen Anstrengungen. Wie
mancher Regent hat sein Volk unglücklich gemacht, weil
er diesen Grundsatz nicht auf die Staatskunst ausdehnte.«
— »Was frommte Cäsars Tod der römischen Freiheit,
da das Volk zu verdorben war, um selbe zu ertragen ?
Was Cäsar vollbracht hatte, musste neuerdings begonnen
und durch blutige Bürgerkriege eine fortwährende Tyrannei
unter dem Joche verächtlicherer Menschen, als er war,
erkauft werden.« — »Der Unterdrückte und Verlachte
predigt immer Toleranz; aber gebt ihm die Macht, so
unterdrückt er auch. Selbst die Sectierer und Sonderlinge
in der Religion und Politik, sowie im gemeinen Leben
überschätzen sich immer, achten andere geringer als sich
und wollen sie zu ihrer Weise bekehren.« — »Nur
ungetheilt wirkt eine Kraft mit ganzem Erfolge, also
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135
136
Nr. 5. — Oesterrkichischks Li itkkaturbi.att. — II. Jahrgang.
nur unter einfachen Verhältnissen. In dem Jahrhundert,
wo die Verwicklung über die Einfachheit herrscht, muss
folglich die Schwäche an der Tagesordnung sein.« —
»Schwäche ist der Charakter unseres Zeitalters, in welchem
die matten Seelen den Keim des Grossen, den sie fürchten,
in der Brust des heranwachsenden Jünglings ersticken.«
— »Einer will bloss den Verstand bilden und achtet
das Herz nicht. Aus dieser Schule gehen die Egoisten
hervor. Ein anderer pflegt einzig das Gemüth und erzieht
einen süsslichen Empfinder oder einen rohen Kraftmann.
Beide stehen mit der Menschheit im ewigen Widerspruch.«
— »Es gibt eine Ueberladung des Verstandes durch zu
viele Ideen, gleich jener des Magens durch den Ueber-
genuss von Speisen. Auf beide folgt Unverdaulichkeit —
unreine, unreife Producte.« — »Die Alten sind einseitig
und gross, wir vielseitig und schwach.«
Es liegt ein markantes Kennzeichen grossen Geistes
eben darin, dass er in der Vergangenheit und im Selbst¬
erlebten die dauernden Wahrheiten klar und hell zu
erfassen vermag, dass ihn nicht die Erfolge mächtiger
historischer Gestalten blenden und Leiden ihn nicht
entmuthigen, dass ihm im verwirrenden Drange der Welt¬
ereignisse immer die so seltene hohe geistige Freiheit
bleibt, die Erkenntnis vom ewigen Rechte, dem tiefsten
und ersten Gesetze der Geschichte, unbeirrt fortzuerhalten.
Der Erzherzog verkennt nirgends die bedeutende
Kraft, das Talent, die »Grösse«, welche die Menschen
stets im Erfolg zu bejubeln geneigt sind, aber er vergisst
auch nicht, dass der ausserordentlich befähigte Gewalt¬
mensch nur hoch oben steht, solang ihm das Glück treu,
»weil er nach dem ersten Schritt gelernt hat, keine
Mitei zu verschmähen.« — »Napoleon Bonaparte war
Alles, nur kein Mensch ; daher hat er alle Gefühle, nur
nicht jenes der Liebe seines Nebenmenschen in Anspruch
genommen und wurde folglich allgemein verlassen, wo
nur dieses mehr gelten konnte.«
Der Geist der reinen Empfindung für das Recht
durchweht auch die Gedanken des Erzherzogs und auf
den vielen Gebieten, welche diese »Aphorismen« be¬
rühren, tritt überall dem Leser nicht nur der bedeutende
Denker, sondern auch — und oft in herzgewinnender Form
— der wahrhaft edle, reine Mensch entgegen, ruhigen,
kühlen Verstandes die Weltund die Menschen beurtheilend,
aber festen Sinnes auch das Auge auf das letzte Ziel
gerichtet: »Die wahre Grösse zeigt sich auf dem Todten-
bette, wo nichts Aeusseres, sondern bloss das Gefühl
des inneren Wertes unsern Muth zu stimmen vermag.
Hier erscheinen wir als Helden der Tugend und des
Glaubens.«
Ein kleiner Theil der Aufzeichnungen, die schon in
einer früheren militärischen Publication enthalten waren,
sind hier, obgleich es ihnen nicht an Actualität fehlt, weg-
gelassen, dagegen einige, welche sich nur auf die vom
Erzherzog in der eben durchlebten kriegerischen Zeit ge¬
machten Erfahrungen beziehen, eingeschaltet worden,
obgleich sie sachlich etwas veraltet scheinen. Im Wesent¬
lichen aber umfasst das Büchlein eine reiche Fülle von
Gedanken, die einen Schatz von dauerndem Werte bilden.
So manches hat sich im Laufe des Jahrhunderts erfüllt
und erwiesen, was der Erzherzog damals bereits erkannt
oder prophetisch gedacht, so manches gehört noch der
Zukunft an, aber aus ihrem Schleier sehen wir schon
die Umrisse. Manchmal erscheint in einem Wort ein
treffendes Bild einzelner historischer Figuren seiner Zeit,
aber nie ist das Wort anders, als objectiv, ruhig, edel
und wahr. Wie des Erzherzogs Anschauungen über
Politik, Schule, Religion, Geschichte überall den Stempel
einer höheren und reineren Seele tragen, so spricht sich
diese auch in seinen Gedanken über militärische Moral
aus. »Es gibt Menschen, welche Rohheit für echten
militärischen Sinn halten, weil man beide manchmal
gepaart findet. Jene ist nur die Ausartung dieses, aber
der Geist des Soldatenstandes erscheint nie in einem
grösseren und erhabeneren Lichte, als unter edlen Formen«
— und mehr noch in seiner von sittlichem Ernste ge¬
tragenen Verurtheilung der Unsitte des Duells.
Die »Aphorismen« verdienen in -hohem Grade ge¬
würdigt und gelesen zu werden. Weit über das gewöhn¬
liche Mass der Zeitlitteratur hinaus geht der Wert dieses
Büchleins. W.
Philosoph. Monatshefte, hrsg. v. P. Natorp (Berl., Salinger),
XXIX, 1 u. 2.
Lasswitz, D. moderne Energetik in ihrer Bedeutung f. d.
Erkenntniskritik. — Staudinger, D. sittl. Frage eine sociale
Frage I. — E. v. Hart mann, Religionsphilosoph. Thesen.-
Recensionen : Du Bois-Reymond, Üb. d. Grundlagen d. Er¬
kenntnis in d. exacten Wissenschaften (Elsas); — Bergmann,
Gesch. d. Phil. I. (Glogau) ; — Natke, B icon’s Formenlehre
(Ziegler); — Adam, Phil, de Fr. Bacon (König). — Litteratur-
bericht. — As cherson, Bibliographie.
Archiv f. Gesch. d. Philosophie, hrsg. v. L. Stein. (Berl.,
G. Reimer) VI, 1 u. 2.
(1) Bender, Metaphysik u. Asketik I. (II. in Heft 2). —
Scyring, Üb. Descartes’ Urtheilslehre. — Dilthey, D. natürl.
System d. Geisteswissenschaften im XVII. Jhdt. II. (III. in Heft 2).
— Zeller, D. deutsche Litt. üb. d. sokrat., platon. u. aristotel.
Phil. 1890. 1891. — (2.) L’Isagogicon moralis disciplinae di
Leonardo Bruni Aretino. — Külpe, Anfänge u. Aussichten d.
experimentellen Psychologie. — Freudenthal, Beiträge z. Gesch.
d. engl. Phil. — Well mann, Bericht üb. d. deutsche Litt. d.
Vorsokratiker. — Vaihinger, Bericht üb. d. neuere Phil, bis
auf Kant 1890, 1891.
Katholische Schulkunde. II, 4—6.
(4.) Pereg rin, Kaiserhymne. — Münz, Goethe in s. Verh.
zu Christenthum u. Vaterld. (Forts, in Nr. 6). — S. Bäum er,
D. hl. Rhabanus Maurus, e. deutscher Schulmann vor 1000 J.
(Forts, in Nr. 5). — Kemper, Einige Gedanken üb. d. Katechis-
mus-Unterr. — Kösterus, D. deutsche Elementarbildg. gg.
Ausgg. d. M.-A. X. — (5.) D. Schulvicar v. Henneckenrode Card.-
Fürsterzb. Dr. Gg. Kopp v. Breslau (Forts.). — Görgen, D. bibl-
Gesch.-Unterr. in s. Gesch., Theorie u. Praxis. (Forts, in Nr. 6.)
— (6.) Knoche, D. Anschaugs- u. Zählprincip als Grundlage
d. 1. Rechenunterr. (Forts.) — Fleitmann, Aus alter Zeit.
Kath. Schulztg. f. Norddeutschi. X, 4—6.
(4.) Buch mann, Vereinfachg. u zweckmässige Behandlg.
d. Sprachlehre in Utraquist. Schulen. (Schl, in Nr. 5). — Geh.
Reg - u. Schulrath J. H. Eismann f. — Unterofficiere als Volks¬
schullehrer. (Forts, in Nr. 5 u. 6). — (5.) Steilschrift oder Schräg¬
schrift? — (6.) Zum 50jähr. Bischofsjubiläum Papst Leo XIII. —
Standesintcrcssen, Standesehre u. Schimpfwort. — Gritz, Kälte
u. Unterr. in ländl. Schulen.
Neue Erscheinungen:
Rischka E., Sophora. Beiträge z. Lebensweisheit u. Kindererziehg.
Wien, Breitenstein (31 S.) fl. —.45.
Siegert G., D. Problem d. Kinderselbstmorde. Leipz., Voigtländer
(96 S.) H. —.72.
Mozley T., The creed, or a philosophy. London, Longmanns,
7 sh. 6 d.
CamenzindB., Thcophor. 12 Briefe an e. stud. Jüngling. Dülmen,
Laumann (III u. 132 S.) fl. —.45.
Sickin ger C., Christi. Kinderzucht. 6 zeitgem. Vortrge. Ebd.
(86 SO fl —.90.
Schräder E., D. bewusste Bcziehg. zw. Vorstellgen als consti-
tutivcs Bewusstseinselemcnt. E. Beitr. z. Psychologie d. Denk¬
erscheingen. L., Duncker & llumblot (XII u. 84 S.) fl. 1.20.
Frick O., Pädagog, u. didact. Abhandlgen., hrsg. v. G. Frick.
1. BJ. Halle, Waisenhaus (VII u. 580 S.) 11. 5.40.
Digitized by L.oosie
137
Nh. 5. — Oesterreichisches Littkraturbi.att. — II. Jahrgang. 138
Grunwald M„ D. Verhältnis Malebranchcs zu Spinoza. Bresl.,
Kocbner (40 SA fl. —.60.
Schopenhauer-Briefe. Sammlg. meist ungedr. od. schwer zu-
zängl. Briefe v., an u. üb. Sch., hrsg. v. L. Schermann. Lcipz.,
Brockhaus (XXXII u. 566 S.) tl. 7.20.
k'iefl F. X., P. Gassendi’s Erkenntnistheorie u. s. Stellg. z.
Materialismus. Fulda. Act.-Dr. (V u. 104 S.) 11. 1.08.
In der G. J. Göschen’schcn Verlagshdlg. in Stuttg. ersch.
demnächst »Das Gefühl. E. psychol. Untersuchg« v. Dr. Theob.
Ziegler, tl. 2.40.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Büdinger Max: Don Carlos'Haft und Tod, insbesondere
nach den Auffassungen seiner Familie. Mit Don Carlos’
Porträt. Wien und Leipzig, \V. Braumüller 1891. gr. 8°
(VI u. 317 S.) fl. 4.—
Das mit grossem Fleiss und umfassendem Wissen,
dem der persönliche Stempel aufgedrückt ist, mit sinni¬
ger Verknüpfung der Stoffe, hochsittlichem Tenor und
in sauberer Sprachform zusammengestellte Werk führt
uns das gesammte materielle und geistige Leben des un¬
glücklichen spanischen Kronprinzen in anschaulichen Bil¬
dern vor Augen und überzeugt den Leser von der Nich¬
tigkeit des Klatsches der Feinde Philipps II., der unter
dem Protectorate italienischer und französischer Geschicht¬
schreiber mit unverschämter Breite ins Thor getreten ist.
Fs steckt ungewöhnlich viel eigene Arbeit in dem Buche,
obgleich der Verf. cs rieht verhehlt, dass der literarische
Umgang mit Baumgarten, Uabrera, Gachard, Lafuentc,
Mareks, Maurenbrecher, Motlcy, Prcscott, Mor. Ritter,
Stalin u. s. w. ihm ein erkleckliches an Grundlegendem
geboten hat. Angenehm berührt uns die wissenschaftliche
Noblesse, mit der B. seine Ergebnisse der gerichtlichen
Medicin und Psychiatrie ausschliesslich aus den Erfahrungs¬
sätzen fachmännischer Koryphäen ableitet. Ich stehe nicht
an, das Buch in dieser Hinsicht als eine Fundgrube
schätzbarer psychologischer Belehrung zu bezeichnen.
Der Verf. verfügt über eine Quellen- und Litteratur-
kenntnis von ausserordentlichem Umfang; selbst den vor¬
sichtigen belgischen Archivar Gachard (Leben des Don
Carlos) hat B. in Auswahl und Behandlung der Quellen
weit überholt. Am entschiedensten aber zeugt von dem
ungewöhnlichen Berufe des Verf gerade zu dieser Auf¬
gabe die Ausbeutung ausschlaggebender Quellen, welche
vor ihm entweder gar keine oder nur mangelhafte Ver¬
wertung gefunden haben. Ich nenne beispielsweise die
Briefe des französischen Botschafters am spanischen
Hofe, der in auffallend indiscreter Weise durch Philipps II.
französische Gemahlin Elisabeth lange Zeit mit den
wichtigsten Nachrichten bedient wurde, die vorzüglichen
deutschen Depeschen des kaiserl. Gesandten in Madrid,
Adam v. Dietrichstein, sowie die Depeschen des kaiserl.
Botschafters in Rom, Grafen Arco, an ihren kaiseiliehen
Herrn (Wiener Staatsarchiv), die geheimen Berichte des
Card. Dclfino v. d. rom. Curie an Ks. Maximil. II. u. a.
In den beiden ersten Büchern schildert der Verf. die
Entstehung des zwischen den Cortes und dem Prinzen
ausgebrochenen Streites, der sich weiter zum Kampf
gegen den König und Vater zuspitzte. Die Ursachen
dieses Zwistes und des Zornes des Kronprinzen waren
des letzteren Heirats- und Selbständigkeitspläne, von
flandrischen, in Spanien weilenden Edelleuten, nament¬
lich vom Marquis von Montigny genährt, von dessen
Einfluss auf den reizbaren Thronerben mir der Verf.
eine etwas zu geringe Meinung zu hegen scheint; aus
den nach der Katastrophe an die Stadt Zürich und den
Kaiser gerichteten Briefen Oraniens scheint doch ziemlich
sicher hervorzugehen, dass Don Carlos über die flandri¬
sche Sache mit den Edelleuten aus den Niederlanden in
einer der Politik seines Vaters und der Überzeugung
der dominierenden castilischcn Cortes widersprechenden
Weise verhandelt habe. In den Niederlanden mochte
allerdings vielleicht im Ernste keine Partei des Prinzen
Statthalterschaft wünschen. Don Carlos war überaus
eigensinnig und anspruchsvoll, im Urtheil naiv wie ein
Knabe, äusscrlich vernachlässigt. Die Frage nach seiner
Rechtgläubigkeit steht, besonders bei Beachtung seines
streng katholischen Testamentes, ausserhalb ernstlicher
kritischer Erwägung. Des Prinzen hochgradige körperliche
und geistige Schwäche sowohl als auch seine sittlich
anstössige Haltung gegenüber den religiös-politischen
Plänen seines Vaters erfüllten diesen mit sehr berechtig¬
tem Zweifel an der Fähigkeit des Thronerben, die be¬
tretenen und für die Machtstellung der Dynastie gebote¬
nen Wege weiter zu verfolgen. Es schien nach damaliger
Auffassung mit der Wohlfahrt der spanischen Reiche
und Länder auch die Ruhe und Wohlfahrt der ganzen
katholischen Welt in Frage gestellt. — Im Eingänge des
3. und letzten Buches, das von der endlichen Katastrophe
handelt, bietet B. eine zusammenfassende Erörterung
über die echten Quellen. Die auf die Katastrophe be
züglichcn Documente sind auf testamentarischen Befehl
Philipps II. im Sept. 1598 im Madrider Palaste ver¬
brannt worden, weshalb wir nun in erster Linie auf die
Berichte der Botschafter und des päpstlichen Nuntius,
sowie auf einen in Lissabon erhaltenen spanischen Brief
v. 26. Jänner 1568 angewiesen sind, den die histor.
Kritik als zuverlässig anerkennt. Die Anzeichen der be¬
ginnenden und wachsenden Entzweiung zwischen Vater
und Sohn hat der Verf. klar zusammengestcllt. Mit einer
unbegreiflichen Unbefangenheit trug Don C. das anstös-
sigste Benehmen und die zügelloseste Gedankenrichtung
zur Schau und machte nicht nur sich sondern auch
seinen Vater zum Gegenstände schmählichen Geredes.
Aus den unzähligen Documenten zuchtloser Gewalttätig¬
keit, thörichter Zerstörungslust und niedriger Rachsucht
bietet der Verf. S. 177 ff. eine kleine Auslese; des
Thronerben Exccsse, sein Empörungsversuch und die
Mordabsicht gegen seinen eigenen königlichen Vater
zwangen diesen endlich zu jenen Mitteln zu greifen,
deren sich auch die gcrichtl. Medicin der Gegenwart nicht
entschlagen kann u. darf, u. die Form ihrer Anwendung
entspricht allen Anforderungen auf diesem Gebiete.
Das geheimnisvolle Dunkel, worein man die ganze
Katastrophe hüllte, musste der Mythenbildung mächtigen
Vorschub leisten. Dazu erfand der Savoyer Saint Real
in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. das Märchen von der
Liebe des unglücklichen Prinzen zur jugendlich schönen
Königin Elisabeth, und Schiller’s unsterbliche Dichtung
verewigte den Klatsch.
Dem schönen Buche ist ein dankenswertes Namen-
und Sachregister beigegeben.
Innsbruck. J. A. Heyl.
Mitthellgen. d. Instituts f. österr. Ceschichtsforschg. XIV, l.
Steinherz, D. Kinhebg. d. Lvoncr Zehnten im Erzbisthum
Salzburg (1382—85). — Winkel mann, Ungedr. Urkd. u.
Briefe z. Reichsgesch. d. 12. Jhrdts. — U h 1 i r z, D. Wappenbuch
d. Stadt Wien. — Kl. Mittheilgen. (Seemüller, Genealog. Notizen
z. Gesch. d. Hauses llabsburg. — Sauerland, 3 Beglaubigungs-
Digitized by Ujoogie
130
Nr. 5. Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang. 1*40
schreiben d. Herzoge Albrecht, Wilhelm u. Leopold v. Oesterr.
f. ihre Gesandten an Papst Urban VI. — Philippi, E. pnpstl.
Goldballe.) — Litteratur, darunter : Ebner, D. klösterl. Gebet-
verbrüdergen. bis z. Ausgg. d. karoling. Zeitalters (Herzbcrg-
Fränkel); — Dresdner, Cultur- u. Sittengesch. d. ital. Geist-
l ich kt. d. 10. u 11. Jlidts. (Hevck); — Sägmüller, D. Papst¬
wahlen u d. Staaten v. 1447 —1555 (Wahrmund); — S t i c v e,
D. oberöst. Bauernaufstand (Mühlbacher); — D. histor. Arbeiten
der südslav. Akademie d. Wiss. in Agram (Stare); — D. histor.
Programme d. österr. Mittelschulen f. 1892 (S. M. Prem).
Mittheilungen d Antiquar. Gesellschaft in Zürich. (Leipzig,
Hiersemann.) XXIII, 2-4.
(2.) Rahn u. v. Lieben au, Die Casa di ferro (Vignaccia)
b Locarno, e. Werbecaserne aus d. 16. Jhdt., u. ihre Erbauer. —
(3.) J. Werner, D. ältesten Hymnensammlgen. v. Rheinau. —
(4A Hottinger, Zeller-Werdmüller u. Rahn, II. Bullingers
Beschreibg. d. Klosters Kappel u. s. heutiger Bestand.
Revue historique. fParis, Alcan.) LI, 1.
Ho ussaye, Napoleon P r ä Eile d’Elbe. — Mossmann,
La France en Alsace apres la paix de Westphalie. I. — Harrisse.
Autographes de C. Colomb recemmcnt decouverts. — W a d-
dington, Note sur un pseudonyme du XVI. siede; l'autcur
des Vindiciae contra tyrannos . — B on du Gasse, Journal et corre-
spondance de la reine Catherine de Wurtembcrg (suiteN
Kwartalmk historyczny. (Revue d. poln. histor. Gesellsch., red.
v. O. Balz er, Lemberg.) VII, 1.
Lewicki, Kg. Johann Albrecht üb. d. Abfall d. Bukowina
i. J. 1497. — K £ trzynski, Ueb. d. Anfänge d. poln. Diplomatik.
— Jablonowski, Colonisation d. Ukraine unter den letzten
Jagellonen. — Koncczni, Bibliographie d. poln. Gesch. — Mis-
cellen, Recensionen, Berichte.
Szäzadok, red. v. A. Szilägyi, 1893. Jan. u. Febr.
(Jan.) Por, Johann, Archidiakon v. Kükitllö, Gesch.-Schreiber
Kg. Ludw. d. Gr. (Schl, im Febr.-H.) — Csanky. Sz. Erzsebcth-
falva b. Pest. — Komüromy, Aus d. Archive d. Comitats Ugocsa.
(Schl, im Febr.-H.) — (Feb.) Lehoczky, Fürst Theod. Koriatovich
u. s. Process i. J. 1409. — Deesenvi, Gcschichtl. Untersuchgen.
in Italien. (Schl.) — Szitnay, D. Kriegsgefahr im nordungar.
Bergland i. J. 1575.
Neue Erscheinungen:
Oscar Fredriek, Nagra Bidrag tili Sveriges krigshistoria aren
1711, 1712 och 1715. Stockholm, Eklund. 4 Kr. 50 ö.
Schweizer P., Gesell, d. schweizer. Neutralität. 1. Halbbd.
Frauenfeld, Huber. (VII u. 280 S.) 11. 3. — .
Adler G., D. Fleischthcucrgspolitik d. deutschen Städte b. Aus
gang d. M.-A. Tüb., Lau pp. (VIII u. 125 S.) 11. 1.44.
Strobl-Ravelsberg Ferd. de, Les confessions de Theroigne
de Mcricourt. la belle Liegoise. (Extrait de Pmces-Verbal —
inedit — de son arrcstation au pays de Liege qui fut dresse
ä Koufstein en 1791.) Paris, Wcsthausser. 3 fr. 50 c.
Pör A., Nagv Lajos 1326 —1382 (Ludwig d. Gr.) Budap., Rath.
(628 S.) IL 8. —.
Wolfsgrub er Coel., Carolina Auguste, die »Kaiserin-Mutter«.
Wien, Kirsch. (X u. 300 S.) tl. 3.— .
St übel A. u. M. Uhle, D. Ruinenstätte v. Tialuianaco im Hoch¬
land d. alten Peru. Culturgeschichtl. Studie. Mit 1 Karte u.
42 Taf. Breslau, Wiskott. (63 Bl. u. 67 S. Text.) fl. 84.—.
I x tl i 1 xoc hi tl, Don Fernando de Alva, Obras histöricas, publicadas
v anotadas por Alfr. Chavero. 2 tom. Mexico 1891—92. gr.-8°.
(508 u. 455 S.) fl. 14.40.
Ghazi Achmed Moukhtar Paeha, La reforme du Calendrier.
Trad. de l'orig. Turc par O. N. E. Brill, Leiden. (VII u. 70 S.
m. 28 Taf.) 6. 3.60.
Corrcspondance inedite de la Reine Catherine de Wcst-
phalic nee Princesse de Wuitemberg avcc sa famille et celle
du roi Jerömc, les souverains etrangers etc., publice par le B ,,n
A. du Casse. Paris, Bouillon. (398 SA fr. 4.20.
Menorval E. de, Paris depuis ses origines jusqu’ä nos jours.
2 Bdc. Paris, Firmin-Didot. 12 fr.
Flathe Th., Deutsche Reden. Quellen u. Denkmäler z. vaterländ.
Gesch. d. 19. Jhdts. (48 S.) Lcipz., Biedermann. 1. Lief. 11. —.45.
Pcrrens F. T., La civilisation tlorentine du Xlll.au XIV. siede.
Paris. 4 fr.
Antiquariats-Kataloge-. Mejstrik (Wien, Wollzeile 6): Kat.-
Xr. 16, Gesch. u. Hilfswissenschaften (240 S.) — Gilhofer u.
Ranschburg (Wien, Bognerg. 2): Austriaca u. Hungarica. Balkan
u. Orient. Kat.-Nr. 39: 1525 Nrn. u. Kat.-Nr. 40: 1333 Xrn.
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
H e 11 m U 11 e r Dr Ferdinand, Aus dem Goethehause. Briefe
Friedr. Wilh. Riemcr’s an die Familie Frommann in Jena (1803
bis 1824). Nach den Originalen herausgegeben. Mit einem Bildnis
Riemer’s. Stuttgart, Cotta’schc Buchhandlung Nachfolger. (VIII
u. 356 S.) 8°.
Dem Goetheforscher werden diese Briefe Riemcr’s
an Frommann zur Controlle zahlreicher einzelner Daten
in Goethe’s und Riemer’s Tagebüchern, sowie in den
Briefwechseln dieser Zeit von unbestreitbarem Nutzen
sein, auch wenn ihre ermüdende Lectüre, wie ich fürchte,
das Interesse weiterer Kreise nicht erregen sollte. Denn
von Goethe’s Leben und Dichten erfahren wir sehr wenig
neues; und der Titel »Aus dem Goethehausc« bezeichnet
bloss äusserlich das Local, in dem die meisten dieser
Briefe geschrieben sind. Auch ohne Einsicht in die Hand¬
schriften kann man dem Herausgeber manchesmal den
Text verbessern. S. 40 sollte Goethe nicht »guten Homers«,
sondern natürlich »guten Humors« sein. S. 42: »Sic
waren aber (nicht eben) schon über alle Berge.« S. 40
nicht: »Den Laerimas haben Sie wohl die Gewogenheit,
mir zu verschreiben«, sondern: den Laerimas, das be¬
kannte romantische Drama von W. Schütz. S. 49 nicht:
»Wolf ist übrigens sehr zufrieden und rccommandiert
mit d. Zuhörern*, sondern: »recommandiert mich den
Zuhörern«, S. 147 nicht: »Das (Sonett) auf Balderon
will so recht nicht werden«, sondern: »auf Cald eron*.
Correcter und zuverlässiger sind die erläuternden An¬
merkungen ; nur wird hier sehr vieles unnöthigerwcisc
erklärt und anderes bleibt unberührt, was man bei dem
Leser nicht von vornherein als bekannt voraussetzen
durfte. Dass z. B. die S, 109 verlangte Comparaison von
W. Schlegel die Vergleichung der Phädren von Racine
und Euripides ist, wird wohl auch dem Herausgeber neu
sein, ln dem Register fehlt gerade der Hinweis auf die
interessantesten Stellen und Persönlichkeiten: Heinrich
von Kleist (110—114, 173), Friedrich Schlegel (Plato-
übersetzung 51 f, 124) kommen gar nicht darin vor.
Dem zukünftigen Biographen Goethe’s hat der Heraus¬
geber eine wenig zuverlässige Vorarbeit geliclcrt.
Wien. Minor.
Heinemann Carl: Goethe’s Mutter. Ein Lebensbild nach
den Quellen. 3. verb. Auflage. Mit vielen Abbildungen in und
ausser dem Text und vier Heliogravüren. Leipzig, A. Seemann.
1892. gr. 8" (X u. 388 S.) fl. :i90.
Das Buch, welches bereits in dritter Auflage vor¬
liegt, ist für den Goetheforscher unentbehrlich und für
jeden Literaturhistoriker nützlich. Goethe’s Mutter ist
hier unter Benützung aller Quellen mit einer Genauigkeit
und Anschaulichkeit gezeichnet, die nichts zu wünschen
übrig lässt — als grössere Kürze; denn die Darstellung
leidet allerdings, wie der Verf. selbst fühlt (S. VI) an
häufigen, oft wahrhaft ermüdenden Wiederholungen.
Ueberdies ist das Buch (was auch für den Gelehrten von
grösserem Interesse ist als er sich und Anderen vielleicht
gestehen mag) geradezu mustergiltig illustriert. Es gibt
in Deutschland noch immer viel zu wenig solche Werke,
welche die Fortschritte der vervielfältigenden Künste in
den Dienst der Wissenschaft stellen ; ich sage der Wissen¬
schaft, denn es ist ein Unterschied zwischen der
vulgären Illustrationswcise, welche nur für das Auge da
ist, und der wissenschaftlichen, welche nur Bilder ver¬
wendet, die den Wert einer historischen Quelle besitzen.
Digitized by Cjoogie
in
Nr. 5. — Oestbrreichischbs Lutkrai urblati . — 11. Jahkuang.
142
Umso angezeigter ist solcher Bilderschmuck bei
einem Werke, welches sich, wie das vorliegende, nicht
allein an Gelehrte, sondern überhaupt an gebildete Kreise,
namentlich auch an unsere Frauenwelt richtet. -Ein Haus¬
buch im besten Sinne des Wortes möchte »Goethe’s
Mutter« werden, ein Buch, in dem unsere Frauen und
Jungfrauen Erquickung in trüben und heiteren Stunden
schöpfen.« (S. V.)
Gegen diese Bestimmung des Buches haben wir nun
aber, freilich von einem anderen Standpunkte, Einsprache
zu erheben — von unserem christlichen Standpunkte. Wir
thun es, ohne mit dem Verf. rechten zu wollen; dafür sind
die Grundbegriffe zu verschieden. H. kann nicht müde
werden, die Frömmigkeit der Frau Rath zu preisen,
ihren »tiefen, echt religiösen, unerschütterlichen Glauben,
der etwas Geheimnisvolles, Mystisches hatte.« (S. 49.)
Vermuthlich meint er »Frömmigkeit« in dem Sinne, in
welchem H. Grimm von »strengreligiösen und (!) frei¬
maurerischen Neigungen« des jungen Goethe spricht
(Goethe I, 40). Wir von unserem Standpunkte können
einer Frau, in deren Leben man jede Uebung eines positiven
Christenthums vermisst, deren ganzer »alttestamentlicher«
Glaube, wie ihr Sohn bezeugt, nur in einer * Zuversicht
auf den unwandelbaren Volks- und Fnmiliengott« bestand
(S. 38 ; vergl. auch dessen Aeusserung S. 230), das Lob
der Frömmigkeit nicht ertheilen ; das sind eben Begriffs¬
verschiedenheiten. Ebensowenig vermögen wir die sittlichen
Grundsätze einer Frau zu billigen, welche in B. Ccllini
»den grossen Künstler und noch grösseren Menschen«
sieht (S. 302); welche dem »Bettschatz« ihres Sohnes
Grüsse schickt (H. hat die Stelle nicht erwähnt, sie
steht bei Keil S. 318) und sich über seine »Gewissens¬
ehe« (so lautet der beliebte Terminus) mit dem Tröste
hinwegsetzt, dass der »Hätschelhans« ja vergnügt und
»glücklicher ist als in einer fatalen Ehe«. (Hein. S. 280.)
Dagegen bewundern wir allerdings die optimistische Ge¬
sinnung der Frau Rath, die »alles Traurige und Unange¬
nehme mit beneidenswertem Geschick von sich ferne
hielt.« (S. 49.) Ihre Thätigkeit als Erzieherin scheint ja
nur darin bestanden zu haben, dass sie den Sohn ge¬
währen liess (während ihr Verhältnis zur einzigen Tochter
stets »kühl und fremd« geblieben [S. 49]); ihr »Gleichmuth«
in allem Kriegselend offenbart sich schlagend in den Worten:
»Ich bin fröhlich und wohlgemuth — habe mir über
den ganzen Krieg noch kein grau Haar wachsen lassen
— schaue aus meinem Fenster, wie die Oesterreicher
ihre Kranken auf Wagen fortbringen — sehe dem Ge¬
tümmel zu — speise bei offenem Fenster zu Mittag —
besorge meine kleine Wirtschaft, lasse mir abends im
Schauspiel was daher tragieren — und singe: »Freut euch
des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht« u. s. w.
(S. 233) und: »Geht es meinen Lieben in Weimar gut,
so mag meinetwegen das rechte und linke Rheinufer
zugehören, wem es will.« (S. 242.) H. sagt uns, dass gleich¬
wohl »das innerste Wesen der Frau Elisabeth echt deutsch
war« (S. 243) und nennt sie gar »unsere tapfere Heldin«
(S. 234) — mit welchem Rechte, wird der Leser selber
beurtheilen.
Die beste Kunst der Frau Elisabeth bleibt indess
immer ihre Lust zu fabulieren ; »das Schwatzen — das
ist eigentlich meine Rolle, worin ich Meister bin« (S. 335).
Wir sehen sie denn auch darauf bedacht, sich in dieser
Kunst zu vervollkommnen. Bettina erzählt: »Manchmal
sagte sie mir morgens schon im voraus, was sic alles
am Abend in der Gesellschaft erzählen würde ; am anderen
Tage ward mir der Bericht erstattet, was es für einen
Effect gemacht habe« (S. 333). Ja, der »Effect«, das
war ihr Licblir.gswort, denn Frau Elisabeth war eine
der eitelsten Frauen, die je gelebt haben: Gefallsucht die
Haupttriebfeder ihrer Handlungen und ihr Ich und ihr
Hätschelhans die beiden Pole ihres Daseins.
Ich möchte im Einste bezweifeln, ob eine so geartete
Frau, trotz mannigfacher guter, ja blendender Eigen¬
schaften darnach angethan ist, einen Mann — auch
einen anderen als den brummigen Rath — und eine
Familie glücklich zu machen, vorab, wenn etwa die
äusseren Verhältnisse nicht ganz so günstig lägen, wie
im Hause Goethe; jedenfalls stünde es schlimm um die
deutschen Frauen im allgemeinen, wenn wir mit Herrn
H. (S. V) in Goethes Mutter »die glücklichste und
herrlichste aller Mütter« erblicken müssten.
Weitere Erwägungen mag der Litteraturhistoriker
anstcllen, indem er sich die Frage vorlegt, welche einst
Dr. Gail der Frau Rath beantworten musste (S. 340)-
»ob die grossen Eigenschaften ihres vSohnes nicht durch
sie auf ihn übergegangen seien« — aber die grossen nicht
allein, sondern auch die minder grossen, welche das
Bild des Dichters leider beeinträchtigen.
Wien. Dr. Karl Domanig.
Mnemosune. XXI, l.
Naber, XONdPSJN. — Naber, Obscrvatiunculae de iure
Romano. — L ecu wen, Ad Thucyd. IV, 9. — Koster, Ad
Sophoclem. — Valeton, De templis Rom. — Her werden, Ad
Tragieos. Ad Plutarchi Moralia. — Leen wen, Ad Aristophanis
Vespas observationcs criticae.
Hermes. XXVIII, 1.
Studniczka, Kyrene u. Kallimaehos. — Schulze, Varia.
— Mommscn, Grabschrift d. Ks. Constantius Chlorus. — Kaibcl,
Sentcntiarum lib. VI. — v. Arnim, Bruchstück d. Alexinos. —
Reuter, Untersuchgen. zu d. röm. Technographen Fortunatian,
Julius Victor, Capella u. Sulpicus Victor. — Gcrcke, Varros
Satire Andabatac. — Kirchner, 2 athen. Familien aus d. 3 letzten
vorchristl. Jhdten. — Miscellen.
Beiträge z. Gesch. d. deutschen Sprache u. Litteratur.
Hrsg. v. E. Sievers (Halle, Niemeyer). XVII, 1.
Much, D. Südmark d. Germanen. — Ds., D. Germanen
am Niederrhein. — Ds., Goten u. Ingvaeoncn. — Ds., Berichtgen.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VI, 11.
Da üben speck, D. Urtheilsthatbestand in sprachl. Bczichg.
— Schräder, D. Weiss in Bildern u. Gleichnissen. — Mertens,
Knapphans.— Koppel, Welche Hauptaufgaben hätte e. zukünftige
»Akad. d. deutschen Spr.« in grammat. Hinsicht zu lösen? —
I). Vcrkleinerungssilbe »chen«. — Allerlei Randbemerkungen z.
15. Jbgg. d. National-Ztg. (Forts.) — Dombrovvski, fällige
Bemerkgen. zu Sudermann’s »Im Zwielicht«. — Kl. Mittheilgen.
Anglia. Zeitschr. f. engl. Philologie. Hrsg. v. E. Einenkel.
(Halle, Niemeyer) XV, (N. F. III.) 1 u. 2.
G. Meyer, D. alban. tanzlieder in Byron’s Childe Harold.
— Cook, The Date of the Old English Elene. — Logcman,
De Consuetudine Monachorum. — Hein, Ueb. d. bildl. verneing.
in d. mittelengl. Poesie. — Holthausen, Zu alt- u. mittelengl.
denkmälern. IV. — Napier, Collation d. altengl. Aldhelmglossen
d. cod. 38 d. Kathedralbibl. zu Salisbury. — Wack, Artikel u.
demonstrativpronomen in Andreas u. Elene. — Hcmpl, Is »Book«
from the Latin ? — Teich mann,Zum texte v. W. Langland’s Vision.
Neue Erscheinungen:
Buddhaghosuppatti or the historical Romance of the Rise and
Carcer of Buddhaghosa. Ed. and transl. by Jam. Cray. London,
Luzac & Co. 6 sh.
W ilmanns W.. Deutsche Grammatik (Gotisch, Alt-, Mittel- u.
Nhd.) 1. Abth.: Lautlehre. 1. Lief. Strassbg., Trübncr. fl. -.90.
Lcs Chroniques de zar'u YiVegüb et de Ba'eda Mary am, Kois
d' Ethiopic de 1434 ä 1478. (Texte ethiopien et traduetion.)
Precedees d’unc introduction par J. Pcrruchon. Paris, Bouillon.
(XL u. 206 S) II. 0.90.
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143 Nr. 5. — Oestrrrrichisches Lttteraturblatt. — II. Jahrgang. 144
Walker H., 3 centuries of Scottish literature. Edinbg., Maclehose.
2 vols. 10 sh.
Champncys A. C., Historv of English. A sketch of the origin.
and development of the English language. London, Percival.
7 sh. 6 d.
Collignon A., Etüde sur Pötrone. Paris, Hachette. 6 fr.
Nordländer J., Svenska folksagor. Stockholm, Fritze. 2 Kr. 25 ö.
Briefwechsel d. Brüder J. G. Müller u. J. v. Müller 1789 bis
1809, hrsg. v. E. Haug. Frauenfeld, Huber. (VIII. 440 u. 134 S.)
11 . 6 .—.
Jahrbuch d. Grillparzer-Gesellschaft, red. v. C. Glossy.
3. Jhg. 1892. Wien, Konegen. (398 S.) fl. 5.—.
Jökai Mör, Eletembö'l. Ui kiadäs. (Aus m. Leben.) Budap., Rath.
(258 S.) fl. 2.—.
Goethe’s Briefe an Phil. Seidel. Italien 1786—1788. Wien,
Seidel & Sohn. (54 S.) fl. —.50.
Kohn G., Polska \v switle nicmieckv poezvi illustrowana; ksioga
pamiiitkowa w 60a rognice powstania listopadovvego. (Polen
in d. deutschen Dichtg.) Lemberg, Altenberg. (XII u. 306 S.)
11 . 2 .— .
Soltan-A bgar, Jözef Jerzy Hordynski-Fedkowicz, pocta rusinski
w Bukowinia; szkic literacki. (Jos. Gg. Hordynski-Fedkowicz,
d. ruthen. Dichter. Litterar. Aufzeichgen.) Ebd. (32 S.) fl. —.40.
Wystouchowa Marya, O zicziu, i pismach Adama Mickiewicza.
(Ub. Leben u. Schriften Ad. M.’s) Ebd. (63 S.) 11. —.10.
Lucas J., Studia Theognidea. Berl., Heinrich. (71 S.) 11. 1.20.
Ne 1 teil L., Dramaturgie d. Neuzeit. Essays u. Studien über das
moderne Theater. Halle, Peter. (VII u. *152 S.) fl. 1.44.
Grade P., D. Negerenglisch an d. Westküste v. Afrika. Berl.,
Plahn. (46 S.) fl. —.60.
Bibliothek d. mbd. Litt, in Böhmen, begr. v. E. Martin, hrsg.
v. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. IV. Bd.: Wille¬
halm, e. Ritterged. aus d. 2. Hälfte d. 13. Jhdts. v. Meister
Ulrich v. d. Türlin, hrsg. v. S. Singer (V, LXXXIX u.
410 S.) fl. 5.40.
Wolff M. v., Lorenzo Valla, s. Leben u. s. Werke. E. Studie
z. Litt.-Gesch. Italiens im XV. Jhdt. Leipz., Seemann (VII u.
134 S.) fl. 1.50.
Antiquar.-Katalog : Kerl er in Ulm, Kat.-Nr. 190: Goethe,
Herder, Klopstock, Lessing, Rückert, Schiller, Uhland, Dante,
Shakespeare. 1074 Nrn.
Kunst und Kunstgeschichte.
Katalog der Porträt - Sammlung der k. u. k. General-
Intendanz der k. k. Hoftheater. Zugleich ein biographisches
Hilfsbuch auf dem Gebiet von Theater und Musik. I. und
II. Abtheilung. Wien, A. W. Künast. 1892. 8". (476 u. 264 S.)
fl. 3.—.
Gelegentlich der Internationalen Ausstellung für
Musik- und Theaterwesen in Wien 1892 hat die k. u. k.
General-Intendanz der k. k. Hofthcaler mit der Heraus¬
gabe eines Katalogs ihrer Porträtsammlung begonnen,
welcher nach den vorliegenden ersten zwei Abtheilungen
und dem Prospecte des Gesammtwerkes zu schliesscn,
ein in jeder Beziehung vorzügliches Werk zu werden
verspricht. Die Erste Abtheilung gliedert sich in
drei Gruppen, von welchen Gruppe I die Porträte
von Regenten und Mitgliedern von Regcnten-Familien
enthält, welche Theater und Musik theils durch mäch¬
tige Begünstigung, theils durch eigene Schöpfungen ge¬
fördert haben. In dieser Gruppe ist die Reihe der
österreichischen Regenten insbesondere durch die
zahlreichen biographischen Daten von hohem Interesse,
da sie nicht nur ein klar detailliertes Bild des reichen
Wirkens und Schaffens unseres Kaiserhauses im Bereiche
dieser Künste gibt, sondern auch dessen mächtige Ein¬
wirkung auf das Gedeihen derselben in prägnanter Weise
darstellt. Gruppe II führt die in der Sammlung befind¬
lichen Porträte der Schauspieler und Theater¬
dichter an, u. zw. alphabetisch geordnet in zwei
Unterabtheilungen (a) deutsche, b) fremde); Gruppe III
jene der Musiker (Tondichter, Tonkünstler, Concert-
sänger) und Musikschriftstcller. In diesen beiden
Gruppen entbehren nicht viele Namen von Klang ihrer
Vertretung. Ref. wüsste nur wenige beizufügen, von
denen Porträte existieren: den Prager Josef Misli-
weczek (italienisiert Venatorini), den Schauspieler,
Dichter, Tonsetzer und Kritiker in Wien Friedrich
August Kanne, von dem die Wiener Theater, speciell
das Kärntnerthortheater, mehrere Opern und Singspiele
aufführten, vor allem August Schmidt, den Gründer
des Wiener Männergesangvereins und der philharmonischen
Concerte. Ausser den im Handel vorkommenden Porträten
besitzt der Männergesangverein ein von Carl R a h 1 gemaltes
BildnisSchmidt’s, dessen Reproduction sehr erwünscht wäre.
Die zweite A b t h e i 1 u n g oder Gruppe IV: Wiener
Ho ft he ater bildet ihrem Wesen nach und als das
ureigenste Feld der Herausgeber den unübertrefflichen
Kern des Werkes. Nur die k. u. k. General-Intendanz
ist imstande, hier eine solch ausführliche und verläss¬
liche Übersicht zu geben und auch die Art, wie sic es
gethan, muss die beste genannt werden. Der Inhalt
dieser Abtheilung geht über die naturgemässe Begrenzung
eines Porträtkataloges hinaus, indem er nicht bloss Namen
solcher Personen aufführt, von welchen die Sammlung
Porträte besitzt, sondern überhaupt alle Personen nennt,
welche in den Wiener Hoftheatern, sei es in leitender
Stellung oder durch wichtige artistische Thätigkeit,
sei es als Bühnendarstcllcr gewirkt haben. Diese Giuppe
gibt somit eine Übersicht des gesammten Personal¬
standes der Wiener Hoftheater und erhebt dadurch
dieses Werk zugleich zu einem unentbehrlichen Hilfsbuch
für jeden Forscher über Musik- und Theaterwesen in
Österreich. Die hier naturgemäss eingehaltene chronolo¬
gische Reihenfolge (nach der Zeit der Mitgliedschaft)
lässt jede der einzelnen Abtheilungen: Schauspiel,
Oper, B a 11 e t, in allmähligem Wechsel und in fesselnden
Bildern durch die letzten 100 Jahre vor unseren
Augen vorüberziehen und schildert in Verbindung mit
Gruppe I das Erblühen unserer ersten Kunststätten.
Diese Abtheilung gliedert sich in ö) Leitende Per¬
sonen, b) Schauspiel (k. k. Hofburgtheaten,
c) Deutsche Oper, d) Italienische Oper,
e) Ballet. Es beginnt die Unterabtheilung a) mit dem
Jahre 1741, b) 1748, mit den 2 1 Schauspielern in Wien,
welche von Kaiser Josef II. am 17. Februar 1776, dem
Gründungstage des Burgtheaters, als »National-Hofschau-
spieler am Hoftheater nächst der Burg« unter Anrechnung
der früheren Engagementszeit in Wien in kaiserliche
Dienste übernommen wurden ; Unterabtheilung c) beginnt
mit 1778, in welchem Jahre (17. I r ebruar) die erste
Aufführung eines deutschen Singspiels in Wien »D i e
Bergknapppe n« von Ignaz Umlauf stattfand; —
endlich d) mit 1783, e) mit 1752.
Die folgenden Abtheilungen sollen noch enthalten :
Gruppe V. Wiener Volksbühnen und Privattheater;
VI. Theater in den österr.-ungar. Ländern ; VII. Theater
in Deutschland; VIII. und IX. ausserdcutschc Theater:
X. bildende Künstler mit Beziehung auf das Theater¬
wesen ; XI. Magie, Circus, Athletik, Curiosa u. dgl. :
ferner Nachträge, Ergänzungen. Endlich soll ein Alpha-
betischer General-Index aller Gruppen und
Nachträge das Auffinden erleichtern.
So zweckentsprechend diese Gruppcneinthcilung er¬
scheint, so erfreuend ist auch der Einblick in die ein¬
zelnen Gruppen selbst. Hier fällt vor allem die überaus
Digitized by u.oogie
145
Nr. 5. — Oksterreichisches Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
146
reiche Beigabe von Daten und Personalien auf, welche
den in den Titel des Werkes aufgenommenen Beisatz
eines biographischen Hilfsbuches vollauf
rechtfertigen. Ausser den Gcburts- und Sterbedaten sind
noch zahlreiche Angaben über die künstlerische Thätig-
keit der einzelnen Personen, ihre Meisterschöpfungen,
die Art ihrer Verbindung mit den beiden Hoftheatern
u.v. a fc Notizen sorgfältig zusammengetragen. Die Abfassung
eines solchen Werkes setzt nicht nur gediegene Sach¬
kenntnis voraus, sondern es muss auch die bei allem
Reichthum ersichtliche Gewissenhaftigkeit der Bearbeitung
von jedem Kenner warm anerkannt werden. Auch der
vorzüglichen typographischen Ausstattung sei hier gedacht.
Was den künstlerischen Wert derSamm-
lung betrifft, so zeigen schon die vorliegenden Ab¬
theilungen des Kataloges manchen seltenen Porträtstich
und Holzschnitt aus älterer Zeit und wertvolle neuere
Blätter, auch Handzeichnungen, Aquarelle etc. Der Ent¬
wicklung der Kunst entsprechend wird jede der chrono¬
logischen Abtheilungen mit Kupferstichen eröffnet, die
dann mit Beginn unseres Jahrhunderts mehr und mehr
von der Lithographie verdrängt werden, während die
letzten Jahrzehnte der Photographie und den verschie¬
denen photomechanischen Reproductionsarten fast den
ganzen Raum überlassen. Es kann das Interesse für
diese Sammlung und ihren specicllen Wert nur erhöhen,
wenn bei den Heroen der Dichter und Tonkunst und
der Bühne auch Darstellungen ihrer Geburtsstätten,
Gedenkplätze, Porträte ihrer Familienglieder etc. das
Gesammtbild anziehender gestalten.
Es sei noch gestattet, die Aufmerksamkeit auf eine noth-
wendige Vervollständigung des Kataloges zu lenken. Jeder
Porträtkatalog muss, um seinem wissenschaftlichen Zwecke
vollständig gerecht zu werden, die Forschung nach zwei
Richtungen möglich machen, nach dem Dargestellten
und nach dem Künstler. Das erste wird durch den
versprochenen General-Index erreicht werden; aber auch
das letztere verlangt ein alphabetisch geordnetes Register
aller Künstler, von deren Hand die Porträte der
Sammlung ausgeführt sind. Die reiche Zahl der Litho¬
graphien, insbesondere der Kriehuber-Porträte, enthält
manches Blatt, das vielleicht keine andere Wiener Sammlung
besitzt und das nur so der Vergessenheit entrissen werden
könnte. Jedenfalls würde dieses Register einem stets ge¬
hegten Bedürfnisse der Künstler, Kunstforscher und Porträt¬
sammler, sowie aller bezüglichen Sammlungen entgegen-
kommen. Endlich wäre noch am Schlüsse eine Geschichte
der Entstehung und Entwicklung dieser interessanten
Sammlung höchst wünschenswert, sowie die Angabe von
Daten über die Zahl der Porträte, ihre Eintheilung, Auf¬
stellung und Zugänglichkeit, da diese erst das schöne
Bild derselben, wie es der Katalog zu geben verspricht,
vollständig machen würden.
Wien. J u r e c z e k.
Meisterwerke der Holzschneidekunst. Leipzig, J. J. Weber.
XV. Band. Lief. 1, 2. Folio, ä Lief. fl. —.60.
Der neue Jahrgang bietet, ohne eine Erhöhung des Abonne¬
mentspreises, eine Vermehrung des Umfanges um 10 Bogen Bilder;
ferner wird den einzelnen Heften je eine illustrierte Künstler¬
biographie beigegeben, für deren Wahl eine Anzahl der in dem
betreffenden Hefte vereinigten Holzschnitte massgebend sein soll.
Die Bilder dieses Sammelwerkes gehören zu den vorzüglichsten
Arbeiten der Holzschneidekunst, für deren Hebung und Ausbildung
in Deutschland die Webcr’schc Vcrlagshandlung sich ein unvergäng¬
liches Verdienst erworben hat. Die Mannigfaltigkeit der Meister und
Schulen, die in reicher Abwechslung zur Darstellung kommen,
machen dieses Sammelwerk auch zu Unterrichtszwecken in Kunst¬
schulen besonders geeignet.
Meisterwerke der Holzschneidekunst. XV, l u. 2.
(1.) E. v. Blaas, Marietta. — Raffael Santi, Madonna
mit d. Diadem. — H. Kaulbach, Opferkerzen. — Jose Galle-
gos, Gebet in d. Franziskanerkirche zu Assisi. — Siemiradzki,
D. Triumphzug d. Aurora. — v. d. Beek, In d. kgl. Tabaks¬
fabrikin Sevilla. — Koch, Kaiser Friedr. III. letzte Heerschau zu
Charlottenbg. am 29. Mai 1888. — Brunnengruppen auf dem
Museumplatz in Wien. — Raffael Santi (Biogr. m. Portr.) — (2.)
Koch, Mildthätigkeit. — Fausto Zonaro, D. öffentl. Ausrufer.
— Krön er, Fuchs, Fasanen beschleichend. — Alb. Richter,
Prairiepfcrdc, von Wölfen angegriffen. — Gudden, Holland.
Genre. — Tizian, D. Ausrüstg. Amors durch Venus und d.
Grazien. — Heil mann, Karstlandschaft b. Triest. — Lindner,
Am Wildparkthor in d. Winternacht. — Tizians Venus mit d.
Lautenschläger. — Gamba, D. Kuss d. Mutter. — Tizian (Biogr.)
Berichte u. Mittheilgen. d. Alterthums-Vereines zu Wien.
Bd. XXVIII.
Abt Rösslcr, D. innere Einrichtg. d. Zwettlcr Stiftskirche
im 16.u. 17. Jhdt. — Boeheim, D. Kriegsausrüstg. in d. Städten
u. festen Plätzen in N.-Oesterr. u. im westl. Ungarn unter K.
Maximilian I. — Ds., Scheuchenstein, histor. u. archäolog. ge¬
schildert. — Ds., ü. Corvinusbecher in Wr. Neustadt. — Uhlirz,
Der Wiener Bürger Wehr u. Waffen (1426—1648). — Lind,
Martersäulen. — Ds., Ueb. alte Grabdenkmale. — I lg, Aus Baden
u. Umgebg. — Ds., Zu d. Vogclpcrspective von Schlosshof. —
Frimmel, D. gräfl. Schönborn’sche Galerie. — Notizen.
St. Leopoid-Blatt. VII, 1 u. 2.
(1.) Licht u. Lichtträger im kathol. Cultus. — Endl, Zur
Cultur d. Renaissance im Hornerboden (V. O. M. B.) — Die
internat. Kunstausstellg. in München 1892. — (2.) Etwas über
Glasmalerei. I. — D. hl. Norbertus, e. neues Votivbild in d. Pfarr¬
kirche zu Drosendorf. — Geyp, Ucberreste v. Culturstätten ehern.
Glanzepochcn Persiens. I. — Chronik. — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Havard H.. Los Boullc. Paris, Libr. de l’Art. (Avcc 40 gr.) 4 fr.
Stein A. (H. Nictschmann), Aus d. Reich d. Töne. Bilder aus
d. Leben unserer grossen Meister. Halle, Waisenhaus. (VII u.
204 S.) H. 1.44.
R ei nach S., Antiquites du Bosphore Cimmerien. Paris, Firmin-
Didot. (XVI u. 213 S. m. 86 Taf.) 30 fr.
Hofstede de Groot C., Quellenstudien z. holländ. Kunstgescb.
Arnold Houbraken u. s. »Grootc Schouburgh« krit. beleuchtet.
Haag, Nijhoff. (XIV u. 530 S.) 0. 6.—.
Seemann Th., P. P. Rubens, s.‘Eltern, s. Leben u. s. Werke.
E. Studie. Leipz., Friesenhahn. (53 S.) fl. —.48.
Michalis A., Altattischc Kunst. Rede, Strassbg., Ileitz. (39 S.)
fl. —.48.
Zum Gedächtnisse Frdr. Schmidt's. Urtheile u. Gutachten aus
der Zeit s. Wirksamkt. als Mitglied d. Ccntral-Commission f.
Kunst- u. histor. Denkmale. Wien, Kubasta u. Voigt. (VI u.
92 S.) fl. 1.20.
Radoux J. Th., Henri Vieuxtcmps, sa vic et ses ocuvres. Paris,
Fischbacher. 4 fr.
Vie d’un compositeur moderne (Louis Niedermeyer) IS02—1861.
Avec une introd. par C. Saint-Sacns. Ebd. 4°. 5 fr.
In Hirth’s Kunstverlag in München beginnt demnächst eine
» (j’t'sth. d. Malerei im XIX. Jhdt.«. von Dr. Rieh. Math er zu
erscheinen. Das Werk wird 10 Lief, (etwa 120 Bogen Lex.-8°)
mit c. 1000 Illustr. umfassen u. per Lief. fl. 2.40 kosten.
Länder- und Völkerkunde.
Felbinger Ubald: Die deutschen Bergnamen in den Ost¬
alpen. (Sonderabdruck aus dem XVII. Jahresberichte des Ver¬
eines der Geographen an der Universität Wien.) Wien, 1892,
Verlag des, Vereines, kl. 8". (12 S.)
In dieser kleinen Schrift versucht sich ein Schüler Prof.
A. Penck's in einer Zusammenstellung der örtlichen Appellativa,
aus und mit denen in den Ostalpen deutsche Bergnamen gebildet
sind. Dabei wird das grössere oder geringere Verbreitungsgebiet
der einzelnen Appcllativnamen beobachtet, ihrem physischen Grunde
nachgefragt, ab und zu auch in das Gebiet des Sprachforschers
hinübergegriffen. Im Ganzen meidet jedoch der Vcrf. das letztere
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147
Nr. 5.
Orsterreichisches Litteratijrbi.ait. — il. Jahrgang.
148
als ihm ferneliegend, so dass die Grenzen der einzelnen Namen¬
gruppen nicht nach dem alemannischen und bairischen Sprach¬
gebiete, sondern rein topographisch gezogen werden ; eine
Bemerkung wie die S. 12, dass »Fluh« auf das alemannische Sprach¬
gebiet beschränkt sei, steht vereinzelt. Irrig ist S. 4 die Auffassung
von »Geschirr« (Hochgschirr, Rothgschirr) als Gefäss, cs ist mittel¬
hochdeutsch geschürre y das Collectivum zu scharre »Felszacke«.
Gleichwohl wird die bescheidene Arbeit auch der historisch-philo¬
logischen Namenforschung von Nutzen sein, der sie die nöth : gsten
Schlagwörter zusammenträgt für etwas, das uns wirklich noththäte
— ein Glossarium alpinum medii aevi.
Wien. Dr. Richard Müller.
Kieperts Grosser Hand-Atlas in 45 Karten. Dritte, im Zeichen-
Institut der Verlagshandlung unter Leitung von Dr. R. Kiepert
theils vollständig neu bearb., theils gründlich berichtigte Auf¬
lage. Berlin, Dietr. Reimer, 1893. Ausg. in 9 Lief, ä tl. 2.40.
Mit der vorl. Ausgabe des altbewährten Kiepert-
schen Atlas hat die Verlagshandlung eine Neuerung ver¬
bunden, die im Stande ist, demselben vor anderen ähn¬
lichen Werken den Rang gewinnen zu lassen. Es sind
dies die Textbeigaben, welche zu jeder Karte einzeln
1. ein vollständiges alphabet. Verzeichnis aller in der
Karte enthaltenen Namen, dazu 2. die Bevölkerungsziffern
der wichtigeren Ortschaften und 3. statistische Notizen
(beigestellt vom Bibliothekar des Statist. Bureaus in Berlin
Dr. Paul L i p p e r t) bieten, welche die Verlagsfirma stets
auf dem Laufenden zu erhalten übernimmt. Je nach Be¬
darf sollen von Zeit zu Zeit einzelne Karten sammt den
Textbeigaben (oder nur diese letzteren) erneuert und den
Käufern zu sehr mässigem Preise abgegeben werden.
Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen, den Atlas vor
dem Veralten zu schützen: ein Schicksal, dem bisher
kein derartiges Werk entgehen konnte.
Der Massstab der einzelnen Karten ist ungleich ; ein
Uebelstand, der in einem Karten-Sammelwerk allerdings
nicht zu umgehen und in der verschieden grossen Wichtig¬
keit der Blätter vielleicht sogar begründet ist. Die vorl.
erste Lief, weist z. B. Masstäbe von 1 : 1,000.000 (Han¬
nover und Schleswig) bis zu 1 : 20,000.000 (Nordamerika)
auf. Hoffentlich werden zumindest die Karten, welche
das deutsche Reich und Oesterreich darstellen, in einem
einheitlichen Masse durchgeführt sein. — Die technische
Ausführung der Blätter ist die bekannt vorzügliche, die
bei aller reicher Detaileinzeichnung doch an Uebersicht-
lichkeit nichts einbüsst. Ref. gedenkt auf das Werk nach
dessen Vollendung noch zurückzukommen. A. B.
Her rieh A.: Afrika. Massstab 1 : 14,500.000. Glogau, C. Flem-
ming. (1892.)
Die Karte bietet ein genaues Bild sowohl des gegenwärtigen
Standes der Afrikaforschung wie auch des Besitzstandes und der
Interessensphären der einzelnen europäischen Staaten auf afrika¬
nischem Boden. In Cartons sind das mittlere Ost-Afrika und
Acquatoria (1:6,000.000), das Lüderitzland (der südliche Theil
von Deutsch-Südwest-Afrika), das Kamerungebiet und das Togo¬
gebiet (Sclavenküste), die letztere im Massstabc 1 :3,000.000,
ferner zum Vergleich der Crössenverhällnisse das deutsche Reich
im Verhältnis der Hauptkarte und das Königreich Sachsen im
Massstab der Nebenkarten dargestellt. Die kartographische Aus¬
führung ist vorzüglich. P.
Blätter d. Vereines f. Landeskde. v. Nied.-Oesterr., red. v.
Dr. A. Mayer. N. F. XXVI, 11/12.
Haller, D. Silberbergwerk b. Anneberg in N.-Oc. — Endl,
D. Wallfahrtskirche zu Dreieichen b. Horn. — G. Winter, Bei¬
träge z. n.-ö. Rechts- u. Verwaltungsgesch. — Haas, Bibliogr.
z. Landeskde. v. N.-Oe. i. J. 1892.
Globus, v. And ree. (Braunschweig.) LXIII, 9.
Hösel, D. Befestigungswesen in Afrika. — Sieger, Saim-
thalcr-oder Steiner-Alpen? — Greim, Z. Klimatologie Kleinasiens,
insbes. d. Pamir. — Blumentritt, D. Erschaffg. d. Welt u. d.
ersten Menschen nach d. Schöpfgsgesch. d. alten Philippiner.
N.-Ce. Landesfreund. 1892, 6.
Mayerhofer, D. Badener Weber-Innung u. ihr Siegel. —
Ds., Joh. Conr. Richthausen Frh. v. Choas. — Jantsch, D.
Schnitter v. d. Schönleiten b. Kleinzell. — D. Schmiedeisen in d.
Kunstindustrie. — Jantsch, »Zum Kaiser Franz Joseph«. —
Calliano, D. Badener Siechelhanns-Sage.
Neue Erscheinungen:
Bruckner W , Reise Erinnergen. Hermannst., Kraft. (267 S.) fl. 1.50.
Hummel, Rheinlande u. Niederlde, u. Rom u. Italien. 2 Reise¬
beschreibgen. Ravensbg., Dom (IV, 76 u. 135 S) fl. —.60.
Bessler Ch., Meine Reise um d. Erde 1889/90. Thür, Danner
(VIII u. 295 S.) tl. 4.20.
Grünbaum M., Neue Beiträge zur semit. Sagenkunde. Leiden,
Brill (IV u. 292 S.) fl. 4.50.
Gdeczyk S., Gcschichtl. Merkwürdigkeiten d. Stadt Gnescn u.
ihrer Kirchen. Gnesen, Lange (IV, 96 S. ill.) fl. —.60.
Berard V., La Turquie et l’hellenisme contemporain. Paris,
Alcan. 3 fr. 50 c.
Man so y Zuniga V. C., Etnologia. Madrid, Fernändez. 3 pes.
Barry J. Warren, Studies in Corsica: Sylvan and social. London,
Low u. Co., 12 sh.
Ralph J. f On Canadas frontier. London, Osgood. 10 sh. 6 d.
v. Bruyssel E., La republ. de Paraguay. Paris, Fischbacher. 6 fr.
Sauvin G., Un royaume Polynesien. lies Havvai. Paris, Pion,
Nourrit. 3 fr. 50 c.
Szamota J., Rcgi magyar utazök Europäban 1532 — 1770. (Alte
Ungar. Reisende in Europa). Budap., Rath. (X u. 373 S ) fl. 2.50.
Turysta swiatowy. Szkice z Danii, Szwecyi i Norwegii. (Reise¬
skizzen aus Dänemk., Schweden u. Norwegen.) Lemberg, Alten-
berg. (77 S.) 0. — .60.
Antiquar-Katalog: Velten in Karlsruhe, Kat. Nr. 4: Asien
u. Afrika, 329 Nrn.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Goldschmidt L.: Handbuch des Handelsrechtes. Dritte
völlig umgearbeitete Auflage. I. Band: Geschichtlich-lilterar.
Einleitung und die Grundlehren, I. Abth.: Universalgeschichte
des Handelsrechts, I. Lieferung. Stuttgart, Verlag von Ferd.
Enke. 1891. gr. 8°. (XVIII u. 648 S.) fl. 7.20.
Diese dritte Auflage des Handbuches, dessen erste
Lieferung nun vorliegt, stellt sich als ein Werk von
ganz hervorragender Bedeutung dar. Gestützt auf ein
geradezu enormes Materiale von Litteratur und Quellen¬
forschungen, das den stupenden Wissensumfang des
gelehrten Rechtshistorikers offenbart, unternimmt derselbe
den historischen Aufbau und die Darstellung der Ent¬
wicklung des Handels, aller seiner Institutionen und des
Handelsrechtes auf der einzig richtigen und hier einzig
möglichen, d. i. der universal historischen Grundlage.
Die Behandlung und Gliederung des Stoffes beweist die
seltene Gestaltungskraft des Verf., der durch dieses Werk,
das Ergebnis 30jähriger Studien, eine der wichtigsten
Aufgaben der allgemeinen Rechts- und Culturgeschichte
der Lösung näher bringt.
In der Einleitung werden die Begriffe des Handels¬
rechts und der Handelswissenschaft erörtert und hierauf
in den Grundzügen einer Universalgeschichte des Handels¬
rechts dessen internationale, kosmopolitische Natur bloss¬
gelegt, welche die Voraussetzung für seine stetige Weiter¬
bildung ist. Den Spuren des Handelsrechts ist dann
überall das bürgerliche Recht nachgefolgt.
Nach einer Erörterung wirthschaftlicher und recht¬
licher Grundprobleme und des Verhältnisses zwischen
Recht und Sitte schildert G. im IV. Abschnitte, sozu¬
sagen mit den Uranfängen beginnend, das Handelsrecht
der alten Welt. Dieser, vielleicht etwas zu kurz gehal¬
tene Abschnitt schlicsst mit einem interessanten Excurs
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149
Nr. 5. — Okstkkkkichischks LirrKRATURBi.AH. — II. Jahrgang.
150
über Vulgarrecht und Usance. Der V. Abschnitt be¬
handelt das Handelsrecht im Mittelalter u. zw. Allge¬
meine Grundzüge, die Weltmächte und die Kirche. Dieser
Abschnitt ist von besonderer Bedeutung; die Factorcn
und Elemente der Rechtsbildung, wie die Entwicklung
einzelner Institute werden vorgeführt und das romanische
Verkehrsrecht der Mittelmeerstaaten, in welchem über¬
wiegend das neue universale Handelsrecht wurzelt, wer¬
den zusammengefasst dargestellt. Nicht ganz richtig ist
dagegen die Stellung gekennzeichnet, welche die Kirche
der Entwickelung des Handels und seiner Institutionen
gegenüber eingenommen hat. Im VI. und letzten Abschnitte
der vorliegenden ersten Lieferung werden die Er¬
gebnisse der romanischen Rechtsbildung im Mittelalter
einzeln vorgeführt. So das Personenrecht, das Mäkler-
recht, die gesellschaftliche Unternehmung u. zw. a) die
Commenda, als Urform der heutigen stillen Gesellschaft,
b) die offene Gesellschaft, c) der Actienverein; — das
Sachenrecht, das Vertragsrecht, die wichtigsten Handels¬
geschäfte u. zw. a) der Kauf, b) das verzinsliche Dar
lchen, c) der Bankverkehr, d) das Commissionsgeschäft,
<•) das Binnnenfrachtgeschäft, f) der Nachrichtenverkehr,
g) das Lagerhausgeschäft; — das Seerecht, die Asse¬
kuranz u. zw. die Gegenseitigkeits- und Prämienversiche¬
rung, das Urkundenrecht und das Wechselrecht.
Damit schliesst die erste Lieferung dieses wichtigen
und wirklich glänzenden Werkes, das ein längst und
schmerzlich empfundenes Dunkel endlich lichtet. Mit dem
klaren Blicke in die häufig mehrtausendjährige, viel -
verschlungene Entwicklung grosser Rechtstheile eröffnet
sich vielfach auch die sichere Ausschau auf Ziele und
Wege ihrer weiteren Gestaltung in Gegenwart und Zukunft.
Wien. Frh. v. Weichs.
Annalen d. Deutschen Reiches f. Gesetzgebg., VerwMtg. u.
Statistik, hrsg. v. G. Hirth u. M. Sevdcl. (München, G. Hirth.>
XXVI, 1—3.
(1.) He iss, D. grossen Einkommen in Deutschld. u. ihre
Zunahme in d. letzten Jahrzehnten. (Schl, in Nr. 2.) —(2.)Strutz,
l). österr. Gesetzentwurf betr. d. directen Personalstcuern. —
Zimmer mann, D. dz. Stellung d. einzelnen deutschen Staaten
gegenüber d. Beamten-Witwen- u. Waisenversorgg. — Misccllen.
— (3.) Frh. v. Aufscss. D. Zölle u. Steuern sowie d. vertrags-
mässigen auswärt. Handelsbeziehgen. d. D. Reiches.
Archiv f. bürgerl. Recht, hrsg. v. Köhler u. Ring. (Berlin,
Hevmann.) VII, 1 .
Bähe, Entwurf c. Reicnsgesetzes üb. d. Versichergsvertrag.
— Eger, D. Haftg. f. d. Fehlen u. d. Mängel d. Verpackg. —
Mittel stein, D. Pfandrecht an Rechten. — Köhler, D. Recht
an Briefen. — Bähr, Hat d. Eigenthümer Anspruch auf Schutz
gg. Vervielfältigg. eines ihm gehörigen Schrift- od. Kunstwerkes?
— Hilse, Einfluss d. Bauunfallversichcrungsgcsetzes v. 11 . VII.
1887 auf d. Rechte u. Pflichten zw. Dienstherrschaft u. Gesinde.
— Goldschmidt, Civilist. Rundschau. — Ring, Neue handels-
rechtl. Litteratur.
Archiv f. d. civilist. Praxis. (Freibg., Mohr.) LXXX, 1 .
Holder, D. nllg. Theil d. D. Civilgesetzentwurfs in 2. Lesg.
— Thon, D. Haftpflicht d. Offerenten bei Widerruf s. Offerte.
— Schirmer, Beiträge z. Interpret, v. Scävola’s Responsen. III.
— Riccabona, Die /. 5 . pr. D. ad e.xhibendum f. d. Willcns-
theorie im Besitz. — Sprenger, Können d. Parteien Einsicht¬
nahme v. d. Urschrift d. Urtheils verlangen?
Socialpolit. Centraibiatt. II, 19—21.
(19.) Hausmann, D. Abzahlgsgcschäft u. d. dem Reichs¬
tag vorl. Gesetzentwurf. — Braun, Neue lohnstatist. Versuche
im Kgr. Sachsen. — (20.) Quarck, Zum deutschen Wuchergesetz¬
entwurf. — Philippo vich, D. Einkommensverhältnisse in Baden.
— (21.) Jastrow, D. Grund-, Gebäude- u. Gewerbesteuer im
»Communalabgaben-Gesetz«. — Adler H., Z. Frage c. Pctroleum-
cartells in Oesterreich. — Braun, D. belg. Industrie- u. Arbcits-
räthe. — Boedicker, Arbeiter-Speischallen.
Neue Erscheinungen:
Hohenemser H., D. Consumtion d. Geldes durch Vermischg.
u. Verausgabg. Marbg., El wert. (VI u. 80 S.) 11. —.913.
Eger H., Formulierte Vorschläge z. Gesetzgebg gg. d. Wucher
auf d. Lande. Ebd. (IV u. 55 S.) 11. —.(30.
Giesc W., D. Juden u. d. deutsche Kriminalstatistik. Lcipz.,
Grunow. (107 S.) 11. —.60.
Kötzschke H., D. christl. Standpunkt in d. Frauenfrage. Lcipz.,
Weither. (91 S.) 11. -.60.
Kurz P. M., O. C., Aus Halbsocialicn. E. Bild aus d. Gegenwart.
Wien, Kirsch. (114 S.) fl. —.30.
Weisl E. F., Vorschläge z. Regclg. d. Militär-Strafverfahrens.
Wien, Pollak (31 S.) 11. -.45.
Reuling W., Beiträge z. Reform d. Rechts d. Geschäftszeichen.
Berl., Heymann. (68 S) 11. —.60.
Schruttka-Rechten stamm E. \\, Z. Dogmengcsch. 11 . Dog¬
matik d. Frcigebg. fremder Sachen im Zwangsvollstreckungs-
Verfahren. Dogmat. Theil. Ebd. (III u. 217 S.) 11. 2.40.
Nübling E., Ulms Weinhandel im M.-A. E. Beitr. z deutschen
Städte- u. Wirtschaftsgesch. Ulm, Nübling. (IV u. 38 S.) fl. 1.56.
Pfizer G., Sociales Recht. Vortr. Ebd. (18 S.) 11. —.24.
Stern R., Theorie u. Praxis d. Gold-Imports nach Oest.-Ungarn.
E. übersichtl. Darstellg. d. Goldarbitragen auf d. Basis der
Kronenwährg. Wien, Perles. (58 S.) 11. —.80.
Schorlemer Frh. v., Officiersstand u. Rechtspflege. Grosscnhain,
Baumert u. Rongc. (35 S.) fl. —.30.
Antiquar-Kataloge'. Fränkel in Berlin. Kat.-Nr. 4: Rechts-
u. Staatswiss. 1241 Nrn. — Prager in Berl., Kat.-Nr. 134:
Staats- u. Volkswirtseh. 750 Nrn.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Brinkmann Albert, Naturbilder. Schilderungen und Be¬
trachtungen im Lichte der neuesten Xaiuranschauung. Bremen,
Hcinsius’ Nachf., 1893. 8° (VII u. 285 S.). fl. 1.80.
Was diese Sammlung von populären naturwissen¬
schaftlichen Abhandlungen und Vorträgen vor anderen
auszeichnet, ist eine meisterhafte Beherrschung des
Stoffes, die sich in jedem der dreissig Aufsätze kund¬
gibt. Der grösste Theil behandelt die Insectcnwclt,
und zwar theilweise die schwierigsten Capitel, über die
nur jemand schreiben kann, der selbst als Forscher
thätig gewesen ist. Besonders hei vorzuheben sind die
Aufsätze über die Ameisengäste, die Ameisen im Dienste
des Gartenbaues, die Gallwespen, die Schlupfwespen u. A.
Was der Verf. über die Reform des naturgeschichtlichen
Unterrichts in der Volksschule sagt, gilt auch für die
höheren Schulen, Zu einem gedeihlichen naturgcschicht-
lichen Unterricht gehört weit mehr als zum Lehren einer
Sprache oder der Mathematik ein besonderes pädagogisches
Geschick. Je grösser aber die Anforderungen sind, und
je weiter die Ziele im naturgcschichtlichen Unterricht
gesteckt werden, desto fühlbarer wird sein Fehlen. Daher
kommt es, dass die Naturgeschichte, wie sic jetzt gelehrt
wird, mehr Unheil in den Köpfen der Jugend anrichtet
als Nutzen. — Zu dem Vortrage über die Schmarotzer
möchte ich bemerken, dass die Ableitung der Parasiten
von freilebenden Thieren bereits im vorigen Jahrhundert
gelehrt worden ist und später auch von solchen Forschern,
die vom Darwinismus nichts wissen wollen ; es hat diese
Ansicht von der Entstehung der Parasiten mit dem
letzteren also nichts zu thun. — Das Buch klingt in die
Worte aus, dass die Naturgesetze die unzweideutigen
Offenbarungen des Waltens der Gottheit in den Reichen
der Schöpfung sind. Ich hebe dies deshalb hervor, weil
der Nebentitel: »Betrachtungen im Lichte der neuesten
Naturanschauung« leicht ein modernes dogmatisch-dar-
winistisches Buch vermuthen lassen könnte.
Dz. Berlin-Steglitz. Hamann (Göttingen).
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151
Nr. 5. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
152
Sp rockhoff A.: Kleine Botanik. Die wichtigsten Cultur-
pflanzen und deren Feinde. Die verbreitetsten wild wachsenden
Pflanzen nach ihren Standorten in Gruppen und Einzelbildern, sowie
Gliederung, Bau, Leben und Uebersicht nebst einer umfang¬
reichen Anleitung und Uebung im Bestimmen der Pflanzen in
übersichtlicher Form. Hannover, C. Mcver, 1892. 8°. (IV und
151 S. mit 167 Abbildungen.) fl. —.60. '
Der eingehende Titel bezeichnet genau den Umfang des
Gebotenen; es erübrigt nur die Bemerkung, dass die eingedruckten
Illustrationen zum überwiegenden Theile sehr gut sind, dass der
Text in klarer, verständlicher Sprache abgefasst ist und dass ein
Register den Gebrauch des Buches erleichtert. E. H.
Meteorolog. Zeitschrift, red. V. Dr. J. Hann u. Dr. G. Hell¬
mann (Wien.) X, 1 .
Herr mann, Beziehgen. d. Wetterkarten z. allg Circulation.
— Pockels, Luftbewegg. in stationären Anticykloncn. — Kleinere
Mittheilgen, u. a.: Hann, Wüstenklima v. Kalifornien; — Pro¬
haska, D. Gewitter am 21 . u. 22. Aug. 1892 in d. Ostalpen; —
ds., Ueb. d. ausserord. Schneemassen in d. Venetian. Alpen; —
Jordan, D. neuesten Forschgen. üb. d. atmosphär. Elcktricität;
— Elster u. Geitcl, Wasserfallelektricität.
Archiv f. Naturgeschichte, hrsg. v. F. Hilgen dort'. (Berlin,
Nicolai). Jhg. 58, II, 2 u. 59, I, 1.
(58, II. 2.) Bertkau, Bericht üb. d. wissenschaftl. Leistgen.
im Gebiete d. Entomologie i. J. 1891. — Hilgendorf, Bericht
über d. Leistungen in d. Carcinologic i. J. 1889. — (59. I, 1 .)
Kramer, Ueb. d. verschiedenen Typen d. 6 füss. Larven bei d.
Süsswassermilben. — W. St. Marshall, Beiträge z. Kenntnis d.
Grcgarincn. — v. Ihering, Najaden v. S. Paulo u. d. geogr.
Vcrbreitg. d. Süsswasserfaunen v. Südamerika.
Zoolog. Jahrbücher. Abth. f. Anatomie u. Ontogcnie d. Thiere,
hrsg. v. J. W. Spengel. (Jena, Fischer.) VI, 1 u. 2.
( 1 .) Will, Beiträge z. Entwicklgsgesch. d. Reptilien. — (2.)
Sceliger, Studien z. Entwicklgsgesch. d. Crinoiden.
Botan. Jahrbücher f. Systematik, Pflanzengesch. u. Pllanzen-
geographic, hrsg. v. A. Engl er. (Leipz., Engelmann.) XVI, 3.
Huth, Revision d. kleineren Ranunculaceen-Gattgen. —
Nestler, D. Flugapparat d. Früchte v. Leucadendron argenteum.
— Gürke, Beitr. z. Syst. d. Malvaceen. — Taube rt, Revision
d. Gattg. Grisclinia. — Pax, Nachtr. z. Monographie d. Gattg.
Acer. — Reiche, Violae chilenses.
Neues Jahrbuch f. Mineralogie, Geologie u. Paläontologie.
(Stuttg., Schweizerbart.) 1893, I, 1.
Maurer, Paläontolog. Studien im Geb. d. rhein. Devon. —
BÖdländer, D. Zusammensetzg. d. Meliliths. — Siemiradzki,
Z. Geologie v. Nord-Patagonien. — Referate.
Archives de Biologie. XII, 3.
Bruyne, Contribution ä 1 ’etude de l’union intime des tibres
musculaires lisses. — Grosjean, Recherches sur Paction phvsiol.
de la propeptone et de la peptonc. — Fredericq, Le röle du
sang dans la regulation des mouvements respiratoires. — Saint-
Rcmy, Contrib. ä Phistologie de Phypophysc. — Ch ich ko ff,
Recherches sur les Dendrocoeles d’eau douce (Triclades).
Neue Erscheinungen:
Haak J., Plantenkunde van Indio. Amsterd., Groesbeek. 10 fl.
Lommel E. v., Lehrb. d. Experimentalphysik. Leipz, Barth. (X
u. 643 S. m. 424 Fig.) fl. 3.84.
Hantzsch A., Grundriss d. Stereochemie. Bresl., Trewendt. (VIII
u. 144 S.) fl. 2.40.
Schöne Litteratur. Varia.
Cotta'scher Musenalmanach für d. J. 1893. Herausgegeben
von Otto Brau n. Mit 6 Kunstbeil. Stuttgart, Cotta’sche Buchh.
Nachf. kl.-8°. (VIII u. 312 S.) Seidenbd. m. Goldschn. 11. 3.60.
Als nach fast hundertjährigem Schlafe der Cotta’sche
Musenalmanach wie der Phönix in verjüngter Gestalt
erstand, mochte man wohl zweifeln, ob er sich auf dem
Büchermärkte, wo Lyrik durchschnittlich wenig Absatz
findet, halten werde. Der Erfolg hat diese Befürchtung
widerlegt, wenn auch die Gründe zum Theil ganz äusserer
Art sind. Das Buch ist elegant ausgestattet, seine
Kupferstiche gefallen, so dass es sich vorzüglich für
den Weihnachtstisch eignet, obwohl wahrscheinlich nur
wenige von den Beschenkten sich die Mühe nehmen bis
zum Ende zu lesen. Das ist auch nicht nothwendig.
Jeder oder besser gesagt Jede suche aus dem reichen
Inhalt das angemessene.
Nun liegt der dritte Jahrgang vor mir. Dem Heraus¬
geber müssen wir das Zeugnis geben, dass er bei der
Wahl der Stücke eine noch grössere Sorgfalt walten
liess als früher und Lückenbiisscr so wenig als möglich
aufnahm. Wir erhalten ungefähr einen Ueberblick des
heutigen Standes der lyrischen und erzählenden Dichtung
Mit dem berüchtigten Schlagwort »Epigonenthum« lässt
sich dieselbe ein für allemal nicht mehr abfertigen. —
Wer ist ein Epigone? — Nun, wir alle, wir haben ja
Ahnen hinter uns. Wir gehen meistens von ihnen aus,
wir knüpfen an sie an und ebensowenig als ein Ge¬
lehrter vom Himmel fällt, thut es der Dichter, wenn
auch der echte, wie die Unterschrift von Rafaels Poesie
lautet: »divino afflatu « wirkt. Es fragt sich nur, ob
er Selbst wird, den eigenen Schwingen vertrauen darf,
oder wie ein farbenbunter Ballon, jedoch mit fremdem
Winde gefüllt, in die Luft fährt. Selbst werden, das
ist für das heutige Geschlecht allerdings sehr schwer,
denn auf uns lastet die ungeheure Wucht einer langen
Vergangenheit; wie Wenigen gelingt es, den Sargdeckel
zu sprengen, und wenn sie auch auferstehen, so tragen
sie die Spuren schwerer Arbeit an sich — ihre goldene
Jugendzeit ist dahin.
Ich möchte den Begriff Epigone etwas einschränken.
Nicht bloss jedes Volk sondern auch jede Zeit hat ihr
eigenes Auge für Natur urd Menschheit, ihre eigene
Sprache; wer durch jenes schaut und in dieser redet,
ist modern, und wenn er sonst nichts ist, wird er ver¬
schwinden, oft noch vor seinen Werken, trotz der Bci-
fallssalven, die ihn umdröhnten. Ich wäre alt genug, um
erlebte Beispiele anzuführen, wer sie will, mag das
Namensregister der nächstbesten Literaturgeschichte, wo
unsere »Classiker« eingepöckelt sind, durchmustern . . .
ich sage : Exempla sunt odiosa . Mir scheint das Wort
Epigone im schlimmen Sinne auf den zu passen, der in
der Art und Sprache einer entschwundenen Zeit redet
und den Stoff, welcher wie Lenz und Liebe an und für
sich ewig ist, in ihrer Auffassung und in ihren Formen
widergibt, kurz mit der Schneiderschere aus der Gar¬
derobe der Väter sein Gewand modelt.
Es ist keine Frage: das Epigonenthum steht bei
uns noch nicht in den Stoppeln, vieles ist wie seiner¬
zeit bei den Minnesängern auch bei uns nur conventioncll,
was sich auch aus dem Musenalmanach belegen Hesse;
— aber es regen sich überall neue Keime, doch das
ist zu wenig gesagt, wir könnten auf eine Fülle von
Blüten verweisen, die — mit einer geziemenden Ver
beugung vor Goethe und Schiller — immerhin einer
classischcn Zeit würdig wären. Wir fügen zur Erläuterung
bei, dass wir nur die grössten Werke jener Heroen be¬
rücksichtigen, denn auch sie haben der Menschlichkeit
ihren Tribut gezahlt und man sollte nicht mit unseren
Alexandrinern jedes Schnitzel von ihnen als unvergleich¬
lich und unerreichbar bewundern. Wir umfassen die Er¬
scheinungen der Natur in einem viel weiteren Kreise als
die Väter, unsere Botanik begnügt sich nicht mehr bloss
mit Veilchen und Rosen, wir sehen alle Gegenstände
schärfer, bestimmter, klarer und das hat auch auf Sprache
und Darstellung Einfluss. Selbst die Liebe ist nicht mehr
so sentimental, manchmal ist sie sogar zu physiologisch
geworden.
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153
Nr. 5. Okstkrreichischbs Lm eraturbi.au .
— II. Jahrgang.
154
Die sociale Frage ist zwar nicht von heute, in ihrer I bahnschlitten. — H. Schaaffhausen. - Klaussmann, Victor
Art streifte sie z. B. Bürger, Schubart und der »kartoffel-
knollige« Voss, auch Goethe in den Wanderjahren Wil¬
helm Meisters, jetzt kommt kaum noch ein Dichter an
ihr vorbei, sie droht heute in ganz anderem Umfange
wie eine schwere Donnerwolke uns zu Häupten. — Im
Almanach finden wir ein schönes Gedicht von St. Milow:
»Die Frau des Arbeiters« ; leider vermissen wir diesmal
F. Saar. Die Sudermann, Voss, Ibsen, Hauptmann drängen
sich breit auf der Bühne vor, wenn wir uns für sie
auch nicht gerade begeistern. Feurige Finger zeichnen
das Mene, Tekel, Upharsim an die Wand, — können und
dürfen wir das in die Reime: Herz und Schmerz, Sehnen
und Thränen, Brust und Lust übersetzen? Doch genug!
Für einen Almanach brauchen wir keine Krupp’schen
Kanonen, wir wollen uns darauf beschränken, die Oester-
reicher, die beitrugen, kurz zu erwähnen. Mit einem
feinen Silberstift gezeichnet ist die Humoreske der Ebner-
Eschenbach: »FräuleinSusannes Weihnachtsabend.« Der
dunkle Hintergrund der Sünde ist uns auch hier nicht
erspart. »Der alte Seemann« von Johannes Trojan ist
eine anmuthige Lebensidylle, nach der wir zu »Mutter
und Kind« von Hermann Hango übergehen. Man klappt
das Buch zu und sinnt über dieses Gedicht mit stillem
Ernste; Hango begegnet uns nur selten in Kalendern
und Almanachen, wir wollen ihn jedoch im Auge be¬
halten. »Die Lehre des Sophie von unserem Urgreis
Ludwig August Frankl ist ein Stück echt orientali¬
scher Weisheit. Ein Stimmungsbild, innig und tief em¬
pfunden, ist »Das Kreuz im Mondlicht« vom Grafen
Albrecht Wickenburg. Ihm reiht sich würdig Graf
Rudolf Hoyos mit zwei Gedichtchen an: »Ein Kinder¬
tag«, den der abscheuliche Reim weg — Zweck ver¬
unstaltet, und dem ernsten »In der Markuskirche«. Eine
blühende Arnica reicht uns Max Kalb eck. Immerhin
kann man ruhig behaupten, dass den Oesterreichern ein
Ehrenplatz unter den zahlreichen Singvögeln des Alma-
nachs gebühre.
Wir könnten uns wieder vom Besonderen zum All¬
gemeinen wenden ; ein Essay ist jedoch gegenwärtig das
nutzloseste und überflüssigste Ding von der Welt und
darum wollen wir unseren kleinen Aufsatz nicht über
die Grenze einer Anzeige erweitern.
Innsbruck. Adolf Pichler.
Deutscher Hausschatz. XIX, 6.
Boianden, Deutsche Culturbilder. In Nacht u. Todes¬
schatten. (Forts.) — Neid egg, Empor. Nov. (Forts.) — Witt¬
mann, D. Wettersee u. s. Umgebg. — May, D. Mahdi. (Forts.)
Kerner, 10 Jahre unter d. Barbaren. — P. Alex. Baum¬
gartner S. J. — Schäfer, D. Eisenbahn v. Jaffa nach Jerusalem.
-- De Waal, D. gold. Bischofsjub. d. heil. Vaters. IV. — Koll-
bach, V. d. transsylvan. Alpen z. Eis. Thor. — F. d. Frauenwelt.
Kath. Warte. VIII, 11.
Unter d. Bann d. Herzens Jesu. — Knie, D. Falschmünzer
v. Mar-Hana. — Lange, Bestohlene Banken. — Ccyp, Skizzen
aus d. Land d. Sonne u. d. Löwen. — Wüsinger, D. Blumen¬
uhr. — Gedichte. — Kathol. Chronik.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2588—2590.
(2588.) Dehn, D. Meer als Verkehrsstrasse. — D. Ver-
mählgsfestlichkeiten in Berlin. — Salomon, Zu Goldonis Ge-
däehtnis. Buss, D. neue Entwurf z. Nationaldenkmal f. Ks.
W ilhelm I. Aus d. Tiroler Alpen. — D. Spitzer. — V. Lachner,
Beifort. E. Katechismus d. Hunderassen. — Kätscher,
D. Dorfrichter. Erz. — (2589.) D. Revolution auf d. Hawaii-
Inseln. — Davey, E. Unterredg. m. G. R. Davis, Generaldir. d.
Weltausstellg. in Chicago. — Carncvalsbilder. — Berl. Pferd e-
Herzog v. Ratibor. — Norden, E. Petersburger Winterbild. —
I Stoltze, L. Pietsch. — Millet’s Gemälde »Die Schülerin«. —
Marshall, D. Sprache d. Affen. — Riotte, D. schöne Griechin.
— (2590.) Z. Reform d. Gesch.-Unterr. — Skilaufen in Pötzleins-
dorf. — Salomon, Neuere deutsche Erzähler. — Hockeyspicl auf
i d. Eise. — Platter, D. Schneepflug im Gebirge. — B. Vogel,
Leoncavall’s Oper *D. Bajazzo«. — Winterl. Fütterung d. Wild¬
schweine auf d. Schorfheide. — D. Kaiser Friedrich-Denkmal in
Spandau. — Dieterich, Verirrt. Erz. — Moden.
Prohaska's Illustrirte Monats-Bände. IV, 6 u. 7.
| ( 6 .) Kraszewski, Ohne Herz. Roman. (Forts, in Bd. 7.)
— E Marriot, Mater Dolorosa. Nov. — Jentscii, Aus d. balt.
| Paradiese. — van Muydcn, D. Fernsehen. — v. Hesse-Wart¬
egg, E. dän. Königsschloss. — Miscellen. — (7.) Ulbach, E.
1 gefährl. Unschuld. — Kätscher, Owen's Idealstadt Pacific City.
I — Grosse, D. engl. Comödianten in Deutschld. — Seel mann,
D. Lawinen. — B. Schwarz, In Vulkans Hauptschmiede. —
Golling, E. Todtenfeier in Constantinopel. — Miscellen.
Das 20. Jahrhundert, deutsch-nationale Monatshefte. III, 3.
j D. sociolog. Bestrebgen d. Prof. Schmidt-Warneck. III. —
I Gedichte’ v. C. Gawalowski, Naaff u. A. — Zur Psychologie d.
j Religion. V. e. mod. Theologen. — Einiges üb. Volksbildg. —
] Stolzing, D. Meistersinger v. Nürnberg u. d. deutsche Volk d.
Gegenwart. — Seiner Laune Spiel. Aus d. Leben e. »berühmten
j Zeitgenossen«. — Aus d. Narrenhause d. Zeit. — Bleibendes
vom Tage.
Neue Erscheinungen:
Fraungrubcr 1 L, Gedichte in steir. Mundart. Wien, Hartleben
, (VIII u. 151 S.) n. 1.50.
Saar F. \\, Wiener Elegien. Heidelberg, Wciss. (47 S.) fl. —.90.
Fullerton Lady G., D. Gräfin Bonneval, Erz. aus d. Zeit Lud-
! wigs XIV. Münster, Rüssel. (334 S.) 11 . 1.80.
1 Wichner Jos., Im Schneckenhause. Volksromann. Wien, Kirsch.
(VII u. 300 S.) fi. 1.60.
| Teuber Osc., Auf Oesterreich-Ungarns Ruhmesbahn. Blätter aus
! d. Ehrenkranz d. k. u. k. Heeres. Wien, Seidel & Sohn. (VII
1 u. 390 S.) fi. 2.—.
I Loewenthal H. (A. D’Olzany), Aquarelle a. Oesterreich. Dresden,
j Pierson. (III u. 225 S.) fi. 1.20.
| Wodiczka V., Bellicosus. Rom. a. d. Gesch. Oesterr.’s. 2 Bde.
Ebd. (497 S.l fi. 3.60.
Eckstein E., Jucunda juventus. Neues humor. Liederbuch. Leipz.,
I Reissner. (V u. 90 S.) fi. —.60.
I Lemmermayer F., Simson u. Delila. Trag. Leipz, Schulze,
i (115 S.) fi. 1.20.
Grüner B., Treue f. Treue. (E. St. Josephs-Kind.) Schausp. Salzb.,
Mittermüller. (20 S.) fi. —.20.
Akademie.
Vlasf. Böhmische katholische Revue. Redacteur Th. Skrdle,
Prag, Äizkov 505. Erscheint einmal monatlich.
Bevor wir zur kurzen Beurtheilung des Jahrganges 1892
dieser katholischen Revue schreiten, sei es gestattet,
einige Nachrichten über den Verein »VlasC« zu geben.
Derselbe wurde am 20. Mai 1884 in Uebereinstimmung
mit einer grösseren Zahl kathol. Gelehrter, Schriftsteller,
Dichter und Geistlicher gegründet; die erste Nummer
des Vereinsblattes, gleichfalls »Vlast« benannt, erschien
am 15. October desselben Jahres. Die Genossenschaft
stellte es sich zur Hauptaufgabe, energisch im Sinne der
Wissenschaft und des katholischen Glaubens zu wirken,
und begann deshalb die Herausgabe von Zeitschriften,
periodisch erscheinenden Schriften und Büchern, die vom
christlichen Geiste durchdrungen sind. Neben der vor¬
züglich redigierten »Vlast« ediert der Verein seit 1. Jänner
1891 die pädagogische Zeitschrift »Vychovatel« (Der
Erzieher), welche unter der tüchtigen Redaction Fr. Po-
huneks dreimal monatlich erscheint und besonders der
kathol. Lehrerwelt gute Dienste leistet. Auch auf dem
Gebiete der Socialpolitik fasste die Thätigkeit des Ver¬
eines Wurzel und es war ihm schon früh klar ge¬
worden, wie wirksam gerade auf diesem Gebiete ein im
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155
Nr. 5. — Oesterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
156
katholischen Geiste redigiertes Blatt sein könne; so ent¬
stand die Zeitschrift »Dölnicke noviny« (Arbeiterzeitung),
welche die Aufgabe verfolgt, die meist ungläubigen und
aufhetzend wirkenden Auslassungen anderer socialer
Blätter zu paralysieren.
Schon aus diesen drei Zeitschriften ist zu ersehen,
welch systematische und eifrige Wirksamkeit im Namen
der katholischen Sache die böhmische Priesterschaft ent¬
wickelte ; für dieselbe spricht auch deutlich der errungene
Erfolg. Heute lesen 3800 Abonnenten die »Vlasf«, den
»Vychovatel« 2300, die »Delnicke Noviny« 3300, im
Ganzen 9400 Abonnenten. Ausserdem veröffentlicht dieser
Verein auch einzelne, besonders zeitgemässe Broschüren.
Von solchen nenne ich: »Religiöse und sittliche Er¬
ziehung und religiöser und sittlicher Unterricht an
den Volksschulen und der Lehrertag in Prag am
6. August 1891«, kritisch analysiert von Fr. Pohunek,
Redacteur des »Vychovatel« ; »Majiste«, ein sociales
Bild der Neuzeit, gegen die Feier des 1. Mai; »Wann
der Mensch am glücklichsten ist« von Peter Kopriva,
gegen den Unglauben und die Einseitigkeit des Socialis¬
mus gerichtet, erschien in 10.000 Exemplaren, welche
bald vollständig vergriffen waren. Daneben gibt der Verein
noch eine wissenschaftliche Beilage zur »Vlasf« heraus,
deren erste Nummer den Aufsatz enthält: »Wie Prof.
Masaryk von kathol. Wissenschaft und vom Glauben
schreibt«, von dem bedeutenden Gelehrten Fr. F. Konecny,
ein Aufsatz, der polemischer und zugleich apologetischer
Natur ist. Der Verein setzte sich ausserdem die Aufgabe,
in Böhmen, Mähren, Schlesien und Amerika katholische
Bibliotheken zu gründen, deren er gegenwärtig 50 be¬
sitzt; daneben werden den Lesern der Zeitschrift »VlasC«
im katholischen und religiösen Sinne geschriebene Bücher
empfohlen. Ferner darf nicht ausser Acht gelassen werden,
dass der Verein auch durch das lebendige Wort zu
wirken sucht, und zwar in zwei Cirkeln, dem socialen
und dem litterarischen Cirkel, von welchen der erstere
in Böhmen und Mähren im Ganzen mehr als 30 öffent¬
liche Vorträge veranstaltete.
Schliesslich möge auch der Fonde der »Vlasf« Er¬
wähnung geschehen :
1. der Fond für die Gründung katholischer Biblio¬
theken ;
2. der Fond für sociale Zwecke;
3. der Fond für katholische kranke oder bejahrte,
zur Arbeit nicht mehr fähige Schriftsteller ; ferner schreibt
der Verein auch Preise für litterarische Arbeiten in der
Zeitschrift »VlasC« aus und verleiht Reisestipendien für
wissenschaftliche Zwecke. Diesen letzteren Fond begrün¬
deten 131 Mitglieder durch eine Einzahlung von je 100 fl.
und alljährlich wird er durch zahlreiche Gaben ver-
grössert.
Die Zeitschrift »Vlast« ist, wie erwähnt, in katholi¬
schem Sinne geschrieben, in wissenschaftlicher und belle¬
tristischer Hinsicht bringt sie belehrende Artikel und eine
Auswahl von Dichtungen. Aus ihrem reichen Inhalt mögen
insbesondere die folgenden Aufsätze Erwähnung finden :
Von Fr. P r a v d a, dem litterarischen Nestor und böhmi¬
schen Naturalisten im Genre der »Bo2ena Nemcovä«,
fesselnde »Erinnerungen vom Jahre 1847— 1891«. Pravda’s
50jähriges Priesterjubiläum beschrieb Houska und feierte
§ v e c durch eine Dichtung. Der unermüdliche Redacteur
H. Skrdle lieferte die Biographie des verdienstvollen
Schriftstellers Boh. Fr. H a k 1, des Vicars von Horic,
welcher ebenfalls mit einem gelungenen Aufsatze »Ein
Ausflug nach Berlin und Dresden« vertreten ist. Wert¬
voll ist auch der Literarhistorische Beitrag von A. 2äk
über den böhmischen, dem 18. Jahrhunderte angehören¬
den Patrioten D o b n e r, dem Vater der böhmischen Ge¬
schichtschreibung, der die Autorität Häjeks vernichtet
hat. Hälek gibt Nachricht über »Graf Wilhelm Slavata
von Chlum«,Senz über »Johanna d’Arc«.
Sehr bunt und fesselnd sind sowohl die Original-
wie auch die übersetzten belehrenden und wissen¬
schaftlichen Aufsätze: L’Avesne »Das christliche und
anticlericale Frankreich zur Zeit des französisch-preussi-
schen Krieges 1870«; M i c h a 1, »Die Franzosen in
Mähren und besonders in Brünn im Jahre 1805 und zu
Beginn d. J. 1806«; SpiÖka, »Comenius, Poniatowska
und ihr Einfluss auf die böhmischen Emigranten« und
»Die Prophezeiungen vom Kotter«; Vävra, »Aus der
späteren Zeit der katholischen Reformation in Böhmen«.
Ihnen reiht sich der gründliche und gewissenhafte
Fr. Philipp Konecny mit dem Artikel »Wie die Pro¬
testanten und wie die Katholiken mit dem gefeierten
Kepler verfuhren« und Svoboda mit »Aus der Gegend
von Königgrätz« an. Wertvoll sind auch Horäöek’s
»Humanismus und Realismus« und Kod^tek, »Von
der Bedeutung der künftigen ethnographischen Ausstellung«.
Ferner führen wir noch an Frühbauer’s Auf
satz »Im Reiche des weissen Bären,« Horensk^’s
»Telegraph und Eisenbahn«, KoÖi, »Eingehende Be¬
rechnung des Ausmasses der Arche Noe’s vom geometri¬
schen und mechanischen Standpunkt«, Dr. Sedläöek
»Aus einer Reise durch den Kaukasus«. Interessant und
lehrreich sind besonders auch die»Blätter aus den slove-
nischen Ländern« und »Slovenische Litteratur im Jahre
1890 und 1891« von Ötingl, dem gründlichen Kenner
südslavischer Zustände. Ausserdem ist auch die Unter-
haltungslitteratur reich vertreten.
Besonders muss noch lobend der Redaction gedacht
werden, welche den Erscheinungen der Litteratur, des
Theaters und der Kunst allseitig ihre Sorgfalt zuwendet;
als Kritiker nenne ich nur H. Koneöny, Red. Skrdle,
Flekäcek, Patek (für Ethnographie), Rypäöek, Öpaöek etc.
Es genügt wohl, wenn wir sagen, dass 57 Werke recen-
siert wurden, wozu noch die steten Beurtheilungen des
böhm. Nationaltheaters von H. Flekäcek kommen.
Aus diesen kurzen Angaben ist schon zu sehen,
wie fleissig und allseitig die katholische Geistlichkeit in
Böhmen wirkt und wie sich die sorgfältig redigierte
»Vlasf« zu repräsentieren vermag.
Wien. Josef K a r a s e k.
„Vlast“ 1892/1893. 1—3 (Oct., Nov., Dec.)
(1.) Rypäöek, Z. Columbus-Jubiläum. (Forts, in Heft 2.) —
D’Avesne, D. anticlerikale Frankreich in d. Zeit d. deutsch-
franz. Krieges 1870. (Forts, in Heft 2 u. 3.) — Smyd, Eingegangene
sloven. Gymnasien. (Forts, in Heft 2 u. 3.) — Konecny, V. d.
SlavjanophilismusKtf-ejevky’s'u.'Massaryk’s. (Forts, in Heft 2 u. 3.)
— Erinnerg. an d. 40jähr. litter. Thätigkt. Fr. Sasinek’s. — PräSek,
D. neuentdeckte Schrift üb. d. athen. Staat u. deren Bedeutg. f. d.
Gesell, d. Alterthums. (Forts, in Heft 2 u. 3.) — J. Pauly, Wie
sich Darwin u. s. Anhänger zur Religion verhielten. — Flekaßek,
Aus d. Nationaltheater. — (2.) Baar, Beitr. z. dichter. Wirksam¬
keit V. Bradäc. — Stingler, Einige Worte üb. südslav. Zustände.
— (3.) Horaoek, E. Renan. — D. Audienz d. Vicepräs. d. Ver¬
eins »Vlast« K. Ulrich, beim hl. Vater Papst Leo XIII.
Stimmen aus Maria-Laach. XLIV, 2.
Sr. Hlgkt. Papst Leo XIII. z. Bischofsjubiläum. — Grande¬
rath, D. alten Gottesbeweise u. d. mod. Wissensch« II. (Schl.)
— K reiten, D. Provincialbriefe Pascals. II. — Rüf, D. elektr.
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157
Nr. 5. — Oestbrrbfchisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
158
Darstellg. d. Aluminiums. — Pfülf, Mirabeau. II. — Beissei, |
D. Bilder d. Fra Angelico im Kloster d. hl. Marcus zu Florenz. 1. 1
— Recensionen, darunter: Ohrwalder, Aufstand u. Reich d.
Mahdi im Sudan (Spillmann.); — Eggert, D. Bauernjörg. (Krcitcn.)
— Empfehlenswerthc Schriften. — Miscellen.
Histor.-polit. Blätter. CXI, 4.
Landemann G. J. Baumgartner. (Schl.) — Apostolicus
u. Apostolicum. — Aus d. Schweiz. — I). neueste Bewegg. auf
d. Gebiet d. proportion. Wahlverfahrcns. 1. — D. kirchenpolit. !
Streit in Ungarn. III. (Schl.) — Liberalismus u. Militarismus an
d. Zeiten Wende. II. — Z. Gesch. d. Panama-Skandals. — Ueb.
Alter u. Herkunft d. Menschengeschlechts.
Deutsche Rundschau. Hrsg. v. Rodenberg. XIX, 5.
Hcyse, In d. Geisterstunde III, IV. — Zeller, Wie ent¬
stehen ungeschichtl. Ueberliefergen.? — Strasburg er, Botan.
Streifzüge an d. Riviera. IX—XIV. — Fricdlaender, D. Gedicht
d. Lucrez v. »Weltall«. — Aus d. Tagebüchern Th. v. Bernhardi’s
(1847 — 87). I. — A. C. Leffler, D. alte Dienerin. — Schloss
Boncourt. — Krebs, Aus. d. Berliner Musikleben. — v. Zobeltitz,
Moltke’s ges. Sehr. u. Denkw. — H. Grimm, H. Hornberger.
— Z. Frauenfragc. — Bölsche, Neuere Schriften z. Philosophie
u. Naturwiss. — Aus d. Leben e. Berl. Schriftstellers.
Feuilleton d. Wiener Zeitung. (Nr. 1-25., Januar 1893.)
(1.) Erzh. Carl — (3, 4.) K. Werner, Fr. Hebbel. — (5.) Die
Wallpach zu Schwanenfeld. — ( 6 .) Paul Bourget. — (9. 10.)
Schütter, Von Waterloo bisSt. Helena. —(11, 12.) Hg, Kunst-
geschichtl. Charakterbilder. — (15.) Strele, D. Jänner. — (16
bis 18.) Beck, H. v. Kleist u. s. Dichterberuf. — (20—22.) G. L.,
H. Brunner’s deutsche Rechtsgesch. — (23.) Sudermann als Er¬
zähler. — Wiener Abendpost'. (Nr. 3.) S M. Prem, E. Ausflug
zu deutschen Ba :ern. — ( 8 , 10.) Nagele, Tanzen u. Reiten. —
(11.) Schiitter, E. Brief v. Gentz.
Beilage zur Ailg. Ztg. Beil.-Nr. 27—39. (1.—15. Fcbr.)
(27.) Hahn, E. Reise in d. Quellengcbiet d. Kuban (Schl,
in Nr. 29 u. 31). — Schauberg, Z. Entstehung der Pflanzen¬
namen u. Mythen. — (28.) Porte, Polychrome Plastik. —
Düntzer, Kruse's kleine Odyssee. — (29.) Olaus Petri, D. Re¬
formator Schwedens. — Wotke, Herondas in d. Renaissance. —
(30.) Bauern feind, J. N. BischofT (Nachruf). — Neck er, Ada
Christen. — (31.) Lübke, E. französ. Faust-Übersctzg. —
(32.) Hartmann, D. Schäfflertanz. — Carriere, Philosophie u.
Religion. — (33.) Pasig, Pyramidensagen. — A. Weiss, Oscar
Wilde. — (35.) Goetz, Nach Türkisch-Bosnien. — Lübke,
Z. Kunstgcsch. Böhmens. — Fr. v. Rysselbcrghe f. — (36.) Zum
70. Geburtstag C. W. v. Gümbcls. — D. österr. Verfassg. III.
(IV. u. V. in Nr. 37, 38). — G. Meyer, Krumbachcr’s Byzantin.
Zeitschrift. — (37.) Hart mann, Metzgersprung u. Gildentaufe.
— (38.) Prutz, D. Jugend u. d. Anfänge d. Grossen Kurfürsten. I.
(II. in Nr. 39). — (39.) D. Glücksproblem in der Beleuchtung
e. neueren engl. Philosophen.
Athenaeum, red. v. J. KaizI (Prag). X, 5.
Kalousek, Ueb. d. Hypothekar- u. Communalschulden u.
üb. d. Bodencredit-Anstalten. — D. Taktik d. Socialdemokratic.
— Drtina, D. Studium d. Philosophie in Frankreich. — Rec.
Osveta, red. v. Vlcek XXIII, 2 .
Krystüfck, D. Tod Ludwigs XVI. — Jelinek, Poln. An¬
gelegenheiten (Schl.) — Leger, D. Weg z. Himmel (Schl.) —
Preiss, Bilder aus Kärnten. (Forts.) — Vrchlicky, 3 humorist.
Balladen. — Mikes, D. Philosophie Leo Tolstoi’s. (Forts)
Srb, Leo XIII. (Forts.) — Jahn, Expeditionen z. Erforschg. d.
Meerestiefe. (Forts.) — Turnowsky, Neue böhm. Grabhügel.
Przegl^d powszechny, red. xM. Morawski. 1893. 1 u 2 .
Badeni, Correspondenz d. heil. Ignaz v. Loyola. —
Sapieha, Reisebriefe aus Asien. II. China u. Japan. (Forts, in
Heft 2.) — W^dolni, D. Abtei St. Florian in Oberösterreich. —
Bubi ec ki, F. Olizarowski. (Forts.’in Heft 2.) — Volyniak,
Lose Blätter aus d. Vergangenheit v. Telsz. — (2.) Morawski,
Worin besteht d. Macht Renan’s? — Rawski, D. Princip d. Er-
haltg. d. Kraft u. dessen Anwendg. in d. Psychologie. — Pi lat,
D. Auswanderg. aus poln. Bezirken nach Russland i. J. 1892.
Przeglqd Polskl. Bd. 107, Heft 7 u. 8 . (Nr. 319, 320.)
(319.) Lqda, D. Seele. Erz. (Forts, in Heft 320.) — Czer-
mak, D. glückl. Jahr. Gesch. d. moscowit.-poln. Krieges im J.
1660. III. (Forts, in Heft 320.) — Görski, I). Gemeinde-
Autonomie in Galizien. (Schl.) — Smolikowski, I). Gründg. d.
1. poln. Instituts in Rom. — Leo, Nach d. Bahn-Enquete. —
Briefe aus Warschau. — (320.) Witkowski, D. ncuentdeckte
griech. Dichter Herondas u. s. Werke. — Ueb. d. Entstehg. d.
»Psalmen d. Zukunft«. — Aus d. russ. Litteratur.
Über Prof. Dr. Otto Hamanns ausgezeichnetes Buch
Entwicklgslehre u. Darwinismus« (vergl. »Öst. Litt. Bl.«I. Jhg.
pg. 229 ff.) erschien in Nr. 1 des XV. Jhg. der »Deutschen Litt.-Ztg.«
i eine Rcccnsion, aus der Feder Prof. Dr. Ludw. Eimers in
| Tübingen, welche sich in der abfälligsten Weise über jenes Werk
aussprach. Die Nr. 3 ders. Zeitschr. brachte dazu noch einen
Nachtrag, worin E. Haeckcl in gehässiger, von persönlichen
Ausfällen strotzender Art gegen Hamann’s Buch, das ihm
natürlich ein Dorn im Auge sein musste, Partei nahm; es genügt,
den Schlusssatz der »Mittheilg « Haeckels zu citieren, um von
dem Ton jener Polemik ein Bild zu erhalten : Hacckel behauptet
darin, cs bedürfe »nur der klingenden Münze, um ihn (Prof.
Hamann) wieder in das Lager des Darwinismus zurückzuführen«.
Prof. Hamann theilt uns mit, dass eine Broschüre von ihm, worin
er gegen jenen gemeinen Anwurf Stellung nimmt, in den nächsten
Tagen erscheinen werde.
In Sachsen geht man daran, eine Behörde zum Schutze
d. Bau- u. Kun stalterthümer nach Art d. österr. »Central-
Commission f. Kunst- u. histor. Denkmale« zu errichten. Der
kgl. sächs. Alterthumsverein, von d. Regierung darüber zu Rathe
gezogen, hat d. Gründg. einer solchen Behörde mit Entschieden¬
heit befürwortet.
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 9. Januar der em. Prof, der Pastorat,
theol. an d. theolog. Hauslehranstalt in St. Florian, P. Ign. Schlich,
im 70. Lebensj.; — am 24. Jan. d. Prof. u. chemal. Präsident d,
Academie de Medccine Alfr. Hardy, als Dermatologe berühmt,
gb. 1811; — an demselben Tage ferner in Nürnberg d. Kirchen-
rcchtslchrer Frh. v. Scheurl, ehemal. Univ.-Prof. in Erlangen; —
am 26. Jan. in Bonn der Anthropologe Geheimrath Prof. Herrn.
Schaaffhausen im A. v. 77 J.; — am 13. Febr. in St. Peters¬
burg d. russ. Statistiker Prof. Julii Kduardowitsch Janson, Verf.
c. preisgekr. »Theorie d. Statistik*; — an demselben Tage in
Lemberg d. Reichsraths- u. Landtags-Abg. Graf Ladisl. Kozie-
brodzki, auch als poln. Roman- u. Lustspicldichter bekannt, im
A. v. 54 J.; — am 16. Febr. in Berlin d. Begründer u. langjähr.
Director d. königl. Kunstgewerbe-Museums Carl Grunow.
Ernannt wurden: d. Privatdoc. in Heidelberg Max Wolf
zum Prof. d. Astronomie an d. Univ. Jena; — Prof. Dr. Eug.
Barnberger in München zum ord. Prof. d. Chemie in Würzburg
(an Stelle des nach Zürich berufenen Prof. A. Hantzsch); —
d. a. o. Prof. d. engl. Philologie in Halle Dr. Albr. Wagner zum
ord. Prof, das.; — d. Prof. d. dass. Philologie in Greifswald Dr.
Fr. Marx zum Prof, an d. Univ. Breslau (als Nachfolger des in
d. Ruhestand tretenden Prof. Dr. Mart-Hertz); — d. Pfarrer
Dr. Vetter in Tübingen zum Prof. d. alttestamentl. Exegese an
d. kath.-theol. Fac. das.; — d. a. o. Prof. d. Gesch. in Leipzig
Dr. W. Busch zum Prol. a. d. techn. Hochschule in Dresden;
— d. Prof. d. röm. Rechts in Jena Dr. O. Wen dt zum Prof, in
Tübingen (als Nachfolger Prof. v. Degenkolb’s); — dem a. o.
Prof. d. Musikwiss. an d. deutschen Univ. Prag Dr. Guido Adler
ist Titel u. Charakter e. ord. Univ.-Prof. verliehen worden. —
Zu a. o. Proff. wurden ernannt die Privatdocenten: Dr. K. Diehl
(für Nationalökonomie) in Halle, das.; — Dr. Jul. Gcppert
(f. Pharmakologie) in Bonn, das.; — Dr. C. Gurlitt an d. Techn.
Hochseh. in Charlottenburg zum Prof. d. prakt. Aesthetik am
Polytechnikum in Dresden.
Habilitiert haben sich: D. Regierungsbaumeister in Dresden
Frühling für städt. Ingenieurwesen u. Städtehygienc an d. techn.
Hochschule das.; — Dr. phil. Rud. Luginbühl f. neuere (spec.
Schweizer-) Gesch, Dr. phil. Rud. Burkhardt f. Zoologie, u.
Dr. med. C. Hü gl er f. Chirurgie u. Bacteriologie, sämmtlich in
Basel; — Dr. Rieh. Heinzc f. dass. Alterthumswiss. in Strass¬
burg; — Dr. K. Brockel mann an d. phil. Fac. d. Univ. Breslau
(Antrittsvorl.: Die Omajjadcn u. d. Dichter iher Zeit); — Dr. Phil
Lcnard aus Pressburg, Assistent am physkal. Institut d. Univ.
Bonn, an d. phil. Fac. das.; — Dr. Matth äs f Kunstgesch. in
Giessen.
D. Historiker Prof. Dr. O. Waltz, Prorector d. Univ. Dorpat
u. d. Decan d. histor.-philolog. Fac. das., Prof. Dr. R. Mucke,
sind um Enthehg. v. ihren Posten eingekommen u. gedenken nach
Deutschland auszuwandern.
Dem Wiener Schriftsteller, Hof- u. Gerichtsadvocaten Dr-
Leop. Flor. Meissner wurde d. Titel e. Regierungsrathes verliehen.
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Nr. 5. — Oksterrrichischks Litikratürblait.
II. Jahrgang.
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Verlagshandlung ,,St. Norbertus" in Wien
(Josef Roller & Co.)
Soeben erschien in unserem Verlage:
P. Simon Rettenbacher’s lyrische Gedichte.
Mit Unterstützung der Leo-Gesellschaft herausgegeben von
P. Tassilo Lehner O. S. B.
Professor am Gymnasium zu Kremsmünster.
Gr. 8" -LVI u. 482 S.) mit Beilage (Facsimile eines Briefes von P. Sim. Rettenbacher).
Inhalt:
Quellen und Hilfsschriften. — Vorwort. — Rettenbacher’s Biographie. — Rettenbacher
als Dichter. — Rettenbacher’s Oden in Bezug auf den Inhalt. — Rettenbacher’s Oden
in Bezug auf Sprache und Versmass. — Text: Carminum Über I —IV; Epodon Über;
Silvarum Über I—XII; Carmina singularia. — Index.
Preis broschirt fl. 3.60.
Die herrlichen Poesien P. Simon Rettenbacher’s (1634—1706), des „gottbegnadeten
deutschen Dichters in der Sprache Latiums“, wie ihn der gelehrte Herausgeber nennt,
waren bisher nur in den Folianten der Stiftsbibliothek zu Kremsmünster bewahrt und
daher nur von Wenigen gekannt; die Aufgabe der vorliegenden Publication ist es,
diese durch Classicität der Sprache, wie nicht minder durch poetische Schönheit aus¬
gezeichneten Geistesperlen allen Freunden formvollendeter lateinischer Lyrik zugäng¬
lich zu machen.
Heriei’scbe 7eilagsliaiJ]BBj, Freiöurg i. Breton.
B. Heiter. Vien, I. Womeiie 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buch¬
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oberen Schnittfläche, fl. 1.92.
Kurze Inhaltsübersicht: I. Gott. II. Zweifel und
Läugnung. III. Wahrheit. IV. Geist. V Mensch.
VI. Die Früchte des verbotenen Baumes. VII.
Weltmoral und Welttreiben. VIII. Erlöser und
Erlösung. IX. Christenthum. X. Glaube. XL
Gnade. XII. Kirche und Heilsweg. XIII. Christ¬
liche Tugend. XIV. Vollkommenheit. XV.
Selbsterziehung. XVI. Lebensweisheit. XVII.
Kunst des Lebens. XVIII. Haus und Familie.
XIX. Erziehungskunst. XX. Volkswirtschaft
und Socialpolitik für den Hausbedarf. XXL
Politik. XXP. Cultur und Civilsation. XXIII.
Menschheit und Geschichte. XXIV. Tod und
Gericht. XXV. Ewigkeit.
In unserem Verlage erschien soeben und ist durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Bunte Erzählungen eines Konvertiten
von
Ludwig Riedt.
(Verfasser von „Heiteres und Ernstes aus meinem Soldatenleben"
und „Lebenserfahrungen einet Convertlten“
(VII und 278 S.) gr. 8°. Mit 1 Lichtdrucktitel. Preis
eleg. geh. 2 M ; geb. in Leinwand mit Goldpressung 3 M.
Gegenwärtig, wo so viele Federn bemüht sind, den Glauben,
die Moral und die Liebe zum angestammten Fürstenhause dem
Volke aus dem Herzen zu reissen. berührt es jeden Freund der
Kirche und des Vaterlandes wohlthuend, dass der Verfasserseine
Erzählungen gegen die verderblichen Grundsätze der Zeit mit
Wärme wahrheitsgetreu aus seinem vielbewegten Leben zu schildern
weiss. Das ganze Buch durchweht ein Hauch religiösen und patrio¬
tischen Geistes voll Glaube, Hoffnung und Liebe.
Anlässlich des Erscheinens seiner beiden früheren Arbeiten
„Heiteres und Ernstes“ und „Lebenserfahrungen etc.“ wurden ihm
die höchsten Auszeichnungen zu Theil und von der patriotischen
Presse sind die Werke einstimmig empfohlen worden.
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J de la poesie latine catholique, de S. Ambroise au Stabst Mater, g*
2 L’auteur etudie en detail cette magnilique littcrature trop ncgligee, 9
2 et son livre est un vcritable manuel destince aussi bien aux savants J
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2 Plus de cent poetes sont passes en revue, cites et commentes, 9
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2 S. Bernard, Adam de S.-Victor. S. Thomas d’Aquin, S. Bona- 9
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Herausgegeben von P. H. Denifle O. Pr. und F. Ehrle S. J. Mit Unterstützung der Görres-Gesellschaft.
VII. Band. Erstes und zweites Heft. gr. 8°. (S. 1—420.) fl. 7.20.
Inhalt: F. Er hie, Neue Materialien zur Geschichte Peters von Luna. (Fortsetzung.) F. Ehrle, Die Chronik des Garoscus de
Ulmolsca Veteri und Bertrand Boysset (1365—1415).
Das „Archiv“ erscheint in Bänden von 4 Heften oder 2 Doppelheften. Preis pro Band fl. 12.— , pro Heft fl. 3 60, pro Doppelheft fl. 7.20.
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aus der Gesellschaft Jesu.
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Kurze Inhalts-Uebersicht. Einleitung. Christenlehrthätigkeit des sei. Petrus Canisius. I. Abschnitt. Der grosse Katechis¬
mus. 1. Veranlassung zum grossen Katechismus. 2. Ausarbeitung des grossen Katechismus. 3. Drucklegung des grossen Katechismus.
4. Der grosse Katechismus nach Gestalt und Gehalt gekennzeichnet. 5. Angriffe auf den grossen Katechismus. 6. Bemühungen, den grossen
Katechismus zu verbessern. 7. Der grosse Katechismus nach seiner Verbesserung durch Canisius. 8. Neue Angriffe und Erwiderung im
Katechismus. II. Abschnitt. Der kleinste Katechismus. 1. Der kleinste Katechismus in lateinischer Sprache. 2. Der kleinste Katechismus
in deutscher Sprache. III. Abschnitt. Der kleine Katechismus. 1. Der lateinische „kleine Katechismus für Katholiken“. 2. Der kleine
Katechismus in das Deutsche übertragen. IV. A b s c h n i 1 1. Allerlei Gestaltungen und Erscheinungsweisen der Katechismen des Canisius.
l. Das grosse Christenlehrwerk. 2. Kleinere Christenlehrschriften. 3. Der Bilder-Katechismus. 4. Honorar- und Widmungswesen. 5. Höhe
der Preise und der Auflagen. Schluss.
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 6.
Wien, 15. März 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LTTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.Recensions-Exemplare werden erbeten DO nT«TmT «a« sind zu richten an die Administration
andieAdresse: Dr. Franz Schnürer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Kritzendorl. DR- FRANZ SCHNÜRER Wien, 1. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.—
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Preise der Inserate: >/i S. fl.20.— = Mk.36.—, >/a S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, >/* S. fl. 7.— = Mk. 12.60, '/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, V« S.fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT: I
Schindler J., St. Joseph. (Fr. Raffl.)
Keibel Martin, Dr. phil., Die Religion und ihr 1
Recht gegenüber dem modernen Moralismus. ]
(A. Fischer-Colbrie.) '
Hü ff er A., Pauline v. Mallinckrodt. (—nd-.)
Pfister M., Friedr. v. Schreiber, Lebensskizze.
(—nd—.)
Andenken an J. B. Stamminger. (—nd—.)
Spörr Bernard M , P.. Lebensbilder aus dem
Servitenorden. (—nd—.)
a Villanova v. Zeit Th., Crispin v. Viterbo.
(-nd-.)
Wolfs^ruber Cölestin, Carolina Auguste, die
„Kaiserin-Mutter”. (Frh. v. Helfert.)
Zahn Jos. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im
Mittelalter (Dr. J. L . . .1.)
Ad-fjvauuv itoXtxeia ed. by F. G. Kenyon.
Üe republicaAtheniensium, ed. van Her¬
werden et van Leeuwen.
Aristotelis noXitstot AO-Yjvauuv, ed. G. Kai-
b e 1 et U. de Wi l a m o w i t z - M o e 11 e n d o r f.
Aristotelis iroXtTsta 5 Aö-Yjva:o)V, ed. Fr.Blass.
Aristoteles’ Schrift vom Staatswesen der
Athener, verdeutscht von G. Kai bei und
A. Kiessling.
Der Athenerstaat, eine aristotelische Schrift,
deutsch von M. F. rdmann.
Wessely C., Bemerkungen zu einigen Publi-
cationen auf dem Gebiete der älteren griechi¬
schen Palaeographie. (Sämmtlich von Prof.
Dr. M. G itlbauer.)
Faul mann Karl, Etymologisches Wörterbuch
der deutschen Sprache. (R. M.)
Passer. Arnold v. d., Volksschauspiole in Tirol.
Meran im Jahre 1809. (H —1.)
Bürk n e r Richard, Kirchenschmuck und Kirchen-
geräth. (Prof. Dr. Jos. Neuwirth.)
GietlA. M., DieSentenzen Rolands, nachm. Pap¬
stes Alexander III. (Prof. Dr. L. Wa h r m u n d.)
St ei dl B. C., Der Rechtsrathgeber. (R.)
Winterer L., Der internationale Socialismus
von 1885-1890. (H. M.)
J a u m a n n G., Versuch einer chemischen Theorie
auf vergleichend-physikalischer Grundlage.
(Dr. Hans Malfatti.)
Seeligmüller Dr. Adf., Wie bewahren wir uns
und unsere Kinder vor Nervenleiden? (—e.)
Sommer A., Die Diphterie und ihre Heilung.
(Dr. Th. Bogd an.)
Zacharias J., Die Accumulatoren zur Auf¬
speicherung des elektr. Stromes. (M. J ü 11 i g.)
Sodom und Gomorrha oder der Untergang
des guten Geschmackes in Kunst, Litteratur
und Presse. (Sch.)
Ro wald Paul, Brauch, Spruch und Lied der Bau¬
leute. (SchJ
Der historische Verein für Steiermark I. Von Dr.
.Anton Mell.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Schindler, Dr. J., Prof. d. Theologie in Leitmeritz : St. Joseph,
dargestellt nach der Heiligen Schrift. Akademische Vorträge.
Mit Approbation des hoclnv. Herrn Erzbischofs von Freiburg.
Freiburg, Herder 1893. 8° (XVI u. 126 S.) fl. — 72.
Vorliegendes Werk ist sehr willkommen zu heissen;
denn eine eingehendere wissenschaftliche Darstellung des
heil. Joseph haben wir aus neuerer Zeit nicht, und die
älteren Arbeiten über diesen Gegenstand entsprechen, wie
der Verf. mit Recht betont, nicht mehr dem Geschmacke
der Zeit und dem Stande der heutigen Forschung. Da
nun gerade in neuester Zeit durch Pius IX. und Leo XIII.
die Verehrung des heil. Joseph einen grösseren Auf¬
schwung erhalten hat, so war es gewiss sehr zeitgemäss,
eine ausführlichere, wissenschaftliche Darstellung des
Heiligen, die fest auf die hl. Schrift gegründet ist, zu
unternehmen.
Von der hl. Schrift kommen näherhin nur Matthäus
(c. 1, c. 2, 13—23, c. 13, 54- 56) und Lukas (c. 1,26 — 56,
c. 2, c. 3, 23—38, c. 4, 22 — 24) in Betracht, da
Markus und Johannes nur indirect oder gelegentlich
Josephs erwähnen. Die angezogenen Stellen bilden die
Grundlage der fünf Vorträge. Zugleich lehnt sich der
Verf. an die Encyklika Leo XIII. »Quamquam pluries«
an, so dass die Vorträge gleichsam als Commentar dieser
Encyklika sich erweisen. Darum ist die Encyklika auch
in deutscher Übersetzung an die Spitze des Werkes ge¬
stellt. Das Thema der fünf Vorträge ist folgendes:
1. St. Joseph von Nazareth, Sohn Davids und Zimmer¬
mann. 2. St Joseph, der jungfräuliche Gemahl Mariae.
3. St. Joseph, Vater Jesu Christi. 4. St. Joseph, Haupt der
heil. Familie. 5. St. Josephs ausserordentliche Tugendgrösse.
Wie schon aus dieser Inhallsangabe zu ersehen ist, kommen
die schwierigsten Fragen zur Behandlung Wir können hier
natürlich nur Einzelnes erwähnen, um auf den reichen Inhalt der
Vorträge hinzuweisen. Der 1. Vortrag behandelt Josephs Lebens¬
verhältnisse und Schicksale, insoferne er als Mensch und Israelit
betrachtet wird. Namentlich erörtert hier der Verf. Josephs Ab¬
stammung, wobei er annimmt, dass Matthäus (1, 2—16) sowohl
als Lukas (3,23—38) Stammbäume Josephs bieten. Die Einwen¬
dungen, die man gegen diese Annahme vorbringt, werden mit
Geschick dargelegt und zurückgewiesen. Der Verf. folgt hierin
der Ansicht, die schon Julius Afrikanus aufgestellt hat, wonach
die in Frage stehende Differenz der Genealogien bei Matthäus und
Lukas mittels Leviratsehe erklärt wird. Die Ausführungen, womit
S. obige Annahme vertheidigt, wirken sehr befriedigend, und man
kann immerhin sagen, dass dieser Lösungsversuch am meisten für
sich hat; denn er entspricht den Rechtsanschauungen der Juden
und ist durch eine anderthalbtausendjährige Tradition sanctioniert.
Im 2. Vortrage kommt hauptsächlich der Titel Josephs:
»Mann Mariae« in Betracht. Zwischen Joseph und Maria bestand
eine wirkliche Ehe. Dies wird im Lichte der israelitischen Ge¬
pflogenheiten bei Verlobung und wirklicher Eheschliessung auf
Grund der evangelischen Darstellung des Verhältnisses Josephs zu
Maria eingehend nachgewiesen. Maria war d e s p o n s a ta, als
der Engel die Botschaft brachte (Luk. 1, 26. 27). Hierauf begibt
sich Maria zu Elisabeth, wo sie gegen drei Monate bleibt. Hier
setzt der Auctor den Bericht des Matthäus (1, 18—24) ein. Die
eigentliche Heimführung Maria's s<41 erst jetzt erfolgen, und vor
derselben will Joseph heimlich Maria verlassen. Nach dem Berichte
des Matthäus und Lukas hat Joseph mit Maria eine formelle,
rechtsgiltige Ehe geschlossen, und zwar nach der Rückkehr von
ihrer Base Elisabeth. Joseph ist also im eigentlichen Sinne der
Mann Mariae, und demgemäss behandelt nun auch Joseph Maria
als seine Gattin. Was gegen die Jungfräulichkeit der Ehe Josephs
mit Maria in älterer und neuerer Zeit vorgebracht worden ist, wird
in genügenderWeise berücksichtigt, und derBeweis, dass auch Joseph
stets jungfräulich geblieben, genügend erhärtet, so dass man nicht
annchmen darf, dass die Brüder und Schwestern Jesu Kinder
Josephs aus einer früheren Ehe gewesen seien. Dem Einwande,
als würde die Bezeichnung »jungfräulicher Gemahl« einen inneren
Widerspruch enthalten, wird gut entgegnet, und es wird sehr
klar nachgewiesen, dass die >Josephsehe« gerade bezüglich de
wesentlichen Güter der Ehe die idealste Form der letzteren sei r
Aus dem Vorstehenden lässt sich leicht erkennen, wie
eingehend und mit welcher Klarheit die Vorträge ausge¬
arbeitet sind. Man wird kaum etwas vermissen, was auf
Grund der heil. Schrift über St. Joseph noch hätte gesagt
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163
Nr. 6. — Oksterkeichisches Lin kraturbi ait. — II. Jahrgang.
164
werden können. Zudem ist eine Fülle von praktisch
verwendbaren Gedanken den theoretischen, wissenschaft¬
lichen Ausführungen beigegeben, die namentlich für
Prediger, die für wirklich wissenschaftliche exegetische Be¬
gründung noch Verständnis haben, von grossem Nutzen sind.
An der Hand der heil. Schrift und der Encyklika Leo XIII.
sind die schönsten Motive für Kanzelvorträge gegeben,
von denen nur zu wünschen ist, dass sie praktisch ver¬
arbeitet werden.
Aufgefallen sind uns einzelne Wiederholungen, die
wohl daraus zu erklären sind, dass eben der Stoff der
Vorträge sich manchesmal berührt. Darum hätten wir
eine fortlaufende Abhandlung vorgezogen. Die Citate des
heil. Franz v. Sales u. s. w. hätten wohl besser in deutscher
Übersetzung entsprochen. S. 28 kommen in den hebräischen
Worten etliche Druckfehler vor.
Salzburg. P. Friederich Raffl, 0. S. Fr.
Ke i bei, Dr. phil. Martin: Die Religion und ihr Recht
gegenüber dem modernen Moralismus. Darstellung und
Kritik der »ethischen Bewegung*« unserer Zeit. Halle a. S.,
C. E. M. Pfeffer, 1891. 8 Ü . (VII u. 85 S.) 11. —.90.
Die »ethische Bewegung« unserer Zeit, welche K.
mit dem Namen Moralismus bezeichnet, ist das Be¬
streben, mit jeglicher Religion gründlich aufzuräumen und
an deren Stelle eine unabhängige Laienmoral zu setzen.
Unter seinen Anhängern zählt der »Moralismus« eine
wahre Musterkarte der verschiedensten Geister, von
Haeckel und Vogt angefangen, bis zu Gambetta, Paul
Bert, Liebknecht und Eugen Richter, welche zwar nicht
in den positiven Grundlagen ihrer Laienmoral, wohl aber
in der Leugnung aller Religion Übereinkommen, insoweit
sie diesen Namen nicht missbräuchlich auf ihre Laienmoral
beziehen.
Vorl. Schrift über den modernen Moralismus ist in
drei Capitel eingetheilt; das erste behandelt Wesen und
Werth der Religion, das zweite Wesen und Ausbreitung
des Moralismus, das dritte das Recht der Religion gegen¬
über der genannten Geistesrichtung.
Im ersten Capitel bekennt sich Verf. zur Schleier-
macheFschen Gefühlsreligion, welche trotz alles Aufwandes
von Beredsamkeit nicht über einen völlig wertlosen
Subjectivismus hinauskommt. Religion ist da nichts
anderes als Vertrauen auf die »aussermenschliche« Macht
und demüthige Anerkennung unserer Bedingtheit und
Abhängigkeit von »ausser uns liegenden« Verhältnissen.
Der analytische Weg, welchen der Verf. bei der Begriffs¬
bestimmung der Religion einschlägt, führt ihn nebenbei
zu geradezu beleidigenden Verdächtigungen, wie S. 5.
Im zweiten Capitel finden wir des Näheren das
Wesen des Moralismus und seine geschichtliche Aus¬
breitung auseinandergesetzt. Deutsche, amerikanische,
englische u. s. w. Religionsfeinde werden vorgeführt,
doch finden wir in der Aufzählung den Positivismus,
dessen einzelne Richtungen doch hierher gehören, fast
ignoriert oder doch viel zu wenig berücksichtigt; sonst
ist dieser Abschnitt sehr lehrreich für die Erkenntnis
moderner Geistesrichtung.
Im letzten Theile wird versucht, die Berechtigung
obiger Gefühlsreligion gegenüber der dieselbe ersetzen¬
wollenden Laienmoral darzuthun. Dies geschieht eigent¬
lich nur auf negative Weise, indem der Verf. zu zeigen
bemüht ist, dass alles, was die moderne Irreligion gegen
die »Religion« in sittlicher und logischer Beziehung ein¬
zuwenden hat, nur die bisher existierenden positiven oder
wenigstens moralistischen Religionen, nicht aber die
Schleiermachersche subjective Gefühlsreligion betreffe,
welche kein Dogma brauche und in Sachen der Moral
nicht mitzureden habe. Der Verf. capituliert also, was
die objectiven Grundlagen der Religion betrifft, vollständig
vor Haeckel und Genossen und trachtet sie damit zu
beruhigen, dass sie ja von der neuen Gefühlsreligion
nichts zu fürchten haben. Und da hat er wohl recht!
In meritorischer Hinsicht ist die Schrift für die Ver¬
teidigung der christlichen Weltanschauung ziemlich be¬
langlos ; als sorgfältig gezeichnetes Bild moderner Geistes¬
kämpfe sei sie jedoch allen, welche dabei zu Ihun haben,
empfohlen. Als Lapsus ist uns noch aufgefallen, dass »man
schon seit Thomas von Aquino das Reich des Wissens
von dem des Glaubens« trennte (S. 78); das war wohl
auch früher der Fall.
Wien. Dr. A F i s c h e r - C o 1 b r i e.
Aus der erheblichen Zahl der jüngsten zeitgenössischen
Biographien ragt das Lebensbild »Pauline v. Mallinckrodt,
S t i ft e r i n und Gencraloberin der Schwestern d e r christ¬
lichen Liebe« von Alfred Hüffer. Münster, Aschendorff, 1892.
8°. (VII u. 430 S.) sowohl durch die Bedeutung der geschilderten
Persönlichkeit als durch die Gewandtheit und lebendige Treue in
der Schilderung selbst hervor. Wie wohlthuend ist es, in dem
Jahrhundert der Frauenemancipation einer Frau von so grossem
Geiste und so ausgeprägter Energie zu begegnen, die zugleich
eine solche Blüte edler Frauentugenden darstellt, in ihrer innigen
Hingabe an Gott und Religion, in ihrer sich selbstvergessenden
Opferwilligkeit für Andere und ihrer entsagenden Liebe zum Leiden
und zu den Leidenden! — Michael Pfister stellt in einfacher
Erzählung den Lebensgang des Erzbischofs von Bamberg »Friedr.
v. Schreiber. Eine Lebensskizze nebst Gedichten des Ver¬
storbenenais Anhang.« in Commiss.b.Schmidt in Bamberg. 8°. (57 S.)
dar; ein Ungenannter bietet uns ein »Andenken an J. B.
Stamminger, Würzburg. Göbel, 1893. 8°. (72 S., fl. —.60.1. das
Lebensbild des hervorragenden fränkischen Gelehrten und Volks¬
mannes, dazu die zwei letzten Reden des Hingegangenen.— Aus der
erbaulichen Biographie seien erwähnt die auf eingehendem Studium
der Ordensgeschichte beruhenden »Lebensbilder aus dem
Scrviteno rden«, von P. Bernard M. Spörr. II. Bd. Innsbruck,
Mar. Vereinsbuchh. 1892. 8°. (XV u. 704 S., fl. 3.—) und das
schlicht geschriebene Lebensbild eines sei. Kapuziner-Laienbruders
»Crispin v. Vitcrbo«, von P. Thomas a Villanova v. Zeil.
Brixen, Buchh. des katli. Pressv. 1893. 8°. (339 S. fl. —.80).
— nd—.
Katholica,
Archiv f. Litteratur u. Kirchengesch. d. M.-A , hrsg. von
Denifle u. Ehrlc. (Freiburg, Herder.) VII, 1 u 2.
Ehrle, Neue Materialien z. Gesch. Peters v. Luna (Bene¬
dicts XIII.) 18—41. — Ehrlc, I). Chronik des Garoscus de
Ulmoisca Veteri u. Bertrand Boysset (1365—1415), 1—6.
Theolog.-prakt. Monatsschr. (Passau.) III, 2.
Pruncr, Wirksamkeit d. gefallenen Engel auf Erden. —
Haas, D. soc. Bcdeutg. d. Eheschliessg. — Max Maier, D. Pithc-
koidentheorie vor d. Forum d. neuesten Naturforschg. — Eine
Indulgcnz-Urk. d. Papstes Martin V. — Fragen u. Fälle aus d.
pfarramtl. u. seelsorgl. Praxis. — Erlässe.
Pastor bonus. V, 3.
Keil, D Leiden Christi nach d. hl Thomas. — Stcphinsky,
D. gemischten Ehen u. d. Antwort d. Congregatio S. Officii vom
29. Aug. 1888. — Mohr, Z. Gesch. d. Messgewandes. — Hammer¬
stein, D. preuss. Cabinetsordre v. 1803. — Rösel. D. Fluch d.
Gottesraubes. I. — Mittheilgcn.
Cistercienser-Chronik. V, 49.
Gesch. d. Gotteshauses Wettingcn in d. Revolution. (Schl.)
— Im Vorbeigehen II. — Cantica d. III. Nocturn. — Nachrichten.
Die kath. Bewegung in unseren Tagen. XXVI. 2.
Z. Bischofsjubiläum uns. hl. Vaters Leo XIII. — D. Wahl
Urbans VI. — E. Kernwestfale. - D. Sendschreiben d. hl. Vaters
an d. Bischöfe Italiens u. an d. ital. Volk. — Zeitgem. Ausschau.
Bonifacius-BroschUren. XXIV, 3 6.
(3. I). Wirksamkeit d. kath. Kirche auf d. Gebiete d. Mission,
— (4. 5.) K. Besuch in d. Trappisten Abtei zu Westmalle. —
Wohlthätiger Einfluss d. Christenthums auf d. Lage d. röm.
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165
Nr. 6. — Oesterrkichisches Luter aiurblait.
II. Jahrgang.
166
Frauen. (6.) F. Trabert, Goldkörner, gesammelt aus d bischöfl.
Hirtenbriefen Papst Leo XIII.
Kölner Pastoralblatt. XXVII, l.
Entschdg. d. Ablasscongr., d. Eintragg. d. Namen in d.
Bruderschaftsalbum betr. — Wie kann u. soll d. Seelsorger d.
Trunksucht bekämpfen? — Ehebruch mit Eheversprechen oder
versuchter Eheschliessg. als Entstehgsgrund d. impedimentuni
criminis. — Histor. Bemerkgen üb. d. Köln. Studienstiftgen. —
Z. Gesch. d. Prioren d. Erzdiöcese Köln. (Forts.).
Münsterer Pastoralblatt. XXXI, 3.
D. bei d. Volksmissionen d. Beichtvätern bez. d. Ehe ver¬
liehenen Facultäten. — Congregation u. Verein. — D. liturg.
Functionen d. Charsamstags. — Fälle u. Fragen.
Correspondenzbl. f. d. österr. Clerus. XII, 3 u. 4, mit Beil.
Hirtentasche. XV, 2
(3.) D. Papstjubiläum. — Winter, 'lestamentum clericale. —
Augustinus, Litteraturbl. X, 3. — (4.) Otter, Anhang z. Gesch.
d. Katechetik. — Augustinus, Litteraturbl. X, 4.
Akatholica.
Der Beweis d. Glaubens, hrsg. v. Zöckler u. Grau (Güters¬
loh, Bertelsmann). XXIX (N. F. XIV), Jan. u. Febr.
(Jan.) Grau, Worauf es in d. Streit um d. Apostolicum
ankommt. — Freybe, D. ethische Gehalt in Grillparzer's Werken
(Forts, im Febr.-Heft). — Was ist im Innern d. Erde? — Mis-
ccllen. — (Febr.) Wiesen, D. Hermeneutik d. Glcichniscrzählgen
Jesu. — Zur Philosophie d. Gesch. — Miscellcn.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Schilgen F. v., D. kirchl. Vereinsrecht u. d. Vermögensver-
waltg. in d. kath. Kirchengemeinden der preuss. Monarchie. II. Bd.
Münster, Bonifacius-Dr. (VII u. 324 S.) fl. 1.92.
Poertner B., D. Auctorität d. deuterocanon. Bücher d. A. T.,
nachgewiesen aus d. Anschaugen. d. paliist. u. hellenist. Juden¬
thums. Münster, Aschendorff. (67 S.) fl. 1.20.
Schulte A., D. kopt. Uebersetzg. d. 4 gr. Propheten. Ebd.
(91 S.) fl. 1.80.
Schaefcr A., Clerus u. soc. Frage. Ebd. (16 S.) fl. —,24.
C. H., Antworten d. Natur auf d. Fragen : Woher d. Welt, woher
d. Leben? Thier u. Mensch; Seele. Nach d. neuesten Forschgen.
Graz, Moser. (IV u. 147 S.) fl. —.75.
Zeller E, Licht- u. Lebensbilder d. Clerus aus d. Erzdiöcese
München-Freising (1840—90). Hrsg. v. J. v. Gicrl. München,
Traber. (VIII u. 458 S.) fl. 3.60.
Im Verl. d. Roth sehen Buchh. in Stuttg. ersch. demnächst
***• Fidelis a Sigmar, Exercitia Seraph, devotionis , cum append.
orationum ac benedictionum « denuo cd. P. M. Hetzenaue r.
Bei Bachem in Köln ersch. in Kurzem: De Canonica Dioe-
cestum Visitatione . Cum app. de Visitatione sacr. Liminum, Auctore
Paulo Card. Melchers. (186 S. 8°. fl. 2.10), hauptsächl. z. Gebr.
d. Erzbischöfe u. Bischöfe b. ihren Visitationsreisen bestimmt.
Bei Schöningh in Paderb, ersch. demnächst v. J. Nike!
»D. Monotheismus Israels in d. vorexil. Zeit l .« E. Beitr. z. alttest.
Religionsgesch. (48. S., fl. —.60).
Akatholica.
Rubin S., Heidenthum u. Kabbala, die kabbalist. Mystik ihrem
Ursprünge wie ihrem Werte nach gründlich aufgehellt. Wien,
Bermann & Altmann (114 S.) fl. 1.—.
Goldschmidt L., D. Buch Henoch, aus d. Aethiop. in d. ur-
sprüngl. hebr. Abfassungsspr. zurückübcrs., mit Einl. u. Noten
versehen. Berl., Heinrich (XXVI u. 92 S.) fl. 3.—.
Ziegler Th., Religion u. Religionen. 5 Vorträge. Stuttg., Cotta.
(139 S.) fl. 1.20.
Lukas F., D. Grundbegriffe in d. Kosmogonien d. alten Völker,
Leipz., Friedrich. (VIII u. 277 S) fl. 3.60.
Rainy R., The cpistle to the Philippians. London, Hodder,
7 sh. 6 d.
Im Deutschen Uebersetzgs.-Verl. in Münster i. W. ersch.
demnächst *D. wieder gefundene Evangelium St, Peters .« Uebersetzg.
m. histor. u. krit. Anmerkgen. fl. 1.20.
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D. Verhältnis d. Wesenheit zu d. Dasein in d. geschaffenen Dingen
nach d. Lehre d. hl. Thomas. (Schl.) — Glossner, D. Philosophie
d. hl. Thomas v. Aqu , gegen Frohschammer. — Ds., D. Theorie
d. Gesichtswahrnehmg. u. d. krit. Realismus E. L. Fischers. —
Ds., Z. Frage d. Schvvinggszahlen. d. prismat. Farben. — CI.
Baeumker, E. Tractat gegen d. Amalricianer aus d. Anfang d.
XIII. Jahrhdts.
Revue philosophlque, dir. par Th. Ribot. (Paris Fel. Alcan).
XVIII, 1.
Marillier, La psychologie de W. James. III. — Gourd,
La croyance metaphysique. — Couturat, La bcaute plastique.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XXIV, 2.
v. Morawski, Z Rhetorik b. d. löm. Historikern. — Gold¬
bacher, Propert. II. 13, 25 — 26. — Stowasser, Quid apud
Horatium PULLIA significet. — Anzeigen, darunter : Ueb. einige
neuere Liviana (A. Zingerle); — Lipps, D. Streit üb. d. Tragödie;
A. Fischer, Lessing’s Fabelabhandlgen. (Walzel); — Anseis v.
Karthago, ed. Alton (Mussafia); — Loos, D. prakt.-pädagog.
Vorbildg. z. höh. Schulamte in Deutschld. (Schl.) — Miscellen.
Lehrproben u. Lehrgänge aus d. Praxis d. Gymnasien u.
Realschulen. Heft 34.
Fries, Bemerkgen. zu d. neuen preuss. Lehrplane f. d. lat.
Unterr. — Solmsen, Vorschläge f. e. Ovidkanon. -r- Pabst, D.
Vergillectüre nach d. neuen Lehrplänen. — Debbert, Bemerkgen.
z. Uebersetzgen. einiger Ciceron. Schriften in Unter.-Sec. —
Richter, I). griech. Optativ. — Windel, D. neue Lehrplan f.
d. evangel. Religionsunterr. an d. höh. Sellien Preussens. —
Schmidt, Zum mhd. Unterr. — Willmann, Ueb. Goethes *Götz
v. Berl.« — Literarisches.
Gymnasium. X, 24 u. XI, 1—5.
(24.) Widmann, Schreiben u. Schreibunterricht. — (1.)
Huckert, Bedenken gg. unsere heut. Schulzeugnisse. (Schl, in
Nr. 2.) — (2.) May, Noch einmal zum griech. Unterr. in Tertia.
— (3.) Schwering, D. neuen Lehrvorschr. bez. d. Mathematik
an d. Gymnasien. — P. Meyer, D.’ArFqvatiov iroXvceia i. J. 1892.
— (4.) Blasei, D. Methodik d. deutschen Unterr. im pädag.
Seminar. (Schl, in Nr. 5.) — (5.) Huckert, Social-pädag. Ferien-,
curse. — Recensionen u. A.inNr. 1: Keller, Lat. Volksetymologie
u. Verwandtes. (Ziegler); — in Nr. 3: Cicero’s 1., 4. u. 14.
Philipp. Rede ed Gast, u. Dettweiler, D. Philipp. Reden (Thiele).
Praxis d. kathol. Volksschule. II, 3, 4 u. 5..
(3.) Schink, Gedruckte Unterrichtslectionen. (Schl.) —
Galle, D. erziehl. Bedeutung u. unterrichtl. Behandlg. d. kathol.
Kirchenjahres i. d. Volksschule. — Galle, Einführg. d. Kinder
d. Oberclasse in d. Kenntnis d. Kirchenjahres. — Werner,
Litteraturbilder. — Hahn, D. Flächeninhalt e. Kreises. —
Sladeczek, Mehl u. Brot (Schl.). — (4.) Ander, D. Bischofsjub.
d. hl. Vaters. — Hemmersbach, Üb. d. Nachhaltigkt. u.
Festigkt. d. Schulunterr. f. d. spätere Leben. — rt., D. Schul¬
bäder in Aachen. — (5.) D. Erhebg. uns. hochw. H. Fürsterz¬
bischofs z. Cardinal als Ggstand e. Besprechg. auf d. Oberstufe.
— Warum soll in d. Volkssch. gesungen werden? — Gcogr.
Vorbegriffe. — Warum ist d. Unterr. in d. Untercl. schwierig
aber anziehend ?
Neue Erscheinungen:
Del ff II. K. H., Phil. d. Gemüths. Bcgründg. u. Umriss d. Welt-
anschaug. d. sittl.-religiösen Idealismus. Husum, Dclff, (VII u.
309 S.) fl. 3.60.
Jaesche E., Seele u. Geist in streng wissenschaftl. Auffassg
Leipz., Wigand (VI u. 119S.) fl. 1.20.
Gutberiet C., Lehrb. d. Phil. (V.) Ethik u. Naturrecht. 2. Aufl.
Münster, Theissing. (XII u. 214 S.) fl. 1.44,
Ders., Ethik u. Religion. Grundlegg. d. religiösen u. Kritik d. unab-
häng. Sittlichkt. Münster, Aschendorff. (VIII u. 376 S.) fl. 4.50.
Bruno G., Vom Unendlichen, dem All u. den Welten, erl. v. L.
Kuhlenbeck. Berl., Lüstenöder. (XXXVI u. 210 S.) fl. 3.60.
Koessing F., Ueb. d. Wahrheitsliebe. Moraltheoi. Abhdlgen.
1. Abth. Paderb., Schöningh. (VH u. 262 S.) 11. 3.—.
Le Fevre J., Deumier—Entretiens sur Fimmortalite de l'Ame.
Paris, Firmin-Didot (617 S.) 5 Fr.
Bo wen H. C., Froebel and education by self-activity. London,
Heinemann, 21 sh.
Bei Schöningh in Paderb. ersch. demnächst G. Ihm *Der
Humanist Rud. Agricola , s. Leben u\ s. Schriften.* (96 S.) 11. —.48.
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167
Nr. 6. — Oesterreichischbs Litteratuublatt. — Ii. Jahrgang.
168
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Wolfsgrube r, Dr. Cölestin, Benedictiner etc.: Carolina
Auguste, die »Kaiserin-Mutter«. Mit dem Bildnisse der
Kaiserin-Mutter und einem Facsimile. Wien, Kirsch, 1893,
gr.*8° (X und 300 S.) fl. 3.—.
Pertransiit benefaciendo — sie ist dahingegangen
im Wohlthun. Carolina Auguste ist durch schwere Prü¬
fungen an der Seite eines von ihr geliebten, aber sie
nicht wiederliebenden, sondern kalt und hartherzig sich
von ihr fernhaltenden Gemahls in eine Periode höchsten
Glückes, zärtlich liebende Gattin eines ihr treu ergebenen
Gatten, Trägerin einer Kaiserkrone und von acht Königs¬
kronen, allverehrte Landesmutter, eingetreten, um dann
als Witwe nahezu vier Jahrzehnte dem nie verlöschenden
Andenken ihres unvergesslichen Kaisers zu weihen. Und da¬
neben war sie durch die ganze lange Zeit seit ihrem ersten
Witwenstande in Würzburg bis zu ihrem letzten Lebens¬
hauche Wohlthäterin im grossartigsten Stile, Spenderin an
Hilfsbedürftige bis zur Erschöpfung ihrer Cassa, Gründerin,
Förderin und Pflegerin frommer Institute, Erziehungs- oder
Krankenzweckenjfewidmeter Anstalten. »Ob ich Gott liebe,
weiss ich nicht,« pflegte sie in christlicher Demuth zu
sagen, »dass ich aber die Menschen liebe, das weiss ich!«
Denn schier zahllos waren »ihre Armen«, und »Wer
wird für meine Armen sorgen?« war der stete Kummer,
der sie drückte, wenn sie an ihren irdischen Abgang
dachte. Liebe zu den Menschen, Mitleid mit den Un¬
glücklichen und tiefe Religiosität bildeten die Grundzüge
ihres Charakters. Geliebt und gesegnet hat sie alle, be¬
neidet — wenn man das Neid nennen darf! — hat sie
nur eine: ihre Vorgängerin, die Kaiserin Ludovica,
weil der Seele derselben von 1816 bis 1873, also mehr
als durch ein halbes Jahrhundert, jener feierliche Trauer¬
gottesdienst zutheil wurde, der an unserem Hofe zum
frommen Gedächtnis der jeweilig letztverstorbenen Kaiserin
alljährlich begangen zu werden pflegt. Ihrer eigenen
Seele kam diese kirchliche Auszeichnung nur durch zwölf
Jahre zugute, bis 1884, dem Todesjahre der Kaiserin
Maria Anna. Die »Kaiserin-Mutter« hat durch ihre
schriftliche Zeugenschaft für zwei Seligsprechungen ge¬
wirkt, für die ihres gewesenen Beichtvaters Franz Seraph
Schmidt, und für jene des P. Clemens Maria Hofbauer
(S. 187—190)—wird nicht die Zeit kommen, wo man
die Seligsprechung der Mutter der Armen eines grossen
Kaiserstaates an die Tagesordnung setzt? Auch hat die
Darstellung W.’s so viel vom Charakter eines Erbauungs¬
buches an sich, dass jener des Geschichtswerkes, was es
doch in erster Linie sein will, fast darunter leidet. Das
Leben und Wirken der tugendhaften und wohlthätigen
Kaiserin ist seinem ganzen Inhalte nach erbaulich, so
dass es kaum erst hinweisender Betrachtungen bedarf,
um dem Leser diesen Eindruck zuzuführen. Einer der
genialsten Prosaisten der Neuzeit, Adalbert Stifter, hat
es grundsätzlich vermieden, Charaktere zu zeichnen ; der
Charakter des Helden, sagt er, soll sich dem Leser aus
der Erzählung selbst entwickeln. Der sentenzreichste
unter den classischen Historikern ist wohl Tacitus, und
doch wie massvoll wendet er docierende Sätze an! All¬
gemeine Lehren und Vergleiche, so treffend die Gedanken,
die sie bringen, so hübsch die Bilder, in die sie gekleidet
sind, sein mögen, können in einem erzählenden Aufsatze
höchstens als Würze dienen, ihre zu häufige, geschweige
denn regelmässige Anwendung wird auf manchen Leser,
so fürchten wir, nicht die Wirkung haben, die der hoch¬
verdiente Verf. beabsichtigt hat.
Wien. H eifert.
Za hn, Jos. v.: Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittel-
alter. Wien, Alf. Holder, 1893, 4° (XXV u. 584 S.) fl. 20.—
»— — Etwas viel Geld für eine Vorarbeit« wird
jemand sagen, und entgegnen wird man ihm : »Allerdings
kostspielig aber noth wendig.«
Es geht ja thatsächlich auch bei anderen Dingen
nicht anders; die Vorarbeiten sind das theuerste an Zeit
und Kosten und es ist noch gut, wenn weiteren Kreisen
die Möglichkeit geboten wird, von diesen Vorstudien
Gewinn zu ziehen, aber auch sie zu controlieren, den
Weiterbau zu beeinflussen und dergestalt mitarbeiten zu
dürfen an dem grossen Werke : Landesgeschichte aus den
Ortsnamen zu schreiben. Dem Verf. ist kein einziger
von den herrlichen Gedanken verborgen geblieben, an dessen
Verwirklichung man bei Inangriffnahme eines solchen
Werkes denken könnte. — Nachdem er uns in kurzen
Zügen die Wege gezeigt hat, welche die deutsche Be¬
siedelung der Steiermark genommen, skizziert er uns
des weiteren (S. VI ff.) die »Themen, auf welche ein
Ortsnamenbuch führt und die ihrer Untersuchung harren«,
doch gleich nachher werden wir aufmerksam gemacht,
ja nicht das nächste Ziel zu hoch zu stecken, damit die
Fahrt nicht zum Scheitern führe. — Es ist gegenwärtig
schon eine ziemlich rege Thätigkeit auf dem Gebiete der
Ortsnamenerklärung zu verzeichnen, rege, aber auch frucht¬
bar, da gründlich unterrichtete Fachmänner sowohl der
linguistischen als der historischen Disciplin an der Arbeit
sind. Allein von Durchführung dieser beiden Momente,
oder auch nur eines derselben in der Ortslexikographie
sind wir insolange noch weit entfernt, als Detailstudien
so sehr im Zuge sind. Wer da allen Anforderungen ge¬
nügen wollte, der müsste sich des Dichters Mahnung
dreimal zu Gemüthe führen: ter *notium primatur in
annum .« Überdies wird auch das historisch-topographische
Wörterbuch der Zukunft nicht Forschungen bieten, son¬
dern nur auf Forschungen verweisen dürfen. Sache des
Redacteurs wird es allerdings sein, das Richtige oder
Wahrscheinliche zu betonen. Im Übrigen wird das
Publikum, das sich für solche Fragen interessiert, am
Apparat der Citate keinen Anstoss nehmen, ihn vielmehr
willkommen heissen. Doch wer kann selbst nur soviel
von einem Ortsnamenbuche der Gegenwart verlangen? —
Schon begrüssen werden diejenigen, die sich den ange¬
deuteten Arbeiten erst widmen wollen, ein Werk, das
sich als eine wahre Fundgrube von Material darstellt,
mit dem Vorzüge, dass es übersichtlich geordnet und
leicht auffindbar vorliegt. Sprechen ja doch in vielen
Fällen schon die Reihen der Namensformen, die unter
gleichlautenden Reductionen vereinigt sind, ein nicht
misszuverstehendes Wort mit zur Namenserklärung. —
Wer sich all das vor Augen hält, all die heischenden
Gedanken und hemmenden Thatsachen, der kann ein
provinciales Ortsnamensbuch heute nicht anders herstellen,
als das vorliegende geworden ist; und die weitesten
Kreise werden dasselbe als eine vorzügliche Ergänzung
des Österley’schen Werkes begrüssen. Die Erwägungen,
die der Verf. bezüglich der Reduction und des leidigen
Kapitels der Ortsnamenorthographie, dann über die Auf¬
nahme der Flur- und Riedennamen, der »sachlichen Be¬
griffe«, und all dessen, was FÖrstemann im topographischen
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169 Nr. 6 . — Ohsterkkichisches Lit
Wörterbuche zu finden wünschte, und über den lexikalen
Plan angestellt hat, was er ferner über die Bereiche der
heranzuziehenden Quellen, deren Zahl sich auf weit über
zweihundert betrifft, urtheilt und was er endlich in
Heranziehung des patriotischen Laienelements für die
Reduction geleistet hat — das ist aller Beachtung wert.
Erfreulich ist in letzterer Beziehung die rege Betheiligung
des Publikums — jener Männer, die ihre Nennung im
Werke mit Ehre verdient haben — besonders erfreulich
die des geistlichen Elementes — tief zu beklagen aller¬
dings das schmollende Fernbleiben der slavischen Steier¬
märker, deren Geistlichkeit sogar für die Mahnungen des
Bischofs nur taube Ohren hatte. — Der ohnehin schon
hohe Wert des Werkes ist noch um ein wesentliches
erhöht worden durch Beifügung von Übersichten der
Ortsnamen nach sachlichen und sprachlichen Kategorien.
Einen Versuch in dieser Hinsicht hat Ref. im Anhänge
zum Index des St. Pöltner Urkundenbuches allerdings
innerhalb bescheidener Grenze gemacht. Es hat ihn sehr
gefreut zu sehen, dass dieser Gedanke auch auf grösserem
Felde und in grösserem Stile Verwirklichung gefunden
hat. Uebrigens hat der Vcrf. schon im Index zum Steier¬
märkischen Urkundenbuch mit derlei Zusammenstellungen
den Forschern gute Dienste geleistet. Dr. J. L .... 1.
Mittheilungen d. Vereines f. d. Gesch. d. Deutschen in
Böhmen. XXXI, 3.
Schlesinger, D. Gründg. v. Karlsbad. — Lippcrt, Ueb.
d. histor. Werth d. Bezeichngen. »zupun« u. »zupa« in d. böhtn.
Geschichstsschrcibg. — Wintcra, Gesch. d. protest. Bcwegg. in
Braunau. (Forts.) — Grunzei, Ueb. d. deutschen Stadtrechtc
Böhmens u. Mährens. (Forts.) — Pazaurek, Beiträge z. Gesch.
d. Musik in Böhmen. — Hauffen, Trost in Podagra. E. Beitr,
z. deutsch-böhm. Litt.-Gesch. Böhmens im 16. u. 17. Jhdt. —
Wiede mann, Z. Kriegskunst d. Husiten. — Dazu Litlerar. Beilage:
Keeensionen.
StudÜ Storici di Crivcllucci e Pais (Pisa, Spoerri) 1892. I,
2 und 3.
(2.) Pais, Nuovi studi intorno all’ invasione cimbrica.
i'Schl. in Nr. 3.) — Pais, Thuriae nelle Puglie. Ad Liv. X, 2.
Crivcllucci. Chiesa c impero al tempo di Pelagio II. e
di Gregorio I. nella polilica verso i Longobardi. (Schl, in Nr. 3.)
— Crivellucci, L’cditto di Milano. — Santoro, La leggenda
pisana di Cinzica Sismondi. — (3.) P a i s, I due Istri e il monte
Appennino delle Alpi Uarniohc secondo Strabone. — Crivcllucci,
La battnglia di Faenza e il general Colli. — I'anucci, Pisa e
Carlo VIII. sec. recenti pubblicazioni c nuovi documenti.
Archivio della R. Societä Romana di storia patria. (Roma.)
XV. v 2.
C a 1 i s s e, Costituzione dcl palrimonio di San Pietro in
Turcia nel sccolo XIV. —Fon tan a, Documenti Vaticani contra
1‘eresia lutcrana in Italia. — Tomassetto, Deila campagna
romana. tCont.) — Rodocanaghi, Statuti dell’ universitä dei
cocchicri di Roma. — C e 1 a n i, La pergamenc dtll* archivio
Slorza-Cesarini. — Pelaez, Visioni di S. Francesea Romana.
Tcsto roinanesco del secolo XI. (fine). - G u i r a u d, La buda
di Tarfa alla fine del secolo XIII.
Bullettino di Archeologia e Storia Dalmata. XV, 12.
Iscrizioni inediti. (Forts.) — Osservazione all’ iscr. n. 54.—
Le Gemme delL i. r. Museo Archeologico in Spalato acquistatc
nell’ a. 1892. — Ritrovamenti antichi presso il lago »Prukljan
Veliki*. — Ex libro Viridi Com. Ragusii. — La Comunitä di
Spalato dal 3. sett. 1358 al 3. maggio 1359. — La Congregazione
generale della Dalmazia fatta a Nona nel 1396. — Elenco degli
oggetti d’arte acquistati nell’ a. 1892 dall i. r. Museo in Spalato. —
L Suppl.: Index Epigraphicus. — II. La Zecca della Rcpubblica
di Ragusa. — III. Il testamento di P. Canavelli.
Neue Erscheinungen:
Kleinschmidt A., Gesch. des Kgr. Westfalen. Gotha, Perthes
(XI u. 678 S.) 11. 7-20.
Rathlef G., Bismarck u. Österreich bis 1866 m. bes. Berücks. d.
SybeLschen Werkes. Reval, Kluge. (V u. 92 S.) fl. —.90.
TERATURBLATT. — II. JAHRGANG. 170
Pontes rerum byzant., sumpt. acad. caes. scient. accuravit W.
Regel, I, 1. Leipzig, Voss. (XX u. 182 S.) fl. 1.95.
Traut H., Kurfürst Joachim 1!. v. Brandenburg u. d. Türkcn-
feldzug v. J. 1542. Nach archival. Quellen bcarb. Gummers¬
bach, Luyken (157 S.) fl. 2.25.
Krause B., Kurzgefasster Abriss d. Gesch. d. grossherzogl. Hauses
v. Toscana und der Verwandtschaftsverhältnisse zw. d. beiden
Fürstenhäusern von Wettin und Toscana. Geschiehtl. Studie.
Dresden, Huhle (19 S. m. 7 Tat.) 11. —.30.
d’Elvert Christian R., k. k. llofr. a. D., Gedenkblätter zu s.
90. Geburtstag (hrsg. v. d. mähr.-sehles. Ges. etc.) Brünn,
Winiker (IV u. 220 S.) fl. 1 .92.
Loserth J., Dr. Balth. Hubinair u. d. Anfänge der Wiede taufe
in Mähren. Ebd. (VIII u. 217 S.) 11. 1.44.
Müller W. M. t Asien u. Europa nach altägypt. Denkmälern. M.
e. Vorw. v. G. Ebers. Lpz., Engclmann. (XI u. 403 S.) fl. 14.40.
Diplomi Imperiali e Rcali della Cancelleric dTtalia, pubblicati
a facsimile dalla R. Societä Romana di Storia Patria. (In 10
Lief.) Lief. I. Rom, Loescher & Co. gr.-fol. 15 Tal*, u. Textheft,
fl. 12.— (Subscr.-Preisk
Antiqu.- Katalog: Stargar dt in Berl., Kat.-Nr. 190: Genea¬
logie, Heraldik, 88 S.
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
ABHNA1LJN IIOAITEIA. Aristotle i>n the Constitution of
Athens, edited bv F. G. Ken von. Third and revised cdit.on.
London and Oxford. 1892. 8°.‘(LXVIII und 229 S.)
De repubiica Atheniensium. Aristotelis qui fertur über
ABTNAIUN (sic!) IIOAITEIA. Post Kcnyonem ediJerunt LI. van
Herwerden et J. van Leeuwen. Aceedunt manuscripti upo-
graphum, observationcs palaeographicae cum tabulis IV. indices
locupletissimi. Lugduni Batavorum, SijtholT, 1891. 8°. (XVI und
241 S.)
Aristotelis IIOAITEIA ABI IN A IHN; iterum ediderunt
G. Kaibel et U. de Wilamowitz-Moellendorff. Berolini,
Weidmann, 1891. 8°. (XVI und 100 S.) fl. 1.08.
Aristotelis IIOAITEIA ABU NA IHN edidit Fridericus
Blass. Lipsiae, Teubncr, 1892. 8°. (XXVIII und 118 S.) fl. —.90.
Aristoteles Schrift vom Staats wesen der Athener,
verdeutscht von Georg Kaibel und Adolf Kiessling. Zweiter,
unveränderter Abdruck. Strassburg, Trübner, 1891. 8°. (108 S.)
fl. 1 . 20 .
Der Athenerstaat. Eine aristotelische Schrift. Deutsch von
Martin Erd mann. Leipzig, Neumanns Verlag, Er. Lucas, 1892.
8°. (118 S.) fl. —.96.
C. Wessely, Bemerkungen zu einigen Publicationcn
auf dem Gebiete der älteren griechischen P a 1 a e o g r a p h i e.
Jahresbericht des k. k. Staats-Gymnasiums im III. Bezirke in Wien.
1891/92. (20 S.)
Wie jeder Neufund auf dem Gebiete der classischcn
Litteratur, so zieht auch die Entdeckung der Schrift vom
Staats wesen der Athener eine Unmasse von litterarischen
Erscheinungen nach sich, zunächst Ausgaben und Ueber-
setzungen; von den ersteren liegen uns hier vier, von
den letzteren zwei vor.
Der Aufgabe des Reeensenten ist bezüglich der Aus¬
gaben vielfach schon vorgearbeitet insoferne, als meist
jeder nachfolgende Herausgeber die ihm vorliegenden
kritisiert. Dass die von Kenyon besorgte editio princcps
eine wertvolle ist, geht schon daraus hervor, dass sie
bereits in dritter Auflage erschienen. Es muss anerkannt
werden, dass eine Unzahl verdorbener oder fragmentarischer
Stellen gleich auf den ersten Wurf von Kenyon ein für
allemal richtig gestellt worden ist. Was die dritte Auf¬
lage auszeichnet, ist die gewissenhafte Rücksichtnahme
auf die seither erschienene Litteratur, welche auch hinter
der Einleitung hübsch zusammengestcllt erscheint; der
Llcrausgebcr verschliesst sich auch einer verständigen
Selbstkritik nicht und zieht seine Conjecturen willig zu¬
rück, wo er glaubt, dass mittlerweile Andere Besseres
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172
171
Nu. 6. — Obsterrefchisches Lm eraturblatt. — II. Jahrgang.
geleistet haben. Dies gilt vielfach auch von den Herausgebern I
der Weidmannschen Ausgabe, die auch schon das zweite j
Mal erschienen ist und sich durch das Beschränken der
kritischen Noten auf das Allernöthigste bemerkbar macht.
Von Wilamowitz-Kaibel rührt die jetzt allgemein ange¬
nommene Eintheilung in Kapitel her. Wer ein zusammen¬
hängendes Bild der Ucberlieferung haben will, findet die
beste Befriedigung in der Holländer-Ausgabe, welche den
Papyrus vollständig (aber nicht im Facsimile) zum Ab-
druck bringt. Die reichhaltigste Auskunft über die ,
Meinungen der Gelehrten bezüglich der einzelnen kritisch
fraglichen Stellen bietet die Blass’sche Ausgabe, welche
weniger zahlreiche originelle Aenderungen liefert als ihre
Vorläuferinner, was übrigens auch ganz begreiflich ist,
dafür aber sozusagen den neuesten Stand des textkritischen
Apparates einschliesslich der Conjecturalkritik am voll¬
ständigsten enthält. Blass hat auch am gerechtesten
seine Vorgänger beurtheilt, wenn er in der Vorrede schreibt:
Pleraque tarn editor princeps quamvis difficultatibus
undique obsita recte expediverat, unde merito illius !
laude s certatim reliqui editor es efferunt; deinde per -
inulta et perspexerunt acute et scienter restiiueruut
IVilamowitzius Kaibeliusque; neque fraudandi laude
sua Batavi editores. Letztere Bemerkung erklärt sich
aus der brüsken Art, in welcher die Berliner Editoren
über die Holländer ihr wegwerfendes Urtheil zum Aus¬
druck gebracht halten. Damit soll allerdings nicht ge¬
leugnet werden, was Wessely sagt, dass ihre, der
Holländer, »Arbeit in Bezug auf Alles, was mit Paläo- 1
graphie zusammenhängt, einen durchaus schülerhaften
Eindruck macht*, um so mehr als Wessely selbst in
London den Originaltext zum Theil eingesehen und im
angeführten Programme sehr kostbare Bemerkungen darüber j
veröffentlicht hat, aus denen hervorgeht, dass noch so ,
manches, was heute dunkel ist, aus dem Papyrus bei
wiederholter Durchsicht wird festgestellt werden können.
In den Einleitungen streiten sich die Herausgeber
meist über die Autorschaft des Aristoteles herum, welche
von den in Rede stehenden nur die Holländer nicht '
annehmen, sodann um die Anzahl der Schreiberhände,
welche bei der Anfertigung der vier Papyrusrollen thätig
waren ; Kenyon und Blass nehmen vier, die Berliner nur
zwei Schreiber an. Noch ärger ist der Conflict bezüglich
der Correctorcn, welche an dem Text herumgebessert;
vorderhand scheint er noch nicht spruchreif. Die eng¬
lische Ausgabe bringt auch eine weitläufige sachliche
Einleitung, die ebenso wie die zwei Abtheilungen unter
dem Text fortlaufender Noten (kritische und sachliche) i
englisch geschrieben ist.
Von den beiden angeführten Übersetzungen ist die
von Kaibel-Kiessling freier gehalten und daher auch viel
tliessender als die Erdmann’sche, die sich strenger an
die Constructionen des Urtextes anschliesst, dafür aber
auch manche Unebenheiten aufweist; jedenfalls wird bei
einer zweiten Auflage eine grössere Sorgfalt Platz greifen
müssen.
Wien. M. Gitlbauer.
Fa ul mann, Karl, k. k. Professor in Wien: Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache nach eigenen neuen
Forschungen. Halle a. S. und Leipzig, Ehrhardt Harras’ Verlag,
1891. Vollständig in 10 Lieferungen zu fl. —.72. Lief. 1 (Ein¬
leitung und -a -ach — Bahn, S. 1—40).
Hätte Ref. dem Vcrf. einen Rath zu ertheilen gehabt, so wäre
cs der gewesen, mit dieser ersten Lieferung, der seither mehrere
andere gefolgt sind, es genug sein zu lassen des grausamen Spiels.
Das Ganze erscheint als ein mit jener Zuversichtlichkeit, die nur
dem selbstzufriedenen Dilettantismus zusteht, unternommener
Versuch, Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache,
dessen 5. Auflage eben im Erscheinen ist, zu überbieten (vgl.
Einleitung S. 22, dann S. 26 unter AbenJ). Der Verf. gräbt am
Ende des XIX. Jahrhunderts den Ablaut als das erste Charakte-
ristikon der germanischen Sprachen aus dem Schutte der Ver¬
gangenheit und hetzt ihn nun durch alle Wurzeln und Ableitungen
zu Tode — glaubt obendrein, damit etwas Grosses zu thun. Ein
zweites »Princip« seines Buches ist, vocalisch anlautende Wörter
auf einen später weggefallencn ursprünglichen Anlaut qu - oder w-
zu bringen; so soll Aal zu quälen gehören, Aar zu würgen ,
Acht zu wanken. In dieser Art geht es fort. Die Einleitung, in
der auf diese »Principien« hingearbeitet wird, plagt sich grossen-
theils mit elementaren Dingen, die in jeder neuern altdeutscheu
Giammatik besser und richtiger stehen. Höchst unerfreulich ist
die Art, auf die ein solches Machwerk auf dem Umschläge als
»sprachwissenschaftliche Entdeckung von höchster Wichtigkeit«
bezeichnet und in zwei beigegebenen Artikeln darob berühmt wird.
Aber aus vollster Überzeugung unterschreiben wir den darin ent¬
haltenen Satz, das Werk verspreche nicht nur, eine Erklärung des
Ursprungs der Wörter zu geben, sondern erfülle auch dieses Ver¬
sprechen in einer bisher für unmöglich gehaltenen
Weise. R. M.
Passer, Arnold v. d.. Volksschauspiele in Tirol. Meran
i. J. 1809. München, Huttlcr 1892. 8° (82 S.) fl. —.36.
Die zwei Aufsätze, welche in diesem Heft vereinigt werden,
passen zusammen wie Faust und Auge. Im zweiten tritt A. v.
d. P. als Historiker auf. Wollte er nun einmal gelehrte Werke
benützen, so konnte er sich mit den drei citierten, unter denen er
selbst figuriert, nicht begnügen, sondern musste namentlich Rapp,
Jäger und Egger dazunehmen. Der grössere Theil von dem,
was A. v. d. P. hier bietet, ist localgeschichtlichen Inhaltes.
Lückenhaft ist es, wenn von den Ursachen zur Volkserhebung nur
kirchenpolitische genannt sind und auch von diesen eigentlich nur
die Trennung des tirolischen Antheils der Churer Diöcese, während
dieser Action schon ganz andere von Josefinischem Recept voraus¬
gegangen waren, welche das Volk erbitterten. Der Churer Bischof
ist das einemal richtig als Karl Rudolf, das anderemal unrichtig
als Karl Ludwig genannt. Irreführend ist auch der Passus über
die im Meraner Pfarrhof vereinbarten »festen Normen«, die im
folgenden Volkskampf gegolten haben sollen. Gemeint sind jene
von der bair. Regierung bereits in Trient aufgeworfenen vier
Punkte rein kirchenpolitischen Inhaltes, die blos das Verhalten des
Clerus gegenüber der Staatsgewalt betrafen.
Der erste Aufsatz ist noch viel schlechter als der zweite.
In demselben tritt A. v. d. P. als Litterarhistoriker auf. Wer
seine Arbeiten über Herrn, von Gilm kennt, bei denen schwer zu
sagen ist, ob sie ihm oder dem Dichter mehr geschadet haben,
kann nur Übles erwarten und wird seine Erwartungen noch be¬
deutend übertroffen finden.
Hinter Arnolds hochtrabendem Titel »Volksschauspiele in
Tirol« steht ein misslungener Auszug aus Pichlers »Drama des
Mittelalters in Tirol«. Mit merkwürdigem Fehlinstinkt hat A. das
Verfehlte und Veraltete dieser vor mehr als vierzig Jahren erschie¬
nenen und zu jener Zeit bedeutsamen Schrift herausgewittert und
sie überdies noch mehrfach missverstanden. Er hat keine Ahnung
vom Fortschritt, den die Forschung auf diesem Gebiete seitdem
gemacht hat; namentlich kennt er nicht die Bücher von Oswald
Zingerle : Sterzinger Spiele 1886 und von J. E. Wackerneil: Die
ältesten Passionsspiele in Tirol 1887. Daher bietet er in seiner
anspruchsvollen Oberflächlichkeit ganz grauenhafte Dinge. Nur
ein Beispiel für viele: S. 12 und noch einmal S. 14 findet er in
den Raber'schen Handschriften nur e i n Stück weltlichen Inhalts,
während Zingerle aus demselben zwei Dutzend abgedruckt hat.
Man sicht, dem Aufsatz fehlt jede Grundlage und alle Solidität.
II-l.
Neue Erscheinungen:
A ristoxenos v. Tarent, Melik u. Rhythmik d. dass. Hellenismus
II. Bd. Bericht. Orig.-Text nebst Prolegomena v. R. Westphal,
hrsg. v. F. Saran Leipz., Abel. (16, CCXL u. 110 S.) fl. 12.—.
Schöne, D. histor. Nationaldrama d. Römer. D. Fabula praetexta
Rede. Kiel, Univ.-Buchh. (18 S.) fl. —.60.
Tractatus de diversis historiis Romanorum et quibusdam aliis.
Verf. in Bologna 1326. Nach e. Hdschr. in Wolfenbüttel hrsg.
v. S. Hergstein. Erlangen, Junge (XVI u. 64 S.) fl. —.96.
Digitized by v^oosie
173 Nr. 6. — Orstkrrrichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang. 174
Grube W., Linguist. Ergebnisse d. Reisen und Forschungen im
Amur-Lande i. d. J. 1854—56. I. Giljakisches Wörterverzeichn.
nebst grammat. Bemerkungen. Leipzig, Voss, 4° ('VII, II u.
150 S.) fl. 3.09.
Bruchmann C. F. H., Epitheta deorum, quae apiul poetas graecos
leguntur. Leipzig, Teubner (VIII u. 225 S.) 11. 6.—.
Roethe G., D. deutschen Kaiser u. d. deutsche Litteratur. Rede.
Göttingen, Dieterich (22 S) fl. —.24.
Körting G., Formenlehre d. französ. Sprache. I. Bd.: D. Formen¬
bau d. französ. Verbums in s. geschichtl. Entwicklg. Paderb.,
Schöningh (LVI u. 378 S.) fl. 4.80.
Rettenbacher P. S., Lyrische Gedichte. Mit Untcrstützg. d. Leo-
Ges. hrsg. v. P. Tassilo Lehner O. S. B. Wien, »St. Norbertus«-
Verlag. (LVI u. 482 S.) 0. 3.60.
Meister 0., Erinnerungen an Sealsfield-Postl. Wien, Gracser.
v (40 S.) fl. —.40.
Sorn J., D. Sprachgebr. d. Historikers Eutropius. E. Beitrag z.
histor. Gramm, d. lat. Spr. Laibach, Kleinmayr. (39 S.) fl.—.50.
Kurth God., Histoirc poetique des Merovingiens. Leipz., Brock¬
haus. (552 S.) fl. 4.80.
Lacouperic A. T., The oldest book of the Chinese: The Yih-
King and its authors. Vol. I. London, Nuit. 10 sh. 6 d.
Du Bled V., La comedie de societe au XVIII. sieclc. Paris,
Levy. 3 fr. 50 c.
Antiqu.-Kataloge: Jos. Buer & Co. in Frankfurt a. M.:
Bibliotheca philologico-classica (I: Auct. graeci c. 1700 Nrn., II:
Auct. lat. c. 1450 Nrn., III: Zeitschr., Sammelwerke, Gramm.,
Litt.-Gesch., Neulat. etc., c. 1100 Nrn., IV: Alte Gesch., Alter-
thümer, Numism. etc. c. 1350 Nrn., V: Dissert. c. 3400 Nrn.) —
O. Harrassowitz in Leipzig: Arische Linguistik einschl. d. nicht¬
arischen Sprachen Indiens (Kat.-Nr. 187) 1890 Nrn. — Kerl er
in Ulm: Deutsche Spr. (Kat.-Nr. 189), 1310 Nrn.
Kunst und Kunstgeschichte.
Bürkner, Richard: Kirchenschmuck und Kirchengeräth.
(Zimmers Handbibliothek der praktischen Theologie. Band V, b.)
Gotha, Fr. A. Perthes, 1892. 8° (VII u. 178 S.) fl. 1.68.
Ein Unternehmen, welches sich wie Zimmers Hand¬
bibliothek der praktischen Theologie die Aufgabe stellt,
gewisse Lücken theologischer, von der Universitätsbildung
nicht oder weniger eingehend berührter Fragen von
praktischer Bedeutung auszufüllen, musste naturgemäss
auch die kirchliche Kunst in das Bereich seiner Einzeln¬
darstellungen ziehen. Als Sonderarbeit dieser Unter¬
abtheilung stellt sich B.’s »Kirchenschmuck und Kirchen¬
geräth« dar. Fasst dies Buch auch hauptsächlich die
Grundsätze der Ausschmückung der protestantischen
Kirchengebäude eingehend ins Auge, so bietet es doch
nicht minder gar manche treffliche Ansicht, welche auch
der katholische Pfarrer für die Instandhaltung und Aus¬
stattung seines Gotteshauses vollauf beherzigen könnte.
Denn hier wie dort muss es beklagt werden, dass den
Pfarrern nur allzu häufig der künstlerisch gebildete Ge¬
schmack und Sinn für das kirchlich Würdige, ja oft s.ogar
die natürliche Empfindung für die einfachsten Regeln des
Schicklichen abgehen, obzwar B. selbst unparteiisch zu¬
gibt (S. 177), dass »ein Vergleich der Kirchenpflege
zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche
sehr zu Ungunsten der letzteren ausfällt«.
Der Verf. versteht es, auf Grund umfassender Studien
den umfangreichen Stoff entsprechend zu gliedern und in
knappster geschichtlicher sowie theologischer Erläuterung,
welche durchschnittlich das Richtige trifft, die einzelnen
Ausstattungsgegenstände und Kirchenerfordernisse zu
charakterisieren. Er huldigt weder den extremen An¬
schauungen der Reformierten noch den rein theoretischen
Forderungen der Kunstgelehrten, sondern vertritt in erster
Reihe die liturgischen Bedürfnisse des lutherischen Kirchen¬
wesens überhaupt, dessen Stellung zu dem Verhalten der
Reformierten, sowie des Katholicismus wiederholt in recht
interessanter, überall aber meist in rein sachlicher Weise
gekennzeichnet wird. Die conservative Haltung Luthers
rückt für viele Fragen entscheidend in den Vordergrund
und erklärt ganz einfach die Beibehaltung manches alten
Brauches; von ihr leitet Verf. z. B. betreffs der Zulässig¬
keit gewisser Altarbilder (S. 92) seinen Standpunkt vor¬
wiegend ab. In manchen Einzelnheiten, wie bei den
Grundsätzen des Altarbaues, stellt er sich (S. 64) gegen
die reformierte Kirche, deren Anschauung betreffs der
Geltung des Schwarz als der einzigen liturgischen Farbe
er direct als eine »nur einseitig überspannte reformierte
Nüchternheit« bezeichnet (S. 82).
Aus dem Standpunkte des Verf. erklärt es sich,
dass er hie und da gegen den Katholicismus eine schroffere
Stellung einnimmt. So meint er S. 14: »Lieber eine
Kirche ohne allen Bildschmuck als eine mit
katholischen R e s t e n« oder behauptet, dass (S. 78)
»noch jeder Gang durch katholische Kirchen
aller Länder zeigt, wie gerade die eigentliche Altar¬
bekleidung noch recht daniederliegt«, und fast »in dieser
Beziehung die evangelische Kirche über die katholische
erhaben dasteht, da sie den Ansprüchen der Liturgie und
der kirchlichen Kunst eher gerecht zu werden bemüht
ist, als die Kirche Roms«. Mit der ersten Abweisung
der katholischen Reste ist es aber in der That nicht so
arg gemeint, da sich sowohl in B.’s Buche als auch in
zahlreichen, kunstgeschichtlich interessanten Kirchen,
welche heute von Protestanten benützt werden und bei
strenger Anwendung obiger Forderung oft ihrer schönsten
und wertvollsten Zier beraubt werden müssten, unschwer
noch so manche katholische Reste nachvveisen lassen.
Für die Richtigkeit der zweiten Behauptung könnte Ref.
auf Grund der Erfahrung mancher Studienreisen, die ihn
sowohl in katholische, als auch in protestantische Kirchen
verschiedener Länder führten, keineswegs eintreten, da
ein Vergleich beider in der fraglichen Sache sich ent¬
schieden zu Gunsten der katholischen Haltung wendet.
Das durchwegs gute Stilgefühl des Verf. macht dem
praktischen Bedürfnisse nur vereinzelt Zugeständnisse,
welche von der Stilübereinstimmung aller Theile eines
Geräthes absehen. So wird (S. 114) für den Kelch der
glattgehaltene Becher frühgothischer Kelche als der zweck-
mässigste und schönste bezeichnet, gleichzeitig aber weder
für den Schaft die gothische Form noch für den Knauf
der ausgeprägte gothische Kirchcnstil empfohlen. Die
Behauptung, dass (S. 117) »die principielle Übertragung
der ausgeprägten Formen der gothischen Steinarchitektur
auf alles Mobiliar und Geräth erst mit dem beginnenden
Verfall der handwerksmässig werdenden Gothik ange¬
fangen habe«, wird sich gegenüber den Darstellungen der
Bilderhandschriften aus der Zeit der frühen sowie der
reichen Gothik nicht halten lassen; man müsste wohl
auch billigerweise fragen, mit welchen Formen in den
beiden letztgenannten Perioden Mobiliar und Geräth ge¬
arbeitet haben sollen, da wohl kaum gemeint sein kann,
dass sie sich des Formencanons früherer Stilperioden
noch bedienten.
Im Ganzen zeigt die Darstellung einen für die Sache
warm interessierten, mit den Einzelnfragcn gut vertrauten
Verf., welcher es auch für Anschaffung und Pflege der
Kirchenausstattung nicht an wohlgemeinten Rathschlägen
fehlen lässt. Seine Anforderungen sind massvoll, fassen
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175
Nr. 0. — Oesterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
17G
die materielle Lage verschiedener Gotteshäuser ins Auge
und finden oft auch für minder bemittelte eine dem
kirchlich Würdigen und dem einfach Schicklichen ent¬
sprechende Form. Auf ihrer Grundlage wird die Aus¬
schmückung und Ausstattung der protestantischen Kirchen¬
gebäude nur gewinnen können, weshalb B. ? s Buch be¬
sonders in den dafür ins Auge gefassten Kreisen weite
Verbreitung verdient.
Prag. Joseph Neuwirth.
Zeitschr. f. bildende Kunst, N. F. IV, 1—5.
(1.) Carotti, Vinc. Vela (Schl, in Heft 2). — Aug. Noack.
— Hymans, /.neuesten Rubensforschg. — v. Frimmel, Dakc’s
ßecthovenbildnis. — Nautil us, Radiervereine. — (2.) A.G. Meyer,
I). Münchener Kunstausstellg. (Forts, in Heft 3—5.) — Lützow,
Feuerbach’s Deckengemälde f. d. Aula d. Wiener Akademie (Schl,
n Heft 4). — (3.) Frizzoni, E. neue photogr. Publ. d. Galerie
Borghese in Rom. — C. W. Allers — (4.) Schmid, E. Gemälde
von Leonh. Beck im Wr. Hofmuseum. — Dernjac, Ungarn im
Werke d. Kronprinzen Rudolf. — (5.) Wustman n, 2 Radierungen
Goethes — WoeIfflin, Florentin. Madonnenreliefs.— Michaelis,
E. neuer Katalog d. antiken Sculpturen. — 0siiis, D. Pieta im
Magdeburger Dom. — Engelhardt, D. Malereien d. Huldigungs¬
saales im Rathausc zu Goslar. — Dazu Beilage:
Kunstgewerbeblatt, N.-F. N. 1—5.
(1.) Jessen, D. Flachmustcr. — Pabst, D. Karlsruher
Fächerwerk. — (2.) Inncndecorationen aus Schloss Benrath und
Brühl a. Rh. — Hofmann, D. nordböhm. Gewerbemuseum in
Rcichenberg. — (3) Frau berge r, D. Exposition des Arts de la
femmc in Paris. — (4) Frauberger, Über d. Herstellungsart d.
kopt. Kopfbedeckungen. — Jessen, I). Möbel (Schl, in Nr. 5).—
(5.) Matthias, E. ind. Kunst.
Der Kirchenchor. XXIII, i.
Battlogg, D. Kirchenmusik auf d. Katholikentag in Linz. IH.
— Ds., D. Oratorium Judas Maccabaeus v. Händel in Bregenz.
— Nekrologe, Recensioncn.
Cäcilia. Ztschr. f. kath. Kirchenmusik. (Breslau, Goerlich.) I, 2.
Staude, Aschenbrödel d. Kirchenm. — Wie man kirchl.
Vorschriften deutet. — Bind, Streiflichter auf d. landläufige österr.
Kirchenm. — Feigel, D. h. Fastenzeit.
Der Kirchenschmuck, red. v. Joh. Graus (Graz, Styria).
XXIV, 3.
Zum 50j. Bischofsjub. Sr. Heil. XIII. — Die Dominicaner-
Kirche in Friesach. — E. loses Blatt aus m. röm. Tagebuche.
Anzeiger d. Münchener Künstler-Genossenschaft. II. 5—9.
(5.) Aus vergang. Zeit. (Forts, in Nr. 6 u. 9) — (6.) Kühn,
Was sind d. Ursachen, dass Ölgemälde zu Grunde gehen u. was
kann man thun, dies zu verhüten? — (9.) D. Kunstgewerbe auf
d. Kunstausstellungen.
Neue Erscheinungen:
Ohnesorge K., Wendel Dietterlin, Maler v. Strassburg. Ein
Beitr. z. Gesch. d. Kunst in der 2. Hälfte d. 16. Jhdts. Leipzig,
Seemann (VIII u. 68 S.) fl. 1.20.
Graul R.. Fritz v. Uhde. Mit Rad. v. W. Unger, A. Krüger etc.
Wien, Ges. f. vervielf. Kunst. Fol. fl. 9.—.
Rosenberg Ad., Die Rubensstecher (D. Kupferstich in d. Schule
u. unter d. Einfluss d. Rubens). Ebd., fl. 24. — .
Franke E., Le nouveau monogramme universel. (En 3 cahiers).
1. cahier. Zürich. Orell Füssli, qu.-gr. 8° (56 Bl.) fl. 2.64.
Bei Ackermann in München ist in Vorbereitung: Carstanjen
Fr., Ulrich v. Ensingen, E. Beitr. z. Gesch. d. Gothik in Deutsch¬
land. (8—10 Bg. gr.-8° m. 10—12 Taf., ca. fl. 3.50.) — Bei
A. Schroll & Co. in Wien ersch. demnächst * Holzschnitzereien .
E. Auswahl aus d. Sammlg. d. k. k. öst. Museums« hrsg. u. m.
Einleitung versehen vom Director Hofr. Dr. Jac. v. Falke (55 Taf.
Lichtdr. in 4° u. 15 S. Text) fl. 20.—. — Von P. Mascagni
ersch. demnächst autobiogr. Skizzen aus s. Leben » Aus dunklen
Tagen « (geb. fl. 1.20).
Länder- und Völkerkunde.
Globus. LXIII, 10. U. 11.
(10.) Sauer, D. Krforschg d. Halbinsel Kola. — Boas, Z.
Mythologie d. Indianer v. Washington u. Oregon. (Forts, in Nr. 11.)
— Wilscr, Alte Steinbildsäulen in Osteuropa. — Das Weibcr-
messer der Eskimo. — Iioernes, D. urgcschichtl. Denkmale Sar¬
diniens. — (11.) S. Rüge, Was kostete die Entdeckung Amcrika’s? —
F rau beiger, V. Djerasch über El Teden nach Bosra. — Greim ,
Untersuchgen üb. d Gewässer d. engl. Kanals. — Bestimmg d.
Eiserosion. — Mehlis, D. älteste Form v. Hacke u. Beil am Mittel¬
rhein. — H. Meyer, E. afrikan. Urtheil üb. Berlin. — D. Magda-
leneninseln im Lorenzgolf. — Kaindl, Neuere ruinän. Arbeiten
z Gcogr. und Culturgesch. Rumäniens. — Joest, Üb. d.. Brauch
d. Läuseesscns.
Argo. Zeitschr. f. krain. Landeskde, II, 2.
Müllner, Die »Gradisöa« in Krain. (Forts.) — v. Radies,
E. zeitgenöss. Kritik üb. Vodnik's »Pesme sa poküshino«. —
Kleinere Mittheilgen. — Müllner, Üb. geogr. Nomenclatur. —
D. Beiträge z. Moos Flora Krains. — Alte Spielkarten. — D. türk.
Münzen, gef. beim Bahnbaue in Laibach. — Alte Fresken im
Gvmn.-Gebäude zu Leibach.
Die kath. Missionen. 1893, 3.
Die Mission d. Benedictiner im Indianer-Territorium. (Forts.)
— Unter den Trümmern c. untergegangenen Volkes. (Forts.) —
Jullien, E. Reise nach d. Sinai. (Forts.) — Nachrichten aus d.
Missionen. — Beil.: Kämpfe u. Kronen. (Forts.)
Neue Erscheinungen:
Sepp J. N., Denkwürdigkeiten aus d. Baieroberland. München,
Lindauer. (XVI u. 375 S.) II. 1.80.
Plumert A., I). hygien. Verhältnisse d. Stadt Pola Pola, Scharff.
(129 S.) fl. 1.50.
Brenner J. Frh. v.. Besuch bei d. Kannibalen Sumatras 1. Durch-
querg. d. unabhäng. Batakländer. 1. Heft. Würzbg., Woerl. 4".
(IV u. 32 S.) fl. —.30.
Lindenberg P., Berlin als Kleinstadt. Berl., Trowitzsch. (47 SV»
fl. -.36.
Bielenstein A., D. Grenzen d. lettischen Volksstammes u. d.
lett. Sprache in d. Ggwart u. im 13. Jhrdt. E. Beitr. z. ethno-
log. Geographie u. Gesch. Russlands. Leipz., Voss, 4°. (XVI u.
548 S. m. Atlas) fl. 10 50.
Me langes gßologiques et paleontologiques tires du Bulletin de
l’acad. imp. des Sciences de St. Petersbourg. I, 1. Leipz., Voss,
gr. 8°. (III u. 152 S.) fl. 3.24.
Wolf T. Geografia y Geologia del Ecuador y Mapa de la Rc-
püblica, publ, por örden del supremo gobierno de la Repüblica.
Leipz., Brockhaus. 4°. (670 S. m. 59 Abb. u. Karten in 6 Bl.
gr.-fol.) fl. 14.40.
Anfangs April beginnt bei Brockhaus in Leipz. zu erscheinen :
»Orientreise Sr. kais. Hoheit d. Grossfürsten-Thronfolgcr Nikolaus
A lexandrowitsch v. Russland 1890—91.« Im Auftr. Sr. kais.
Hoh. verf. v. Fürst E. Uchtomsky. (2 Bde in Fol., c. 240 Bg.
Text mit ca. 300 Abb., Kunstbl. u. Tafeln, c. fl. 50. —.) Es er¬
scheint in dem gen, Verl, gleichzeitig e. deutsche, russ. und franz
Ausgabe d. Werkes. — Von Prof. Dr. Friedrich Umlauft erscheint
demnächst bei Hartleben in Wien »D. räuml. Entwicklg. d. Stadt
Wien v. d. Römerzeit bis z. Ggwart.« Mit e. Plan 1:35.000 u.
crkl. Text. fl. —.75.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Gietl Ambrosius M.: Die Sentenzen Rolands, nachmals
Papstes Alexander III. Freiburg, Herder. 1891. gr.-8°. (LXX
u. 332 S.)
Im Jahre 1874 gab Thaner unter dem Titel »Die
Summa Magistri Rolandi nachmals Papstes Alexander III.«
einen Commentar zum Decrete Gratians heraus, welcher
bis dahin nur handschriftlich vorliegend in dem Stutt¬
garter Cod. jur. Nr. 63 die Aufschrift »Stroma Rolandi«
führt.
Früher schon hatte Maassen in seiner Abhandlung
über Paucapalea (Sitz.-Ber. der Wiener Akad. d. Wissen¬
schaften, phil.-hist. Classe, Bd. XXXI, pg. 450 ff.) die
Person des Verf. jener Arbeit sichergestellt, resp. nach¬
gewiesen, dass derselbe mit Rolandus Bandinellus, dem
nachmaligen Papste Alexander III., identisch sei; ein
Forschungsresultat, welches von Thaner in seiner obigen
Publication noch durch weiteres Beweismaterial bekräftigt
wurde. Maassen war es ferner auch, der zuerst auf eine
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17;
Nr. G. — Oestrrrkichischks Littkraturblatt.
II. Jahrgang.
178
Stelle’ in jener Summa Rolands aufmerksam machte, an
welcher letzterer auf Sentenzen verweist, die er später
zu verfassen gedenke. Diese Sentenzen aufzufinden und
ihren Autor zu bestimmen, gelang nun dem verdienten
Unterarchivar des heil. Stuhles, P. Denifle; auf dessen
Anregung unternahm Gietl die Publication. Dieselbe be¬
ruht ausschliesslich auf Cod. Cent. III. 77 der Nürn¬
berger Stadtbibliothek, Fol. 144 r —17S r mit der Über¬
schrift »Incipinnt sententie Rodlandi Rononicnsis ina-
gistri auctorilatibus rationibus fortes «. Wir haben es
also im wesentlichen mit einer jener Sammlungen, resp.
Erörterungen von Aussprüchen theologischer und canoni
stischer Autoritäten zu thun, deren eine Anzahl von ver¬
schiedenen Verff. herrührend auf die Nachwelt gekommen
ist. Die vorliegenden Sentenzen sind dem Herausgeber
bloss in dem einen Stuttgarter Codex bekannt geworden,
leider sind sie aber auch hier nicht vollständig enthalten;
im Titel »De caritate«, mitten in der Erörterung der
Frage: * An caritas seinel habita amittatur « bricht
der Text ab. Ob Roland somit die Sentenzen überhaupt
nicht vollendete, oder ob dieselben bloss hier unvoll¬
ständig vorliegen, das zu entscheiden erklärt sich G.
ausser Stande, meint aber, dass, den letzteren Fall voraus¬
gesetzt, nur ein relativ kleines Textstück verloren sein
kann. Die Entstehungszeit der Handschrift setzt er in
das XII. oder in den Anfang des XIII. Jahrhunderts.
In der sieben Capitel umfassenden Einleitung zum Text
der Ausgabe unternimmt der Herausgeber zunächst mit m. E.
überzeugenden Gründen den Nachweis, dass die vor¬
liegenden Sentenzen thatsächlich von Rolandus Bandi-
nellus herrühren und eben jenes Werk repiäsentieren,
welches derselbe in seiner vorerwähnten Summa in Aus¬
sicht stellte. Sodann wird über die Abfassungszcit der
Sentenzen und über die Existenz sonstiger Schriften
Rolands gehandelt; die erstere fällt nach G. in den
Anfang von Rolands Cardinalat, also bald nach 1150,
was die letzteren betrifft, so hält G. die Summa
und die Sentenzen keineswegs für die einzigen Werke
Rolands, wenngleich erschöpfende Daten über dessen
weitere litterarische Thätigkeit fehlen.
Von der Thatsache ausgehend, dass die Sentenzen
im Gegensätze zu der canonistischen Summa ein theolo¬
gisches Werk darstellen, bespricht der Herausgeber
weiters im 2., 3. und 4. Capitel in eingehender Weise
das Verhältnis Rolands zur Thcologia Abälards, zu Hugo
von St. Victor und zu Omnebene. Hienach ergibt sich
ihm zunächst, in Übereinstimmung mit den Untersuchungen
Denifle’s (»Abälards Sentenzen und die Bearbeitungen seiner
Theologia«, Archiv für Litteratur und Kirchengesch. des
Mittelalt. I. 012.), dass auch die vorliegende Arbeit
Rolands zu jenen Sentenzenbüchern gehört, welche auf
Abälards Theologia zurückgehen. Er führt als solche
ferner an die von Rheinwald veröffentlichte » lipitome
theologiere christianae Petri Abaelardi « und zwei noch
nicht publicierte Handschriften der Stiftsbibliothek von
S. Florian (X. 264.) und der Kgl. Bibliothek zu München
(Cod. lat. 19134). Sie alle haben ebenso wie Roland
ihr Incipit der Theologie Abälards entlehnt und gliedern
übereinstimmend mit Roland ihren Stoff nach den drei
Haupttheilen : » De fide, de saeramentis, de caritate «,
weichen jedoch in der Auswahl und Anordnung des
Stoffes vielfach von einander ab. Roland selbst hat, wie
der Herausgeber darlegt, seine Vorlage in freier, selbst¬
ständiger Weise benützt. Allerdings schliesst er sich
zuweilen ziemlich enge den Ausführungen Abälards an,
andererseits hat er aber auch viele Partien der Theologia
gar nicht benützt und in manchen Punkten steht er
sogar in directcm Gegensatz zu Abälard. Mit Rücksicht
auf diese oft sehr bedeutende Verschiedenheit der An¬
sichten kann Roland nach G. kein Schüler Abälards
genannt werden. Des Ferneren wird nachgewiesen, dass
auch die Sentenzen Hugo’s von S. Victor eine Quelle
für jene Rolands gebildet haben. Der Umstand, dass
letzterer das System der Theologia Abälards für sein
Werk adoptierte, konnte ihn natürlich nicht hindern,
sich die Lehre Hugo’s zunutze zu machen. Desgleichen
erscheint es bei der unabhängigen Arbeitsweise Rolands
wohl nicht auffällig, dass derselbe auch die Schriften
eines Gegners Abälards benützte. Stimmt Roland in der
directen Benützung Hugo’s und Abälards mit seinem
Zeitgenossen Omnebene überein, so ist es andererseits
wieder gerade jene .Selbständigkeit Rolands, welche sein
Werk von den Sentenzen Omnebene’s unterscheidet.
Letzterer pflegt sich eng an seine Vorlage anzuschliessen
und begnügt sich zuweilen sogar, Abälards Darstellungen
wörtlich wiederzugeben. Nach G.’s Ansicht gewinnt es
den Anschein, dass auch Roland selbst eine Quelle
Omnebene’s gewesen ist. Im 5. Capitel spricht G. von
der Methode Rolands, für die wie gesagt jene Abälards
im wesentlichen als Vorbild diente. Das 6., vom cano¬
nistischen Standpunkte sehr interessante Capitel behandelt
das Eherecht der Sentenzen Rolands und erörtert be¬
sonders die Distinction der j ponsalia de fnturo und
de praesenti . sowie des matriinonium tantum initia-
tum und matrimonium initiatum etconsmninatum; leider
mangelt der Raum, um hier näher darauf einzugehen.
Im 7. Capitel endlich beschreibt der Herausgeber die
benützte Handschrift und gibt einige Erläuterungen zu
seiner Edition. Die Genauigkeit des Textabdruckes der
letzteren durch Vergleichung mit dem Original festzu-
stellen, war Ref. leider nicht in der Lage; allein
! die grosse Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, welche in
I allen Theilen der Publication, besonders in den zahl¬
reichen Noten und Erläuterungen zum Ausdrucke kommt,
wird in dieser Richtung als eine sichere Gewähr der
bestmöglichen Leistung betrachtet werden können.
Wenngleich die Sentenzen Rolands, wie G. selbst
zugesteht, keinesfalls eine weite Verbreitung gefunden
haben dürften, so sind sie doch als das Werk eines der
grössten Päpste, als das höchst charakteristische Product
einer für den Theologen wie den Canonisten gleich
bedeutsamen Epoche von bleibendem wissenschaftlichen
Wert, und ihre Herausgabe verdient somit gewiss als
eine dankenswerte Bereicherung unserer Quellenlitteratur
begiiisst zu werden.
Czernowitz. Wahrmund.
Steidl, Bernhard Camillo: Der Rechtsrathgeber. Leicht-
fassliche Belehrung .. . Wien, Pest. Leipzig. A. Hartleben, s. a. 8°
(XV u. 462 S.) geh. 11. 2.
Das Buch sucht, indem es die civil- und strafrechtlich ge¬
setzlichen Bestimmungen kurz zusammcnstcllt und deren Anwen¬
dung für das praktische Leben in einer Reihe von Beispielen und
Formularien illustriert, einem Bedürfnis des grösseren Publikums
entgegenzukommen. Im I. Theil behandelt der Verf. die civil-
gerichtlichen Angelegenheiten ausser Streitsachen : Das Eherecht,
die Rechte zwischen Eltern und Kindern, das Vormundschafts¬
und Curatehvesen, das Veiiassensehaftswesen, Depositenwesen,
die Vorschriften über Verfassung von Testamenten u. s. w. f wobei
wir jedoch eine Darstellung der zwischen Dienstgeber und Dienst-
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170
Nr. 6 . — Oestbrrrichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
180
nchiner bestehenden Ifcchte vermissen — ein Capitel, das erfahrungs-
mässig zu den am meisten umstrittenen gehört, d. h. hinsichtlich
welches die verschiedenartigsten und oft eigenthümlichen Rechts-
begriffe im Volke leben. Der II. Theil bietet eine Uebersicht
und Belehrung über die strafrechtlichen Bestimmungen nebst einer
durch Formularien und Beispiele erläuterten Anleitung für alle
Phasen des stralgerichtlichcn Verfahrens. Ein Inhaltsverzeichnis
und ein Nachschlageregister über alle besonderen Gegenstände,
sowie ein Verzeichnis der im Buche vorkommenden Formularien
ist beigegeben. R.
W interer L., Mitglied des deutschen Reichstages: Der inter¬
nationale Socialismus von 1885 bis 1890. Übersetzt aus
dem Französischen von Johannes Berg. Köln, Bachem, 8°
(Vlll u. 188 S.) fl. 1.20.
Statt einer eingehenden Besprechung der überaus
fleissigen, verdienstlichen und empfehlenswerten Sammel-
arbeit des elsassischen Pfarrers YVinterer setzen wir eine
Stelle aus der Vorbemerkung des Übersetzers hieher;
sie lautet: »Wer immer durch Stellung, Tendenz und
Neigung berufen erscheint, seinen Theil zum Schutze
der gesellschaftlichen Ordnung thätig beizutragen, und
nicht Zeit und Gelegenheit hat, auch nur die wichtigsten
Erscheinungen des öffentlichen Lebens im Zusammen¬
hänge zu verfolgen, wird durch das Büchlein sich rasch
und sicher über die neuere Entwicklung der Social¬
demokratie unterrichten.« Der Hauptwert der Schrift
besteht darin, dass uns über eine fünfjährige Thätigkeit
der Socialdemokratie in Europa und Amerika ein vor¬
zügliches Bild entworfen wird; der Freund der Social¬
wissenschaft besitzt jetzt ein verlässliches und brauch¬
bares Nachschlagebuch. Wo der Vcrf. über diesen seinen
Hauptzweck hinausgegangen ist, wie in den Schluss-
capitcln »Wohin soll das führen?« und »Was muss
geschehen?« hat er es wohl gut gemeint, hätte sich aber
bewusst sein können, dass die Beantwortung namentlich
der letzten Frage denn doch nicht so einfach ist.
H. M.
Archiv f. kathol. Kirchenrecht. LXIX. (N. F. I.XIII.), 1893, 1.
Arndt, D. Pflicht d. Messapplication pro populo. — Nico¬
laus, Gehört e. Ordcnsniederlassg. zu denjenigen priv. Corpo-
rationen, denen d. Recht beigelegt ist, Urkk. m. äff. Kraft auszu¬
stellen ? — Porsch, Steuerpflicht d. preuss. Kirchengemeinden
hins. d. Einkommens aus Grundbesitz. —Geigei, D. bad. Gesetz
v. 18. Juni 1892, d. Besteuerung f. allg. kirchl. Bedürfnisse betr.
— Blumenstok Halban, Publicationen aus d. Gebiete d. poin.
Kirchenrechtsgesch. — Erlässe u. Erkenntnisse. — Oesfeld,
Rechtsgrundsätze d. Entschdgcn d. deutschen Gerichte. (Forts.) —
Ni 11 es, D. Cölibatspflicht d. gricch. unierten Clerus in Nordamerika.
— Decreta congregationum Romanarum. — Leo XIII. de secta
massonica. — Litteratur. — Miscelle.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XII, 6.
Besprechungen, darunter: Fournier, Histoire de la Science
du droit en France. (Blondel). — Istituzioni di dirilto positivo.
(Red.) — Urbanic, Trgovac ki zakon (Handelsrecht, Prazäk.) —
Hcnner, Rakonokvch zäkonech amortisacnich. (Üb. d. österr.
Amortisationsgesetze, Prazäk.) — Lewis, The public health
(v. Kirchenheim). — Re von, L’arbilrage international. (Rivier.)
Allg. Juristen-Ztg. XVI, 14-IG.
(14.) Z. Reform d. Advokatie. (Forts, in Nr. 15 u. 16.)—Jova-
novic, Reform d. Civilprocesses f. Kroatien-Slavonien. — Per¬
manenter Strafgesetz-Ausschuss. (Forts, in Nr. 15.) — (15.)
Engel, D. Sollicitator — e. neuer jurist. Begriff. — (16.) Weisl,
Vorschläge z. Regelg. d. Militär-Strafverfahrens.
Neue Erscheinungen:
Gebauer C., D. strafrcchtl. Schutz wertloser Ggständc. Bresl.,
Schietter. (V u. 103 S.) fl. 1.50.
Caro L., D. Wucher. E. socialpolit. Studie. Lcipz., Duncker u.
Humblot. (XV u. 311 S.) fl. 3.60.
Webb S. (B. Potter), D. brit. Genossenschaftsbewegg., hrsg. v.
L. Brentano. Ebd. (XIV u. 242 S.) fl. 2.40.
Sering M., D. innere Colonisation im östl. Deutschtd. Ebd. (IX
u. 330 S.) 0. 4.20.
Bachem J . Wie ist dem unlauteren Wettbewerb im Handel u.
Gewerbe zu begegnen ? Köln, Bachem. (62 S.) fl. —.60.
Kuntze J. E., Z. Gesch. d. rüm. Pfandrechts. Leipz., Edelmann.
(32 S.) fl. —.48.
Hückel B., 1). Begriff »Strafänderg.« u. d. Strafgesetzbg. f. d.
D. Reich. E. Beitr. z. Gesch. d. Entwicklg. d. deutschen Straf¬
rechtslehre. Stuttg., Kohlhammer. (VIII u. 118 S.) fl. 1.20.
Frank S., D. Grundprincip d. Arbeiterversichergsgesetzgchg. E.
socialpolit. Studie. Fürth, Rosenberg. (34 S.) fl. —.45.
Michel J. N., D. Rechtscharakter d. Gesellschaften m. beschr.
Haftg. Ebd. (40 S) fl. —.36.
Sattler C., D. Schuldenwesen d. preuss. Staates u. d. deutschen
Reiches. Stuttg., Cotta (X u. 414 S.) fl. 3.60.
Stepniak, D. russ. Bauer. Übers, v. V. Adler, Stuttg., Dietz.
(XVI u. 212 S.) fl. —.90.
Gans-Ludassy J. v„ D. wirthsch. Energie. 1. : System d. Ökono¬
mist. Methodologie. Jena, Fischer. (XL u. 1056 S.) fl. 10.80.
Backhaus W. E., Allen die Erde! Krit.-geschichtl. Darleggcn z.
soc. Bewegg. Leipz., Friedrich (III u. 212 S.) fl. 1.80.
Rinal O., Z. Leitg. d. Strafvcrhandlgen. Wien, Konegen. (24 S.)
fl. —.30.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Jaumann, G. : Versuch einer chemischen Theorie auf
vergleichend-physikalischer Grundlage. (Monatshefte für
Chemie und verw. Theilc anderer Wissensch. XIII. Bd. pag. 523).
Eine Arbeit, die mit so viel Muth und Selbstvertrauen
verspricht, die gegenwärtig wohl allgemein angenommene
Atomtheorie überflüssig zu machen, wie die vorl., verdient
auf alle Fälle Beachtung, besonders dann, wenn diese
Arbeit unter den »gesammelten Abhandlungen aus den
Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften«
sich findet. Die Grundgedanken der Abhandlung, die in
manchen ihrer Theile nur sehr schwer zu lesen ist,
mögen in kurzem hier angeführt sein: Aller Stoff ist
gleichartig; wie aber Wasser in solches von 10, 30, 70,
100 Graden, so kann auch dieser Urstoff in Stoff mit
verschieden grossem »Chemialwerth« zertheilt werden.
Das »Chemial« (so ein Potential der Chemie) ist der
numerische Ausdruck einer Eigenschaft, durch welche
alle chemischen Eigenschaften einer Substanz bestimmt
werden. Es gibt also unendlich viele, durch gegenseitige
Einwirkung in einander verwandelbare Stoffarten, »Ele¬
mente«, die sich nach ihren Chemialwerten in eine Reihe
einordnen lassen (die vom Autor aufgestellte Reihe steht
mit vielen Thatsachen der Chemie im Widerspruch). Wenn
ein Element mit einem andern sich verbindet, so gleicht
sich die »Chemialdifferenz« der beiden Elemente allmählig
aus, wie etwa, wenn man Wasser von 30 und von
70 Graden mischt, und es bildet sich ein neues Element;
der reagierende Stoff verwandelt sich dabei nach und nach
in alle Elemente, deren Chemialwert zwischen den Chemial¬
werten der ursprünglichen Elemente liegt, wie auch das
Wasser in dem herbeigezogenen Gleichnis alle möglichen
Temperaturgrade annimmt, bis es endlich eine bestimmte
Temperatur annimmt und beibehält. Der Unterschied
zwischen Element und Verbindung im bisherigen Sinn fallt
nach der neuen Lehre weg, das soll aber nicht absurd sein,
denn geradeso wie ein Element, könne ja auch eine
Verbindung ihrer chemischen Eigenart nach nicht geän¬
dert werden, ohne dass eine zweite Verbindung (resp.
Element) darauf einwirkte. (Dissociation, Polymerisation
etc. Ref.) Anwendung der neuen Lehre auf die Erklärung
von Verbindungen inconstanter Zusammensetzung (!), auf
abnorme Dampfdichten und besonders auf thermochemische
Beziehungen fehlen natürlich nicht.
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181
Nr. 6. — Oesterrbichisches Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
182
Eine Hypothese, welche uns sagt, dass wir bei der
Einwirkung von Stickstoff auf Wasserstoff ganz sicher
im Verlauf der Rcaction einmal Gold in Händen haben
müssen, und dasselbe also bei geeigneter Abänderung
der Reaction ebensowohl in die Hand bekommen können
wie jetzt Ammoniak, mag wohl besonders in jetziger
Zeit sehr verlockend klingen ; vorläufig verstösst diese
Hypothese aber gegen so viele chemische Thatsachen,
besonders der organischen Chemie, dass es wohl rathsam
ist, sie nicht zu sehr zu berücksichtigen.
Innsbruck. Malfatti.
Natur und Haus. I, 10, 11.
(10.) Hesdörffer, Aus d. Praxis d. Zimmergärtnerei. — A.u.K.
Müller, Schwarzamsel u. Singdrossel. — Staby, D. gewöhn),
u. d. einfarbige Staar. — Lampcrt, D. deutschen Wassersala¬
mander.— Jordan, D. Hasel im Volks- u. Aberglauben. — (11.)
David, Vogelliebhabcreiu Pflege. — Hesdörffer, E. neue Seerose.
— Riebe, Z. Pflege d. Obstbäumc. — Sabel, Welche Geflügel¬
rassen eignen sich zur Züchtung in beschränkten Räumen? —
Lach mann, Anleitg. z. Errichtg. u. Besetzg. v. kalten Terrarien
u. Terra-Aquarien. — Schoultz-Ascheraden, Ueb. d. Prä¬
parieren beschädigter Vögel. — Stabv, Essbare Vogelnester.
Oesterr. Botan. Zeitschrift XLII1, 3.
Zukal, Ueb. 2 neue Myxomcyeten. — Wettstein, Unter¬
suchgen. üb. Pflanzen d. österr.-ung. Monarchie. II. D. Arten d.
Gattg. Euphrasia. — Fritsch, Nomenclatorische Bemerkgen. —
Evers, llieracium Solilapidis m. u. llieracium pulchrum Arv.-T.
— Schiftner, Bemerkgen. üb. d. Terminologie, betr. d. Auto¬
genese d. dicotylen Pflanzen (Schl.).— Arnold, Lichcnologische
Fragmente. 32. — Litt.-Uebersicht. — Flora v. Oest.-Ung.: Fritsch,
Kärnten; Knapp, Bukowina; Ds., Galizien.
Neue Erscheinungen:
Vonhof O., Abschied an d. Parthenogenesis (Parthenogenesis u.
Herkunft d. Biene. D. Formen d. Wachsbaucs u. ihre Ursachen.
Metaphys. Speculation und Beweis.) Bremen, Nösslcr. gr.-8°.
(27 S.) n. —.36.
Blochmann F. f Untersuchgen. üb. d. Bau d. Brachiopodcn.
Jena, Fischer. (V’ u. 66 S. m. Atlas.) 11. 15.-—.
Michelsen P., D. bestimmten algebr. Gleichgen. d. I. bis 4.
Grades. Nebst c. Anhang: Unbestimmte Gleichgen. Hannover,
Meyer. (VIII u. 306 S.) fl. 2.40.
Ulsamer J. A., Unsere einheimischen Beeren in Garten, Feld u.
Wald. E. bewährte Anweisg. z. Anpflanzg. u. Pflege d. Frucht-
sträucher d. Gartens etc. Kempten, Kösel. 2. Aufl. (68 S.) II. —.36.
— Haus-Apotheke. Alterprobte Heilkräuter, gesammelt in Gärten,
Wiesen, Feld u. Wald. 3. Aufl. Ebd. (125 S.) fl. — 54.
— D. Küchengewürzkräuter unserer deutschen Hausgärten. Ihr
Anbau, ihre Verwendg. etc. Ebd. (59 S.) 11. —.36.
— Unsere deutschen Obst- u. Waldbäume. E. Beitr. z. Kenntnis
d. Bäume u. ihrer Früchte, deren Nutzg. u. Verwcrtg. Ebd.
(123 S.) fl. —.60.
Baade F., Naturgeseh. in Einzel-, Gruppen- u. Lebensbildern.
I. Thierbetrachtgen. Halle, Schroedel. (Xll u. 230 S.) II. 1,68.
Haentzschel E , Studien üb. d. Reduction d. Potentialglcichg.
auf gewöhnl. Differentialgleichgen. E. Anhang zu Heinc’s Handb.
d. Kegelfunctionen. BerL, G. Reimer. (VH u. 180 S.) 11. 3.60.
Dietz E., Le climat de l’Alsace-Lorraine de 1888 — 1891. Strassbg.,
Treuttel & Würtz. (75 S.) 11. —.72.
Burnat E., Flore des Alpes maritimes uu catalogue raisonnc
des plantos, qui croisscnt spontanement dans la chaine des
Alpes maritimes y compris lc departement fran 9 ais de ce nom
ct une partie de la Ligurie occidentale. Vol. I. Basel, Georg
u. Co. (XII, u. 302 S.) fl. 4.32.
Soret Ch., Elements de cristallographie phvsique. Ebd. (XX u.
654 S.) fl. 7.20.
Das 1. Heft v. * Faunist. u. biolog. Beobachtgen am Gr.
riöner See zu Holstein « v. Dr. O. Zacharias (c. 4 Bg. fl. 1.50)
erscheint demnächst bei R. Friedländer u. Sohn in Berlin.
Antiquar-Kataloge \ Georg & Co. in Basel, Zoologie (Kat.-
Nr. 7u) 504 NTn. — H. Weiter in Paris, Kat.-Nr. 60—65. (60:
Hist. nat. gen., Anat., Phvsiol. 31 S. — 62: Geologie, paleont.,
mineral., cristallogr. 17 S. — 63: Botanique 24 S. — 64: Chimie
et pharm. 26 S. — 65: Mathem., Astron., Geodesic, Metcorol.,
Navigation 23 S.) — Schweizer. Antiquariat, Kat.-Nr. 103:
Naturwiss. 1027 Nrn. — Nr. 16S: Math., Physik, Astron. etc.
1105 Nrn.
Medicin.
SeeligmUller Dr. Adf., Prof. f. Nervenkrankheiten an der
Univ. Halle: Wie bewahren wir uns und unsere Kinder
vor Nervenleiden? 2. Auf!., ßresluu, Trowendl. 8". (60 S.)
fl. —.48.
•
Eine kleine, aber ausgezeichnete Schrift! Der Verf.
rechtfertigt sich im Vorwort, dass er »gegenüber dem
wie ein Krebsschaden um sich greifenden Pessimismus
unseres Geschlechts den christlichen Optimismus
nicht mehr zum Ausdruck gebracht habe, welcher
allein imstande ist, die Schäden unserer
Zeit, auch die nervösen, gründlich zu heilen«,
damit, dass er den Artikel »in erster Linie als Arzt
und sodann auch für solche, die anderen Lcbenschauungen
huldigen« als er, geschrieben habe. Es wäre von hohem
Werte, wenn der Vcrf. in einer weiteren Arbeit speciell
diesen hier erst in zweiter Linie in Betracht gekommenen
Standpunkt stärker hervorkehren würde. Damit erst wäre,
wie er ja selber zugestcht, das Ucbel an der Wurzel ge¬
fasst. -— Was dos Büchlein auch ganz besonders em¬
pfehlenswert erscheinen lässt, ist der Umstand, dass es
— ganz im Gegensatz zu den meisten ähnlichen populär-
medicinischcn Arbeiten — den Leser nicht etwa verzagt
oder hypochondrisch macht, sondern ihm frischen Muth
und Hoffnung einflösst — eine Wirkung jenes »christ¬
lichen Optimismus«, der im Verf. selber lebendig ist und
auf die Hörer übergeht. —e.
Sommer A., Bezirksarzt: Die Diphterie und ihre Heilung.
Für Acrzte und Eltern. Wien, Breitenstein, 1892. (XVI u. 73 S.)
fl. -.80.
Der Verf., dem eine reiche Erfahrung zur Seite steht, bemüht
sich, in diesem leichtfasslichen und doch wissenschaftlich genügend
fundierten Werkchen sehr werthvolle Winke bezüglich der Verhütung
wie der Behandlung der Diphterie zu ertheilen. Das Büchlein ver¬
dient besonders den Eltern wärmstens empfohlen zu werden.
Klosterneuburg. Dr. Th. Bogdan.
Der Irrenfreund. XXXIV, 9 u. 10.
D. Verkcnng .d. Irreseins. (Kurts.) — Jelgcrsma, Los carac-
teres physiques intellectuels et ir.oraux clicz le eriminel — ne sont
d’origine pathologiquc. (Lewald.) — Aus Irren-Anstalten. — Litt.
Centrbl. f. Nervheilkde. u. Psychiatrie. XVI. (N. F. IV.) l u. 2.
(1.) Redlich, Z. Kenntnis d. Rückenmarks-Verändergen.
nach Amputationen. — Referate u. Kritiken. — (2.) Bach, 2 Fälle
v. angeborner Augen in uskcllähmg. — Referate u. Kritiken.
Hygieia. VI, 5.
D. P. Nieineyer-Denkmal auf d. St. Michacl-Kirchhuf in
Berlin. — Korset u. Fraucnzukunft. Aus d. Colloquium bei Prof.
Schwcninger. — Hi r sehe 1, D. Laien wesen in d. Wasserheilkde.
— Liebe, Milehzähnc. — Drysdale, I). Vegetarismus e. Irr¬
thum. — G erst er, E. offener Brief an C. v. Heigel. — Paget,
Kunst u. Hygiene.
Neue Erscheinungen:
Hulanicki W., D. leprösen Erkrankgen. d. Augen. Dorpat, Karow.
(128 S.) 11. 1.80.
Död erlein A., Leitfaden f. d. geburtshilfl. Operationscurs. Lcipz.,
Besold. (VIII u. 125 S.) 11. 240.
Perlia, Leitf. f. d. Hyg. d. Auges. Hambg , Voss • 138 S.) 11. 1.20.
Mayer C. B. f D. Verhalten v. experimentell in d. vord. Augen¬
kammer gebrachten Substanzen. Wiesb., Bergmann. 11. —.60.
Bingier F., Orthopäd. Erfolge. Ludwigsh., Hofmann. 11. —.60.
Pfeiffer L., Untersuchgen. üb. d. Krebs. D. Zell-Erkrankgen. u.
d. Geschwulstbildgen. durch Sporozoen. Jena, Fischer. 4°. (VIII,
143 u. VII S. m. Atlas.) fl. 18.—.
Neu meiste r R. f Lchrb. d. physiolog. Chemie m. Bcrücks. d.
patholog. Verhältnisse. I. D. Ernährg. Ebd. (XII u. 337 S.) 11. 4.20.
Digitized by Ujoogie
183
Nr. 6. - ÖSTERREICHISCHES LlTTERATURBI.ATT. — II. JAHRGANG.
184
Gold scheid er A., Diagnostik d. Nervenkrankheiten. Berk, Fischer.
VII u. 286 S.) fl. 4.20.
Lcnhossck M. v., D. feinere Bau d. Nervensystems im Lichte
neuester Forschgcn. Fbd. (139 S.) fl. 3.—.
Hell fisch F., D. Selbstmord, c. krit. Studie. Ebd. (167 S.) fl. 1.80.
Wernickc C.. Gesammelte Aufsätze u. krit. Referate z. Pathologie
d. Nervensystems. Ebd. (X u. 326 S.) fl. 4.80.
Sachs H., Vorträge üb. Bau u. Thütigkt. d. Grosshirns u. d. Lehre
v. d. Aphasie u. Seelenblindht. Breslau, Prcuss & Jünger. (VII
u. 290 S. m. 17 Tat.) fl. 6.—.
Postolk a A. u. A. Tose an o, 1). animal. Nahrgs.- u. Genuss-
mittel d. Menschen, m. Berücks. d. österr. u. deutschen Gesetz-
gebg. Wien, Perles. (XIV u. 436 S.) 11. 4..SO.
Bastian H. C., Various forms of hystrical or functial paralysis.
London, Lewis. 12 sh.
Gowcrs W. I\\, Syphilis and the nervous System. London, 4 sh.
La ment E., Le nicotinisme. Etüde de psychologie pathologique.
Paris. 3 fr. 50 c.
Giacosa P., Bibliografia Mcdica Italia. Turin Rosenberg u.
Selber. 6 1.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Zacharias Johannes, Ingenieur: Die Accumuiatoren zur
Aufspeicherung des elektrischen Stromes, deren An¬
fertigung, Verwendung und Betrieb. Jena, Costenoble. 1892.
8". (XVIII u. 251 S. m. 110 III ) 11. 5.40.
Der Yerf. behandelt der Reihe nach die Geschichte,
Theorie und die praktische Ausnützung der Accumula-
toren zu Zwecken der Beleuchtung, der Arbeitsleistung
und der Telegraphie. Der historische Theil ist ziemlich
dürftig gehalten, der Verf. verweist auf die eingehendere Be¬
handlung desselben von Hoppe und J. Sack. In den folgen¬
den Capiteln gibt der Autor eine sehr eingehende Darstellung
sämmtlichcr auf die Theorie und Anwendung der Accu-
nuilatorcn bezughabenden Erfahrungen. Es ist demselben
wohl nicht gelungen, das umfassende Material zu einem
einheitlichen Ganzen zusammenzuschmelzen; Angaben,
die unbedingt in ein Capitel gehören, linden sich in
verschiedenen Abschnitten zerstreut, so z. B. mehrere
Daten über Säuredichte und Widerstand im Capitel VII,
2, 10, die bei VI, 12 hätten angeschlossen werden
sollen. Es mag ein solcher Verstoss gegen die Systema¬
tik wohl dadurch entschuldbar erscheinen, dass die
meisten Monographien elektrotechnischen Inhaltes geradezu
mit Hast geschrieben werden mussten, um nicht im
Augenblicke, da sie die Presse verlassen, veraltet zu sein.
Ein Lehrbuch können wir das vorliegende Werk
nicht nennen, wohl aber ist es ein recht brauchbares
Nachschlagebuch, das dem Praktiker und auch dem ge¬
bildeten Laien nicht unwillkommen sein wird.
Wien. J ü 1 1 i g.
Neue Erscheinungen:
Docltcr C., Edclsteinkunde. Bestimmg. u. Unterscheidg. d. Edel¬
steine u. Sehmucksteine. D. künstl. Darstellg. d. Edelsteine.
Leipz., Veit. (VHI u. 260 S.) fl. 3.—.
Knabbe \V. v., Fraiscr u. deren Rolle b. d. derz. Stande d.
Maschinenbaues. Auf theor.-prakt. Grundlage bearb. 1. Theil.
Berk, Seydel. (III u. 169 S. m. Atlas.) 11. 7.20.
Holzapfel E., I). teehn. Schulen u. Hochschulen u. d. Bedürfnisse
d. deutschen Industrie. Leipz., Fock. (42 S.) 11. —.48.
Gray J. IL, D. Stellg. d. privaten Bcleuchtgsgcsellschaften zu
Stadt u. Staat. I). Erfahrgen. in Wien, Paris u. Massachusets.
Jena, Fischer. (XII u. 167 S.) fl. 2.10.
WcitzM., D. landwirtsch. »Raubbau«. E. Mahnruf. Berk, Fischer.
(44 S.) 11. -.60.
Unruh C.M.v.,D. Kleinbahnen. IhrcEntwicklg, Aul'g., Organisation,
Financicrg. u. Tarifbildg. Bromberg, Mittler. (141 S.) 11. 1.56.
Slavicek I*'. J., Bcstimmgs-Tabellcn z. 1. Studium d. Weiden.
Ohnütz, Hölzel. (68 S.) 11. —.80.
Cornevin Ch. t Des residus industriels dans Palimentation du
betail. Paris, Firmin-Didot. iXI u. 552 S.) 6 fr.
Grand cau L., L’alimentation de l’homme et des animaux
domestiques. Ebd. (IX u. 403 S.) 6 fr.
Antiquar-Katalog'. Kubasta 8: Voigt (Wien, I. Sonnen-
felsg. 15). Kat.-Nr. 49, Haus- u. Landwirtschaft, Pferdezucht,
Forst- u. Jagdwiss., Fischerei etc. 40 S.
Schöne Litteratur. Varia.
Sodom und Gomorrha oder der Untergang des guten Geschmacks
in Kunst, Litteratur und Presse. Rücksichtslose Kritik, Humor,
Satire. In zwanglosen Heften. München, F. A. Ackermann, 1892,
Lex. 8°. (I. in 4. Aull., IV u. 127 S., fl. 1.20. — II. in 2. Aull.
64 S., fl. —.60. — III. 82 S. fl.—.90. — IV. in 2. Aufl., 71 S.
fl. —.60.)
Eine Folge von Heften, wie sie in dieser Eigenart nur in
München entstehen konnte, wo Kunst und Litteratur so vielfache
Berührungen aufweisen, obwohl der Inhalt sich durchaus nicht
auf München oder bayrische Localintcrcssen beschränkt: »Das
Kaiser Wilhelm-Denkmal in Berlin und seine verpfuschten Ent¬
würfe« (Heft II. 35—40) bildet eben so gut den Gegenstand der
Erörterung als »Der Hecht im Karpfenteich des Wiener Burg-
iheaters« (ebd. S. 54 f.) Hauptsächlich sind es die modernen
Grössen Ibsen, Sudermann, der »Rcmbrandt-Deutsche« u. a., die
in das Geplänkel gezogen werden; denn ein Guerillakampf ist es,
der sich hier gegen die vielerlei Ungereimtheiten und Verkehrt¬
heiten in unserem Kunst- und Litteraturleben richtet. Es ist
wenig Lob in den originellen Helten zu finden, aber viel,
sehr viel ätzende Wahrheit — vielleicht oft zu stark mit
Schcidewasser versetzt. Immerhin muss man die lebensvolle
Darstellung und den frischen Geist rühmen, der aus den
meisten Aufsätzen hervorleuchtet. Es ist den Verfassern ernst
damit, den Leser »zu weisen auf den sonnenbeschienenen, fröh¬
lichen Pfad des Schönen«; »wir zeigen dir,« sagen sic in dem
Vorwort zum III. Heft, »diesem modernen Idiotenthum in Kunst
und Presse gegenüber den Weg, um dem Leben die Lichtseiten
abzugewinnen und jene Seclenheitcrkeit zu cultivieren, welche still
beglückt und durch keine irdischen Güter erworben werden kann.
Ein rücksichtsloser Hass gegen alle Seichtigkeit und Oberflächlich¬
keit ist heute eine Tugend. Wir wollen diese Tugend üben mit
den scharfen Waffen der Satire . . .« Solch löblichen Vorsätzen
sieht man gern manches Zuviel nach. Sch.
Rowald Paul, Stadtbauinspector: Brauch, Spruch und Lied
der Bauleute. Hannover, Schmorl & von Secfeld Xachf., 1892.
gr.-8°. (III u. 184 S.) fl. 1.44.
Die Abfassung von Werken wie das vorliegende
ist mit Freude zu begrüssen; zeugen sie doch, dass die
angestammte und eingewurzelte Liebe unserer Handwcrks-
leute zu ihrem Berufe und zu den althergebrachten
I Gebräuchen ihrer Zünfte und Innungen — nachdem man
diese selbst schon vermeint hat als abgethan betrachten
zu dürfen — immer noch fortlebt. Und wie viel Schönes
und Echtes steckt in dem scheinbar unnützen Formel¬
werk, wie viel Poesie in der vorgeschriebenen Art und
Weise jeder einzelnen Verrichtung! R. hat vom eigent¬
lichen Zunftwesen, wie er selber betont, nur dasjenige
beigebracht, »was sich einigermassen durch poetische
Anklänge auszeichncte*; es mag dabei manches in seiner
Mappe geblieben sein, was in anderer, culturgeschicht-
licher Hinsicht Veröffentlichung verdient hätte. Gern
hätten wir dafür auf die Geschichte der Grundstein¬
legungen bei den Babyloniern, Assyrern, Phöniciern, den
Juden des Alten Testaments etc. Verzicht geleistet. Bei dem
Gapitel »Haussprüche« hätte die 1890 bei Liebeskind
erschienene reichhaltige und in vieler Beziehung interessante
und lehrreiche Sammlung von »Haussprüchen aus den
Alpen« (von Ludw. v. Ilörmann gesammelt) Berück¬
sichtigung verdient. Vielleicht hat dem Verf. der bairisch-
| österreichische Dialekt Schwierigkeiten gemacht; wie
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Google
185
Nr. 6. — Obstbrreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
186
wenig er desselben kundig ist, bezeugt das von ihm
mitgetheilte angebliche Wiener Sprüchlein auf die Er¬
bauer des Opernhauses:
»Der Sickardsburg und van der Null
Die haben boade koanen Styl;
Corinthisch, gothisch, Renaissance,
Das ist den Boaden ollis oans.«
Ueberhaupt hätte Oesterreich und spcciell Wien,
wo eine der vier Haupthütten des deutschen Bau¬
gewerkes (mit Strassburg, Zürich, Köln) bestand, die
nur der Strassburger untergeordnet war, eingehender
bedacht werden sollen. Sch.
Deutsche Rundschau, XIX, 6.
P. Heyse, In d. Geisterstunde. V. — Hanslick, Aus m
Leben. I. Jugend und Studentenzeit in Prag. — Birt, Wer kauft
Liebesgötter? — L. Stein, Fr. Nietzsche’s Weltanschaug. u. ihre
Gefahren. — Ph. Spitta, Ballade. I —III. —S.Farina, E. Lüge
d. Liebe. I—III. — H. Grimm, Dante-Litt.. — Hübner, Z.
Columbusfeier. — Die polit. Zustände auf d. hawaiischen Inseln. —
Egelhaaf, Aus d. Schreckenszeit. — Polit. Rundschau.
Nord u. Süd. LXIV, 192.
Engel, D. Hungerdorf. Nov. — Bohn, Arth. Sullivan. —
Roisset, das »Doppel-Ich* in d. neuesten französ. Litt. — Habel,
Wandergen antiker Denkmäler. — Mathes, Piemont. Histor. Od.
v. G. Carducci, nachgedichtet. — v. Forst, D. Bedeutg. Bdfort,
Süddeutschld. ggüber. — Ebner, G. Herwegh e. Dichter d. Frei¬
heit.— Waldmüller-Duboc, Der Kirschkern-Oberst.
Alte u. neue Welt. XXVII, 6.
Baumgartner, Zum gold. Bischofsjub. Papst Leo XIII.—
Schmid, Leo XIII. in s. pontificalen Wirksamkeit. —Friedrich,
D. Herr v. d. Habermannsburg. — Gross, Papst Leo XIII. in
s. Heimstätten. — Nord, D. transatlant. Verkehr d. Nordd Lloyd.
(Schl.) — de Waal, Bildchen aus d. Vatikan. — Jüngst, E.
zerstörtes Leben. — Kg. Karls erste Reise nach Bukarest.
Katholische Warte. VIII, 12 .
Wirth, Joh. B. Diel S. J. — Knie, D. Falschmünzer v.
Mar-Hana. (Schl.) — Dackweiler, D. Lawinen u. ihre Schreck¬
nisse. — Unter d. Banner d. Herzens Jesu. (Schl.) — Schiel,
Erfurt. — Schlegel, Märzmusik. —Lander. D. Rosenhaus.—
Kath. Chronik. — Gedichte v. Pecka,Tümmelhof, Hagenauer, Fried.
Dresdner Wochenblätter f. Kunst u. Leben. II. 5—8.
(5.) N aa f f, Der Sonn’ entgegen, gut deutsch all wegen.— Kampf¬
ruf e. germanisierten Slaven vom Savestrand. — Uhde’s »Heil.
Nacht«. — Diefenbach u. Guttzeit, Lebet den Kindern! —
Lechleitner, Herrn Wolfram’s schlimme Tage. (Forts, in Nr. 6
—8). — (6.) Natürl. Gesundheitslehre (Forts, in Nr. 7 u. 8.) —
Wulfhart, Wer tschechisiert in Nordböhmen? (Schl, in Nr. 7.)
— E. W., Naturgem. Lebensweise. (Forts, in Nr. 7. u. 8.) — In
eigener Sache: Nochmals mein Name. — (7.) Cultur oder Natur?
— Heinr. Scham. (Forts, in Nr. 8). — (8.) Bücherschau d. Natur¬
gem. Lebensweise.
Neue Erscheinungen:
Nestroy’s J. Werke, hrsg. v. L. Gottsieben. Bcrl., Fried (VIII
u. 1191 S.) 18 Bdch. fl. 1.80.
Dealand M., J. Ward, D. Gesch. e. Geistlichen. Übers, v. M. L.
Berl., G. Reimer. (328 S.) fl. 1.80.
Rückert Fr., Aus Saadi’s Diwan. Auf Grund d. Nachlasses hrsg.
v. E. A. Bayer. Berl., Lüstenöder (XIV u. 172 S.) fl. 1.80.
Zaulzer M. A., Fügung. Nov. Bozen, Promberger. (180 S.) fl. 1.—.
Akademie.
Der historische Verein für Steiermark.
Von Dr. Anton Mell (Graz).
I.
Die Gründung eines historischen Vereines für Steier¬
mark fiel mit der Auflösung des »Centralvereines für
die Geschichte Innerösterreichs« zusammen. In
dem Kreise gelehrter Männer, welche, mit dem grössten
Wohlthäter der Steiermark, dem Mittelpunkte und Halte
geistiger und gemeinnütziger Bestrebungen im Lande,
Erzherzog Johann, an der Spitze, im Jahre 1821 die
»Steiermärkische Zeitschrift« schufen, keimte und
erwuchs der Gedanke der Gründung eines Gesammtvereines
für die Geschichte Innerösterreichs: am 21. September 1843
erfolgte die Gubernialbewilligung und im Herbste 1844
fielen die Wahlen für Steiermark in den Ausschus auf
die Persönlichkeiten des Abtes von Reun Ludwig Cro-
phius Edlen von Kaiserssieg, des Admonter Capitulars
und Universitätsprofessors A. von Muchar, des bekannten
Dichters und landständischen Secretärs C. G. v. Leitner
und des Professors Hassler. Innere Schwierigkeiten,
unüberwindliche Gegensätze in sachlichen Beziehungen,
die gegenseitige Verrechnung und dergleichen mehr brachten
dieses Vereinsconglomerat zur Auflösung, welche viel¬
leicht durch Erzherzog Johann, der den Dingen als Reichs¬
verweser nur allzuferne stand, allein noch hätte hindan-
gehalten werden können. DieNothwendigkeit einer Trennung
der drei Provinzialvereine (Kärnten, Krain und Steier¬
mark) wurde den obwaltenden Verhältnissen nach ein-
gesehen und am 8. Juli 1849 erhob der »Historische
Verein für Steiermark« seine unbedingte Lösung von
denen der beiden anderen Provinzen — mit Wahrung
freundnachbarlichen Interessen Verkehrs — zum Beschlüsse;
von dem Zeitpunkte des 8. März und 4. November 1850,
an welchem die Vereine Kärntens und Krains die gleiche
Erklärung abgaben, ist das selbständige Auftreten unseres
Landesvereines anzusetzen.
Die 42 Jahre umfassende Thätigkeit des Vereines
lässt sich, äusseren Momenten nach, in drei Epochen
scheiden. Die erste, beginnend mit dem Gründungsjahre
1850, schliesst mit dem Tode Erzherzogs Johann im
Jahre 1859, und treffend hat v. Krones*) das Vereins¬
walten in jener Zeit »ein patriarchalisches« genannt. Das
zweite Decennium zeigt bereits grössere Veränderungen
und weilergehende Bestrebungen, denen der Erfolg nicht
fehlte. Der sich stets mehrenden Zahl wissenschaftlicher
Theilnehmer und dem Anwachsen geschichtlicher Quellen,
deren Erwerbung wie Erhaltung sich der Verein zu seiner
Aufgabe gemacht hatte, entsprachen die seit 1850 als
»Mittheilungen« erschienenen Publicationen nicht mehr,
und der damalige Vorstand des Joanneumsarchives und
des mit demselben verbundenen Münzen- und Antiken-
cabinetes, Dr. Zahn, regte im Ausschüsse die Bildung
eines Comites zur Herausgabe steiermärkischer Ge¬
schichtsquellen an; seit 1864 treten als zweite Jahres-
publication die »Beiträge zur Kunde steier¬
märkischer Geschichtsquellen« auf, herausgegeben
von jenem Comite und vorzugsweise von Zahn redigiert.
Die »Mittheilungen« (M.) liegen bis heute in 39, die
»Beiträge« in 24 Heften vor. In diese zweite Vereins¬
epoche (1859—1869) fällt die Herausgabe der Muchar-
schen »Geschichte von Steiermark«, die in den Jahren
1859—1867 aus dem handschriftlichen Nachlasse und
in Besorgung durch den Vereinsausschuss bis zum achten
Bande gedieh, der mit dem Jahre 1519 schliesst.
Die dritte Vereinsepoche (1869—1892) wird durch
die Aenderung der Statuten (Febr. 1869) eröffnet und
durch die Herausgabe des Urkundenbuches von
Steiermark vor Allem charakterisiert. Der Druck der
Vereinspublicationen, früher bei Kienreich besorgt, wurde
seit 1870 der Firma »Leykam-Josefsthal« übertragen,
*) Der historische Verein für Steierinark, sein Werden und
sein Bestand. Eine zeitgemässe Erinnerung. (Scp.-Abdr. aus der
»Tagespost«.) 1880.
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187 Nh. 6. Oesi khhkkjhischks Ln
welcher auch die unter der Aegyde des Vereines er- 1
scheinenden selbständigen Werke zur technischen Aus¬
führung übergeben wurden. Zunächst beschäftigte den
Ausschuss die Herausgabe des Urkundenbuches für
Steiermark, und in der Versammlung vom 28. October 1809
erstattete derselbe Bericht über Anlage, Ausdehnung und
Kostenüberschlag und bezeichnete den Director des
Landesarchivs J. v. Zahn zur Uebernahmc der Heraus¬
gabe »infolge seiner fachmännischen Tüchtigkeit und
seiner Berufsstellung als in erster^Linie befähigt«. 1875
erschien der erste Band des Urkundenbuches für die
Zeit bis zum Erlöschen der Traungauer (1192) mit
733 Nummern, von denen 355 bisher ungedruckt waren,
mit einem Anforderungen verschiedenster Richtung ent¬
sprechenden Register. Subventioniert wurde die Heraus¬
gabe durch das k. k. Ministerium für Cultus und Unter¬
richt, den steiermärkischen Landtag und die steiermärkische
Sparcasse in Graz. Dem ersten Bande folgte im Jahre
1879 ein zweiter (1192— 1246) mit 470, davon 254 neuen
Stücken. Im gleichen Jahre des Erscheinens des ersten Bandes
des Urkundenbuches veröffentlichte der Verein durch Prof.
Dr. F. BischofT das »Stei ermärkische Landrecht des
Mittelalters«; 1874 erschien der — unumgänglich
nothwenig gewordene — Register zu Muchars Ge¬
schichte von Steiermark, aus der Feder des für heimat¬
liche Topographie so hochverdienten Professors und Custos
Dr. Göth. Eine weitere Thätigkeit des Vereines erstreckte
sich auf das von demselben geschaffene Institut der Be¬
zirkscorrespondenten, deren 1852 herausgegebene
Instruction weitläufiger (durch v. Krones) ausgestaltet
wurde. Das locale Geschichtsinteresse versuchte der Ver¬
ein durch das Institut der Ortschronisten zu heben
und zu fördern, und die seit 1874 in dieser Richtung
erzielten Resultate beweisen die nach Ablauf von fünf
jährigen Terminen durchgeführten Prämiierungen und
Prüfungen der eingelaufenen und meistens von Personen
des steirischen Lehrstandes abgefassten Markt- und Dorf¬
chroniken.
Mit dem geschichtsfreundlichen Publicum von Graz
bemühte sich der Verein in eine gewisse engere Berührung
zu treten: dafür sprechen die statutenmässigen Viertel-
jahrsversammlungen, die im Jahre 1877 abgehaltenen
Wintervorträge, die 1878/79 zufolge Anregung Prof,
von Zwiedenecks versuchten Geselligkeitsabende und
endlich die Wanderversammlungen in Leoben und
Marburg.
Hat v. Krones in seinen bereits citierten Feuilletons
uns vor allem :eine Skizze des äusseren Vereinslebens
gegeben, so haben die nachfolgenden Zeilen nur den
Zweck, auf die Bedeutung des Vereines als Förderer
heimatsgeschichtlicher Studien im Lande zu weisen.
Die 40 Hefte der »Mittheilungen« (1850—1892)
bergen einen Schatz von Bruchstücken der Landesge¬
schichte, deren künftiger Bearbeiter in diesen Vereins-
publicationen wohl die besten zu Gebote stehenden Vor¬
arbeiten finden wird. — Die ersten Hefte der Mittheilungen
zeigen in den einzelnen Studien eine herrschende Vor¬
liebe für näheres Eingehen in die Landesgeschichte unter
römischer Herrschaft; am meisten trugen die Ab¬
handlungen Pfarrer Knabls, die »Epigraphischen Excurse«,
wie er dieselben selbst bezeichnete, zur Erhellung der
culturgeschichtlichen Verhältnisse des Landes in dieser
Periode bei — eine reiche, zum"Thcile bereits verarbeitete
tkraturbi.au. — II. Jahrgang. 188
1 Fundchronik. — Archivar Pratobevera (M. 4, 5 u. 7)
| (Archäologische Beiträge), sowie Prof. Dr. F. Pichler
(M. 35 und 38) arbeiteten in gleicher Richtung. Seit
den 70er Jahren werden Studien in dieser Richtung
immer seltener und die einst vom Ausschüsse geplante
Edition römischer Inschriften musste, da der Bearbeiter
derselben schliesslich ablehnte, fallen gelassen werden.
Umso bedeutender sind die Errungenschaften für
die Landesgeschichte i m Allgemeinen. Es begegnen
uns Aufsätze über die Pettauer Mark (K. Tangl, M. 7),
die Grafschaft R u n a (Reun) und den Grafen Waldo
(A. Weiss, M. 20), über das angebliche Turnier von
1 194 am »Tummelplätze« (Zahn, M. 34). In einheitlicher
Darstellung behandelt der für steiermärkische Geschichte
so unermüdlich thätige Prof. v. Krones die nachbarliche
Beziehung Steiermarks und Ungarns bis zum Aus¬
gange der Traungauer (1192) (M. 40), die bedeutungs¬
volle Zeit Ottokars II. (1252 —1276) (M. 22), der ver¬
storbene Archivs-Aspirant Dr. Kümmel die Geschichte
Ernst des Eisernen von 1406—1426 (M. 25), v.
Krones die Zeit vor und in den Tagen der Steiermark
so enge berührenden Baumkirch erfehde (M. 17),
J. Ilwof die Einfälle der Osmanen (M. 10, 11, 14
und 32), v. Zahn die Ereignisse des Jahres 1683 (M. 31),
und Historiker von Bedeutung, wie ßidermann, F. M. Mayer,
v. Zwiedeneck und die bereits Angeführten unterzogen
Partien der steiermärkischen Geschichte aus der Zeit vom
16.—19. Jahrhundert einer Bearbeitung und legten die
gewonnenen Resultate in den »Mittheilungen« nieder.
Die Geschichte einzelner Geschlechter des
steirischen Adels finden wir in den Aufsätzen K. Tangls
über die Sanne cker (M. 4, 6, 11, 12 und 13) und
über die Wind ischgrätzer bis 1551 (M. 12, 13 und
15). v. Krones’ über den Grafen Hermann von Cilli
(M. 21) und Sigmund v. Herberstein (M. 19), in v.
Luschins Studien zur Geschichte steirischen Adels im
16. Jahrh. (M. 23) und in A. Müllers genealogischer Ab¬
handlung über die Familie Leysser (M. 36) vertreten.
Dass der Steiermärker seines grössten Wohlthäters
auf culturellem Gebiete, des Erzherzogs Johann, nie
vergass und Berichte über dessen Leben und Wirken
stets mit Freude und Interesse aus der Hand des histo¬
rischen Vereines entgegennahm, zeigt die Würdigung
des Schöpfers des »Joanneums« in dem Aufsatze Ilwofs
über des Erzherzogs Bedeutung für die steiermärkische
Geschichte und in jenem Kümmels über Erzherzog Johanns
Verhältnis zum Joanneumsarchive.
Die Pflege der Verwaltungs- und Rechtsge¬
schichte des Landes, der Geschichte der Stände und
des Einzelnen in der Gesellschaft, in darstellender Form,
weist bis heute — abgesehen von älteren Beiträgen
Leitners und Pratobeveras — und zwar im Gegensätze
zu den Publicationen in den »Beiträgen« verhältnismässig
Weniges auf. So behandelt Bischoff einen Vehmgerichts-
process aus dem 16. Jahrh. (M. 21), Bidermann die
Verfassungskrisis zur Zeit der ersten französischen
Revolution und in das Gebiet des Unterthanenwesens
und des gutsherrlich-bäuerlichen Rechtslebens fallen die
Untersuchungen von Zahn über die freisingischen Güter
in Steiermark am Beginn des 14. Jahrh. (M. 11), von
Zwiedenecks Beiträge zur Geschichte der Verwaltung
aus den Protokollen der Herrschaft Hohenwang (M. 30)
und die Melis zur Geschichte des Unterthanenwesens.
I. Die Robot (M. 40).
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189
II. Jahrgang.
Nr. 6 . — Okstkrrkichisghks Littkraturblatt. —
190
Die Thatsachc, dass die in Steiermark noch blühen¬
den Stifte und Klöster zumeist über reichhaltige und
mehr oder minder geordnete Archive verfügen, brachte
es mit sich, dass aus deren Schoossc stets Historiographen
eniporwuchsen, welche mit Hingebung an die Sache, sich
um die Klostergeschichte des Landes verdient machten.
So für Admont G. Fuchs und F. Wichner, für Rcun
die Archivare Gasparitz und Weiss und für Vorau
0. Kernstock. In die gleiche Kategorie fallen die Studien
des ehemaligen Archivs-Adjuncten und späteren Univ\-
Prof. M. Pangerl über Maria Zell (M. 18) und das
Chorherrnstift St. Nie las zu Roten mann (M. 16),
sowie die Abhandlung von S. Steinherz über König
Ludwig I. von Ungarn und seine Weihgeschenke für
Maria Zell (M. 35). (Schluss folgt.)
Histor.-polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland, CXI, 5.
Aus d. Schweiz: D. neueste Bcwegg. auf dem Gebiete des
proportionalen Wahlverfahrens. II. — D. Kampf gegen d. Geist in
d. heut. Gesellschaft. — Abendstunden in Italien. II. — Pauline
v. Mallinckrodt — Zeitläufe : Liberalismus u. Militarismus an der
Zeiten Wende. III.
Christliche Akademie, XVIII, 2.
D. oberste Bischof. — D. provisor. Ruhestätte d. Apostel-
lürsten bei St. Sebastian. (Schl.) — E. österr. Volksschauspiel¬
dichter (Anzengruber. Forts.) — Das Stowe-Missalc. — Litteratur.
Monatsblätter d. Wissenschaftl. Club in Wien. XIV, 4.
v. Stefanoviö-Vi 1 o v sky, Constantinopel, d. Modestadt
d. M.-A. — Besprechungen.
Die Nation, Nr. 20—23.
(20.) Polit. Wochenübersicht (in jed. Nr.). — Barth, Rhetor,
u. polit. Niederlagen. — Bamberg er, E. Versuch im Kleinen —
Proteus, Parlamcntsbriefe (in jeder Nr). — Hinze, »Reichs¬
anzeiger« gg. »Nation«. — A. v. Berger, Dramaturg. Vorträge
(L. Beer;. — Morf, Aus d. philos. Jhdt.: D. Diderot. (Schl, in
Xr. 21.) — (21.) Barth, Billige Arbeit — hoher Lohn — kurze
Arbeitszeit. — Aldenhoven, Griecli. Götterideale. — Elias, F.
Gurlitt. — Wolfgang, Zu R. Wagners Gedächtnis. (Schluss in
Xr. 22.) — (22.) Barth, Agrar. Fonde. — Schwalb, Vergangen¬
heit u. Zukunft d. Kirchenrechts. — Junius, Glossen z. Zeitge¬
schichte: Lotterie-Moral. — Geiger, Anna Amalia v. Weimar. —
Sokal, Gefühl, Wille u. Vorstellung, — (23.) Barth, Das Opfer.
— Gilde rn eiste r, E. neues Werk Roscher’s. — Gau pp, Die
alte u. d. neue Homerulc-Bill. — Widmann, Mireio. —Theater-
lind Musikreferate v. Schönhoff, F. Mauthner, H. Welti.
Deutsche Worte, Monatshefte, hrsg. v. E. Pernerstorfer
(Wien). XIII, 1 u. 2.
(1.) Svrkin, D. Zweckmässige in d. Gesch., c geschichts-
philos. Erörterg. — Mi sc hl er, Sociale u. Wirtschaft!. Skizzen aus
d. Bukowina. IV, 2. — Tön nies. Ethisches Scharmützel. Offener
Brief an Dr. F. Mehring. — E. Rechtshilfeverein in Wien. — (2.)
Feig, D. Londoner Dockarbeiter u. ihr Gewerk verein. — Mül¬
berger, K. Marx und L. Feuerbach. e. Parallele. — Zum Przi-
bramer Unglücke. — Freyberger, Briefe e. Österreichers in der
Fremde. I. — Garborgs neuester Roman.
Kritische Revue aus Österreich. V. 45—47.
(45.) Guttmann, Panama in Wien. — v. Schubert-
Sol dern, D. GrundbeJggen. d. allgem. Wohls u. d. menschl.
Glücks. — (46.) Eisler, Österreichs Staatscredit. — Helfert,
D. Wiener Journalistik 1848.— Plöhn, D. Preisfrage der Ideale.—
(4i.) Guttmann, Codification u. Parlamentarismus. — Eisler,
1892. — Rundschau. — Notizen.
Beil. 2 . Allgem. Ztg. Bcil.-Nr. 40—50 (16—28. Febr.)
(40.) Kilian, Z. Erstaufführung v. Schillers Jugenddramen.
— (41.) Guglia, D’Antraigues. — de Terra, D Ausbildung der
höh. Verwaltungsbeamten in Prcussen und ihre Stellung in der
Staatseisenbahnverwaltg. — (42.) Kahl. Ch. G. A. v. Schcurl
(Nachruf). — K. Spitteier. — (43.) Wünsche, D. philos. Richtgn.
tm Reiche d. Araber während der Regierung d. Abbasiden t Forts,
in Nr. 44 u. 46) - D. neueste Buch Bourgets. — Wiederbelcbg.
e. verschwundenen Industrie. — (44.) Schutzmittel im Thier- und
Pflanzenreiche. — (45.) D. Panama-Canal (Forts, in Nr. 46 u. 48 .
~ Salpius, Metternich als »politCauseur« und Seher (1839). —
(47.) Fleischner, D. Universitäten u. d. Volksbildung in England
( Forts, in Nr. 49). — Harnack, Aus dem röm. Kunstleben. —
(48.) Mäh ly, Schweizer Litteratur.: — (49.) Mor-Sunnegg, D.
Autographensammlung d. Botschafters Graf Ludw. Paar. — (50.)
II. Prutz, Gcschichtsunterr., Geschichtsstudium und Geschichts-
schreibg. — Engl. Litteratur.
Feuilleton der ,,Wiener Ztg.** Nr. 2b—48. (Febr. 1893).
(26, 27.) Schl ossär A., Zum 25. Jahrestage des Todes
Adb. Stifters. - (29.) K. Werner, Kl. Groth's Ges. Werke. —
(31, 32.) gg., Jahrb. d. kunsthistor. Sammlungen d. Ah. Kaiser¬
hauses. — (33, 34.) v. Falke, Sir Josua Reynolds. — (35.)
Feehtncr, Poesie aus Böhmen. — (37, 38.) H. v. Stiele, Hor¬
nung. — (39—41.) Al. Bauer, Alchemie in Österreich. — (42.)
gg., L. C. Müller’s Nachl. — (43.) B. Waiden, Erz.-Litt. — (44,
45, 47.) G. L., D. Gcschichtsunterr. an d. höh. Lehranstalten. —
(46.) Haberlandt, Scherzhafte Processe.
Eine neue kathol. Zeitschrift »Kreuz und Schwert im
Kampfe gegen Sclaverei u. Heidenthum, hrsg. zum Wolde unserer
schwarzen Brüder in den deutschen Kolonien« von Walther
Helmes (dem verdienten Begründer der Zischr. »Gott will es«)
erscheint seit Beginn d. J. in Münster i. W. bei Schöningh (monatl.
2mal, jährl. fl. -.90).
Prof. Dr Job. Sepp hielt am 23. Febr. in der Gcogr. Ges.
zu München einen Vortrag »über d. Ankauf von Kapharnaum u.
eines grösseren Landstriches am See Gcnezarcth für uns Deutsche«.
Die Ruinenstältc des Johanniterspitals (d. sog. Muristan) sollte
bereits von König Ludwig 1. erworben werden, aber erst Kaiser
Friedrich III. gelang es 1869, vom Sultan die Überlassung des
Platzes an die preuss. Krone zu erwirken. Die Erwerbung des
sog. Coenaculums bezeichnet S. als »eine rühmliche Aufgabe für
Österreich«. Inzwischen gelang es S. selbst, am Ufer des Sees
Genezareth bei Chan Minje ein Grundstück von 150 Morgen für
Deutschland zu sichern, das nun in den Besitz des Kath. Palästina-
Vereines übergegangen ist.
Personalnachrichten.
Gestorben: am 1. März in London der Pro!, d. Logik a. d.
Univ. Aberdeen William Minto im A. v. 47 J.; — am 4. März
in Wien d. Schriftsteller Anton Sch eis im 33. Lcbensj.; — anf.
März in München der Historienmaler u. ehern. Prof. a. d. Akad.
Alois Gabi, geh. 1845 im Pitzthal in Tirol.
Ernannt wurden: der ord. Prof, an d. böhm. Univ. in Prag
Dr. Jos. Const. Jtrecek zum ord. Prof. d. slav. Phil. u. Alter¬
thumskunde an der Univ. Wien; — der a.-o. Prof. Dr. Kasimir
Olearski zum ord. Prof, a d. k. k. techn. Hochsch. in Lemberg;
— der a -o. Prof. Dr. Willi. Pfitzner in Strassburg zum ordentl.
Piof. der topogr. Anatomie das.; — die a.-o. Pro ff. an d. Univ.
Lemberg, Dr. Jos. Komarnicki und Dr. Jos. Bilczewski zu
ord. Pi off das., ersterer f. Bibelstudium u. Exegese d. N. T., letzterer
für spec. Dogmatik; — d. Supplent d. griecli.-orient.-theol. Lehr¬
anstalt in Zara, Steph. Ja vor, zum Prof, das.; — d. Privatdoc.
Dr. Ed. Alberti in Kiel zum Profi', d. Philosophie das.; — den
ord. Wiener Univ.-Proff. Dr. Jul. Wicsner (f. Anatomie u Pliys.
der Pflanzen), Dr. Hans Kund rat (f. patholog. Anatomie) und
Dr. Victor R. Ebner v. Rofenstein (f. Histologie) wurde der
Hofrathstitel verliehen. — Habil, haben sich : d. Assistenten Dr.
Frdr. Kovacs (d. Kahler’schen Klinik), Dr. Adf. Hei der (bei
Prof. M. Gruber), Dr. Adf. Hammerschlag (bei Prof. Noth¬
nagel), Dr. Rud. Frank (bei Hofr. Albert), sämmtlich a. d. med.
Facultät d. Univ. Wien; — Dr. Jos. Heimberger an d. jurid.
Facultät d. Univ. München; — Dr. Herrn. Triepel an d. jurid.
Fac. d. Univ. Leipzig: — Dr. R. Gompcrz f. Ohrenheilkunde
a d. Univ. Wien
Aviso
für die Mitglieder der Leo-Gesellschaft
Die Mitglieder der Leo*Gesellschaft, welche
P. jülimon Rßttenbachßr’s Ltjrigehß Gedichte
mit Unterstützung der Leo-Gesellschaft berat.sgegeben von P. Tassilo
LehnerO. S. B. (Wien, 1893, 8°, LVI u. 482 S.) um 2 /n des Laden¬
preises zu beziehen wünschen, wollen unter genauer Angabe ihrer
Adresse den Betrag von tl. 2.40 und 15 kr. für Postporto also
zusammen fl. 2.65 an die Kanzlei der Le o-Gcse 1 lsc h a ft,
Wien, I. Annagasse 9, einsenden oder gegen Erlag von fl. 2.-10
das gesammte Werk ebendort abholcn.
Das Secretariat der Leo-Gesellschaft.
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191
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Lieferung 1 wird auf Wunsch von jeder Buchhandlung zur Ansicht abgegeben,
sowie auch von der Verlagshandlung
(SS" Benziger & Co. '£££•
Auszug aus den Urtheilcn der Presse: „Wer überhaupt der christlichen Kunst in
seiner Bibliothek ein Plätzchen einräumt, wird diese katholische Kunstgeschichte sich an-
schafFen. Sie ist so breit angelegt, dass alles Wissenswerthc der Hauptsache nach Aufnahme
finden kann. Sie ist in einem Geiste geschrieben, der dem Katholiken nur wohlthun kann,
und zu dessen Verbreitung man beitragen soll. Sie erscheint in einer so eleganten Aus¬
stattung, dass sie an die Seite einer jeder anderen noch so renommirten sich stellen darf.
Zudem hat der heilige Vater die Widmung dieses Werkes auf Grund vorliegender Voraus-
Proben entgegengenommen. Eine solche Publication verdient ohne Zweifel die beste Unter¬
stützung, und daher sei sie angelegentlichst empfohlen.
JAnz, Theologisch praktische Quartal schrift, A>. 1892,
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbaucr als Herausgeber. — *St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Scidlgttsse 8.
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Nh. 7.
Wien, 1. April 1893.
11. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Kecensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: L>r. FranzSchnürer,
Wien-Knitzendon.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
UKD1QIK11T VON
DR. FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes*,
Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesemmten Buchhandel: „St. Norbertue"*Verlegehandlung in Wien III, Seidlgasse 8, wohin auch alle Inseraten-Auftrlge zu riohten sind.
Preise der Inserate: '/» S.fl.20.— = Mk.36. —, */» S. fl. 10.50 = MU. 19.—, Es S. fl. 7 — = Mk. 12.60, '/« S. 11. -L— = Mk. 7.20, >/n S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Frei mann Juc., Des Gregorius Abulfarag, gen.
Bar-Hebräus. Scholien zum Buche Daniel.
iHofr. Prof. Dr. H. Zschokke.)
Funk FTunz X.. Die apostolischen Constitu¬
tionen. (Prof. Dr. C. Wolfsgruber.)
Schnitzer J., Berengar von Tours, sein Leben
und seine Lehre. (Prof. Dr. C.Wolfsgruber.)
Simar Th. H.., Lenrbuch der Moraltheologie.
( —nd—.)
.Martensen H.» Die christliche Ethik. t—nd—.)
Briefe des hl. Kirchenlehrers Alfons M. Liguori,
1. Bd. (-nd-.)
Xictzsche FrieJ., Jenseits von Gut und Böse.
—, Zur Genealogie der Moral.
SeheIIWien Hob., Max Stirner und Friedrich
Nietzsche.
Kaatz H., Die Weltanschauung F. Nietzsche’«.
(Sämmtl. von Prof. Dr. F. M. Schindler.)
Hochegger Rudolf, Ueber die Culturaufgabe
des Lehrers und die Nothwendigkeit eines
freien Lehrerstandes. (C. L.)
; Pröll L., Ein Linzer Tagebuch über den ersten i
Einfall der Franzosen.
We r t h e i m e r Ed.,Zwei Denkschrilten Erzherzog
Rainers aus den Jahren 1808 und 1809.
—, Aufenthalt der Erzherzoge Johann und Ludwig
; in England 1815 und 1816. (Sämmtlich von
Frh. v. He 1 fe rt.)
: Leeb Willibald Ludwig, SagenNiederöstcrreichs. 1
I. Bd. (Prof. L. Pröll.) I
Sch we ring Julius, Franz Grillparzers helle¬
nische Trauerspiele. (Dr. Wl.)
Keiter H., Heinrich Heine, sein Leben, sein
Charakter und seine Werke (C. Sfd.j
Herzer J. und V. 1 b 1, Slovmk francouzsko-
cesky.
Manassewitsch B., Die Kunst die polnische I
Sprache zu erlernen.
Kunz Ant., Böhmisch-deutsches und deutsch- j
böhmisches Taschenwörterbuch.
Ambros A. W., Zwei musikalische Nachlass- !
hefte. (Mor. Prun lechn er.)
Gehler R„ Classisches Bilderbuch. (C. Scher- |
ringer.) |
Ohrwalder J., Aufstand und Reich des Mahdi
im Sudan und meine 10jährige Gefangen¬
schaft daselbst. (Al. Kroess.)
Gumplowicz L., Die sociologische Staatsidee.
(Priv.-Doc. Dr. H. R. v. Schullern.)
Bodeux Michel, Du Salaire. (Franz Graf von
Kuefstein.)
Dehn Paul, Der Arbeiterschutz in seiner gesetz¬
lichen Neuregelung. (F. M. S.)
Wettstein, R. v., Untersuchungen über Pflanzen
der österr.-ungar. Monarchie. I. (J. Wics-
baur.)
Haas Hyppolit, Aus der Sturm- und Drang-
periode der Erde. (Prof. Dr. J. BlaasA
Da 11a Tor re K. W. v., Die Thierwelt Tirols.
(Prof. Dr. O. Hamann.)
Wichner Jos,, Im Schneckenhause. Ein Volks¬
roman. (Schnürer.)
Perfall A. Frh. v., Unterwühlter Grund. (C. Sfd.)
Der historische Verein für Steiermark. 11. Von
Dr. Anton Mell.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Frei mann, Dr. Jacob, Rabbiner in Kunitz: Des Gregorius
Abulfarag, gen. Bar-Hebräus, Scholien zum Buche
Daniel. Herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen ver¬
sehen. Brünn, B. Epstein. 1892. 8°. (74 S.) 11. 1.20.
Gregorius Abulfarag, gewöhnlich Bar-Hebräus ge¬
nannt, 1226 in Kleinarinenien geboren, 1246 zum Bischof
und 1266 zum Patriarchen der syrischen Jacobiten er¬
nannt, war ein fruchtbarer Schriftsteller, dessen Werke
in Handschriften an den grösseren Bibliotheken enthalten
sind; nur wenige derselben wurden bisher im Druck
veröffentlicht. Unter seinen theologischen Schriften sind
besonders seine Bibelcomrnentare unter dem Titel: horreum
myster io rum beachtenswert. Obgleich unter den mono-
physitischen Irrlehren aufgewachsen, lehnt sich Bar-
Hebräus in seiner Erklärung der heil. Schrift nahe an
die katholische Kirche an. An die Herausgabe seiner
Scholien zu Isaias durch Juliberg 1842 und zu Jeremias
durch Koraen 1852 reihen sieh vorliegende Scholien zu
Daniel würdig an.
Auf S. 4—16 folgt der Originaltext (hebräische
Lettern ohne Punktion), woran sich von S. 23 die
deutsche Uebersetzung und in den Anmerkungen die
nöthigen Erläuterungen schliessen. F. benützte dazu drei
Berliner Handschriften (aus den Jahren 1626 und 1647)
und einen Göttinger Codex (vom Jahre 1738). In der
Capiteleintheilung, die übrigens dem hebräischen Texte
genau entspricht, folgte er jener, die Ceriani in seinem
Werke: Monumenta sacra angeführt hat. In den An¬
merkungen zu den Scholien gibt F. die Quellen an, aus
denen Bar-Hebräus wahrscheinlich seine Auslegung direct
und indirect geschöpft hat und weist bei den wichtigeren
Stellen auch auf die älteren und neueren Kxegeten hin,
mit denen Bar-Hebräus übereinstimmt.
Im Allgemeinen sind die Scholien sehr kurz gefasst. Wir
heben Einiges hervor. Nach Bar-Hebräus hatte Daniel nach Art
der Eunuchen ein abnormes Aussehen. Die Glieder der Statue und
die verschiedenen Metalle (cp. 2) bezieht er auf die vier Reiche
der Babylonier, Meder, Perser und Alexanders, sowie seiner Feld¬
herrn ; der die Statue zermalmende Stein ist das geistige Reich
Christi. Die Krankheit Nebukadnezar’s (cp. 9) ist eine Geistes¬
krankheit nach Art des Wahnsinns. Mene tekcl upharsin (cp. 5,
25) erklärt er also: Gott hat gezählt die Jahre deines Reiches und
sie gekürzt; als er dich wog und ohne Tugend fand, streckte er
die Hand der Perser über dein Reich aus. Der Menschensohn
(7, 13) ist buchstäblich auf Zerubabel, bildlich auf Christus zu
beziehen. Die 70 Jahreswochen (9, 25) reichen vom 20. Jahre
des Artaxerxes Longimanus bis zum Ende des 4. Jahres Gajus’
(d. i. 41 n. Chr.), welcher im Tempel ein Götzenbild errichtete.
Als den terminus ad quem der 62 Jahreswochen nimmt Bar-Hebräus
die Kreuzigung Christi an. Die Gerechten, welche in der Erde
schlummern (12, 2, 3). sind die Makkabäer.
Den Scholien zum Buche Daniel folgt in dem horreum
mysteriorum eine chronologische Tafel zur Darstellung der 70 Jahres¬
wochen, welche den Zeitraum von der Verbrennung des Tempels
durch Nebukadnezar bis zum Ende der Zerstörung durch Vespasiaq
mit Angabe der Namen der heidnischen Könige, welche über die
Hebräer geherrscht haben, ihrer Regierungsdauer, der byzantinischen
Aera und der vorzüglichsten Thatsachen umfasst. Diese Tafel ist
im Originaltext S. 17 - 22 abgedruckt und S. 66—74 getreu über¬
setzt, ohne jegliche Bemerkung hinsichtlich der Sprache und des
Inhaltes. Von Adam bis zur Zerstörung Jerusalems zählt Bar-
Hebräus 5585 Jahre.
Diese vorliegende kleine Schrift, welche das erste
Heft der »Beiträge zur Geschichte der Bibelexcgese«
bildet und die syrische Litteratur bereichert, kann nur
mit Freuden begrüsst werden. Möge der Autor bei diesem
ersten Versuche nicht stehen bleiben !
Wien. # Dr. Zschokke.
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195
Nr. 7. — Okstkrrkichjsches Littkraturblatt. — 11. Jahrgang.
190
I. Funk, Franz X.: Die apostolischen Constitutionen.
Eine lilterarhistorische Untersuchung. Rottenburg, Bader. 189!.
8°. (VII u. 374 S.) 9. 3.60.
II. Schnitzer, Dr. Josef: Berengar von Tours, sein
Leben und seine Lehre. Ein Beitrag zur Abendmahlslehre
des beginnenden Mittelalters. Neue Ausgabe. Stuttgart, Roth.
1892. 8°. (XVI u. 415 S.) 11. 3.60.
I. Nicht unbedeutend ist die Anzahl der Schriften
ausser dem Canon, welche sich eines Apostels als ihres
Urhebers rühmen. Doch haben sie insgesammt den Namen
der Apostel nur erborgt und sind zumeist das Werk von
Verführern, welche ihren Irrthümern eine autoritative
Bestätigung geben wollten. Von der Menge der unter¬
schobenen Bücher verdienen die apostolischen Constitu¬
tionen und Canones geschieden zu werden. Denn so
einstimmig seit Beginn der Neuzeit die kritische Forschung
ihnen die Autenthie abspricht (FunkS. 2 — 21), so kommen
doch alle Gelehrten darin überein, dass sie für alles, was
Kirchenzucht, Gewohnheiten und Gebräuche in den eisten
christlichen Jahrhunderten betrifft, eine höchst wichtige
Quelle sind. In demselben Verhältnisse ist die Frage über
Art, Zeit und Ort der Entstehung dieser beiden Schriften
wichtig. So wenig man sich seit Drcy, welcher vor
60 Jahren diesen Fragen sich zuwandte, in allen Einzel¬
heiten mit seinen Aufstellungen beruhigt hat, so vermisste
man doch eine die Frage in ihrer Gänze beurtheilcnde
und abschliessende kritische Untersuchung um so mehr,
als mittlerweile die für dieselbe so wichtigen Schrift¬
stücke der Didaskalia der Apostel durch J. W. Bickell
(1843) und der Didache der Apostel durch ßryennius
(1883) aufgefunden und ediert worden waren. Funk hat
infolge seiner Arbeiten über die apostol. Väter 1881, die
Ignatiusbriefe 1883, die Lehre der Apostel 1883 den
klarsten Einblick in alle sich hier berührenden Verhält¬
nisse und sein scharfer kritischer Blick hat das Ursprüng¬
liche von der späteren Mache befreit, das Unechte vom
Echten abgeschält. Er zeigt unwidersprechlich die Didas¬
kalia als die Quellschrift der apost. Const. I—VI (S. 76
bis 112) sowie, dass das siebente Buch derselben eine Ueber-
arbeitung der Didache ist (S. 113—132). Diese selbst
weist er dem Ende des ersten Jahrhundertes zu (S. 113),
während die Didaskalia als eine katholische Schrift aus dem
ersten Viertel des dritten Jahrh. erscheint (S. 50). Das achte
Buch der Const. hat mit den übrigen Büchern zwar die
Heimat Syrien (S. 165) und die Entstehung am Anfang
des 5. Jahrh. (S. 163) gemeinsam, aber im Unter¬
schiede von denselben einheitlichen Ursprung (S. 174).
Nachdem Funk noch das Verhältnis des Pseudoignatius
und Pseudoclemens in zwei Abschnitten seines Buches
klargelegt, erörtert er Plan und Bedeutung der apost. Const.,
um schliesslich die Hauptergebnisse seiner kritischen Ar¬
beit bündig zusammenzufassen. Funk zeigt, dass der
Autor der apost. Const. keine Sondertendenz, insbeson¬
dere auch kein hierarchisches Interesse verfolgt habe.
»Es ist schwerlich gerechtfertigt, den Einfluss auf die
Folgezeit besonders zu betonen und das Werk in dieser
Beziehung den Dekretalen Pseudoisidors an die Seite zu
stellen. Die kirchliche Entwicklung w ? urde durch die
Fälschung nicht erheblich berührt.« (S. 364).
II. Je wichtiger das Geheimnis des a. h. Altars-
sacramentes ist, desto dankbarer nehmen wir jede Einzel¬
untersuchung an, welche es betrifft. Berengar ist der
erste Sacramentierer und daher eine vielumstrittene Per¬
sönlichkeit. Die christliche Welt entsetzte sich über den
Judas, der es gew T agt, Hand anzulegen an seinen Herrn,
und zwar unter dem Scheine des Wohlwollens; gegen
keinen Secticrer wurden so viele Concilien gehalten.
Andererseits darf keine solche That das Ausbleiben von
Handlangern fürchten. Berengar fand Anhänger, und seit
Lessing das Buch de sacra coena geschrieben, hegt man viel¬
fach eine grössere Vorliebe für Berengar und seine Lehre, als
die Liebe zur Wahrheit erlauben würde. Schnitzer wäll
daher beides, Person und Lehre, zu eingehenderer Dar¬
stellung bringen und bietet dies in drei Abschnitten :
Berengar’s Leben 1 — 126; Entwicklung der Abendmahls¬
lehre von Paschasius bis B. 127 — 245; B.’s Lehre und
Bekämpfung 246 — 415. Die Ausführung ist correct und
mit begeisterter Hingebung für den Gegenstand gemacht,
welche mit unermüdlichem Fleisse alles Zweckdienliche
zusammengetragen hat. Besonders interessiert die Gegen¬
überstellung der Abendmahlscontroverse des 11. Jahrh.
mit der des 9. Jahrh. In dieser stritt man sich nur um
nebensächliche Bestimmungen, ohne die Grenzen der Or¬
thodoxie zu überschreiten ; in jener handelte es sich um
das Wesen des Dogmas selbst. (S. 404). Auch beweist
Sch., dass B.’s Aufstellungen Anlass gaben zu einer voll¬
kommenen Ausbildung der Kirchenlehre : die Scholastiker
hatten im Wesentlichen nichts beizufügen; Hildebert
gebrauchte zuerst das Wort Transsubstantiatio (S. 410).
Im selben Verhältnisse nahm der eucharistische Cultus
Aufschwung: zur Emporhebung der gewandelten Gestalten
und mithin zum andächtigsten Theile der heiligen Messe
wurde Berengar nicht minder der nächste Anlass als wie
die verrätherische That des Apostels zur Erhöhung des
Heilandes am Kreuze.
Wien. Dr. Cölestin Wolfsgruben
Von neuen Auflagen liegt vor das »Lehrbuch der Moral¬
theologie« von Dr. Theophil Hubert Simar, Bischof v. Pader¬
born, 3. verb. Aufl. Frcibg., Herder, 1893. 8°. (XV u. 446 S.)
fl. 3.—. Ausser der wörtlichen Mittheilung der angerufenen Schrift¬
steller, die nun sammt den übrigen Anmerkungen nicht mehr
»unter dem Strich«, sondern in den Text selbst mit eingefügt
erscheinen, weist die Neuauflage des rühmlich bekannten und
beliebten Buches nur kleinere sachliche Verbesserungen aut ;
die neuere moraltheologische Litteratur seit 1867 ist verhältnis¬
mässig wenig verwertet. — In *6. durchgesehener Aufl.« erschien
der allgem. Theil der aus dem Dänischen übers, dreibändigen
protestantischen Moral »Die christliche Ethik« von Dr. H.
Martensen, Bischof von Seeland, Berlin, Reuther u. Reichard,
1892. 8°. (XII u. 601 S.) fl. 5.40. M. gehört unter jene protestanti¬
schen Theologen, die sich »die lebendige Vereinigung des Christen¬
thums und der modernen Humanität« zum Zielpunkte ihrer wissen¬
schaftlichen Bestrebungen stellen (Vermittlungstheologie); er geht
jedoch in der Preisgebung christlicher Ideen zu Gunsten der mo¬
dernen Denkweise nicht so weit wie andere Theologen derselben
Richtung, und namentlich in seiner Ethik hält er entschieden an
den Grundgedanken der e v an ge lisch-p rötest. Sittenlehre fest.
Dieser Umstand in Verbindung mit der wohl abgerundeten schönen
Darstellung hat dem Buche auch vorzugsweise seine grosse Ver¬
breitung verschafft. Die neue Aufl. zeigt keine bemerkenswerten
Veränderungen. — Von der Verlagsanstalt (vorm. Manz in Regens¬
burg liegt der I. Bd. der »Briefe des hl. Kirchenlehrers
Alfons M. v. Liguori, Stifters der Congreg des allerh. Erlösers,
aus dem Italienischen übers, von mehreren Priestern ders. Con¬
greg.«, 1893. 8°. (XXII u. 838 S.) fl. 4.80 vor. Wir behalten uns ein
eingehendes Referat über diese hochwichtige Briefsammlung bis
zum Erscheinen des Schlussbandes vor, empfehlen dieselbe aber
jetzt schon besiens wegen ihres für Theorie und Praxis des
christlich-sittlichen Lebens gleich wertvollen Inhaltes. —nd—.
Kathohca.
Zeitschrift f. kathol. Theologie. (Innsbruck). XVII, 2.
Michael, Päpste als »offenbare Ketzer«, Geschichtsfabeln
Döllinger’s. — A. Zimmer mann, Nippold als Kirchenhistoriker.
— Nilles, »Tolerari Potest«. De juridico valore decreti tolerantiae
commcntarius. - Fr. Schmid, Können wir den Verstorbenen
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197
Oksterreichisches Luter atu rbl att. — II. Jahrgang.
198
Nr. 7. —
sicher helfen? — Recensionen, darunter: Lämmer, Institutionen
d. kath. Kirchenrechts (Biederlack); — Rolfes, Aristoteles üb. d.
Verhältnis Gottes zur Welt (Rinz). — Analekten; Kl. Mitth. aus
d. ausländ. Litteratur.
Der Katholik. LXXIII. (III. F., VII.) März.
Papst Leo XIII. als Dichter. — O. Blank, D. Marienbild
in den ersten 3 Jhdten. (Forts.) — M. Wolter, Erzabt v. Beuron.
Schl.) — Racke, D. Bekämpfg d. Socialdemokratie auf d. Kanzel.
— Hohler, D. dogmat. Kriterium der Kirchengesch. (FortsA —
Zum Schul- u. Unterr.-Wesen d. ausgehenden M.-A.
Akatholica.
Zeitschrift f. Wissenschaft!. Theologie. XXXVI. 4.
Holtzmann, D. Logos u d. eingeborene Gottessohn im
4. Evangelium. — Hi I gen fei d, D. Brief d. Paulus an d. Römer. V.
— Nestle, E. Verhandlg. üb. Matth. I. u. II. im J. 119? —
Hilgenfeld, D. Petrus-Evangelium üb. Leiden u. Auferstchg.
Jesu. — Bratke, Handschrift!. Ueberlieferg. u. Bruchstück der
arabisch-äthiop. Petrus-Apokalypse. — Görres, Beiträge zur
Kirchengesch. d. Vandalenreiches.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Didon, D. Unauflösbarkeit d. Ehe u. d. Ehescheidg. Ueb. von
0. M. Schneider. Regensbg., Manz. (IV u. 235 S.) 11. 1.80.
Mönchemeier R., Amalar v. Metz. S. Leben u. s. Schriften.
E. Beitr. z. theol. Litt.-Gesch. u. z. Gesch. d. latein. Liturgie
im M.-A. (Kirchengesch. Studien, I. 3 u. 4.) Münster, Schöningh.
(XII u. 266 S.) fl. 8.64.
Lillys and Wallis’ manual of the laws specially affecting Ca-
tholics. London, Clowes. 12 sh.
Les registres de Clement IV. (1265—1268). Recueil des bulles
de ce pape. D’apres les manuscrits originaux des archives du
Vatican p. E. Jordan. Fase. I. Paris, Thorin. 8 fr. 40 c.
Janucci A. M., Teologia estetica e sociale della Divina com-
media di Dante Alighieri. Neapel, Morano. 3 1.
Akatholica .
Glage M., D. Grundfehler d. Ritschl’schen Theologie. I. Kiel,
Eckardt. (66 S.) fl. —.72.
Dix \\. f The sacramental' System considered as the extension of
the incarnation. London, Longmans. 6 sh.
Kübel E., D. Offenbarg. Johannis, f. bibelforsch. Christen z.
Lehre u. Erbaug. üb. u. erklärt. München, Beck (VIII u. 323 S.)
fl. 2.70.
Scholz A., Zeit u. Ort d. Entstehg. d. Bücher d. A. T. Dresden,
Hertz. 4°. (35 S.) fl. —.72.
Kunze J # , D. neu aufgefundene Bruchstück d. sog. Petrus¬
evangeliums, übers, u. beurtheilt. Leipz., Dörffling und Franke.
(48 S.) fl. —.36.
Köhler A., Religionsgesch. u. Religionsunterr. E. zeitgem. Be-
trachtg. u. e. freies Wort f. d. freie Schule. Lpz., Grübel u.
Sommerlatte. (48 S.) fl. —.45.
Harnack A., Lehre d. 12 Apostel, nebst Untersuchgen. zur
ältesten Gesch. d. Kirchenverfassg. u. d. Kirchenrechts. Lpz.,
Hinrichs. (70 u. 294 S.) fl. 6. — .
Antiqu.-Kat.: Rosenthal in München, Kat.-Nr. 73: Ulr. v.
Hutten (Nr. 11.390—1 1.639). — H. Schöningh in Münster,
Kath. Theol., Predigt-Litt., 1597 Nrn. — Roth er in Lpz., Kat.-
Nr. 25, Theol., 1887 Nrn.
Philosophie. Pädagogik.
I. Nletz s c h e Friedrich : Jenseits von Gut und Böse.
Vorspiel einer Philosophie der Zukunft. 2. Aull. Leipzig, Nau¬
mann. 1890. 8°. (VIII u. 269 S.) fl. 3.—.
II. — Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift. 2. Aufl.
F.bd. 1892. 8°. (XIV u. 182 S.) 11. 2.10.
III. S c h e 11 w i e n Robert: Max ’Stirner und Friedrich
Nietzsche. Erscheinungen des modernen Geistes und das
Wesen des Menschen. Leipzig, C. E. M. Pfeffer. 1892. 8°. (III
u. 117 S.) fl. 1.56.
IV. Kaatz, Dr. Hugo: Die Weltanschauung Friedrich Nietz¬
sches. 2 Theile mit einem Bilde Friedrich Nietzsches. Dresden
und Leipzig, Pierson. 1892. 8°. (XI, 127 u. III, 105 S.) fl. 2.40.
I. u. II. Friedrich Nietzsche (geb. 1844, eine Zeit
lang Professor der Philosophie in Basel, seit 1888 geistes¬
krank), ist der »modernste« der Philosophen sowohl nach
dem materialistisch-darwinistischen Inhalte wie nach der
Form seiner Schriften, die in Kraftsprüchen und Para¬
doxen schillern und durch aphoristische und hochpathe¬
tische Auslassungen mehr zu blenden als zu überzeugen
suchen, durch das gewisse skepticierende Spielen mit der
Wahrheit aber den Glauben an die Wahrheit überhaupt
im Leser zu erschüttern geeignet sind. Bereits werden
»Geistesblitze« aus N.’s Büchern in besonderen Samm¬
lungen dargeboten (v. Brodtbeck, Lauterbach) und den
N.’schen Sentenzen wird die Sprichwörtlichkeit »anzu¬
züchten« gesucht; N. wird den »bedeutendsten Denkern«
der Gegenwart zugereiht und seiner Philosophie er¬
kennt man laut die Palme des Sieges der Wissenschaft
über veraltete Weltanschauungen zu. Es sei deshalb auf
die vorgenannten Schriften N.’s in diesen Blättern be¬
sonders aufmerksam gemacht, nicht als ob sie die um¬
fangreichsten unter N.’s Werken wären (seine »Unzeit¬
gemässen Betrachtungen« in 4 Stücken, sein »Mensch¬
liches, Allzumenschliches«, »Also sprach Zarathustra« in
4 Theilen, »Morgenröthe«, »Die fröhliche Wissenschaft«
sind voluminöser); sondern weil man nach N.’s. eigenen
Worten bei jedem Philosophen gut thut, zur Erklärung
seiner metaphysischen Behauptungen immer zuerst zu
fragen: »Auf welche Moral will er hinaus?« und weil
er seine Moral am kräftigsten in diesen zwei Büchern
gezeichnet hat. Übrigens sagt N. selbst, dass das Ver¬
stehen seiner Schriften nicht leicht sei; man müsse »dazu
beinahe Kuh sein, Wiederkäuen.«
N. erklärt sich als abgesagten Feind alles Dogmatis¬
mus. Das hindert ihn nicht, selbst Dogmatiker zu sein.
Die Nichtexistenz Gottes und einer geistigen Menschen¬
seele, die Entwickelung aller Weltwesen aus der Materie
durch Vererbung und Züchtung, die Bestimmung der
Menschheit im grossen und ganzen dazu, Unterbau für
eine immer grössere Erhöhung des Typus »Mensch« zu
sein u. v. a. stellt er ohne Beweis (vielleicht weil ihm
»jeder Denker verdächtig ist, der etwas beweisen will«)
als die Voraussetzungen hin, auf denen er seine Moral
aufbaut. Diese geht darauf aus, alle bisherigen »Werte
umzuwerten«, d. h. die bisher geltenden »langweiligen«
sittlichen Forderungen zu Gunsten der »fröhlichen Wissen¬
schaft« ausser Cours zu setzen und dahin zu wirken,
dass die alte »platonische«, »christliche« Moral »in die
Komödie komme«. Die Umwertung muss selbstverständ¬
lich bei der Religion beginnen, die nach N. nichts anderes
ist und sein darf als »ein Züchtungs- und Erziehungs¬
mittel für die gewöhnlichen Menschen« in der Hand »der
Starken, zum Befehlen Vorbestimmten«. Ihm sind näm¬
lich nicht alle Menschen gleichen Ranges von Natur,
noch sind sie um ihrer selbst oder des Gemeinwohles
willen oder gar Gottes wegen da. Vielmehr gibt es eine
»Rangordnung und Rangkluft zwischen Mensch und
Mensch«. Das »gleich vor Gott« aller Menschen war
bisher nur dazu geeignet, »eine verkleinerte, fast lächer¬
liche (Menschen-) Art, ein Herdenthier, etwas Gutwilliges,
Kränkliches, Mittelmässiges« heranzuzüchten und der
Glaube an eine Bestimmung des Menschen für Gott hat
der Menschheit jenen »Herdeninstinkt des Gehorsams«,
»jene Herdenmoral« angezüchtet, die alle ohne Aus¬
nahme unter ein fortwährendes »du sollst« zu zwingen
sich vermisst. Alle diese »du sollst« sind zu revidieren
nach dem Grundsätze, dass »die fortgesetzte Selbstüber¬
windung des Menschen«, die stetige Vervollkommnung
des Typus »Mensch« Aufgabe und Ziel der Menschheit
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199
Nr. 7. — Okstkkreiuhischks Lm kkaiijkbi.au. — II. Jahrgang.
200
ist. Diese Aufgabe bedingt nämlich das Entstehen und fort¬
währende Sicherneuern einer aristokratischen Gesell¬
schaft, die wieder eine unausgesetzte Überwältigung und
Unterdrückung der »Schwächeren, Sittlicheren, Fried¬
licheren« durch »Raubmenschen« zur Grundlage hat,
welche sich »noch im Besitze ungebrochener Macht¬
begierden« befinden und den dem Menschen angeborenen
»Willen zur Macht«, zur Beraubung und Unterwerfung
der übrigen am vollkommensten darstellen. Diese aristo¬
kratische Gesellschaft der Gewaltmenschen, durch welche
allein ein Fortschritt der Cultur und damit eine Erhöhung
des Menschheitstypus möglich ist, bildet eigentlich den
»Sinn und die höchste Rechtfertigung« jedes Gemein¬
wesens; diese Aristokratie nimmt deshalb »mit gutem
Gewissen das Opfer einer Unzahl von Menschen hin,
welche um ihretwillen zu unvollständigen Menschen, z u
Sclaven, zu Werkzeugen herabgedrückt werden müssen«;
sic hat das Recht, die Gesellschaft »als Unterbau und Gerüst«
zu betrachten, »an dem (sie) sich (als) eine ausgesuchte
Art von Wesen zu ihrer höheren Aufgabe und zu einem
höheren Sein emporzuheben vermag«. Es gibt darum
für sie und ihren Machtwillen keine Schranken als jene,
die sie sich selbst setzt; »die vornehme Art Mensch fühlt
sich als wertbestimmend, sie hat nicht nöthig, sich gut¬
heissen zu 1 a s s e n ;« für sie gilt: »Alles ist erlaubt,
wie es das Herz will,« und wie immer sie handelt gegen
die Wesen niederen Ranges, jedenfalls handelt sie »jen¬
seits von Gut und Böse«. Das ist die Herrenmoral,
die dem Menschen natürliche und ursprüngliche, gemäss
der die »Umwertung« der jetzt geltenden Moral statt¬
finden muss. Davon unterscheidet sich die Sclaven-
moral der Unterdrückten, in welcher ganz entsprechend
jene Eigenschaften mit Licht übergossen werden, welche
dazu dienen, Leidenden das Dasein zu erleichtern, wie
Mitleiden, Nächstenliebe, Geduld, Fleiss, Demuth; denn
»das sind beinahe die einzigen Mittel, den Druck des
Daseins auszuhalten«. Die Herrschenden haben es in
schlauer Weise verstanden, diese »Tugenden« dem Volke
als von Gott gewollte »heilig« zu machen ; es war dies ihr
Vortheil. Leider wurde durch den Einfluss des Judenthums
und noch mehr des Christenthums diese Sclavcnmoral
die herrschende, dergestalt, dass selbst das neue Frei¬
geisterthum zu seiner Schande sich von ihr nicht loszu¬
machen verstand. In dieser jüdisch-christlichen Sclaven-
moral »ist der Herd für die Entstehung jenes berühmten
Gegensatzes »gut« und »böse«, den heute die Welt fest¬
hält, indem sie gut nur dasjenige nennt, was »der Herde«
frommt, dagegen alles »Vornehme«, d. h. Gewaltthätige,
als böse bezeichnet im Gegensätze zur ganzen Menschen¬
natur, die »Wille zur Macht« ist. Die Herrschaft dieser
»Herdenthiermoral« wird N. zu einer »Beängstigung,
mit der sich (ihm) keine andere vergleichen lässt« —
als vielleicht die, es möchten »einige seiner Gedanken
bereit sein, zu Wahrheiten zu werden — so unsterblich,
herzbrechend rechtschaffen und langweilig sehen sie
schon aus, seine alten, geliebten, schlimmen Gedanken !«
Wir theilen diese Beängstigung nicht inbezug auf
die hier dargelegten Gedanken N.’s, deren Kritik über¬
flüssig sein dürfte. Manche andere, wie einzelne über
die Frauenfrage, über die schwachen Seiten der modernen
Wissenschaft und ihr Auswachsen ins Kleinliche sind
sehr zutreffend.
III. Schellwien bietet eine gedrängte Übersicht der
Lehre M. Stirner’s, des Philosophen des brutalsten ma¬
terialistischen Egoismus und F. Nietzsche’s, dessen Welt¬
anschauung er auf die Schopenhauer’sche Philosophie
und den Darwinismus als ihre Quellen zurückführt;
hierauf legt er seine Ansicht über die vorzüglichsten der
von beiden behandelten Probleme dar. Der Standpunkt,
von welchem aus dieses letztere geschieht, ist im Wesen
der des Hegel’schen Pantheismus.
IV. K. will »angesichts der Bedeutung, welche die vor¬
nehme Publicistik den Gedanken F. Nietzsches von Tag
zu Tag mehr zuerkennt«, ein festumrissenes Gesammt-
bild der Weltanschauung Nietzsches bieten, soweit dies
aus den aphoristischen und sich häufig genug wider¬
sprechenden Darlegungen Nietzsches möglich ist. Indem
dies K. durchgängig mit Nietzsches eigenen Worten thut,
wird der unmittelbare Eindruck der Nietzsche’schen Aus¬
führungen umso besser gewahrt.
Wien. F. M. S c h i n d 1 e r.
Hochegger, Dr. Rudolf, Prot. d. Philos. u. Püdag. an der k. k.
Franz-Josefs Universität in Czernowitz : Über die Cultur-
aufgabe des Lehrers und die Nothwendigkeit eines freien
Lehrerstandes. Bielefeld, A. Helmich. 1892. 8° (29 S.) fl. - .36
Die kleine Schrift ist die Erweiterung eines Vortrages,
den der Verf. i. J. 1888 in Innsbruck als Privatdocent
gegen die lex Liechtenstein für die confessionslose Schule
gehalten hat. Vom Lehrerstande ist darum nur insofern
die Rede, als er »Wächter und Pfleger des Culturideals«
ist. Dieses Ideal entwickelt nun der Verf. auf der Basis
der »pessimistischen Weltanschauung«, die glücklicher
Weise auf den massgebenden Universitäten Österreichs
keinen Anklang fand, und knüpft daran die landläufigen
Phrasen über Sittlichkeit und Religion, über Autoritäts¬
glauben, über Culturfeindlichkeit der kath. Kirche und
des positiven Christenthums überhaupt. Der Verf. ist ein
Feind jeder »positiven« Religion, meint aber, »den Vor¬
wurf der Religionslosigkeit zu nichlc gemacht zu haben«,
da »kein Mensch überhaupt religionslos ist, wenn man
unter Religion nicht nur ein bestimmtes Glaubensbekennt¬
nis versteht« (p. 27). »Religion ist das im Gefühle sich
kundgebende Bewusstsein von dem übersinnlichen, zeit¬
losen Charakter aller Erscheinungen« Cp. 23). »Ein
Christus, Socrates, Spinoza« (p. 9) stehen für den Verf.
auf gleicher Linie in der Entwickelung des Culturideals;
zur Verwirklichung dieses Ideals hat »der Staat von
allen positiven Religionen nichts zu erwarten« (p. 27);
keine bietet »eine allgemeine, reine Sittenlehre« (p. 25).
Überhaupt ist »die Auctorität (auch die des Staates?)
der Feind des Sittlichen«. Zur Lösung der Culturaufgabe
ist daher das Recht der persönlichen Überzeugung und
ein freier Lehrerstand durchaus nothwendig. Wie weit
diese Freiheit geht, sagt der Verf. leider nicht. Ist es
bloss eine Freiheit, atheistische und antikirchliche Lehren
aufzustellen, oder auch anarchistische, communistische,
nihilistische Dogmen zy verbreiten ? Und das Recht der
persönlichen Überzeugung — gilt dies auch für den
Christen ? Oder dürfen die Völker Österreichs es sich
nicht erlauben, aus persönlicher Überzeugung eine andere
Ansicht über Religion, Cultur, Fortschritt zu haben, als
der Verf. ? Haben sie nicht das Recht, im positiven
Christenthum kein »Zurückschrauben der Cultur« zu sehen
und an einen persönlichen Gott zu glauben? — Diese
logische Inconsequcnz in der Proclamierung der Freiheit
vor der Kirche, nicht aber vor dem Staate, in der
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201
Nr. 7. — OüSTBKKKlCHISUHKS L ITTER ATU RBL ATT.
II. Jahrgang.
202
Proclamierung des Rechtes der eigenen Überzeugung für
sich und die gleichdenkenden Lehrer, nicht aber für alle,
auch Andersgesinnte, hat der Verf. leider übersehen. C. L.
Das humanistische Gymnasium. III, 4.
Internat. Pädagogenversammlg. in Chicago. — Deutsche
Ausstellg. f. d. nied. u. höh. Unterr.-Wesen in Chicago. — Hil-
gard, D. griech. Studienreise bad. Philologen (Schl.) — Uhlig.
D. Berufswahl d. Gvmn.-Abiturienten im Kgr. Sachsen u. d.
Nichtlateiner an d. höh. Lehranstalt in Kristianstad, neue Beweise
gg. falsche Vorstellgen. — Rede d. österr. Untcrr.-Ministers v.
4. Febr. 1893. — Neuere u. neueste Aeussergen. üb. Schulreform. II.
— Fr. Lange, Dir. Uhlig u. höh. Gesichtspunkte. — Nohl,
Wider die Uhlig’sche Schrift »D. Einheitsschule m. lateinloscm
Unterbau (Uhlig).
Christi.-pädagog. Blätter. XVI, 4 -6.
(4.) Görgen, Leo-Hymne. — Leo XIII. und d. Schule.
(Forts, in Nr. 5 u. 6.) — D. Autoritätsprincip u. d. liberalen
Lehrer. — G. Müller, Gegen d stumme Kreuzzeichen. — (5.)
D. Locallehrerconferenz u. d. Religionslehrer. — P erg er, D. Alp¬
drücken d. liberalen Lehrer. — Fragmentarisches z. Lehrerbildungs¬
frage. — (6.) Für d. christl. Erziehg.! — Vier Krankheiten des
Schulgartens auf d. Lande. — Aberglaube u. liberale Partei. —
Bönsch, Glauben heisst nichts wissen. — Lose Gedanken.
Kathol. Schulkunde. II, 7 — 10.
(7.) Münz, Goethe u. sein Verh. z. Christenthum u. Vater¬
land. (Schl, in Nr. 8.) — Görgen, D. bibl. Geschichtsunterr. I.
(Schl.) — S. Bäumer, D. hl. Rhabanus Maurus (Forts, in Nr.
8—10.) — Zur Katechismusfrage. — Knoche, D. Anschaugs.-
u. Zählprincip als Grundlage d. 1. Rechenunterr. (Forts.) — (8.)
Bedeutg. d. Sprache in ihrer nation. u. ethischen Seite. (Schl, in
Xr. 9.) — (9.) Br., Gottfr. Schultz f. — (10.) Inigo, Dr. Ant.
Fischer, Weihbischof v. Köln. — Verschiedene Behandlgsweise.
b. Erziehg. v. Knaben u. Mädchen in d. ungetheilten Volksschule.
— Mäkle, D. Prophctenschulc d. Alten Bundes. — Beil.: Edel¬
steine, Nr. 4 u. 5.
Kathol. Schuizeitg. f. Norddeutschland. X, 7-11.
(7.) Zum 50j. Bischofsjub. Sr. Heil. Papst Leo XIII. (Schl.)
— (8.) D. Pädagogik in d. 4 Büchern d. Nachf. Christi v. Thomas
v. Kempen. IL — Steilschrift oder Schrägschrift? — (9.) Holtz,
Nothwendigkt. u. Aufg. e. Anleitg f. d. gesammten Unterr. i. d.
zweisprach. Schule. — Habrich, D. Volksschulreform, e. Haupt¬
mittel z. Bekämpfg. d. Socialdemokratie. — (10.) D. hl.
Collegium und dessen Ergänzg. am 16. Jan. 1893. — Hd., Z.
Studium d. neueren Philosophie. — Breitenstein, f Gottfr.
Schultz. — (11.) Nieden, Uns. Gehaltstage — c. Lebensfrage.
Rhain.-Westfäl. Schuizeitg. XVI, 21-24.
(21.) Geusen, D. Aufsatz in d. Volksschule. (Forts, in Nr.
22—24.) — Lichner, Aphorismen z. Gesch.-Unterr. in der
Volkssch. II. (III. in Nr. 22.) — Neuere musik. Litt. — Klee¬
mann, Seichtlinge u. Halbwisser. (Schl, in Nr. 22.) - (22.) Rede
d. Cultusmin. Dr. Bosse betr. d. Relig.-Unterr. d. Dissidenten¬
kinder. (Schl, in Nr. 23.) — (23.) Petrovitsch, Serb. Schul¬
wesen. — D. Schulen in d. V. St. — K., Beschäftigg. Schul¬
pflicht. Kinder im gewerbl. Leben. — (24.) Gelfert, Fachwiss.
Systeme f. d. Geogr.-Unterr. I. — Schulgesetzkde.
Neue Erscheinungen:
Adam P., Critique des moeurs. Paris, Kolb. 3 fr. 50 c.
Arndt Th., D. Glück. E. Wort f. d. ideale Weltanschaug. Berl.,
G. Reimer. (44 S.) fl. —.36.
Anders H., Hans Jedermanns Lebensphilosophie. Berl., Steinitz.
(179 S.) fl. 1.20.
Haag E., D. phys. u. sittl. Entartg. d. modernen Mannes. Ein
Ggstück. zu M. Wolfs »Entartg. d. Weibes*. Ebd. (71 S.)
fl. -.60.
Kirchoff E., Ueb. das Glauben. Ebd. (IV u. 160 S.) fl. 1.20.
Endris A. J., D. Frauen u. d. Häuslichkeit. Trier, Paulinusdr.
(183 S.) fl. 1.20.
Mol lat G., Mitthlgen. aus Leibnizens ungedr. Schriften. Neue
Bearbeitg. Lcipz., Haessel. (VII u. 140 S.) fl. 1.44.
Weygandt W., Entstehg. d. Träume. E. psycholog. Untersuchg.
Lpz., Grübel u. Sommerlatte (51 S.) fl. —.60.
Sharp F. Ch., The aesthetic element in morality and its place
in a utilitarian theory of morals. Berl., Mayer u. Müller. (UI
u. 131 S.) fl. 1.80.
Antiqu.-Kat .: Neubner in Köln, Kat.-Nr. 44: Natur- und
Rcligionsphil., Nr. 1472-2898 (Leben Jesu Nr. 2089 — 2131).
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Zur neueren österreichischen Geschiohte.
1. Ein Linzer Tagebuch Uber den ersten Einfall der Fran¬
zosen. Mitgetheilt von Prof. Laurenz Pröil. (L. Bericht über
das Museum Francisco-Carolinum. Linz 1892. 47 S.)
Aufzeichnungen des weil. k. k. obderennsischen Re-
gierungsrathes Franz Kollonitsch, beziehungsweise
Mittheilungen an den Abt Wilhelm Waldbauer von Stift
Schlägl vom 20. December 1800 bis 31. März 1801,
also aus der schwer betrübten Zeit nach der Schlacht
bei Hohenlinden bis zum Abschlüsse des Friedens. Bei
unserem bedauerlichen Mangel an Memoiren, deren die
Franzosen über jeden Zeitraum ihrer Geschichte in Fülle
besitzen, muss jede unmittelbarer Wahrnehmung ent¬
stammende Aufzeichnung, die uns Blicke in die Zu¬
stände, Anschauungen und Stimmungen der breiten Masse
der Bevölkerung in geschichtlich wichtigen Perioden
thun lässt, willkommen sein. Der Herausgeber bemerkt
einleitungsweise (S. 5) : »Briefe aus jener Zeit bergen
noch manche ungehobene Kunde, vor allem aber Chro¬
niken und Tagebücher«. Es ist zu wünschen, dass die
interessanteren davon gleich dem vorliegenden der Oeffent-
lichkeit nicht vorenthalten bleiben.
2. Zwei Denkschriften Erzherzog Rainer's aus den Jahren
1808 und 1809. Herausg. von Eduard Wertheimer. Wien
1892. Tcmpskv. (S. - A. a. d. Archiv f. österr. Geschichte
LXXV1I1); 8°, (79 S.) fl. —.80.
Nachdem Erzherzog Rainer in seiner Jugend eine
ausgezeichnete Erziehung erhalten, bestimmte am 29. Juni
1805 Kaiser Franz, dass sein Bruder durch den Minister
des Innern Leopold Grafen Kolovrat-Krakovsk^ mit den
Agenden des Staatsrathes bekannt gemacht werde. »Von
diesem Momente an war er das designierte Haupt der
obersten Behörde für innere Angelegenheiten.« Mit diesen
inneren Angelegenheiten stand es bekanntlich nach den
unglücklichen Kriegen, dem tief gesunkenen Wohlstand
und der jämmerlichen Finanzlage äusserst schlecht, und
es ist darum nicht bloss für die Verwaltungeschichte
der Monarchie sondern auch für die Charakteristik des
kenntnisreichen und scharfblickenden Erzherzogs, des nach¬
maligen Vicekönigs von Lombardo-Venetien, von grossem
Werthe die Mittel und Wege kennen zu lernen, die er
in der betrübenden Nothlage des Reiches vorschlägt,
um bessere Zustände herbeizuführen. Nach dem Frieden
von 1809 beantragt er u. a »beträchtliche Reduction
der Armee« und ist darin auf den Chef des General¬
stabes Grafen Radetzky, der sich an das ».SV vis pacein,
para bellum « hielt, nicht besonders gut zu sprechen.
3. Aufenthalt der Erzherzoge Johann und Ludwig in Eng¬
land 1815 und 1816. Nach ungedruckten Quellen von Eduard
Wertheimer. Ebd. 8°. (50 S.) fl. —.60.
Die britischen Zustände und Verhältnisse mit ihren
im Vergleich zu den continentalen Staaten riesigen Fort¬
schritten in allen Richtungen von Industrie und Handel,
mit ihrer in fortwährendem Aufschwung begriffenen
Hauptstadt — obwohl London erst eine Million Ein¬
wohner zählte, während es heute nahezu fünf hat! —
mit dem für den Festländer originellen Leben und Treiben
in Familie und Haus, besonders in den höheren Schichten
der Gesellschaft, aber auch mit der tiefen sittlichen Ver¬
derbtheit am Hofe des Prinz-Regenten, der seine Ge¬
mahlin, die übel beleumundete Prinzessin von Wales
hasst und von ihr loszukommen sucht, und sich mittler-
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203
204
Nr. 7. — Obstbrrbtchisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
weile in einer sultanischen Maitressen wirtschaft — man zählte
ihrer nicht weniger als achtzehn ! — entschädigt, bieten
den aufmerksam nach allen Seiten hinschauenden und hin¬
horchenden beiden Prinzen reichen Stoff zu Beobachtungen,
die sie in ausführlichen Briefen theils ihrem kaiserlichen
Bruder, theils dem Fürsten Metternich mittheilen. In poli¬
tischer Beziehung beachtenswert ist die damalige Abkehr
des Prinz-Regenten von Russland, dessen Kaiser er vor¬
dem bewundert hatte, und seine entschiedene Hinneigung
zu Oesterreich, das er sogar durch eine Familienver-
bindung zwischen einem der beiden Erzherzoge und einer
Prinzessin seines Hauses inniger an England knüpfen will.
Wien. H eifert.
Histor. Zeitschr. v. Sybel u. Lehmann. LXX (N. F. XXXIV), 3..
Kehr, Die sog. Karolingische Schenkg. v. 774. — Hegel,
Städte u. Gilden d. german. Völker im M.-A. — Jan Debry u.
d. Rastatter Gesandtenmord. — Mein ecke, E. Beitr. z. Gesch.
d. Jahres 1809. — Recensionen, darunter: J. B. v. Weiss,
Weltgesch. Lief. 19 —24 (Neumann); — Schiatter, Jason von
Kyrene <Jülicher); — Stückelberg, Der Konstantin. Patriziat
(Neumann); — K. Müller, Kirchengcsch. I. (Jülicher); —Katten-
busch, Lehrb. d. vergl. Konfessionskde. I. (Geizer); — Arsak
Ter Mikelian, D. armen. Kirche in ihren Bez. zur byzantini¬
schen (Geizer); — Die mar, Untersuchgen. üb. d. Schlacht bei
Lützen (Wittich); — Z wiedineck-Südenhorst, Erzh. Johann
v. Oest. im Feldzuge v. 1809 (Sauerhering); — Mejer, Z.
Kirchenrechte d. Reformations-Jhdts. (Kawerau); — Gasquet,
Heinrich VIII. u. d. engl. Klöster (Busch).
Mittheiigen. aus der histor. Litteratur. XXI, 1.
Recensionen, u. A.: DöHing er, D. Papstthum (Bloch). —
Gothein, Wirtschaftsgesch. d. Schwarzwaldes u. d. angrenzen¬
den Landschaften, Lief. 8, 9. (Koehne). — Friedensburg,
Nuntiaturberichte aus Deutschld. 1553—1559 (Wolf). — Bode¬
mann, Aus den Briefen d. Herzogin Elis. Charl. v. Orleans an
d. Kurfürstin Sophie v. Hannover (Koedderitz). — Tainc, Ent¬
stehung d. mod. Frankreich. III., deutsch v. Kätscher (Redlich).
— Dr. F. Walter, Bischof, Gen.-Superint. v. Livland, s. Land¬
tagspredigten u. s. Lebenslauf (Poelchau). — Baumgarten,
Gesch. Karls V. (Grüner).
Neue Erscheinungen:
Correspondenz, Polit., Breslaus im Zeitalter d. Königs Matth.
Corvinus. 1: 1469 —1479, hrsg. v. B. Kronthal u. H. Wendt.
(Scriptores rer. Siles., hrsg. v. Verein f. Gesch. u. Alterth.
Schlesiens. XIII.) Brest., Max. 4°. (VIII u. 285 S.) fl. 4.20.
Overmann A , D. Besitzgen. d. Grossgräfin Mathilde v. Tuscien,
nebst Regesten ihrer Urkk. Berl., Mayer u. Müller. (87 S.) fl. 1.20.
Flein er F., D. Ehescheidg. Napoleons I. Lpz., Haessel. (41 S.)
fl. —.60.
Kern mer O., Arminius. Auf Grund d. Quellen dargestellt. Lpz.,
Duncker u. Humblot. (V u. 71 S.) 11. —.96.
Publicationen aus d. k. preuss. Staatsarchiven. Lpz., Hirzel.
Bd. 52. E. Friedl aender, Aeltere Univ.-Matrikeln, II: Univ.
Greifswald, aus den Orig.-Hdschr. hrsg. L, 1456—1645. (XXI
u. 635 S) 11. 12. —. ßd. 53: M. Lehmann, Prcussen u. d.
kathol. Kirche seit 1640. Nach d Acten d. geh. Staatsarchives.
6. ThI. 1786—1792. (594 S.) fl. 9.60.
Levy A., Napoleon intime. Paris, Pion. Nourrit u. Co. 3 fr. 50 c.
Pierling P., Saxe et Moscou — Un medecin diplomatc, Laurent
Rinhuber de Reinufer. Paris, Bouillon. ^160 S.) fl. 1.50.
A]ulard F. A., Etudes et le 9 ons sur la revolution fran^aise. Paris,
Alcan. 3 fr. 50 c.
Roth an G , L’Europe et l’avenement du second empire. Paris,
Levy. 3 fr. 50 c.
Andersson L, Svenska underhandlingar med Rysland 1537.
Stockholm, Samson u. Wallin. 2 Kr. 25 Oe.
Karaman Duj., Zasluzni Splje6ani. (Wohlverdiente Männer Spa-
latos.) I. Thl. Spalato, Morpurgo. (260 S.) fl. 1.20.
Ant.-Kat.: List & Francke, Lpz., Kat.-Nr.-Nr. 245, Biogr.
Mem., Briefw. — Kirchhoff & Wigand, Lpz , Kat.-Nr. 909,
910, Gesch, Militärw., 2093 u. 3505 Nrn.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Leeb, P. Wiliebald Ludwig: Sagen Niederösterreichs*
Gesammelt, erzählt und erläutert. 1. Band. Mit einer Einbe¬
gleitung von Karl Landsteiner, inf. Propst in Nikolsburg, u.
3 Text-IU. Wien, H. Kirsch, 1892. 8° (X u. 156 S.) fl. 1.20.
Endlich ein längst gehegter Wunsch erfüllt! Und
liest man die 195 Nummern der Sammlung durch, so
gewinnt man die Ueberzeugung, dass die Sammlung der
Sagen Niederösterreichs vom rechten Manne in umfassen¬
der Weise in die Hand genommen wurde; man mag
sich aufrichtig freuen, dass auf dem Umschläge »Erster
Band« steht. Der Verf. hat zu einer solchen Sammlung
das rechte Zeug. Selbst aus dem kernhaften Landvolke
eines von der Vielleserei noch nicht stark beeinflussten
Gebietes (am Wechsel), das reich an Sagen und histor.
Erinnerungen ist, hervorgegangen, hat er von Jugend auf
gern den schlichten Erzählungen gelauscht, dabei Schauer
und Freude empfunden, Sitten und Gebräuche seiner
Heimat liebgewonnen und, herangewachsen und durch
Studien geschult, den Kern aus denselben herausgefunden;
er will nur sammeln, was noch vorhanden ist und wird
damit gewiss Viele erfreuen. Einzelnes kann jeder erzählen,
dessen Wiege unter einem Spältdache stand, aber das
Sammeln ist eine grosse Kunst. Unser Volk hat schon
oft von Naseweisen Spott und von Uebereifrigen Zurecht¬
weisung erfahren. Es ist zurückhaltend und erzählt nur
wie ein Kind von all den Zauberdingen dem etwas, zu
dem es sein ganzes Vertrauen hat. Dass es dies zum
Verf. haben kann, zeigt die poetische Auffassung und
zarte Wiedergabe des Gehörten. Ganz unterschreiben wir
folgenden Satz der Vorrede: »Die Kirche hat zwar den
Götzenwahn unserer Vorfahren energisch gebrochen, aber
in ihrer erleuchteten Weisheit viele an sich harmlose
Heidenbräuche geschont und mit dem Reise des Christen¬
thums veredelt, um dem zähe an seinen Sitten hängenden
Volke eine goldene Brücke zu bauen.«
Dass Leeb sich in der einschlägigen Litteratur eifrig
umgesehen, zeigt die zwei Blätter umfassende Litteratur-
angabe. So sehr aber auch dieses zu loben ist, der
Wert des Buches liegt in der Sammlung der Sagen
und nicht in der Erklärung derselben, die, den meisten
Stücken beigefügt, wohl Vielen willkommen sein wird.
Auf wie wenig festem Grunde wir trotz vieler gelehrter
Hypothesen in der deutschen Mythologie stehen, zeigt
uns in aller Kürze der Aufsatz F. Mogks in H. Pauls
Grundriss der german. Philologie (1, 982 ff ). — Der gut¬
gemeinte poetische Anhang beweist doch, wie schwer es
ist, eine schlichte sinnige Sage in Verse zu kleiden
Die Eintheilung in Mythen, Geister-, Zauber-, histo¬
rische und fromme Sagen, Märchen und Schwänke ist
nur ein Rahmen; vielleicht würde sich eine Gruppierung
nach Mythen- und Sagen-Ortscentren mehr empfehlen, da
sich der Einfluss der Oertlichkeit und geschichtlicher Er¬
eignisse leichter erfassen liesse. Sehr willkommen ist das
sorgfältig gearbeitete Sach- und Ortsregister. Einen schönen
Schmuck des hübsch ausgestatteten Buches bilden die
gelungenen Illustrationen, die uns drei Sagenörtlichkeiten
wirkungsvoll vor Augen führen (die Steinwandlucke, den
Berg Staff sammt St. Veit a. d. Gölsen und das Stift
Göttweig). Wir wünschen dem Werke grosse Verbreitung
, und freuen uns nach dem gelungenen Anfänge herzlich
| auf die Fortsetzung desselben, für die der Verf. recht
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Nr. 7. — Obstkrrbichischbs Lrn braturblatt. — II. Jahrgang.
206
viele Mitsammler finden möge, damit gerettet werde, was
von uralten Volksanschauungen noch vorhanden ist.
Wien. L. Pröll.
Schwer Ing, Dr. Julius: Franz Grillparzers hellenische
Trauerspiele, auf ihre littet arischen Quellen und Vorbilder
geprüft. Paderborn, Schöningh, 1891,8°, (IV u. 183 S.) fl. 1.68.
Eine der besten Schriften, welche das Grillparzer-
Jubiläum gebracht hat. Einleitend gibt der Verf. einen
Ueberblick über G.’s Jugendentwicklung bis zur Ent¬
stehung der Sappho : knapp, klar und richtig, nur die
krankhafte Naturanlage G.'s scheint mir zu wenig betont.
Dann werden »Sappho«, »Das goldene Vliess«, »Des
Meeres und der Liebe Wellen« nach einander behandelt
Dabei hat es Sch. zunächst darauf abgesehen, die Quellen
G. ’s aufzudecken, aus denen er Stoffe, Motive, auch
Elemente der Formgebung zu den hellenischen Dramen ge¬
schöpft hat. Vieles davon war schon früher erforscht,
was Sch. nun übersichtlich zusanjmenstellt; allein wenigstens
ebensoviel hat er theils aus längst vergessenen, theils
aus ungedruckten Acten und Litteraturwerken neu hinzu¬
gebracht und so wertvolle Beiträge zur vergleichenden
Litteraturgeschichte geliefert. Ausserdem verfolgt er die
Absicht, das Verständnis dieser Dramen überhaupt zu
fördern, indem er die inneren Zusammenhänge der¬
selben klarlegt, auf ihre Vorzüge und Schwächen hin¬
weist und die Technik G.’s im Grossen wie im Kleinen,
vom Bau des Dramas und der Zeichnung der Charaktere
bis zur Behandlung der Sprache und des Verses be¬
leuchtet. Ueberall zeigt Sch. Verständnis und eine so
respectable Litteraturkenntnis, dass wir es unterlassen,
ihm einige Lücken und Versehen aufzumutzen und die
beträchtliche Zahl von Druckfehlern, den Mangel einer
Inhaltsangabe und eines Registers, sowie andere ähnliche
Dinge, welche auf eine rasche Entstehung des Buches
hinweisen, zu tadeln. Dr. Wl.
Kelter Heinr.: Heinrich Heine. Sein Leben, sein Charakter
u. seine Werke. Köln, J. P. Bachem. 1891. 8°. (IV u. 128 S.) fl. 1.08.
Der Literarhistoriker befindet sich einem so hervorragenden
Verächter aller göttlichen und menschlichen Ordnung gegenüber
in einer schwierigen Stellung. Die nur allzu berechtigte sittliche
Entrüstung über die moralische Verworfenheit, welche sowohl aus
den Schriften, wie aus dem ganzen Leben und Wirken des sog.
»verzogenen Lieblings der Grazien« hervorleuchtet, wird in ihm
leicht die Oberhand gewinnen und ihn so jener Ojectivität berauben,
die bei der kritischen Beschäftigung mit Kunstwerken vor Allem
notthut. Heinrich Keiter, der schon wiederholt Proben tüchtigen
litterarischen Könnens geliefert, hat mit feinem Takt diese ästhe¬
tischen Klippen zu umschiffen und sich die Freiheit seines (Jrthcils
nach jeder Seite hin zu wahren gewusst.
Auf die Arbeiten Strodtmann’s und vor allem Dr. E. Elster s
gestützt, bringt die kleine Schrift zwar keine wesentlich neuen
Aufschlüsse — mit Ausnahme etwa der Nachweise über die von
Heine aus den Werken anderer, namentlich CI. Brentanos und
E. T. A. Hoffmann’s empfangenen Anregungen, — aber sie bietet
in knappen Umrissen eine zutreffende Charakteristik des Lebens¬
laufes und der Werke Heine’s, die weder im Lobe noch im Tadel
einseitig ist. Denn so sehr auch über die Tendenz der Schriften
H. 's und die sich darin spiegelnde bodenlose Unmoral und
Charakterlosigkeit des Dichters das Urtheil nicht schwankend sein
kann, so muss andererseits doch jeder in ästhetischen Dingen Urtheils-
fahige nach dem Studium der Werke Heine's mit dem Verf. der
vorliegenden Studie bekennen müssen, dass nirgend sonstwo
in deutscher Sprache eine so »wunderbare Mischung von Phan¬
tasie und Verstand, Witz und Gemüth, Humor und Spott« zu
finden ist »Heine’s Dichtung« — so lautet das zusammenfassende
Schlussurtheil K.’s — »ist ein Meer mit seiner Erhabenheit und
Schönheit, seinem Frieden und seinen Schrecknissen. Das Schönste
und Hässlichste liegt in ihr dicht neben einander und wir sind
nie sicher, ob wir nicht aus dem Blumengarten in eine Pfütze
gerathen. Sobald wir aber den Ekel, welchen der Dichter uns so
häufig zu verkosten gibt, überwunden haben, greift die Bewunderung
für einen so reich begabten Geist Platz, der in der deutschen
Litteratur einzig dasteht und in der Weltlitteratur nur wenige
Genossen hat.«
Mit dieser Auffassung im Wesentlichen einverstanden, kann
Ref. nur wünschen, dass bei einer etwaigen Neuauflage einige etwas
flüchtig gerathene Partien (namentlich die Analyse der Werke
betreffend) sorgfältiger behandelt und verschiedene Uneben¬
heiten im Ausdrucke, die wohl auch nur in der sichtlichen Rasch¬
heit der Arbeit ihren Grund haben, ausgeglichen würden.
C. Sfd.
Harzer, Dr. J. u. lbl,Vinc.,k. k. Mittelschulprofessoren: Slovnlk
francouzsko-öesky. (Französisch-böhm. Wörterbuch). Prag,
Otto, 1893, gr.-8°.
Das Buch, von dem bis jetzt 7 Lief, vorliegen, entspricht
einem thatsächlichen und oft gefühlten Bedürfnis. Von M. Faste r’s
Taschenwörterbuch abgesehen, lag bisher kein derartiges Werk
vor, so dass es bei nur einigermassen schwierigen Texten keine
andere Hilfe gab, als zu einem franz.-deutschen Wtb. zu greifen,
was zur Folge hatte, dass man oft noch ein deutsch-böhm. Wtb.
zu Rathe ziehen musste. Vor mehreren Jahren wurde allerdings
ein grösseres franz.-böhm. Wtb. geplant und sogar mit dem Druck
desselben begonnen, das Werk blieb aber Fragment.— Das vorl.
Buch ist auf 30 Hefte (ä 40 kr.) berechnet; eine eingehendere An¬
zeige wird erst nach dem vollständigen Erscheinen desselben
möglich sein.
Zeitschr. f. deutsche Philologie. XXVI, l.
J. v. Zingerle f, Worterklärgen. — Jiriczck, Z. mittel-
isländ. Volkskunde. — Gering, Z. Lieder-Edda. — Klaiber,
Lutherana. — Roth, Mitth. aus Hdschrn. u. älteren Druckwerken.
— Bolte, E. protest. Moralität v. Alex. Seitz. — Spanier und
Hofmann, Zu J. Chr. Günthers Gedichten. — Düntzer, Goethes
Epilog zu Schillers Glocke. — Röhricht, Bemerkgen zu Schiller-
schen Balladen. — Steffenhagen, E. Sachsenspiegelhdschr.
Zeitschr. f. d. deutsche Sprache. VI, 12.
Schräder, Das Weiss in Bildern u. Gleichnissen (Schl.). —
D. Verkleinerungssilbe »chen«. (Forts.) — Einzelne Bemerkungen
z. Stellen aus Briefen v. H. Heine.— Friedländer, Errathen.—
Gebrauch ein und dess. Wortes in versch., wenn auch nah an¬
einander grenzenden Bedeutgen. — Dombrowski, »Woher« u.
»wo . . . her?« — Rede E. v. Wildenbruch’s.— Daubenspeck,
Verschränken u. im Vorwege. — Ott, »Es denkt* u. ä. m. —
Sprachliches zu d. Roman »D. Jagd nach d. Glück« v. Karlweis.
— Ordnungszahlen v. Brüchen. — Gg. d. Höflings- u. Höflichkeits¬
schwulst in d. Sprache. — Z. Verdeutschungswörterbuch. — Zu
Rückert’s Weisheit d. Brahmanen.— Einfluss.—Gleife. — Allerlei
Randbemerkungen z. 45. Jhg. d. Nat.-Ztg. — Kl. Mitthlgen.
Zeitschrift d. allgem. deutschen Sprachvereins. VIII, 2 u. 3.
(2.) H. R., Einige Äusserungen Goethes u. Schillers über d.
d. Sprache. — (3.) E. Wort Hamerlings. — Sc he ff ler, »Und
kein Dank dazu haben.« — Deutsche Ortsnamen in unseren
Grenzländern. — Scheffler, Geographisches. — Steller, Z.
Handelssprache.— Aus e. neuen Roman v. Jensen. — Saalfeld,
Wie es gemacht wird! — Sprachl. Musterleistungen.
Neue Erscheinungen:
Manassewitsch B., Die Kunst, die polnische Sprache durch
Selbstunterricht schnell u. leicht zu erlernen. Aus »Die Kunst
der Polyglotte«. VII. Thl., Wien, Hartleben, 8° (XII u. 188 S.)
fl. 1.20, 2. umgearb. Aufl. Das Buch hat sich als praktischer
Leitfaden bewährt; bes. der phonetische Theil ist mit grossem
Fleiss gearbeitet, die Transscription der poln. Laute in deutschen
Buchstaben entspricht allen billigen Anforderungen.
Kunz Ant., k. k. Prof, am slav. Gymn. in Trebitsch: Böhmisch¬
deutsches u. deutsch-böhm. Taschen Wörterbuch unter
bes. Berücks. der an d. öst. Schulen eingeführten Orthographie.
Brünn, L. & A. Brecher; Leipz., Neufeld & Henius. (1893), kl.-8°
(VIII, 560 u. 640 Sp.) fl. 1.30. — D. Buch, »für d. Privat-,
Comptoir- u. Schulgebrauch« bestimmt, erfüllt diesen Zweck in
ausreichender Weise. Absolute Vollständigkeit d. Sprachschatzes
kann von einem solchen Taschenwtb. nicht verlangt werden,
aber mit einiger Fertigkeit in d. Handhabung d. Sprache werden
Klippen leicht zu umgehen sein. Druck u. Ausstattg. ist gut.
Jürges P., De Sallustii historiarum reliquiis capita selecta. Gött.,
Dieterich (88 S.) fl. 1.20.
Helm R., De P. Papinii Statii Thebaide. Berl., Mayer & Müller
(179 S.) fl. 2.10.
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207
Nr. 7. — Obstrrrkichischks Lutkraturblatt. — II. Jahrgang.
208
Frischbier H., 100 ostpreuss. Volkslieder in hochd. Sprache.
Aus d. Nachl. hrsg. v. J. Sembrzycki, Lpz. Reissner (VIII u.
152 S.) fl. 1.80.
Chronica minora, collegit et emend. C. Frick. Vol. I. Accedunt
Hipp.Romani praeter canonem paschalem fragmenta chronologiea.
Lpz., Teubner (CCXXVI u. 637 S.) fl. 4.08.
Galeni Pergameni C. t Scripta minora. Recc. J. Maquardt, J.
Mueller, C. Helmreich. Vol. III. Fiept atpeoeiuv xol? sccayojjivo's
BpaooßouXoc. Ilept tpootxtüv SuvdjjiEtov. Ex recogn. G. Heim reich.
Ebd. (X u.*257 S.) fl. 180.
Zola E., D. naturalist. Roman in Frankl*., üb. v. L. Berg. Stuttg.,
Verl.-Anst. (X u. 484 S.) 11. 2.40.
Eckart R., Niedersächs. Sprachdenkmäler in übersichtl. Darstellg.
m. genauen Quellenangaben. E. bibliogr. Repertorium f. Ger¬
manisten etc. Osterwieck, Zickfeldt (VII, VI u. 68 S.) fl. 1.80.
Wysocki L. G, Andreas Gryphius et la Tragödie Allemande
au XVII. siede. Paris, Bouillon (456 S.) fl. 9. — .
Bing A., Rückblicke auf d. Gesch. d. Frankfurter Stadttheaters
v. dessen Selbständigkt. (1792) bis z. Ggwart. I. Bd. Frankf. a. M.,
Selbstv., 54 Bg. 4° fl. 6.30.
Peliechet M., Alphabets des Imprimeurs du XV. siede. Avec
13 Facs. Paris, Bouillon, fl. —.75.
Lang, Homer and the epic. London, Longmans. 9 sh.
Im Verl. d. Schles. Buchdr. ctc. (vorm. Schottländer in
Breslau) ersch. demn. d. I. Theil eines neuen Sammelwerkes * Ur¬
kunden z. neueren deutschen Litteraturgesch .« enthaltend Briefe
von H. Heine an H. Laube. Hrsg. v. Eug. Wolff. (4 Bg.
fl. —.90.) — E. neue Ztschr. * Die neueren Sprachen «, Ztschr.
f. d. neusprachl. Unterr., m. d. Beibl. »Phonet. Studien«, beginnt
demnächst, v. W. Vietor in Vcrbindg. m. F. Dörr u K. Kühn
hrsg., in der Elwert’schen Buchhdlg. in Marburg zu erscheinen
(j&hrl. 10 Hefte ä c. 4 Bg., 11. 7.20).
Antiqu.-Kataloge*. List & Francke, Leipz., Kat-Nr. 244:
Litt.- u. Gelehrtengesch., Bibliogr., 1166 Nrn. — G. Fock, Lpz.,
Kat.-Nr. 70: Germanistik, 2 Thle. 7026 Nrn. — Keiler in Ulm,
Kat.-Nr. 191: Neue deutsche Litt., 1559 Nrn.; Kat.-Nr. 192: Litt.-
Gesch. u. Gesch. d. Musik, 1075 Nrn. — Lederer in Berl.,
Kat -Nr. 56 : Deutsche Litt. u. Spr., Goethe, Lessing, Schiller. —
Scheible in Stuttg., Kat.-Nr. 118: Altcl. Philologie, Orientalia.—
Kampffmeyer in Berl., Kat.-Nr. 340: Alte Sprachen, Alterth.-
Wiss., Orientalia. 68 S.
Kunst und Kunstgeschichte.
Ambros Dr. A. W.: Zwei musikalische Nachiasshefte.
Pressburg und Leipzig, G. Heckenast’s Nachfolger (R. Drodtleff).
8°. (126 S.) fl. —.60.
Eine grössere Anzahl theils umfangreicherer, theils
knapper Aufsätze enthält das vorgenannte Buch, dessen
Provenienz kurz als Nachlass gekennzeichnet ist und das
ohne ein orientierendes Vorwort und ohne die Namhaft¬
machung eines Herausgebers seinen Weg in die Welt
nimmt. Am druckfertigsten ist der erste Aufsatz dieser
Sammlung: »Einleitung in die Musikgeschichte«. Er
repräsentiert ein breit angelegtes, lichtvolles Summarium
dieser Wissenschaft und es trittdarin mehr derEntwicklungs-
gang der Musikkunst in den Vordergrund, als die Indi¬
vidualitäten jener Personen, welche auf sie Einfluss ge¬
nommen haben. Die geistige Durchdrungenheit dieser
Schrift, wie der Charakter des Stiles zeigt den echten
Ambros, während sich das musikalische Empfinden in dem
Torso seiner grossen Musikgeschichte in Einzelheiten klarer
und tiefblickender gibt, z. B. in Hinsicht auf die Glanz¬
epoche der niederländischen Kunst. Interessant ist es, aus
dieser Abhandlung ersehen zu können, auf welchen Höhe¬
punkt der Verfasser sein Hauptwerk geführt hätte. Der
Satz, welcher uns hierin eine Aufklärung gibt, lautet:
»Der Künstler, dem es wie einst unter ähnlichen Ver¬
hältnissen dem Raphael Sanzio für die Malerkunst, so
für die Musik bestimmt war, der leuchtende Centralpunkt
zu werden, zu dem seit Jahrhunderten die ganze Kunst
von verschiedenen Seiten her zugestrebt hatte, dieser
Tonkünstler war Wolfgang Amadeus Mozart.« — Die
kleineren Aufsätze dieses Buches sind meist Biographien
von Tonkünstlern, worunter namentlich Joh. Seb. Bach
sehr liebevoll behandelt ist; daneben auch Händel, Gluck
und Haydn. Flüchtigere und nur skizzenhafte Aufzeich¬
nungen sind die über Schütz, Francisci und Frohberger.
Wien. Mor. Prunlechner.
Oehler, Raimund: Classisches Bilderbuch. Leipzig,
Schmidt & Günther, 1892. 4° (VIII u. 105 S.) fl. TOS.
Das stärkere Betonen der realen Seiten des classischen
Alterthums und des Inhaltes der im Gymnasium gelesenen Schrift¬
steller hat das Bedürfnis nach einem solchen Buche gezeitigt,
welches helfen soll, bei der heranwachsenden Jugend das Ver¬
ständnis der alten Classiker und der Geschichte des Alterthums
zu fördern und zu vertiefen. In der That eignet sich für den
gedachten Zweck nichts besser, als die bildliche Wiedergabe der
uns erhalten gebliebenen Denkmäler der betreffenden Kunstepochen.
Vorl. Buch bringt eine Auswahl von 190 Abbildungen und 6
Plänen, die Werken von Duruy, Kleinpaul, Baumeister, Iwan
Müller, Overbeck, v. Schweigej-Lcrchenfeld entnommen sind und
durch einen knapp gehaltenen Text erläutert werden. Eine
strenge Ökonomie in der Ausnützung des Raumes gestattete wohl
keine systematische Aneinanderreihung der ausgewählten Illustra¬
tionen, ermöglichte dafür aber die Zugänglichmachung für den
Anschauungsunterricht auch weniger bemittelten Schülern.
Wien. Scherzinger.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV, 6.
Bach, Studien z. Gesch. d. Ulmer Malerschule.— Köhler,
D. Tiefstich auf Holz. — Graul, Einige Bemerkgen zu K. Stauffer-
Bern’s Werk. — Lei sc hing, D. Hasenhaus in Wien. — W.
Schmidt, Lorenzo di Credi. — Scherer, E. Napoleonsstatue v.
Chaudet. — Beil.: Kunstgewerbeblatt IV, 6: Koelitz, D. Fest¬
gaben z. Regierungs Jubiläum d. Grossherzogs v. Baden.
Meisterwerke d. Holzschneidekunst. (Leipzg., J. J. Weber).
XV, 4 u. 5.
(4.) David Teniers d. J. — Reiss, Am Neujahrsmorgen.
— Richter, Postfahrt in d. argentin. Pampa. — Geis sie r,
Enten fang in Netzen.—Ti rateil i, KämpfendeStiere.— Lindner,
Angriff e. Torpedobootsdivision. — Bertling, D. Nacht. —
Ebersberger, D. Modellmarkt im Vestibül d. Ak. d. bild. Künste
in München. — v. Berger, D. Neujahrsbrief an d. Geliebten.—
(5.) Guido Reni. — Spitzer, Aus d. Faschingszeit: Eiszapferl. —
Leeke, Demaskierg: Enttäuscht. — Spitzer, Theatergretl. —
Leeke, Am Morgen d. Aschermittwoch. — F. A. v. Kaulbach,
Kinderkarncval.— Eberlein, E. Geheimnis. — Ds., D. verwund.
Nymphe. — Llovera, E. Karnevalsscherz. — Tilgner, Bassin¬
gruppe._
Nene Erscheinungen:
Rubinstein A., Erinnerungen aus 50 Jahren. 1839—1889. Aus
d. Russ. v. E. Kretschmann. Lpz., Senff. (V u. 124 S.) fl. 1.80.
Führer durch d. kunsthistor. Sammlungen d. Ah. Kaiserhauses.
Porträtsammlg. d. Erzh. Ferdinand v. Tirol. (111 S.) fl. —.40.
Katalog d. Bibliothek d. k. Akad. d. Künste z. Berlin, bearb.
v. Dobbert u. Grohmann. Berl., Asher (XXXI u. 576 S.) fl. 6.—.
Ehrlich H., 30 Jahre Künstlerleben. Berl., Steinitz. (416 S.) fl. 3.60.
Lehrs M., Der Meister d. Liebesgarten. E. Beitr. z. Gesch. d.
ältesten Kupferstichs in d. Niederlanden. Dresden, Schulze. 4°
(23 S. m. 10 Lichtdr.-Taf.) fl. 12. — .
Muther R., Gesch. d. Malerei im 19. Jhdt. (In 3 Bdn. oder 10 Lief.)
München, Hirth. 1. Lief. (S. 1-192) fl. 2.40.
Bock A., Deutsche Dichter in ihren Beziehgen z. Musik. Leipzig,
Reissner (XL u. 264 S.) fl. 2.40.
Girschncr O., Allgem. Musiklehre m. Rückblicken in d. Gesch.
d. Musik. I. Hannover, Oertel (VIII u. 133 S.) fl. —.90.
Merlo J. J., Köln. Künstler in alter u. neuer Zeit. Hrsg. v. E.
Firmenich-Richartz. In c. 30 Lief. Düsseldorf, Schwann. 1. Lief.
(Sp. 1—96) fl. -.90.
Warburg A., Sandro Botticelli’s »Geburt d. Venus« u. »Frühling«.
E. Untersuchg. üb. d. Vorstellungen v. d. Antike in d. italien.
Frührenaissance. Hambg., Voss (V u. 50 S., ill.) fl. 2.40.
Handbuch d. Kunstpflege in Oesterreich. Auf Grund amtlicher
Quellen hrsg. im Aufträge d. Minist, f. Cultus u. Unterricht.
2. Aufl. Wien, Manz (XXVIII u. 484 S.) fl. 2.50.
Bei Sauerländer & Co. in Aarau ersch. in Kürze »Z>j>
Schweizer Malerei im 16 . Jhdt. diesseits d. Alpen u. unter Berück-
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209
210
Nr. 7. — Orsterrrichischrs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
sichtg. d. Glasmalerei, d. Formschnittes u. d. Kupferstiches«. (Mit
30 Taf.) v. Dr. B. Haendcke, fl. 6.—.
Antiquar.-Katalr. Harrwitz, Berl., Costüm-Kat., 778 Nrn.
— Lederer in Berl., Kat.-Nr. 55 : Kunst u. Kunstgewerbe, Architekt.,
Musik, Theater. — Hiersemann in Leipzig, Kat.-Nr. 111: Kunst¬
gewerbe, 1295 Nrn.
Länder- und Völkerkunde.
Ohrwalde r, Josef: Aufstand und Reich des Mahdi im
Sudan und meine zehnjährige Gefangenschaft dortselbst.
Herausgegeben vom Zweigvereine der Leo-Gesellschaft für Tirol
und Vorarlberg. Originalausgabe. 1.—3. Tausend. Innsbruck,
Rauch, 1892. gr. 8° (VIII u. 320 S.) fl. 2.50.
Ehe noch das vorl. Werk in diesem Blatte besprochen
werden konnte, hat es bereits seinen siegreichen Rund¬
gang durch die deutsche Welt gemacht. Stammt es ja
von einem Yerf., der wie kein zweiter in der Lage war,
über die Vorgänge im ägyptischen Sudan wahrheits¬
getreuen und eingehenden Bericht zu erstatten. Durch
volle zehn Jahre war O. fast beständig im Hauptquartiere
des Mahdi und seines Nachfolgers Abdullahi und war
so in der Lage, nicht nur über alle Vorgänge die ge¬
nauesten Erkundigungen einzuziehen, sondern konnte
selbst als Augen- und Ohrenzeuge die Entstehung und
Entwicklung der wichtigsten Ereignisse verfolgen. Seine
Darstellung erhält hiedurch einen Reiz der Unmittelbar¬
keit, welcher durch nichts ersetzt werden kann. Kein
»smartere Afrikareisender, der eben nur von sich reden
machen will, spricht da zu uns, sondern ein einfacher
Tiroler Glaubensbote, dem es nicht um sich und seine
Person, sondern einzig um die Sache und die Wahrheit
zu thun ist. Ein Anderer hätte vielleicht unter gleichen
Umständen sein eigenes, hartes Schicksal und das Los
seiner Leidensgenossen in den Vordergrund der Darstellung
gerückt; O. dagegen behandelt vor allem die Entstehung
und Fortentwicklung des Mahdi-Reiches, führt uns ein
in die Culturverhältnisse des Landes und entrollt in
markigen Zügen das Bild der Verwüstung, welche durch
den religiös-politischen Aufstand im Sudan angerichtet
worden ist. Gelegentlich und wie im Vorübergehen er¬
zählt er uns hiebei auch von seinem eigenen harten
Schicksal und dem seiner Leidensgenossen.
Am 28. Dec. 1880 verliess der Missionär Kairo
»erfüllt von der besten Hoffnung auf eine glückliche
Zukunft« und traf an seinem Missionsposten Delen in
Dar Nuba am 5. December 1881 ein. Die Mission
blühte. Aber eben damals feierte der Derwisch Mohammed
Ahmed als Mahdi seine ersten Triumphe. Durch religiöse
Verhetzung war es ihm gelungen, eine kleine Schar
Fanatiker um sich zu sammeln und die gegen ihn aus¬
geschickten Truppen des Rauf Pascha wie des Raschid
Bey zu vernichten. Der Ruf von diesen Siegen gewann
ihm zahlreiche Anhänger, während eine reiche Beute an
Munition und Gewehren ihn in den Stand setzte, seinen
Truppen eine bessere Ausrüstung zu geben. Bald schloss
sich ganz Kordofan den Rebellen an. Eine Festung nach
der andern fiel in die Hände der Aufständischen, und der
Mahdi konnte bereits an die innere Ordnung seiner Herr¬
schaft denken. Nach dem Vorbilde Mohammeds wählte
er Chalifen und gab Gesetze. Damit begann aber auch
die systematische Zerstörung der Culturarbeiten der
Missionäre im Sudan. Am 15. September wurde O. mit
seinen Gefährten in Delen gefangen genommen und in das
Lager des Mahdi gebracht. Das zu ihrer Befreiung heran-
rückende Heer Hick’s Pascha wurde von der Uebermacht
umzingelt und gieng völlig zugrunde. Der Mahdi feierte
seinen Sieg durch einen feierlichen Einzug in El Obeid
und warb überall neue Anhänger. Sein nächster Angriff
galt der Hauptstadt des ägyptischen Sudan, Chartum.
Die Ankunft des tapferen Gordon vermochte den Fall
derselben wohl zu verzögern, aber ihr endliches Schick¬
sal nicht abzuwenden. Am 20. Jänner 1885 fiel sie,
vielleicht durch Verrath, in die Hände der Mahdisten.
Wohl starb der Mahdi schon am 22. Juni desselben
Jahres infolge seines weichlichen und ausschweifenden
Lebens, allein sein Werk wurde fortgesetzt vom Chalifen
Abdullahi, der mit rücksichtsloser Grausamkeit jeden
Versuch, seine Herrschaft zu stürzen, unterdrückte, nicht
weit von den Trümmern Chartums die neue Hauptstadt
Omdurman gründete, von den englischen Händlern sich
unabhängig machte, indem er im eigenen Lande Kapseln
und Pulver erzeugen liess und dann neuerdings die Kämpfe
gegen seine Nachbarn begann. Der Negus von Abessynien
ward zwar geschlagen, aber das Land blieb unabhängig;
dafür wurde Darfur vollständig unterwarfen. Die Kämpfe
gegen Aegypten endeten mit der Niederlage des Uad-
Negiumi beim Dorfe Toski südlich von Korosko.
Nachdem O. mit historischer Treue die geschichtliche
Entwicklung der Mahdia gezeichnet, lässt er in dem letzten
Abschnitte einen Blick thun in die traurigen inneren
Verhältnisse. Namentlich möchten wir hier aufmerksam
machen auf die lebensvolle Schilderung der Hungersnoth
in den J. 1889 und 1890: Ein Heer von 80.000 Mann
zählte nach den Tagen der Noth nur mehr 10.000 ; Mütter
verzehrten ihre eigenen Kinder. Ein anderer schwarzer
Punkt im Reiche Abdullahi’s sind die Sclavenjagden und
Sclavenmärkte, Der Staat hat zwar den Sclavenhandel
möglichst in seine Hand zu bringen versucht; allein Ver¬
staatlichung ist noch keine Bürgschaft für eine menschen¬
würdige Behandlung der Armen. Möge die Bitte O.’s:
nicht zu säumen, um den Sudanesen möglichst bald aus¬
giebige Hilfe zu bringen, noch zur rechten Zeit Gehör
finden !
Alois Kroess.
Globus. LXIII. 12 u. 13.
(12.) E. Richter, D. Katastrophe v. St. Gervais. -— Boas,
Z. Mythologie d. Indianer v. Washington u. Oregon. (Schl.) —
Herb. Spencer üb. d. Wahrhaftigkt. — Fr. Müller, Anthropologie
u. Ethnologie od. Körpermessg. u. Sprachforschg. — Vollmer,
D. ggwärt. Zustände auf d. Tonga-Inseln. — Einfluss d. Menschen
auf d. Verbreitgsgrenzen d. Nadelhölzer. — Aus allen Erdtheilen.
— (13.) Fritze, Reise im südwestl. Jezo. — Em. Schmidt, D.
Verminderg. d. Bevölkergszunahme in Frankreich. I. — H off¬
mann, •Deutsche Volksmcdicin in Pennsylvanien. — Sauer, E.
vordiluvialc Eiszeit in Australien. — D. Tüttowierg. u. d. Geistes¬
zustand. — v. Stenin, Aberglauben im Gouv. Jaroslawe.
Mittheilgen. d. Anthropolog. Gesellsch. in Wien. XXII, 1 u.2.
Woldfich, Beiträge z. Urgesch. Böhmens. V. — Haber-
landt, Ueb. e. Graburne v. d. Liukiu-Inseln. — Sitzungsberichte ,
1893, Nr. 1: Th. Meynert, »Genie u. Verbrecher« v. Lombroso.
— Herrmann, Weltuntergg. in d. magyar. Tradition. — Rey-
mann, Techn. Vorkenntnisse in d. Hausforschg. — Sonne, D.
Bewohner Brit.-Nord.-Borneos m. bes. Berücks. d. Badjohs, Tum-
bonoas u. Sundajaks. — Tomaschek, D. Verhältnis d. Thraker
u. Illyrier zu einander.
Petermann's Mittheilgen. aus J. Perthes Geogr. Anst. XXXIX,
1 und 2.
(I.) Sa pp er, Beitr. z. Ethnographie d. Republik Guatemala.
— Supan, Ergeb. d. japan. Erdbebenstatistik.— (2.) Mie risch
E. Reise nach d. Goldgebieten im Osten v. Nicaragua. — Zenker,,
D. gesetzmäss. Vertheilg. d. Lufttemperaturen über d. Meere. —
— In jeder Nr.: Kleinere Mittheilgen.; — Geogr. Monatsbericht; —
Litteraturbericht. — Ergänzungshefte, Nr. 105: Mohn u. Nansen,
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211
Nr. 7. — Okstrrrrichisches Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
212
Wissensch. Ergebnisse v. Nansen’s Durchquerg. v. Grönland 1888.
— Nr. 100: S. Rüge, D. Entwicklg. d. Kartographie v. Amerika
bis 1570.
Zeitschrift d. deutschen Palästina-Vereins. XV, 2—4.
(2, 3.) Kampffmeyer, Alte Namen im heut. Palästina u.
Syrien. — Benzinger, Bericht üb. neue Erscheingen. auf d.
Gebiete e. Palästina-Litt. 1889 u. 1890. — Röhricht, Karten u.
Pläne z. Palästinakde. aus d. 7.- 16. Jhrdt. V. — (4.) Gl. v.
Schack, Bemerkgen. zum Hiobstein. — v. Kasteren, Z. Gesch.
v. Schech Sa'd. — Er man, D. Hiobstein. — v. Riess, D. Euthy-
miuskloster, d. Peterskirche, d. Eudokia u. d. Laura Heptastomos
in d. Wüste Juda. — Spiess, D. kgl. Halle d. Herodes im Tempel
v. Jerusalem. — Nestle, Kurze Mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Fischer C. Th., Untersuchgen. auf d. Geb. d. alten Länder- u.
Völkerkde. I.: De Hannonis Chartaginiensis Periplo. Lpz.,
Teubner. (134 S.) fl. 1.80.
Lehzen Ph., Aus allen Welttheilen. Reiseerlebn. aus d. J. 1878
b. 1885. Lpz., Uhl. (VIII u. 428 S.) fl. 3.60.
Neu mann R., Italien. E. Frühlingsfahrt nach d. Süden. Ebd.
(112 S.) n. 1.50.
Fricker K., D. Entstehg. u. Verbreitg. d. antarkt. Treibeises.
E. Beitr. z. Geogr. d. Südpolargebiete. Lpz., Rossberg. (VIll
u. 208 S ) fl.,3.—.
Boisset Th.-, A travers le Tonkin pendant la guerre. Paris, Fisch¬
bacher, 3 fr. 50 c.
Von Adrian Balbi’s »Allg. Erdbeschreibg.« 8. Aufl. (Wien,
Hartleben) sind d. Lief. 19—24 erschienen, welche d. Länder¬
kunde Asiens enthalten. Eine Reihe künstlerisch ausgeführter
Illustrationen u. Kartenbeil, beleben d. Text, bei dessen Bcarbeitg.
d. Herausgeber Dr. Fr. Heiderich es glücklich verstanden hat,
wissensch. Ernst mit gewandter Darstellg. zu verbinden.
Antiquar-Katalog : Gilhofer & Ranschburg, Wien. Kat.-
Nr. 41: Wien u. s. Umgebg., Gesch, Topogr. u. Cultur. 484 Nrn.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Gumplowicz L.: Die sociologische Staatsidee. Graz,
Leuschner u. Lubensky. 1892. 8°. (III u. 134 S.) fl. 1.80.
Das vorl. Werk steht in innigem Zusammenhänge
mit desselben Autors Publicationen »Grundriss der
Sociologie«, Wien, Manz 1885 und »Sociologie und
Politik«, Leipzig, Duncker u. Humblot 1892. Von be¬
sonderem Interesse sind die Abschnitte 3 und 5, welche
den constructiven Theil des Buches enthalten, indem in
ihnen die sociologische Staatsidee charakterisiert, ihre
Bedeutung und ihre thatsächlichen Grundlagen nach¬
gewiesen werden. Der Autor geht von der Anschauung
aus, dass die Menschheit ursprünglich in mehrere ver¬
schiedenartige Horden zerfiel, von denen einige kriegerischen,
ursprünglich räuberischen Charakter hatten; diese fielen
über die friedlichen her und begründeten so das ganz
neue Verhältnis zwischen Herrschenden und Beherrschten,
also eine compliciertere Erscheinung, die infolge des
Naturwaltens, einem socialen Gesetze entsprechend, aus
den ursprünglichen, einfachen Erscheinungen hervorgieng.
Unter Umständen wurde dieses neue Verhältnis ein
dauerndes, an der Spitze der unterjochenden Gruppe
steht überall ein König, der nicht im eigenen, sondern
im Namen der Gesammtheit der Eroberer unter Anhörung
ihrer Versammlung die Vertheilung des eroberten Landes
vornimmt. Diese Versammlungen erhalten einen dauernden
Charakter und vermehren ihre Functionen; Königthum,
Landvertheilung und Versammlung der Grossen sind das
erste Stück öffentlichen Rechtes, welches aus dem Gegen¬
drücke der unterdrückten Classe der herrschenden gegen¬
über entsteht. In ähnlicher Weise entwickeln sich die
Rechtsverhältnisse zwischen den einzelnen Grundherren
und ihren Hintersassen; auch das Privatrecht stellt stets
das Ergebnis von Druck und Gegendruck zwischen ver¬
schiedenen Personen oder Personengruppen dar, es hat
vor der Entstehung des Staates nicht existiert. Der Staat
ist dem Autor zufolge die durch sociale Ungleichheiten
ermöglichte Sicherstellung der Existenz der Gesammtheit.
»Die Entwicklung des Staates ergibt sich mit Natur¬
notwendigkeit aus der Art seiner Entstehung«, das heisst
aus dem Zusammenstosse zwischen verschiedenartigen
Menschengruppen, welche das Herrschaftsverhältnis ergab,
das zur Schaffung des Rechtes führte; der sociale Kampf
dauert immer fort, jede seiner Phasen begründet ihr
eigenes Recht; der Kampf tritt auf immer höherer Stufe
auf und hat die Tendenz nach beständigem Empordrängen
der untern Classen nach immer höheren Daseinsformen
aller Staatsgenossen. Diese, durchaus nicht erschöpfende
Zusammenfassung der Ideen des Verf. stellt uns seine
Lehre aus einem Gusse dar und lässt, wie uns scheint,
ihre Vorzüge erkennen. Ohne uns in eine Polemik gegen
die grundlegenden Gedanken einlassen zu wollen — wir
haben hiebei den uns gebotenen, beschränkten Raum,
der die eingehende Begründung unseres Gegensatzes
zu der, wie uns scheint, etwas gar zu mechanischen
Gesellschaftsidee verbietet, und das Schicksal des
Grünhut’schen Recensenten vor Augen, — möchten wir doch
nicht unterlassen, zu erwähnen, dass der Verf. speciell
gewisse socialistische Ideen anders aufzufassen scheint,
als wir sie verstehen zu müssen glauben.
Nichtsdestoweniger scheint uns das vorliegende Buch
in jeder Richtung und nicht zum mindesten wegen seiner
trefflichen Darstellungsw T eise höchst lesenswert ; seine
Ergebnisse werden nicht jedem genehm sein, dürften aber
vielfach zum Nachdenken anregen und manchen Zweifel
an eingewurzelten Anschauungen wachrufen.
Wien. Schullern.
B O d 6 u X Michel, Avocat: Du Salaire. Louvain, Ch. Peters
editeur; Bruxelles, Societe Beige de Librairie. (1892.) 8 Ü . (132 S.)
Immer mehr zeigt sich der grosse Einfluss, den
Leo XIII. Encyclika Rerum Novarum ausübt. Eine
viel umstrittene Frage war die, welche den Lohn und
den von den weltlichen Autoritäten auf dessen Festsetzung
zu nehmenden Einfluss betrifft. Diese Frage hatte selbst
in eifrige katholische Kreise Uneinigkeit gebracht und zu
einer sehr weitgehenden Discussion geführt.
Nunmehr sind die katholischen Socialpolitiker bestrebt,
getreu der vom heil. Vater vorgezeichneten Bahn zu
folgen. Ein sehr bemerkenswertes und rühmliches Bei¬
spiel dafür haben wir in dem vorl., aus Belgien kommen¬
den Büchlein vor uns. Dieses sehr lesens- und be¬
herzigenswerte Werkchen bespricht in drei Hauptab¬
theilungen die Lohnfrage. Zuerst wird hier der Lohn
vom rein ökonomischen, dann vom naturrechtlichen und
endlich vom politischen Standpunkte aus betrachtet. —
Man kann nicht leugnen, dass es dem Autor gelungen
ist, auf engem Raume eine allgemeine Übersicht des
gegenwärtigen Standes dieser so wichtigen Angelegenheit
zu geben und eine solide Grundlage für deren Lösung
zu bieten. Wir können nur wärmstens empfehlen, das
Werk aufmerksam zu lesen. Geringe Abweichungen
in den Anschauungen und Auffassungen werden das In¬
teresse nicht vermindern.
Rom. Franz Graf v. Kuefstein.
Dehn Paul: Der Arbeiterschutz in seiner gesetzlichen
Neuregelung. Herausgegeben vom Vorstand des Vereins
»Concordia« in Mainz. Mainz, Diemer 1892. 8°. (112 S.) fl. —.90.
Vorl. Schrift gibt eine recht übersichtlich gehaltene Erklärung
der Hauptpunkte des neuen deutschländischen Arbeiterschutz-
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213
Nr. 7. — Obstbrrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
214
gesetzes zumeist nach den im deutschen Reichstage darüber
gehaltenen Reden und nach sonstigen Kundgebungen sowohl der
verschiedenen socialwirtschaftlichen Parteien als auch der Reichs¬
regierung. Im Anhänge findet sich eine Zusammenstellung der
früheren und jetzigen Bestimmungen über Arbeitsruhe und Arbeits¬
zeit, ferner ein doppelter Entwurf für eine Normalarbeitsordnung.
Die Schrift kann allen empfohlen werden, welche für die Arbeiter¬
frage Interesse haben. F. M. S.
Masius* Rundschau. Blätter f. Versichergswissensch. etc. N. F.
V, 2 u. 3.
Z. oesterr. Vers.-Gesetzgebg. — Aus d. Berathgen. d. öst.
Vers.-Ausschusses. — Gesch. d. kgl. sächs. Brandvers.-Kammer.
— D. abgekürzte Lebensvers. — Ggenseit. Mitth. d. Leb.-Vers.-
Ges. üb. abgelehnte od. zurückgestellte Vers.-Anträgc. — Staats¬
aufsicht üb. d. Vers.-Wesen in Preussen. — Z. Reform d. inter¬
national. Seerechts. — D. Reinertrag d. Leb.-Vers. i. J. 1890. —
Haftg. d. Versicherers b. Collisionen.
Archiv f. Eisenbahnwesen Hrsg, im Ministerium d. öffentl.
Arbeiten. (Berlin.) 1893. 2.
v. d. Leyen, Statist. Mitthlgen. üb. d. Eisenbahnen d. V. St.
— Thomc, Uns. Eisenb.-Gesetzgebg. d. J. 1892. — Kern mann,
Schnellverkehr in Städten, mit bes. Berücksichtg. v. London u.
New-York. — Claus, D. Eisenbahnen in Dänemark. — D. Reichs-
eisenbahnen in Elsass-Loth. u. d. Wilh.-Luxcmbg.-Bahnen. — D.
russ. Eisenb. 1890. — D. Eisenb. Brit. Ostindiens in d. J. 1890
b. 1892. — D. Eisenb. in Australien. — Rechtssprechg.u. Gesetzgebg.
Socialpolit. Centralblatt. II, 22—25.
(22.) Heckner, Jahresberichte d. Bad. Fabriksinspection f.
d. J. 1892. — Oldenberg, D. Arbeitslosenstatistik d. Handlgs-
gehilfen. — Krzyzanowski, D. Kunst e. soc. Problem. — (23.)
Struve, Z. Landarbeiterfrage in Russld. — Lux, Ergebnisse d.
Statist. Erhebgen. im Tischlergewerbe 1891. — Vandervelde,
D. Ursprung d. Arbeiterbewegg. in Belgien. — Erhebg. d. evang.-
soc. Congresscs üb. d. Lage d. ländl. Arbeiter im deutsch. Reich.
— (24.) Vandervelde, D. ggwärt. Stand d. socialist. Arbeiter¬
bewegg. Belgiens. — Simmel, G. Hauptmann’s »Weber«. —
Ledebour, D. Behanilg. polit. Gefangener. — (25.) Frankel,
D. Gesetzentwurf zu Gunsten d. Coalitionsrechtes vor d. franz.
Senat. — D. 48-Stunden-Woche. — D. Altersrentencmpfänger v.
1891. — Lange, Z. Reform d berufsgenossensch. Schiedsgerichte.
— Jastrow, D. Curtaxe.
Neue Erscheinungen:
Landes-Wasserrecht d. Königreiche Kroatien u. Slavonien.
Agram, Hartman. (IV u. 108 S.) fl. 1.—.
Statistik d. Sparcassen in d. im Reichsrathc vertr. Kgr. u. Land,
f. d. J. 1890. (»Oesterr. Statistik« XXXV, 2.) Wien, Gerold’s
Sohn. 4°. (XLVI u. 57 S.) fl. 1.50.
Pollak R., Gerichtl. Geständnis im Civilprocess. Berl., Heymann.
(VII u. 178 S.) fl. 2.16.
Untersuchgen. üb. Arbeitslöhne. Aus d. Statist. Seminar d.
techn. Hochsch. in Dresden. Hrsg. v. V. Böhmert. 1. Heft.
Dresden, v. John & Jaensch. (III u. 52 SA fl. —.90.
Lee mann J., D. Sicherg. d. Genossenschaften durch d. Reichs¬
gesetz v. 1. Mai 1889. Tüb., Fues. 4°. (V u. 78 S.) fl. 1.20.
Fleiner F., D. tridentin. Ehevorschrift. Leipz., Haessel. (III u.
93 S.) fl. 1.20.
Walker I. A., The Science of international law. London, Clay
u. Sons. 18 sh.
Dürkheim E., De la division du travail social. Paris, Alcan.
7 Fr. 50 c.
Dorn A., Untersuchgen. z. Gesch. d. Kaufmannsgilden d. M.-A.
E. Beitr. z. Wirtschafts-, Social- u. Verfassgs.-Gesch. d. mittel-
alterl. Städte. (Staats- u. sociahviss. Forschgen. v. Schmoller.
XII, 2.) Lpz., Duncker & Humblot. (XII u. 220 S.) fl. 2.88.
Lotz W., D. 3 Flugschriften üb. d. Münzstreit d. sächs. Albertiner
u. Ernestiner um 1530. Ebd. (IX u. 117 S.) fl. 1.20.
Fricke L. H., Kirchl. Baupflicht u. kirchl. Bauwesen nach d. in
Baiern gelt. Gesetzen. Passau, Abt. (VIII u. 232 S.) fl. 1.80.
Hübner R., D. Immobiliar-Process d. fränk. Zeit. (Gierke’s »Unter¬
suchgen. z. deutsch. Staats- u. Rechtsgesch.« 42.) Bresl., Koebncr.
(VIII u. 238 S.) fl. 4.50.
In Vorbereitg. befindet sich » Streitfragen aus d. deutschen
Erbrecht « v. Dr. Jul. Goldfeld (fl. 1.80) b. O. Meissner in Hambg.
Antiquar-Kataloge : Windprecht in Augsb., Kat.-Nr.475:
Nationalökon., Politik etc. — Koehner in Bresl., Kat.-Nr. 216
— Baer in Frankf. a. M., Kat.-Nr. 307: Nationalök. 555 Nrn.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Wettstein, Dr. Rieh. R. von : Untersuchungen über Pflanzen
der ö.-u. Monarchie. I. Die Arten der Gattung
Gentiana aus der Section »Endotricha« Fröl.
Sonderabdruck aus der »Oesterr. botan. Zeitschr.« 1891/92. Wien
1892. 8° (36 S. mit einem Kärtchen und einer Tafel).
Der Verf., seit drei Jahren Redacteur der »österr.
botan. Zeitschrift«, seit 1892 Botanikprofessor a. d.
deutschen Universität Prag, gehört ohne Zweifel zu den
hervorragendsten jüngeren Botanikern Österreichs. Die
Enzianarten, welche in vorliegender Arbeit ausgezeichnet
beschrieben und gezeichnet werden, umfassen in den ge¬
wöhnlichen Handbüchern kaum zwei Species: Gentiana
germanica und G . obtnsifolia. Wer je solche Pflanzen
von verschiedenen Gegenden zu bestimmen versucht hat,
ist sicher auf Schwierigkeiten gestossen. Der Grund ist
nun leicht einzusehen. Jede der beiden »Species« ist
eine sogenannte Sammelspecies oder besteht aus einer
ganzen Reihe von Arten. Nach Kerner’s Vorgang nennt
der Verf. diese Reihen A.) Autumnales, B.) Aestivales.
Die ersteren werden ausführlich beschrieben (S. 1 — 30).
Der Beziehung der letzteren wird schliesslich (S. 30 — 35)
noch kurz gedacht.
A. Autumnales sind folgende: 1 . Gentiana
calycina Koch, 2. stiriaca Wettst., 3. carpatica
Wettst., 4. pilosa Wettst., 5. germanica Willd., 6. Stur-
miana Kerner, 7. austriaca Kerner, 8. rhaetica Kern.,
9. crispata Vis., 10. macrocalyx Celak. B. Aestivales
sind: 1 . Gentiana norica Kern., 2. spathulata (Bartl.),
3. praecoe Kern., 4. praeflorens Wettst., 5. antecedens
Wettst., 6. obtnsifolia (Schm.) Willd. Das sind dem¬
nach 16 Arten statt der anderthalb Arten der »Flora
Deutschlands« von Garcke, oder statt der zwei Arten des
botan. Excursionsbuches für Österreich von Lorinser.
Das Kärtchen (S. 28) macht die Verbreitung der
beschriebenen Arten anschaulich. Jene Arten, von denen
erst ein beschränktes Vorkommen bekannt ist, sind hier
übergangen. Die beigefügte lithographische Tafel zeigt
die aufgerollten Kelche von zehn Arten. Man muss bei
deren Anblick geradezu staunend fragen, wieso es denn
möglich war, so auffallende Unterschiede so lange Zeit
zu übersehen !
Mariaschein. J. Wiesbaur S. J.
Haas, Hippolyt: Aus der Sturm- und Drangperlode der
Erde. Skizzen aus d. Entwicklungsgeschichte unseres Planeten.
I. Theil. Berlin, Verlag des Vereins der Bücherfreunde (Pfeil-
stücker). 1893. 8° (317 S. m. 55 Abb.) fl. 2.40.
Das Buch enthält die wichtigsten Lehren der allge¬
meinen Geologie in populärer Form. Der Verf., der durch
grössere paläontologische Arbeiten sich einen Namen ge¬
macht, sucht hier, den Ansprüchen eines grossen Theiles
des Publikums sich fügend, in mitunter vielleicht etwas
gezwungener poetischer und bilderreicher Sprache den
zuweilen trockenen Gegenstand angenehm zu machen.
In der Einleitung wird von dem gehandelt, was wir über
die Entstehung des Weltalls wissen. Wenn sich hier
der Autor auch nicht auf den Standpunkt der hl. Schrift
stellt, sondern in der mosaischen Urkunde, sowie in
jenen anderer Völker, die den gleichen Gegenstand be¬
handeln, nur den von religiösen Vorstellungen getragenen
Ausdruck der Weltanschauung jener Zeiten sieht,
vermeidet er doch überall jede die religiösen Gefühle ver¬
letzende Aeusserung. Es muss sehr anerkennend hervor¬
gehoben werden, dass es dem Verf. gut gelingt, Begriffe,
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215
Nr. 7. — Oestbrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
216
die dem Laien fremd sind, so z. B. solche der Petro¬
graphie, jedem Gebildeten sozusagen mundgerecht zu
machen und dem an sich trockenen Gegenstände durch
Einstreuung zahlreicher geschichtlicher Notizen eine
malerische Umrahmung zu geben. Die beigegebenen Holz¬
schnitte, besonders jene nach Photographien, sind sehr
hübsch.
Innsbruck. Blaas.
Dalla Tor re, K. W. v., Prof.: Die Thierwelt Tirols
(43. Progr. des Gymnasiums in Innsbruck, 1892.) 8° (29 S.)
Eine Zusammenstellung aller in Tirol und Vorarlberg
lebenden zur Zeit bekannten Thierformen aus der Feder
des durch seine Werke über einzelne Specialfaunen Tirols
und die Fauna Helgolands bekannten Forschers wird be¬
sonders freudig begrüsst werden, da seit 50 Jahren eine
solche Arbeit fehlte. Neben 72 Arten von Säugethieren
sind 342 Arten von Vögeln bekannt geworden, von denen
aber nur 174 sichere Brut- und nur 13 echte Alpenvögel
sind. Für die übrigen Gruppen bis herab zu den Protozoen
werden, soweit dies möglich ist, ebenfalls Zahlen mitge-
theilt. Angaben über die wichtigste Litteratur vervoll¬
ständigen die Abhandlung.
z. Z. Berlin-Steglitz. Hamann (Göttingen).
Meteorolog. Zeitschrift. 1893, 2.
Elster u. Geitel, Beobachtgen. betr. d. Absorption d. ultra¬
violetten Sonnenlichtes in d. Atmosphäre. — v. B^mmelen,
Ueb. ältere erdmagnct. Beobachtgen. in d. Niederlanden. — Kl.
Mitth., darunter: Margules, Temp.-Messgen. während e. Ballon¬
fahrt am 15. Sept. 1892. — Z. Klima v. Centralafrika. — Hann,
D. Temp.-Minimum im Karischen Meere im Winter 1882/83 u.
d. Ergebnisse d. meteorolog. Beobachtgen. d. niederländ. internat.
Polar-Expedition. — Z. Klima d. Kordillere v. Bogota. — Hann,
Z. Klima d. neuen Hebriden. — Ds., Resultate d. meteorolog.
Beobachtg. zu Sanchez, Samanabay, S. Domingo. — Friesen¬
hof, Schwarze Wolken. — Beziehgen. d. erdmagnet. Störgen.
zur Sonne.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 3.
Gand er, Zweckmäss. Einrichtgen. d. Blüte. — Pfeifer,
D. Naturschöne in d. mikroskop. Welt. — Linsmeier, Z. Klärg.
in Sachen d. Atomhypothese. — Hovestadt, f W. v. Siemens.
— Wissenschaftl. Rundschau: Busch, Meteorologie; — Hove¬
stadt, Elcktricität. — Läska, Himmelserscheingen. im April 1893.
Jahrbuch d. k. k. Geolog. Reichsanstalt. XLII, 1—4.
(I.) v. Foul Ion, Ueb. Goldgewinngsstätten d. Alten in
Bosnien. — v. John, Ueb. d. ehern. Zusammsetzg. d. Pyrope u.
e. a. Granate. — Hofmann, Beitr. z. myocaenen Säugethier¬
fauna d. Steiermark. — Bittner, Neue Arten aus d. Trias v.
Balia in Kleinasien. — Vacek, Einige Bcmcrkgen. z. Theorie d.
Glarner Doppelfalte. — Uhlig, Bemerkgen. z. Kartenblatte Lunden-
burg-Göding. — v. John u. v. Foullon, Techn. Analysen u. Proben
aus d. ehern. Laboratorium. — Zar^czny, Ueb. d. Stratigraphie
d. Karniowicer Kalkes. — (2.) v. Foul Ion, Ueb. einige Nickel-
erzvorkommen. — Höfer, D. Myocaen b. Mühldorf in Kärnten.
— Trampier, D. Loukasteine. — John, Ueb. d. ehern. Zusam-
mensetzg. versch. Salze aus Kalusz u. Aussee. — Waagen, Vorl.
Mitth. üb. d. Ablagergen. d. Trias in d. Salt-range. — (3, 4.)
Bittner, Was ist norisch? — Jahn, Beiträge z. Stratigraphie
u. Tektonik d. mittelböhm. Silurformation. — Kriz, D. Höhlen
in d. mähr. Devonkalken u. ihre Vorzeit. -- Böse, D. Fauna d.
basischen Brachiopodenscliichten b. Hindelang. — Katzer, Ueb.
e. Kalkeinlagerg. in d. glimmerigen Grauwackenschiefern. 2 c d.
böhm. Untersilurs. — Pollack, D. Bergsturz im »grossen Tobel«
b. Langen am 9. Juli 1892.
Verhandlgen. d.k. k. Geolog. Reichsanstalt. 1892, Nr. 15-18.
(15) Vacek, Ueb. d. krystallin. Inseln am Ostende d.
alpinen Centralzone. — Jahn, Ueb. d. stratigraphischen Verhält¬
nisse d. Etage E im böhm. Silur. — Aufnahmsberichte: Rosiwal,
Aus d. krystall. Gebiet zw. Schwarzawa u. Zwittawa. (III.) —
(16.) Tictze, Z. Frage d. Vorkommens v. Steinkohle im oberen
Odcrthal. — Ds., D. Ostrauer Schichten gehören nicht zum Culm.
— Bittner, Aus d. Umgebgen. v. Pernitz u. Gutenstein. —
(17, 18.) v. John, Ueb. steir. Graphite. — v. Tausch, Z. Maga-
lodusfrage. — Bibliographie.
Natur u. Haus. I, 12.
Herdörffer, Aus d. Praxis d. Zimmergärtnerei. II. —
Sprenger, D. röm. Fuchsspitz. — Hess, D. Rosenkakadu. —
Radi, Zimmerpalmen. — Th een, D. Bienen im Frühjahr. —
Glaser, D. Erwachen d. Falterlebens im Lenzbeginn. — Kl. Mitth.
Neue Erscheinungen:
Trissl A., Sündfluttheorie od. Gletschertheorie? Antwort auf d.
Gletscherartikci Dr. Pfeifer’s. Regensb., Manz. (36 S.) fl. —.21.
Borgmeyer J., Geometr. Untersuchg. üb. d. Ort d. Fusspunkte
d. Lote, welche v. e. Punkte auf d. Strahlen e. linearen Con-
gruenz gefällt werden. Hildesheim, Borgmeyer. (51 S.) fl. —.72.
Kraft F., Abriss d. geometr. Kalküls. Nach d. Werken G. Grass-
mann*s bearb. Lpz., Teubner. (XII u. 255 S.) fl. 3.60.
Neu mann C., Beiträge zu einzelnen Theilen d. mathem. Physik,
insb. z. Elektrodynamik u. Hydrodynamik, Elektrostatik und
magnet. Induction. Ebd. (IX u. 314 S ) fl. 1.44.
Seebohm H., Geographiealdistribution of British^ birds. London,
Porter. 7 sh. 6 d. *
Antiquar.-Katalog-. Lesse r in Bresl , Kat.-Nr. 250 : Zoologie
2290 Nrn. — Freiesieben Nachf. in Strassb., Kat.-Nr. 16: Med.
Zool., Bot., Chemie etc. 1695 Nr.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Oesterr. Zeitschrift f. Berg- u. Hüttenwesen, red. von H.
Höfer u. C. v. Ernst. (Wien, Manz.) XLI, 11.
Ph. Mayer, Wasserhaltgsanlage m. hydraul. Transmission.
— Spiro’s Apparat z. Mcssg. d. v. Dampfkesseln verbrauchten
Speisewassermenge. — Heberdev, Krystallis. Schlacken v. Raibl.
— Ueb. Dampfkessel-Explosionen. — D. neue Geblässe d. kgl.
Muldnerhütte. — Waltl, Ein einf. Apparat z. Bestimmg. d. relat.
Sprengkraft v. Explosivs. — J. M. A. Fuchs, Gold- u. Silber-
production d. Erde i. d. J. 1889—91. — Maschinelle Gewinngs-
arbeit in Bergbauen. — Beil.: Vereinsmitthlgen., Nr. 3.
Elektrotechn. Echo. VI, 5.
Z. Frage d. Versorgg. Hamburgs mit elektr. Energie. —
Vorschaltwiderstände f. Bogenlampen. — Üb. d. Fortbeweggs-
kosten d. Strassenbahnwagen, e. Vergleich d. Pferdebetriebs mit
d. elektr. Betriebe. — Allerlei.
Der prakt. Ratgeber im Obst- und Gartenbau. VIII, 7—12.
(7) Einige werthvolle Sauerkirschensorten. — Anbauversuche
mit Erbsen. — Zwiebeln u. Knollen. — D. Torfstreu. — Heiz¬
kessel f. Gewächshäuser. — (8.) D. Bismarckapfel. — Müller,
lOjähr. Ertragsangaben v. verschied. Apfel- u. Birnsorten. —
Veredeln im Febr. — Roeschke, Anbauversuche m. Carotten-
sorten. — Soergel, Beobachtgen. an Prim, obconica. — (9.)
Versuchsfelder. — Puffbohnen. — Anbauversuche m. Salatsorten.
— Welche Culturerde fördert d. Pflanzenentwicklg. am raschesten?
— Betten, Die immergrüne Eiche. — Bienenzucht. — (10.)
Schrei eck, Für u. gegen d. Obstbau. (Schl, in Nr. 11 u. 12.)
— Üb. Spalierobstbäume. — D. Frühbeet d. Hausgartens. (Schl,
in Nr. 11 u. 12.) — (11.) D. Kräuterbeet. (Forts, in Nr. 12.) —
— Betten. Verschied. Aron. — (12.) Maurer, Stachelbeersorten.
— Roeschke, Ueb. Runkelrübenbau. — Sommermeyer, Ver-
wendg. v. Torferde t. Coniferen-Pflanzgen.
Neue Erscheinungen:
Kirchner, D. Papiere d. 14. Jhdts. im Stadtarchive zu Frank¬
furt a. M. u. deren Wasserzeichen, technisch untersucht. Frankf.
a. M., Jügel (35 S. u. 31 S. Abb.) fl. 1.50.
Bibliothek, Photogr., hrsg. v. F. Stolze (I.: Stolze, D. photogr.
Ortsbestimmg. ohne Chronometer u. d. Verbindg. der dadurch
bestimmten Punkte untereinander. VII u. 78 S., fl. 1.20.—II.:
J. E. Marey, D. Chronophotographie. Ueb. v. A. v. Heyde-
breck. V u. 91 S. fl. 1.50.) Berl., Mayer u. Müller.
Lintner C. J., Handb. d. landwirtsch. Gewerbe. Berl., Parey
(VII u. 590 S.) fl. 7.20.
Fischer F., Handb. d. ehern. Technologie. (Zugl. 14. Aufl. v.
R. v. Wagner's Handb. d. ehern. Technologie.) Lpz., Wigand.
(XII u. 1164 S.) fl. 9.—.
Neu mann B., Studien üb. d. Bau d. Strombetten u. d. Baersche
Gesetz. Königsb., Gräfe u. Unzer (96 S.) fl. 1.20.
Jurisch K. W. f Handb. d. Schwefelsäurefabrikation. Stuttg.,
Enke. (VII u. 368 S., ill.) 11. 8.40.
Cahen E., Manual pratique d’eclairagc elcctrique, Paris, Baudry.
7 fr. 50 c.
Digitized by Ujoogie
Nr. 7.
218
217
Orstrkrrichischrs Liit rkaturbi.att.
— II. Jahrgang.
Schöne Litteratur. Varia.
Wi ebner, Jos.: Im Schneckenhause. Ein Volksroman.
Wien, Kirsch, 1893, 8° (XVI u. 300 S.) 11. 1.60.
Auf die hervorragende volksschriftstellerische Be¬
gabung \Ws ist bereits früher (Oe. L. I, 136 f.) hinge¬
wiesen worden; der vorl. Roman bestätigt diese Ansicht
aufs neue. Der dort ausgesprochene Wunsch, dass der
Verf. einer Reihe kleiner Geschichtchen seine Kraft nun
einmal an einem grösseren Stücke erproben möge, ist
hier verwirklicht. Das »Schneckenhaus« ist das Vater¬
haus des Verf. in Bludenz und das Buch behandelt das
Jugendleben des letzteren in dichterisch verklärter Form.
Im Mittelpunkte des Romans steht aber nicht die Per¬
sönlichkeit des Dichters, sondern die seiner Base Eva,
einer armen »Fabriklerin«, die nach dem frühen Tod der
Eltern W.’s sich, obwohl selbst eine Aermste unter den
Armen, liebevoll ihrer verlassenen Neffen annahm und
der der Dichter in treuer Dankbarkeit seine ganze Sohnes¬
liebe widmet. Es ist darum auch diese Gestalt dem
Dichter ganz besonders gelungen. Ihre edle, hingebende
Selbstaufopferung umglänzt der Schimmer einer Frömmig¬
keit, die sich bei ihr überall in thätiges Leben umsetzt
und ihr ganzes Denken und Thun verklärt. W. hat mit
der »Eva« eine Gestalt geschaffen, wie sie so liebens¬
würdig, so rein und hoch, über allem Niediigen stehend
und doch in jedem Zug so echt menschlich und natür¬
lich noch selten einem Dichter gelungen ist. Wie be¬
neidenswert erscheint uns das Kind, dem es vergönnt ist,
an der Seite einer solchen Erzieherin zum Jüngling
heranwachsen, ihr als Mann den Dank eines vollen
Lebensglückes widmen zu dürfen !
W. hat sich mit diesem Buche den Platz neben
unseren besten Volksschriftstellern errungen. Seine Sprache
ist klar, edel, hie und da leicht gemischt mit Provincia-
lismen, die aber dem Bilde nur eine wohlthuende Farbe
geben, nirgends störend oder aufdringlich erscheinen.
Ueberhaupt liegt in der schlichten Art, wie der Verf. sich
gehen lässt und wie er gerade so seine liebenswürdige
Individualität am stärksten zur Geltung bringt, eine grosse
Kunst und ein Reiz, dem man sich nicht entziehen kann.
Man darf von W. noch Grosses erwarten.
»Im Schneckenhause« scheint wie wenig andere
Bücher geeignet, in grossen Mengen ins Volk zu dringen.
Gerade in unserer Zeit mit ihrem ruhelosen Treiben
muss ein Buch, das den Segen still bescheidenen
Glückes und den Wert und endlichen Sieg einer reinen,
frommen Gesinnung an so lebendigen Beispielen zeigt,
denen überall der Stempel der Wahrheit und Wirklichkeit
aufgedrückt ist, von hoher Bedeutung sein. Es seien
darum insbesonders Volks- und Pfarrbibliotheken und
Arbeiterleseverein auf W.’s Schriften aufmerksam gemacht.
F. Schnürer.
Perfall, Anton Freiherr v.: Unterwühlter Grund. Roman.
Stuttgart. Deutsche Verlagsanstalt, 1892. 8'. (303 S.) fl. 2.40.
Ein socialer Roman im besten Sinne des Wortes. In er¬
greifender Weise wird der Ansturm des modernen Speculanten-
thums gegen das treu an seiner Scholle haftende und auf die¬
selbe stolze Bauernthum geschildert. Alle in dem Roman auf¬
tretenden Gestalten, namentlich der kernige und starrköpfige
Bauer am Bichl, nicht minder seine beiden leichtsinnigen Kinder,
die schwache Mutter, der rührend anhängliche »Muckerl« und
andererseits die schlimmen Sendboten der Stadt, die beiden
•Agenten Leinemann und Perlmann, sind der Natur abgelauscht
und machen den Eindruck von Typen. Niemand, der gutes Sinnes
ist, wird das Buch ohne Interesse lesen und ohne den Wunsch
aus der Hand legen, es möge auch im Leben, sowie in diesem
Romane, der Geist der Treue und Ehrlichkeit aus dem Kampfe
mit den Mächten des Schwindels und der Habgier schliesslich
doch siegreich hervorgehen. C. Sfd.
Illustrirte Zeitung. (Lpz., J. J. Weber.) Nr. 2591—2594.
(^2591.) Krebs, Neuordng. d. deutschen Handelsstatistik. —
Schröder, Z. 40j. Reg.-Jub. d. Grossh. v. Oldenburg. — D. Ver-
lobg. d. Fürsten Ferdinand v. Bulgarien. — Am Kentern. — D.
Erdbeben auf Zante. — D. Festlichkeiten in Bukarest. II. —
Rocdcr, M. Gf. v. Holtzendorff. — Kronau, D. Eisbahn »Nord¬
pol« in Paris. — Dieterich, Verirrt. Erz. (Schl.) — (2592.) D.
Hawaii-Inseln. — G. v. Bleichröder. — E. v. Hoffmann’s Centauren¬
gruppe vor d. Wiener Akademie. — v. Berlepsch, D. Künstler*
maskenfest in München. — Eidpyramiden in d. Alpen. — E.
Unterredg. m. Fr. Mathilde Carse. — Lindemann, E. Fischer¬
fahrt in d. Nordsee. — v. Bülow, Um e. hässliches Mädchen.
Nov. (Schl, in Nr. 2593.) — (2593.) D. Bischofsjubilaum Leo’s XIII.
— Dr. Th. Kohn, d. neue Fürsterzb. v. Olmütz. — Moser,
Schloss Pleissenburg zu Leipz. — Vogel, D. gold. Jubiläum d. kgl.
Conservatonums d. Musik zu Leipz. — Klaussmann, Berliner
Bilder. — Koch v. Berneck, D. Metzgersprung in München. —
Keil, Z. 70. Geburtstag O. Gildemeisters. — O. Meister, Z. 100.
Geburtstage Ch. Sealsfields. — D. Truppendislocationen an der
franz.-deutschen u. russ.-deulschen Grenze. — (2594.) Roeder,
D. Abordng. d. Wenden am sächs. Hofe. — Hirsch, J. Ferry. —
Fendi er, Bh. Mannfeld. — D. Verlobg. d. Erbgrossh. v. Luxembg.
— Lautemann, Amerikan. Schlachtviehtransportc. — Bartls,
Schippertje's erste Fahrt. — Anna Kuhnow, gepr. Aerziin in
Leipz. — In jeder Nr. Wochenschau, Mannigfaltigk., Culturgesch.
Nachricht., Presse u. Buchhandel, Moden.
Deutsche Rundschau. XIX, 6.
P. Hevsc, In d. Geisterstunde. V. Martin d. Streber. —
Hanslick, Aus m. Leben. 1. Jugend- u. Studienzeit in Prag
(1825—1845V — Birt, Wer kauft Liebesgötter? — L. Stein.
Fr. Nietzsche’s Weltanschaug. u. ihre Gcfahien. — Spitta, Ballade
I III. — S. Farina, E. Lüge d. Liebe. I — III. — H. Grimm,
Dante-Litteratur. — Hübner, Z. Columbusfeicr. — D. polit. Zu¬
stände auf d. hawaiischen Inseln. — Egel haaf, Aus d. Schreckens¬
zeit. — Polit. Rundschau.
Nord u. Süd. LXIV, 192. (16. Jhrg.)
Engel, I). Hungerdorf. Nov. — Bohn, A. Sullivan. —
Roisset, D. »Doppel-Ich« in d. neuesten franz. Litt. — Habel,
Wandcrgen. antiker Denkmäer. — G. Cnrducci, Piemont, bist.
Ode, nachgedichtet v. Val. Matthcs. — v. Forst, D. Bedcutg.
Belfort’s Süddeutschld. ggüber. — Th. Ebner, G. Herwegh, e.
Dichter d. Freiheit. — Waldmjülller D. Kirschkern-Oberst.
Deutscher Hausschatz. XIX, 7 u. 8.
(7.) K. v. Bol an den, Deutsche Culturbilder. (Forts, in
Heft 8.) — Bilder aus Karlsbad. — Neid egg, Empor. Nov. (Forts.,
in Heft 8.) — Mav, D. Mahdi. (Forts, in Heft 8.) — Ibach,
Erinnergen. u. Erlebnisse aus d. J. 1848 49 — F. W. Weber.
D. Streitenden. — D. prakt.-soc. Cursus in M.-Gladbach. — (8.)
Justus, D. gerichtl. Eid. — Bruns, ln d. Bahnpost. — Drei¬
bach, Symbolik d. hl. Kreuzes. — Beilage: »Für d. Frauenwelt«.
Prohaska's llluatr. Monatsbände. IV, 8.
Kraszewski, Ohne Herz. Roman. (Schl.) — Hoffmeister,
Schicksalswege. Roman. — CI. v. Glümer, Cen. Nov. — Hansen,
Zw. Rhone u. Garonne. — Halbe, Ueb. Entwicklg. u. Wesen
d. Porzdlanmanuläctur. — G. v. Amyntor, E. Kriegsbild v. d.
Kehrseite. — Miscellen.
La Ricreazione. II, 4—6.
(4.) S. Leone XIII. — Aneddoti del Rev. P. Gerola. — II
fuggiasco. (Forts, in Nr. 5 u. 6.) — Monumenti di Roma papale. —
Non tornerä. — In giro pel Mondo. — (5.) Pel cimitero di Ca-
podistria. — Storia naturale : La Paulowna imperiale. — La vita
delle cittä nei giorni festivi. — Naufragio. — II clero francese e
l’amor di patria. — Panama e Suez. — (6.) La Stampa oscena
— II trionfo dei Romani. — L’innesto del vaiuolo. — II gabbiano
— L’assicurazione sulla vita. — Mirmice, Ateo!... — Pietroburgo.
Neue Erscheinungen:
Schmitz M., Declamatorium ernster, relig. u. hum. Gedichte.
Regensbg., Manz. (280 S.) fl. 1.44.
Wildermann F., Kaiser Maximilian v. Mexiko. Trauersp., Ebd.
(75 S ) fl. —.60.
Esch rieht E., Pfarrer Streccius. Roman. Berl., Ver. d. Bücher¬
freunde. (222 S.) fl. 1.80.
Kapff E., Columbus. Schausp. Cannstadt. Boshcuver. (107 S.)
fl. —.96.
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220
219 Nr. 7. — Oksikrreichischbs Littkraturbi.att. — II. Jahrgang.
Gerhardt M., Erdensöhne. Roman in 2 Bdn. Lpz., Reissner.
(236 u. 231 S.) fl. 4.80.
Riedt L., Bunte Erzählgen. e. Convertiten. Stuttg., Ochs. (VII u.
272 S.) fl. 1.20.
Reichard M., D. Unzufriedenen. Mod. Roman. Berl., Moedebeck.
(279 S.) II. 2.40.
Mackowsky H., E. Erdengang. E. Dichtg. nach Motiven aus
d. Passio Christi. Berl., Fontane (VI u. 81 S.) fl. 1.20.
D. 1. Bd. e. Selbstbiogr. »Z>. Skizzenbuch m. Lebens « v.
Dagobert v. Gerhardt (Gerhard v. Amyntor) wird demnächst im
Verl d. Schles. Buchdr. etc. (vorm. Schottländer) in Breslau er¬
scheinen. (19 Bg. fl. 2.40.)
Akademie.
Der historische Verein für Steiermark.
Von Dr. Anton Mell (Graz).
(Fortsetzung und Schluss.)
Die Schlösser- und Ortsgeschichte fand ihre
Berücksichtigung vor allem in der Serie von Aufsätzen
über Riegersburg (M. 2), Waldstein (M. 3), GÖs-
ting (M. 5), Strechau (M. 5) und Pöllau (M. 6) u. a.;
und wie befruchtend das vom Vereine geschaffene In¬
stitut der Ortschronisten auf Einzelne wirkte, zeugt
die ausführliche und reichhaltige Geschichte der Orts¬
gemeinde und Pfarre St. Stefan o. Leoben, verfasst vom
Lehrer J. Schmutz (M. 38 und 39).
Die c u Iturellen Zustände des Landes nach ver¬
schiedenster Richtung und in verschiedenen Zeitperioden
behandeln Studien aus der Feder unserer bedeutendsten
Historiker auf steirischem Boden : so F. Bi sch off, über
die Musikpflege in Steiermark (M. 37) und zur Ge¬
schichte des Grazer Theaters von 1574 — 75 (M. 40),
Bidermann, über die Verkehrsbeziehungen der Stadt
Leoben v. 16—19. Jahrh. (M. 22), Ilwof, über Theater¬
wesen (M. 33), Steirisches Eisen zu Wehr und Waffen
in der Zeit Max. I. (M. 34), zur Geschichte der Juden¬
verfolgung im Jahre 1610 (M. 12) und über Haus- und
Hofmarken (M, 12), v. Krones über die älteste Besied¬
lung des Oberlandes (M. 27), zur Geschichte des Schul¬
wesens bis 1570 (M. 34) und die steirischen Land¬
schäden von 1529 (M. 16), F. M. Mayer über Eisen¬
wesen zu Eisenerz 1570—1625 (M. 33), Jagd- und
Forstwesen in den Zeiten Max. I. (M. 28) und die ersten
Bauernaufstände (M. 23), der Culturgeschichte mit Vor¬
liebe treibende R. Peinlich über Kepler und seine Ver¬
hältnisse in Graz (M. 16), das städtische Wirtschafts¬
wesen der Hauptstadt im Jahre 1660 (M. 29), zur Ge¬
schichte des Buchdrucks etc. im 16. Jahrh. (M. 27) und
über den Brotpreis zu Graz und in Steiermark im 17.
Jahrh. (M. 25), R. Reichel über Hexenprocesse und
Volksglauben (M. 20 und 27) und zur Geschichte des
steierischen Bergbaues im Zeitalter des österr. Erbfolge¬
krieges (M. 37), J. Wichner eine Geschichte des Heil¬
wesens, der Volksmedicin etc. bis 1700 (M. 33) und
endlich v. Zahn über den Kalenderstreit in Steiermark
(M. t3) und seine Beiträge zur Sittengeschichte (M. 36).
Für die Kunstgeschichte des Landes legten vor
allem v. Zahn und J. Wastler, der Verf. des steiri¬
schen Künstlerlexikons, ihre diesbezüglichen Studien in
die Vereinsblätter nieder, und es sind besonders des
ersteren Nachträge zu Wastler’s Lexikon (M. 32, 33
und 37), sowie dessen Studien über G. M. Vischer und
seine Wirksamkeit in .Steiermark (M. 24) zu erwähnen.
Die Herausgabe eines sämmtliche erhaltene Ortsbilder
des Landes umfassenden und zugleich beschreibenden
Verzeichnisses, die sog. »Stiria illustrata «, gereicht
sowohl dem Vereine als Herausgeber, wie dem Bearbeiter
Dr. v. Zahn zu besonderem Verdienste: den Grundstock
des bis zum Buchstaben M gediehenen Verzeichnisses
bildet die reichhaltige Ortsbildersammlung des steierm.
Landesarchives.
Beiträge in germanistischer und numismati¬
scher Richtung finden sich in den Aufsätzen Wein-
hold’s über Philipp’s Marienleben, den Dichter Hugo v.
Montfort (M. 7), A. Schönbach’s über eine Grazer Hand¬
schrift des lat. deutsch. Freidanks (M. 23) und in den
Heften 5, 17 und 26 aus der Feder von P. K. Rosegger,
F. Pichler und A. Schlossar vertreten. Numismatische
Abhandlungen legten Pratobevera (M. 3) und der be¬
kannte Numismatiker A. v. Luschin (Münzen und Me¬
daillen der Familie Eggenberg M. 14. —. Das lange Geld
oder die Kipperzeit in Steiermark M. 38) in den »Mit¬
theilungen« nieder.
Pflegte der Verein bereits seit seinem Bestände
jenen Männern, welche um steirische Landesgeschichte
wie um den histor. Verein selbst sich hervorragende
Verdienste erworben, ein Denkmal durch kurze Biogra¬
phien zu setzen (so von A. v. Muchar dem Abte von
Reun Ludw. Crophius v. Kaiserssieg, Jos. Feil und Kas¬
par Harb), so wurde diese Gepflogenheit durch den Ver¬
einsbeschluss vom 5. Dec. 1864 zum »Gedenkbuche
des histor. Vereines« erweitert. In diesem treffen wir
Biographien von Männern, deren Thätigkeit in engster
Beziehung mit den Intentionen des Vereines standen,
wie Karlm. Tangl, G. Ph. Sandhaas, Archivar War-
tinger, G. F. R. v. Schreiner, M. v. Kaisersfeld, P. K. Rosegger,
F. Gf. v. Meran. In den meisten Fällen war es F. Ilwof,
der das Andenken jener verdienten Todten in würdigster
Weise der Nachwelt überlieferte.
Das Erscheinen der »Beiträge zur Kunde steier¬
märkischer Geschichtsquellen« hängt innig mit
dem Aufstreben des Joanneum-Archives und der Ver¬
einigung des letzteren mit dem landschaftlichen Archive
zum Landesarchive der Stei e rmark zusammen, eine
That, welche vor einem Vierteljahrhunderte dessen Vor¬
stand unternommen: Regierungsrath v. Zahn hat da¬
durch ein »Grundbuch heimatlicher Geschichtsforschung«
geschaffen; die Erfolge dieses Landesinstitutes nach
aussen, und zwar für die wissenschaftlichen Errungen¬
schaften auf dem Boden heimatlicher Geschichtsforschung,
spiegeln sich auch in jenen, zuerst von v. Zahn redi¬
gierten »Beiträgen«. Dadurch, dass dem Landesarchive
in erster Linie der Zweck einer archivalischen Sammel-
und Centralstelle unterlegt ward, wurde die archivalische
Thätigkeit auch ausserhalb der Räume des Archives an¬
geregt, und jene Männer, welche im Lande selbst oder
ausserhalb desselben Archive nach steirischem Quellen¬
materiale durchforschten, haben die Ergebnisse in den
»Beiträgen« zu Nutz und Frommen der Geschichts¬
beflissenen niedergelegt.
Die in erster Linie vom Landesarchivs-Director v. Zahn
und den Adjuncten v. Luschin und Pangerl, sowie von
Bidermann, Bischoff und den Stiftsarchivaren Weiss
(Reun) und Wichner (Admont) in den »Beiträgen« ver¬
öffentlichten Berichte umfassen an Archivstellen im Lande
das fürstbisch. Sekkau’sche Ordinariatsarchiv, die Reste
des Archives der Landeshauptstadt und die Handschriften¬
sammlung der k. k. Universitäts-Bibliothek in Graz, die
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221
Nh. 7. — Okstehkkichischks Liitkkaiukbi.ait. — II. Jahrgang.
222
Archive der Klöster Admont, Reun und Vorau, der Stadt
Leoben und des Marktes Eisenerz. Weiters erstreckten
sich archivalische Recherchen seitens der Genannten auf
das k. k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und die
k. k. Hofbibliothek zu Wien, das Museum Francisco-
Carolinum in Linz, auf das landschaftliche Archiv und
jenes des historischen Vereines zu Klagenfurt und das
Herrschaftsarchiv zu Wolfsberg in Kärnten. In Krain
wurden das fürstbischöfliche Archiv und das der Stadt
Laibach, sowie das fürstlich Auerspergs’chc durchforscht,
in Salzburg die Archive des erzbischöflichen Consistoriums,
des Stiftes St. Peter und des Frauenklosters am Nonn-
berg, in Tirol das k. k. Statthalterei-Archiv und das
sogenannte »Pestarchiv« zu Innsbruck, sowie jenes des
Bisthums Brixen u. s. f.
Quellen zur allgemein eil Landesgeschichte ver¬
öffentlichten zur Geschichte der Grafen von Cilli (1341
bis 1456) v. Kroncs (B. 8) und für die Jahre 1462 bis
1471 (B. 8), F. M. Mayer zur Geschichte der ersten
Bauernunruhen in Steiermark und den angrenzenden
Ländern (B. 13), O. Steinwenter, zur Geschichte der
östlichen Steiermark unter Hans v. Ungnad 1530 —1544
(B. 19), v. Zahn, die Quellen zum Jahre 1683 (ß. 20.)
und endlich v. Zwiedeneck zur Geschichte des Krieges
von 1809 (B. 23 und 24).
ln das Bereich der Verwaltungs- und Rechts¬
geschichte des Landes fallen die Quellenstudien Pro¬
fessors F. Bischoff über die steiermärkischen Landrechts¬
handschriften (B. 5, 15 und 18) und jene von v. Krones
zur Quellenkunde und zur Geschichte des Landtagwesen
bis ins 17. Jahrh. (B. 1, 2, 4, 6 und 16) und dessen
Verzeichnis sämmtlicher landesfürstlicher wie landschaft¬
licher Patente aus den Regierungsjahren Max. I. und
Ferd. I. v. 1493 —1564 (B. 18). In die gleiche Kategorie
gehören die Abhandlungen v. Luschin’s über die steiri¬
schen Landhandvesten (ß. 9), E. Kümmel’s über die
landschaftlichen Ausgabenbücher (ß. 14), Bischoff s und
v. Zahn’s über Copial- und Formelbücher (B. 11 u. 17)
und die Materialien zur inneren Geschichte der Zünfte
in Steiermark, gesammelt für das Land überhaupt von
v. Zahn (B. 14, 15 u. 18), für Fürstenfeld von H. Lange
(B. 19) und für Radkersburg von J. Gomilschak (B. 16).
Was die Pflege der historischen Topographie an¬
langt, so nimmt in den »Beiträgen« v. Felicetti den
einzigen, aber einen hervorragenden Platz ein: dessen
Studie »Steiermark im Zeiträume v. 8 —12. Jahrh.«
(B. 9 und 10) hat auch über die Landesgrenzen hinaus
ungeschmälerte Anerkennung gefunden.
Quellen zur Klostergeschichte, wohl der Mehr¬
zahl nach aus den stiftischen Archiven selbst, finden
wir in bunter Reihenfolge für Admont durch die Publi-
cationen Wichner’s (B. 13 und 19), für St. Lambrecht
durch die Pangerl’s (B. 1, 2 und 3) und v. Zahn’s
(B. 14 und 22), für das ehemalige Chorherrnstift Roten-
mann und dessen Chronisten J. A. Kcndlmayer durch
die Pangerl’s (B. 5i u. s. w. vertreten. Das wertvolle
Correspondenzbuch des Bischofs Sixtus von Freising und
den Wert desselben für die heimatliche Geschichte be¬
sprach F. M. Mayer (B. 15) und über die Thätigkeit
des Jesuitenordens im Lande lieferte v. Krones quellen-
massige Beiträge (B. 22 und 24).
DerStäd te- und Ortsgesch ichte überhaupt gehören
Auszüge aus den Rathsprotokollen der Stadt Cilli
(A. Gubo, B. 23 und 24), aus dem Marktarchive von
Ehrenhausen (T. M. Mayer, B. 22), aus den Raitungen
der Eisenerzer Marktrichter (J. Krainz, B. 20), aus
den »hanndlungen der Stadt Bruck a. d. Mur (Küm¬
mel, B. 17) und aus dem Murauer Stadtbuche und
Marktprotokollen von Aflenz (Bischoff, B. 9 und 12) an.
Als Ouellcnbeiträge auf famili e ngeschichtlichem
Boden wären die von Zahn (B. 2 ) veröffentlichten Klage¬
lieder über den Tod der Grafen von Pütten, sowie v.
Luschin's >Herbersteiniana« (B. 24) zu erwähnen; und
als glücklicher Wurf ist die Studie KümmeFs »Kunst
und Künstler in ihrer Förderung durch die steirische
Landschaft v. 16 —18. Jahrh.«, gewonnen aus den land¬
schaftlichen Ausgabebüchern, zu verzeichnen.
Wir sind — so kurz und übersichtlich als nur
möglich — den literarischen Erzeugnissen nach ver¬
schiedenster Richtung, unter der Aegyde des historischen
Vereines für Steiermark, gefolgt und haben wenigstens
die hervorragendsten Leistungen der einzelnen Mitarbeiter
erwähnt Manch gewiss wertvoller Beitrag mag vielleicht
unerwähnt geblieben sein — hat ja das vorliegende Re¬
ferat nicht den Zweck, zu einem Register der in den
»Mittheilungen« wie in den »Beiträgen« hinterlegten
Publicationen zu werden. Im allgemeinen sollte nur ge¬
zeigt werden, wie viel durch den historischen Verein
und dessen Schriften einer Förderung heimatsgeschicht¬
licher Forschung erwachsen und ein wie reiches Feld
für weitere Thätigkeit auf bis heute noch unbearbeitetem
Geschichtsboden künftigen Forschern noch offen steht.
Es ist nicht zu fordern, dass historische Gesellschaften
im Charakter von Landesvereinen planmässig die Durch¬
forschung der Landesgeschichte nach den verschiedensten
Kriterien in die Hände nehmen, und der historische
Verein für Steiermark kann auf die 43 Jahre seiner
Thätigkeit und auf die durch ihn hervorgerufenen Er¬
rungenschaften auf geschichtlichem Gebiete mit Genug¬
tuung zurückblicken.
Stimmen aus Maria Laach, XLIV, 3.
Baumgartner, Renan's Apotheose. — 11. Pesch, Z. Gesell
d. socialist. ßewegg. in Deutschld.il. — Kreiten, D. Provincial-
briefe PascaFs. III. — Pfülf, Mirabeau. III. — Beissel, D.
Bilder d. Fra Angelico im Kloster d. hl. Marcus zu Florenz. II.
(Schl.) — Recensioncn, u. a.: de Groot, Summa apolog. de eccl.
cath. ad meutern S. Thomae Aq. (Lingens); — Schneider, Die
Religion d. afrikan. Naturvölker (Spillmann). — Empfehlensw.
Schriften. — Miscellen.
Histor.-poiit. Blätter für das kathol. Deutschland, CXI, 6.
Abendstunden in Italien. II. (Schl.) — Aus d. Schweiz: D.
neueste Bewegg. auf d. Gebiete d. proportion. Wahlverfahrens. II.
(Schl.) — E. Aera d. Schwierigkeiten. — D. neue theolog. Jahres¬
bericht: Protestant. Gehässigkeiten u. Ketzereien. — Zcitläufe:
D. Vatican u. d. Quirinal in d. jüngsten Beleuchtg. I. — E. Stimme
aus Frankreich üb. d. kathol. Deutschi. — Rohrbachers Kirchen-
gesch. XVIII (Zeitalter Innocenz UL).
Neue Heidelberger Jahrbücher. III, 1.
Zangemeister, Z. Gesell, d. Neckarländer in röm. Zeit.—
F. v. Weech, E. Project z. Reform d. Reichsjustiz aus d. 16. Jhdt.
— v. Pfl ugk- Harttung, D. Schriften S. Patricks. — v. Duhn,
D. Bronze d. früheren Sammlg. Ancona. — Heyck, Ueb. d. Entst.
d. german. Verfassgslebens. — Jell in ek, Adam in d. Staatslehre.
— Oec hei häuser, Z. Entstehg. d. Manesse-Hdschrft.
Beilage z. Aligem. Zeitg. Beil.-Nr. 51 63. (2.—15. März.)
(51.) Schiemann, Dorpat. E. Nekrolog. —Tagesströmgen
d. jetz. franz. Litt. — D. Entwicklg. d. serb. Zeitgswesens. —
(52.) Boeheim, D. Waffenschmiede Mailands im 15. u. 16. Jhdt.
— Z. naturwiss. Litt. — (53.) Carriere, Griech. Götteridealc. —
Götz, In d. Sandschaks v. Türk. Bosnien. (Forts, in Nr. 55, 56.)
— (54.) Sander, K. Lachmann (Schl, in Nr. 56.) — Kienitz.
Vom Niger z. Golf v. Guinea duren Kong u. Mossi. — (55.)
Pfizer, Soc. Recht: Grund u. Boden. — (57.) Wünsche, Sind
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223
Nr. 7. - OKSIKRRKICHISCHKS Llll ERATUKBLAII . — 11. JaHKUANU.
d. Christen nach d. rcligionsgeselzl. Schriften d. Juden als Akum
(Götzendiener) zu betrachten? — Berzcviczy, Kg. Ludwig I.,
d. Gr., v. Ungarn. — Engl. Staatsmänner in französ. Belcuchtg.
(Forts, in Nr. 58 u. 60). — (58.) Weile, 11 Jahre in Südamerika.
(Forts, in Nr. 59 u. 62.) — (59.) Taine (Nachruf). — Blutige
Thränen. — (60.) Aus V. Hehn's Heisetagebüchern: Florenz 1839.
— (61.) P. Heyse, An O. Gildemeister zum 70. Geburtstage. —
Haushofer, D. Fortschrittsidee im Staatsleben. — E. lateinische
Zeitung.
Deutsche Worte, XIII, 3.
Hasbach, 1). philos. Grundlagen der v. Quesnay und Ad.
Smith begründeten polit. Oekonomie. — Wilckens. I). Kampf
um d. engl. Vollblutpferd. — v. Troll-Borostyäni, D. Frauen¬
frage im Lichte d. socialen Entwicklg.
Das 20 Jahrhundert, III, 4. (Apiilhet't.)
Re in ecke, D. Grenzgebiet d. alten Reiches im Westen u.
Süden. — Wundtke, Dcutschld., wach auf! — Pol de Mont,
1). Heimkehr v. d. Taufe. Nachgedichtet v. A. Möser. — D. Bankerott
Berlins u. Deutschlds. Zukunft. — Rumpelt, D. neue Lehrer.
Humoreske. — Pudor, Volksthüml. Kunst.— Sehwennhagen,
Z. Frage d jüd. Sittenlehre. — Aus d. Narrenhause d. Zeit. —
Ansichten e. Protestanten z. Jesuitenfrage. — Vom Büchertisch.
Przeglqd Polskl. CVII, 321 (1S93, März).
Lisiecki, Tagebuch d. Prof Nikitenko. — Zdiechowski.
Deutscher Byronismus: Nik. Lenau. — Lada, O Seele! (Forts.)
— Bilczewski, G. B. de Rossi. — A. M. L., 2 engl. Roman-
schrittst. 11. Thackerav. — Tarnowski, L. Sapieha. — Wl.
Koziebrodzki.
Przeglqd powszechny. XXXVII, 111.
Czenecz WL, Joachim Archikaplan in Bethulia.— Badeni,
Correspondenz d. hl. Ignaz v. Loyola. — Kraszewski, Bruch¬
stücke aus d. Erinnerungen e. Nowogrodeker Edelmannes. —
Dubiecki, T. Ohzarowski (Schl.). — Arndt, J. v. Döllinger.
— Rawski, D. Princip d. Erhaltg. d. Kraft u. dessen Anwendg.
in d. Psychologie. II.
Osveta. XXIII, 3.
Rieger, Wie ist d. österr. Kaiserthum eingeführt? —
Heyduk, D. Mühlbauer. — Mikes, D. Phil. Tolstoi's. (Forts.)
— Jelinek, Poln. Angelegenheiten. (Schl.) — Kl ostermann,
Fürs Glück. Roman. — Srb, Leo XIII. (Schl.)
Athenaeum, red. V. d. Kaizl (Prag). X, 6.
Jokl, Ueb. d. allgem. slav. Sprache. — Kalousek, Ueb.
d. Hypothekar- u. Communalschulden u. üb. Bodencreditanstalten.
(Forts.) — Drtina, D. Studium d. Philosophie in Frankreich.
(Schl.) — Recensionen.
Ueber Wunsch des Herrn Prof. Dr. R. Meringer (Wien)
erklären wir, dass die mit R. M. gezeichnete Anzeige in Nr. 6 des
»Oesterr. Litt.«, Sp. 171 f., nicht von dem genannten Herrn herrührt.
D. reiche Sammlg. poln. Bücher u. Mscpte, welche in Paris
v. d. Fürsten Adam Czartoryski, Ad. Mickiewicz u. a. hervorrag.
Mitgliedern d. poln. Emigration zusammengeb’acht wurde, ist mit
Zustimmg. d. franz. Regierg. in d. Besitz d. Akad. zu Krakau i
übergegangen, die den Dr. Korzcniowski nach Paris gesandt j
hat, um die Bibi, dort zu verwalten. I
Personalnachrichten. j
Gestorben: Am 3. März d. norw. Sprachforscher Chrn.
Joach. Mohn i. A. v. 85 J.; — am 4. März in Paris d. Historiker I
u. Mitgl. d. Akademie Hippolyt Taine: — am 6. März in Inns- j
bruck d. pens. Prof. d. österr. Civilrechts Dr. K. Beidtel, geb. ;
1817 in Dalmatien; — am 8. März in Innsbr. d. pens. Prof. d. |
Exegese u. d. hebr. Spr. P. Ant. Tutzcr i. A. v. 76 J. ; — am
14. März in Linz der in Ob.-Oesterr. bekannte Volks- u. Dialect-
dichter Hans Jungwirth im 65. Lebensj.;— in Tokio der Prof. |
d. Finanzwiss. u. Nat.-Oek. Dr. Udo Eggert. ,
Ernannt: Der a. o. Prof. Dr. Ant. Weiss, der Rcligionsprof. |
an d. Lehrcrinnenbildgsanstalt in Graz Dr. Johann Weiss u. d.
Prof, am Knabenseminar ebd. Dr. Frz. Gutjahr zu ord. Proff.
an d. Univ. Graz, ersterer f. Kirchengesch., der zweite f. Bibel-
Studium d. A. T , der letzte f. Bibelst. d. N. T. — Rector Weit¬
brecht in Zürich z. ord. Prof. f. deutsche Litt., Aesthetik u.
Redeübgen. an d. Techn. Hochsch. in Stuttg.; — • Privatdoc. d.
dass. Phil, in Tübingen Dr. Wilh. Schmid zum Prof, das.; —
d. Privatdoc. f. engl. Phil, in Berlin Dr. W. Franz zum Prof,
d. neueren Sprachen an d. Univ. Jena; — dem Privatdoc. der
oriental. Phil, in Freiburg i. Br. Dr. Salomon Reckendorf ist t
d. Charakter als a. o. Prof, verliehen worden; — d. Präsident |
d. Ver. Staaten Harrison hat e. Professur an d. Leland-Stan-
ford-Univ. in Kalifornien angenommen u. wird dort im nächsten
October e. Reihe v. Vorlesgen. üb. constitutionelles Recht halten.
— Habilitiert haben sich: k. k. Finanzrath Dr. Ign. Gr über f.
Statistik, Dr. Rud. Frank f. Chirurgie u. Dr. Benj. Gomperz t.
Ohrenheilkde. an d. Univ. Wien; — Dr. Konr. Zindler f. syn-
thet. Geometrie an d. Univ. Graz; — Dr. Vinc. Zibrt f. allgem.
Culturgesch. m. bes. Berücksichtigg. d. österr Länder an d. böhm.
Univ. in Prag; —Dr. Rieh. Barlo w f. Dermatologie u. Dr. Siegfr.
Mollier f. Anatomie in München; — Dr. Hugo Neu mann f.
Kinderkrankheiten in Berlin; — Dr. Felix Rach fahl f. neuere
Gesell, in Kiel; — Dr. K. Kaiser an d. medic. u. Dr. Schcwia-
kow u. Dr. R. v. Erlanger an d. naturwiss. Facultät d. Univ.
Leipzig, letztere beide f. Zoologie. (Für d. wiss. Ausstattg. d.
projectierten Neubaues d. zoolog. Instituts das. hat Dr. v. Erlang *r
e. Stiftg. v. 40.000 Mk. gemacht.)
Dem Bibliothekar d. Wiener Universitätsbibliothek Dr. Ferd.
Gras sau er u. d. Bibliothekar an d. techn. Hochsch. in Wien
Dr. Friedr. Leithe wurde d. Titel e. Regierungsrathes verliehen;
— d. Director d. städt. Museums Carolino-Augusteum in Salz¬
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Nr. 8.
Wien, 15. April 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnürer,
YVien-Knitzendori.
HERAUSGEGEßEN DURCH DIE LEO - GESELLSCHAFT
REDIGIERT VON
DR. FRANZ SCHNÜRER
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Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
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INHALT:
Felten Josef, Die Apostelgeschichte, übersetzt
und erklärt. (Prof. J. Schindler.)
Strack Herrn. L., Hebräische Grammatik. (Prof.
W. Gerber.)
Walter A. F., Der katholische Religions-Unter¬
richt an den humanistischen Gymnasien.
^Dr. Fr. Endler.)
v. Sal i s- So el io N., Die Convertiten der Familie
v. Salis. (—nd—.)
Rezek E. A., Relatio progressus in extirpanda
haeresi per regnum Bohemiae. (—nd—.)
Prudenzano F., Der hl. Franciscus und sein
Jahrhundert. (—nd—.)
Joel Carl, Der echte und der xenophontische
Sokrates. (Prof. O. Willmann.)
Kel ln er L., Lebensblätter.
Krier J. B., Das Studium und die Privatlectüre.
v. Doss A., Die Standeswahl.
Pfülf Otto, Hermann von Mallinckrodt. (Bh.)
Vahlen Alfred, Der deutsche Reichstag unter
König Wenzel. (*h.)
, Janssen J., Geschichte des deutschen Volkes,
| Bd. V, 13. —14. Aufl., besorgt v. L. Pastor.
I Droysen J. G., Geschichte Alexanders d. Gr.
I Weiss J. B., Weltgeschichte, Bd. II, 4. Aufl.
Lateinische Liitcraturdenkmäler desXV. und XY’I.
Jahrhunderts. Heft 5 und 6. (Bohatta.)
i Froning R., Das Drama des Mittelalters. (Prof.
J. E. Wackerneil.)
Keiter Heinrich, Die Kunst, Bücher zu lesen.
(C. Sfd.)
Giess wein A.. Die Hauptprobleme der Sprach¬
wissenschaft.
Moment-Wörterbuch in durchlauf. Alphabet.
Seibt Wilhelm, Helldunkel. (A. Fuchs.)
Beissel St., Der Entwurf von Prof. Seitz zu der
päpstlichen Kapelle in Loreto. (g.)
Küppen W., Die Schreibung geographischer
Namen. (Dr. Richard Müller.)
v. Sc hwe iger-Ler eben feld, Alpenglühen. (R.)
Stern B., Vom Kaukasus zum Hindukusch.
(K re s s.)
van Kämpen, Just. Perthes’ Atlas antiquus.
Umlauft J., Die räumliche Entwicklung Wiens.
Steinhauser’s Uebersichtskarte von Oester¬
reich-Ungarn.
Gross-Wien, Skizze seines Entstehens.
Weiss A. M., Sociale Frage und sociale Ordnung.
(Dr. K. S ch e i mpflug.)
Die wahre Emancipation der Frauen. (Aug. R ö sl e r )
Mühlhausen Aug., Goethe ein Socialist?!
Das Pressgesetz. (J. M. A. F.)
Wi esba u r J.B., Das Vorkommen d. echten Acker¬
ehrenpreises i. Oberösterreich. (Dr.G. Stärkt.)
Jung H.. Neue Wandtafeln für den Unterricht in
der Naturgeschichte.
Schenk S. L., Grundriss derBacteriologie. (Mal-
fatti.)
Reich E., Geschichte und Gefahren der Frucht-
Abtreibung.
Niemann M., Ist das Heizen und Kochen mit
Gas noch zu theuer? (J. Anzböck )
Reinfels H, Die Sitte, Schauspiel. (Sch.)
„Wienerstadt”, Lebensbilder aus der Gegenwart.
Pcrsonalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
ich ubersiedle am 20. d. m. nach Wien - Klosterneuburg, Martinstrasse 16, wohin ich fortan alle
Briefe und redactionellen Sendungen (Recensionsexemplare) zu adressieren bitte. Dr p s c h n ürer
Theologie.
Felten, Dr. Josef, Die Apostelgeschichte, übersetzt und
erkllrt Freiburg, Herder. 1892.gr. 8°. (VIII u. 496 S.) fl. 4.80.
Die Apostelgeschichte hat in unserem Jahrhunderte
akatholischerseits und in destructiver Richtung zahlreiche
Bearbeiter gefunden, nur ganz wenige dagegen von
katholischen Autoren. Die lateinischen Commentare von
Beelen upd Patrizzi, die deutschen Arbeiten von Bisping
und Hacke liegen mehr als zwanzig Jahre hinter uns.
Schon darum war der vorliegende Commentar im vor¬
hinein mit Freude zu begrüssen und gesteht Ref. sofort:
seine Freude wurde nach näherem Einblicke nicht getäuscht.
F. ist in der litterarischen Welt als Historiker vor-
theilhaft bekannt, besonders durch seine Arbeit »Papst
Gregor IX.« So bot sicherlich gerade die Apostel¬
geschichte, die Geschichte der jungen Kirche, dem
Exegeten F. ein passendes Arbeitsfeld. Der Historiker
macht sich denn auch in F.’s Commentar erfreulich
bemerkbar, und zwar besonders in der Beherrschung des
profan- und kirchengeschichtlichen Stoffes, dann in der
Form der Darstellung. In gewandter Sprache sind
Text, grammatische Exposition, Sacherklärung, geschicht¬
liche Bemerkungen u. s. w. in einer Weise verwoben,
dass man fast den erweiterten Bericht des Hagiographen
vor sich zu haben glaubt. — Der Textkritik wendet
F. grosse Sorgfalt zu, wobei er das bezügliche Material
passend »unter dem Striche« verarbeitet. Freilich würden
wir hier eine wesentliche Erweiterung des kritischen
Schatzes vergeblich suchen. Das liegt übrigens auch nicht
im Rahmen eines Commentars. F. hat die Ausgabe von
Gebhardt zu Grunde gelegt, und nur solche Lesarten
einer Prüfung unterzogen, hinsichtlich welcher die Aus¬
gaben von Tischendorf, Tregelles und Westcott-Hort
nicht übereinstimmen, oder welche aus anderen Rück¬
sichten eine Beachtung zu fordern schienen (S. 52).
Dabei verfuhr F. durchgängig nach gesunden textkritischen
Principien. — F. beklagt (S. 51) den Mangel eines
unbedingt zuverlässigen Textes. Hiezu sei einem lang
gehegten Wunsche Vieler Ausdruck geliehen, dass bald
auch katholischerseits auf Grund des fortwährend
wachsenden kritischen Materiales eine griechische Aus¬
gabe des neuen Testamentes veranstaltet werde, welche
allen gerechten Anforderungen entspreche und katho¬
lischen Theologen in die Hand gegeben werden könnte.
In der Einleitung (S. 1—56) verbreitet sich F. mit aus¬
giebiger Berücksichtigung der masslosen negativen Bibelkritik über
Titel, Einthcilung, Zweck, Verfasser, Quellen, geschichtlichen
Werth, Chronologie und ähnliche Fragen. — Die Einthcilung
geschieht in fünf Theile, und zwar 1,1—8,3: Ursprung der
Kirche,Verbreitung, Kräftigung derselben in Jerusalem; 8, 4—9, 43:
die Verbreitung der Kirche in Syrien und Palästina, Bekehrung
des hl. Paulus; 10, 1 — 12, 25: die erste Verbreitung des Christen¬
thums unter den Heiden; 13, 1 — 21, 16: die Missionsthätigkeit
des hl. Paulus; 21, 17 — 28, 31 : Gefangenschaft des hl. Paulus
zu Jerusalem, Cäsarea und Rom. In Bezug auf logische Genauig¬
keit dürfte der u. a. von Cornelius A. Lass, A. Maier und
Cornely vertretenen Zweitheilung, auch der Dreitheilung des alten
Lorinus vor der Fünftheilung F.’s, welche ja materiell entsprechen
mag, entschieden der Vorzug einzuräumen sein. Das Wirken
Petri, dessen Darstellung neben derjenigen des hl. Paulus dem
hl. Lucas nach F. besonders als Ziel vorschwebte (S. 8), hätte auch
in der Einthcilung ausdrücklich ebenso zur Geltung gebracht
werden müssen, wie dies bezüglich des Heidenapostels geschah.
— Von besonderem Interesse ist die Chronologie der Apostel¬
geschichte. Als Ausgangspunkt dient F. das Jahr der Abberufung
des Felix, als welches gegenüber anderen Aufstellungen mit etwas
grosser Zuversicht das Jahr 60 bestimmt wird. —
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227
Nr. 8. — Oestrrreichisches Lmteraturblatt. — II. Jahrgang.
228
Der eigentlichen Erklärung ist in jedem Abschnitte eine
deutsche Uebersctzung vorausgeschickt, die sich möglichst treu an
den Originaltext anschliesst. — Als Anhang erscheinen bei einigen
Partien »Anmerkungen«, Excursionen zu einzelnen im heiligen
Texte berührten Materien z. B. zu 9, 18 über das körperliche Leiden
Pauli (nach F. Augenschwäche?), zu 11,30 über den Ausdruck
Presbyter im N. T. Der Verf. bekundet hier wie anderwärts ein
reiches exegetisches und theologisches Wissen, sowie grosse Ver¬
trautheit mit der einschlägigen Litteratur. Schade, dass die Anmer¬
kungen vom 12. Cap. an verschwinden.
Das Werk F.’s darf in vorliegender Gestalt als eine
hervorragende exegetische Leistung bezeichnet werden.
Es steht zu erwarten, dass durch F. ? s Arbeit das Studium
der Apostelgeschichte im katholischen Clerus neue Impulse
erfahre. Sind ja auch die Kämpfe, Leiden und Siege der
ersten Glaubensboten überaus lehrreich und trostbringend
für die Apostel in unserer glaubensarmen und Willens¬
schwächen Zeit. F/s Commentar ist eine baldige Neuauflage
zu wünschen. Nach Abschleifung noch etwa anhaftender
Mängel und vollkommen ebenmässiger Durcharbeitung aller
Theile könnte dieselbe eine exegetische Musterleistung bieten.
Leitmeritz. Prof. I)r. Jos. Schindler.
Strack Hermann L., Dr. theol. et phil., a. o. Prof. d. Theol.
in Berlin: HebrMische Grammatik mit Übungsbuch (»Porta
linguarum Orient., inchoavit J. M. Petermann, contin. H. L.
Strack«, vol. I, a) 4. durchgcs. Aufl. Berlin, H. Rcuther's Verlag.
1891. 8°. (XVI, 158 u. 110 S.) fl. 2.10.
Unsere Studierenden der Theologie müssen bei der
für das Hebräische und die alttestamentliche Exegese so
karg bemessenen Zeit möglichst rasch und sicher in die
Kenntnis jener Sprache eingeführt werden; das aber ist
nur möglich an der Hand eines Leitfadens, welcher unter
Festhaltung des eminent praktischen Gesichtspunktes, nur
das Nothwendige in klarer Darstellung zu bieten, die
streng wissenschaftliche Grundlage nicht vermissen lässt.
Beides vereint in glücklichster Weise das Buch S.’s, das
seit 1883 nun bereits in vier Auflagen vorliegt.
Die Lautlehre, für den Anfänger das wichtigste
Capitel der Grammatik, ist in knappem Ausdruck und
mit trefflichen Beispielen streng systematisch aufgebaut.
Einzelne Partieen wird man nirgends besser finden können,
wie z. B. § 11 über die Veränderung der Vocale. —
Nur die Lehre von der hebräischen Schrift ist gar zu
dürftig gehalten; eine kurze Bemerkung über den Ur¬
sprung derselben wäre angezeigt, und der Name Quadrat¬
schrift leicht an passender Stelle in Klammer an¬
zubringen. Was die lose geschlossene Silbe anbelangt,
so gibt sich der lose Schluss nicht allein im Bleiben der
Aspirierung von Begad-kephath zu erkennen, sondern
es ist Schwa auch lautbar z. B. kaii e -phc-hcm , nicht
Ran-phe-hem . — Die Formenlehre ist besonders in
dem das Nomen behandelnden Abschnitt meisterhaft durch
geführt. Die grossen Schwierigkeiten, welche dem Anfänger
sonst durch die in Folge Weiterrückens des Tones im
stat. cstr. und im Plur. bedingte Veränderung der Vocale
bereitet werden, kann der Lehrer beheben, wenn er mit
gebührender Berücksichtigung des § 11, c die Lehre vom
Nomen durchnimmt. Nur zustimmend können wir dabei
von der Aeusserung S. ? s Notiz nehmen, dass, wer einmal
nach diesem Buche gelehrt, den Traktat über das Nomen
nie mehr mit den Segolata beginnen wird. Für ebenso
berechtigt halten wir die Behandlung der Verba tertiac
Aleph nach denen tertiac vocalis. — S. fügt bei ein¬
fachem, consonantischen Auslaut eines Nomens die Suffixe
der zweiten Person^ Plur. ohne jeden Bindevocal bei
bleibender Aspirierung an: mic wath-khein; nur kurz
sei bemerkt, da das nähere Eingehen auf diesen Punkt
✓
hier zu weit führen würde, dass wir auch in diesem
Falle lautbares Schwa annehmen: mic wath'-khem. Die
§ 34, a in Klammer beigefügte Bemerkung: Vocalisation,
äusserlich betrachtet u. s. w. kann in dieser Fassung
leicht missverstanden werden. In dem die gutturalen Verba
behandelnden § würde es die Uebersicht erleichtern, wenn
von vornherein die 3 Gassen derselben streng gesondert
und die durch die Natur der Gutturale bedingten Laut¬
erscheinungen bei jeder Gasse vorgeführt würden. Un¬
vermeidliche Wiederholungen lassen sich ganz kurz fassen.
— Die Syntax, von der bedeutende Partien (Artikel,
Inf. abs., Waw cons., Construction der Zahlwörter)
bereits in die Formenlehre eingearbeitet sind, bietet alles
dem Anfänger Nothwendige mitinstructiven Beispielen belegt.
Besondere Erwähnung verdient noch das der Gram¬
matik beigegebene Uebungsbuch. Der Schüler wird durch
dasselbe nicht nur Sicherheit in der Bildung der gram¬
matischen Formen, sondern auch Liebe zu seinem Gegen¬
stände gewinnen, da er bald in die Lage kommt, ganze
hebräische .Sätze in die Muttersprache übertragen zu
können. Heben wir dabei noch hervor, dass der Schüler
in den jeweiligen Uebungsstiicken auf keine Form stossen
wird, die er noch nicht zu erklären vermöchte, so können
wir nicht umhin, dieser mit vieler Mühe und Sorgfalt
durchgeführten Arbeit volle Anerkennung zu zollen und
dem Wunsche Ausdruck zu geben, dass an den theolog.
Lehranstalten die S.’sche Grammatik als Lehrbuch ent¬
sprechend gewürdigt werden möchte.
Prag. Prof. Gerber.
Walter A. I'., Dr , Professor um kgl. Gymn. zu Landshut: Der
katholische Religionsunterricht an den humanistischen
Gymnasien. Beitrag zur Didaktik und Methodik desselben.
Regensburg, Pustet. 1893. 8°. (VIII u. 188 S.) fl. —.84.
In ganz Baiern wurde 1885 als Frucht der Contro-
versc Stock!-Schubach das »Lehrbuch der kath. Rel.
zunächst für die f Ober-) Gymnasien Baierns« (6. — 9. Classc
eingeführt. »Den LTnterrieht nach diesem Lehrbuche«,
welches trotz seiner grossen Vorzüge neben »einzelnen
Unvollkommenheiten hinsichtlich der logischen Aufein¬
anderfolge einzelner Theile« auch Mängel bezüglich des
apologetischen .Stoffes der 9. Gasse aufweist, »so lebens¬
voll und fruchtbringend als möglich zu machen, ist die
Tendenz meines Buches«, sagt der Verf. selbst. Er be¬
spricht daher den gymn. Rel. Unterrichtes im allgemeinen
und in den fünf unteren ('lassen nur ganz kurz; den
Rel.-Unterricht des Obergymnasiums aber, besonders der
9. CL, in eingehendster Weise, und zeigt das Lehrziel
und die Aufgabe desselben, seinen Gegenstand, die
Schwierigkeiten, die Weise des Unterrichtes und die
Eigenschaften eines Ideal Lehrbuches.
W. bietet iS. 23 — 94) eine Fülle interessanten und
für jeden Gymn. Katecheten gut verwendbaren Materiales.
Die ^Thesen« des Autors muss Referent als ausgezeichnetes
Hilfsmittel zum bairischen Lehrbuche, die eminent prak¬
tischen Thesen für die 9. CL (30 S., apart. 10 Kr.) als
verwendbar z’u jedem Lehrbuche anerkennen. W’s. Buch
wird als werthvoller Beitrag zur Methodik und Didaktik auch
in Oesterreich willkommen sein. Der allgemein gehaltene
Titel des Buches muss beschränkt werden. Nur dann würde
auch das S. 17 über Kirchengeschichte für die 6.-8. CL
Gesagte genügen. Bei Subdivisionen stört der Gebrauch der
nämlichen arab. Ziffern. Statt »höchste und klarste« Gottes¬
erkenntnis S. 29 sagt Hurter genauer »insignis scientia«.
Teplitz. Dr. Fr. Endler.
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Nr. 8. — Oestbrrrichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
230
Aus der neuesten Litteratur über Convcrtiten ist
besonders hervorragend das Buch »Die Convcrtiten der
Familie v. Salis« von P. Nicolaus v. Salis-Soglio O. S. B.
aus der Beuroner-Congregation. Luzern, Räber. 1892. 8".
i VII u. 134 S.) fl. 1.43. Es schildert hauptsächlich auf Grund der
in den Sahs'schen Familienarchiven aufbewahrten Coi respondenzen
und Berichten die ConVersionsgeschichte von 20 Mitgliedern des
alten Salis'schen Hauses, darunter die des Verf. selbst, in überaus
anziehender Weise. Wie vielgestaltig die Wege sein können, die
nach Rom führen, davon erhält man einen Begriff beim Lesen dieser
20 Convertitenbilder im Rahmen einer Familie. Besonders ein¬
gehend ist die Darstellung der Lebens- und Conversionsgeschichte
von Abbe Friedrich v. Salis-Samaden, Rudolf Andreas v. Salis-
Zizers, Graf Johann, Freih. Ulysses und Gräfin Zavre v. Salis-Soglio,
sowie die des Verf. — Zur Conversionsgeschichte gehört auch
die interessante Relatio progressus in extirpanda haeresi per
regnum Bohemiae , marchionatum Moraviae et ducatum utrinsque
Silesiae , opera PP. Societatis Jesu provinciac Bohemiae , ab a
ddn usque ad a. ib Ed. Ant. Rezek. (Sonderdruck aus
Vestnik kral. cesk. Spolecnosti Näuk 1892.) Der Bericht,
im Original in der Wiener Hotbibliothek aufbewahrt, stammt nach
dem Urtheile Rezek's von Roh. Balbinus; er beleuchtet die gross¬
artige Thätigkeit des Jesuitenordens in den genannten Ländern
von einer seltener beachteten Seite. Die S. 235 erwähnte »J/issio
Colchensis « dürfte auf Kallich im böhm. Erzgebirge zu deuten
sein. — Die Schrift »Der hl. Franciscus v. Assisi u. sein
Jahrhundert mit Beziehung auf Politik, Wissenschaft
u. Civil isation.« Studien v. F. Prudenzano, aus dem Ital nach
der 10. Aufl. übers, v. P. Philibcrt Seeböck O. S. Fr. iInnsbruck,
Mar. Vereinsbuchhdlg. 1893. 8°. 215 S. 70 kr.) gibt in lebendiger
Sprache eine summarische Uebersicht über die Zeitverhältnisse vor
dem Auftreten des hl. Franz, über dessen Lebensschicksalc und
seinen Einfluss auf die Mit- und Nachwelt; eine erschöpfende
Darstellung der vorwürfigen Gegenstandes will sie nicht bieten.
- nd —.
Katholica.
Studien u. Mittheilgen. a. d. Benedictiner- u. Cistercienser-
Orden. XIV, l.
Ad 1 hoch, Geschichtsphilos. Studien. III. — J. Wichner,
Gesch. d. Nonnenklosters Goess. b. Leoben IV. —Plainc, Series
chronol. critica Hagiographorum X. saec. V. — Brcdl, D. Col¬
legium S. Bernardi in Prag. II. -- Braunmüller, Gründgszeit
d. Klosters Oberaltach. — Hafner, Regesten z. Gesch. d. schwäb.
Klosters Hirsau. VIII. — Mell, D. Stift Seckau u. d. wirtschaftl.
Verhältn. im 16. Jiidt. I. — Gasser, D. ehern. Kloster S. Lorenzo
in Trient. 1. — Mell, D. Wappen d. Stiftes Seckau. — Plaine,
Beitr. z. Gesch. d. franz. Ben.-Congr. i. d. J. 1890/91. — Recen-
sionen, Ordensnachrichten, Nekrologe, Bibliographie.
Theolog.-prakt. Monatsschrift. III, 3.
Pruner, Wirksamkt. d. gefallenen Engel auf Erden. II. —
Haas, D. soc. Bedeutg. d. Eheschliessg. (Forts.)— Max Maier,
D. Pithekoidentheorie vor d. Forum d. neuesten Naturforschg.
(Schl.) — Fragen, Fälle u. Mittheilgen. aus d. Praxis. — Erlässe
u. Entscheidgen. — Litt. Novitäten.
Theolog.-prakt. Quartalschrift. XLVI, 2.
A. M. Weiss, D. Aufg. d. Clerus in soe.-polit. Hinsicht.
— Schmitt, D. priestcrl. Heiligkt. II. — Lehmkuhl, D. Ver-
bmdlichkt. d. Verträge. — Hohler, D. seelsorgl. Behandlg. von
Katholiken, welche vor d. Religionsdiener e. and. Confession e.
gern. Ehe eingeg. haben. II. — Hattler, Winke f. figural. Aus-
schmückg. v. Herz Jesu-Kirchen. — Schlager, D. Fastenbrief
d. Papstes Leo XIII. v. 6. Fcbr. 1877. — Sauter, I). kirchl.
Vorschr. üb. d. liturg. Gesang. — Schwarz, Schluss d. Matutinum
u. d. übr. Horen bei d. Privatrecitation d. Breviers. — Maurer,
Marianisches N.-Oe. — Samson, D. Gründonnerstag u. s. Feier
im christl. Volke. — Pastoralfälle u. Fragen. — Litteratur. —
Beringer, Neueste Bewilliggen. od. Entscheidgen. in Sachen d.
Ablässe. — Huber, Bericht üb. d. Erfolge d. kath. Missionen.
— A. M. Weiss, Kirchl. Zeitläufe,
Cistercienser-Chronik. V, 50.
Fr. Dominicus, f Maur. Kalkum, Abt von Wettingcn-
Mehrerau. — Kurze u. einf. Uebersicht d. Gotteshauses Wettingen.
— Li pp, Cantica d. III. Nocturn. (Forts.)
Akatfiolica.
Der Beweis d. Glaubens. XXIX (N. F. XIV), März.
Wiesen, D. Hermeneutik d. Gleichniserzählgn. Jesu (Schl.)
- Freybe, D. ethische Gehalt in Grillparzers Werken. (Schl.)
— Gesch. u. Offenbarg, im A.-T. — D. neuentdeckten Pseudo¬
epigraphen. — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Dogmat. Erörtergen. z. Einführg. in d. Verständnis d. orth. kath.
Auffassg. in ihrem Verh. z. röm. u. protest., v. e. Geistl. d. orth.-
kath.-Orient. Kirche. Bcrl., Siegismund. (III, IV u. 40 S.) fl. —.30.
Ni 11 es N., »Tolerari potest.« De juridico valorc decreti toleran-
tiac commentarius. Innsb , Rauch. (64 S.) fl. —.40.
Godet F., Introduction an N. T. I. Les epitres de S. Paul.
Ncuchätel, Attingcr. (XV u. 737 S.) fl. 7.20.
Redcatis M., Kurze Lebensbilder d. Heiligen. Xr. 19 — 46. Ein¬
siedeln, Benziger. 32°. (ä 16 S.) ä fl. —.06.
Bert hi er J. J., Tabulae systcmaticae et svnopticae totius Summae
theologicae juxta ipsammet doctoris angelici methodum strictius
et clarius exactae. Freih., Veith. (6 S. m. 28 Taf.)fl. 1.20.
Vering F. IL, Lchrb. d. kanon., Orient, u. protest. Kirchenrechts
m. bes. Rücks. auf Deutschld. Oestcrr. u. d. Schweiz. 3. Aufl.
Freib., Herder. (XVI u. 1031 S.) fl. 8.40.
Schüch P Ign., Handb. d. Pastoral-Thcologie. 9. Aufl. Innsb.,
Rauch, vXXIII u. 1004 S.) fl. 6.—.
Abraham, WI. N. Organizacva kosciola w Polse polowy w XII.
wyd. 2gie uzupetnione i zwiykszone. (D. Organisation d. Kirche
bis z. Mitte d. 12. Jhdts. i Lemberg, Gubrvnowicz & Schmidt.
(XX u. 303 S.) fl. 3 60.
A katholica.
Ohnefalsch-Richter M., Kypros. D. Bibel u. Homer. Btrge. z.
Cultur-, Kunst- u. Relig -Gesch. d. Orients im Alterthume. 2 Bde.
Berk, Ashcr & Co. gr.-4°. (VIII, 535 u. 5 S. m. 273 Abb. u.
229 Taf.) fl. 108. -.
Polstorff F., D. Subjectismus in d. mod. Theol. u. s. Unrecht.
Gütersloh, Bertelsmann. (116 S.) fl. —.96.
Albert F. R., Seit wann gibt es e. Predigt in deutscher Spr.?
beantwortet durch d. Gesch. d. Predigt in Deutschld. v. 814
bis 1100. (»Gesch. d. Predigt in Deutschld. b. Luther.« II. Thl.
Lat. Pred. v. Verf. deutscher Hcrk.) Ebd. (VT u. 192 S.) fl. 1.68.
Grünwald M., Ucb. d. Einfl. d. Psahnen auf d. Entwicklg. d.
christl. Liturgi ’ u. Hymnologie m. steter Rücksichtnahme auf
talmud.-midrasch. Litt. Frankf. a. M., Kauffmann. (151 S.) fl. 6.—.
Hirsch S. R., I). Pentateuch. Uebers. u. crl. 1. Thl.: D. Genesis.
(Hehr. u. deutsch.) Ebd. (563 S.) fl. 1.50.
Bub er S., Midrasch Samuel. Agadische Abhdlg. üb. d. Buch
Samuel. Hrsg, nach d. Konstantinopler (1522) u. Wenezianer
(1546) Editionen. Krit. bearb. (In hehr. Sprache.) Wien, Lippe.
(142 S.) 11. 1.20.
Fairbairn A. M., The place of Christi modern theology. Lond.,
Hodder & Stoughton. 12 sh.
Ramsay \V. M.. The church in the Roman empire before A. D.
170. Ebd. 12 sh.
. Bei Vandenhoeck & Ruprecht erscheinen demnächst: Fr.
Spitta, Z. Gesch. u. Litt. d. Urchristenthums I. (c. fl. 4.80);
H. Hack mann, L). Zukunftscrwartg. d. Jesaia (c. 12 Bg. fl. 2.40);
W. Brandt, Mandaeische Schriften aus d. Geza od. Sidrä Rabbä
übers, u. erl. (c. 20 Bg.) — Bei Rackhorst in Osnabrück ist
in Vorbereitg.: Melite v. Sardes. E. kirchengesch. Studie v.
C. Thomas, Lic. theol. u. Dr. phil. (c. 160 S. fl. 2.40.)
Philosophie. Pädagogik.
J o 8 I, Karl: Der echte und der xenophontische Sokrates.
Erster Band. Berlin, Gärtner. 1893. 8°. (XII u. 554 S.) fl. 8.40.
»Man hat den Sokrates mit Plato idealisiert und mit
Xenophon popularisiert, und beides auf Kosten seiner
scharfen Individualität. Weder das platonische Ideal noch
der xenophontische Biedermann ist von Aristophanes ver¬
spottet, von den Athenern verurtheilt und von Kynikern,
Megarikern und Kyrenaikern als Meister verehrt worden.
Das nothwendig Herbe in dieser grossen Natur zerschmolz
im platonischen Feuer und ward aufgelöst in def xeno-
phontischen Verwässerung«. Mit diesen Worten be¬
zeichnet der Verf. S. 173 die Aufgabe der Sokrates¬
forschung: sie hat jenes herbe, specifische Element des
sokratischen Wesens, welches wir aus den Charakteristiken
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Nr. 8. — Orstrrrbichischrs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
nur gemildert und abgeschwächt kennen lernen, darzu¬
legen. Die Methode seiner Forschung bezeichnet J. durch
die Worte: »Um zu begreifen und begreiflich zu machen,
hat der Historiker einer Art Metempsychose nöthig. Er
muss den Quellpunkt einer Lehre nicht oberhalb, sondern
unterhalb ihres Bewusstseins suchen ; er muss den Ein¬
gang in die fremde Psyche dort erzwingen, wo der Grund¬
trieb einer Lehre schweigend aus der Wurzel des Persön¬
lichen hervorkeimt. Von diesem Punkte aus nur kann
er die fremde Lehre sowohl begreifen, wie auch kritisch
aus den Angeln heben«. (S. 174). — Dieses methodische
Princip ist der Ausläufer der modernen Anschauung, dass
die philosophischen Systeme speculative Kunstwerke seien,
in denen deren Urheber sich selbst, ihr Inneres klären
wollten, Confessionen in dialektischer Fassung, Ergüsse
in Schlussketten. Für die kurzlebigen Systeme der Neu¬
zeit hat dies eine gewisse Richtigkeit, den Alten war die
Philosophie etwas anderes: Weisheitsstreben, Wahrheit¬
suchen, Wissenschaft. Die echten Denker arbeiteten da¬
bei mit einem Vorgefundenen Inhalte, einem Erbgute und
dadurch war ein Zusammenschluss ihrer Lehren möglich
und eine Ansammlung speculativer Erkenntnis, welche
das Christenthum übernehmen und in höherem Geiste
fortbilden konnte. Der Beitrag, den der einzelne Denker
zu dem speculativen Erkenntnisschatze gibt, ist die erste
Frage für den Historiker der Philosophie, nicht anders
als die analoge Frage für den Historiker einer Fach¬
wissenschaft. Die Genesis einer Lehre im Geiste ihres
Vertreters nachzuweisen, ist eine nur in den seltensten
Fällen, bei den alten Philosophen nirgend lösbare Auf¬
gabe; wird »der Eingang in die Psyche erzwungen«, so
können nur subjective Gebilde das Ergebnis sein. Und
so ist es bei J. Er will den Quellpunkt demokratischen
Lehre in einem rationalistischen Grundzuge, in einem
Fanatismus der Dialektik sehen, gegen den das ethische
und erst recht das religiöse Element als blosse Annexe
zurücktreten. Zudem fasst er den Rationalismus des
Sokrates als einen lediglich subjectiven, als das Streben,
die Vernunft zur alleinigen Geltung zu bringen, während
gerade Aristoteles, den Verf. mit Recht als die Haupt¬
quelle ansieht, darauf führt, dass Sokrates’ bleibender
Beitrag zur Speculation in der Fixierung eines objectiv-
idealen, intelligiblen Inhaltes, den er in der Definition
festzustellen unternahm, bestanden hat. Verf. verwischt
damit den Gegensatz zwischen Sokrates und den Sophisten,
welche den Menschen zum Masse der Dinge machten,
während jener gerade darauf ausgieng, aus dem Meinen
und Wähnen der Menschen den gütigen, sachlichen und
doch idealen Kern herauszuschälen, der nun das Mass
der Gedanken zu bilden hat. Nur dadurch konnte
Sokrates* Dialektik die Vorläuferin der platonischen Ideen¬
lehre werden, und nebst der pythagoreischen Lehre die
Grundlage jenes objectiven Idealismus, im Mittelalter
Realismus genannt, bilden, der ein Moment der christ¬
lichen Philosophie ausmacht.
Wir können somit Methode und Ergebnisse des
Verf. nicht gut heissen, aber dies hindert nicht, manchen
Beitrag zur Berichtigung des Bildes von Sokrates anzu¬
erkennen, den das mit Kenntnis und Geist geschriebene
Buch enthält. Verdienstlich ist besonders der Nachweis,
dassXenophons »Denkwürdigkeiten« keineswegs unbesehen
als historische Quelle anzunehmen sind und dass insbe¬
sondere die Betonung des theologischen Moments in den¬
selben Xenophon, nicht dem historischen Sokrates an¬
gehört. Dagegen scheint uns J. zu weit zu gehen, wenn
er eine weitgehende Beeinflussung Xenophons durch
Antisthenes annimmt. Man kann dem zweiten Bande
des Buches, das durch etwas minder breite Anlage ge¬
wonnen hätte, mit Interesse entgegen sehen.
Prag. 0. Will mann.
Neuaußagen. Die i. J. 1891 zuerst erschienenen »Lebens¬
blätter. Erinnerungen aus der Schul weit« v. Dr. L. Kellner
haben nun ein Jahr nach ihrem Inslcbentretcn bereits eine zweite
ergänzte Auflage nöthig, deren Correctur der Verf. selbst noch
bis zur Hälfte besorgte und mit Zusätzen versah. Der Sohn des
Verf., Theol.-Prof. Dr. K. A. H. Kellner in Bonn, hat in einem
kurzen Vorwort (S. III — VII) von dem im Aug. 1892 erfolgten
Tod seines Vaters berichtet. Auf Wunsch des sei. Verf. und um
die weiteste Verbreitung des prächtigen und für alle Zeit lehr¬
reichen u. wertvollen Buches, namentlich in Lehrerkreisen, zu er¬
möglichen, hat die Verlagshandlung Herder in Freiburg für diese
zweite Auflage, trotz der Umfangvermehrung (618 S. gegen 587
der 1. Aufl.), den Preis mit fl. 2.40 (statt fl. 2.70 der 1. Aufl.)
bestimmt. Möge das hier entrollte Lebensbild eines herrlichen
Menschen nach allen Seiten segenbringend wirken! — Von
J. Bern. Krier’s »Das Studium und die Privatlcctüre. 17 Con-
ferenzen« liegt bereits die 3. verb. u. verm. Auflage (Freiburg.
Herder. 1892, 8°. VIII u. 327 S. fl. 1.20) vor. Einzelne Punkte,
die für die Erziehung des Jünglings in unserer Zeit von besonderer
Wichtigkeit sind (so das Gebet, das Studium der Religion, die
gymnastischen Uebungen, die Spiele, das Verderbliche der schlechten
Bücher u. A.) hat der Verf. in der neuen Aufl. kräftiger hervor¬
gehoben Doch hätten wir die hohe Bedeutung, insbesonders
der reichen apologet. Litteratur, noch stärker betont gewünscht.
Das schöne Buch Prof. Schönbach’s »Ueber Lesen und Bildung«
(4. Aufl. 1891) hätte der Verf. in manchem zu Rathe zu ziehen
nicht unterlassen sollen: es führt öfters Gedanken K.’s weiter
aus, bietet aber noch häufiger Ergänzungen seiner Ausführungen,
besonders indem es neue Gesichtspunkte eröffnet und reiches
Material bringt. — »Die Standeswahl im Lichte des Glaubens und
der Vernunft betrachtet«, v. P. Adolf v. Doss S. J. liegt bereits
in 3. Auflage vor. (Mainz, Kirchheim, 1892. 16°. VII u. 107 S.
fl. - .48.) Die hier gebotenen Aphorismen, Erwägungen u. Rath¬
schläge seien insbesondere Eltern zur ernstesten Beherzigung
empfohlen.
Zeitschrift f. d. Österr. Gymnasien. XLIV, 3.
R. M. Werner, Fauststudien. — Noväk, Z. Gebrauch v.
atque b. Cäsar. — Litterar. Anzeigen, darunter: Kvicala, Nove
krit. a exeget, piäspevky k Vergiliovö Aeneide (A. Zingerle); —
Sonntag, Vergil als bukol. Dichter (Heidrich); — Pridik, De
Cci insulae rebus (Szanto); — Heusler, Z. Gesch. d. altd. Vers-
kunst (Seemüller); — Froitzheim, Friederike v. Sesenheim
(R. M. Werner); — Aus d. Rede d. Unterr.-Min. im Abg.-Haus
4. Febr. 1893. — Ptaschnik, Ordng. d. Reifeprüfg. an d. preuss.
Gymnasien. — Miscellen.
Blätter f. d. Gymnasial-Schulwesen. XXIX, 2 u. 3.
Stölzle, D. bayr. Gymn.-Schulwesen in franz. Beleuchtg.
— Deuerling, Cicero als Schulschriftsteller. — Schöntag, An¬
reg. f. uns. Schüler-Lesebibliotheken. — Rinecker, Ducrues
Universalträger f. stereometr. Fadenmodelle. — Schepss, Z. lat.
Aristoteles u. Porphyrius. — Recensionen, darunter: Eucken.
D. Kampf um d. Gymn. (Deuerling); — Georgii, D. antike
Aeneiskritik (Kern); — Schanz, Gesch. d. röm. Litt. II. (Wey-
man); — Kluge, Plan d. Iliaslektüre (Seibel); — Cantor, Vor¬
lesgen. üb. d. Gesch. d. Mathem. II. (Günther); — B. Schmidt,
Korkyräische Studien (Melber); — Boettcher, Gesch.-geogr.
Wegweiser f. d. M.-A. u. d. neuere Zeit (Markhauser). — Litt.
Notizen. — Kid erlin, Joh. Ad. Baumann f.
Revue philosophique. XVIII, 3.
Bourdon, Recherches sur la succession des phenomenes
psychologiques. — Danville, L’amour est-il un etat patholo-
gique? — Notes et disscusions.
Zeitschrift f. d. Gymnasialwesen. XLVIL Jan.-März.
(Jan.) v. Bamberg, Z. griech. Unterr. nach d. neuesten
preuss. Lehrplan.— (Febr.-März) Froboese, Bedenken gg. d. neuen
preuss. Lehrplan d. Gesch. — Schiller, Z. Schulzucht. — Rieder,
Noch einige Parallelen zu Lehrstücken d. christl. Relig.-Unterr. aus
d. Werken griech. u. röm. Classiker. — Litterar. Berichte.
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233
Nr. 8. — Orstrrrrichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
234
Neue Erscheinungen:
Pasig \V. f Spinoza’s Rationalismus u. Erk.-Lehre im Lichte d.
Verh. v. Denken u. Ausdehng. Lpz., Fock. (IV u. 50 S.) fl. —.60.
Simon'Th., Darstellg. d. Seinslehre Lotzes in ihrem Verh. zu der
Herbarts. Ebd. (77 S.) fl. 1.20.
Limbourg M., Quaestionum metaphysic. libri V. Innsbr., Rauch.
(III u. 356 S.) fl. 1.50.
Krause K. Ch. F., Abriss d. Gesch. d. griech. Phil., hrsg. v.
A. Wünsche. Mit e. Anh.: D. Phil. d. Kirchenväter u. d. M.-A.
Lpz., Schulze. (VII u. 100 S.) fl. 1.50.
Abegg H., Was schulden wir uns. Kindern? Allg. deutsch.
Erziehgs.-Lex. Stuttg., Schwabacher. (VII u. 587 S.) fl. 3.60.
Glogau G., Graf L. Tolstoj, e. russ. Reformator. E. Beitrag z.
Relig.-Phil. Kiel, Lipsius & Tischer. (51 S.) fl. —.60.
Gutberiet C., D. Willensfreiheit u. ihre Gegner. Fulda, A.-Dr.
(VI u. 272 S.) fl. 2.10.
Kühnemann E., Herders Persönlichkt. in s. Weltanschaug. E.
Beitr. z. Begründg. d. Biologie d. Geistes. Berl., Dümmler.
(XVI u. 269 S.) fl. 3.—.
Schneider G., Hellen. Welt- u. Lebensanschaug. in ihrer Bedeutg.
für d. gymn. Unterr. Gera. Hofmann. (43 S.) fl. —.36.
Barth A. F., Btrge. zu e. Theorie d. Weltgeschehens. Grossen-
hain, Baumert & Ronge. (59 S.) fl. —.60.
Steuer W., D. Gottes- u. Logoslehre d. Tatian m. ihren Berührgen.
in d. griech. Phil. Lpz., Veit & Co. (113 S.) fl. 1.20.
Pilz C., D. Tagebuch e. deutschen Schulmannes. Oasen u. Stat.
aus d. letzten Jahrzehnten m. Lehrcrlebens. Lpz., Richter.
(IX u. 152 S.) fl. 1.20.
Ryland F., Ethics. Lond., Bell & Sons. 3 sh. 6 d.
Huxley Th., Science et religion. Paris, Balliere & Fils. 3 Fr. 50 c.
AchtAbhandlgen. H. Prof, Dr. Michelet zum 90. Geburtstag
dargereicht v. d. Mitgliedern d. phil. Ges. (»Phil. Vortr.« H. 22/23.)
Lpz., Pfeffer, fl. 1.44. (Inh.: Lasson, Realism. u. Idealism. in
d. Kunst. — Schreiben d. Grf. Aug. Cieszowski an Prof.
Michelet. — Engel, D. Musikwiss. u. d. Hegel’sche Phil. —
Kirchner, Ueb. d. höchste Gut. — Paszkowski, Wie steht
es jetzt mit d. Phil.?— Runzl, Hegel u. v. Baader. — Ulrich.
Was heisst denken? — Zelle, De legis apud Paulum ap.
notione.— Ascherson, Z. Bibliographie d. Schriften Michelet’s.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Pfülf Otto, S. J.: Hermann v. Mallinckrodt. Die Geschichte seines
Lebens. Mit v. Mallinckrodt's Bildnis in Lichtdruck und zehn
anderen Abbildungen. Freiburg, Herder. 1892. gr.-8°. (XII u.
638 S.) fl. 4.80.
Diese Biographie ist ein würdiges und schönes
Denkmal für einen der grössten Parlamentarier und einen
der edelsten Männer unseres Jahrhunderts. Der Verf. hat
ein sehr reiches und schwer zugängliches Material aus¬
findig gemacht und zu einem lebensvollen Bilde verwoben.
Besonders lehrreich ist die Zeichnung, wie in dem so
verschiedenartig zusammengewürfelten Staate Preussen
aus trostlos zerfahrenen Zuständen eine katholische
Partei oder vielmehr eine christliche Rechtspartei sich
gebildet. Der frühere Zusatz »katholische Fraction« wurde
schon 1862 gestrichen und der neutrale Name »Centrum«
beibehalten. Die drei Programmpunkte des damaligen
Centrums (1862) beginnen mit den Worten: »1. Die
wesentliche Unterlage eines gerechten freien Staatslebens
besteht in den Lehren und Grundsätzen des Christen¬
thums. 2. Je höher Beruf und Recht der obrigkeitlichen
Gewalt zu achten, um so weniger darf verkannt werden,
dass deren Rechtssphäre in dem Recht der Individuen,
Familien und Corporationen ihre Beschränkung findet.
3. Die Grundsätze der Moral und des Rechtes müssen
auch in der Politik Leitsterne sein. Unwürdig eigenen
Rechtes, wer fremdes Recht missachtet. Deshalb Bekämpfung
aller revolutionären Tendenzen, sei es in den äusseren
Beziehungen, sei es auf dem inneren Gebiete des Staates.«
Für dieses Programm des Rechts ist Herrn, v. Mallinck¬
rodt als ein Mann des Rechts und der Wahrheit stets
mit Entschiedenheit eingetreten, hat dabei wiederholt seine
Stellung als Beamter, hohe Beförderung und vielfältige
persönliche Interessen mit heldenmüthigem Grossmuth in
die Schanze geschlagen. In seinem privaten und öffent¬
lichen Leben, welches uns hier bis in die verborgensten
Details vorgeführt wird, zeigt sich Mallinckrodt als einer
der edelsten und reinsten Charaktere, welche die Geschichte
kennt, mit allen jenen edlen Eigenthümlichkeiten des
katholischen Christen und des deutschen Mannes. Mallinck¬
rodt trat als preussischer Assessor und später als
Regierungsrath entschieden für Oesterreichs Recht im
Jahre 1859 und nachher in der deutschen Frage ein;
die Bismarck’sche Politik vor und nach 1866 fand bei
ihm, dem preussischen Beamten, die schärfste öffentliche
Verurtheilung als eine Politik des Unrechts und der
Gewalt. In seiner grossen Landtagsrede am 12. Mai 1859
äusserte er sich z. B. zu Gunsten Oesterreichs: »Oester-
reich vertheidigt seinen Hausfrieden gegen die Agitation,
seinen Territorialbesitz gegen die Vergrösserungssucht
seiner Nachbarn, es vertheidigt die Verträge, auf denen
der gesammte völkerrechtliche Besitzstand Europas ruht.
Es vertheidigt das historische Recht gegen falsche, in
ihren Consequenzen unhaltbare Prätensionen des Nationali-
tätenprincips. Es vertheidigt endlich das Recht der
Obrigkeit von Gottes Gnaden gegen die nackte Revolution.«
In seiner mehr als zwanzigjährigen parlamentarischen
Thätigkeit hat Mallinckrodt Gelegenheit gehabt, sich über
alle Fragen der Gegenwart zu äussern: Ehe, Schule,
Militarismus, Judenfrage u. s. w.; er hat es stets gethan
mit der logischen Schärfe des Rechts und in einer
markanten, edlen Ausdrucksweise. Das Buch bildet somit
eine reiche Fundgrube für alle jene Parlamentarier, die
auch Recht und Wahrheit auf ihre Fahne geschrieben;
zugleich zeigt es das Ideal für die Art und Weise eines
wahrhaft ritterlichen Kampfes auf dem Felde, auf welchem
heute alle grossen Schlachten für und gegen das Recht
geschlagen werden. Einer seiner Grundsätze war: »Eine
persönliche Kritik trägt keinen Keim des Gedeihens
in sich.« Bh.
Vahlen Alfred: Der deutsche Reichstag unter König
Wenzel. Leipzig, S. Hirzel, 1892. gr. 8° (188 S.) fl. 2.40.
Das Eindringen in die Verfassungsgeschichte des alten
deutschen Reiches gehört der neuesten Zeit an. Was bis dahin
in dieser Richtung geschehen, konnte nur mit Vorsicht benützt
werden. Bei der Flüssigkeit der Formen, bei der Unbestimmtheit
des Ausdruckes, bei dem Zweifel, ob man es mit einer allgemein
gütigen Feststellung oder nur einer exceptionellen Massregcl zu
thun hatte, war es doppelt schwer, mit der Verfassungsgeschichte
in’s Reine zu kommen. Was nun Waitz, Wach sei* und Ehren¬
berg für frühere Perioden gethan, unternahm V. für die Regierung
Wenzels. — Sehr richtig ist, was der Verfasser für die Wahl des
von ihm behandelten Zeitabschnittes anführt: »So sehen wir denn
unter Wenzel alle Factoren, die beim Reichstag eine Rolle spielen,
im heftigen Ringen miteinander begriffen; gerade eine solche Zeit
aber ist geeignet, die bestehende Verfassung, in der sich die
Entwicklung bewegt, erkennen zu lassen.« Vortrefflich ist, was
der Autor über das Verhältnis des Königs zu den Reichsständen
äussert. Gelang es die Stände oder doch die Mehrheit derselben
zu dem Zustandekommen eines Gesetzes zu bewegen, so erlangte
dasselbe allgemeine Giltigkeit, wenn nicht, so beschränkte sich
die Verbindlichkeit nur auf jene Theile des Reiches, dessen Ver¬
treter dem Gesetze zugestimmt hatten — und war auch dies nicht
der Fall, so übte das gegebene Gesetz überhaupt keine Wirkung.
In Bezug auf die Kurfürsten meint der Autor, dass sic
sich gleich den anderen Reichsständen als Räthe des Königs be¬
trachteten, aber als Räthe, deren Rathschläge zu befolgen der
Fürst verhalten sein sollte, während er über das Ansinnen der
andern Fürsten zur Tagesordnung schreiten mochte. Wenzel ver¬
suchte es die Klippen, die sich ihm in den Weg stellten, zu um-
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235
Nr. 8 . — Oestbrrbichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
236
schiffen. Er wollte es weder mit den Landesherren noch mit den
Städtebürgern verderben, weder nach innen noch nach aussen —
Frankreich — Anstoss erregen. Als geeignetes Mittel dazu erschien
ihm das Nichteinmischungsprincip. Man wählt aber keinen König
um keinen zu haben, und so ergieng schon 1395 die Auffor¬
derung der Kurfürsten an ihn, sich gefälligst der Reichsregierung
annehmen zu wollen. Aus dieser Zeit datiert der Zwiespalt zwischen
dem Kurcollegium und König Wenzel. Der Letztere wehrte sich
gegen die Ueberhebung der Kurfürsten und die Absicht, seine
königlichen Rechte zu vermindern und zu beschränken und ver¬
zögerte den Verfall der königlichen Macht, ohne aber die lang¬
same Abbröcklung hintanhalten zu können.
Die alte Unbestimmtheit der früheren Zeit tritt noch unter
Wenzels Regierung bezüglich der Reichsbünde zu Tage. In
den königlichen Erlässen werden bald nur die Fürsten, Herren und
Städte, bald auch die Ritter und Knappen namhaft gemacht. Es
herrscht keine Sicherheit und Folgerichtigkeit in dem Ausschrei¬
ben, nur lässt sich sagen, dass die Ausdehnung auf Ritter und
Knappen seltener erscheint. Die Reichsgewalt wünschte augen¬
scheinlich, dass die alte Stufenleiter erhalten und der Ritterstand
als mittelbarer Reichsstand den unmittelbaren Reichs¬
ständen nicht coordiniert werde, sondern in seiner ehemaligen
Stellung verbleibe. Unstreitig hatte die Ritterschaft durch ihre
Theilnahme an den Bünden im vierzehnten Jahrhundert den An¬
lauf zur Gleichstellung mit den Reichsunmittelbaren genommen,
die Könige suchten diesem Vordrängen zu wehren und sie in ihr
früheres Verhältnis zurückzuweisen. Die Umstände zwangen die
Könige auf die Städte Rücksicht zu nehmen und sic konnten sich
dem Zwange nicht entziehen ; dennoch unterschieden sie stets
zwischen den legitimen Berathern den Fürsten und Herren,
und den Städten, mit welchen zwar Vereinbarungen getroffen
werden mochten, die aber vom Rathe ausgeschlossen blieben.
Andererseits strebten die Städte darnach sich von den unter
königlicher Aegide geschlossenen Bündnissen los zu machen
und dieselben durch Städtebünde zu ersetzen. Hielten sie sich
doch für mächtig genug, den Landfrieden aus sich selbst heraus
sicher zu stellen. Es wurde der rheinische und schwäbische Bund
gegründet. Natürlich gab die Bildung dieser Sonderbünde zu end¬
losen Klagen Anlass, ohne dass der innere Frieden des Reiches
dabei gewonnen hätte.
Es würde zu weit führen, wollten wir dem Autor von
Gruppierung zu Gruppierung folgen und eingehend über die
Gruppierung der Reichsunterthanen, der Stände wie der Re¬
gierung, und dann wieder ihrer Gruppierung auf den Reichsver¬
sammlungen der Kurfürsten berichten. Mit sicherem Schritt führt
uns der Verf. durch das Labyrinth deutscher Verfassungszu¬
stände unter König Wenzel und damit auch zum Erfassen der
Reichspolitik jener Zeit. Man wird bei Beurtheilung der mittel¬
alterlichen Geschichte Deutschlands gut thun sich stets die Be¬
dingungen vor Augen zu halten, unter welchen die deutschen
Könige zu regieren berufen waren, mit welchen Schwierigkeiten
sie zu kämpfen, welche Hindernisse sie zu überwinden hatten.
Ein deutscher König war ein schwer geplagter Herr, der vom
Glück sagen konnte, wenn ihm der Rcibungscoefficient der
deutschen Reichsverfassung noch einige Freiheit der Bewegung
übrig liess. *h.
Neuauflagen: Von Janssen’s »Geschichte des deutschen
Volkes seit dem Ausgang des Mittelalters« (Freiburg, Herder) ist
soeben der V. Band in 13. und 14. verb. Aufl. erschienen. Die
1.—12. Aufl. des Bds. (1886) umfasste 716 Seiten. Die Ncu-
bearbeitg. durch Prof. Dr. L. Pastor weist 754 Seiten auf; dieser
Umstand allein bezeugt schon, dass der Herausgeber seine Auf¬
gabe nicht leicht genommen und was die letzten 6 Jahre an neuem
Material zu Tage gefördert, was er selbst im Verfolg eigener
Nachforschungen Neues gefunden, dem Werke gewissenhaft nutzbar
gemacht hat. Über die Grundsätze, die Pastor bei der Heraus¬
gabe befolgt, gibt er in der kurzen Vorrede Rechenschaft; es
kamen für ihn »in gleicher Weise in Betracht die Pietät gegen
den dahingeschiedenen Verf. wie die Rücksicht auf den Fort¬
schritt der histor. Wissenschaft«. Nach beiden Seiten hätte eine
geeignetere Kraft als der litterar. Testamentsvollstrecker Janssen’s
nicht gefunden werden können. — Seine Zusätze hat der Heraus¬
geber zumeist in die Anmerkungen verwiesen und dort durch
zwei Sternchen (**) kenntlich gemacht; dass er die von ihm her-
rührenden Änderungen im Text nicht ähnlich bezeichnet hat, wird
man ihm nur Dank wissen. Die Wackernagel-Martin’sche deutsche
Literaturgeschichte ist ein abschreckendes Beispiel, bis zu welchem
Grade von Formlosigkeit eine derartige übertriebene Pietät führt.
— Die 1892 bei F. A. Perthes in Gotha erschienene 4. Auflage
von Joh. Gust. Droysen’s altberühmter »Geschichte Alexanders
des Grossen« (IV und 510 S. mit 5 Karten v. Rieh. Kiepert,
H. 3.—) weist gegen die früheren Auflagen keine erheblichen
Veränderungen auf. Das Buch, das vor 60 Jahren zum erstenmale
erschien (3. Aufl. 1880), wirkt heute noch so frisch und warm
wie damals. — In 4. verbesserter Auflage liegt der II. Band
von J. B. v. Weiss’ »Weltgeschichte« vor (Graz, »Styria«, VII
u. 912 S.), der die Geschichte des griechischen Volkes bis zu den
Nachfolgern Alexander d. Gr. (S. 1 — 548) und des röm. Reiches
bis zu Caesar Octavianus Augustus (S. 549—879) behandelt; die
restlichen zwei Bogen nimmt ein ausführliches Register ein.
Über die Grundsätze, die den verdienten Verf. bei der Ver-
anstaltg. dieser Neuauflage leiteten, verspricht er (S. IV) im Vor¬
wort zu dem in nächste Aussicht gestellten III. Bd derselben
Auflage sich auszusprechen. Wir gedenken dann auch auf den
vorl. Band zurückzukommen.
Zeitschrift f. deutsche Culturgeschichte. III. Folge, III, 4.
Chr. Meyer, Studien z. Gesch. d. mod. Gesellsch. (Schl.)
— John, Z. Culturgesch. d. westl. Böhmens. I. (Schl.)— Kauf¬
mann, Thomas v. Chantimpre üb. d. Bürger- u. Bauernleben s.
Zeit. — Aus e. alten Nachrichterbuch. — D. Nürnberger Leb¬
kuchen in culturgeschichtl. Betrachtg. — Alte Häuserinschriften in
Franken. — Litteraturbericht.
Bullettino dl Archeologia e Storia Dalmata. XVI, 1—2.
Buliü, Scavi ncll' antico cemetero cristiano di Marusinac
a Salona. — I dodici apostoli figurati in sei agnelli i un marmo
di Spatato dell Comm. G. B. de Rossi. — Iscrizioni inedite:
Epetium. — I. Suppl.: II testamento di Pietro Canavelli. (Forts.) —
II Suppl.: Statuti di Sebenico. (Forts.)
Byzantinische Zeitschrift. II, l.
de Boor, Röm. Kaisergesch. in byzant. Fassg. II. —
Geizer, Ungedr. u. wenig bekannte Bisthümerverz. d. oriental.
Kirche. II. — Lambros, D. 1. Erwähng. v. Astros, Leonidion
u. Areia — Bury, Some notes on the text of Anna Comnena.
— Dräscke, Vom Dionysioskloster auf d. Athos. — Treu, E.
byzant. Schulgespräch. — Braun, Z. Texte d. Prokop. — Bouvy,
Anacreontiques toniques dans la vie de S. Jean Damascene. —
Riegl, Koptische Kunst. — Uspenkij, Quelques observations
sur la chronique de Laomedon Lacapene. — Papadopulos Kera-
meus, Hdschrftliches. zu Ignatios Diakonos. — Recensionen,
darunter: Asovxoc xo5 £o<poö x& iTrapytxGV ßißXiov publ. par
Nicole (Zachariä v. Lingenthal); — Jahrb. d. Ödessa’er histor.-
philol. Gesellsch (Kurtz); — Hatzidakis, Einl. in d. neugriech
Gramm. (Meyeru.Lübke); — Mordtmann,Esquissetopographique
de Constantinople (Diehl); — Mocvody})» I. FsSewv, TCctxpiapX'.xo:
xavoveg (Geizer); — Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht in d. östl.
Provinzen d. röm. Kaiserreiches (Szanto). — Notizen u. Mittheilg.
Neue Erscheinungen:
Acta rectoralia almae univ. studii Cracoviensis inde ab a. 1469.
Ed. curavit W. Wislocki. I. fase. 1. Krakau, Poln. Verl.-Ges.
(160 S.) fl. 1.80.
Reuter Ch., D. älteste Kieler Rentebuch (1300—1487), Kiel,
Eckardt (CXII u. 423 S.) fl. 5.40.
Wappenbuch v. den Ersten gen. »Codex SefTken«. Der Urschrift
aus d. Ende d. 14. Jhdts. getreu nachgeb. v. A. M. Hildebrandt.
Berl., Stargardt. qu-Fol. (7 Taf. u. 6 S. Text) fl. 18.—.
Bauernwappen d. deutschen Nordsee-Marschen. I. Wappenbuch
d. Landes Wursten, bearb. v. H. D. Dirksen. Bremerhaven,
Tienken (VIII, 8 S. u. 8 Taf.), fl. 3.60.
Müller L., Aus Dtschlds. trüben Tagen. Auf Grund actenm.
Materials. II. Marburg i. H., Ehrhardt. (IV u. 201 S.) fl. —.90.
Wöber F. X., Die Miller v. u. zu Aichholz. E. geneal. Studie. I.
Die Mülner v. Zürich u. ihr Sturz (1102—1386), 1. Bd. Von d.
ältesten Zeiten bis z. Tode d. Reichsvogtes Jacob d. Mülners
(1287). Wien, Gerold & Co. gr. 4° (575 S.) fl. 16.80.
Jmmich M., D. Schlacht b. Zorndorf am 25. Aug, 1758. Berl.,
Speyer u. Peters. (VII u. 156 S.) fl. 2.10.
Wassiltchikow A., Les Razoumowski. I. Les Comtes Alexci
et Kirill R. (Ed. fran«?. par A. Brückner.) Halle, Tausch & Grosse;
(XVIII u. 310 S.) fl. 18.—
Kain dl R. Btrge. z. ält. ung. Gesch. Wien, Perles. (86 S.) fl. 1.20.
Abbelen P. M., D. ehrw. Mutter Maria Carol. Friess, 1. Gen.-
Commissärin d. Schulschwestern v. Notre-Dame. E. Lebens- u.
Charakterbild. Freibg. i. B., Herder (279 S.), fl. 3.60.
Rösler Aug., Card. Johannes Dominici, O. Pr., 1357 —1419.
E. Reformatorenbild aus d. Zeit d. gr. Schisma. Ebd. (VII u.
196 S.) fl. 1.80.
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Google
237
Nr. 8 . — Obstbrrbichischbs LrrrERATURBLATT. — II. Jahrgang.
238.
De la Bouere. Memoires ined. de Bertr. Poirier de Beauvais,
comm. gen. de l’artillerie des armees de la Vendee. Paris, Pion,
Nourrit & Co. 7 Fr. 50 c.
Welschinger H., Le marechal Ney 1815. Paris, Ebd. 8 Fr.
Duret Th., Hist, de France 1870 a 1873. 2 vol., Paris, Char-
pentier. 7 Fr.
de Mauldc la Claviere, La diplomatie au temps de Macchiavel.
I. Paris, Leroux. 8 Fr.
Schlumberger G. et J. A. Blanchet, Numismatique du Bearn.
2 vol. Ebd. 20 Fr.
Houssaye H., 1815. La prem. restaur., le retour de Hie d’Elbe,
les 100 jours. Paris, Perrin & Co. 7 Fr. 50 c.
Erdelyi orszaggyülesi eml 6 kek. Monumenta comitialia regni
Transsylvaniae. Törteneti bevezetesekkel. A m. k. Akademia
törtenelmi bizottsaga megbizasäböl szerkeszti Szilägyi S. XV.
(1669 — 1674). Budap., Akademie. (586 S.) (1. 3.—.
Eble Gabor, Karolyi Ferencz gröf es kora, 1705—1758. I. kötet.
(Graf Franz K. u. s. Zeit. I.) Budap., Hornyänszky. (XVI u.
617 S.) fl. 4.—.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Lateinische Litteraturdenkm&ler des XV. und XVI. Jhdts.
Herausgegeben von Max Herrmann und Siegfried Szamatölski.
— 5. Euricius Cordus , Epigramata (/ 520 ). Hrsg. v. K. Krause
(LII u. 111 S.) fl. 1.68. — 6 . Jjcobus Wimphelingiust Stylpho.
In der ursprünglichen Fassung aus dem Cod. Upsal. 687 hrsg.
von Hugo Holstein. (XVIII u. 16 S.) fl. —.36. Berlin, Speyer u.
Peters. 1892. 8 °.
(I.) K. Krause, der sich auf dem Gebiete der Litte-
ratur des 15. und 16. Jahrhunderts längst einen be¬
deutenden Namen erworben hat, war leider bei der
Ausgabe der Werke dieses interessanten Epigrammatikers
aus äusserlichen Gründen gezwungen, sich auf den
Neudruck der ersten drei Bücher Epigramme (Ausgabe
von 1520) und der Dejensio in maledicum Tltiloninum
Philymnum zu beschränken, damit der Plan der Samm¬
lung nicht gestört werde. Einige Vollständigkeit wurde
hier insoferne erreicht, als alle jene Epigramme, die in
der ersten Ausgabe erschienen, in der zweiten aber aus¬
geblieben waren, ihren Platz in der Einleitung fanden.
Verdient aber schon die Edition dieser vortrefflichen,
leider halbvergessenen Epigramme volle Anerkennung,
so nimmt vollends die Einleitung, die derselben voran¬
geht und den Haupttheil des ganzen Buches bildet, das
höchste Lob in Anspruch. K. hat hier nicht nur alles
zusammengestellt, was bisher über das Leben des E. C.
bekannt war, sondern auch vieles hinzugefügt, was er
aus bisher unbekannten Quellen erschlossen hat, so, dass
E. C. sich zweimal in Erfurt aufgehalten, dass er mit
seinem wahren Namen Heinrich Solde geheissen habe,
und andere interessante Einzelheiten seines Lebenslaufes:
Schlüsse, die mit grosser Objectivität gezogen sind und
wohl aller Orten Zustimmung finden werden. — Der
einzige Vorwurf, den man dem Werke machen könnte,
dass uns nämlich von 13 Büchern Epigramme nur drei
geboten werden, trifft, wie schon erwähnt, nicht den
Herausgeber, der den Werth des Buches durch Anführung
der Bibliographie, der Abweichungen vom Texte der
ersten Ausgabe und Hinzufügung von Erklärungen noch
erhöht hat.
(II.) Das 6. Heft enthält eine gute Ausgabe der
für die neulateinische wie für die deutsche Litteratur
gleich wichtigen Komödie des Heidelberger Universitäts¬
professors Johann Wimpheling, des ersten deutschen
Humanisten, der eine Komödie in lateinischer Sprache
schrieb. Das Stück verfolgt bekanntlich einen pädagogischen
Zweck und wurde am 8. März 1480 bei Gelegenheit
einer Promotionsfeier in Heidelberg von dem Verfasser
vorgetragen, um die Zuhörer zum eifrigen Studium anzu-
feuem und vor unwissenschaftlicher Trägheit zu warnen.
— Der Herausgeber geht auf die älteste Fassung von 1480
zurück, deren Text er nur in orthographischer Hinsicht zu
erneuern sich erlaubt hat und gibt, dem Manuscript
folgend, zunächst die Promotionsrede Wimphelings, dann
die Komödie selbst. Vorauf geht eine Einleitung, worin
genau und ausführlich über die persönlichen Verhältnisse
Wimphelings, über seine Werke und insbesondere über den
Stylpho gehandelt wird; schliesslich sind auch die abweichen¬
den Lesarten der ersten Ausgabe von 1494 und eine
Zusammenstellung der benützten Stellen antiker Schrift¬
steller beigefügt.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Froning R. Dr., Das Drama des Mittelalters. Drei Theile.
In Kürschners deutscherNationallitteratur 14. Bd. Stuttgart, »Union«
Deutsche Verlagsgesellsch., 1892, 8 °. (1008 S.) fl. 4.50.
Die einzelnen Bände der Kürschner’schen National¬
litteratur sind von sehr verschiedenem Werte. Neben
nutzlosen Neudrucken mit unbrauchbaren Einleitungen
finden sich solche,welche dem Litteraturfreunde willkommen
sein müssen, weil sie ihm einen guten Text mit zusammen¬
fassenden und leicht orientierenden Abhandlungen und
erläuternden Anmerkungen bieten, und auch solche, welche
als neue Quellenschriften selbst dem Fachmann unent¬
behrlich sind. Zu den letzteren gehört das Buch F.’s, in
dem er mit Texten und Abhandlungen dem Leser ein
anschauliches Bild vom Drama des Mittelalters und seiner
historischen Entwicklung zu geben sucht. Zu dem Zwecke
beginnt er mit den lateinischen Osterfeiern, reiht daran
die Oster- und Passionsspiele nach der dreifachen Stufe
ihrer Entfaltung, ferner die Weihnachts- und Dreikönigs¬
spiele und schliesst mit den Fastnachtspielen. Die ge¬
botenen Texte (im ganzen 29) sind gut ausgewählt. Das
für die Entwicklung des geistlichen Dramas wichtige
Frankfurter Passionsspiel von 1493 wird hier zum ersten-
male herausgegeben; bei sieben anderen Stücken wurden
neuerdings die Handschriften verglichen und manche
Fehler der alten, zum Theile weit zerstreuten und schwer
zugänglichen Drucke beseitigt. Die übrigen Texte hat er
den besten bekannten Ausgaben entnommen. Ueberblickt
man den Kreis der ausgewählten Spiele, so zeigt es sich,
dass nicht alle Gattungen des mittelalterlichen Dramas
vertreten sind. Froning sagt nichts und gibt keine Proben
von den Himmelfährtspielen, Fronleichnamspielen und
Legendenspielen, auch vom Renaissancedrama des Mittel¬
alters erfahren wir nichts. Hier finden sich also Lücken
in der Auswahl der Texte. Allen Stücken und den ein¬
zelnen Gattungen derselben sind Einleitungen voraus¬
geschickt, welche hier über die Geschichte der Gattung,
dort über die individuellen Schicksale der Spiele gut
orientieren. Der Herausgeber zeigt sich meist im Besitze
der neueren Forschungen und hat dieselben auch durch
eigene Gedanken gemehrt. Besonders gut sind seine Aus¬
führungen über die ästhetische Beurtheilung der geist¬
lichen Spiele und über ihren Einfluss auf die gleich¬
zeitige Malerei; zur besseren Veranschaulichung hat er
die Abbildung eines figurenreichen Gemäldes aus dem
Frankfurter Museum, die Kreuzigung Christi darstellend,
beigegeben. Einzelnes bleiht auch in diesen Einleitungen
zu ergänzen und zu bessern. So wäre z. B. beim Frank-
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239
240
Nr. 8. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
furter Passionspiel eine selbständige Untersuchung über sein
Verhältniszum Alsfelderund Heidelberger Passionsspiel nicht
zu umgehen gewesen (vgl. jetzt Mansholt, Künzelsauer
Fronleichnamspiel S. 49). Was F. über die Weihnachts¬
spiele sagt, ist sehr wenig, und der Frage, ob diese oder
die Dreikönigspiele älter sind, ist er ganz aus dem Wege
gegangen. Bei den Fastnachtspielen hat er die neuere
Litteratur weder verzeichnet noch benützt; bei den Er¬
örterungen über die Einrichtung der alten Volksbühnen
hätte er namentlich in Bächtold’s Litteraturgeschichte der
deutschen Schweiz mancherlei Aufschlüsse holen können.
Den Einfluss der Vaganten auf das alte Drama und
dessen Inscenierung hat er, wahrscheinlich durch das
Buch von Max Wirth verleitet, sicher überschätzt; die
Fähigkeit und Liebe des Volkes zu mimischen Darstellungen
(S. 277) unterschätzt, wie ein Blick auf die modernen
Passionsaufführungen an verschiedenen Orten beweist. Der¬
gleichen könnte noch vieles angeführt werden. Doch das
Ganze ist gut und besonders dem gebildeten Laien, der sich
für diesen Zweig der Litteratur interessiert, zu empfehlen;
der Fachmann wird es schon selbst zu finden wissen.
Innsbruck. J. E. Wackernell.
Keiter, Heinrich: Die Kunst, Bücher zu lesen u. nament¬
lich dichterische Erzeugnisse zu würdigen. Praktische
Winke. Regensburg, Selbstverlag. 1892. 8° (IV u. 87 S.) fl. —.45,
DerVerf., dessen »Praktische Winke für Schriftsteller« bereits
die 3. Aufl. erlebt haben, bet hier eine neue Probe seines Talentes,
nützliche Rathschläge in knappster Form zu bringen, gegeben.
Das Büchlein enthält ausser allgemeinen Weisungen, wie man
überhaupt lesen und welcher Hilfsmittel man sich zum nutz¬
bringenden Lesen bedienen solle, besondere Vorschriften darüber,
wie bei dem Lesen wissenschaftlicher sowohl wie dichterischer
Werke vorzugehen sei. Dem letzteren Gegenstände ist der breiteste
Raum gewidmet, was durch die Erwägung begründet wird, dass
gerade hier der üblichen »planlosen Leserei ein verständiges Ge¬
messen entgegen zu setzen« sei. Wer die LJebelstände kennt,
welche das oberflächliche und unregelmässige Durcheinanderlesen
im Gefolge hat, wird dem Schriftchen die weiteste Verbreitung
wünschen müssen. C. Sfd.
Archiv f. slavische Philologie, XV, 3.
Abicht, Quellennachweise z. Codex Suprasliensis.— Oblak,
z. Würdigg. d. Altslovenischen. — Moculjskij, Z. mittelalterl.
Erz.-Litt. bei d. Südslaven. — Resetar, Z. Textkritik v. Palmotic's
Dramen. — Krekovic, Z. Autorschaft einiger im II. Bd. d. Stari
pisci hrvatski gedr. Gedichte. — Krit. Anz.: Broz, Hrvatski
pravopis (Resetar); — Zivi er. Studien üb. d. Codex Suprasliensis
(Vondräk); — Arabazin, Kas. Brodziüski u. s. litt. Thätigkt.
(Murko); — Budilovic, Üb. gemeinslav. Sprache (Jagic). —
Jagic u. Polivka, Bibliographisches. — Kl. Mitth. u. a.:
Poh'vka, E. Beitr. z. mähr. Volkskde. — Oblak, Bibliogr.
Seltenheiten und ältere Texte b. d. sloven. Protestanten Kärntens.
— Brückner, E. poln. Teufelsbuch u. s. russ. Übersetzg. —
Zubaty, Etymologien.
Rhein. Museum f. Philologie, XLVIH, 1 .
Oder, Btrg. z. Gesch. d. Landwirtsch. b. d. Griechen. III.
— Gcreke, D. Composition d. 1. Sat. d. Horaz. — W. Schmid,
D. Lebensgesch. d. Rhetors Aristides. — Buecheler, Collectanea.
— Bet he, Aratillustrationen. — Roh de, Z. griech. Roman. —
Dietrich, D. Zahl d. Dramen d. Aeschylos. — Rabe, D. Zeit¬
folge d. rhetor. Schiiften d. Dionys v. Halikarnass. — Miscellen.
Beiträge z. Kunde d. indogerman. Sprachen, XIX, 1 u. 2 .
Whitley Stockes, On the metrical glossaries of th mediaeval
Irish. — Neisser, Vedica. — G. Meyer, Neugriechisches. —
Recensionen: Bechtel, Hauptprobleme d. indogerm. Lautlehre
seit Schleicher (Kretschmer); — Barthel emy - S.-Hil aire,
Burnouf, ses travaux et sa correspondance (Bezzenberger). —
Pcrsson, Studien z. Lehre v. d. Wurzelerweiterung u. Wuizel-
variation (Hoffmann). — Grellwitz, Etymolog. Miscellen.
Archiv f. d. Studien d. neueren Sprachen u. Litteraturen,
XC, 1 u. 2 .
Stiefel, E. Fastnachtspicl d. Hans Folz u. s. Quelle. —
Biltz, Mag. L. Fr. Vischer, d. erste deutsche Robinson-Übersetzer.
— Leitzmann, Ungedr. Briefe Gg. Försters, III. — Zupitza,
Jak and his step dame nach d. Hdschr. Rawlinson C. 86. —
Ryssel, D. syr. Übersetzg. d. Pseudo-Callisthenes. — KI. Mitth.
Neue Erscheinungen:
Giess wein Dr. Alex., D. Hauptprobleme d. Sprachwissensch. in
ihren Beziehgen. zur Theologie, Philosophie u. Anthropologie.
Freib., Herder. 1892. gr.- 8 °. (VIII u. 245 S.) fl. 2.—. Das Werk,
das i. J. 1890 in ungar. Sprache erschien, liegt jetzt in einer
vom Verf. selbst herrührenden deutschen Bearbeitg. vor. Der
Umfang des Buches ist dabei durch Heranziehg. neuen Stoffes
erheblich gewachsen, die Resultate u. der Gang der Untersuchg.
sind jedoch im wesentlichen dieselben geblieben. Es genügt
daher, hier auf die im Oesterr. Litt.-Bl. I, 15 ff. abgedruckte
Besprechg. dieses Werkes in seiner ursprüngl. Form hinzu weisen.
Moment-Wörterbuch. E. Handb. des Deutschen, Engl., Franz,
u. Ital. in e. durchlaufenden Alphabet. Berl., Trowitzsch u. Sohn.
16°. (1200 S.) 15 Hefte ä fl. —.24. Das Buch dient prakt.
Gebrauche u. leistet da erprobt gute Dienste; es ersetzt in der
Art seiner Anordng. zwölf zweisprachige Wörterbücher. Der
Druck ist zwar ein die Sehkraft über alle Massen anstrengender
— aber eine Besserg. dürfte hier nur auf Kosten der Billigkeit
des Buches zu erzielen sein, u. die schien dem Verleger vor
allem wünschenswert. Ref. hat das Buch vielfach benützt u.
selten vergeblich aufgeschlagen.
Meister O., Erinnergen. an Sealsfield-Postel nach briefl. u. mündl.
Mitthlgen. Wien, Graeser. (VIII u. 40 S.) fl. —.40.
Altes u. Neues aus d. Pegnes. Blumenorden. Nürnb., Schräg.
(VI u. 293 S.) fl. 1.80.
Hähnel F., D. Bremischen Dichter u. Schriftst. d. Ggwt. E. litt.
Plauderei. Bremen, Kühtmann. (64 S.) fl. —.60.
Kahl W., Mundart u. Schriftsprache in Eisass. Zabern. (VIII u.
62 S.) fl. —.96.
Win ekler H., Sammlg. v. Keilinschriften. I. D. Inschr. Tiglat-
Pilesers. I. Lpz., Pfeiffer. gr.-4°. (IV u. 31 S.) fl. 3. — .
Reissenberger K., Des hundes not. Untersucht u. hrsg. Wien,
Gerold. (39 S.) fl. —.40.
Verzeichnis d. Hdschrr. im preuss. Staate. I. Hannover, 1 .
Göttingen, 1 . Univ.-Bibl., Philologie, Litterargesch., Philosophie,
Jurisprudenz, Berl., Bath. (IX u. 587 S.) fl. 12.—.
Philonis mechanicae syntaxis libri IV. et V. Rec. Scnoene. Berl.,
G. Reimer. (XII u. 96 S.) fl. 1.20.
Flensburg N., Ueb. Ursprung u. Bildg. d. Pron. aoxdc. Lund,
Möller. (69 S.) fl. —.84.
Düntzer H., Friederike v. Sesenheim im Lichte d. Wahrheit.
Stuttg., Cotta. (III u. 152 S.) fl. 1.80.
Schiller’s Calender. Nach d. im J. 1865 ersch. Text ergänzt u.
bearb. v. E. Müller. Ebd. (XII u. 309 S.) fl. 3.—.
Freybe A., D. ethische Gehalt in Grillparzer’s Werken. Gütersloh,
Bertelsmann. (59 S.) fl. —.48.
— , Ostern in deutscher Sage, Sitte u. Dichtg. Ebd. (VIII u.
137 S.) fl. 1.20.
Waag A., Ueb. Herders Uebertraggen engl. Gedichte. Lpz., Fock.
(51 S.) fl. —.'60.
Gombert A., Weitere Btrge. z. Altersbestimmg. nhd. Wortformen,
m. bes. Berücks. d. Heynischen deutschen Wtbchs. Gr.-Strelitz,
Wilpert. 4°. (20 S.) fl. —.60.
Horn Dr. Ferd., Platostudien. Prag, Tempsky. (XII u. 408 S.)
fl. 3.60.
Sud re L., Les sources du roman de Renart. Paris, Bouillon. 12 fr.
Lintilhac E., Le Sage. Paris, Hachette & Co. 2 fr.
Grzegorzewicz W., O mowie ludowej we wsi Lukowcu w
powiecie garwoliüskim. (D. Volkssprache im Dorfe Lukowiec.)
Krakau, Poln. Verl.-Ges. (21 S.) fl. —.30.
Bei Bachem in Köln ersch. in nächster Zeit »Heinr. Heine
d. Antisemit u. Nihilist. Bausteine z. Heine-Denkmal aus H's
siimmtl. Werken zusammengetragen « v. Dr. J. Staarstecher
(c. 70 S. gr.-8°. fl.—.90). — Antiquar.-Katal,: Kampffmeyer,
Berlin. Kat.-Nr. 341; Litt.-Gesch., Altd. Litt. etc. 88 S.
Kunst und Kunstgeschichte.
Seibt Wilhelm: Helldunkel. Kunstgeschichtliche Studien. Frank¬
furt a. M., Verlag von Heinrich Keller. 8°. (IV u. 81, VIII u. 98,
V u. 75 S.) 11. 2.04.
Drei der Form nach lose zusammenhängende, stoff¬
lich verwandte Studien zu einem Buche vereinigt, be-
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241
Nr. 8. — Oesterreichjschbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
242
handeln: 1. Das Helldunkel in der Malerei von den
Griechen bis zu Correggio. — 2. Adam Elsheimer’s
Leben und Wirken. — 3. Chiaroscuro—Camaieu. Holz¬
schnitte in Helldunkel. — Es ist ein unbestreitbares
Verdienst des Verf., auf eine Kunstepoche verwiesen zu
haben, zu deren Höhen so mancher Kunstfreund wenigstens
zeitweilig gerne flüchten wird, um neu gestärkt wieder
die Danaidenarbeit aufzunehmen, auch gegenüber den
modernen Kunstbestrebungen einen einigermassen sicheren
und objectiven Halt zu suchen. Ein weiteres Verdienst
des Verf. liegt in der Fülle des interessanten und wohl
gesichteten Materiales, das in den drei Studien geboten
wird; endlich hinsichtlich der 2. und 3. Studie in der
Klarheit und Uebersichtlichkeit, mit welcher der Stoff be¬
handelt ist. — Umsomehr muss bedauert werden, dass gerade
der ersten Studie, welche vorwiegend Anspruch auf das all¬
gemeine Interesse hätte, die letzterwähnten Vorzüge in-
soferne mangeln, als sich der Verf. nach einer geistvollen
Einleitung in eine allzu grosse Menge von Einzelheiten
verliert und die Abhandlung ohne Resume derart aus
klingen lässt, dass die meisten kunstfreundlichen — nicht
kunstgelehrten — Leser, für die ja doch die Studie nach
der ganzen Anlage bestimmt scheint, am Ende so klug
sind als zuvor und wohl berechtigt wären, an den Verf.
mit der Frage heranzutreten: »was ist denn also Hell¬
dunkel in der Malerei« ? Diesem Uebelstande hätte eine
erschöpfende Definition und ein kurzes Resume abgeholfen
und es wäre damit an die Stelle des vieldeutigen und
viel gedeuteten Wortes »Helldunkel« endlich ein fest¬
stehender Begriff gesetzt worden, was umso verdienst¬
licher gewesen wäre, als damit das leere Wortgeplänkel,
welches sich gerade auf diesem Gebiete breit macht, mit
einem Schlag ein wohlverdientes Ende gefunden hätte.
Wien. A. Fuchs.
Beissal, St.: Der Entwurf von Prof. Ludwig Seltz zu der
. . . päpstlichen Kapelle In Loreto. (Separatabdruck aus
der Zeitschr. f. christl. Kunst, Bd. V.) Düsseldorf, Schwann, 1892.
gr.- 8 °, (24 Spalten) fl. —.60.
Eine der Kapellen der Kathedrale von Loreto wollen die
deutschen Katholiken auf ihre Kosten ausmalen lassen und zwar,
nachdem die Künstlerschulc von Beuron die Arbeit nicht über¬
nehmen konnte, durch Ludovico Seitz. Das Büchlein setzt den
gross angelegten und tiefsinnigen Plan dieser Ausmalung an der
Hand von vier Lichtdrucktafeln auseinander, gibt uns aber vor
allem eine kurze Aufzählung und Kritik der Werke des berühmten
Meisters, welcher durch seine Abstammung, durch seinen Bildungs¬
gang und seine Malwcise die VerschwLtcrung italienischer und
deutscher Kunst verkörpert. Wer sich über die Bedeutung der
wiedererwachten deutschen Kunst (Overbeck u. Genossen), für
Italien, auch wohl über den gegenwärtigen Stand der Malerei in
Rom und die reformatorische Thätigkeit des Prof. Seitz unterrichten
will, kann keine lehrreichere Schrift in die Hand bekommen. g.
Der Kirchenschmuck, XXIV, 4.
E. Jubiläumsgabe. — E. Darstellg. Maria Schutz'. —
7 Meisterwerke d. Malerei (Forts.)
Meisterwerke d. Holzschneidekunst, XV, 6 .
L. Cranach d. Ae. — Zimmer, E. Fischerberathg. auf
Mönchgut (Rügen). — Spangenberg, Luther im Kreise s.
Familie. — Strassberger, D. erneuerte Schlosskirche zu Witten¬
berg. — D. Innere d. Kölner Domes. — Bocse, D. Kriegerdenk¬
mal auf d. Garnisonskirchhofe zu Berlin. — D. Hutten-Sickingen-
Denkmal auf d. Ebernburg. Modelliert im Atelier C. Cauers. —
— D. Lützower an d. Leiche Th. Körners, nach O. Donner v.
Sichter. — J. A. Fischers Cartons zu d. Glasgemälden im südl.
Reitenschiff d. Kölner Domes: Die vier Evangelisten.
Neue Erscheinungen:
Schwindrazheim O., Hie Volkskunst! (»Tages- und Lebens¬
fragen« Nr. 13/14). Bremerhaven, Tienken. (34 S. m. 8 Taf.)
fl. -.60.
Hirth G. u. R. Muther, Meister-Holzschnitte aus 4 Jhdten.
München, Hirth. 4° fl. 21.—.
Li pp mann F., D. Kupferstich. (Hdbcher. d. kgl. Museen z.
Berlin. III.) Bcrl., Spemann (V u. 223 S.) fl. 1.50.
Dressier F. R., Triton u. d. Tritonen in Litt. u. Kunst d.
Griechen u. Römer. I. u. II. Thl. Lpz., Teubner (V, 33 u. III,
47 S.) fl. 1 44.
Overbeck J., Gesch. d. griech. Plastik, I. Bd. 4. Aufl. Lpz.,
Hinrichs. (XII u. 565 S.) fl. 9.60.
Haendckc B., D. Schweiz. Malerei im 16. Jhdt. diesseits d.
Alpen u. unter Berücks. d. Glasmalerei, d. Formschn. u.
Kupferst. Aarau, Sauerländer (V u. 417 S. m. 30 Taf.) fl. 6 .—.
Joseph D., D. Paläste d. homer. Epos m. Rücks. auf d Aus¬
grabgen H. Schlicmann’s. Berl. Siemens (VII u. 81 S.) fl. —84.
Riegl A.. Stilfragen. Grundleggen z. e. Gesch. d. Ornamentik.
Ebd. (XIX u. 340 S.) fl. 7.20.
Hausegger Dr. Fr. v., D. Jenseits d. Künstlers. Wien, Konegen.
(XII u. 34 S ) fl. 2 .—.
Rubczvnski Wit., Nowsz j badania nad wiekiem zlotym sztuki
wloskiej i ich wartosc dla estetyki. (Neuere Untersuchgen üb.
d. gold. Zeitalter d. ital. Kunst u. ihr Werth f. d. Aesthetik.)
Krakau, Poln. Verl.-Ges. (85 S.) fl. —.80.
Antiqu.-Kataloge : R. Weigel, Frankf. a. M., Kat.-Nr. 308.
Kunstwiss. 957 Xrn. — Hierseinann, Lpz., Kat.-Nr. 111.
Kunstgewerbe, 1295 Nrn.
Länder- und Völkerkunde.
Koppen, Prof. Dr. \Y\: Die Schreibung geographischer
Namen. Vorschlag an den deutschen Geographentag von 1893.
Hamburg, Gust. W. Seitz Nachf. 1893. 8 °. (39 S.)
Die Phonetik, die seit einem Menschenalter die
Sprachforschung befruchtet, hat in jüngster Zeit auch
die internationale Geographie ergriffen. Von der Betrachtung
ausgehend, dass internationale geographische Namen nicht
einem einzigen Volke oder Staate, sondern der ganzen
civilisierten Welt angehören, dass daher die nach der
Nationalität des Schreibenden wechselnde Wiedergabe
solcher Namen wegen der dadurch bedingten Unsicher¬
heit und vielfachen Veränderung des Wortbildes ein
Uebel sei, richtet sich seit 1885 das Streben hervor¬
ragender geographischer Gesellschaften auf Festsetzung
einer für alle Welt gültigen internationalen Schreibung
auf phonetischer Grundlage. Es leuchtet ein, dass der
Schwerpunkt dieser Bewegung im Gebiete der exotischen
Namen liegt, d. h. solcher, die Ländern und Welttheilen
angehören, in welchen die lateinische Schrift nicht recipiert
ist, oder wohl gar, wie im grössten Theile Afrikas, eine
Schriftsprache überhaupt nicht besteht. Hier ist ohne
Transscription nicht auszukommen: und dass diese eine
möglichst einheitliche sei, liegt im Interesse der Wissen¬
schaft wie des Verkehrs. Für geographische Namen, bei
denen diese Voraussetzungen nicht zutreffen, wie die
meisten europäischen und amerikanischen, und deren
Aussprache und Schreibung seit langem feststeht, wäre
diese letzterein nationalen Publicationen zu behalten
(also der Deutsche bliebe bei »Kopenhagen«, gegen das
»Kjobenhavn« des Dänen u. s. w.); Publicationen inter¬
nationalen Charakters sollen auch hier internationale
Schreibung anstreben : wobei es freilich, nach den Muster¬
beispielen vorliegender Schrift, zu oft recht seltsamen
Wortbildern käme, als gaskony (= Gascogne), bolonnya
(= Bologna), adyesa (= Odessa) u. s. w. Die Schwierig¬
keiten der Ermittelung einer befriedigenden Schreibung
kommen nicht so sehr vom Vocalismus her, wo die
Beibehaltung der deutschen und italienischen Vocale und
ihrer naturgemässen Aussprache sich von vorneherein
empfiehlt, auch schon 1885 von der Londoner geogra¬
phischen Gesellschaft, der sich 1886 die Pariser an-
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243
Nr. 8. — Obstrrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
244
schloss, angenommen ward, als vom Consonantismus,
wo zumal die Zischlaute zu schaffen machen und der
Streit sich hauptsächlich um die Frage dreht, ob für
einfache Laute Buchstabencomplexe zuzulassen seien oder
nicht. Der Verf. unseres Schriftchens hebt hervor, das
tschechische Consonantensystem mit seinen zumal für
die Zischer so einfachen Zeichen entspräche da allen
Anforderungen am ehesten: doch sei keine Hoffnung,
dass diese auf einen so engen Kreis beschränkte Ortho¬
graphie zu internationaler Geltung gelangen könne. Seine
Broschüre gipfelt in der Aufforderung an den Deutschen
Geographentag von 1893, zu der ganzen Frage in mass¬
gebender Weise Stellung zu nehmen, nachdem von
deutscher Seite ein solcher Schritt bisher ausstehe, der
die Erwerbung afrikanischer Schutzgebiete durch das
Deutsche Reich doch geboten erscheinen lasse. Zu diesem
Ende fasst der Verf. seine Wünsche in eine Anzahl
Vorschläge zusammen. Dr. Richard Müller.
Schweigor-Lerchonfold A. von: Alpenglühen. Natur¬
ansichten und Wanderbilder. Ein Hausbuch für das deutsche
Volk. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union Deutsche Verlagsgesell¬
schaft. 1892. Folio. (40 Lief, ä 2 Bogen, die Lief. fl. —.24.)
Nach den vorliegenden ersten 6 Lief, verdient das Unter¬
nehmen volles Lob. Der erste Abschnitt »Ansicht und Gestaltung
der Alpen« führt in passender Weise ein in eine verständige Erkennt¬
nis der Alpenwclt nach deren geologischer wie auch landschaft¬
licher Seite. Die Abschnitte II »Die Alpenthäler«, 111 »Die Alpen¬
flüsse«, IV »Die Alpenseen« behandeln die in den Ueberschriften
bezeichneten Themata in durchaus sachgemässer Weise. Es werden
nicht nur die landschaftlichen Besonderheiten in anregender Weise
vorgeführt, sondern auch die mannigfaltigen geologischen, physi¬
kalischen, historischen und sonstigen Beziehungen aufgezeigt. Der
beigegebene Bilderschmuck, Vollbilder wie Text-Illustrationen,
steht auf der Höhe der Leistungsfähigkeit. Wir hoffen, dass das
Werk im weiteren Fortschreiten den verheissu.igsvollen Anfängen
nachkommen und sich textlich wie illustrativ auf der Höhe
erhalten werde. R.
Stern, Bernh.: Vom Kaukasus zum Hindukusch. Berlin,
Cronbach. 1892. 8°. (VII u. 322 S.) fl. 3.60.
Das Buch, von geringem ethnographischen Werte, bietet in
willkürlich aneinander gereihten Capiteln nur dort regeres Interesse,
wo sich der Verf. bei Schilderung des Baues der 1433 km langen
transkaspischen Steppenbahn an die Berichte des verstorbenen
russ. Staatsrathes Heyfelder anlehnt. Diese Bahn, unter der Leitung
des Generals Annenkow grösstentheils auf Flugsand-Terrain her¬
gestellt, ist durch die Ueberwindung der colossalen Terrain¬
schwierigkeiten, insbesonders bei Fixierung des Oberbaues ein
Triumph der russischen Ingenieurschule.
Die angefügten Reiserouten nach dem Kaukasus sind aus¬
führlich gehalten und bieten im Einzelnen manches Lesenswerte,
dagegen würden wir die meist unpassenden poetischen Moment¬
bilder sowie die pikanten Episoden, welche dem Buche einen keines¬
wegs empfehlenswerten Anstrich verleihen, gern vermissen.
Wien. Kress.
Justus Perthes’ Atlas antiquus. Taschen-Atlas der Alten
Welt von Dr. Alb. van Kämpen. Gotha, J. Perthes, 1893,
schmal 8°. Nach dem vorzeitigen Tode des Bearbeiters, Prof.
Dr. van K., unternahm dessen Schüler Dr. Max Schneider die
Fertigstellg. des kleinen Werkes, das in seiner handlichen Form,
in der Reichhaltigkeit des gebotenen Materials (24 color. Karten
in Kupferstich, mit vielen Nebenkärtchen — Bildgr. 14*5 X 17 cm.)
und besonders durch das an 7000 Namen umfassende Ortsregister
den Bedürfnissen der Schule reichlich entgegenkommt. Die Namen
der Tab. Peutingeriana sind in d. Orthographie u., nach d. Vor¬
schläge Miller’s (»D. Weltkarte d. Pistorius«, p. 103), im Casus
der Tabula angeführt, da die Nominativform oft zweifelhaft ist,
in vielen Fällen in der Volkssprache überhaupt nicht existiert hat.
— Umlauft, Prof., Dr. Friedr., Die räuml. Entwickelung der
Stadt Wien v. d. Römerzeit bis zur Gegenwart. Mit e. Plan 1:35 000.
Mit erklärendem Texte, fl. —.80. — Durch verschiedene Farben
ist d. Umfang Wiens unter K. Marc Aurel um 170 n. Chr., in
d. 1. Hälfte des 12. Jahrhdts. unter Heinrich Jasomirgott, zu
Ende des 13. Jahrhdts. zu Beginn der Habsburger-Herrschaft,
dann z. Z. der 2. Türkenbelagcrung mit den 1683 zerstörten
Vorstädten, seit der Errichtung der Linienwälle 1704, die Aus¬
dehnung Wiens mit seinen 10 Bezirken (bis 1891) und endlich
das heutige Wien mit den 19 Bezirken dargestellt. Eine kurze
Textbeigabe (S. 1—8) gibt die wichtigsten histor. u. statistischen
Daten zum Verständnisse des Planes. — Im Verlagev. Artaria & Co.
in Wien sind ausgegeben worden: Uebersichtskartev. Oester-
reich-Ungarn 1:2,500.000. (fl. 1.50.) Die alterprobte Stein¬
hau sersehe Karte in neuer Bearbeitung. Besonders wird das
nicht nur die ö -u. Monarchie, sondern auch die südöstlich an¬
grenzenden Länder berücksichtigende Ortsregister den Benutzern
willkommen sein. — Gross-Wien. Skizze s. Entstehens u. Be¬
schreibung s. neuen Grenzen. Graphische Darstellungen d.
Bevölkerungs-, Steuer-, Areal- u. Bauverhältnisse in 7 Diagrammen
und 3 Statist. Tabellen. Mit einer Karte 1 :35.000. — Der Text
beruht auf amtlichen Quellen. Die Diagramme sind geeignet, in
rascher Form über die Grössen-, Bevölkerungs- u. a. Verhältnisse
der 19 Bezirke ein aufklärendes Bild zu geben.
Globus, LXII1, 14, 15.
(14.) Wiedemann, Pyramiden-Weisheit (Schl, in Nr. 15).
— Pleyte Wzn, D. EntzifTerg. d. Minahasa-Bilderschrift. —
Steffens, D. Erdbeben v. Port Royal. — Em. Schmidt, D. Ver-
minderg. d. Bevölkergszunahme in Frankr. II. (Schl.) — Er¬
gebnisse d. Exped. Monteil. — Schändg. d. Alterthümer v.
Yukatan u. Centr.-Amerika. — (15.) Gründwedel, Pflichten
d. Religiösen u. Laien im südl. Buddhismus. — Seler, Mexiko
u. Mittel-Amerika auf d. amerikan.-hist. Ausstellg. in Madrid. —
D. Tiefseeforschgen. der »Pola« im östl. Mittelmeer. — Em.
Schmidt, Phys. Anthropologie u. Ethnologie.
Die kathol. Missionen, 1893, 4.
D. Kindermord in China. — D. Mission d. Benedictiner im
Indianer-Territorium. (Schl.) — Jullien, E. Reise nach d. Sinai.
(Forts.) — Nachrichten aus d. Mission'n.
Argo. Zeitschr. f. krain. Landeskde, II, 3.
Mül ln er. Die »Gradisca« in Krain. (Schl.) — Radics-
Melzer, D. Grubenbrand v. Idria vor 90 J. — Müllner, Alte
Spielkarten. (Schl.) — Funde b. Bau d. Unterkrainer-Bahn. —
E. interessante Medaille.
N.-ö. Landesfreund, 1893, Nr. 2,
Mayerhofer, D. Kupferschmied - Garten in Baden. —
Calliano, Uralte Volksspiele in N.-Ö. II. — Jantsch, N.-österr.
Volkssagen. — Berühmte Männer aus d. Piestingthale : Fortis,
»Benedict Ried« v. Piesting (Benedict v. Laun).
Echo aus Afrika, V, 1—4.
Geyer, Afrika u. d. Maiienverehrg. — Halka, f Card.
Lavigerie. — Schreiben d. Card. Ledochowski anl. d. Hinscheidens
Card. Lavigerie’s. — Czimermann, Jesuiten-Missionen am
Zambesi. — In jeder Nr.: Nachrichten aus d. Missionen.
Neue Erscheinungen:
Wagner H. u. A. Supan, D. Bevölkerg. Period. Übersicht üb.
neue Arealberechngen, Gebietsverändergen, Zählgen u. Schätzgen
d. Bevölkerg. auf d. ges. Erdoberfläche. IX. (Petermanns
»Mitthlgen«, Erg.-Heft 107.) Gotha, J. Perthes. 4° (VI u. 130 S.)
fl. 4.20.
Wolf Th., Geografia y geologia del Ecuador. Leipz., Brockhaus.
Lex. 8° (XII u. 671 S.) fl. 14.40.
Preuss O., D. Lippischen Flurnamen. Detmold, Meyer. (IV u.
163 S.) fl. 1.80.
Osswald Th., Ital. Reise-Erinnergen aus d. Winter 1890/91.
Leipz., Richter. (78 S.) fl. —.60.
Jan net C. u. W. Kämpfe, D. Ver. St. Nordamerikas in d.
Ggwt. Sitten, Institutionen u. Ideen seit d. Secessionskriege.
Freibg. i. B., Herder. (XLIV u. 704 S.) fl. 4.80.
Gurran A., Australasia illustr. 3 vols. London. 189 sh.
Mayer E. u. J. Luk sch, Weltkarte z. Studium d. Entdeckgen,
mit d. colon. Besitz d. Ggwt. Äquatorial-Massstab 1 : 20,000.000.
Ausg. 1893. Wien, Artaria. 6 Bl. 144:172 cm. fl. 6.—.
Jirecek Hermenegild, Antiquae Bohemiae usque ad exitum saec.
XII. topographia hist. Prag, Tempsky. (XXVIII u. 194 S.) fl. 2.—.
Soltan Abgar, Rusini, szkice i obrazki. (D. Ruthenen, Skizzen u.
Bilder.) Krakau, Poln. Verl.-Ges. (280 S.) fl. 2.—.
Skirmuntt Konst., Z najstarszych czasöw plemienia litewskiego.
(Aus d. ältesten Zeiten d. lithauischen Stammes.) Krakau,
Gebethner. (163 S. m. e. Karte.) fl. 1.20.
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245
Nr. 8. — Obstbrreichisches Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
246
Rechts- und Staatswissenschaft.
Weiss, Fr. A. M., O. Pr.: Sociale Frage und sociale
Ordnung oder Institutionen der Gesellschaftslehre.
2 . Aull. 2 Theile. (Der »Apologie des Christenthums vom Stand¬
punkte der Sitte und Cultur.« IV. Band.) Freiburg i. B., Herder’schc
Verlagsbuchhandlung 1892. (XIII, X u. 1026 S.) fl. 4.20.
Das vorl. Werk bezeichnet eine Etappe nicht bloss
in der Geschichte der Apologetik, sondern auch in der
Geschichte der Gesellschaftswissenschaft. Ein richtiger
Massstab für die Beurtheilung dieses Werks kann nur
durch den Vergleich mit den Werken von Fenelon, Balmes,
Donöso-Cortes, Ad. Müller, Baader, Le Play gewonnen
werden. Die Geschichte der der socialen Frage zu Grunde
liegenden Umwertung aller Werte wird durch den Libera¬
lismus hindurch auf Hugo Grotiys und auf die Vorgeschichte
der Reformation zurückgeführt. »Was Spinoza nach
Giordano Bruno, was Rousseau nach Hutten, Voltaire
nach Erasmus, was der Rationalismus und Liberalismus
aus den Vorarbeiten Aelterer gemacht hat, das hat Hugo
Grotius als Erbe von Macchiavelli und Luther zugleich
geleistet.c (S. 155). Dadurch, dass nach der Ansicht von
Hugo Grotius die menschliche Gesellschaft nicht aus einem
von Gott in die menschliche Natur gelegten allgemeinen
Gesetze, sondern aus dem freien Willen isolierter Personen
entsteht, ist alles Recht conventioneil und damit capitalistisch
geworden. Folgen dieser conventioneilen Auffassung des
Rechts sind einerseits die Ansicht Stahls, dass der Staat
die Quelle alles Rechtes, andererseits die Ansicht Lassons,
dass es am besten scheint, von dem Zwecke des Staates
nicht zu sprechen (S. 835), dass auf der einen Seite die
immanente Schranke des Privatrechts (Gierke), auf der
anderen Seite die Selbständigkeit des öffentlichen Rechts
iL. v. Haller) fast unfassbar geworden sind.
Durch die conventionelle Auffassung des Rechts
ist jene Frage brennend geworden, welche Fr. Weiss
mit Recht als die entscheidende der Gesellschaftslehre
bezeichnet (S. 261): wie das Privatinteresse des In¬
dividuums und das Gemeininteresse des Ganzen, das
Privatrecht und das öffentliche Recht sich mit einander
in Ausgleich bringen lassen. Nur wenn das, was dem
Staate die Einheit verleiht, einer höheren Ordnung ange¬
hört, als seine Bestandtheile, lässt sich die Lehre von
Aristoteles und der Scholastik begreifen, dass das öffent¬
liche Recht seinem innersten Wesen nach vom Privat¬
rechte verschieden ist (S. 859).
Ganz besondere Beachtung verdienen die besonderen
capitalwirtschaftlichen Ausführungen. Capitalwirtschaft
ist möglich ohne Geld, aber nicht ohne Credit (S. 598).
Jeder Besitz, soweit er mit Arbeit in Geschäftsverbindung
tritt, um .fruchtbringend gemacht zu werden, tritt als
Capital auf. Gegenüber den Uebertreibungen von For-
bonnais und Ad. Smith nennt Fr. Weiss in Ueberein-
stimmung mit Dietzel Capital einen Verwandlungsstoff. Da
das Capital von der Arbeit abhängig ist, gibt es keine unbe¬
grenzbare Vermehrbarkeit des Capitals (S. 664). Mit Recht
bezeichnet Fr. Weiss den durch die Socialisten consequent
durchgeführten Satz Ricardos, dass Besitzrente und Arbeits¬
lohn entgegengesetzte Interessen haben, als eine Ueber-
tragung des Kant’schen Begriffs vom Rechte auf das
wirtschaftliche Gebiet, wonach das Recht als etwas an
sich Unbegrenztes aufgefasst wird (S. 599).
Die Eigenschaft als Geld ist eine nur ideelle, durch
Uebereinkommen eingeführte, durch Willkür wieder ver¬
tilgbare Schöpfung des menschlichen Gedankens (S. 645).
Die erste, ursprüngliche und wesentliche Bedeutung des
Geldes ist die des Tauschmittels. Dann erst kommt die
des Wertmessers (S. 646). Das grosse Werk Böhm-Bawerks
findet die verdiente, bedingte Anerkennung (S. 684).
Nur das fruchtfähige Aequivalent für das wegge¬
gebene Geld kann durch Verbindung mit der Arbeit in
Ertrag oder in Frucht umgesetzt werden (S. 655). Die
sog. Arbeit des Geldes ist nicht productiv, sondern
inductiv (S. 672). Den Capitalismus kann man deshalb als
die Wirtschaftsunordnung bezeichnen, welche auf der
Fiction beruht, dass Geld Capital sei. Zins ist der selbst¬
ständige vom Verbrauchswerte einer Sache losgelöste
Gebrauchswert der Sache selbst. Interesse ist die Ver¬
gütung für eine persönliche Beeinträchtigung oder Gefähr¬
dung des Darleihenden bei Gelegenheit des Darlehens
(S. 695). Zins ist gerechte und nothwendige Theilung
des Niessbrauchs von einer fruchtbringenden Sache.
Wucher ist jeder unberechtigte Anspruch auf einen An-
theil an Früchten von einem productiven, natürlich noch
mehr von einem unproductiven Dinge (S. 700). Es ist nicht
nothwendig, dassman den ungerecht geforderten Gebrauchs¬
wert als eine beständige, in regelmässigen Einzelbeträgen
fortlaufende Leistung fordere. Man kann denselben auch
in Form einer einmaligen Zahlung zum rechtmässigen
Preise schlagen (S. 713).
Leider berücksichtigt Fr. Weiss noch nicht die Ver¬
suche der modernen Wuchergesetzgebung auf dem Gebiete
des unredlichen Creditgeschäftes.
Prag. Dr. Karl Scheim pflüg.
Die wahre Emanclpation der Frauen. Eine schlichte Meinungs¬
äusserung von einer Frau. 2. Aufl. Leipzig, Voigtländer, 1891.
8 °. (47 S.) fl. —.54.
Mit hoher Befriedigung lernt der Leser vorliegenden
Schriftchens auf den ersten 20 Seiten die anonyme Verf.
als eine höchst achtbare, feingebildete und insbesondere
mit gesundem Menschenverstände begabte Frau kennen.
Sie sieht den Beruf der Frau in der stillen Thätigkeit
derselben im Familienkreise. »Mit allen Fasern« schreibt
sie, »sind wir in diesem angestammten Boden festgewachsen
und auf keinem andern wird die Frau jemals wirkliche
Herrschaft erlangen.« In der Zurückführung der Frau zu
diesem Berufe durch die Erziehung sieht sie mit vollem
Rechte die wahre Befreiung der Frau. Die verfehlte
Erziehung der Mädchen unserer Tage weiss sie ebenso
ernst und wahr wie gewandt und anmuthig zu schildern.
Sie nennt es »der Thorheit Treibhäuser bauen und den
Familienfrieden systematisch untergraben«, wenn man die
Frau unbedingt zu öffentlichen Hochschulen zulässt.
Allein mit dieser meisterhaften Aufdeckung der verfehlten
Mädchenerziehung ist auch der Wert des Büchleins er¬
schöpft. Die folgenden positiven Vorschläge zur Herbei¬
schaffung von genügender, entsprechender Frauenarbeit
und zu einer erspriesslichen Mädchenerziehung sind zu¬
meist wertlos. Allerdings sind auch diese durchzogen
von richtigen und treffenden Stellen, man erkennt aber als¬
bald mit Bedauern, dass die Verf. über die höchsten Fragen
des menschlichen Lebens und insbesondere über die
Religion ganz unklare Begriffe hat und dass infolge
dessen ihrer Schrift ein folgenschwerer Mangel anhaftet.
Es ist ja richtig, dass ^bei dem weiblichen Gemüthe die
Religion dem Bedürfnisse entgegenkommt: sich an eine
stärkere Kraft anzulehnen«. Allein die Religion der Verf.
ist nicht eine »stärkere Kraft«, da sie, »ohne eine be-
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Nr. 8. — Obstbrrktchischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
248
stimmte Religionsform im Auge zu haben«, darunter sub-
jective, unklare Gefühlsschwärmerei versteht. Das dem
Christenthum gespendete Lob ist leere Phrase und er¬
innert an die Egydi’sche Religionspfuscherei. So ist denn
auch der Trost, welcher den vom »wirklichen Glück«
ausgeschlossenen Frauenherzen gespendet wird, gar sehr
lahm. Die Verf. legt auch selbst mit richtigem Gefühl
auf ihre Vorschläge zur Erweiterung der Frauenarbeit
kein besonderes Gewicht. Der Hinweis auf die Kranken¬
pflege, den Taubstummenunterricht, die Pharmacie und
Gärtnerei wird den Vorkämpfern der socialdemokratischen
Frauenemancipation in gewissem Sinne mit Recht lächer¬
lich Vorkommen. Die traurigen Verhältnisse der Frau
in den Arbeiterkreisen scheint die Verf. gar nicht zu
kennen, wenigstens berücksichtigt sie dieselben nicht. In
der ausgezeichneten Polemik gegen die missbräuchliche
moderne Übung der Wohlthätigkeit (S. 17 f.) warnt die
Verf. vor »Jesuitenwegen« und zeigt dadurch, dass sie
auch von lächerlichen Vorurtheilen nicht frei ist. Wenn
die Verf. von uns eine Belehrung annehmen will, was
sich bei ihrer Wahrheitsliebe und Bescheidenheit hoffen
lässt, so möchten wir ihr zur Beseitigung genannter
Mängel die Lectüre der Apologien des Christenthums
von Hettinger und von P. Albert M. Weiss empfehlen.
Namentlich bei letzterem wird sie ihre guten Gedanken,
nur lichtvoller und klarer, in überraschender Weise
wiederfinden.
Mautern i. St. A u g. R ö s 1 e r C. SS. R.
Mühlhausen, Aug . Goethe ein Socialist? ! Leipzig, 0.Wigand,
1892 8°. (30 S.) fi. —.36.
M. sucht und findet Elemente socialistisch-commu-
nistischer Ideen in Goethe’s »Lehr- und Wanderjahren«.
Die Schrift schwärmt für das »goethische Menschenthum«
und stellt dasselbe (wohl auch den Socialismus ?) mit
seiner auf eine »Gesellschaft des Wohlwollens« und »all-
seitiger harmonischer Vervollkommnung« gerichteten Ten¬
denz als die »kosmische Evolution der Lehren des Kreuz¬
trägers von Golgatha« hin.
Das Pressgesetz vom 17. Dec. 1862, Nr. 6, R.-G.-Bl. für 1863
sammt der Instruction zum Vollzüge desselben. Wien, Manz.
1893. kl. 8° (59 S.) fl. -.60.
Dieser Sep.-Abdruck aus d. 17. Aufl. d. 4. B. d. Manz-
schen Gesetz-Ausgabe enthält in übersichtlicher Zusammenstellung
unter dem Wortlaute des Ges. die einschlägigen Ministerial-Er-
lässe, die ergänzenden und erläuternden Bestimmungen anderer
Gesetze, sowie die seither erflossenen oberstgcrichtlichen Ent¬
scheidungen in Presssachen, ferner die Vollzugsvorschrift für die
k. k. Staatsanwaltschaften und Sicherheitsbehörden, schliesslich
ein alphabetisches Sach- und ein chronologisches Register und
empfiehlt sich durch diese sorgfältige Ausgabe in vorzüglicher
Weise für die Benützung durch Juristen wie im praktischen Leben.
Wien. J. M. A. F.
Centralbl. f. Rechtwissenschaft, XII, 7.
Besprechgen, darunter: Leithner, Was ist Recht ? (Sommer)
— Alexander, Reportgeschäft u. Prolongation (Keyssner). —
Schauer, Z. Begriff d. unzücht. Schrift (Bünger). — Schmidt,
D. Austritt aus d. Kirche (Knitschky). — Ulbrich, Hdb. d. öst.-
polit. Verwaltg. (Prazak). —. Zeitschriftenüberschau.
Finanz-Archiv, hrsg. V. Gg. Schanz, X 1,
Tröltsch, Beiträge z. Finanzgesch. Münchens im 19. Jhdt.
(d. sog. Localmalzaufschlag). — P. Berger, D. Vcrpachtg. d.
preuss. Staatsdomänen nebst Vorschlägen z. Reform d. Allgem.
Bedinggen (Forts.). — Zeller, D. Finanzdienstprüfgswesen in
Württemberg. — Carl, D. Reform d. Erbschaftssteuer in Eisass-
Lothringen. — Österr. Börsensteuergesetz v. 18. Sept. 1892. —
Denkschr. v. 2. Nov. 92 z. d. Entwürfen d. preuss. Steuerreform¬
gesetze. — Preuss. Gesetzentwürfe v. 2. Nov. 92 wegen Aufhebg.
directer Staatssteuern, wegen c. Ergänzgssteuer, u. über Communal-
abgaben. — D. lex Huene in Preussen u. ihre Wirkgen.
Annalen d. deutschen Reiches f. Gesetzgebung etc.
XXVI, 5.
Aufsess, D. Zölle und Steuern, sowie d. vertragsmäss.
auswärt. Handelsbeziehgen. d. deutschen Reiches. — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Körner A., D. Conversion öff. Schulden. Wien, Braumüller. (V
u. 50 S.) fl. —.60.
Poschinger H. v., D. wirthsch. Verträge Deutschlds. III. D. Ver¬
träge üb. d. geist. Eigenthum. Berl., Decker. (IX u. 70 S.) fl. —.90.
Rege ly A., Das jus offerendi in alter u. neuer Zeit. Berl., W.
Weber. (V u. 139 S.) fl. 1.44.
Schneider G., Z. Bergschadenrecht. Teplitz, Pörzler. (71 S.) fl. 1.50.
Grabmayr K. v., Verfachbuch od. publica fides? E. ßeitr. z.
Reform d. öff. Bücher in Tirol. Meran, Ellmenreich. (VII u.
188 S.) fl. 1.68.
Call Dr. Frd. Frh. v., Gegen d. Siebenb. Ehen. Vortrag, Wien,
Manz. (47 S.) fl. -.40.
Horten IL, Die Personalexecution in Gesell, u. Dogma. I. (1. Abt.
Ausserdeutsche Grundlagen, 1. Franken.) Ebd. (243 S.) fl. 3. —.
Meyn E., Stadterweiterungen in rechtl. Beziehg. Berl., Heymann.
(VII u. 99 S.) fl. 1.20.
Doliiiski A., Haftg. d. Contrahenten u. s. Gehilfen b. d. Ab-
schliessg. v. obligator. Verträgen nach österr. u. gern. Recht.
E. civilrechtl. Studie. Lemberg, Gubrynowicz u. Schmidt.
(195 S.) fl. 3.30.
Lenz A., D. strafrechtl. Schutz d. Pfandrechts. E. Beitr. z. Gesch.
u. Dogmatik d. Schuldrechtes. Stuttg., Enke. (VIII u. 271 S.)
fl. 4.20.
Ren sing F., D. Widerrechtlichkt. als Schadenersatz-Grund nach
Schweiz. Obligationenrecht u. d. Entwürfe e. bürgerl. Gesetz¬
buches f. d. D. Reich unter Berücks. d. Röm. Rechts. Freibg.
(Schweiz), Veith. (69 S.) fl. 1.80.
Necas Joh., Deutsch-böhm. jurid. Terminologie. Brünn, Winkler.
(IX u. 220 S.) fl. 2.20.
Beksics G, A magy. nemzet függetlensege az ällami es az egyhüz
(külsö) kormänyzatban különös tekintettel a magy. kir. ap
jogaira es kath. autonomiära. (D. Unabhängigkt. d. ung. Nation
in d. staatl. u. kirchl. Organisation.) Budapest, Athenaeum.
(108 S.) fl. 1.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Wiesbiur, J. B., S.J.: Das Vorkommen des echten
Ackerehrenpreises (Veronica agrestis L.) in Oberöster¬
reich. (Sonderabdruck aus dem Jahrbuche des Vereines für
Naturkunde zu Linz 1892.)
Der in Botanikerkreisen durch seine verdienstvollen Ab¬
handlungen bestbekannte Verf. erbringt in dieser überaus sorgfältig
durchgeführten kleineren Arbeit den Erweis, dass der echte Acker¬
ehrenpreis Linne’s vielfach mit anderen Veronica-Arten verwechselt
wird, und dass das Vorkommen von V. agrestis ein viel selteneres
zu sein pflegt, als man aus den Angaben mancher botanischer
Lehr- und Bestimmungsbücher schliessen könnte. Um künftighin
Verwechslungen zu vermeiden, stellt W. zwei Tabellen zusammen,
in denen die charakteristischen Merkmale dreier Ackerehrenpreis¬
arten im weiteren Sinne (V. agrestis Aut . austriac ., V. hederi-
folia L., V. persica Poiret), und dreier im engeren Sinne (V.opaca
Fries, V. agrestis L., V. polita Fries) ausserordentlich übersicht¬
lich angeführt sind. Um weitere Verwirrungen bei der Bestimmung
dieser sechs Arten zu vermeiden, kennzeichnet der Verf. die noch
vorkommenden Farbenspielarten der erwähnten Ehrenpreisarten,
woran er eine möglichst genaue Angabe jener Localitäten reiht,
an welchen Ehrenpreisarten in Oberösterreich gefunden wurden.
Ueber die günstigste Sammelzeit und über die empfehlenswerteste
Art als Demonstrationsobject (V. persica) für den Unterricht
handeln die letzten zwei Abschnitte der wohlgegliederten urid
interessanten Arbeit.
Kalksburg. Dr. Gottfried Starkl.
Natur u. Haus, 1, 13.
Staby, D. erzieher. Bedeutg. d. Naturliebhabereien. —
Sabel, D. Kaninchen. — Zürn, D. chines. Nachtigall. — Theen,
E. kleiner Baumeister. — Hesdörffer, Azaleen. — Morich,
D. Eisensteine. — Monatskalcnder.
Monatshefte f. Mathematik u. Physik, IV, 1—3.
Müller, D. Kugelgeometrie nach d. Principien d. Grass-
mann’schen Ausdehngslehre. — Daublebsky v. Sterneck,
Bemerkungen z. Theorie d. zahlentheoret. Ableitgen. — Machovec ?
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249
Nr. 8. — Obsterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
250
E. Bemerkg. z. 2 Sätzen v. Lame u. ßertrand. — Sobotka,
Ob. developpable Berührgsflächen an windschiefe Helikoide. —
Zsigmondy, Notiz üb. einige Kriterien f. gewisse in bestimmten
linearen Formen enthaltene Primzahlen — Drasch, Üb. einige
Eigenschaften d. ebenen Curven. III. C. mit Rückkehrspunkt. —
Locchi, Üb. die Summe der Potenzen d. natürl. Zahlen. —
Gegenbauer. Üb. reelle Primzahlen.
Neue Erscheinungen:
Neue Wandtafeln f. d. Unterr. in d. Naturge£ch. (Zool. u. Bot.),
bearb., gemalt u. hrsg. v. Heinr. Jung unter Mitwirkg. v. Prof.
Dr. G. Koch u. Dr. F. Quentell. Darmstadt, Frommann &
Morian. — Das Unternehmen — im Ganzen 60Taf. zur Zool. u.
ebensoviele zur Bot. umfassend — erscheint in je 16 Lief, ä 10 Blatt
v. 100 X 75 cm Grösse; die Lief, (aufgezogen auf Lwd. m.
illustr. Begleitheft) fl. 18. — Die Bilder, soweit solche dem Ref.
vorliegen, sind mit überraschender Naturtreue u. grosser Genauig¬
keit ausgeführt und wohl im Stande, den naturgescliichtlichen
Unterricht zu beleben und fruchtbringend zu gestalten. Diesen
pädagogischen Zweck erfüllen die Wandtafeln in ausgezeichneter
Weise. Wenn die übrigen Hefte auch nur annähernd auf der
Höhe der vorliegenden sich erhalten, können sie den Schulen
nicht genug als instructives Anschauungsmittel empfohlen werden.
Ohmeyer G., Btrge. z. Kenntnis d. ehern. Bestandteile d.
Ratanhiawurzel. Lpzg., Fock. (III u. 34 S.) fl. —.60.
Genau A., D. Logarithmen u. d. ebene Trigonometrie. Büren,
Hagen. (47 S.) fl. —.66.
Bohl P., Ueb. d. Darstellg. v Functionen e. Variabein durch
trigon. Reihen m. mehreren e. Variabein proport. Argumenten.
Dorpat,. Karow. 4°. (31 S.) fl. —.60.
Koll O., D. Theorie d. Beobachtgsfehler u. d. Methode d. klein¬
sten Quadrate m. ihrer Anwendg. auf d. Geodäsie u. d. Wasser¬
messgen. Berl., Springer. 4°. (VIII, 323 u. 31 S.) fl. 6.—.
M önnich mey er. Allgem Störgen. d. Themis durch Mars u.
Saturn. Berl., Dümmler. 4°. (II u. 38 S.) 11. —.96.
Daffner F., D. Voralpenpflanzen. Bäume, Sträuche, Kräuter etc.
Leipg., Engelmann. (IV u. 465 S.) fl. 4.80.
Prever W., D. genet. System d. ehern. Elemente. Berl., Fried¬
länder. (V u. 104 S.) fl. 2.40.
Scholl R., Entwicklgsgesch. u. krit.-experim, Vergleich d. Theorien
üb. d. Natur d. sog. Knallsäure u. ihrer Derivate. München,
Lehmann. (103 S.) fl. 1.44.
Stern P., Ergebnisse 20jähr. meteorolog. Bcobachtgen. d. Station
Nordhausen a. Harz. Lpz., Fock, 4°. (27 S.) fl. —.60.
Hoernes R., D. Erdbebenkde. D. Erschcingen. u. Ursachen d.
Erdbeben, d. Methoden ihrer Beobachtg. Lpz., Veit & Comp.
(VII u. 452 S.) fl. 6.—.
Barlow C. W. C and G. H. Bryan, Elementary mathematical
astronomy. London, Clive, 8 sh. 6 d.
Russell J. W., An elementary treatisc on pure geometry. London,
Frowde. 10 sh. 6 d.
Friedel Ch., Cours de minöralogie. Min. gen. Paris, Masson.
Frcs. 10.
Trouessart E. L., Au bord de la mer. Geologie, faune et flore
des cotes de France. Paris, Balliere, Als. Frcs. 3.50.
Medicin.
Schenk, S. L. Dr., a. ö. Professor an der k. k. Universität,
Wien: Grundriss der Bakteriologie fUr Aerzte und
Studirende. Wien und Leipzig, Urban u. Schwarzenberg. 1893.
gr. 8°. (XII und 204 S. mit 99 z. Th. färb. Holzschn.) fl. 4.20.
Unter der grossen Zahl von bakteriologischen Lehr-
und Handbüchern nimmt das vorliegende Werk unstreitig
einen hervorragenden Platz ein ; besonders der Anfänger,
der in die praktische Bakteriologie sich hineinarbeiten
will, wird in Schenk’s Grundriss einen sichern und
allseitigen Führer finden. Deutliche, manchmal fast zu
ausführliche Darstellung der bakteriologischen Methoden-
Apparate, Nährmaterialien und mikroskopischen Unter¬
suchung, sowie die Eintheilung des speciellen Theiles nach
den Medien, welche eben Gegenstand der bakteriologischen
Untersuchung werden können (Luft, Wasser, Boden,
Nahrungsmittel, Eiter, Organe des Körpers u. s. f.)
kennzeichnen das Werk als wirkliches Laboratoriums¬
buch. Die Anhangs gegebenen Capitel über Morphologie
und Biologie der Bacterien und Protozoen, ihre Stoff-
wechselproducte und Einwirkung auf die Gewebe sind
wohl etwas gar kurz gehalten, darum aber frei von
langen und heissblütigen Auseinandersetzungen, die man
sonst so häufig über diese Gebiete zu lesen bekommt.
Innsbruck. Malfatti.
Reich, Dr. Ed., (Biebnch): Geschichte und Gefahren der
Fruchtabtreibung. Culturgeschichtl.-medicin. Studie. 2. Auf!.,
Leipzig, H. Barsdorf. 1893, 8° (92 S.).
Die kleine Schrift ist weniger für Mcdiciner — wenn auch
solche sie mit Interesse lesen können — als vielmehr für Juristen
und Culturhistoriker von Werth; nach einer kurzen Einleitung
(S. 1 — 10) behandelt der erste weitaus grössere Theil i S. 10 — 56)
die Geschichte der Fruchtabtreibung von den Völkern des Alter¬
thums bis in unsere Zeit, die übrigen Seiten (56—78) stellen
Medicinern und Juristen die Gefahren dieses Verbrechens für die
Mutter und für die menschliche Gesellschaftjvor Augen ; die S. 83—92
bieten Litteraturangabcn. Man kann dem Verf. nur Recht geben,
wenn er im Schlusssätze sagt, dass »correctc Ökonomie, Gesund¬
heitspflege, Erziehung, Bildung und Religion, durch Alle praktisch
ausgeübt, allein und glücklich zum Ziele leiten werden.« (S. 82.)
Neues bietet das Büchlein nach keiner Seite ; der Verf., der
mit lobenswerthem Fleiss aus alten und neuen Autoren Beleg¬
stellen gesammelt hat, hätte jedoch seine Quellen mit kritischeren
Augen ansehen sollen, als er dies gethan. So ist es z. B. doch
curios, aus einem der ungezählten Pamphlete, die im vorigen
Jahrh. gegen den Jesuitenorden erschienen, auch diesen als einen
Beförderer der Fr.-A. ( !) hinzustellen. K.
Allgem. Zeitschrift f. Psychiatrie u. psychisch-gerichtl. .
Medicin. XLIX, 5.
Wulff, Bemerkungen üb. d. Vorkommen v. Tuberculosc in
d. Idiotenanstalten. — Näckc, D. anthropol.-biolog. Beziehungen
z. Verbrechen u. Wahnsinn b. Weibe. — Kaes, Beiträge z. Ae-
tiologie d. allgem. Paralyse. — Bothe, Ueb. Familienpflege Geistes¬
kranker. — Klinke, Z. Gesch. d. freien Behandlg. u. d. An¬
wendg. d. Bettruhe b. Geisteskranken. — Litteratur, u. a.: Ha¬
velock Ellis, The Criminal (Xäcke); — Lomb roso, L’anthro-
pologie criminelle (Näcke); — Bremer, Tabacco, Insanity and
Nervousness (Kirn). — Näcke, Belg. Musteranstalten u. d. jetz.
Zustand d. Irrencolonien Belgiens.
Centralbl f. Nervenheilkde. u Psychiatrie. XVI, 3.
Kowalewsky, Neurasthenie u. Syphilis. — Referate u.
Kritiken. — Tagesgeschichte.
Centralblatt f. Physiologie. VT, 20.
Piotrowsky, Hemmgserschcingen. — Seegen, Blutentei-
vveisg. — Bibliographie.
Hygieia. VI, 6.
Seuchen-Congress d. hygiein. Aerzte. — D. Gesetz gg. d.
Cholera. Aus e. Colloquium b. Prof. Schweninger. — Buxbaum,
D. Wasser im Dienst d. Gesundheitspflege. — Gerster, Z. Reform-
bewegg. in d. Jurisprudenz. — Peterson, D. Vegetarianismus
ist kein Irrthum. — Augspurg, Ueberbürdg. oder Luftmangel.
Neue Erscheinungen:
Andries P., D. Vegetarianismus u. d. Einwände f. Gegner. Lpz.
Lentze (V u. 182 S.) fl. 1.20.
Hirsch A., Gesch. d. medicin. Wissenschaften in Deutschld
(»Gesch. d. Wissenschaften in Deutschld.«, hrsg. v. d. histor
Comm. d. kgl. Akad. d. Wiss., Bd. 22.) München, Oldenbourg
(XIV u. 739 S.) fl. 5.70.
Wieland E., Primär multiple Sarcome d. Knochen. Tüb., Pietzker,
(39 S.) fl. —.72.
Langlois P. et H. deVarigny, Nouveaux elements de Physio¬
logie. Paris, Doin. 10 fr.
Gutmann G., Grundriss d. Augenheilkde. Stuttg., Enke (X u.
293 S., ill.) fl. 3.60.
Kobert R., Lehrb. d. Intoxikationen. Ebd. (XXI u. 816 S., ill.)
fl. 9.60.
Thoma R., Untersuchgen. üb. d. Histogenese u. Histomechanik
d. Gefässsystems. Ebd. (V u. 91 S., ill.) fl. 2 40.
Tommasoli P., Schema e. neuen Classification d. Hautkrank¬
heiten. Ueb. autotoxische Keratodermiten (Parakeratosen Au¬
spitz u. Unna). Hambg., Voss (XVIII u. 161 S.) fl. 2.40.
Möbius P. J., Abriss d. Lehre v. d. Nervenkrankhten. Lpz., Abel.
(VIII u. 188 S.) fl. 2.70.
Hirt L., Lehrb. d. Elektrodiagnostik u. Elektrotherapie. Stuttg.,
Enke. (X u. 224 S.) fl. 4.20.
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251
Nr. 8. Oksterrrk:hischrs Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
252
Seydel K., Lelirb. d. Kriegschirurgie. Ebd. (XII u. 288 S.) fl. 4.80.
Müller G., D. schlechte Haltg. d. Kinder u. deren Verhütg.
Berl., Hirschwald. (V u. 65 S.) fl. —.96.
In Gneben .s Verl. (Lpz.; erscheint demnächst d. 1. Lief. v.
> D. Medicin d. Naturvölker. ßthnolog. Beiträge z. Urgesch. d.
Medicin .« Von Dr. M. Bartels (in 9—10 Lief, ä fl. —.90.)
Antiqu.-Kat. : J. F. Lehmann in München, Kat.-Nr. 6,
Alte und Gesell, d. Medicin, Gynäk., Geburtshilfe, Kinderkr.
916 Nrn. — Fock in Lpzg , Kat.-Kr. 75, Militärmedicin 561 Nrn.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Nie mann M., Ingenieur: Ist das Heizen und Kochen mit
Gas noch ZU theuer? Die neuesten Fortschritte in der Ver¬
wendung des Steinkohlengases mit zahlreichen Beispielen aus
der Praxis. Kebst Abdruck eines Vortrages über die Verwendung
des Leuchtgases von R. Blochmann. Dessau, Paul Baumann.
1892. 8°. (IV u. 79 S.) fl. —.60.
Der Verf. bespricht alle möglichen Verwendungs
arten des Leuchtgases in sehr ausführlicher Weise, und
zwar: zur Bereitung der Mahlzeiten für kleine und grosse
Haushaltungen, selbst bis zu 300 Personen; zur Heizung
von Zimmern, Sälen, Kirchen, zur Herstellung von Wannen¬
bädern etc.; für gewerbliche Zwecke in Wäscheputz-
anstalten, zum Wärmen der Bügeleisen, in Spänglereien
und dergleichen Werkstätten, zum Hitzen der Löth-
kolben etc. etc. Was den Werth des Büchleins besonders
erhöht, ist die Anführung von Beispielen über Gasverbrauch
und Kosten der Gasheizungen für verschiedene grosse
Haushaltungen etc. und die vielen Abbildungen, welche
den Text ergänzen. Ganz richtig ist es, dass viele Haus¬
frauen nur deswegen genöthigt sind, sich Dienstboten zu
halten, weil sie nicht selbst das Brennmaterial vom Keller
in die Küche und wieder die Asche foitschaffen können.
Was verursacht dies für Staub und Schmutz und wie
lästig ist das Unterzünden im Herde ! — bei der
Gasfeuerung fallen derlei Unannehmlichkeiten weg. Ref.
erklärt unumwunden, dass der Verf. mit der Herausgabe
dieses Büchleins einem allgemeinen Bedürfnisse entsprochen
hat und wünscht der Schrift eine recht allgemeine Ver¬
breitung, speciell bei uns in Oesterreich, wo noch in so
wenigen Haushaltungen die Wohlthat, Bequemlichkeit und
Billigkeit der Gasheizungen bekannt ist.
Wien. J. Anzböck.
Neue Erscheinungen:
Hausbrand E., D. Wirkgsweise d. Rectifieir- u. Destillir-Apparate,
m. Hülfe einf. mathem. Berechungen dargestellt. Berl., Spiinger.
(III u. 107 S. m. 14 Taf. u. 18 Tab.) 11. 3.—.
Ramann E., Forstl. Bodenkde. u. Standortslehre. Ebd. (VIII u.
479 S.) fl. 6.—.
Höver E. v., Kurzes Hdb. d. Maschinenkde. 1. Hälfte. München,
Ackermann. (384 S.) fl. 5.76.
Beseke C., D. Nord-Ostsee-Kanal. S. Entstehgsgesch., s. Bau u.
s. Bedeutg. Kiel, Lipsius & Tischer. (VII u. 148 S.) fl. 2.16.
Herzog J. u. C. P. Feld mann, D. Berechnung elektr. Leitgs-
netze in Theorie u. Praxis. Berl., Springer. (VIII u. 364 S. fl. 7.20.
Watson J., Ornithology in relation to agriculture and liorti-
culture. London, Allen & Co., 3 sh. 6 d.
Schöne Litteratur. Varia.
Reinfels, Hans von: Die Sitte. Schauspiel in fünf Acten.
Kebst einer Vorrede des Verfassers. Berlin, Verlag von Freund
u. Jeckel (Carl Freund), 1892. 8° (128 S.) fl. 1.20.
Das Stück kündigt sich schon im Titel als in die Reihe der
durch Sudermann’s »Ehre« ins Leben gerufenen Sittenbilder ge¬
hörend an. Der Verf. — am Schluss der Vorrede nennt er sich
mit vollem Kamen : Hans von Januszkiewicz — hat sein Vorbild
mit Nutzen studiert; eigene Begabung spricht sich in dem vorl.
Werke nicht aus. Allerdings sagt der Verf., er vermeide »nach
Möglichkeit« seine Arbeit eine Dichtung zu nennen, weil er sie im
höheren Sinne des Wortes dafür nicht ansehe. Aber wenn wir
sogar darauf Rücksicht und vom Anlegen des kritisch-ästhetischen
Massstabes Umgang nehmen wollten, müsste man das Buch immer
noch als ein verfehltes bezeichnen. Der Verf. wollte ein social¬
politisches Problem lösen; aber er wählt dazu Mittel, mit denen
er nie an das Ziel gelangen kann, weil sie in sich unwahr und
unwahrscheinlich sind. Dass ein verschmähter Liebhaber, um sich
für den erhaltenen Korb zu rächen, jenes Gerücht ausstreut, das
den Angelpunkt der Handlung bildet und das hier nicht gut an¬
gedeutet werden kann; dass die Behörden auf dies vage Gerücht
hin ohne einen Schein von wirklichem Verdacht in der Weise
Vorgehen, wie def Verf. es thun lässt und dass die so eingeleitete
Begebenheit endlich diesen Verlauf nehme : das wird dem Verf.
kein Mensch glauben. Scenen, bei deren processualer Erörterung
im Gerichtssaale jeder Richter der Welt die Verhandlung als eine
geheime erklären müsste, spielen sich hier auf offener Bühne ab.
die verborgensten Dinge werden sans ge ne vor dem Publikum
»abgethan« — man muss nur über die Naivität des Verf. staunen,
der in der Vorrede seiner Verwunderung Ausdruck gibt, dass die
Berliner Polizei die Aufführung dieses Stückes an einer Berliner
Bühne verboten. Die Berliner Polizei hat es mit dem Verf. gut
gemeint und ihn sicherlich vor dem schlimmsten Schicksale, das
einen Dramatiker und einen »Volksbelehrer« treffen kann, bewahrt.
Sch.
Deutsche Rundschau. XIX, 7.
Marie v. Ebner-Esc he nbac h , Glaubenslos. I ./III. —
Spitta, Ballade. IV./V. — v. Liliencron, Die 4 Schleswiger
Runensteine. — Ha ns lick, Aus m. Leben. II. D. vormärzl. Wien
u. d. J. 1848. — Rodenberg, E. Frühlingsfahrt nach Malta. I.
— Junker v. Langegg, Juan Latino (Joannes Latinus). —
Salvatore Farina, E. Lüge d. Liebe. IV./VI. — Albrecht,
Werner v. Siemens. — D. wiss. Ausbildg. d. höh. Verwaltgs-
beamten. — Reichard, Deutsch.-Südwest-Afrika. — Polit. Rdsch.
Nord u. Süd. LXV, 193.
F. v. Schönthan, D. General. E. erlebte Gesch. — E.
Renan, Feuilles dctachees. E. Forts, v. Kindheits- u. Jugend¬
erinnerungen. — Kalischer, D. Oresteia d. Aeschvlos u. d. Tra¬
gische. — P. Lindau, Bemerkgen. über Regie u. Inscenierg. —
Ola Hansson, Bauerndichtg. — Th. Seel mann, D. Elektricität
u. d. Mikroorganismen. — R. Lindau, D. Stimme Allah’s.
Deutsche Revue üb. d.gesammte öffentl. Leben der Gegen¬
wart, hrsg. v. R. Fleischer (Breslau, Trcwendt). 1893, April.
Aus d. Leben Kg. Karls v. Rumänien. XV. — W. Berger,
Im J. 1925. E. Zukunfts-Nov. — Briefe üb. wichtige Zeitfragen
an d. Herausgeber. — v. Hanstein, Brutpflege im Thierreich. 1.
— Reville, Hei ödes d. Gr., e. Cap. aus d. jiid. Gesch. des
1. Halbjhdts. vor Chr. I. — Ungarn u. d. Ministerium Wcckerle.
— Mosso, Ueb. d. Ausbildg. d. weibl. Körpers. — H. Semper.
Uebeisicht e. Kunstgesch. Tirols (Schl.).— Dessau, I). Niagara¬
problem. — Litterar. Berichte.
Alte u. Neue Weit. XXVII, 7.
P. Friedrich, D. Herr v. d. Habermannsburg. I. — Don
Josaphet, D. Insel d. hl. Johannes. — v. Liebenau, Blicke
in d, Gesch. d. Fischerei. — Sternberg, Ostereier - Spiele. —
Hochländer, D. grosse Rubinendiebstahl. — Kessler, D.
Alraun. — D. Panama-Trspiel in Frankreich. — Schäfer, Justiz¬
rath B. Reinhard v. Ehrenbreitstein f, e. Lebensbild. — Amerikan.
Columbusbriefmarken. — Für d. Frauen u Kinder.
Das 20. Jahrhundert. III, 4.
D. Ergebnisse d. Strafprocesse gg. Bischoff u. Obenvinder.
— Wied, deutschen Theater d. Kunst fördern. — Nonnemann,
E. moderne Vestalin. — Aus d. Narrenhause d. Zeit.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2595, 2596.
(2595.) Sch ü ss ler, D. Fr. Reuter-Denkmal f. Chicago. —
Zern in, G. L. v. Seebeck. — Veränderungen in d. Uniformierung
u. Ausrüstg. d. franz. Infanterie. — D. neue Rheinhafen b. Düssel¬
dorf. — Nover, L. Lindenschmit. — Aus d. Berliner Tattersall.
— Koch v. Berneck, Aus d. Schweizer Alpen. — Salomo n.
Hipp. Taine. — Achleitner, D. Einbringg. d. Wilderers. —
Habicht, D. Mops, histor. Erz. — Emma Wuttke-Biller. — (2596.)
Busch, Bismarck unter d. Seinen. — D. Columbia-Brunnen auf
d. Ausstellungsplatz in Chicago. — D. Friedenskirche in Stuttgart.
— Schütze, Gebhardt’s, »Christus u. d. reiche Jüngling«. — Max
Bauinbach. »D. Gebet«. — Smith, »Nach d. ersten Communion«.
— Russ, V. d. 7. Preis-Ausstellung in Berlin. — Rössler’s
Amoretten. — Z. Einführung d. Einheitszeit am 1. Apr. 1893. —
Trinius, der Todten Fürsprach. E. Thüringer Waldgesch. —
In jeder Nr. Wochenschau, Mannigfaltigkeiten, Culturgesch., Nachr.
Dresdner Wochenblätter. II, 9—11.
(9.) Scham, D. Leidenschaft in d. Kunst. — Diefenbach
u. Guttzeit, Lebet den Kindern! (Forts.). — Scham, M. Liebe.
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253
Nr. 8. — Oesterrbichisches Littbraturblatt. —
II. Jahrgang.
254
— Heinr. Scham. (Forts.) — Xaturgem. Lebensweise (Forts.). —
(lö.)Pröll, E. deutsches Numantia in Böhmen. — Guttzeit,
GcJanlcen üb. Kleidg. u. Nacktheit. — Pröll, Deutsch, völkcr-
schaftl. Bruchstücke — (11.) Kunst u. Vegetarismus. — K. \V.
Diefenbach. — Nachrichten.
Osveta. XXIII, 4.
Touzimsky, I). Werk Schmerlings. I. I). Febr.-Verfassg.
— Heyduk, D. Mühlbauer. (Forts.) — Preiss, Bilder aus
Kärnten: D. Majoratsherr. — Kali na, D. frohe Zweifler ^Renan).
— Mikes, D. Philosophie Tolstois (Forts). — Kuffner, Dramat.
Novitäten in Deutschland. — Prosek, Wintergedanken. —
Klostermann, Für's Glück, Roman. (Forts.) — Bucovskv,
D. neue Armee-Vermehrg. — Zakreis, Neue Litt.
Neue Erscheinungen:
»Wienerstadt«, Lebensbilder aus d. Gegenwart, geschildert v.
Wiener Schriftstellern, gezeichnet v. Myrbach. Wien, Tempsky.
1893,4°. Lief. 1 — 6 a tl. —.40. Von dem Werke, das vorerst auf
etwa 25 Lieferungen berechnet ist, liegen gegenwärtig die Lief.
1 — 6 vor, welche den einleitenden Aufsatz von f Fr. Schlögl:
»Wien in den Morgenstunden« und die- Abthcilg.: »Wien bei
der Arbeit« (mit Einzelschilderungen v. Pötzl, Chiavacci, Spannagel,
Is. Fuchs, F. v, Radler), sowie den Beginn des III. Theiles: »Das
lachende Wien« (Slürzer, Der Sport. — Der Prater) enthält. Die
Aufsätze, von gründlichen Kennern der Kaiserstadt verfasst, treffen
den Localton in glücklicher Weise; in ebenso hervorragendem
Masse gelingt dies dem Illustrator des Werkes, dem rasch zu
Ansehen gekommenen Maler Frh. Felician v. Myrbach. Wir werden
aufdas Unternehmen nach seiner Vollendung zurückkommen.
Key er E., Entwicklg. u. Organisation d. Volksbibliotheken. Lpz.,
Engelmann. (III u. 116 S.) fl. 1.20.
Briefwechsel e. deutschen Fürsten m. e. jungen Künstlerin
(Herzog August v. Sachsen-Gotha u. Altenburg u. Frl. aus d.
Winckel . Hrsg v. W. v. Metzsch-Schilbach. Bcrl., Siegismund.
(307 S.) fl. 2.40.
Dukmeyer F., Gastgeschenke f. Freund u. Feind. Berl., Rentzel.
(97 S.) fl. - .60
Wolff 6., Capri. Bilder u. Träumereien. Beil., Fischer. (VIII u.
79 S.) fl. -.90.
Claussen A., Nach d. goldnen Stadt. Erz. Leipz., Faber. (102 S.)
fl. -.60.
Lunle R. v., Gedichte. Regensbg.. Mauz. (393 S.) II. 1.44.
Pfeiffer F., David, d. Erwählte Gottes. E. Zeit- u. Lebensbild.
Anklam, Schmidt. (VII u. 142 S) fl. 1.20.
Madjera Wllg., Moderne Sonette u Vierzeilern Wien, Konegen.
(63 S) fl. —T0 _
D. deutsche Verl.-Anstalt in Stuttg bereitet e. Ausg. von
Gg. Ebers’ gesammelten (schönwissenschaftl.) Werken vor. die
in loö Lief, ä fl. —.36 demnächst zu erscheinen beginnt. Es möge
der Wunsch gestattet sein, dass der Verf. manches Missverstandene
aus dem Katholicismus — wir erinnern nur an die bekannte
»Abendmesse« — darin verbessere.
Histor. polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland. CXI, 8.
F. Grcgorovius’ Röm. Tagebücher. — Z. Orientierung üb.
Rumänien als europ. Cultuiland. — G. v. Hertling über John
Locke. — Socialpolit. Novitäten (P. Weiss; Schcimpliug; Neurath:
Handwtbch. d. Staatswiss.) I. — Aus Oesterr. (Lanin'sche Sil¬
houette) — D. Vatican u. d. Quirinal in d. jüngsten Beleuchtg. II.
” Olpe-Meschede-Arnsberg.
Deutsche Worte. XIII, 4.
Platter. Niedrig. Hypothekenzins. — Misehler, Sociale
u. wirthsch. Skizzen aus d. Bukowina. IV, 3. — Maurizio, D.
Bankkrise u. d. Demokratie in Italien. — Hämisch, Wird d.
Vertheiig. d. Einkommens immer ungleicher? — P. Barth,
Marxische Gesehichtsphilosophic u. Ethik.
Christliche Akademie XVIII, 3.
E. österr. Volksschauspieldiehter, e. litt, dramat. Bcspreehg.
Anzengrubers. (Forts.) — Mitthlg. — Litteratur.
Academia, V, 9-11
(9.) Werr, Dr. F. Reichensperger. f. — E. intcress. Brief-
Wechsel üb. d. Duell. — Göckelcr, Vom Tubacktrinken. (Forts)
— (10) D. Verein deutscher Studenten u. d. Katholicismus.
Schulinspector B. Gruber (Ac. Stifter) f. — (11 j 1878-92. c. A.
H- A. H.-Statistik.
Die Nation. X, 24. 25.
(24.) Barth, Humanitätsfanatismus. - Bamberg er, O.
Gildemeister. — Proteus, Parlamentsbriefe. — Th. Mommscn.
E. Inschrift aus Arykanda. — Günther, D. Werk d. Columbus
in s. Rückwirkg. auf Deutschld. — Baigneres, E. dramat. Evo¬
lution. — (25.) Gildemeister, Moralisches Capitel. — Barth,
D. Hoffnung d. Agrarier. — W. Mommsen, Notbstand b. d. Anti¬
poden. — Aldenhoven, Kunst u. Armuth. — Michaelis, Aus
d. Kältegebiet d. Chemie. — Mauthner, E. Ibsen-Parodie.
Kritische Revue aus Oesterreich. V, 48.
Guttmann, Coditication u. Parlamentarismus. — Haber-
landt, D. Sage v. ewigen Juden. — Rundschau.
Monatsblätter d. Wissenschaftl. Club in Wien. XIV, 6.
Ofner. D. Erfurter Programm —Fischei, J. E. Schindler
üb. d. Landschaftsmalerei.
Beilage Z. Allgern. Ztg. Beil.-Nr. 63-75 (15.—30. März).
(63) Werlc, 11 Jahre in Südamerika IV. (Schl ) — Kunst
u. Armuth. — (64.) Büchner, Das Unbewusste. — B. Riehl,
Dehio u. v. Bezold: I). kirchl. Baukunst d. Abendlandes —
Thudichum, (Zahn’s) Ortsnnmenb. d. Steierm. im M.-A. — i65.)
Naue, Archäolog. Funde in Palästina. — Ziegler, »D. Grund¬
begriffe d. Ggwt.« — (66.) v. Braunmühl, Geschichtl. über d.
Sonnenflecken. I. (II. in Nr. 67.) — Mähly, Erinnerungen an
II. Heine. — (67.) W. Schmidt, Z. Gesch. d. k. bayr. Kunst¬
sammlungen. — Lvndall. - - (68.) Flasch, Heinr. v. Brunn. —
Carriere, E. Philosoph am Altar d. unbekannten Gottes. —
1^69.) Diera uer, Histor.-polit. Litt, aus d. Schweiz. — Wilbrandt,
G. Ch. Lichtenberg. — (70.) Landau, S: akespeare’s Kaufm. v.
Venedig. I. — Kunstgesch. Litt. — (71.) Briefe v. R. Hamerling.
— Streitberg. Z. Gesch. d. Deutschtbums u. d. Westschweiz.
I. (II. in Nr. 74.) — Harnack, Aus d. röm. Kunstleben. —
(73.) J. Wolf, Socialismus u. bürgerl. Wirthschaftsordnung. I.
(II. in Nr. 74.) — Schwicker, Z. Biogr. Hormavr’s. I. — (75.)
Harten, D. beiden (’hampollion. I. — D. Prueess gg. d. Fürsten
Seiarra.
Przeglfjd Polskl. CVIII, 322.
Tarnowski, Panama — Mycielski, In ihren Fussstapfen.
Erz. — Lisieki, Tagcb. d. Prof. Nikitenko. Forts.)— Blumen-
stok-Halban, D, Mysticismus d Kanonistik. — Knapii'iski,
1). Jubiläum d. hl. Vaters u. d. russ Censur. — Litterar. Chronik.
— Polit. Rundschau.
Feuilleton d. »Wiener Zeitung«. März. (Nr. 49—74.i
(51.) O. Meister, Ch. Sealsfield. — (53.) R. Zimmer¬
mann, Trophäen. Nach Jose M. de Hercdia. — (54—56.)
Hauser, D. Schottenkirchc in Wien. — (59.) D. Depots d. kais.
Gemäldegallerie in Wien. — (60 ) Noe, Thkrgestalten. — J. v.
Falke, E. neue Puhlication aus d. österr. Museum. — (63.)
G. J. G., »D. weitgereiste Than.« — (64, 65.) G. L., Neerwinden.
— (66,67.) Schopenhauer-Briefe — (68,69.) Stiele, März. - (73.)
Ueb. d. Potsdamer Brücke. — (74.) G. L., D. Anfänge d. Advo-
catur. — liierter Abend post. (54.) Ungcdr. Briefe v. Fr. v. Gentz
an d. Fürsten Metternich, mitgeth. v. Schütter. — (68.) Mara
(Jop Marlet, Prelo, c. Volk«sittc d. Südslaven.
Im Arkadenhof d. Wiener l T niv. soll demnächst d. verewigten
Prof. Hofrath Dr. theol. Karl Werner ein Denkmal gesetzt
werden — Aus Rom wird gemeldet, dass Bischof Fraknoi z.
Dir. d. Vatican Bibi, ernannt werden soll. — » Orbis Catholicus «
ist d. Titel e. neuen in latein. Spr. in Rom erscheinenden Ztsehr.;
sie ist z. 1. mal am 19. Kehr, anlässl. d. Papst-Jub ausgegeben
worden. I). Zweck derselben ist, die Gläubigen d. ganzen Erd¬
kreises mit Rom in ständiger Verbindg. zu erhalten u. sie durch
genaue Sammlg. d. interessantesten rclig. Nachrichten üb. d.
Bewcgg. d. kathol. Christenheit in Kenntnis zu setzen. — M. de
Rossi veröffentlicht demnächst e. Bericht üb. d. Bereichergen. d.
christl. Museums im Vatican unter Leo NHL, der durch neue
Kataloge, Mserpte. u. Drucke, durch Erschlicssg. d. Archive u.
Einrichtg. d. Nachschlage-Saals d. einschlägigen Studien wesentlich
erleichtert und gefördert hat.
Personalnachrichten.
Gestorben: Ain 11. März in Amsterdam der städt, Archiv'-
director u. Leetor d. röin. Rechts an d. Univ. das. Dr. X. de
Roever; — am 19. Mz. in Feldkirch (»Stella matutina«) Prof.
P. Jos. Kolping S. J. im 61. Lebj.; — am 4. April in Kass.-l
d. Bildhauer Roh. Cauer, geh. 1831, u. in Karlsruhe d. Kun^th.
Prof. Willi. Lübke im A. v. 67 J.; — am 7. Apr. in Wien der
Prof, an d. Theres. Akad. Dr. Frdr. Bernd, hist. u. philos.
Schriftsteller; — am 8. Apr. in Döbling d. Gebers, nord. Dichtgen.
Gottfr. Leinburg Frhr. v. Lütgendorff im A. v. 69 J : —
am 10. Apr. in Berlin der ehern. Prof, an d. Univ.. Geheimrath
Werder, Verf. e Trsp. »Columbus ; - Ende März der gewesene
Reichsraths-Abg. und Schriftsteller Prof. Franz Jerabek in
Prag; — in Genf d. Naturforscher Alphonse de C andolle
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Nr. 8. — Obsterreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
im A. v. 87 J.; — in Jena d. Prof. d. Philo), an d. dort. Univ.
Dr. Vermehren.
Ernannt: der ord. Prof. a. d. Univ. Freibg. i. B. Dr. Eag.
Philippovich v. Philippsberg zum ord. Prof d. polit. Oek.
an d. Univ. Wien; — d. ord. Prof, an d. Univ. Basel Dr. Edm.
Bernatzikzumord. Prof. d. allg. u. österr. Staatsrechts, u. d. a. o.
Prof. Dr. Ludw. Gumplowicz z. ord. Prof. d. Verwaltgslchre
u. d. österr. Verwaltgsrechts in Graz ; — d. Priv.-Doc. a. d. Univ.
Graz, Finanzrath Dr. Fz. Frh. Myrbach v. Rheinfeld z. ord.
Prof. d. polit. Oek. in Innsbruck; — d. Dir. d. Druckschr.-Abth.
d. Berliner k. Bibi. Dr. Osk. v. Gebhardt z. Oberbibliothekar d.
Univ.-Bibl. u. ord. Honorar-Prof. f. Buch- u. Schriftwesen a. d.
Univ. Leipzig; — d. Ugl. Forstamts-Assessor u. Priv.-Doc. Dr.
Hcinr. Mayr z. ord. Prof. d. forstl. Productionslehre a. d. Univ.
München; — d. Priv.-Doc. a. d. Univ. München Dr. Th. Boveri
z. ord. Prof. d. Zool. u. vrgl. Anatomie in Würzburg; — d. ord.
Prof, in Czernowitz Dr. Joh. Loserth z. ord. Prof. d. allg. Gesch.
in Graz; — d. Priv.-Doc. a. d. Univ. Graz Dr. K. Luick z. ord.
Prof. f. engl. Spr. u. Litt, das.; — d. Priv.-Doc. a. d. Univ. Innsbruck
Dr. Osw. Redlich z. a. o. Prof. f. histor. Hilfsw. u. Gesch. d.
M.-A. in Wien ; — d. Prof, am Dresdener Polytechn. Dr.Fz. Ste nger
z. Dir. d. physikal.-techn.Reichsanstalt in Charlottenburg; s. Nachf. a.
Polytech. in Dresden ist Priv.-Doc. Dr. Hall wach sin Strassburg; —
d Official a. d. Akad. d. bild. Künste in Wien Heinr. Thomke
zum Adjuncten das.; — d. Prof. Dr. J. v. Pflugk-Harttung
z. kgl. preuss. Archivar I. CI. am Geh. Staatsarchiv in Berlin.
An Stelle des als Nachf. Iherings nach Göttingen berufenen Prof,
d. österr. Civilrcchts an d. Univ. Graz Dr. Em. Strohal sind
v. d. Facultät vorgeschlagen worden d. Prof. d. röm. Rechts
Dr. Jos. Frhr. v. Schey u. an 2. Stelle Dr. Paul Steinlechner
an d. Innsbr. Universität.
Habil, hat sich Dr. Paul. Ziegler (I. Assist.-Arzt an d.
Chirurg. Klinik) in München. — Dem a.*o. Prof. u. Chet d.
Milit.-Kurhauses in Abbazia Dr. Jul. Glax wurde d. Titel e.
Reg.-Rathes verliehen. — Zum Präsid. d. k. serb. Akad. d. Wiss.
wurde d. Prof. d. Belgrader Univ. Dirn. Nesio gewählt.
In einigen Tagen erscheint:
Hexe und Jesuit!
Roman von Antonie Haupt.
Zeitgeiässeste Lectire und interessanteste lltterarisclie Novität.
188 Seiten, Prel* broschirt nur Mark 1.60.
Durch alle besseren Buchhandlungen zu beziehen.
Verlag der Paulinus-Druckerei in Trier.
Hemer'sctie Verlagshanllnii?, Fieibnrg ii Breistan. — B. Herder, flei.
I. Wollieile 33. _ _
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu be¬
ziehen:
jannet. Claudio, n. Dr.W. Kämpfe, Die Vereinigten Staaten
Nordamerikas in der Gegenwart.
Secessionskriege. gr. 8°. (XL1V und 704 S.) fl. 4.80; in eleg.
Original-Einband: Leinwand mit Deckenpressung fl. 6.—.
Die staatlichen Einrichtungen, die religiösen und die sittlichen,
die wirthschaftlichen und die socialen Verhältnisse der Vereinigten
Staaten Nordamerikas werden hier auf Grund umfassender Studien
mit voller Unbefangenheit in ihren Licht- und ihren Schattenseiten
vorgeführt. Das französische Original des Werkes hat bereits vier
Auflagen erlebt und namentlich in den Vereinigten Staaten selbst
nicht geringen Erfolg erzielt. Zu der deuUchen Ausgabe hat Jannet
dem Bearbeiter seine Collectaneen zur Verfügung gestellt. Ausser der
Verwerthung der letzteren hat dieselbe vor der französischen noch
voraus, dass sie nicht nur die einschlägige deutsche, sondern auch
die betreffende englische, französische und italienische Litteratur im
richtigen Masse beigezogen und zugleich die neuesten Erscheinungen
amerikanischen Lebens eingehender gewürdigt hat. Sie erscheint ge¬
rade zu rechter Zeit, um den deutschen Besuchern der Columbus-
Ausstellung zu Chicago auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens
eine genauere Kenntniss von Land und Leuten der grossen Republik
im Westen zu vermitteln.
Jos. Roth’sche Verlagshandlung in Stuttgart.
Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
. Fidelis a Siparinga Exercitia
Cum appendice Orationum ac Benedictionum denuo ad usum
sacerdotum edidit
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atque superiorum Ordinis.
Dieses Buch ist im besten Sinne des Wortes ein Manuale
Sacerdotum, das im ersten Theile die täglichen geistlichen Übungen
und Meditationen des heil. Fidelis, im zweiten Theil aber die ge¬
bräuchlichsten Gebeteund Segnungen enthält.V f on denBenedictiones,
die ausnahmslos von der S. R C. approbiert sind, haben alle
Öfters vorkommenden Aufnahme gefunden. Die geistlichen Übungen
wurden nach dem Tode des heil. Fidelis in 5 verschiedenen Sprachen
zu wiederholtenmalen aufgelegt und werden von Geisteslehrern
verborgene Edelsteine, kostbare Perlen, Funktn des hell. Geistes
genannt, die erleuchten und erwärmen und mit wahrhaft seraphischer
Andacht erfüllen.
Herder’sche Verlagshandlung, Freiburg Im Breisgau. — B. Herder, Wien, I. Wollzelle 33. r —■ > — — i
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11. 8.40; geb. in Halbfranz fl. 9.45. zur weitesten Verbreitung empfohlen. |
Das Werk bildet einen Bestandtheil unserer ,,Theologischen B ibliothek”. [L^^_ t — .. —
In Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof.Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. - *St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, UL SeidlgttM 8.
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Nr. 9.
Wien, 1. Mai 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSG EGE FS K N DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.Hecensions-Exemplare werden erbeten ... sind zu richten an die Administration
andte Adresse: Dr. Franz SchnU rer, des »Österreich. Litternturblattes*,
Wien-Klosterneuburg, Martinstrasse IG D R - FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Antiagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fQr den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seldlgaaae 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrüge zu richten aind.
Preise der Inserate: '/« S. fl.20.— = Mk. 36.— , •/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, 'i S. fl. 7.— = Mk. 12 . 60 , '/• S. 11.4.— = Mk. 7.20, '/« S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Hurter H., Nomcnclator literarius rec. theologiae
catholicae. (F. M. Schindler.)
Mü 11 erE., Natur und Wunder. (Dr. G. Rcinhol d.)
Kicm M., Geschichte der Benedictiner Abtei
Muri-Gries. (Prof. L. Pröll.)
Vering, Kr. H., Lehrbuch des katholischen,
orientalischen und protestantischen Kirchen¬
rechts. (—nd —.)
Schuch J., Handbuch der Pastoraltheologie.
(-nd—.)
Schäfer AL. Clerus und sociale Frage. (—nd—.)
henk O.. Geschichte des Gallo-fränkischen
Unterrichts- und Bildungswesens. (Dr. Ant.
Mayer.)
Kuhlenbeck L., Giordano Bruno’*» Dialoge
vom Unendlichen, dem All und den Welten.
F. M. S.)
Ziegler Theobald, Religion und Religionen.
•F. M. S.)
Beguclin Heinr. und Amalie, Denkwürdigkeiten
aus den J. 1807— 1813, hrsg. von Ad. Lrnst.
(Frh v. Helfen.)
Helmolt H. F., König Ruprechts Zug nach Italien.
(Dr. A. Starzer i
Winkelmann A., Der Romzug Ruprechts von
der Pfalz. (Dr. A. Starzer.)
Brief S., Die Conjunction bei Polvbiiis. II. ■
I Kirschnek A., i.’eber die Aiscnines' Namen <
| tragenden Briefe.
| Koczynski L., De flexura Graecorum nominum
pröpriorum apud Lucilium etc.
Egger L., Uebcr den Gebrauch der Parenthese
bei Aischines etc.
HannaF., Spccimen Lexici Persiani. (Sämmtlich
von Prof. Dr. M. Gitlbauer.)
Niederhofer K., Der Einfluss der Griechen
auf Grillparzer. (K.)
Fischer F., Die Stadtpfarrkirche zur schönen
| U. L. Fr. in Ingolstadt. (Prof. Dr. Jos. Ncu-
i wirth.)
Hein A. R. t Macander, Kreuze, Hakenkreuze und
urmotivische Wirbelornamente in Amerika.
P. v. St.)
Wcssinger A., II.. Witte und IL Herbers,
Beiträge zur Namensverbesserung der
Karten des deutschen Reichs. (J)r. Richard
Mülle r.)
Murr J., Wo steht die Wiege der Menschheit?
(Prof. J. S e e b e r.)
Annual Report (XX.) of the Director of the
Mint. (J. M. A. Fuchs )
Rom an es G. J., Darwin und nach Darwin.
(Prof. Dr. J. B1 a a s.)
Schön ach H , Beiträge zur Flora von Tirol und
Vorarlberg. (J. Wiesbaur.)
Wilke A., Die Klektricität, ihre Erzeugung und
ihre Anwendung in Industrie und Gewerbe.
(Dr. Wilh. Trabert.)
Personalnachrichten. - Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie.
Theologie.
Hurter, H., S. J., s. Theol. et Philos. doctor, ejusdem s. Theol.
in c. r. universit Oenipontana professor p. o. Nomenclator
literarius recentloris theologiae catholicae theoiogos ex-
hibens, qui inde a concilio Tridentino floruerunt aetate, natione,
disciplinis distinctos. Tom. II. Editio altera plurimum aucta et
emendata. Oeniponte. libr. ac. Wagneriana, 1893. 8°. (VII pag.,
1846 col. et IJII pag.)
Innerhalb Jahresfrist nach dem Erscheinen des
1. Bandes liegt hier der 2. Band der Neuauflage von
Hurter’s Nomenclator vor. Er umfasst das II. Jahr¬
hundert nach Abschluss des Trienter Concils (1664 bis
1763), das Jahrhundert der verfallenden Scholastik und
der probabilistischen Moralstreitereien , der Hochblüte
der Patristik (d’Achery, Baluzius, Constant, Martene,
Montfaucon, Maranus u. A.) und der Kirchen¬
geschichtswissenschaft (Labbe Ph., Pallavicino, Lupus,
Tillemont, Pagi, Mabillon, Papebrochius, Muratori . . .).
Auch dieser Band der neuen Auflage weist gegenüber
dem gleichen Bande der ersten Ausgabe (in 5 Heften
1874— 86) eine ausserordentliche Vermehrung der in die
Darstellung einbezogenen Theologen (wohl um 1000 Namen)
auf 7 und die nun zusammenhängenden Uebersichtstafeln
mit auszeichnendem Druck für die hervorragenderen
Schriftsteller bieten eine leichte Orientierung über die
litterarische Bewegung auf dem Gebiete der theologischen
Wissenschaften in jener ganzen Periode. Der Zuwachs
lallt hauptsächlich auf die Ordens-, Missions- und Literatur¬
geschichte; doch auch in den übrigen theologischen
Litteraturzweigen merkt man überall die ergänzende und
nachbessernde Hand. Dem Verf. gebührt der aufrichtigste
Dank der Gelehrtenwelt für seine hingehende Mühe um
die Herstellung so genauer Verzeichnisse der neueren
theologischen Schriftsteller.
Es sei gestattet, noch auf einige Wiener Tneologen dieser
Periode hinzuweisen, welche wohl der Erwähnung werth sein
dürften. Es sind neben einer grossen Zahl solcher, von denen
nur ascctische Schriften erschienen (wie llcinr. Junker S. .1. t 1697:
Vitae Sanctorum . . .; Ferd. Sahen* S. J. f 1098: Defensiv
cultorum />’. V. Mariae V>82\ Job. Despotovich S. J. y 1711;
Ign. Quak S. J. f 1743, auch Apologet; Seb. Mitterdorfer S J.
f 1743 u. A.): Ferd. Graf Herberstein S. J. f 1673 (De jure scripta
et non scripto ibj.8 ; Conclusiones juridicae Mart. Czeles
S. J., geh. in Ungarn, y 1709 (De episcopatu J ranssylvaniae ;
De episcopatu Syrmiensi ); Paul Hansiz S. J. aus Wien, y 1721
(neben Vita et gesta Leopohii u. Styria glorwsa eine Ethica
naturalis ); Ant. Augusti S. J., Tyroler. y 1696 (.Epigram mata in
historiam evangelicam ; Quaestiones theologicae ex hi stör ia eccle-
siastica ); Georg Bersevitzi S. J. aus Ungarn, f 1708 ( Tractatus
de Deo uno et trino; Tr. de incarnatione)\ Engelb. Bischof! S. J.
geb. in Eisenerz, y 1711 (Placita politico-moralia ; Philosophia
Jfariana); Ant. Stieff, geb. in Linz, S. J. y 1729 (Jus asyli):
Friedrich Wibmcr, geb. in Wien, S. J. f 1736 (Ortus et pro -
gressus rituurn ecclesiae; P. Antiati de s. conciliis) ; Edm. Feil mg,
geb. in Steiermark, Augustiner, f 1718 (Disputatio ethica in mille
conclusiones concinnata)\ Ernst Vols, geb. in Steiermark, S. J.
y 1720 (Theses canonicae; Dialogus de decimis , primitiis , obla~
tiombus ); Jos. Pcrbegg. geb. in Kärnthen, S. J., y 1728 (De
antiquitatibus ecc/esiasticis); Fr. Sdellar, Croat, S. J,, y 1745
(De praedestinatione; Dissertt. chronologico - biblicae); Paul
Benyovskv, Ungar, S. J., y 1743 ( Hungaria aposiolica; De iili-
bato ss. Virginis conceptu); Casp. Schcurer, geb. in Wien.
Augustiner, f 1759 (N. Cyrilli verba de primatu; Utrum Papa
inconsuitis cardinalibus possit leges ferre ?). x
MUller Eugen, Priestersem.-Prof., Dr.: Natur und Wunder,
ihr Gegensatz und ihre Harmonie. Ein apologetischer Versuch.
(»Strassburger thcolog. Studien«, hrsg. von Prof. A. Ehrhard
und E. Müller. I. Bd.. Heft 1 u. 2.) Strassburg. Agentur von
B. Herder, 1892, 8°. (205 S.) fl. 1.68.
Die Darstellung des Verhältnisses zwischen Natur
und Wunder hat Dr. Eugen Müller als Gegenstand des
Erstlingsbandes der »Strassburger theologischen Studien«
gewählt. P^ine umfassende Litteraturkenntnis und grosse
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259
Nr. 9. — Oestrrrrichisches Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
260
Schärfe der Diction stehen dem Verf. zu Gebote. Gerade
die als unangreifbar geltenden Positionen des Monismus,
dem nach der von Ernst Hackel im October 1892
gegebenen Versicherung mindestens neun Zehntheile aller
jetzt lebenden Naturforscher huldigen, unterzieht Verf.
einer genaueren Untersuchung und prüft sie auf ihren
wahren Werth, ln den Worten des Titels ist ungefähr
auch der leitende Gedanke des Werkes angegeben :
Zwischen Natur und Wunder besteht ein Gegensatz,
aber kein Widerspruch, vielmehr eine gewisse Harmonie
in einer höheren Einheit. Das Wunder wäre nur dann
unmöglich, wenn die Nothwendigkeit des Zusammen¬
hanges zwischen der Naturcausalität und ihrer Wirkung
eine absolute, mathematische wäre, denn die Mathematik
kann, wie Braig in den Anmerkungen zu Saint-Projef s
Apologie (Freiburg 1889, S. 644) treffend bemerkt,
selbst von der Allmacht nicht aufgehoben werden. Allein
weder die im Gebiete der mechanisch - physischen
Causalität von den Monisten stets angerufenen Gesetze
von der Erhaltung der Kraft, von der Gleichheit der
Wirkungen gleicher Ursachen unter gleichen Bedingungen,
das Continuitätsgesetz, nach welchem es »keine Risse in
der Natur« gibt, noch auch die Gesetze der organischen
Entwicklung und die Gesetze des animalischen und
psychischen Lebens, von denen jedesmal die früher
genannten der Modihcierung durch die spätergenannten
unterliegen, zeigen jene mathemathische, absolute Noth¬
wendigkeit, vermöge deren sic der ausreichende letzte
Erklärungsgrund für alles natürliche Werden und Ge¬
schehen sein könnten. Alle diese Gesetze weisen viel¬
mehr in der Beschränktheit, Bedingtheit und Unbestimmt¬
heit ihrer Wechselwirkungen auf eine überweltliche,
göttliche Ursache hin, welche jene Gegensätze in der
Natur harmonisch vereint — und darin liegt der wahre
berechtigte Monismus — in der Hinordnung auf ein
höheres, gemeinsam zu erreichendes Ziel. Thatsächlich
aber ist dieses Ziel ein übernatürliches und es gliedert
sich mithin an die Naturordnung die übernatürliche
Ordnung, welche zur ersteren in einem gewissen Gegen¬
sätze steht, gleichwohl aber in der idealen Einheit
des Zweckes mit ihr zusammenläuft. Das Wunder
ist darum nach der Auffassung M/s nichts anderes als
»das Durchleuchten der aus Gottes freier Liebe hervor¬
gegangenen übernatürlichen Weltordnung in der Natur.«
(S. 105.)
Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, die
Aufmerksamkeit der interessierten Kreise auf diese gründ¬
liche, mit emsigem Fleisse ausgearbeitete Publication zu
lenken, deren prägnanter, vielgehaltiger Stil allerdings
kein flüchtiges Ueberfliegen gestattet, sondern eine auf
merksame Lectüre erheischt.
Wien. Dr. G. Reinhold.
K i e m/ P. Martin, dzt. Stiftsdecan: Geschichte der Bene-
dictiner-Abtei Muri-Gries. Stans, Caspar von Matt, 1S88
und 1891, 8°. (LX, -402 u. LXI, 526 S.)
Als am 21. und 22. August 1889 das 1841 auf¬
gehobene Benedictinerstift Muri im Aargau von einem
furchtbaren Brande verheert worden war, gewann man
vielseitig wieder Interesse für dieses habsburgische Haus¬
stift, dessen Gründung ungefähr in die Zeit fällt, in der
(um 1019) Bischof Werner von Strassburg auf dem Wülpels-
berge oberhalb Schinznach die Habsburg erbaut hatte.
Dieser hochsinnige Kirchenfürst ist auch der Gründer
Muris, für das er an der Stätte einer alten römischen
Colonie an der oberen Bünz Besitzungen anwies, die
durch seine Schwägerin, die edle Isa, und deren Gemahl,
seinen Bruder Radeboto, noch vermehrt wurden. Mehrere
des Hauses Habsburg fanden in der stillen Gruft dieses
Klosters ihre letzte Ruhestätte. Das Stift bewahrte dem
Stiflerhause, auch als dasselbe seine Schweizerbesitzungen
verloren hatte, das dankbarste Andenken. In seinen Mauern
wurden die Acta Murensia aufgezeichnet, die für die
alte Geschichte des Erzhauses so wichtig sind. Wie alle
Klöster hatte auch Muri seine Zeiten der Blüthe und
des Verfalls; oft musste es seinen Besitz ebenso wie
seine religiöse Ueberzeugung gegen verschiedene Feinde
vertheidigen. Obwohl sein Convent nie besonders stark
war, zählt es doch eine grosse Anzahl von Mitgliedern,
welche in der Seelsorge, Landwirthschaft, Kunst und
Wissenschaft Grosses geleistet haben. Was es an Schätzen
der Kunst und Wissenschaft mühsam, aber unverdrossen
aufgehäuft hat, zählt jetzt zu den Zierden der cantonalen
Sammlungen in Aarau. Es hatte die Stürme der Zeit der
Glaubensspaltung glücklich überstanden und gelangte im
XVII. Jahrhunderte zu grosser Bedeutung, so dass seinem
Abte die Würde eines Reichsfürsten verliehen wurde.
Aber das Revolutionszeitalter schlug ihm schwere Wunden;
um deutsche Fürsten nach dem Reichs-Deputations-Haupt-
Schluss mit Kirchengut zu entschädigen, wurden ihm
seine schönen Besitzungen rechts vom Rheine entrissen
und 1841 erlag es wie so manche andere alte Stiftungen
den Klosterstürmern des Cantons Aargau. Doch Kaiser
Ferdinand wollte nicht zulassen, dass die habsburgische
Erbstiftung untergehe, weshalb er den vertriebenen Muri-
mönchen das 1807 eingegangene Augustinerstift Gries
bei Bozen übergab, in das Adalbert Regli, der 49. Abt,
am 27. Juni 1845 die ersten Conventualen einführte.
Seit der Zeit haben daselbst bei 100 junge Männer als
Mitglieder von Muri-Gries das Kleid des heil. Benedict
genommen, darunter als Fünfter P. Martin Kiem, der
Verf. des vorliegenden Werkes. Derselbe hat zu Sarnen,
wo der Muri-Abt nach seiner Vertreibung eine rasch
aufgeblühte Unterrichtsanstalt gegründet hatte, 29 Jahre
als Professor gewirkt und seine Mussezeit aufs eifrigste
benützt, um in den Schweizerarchiven die Daten für eine
quellenmässige Geschichte des Mutterklosters zu sammeln.
Nachdem er schon 1883 die Muriurkunden veröffentlicht
hatte, erschien 1888 der erste und 1891 der zweite
Band der Geschichte der Abtei. Damit hat die Tochter
Gries der Mutter ein glänzendes Ehrendenkmal gesetzt.
Aus der gründlichen Darstellung, zu der nicht nur
vier grosse Vorarbeiten (von Murimönchen), sondern
auch ein umfangreiches gedrucktes und ungedrucktes
Quellenmateriale benutzt wurde, erregen unser Interesse
nebst der eingehenden Abhandlung über die Acta Murensia .
für deren Alter und Glaubwürdigkeit gegen alte und neue
Kritiker gewichtige Gründe beigebracht werden, besonders
die Gründungsgeschichte, sowie die Behandlung der
Reformations- und Revolutions- wie der Sturmzeit, die
der Aufhebung vorangieng. Mit der Gründungsgeschichte
wird auch ein Abschnitt aus der Geschichte des er¬
lauchten Hauses der Stifter behandelt. Die Reformations¬
zeit sah auch zu Muri verschiedene Schäden, die mit
anerkennenswerther Objectivität angeführt werden, aber
sie fand unter den Murimönchen und Aebten auch starke
Streiter für die Kirche und fromme und kluge Reforma¬
toren. Weise Sparsamkeit und treffliche Wirthschafts-
Digitized by
Google
261
262
Nh. 0. — OßSI KRRRlCHISCHES LlTl ERATURBLATT. — II. JAHRGANG.
führung ermöglichten es dem Abte Placidus Zurlaubcn
nicht nur das Kloster, über dessen Neubau dann 1686
Marco d’Aviano den Segen sprach, in prächtiger Weise
umzubauen und zu verschönern, sondern auch in der
Schweiz und auswärts grosse Besitzungen zu erwerben.
Die Revolutionszeit zwang den greisen letzten Kürstabt,
Gerold II. Maier, zur Flucht nach Baiern und Oesterreich
(1798 u. 1799). lieber dessen Erlebnisse auf der Flucht
werden uns aus dem Tagebuch seines Begleiters, des
heiteren P. Joh. Borsinger, einige interessante Einzcln-
heiten mitgetheilt, die den Wunsch erregen, dass dieses
Tagebuch einmal ganz veröffentlicht werde, da wir daraus
auch viel Neues über damalige Zustände in Oesterreich
erfahren. Ausführlich werden die Kämpfe geschildert, die
Muri gegen die Revolutions-Armee zu bestehen hatte,
sowie die vielen Drangsale, die der Aufhebung voraus-
giengen. Sehr lehrreich sind die Capitel über das Ordens¬
leben, die Pflege der Kunst, besonders der Glasmalerei
und Musik und über das Schulwesen und die Land¬
wirtschaft, die zusammen allein eine werthvolle Mono¬
graphie gäben. Hand in Hand mit der Behandlung der
Geschichte Muris geht auch die des Frauenklosters
Hermetsschwill und eines guten Stückes der Schweizer
Geschichte.
Einen Schmuck des schön ausgestatteten Werkes
bilden die beigelegten drei Lichtdrucke, welche Ansichten
von Muri (aus dem XVI. und XVII. Jahrh. und 1841)
und Gries (1889) bringen. Ein Brüdercatalog und ein
vollständiges Register bilden den Schluss dieses tüchtigen,
mit unermüdlichem Fleisse gearbeiteten Werkes.
Wien. L. Pro 11.
ln neuer Auflage ist erschienen : Fr. H. V e r i n g, L e h r-
buch des katholischen, orientalischen und
protestantischen Kirchenrechts, mit beson¬
derer Rücksicht auf’Deutschland, Oesterreich
und die Schweiz. 3. umgearb., sehr verb. u. verm. Aull.
Freiburg, Herder, 1893, 8 °. XVI u. 1031 S., fl. 8.-40), ein aner¬
kannt tüchtiges Buch, das in dieser Neubearbeitung eine grosse
Zahl sachlicher Ergänzungen aus neuesten kirchenrechtlichcn Ent¬
scheidungen und Bestimmungen, mehrfach eine klarere und ein¬
gehendere Behandlung praktisch wichtigerer Fragen und besonders
:n der Darstellung der kirchenpolitischen Verhältnisse einzelner
Länder eine gedrängtere Fassung aufweist. Die Petitschrift ist nur
mehr Für die Anmerkungen mit ihren sorgfältig ergänzten Lite¬
raturnachweisen verwendet. Unrichtig ist, was der Vcrf. S. 601,
not. 3, bemerkt, dass der Inhaber des österreichischen apostolischen
Feldvieariates W e i h bischof sei und dass dessen Jurisdictions-
Vollmachten alle 7 Jahre erneuert werden. Der apost. Feldvicar
ist gewöhnlich T i t u 1 a r bischof und seine Jurisdictions¬
gewalt ist eine ihm dauernd verliehene. S. 953 ist das Gelübde
falsch als Versprechen einer Sache definiert, »wozu man an
sich nicht schon verpflichtet ist«. Das »</<? bono tneliori « hat einen
anderen Sinn (vgl. die Moraltheologen). Das mit dem Empfang
der höheren Weihen in der kathol. Kirche verbundene Gelübde
ist nicht schlechthin »das feierliche Gelübde«, sondern das t'eier-
iiche Gelübde der Keuschheit; dein Papste reserviert ist nur das
Gelübde der v o 1 1 k o m m e n e n und ewig e n Keuschheit und
des Eintritts in einen religiösen Orden.
In 9. Auflage liegt I g. S c h ü e h*s Handbuch d e r
Hastoraltheologie« (Innsbruck, Rauch, 1893. o°. XXIII
u. 1004 S., fl. 6 .—) vor. Zum Lobe des Buches kann kaum Neues
gesagt werden; die Neuauflage ist von S. selbst noch durch die
neuesten kirchlichen Bestimmungen in gewissenhaftester Weise
ergänzt worden. Es steht zu hoffen, dass das ausgezeichnete Buch
in noch vielen Auflagen dem Clerus auch in Zukunft ein er¬
probter Berater sein und das Andenken seines Verf. noch lange
lebendig erhalten werde.
Der Münsterer Theologe I)r. Alois Schäfer bietet in
^Clerus und sociale Frage« (Münster, Aschendorff, 1892.
16 S.) seinen anregenden Schlussvortrag des praktisch-social.
Curses zu München - Gladbach (20. bis 30. Septb. 1892). Von
besonderer Bedeutung erscheinen seine Worte über die Bildung
des Clerus in Rücksicht auf dessen sociale Schulung. —nd —.
Katholica.
Der Katholik. LXXlll. I. (3. Folge VH.) April.
Papst Leo XIII. als Dichter. — Kihn, E. patrist. Fund. —
Stöckl, Kath Religionsunterr. an d. humanist. Gymnasien. —
Schmid, Dogmat. Reflexionen üb. d. Berufg. d. allgem. Concilien
im Alterthum. — Schiffers, D. Emmausfrage u. d. Context d. hl.
Lukas. — G ruber S. J., E. Haeckel als Stifter e. neuen »Con-
fession«. — Jung mann, Dom. Joh. Mabillon. — Litteratur.
Pastor bonus. V. 4.
Disteldorf, Ist e. Irrthum im Glauben möglich ohne Sünde?
— G. J. Burg, Biblische Chronologie nach Schrift u. 'Tradition. IV.
— A. Müller, Revalvation einer Ehe. — Hirtz, D. Symbolik
d. Farben im M.-A. — Mumbauer, Christenthum u. Vegetaris¬
mus. — Röscl, D. Fluch d. Gottesraubes. II, III. — Mittheilgen.
— Bücherschau.
Correspondenzblatt f. d. österr. Clerus. XII, 4—7.
(4.i Otter, Anhang z. Gcsch. d. Katechetik. (Forts, in
Nr. 5—7.) — (5.) Vrba, Zeichen d. Zeit. — Beil.: Hirtentasche
XV, 3: Zu d. sog. hl. Gräbern. — Fragliche Fragmente. (Forts,
in Nr. 4.) — Adam Winter, Testamentum clericale. (Forts.) —
(6.) Z. Frage d. religiösen Uebungen. — (7.) Beil.: Hirtentasche
XV, 4: Echte u. verkehrte Frömmigkeit. — Mittheilgcn. — Beil.:
Augustinus , Litteraturblatt X, 5 u. 6.
Kölner Pastoralblatt. XXVII, 2 u. 3.
( 2 . i Leoni XIII. — Neue Entscheidgen. d. Ritencongregation.
— Ehsbruch m. Eheversprechen od. versuchter Eheschlicssg. als
Entstehgsgrund d. imped. criminis. — Warum war d. Todesleiden
Christi d. geeignetste Art uns. Erlösg.? — D. Krage d. Leichen-
verbrenng. — Neue Heiligenbilder. — E. Lebensbild Janssens v.
L. Pastor. — Kl. Mittheilgen. — (3.) 3 Hymnen Leo’s XIII. auf
d. hl. Familie. — Neue Entscheidgen d. Ablasscongregation. —
Ueb. Begriff, rechtl. Wesen u. Form e. Testamentes v. civilrechtl.
Standpunkte. — Wann muss d. Beichtvater statt d. Beichtkindes
restituieren ? — E. altdeutsche Messandacht. — Z. Gesch. d.
Prioren d. Erzdiöcese Köln. (Schl.) — Litterarisches.
Münsterer Pastoralblatt. XXXI, 4.
Einige pastoreile Fragen üb. d. Taufe. — D. Epistel am
Feste d. hl. Ludgerus. — Ostern. — Fülle u. Fragen. — Mis-
cellen. — Litteratur.
Akatholica.
Theolog. Studien u. Kritiken. LXVI (1893), 3.
König, D. Sprachbeweis in d. Litterarkritik, insbes. d. Alten
Testaments. — Weiss, D. Judenchristenthum in d. Apostelgesch.
u. d. sog. Apostelconcil. — Loeschc, Mathesius als Dichter. —
Traub, (Haube u. Theologie. — Warth, D. Rechtfertigg. d.
Weisheit Matth. 11, 19. — Walther, Zu Luther’s Ansicht üb. d.
Jacobusbrief. — Fuders, Zu d. Gedichten Melanchthon’s. —
Reec.: Köstlin, Friedrich d. Weise u. d. Schlosskirche zu Witten¬
berg. (Küstlin.) — Gooszen, De Heidelbergsche Catechismus.
(Kohlschmidt.) — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Pap pen cor dt Kasp., D. hl. Joseph, Jesu getreuer Pflegevater.
Paderb., Bonifacius-Druckerei. ^242 S.) fl. —.45.
Verhandlungen d. 39. Generalversamtnlg. d. Kath. Dcutschlds.
zu Mainz v. 28. Aug. — 1 . Sept. 1892. Hrsg. v. d. Localcomite
in Mainz. Mainz. Kirchheim. (619 S.) fl. 3. —.
Mark I)., I). ehristl. Glaube. Apologet. Vorträge. Brixcn, Weger.
(XII u. 464 S.) fl. 2.40.
Hardegger A., I). Cistercienserinnen zu Maggcnau. Hrsg. v.
hist. Verein in St. Gallen. St. Gallen, Huber & Co. gr.-4°.
(67 S.) n. 1.20.
Briefe aus Hamburg. E. Wort z. Vertheidig. d. Kirche gg. d.
Angriffe v. 7 Leugnern d. Gottheit Christi. (Von Gott lieb.)
4. Auf!., in 12 Lief. Berlin, Germania. 1 . Lief. (80 S.) ä Lief,
fl. —.30.
Akatholica.
Arendt C.. D. Entwicklg. d. Theol. in d. letzten 75 J. Leipz.,
Faber. (21 S.) 11. —.48.
Ulrich-Kerwer S. W., Biblische Jünglingsbilder in zwanglosen
Rahmen. Gütersloh, Bertelsmann. (VII u. 432 S.) fl. 1.92.
Rupprecht Ed., D. Anschaug. d. krit. Schule Wellhausens vom
Pentateuch. Ihr Wert u. d. Weg z. Selbstbehauptg. d. Kirche
ihr ggüber. Leipz., Deichert. (77 S.) fl. —.72.
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263
Nr. 9. — Oksterrkichisches Lutrraturblatt. — II. Jahrgang
264
Schmidt Dr. I)., D. Figur d. Kirche. Dogmat. Hilfslinien. Ebd.
(88 S. m. 10 Eig. auf 6 z. Th. färb. Tat.) 11. 1.20.
Maltzew A., D. russ. Kirche. Widerleg, d. Abhandlg. v. Dr. P.
Irgen in d. Preuss. Jahrb. Berl Siegismund. (10 S.) 11. —.12.
Zahn Th., D. Evangelium d. Petrus. D. kürzl. gefund. Fragment
s. Textes, aufs neue hrsg , übers, u. untersucht. Leipz., Deichert.
(VII u. 80 S.) fl. —.72.
Quittcl, Scheinbare Irrthümer d. Bibel. Berl., (27 S.) 11. —.15.
Jacob L., Jesu Stellg. z. mosaischen Gesetz. E. Beitr. z. [.eben
Jesu u. z. Ethik. M. e. Vorwort v. Baldensperger. Göttingen,
Vandenhocck u. Ruprecht. (IV u. 46 S.) 11. —.72.
Heim berge r J., Ü. staatskirchenrechtl. Stellg. d. Israeliten in
Bayern. E. Beitr. z. Lehre v. d. Privatkirchen-Gesellsch. Freib.,
Mohr. (VII u. 207 S ) 11. 2.40.
Schaum keil E., D. Cultus d. hl. Anna am Ausgange d. M.-A.
E. Beitr. z. Gesch. d. relig. Lebens am Vorabend d. Reformation.
Ebd. (V u. 92 S.) 11. 1.20.
Philosophie. Pädagogik.
Denk Otto, Dr. V. M., Geschichte des Gallo-fränkischen
Unterrichts-und Bildungswesens von den ältesten Zeiten
bis auf Karl den Grossen. Mit Berücksichtigung der litterari-
schen Verhältnisse. Mainz, F. Kirchheim. 1892. 8°. (VII u. 276 S.)
n. 2.70.
Wenn ein Geschichtsschreiber mit grosser Kenntnis
der Quellen den Anfängen eines Volkes in seiner mate¬
riellen und geistigen Cultur nachgeht, die Wurzeln der
einzelnen Culturzweige bloslegt, wenn er dann deren
Entwicklung und Veredlung klar und überzeugend nach¬
weist, so haben solche Schriften vor allem den Reiz,
der in dem Werdeprocess jedweden historischen Lebens
und seiner allmäligen Entwicklung überhaupt schon ge¬
legen ist; haben sie dann auch noch den einer formellen
Behandlung, wie sie solchem Gegenstände entspricht, dann
verdienen sie doppelt unsere Anerkennung. D.’s Buch
ist eine derartige Publication. D. hat, wie er in der
Vorrede sagt, umfassende und langwierige Studien über
die Entwicklung des Bildungs- und Unterrichtswesens
des französischen Volkes seit den ältesten Zeiten bis
zum Ausgange des Mittelalters herab gemacht. Da er
aber an der Ausführung dieses grösseren Planes ge¬
hindert wurde, soll sein jetziges Buch nur »ein Beitrag
zur Geschichte der abendländischen Bildung sein und
darthun, welchen Verlauf die Entwicklung der durch
Rom vermittelten antiken Geistescultur bei den Gallo-
Franken genommen hat«. Aber schon dieser Beitrag ent¬
hält eine Fülle des Stoffes und zeigt eine so meisterhafte
Beherrschung desselben, wie dies nur dort zu finden ist,
wo nicht allein weit ausgedehnte sondern auch ent¬
sprechend vertiefte Studien gemacht wurden.
Das Buch gliedert sich m 8 Capitcl, von denen das erste
die gallo-druidische Zeit und den Bildungseinfluss der berühmten
Griechen-Cotonie Massilia und der römischen Herrschaft darstellt.
Hier wird uns ein eigenartig markiges Bild voll Leben und Wahr¬
heit vom Unterrichte der Druiden, von der nationalen Erziehung
des alten Galliens gezeichnet. Das zweite Capitel handelt vom
römischen Bildungswesen in der Kaiserzeit, das nirgends im ge-
sammten römischen Reiche so mannigfaltig und farbenprächtig
blühte, wie in den Provinzstädten Galliens; in diesen Schulen
wurde der Geist des einmal bezwungenen gallischen Volkes nach
römischem Modell gebildet und erzogen. Solche vortreffliche
gallische Schulen waren zu Lugdunum, Tolosa, Nemansur, Vienna,
Narbo, Massilia, Augustodunum, Budigala und die Palastschule in
Trier, der Hauptstadt des belgischen Galliens; hier wurde gallische
Beredsamkeit voll Eleganz der Sprache, wie sie nirgends geführt
wurde, geübt. — D. widmet diesen Rhetorenschulen Galliens vom
1. bis 4. Jahrhundert das dritte Capitel. — Aber auch
gallische Gelehrsamkeit und Jurisprudenz waren hier auf dem
Grunde der internationalen Pädagogik Roms erstanden, deren
praktische Erfolge in Scneca’s bekanntem Spruche *vitae discimus«
gekennzeichnet sind. D. schildert an der Hand der Alten aus¬
führlich die ganze Einrichtung und den Unterricht an jenen
Schulen und behandelt die Wirksamkeit und Bedeutung ihrer
ausgezeichneten Lehrer (Lactantius, Ausonius u. a.), Grammatiker
(Ael. Donatus, Priscianus, Harmonius u. a.) und Rhetoren. »Diese
Blüthezeit gallischen Schulwesens fiel in den Beginn des 3. Jahr¬
hunderts und währte bis zum Ausgang des vierten.« Aber die Einfälle
der Germanen (c. 275) und der Aufstand der Baganden — so
hiess das aufständische, von Notli und Verzweiflung getriebene
und vom noch nicht ganz erstorbenen Druidengeiste auf-
gestacheltc Landvolk — versetzten jener hohen Bildungsstufe der
Reichen schwere Schläge, denn das empörte Volk kümmert sich
nicht um Geistespfiege, wo sein hungriger Magen um Brot schreit.
Das vierte Capitel beschäftigt sich mit den gallischen Rhetoren¬
schulen des 5. Jahrhunderts und mit dem Christenthum. Der
strahlende Genius dieser Zeit ist Cajus Sollius Apollinaris Sidonius,
Bischof von Clermont, ein Mann, dessen geistiger Bildungsgang
zwar noch ganz unter dem Einflüsse heidnischer Schuhvissen-
schaft sich vollzogen, der jedoch in seiner Gotteserkenntnis und
in seinem religiösen Leben zu den geläuterten Principien des
Christenthums sich durchgerungen und den die Kirche auch in
die Zahl ihrer Heiligen aufgenommen hat. Ihm hat D. eine ein¬
gehende Schilderung seines äusseren Lebensganges gewidmet. Als
lehrende Repräsentanten an damaligen gallischen Rhetorenschulen
ragen hervor Authedius, »dem an umfassender Bildung wenige
gleichkamen«, Consentius, Lapandus, »einer der gelehrtesten
Männer des 5. Jahrhunderts« und der gelehrteste und beredteste
Grammatiker Johannes, den Bischof Sidonius selbst einen zweiten
Demosthenes und zweiten Cicero nennt. Andere berühmte Zeit¬
genossen des Sidonius, aus gallischen Schulen hervorgegangen,
aber bereits auf dem Boden des Christenthums stehend, »zu einer
Zeit, welche den gewaltigen Todeskampf des heidnischen Riesen¬
leibes mit ansehen musste«, sind der Priester Constantius zu
Lyon, einer der geistvollsten Köpfe des Jahrhunderts, Petronius,
der berühmteste Rechtsgelehrte Galliens, dann der Narbonenser
Leo, Minister am Hofe des Gothenkönigs Eurich, der als Katholik
durch seinen Einfluss am königlichen Hofe um seine Glaubens¬
genossen besondere Verdienste sich erwarb, endlich der Mönch und
Priester Claudianus E. Mamertus zu Vienne, einer der genialsten
Jünger und Vertheidiger der noch jungen christlichen Philosophie.
Eine ausgezeichnete Schilderung gibt D. von dem Widerstreite des
sinkenden Heidenthums mit jenem des anbrechenden Christen¬
thums, das in Gallien schon frühzeitig seine Banner entfaltet
hatte, seinen Sieg aber erst dann voll und ganz errang, als die
»noch allzusehr in die Netze des Heidenthums hartnäckig ver¬
strickte alte Gesellschaft« (Montalembert) abstarb und in ihrem
Nachwuchs eine bessere Erkenntnis heranreiftc.
Das fünfte Capitel erörtert Erziehung und Unterricht bei dem
Volke und Adel Galliens, wobei uns herrliche Perspectiven in die
Gebiete der christlichen Frauen-Bildung und Frauen-Erziehung, in
das christliche wie heidnische Familienleben und in die sittlichen
Zustände des öffentlichen Lebens jener Zeit eröffnet werden. Das
Ablehnen des christichen Geistes war nun am Ende doch ver¬
geblich, mochte eine noch so feindselige Strömung von der Rhetoren-
Schule, von der Litteratur oder von welchen Factoien immer ge¬
leitet werden. Eine ansehnliche Zahl edler und heiligmässiger
Bischöfe und Priester der gallischen Kirche, »deren Stütze und
Zierden sie durch die Reinheit ihrer Gesinnung und durch ihre
sittliche Kraft in den sturn,vollsten Zeiten geworden sind, wie
Lupus. Bischof von Troyes, »der grösste der gallischen Bischöfe«,
Auspicius von Toul, Arbogast, Bischof von Chartres, Mamertus,
Bischof von Vienne u. v. a. pflegten erfolgreich und entschieden
das christliche Bildungswesen, von dem dann D. im sechsten (die
Kloster- und Episcopalsehulen Galliens, insbesondere die Tolesaner-
schule), siebenten (deren Bildungsmittel und Lehrprogramme) und
achten Capitel (das gallo-fränkische Bildungswesen und Bischof
Chrodegang von Metz) handelt.
Die herrlichsten Schilderungen der christlichen Bildungs¬
stätten, der Klosterschulen, treten uns in diesen Capiteln entgegen,
so zunächst von der berühmten Klosterschule zu Lerin an der
südfranzösisehen Küste, einem wahren Asyl der Wissenschaften,
»einer Bildungsanstalt der treuesten und würdigsten Kirchenhirten
und der Mutter vieler Heiliger«. Neben den Klosterschulen ent¬
standen schon die Kathedralschulen, »welche im Mittelalter den
wissenschaftlichen Glanz und den Stolz Frankreichs schufen und
deren Geschichte zugleich die Geschichte der geistigen Bewegung
und Intelligenz Frankreichs während jener Jahrhunderte war«.
Die berühmteste derselben war zu Arles, seit dem 6. Jahrhundert
zu Paris, Poitiers, Clermont, Vienne u. a., die aus den wenigen
sich auflösenden alten Rhetorenschulen hervorgegangen waren.
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205
Nh. 9. — Oksterrkichisuhes Liiteraturbi.au. — II. Jahrgang.
266
»Der Grammatiker und Rhetor im Laiengewande wurde ersetzt
durch den Priester und Diakon.« Auch Sängersihulen und Priester-
seminarien waren an bischöflichen Sitzen entstanden. »Mit wel¬
chem Erfolge die Kathedral- und Klosterschulen Galliens ihrem
edlen Werke der Erziehung und des Unterrichtes oblagen, dafür
sprechen die herrlich klingenden Namen vieler heiligmüssiger und
gelehrter Bischöfe, welche im 5. und 6. Jahrhundert die gallische
Kirche lenkten und beherrschten.« Das Concil vonVuison (5. Nov.
529) hatte auch den Grund für die Errichtung öffentlicher Schulen
(gleich unseren heutigen Pfarrschulen) gelegt, in welchen die
Kinder lesen, schreiben und rechnen, insbesondere aber die
Religion lernten.
Auf die Studien in Gallien, sowie überhaupt auf die Geistes¬
pflege im Mittelalter hatten bestimmend eingewirkt: Martianus,
Minutius Felix Capelia; Boethius, der magister officiorum am
Hofe Theodorichs des Grossen, Cassiodor, der edle Führer der
Mönche auf dem Pfade der Wissenschaften und mit Boethius der
Vater der mittelalterlichen Geistesbildung, und Isidor von
Scvil 1 a.
Nachdem die Franken in Folge der Schlacht bei Soissons
^486) Herren Galliens geworden waren, mussten auch sie in ein
wohlwollendes Verhältnis zum Christenthum treten (D. handelt
davon im 8. Capitel). während die Gallo-Romanen in Kirche und
Staat vermöge ihrer Bildung in Amt und Würde sich befanden.
Gleich der einstigen kaiserlichen Palastschule in Trier gründeten
jetzt die Merovinger die Palast- oder Hofschule an der Palast¬
kapelle, wo der h. Martin, der Schutzherr von Frankreich, verehrt
wurde. Junge fränkische Adelige besuchten diese Schule. Unter
denen, die ihre Erziehung derselben verdankten und später ihr
hervorragendes Wirken und ihre Namen mit unauslöschlichen
Lettern in die Geschichte eingeschrieben haben, seien nur die
Bischöfe Arnulf von Metz und Ansbert von Rheims genannt.
Auch die gallo-fränkischen Klöster und deren Schulen, gegründet
von brittischen und irischen Mönchen, entfalteten nun eine
rühmliche Thätigkeit; denn wohin jene besten Söhne Irlands und
Brittaniens kamen, »spendeten sie reichlich von den geistigen
Schätzen ihrer Heimat«. In den Mönchs- und Frauenklöstern
nach St. Benedict’s Regel wurde auch die empfängliche Jugend
im Lesen, Schreiben und Gesang unterrichtet. Wohl verfielen diese
Klöster und neben ihnen auch der weltliche Clerus in der Zeit
Karl Martells, der Schuld an diesem Niedergange trug. Aber
Bischof Chrodegang von Metz (742—766), berühmt durch seine
Regel und deren Anwendung für die ihm unterstehende Welt¬
geistlichkeit im Geiste Benedict’s. that Einhalt der weiteren Zer¬
setzung. Auch in seiner Regel ist das wichtigste Capitel der
Erziehung der Knaben gewidmet.
Auf Chrodegang folgte aber bald ein noch Mächtigerer,
»der Alles das, was die Kirche vom 5. bis zum 8. Jahrhundert
unter den Stürmen der Zeit mit Anstrengung gerettet iuit, in
Sicherheit gebracht und vor dem Untergange geborgen, wie ein
Lotse das mit kostbarer Ladung befrachtete Fahrzeug in den
schützenden Hafen führend — Karl der Grosse«.
D.’s Buch verdient in der Geschichte des Erziehungs¬
und Unterrichtswesens einen hervorragenden Platz. Dem
Fachmanne bietet es in seinem Studium eine quellen¬
sichere Gewähr und bei der übersichtlichen prücisen Be¬
handlung der einzelnen Materien auch eine leichte
Orientierung. Der Kampf zweier mächtiger Geistes¬
strömungen, das zähe Absterben der einen, der heidnisch-
römischen, der unvermeidliche Sieg der andern, der
christlichen, in der Schule und durch diese rück¬
wirkend auf das öffentliche Leben, hat in D.’s Buch
eine vortreffliche, ja musterhafte Darstellung gefunden.
Wien. 1)r. A n t o n M a y e r.
In »Giorduno Brun o’s Dialog e v o m U n e n d-
liehen, dem All und den Welten«, übers, u. mit
Anmerkungen versehen (Berl , Lüstenüder, 1893. 8°.
XXXVI u. 210 S.) gibt Dr. Ludwig Kuhlenbeck eine Ver¬
deutschung der Dialog hi Je l'infinito intiverso e ( Jei) tnondi ,
der wissenschaftlichen Hauptschrift des Philosophen von Nola,
geschrieben zur Begründung seiner Lehre von der unbegrenzten
Ausdehnung des Universums. In den ziemlich zahlreichen An¬
merkungen führt K. hie und da eine heftige Polemik, namentlich
gegen P. de Lagarde, den Veranstalter der kiitischen Ausgabe
der italienischen Schriften Bruno’s. In dem Bestreben, seinen
Helden gegen den Vorwurf eines lockeren Lebenswandels zu ver¬
teidigen, geht K. so weit, dass er erklärt, Bruno’s Leben und
Streben sei reiner gewesen, als selbst die Feuerflamme, die ihn
verzehrte. Fs scheint nicht genügend begründet, den Titel dieser
Dialoge in der oben angegebenen Weise zu verdeutschen; das
vunendliche All« ist doch das Hauptthema des Buches.
Unter dem Titel »Religion und Religionen« (Stutt¬
gart, Cotta’sche Buchh., 1893. 8°. 139 S.) behandelt Theobald
Ziegler in 5 Vorträgen das Wesen der Religion, das religiöse
Vorstellen, das religiöse Handeln, den Ursprung und den ge¬
schichtlichen Gang der Religionen. Ihm ist Religion das Gefühl
der Abhängigkeit von und der Sehnsucht nach dem Unendlichen,
ein Vorstellen des Unendlichen durch die Phantasie, das Sittliche
ein gesellschaftliches Product, das gesellschaftlichen Zwecken
dient; die zahlreichen Religionen sind ihm ebensoviele berechtigte
Erzeugnisse der mythenschaffenden Phantasie u. s. w. — Alles Ge¬
danken, die bereits hinreichend auf ihre Richtigkeit geprüft worden
sein dürften. F. M. S.
Gymnasium. XI, 7 u. 8.
(7.) Ihm, I). neue Lehrplan f. d. Gymn. d. Grossherzog¬
thums Hessen. — Schilling, E. neuer Karten- u. Bilderständer.
— (8.) Adrian, D. Einrichtg. d. deutschen Lesebuches. — In
jeder Nr. Recensionen, Programmschau etc.
Kathol. Schulkunde. II, 11 — 16.
(11.) D. Prophetenschule d. A. B. (Schl, in Nr. 12.) —
Geist u. Wesen d. deutschen Sprache. (Forts, in Nr. 13.) —
Ruland, D. Volksschulwesen in Italien. (Forts.) — D. Autorität
d. Lehrers. (Forts, in Nr. 13, 14.) — (12.) Dr. A. Stöckl. —
Einiges üb. d. Ceicmon. d. Karwoche. — (13.) Z. Wehr u. Lehr!
— (14.) Dr. John Leunis. (Schl, in Nr. 14.) — D. musikal. Bildg.
d. Lehrers. — D. Anschaugs- u. Zählprincip als Grundlage d.
1. Rechenunterrichts. (Forts, in Nr. 15, 16.) — (15.) D. deutsche
Elcmentarbildg. im Ausgang d. M.-A. (Forts.) — D. Rechen-
Unterricht im 1. Schuljahre. (Forts, in Nr. 16.) — (16*) Z. Katechis¬
musfrage. — Einiges üb. d. Erkcnntnislehre.
Rheinisch-Westfälische Schulzeitung. XVI, 25—29.
(25.) Geusen, D. Aufsatz in d. Volksschule.(F'orts.in Nr. 26-29.)
Gelfert, Fachwiss. Systeme f. d. Gcographie-Unterr. (Forts.) —
(26.) Wormstal 1, D. wichtigsten Bestimmgen aus d. Invaliditäts-
u. Altersvcrsicherg. (Forts, in Nr. 27.) — (27.) Herold, Gedenk¬
rede auf Geh.-R. Dr. Kellner. (Forts, in Nr. 28.) — (28.) Langen¬
kamp, D. 2. Fibel in ihrer nutzbring. Verwendg. f. d. 2. Schul¬
jahr. (Forts, in Nr. 29.) — (29.) D. Persönlichkeit d. Lehrers. —
In jeder Nr. Kritiken, Miscellen.
Kath. Schulzeitg. f. Norddeutschland. X, 12—16.
(12.) Mehrle, D. Kampf d. Wasser-, Luft- u. Feuergeister
in d. Schulstube. — Schenckcndorff, D. soc. Frage u. d. Er-
ziehg. z. Arbeit in Jugend u. Volk. — (Id.) Bl ei sch, D. Gesetz
v. 11. Juli 1891. — Weber, Goliath. — (14.) Einiges üb. Hand¬
werk, d. Fortsbildgschule u. d. Zeichnen. (Schl, in Nr. 15.) —
Auch e. »Konfirmation«. — Handfertigkeitsunterr. — (16.) German.
Mythologie als Gegenstand d. Jugendlektüre. — In jeder Nr.
Recensionen, Vereinsnachrichten etc.
Neue Erscheinungen:
Kühnemann Fug., Herder’s Persönlichkeit u. s. Weltanschaug.
E. Beitr. z. Begründg. d. Biologie d. Geistes. Berl., Dümmler.
(XVI u. 269 S.) fl. 3. — .
Eitle Jobs., Grundriss d. Philosophie. Freib. i. B., Mohr. (XVI
u. 304 S.) fl. 3.—.
Gneissc Karl, Schillers Lehre v. d. ästhet. Wahrnehmg. Berlin,
Weidmann. (XI u. 236 S.) fl. 2.40.
Weigand VV., Fricdr. Nietzsche, e. psvcholog. Versuch. Münch.,
Lukasehik. (116 S.) fl. 1.20.
Bericht üb. d. Vortr. u. Verhandlgen. d. V. mähr. Landeslchrer-
conferenz (Abth. f. d deutschen Schulen), abgeh. zu Brünn am
5. u. 6. Sept. 1892. Znaim, Fournier u. llabcrler. (III, VIII u.
175 S. m. 2 Taf.) fl. —.80.
Regen er Fr., Grundzüge e. allgem. Mcthodenlehre d. Unterrichts
(in 8 Lief.) Gera, Hofmann. 1. Lief. (64 S.) fl. —.30.
Schneider G,, Hellenische Welt- u. Lebcnsanschaugen. in ihrer
Bedcutg. f. d. gvmnas. Unterricht. Ebd. (43 S.) fl. —.36.
Frantz A , Luthcr's Katechismus — e. Schulbuch f. uns. Kinder?
Aus d. Krfahrg. beantw. (Pädag. Zeit- u. Streitfragen, 30. Heft.)
Gotha, »ehrend. (32 S.) fl. —.36.
Die Klassiker d. Pädagogik. Hrsg. v. G. Fröhlich, 16. Bd.:
Joh. Mich. Sailer, bearb. v. W. Glabbach. Langensalza, Schul-
buchhdlg. (XII u. 360 S.) tl. 2.40.
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267
Nr. 9. — OesterRR tcHiscn rs Litteraturbi.att. — Ii. Jahrgang.
268
Drescher H., D. ßedcutg. u. d. Recht d. Individualität auf sittl.
Gebiet. Leipz., Ilarrassowitz. (XII u. 289 S.) fl. 3.60.
Rabus, Y\ d. Freiheit d. Wissenschaft. Leipz., Deichert. (30 S.)
fl. —.36.
Bodnär S., D. Gesetz uns. geist. Fortschrittes. Aus d- Ungar.
übers, v. J. Lechner v. d. Lech. Leipz., Janssen. (34 S.) —.48.
Schräder H., geh. Breymann, Häusl. Beschäftigten, u. Garten¬
arbeit als Erziehgsmittel im Pestalozzi-Fröbel Hause zu Berlin.
Berl., Rosenbaum & Hart. (90 S.) fl. —.72.
Gold breck F., Descartes* mathemut. Wissenschaftsideal. Berl.,
Mayer & Müller. (42 S.) 11. —60.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Denkwürdigkeiten von Heinrich und Amalie von Beguelin
aus den Jahren 1807—1813 nebst Briefen von Gneisenau
u. Hardenberg. Herausgegeben v. Adolf Ernst, Professor ctc.
Mit dem Bildnis von Amalie von Beguelin. Berlin, Springer,
1892; gr. 8° (XVI und 292 S.) 11. 3.—.
Das Buch nimmt ein zweifaches Interesse in An¬
spruch. Ein besonderes für Preussen, für dessen Staats¬
und Cabinetsgeschichte in der Napoleonischen Zeit; in
den schweren Nöthen und Bedrängnissen nach dem ver¬
nichtenden Schlage bei Jena hat Heinrich von Beguelin
eine nicht unwichtige Rolle gespielt und mit muthiger
Entschlossenheit eine grosse Verantwortung auf sich
genommen. Ein beiweitem höheres, weil allgemeineres
Interesse wird dem geneigten Leser die zweite Gemahlin
Beguelin's abgewinnen, eine geborne Gramer, die frühzeitig
in freundschaftliche Beziehungen zu Stein, Hardenberg
und Gneisenau trat und von diesen stets hochgehalten,
persönlich geschätzt und gewürdigt wurde, selbst in
Zeiten, wo zwischen den Männern vorübergebende Spannung
eingetreten war. Von politischer Bedeutung war ihr Ver¬
hältnis zu Hardenberg, der sie »sehr liebte« (S. 37)
und sich von ihrer kräftigen, man möchte sagen männlich
patriotischen Zuversicht in mancher kritischen Wendung,
der er seihst mit seinem biegsamen C harakter sich gefügt
haben würde, zu festen Entsehliessungen leiten liess.
Droysen in »York’s Leben« zeichnet Amalie von Beguelin
als eine geistreiche, tapfere Frau, die mit »hinreissender
Beredsamkeit im edlen Zorn« den Staatskanzler bewog,
seine Bedenken fallen zu lassen und sich zu thatkräftigem
Widerstande gegen Frankreich zu entschliessen. In
anderem Sinne wusste sie, trotz der achtungsvollen
Neigung, die sie gegeneinander fühlten, gegen Gneisenau
in einem Momente aufzutreten, wo dieser, der sich
einzig von militärischen Rücksichten leiten lassen wollte,
selbst vor einer Verödung des eigenen Landes nicht
zurückschreckte, um dem verhassten Feinde mit den
letzten Mitteln eines verzweifelten Widerstandes entgegen¬
zutreten (S. 91). Auch anderen denkwürdigen Persönlich¬
keiten begegnet man in den Aufzeichnungen der beiden
Gatten, wie dem Grafen Schlabrendorf, den ein nicht
aufzufindender Stiefel vor der Guillotine rettete (S. 31), dem
Herzog von Bassano (Maret), der der unerbittlichen
politischen Feindin persönlich schonende Aufmerksamkeit
bewies (S. 232), dem grossen Napoleon neben seiner Kaiserin
Maria Louise (S. 229). Von den Aufzeichnungen Heinrichs
von Beguelin fesselt am meisten die Charakteristik Steins,
dessen grosse und gewinnende Eigenschaften gleichwohl
bei B. den Zweifel übrig lassen, »ob die Natur ihn dazu
berufen hat die Menschen zu regieren« (S. 105 —114).
Amalie hat lang ihren Gemahl (f 1818) und auch viele
ihrer Kinder überlebt, und die Betrachtungen der Greisin
solch schweren Verlusten und ihrer eigenen zunehmenden
Gebrechlichkeit gegenüber füllen die erhabensten und
menschlich werthvollsten Seiten (93—102) des Buches:
»Was verlöre ich wohl jetzt, wenn ich meinen alten
leidenden Körper niederlegte ! Ist doch nichts mehr an
ihm von der Jugend, die man allenfalls betrauern könnte.
Welche Freiheit und Klarheit wird mir werden, wenn
der Tod mich erhebt!« »Wünschen Sie mir nichts,«
schreibt sie nach einem erlittenen Schicksalsschlage einer
Freundin, »als nur in Ihrem Herzen, denn jeder laute
Wunsch thut mir weh . . . Für Andere lebt mein Herz
noch, für mich ist cs gestorben . . . Kein Leichen¬
begängnis stimmt mich trübe; mir ist, als sähe ich einen
schlafen gehen, der schwere Arbeit gehabt hat.« Sie
selbst gieng am 20. Juli 1849 »schlafen« !
Wien. Helfe rt.
Helmoit Hans F.: König Ruprechts Zug nach Italien.
Leipzig, Gustav Fock. 1892, 8°. (181 S.) fl. 1.20.
Winkel mann, l)r. Alfred: Der Romzug Ruprechts von der
Pfalz, nebst Quellenbeilagen. Innsbruck, Wagner. 1892. 8".
(VI u. 146 S.) fi. 1.40.
Nachdem Höfler im Jahre 1861 seinen »Ruprecht
von der Pfalz, genannt Giern, römischer König 1400— 1410«
hatte erscheinen lassen, währte es zwanzig Jahre, bis
sich wieder ein Historiker mit dem gerade nicht anzie¬
henden Stoff beschäftigte : Donnemiller, Rudolfswerter
Programm 1881; nach Verlauf von etwas mehr als einem
Jahrzehnt finden sich nun vier Arbeiten, welche sich mit
demselben Gegenstand beschäftigen: Bergmann, Braun¬
schweiger Gym.-Programm 1891, Lindncr in den »Mit-
theilungcn des Instituts f. österr. Geschichtsforschun g«
13, 377 ff. undunabhängig von ihm und untereinander
gleichzeitig die beiden obengenannten. Gestützt auf das
in den Bänden vier und fünf der Deutschen Reichstags¬
acten publicierte Material und mit fleissiger Herbeiziehung
der italienischen Quellen stellen II. und W. in ruhiger
und objectiver Weise König Ruprechts Zug nach Italien
dar, ein von allem Anfang an aussichtsloses Unternehmen,
nicht wegen der geringen Streitkräfte, die sich zur Fahrt
über die Alpen einfanden, sie »waren wohl würdig eines
deutschen Königs«, sondern wegen Mangels an Geld. In
der Darstellung musste sich viel Gleiches ergeben; aber
die so gewonnenen Resultate sind für immer gesichert,
so z. B. die Grundlosigkeit der allgemein verbreiteten und
bis jetzt gläubig hingenommenen Nachricht von der Ge¬
fangennahme des Herzogs Leopold III. von Österreich
vor Brescia und dessen Verrath, dann die Meinung, dass
Ruprecht nach dem Unglück vor der genannten .Stadt an
die Rückkehr nach Deutschland dachte. Endlich ist auch
das Datum jenes Ereignisses festgestellt (24. October). —-
Auch an Verschiedenheit der Ansichten fehlt es nicht.
Sie regen zu neuen Untersuchungen an. Ilingewiesen sei
nur auf die wichtigste, die Auszahlung der zweiten von
Florenz versprochenen Rate: in der Hand der Florentiner
lag das Gelingen und das Misslingen des Zuges. — Zu
dem besten Theil der Arbeits H’s. rechne ich die Unter¬
suchung über das Itinerar Ruprechts, die Prüfung der
Quellen und die in die Anmerkungen verwiesenen Studien
über die verwandtschaftlichen Verhältnisse einzelner ita¬
lienischer Familien. Viel Mühe hat dieser Verfasser ver¬
wendet, über die damaligen Zustände in Oberitalien zu
orientieren; doch ermüdet er durch zu viele Einzelheiten.
Anschaulicher ist die Schilderung derselben bei W.
Dessen Arbeit zeichnet sich überhaupt durch Klarheit und
Bündigkeit aus, welche man bei H. nicht findet. Störend
wirken bei diesem die so häufig angewendete Frageform
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269 Nk. 9. — Oesterreichisches Ln
und die nur allzuhäufigc Aufnahme des Wortlautes der
Quelle in den deutschen Text. Letzteres findet sich frei¬
lich auch bei \V., aber in viel geringerem Umfang. Zu¬
weilen ist sie ja geboten bei’der Unmöglichkeit für die
grosse Mannigfaltigkeit der italienischen Sprache auch
nur einen halbwegs entsprechenden Ausdruck in unserer
Muttersprache zu finden. Vermisst hat Ref. bei W. eine
Untersuchung der Quellen: H’s. Resultate scheinen nicht
immer unanfechtbar, und Balzani genügt uns durch
Wattenbach und Lorenz verwöhnten Deutschen nicht.
Hervorzuheben ist aber W.’s Schilderung der »Italienischen
Einflüsse auf die Absetzung Wenzels«. Höchst dankens¬
wert sind die Excurse H’s. und W’s. Beilagen. H. er¬
örtert zuerst die Art und Weise der Auszahlung der von
Florenz dem König Ruprecht bewilligten Gelder und zeigt
in einem zweiten Excurs, dass in den Reichstagsacten
ohne Grund die Artikel der Florentiner Gesandtschafts-
Instruction umgestellt sind. Der Wortlaut des Friedens¬
instruments zwischen Venedig (und seiner Verbündeten;
und Mailand 1400, 20. März bildet den Schluss der Ar¬
beit. Winkelmann hinwieder erweitert unsere Kenntnisse
durch die Mittheilung der in Florenz gepflogenen Be¬
rathungen nach den Protocollbüchern in dem Staatsarchive
daselbst. — Durch beide Arbeiten sind die Darstellungen
von Höfler und Donnemiller unzulänglich geworden.
Rom. Dr. A. Starzer.
Historisches Jahrbuch (d. Görrcs-Geselischali). XIV, 2.
Bäumer, D. sog Sacramentarium Gelasianum. — Graucrt,
Zu d. Nachrichten üb. d. Bestattg. Karls d. Gr. — Meister, L).
Konzil zu Cividalc i. J. 14U9 — Wey man, Xaehtr. z. Schrift
De bono pudicitiac. — Ree.: II e n n e r. Beitr. z. Organisation u.
Competenz d. piipstl. Ketzergerichte, u. Th ud ich um, I). heil.
Femgericht (Finkei; — Keusscn-Schmitz, D. Matrikel d.
Universität Köln (Denifle); — Sägmüller, 1). Papstwahlbullen
u. d. staatl. Recht d. Exclusive (Pastor); — Neue Schriften über
Principienfragen d. Gcsch. (P. A. Weiss); — Hansen, Xuntiatur-
berichtc aus Deutschld.. 3. Abt. (Schwarz'. — Erklärgen. — Zeit¬
schriften- u. Novitätenschau. — Nachrichten.
Neue Ersc h e i n u n g cn:
Bangert Fr., 1). Sachsengren/.e im Gebiete d. Trave. Progr.
Oldesloe. (35 S. m. e. Karte. 1 » fl. —.7 2.
Berfried Kdg.. Tafeln z. Veranschaulichg. d. Ausgestaltg. d.
christi. Osterrechg. Mittelwaldc, Hoffmann. qu.-4°. (8 Tab.)
fl. 4 80.
Freybe f)r. A., Ostern in deutsch. Sage. Sitte u Dichtg. Gütersloh,
Bertelsmann. (VIII u. 137 S.) fl. 1.20.
Henne am Rhvn O., E. Reise durch d. Reich d. Aberglaubens.
Leipz., Spohr. (IV u. 175 S.) fl. 1.68.
Immich Max. D. Schlacht b. Zorndorf am 25. Aug 1758. Berk,
Spcver & Peters. (VII u. 150 S.) fl. 2.10.
Regehly Kurt, D. preuss. Königskrone e. Geschenk d. Jesuiten?
Lüben, Preisen (19 S.) fl. —.36.
Regcsta diplomatica ncc non epistolaria Bohemiae et Moraviae.
Pars IV. Annorum 1333—1346. Opera Jos. Emlcr. Vol. VI.
(Finis.) Prag, Valecka. 4°. (VI u. S. 809-1012.) fl. 3. — .
Much Matth., D. Kupferzeit in Europa u. ihr Verhältnis zur
Cultur d. Indogermanen. (2. Aufl.) Jena, Costenoble. (XII u.
376 S. m. 112 Abb.) fl. 6.—.
Seeliger G., D. Kapitularien d. Karolinger. Münch , Lindauer.
(I!l u 88 S.) fl. 1.20.
Tainc H., D. Entstehg. d. mod. Erankreich. Autor, deutsche
ßearbeitg. v. L. Kätscher. 2. Aufl. (in 26 Lief.) 1. Lief. Leipz..
Abel u. Müller. (1. Bd. S. 1-112.) fl. 1.20.
Dreyer F., Deutsche Culturgesch. v. d. ältesten Zeiten bis z.
Gegenwart. II. Th.: V. grossen Interregnum bis z. Reformation.
Langensalza, Gressler. (VII u. 240 S.) fl. 1.20.
Documente, Geheime, d. russ. Orient-Politik 1881 —1890. Nach
d. in Sofia ersch. russ. Original hrsg. v. R. Leonow. Berlin,
Wilhelmi. (XVI u. 247 S.) fl. 3.—.
(Bernhardi Th. v.) Aus d. Lehen Theodor v. Bernhardts. I. Th.:
Jugenderinnergen. Mit e. Lichtdr.-Bilde d. Geschwister Ticek.
Leipz., Hirzel. (XIV u. 230 SA fl. 2.70.
TTERATURBLA l I. - II. JAHRGANG. 270
Bilder, Sechs, z. deutschen Culturgesch. in Earbendr. m. Text.
Leipz., Voigtländer. gr.-qu.-4". fl. 1.20.
Urkunden buch d. Stadt Goslar u. der in u. bei G. belegenen
geistl. Stiftgen. Bearb. v. G. Bode. I. Th.: 922—1250 (Gesell.-
Quellen d. Prov. Sachsen. Bd. 29 ) Halle, Hendel. (XX u. 681 S )
fl. 9.60.
Ludewig G., D. Politik Nürnbergs im Zeitalter d. Reformation
(1520 —1534V Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht. (III u.
156 S.) fl. 2! 10.
Brey er R., D. Legation d. Card.-Bischofs Nikolaus v. Albano in
Skandinavien. Progr. Leipz., Fock. gr.-4°. (23 S.) fl. —.60.
Barge H., D. Unterhandlgen. zu Linz u. Passau u. d. Vertrag
v. Passau im J 1552. Stralsund, Mcincke. (161 S.) fl. 1 50.
Dorr R., Uehersicht üb. d. prähistor. Funde im Kreise Elbing. I.
Progr. Elbing, Meissner, gr -4°. (42 S.) fl. —.90.
Geschichte, polit., d. Gegenwart, ßegr. v. W. Müller u. fortgef.
v. K. Wippermann. XXVI. d. J. 1892. Bcrl., Springer. (XI u.
414 S.) 11. 2.64.
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
1. Brief Sigmund: Die Conjunction bei Polybius. II. Theil
Achtzehnter Jahresbericht des k. k. Staats-Gymr.asiums im
XVII. Bezirke von Wien (Hernals). 8°. Wien 1892. (48 S.)
2. Kirschnek, Dr. Anton: Ueber die Aischines' Namen
tragenden Briete. Elfter Jahresbericht über das k. k. Staats-
Obergymnasium in Arnau. 8°. Arnau 1892. (24 S.)
3. Koczynski, Prof. L.: De flexura Graecorum nominum
propriorum apud Lucilium, Varronem, Lucretium, Vergi-
lium. Zwölfter Jahresbericht des k. k. Staats-Obergvmnasiums
in Radautz. 8°. Radautz 1S92. (32 S.)
4. Egger, Dr. Ludwig* Ueber den Gebrauch der Parenthese
bei Aischines, Lycurgus, Dinarchus im Vergleiche mit
den attischen Rednern. Jahresbericht über das k. k. Akadem.
Gymnasium in Wien 1890/91. 8°. Wien 1891. (24 S.)
5. Hanna, K.: Specimen Lexici Persianl. Ibid.. 1891/92. 8 n .
Wien 1892. (11 S.)
Die liier vorgeführten philologischen Programmarbeiten
haben alle das miteinander gemein, dass sie Resultate der — man
erlaube mir diesen Ausdruck — arithmetischen Philologie sind,
d. h. auf Sammlung und Zählung von Textesstcllen von einem
bestimmten Forschungs-Gesichtspunkte aus beruhen. Obwohl von
der Nothwendigkeit derartiger Arbeiten überzeugt, ist Ref. für seine
eigene Person gerade kein begeisterter Freund dieser Art des
Arbeit ns, was ihn aber nicht hindert anzuerkennen, dass sich
gerade für Programmaufsätze derartige Themata im Allgemeinen
ganz besonders eignen, weil der Forsilier sich sein Gebiet bclicnig
abgrenzen kann, sowie da^s speciell die vor!. Arbeiten sämmtlich
als recht verdienstliche Leistungen bezeichnet werden müssen.
1. Der Verf. hat im Programme 1 SVK > 91 bereits die Temporal-,
Causal , Final- und Consccutivsätze behandelt und beschäftigt sich
heuer mit den Comparativ- und Condicionalsätzen. Er nimmt
nämlich nicht die Conjunctionen vor und bespricht bei jeder die
verschiedenen Gebrauchsweisen, sondern wählt die Methode, die
verschiedenen Sätze zu Grunde zu legen und die dafür verwendeten
Conjunctionen aufzuführen. Der Verf. geht stets von Thukydides
und Xenophon aus und vergleicht dann damit den Gebrauch bei
Polybius, wobei er ganz interessante Resultate zu 'Lage fördert,
so z. B. dass Polybius in den Comparativsätzcn einen Reichthum
von Conjunctionen zeigt, »wie er uns weder bei Thukydides noch
bei Xenophon begegnet« (er hat lös. oLiup, xat)-a;:Ep, v.afl-6. zaffiös,
fÄ ov, osov, olovst und cö^avst, wovon ‘/.rttbd-zp bei
Xenophon und die letzten drei Dei Xenophon und Thukydides
fehlen). Dagegen ist Polybius an Condicional-Conjunctionen sehr
arm, gebraucht besonders sc selten und während in Sätzen mit
s«v bei Thukydides und Xenophon der Conjunctiv des Präsens vor¬
herrscht, überwiegt bei Polybius der Conjunctiv des Aorists.
Die einschlägige Litteratur ist s »rgfültig benützt. Sehr gut hat
Verf. gethan, das Resultat der Forschung Dittenberger’s über
xaO-airsp bei Plato zu citieren; dasselbe ist ein schlagender Beleg
für die Wichtigkeit derartiger Arbeiten, da daraus erhellt, wie oft
dadurch die Frage nach Echtheit oder Unechtheit oder Abfassungs¬
zeit einer Schrift entschieden werden kann, weshalb wir auch das
Citiit hersetzen: »In den ältesten Schriften (Platos) stellen, wie
Dittenberger ausführt, 415 uL-sp gegenüber 5 y.roVir:-p, in den
mittleren: im Staate 212 tuzzzo gegenüber 5 xot&airsp, in anderen
155 ii»sirsp gegen 8 xotifaicip, dagegen tritt in den jüngsten Schriften
r
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271
Nr. 9. — Oesterreich ischks Liitkraturbi.att. — II. Jahrgang.
272
ein Ueberwiegen der letzteren Conjunction ein: im Sophist, Politicus,
Philobus, Timäus, Critias 46 (usitsp gegen 98 xaD-anep, in den
Nomoi sogar 24 tuaitep gegen 148 xctfrarcEp.«
2. Der erste Theil der Arbeit leidet an einer gewissen
Unbestimmtheit; die Darlegung des Materials, mit dem argumentiert
werden soll, ist eine etwas zerfahrene und man bleibt im Unklaren,
wohinaus der Verl*, eigentlich will. Dagegen ist die zweite Hälfte
völlig überzeugend und sind der Beweise für die einheitliche
Abfassung der Briefe durch die Hand eines Sophistenjüngers
hinreichend viele erbracht. Nur hätte der Vcrf. als Beweis, dass
der Anfertiger der Aischincs-Briefe »selbst den schlimmsten Fall
des Hiatus nicht consequent vermieden hat-, nicht Beispiele an¬
führen sollen wie oäSfc e:c cp. 12, 2 und cAo' etc cp. 12, 9;
dass fiir Elision oder Nichtelision die Hss. nicht massgebend
sind, dass selbst in poetischen Hss. die Elision ott angewendet
ist, wo der Vers eine Form mit v i^eXxuTctxoy verlangt, dass sie
im Gegenthcil fehlt, wo der Vers sie gebieterisch fordert, weiss
jeder, der nur einige griechische Handschriften durchgeblättert
hat. Auf die einschlägige Littcratur ist fleissig verwiesen. Dass
die Belege für die angeführten Argumente, wie es scheint, nicht
immer erschöpfend sind, hängt gewiss mit dem eng bemessenen
Raume, über den der Verf. verfügen konnte, zusammen.
3. Der Verf. hat im Vorjahr die gleichen Forschungen an
den scenischen Dichtern der Römer vorgenommen und verspricht
in den nächsten Jahren die übrigen Dichter des goldenen Ze*t
alters der Lateiner zu behandeln. Ohne Zweifel sind das Vor¬
studien für eine abschliessende, zusammenfassende Arbeit über
das in Rede stehende Gebiet. Im vorliegenden Programme geht
der Verf. die drei ersten in Frage kommenden Declinationen zuerst
für die Nomina, dann für die Adjcctiva durch, und zwar in zwei
Theilen, wovon der erste unter Einem Eucilius, Varro und Lu
cretius, der zweite Vergil behandelt. Nach Darlegung der Gebrauchs¬
weise folgen stets die Excmpla, d. h. nur die Zahlenverweise der
Stellen (nach den Stichproben verlässlich), da die vollständige
Ausschreibung wohl der zugemessene Raum nicht erlaubte ; am
Schlüsse beider Theile gibt Verf. ein praktisches Ecsume der
Ergebnisse seiner Untersuchungen. S. 43, Z. 22 steht hoc für hac,
S. 6, Z. 25 equitüm für equüm. Die Arbeit ist als eine ebenso
fleissige wie verdienstliche zu bezeichnen.
4. Der Verf. hat über den Gebrauch der Parenthese bei
den attischen Rednern von Antiphon bis Demosthenes in seiner
un ged nick ten Doctors-Dissertation bereits gehandelt und theil t im
Eingang die Resultate seiner Untersuchungen übersichtlich mit;
hierauf stellt er erst genau nach demselben Plane das Material
aus Aeschines, Lvcurgus und Dinarchus zusammen (von Hypereides
ist ganz abgesehen). Unpassend erscheint mir, dass zuerst die
Parenthesen, dann in getrenntem Abschnitte die dieselben um¬
rahmenden Sätze gegeben werden, und zwar überhaupt nur für
Aeschines; bei den beiden anderen beschränkt sich die Angabe
auf die Parenthesen selbst. Einen grossen Nutzen haben die
Untersuchungen des Verf. nicht ergeben; das greifbarste Resultat
ist noch der Satz: »dass die Redner mit immer grösserer Sicher¬
heit und mehr oder minder bewusster Absicht die Parenthese als
rhetorisches Kraftmittel brauchten«. Indessen ist ja für das
geringe Ergebnis der Forschung der Forscher nicht verantwortlich
und ist die Arbeit sonst aller Anerkennung wert.
5. Das Specimen ist wohl nicht umfangreich. Es umfasst
nur 9 Seiten und beschränkt sich auf die Partikeln ac, atque,
et und quc. Der Verf. erreicht aber seinen Zweck vollkommen,
nämlich uns ein Bild zu entwerfen, wie er sich das Spcciallexicon
zu Persius, weiches er vorbereitet, denkt. Wir können nur sagen,
wenn das Lexicon selbst so ausfällt, wie das Specimen, so wird
es, sowohl was Durchsichtigkeit der Anordnung, als auch was
Gründlichkeit der Ausführung und Verlässlichkeit des Materials
anbelangt, ein opus omnibus numeris absolutum. Druck und Aus¬
stattung der beiden Programme (4 u. 5) macht dem Akademischen
Gymnasium alle Ehre.
Wien. M. G i tl bauer.
Niederhofer, Karlmann: Der Einfluss der Griechen
auf Grillparzer. Progr. des k. k. Gymnasiums zu den Schotten
in Wien, 1892. 8°. (39 S.)
Die mannigfachen Erscheinungen des Natur- und
Geisteslebens auf ihre letzten der bloss natürlichen Ein¬
sicht erreichbaren Gründe zurückzuführen und aus diesen
zu begreifen, ist ein den Menschen vor allen irdischen
Lebewesen auszeichnender Drang, der sich vor Allem in
der Philosophie beurkundet, somit auch im Philosophieren
über das Schöne, in der Aesthetik. Wir wollen das
künstlerische Schaffen, um es recht zu verstehen, an seinen
meistentheils schwer zugängigen, geheimnisreichen Quellen
belauschen, und wer zur Erforschung derselben seinen
redlichen Beitrag liefert, ist uns willkommen. Darum
gebührt der vorl. sehr tüchtigen Arbeit, die in dem engen
Rahmen eines Gymnasial-Programmes so viel des Dankens¬
werten zur Würdigung des grössten österreichischen
Dramatikers bringt, unter den vielen jüngster Zeit über
Grillparzer erschienenen, meist verdienstvollen und auch
von Prof. N. beniizten Abhandlungen eine hervorragende
.Stelle. Der Veif. stellt sich die schöne, aber mühevolle
Vorarbeiten fordernde Aufgabe, die Elemente classisch-
hellenischer Bildung nachzuweisen, ohne die der vater¬
ländische Dichter trotz der höchsten poetischen Begabung
nicht das geworden wäre, was er in Wirklichkeit ist.
Zunächst erörtert er mit grosser philologischer Sach¬
kenntnis und Belesenheit den Einfluss der griechischen
Classiker auf Grillparzers Wortbildung und Syntax, auf
Monolog, Rede und Gegenrede, durch das dem Euripides
abgelauschte Gesetz der Stichomythie, durch die Wieder¬
gabe der echten Naturlaute in Lust und Leid, sowie die
den griechischen Dramatikern eigenthümliche, die Kraft
des Ausdruckes oft wundervoll erhöhende Figur der
Epanalepsis.
Mehr noch als das rein philologische Element wirkte
der litterarhistorische Einfluss der Griechen auf Grillparzer.
N. forscht mit eben so viel Wissen als Scharfsinn, woher
Grillparzer Jen Stoff zu »Sappho«, zum »Goldenen Vliess«,
zu ^l)es Meeres und der Liebe Wellen« holte und mit
welcher oft scrupulösen und lange dauernden Wahl er
dabei zu Werke gieng. Der Verf. kommt schliesslich
zu dem Resultat: »Alle diese Elemente, die Grillparzer
aus der reichen .Schatzkammer griechischer Wissenschaften
zum Schmuck seiner Dichtungen verwendete, liefern den
Beweis, wie eifrig er sich mit den classischen Studien
beschäftigt hat, und wie meisterhaft er dem todten Wissen
durch geschickte Verwendung warmes Leben einzuhauchen
wusste. In meisterhaft grossartiger Weise ist die Ver¬
mischung des Classischen mit dem Romantischen dem
Dichter in der Benützung der uralten Sage von Hero und
Leander gelungen«.
Den hellenischen Einfluss auf das im strengsten Sinne
ästhetische Moment findet der Verf. besonders in dem
Grillparzer geläufig gewordenen Motiv des Contrastes
zwischen Cultur und Barbarenthum ; doch ist bei Grill¬
parzer, wie dies besonders aus den »Argonauten« und
aus »Medea« ersichtlich wird, der bleibende Sieg der
Cultur streng an das Moment der Sittlichkeit gebunden.
Die persönliche Welt- und Lebensanschauung Grillparzers,
möchte Ref. hier beifügen, war eben nicht die anakreon-
tische, sondern die kantische. Demungeachtet ist N. im
vollsten Recht, wenn er schreibt: »Wir haben, den
Fussstapfen gewiegter Fachmänner folgend, an Beispielen
gezeigt, dass unser Dichter vielfach von den hellenischen
Classikern angeregt und beeinflusst ist. Und dies geschah
keineswegs zu seinem Nachtheile!« K.
KAA AE. vTT .
B. Csaplär, E. ung. Hellenist (Stephan Szabö) 1801 —1892.
— Müller, Kann Aristoteles Schrift vom Staate d. Athener e.
Fälschg. sein? II. — Mitzschke, Hatzidakis üb. d. neugricch.
Sprache. — Casanges, Encore la question de la langue. — Müller,
Beiträge z. mittelalterl. griech. Sprache. — Launcelot Dowdall,
Catullus III., Graece redditum. — Ders., Christopulos. — Ders.,
Spanish inscription at Toledo.
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274
273
Nr. 0 . — Orstrrrric:hischrs Litikraturblati. — II. Jahrgang.
Zeitschrift f. Assyriologie. VII, 3 u. 4.
Jensen, Wirkgen. d. Alcph im Babylonisch-Assyrischen.
— Epping u. Strassmaier, Babylon. Mondbeobachtgen. aus
4* Jahren 38 u. 79 d. Seleuciden-Aera. — Bclck u. Lehmann,
Inuspuas, Sohn d. Menuas. — Tallquist, Studien zu d. babvlon.
Texten, Heft VI, B. — Goldziher, Hyperbolische T) f pen im
Arabischen. — Hilprecht, D. Votiv-Inschrift eines nicht erkannten
k’assitenkönigs. — Dyroff, Wer ist Chadir ? — Sprechsaal. —
Recensionen: Peiser, D. hetitischen Inschritten (Jensen); —
Winckler, Gcsch. Babyloniens u. Assyriens (Tiele). — Bibliogr.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VII, l.
Welche Aufgabe hätte e. zukünftige »Akademie d. deutschen
Sprache« in grammat. Hinsicht zu lösen? II. — E. Beitr. z. Sprache
d. jungen Lessing. — Unstrut. — Bis (Bindewort). — Letzterer.
— D. Haar in spracht. Bildern u. Gleichnissen. — Wer. — Ver¬
bindgen. verneinender u. bejahender Aussagen durch »und«. —
Altern u. Fortbildgen. — Allerlei Randbemerkgen. z. 45. Jahrg.
d. National-Ztg. — Allerlei vereinzelte, beim Lesen niedergeschr.
Berr.erkgen. — Zuhalter od. Zuhälter? — Wir Deutsche[n] fürchten
Gott u. sonst nichts auf d. Welt.
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes. VII, l.
Bickel 1, Krit. Bearbeitg. d. Job - Dialoges. (Forts.) —
Chalathiantz, Z. Erklg. d. armen. Gesch. d. Moses v. Chorcnc.
— Bühl er, The Asoka Edicts from Mysore. — D. H. Müller,
D. altsemit. Inschriften v. Sendschirli. — Fr. Müller, D. Laut
System d. siames. Sprache. — Fraenkel, Beitrge. z. Erklärg. d
Glossen d. Bar Bahlül. — Dhruva, Notes on some Chälukva
Inscriptions. — Anzeigen: Darmesteter, Le zcnd-Avesta (Kirste);
— M. Müller, Physische Religion (Kirste); — Harut hj u n ean,
D. Schrift d. Armenier (F. Müller); — Huth, The Chandoratnäkara
of Ratnäkara^änti. Die tibet. Version der Naihsargikapräya<;ciUi-
kadharmas (Wenzel). — KI. Mittheilgen.
Zeitschr. f. deutsches Alterth. u. deutsche Litter. XXXVII, 1.
Meyer, Ymi u. d. weltschöpfg. — Bremer, 1). name
Semnones. — Ders., Sugambri Gambrivii . — Strauch, Neue
Bruchstücke d. Trierer Margarctenlegende. — Jellinck, Dana
halt u. Hildebrandlied v. 31. — Joachimsohn, Aus d. vorgesch.
d. Formulare u. teutsch rhetorica. — van Helten, Z. aussprache
d. gotischen iv. — Schröder, Pfennig. — Ders., Langobardische
alliteration. — Anzeigen : Lai st n er, German, völkernamen (Kögel);
— Wimmer, Sonderjvllands historiske runemindasmaerker
(Möller); — Collitz, D. behandlg. d. urspr. auslautenden ai
iJellinck); — Wilkens, Zum hochalemann. consonantismus d.
ahd. zeit (Heusler); — Kassewitz, D. franz. Wörter im mhd.
(Maxeiner); — Morgenstern, Oddr Fagrskinna Snorre (Detter ;
— Köhn, D. gedichte d. Wilden mannes (Kraus); — Hart¬
felder, Melchanthons declamationes (Michels); — Odinga,
Benedikt Glctting (K. Meyer); — Szamatölski, D. Faustbuch
d.Christlich meynenden(Bielschowsky); — Ehrmann, I).bardische
lvrik im 18. jh. (Köster); — Zenker, Gesch. d. Wiener Journalistik
bis z. j. 1848 (Walzel). — Litteraturnotizen. — Kl. mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Schauffler Th., Althochd. Litt. u. Gramm., Übersetzg. u. Erläu¬
terungen. (Sammlg. Göschen, Bd. 28.) Stuttgart, Göschen.
(144 S.) n. —.48.
Brunnhofer Dr. H., Urgesch. d. Arier in Vorder- u. Central
Asien. Histor.-geogr. Untersuchgn. üb. d. ältesten Schauplatz
d. Rigveda u. Avesta. 3 Bde. (Titel-Ausg.) Lcipz., Friedrich.
I. Jran u. Turan. (XXVII u. 250 S.) — II. Vom Pontus bis z.
Indus. (XXIII u. 223 S.) — III. Vom Aral bis z. Gangä. (XXV
u. 245 S.) 11. 9.60.
Bückmann L., D. Vers v. 7 Hebgen. im deutschen Strophen¬
bau. Progr. Lüneburg, 4°. (38 S.) fl. —.60.
Eichler A., Variationen z. Tacitus’Annalen. I.: zu Buch I. Berl.,
Weidmann. (IV u. 51 S.) 11. —.60.
Gombert A., Weitere Beiträge z. Altersbcstimmg. nhd. Wort¬
formen m. bes. Berücks. d. Hcyne’schen deutschen Wtbuches.
Progr. Gr.-Strelitz. gr.-4°. (20 S.) fl. —.60.
Herwig, Idiotismen aus West-Thüringen. Progr. Eisleben, gr. 4°.
(32 S.) fl. —.90.
Hollaender L., Kunaxa. Histor.-krit. Beiträge z. Erklärg. v.
Xenophons Anabasis. Progr. Naumbg. gr.-4°. (36 S.) fl. —.72.
Jacobs E., Thasiaca. Berl., Weidmann. (51 S.) fl. 1.20.
Lexicon linguae hungaricac aevi antiquioris. Auspiciis academiae
scientiarum Hungaricae ed. G. Szarvas et S. Simonvi.
31 Lief. Budap., Hornyansky. Lex.-8°. (3 Bde., 1654, 1630,
1316 Sp. u. 290 S.) ä Lrf. 11. —.20.
Schneider Gg., Beiträge z. homer. Wortforschg. u. Textkritik.
Progr. Görlitz, gr.-4°. (31 S.) 11. —.60.
Düntzer H., Friederike v. Sesenheim im Lichte d. Wahrheit
Stuttg., Cotta. (111 u. 152 S.) fl. 1.80.
Flensburg Nils, Üb. Ursprung u. Bildg. d. Pronomens cF>t 6=.
Lund, Möller (69 S.). fl. —.84.
Rönström Th. O Joh., Metri V r ergiliani recensio. Ebd. (61 S.)
fl. -.72.
Sjöstrand Nils, In Svntaxin Draegereanam notaliones nonnullae.
Ebd. (40 S.) fl. —.60.
Wi nt zell Knut, De hcllcnismo Horatii quaestioncs nonnullae.
I. Ebd. (26 SA fl. —.72.
FreybeA., D. ethische Gehalt in Grillparzer’s Werken. Güters¬
loh, Bertelsmann. (59 S.) fl. —.48.
Philonis mcchanicae syntaxis libri IV. ct V. Recensuit Rieh.
Schoene. Berl., Reimer. (XU u. 96 S.) fl. 1.20.
Waag A., Üb. Herders Übertraggen. engl. Gedichte. Progr. Heidel¬
berg. (51 S.) 11. — 60.
Gelbhaus S, Mhd. Dichtg. in ihrer Beziehung z. biblisch-rabbin.
Litt. IV. Hft.: Üb. d. »Gregorius«, »Armen Heinrich« und
»hvein« Hartmanns v. Aue, nebst e. Schlusswort. Frankf. a. M ,
Kauffmann. (73 S.) fl. 1.05.
Johnson F., De conjunctivi et optativi usu Euripideo in enun-
tiatis tinalibus et condicionalibus. Berl., Heinrich. (70 S.) 11. 1.20.
Eli in ge r G., Deutsche Lyriker d. 16. Jhdts., ausgew. u. hrsg.
(Latein. Litt.-Denkmäler d. 15. u. 16. Jhdts., hrsg. v. Herrmann
u. Szamatölski, 7. Hft ) Berl., Speyer & Peters (XL u. 122 S.)
fl. 1 . 68 .
Sc hack-Sc hack enb urg II., Agyptolog. Studien. 1. Hit.: Zur
Gramm, d. Pyramidentexte. I. Lpzg., Hinrichs. gr.-4°. (56 auto-
graph. S.) fl. 2.40.
Kicnnast F. v. P., Altbayr. Possenspielc, f. d. Dachauer Bühne
bearb. Z. erstenmal hrsg. u. erkl. v. O. Brenner. München,
Kaiser. (XVI u. 40 S.) fl. —.72.
Weissmann K., D. sccnische Aufführg. d. griech. Dramen d.
5. Jhdts. Ebd. (80 S.) 11. 1.08.
Kühnemann E., Turgenjew u. Tolstoj. Berl., Wilhelmi. (39 S.l
II. —.48.
Kunst und Kunstgeschichte.
Fischer J., Die Stadtpfarrkirche zur schönen unser
lieben Frau in Ingolstadt. Eine kunsthistorische Studie.
Ingolstadt, A. Ganghofer’sche Buch- und Kunstdruck-Officin.
1892, gr. 8°. (II und 29 S. mit 3 Lichtdruck-Tafeln) fl. —.48.
Verfasser, welcher mit anerkennenswerthem Eifer
sich der Besprechung der Ingolstädter Denkmale zu wendet
und bereits auch die frühgothische obere Franciscaner-
kirche in den Kreis seiner Veröffentlichungen zog, will
in der unter oben angeführtem Titel erschienenen kunst¬
historischen Studie seinen Landsleuten und sonstigen
Kunstfreunden die Geschichte der Ingolstädter Liebfrauen¬
kirche und ihrer Ausstattung näherrücken. Das mit viel
Wärme und offenkundigem Streben sachgemässer Vcr
tiefung in den Gegenstand verfasste Schriftchen, dessen
meist gut ausgeglichene Darstellung drei entsprechend
ausgeführte Illustrationen der Innenansicht und des Grund¬
risses der Kirche, sowie der Gewölbedecorationen der
fünf westlichen Capellen wirksam unterstützen, behandelt
unter Heranziehung der für die Geschichte von Baiein-
Ingolstadt wichtigsten Momente den Gang des Baues,
die Charakterisierung des Denkmals und einzelner kunst¬
reicher Ausstattungsgegenstände, unter welchen die Be¬
schreibung des goldenen Marienbildes aus dem 15. Jahr¬
hunderte besonders interessiert, und die Restauration der
Kirche im 19. Jahrhunderte. Die mit Seite 18 beginnenden
Anmerkungen belegen oder ergänzen die Ausführungen
der Abhandlung in dankenswerter Weise.
Da die Studie sich an weitere Kreise wendet,
welchen die Hervorhebung des Wesentlichsten vollauf
genügen mag, so soll es ihr nicht als ein schwer
wiegender Mangel angerechnet werden, dass das Kunst¬
historische stellenweise etwas dürftig behandelt ist, da
z. B. bei dem Fehlen von Abbildungen der Fenster
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275
Nr. 9. — Okstkrrrichischks Ln iekaiühbi.ai i. — II. Jahrgang.
276
genauere Angaben über Fenstertheilung, Pfosten- und
Masswerkbildung erwünscht wären, Spruchbänder nicht
überall im Wortlaute mitgetheilt, sondern nur erwähnt,
die Darstellungen der aus spätgothischer Zeit entstammenden
Glasgemälde nicht durchaus angegeben sind. Auch sähe*
man die Eigenart des Kunstwerthes der plastischen
Details gern näher bestimmt. Sehr dankbar begrüsst der
Kunsthistoriker aber den Abdruck der vom Herzoge
Ludwig dem Bärtigen 1429 getroffenen Verfügung betreffs
der Grabsteinsculptur, deren Detailargaben von hohem
Interesse für den Arbeitsbetrieb spätmittelalterlicher Plastik
in Deutschland sind. Dass die auf der steinernen Gedenk¬
tafel von 1425 genannten Konrad Glötzl und Heinrich
Schnellmüller nicht die ersten Baumeister, sondern nur
die Rechnungsführer des Baues waren, ist bei Bezold-
Riehl, Kunstdenkmale des Königreiches Baiern, München
1892, I. Band: Die Kunstdenkmale des Regierungsbezirkes
Oberbaiern, 1. Lieferung, Seite 24 bereits hervorgehoben,
wo auch die Liste der Baumeister genauer und voll¬
ständiger als bei Fischer ist. Denn da die mit der
administrativen Leitung eines Baues betrauten Personen
in Deutschland Baumeister genannt wurden, und der zur
technischen Leitung des Betriebes aufgenommene Architekt
wiederholt als Werkmeister bezeichnet ist, lässt sich
angesichts der Erweisbarkeit des 1 432 gestorbenen Stein¬
metzmeisters Johann in Ingolstadt auch für den Bau der
dortigen Liebfrauenkirche das gleiche Verhältnis an¬
nehmen. Im allgemeinen wird die Studie ihrer im Vor¬
worte gekennzeichneten Aufgabe mit liebevoller Hingabe
an die Sache gerecht und ist sicher in den Kreisen, die
der Verfasser zunächst im Auge hat, freundlicher Auf¬
nahme gewiss. Die typographische Ausstattung ist sauber
und gefällig.
Prag. Joseph Neuwirth.
Hein Alois Raimund, k. k. Professor: Maeander, Kreuze,
Hakenkreuze und urmotivische Wirbelornamente in
Amerika. Wien, Alfred Holder. 1891, gr. 8°. (VII u. S,
mit 30 Originalillustr.) fl. —.40.
Der Verf. verbreitet sich in dieser Schrift eingehend über die
bekannten Maeander-, Kreuz- und Wirbelfoimen und sucht die¬
selben auf ihren Ursprung und ihre Bedeutung, besonders in Be¬
ziehung zur Mythologie und zur Schrift zu ergründen. F.ine
Reihe interessanter Vergleiche, gestützt auf zahlreiche Beispiele,
führt den Verf. zu seinen Schlüssen über die Gründe des gleich¬
zeitigen und doch nicht immer gegenseitig beeinflussten Auftretens
gewisser Urmotive bei allen Völkern. Die Schrift dürfte besonders
für angehende Archäologen Anregung zu ähnlichen StudicYi über
Urmotive gehen. Material hiefür ist wohl überall zu finden.
P. v. St.
Mittheilungen des k. k. Österr. Museums für Kunst und
Industrie. N. F. VIII, 1-4.
(1.) Ilg, Z. Gesch. d. österr. Steinschneider d. Barock-Zeit¬
alters. — F olnesics. Z. Gesch. d. altägypt. Schmuckes. (Schl.)
— (2.) v. Falke, D. Ausstellg. mitteialtcrl. Hausraths im Ost.
Museum. — Riegl, D. antike Wcbstuhl. — (3.) Riegl, I). Pariser
Ausstellg. weibl. Kunstarbeiten. — Macht, D. Naturformen u. d.
Ornamentik (Schl, in Heft 4.) — (4.) Archäol. Ausstellg. im
k. k. Öst. Museum 1893. — Bücher, E. neue Publication aus d.
Ost. Museum.
Neue Erscheinungen:
Ehe G., D. Schmuckformen d. Denkmalsbauten aus allen Stil¬
epochen seit d. griech. Antike. (In 8 Theilen.) I. u. II. Thl.:
Antike u. altchristl. Zeit. Berk, Siemens. gr.-4°. (50 S. m.
33 Abb. u. 4 Taf.) fl. 3.84.
Haendckc B., D. Schweiz. Malerei im 16. Jhdt. diesseits d. Alpen
u. unter Berücks. d. Glasmalerei, d. Formschnittes u. d. Kupfer¬
stiches. Aarau, Saueriänder. (V u. 417 S. m. S 111. u. 30 Taf.)
fl. 6 . — .
Overbeck J, Gesch. d. griech. Plastik 4. Aufl. 2. Halbbd. Leipz.,
Hinrichs. (XII u. S. 303-^565 m. 73 Abb.) fl. 3.60.
Riegl AI., Stilfragen. Grundlegung, z. e. Gesch. d. Ornamentik.
Be;l, Siemens. (XIX u. 346 S. m. 197 Abh.) fl. 7.20.
Furtwängler Adf., S. Körte u. A. M il chh hoefer. Archäolog.
Studien, ihrem Lehrer Hcinr. Brunn z. Feier s. 50j. Doctorjuh.
dargebracht. Berk. Reimer (III., 91 S. m. 19 Abb. u. 3 Taf)
fl. 9.—.
Schiatter S. u. D., Bild u. Gleichnis. St. Gallen. Huber qu-
gr.-8°. (23 S. m. z. Th. färb. III.) fl. 1.92.
Hirth G. u. R. Mut her, Meister Holzschnitte aus 4 Jhdten.
München, G. Hirth gr.-4°. (232 Bl. m.XLIIIS. Text), fl. 24. —.
Hausegger F. v.. Das Jenseits d. Künstlers. Wien, Konegen,
(XII u. 311 S.) fl. 2.40.
Länder- und Völkerkunde.
Beiträge z. Namensverbesserung der Karten des Deutschen
Reichs von A. Wessinger, H. Witte und H. Herbcrs.
Herausgegeben im Aufträge der Ccntralcommission für wissen¬
schaftliche Länderkunde von Deutschland und mit einem Schluss¬
wort verschon von Alfred Ki i ch hoff. Leipzig, Gustav Uhl.
1892. 8°. (II u. 90 S.) fl. 1.80.
Der im April 1889 zu Berlin abgelialtene achte
deutsche Geographentag hatte anerkannt (heisst es in der
Vorrede), dass selbst auf den besten Karten des Deutschen
Reiches die Namenschreibung mitunter ungenau oder ge¬
radezu unrichtig sei, ja dass es hiefür überhaupt an einer
grundsätzlichen Richtschnur fehle. Die vom Geographen¬
tage eingesetzte »Centralcommission« schrieb in Folge
dessen eine Preisbewerbung für »Arbeiten zur Berichtigung
der Namen auf den Generalstabskarten des Deutschen
Reiches« aus. In der Anzahl der daraufhin eingesandten
Arbeiten erschienen drei als des Druckes würdig: sie sind
in dem vorliegenden Büchlein vereinigt.
Ref. bekennt für sein Theil dass er solchen Ver¬
bessern ngs versuchen geradeso skeptisch gegenübersteht
wie den verschiedenen officiellen Versuchen zur Regelung
der neudeutschen Rechtschreibung überhaupt. — Von
principiellen Bedenken abgesehen, kommt nach der prak¬
tischen Seite bei solchem Unternehmen nichts heraus als
mehr oder minder bedenkliche Eingriffe in Althergebrachtes,
Halbheiten und Stückwerk. Die Ermittelung der geschicht¬
lichen Grundformen der Namen ist gewiss etwas sehr
Wichtiges: aber nicht zu Zwecken der Kartographie un^i
des täglichen Verkehrs. Gerade das wird aber in vor¬
liegendem Büchlein angestrebt. Wir haben ja auch in
Niederösterreich eine derartige Bewegung gehabt, die auf
das Archaisieren aus war, »Asparn« haben wollte für
»Aspern« (obwohl niemand von einer Schlacht bei Asparn
spricht, sie so auch nicht in Körners Liede lebt) und
die richtig einige der in der Geschichte des österreichischen
Dialectes begründeten b für e (— a) ausgemerzt hat in
Namen wie Mölk, Mödling, Hornstein, Vöslau, Pöchlarn
und sogar Göllcrsdorf. Das ist auch was Rechtes!
Auch in den vier Aufsätzen des vorliegenden Büch¬
leins wird im Allgemeinen einer gelinden Auffrischung
der modernen Ortsnamenformen aus den sprachgeschicht-
lichen Grundlagen das Wort geredet. Am besonnensten
thun dies Witte und Kirchhoff. Ersterer, durch Ar¬
beiten über lothringische Namen bereits vorteilhaft be¬
kannt, hat insoferne dankbaren Boden, als er von der
seit 1870 — 71 nöthig gewordenen Verdeutschung der
Ortsnamen Deutsch-Lothringens, also einer Arbeit von
eminent praktischem Interesse ausgehen kann. Das deutsche
Reich findet sich hier vor der Thatsache, dass die Fort¬
entwickelung der alten deutschen Namen durch die
französische Herrschaft, die sie durch französische oder
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277 Nu. 9. — Okstkrkkichischks Ln
französisch gemachte ersetzte, unterbunden ward, so dass
sie nur in arger dialectischer Entartung sich fortgefristet
haben. Hier ist also in der That nöthig, auf die geschicht¬
lich beglaubigten altdeutschen Grundformen zurückzugehen,
soll die Verncudeutschung keine willkürliche und bloss
mechanische werden. Witte zeigt, dass mit der blossen
Rückumformung der französischen -äuge in deutsche
-ingen allein nichts gethan sei, legt die dabei begangenen
Fehler dar und spricht sich gegen die künstliche Schaffung
neudeutscher Namen für reinfranzösische Orte aus. —
Auch Kirchhoff ist soweit beizupflichten als er pedan¬
tische Verschiedenheiten der amtlichen Schreibung wie
zumal in den Ausgängen - Stadt , -stedt und - statt ,
- hart , -hard und - Jiaard - reut, -reutJi , reit und
-reith und dgl. beseitigt und für sie eine einheitliche
Schreibart festgesetzt haben will, oder wenn er auf Be¬
seitigung oft komischer Missverständnisse (wie in dem
wundersamen Ortsnamen »Mädchenthals Leiden« im Lande
Hadeln) dringt. (Auch bei uns könnte und sollte die
amtliche Schreibung aufhören, noch immer neue Barba¬
rismen zu schaffen, wie z. B. die ganz unsinnigen Erlauf
und Sonnwelleck für die stets üblichen und allein rich¬
tigen Formen Erlaf und Sinnwcl/eck.) Andere seiner Vor¬
schläge und Hoffnungen scheinen uns über das Wünschens-
werthe und Erreichbare weit hinauszugehn. — Der Beitrag
Herbers beschränkt sich auf den tabellarischen Nachweis
einiger unrichtiger Namenangaben auf den Messtischblättern
des mittleren Deutschlands, für die die richtigen einzusetzen
wären. Das hat mit gewaltsamen Verbesserungsversuchen
nichts zu thun, sondern liegt im wohlerwogenen Interesse
des Kartographen. — Am breitesten gerathen ist der Beitrag
Wessi ngers, der »die Rechtschreibung der deutschen
Ortsnamen auf Grund der südbaicrischen Ortsnamen be¬
gutachten« will und dabei seine Liebhaber-Kenntnisse auf
dem Gebiete der Germanistik zu verwerthen sucht. Von
schiefen Auffassungen und philologischen Inthiimcrn ist
diese Abhandlung leider ebenso voll wie des Verfassers
ältere Arbeiten ; seine eigenen Vorschläge zur Verbesserung
der Schreibung der Ortsnamen erscheinen daher nicht
beifallswürdig. Zur Besprechung von Einzelheiten fehlt
kier der Raum.
Im Ganzen glaubt Ref. nicht, dass durch diese Er¬
gebnisse der Preisausschreibung die Sache, der sie dienen
sollte, wesentlich gefördert sei.
Wien. Dr. Rieh. Müller.
Murr, l)r. Jos.; Wo steht die Wiege der Menschheit?
Vom pflanzengeographischen Standpunkte aus beantwortet.
Innsbruck, Vereinshandlung. 1891. S° (34 S.) 11. —.24.
In der Bibel wird die Gebirgslandschaft Ararat,
Armenien und die Gebiete südlich und südöstlich vom
Caspisee, als Urheimat der nachsintflutlichcn Menschheit
bezeichn,et. M. stellt sich die Aufgabe, die Glaubwürdig¬
keit dieses Berichtes vom pflanzengeographischen Stand¬
punkte nahezulegen und darzuthun, -dass nach den Re¬
sultaten der neuesten wissenschaftlichen Forschungen
gerade das in der Bibel genannte Land sich als die ur¬
sprüngliche Heimat der meisten (Kulturpflanzen und somit
auch als Ausgangspunkt für die Ausbreitung der Mensch¬
heit nach der grossen Flut erweist« (S. 8).
Der Verf. führt nun eine Reihe von Nutz- und Cultur-
pllanzen vor, die nach neuern Forschungen — benützt
wird vorzüglich das De Candolle’sche Buch »Der Ur¬
sprung der Culturpflanzen« (deutsch von IG Götze, Leipzig
TTKR ATURBI.ATT. — II. JAHRGANG. 278
1884) — in Armenien oder den angrenzenden Gebieten
ihre Urheimat haben. Wer aber dieses oder ähnliche
Werke durchnimmt, muss sich sagen , dass wir
noch recht weit von sichern wissenschaftlichen
»Resultaten« sind. Schräder (Sprachvergl. u. Urgesch."
S. 430) steht nicht an, den Satz Humboldts »Der Ur¬
sprung, das ers:e Vaterland der dem Menschen nützlichsten
Gewächse, welche ihm seit den fernsten Zeiten folgen,
ist ein ebenso undurchdringliches Geheimnis wie die
Heimat aller Hausthiere« auch auf die Gegenwart anzu¬
wenden. Erscheint demnach obiger Versuch wenigstens
theilweise verfrüht, so können wir uns noch weniger
mit der wissenschaftlichen Methode des Verf. befreunden.
M. schliesst nämlich seine Aufzählung mit den Worten:
»Von dem Ländergebiete, woher die Gulturpflanzen ihren
Ausgang genommen haben, muss nothwendig auch die
Menschheit als Trägerin der Cultur ausgegangen sein«
(S. 33). Dieser Satz ist mit der Einschränkung wahr,
dass unter »Culturpflanzen« nicht alle aufgezählten,
sondern die dem Menschen noth wen digsteil verstan¬
den werden. Es kommt doch in erster Linie darauf an,
welche Culturpflanzen die Menschen in der ältesten
Zeit — durch die Sprache nachweisbar — besessen haben;
oder mit Beziehung auf die hier vor allen massgebenden
Völker, welche Culturpflanzen die Ursemiten gekannt
haben und welche nicht. Sodann wäre der Bestand an
Culturpflanzen bei den Semiten mit dem der Indogermanen
u. s. f. zu vergleichen 1 ); erst auf dieser Basis erscheint
die definitive Entscheidung vom rein wissenschaftlichen
Standpunkte aus möglich. An Vorarbeiten hiefür fehlt
es nicht. Schon 1875 erschien der Aufsatz A. v. Kremers
»Semitische Culturentlehnungen aus dem Pflanzen- und
Thierreiche« (zuerst im »Ausland« 1875, 1 —5, dann
separat, Stuttgart 1875); ihm schloss sich Fritz Hommel
an (»Die ursprüngl. Wohnsitze der Semiten«, Beil, zur
Allg. Ztg. 1878, Nr. 203; und »Die Namen der Säuge-
thiere bei den südsemitischen Völkern«, 1379; »Arier
und Semiten«, 1879); auch A. Müllers Aufsatz »Semi¬
tische Lehnwörter im älteren Griechisch« gehüüt hieher;
des Verf. Belege sind zu ungleich.
Nach dem Gesagten können wir M. nicht beistimmen,
wenn er als Facit seiner Arbeit die Behauptung auf¬
stellt, dass sich — heute schon ~~ der biblische Bericht
von dem Ausgangspunkte der Menschheit »kaum von
einem Standpunkte aus sicherer und nachdrücklicher
erweisen lässt, als eben vom pflanzengeographischen.«
M.-Weisskirchen. J. Seeber.
Globus. LX11I, 10-18.
(16.) Greim, I). deutsche Planktonfahl t. — Frdr. Schxvatka's
Besuch bei d. Höhlenbewohnern Mexikos. — Drexler, D. Regen¬
bogen als Wassertrinker. — Kraus, D. Gasquellen b. Wels in
Ob.-Oestorr. — Schwarz, Meteorolog. u. klimat. Verhältnisse iin
»Todcsthale« (Kalifornien). — Wilser, I). natürl. Auslese beim
Menschen. — Jocst, Ueb. Verneinen durch Kopfbewegg. — (17.)
Sa pp er, E. Ausflug nach d. Südgrenzc v. Guatemala. — Achelis,
I). Hexenglaulc lils psycholog. Entwicklgsstufe d. Animismus. —
Birmanisches Kunstgcwerbe. — Gerb. Rohlfs, Tuat. — (18.)
Schott, E. Besuch in Atjeh auf Sumatra. — Sengstake,
1). Ornamente d. Betsilco-Malgassen. — Klittke, D. Nephrit d.
Neuseeländer. — Van Beb her, Höhe u. Zugge-chwindigkeit d.
Wolkenfoimen. — Scobel, D. jetzige Stand d. nordamerikan.
Indianer.
*) Gerste, Weizen, Hirse, Bohnen, Zwiebel, Flachs gehören
7. B. dem europäischen, wie dem ägyptisch-semitischen Cultur-
kreise an: Roggen, Hafer und Hanf fehlen hier wie dort.
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279
Nk. 9. — OesTKRREICHISCHKS Lli 1ERATUKBLAT1.
II. Jahrgang.
280
Neue Erscheinungen:
Osswald Th., Italien. Reiseerinnerungen aus d. Winter 1890/91.
Leipz., Richter. (78 S.) fl. —.60.
Preuss O., Die Lippischen Flurnamen. Detmold, Meyer. (IV u.
163 S.) fl. 1.80.
Lindau P., Altes u. Neues aus d. alten Welt. E. Reise durch d.
Vereinigten Staaten u. Mexiko. 2 Bde. Berl., Duncker (I. Bd. V
u. 327 S.) fl. 2.40.
Burkhard G., Nach Jerusalem. Persönl. Erlebnisse, Eindrücke u.
Anschaugen. Gotha, F. A. Perthes. (VII u. 210 S.) fl. 2.16.
lvnötel A. F. R., Atlantis u. d. Volk d. Atlanten. E. Bcitr. z.
400j. Festfeicr d. Entdeckung Amerikas. Leipz., Grunow. (\ r IlI
u. 418 S.) fl. 2.70.
Bartels M., D. Medicin d. Naturvölker. Ethnolog. Beiträge z.
Urgesch. d. Medicin. (In 7—8 Lief., m. c 175 Orig.-Holzschn.)
1. Lief. Leipz., Grieben. (64 S.) fl. —.90.
Hesse-Wartegg E. v., Chicago. E. Weltstadt im amerikan.
Westen. Stuttg.. Union (III u. 228 S.) fl. 2.40.
Rechts- und Staatswissenschaft.
XX. Annual Report of the Director of the Mint. Washington,
Government Printing Office, 1892. *gr.-8°, (270 S.) fl. 2.40.
Seit dem Ableben Soetbeer’s ist das wissenschaftliche
Arbeitsfeld, das er so lange Jahre hindurch in treuer
Sorge bestellte, die Statistik des Geld- und Münzwesens,
wie verwaist, und die Befürchtung ist gerechtfertigt,
dass kaum ein einzelner Gelehrter die umfassende Thätig-
keit jenes unermüdlichen Mannes auf diesem Gebiete nach
allen Richtungen werde aufnehmen und fortsetzen können.
Vermochte ja selbst Soetbeer, welcher neben einer ausser-
gewöhnlichen Arbeitsenergie und langen fachlichen Er¬
fahrung über weitverzweigte, durch viele Jahre hindurch
gepflegte persönliche Verbindungen privater und officieller
Natur in aller Herren Länder verfügte, und dessen inter¬
nationaler Ruf auch schwer zugängliche Quellen leicht
erschloss, der in den letzten zwei Decennien sich immer
breiter und schwieriger gestaltenden Aufgabe der Münz¬
statistik nur mehr dadurch voll zu genügen, dass all¬
mählich die Regierungen selbst immer grössere Aufmerk¬
samkeit der Zusammenstellung der statistischen Daten
über ihr Geldwesen zu wendeten. Unter diesen officiellen
münzstatistischen Publicationen nehmen die seit dem
Jahre 1870 erscheinenden Berichte der Münzdirectoren
der nordamerikanischen Union den ersten Rang ein, nicht
bloss wegen der ausserordentlichen Sorgfalt und Gründ¬
lichkeit, mit welcher in ihnen die Statistik des Geld¬
wesens des eigenen Landes besorgt ist, sondern insbe¬
sondere darum, weil sie über die Grenzen der United
States auf das Geldwesen aller Länder hinausgreifen.
Der nordamerikanische Münzdirector, gegenwärtig
Herr Edward O. Leech, verfügt über sehr verlässliche
Quellen. Er erhält die von ihm gebrachten statistischen
Daten der fremden Staaten auf Grund eines an deren
Regierungen im Wege des auswärtigen Amtes und der
Legationen versendeten Fragebogens, welcher die wich¬
tigsten münz- und währungsstatistischen Punkte betrifft
(Production, Import und Export, Prägung von Gold und
Silber, Schätzung des Vorrathes an P^delmetallen in
Barren und Münzen, der metallischen und Papiergeld-
Circulation, Währungsgesetzgebung etc.) — Die Ziffern
für Süd-Afrika im vorliegenden Report sind leider sehr
spärlich, obwohl gerade sie bei der dermaligen Vertheilung
der Goldproduction von höchstem Interesse wären. —
Da die letzten statistischen Arbeiten Soetbeer’s (Edcl-
metallgewinnung etc. in Conrads Jahrb. f. Nationalök.
u. Statistik 1891, 3. Folge, 1. B. und Litteraturnachweis
über Geld- und Münzwesen, Berl. 1892) ebenso wie die
von der österreichischen und ungarischen Regierung den
beiden Valuta-Enqueten vorgelegten Währungstabellen nur
bis 1889, für einige Punkte bis 1890 reichen, auch die
seither erschienenen Schriften (wie z. B. O. Haupt, Gold,
Silber und die Valutaherstellung) nur einzelne neuere
statistische Daten bringen, so bietet der vorliegende Report
des amerikanischen Münzdirectors die jüngste, das ge-
sammte Geldwesen der Erde ziffermässig erfassende Dar¬
stellung. Er ist deshalb und insbesondere für Oesterreich-
Ungarn mit Rücksicht auf dessen Währungsreform von
aussergewöhnlichem Interesse.
Gerade jetzt, wo die beiden Regierungen der Mo¬
narchie die ersten Schritte zur Beschaffung des Gold¬
stockes für die Aufnahme der Baarzahlungen vollendet
haben und an die Fortsetzung dieses Werkes herantreten
müssen, sind namentlich die statistischen Ausweise über
die Goldproduction der Erde von besonderer Wichtigkeit.
Es seien diese oftgesuchten und meist verstümmelt ge¬
brachten Ziffern hier wiedergeben :
Goldproduction der Erde:
1889
185.809 Kilogr.
(123-5 Mill. Dollars)
1890
181.256
(120-5 „
1891
189.824
(126-2 „
Die zur
Aufnahme der
Barzahlungen unserer Mo-
narchie nöthige Goldmenge beträgt ca. 190.000 Kilogr.
(i. e. 262 Mill. Goldgulden), also ungefähr die Ja'nres-
production von 1891. (Genauere Angaben über die gegen¬
wärtige Lage und die Entwicklung der Goldproduction
s. des Ref. Bericht in der Oesterr. Zeitschr. f. Berg- und
Hüttenwesen 1893, Nr. 11 u. f.)
Ref. weiss sehr wohl, dass die Berichte der ameri¬
kanischen Münzdirectoren in fachlichen Kreisen altbekannt
sind; trotzdem hielt er es nicht für überflüssig, neuerdings
eingehend auf dieselben aufmerksam zu machen. Denn
bisher machten die erschöpfenden Arbeiten Soetbeers die
originäre Benützung derselben überflüssig; heute aber, wo
sich für uns das Interesse an der Münzstatistik wesentlich
gesteigert hat, während dieselbe ihres hervorragendsten
Vertreters beraubt wurde, sind sie das einzige umfassende
Quellenmateriale und verdienen deshalb grössere Beach¬
tung, Verbreitung und unmittelbare Berücksichtigung. —
Aus diesen Gründen ist auch die von dem Finanzminister
im Österreich. Budgetausschusse gegebene Versicherung,
dass die österr. Regierung an die officiclle Fortführung
ihrer (ausgezeichneten!) Währungstabellen denke, mit leb¬
hafter Genugthuung zu begrüssen.
Wien. Jos. M. Arnulf Fuchs
Socialpolit. Centralblatt. II, 26-30.
(26.) Jastrow, Grundsteuer u. Besitzüberschuldg. in
Preussen. — Bluhm, Z. Lage d. Handlgsgehilfinnen. — Olden-
berg, E. Enquete üb. d. Wirkgen. d. neuen deutschen Arbeiter¬
schutzgesetzes. — Lux, D. Unfälle b. Betrieb d. normalspur.
Eisenbahnen Deutschlds. — (27.) Hcrkner, D. österr. Enquete
üb. d. Organisation d. Grossindustrie. — v. Struve, Z. Social¬
statistik d. Missernten in Russland. — Oldenberg, Arbeits¬
losigkeit im Buchdruckergewerbe. — Lang, D. Unentgeltlichkeit
d. Lehrmittel an d. Schweiz. Schulen. — (28.) Quarck, D.
Erhebgen. (Bd. II u. III) u. Verhandlgen. d. Vereins f. Social¬
politik üb. d. Verhältnisse d. ländl. Arbeiter. — Lotz, D. Aus¬
gang d. grossen Arbeitssperrg. in d. Baumwollindustrie v. Lan-
cashire.— (29.) Rosenfeld, Socialpolit. Maassregeln gg. d. Ver¬
brecher. u. verwahrloste Jugend. — Jastrow, D. Stand d.
Vermögenssteuer in Preussen. — Ramsperger, Wirkgen. d.
Alkoholmonopols in d. Schweiz. — (30.) v. Mangoldt, Z. Frage
d. gewerbl. Fachbildg. in Deutschld. — H. Cohn, D. Tragweite
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281
Nr. Ö. — Okstkrreichischks LlTTKKATURBI.ATT. — II. Jahrgang.
282
d. deutschen Wuchergesetzvorlage. — Jastrow, 1). Communal-
abgaben d. Standesherren in Prcus>en. — Hringmann, Tage-
iohne u. Länge d. Arbeitstages im Zimmergewerbe während d.
Sommermonate.
Juristen-Zeitung. XVI, 17—21.
Weishut, L). Commissionsgeschäft im Effectenhandel. (Schl,
in Nr. 18.) — Weisl, Vorschläge z. Regelg. d. Militär-Strafver¬
fahrens. — (18.) Jäger, Z. Gesell, d. directen Personalsteuer n.
deren Reform. (Ports, in Nr. 19 u. 20.) — (19.) D. Reform d.
Civilprocesses. (Forts, in Nr. 20, 21.) — (20.) E. Beitr. z. Ver¬
lagsrechte. — (21 ) I). Entwurf c. bürgerl. Gesetzbuches f.
Deutschland.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik. Folge 3, V, i.
Wi ttel s h ö fe r, D. landwirtseh. Brennerei in Deutschld. unter
J. Wirkg. d. Branntweinsteuergesetzes v. 24./VI. S7. — Schaube,
I). wahre BeschafTenht. d. Versicherg. — Greiff, D. 2. Lesg d. Ent¬
wurfs e. bürg. Gesetzb. f. d. D. Reich. — Cordt Trap, Ueb. d.
Sillg. d. dün. Gesetzgebg. z. Unterstützg. d. Unbemittelten, die
nicht unter d. Armenwesen stehen. — Ocrtmann, D. Pfandrecht
d. Bauhandwerker. — Heekei, I). Haushaltsetat (ur Württemberg
1892/3. — D. Preise d. J. 1891 verglichen mit d Vorjahren.
Neue Erscheinungen:
Cassel 1 Leo, I). Form d. Rechtsgeschäfte im Gebiete d. preuss.
allgem. Landrechts. Paderb., Schöning!). (VIII u. 76 S.) 11. 1.08.
Dolinski A. t Haftg. d. Contrahenten f. s. Gehilfen b. d. Ah-
sehliessg. v. obligator. Verträgen nach österr. u. gern. Recht.
K. civilr. Studie. Lemberg, Gubrvnowicz & Schmidt. (195 S.)
11. 3.30.
Engel mann A , D. preuss. Privatrecht in Anknüpfg. an d.
gemeine Rechtssystem, dargestellt. 5. Aull. Breslau, Koebner.
(XV u. 541 S.) 11. 4 80.
Gerstner Th., Internationales Eisenbahn-Frachtrecht... . in sy-
stemat. Darstellg. erläutert. Berl., Vahlen. (XVIII u. 618 S.)
II. 7.20.
Goltz Th. Frh. v., L). ländl. Arbeitcrclasse u. d. preuss. Staat.
Jena. Fischer. (VI u. 300 S.) 11. 3.60.
Grabmayr K. v., Verfachbuch oder publica fides f E. Beitr. z.
Reform d. üffentl. Bücher in Tirol. Meran, Filmen reich. (VII u.
188 S.) fl. 1.68.
Henne am Rhyn O.. 1). Gebrechen u. Sünden d. Sittenpolizei
aller Zeiten, vorz. d. Ggwart. Leipz., Spohr. (III u. 178 S.) fl. 1.80.
Horten H., U. Personalexecution in Gesch. u. Dogma. I. Bd.
(l.Abth.: Ausserdeutsche Grundlagen. 1. Buch: Franken ) Wien,
Manz. (243 S ) 11. 3.60.
Janke H., D. Übervölkg. u. ihre Abwehr. Leipz., Spohr. (XII u.
160 S.) 11. 1.44.
Lenz Adf., I). strafrechtl. Schutz d. Pfandrechts. E. Beitr. z.
Gesch. u. Dogmatik d. Schuldrechts. Stuttg., Enke. (VIII u.
271 S.i 11. 4.20.
Mcvn E., Stadterweitergen. in rechtl. Beziehg. Beil Ilevmann.
VII u. 99 S.) 11. 1.20.
Nippold F., D. cliristl. Adel deutscher Nation. E. Rückblick u.
Ausblick auf s. Verggheit. u. Zukunft. Mit bes Beziehg. auf
d. deutsche Adelsgenossensehft. u. d. Adelsblatt. Berl., Reimer.
/VIII u. 132 S.) 11. 1.08.
Ren sing Fz., D. Widerrechtlichkt. als Schadenersatzgrund nach
schweizer. Obligationenrecht u. d. Entwürfe e. bürgerl. Gesetz¬
buchs f. d. Deutsche Reich unter Bcrücks d. röm. Rechts. Frei*
bürg (Schweiz), Veith. (69 S.) 11. 1.80.
Statistik, Österr., hrsg. v. d. k. U. Gentral-Commission. XXXII,
2. (D. Ergebnisse d. Volkszählg. vom 31. Dec. 1890 in den im
Reichsrath vertretenen Königr. u. Ländern. 2. Heft: D. Bevölkerg.
nach Heimatsberechtigg. u. Gebürtigkeit. Wien, Gerold s Sohn.
(LXXVIH u. 76 S. mit 4 Kartogrammen.) 11. 3. — .
Weishut A., D. Effectenumsatz u. dessen Besteuerg. nach d.
Ges. v. 18. Sept. 1892 m. bes. Berücks. d. beziigl. deutschen
Gesetzgeb. u. Rechtssprechg. systemat. dargestellt. M. e. Vonv.
v. Dr. L. v. Bilinski. Wien, Breitenstein. (VII u. 242 S.) 11. 3.—.
Bleibt reu C, Christenthum u. Staat. Leipz., Friedrich. (44 S.)
fl. —.60.
Dietrich H., D. rechtl. Stellg. d. Gläubiger e. überschuldeten
Nachlasses zu e v. d. Erblasser abgeschlossenen Capital-
versicherg. d. eigenen Lehens auf d. Todesfall. Göttingen,
Vandenhocck u. Ruprecht. (VII u. 52 S.) fl. —.60.
Goldfeld J, Streitfragen aus d. deutschen Erbrecht. I. Cb. d.
Erwerb d. Erbschaft u. d. Rechtsstcllg. d. Erben, insbes. nach
hamburg. Recht. II. Üb. Testamentsvollstrecker nach gern. u.
hamburg. Recht, sowie nach d. Entwurf d. deutschen bürgerl.
Gesetzbuches. Hambg., Meissner. (III u. 110 S.) fl. 1.80.
Hinschius P., D. Kirchenrecht d. Katholiken u. Protestanten in
Deutschld. V, 1: System d. kathol. Kirchenrechts m. bes. Rücks.
auf Deutschld. (Forts.) Berl., Guttentag. (VIII u. 492 S.) fl. 9.—.
Stange K., Beiträge z. Lehre v. d. Bigamie. Diss., Göttingen,
Vandcrhoeck & Ruprecht. (42 S ) fl. —.60.
Meyer Gg., Üb. d. Schwankgen. u. d. Bedarf an Handarbeit in
d. deutschen Landwirtschaft u. d. Möglichkeit ihrer Ausgleichg.
(Staatswiss. Studien, hrsg. v. L. Elster, V, 1.) Jena, Fischer.
(100 S.) 11. 1.50.
Wetzel E., D. Zollrecht d. deutschen Könige v. d. ältesten
Zeiten bis z. gold. Bulle. (Untersuchgen. z. d. deutsch. Staats-
u. Rechtsgesch., krsg. v. Gierke, 43. Heft.) ßrcsl., Koebner. (VII
u. 144 S.) fl. 2.88.
Beck-Mannagetta P. Ritter v.. D. österr. Patentrecht. Berl.,
Heymann. (XV u. 660 S) fl. 7.20.
Wiener H., D. Differenzgeschäft v. Standpunkt d. jetz. Rechts¬
sprechg. Ebd. (64 S.). fl. —.90.
Kredit, D. öffentliche. S. Ein wirkg. auf d. Verschärfg. d. soe.
Ggsätze. Berl , Wilhelmi. (48 S.) 11. —.60.
Huther, 1). Causalzusammenhang als Voraussctzg. d. Strafrechts.
Wismar, Hinstorff. (V u. 137 S.) fl. 1.44.
Strempel G. L., D. Blancocession nach gern. Rechte. Ebd.
(108 S.) 11. 1. 1.20.
Sevdel M. v, Staatsrechtl. u. polit. Abhandlgen. Freibg., Mohr.
(IV u. 247 S.) fl. 2 88.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Romanes George John: Darwin und nach Darwin. Eine Dar¬
stellung der Darwinschen Theorie und Erörterung der Darwin¬
schen Streitfragen. I. Bd. Die Darwinsche Theorie. Mit Be¬
willigung des Verf. aus dem Englischen übersetzt von Dr. B.
V e 11 e r, Professor an der technischen Hochschule in Dresden.
Mit dem Bildnisse Charles DarwinS u. 124 Figuren im Text.
Leipzig, W. Engelmann. 1892. 8°. (VII u. 542 S.) 11. 5.40.
Der Verf. beabsichtigt in drei selbständigen Werken
folgenden Stoff zu behandeln: im ersten Theile soll die
Entwicklung der Biologie bis Darwin dargestellt werden.
Der zweite Theil behandelt die Lehre Darwin’s von der
organischen Entwickelung. Der dritte Theil soll unter
dem Titel »Darwinsche Streitfragen« der Fortentwicke¬
lung dieser Lehre nach dem Tode DarwinS gewidmet
sein. Der vorliegende erste Band dieses Werkes behan¬
delt unter dem angeführten Titel den zweiten Theil des
geplanten Werkes; der nächste, noch für dieses Jahr
in Aussicht gestellte Band wird sich mit dem dritten
Theile beschäftigen, während der historische Theil in
fernerer Zukunft folgen soll. Der Verf. steht vollständig
und eifrig auf Seite Darwin’s; die Darstellung ist klar
und gemeinverständlich, durchwegs sachlich gehalten.
Ueberzeugend wirken seine Ausführungen freilich nicht.
Innsbruck. B l a a s.
Schönach Hugo, Prof.: Beiträge zur Flora von Tirol und
Vorarlberg. (37. Jahresbcr. d. k. k. Real-und Obergymnasiums
in Feldkirch.) Feldkirch. 1892. 8°. 22 S.
Fast ein halbes Tausend bisher unbekannter Fundorte mit¬
unter sehr seltener Gefässpflanzen sind hier der Oeffentlichkeit
übergeben. Es bieten daher diese Beiträge eine ergiebige Quelle
für eine neue, auf der Höhe der Zeit stehende Flora von Tirol
und Vorarlberg. Die Nothwendigkeit einer solchen tritt durch
jeden ähnlichen grösseren oder kleineren Beitrag immer mehr
hervor, z mal seit dem Erscheinen der Flora des Baron Hausmann
bereits 40 Jahre verflossen und unterdessen viele neue Ent¬
deckungen gemacht worden sind. Jede neue Entdeckung muss
als ein neuer Baustein für die neue Flora begrüsst werden, der
um so wertvoller ist, je verlässlicher die Bestimmungen der Bei¬
träge sind. Schönachs Bestimmungen sind dies; ist er selbst
als gewiegter Botaniker bekannt und hat sich überdies in
kritischen Fällen des Rathes bewährter Fachmänner und Specialisten
bedient, was bei den einzelnen Arten stets auch angegeben wird.
So finden wir die Namen Kerner, Wettstein, Zimmeter (Potentilla),
Gmnblich (Rosa), Bayer u. a. Einige besonders interessante
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283
Nh. 9. — ÜKSTKRRK1CHISCHKS LlT TERATURB1.A1T. II. JAHRGANG.
Vorkommnisse mögen hier Erwähnung finden: Anemone nutans
Gaud. auf der Malserhaide (1. Treuinfels), Viola Badensis (alba X
hirta) Wiesb. um Trient (1. Gelmi), Viola austriaca Kern, um
Bruneck u. Feldkirch, Rosa Baldensis Kern, bei Feldkirch, Saxi¬
fraga Hohenwartii Sternberg i. d. Dolomiten. Veronica agrestis
Linne bei Langgarten und Luttach u. s. w.
S. 5 Z. 15 v. u. blieb ein Druckfehler stehen »BeÜ.t, statt
Bess. (= Besser). Sonst ist die Schulorthographie tadellos durch¬
geführt.
Mariaschein. VViesbaur.l. S.
Meteorolog. Zeitschrift. X, 3 u. 4.
(3.) Mohn, Irisierende Wolken. — Mazelle, Z. Bestimm#,
d. Stärke einzelner Borastösse. —Kleinere Mitthgen., u. a.:Hann,
I). Windverhältnisse des Ben Nevis; — Hann, Winde auf d.
Sonnblick-Gipfel gg. d. Gesetz v. Buys-Ballot; — Satke, Ob. d.
starken Winde in Tarnopol; — Woeikof, Wild üb. d. Witterg.
d. Sommers 1892 u. d. Winters 1892/93; — Ds., D. höchste bis
jetzt beobachtete Luftdruck auf d. Erde;— Köpper, D. Bahnen
d. Orkane im südl. Ind. Ocean; — Hazen, D. Schleuder- u.
Aspirations-Psychrometer; — Schur. Elster u. Geitel üb. Elms¬
feuer auf d. Sonnblick. — (4) Pauisen, Üb. d. Hypothesen d.
Oscillationen d. sog. Maximalzone d. Polarlichtes u. üb. d. Eigen-
thümlichkeiten d. Entfaltg. d. Polarlichtes in dieser Zone. -
Herrmann, Beziehgen. d. täglichen synoptischen Wetterkarten
z. allgem. atmosphärischen Circulation. II. — Kleinere Mittheilgen.,
u. a.: Einige Resultate meteor. Beobachtgen. d. Dr. Ed. Glaser
zu Sana in Jemen; — Meteorol Stationen in Bulgarien; —
Busin, Beziehgen. zw. magnet. Perturbationen u. d. Vertheilg.
d. Luftdrucks; — Bekümpfg. d. Frostgefahr durch künstl. Wolken;
— v. Oppolzer, Üb. d. Druck in absteigenden Strömen; —
Schlottmann, Wolkenfärbung; — Hann, Z. Klima v. Cettinje.
Naturwissenschaft!. Wochenschrift. VIII, 6—12.
(6.) Eggers, In d. Heimat d. Cacao. — Friedrichs,
Kurze Darstellg. e. Hypothese üb. Sonnenflecken. — (7.) Mayer,
D. Geologie, e. Lehrmeisterin d. 19. Jhdts. (Schl, in Nr. 8.; —
Sievers, D. Umrisse v. Asien. — (8.) Lachmann, Süsswasscr-
Aquarien. — (9 ) Hennings, D. Alpenflora d. Mügelsecs. —
Rittmcycr, Üb. d. Nonus. (Forts, in Nr. 9*11.) — Nchring,
Üb. d. Tundren-, Steppen- u. Waldfauna aus der Grotte »Z.
Schweizerbild« bei Schaffhausen. — (11.) Kirchner, Chrn. Konr.
Sprengel, d. Begründer d. mod. Blumentheoric. (Schl, in Nr. 12.)
— Driesch, D. mathem.-mechan. Betrachtg. morpholog. Probleme
d. Biologie, bespr, v. Fr. Dreyer. — In jeder Nr. Kleinere Mit¬
theilgen., Recensionen etc.
Oesterr. Botan.Zeitschrift. XLIII, 4.
Kerner v. Marilaun, Scabiosa Trenta Hacquet« — Schiff-
ner, Morphologie u. systemat. Stellg. v. Metzgeriopsis pusilla.
Aschcrson, Veronica campestris Schmalh. u. ihre Verbreitg. in
Mitteleuropa. — Wettstein, Untersuchgen. üb. Pflanzen d. öst.-
ungar. Monarchie. (Forts.) — Zukal, Ueb. 2 neue Myxomycctcn.
— Arnold, Lichenolog. Fragmente. (Schl.)—Litt. Uebersicht. —
Flora v. Öst.-Ungarn: Celakovsky’, Böhmen. — Miscellen.
Natur u. Haus. I, 14.
Hesdörffer, Gartenbau u. Blumenzucht. — Voegler, D.
Präparieren u. Ausstopfcn v. Vögeln.—Keilhack, Versteinergen.
in norddeutschen Diluvialgeschieben. II. — Kl. Mittheilgn.
Annalen des k. k. Naturhlstor. Hofmuseums. VIII. 1.
Finsch, Ethnolog. Erfahrgen. u. Belegstücke aus d. Süd-
sec. III. Mikronesien, 1. Gilberts-Inseln. — Rzehak, Charakter¬
lose Vogeleier, c. oolog. Studie. — Linck, Ueb. d. Krystallgefüge
d. Meteoreisens. — Notizen.
Neue Erscheinungen:
Agardh J. G., Analecta algologica. Observationes de spcciebus
algarum minus cognitis earumque dispositione. Lund, Möller.
gr.-4°. (182 S. m. 3 Farb.-Taf.) fl. 2.10.
Barth A. F., Beitr. z. Theorie d. Weltgeschehens. Grossenhain,
Baumert u. Ronge. (59 S.) fl. —.60.
Berendes J., D. angehende Apotheker. Lehrbuch d. pharmaceut.
Hilfswissenschaften. I. Bd.: Physik u. Chemie. Halle, Tausch
u. Grosse. (XX u. 558 S. m. 142 Holzschn. u. 1 Spectraltaf)
fl. 4.50.
Dalla Torre C. G. v., Catalogus Hymenopterorum hucusque
descriptorum systematicus et synonymicus. Vol. V1L: Formicidae
(Heterogyna). Leipz., Engelmann. (VIII u. 289 S.) fl. 7.80.
Hoernes Rud., Erdbebenkunde. D. Erscheingen. u. Ursachen d.
Erdbeben, d. Methoden ihrer Beobachtg. Leipz., Veit & Co.
(VIII u. 452 S ) fl. 6 -.
Scholl Roland, Entwicklgsgesch. u. krit.-experimenteller Vergleich
d. Theorien üb. d. Natur d. sogen. Knallsäure u. ihrer derivata.
Habil.-Sehr. München, Lehmann. (103 S.) fl. 1.44.
Stern Paul, Ergebnisse 20jähr. meteorolog. Beobachtgen. d.
Station Nordhausen a. Harz. Leipz., Fock. (27 S.) fl. —.60.
Wislicenus W. F., Tafeln z. Bestimmg. d. jährl. Auf- u.
Untergänge d. Gestirne (Publication d. astron. Gesellsch. XX.)
Leipz., Engelmann. gr.-4°. (55 S.) fl. 3.60.
Gumprecht O, D. geogr. Verbreitg. einiger Charakterpflanzen
d. Flora v. Leipz. Lpz., Hinrichs. gr.-4°. (46 S.) fl. —.72.
Hellwig C., Berechtig, d. Wurzeln kubischer u. biquadratischer
Gleichgen., bes. auch d. irrationalen Wurzeln d. ersteren im
irreducibeln Falle. Leipz., Fock. (28 S.) fl. —.72.
Laar J. J. van, D. Thermodynamik in d. Chemie. Amsterdam.
Engelmann. (XVI u. 196 S.) fl. 4.20.
Ocsterle O., Pharmnkognost. Studien üb. Gutta-Percha. Hiss.
Bern, Körber. (50 S.) fl. —.60.
Rebeur-Paschtii tz E. v., D. Horizontalpendel u. s. Anwendg.
z. Beobachtg. d. absoluten u. relativen Richtgsändergen. d. Loth-
linie. Ergebnisse einiger, auf d. Observatorien zu Wilhelms¬
haven u. Potsdam, sowie in Puerta Orotava auf Teneriffa aus¬
geführter Beobachtgsreihen. Halle, Engelmann. (216 S. m. 9 Taf.)
11. 9.—.
Schulze Erw. u. Fr. Boi eher ding, Fauna saxonica. Amphibia
et reptilia. Verz. d. Lurche u. d. Kriechthiere d. nordwestl.
Deutschlds. Jena, Fischer. (47 u. 47 S. m. 25 Abb.) 11. 1.08.
Staehely J. A., Thaies erwacht! E. Erklärg. d. Wesens d. Natur¬
kräfte. Leipz.. Wigand. (VII u. 102 S.) fl. 1.20.
Danzig E., Uebungsstoff z. Auflösg. planimetr Constructions-
aufgaben mittelst algebr. Analysis. Progr. Leipz., Fock. (79 S.)
fl. —.72.
Mever M., Untersuch#. d. algebr. Integrierbarkeit d. linearen
homogenen Differentialglcichgen. 4. Ordn. m. Hilfe v. Diftercntial-
invarianten. Berl., Mayer & Müller. (46 S.) 11. —.72.
Reiff R., Elasticität u. Elektricität. Freibg., Mohr. (X u. 182 S.)
11. 3.—.
Warburg E., Lehrb. d. Experimentalphysik. Ebd. (XX u. 382 S.
m^403 Abb.j fl. 450. __ _ _
Medicin.
Der Irrenfreund. XXXIV, 11 u. 12.
Die Verkennung d. Irreseins. — Üb. Hypochondrie. — D.
heilende Glaube. — Hypnal-Höchst (Monochloralantipyrin). — Z.
Kenntnis d. Sulfonalwirkg. — Aus Irren-Anstalten. — Litteratur.
Hyglela. VI, 7.
Caius, Einiges üb. moderne »Collegialität«. — Brink¬
mann, Wider d. Prokrusterei in Unterricht u. Erziehg. — Ger¬
ster, Quousque tandem? E. bescheidene Anfrage an Unbeschei¬
dene. — Kühner, D. Radfahren u. dessen hygiein. Bedeutg. —
Vom Büchertisch. — Bar her: Wie kleiden sich Frauen vortheil-
haft? — Vermischtes. — Seuchen-Congress d. hygiein. Aerzte zu
Dresden am 24.—26. März 1893. Officieller Bericht.
Neue Erscheinungen:
Küstner O., Grundzüge d. Gynäkologie. Jena, Fischer. (XIV u.
590 S. m. 362 Abb. u. 2 Taf.) fl. 6.90.
Behring, D. Gesch. d. Diphterie. Mit bes. Berücks. d. Immunitäts-
lehre. Lpz., Thiemc. (VII u. 208 S.) fl. 2.40.
Boas J., Diagnostik u. Therapie d. Magenkrankheiten. Nach d
heut. Stande d. Wiss. bearb. II. Thl.: Specielle Diagnostik u.
Therapie d. Magenkrankheiten. Ebd. (VII u. 238 S.) fl. 4 80.
Mentz Alfr., E. Fall v. Trigeminusneuralgie unter bes. Berücks.
v. deren operativ. Behandlg. Bonn. (70 S. m. 10 Tab.) fl. —.90.
Migula W., D. Cholera u. a. Volksseuchen, hinsichtl. Entsteh#.,
Verbreitg. u. Ansteckg. u. Schutz vor Ansteckg. dargestellt.
Karlsruhe, Nemnich. (IV u. 92 S.) fl. 1.20.
Seydel K., Lehrb. d. Kriegschirurgie. Stuttg., Enke. (XII u.
288 S. m. 176 Abb.) 11. 4.80.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Wllke, Athur: Die Elektricität, ihre Erzeugung und Ihre
Anwendung in Industrie und Gewerbe. Leipzig. Verlag
von Otto Spanier 1893. gr.-8°. (640 S. m. 11 Taf. u. 775 Text-
Illustr.) fl. 6.—.
Der so überaus rasche Aufschwung der Elektro¬
technik und die vielfache Anwendung der Elektricität
im praktischen Leben haben fast für jedermann ein
dringendes Bedürfnis nach einem Handbuche ergeben,
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285
Nr. 9. - OeSTRRRRICHISCHRS LlTTRRATURBLATT. — II. JAHRGANG.
286
das uns in gemeinverständlicher Sprache über alle jene
Anwendungen des elektrischen Stromes belehrt, welche
wir täglich entweder selbst zu sehen in der Lage sind,
oder von denen wir doch fortwährend in Büchern und
Zeitungen lesen. In dem W.’schen Buche liegt uns ein
derartiges Werk vor.
Die Disposition des Buches ist sehr klar und über¬
sichtlich. Nachdem uns der Verf. in der Einleitung in
kurzen, treffenden Worten einen Ueberblick über das
ganze Gebiet, die Entwicklung und Bedeutung der Elektro¬
technik gegeben und die Grundbegriffe klargelegt hat,
macht er uns im ersten Capitel mit der Erzeugung des
elektrischen Stromes bekannt. In diesem Capitel werden
in durchaus verständlicher Weise die verschiedenen
Principien der Stromerzeugung auseinandergesetzt und
der Reihe nach die galvanischen Elemente, die Dynamo¬
maschinen und die sekundären Stromerzeuger (Trans¬
formatoren und Accumulatoren) besprochen. Hieran reiht
sich ein Capitel über die Leitungen des elektrischen
Stromes, in welchem deren Einrichtung und Herstellung
eingehend behandelt wird. Hiernach wendet sich W. zu
dem zweiten weitaus umfangreicheren Theile: zur An¬
wendung des Stromes im praktischen Leben. Zunächst
zur Beleuchtung. In einem Capitel über das elektrische
Licht werden Bogen- und Glühlicht bis in das kleinste
Detail, bis zur Herstellung des Kohlenfadens und der
Fabrikation der Beleuchtungskohle besprochen. Ein eigenes
Capitel handelt über die Beleuchtungsanlagen, in welchem
uns nicht bloss die innere Einrichtung der Centralstellen,
sondern auch die Pläne der Leitungsnetze einiger grösserer
Städte vorgefühlt werden. Hierauf folgt die Besprechung
einiger Beleuchtungseinrichtungen für besondere Zwecke,
das elektrische Licht im Theater, auf Schiffen, bei
leuchtenden Springbrunnen u. s. w. Daran schliesst sich
die elektrische Heizung, die Verwendung des Stromes
zur Lötung und Schweissung, und es gelangen dann der
Reihe nach die Anwendung des Stromes zur Erzeugung
verschiedener Energie, also die Motoren zur Besprechung,
dann die Galvanotechnik, die Aluminiumgewinnung mittelst
des Stromes, die Telegraphie, Telephonie und endlich
die Anwendung des Stromes in der Medicin und in der
Landwirtschaft. Ein Anhang behandelt die Kunst in der
Elektrotechnik und die elektrische Industrie. Den Schluss
bildet ein Ausblick in die Zukunft.
Wie diese kurze Inhaltsangabe zeigt, ist das reiche
Material in grosser Ausführlichkeit und wie schon er¬
wähnt, in sehr klarer und allgemein verständlicher Sprache
behandelt worden. Besonders lobend möchten wir her¬
vorheben, dass es der Verf. vermieden hat, durch die
Wiedergabe von Hypothesen, welche den unkundigen
Leser nur zu leicht irreführen, sein Buch »interessanter*
zu machen, und dass er stets das Princip, um das es
sich handelt, klar und deutlich hervorgehoben hat. Indem
W. auch in die Theile seines Buches, welche sich mit
der Einrichtung oder Herstellung von Maschinen be¬
schäftigen, gelegentlich eine kurze Bemerkung über die
principielle Seite des Problems oder über die Entwicklung
einstreute, indem er hie und da einen praktischen Wink
oder Ausblick in die Zukunft einflocht, hat er cs
verstanden, die Lectüre seines Buches nicht bloss zu
einer sehr angenehmen, sondern auch für den denkenden
Leser zu einer anregenden zu machen.
Vonseite der Spamer’schen Verlagshandlung wurde
das W.’sche Werk mit einem höchst eleganten Einbande
und äusserst zahlreichen, übersichtlichen und — es muss
dies ja heute leider bei populärwissenschaftlichen Werken
erwähnt werden — auch in das Buch gehörigen Ab¬
bildungen ausgestattet.
Wien. Dr. Willi. Trabert.
Neue Erscheinungen:
Ha oder H., Bau u. Betrieb d. Dampfkessel. Aus d. Praxis f. d.
Praxis bcarb. Düsseldorf, Schwann. (XIV u. 256 S.) fl. 4.80.
Allendorf \V., Culturpraxis d. besten Kalt- u. Warmhauspflanzen.
Berl., Parey. (VII u. 422 S.) fl. 4.80.
Köhler R., I). Darstellg. d. Verwendbarkeit d. Aluminiums. Progr.
Altenburg, Lippold. 4°. (22 S.) fl. —.60.
Schöne Litteratur. Varia.
Alte u. Neue Welt. XXVII, 8.
Friedrich, D. Herr v. d. Habermannsburg. — Heine,
D. Leben auf d. Schlössern d. engl. Lords. — v. Li eben au,
Blicke in d. Gesch. d. Fischerei. (Schl.) — Okic, Petruschka. —
Stöckle, Die Winter- u. Frühlingsmythen d. Edda. — Kerner,
Card. Philippus Krementz. — Herrn, Gesühnte Schuld. Novelle.
— Hol ly, Der Maienkönigin. — Blockmann, Chicago u. d.
Weltausstellung. — Bruder Marianus, Himmelssternkn. —
K. Bleib treu, Der Mai-Baum. — Für die Frauen und Kinder.
— Rundschau.
Christliche Akademie. XVIII, 4.
E.österr. Volksschauspieldichter. (E. dramat.-litterar.Besprechg.
Anzengrubers.) VII. — D. Diöcesan-Cäcihen-Verein in Leitmeritz.
Stimmen aus Maria-Laach. XLIV, 4.
Grub er. Die »Gesellschaften f. ethische Cultur«. — Pfülf,
Mirabeau. IV. — Rüf, Eigenschaften u. Verwendg. d. Aluminiums.
— K reiten, D. Provincialbriefe Pascals. IV. — Baumgartner,
D. Todtenbuch d. alten Aegypter. — Recensionen: Felten, Die
Apostelgesch (Knabenbauer): — Probst, I). ältesten röm. Sacrn-
mentarien u. Ordines (Beissel); — A 11 ies, Histoiv of the Church
in England 30—1509 (Zimmermann); — Duhr, Jesuitcnfabeln
(Pfülf); — Mistral, Mireio, deutsch v. Bertuch (Kreiten). —
Empfehlenswerte Schriften. — Miscellen.
Historisch-politische Blättert d. kathol. Deutschland. CXI, 8.
D. kathol. Universität zu Freiburg in d. Schweiz. — Paulus,
Johs. Hoffmeister in Protestant. Beleuchtg. — Ratzinger, Social-
polit. Novitäten. — Carolina Auguste, die »Kaiserin-Mutter«. —
P. M., D. Zerfall d. alten Parteien. — End res, Histor.-statist.
Beschreibg. d. Bisthums Augsburg. — Bellesheim. General Graf
Charles O’Cornell.
Ungarische Revue. XIII, 1—2.
Dankö, Münster u. Abtei S. Benedict an d. Gran. —
Stanojevir. Xachträgl. Bemerkgen zu Wertner »König!. Neman-
jiden«. — Kuzsinszkv, D. Ausgrabgen zu Aquincum 1879 — 91.
VII. Das Maceilum u. d. übr. öff. Gebäude. — Kvacsala.
J. H. Bisterfeld. I. II. — Vargha, D. Nationalitäten Ungarns
i. J. 1890. — Väczy, Franz Salamon. — Weber, Die vcrlossene
Maid. Gedicht in Zipser Mundart. — Bon. Rol. Eötvüs, Festrede
b. d. Enthüllg. d. Szechenyi-Gedenktafel. — Z. Beöthy, Szechenyi
u. d. ungar. Poesie. — Thirring, Andree’s »Globus« u. d.
Magyarisierung. — Ung. Bibliographie.
Die kathol. Bewegung in unseren Tagen. XXVI, 3.
Gottcsleugnung. — D. Wahl Urban’s VI. — E. Kernwestfalc.
— Zeitgem. Ausschau. — Pressstimmen. — Renan u. P. Denitle.
— Litt. Anzeigen.
Monatsbiätter d. Wissenschaft!. Club in Wien. XIV, 7.
Ob erst ein er, Üb. patholog. Experimentalpsvchologic. —
J. v. Dob 1 hoff, »Chicago«.
Kritische Revue aus Oesterreich. V, 49.
G eid e r, D. Lebensversicherg m. bes. Rücks. auf Ocst.-Ungarn.
— M. Ho eines, Römische Betrachtgen. — Rundschau.
Die Nation. X, 28-30.
(28.) Barth, Leichtgläubigkeit. — Broemel, D. preuss.
Etat f. 1893—94. — v. Bar, Wurzeln u. Früchte d. Ahhvardt-
Kultus. — Alex. Mayer, D. preuss. Steuerreform. (Schl, in Nr. 29.)
— Ziegler, Jahresberichte f. neuere deutsche Litteraturgesch. —
Heinrich, Aus d. Reiche des Mahdi. (Forts, in Nr. 29.) — (29.)
Barth, Auflüsg. — Mühling, D. Unterrichtsfrage auf d. 1. Ver-
sammlg deutscher Historiker. — Hei ne mann, D. Behandlg. d.
verwahrlosten u. Verbrecher. Jugend. — Heilborn, Rudyard
Kipling als Lyriker. — (30.) Gildemeister. Z. Xaturgesch. d.
Königthums. — Proteus, Parlamentsbriefe. XVI. — Barth,
Digitized by Ljoogie
287 Nh. 9. — Orstrrrrichischks Litirraturbi.au. — II. Jahrgang. 288
D. »Bund d. Landwirthc« u. d. Doppelwährg — Nathan, Karl
Werder. — Ben dt, Zum 60jähr. Jubiläum d. Telegraphie. —
Mauthner, E. Todesprediger. — In jeder Nr. Polit. Wochen¬
übersicht, Theaterreferate.
Beilage z. Allgemeinen Zeitung. BeiL-Nr. 76—87 d —15 April).
(76.) Dahn, Z. 1. April 1803. — Grnetz, Einiges üb. d.
Entwicklg. d Elektricitätslehre. (Forts, in Nr. 79.) — Schvvicker,
Z. Biogr. d. Jos. Frh. v. Hormayr. II. — (77.) Schrenck-
Notzing, Ueb. Suggestion u. suggestive Zustande. (Forts, in
Nr. 79, 80). — Harten, D. beiden Champollion. II. — (78.)
Kätscher, Hipp. Taine. — (81.) Scartazzini, Aus d. neuesten
Dante-Litteratur. — D. Ausstellg d. X. Deutschen Geogr.-Tages
zu Stuttg. (Forts, in Nr. 82, 85, 86). — (82.) Klerikahsmus und
Antisemitismus in Oesterreich. — Braun, V. atlant. Occan zum
See Tsad. — (83.) Hü ff er, H. Schaaffhausen — Landau,
Shakespeare's Kaufmann v. Venedig. II. (Forts, in Nr. 84, 8>). -
(84.) Guglia, Ranke u. Goethe. (Forts, in Nr. 85). — (86.)
Heigel, Ueb. Benützg v. Bibliotheken u. Archiven zu wissensch.
Zwecken. (Forts, in Nr. 87). — D. Gesellschaft f. vergl. Rechts-u. Staats¬
wissenschaft. — (87.) Pariser Briefe. — E. deutsche Hausbibliothek.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2598, 2599.
(2598.) Dehn. Deutsche Arbeiterwandergen. — Fr. Heine,
Deutschlds. Vertrctg. b. d. internat. Flottenrevue in Amerika. —
Hirsch, P. Challemel-Lacour. — Roeder, V. Reiche d. Schia-
raffen. —Wildbachverbauung durch Sträflinge in Kärnten. —
G. M , Die Akkazwerginnen d. Afrikareisenden Dr. Stuhlmann. —
Mantelpaviane. — W. Lübkc f. — Rob. Cauer f. — D. Man¬
grovewald. — Deutschlds. höchste Brücke. — Miclkc, D.
Souffleuse. Erzählg. (Schl, in Nr. 2599.) — (2599.) Z. silb. Hoch¬
zeit d. ital. Königspaares. — Mcvvius, I). norvveg. Wikinger¬
schiff. — Platter, Aus d. Dolomitgchirgc. — D. Sprengg. d.
Domthurmes zu Berlin. — D. altind. Schausp. »Vasantasena« auf
d. Berliner Hofbühne. — Koppel, P. M. Otto f. — Nötzli, D.
Löwe in Luzern. — Dewcy, E. Unterredg. m. d. Fürst-Primas
v. Ungarn Card. Nik. Vaszäry. — Die Tataren Russlands. — In
jeder Nr. Wochenschau, Mannigfaltigkeiten. Todtcnschau, Cultur-
geschichtliche Nachrichten, Moden.
Neue Erscheinungen:
Stinde J., D. Torfmoor. Natural. Familiendrama. Mit litt. Beitrgen.
v. E. Drillquist etc. Berk, Freund & J # eckel. (58 S.) fl. —.60.
Kralik R., Kraka. E. Lustspiel. (Schriften d. »Iduna«.) Leipz.,
Litt. Anst. (72 S.) fl. —.60.
Schmidt A. Ch , D. Schmiede im Odenwalde. E. episches Ged.
Ebd. (36 S.) n. -.60.
Stella E., Schloss Arnheim. Trag, in 2 Thl., im Spicgelbilde d.
Verggheit. d. Pseudo-Naturalismus uns. Tage ggüber. Ebd.
(176 S.) fl. 1.80.
Neidhart C, Aus stürm. Zeit. Erz. aus d Lehrerleben. Jena,
Mauke. (IV u. 172 S.) fl. 1.20.
Haupt A., Hexe u. Jesuit. Erz. aus d. Zeit d. 30jähr. Krieges.
Trier, Paulinus-Druckerei. (184 S.) fl. —.96.
Ru 11 mann W., Land u. Freiheit. Roman. Ebd. (244 S.) fl. 1.80.
Wie wir hören, ist in Wien das älteste, vollständige Ver¬
zeichnis der Handschriften der k. k. Hofbiblothek von 1597, um¬
fassend die wenigen orientalischen, dann die griechischen,lateinischen
und anderssprachigen Hss. zur Kenntnis des Herrn Dr. Theodor
Gottlieb an dieser Bibliothek gelangt. Es umfasst über 1000 Stück,
deren Identificierung einige Mühe machen dürfte. Es ist zu hoffen,
dass von dieser sicheren Basis aus der erste Schritt nach rück¬
wärts gethan werden kann, wenn dieser älteste Bestand in wissen¬
schaftlicher Weise untersucht wird. Die Resultate dieser Unter¬
suchungen nebst einer biographischen Einleitung über die bei dem
Inventar betheiligten Personen sind bald zu erwarten. Ein Ver¬
zeichnis der griechischen Hss. allein aus demselben Jahre ist schon
seit längerer Zeit bekannt.
Prot. Ernst Curtius hat d. Stelle e. Secretärs bei d. Akad.
d. Wiss. in Berlin, die er seit 1872 versah, niedergelegt.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: am 13. April in Baden (Canton Aargau) d.
Bildhauer E. R. Dorer (Schöpfer d. Nationaldcnkmales in Genf)
im A. v. 64 J.; — am 24. Apr. in Strassbg. d. altelsäss. Dichter
Dan. Hirtz im A. v. 89 J., u. in Düsseldf. d. Genremaler Franz
lvels; — am 20. Apr. in Neubabelsberg d. geh. Medicinalrath
Dr. Rob. Hartmann, Prof. d. Anatomie an d. Univ. Berlin, im
61. Lebj.; — am 24. Apr. in München d. Prof, an d. k. Akad.
d. Tonkunst das., Jos. Gichrl, 36 J. alt, u. in Meran d. Schrift¬
in Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. —
steiler Ed. Schm idt-Weissenf eis im A. v. 60 J.; — am 25. Apr.
in Wien d. ord. Univ.-Prof. f. path. Anat. Hofr. Dr. Hanns Kun-
drat im 48. Lebj.; in Prag d. Prof. d. Mathem. a. d. deutschen
Univ. Hcinr. Durege im A. v. 71 J.
Ernannt wurden a) zu ord. Um v.-Pro ff.: der a. o. Prof. Dr.
Hans Leo an d. med. Fac. d. Univ. Bonn; — der a. o. Prof.
Dr. Jos. Kräl f. dass. Philologie an d. böhm. Univ. Prag; — d.
a. f o. Prof Dr. Siegm. Frankel (Semitist) u. d. Priv.-Doc. Dr.
Ferd. Pax in Berlin z. Director d. kgl. botan. Gartens u. ord.
Prof. d. Botanik a. d. Univ. Breslau. — b) zu a. o. ProfT.: d.
a. o. Prof. f. Nat.-Ök. in Freibg. i. B. in gleicher Eigenschaft nach
Basel; — d. Priv.-Doc. a. d. Univ. Wien Dr. Jos. Nevinny an
d. Univ. Innsbruck (Pharmakologie u. Pharmakognosie); — d. Re¬
petent am Tübinger Stift Dr. Sägmüller f. Gesch. an d. Univ.
daselbst. — c) Habilitiert haben sich: Dr. Max Hussarck von
Heinlem f. Kirchenrecht u. Dr. Leo Mankowski f. Sanskrit an
d. Univ. Wien; — d. k. k. Ingenieur Franz Skowron f. Gcsch.
d. Architektur an d. techn. Hochschule in Lemberg; — Dr. Ernst
Grawitz, Dr. Paul Heymann u. Dr. Hugo Neumann, sämmtl.
an d. medicin. Facultät d. Univ. Berlin.
Im Verlage der Vereinsbuchhandlung in Innsbruck ist
erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Ave Maria!
Lieder und Gedichte zu Ehren der Himmelskönigin
gesammelt
von einem Verehrer Mariens.
Gebunden in Originalband mit Goldschnitt fl. 1.50= M. 3.—.
Wir bieten hiemit cm Büchlein an, welches sich selbst empfiehlt
durch die Vorzüge, die ihm eigen sind. Auf den ersten Blick sieht
man ihm die Liebe und den Fleiss an, mit welchen ein Verehrer
Mariens diese Lieder und Gedichte gesammelt hat Zweitens erweist
sich die Sammlung als eine allumfassende, indem sie die liebe Gottes¬
mutter in jeglicher Beziehung in’s Auge fasst. Schon die Motto’s mit
welchen die beiden Theile eingeleitet werden, weisen klar auf diesen
Vorzug hin; zum ersten Theile die Worte: „Alle Tage sing und sage
— Lob der Himmelskönigin“; zum zweiten Theile: „Ihre Gnaden, Ihre
Thaten — Preis, o Seel’, mit Andachtssinn“. Endlich weisen diese
Lieder und Gedichte neben dem lieblichsten und höchst anmuthigen
Inhalt eine grosse Formvollendung auf, auf welche der Meister der
Sammlung grossen Werth gelegt hnt. Wir dürfen also wohl sagen,
dass wir den Marienkindern, allen Verehrern der seligsten Jungfrau
und allen Freunden einer edlen Poesie eine werthvolle Gabe bieten.
Im Verlage Friedrich Trauner in Wels ist erschienen:
Immaculatarosen.
Neue Mariengedichte, theils verfasst, theils herausgegeben von
Friedr. J. Pesendorfer. Mit einem Stahlstich des Immaculata¬
domes in Linz. Reinertrag zum Besten des Domes.
Preis in eleg. Originaleinband, Ganzleinwand mit Goldschnitt fl. 1.80.
Vom selben Verfasser erscheint in vierter Auflage:
Goldenes Alphabet für christl. Mädchen
und
Goldenes Alphabet für christl. Jünglinge
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Preis 1 fl. 20 kr fein, 70 kr. einfach. Von der gesammten kathol. Presse
als Jugendschriften ersten Ranges empfohlen. Passendste Firmgeschenke,
Schulprämien beim Schulaustritt u. Festgeschenke bei jeder Gelegenheit.
1 Antiquarischer Katalog.
Soeben ist erschienen und auf Verlangen gratis und franco zu beziehen :
Antiqu.Katalog Nr.209: KatholischeTheologie. II.Abth. Enth.
die Bibliothek des f Herrn Dompropstes G. Suttner in Eichstätt.
\ Nebst einem Anhänge naturwissenschaftlicher und medicinischer Werke.
1155 Nummern.
Die Preise sind sehr massig.
Zum Ankauf ganzer Biblio’heken und einzelner werthvoller Werke
zu hohen Preisen empfiehlt sich bestens
C. H. Beck’sche Buchhandlung in Nördlingen.
St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
Digitized by Yjoogie
Nr. 10.
Wien, 15. Mai 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATU RBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO -GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplare werden erbeten » sind zu richten an die Administration
_ «ftDIulrilvl VUIt ..
andieAdresse: Dr. Franz Schnü rer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. OE. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3.—
Dabit für den gedämmten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu richten alnd.
Preise der Inserate: '/« S. fl. 20.— = Mk. 36.—, »/t S. fl. 10.50 = Mk. 19.-, *.j S. fl. 7— = Mk. 12.60, */« S. fl. 4.— = Mk. 7.20, >/.* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Würtcr F., Die Geistesentwicklung des heil.
Aurel. Augustinus bis zu seiner Taufe. (Prof.
l)r. C. Wolfsgru her.»
Albert P., Mathias Döring, ein deutscher Minorit
des 15. Jahrhunderts. (Ders.)
Thomas si n Ch ,Louis de Thomassin,[der grosse
Theologe Frankreichs. (Ders.)
Bastian A., Ideale Welten, 111 : Kosmogonien
u. Theogonien indischer Religionsphilosophen.
Scherman L., Materialien zur Geschichte der
Indischen Visionslitteratur.
Lim airesse E., L’Inde avant le Bouddha.
—, L’lnde apres le Boudha.
de Goot J J. M., The Religious System of
China, its ancient forms, evolulion, history
and present aspect.
Pesch Chr., Gott und Götter, Eirie Studie
zur vergleichenden Religionswissenschaft.
(Sämmtliche von —ie.)
Kuppchl H.. Die Verwandtschaft Lcibnizens
mit Thomas v. A. in der Lehre vom Bösen.
(Prof. Dr. U. Will mann.)
Krön es F. v., Aus Oesterreichs stillen und be¬
wegten Jahren 1810 — 1812 u. 1813—1815. (Frli.
v. Helfer t.)
Engel brecht A. t Patristische Analekten. (Prof.
Dr. M. G i tl au e r.)
Skutsch F., Forschungen zurlatein. Grammatik
u. Metrik I. (Dr. Hans Bohatta.)
S a r b i c w s k i M. C-, Poemata omnia, ed. P.Thom.
Wall. (Wlad. Pi^tkiewicz S. J.)
Meier John, Bergreihen, ein Liederbuch des
16. Jahrhunderts. (Prof. I)r. J. E. Wacker¬
neil.)
Tatian, Latein, u. deutsch mit Glossar hrsg.
von Ed. Sicvers, 2. Aufl. (Dr. Rieh.
Mül 1er.)
Steig R., Goethe und die Brüder Grimm.
< Dr. S. M. Prem.)
Guhl u. Koner, Leben der Griechen u. Römer.
6. Auflage.
Bruckner A., Achte Symphonie [C-moll] (Jos.
Schalk.)
Hainisch M., Die Zukunft der Deutsch-
Oesterreicher, eine statisiisch-volkswirth-
schaftliche Studie. (Privatdocent Dr. Hermann
v. Sc h u11 ernö
Oesterreichs Zukunft. (Ders.)
Stern Rob., Katechismus der in Oesterreich-
Ungarn neueingeführten Kronenwährung.
—, Krone und Gulden.
—, Kronen-Währungs-Tabelle.
—, Theorie und Praxis des Goldimportes nach
Oesterreich-Ungarn. (Sämmtlich von J. M. A.
Fuchs.»
Trouessart E. L., Die geographische Verbrei¬
tung der Thiere, übersetzt von W. Marshall.
(Prof. Dr. O. Hamann.)
Loewit M.. Studien zur Physiologie und Patha-
logie des Blutes undder Lymphe. (Privat¬
docent Dr. Hans Malfatti.)
Souvenirs du general Jarras. (Sp.)
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
'.Wörter, Rrof. D r. Friedr.: Die Geistesentwicklung des
hl. Aurelius Augustinus bis zu seiner Taufe. Paderborn,
Ford. Schöning. 1892. gr. 8°. (IV u. 210 SA fl. 2.40.
2. Albert, Dr. Peter: Matthias Döring, ein deutscher Minorit
des 16. Jahrh. Stuttgart, Süddeutsche Verlagsbuchh. 1892. 8°.
(VIII u. 194 S.) fl. 1.50.
3. Thomassin Charles: Louis de Thomassin, der grosse
Theologe Frankreichs, seine Versöhnungsversuche in den
Zeiten des Gallikanismus und Jansenismus und seine Werke.
Zum erstenmale umfassend dargestellt. Mit einem Anhang:
Berühmte Männer aus dem Hause Thomassin. München,
J. Seyberth. 1892. gr. 8°. (67 S. m Bildn.) fl. —.72.
1. Um den ganzen so grossen als schönen Augustinus-
Schatz zeitgemäss zu lassen, müsste ein Einzelner über
mehr als Ein Leben verfügen. Wörter leistet an ein¬
zelner. Theilen dieses Schatzes ein Menschenalter lang
Vorzügliches. 1850 ff. erschien seine »Lehre über das
Verhältnis von Gnade und Freiheit«, 1879 »Der Pclagia-
nismus nach seinem Ursprung und seiner Lehre«, 1880
die »Unsterblichkeitslehre in den philosophischen Schriften
Augustins«, die neueste Schrift bringt die Geistesentwick-
lung des hl. Augustinus bis zu seiner Taufe in zwei
Abschnitten zur Darstellung. Der erste macht uns zu
Zeugen des Durchringens dieser weltgeschichtlichen Per¬
sönlichkeit zur Klarheit des christlichen Lichtes iS. 5 — 66),
der zweite gibt eine Analyse der Schriften, welche
Augustinus vor seiner Taufe abgefasst hat (S. 67 — 210).
Beide Abschnitte sind mit der Fachkenntnis und liebe¬
vollen Hingebung gearbeitet, welche so langjährige Be¬
schäftigung mit dem grössten Kirchenlehrer voraussetzen
lässt. Für das Citat S. 77, Anm. 2 weist die Mauriner
Ausgabe c. 20. n. 7 als Fundort aus und für den Dialog
De beata vita fand die erste Unterredung am 13. Nov.
(S. 103) statt.
2. Matthias Döring warProfessorinErfurt,Minoriten-
provinzial von Sachsen und starb 1469 zu Kyritz, seiner
Geburtsstadt, in der Mark Brandenburg. Die Biographie
dieses Mannes zeigt, wie wenig oft der innere Lebens¬
weg dem äusseren Lebensgang entspricht; die wenigen,
einfachen Marken grenzen ein Leben voll Streit und
Bitterkeit ab. In Deutschland war damals die Universität
Erfurt die hauptsächlichste Pflegestätte der antihierarchi¬
schen Bestrebungen und Döring wurde einer ihrer -be¬
deutendsten Vertreter. Schon auf dem Concil zu Basel
ist er in schroffer Opposition zur päpstlichen Partei,
die Ordensreform nach Capistran und Cusa wirft ihn
völlig aus dem Sattel. Als Chronist (Albert S. 83 bis
128) führt er, eine Art geistlicher Demokrat, eine derbe
Feder. »Den Bischöfen seiner Zeit etwas Schlimmes
nachsagen zu können, schien unserem Bettelmönche be¬
sonderes Vergnügen zu bereiten« (S. 117). Kaiser Sigis¬
mund gilt ihm als »Vorläufer des Antichrist«, Kaiser
Friedrich IV. ist eher ein König der Juden als der Römer,
beide haben die Kaiserkrone erbettelt. (S. llOf.) Solchem
Geiste trauen wir auch den kirchenpolitischen Tractat
»Confutatio primatus papae » zu. In der That beweist
Albert, dass Döring die Confutatio abgefasst habe und
zwar 1442—43. Als Hilfen dienten dem streitbaren
Minoriten der Defensor pacis des Marsilius von Padua
und die Chronik des Dietrich Engelhus. Wir lesen da
harte und bittere Worte (vgl. die Analyse S. 138 —153);
die confutatio ist eine der bedeutendsten papstfeindlichen
Brandschriften des 15. Jahrh. Dennoch würde man dem
sächsischen Minoritenprovinzial unrecht thun, wenn man
ihn zum Vorläufer des sächsischen Professors aus dem
Augustiner-Orden machte. Döring wägt in seiner leiden¬
schaftlichen Heftigkeit die Worte nicht, wo er wirkliches
oder vermeintliches Unrecht sieht, aber nie hat er gegen
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291
Nh. 10. — ÜKSTKRRK1CHISCHES LlTTERATURBLATT. - 11. JAHRGANG.
292
die geistliche und weltliche Obrigkeit als solche oder
gegen eine Glaubenslehre Stellung genommen.
3. Einen wohlthuenden Gegensatz zu dem unge¬
schlachten und streitbaren Minoriten Döring bildet der feine
und friedliche Oratorianer Louis de Thomassin. Charles
Thomassin, der jüngere Sohn des 1867 zu Wien ver¬
storbenen Jean Rene, welcher bis ins hohe Greisenalter
der unermüdliche und opferfreudige Kämpe für die Thron¬
folge der Bourbonen geblieben war, hat mit seinem un-
gemein ansprechenden Lebensbilde des Louis de Th.
nicht nur eine Pietätspflicht seinerseits sondern auch
eine Gerechtigkeitspflicht der Theologie und der Juris¬
prudenz abgetragen. Denn dieser gelehrte, ja grosse
Theologe des 17. Jahrh. suchte in den Zeiten, als der
scharfe Geist des Gallikanismus und Jansenismus alle
Köpfe für oder gegen erhitzte, zu beruhigen, indem er
rein positiv auf die Reichthümer, die in den Werken der
Väter und den Entscheidungen der Concilien aufge¬
speichert sind, hinwies und zu deren Hebung durch sein
Beispiel aneiferte. Freilich erntete er den Dank, den er
vorausgesehen haben mag; er befriedigte auf keiner von
beiden Seiten. Seine ersten zwei Werke wurden ein¬
geschlossen. Durch diesen Misserfolg keineswegs ent-
muthigt, arbeitete er seine epochemachende Vetus et
iiova ecclesiae disciplina in drei Foliobänden aus,
welche nach Schulte für die Geschichte des Kirchen¬
rechtes heute noch unübertroffen und nach Phillips jedem
neueren Schriftsteller dieses Faches völlig unentbehrlich
ist. Für unsere Zeit der »Ringe« und einer Selbstsucht,
die sich keine Grenze ziehen lassen will, sind von Th.’s
historisch-moralischen Tractaten besonders die Ȇber den
Gebrauch zeitlicher Güter« und »Über Handel und Zinsen«
von actueller Bedeutung, jedenfalls aber eine reiche Fund¬
grube, denn der gelehrte Auctor bringt alle Beweise des
kirchlichen Alterthums, indem er nach seiner Art den
heiligen Vätern Schritt für Schritt folgt. Das ganze
Wesen des tiefgründigen Gelehrten offenbart sein Wort
des Friedens, er wolle nicht Controverse, um nicht den
Laüf zum Besseren zu verzögern, noch die Studien Anderer
von der Erforschung der Wahrheit, dem Gemeingute,
auf welches Alle Anspruch hätten, zu Privatfehde herab¬
zuziehen. (S. 55.) Thomassin starb, friedfertig mitten unter
nicht geringen Lebensprüfungen, 76 Jahre alt in der
heil. Weihnacht 1695 »den Erschöpfungstod«.
Wien. Dr. Cölestin Wolfsgruber.
Die Hierographie (vergleichende Religionswissenschaft)
behandeln folgende Novitäten, die wir hier in Kürze zur Anzeige
bringen: 1. A. Bastian, Ideale Welten nach uranographischen
Provinzen in Wort und Bild. Ethnologische Zeit- und Streitfragen,
nach Gesichtspunkten der indischen Völkerkunde, III. Band:
Kosmogonien und Theogonien indischer Religions¬
philosophen (vornehmlich der jainistischen)
mit 4 Tafeln, Berl., Emil Felber, 1892. gr. 4 Ü . (VIII und 232 S.)
11. 9.—. Hauptgegenstand des Werkes sind, wie der Titel
besagt, die kosmogonischen und theogonisehen Lehren der Jainas,
einer dem Buddhismus nahe verwandten Secte, welche nach Ticlc
aus einem Compromiss zwischen Buddhismus und Brahmanismus
in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung entstanden sein
dürfte. Diesbezüglich bringt B. eine reiche Fülle interessanten
Materiales, leider zumeist sehr vag citiert und in einer an die
Geduld des Lesers recht hohe Anforderungen stellenden Weise.
Auf den 232 grossen Quartseiten ist keine Spur von einer Capitel-
oder ähnlichen Eintheilung zu entdecken, ebenso keine Spur eines
Systemes ausser der Ideenassociation, welche den Verf. nebenbei
auf alle möglichen Dinge führt und auch hie und da Analogien
aus dem Christenthume bei den Haaren herbeiziehen lässt. Lange
Perioden mit Parenthesen fast in jeder Zeile, eine unausstehliche
Weise des Citierens, ein Gemisch von sechs Sprachen, zu zweien
bis dreien im selben Satze, mit Druck(?)fehlern im Lateinischen
und Italienischen erschweren die Geniessbarkeit des Werkes. _
2. Lucian Scherman. Materialien zur Geschichte
der Indischen Visionslitteratur. Leipzig, A. Twiet-
meyer, 1892. (V und 161 S.) 11. 6.—. Grundverschieden vom
vorgenannten Buche ist dieses nach Inhalt und Form ein durchaus
gelungenes Werk. Unter Visionslitteratur versteht Sch. die theils
auf »Visionen«, theils auf poetischer Licenz beruhenden Be¬
schreibungen des Zustandes der Mcnschenseelen nach dem Tode;
das grösste Meisterwerk dieser Liiteratur ist Dante’s Divina Com¬
media. Sch. bringt im ersten Theile die einschlägigen Daten aus
dem Brahmanismus, im zweiten jene aus dem Buddhismus (auch
auf den ausserindischen B. ist Rücksicht genommen); der dritte
Theil behandelt gleichsam anhangsweise die Eschatologie des Rig-
Veda. Unter den vortrefflichen Ausführungen dieses letzten Theiles
sind wir dem gelehrten Verf. insbesondere für die Vertheidigung
des Charakters Yama’s als ersten Menschen gegenüber Hillebrandts
Umdeutungen recht dankbar. — 3. E. Lam airesse, Anden
ingenieur en chef des etablissements fran<;ais dans Finde. L’I n d e
avant le Bouddha. Paris, Carre. 1892. (323 S.) und 4. Ders.,
L’I n d e apres 1 e Bouddha. Ebd. 1892. (464 S.) je fl. 2.—.
Das erstere Werk behandelt die alte Veda-Religion und ihre Aus¬
läufer bis auf Buddha; das letztere enthält die Religionsgeschiclite
Indiens von Buddha bis heute. Ohne auf streng wissenschaftlichen
Charakter Anspruch zu machen, bringen beide in recht verlässlicher
Darstellung die Hauptergebnisse der indischen religionsgeschicht-
hehen Forschungen, das zweite der genannten Werke überschätzt
vielleicht den auswärtigen Einfluss des Buddhismus in alter Zeit
(Pythagoras, Essener, sogar Amerika), doch ist es äusserst schwer,
Sicheres von Unsicherem zu scheiden. Die katholische Missions-
thätigkeit in Indien wird sympathisch gewürdigt; nur beruht die
Zeichnung der Stellung der katholischen Kirche gegenüber dem
Schisma, S. 392, auf einem Missverständnis, welches gerade in
einem so wichtigen Punkte wohl nicht Vorkommen sollte. —
5. J. J. M. de G o o t, Ph. D., The Religious System
o f C h i n a, i t s ancicnt forins, e v o 1 u t i o n, h i s t o r y
and present a s p e c t. Manncrs, customs and social
institutions connected t h c r e w i t h. Vol. I.. Book 1.
Disposal of the dead, part I : Funeral Rites. Part II: The Ideas
of Resurrection Leyden, E. J. Brill. 1892. (XXIV und 360 S. in 4".)
11. 7.20. Der durch anderweitige Publicationen aus dem Gebiete
des ostasiatischen Religionswesens bekannte Verf. bietet hier im
ersten der geplanten zwölf Bände über das chinesische Religions¬
wesen den Anfang der Erörterung der chinesischen Eschatologie
und der damit zusammenhängenden Sitten und Gebräuche; der
zweite Band, der demnächst erscheinen soll, wird dem chinesischen
Grabe gewidmet sein. Im vorliegenden ersten herrscht das be¬
schreibende, auf Autopsie beruhende Element so stark vor. dass
wir ein eingehenderes Urtheil über den Geist des Werkes späterer
Zeit Vorbehalten müssen, bis dasselbe weiter gediehen sein wird.
Hier seien nur der grossartig angelegte Plan, die prächtig ge¬
lungenen Illustrationen und die wahrhaft splendide Ausstattung
hervorgehoben. — 6. Christian Pesch S. J., Gott und
Götter. Eine St udi e zur vergl eich en d en Religions¬
wissenschaft. Freiburg i. B., Herder. 1890. (VII und 128 S.)
fl. 1.02. Wohl nicht an Umfang aber an allgemeinem Interesse
des Gegenstandes übertrifft vorliegende Schrift alle fünf vorge¬
nannten, denn an den drei darin behandelten Fragen: die
Wahrheit, die Entstehung und die Entwicklung des Gottesbegriffes
darf doch kein denkender Mensch ohne Interesse vorübergehen.
Diese Fragen sind hier mit der dem Verf. eigenen ausgedehnten
Gelehrsamkeit und echt scholastischen Geistesschärfe - mit Rück¬
sicht auf die (im Jahre 1890) neuesten Schriften Max Müller’s,
Alb. Reville’s und Anderer erörtert. Die Aufstellungen der
modernen Hierographie werden im Dienste der katholischen
Apologetik verwertet, theihveise auch gründlich corrigiert. Die
Schrift ist eines der Ergänzungshelte der Stimmen aus Maria
Laach, und zugleich Abschluss der in drei Heften vorangegangenen
Studien P. Chr. P.’s über den Gottesbegriff in den heidnischen
Religionen. — ie.
Katholica.
Cistercienser-Chronik. V, 51.
D. sei. Ida v. Leeuwen. — Im Vorbeigehen. III. — Cantica
d. 111. Nocturn. (Forts.) — Bestätiggs.-Decret d. Ordens d. reform.
Cistercienser. — D. Opfer e. Laienbruders. —- Nachrichten. —
Todtentafel. — Cisterc.-Bibliothek.
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293
Nr. 10. — O ESTER REICHISCHRS LlTTBRATURBLATT. — II. JAHRGANG.
294
Theologisch-prakt. Monatsschrift. III, 4.
Specht, Sind d. nied. Weihen u. d. Subdiakonat sakra¬
mental? — Knabenbauer, »Stella duce« in welchem Sinne? —
P. G. Schmitt. D. Vogteiwesen d. M.-A. — D. Clerus u. d.
• freien Lehrervereine«. — Haas, D. sociale Bedeutg. d. Ehe-
schiiessg. (Forts.) — Pichler, Vergleichende Notizen üb. d. kath.
Pfarrverlüiltnisse in Bayern. — Don Josaphet, Wo wurde der
Heiland geboren? — Rohm, Von d. theolog. Facultät d. Univ.
Erlangen. — Fragen, Fälle u. Mitth. aus d. pfarramtl. u. seelsorgl.
Praxis. — Krick, Erlässe d. obersten Verwaltgsstellen u. Er¬
kenntnisse d. obersten Gerichtshöfe. — Litterar. Novitätenschau.
— Dazu: Ergänzgsheft 4: D. Hirtenbriefe d. Bayerischen Epis¬
kopates. 3. (200 S., Separatpr. fl. —.72.)
Akatholica.
Der Beweis d. Glaubens. XXIX, April.
Grau, Tod u. Auferstehg. Jesu Christi. — Römer, Gottes
Geist in d. Bibel. — D. Ursprünge d. Menschengeschlechtes. —
Theolog. Litteraturbericht.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Schlager M. J., Ueb. Patriotismus im Allgem. v. Standpunkte
d. christl. Moral. Inaug.-Rede. Graz, Leuschner & Lubensky.
(21 S.) 11. —.60.
Meindl K., Leben u. Wirken d. Bischofs Fr. Jos. Rudigier v.
Linz. II. Bd., enth. d. Leben u.'Wirken in d. bischöfl. Zeit
v. 1869 b. z. Tode, nebst Charakterschilderg. Linz, Haslinger.
(936 S.) 11. 3.-.
Hammerstein L. v., D. Jesuiten-Moral. Offener Brief an Dr.
Ad. Harnack. Trier, Paulinus-Druckerei. (13 S.) fl. —.15.
Baeumker C., E. Tractat gg. d. Amalricianer aus d. Anf. d.
XIII. Jhdts. Nach d. Hdsch. zu Troyes lirsg. Paderb., Schöningh.
(IV u. 69 S.) fl. 1.20.
Heiner F., Kath. Kirchenrecht. I. Bd.: D. Verfassg. d. Kirche,
nebst allgem. u. specieller Einleitg. (Wissenschaftl. Handbibi.
I. Reihe: Theolog. Lehrbücher, V.) Ebd. (XIV u. 391 S.)
fl. 2.10.
Alberti Magni, bcati, episc. Ratisb., De sacrosancto corporis
domini sacramentö sermones, juxta manuscriptos Codices neenon
editioncs antiquiores accurate recogniti per G. Jacob. Regensb.,
Pustet. (XV u. 272 S.) fl. 1.92.
Aschen brier A., A kath. egyhäz autonomiäjäröl Magyarorszag-
ban. (Kath. Autonomie in Ungarn.) Budap., Pfeifer. (163 S.)
II. 1.60.
MakraJ. es Rozsa J, A kath. egyhaz törtenelme különös
tekintettel Magvarorszägra.(Kath. Kirchengesch.) Pressb.,Stampfei.
(IV u. 179 S.) 0. —.80.
Akatholica.
Dalton H., Z. Gesch. d. evangel. Kirche in Russl. Lpz., Duncker
u. Humblot. (V u. 71 S.) fl. —.84.
Hüttebräuker O., D. Minoritenord. z. Zeit d. grossen Schismas.
Berl., Speyer & Peters. (93 S.) fl. —.90.
Schattenmann P. F., D. altkirchl. epistolischen Perikopen. Er¬
langen, Junge. (VIII u. 318 S.) fl. 2.16.
Roquain F., La cour de Rome et l’esprit de reforme avant
Luther. I.: La theocratie. Apogee du pouvoir pontifical. Paris,
Thorin et fils, 10 fr.
Smend R., Lehrb. d. alttestamcntl. Religionsgesch. Freib., Mohr.
(XIX u. 550 S.) fl. 7.20.
Im Verl. v. W. Braumüller in Wien wird Ende September
erscheinen: *Die theolog. Studien u. Anstalten der katholischen
Kirche in Oesterreich « von Domprälat Hofrath Dr. Herrn. Zschokkc,
mindestens 70 Druckbogen gr. 8°, Subscr.-Preis fl. 15.—.
Philosophie. Pädagogik.
Ko p p • h I, Dr. Hermann : Die Verwandtschaft Leibnizens
mit Thomas von Aquino In der Lehre vom Bösen. Jena,
Frommann. (Leipzig, Fock.) 1892. 8°. (LV u. 124 S.) fl. —.96.
Eine vergleichende Darstellung von bestimmten Lehr¬
punkten verschiedener philosophischer Systeme muss, um
lehrreich und fruchtbar zu sein, vorerst angeben, ob und
in wie weit ein Abhängigkeitsverhältnis der betreffenden
Lehren stattfindet, ferner das Verhältnis der in Betracht
gezogenen Systeme im Ganzen darlegen und schliesslich
auch solche Lehrpunkte in Betracht ziehen, welche mit
den zu vergleichenden in engerem Zusammenhänge stehen.
Die vorliegende Schrift lässt es in allen drei Punkten
fehlen. Verf. sagt: »Selbstverständlich kann bei einem
so universellen und selbständigen Geiste wie Leibniz nicht
die Rede sein von einer unmittelbaren Abhängigkeit«
(S. 12); ergibt aber zu, dass sich eine »bis in die Aus¬
drücke gehende Uebereinstimmung findet, uns kann es
gleich sein, ob bewusst oder unbewusst.« (S. 13.) Es
scheint ihm eine Herabsetzung Leibnizens zu sein, wenn
man annimmt, dass er vom hl. Thomas gelernt habe,
aber er kann dies auch nicht abweisen. Leibniz sagt
selbst in seinen Discours de metaphysique: »Eigene
Untersuchungen haben mich erkennen lassen, dass unsere
Zeitgenossen (modernes) dem hl. Thomas und andern
grossen Männern jener Zeit nicht Gerechtigkeit wider¬
fahren lassen, und dass die Ansichten der scholastischen
Philosophen und Theologen weit mehr Gediegenes (solidite)
haben, als man meint, falls man sich ihrer nur ange¬
messen (<7 propos) und am rechten Orte bedient.« (Aus¬
gabe v. Gerhardt IV, S. 4 35.) Es macht Leibnizen
alle Ehre, dass er in seiner Zeit und Umgebung den
hl. Thomas studierte, Manches von ihm verstand und
assimilierte, und dass dazu Anschauungen über das Böse
gehörten, wird nicht zu bezweifeln sein. — Das Ver¬
hältnis der Thomistischen und Leibnizischen Philosophie
im Allgemeinen unterlässt Verf. zu bestimmen, und ver¬
spricht nur »die grosse Zeitenkluft nicht zu überspringen«,
die zwischen beiden liegt. Er thut es aber doch, indem
er beiden Denkern Rationalismus zuspricht; einmal mit
Reserve, »weil ein Jeder, der sich um die Lösung des
Problems vom Bösen müht, der ratio Vertrauen schenken
muss, also gewissermassen Rationalist ist« (S. 8);
an einer andern Stelle aber peremptorischer: »Wir
schliessen mit der Feststellung der Thatsache, dass
Thomas, der Normaltheologe unserer heutigen katholischen
Theologie, bei diesem Hauptproblem nicht viel weniger
rationalistisch verfuhr, als der leitende Geist des deut¬
schen Rationalismus, als Leibniz.« (S. 109.) Wenn eine
Lehre, welche, wie die thomistische, zwei Erkenntnis¬
quellen: Glaube und Vernunft setzt und mit der grössten
Umsicht bis in die Einzelfragen vereint berücksichtigt,
Rationalismus ist, so ist dies Wort aber gleichbedeutend
mit Philosophie; wenn es aber nicht so gemeint ist, so
reichen Ausdrücke wie »gewissermassen« und »nicht viel
weniger« nicht hin, um die fundamentalen Gegensätze
zwischen einer gläubigen und nicht-gläubigen Speculation
zu charakterisieren. — Von Lehrstücken, welche Verf.
mit heranziehen musste, ist vor Allem die Lehre vom
Guten und vom Sittengesetze zu nennen. Es macht denn
doch einen Unterschied in der Auffassung des Bösen,
ob ein Philosoph das gesetzhafte Element der Sittlichkeit
in ganzer Schärfe bestimmt und durchführt, wie es der
hl. Thomas thut, oder dasselbe verflüchtigt, wie dies
bei Leibniz der Fall ist, der darum eine Ethik gar nicht
hat und haben kann. Wenn Verf. von beiden Denkern
sagt: »Beide bemühen sich, eine Versöhnung zwischen
Gut und Böse herzustellen, und das Entweder—Oder, den
Kampf der beiden Antipoden abzuschwächen, beide sind
ihrer Geistesrichtung nach optimistische Rationalisten«
(S. 9), so gilt dies wohl von Leibniz, nicht entfernt aber
von dem Aquinaten. Man fragt sich, wie Verf. auf solche
Rederei über die Abschwächung des Bösen im Thomis¬
mus kommt, und findet S. 109 die Antwort: »Diesen
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295
Nr. 10. — Okstrrrkichisches Liitkraturbi.au. — II. Jahrgang.
296
Misstand zu überwinden blieb der späteren Philosophie,
namentlich einem Kant, Vorbehalten; die Voranstellung
der praktischen Vernunft führte Kant zu einer unermess¬
lichen Vertiefung des Gegensatzes, wie seine Lehre vom
radicalen Bösen zeigt.« In Wahrheit liegt es so,
dass Kants Autonomismus für das Böse gar keine Stelle
hat und jener gnostisierendc Einfall vom radicalen Bösen
als deus ex machina auftritt, ohne von Kant oder irgend
einem seiner Nachfolger ernst genommen zu werden. —
Wenn Verf. hier die Uebercinstimmung der verglichenen
Denker übertreibt, so bezeichnet er sie völlig schief, wenn
er beim hl. Thomas die abstract-ontologische und bei
Leibniz die dynamische Richtung vorherrschend glaubt
und bemerkt: »Leibniz konnte die Welt nicht als etwas
Todtes, Lebloses betrachten, ihm ist Alles Leben und
Thätigkeit, jede Monade eine vis activa .« (S. 108.) In
Wahrheit besteht diese Lebendigkeit auch nach der
aristotelisch-thomistischen Lehre, nur ist diese so be¬
sonnen, den actus primus, das Sein, von dem actus
secundus , der Thätigkeit, zu unterscheiden, während
Leibniz, geblendet von der mechanistischen Xaturerklä-
rung, alles Sein in Wirken auflöst.
So zeigt der Verf., dass er über die Aussenwerke
der Thomistischen Lehre nicht hinausgekommen ist. Es
ist aber löblich, dass er wenigstens diese in Angriff ge¬
nommen hat; möge er weiter Vordringen; die Befähigung
dazu möchten wir ihm auf Grund der Arbeit zusprechen.
Prag. Willmann.
Jahrbuch f. Philosophie u. speculative Theologie. VII, 4.
v. Tessen-VV^sierski, Ven. Bartholomaeus a Martyribus.
(Mit Porti*, v. Champaigne.) — Feldncr, D. sogen. Aseitüt Gottes
als constitutives Princip seiner Wesenheit. — Th. Esser, Quae-
stiones quodlibetales. — C. M. Schneider, Zur Lichttheoric. —
B. Deppe, D. Moralsystem d. hl. Alfons. — Litterar. Besprechgen.,
u. a.: Borinski, Grundzüge d. Systems d. artikulierten Phonetik
zur Revision d. Principien d. Sprachwissensch. (Glossner); —
C. M. Schneider, D. unbefl. Empfängnis u. d. Erbsünde. (P. Jos.
a Lconissa); — Kurt, Willensfreiheit? (Szabö); — Flügel, D.
Seclenfragc m. Rücks. auf d. neueren Wandlgen. gewisser natur-
wiss. Begriffe; Lipperhcide, Th. v. Aquino u. d. platon. Ideen¬
lehre; Gisevius, Kant’s Lehre v. Raum u. Zeit; Koerner, D.
Seele u. ihre Thätigkciten; Appel, D. Lehre d. Scholastiker v. d.
Synteresis; Twardowski, Idee u. Perception aus Descartcs;
Iiauffe, D. Wiedergeburt d. Menschen; Engel, D. Philosophie
u. d. sociale Frage; Hertz sch, D. autogenetisch-phylogenetische
Beweis f. d. Dasein e. persönl. Gottes; Berendt u. Fried Hin der,
Spinoza’s Erkenntnislehre in ihrer Beziehg. zur mod. Naturwissen¬
schaft u. Philosophie (sämmtl. v. C. M. Schneider). — Zeit¬
schriftenschau.
Zeitschrift f. exacte Philosophie. XIX, 2 u. 3.
Flügel, Ueb. Materialismus. — Turic, D. Entschluss in
d. Willensprocesse. — Cornelius, Z. Theorie d. Hypnotismus.
— Thilo, Ueb. d. Begriff d. Causalität b. Plato u. Spinoza.
Revue phiiosophique. XVIII, 4.
Koehler. Pourquoi ressemblons-nous a nos parents? —
Arreat, De la methode graphologique. — Piquavet, Travcaux
recents sur le neo-thomisme et la scolastique. — Analvses et
comptes rendus. — Revue des periodiques etrangers.
Philosophische Monatshefte. XXIX, 3 u. 4.
Hei neck, D. älteste Fassg. v. Melanchthon’s Ethik. —
Lasswitz, D. mod. Energetik in ihrer Bedeutg. f. d. Erkenntnis¬
kritik. II. — Staudingcr, D. sittl. Frage e. sociale Frage. II. —
B. Erd mann, Joh. B. Erdmann. — Litteraturbericht.
Archiv f. Geschichte d. Philosophie. VI, 3.
Bender, Metaphysik u. Askctik. — Güttler, 2 unbekannte
Dialoge Giord. Bruno’s nebst biogr. Notizen. — Dilthev, D.
natiirl. System d. Geisteswissenseh. im XVII. Jhdt. — Freuden¬
thal, Beitr. z. Gesch. d. engl. Philosophie. — Jahresbericht üb.
sämmtl. Erscheingen. auf d. Gebiete d. Philosophie.
Neue Erscheinungen:
Langwerth v. Simmern H. Frh., Aus d. Mappe e. verstorbenen
Freundes (Frdr. v. KlinggrälT). 2. ThL: Staat u. Kirche. Berl..
Behr. (IX u. 570 S.) fl. 4.50.
Abegg H., Was schulden wir unseren Kindern? A 11g. deutsches
Erziehgs.-Lexikon f. d. Daus. Stuttg., Schwabachcr. (V u. 587 Sb
fl. 3.60.
Moricc Ch., Du sens religieux de la poesie. Sur le mot pocsie.
Le principe social de la beaute. Genf, Eggimann. (VIII u.
104 S.) 0. —.96.
Rethwisch C., Deutschlds. höheres Schulwesen im 19. Jhdt.
Berk, Gaertner. (VIII. 206 u. 53 S.) 11. 2.-40.
Kratz II.. D. Ausdruck d. Gefühle. E. ästhet. Studie. Gütersloh.
Bertelsmann. (48 S.) 11. —.36.
Wegn er, Kant-Lexikon. E. Handb. f. Freunde d. Kant'schen
Phil. Berk, Wiegandt & Schotte. (IV u. 347 S.) fl. 3.60.
Blase hke S., D. Zusammenhang d. Familien- u. Gütergemein¬
schaft d. platon. »Staates« mit d. polit. u. philos. System
Plato’s. Progr. Berl., Gaertner. 4°. (23 S.) 11. -.60.
Compayrc G., Abclard and the origin and early history of
universities. London. Heinemann. 5 sh.
Azam, Hypnotisme et double conscience. Paris, Alcan. 9 fr.
Bastian A., D. Buddhismus als rcligions-philosophisches System.
Berk. Weidmann. (63 S. m. 3 Tat.) 11. 1.44.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Krön es, Dr. Franz Ritter v.: Aus Oesterreichs stillen und
bewegten Jahren 1810-1812 und 1813—1816. Innsbruck,
Wagner. 1892. 8°. (XVI u. 417 S.) 11. 3.80.
Der Inhalt zerfällt in zwei Theile. I. »Zeitgeschicht¬
liche Studien. Aus dem Tagebuche des Erzherzogs Johann
von Oesterreich 1810—1812«, aus jenem Tagebuch, das
dem verdienstvollen und ungemein thätigen Verf. schon
zu früheren Werken, »Baldacci« (1886), »Tyrol 1812
bis 1816« (1890) und »Aus dem Tagebuche etc. 1810
bis 1815« (189 1) zu einer so reichen Fundgrube geschicht¬
licher Erläuterungen und Aufhellungen geworden ist. Was
in dieser I. Abtheilung besondere Anziehungskraft übt,
ist einmal das Verhältnis Johanns zu seinem grösseren
Bruder Carl, mit welchem seit dem Unglückstage von
Wagram eine unangenehme Spannung eingetreten war,
bis Johann eines Tages im October 1810 Carl »gerade
anredete und Frieden schloss« und ihm von da an mit
seltener Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung treu
blieb; siehe z. B. über die beabsichtigte Verheiratung
Carl’s mit einer badischen Prinzessin. S. 109 f. dauert
ihn, dass Carl »aus Langeweile und Ehrgeiz« 1812 das
österreichische Hilfscorps gegen Russland führen will
(S. 127, 130), wozu es aber glücklicherweise nicht
kommt, u. dgl. m. Gar nicht gut ist im Tagebuch der
Erzherzog auf den Grafen Radetzky zu sprechen, den
er als schwankend, wetterwendisch, versteckt hinstellt,
S. 89, 92, 95, 129, wie auch Gentz Ende 1810 von
den damaligen Hofkriegsräthen sagt, sie seien »völlig
Nullen, oder schlimmer als Nullen zufolge ihrer Verkehrt¬
heiten, wie Radetzky und Klenau«. Doch man sehe
dagegen des Erzherzogs Berichtigungen aus späterer Zeit
S. 89, 92, und vorzüglich Krön es’ treffende Bemerkung
S. 68 f. Interessant ist S. 167, welchen Eindruck auf
den Erzherzog der junge Kronprinz, nachmalige Kaiser
Ferdinand, und der jüngere »Franz«, Erzherzog Franz
Carl, machte. In politischer Hinsicht zieht sich durch
das ganze Tagebuch 1810—1812, allerdings die Zeit
von Oesterreichs tiefster Erniedrigung, eine Schwarzseherei
zum erschrecken, eine wahre Verzweiflungsstimmung.
Im October 1810 sieht er Oesterreich »zinsbar von
Frankreich oder gar in Theile getrennt« (S. 92); »die
Monarchie ist am Rande des Verderbens, ihrer Auflösung,
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297
Nr. 10. — Oestbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahroano.
298
die Dynastie ihrem Sturze nahe« (S. 97). Ein Jahr später
sieht er »Polen von Oesterreich weg« und tröstet sich,
wenn sein Vaterland »dafür vielleicht Illyrien und das
Innviertel« erhält (S. 120 f.) — Die II. Abtheilung ist
überschrieben: »Hormayrs Lebensgang bis 1816 und
seine Briefe an Erzherzog Johann 1813—1816«. Hormayr,
ohne Frage ein Talent von aussergewöhnlichen Dimensionen,
ist, was seine praktische Verwendung betrifft, von der
Regierung anfangs überschätzt und später vielleicht unter¬
schätzt worden. Seine Mission 1809 nach Tyrol hat
nicht den erwünschten Ausgang genommen, woran, wie
aus Krones’ Darstellung hervorgeht, die Umstände wohl
mehr schuld waren als er. Hormayr ist dann in den
Verdacht des Hochverrathes gekommen, da der »Alpen¬
bund« dem Kaiser Franz als ein solcher vorgespiegelt
wurde, wo es nicht auf die Erhaltung, sondern auf die
Losreissung Tyrols von Oesterreich abgesehen gewiesen
sei. Die abscheuliche Rolle, die dabei Roschmann gespielt,
kennen wir genauer aus den früheren Veröffentlichungen
des Verfassers; hier wird sie mehr nur gestreift. Jedenfalls
war die lange und schwere Gefängnishaft, und als Fort¬
setzung derselben die Internierung Hormayrs in Brünn
eine zu harte Strafe für einige Unbesonnenheiten und
für seine böse Zunge. Mit der Aufhebung dieser Mass-
regeln schliesst Krones und hat damit den bessern Theil
erwählt. Wer wird mit gleicher Gewissenhaftigkeit und
Quellenkunde den zweiten Hormayr-Theil schreiben, i. e.
wie aus dem Paulus ein Saulus ward? Bis 1816 schimpft
Hormayr auf Bayern, verwünscht und verflucht es; in
der späteren Hälfte seines Lebens hat er Bayern in den
Himmel gehoben und ist auf Oesterreich und was Oester¬
reich angehört, mit einer wahren Berserkerwuth losgezogen.
Man nennt dies Charakter.
Wien. Helfert.
Bullettino di Archeologla • Storia Dalmata. XVI, 3. .
Bulic\ Iscrizioni incdite: Peguntium, Salona, Spalatum. —
Osservazione sul significato dell’ iscrizior.e sulla fibula d’oro dell’
i. r. Museo in Spalato. — Bulic, Descrizione delle lucerne fittili
che furono acquistate dall’ i. r. Museo in Spalato nell’ a. 1892.
— Gatti, Iscrizione Salonitana. — Alaöevie, Estratto dal Libro
»Consiliorum« della Communitä. di Spalato 1358—1359. (Forts.)
— Pei nostri monumenti. — I. Suppl.: II testamento di Pietro
Canavelli. (Forts.) — II. Suppl.: Statuti di Sebenico. (Forts.)
The English historical review. VIII, l.
Vinogradoff, Folkland. — Norgate, The Bull Lau-
dabiliter. — Gairdner, Mary and Anne Boleyn. — O’Connor
Morris, Villars. — Notes and Documents. — Review of books.
Neue Erscheinungen:
Guglia E., Leop. v. Ranke’s Leben u. Werke. Leipz., Grunow.
(424 S.) fl. 2.70.
Houssayc II., 1815. La premiere Restauration. Le retour de File
d’Elbe. Les 100 jours. Paris, Perrin. 3 fr. 50 c.
Bülow Gabriele v., Tochter Wilh. v. Humboldt’s. E. Lebensbild.
Aus d. Familienpapieren W. v. H.’s u. s. Kinder. 1791 —1887.
Berl., Mittler. (XI u. 572 S.) fl. 6.—.
Hirschberg C., Gesch. d. Grafschaft Moers. Mörs, Spaarmann.
(III u. 123 S.) fl. —.60.
Lindner Th., Deutsche Gesch. unter d. Habsburgern u. Luxem¬
burgern 1237—1437. II. (Schl.-)Bd. Von Karl IV. b. z. Sigmund.
D. allgem. Zustände. (Bibi, deutscher Gesch.) Stuttg., Cotta.
(XXII u. 429 S.) fl. 3.60.
Foss R., I. Kirchenreform. Bestrebgen im 19. Jhdt. II. Z. Reform-
Gesch. v. Genf. Berl., Gaertner. Prgr. (26 S.) fl. •—.60.
Franz F., D. Schlacht b. Montlhery. E. Beitr. z. Gesch. Karls
d. Kühnen. Ebd. 4°. (16 S.) fl. —.60.
Mangold W., Archival. Notizen z. franz. Litt.- u. Culturgesch.
d. 17. Jhdts. Ebd. 4°. (25 S.) fl. —.60.
Schwartz P.. Z. Gesch. d. Neumark während d. 7iähr. Krieges.
Ebd. 4°. (28 S.) fl. —.60.
Suhle E., Barbarossas constitutio de regalibus v. Nov. 1158 u.
ihre Durchführg. Ebd. 4°. (22 S.) fl. —.60.
Im Mai ersch. im Verl. d. Hertz'schen Buchhdl. in Berlin
> Briefwechsel d, Gen . Leop. v. Gerlach m. d. Bundestagsgesandten
Otto v. Bismarck .« (c. 21 Bg. gr.-8°. fl. 3.—.)
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Engelbrecht, Dr. August: Patristlsche Anaiecten. Jahres¬
bericht des Gymnasiums der k. k. Theresianischen Akademie in
Wien. 1892. 8°. (100 S.).
Die ebenso hübsch ausgestattete wie umfangreiche
Programmschrift wird in ihrem zweiten und vierten Theile
namentlich die Besitzer der vom Verf. herausgegebenen
Briefe des Ruricius und der Werke des Faustus inter¬
essieren, indem daselbst kritische Nachträge, eine Aehren-
lese aus einer druckfertigen aber nicht gedruckten Ausgabe
des vorigen Jahrhunderts von Danton, sowie eine Art
Resume über die dem Verf. bekannt gewordenen Recen-
sionen seiner Faustus-Ausgabe geboten werden. Nur eine
Bemerkung: Rur. I 8 S. 362 hat die Hs. codicem quem
nunc utrum sicut est transcriptum an parat um
reddere debeam y in vestro pendet arbitrio . An paratum
ist viel herumgebessert worden; der Verf. hält den Text
aufrecht und erklärt: »ob ich das Buch, so wie es jetzt
ist, abgeschrieben (d. h. nicht vollständig abgeschrieben)
oder fertiggestellt ( paratum , d. h. vollständig abgeschrieben)
zurückgeben soll.« Ich halte das doch für unmöglich und
schlage vor, statt paratum zu lesen parentern , d. h. »ob
ich den Codex in der eben fertig gewordenen Abschrift
oder im Original zurückstellen soll«. Der erste Theil
weist zur Evidenz den nicht Faustinischen Ursprung eines
pseudo-hieronymianischen Briefes nach, der dritte handelt
über das sehr interessante Capitel der Titulaturen in den
Ruricius-Briefen. Bei dem ausgezeichneten Charakter der
Arbeit macht des Verf.’s Bescheidenheit, mit der er von
mittlerweile als nicht haltbar erkannten Ansichten zurück¬
tritt, und die wohlwollende Art, mit der über die in
Frage kommenden kirchlichen Verhältnisse gesprochen
wird, einen um so wohlthuenderen Eindruck.
Wien. M. Gitlbauer.
Skutsch Franz, Dr. phil., Privatdocent der classischen Philologie
an der Universität Breslau: Forschungen zur lateinischen
Grammatik und Metrik. Erster Band. Plautinisehes und
Romanisches. Studien zur plautinischen Prosodie. Leipzig,
B. G. Teubner. 1892, 8°. (VIII u. 186 S.) II. 2.64.
Der Verf. macht es sich zur Aufgabe, einen Beitrag
zur Erklärung der plautinischen Prosodie zu liefern und
er hat seinen Vorsatz vollkommen und vorzüglich durch¬
geführt. Das C. F. W. Müller’sche Jambenkürzungsgesetz
als bekannt voraussetzend geht S. daran, die Worte
nempe , unde , inde, quippe , ille y iste nicht als pyrrhi-
chisch, sondern als durch Apokope des Endvocals
zweimorig geworden zu erweisen. Er geht von älteren
Erklärungsmethoden (besonders der Corssen’schen) aus,
legt ihre Unhaltbarkeit dar und widmet dann zunächst
der Besprechung der Synkopierung im Allgemeinen ein
besonderes Capitel. Gerade hier Fällt die Bescheidenheit
des Verf. sehr angenehm auf, der z. B. S. 50 selbst
zugibt: »Aber die directen Beweise für eine derartige
regressiv synkopierende Wirkung, soweit sie sich nicht
etwa weiterhin aus unserer Untersuchung ergeben werden,
sind äusserst zweifelhafter Natur« und gleich im Folgen¬
den die Behauptung, dass man im Altlateinischen cüpares-
sus und Nümitoriai gesprochen habe, woraus dann
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299
Nr. 10. — Oesterrkichisches L itteraturblatt. — 11. Jahrgang.
300
durch Ausstossung eines Vocals cupressus und Numtoriai
geworden sei (seine Hauptbeweise für regressive Accent¬
wirkung) selbst keineswegs für unwiderleglich hält; es
lässt sich auch in der That nicht viel mehr über diese
Vermuthung sagen, als dass sie ebenso ansprechend ist, wie
die, dass bei der Synkopierung von purigare , iungare
u. ä. zu pur gare, iurgare nicht die Infinitivform, son¬
dern der Indicativ des Präsens purigo , iurigo zugrunde
gelegen haben dürfte.
Und wie für nempe beweist er, fast immer der
Ueberlieferung folgend und nur ausnahmsweise sich Con-
jecturen gestattend, zuerst, dass auch in unde, inde,
quippe , ille , iste die erste Silbe durchwegs lang sei, und
dann, dass diese Wörter nur durch Abfall des Auslautes
zweimorig geworden sein können. Wenn wir schliess¬
lich hinzufügen, dass S. die Entstehung von proin , dein,
exin nach Hand-Corssen durch Apokope aus der vollen
Form proinde, de tu de, exinde beweist, dass er ferner
darauf hinweist, dass auch die Imperativformen wie
redde, mitte und andere Wörter wie forte , tute u. ä.,
wenigstens mitunter, zweimorig gemessen werden müssen,
welche Erscheinung für sein Gesetz eine wichtige Stütze
abgibt, so glauben wir den Leser mit dem Inhalt dieser
tüchtigen Arbeit und den Ergebnissen der S.’schen
Forschung hinreichend bekannt gemacht zu haben.
Wien. I)r. Hanns Bohatta.
Sarblewski, Mathiae Casimiri, e Socictatc Jesu Poloni
Poemata omnia. Editio omnium quac adhuc prodierant longe
plenissima. Staraviesiae, typis et sumptibus Collegii S. J. 1892.
(LXIV u. 624 S.) Zu beziehen durch den Hrsgber., Adresse:
Starawics p. Brzozöxv in Galizien,
In der vorliegenden Publication erhalten wir zum
ersten Mal eine vollständige und erschöpfende Ausgabe
der dichterischen Werke Sarbiewskis. Ihr Herausgeber
P. Thomas Wall, Professor des classischen Studiums im
Jesuitencollegium zu Starawies (in Galizien) hat nämlich
nicht nur die in den älteren Drucken einzeln zerstreuten
Gedichte gesammelt, sondern auch aus den polnischen
und römischen Handschriften bisher nicht gedruckte
Poesien hinzugefügt. So ist z. B. durch Benützung des
sog. Bielowski’schen Codex in Lemberg die Zahl der
Epigramme auf 265 gestiegen, d. h. fast um das doppelte
vermehrt worden.
Einen besonderen Vorzug der Ausgabe bildet das
reichhaltige Material, welches uns einen Einblick in die
Entwicklung des poetischen Talentes und des dichte¬
rischen Schaffens Sarbiewskis gewährt. Im besonderen
ist es interessant zu sehen, wie der » Horatius Sarma-
ticus «, welcher anfangs in seinen Dichtungen dem Pane-
gyrismus huldigte, später von dieser Richtung abgeht,
den Horaz sich zum Muster nimmt, und infolge dessen
viele von seinen früheren panegyrischen Producten ver¬
wirft oder umarbeitet, anders theilt und ordnet. Dieser
Process tritt uns nunmehr Dank den Forschungen des
Herausgebers klar vor Augen; die in dieser Hinsicht gerade
so charakteristischen Dichtungen wie: Ferdinandi II.
Herculis Genfianici trophaeum (p. 566), Aurenm
saeculum (p. 345), Porticus honoris (p. 561) u. v. a.
sindhier unter Benutzung der wertvollen Notizen des
H. Windakiewicz zum ersten Male als Unentbehrliche
Grundlagen für die Würdigung der Entwicklungsgeschichte
S.’s zum Druck befördert worden.
Voile Anerkennung verdient auch die gründliche
Feststellung der Bibliographie (p. XXI—LXIV), welche
bis jetzt selbst bei den besten Kennern des Dichters
ungenau war und theilweise auf blossen Muthmassungen
beruhte. Der Herausgeber zählt vierzig sicher verbürgte
Ausgaben auf, zugleich mit Hinweis auf die in- und aus¬
ländischen Bibliotheken, wo dieselben zu finden sind.
Ausserdem erhalten wir auch ein genaues Verzeichnis
der Prosawerke S.’s, deren Manuscripte in Krakau
in der Bibliothek des Prinzen Czartoryski, in der Osso-
linskfschen Bibliothek zu Lemberg und in der Barberi-
nischen zu Rom aufbewahrt werden (p. XLVII). Daran
schliesst sich eine Uebersicht der zahlreichen Ueber-
setzungen seiner Gedichte in die verschiedenen Sprachen
(pag. LIII) und der wissenschaftlichen Abhandlungen
über S. aus verschiedenen Zeiten und Literaturen (p. LV1).
Die Biographie des Dichters am Anfänge des Buches (pag.
VII — XX) ist nicht allein von den Irrthümern frei, die sich in
fast allen früheren Lebensbeschreibungen finden, sondern
bietet auch manche ganz neue, aus den Archiven ge¬
schöpfte Details. Den Abschluss der Ausgabe bildet ein
stattlicher selbständig bearbeiteter Index (pag. 573 — 624),
der . die Erklärung der zahlreichen in S.’s Gedichten
vorkommenden historischen und geographischen Namen
gibt; eine Beigabe, für die jeder, zumal nicht polnische
Leser dem Herausgeber dankbar sein dürfte.
Wie verdienstlich aber und wie reich indes die Aus¬
gabe ist, soweit das gesammelte Material in Betracht
kommt, so bietet sie doch eine auffällige Ungleichförmig¬
keit. Manche ohne weiteres in das Werk aufgenommenc
Texte werden später (im Anhang) verändert, in anderer
Gestalt gegeben oder auch dem Dichter ganz abgesprochen.
So hat es den Anschein, als ob dem Drucke nicht eine
genügende Kritik vorausgegangen wäre, während doch
andererseits in den Beilagen kein geringer kritischer Apparat
geboten wird. Die Ursache dieser sonst befremdlichen
Erscheinung liegt in der Art und Weise, wie die Aus¬
gabe zu Stande gekommen ist (cfr. praefatio pag. IV).
Anfänglich hatte der Herausgeber nur die Absicht, durch
einen Neudruck der Strassburger Ausgabe vom Jahre 1803
die Zahl der Exemplare für den Gebrauch seiner Schüler
zu vermehren. War ihm auch von vornherein die Un¬
zulänglichkeit derselben nicht entgangen, so gelangten doch
die wichtigsten, wider Erwarten zahlreichen Materialien
erst, als der Druck bereits dem Abschluss nahe war, zu
seiner Kenntnis — in Folge dessen die vielen Corrigenda
und Loci variantes nicht mehr überall am eigentlichen
Orte ihre Stelle finden konnten. Uebrigens betrachtet auch
der Herausgeber seine Aufgabe noch nicht als endgiltig
gelöst, sondern trägt sich mit der Absicht, falls die
Dichtungen S.’s ihre verdiente Verbreitung finden, seine
Ausgabe allen gerechten Ansprüchen der Kritik gemäss
auszustatten. Alsdann wird es auch geboten sein, die
neuere heutzutage allgemein übliche lateinische Ortho¬
graphie einzuführen, und ein zur Orientierung in dem so
reichen Materiale durchaus nothwendiges Inhaltsverzeichnis
hinzuzufügen. Trotz alledem bleibt diese Ausgabe unter
allen bisherigen nach jeder Richtung hin die vorzüg¬
lichste.
Krakau. Wladimir Piatkiewicz S. J.
Meier John: Bergreihen. Ein Liederbuch des 16. Jahr¬
hunderts. Nach den vier ältesten Drucken von 1531, 1533,
1536 und 1537. In den »Neudrucken deutscher Litteraturwerke«
Nr. 99-100. Halle, Niemeyer. 1892. (XVI u. 122 S.) 11. —.72.
Von den vier alten Drucken dieses Liederbuches
waren bisher nur die zwei jüngeren bekannt und der
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301
Nr. 10. — Obsterreichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
302
jüngste derselben schon einmal (1854) von 0. Schade
herausgegeben worden. 1889 fand J. Meier in Zwickau
die beiden älteren und legte den ältesten seinem Neudruck
zu Grunde. Die abweichenden Lesarten der anderen
Drucke verzeichnet er in Anmerkungen, das Mehr der
Lieder in einem Anhänge, so dass nunmehr dem Leser
alle vier Texte vereinigt vorliegen. Unter »Bergreihen«
vermuthet man Lieder, die direct für Bergleute oder ge¬
radezu von Bergleuten für Bergleute gedichtet worden
sind. Dem ist nicht so. Es sind meist landläufige Volks¬
lieder, welche von einem Bergmann oder einem Anderen
gesammelt und für Bergleute bestimmt wurden, so dass
sich verhältnismässig nur wenige eigentliche Bergmanns¬
lieder, die schon an den technischen Ausdrücken der
Knappenwelt erkennbar sind, darunter befinden. Am
häufigsten vertreten sind Liebeslieder, von denen jene mit
noch ritterlichem Gepräge besonders auffallen: so singt
z. B. Nr. 3 der Sammlung von einem »frculein« auf
den Zinnen der Herrenburg; so erinnern Nr. 7 u. 30
an die alten Tagelieder, so ist Nr. 29 ein deutlich aus¬
gebildetes Wächterlied. Daneben stehen Abschiedslieder
fahrender Gesellen und Liebeslieder mit Farbensymbolik.
Zwischendurch begegnen Schlemmer- und Trinkerlieder,
geistliche Lieder, didaktisch-polemische, didaktisch-alle¬
gorische, parodistische und satirische Gedichte; selbst
das historische Volkslied ist vertreten. Die Gedichte des
Anhangs, welche aus den jüngeren Drucken geschöpft
sind, zeigen dieselbe Mischung, nur kommen dazu einige
Spottgedichte auf die Bauern, auf die verschiedenen Hut¬
moden des 16. Jahrhdts., auf die Fastnachtsfreuden, auf
das trügerische Erdenglück, endlich die anzügliche Er¬
zählung von einem jungen Weibe mit einem alten Mann,
die Klagrede einer unglücklichen Nonne und die Dar¬
stellung des Todes, welcher die »Pestilentz« und andere
Uebel über die Menschheit bringt, um sie für ihre
Sünden zu züchtigen. Der Herausgeber bemerkt in seiner
kärglichen Einleitung (S. VI), dass »die religiösen Ge¬
sänge eine stark protestantische Färbung tragen«. Das
ist nicht genau und nicht wissenschaftlich; denn es finden
sich auch solche mit katholischer Anschauung (z. B.
S. 6, 8, 15) und noch mehr solche, in denen weder die
eine noch die andere Richtung hervortritt. Der Sammler
nahm die Gedichte, wo er sie eben fand und wie sie
ihm ins Gehör giengen. Die meisten derselben sind sehr
zersungen und nach mündlicher Ueberlieferung aufge¬
zeichnet worden, weswegen die Interpunction manche
Schwierigkeiten bot, die der Herausgeber zum grösseren
Theile glücklich überwunden hat; freilich hatten ihm
Schade und bei einzelnen Liedern auch Wackernagel,
Uhland, Böhme u. a. vorgearbeitet. Dialektische, auch
andere veraltete und seltene Wörter finden sich häufig,
und wenn der Herausgeber die Absicht gehabt hat, seiner
Schrift eine Verbreitung über die germanistischen Fach¬
kreise hinaus zu gehen, hätte er für erklärende An¬
merkungen oder für ein kleines Glossar sorgen müssen.
Innsbruck. Prof. Dr. J. E. Wackernell.
Tatlan. Lateinisch und altdeutsch mit ausführlichem Glossar
herausgegeben von Eduard Sie vor s. Zweite neubcarbeitete
Auflage. (A. u. d. T.: Bibliothek der ältesten deutschen Litteratur-
denkmäler, 5. Band.) Paderborn, Ferd. Schöningh, 1892. 8°.
(LXXV u. 518 S.) fl. 6.—.
Die im Jahre 1872 erschienene erste Auflage dieses
Buches bedeutete einen wesentlichen Fortschritt hinaus
über Schmellers 1841 unternommenen ersten Versuch
einer kritischen Ausgabe der altdeutschen Übersetzung
der Evangelien-Harmonie des Tatian. Schmellers Aus¬
gabe, obwohl in der Hauptsache auf die massgebende
Sanctgaller Handschrift gegründet, litt doch an so vielen
unkritischen Versehen und Mängeln, dass sie den Wunsch
nach etwas Besserem durchaus offen liess. Eine sorg¬
fältige Collation der Sanctgaller Hs. war die erste Pflicht,
vor der sich ein Nachfolger fand. Der gegenwärtige
Herausgeber nahm diese Collation für die erste Auflage
1869, und für die zweite nochmals 1890 vor. Schon
jene erste zeichnete sich aus durch die Sorgfalt, welche
das in Schmellers Ausgabe ganz vermisste Bild der hand¬
schriftlichen Überlieferung mit ihren sieben verschiedenen
Schreiberhänden und ihren zahlreichen Correcturen und
Rasuren unter Anwendung des statistischen Verfahrens
zur Anschauung brachte. Noch mehr ist dies in der
zweiten Auflage der Fall, die nicht nur in einer
genauen sprachlichen Charakteristik des altdeutschen
Denkmals in erster Linie über dessen sprachliche Ver¬
schiedenheiten orientiert, sondern auch in den Columnen-
überschriften die jeweiligen Anfänge der einzelnen Schrei¬
ber bezeichnet. An Müllenhoffs in der zweiten Ausgabe
der »Denkmäler« unternommenem Nachweise des hoch-
oder ostfränkischen Charakters der Tatian-Übersetzung
und ihrer Entstehung um 830 durfte auch die zweite Auf¬
lage von S.’s Buche nicht rütteln; nur von der Ent¬
stehung der Übersetzung im Kloster Fulda heisst es in
der ersten Auflage, Müllenhoff habe dieselbe »in schla¬
gender Weise dargethan«; in der zweiten etwas be¬
dächtiger »aufs höchste wahrscheinlich gemacht*/)
Gegen Oscar Schades Ansicht, es habe bei der Über¬
setzerarbeit nicht bloss die Vulgata, sondern auch die
Itala zu Grunde gelegen, spricht sich S. in überzeugender
Weise aus. Das beigegebene Namenverzeichnis und
Glossar ist nunmehr durch Vollständigkeit der Beleg¬
stellen in wünschenswerter Weise erweitert, die Einleitung
umgearbeitet und durch Eintheilung in Paragraphe über¬
sichtlicher gestaltet. Überragt so die zweite Auflage die
erste nicht unwesentlich, so scheint uns S. über die
letztere jetzt fast zu bescheiden zu urtheilen, wenn er
sie »mit der unzulänglichen Kraft eines Anfängers gear¬
beitet« nennt. Das mag ja nicht ganz unberechtigt sein.
Aber zu einer Zeit vorbereitet und erschienen, wo die
an wissenschaftliche Ausgaben altdeutscher Litteratur-
denkmäler gestellten Anforderungen von den heutigen in
wichtigen Punkten abwichen, durfte sich die erste Auf¬
lage der Anerkennung eines so strengen Richters wie
Müllenhoff rühmen, der ihr in der Vorrede zur zweiten
Ausgabe der »Denkmäler«, S. XVI sein freudiges Glück¬
auf auf den Weg gab. Über der vervollkommneten
Gestalt, in der die zweite Auflage erscheint, wollen wir
der Bedeutung ihrer Vorgängerin nicht vergessen, durch
die vor nunmehr 20 Jahren Schmellers Vorarbeit Macu-
latur geworden.
Wien. Dr. Richard Müller.
Steig, Reinhold: Goethe und die Brüder Grimm. Berlin,
W. Hertz. 1892. gr. 8°. (269 S.) 11. 3.—.
^Dieses erwünschte und nothwendige Buch, von
kundiger Hand geschrieben und hübsch, in Hinsicht auf
*) Die Frage hat vor Kurzem Ferd. Wrede im 36. Bande
der Zeitschrift für deutsches Alterthum (1892) wieder aufgenommen.
Er kommt zu dem Ergebnisse, der Tatian sei zwar »gewiss im
fuldischen Kloster, aber nicht im fuldischen Dialect« übersetzt
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303
Nr. 10. — Oesterreichischrs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
304
Raum und Typen sogar splendid ausgestattet, behandelt
in behaglicher Breite den Ursprung der Romantik und
der germanischen Philologie in Deutschland und die daraus
hervorgehenden Beziehungen der Brüder Grimm zu Goethe,
der den Arbeiten dieser gelehrten Männer mit förderlichem
Antheil gegenüberstand; erst bei den Färöern hörte sein
vielfach in Anspruch genommenes Interesse auf. Steig
war in der glücklichen Lage, zu den bereits im Goethe-
Jahrb. 9, 20 — 44 gedruckten Briefen und Acten einen
noch unbekannten kurzen Brief Wilhelms an Goethe
(20. Jan. 1817), sowie mehrere Briefe Goethes und
anderer Persönlichkeiten theils vollständig, theils auszüg-
lich zu erbringen. Das Archiv zu Weimar sprang in
löblicher Hilfsbereitschaft bei, so dass der Gegenstand
vorderhand auch erschöpfend dargestellt ist. Am wenigsten
befriedigte mich das »fünfzehnte Capitel« über Bettina, aus¬
genommen die Note S. 265, wozu nächstens noch ein ander-
weitigerBeleg kommen wird. St.handelt übrigens überBettina
(D. Rdsch., 1892, 11) noch eigens. Zu Goethes vorüber¬
gehender Abwendung von der altdeutschen Poesie in den
Jahren 1818—22 wäre vielleicht noch eine Bemerkung
am Platze gewesen; einen weitern Grund für Goethes
Rheinreise (S. 95) gibt Hempel 27, VII an. Da der
Verf. die Originalbriefe der Grimm an Goethe nochmal
einsehen durfte, so hätte er entweder allfalsige Druck¬
versehen im Goethe-Jahrb. berichtigen oder in seinem
Buche keine solchen dulden sollen (S. 141 Idiotiken:
G.-J. 9, 41 Idiotikon, S. 139). Es finden sich auch
sonst ungenaue Bezeichnungen (S. 43, 65) und Ver¬
sehen des Setzers (S. 135), die indes nicht stören. Zur
Schreibung: Zacharias von Werner, Rembrand, Titian
will ich nichts sagen. S. 17 steht Luise Brentano statt
Ludovica (»Lulu« in der Familie), in erster EheJordis,
in zweiter Rozier des Bordes, die bekannte religiöse
Dichterin. Ihr Bruder George Brentano war 1815 nicht
mehr so ganz jung (geb. als ältestes Kind der »Maxe«
.am 12. März 1775 zu Thal). Mit Lina Ulrich wird St.
auf der richtigen Fährte sein, sie wurde von Goethe ge¬
wöhnlich »Nichte« genannt. Da und dort wäre eine
genauere Datierung erwünscht gewesen (z. B. S. 201);
die denkwürdige Unterredung Goethes mit Josef v.
Görres fand am 29. Juli 1815 in der »Karthause« zu
Coblenz statt. St. vermeidet die Anhäufung von Daten,
um den Fluss der Rede nicht zu unterbrechen, er unter¬
lässt sogar die hinweisenden Zahlen für die Anmerkungen,
weshalb er im Anhänge nach Schlagworten citieren muss.
Das Buch liest sich sehr angenehm* Der Stoff ist geschickt
angeordnet und anziehend behandelt, die Litteratur getreu¬
lich vermerkt. Einiges hat noch K. J. Schröer in der »Chronik
d. W. Goethe-V.« 1892 Nr. 9 beigefügt. Und so können
wir das Buch als einen wichtigen Beitrag zur deutschen
Litteraturgeschichte der classischen Zeit und zur Geschichte
der deutschen Philologie bezeichnen.
Bielitz. Dr. S. M. Prem.
Neuauflage: Von Guhl und Koner’ s »Leben der
Griechen und Römer« ist im Verlage der Weidmann’schen
Buchhandlung in Berlin soeben die erste Lieferung der 6. voll¬
ständig neu bearb. Aufl. erschienen. »Das Leben der beiden
Völker, die in Gemeinschaft mit dem Christenthum Europa seine
heutige Cultur gegeben haben, auch in seinen äusseren Erschei¬
nungen darzustellen« ist die Absicht des altberühmten Buches,
das seinen Zweck seit nun 30 Jahren (die erste Aufl. erschien
1860—64) bei ganzen Generationen von Philologen und Historikern
mit immer gleichem Erfolge erreicht hat. »Guhl u. Koner« ist
eins der Bücher, das zum »eisernen Bestand« der Bibliothek eines
jeden gehört, der sich in irgend einer Weise mit dem classischen
Alterthum befasst. Der neuen, von Prof. Rieh. Engelmann be¬
sorgten Ausgabe sind die grossartigen Ergebnisse der Ausgrabungen
Schliemanns sowie der in Griechenland u. Rom arbeitenden staatl.
archaeolog. Institute zu gute gekommen; die Eintheilung des
Buches in eine fortlaufende Paragraphenreihe ohne weitere Gliede¬
rung des Inhaltes ist aufgegeben worden und an deren Stelle eine
Capiteleintheilung getreten, in deren Rahmen das Zusammengehörige
eine abgerundete Darstellung finden kann. So behandelt die vorl.
erste Lieferung Troja (S. 1 — 11), Tiryns (S. 11—21), Mvkenae
(S. 22—46) und den Tempel (S. 47 ff.). Die Verlagshandlung
verspricht, das Werk (in 18 Lief, ä fl. —.60) im Laufe dieses
Jahres vollständig zur Ausgabe gelangen zu lassen.
Rhein. Museum f. Philologie. XLVIII, l u. 2.
(1.) Oder, Beiträge z. Gesch. d. Landwirtschaft b. d. Griechen.
III. — Gercke A., D. Composition d. 1. Satire d. Horaz. —
Schmid, D. Lebensgcsch. d. Rhetors Aristides. — Buechelcr,
Coniectanea. — Bethe, Aratillustrationen. — Roh de, Z. griech.
Roman. — Dieterich, D. Zahl d. Dramen d. Acschylus. — Rabe,
D. Zeitfolgc d. rhetor. Schriften d. Dionys v. Halikarnass. — (2.)
Geizer, Chalkedon oder Karchedon. Btrge. z. Gesch. d. Kaisers
Heraklcios. — Ryssel, D. pseudosokrat. Dialog üb. d. Seele, a.
d. Syrischen übers. — Seeck, D. impcratorischen Acclamationen
im IV. Jhdt. — Kock, Z. d. Fragmenten d. attischen Komiker.
— v. Domaszewski, Z. Gesch. d. röm. Provinzialverwaltg. IV.
V.— Schulze, Zu Herondas. — Schwarz, D. Geograph Claudius
Ptolemaeus. — Dieterich, Ueb. c. Scene d. aristophan. Wolken.
— Traube, Z. Ueberlieferg. d. Elegien d. Maximianus. —
I mmisch, Lescheos-Leschcs. — Miscellen.
Mnemosyne. XXI, 2.
Boot, Novissimae obscrvationcs ad Ciccronis Epistolas ad
Atticum. — S. A. N., Euripid. Helen. 297. — Herwerden, Ad
hymnos Homericos.— Naber, Observatiunculac de iure Romano. —
Her werden, Ad fragmenta comicorum. - Thomas, Ad Petro-
nium. — Leeuwen, De Phidiae morte. — Sobolewski, Sevo-
<pü>VToc ”'A6 > Y]vatU)V TCoXixeia. — J. J. H., Ad Plauti pseudulum IV,
223 sq. — Sakorraphus, Spicilegium observationum criticarum
ad scriptores Graecos. — J. J. H., Nomen in Ovidii Mctamorphosesin
corruptum. — Francken, Ad Juvenalem. — J. J. H., Ad Iliadis
z vs. 164. — Mey, Ad Diodorum Siculum. — S. A. N., Homeri
Odyss. 8 440. — Damste, Ad Sallustii Catilinam. — Woltjer,
Explanationes et coniecturae. — S. A. N., Sophocl. Antigon. 904 sqq.
Hermes. XXVIII, 2.
W i 1 c k e n, E. neuer griech. Roman. — Niese, Zur Chronologie
d. Josephus. — Wilcken, öutoYpacpou. — Busse, D. ncuplaton.
Lebensbeschrcibg. d. Aristoteles. I. D. Vita Pscudo-Ammoniana,
II. D. Vita Marciana. — Thomas, Miscellae quaestioncs in L.
Annaeum Scnecam philosophum. — Busolt, D. korinthischen
Prytanen.
Beiträge z. Geschichte d. deutschen Sprache u. Litteratur.
XVII, 2 u. 3.
(2.) Aron, Z. gesch. d. verbindgen e. s bez. sch mit e.
consonanten im nhd. — v. Helten, Grammatisches (Forts, in
Heft 3). — Bremer, Z. Richthofens altfries. wtbch. — Kisch,
D. Bistritzer mundart verglichen m. d. moselfränkischen. —
Wadstein, E. vermeintl. ausnahmc v. d. i-umlautsregcl im alt¬
nord. — Uhlenbeck, Etymologisches. — (3.) Höfer, D. reise-
rechngen d. bischofs Wolfger v. Passau. — Bruckner, Aldius.
— Karsten, Blond u. flävus.
Vierteljahrsschrift f. Litteraturgeschichte. VI, 1.
Kawerau, J. Baumgarts Gericht Salomonis. — Funck,
Pfeftels erste dramat. Versuche. — Weizsäcker, D. Neueste v.
Plundersweilern. — Wood, Goethes Elpenor. — Hampe, 2 Para¬
beln v. Meistersingern. — Kolb, D. Verf. u. d. Held d. Peter
Lew. — Walzel, D. Hrsgber d. Wagnervolksbuches v. 1712. —
Schlösser, D. öfüssige Jambus b. Zachariä. — Schüddekopf.
E. angebl. Gleimisches Kriegslied. — Pawel, 2 Briefe v. J. H. Voss
an Gleim. — Scuffert, E. Trauergedicht v. Musaeus. — Weiz¬
säcker, Wielands Niobetochtcr. — Schüddekopf, Bibliogra¬
phisches über Goue. — Leitzmann, Z. Goethes Briefwechsel m.
Gg. Förster. — Harnack, Z. Goethes Laokoonaufsatz. — Jacoby,
Zu Schillers Gedicht »D. verschleierte Bild zu Sais«. — Steig,
E. Jugendgedicht v. CI. Brentano.
Anglia. III, 3.
Brugg er, Z. lautl. entwicklg d. engl. Schriftsprache. —
Borkowsky, Quellen z. Swift’s Gulliver. — Bradley, Kl. mitteilg.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VII, 2.
Schräder, D. Haar in sprachl. Bildern u.Gleichnissen. (Schl.)
— Sprachl. Bemerkgen zu d. Novellen v. E. v. Wildenbruch I.
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305
Nr. 10. — OESTBRRKrCHISCHES Litteraturblatt.
II. Jahrgang.
306
— Kevssner. Lohn(d)e. — Evident, augenscheinlich. — Zu d.
Roman v. Karlweis »D. Jagd nach d. Glücke. — Zweideutigkeit
— Z. Verschiedenheit d. Aussprache in Nord- u. Süddcutschld.
— Vereinzelte sprachl. Bemerkgen zu Grillparzers sämmtl. Werken.
— Zu e. Aufsatz »Die Kreuzotternjagd« v. Prof. L. Hoffmann. —
Rellexiva. — Allerlei vereinzelte, b. Lesen niedergeschriebene Be¬
merkten. — E. Leiter z. Sprache d. jungen Lessing. — Allerlei
Randbemerkgen z. 45. Jnhrg. d. Nntional-Ztg.
Revue celtique. XIV, 1.
D'Arbois de Jubninvillc, Un prejug6. — Whitley
Stokes, The voyage of the Hui Corra. — Loth, Les glosses de
1‘Oxoniensis posterior sont ellcs corniques? — Necrologie.
Neue Erscheinungen:
Tumlirz C., Ueb. Sprachmischg. Vortrag. Czernowitz, Schally.
(32 S.) n. —.20.
Urkunden z. Gesch. d. neueren deutschen Litteratur. I. (Briefe
v. H. Heine an H. Laube, hrsg. v. E. WollT) Breslau, Schles
Vcrl.-Anst. (63 S.) fl. —.90.
Basedow H. \\, Charaktere u. Temperamente. Dramaturg. Studien.
I. Shakespeareschc Charaktere m. c. Anh.: Ueb. Goethes Faust.
Berl., Rentzel (122 S.) fl. —.60.
Brandstetter R., Malaio-polyncs. Forschgcn. I. D. Natursinn
in d. alt Litt-Werken d. Malaven. Luzern, Doleschal. gr.-4°.
(21 S.) fl. —.90.
Fritze J. de, De libationc veterum Graecorum. Berl.. Heinrich.
(91 S.) fl. 1.20.
w r
Samuel S., D. Gedicht v-m ^ V)-j> ajüVjP als Beitrag z.
syrischen Orig.-Lexikographie u. -Grammatik z. 1. Male aus
Handschriften der kgl. Bibliothek z. Berlin ediert, übers, und
commentiert. 1. Hft. (Einleitung, Text u. Uebcrsetzg.) Halle,
Kaemmerer & Co. (48 S.) fl. —.72.
Sylloge epigrammatum graecorum, quac ante medium saeculum
a. Chr. n. tertium incisa ad nos pervenerunt, ed. E. Hoffmann
Ebd. (245 S.) fl. 3 60.
Kirchner F., D. deutsche Nationallitt. d. 19. Jhdts. (in 6—7 Lief.)
Heidelberg, Weiss (1. Lief. S. 1—96) a fl. —.60.
Bibliotheca Zrinyiana, D. Bibliothek d. Dichters Nie. Zrinyi.
Mit littcrar.-hist. Einlcitg. Wien, Kende. (III, XIX u. 88 S.)
fl. 1.20.
Thomas E., De Velleiani voluminis condicionc aliquot capita.
Bcrl., Gacrtncr. (60 S.) fl. 1.08.
Lorenz K., D. Anthcil Mecklenburgs an d. deutschen Nationallitt,
v. d. Anfängen bis z. Ende d. XVIl. Jhdts. Rostock, Stiller (64 S.)
fl. —.96.
Ten Brink B., Shakspcre. 5 Vorlcsgen aus d. Nachlass. Strassbg.,
Trübncr. (VII u. 160 S.) fl. 1.20.
Opitz Th. u. A. Weinhold, Chrestomathie aus Schriftstellern
d. sog. silbernen Latinität Lpz., Teubner. (XIV u. 477 S.)
fl. 1.68.
Xenophons Anabasis u. Hellenika. Commentar nebst e. syntakt.
Anhang. Ebd. (182 S.) fl. —.72.
Thukydides’ 1. Buch. Erklärende Ausg. f. d. Schul- u. Privat-
gebr., nebst e. Einlcitg. in d. Thuk.-Lectüre v. F. Müller. Mit
e. Anh.: Litt.-Nachweis zu Thuk. Padcrb., Schöningh. (VIII u.
279 S.) fl. 1.44.
Taciti P. C., Ab exccssu divi Augusti (annalium) libri I—VI.
Ed. G. Nemethy. Budap., Lampcl. (V u. 198 S.) fl. —.75.
Bulbrich G., Ueb. Charles d'Orleans u. d. ihm zugeschrieb. engl.
Uebcrsetzg. s. Gedichte. Progr. Bert, Gacrtner. 4°. (23 S.) fl. —.60.
Elias S., Vor- u. Gleichzeitigkeit b. Cäsar. I. Bedinggs- u. Folge¬
sätze. Ebd. 4°. (18 S.) fl. —.60
Gerstenberg C., Ist Sallust e. Parteischriftstellcr? Ebd. 4° (20 S.)
fl. —.60.
Gilow H., D. Grundgedanken in H. v. Kleist’s »Prinz Friedrich
v. Homburg«. Fbd. (25 S.) fl. —.60.
Michaelis K. Th., De Plutarchi codice manuscripto Matritcnsi.
Ebd. 4°. (49 S.) fl. —.60.
Schulze K. P., Beitrge z. Erklärg. d. röm. Elegiker. Ebd. 4°.
(31 S.) fl. —.60.
Greg R. P., Comparativc philology of the old and new worlds
in relation to Archaic Speech. London, Paul. 31 sh. 6 d.
Lentzner K., Chamisso. A skctch of his life and work. London,
Williams & Norgate. 4°. 5 sh.
Plutarchi Pythici dialogi tres, ree. G. R. Paton. Berl., Weidmann.
(XXVI u. 132 S.) fl. 3.-.
In Verl. v. W. Friedrich in Leipzig erscheint demnächst:
Dr. R. Kleinpaul, Z>. Leben d. Sprache u. ihre Weits tellg.
3 Bde. zu fl. 14.40. — E. Biographie C. A. Kortums, des Dichters
der Jobsiade, v. K. Deicke wird in kurzem b. Hugo Baedeker
in Mühlheim a. d. Ruhr erscheinen. — Der II. Thl. des Steinthal-
Misteli’schen »Abriss d. Sprachwiss.« : * Charakteristik d. haupt¬
sächlichsten Typen d. Sprachbaues « von Dr. Fz. Misteli (über
600 S., fl. 6.60) crsch. demnächst bei Dümmler in Berlin.
Kunst und Kunstgeschichte.
Bruckner Anton: Achte Symphonie (C-moll) für grosses
Orchester. Wien, C. Haslinger, qdam Tobias; Berlin, Schlesinger.
1892. 4°. (129 S.).
Ein seltsames, ja unerhörtes Werk! Wenn in Umschau
über die Erscheinungen der neueren Musiklitteratur die
Beobachtung einer zunehmenden Schwäche der Productions-
kraft nicht geleugnet werden kann, so weist im völligen
Gegensätze hiezu dieses Werk sozusagen einen Ueber-
schuss an Kraft auf. Der aussergewöhnliche Gebrauch
aller Kunstmittel, das reichste Wissen und Können dient
augenscheinlich nur dem Ausdruck eines tief bewegten
Inneren, dessen Verständnis schwierig und dessen Be¬
deutung in unseren kraftlosen Zeiten nicht ernst genug
genommen werden kann. Was uns Anton Bruckner in
seiner Symphonie zu sagen hat, liegt fast ausschliesslich
in der Sphäre des Erhabenen (Wort und Gedanke er¬
lahmen auf solchem Flug) und mit keinem der grossen
Meister der Vorzeit ist er hierin verwandter als mit dem
grössten, Johann Sebastian Bach. Er lässt sich weder
den modernen Programm-Musikern anreihen noch jenen
gewandten Formalisten, die an Stelle neuer Gedanken
alte Schablonen setzen. Er steht gegen beide Richtungen
und den daraus resultierenden heutigen Kunstgeschmack
im Nachtheil, denn Witz wie Raffinement sind ihm gleicher¬
weise fremd, er überflügelt sie aber beide durch Naivetät
und Tiefe der Empfindung.
Die reine Instrumental-Symphonie ist vielleicht das
einzige Gebiet der Musiklitteratur, das sich noch vor
Verflachung bis heute bewahren konnte. Der historische
Ausbau ihrer grossen Formen ebenso wie die unvergleich¬
liche Würde und Hoheit ihrer Stellung zu den übrigen
Gattungen der Musik haben die productiven Kleingeister
aus ihrem Kreise gebannt, ja selbst ernste und tüchtige
Meister vor ihren Anforderungen kleinlaut werden lassen.
Als Schumann und Mendelssohn ihre Symphonien schrieben,
war die Bedeutung der Beethoven’schen Symphonie noch
keineswegs Gemeingut des musikalischen Publikums ge¬
worden, ihr Inhalt bei weitem nicht in dem Maasse
erkannt als dies heute der Fall ist. Nun steigt sie, je
mehr uns die Zeit ihr entrückt, höher und höher empor,
ein Coloss, der alles NachgeschafTene mit seiner Wucht
darniederdrückt. Ihre Form, die ganze angewandte Kunst
hat man studiert, sich angeeignet und selbst erstaunlich
nachgeahmt. Was frommt’s? Der rein menschliche Inhalt
war nicht zu überbieten! Man kann sagen: Wer hier
auf den Plan tritt, ringt nicht nur als Künstler, nein als
Mensch, mit allen seinen Seelenkräften um den Preis.
Denn ein klingendes Abbild der Seele ihres
Schöpfers ist die Symphonie durch Beethoven ge¬
worden. Und wenn wir von gutem Glauben an die ewig
unerschütterliche Lebenskraft seiner Werke erfüllt sind,
so gründet sich dieser Glaube nicht auf Technik und
Form des Meisters, die trotz aller Vollendung mit ihrer
Zeit Zusammenhängen, sondern auf den Seelenadel, die
sittliche Hoheit, die sie verkünden, auf das Göttliche im
Menschen Beethoven.
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308
307
Nr. 10. — Oesterreichjsches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Ein Verwandtes, auf tiefere Urkräfte des Göttlichen
Deutendes glauben wir in den Tönen Bruckners erkannt
zu haben. Wie er als Mensch eine anachronistische Er¬
scheinung ist, so war es ihm auch Vorbehalten, den
Seelenschatz unserer Altvordern, die ganze Fülle eines
weltüberwindenden Gottvertrauens, ihre ungebrochene
Lebenskraft und -Freudigkeit in sich aufzuspeichern,
anderseits durch sein Genie befähigt, sie mit dem grössten
Reichthume moderner Kunstmittel darzustellen. Unbesorgt
um die formellen Bedenken pedantischer Kunstrichter, die
für alles ein Maass zur Hand haben, nur nicht für Kraft
und Grösse, vertrauen wir daher auf Anton Bruckner und
den Sieg seiner Werke.
Wien. Josef Schalk.
Repertorium f. Kunstwissenschaft. XVI, l u. 2.
Justi, Das Geheimnis der leonardesken Altargemälde in
Valencia. — Wölfflin, D. antiken Triumphbogen in Italien. —
Lehrs, D. deutsche u. niedcrländ. Kupferstich d. 15. Jhdts. in
d. kleineren Sammlgen. — Jacobsen, Plaketten im Museo Corrcr
zu Venedig. — Neuwirth, D. Hersteligsphasen spätmittelalter¬
licher Bilderhandschriften. — v. U bi sch, Ueber Spitzenbücher u.
Spitzen. — Berichte u. Mittheilgen.
Der Kunstwart. Rundschau über alle Gebiete d. Schönen. Hrsgbr.:
F. Avenarius (Dresden). VI, 11 —12.
(11.) D. allgem. deutsche Bühnenverein. — Wichtigere Schau-
spiclaufführgen (Voss, Jürg Jenatsch; Hauptmann. D. Weber). —
Musik. — Kunstlitt. — Hörmann, V\ Pyreicus »dem Kothmaler«
u. e. A. (Schl, in Nr. 12). — »Gerade Linien u. Anderes.« —
Lose Blätter. — (12.) Sohle, Musikal. Humor. — Die »Aufbrüte-
samen«. — Schriften z. Bühnen-Reform (Schl, in Nr. 13). —
Heyse's Justine (Muncker). — Neue Schriften über Wagner. —
Oeffentl. Denkmäler.
Meisterwerke d. Holzschneidekunst. XV, 7.
Peter v. Cornelius (Biographie m. Portr.). — D. Denkmal
Kg. Ludwigs I. von Bayern in Kissingen v. Konr. Kn oll. —
D. Treppenhaus d. Naturhistor. Hofmuseums in Wien. — Aus
dem Chamonixthal: D. Mer de Glace u. d. Montblanc-Kette. Der
Weg nach der Flegere. — D. Verhaftg. d. Wilderers v. A. Dieffen-
bach. — Fingerhackeln v. Emil Rau. — In d. Mädchenschule
v. Noe Bordignon. — Im Trauerhause v. Luis Alvarez.
Ein Comitc, bestehend aus den Herren: Prof. Fr. Bulic
(Spalato), Prof. Dr. W. Neu mann (Wien), Dr. H. Swoboda
(Wien), Msgr. de Waal (Rom) u. Dir. Hytzek (Studenitz) ladt
die interessierten Gelehrtenkreise zum Ersten allg. Congress
f. christl. Archäologie ein, der im Laufe d. J. (wahrscheinlich
anfangs Sept.) in Spalato-Salona stattfinden soll. Ausführl. Pro-
specte sind v. Prof. Bulic erhältlich, an den man auch Meldungen
z. Antheilnahme u. weitere Adresse gelangen zu lassen bittet.
Neue Erscheinungen:
Falke D. v., Holzschnitzereien. E. Auswahl aus d. Sammlg. des
k. k. öst. Museums f. Kunst u. Industrie, auf 55 Taf. Lichtdr.
hrsg. u. mit Einl. versehen. Wien, Schroll & Co., gr.-4° (16 S.
Text) n. 21.—.
Stiehl C, Katalog d. Musik-Sammlg. aut d. Stadtbibliothek zu
Lübeck. Lübeck, Lübcke & Hartmann, gr.-4°. (60 S.) fl. —.60.
Brunn H., Gricch. Kunstgesch. 1. Buch: D. Anfänge u. d. älteste
decorative Kunst. München, Verl.-Anst. (XIV u. 185 S. mit
142 Abb.) 6. 4.50.
Mascagni P., Aus dunklen Tagen. Wien, Dirnböck. (100 S.)
fl. 1.20.
Schaeffer A., D. kais. Gemälde-Gallerie in Wien. Moderne
Meister. (In 10—12 Lief.) Wien, Löwy. 1. Lief. gr.-Fol. (5 Taf.
in Heliogr. nebst Text S. 1—8) fl. 9.—.
Koetschau C., Barthel Beham u. d. Meister v. Messkirch. Eine
kunstgesch. Studie. Strassbg., Heitz (VII u. 94 S. m. 10 Lichtdr.-
Taf.) fl. 3.-.
Länder- und Völkerkunde.
Olobus. LXIII, 19.
Grube, D. chines. Volksreligion u. ihre Beeinflussg. durch
d. Buddhismus. — Hoops, Pflanzenaberglaube bei d. Angel¬
sachsen. — Greim, Erdbebenkunde. — E. merkwürdiges Nord¬
licht. — Frdr. Müller u. Emil Schmidt, Physische Anthro¬
pologie u. Sprachforschg. — Bücherschau. — Aus allen Erd-
theilcn.
ArgO, Ztschr. f. krainischc Landcskde. II, 4.
A. Müllncr, Reiseskizzen aus Italien.— Frever, D. Karte
v. Krain (Müllncr). — Müllner, Joh. Augustin Pucher. — Auer¬
wild im Rosenbacherwalde b. Laibach. — Sarkophagfund in Lai¬
bach. — Knapitsch, D. Trinkwasserverhältnisse Oberlaibachs.
Müllner, Signum? v. Oberlaibach. — Alte EisenschmelzöfenJn
Schlesien u. Schlacken v. Virje. — Funde v. Gradisce bei Ze-
limle. — LaTene-Funde b. Kronau in Unter-Krain. — v. Radies.
Krain im Leipziger mercantilen Adressbuch v. J. 1804. — Müll¬
ner, Volksgebräuche. — Mittheilgen. aus d. Museum.
Neue Erscheinungen:
Puschmann Th., Zu Ostern in Spanien. Reiseschildergn. Bresl.
Schles. Verl.-Anst. (177 S.) fl. 1.80.
Ammon O., D. natürl. Auslese beim Menschen. Auf Grund d.
Ergebnisse d. anthropolog. Untersuchgn. d. Wehrpflichtigen in
Baden u. a. Materialien dargestellt. Jena, Fischer. (Xu. 326 S.)
fl. 4.20.
Krollick H., Grenzen u. Gliederg. d. Alpen. Berl., Gaertner. 4°.
(33 S.) fl. —.60.
Wolf rum W., Briete und Tagebuchblätter aus Ost-Afrika.
München, Lukaschik (VI u. 174 S.) fl. 1.68.
Arnold F. v., Russlands Wald. Ins Deutsche übertr. m. Ge-
nehmigg. d. Verf. Berl., Parev. (XIII u. 526 S.) fl. 7.20.
Rechts- und Staatswissenschaft.
1. HainfschyDr. Michael: Die Zukunft der Deutsch-
Oesterrelcher, eine statistisch - volkswirtschaftliche
Studie. Wien, Deuticke. 1892. (VI u. 165 S.) fl. 1.50.
2. Oesterreichs Zukunft. Zürich, Verlags-Magazin. 1892. gr. 8.
(27 S.) fl. -.36.
1. Das vorliegende Buch bietet neben dem politischen
Interesse, das sich damit verknüpft, überaus viel des
Anregenden für Jeden, der sich mit volkswirtschaftlichen
Fragen beschäftiget. Schon das vom Verf. gesammelte
und sorgfältig ausgewählte Materiale, welches seiner
Studie zu Grunde liegt, für sich allein betrachtet, macht
das Lesen des Büchleins wertvoll und belehrend; die
Methode der Benützung ist geistreich, wohl durchdacht
und dem Vorgesetzten Zwecke angepasst; die Ergebnisse
der Forschung aber lassen denn doch noch manches
Bedenken zu und dürften kaum allseitig vollkommen be¬
friedigen. Der Verf. gewinnt aus dem ihm vorliegenden,
geschichtlichen und statistischen Materiale die Ueber-
zeugung, dass der Verlust an deutschem Sprachgebiete einem
wachsenden numerischen Uebergewichte der nichtdeut¬
schen Volksstämme Oesterreichs, dass diese numerische
Verschiebung zu Ungunsten des deutschen Elementes in
Oesterreich aber — ob und inwieweit im letzten Jahr¬
zehnte eine solche eingetreten ist, werden die Ergebnisse
der Bearbeitung unserer Volkszählung zeigen — in erster
Reihe der geringen Ehefrequenz der Deutsch-Oesterreicher
zuzuschreiben sei in Verbindung mit dem Umstande, dass
die Deutschen Oesterreichs im Durchschnitte später in
die Ehe treten, als die Slaven; diese Thatsachcn sind
nun aber auf viele Ursachen zurückzuführen, die im
Grossen und Ganzen in den Agrarverhältnissen gelegen
sind. Die Grösse und Geschlossenheit des bäuerlichen
Grundbesitzes der Alpenländer im Gegensätze zur bereits
im vollen Gange befindlichen Proletarisierung des Bauern¬
standes in den nichtdeutschen Gebieten gilt dem Verf.
als letzter Grund der in Betracht gezogenen Erscheinung.
Die deutschen Alpenländer haben den proletari-
sierenden Zersetzungsprocess erst begonnen, sie sind ihm
aber unrettbar überwiesen, und wenn er vollendet sein
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310
309 Nh. 10. — O KSTKRREICHISCHKS Ll l l ERATIJRBI.ATT. - II. JaHRüANG.
wird, wird die deutsche, nun vorwiegend industriell ge¬
wordene Bevölkerung auch so rasch zunehmen, wie heute
die slavische; weiterer Gebietsverlust ist damit aus¬
geschlossen, denn »nicht der Mann mit der bessern
Bildung und Lebenshaltung, sondern der Kuli wird zum
Pionnier seiner Nationalität.«
Diese Sätze, so aneinander gereiht, werden wahr¬
scheinlich nur Kopfschütteln hervorrufen; in der Dar¬
stellung des Verf. und ausgestattet mit hochinteressantem
Beweismateriale gewinnen sie zwar viel an Inhalt und
Glaubwürdigkeit, sie können aber trotz aller Ausführungen
und Erläuterungen uns nicht darüber beruhigen, dass ein
Uebel durch ein anderes schweres Uebel behoben werden
soll und dass es nur dadurch ausgetilgt werden könne,
dass dieses an seine Stelle tritt. Trotzdem ist eine Reihe
von Vorschlägen, die der Verf. bringt, sehr beherzigens¬
wert und bietet das glänzend geschriebene Büchlein —
wir wiederholen dies — auch sonst tausend wertvolle An¬
regungen, weshalb es nur wärmstens empfohlen werden kann.
2. So wenig wir auch an der Vaterlandsliebe des
Verfassers und daran zweifeln, dass die Unterfertigung
mit »Veritas« nur die Festigkeit seiner Ueberzeugung
zum Ausdrucke bringen soll, glauben wir doch nicht,
dass durch seine Beweismittel die vermeintliche Noth
Wendigkeit der Föderalisierung Oesterreichs dargethan
werden könne.
Wien. Schullern.
Von Robert Stern sind im Verlage von Moritz Peries, Wien
erschienen:
1. Katechismus der in Oesterreich - Ungarn neueingeführten
Kronenwährung. Eine populäre Erläuterung des Währungs¬
wechsels etc., mit Umrechnungs-Tabellen. gr.-8°. 1892. 2. Aufl.
7.—10. Tausend. (32 S.) fl. —.20. (Auch ungarisch, cechisch
und polnisch.)
2. Krone und Gulden. Populäre Belehrungen über die Ursachen
und Wirkungen der Währungsänderung, mit zahlreichen
Beispielen und allen nothwendigen Umrechnungs - Tabellen.
gr.-8°. 1893. 4. Aull. 12.—14. Tausend. (78 S.) fl. —.60.
3. Kronen-Währungs-Tabelle. Wandtafel für Comptoir und
Bureau mit allen nöthigen Umrechnungs-Tabellen u. Abbildungen
der neuen Münzen in Farbendruck. gr.-8°. 1893. 11. —.40.
4. Theorie und Praxis des Gold-Importes nach Oesterreich-
Ungarn. Eine übersichtliche Darstellung der Goldarbitragen auf
der Basis der Kronenwährung. gr.-8°. 1893. (58 S.) 11. --.80.
Jeder Uebergang von einer gewohnten, allgemein gebräuch¬
lichen, zu einer neuen Masscinheit, möge sie nun Zeit oder Raum.
Gewicht oder Wert zu messen berufen sein, hat eine gewisse
Summe von Störungen und Unbequemlichkeiten im Gefolge. Die¬
selben können sich, insbesondere wenn es sich um Aenderungen
an der Währung eines Landes handelt, bis zur wirtschaftlichen
Schädigung des mit den neuen Verhältnissen nicht rasch genug
Vertrauten steigern. Wiewohl nun bei unserer Valuta-Regulierung
die Wertbeziehung zwischen der neuen und alten Währungs¬
einheit die denkbar einfachste (1:2) ist, so stösst man trotzdem
auch heute noch, wo schon die ersten Münzen des neuen Geldes
in den Verkehr gelangt sind, in diesem Punkte auf irrthümlichc
Vorstellungen, gar nicht zu reden von der weit verbreiteten Un¬
kenntnis über Grund, Bedeutung und Zweck der angebahnten
Reform unseres Geldwesens, — auch in den sogenannten »gebildeten
Kreisen«. Dies ist umsomehr zu bedauern, als gerade eine Währungs¬
reform eine wirtschaftspolitische Massnahme ist, deren Wirkungen
sich mehr als jede andere in allen Schichten der Bevölkerung
fühlbar machen und welche daher auch auf das weiteste Interesse
rechnen sollte. Gerade hier ist ein Punkt, wo die auf die Ver¬
breitung gemeinnütziger Kenntnisse gerichteten Bestrebungen in
wirksamer Weise einsetzen könnten, um ein tieferes Interesse und
Verständnis für volkswirtschaftliche Ereignisse wachzurufen.
Aus diesen Gesichtspunkten hält Ref. die prompt erschienenen,
kurz und klar geschriebenen Broschüren von Prof. Robert Stern
für sehr dankenswert und theilt die Meinung der Verlagsbuch¬
handlung, dass es Aufgabe von Volksbildungsvereinen, Lesehallen,
| Genossenschaften etc. wäre, für weitere Verbreitung derselben
| Sorge zu tragen, wozu die Verlagshandlung durch Ermässigung
des Anschaffungspreises bei grösseren Partien die Hand bieten
will. Hiezu dürfte sich insbesondere der »Katechismus« eignen,
welcher die möglichste Kürze mit leicht fasslicher Darstellung
verbindet. — Kaufmännischen Kreisen, welche sich über die
Paritäten des neuen Geldes zu fremden Münzen Klarheit ver¬
schaffen müssen, geben die übersichtlichen Umrechnungstabellen
und Erläuterungen in »Krone und Gulden« erschöpfenden Auf¬
schluss. Den praktischen Zwecken der Comptoirs und Bureaux
dient die »Kronenwährungs-Tabelle« (Wandtafel). Auch fach¬
wissenschaftliche Kreise dürften in »Krone und Gulden« manche
interessante Einzelheiten finden. So z. B. auf Seite 30, wo der
Verf. auf die Schwierigkeiten aufmerksam macht, welche sich
in der Umrechnung der auf Goldgulden lautenden Inhaberpapiere
ergeben dürften. Schon bisher hatte der Umstand, dass unsere
8 11.-Stücke eigentlich einem Nonvnale von fl. 8.10 entsprechen,
zu verdriesslichen Schwierigkeiten, ja vielleicht auch Unrichtigkeiten
bei den Tarifierungen der Zölle etc. Ursache gegeben (hierauf hat
zum erstenmale aufmerksam gemacht: C. v. Ernst »Das Münzwesen
unterder Regierung Sr. Maj. des Kaiser Franz Joseph I. 1848—1888,
Vortr. geh. am 8. December 1888 in der Versammlung der Numism.
Gesellschaft Wien«; hiezu: Schey »Obligationsverhältnisse des
österr. allgemeinen Privatrechts. I. Einleitung. Das Darlehen. Wien
1890.«). Auf zahlreichen Wertpapieren findet sich nun nach S. die
Wcrtgleichung 100 Goldgulden = 250 Francs = 200 Mark. Hier¬
aus ergibt sich rcchnungsmässig nach der ersten Parität 1 Gold-
guldcn = 2 38064 Kronen, nach der zweiten I Goldgulden =
2*35125 Kronen, hiezu tritt die Bestimmung des neuen Währungs¬
gesetzes vom 2. August 1892, dass 42 österreichische oder
ungarische Goldgulden gleich 100 Kronen zu rechnen seien, woraus
sich ein dritter Wert für den österr.-ungar. Goldgulden, und zwar
1 Goldgulden = 2 38093 Kronen ergibt. Aus dieser gesetzlichen
Tarifierung folgt auch die merkwürdige Thatsache, dass z. B.
100 8 fl.-Stücke österr.-ungar. Gepräges gemäss dem
Gesetze zu 1904 Kronen 76 Heller gerechnet werden müssen,
während 100 Napoleond’ors, Leopold’ors etc, welche genau
denselben inneren (M e t a 11-)W e r t b c s i t z e n, gemäss
dem letzteren nur zu 1904 Kronen 52 Heller genommen zu
werden brauchen.
Besonders erwünscht dürfte Fachkreisen die sub 4 genannte
Schrift des Verf. sein. In der österreichischen Valuta-Enquete
war es nur ein einziger Experte (Univ.-Prof. Carl Mengcr), welcher
auf die praktischen Fragen des Goldimportes des Näheren ein¬
gegangen ist. Die hier in Betracht kommenden bank- und
börsetechnischen Details liegen eben wissenschaftlichen Kreisen
etwas ferner. Doch trägt gerade die Kenntnis derselben u. E.
zur Ermöglichung eines vollen Verständnisses und zur Aufhellung
der dunkleren Punkte des Problemes wesentlich bei. — Der Verf.
hat hier die Usancen im Edelmetallhandel, die Ausmünzungs-
verhältnisse, die Tarifierungen der Banken, die auflaufenden
Spesen übersichtlich zusammengestcllt und zur Erläuterung stets
praktische Beispiele hinzugefügt. Den Schluss bilden 6 Goldimport¬
rechnungen mit Angabe der Rendemcnts für die wichtigsten Plätze
des Auslandes.
Ab und zu finden sich in den genannten Schriften Unrichtig¬
keiten (z. B. Krone und Gulden, S. 16 »Wir besassen bis nun
. . . nicht ein einziges mit gesetzlicher Zahlkraft ausgestattetes
Geldstück«) und Härten im Ausdrucke (z. B. Krone und Gulden,
S. 19 »unterragen« statt »nicht erreichen«), wie sie im kauf¬
männischen Stile öfter unterlaufen.
Wien. J os. M. A rnul f F u chs.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik, 3 F., V, 2—4.
(2.) Gould, D. Lage der arbeitenden Gassen in d. Ilaupt-
culturländern. — Heil igenstadt, Beitr. z. Lehre v. d. auswärt.
Wechselcursen. — drei ff, d. 2. Lesg. d. Entwurfes e. bürgcrl.
Gesetzbuches f. d. Deutsche Reich. (Forts.) — Oertmann, D.
Pfandrecht d. Bauhandwerker. (Schl, in Nr. 3). — (3.) v. Rohr¬
scheidt, Unter d. Zunftzwang in Preusscn während d. 18. Jhdts.
(Schl, in Nr. 4.) — Hill, *lnterstate-Commerce«-Gesetz in den
Ver. Staaten. — Li esse, 1). französ. Gesetzgebg. betreffend d.
Zuckersteuer, d. Zoll u. d. Finanzen 1881—1891. — (4.)
Schaube, D. wahre Beschaffenheit d. Vcrsichcrg. in d. Ent¬
stehungszeit d. Versicherungswesens. (Forts.) — Müllcndorf,
D. französ. Arbeiterschutzgesetz vom 2. Nov. 1892.
Annalen d. Deutschen Reiches. (Gesetzgb., Vcrwaltg. u.
Statistik.) XXVI, 6.
v. Aufsess, D. Zölle u. Steuern sowie d. vertragsmässigen
auswärt. Handelsbczichgen. d. Deutschen Reiches — D. Abrech-
Digitized by v^oosie
311
Nr. 10. — Obstbrrbichischrs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
312
nungswesen d. Zoll- u. Steuervcrwaltg. — Übergangsabgaben u.
Verbrauchssteuergruppen. — Reichscontrole d. Zoll- u. Steuer-
verwaltg. — Zoll-, Handels- u. Schifffahrtsverträge d. Deutschen
Reiches mit fremden Staaten. — Miscellcn.
Archiv f. clvilist. Praxis. XXX, 2.
Köhler, Ungehorsam u. Vollstreckg. im Civilprocess. —
Hergenhahn, Befreit d. Armenrecht v. d. Vorauszahlg. d. Ver-
pflegskosten, welche durch d. Haft z. Zwecke der Zwangsvoll-
streckg. entstehen?
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XII, 8.
Besprechgen. u. A.: Kuntze, lhering, Windscheid, Brinz f
(Rümclin); — Meissner, Beiträge z. altbabylon. Privatrecht
(Zitelmann); — Audibert, Etüde sur l’histoire du droit romain
I. (Blondei); — Krückmann, Über d. Vertragsschluss (Rümelin);
— Frankl, Z. Entwurf e. neuen Urheberrechts - Ges. f. Öster¬
reich (Schück); Prazak, Üb. d. Aufgaben d. Wiss. d. öff. Rechts
(Ulbrich); — Hilty, Glück (Sommer). — Zcitschriftenschau. —
Bibliographie. — Jurist. Vereinschronik.
Journal du droit International privö et de la jurisprudence
comparee. XIX, 11 u. 12, XX, 1 u. 2.
(11, 12.) Contuzzi, De la necessit^ d'assurer aux etran-
gers le meme traitement qu’aux nationaux dans la repartition des
produits de la faillite. — Djuvara, De la condition des ctrangers
en Roumanie. — (1, 2.) Pillet, Le droit international prive, sa
definition, son origine rationelle, son domaine, ses conditions
generales et son but. — Diena, Des conflits de legislation ä
l’egard des dälits commis a l’etranger, notamment au point de vue
de la legislation italienne. — Salem, De la competencc des tri-
bunaux ottomans a legard des ctrangers. — Manasse, Obser-
vations. — Pallamary,-Observations. — Peborgh, Le congres
international de droit maritime de Genes. — Wood, De la pro¬
tection internationale des inventions en Angleterre. — Wen dt,
Renseignements pratiques sur fOrganisation et la fractionnement
de la Cour d’amirautä anglaise.
Ciornale degli economistl. 1803, 1.
La situazione del mercato monetario. — Pareto, Consi-
derazione sui principii fondamcntali dell’ economia politica pura.
— Viti de Marco, La pressione tributaria dell* imposta e dell
prestito. — Loria, Xota ; L’economia politica al consiglio com-
munalc di Milano. — Bottoni, Previdenza.
Neue Erscheinungen:
Horn A., Z. Reform d. deutschen Civilprocesscs. Krit.-hist. Stu¬
die m. Reformvorschlägen. Lpz., Duncker & Humblot. (VII u.
128 S.) fl. 1.44.
Ehrlich E„ D. stillschweig. Willenserklärg. Berl., Heymann. (XII
u. 290 S.) fl. 3.60.
Uli mann E., Lehrb. d. deutschen Strafprocessrechtes. (Lehr¬
bücher d. D. Rechts, hrsg. v. M. Seydel, II. Bd.) München,
Beck (XI u. 070 S.) fl. 7.50.
Jacgcr E, D. Voraussetzgn. e. Nachlass-Concurses. München.
Schweitzer. (VII u. 03 S.) fl. —.84.
Zeit 1 mann E., Üb. d. Einfluss d. Zwischenurteile u. d. bedingten
Endurteils auf nachfolg. Versäumnisurteile. Ebd. (IV u. 88 S.)
11 . 1 . 20 .
Jentsch C., Weder Communismus noch Capitalismus. E. Vorschi,
z. Lösg. d. europ. Frage. Leipz., Grunow. (XI u. 458 S.)
fl. 2.70.
Van derSmisscn E., La population. Les causes de ses progres
et les obstacles qui en arrctent l’cssor. Paris, Guillaumin.
8 Fr.
Lers V., A Souverainitas (felse'giscg) tana (Die Lehre v. d. Sou¬
veränität). Budap., Pallas. (02 S.) fl. —.50.
Necas J., Deutsch-böhm.-jurid. Terminologie. Brünn, Winkler.
(220 S.) fl. 2.20.
Dvofäk L., Co jest närodnost’? (Was ist Nationalität?) Prag,
Bursik & Kohout. (45 S.) fl. —.50.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Trouessart, E. L; Die geographische Verbreitung der
Thiere. Aus dem Französischen von W. Mars hall. Mit zwei
Karten. (Webers naturwissenschaftl. Bibliothek, Bd. 5.) Leipzig.
J. J. Weber. 1892. 8°. (370 S.) fl. 2.40.
Den vier bis jetzt erschienenen Bänden von Webers
naturwissenschaftlicher Bibliothek reiht sich der vor¬
liegende ebenbürtig an. In gedrungener Darstellung gibt
er ein vollständiges Bild unserer Kenntnisse über die
Verbreitung der Thierwelt. Ein solches Werk fehlte
bisher und füllt thatsächlich eine Lücke aus. T. schliesst
sich an Sclater an, der die Erdoberfläche nach dem
gleichen Gepräge, das sie hauptsächlich durch die Ver-
theilung der Vögel erhält, in sechs Regionen eintheilt.
Diese Eintheilung, der sich auch die Säugethiere und
Reptilien fügen, ist später von Wallace in seinem Haupt¬
werke adoptiert werden. Den sechs Regionen ordnet der
Verf. noch eine arktische und antarktische zu. Diese
acht Regionen werden der Reihe nach geschildert. Von
hohem Interesse ist die Ansicht von einem circumpolaren
arktischen und antarktischen Kontinent, die in früheren
geologischen Perioden existiert haben sollen. — Auf die
Schilderung der einzelnen Regionen folgt ein besonderes
Capitel, das die Verbreitungsmittel der Thiere nach ihrer
Organisation und ihrer systematischen Stellung, die Trans¬
portmittel u. s. w. beschreibt. Die weiteren Capitel sind
der geographischen Verbreitung der Landthiere (Säuger,
Reptilien, Spinnen, Insekten und Würmer); der Süss-
wasserthiere (Amphibien, Fische, Land- und Wasser¬
mollusken und Krebse); der Luftthiere (Fledermäuse,
Vögel und Insekten); der Meeresthiere (Flossenfüsser,
Fische und Wirbellose) gewidmet. Den Schluss des
Werkes bilden zwei Capitel über die Verbreitung der
Thiere nach Höhe und Tiefe (Meeresfauna, Fauna der
Hochgebirge, Strandfauna, Höhlenfauna u. s. w.) und über
die Beziehungen der Paläontologie zur Zoogeographie.
Es ist hier unmöglich, auf Einzelheiten einzugehen und
müssen diese allgemeinen Angaben genügen. Zwei Karten,
von denen die eine die sechs Regionen mit ihren Sub¬
regionen, die andere die Verbreitung der Seethicre durch
die Meeresströmungen zeigt, vervollständigen die Be¬
schreibung. — Dem Leipziger Zoologen Marshall ge¬
bührt grosser Dank, dass er sich der Mühe unterzogen
hat, das Werk durch eine meisterhafte Uebersctzung
weiten Kreisen zugänglich zu machen.
Z. Z. Berlin-Steglitz. Hamann (Göttingen).
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 4.
Probst, Ueber d. Unebenheiten d. Erdoberfläche. —
Westermaier, Krit. Besprechg. neuerer Forschungen über
»kausale Auffassg.« v. Pflanzenformen u. »Metamorphosen«. —
Pfeifer, D. Naturschöne in d. mikroskopischen Welt (Schl.). —
Linsmcier, Z. Klärg. in Sachen d. Atomhypothesc. (Forts.) —
Wissenschaftl. Rundschau: Wiesbaur, Botanik; — Läska,
Astronomie. — Was mann, Kleine Mittheilungen. — Laska,
Himmelserscheinungen im Monat Mai 1893. — Recensionen.
Oesterreiche botanische Zeitschrift. XLIII, 5.
Schiffner, Morphologie u. systemat. Stellg. v. Metzgeriopsis
pusilla (Forts.). — Zukal, Mykolog. Mittheilgen. — Nestler,
Eigenthümlichkeitcn im anatom. Bau d. Laubblätter einiger Ra-
nunculaceen. — Adamovic, Neue Beiträge z. Flora v. Südost¬
serbien. — Zimmeter, Aquilegia Einseleana F. Schultz und
thalictrifolia Schott. — Murr, Z. Flora v. Nordtirol. — Litteratur-
Uebersicht. — Flora v. Oesterreich-Ungam: Graf L. Samt hei n,
Tirol u. Vorarlberg. — Miscellcn.
Natur und Haus. I, 15.
Staby, Im Wonnemond. — Huth, Amcrikan. Racehühner.
— v. Drathen, E. Beschützer uns. Gärten u. Felder. — Hes-
dörffer, Musa Ensete. — Gröning, D. Aulzucht v. Pilzen. —
Marquardt, D. Seewasser-Aquarium.—Wingel m üllcr, Einige
Worte über d. Nutzen d. Insektensammelns. — Graef, Anlage
e. Moosherbariums. — Kleine Mittheilungen. — Monatskalen-
der: Mai.
Archiv f. Naturgeschichte. 59. I, 2.
A pst ein, D. Alciopiden d. Berliner Zoolog. Sammlg. —
Pratt, Beiträge z. Kenntnis d. Pupiaren (d. Larve v. Melophagus
Ovinus). — Lin stow, O.xyuris Paronai u. Cheiracanthus hispi-
dus Fedt. — Weltner, Spongillidenstudicn. I.
Digitized by
Google
313
Nr. 10. — Orstrrrkichischrs Littbraturblatt.
II. Jahrgang.
314
Zeitschrift f. Mathematik u. Physik. XXXVIII, 2 u. 3.
(2.) Beycl, L)ar>tellg. d. Ciirvon 3. Ordnung u. Clas.^e aus
2 Reciprocitätcn. — Sclicndcl, Matliem. Misccllcn. — Bund,
Ueb. bedingt period. Bewegungen e. materiellen Punktes auf
Oberflächen 2. Ordnung in. bes. Beriicks. d. Grenzfälle (Schl, in
Heft 3.) — Suter, D. V. Bd. d. Katalogs d. arab. Bücher d.
vteekönigl. Bibliothek in Kairo. — (3.) R. Müller, Constniction
d. Burmester’schen Punkte f. e. ebenes Gelenkviereck 11. —
Küttner, Ueb. d. Ermittlg. d. Sterblichkeit, Invalidität u. s. w.
b. Gesammtheiten mit ein- u. austretenden Personen. — Cantor,
E. mathemat. Papyrus in griech. Sprache.
Neue Erscheinungen:
Boys C. V., Seifenblasen. Vorlesgen. üb. Gapillaritüt. Autorisierte
deutsche Gebers, v. G. Meyer. Leipz., Barth. (\ r III u. 8b S.) fl. 1.80.
Loriol P. de. Etudes sur les Mollusques des couches coralligenes
interieures du Jura bernojs. Berl., Friedländer & Sohn. gr. 4°.
(419 und 32 S. m. 37 Taf.) 11. 20.16.
Maillard G. et A. Locard, Monographie des Mollusques ter-
tiaires terrestres et fluviatiles dclaSuis.se. Ebd. gr. 4°. (XXV u.
275 S. m. 12 Taf.) fl. 7.20.
Seeliger H., Theorie d. Bcleuchtg. staubförm. kosmischer Massen
insb. d. Saturnringes. München, Franz, gr. 4°. (72 S.) 11. 1.32.
Miner H. S., Orchids, the royal Family of plants. Lond., Gibbings.
Fol. 52 sh. 6 d.
Dickhuth M., Ueb. einig. Indigo-Derivate. Jena, Pohle. (40 S.)
11 . —. 60 .
Hundeshagen K.. Ueb. d. Wirkg. d. Chloroforms auf Mikro¬
organismen. Ebd. (80 S.) II. —.90.
Krafft F., Kurzes Lehrb. d. Chemie. Organ. Chemie. Wien,
Deutickc. (IX u. 725 S.) fl. 9 —.
Güntsche R., Beitr. z. Integration d. Diff.-Gleichg.
dv
äj = p<, + Pi y + Pj y* + p 3 y : '-
Progr. Berl., Gaertncr. 4°. (32 S.) fl. —.60.
Simon K., D. Hauptreihe d. Blattstellgs.-Divergenzen, mathemat.
betrachtet. Ebd. 4°. (29. S.) fl. —.60.
Bai llon H., Histoire des plantes: Monographes de graminees.
Avec 119 Fig. Paris, Hachette. 12 Frcs.
Januschke H., D. Aetherdruck als einheitl. Naturkraft. Progr.
Teschen, Prochaska. (68 S.) 11. 1.—.
Medicin.
Loewit, M. Dr., a. ö. Professorder allgemeinen u. experimentell n
Pathologie in Innsbruck: Studien zur Physiologie und
Pathologie des Blutes und der Lymphe. Jena, G. Fischer.
1892. gr. 8°. (V und 141 S. mit 2 lith. Taf.) II. 2.70.
Es ist selten, dass neue, durch das Experiment
gewonnene Errungenschaften der Naturwissenschaft in
Form eines grösseren selbständigen Werkes vor uns
gelangen. Bei der Raschheit des Vordringens auf allen
Gebieten der Naturwissenschaften pflegen die einzelnen
Autoren jeden Schritt dieses Vordringens möglichst
rasch irgend einem der vielen wissenschaftlichen Fach¬
blätter anzuvertrauen, um sich wenigstens das Arbeits¬
gebiet zu sichern. Das Buch von L. ist eine solche
seltene Erscheinung; es ist ein nur für Fachleute
geschriebener Bericht des bekannten Forschers über die
vielen entscheidenden Experimente, die er ausführte, um
über die verschiedenen Aenderungen im Bestände des
Blutes an weissen Blutkörperchen Aufschluss zu erhalten.
Eine Verarmung des Blutes an Leukocythen kann bewirkt
werden durch verminderte Zufuhr von Leukocythen aus
den blutzellenbildenden Organen, oder durch vermehrtes
Zugrundegehen der Leukocythen im Blute. Der erstere
Process, von L. Leukopenie (Trsvta) genannt, wird
durch Abkühlung oder Fesselung des Thieres und ähnliche
Eingriffe herbeigeführt und zeichnet sich durch den Mangel
des Blutes an einkernigen, jugendlichen Leukocythenformen
aus; der letztere Process, die Leukolyse, wird durch
in das Blut gelangte Gifte (Albumoscn, Pepton, Nuklein,
Harnsäure, Bacterienproteine, Tuberculin etc.) hervor¬
gerufen. Der Zerfall betrifft in erster Linie die mehr¬
kernigen Leukocythen, so dass die einkernigen mehr
hervortreten. Bemerkenswerth ist, dass jede Ver¬
armung des Blutes an Leukocythen schon an sich als
Reiz für die blutzellenbildenden Organe wirkt, so dass
sie jederzeit eine Vermehrung dieser Elemente, Leuko-
cythose, nach sich zieht. Chemotaktische Anziehung der
Leukocythen als Ursache der Leukocythose verwirft
L. u. a. deshalb, weil bei bestehender Leukopenie
Einspritzung der erwähnten Gifte keine Leukocythose
hervorruft. Der normale Leukocythenzerfall (vielleicht das
Nuklein, das bei demselben frei wird) ist der Reiz, der die
normale Leukocythen-Zuströmung hervorruft. Aenderungen
des einen bewirken die entsprechenden Aenderungen des
anderen. Intravasale Gerinnungen treten auch bei massen¬
haftem Zerfall von Leukocythen nicht ein, wenn nicht
gleichzeitig für Anwesenheit von Kalksalzen in der Blut¬
bahn gesorgt wird. Auf die reichlichen Einzelnheiten der
interessanten Arbeit kann hier nicht eingegangen werden.
Innsbruck. Malfatti.
Centralblatt f. Nervenheilkunde u. Psychiatrie. 1893. April
(XVI, N. F. V.)
van Deventer, Aetiologie u. Pathogenese d. gemeinsehaftl.
Irreseins (folie ä deux). — Referate u. Kritiken, A. Nervenhcilkde.,
P. Psychiatrie, G. Anthropologie u. gerichtl. Psychopathologie. —
Vereinsberichte. — Tagesgcschichte.
Neue Erscheinungen:
Noorden C. v., Lehrb. d. Pathologie d. Stoffwechsels. Berlin,
Hirschwald. (XIII u. 492 S.) fl. 7.80.
Kitt Th., Bacterienkde. u. patholog. Mikroskopie f. Thierärzte etc.
Wien, Perles. (XIV u. 540 S.) fl. 4.50.
Rhciner G., Wie entstehen geistige Störgen. u. wie verhütet man
solche? Leipz., Fock. (VII u. 132 S.) fl. 1.20.
Behn C., Welche Stellg. soll d. mod. Geburtshilfe z. Symphyscolomie
einnehmen? Strassbg., Fricdemann’s Nchf. (78 S.) 11. —.48.
Treatise on human anatomy. By various authors. Ed by H.
Morris. Lond., Churchill. 40 sh.
Labadie Lagrave. Traitc des maladics du sang Paris, Bataille
u. Co. 15 fr.
See G., Therapeutiquc phvsiologique des maladies de coeur.
Ebd. 10 fr.
Koch J. L. A., D. psychopatischen Minderwertigkeiten. 3 Abth.
in 1 Bd. Ravensbg., O. Maier. (XVI u. 427 S.) II. 7.20.
Czcrmak W., I). augenärztl. Operationen, (ln 5 Heften.) 1. Heft.
Wien, Gerold’s Sohn. (64 S.) 11. 1.20.
Militärwissenschaften
Souvenirs du gönöral Jarras, chcf d'etat-major-general de
Farmec du Rhin (1870). Paris, E. Pion, Nourrit & Cie. 1892. 8".
Die Erinnerungen, auch (vielleicht unbewusst) Ge¬
ständnisse des Gen. J. sind für die Geschichtsforschung
ein hoher Gewinn; sei es, dass er Bekanntes bestätigt
oder erläutert, sei es, dass er wirklich auch Neues bringt.
J. war seit 1867 und bis zum Ausbruche des Krieges
Chef des Depot de la guerre, dann aber zuerst aide-
major-general des Kaisers und später Generalstabschef
der Rhein-Armee. In allen diesen Stellungen musste er
sowohl über die Vorgeschichte des Krieges als über den
Verlauf der Begebenheiten auf dem Kriegsschauplätze
manches erfahren haben, was Anderen unbekannt geblieben
oder minder gut bekannt geworden ist. Er beschränkt
seine Erzählung auf die Zeit, da er auf den vorgenannten
Dienstposten thätig war und auf die Geschehnisse, mit
denen er persönlich im Zusammenhänge stand. Wir
erfahren, dass sowol Kaiser Napoleon als sein Kriegs¬
minister, Marschall Niel, seit dem Tage von Sadova die
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315
Nr. 10. — OltSTKRRErCHISCHKS LlTTKRATURBLATT. — II. JAHRGANG.
316
Aggression Preussens als unausbleiblich erkannten und
sich über die gegnerische Stärke und die eigene Schwäche
keiner Täuschung hingaben. Beide fanden in den Berichten
des Militär-Attache in Berlin und der ausgesandten Kund¬
schafter ihre eigene Meinung nur zu sehr bestätigt. Dass
die als notluvendig erkannten Hebel nicht gleich angesetzt
wurden, um die eigene Wehrkraft der preussischen gleich¬
wertig zu gestalten, daran war die Nachgiebigkeit des
Kaisers und, als Folge dieser, der unbesiegbare Wider¬
stand des Parlamentes schuld. Schon der Uebergang aus
der Friedens- in die Kriegsformation vollzog sich unter
Unschlüssigkeiten und Schwankungen mit vermeidlichem
Zeitverlust. Der Aufmarsch und die Operationen krankten
noch in höherem Grade an diesem Grundübel. Seit der
Luxemburger Verwicklung im Jahre 1867 war Marschall
Bazaine ausersehen, im Kriege gegen den norddeutschen
Bund eine bei Metz zu formierende Armee zu befehligen.
Beim Ausbruch des Krieges von 1870 stellte sich aber
der Kaiser selbst an die Spitze der Armee, Marschall
Leboeuf wurde zum major-general und Jarras zum zweiten
aide-major-gcneral ernannt. Bazaine befehligte das 3. Armee-
Corps und empfand diese Zurücksetzung sehr hart. Als
ihm bei dem Vorstosse gegen Saarbrück und seither die
Oberleitung auch des 2. und 4. Corps zugewiesen wurde,
übte er sie nicht aus, verharrte bei der Conferenz am
31. Juli ostentativ in der Stelle eines Commandanten des
3. Corps und unterliess am 6., das 2. Corps, welches
den ganzen Tag bei Forbach gegen überlegene Kräfte
focht, durch die nahe postierten Divisionen des 3. Corps
zeitgerecht zu unterstützen. Als der Kaiser später dem
Marschall Bazaine den Oberbefehl über das 2., 3., 4.,
6. Corps und die Garden übertrug, gab er ihm Jarras,
gegen die geäusserten Bedenken des Letzteren, als General¬
stabschef bei. Bazaine mochte in diesem als bisherigen
aide major-general einen Tadler, ja vielleicht einen Späher
vermuthet haben ; denn vom ersten Augenblicke an hielt
er ihn von aller Cooperation ferne, theilte ihm weder die
eingezogenen Nachrichten noch seine Entschlüsse mit und
traf seine Verfügungen ohne Wissen seines Chef des
Generalstabes. Dadurch begab er sich der besonders ihm
so nothwendigen intimen Berathung und die üblen Folgen
stellten sich alsbald ein.
Die schlechten Marschdispositioner, für den 14. August
verursachten so grosse Zeitverluste, dass der Feind die
Armee einholtc und durch das Treffen bei Borny so
lange festhielt, bis andere deutsche Corps ihr den Rückzug
nach Verdun verlegten. Hätte Bazaine nach dem tactischen
Siege bei Rezonville den Rath seiner dazu berufenen
Untergebenen eingeholt, so wäre sein für Frankreich so
verhängnisvoller Rückzug in die »Stellung Rozerieulles-
Amanvilliers unterblieben und bei »St. Privat wäre das
6. Corps im entscheidenden Augenblicke nicht ohne die
Unterstützung der mehr als hinreichenden intacten Truppen
geblieben, wenn Bazaine seinem Stabschef die ihm zu¬
kommende Ingercnz gestattet hätte. Nach diesem letzteren
Treffen war der Abmarsch der Armee über Thionville
nach dem Innern Frankreichs, mit dem übermächtigen
Feinde auf dem Fusse, schon schwer ausführbar und
die Möglichkeit schwand mit jedem folgenden Tage. Nach
der Einschliessung hielt man einen südlichen Durchbruch
nach den Vogesen für möglich; aber Bazaine war durch
Abmachungen mit dem Kaiser auf den nördlichen Durch¬
bruch gebunden, wo ihm Mac Mahon mit einer bei
Chälons formierten Armee entgegen kommen sollte.
Die beiden bezüglichen Versuche am 26. und
31. August wurden von »Seiten Bazaines nur zur Be¬
schwichtigung der eingeschlossenen Armee in Scene ge¬
setzt. Der Durchbruch wäre auch da möglich gewesen;
aber das Entkommen kaum.
Bazaine hat den General Jarras nicht nur von den
ihm als consultativem Organ zukommenden Obliegenheiten
ausgeschlossen, sondern auch dessen Verrichtungen ins¬
geheim durch Untergebene desselben besorgen lassen;
demungeachtet glaubte Jarras, — welcher übrigens besorgte,
im Falle seines Rücktrittes von der Stelle des General¬
stabschef vom Marschall Bazaine einen seiner Charge
nicht entsprechenden Dienstposten zu erhalten, — dass ihm
seine Pflicht gebiete, mit »Selbstverleugnung und Ergebung
auszuharren. »So wahr seine Erzählung und so richtig
auch sein sonstiges Urtheil sein mag, über seine Pflicht
befand er sich da im Irrthum. Diese gebot ihm im Gegen
theil, seinen Posten, woferne es von ihm abhieng, zu
räumen, damit ein Anderer, der das Vertrauen des
Marschalls besässe, ihn einnehme und die richtigen
damit verbundenen Verrichtungen dem Dienste nicht ent-
giengen. Er selbst konnte seine Selbstverleugnung allen¬
falls auch in einer Dienststellung bethätigen, die seiner
Charge nicht entsprach. Sp.
Streffleur's „Oesterr. militär. Zeitschrift". 1893. II, 1—2
(1) Oberst O'Donell u. Bürger Ettcnrcich. — E. v. K., Taktisches
Wesen u. taktische Formen. — Zweijährige Präsenzpflicht —
Assentierungs-Eindrücke. — Militärische Rundschau über Oester¬
reich-Ungarn. — Lanin, Russische Zustände. — Loidolt, Ueber
das Freihandzeichnen an Militär- und Civilschulen. — Mittheilung
der Kaiser Franz Josef-Stil'tg. für Versorgg. der k. u. k. Ofliciers-
witwen u. Waisen. (Forts, in Nr. 2.) — Wessely, Die ein¬
gliedrige Zugsaufstellung. —Die »Allgemeine Militär-Zeitung.« -
Alber lall, Blätter u. Blüten aus d. Kriegsgcsch. aller Völker
u. Zeiten. (Forts, in Nr. 2.) — Sanitätsverhältnisse des k. u. k. Heeres.
(Forts, in Nr. 2.) — (2) Erzherzog Karls Kinder. — Vom nächsten
Kriege. — Fidler v. Isarborn, Der Bajonnettenangriff. —
Th. Maretich von Riv-Alpon, Die Gefechte in d. Umgeb. von
Salzburg in d. J. 1800, 1805 u. 1809. — Die sibir. Eisenbahn, ihre
Wirtschaft!., polit. u. strateg. Bedcutg. — Oscar Teuber, Ueber
d. Thctlg. der Friedenscompagnie.
Mittheilungen Ub. Gegenstände d. Artillerie- u. Genie¬
wesens. 1893. 4.
Sckullic: Artillerie-Kriegs-Distanzmesser.— Bla im: Ueber
Druckluft. — Stavenhagen: Ueber Basalt und seine Verwen¬
dung.
Mittheilungen aus d. Gebiete d. Seewesens. XXI, 3.
Tullinger: Studie über die Stabiiität der Rotationsachse
mit besonderer Rücksicht auf den Howell-Torpedo. — Bericht über
Maschinenwesen d. Kriegsmarine d. Ycr. Staaten betreffend d.
J. 1892. — Das englische Marinebudget für das Verwaltungs-
jahr 1893/94.
Neue Erscheinungen:
Moltkcs Kriegsgeschichtliche Arbeiten. Geschichte des Krieges
gegen Dänemark 1848/49. Herausgegeben vom Grossen General¬
stabe, Abtheilung für Kriegsgeschichte. Mit 1 Uebersichtskarte,
6 Plänen und 4 Textskizzen. Berlin, Mittler u. Sohn. 8°. (X u.
437 S.) 11. 6.60.
Chaptal, Cte. Mes souvenirs sur Napoleon. Paris, Plan. S°.
(413 S.) 0. 4.50.
Wille, R. Napoleonische Bulletins. Eine Studie für Vaterlands¬
freunde. Braunschweig, Haering. 8°. (70 S.) fl. —.72. — An¬
leitung für die Darstellung gefechtsmassiger Ziele für die In¬
fanterie. Berlin, Mittler u. Sohn. 12°. (VI u. 63 S.) fl. —.30.
Wiehr, Dr. Ernst. Napoleon und Bernadotte im Herbstfeldzugc
1813. Mit 6 Skizzen. Berlin, Cronbach. 8°. (XI u. 496 S.)
H. 4.50.
Tettan, Freih. v. Der Felddienst in der Russischen Armee.
Berlin, Liebei. 8\ (IV u. 114 S.) 11. 1.20.
Benoit, Jehan. Equitation. Manuel clcmentaire a l’usage du
Cavalier. Paris, Baudoin. kl. 8°. (VI u. 64 S.) 11. —.60.
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317 Nr. 10. — Oksterrkichisches Luteraiurbi.ait. — II. Jahrgang. 318
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
D. prakt. Rathgeber im Ob9t- u. Gartenbau. Nr. 13—19.
(13.) Frh. v. Schilling, Um wieviele Aepfel vermag ein
einziges Blütenstecherweibchen d. Obsternte zu schmälern? —
Ueb. Kirschäpfel. — v. Ebinghausen, 1). Kräuterbeet. — (14.)
Koopmann, Was machen wir mit unseren Wild- u. Obstgehölzen,
welche v. Frost gelitten haben? — Fiesser, I). Idajo-Birne. —
Jentzsch, Z. Schutz d. Saatbeeten. — Engel, D. Einptlanzgen.
d. Rosen. — (15.) lieb holz, D. Anwendg. v. Einschnitten u.
Längsschnitten an d. Obstbäumen. — Lierke, D. Dünggsfrage
im Obstbau. (Schl, in Nr. 16.) — Hund, Ueb. Misserfolge bei
Erdbeeren. — Bernnat, Ueb. d. Auspflanzen d. verschied.
Gemüsearten. — Rother, I). Echeverien. — Hilbert, Uns. cin-
heim. Flora im Garten. — (17.) Betten, D. Kornelkirsche. —
John, Verschied. Arten d. Weinrebenanzucht. — Roeschke,
Einige neuere Tomatensorten. — Simonsen, D. Stengeln d.
Erbsen. — Betten, Niedrige Rosen. — (18) Frh. v. Schilling,
I). Pfirsichmotte. — Heindorf. D. Gummifluss d. Pfirsichbaumes.
(Kurts, in Nr. 19.) — Schröers, Gartenculturen in d. Umggd.
v. Paris. — Rothcr, Z. Cacttenkde. — Standveränderg bei d.
Birnen. — (19.i Planitz, Bilanzen u. Düngen. — Büttner,
Gute Radieschen. — Gartenarbeiten im Mai.
Neue Erscheinungen:
Cocks Ch., Bordeaux u. s. Weine, nach ihren Lagen u. ('lassen
geordnet v. E. Feret. I. deutsche Ausg. v. P. Wendt. Stettin,
Nagel. (XVIII u. 856 S. m. 11 Kart) 11. 6.—.
Rosenthal A. C., Pomolog. Handb. f. N.-Oesterr. Nach d.
Erhebgen. d. n.-ö. Landes-Obstbau-Vereins in Wien. Wien,
Frick. i VIII u. 168 S.) II. 1.80.
Kober F., D. Weinbau d. Zukunft. Anleitg. z. Behandlg. d.
Weingärten etc. (IV u. 127 S.) 11. —.90.
Schöne Litteratur. Varia.
Histor.-polit. Blätter f. d. kath. Deutschland. CXI, 9.
Abendstunden in Italien. UI. — Ggwarts.- u. Zukunftsstaat.
— Haas, Weiss* Wcltgeseh. — Ath. Zimmermann, Entstehg.
d. Einheitsstaates Italien. — Merkle, Manitius’ Gesch. d. christl.-
latein. Poesie. — Zeitläufe: D. inneren Kämpfe in d. Zukunft cl.
Reiches an d. Schwelle d. Entscheidgen. — Ueb. d. Krieg von
168S—91 in Irland. (V. e. Zeitgenossen.)
Deutsche Rundschau. XIX, 8.
M. v. Ebner-Eschenbach, Glaubenslos. Erz. IV; VI. —
Reyer, Chicago. — Hanslick, Aus m. Lehen. Intermezzo. Klagen-
furt 1850—52. — L. Stein, Nietzschc's Weltanschaug. u. ilire
Gefahren. IV/V. — Rudenberg, E. Frühligsfahrt nach Malta II.
— Salv. Farina, E. Lüge d. Liebe. VIl/XI. (Schl.) — Wirtsch.r
u. finanzpolit. Rundschau. — Polit. Rundschau. — Litt. Notizen.
Deutsche Revue. Will, Maiheft.
Aus d. Leben Kg. Karls v. Rumän. XVI. — Brausewetter,
D. Glück. E. Gesch. aus d. Leben. — Briefe üb. widrige Zeit¬
fragen an d. Herausg. »Frankr. u. Deutschld.« Antw. auf d. Brief
d B°° v. Courcel v. e. früh. Diplomaten. II. >1). Verirrgen. d. Agra¬
rismus.« Brief v. Staatsminister v. Schäffle. — v. Haustein,
Brutpflege im Thierreich. (Schl.) — Reville, Hemdes d. Gr., e.
Capitel aus d. jüd. Gesch. d. 1. Halbjhdts. v. Chr. II. — A.
Schmidt, Aus d. mögl. in d. wirkt. Welt K. Untcrhaltg. üb.
kosmische Fragen. — Th. v. Sosnosky, Litterar. Revue. —
Litterar. Berichte.
Deutscher Hausschatz. XIX, 10.
E. v. Pütz, Tiroler Geschichten, IV. D. Wülsche. — Rühsam,
Zeremonien bei d. Ertheilg. d. Cardinaishutes. — May, I). Mahdi.
Reiseerz. (Forts.) — Ko Ubach, V. eis. Thor z. sclnv. Meer. —
Stvriacus, E. Ausflug auf d, Riegershurg in Steiermark. —
Warnatsch. D. Bcwohnbkt d. Himmelskörper. — Thomassin,
D. Verlobg d. Fürsten Ferdinand v. Bulg. m. d. kgl. Hob. Prin¬
zessin Marie Louise v. Bourbon-Parma. — v. Spielherg, Krakau.
— Stöckle, Aphorismen üb. d nord. Edda. — Für d. Frauenwelt.
Deutsche Worte. XIII, 5.
W. Schiff, D. Reform d. österr. Arbciterunfallversicherg.
— Misch ler, Sociale u. Wirtschaft!. Skizzen aus d. Bukowina. V.
— Wygodzinski, D. Privatgrundeigenthum in jesuit. ßeleuchtg.
— v. Neu mann, E. Arbeiterausschuss — Freyberger, Briefe
e. Oesterreichers in d. Fremde. II. — Mühlberger, Ueb. d.
Notwendigkt. e. Gesammtausg. d. Schriften K. Marx. — Litt. Anzeigen.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2600.
D. serb. Staatsstreich. — Wochenschau. — Mannigfaltig¬
keiten.— D. Schlossbrand in Sigmaringen. — Rul and, E. Goethe¬
bildnis. — Todtcnschau. — D. Geschenk d. deutschen Kaisers
f. d. italien. Königspaar. — Werner, Aus den Zillerthaler Alpen.
— Culturgeschichtl. Nachrichten. — Gottfr. v. Leinburg. — Krebs,
Vererbte Verletzgen.? — Presse u. Buchhandel. — V. uns. Marine.
— E. neues Buch üb. Heilgymnastik. — Polytechn. Mittheilgen.
— Alpines. — Eva Treu, Frl. Concordia's erster Zahn. Erz.
Der Zuschauer. Monatsschr. f. Kunst, Litteratur, Kritik u. Anti¬
kritik, hrsg. v. Leo Berg u. Const. Brunner (Hamb.). I, 1 u. 2.
(1.) Busse, Apfelhlütcn. — Leo Berg, Künstlerloose. —
Brunner, Uns. Lyrik u. d. *Aufbrütesamcn*. — Grottewitz,
D. Melancholie in d. mod. Litteratur. — Krit. Rundschau. —
D. Bühncnblatt. — Gedichte v. Graf v. Schack , Thersites,
Falke. — (2.) G o 11 h i 1 f, D. Schatz durch d. Schatz. — Lingg-
Bazillus u Mikrobe. — Müller-Holm, Volksbildg. u. Standes,
gelehrsamkeit. — Scheu, Form u. Inhalt. — Krit. Rundschau,
— D. Bühnenblatt. — Gedichte v. Frh. v. Omptedu, M. Janitschck,
Enskot, J. Vrchlicky.
Athenaeum Listy pro literaturu a vodockou. X, 7.
Jokl, Üb. d. allgem. slav. Sprache. (Forts.) — Kalousek,
Üb. d. Hypothekar- u. Comnuinalschulden u. üb. Bodencredit-
anstalten. (Schl.) — Recensioncn, u a.: Mohn u. Nansen,
Wissensch. Ergebnisse v. Dr. Nansens Durchquerg. v. Grönland.
1888. (Va.); — Poirier, Tratte d’anatomie medico -chii urgicale
I. (Schrutz); — Brentano, D. Genie (£.); — Pic, Archaeologicky
vyzkum ve stfednich cechäch (Xicderle); — v. d. Gabelcntz,
D. Sprachwiss., ihre Aufgaben. Methoden u bisher. Ergebnisse.
(Kovar); — Leson has-sefärim. Zäkladove hebrjskeho jazyka
biblickeho. (Schl., Dvorak); — Vondrak, Z. Würdigg. d. alt-
slov. Wenzelslegende u. d. Legende v. hl. Prokop (Polivka); —
Hostinsky, Herbarts Aesthetik, in ihren grundlegenden Thcilen
quellenmässig dargestellt u. crl (Zb.)
Osveta. XXIII, 5.
Al hier i, Chicago, D. Stadt d. Wcltausstellg. — Preiss,
Bilder aus Kärnten. IV. D. Majoratsherr. (Schl.) — Heyduk, D.
Mühlbauer. (Forts.) — Mikes, I). Philosophie Tolstoi’s. (Forts.)
— Kalina, D. frohe Zweifler (Renan). (Schl.)— Turnovsky,
Fr. V. Jefabek. — Srb, Ad. Fischhof. — Touzinsky, D. Werk
Schmerlings. Hist.-polit. Studie. II.—Klostermann, Fürs Glück.
Roman. (Forts.) — Präsek, Nälezy, Sendzirlske.
Beilage z. Allg. Ztg. (Beil.-Nr 88-991.
(88.) Pro hie, D. Kiffhüuscr-Kaiscrsage u. Rückerts Barbarossa-
Gedicht. — Rosen borg, Collection Spitzer. — (89.) Norden,
D. Petrus-Apokalypse und ilire antiken Vorbilder. — (90.)
Schulze-Gaevernitz, Ein Tagebuchblatt aus den russ. Noth-
standsgegenden. März 1893. — I). Sachscngrenzc im Gebiet d.
Trave. — (91.) v. Bcrzeviczy, D. Process d. Marsch. Ney 1815.
— K. J. Neu mann, E. Gestalt aus Hcinse’s Ardinghello. —
Hedwig v. Olfers. — (92.) Wotkc, D. Litt. üb. d. Humanismus
in Böhmen it. Mähren. — K. Werner. Klaus Grotlis Gesarnm.
Werke. — (93) Z. 2. Lesg. d. bürg. Gesetzb. — du Prel, Z.
Gesch. d. OccLiltismus. — Pro Iss, Poesie u. Naturerkenntnis I.
(II u. III in Nr. 95 u. 96). — Mahren hol tz, E. deutsche Für-
sten-Toehter. — (95.) Bock, E. unbek. Aulsatz R. Wagners. —
(96.) Ist Constantinopel gg. e. Handstreich z. See gesichert? —
1 97.) Dan. Hirtz. Nachruf. — Scartazzini, Italien. Litt. — (08.)
Dahn, Zu Prof. Maurer’s 70. Geburtstag. — (Witz, Kosovo-
Polje. L (11 in Nr. 99). — Büchner, Vererbg.— (99.) E. Schütz¬
ling d. George Sand.
Feui leton id. »Wiener Zeitung«. April (Nr. 75—102).
(75, 76 ) Gf. Wickenburg, Tiroler Helden. — (77.) G. L,
D. Anfänge d. Advocatur. II. — (78—81.) Roh. Zimmerinanii,
Semper als Aesthctiker. — (83, 84.) L and au. E. cyprische
Königin. — (86.) A. Zingerle, E. berühmter Elephant. — (87.)
W. Mever, Berlins Umgebg. — (00.) Schiitter, Adam Müller
u. d. Göttinger (ielehrtcnschule. — (92, 93.) Bcck, Grillparzers
Tagehuchblätter. — (94.) Haberlandt, Rudolf-See u. Stephanie-
See. — (95, 96.) (i. L.. 1). Histoiikertag — (99, 101, 102.)
Heger, Aus d. fernen Osten Nord-Asiens. — Wiener Abendpost:
(80) Ch. Ritter d’Klvert. — (91, 92.) Noe, Apriltage in Südtirol. —
(95.) A. Zingerle, Oberst Ditfurth u s. Enkel.
Neue Erscheinungen:
Gerhardt I). v. (G. v. Amvntor), D. Skizzenb. m. Lebens. I.
Bros!., Schics. Vcrl.-Anst. i306 S.) 11. 2.40.
Glaser M. w, Zittergras. Skizzen u. Novelletten. Ebd. (8 u. 302 S.)
fl. 2.40.
Focrster W., Aretc, die nabatäische Christin, Geschichtl. Dichtg.
Dresden, Glöss. (52 S.) 11. —.60.
Digitized by Cjoogie
319
320
Nh. 10. — OksTKKKKKIHISCHES LmEKAlUKBLAIT. — II. JAHRGANG.
Hahn G., Waldelfe. E. Sang aus d. Walde. Strassbg, Fredemann
Nchf. (131 S.) n. —.72.
Strachwitz N., Gräfin, geb. Gräfin Henckel v. Donnersmarck,
Erinnergenausm. Jugendzeit. Gedichte. Ebd. (XII u. 230 S.) fl. 1.80.
Greinz H. H. u. J. A. Kapt'erer, Tiroler Volkslieder. 2. Folge.
Lpz., Liebeskind. 32°. (XI u. 185 S.) fl. —.90.
Bunsen M. v\, Gegen d. Strom. E. Stimingsbild aus d. neuen
Berlin. Berl., Gebr. Paetel. (V u. 177 S.) 11. 1.80.
Weise E. (E. Liss-Blanc), Moderne Menschen. Skizzen aus und
nach d. Leben. Ebd. (III u 200 S.) fl. 2.-40.
Elbogen F., Delirien. (Gezeichnet. — D. Kind. — Vergiftet.)
Berl., Steinitz. (150 S.) fl. 1.20.
Sydovv C. v., D. Ausweg, Erz. Berl., Besser. (30G S.) 11 2.-10.
Albert E., Neuere Poesie aus Böhmen. Anthologie aus d. Wkcn
v. J. Vrchlicky. Fremde u. eig. Ucbersetzgen aus d. Böhm.
Wien, Holder (X u. 370 S.) fl. 2.40.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: am 21. April in Berlin d. preuss. geh.
Medicinalrath, Univ.-Prof. (Anthropologie u. Anatomie) Dr. Kob.
Hartmann im 02. Lebens].; — am 28. April in Krakau d. poln.
Lustspieldichter Jos. Blizinski; — am 29. April in Krakau d.
Prof. d. deutschen Reichs- u. Rechtsgesch. u. derz. Dccan d. jurid.
Facultät daselbst Dr. Lothar v. Dargun im A. v. 40 J.; — am
1. Mai in Wien d. a.-o. Univ.-Prof. Reg.-Rath Dr. Joh. Schnitzler,
Director d. Allg. Poliklinik im A v. 58 J.; — an dems. Tage in
Göttingen d. Prof. f. mittl. u. neuere Gesell. Dr. Wüsten leid,
geb. 1822; — am 5. Mai in Laibach d. slow Schriftsteller Jos.
Ci m per mann im A. v. 47 J.; — am 0. Mai in Linz d kais.
Rath J. M. Kaiser, akad. Maler u. ehern. Custos d. Museums
Francisco-Carolinum, im 09. Lebensj.; — am 7. Mai in München
d. Genremalcr Otto Rupprccht im A. v. 47 J.; — am 9. Mai
in Brünn d. Liedcreomponist Ferd. Debois im A. v. 50 J.; —
an dems. Tage in Strassbg. d. Prof, d dass. Philologie Dr. Adf.
Kiessling, 50 J. alt u. in Kopenhagen d. dän. Historiker Frederik
Wegen er im A. v. 91 J.; — in Rom d. engl. Kunsthistoriker,
Kritiker u. Dichter John Addington Symonds im 52. Lebensj.;
— zu Wertheim a. M. d. fürstl. Löwenstein’sche Archivrath Dr.
Al. Kaufmann, Verf. v. »Caesae v. Heisterbach«, »Mainsagen«,
»D. Gartenbau im M.-A.« u. a. Schriften, im A. v. 72 J.; — in
Zürich d. hervorragende Erfinder auf d. Gebiete d. Elektrotechnik
Dr. Math. Hipp im 80. Lebensj.; — in Neapel d. Prof. d. Med.
an d. dort. Univ. Senator Arnoldo Cantani, geb. 1837 zu Hains¬
bach in Böhmen ; — zu Tunbridge Wells in England d. einstm.
Begleiter Livingstone’s, Afrikareisender Cotton Oswell; — in
Neulust b. Steyr d. öberösterr. Dialektdichter Jos. M oser, 81 J.alt.
Ernannt wurden: Der a-o. Prof. f. Perspective u. Stillehre
an d. Akad. d. bild. Künste in Wien Georg Niemann zum ord.
Prof, daselbst; — Dr. Joh. Boloz Ritter v. Antoniewicz zum
a.-o. Prof. d. neueren Kunstgesch. an d. Univ. Lemberg; — der
Privatdocent in Halle Dr. Joh. Thiele zum a.-o. Prof. f. Chemie
an d. phil. Facultät d. Univ. München; — der Custosadjunct am
kunsthistor. Hofmuseum in Wien, Priv.-Doc. Dr. R. v. Schlosser
zum Custos, u. Dr. A. Dedekind zum Custosadjuncten daselbst.
— Habilitiert haben sich: Dr. Ivo. Pf aff f. röm. Recht an d.
Univ. Innsbruck; — der Assistent bei d. Lehrkanzel f. ehern.
Technologie Sigm. Feitier f. physikal. u. theoret. Chemie an d.
techn. Hochschule in Brünn; — Dr. G. Landsberg f. Mathem.
u. Dr. P. Samassa f. Zoologie an d. Univ. Heidelberg; — dem
Privatdocenten f. Pharmakologie an d. med. Facultät d. deutschen
Univ. in Prag Dr. Jul. Pohl wurde die venia legendi auf d. Ge¬
biet d. Pharmakognosie erweitert. — Der Titel eines Hofrathes
wurde d. ord. Prof. d. Univ. Lemberg Dr. Leonh. Pi^tak, der
Orden d. eis. Krone III. CI. d. ord. Univ.-Prof. Dr. Thadd. Pilat
u. Dr. R. M. Werner in Lemberg, Reg.-Rath Dr. Ludw. Teich¬
mann u. Reg.-Rath Dr. Stanisl. Smolka in Krakau verliehen. —
Der ord. Lrof. d. dass. Philologie u. alten Gesch. an d. Univ.
Giessen Dr. Ad. Philip pi hat sein Lehramt niedergelegt.
Verlafl8handtung „St. Norbertus“ in Wien, III. Seidlg asse 8.
In unserem Verlage ist soeben erschienen:
Die Vespern der Hochfeste der katholischen Kirche
wie sic an den Vorabenden hoher Feste in allen Dom- und Collegiat-
kirchen in feierlichster Weise abgehalten werden. In deutscher
Sprache (mit gegenüberstehendem lateinischen Texte) herausgegeben
von Carl Perger, Cooper tor. Mit Bewilligung des hochw f.-e Ordi¬
nariates Wien. Octav, 80 Seiten, grosser Druck, broschirt 50 kr.,
in eleg. Leinenband 75 kr.
A. Weger’s Buchhandlung, Brixen (Tirol).
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu
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Generalis. Cum approbatione reverendissimi ordinariatus
Brixinensis. 8°. (V u. 044 S.) Preis fl. 3.00.
Egger, Dr. Francisco, Propädentica PMlosopliica-Tbeologica.
Editio quarta. Cum approbatione reverendissimi ordinariatus
Brixinensis. 8°. (VIII u. 715 S.) Preis fl. 4. —.
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Kanzelvorträge. Mit Approbation und Empfehlung des hoch¬
würdigsten Fürstbischofes Dr. Simon Aichncr. 8°. (XII u.
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Menghin, A., Fürst u. Vaterland! Ein jahraus
dem Leben eines Habsburgers in Tirol. Erzählung für die
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dae. Accedunt hymni, litaniae aliaeque preces in frequentiori-
bus publieis supplicatiombus usitatac. Cum approbatione Rev.
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dieselben in Leinwandband mit Goldschnitt 1 Mark 80 Pfennig;
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bation und Gutheissung der Obern. Dritte Auflage. 32". (XII
und 74<) SA 1 Mark öü Pfennig; dasselbe in Leinwandbaud
2 Mark; in Lederband mit Goldschnitt 2 Mark 70 Pfennig; in
Chagrinband mit Goldschnitt 3 Marl; Gü Pfennig.
In Vertretung der Leo-Gesellsc halt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — *St. Norbertus« Buch- und Kunstdiuckerci, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Wien, 1 . Juni 1893.
Nk. 11.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.Recensions-Exemplare werden erbeten rkdigikrt von sind ZU richten an die Administration
andie Adresse : D r. F ran z S c h n ü re r, * des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. D^* FRANZ SCHNÜRER Wien, 1. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fQr den geeammten Buchhandel : „St. Norbertua"-Veriagahandlung In Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inaeraten-AuftrSge zu richten aind.
Preise der Inserate: '/* S. fl. 20.— = Mk.36.—, »/* S. 11.10.50 = Mk. 19.—, 1 » S. fi. 7 — = Mk. 12.UU, »/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, >/u S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Kuhn G., Das murator. Fragment über die
Bücher des N. T. (Prof. Dr. F. X. Pölzl.)
Tiefe nt hal Sales., Die Apokalypse des hl.
Johannes,erklärt. (Prof. Dr Jos. Schi n dler.)
Granderath Theod., Con&titutiones dogmat.
sacros. oecumenici Concilii Yaticani. (Dr.
G. R e i n h o 1 d.)
Willi Dom., Album Wettingense. (—nd—.)
Sch il gen Fr. v., Das kirchl. Vermögensrecht
und die Vermögensverwaltung in den kath.
Kirchengemeinden der ges. preuss. Mon¬
archie. i- nd-.)
Schlager Marc., Über Patriotismus im Allgem.
vom Standpunkt der christl. Moral, (-nd-.)
Konecny Fil., Jak piae prof. Dr. Masaryk
o katol. v£de a vife? (V.)
Volk holz Rob., Die Zerstörung Magdeburgs
(1631) im Lichte der neuesten Forschung.
(Hofrath Onno Klopp)
Rettenbacher Sun., Lyrische Gedichte. eJ. P.
Tassilo Lehn er (J. M.)
Altmüller Hans, Deutsche Classikcr u. Roman¬
tiker. (Sch.)
Zur Besprechung: Steig, Goethe u. die Brüder
Grimm. (Prof. Dr. S. M. Prem.)
Paleographie Musical e. Les principaux
mscr. de chant gregorien etc. . . . pur les Be-
nedictins de Solej»mes. (P. Col. Vivell.)
Frimmel Th. v., Jos. Danhauser u. Beethoven.
(Dr. A. Schnerich.)
Graus Joh., Fine Rundreise in Spanien. (Dr. G.
E. Haas.)
Bohrmann M., In der Steppe. Culturbilder. (G.)
Noe Heinr., Geleitbuch nach Süden, auf den
Karst etc. (E S f d )
Bachem Jul., Der unlautere Wettbewerb im
Handel und Gewerbe. (Finanzrath Dr. K.
Scheim pflüg.)
-Wie ist dem unlauteren Wettbewerbe in
H.u.G zu begegnen?;Dr. K. S c h eim p flug.)
Jaeger Eug., Geschichte der socialen Bewegung
und des Socialismus in Frankreich. (DJ
Newcomb-Engelman n’s populäre Astronomie.
2. Aufl., hrsg. v. Dr. H. C. Vogel. (Dir. Dr.
L. de Ball.)
Sorge W., Religion und Naturwissenschaften
keine Gegensätze. (Prof. Dr. O. Hamann.)
Truxa H. M., Gedenkblätter zum 40jähr. Doctor-
jubiläum des Med. Dr. Al. Gruber senior.
(Th. Kress.)
Dünkelberg F. W., Die allgemeine und ange¬
wandte Viehzucht. (P.)
Petersen M., Die praktische Landwirtin. (P. E.)
Unruh C. M. v., Die Kleinbahnen. (Frh. von
Weichs.)
Bericht über die 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner. I.
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbereitete
Bücher.
Theologie.
Kuhn Gottfried, V. D. M.: Das muratorlsche Fragment über
die Bücher des neuen Testaments. Mit Einleitung und
Erkärung. Prämiirte Preisschrift. Zürich, S. Höhr. 1892. gr.-i>°.
(VII u. 118 S.) fl. 1.20.
Vorliegende Publication hat sich zur Aufgabe gesetzt,
den handschriftlichen Text, eine Textreconstruction, Ein¬
leitung und Erklärung zum bekannten muratorischen
Fragment zu bieten. Nach einer gedrängten und über¬
sichtlichen Vorführung der bedeutenden Litteratur über
das Fragment bringt der Verf. den handschriftlichen Text
des Fragments zur Verhandlung. Zunächst hebt er dessen
Fehler hervor, sucht deren Entstehung zu erklären und
dafür den ursprünglichen Text zu restituieren (S. 6—9),
dann lässt er den Text der Handschrift selbst mit fort¬
laufenden interessanten paläographischen und sprachlichen
Anmerkungen folgen (S. 10—16). Die umgekehrte An¬
ordnung schiene mir natürlicher.
Der Charakter des Latein in seiner vorliegenden
handschriftlichen Gestalt wird entsprechend dem Umfange
der Schrift eingehend gewürdigt; den Ausführungen
pflichte ich im ganzen bei. Das Resultat der dies¬
bezüglichen Untersuchungen lautet: Die Sprache des
Schriftstückes ist im wesentlichen die lateinische Schrift¬
sprache, nur mit dem Gepräge der Africitas, der von
Afrika aus in die römische Schriftstellerei eindringenden
Annäherung an die Volkssprache, jedoch ist sie durch
viele Fehler entstellt, welche theils durch falsches Hören
des Schreibers, theils durch cigenthtimliche Aussprache
des Dictierers veranlasst sein mögen (S. 17 f., vgl. dazu
S. 5 f. u. 9). Die schon alte und viel ventilierte Frage, ob
der lateinische Text des Fragments der ursprüngliche
oder eine Uebersetzung aus der griechischen Sprache sei,
wird mit dem nur schwach motivierten Satze beantwortet:
das Fragment ist wohl eine Uebersetzung aus dem 4.
oder 5. Jahrh. (S. 19 — 21).
Auf die eingehende Charakterisierung des Schrift¬
stückes nach seinem Inhalte (S. 21—28) folgt die Ver¬
handlung der Frage nach der Abfassungszeit und dem
Orte der Herkunft. Aus der Angabe des Fragments
(S. 74—76) und aus anderen Indicien schliesst der Verf.,
dass wir entweder eine um 210 verfasste abendländische,
oder eine zwischen 180 u. 190 verfasste morgenländische,
aus der Provinz Asien stammende Schrift vor uns haben
(S. 29 — 31, vgl. dazu S. 97). Den grössten Raum der Schrift
füllen die Erklärung des Textes, sowie die Mittheilung
des vom Verf. reconstruierten Textes aus (S. 34—118).
Nur zwei Punkte sollen hier zur Sprache kommen, welche
den Frklärern besondere Schwierigkeiten bieten und be¬
züglich welcher die Auffassung K.’s ein auffallendes
Schwanken bekundet. Die Zeilen 68—70 des Fragments
gibt er (S. 112) in folgender Reconstruction: Epistula sane
Judae et superscriptae Johannis duae in catholica
habentur , [ut] et Saßientia . . — in der Anmerkung
auf S. 113 ist ut gar ohne Klammer gesetzt — während
er im erklärenden Theile (S. 94 f.) noch bestimmt die
Conjectur: ut oder ut et statt et vor saßientia abwies.
Eine Folge dieses Wechsels der Auffassung war, dass K.
nachträglich den auf Johannes bezüglichen Passus des
Fragments richtig von dem 2. und 3. Johannesbrief er¬
klärte, während er früher in etwas gezwungener Beweis¬
führung an den 1. und 2. dachte. Während ferner der
Verf. im ersten Abschnitt seiner Arbeit (S. 30) dieAnsicht
vertritt, dass man in dem auf Petrus bezüglichen Absätze
des Fragments wahrscheinlich »zur Annahme einer Text¬
lücke greifen muss«, gibt er später (S. 113) folgende
Textreconstruction: » Aßocalypses etiain Johannis et
Petri tantum reeißimus, quam quidam ex nostris legi
in ecclcsia nolunt «, unter ausdrücklicher Abweisung
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323
Nr. 11. — Oesterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
324
irgend einer Einschiebung. Dementsprechend lässt er auch
(S. 96 — 98) den Fragmentisten nur über eine von Petrus
verfasste Apocalypse berichten.
Die Schrift ist im ganzen mit grossem Fleiss und
viel Sachkenntnis ausgearbeitet und sie bietet eine gute
Orientierung über die viel verhandelte Frage inbetreff
des muratorischen Fragments. In formeller Beziehung
würde sie noch gewonnen haben, wenn auch die ersten
6 Paragraphe eine gemeinsame Ueberschrift bekommen
hätten. Die AusstattungderSchriftistschön, derDruckcorrect.
Wien. Dr. Fr. X. Pölzl.
Tiefenthal, P. Kr. Salesius: Die Apokalypse des heil.
Johannes, erklärt für Theologiestudierende und Theologen.
Paderborn, Ferd. Schöningh, 1892. 8° (VIII u. 826 S.) 11. 9,60.
Der Capitular des Stifts Einsiedeln und Professor
im Colleg St. Anselm zu Rom, Tiefenthal, bietet uns im
vorl. Werk einen neuen Commentar zu dem schwierigsten
Buche des neutestamentlichen Canons. Nun haben wir
allerdings gerade keinen Mangel an alteren und neueren
Erklärungen dieses Buches; auch erhebt der Vcrf. sicher
nicht den Anspruch, die Siegel desselben endgiltig ge¬
öffnet zu haben; dennoch wird man einen neuen
Commentar der geheimen Offenbarung nicht für über¬
flüssig erklären, wenn derselbe als eine so achtbare
Arbeit, wie die von T., sich präsentiert. Neubearbeitungen
solcher Art regen manchen zum Studium eines inspirierten
Buches an, welches besonders geeignet ist, in Zeiten
heftigster Anfeindung des christlichen Namens dessen
Bekenner mit Vertrauen in den endlichen Sieg der guten
Sache zu erfüllen.
In der Einleitung behandelt T. besonders ausführlich
die »Geschichte der Canonicität und Auslegung« der
Apokalypse. (S. 3 — 74). — Als Thema der letzteren
nennt er das »Kommen Jesu zum Gerichte über die Kirche
und über die Welt und den Endsieg der Guten« (S. 94).
Mit Beda und Thomas Aqu. theilt er dann den eigent¬
lichen Tractatus der Bücher in sieben Visionen. Die erste
Vision (2, 1—3, 22) handelt ihm vom Gerichte über
die Kirche, die folgenden bis zur fünften (4, 1 — 8, 1;
8, 2—11, 19; c. 12 —14; c. 15—16) vom Kampfe
des Weltreiches gegen das Gottesreich. Auf sie wendet
er das Wort des hl. Bruno v. Asti an: » Etsi verba
diversa , sententia tarnen paene e adern«. Das sechste
Gesicht (c. 17 — 20) weissagt alsdann den Untergang
des heidnischen römischen Reiches und die Ausstossung
der Bösen aus der Natur, das siebente (c. 21 — 22, 5)
endlich die Verklärung der Natur.
In der Auslegung wird namentlich den grösseren
Abschnitten eine kurze Skizze des Inhaltes vorausgeschickt,
den kleineren die deutsche Uebersetzung. Indem letztere
in späteren Partien des Commentars, so S. 693 ff., 729 ff.,
vor grösseren Abschnitten ar.gesetzt wird, erscheint die
selbe von dem der Erklärung voranstehenden griechischen
Texte ungebührlich weit entfernt. Die Auslegung lehnt
sich an den griechischen Text, welcher nöthigenfalls
kritisch festgestellt wird. Auch der grammatischen Seite
desselben wird ausreichend Rechnung getragen. Wieder¬
holte Verweise bei immerwiederkchrenden Formen wie
S. 244, 276, 306 u. s. w. konnten vermieden
werden. Die Erklärung des Textes ist durchwegs ein¬
gehend. Dabei findet besonders das alte Testament sowie
Väter und Theologen (auch protestantische, z. B Hengsten-
berg) reichliche Verwendung. Freilich wird durch
wörtliche Citkte die Darstellung bisweilen breit und
schleppend, z. B. S. 251 (»weisses Kleid«), S. 299 zu
magna , S. 355, oder wo die Citate in ganz losem Ver¬
bände auftreten, wie z. B. S. 354 (über die Gesellschaft
der Engel). Ueberhaupt würde die Darstellung an Fluss
und Geniessbarkeit nach der Ansicht des Ref. nicht
wenig gewonnen haben, wenn ein gut Theil der Citate,
soweit sie namentlich keine eigentliche Fortsetzung der
Ideen bieten, in Fussnoten — diese mangeln so ziemlich
ganz, — gebracht oder statt des ausführlichen Textes der¬
selben einfache Verweise angesetzt worden wären. Dadurch,
sowie durch etwas mehr Sparsamkeit im Druck konnte
dann Umfang und Preis des Buches einigermassen ver¬
mindert werden. Letzterer ist mit Rücksicht auf »Theo¬
logiestudierende« hoch. — In sachlicher Beziehung rechnet
bei einer Erklärung eines so vieldeutigen und vielge¬
deuteten Buches der Verf. wohl nicht auf allscitige Zu¬
stimmung zu seinen Aufstellungen. Umsomehr möchte es
zu vermeiden sein, durch so bestimmte Behauptungen
oder Berechnungen wie auf S. 712 (über das tausend¬
jährige Reich) den Widerspruch direct herauszufordern.
Alles in Allem können wir das mit tüchtiger Sach¬
kenntnis und grossem Fleisse geschriebene Werk
Theologiestudierenden und Theologen nur empfehlen.
Leitmeritz. Prof. Dr. Jos. Schindler.
Granderath Theodorus, S. J.: Constitutiones dogmaticae
sacrosancti oecumenici Concilii Vaticani ex ipsis ejus
actis explicatac atque illustratae. Cum approb. arehitpisc.
Friburg. Herder, Kriburgi. 1892. 8°. (VIII u. 243 S.) fl. 1.68.
Die überaus dankenswerte Arbeit liefert in grosser
Kürze und Präcision des Ausdruckes eine Erklärung der
beiden Constitutionen des Vaticanischen Concils. Dieselbe
darf eine authentische genannt werden, denn mit fast
verschwindenden Ausnahmen (S. 56—60) setzt sie sich
zusammen aus den wörtlich angeführten Citaten der
betreffenden Concilsacten selbst, besonders aus den Vor¬
trägen der Referenten bei den General-Congregationen,
die mit der grösstmöglichen Klarheit und Einfachheit den
Sinn der zur Abstimmung gelangenden Decrete darzulegen
pflegten. Dreizehn in den beiden Constitutionen enthaltene
Lehrpunkte, über deren Sinn irgend ein Zweifel auftauchen
könnte, hat der Verf. zum Gegenstand von ebensovielen
speciellen » cominentarii « gemacht, die er nebst einer
gedrängten Darstellung des historischen Verlaufes der
conciliaren Verhandlungen den commentierten Con¬
stitutionen selbst voranschickt. Besonders sei aufmerksam
gemacht auf die interessante Abhandlung über die Frage,
ob nach den Vaticanischen (und Florentinischen) Defini¬
tionen die Verbindung des Primates in der Kirche gerade
mit dem römischen Stuhle als de jure divino bestehend
anzusehen sei, desgleichen auf den Commentar über den
vom Concil festgestellten Umfang der päpstlichen Un¬
fehlbarkeit. Keine gründlichere Dogmatik wird von dem
in diesem Werke gebotenen Materiale Umgang nehmen
können.
Wien. Dr. G. Re in hold.
Willi Dominicus, Abt von Matienstatt: Album Wettin-
g cn sc oder Verzeichnis der Mitglieder des ex einten
und con sistorialen Stiftes Wettingen-Mehre rau S. Ord
Cist. Limburg a/L., im Selbstverläge, 1892. kl.-4°. (XXIV u. 195 S.)
Der Verf. hat sich der Mühe unterzogen, die Mitglieder des Stiftes
Wettingen seit dessen Gründung (1227) — soweit sie aus Ur¬
kunden oder sonstwie beglaubigten Nachrichten bekannt geworden
sind — aufzuzeichnen. Eine lange Reihe von nahezu 900 Ange¬
hörigen des berühmten Stiftes zieht da an uns vorüber. Littera-
rische ThütigUcit (cf. Nr. 6, 12—17), Kunst und Musik haben im
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320
325
Nr. 11. — Oestekrkichischks Lm eraturbi.att. — II. Jahrgang.
Kloster ihre Vertreter gefunden; die Zahl der Mitglieder stieg nie
über 55, sank aber auch nie, die Zeit unmittelbar nach der
Glaubenstrennung ausgenommen, unter 20. — Die beigegebene
Einleitung enthält (S. XI—XXIV) eine kurze Erklärung der ver¬
schiedenen Ämter, die in dem Katalog erwähnt weiden; einige
derselben sind in allen Cistercienserklöstern dieselben, andere
entsprechen den localen Bedürfnissen und ändern sich mit den
Zeit- und Ortsumständen. Wir müssen dem Herausgeber für diese
Erklärungen besonders dankbar sein. Für die Namenforschung
und J.ocalgeschichte bietet das Album Wettingense manches brauch¬
bare Material. — Friedrich v. Schi 1 gen veröffentlicht in
2. Aull, den 2. Band seines Werkes »Das kirchliche Ver¬
mögensrecht und die VermügensVerwaltung in den
kath. Kirchengemeinden der gcs. p reu ssisc hen Mo¬
narchie*. (Paderb., Bonifac.-Druck., 1893 8°. VII u. 324 S. II. 1.92);
in diesem Bande werden klar und praktisch die für den Geltungs¬
bereich des gemeinen deutschen Hechtes (Hannover . . ) mass¬
gebenden kirchlichen und staatlichen Bestimmungen behandelt. —
Die Inaugurationsrede des derzeitigen Rector magn. der Grazer
Universität, Dr. Marcellin J. Schlager »Ober Patriotismus
im allgemeinen vom Standpunkte der christlichen
Moral« (Graz, Leuschner & Lubensky, 1893. 8°, 21 S.) behandelt
in schlichter Ausführung die staatsbürgerlichen Pflichten. Einzelne
Punkte würden wohl eine genauere Bestimmung erfahren haben,
wäre der Vcrf. nicht auf den Rahmen einer kurzen Rede beschränkt
gewesen; so z. B. über die staatliche Erlaubnis zur Reise und
Auswanderung in fremde Staatsgebiete, über den politischen Ge¬
horsam u. dgl. —nd.—.
Filip Koncöny S. J. polemisiert in der Schrift »Jak pi.se
prof. Dr. Masaryk o katolickc vede a vife? (Prag, Vlasf,
1891. 8°, 239 S. fl. 1.50) in glücklicher Weise gegen Masaryk’s
Verbuche, die Irrlehren Comtes u. a. über Religion und Entwick¬
lung des Menschengeschlechts dem böhmischen Volke in wissen¬
schaftlichem Gewände zugänglich zu machen. Die gründliche Art
des Verf. lässt den Wunsch gerechtfertigt erscheinen, K. möge an
eine ausführliche Apologie des Christenthums überhaupt schreiten,
da eine solche der neueren böhm. Litteratur bisher abgeht. V.
Katholica.
Der Katholik. LXXIII, I. (3. Folge, VII.) 1893, Mai.
Hohler, D. dogmat. Kriterium d. Kirchengesch. — Schiffers,
D. Emmausfrage u. d. Context d. hl. Lucas. — Weber, Einheit
in Liturgie u. Disciplin f. d. kathol. Deutschld. — Blank, D.
Marienbild i. d. ersten 3 Jhdten. — D. Gabe d. hl. Pfingstfestes.
— Kirstein, Die Psychade, e. moderne »psycholog. Kraftleistg.«
— E. neue ßencdictinerinnen-Niederlassg. in Hohenzollern. —
Lesker, D. Priester-Kranken-Unterstützungs-Verein in Görz. —
Litteratur: T r i ss 1, Sündfluththeorie oder Gletschertheorie? (Boetzkes);
— Gutblerlet, D. Willensfreiheit u. ihre Gegner (Kirstein); —
Dankö, Vetus Hymnariuin ecclesiasticum Hungariae. — Miscellcn.
Pastor bonus. V, 5.
Burg, Bibi. Chronologie nach Schrift u. Tradition. V—VIII.
— Hohler, Akathol. Moral u. Pastoral. — Edelblut, Zwei Grund-
irrtiiümer d. Socialismus. — P. E., Das »decies* im Binations-
instrument, zum 3. u. letzten Male. — Mumbauer, Nochmals
Christenthum u. Vegetarismus. — Mittheilgen., Anfragen.
(MUnsterer) Pastoralblatt. XXXI, 5.
D. heil. Kreuzzeichen u. s Stellg. im katechet. Unterricht.
— D. Rogationstage vor d Feste Christi Himmelfahrt. — D. De¬
votion d. Priesters u. s. Functionen. — Vom Gladbacher Cursus.
— Fälle u. Fragen. — Miscellen.
(Kölner) Pastoralblatt. XXVII, 4.
D. Pflicht d. Seelsorger, f. d. an vertraute Heerde d. hl. Mess¬
opfer darzubringen. — Wie kann u. soll d. Seelsorger d. Trunk¬
sucht bekämpfen? (Schl.) — E. missglückter Versuch, durch Ver-
mittlg. d. Beichtvaters zu restituieren. — D. allgem. Verein d.
christl. Familien z. Ehren d. hl. Familie v. Nazareth. — »00 sehr
nützliche Geistl. Spruch, welche ein jeder Geistlicher bey sich
haben u. offt lesen soll.« — Kl. Mitthlgen. — Literarisches.
Correspondenzbiatt f. d. kath. Clerus Oesterreichs. XII,
8. u. 9.
(8.) E. Triumph d. Staatskirchenthums (Schl, in Nr. 9). —
Polit. Fragmente. — Otter, Anfang z. Gesch. d. Katechetik. —
Beil.: Augustinus, X, 7. — (9.) Studien über »clericale« Statistik.
II. - Beil.: Augustinus , X, 8. — Beil.: Ilirtentusche, XV, 5:
Echte u. verkehrte Frömmigkeit, 2. — Winter, Testamentum
clericale (Forts). — Regeln f. d. Einigg. d. hl. Familie.
Akatholica.
Zeitschrift f. Kirchengeschichte. XIV, 1.
Haupt, Deutsch-böhm. Waldenser um 1340. — Dechent,
D. Beziehgen. d. Grafen v. Zinzendorf zu den Evangelischen in
Frankf. a. M. — Analckten: Hauss leitner, Analekten z. Gesch.
d. alten Kirche. — Seebass, Ordo S. Columhani abbatis de vita
et actione monachorum. — Ds., Üb. d. Verf. eines im Cod. Paris.
16361 aufgefund. Briefes üb. d. christl. Feste. — Röhricht,
Briefe d. Jacobus de Vitriaco (1216—21). — Knod, Findlinge.
— N. Müller, Melanchthoniana aus Brandenburg a. H. u. Venedig.
— J. Werner, Darstellg. d. monarchianischen u. trinitar. Streites
in tabellar. Form. — Nachrichten.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Melchers P.. De canonica dioccesium visitationc. Cum appendice
de visitationc sacroruin liminum. Köln, Bachem (III, 180 S.)
fl. 2 . 10 .
Guppenberger L., Bibliographie d. Clerus d. Diöcese Linz v.
deren Gründg. bis z. Ggwt. 1785—1893. Linz, Ebcnhöch
(IX, 270 S.) fl. 2.40.
Kellner J. B., D. hl. Ambrosius, Bischof v. Mailand, als Er¬
klärer d. A. T. Beitr. z. Gesch. d. bibl. Exegese. Gekr. Prcisschr.
Regensbg., Manz (VIII, 186 S.) fl. 1.20.
Egger F., Propaedeutica philosophica-thcologica. Ed. IV, Brixen,
Wcgcr (VIII, 176 S.) fl. 4.80.
Laue hert F , Bibliographie d. christkathol. Kirche d. Schweiz.
Bern, Wyss (VIII, 30 S.) 11. -36.
Thirion E.. Morale et religion. Paris, Fischbacher 3 fr. 50 c.
Akatholica.
Sammlung hebr.-deutscher Bibeltcxte m. krit. Anmerkgen., hrsg
v. Klostermann. 1. Heft: Deuterojesaia. M. e. Index. München,
Beck. (VII, 128 S.) fl. 1,44.
Sokolow D., Darstellg. d. Gottesdienstes d. orthodox-kathol.
Kirche d. Morgenlandes. In’s Deutsche übers, v. G. Morosow.
Berk, Siegismund. (IV, 171 S.) fl. 1.80.
Klostermann A., D. Pentateuch. Btrge. zu s. Fntstehgsgesch.
Lpzg., Deichert (VII. 447 S.) fl. 4.80.
Feine P., D. Jakobusbrief, nach Lehranschaugen. u. Entstehgs-
verhältnissen untersucht. Eisenach, Wilckens (VII, 153 S.)
fl. 1.80.
Hack mann H., D. Zukunftserwartg. d. Jesaia. Göttingen, Van-
denhoeck & Ruprecht (VII u. 340 S.) fl. 4.80.
Spitta F., Z. Gesch. u. Litt. d. Urchristenthums. I. ßd. Ebd.
(VII u. 340 S.) fl 4.80.
Müller F. M., Theosophy, or psychological religion. London,
Longmans & Co., 10 sh. 6 d.
Philosophie. Pädagogik.
Zeitschrift für d. österr. Gymnasien XLIV, 4.
T omanetz, Bcmcrkgen zu Grillparzers Wortschatz. — Litterar.
Anzeigen, u. A.: Lysias’ Ausgew. Reden, crkl. v. Frohberger-
Thalheim (Slameczka); — J. v. Müller, Hdb. d. dass. Alterth-
Wiss.; Busolt, D. griech. Staats- u. Rcchtsaltcrth.; Bauer,
d. griech. Kriegsaltcrthümer u. J. v. Müller, D. griech. Privat-
alterthümer (Thumser); — Ovid, Metamorph., cd. Siebelis-Polle;
id , ed. Magnus (A. Zingerle); — Weissenfels, Cicero als
Schriftsteller (Kornitzcr); — M. Annaci Lucani de bello civ.
libri X, ed. Steinhart-Hosius; Kallenbach, Les humanistes
polonais; Hartfeldcr, Melanchthoniana Paedagogica (Wotke) ;
— Marty, Üb. Sprachreflex, Nativismus u. absichtl. Sprachbildg.
(Schrocder); — Grillparzers Ahnfrau, ed. Lichtcnhcld (Frosch);
— Gietmann, Aussprache d. Englischen (Luick); — Win ekler,
Gesch. Babyloniens u. Assyriens (Krall); — Übersicht neuerer
pädagog. Litt. (Rappold); — Frankfurter, Mittelschulreform in
Preussen u. d. österr. Mittelschul wesen (Walzel). — Miscellen.
Blätter für d. (bayr.) Gymnasiai-Schulwesen. XXIX, 4.
Schwenk, Kleine Anfangsbuchstaben in verbalen Aus¬
drücken. — Ducrue, Schulversuche z. Beweggslehre. — Stadt¬
müller, Zu Herondas u. d. Herondasausg. v. Crusius. — Recen-
sionen, u. A.: D. Gudrunlied, nhd. Bearb. v. W. Hübbe (Nusch);
— Jahresberichte f. neuere deutsche Lit-Gesch. (Muncker); —
Kaegi, Griech. Sehulgramm. (Zorn); — Breymann u. Moeller,
Franz. Übgsbuch. f. Gymn. I. (Geist); Sickenberger, Leitf. d.
Gesch. f. Mittelschulen. L; Dittmar, Gesch. d. deutschen Volkes
(Markhauser). — Miscellen.
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327
328
Nr. 11. — Oksterrrichischks Lin rraturblait. — II. Jahrgang.
Rhein.-Westfäl. Schulzeitung. XVI, 30-33.
(30) Langenkamp, D. 2. Fibel in ihrer nutzbringenden
Verwendg. f. d. 2. Schuljahr. III. — Geusen, D. Aufsatz in d.
Volksschule. X (XI in Nr. 31). — (31.) Pick, Welchen Einfluss
kann d. Lehrer auf d. Regelmässigkt. d. Schulbesuches ausüben?
(Schl, in Nr. 32). — Lieh n er, Aphorismen z Gesch.-Unterr. in
d. Volksschule. IV. (V in Nr. 32). — (32.) Ilerberger, Üb. d.
Berufsfreudigkeit im allgem. u. die d. Lehrers insb., I. (II. in Nr. 33).
— (33.) Plan f. d. kathol. Religionsunterr. in d. Volksschulen
Aachens.
Kathol. Schulkunde. IV, 17—20.
(17.) Einiges üb. d. Erkenntnislehre (Schl.) — Warum hat
e. kathol. Lehrer Ursache, sich f. d. Pädagogik d. kath. Kirche zu
begeistern? — Lose Ranken. — D. Wichtigste in d. Erziehg. ist
d. Erziehg. zur Pflicht (Schl, in Nr. 18). — (18.) Üb. d. Wichtig-
tigkeit d. Erziehg. d. weihl. Jugend. — Czarny, D. Kirchcngcsch.
in d Volksschule (Schl, in Nr. 20). — (10.) f Pfarrer Gust. Mev.
(Schl, in Nr. 20). — Behandlg. d. Schiller’schen Gedichtes »Gesang
d. Pförtners«. — Kösterus, D. deutsche Elemcntarbildg. gg
Ausg. d. M.-A. XII. — Üb. Naturgesch. in d. Volksschule (Schl,
in Nr. 20). — (20.) Gerok u. Spitta (Schl, in Nr. 21). — D. An¬
dacht z. hl. Geiste. — Kleinigkeiten. — Dazu Beil.: Edelsteine ,
Illust, kathol. Jugendschrift VI. 9 u. 10.
Neue Erscheinungen:
Merx A., Ideen u. Grundlinien e. allg. Gesch. d. Mystik. Akadem.
Rede. Heidelberg, Petters. gr.-4° (62 S.) fl. —.90.
Heineck II., D. älteste Fassg. v. Melanchthon’s Ethik. Zum l.mal
hrsg. Berl., Salingcr (55 S.) fl. —.60.
Lexis W., D. deutschen Universitäten. Für die Universitätsaus-
stellg. in Chicago 1893 hrsg. 2 Bde. Bert, Asher & Co., 4"
(XII, 620 u. VII, 406 S.) fl. 14.40.
Lang R., D. Collegium humanitatis in Schaffhauscn. E. Beitr. z.
Schulgesch. I. Th.: 1648-1727. Lpzg., Fock (78, XVIII S)
fl. 1 . 20 .
Pohl C., D. Verhältnis d. Phil. z. Theologie bei Bacon. Berl.,
Kittel, (44 S.) fl. —.60.
Krause K. Ch. F., Erklärende Bemerkgen u. Erl. zu Fichte’s
Grundlage d. Naturrechts. Aus d. hdschr. Nachl. d. Verf. hrsg.
v. G. Mollat. Lpzg., O. Schulze (IV, 64 S.) fl. —.90.
Reils E. W., Psychol. Skizzen. Lpzg, Abel (VIII, 191 S.) fl. 1.44.
Offermann A., Üb. d. Zukunft d. Gesellsch. od. d. Wirkg. d.
grossen Zahlen. Lpzg., Wigand (167 S.) fl. 1.20.
Harnisch W., Hdb. f. d. deutsche Volksschuhvesen, mit Anm.
u. H’s. Biogr. hrsg. v. F. Bartels. (Bibi, pädagog. Klassiker,
XXXII.) Langensalza, Beyer & Söhne (LXIV, XII, 380 S.) fl. 2.10.
Schwartz P., D. Schulwesen d. Stadt Königsberg in d. Neu¬
mark v. d. alt. Zeit bis z. Stiftg d. Gymn. 1817. Königsberg
Nm., Striese (48 S.) fl. —.36.
Huxley Th., Science et religion. Paris, Bailiere et fils. 3 fr. 50 c.
Ardigo R., La scienza dell’ educazione, Vol. I. Padua, Drucker,
cpl. 5 1. 50 c.
Bei H. Kirsch in Wien wird in den nächsten Tagen aus-
gegeben: -»Katechet -liturg. Wandtafeln «, hsrg. v. Dr. H. Swo-
boda. (12 lith. Taf. in Gold-u. Farbendr., 54x69 cm., fl. 4.80.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Volk holz Robert: Die Zerstörung Magdeburgs (1631) im
Lichte der neuesten Forschung. Magdeburg, Verlag der Faber-
schen Buchdruckerei. 1892. 8°. (VI u. 91 S.) fl. 1.80.
Die Schrift ist hervorgegangen aus dem Bestreben,
noch einmal wieder die Magdeburgische Tradition zu
retten, dass der Brand, welcher am 10./20. Mai 1631
die Stadt fast völlig vernichtete, von den kaiserliehen
Truppen gelegt sei. Der Herr Verf. hat fleissig gearbeitet
und vielen Scharfsinn aufgewendet. Er kennt sehr viel
Material, auch überflüssiges, jedoch das wesentliche, wie
ich an einem der wichtigsten Actenstücke darthun werde,
nicht immer zur Genüge. Auf alle Einzelnheiten einzu¬
gehen, würde zu weit führen. Ich werde daher so gedrängt
wie möglich meine Ansicht derjenigen des Herrn V.
entgegen stellen.
Der Brand von Magdeburg im Mai 1631 hat seine
Bedeutung nicht bloss für die Localgeschichte der Stadt,
sondern ist ein Knotenpunkt des schweren Krankheits¬
zustandes, den wir den dreissigjährigen Krieg nennen.
Der Schlüssel zu dem Verständnisse dieses Brandes
liegt seit mehr als dreissig Jahren gedruckt vor in
der Meldung des k. Residenten Menzel aus Hamburg,
ddo. 4. Juni 1631, an den Obersten Reinach in Stade:
»Oxenstierna hat sich in jüngster Session vernehmen
lassen: weil sein König Magdeburg ohne Feldschlacht
nicht entsetzen könnte, und solcher Ort der Schlüssel
zum ober- und niedersächsischcn Kreise, hätte sein König
gern gesehen, dass Falkenberg (der Commandant) die
Stadt in Brand gesteckt, damit solche die Kaiserlichen
zu ihrem gesuchten Intent nicht gebrauchen möchten.«
Sehen wir uns kurz die Vorgeschichte an. Am
25. Februar 1631 a. c. schreibt Falkenberg aus Magde¬
burg an Gustav Adolf (Arkiv etc. II, 181): »Wird also
der Succurs nothwendig folgen müssen, sind sonst ver¬
loren.« Am 9. April a. St. wird er dringender. Der König,
sagt er (Wittich, Falkenberg 323), werde aus seinem
Schreiben vernommen haben, »in was für terminis unsere
Sachen stehen, wie nämlich alles ganz perplex, und wohl,
wann der Succurs lange ausbleibt, man etwas Ungereimtes
anfangen wird, i. e. mit dem Feinde accordieren und
den Administrator und uns ausliefert. (Das) kommet daher,
dass die Besseren voll Furcht, Andere aber böswillig
sind.« — Am 17./27. April antwortet Gustav Adolf
(Arkiv etc. I, 421): »Ihr müsst Euch selbst in etwas
Rath schaffen, bis der Allerhöchste Mittel zum Royal-
Entsatze geben möchte. Massen wir solche in ein Paar
Monaten bei Ankunft unserer Truppen genugsam zu haben
hoffen« u. s. w. — Kürzer und bündiger heisst das:
Ihr dürft auf mein Kommen zum Entsätze nicht rechnen.
— Die Worte enthalten mittelbar das Todesurtheil
Magdeburgs.
Es war dem General Tilly aufs Höchste daran ge¬
legen, in den Besitz von Magdeburg zu gelangen. Darum
bot er dem Rathe der Stadt, dem Markgrafen Christian
Wilhelm, dem Commandanten Falkenberg, dreimal die
Capitulation an, am 4. Mai n. St., am 12., am 18., immer
dringender. Falkenberg hielt den schwankenden Rath
zurück. Als man endlich, am Frühmorgen des 10 /20. Mai,
die Capitulation berieth, redete Falkenberg trotz jenes
Schreibens des Königs vom 17./27. April auf dem Rath¬
hause: »dass man sich des Entsatzes stündlich, ja
augenbliklich vermuthen« dürfe. In denselben Minuten
erklommen die Pappenheimer das neue Bollwerk an der
Nordseite der Stadt, das »Neue Werk« genannt.
Demnach war es der Plan Falkenbergs: Tilly solle
die Stadt nicht in Güte erlangen, sondern durch Sturm.
Und dann war es der weitere Plan, dass die gewonnene
Stadt, damit sie ihm nicht als Kriegsburg und Waffen¬
platz dienen könne, ihm unter den Händen zerrinnen
solle. Für diesen weiteren Plan ist der Beweis zu er¬
bringen. Ich bemerke dazu, dass Herr V. diese Sache
auf S. 57 berührt. Es erscheint mir jedoch nicht der Mühe
werth, auf die Thorheiten dort einzugehen, und ich muss
daher dem Leser, der ein Interesse daran nimmt, die
Vergleichung anheimstellen.
Mailäth zuerst hat im Jahre 1842 in seiner Geschichte
Oesterreichs III, 250, eines Actenstückes im k. k. Archive
gedacht, in welchem unter der Beute der Kaiserlichen
in Magdeburg, im Mai 1631, aufgeführt werden: »Fünf
Tonnen Pulver, die auf dem Markte (sic!) vergraben
waren.« Zehn Jahre später wurden in dem Taschenbuche
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Nr. 11
Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
330
von Hormayr verschiedene Actenstücke abgedruckt, Be¬
richte des Obersten Ruepp vom Mai 1631. Ruepp sagt
darin (S. 321): »In den Wällen und Fortificationen ist
nichts verbrannt oder zersprengt worden. So hat auch
der Feind, dessen man sich hoch besorgt gehabt, keine
Minen gemacht, sondern, was das Feuer noch stärker
erweckt hat, (ist), weil fast in allen Häusern Munition
gewesen.« — Der Bericht Ruepp’s verweist nicht auf
eine Anlage. Dennoch ist, als wäre es eine Anlage, ein
Schriftstückdahinter gedruckt, welches mit dem Ruepp’schen
Berichte in Widerspruch steht. Es finden sich nämlich
darin die Worte: »An Munition ist befunden worden:
fünf Tonnen Pulver, so auf dem Neuen-Werkh vergraben.«
Das Neue-Werk bedeutet aber die Befestigung an der
Nordseite von Magdeburg. Das Schriftstück, für welches
kein Name haftet, ist, wie es abgedruckt steht, dem
Wortlaute nach ein sehr mangelhafter Auszug aus dem
Originale im k. k. Archive. Und diese Mangelhaftigkeit
macht auch den Schreibfehler: Neuen-Werkh statt Neuen
Markt erklärlich. Denn das eigentliche Actenstück (im
k. k. Archive, Filiale am Josephsplatz, Kriegsacten F. 92)
enthält sehr deutlich geschrieben die Worte : »5 Tonnen
Pulver. So auf dem neuen Markt vergraben.« Das Acten¬
stück ist nicht etwa ein Bericht mit Folgerungen aus den
Angaben, sondern ein trockenes Inventar des Gefundenen,
unterzeichnet »Feldzeugwart Giebholdt«. Und doch reden
die wenigen trockenen Worte eine sehr beredte Sprache.
Der Neue Markt war die alte Domsfreiheit, an welcher
die Domherrn-Curien und überhaupt die schönsten und
besten Häuser standen. Dieser Stadtthcil blieb am 10./20.
Mai erhalten. Er gieng nicht mit auf, weil die fünf Tonnen
Pulver nicht aufgegangen waren.
Die fünf Tonnen Pulver auf dem Neuen Markte
sind der feste Anhaltspunkt für die Geschichte der Zer¬
störung von Magdeburg am 10./20. Mai 1631. Weil sie
nicht erst am Morgen des 10./20. Mai 1631 vergraben
sein können, wo man fast kein Pulver zur Abwehr mehr
hatte, sondern vorher gelegt sein müssen, bewiesen sie
die vorher gefasste Absicht der Brandlegung im grössten
Massstabe. Sie bestätigen die Aussagen der Gefangenen
in den Berichten aus dem Hauptquartier, dass Falken-
berg den Brand gewollt. Sie bestätigen endlich, dass
Falkenberg selber an das Gelingen des zu erwartenden
Sturmes geglaubt und darum vorher die Anstalten getroffen
hat, damit Magdeburg zu einem Steinhaufen werde.
Und dennoch hätte Falkenberg sich verrechnen
können. Es war die Ungeduld Pappenheim’s die am
Morgen des 10./20. Mai ihn zum Sturme fortriss, ohne
das verabredete Signal abzuwarten. Tilly hat es nicht
gegeben. Er ritt am Morgen des 10./20. Mai in das
Lager des Generals Wolf von Mansfeld an der Südseite
der Stadt, und eröffnete, dass er noch verschieben wolle.
Er hoffte, dass endlich doch noch in Magdeburg die
Vernunft siegen werde. Inzwischen liefen die Pappen¬
heimer an, und dann war kein Halten mehr.
Wien-Penzing. Onno Klopp.
Mittheilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung.
XIV, 2.
Gmelin, D. Kege! d. Templerordens, krit. untersucht. —
Beer Ad., D. Zollpolitik u. d. Sehaffg. e. einheitl. Zollgebietes
unter M. Theresia. — Kl. Mitth.: Dopseh, Zu d. Falschgen
Ebcrhard’s v. Fulda; — Zimmermann F, E. Urkde d. Papstes
Johann XXII. v. J. 1317. — Litt.: 1). Gesell. Nordost-Europas u.
d. neuere ungar. Litt. (L. v. Thallöczyi; — Grot, Aus d.
Gesch. Ungarns u. d. Slaventhums im XII. Jhdt. (Milkovich);
— Röhricht, Studien z. Gesch. d. 5. Kreuzzuges (Lippert); —
Neuwirth, Gesch. d. bild. Kunst in Böhmen v. Tode Wenzels III.
bis zu d. Hussitenkriegen. I. (HoröiÖka); Nuntiaturberichte aus
Deutschld. nebst ergänzenden Actenstücken, I. u. III. Abth., und
Quellen u. Forschgen aus d. Gebiete d. Gesch., hrsg. v. d. Görres-
Gesellschaft, I. 1. (Starzer); — Klopp O., D. 30j. Krieg bis
z. Tode Gustav Adolfs 1632, I. (A. Huber).
Sbornfk historicköho krouzko. Majitel, nakladatel a vydavatel
druzstvo »Vlasf«. Odpovedny redaktor Fr. Zdrahal. 1893, 1.
Vavra, Die Katholiken u. d. böhm. Landtag i. J. 1609. —
Konräd, Litterar. Gesellschaften in d. Zeit nach d. Schlacht am
Weissen Berge. — Hamrsmid, Wie dachte König Georg über
d. Communion unter beiden Gestalten? — Zdrahal, D. letzten
14 Jahre d. Jesuitencollcgiums in Ung.-Hradisch. — Recensionen,
u. a.: Reformace katol. v krälovstvi öeskem po bitvÖ belohorskö
(D. kathol. Reformation im Kgr. Böhmen nach d. Schlacht am
Weissen Berge), bespr. v. P. J. Svoboda, S. J.
Neue Erscheinungen:
Bonstetten A. v., Briefe u. ausgew. Schriften, hrsg. v. A. Büchi.
(Quellen z. schweizer Gesch. XIII.) Basel, Geering (V, XI, 288 S.)
fl. 3.60.
Fest A., Fiume z. Zeit d. Uskokenwirren. E. Beitr. z. Gesch. d.
österr.-ung. Küstenlandes. Nach d. Ungar, neu bearb. Triest,
Dase (88 S.) fl. 1.80.
Thomas C , Melito v. Sardes. E. kirchengesch. Studie. Osnabrück.
Rackhorst. (VII, 145 S.) fl. 2.40.
Wiemann K., Eckard v. Ders, Bischof v. Worms 1370 —1405.
(Hallische Beitr. z. Gesch.-Forschg., III.) Halle, Kaemmerer.
(74 S.) fl. —.90.
Bilder aus d. ägypt. Gesch., in 5 Vortr. nach Reiseerinnerungen
zusammengestellt. Lpzd., Dürr. (IX, 162 S.) fl. 1.80.
Hauser K., Baron, D. alte Gesch. Kärntens v. d. Urzeit bis
Ks. Carl d. Gr., neu aus Quellen bearb. Klagenfurt, Kleinmayr.
(III, 147 S.) fl. 1.44.
Kleinpaul R., D. Mittelalter. Bilder aus d. Leben u. Treiben
aller Stände in Europa. Unter Zugrundelegg. d. Wke. v. P. Lacroix
hrsg. Lief. 1. Lpzg., Schmidt u. Günther. 4°. (32 S.) fl. 1.20.
Thompson E. M„ Handbook of Greek and Latin palaeography.
London, Trübner. 5 sh.
Wallace W., Life of St. Edmund of Canterbury. Ebd. 15 sh.
Paton J., Brit. history and papal Claims from the Norman con-
quest to the present day. 2 vols. London, Hodder, 21 sh.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
P. Simon R e tt e n b a ch er's lyrische Gedichte. Mit
Unterstützung der Leogcsellschaft herausgegeben von P. Tassilo
Lehner O. S. B., Professor am Gymn. zu Kremsmünster. Wien,
Verlag von Josef Roller und Co. 1893, gr. 8° (LVI u. 482 S.
m. Facsimile). fl. 3.60.
Die Ausgabe eines neulateinischen, ungewöhnlich
fruchtbaren, gedankenreichen und sprachgewandtenDichters,
derdurch das hervorragende Verdienst seinesfür ihn mitallem
Fug und Recht begeisterten Ordensbruders über hundert und
achtzig Jahre nach seinem Tode aus dem litterarischen
Grabe seiner Ordensbibliothek erstanden, darf in der
Litteraturgeschichte Deutschlands immerhin als ein Er¬
eignis angesehen und die noch junge »Leogesellschaft«,
welche hiezu mitzuwirken in die Lage gekommen ist,
zur beschrittenen Bahn freudigst beglückwünscht werden; —
schlummern doch ohne Zweifel noch manche unbehobene
Schätze in Handschriften auch anderer Bibliotheken des
Reiches, die nur auf einen ebenso verständigen und
sachkundigen Herausgeber wie P. Tassilo Lehner warten.
Freilich dürfte man vorläufig bei einem Manne, der ein
überaus thätiger, vielseitiger, sprach- und formtüchtiger
Schriftsteller und Poet war, was die instructive Einleitung
uns überzeugend auch durch Proben beweist, ver¬
weilen, auch seine Epigramme (4000 an der Zahl, von
denen wir eine interessante kleine Auswahl zu Gesichte
bekamen, metrisch übertrugen und die Originalität des
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331
Nr. 11. — Okstkkrkichischks Liitrraturbi.att. — II. Jahrgang
332
Dichters noch besser als in seinen Oden, in welchen er
sich streng an seine Muster Horaz und Balde hielt,
ausgeprägt erkannten), der Oeffentlichkeit übergeben, kurz
diesen virum teretem atquc rotundum, d. i. ganzen Mann
liebgewinnen und in einer an Charakteren armen Zeit
Verdientermassen auf den Leuchter stellen, — einen
Mann, der, nachdem er in seinem fünfundzwanzigsten
Jahre nach in Salzburg, Rom und Padua absolvierten
Rcchtsstudien aus den reinsten Beweggründen trotz Ab-
mahnens der Verwandten sich zum Kintritt in das Stift
Kremsmünster » non sero sed serio « angemeldet und
nach vollendeten theologischen Studien in einem Alter
von 30 Jahren die Priesterweihe empfangen hatte, nach
den für seine Zeit glänzenden Beweisen seines Genies
als lyrischer, dramatischer, epigrammatischer, satyrischer,
elegischer, idyllischer und epischer Dichter, als an¬
erkannt trefflicher Stiftshistoriker und überhaupt ge¬
wandter latein. Prosaist, als Kenner vieler orientalischer
und romanischer Sprachen , als ehemaliger Professor
an der Universität Salzburg sich gleich blieb und stets
seines eigentlichen Berufes eingedenk zuletzt als eifriger
Pfarrer von Fischlham, als rühmliehst bekannter Kanzel¬
redner in deutscher, als ascetischer Schriftsteller in latei¬
nischer Sprache für das Heil der Seelen durch 17 Jahre
wirkte, bis er, vom Alter gebeugt und müde in’s Stift
zurückgekehrt, sein rastlos thätiges Leben bald würdig
beschloss.
Die sorgfältig nachbessernde Hand im ursprünglichen
Mscrpt. und die selbstgefertigte Reinschrift der lyr. Ge¬
dichte beweisen, dass der Dichter die Veröffentlichung
durch den Druck beabsichtigte, den die Ungunst der
Zeiten so lange verzögern sollte. Lagen doch die älteren
Werke eines Sarbiewski, Balde, Biedermann und vieler
anderer Jesuiten, des Dorat, Barberini (Urban VIII.),
Angelini, Inesius, Chigi (Alexander VII.), Renatus,
Avancinus, Masenius, der älteren nicht zu gedenken, zum
Theil bereits gedruckt zu Lebzeiten Rettenbachers vor,
und entbehrten in den rohen Kriegszeiten verdienter An¬
erkennung, bis endlich Herder und andere zuerst Balde,
wie er sagte, aus seinem lateinischen Grabe erweckte,
d. h. seiner Zeit durch angemessene Uebersetzung eines
Theils seiner Lieder zugänglich machte. Aehnlichcs wird
auch heute mit Rettenbachers Gedichten geschehen müssen,
da leider die Mittelschule, wie sie durchschnittlich organi¬
siert ist, cs nicht mehr zur unmittelbaren Auffassung des
Lateins bringt und die echt humanistischen Gymnasien
mit Ausnahme von England selten geworden sind. So
wurde eine metrische Uebersetzung, wie sie als Preis¬
aufgabe von Leo Tepc gestellt wurde, für R’s. Gedicht
Silv. IX, 22 » Germania invicta, si coujuucta « von
23 Bewerbern, wie ich aus den Heften 0— 12 der Dichter¬
stimmen ersehe, theils in. Auffassung des Ganzen, theils
in einzelnen Theilen verfehlt. » Primas phnnas vcllere «
hat Keiner verstanden als »die Spitzen« der Federn ab¬
zupfen, d. i. die Flügel stutzen, wie dies in den berüch¬
tigten »Reunionen« Ludwigs XIV. geschah; und was soll
da der Flaum des jungen Aars, der schon damals über
800 Jahre alt war, heissen?
Die Ausstattung ist vorzüglich, Druckfehler ausser
den zum Schluss berichtigten, bemerkte Ref. nur solche,
welche der Leser auf den ersten Blick zu corrigieren
vermag, wie (arm. Hb. I, // mtsans statt unser ts ,
potesi statt potest, exima statt eximia . S. LV der Ein¬
leitung Z. 12 v. u. »Lasur« statt Diaeresis oder •
c. bucolica , übrigens erscheint auch die Cäsur nach der
dritten Arsis Silv. Vf, q dreimal vernachlässigt.
J. M.
AltmUller Hans: Deutsche Classiker und Romantiker.
Aufsätze. Kassel, E. Hühn. 1892. gr.-8°. (XI u. 155 S.) II. 1.20.
Es ist nicht ersichtlich, welchem Zwecke das vorliegende
Buch dienen soll: dem Forscher bietet es nach keiner Seite hin
Neues, das grosse Publicum oder etwa Schüler, die es uls häus¬
liche Lcctüre benützen könnten, laufen in Gefahr, mancherlei
schiefe Ansichten, unrichtige Details daraus zu lernen und, was
gerade bei dieser Art der Benützung in Betracht kommt, ihren
Stil daran zu verderben. Nur einige Beispiele: »Von den Liedern
Mozarts entzücken am meisten das holde * Veilchen«, welches mit
Duft zwei unsterbliche Meister des Namens Wolfgang erfüllt
haben.« (S. 65); — »Sein (Novalis) Vater war sächsischer
Salinendirector und seine Mutter eine sehr fromme Frau«
(S. 116); — die Volksmärchen von Musäus »werden in einem
trockenen, mitunter höchst witzigen Ton erzählt, der aber den
Genuss ihrer Lectiire kaum beeinträchtigt«; — Novalis »fromme
Gesänge bezeugen eine Intensität des Gemüthslebens, die aber
last schon ungesund zu nennen ist« (S. 117); — »Tiecks Name
prangte auf dem Titelblatt der Shakespeare-Ausgabe, die sich in
den meisten deutschen Händen befindet« (S. 118); — »Vom
Jahre 1800 an bestand Brentanos Leben hauptsächlich aus heiser,
und Dichten« (S. 122) u. s. w. Grillparzers »Ahnfrau« ist dem
Veit'. »ein ähnlich greuliches Graueistück wie Werners 24. Fe¬
bruar« (S. 107); Grillparzer überhaupt ist in drei Zeilen abge¬
fertigt. Jean Pauls Einfluss »erstreckte sich bis in die anderen
Kunstbranchen hinein« (S. 100). Dass der Verf. auf kathohken-
feindlichem Boden steht, sei nur erwähnt. Sch.
In der Besprechung des vortrefflichen Buches von R. Steig
(Goethe u. die Brüder Grimm, Berlin 1892) in Nr. 10 des »Ü. L.«
wies ich auf eine verschiedene Textstelle zwischen demselben u.
dem Goethe-Jahrb. 9, 41 hin; nun theilt mir Hr. Steig sehnst
freundlich mit, dass e r im Rechte u. das Wort unzweifelhaft
»Idiotiken« (st. »Idiotikon«) zu lesen sei. Das Datum »23. Ju'.i«
(Steig, S. 134) ist in »23. August« (1816) zu bessern, wie sich
übrigens aus Steig, S. 132, leicht ergibt. S. M. Prem.
Zeitschrift f. vergl. Sprachforschu g. XXXIII, (N. F. XIII.) l
Wackernagel J., Miseellen z. griecn. Gramm. — Stokes
Whitley. Hibernica. — Güterbock, Aus irischen Hdschr. in
Turin u. Rom. — Hatzidakis, Neiigriech. Miscellen. — Sc h u I ze W ,
Miseellen. — Ds., Zur Appendix ITobi. — Zimmer, Keit. Studien.
— Prusik, Slav. Mi>c. — Wiedemaiin, Etymologien. —
Hübsch mann. Zu den altpers. Hdschr. — Schulze W.. Zu
den Idiomata nominativa GGL II, 53f ff.
Wiener Studien. XIV, 2.
Kral, Ueb. d. Platocodex d. Wr. Hofbibi, suppl. piiil. gr. 7.
— Weinberger, Zur Chronologie d. Kallimachos. — Ds., Ad
Cornutum. — Jung, D. röm. Vc< waltgsbeamten in Aegypten. —
Sc hen kl C., Valckenarii animadversiones in Philostrat« >s. —
Foerster, Die Appendix Probi — Rohrmoser, Feh. d. Ein¬
setzung d. Käthes der 400 nach Aristoteles’ tcoX'.t zia 'Ad-rvattov.
AH II X A. IV. 1—4.
(1.) Kövtor, IlapaTYj&Tjrsts zlz AptcxoTsXour 'AO-r-vaüov
IIo/.'.TjO/.v. — Ds., «PtX'Aoyv/« (Forts, in Heft 2 — 4). —
(2) X * v.oXa* o V] z, TI dvaxotuxv} xoö svssx&to: v.ai
-zrj'i ui/./.ovxos. -— KüaXXs y z. TI zf t z izozuiiaz v.a\ r r t z z<n
v.ocji/i 1 ) KGt.izilaz äp/Yy — Ds , KcA jua Viwxia Aixoxpdtstpa
GKabbz zr t z t u'i Eitt,y.o’>pou z’.kGZG'S.az. — Kovxoc, Avt/.eOs a \—
G\ZY.z\>äza\. — Kocia$’jva“Tc'F>’jc'—xaxaxtvvjvs’Ww.. — llax afiaz:-
L £ ’.'jc, BiV/.toy.p'.-'a. — Hazr\, De l<»cis quibusdam Boetii librorum
qui sunt de eonsolatione phiiosophtac quaestiones criticae. —
(3.) van Herwerden, E~’.zzrj)/r i y.y.z'.y.^ Tzobz K. X. Kovxov. —
Kovto r. Ty iPja — v/lf\>v. — Kov:o K o v o s, Kv.v.y//; r.aoaz'f.y^zv.z
v :a\ ziz za Läv'.y.d Xxsxdvoo toO B’LavT'O'j. — llaz v,
K-’.ypay , .y.r l zr^iziutziz. — (4.) 11 a - v.y i io p y t o r, llapazrpr t zi::
y.y.ziy.ai y.a\ -at.a oyp a yy.vA v.z Ay.zzGzitjj'iz AiWjVaüov :ro).:xsi«v.
— ilanaßazu.z ioz, Er. Gaza: sx XdXxtoos. — iloav.ziy.a zr.z
I*k~ zz t ( • 1 g v :v/r t z Ezaisziaz. — v Jv/.{4sctr tö»v ’jtto xoö AiotxYjT'.y.oö
X'jij.ßo’i/.io’j ttgJrp'xyjuvtuv. avayvujzihiza ’jtz'g zo>j ypau.ji.axe cos ty
23 1892. — Kazd/.Gyoz z iiv \zg Cpo>v. — ILvaxsc.
Zeitschr. f vergl. Literaturgeschichte. N. F. V. 4—6.
(4, 5.» Lindau M., I). Verlobten. I. (II in Heft 6). —
Farinelli, Spanien u. d. span. Litt, im Lichte d. deutschen Kritik
u. Poesie. II. — Valentin Veit, D. Tragische u. d. Tragödie
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333
Nr. 11 . — Oesterreichischks Litteraturbi.att.
II. Jahrgang.
334
— Holstein, Hcidelbcrgensia. — Leitzmann. Aus d. Nachl.
Gg. Forster’s. — Bolte, E. peruan. Drama v. verlornen Sohn. —
Wlislocki v., Klcist’s *Seneca« in Ungar. Bearbeitg. — Be¬
sprechgen. — (6.) Lipps, Tragik, Tragödie u. wiss. Kritik.
E. Entgegug. -- Lehnerdt, Zu d. Brieten d. Leon. Bruni v. Arezzo.
— Binder, Weiteres zu ßürger's »Kaiser u. Abt«. — Vermischtes.
— Besprechgen: Walze 1. Rousseau u. d. deutsche Gochichts-
philosophie (Fester); — Stiefel, Gesch. d. span. Nationaldramas
(Schaeffer). — Nachrichten.
Alemannia. XXI, 1.
Holder, Michel Buck u. s. culturgeschichtL Dialectdichtg.
— Ds., D. schriftstell. ThiitigkeitJ)r. M. Bucks. — Beck, E. Buck-
Reliquie. — Bolte. Gg. Messerschmid u. s. Roman. — Strauch.
Zu F. \V. E. Roths Mittheilgen Germania XXXVII, 06. 192 ff —
Mayer Herrn., D. Universität zu Freibg. i. B. 1818—1S52.
1. Haupttheil. — Hamm, Forsigeschiclulichcs aus d. Nellen-
burgischen. I. — Mayer Herrn., D. Glocken v. St. Georgen b.
Freibg. — Pfaff Fr.. Zu J. P. Tethinger. — D. Hausclironik
Conr. Ptllikans v. Rufach, deutsch v. Th. Vulpinus. bespr. von
Br. Stehle. — Specht H., Kirchengeschichtl. Barst llg. d. Gemeinde
L'nteröwisheim, bespr. v. Ed. Heyek. — 2 neue Erscheingen d.
schwäb. Dialectdichtg., bespr. v. Holder. — Bremer. Karte d.
deutschen Mundarten, bespr. v. Fr. Pfaff. — Eckart, Aufruf.
Mittheilungen aus d. Sammlg. der Papyrus Erzherzog
Rainer. V, 3 u. 4.
Wessely, Papyrusfragm. d. Chorgesanges* v. Eurip. Orcst
33ü ff. mit Partitur. — Weinberger, Eurip. Phoen. 1097—1107
u. 1126—1137 auf e. Holztafel. Bickell, E. letztes Wort üb.
d. Papyrus Evangelium. — Wessely, D. ägypt. Agoranomen als
Notare. — Krall. Kopt. Am niete. — Karabacek. E. arab.
Reiterbild aus d. X. Jhdt. — D. H. Müller u. I). Kaufmann.
I). Brief e. äg\ r pt. Rabbi an den Gaon (Salomo) ben Je.mda. —
Wessely, Hermes Trismegistus. — Ds., I). Abkürzg. wc~.
Revue des Etudes grecques. V, 20.
Lee hat, Le sculpteur Endoios. — Re in ach. Le serment
de Chersonese; Inscriptions d’Asie-Mineurc. — Joret. Des noms
de palmier Kot£, Küxar etc. — Legrand, Canon ä la louange
du patriarche Euthyme II., par Marc Eugenicos. — Omont, Un
portrait de J. de S.-Maure. — Chronique. — Bibliographie.
Neue Erscheinungen:
Müller F. M., D. Wissensch. d. Sprache. Neue Bearbeitg. der in
d. J. 1861 u. 1863 am kgl. Inst, zu London geh. Vorlesgen.
Vom Verf. autoris. deutsche Ausg., bcs. durch R. Fick und
W. Wischrnann (in 2 Bden.) 2. ßd. Lpzg., Engelmann. (VII.
722 S.) fl. 8.40.
Lug rin E.. Histoire de la litt. fran<;. depuis ses origines jusqu’ä la
tin du XVIII. siede. Basel, Schwabe. (VII, 352 S.) fl. 2.16.
Meissner F., D. Einfluss deutschen Geistes aut d. franz. Litt.
d. 19. Jhdts. bis 1870. Lpzg., Rcnger. (VIII, 249 S.) fl. 3.—.
Weddigen O., D. Wesen u. d. Theorie d. Fabel u. ihre Haupt¬
vertreter in Deutschld. Ebd. (34 S.) fl. —.45.
Kleinpaul R., D. Leben d. Sprache u. ihre Weltstcllg. 3 Bdc.
Lpzg., Friedrich. (XXVIII u. 456, XXXIX u. 527, XXXIII u.
498 S.) fl. 14.40.
Schwarz P.. f Umar Ibn Abi Rcbi 'a, e. arab. Dichter d. Umajjaden-
zeit. Lpzg., Harrassowitz. (54 S. u. 9 S. arab. Text.) 11. 1.44.
Stumme H., Tunis. Märchen u. Gedichte. E. Sammlg. pros. u.
poet. Stücke im arab. Dialecte d. Stadt Tunis, nebst Einleitg.
u. Uebersetzg. 2 Bde. Lpzg., Hinrichs. (LX, 113 u. VIII, 157 S.)
fl. 3.60.
Leskien A., Untersuchgen üb. Quantität u. ßctong. in d. slav.
Sprachen. Lpzg., Hirzel. (84 S.) fl. 1.80.
Dziatzko K., Entwicklg. u. ggwärt. Stand d. wiss. Bibliotheken
Deutschlds. m. bes. Berücks. Preussens. (Sammlg. bib iotheks-
wiss. Arbeiten, V.) Lpzg, Spirgatis. (VI, 55 S-) fl. L50.
Suchier H., Altfranzös. Grammatik, I. Thl.: D. Schriftsprache,
1. Lief.: Die betonten Vocale. Halle. Niemeyer. (88 S.) fl. 1.20.
Sartori K., Studien aus d. Gebiete d. griech. Privatalterthümcr.
L Das Kottabos-Spiel d. alten Griechen. München, Buchholz.
(VI, 116 S. m. 6 Taf.) 11. 1.44.
Prompt, Les oeuvres lat. apocr. du Dante. Venedig, Olschki. 6 1.
Portal, La letteratura provenz. moderna. Palermo, Lauricl. 5 1.
Küchler C., Faustsagnet og Goethes Faust. Kopenh., Höst. kr. 1.50.
Martini E., Catalogo di manoscritti greci esistenti nelle bibliotcche
italiane Vol. I, parte 1. Mailand, Hoepli. 8 l. 50 c.
Im Verl. d. »Austria«, Wien, ersch. in Kürze: »Die Drama¬
turgie, dargestellt nach kathol. Grundsätzen. Aesthetisch-sociolog.
Untersuchgen« v. Dr. Ant. Stära, Pfarrer i. P.
Kunst und Kunstgeschichte.
Paläographie Musicald. Les principaux manuscrits de chant
gregorien, amhrosien, mozarabe, gallican, publics en fac-siiniles
pototvpiques par les Benedietins de Solesmes. Solcsmes.
Impr. Saint-Pierre par Sahle (Sartlic). Paris, A. Picard editeur.
— (Deutsch bei Breitkopf u. Härtel, Leipzig.) 4°. Jährlich
4 Lieff. zum Subscr.-Prcis v. 25 Frcs.
Nach dem Vorgänge der vergleichenden Studien in
der linguistischen Paläographie geben die französischen
Benediktiner von Solcsmes seit dem Jahre 1889 unter
dem hohen Patronate des hl. Vaters Leo XIII. eine musi-
kalische Paläographie in Vicrteljahrslicferungen heraus,
in welcher sie die Neumenhandschriften aller christlichen
Länder vom 9. Jahrhundert bis zur Buchdruckerkunst in
Lichtdruck veröffentlichen und so diese Schätze zum
Gemeingut Aller machen, nachdem sie in den einzelnen
Bibliotheken dem gelehrten Forscher nur schwer zugäng¬
lich gewesen. Der erläuternde Text enthält eine An¬
leitung zur Entzifferung dieser Neumen und eine Be¬
schreibung des jeweils erscheinenden Codex; so gab der
I. Band (1889 und 1890, in 16S Text- und 173 Licht¬
druckseiten) das Antiphonar Nr. 339 von St. Gallen in
vollendeter Phototvpik wieder.
Die beiden folgenden Jahre brachten das Graduale
»Justus utpalmar aus den Neumenmanuscripten Italiens,
Spaniens und Frankreichs; sie füllten den II. Bd. (88Tcxt-
und 107 Lichtdruckseiten). Im letzten Heft des verflossenen
Jahres und im Laufe des neuen erhalten wir an der Hand
desselben Gesangstückes Einblick in die deutschen, eng¬
lischen und übrigen Antiphonarien, ebenfalls aus allen
Perioden. Der begleitende Text macht uns mit den Regeln
des Vortrags des gregorianischen Gesanges bekannt und zeigt
die Schönheit seines Rhythmus und die ebenso einfache
als kunstvolle Composition dieser antiken Gebetsmelodien.
Das Ganze erweist sich als eine reiche Fundgrube
nicht blos für den Musiker, sondern auch für den Paläo-
graphen, Sprachgclehrten und Liturgiker. Sowohl der
untrügliche Lichtdruck als auch der scharfsinnige Forscher-
fleiss, die gründliche Gelehrsamkeit und das musikalische
Feingefühl, das sich auf jeder Seite offenbart, flössen das
grösste Vertrauen ein, dass hier Solides geboten wird.
Es ist in der That ein grundlegendes Werk, das im
höchsten Grade Anerkennung und Unterstützung verdient.
Seckau. P. Cöl. Vivell, O. S. B.
Frimmel Theodor von: Josef Danhauser und Beethoven.
Eine Studie aus der Internationalen Ausstellung für Musik und
Theaterwesen. Wien, Gerold & Co., 1892. 8° (22 S.) fl. —.50.
Die kleine interessante Schrift verdankt ihr Entstehen der
Polemik des Autors gegen Maler Michalek und Professor Adler
über die Echtheit des angeblichen Beethovenportraits von Dan¬
hauser, N. 120 (98) des Beethovenzimmers. Frimmel’s Ansicht
geht darauf hinaus, dass das Portrait zwar sehr wahrscheinlich
von Danhauser herrührt, aber keineswegs Beethoven vorstellt.
Die Beweisführung in dieser äusserst schwierigen Frage ist sehr
scharfsinnig durchgeführt mit Zuhilfenahme eines umfangreichen
gelehrten Apparates. Bleibenden Wert haben ganz besonders die
Bemerkungen über die künstlerische Entwicklung Danhausers und
dessen Verhältnis zu seinen Zeitgenossen. Der Streit wurde in
beiden Lagern mit viel Erbitterung geführt, und auch dieses
Schriftchen ist damit ziemlich gewürzt.
Wien. A. Schnerich.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV, 7 u. 8.
(7.) Die Mäcene d. bild. Kunst im Hause Habsburg. Decken¬
gem. v. Jul. Berger im kunsthist. Hofmuseum. — Graul, D.
Sammlg. italien. Bildwerke im Berliner Museum. I. — Engel¬
mann, Neue antike Kunstwerke. (Schl, in Heft 8.) — D. Kunst¬
denkmäler d. Kreises Erbach. — (8A Teray, D. neue städt. Ge¬
mäldegalerie zu Strassburg. — Hasse, D. Giovannino des Michel-
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335
Nr. 11.
Oesterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
336
angelo. — KI. Mitthlgen. — Beil.: Kunstgewerbtblatt X. F. IV,
7. u. 8. (7.) Koch, Der Decorationsmaler u. s. Ausbildg. —
D. Verkaul d. Spitzer’schen Sammlg. — (8.) Fraubeiger, D.
Beziehgen. d. Fransen, d. Knüpfarbeit u. d. Posamenterie zu d.
Spitze u. ihren Techniken. — Seemann, R. Adressbuch deutscher
Kunstgewerbezeichner.
Mittheilungen d. k. k. österr. Museums f. Kunst u. In¬
dustrie. N. F. VIII, 5.
M. Hoernes, D. ältesten Stufen ital. Kunst u. Industrie. —
Angelegenheiten d. öst. Museums. — Litteraturbericht.
Meisterwerke d. Holzschneidekunst. XV, 8. (176.)
Gabr. Marx (Biogr. u. Portr.) — G. Marx, D. Bettlerin;
Licht; Madonna m. d. Kinde; Liebesgeheimnis; Bei d. Wahr¬
sagerin; D. Märtyrerin am Kreuze; E. Kränzchen. •— Knille,
Byzantiner. — Doubek, D. Eindringling. — Flesch-Brun¬
nin gen, D. Vesperbrot in e. Kindergarten. — Klcehas, Vor d.
Schlacht. — Schwabe, D. Arbeiterausschuss. — Hering, Ge¬
funden. — Rauecker, D. Ende v. Lied. — Bokclmann,
Arbeiterstrike. — Senno, An d. Westküste d. Insel Elba.
Neue Erscheinungen:
Leisching J., E. Volksmuseum. Gesch.u. Zweck d. öff. Sammlgen.
Vortrag. Wien, Deuticke (20 S.) fl. —.30.
Oidtmann H., D. Glasmalerei. Allgem. verständl. dargestellt.
I. Thl.: D. Technik d. Glasmalerei. Köln, Bachem (67 S. m.
48 Textb. u. 2 Taf.) fl. 1.50.
Gsaller R., Vorschlag zu e. neuen Kirchenbaustil. Linz, Has¬
linger (16 S. m. 5 Taf.) fl. —.60.
Matthaei A , Beiträge z. Baugeschichtc d. Cistercienser Frank¬
reichs u. Deutschlands m. bes. Berücks. d. Abteikirche zu Arns¬
berg in d. Wetterau. Darmstadt, Bergstraesser (VII, 67 S. m.
Abb.) fl. 1.20.
Drechsel F., D. Goldschmiedscapelle in Augsbg. u. d. darin
aufgefund. Wandmalereien. Augsbg., Rieger (24. S.) fl. —.18.
Boito C., Questioni di belle arti. Mailand, Hoepli. 8 1. 50 c.
Länder- und Völkerkunde.
Graus Johann: Eine Rundreise in Spanien. Ein Führer zu
seinen Denkmälern, insbesonders christl. Kunst. Würzburg, Leo
Wocrl. 1892. kl. 8°. (421 S.) fl. 2.40.
Der Conservator für Steiermark und Redacteur des
einzigen Fachblattes dieses Kronlandes legt in vorliegendem
Buche die Resultate seiner Forschungen auf spanischem
Boden dem kunstsinnigen Publicum vor. Wenn er auch
profane Bauten bespricht, sich auf und zu mit den der
Kirche dienenden Künsten, wie mit den Werken Murillos
beschäftigt, so sind es doch der Hauptsache nach die
baulichen Denkmäler christlicher Kunst, welchen er seine
Aufmerksamkeit zuwendet. Gebührt ihm die Anerkennung,
dass er auf Baudenkmäler, die, von der gewöhnlichen
Heerstrasse der Touristik abgelegen, bisher keine Beachtung
fanden und sie doch in hohem Masse verdienten, auf¬
merksam gemacht hat. So ist G. unseres Erachtens
der erste, der über die dalmatinischen Baudenk¬
mäler und unter diesen über die Kathedrale Sebenico
berichtete. In Spanien ist die Kunst wie die Sprache nicht
ohne Einwirkung des maurischen Elementes geblieben, die
spanische Gothik weicht vielfach von derselben Stilform,
wie sie sich im Norden entwickelt hat, ab. Hie und eia
wurden christliche Kirchen in Moscheen umgebaut oder
die letzteren in katholische Gottestempel umgewandelt.
Nirgends fehlt es dem Verf. an Vergleichungspunkten;
er vermag genau anzugeben, was Spanien eigenthümlich
ist und was es mit der Kunst in anderen christlichen
Ländern theilt. So treffen wir gleich anfangs auf eine
interessante Abhandlung über die »Ciboriumsform«. Der
Autor stellt auch, noch ehe er mit uns spanischen Boden
betritt, die allgemein gütige Thesis auf, dass der Süden
sich zwar in Bezug auf gothische Constructionen derselben
Mittel bediene, wie der europäische Norden, aber an
Raumgefühl, das heisst wol an Sinn für Ausnützung
des Raumes, die Baumeister des Nordens weit übertrefle.
Es würde zu weit führen, auf die interessanten Details
des Werkes näher einzugehen, nur so viel sei bemerkt,
dass Spanien in Bezug auf grossartige Conception und
selbst auf Massen Wirkung gegen Deutschland, Frankreich,
Italien und England nicht zurücksteht. So konnte G. mit
Recht schreiben: »Der Dom von Sevilla ist Spaniens
grösste Kirche und eines der allergrössten kirchlichen
Monumente der Welt«. — Als Beleg gibt der Autor die
Raummaße der vier grössten christlichen Baudenkmäler
an. Dieser Angabe entnehmen wir die Thatsache, dass
der Dom von Sevilla um vier Meter breiter ist als St. Peter
in Rom. Dass die innere Ausschmückung der spanischen
Dome, namentlich der Kathedralen von Sevilla und Toledo
ziemlich alles übertrifft, was in anderen Ländern für
Drciis Dci Domus geschah, war schon vor G. bekannt
und wird von ihm nur bestätigt. Ueber die spanische
christliche Malerei äussert sich der Verf. in der denkbar
günstigsten Weise. Namentlich ist Murillo der Marien¬
maler par excellence. Die Wirkung seiner Marienbilder
kommt derjenigen des Fra Angelico da Fiesoie nahe. Der
Verf. hat Recht und wir selbst erbauen uns gerne an einem
Marienbilde dieses Meisters, das die » Virgo sanctissima «
in vollem Reize heiliger Jugend und Unschuld darstellt.
G. schreibt nicht für Architekten, sondern für Gebildete
aller Stände und so können wir sein Buch auch mit
gutem Gewissen allen gebildeten Leserkreisen zu nutz¬
bringender Lectüre anempfehlen.
Gloggnitz. Dr. G. E. Haas.
Bohr mann M.: In der Steppe. Culturbilder aus Russland.
Leipzig, E. Pierson. 1892. 8°. (VII u. 188 S.) 11. 1.80.
Wo die Verfasserin Gebräuche und Sitten der Steppen¬
bewohner schildert, plaudert sie angenehm und belehrend.
Die Poesie jener reichen, fruchtbaren Landstriche dar¬
zulegen gelingt ihr in anspruchsloser Form. Der Erzählung
»Eine Tscherkcssin« dagegen waren die Kräfte der Verf.
nicht gewachsen. Der an und für sich reizlose Stoff ist
trocken behandelt und leidet an mehrfachen UnWahr¬
scheinlichkeiten. Dem Stil fehlt manchmal die letzte Feile;
einige Austriacismen und das immer wiederkehrende »frug«
machen auch keinen angenehmen Eindruck. G.
Noe Heinrich: Geleltbuch nach Süden, auf den Karst, nach
Abbazia und auf die Adria. Ansichten von Wald, Loibeer-
strand und Meer. München, J. Lindauer'sche Buchhandlung
(Schüpping). 1893. (IV u. 179 S.) 11. 1.20.
Der vielerfahrene Reiseschriftsteller liefert hier ein
neues Werk über ein Gebiet, das recht eigentlich seine
Domäne ist. Denn er darf sich rühmen, die »Oester-
reichische Riviera« sozusagen entdeckt, nämlich die Auf¬
merksamkeit grösserer Kreise zum erstenmale auf
das bis dahin fast unbekannte schöne Küstenland gelenkt
zu haben. Das vorliegende Büchlein besteht aus einer
Reihe von Aufsätzen, welche mit grosser Sachkenntnis
Land und Leute schildern und daher für den Besucher
Abbazias und der quarnerischen Inseln sehr viel inter¬
essante Belehrung enthalten. C. Sfd.
Petermann's Mittheilungen aus J. Perthes’ Gcogr. Anstalt.
XXXIX, 3 u. 4.
(3.) v. Siemirad zki, E. Forschgsreise in Patagonien. —
E. Wagner, D. hypsometr. u. meteorolog. Ergebnisse der 3.
ostafi ikan. Expedition v. Dr. Hans Meyer i. J. 1889 (Forts, in
Heft 4. — (4.) Lövvl, Die Tonalitkerne d. Riesenfemer in Tirol.
— In jeder Nr.: Kleine Mittheilgen.; Geogr. Monatsbericht.
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337
Nr. 11. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
338
Globus. LXIII, 20—22.
(20.) Swarowsky, Entstchg. u. Dauer d. Weltmeere. —
Stenin. Die Tschuwaschen. — Hoops, Pflanzenaberglaube b. d.
Angelsachsen. II. — Knapp, D. Anwendg. d. Wünschelrute b.
Passauer Grubenbetrieb. — Seidel, D. neuen belg. Forschgen.
in Innerafrika. — (21.) Herrmann, D. Flutsagen d. finnisch-
ugrischen Völker. — Sauer, D. grosse Erdbeben Japans v.
28. Oct. 1891. — Oppcl, D. Vermehrg. d. Weissen im britt.
Nordamerika. — Das Alphabet der Berbern. — (22.) Belck,
Untersuchgen. u. Reisen in Transkaukasien, Hoch-Armenien u.
Kurdistan. I. — Hansen, D. Bauernhäuser in Schleswig. — D.
Posaunen der Bronzezeit. — D. Land d. Tättowirten u. d. Land
d. Frauen bei d. alten Chinesen. — Brinton, Classification d.
Anthropolog. Wissenschalten. — Sieger, Isopachytcn oder
Mächtigkeitscurven. — Bücherschau. — Aus allen Erdtheilen.
Mittheilungen des D. u. ö. Alpenvereines 1893, 8 u 9.
iS.) Frdr. Müller, Die Kacna jama im Karste. — P. V.
Gredler, E. geolog. Studie aus d. Etschthale (Schl, in Nr. 9). —
Roux, Das alpine Motiv in d. mod. Landschaftsmalerei —
Pfeiffer, D. Ausrüstg. d. Bergsteigers. (Schl, in Nr. 9) - (9.) v.
May, Aus d. östl. Tauern. — Czermak, Zu d. Touren¬
ordngen. d. Führervereine. — In jeder Nr.: Tourist. Mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Schiatter A.. Zur Topographie u. Gesch. Palästinas. Calw,
Vcreinsbuchhdlg. (VIII, 432 S.) fl. 4.08.
Dent C. T., Hochtouren. E. Hdbch. f. Bergsteiger, deutsch hrsg.
v. W. Schultze. Lpzg., Duncker & Humblot (in 7 Lief.) 1 Lief.
(80 S.) fl. —.84.
Schichtei C., D. Ämazonen-Strom. Versuche e. Hydrographie
d. Amazonas-Gebietes auf orographisch-meteorolog. Grundlage.
Strassbg., Heitz (VI, 117 S.) fl. 1.20.
Bickerstedt M., Japan as we saw it. London, Low & Co, 21 sh.
Ford J. N., Tropical Africa. London, Stanford, 10 sh. 6 d.
Adams F., The Australians. London, Unwin, 10 sh. 6 d.
Bikelas D., La Grece byzant. et mod. Paris, Didot, 7 fr. 50 c.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Bachem Julius, Rechtsanwalt: Der unlautere Wettbewerb
In Handel und Gewerbe und dessen Bekämpfung. Köln,
J. P. Bachem. 1892. 8°. (45 S.) fl. —.36.
Bachem Julius: Wie Ist dem unlauteren Wettbewerbe in
Handel und Gewerbe zu begegnen? Ebd. 1893. 8°.(62 S.)
Die beiden Büchlein empfehlen zunächst für den
Geltungsbereich des Code civil in Deutschland die Hand¬
habung der Art. 1382 und 1383 des Code civil im
Sinne der französischen Rechtsprechung betreffend die
concurrence deloyale und sohin die Aufnahme einer Be¬
stimmung im Sinne des § 705 des Entwurfes eines
bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich in
das künftige bürgerliche Gesetzbuch. Es ist kein Zweifel,
dass auf diesem Wege manche Auswüchse der Ge¬
werbefreiheit beschnitten werden können und hat des¬
halb der Vorschlag wenigstens für das Deutsche Reich
unmittelbare praktische Bedeutung. In Oesterreich wird
diese praktische Bedeutung durch die leider noch wenig
durchbrochenen Beweisnormen gehemmt. Führt der Be¬
griff 1 der concurrence deloyale zu einer grundsätzlichen
Grenzregelung von vertragsmässiger und gesetzter Arbeits¬
vereinigung, so ist der Begriff der concurrence deloyale
geeignet, nicht nur Auswüchse der Gewerbefreiheit zu be¬
schneiden, sondern den scheinbaren Gegensatz von Ge¬
werbefreiheit und Gewerbezwang geistig zu überwinden.
Prag. Dr. Karl Scheimpfiug.
Jaeger Eugen: Geschichte der socialen Bewegung und
des Socialismus In Frankreich. Zweiter Band: Die französ.
Revolution und die sociale Bewegung, I. Bd. Frankreich am
Vorabende der Revolution von 1789. Berlin, Puttkammer und
Mühlbrecht. 1890. 8°. (XVIII u. 548 S.) fl. 4.80.
In dem ersten Bande, der im Jahre 1877 erschien,
gab der auf dem Gebiete der Socialwissenschaft rühmlich
bekannte Dr. Eugen Jaeger eine Darstellung der socialen
Bewegung in Frankreich von den Anfängen der Civilisation
bis zur Revolution. Der vorliegende Band schildert die
politischen, wirtschaftlichen, socialen und geistigen Zu¬
stände Frankreichs kurz vor dem Ausbruch der Revolution.
Manche der hier gegebenen genauen und zuverlässlichen
Darstellungen, wie die furchtbare Massenarmut auf der
einen und die grenzenlose Verschwendung auf der anderen
Seite scheinen fast heutigen Zeitschilderungen entnommen.
Die Kirche ward zur unfreien Sclavin des Absolutismus
herabgewürdigt. »Der eigentliche Klerus war nur noch
der niedere Klerus und der war arm und verstossen.
Der höhere Klerus, der den ganzen Stand vertrat
und allein von sich reden machte, war nichts weiter
wie ein Theil des Adels, der in der Soutane
gieng. . . Der Adel war allmälig derart gewöhnt, alle
besseren und höheren Stellen im geistlichen Stande für
sich zu beanspruchen, dass man die Bisthümer, die
Bürgerliche inne hatten, hochmüthig als »eveches de
laquais« bezeichnen hörte. Das waren kurz vor der
Revolution nur 3 unter den 140 Bisthümern.« Vergebens
hatte ein Massillon an Ludwig XIV. das Wort gerichtet:
»L’eglise n’a pas besoin de grands noms mais de grandes
vertus.« Sehr treffend bemerkt der Verf. an einer anderen
Stelle: »Die Kirche hat neben der rein religiösen Mission
und gerade durch sie eine hohe sociale Mission,
die aber nicht zum socialen Polizeiamt erniedrigt
werden darf. Als ein solches aber schienen nicht nur
die Regierung, sondern auch gar viele der Adelsbischöfe
und andere hohe Kleriker die Stellung der Kirche auf¬
zufassen.« Demjenigen, der aus der Geschichte etwas
lernen will, sei das treffliche Werk bestens empfohlen.
D.
Archiv f. kathol. Kirchenrecht. LX1X (N. F. LXIII), 1893, 2.
Ludwig, Gesch. d. Sacrilegs nach d. Quellen d. kathol.
Kirchenrechts. — H al b an - B lu m enst ok, Einige Bemerkgn. üb.
Sohm's Kirchenrecht u. d. Mysticismus in d. Canonistik. --
Geigel, Oertliche Kirchenumlagen. — Competenz d. k. k. Finanz¬
prokuratur zu kirchl. Vertretg. in Tirol u. Vorarlberg. — Oesterr.
C. -Min.-Erl. v. 16. Dec. 92 betr. d. Berechg. d. Congrua b. Bau-
concurrenzpflicht d. Pfarrbeneficien. — Congruafrngen vor d. öst.
Reichsgerichte. — Wie kommt e. nach Ablcgg. d. Ordensgelübdes
d. Armuth v. d. Professen üb. s. Vermögen geschlossener Vertrag
rechtsgiltig zustande? — Documenta de Vicariatuum in archidioe-
cesi Strigoniensi coordinatione et de erectione Vicariatus Buda-
pestiensis. — Denkschr. d. ungar. Episcopats üb. d. kirchenpolit.
Gesetzesvorlagen. — Z. Erläuterg. d. Decr. s. Congr. Epp. et
Reg. dd. 4. Nov. 92, betr. die Zulass. v. Religiösen zu d. heil.
Weihen u. d. Entlassg. aus d. Orden. — Breve Leon. P. P. XIII.
dd. 9. Dec. 92 de die poenitentiae precumque in Dioecesibus
Borussiae celebranda. — Kl. Nachrichten. — Decr. S. Officii de
2. Julii 92 circa causas matrimoniorum mixtae religionis. — Litt.
Socialpolit. Centralblatt. II, 31—34.
(31.) Schoenlank, D. Kampf gg. d. Prostitution in d. lex
Heinze. — G. v. Mayr. Reichsstatistik u. Land*sstatistik. — Vinck,
D. Revision d. Verfassg. in Belgien u. d. Arbeiteragitationen. —
(32.) Oldenberg, D. Arbeitslosenstatistik d. letzten Winters. —
Pohle, Z. Besteuerg. d. Conjuncturengewinne an Baustellen. —
D. Maifeier. — (33.) v. Mangoldt, E. Reformprogr. f. d. niedere
gewerbl. Ausbildg. — Hirschberg, Lohnverhältnisse in d. In¬
dustrie d. Feinmechanik d. Stadt Berlin i. J. 1891. — Strikebewg.
in Wien. — D. Ausdehng. d. Unfallversicherg. in Oesterr. —
Arbcitslosenunterstützg. d. n.-ö. Buchdrucker. — (34.) Silber¬
mann, Z. Dienstbotenfrage. — Hofmann, Z. Methodologie d.
Haushaltsstatistik. — Oldenberg, Arbeitslosigkeit im Münster-
landc. — Wcrblunski, D. Berufsverhältnisse d. russ. Frauen.
Neue Erscheinungen:
Herrmann E., Wirtschaftl. Fragen u. Probleme d. Ggwt. Studie
zu e. System d. reinen u. techn. Oekonomik. Lpz., Winter.
(VI u. 480 S.) fl. 4.80.
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339
Nr. 11.
Ok.SI KRRKICHISCHES Li n KRATURBI.ATT. II. JaHRGANCj.
340
Schneider K., D. Wohnungsmietrecht u. s. soc. Reform. (Staats-
u. sociahviss. Forschgn., hrsg. v. Schmoller, XII, 3.) Lpz. f
Duncker & Humblot, (VI, 170 S.) fl. 2.16.
Mayer H., Münzwesen u. Edelmetallproduction Russlands. Ehd.
iVI, 130 S.) fl. 1.56.
Fuchs C. J., D. Handelspolitik Englands u. s. Colonien in d.
letzten Jahrzehnten. (D. Handclspol. d. wichtigeren Culturstaaten
IV. — Sehr. d. Ver. f. Socialpol. LVII.) Ebd. (X, 358 S.) 11. 4.32.
Brock hausen C., Vereinigg. u. Trenng. v. Gemeinden. Beiträge
z. Abgrenzg. d. Gemeindcbegriffes. Wien, Manz. (III, 144 S.)
11. 1.50.
Drucker L., D. Suggestion u. ihre forens. Bedeutg. Vortrag. Ebd.
(45 S.) 11. —.40.
Schelcher W., D. Rechtswirkgen. d. Enteigng. nach gemeinem
u. sächs. Rechte. E. systemat. Darstellg. d. materiellen Enteigngs.-
rechtes. Freiberg, Craz & Gerlach. (XIX, 520 S.) fl. 4.80.
Hertling Frh. v. f Naturrecht u. Socialpolitik. (3. Vereinsschr. d.
Görres-Ges. f. 1892.) Köin, Bachem. (III, 83 S.) fl. —.90.
Schmidt G., D. strafbare Bankbruch in histor.-dogmat. Entwicklg.
m. bes. Berücks. d. Schuldfrage. München, Ackermann. (VIII,
228 S.) fl. 2.70.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Newcomb-Engelmann’s populäre Astronomie Zweite ver¬
mehrte Auflage, herausgegeben von Prof. Dr. H. C. Vogel,
Director des astrophysikalisehen Observatoriums zu Potsdam.
Mit dem Bildnis \V. Herschels, 1 photographischen Tafel und
196 Holzschnitten. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,
gr. 8°. (XX u. 748 S.) fl. 7.80.
In einer Zeit, in der das Interesse an den Natur¬
wissenschaften in immer weitere Kreise dringt, muss es
als ein besonders freudiges Ereignis begrüsst werden,
wenn Männer, welche im Kreise ihrer Fachgenossen als
Autoritäten ersten Ranges gelten, sich vereinigen, um das,
was auf dem von ihnen bearbeiteten Gebiete im Laufe
der Zeit geleistet worden ist, in gemeinverständlicher
Sprache darzustellen und, indem sie die Grösse und
wunderbare Harmonie der Schöpfung dem Geiste des
Lesers vorführen, ihn bewusst oder unbewusst zu dem
Schöpfer als der Quelle alles Guten und Schönen hin¬
leiten.
Das vorliegende Werk erschien zuerst in englischer
Sprache. Der Verf., Prof. S. Newcomb, bemerkte in der
Einleitung: »Mein Hauptzweck ist, dem allgemein gebildeten
Leser eine gedrängte Uebersicht der Geschichte, Methoden
und Resultate astronomischer Forschung zu bieten, haupt¬
sächlich in jenen Gebieten, welche heutzutage das meiste
populäre und philosophische Interesse erwecken, und in
solcher Sprache, dass sie ohne mathematische Kenntnisse
verständlich ist.« Die grossen Vorzüge des Werkes be¬
stimmten den verstorbenen Astronomen Dr. R. Engel¬
mann , eine deutsche Bearbeitung desselben zu unter¬
nehmen, wobei gleichzeitig der Inhalt eine wesentliche
Bereicherung erfuhr. Die deutsche Ausgabe erschien
Ende 1881. Seit dieser Zeit hat sich aber durch die
Einführung der Photographie und die grossartige Ent¬
wickelung der Astrophysik ein so bedeutender Umschwung
in der Astronomie vollzogen, dass es, um das Werk auf
der Höhe der Zeit zu erhalten, nothwendig war, einige
Theile desselben gänzlich umzuarbeiten. Dieser Aufgabe
hat sich Prof. H. C. Vogel, unterstützt von Dr.
Scheiner, unterzogen und sie in einer Weise gelöst, wie
man es von einem Gelehrten, der an den neuen Er¬
rungenschaften der Astronomie einen so hervorragenden
Antheil hat, erwarten durfte.
Das Werk zerfällt in vier Theile. Der erste Theil
handelt von der scheinbaren Bewegung der Himmels¬
körper an der Sphäre und den verschiedenen zur Erklärung
dieser Bewegung aufgestellten Theorien, insbesondere von
dem Ptolemaeischen Weltsystem, dem Coppernicanischen
System und dem NewtoiVschen Gesetz der allgemeinen
Schwere. — Die beiden ersten Capitel des zweiten Theiles
enthalten die Theorie und Beschreibung des Fernrohres und
der astronomischen Messinstrumente, ferner eine Dar¬
stellung der Methoden, die geographische Lage eines Ortes
zu bestimmen und zum Schluss eine Anleitung zu solchen
astronomischen Beobachtungen, welche entweder mit
freiem Auge oder mit Anwendung von nur ganz geringen
instrumentellen Hilfsmitteln angestellt werden können.
Das dritte Capitel ist der Bestimmung der Entfernung
der Sonne und der Fixsterne gewidmet. Im vierten
Capitel werden zunächst die Aberration des Lichtes und
die verschiedenen Methoden die Geschwindigkeit des
Lichtes zu bestimmen besprochen, sodann folgt eine Ueber¬
sicht über die Aufgaben, die Instrumente und Beobach¬
tungsmethoden der Spectralanalyse, der Photometrie und
Photographie. — Der dritte Theil ist in fünf Capitel einge-
theilt. In dem ersten werden einige allgemeine Angaben
über die Entfernungs- und Massenverhältnisse im Sonnen¬
system gegeben. Das zweite beschäftigt sich eingehend
mit den an der Sonne gemachten Beobachtungen und
den wichtigsten über die Beschaffenheit dieses Central¬
körpers aufgestellten Theorien insbesondere der von
P. Secchi, Faye, Young, Langley, Newcomb und Zöllner
herrührenden. Capitel 3 und 4 enthalten eine hübsche
Zusammenstellung des Wesentlichsten, was uns Fernrohr
und Spektroskop über die grossen Planeten und ihre
Satelliten gelehrt haben. In dem fünften Capitel werden
die Kometen und Meteore besprochen, speciell das Aus¬
sehen und die Form der Kometen, ihre Bewegung, ihr
Ursprung und ihre physische Beschaffenheit, darauf das
Aussehen der Meteore und Feuerkugeln, die Häufigkeit
ihres Erscheinens, Natur und Ursache der Meteore, die
periodischen Sternschnuppen und die Beziehung zwischen
Meteoroiden und Kometen. Es folgt sodann eine Ueber¬
sicht über die interessantesten unter den bisher erschienenen
Kometen. Den Schluss des Capitels bildet ein Artikel über das
Zodiakallicht. — Der vierte Theil handelt von der Stellar¬
astronomie. Das erste Capitel beginnt mit dem Anblick des
Sternhimmels im Allgemeinen, den Sternbildern und Stern
Verzeichnissen. Daran schliessen sich Betrachtungen über
die Zahl, Helligkeit und Farbe der Sterne. In dem Ab
schnitte über die physische Beschaffenheit der Sterne
wird die Eintheilung der Sternspectren in verschiedene
Gassen begründet, welche zuerst von P. Secchi unter¬
nommen und späterhin von Vogel modificiert worden ist.
Nachdem diese Untersuchungen allgemeiner Art erledigt
sind, werden noch speciell behandelt die veränderlichen
und sogenannten neuen Sterne, die Doppelsterne* die
Sternhaufen und Nebelflecke. Endlich folgt noch ein
Artikel über die Eigenbewegungen der Fixsterne. Das
zweite Capitel ist den Untersuchungen von Kant, Herschel,
W. Struve, Gould und Newcomb über den Bau des
Universums gewidmet. Das dritte und letzte Capitel be¬
schäftigt sich mit der Kosmogonie; es werden die Arheiten
von Kant, Herschel und Laplace erörtert, sodann folgt
eine Besprechung der so wichtigen Frage nach der Quelle
der Sonnenwärme und Betrachtungen über die säeulare
Abkühlung der Erde, über die Folgerungen aus der
Nebelhypothese und über die Vielheit der Welten. —
Als Anhang erscheinen noch biographische Skizzen, die
Bahnelemente der Planeten und Kometen, Verzeichnisse
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341
Nh. 11. — Oksterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
342
von veränderlichen und neuen Sternen, von Doppel¬
sternen, Sternhaufen und Nebelflecken.
Allen Denjenigen, welche sich über die Ergebnisse
der astronomischen Forschung zu unterrichten wünschen,
kann das Buch nur sehr empfohlen werden. Hin und wieder
trifft man allerdings Stellen, welche einer Verbesserung fähig
sind; einige von den deutschen Bearbeitern aufgenommene
Theorien könnten, da sie nur mehr ein geschichtliches
Interesse besitzen, kürzer behandelt werden, da hingegen
wären andere wichtige nicht besprochene neuere Arbeiten
zu berücksichtigen. In dem Capitel über Kosmogonie
tritt leider an einigen Stellen die materialistische Welt¬
anschauung offen zu Tage; die Entfernung derselben
könnte dem Werke nur zum Vortheile gereichen.
Wien-Ottakring. L. de Ball.
Sorge W., Dr. med.: Religion und Naturwissenschaften
keine Gegensätze. Wider den Monismus für akademisch
Gebildete. Mit 9 Abb. Berlin, Wiegandt u. Schotte. 1893. 8°
(80 S.)
Die vorliegende Schrift ist der Protest eines prak¬
tischen Arztes gegen die moderne Naturwissenschaft,
soweit sie im Monismus, das heisst in dem zum System
erhobenen Darwinismus der Hackel, Büchner und Ge¬
nossen, ihr Ende gefunden hat. Wie die Ergebnisse der
naturwissenschaftlichen Forschungen, richtig gedeutet, zu
entgegengesetzten Folgerungen führen, will der Verf.
zeigen. Die kleine aber inhaltreiche Arbeit gliedert sich
in einzelne Abschnitte, von denen der erste wohl der
wichtigste ist. In ihm geht der Verf. aus vom Bau und
den Functionen des Gehirns, um die Frage zu ent¬
scheiden: »Wohnt ein Geist im Kopf des Menschen«,
oder aber ist das geistige Leben nur eine Function der
Hirnrinde ? Es ist von grossem Interesse, wie der Verf.
die physiologischen Versuche von Munk u. A. zur Lösung
dieser Frage benutzt und nachzuweisen versucht, wie wir
durch sie gezwungen werden, »einen Geist als etwas Be¬
sonderes, Eigenartiges, dem Gehirn Gegenüberstehendes
anzunehmen«. Weniger befriedigt die kurze Ausführung
über das Wesen der »geistigen Substanz«. — Wie wil¬
der Hand des Schöpfers bedürfen für die ersten Anfänge
des Lebens, zur Erklärung des Werdens von Thier- und
Pflanzenwelt, und wie der Darwinismus zu einer Er¬
klärung unfähig ist, zeigen die folgenden Abschnitte.
Den Schluss bildet die Erörterung des Ursprungs des
Menschen, dessen Abstammung vom Affen zurückgewiesen
\\ ird. So dankenswert!! die Ausführungen des Verf. sind,
so bedauernswert ist es, dass er seine Gedanken nicht
weiter ausgeführt, sondern oft nur angedeutet hat. Das
scheint mir besonders von seinem Glaubensbekenntnis zu
gelten, das in der Form, wie es vorliegt, sich wenig
Freunde erwerben wird. Da der Verf. auch auf die von
Hackel gegen den Ref. vorgebrachten Schmähungen zu
sprechen kommt, so sei bemerkt, dass diesen in einer
bereits gedruckten Broschüre begegnet werden wird, die
erscheinen soll unmittelbar, nachdem die vom Ref. an¬
gestrengte Klage wegen Verleumdung u. s. w. gerichtlich
zum Austrag gebracht worden ist.
Dz. Steglitz b. Berlin. bla mann, Göttingen.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 5.
Schupp S. J., D. südamerikan. Wanderheuschrecke. —
Westermaier, Krit. Besprechg. neuerer Forschgen. üb. »tausale
AulTassg.« v. Pflanzenformen u. »Metamorphosen«. (Forts.) —
Linsmeier S. J., Z. Klärg. in Sachen d. Atomhypothese (Schl.)
— Wasinann S. J., Aus d. Leben indischer Ameisen. — Wie¬
gand, D. Einfluss d. Lichtes auf d. Mikroorganismen. — Wissen¬
schaft. Rundschau: 1. v. Muyden, Aus d. Welt d. Technik. II.
— 2. Westhoff, Zoologie. — Kleine Mittheilgen. — Läska,
Himmelserscheingen. im Monat Juni 1893. — Recensionen u. A.:
Schenk, Hdb. d. Botanik, bespr. v. Wiesbaur.
Natur u. Haus. I, 16 .
Hermann, Vogelschutz u. Jugenderziehg. — Hess, D.
Nymphe. — Wendisch, Künstl. Fischzucht. — Lener, D. ge¬
fleckte Salamander. — Glaser, D. Aufsuchen d. Mairaupen. —
Sprenger, Oleander. — Kreowski, Sagenumrauschte Bäume.
Neue Erscheinungen:
Nernst W., Theoret. Chemie v. Standpunkte d. Avogrado’schen
Regel u. d. Thermodynamik. Stuttg., Enke. (XIV, 589 S.) fl. 7.80.
Tschirch A , D. Kupfer v. Standpunkte d. gerichtl. Chemie,
Toxikologie u. Hygiene. Mit bes. Berücks. d. Reverdissage d.
Conserven u. d. Kupferg. d. Weins u. d. Kartoffeln. Ebd. (III,
138 S.) fl. 2.40.
Jaerisch P., Z. Theorie d. elast. Kugelwcllen m. Anwendg. aut
d. Reflexion u. Brechg. d. Lichtes. (Progr.) Hambg., Herold. gr.-4°.
(45 S.) fl. 1.50.
Marshall A. M., Vertebrate embryology. London, Smith & Eider.
21 sh.
Bot tone S. R., Electricity and magnetism. London, Whittaker
& Co. 3 sh. 6 d.
Browne A. K. J., Geology. Ebd. 4 sh.
Lazzeri G., Trattato di geometria analit. Livorno, Giusti. 10 1.
Fa 1 san A., I cs Alpes fran^aises: Flore et Faune. Paris, Bailiere
et fils 3 fr. 50 c.
Bois D., Les orchidees. Manuel de Pamateur. Ebd. 4 fr.
Medicin.
Truxa, Dr. Hanns Maria: Gedenkblätter zum vierzigjährigen
Doctor-Jubiiäum des Med.-Dr. Alois Gruber sen. Wien,
Selbstverlag, 1892. 4°. (59 S.).
Der Gedanke, dem durch sein ärztliches und chari-
tatives Wirken in weiten Kreisen bekannten und ver¬
ehrten Manne eine besondere Ehrung zu erweisen, verdient
Anerkennung. Wer durch vierzig Jahre ununterbrochen
im Dienste der Leidenden voll echt christlicher Liebe
mehr als seine Pflicht gethan, verdient, dass man seiner
rühmend gedenke. — Dr. Gruber war auch als Vorstand des
kathol.-politischen Casinos in der Josefstadt wiederholt in
der Lage, durch die von ihm angeregten politischen Kund¬
gebungen, welche stets vom reinsten Patriotismus beseelt
waren, das allgemeine politische Interesse zu erregen;
und er hat durch zahlreiche schriftstellerische Arbeiten
religiösen, medicinischen und hygienischen Inhaltes, sowie
in socialer, wirtschaftlicher und politischer Beziehung
sein umfassendes Wissen und ein festes Gottveitrauen, mit
dem er Leid und Freud des Lebens hinnahm, bekundet.
Der Verf. hat in gediegener Weise das gesammelte
Material zu verwerthen gewusst; der günstige Eindruck
dieser Gedenkschrift gewinnt noch durch die geschmack¬
volle Ausstattung.
Wien. Kress.
Centralblatt f. Nervenheilkde. u. Psychiatrie. XVI (N. F. IV),
1893. Mai.
Rosenbach, Beitrag zur Lehre v. d. Regulationsstörgen. d.
Muskelthütigkeit b. Taubstummen. — Muchin, D. Nucleus dor-
salis u. d. sensorische Kern d. Nervus glossopharyngeus. — W.
König, Ueb. e Fall v. einseitigem ßeweglichkeitsdefect d. Bulbus
nach oben. — Bibliographie. — Orig.-Vereinsberichte. — Referate
Neue Erscheinungen:
Frank H., Grundr. d. Chirurgie f. Studierende u. Acrztc. I. Thl :
D. allgem. Chirurgie. Stuttg., Enke. (XII, 302 S.) 11. 3.60.
Ziegler P., Studien üb. d. intestinale Form d. Peritonitis. Münch.,
Rieger. (58 S.i 11. 1.20.
Hermann J., Ü. Ouecksilberkur ist e. Verbrechen an d. ge¬
summten Menschheit. Hagen i. W., Risel & Co. (119 S.) fl. 1.20
Reibmayr A., D. Praktiker. Wien, Deuticke. (XII, 220 S.) fl. 2.—
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343
344
Nr. 11. — OßSTRRREf CH1SCHES LlTTRRATURBhATT. — II. JAHRGANG.
Schmorl G., Patholog.-anatom. Untersuchgen. üb. Puerperal-
Eklampsie. Lpz., Vogel. (107 S.) fl. 4.80.
Guyon F., Klinik d. Krankh. d. Harnblase u. Prostata. Nach d.
Vorlesgen. im Höpital Necker, bearb. v. M. Mendelsohn. Berl.,
Hirschwald. (VIII, 370 S.) fl. 5.40.
Delafosse, La pratique de l’antisepsie dans les maladies des
voies urinaires. Paris, Bailicre et fils. 4 fr.
Giacosa P. f Trattato di materia medica, farmacologia c tossi-
cologia. Rom, Bocca. 12 1.
Brass A. t Atlante di cmbriologia c di anatomia topogratica dell‘
uomo. Mailand, Vallardi. 4°. 15 1.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Dünkel borg, Friedrich Wilhelm Dr., geheimer Regierungs¬
rath und Director der königl. landwirtschaftl. Akademie
Poppelsdorf: Die allgemeine und angewandte Vieh¬
zucht. Zum Gebrauche praktischer Züchter für Vorlesungen
und zum Selbstunterricht historisch und systematisch bear¬
beitet. Mit 25 in den Text eingedruckten Thierbildern.
Braunschweig, Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und
Sohn. 1892, gr. 8°. (XIV u. 427 S.) fl. 7.20.
D. ist ein sehr productiver landwirtschaftlicher
Schriftsteller. Neben zahlreichen kleineren Arbeiten
rührt schon eine Reihe grösserer Werke von ihm her,
so eine Lehre vom Wiesenbau, über Culturtechnik und
über Betriebslehre. Eine solche Vielseitigkeit ist aller¬
dings nicht ohne Gefahr. Im gegenwärtigen Falle haben
wir es mit einer weiteren grösseren Arbeit von ihm
zu thun, u. zw. wie der Titel sagte, über Viehzucht.
Dabei erscheint »Viehzucht« identisch aufgefasst mit
»Zootechnik« und demnach umschliesst sie auch die
Lehre von der Ernährung der Zuchtthiere und ihrer
Pflege. In einem Schlussabsatz werden die Ställe in land-
wirtschaftlich-techn. Hinsicht besprochen.
Wenn man die Lehre von der Zootechnik als einen
organischen Theil der Gesammt-Landwirtschaftslehre auf¬
fasst, was gegenüber einem Lehrer als statthaft angesehen
werden muss, so kann man daran nicht herumkommen,
dass der Verfasser in der Einleitung sagt, sie solle den
Landwirt zur Erzielung eines normalen Reinertrages ver¬
mögen. Damit erscheint uns für eine technische Lehre
zu viel gefordert und auch zu viel versprochen zu werden.
Eine technische Lehre kann sich nur immer damit
befassen, über die Natur der Dinge zu belehren und dann
die Verfahren zu zeigen und zu erklären, durch welche
der Mensch im Stande ist, die vollkommensten Lei¬
stungen überhaupt zu fördern. In ganz richtiger Weise
führt der Verfasser die Leistungen der Viehzucht auch
an als: a) Arbeit des lebenden Organismus; b) Nutzung
der Producte des lebenden Thieres — Nachkommen,
Milch, Wolle und selbst Dünger; c) Fleisch und Fett
sammt den Abfällen. Und in seiner ganzen Arbeit
bestrebt er sich auch, den Landwirt zu vollkommen¬
sten Leistungen in diesen Richtungen hinzuleiten. Aber
wenn es sich um den normalen Reinertrag handelt,
so ist das eine ganz andere Sache Eine technisch
vollkommenste Leistung irgendwelcher Art kann ganz
wohl in einem concreten Falle zu dem angestrebten
normalen Reinertrag führen, sie kann aber in einem
zweiten Falle dazu sich auch gegenthcilig verhalten.
Das ist eine für jeden praktischen Landwirt sehr ver¬
ständliche Wahrheit. Für Gewinnung des normalen
Reinertrages muss jedesmal die Viehzucht an die lo¬
calen Verhältnisse angepasst werden und das ist nie¬
mals eine technische, sondern eine ökonomische Frage.
Die Darlegung dieser Seite gehört in die Betriebs¬
lehre. Wenn auch der Verfasser im übrigen den rein
technischen Standpunkt einhält, so muss es doch
zweckmässig erscheinen, die vorstehende Bemerkung zu
machen. Denn Strenge in der Abstraction kann für
eine wahrhaft wissenschaftliche Lehre nicht entbehrt
werden.
Wir möchten nur noch sagen, dass uns ein Ab¬
schnitt über Morphologie der landwirtschaftlichen Haus-
Säugethiere aus dem Gesichtspunkte des Landwirtes
als eine zweckmässige Vervollkommnung des Werkes
erschienen wäre. Damit soll aber kein Tadel über
das wirklich Gebotene ausgesprochen werden. In
seinen Auffassungen über Züchtung schliesst sich der
Verfasser an H. v. Nathusius an, dem das Verdienst
zukommt, schon zu einer Zeit Stellung gegenüber
übertriebenen Folgerungen aus dem Darwinismus für
die landwirtschaftliche Viehzucht genommen zu haben,
wo die Wogen der darwinistischen Flut am höchsten
giengen. Sehr dankenswert ist es zu nennen, dass die
Erfahrungen der englischen und französischen Vieh¬
züchter mitverarbeitet wurden. Überhaupt verdient es
hervorgehoben zu werden, dass der Verfasser sich
frei hält von einem übertriebenen deutschländischen
Chauvinismus, unter dem alles andere entweder gar
nicht oder nur im Schatten erscheint. Dabei kommen
auch die Leistungen der österreichisch-ungarischen Vieh¬
zucht zur Geltung. Im ganzen genommen ist das Werk
eine sehr achtenswerte Leistung und verdient empfohlen
zu werden. P.
Petersen Minna: Die praktische Landwirtin. Ein Handbuch
für angehende Landwirtinnen u. junge Hausfrauen auf dem
Lande, sowie auch zum Gebrauche für Haushaltungsschulen.
Berlin, B. Grundmann. 1893, 8°. (VIII u. 278 S.) fl. 1.50.
Es ist richtig, was der Generalsecretär des Kieler landwirt¬
schaftl. Vereins Dr. E. Kirstein in seiner Einbegleitg., die er dem
vorl. Buche mitgab, sagt, dass, während für die Ausbildung der
heranwachsenden Landwirte durch Fachschulen u. dgl. reichlich
vorgesorgt sei, ähnliche Curse und Bildungsmittel für Frauen
nicht oder nur in geringem Maasse bestehen. In dieser Hinsicht
kommt das gut und übersichtlich angeordnete und mit sehr treff¬
lichen Illustrationen ausgestattete Buch wirklich einem Bedürfnis
entgegen. Sind die Verhältnisse, welche der Verf. zu ihren Er¬
fahrungen verholfen, auch theilweise andere als die hierzulande
bestehenden, so bleibt doch noch genug übrig, um auch für
österr. Frauen, die in der Lage sind, eine landwirtschaltl. Haus¬
haltung übersehen zu müssen, das kleine Buch sehr empfehlens¬
wert zu machen. P. E.
Mittheilungen d. österr. Fischerei-Vereines. XIII, 47 u. 48.
(47.) J. S. v. Ilanor, Erinnerungen e. Fischerin. — Weeger,
Fischereitrophäen. — Schroeder, Mangel an Karpfen in Ost¬
galizien. — v. Mojsisovics, Bemerkgen. z. ichthyolog Litteratur
d. Donaugebietes. — Kischerci-Gesetzgcbg. — (48.) Emil Weeger f.
— Pernt, Einiges üb. d. Angelsport im nördlichsten Theile d.
Adria. — Hawlitschek, I). Klopeiner-See in Unterkärnten.
Neue Erscheinungen:
Bock O., Die Ziegelei als landwirtschaftl. u. s<Mbstst. Gewerbe.
Berl., Parey (VII, ^190 S. m. 194 Abb. u. 9 Taf.) fl. 1.50.
Lebl M., D. Ananaszucht. Prakt. Anl. f. Gärtner etc. Ebd. (VIII,
107 S. in. 20 Abb.) fl. 1.20.
Uli mann M., Kalk u. Mergel. Anl. f. d. prakt. Landwirt z. Hebg.
d. Bodenkultur durch Kalidüngg. Ebd. (VIII, 171 S.) fl. —.90.
Ass mann G., I). Bewässerg. u. Entwässerg. v. Grundstücken im
Anschluss an öffcntl. Anlagen dieser Art. München, Oldenbourg
(VI, 326 S. m. 436 Abb.) fl. 4.20.
Rothschütz, Illustr. Bienenzuchtsbetrieb. Hilfs- u. Handwtbch.
Bienenzuchtsflora. I, 1. Wien, Flick (IN, 165 S.) fl. —.60.
Moritz u. Morris, Handb. d. Bauwissenschaft, übertr. v. W.
Windiseh. Berl., Parey (XXIll, 491 S.) 11. 7.20.
Riet sc hei H., Leitf. z. Berechnen u. Entwerfen v. Lüftgs.- u.
Heizgs.-Anlagen. 2 Bdc. Berl., Springer (XII, 307 u. IV, 47 S.
m. 48 Fig. u. 22 lith. Taf.) fl. 4.80.
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345
Nr. 11 . — Okstrrrrichischks Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
346
Mohr C.. D. Insektengifte u. pilztüdtcnden Heilmittel. Stuttg.,
Ulmer (VUl, 118 S.) fl. 1.44.
Janet P., Les premiers principes d’electricite industrielle. Paris,
Gauthier-Villars. 6 fr.
Verkehrswesen.
Unruh, C. M. von, Landrath: Die Kleinbahnen. Ihre Ent¬
wicklung, Aufgabe, Organisation, Kinancierung und Tarifbildung.
Unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in den
östlichen Provinzen. Bromberg, Verlag der Mittler’schen Buch¬
handlung. 1893. 8°. (141 S.) 11. 1.06.
Von dem vielen in neuerer Zeit über das Kleinbahn¬
wesen Gesprochenen und Geschriebenen sticht die vor¬
liegende Arbeit in mancher Hinsicht durch die Selbst¬
ständigkeit der Auffassung und den klaren Einblick in
die Erfordernisse des Wirtschaftslebens vortheilhaft hervor.
Verf. tritt dem Maybach’schen Recept der staatlichen
Secundärbahnen entgegen und plaidiert für eine Decentra-
lisation und möglichste Individualisierung des Kleinbahnen¬
wesens, worin ihm wohl unbedingt zugestimmt werden
muss. »Keine Universalnorm! Keine Schablone!« hat das
oberste Gesetz beim Kleinbahnbau zu lauten. Hinsichtlich
der Linienwahl und des Bausystems, meint Verf., müsse
der Schwerpunkt der Initiative und der Entscheidung in
der Hand der Kreise verbleiben; die Provinz habe nur
soweit mitzubestimmen, als sie auch mitlciste. — Dies
scheint wohl etwas zu weit gegangen. Der Staat und die
Provinz sind in erster Linie berufen und geeignet, auf
die Entwicklung, Organisation und Financierung des
Kleinbahnwesens fördernd einzuwirken und eben diese
Einwirkung wird dazu führen, dass eine Cooperation der
Interessenten, Gemeinden und Communalverbände mit dem
Grosscapital erleichtert wird. Die Ausführungen über die
Financierung sind wohl etwas zu knapp gehalten. Trefflich
dagegen sind die Worte, die der Ausbildung der Klein¬
bahnen zu wahrhaften Wirtschaftsbahnen geliehen werden,
die Ausführungen über die wirtschaftliche Tracierung und
die Eingliederung der Kleinbahnnetze in die bestehenden
Strassennetze, sowie endlich die Auswahl des Systems.
Diese Abschnitte erweisen des Verf. eingehende und
erfolgreiche Studien über den Gegenstand. Die Andeutungen
über das Tarifwesen der Kleinbahnen verrathen den Nicht¬
fachmann auf diesem besonderen Gebiete. Bei den Klein¬
bahnen ist eine weitgehende Individualisierung der Tarife
geboten, welche sich nur durch eine elastische, anschmieg-
fahige Wertclassification, nie aber durch eine, überdies
der Rentabilität einer Linie einträgliche, ausschliessliche
Taraclassification erreichen lässt.
Wien. Freiherr von Weichs.
Archiv f. Eisenbahnwesen. 1893, 3.
D. Eisenbahnen d. Erde. — D. Reform d. Gütertarife in
Grossbrittannien. — Kern mann, Schnellverkehr in Suidten, m.
b s. Rücksicht von London u. Newyork (Schl.). — Offenberg,
Können Ascendenten eines im Betriebe getödteten Eisenbahn¬
arbeiters gg. d. Eiscnbahnverwaltg. Ansprüche auf Grund d. Haft¬
pflichtgesetzes geltend machen, falls d. Getüdtetc nicht ihr einziger
Ernährer ist? — Leitzmann, Üb. d. Construction d. Fahrpläne.
— Erweiterg., Vervollständig, und bessere Ausrüstg. d. preuss.
Staatseisenbahnnetzes i. J. 1893. — Th am er. Deutschlds. Ge¬
treideernte i. J. 1891 u. d. Eisenbahnen. — D. bayer. Staatsbahnen
i. J. 1891. — D. Eisenbahnen Vin Grossherzogthum Baden i. J.
1891. — Kleinere Mitthlgen. — Rechtsprechg. u. Gesetzgebg.
Schöne Litteratur. Varia.
Deutscher Hausschatz. XIX, 11.
Hai kn, Geseh. v. Silbergulden, der gern nach Afrika ge¬
wandert wäic. — D. Wiedertäufer in Münster. — K Zumbusch.
— May, D. Mahdi. Reiscerzählg. (Forts.). — Hochländer,
»Mannesmannrohr«. — D. deutschen Mundarten im Liede (Forts.).
— A. J üngst, Aus Wahl in Banden. Criminalerzählg. — Knüppel,
Amerika vor s. Entdeckg. durch Columbus. — Opeincomponisten.
— Maurer, P. Franz Hattier S. J. — Dreibacb, D. 4 Jahres¬
zeiten in d. Symbolik u. in d. Volkssprüchcn. — Har düng,
Pfingsten. — v. Wörndle, Sage u. Gesch. an d. Brennerstrassc.
— M. Friede, Takt. — M. v. P., Allzuviel ist ungesund.
Kathoiische Warte. IX, 1 u. 2.
(1.) J. R., Peter Reichensperger. •— Rcdeatis, Frühlings-
Romantik (Schl, in Heft 2'. — Adler, Vergleichende Blicke auf
Capital u. Arbeit zur Gracebcnzeit u. heute. — Hack weiter,
Oculi, da kommen sic. — Klinisch, Entlang der Via nomentana
oder E. Besuch bei d. hl Agnes. — Paillcr, O diese Heiligen!
Erzählg. — Maurer, D. Jahresregent f. 1893. — Knie. Theorie
u. Praxis. E. Steppengcsch. — Kathol. Chronik. — Gedichte von
Saget, Pecka, du Nord. — (2.) Leo Wirth, Alois Messmer, c.
Dichterstudie. — D. S , Zum hl. Pfingstfestc. — Auf d. Anklage¬
bank. Erlebnisse e. Auswanderers in d. Vcr. Staaten. — Don
Josaphet, Vom ersten bis z. letzten Garten. — Job. Mayr,
Ladinien. — Zeiler v. Geisenheim, Fliedcr-Prinzcsschen —
AI. Huber. Evangelium d. Sterne. — Schlegel, lieb d. Fort-
pflanzg. d. Aales. — Kathol. Chronik. — Litt., Kunst u. Wisscnsch.
— Gedichte v. Achleitner, A. Muth, Ungenauer, Kuschel.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2601, 2602.
(2601.) Vogel, Zu J. Brahms’ 60. Geburtstag. — Römische
Festtage (Forts, in Nr. 2602). — Achleitner, Aus d. tiroler
Alpen: D. Pitzthaler Jöehcl. — D. Vermählg d. Fürsten v. Bul¬
garien. — Nötzli, R. Dorer. — Salomon, Ed. Schmidt-Weissen-
fels. — Bach, D. Bulldogg »Dockleaf«. — Deutsche Pfalz u.
deutsches Dorf in Chicago. — Eva Treu, Fräulein Coneordia’s
erster Zahn. Erzählg. (Schl.) — (2602 ) Platter, Schloss Rodeneck
in Tirol. — D. Kaiserbesuch in d. Schweiz. — Roh. Hartmann.
— .D. neue Elbbrücke b. Loschwitz. — Ruf. v. Adlers fei d-
BaIle.strem, D. Ludwig-Wilhelm-Pllegehaus in Baden-Baden. —
Gregor^, Franzensbad. — Herwi, Hexe. Erzählg. — In jeder Nr.:
Wochenschau, Mnnniglaltigkeiten, Todtcnschau, Culturgeschichtl.
Nachrichten, Wetterbericht, Himmelserscheingen., Moden.
Prochaska's lllustr. Monats-Bände. IV, 9 u. 10.
(9.) Hoffmeister, Schicksalswege. Roman (Forts, in Bd. 10).
— Bree, Glück um Glück. Novelle. — Jentsch, Lübeck. —
Seel mann, D. Heilkde im alten Indien. — Schlegel, Unsere
giftigen Schlangen. — Hopp, Aus d. Zeit d. Originale. —
Fleischner, Volksbildg. in d. Schweiz. — B. Kätscher, Ein
muthiges Mädchen. — Miscellcn. — (10.) Hopp, D. Reise um
d. Erde. — Men der, D. Mann mit d. steinernen Gesicht. —
Förster, Vom Donaustrande bis z. Griech. Meer. — Sternberg,
Rauchverbote u. Gesetze. — Hess, E. gefährl. Fischräuber. —
Wintcrhalter, D. Geruchsinn d. Insecten. — Magnus, D. ritterl.
Gesellsch. im Zeitalter d. Minnesangs.
Das 20. Jahrhundert. III, 5 u. 6.
O. Beta, D. Währgsfrage. — Alpenlieder. Von e. Provinzler.
— D. »Judenflinteno-Process. Von e. Juristen. — A. Wahrmund,
Z. Schulfrage. — Li eil har d, D. Kreuzigg. — Erwin Bauer,
Neue Theaterstücke. — E. K., D. Pudelmütze. E. »modernes«
Märchen. — Aus d. Narrenhause d. Zeit. — Bleibendes v. Tage.
Dresdner Wochenblätter. II, 12 — 15.
(12.) Gut tz eit, Gedanken üb. Kleidg. u. Nacktheit. (Forts,
in Nr. 13—15.) — Pro 11, Deutsch-vaterlünd. Beklemmgen. — Vom
Nicht-Essen. — Naturgcm. Lebensweise. (Forts, in Nr. 13.) —
Lechlcitncr, Herrn Wolfram’s schlimme Tage. (Forts, in Nr. 13
b. 15.) — (13) Guttzcit, Abriss m. Lebens. (Forts, in Nr. 14.)
— Scham, D. Verbrechen als Krankheit, — d. Krankheit als
Verbrechen. -— Prüll. Vom kommenden Bürgerkriege in Oesterr.
— (14.) Scham, V. d. Lu!t kann man freilich leben! — Prüll,
Zwitterdeutschthum u. Anderes. — Bahr, Bildende Kunst in
Oesterr.: Tilgner. — (15.) Prüll, Lunte u. Kanonen Wischer. —
Guttzeit, Deutsche Schritt u. deutscher Geist. — Ders., Beitrag
z. Lehre v. Nicht-Esscn.
Neue Er s c hein u n g e n :
Milow S, Frauenlicbc. Novellen. Stuttg., Bonz. (III, 223 S.)
11 . 1 . 80 .
Brunner L, St. Georg. Epische Dichtg. Grossenhain, Baumert u.
Bonge (70 S) 11. —.60.
Polenz VV. v., D. Pfarrer v. Bieitcndnrf. Roman in 3 Bdn. Beil ,
Fontane & Co. (212, 250, 234 S.) II. 5.40.
Würzburg L.. Arcanum. E. Gesch. aus d. Roccocozeit. Berl.,
Jankc. (355 S.) 11. 3.—.
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347
Nr. 11. — Okstkrrkichisches Ln i eraturblatt. — II. Jahrgang.
348
Ebhardt F., D. Rose d. Logarthaies. K. Dichtg. aus d. steir.
Bergen, Stuttg., Bon?.. (104 S.) fl. —.90.
Ganghofer L., Der Besondere. 1 lochlundsgcsch. Illustr. v. H. Fngl.
Ebd. (234 S.) II. 1.80.
Bcniczky-Bajza H. v., Der Liehe Lust u. Leid. Novellen. Ueh.
v. O. v. Krücken. M. c. Einl. 2 Bde. Berl., Gnadenfeld. (168,
159 S.) 11. 1.80.
Pichler F., Der Müller am Anio. E. altröm. Komödie Graz,
Leuschner & Lubcnsky. (80 S.) 11. —.70.
Haupt A., Hexe u. Jesuit. Erzählg. aus d. Zeit d. 30j. Krieges.
2 Aull. Trier, Paulinus-Druckerei. (184 S) 11. —.96.
Akademie.
Bericht über die 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner.
Von Theodor Gottlieb.
Als im Jahre 1858 die Philologen- und Schulmänner-Ver¬
sammlung zum erstenmale in Wien tagte, fand sie aufstrebende
Verhältnisse, hervorgewachsen aus dem Bruche mit der Vergangen¬
heit: nach den Stürmen der bewegten Jahre begann das Licht
einer besseren Zeit für die Schule zu dämmern. Durch den
Grafen Leo Thun-Hohenstein war eine Reform der österreichischen
Mittelschulen in Angriff genommen und mit Hilfe des Ministerial-
rathes Exner und Prof. H. Bonitz durchgeführt worden. Das
frühere Gymnasium aus 6 Latein-Classcn bestehend, wurde durch
einen zweijährigen Cursus (»Philosophie-) ergänzt, gedruckte
Lehrbücher waren zwar vorhanden, aber nur für eine Anzahl
von Fächern, in anderen war man auf Dictate der Lehrer ange¬
wiesen, der Lehrapparat entbehrte durch Mangel oder Unvoll¬
kommenheit an illustriertem Material des nöthigen Anschauungs¬
unterrichts und was die Hauptsache war, es fehlte die homogene
Lehrerschaft, die, in fester Methode erzogen und gebildet, imstande
gewesen wäre, die grossen Fortschritte der Wissenschaft in
methodischer Weise zu verwerten. Durch das Reformwerk des
Grafen Thun wurde diesen Umständen Rechnung getragen. Es
ist oft leichter, ganz neue Verhältnisse zu schaffen, als in die alte
Form neuen Geist zu bringen. Doch gieng nach den radicalen
Acnderungen auf politischem Gebiete die Strömung der Zeit auch
auf Acnderung der Schule hin und sie gelang auf reiche wissen¬
schaftliche und pädagogische Erfahrungen gestützt trotz aller
Gegenströmungen und Widersprüche. Das classische Altcrthum
sollte die Basis bilden, sein geistiger Gehalt der Jugend vermittelt
werden, daneben aber Mathematik, die Naturwissenschaften und
Geschichte ausreichende Berücksichtigung linden. Während das
Gymnasium in Deutschland eine einheitliche feste Stufenfolge von
neun Jahrgängen daistellte und noch darstellt, ist in dem umge¬
stalteten österr. Gymnasium die alte Zweitheilung in anderer Form
beibehalten, indem man für die vier ersten Jahre eine mehr ele¬
mentare Bildung als Unterrichtsziel hinstellt, nach deren Abschluss
es den jungen Leuten möglich gemacht werden soll, im praktischen
Leben schnell ihr Fortkommen zu linden (Untergymnasium \
während mit dem Eintritt in das Obergymnasium (4 Jahre) zugleich
ausgesprochen war, dass der Schüler sich einem wissenschaft¬
lichen Berule, dem Beamten- oder Gelehrtenstande zu widmen
die Absicht habe. Der Lehrstoff des Untergymnasiums wurde in
den vier oberen Jahrgängen in wissenschaftlicher Weise erweitert,
die Deduction kam mehr zu ihrem Rechte, die Elemente der
philosophischen Diseiplincn (Logik, Psychologie) wurden vermittelt.
Eine besondere Signatur erhielten die Gymnasien in Oesterreich
gegenüber den deutschen durch die den Naturwissenschaften ein-
geräumte Stellung. Niemand verkennt die grosse, ja ungeheuere
Schwierigkeit, die sich in der Ausführung diesen Plänen entgegen¬
stellte, nicht so sehr, weil man bei den Anhängern des Alten auf
heftigen Widerspruch stiess. sondern weil man die nöthigen Lehr¬
kräfte zu besorgen nicht imstande war. Es musste manchmal
einige Nachsicht zur Geltung kommen und die heute mich spärlich
vorhandenen Lehrer aus dieser Anfangszeit, die auf der rasch
erreichten Stufe ohne Fortschritt stehen blieben, fühlen sich in
der Gegenwart etwas vereinsamt.
Die 42. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
war nun in der Lage, sich über die Ausbreitung, Vertiefung und
Wirkung der einstigen Reform, aber auch über die Wünsche und
Stimmung der Bevölkerung klar zu werden, sich in einer Reihe
von Tagen und bei vielen Gelegenheiten in wissenschaftlicher und
geselliger Beziehung näher zu treten und litterarisch gleichartiges
Streben durch persönlichen Gedankenaustausch zu ergänzen.
Viele Kreise der Bevölkerung hatten sich bestrebt, der gelehrten
Versammlung eine glänzende Aufnahme zu verschallen und das
Echo der öffentlichen Meinung, die Presse, begleitete die Verhand
hingen mit besonderer Aufmerksamkeit. Die Zahl der Theil-
nchmer (917) blieb nur um weniges hinter der grössten Versamm¬
lung (in Leipzig) zurück. Das Präsidium, Hofrath v. Hartei und
Regierungsrath Egger von Müllwald, war in der Lage sich die
letztin Tage von Görlitz und München zum Muster zu nehmen
und die etwa dort unterlaufenen Fehler möglichst zu vermeiden.
Man muss gestehen, dass es diesen Männern, unterstützt von
einer grossen Zahl sehr williger und aufopfernder Herren, unter¬
stützt von den alle Bequemlichkeit bietenden Räumen des neuen
Universitätsgebäudes gelang, das Gesammtbild des Tages zu einem
so glänzenden, so festlichen und bedeutenden zu gestalten, wie
es bisher von keiner Philologenvcrsammlung erreicht wurde. Die
Universität wetteiferte mit der Regierung in jeder Weise, um ihr leb¬
haftes Interesse an der Versammlung an den Pag zu legen. Der
Rector und der akad. Senat hatten nicht nur bereitwilligst das Haus
zur Verfügung gestellt, sondern den Philologentag auch zu einem Feste
zu gestalten gewusst, indem sie die Eröffnung desselben durch die
Enthüllung des Thun-Exner-Bonitz-Denkmais einerseits, durch die
Aufstellung der prachtvollen Rectorentafeln anderseits in glücklichster
und würdigster Weise einleileten. Die Wertschätzung von Seiten der
Unterrichtsverwaltung kam durch den Empfang der Versammlung
beim Herrn Unterrichtsminister zum Ausdruck. Die grösste Ehre
aber und eine ungeahnte Anerkennung ihres ganzen Strcbens
wurde den Theilnehmern durch den Eu pfang bei Sr. Majestät
dem Kaiser zu Theil; seine bezaubernde Leutseligkeit, seine tief-
wurzclnde Achtung vor der Wissenschaft und ihrer Macht kam
dabei überall zu Tage. Aus mehreren Festreden, wie aus der
Schlussrede Wilhelm’s v. Christ in der Aula und aus dem Trink¬
spruche des Prof. Diels im Rathhause klang es vernehmlich
hervor, dass die deutschen Schulmänner von diesem Tage an die
geistige Wiedergeburt ihres Standes datieren.
Dem grossen und allgemeinen Interesse an den Verhand¬
lungen entspricht auch die Masse der Druckschriften, die der
Versammlung zur Auswahl und Vertheilung überreicht wurden.
Sie streifen alle Wissensgebiete und sind in keiner früheren Ver
Sammlung der Zahl nach (38)*) kaum ihrem Werte nach über¬
troffen worden. Aus der grossen Masse wollen wir als besonders
interessant und wichtig folgende hervorheben:
Festrede zur Enthüllung des Thun-Exner-Bonitz-Denkmais.
Von Willhelm v. Hartei. Wien 1893. — Eranos I indobonensis
Festgabe der archäologisch - philologischen Gesellschaft an der
Wiener Universität (1000 St.) — Philostrati maioris Imagines.
Ediderunt sodales seminarioium Vindobonensium. (600 St.) —
Symbolae Pragenses. Festgabe der Deutschen Gesellschaft für
Alterthumskunde in Prag. (700 St.) — Analecta Graeciensia.
Festgabe der Grazer Universität (11 Abhandlungen.) (350 St.) —
Eestgruss aus Innsbruck an die Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner. (73 St.) — Analecta Cracoviensia
et Leopolitana. Cracoviae 1893. (100 St.) — Xenia Austriica.
Festschrift der österreichischen Mittelschulen. 41 Abh. in 8 Gruppen.
2 Bände. Wien 1892. — 6 'raf Leo Thun-Hohenstein, Franz
Exner und Hermann Bonitz. Beiträge zur Geschichte der öster¬
reichischen Unterrichtsreform. Von Dr. S. Frankfurter. Wien
1893. (1000 St.) — Die Erzstatue vom Helenenberge , hei ausgegeben
von Gustos Robert von Schneider. Wien 1893. |300 St.) —
Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hereego-
wina . Redigiert von Dr. Moriz Hoernes Wien 1893. (25 St.) —
Römische Strassen in Bosnien und der Hercegowina. Von Philipp
Ballif. Nebst einem Anhang über die Inschriften von Dr. Carl
Patsch. Wien 1893. (100 St.) — Die Gedächtnistafeln der
1 Viener Universitäts-Rectoren —/AVyo. (1000 St.) — Salzer ,
Dr. Anselm . Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der deutschen
Litteratur. Linz 1893. (95 Sl.) — Text- und Druckprobe von dem
lateinisch-deutschen Schulwörterbuche von J. M. Stowass er.
Wien 1893. (2 Bogen, 700 St.) — Führer durch Carnuntum von
Dr. J. W. Kubitschek und Dr. S. Frankfurter. Wien 1892.
— Artarias Ort-Lexikon der österreichisch-ungarischen Monarchie
(incl. Occupationsgebiet), bearbeitet von Dr. K. Grissingcr.
Wien 1893. (100 St.) — /. Jahresbericht des wssenschafliehen
Vereines für Volkskunde und Linguistik in Prag , mit einer Ab¬
handlung über Raben und Krähen im Alterthume. Prag 1893.
— Franz Glaser , Das commercielle Bildungswesen in Oesterreich-
Ungarn. Wien und Leipzig 1893. — Ein Fund Syrakus an er
Tetradrachmen. Von Viktor v. Renner. Mit 1 Tafel. Wien 1893.
— Mittheilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und
Schulgeschichte . Herausgegeben von K. Kehrbach. Berlin 1893.
*> Ohne die in wenigen Exemplaren gedruckten Stücke mitzuzählen,
z. B. die phototypische Kcpmduction der Hekale des Call im ach us, des
Papyrus L o n'd i n e n s i s 137 etc.
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349
Nr. 11. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
350
— Gymnastik für die Jugend von Gutsmuths. Jubiläumsausgabe
von Gustav Lukas. Mit 11 Tafeln. Wien und Leipzig 1893.
Auch das »Oesterr. Litteraturb'att« hatte sich mit 400 Exem-
p’aren seiner letzten Nummer eingestellt. — Nicht allein für Be¬
lehrung. sondern auch für geistigen Genuss war in verschwende¬
rischer Fülle gesorgt worden: mehrere Theater, darunter die beiden
Hoftheater, öffneten einer grossen Zahl von Theilnehmern unent¬
geltlich ihre Pforten, die im grossen u. ganzen sehr glücklich ein¬
geleiteten und gelungen durchgeführten Ausflüge nach Baden, auf
den Kahlenberg und nacn Carnuntum gereichen den betreffenden
Comites zur Ehre. Zusammenfassend kann man wohl sagen: es
sei der allgemeine Eindruck, dass die festliche Stimmung, die Fülle
der Ehren und die gebotenen Genüsse des Philologentages in Wien
von keiner früheren Versammlung erreicht wurden, dass die grosse
Anzahl der Sectionen (11) für eine Vertiefung der Wissenschaft
spreche; ferner dass eine von Vielen ausgesprochene Ansicht dahin
gehe, dass die in Oesterreich herangebildeten jungen Gelehrten
durch die Offenheit, Elasticität und Frische ihres Wesens ein
gewisses Uebergewicht über die deutschen Genossen gezeigt hätten.
Es wäre für den Einzelnen ein vergebliches Bemühen, die
Summe aller der in diesen Tagen vorgebrachten Vorschläge und
Bestrebungen in ein erschöpfendes Gesammtbild zusammenzufassen,
thcils wegen der physischen Unmöglichkeit an mehreren Ver¬
handlungen zu gleicher Zeit thcilzunehmen, theils wegen der wohl
selten vorhandenen Fähigkeit, über mehrere Wissensgebiete gleich-
massig urtheilen zu können. Mögen daher die Fachleute verzeihen,
wenn die specielleren Fragen hinter die von allgemeinerem Inter¬
esse etwas zurücktreten. Der Zusammensetzung der Versammlung
entsprechend soll die Besprechung der Verhandlungen in zwei
Abschnitten erfolgen, deren erster pädagogischen, deren zweiter
wissenschaftlichen Fragen gewidmet ist
(Fortsetzung folgt.)
Historisch-polit. Blätter für d. kathol. Deutschland. CXI, 10.
Hermann v. Mallinckrodt. — Zu I)r. Anger’s zweiter Con-
versionsschrift v. e. Protestant. Theologen. — Rückerinnerung aus
d. Zeit d. Panama-Scandale. — Aus d. Schweiz. Kirchliches u.
Sociales. — Zeitläufe: D. inneren Kämpfe in d. Zukunft d. Reiches,
auf d. Schwelle d. Entscheidgen. II. — Köm. Notizen: Aphorismen
z. Kaiserbesueh. — D. Centrum angesichts d. Neuwahlen.
Beil. z. Allgem. Ztg. Beil.-Nr. 100—111. (1.— 15. Mai).
(100.) Kawerau, D. Fabeln d. Erasm. Alberus. — Wie
d. Ameisen wohnen. — (101.) D. Gesch. d. röm. Poesie u ihre
neueste Darstellg. H. — O. Ha mack, D. neue Museum v. S Maria
del Fiorc in Florenz. — (102.) G. v. Mayr, I). deutsche Binnen¬
wand erg« — Livingstone's Bedcutg. f. d. Afrikaforschg. — (!03.)
A. Wünsche, Psychologie u. Aesthetik d. vor. Jhdts. in ihrem
gegenseit. Verhältnis. (Schl, in Nr. 104). — D. grossen Handels¬
gesellschaften. — A. Weiss, William Watson. — (104.) Jiriczek,
Mikroskop. Untersuchgen dänischer Moorfunde. — E. nachgelass.
Werk v r . Renan. — Contra Volapük. — (105.) I). GebirgsWasserbau
im alpinen Etschbecken. (Schl, in Nr. 100). — Ebner, Michel
Buck. — (106.) Pfizer, Soc. Recht: Fundrecht u. Finderlohn. —
(107.) E. Corruptionsproeess. (Schl, in Nr. 108). — Ungedr. Briefe
v. Hebbel an Grailich. — (108.) Keller-J ord an, G. Olmet u.
sein letzter Roman. — v. Wildenbruch, Beethoven’s Haus. —
(109.) Berlepsch, K. Stauffer-Bern, d. Künstler. I. (II. u. III. in
Nr. 110, 111). — Ruhland, D. Distanzritt u. d. Pferdezucht. —
(110.) G. v. Leinburg. (Nachruf). — (111.) Ibsen, Die Kämpevise
u. ihre Bedcutg. f. d. Kunstpoesic. I.
Oesterreichisch-ungar. Revue. XIV, 2.
Popowski, Nationalität. — Race(Slavismus — Panslavisinus).
(Schl.) — Christ, D. ncuaufgefundenen Mimiamben d. Herondas.
— v. Zwiedine ck-Süden hörst, E. Kaiserhusar. — Geistiges
Leben in Oesterreich u. Ungarn: R. M. Werner. Angeliea v. Hör¬
mann; — A*r, Geistiges Leben in Tirol. — Ö.-u. Dichterhalle.
Christliche Akademie. XVIII, 5.
E. österr. Vo 1 ksschaupieIdiehter (dramat.-litterar. Besprechg.
Anzengruber’s). (Forts.) — E. Abhandlg. üb. Kirchenmusik in
Italien. — Nachrichten üb. d. Christi. Akademie zu Prag.
Die Nation. Nr. 32—34.
(32.) Barth, D. Sackgasse. — Proteus, Parlamentsbriefe,
XVIII. — Svendsen, D. Weltausstellg. in Chicago. — D. deut¬
schen Universitäten. (Schl, in Nr. 33). — Sela, E. Volkspalast.
— Mekler, E. Roman auf Papyrus. — Elias, Bild. Kunst:
besser Ury. — (33.) Barth, D. Auflösg d. Reichstages u. d.
Spaltg. d. freisinnigen Partei. — Wahlaufruf d. freisinn. Veremigg.
— E. Richter’s »Offener Brief«. — Glossen z. Zeitgcseh.: Junius,
0. preus.s. Junker. — Bobe, Grälin LuiseStolberg. — F. Mauthner,
Oühring als Litterarhistonker. — (34.) Barth, Liberalismus und
Militärvorlage. — Philippson, Frankreich u. d. Friede. — v. Bar,
D. Consequenz d. Widersprüche. — Heilborn, Wildenbruch’s
»Eifernde Liebe«. — Ola llansson, Victor Rydberg. — F. Mauth¬
ner, Neue freie Volksbühne: Der Nächste. — In jeder Nr.: Polit.
Wochenübersicht; — Bücherbcsprechgen.
Die katholische Bewegung. XXVI, 4.
Gottesleugnung. — D. Wahl Urbans VI. — D. Volkswirtschaft!.
Folgen d. Auswandcrg. — E. Kei nwcstfalc. — E. ungedr. Brief
Leo’s XIII. — D. Grabschrilt d. Aberzius. — Zeitgcm. Ausschau.
— Aus d. Schule in Oesterreich. — Nekrologe. — Miscellen.
Athenaeum, Listy pro literaturu a kiitiku vedeekou. X, 8.
J okl, Ueb d. allgem. slav. Sprache (Foits.). — Flajshans,
Ueb. d. Striche in d. Königinhofer Hdschr. u d. Wort »zamösiti«.
— Krejci, Ueb. philos. Proprädeutik am Gymnasium. — Recen-
sionen, u a.: Kap ras, Sebrane rozpravy psychol. (Ki.). —
Osterrieth, Altes u. Neues z. Lehre v. Urheberrecht, u. Rufe¬
nacht, D. litterar. u. künsller. Urheberrecht in d. Schweiz (Kadlcc);
— G. v. d. Gabe len tz, D. Sprach wiss., ihre Aufgaben etc.
(Kovar, Schl.). — Polivka, Kronika o Bruncvikovi v ruskö
h.teratufe (Tille); — Proelss. D. junge Deutschld. (Krejci); —
Hruby, Cicerönovy ivei za bäsnika Archiu a za Milona, und
Krejci, Cicerönüv Laelius o prätelstvi. (Krsck.)
Casopis Musea kräl. Cesköho. LXVII. 1.
Bericht d. Schriftführers in d. General-V f ers. — Winter,
D. Luxus d. Kunstindustrie im Bürgerhausc d. 16. Jhdts. —
Kadlcc, I). Anfänge d. Autorrechtes. — Prä Sek, D. Reise d.
Uhr. llarant v. Polzic u. deren Bedcutg. f. d. hist. Kenntnis d.
Orients. — Prusik, D. Herkunft d. höhm. Fragments d. Evang.
d. hl. Johannes. — Chronolog. Uebersicht d. Schriften Vrchlieky’s.
— Einige Briefe aus d. Corrcspondenz Joh. Kollar’s aus d.
J. 1816-1851. — Toman, Einige Berichte üb. d. Verhältnis
Jan Zizka’s zu d. Pragern. — Masek, Beiträge z. Vertheidigg,
d. Königinhofer Hdschr. — Patern, Die 10 Gebote. — Paroubek,
2 Lieder üb. d. Bauernaufstand 1775. — Po dl aha, Beitrge u.
Ergänzngen z. Biographie d. älteren böhm. Schriftsteller u. zur
älteren böhm. Bibliographie. — Xoväcek, Beiträge z Biographie
böhm. Schriftsteller u. z. böhm. Litteraturgesch. aus d. Archiv in
Kuttenberg. — Litterar. Rundschau.
Przeglqd Polski. CVIH, 323.
Memoiren e. nach Sibirien Verbannten, Ed. Czapski 1819
bis 1888. — Mycielski, In ihren Fusstapfen. Erz. (Forts.) —
Lisicki, Tagebuch d. Prof. Nik ; tenko. — N., Rom im Lichte d.
neuesten archäolog. Entdeckgen. — Miodoiiski, Aus d. Gesch.
d. röm. Kirche in d. ersten 3 Jhdten. — Conferenz d. Directoren
d. galiz. Mittelschulen. — Litterar. Chronik. — Polit. Rundschau.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 7. Mai in London Sir James Anderson,
eine der hervorragendsten Autoritäten auf d. Gebiete d. Telegraphie.
— Am 14. Mai in Berlin d. älteste Mitglied d. phil. Fac. das.,
Mathematiker Geh. Reg.-Rath Prof. Kummer, geb. 1810. — Am
16. Mai in Berlin d. Geh, Reg.-Rath Prof. Konrad Schott m ül 1 er,
bis 1890 Vorstand d. (deutschen) histor. Station am Vatican. Archiv.
— Am 20. Mai in Agram d. Univ.-Prof. u. Museums-Dir. Dr.
Gg. Pilar. — Am 20. Mai in Rom Prof. Jac. Moleschott,
geb. 1822. — Am 23. Mai in Leipz. d. Geh. Hofrath u. Prof. d.
Pädagogik K. W. H. Masius, 75 J. alt. — Am 23. Mai in Wien
d. Componist u. Musikprof. Joh. Rufinatscha, geb. 1811 zu
Mals in Tirol. — In Berlin d. Director d. techn. Abth. d. physik.-
teehn. Reichsanstalt, Univ.-Prof. Dr. F. St enger im Alter v. 34 J.
Ernannt wurden: Der ord. Prof. d. röm. Rechts Dr. Jos.
Frh. v. Schey zuin ord. Prof. d. österr. Civilrechts an d. Univ.
Graz. — Dem a. o. Prof. d. österr. Civilrechts an d. Univ. Graz
Dr. Jos. Frh. v. Anders wurde d. Titel u. Charakter e. ord.
Univ.-Prof. verliehen. — Der a.-o. Prof. Dr. Victor Uhlig zum
ord. Prof. d. Mineralogie u. Geologie an d. techn. Hochschule in
Prag. — Prof. Roh. Vischer v. d. techn. Hochsch. in Aachen
zum Prof. d. Kunstgesch. an d. Univ. Göttingen. — Die Privatdoc.
Dr. Gg. Steindorff, Directorialassistent d. Aegyptolog. Museums
in Berlin zum Prof, an d. Univ. Leipzig, — Dr. Adalb. Matthäi
in Giessen zum a. o. Prof. d. Kunstgesch. an d. Univ. Kiel, —
Dr. Ottok. Weber zum a. o. Prof. f. neuere allgem. Gesch. an
d. deutschen Univ. in Prag.
Habilitiert haben sich: Dr. Karl Diener f. Geologie und
Dr. Rud. Much f. german. Spiacligesch. u. Alterthumskde. an d.
Univ. Wien. — Dr. Achelis an d. theol. Fac. d. Univ. Göttingen.
— Dr. Max Jordan an d. med. Fac. d. Univ. Heidelberg. —
Dr. Ad!. ID yd weil ler f. Physik u. Dr. Fricdr. Schwally für
somit. Sprache an d. phil. Fac. d. Univ. Strassburg.
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352
Nr. 11 . — Okstkrrkichischbs Litteraturblatt. — 11. Jahrgang.
HeideiVc' e Veilagsliandlnng.FieibBrßiinBreiFßan.—B Herder. Wien, l.Wollzeile33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
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liche Darlegung der sittlichen, einschliesslich der rechtlichen
Ordnung. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. 2 Bände,
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950 S.) M 11; geb. in Halbfranz M. 12.75.
Mit Rücksicht auf den noch nicht erfolgten Abschluss von
Schechens grosser Dogmatik haben wir das vorstehende Lehrbuch,
mit Zustimmung des hochw. Herrn Verfassers, der »Theologischen
Bibliothek« in der Weise einverleibt, dass die im Format der
Bibliothek erschienene dritte Auflage von Simars Lehrbuch neben
oder an Stelle von Schccbcn bezogen werden kann.
Thalhofer, Dr. V., Handbuch der katholischen Liturgik.
Mit Approbation des hochw. Herrn Erzbischofs von Freiburg.
Zweiten Bandes zweite Abtheilung, gr. 8". (XII u. S. 345
bis 504 S.) M. 2.40.
— Dasselbe. Zweiter (Schluss-) Band. gr. 8". (XII u. 564 S.)
M. 0.40; geb. in Halbfranz M. 8.15. — Das ganze Werk in
zwei Bänden M. 10.40; geb. M. 19.90.
Bildet einen Bestandthcil unserer »Theologischen Bibliothek«.
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Aeltere und neuere Mystik in der ersten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts. Heinrich Suso.
(VI und 468 Seiten.) Preis 9 Mark.
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Geschichte der christl. Ethik
II. Hälfte.
ßescliiclite der cbristliclien Eilnk seit der Relormätioo.
(XII und 744 Seiten.) Preis 16 Mark.
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Geschichte der christl. Ethik vor der Reformation.
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19 M.; Einb. 3: 21 M.; Einb. 4: 22 M.; Einb. 5: 25 M.
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Gemminger L., das spanische Edelweiss. Ein Gebet- und
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Rituale parvum continens Sacramcntorum administrationem,
infirmorum curain et Bcncdict'ones diversas ad sacerdotum
curam animarum »gentium usum commodiotem ex Rituali
Romano excerptas. Editio tertia. In 32“. 1 M. 20 Pf.; in
Leinwandh. mit lothcm Schnitt 1 M. 00 Pf.; in Lederb. mit
Goldschnitt 2 M.
In Vertretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael (Jittbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kun.stdruckerei, Wien, 111. Seidigasse 8
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Nr. 12.
Wibn, 15. Juni 1893.
11. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
»n die Adresse : Dr. Franz Schnürer,
Wien-Klosterneuburg, Martinstrasse 16
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
HKDIOIKKT VON
DK FRANZ SCHNÜRER
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INHALT:
Schell H., Kathol. Dogmatik. (—ie.)
Dörholt B., Ueber die Entwicklung des Dogma
u. den Fortschritt in der Theologie. (Dr. G.
Reinhold.)
Hurter H., Theologia generalis. (—nd—.)
Hansjakob H., Santa Maria, (-nd—.)
Tavagnutti M. S., Kathol.-theolog. Bücher¬
kunde. (—nd—.)
Schöpfer Al., Geschichte des Alten Testaments,
(-nd-.)
Hake P., Kathol. Apologetik.
Trede Th , Eine Wallfahrt nach Einsiedeln zur
schwarzen Gottesmutter. (Sch.)
BrentanoF., Ueber die Zukunft der Philosophie.
(Dr. K. Twardowski.)
Morawski Ks. M., Celowoic w naturze. (Dr.
F. Gabryl.)
Eitelberg A , Unmoderne Ansichten über die
moderne Cultur. (R.)
Doss A. v., Gedanken und Rathschläge. (Sch.)
Schlesinger L., Städte- und Urkundenbücher
aus Böhmen. (Dr. J. Lampel.)
Hommel Fritz, Aufsätze u. Abhandlungen ara-
bistisch-semitolog. Inhalts. (Dr. Rud. Geyer.)
Klus J., Polsko niemiecki i niemiecko-polski
Slownik. (r )
Kühnei P.. Die slavischen Orts- u. Flurnamen
der Oberlausitz. (Dr. Rieh. Müller.)
— . Der Name Schlesien. (Dr. Rieh. Müller.)
Widmann J. V., Spaziergänge in den Alpen.
(C. Seefeid.)
Warschauer O., Geschichte des Socialismus
und neueren Communismus. (Prof. Dr. F. M.
Schindler.)
Jäger E., Die Agrarfrage der Gegenwart. (Dr.
H. Misera.)
Hi ckmann A. L., Vergleichende Münzen*
Tabelle. (J. M. A. F.)
Bungeroth H., Der Simultanstaat. (F. M. S.)
Eisenberg L., Das Geistige Wien. II. Band.
(Sch.)
Boissaire Dr., Lourdes und seine Geschichte
vom medicin. Standpunkte aus. (Kress.)
Erzherzog Carl v. Oesterreich, Ausgewählte
Schriften. (Hh.)
Cervantes, Don Quijote, neu bearbeitet von
E. v. Wolzogen, illustriert von G. Dore.
Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen,
illustriert von P. Grotjohann.
Ebers G., Gesammelte Werke. (R.'
Gott lieb Th., Bericht über die 42. Versamm¬
lung deutscher Philologen und Schul¬
männer. II.
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbereitete
Bücher.
Theologie.
Schell, Dr. Hermann, Professor der Theologie an der Universität
Würzburg: Katholische Dogmatik in sechs Büchern. Pader¬
born, Ferd. Schöningh, gr. 8° I. Band, 1889, (XXI u. 425 S.)
11. 1.80. - II. Band, 1890, (XIV u. 346 S.) fl. 1.56. —
HI. Band, Erster Theil, 1892, XVIII u. 446 S.) fl. 1.92.
Ein Dogmatiker von Gottes Gnaden, zu dessen
wohlverdienter Würdigung die folgenden Zeilen gerne
beitragen möchten!
Die Eintheilung des Werkes ist folgende: I. Band,
1. Buch: Von den Quellen der christlichen Offenbarung,
und 2, B.: Von Gottes Dasein und Wesen. — II. Band,
3. B.: Die Theologie des dreieinigen Gottes, und 4. B.:
Die Kosmologie der Offenbarung. — III. Band, 5. B.:
Menschwerdung und Erlösung, und 6. B. : Heiligung und
Vollendung. Doch ist vom III. Bande bisher nur die
erste Hälfte erschienen, welche aus dem 6. B. nur die
Tractate über die Gnade und die Kirche enthält. Die
noch ausstehende zweite Hälfte des letzteren Bandes, die
baldigst erscheinen soll, dürfte wohl über die Gnaden¬
mittel und die Eschatologie handeln.
>Diese Dogmatik ist vom apologetischen Standpunkt
geschrieben; denn sie ist für unsere Zeit geschrieben,«
sagt der Verf. im Vorwort zum III. Bande; und diese
Tendenz ist wirklich im ganzen Werke festgehalten. Es
»scheidet«, so sagt er in demselben Vorwort, »eine
apologetische Dogmatik müssige Schulstreitigkeiten und
althergebrachten Formenzank ohne Wert für Verständnis
und Verwendung der Dogmen aus ihrem Bereiche aus:
sie will ja gerade zeigen, dass kein Dogma noch
Mysterium als ein bedeutungsloser Ballast, höchstens zur
Erprobung der Glaubensfestigkeit und Vernunftentsagung
geeignet, im Schifflein der katholischen Kirche mitgeführt
werde: dass alle Geheimnisse Licht und Kraft, Brot und
Wein des höchsten und edelsten Lebens für den Geist
des Menschen und der Menschheit sind.« Müssigen
Schulstreitigkeiten ist der Verf. wohl ausgewichen; aber
die Schulstreitigkeit xat’ l$o y^v. die Vereinigung der
Allursächlichkeit Gottes mit der Freiheit der Geschöpfe,
war in einem dogmatischen Werke von mehreren Bänden
wohl nicht zu umgehen. Der Verf. entscheidet sich im
Allgemeinen für die sogenannten thomistischen Ansichten.
Er wird wohl selbst nicht meinen, dass er auf den
wenigen Seiten, die er in dankenswerter Beschränkung
und in einer gerade bei seinen Gesinnungsgenossen
in neuerer Zeit vielfach vermissten Mässigung diesen
Fragen widmete, dieselben ihrer endgiltigen Lösung
näher gebracht habe; noch weniger könnte übrigens Ref.
durch eine kurze Polemik die endgiltige Lösung beschleu¬
nigen, weshalb er auch auf jede polemische Bemerkung
verzichtet und lieber von Herzen gerne die schönen
Worte des Verf. unterschreibt, in denen er sagt, der
Grundcharakter der echten dogmatischen Methode sei
»die Demuth des Geistes, . . . eine Demuth, welche indes
durch das Bewusstsein der eigenen Beschränktheit nicht
verleitet wird, sich möglichst von den Quellen der Offen¬
barung entfernt zu halten und mit Recapitulation der
Geistesarbeit einer heiligen oder doch frommen Ver¬
gangenheit zu begnügen, sondern umso unermüdlicher zu
forschen, je mehr sie weiss, dass kein Genius und kein
Orden, kein Jahrhundert und keine Schule gross genug
ist, die Wahrheitsfülle der heiligen Schrift und der gött¬
lichen Offenbarung in ein theologisches System zu
bringen, welches der Sache und der Form nach adae-
quat und ebenbürtig wäre.« (I, 8.)
Was Verf. im 1. B. über die hohe Würde der
heiligen Schrift gegen den Uebereifer in der Vertheidigung
der Tradition als Glaubensquelle sagt, ist wohl zum
allergrössten Theile unbedingt festzuhalten; doch
scheint es wieder gar zu weit gegangen, wenn die hl.
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Nr. 12. — Orstrrrhichischrs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
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Schrift als vollständige Glaubensquelle aller Dogmen
anerkannt, der Tradition aber die doch mehr unter¬
geordnete Rolle der Erzeugung des sensus fidei (1,47),
der Bildung des kirchlichen Organismus u. s. w. zuge¬
schrieben wird.
Doch sollen diese und ähnliche Ausstellungen dem
wirklich eminenten Werte der Dogmatik S.’s keinen
Eintrag thun. Es ist ein Werk aus einem Gusse; die
reife Frucht eines hervorragenden speculativen Geistes
und redlichster Gelehrtenarbeit, von jeglicher Compilation
aus alten oder neueren, wenn auch vorzüglichsten Ver¬
fassern, himmelweit verschieden. Der Gegenstand ist in
seiner ganzen Tiefe neu erfasst von einem auf der Höhe
modernen Wissens stehenden Geiste und in neuer Form
wiedergegeben für die heutige katholische Welt. Die theo¬
logische Wissenschaft dankt — auch objectiv genommen
— S. so manche Förderung und Vertiefung; so gewiss
in der wirklich meisterhaften Behandlung der Gottes¬
beweise.
Der Verf. schreibt nicht nur mit Begeisterung über
die hl. Schrift im 1. Buche seiner Dogmatik, er benützt sie
auch mit seltenem Geschick und mit einer in den neueren
dogmatischen Werken ganz beispiellosen Ausführlichkeit.
Häufig eingestreute Notizen bekunden, dass S. auch in
der biblischen Kritik wohl zu Hause ist, und einen
sogenannten ziemlich freien Standpunkt vertritt. Es
wäre wohl überhaupt Aufgabe des Dogmatikers oder des
Apologeten, irgend ein Minimum von traditionellen bibel¬
kritischen Ansichten festzustellen, an welchen die katho¬
lische Theologie auf göttliche Autorität hin unbedingt
festhalten muss, um dann auf dem ganzen übrigen Gebiete
die Bibelforschung vollständig freizugeben.
Die äussere Ausstattung des Werkes ist tadellos;
der Preis ausserordentlich niedrig; und so sei denn das
schöne Werk allen, welche sich für Dogmatik interessieren
und ein hie und da wohl naturgemäss anstrengendes
Studium nicht scheuen, aufs allerwärmste empfehlen.
—ie.
Dörholt Dr. Bernhard, Privatdocent für Dogmatik: lieber
die Entwicklung des Dogma und den Fortschritt In der
Theologie. Habilitationsrede, gehalten in der Aula der königl.
Akademie zu Münster am 17. Februar 1892. Münster i. W.,
Aschendorff, 1892. 8° (VIII u. 48 S.) fl. —.54.
Was die grösseren dogmatischen Werke der neueren Zeit
über das im Titel angegebene Thema in grosser Ausführlichkeit
enthalten, ist in der gegenwärtigen Habilitationsschrift kurz dar¬
gestellt worden. Im 1. Theile der Arbeit hat der Verf. neben
Augustinus und Thomas besonders Vincentius Lirincnsis als Ge¬
währsmann angeführt, dessen Aussprüche in unübertrefflicher
Kürze und Klarheit in dieser Frage die rechten Wege weisen.
Die vom Vatican verurtheilte Ansicht Günthers über die Veränder¬
lichkeit des Sinnes der Dogmen je nach dem fortschreitenden
Stande der Wissenschaft ist wohl (S. 31 u. 33) berührt worden,
hätte aber eine etwas eingehendere Berücksichtigung verdient. Im
2. Theile der Arbeit wäre eine mehr übersichtliche Gliederung
erwünscht. Im übrigen jedoch ist die Abhandlung mit Wärme
geschrieben und liest sich angenehm.
Wien. Dr. G. Reinhold.
In 8. verb. Auflage liegt H. Hurter’s »Theologia
generalis complectens tractatus quatuor« (Oeniponte,
Wagner, 1893. gr. 8°, 520 u. VIII S.), der 1. Band seines Theo-
logiae dogmaticae compendium, vor. Die Zahl der rasch aufeinander
folgenden Auflagen dieses vielgebrauchten Lehrbuchs (die 1. Aull,
erschien 1878) ist eine Empfehlung, welcher Rühmenderes kaum
hinzugefügt werden kann. Die theologische Litteratur der Gegen¬
wart weist kein Lehrbuch der Dogmatik auf, welches dem
Hurter'schen an Verlässlichkeit und Bestimmtheit der Doctrin und
bei gleichem Umfang an Reichhaltigkeit den Rang abliefe.
Von dem rühmlich bekannten Pfarrer Heim*. Hansjakob
erschien bei Herder in Freiburg ein Cyklus von 6 in der Fasten¬
zeit gehaltenen Vorträgen »Santa Maria« (1893. 8°, IV u. 121 S.
fl. 1.80). Denselben gebührt in Bezug auf correcten Inhalt und
packende Form das gleiche Lob wte den 5 früheren vom Autor
herausgegebenen Vorträge-Cyklen.
Empfehlend sei Mario Sig. Tavagnutti’s »Katholisch-
theologische Bücherkunde« in 6 Heften (Wien, Austria 1890 ff.)
in Erinnerung gebracht; sie bietet reichhaltige und im ganzen ver¬
lässliche Verzeichnisse der seit 1830 bezw. 1837 erschienenen
kath. Schriften zur Hagiographie, Christologie, Mariologie, kath.
Predigtwerke und Schriften über die Gesellschaft Jesu.
Dr. Aemilian Schöpfer, Prof, an d. f.-b. theolog. Lehr¬
anstalt in Brixen, veröffentlicht soeben den 1. Halbband einer
»Geschichte des alten Testamentes, mit bes. Rücksicht
auf das Verhältnis von Bibel und Wissenschaft« (Brixen,
Buch'.i. des k.-p. Pressvereincs 1893. 8°. VIII u. 240 S.). Das auf
einen starken Band und besonders für Theologiestudierende be¬
rechnete Buch, das noch im Laufe des Jahres vollständig vor-
licgen und dann hier eingehend besprochen werden wird, stellt
sich offenbar als die Frucht tiefgehender Studien dar. —nd—.
Hake P., Dr. theol., Oberlehrer und Religionslehrer am
kgl. Laurentianum zu Arnsberg: Katholische Apologetik. Zweite
Ausgabe. Freiburg, Herder. 1892. gr. 8°. (XII u. 221 S ) fl. 1.44.
Das Hauptverdienst der H.'sehen Apologetik liegt in der knappen,
klaren Sprache, der präcisen Definition der in Betracht kommenden
Begriffe und der streng logischen Anordnung des Stoffes. Diese
Vorzüge, die schon die erste Auflage des Buches (1890) aus¬
zeichneten, finden sich in verstärktem Maasse in der vorliegenden
zweiten Ausgabe, die sich besonders für angehende Studierende
der Theologie eignet, aber auch Laien, die in der brennendsten
uller Fragen Stellung nehmen müssen, gute Dienste leisten wird.
Trede, Th.: Eine Wallfahrt nach Einsiedeln zur
schwarzen Gottesmutter. Barmen, H. Klein. (1892). 8°. (70 S.)
fl. —.60. Die buchhändlerische Voranzeige dieser Schrift besagte,
dass der Verf. darin »die Geschichte des Heiligthums der schwarzen
, Gottesmutter* von Einsiedeln quellen m äs sig darstelle« und
»das eigentliche Wesen und die Bedeutung des heutigen Madonnen-
Cultus« erörtere, und empfahl dieselbe allen »die Wahrheit
suchenden und ehrenden Protestanten und Katholiken«.
(Börsenbl. f. d. deutschen Buchhandel 1892, Nr. 97, S. 2572).
Was nun die »quellenmässige Geschichte« des Heiligthums betrifft,
so hat sich der Verf. die Sache recht leicht gemacht: Hie und da
citiert er einen »Klosterchronisten«, über den man vergeblich
näheres sucht, vom dritten Cupitel ab ist eine anonyme »Geschichte
des Klosters und der Wallfahrt M. E.« (Wyss, Eberle & Co.) —
die Ref. nicht kennt — die Unterlage von T.’s »Forschungen«.
Selbständig sind nur reichliche Zwischenreden des Verf., in denen
sich eine gänzliche Verkennung des Geistes der kath. Kirche und
ihrer Einrichtungen kundgibt und ein fanatischer Hass gegen alles
»Römische«. Sch.
Kathohca.
Zeitschrift f. kathol. Theologie. XVII. 3.
Svoboda J., D. Prager Landtag v. J. 1575. I. — Sten-
trup, D. Staat u. d. Kirche. — Pfiilf, Z. Prädestinationslehre d.
hl. Augustin. — Müllendorff, Glaubensmotiv u. Verdienstlich¬
keit. — Recensionen: Probst, D. ältesten röm. Sacramentarien
u. Ordines (Nilles); — Pastor, Janssen (Michael); — Grande¬
rath. Constit. dogm. ss. oecum. conc. Vaticant (Hurter). —
Analektcn: Nisius, E. mariolog. Problem; — Fischer J., Das
Kaiserthum Karls d. Gr. u. Döllinger’s Akribie. — Kl. Mittheilgen.
Theolog.-prakt. Monatsschrift. III, 5.
Pichler, Einkommens-Aufbesserg. f. d. kath. Seelsorge-
clcrus in Bayern. — Pfeifer, Apologet. Bedeutg. d. Wunder v.
Lourdcs u. deren Verhältnis zu d. Naturgesetzen. — Schmitt,
D. Vogteiwesen d Mittelalters (Sehl.) — Specht, Sind d. niederen
Weihen u. d. Subdiakonat sacramental? (Forts.) — D. Clcrus u.
d. »freien Lehrervereine« (Schl.) — Haas, D. soc. Bedeutg. d.
Eheschliessg. (Schl.) — Fragen, Fälle aus d. Praxis. — Litterar,
Novitätenschau.
Cistercienser Chronik. V, 52.
Ex Gestis Abbatum Ebracensium. — Im Vorbeigellen. IV.
— Cantica d. III. Nocturn. (Sohl.) — D. hl. Bernhard u. d. Ah.
j Altarssacrament. — Nachr., Todtentafel, Cist.-Bibliothek.
Digitized by v.oogie
357
Nr. 12. — Okstkrrkichischrs Littbraturblatt.
11. Jahrgang.
358
Akatholica .
Zeitschrift f. wissenschaftl. Theologie. XXXVI, II, l.
Pflei derer, D. Wesen d. Christenthums. — Hennecke,
Z. Frage nach d. ursprüngL Textgestalt d. Aristides-Apologie. —
Hilgenfeld, D. Gleichnis v. Hochzeitsmahl. — Königsburger,
E. neues Suffix.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Treppner M., Ephraem d. Syrer u. d. Explanatio d. 4 ersten
Cap. d. Genesis. E. patrist. Studie. Passau, Abt. (22 S.) fl. —.18.
Egger F., Enchiridion theologiae dogmat. generalis. Brixen,
Weger. (V, 644 S.) 11. 3.60.
Ilerthold v. Regensburg, Ausgevv. Predigten. Mit e. Einl.
hrsg. v. H. Hering. Lpzg., Richter (XXIX, 131 S.) fl. —.96.
Ludwig Donin, Curat an d. Metropolitankirche zu St. Stephan.
E. Lebensskizze. Wien, *St. Norbertus« (VII, 37G S.) fl. 1.20.
Hammerstein L. v., E. Perle, welche d. Protestanten verloren
ging (D. heiligste Altarssacrament). Berl., Germania, 16° (74 S.)
h. —.12.
Schoepfer Ae., Gesch. d. A. T. m. bes. Rücks. auf d. Verh. v.
Bibel u. Wissenschaft. I. Halbbd. Brixen, Pressverein (VIII, 240 S.)
fl. 1.50.
Akatholica.
ZöcklerO., Bibi. u. kirchcnhistor. Studien. I. (Zum Apostolikum-
Streit). München, Beck. (85 S.) fl. —.96.
Egli E., Kirchengesch. d. Schweiz bis auf Karl d. Gr. Zürich,
Frick (VII, 145 S.) fl. 1.80.
Dümmler E., Sigcbert’s v. Gembloux Passio s. Luciae virg. u.
Passio ss. Thebeorum. Berl., Reimer, gr. 4° (125 S.) fl. 3.90.
Bibliothek, theosophische, Bd. I.: J. Kernning (Krebs), D.
Weg z. Unsterblichkt., auf unlüugb. Kräfte d. menschl. Natur
gegründet. (VII 151 S.) — Bd. II.: D. Schlüssel z. Geisteswelt
od. d. Kunst d. Lebens. (IV, 243 S.) Br&unschw., Schwetschke
& Sohn, fl. 1.50.
Philosophie. Pädagogik.
Brentano Franz: Ueber die Zukunft der Philosophie. Mit
apologetisch-kritischer Berücksichtigung der Inaugurationsrede
von Adolf Exner »Ueber politische Bildung« als Rector der
Wiener Universität. Wien, Alfred Holder. 1893. (IX u. 74 S.)
fl. 1 . 20 .
In der im Titel genannten Rede hatte der Wiener
Prof, des Röm. Rechtes, A. Exner, u. A. zwei Behauptungen
aufgestellt, die eine Entgegnung seitens eines Vertreters
der philosophischen Disciplinen herausforderten. Erstens
hatte Exner die Zeit der Philosophie für völlig abgelaufen
erklärt, zweitens hatte er die Anwendung der natur¬
wissenschaftlichen Methoden auf Probleme der Geistes¬
wissenschaften als etwas Verfehltes hingestellt. Beiden
Behauptungen tritt B. entgegen. Indem er die Gründe,
die Exner für seine Ansichten geltend macht, scharf
formuliert, gelingt es ihm leicht, die Schwäche von
Exners Argumenten aufzuweisen.
Exner meinte seine erste Behauptung durch den
Hinweis auf den Verfall der philosophischen Production
und auf den Mangel eines Interesses an philosophischen
Fragen in weiteren Kreisen stützen zu können. B.
gibt zu, dass die Menge und der Umfang der heute
erscheinenden philosophischen Werke gering sei im Ver¬
gleich zu der Production, wie sie die Zeit eines Hegel
und Schelling aufzuweisen gehabt. Aber was an Quantität
verloren gegangen sei, das ersetze, und zwar jedenfalls
zum Heile der Wissenschaft, die Qualität des gegenwärtig
in der Philosophie Gebotenen, wo an Stelle der früher
beliebten apriorischen Behauptungen das Bestreben sich
geltend mache, alles Behauptete auch zu beweisen.
Was den angeblichen Mangel des philosophischen Inter¬
esses in weiteren Kreisen betrifft, weist B. nach,
dass im Gegentheil dieses Interesse ein sehr reges sei.
Denn ist das Interesse an der Descendenztheorie, an
hypnotischen und spiritistischen Thatsachen und Theo¬
rien, an den Werken eines Tolstoi und Ibsen kein Inter¬
esse an in erster Linie philosophischen Fragen? Und
nun zeigt B. in einem mit feiner Ironie gewürzten
Passus, wie reich an philosophischen Problemen Exners
eigene Darbietungen seien. Mit Genugthuung kann B.
hervorheben, dass das allgemeine Interesse, welches Exners
Rede erregt, der beste Beweis dafür sei, dass auch weitere
Kreise philosophischen Fragen gegenüber nichts weniger
als gleichgiltig sind. — Was die Argumente für Exners
ablehnende Stellung gegenüber der Anwendung natur¬
wissenschaftlicher Methoden auf Probleme der Philosophie
und Sociologie betrifft, so zeigt B., wie Exner mit
der »Naturwissenschaft« fast ausschliesslich die Mechanik
meint. Die Methode dieser Wissenschaft auf die Geistes¬
wissenschaften anzuwenden, hält auch B. für etwas
Verfehltes. Doch übersieht Exner, dass es neben der
Mechanik auch noch andere Zweige der Naturwissen¬
schaften gibt, in denen die Mathematik keine Rolle spielt
und um diese letzteren Zweige der Naturwissenschaften
handelt es sich, wenn man von der Anwendung natur¬
wissenschaftlicher Methoden auf Probleme der Geistes¬
wissenschaften spricht. Was Exner an historischen »That¬
sachen« für seine Ansicht über diesen Punkt anführt,
erweist sich bei näherer Betrachtung als in keiner Weise
stichhältig. — Dies das Skelett von B.’s Entgegnung
auf Exners gegen die Philosophie und ihre Methode
gerichteten Angriffe. In einem Punkte wird man aber
Exnern Recht geben müssen. Es ist Thatsache, dass
naturwissenschaftliche Redewendungen in einer die Klar¬
heit durchaus nicht fördernden Weise in Gebiete ein¬
gedrungen sind, wo sie nur analogice einen Sinn haben
können. Das vergisst man aber und überträgt ohneweiters
Sätze, die in einem Gebiete vielleicht gelten, auf das
andere. Nach meiner Meinung eifert z. B. Exner mit
Recht dagegen, dass man den Staat als »socialen Körper«
u. dgl. bezeichne. B. findet dies nicht tadelnswert.
Und doch ist der Staat kein Körper — es fehlt ja der
continuierliche räumliche Zusammenhang der ihn consti-
tuierenden Theile. Wenn es aber gestattet ist, den Staat
mit einem Körper, einem organischen Wesen, zu ver¬
gleichen, so darf man deshalb doch nicht biologische
Sätze, die im besten Falle für den wirklichen Körper
gelten, auf den Staatskörper übertragen. Und dies eben
geschieht heute nur allzuoft. (Man vergleiche etwa
Jodls Aufsatz »Moral in history«.) Diese Uebertragungen
gehören doch auch zu den Verkehrtheiten in der An¬
wendung naturwissenschaftlicher Methode auf die Geistes¬
wissenschaften , Verkehrtheiten, von denen B. selbst
fünf Fälle aufzählt. — Leider hat der Verleger durch
einen gegen den Willen und ohne das Vorwissen des
Autors verhältnismässig hochgestellten Preis einermöglichst
weiten Verbreitung der Schrift, besonders in studentischen
Kreisen, empfindliche Hindernisse in den Weg gelegt
Wir wollen jedoch hoffen, dass die in der Schrift ent¬
haltenen Wahrheiten sich trotzdem den Weg in die
weitesten Kreise bahnen und die auch in Exners Rede
zutage getretene Geringschätzung der Philosophie in das
Gegentheil verkehren helfen werden.
Wien. Dr. K. Twardowski.
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359
Nr. 12. -r- Oestbrreichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
360
Morawski, Ks. Maryan, T. J., prof. Uniw. Jag. Wydanie drugie
przerobione: CelowoSc w naturze, Studyum przvrodniczo-
filozoficzne. Krakow. Druk Wl. L. Anczyc & Cpie., 1891.
(Die Zweckmässigkeit in der Natur. Naturphilosophische
Studien. Herausgegeben von P. Mar. Morawski, S. J., Prof, an
der Jagell. Univ. in Krakau. Zweite umgearbeitete Auflage. Krakau.
Gedruckt bei Lad. L. Anczyc & Cpie. 1891.)
Der Verf. stellt sich den Beweis zur Aufgabe,
dass die zweckmässige Einrichtung in der Natur zur
Annahme der Existenz des ersten, weisesten Architekten
des Weltalls führen muss. Zu diesem Behufe betrachtet
er die zweckmässige Einrichtung in der Natur selbst,
indem er ihre drei Reiche näher ins Auge fasst
und die Zweckmässigkeit eines jeden mit gutgewählten
Beispielen beleuchtet (Artikel II, III). Die Materialisten
leugnen zwar nicht die zweckmässige Einrichtung in der
Natur, sie bestreiten aber, dass sie absichtlich so ein¬
gerichtet sei; sie schreiben diese Ordnung im Weltall
nur einem Zufall zu, wie Lucretius und die Encyklopä-
disten, oder der Nothwendigkeit oder dem Evolutionismus
und Selectionismus, wie Darwin und Spencer. Der Verf.
widerlegt die materialistischen Einwürfe mit schlagenden
Gründen (Artikel IV). Nachdem er durchgeführt, dass
die Natur nicht nur zweckmässig eingerichtet sei, sondern
dass sie auch mit Absicht ihren Zwecken zustrebe, stellt
er sich (im V. Artikel) logisch die Frage, ob die Ver¬
nunft, die alles so zweckmässig eingerichtet hat, in
oder ausser der Natur sich befinde, um auf diesem
Wege den Pantheisten, die das erstere behaupten, ent¬
gegenzutreten. Das thut der Verfasser zuerst deducendo
quaestionem ad absurdum , indem er ihnen die Frage
zu lösen gibt, wie eine absichtliche Handlung ohne Be¬
wusstsein zu verstehen sei ? — und zweitens aus der
Betrachtung der Handlungsweise der Natur selbst, aus
der ersichtlich ist, dass es in ihr keine immanente Ver¬
nunft gibt. Im VII. Artikel geht er näher in die Betrach¬
tung des Menschen, als des Herrn, des Königs und des
Zweckes der vernunftlosen Natur ein, wobei er die
Gegner der anthropocentrischen Theorie, wie P. Janet,
Cartesius, Leibnitz und and. bekämpft; im VII. Abschnitt
gelangt er zur causa prima der zweckmässigen Ordnung
im Weltall — zu Gott. Eingehend polemisiert er gegen
Kant, der den Theologen vorwirft, dass sie bei der An¬
wendung des teleologischen Beweises für Gottes Existenz
den rechten Weg der Empirie verlassen und einen Sprung
zum ontologischen Beweise machen, da man doch
aus dem teleologischen Beweise nur auf die Existenz
eines relativ, proportionell vollkommenen Wesens schliessen
könne. Endlich erörtert er im VIII. Abschnitt, dass
nicht Bedürfnis, sondern nur die Güte allein Gott zur
Schöpfung der Welt bewogen habe und betrachtet
im letzten Artikel das gegenseitige Verhältnis der materiellen
und moralischen Ordnung. Der Verf. lässt sein Buch in
die Worte ausklingen: »Die Natur, d ; c jetzt zu einer Heidin
geworden ist, ist dennoch, auf ihre eigene Art und Weise,
naturaliter christiana. Lasst sie nur reden, was sie will,
und von den einzelnen Naturerscheinungen und Gesetzen
wird sie euch zur Zweckmässigkeit, von der Zweckmässig¬
keit zur erschaffenden Weisheit und von Weisheit zur Liebe
Gottes hinführen, und das letzte Wort der Wissenschaft,
wie auch der Zweck des Gesetzes wird die Liebe sein.«
Das bedeutsame und auch formell hervorragende Werk
sollte recht bald in deutscher oder französischer Sprache
weiteren Kreisen zugänglich werden.
Wien. Dr. Franz Gabryl.
Eitel borg, Dr. A.: Unmoderne Ansichten über die moderne
Cultur. Wien und Leipzig, Willi. Altmann. 1892. 8°. (131 S.)
Der Verf. bewegt sich auf den ausgetretenen Pfaden der
»modernen« Weltanschauung. Weshalb er seine Ansichten »un¬
moderne« nennt, ist nicht zu ersehen; wir haben in denselben
nichts gefunden, was unsere »auf der Höhe der Zeit« stehenden
Journale und Populärwerke nicht schon in ungezählten Variationen
vorgesagt hätten. Wenn etwas daran eigenartig anmuthet, so
ist es die Naivetät, mit der der Verf., ohne nur zur Seite zu
blicken, seinen Standpunkt für den unbestritten richtigen hält.
Wo er z. B. über Glaubenswechsel spricht, kennt er nur zwei
Motive für denselben: Eigennutz oder die Ermöglichung einer
Eheschlicssung. Dass jemand aus Erkenntnis des Wahren, aus
ehrlicher Ueberzeugung übertrete, fällt gar nicht in den Kreis
seiner Gedanken, da — wie aus einer gelegentlichen Bemerkung
zu ersehen ist — eine positive Religion in seinen Augen nur für
bornierte Menschen Wert hat und es ganz gleichgiltig ist, »in
welcher Confession jemand nichts glaubt«. (S. 66.) — Die Schrift
umfasst die Capitel: »Bildung und Charakter«, »Einsame Menschen«,
»Ueber den Glaubenswechsel«, »Arischer Semitismus«, »Se¬
mitscher Antisemitismus«, »Hygiene des Leibes und der Seele«,
»Ueber den Selbstmord«, »Moderne Ehen«. Ueberall schwimmt
der Verf. mit dem breiten Strom der »öffentlichen Meinung«,
redet mit ihren Phrasen, denkt mit ihren Gedanken; so gewinnt
das Büchlein die eine Bedeutung, dass es ungewollt die typische
Selbstcharakteristik des modernen »Reform«-Menschen darbietet.
Als solche acceptieren wir es. R.
Doss P. Adolph v., S. J.: Gedanken und Rathschläge, ge¬
bildeten Jünglingen zur Beherzigung. Achte Auflage, mit Titel¬
bild. Freiburg i. Br., Herder, 1892. 8°. (XII u. 568 S.) fl. 1.80.
Das Buch hat seinen Weg längst gefunden und erfährt
schon seit drei Auflagen nach des Verf. Tode, erst von P. Aug.
Lern kühl S. J., nun von P. H. Scheid S. J. durchgesehen,
immer weitere Verbreitung. Es sieht schwerfällig aus und wird
dem, der dann nur blättern will, nicht viel bieten. Dem aber,
der es einmal studiert hat, öffnet sich die ganze Fülle von
Weisheit, die darin verborgen liegt. Es ist ein gutes Zeichen unserer
Zeit, dass ein derartiges Buch so reichen Anklang findet. Einen
Wunsch möchte Ref. hinsichtlich künftiger Ausgaben aussprechen,
der sich freilich nur auf eine nebensächliche Aeusserlichket be¬
zieht : es berührt das Auge unangenehm und sieht vordringlich
aus, dass fast jedes stärker zu betonende wichtigere Wort ge¬
sperrt gedruckt ist. Eine solche Bevormundung des Lesers wirkt
störend und bietet auch dem Auge kein angenehmes Bild. Grössere
Sparsamkeit im Betonen wird das einzelne wirklich hervorragend
Wichtige, das nun leicht in all* dem Hervorgehobenen verloren
geht, besser zum Ausdruck bringen. Sch.
Philosophisches Jahrbuch. Auf Veranlassg. u. m. Unterstützg
d. Görres-Gesellsch. hrsg. v. Dr. C. Gutberiet. (Fulda, Actien-
Druckcrei.) VI, 1. u. 2.
(1.) Pohle, Ueb. d. actuale Bestimmtheit d. unendlich
Kleinen. — K i e fl, Gassendi’s Skepticismus u. s. Stellg. z. Mate¬
rialismus. — Schmid F., D. Begriff d. »Wahren« (Schl, in Heft 2).
— Achelis, D. Begriff d. Unbewussten in psycholog. u. erkenntnis-
theoret. Hinsicht bei Ed. v. Hartmann. — Lud ewig, D. Substanz¬
begriff b. Cartesius im Zusammenhang m. d. scholast. u. neueren
Philosophie. — Rec., u. a.: Gegen d. Materialismus (Schanz); —
Twardowski, Idee u. Perception (Ludewig); — Borinski,
Grundzüge d. Systems d. articulierten Phonetik (Gutberiet); —
Hammerstein, Gottesbeweise u. Diepolder, Darwin’s Grund-
princip d. Abstammgslehre (Pfeifer). — Pfeifer, In Sachen der
optischen Welttheorie. — (2.) Uebinger, Begriff d. Philosophie.
— Isenkrahe, D. Objectivität u. d. Sicherheit d. Erkenntnis.—
Bahlmann, D. Grundplan d. mei.schl. Wissensch. — Baumker,
Hdschriftl. zu d. Werken d. Alanus. — Rcc., a. a.: Carus, The
Soul of Man (Pohle). — Pohle u. Schmitt, Bibliographie der
phil. Erscheingen d. J. 1892. — ln jedem Hefte: Zeitschriften¬
schau. — Miscellen u. Nachrichten.
Gymnasium. XI, 10 u. 11.
(10.) Golling, D. Studienreisen österr. Lehrer nach Italien
und Griechenland. — (11.) Vollbrecht, D. Unterricht im Latein,
in e. combin. Gymn.-Secunda. — In jeder Nr.: Recensionen. —
Programmschau. — Zeitschriftenschau.
Kathol. Schulzeitung f. Norddeutschiand. X, 17—22.
(17.) Neu mann, Frdr. Harkort. — D. Behandlg. d. ver¬
wahrlosten u. Verbrecher. Jugend. — (18.) D. Pädagogik in d.
4 Büchern d. Nachfolge Christi von Thomas v. Kempen. II, b.
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361
Nr. 12. — Oesterrkichisches Litteraturbi.att. — II. Jahrgang.
362
(III in Nr. 19). — Wen dt, D. Naturgesetze d. Seelenlebens (Schl,
in Nr. 20). — D. Religion in d. modernen Schule. — (21.) D.
Hauptformen d. Zucht u. d. pädagog. Strafe. — (22.) Schaffer,
Unsere Vereinsaufgaben. — In jeder Nr.: Versammlgs.- u. Vereins¬
berichte, Schulchronik etc.
Praxis d. kath. Volksschule. II, 6—10.
(6.) Hemmersbach, Z. Methodik d. Relig.-Unterr. in d.
Volksschule. — Kiefer, D. vermittelnde Aufgabe d. 1. Schuljahres.
— H. M., Anschaugsunterr.: D. Schneeglöckchen. — Sladeczek,
D. Fleisch (Schl, in Nr. 9). — (7.) Thamm, Sprach- u. Lehrfehler.
— Sc hink, Ueb. d. Kunst d. Lautsprechens u. Lautlesens in d.
Schule (Schl, in Nr. 8). — Felke, D. Knabe im Garten. — (8)
Wie ist e. Herbarium anzulegen u. z. behandeln? — Etwas üb.
Excursionen. — H. M., D. »Aufsätzchen« im 2. Schuljahr. —
Schink, Festungs-Fussball. — (9.) .Krause, Flach- u. Flächen¬
ornament in d. Volksschule. — (10.) Holtz, Was u. wie sollen
d. Volksschüler mit d. Feder schreiben lernen? I. — Ks. Fried¬
rich II. in s. Bedeutg. f. d. Schule.
Chrlstl.-pfldagoglsche Blätter. XVI. 9—11.
(9.) Papst Leo XIII. u. d. Schule (Forts, in Nr. 10 u. 11). —
Katechet. Lehrart (Forts, in Nr. 10). — D. Schulgebet in d.
Schulen Wiens. — (10.) Berechtigte Fordergen. d. Eltern an. d.
Schule u. der Schule an d. Eltern. — Sladeczek, Stellg. u.
Pflichten d. kath. Lehrers gegenüber d. herrschenden Zeitgeiste I.
(II in Nr. 11.) — D. religiös. Uebgen. an d. Wiener Volksschulen.
— In jeder Nr.: Gesetze u. Verordngen.; — Correspondenzen; —
Mannigfaltiges; — Litteraturbericht.
Revue philosophlque. XVIII, 5.
Dauriac .Psychologie du musicien. I. L’evolution des apti-
dudes musicales. — Houssay, La sociabilite et la morale chez
les animauz. — Marchesini, Sur les idees generales. — Notes
et discussions. — Revue de pathologie mentale. — Analyses et
comptes rendus. — Laboratoire de psychologie physiologique. —
Revue des periodiques.
Neue Erscheinungen:
Blumberger F., Einführg. in die Psychologie, allgem. Untcr-
richtslehre u. Schulkde. Köln, Du Mont.-Schauberg (VIII, 123S.)
fl. —.96.
Ger lach G. Th., Freie Anschaugen. üb. d. Weltall u. d. Leben
im Ggensatz. z. theolog. Lehren. Lpzg., Spohr (VIII, 108 S.)
fl. —.90.
Grabowsky N., D. Phil. d. Liebe. Ebd. (III, 40 S.) fl. —.60.
Güntzel F. E., E. Blick in d. Werkstatt der Weltgesch. Natur-
philos. Reflexionen. Ebd. (III, 240 S.) fl. 2.10.
Preyer W., D. geistige Entwicklg. in d. ersten Kindheit, nebst
Anweisgen. f. Eltern, dieselbe zu beobachten. Stuttg., Union
(IX, 201 S.) fl. 2.40.
Unser Kind, Autzeichngen aus d. ersten Lebensjahren. Gotha.
Behrend (68 S.) fl. 2.40.
Caird J., Einleitg. in d, Religionsphil. Vom Verf. autoris. Übersetzg.
von A. Ritter, Zürich, Höhr u. Faesy. (XIV, 282 S.) fl. 3.—.
Moosherr Th., A. E. Biedermann nach s. allg. phil. Stellg. Berl.,
Speyer & Peters (109 S.) fl. 1.08.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Städte- und Urkundenbücher aus Böhmen, herausgegeben im
Aufträge des Vereines für Geschichte der Deutschen in
Böhmen von Dr. Ludwig Schlesinger. Prag (Leipzig,
F. Brockhaus in Comm.), 1876—1892, gr. 4°. I. Band: Beiträge
zur Geschichte Böhmens, Abth. IV : Städtebücher, 1. Band :
Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526. (VIII u.
236 S.) fl. 5.40. — II. Band : Urkundenbuch der Stadt
Saaz bis zum Jahre 1526. (VII u. 292 S.) fl. 7.20.
Wer wie der Ref. die grossen Schwierigkeiten
kennt, die sich heutzutage den Landespublicationen
entgegenstellen, der wird sich nicht wundern über die
lange Frist, welche das Erscheinen des ersten Bandes
von dem des zweiten trennt — Bände, die durchschnitt¬
lich 30 Bogen 4° umfassen. Für ihn also mussten die
Worte der Entschuldigung nicht gesprochen werden,
welche der Einleitung dem zweiten Bande vorangeschickt
sind, wohl aber für den Abonnentenkreis, der ohne
die Schwierigkeiten auch im entferntesten zu ahnen,
Rechenschaft wünscht über den Verbleib seiner Leistungen.
Nun, auf dieses Hilfsmittel allein gestüzt, werden alle
Veröffentlichungen eines Vereines für Landeskunde, er
mag welchen Namen immer führen, mag weitere oder
engere Kreise an sich zu ziehen verstanden haben, immer
nur schwere Geburten sein. Mitgliedsbeiträge allein,
besonders solche von der Höhe, die in Oesterreich durch¬
schnittlich beliebt ist, müssen Jahrhunderte hindurch
sicher zufliessen, wenn wirklich einigermassen Nennens-
werthes ihnen seinen Ursprung verdanken soll. Umsomehr
verdienstvoll und nachahmenswerth ist dann aber die zur
Beurtheilung vorliegende Bearbeitung des Urkunden-
Materiales der beiden böhmischen Städte, auf welche in
der That der genannte Verein ein gewisses Vorrecht hat.
Der Titel »Stadtbuch«, der dem Urkunden-Register-
und Excerptenbuche von Brüx gegeben ist, und die ent¬
sprechende Abänderung des Gesammttitels der IV. Ab¬
theilung in »Städte- und Urkundenbücher aus Böhmen«
anlässlich der Veröffentlichung des 2. Bandes, gefällt mir
nicht, da dies leicht zu einem Missverständnisse führen
kann und Dinge vermuthen lässt, die nicht in der sonst
so werthvollen Veröffentlichung des »Vereines für Ge¬
schichte der Deutschen in Böhmen« gefunden werden.
Es erinnert das nämlich sehr stark an die »Stadtbücher«
auch »Grosse Stadtbücher«, jene städtischen Rechstquellen
des Mittelalters, welche die Handfesten, Rathsverordnun¬
gen, Weisthümer, das Urbar, Einkünfteverzeichnis und
Verzeichnis der Verfehmten und noch manche andere
Aufzeichnung, die man in dem vorliegenden Werke ver¬
geblich sucht, aber an Privaturkunden verhältnismässig
nur sehr wenig enthielten. Die Quelle allerdings, aus der
unsere Publication vorwiegend schöpft, mochte ursprünglich
als solches Stadtbuch gedacht sein, dann durfte aber nur
auf einen einfachen Abdruck derselben jener Titel gesetzt
werden. Die anderen Quellen nun, die Privaturkunden,
die in die Publication hineingezogen sind, und eben des¬
halb ihren Werth so sehr erhöhen, beeinträchtigen
andererseits die Berechtigung jener Aufschrift, die auch
dann nicht gewahrt blieb, wenn etwa chronikalisches
Materiale Aufnahme fand, wie dies beim I. Band der
Fall ist. Schon im II.Bande musste darauf verzichtet werden
und es würde sich meines Erachtens überhaupt empfohlen
haben, diesen Stoff in einen einzig auf alle böhmische
Städte berechneten Band zusammenzustellen, wodurch
auch Wiederholungen besser vermieden wären.
Im übrigen verdienen Umsicht und Auswahl bezüg¬
lich der zusammengetragenen Stoffe alles Lob ; die kurzen
Regeste vor den ganz abgedruckten Stücken sind geradezu
mustergiltig. Wo kein Abdruck folgt, musste selbstver¬
ständlich an die Stelle des Kopfregestes ein Auszug
treten, der den Hauptinhalt der Urkunden erkennen lässt;
vielleicht hätte in solchen Fällen häufige Anwendung des
Citats der wichtigsten Stellen hinzutreten können. Wenn
sich auch vor den tschechischen Stücken nur kurze
Kopfregesten finden, so ist darin jedenfalls ein Beweis
zu erblicken, dass es den Deutschen in Böhmen keine
Schwierigkeit bereitet, sich von der Richtigkeit in der
Aufschrift gänzlich zu überzeugen. Ob aber nicht doch
für weitere Kreise auch in solchen Fällen sich ein aus¬
führlicheres Regest empfohlen haben würde, gibt Ref.
den Redacteuren der folgenden Bände zu bedenken, aus¬
genommen sie legen auf eine grössere Verbreitung ihrer
Arbeit keinen Werth.
Wien. Dr. J. Lampel.
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Google
363
Nr. 12. — Obstbrrbichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
364
Neues Archiv d. Gesellsch. f. altere deutsche Geschichts¬
kunde. XVIII, 2.
Seckel, Zu d. Acten d. Triburer Synode 895. — Krause,
D. Triburer Acten in d. Chalonser Hdschr. — Bäumer, D. Mic-
rologus, e. Werk Bcrnolds v. Constanz. — Dietrich, Ueb.
Paulinzeller Urkk. u. Sigeboto’s-Vita Paulinae. — Wattenbach,
Beschreibg. e. Hdschr. d. Stadtbibliothek zu Reims. — Bretholz,
D. ünterschr. in d. gall. Concilien d. 6. u. 7. Jhdts. — Krusch,
Reise nach Frankreich 1892. — Miscellen, Nachrichten.
Mittheilgen d. Ver.f.Gesch. d. Deutschen In Böhmen. XXXI, 4.
Bi ermann, Chr. R. d’Elvert. — Neuwirth, D. Baubeginn
d. Frohnleichnams- u. Barbarakirche in Kuttenberg. — Bach¬
mann, D. Vertrag v. Wilemow (24. Fcbr. 1469) u. s. Bedeutg.
— O. Weber, D. Zolltarif f. Böhmen v. J. 1737. — Laube, D.
Grabstein d. Sabina v. Wrzesowitz auf d. Burg zu Graupen. —
Litterar. Beil., u. a.: Gradl, D. Ortsnamen am Fichtelgebirge,
2. Thl.: Slav. Namen; — Tieze, Unse liebe Hejmt. II. (Peters).
Monatsblatt d. k. k. herald. Gesellsch. »Adler«. III, 25-29.
(25.) Friedhof-Nofizen. XXXII. Aufgelassener Stadtfriedhof
zu Brünn. (Forts, in Nr. 26, nebst: XXXIII: Aufgelassener Fried¬
hof zu Obrowitz u. XXXIV: Aufgel. Altbrünner Friedhof.) —
(26.) Bartsch, Steierm. Wappenbuch (Klemme). — (27.) De Raad t,
E. Urk. d. niederländ. Haller v. Hallerstcin u. Tücher. — Drs.,
Herald. Miscellaneen: E. Wappenverkauf im XIV. Jhdt.; E. Porträt
mit Wappen. — (28.) Eypert, Notizen aus d. Bergoberamt- u.
Stadtarchiv zu St. Joachimsthal. — (29.) De Raa dt, E. herald.
Räthsel. — In jeder Nr.: Anfragen u. Antworten.
Geschlchtl. Beilagen zu d. Conslstorial-Gurrenden der
Diöcese St. Pölten. V, Bg. 21, 22.
Frank, Beiträge z. Gesch. d. Pfarre Kühnering (Schl.). —
Schön bau er, Beiträge z. Gesch. d. Pfarre Obergrünbach. —
Weiglsperger f, Beiträge z. Gesch. d. Pfarre Döllersheim.
Bulletino dl Archeologia e Storia Dalmata. XVI, 4.
Bulid, Iscrizioni inedite: Burnum, Salona. — Gatti, Osser-
vazioni alle iscrizioni pubblicate. — Bulic, Descrizione delle
lucerne fittili acquistate dal Museo nell’ a. 1892. — Gatti, Iscri-
zione Salonitana nel Bull. XIV p. 145 n. 83. — Alaccvic,
Estratto dal Libro »Consiliorum« della comunitä di Spalato dal
3 sett. 1358 al 3 maggio 1359. — I. Suppl.: II testamento di
Pietro Canavelli (Forts.). — II. Suppl.: Inchiostri. — Statuti di
Sebenico (Forts.).
Neue Erscheinungen:
Struck W., D. Schlacht b. Nördlingen i. J. 1634. E. Beitr. z.
Gesch. d. 30jähr. Krieges. Stralsund, Regierungs-Buchdr. (VII,
106 S.) fl. 1.80.
Führende Geister, e. Sainmlg. v. Biographien, hrsg. v. A.
Bettelheim. V: G. v. Schulze-Gaevernitz, Thom. Carlyle’s
Welt- u. Gesellschaftsanschaug. Dresd., Ehlermann. (VII,
184 S.) fl. 1.20.
Sperl A„ D. Fahrt nach d. alten Urkunde. Geschichten u. Bilder
aus d. Leben e. deutschböhm. Emigrantengeschlechts. München,
Beck (III, 257 S.) fl. 2.10.
Rocheterie M. de la, Maria Antoniette, Königin v. Frankreich.
Einzig autoris. deutsche Ausg. 2 Bde. Wien, »Austria« (XXVI,
503 u. 495 S. m. Bildn.) fl. 5.—.
Blum H., Auf d. Wege z. deutschen Einheit. Erinnergen. u. Auf¬
zeichngen. e. Mitkämpfers aus d. J. 1867—1870. 2 Bde. Jena,
Costenoble. (VII, 377 u. 360 S.) fl. 6.—.
Pelham H. F., Outlines of Roman history. 6 sh.
Hanotaux G., Histoire du card. de Richelieu. La jeunesse de R.
(1585—1614). La France en 1614. Paris, Didot. 10 fr.
Pruriau M., Louis XVI et la revolution. Paris, Libr.-impr.
reunies. 4 fr.
Soani P., La Dalmatie de 1797 ä 1815. Episode des conquetes
Napoleoniennes. Paris, Picard. 3 fr. 5u c.
Bigarre, Genäral, Memoircs. 1775—1812. Paris, Kolb. 7 fr. 50 c.
Lavisse E. et A. Rambaud, Histoire generale du IV. siede ä
nos jours. I.: Les origines (395—1095). Paris, Colin et Als.
10 Fr. _
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Ho mm ei Fritz: Aufsatze und Abhandlungen arabistisch-
semitologischen Inhalts. Erste Hälfte. München, G. Franz’
Sort. 1892, gr. 8° (128 S. m. e. autogr. Tafel) fl. 4.80.
Das Buch enthält vier Aufsätze, nämlich 1. Zu den
arabischen Inschriften von al- e Ulay (el-Öla); 2. Eine
altarabische Kasside in dreifacher Recension; 3. Die
sprachgeschichtliche Stellung des Bab.-assyrischen einer-
und des Westsemitischen andererseits; 4. Nachträgliches
zum Reich von Ma in.
In dem ersten Aufsatze polemisiert H. zunächst gegen
D. H. Müllers Aufstellungen, welche dieser in seinen
»Epigraphischen Denkmälern aus Arabien« 1889 über
das Alter der minaeischen Inschriften gemacht hat, die er
in das VII. Jahrhundert vor Christo setzt, während
H. nachzuweisen versucht, dass sie spätestens in das
XVII. Jahrhundert, ja vielleicht, wie Ed. Glaser will,
um 2000 v. Chr., zu verlegen seien. Ich halte diesen
Nachweis im Ganzen für gelungen ; auf Einzelheiten ein¬
zugehen, ist hier nicht der Platz. Hierauf folgt eine ein¬
gehende Besprechung der von D. H. Müller publicierten
Inschriften, wobei eine in vielen Einzelheiten sachlich
wohl gerechtfertigte Polemik gegen dessen Erklärungen
und grammatische Ausführungen den Grundton angibt.
Dagegen kann die Art und Weise, in welcher diese
Polemik geführt wird, namentlich aber der Ton persön¬
licher Gereiztheit, der hier, wie auch in der Streitfrage
gegen Jakob Barth im dritten Aufsatze, überall durch-
klingt, nur bedauert werden; das reine Interesse an den
zum Theil wirklich überzeugenden sachlichen Wider¬
legungen und Neuaufstellungen H.’s wird dadurch,
sowie durch die von ihm auch sonst beliebte Formlosig¬
keit, in Fussnoten und Nachschriften seine soeben im
Text ausgesprochenen Ansichten theils weiter auszuführen,
theils wieder, und zwar wesentlich, zu modificieren oder
gar zu widerrufen, oft recht empfindlich getrübt.
Der zweite Aufsatz behandelt eine sehr interessante
Qasidah des e Abid ibn al-’Abras, eines altarabischen
Dichters des VI. Jahrhunderts nach Chr., welche be¬
sonders durch die fast wörtliche Uebereinstimmung (bei
verschiedenem Reim) mit einem Gedichte des Dichter¬
königs Imruulqais (LV bei Ahlwardt) merkwürdig ist.
Die im Titel genannten drei Recensionen sind 1. die des
Tibrizi, 2. die der Jamharah und 3. das genannte Ge¬
dicht des Imruulqais. H. gibt zuerst den Text*) der
ersten Recension mit einer gereimten Uebersetzung, woran
sich ein sehr ausführlicher Commentar mit Heranziehung
der beiden anderen Recensionen und anderer Parallel¬
stellen schliesst. Das Ganze ist eine Meisterleistung aller¬
ersten Ranges, nicht allein durch die philologische
Akribie in Textwiedergabe und Uebersetzung, sondern
auch durch die Fülle des im Commentar gebotenen
sprachwissenschaftlichen und culturgeschichtlichen Mate¬
rials. Ein Anhang enthält einen äusserst werthvollen und
hiemit wärmstens zur Nachahmung empfohlenen, nach
Reim und Metrum angeordneten »Nachweis der Gedichte
des f Abid«.
Im dritten Aufsatze behandelt H. im Anschlüsse
an eine von ihm schon im ersten Bande seiner »Semi¬
tischen Völker und Sprachen« ausgesprochene Ansicht
die These, dass das Babylonisch-assyrische den übrigen
semitischen Idiomen als ein besonderer, selbständig aus
dem Ursemitischen entsprossener Zweig gegenüberstehe,
*) Als eine formale Eigentümlichkeit der Hommelschen
Schule — auch von Dyroff in seinem »Zuhair« befolgt — er¬
scheint die Gewohnheit, die Versenden typographisch nicht in
eine Kante zu bringen. Warum von dieser nicht nur für das
Auge angenehmen und geschmackvollen, sondern auch praktischen
Gepflogenheit — wie es scheint geflissentlich — abgegangen wird,
ist mir nicht recht erfindlich.
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365
Nr. 12. — Oestbrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
366
und dass demgemäss die Angehörigkeit eines Wortes
oder Stammes zu dem Bab.-assyrischen und zu einer
der übrigen (von Hommel unter dem Namen »west¬
semitisch« zusammengefassten) Sprachen genüge, um es
mit Sicherheit dem Bestände des Ursemitischen einzu¬
reihen, das gleichzeitige Vorkommen in mehreren west¬
semitischen Sprachen hingegen, ohne Beleg für das
Bab.*assyrische zunächst nur als Zuweisungsgrund für
die westsemitische Ursprache (von H. »Ursemitisch II«
genannt) gelten könne. Die von Hommel für seine An¬
sicht beigebrachten Beweise anzuführen und zu prüfen,
würde hierzu weit führen; es genüge darauf hinzu weisen,
dass H. in seinen Ausführungen (im »Nachtrag zu
S. 92«) die Frage der semitischen Nominalbildung berührt
und hiebei in, was die sachliche Seite betrifft, überaus
glücklicher Weise für Lagardes Theorie gegen Barths
Hypothese plaidiert.
Der vierte Aufsatz bringt eine Uebersetzung der (in
Autographie wiedergegebenen) Inschrift Hai. 535 und
im Anschlüsse daran interessante Nachträge zum ersten
Aufsatze.
Bei Zusammenfassung meines Urtheils über das
Buch muss ich sagen : selten ist wohl auf so wenigen
Seiten so viel Wichtiges und Neues zur Urgeschichte
der Semiten vorgebracht worden, wie hier; selten wohl
auch hat sich ein Gelehrter selbst so übertroffen, wie
H. es in diesen Aufsätzen gethan hat; und das will
bei ihm nicht wenig sagen. Um so begreiflicher, wenn
nicht zu entschuldigen, ist es, dass auch seine Fehler,
die hauptsächlich in der Form, im »Modus« liegen, in
diesem Werke besonders hervortreten. Möge dies in der
hoffentlich recht bald erscheinenden zweiten Hälfte anders
und besser sein! Meine Freundschaft für den Verfasser
und meine Bewunderung für sein Wissen und Können
geben mir wohl das Recht, diesen Wunsch öffentlich
auszusprechen.
Wien. Dr. Rudolf Geyer.
Klus Jerzy: Polsko-niemiecki i niemlecko-polskl Sfownlk
do uzytku szkolnego i podr$cznego uloiyl wedlug nowy
pisowni. (Klus Georg: Polnisch-deutsches und deutsch-polnisches
Wörterbuch zum Schul- und Handgebrauche, der neuen Recht¬
schreibung angepasst). Teschen, Sigm. Stuks. 1892. 8°. (136 und
200 S.) fl. —.50. (geb. fl. —.65).
Das Büchlein soll in erster Linie dem Schulgebrauch dienen
und der Verf. hat daher den Wortschatz, der in der Volks- und
Mittelschule in Verwendung kommt, seinem Wörterbuche zugrunde
gelegt. Um es im Preise niedrig stellen zu können, sind alle Aus¬
drücke ausgelassen, welche im gewöhnlichen Leben selten Vor¬
kommen, ferner alle zusammengesetzten Wörter, sowie die von
Eigenschaftswörtern mittels der gewöhnlichen Endsilben gebildeten
Substantiva. In diesen bescheiden gezogenen Grenzen wird das
Büchlein seinen Zweck erfüllen. r.
Archiv f. d. Stud. d. neueren Sprachen u. Literaturen. XC, 3.
Zupitza, The Prouerbis of Wysdom. — Ryssel, D. syr.
Uebersetzg. d. Pseudo-Callisthenes. — Bolte, Nachträgliches z.
Märchen v. Tanze d. Mönches im Dornbusch. — Kl. Mittheilgen.
Neue Jahrb. f. Philologie u. Pädagogik. CXLV u. CXLVI, 12.
(CXLV.) Scotland, D. 20. buch d. Odyssee. — Pökel,
Z. Odyssee s 342, 358, 360. — E. Lange, D. bedeutg. v. otpex^
b. Thukydides. — Drexler, Misceil. XI—XVII. — J. Lange,
Zu Corn. Nepos. — Götze, Zu d. latein. panegyrikern. — Lewy,
Schattenlosigkt. — Stangl, Zu Lactantius inst. III, 17, 2. —
(CXLVI.) Hermann, D. histor. cultursprachen u. d. vergl.
Philologie. — Olzscha, D. körperl, erziehg. in d. petites ecoles
v. Port-Royal. — Lentz, D. sprachl. darstellgsfähigkt. u. d. auf-
satzthemata. — Anzeig., u. a.: Kautzmann, Pfaff u. Schmidt,
Latein, lese- u. übgsbücher (Poetzsch); — Wohlrab, D. altclass.
realien im gymnasium (Meitzer); — Weyhe, Boileau’s Satiren in
freier nachbildg. (Anton); — Lehrmittel f. d. deutsche (Mathias).
Journal asiatique. VIII. Serie, XX, 2 u. 3.
(2.) Leon Feer, L’enfer indien. — Halevy, La correspon-
dance d’Amenophis III. et d’Amenophis IV. (fin.) — (3.) v. Bcr-
chem, Lettre ä M. Barbier de Meynard sur le projet d’un corpus
inscript. arabicarum. — Nouvelles et melanges.
Revue celtique. XIV, 2.
Doltin, Etudes sur la prononciation actuelle d’un dialectc
irlandais. — Nettlau, On the Irish Text Togail Bruidne da
Derga and connected Stories. — D’Arbois de Jubainville, Lc
dieu Maponus, pres de Lyon. — Turneysen, La lamentation
de l’Irlande. — Thedenat, Noms gaulois barbares ou supposes
tels, tires des inscriptions. — Melanges.
Neue Erscheinungen:
Staarstecher J., Heinr. Heine, d. Antisemit u. Nihilist. Bausteine
zum H.-Denkmal, aus H.'s sämmtl. Wken zusammengetragen.
Köln, Bachem. (56 S.) fl. —.60.
Deike K., D. Jobsiadendichter C. A. Kortum. S. Leben u. s.
Schriften. Mühlheim, Baedeker (IV, 111 S.) fl. 1.20.
Böhm G., L. Wekhrlin (1739—1792.) E. Publicistenleben d.
18. Jhdts. München, Beck (IX, 323 S.) fl. 3.—
Mühl an A., Jean Chapelain. E. biogr.-krit. Studie. Lpz., Fock.
(V, 124 S.) fl. 210.
Mannissadjian J. J., Lehrb. d. mod. osman. Sprache (Lehr¬
bücher d. Seminars f. Orient. Spr. zu Berlin. XI.) Berl., Spemann
(XX, 394 S.) fl. 9.60.
Steinthal H. u. F. Misteli, Abriss d. Sprachw. II. (Charakteristik
d. hauptsächl. Typen d. Sprachbaues v. F. Misteli, Neubearbeitg.
d. Wks. v. H. St., 1861). Berl., Dümmler (XXVI, 612 S.)fl. 6.60.
Büttner R., Porcius Licinus u. d. litterar. Kreis des Q. Lutatius
Catulus. E. Beitr. z. Gesch. u. Kritik d. röm. Litt. Lpz., Teubner.
(III, 206 S.) fl. 3.—.
Cicero, epist. libri XVI, ed. L. Mendelssohn. Acced. tabulae
chronolog. ab A. Koernero et O. E. Schmidtio confectae. Ebd.
(XXXIII, 460 S.) fl. 7.20.
Jeep L., Z. Gesch. d. Lehr© v. d. Redetheilen bei d. latein.
Grammatikern. Ebd. (XVII, 316 S.) fl. 4.80.
Schlee J., Scholia Terentiana. Ebd. (VII, 184 S.) fl. 1.20.
Schmidt O. E., D. Briefwechsel d. M. Tullius Cicero v. s.
Proconsulat in Cilicien bis z. Caesars Ermordg., nebst e. Neudr.
d. XII. u. XIII. B. d. Briefe an Atticus. Ebd. (XI, 535 S.) fl. 7.20.
Kunst und Kunstgeschichte.
Repertorium f. Kunstwissenschaft. XVI, 3.
Schmarsow, D. Capelia dell’ Assunta im Dome zu Prato.
— Vöge, D. Mindener Bilderhandschriftengruppe. — Wurz¬
bach, Wann war d. Meister E. S. in d. Niederlanden? — Dehio,
Zwei Probleme z. Gesch. d. Anfänge d. roman. Baustils. — Berichte
u. Mitthlgen. — Litteraturbericht.
Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft. IX, 1 u. 2.
Schwartz, H. L. Hassler unter d. Einfluss d. italien.
Madrigalisten. — Hamme rieh u. Elling, D. Musik am Hofe
Christian’s IV. v. Dänemark. — Scherer C., Gertrud Elis.
Schmeling u. ihre Beziehungen zu R. E. Raspe u. C. Matthaei. —
Levinsohn, D. Entstehgszeit d. Ouvertüre z. Leonore Nr. 1,
Op. 138. — Friedlaender, Fälschgen. in Schuberts Liedern. —
Wolf J., E. anon. Musiktractact d. XI. u. XII. Jhdts. — Kritiken.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 5. u. 6.
(5) D. gothische Marienbildnis v. Waldstein. — Die Kirchen
zu Gaishorn. — Vom diesjährigen Jubiläum d. hl. Vaters. — Sieben
Meisterwerke d. Malerei (Forts, in Nr. 6). — Bergervoort, Archäolog.
Ehrengabe d. »Röm. Quartalschr.« zu De Rossi’s 70. Geburtstag.
— D. Heiligenblut-Gefäss in Friesach. — Buchbesprechg. — (6.)
Z. Schutze d. Kunst-Inventares uns. Kirchen. — D. Pieta d.
Hochaltares v. Weizberg.
Anzeiger d. Münchener Künstler-Genossenschaft. II, 10—16.
(10.) Zum Gedächtnis. — Deutsche Gesellsch. z. Befördcrg.
rationeller Malverfahren. — Aus vergangener Zeit. IV. (V u. VI
in Nr. 11 u. 15). — (11.) Alois Gabi f. — (12.) Hörmann,
Von Pyreicus dem Kothmaler u. einigem A., oder Was nennen
wir Kunst? (F. B. — Schl, in Nr. 14). — (13.) Rieh. Gross,
E. altes Thema (Schl, in Nr. 14). — (16.) Zur Lage. — Tobler,
Bibliothek d. Münchener Künstlergenossenschaft.
Neue Erscheinungen:
Hynais V., Kinderfriese. Stuttg., Hoffmann, qu.-Fol. (18 Taf.)
fl. 12 —.
Röiycki K. v. f D. Kupferstiche Danzigs, Bertling (44 S.) fl. 1.20.
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307
Nr. 12. — Okstkrrkichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
368
Dreves G. M., Aurelius Ambrosius, »D. Vater d. Kirchengesanges«.
E. hymnolog. Studie. (»Stimmen aus M. Laach.« Erg.-Heft 58)
Freiburg, Herder (VII, 146 S.) fl. 1.20.
llildebrand A., D. Problem d. Form in d. bild. Kunst. Strassbg.,
Ileitz (127 S.) fl. 1.20.
Werke d. Bildhauerkunst v. Friedhof in Genua. Zürich, Orell &
Füssli (20 Photogr.) 4°. fl. 3.60.
Ludwig H., D. Technik d. Oelmalerei. Lpz., Engelmann. 2 Thle.
(XIII, 169 u. XX, 226 S.) fl. 3.—.
Wiegand F., E. Wanderg. durch d. röm. Katakomben, Vortr.
Lpz , Deichert (39 S.) fl. —.45.
Musiol R., Th. Körner u. s. Beziehgen. z. Musik. Musikhistor.
Studie. Ratibor, Simmich (86 S.) fl. —.90.
Länder- und Völkerkunde.
KUhnel, P.: I. Die slavischen Orts- und Flurnamen der
Oberlausilz. Gesammelt und erklärt. (Sonderabdruck aus dem
Neuen Lausitzischen Magazin, Band 66 und 67.) Heft 1 und 2.
Leipzig, Commissionsverlag von K. F. Köhlers Antiquarium.
1891. gr. 8°. (53 u. 84 S.) fl. 1.80.
— —, II. Der Name Schlesien. (Sonderabdruck aus dem
Jahresbericht der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte,
Heft 1.) Ebd. 1892. 8°. (19 S.) fl. —.48.
Die erstere dieser verdienstlichen Schriften soll
mit einem dritten Hefte, in dem u. a. ein Register über
das Ganze versprochen ist, zum Abschlüsse kommen,
mir lagen bloss die beiden ersten Hefte vor. Der Verf.,
der bereits 1881 und 1883 während seines Aufenthaltes
in Mecklenburg die slavischen Orts- und Flurnamen dieses
Landes bearbeitet hatte, unterwirft nunmehr die der Lausitz
auf Grund sorgfältiger geschichtlicher und slavistischer
Studien, bei denen ihm in erster Reihe Miklosichs bahn¬
brechende Arbeiten Führer sind, eingehender Betrachtung.
Es wäre zu wünschen, dass wir von allen deutschen
Ländern, wo einst Slaven gewohnt haben oder noch
wohnen, methodische und erschöpfende Bearbeitung
der Örtlichen Namen und ihrer Andeutschung besässen.
Dann erst würde möglich, das Gemeinsame und das
Locale der altslavischen Namengebung auf deutschem
Boden, sowie die Wechselwirkung zwischen Slaven und
Deutschen auf diesem Gebiete zu übersehen und in einem
wissenschaftlichen Gesammtbilde zu vereinen.
Allgemeineres Interesse als die erste Arbeit darf die
zweite beanspruchen. Das Ergebnis steht zwar seit langem
fest: Schlesien die angedeutschte Form des tschechischen
Slezy, das auf dem altslavischen Plurale *Stl(zi beruht;
letzteres wieder Slavisierung des Namens der im Lande
einst sesshaften germanischen Silingi, eines wandilischen
Stammes, bewerkstelligt nach Verkürzung und Ausstoss
des ersten Vocales, Entfärbung des zweiten (/ zu e ),
Verhallen des darauf folgenden Nasal und Verzischung
des Gutturals hin genau wie in knezi »Fürst« durch
*kunengu aus germ. *ku?iings »König« und andern
Analogien, die S. 8 gesammelt sind. Aber dankenswert
ist K.’s Aufsatz als abschliessend: er stellt die ver¬
schiedenen ältern Erklärungsversuche zusammen, weist
die verfehlten ab, gibt eine Reihe urkundlicher Beleg¬
stellen für die Silingi sowohl wie für die Oertlichkeiten,
in denen ihr slavisierter Name nachhallt, erklärt die
verschiedenen slavischen Durchgangs- und abgeleiteten
Formen und schliesst mit einem Verzeichnisse der ein¬
schlägigen Litteratur. Nur hätte der Verf. Müllenhoffs
Bemerkungen über den Gegenstand (bei Mommsen, Ver¬
zeichnis der römischen Provinzen um 207 und Deutsche
Alterthumskunde 2, 92. 96) einsehen und nicht bloss
nach einem Citat in G. Freytags »Bildern aus der deut¬
schen Vergangenheit« anführen sollen; auch vermisst man
den Hinweis auf Jacob Grimms »Geschichte der deut¬
schen Sprache«, wo (S. 712) bereits seit 1848 Zusammen¬
hang zwischen Schlesien und den Silingi vermuthet ist.
Wien. Dr. Richard Müller.
Wldmann J. V.: Spaziergänge ln den Alpen. Wander¬
studien und Plaudereien. 2. Aull. Frauenfeld, J. Hubers Verlag.
1892. 8°. (312 S.) fl. 2.40.
Auch in dieser Sammlung von Aufsätzen bewährt
sich des Verf. grosses Talent, scharf zu beobachten und
reizend zu plaudern. Dank diesen Vorzügen liest man
Alles, was aus seiner Feder kommt, mit Interesse, wenn
es auch, wie im vorliegenden Falle, nur Wanderungen
durch allbekannte Gegenden der Schweiz, namentlich des
Berner Oberlandes, zum Gegenstände hat. Aber die Kunst
des Verf. besteht eben darin, den Leser möglichst wenig
mit landschaftlichen Schilderungen zu ermüden und
ihm dafür feinsinnige Beobachtungen von Menschen und
Dingen mit eingestreuten Anekdoten, oft auch tief¬
sinnige Gedanken zu bieten. C. Seefeld.
Die katholischen Missionen. 1893, 5 u. 6.
(5.) D. Verein d. heil. Kindheit. — Jullien, E. Reise nach d.
Sinai (Schl, in Heft 6). — Von d. Trümmern e. untergegang.
Volkes (Schl.) — Kämpfe u. Kronen (Forts.). — (6.) D. Gottes¬
haus in Tongking. — In u. um Boroma. — Nachr. aus d. Missionen.
Globus. LXIII, 23 u. 24.
(23.) Krause, Dominica. — Belck, Untersuchgen. u.
Reisen in Transkaukasien, Hoch-Armenien u. Kurdistan. II. —
Klittke, Catats Forschgsreise in Central-Madagaskar (Schl, in
Nr. 24). — Z., Geld u. Socialismus auf. d. Pelau-Inseln. —
(24.) Hahn, Grum-Grschimailos Forschgen. in Turfan (Central¬
asien). — Guntram Schultheiss, »Andrees Globus u. d.
Magyarisicrung in Ungarn«. — Jagd u. Fischfang bei d. See-
Dajaks. — R. A., Zurückweichen d. baskischen Sprache.
Argo. Ztschr. f. krainische Landeskde. — II, 5.
Müllner, Reiseskizzen aus Italien. —v. Radies, Krain im
Leipziger merkantilen Adressbuch v. J. 1804 (Schl.). — v. Radies,
Primus Truber’s Haus in Laibach. — Müllner, Z. Technik d.
Bronze-Fibeln. — Kleine Mittheilgen.
Neue Erscheinungen
Berge mann P., D. Verbreitg. d. Antropophagic üb. d. Erde u.
Ermittlg. einiger Wesenszüge dieses Brauches. Ethnogr.-ethnolog.
Studie. Bunzlau, Kreuschmer. (VII, 53 S.) fl. —.72.
Hildenbrand F. J., Math. Quad u. dessen Europae univ. et
partic. descriptio. E. Beitr. z. Gesch. d. deutschen Kartographie.
Lpzg., Fock. (48 u. 58 S.) 11. 1.20.
Hassan V., D. Wahrheit üb. Emin Pascha, d. ägypt. Aequatorial-
Provinz u. d. Sudan. Aus d. franz. Orig, übers, v. B. Moritz. I.
Berl., Reimer. (XV, 223 S.) fl. 2.10.
Gruson H., Im Reiche d. Lichts. Sonnen, Zodiakallichte, Kometen.
Dämmergslicht - Pyramiden nach d. ältesten ägypt. Quellen.
Braunschw., Westermann. (XII, 207 S.) fl. 4.80.
Joest W., Ethnographisches u. Verwandtes aus Guyana. Lpzg.,
Winter. 4°. (V, 102 S.) fl. 6.—.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Warschauer, Dr. Otto, Professor der Staatswissenschaften an
der techn. Hochschule zu Darmstadl: Geschichte des Socialis-
mus und neueren Communismus. I. Abt.: Saint-Simon u.
der Saint-Simonismus. Leipzig, Fock, 1892, 8*. (X u. 106 S.)
— II. Abt.: Fourier, seine Theorie u. Schule. Ebd., 1893. (VU
u. 131 S.) ä fl. 1.20.
W. gedenkt in 10 — 12 Abtheilungen die gesammte
Geschichte des Socialismus und des neueren Commu¬
nismus dergestalt zu behandeln, dass jede als ein abge¬
schlossenes Ganzes eine erschöpfende Darlegung und
Kritik der Thätigkeit und Lehre eines oder mehrerer
von jenen Männern bietet, welche durch Schrift oder
Agitation entscheidend auf die Entwicklung und Ver¬
breitung der social-revolutionären Ideen der Neuzeit ein-
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369
Nr. 12. — Okstrrrbichischks Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
370
gewirkt und ihren Lebensgang bereits vollbracht haben.
VV. unterscheidet mit Recht drei Richtungen, in welchen
sich die social- revolutionären Bestrebungen der Neuzeit
bewegen: Die socialistische, (vielleicht besser staats-
socialistische), die unterFesthaltung des Privateigenthums an
den Productionsmitteln vom Staate nur die unentgeltliche
Überlassung der letzteren an die Staatsbürger verlangt,
im übrigen aber das Recht der Persönlichkeit mehr oder
minder vollkommen gewahrt wissen will; die commu-
nistische, welche das Privateigenthum an den Productions¬
mitteln verwirft und eine staatlich geleitete gemeinsame
Production und Gütervertheilung verlangt; die anarchisti¬
sche, die ihr Ideal in der durch keine Obrigkeit und
kein Gesetz beschränkten Freiheit des Individuums er¬
blickt. Der ersten Richtung weist der Autor die Saint- !
Simonisten, Fourier, L. Blanc, Rodbertus, Lasalle zu;
der zweiten Babeuf, Owen, Cabet, Marx; der dritten als
classischen Vertreter Proudhon. — In der I. Abth. werden
nun die Thätigkeit und die Lehre Saint-Simon’s und seiner
vornehmlichsten Schüler Enfantin und Bazard in ausser¬
ordentlich klarer und anschaulicher Weise dargelegt und
einer objectiven und im Ganzen zutreffenden Kritik unter¬
zogen, so dass man der Fortsetzung dieser Abhandlungen
gern entgegensehen kann. Wenn W. mit Saint-Simon
namentlich die katholische Kirche anzuklagen gesonnen
scheint, als mangle es in ihr an sittlicher Wertschätzung
der Arbeit, an praktischer Handhabung der Nächstenliebe,
an Würdigung der materiellen Fortschritte der Zeit, so
wird ihn ein tieferer Einblick in ihr Lehrsystem und
ihre Geschichte vom Gegentheile belehren. Was in Saint-
Simon’s Ideen von Nächstenliebe Wahres sich findet, ist
weit reiner in der kirchlichen Lehre enthalten.
In der II. Abtheilung behandelt W. den »Roman¬
tiken des neueren Socialismus, der durch eine Art
communistischer Gemeindewirthschaft mit der Genusssucht
als dem bewegenden Hauptfactor derselben die Gesell¬
schaft zu retten empfahl. F.’s Lebensgang und seine
Theorie, sowie die Ausgestaltung der letzteren vornehm¬
lich durch Considerant und dessen verunglückte Versuche
sie praktisch durchzuführen, finden in leicht fliessender
Darstellung eine eingehende Erörterung aus primären
Quellen. Die Kritik W.’s ist sehr massvoll. Den »Zorn
des Papstes Gregor XVI.«, den F.’s Schriften erregt
haben sollen (S. 78), wird W. ja selbst im Sinne der
»Zurückweisung« der Lehren F.’s verstehen, und inso-
ferne erregen sie, wie die Kritik ergibt, auch seinen »Zorn«.
Wien. F. M. Schindler.
Jäger, Dr. Eugen, Redactcur der »Pfälzer Zeitung«: Die
Agrarfrage der Gegenwart. Socialpolitische Studien, II. Ab¬
theilung. Berlin, Puttkammer u. Mühlbrecht,8° (V u. 384 S.) fl. 3. — .
Der grosse Vorzug des vorl. Buches ist die That-
sache, dass das Buch keine blosse Parteischrift ist. Indem
es die traurige Lage des Bauernstandes am Ende des Mittel¬
alters schildert, würdigt es die Verdienste, welche sich
der Liberalismus dadurch erworben hat, dass er den
Bauernstand aus dieser Lage befreit hat. Diese Aner¬
kennung hindert jedoch den Verf., der voll auf dem
Boden der christlichen Weltanschauung steht, nicht,
darzulegen, wie wenig heutzutage der extreme Capitalismus
und die Landwirthschaft zu einander passen. Wenn man
auch nicht allen Details des vorliegenden Buches bei¬
stimmen mag und muss, so muss doch zugegeben werden,
dass der Grundgedanke der Schrift, — dass der Credit,
wenn er wirklich für die Landwirthschaft von Nutzen
sein soll, sich der Natur derselben anpassen müsse und
dass überhaupt von dem Credite nur die Grundrente in
Anspruch genommen werden dürfe, — eine weise Mahnung
bildet sowohl für den Bauer, wie für Jeden, der ein
Freund des Bauers sein will. Die gefällige und objective
Schreibweise des Buches ist sehr rühmenswerth.
Wien. Dr. H. Misera.
Hlckmann A. L., Prof.: Vergleichende MUnzen-Tabelle
(Wandtafel). 2. Aufl. Wien, G. Freytag u. Berndt. fl. 1.50.
Die vorliegende Auflage dieser als Lehrbehelf für
Schulen eingeführten und auch in Comptoirs und Bureaux
häufig zu findenden Münzen-Tabelle berücksichtigt bereits
i die neuen Münzen der österr.-ung. Kronenwährung. Sie
stellt die Gold- und Silbermünzen, die Wappen und
Flaggen der meisten Staaten der Erde in schönem Farben¬
drucke dar, die Münzen in natürlicher Grösse. In sehr
übersichtlicher Anorduung sind bei jedem einzelnen Lande
auch Bevölkerungszahl, Flächeninhalt, Mass- und Gewichts¬
system und die Paritäten der betreffenden Währung zu
den Währungen aller anderen Reiche verzeichnet. Die
Angabe, ob im einzelnen Falle Währungs- oder blos
Handelsmünzen vorliegen, haben wir nicht überall ge¬
funden. Auf eine Prüfung der Richtigkeit aller statistischen
Daten konnte Ref. sich nicht einlassen. J. M. A. F.
Bungeroth Hermann, Stadtpfarrer in Haigerloch: Der
Simultanstaat, seine Grundlage, sein positives Recht und
seine Entwicklung. II. -IV. Bd. Barmen, Wiemann. 1892. 8°.
(XI u. 163 S.; XII u. 192 S.; X u. 173 S.) fl. 1.44.
B. behandelt in diesen 3 Bänden das Recht der Confessionen
im Simultanstaate, den confessionellen Ausbau des Simultanstaates
und das Verhältnis der evangelischen und katholischen Staats¬
bürger zu einander. Ausgehend von dem Grundgedanken, dass
die evangelische gegenüber der katholischen Kirche die höhere
Form der Verwirklichung des Christenthums darstelle, verlangt er
zunächst für Preussen unbedingtes Aufräumen mit dem Princip
der Parität und volle Unterwerfung der katholischen Kirche unter
den vom Geiste des evangelischen Christenthums getragenen Staat;
ohne das gebe es keinen Frieden mit Rom und keine friedliche
Weiterentwicklung der evangelischen Kirche und Cultur. Diese
Forderung führt B. mit dem ganzen Eifer eines in Vorurtheilen
befangenen Mannes in den oben bezeichneten Richtungen durch.
F. M. S.
Zeitschrift f. Staats- u. Volkswirthschaft. Nr. 19 u. 20.
(19.) Die Cartelle IV. (V. in Nr. 20). — Die »worlds fair«
v. Chicago. — D. Höferecht in N.-Ö. — Donau-Dampfschifffahrtsges.
— (20.) D. amerikan. Währgsfrage. — D. 8stundentag in England.
— Centralstelle f. Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtgen. — In jeder Nr.:
Geldmarkt, Effectenmarkt etc.
Soclalpollt. Centralblatt. II, 35 u. 36.
(35.) Sombart, Kinderarbeit u. Kinderschutz in Italien. —
Quark, D. Ergebnisse d. neuesten sächs. Fabriksarbeiterzählg. f.
d. J. 1892. — Oldenberg, Arbeitslosigkeit im Berliner Brau¬
gewerbe. — D. Arbeitsztg. d. engl. Arbeitsamtes. — D. cvangel.
Arbeitervereine. — (36.) Jastrow, D. Steuerrelation im preuss.
Communalabgaben-Entwurf. — Oldenberg, Arbeitslosigkeit im
Kanalbau. — D. internationale Bergarbeiterkongress. — Z. Vor-
bereitg. d. gewerbl. Sonntagsruhe im deutschen Reich. — Lange,
D. ärztl. Stand u. d. Arbeiterversichcrg. — Gesammtverband d.
evangel. Arbeitervereine u. Evangel.-socialer Congress.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik. 3. F., V, 5.
Neu mann, Z. Lehre v. d. Lohnsätzen. — G re iff, D. 2. Lesg.
d. Entwurfes e. bürg. Gesetzb. f. d. Deutsche Reich. (Forts.)
— Grossman, D. Ergebnisse d. Domänenverpachtg. in Preussen.
— Heiligen stad t, D. Gesellschaften mit beschr. Haftg. i. J.
1892. — Stieda, D. Arbeitszeit im Bäckerei- u. Conditoreigewerbe.
Journal du droit international privö. XX, 3. u. 4.
Lai ne, Des personnes morales en droit international prive.
— Drucker, De la caution judicatum solvi en Allemagne. —
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371
Nr. 12. — Oksterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
372
Pi 11 et, Le droit international prive. — Moulier, De la com-
petence des tribunaux francais a l’egard des etrangers d'aprcs le
projet de reforme du Code de procedure civil. — de Rossi, Execution
des jugements anglais en Italie. — Du droit de reproduction
en matiere de roman feuilleton, dans lc ressort de l’Union pour
la protection des oeuvres litteraires et artistiques.
Giornale degli economistl. 1893, 2. (Februar).
X., La situazione del mercato monetario. — Pareto, Con-
siderazioni sui principii fondamentali dell’ econonva politica pura.
(Forts.) —■ Viti de Marco, La pressione tributaria dell’ imposta
e del prestito (Forts.) — Loria, Nota: l’economia politica al
Consiglio communale di Milano. — Bottoni, Previdenza.
Neue Erscheinungen:
Stintzing W., Nondum est ex empto actio. E. Untersuchg. d.
Lehre v. d. exceptio non adimpleti contractus. Münch., Acker¬
mann. (127 S.) fi. 1.68.
Rowe L. S., D. Gemeindefinanzen v. Berlin u. Paris. Jena, Fischer.
(XIV, 236 S.) n. 4.20.
Weiss Th., D. Behandlg. connexer Civil- u. Strafsachen in d.
Schweiz. Processgesetzgebg. Zürich, Schulthess. (XV, 342 S.)
fl. 1.80.
Dum reicher A. Frh. v., Südostdeutsche Betrachtgn. E. nationale
Denkschr. Lpz., Duncker & Humblot. (VIII, 143 S.) fl. 1.80.
Bücher L., Kl. Schriften polit. Inhalts. Stuttg., Krabbe. (VII,
352 S.) fl. 3.—.
Rambaud P., Resume de droit romain. Paris, Marescq & Cie*
Fr. 5.—.
Marlello T., Dizionario bibliografico dell’ economia politica.
Parte I. Bologna, Virano. 3 1.
Call Frh. v., Gegen d. Siebenbürger Ehen. Vortrag. Wien, Manz.
(47 S.) fl. --.48.
Oetker F., D. strafrechtl. Haftg. d. verantworte Redacteurs. Stuttg.,
Enke. (120 S.) fl. 2.16.
Schmidt-Weissenfels E., Gesch. d. mod. Reichthums in biogr.
u. sachl. Beispielen. Berl., Seehagen. (VIII, 391 S.) fl. 3.60.
Hug G. J., Rundschreiben Leo XIII. üb. d. Arbeiterfrage. Vor¬
träge. St. Gallen, Koppel. (VIII, 135 S.) fl. —.60.
Bücher K, I). Entstehg. d. Volkswirtschaft. 6 Vorträge. Tüb.,
Laupp. (VH, 304 S.) fl. 2.40.
Huber F. C., D. geschichtl. Entwicklg. d. mod. Verkehrs. Ebd
(VII, 232 S.) fl. 2.64.
Hegel G. W. F., Kritik d. Verfassg. Deutschlds. Aus d. hdschr.
Nachl. d. Verf. hrsg v. G. Mollat. Nebst e. Beil. Cassel,
Fischer & Co. (VII, 143 S) fl. 2.40.
Luez A., Ministerverantwortlichkt. u. Staatsgerichtshöfe. E. staats-
rechtl. Abhdlg. Wien, Perles. (51 S.) fl. —.60.
Felix L., Kritik d. Socialismus. Lpzg., Duncker & Humblot.
(VIII, 177 S.) fl. 1.44.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Der eben erschienene zweite Band von Ludvv. Eisenberg’s
»Das Geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon«
(Wien, Daberkows Verlag. 1803) bringt auf 768 Seiten eine Zu¬
sammenstellung von in Wien lebenden Fachschriftstellern und
Gelehrten auf dem Gebiete der Medicin (nebst Thierheilkunde und
Pharmacie) und der Naturwissenschaften. Es mögen nach ungefährer
Schätzung weit über anderthalbtausend Artikel darin enthalten
sein, jeder die biographischen Daten eines auf den bezüglichen
Gebieten thätigen Gelehrten, sowie eine Bibliographie seiner wissen¬
schaftlichen Arbeiten umfassend, wobei in der letzteren auch die
einzelnen Zeitschrift Aufsätze berücksichtigt sind. Durch Aufnahme
aller (auch der bereits verstorbenen) hervorragenden Wiener Ge¬
lehrten der letzten 5 Jahrzehnte erhöht das Buch seinen Wert weit
über den eines Adressenschemas hinaus. Es wäre zu wünschen,
dass die projoctiertcn weiteren vier Bände den beiden vorliegenden
an Reichhaltigkeit und Genauigkeit gleichkommen mögen! Sch.
Meteorologische Zeitschrift. X, 5.
Koppen, Regenwahrscheinlichkeit u. Bewölkg. in d. Verein.
Staaten. - Möller, Z. Dynamik d. Atmosphäre. — Kl. Mitthgn.
u. a.: Hann, Angot üb. d. Normalwerte d. Temperatur, d. Luft¬
drucks u. d. Regens zu Paris. — Ders., Klima v. Sofia. — v.
Kerner, Aenderung d. Bodentemperatur mit d. Seehöhe. — Ders ,
Temperaturumkehrg. mit d. Höhe im Winter. — Breitenlohn er,
Wärmereflexion durch Laubwerk. — Rec., u. a.: King, Obser-
vations and experiments on the fluctuations etc. (Wagner); —
v. B ebb er, D. Wetter in d. barometr. Maxima. (Kassner).
Oesterr. botan. Zeitschrift. XLIII, 6.
v. Wettstein, Untersuchgen üb. Pflanzen d. Oesterr.-ung.
Monarchie. (Forts.) — Franze, Ueb. einige niedere Alpenformen.
— Schiffner, Morphologie u. systemat. Stellg. v. Metzgeriopsis
pusilla (Schl.) — Zukal, Mykolog. Mitthlgen. (Forts.) — Nestler,
Eigenthümlichkten im anatom. Bau d. Laubblätter einiger Ranun-
culaceen (Schl.) — Murr, Z. Flora v. Nordtirol. (Schl.)
Naturwissenschaft!. Wochenschrift. VIII, 16—20.
(19.) Zimmmermann, Dictyodora Libeana Weiss, e. rätsel¬
hafte Versteinerg. — Dreher, Ueb. d. Ursprung u. d. Bedeutg.
d. geometr. Axiome. (Schl, in Nr. 17.) — (17.) D. Gletschergarten
auf d. Adlerfels in Schreiberhau im Riesengebirge. — C. Müller,
D. Fortpflanzg. d. Kuckuck. — (18.) Weinek, Bericht üb. d.
Thätigkt. d. k. k. Sternwarte zu Prag i. J. 1892. — (19.) Regel,
D. 10. Geographentag in Stuttg. — Pechuel-Lösche, D. Polar¬
regionen u. d. Eisbildg. — (20.) Potonie, Was sind Blumen?
Neue Erscheinungen:
Schrentzel W., Ueb. d. Integration d. Differentialgleichg. 2. Ordng.
d. Fuchs’schen Classe m. 3 im Endlichen geleg. singulären
Punkten Berl., Mayer & Müller. gr.-4 ü . (45 S.) fl. 1.20.
Klapälek F., Untersuchgen üb. d. Fauna d. Gewässer Böhmens.
I. Metamorphose d. Trichoptcren. II. Serie. (Archiv d. naturw.
Landesdurchforschg. v. Böhmen. VIII.) Prag, ftivnaö. (143 S.)
II. 1.80.
Walther J., Einleitg. in d. Geologie als histor. Wissenschaft.
Beobachtgen üb. d. Bildg. d. Gesteine u. ihre organ. Einschlüsse.
I. Binomie d. Meeres. Beobachtgcn üb. d. marinen Lebensbezirke
u. Existenzbedingen. Jena, Fischer. (XXX, 196 S.) fl. 3.60.
Koehne E., Deutsche Dendrologie. Kurze Beschrcibg. d. in
Deutschld. im Freien aushalt. Nadel- u. Laubholzgewächse. Mit
etwa 1000 Einzelfig. Stuttg., Enke. (XVI, 602 S.) fl. 8.40.
Dubois E., D. Klimate d. geolog. Verganght. u. ihre Beziehg. z.
Entwicklgsgesch. d. Sonne. Lpzg., Spohr. (VII, 85 S.) fl. —.90.
Kirchner O. u. H. Potonie, D. Geheimnisse d. Blumen. Berl.,
Dümmler. (81 S.) fl. —.60.
Kloock H., Krit. Grundlegg. d. Arithmetik. Bonn, Röhrscheid u.
Ebbecke. (IV, 64 S.) fl. 1.20.
— , D. Unhaltbarkt. d. sog. Methode d. kleinsten Quadrate u. d.
Neugestaltg. d. endgiltg. Bahnbestimmgen. d. Sterne. Ebd.
(23 S.) fl. -.60.
Ramsay W., Kurzes Lehrb. d. Chemie. Nach d. neuesten For¬
schungen d. Wiss , unter Mitvvirkg. d. Verf. bearb. v. G. C.
Schmidt. Anklam. Schmidt. (X, 446 S.) fl. 2.70.
Medicin.
Boissarie Dr.: Lourdes und seine Geschichte vom
medicinischen Standpunkte aus betrachtet. 1853—1891.
Autorisierte Uebersetzung von Dr. phil. Seb. Euringer u. Dr.
med. Herrn. Eu ringer. Augsburg, Litterar. Institut v. Dr. M
Huttier (Mich. Seitz), 1892. 8°. (IX u. 374 S.) fl. 1.62.
Dr. B. hat durch fünf Jahre als Mitglied des Aerztecomites
zu Lourdes reichlich Gelegenheit gehabt, an Ort und Stelle die
wunderbaren Heilungen daselbst zu verfolgen; er hat ferner die
Beobachtungen, welch 2 seit Jahren von Seite gelehrter und ge¬
wissenhafter Aerzte zu Lourdes angestellt worden sind, geprüft
und kam zu dem Ergebnis, dass »diese Ereignisse schlechterdings
den gewöhnlichen Kreis unserer Erfahrung überschreiten«. Lassen
sieh auch viele Heilungen auf natürliche Weise erklären, —
hypnotische und autosuggestive Wirkungen in reichlichem Umfange
zugegeben, — so bleibt dennoch eine so grosse Zahl von Fällen
übrig, vor denen die medicin. Wissenschaft absolut rathlos dasteht,
dass jeder Zweifel an dem Wirken einer höheren Macht schwinden
muss. — B. zieht zuerst Bernadette selbst vor das Forum der
Aerzte (1. Buch), bespricht hierauf eine grosse Anzahl von
Heilungen, schildert die Klinik in Lourdes und gibt endlich
Krankheits- und Heilungsberichte nach pathalog. Momenten ge¬
ordnet. Besonders wertvoll — in apologetischer Hinsicht — sind
die im III. Buch, 7. Cap. mitgetheilten Befunde Protestant. Aerzte.
Wien. Kress.
Allgem. Zeitschrift f. Psychiatrie u. psychisch-gerichtl.
Medicin. XLIX, 6.
Schuchardt, Bericht üb. d. psychiatr. Litteratur i. J. 1892.
(1. Frankel, Psychologie; — 2. Dessoir, Psychophysik; —
3. K rafft- Ebing, Gerichtl. Psychopathologie; — 4. Sn eil, Allgem.
Pathologie, Aetiologie u. Therapie; — 5. Ripping, Patholog.
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373
Nr. 12. — Obsterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
374
Anatomie; — 6. Pelm an, Spec. Anatomie u. Theraphie; — 7.
Kirn, Paralyse u. Geistesstörgen. mit Syphilis; — 8. Stark,
Epilepsie, Hysterie, moral. Irresein; — 9. Peretti, Delir, acutum,
Alcoholismus, Toxische Psychosen u. Neurosen; — 10. VVilder-
muth, Idiotie u. Cretinismus; — 11. Laehr, Anstaltswesen; —
12. Tigges, Statistik.
Gesundheit Zeitschr. f. öffentl. u. private Hygieine. XVIII, 8 u. 9.
(8.) E. Nothruf deutscher Städte gg. d. Herrschaft d. engl.
Schwemmsystems (Schl, in Nr. 9). — Froehlich, D. Schlaf in
gesunden u. kranken Tagen (Forts, in Nr. 9). — Kneipp u. d.
Kneippianer. — D. eitrige Augenentzündg. d. Neugebomen (Schl.)
— Typhus u. Rieselwasser. — Berg haus, Hygieine d. Kindes.
(Forts, in Nr. 9.) — Theodor, Barfussgehen. — (9.) Theodor,
D. Waldes Klima u. dessen Bedeutg. f. Gesunde u. Kranke. —
Kühner, Volksernährg. in Grossstädten. — Gesch. d. freien
Mineralwasser-Compositionen v. Dr. 0. Ewich. — D. Entstehg.
u. hygiein. Behandlg. d. Bleichsucht. — Kühner, D. Halbbad.
Neue Erscheinungen:
Barth E., D. Cholera m. Berücksichtg. d. spec. Patho’ogie u.
Therapie etc. Brest, Preuss & Jünger. (X, 253 S.) fl. 2.40.
I.enhartz H., Mikroskopie u. Chemie am Krankenbett. Leitf. b.
d. klin. Untersuchg. u. Diagnose. Bert, Springer. (XVI, 293 S.)
fl. 4.80.
Möller, Lehrb. d. allgem. Chirurgie u. Operationslehre f. Thier¬
ärzte. Stuttg., Enke. (X, 592 S. m. 147 Abb.) fl. 8.40.
Horn L. u. H. Schmaus, Ueb. d. Ausgang d. cyanot. Inducation
d. Niere in Granularatrophie. Wiesbd , Bergmann. (VII, 102 S.
m. 3 Taf.) fl. 3.—.
Wenzel C., Alte Erfahrgen. im Lichte d. neuen Zeit u. ihrer An¬
schaugen üb. d. Entstehg. d. Krankhten. Ebd. (XII, 144 S.)
fl. 2.16.
Dräsche’s Gesnmm. Abhdlgen., hrsg. v. s. Schülern. Wien,
Safaf. (VI, 710 S. m. 11 Tab., 5 Taf. u. 21 Fig.) fl. 16.20.
Graetzer E., 53 Typen aus d. Gebiete d. Gynäkologie u. Geburts¬
hilfe. Basel, Sallmann. (XII, 130 S.) fl. 1.32.
Militärwissenschaften.
Ausgewählte Schriften weiland Seiner kaiserl. Hoheit des
Erzherzogs Carl von Oesterreich. Herausgegeben
im Aufträge seiner Söhne, der Herren Erzherzoge AI br e C h t und
Wilhelm« Mit Karten und Plänen. 1. Band. Mit einem Porträt
und einer Tafel. Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller,
k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler. 1893. gr. 8°. (XXIII,
343 S.) fl. 3.60.
Ein Gefühl stolzer, freudiger Genugthuung war es,
das die österreichischen Herzen erfüllte, als vor etwa einem
Lustrum die Nachricht in die Oeffentlichkeit gelangte,
dass die erlauchten Söhne des unsterblichen Siegers
von Aspern sich veranlasst gefunden, das Leben und
Wirken ihres grossen Vaters in einer authentischen, auf
Original-Quellen basierten Form schildern zu lassen und
die Lösung dieser Aufgabe in die Hände fachmännischer,
in jeder Richtung hiezu geeigneter Persönlichkeiten zu legen.
Dass die von Seite des k. und k. Kriegs-Archivs in
Angriff genommene successive Bearbeitung einer »Geschichte
der Kämpfe Oesterreichs«, von welcher einer der wich¬
tigsten Abschnitte, das wahrhaft monumentale Werk über
die »Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen«,
bereits vor Jahresfrist zum Abschluss gelangte, auf das
seinerzeit von Arneth gegebene und so erfolgreich
inaugurierte Beispiel zurückgeführt werden kann, dürfte
kaum einem Zweifel unterliegen und wer mit der patrio¬
tischen, immer und ausschliesslich auf das Wohl und
den Ruhm des Vaterlandes gerichteten Denkungsweise
der hochgebildeten Söhne des Siegers von Caldiero und
Aspern nur einigermassen vertraut ist, der wird sich
unwillkürlich zu der Annahme gedrängt fühlen, dass die
Publicationen Arn eth’s einer- und jene des k. u. k. Kriegs-
Archivs anderseits auch zu dem hochherzigen Entschlüsse
nicht unwesentlich beigetragen haben mögen, dessen wir
oben erwähnten.
Auf jeden Fall ist dieser Entschluss der höchsten
und dankbarsten Anerkennung würdig, denn wie dringend
die Geschichtschreibung über die Eugenische und There¬
sianische Zeit einer gründlichen und eingreifenden Puri-
fication auch bedürftig gewesen sein mochte, ungleich
nothwendiger erscheint eine solche noch inbezug auf
jene Jahrzehnte, in welchen sich das umfassende, segens¬
reiche und selbstlose Wirken weiland Erzherzog Carl’s
abspielte. Der Umstand schon, dass durch die, in den
Ausgang des XVIII. und in den Beginn des XIX. Jahr¬
hunderts fallenden Umwälzungen und Kämpfe ganz Europa
in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste allenthalben
mächtig dazu anregen, diese Kämpfe litterarisch zu ex-
ploitieren und zu verwerthen und nachdem Oesterreich,
obgleich es beinahe ununterbrochen mit dem höchsten
Einsätze an denselben betheiligt gewesen war, jene Ver-
werthung, auch bezüglich der eigenen Mitwirkung, stets
den Angehörigen fremder Staaten überliess, so darf man
sich eigentlich nicht allzusehr darüber wundern, dass
Autoren aller Zungen in dem Bestreben wetteiferten, die
in Wahrheit geradezu bewunderungswürdigen, schon ihrer
zähen Ausdauer und bis zur Selbstaufopferung treuen
Hingebung wegen unvergänglichen Leistungen des alten
Kaiserstaates entweder vollständig zu negieren, oder durch
die Anwendung der verwerflichsten Mittel wenigstens
auf das denkbar niedrigste Niveau herabzudrücken.
Infolge dessen gibt es in der Geschichtschreibung
über die Revolutions- und Napoleonischen Kriege, insoweit
Oesterreich dabei in Frage kommt, in der That Berge
von Fälschungen und Verleumdungen abzutragen, an
deren Aufbau im Laufe der Jahre von verschiedenen
Händen, aber stets mit dem gleichen Fleisse gearbeitet
worden ist und nachdem der einstige »Generalissimus«
an den Ereignissen jener Zeit hervorragenden Antheil zu
nehmen und diesen Antheil wiederholt in den schwierigsten,
verantwortungsvollsten Situationen zu bethätigen hatte,
so musste sein Wirken umsomehr zum Gegenstände ein¬
seitiger, unrichtiger und böswilliger Schilderungen werden,
weil der erlauchte Sprosse des kaiserlichen Hauses, ebenso
hochbedeutend als Feldherr wie als Staatsmann und
Politiker, die meisten seiner Zeitgenossen weit überragte
und daher schon durch diesen Umstand den Neid und
die Missgunst derselben erweckte. Ob die erwähnten
Arbeiten sich also den Anschein ernster wissenschaft¬
licher Forschung zu geben versuchten, ob sie den
Charakter der leichten Causerie zur Schau trugen oder
ob sie sich die Verwerthung von sogenannten »Fahles
convenues« zur Aufgabe gestellt hatten, — in Bezug aut
Oesterreich und dessen heldenmüthigen Heerführer waren
sie beinahe durchgehends falsch oder zum mindesten un¬
gerecht und demnach insgesammt einer einschneidenden,
auf Acten basierenden Correctur bedürftig.
Die von den Herren Erzherzogen Al brecht und
Wilhelm initiierte grosse Publication über das Leben
und Wirken ihres in Gott ruhenden Vaters wird nicht
nur dieser Aufgabe in umfassender Weise gerecht werden,
sie erscheint dadurch, dass alle Zweige der vielseitigen,
weitausgreifenden Thätigkeit desselben in den Rahmen
jener einbezogen werden sollen, auch berufen, zahlreiche
und seit langem schmerzlich fühlbar gewordene Lücken
in der Geschichte einer denkwürdigen Vergangenheit end-
giltig zu beseitigen. — Wohl sind einzelne Arbeiten aus
der Feder Erzherzog Carl’s schon in den ersten Decennien
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Nr. 12. — Orstbrrbichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
376
unseres Jahrhunderts auf dem Büchermärkte erschienen
und haben durch ihren kriegswissenschaftlichen Werth
und ihre vornehme Diction bereits damals allgemeine An¬
erkennung gefunden. Allein abgesehen davon, dass über¬
haupt nur ein geringer Theil derselben in die Oeffentlichkeit
gelangt ist, selbst dieser musste der heutigen Generation
nahezu vollständig entrückt werden, da dieselben im Buch¬
handel längst nicht mehr erhältlich sind. Es ist daher
nicht nur ein Act der Pietät gegenüber dem illustren Autor,
sondern auch ein wahrhaft fürstliches Geschenk für die
weiten Kreise der Gebildeten, wenn die ein ganzes,
vielbewegtes Leben ausfüllenden Arbeiten eines der er¬
leuchtetsten Männer seiner Zeit nunmehr auch uns Epi¬
gonen zugänglich gemacht werden.
Wess* Geistes diese Arbeiten sind, das konnte man
schon an den vor einigen Wochen erschienen, auch in
diesen Blättern besprochenen »Aphorismen« erkennen,
die einen Theil der ausgewählten Schriften des Erzherzogs
bilden, von welch’ letzteren der erste Band soeben der
Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Fünf weitere, sein
gedrucktes und ungedrucktes litterarisches Vermächtnis
enthaltende Bände werden folgen und in ihrer Gesammt-
heit dem Leser ein scharf umrissenes, nach jeder Richtung
charakteristisches Bild ihres Verfassers vorführen, der,
einer der edelsten Menschen überhaupt, allezeit auch
einer der besten, treuesten, selbstlosesten Söhne und
Bürger unseres schönen Heimatlandes gewesen ist.
In voller Kenntnis der für die verschiedenen Höfe
Europas leitenden Motive, sowie der an den massgebenden
Stellen jeweilig vorhanden gewesenen, offenen oder ge¬
heimen Triebfedern war Erzherzog Carl jedenfalls in
erster Linie befähigt, ein Urtheil über Personen, Ver¬
hältnisse und Vorgänge zu fällen ; dass er sich zu der
Abgabe eines solchen auch berufen und berechtigt fühlen
durfte, bedarf im Hinblicke auf die mannigfachen, ebenso
ehrenvollen als schwierigen Verwendungen, welche ihm
von seinem kaiserlichen Bruder übertragen wurden, wohl
nicht erst eines Beweises; wie vornehm, objectiv, abge¬
klärt und zutreffend er aber zu urtheilen verstand, hat
er unter anderem in den oben erwähnten »Aphoris¬
men« gezeigt, die als sein politisches, militärisches und
sociales Glaubensbekenntnis bezeichnet werden können.
Sie sind, ebenso wie alle seine übrigen Schriften geeignet,
seinem scharfen Verstände und seiner Vorurteilslosigkeit
ein umso glänzenderes Zeugnis auszustellen, nachdem sie
aus der Feder eines Prinzen hervorgegangen sind, welcher,
zumeist an leitender Stelle thätig, nicht nur wiederholt
unmittelbar in den Gang weltgeschichtlicher Ereignisse
einzugreifen, sondern im Verlaufe seiner dem Staate und
der Dynastie geweihten Wirksamkeit stets auch mit
Frictionen aller Art zu kämpfen hatte.
Schon der vorliegende erste Band gewährt einen so
fesselnden Einblick in die rastlose und dabei doch alle¬
zeit zielbewusste Arbeitsfreudigkeit des Erzherzogs, dass
der Leser dem Erscheinen der folgenden nicht anders
als mit lebhaftem Interesse entgegenzusehen vermag; sie
werden dem Miltitär ebenso wie dem Historiker eine
reiche Fülle von Anregung und Belehrung erschlossen
und beide immer wieder zu neuem Danke gegen die
erlauchten Sprossen unseres Kaiserhauses verpflichten,
über deren hochherzige Initiative jener Schleier endlich
gelüftet wird, der eine der ereignisreichsten und ruhm¬
vollsten Perioden der vaterländischen Geschichte nur
allzu lange verhüllt hat. Hh.
Neue Erscheinungen:
Creation et Organisation en France d’une armee coloniale par
le commandant le prince. Paris, Baudoin. 8°. (32 S.) fl. —.60.
L. L***, Nations elementares d’equitation pratique. Paris,
Baudoin. 8°. (58 S.) fl. —.60.
Les grandes manoeuvres du 2e corps d’armee en 1890. Paris,
Baudoin. 8°. (50 S.) fl. —.90.
Prinzipienfrage, die, in d. Militärvorlage. D. Wehr d. Landes im
Frieden u. im Kriege. Berl., Schneider. (32 S.) fl. —.36.
Niox, le colonel. Notions de geologie, de climatologie et d’ethno-
graphie, 3. edition. Geographie militaire, I. partie. Paris, Delagrave,
Baudoin. kl. 8°. (VIII u. 191 S.) fl. 1.80.
Struck, Dr. Walter. Die Schlacht bei Nördlingen im Jahre 1634.
Ein Beitrag zur Geschichte des 30jährigen Krieges. Stralsund,
Königl. Regiergs.-Buchdr. 8°. (106 S.) fl. 1.80.
Precis historique de la Guerre des Camisards 1702—1710. Nimcs
Gervais-Bcdat, 1892. gr. 8°. (268 S.) fl. 4.80.
Y. K., Le combat de chatillon et l'investissement de Paris au sud
par le 5e corps prussien et le 11® corps Bavarois. Paris,
Baudoin. 8°. (80 S.) fl. 1.20.
Malachowski von, D. Frontalschlacht u. Flügelschlacht. Be¬
trachtgen. üb. d. deutsche Gefechtsführg. in d. Schlachten b.
Amiens u. an d. Hallue. Berl., Eisenschmidt. (32 S.) fl. —.60.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
D. prakt. Ratgeber Im Obst- u. Gartenbau. VIII, 20—23.
(20.) Mathieu, Verschied. Birnsorten auf Quittenunterlagc
veredelt. — Hund, Frostschaden an Erdbeeren. — Witte, Ucb.
Blattpflanzen. — v. Schilling, D. weissgegürtete Rosensage¬
wespe. — Ders., D. Schädlinge d. Obst- u. Weinbaues. — D. 30
verbreitetsten Aepfelsorten. (Forts, in Nr. 22, 23.) — Betten,
Muster f. Blumengruppen. — (22.) Kluge, D. Werder’sche Spritze
zur Bordelaiser Brühe. — Häckel, E. Mittel gg. Grind u. Grand
d. Birnbäume. — Meyer, Spargel im Wasser. — Sprenger,
Pfeffer. — v. Schilling, Gibt es e. erfolgreiches Mittel gg. Enger¬
linge? — (23.) Zorn, Fässer zu Obstversand. — v. Schilling,
Erfolge d. Presshefeanwendg. gg. Blattläuse. — Schlegel, D. 1.
Traubenblüte. — Aster Alpinus L.
Elektrotechnische Rundschau. X, 14—16.
(14.) Thorner, E. neuer elektr. Universal-Apparat. — D.
verbess. regulierende Lampenfassg. v. Ries. — Rudorff, Quanti¬
tative Analyse durch Elektrolyse. — Spängler, Elektr. Eisen¬
bahnen. — D. elektr. Eisenbahn in Remscheid. — (15.) Krebs,
D. Telautograph. — D. Ampere-Stundenzähler v. Siemens u. Halske.
— (16.) Kratzert, Bestimmg. d. Stromrichtg. in d. Inductorcn
d. elektr. Maschinen. — D. elektr. Kraftübertrag, in Hessberg. —
D. heutige Stand d. Elektrometallurgie u. ihre künftigen Aufgaben.
(Forts.) — 2 Systeme v. Röhrenkessdn. — Kleine Mittheilgen.
Neue Erscheinungen:
Kallenberg 0., Modellbuch f. d. Blecharbeiter, enth. 100 Taf.
geometr. Abwicklgen.v.Flachgegenständen. Schneeberg, Goedsche.
(V, 226 S.) fl. 1.35.
Wang F., D. Photogrammetrie od. Bildmesskunst im Dienste d.
Forsttechnikers. Wien, Lechner. (41 S.) fl. —.50.
Koch G. A., Neue Tiefbohrgen auf brennbare Gase im Schlier
v. Wels etc. Ebd. (29 S.) fl. —.50.
Weitzel K. G., D. Schule d. Maschinentechnikers. Heft 1—25.
Lpzg., Schäfer, ä fl. —.30.
Schöne Litteratur. Varia.
Zwei altberühmte Bücher, die längst zu den Standard works
jeder Hausbibliothek zählen, erscheinen gegenwärtig in Pracht¬
ausgaben, reich illustriert: »Leben und Thaten des scharf¬
sinnigen Edlen Don Qugote von der Mancha«, von Miguel
Cervantes de Saevedra, neu bearbeitet von Emst v. Wol-
zogen, mit Illustrationen von G. Dore (Leipzig, Th. Knaur).
Es hat sich glücklich gefügt, dass sowohl in dem Uebersetzer —
der durch etliche gelungene humorist. Romane und Erzählungen
bekannt geworden — wie in dem Illustrator sich Künstler gefunden
haben, deren Begabung es ihnen ermöglicht, dem Grossmeister
Cervantes die feinstem Empfindungen seines Talentes nachzu¬
fühlen und in Wort und Bild wiederzugeben. Die Verlagsbuch¬
handlung hat das Ihrige gethan, um durch vornehm-künstlerische
Ausstattung bei staunenswert billigem Preise — cirka 30—35
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377
Nr. 12. — Obstbrreichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
378
Folio-Lieff. von je 4 Bogen mit 3 Voll- und vielen Textbildern
auf Velinpapier ä 36 kr. — ein wirkliches Hausbuch zu schaffen.
— Das gleiche Lob verdient das zweite Unternehmen: Kinder-
und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm, welche
von der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart herausgegeben
werden. (20 Lief. 4° a fl. —.60.) Der Illustrator Philipp Grotjo-
hann, der schon durch seine Zeichnungen zu den Werken der
deutschen Classiker, insbesonders aber zu Eichendorff*s »Tauge¬
nichts« gezeigt hat, wie sehr er sich in das Denken und Empfin¬
den unserer vornehmsten Geister einzuleben versteht, hat in den
vorliegenden Bildern bewiesen, dass er auch die deutsche Volks¬
seele durchzuempfinden vermag in all ihren kindlichen und doch
so tiefen Offenbarungen. Besonders gelingen ihm das reicher be¬
wegte prunkvolle Bild (z. B. »Aschenputtel« S. 61, »Dornröschen«
S. 124) oder Typen aus dem Volk (Textbild S. 83, 164 u. ö.),
wogegen ihm Kinder- und Engelsgestalten nicht immer gerathen
wollen (vergl. das voraltrige Gesicht Rothkäppchens S. 69 oder
den Engel S. 80). Alles in Allem aber muss man dem Prospect
Recht geben, wenn er sagt, dass Grotjohann mit diesem »seinem
letzten und tiefsten Werke geradezu eine künstlerische Neuschöpfung
der Grimm’schen Märchen schuf«.
Von der (im Oesterr.Litt.-Bl. II, 8, Sp. 253) bereits signalisierten
Gesammtausgabe der Romane von G. Ebers (Stuttgart,
Deutsche Verlagsanstalt) sind die Lief. 1 u. 2, den Beginn der
»Aegyptischen Königstochter« enthaltend, erschienen. Im Vorwort
verspricht der Dichter, es werde keiner seiner Romane »ohne
eine genaue Durchsicht der Gesammtausgabe einverleibt werden«.
Möge doch dabei die in einzelnen der Schriften, besonders in
Uarda, Homo sum, Serapis, der Nilbraut und Gred, mehr oder
minder hervortretende antichristliche Tendenz einer künstlerisch
reineren Auffassung Platz machen 1 Die prächtigen Schöpfungen
Ebers’ bedürfen nicht jener oft ganz aus dem Rahmen fallenden
Reizmittel, um dem Verf. einen grossen und immer wachsenden
Leserkreis zu sichern. Auch der Romanschriftsteller stehe »auf einer
hohem Warte, als auf den Zinnen der Partei!« Ein Hauch jener
Toleranz, die E.’s neuerlich erschienene Selbstbiographie erfüllt,
sollte auch der Neuausgabe seiner Schriften zugute kommen. R.
Deutsche Rundschau. XIX, 9.
Ebner-Eschenbach, Glaubenslos. Erz. (Schl.) — v. d.
Goltz, Plewna. — H. Grimm, Deutsche Kunst auf deutschen
Universitäten. — F. M. Müller, Meine Freunde in Indien. —
H. Ta ine, E. engl. Tagebuch aus der franz. Schreckenszeit. —
Lily v. Kretschman, D. litterar. Abende d. Grossherzogin Maria
Paulowna. I. — J. Lessing, D. Sammlg. Spitzer in Paris. —
Fellner, D. neuere franz. Kritik. — Russ. Beitrge. z. franz. Gesch.
d. J. 1797—1801. — Beneke, D. Hamburger Festschrift. —
Neuere Untersuchgen. üb. d. Krebs. — Polit. Rundschau.
Nord u. Süd. 194, 195.
(194.) Fr. v. Schönthan, D. General. (Schl.) — Pietsch,
V. Tilgner. — Gaedertz, Goethe, Gries u. Fr. K. Meyer. —
* # * Kg. Karl v. Rumänien. — Marholm, Vom alten »jungen
Deutschld.« — Garbe, D. Weisheit d. Brahmanen od. d. Kriegers?
E. culturgeschichtl. Betrachtg. — Lindau, Bemerkgen. üb. Regie
u. Inscenierg. (Schl.) — Roquette, Meines sei. Onkels Stiefel-
sainmlg. Novelle. — (195.) Boy-Ed, Begraben. Nov. — Feld,
Fritz v. Uhde. — Schulze, E. vergessener Dichter (Franz v.
Kleist). — M. Hoernes, Illyr. Alterthümer. — Kleinschmied,
Fenelon. — Fuld, D. Volksgesetzgebg. in d. Schweiz. —
Christensen, Mattes Blut. Novelle. — Sigurd (A. Heden-
stjerna), Uns. Kinder. — Bibliographie.
Deutschs Revue. XVIII, Juni 1893.
Aus d. Leben Kg. Karls v. Rumänien. XVII. — Merx, Erna
Heine. Erzählg. I. — Woeikof, Klima u. Volksdichtigkt. —
Tetley, E. Ritt durch d. Pampas v. Argentinien. — v. Poschinger,
Lothar Bücher. I. - Frohschammer, Ueb. d. verderbl. Einfluss
d. Frauen-Bigotterie auf Religion u. Kirche. — D. Kriegslärm v.
1875. Von Senex diplomaticus. — Bätsch, Schiffahrts-Interessen
u. Marine. — Reville, Herodes d. Gr. III. — Berichte aus allen
Wissenschaften. — Aus d. Gelehrtenwclt. — Litt. Berichte.
Kathol. Warte. IX, 3.
Rheinländer, Card. Dr. Krcmentz. — Redeatis, Woran
fehlt es? — Auf d. Anklagebank (Schl.) — Mayr, Ladinien (Schl.)
— Maurer, D. berühmteste Mönch v. Melk. — Land mann,
D. Probe. Erz. — Schlegel, Unter d. Apfelbaume. — v. Remagen,
Pfeife u. Cigarre. — Kath. Chronik. — Gedichte v. Pesendorfer,
Landsteiner, Nagele.
Academla. VI, l.
Werr, D. unchristl. Geist an uns. Hochschulen. — Studien¬
regeln. — Göckeler, Vom Tubacktrinken. VII. — Aus d. Ver¬
bindgen. — D. angehende röm. Jurist im Lichte der neuesten
Quellenforschg.
Osveta. XXIII, 6.
Mikes, Die Weltanschaug. Tolstoi’s (Schl.) — Heyduk,
D. Mühlbauer. (Forts.) — Gabler, Franz, u. deutsche Freimaurer.
— Albieri, Chicago. (Forts.) — Kali na, E. unsterbl. Skeptiker.
Taine d. Philosoph, Historiker u. Kritiker. — Turnovsky, F.
V. Jefäbek (Schl.) — Muzik, Freiheit. — Klostermann, Fürs
Glück. Roman. (Forts.) — Ausstellg. d. Ivunstvereines.
Katholikus Szemfe. VII, l u. 2.
(1.) Komöcsy, D. Bischofsjub. Leo’s XIII. (Ode.) —
Karacson, Janus Pannonius’ Leben u. Werke. I. (II in Heft 2.)
— Bognär, Uns Volksmärchen fremd. Ursprungs. I. (II in Heft 2.)
— Karäcsonyi, D. Mutter Ludwigs d. Gr. in Rom. — Szekely
K., D elektr. Eisenbahn. — Margalits, D. Dichter Nie. Zrinyi. I.
(II in Heft 2.) — Zeitbetrachtgen I. (II in Heft 2.) — Lövay,
Gedichte. — Szentannai, Germaine’s Ideal. Erz. aus d. Franz.
(Forts, in Heft 2.) — Recens. (darunter: Weber, Dreizehnlmden,
üb. v. Fiedler, angez. v. Margalits). — (2.) Fraknoi, D. Gründg.
d. Ungar. Pilgerhauses durch d. hl. Stephan. — Dudek, Kathol.
Autonomie. — Cirbusz, D. unterird. Ocean. — Szücs, Im Freien
(Gedicht). — Cy prian, D. Zweikampf. — Recens. (dar.: Wilpert,
D. christl. Jungfrauen, angez. v. Piszter).
La Ricreazione. II, 7—11.
(7.) L’orfana di S. Maria degli Affiitti. Racconto. (Forts, in
Nr. 8—11.) — La Fortuna. — (8.) Le due Rome. — Del Dovere.
— Epigrafi. — Nobiltä d’animo. — (9.) Socialismo. — Roma.
— Fermezza nelP educazione. — II veleno dei libri cattivi. —
(10.) Ateismo. — Avemmaria. — La regina d’Inghilterea a la sua
giornata. — Gita Alpestre. (Forts, in Nr. 11.) — (11.) Triestini
a Roma. — La festa del Corpus Domini.
Neue Erscheinungen:
Hitz L., Ganga-Wellen. Erzählende Dichtgen. nach buddhist.
Legenden u. a.indischen Sagen. München, Lukaschik. (144 S.) fl. 1.50.
Scheffer R., Königl. Elend. Einzig autor. Uebers. Budapest.
(254 S.) fl. 1.80.
Gersdorff A. v., D. höchste Gut. Roman Leipz., Reissner.
(305 S.) fl. 2.40.
Tannert C. A., Ultramar. Krit. Bleistiftskizzen. Berl., Nitschke
u. Loechner. (198 S.) fl. 2.10.
Pohl E., Vasantasena. Drama, m. freier Benutzg. d. Dichtg. d.
altind. Königs Sudraka. Stuttg., Cotta. (128 S.) fl. 1.20.
Dulk’s A. sämrntl. Dramen. 1. Gesammt-Ausg. hrsg. v. E. Ziel.
I. Bd. Stuttg., Dietz. (VIII, 488 S.) fl. 1.80.
Greinz R. H., D. letzte Abendandacht. E. Erz. aus d. Zeit Christi.
Erfurt, Bacmeister. (105 S.) fl. —.60.
Boianden C., Deutsche Culturbilder. I. In Nacht u. Todesschatten.
König Ratbodo. E. Culturbild aus d. 7. Jhdt. Regensbg., Pustet,
(228 S.) fl. —.60.
Gross C., Höhenluft. Roman. Münster, Regensberg. (440 S.)
fl. 1 68.
— , St. Peter in Sicht. Roman. Ebd. (307 S.) fl. 2.16.
Berdot R. (Baronin Giger Eichler v. Eichkron), Meteorolythen.
Gesamm. Novellen. I. Wien, Fromme. (VII, 295 S.) fl. 2. — .
Bericht über die 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner.
Von Theodor Gottlieb.
II.
Es war vorauszusehen, dass das grössere Interesse auf Seite
der pädagogischen Fragen stehen werde, einmal, weil diese
für alle Lehrer von grösster Bedeutung sind, ferner weil
es dem Mittelschullehrer in der Regel und infolge verschiedener
Verhältnisse kaum möglich ist, im breiten treibenden Strome der
Wissenschaft eine sichtbare Spur zu ziehen. Es war zu erwarten,
dass der heftige Kampf um die classischen Sprachen auf der
Schule, der schon durch mehrere Jahre in Deutschland geführt
worden, auch hieher seine Spuren tragen werde. Doch muss man
sagen, dass dies in der vornehmsten und ruhigsten Weise geschah.
Der alte Streit zwischen Humanismus und Realismus ist begraben,
man hat sich gewöhnt von den Naturwissenschaften nicht mehr
zu verlangen, als sie leisten können: den Thatbestand aufzudecken.
Die Kritik und die Schlussfolgerungen daraus sind anderen Wissens¬
zweigen Vorbehalten, die man als Geisteswissenschaften im engeren
Sinne zu bezeichnen beliebt. Die Kluft, die uns von der Erkenntnis
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Nr. 12. — Oesterreich jsches Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
380
der anscheinend leblosen Natur und den anders gearteten, sagen
wir einmal niedrigen Organismen trennt, ist eine unüberbrückbare.
»Ins Innre der Natur dringt kein crschaffner Geist.« Eher dürfen
wir erwarten, dass die einander ähnlichen Wesen sich erkennen
und verstellen, also der Mensch des Menschen Gedanken und
Gefühle, indem er sic an sich selbst misst, begreift, obwohl auch
hier das Wahrscheinliche nicht immer das Wahre ist. So ist der
Vorzug der Geisteswissenschaften in der Mittelschule, besonders
im Gymnasium, ein berechtigter und unangefochtener.
Aber ein Gegensatz gegen den Lehrstoff unserer Gymnasien
kam doch in andererWeise zum Vorschein, nicht in der Richtung,
dass von Uebcrbürdung gesprochen wurde, was cinigermassen
überrascht, sondern darin, dass eine neue Gruppierung des Lehr¬
stoffs für die oberen Classen zur Erörterung kam. Welche Ziele
die österreichische Unterrichtsverwaltung verfolgt und warum sie
auf dem conscrvativen Standpunkt beharrt, wurde klar und knapp
durch die Rede des Unterrichtsministers gekennzeichnet. Professor
Uhlig (Heidelberg) bestrebte sich in seiner frischen, von manchem
Kernspruch gewürzten Rede, die Sätze des Ministers zu erhärten,
von verschiedenem Gesichtspunktzu beleuchten und im Allgemeinen
zu zeigen, dass an den classischen Sprachen als Grundlage des
Gymnasialunterrichts lestzuhalten sei Dagegen vertrat Prof. Schipper
(Wien) trotz aller Anerkennung des Wertes und der Bedeutung
des classischen Unterrichts eine abweichende Richtung und suchte
seine Meinung durch positive Vorschläge annehmbar zu machen.
Wir wollen hier kurz über Gedankengang und Inhalt der beider¬
seitigen Aufstellungen berichten und die Wirkung erläutern, soweit
sie aus den (nicht officLllen) Debatten und Meinungsäusserungen
von Theilnehmern der Versammlung bekannt geworden sind.
»Platon sagt einmal,« (begann Prof. Uhlig seinen Vortrag:
»Die Gefahren und Aufgaben des Unterrichts in der Gegenwart«)
»man dürfe nicht Allen gehorchen, sondern nur den Sachverstän¬
digen. In pädagogische Fragen aber reden alle möglichen Leute
hinein. Darüber dürfe man sich erstens nicht ärgern, denn die
vielfachen Wirkungen der Schule auf das Leben der Familie
bedingen und erklären eine solche Theilnahme des Laienpublicums,
ähnlich wie auf dem schwierigen militärischen Gebiete. Man dürfe
aber auch ungerechten Beschuldigungen gegenüber nicht schweigen,
das trage möglicherweise den Stempel der Weisheit, nimmer¬
mehr den der Wirksamkeit. Das wichtigste sei die Abwehr der
zahlreichen Vorwürfe gegen das classische Studium durch die
Art des Unterrichts. Die Gestaltung des classischen Unterrichts
zu Beginn des 20. Jahrhunderts werde wesentlich abhängen von
den bleibenden Eindrücken, welche die Jugend des ausgehenden
19. Jahrhunderts von ihm empfangen hat und empfangen wird.
Gegen diesen schwirren hauptsächlich drei Schlagworte in der
Luft: er ist zu wenig national, zu wenig modern, zu wenig praktisch.
In der Nation ruhe natürlich alle Kraft. Aber waren Unterricht
und Erziehung bisher antinational? So lange die nichtclassischen
Anstalten keinen Beweis für die höhere nationale Gesinnung ihrer
Zöglinge beibringen, könne man beruhigt sein. Das Aufgeben
dieses Unterrichts würde sicher bewirken, dass die Schüler fremde
Cultur weniger schätzen lernten. Fortschritt der Cultur beruht
auf regem Geben und Nehmen. Die Gegner dieser Richtung aber
ziehen um Deutschland eine chinesische Mauer, über die sie alles
Fremde hinausbefördern wollen, also auch die Antike, ja sogar
das Christenthum. Nur seien die Beziehungen zwischen antik und
deutsch noch nicht genug ausgebeutet; dadurch würde nicht nur
der Einsicht in beide Culturen gedient, sondern auch das Be¬
wusstsein rege erhalten bleiben, dass die Antike und das Christen¬
thum ein wesentlicher Bestandtheil unserer Cultur sei, dass ein
Aufgeben des classischen Unterrichts nicht nur inhuman, sondern
auch antinational wäre. Dass an der Schwelle eines Jahrhunderts
mit politischer Signatur der weite geschichtliche Ausblick eine
Nothwendigkeit sei, brauche nicht bewiesen zu werden. Und so
sei der classische Unterricht zugleich modern. Praktisch aber
sei der Unterricht, bei dem die Schüler ihre Fähigkeiten durch
Lösung der Aufgaben und durch Betrachten geschichtlicher Entwick¬
lung wachsen fühlen, praktisch ein Unterricht, durch den der Mensch
von Idealen erfüllt werde, die er mit seiner Kraft zu verwirklichen
strebt, nicht aber die Abrichtung zum Wandeln gewohnter Pfade. Sehr
oft werden im Zusammenhang mit den obigen Schlagworten weitere
Wünsche geäussert: Entlastung einerseits, möglichste Gleich¬
gestaltung des Anfangsunterrichts in den Mittelschulen anderer¬
seits. Erst in den oberen Jahrgängen möge eine der Verschieden¬
heit der Anlage angepasste Verschiedenheit des Unterrichts platz¬
greifen. Die Anhänger dieser Richtung haben wunderbare Erfolge
in Aussicht gestellt, Heilung socialer Misstände, Abwehr des
Zudranges zu den gelehrten Studien etc. Das Beispiel anderer
Länder kann zeigen, dass dieser Versuch aussichtslos ist; glaubt
man, dass er in Deutschland verschiedene Wirkung haben werde,
dann möge man eine Probe im Interesse der Sache treffen, freilich
nicht im Interesse der Jugend, mit der experimentiert wird. Die
in Ungarn geplante Angleichung der Realschulen und Gymnasien
ist für beide Theile verderblich; damit die Verschmelzung möglich
werde, wird Griechisch als obligat aufgegeben, wodurch das
Latein nicht gewinnen könne. Aber auch die realistischen Fächer
werden darunter leiden, denn eine Bildung, die allen dienen will,
werde es keinem rechtthun. — Aehnlich verhält es sich mit der
Ueberbürdungsfrage. Dass die Klage überhaupt berechtigt sei,
nimmt man als sicher an; ihre Wiederholung in Italien und Eng¬
land, wo kein Grund dazu vorhanden sei, sei ein Beweis dafür,
wie Irrthümer sich epidemisch ausbreiten können. In einzelnen
Fällen kommt wirklich Ueberlastung vor, theils durch Ungeschick
der Lehrer, theils wegen minderer Begabung der Schüler. Sollen
aber deshalb die Unterrichtsziele zurückgeschraubt werden? Das
wäre für den öffentlichen Dienst und unser Leben nur verderblich,
denn Leute, die einmal im Staatsleben die verantwortlichsten
Stellen einnehmen sollen, müssen nicht so sehr durch Kenntnisse
als durch Anspannung ihrer Kraft gebildet werden. Als Abhilfe
gegen die Ueberlastung schlägt man vor: 1. eine Verminderung
der Stundenzahl durch Ersatz einer besseren Methode, aber »wo
die Stunden fehlen, da stellt Methode stets zu rechter Zeit sich
ein«. 2. Zurückdrängung des sprachlichen Elementes im Unterricht.
Aber fällt z. B. die Uebersetzung aus der Muttersprache, dann
wird die Lectüre der Classiker stets durch triviale, immer wieder¬
kehrende Erklärungen unleidlich gemacht. Ferner wird verlangt,
man möge die sprachlichen Erörterungen gegen den Geist des
Alterthums zurückdrängen, aber (ein früher öfters geübter Miss¬
brauch durch Eindrillung grammatischer Regeln soll übrigens nicht
geleugnet werden) in der Sprache liegt vielmehr das getreue
Abbild der Gedanken und Empfindungen vor, worein man
sich vertiefen muss, um den Geist des Autors zu erfassen.
Das schlimmste Mittel ist 3. die Abweisung des griechischen
Unterrichts oder Einschränkung auf wenige Schüler. Zu einem
Organismus können nur obligate Fächer gezählt werden. Durch
Ausscheidung das Griechischen würde dem Gymnasium das wert¬
vollste, anregendste Element genommen werden. Das Latein hat
dem Griechischen die Bahn gebrochen, aber nachdem das Wert¬
verhältnis in didaktischer und erziehlicher Richtung erkannt sei,
sei eine Umkehrung unmöglich. — Dass im Hinblick auf diese
Forderungen in den Lehrern pessimistische Anschauungen ent¬
stehen konnten, sei erklärlich, dass sie sich aber festsetzten, sei
nicht zu entschuldigen ! Man vergesse eben die unauslöschliche
Kraft der Idee. Das ist ein schlechter Theologe, der wegen einiger
Angriffe auf das Christenthum von Kleinmuth befallen werde.
Hier ist eine Besserung von der jüngeren Lehrerschaft zu hoffen
dadurch, dass sie freudig den Kampf aufnimmt. In dieser Kriti¬
schen Zeit erscheinen die neuen Funde auf dem Gebiete der
Litteratur und Kunst geradezu providentiell. In erster Linie sei
das Interesse der Jugend am classischen Alterthum zu wecken,
das nachwirken soll nicht durch Fortsetzung dieser Studien,
sondern durch dankbare Erinnerung, wie man sich z. B. im Alter
einer Reise erinnert, die man nicht mehr wiederholen kann. Diese
Wirkung wird aber nicht erzielt werden durch möglichste Er¬
leichterung; tiefe Wirkung mache nur das, was man sich selbst
erarbeitet hat, zwar an der Hand des Lehrers, aber auf eigenen
Beinen. Das Festhalten am classischen Unterricht ist, wie Herbart
einmal sagt, eine internationale Pflicht. Wenn alle Anderen zurück-
weichen, Deutschland würde daran festhalten zum Heile für Alle, da
in den classischen Studien ein Mittel gefunden sei, die nationalen
Gegensätze zu mildern und gegenseitiges Verständnis zu befördern.
Einen anderen Standpunkt nahm in seiner Argumentierung
Prof. Schipper ein. Er gab zuerst einen Ueberblick über die Ge¬
schichte und den jetzigen Stand des englischen Unterrichts an den
Mittel- und Hochschulen in Oesterreich. Während Preussen den
englischen Unterricht an Gymnasien facultativ, Hannover obligat
mache, seien in Oesterreich sogar von den Realschulen nur 40
mit obligatem englischen Unterricht ausgestattet, während 25 An¬
stalten die Erlernung der zweiten Landessprache pflegen. Ja sogar
in Handelslehranstalten und nautischen Schulen finde der englische
Unterricht nicht die ihm gebührende Stellung. Nun aber sei das
Englische eine Sprache, die von 150 Mill. Menschen gesprochen
werde, Englisch sei die allgemeine Umgangs-und Verkehrssprache von
Nordamerika und Australien, aber auch in den Colonicn und See¬
häfen. Es habe eine bedeutende schöngeistige und wissenschaftliche
Litteratur, so dass es thatsächlich schon lange Zeit zur internationalen
Weltsprache geworden ist. Schipper beantragt nun, das Englische
neben dem Französischen nicht nur in der Realschule, sondern
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Nr. 12. — Obstbrreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
382
auch auf dem Gymnasium obligat zu machen; nur so lasse sich
Zusammenhang und Erkenntnis der modernen Cultur herstellen.
Und nicht bloss die, welche Englisch zum Berufsstudium machen
wollen, benöthigen diesen Unterricht, sondern alle wissenschaft¬
lichen Fächer, die Naturwissenschaften und die Geisteswissen¬
schaften in gleicher Weise sind auf die englische Litteratur ange¬
wiesen (Darwin, Maxwell, Spencer, Mill, Macaulay, Carlyle etc.)
Die Gefahr der Ueberbürdung sucht er in der Weise zu lösen,
dass er die Frage stellt, ob nicht vielleicht andere Fächer zu
stark bevorzugt seien, nicht absolut, sondern relativ. Sehr Vielen
ist es bekannt, dass die für Sprachen veranlagten Schüler in der
Regel den mathematischen Fächern fremd gegenüberstehen. Prof.
Schipper möchte nun für das Gymnasium eine Organisation Vor¬
schlägen, der zufolge eine Anzahl von Gegenständen zur Wahl
freigegeben werden. Dann dürften auch manche andere Vorurtheile
schwinden. Die Ansicht, das Englische sei zu leicht, um die
geistbildende Kraft der alten Sprachen und der Mathematik er¬
setzen zu können, sei nicht richtig. Wir sind schon über die
Elemente, die Aussprache z. B. im Vergleiche zu den alten
Sprachen besser unterrichtet, die Mannigfaltigkeit der modernen
Welt ist eine viel grössere, die Klarheit der englischen Sprache
ist anerkannt und Jac. Grimm räumt ihr vor allen anderen den
Vorrang ein. Von der geistigen Arbeit, deren es bedarf, um es
zum Denken in einer fremden Sprache zu bringen und das Wesen
eines Volkes auf Grund seiner Verhältnisse zu verstehen, davon
haben die Geringschätzer keine Vorstellung Der erzi?hliche Wert
der neueren Sprachen ist ein bedeutender, durch sie wird ja das
Eindringen in die westeuropäische Cultur möglich. Zahlreich sind
die englischen Werke, welche die ganze alte, mittlere und neuere
Litteratur in sich aufgenommen haben. Dadurch, dass man sich
nicht bloss äussere Gewandtheit in der Sprache, sondern reale
Kenntnisse über ein Land und seine Leute an Ort und Stelle
erwirbt, werden nationale Vorurtheile gebannt und der Völker¬
friede befördert. Prof. Schipper fasst seine Forderung am Schlüsse
noch einmal kurz zusammen: grössere Freiheit der individuellen
Entwickelung und Compensation der einzelnen Hauptfactoren des
Unterrichts, der alten und neuen Sprachen einerseits, der Mathe¬
matik und Naturwissenschaften andererseits auf den höheren
Stufen des Gymnasiums und im Schlussergebnisse des Unterrichts.
Die Wirkung dieser Rede war, wie sich erwarten liess, eine
sehr getheilte und jede Partei hatte Gegengründe in Bereit¬
schaft. Niemand leugnet den hohen absoluten Werth der von
den Griechen und Römern geleisteten geistigen Arbeit, Niemand
verkennt den grossen Bildungsstoff, der in der Anschauung und
Erkenntnis dieser Culturarbeit für Jeden aufgespeichert liegt.
Aber die Frage sei eben die, ob dem Gymnasiasten davon etwas
mehr, als gerade eine Ahnung vermittelt werde. Die wichtigsten
Errungenschaften Griechenlands, Kunst und Philosophie, treten
kaum in den Horizont des Gymnasiums, das Recht und der
imponierende Verwaltungsorganismus des römischen Reiches liegen
ganz ausserhalb des Lehrbereichs. Ja es sei sehr die Frage, ob
selbst die Lehr r diese Stoffe beherrschen. Aber selbst wenn eine
solche Vermittelung des Lehrstoffs möglich wäre, so fehlt die
geistige Aufnahmsfähigkeit von Seiten der Schüler durchaus; Un¬
bekanntes könne man nur an Bekanntem messen und schätzen,
ihatsächlich aber fehlen den Schülern die elementaren Begriffe von
den treibenden Mächten des Lebens und Erkenntnis unserer staat¬
lichen, politischen und socialen Verhältnisse. Der Mann, der
glaube, dass Jemand an der Gedankenarbeit unserer Zeit theil-
nehmen könne »wenn er mit den Anfängen und Wurzeln dieser
Cultur wenigstens einiger m assen vertraut ist«, sei in einer
Täuschung befangen Nicht einmal zur Erlernung der alten
Sprache bringe es das Gymnasium, vo l lebendiger Anschauung
und vom Geiste des Alterthums gar nici z 1 reden und die beste
Widerlegung des ganzen Systems sei bis. was im Exner'schen
Organisaiious-Entwürfvon ?845 stehe: >Das Studium der Classiker
ist aber Studium ihres Geistes und nur Mittel hiezu ist die Er¬
lernung der classischen Sprachen. Da aber unsere Gymnasien
im ganzen nur für Erlernung des Mittels sorgen, so muss de**
Zweck in der philosophischen Studienabtheilung verfolgt weiden,
sonst bleibt er nicht bloss unerreicht, sondern die Mühe
und die kostbare Zeit der Gymnasialstudien sind über
dies verloren.« Das Studium der classischen Sprachen am
Gymnasium gleiche einer modernen Italienreise, bei der man
zwischen Waggon und Hotel wechsle, vom Lande selbst wisse
man nicht gerade viel. Allgemeine Bildung und ihr Niveau seien
relative Begriffe; man habe bei ihr eben nicht auf künftige
Universilätshörer zu sehen, sondern auf viel breitere Volksschichten.
Es handle sich um das Umsetzen des Gelernten zum Charakter,
zur That, was man so selten treffe. Von anderer Seite wurde
betont, dass eine Ueberlastung in weit mehr Fällen bestehe, als
angenommen wird, weil man den häuslichen Unterricht in allen
möglichen schönen Künsten nicht in Erwägung ziehe; die Ueber-
setzungen aus der Muttersprache verfehlen ihren Zweck dadurch,
dass ein unmögliches Deutsch zu Grunde gelegt erscheint, wirk¬
liches Deutsch (vgl. etwa Nägelsbach’s Uebungsbücher) sei kaum
zu übersetzen. Das Schlimmste aber sei der Unterricht im
Griechischen, der durch das stete Wechseln von Dialecten und
unpraktische Auswahl der Schriftsteller den Schüler in ein wahres
Labyrinth bringe. Nicht einmal ein einheitliches Wörterbuch könne
zum Unterricht benützt werden.
(Fortsetzung folgt.)
Stimmen aus Maria Laach. XLIV, 5.
Grub er, D. »Gesellschaften f. ethische Cultur«. II. (Schl.)
— Kreiten, D. Provincialbriefe Pascals. V. — Beisscl, Z. Be-
deutg. d. altehristl. Oranten. — Pfülf, Mirabeau V. (Schl.) —
Baumgartner, Litterar. Leben im alten Aegypten. — Recensioncn:
Andr. Sunonis Filii HexaemSron libri XII (Perger); — M.
Mayer, Wig. Hundt (Braunsberger); — Ludwig, St. Michael
(Schmid). — Empfehlenswerte Schriften. — Miscellen.
Historisch-polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland. CXI, 11.
Reinhart, D. Tempel d. Canova in Possagno. Kunstgesch.
Skizze. — Abendstunden in Italien (Schl.) — P. M., Seitenstück
zu »Johs. Hoffmeister in Protestant. Beleuchtg.« (1546—1560). —
Grupp, Ed. Eggert’s Dichtgen. — Zeitläufe: Neuestes üb. d.
Zustände in Russland. — N. Paulus, D. franz. Episcopat vor d.
grossen Revolution. — Alex. Flegler, Senior d. deutschen Ge¬
schichtsforscher. — Hipler’s Monumente Cromeriana.
Die katholische Bewegung in unseren Tagen. XXVI, 5.
Gottesleugnung (Forts.) — Wurm, D. Wühl Urban’s VI.
(Schl.) — Schüler, D. Seelsorger u. d. Socialdemokratie. — D.
kathol. Bewegg. in d. Schweiz in letzter Zeit. — Stöckle, E.
Kern westfale (Schl.) — Ben zier, Rede b. d. Wiedercröffng. d.
Gottesdienstes in d. Abteikirche zu M. Laach. — Zeitgem. Ausschau.
Ungarische Revue. XIII, 3.-4.
Wertner, D. Regierung Bela’s IV. I. Bis z. Tartareninvasion.
— Sturm, Denkrede auf Faust Pachler. — Simonyi, D. »Sprach-
wiss. Mittheilgen. d. Ung. Akademie.« — Ivvacsala, J. H. Bister¬
feld. III, IV.(Schl.). — Rud.Weber, Rof ens Gebirg. Gedicht in Zipser
Mundart. — Peez, D. Tropen d. Aristophanes, verglichen mit
d. Tropen d. Aeschylus, Sophokles u. Euripides. — FcierL
Jahresvers. d. Kisfaludy-Gesellschaft am 5. Febr. 1893. — Kurze
Sitzgsberichtc. — Ungar. Bibliographie.
Deutsche Worte. XIII. 6.
Herkner, D. Zukunftd. Deutsch-Oesterreicher. — Mischlcr,
Sociale u. wissenschafil. Skizzen aus d. Bukowina. (Schl.) —
Riedl, Hausindustrie u. Sitzgesellenwesen im österr. Gewerbe¬
recht. — Hardeg, D. platon. Verehrg. d. Socialismus u. d. deutsche
Gesellschaft f. ethische Cultur. — Barth, Nochmals Marxische
Geschichisph'losophie u. Ethik. — Litterar. Anzeigen.
Kritische Revue aus Oesterreich. V, 51 u. 52.
51.) Eisler, D. österr.-ung. Bank II. (Schl, in Nr. 52.) —
Marsano, D. evangel. Littcraturperiode d. Südslaven. — (52.)
Polit. Wirrwarr in Ungarn. — Plöhn, D. Methode d. Phantasie.
Die Nation. X. 35 u. 36.
(35) Barth, Werbt neue Anhänger! — v. Bar, D. Con-
sequenz d. Widersprüche II. (Schl, in Nr. 36). — Kronenberg,
Moderner Pantheismus. — Buck, D. Goldwährg. in Russland.—
Ellinger, Aus den Tagen d. Romantik. — (36.) Barth, D.polit. Auf¬
gabe d. Freisinn. Vercinigg. — Proteus, Parlainentsbriefe. XIX.
— Mühling, D. Briefwechsel d. Gen. v. Gerlach m. d. Bundes-
tagsgesandten 0. v. Bismarck. — Schlenther, D. Goethegcsell-
schaft. — 01. Hansson, Französ. Protile. — In jeder Nr.: Polit.
Woehenüber ,.ht; — Bücherbesprechgen.
Monatsblätter d. Wissenschaft!. Club in Wien XIV, S.
Jelinek, Reiscerinncrgen aus Indien u. Ceylon.
Die Neue Zeit. XI, I, 17.
Ein Mene Tekcl. — Axelrod, D. polit. Rolle u. d. Taktik
d. deutschen Socialdemokratie. Betrachtet v. Standpunkt e. russ.
Revolutionärs. (Schl.) — Bernstein, D. neueste Vernichter d.
Socialismus. (Schl.) — Schmid, D. sclnveiz. Eabriksinspection in
d. J. 1890 u 91. — Notizen. — Morris, Kunde v. Nirgendwo.
Einige Capitel aus e. utopischen Roman.
Przeglqd Powszechny. XXXVIII, 112—114.
(112.) A. Görski, Kampf in. d. Theucrung. — Arndt,
J. v. Döllinger (Schl.) — R. Koppens, 2 Jahre aus d.
Leben St. Orzechowski’s. 1548—1549. (Schl, in Heft 113, 114.)
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383
Nr. 12. - OßSIERRKlCHISCHKS Litteraturblatt. — II. Jahroano.
384
— Kraszewski, Bruchstücke aus d. Erinnergen. e. Nowo-
grodeker Edelmannes. (Schl.) — P. Sapieha, Reisebriefe aus
Asien. II. China u. Japan. (Forts, in Heft 113). — Litter.
Rundschau, u. A.: Fahre, Souvenirs entomologiques (Nuckowski).
— (113.) Chotkovvski, Jesuitenschulen in Posen. (1573—1653.)
(Schl, in Heft 114.) — Trznadel, Was bestimmt den wahren
Wert d. Menschen? — Badeni, Sonntag in Krakau. — (114.)
Badeni, Socialist. Presse in Galizien. — Krotoski, Geschichtl.
Märchen u. Fälschgen. — Lad$, D. letzte Messe.
Personalnachrichten.
Gestorben: 28. Mai in Oxford d. Leiter d. Sternwarte Prof.
Rev. Dr. Ch. Pritchard im 85. J. (Verf. u. a. »Gelegentl. Gedanken
e. Sternforschers üb. Natur u. Offenbarg.«); — 29. Mai in Neu¬
haus b. Cilli d. Prof. d. gerichtl. Medicin an d. d. Univ. in Prag
Dr. Am. Pal tauf im A. v. 33 J.; — 30. Mai in Budapest d.
Director d. Clericalsem. Tit.-Bischof Jul. Markus; — in Würzbg.
d. Prof. d. Zoologie Dr. Gottfr. Semper; — 2. Juni in Kopen¬
hagen d. dän. Dichter H. P. Holst, geb. 1811; — 3. Juni in
Magdebg. d. geh. R.-Rath Dr. Alb. Schulz (San Marte) im
92. Lebensj.; — 5. Juni in Rottenbg. Bischof Karl Jos. v. Hefele,
geb. 1809; — 6. Juni in St. Petersbg. d. Vicepräs. d. Akad. d.
Wiss. Jak. K. Grot im 81. Lebensj ; — in Augsbg. d. Componist
u. Musikschriftst. Dr. H. M. Schletterer; — in Löwen d. Sans¬
kritist Prof. Dr. Fel. Neve im 77. Lebensj.
Ernennungen: Prof. Dr. H. H. Wen dt (Heidelbg.) z. Prof,
d. Dogmalik u. Ethik in Jena (Nachf. v. Lipsius); — d. Privatdocc.
Dr. Hugo Spitzer (Philosophie, Graz) u. Dr. J. Schick (engl.
Philol., Heidelbg.) zu a.-o. Proff. u. Dr. C. Froitzsch (Wien) z.
Adjuncten am botan. Garten; — d. Prakt. an d. Wiener Univ.-
Bibl. Dr. Max. Ortner zum Amanuensis das. — Habilitiert haben
sich: Dr. Mathes an d. mcd. Fac. in Jena, Dr. Aug. B rinkmann
in Bonn (Antrittsvorlesg.: E. litterar. Renaissance-Bevvegg. in
Byzanz); Dr. K. Bl aas f. Augenheilkde. in Freibg. in Br.; Dr.
Adolf Gottlob f. Wirtschaftsgesch. u. Dr. Peter Wagner f. Musik-
wiss. als d. ersten Privatdoc. an d. kath. Univ. in Freiburg i d.
Schweiz.
ln d. a.-o. Gesammtsitzg. d. kais. Akad. d. Wiss. in Wien
am 29. Mai wurden gewählt; I. In d. Gesammtakad. z. Vicepräs.
f. d. restl Functionsdauer e. Jahres d. seitherige Generalsecr. Prof.
Dr. Ed. Sucss; z. Generalsecr. d. Akad. u. Secr. d. phil.-histor.
CI. f. c. vierjähr. Functdauer d. seith. Secr. dieser CI. Prof. Dr.
Alph. Huber, u. z. Secr. d. math.-naturw. CI. f. d. gleiche Funct.-
dauer Hofr. Prof. Dr. Jul. Hann, Director d. k. k. Centralanst. f.
Meteor, u. Erdmagnet, in Wien. II. In d. phil.-hist. Cl. z. wirkl.
Mitgl. d. corresp. Mitgl. Sectionschef Dr. Inama-Sternegg,
Präs. d. k. k. statist. Centralcomm. in Wien; zu corresp. Mitgl.
im Inlande: 1. Prof. Dr. C. Wessely d. k. k. Staatsgymn. d. 3. Bz.
in Wien; 2. Graf Karl Lanckoronski in Wien; 3. Prof. Dr.
Jos. Egger am k. k Obgymn. in Innsbruck; zu corresp. Mitgl. im
Auslande: 1. Prof. Alex. Wesselofsky an d. Univ. in Petersburg;
2. Dr. Friedr. I inhoof-Bl u in er in Winterthur. III. In d. math.-
naturwiss. Cl. zu wirkl. Mitgl. d. corresp. Mitgl.: 1. Dr. Hugo
Weidel, Prof. d. allgem. u. pharmac. Chemie an d. Univ. in
Wien; 2. Dr. Fcrd. Li pp ich, Prof. d. mathem. Physik an d.
deutschen Univ. zu Prag; 2. Dr. Albr. Sch rauf, Prof. d. Mine¬
ralogie an d. Univ. in Wien; zu corresp. Mitgl. im Inlande: 1.
Oberbergrath Dr. Wilh. Waagen, Prof. d. Paläontologie an d.
Univ. in Wien; 2. Oberstlieut. Rob. Daublebsky v. Stern eck,
Leiter d. astron. Abth. d. militär-geogr. Inst, in Wien; 3. Dr. C.
Rabl, Prof. d. descript. Anatomie an d. deutschen Univ. in Prag;
4. Dr. Otto Stolz, Prof. d. Mathem. an d. Univ. zu Innsbruck;
zu Ehrenmitgl. im Auslande d. seith. corresp. Mitgl.: 1. Prof. Giov.
Virg. Schiaparelli, Dir. d. Sternwarte in Mailand; 2. Herr L.
Pasteur, Mitgl. d. Academic des Sciences u. Acadcmie fran 9 aise
zu Paris; zu corresp. Mitgl. im Auslande: 1. Dr. H. Hertz, Univ.-
Prof in Bjnn; 2. Herr A. Daubree, Inspecteur general des
mines zu Paris.
Fe dei^c^eVeilagshHiHllung.FreiburgimBrei?gdri. —B Herrn Wien.!.Wollz^le33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Dreves, G. M., s. j.. Aurelius Ambrosius,
,.der Vater r’es Kirchengesanges“. Eine hymnologische Studie. Mit
einem Lichtdruck, gr. 8". (VIII und 146 Seiten ) Mark 2. — . — Bildet
das 58. Ergänzungsheft zu den „Stimmen aus Maria-Laach“.
Litterar. Institut Ton Dr. M. Hnttler (icliael Seitz)
Augsburg.
Soeben erschien nach kaum 8 Wochen die 2. Auflage von
Dr. med. Boissarie,
Lonrdeg und seine Geschichte vom medicinischen
Standpunkte au$ betrachtet
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Einzig autorisierte Uebcrsetzung von Dr. Seb. Euringer,
Priester, und Dr. med. Herrn. Euringer, prakt. Arzt. IX u.
374 Seiten. Preis M. 2 70 (franco M. 2.90), in Originalband
geb. M. 4. — .
In diesem Werke legt der prakt. Arzt Dr. Boissarie an der Hand
von Urkunden und aus eigenster Erfahrung klipp und klar dar, dass
bei einer stattlichen Reihe von wunderbaren Heilungen bei der
Lourdesgrotte und in der Piscina eine wissenschaftliche Erklärung
unmöglich ist und verschiedene Aerzte, ob sie wollten oder nicht,
die sofortige Oenesung in Fällen schwersten Siechthu.ns constatieren
mussten. Obiges Werk, das in Frankreich innerhalb weniger Monate
12 stattliche Auflagen erlebte, ist — ohne es zu wollen — zu einer
grossartigen Verteidigung des katholischen Glaubens und Insbeson¬
dere der Marlen-Verehrung geworden.
Kunst-Verlag ,,St. Norbertus" in Wien
III. Seidlgasse 8.
Religiöse Wandbilder.
F acsimile -Repro ductionen
in den Farben der Originale. (Chromo-Xylographien „Knöfler“ auf
ornamentiertem Goldgruud.) Compositionen von f Professor Joh.
Klein. Folio-Formate.
Die heilige Familie.
Werkstätte des heil. Josef, seinem Pflegevater bei der Arbeit hel¬
fend ; im Hintergründe die Muttergottes am Spinnrocken. Royal-Folio.
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Herz Mariä (Pendant zu dem vorigen). Preis fl. 1.—.
Blätter in Schmal - Folio.
Hirte.— Heil. Messopfer. - Himmelskönigin. — Immaculata. —
Heil. Josef. — Heil. Aloysius. — Heil. Carl Borromäus. — Heil.
Johann von Nepomuk. — Heil. Vincenz von Paul. — Heil. Georg. —
Heil. Leopold. — Heil. Ludwig. — Heil. Elisabeth. — Heil. Maria
Magdalena. — Heil. Theresia. Pre*s per Blatt ö. W. fl. 1.—.
IV/TorlArma nach Fra Angelieo da Fiesoie. (Beuroner Schule.)
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Gelegentlich der letzten Ausstellung von hervorragenden Werken aus
dem Gebiete der Reproductionsteohnik (Mai 1893 in Leipzig) schreibt
ein deutscher Kunst - Kritiker: „Ganz besonders erwähne ich aber
die „St. Norbertus“-Buch- und Kunstdruckerei in Wien mit einer
ausserordentlichen Fülle von Blättern mit Darstellungen von Heiligen,
Scenen aus der biblischen Geschichte und den Legenden der Heiligen
u. s. w., unter denen die Blätter nach dem verstorbenen Professor
J. Klein von ganz besonderem Werte sind. Eins der schönsten Blätter
ist die Darstellung der heiligen Familie. In der Zimmermannswerkstätte
sehen wir Josef bei seiner Arbeit, bei der ihm der im Jünglingsalter
stehende Heiland unterstützt; die Mutter Gottes sitzt dahinter etwas
erhöht am Spinnrocken, ihre Augen in sinnender Betrachtung auf Jesu
richtend. In einer Reihe von Einzelfiguren werden uns ferner die Haupt-
heiligen vorgeführt, Maria mit dem Kinde als Himmelskönigin, in einer
anderen Darstellung als Immaculata auf der Mondsichel stehend und
von einer Strahlenglorie umflossen, St. Georg als Drachentödter, Josef,
St. Vincenz von Paula als Beschützer und Patron der armen ver-^fl
lassenen Kinder und andere mehr. Alle diese von einem gottbegnadete!^
Künstler ausgeführten Bilder erfreuen und erwärmen das Harz und
Oemüth das Beschauers duroh die so vollkommen zum Ausdruck ge¬
brachte gläubige Einfalt, durch die unbeschreibliche Anmuth und Lieb-j
llchkeit der Frauengestalten, wie die sieghafte Glaubensfreudigkeit der
Männerfiguren.“
In Vei tretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
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Nr. 13.
Wien, 1. Juli 1893.
11. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die RcUaction HERAUSG EC F.B EN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Kecensions-Kxemplare werden erbeten sind zu richten an die Administration
andie Adresse : D r. r ran z Sch n ü rer, .. des »Österreich, l.itteraturblaltes-,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16 FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. - Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig tl 5.— (M. 9 —), für Mitglieder der Leo Gesellschafi gan/.jähr. fl. 3.—
Debit für den getammten Buchhendel: „St. Norbertut"-Verlagehendlung in Wien III, Seidlgaeee 8, wahln auch alle Inseraten-Auftrüge zi richten sind.
Preise der Inserate: */i S. 11.20. — = Mk.3Ö.—, */« S. fl. 10.50 = Mk. 19. —, 1 j S. fl. 7.— ~ Mk. 12.60, •/« S. fl. 4.— — Mk. 7.20, * / »* S. fl. 2._f> ^ Mk.-L—.
INHALT:
Probst F., Die ältesten röm Sacramentarien u.
Ordines (Prof. Dr. Jos. Eisclt.)
Hol weck F. G., Fasti Muriani. Ders.)
Aertnys J., Theologia pastoralis (Ders.)
Lenz A., Socialismus v dfyinäch lidstva. (Dr.
R. Vrba.)
Dcissmann G. A., Die neutestamcntl. Formel
»In Christo Jesu.“ (—in—.)
Velicky M., Quo anno Dominus noster mortuus
sit. (— i n —.)
Guppenberger L., Bibliographie des Clerus
der Diöcese Linz. (P. F. C. Kinnast)
— Der Mensch und sein hohes Ziel (Ders.)
Le Fcvre-Deumier J., Kntretiens sur l’im-
mortalite de Tarne. (Dr. Jos. Schindler.)
Huber F. P., Dogmenlosc Sittenlehre. (F. M. S.y i
i llcigcl C. v., König Ludwig II. von Bayern.
(Bh.i
Rochcteric M. de la. Maria Antoinette, Königin
I von Frankreich, illli )
Spamer’s Illustr. Weltgeschichte. ( L. II i 1 d c b r.)
Kleinpaul K., Da> Mittelalter. (Ders.)
| Klein S, Lehrbuch der Weltgeschichte. (Ders.)
Mehring S., Deutsche V'crslvhre (Dr- Rieh, i
I Müller.)
S t aar s t cc h e r J., Heinrich Heine der Antisemit '
u. Nihilist. (K. W.)
I Schlosser J. v., Kunsthistor. Sammlungen des
i Ah. Kaiserhauses. Beschreibung der Altgriech.
Münzen. (Prof. Ad. Peiffer.) t
I Hülsen Ch., Forum Rom mutn. K. Scher-
| zinger.)
Bartsch H., Das österr. allgem. Grundbuchs- ,
gesetz in seiner praktischen Anwend nng. (Dr. I
C. Platte) ;
— Die grundbücherlichen Eintragungen. iDers )
Gör res K.. Handbuch der gesammten Arbeiter-
gesetzgebung des deutschen Reiches. (Hofralli
l)r. V. M ataj a.)
Obermayer A. v. t Zur Erinnerung an Josef
Stefan. (Kress.)
Müller G., Die schlechte Haltung der Kinder
u. deren Verhütung (Dr. Max S c h e i in p 11 ug.)
„Deutsche Arbeiter-Dichtung.“
Kretzer Max, Irrlichter u. Gespenster. (R.i
Gott lieb Th., Bericht über die 412. Versamm¬
lung deutscher Philologen und Schul¬
männer. 111.
Klopp Onno, Der 30jährige Krieg bis zutn Tode
Gustav Adolfs 1032. II (D )
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
I. Probst, Dr. Ferdinand, Hausprälat Sr. Heiligkeit, Canonicus
an der Kathedralkirche und o ü. Professor an der Universität
Breslau : Die ältesten römischen Sacramentarien und
Ordines. Münster i. \\\, Druck u. Verlag der Aschendorffschen
Buchhandlung. 1892. gr,-8°. (XV' u. 412 S.) 11. 4.50.
II. H olweck, F. G., sacerdos archidioccesis s. Ludovici Ameri-
canae : Fast! Mariani sive calendarium festorum S. Mariae
Virginis Deiparae. Memoriis historicis illustratum. Fnburgii
Brisgov., Herder. 1892. kl-8° (XXIV u. 378 S.) 11. 2 88.
lil. Aertnys, Jos, C. SS. R., theolog. moral, et s. liturg Pro¬
fessor: Theologia pastoralis, complectens practicam
institutionem confessarii. Linz, Commissionsverlag von
Qu. Haslinger. 1892. 8°. (VIII u. 274 S.) tl. 1.50.
(I.) In den Sacramentarien besitzen wir den Urtypus
unseres heutigen Missales. Denn von den bei der Mess¬
feier in den ersten christlichen Jahrhunderten gebrauchten
liturgischen Büchern, aus welchen unser Messbuch her¬
vorgegangen ist, enthielten ja gerade die Sacramentarien
den wichtigsten Bestandtheil der altrömischen Messform,
nämlich die vom Celebranten zu sprechenden Gebete, I
wie den Canon, die Collecten und Präfationen, während
die andern liturgischen Behelfe, wie das Lectionarium
(Epistolare) und Evangeliarium die den assistierenden
Leviten zugewiesenen Lesestücke, und die Antiphonarien,
Gradualien und Sequencialien die für die Sänger bestimmten !
Theile in sich schlossen. In den Ordines aber, welche
die feste Norm und nähern Regeln für den Messritus an- I
gaben und sonach eine Ergänzung zum Texte der Sacra¬
mentarien bildeten, haben wir die ältesten Muster unserer
Kirchenrubriken. Freilich wohl enthielten die Sacramen¬
tarien auch zugleich die liturgischen Formulare, und die
Ordines die Ritualvorschriften für die Spendung der |
heil. Sacramente, so dass sie zugleich das römische Ur-
rituale, und wegen einiger Pontificalhandlungen auch das
römische Urpontificale repräsentieren. Die drei Sacra- I
mentarien, die auf uns gekommen, sind von altersher
unter den Namen Sacramentarium Leonianum, Gclasianum
und Gregorianum bekannt, weil sie traditionell den Päpsten
Leo d. G. (440 — 40 1), Gelasius I. (492 — 496) und
Gregor d. G. (590 — 604) zugeschrieben wurden. Nach
den Forschungen Muratori’s stellte sich nun zwar aller¬
dings das Leonianum als eine nach dem Papste Simplicius
(f 483) und vor Gelasius I., wahrscheinlich unter dem
Pontificate Felix III. (483 — 492) entstandene Privat¬
sammlung liturgischer Formulare heraus; allein bezüglich
der beiden anderen Sacramentarien, wenngleich auch sie
von späteren Einschaltungen nicht frei geblieben sind,
konnte die Autorschaft der Päpste Gelasius I. und Gregor I.
nicht in Abrede gestellt werden. Erst in neuester Zeit
und zwar i. J. 1889 machte Leopold Duchesne in seinem
in Paris erschienenen Werke »Origines du culte chrctien«
den Versuch, die alte Tradition betreffs aller drei Sacra¬
mentarien umzustossen. Gestützt auf historische An¬
spielungen im Texte verlegt er den Ursprung des Leoni¬
anum in die Mitte oder gegen das Ende des 6. Jahr¬
hunderts, während er das Gelasianum dem Papste
Gregor d. G. zuschreibt, im Gregorianum aber jenes vom
Papste Hadrian I. (772 — 795) über Wunsch Karls d. G.
ins fränkische Reich gesendete und dort zu allgemeiner
Annahme gelangte Sacramentar gefunden haben will.
Dieser neuen Theorie Duchesne’s, die vielenorts Beifall
fand, trat Prof. P. bald in der Innsbrucker Zeitschrift f.
kath. Theologie (2. Heft 1891) entgegen. Die weiteren
historisch-kritischen Forschungen in dieser Frage führten
den durch seine gründlichen Studien über die Liturgie
der ersten christlichen Jahrhunderte riihmlichst bekannten
Autor zur Abfassung des vorliegenden umfangreicheren
Werkes, in welchem er die Schätze seines reichen litur¬
gischen Wissens und langjährigen Sammelfleisscs nieder-
gelegt hat. Nach einer längeren Einleitung, in welcher
die Ansicht verfochten wird, dass eine schriftliche Ab-
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387
Nr. 13. — Oesterreichischks Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
388
fassung der Liturgie schon frühzeitig, wenn nicht schon
im 2. oder 3., so doch ganz sicher im 4. Jahrhunderte,
unter dem Pontificate Damasus (366 — 385), stattgefunden,
bespricht der Verf. im I. Theile nach Vorausschickung
einleitender Bemerkungen der Reihe nach die drei Sacra-
mentarien, indem er kurz die Fragen über Ursprung,
Verfasser, Zeit und Ort der Abfassung derselben erörtert,
und dann eingehende Untersuchungen über Alter, Pro¬
venienz, Sinn und Bedeutung der einzelnen Messformulare
und Riten anstellt. Im II. Theile behandelt der Autor
in zwei kürzeren Capiteln die wichtigsten zwei, die Ent¬
wicklung der Liturgie von Damasus bis Gregor d. G.
illustrierenden Ordines, den Ordo I. nach Mabillon's
Zählung, welchen er als ein vom Papste Stephan III.
mit Ergänzungen und Zusätzen versehenes Statut Gregors
des Grossen erweist und den Scrutinien-Ordo, welchen
er als in enger Beziehung zum Sacramentarium Gelasianum
stehend und sonach schon dem 6. Jahrhundert angehörig
hinstellt. Gegen Duchesne verlegt P. die Abfassung des
Sacramentarium Leonianum ins 5. Jahrhundert, ja betreffs
einiger Messformulare sogar in die Zeiten des Papstes
Damasus, so dass es »ein Bild der röm. Messe von
Damasus bis auf Leo I. gibt«, und hält bezüglich des
Gelasianum und Gregorianum an der alten Tradition fest.
Dieses Werk, mit umfassender Quellenkenntnis, voll¬
ständiger Beherrschung und weiser Ausnützung eines
reichhaltigen Materials geschrieben, hat nicht blos Interesse
für den mit christlich-archäologischen, liturgischen und
kirchen-historischen Studien beschäftigten Fachmann,
sondern, da es einen instructiven Einblick gewährt in
die ursprüngliche Form und allmählige Ausgestaltung und
reichere Entwicklung der Liturgie und für das bessere
Verständnis derselben den historischen Hintergrund be¬
leuchtet, muss es für jeden Priester, namentlich den
Seelsorgepriester, Katecheten und Prediger eine will¬
kommene, anregende Lectüre sein.
(II.) Nachdem der Verf., ein Priester der Erzdiöcese
Saint-Louis, bereits im J. 1888 in einem amerikanischen
Pastoral Blatte ein Verzeichnis aller Marienfeste veröffent¬
licht hatte, fasste er, angeregt durch die bisherigen Studien,
den Plan, nach allmähliger Gewinnung eines reichhaltigen
Quellenmaterials seine Arbeit möglichst zu erweitern und
zu vervollständigen. Im vorliegenden Werke liegt dieser
Plan ausgeführt vor. Der Verf. bietet in demselben ein
Universal-Repertorium oder eine Qesammt-Uebersicht aller
Marienfeste, die seit Gründung des Reiches Christi auf
dem ganzen Erdkreise unter den verschiedenen christ¬
lichen Völkern und Nationen, und zwar nicht blos in
der katholischen Kirche, sondern auch bei den schis¬
matischen Griechen jemals gefeiert worden sind und noch
gegenwärtig gefeiert werden, und bringt so gleichsam
auch zugleich einen historisch-statistischen Nachweis über
die Erfüllung der Weissagung der seligsten Jungfrau:
»Beatam me dicent omnes generationes«. Nicht weniger
als nahezu 500 theils unbewegliche, theils bewegliche
Marienfeste werden, kalendarisch geordnet, aneinander
gereiht, und bei jedem Feste die Geschichte seines Ur¬
sprunges und seiner Veibreitung, sowie auch die Art
seiner Feier u. s. w. angeführt. Vorausgeschickt wird in
den Prolegomenis eine Uebersicht über die allgemeinen
kirchlichen Feste Mariens, ihre Officien, Octaven, und
eine Noti;; über die coronatio imaginum B. M. V., und
zur besseren Orientierung nachgeschickt ein alphabetisches
Verzeichnis der Feste, die gefeiert, und ein alphabetisches
Verzeichnis der Völker, Orte und Ordensfamilien, wo sie
gefeiert werden. Neben dem liturgisch-historischen und
culturgeschichtlichen Interesse, welches das Werk dadurch
in Anspruch nimmt, dass es die überaus reiche Entwicklung
des Mariencultus zeigt, dient es auch den praktischen
Zwecken des Homileten sowohl als aller derjenigen,
welche bei der Lectüre zunächst das Moment der eigenen
Erbauung im Auge haben.
(III.) Aertnys, vortheilhaft bekannt durch seine Theo-
logia moralis, will in vorstehendem Werke insbesondere
»jüngeren Beichtvätern eine praktische Unterweisung über
die Verwaltung des heil. Busssacramentes in die Hand
geben«, zugleich aber auch eine »Ergänzung zu seiner.
Moraltheologie« bieten, da ein solcher Unterricht sich im
Rahmen einer Moraltheologie nicht gut unterbringen Hess.
Angemessen seinem Plane und Ziele behandelt er die
dem Beichtvater zur Ausübung seines Amtes nothwendigen
Gaben und Tugenden, gibt dem Beichtvater die Anleitung,
wie er im allgemeinen seinen Pflichten als Vater, Richter
und Arzt nachzukommen, und wie derselbe die ein¬
zelnen Pönitenten mit Rücksicht auf ihre Eigenart u.s. w.
zu behandeln hat. Grosse Vorzüge dieses Werkes sind
die Klarheit und Deutlichkeit der Darstellung, ganz be¬
sonders aber die Gewähr der Zuverlässigkeit der Doctrin,
da er sich überall zunächst an die Lehre und Praxis
der Kirche und dann an die bewährtesten Autoritäten
anlehnt, endlich auch die praktische Brauchbarkeit durch
Erörterung zeitgemässer Fälle und Fragen. Wegen dieser
praktischen Brauchbarkeit wird es auch erfahrenen Beicht¬
vätern gute Dienste leisten, namentlich aber jenen, welche
Seelen auf dem Wege der Vollkommenheit zu leiten
haben; denn die Unterweisung darüber p. 203 — 239
ist im Ganzen geradezu mustergiltig. Alles ist an dem
Werke zu loben, nur nicht der Titel, denn das Buch
ist wohl eine instructio confessarii, aber keine theologia
pastoralis. Es entschuldigt diesen Titel weder die Selbst-
correctur im Titel: »compl. pr. instr. conf.«, noch auch
die Selbstentschuldigung in der Vorrede. An Empfehlungs¬
würdigkeit aber für jüngere und ältere Beichtväter hat
das Buch durch diesen Tadel nichts verloren.
Leitmeritz. Prof. Dr. Josef Eiselt.
Lenz, Dr. Antonin, probost krälovskc kapituly na Vysehrade:
Socialismus v dejinäch lidstva a jeho povaha a cirkcv
katolicka jedine schopnä ku roseni sociälni otdzky. v Praze 1893,
nakl. Cyrillo-Methodcjskeho knihk. 8° (391 S.) fl. 2.40. —
(Dr. Lenz A., Propst des königl. Collegiatcapitels in Vyschrad:
Der Socialismus in der Weltgeschichte und sein Charakter, und
die kath. Kirche einzig geeignet zu: Lösung der socialen Frage.)
Dr. Lenz hat vor Jahren auf Gcheiss des f Bischofs Jirsik
den Syllabus des Papstes Pius IX. apologetisch vertheidigt gegen¬
über den Angriffen, die besonders in den 70er Jahren durch Barak
verfasst und von Alfons Sfastny hcrausgegeben worden sind;
überdies hat L. die Lehren des Hus und seines Schülers Chelcicky
in eigenen Schriften beleuchtet. Sein Name hat einen vollen
Klang. Der historische Theil des vorliegenden Buches beschäftigt
sich mit der Darlegung der socialistischen Systeme vom Alterthum
bis auf unsere Tage; der dogmatische Theil erörtert die Befähigung
der kathol. Kirche zur Führcrin in der Lösung der socialen Frage.
Im historischen Theil steht Dr. Lenz auf dem Boden eigener
Forschung, indem er die im Mittelalter aufgetauchten communist.
Ideen bespricht; dies ist der interessanteste Theil des Werkes. Der
Communismus der Taboriten, eine Consequenz der Theoreme des
Meisters Hus, ist in der That ein vollständig ausgebildetes commu-
nistisches System, welches im Jahre 1420 Petr Mladenovic in
Prag den versammelten Pragern und Taboriten in 72 Artikeln
vorbrachtc. Es wäre jedenfalls sehr lohnend, diesen Theil des
Werkes deutsch zu bearbeiten.
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389
Nr. 13. — Obsterreichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
390
Im dogmatischen Theile weist L. zuerst den Ursprung des
jetzigen Socialdemokratismus aus dem Liberalismus nach. Er be¬
spricht dann die Chancen der Möglichkeit des socialdemokratischen
Staates und kommt zu der Schlussfolgerung, dass nur die Rück¬
kehr zum wahren und vollen Christenthume volle Hilfe bringen
kann. — Soweit das Werk an dem Christenthume feindliche Leser
gerichtet ist, müsste der dogmatische Theil etwas umgeändert
werden. Unsere entchristlichte Gesellschaft muss anders behandelt
werden. Sie nirrynt die kathol. Wahrheit nicht ohne weiters an.
Ihre Ideen müssen präcis und scharf bekämpft werden. Wir
hätten auch gewünscht, der Verf. hätte Rudolf Mayers »Emanci-
pationskampf« ausgiebig benützt, besonders in den Ausführungen
überden Liberalismus. Wir wünschen vom Herzen, dass das schön
ausgestattete und doch billige Werk, welches dem böhm. Clerus
zur Ehre gereicht, die weiteste Verbreitung finde und mithelfe zur
Klärung der Geister.
Dobritschan. Rudolf Vrba.
G. Adolf Deissmann in Marburg untersucht die neu-
testamentliche Formel »In Christo Jesu’«. (Marburg, Eiwert, 1892.
8°, (X u. 136 S., fl. 1.50) und kommt auf Grund eingehendster
Darstellung der Bedeutung von ev in der Profan- und hellenistischen
Gräcität sowie in den neutestamentlichen Schriften zu dem Schlüsse,
obige Formel s i der »technische Ausdruck für den paulinischen
Centralgedanken der xotvuma mit Christus« (S. 82). Die fleissige
Arbeit des evangelischen Theologen verdient Beachtung. —
Pfarrer Martinus Velicky bietet eine Studie unter dem Titel :
Quo anno Dominus noster mortuus sit. (Selbstverlag, ftiöan in
Böhmen, 8®, 167 S., fl. 2.—) Der Verf. sucht mit einem Massenaufgebot
von Beweisgliedem, welche in kürzerer oder längerer Ausführung
lose nebeneinander gestellt werden, zu beweisen, dass Christus
a. 751 u. c. oder 31 aer. vulg. gestorben (also a. 26 geb.) sei.
Zwei Drittheile des Buches gehören der Behandlung der Daniel’schen
Prophetie von den Jahreswochen, davon allein 18 S. Simon Magus
als »homo peccati« (II. Thess. 2, 3) gewidmet sind. Mit der grossen
Belesenheit und dem emsigen Fleiss des Verf. verbindet sich nicht
stets ein gleiches Mass von kritischem Sinn. Die Darstellung, ein
erdrückendes Material von Namen, Ziffern und Stellen darbietend
und allzu aphoristisch gehalten, hindert in etwas den ruhigen
Genuss der Lectüre. —in—.
Guppenberger, P. Lambert, Benedictiner v. Kiems¬
münster: Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz von deren
Gründung bis zur Gegenwart. 1785—1893. Linz, 1893. Acad. Buchdr.
des kath. Prcssv. (Ebenhöch), Lex.-8°. (IX u. 270 S.) fl. 2.40. Dieses
in sehr schöner Ausstattung und mit besonderem Flcisse gearbeitete
Bucn bringt die kurze Lebensgeschichte und die litterarischen
Leistungen von 400 der Diöcese Linz zeitweilig oder g. nz angc-
hörenden Priestern; dass die Zusammenstellung eines solchen
Werkes nicht sehr mühelos ist, weiss Jeder, welcher sich mit
ähnlichen Arbeiten einmal beschäftigt hat. Das vorliegende Buch
ist ein Ehrenbuch für den Linzer Diöcesan-Clerus, welchem für
seine rege Betheiligung an den Bestrebungen aul dem Gebiete der
Kunst und Wissenschaft hier ein sehr ehrendes Denkmal gesetzt
wird. Im Anhänge wird die Betheiligung desselben Clerus am
parlamentarischen Leben in anschaulicher Weise dargestellt.
Möchte jeder Diöcese eine derartige Arbeit nicht fehlen ; sie liefert
ja den besten Beweis, dass der Clerus kein Feind der Wissen¬
schaft ist.
Der Mensch und sein hohes Ziel. Nach einem alten
Geistesmanne neu bearbeitet von einem Priester der Erzdiöcese
München-Freising. Stuttg., J. Roth. 1893. 12° (150 S.) fl. —.36.
Kann nicht nur Laien, sondern auch Priestern wertvolle Anregung
zum Meditieren geben. Die Sprache ist einfach und zum Herzen
dringend.
Kraubath. P. Florian C. Kinnast O. S. B.
Katholica.
Der Katholik. 1893, LXXIII, I. (3. F., VII.). Juni.
Blank, D. Marienbild in d. ersten 3 Jhdten. (Schl.) —
Selbst, Z. Frage d. Relig.-Unterr. an d. humanist. Gymnasien.
— Hohler, D. dogmat. Kriterium d. Kirchengesch. (Schl.) —
Bellesheim, Joh. Bapt. Card. Pitra O.S.B. — Graf v. Hoensbroech
u. d. Jesuitenorden. — Litteratur, u. a.: S. Thomae Aq. doctrina
de coop. Dei c. omni natura creata praesertim libera (F. Schmid);
— Giess wein, D. Hauptprobleme d. Sprachwiss. (Hardy).
Theolog.-praktische Quartalschrift XLVI, 3.
A. M. Weiss, Clerus u. Politik — e. Wort z. Verständigg.
— G. Müller, D. Wichtigkt. d. vollkomm. Reue. — Lehmkuhl,
Aufgabe d. Arbeitgeber. — R. B. II., lleiligenpatronate.— Huppert,
D. Gedankenlesen. — M. J. Schlager, D. letzte Fasten-Hirten¬
brief Leo XIII. v. 10. Febr. 1878. — Kreschnicka, D. hl.
Johann v. Ncp. — Maurer, Marian. N.-Ocsterr.. — Langthalcr,
Bilder z. Beschauen f. d. christl. Volk. — Pastoral-Fragen u.
-Fälle. — Litteratur. — Huber, Bericht üb. d. Erfolge d. kath.
Missionen. — A. M. Weiss, Kirchl. Zeitläufe.
Correspondenzblalt f. d. kath. Clerus Oesterreichs. XII,
11 . Beil. Hirtentasche. XV, 6.
Echte u. verkehrte Frömmigkeit. — Adam Winter, Tcsta-
mentum clericale. — Z. Vcrbindlichkt. d. Exercitien f. Priester.
(Kölner) Pastoraiblatt. XXVII, 5.
Piotokoll üb. d. RecOgnition d. Reliquien d. hl. Agilolfus.
— D. Pflicht d. Seelsorger, f. d. anvertraute Heerde d. hl. Mess¬
opfer darzubringen. (Forts.) — Wichtigkeit d. häusl. Gottesdienstes.
— Spcndg. d. hl. Communion auf künstl. Wege. — Kl Mitthlgen.
(Münsterer) Pastoraiblatt. XXXI, 6.
Die gute Meinung. — I). Grcisenalter d. Priesters. —
Vom Gladbacher Cursus. — Fälle u. Fragen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Simar Th. H., Lchrb. d. Dogmatik. 3. A. Freibg., Herder (XVIII,
950 S.) fl. 6.60.
Thalhofer V., Ilandb. d. kathol. Liturgik II, 2. Ebd. (V —VIII,
S. 345 — 564) fl. 1.44.
—, D. hl. Messe u. d. Priesterthum d. kathol. Kirche, hrsg. v.
A. Schmid. Kempten, Kösel (VII, 426 S.) fl. 2.40.
Rankin J., The first saints. Charaeter and church studies in the
New Testament. London, Blackwood & Sons. 7 sh. 6 d.
Jo der J. Ch., Ueb. Messestipendien m. Berücks. e. bes. Falles.
Strassbg, Le Roux (20 S.) fl. —.18.
Lemoyne J. B., Margareta Bosco, d. Mutter Don Bosco's. Ein
Lebensbild. Steyl, Missionsdruckerei (164 S.) fl. —.45.
Beringer F., D. Ablässe, ihr Wesen u. Gebrauch. 10. A. Paderb.,
Schöningh (XXV, 852 u. 52 S.) fl. 4.20.
Marchini A., Institutiones thcologiae dogmaticae. I. II. Mortara,
Cortellezzi. 7 1.
Cheix Martinez J., Historia de Santa Teresa de Jesus. Madrid,
Impr. de la Sociedad Edit. de S. Francisco de Sales. 4°. 6 pes.
Mir M., Historia de la pasiön de Jesucristo. Madiid, Murillo. 6 pes.
Ra ppenhöner J., Allgem. Moraltheologie. II.(Schl.)Thl.: D. Lehre
üb. d. Sittliche, sittlich Gute, sittl. Böse. Münster, Aschendorff
(III, 156 S.) fi. 1.35.
Heimbucher M., D. Bibliothek d. Priesters. Prakt Winke für
deren Anlage u. Erweiterg. E. Ilandb. d. neueren thcol. Litt.
3. Aufl. Regensbg., vorm. Manz. fl. 1.80.
Als 2. Ergänzg. zu P. Hammerstein’s S. J. * Ed gar. Vom
Atheismus z. vollen Wahrheit« , das soeben in 7. Aufl. ausgegeben
wurde, ersch. demnächst (Trier, Paulinus-Druckerei) *Das Christen¬
thum « c. 350 S., fl. 1.80. — Des> Corpus script. eccles. lat.« XXVI. Bd.,
der in Kürze ausgegeben wird, enthält S. Optati Milevitani Operum
reliquiae, cd. Carolus Ziwsa (c. 320 S., c. fl. 3.—).
Akatholica.
Baentsch B., D. Heiligktsgesetz Lev. XVII—XXVI. E. hist.-krit.
Untersuchg. Erfurt, Günther (VII, 153 S.) fl. 2.40.
Bartels F., D. Sittenlehre d. evang.-luth. Kirche, nach deren
Bekenntnis-Schriften zusammenhängend dargest. Hannover-
Linden, Manz & Lange (VIII, 131 S.) fl. 1.20.
Clemen C., D. Chronologie d. paulin. Briefe, aufs neue unter¬
sucht. Halle,- Niemeycr (VIII, 293 S.) fl. 3.60.
Scharfe E., D. petrin. Strömg. d. neutestamentl. Litt. Untersuchgen
üb. d. schriftstell. Eigenthümlichkt. d. 1. Petrusbriefcs, d. Marcus¬
evangeliums u. d. petriq. Reden d. Apostelgesch. B., Reuther &
Reichard (VIII, 187 S.) fl. 2.40.
Schubert II. v., D. Composition d. pseudopetrin. Evangelien-
fragments. Ebd. (XII, 196 S.) fl. 2.70.
—, D. Petrusevangelium. Synoptische Tabelle nebst Ucbersetzg.
u. krit. Apparat. Ebd. (IV, 31 S.) fl. —.30.
Meignan, Les prophetes d'Israel et lc Messie depuis Salomon
jusqu’ä Daniel. Paris, Lecoffre. 7 fr. 50 c.
Wlislocki H. v., Volksglaube u. religiös. Brauch d. Magyaren
(Darstellgen aus d. Geb. d. nichtchristl. Religionsgesch., VIII).
Münster, Aschendorff (XIV, 171 S.) 11. 1.80.
Langen J., Gesch. d. röm. Kirche v. Gregor VII. bis Innocenz III.
Quellcnmässig dargcstellt. Bonn, Cohen (VIII, 720 S.) 11. 10.80.
Digitized by v^oosie
391
Nr. 13. — Oesterreichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
392
Die Firma Rust in Lpz. kündet eine im Laufe d. Sommers
erscheinende * Deutsche VolksbibeU »in abgekürzter u. ver¬
besserter Fassung, nach Massgabe d. geist., sittl. u. nationalen
Bewusstseins uns. Zeit« an. — Bei Hinrichs in Lpzg. ersch. dem¬
nächst c. krit. Ausg. d. » Apologie d. altchristl. Rhetors Marcianus
Aristides€ v. Lic. Edg. Hennecke (c. 11. 1.20).
Antiqu.-Kataloge: Freiesieben in Strassbg., Nr. 17
(2083 Nrn.). — Haugg in Augsbg., Nr. 129 (562 Nrn.). —
Jacobssohn & Co, Bcrl., Nr. 117: Kathol. Theol. (46 S ). —
Lempcrtz in Bonn, Nr. 190 (958 Nrn.). — Rosenthal in
München, Nr. 86: Bibliotheca Mariana, Iconographia Mariana
(2131 Nrn.). — Seiling in Münster i. W., Nr. 13 (1816 Nrn.).
Philosophie. Pädagogik.
Le Fevre-Deumier Jules: Entretiens sur l'immortalitö
de l'äme. Paris, Librairie de Firmin-Didot et Comp., 1892.
kl. 4°. (617 S.)
Vorstehendes Werk behandelt das uralte und den¬
noch stets neue Thema der Unsterblichkeit der mensch¬
lichen Seele. Der Standpunkt, von welchem aus der
Autor seinen Scevole im Dialoge mit Aurele die Unsterb¬
lichkeit vertheidigen lässt, ist ein ziemlich verschwommener.
Sc. glaubt an Gott, spricht mit Achtung vom Christen-
thum als höchster Religion, redet wohl auch von Christus
als dem Gottessohne und schliesst mit dem Rufe »croy-
ons«; dennoch verwirft er die »Offenbarung des Kate¬
chismus« (S. 27), welche die moralische Ordnung um-
stosse (S. 316). Freilich hindert ihn das nicht, auf
Wahrheiten der Offenbarung, z. B. die Schöpfung in
sechs Tagen (S. 67) zurückzugreifen. Wie die Theologie
gilt Sc. auch die Philosophie gering, weswegen er die
Beweise beider für die Unsterblichkeit ignoriert. Dagegen
will er letztere darthun auf Grund der Poesie, welche
in die Geheimnisse des Schöpfers am tiefsten eindringt
(S. 16), welche ihm die »Offenbarung des Gedankens«
ist (S. 27). Nun trägt Sc. mit nicht endender Geduld
von allen Seiten Wahrscheinlichkeits- und Congruenz-
beweise zusammen; er entnimmt sie dem Aeusseren des
Menschen (entret. V), dessen Intelligenz, Sprache, Ge¬
dächtnis, Einbildungskraft, freien Willen und Affecten
(entret. VI—XIII), ferner aus dem Bereiche der Kunst
(entret. XIV), der Wissenschaften (entret. XV—XVII), der
Industrie (entret. XVIII), endlich aus dem Gebiete des
Schlafes, der äusseren Welt, der Gesellschaft, Geschichte
und Religionen (entret. XIX — XXIII). Wohl sind es lauter
Wahrscheinlichkeiten, welche Sc. aus allen diesen Quellen
entspringen, aber jene Wahrscheinlichkeiten summieren
sich für ihn zur Gewissheit (S. 14) und es mag dies um
so leichter angehen, als Sc. den Grundsatz festhält: Was
wir uns einbilden, das ist (S. 265), als er die zu¬
treffende Bemerkung seines Opponenten, jedes Ding lasse
eine mehrfache Sprache zu, (S. 529) nicht beachtet.
Dem Verf. muss es trotzdem zum Verdienste an¬
gerechnet werden, die Congruenzbeweise für die hoch¬
wichtige Wahrheit der Unsterblichkeit mit Geschick und
in einer Fülle zusammengetragen haben, wie man solche
wohl nicht mehr antrifft. Dem Offenbarungsgläubigen bietet
die Lectüre des Buches eine willkommene Bestätigung
seiner frohen Hoffnung; dem Ungläubigen und Skeptiker
kann sie, wenn er die Wahrheit ernstlich sucht, den
Zugang dazu öffnen. Mit Bezug auf letztere, deren Zahl
derzeit gross ist, erscheint das Buch als zeitgemäss.
Die Form des Dialoges gestaltet die Lectüre inter¬
essanter. Die Anknüpfung der einzelnen Entretiens an die
Stationen der Studienreise Scevoles und Aureles ist doch
im ganzen zu äusserlich.
Leitmeritz. Dr. Jos. Schindler.
Huber, Dr. F. P.: Dogmenlose Sittenlehre für Schule und
Haus. Zweites Tausend. Berlin, Bibliographisches Bureau, 1892.
8°. (VII u. 165 S.) 11. —.90.
Die dogmenlose Sittenlehre hält doch immer an
einem Dogma fest: Der Mensch ist sich Selbstzweck.
Aus diesem Dogma fliesst ihr oberstes Moralprincip, das
nach H. lautet: »Wolle oder wähle von den dir möglichen
Handlungen, alle Folgen wohl bedacht, immer nur die¬
jenige, welche das leibliche und geistige Wohlbefinden,
die Wohlfahrt oder die Glückseligkeit deiner selbst und
deiner Mitmenschen am meisten fördert.« Utilitätsmoral!
Von diesem Standpunkte aus behandelt H. das Eigen¬
leben und das Gesellschaftsleben des Menschen in popu¬
lärer Darstellung. Wissenschaftlichen Wert hat die Schrift
nach keiner Richtung. F. M. S.
Zeitschrift f. Philosophie u. phllosoph. Kritik. N. F. II, 1.
Wreschner, Ernst Platner’s u. Kant’s Erkenntnistheorie
mit bes. Berücks. v. Tetens u. Aenesidemus. (Schl.) — Volkelt,
Psycholog. Streitfragen. III. P. Natorp’s Einleitg. in d. Psychologie.
— Busse, Zu Kant’s Lehre vom Ding an sich. I. — Rud. Seydel f-
— Rccc.: C. Hermann, Neuere italien. Litt.; — Münsterberg,
D. Willenshandlg. (Höffding); — H. Fleischer, Ueb. d. Mög-
lichkt. e. normativen Aesthetik (Seydel); — Heiland, Erkenntnis¬
lehre u. Ethik d. Bernardinus Tclesius (Siebeck); — Wundt,
System d. Philosophie (Erhardt). — Notizen.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, 5.
v. Holzinger, E. Idyll d. Maximus Planudes. — Litterar.
Anzeigen, darunter: Merguet, Lexikon zu Cicero. II. (Kornitzer);
— Engelbrecht, Patrist. Analecten (Weihrich); — Judeich,
Kleinasiat. Studien (A. Bauer, ; — Litt. Repertorien z. Ldskde. v.
Oesterr. (Grassauer); — Baumann, Volksschulen, höh. Schulen
u. Universitäten (Ueberhorst); — Reinhardt, D. Frankfurter
Lehrpläne. — Ds., D. Umgestaltg. d.höh. Schulwesens (Frankfurter.)
Blätter f. d. (bayr.) Gymnasialschulwesen. XXIX, 5. u. 6.
Voll mann, Z. Methode d. zoolog. Unterrichts an d. humanist.
Lehranstalten Bayerns. — Deucrling, Cicero als Schulschrift¬
steller (Forts.). — Recc., u. a.: Plautus, Ausgew. Komödien,
erkl. v. F. Brix, III. Menaechmi, 4. A., ed. Niemeyer (Weninger);
— Plinii nat. hist. ed. Mayhoff, III. (Welzhofer); — Suse-
mihl, Gesch. d. griech. Litt, in d. Alexandrinerzeit, I. (Christ u.
Roemer); — Victor, Phonct. Studien, V. 1, 2. (Jent); — Wirth,
Danae in christl. Legenden (Knoll); — E. Curtius, Stadtgesch.
v. Athen (Melber); — Pickard, D. Standort d. Schauspieler u.
d. Chores im griech. Theater d. V. Jhdts. (Melber); — Mitteis,
Reichsrecht u. Volkswohl (Kalb). — Nekrolog: Dr. J. Gierster f.
Cymnasium. XI, 12.
Eschweiler, D. grammat. Unterrichtspensum im Deutschen
u. d. Lehrpläne v. 1892. — PI assmann, Kleinigkeiten aus d.
Unterrichte. — Recensionen.
Kathol. Schulkunde. II, 21—25.
(21.) Eschelbach, Gerok u. Spitta.— D. Steilschrift n. d.
Systeme d. »deutschen Symbol-Normalschrift« (Schl, in Nr. 23).
— Eschelbach, Naturgesch. in d. Volksschule (Schl, in Nr. 23
u. 25). — Kösterus, D. deutsche Elementarbildg. gg. Ausgg. d.
M.-A. XIII. (XIV. in Nr. 22). — (22.) D. bibl. Geschichtsunterr.
in s. Gesch., in s. Theorie u. Praxis. II. — Aufgabe d. Haus-,
Schul- u. Volkserziehg. — D. Willensfreiheit als höchstes Ziel d.
christl. Erziehg. (Schl, in Nr. 23). — Ruland, D. Volksschul-
wesen in Italien. IV. — (23) Grimm, P. Herrn. Koneberg OSB. f.
— D. Werth u. d. Stellg. d. Freiübgen. im Turnbetrieb. —
(24. u. 25.) Berichte üb. Versammlgen.
Rhelnisch-westfäl. Schulzeitung. XVI, 34—37.
(34.) Weiffen, »Alles ohne Zwang*. Ratichius (Schl, in
Nr. 35). — Algebra. — (36.) Funke, Johs. Bosko (Schl. inNr. 37.)
— (37.) Li eh n er, Aphorismen z. Gesch -Unterr. in d. Volks¬
schule. IV. — In jeder Nr.: Landtagsredc, Versammlgsberichte.
Neue Erscheinungen
Pappenheim E., Friedr. Frübel. Aufsätze aus d. J. 1861—93.
Berl., Oehmigke (105 S.) fl. —.72.
Digitized by
Google
393
Nr. 13. — Orsterrrichisghrs Ln
Grand U., D. Gymnasialreform. E. Studie. Chur, Rieh (IV, 70 S.)
fl. -. 60 .
Gartelmann H., Sturz d. Metaphysik als Wissenschaft. Kritik
d. transcend. Idealism. Kants. B., Fischer tVllI, 246 S.) fl. 4.20. |
Volker H. S., Hdbch. d. deutschen Volksbildgsbcstrebgen. Zürich, ,
Schmidt (VI, 131 S.) 11. 1.20.
Walther F., D. christl. Glaubenslehre a's Wissensch. v. Lcbens-
niuth dargcstellt. Stuttg., Kohlhammer VIII. 403 S.) fl. 3.60. |
Hu me D., E. Untersuchg. üb. d. menschl. Verstand. Deutsch v. i
C. Nathanson. Lpz , Friesenhahn (223 S.) 11. 1.20. •
Rom an es G. J., 1). geist. Entwicklg b. Menschen. Ursprung d. |
menschl. Befahigg. L., Günther ( VII, 432 S.) 11. 3.60.
Goschen G. J., The cultivation and use of the imagination. j
London, Arnold. 2 sh. 6 d.
Közlc J. F. G., D. pädagog. Pathologie in der Erziehgskde. d. ;
19. Jhdts. Gütersloh, Bertelsmann (XI, 494 S.) fl. 3.60.
Vogel A., Mittelschul-Pädagogik. Grundlinien e. Erziehgs.- u. [
Ünterr.-Lchrc f. Mittelscli. Ebd. (VIII, 272 S.) 11. 2.40. ' \
Köstlin J., D. Begründg. uns. sittl.-religiösen Ueberzeugg. B., j
Reuther & Reichard (IV, 124 S.) fl. 1.20. ' !
Caro E., El suicido y la civilazion. Madrid. 3 pes.
Ardigö R., La scienza della edueazione. Padua, Drucker. 6 1.
Klahr Th., Leben u. Wke. Rieh. Mulcaster’s, e. engl. Pädagogen
d. 16. Jhdts. Dresden, Bleyl & Kaemmercr (V, 59 S.) fl. —.90.
Lipps Th., Grundz. d. Logik. Hbg., Voss (VIII, 283 S.) 11. 1.80.
Gehr mann C., Körper, Gehirn, Seele. Gott. I. — III. Thl. B.,
Dames (S. 1 —1504) pro cpl. (4 Bde.) 11. 28.80.
Sch ult heiss F. G., Gesch. d. I). Nationalgcfühls. E. histor.-
psycholog. Darstellg. I. Von d. Urzeit bis z. Interregnum. München,
Franz (VIII. 296 S.) fl. 3.60.
Blavatsky H. P., Schlüssel z. Theosophie. Erklärg. d Ethik,
Wissenschaft u. Philosophie. Aus d. Engl. üb. v. E. Herrmann.
L.. Friedrich (224 S.) fl. 3.-.
Frankfurte r S., Graf Leo Thun Hohenstein, F. Exncr u. H. Bonitz.
Btrge. z. Gcsch. d. österr. Untcrr.-Reform. Wien, Holder (\ r 111,
168 S.) 11. 1.80.
Die 3. Reihe der b. Schöningh in Paderb. ausgeg. »Zi7m;-
schaftl. Handbibi .« eröffnet das demnächst erscheinende *Lehrb.
d. Pädagogik* v. Prof. Dr. C. Krieg (390 S., 11. 2.76).
Antiqu.-Katalog: Siebert in Berl., Nr. 222 (2217 Xrn.).
Geschichte und Hilfswissenschaften.
He Igel, Carl von: König Ludwig II. von Bayern. Ein
Beitrag zu seiner Lebensgeschichte. Stuttgart, Bonz & Comp.
1893. 8°. (388 S.) fl. 3.—.
Das Buch enthält einen zuweilen recht persönlich
gehaltenen Rechtfertigungsversuch der littcrarischen Thätig-
keit des Novellisten Carl v. Heigel im Dienste des un- I
glücklichen Ludwig II.: »Ich habe nur zu beweisen, dass j
ich nicht zehn Jahre lang den König von liederlichen !
Abbe’s und frömmelnden Mätressen unterhalten habe«
(S. 328). Manches in dem Buche fordert zum Wider¬
spruch heraus, so z. B. wenn es heisst: »Voltaire war
nicht nur ein grosser Schriftsteller, sondern in sehr vielen
Prüfungen gross als Mensch, und doch war seine
stärkste .Leidenschaft der Neid«, oder wenn H. die Reise
Löher’s, um für den König eine Insel im jonischen oder
ägeischen Meere zu suchen, mit den Worten rechtfertigt:
»Je nun, der Wunsch eines Fürsten, sich mit Geld und
erprobten Freunden auf ein meerumspültes, sonniges
Eiland zurückzuziehen, um dort selig zu verschollen, ist
nicht wahnsinniger, als die Flucht Kaiser Carls V. nach
St. Just.« Solche Rechtfertigungen richten sich selbst.
Bh.
Rocheterle, Maxime de la: Marie Antoinette, Königin
von Frankreich. Von der französischen Akademie preisgekröntes
Werk. Einzig autorisierte deutsche Ausgabe. Wien, Austria, 1893.
2 Bde. gr.-8° (503 u. 495 S.) fl. 5.-.
Es war gleichsam eine Ehrenpflicht für den öster¬
reichischen Buchhandel, das bedeutendste Werk über die
TRR ATU RBL ATT. II. JAHRGANG. 394
unglückliche Kaisertochter auch den weitesten Kreisen in
Oesterreich und Deutschland zugänglich zu machen. Dieser
Pflicht hat sich die Verlagshandlung »Austria« unterzogen,
indem sie das französische Werk in einer guten Uebersetzung
und geschmackvollen Ausstattung dem Publikum darge¬
boten hat. Das Werk ist aufgebaut auf der eingehendsten
Benutzung der gesammten, sehr reichen Litteratur beson¬
ders Frankreichs und Oesterreichs und durchgehcnds zu¬
verlässig. Selbst in den schwierigsten Detail-Fragen wird
man meist dem lotheile des Verf. beipflichten müssen,
wenn man die Einschränkung macht, welche auch der
Uehcrsetzer seiner Arbeit mit Recht vorausgeschickt hat:
»Es ist geradezu eine Geschichtslüge, zu sagen, Oester¬
reich habe nicht nur die Macht, sondern auch die Exi¬
stenz Frankreichs bedroht.« Die Politik Frankreichs
gegen das durchaus nicht aggressive Haus Habsburg hat
sich schwer gerächt und es ist richtig, was ein Franzose¬
schreibt: »Das Haus Ilohenzollern verdankt die Königs
kröne der Politik der Valois und der Bourbonen.« Gottes
Mühlen mahlen langsam aber fein. — Wenn derUebcr-
setzer in einer Note bemerkt, dass die Marquise de Main-
tenon zu Ludwig XIV. in ein unerlaubtes Verhältnis
trat, so ist dies nach den neuesten Forschungen unhaltbar.
Wir kommen auf das bedeutsame Werk vielleicht noch
zurück. Bh.
Spamers illustrierte Weltgeschichte. Mit besonderer Berück¬
sichtigung der Culturgeschichte unter Mitwirkung anderer be¬
währter Fachmänner neu bearbeitet und bis zur Gegenwart
fortgeführt von Prof. Dr. Otto Kaemmel u. Dr. K. Sturm-
hoefel. Dritte, völlig neugestaltete Auflage. 1. Band. Ge¬
schichte des Alterthums L: Von den ersten Anfängen der
Gescllichte bis zum Verfalle der Selbständigkeit von Hellas. In
з. Aull bearb. von Prof. Dr. B. V o 1 z, Dr. Petersmann
и. Dr. K. Sturm hoefeL Mit 400 Text-Abb. u. 41 Kunst¬
beilagen u. Karten. Leipzig, Otto Spanier, 1893. Lex.-8° (IX u.
720 S.) fl. 5.10.
Der Wert der Sp.’schen Weltgeschichte liegt nächst
den Vorzügen, welche eine klare Einteilung des weiten
Stoffes, schöne, edle Sprache und eine fleissige und ge¬
wissenhafte Verwertung aller neueren Forschungen be¬
dingen (nur ein Register vermisst man) hauptsächlich in
der reichen bildlichen Beigabe, die durchwegs zum Ver¬
ständnisse des Textes beiträgt und deren Auswahl und
technische Ausführung uneingeschränktes Lob verdient.
Bei diesen grossen Vorzügen des Buches muss der mehr
als indifferente Standpunkt, den die Verf. in Hinsicht auf
die ewige Ursache und den letzten Grund alles Geschehens
einnehmen, doppelt bedauert werden. Gerade einem
Volksbuche — und zu einem solchen im besten .Sinne
eignet sich die Sp.’sche Weltgeschichte vermöge ihrer
ganzen Anlage wie wenige — sollten die Stützen einer
positiven Anschauung nicht zu Gunsten haltloser Theoreme,
die auf die grosse Masse des bildungsbedürftigen Publi¬
kums doch nur verwirrend wirken können, entzogen
werden. Mögen beim weiteren Fortschreiten des schönen
Werkes, das im folgenden II. Bande jedenfalls auch die
Zeit der Anfänge des Christenthums behandeln wird, die
Ideen und Tendenzen desselben besser gewahrt werden.
Wien. F. Hildebr.
Kleinpaul Rudolf: Das Mittelalter. Bilder aus dem
Leben und Treiben aller Stände in Europa. Leipzig, H. Schmidts
C. Günther. 1893. 4° 1. Lief. (S.l— 32). ä Lief. 11. —.60. Das
Werk will in ca. 25 Lieferungen das gesammte Leben im deutschen
wie ausserdeutschen Mittelalter darstellen. Und man muss jeden
Versuch, diese vielgeschmähte, »flüstere« Zeit unserer Mitwelt in
ein helleres Licht zu rücken — wofern diese Versuche nur nicht
Digitized by Cjoogie
395
Nr. 13. — Oesterrbichischrs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
396
Tendenzrücksichten entspringen, sondern sich redlich bemühen,
ein wahres und getreues Bild des Lebens und Wirkens unserer
Voreltern zu geben — freudig begrüssen. Ueber das vorl. Werk
lässt sich nach den wenigen Bogen, die bisher erschienen, noch kein
abschliessendes Urtheil fällen. Doch scheint dem Ref., dass es dem
Verf. nicht gegeben sei, für den grossen Gegenstand überall den
würdigen Ausdruck zu finden. Eine gewisse saloppe Art zu
reden, Hereinziehen des »Buffallo Bill mit seinen Indianern« oder
Wendungen wie: dass die alten Deutschen »etwas Wildes, Unge-
pllegtcs, Urwüchsiges, um nicht zu sagen: etwas Russisches«
haben, »denn ähnlich pflegen jetzt in unseren Witzblättern die
Russen dargestellt zu werden« (S. 5 f.) u. v. a. sollen wohl der
Darstellung den Charakter des Populären geben; in der Darlegung
der frühmittelalterlichen Rechtszustände Hesse sich gar manches
besser und klarer gesagt wünschen und in etymologischen Fragen,
die der Verf. mit Vorliebe aufwirft, bringt er gern seine bekannten,
nicht immer glücklichen Einfälle an: Graf = Ypa'f&’J? (S. 23) u. a. —
Die Bildergaben, denen das Buch wohl in erster Linie sein Ent¬
stehen verdankt, sind meist den grundlegenden Werken Lacroix’s
entnommen und dürften es zu einem wertvollen Besitz machen.
Umsomehr wäre zu wünschen, dass der Verf. des begleitenden
Textes den richtigen Ton finde! — Wir kommen auf das Werk
nach seinem Abschluss noch zurück.
Klein S.: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen.
Achte, verb. Auflage. Freiburg i. Br., Herder, 1893, gr.-8. (VII
u. 440 S.) fl. 1.80. Die grosse Reihe von Auflagen, die das K.'sehe
Lehrbuch in kurzer Zeit gefunden, erweist am besten dessen
praktische Brauchbarkeit. In der vorl. 8. Aull, hat die Verfasserin
die Geschichte Deutschlands bis in unsere Tage (Erwerbung von
Helgoland) fortgeführt. Doch sollten Angaben wie »Die höchste
Vollendung erreichte die deutsche Dichtkunst des M.-A. in . . .
Wolfr. v. Eschenbach und Ileinr. v. Ofterdingen, dem an¬
geblichen Verfasser des Nibelungenliedes« — oder dass
Hartmann v. Aue »vier erzählende Gedichte aus der Artussage«
hinterliess u. A. nicht mehr Vorkommen. R. Hildebr.
Zeitschrift f. deutsche Culturgeschichte. N. (3.) F., III, 5.
v. Eye, Alte u. neue Zeit. — Chr. Meyer, Aus d. Lebens¬
gange e. evangel. Geistlichen u. Gelehrten im 17. u. 18. Jhdt. —
A. Richter, Hans Sachsens Fortleben im 17. Jhdt. — Hutter,
D. Bauernrevolution in Böhmen. — Kl. Mittigen. — Litt. Bericht.
Neue Erscheinungen:
Urk.-Buch d. Klosters Pforte, I. (1132 —1300), bearb. von
P. Buch me (Gesell.-Quellen d. Prov. Sachsen, XXXIII, 1).
Halle, Hendel (XXII, 340 S.) fl. 4.20.
Nord in R., Studien in d. Themistoklesfrage. Upsala, Lundström
(118 S.) 11. 1.44.
Drovsen J. G., Kl. Schriften z. alten Gesch. I. Bd. L., Veit
(VIII, 387 S.) fl. 6.—.
Kugler B., E. neue Hdschr. d. Chronik Alberts v. Aachen. Tüb.,
Fues. gr.-4°. (120 S.) fl. 2.16.
Pisc icelli-Tacggi P. O., Saggio di scrittura notarile per gli
studii paleogr. I curiali di Amalfi, Gacta, Napoli, Sorrento
Turin, Loescher. Fol. (60 Taf.) 20 fr.
Favarolo M., Spicilegio storico-paleografico di alfabeti e iniziali.
Ebd. 4°. (121 S. m. 100 Taf.) 30 fr.
Villari P., I primi due sccoli dclla storia di Firenze. I. Ebd
(319 S.) 5 fr.
Müller J. H., Vor- u. frühgeschichtl. Alterthümer d. Provinz
Hannover, hrsg. v. J. Reimers. Hann., Schulze (VT, 386 S. mit
25 Taf.) 11. 10.80.
Jäger O. u. F. Molden hau er, Auswahl wichtiger Actenstücke
z. Gesch. d. 19. Jhdts. B , Scehagen (XVI, 606 S.) fl. 5.40.
Boissonnade I\, Histoire de la reunion de la Navarre ä la
Castille avec la France et l'Espagne (1479—1571). Paris, Picard.
10 fr.
San Clemente G. de, Correspondencia inedita de Guillen de
San Clemente, einbajador en Alemania de los reyes Felipe II
y III. Publ. por el Marq. de Ayerbe. Sarag., La Derecha. 4°. 12 pes.
Vidal Quadras y Ramön A., Catalogo de la collecciön de
monedas y mcdallas de Manuel Vidal Qu. y R. 4 tomo. fol.
Barcelona, Robert. 145 pes.
Cerroti F., Bibliografia di Roma medicvale c moderna. Vol. I.
Storia eccles.-civile. Rom, Loescher (300 num. Ex.) 25 fr.
Hutzelmann Chr., Frh. Dr. Ed. v. Grebmer, Posthalter und
Bürgermeister zu Bruncck im Pusterthal als Verfassgskämpfer
in Oesterreich. Fürth, Rosenberg (VI, 26 S.) fl. —.30.
Gracza Gy., Kossuth Lajos elete es müködese. Cserepy A.,
Homicski A., Kiss L., Mark L., Nemes M. es Szemler M.
rajzaival. (Kossuth’s Leben u. Wirken.) Budap., Lampel.
(230 S.) fl. 1.20.
BiTek Th., Statky a jmeni kolleji jeznitskych, klaftern, bratrstev
a jinych üstavü v krälostvi Ceskem od cisafe Josefa II zru-
senych. Die pramenü püvodnich sespal. (Güter u. Vermögen
d. Jesuiten-Collegien, Klöster, Kirchen, Bruderschaften u„ a.
Institute im Kgr. Böhmen, aufgehoben v. Ks. Josef II.) Prag
Backovsky. (472 S.) fl. 4.—.
Kvapil A., Äim. Pocätky, vzrüst a päd velerise fimske. Svazek I.
Od nejstarsich dob do konce välek punskich. (Rom. Entstehg.
u. Untergg. d. röm. Weltreiches.) Prag, Kober. (407 S.) fl. 4.80.
Jirecek Hermeneg., Antiquae Bohemiae usque ad exitum saec. XII.
Topographia historica. Prag, Tempsky. (195 S.) fl. 2.—.
Die zwei Bände Erinnergen »Aus meinem Leben «, welche
Ritter v. Arneth in den letzten Jahren als »Mscrpt. für Freunde«
drucken liess, werden diesen Sommer im Buchhandel bei Cotta
erscheinen. (2 Bdc., fl. 7.20). — Als II. Bd. der von d. Görrcs-Ges.
hrsgg. »Quellen u. Forschgcn aus d. Gebiete d. Gesch.« ersch.
demnächst: »Rom . Dokumentez. Gesch. d. Ehescheidg. Heinrichs VIH.
v. En?/d. /> 2 j— ‘J4*, hrsg. v. Dr. St. Ehses. Paderb., Schöningh.
(330 S., tl 5.88), "
Antiqu.-Katalog : Bielefeld in Karlsruhe, Nr. 163: Gesch.
d. Höfe u. d. Adels in Deutschld., Oest. u. Schweiz (1412 Nrn.).
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte.
Mythologie.
Mehring Sigmar: Deutsche Verslehre. Leipzig, Philipp
Reclam jun. (Reclam’sche UniversaLBibliothek Nr. 2851 — 2853).
1892. kl.-8° (308 S.) fl. —.36.
Der Verf. sollte oder wollte eine populäre Darstellung der
deutschen Metrik geben : dies beweist schon die Aufnahme seines
Büchleins in die weitverbreitete Rcclatn’sche Universal-Bibliothek.
Entsprochen hat er leider seiner Aufgabe nur in geringem Masse.
Zunächst scheint er breiten Wortschwall (308 Seiten!), pedantisches
Zergliedern und Vorkauen der — mit Vorliebe von geringem
Dichtern hergenommenen — Musterbeispiele, mehr oder minder
anfechtbare, in der Sache nichts fördernde Gleichnisse und Rede¬
wendungen (S. 3, 16 f., 21, 133, 141, 144, 148, 153 f., 159, 179,
187, 199, 208, 215 f., 255), endlich selbstgefällige Witzeleien, wie
die auf S. 154 über sein Werk, »das sich hören lassen könne«,
als zum Wesen populärer Darstellung gehörig zu halten. Daher
stammt ferner die Aufnahme nicht nur zopfiger Reimkünsteleien
des vorigen Jahrhunderts, wobei das Gedicht die Figur eines
Mannes bildet (S. 239) — was sich vielleicht als litterargeschicht-
liche Verirrung noch rechtfertigen Hesse — sondern sogar von
Klapphornvcrsen u. dgl. aus den »Fliegenden Blättern« (S. 240,
vgl. 230). Und doch will das Buch ernst genommen sein!
Dies alles betrifft aber nur dessen Form. Um den Inhalt
ist es kaum besser bestellt. Nichts darin zu spüren von den Er¬
gebnissen, welche durch die in den letzten Jahren so eifrig be¬
triebene Forschung auf dem Gebiete der germanischen Metrik
gewonnen sind: denn die S. 21 f. über das Verhältnis der zwischen
Hebungen und Senkungen im Altdeutschen und Altneudeutschen
vorgetragenen Ansichten wird‘niemand auf jene Ergebnisse zurück¬
führen wollen. Nicht einmal die principielle Erkenntnis, dass
eine Behandlung der neuhochdeutschen Vers- und Reimkunst nur
auf Grund der altdeutschen möglich sei, hat der Verf. auf sich
und sein Buch wirken lassen. Zwar gibt er sich den Schein, die
altdeutsche Dichtung und Dichtkunst zu kennen und zu berück¬
sichtigen; aber das ist eben Schein. Er glaubt noch im Jahre 1892
mit Klopstock und seinen Jüngern, dass die alten Deutschen
Barden besessen hätten (S. 167); nennt (S. 155) den »Berwulf«
(der angelsächsische Beowulf ist gemeint) als die älteste Ueber-
lieferung deutscher Dichtung ; meint (S. 200), die Traditionen
der Rcimkunst seien durch die Klopstock’sche Schule so völlig
unterbrochen worden, dass die zweite classische Epoche eigent¬
lich ihn erst wieder neu habe erlernen müssen : »Er (der Reim)
konnte unmöglich einem Goethe so geläufig sein, wie einem
Wolfram von Eschenbach« (welch letzterer bekanntlich an unge¬
nauen Reimen reich ist!) u. s. w. Ganz oberflächlich, obwohl
nach der Versicherung des Verf. »sehr ausführlich« (S. 81), und
z. Th. unrichtig ist auch die Besprechung der Nibelungen- und
Gudrunstrophe (erstere soll nach S. 139 im Mittelhochdeutschen
stets klingende Cäsur haben: doch Lachmann zu Nib. 118, 2).
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397
Nr. 13. — Oesterreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
39 8
— Am empfindlichsten tritt des Verf. mangelnde germanistische
Bildung hervor bei der Erörterung der Betonungsgesetze, des
Tactes und des Versbaues. Man lese nur die Bemerkungen über
den Auftact (S. 47 ff.), der nach M/s Ansicht eine schlechte Er¬
findung der Aesthetiker (auf die er überhaupt übel zu sprechen ist)
sein soll. Er hätte diesen Satz nicht aufgestellt, wüsste er, welch
wichtige Rolle der Auftact bereits in der alt- und mittelhoch¬
deutschen Poesie spielt. Ueberhaupt setzt M. allzuviel auf Rechnung
der Willkür entweder der Aesthetiker oder der Dichter. Darum
plagt er sich und den Leser von vorneherein über Gebühr mit
sämmtlichen antiken Versmassen, die doch nur äusserlich der
deutschen Sprache und Dichtung aufgepfropft sind, und beachtet
zu wenig, dass der vier- (bezw. zwei-) und dreihebige Vers wie
unserer alten, so auch der neuen Dichtung ihr eigentliches Gepräge
verleiht. Darum meint er auch, der Dichter modle sich die Sprach-
formen so zurecht, wie sie ihm in den Vers passen. Das thut nur
der Stümper: der echte Poet macht lediglich von den in der
feinem Umgangs- und Schriftsprache vorhandenen Syncopen, Apo-
copen, Elisionen, Verschleifungen u. dgl. weisen und wirkungs¬
vollen Gebrauch. Finden sich z. B. im Vers oder Reime Formen,
wie früh Müh Ruh , so ist dies nicht vom Dichter, weil er es so
gerade brauchte, aus frühe Mühe Ruhe verkürzt, sondern es
liegen die guten und gangbaren mittelhochdeutschen Nebenformen
vrüe müe ruo (zu den vollem vrüeje müeje ruoii'e) im Hinter¬
gründe (vgl. Paul »Grundriss« 2, I, 926). Das Gleiche gilt vom
syncopierten Participium Praeteriti schwacher Verba {erbaut erlöst
aus erbauet erlöset), von dem S. 63 behauptet wird, Schiller habe
in die — von unserem Verf. als Normalform angesehene —
svncopierte Form ein tonloses e eingefügt! Solcher schiefer
Auffassungen ist diese »Deutsche Verslehre« voll. So wird S. 58
von dem althergebrachter Weise unflectierten Nominativ des attri¬
butiven Adjectivs (»ein verschwiegen Plätzlein«, »ein tüchtig Ross«)
behauptet, der Dichter habe da um des Verses willen die Flexions¬
endung »gestrichen«. Gleich darauf, S. 59, soll in dem Verse »Mit
Blumen mannigfalt« letzteres Adjectiv aus »mannigfaltig« abgekürzt
sein und es wird eine Warnungstafel für unvorsichtige Poeten
ausgehängt, durch solche »starke Kürzungen« den Leser nicht
stutzig, sich selbst nicht lächerlich zu machen; ist es wirklich zu
viel verlangt von einem des Altdeutschen Unkundigen, dass ihm
sein Sprachgefühl sage, »mannigfalt« (althochd. managfalt) sei
die einfache Form, aus der durch neue Suffixableitung »mannig¬
faltig« (althochd. managfaltig) erst hervorgehe — beide also zum
mindesten gleichberechtigt? Nur wer von mittelhochdeutschen
Formen wie gebür trüregen nichts weiss. wird auch Baur (sogar
noch Familienname), traurgen (S. 58, 76) für im Vers unmöglich
erklären. Weil Grillparzer einmal betont »nicht wahr« statt »nicht
währ«, soll er einen Fehler begangen und sogar im österreichischen
Dialecte gedichtet haben (S. 74). — Milder und vor allem richtiger
würde der Verf. über alle diese Dinge urtheilen, kennte er die
mittelhochdeutsche Kunstpoesie mit ihren aus der Umgangssprache
herübergenommenen z. Th. sehr starken Hilfsmitteln der Elision,
Inclination, Verschleifung, Synalöphe, Krasis, wechselnden Be¬
tonung. Wo fänden sich in der neuhochdeutschen Poesie Verse
wie im »Parzival« swennerrschoz das zweere (= swenne er erschoz)
oder wan vüerestun da er (1. da'r) erwärme (aus vüerest du in
da er) ?
Ich breche hier ab, da diese Besprechung schon zu viel des
Raumes kostet, den mir die Redaction zur Verfügung stellen kann.
Vielleicht entschliesst sich der Verf., ehe er zu weitern Arbeiten
dieser Art fortgeht — S. 181 f. bezieht er sich auf ein früher er¬
schienenes Buch von ihm über den Reim — die gedrängte Dar¬
stellung der alt- und ncudeutschen Metrik durchzunehmen, die
E. Sievers und H. Paul in des letztem »Grundriss der ger¬
manischen Philologie« jüngst niedergelegt haben. Er würde dann
vorläufig erkennen, wie viel ihm fehle, um in dieser schwierigen
Materie sein bescheiden Wort mitzusprechen.
Wien. Dr. Richard Müller.
Staarstecher Dr. J.: Heinrich Heine der Antisemit und
Nihilist Bausteine zum Heine-Denkmal aus Hcinc’s sämmtlichen
Werken zusammengetragen. Köln, J. P. Bachem, 1893. gr.-8°
(56 S.) 11. —.90.
Eine polemische Gelegenheitsschrift, die aber in der Form
witziger Ironie manch treffende Bemerkung enthält und den Erweis
— wofern ein solcher noch nothwendig ist — von Hcine’s Charakter¬
losigkeit in allen Punkten schlagend durchführt. Die Capitelübcr-
schriften: »H., der treue Sohn seines Volkes,« — »Christ aus
Ueberzeugung,« — »der getaufte Protestant,« — »der Freund des
Katholicismus,« — »der deutsche Patriot,« — »der Freund des
preuss. Staates,« — »eine Grundsäule des Thrones,« — »der
consequente Volksfreund,«— »derDichter der liberalen Bourgeoisie,«
— »der deutsche Charakter, das deutsche Gemüth« geben ein
Bild von dem Gange der Untersuchung und zeigen, nach wie vielen
Seiten dieselbe anregend und aufklärend zu wirken im Stande ist.
E. W.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VII, 3.
Koppel, Welche Hauptaufgaben hätte e. zukünftige
»Akademie d. deutschen Spr.« in grammat. Hins, zu erfüllen? III.
— Sprachl. Bemerkgen. zu d. Novellen v. E. v. Wildenbruch.
II., III. — Düsel, Aus Platens Dichterwerkstatt. — Riedl, E.
Brief an d. Herausgeber. — D. Verkleinerungssilbe »chen«. —
Zu e. Aufsatze v. H. Schräder. — Bemerkgen. zu deutschen Schrittst.
Neue Jahrb. f. Philol. u. Pädagogik. CXLVII u. CXLV11I, 4, 5.
(CXLVll, 4.) Unger, D. Zinsurkunde zu Ol. 88,3—89,2.
(CJA. I. 273). — Böhme, Zu Xen. Anab. I, 4. 15. —
Matthias, Urtheil griech. Prosaiker d. dass. Zeit üb. d. Stellg.
d. griech. Frau. — Bussler, D. Reihenf. d. Tragg. in Aischylos
Prometh. — Apelt, Zu Platons Philebos. — Glasen, krit.
Bemerkgen. v. Gesch. Timoleons. — Häbler, Z. Kosmogonie d.
Stoiker. — Schwarz. Juliopoiis u. Nikopolis. — Oesterlen, D.
Reihenf. d. Briefe d. I. Buches v. Horaz u. d. Verhältnis zw. Horaz
u. Mäcenas. — Oehler, D. Häfen v. Karthago. — Fleckeisen,
Zu Terentius Haut. v. 937. — Stange, Zu Ovid. Metam. —
Hosius, Z. d. Hdschrr. des Lucanus. — Hachtmann, Zu Tac.
Agric. c. 9. — Lange, Zu Caesar d. b. g. — Koch, Ueb. d.
Quellen zu d. Feldzügen Julians gg. d. Germanen. — (CXLVI1I, 5.)
Lorenz, Entwicklg. u. Bedeutg. d. Pädagogik Basedow's
(Forts.).— Hamdorff, Eindrücke u. Erinnergen an c. deutschen
Gymn. — Hengesbach, Z. Aufg. d. Unten*, im Engl, an höh.
Lehranst. — Schräder, Ueb. d. vorbereit, physik. Lehrgg. d.
Gymn. — Vogel, D. latein. Scriptum in d. Oberclassen d. Gymn.
— Poet. Uebersetzg. aus d.Mhd. — Bcllermann, Z. Zeitberechng.
in Schiller’s Dramen. — Bronn er, Goethe’s röm. Elegien u. ihre
Quellen. — Franke, Aus d. Nachl. d. Dessauer Philanthropins.
Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morgenlandes. VII, 2.
D. H. Müller, D. altsemit. Inschrr. v. Sendschirli (Schl.)
Fr. Müller, Bemerkgen. z. Pahlavi-Pazand Glossary v. Hoshangji-
Haug. (Schl.) — Bickell, Krit. Bearbeitg. d. Job-Dialogs (Schl.)
— Van Kloten, Dämonen, Geister u. Zauber b. d. alten Arabern.
— Morison, Some accunt of the Genealogies in the Prithivirä-
javijaya. — Leu mann, Some Notes on Asvaghosha’s Buddha-
charita. — Dedekind, D. Wiener Statue d. Xaramut.
Zeitschrift d. deutschen Morgenländ. Gesellschaft. XLVI, 4.
Leu mann, Dasavackälika-sütra u. -niryukti. — R. Schmidt,
Specimen der Dinäläpanikä^ukasaptati. — Barth, Vergleichende
Studien. — Steindorff, D. altägypt. Alphabet u. s. Umsehreibg.
— Franke, Mudrd = Schrift (od. Lesekunst?) — Ds„ d. Name
»Dhammapada«. — Ds., Sonne als Federball. — Fraenkel, D.
Schaf u. d. Messer. — Ds., Zum Fihrist. — Guidi, Bemerkgen.
z. I. Bdc. d. syr. Acta Mart, et Ss. — Roth, 2 Sprüche üb. Leib
u. Seele. — Anzeigen.
Neue Erscheinungen:
Fornasari E. v. Verce L., D. Kunst, die Italien. Spr. schnell
zu erlernen. (I). Kunst d. Polyglotte, III.) 4. Aufl., Wien, Ilart-
lebcn. (VIII, 190 S.) fl. 1.10. D. Buch ist f. d. Selbstunterr.
berechnet und führt d. Lernenden so weit, bis er durch Uebg.
in d. Conversation u. Uebersetzg. sich selbst weiterzubehelfen
im Stande ist.
Dieter H., Aug. Radnitzky, d. »Fink v. Mattsee«, Nestor d. österr.
Dialectdichter u. Zweitältester d. österr. Dichter überh. Salzbg.,
Dieter. (15 S. m. Bildn.) fl. —.20.
Abhandlgen f. d. Kunde d. Morgenld., hrsg. v. d. deutschen
morgenländ. Gesellsch. IX, 4. (A. Blau, Index zu Otto Böhtlingk's
indischen Sprüchen.) Lpzg., Brockhaus. (V, 109 S.) fl. 2.40.
Meissner B. u. P. Ost, D. Bauinschriften Sanheribs. Lpz., Pfeiffer
(III, 119 S. u. 16 S. autogr. Text) 11. 6.—.
Winkler H., Altoriental. Forschgen. I. Ebd. (VII, 107 S.) fl. 3.60
—, Liste ausgew. Keilschriftzeichen, z. Gebr. f. Anfänger. Ebd.
gr.-4° (24 autogr. S.) fl. 1.20.
Herrmann M., Albr. v. E\*b u. d. Frühzeit d. D. Humanismus.
B., Weidmann (VIII, 437'S.) fl. 6.—.
Scherer W., Kl. Schriften. Hrsg. v. K. Burdach u. E. Schmidt.
2 Bde. Ebd. Bd. I: Z. altd. Philol. (XXIV, 782 S.) fl. 9.—.
II. Bd. Z. neueren Litt., Kunst u. Zcitgesch. (VII, 415 S.) fl. 4.SO.
Thiele G., Hermagoras. E. Beitr. z. Gesch. d. Rhetorik. Strassbg.,
Trübner (IX, 202 S.) fl. 3.60.
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399
Nr. 13. — Obstkrrkichischks Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
400
Horn P., Grundr. d. neupers. Etymologie. (Sammlg. indogerm.
Wtbcher. IV.) Strassbg., Trübner (XXV, 386 S.) fl. 9.-.
Klocber F., D. Bild b. Chaucer. B., Heinrich (VIII, 454 S.) fl. 7 20.
Becker Pli. A., Jean Lemaire, d. 1. humanist. Dichter Frkrchs.
Strassbg., Trübner (XII, 390 S.) 9. 7.20.
Fischer R., Z. Kunstentwicklg. d. engl. Tragödie v. ihren ersten
Auf. bis zu Shakespeare. Ebd. (XIII, 192 S.) fl. 3. —.
Baum gart H., Goethes Faust als einheitl. Dichtg. erl. I. Band
Königsberg, Koch (IV, 420 S.) fl. 2.40.
T undale, D. mittelengl. Gedicht üb. d. Vision d. Tundalus, hrsg.
v. A. Wagner. Halle, Niemeyer (XL, 146 S.) fl. 2.40.
The legal code of Aelfred de Great, cd by M. H. Turk. Ebd.
(VIII, 147 S.) fl. 2.40.
Neumann K. E., D. Wahrheitspfad. E. buddhist. Denkmal. Aus
d. Pali in d. Versm. d. Orig, übers. L., Veit. (VIII, 182 S.) fl. 2.10.
Barth J.. Etymolog. Studien z. Semitischen, insb. z. hebr. Lexicon.
L., Hinrichs (IV, 76 S.) fl. 2.70.
Raabe R., D. Gcsch. d. Dominus Mari c. Apostels d. Orients.
Aus d. Syr. übers, u. untersucht. Ebd. (63 S.) fl. 1.20.
Bedier Jos., Les Fabliaux. Etudcs de litt, popul. et d’liist. littc-
raire du Moyen-Age. Paris, Bouillon (XXVI1, 485* S.) fl. 7.20.
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latine. Ebd. 4 fr.
Steinschneider M., D. hebr. Ucbersctzgen d. M.-A. u. d. Juden
als Dolmetscher. E. Beitr. z. Litt.-Gesch. d. M.-A. 2 Bdc. B.,
Bibliogr. Bureau (XXXIV, 1077 S.) fl. 18.—.
Wagner E. W., Mellin de Saint-Gelais. E. litt.- u. sprachgesch.
Untersuchg. Ludwigshafen, Lauterborn (151 S.) fl. 1.62.
Tissot E., Le drame norvegien. H. Ibsen. — Bj. Biörnson. Genf,
Eggimann (IV, 287 S.) fl. 1.68.
Kob G., Q. Horatius Flaccus im Licht d. Evangeliums. D. 4
Bücher d. Oden, deutsch . . m. Erl. ihres religiös-sittl. Inhaltes
versehen. L., Fr. Richter (XV, 116 S.) fl. 1.20.
Mehring F., Die Lessing-Legende. E. Rettg. Nebst e. Anhang
üb. d. hist. Materialismus. St., Dietz (VIII, 500 S.) fl. 1.80.
Frank J., Nothgedrungene Btrge. z. Etymologie. E. Abrechnung
m. Prof. Jan ten Winkel. Bonn, Cohen (49 S.) fl. —.60.
Freund S., D. Zeitsätze im Arabischen, m. Berücks. verwandter
Spr. u. mod. arab. Dialekte. B., Jacobsohn (VII, 107 S.) fl. 1.80.
Keiper W., F. L. Stolbcrgs Jugendpoesie. B., Mayer & Müller
(VI, 103 S.) fl. —.96.
Im Herbst d. J. erscheint b. Felber in Berl. *D. Einheit d.
Goethe"sehen Faustdichtung « v. Veit Valentin, c. 12—15 Bg. —
Bei Lukaschik in München ist in Vorbereitg: *Minäo-sabäische
Chrestomathie , Gramm., Bibliographie , Inschr., Glossar « v. Dr.
Fritz Hommel, I. (c. 100 S. gr.-4°) fl. 7.20.
Antiqu.-Kataloge: Harrassowitz in Lpz., Nr. 190: Litter.-
gcsch. d. M.-A., Humanisten etc. (747 Nrn.) — Trübner in
Strassbg., Nr. 57 u. 58: Spr. u. Litt. d. german. u. roman. Völker
(1773 u. 1857 Nrn.). — Kantorowicz in Mailand: Libri ant. e
mod. di opere Danteschc (84 Nrn.). — Weg in Lpz., Nr. 27:
Bibliogr. u. Litterargesch. (1853 Nrn.)
Kunst und Kunstgeschichte.
Schlosser, Julius V. : Kunsthistorische Sammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses. Beschreibung der Alt¬
griechischen Münzen. I. Thessalien, Illyricn, Dalmatien und
die Inseln des adriatischen Meeres, Epeiros. Mit fünf Tafeln in
Lichtdruck. Wien, 1893. Druck und Verlag von Adolf Holz¬
hausen, k. und lc. Hofbuchdrucker, gr. 8°. (XI, 115 S.) fl. 2.60.
Das Wiener Münzcabinet, ehrwürdig durch seine
bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Geschichte und
als Stätte, von der aus Eckhel der Begründer einer
systematischen Behandlung der antiken Numismatik ge¬
worden ist, ist mit der anzuzeigenden Publication auch
in die Reihe derjenigen Sammlungen getreten, die an¬
gefangen haben, ihre Schätze dem Forscher durch einen
auch den weitestgehenden Anforderungen entsprechenden
Katalog zugänglich zu machen. Im vorliegenden 1. Theil
— die weiteren Bände sollen in zwangloser Folge er¬
scheinen — hat der Herausgeber in dankenswerter
Rücksichtnahme auf das im Entstehen begriffene Corpus
nummorum mit Thessalien begonnen, und wir dürfen
getrost erklären, dass Herrn von Schlosser der erste
Wurf vortrefflich gelungen ist.
Der Münzbeschreibung voran gehen Erklärung der
Abkürzungen, Verzeichnisse derbenützten Quellenwerke etc.,
der Sammlungen, die ganz oder theilweise ins Wiener
Cabinet gelangt sind, eine Liebersicht des gegenwärtigen
Besitzstandes der Sammlung und ein Inhaltsverzeichnis.
Ein nicht genug zu lobender Vorzug des Katalogs ist
seine Uebersichtlichkeit. Von den Kategorien: Nummer,
Metall und Grösse, Gewicht, Avers, Revers, Provenienz,
Litteratur, ist namentlich die zuletzt genannte, die durch¬
gehende Angabe der älteren Werke, für die numismatische
Kritik sehr wertvoll und als vorzügliche Neuerung zu
begrüssen. Den Wunsch möchte ich jedoch nicht unter¬
drücken, dass der Herr Verf. bei der Fortsetzung seiner
Arbeit für die aus der Sammlung Wiczay stammenden
Münzen den besseren Katalog von Sestini (Descrizione
delle medaglie antiche Greche del Museo Hedervariano
1828—1830) benutzen möchte. Den Schluss des Werkes
bilden sehr wertvolle und reichhaltige Indices, die zwar
nicht nach einheitlichem Gesichtspunkt angelegt sind, aber
jeden nur wünschbaren Aufschluss bieten und, wie Stich¬
proben ergeben haben, sehr zuverlässig sind. Vornehm
und sauber sind Druck und Ausstattung. Einzig die Aus¬
führung der Lichtdrucktafeln lässt zu wünschen übrig.
Bei vielen Abbildungen ist es schwierig, bei einzelnen
geradezu unmöglich, die Typen zu erkennen oder die
Aufschriften zu lesen. Die Brauchbarkeit des Katalogs
kann nur erhöht werden, wenn in Zukunft auf die Tafeln
mehr Sorgfalt verwendet wird.
Die Beschreibung der Münzen ist sehr sorgfältig.
Einige nachfolgende Bemerkungen und Berichtigungen
möge der Herausgeber als Beweis des Interesses, mit
dem ich die Publication durchgesehen habe, und als
Zeichen meines Dankes entgegennehmen. Zu Nr. 51,
S. 5 ist zu bemerken, dass die weibliche Gestalt im
Doppelchiton, nach besser erhaltenen Exemplaren zu
schliessen, die Nymphe Larissa ist, die in der Linken
einen Ball hält. — Die Münze Nr. 6, S. 12 gehört nach
Trikka, vgl. Katal. des Brit. Mus. Thessaly 52, 12 pl. XI,
10. — Auf dem Revers der Münze Nr. 43, S. 15 ist
der Kopf des Asklepios mit Schlange dargestellt. — Die
unter Pelinna Nr. 1 aufgeführte Münze ist sicher asiatisch.
— Der Zeuskopf auf Nr. 6, S. 16 ist nach links ge¬
richtet, nicht nach rechts. — Nr. 8, S. 23 ist sicher
makedonisch. Die Bemerkung ist besser in die letzte
Kategorie zu setzen. — Die Münze Nr. 1, S. 26 theilt
Imhoof Makedonien zu, aber ohne eine bestimmte Oert-
lichkeit vorzuschlagen, vgl. Monn. gr. S. 103 f. — Die
Beschreibung von Taf. III 15 stimmt nicht mit der Ab¬
bildung. — Der Ausdruck »Colonie« S. 43 scheint auf
einem Missverständnis zu beruhen. Dyrrhachion und
Ambrakia prägten nicht als Colonien von Korinth, sondern
Handelsgeld mit korinthischen Typen, vgl. Imhoof,
die Münzen Akarnaniens S. 11 f. — Die Münze Nr. 58,
S. 85 ist phönikisch oder syrisch (Gabala), jedenfalls
stammt sie nicht von Nikopolis in Epirus. — Taf. I sind
die Nummern 6 und 7 umzustellen, ebenso Taf. I 3
und Taf. IV 7 und 8 Avers und Revers.
So sei denn der Katalog, der in Herrn v. Schlosser
einen so sachkundigen Bearbeiter gefunden hat, nochmals
warm empfohlen. Den weiteren Bänden sehen wir mit
Spannung entgegen.
Winterthur (Schweiz). Adolf Pfeiffer.
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401
402
Nr. 13. — Oesterrbichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
Hülsen Ch.: Forum Romanum. Rom, Spithöversche Buch¬
handlung. 1892. qu. 4°. fl. 1.20.
Zwd Perspectiven, welche durch die Architekten
F. 0. Schulze und C. V. Rauscher nach den Angaben
des Verfassers in Federzeichnung hergestellt wurden,
zeigen in phototypischer Wiedergabe ein anschauliches
Bild des reconstruierten Forums in dem Bauzustande etwa
um die Zeit des Constantin. Die eine dieser Perspectiven
versetzt den Beschauer auf den Treppenabsatz des Castor¬
tempels mit dem Blicke in der Richtung gegen das
Capitol, die andere stellt denselben auf die Rostra, und
entrollt vor ihm die Scenerie gegen das Colosseum hin.
Bildliche Darstellungen der Reliefs an den Trajanischen
Marmorschranken zieren die Monographie als Titel- und
Schlussvignetten. Pläne des Forums im jetzigen Zustande,
sowie in jenem zur Kaiserzeit und der republikanischen
Aera sind dem erläuternden Texte beigegeben und unter¬
stützen wesentlich die Orientierung des mit der Topo¬
graphie des Forums weniger Vertrauten.
Wien. Karl Scherzinger.
Meisterwerke der Holzschneidekunst. XV, 9.
Donatello (Biogr.). — Donatello, D. hl. Georg u. Relief¬
büste d. hl. Cacilia. — Baumbach, D. Gebet. — Bauer, Frohn-
leichnamsprocession in München. — Bennewitz v. Löfen,
Singende Kinder. — H. Kaulbach, Und vergib uns unsere
Schuld! — Smith, In d. Dorfkirche. — Bracht, D. Matterhorn.
— Die hl. 3 Brunnen b. Trafoi. — Vinea, Wein, Weib u. Gesang.
— Kurelia, Am Weichselstrand.
Der Kunstwart. VI, 15—18.
(15.) D. künstler. Erziehg. d. Jugend. 2. D. Schule (3. D.
Universität, in Nr. 16.) — (17.) Tritonus, Lieder u. Lieder-
componisten. — D. Berliner Kunstausstellg. — (18.) E. W., D.
Heilg. d. Kritik. — Dresdner, D. Berliner Kunstausstellg. —
Wilhelm, Wiener Kunstbrief. — Stiehl er, Krit. Würdigg. d.
Oper als Kunstform. — In jeder Nr. Theater u. Buchbesprcchgen.
Cttcilia, Ztschr. f. kathol. Kirchenmusik. 1893, 3 u. 4.
(3.) D. Choralmusik am Charfreitag. — Feigel, D. hl.
Fastenzeit (Schl, in Nr. 4). — Krutschek, E. Wort z. Ver¬
ständig. — E. Stich ins Wespennest (Schl, in Nr. 4). — (4.)
Götze, Schlechte Organisten u. schlechte Orgeln (Schl.). —
Kleinere Mittheilgen. — Recensionen.
Dramatica sacra. Ztschr. f. d. religiöse Schauspiel. I, 3.
Die ewige Weisheit, auf d. Erdkreis spielend mit Heinrich
dem angewunschenen Sohn Ernest’s II. Herzogen zu Ravensburg
— Schwagier, Aus uns. Pilgerreise (Forts.). — Anthologisches
u. Biographisches. — Aufführgen. relig. Schauspiele. — Recensionen.
Neue Erscheinungen:
Baumbach E., D. Madonnen-Darstellg. in d. Malerei. E. kunst-
gesch. Studie. Dresden, Beyer (10 S.) fl. —.45.
Finck H. T., Wagner and his works, the story of his life. London,
Grevel. 21 sh.
Dobson A., Horace Walpole. London, Osgood, 10 sh. 6 d.
Willeby C., Masters of Engl. Music. Ebd. 5 sh.
Larroumet G., J. L. E. Mcissonier, sa vie et son ouvre. Livr. 1.
Paris, Baschet, 4° fr. 1.50.
Ernst A., L’art de R. Wagner. Paris, Pion, Nourrit & Co. fr. 3.50.
Kunst-Archiv, Russisches, 6 Lieff. Moskau, Grossmann & Knöbel
(300 S. russ. Text m. 60 Photograv.) fol. fl. 9.60.
Hartwig P., D. griech. Meisterschalen d. Blütezeit des strengen
rothfigurigen Stiles. B., Spemann, gr.-4° (XI, 701 S. m. Abb. u.
Atlas in gr.-fol. 75 Taf.) fl. 132.—.
Dolberg L., D. St. Marienkirche d. ehern. Cist.-Abtei Doberan in
Mecklenbg. u ihre Kunstarbeiten. Doberan, Thiel (IV, 100 S.)
fl. 1.35.
Wiele, Van de, Les freres Van Ostade. Paris, Libr. de l’art fr. 3.50.
Fazy E, Louis II. et R. Wagner. D’apres des docum. ined. Avec
une Version nouv. sur la mort de Louis II. Paris, Perrin. fr. 3.50.
Boito C., Questioni pratiche di belle arti. Mailand, Hoepli.
8 1. 50 c.
Gotthelf F., D. Wesen d. Musik. Bonn, Cohen (54 S.) fl. —.60.
Muther R., Gesch. d. Malerei im XIX. Jhdt. I. München, Hirlh
(VII, 502 S.) fl. 0.60.
Chop M. (M. Charles), Vademecum f. Wagnerfreunde. Führer
durch R. W.’s Tondramen. L., Rossberg (VII, 494 S.) fl. 4.80.
Die Stargardt’sche Buchhdlg. in Berlin bereitet f. d. Herbst
d. J. Facsimile-Ausgaben d. beiden Kunstwerke Th. de Bry’s
»Ethblemata nobilitatis « und *Emblemata secularia « (hrsg. von
F. Warnecke) vor.
Antiqu.-Kataloge'. Heinrich in Berl., Nr. 37: Thcoret u.
prakt. Musik (311 Nrn.). — Hoepli in Mailand, Nr. 89: Beaux-
arts: I. Peinture, Sculpture, Gravüre (2087 Nrn.). — Baer in
Frankfurt a. M., Nr. 314: Architektur u. Kunstgewerbc d. M.-A.
u. d. Renaissance. (1135 Nrn.)
Länder- und Völkerkunde.
Globus. LXIV, Nr. 1—3.
(1.) Sapper, D. Vulcane d. Republik Guatemala (Schl, in
Nr. 2). — And ree, D. Ruinenstätte v. Tiahuanaco. — Kob eit,
D. Französierg. d. Kabylen. — Grabowsky, Diluvialer anthro¬
poider Affe v. Java. — Die Cagots in Bearn. — Potanin’s Expe¬
dition nach Se-tschuan. — Tosi, Klima u. Ackerbauversuche in
Alaska. — D. Verbindg. v. Poesie u. Kunst in Japan. — And ree,
D. Vulcan Elgon u. s. Höhlenbewohner. — Z. Anthropologie d.
Bewohner d. Färöer. — (2.) Emil Schmidt, D. Weddawerk v.
Dr. Paul u. F. Sarasin. — Starr, Nordamerikas Anthropologen.
— Maistre’s Reise vom Congo z. Niger. — Z. Thiergeographie
d. landbewohnenden Wirbellosen. — (3.) De Arana, D. Schiff¬
barkeit d. Pilcomayo. — Fritze, E. Besuch bei d. Aino. —
Mery’s Reise zu den Tuareg Asdjer. — Kaindl, Ostpreuss.
Lippowaner. — Hochzeitsbräuche in Riff (Marokko).
Die kathol. Missionen. 1893, 7. (Juli).
Die im J. 1892 verstorb. Missionsbischöfe. — Le Roy, Auf
dem Kilima-Ndscharo. — E. Jahr unter den Menominie-Indianern
v. Keschina, Mise. — Nachrichten aus d. Missionen.
Argo. II, 6.
Müllner, Reiseskizzen aus Italien (Forts.). — Ds., Das in
Kupfer getriebene Bild d. Schlacht v. Sissek im Laibacher Museum.
— Radies, D. erste Freiherr v. Billichgratz.
N.-ö. Landesfreund. 1893, 3 u. 4.
(3.) Rollett, D. Badener Münzenfund. — Calliano, Üb.
alte Bauwerke im Lande. I. D. Sauerhof in Weikersdorf b. Baden.
— Volksthüml. Gegenstände. — (4.) Calliano, J. Spöttl. —
Krahuletz, D. Fuchsenlucke b. Roggendorf.
Der Geblrgsfreund. IV, 3—6.
(3.) D. Eintheilg. d. Ostalpen (Schl.). — Lidr, D. Unfall
auf d. Rax. — (4.) II. G., Vorfrühlingsblüthen. — D. alpine
Schriftthum. — In die Wachau! — (5.) Kusdas, D. Gaisstein
b. Furth. — H. G., Frühlingsblüthen. — Krit. Tage. — (6.) B c n e s c h,
D. Pcilstein im Wienerwalde. — Terzer, Schrainbach-Kernhof.
Neue Erscheinungen:
IbnD oukmak, Description de l’Egypte. Texte arabe, publ. d’apres
le Mscr. autogr. conservc ä la Bibliotheque Khediviale. Cairo,
Diemer. fl. 3.36.
Remy N., Culturstudien üb. d. Judenthum. B., Dunckcr (V, 322
S.) fl. 3.—.
Nippold O., Wandergen durch Japan. Briefe u. Tagebuchbl.
Jena, Mauke (XII, 220 S.) fl. 1.80.
Walther J., Allg. Meereskde. L., Weber (XVI, 296 S. ill.) fl. 3.
Dybowski Jean, La Route du Tchad du Loango au Chari.
Paris, Firmin Didot & Co. (400 S. m. 136 Zeichn.) 10 fr.
Müller W., Btrge. z. Volkskde. d. Deutschen in Mähren. Wien,
Graeser (VIII, 446 S.) fl. 2.—.
Trede W., Capri, d. Perle d. Mittelmeeres. Bilder aus Natur-
u. Menschenleben. Hambg., Griese, gr.-4° (VI, 92 S. m. 50
Lichtdr.-B.) fl. 9.—.
Coudreau H., Chez nos Indiens. 4 annees dans la Guyane
fran 9 . (1887—91) Paris, Hachette. 20 fr.
Locard A., Les Coquilles des eaux douces et saumatres de
France. Paris, Bailiiere. 18 fr.
Norman H., The real Japan. London, Unwin. 3 sh. 6 d.
Jacobson J., Reisebriefe aus Italien u. d. Schweiz. Nach s.
Tode hrsg. Königsberg, Koch (XIII, 327 S.) fl. 2.40.
Ulbrich T., Reisestudien aus Italien, Engld. u. Schottld. B.,
Ver. f. D. Litt. (X, 417 S.) fl. 3.—.
Camena d’Almeida P., Les Pyrenees. Devcloppement de la
connaissance geographique de la chaine. Paris, Colin, fr. 7.50.
Medina J. T., La imprenta en Mexico. Epitome (1539—1810.)
Sevilla, Rasco. 22 pes. 50 c.
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Nr. 13. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Förster Rosa v., Constantinopel. Reiseerinnergen. B., Decker.
8° (IV, 106 S.) fl. —.90.
Do bl ho ff J., Btrgc z. Quellenstudium Salzburg. Ldskde. nebst
Hinweis auf d. wichtigsten Quellenwerke. I. Salzburg, Mayr
(IV, 48 S.) fl. —.60.
Stradner J., Rund um d. Adria. E. Skizzenb. Graz, »Leykam«
(IV, 170 S.) 11. 1.44.
Worobkiewicz E., D. geogr.-Statist. Verhältnisse d. Bukowina.
Czernowitz, Pardini (114 S.) fl. —.80.
Antiqu.-Kataloge : Spirgatis in Lpz, Nr. 15: D. heilige
Land, Byzanz, Türkei u. Neugriechenld. (854 Nrn.) — Baer in
Frankf. a. M., Nr. 313: Math., Physik (1584 Nrn.) — Fock in
Lpzg , Nr 79: Chemie, Pharmazie, Suppl. zu Kat.-Nr. 68 (252 Nr.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Bartsch, Dr. Heinrich, k. k. Landesgerichtsrath : I. Das öster¬
reichische allgemeine Grundbuchsgesetz in seiner
praktischen Anwendung. Zweite, umgearbeitetc und ver¬
mehrte Auflage. Wien, C. Konegen (Franz Leo). 1891, 8° (XXII
u. 409 S.) fl. 3.60.
il. Die grundbücherlichen Eintragungen dargestellt für
den praktischen Gebrauch. Ebd. 1893. 8° (XVI u. 304 S.) fl. 3.60.
Man könnte diese beiden sich ergänzenden Werke
kurzweg Formulariensammlungen nennen, würde aber
damit wenigstens dem ersteren bitter Unrecht thun, da
es hoch erhaben über jener meist sehr niedrigen geistigen
Stufe ist, auf der echte und rechte Formularienbücher
gewöhnlich zu stehen pflegen.
Das erstere ist vorwiegend für den Grundbuchs-
richter, in zweiter Linie für den Schriftenverfasser, das
zweite nur für den Grundbuchsführer geschaffen. Beide
enthalten dem ersten Anblicke nach allerdings nur For¬
mularien, aber es steckt in denselben eine solche Summe
von scharfsinnigen Erwägungen und Interpretationen und
es ist in ihnen ein so grosses und doch nicht über¬
flüssiges, umfassendes Materiale unter Berücksichtigung
aller irgendwie aufzutreibenden Tabularentscheidungen
aller Instanzen verwerthet, sachgemäss gesichtet und
geordnet, dass man den Werken, insbesonders dem
ersteren, den Rangeines überaus wertvollenCommentarsund
Lehrbuches des österr. Grundbuchsgesetzes wird zuerkennen
müssen. Durch den Umstand, dass die Lehren desselben in
dem bequemen Kleide praktisch brauchbarer Formularien
erscheinen, gewinnen sie den nicht zu unterschätzenden
Vorzug der leichteren Fasslichkeit und müheloserer An¬
wendbarkeit. Damit ist dem Buche schon die Popularität
nicht nur bei denjenigen gesichert, welche nicht die Müsse
zu dem Studium eines fachwissenschaftlichen Werkes
besitzen, sondern, was noch mehr bedeuten will, auch
bei jenen, welche wohl die Zeit, nicht aber die Lust
hiezu haben. Allerdings dürfte der Verf., selbst ein
leuchtendes Beispiel wahren Bienenfleisses, für die
letzteren seine Bücher nicht geschrieben haben.
Trotz aller Vorzüge wird freilich auch dieses »Lehr¬
buch des österr. Grundbuchsgesetzes« nicht als unfehl¬
bare Richtschnur für alle darin behandelten Tabularfälle
innerhalb des Geltungsgebietes unseres Grundbuchsgesetzes
angesehen werden können, da es vornehmlich die im
Laufe der Jahre feststehend gewordene Praxis des Wiener
Landesgerichtes widerspiegelt. Dieser Anforderung wird
jedoch überhaupt kein praktisches Lehrbuch vollauf gerecht
werden können, insolange nicht eine zu hoffende Grund¬
buchs-Novelle die Zulässigkeitausserordentlicher Revisions-
recurse ausspricht. Erst damit würde eine einheitliche
oberstgerichtliche Spruchpraxis ermöglicht und in dem
angedeuteten Sinne verwerthet werden können. Gerade
deshalb wird aber dieses Unternehmen eine grosse,
weit über den Sprengel des Wiener Landes- und
Oberlandesgerichtes hinausgehende Bedeutung für die
Einheitlichkeit der Grundbuchspraxis erlangen, beziehungs¬
weise hat es eine solche bereits erzielt, da es thatsächlich
allseits gekauft und benützt wird. Die innerhalb drei
Jahren nothwendig gewordene zweite Auflage des ersteren
Buches beweist dies zur Genüge. Das Buch dürfte sich
in kurzer Zeit derart eingebürgert haben, dass die in
demselben zum Ausdrucke gelangenden Rechtsanschauungen
Gemeingut aller Tabularreferenten werden, so dass
es in zweifelhaften Fällen als endgiltig entscheidend
und massgebend angerufen werden wird. Damit wird
vielleicht wenigstens in einigen flagranten Streitfragen,
die bisher in verschiedenen Obergerichtssprengeln
constant verschieden entschieden wurden, eine Einigung
im Sinne der B.’schen bezw. Wiener landesgericht¬
lichen Meinung erzweckt werden. Bildet sich aber
infolge der starken Benützung der B.’schen Bücher all¬
mählich ein einheitlicher Vorgang bei bisher ungleich¬
artig erledigten Tabularfällen heraus, so wird auch für
den Schriftenverfasser und die Urkundsperson die Ver-
muthung immer wahrscheinlicher, dass eine nach B.’schen
Muster verfasste und instruierte Eingabe voraussichtlich
aufrechten Bescheid finden wird. Das bei uns zu
Lande noch immer stark übliche, dem Rechtsbewusst¬
sein ebenso abträgliche als die Rechtswissenschaft
beleidigende vorherige Anfragen um die Meinung
des Referenten wird dadurch abermals eine Ein¬
schränkung erfahren und gewiss nicht zum Schaden des
Ansehens der Jurisprudenz und ihrer Vertreter. Denn
der mittelalterliche Vorwurf: »Das Recht hat eine
wächserne Nase« trifft in eingeschränkter Bedeutung auch
heute noch zu. Es ist durchaus nicht gleichgiltig, ob
eine Sache, speciell Grundbuchssache, in Wien oder bei
irgend einem ländlichen weltvergessenen und vergessenden
Bezirksgerichte zur Entscheidung gelangt.
Das zweite der in Rede stehenden Werke ist, wie
bereits erwähnt, ausschliesslich für den Grundbuchsführer
und allenfalls den diesen überwachenden Richter bestimmt,
für den ersteren aber von unschätzbarem Werthe.
Wer die verschiedenen Eintragungen bei verschie¬
denen Gerichten aus eigener Erfahrung kennt, wird be¬
stätigen, wie klar und übersichtlich, kurz und einfach
dieselben sein können, wie umständlich, langathmig und
verwirrend sie mitunter aber sind und welch* reichlich
fliessende Quelle von Verdruss für den Anwalt und
Richter und von vermögensrechtlichen Nachtheilen für
die Parteien sie dann werden. Diesem Buche wird daher
auch der von einigen Seiten den B.’schen Werken ge¬
machte Vorwurf, dass sie nur die Denkunlustigen unter¬
stützen und die bisher für schwierig geltende Grundbuchs¬
arbeit zu einer »schimmelmässigen« degradieren, schon
aus dem Grunde nicht gemacht werden können, weil
einerseits die Arbeit des Grundbuchsführers ja thatsäch¬
lich eine mehr oder minder mechanische, in stricteste
Formen gekleidete ist und ein Zweifel, wie er eine be¬
willigte Eintragung vorzunehmen habe, überhaupt gar
nicht soll entstehen können.
Andererseits aber macht es die unzureichende Vor¬
praxis der Candidaten dieses Standes, die, aus ganz
anderer Sphäre kommend (meist ausgediente Unterofliciere),
innerhalb weniger Monate routinierte Beamte werden
sollen, denselben geradezu unmöglich, mit dem Tage
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Nr. 13. — Oksterreichisches Littbraturbi.att. — II. Jahrgang.
406
ihrer Ernennung auch schon praktisch befähigte, unfehl¬
bare Grundbuchsführer zu sein. Sie können ja erst von
da an, weil sie als Praktikanten nach dem Gesetze keine
Eintragungen vornehmen dürfen, durch Fehlen lernen.
Diese Lehrzeit wird ihnen nun durch das B.’sche Buch
auf das geringste Mass gekürzt, womit sich dann auch
nothwendig der Umfang der »Lehrmittel«, id est: der fehler¬
haften Eintragungen erfreulichst von selbst reducieren
dürfte. Diesen Beamten kann man es also, wenigstens für
den Anfang, nicht leicht »zu leicht« machen, denn die
Fülle der Arbeit sorgt auch bezüglich der älteren der¬
selben dafür, dass ihnen nicht einmal dieses bequeme
Hilfsbuch einen wolkenlosen, rückstandfreien Amts-Himmel
bereiten dürfte.
Die Ausstattung der Bücher ist ebenso solid afs
gefällig; insbesonders ist der Druck wohlthätig rein und
gross und selbst in den Anmerkungen auch für viel¬
beschäftigte Augen nieht ermüdend.
Wels. Dr. Carl Platte.
Cörres K.: Handbuch der gesammten Arbeitergesetz¬
gebung des Deutschen Reiches. Systematisch geordnet
und hcrausgegeben. Freiburg i. B., Herder'sche Verlagshandlg.
1893. 8° (XXXVI u. 765 S.) fl. 4.80.
Das vorliegende Werk enthält die deutschen Arbeiter¬
versicherungsgesetze, die einschlägigen Bestimmungen der
Reichsgewerbeordnung, des Handelsgesetzbuchs, des Straf¬
gesetzbuchs etc., endlich die kleineren Specialgesetze,
welche in Beziehung zum Arbeitsrecht stehen. Die Wieder¬
gabe der Gesetzestexte wird in reichhaltiger Weise ergänzt
durch die Beifügung von Materialien aller Art (Aus¬
führungsbestimmungen, Präjudicaten, Verweisungen u.A.),
der Gebrauch der Sammlung erleichtert durch passend
angelegte Register. Das Buch entspricht daher auch
vollkommen seinem Zwecke, ein praktisches und hand¬
liches Nachschlagewerk über die Arbeitergesetzgebung
des Deutschen Reiches abzugeben, und es wird ihm ver¬
möge seiner geschickten Zusammenstellung an ausge¬
dehnter Verbreitung und dankbaren Benützern gewiss
nicht fehlen.
Wien. Dr. Victor Mataja.
Archiv f. kathoi. Kirchenrecht. LXIX, 3.
Singer, Beiträge z\ Würdigg. d. Decretistenlitteratur. I. —
K. Schmidt, D. Confession d. Kinder in Gebieten d. rhein. Rechts.
— Ds., Ein hannov. Rechtsfall üb. d. relig. Erziehg. d. Kinder
aus e. gemischt. Ehe. — Z. preuss. staatskirchl. Vermögensrecht.
Socialpoiitisches Centralblatt. II, 37, 38.
(37.) D. Rückerstattg. gezahlter Renten. — Poersch, D.
Gewerkschaftsbewegg. in Ost- u. Westpreussen. — May, Armen¬
pflege u. Miethzinszahlg. — D. Massregeln gg. d. Cholera. —
Volksschulbäder in Hanau. — (38.) v. Philippovich, Jugend-
u. Volksspiele in ihrer socialen Bedeutg. — Z. Sonntagsruhe. —
Mischler, D. österr. Gewerbeinspection im J. 1892. — E. Mass-
regelg. im österr. Gewcrbeinspectorat. — E. österr. Gewerbe¬
expertise. — Z. Statistik d. österr. Arbeiter-Unfallvers.-Anstalten
im J. 1891. — Normalmiethäuser mit kl. Wohngen.— Hofmann,
D. hauswirtsehaftl. Ausbildg. d. weibl. Geschlechts in d. Schweiz.
Allgem. Jurlsten-Ztg. XVI, 22—27.
(22, 23.) Reform d. Civilprocesses. — D. Entwurf e. öst.
Gesetzes betr. d. Urheberrecht an Wken. d. Litt u. Kunst u. d.
Photographie. — (24, 25.) Fleischmann, Socialpolit. Gesetz¬
entwürfe in Oesterreieli. — D. Anfänge d. Advooatur (Schl, in
Nr. 26). — (26.) R. Schmidt, Blancowechsel u. Blancoaccept
(Schl, in Nr. 27). — (27.) Weisl, Advokatie u. Militärstrafrecht.
Neue Erscheinungen:
Hof mann E„ D. Gesch. d. Fabriksgesetzgebg. im Kanton
Thurgau b. z. J. 1877. Frauenfeld, Huber (102 S.) fl. —.60.
Heilfron E., D. gern. Privatrecht d. D. Reiches, I. 1: Röm.
Rechlsgesch., Civilpr , Concurs. B., Speyer & Peters (XII, 322 S.)
fl. 2 . 10 .
Popowski J., Nationalität — Race' (Slavismus — Panslavismus).
Wien, Frick (112 S.) fl. 1.— .
Czyhlarz C. v., Lehrb. d. Institut, d. röm. Rechts. 2. A. L.,
Freytag (XII, 402 S.) fl. 4.20.
Ude K., I). Recht im Handel, Gewerbe u. Verkehr. Brsclnvg.,
Meyer (IX, 382 S.) fl. 2.70.
Burchard K., D. Hegung d. deutschen Gerichte im M.-A. E. Beitr.
z. D. Rechtsgesch. L., Hirschfeld (VIII, 315 S.) fl. 3.60.
Stein F., D. private Wissen d. Richters. Untersuchgen. z. Beweis¬
recht beider Proecsse. Ebd. (VIU, 194 S.) fl. 2.40.
Vice nt A., Socialismo e anarquismo. La enciclica de nuestro
santisimo padre Leo XIII. Madrid, Hcrnandez, 4°, 5 pes. 50 c.
Mcrenda I\, Illusioni e realtä del crcdito fondiario. Palermo,
Clausen, 6 1.
Loock W., D. strafrechtl. Schutz d. Eisenbahnen im D. Reiche
(Liszt. Abhdlgen. d. kriminalist. Seminars. III, 2.) B., Guttentag
(V, 104 S.) fl. 1.80.
Kose he mb ah r- Ly sk o wski J. v., 1). Theorie d. Exception
nach dass. röm. Recht. I. 1 : D. Begriff d. exceptio. P2bd.
(XXIII, 173 S.) 11 3.60.
Bertouch E. v\, Vorschläge z. Lösg. d. Arbeiterfrage. Wiesbaden,
Dietrich (VIII, 354 S.) fl. 1.80.
Kern E., D. Aeusscrung d. Volkswillens in d. Demokratie.
E. staatsrechtl. Skizze als Beitr. z. Frage d. Wahlreform. Basel,
Reich (VII, 152 S.) fl. 1.20.
Vorbereitet: Hugo Böttger, *D. Programm d. Handwerker *..
E. gewerbepolit. Studie (c. 15 Bg. fl. 1.20) Brschwg., Limbach.
Antiqu.-Kataloge: K ir ch hoff & Wigand in Lpz., Nr. 917:
Rechtswiss. (3153 Nrn.) u. Nr. 918: Staatswiss. (1379 Nrn.) —
Lübcke & Hart mann in Lübeck, Nr. 10: Rechts- u. Staatswiss.
etc. (1367 Nrn.).
Naturwissenschaften. Mathematik.
O bermayer A. v., k. u. k. Oberst: Zur Erinnerung an Josef
Stefan, k. k. Hofrath u. Prof. d. Physik an der Universität in
Wien. Wien und Leipzig, W. Braumüller, 1893. gr.-8° (72 S.)
fl. —.80.
Am 7. Jänner 1893 starb in Wien der Hofrath Prof. Dr. Jos.
Stefan, Vicepräsident der kais. Akademie der Wissenschaften etc.
Das Lebensbild und die wissenschaftlichen Bestrebungen und Er¬
folge des hochbedeutenden Gelehrten stellt v. O. in der vorl.
Schrift in kurzen Zügen dar. Stefan, 1835 in Kärnten geboren,
der Sohn armer (analphabetischer) Eltern, machte sich, kaum die
Studienjahre hinter sich, rasch geltend: 1857 Realschullehrer in
Wien, habilitierte er, der die Aufmerksamkeit der Physiologen
C. Ludwig und E. Brücke auf sich gezogen hatte, sich 1858 als
Privatdocent an der Universität, wurde 1860 zum corresp., 1865
zum wirklichen Mitgliede der Akademie der Wissenschaften er¬
nannt, nachdem schon 1863 sein Vorrücken zum ord. Universitäts-
Professor u. zum Director des physikalischen Instituts erfolgt war.
Ueber seine Arbeiten, die sich zumeist mit den Problemen der
Fortpflanzung des Schalles, der Polarisation, Interferenz u. Doppel¬
brechung des Lichts, der Diffusion u. Wärmeleitung der Gase,
der Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Temperatur und
mit elektrodynamischen Erscheinungen und der Induction befassen,
gibt die Darstellung v. O.’s ein klares und anschauliches Bild, das
man stellenweise gern reicher ausgeführt sehen möchte.
Wien. Kress.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 6.
Dressei, Z. Orientierg. in d. Energielehre. — Wester¬
maier, Krit. Besprechg. neuerer Forschgen üb. »causcrie Auffassg.«
v. Pflanzenformen u. »Metamorphosen« (Schl.). — Birkner, D.
XXIII. allg. Versammlg. d. deutschen anthropolog. Gesellschaft in
Ulm. — Was mann, Häckel’s jüngstes Credo. — Ds., Fabre’s
»Souvenirs Entomologiques« u. e. »thäorie allcmande«. — Wissen-
schaftl. Rundschau: B u sc h, Meteorologie; — W es t h of 1, Zoologie. II.
— Kl. Mitthlgen. — Läska, Himmels-Erscheinungen im Juli 1893.
Meteorologische Zeitschrift. X, 6.
Ebermayer, Klimat. Wirkg. d. Waldes auf s. Umgebg. —
van Beb her, Bodentemperaturen zu Hamburg (Eimsbüttel) nach
den v. C. C. H. Müller 1886—91 angestellten Bcobachtgen. —
Kl. Mitthlgen, u. a.: Sprung, D. neue meteorolog. Observatorium
b. Potsdam u. Temp.-Beobachtgen das, im Jan. 1893. — Seeland
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407
Nr. 13. — Obsterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
408
Klagenfurt-Zanzibar. — Litt.-Bericht, u. a.: Clayton and Fcr-
gusson, Measurements of cloud heights and velocities (Kassner
u. Hildebrandsson); — Leyst, Untersuchgen üb. d. Bodentemperatur
in Königsberg in Pr. (Müttrich).
Deutsche botanische Monatsschrift. XI, 1.
Bay, Physiolog. Fragmente aus Missouri Botanical Garden.
— Winkler, Einige Bemerkgen üb. d. Keimg. v. Adonis vernalis
L. — Murr, Beiträge z. Flora v. Steiermark (Marburg). —
Kneucker, Botan. Wandergen im Berner Oberland u. in Wallis
(Forts.). — Schlimpert, D. Flora v. Meissen in Sachsen.
Natur u. Haus. I, 17. u. 18.
(17.) Hesdörffer, Aus d. Praxis d. Zimmergärtnerei (II in
Nr. 18). — Langkavel, D. Igel. — Berg, D. Leguan im Terrarium.
— Krieghoff, Anleitg. z. Schmetterlingszucht u. z. Schmetterling¬
fang (II in Nr. 18). — (18.) Seel mann, D. Vögel als Pflege¬
mütter. — Th een, Anlage e. kleinen Bienenstandes. — Martens.
D. gemeine oder graue Eidechse. — Kl. Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Buck man S. S., Vercrbgsgesetze u. ihre Anwendg. auf d.
Menschen. Aut. d. Ausg. L., Günther, (VII, 104 S.) fl. 1.20.
Jäger, G., Aus Natur- u. Menschenleben. Ges. Aufs. u. Vortr.
(5—6 Lieff.). Ebd. 1. Lief. (112 S.) fl. 1.20.
Shipley A. E., Zoology of the invertebrata. Lond., Black, 18 sh.
Stebbing T. R. R., A history of Crustacca, recent Malacostraca.
London, Trübner, 5 sh.
Sabatier A., De la spermatogcncsc chcz les’crustaces dccapodcs.
Paris, Battaille. 20 fr.
Hof mann E., D. Raupen d. Schmetterlinge Europas. Stuttg.,
Hoffmann gr. 4° (XXV, 318 S. u. 50 Farb.-Taf.) fl. 16.20.
Pantarotto Leon, Tables trigonometriques pour Ies calculs des
leves au tachcometre sans avoir recours ä la regle logarithmique.
Constantinopel, Keil, 8° (VIII S.) fl. 4.50.
Die »kleineren Schriften u. Briefe« v. Rob. Mayer, dem
Entdecker des Gesetzes v. d. Erhaltg. d. Energie, erscheinen, mit
Mittheilgen. aus dessen Leben, hrsg. v. J. J. Weyrauch, demnächst
im Cotta’schen Verlage (fl. 6. — ).
Antiqu.-Katalog: Kantorowicz in Mailand: Bibi, mate-
matica (30 S.).
Medicin.
Müller Dr. Georg: Die schlechte Haltung der Kinder
und deren Verhütung. Berlin, Aug. Hirschwald, 1893. gr. 8°.
(V u. 65 S.) fl. —.96.
Das Büchlein wendet sich an Eltern und Lehrer, doch
hat der Verf. verstanden bei aller Leichtigkeit der Diction
streng sachlich zu bleiben und bietet auch dem ärztlichen
Leser manche wertvolle Anregung auf dem leider so
sehr vernachlässigten Gebiete der Erziehungs-Hygiene.
Wir begrüssen den Versuch des Verfassers, durch
seine Schrift, die so frisch und überzeugend abgefasst
ist, zur Verbreitung von gesunden Anschauungen im
Publikum und in pädagogischen Kreisen beizutragen, denn
nur auf diesem Wege, aus dem tiefempfundenen Bedürf¬
nisse des Volkes heraus, dürfen wir eine Umgestaltung
unseres Erziehungs- und Schulwesens erwarten, welche
den Grundsatz »mens sana in corpore sano « nicht nur
predigt sondern auch in Wirklichkeit durchführt.
Wien. Dr. Max Scheimpflug.
Centralbl. f. Nervenheilk. u. Psychiatrie. XVII, 1893. Juni.
Mercklin, Bemerkgen über d. Schutzapparate der Para¬
noischen u. d. psychische Beeinflussung d. Hallucinationen. —
Lehmann, Kochsalz-Infusionen b. abstinierenden Geisteskranken.
— Bibliographie, Referate u. Kritiken, Sitzungsberichte.
Der Irrenfreund. XXXV, l u. 2.
Koch, Beitrag z. Lehre v. d. krankhaften Vorstellgcn. —
Camuset, Einfluss d. Cholera auf d. Geisteszustand d. Irren. —
Borax bei Paralysis agitans. — Aprosexie u. habitueller Kopf¬
schmerz, dünner Schädel, Spiegelschrift b. Schulkindern. — Die
Trinkerheilstätte zu Ellikon a. d. Thur. — Aus d. Irrenanstalt zu
Hall (Tirol). — E. Verbrccherfamilic. — Litteratur.
Hygiela. VI, 8 u. 9.
(8.) Sperling, Volksgesundheit u. ärztl. Reformbestrebgen.
— Schiller, D. Gesundheitspflege in d. Schule. II. — Liebe,
Hygieine d. Mundes. — Vogel, Gemischte u. fleischlose Kost.—
Pettenkofer üb. d. Cholera v. 1892 in Hamburg u. über Schutz-
massregeln. — Barber, Gönnet Euren Kindern d. Segen e. Land¬
aufenthaltes. — Antike Gesundheitspflege. — (9.) G erster,
Sokratische Gespräche. III. — Brinkmann, Wider d. Prokrusterei
in Unterricht u. Erziehg. II. — Reich, D. Arzt d. Zukunft. —
Vogel, Sanatorien in Südtirol. —Vom Büchertisch. — Derblich,
D. sinnl. Empfindungen u. Vorstellungen in d. fiühesten Jugend.
Neue Erscheinungen:
Howitz, Warum leiden uns. Frauen? Dresd., Glöss (VII, 37 S.)
fl. —.60.
Dippe IL, D. innere Medicin m. Ausschi. d. Ncrvenkrankhten.
L., Abel (VIII, 292 S.) fl. 3.30.
Rieder H., Atlas d. klin. Mikroskopie d. Blutes. L., Vogel (XIS.
m. 12 Taf. u. 12 Bl. Erkl.) fl. 4.80.
Schweinitz G. E., Diseases of the eye. Lond., Churchill. 18 sh.
Thorion H., Influence du travail intellectuel sur les variations
des elcmcnts de l’urine. Paris. Bailliere, 3 fr. 50 c.
Hanse mann D., Studien üb. d. Specificität, d. Altruismus u. d.
Anaplasie d. Zellen m. bes. Berücks. d. Geschwülste. B., Hirsch¬
wald (96 S. m. 13 Taf.) 11. 4.80.
Koch J. L. A., D. psychopath. Minderwertigkten. Ravensbg.,
Dorn u. Maier, 1891—93. (XXIV, 427 S.) fl. 6.-.
Haug R., D. Krankhten. d. Ohres in ihrer Bcz. zu d. Allgemein¬
erkrankgen. Wien, Urban & Schwarzenberg (VIII, 296 S. m.
6 Taf.) fl. 4.80.
Boulay M., La pneumonie lobaire aigue. Paris, Rueff. 3 fr. 50 c.
Schrön, Lezioni di anatomia patologica compilate di M. E. Abba-
monte. Neapel, Apperti. 7 1.
d’Urso, Le malattie delle ossa. Viterbo, Agnesotti. 10 1.
Lombroso G., Le piü recenti scoperte ed applicazioni della
psichiatria ed antropologia criminale. Turin, Bocca. 10 1.
Ughetti G. B., La Febbre. Mailandi, Vallardi. 4 1.
Günther R., Ueb. Behandlg. u. Unterbringg. d. irren Verbrecher.
L., Vogel (VIII, 134 S.) fl. 1.80.
Audeoud H., Creosote et tuberculose, revue generale. Traitement
de la tuberculose pulmon. par la creosote administrec par voie
rectale. Genf, Stapelmohr (269 S.) fl. 2.70.
Antiqu.-Katalog: List & Francke, Lpz., Nr. 217 (886 Nrn.)
Militärwissenschaften.
Streffleurs ,,Oesterr. mllitär. Zeitschrift 11 . 1893. IL, 3.
D. Verbündeten uns. Kaisers. — Ueber d. Ausbildg. u. üb.
d. Dienst d. Geschützbedeckg. — Weissmann, Betrachtgen üb.
d. Bewaffng. d. Infanterie. — Lax, D. sociale Aufgabe d. Officiers.
— Dangelmaier, Ueber d. Theilnahme d. Militärpersonen an d.
Presse. — Militär-pädag. Curse. — Die Consequsnzen d. Einführg.
d. 2jähr. Dienstzeit in d. österr.-ung. Armee. — Albertall,
Blätter u. Blüten aus d. Kriegsgcsch. aller Völker u. Zeiten. (Forts.)
Mittheilgen über Gegenstände des Artillerie- u. Genie-
Wesens. 1893, 5.
Kaiser, Verschlüsse der Schnellfeuer-Kanonen. (Schl.) —
Tarbuk, Sprengübgen d. Genie-Regimenter i. J. 1892. — Zur
Auflösg. v. Gleichungen 3. u. 4. Grades auf graphischem Wege. —
Hoppner, Improvisation v. Sandfiltcr-Anlagen. — Das Ballistit in
Italien. — Ko lisch er, Sprengg. e. Kammermine am Grebenspitz.
— Förster, Beseitgg. v. Eisstössen durch Artillerie-Feuer.
Organ der militär-wissensch. Vereine. 1893, XLVI, 3—6.
(3.) Mina relli-Fitzgerald, Moltke u. s. Einflussnahme
auf d. Operationen d. Feldzuges 1864. — Gürth, Ueb. Conserven-
Verpflegung. — (4.) v. Wuich, D. Zukunfts-Feldgeschütz. — D.
Verteidigung, d. Brückenkopfes v. Pressburg i. J. 1809. — (5.)
Schneider, Cavallerie vor! Eine kricgsgesch. Studie. — (6.) M.
Schmidt, D. Feuer d. Infant, im Gefechte. — Roebbelen, Ueber
Bildung u. Leitg. grösserer Artilleriekörper im Gefechte.
Neue Erscheinungen:
Kriegserinnerungen e.Sanitäts-Officiersd.Landwehr. 1870 — 71.
B., Gebr. Paetel. (X, 181 S.) fl. 2.40.
Chelard R., Les armees fran^aises jugees par les habitants de
l’Autriche 1797 —1800—1809, d’apres des rapports de l’epoque.
Paris, Pion, Nourrit et Cie. (297 S.) fl. 2.10.
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409
Nr. 15. — Orsterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
410
Keys sc r Adf., Frieden im Kriege. Erinnergen. e. vorm, preuss.
Linienofficiers aus d. Feldzug 1870—1871. Köln, Kölner Verl.-
Anst. (86 S.) fl. —.60.
Ljustina J., deutsch-kroatisches Militär-Wtbch. Wien, Reichswehr,
(103 S.) fl. 1—.
Metz 1870. Kriegsgeschichtl. Studie e. alten Officiers.Wiesbaden,
Schnegelberger III, (132 S.) fl. 1.80.
Hauschild L., Beobachtgcn üb. Heeresverhältnisse, Land u.
Leute in Süd-Europa. !.: Spanien u. Portugal. B., R. Eckstein
Nachf. (VIII, 363 S.)
Wagner R., Moltke u. Mühlbach zusammen unter d. Halbmonde
1837—1839. Gesch. d. Sendg. preuss. Officiere nach d. Türkei
1837, d. Kurdenfeldzuges 1838 u. d. syr. Krieges 1839. B.,
A. Bath. (XV, 321 S.) fl 5.40.
Po hier, J., D. Litt. üb. d. Gesch. v. Festgen., kriegsgeschichtl.
denkwürd. Städten u. a. Orten. Systemat. Uebers. d. bis 1880
darüber erschien. Wke.'»Cassel, Kessler (284 S.).
Vertheidigu ng, D., d. Festg. Ofen durch d. k. k. GM. v. Hentzi.
Wien, »Reichswehr« fl. 1.80.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Neue Erscheinungen:
Prasch A., R. Bauer, O. Wehr, D. elektr. Einrichtgen d. Eisen¬
bahnen. Wien, Hartleben (XXIV, 455 S. ill.) fl. 3.60.
Miller O. v., Elcktricitätswk. Stuttg. Project e. elektr. Centrale f.
Stuttg. Stuttg., Wittwer, fol. (127 S. m. 8 Taf.) fl. 7.20.
Oetken F., D. Landwirtschaft in d. Ver. Staaten v. N.-A., sowie
d. allgem.-wirlhschaftl., soc. u. Cultur-Verhältnisse dieses Landes
z. Z. d. Eintrittes Amerikas in d. 5. Jhdt. nach s. Entdcckg.
B., Parey (IX, 848 S.) fl. 6.—.
Göthe R., D. Obstverwerthg. uns. Tage. Wiesb., Bechtold (VI,
135 S. ill.) fl. 1.80.
Schöne Litteratur. Varia.
Eine interessante und eigenartige Sammlung ist die bei J. H.
W. Dietz in Stuttgart erscheinende »Deutsche Arbeiter-Dichtung.
Eine Auswahl Lieder und Gedichte deutscher Proletarier.« Der
I. Bd. (VIII u. 200 S.) enthält Gedichte von W. Hasen clever,
K. E. Frohme und Adolf Lepp, der II. Bd. (VI u. 192 S.)
Gedichte von Jacob Audorf, der III. Bd. »In Reih und Glied.
Gedichte eines Namenlosen.« (VIII u. 160 S.), der IV. Bd. (VI u
174 S.) Gedichte von Max Kegel, der V. Bd (XII u. 160 S.)
Gedichte von Andreas Scheu. Der litterarische Wert der Poesien
ist natürlich sehr verschieden, die Form wird von den in der
Sammlung vertretenen Poeten gut gehandhabt, die Sprache ent¬
behrt vielfach nicht eines echt dichterischen Pathos. Der Inhalt
ist vorwiegend social-politischen Charakters, meist unklar und
überschäumend; daneben aber finden sich nicht selten auch
treffliche Lieder, die den rein lyrischen Ton innigen Gefühls er¬
klingen lassen. Betrübend ist die sich auch hier zagende gänz¬
liche Abkehrung der Partei von den Principien des Christenthums,
vielfach auch von den durch dasselbe uns vermittelten culturellen
und ethischen Zuständen. Für den Literarhistoriker bietet die
Sammlung manches Interessante, so die jedem Bande vorausge¬
schickten Biographien der einzelnen Dichter. Aber auch der Social¬
politiker wird in den Poesien vieles finden, was ihn anregt und
ihm zu denken gibt. Man kann im allgemeinen den Gemüths-
Offenbarungen, die uns die »Deutsche Arbeiter-Dichtung« vermittelt,
seine warme Antheilnahme nicht versagen, wenn man dieselben
auch in andern Bahnen sehen möchte und muss der Ausgabe
einen recht gedeihlichen Fortgang wünschen. Die Abklärung wird
ja hoffentlich auch hier nicht ausbleiben.
Von der bei Benziger in Einsiedeln erscheinenden »Familien-
Bibliothek« sind 5 neue Bändchen (Nr. 121 —125 oder Serie V,
Nr. 21—25) ausgegeben worden, die wieder eine Reihe von Original-
Erzählungen von Paulus Publicus, Beda v. Ballheim, Rudolf
Koblischek, Antonie Jüngst (6 Geschichten »Schattenseiten« in
Bd. 23), Th. Berthold, R. Ludw. Graf Fugger u. A., Ueber-
tragungen von Alice Salzbrunn und Marianne Meister, ferner
Skizzen aus dem Thier- und Pflanzenleben von Th. Berthold
(Bd. 22) und Australische Lebensbilder aus der goldenen Zeit von
Heinrich Boehler — zum Theil reich mit Abbildungen versehen —
enthalten. Der Preis beträgt pro Bändchen fl. —.36.
In neuer (Titel-) Auflage sind die früher im Verlage von
Woerl, nunmehr bei Ebenhöch in Linz ausgegebenen Jugend¬
schriften von F. J. Proschko »Perlen aus der Österreich.
Vaterlandsgeschichte« und »Geschichtsbilder aus den Kron-
landern Oesterreich-Ungarns« (VIII, 165 u.lV, 199 S.) erschienen,
denen sich eine ähnliche Sammlung aus der Feder der Tochter
desselben Autors, Hermine Proschko »Aus der Heimath«. Vater¬
land. Erzählungen für die Jugend« (182 S.) würdig anschliesst.
Sehr verdienstlich scheint, soweit aus den vorliegenden An¬
fängen geschlossen werden kann, das Unternehmen der »Schriften¬
vertriebsanstalt« in Weimar zu sein, wirklich volksbildende, gute
Romane genau in der Art und mit den Mitteln und Effecten der
Colportagcromane, in Lieferungen ä 7 kr., mit Illustrationen ver¬
sehen und auf Massenbetrieb berechnet, herauszugeben. Der Roman
»Irrlichter und Gespenster« von Mrx Kretzer will, soweit
zu erkennen, das Unglück schildern, das ein grosser Lotteriege¬
winn in eine bescheidene, ehrliche und arbeitsame Handwerkerfamilie
bringt. Dem Unternehmen ist, w'ofern es auf dem betretenen
Pfade fortschreitet, das beste Gedeihen zu wünschen. R.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2603—2606.
(2003) Fürst Adolf Georg zu Schaumburg-Lippe. — Fürst
Georg Victor zu Waldeck und Pyrmont. — Z. Erinnergsfeier d.
Verbindg Danzigs m. Preussen. — W. M. Schaffrath. — D. Ver¬
lobung d. Herzogs v. York. — Der neue Paris, Gern. v. Skutezki.
— Z. 70. Geburtstage H. Steinthals. — Auf d. Fahrt nach Chicago.
— Dupont, D. Schwestern, Nov. (Schl. i. Nr. 2604). — (2604)
Krebs, M. v. Pettcnkofer. — v. Hesse-Wartegg, D. Weltaus¬
stellung in Chicago. (Forts, in Nr. 2005.) — D. galiz. Landtag.
— E. Schwesternjubiläum (I. Schulpforta). — D. deutsche Turn
unterr. in Togoland. — Die Fossa oder Frettkatze. — E. neues
Costümwerk. — (2605.) Dehn, Europa u. Amerika. — Das
450jähr. Jubil. d. Leipziger Schützengesellsch. — E. Beethoven-
Stillleben. — Kirchner, Zu Justus Jonas’ 400. Geburtstage. —
GL. Hugo v. Winterfeld. — D. neue Imperial-Institute in London.
— In d. Thjerbude, Gern. v. Meyerheim. — A. R. v. Schmerling.
— Herrn. Masius. — Marshall, Jak. Molcschott. — D. Korallen¬
riffe — Nagel v. Brawc, D. Kapsel, Erz.
Deutsche Revue. XVIII, 1893, Juli.
Aus d. Leben Kg. Karls v. Rumänien. XVIII. — Merx,
ErnaHcine.il. — v. Poschinger, Loth. Bücher. II. — v. Brandt,
D. Land d. Morgenruhe. — Frh. v. Liebig, Höhenluft u. ver¬
dichtete Luft. — Baccelli, Das Atrium Vestae. — Revillc,
Herod 2 s d. Grosse. IV. — Behrmann, Sibirien u. d. Verbanng.
— Vierordt, Arzt u. Patient. — Janitsch, Oriental. Teppiche. I.
— Naturwiss. Revue. — Litterar. Berichte.
Alte u. Neue Welt. XXVII, 9 u. 10.
(9.) Friedrich, D. Herr v. d. Habermannsburg. (Schl.) —
Dreibach, D. Schutzheiligen d. Stände u. Gewerbe. — Ludolff,
Getäuscht. Erz. (Forts, in Heft 10.) — Maurer, Card. Fiirsterzb.
Dr. A. Gruscha. — Dockweiler, D. Nachahmgstalent uns. heim.
Singvögel. — Kujawa, Instructionsstunde. Militärhumoreske. —
E. Kaisertag in d. Schweiz. — Gedichte. — (10.) Odenthal, Mit
wanderfrohem Herzen. — Yorke-Salzbrunn, E. triftiger Grund.
— F. Esser, Jens Chrn. Ilostrup. — Montanus, Meisterwerke
d. Mikrotechnik. — Finke, Emin Pascha f. — Gürtler, Aufd.
Schlosswiese. — Für Frauen u. Kinder. — Gedichte.
Osveta. XXIII, 7.
Jakubec, Jan Kollar in Jena. — Tous&imsk^, D. Werk
Schmerlings. Histor.-polit. Studie. II. — Heyduk, D. Mühlbauer
(Forts.). — Albieri, Chicago. (Forts.) — Gabler, Franzos, u.
deutsche Freimaurer. (Schl.) — Kl ostermann, Fürs Glück.
Roman. (Forts.) —- Jahn, Physikal. Eigenschaften d. Oceans. —
Gedichte v. Rais u. Öervinka.
Przeglqd Polski. CVIII, 324.
Gnatowski, Studien üb. d. neuesten Strömungen in Frank¬
reich. I. — N., Rom im Lichte d. neuesten archäolog. Entdeckgen.
(Schl.) — Mycielski, In ihren Fusstapfen. Erzähl. (Schl.) —
Memoiren e. nach Sibirien Verbannten, Ed. Czapski 1819 — 1888
(Foits.). —- Litterar. Chronik. — Polit. Rundschau. — Rydel,
Jözef Bliziiiski. — Tarnowski, Marcellin Guyski. — Rede St.
Tarnowski’s am Grab S. Sawczynski’s Lemberg 19. Mai 1893.
Kathollkus Szemle. VII, 3.
Rede d. Bisch. Dr. Phil. Steiner. — Török, Geschichtl.
Entwicklg. d. kathol. Autonomie. — Jedlicska, D. Bedeutg. d.
kirchl. Kunst. — Kozics, D Kreuzzug Andreas II. — Margalits,
D. Dichter N. Zrinyi. III. — Füssy, E. wirkl. kathol. Staatsm.:
Garcia Moreno. — Zeitläufe. III. — Komöcsy, Zum 50j. Bisehof-
jubil. Leo XIII. — Por, Ungar. Hymnologie. — Szentannai,
Germaine’s Ideal. Erz. III. — Recensionen.
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412
411 Nr. 13. — OßSTERRRicHiscHEs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Bericht über die 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner.
Von Theodor Gottlieb.
III.
In mehreren derobcn vorgebrachten Einwürfe und Bemerkungen
steckt ein wahrer Kern ; aber ein alter Baum lasst sich schwer
in neues Erdreich verpflanzen und so einschneidende Reformen,
wie die angedeuteten, lassen sich bei dem conservativcn Charakter
der massgebenden Factoren kaum jemals durchführen, besonders
schwer aber in Oesterreich. Oesterreich als Binnenland und selbst
mit einer Fülle von verschiedensprachigen Nationalitäten gesegnet,
hat nie kosmopolitischen Charakter gehabt. Unter allen Grossmächten
(wenn man Russland und Türkei, bei denen besondere Verhältnisse
obwalten, hier ausnimmt) steht es allein ohne Colonien da; Eng¬
land, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Holland
erfreuen sich des Besitzes überseeischer Länder und werden da¬
durch von selbst in die allgemeine politische und handelspolitische
Strömung hineingezogen. Durch den Verkehr mit fremden Ländern
und Zonen wird Interesse geweckt, Beobachtungsgabe, Scharfsinn,
Combination gemehrt, werden praktische Sprachkcnntnisse ge¬
fördert, ein Fond von positivem Wissen geschaffen und eine
Quelle zum Nationalwohlstande erschlossen. Da für Oesterreich
also der zwingende Grund fehlt — und ohne diesen geschieht
einmal im Staatsleben nichts — auf allgemeine Erlernung des
Englischen und Französischen zu dringen, so werden alle die
schönen Argumente der Reformer wohl umsonst vorgebracht sein.
Vielleicht etwas eingehender dürfte sich die Regierung mit dem
Vorschläge beschäftigen, die Resultate der Archäologie im
Gymnasialunterrichtc auszunützen; vorläufig ist die Frage auch
hier über Resolutionen noch nicht hinausgekommen. Die nöthigen,
erst hcrzustellenden Lehrbchelfe sind thcils kostspielig, theils laufen
sic Gefahr, durch den Gang der Forschung bald überholt zu
werden. Dass durch den Anschauungsunterricht in dieser Richtung
sehr viel zum Verständnis antiken Lebens und Treibens beige¬
tragen werden kann, ist einleuchtend. Ein von mehreren Seiten
gestelltes Verlangen, die Prüfung aus Archäologie für Lehramts-
candidatcn der classischen Sprachen obligatorisch zu machen
(etwa nach baierischcm Muster) wurde in der archäologischen
Section selbst abgelehnt.
Noch weniger Aussicht auf Verwirklichung scheinen die
Resolutionen der mathematisch-naturwissenschaftlichen Gruppe zu
haben 1. den physikalischen Unterricht im Gymnasium um zwei
Stunden zu vermehren; 2. die darstellende Geometrie über ein
vorläufiges Provisorium hinweg als obligaten Lehrgegenstand ins
Gymnasium zu bringen.
Sehr beachtenswert ist im Allgemeinen — und dies wurde
auch vom Vorstande der pädagogischen Section hervorgehoben
— die Richtung dieser Versammlung, wonach Bei den Vorträgen
weit mehr Gewicht auf die methodische Bildung der Lehrer in
wissenschaftlicher und pädagogischer Beziehung gelegt werde, als
auf den Lehrplan als solchen und auf die Schüler. Symptomatisch
war in dieser Beziehung der interessante Vortrag des Professors
(nunmehr Directors) Loos über die Fortbildung des Probejahres
zu einem Seminarjahr unter Leitung des Directors, der eine weit
ausgreifende und eingehende Discussion hervorrief. Der Vorschlag
wird wohl schon in nächster Zeit in Wien seine Feuerprobe zu
bestehen haben.
Als besonders bemerkenswert mag noch hervorgehoben
werden, dass die mathematisch-naturwissenschaftliche Section in
allen ihren Vorträgen den pädagogischen Charakter gewahrt hat.
Nachdem in der vorausgehenden Darstellung den pädagogi¬
schen Erörterungen der Philologen- und Schulmännerversammlung
ein vielleicht schon zu breiter Raum gewidmet wurde, erübrigt
uns noch, über die in den Generalversammlungen behandelten
Gegenstände, soweit sie nicht schon besprochen wurden (die
Vorträge der Professoren Uhlig und Schipper) einen kurzen Bericht
anzuschliessen und daran eine Uebersicht der in den Sectionen
gehaltenen Vorträge zu reihen.
I. Vollversammlungen. Prof. Usener (Bonn) suchte in
seinem Vortrage »Ueber vergleichende Sitten- und Rechtsgeschichte«
ein Stück alter Culturgeschichte näher zu beleuchten und wählte
die griechischen Ephebcnverbände, denen er ähnliche Einrichtungen
aus dem. Mittelalter in Deutschland an die Seite stellte und nach¬
wies, dass beide ähnliche Zwecke verfolgten. Der Vortragende
streifte dabei sogar unsere modernen Studentenverbindungen und
wusste seinen Stoff durch Heranziehung wenig beachteter und
noch nicht im Zusammenhang gewürdigter Zeugnisse lehrreich und
fesselnd zu gestalten.
Prof. Alois B ran dl (Strassburg) sprach über »Byron und
die Antike«. Er betonte, dass auf die Erklärung der Schriftsteller
gegenüber Grammatik und Sprache das Hauptgewicht zu legen
sei. Eine Gestalt wie Byron z. B. lasse sich nur durch die enge
Fühlung, die der Dichter mit classischer Denkweise zeige, erklären
und verstehen. Seine Liebe zu Griechenland habe der Dichter im
Freiheitskampfe der Hellenen mit seinem Herzblute besiegelt. Der
Vortragende erläuterte seine Aufstellungen durch zahlreiche Parallel-
steilen aus Byron und den antiken Vorbildern und knüpfte daran
die Warnung vor dem rein-utilitaristischen Betriebe der neueren
Sprachen, dem Kennzeichen von Halbwisserei. Der wissenschaftlich
arbeitende Romanist und Anglist sei überall auf das classische
Alterthum angewiesen.
Der Vortrag des Prof. Hans Dummler (Basel): »Cultur-
geschichtliche Forschung im Alterthum« litt sehr stark durch die
grosse Eile, mit der er abgelesen wurde und durch die schlechte
Akustik des Festsaales der Universität. Was man jetzt als cultur-
historische Forschung bezeichne, gehe in Griechenland in ver¬
hältnismässig junge Zeit zurück; Aristoteles und seine Schule
zeigen eist Anfänge derartiger Forschung, was der Vortragende
an verschiedenen Beispielen aus dem Staatsleben der Griechen
(mit besonderer Hervorhebung der politischen Gestaltung) nach¬
zuweisen suchte. Die Besprechung der römischen Forschungen in
dieser Richtung entfiel, aus Zeitmangel, gänzlich.
Prof. Franz Studniczka (Freiburg i. Br.) hatte zu seinem
Vortrag »Ueber die Sarkophage von Sidon« einen reichen Apparat
an photographischen Aufnahmen und Kohlenzeichnungen beige¬
bracht im Anschlüsse an die Publication Theod. Reinach’s : La
nccropole royale de Sidon (erst 2 Lieff.) und die Gazette des
beaux-arts. Die Sarkophage wurden 1887 entdeckt. Aus der
grossen Masse der Gräber, unter denen einige Theken mit anthro-
pomorphem Ausschnitt besonderes Interesse erregen, wurden die
vier bedeutendsten einer näheren Betrachtung unterzogen. Der
Zeit nach reichen sie von Periklcs bis zu den Diadochcn. Be¬
sprochen wurden : der Satrapen-Sarkophag; Lykischer Sarkg., mit
spitzem Deckel, der den Einfluss des Parthenonfrieses erkennen
lässt; der Sarkg. mit den 18 klagenden Griechinnen, den Harem
des Verstorbenen darstellend, dürfte nach historischer Ueberlieferung
Straton I. (f 361) angehören; er ist durch Theopompos als
Frauenliebhaber belegt und war Proxenos von Athen. Der jüngste,
durch seine Bemalung prachtvoll wirkende sogenannte Alexander¬
sarkophag geht auf Lysipps Schule zurück und stellt die Schlacht
bei Issos oder die bei Ipsos dar. Er scheint dem König Ab-
dallonymos von Sidon anzugehören, der nach Straton II. von
Alexander eingesetzt wurde. Das Alexanderbild aber ist schon
wegen der kurzen Haare wertlos.
Prof. Erich Schmidt (Berlin) sprach »Ueber die Xenien-
Handschriften des Goethc-Schiller-Archivs in Weimar«. Nachdem
er die drei Perioden der Entstehung der Xenien berührt hatte,
widmete er einer aus der mittleren Zeit erhaltenen, bisher unbe¬
kannten Fassung seine eingehende Betrachtung. Darnach wachsen
127 ganz neue Nummern und 36 auf einzelnen Blättern verzeich-
nete Xenien zu, abgesehen von der an vielen Stellen bedeutend
abweichenden Redaction der übrigen. Der Vortrag wirkte durch
die Unmittelbarkeit und Frische des Vortrags, durch die fast freie
Recitation einer grossen Reihe interessanter Epigramme und durch
die humorvolle Schlusspointe lehrreich und fesselnd zugleich.
Grosses Interesse wurde auch dem Vortrage des Prof. Emil
Reisch (Innsbruck): »Die mykenische Frage« entgegengebracht,
welches schon darin zum Ausdruck kam, dass dieser Vortrag
der einzige in den Vollversammlungen war, bei dem eine Debatte
stattfand. Ueber die Ausbreitung, die Schöpfer und Träger der mv-
kenischen Cultur besteht heute noch starker Zweifel. Um 1500 v. Chr.
habe sie einen gewissen Grad erreicht und reiche von dort hinab
bis zum 10. oder 9. Jahrh. Ueber den Ort der Entstehung herrscht
vollständige Ungewissheit; Nordsyrer, Hittiter, die Leute von Kefti
Lykien und Phrygien hätten nur einzelne Elemente beigestellt, ein
festländischer Ursprung dieser Cultur lasse sich überhaupt nicht
nachweisen. Auf Kreta, als geschichtlichen Mittelpunkt im zweiten
Jahrtausend v. Chr., weist vieles hin. Die Hellenen waren schon seit
langem Seefahrer, sonst wären sie nicht nach Kypros gekommen,
das vor Beginn des ersten Jahrtausends, als das phönikische
Alphabet noch nicht erfunden war, von den Arkadern besetzt
wurde. Achäer und Tyrsener scheinen im 13. Jahrhundert nach
Aegypten eingefallen zu sein. In wie weit die Schöpfung der
mykenischen Cultur den cingcwanderten Hellenen, in wie weit sie der
vom Orient beeinflussten Urbevölkerung zufällt, lässt sich nicht
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413
Nr. 13. — Oestkrrkichisches Littbraturblatt.
II. Jahrgang.
414
entscheiden. Die Argumente dafür, dass die Träger der mykenischen
Cultur Nicht-Hellenen waren (Verbrennung der Todten, die Gewand¬
fibeln, die geometrische Ornamentik) werden als nicht beweis¬
kräftig zurückgewiesen. Die im griechischen Epos nicdergclegtcn
Anschauungen von der Macht der Könige in der Argolis und
Mykene können nur in der Zeit der mykenischen Epoche wurzeln.
Aeusserlich erscheint Homer in der Hülle des 8. Jahrh. in Jonien,
aber es schimmert stellenweise eine Cultur durch, die wenig
jünger ist, als die mykenische; die Waffen sind aus Erz, nicht
aus Eisen, der mannshohe Schild, die Technik des Achilleischen
Schildes sind mykenisch; möglicher Weise waren königliche
Paläste auch in Jonien vorhanden, aber einen Blausteinfries kannte
man wohl nur aus der Tradition; die Linnengewänder der
Mykenaerinncn erscheinen bei Homer nur der Circe und Kalypso
zugetheilt, die goldenen Gewänder der Könige tragen nur mehr
Götterstatuen. — Dagegen wendete Prof. Dümmler ein: möglicher
Weise war die Dynastie von Mykenae griechisch, aber für die
griechische Vorgeschichte ist die mykenische Cultur vorläufig noch
aus dem Spiele zu lassen. Die Nachrichten über die Tyrsener möchte
er nicht vervverthen. Ferner bemerkte Prof. Studniczka, die
Kadaver in den myk. Gräbern gehören Achäern an, der Palastbau
sei nicht hellenisch. Der Baum an sich sei die Palme, das Thier
an sich der Löwe; dies bezeuge, dass ein hellenischer Stamm
schwerlich als Schöpfer dieser Cultur anzusehen sei. Darauf stellte
Prof. Reisch kurz eine Annäherung der beiderseitigen An¬
schauungen fest.
II. Es würde den Rahmen dieses Berichtes und des uns ge¬
währten Raumes weit überschreiten, wollten wir den Inhalt der vielen
Vor trage in den einzelnen Sectionen in gleicher oder nur
annähernder Weise wie die Besprechung der Vollversammlungen
behandeln. So sehr dies im Hinblick auf den Werth der Sache
zu bedauern ist, so müssen wir uns doch mit einer Uebersicht
und etwaiger kurzer Charakteristik der wirklich gehaltenen Vorträge
begnügen, was wir umso leichteren Herzens thun, als dieser
Bericht nur den Zweck verfolgen soll, den Leser im Allgemeinen
zu orientieren, die Ausfüllung des Rahmens dem officiellen Berichte
über die 42. Philologenversammlung überlassend.
(Schluss folgt.)
Hlstorisch-polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland. CXI, 12 .
Falk, D. Mainzer Hofmarschall Eitel Wolf v. Stein. —
AVVE., E. neue Gesammtdarstellg. d. Theologie. — D. verunglückte
preuss. VVahlreform. — Zeitläufe: D. Ereignisse in Bulgarien u.
d. Diplomatie im Dreibund. — Aus Westfalen; vom Centrum. —
Zimmer mann, Z. neueren deutschen Gcsch. (Erdmannsdörfer).
Christi. Akademie. XVIII, 6.
E. österr. Volksschauspieldichter (Forts.). — D. Hymnen
d. hl. Ambrosius. — Litteratur.
Feuilleton d. »Wiener Zeitung«. Mai 1893 (Nr. 99—123).
(101, 102) Heger, Aus d. fernen Osten Nordasiens. —
(104). Ausgew. Schriften des EH. Carl. — (105.) Johs. Brahms.
— (107, 108.) Schiitter, Tod u. Begräbnis Napoleons. —
(109.) K. Menger, D. Universitäten Deutschlds. — (110.) Roms¬
torfe r, D. Bukowinaer Landesmuscum. — (112, 113.) Noe, D.
Frühlings Reise durch Oesterreich. — (114, 115.) v. Strele,
Maikäfer. — (116.) Raph. Donner. — (118.) G. L., E. neue Ztschrft.
— (120.) Haberlandt, Edelsteinkunde. — (121.) Bacciocco,
Taubenpost Wien-Berlin. — (122.) v. Zahn, Ortsnamenbuch d.
Steiermark. — (123.) G. L., Thun, Exncr, Bonilz.
Beilage z. Allgem. Zeitung. Beil.-Nr. 112-124 (IG.—31. Mai).
(112.) Reitlechner, Chemisches v. alten Rheinweinen. —
(113.) Arnold, L. Lindenschmit. — Necke r, Angelica v. Hörmann.
— (114.) Althaus, Moltke als Schriftsteller I. (II in Nr. 115).—
Wünsche, Z. semit. Sagenkde. — Kare 11, D. Naturwissenschaften
im Gerichtssaal. — (116.) Werner, E. neue Hebbel-Ausg. —
Z. Gesch. d. slovak. Schriftsprache. — (117.) Jac. Burckhardt. —
B. Sauer, E. griech. Kunstgesch. — Alfr. Frh. v. Berger, Den
deutschen Philologen u. Schulmännern. Festgedicht. — (11b-)
v. Hartei, Festrede z. Enthüllg. d. Thun-Exner-Bonitz-Denkmals.
— (119.) Kilian, B. Aucrbach’s dramaturg. Nachlass I. (II in
Nr. 120). — Vom Wiener Philologentag (Forts, in Nr. 122, 123).
— (120.) Günther, Erdbcbenkde. — (121.) Mäh ly, D. neueste
Roman v. J. Lemaitrc. — Vor 700 Jahren zu Strassburg i. E. I.
(H in Nr. 122). — Von d. deutschen Goethegesellschaft. — (122.)
Brandl, Byron u. die Antike. — (123.) Berdrow, D. Erd- u.
Sonnenelektricität. — (124.) Moltke’s Gcsch. d. Krieges gg.
Dänemark 1848—49. — P. T., D. span. Lieder G. Bccquer’s in
deutscher Uebertragg. v. Rieh. Jordan.
Die Nation. X, 37-39.
(37.) * # * Polit. Wochenübersicht. — Barth, D. muthmassl.
Wahlergebnis. — P., Polit. Briefe aus Otstcrreich. I. — Bcttel-
heim, Zu Ehren v. E. Devrient. — Bcndt, Photographie und
Himmelskde. — Heilborn, Ten Brink’s Shakespeare. — Elias,
Grosse Berliner Kunstausstellg. — (29.) Bamberg er, Einige
Wahlbetrachtgen. — Barth, D. Regeneration d. freisinn. Partei.
— VV. Mommson, D. austral. Bankkrisis. — F. Mauthner,
D. Beichte c. Thoren. — Widmann, Aus Sicilien. — Heilborn,
Jerome K. Jcrome. — In jeder Nr. Büchcrbesprcchgcn.
Ungarische Revue. XIII, 5.
Wertner, D. Regicrg. Bela’s IV. (Forts.). — Kuzsinszky,
D. Ausgrabgen zu Aquincum 1879 — 91 (Schl.). — Kunos, Türk.
Volksromane in Klein-Asien. III. (Schl.). — Kurze Sitzgsberichte.
Die kathol. Bewegung in Unseren Tagen. XXV I, 6.
E, Wort z. polit. Lage. — Gottesleugnung. (Schl.) — D. katli.
Bewcgg. in d. Schweiz in letzter Zeit (Schl.). — Schüler, Die
Heiligen d. 18. Jhdts. — Zeitgemässe Ausschau.
Athenaeum. Listy pro literaturu a kritiku vedcckou. X, 9.
Engels, I). Entwicklg. d. socialist. Theorie bis auf K. Marx.
— Jokl, Ueb. d. allgem. slav. Sprache (Sehl.i. — Dvorak, Der
Ackerbau im mod. China, — Recensioncn, darunter: Lcvasscur,
La population framjaise (Va); — Scheimpfug, Bcdeutg. d.
Clearing (V. Choc.).
Notizen.
Soeben ist von dem bedeutenden Werke Onno K 1 o p p’s,
Der dreissigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs 1632,
zweite Ausgabe des Werkes: Tilly im dreissigjnhrigen Kriege,
der 2. Band erschienen : Vom Beginne 1621 an bis zur Ueber-
tragung des Herzogthums Meklenburg an Wallenstcin 1628.
(Paderborn, Schöningh, 1893. gr.-8°, 868 S.) In dem Vorworte
bemerkt der Verf.: »Für diesen zweiten Band ist mir in ungleich
mehr ausgiebiger Weise zu statten gekommen die mehrjährige
Benutzung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives, namentlich
der langen Reihe der Fascikel, die unter dem Namen Kriegs- und
Friedensacten in den letzten Jahrzehnten neu geordnet worden
sind. Das Studium dieser Acten hat mich in den Stand gesetzt,
manche bisher unbekannte Thatsachen und Urtheile kundiger Zeit¬
genossen ans Licht zu bringen.« Diese-Benutzung und wörtliche
Anlührung der Briefe, Berichte und Urtheile mithandelnder Zeit¬
genossen sichert dem Werke einen bleibenden Wert; unter den
wissenschaftlichen zusammenfassenden Darstellungen über die erste
Hälfte des dreissigjährigen Krieges ist die vorliegende Arbeit eine
der besten, weil zuverlässigsten. D.
Die »Societe Bibliographiquc« zu Paris feierte am 6. Febr.
d. J. die Feier ihres 25jahr. Bestandes. Einer zu dieser Gelegenheit
erschienenen Festschrift »Les noces d’argent de la Societe Biblio¬
graphique, 6 Kevrier 1893« (Paris, Au siege de la Soc., 5 Rue
Saint-Simon) entnehmen wir die folgende Stelle (S. 30) aus einer
Rede des Professors der Universität Lüttich Godefroid Kurth:
» . . Tout reccmmcnt encore, 1’Autrichc est entree dans la meine
voie et eile vient de creer une Societe Leon XHI qui s’ cst
signalee tout de suite par la publication d’un Organe ä eile, d’une
Revue critiquc (Oesterr. Littcraturbla'tt) que je recominande
aus membres de la Societe et qui certainement leur rendra de
grands Services, parce qu'elle sera la seule ä nous faire connaitre
ce vaste monde autrichien qui nous etait ä peu pres ferme jusqu’ä
present.«
Nach dem soeben veröffentlichten Bericht der Curatoren der
Bodleian Bibliothek in Oxford für 1892 erhielt die Bibliothek
während des verflossenen Jahres einen Zuwachs von 55 525
Büchern, Broschüren, Zeitschriften etc. 39 481 davon kamen der
Bibliothek gesetzlich zu; von dem übrigen Theilc stammen 2458
Bände aus Deutschland, 1250 aus Frankreich, 221 aus den Ver¬
einigten Staaten, 59 aus Australien, 37 aus Kanada.
Die französ. Roman-Schriftsteller haben e. Vereinigg. z. Schutze
ihrer Autorrechte gebildet. In e. Versainmlg., die diese Vereinigg.
am 30. Mai in Paris abhielt, wurde beschlossen, dass jedes Werk,
das zum Verkauf gelangt, vorher mit dem Stempel des Autors
versehen werden müsse.
In dem Pariser Blatte »Le Matin« beklagt sich Alphonse
Daudet bitter darüber, dass ein Herr Paul II eichen Schriften
— theihveise sogar sittlich anstössigen Inhalts — in Deutschland
als Uebersctzungen französischer Autoren erscheinen lasse, während
diese Autoren, wie Daudet selbst, Zola u. a., solche nie ge¬
schrieben hätten.
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416
Nr. 13. — Oesterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Personalnachrichten.
Gestorben: 12. Juni in München der o. Prof. d. dass.
Philol. das. Dr. Rud. Schöll im 49. Lebensj.; — am 14. Juni
in Bad Kren h am Tegernsee d. o. Prof. d. Philosophie Dr. Jacob
K rohschammcr, 72 J. alt; — am 15. Juni in Budapest der
Opcrncomponist Franz Krkel im A. v. 83 J.; — am 21. Juni in
Leipzig d. o. Prof. d. Kunslgesch. Dr. Hub. Janitschck, geb.
1846 in Troppau; — am 26. Juni in Budapest der o. Prof. d.
Paläontologie an d. Univ. das. Dr. Miksa Hantkcn.
Ernannt wurden: der a.-o. Prof. f. deutsche Sprache u
Litteratur a. d. Univ. Innsbruck Dr. Jos. Scemüller zum ord.
Prof, das.; — der ord. Prof, an d. Bergakademie in Leoben, Obcr-
bergrnth Franz Lorber zum ord. Prof, d Geodäsie a. d. deutschen
techn. Ilochseh. in Prag u. d. Privatdoc. an d. deutschen tcchn.
Ilochsch. das C. Bobek z. a.-o. Prof. d. Mathem. a. d. deutschen
Univ. das.; — d. Prof, am akad. Gymn. in Wien Dr. Jos. Loos
zum Director d. Staatsgymn. im IX. Bez. in Wien; — d. Maler
Franz Matsch in Wien zum wirkl. Lehrer (m. d. Titel e. Prof.)
an d. Kunstgewerbeschule des öst. Museums f. Kunst u. Industr.
in Wien. — Zum Rector der Univ. Wien für d. Studienj. 1892/93
wurde d. Prof. d. Mineralogie u. Petrographie G. Tschermak,
zum Rector d. Univ. Graz d. Nationalökonom Dr. Rieh. Hilde¬
brand, zum Rector d. Hochseh. f. Bodencultur Ilofr. Dr. W. F.
Exner, zum Dccan d. theol. Fac. d. Univ. Wien Prof. Dr. Ans.
Kicker, der medicin. Fac. das. Hofrath Prof. Dr. Aug. Vogl
gewählt.
fl
Neuer Verlag der los. löserscbeo Bncbbandlüiig io Kempteo.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- u. Auslandes.
Katechetische Handbibliothek. Pr.k.i.ch. Hm-
bachlein für «Ile Seelsorger. In Verbindung mit mehreren
Katecheten herausgegeben von Franz Walk, Pfarrer und
Redacteur der ,,Kathechetischen Blätter”.
8. Bändchen: Vollständige Katechesen für die Oberclasse
der Volksschulen mit besonderer Berücksichtigung des Strass¬
burger Diöcesan-Katechismus. Von Dr. Jul.Gapp. Pfarrer in
St. Pilt, Eisass. Zweiter Theil: Sittenlehre kl. 8°. Preis broch.
M. 1.—, in Ganzleinwand gebd. M. 1.30.
10. Bändchen: Der Religionsunterricht in der untersten
Classe der Volksschule. Von Br. B. kl. 8°. Preis broch. M. 1.50,
in Ganzleinwand gebd. M. 1.80.
11. Bändchen: Katechetische Vorbereitung der Kinder auf
die erste Beichte. Von J. Sauren, Rector in Köln. Preis broch.
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und das Priesterthum der katholischen Kirche in 25 Predigten
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Professor an der f. b. theologischen Diöcesan-Lchr-
anstalt in Brixen:
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Mit f. b.
Approbation.
broch. fl. 1.50 M. 3.—.
des Alten Testaments.
Mit besond. Rücksicht auf das VcrhBltniss von Bibel und
Wissenschaft. I. Halbband. Im Herbste iolgt ein II. (Schluss-) Band.
Anzeige.
Das Directorium der Leo-Gesel Schaft gibt hiermit bekannt, dass die
General-Versammlung der Leo-Gesellschaft
und des
Zweigrereines derselben lOr Tirol ond Vorarlberg
am 24., 25. und 26. Juli 1893 in Innsbruck
stattfinden wird.
PROGRAMM.
24. Juli, Montag.
5 Uhr nachmittags: Geschlossene Generalversammlung des Zweigvereines
für Tirol und Vorarlberg. Ort: Licdcrtafalsaal, Cafe Austria. 1. Vor¬
trag d.s Gymnasialdirectors P Vinccnz M. Gred ler. 2. Bericht des
Schriftführers und des Cassiers. 3. Wahl der Vorstandsmitglieder.
4. Wahl des Ortes der nächsten Genera Versammlung. 5. Anträge
8 Uhr abends: Gemeinsamer Bcgriissungsabend für die Theilnehmer der
Generalversammlung der Leo-Gescllschalt und des Zweigvereines für
Tirol und Vorarlberg. Ort: Liedertafelsaal, Cafe Austria.
25. Juli, Dienstag.
8 Uhr morgens: Heiliggeist-Messe in der Hofkirche.
9 Uhr morgens : Scctionssitzungen. Ort: k. k. Universität. Theologisch-
philosophische Section, Hörsaal Nr. 1: Vortrag des k. k. Univer
sitäts-Prolessors Dr. Max Limbourg, S. J. über „den kategorischen
Imperativ“. — L itte rarische Scction, Hörsaal Nr. 3: Vortrag des
Gymnasialdirectors i. R. Conrad Pasch über „Edmund Dorer als
Dichter und Mensch”.
2 Uhr nachmittags: Sectionssitzungen. Ort: k. k. Universität. Histo¬
rische Scction, llörsaal Nr. 1: Vortrag des k. k. Universitäts¬
professors Dr. Ludwig Pastor über „die Krankenpflege im Zeit¬
alter der sog. Reformation”. — Social wissenschaftliche Section,
Hörsaal Nr. 3: Vortrag des k. k. Universitätsprofessors Monsignor
Dr. Fr. M. Schindler über „die Bedingungen des gerechten Lohn¬
satzes”.
6 Uhr abends: Geschlossene Generalversammlung der Leo-Gesellschaft.
Ort: Adler-Saal, Stadtsäle, I. Stock. 1. Vortrag des k. k. Universitäts¬
professors Dr. J. E. Wackerneil über „die altdeutschen Passions-
spiele in Tirol”. 2. Berichte des Secretärs und des Cassiers. 3. Wahl
des Ortes der nächsten Generalversammlung und der Rechnungs-
Revisoren. 4. Anträge.
Hierauf: Gesellige Zusammenkunft in der Restauration des k. k. Hol¬
gartens
26. Juli, Mittwoch.
8 Uhr morgens: Sectionssitzungen, für jene Scctionen, welche ihre
Arbeiten noch zu vollenden haben.
10 Uhr vormittags: Directoriumssitzung.
Nachmittags: Gemeinsame Besichtigungen u. Ausflüge nach Uebereinkunft.
6 Uhr abends: Feierliche öffentliche Generalversammlung der Leo-
Gesellschaft und des Zweigvereines fü r Tirol und Vorarlberg. Ort:
Kleiner Stadtsaal. 1. Bericht des Präsidenten der Leo-Gesellschaft,
Sr. Excellenz J. Alexander Freiherrn v. Helfert über die
Vereinsthätigkeit im verflossenen Jahre. 2. Bericht des Obmannes des
Zweigvereines für Tirol und Vorarlberg, Sr. Excellenz Anton Graf
Brandts, über die Vereinsthätigkeit des Zweigvereines.
Kurze Unterbrechung der Sitzung.
7 Uhr abends, nach Wiederaufnahme der Sitzung: 3. Vortrag des
k. k. Universilätsprofessors Dr. J. Hirn: „Die Tiroler Landtage zur
Zeit der grossen Bauernbewegung.” 4. Schlusswort des Präsidenten
Hierauf: Gemeinsames Abendessen im Hotel „Weisses Kreuz”.
Zur Beachtung. Da der Fremdenzufluss infolge der Tiroler Landes¬
ausstellung in Innsbruck zurZeit der Generalversammlung ein bedeutender
sein wird, hat sich ein Wohnungscomite gebildet, das den Theilnehmern
an der Generalversammlung Wohnungen zu vermitteln übernommen hat.
Wer die Dienste dieses Comites in Anspruch zu nehmen wünscht, wende
sich an dasselbe unter der Adresse: An den Zweigverein der Leo-
Gesellschaft in Innsbruck oder an Herrn Remigius Schwager, land¬
schaftlicher Hilfsämter-Director in Innsbruck.
NeuerVerlag der Jos. Kösel’schen Buchhandlung in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- u. Auslandes.
Pädagogische Vorträge and Abhandlungen.
In Verbindung mit namhaften Schulmännern herausgegeben
von Jos. Pötsch.
Erstes Heft: Papst Leo XIII. und Kaiser Wilhelm II.
über die Aufgabe der Schule in heutiger Zeit. Von
Jos. Pötsch, Lehrer. 8°. Preis broch. 30 Pfennig.
Soeben erschien:
Sensationelle Neuheit!
p oflirVTl A dargestellt nach kathol. Grundsätzen. Aesthetisch-sociolog. Untersuchungen
t-'tv UL CLllLiXtlXL glv 9 von Dr. Anton Stara, em. Prof. etc. gr. 8 W , 202 S. Preis franco fl. 1.55.
Ein Buch von höchstem Interesse, welches das an sich anziehende Thema in origineller Welse^behandelt.
D ieses Buch füllt eine oft beklagte Lücke in der katholischen Litteratur aus, denn seit den für ihre Zeit schönen Leistungen der Gebrüder
Schlegel, erschien katholischerseits keine zusammenhängende Darstellung der dramatischen Litteratur. Der Verfasser behandelt das
Thema mit grosser Erudition von Sophokles bis Ibsen, und beleuchtet das moderne Theaterwesen in origineller Weise. Wir empfehlen
daher auf das Wärmste diese ebenso actuelle, als in moralischer und socialer Beziehung wichtige Novität, allen katholischen Litteraturfrcunden.
Die Verlagsbuchhandlung ,,Austria" (F. Doll), Wien, I. Habsburgergasse
in Vertretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, 111. Seidlgttsse 8.
Digitized by v^oogie
Nk. 14.
Wien, 15 . Juli 1893 ,
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Kedaction HERAUSGEGEBEN DURCH Ü1E LEO - GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.K’ccensions-Exeniülare werden erbeten hkdigikkt von SU> ^ zu r * c ^ en an ^' e Administration
andie Adresse : Dr. Franz Schnü rer, ^ ^ des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg, Martinstrasse 16 HR- fr RANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Krsclieint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel : „St. Norbertus”-Verlagshandiung in Wien III, Seidlgasse 8, wohin auch alle Inseraten-Auflrige zu richten sind.
Preise der Inserate: •/» S. fl.20.— = Mk.36. —, */a S. fl. 10.50 = Mk. 19. — , 1 > S. fl. 7.— Mk. 12.60, »/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, */i* S.fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Paffl Fr., Die Psalmen. (Prof. Dr. G. Bickell.)
.^chaffnit K., Ein Beitrag zur Christologie
des A. T.
Schulte A., Die koptische Übersetzung der vier
großen Propheten.
Mcrcati, L’eta di Simmaco l’interprete c S.
Kpifanio. (Sämmtl.v. Prof. Dr. A. Rohling.)
Wetzel F. X., Entweder kalt oder warm!
stdeker Chr., Hammerschläge,
i.ottlieb, Briefe aus Hamburg. (Sämmtlich v. a.)
Kappes M., Die philosophische Bildung unserer
gelehrten Berufe. (Dr. C. Ludewig.)
Weiss A. M., Lebensweisheit. (Sch)
llaumgarten H., Geschichte Carls V., Band III.
(Dr. Ig. Stich.)
Artin A. v., Kaspar Hauser! Des Räthsels Lö¬
sung! (Jos. Frh. v. Heitert.)
Deutsche Reden, herausg. von Th. Flathe,
1. Halbbd. (F-r.)
Fischer Rud., Zur Kunstentwicklung der eng¬
lischen Tragödie (* l.)
Cunliffe J. W., The influence of Seneca on
Elizabethan tragedy. (*1.)
Geciow O., Quaestionesin Aristophanis Vespas.
(Prof. Dr. M. Gitlbauer.)
Rhoen C., Geschichte der St. Foilanskirche zu I
Aachen. (Prof. Dr. Jos. Neuwirth)
Rüge S., Christoph Columbus. (AL Kroess.) I
Amthor Ed., Führer durch Tirol etc. II. Theil. |
Die Erzbergbahn. (Scherzinger.) ]
Soergel Hs. Th., Das bäuerliche Erbrecht in
Bayern u. sein Einfluss auf die socialen Ver- |
hältnisse. (C. Seefeld.)
Leon Greg., Le Pape, les Catholiques et la
question sociale. (K.)
Dalla Torre G. G. v., Catalogus Hymeno-
pterorum hucusque descriptorum systema-
ticus et synonymicus. Vol. VI. et VII. (Prof.
Dr. O. Hamann.)
] Wettstein R. v., Die fossile Flora der Ilöttinger
Breccie. (Bl aas.)
Krafft-Eb ing, R. v.,‘Psychopathia sexualis.
(Dr. H. Maifatti.)
Stamford, Th. v., Das Schlachtfeld im Teuto(
burger Walde. (Sp.)
Kaltenegger L., Der Honig vor dem Richter¬
stuhle der Geschichte, Vernunft u. Erfahrung.
(J. A nzböck.)
Gott lieb Th., Bericht über die 42. Versamm¬
lung deutscher Philologen und Schul¬
männer. IV. (Schluss )
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Raffl P. Friederich, O. S. Fr.: Die Psalmen. Nach dem Urtexte
übersetzt und erklärt. Mit Approbation des hochw. Herrn Erz¬
bischofs von Freiburg und des hochw. Ordensgenerals. III. Bd.
Psalm 107 — 150. Freiburg i. Br., Herder. 1892. 8°. (VII und
303 S.) I 1 . 3.60.
Es lässt sich nicht leugnen, dass gegenwärtig die
biblischen, namentlich alttestamentlichen Studien keines¬
wegs mit demselben Eifer und Erfolge betrieben werden,
wie die übrigen Fächer der katholischen Theologie; mit
Anwendung eines militärischen Kunstausdruckes könnte
man sogar behaupten, die betreffenden Leistungen würden
vielfach nur noch markiert. Der Grund zu dieser be¬
dauerlichen Erscheinung dürfte in der allzugroßen Zähig¬
keit liegen, mit welcher hergebrachte Ansichten über die
biblischen Bücher festgehalten werden, auch wo sie mit
den gesicherten Ergebnissen der Kritik collidieren;
durch solche eigentliche Vorurtheile wird nicht nur ein
falsches oder doch entstelltes Resultat gewonnen, sondern
auch dem mit gebundenen Händen arbeitenden Forscher
alle Schaffensfreudigkeit geraubt; und so sinkt denn das
Niveau unserer biblischen Arbeiten immer tiefer.
Unter diesen Umständen ist es doppelt erfreulich,
dass ein Sohn des hl. Franciscus, obgleich durch seine
Ordensthätigkeit als Seelsorger, Lector und Guardian
vollauf in Anspruch genommen, in diesem (auf zufälligen
Anlass mit dem letzten Drittel beginnenden) Psalmen-
commentare es erfolgreich unternimmt, den kirchlichen
Standpunkt mit unbefangener Kritik zu verbinden. Die
kritische (und philologische) Erklärung des hl. Textes
erscheint bei ihm sogar gewissermassen als Hauptsache,
was durchaus zu billigen ist. Denn für die ascetische
und liturgische Nutzanwendung ist bereits durch Thal¬
hofer und insbesondere durch den unvergesslichen Erzabt
Maurus Wolter auf das beste gesorgt. Die Vulgatapsalmen
als solche hat Schegg und neuerdings Hoberg eingehend
behandelt. Auch R. nimmt auf die Vulgata gebührende
Rücksicht, schon deshalb, weil dieselbe im Psalter aus
der Septuaginta geflossen ist, welche das wertvollste
Hilfsmittel zur Wiederherstellung des ursprünglichen Textes
bietet. Sehr dankenswert ist hier namentlich die durch¬
gängige Benutzung der koptischen (memphitischen) Ueber-
setzung.
Dass R. ausser der Septuaginta auch die Metrik,
und zwar nach dem Systeme des Ref. (für welches er
schon in der Zeit des heftigsten Gegensturmes öffentlich
eingetreten ist), zur Feststellung des Urtextes verwendet,
hat ihm von Seiten zweier hervorragender Gelehrten
freundliche Einwendungen zugezogen. Prof. Dr. Vetter
(Tübinger theolog. Quartalschr. 1893, II, S. 316 — 321)
enthält sich dabei eines Urtheiles über meine hebräische
Metrik, welche dagegen Prof. Dr. Schönfelder (Literar.
Rdsch. 1893, n° 5, S. 128 ff.) entschieden zu verwerfen
scheint. Dieser Standpunkt dürfte bald ein etwas un¬
bequemer werden, da in den letzten Jahren fast alle
Autoritäten ersten Ranges meiner Hypothese theils aus¬
drücklich, theils thatsächlich beigetreten sind. Die jetzt
dort vorherrschende Anschauung spricht Duhm in der
Vorrede seines fascinierenden Jesajascommentares *) so
aus: »Wenn ferner die Autoren sich bestimmter metrischer
Maße bedienen, so scheint es mir Pflicht der Exegeten
zu sein, dem nachzugehen und die Arbeit am Text nicht
eher für beendigt zu halten, als bis jene festgestellt sind.
Auf diesem Gebiet führen jetzt Schlendrian und Willkür
die Herrschaft und treten die abenteuerlichsten Thorheiten
zutage. Wenn erst die allgemeine Aufmerksamkeit auf
diesen Punkt gerichtet sein wird, wird sich zeigen, dass
*) Duhm steht ganz auf dem Boden meiner Metrik, geht
sogar noch weiter, indem er manche Stücke für metrisch und
strophisch hält, in welchen ich nur den freien Rhythmus prophe¬
tischer Prosa finde. Bei strenger Durchführung der Silbenzählung
würde er noch manche Textemendation gewonnen (z. B. in
1s. XXXII 3 die Negation weggclassen. dagegen die jetzige
Vocalisation beibchalten) haben.
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419
Nr. 14. — Oesterreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
420
die Metrik ein eben so wichtiges textkritisches Hilfsmittel
ist, wie die Vergleichung der alten Uebersetzungen.c
Dass mein metrisches Urtheil über Einzelheiten zuweilen
geschwankt hat, kann bei einem absolut neuen Anfänge
nicht überraschen; doch glaube ich meine Arbeiten in
den drei letzten Jahrgängen der »Wiener Zeitschrift für
Kunde des Morgenlandes« als definitiv feststehend be¬
zeichnen zu können. Hinsichtlich der Psalmen 119 und
136 (Vulg. 118 und 135) hätte ich jetzt zu bemerken,
dass ich das zwölfsilbige Metrum nicht mehr annehme,
sondern statt dessen überall Distichen von 7 und 5 Silben;
hierdurch werden auch die vielen kleinen Textänderungen
in diesen Psalmen von selbst überflüssig. Wenn getadelt
wird, dass R. den ersten Vers des 107. (Vulg. 106.)
Psalmes schon in der deutschen Uebersetzung vor v. 10
wiederholt, so ist zu bemerken, dass diese meine Er¬
gänzung nicht willkürlich, sondern nothwendig ist, da
v. 10 sonst einen Satz bilden würde, welcher bloß aus
dem Subjecte bestünde, also streng genommen gar nicht
übersetzbar wäre.
Am schärfsten und ausführlichsten missbilligen beide
Kritiker, dass R. meine Beobachtung eines Akrostichons
Simon (vgl. I Macc. 14, 41. 47) in Psalm 1 10 (Vulg. 109)
mitgetheilt und für probabel erklärt, wenn auch seiner
Erklärung nicht zugrunde gelegt hat. Ich hatte dies
Akrostichon schon 1885 gefunden, aber wegen der damit
verbundenen schweren dogmatischen Bedenken nur wenigen
Freunden darüber vertrauliche Mittheilung gemacht; nach¬
dem es aber anfangs 1892 in England neuerdings entdeckt
und von dritter Seite auf meine Priorität hingewiesen j
worden war, sah ich mich veranlasst, in der Londoner
Academy vom 9. April 1892 (Nr. 1040, S. 351) meine
definitive Auffassung des Psalmes zu veröffentlichen;
gegen diese hätte Schönfeldcr seine Polemik richten sollen,
statt gegen die von R. registrierten vorläufigen Versuche.
Formell war er ja freilich berechtigt, sich nur an das
im kritisierten Buche Vorliegende zu halten; aber wir
wollen denn doch alle die tief im Brunnen liegende
Wahrheit herausholen, nicht mit Ausnützung etwaiger
Controversvortheile Recht behalten! Ich gebe zu, dass
das Akrostichon zufällig sein kann, halte aber diese
Möglichkeit für eine verschwindend geringe. Der gleichen
Einsicht verschließen sich beide Kritiker durch Einwen¬
dungen, welche dem Status quaestionis keineswegs gerecht
werden; intellectus enim luminis sicci non est> sed
recipit infusionem a voluntate (Baco v. Verulam). So
setzen sie durchgängig voraus, dass auch das Akrostichon
Simon , worauf es allein ankommt, von Textergänzungen
abhängig sei, während dies doch nur von dem folgenden
Worte gilt, in welchem ich jimlokh (er soll herrschen)
vermuthe; aber auch die zur Herstellung dieses Wortes
nothwendigen Ergänzungen hatte schon 1853 J. Olshausen,
der in philologisch-kritischer Hinsicht scharfsinnigste, auch
von R. mit Recht geschätzte Psalmenexeget, aus anderen
Gründen empfohlen. Für das Akrostichon Simon ist, wie
gesagt, gar keine Ergänzung nöthig, wenn man, wie in
England vorgeschlagen worden, die drei ersten Worte
des Psalmes als Ueberschrift außerhalb des Akrostichons
stellen will. Ich kann dem aber nicht beistimmen, da
n’üm mit dem Genitiv des Inspirators im alten Testamente
fast vierhundertmal in den inspirierten Ausspruch (nach
Art von inquit) eingeschoben, aber an keiner einzigen
kritisch sicheren Stelle vor demselben steht; eine wichtige
Thatsache, über die wieder beide Kritiker schweigen, i
Wir sind daher fast gezwungen, am Anfänge des Psalmes
den Ausfall von einem oder zwei Worten anzunehmen.
In Prof. Schönfelder’s Recension hat uns überrascht,
dass für das Akrostichon Scriptio plena gefordert wird,
da doch das b in Simon nicht aus au, sondern aus ä
entstanden ist und daher nach der alten Schreibweise
kein Vav erhalten darf; ferner dass die Worte l’kha tal
in v. 3 deshalb echt sein müssten, weil sie nur in der
LXX fehlten (als ob es ausser der LXX noch eine
andere vom masoretischen Texte unabhängige Ueber¬
setzung gäbe);*) endlich dass die Möglichkeit der Wieder¬
gabe von af dibrathi in v. 4 mit secundum ordinem
aus den Koheletstellen gefolgert wird, wo die Form
»wegen, um deswillen« bedeutet, was doch etwas ganz
anderes ist.
Wir haben uns für verpflichtet gehalten, in unserer
Besprechung besonders die Angriffe zu berücksichtigen,
welche R. wegen Zustimmung zu unseren Ansichten
erfahren hat und empfehlen sein gründliches und gelehrtes
Werk allen auf das wärmste, welche in das richtige
Verständnis des Psalters cindringen wollen.
Wien. G. Bick eil.
Schaffnit K., ev.-luth Pfarrer: Ein Beitrag zur Christo¬
logie des A. T. Stuttgart, Rud. Roth. 1892. 8°. (39 S.) fl. — 3ti.
Der Verf. bietet hier die Resultate der Ausführungen Römheld's
über die Offenbarung Gottes im A. T., den »Jehovah« des A. B.
und den >Christus Jehovah« des N. B. Ein frommgläubiger Sinn
beherrscht die ganze Darstellung und auch inhaltlich sind die
Gedanken mit dem kath. Standpunkt vereinbarheh. Die hebräische
Rechtschreibung und Grammatik (z. B. S. 19 über 'eth, Jehovah
statt Jehova, richtig Jahve) zeigt auffällige Schwächen.
Schulte Dr. theol. A., Religions- und Gymnasiallehrer in
Lübau: Die koptische Übersetzung der vier großen Pro¬
pheten. Münster, Aschendorff. 1892. gr.-8°. (91 S.) fl. 1.80.
Während dreier Jahre hat der Verf. seine Muße darauf
verwendet, diese koptische Uebersetzung zu untersuchen und eine
erschöpfende Charakterisierung derselben zu geben. Wie man aber
von den großen Collationen Kennicott's und Rossi's für den
massoretischen Text vergeblich erhebliche Varianten erwartete, so
ähnlich liegt es hier. Dan. 9, 26 bietet nicht einmal das nach
Theodotion’s xpcpia offenbare v’en’aven lo. Auch gehen leer aus
selbst Stellen wie Is. 3, 10, wo wegen der Parallele v. 11 *Oj
l’rasa' unzweifelhaft ’asre für ’imru zu lesen ist, oder Is. 41, 25,
wo parullel zu jirmas ohne Frage v’jabus statt vjabo’ stehen
muss u. s. w. Aber Sch. verdient besten Dank für seine Mühe,
da wir nun wissen, wie es mit der Coptica steht; er selbst hat
sich durch tüchtige Sprachkenntnis und Kritik bestens empfohlen.
Mercati, L’etä di Simmaco l’interprete e S. Epifanio
Freiburg i. B., Herder. 1893. 4°. (104 S.) fl. 1.20. Wie Dr. Schulte
in seiner Coptica, so tritt M. als ein tüchtiger kathol. Forscher in
dieser Arbeit über Symmachus auf. Obgleich das Thema von bloß
sccundärer Bedeutung ist, hat doch der Verf. durch seine gelehrte
und kritische Verthcidigung der Angabe des hl. Epiphanius, Sym¬
machus habe unter Aurelius Severus, dem Philosophen, und
Theodotion unter Commodus geschrieben, gezeigt, dass man von
ihm auch in wichtigen Fragen Erhebliches erwarten darf.
Prag. Prof. Dr. A. Rohling.
*) Aehnlichen textkritischen Anschauungen scheint ein
Schüler Schönfelder’s, Dr. Euringer, zu huldigen, indem er
den Text des Ecclcsiastes durch die Citate in den talmudisch-
rabbinischen Schriften controlieren will; ebenso gut könnte man
die deutschen Classiker aus den Gedächtnisfehlern der sie citierenden
Journalisten emendieren. In derselben Schrift wird meine Hypothese
über die ursprüngliche Anordnung des Ecclesiastes bekämpft, da
sie, wie wiederholt versichert wird, vor einer wissenschaftlichen
Methode unhaltbar sei. Der verschwenderische Gebrauch dieses
Zauberwortes nebst Zubehör (Wissenschaft, Unwissenschaftlichkeit
u. dgl.) ist bekanntlich gerade in der extrem antikritischen Litteratur
sehr beliebt; bei R. glänzen alle diese Modeschlagworte durch
erfreuliche Abwesenheit.
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421
Nr. 14. — Oesterreichisches Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
422
Wetzel F. X., Entweder kalt oder warm! Ein Büchlein
fürs Volk. 2. Aufi. Augsburg, Litterar. Inst. v. Dr. M. Huttier
(Mich. Seitz). kl.-8° (53 S.) fl. —.12.
Stöcker Christian, Hammerschläge. Ein Zeit- und Streit¬
büchlein für das deutsche Volk. Regensbg. Verl.-Anst. vorm. Manz.
kl.-8°. (72 S.) fl. —.36.
Die beiden kleinen Schriften verfolgen — crstcrc in besonderer
Hinsicht auf den Indifferentismus, »die eigentliche Häresie unseres
Zeitalters«, letztere gegenüber dem modernen Heidenthum —
populär-apologetische Zwecke mit großem Geschick u. eignen sich
daher insbesonders zur Massenverbreitung in weiteren Kreisen
des Volkes, für welche sie auch in erster Linie berechnet sind.
Gottlieb, Briefe aus Hamburg. Ein Wort z. Vertheidigg,
der Kirche gegen d. Angriffe v. sieben Leugnern d. Gottheit Christi.
Berlin, Verl. d. »Germania«. gr.-8°. Von diesem weitverbreiteten
Buch des Philosophen P. Tilmann Pesch S. J. erscheint gegen¬
wärtig eine »4. vermehrte und zeitgemäß ergänzte Auflage«, die
der leichteren Verbreitung halber in Lief, von 4—5 Bogen ä 30 kr.
ausgegeben wird. Ist auch der direct veranlassende Grund, dem
diese Briefe ihr Entstehen verdankten (die sieben vom Protestanten¬
verein 1882 in Hamburg veranstalteten Vorträge protest. Pastoren
Segen die kath. Kirche) längst entschwunden, so haben diese Er¬
widerungen, wie die immer nothwendig werdenden Neuauflagen
beweisen, einen selbständigen, positiven Werth gewonnen durch
die gründliche Behandlung der darin aufgeworfenen Fragen. Die
lebendige Darstellungsweise, die Frische und vornehme Art der
G.’schen Polemik, die nur selten über das Ziel hinausschießt (wie
z. B. im dritten Absatz auf S. 62, der vielleicht hätte unterdrückt
werden können) machen das Buch auch für solche, die theolog.
Fragen ferner stehen, zu einer genussreichen Lcctüre. a.
Katholica. j
Studien u. Mittheilungen aus dem Benedictiner- u. dem |
Cistercienser-Orden. XIV, 2.
Ringholz, Bernard Gustav, O. S. B., Card. v. Baden, Fürst¬
abt v. Fulda u. Kempten etc. u. d. Schweizer Benedictiner-Con-
gregation I. — Wich ne r, Gesch. d. Nonnenklosters Goess O. S. B.
b. Leoben. V. — Plaine, Series critico-chronologica Hagiogra-
phorum X. saeculi. VI. — Brcdl, I). Collegium S. Bcrnardi in
Prag. (Schl.) — Adlhoch, Gescliichtsphilosoph. Studien. IV. —
Hafner, Regesten z. Gesch. d. schwäb Klosters Hirsau. IX. —
Plaine, Hymni Marialis: Ave Maris Stella explanatio — Mell,
D. Stift Seckau u. dessen wirthschaftl. Verhältnisse im XVI. Jhdt.
— Gasser, D. ehern. Benedictinerkiostcr S. Lorenzo in Trient.
(Schl.) — Neueste Bened.- u. Cistcrc.-Litt. L1V. — Ordensnach¬
richten — Nekrologe. — Schmitt, Bibliographie d. Bened.-
Schriftsteller d. Ver. Staaten Nordamerikas. (Schl.)
Revue Thomiste (Bimestriellc). Questions du temps present.
(Paris, Lethielleux) I. 1 u. 2. (1803, März und Mai.)
(1.) Notre programme. — Coconnier, Le vrai Thomiste.
— Gardeil, L’Evolution et les principes de S. Thomas d'Aquin.
— Mandonnet, Les idecs cosmographiqucs d’Albert le Grand
et de S. Thomas d’Aquin et la decouvcrtc de FAmerique. (Forts,
in Heft 2.) — Maumus. Le Socialisme contemporain.
— Berthier, Le Neo-Molinisme et la Paleo-Thomismc ä propos
d'un livre du R. P. Frins. (Forts, in Heft 2.) — Belon et
Bai me, Jean Brehal et la rchabilitation de Jeanne d’Arc. —
Kirsch, Bulletin d’archeologic chretienne. — Girard, Bulletin
de geologie. (Introduction: Coup d’ooil sur PHistorie de la geo-
logie). (Forts, in Heft 2.) — Publications nouvelles et somtnaires
de Revues. — (2.) Olli vier, Le Precurscur. — Coconnier,
Comment on hypnotisme. — Villard, La Recherche du premier
principe dans les ecoles philosophiques de la Grece. — Revue
des Revues.
Cistercienser-Chronik. V, 53.
Ex Gestis Abbatum Ebracensium. (Forts.) — Im Vorbei¬
gehn. V. — Päpstliches Breve. — Cult der hl. Anna im Orden.
— Nachrichten, Todtentafel. Cisterc.-Bibliothek.
(MUnsterer) Pastoralblatt. XXXI, 7.
D. gute Meinung. (Forts.) — D. Greisenalter d. Priesters.
(Forts.) — D. Inventar- od. Lagerbuch d. Beneticien. — Vom
Gladbacher Cursus. (Forts.) — Fälle u. Fragen. — Miseellen.
Akatholica.
Oer Beweis des Glaubens. XXIX, April, Mai, Juni.
Grau, Tod u. Auferstehg. Jesu Christi. — Römer, Gottes
Geist in d. Bibel. — D. Ursprünge d. Menschengeschlechts. —
Liepe. D. Bedcutg. d. hohen Liedes im alttcstamentl. Kanon. —
Nochmals d. Petrus-Pseudepigraphen. - Zöekler, D. Dialog im
Dienste d. Apologetik. —Oppenried er, 1 Petr. 3, 19. — Mis-
cellen. — Theol. Littcraturbericht.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Leben d. sei. Margaretha Maria Alacoque. Von ihr selbst im
Auftr. d. Obern niedergeschrieben. Uebers., nebst kurzer Ueber-
sicht d. Lebens d. Seligen v. e. Mitglied d. G. J. Innsbr., Rauch,
(IV, 160 S.) fl. —.40.
Sobkowski L., Episkopat u. Prcsbyteriat in d. ersten christl.
Jhdten. Würzbg., Göbel (XI, 98 S.) fl. —.90.
Dräne A. T., Histoire de S. Dominique, fondateur des frcres
precheurs. Paris, Lethielleux. 7 fr. 50 c.
Vegh K., A holtak iränti kegyelet hajdan es mort. (D. Pietät f.
d. Todten einst und jetzt.) Erlau, Blay (129 S.) fl. 1.20.
HulakovskvJ. Ev., Apologetickä kazäni I. (Apologet Predigten I.)
Prag, Kotrba (S. 1—48) fl. —.30.
Bei Strecker & Moser in Stvttg. ersch. demn. eine v. Real¬
lehrer Jos. Blcrsch besorgte Uebers. der popul. » Biographie des
Card. Lavigerie* von Mgr. Lesur u. Abbe Petit (c. 12 Bg.,
fl. 1.50). — Von P. Bend. Volny’s S. J. » Handb. d. Priesters
in d. Einsamkt. <* ersch. im Laufe dieses J. eine neue (2.) deutsche
Aufl. nach der 12. Aufl. d. Orig. v. P. Frz. Miller S. J. bearb.
(Stuttg., bei J. Roth).
Akatholica.
Brandt W., D. cvangel. Gesch. u. d. Ursprung d. Christentb.
auf Grund e. Kritik d. Berichte üb. d. Leiden u. d. Auferstehg.
Jesu. L., Reisland. (XVI, 589 S.) fl. 6.60.
Billeb H., D. wichtigsten Sätze d. neueren alttestam. Kritik v.
Standp. d. Propheten Arnos und Hosea aus betrachtet. Halle,
Anton (VII, 136 S.) fl. 1.80.
Gebhardt O. v., D. Evang. u. d. Apokal. d. Petrus. D. neuentd.
Bruchstücke nach e. Photogr. d. Hdschr. zu Gizeh in Lichtdr.
hrsg. L., Hinrichs (52 S. m. 20 Taf.) fl. 7.50.
Hauck A., Kirchengcsch. Dcutschlds. 111. 1.: Konsolidicrg. d.
deutschen Kirche. Ebd. (388 S.) fl. 4.20
Lillie A„ The inlluenca of Buddhism on primitive Christianity.
London, Sonnenschein. 2 sh. 6 d.
Pro Christo, Conferences apologetiques par M. Millioud, A. de
Loes, P. Choisv, P. Chapuis, Ch. Byse. Lausanne, Payot (XVI,
191 S.) fl. 1.2(3.
Philosophie. Pädagogik.
Kappes Dr. Matthias, Privatdoc. f. Philosophie u. Pädagogik an
d. kgl. Akademie zu Münster: Die philosophische Bildung
unserer gelehrten Berufe. Ein Wort z. Reform d. Univer¬
sitätsstudien. Münster, Aschendorff. 1892. gr.-8°. (41 S.) 11.—.60.
Eine vortreffliche Arbeit; man wird die Schrift nicht gerne
bei Seite legen, ohne sie vollends gelesen zu haben. Dieselbe hat
zwar als »Wort zur Reform« zunächst deutsche Verhältnisse im
Auge, darf aber trotzdem durchschnittlich ganz allgemeine Be-
i ücksichtigung beanspruchen und bietet auch für unsere Ver¬
hältnisse beachtenswerte, dankbare Gesichtspunkte. »Ich bin über¬
zeugt,« sagt der Verl., »dass die gegenwärtige Stellung der Philosophie
an unseren Universitäten ihrer großen Bedeutung für die Frucht¬
barkeit der Universitätsstudien, für Wissenschaft und Leben über¬
haupt, ganz und gar unwürdig ist.« Der Verf. weiß seine Aus¬
führungen durch gewichtige Aussprüche bedeutender Autoritäten
zu stützen. Ehedem war das Studium der Philosophie ein Vor-
bereitungscurs auf jedes Fachstudium; aus dieser Steilung ist die
Philosophie längst verdrängt, nicht am wenigsten durch die
Philologie, die ihre Ucbergriffe heute bereits schwer zu büßen
hat und täglich an die realistischen Fächer Terrain abtreten muss.
Mit der Entfremdung gegenüber her Philosophie gieng parallel
die Zerfahrenheit in der Wissenschaft, der Mangel an idealer
Auffassung der Wissenschaft wie an idealer Bildung überhaupt.
Es herrscht »die gelehrte Zwergwirtschaft, die mikrologische
| Forschung, die Hochfluth der Monographien« . .; es wächst »die
Zahl der gelehrten Specialisten«, während »der Gesichtskreis der
einzelnen Forscher immer mehr sich verengt«. (S. 18.) Die heilende
Kraft, das einigende Moment in dem Chaos des unermesslichen
i Details der Specialfächer ist die Philosophie. Nur durch gründliche
Pflege der philosophischen Studien werden die deutschen Uni¬
versitäten wieder, was sie ehedem waren, »Hochburgen des
Idealismus der Wissenschaft«. Die »wichtigste und schwierigste
' Frage« richtet sich nun auf das Wie der Studien-Reform und
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423
Nr. 14. — Obsterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
424
der Verf. ist hier der Ansicht, die Philosophie müsse mit den
einzelnen Fachstudien in den innigsten Contact gebracht werden,
neben jedem Specialfach als Hauptgegenstand gelten und es müsse
»das Bestehen jeder wissenschaftlichen Prüfung an unseren Uni¬
versitäten, der Doctor- und der Staatsprüfung (inclusive Jurisprudenz
und Medicin), auch von einer genügenden philosophischen Bildung
und einer selbständigen schriftlichen Bearbeitung eines philosophi¬
schen Themas abhängig gemacht werden«. (S. 38.) Zugleich tritt
der Verf. dem Gedanken einer »Rückkehr zum Lyceum« als
Zwischenstufe zwischen Gymnasium und Universität entschieden
entgegen. Gewiss verdient dieser Vorschlag volle Beachtung;
dennoch ist er unseres Erachtens nur dann durchführbar, wenn
analog der alten Studienordnung zwischen Gymnasium und Fach¬
studien eine »Mittelstufe« für specielle philosophische Studien
geschaffen wird.
Pressburg. Dr. Carl Lud ewig, S. J.
Weiss Fr. Albert Maria, O. Pr.: Lebensweisheit. Splitter und
Späne aus der Werkstätte eines Apologeten. Freiburg i. Br.,
Herder, 1893, 8°. (XII u. 424 S.) fl. 1.44.
»Das ist kein Buch zum Zeitvertreiben, Und keines, wie’s
Gelehrte schreiben« sagt das poetische Vorwort. Trotzdem ist es ein
Buch, wie es nur ein Gelehrter schreiben kann, der sich zutiefst in das
Wesen des Seins, in die Geheimnisse des Lebens und seiner »Weis¬
heit« versenkt hat. Was dem berühmten Verf. der »Apologie des
Christenthums« bei der Ausarbeitung seines Lebenswerkes so neben¬
bei abgefallen, »Splitter und Späne«, das liegt hier,gleiches zu gleichem
gesichtet und in 25 Capitel getheilt, in einem handlichen Büchlein
vor, eine Apologie in Lebenssprüchen. Einzelnes herauszugreifen
ist nicht gut möglich. Betrachtungen wechseln mit Beobachtungen,
Prosa mit Reim in bunter Reihe. Aber wie die einzelnen Stücke
jedes Abschnittes unter sich in einem erkennbaren Zusammenhänge
stehen, so leitet auch das Ganze zu jenem Satze hin, der den
Kern des herrlichen Schlussgedichtes »Alpha und Omega« bildet:
Die Menschen kommen all* von Gott,
Die Menschen gehen all’ zu Gott,
Sie gehen manch’ verworrnen Weg,
Sie geh’n doch immer Gottes Steg.
Sch.
Philosophisches Jahrbuch. VI, 3.
Pohle, Ueb. d. actuale Bestimmtheit des unendl. Kleinen.
(Schl.) — Gutberiet, Paulsen’s philosoph. System. — Ludewig,
I). Substanzbegriff b. Cartcsius im Zusammenhang mit d. scholast.
u. neueren Phil. (Schl.) — Pfeifer, Widerstreiten d. Wunder den
Naturgesetzen, oder werden letztere durch erstere aufgehoben? —
Kiefl, Gassendi's Skepticismus u. s. Stellg. z. Materialismus.
(Forts.) — A dl hoch, Herder u. d. Geschichtsphil. — Recc.,
darunter: Schneid, Psychologie im Geiste des hl. Thomas v.
Aquin (Schanz); — Billia, Delle legge suprema dell’ educazione
e di alcune applicazioni di essa (Arenhold); —Wiesner, D. Ele-
mentarstructur u. d. Waehsthum d. lebenden Substanz (Ludewig);
— Gan der, Erdschichten u. Erdgesch. (Schwertschlager). —
Math v. H., D. Weib u. d. traditionelle Auffassg. seiner Natur.
— Zeitschriftenschau. — Miscellen u. Nachrichten.
Revue philosophique. XVIII, 6.
Delage, La nouv. theorie de l’heredite de Weissmann. —
Charcot et Binet, Un calculateur du type risuel. — Dauriacc,
Psychologie du musicien. II. I/oreille musical. — Tarde, Qucstions
sociales (Dürckheim, Gumplowicz, Nowikow). — Analyses et
comptes rendus.
Gymnasium. XI, 13.
Wetzel, Z. Vertheidigg. m. Theorien üb. selbständ. u.
bezogenen Gebrauch d. Tempora im Lateinischen. — Recensionen,
Programm- und Ztschr.-Schau, Nachrichten.
Christlich-pädagog. Blätter. XVI, 12 u. 13.
(12.) Stellg. u. Pflichten d. kath. Lehrers gegenüb. d. herrsch.
Zeitgeist. III. (IV in Nr. 13.) — Katechet. Lehrart. V. — Schul¬
debatte im österr. Abg.-Hause. III. (IV in Nr. 13.) — (13.) Verrohg.
und Verdorbenheit uns. Jugend. I. — Z. gesetzl. Stellg. d. Kate¬
cheten in d. Schule. — Correspondenzen. — Lose Gedanken.
Kathoi. Schulzeitung. X, 23—27.
(23.) D. Hauptformen d. Zucht u. d. pädagog. Strafe. (Schl.)
— Schulrath Thiel f. — (24) Dreist, Nach welcher Richtg. hin
ist e. Umgestaltg. der üb. d. Behandlg. jugendl. Verbrecher u.
Verwahrlosten im Strafgesetzbuch gegebenen Bestimmungen er¬
forderlich? (25—27.) — Hübner, Welche Veranstaltungen sind f.
d. nachschulpflichtige Alter zu treffen, damit d. Resultate d.
Schulunterr. u. d. Schulcrziehg. gesichert werden etc.? — In jeder
Nr.: Versammlungsberichte, Schulchronik, Kl. Mitthlg.
Neue Erscheinungen:
Walter J., D. Gesch. d. Aesthetik im Alterth., ihrer begriffl.
Entwicklg. nach dargest. L., Reisland. (XVIII, 891 S.) fl. 10.20.
Ardigö Rob., La scienza della educazione. Padua, Drucker.
(590 S.) fl. 2.88.
Stära A., D. Dramaturgie, dargestellt nach kath. Grundsätzen.
Aesth.-sociolog. Unters. Wien, »Austria«. (III, 202 S.) fl. 1.50.
Zur Wiedergeburt d. Kulturmenschhcit. 2 preisgekr. Arbeiten,
eingel. u. hrsg. v. M. G. Conrad. (H. So lg er, Was ist z. Ver¬
bess. uns. Rasse zu thun? — M. Seiling, D. Regeneration d.
Menschengeschi.) München, Mehrlich. (VI, 44 S.) fl. —.45.
K ri eg C., Lehrb. d. Pädag. Paderb., Schöningh. (XIV, 376 S.) fl. 2.76
Kurei la H., Naturgesch. d. Verbrechers. Grundzüge d. crimi
nellen Anthropologie und Criminalpsychologie. Stuttg., Enke.
(VIII, 282 S.) fl. 4.20.
Ritchie D. G., Darwin und Hegel. London, Sonnenschein.
7 sh. 6 d.
Besant A., Death—and after. Ld., Theosophical Society. 1 sh.
Lyttelton W. II., The life of man after death. London, Gardner.
3 sh. 6 d.
Baraduc H., La force vitale. Notre corps vital fluidique. Paris.
Carre. 4 fr.
Klamarik J., A. Magyarorszagi közepiskoläk ujabb szervezete
törteneti megvilagitässsal I. (Reorganisation d. Ungar. Mittel¬
schulen. I ) Budap., Eggenberger. (VIII, 640 S.) fl. 6.—.
Skrochowski J., 0 wiedzy ludzkiej. (D. menschl. Wissen.)
Krakau, Poln. Verl.-Ges. (263 S.) fl. 1.50.
Antiqu-Katalog: Neubner in Köln, Nr. 47: Erzichgs.- u.
Unterr.-Wiss. (1632 Nrn.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Baum garten Hermann: Geschichte Carls V. Band III.
Stuttgart, Cotta Nchf. 1892. gr.-8°. (XVIII u. 371 S.) fl. 4.20.
Der vorliegende Band unterscheidet sich in Bezug
auf die benutzten Quellen sehr zu seinen Gunsten von
den vor 7, resp. 4 Jahren erschienenen beiden ersten
Bänden. Während sich Verf. in diesen vorsätzlich fast
durchweg auf das gedruckte Material beschränkte, legte
er dem dritten wesentlich unbenutzte Actenstücke, die
sich in den Archiven von Wien, Marburg, Wolfenbüttel,
Dresden und Berlin in unwiderstehlich einladender Fülle
vorfanden, zugrunde. Wir verdanken diesem geänderten
Plane nicht nur eine ganze Reihe neuer, wichtiger Nach¬
richten über die Jahre 1528—1539, sondern auch in
gewisser Beziehung eine neue Auffassung dieser ganzen
Periode. Es zeigte sich nämlich, dass Carl V. während
dieser Zeit neben der Sorge um die religiösen Angelegen¬
heiten ganz besonders von politischen Ideen erfüllt war,
deren Verwirklichung oft bestimmend auf den Gang der
Ereignisse einwirkte. Bedauerlicher Weise tritt in
B.’s Buch die Schilderung der kirchlich - religiösen
Verhältnisse und der Thätigkeit Carls V. auf diesem
Gebiete auffallend auf Kosten der Darstellung der politischen
Ereignisse und Verwicklungen dieser Zeit in den Hinter¬
grund. Ganz unzureichend sind die Jahre 1529, 1530
und 1532 behandelt. Da Verf. einerseits für die Gesammt-
beurtheilung wichtige Momente im Verlaufe der Tage von
Speier, Regensburg und Augsburg übergeht, andererseits
auf Prämissen aufbaut und Schlüsse zieht, für deren
Richtigkeit er keine Beweise beibringt — mit dem gelegent¬
lichen Hinweise auf ein zumeist in protestantischem Sinne
geschriebenes Specialwerk ist es wohl nicht gethan —
gewinnt der Leser weder über die allgemeinen kirchlichen
und religiösen Zustände Deutschlands noch über den
grossen Kampf, der sich in dieser Zeit zwischen den
Alt- und Neugläubigen abspielte, ein richtiges Bild. —
Soviel neue, interessante Einzelheiten auch Verf. über
die deutschen politischen Verhältnisse der Zeit beibringt,
so ungerechtfertigt scheint mir sein Urtheil hierin in
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II. Jahrgang.
426
Nr. 14. — Orstekrkichisghks Liiteraturblatt. —
manchen Punkten zu sein. So findet B., die Protestanten
und — mit vielleicht alleiniger Ausnahme des Landgrafen
Philipp — auch deren Führer seien einerseits von den
Gesinnungen der Loyalität so erfüllt, andererseits in der
Kenntnis und Beurtheilung der jeweiligen Weltlage so
naiv kurzsichtig gewesen, dass sie immer wieder den
günstigen Augenblick, den ihnen die äussere Bedrängnis
des Kaisers bot, ihre Sache zu fördern, unbenützt vorüber¬
gehen ließen, — als ob die Verlängerung und die Erweite¬
rung des schmalkaldischen Bundes nichts bedeutet hätte
und so auf dem Wege Rechtens erfolgt wäre; als ob sie
nicht jederzeit mit den Feinden Habsburgs, besonders
mit Frankreich und England, in intimen Beziehungen
gestanden wären; als ob sie nicht oft genug mit dem
gewandtesten Diplomaten der Zeit, Cardinal du Bellay,
vertraulich verkehrt hätten, der sie gewiss über die feinsten
Wandlungen der Politik unterrichten konnte und unter¬
richtet haben wird. — Die aus den Nuntiaturberichten und
Jen darauf fussenden Ausführungen Friedensburg’s befrie¬
digend aufgeklärte Held’sche Frage erfährt durch B. in
einem Punkte eine Trübung: er meint, — Belege hiefür
fehlen — in Wien habe zwischen König Ferdinand und
Held keine Berathung und daher auch keine Verständigung
bezüglich der den Protestanten gegenüber zu beobachtenden
Haltung stattgefunden. Auf der anderen Seite dient das
von B. in dankenswerter Weise beigebrachte neue Material
über den Antheil Held’s an der Gründung des katholischen
Gegenbundes durchaus zur Rechtfertigung desselben. —
Ueberaus wertvoll und soviel mir bekannt ist ganz neu
sind B.’s Ausführungen über Verhandlungen, welche die
protestantischen Fürsten auf Initiative des Königs von
Dänemark behufs Aufrichtung eines festen Bündnisses
mit Frankreich am Beginn des Jahres 1538 einleiteten,
also zu einer Zeit, da die Bemühungen der Friedens¬
freunde, d. i. vor allem des Papstes und der Venetianer,
zwischen Carl V. und König Franz I. von Frankreich
eine Verständigung herbeizuführen, bereits von Erfolg
begleitet waren. Nach unserer Ansicht irrt B. sehr, wenn
er diese Verhandlungen der. protestantischen Fürsten —
gleichsam zur Rechtfertigung derselben — mit Versuchen
des Kaisers, den König Franz zum Kampfe gegen Deutsch¬
land zu gewinnen, in Verbindung bringt. Weder in den
venezianischen Depeschen noch in der anderen ziemlich
vollständig bekannten politisch-diplomatischen Correspon-
denz der Zeit ist von einer solchen ernsten Absicht des
Kaisers die Rede. Die kaiserlichen Finanzen waren von
früher und durch die Kriege der Jahre 1536 und 1537 total
zerrüttet — aus Geldmangel musste die Reise zum Con-
gress nach Nizza aufgeschoben werden! —, ausserdem
drohte der Türke, gegen den Carl V. bereits bestimmte
geldliche Verpflichtungen eingegangen hatte — hätte er
da an eine Unternehmung gegen Deutschland denken
können? Dabei übersieht B., dass nach dem Zeugnisse
der Berichte des Nuntius Morone bereits im Jahre 1537,
wo sich Frankreich im entschiedenen Vortheile gegenüber
dem Kaiser befand, protestantischerseits ernstliche Rüstungen
stattfanden, welche den Kaiserlichen nicht wenig Besorg¬
nisse einflössten. Freilich gegen Ende dieses und zu
Beginn des nächsten Jahres trat für Frankreich eine
verhängnisvolle Wendung ein: die kaiserlichen Waffen
in Italien siegreich; die Curie immer mehr geneigt, sich
von dem allerchristlichsten Könige, der gegen die Türken
nicht mitthun wollte, zurückzuziehen; England in immer
inniger sich gestaltenden Beziehungen zum Kaiser: wie
konnte König Franz in dieser Lage dem Begehren der
deutschen Fürsten irgendwie nachkommen? Er wahrte
nur sein eigenstes Interesse, wenn er zu Nizza Waffen¬
stillstand mit dem Kaiser machte und — kurz darauf in
Aiguesmontes jene glänzende Zusammenkunft mit ihm
hielt, bei welcher Zeichen gegenseitiger intimer Freund¬
schaft getauscht wurden. B.’s Behauptung, der Kaiser
habe mit Absicht übertriebene Berichte von der in Aigues¬
montes erfolgten Aussöhnung und Einigung mit König
Franz auch in religiösen Fragen verbreitet, »damit die
Schmalkaldener sich mit der Besorgnis erfüllten, der
Kaiser habe für die Ausführung seiner Absichten gegen
sie von Frankreich keine Behinderung zu fürchten«,
entbehrt jeder Berechtigung; Carls V. Gedanken waren
damals ausschliesslich auf eine grosse Unternehmung
gegen die Türken gerichtet.
Zum Schlüsse sei speciell auf die Capitel »Der
Kaiser in Rom«; »Der dritte Krieg mit Frankreich«;
»Friedensverhandlungen« hingewiesen, welche, ebenso
glänzend in der Form als neu im Inhalte, alles bisher hier¬
über Publicierte weit überholen.
Wien. Dr. Ig. Stich.
Art in, Baron Alexander v.: kaspar Hauser! Des Räthsels
Lösung! Mit dem Facsimile eines Briefes des Grossherzogs
Ludwig von Baden. 4. Auflage. Zürich, Cäsar Schmidt. 1892.
8°. (IV u. 114 S.) fl. —.90.
Es ist im Jahre 1887 ein zweibändiges Werk vom
kgl. preuss. Archivrath Anton von der Linde erschienen,
das sich mit dem in das einzelnste gehenden Nachweise
abmüht, dass Kaspar Hauser ein Betrüger gewesen. Man
braucht nur des Letzteren einfachen Lebensgang auf¬
merksam zu verfolgen, um zu der Ueberzeugung zu
gelangen, dass er ein Betrüger nicht sein konnte.
Wozu die zwei (angeblichen) Selbstmordversuche, wobei
sich, wohlgemerkt, in beiden Fällen die von ihm gebraucht
sein sollende Waffe nicht fand ? Es mussten also Mord¬
versuche gewesen sein und das führt auf die zweite
Ueberzeugung, die kein zwei- und auch kein drei- und
vierbändiges Werk zu erschüttern vermöchte: dass Kaspar
Hauser eines Ursprungs aus höheren Kreisen gewesen
sein müsse, denen alles daran gelegen war, dass dieser
Ursprung nicht ans Tageslicht komme. Dieses »Räthsels
Lösung« unternimmt nun der Verf. und gelangt dabei
auf ein Ergebnis, das allerdings kein neues ist, weil
schon vorlängst die Spuren nach dieser Seite führten.
Auch würde sich der Darstellung, sowie den Schluss¬
folgerungen des Verf. kaum etwas Erhebliches entgegen¬
setzen lassen, wenn er, abgesehen von einer gar zu oft
nachlässigen Schreibweise, mehr kritische Methode an¬
gewendet haben und bezüglich mancher ausschlaggebender
Belegstücke den Leser nicht im Zweifel lassen würde, wie
er zur Verwertung derselben gekommen. Nehmen wir die
sehr wichtigen HennenhofeUschen Memoiren! Es sollen
deren drei Exemplare gerettet worden, aber zwei davon
wieder spurlos verschwunden sein. »Ein drittes Exemplar
befindet sich in Böhmen« (S. 89), versichert der Verf.,
ohne dass er uns irgend eine weitere Bürgschaft für diese
Thatsache gäbe als obige kurze sieben Worte. Fast von
noch grösserer Wichtigkeit wäre S. 113 das Facsimile:
»Das Original ist uns von fürstlicher Seite zu dieser
Veröffentlichung zur Verfügung gestellt worden.« Wir
glauben dem Verf. aufs Wort; allein wir setzen hinzu,
dass uns diese ganz unbestimmte und ungreifbare Her-
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Nr. 14. — Okstrrrkichischrs Littera'itublatt. — Ii. Jahrgang.
428
kunftsangabe nicht genügt, um den von ihm beabsichtigten
Urkundenbeweis als hergestellt zu erkennen.
Wien. Helfert.
Deutsche Reden. Denkmäler zur vaterländischen Geschichte
des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben von Theodor Flat he.
Erster Halbband. Leipzig, F. W. v. Biedermann. 1893. 8°.
(XXXV und S. 1—288) a Halbbd. fl. 3. — .
Aufgenommen in die verdienstliche Sammlung sind durchweg
solche Reden, die zu der nationalen Entwicklung des deutschen
Volkes in irgend welcher Beziehung stehen. Sie verfolgt demnach
einen doppelten Zweck: sie will Meisterstücke deutscher Bered¬
samkeit bieten, sie will aber zugleich auch die Abwandlung der
Anschauungen über unsere nationalen Verhältnisse und damit
auch die Kämpfe unserer Väter um Güter des öffentlichen Lebens i
wie in einem Spiegel zur Erscheinung bringen. Der vorl. I. Halb¬
band (3 weitere Halbbände sollen folgen) enthält Reden (l. 1818
bis 1830:) von Giesebrecht (»Die Entwicklung des deutschen
Volksbewusstseins«), als Einleitung, Fichte (die XIV. der * Reden
an die deutsche Nation«), Boeckh, Schleiermacher (eine Predigt),
Lobeck, Dahlmann, Hegel. Riemann, v. Rotteck, Hase, Steinthal,
Heigel; (II. 1830 - 1848:) Wirth, Pfizer, Braun, v. Auerswald,
Friedr. Wilhelm IV. von Preussen (etliche Ansprachen), Brockhaus,
J. Grimm, Hansemann, Graf M. Schwerin-Putzar, v. Saucken-
Tarputschen, v. Vincke. Zwei weitere Reden dieses Abschnittes
sollen,- nach einer Notiz (auf S. 143), zeigen, dass auch die kirch¬
lichen Fragen, wie sie damals durch die deutsch-katholische Be¬
wegung angeregt worden waren, in die Verhandlungen des
Vereinigten Landtages hineinspiel^en. — Warum fehlt gänzlich der
Name Görres? Auch hoffen wir in den folgenden Bänden die
katholischen Politiker unserer Tage, Mallinckrodt, Windthorst,
Grcuter u. a. nicht zu vermissen. F—r. 1
Historische Zeitschrift. N. F. XXXV, 1.
Pöhlmann, D. romant. Element im Communismus und
Socialismus d. Griechen. — v. Sy bei, Hans Daniel Hassenpflug.
— E. Denkschr. v. Joh. v. Müller aus d. J. 1787. — Litteratur-
bcricht, darunter: Wey 1, D. Beziehgen d. Papstthums z. fränk.
Staats- u. Kirchenrecht unter d. Karolingern (Kehr); -Bubnow,
Sbornik pisem Gerberta kak istor. istoenik (D. Sammlg. d. Briefe
Gerberts als e. Gesch.-Quelle) 983—997 (Kehr); — Baum garten,
Gesch. Karls V., III. ßd. (Egelhaaf); — v. Druf fel, I). Scndg. d.
Card. Sfondrato an d. Hof Karl V. (Brandt); — Sorel. L’Europe
et la revolution fran^aisc (Schultze); — A. Zimmer mann, Gesch.
d. preuss.-deutschen Handelspolitik (Flathe); — Haym, D. Leben
Max Dunckers (Flathe); — Fustel de Coulanges, Histoire des
institutions politiques de l’ancienne France (Kehr); - Dubois, De
recuperatione terrae sanctae (Wenck); — Hartmann, Urkde e. röm.
Gärtnergenossenschaft v. J. 1030 (Kehr)., — Nachrichten.
Byzantinische Zeitschrift. II, 2.
Zachariä v. Lingcnthal, Btrge z. Gesch. d. byzant. Urk.-
Wesens. — Schl um bei ger, Quelques monuments byzantins
inedits. — Ders., Bas-relief du campo Angaran ä Venise * repre-
sentant un empereur byzantin du X m e siede. — de Boor, Röm.
Kaisergesch. in byzantin. Fassg. III. — John Schmitt, Zu Phlorios
u. Platziaphlora. — Voltz, D. Schriftstellerei des Georgios Laka-
penos. — Hatzidakis, Z. Wortbildgslehre des Mittel- u. Neu¬
griechischen. — Papagcorgiu, Z. Leben d. hl. David v. Thessa-
lonike. — Haury, Zu Prokop. — Grünwald, Z. d. Zauber¬
büchern.— Thumb, E. Klostergriindgssage aus Amorgos. — de
Boor, 'ETiiaY^opos? — Weyman, Z. d. Legenden d. hll. Bar- j
bara u. Irene. — Krumbacher, Z. d. griech. Elementen im
Arab. u. Türkischen. — Recc., darunter: Savvas Pacha, Etüde
sur la theorie du droit musulman (Goldziher). — Kl. Mitthlgen.
Geschichtl. Beilagen zu den Consistoriai-Currenden der
Diöc. St. Pölten. V, Bg. 23, 24.
Weigelsperger f, Beiträge z. Gesch. d. Pfarre Düllers-
heim. (Schi.)
Mittheüungen aus der histor. Litteratur. XXI, 2.
Reccnsionen, darunter: D. Ztschr. f. Gesch.-Wissensch. VII.
(Bröcking); — Lamprecht, Deutsche Geschichte, II. (Hirsch); —
Klein, Raim. v. Aguilers (Hoogeweg); — Fricss, Königin
Elisabeth v. Görz-Tirol, d. Stammmutter d. Hauses Habsburg-
Lothringen (Ilwof); — Gen gl er, Btrge z. Rechtsgcsch. Bayerns
I —III. (Kochne); — Albert, M. Döring, e. deutscher Minorit d.
XV. Jhdts. (Cartellieri); — Joachim E., D. Politik d. letzten
Hochmeisters in Preussen Albr. v. Brandenburg. I. (Simson). —
Volkholz, D. Zerstörg. Magdeburgs 1631 (Setzeplandt); —
Steinberger, D. Pfarre Geisenhausen in d. Erzdiöcese München-
Freising (Ruepprccht). ■
Revue historique. 1893, Mai, Juni.
Pcrrcns, Sur unc pagc incomplete de Phistoirc de Port-
Royal.— Desclozeux, Observations critiques sur les Economies
royales. III, IV. — Dupuich, Un proces criminel au XVllme siede.
— Vauchelet, Le gen. Gobert. — Du Casse, Journal et cor-
respondance de la reine Catherine de Wurtcmberg.
Neue Erscheinungen:
Quellen u. Forsch gen aus d. Gebiete d. Gesch. In Verbindg.
m. ihrem histor. Inst, in Rom hrsg. v. d. Görres-Ges. II. Bd.:
Röm. Documente z. Gesch. d. Ehescheidg. Heinrichs VIII. von
England. 1527—34. M. Erl. hrsg. v. S. Ehses. Ebd. (XL1V.
284 S) 11. 5.88.
Uhl W., Unser Kalender in s. Entwicklg. v. d. ältesten Anfängen
i bis heute. E. Capitel d. deutschen Hausalterthümer, als Entwurf
dargestellt. Ebd. (VIII, 165 S.) fl. -.84.
Ncteler B., Stetig, d. alttestam. Zeitrechnung in d. altoriental.
Gesch. 3. Untersuchg. d. Zeiträume d. 70 Jahrwochen. Münstc ,
Theissing. (19 S.) fl. —.30.
Böhmer J. F., Regesta imperii II. D. Regesten d. Kaiserreichs
unt. d. Herrschern aus d. sächs. Hause 912—1024. Neu bcarb.
v. E. v. Ottenthal. 1. Liefg. Innsbruck, Wagner, gr.-4° (252 S.)
fl. 4.62.
Regesta regni Hierosolymitani (MXCVII — MCCXCI). Ed. R.
Röhricht. Ebd. (IV, 523 S.) fl. 6.80.
Stampfer C., Gesch. d. Kriegsereignisse in Vinstgau in d. J.
1499, 1796—1801. 2. Aufl. Ebd. (VII, 183 S.) fl. 1.40.
Strakosch-Grassmann G, D. Einfall d. Mongolen in Mittel¬
europa in d. J. 1241 u. 1242. Ebd. (VII, 227 S.) fl. 3.50.
Arneth A., Ritter v., Aus m. Leben. 2 Bde. Stuttg, Cotta. (VIII,
282 u. VIII, 368 S. m. 2 Bildn.) fl. 7.20.
1 Grasilier L., Memoircs de l'adjutant general Jean Landrieux.
Paris, Savine. fr. 7.50.
d'A udiffret-Pasquier, Mcmoires du chancelier Pasquier. I.
Revolution, consulat, empire. I. (1789 — 1810). Paris, Pion
Nourrit & Co. 8 fr.
Koneczny F., Jagiello i Witold, I: Podczas unii krewskicj,
1382—92 (histor. Studie). Lemberg, Gubrynowicz & Schmidt
(212 S.) fl. 1.50.
Hofmanowa Kl. z. Tanskich. Dziennik Franciszki Krasinskiej,
pisany w ostatnich latach panowania Augusta III. (Tagebuch
d. F. K., geschr. in d. letzten Jahren d. Regierg. August III.)
Zloczöw, Zuckerkandl. (206 S.) fl. — 36.
Gracza Gy., Kossuth L. elete es müködese. (K.s Leben u. Wirken)
Budap., Lampel (230 S.) fl. 3.—.
Antiqu.-Kataloge: Neubner in Köln, Nr. 46: Gesch. und
Litt. d. Reformationszeit. (1600 Nrn.) — Koebner in Breslau,
Nr. 35 (3172 Nrn.).
Im Verl. d. J. Roth’schen Buchhdlg. in Stuttg. befindet sich
in Vorbereitg. : Dr. G. Grupp, » Calturgesch . d. Mittelalters « in
3 Bdn., wovon d. I. Bd. noch in diesem Herbst erscheinen soll.
1 Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte.
Mythologie.
Fischer Rud.: Zur Kunstentwicklung der englischen
Tragödie. Von ihren ersten Anfängen bis zu Shakespeare,
j StraÜburg, Trübner. 1893. gr.-8°. (XI11 und 192 S.) fl. 3.—.
Cunl iffe John W,: The infldence of Seneca on Elizabethan
tragedy. London, Macmillan and Co. 1893. gr.-8°. (IV u. 155 S.)
Beide Arbeiten stammen von jungen Doctoren und
sind gleichzeitig erschienen : die eine in Deutschland, die
andere in England, die eine in deutscher, die andere in
englischer Sprache. Sie decken sich theilweise im Thema
und ergänzen sich theilweise im behandelten Stoffe und
in der Methode der Untersuchung. Fischers Arbeit ist
tiefer gehend und origineller, so dass der Sohn Albions
die Segel streichen muss. Er untersucht einerseits Seneca’s
Tragödien, deren Uebersetzungen und Copien und weist
nach, wie sich daraus der classicistische Dramentypus
Englands entwickelte; untersucht andererseits das alt¬
englische Drama, das sich auf heimischem Boden aus
\ der volksthümlichen Moralität entfaltet hatte und weist
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429
Nr. 14. — Orsterrkichisuhbs Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
nach, wie daraus der altnationale 1 ramentypus hervor-
gieng. Damit war eine sichere Grundlage gewonnen, um
den historischen Entwicklungsproccss weiter zu verfolgen.
Schritt für Schritt vorschreitend, deckt F. auf, wie aus
dem Zusammenwirken beider sich Mischtypen mit hei¬
mischen und fremden Formen erzeugten, bis ein bedeu¬
tender individueller Dichter erschien wie Marlowe, welcher
der unpersönlichen Handwerksmäßigkeit ein Hnde machte
und die zerfahrenen Traditionen im Brennpunkte seiner
Eigenart zu lebenskräftigen Neuschöpfungen verschmolz.
Die Kriterien für seine Forschung schöpft F. fast aus¬
schließlich aus den Kunstformen der Denkmäler, die er
in technische und compositionelle scheidet. Jene beziehen
sich auf das äußere Formenmaterial, diese auf die geistigen
Elemente, auf die ideelle Handlung der Dramen. Der
Gebrauch und die Stellung der verschiedenen Kunstformen
wird in jedem einzelnen Falle ziffermäßig genau nach¬
gewiesen und in tabellarische Uebersichten gebracht. Die
Statistik wird auf Stilistik angewendet. Doch bleibt es
nirgends beim bloßen Aufzählen oder Beschreiben, sondern
überall wird der Blick auf die künstlerischen Wirkungen
gelenkt, welche durch die Formen erzielt werden. Es ist
eine geistvolle Arbeit und die Originalität der Methode,
die wissenschaftliche Strenge der Durchführung gibt ihr
eine Bedeutung, die über die englische Philologie hinaus¬
geht und sie auch für andere Philologien fruchtbar machen
kann. Nur nach einer Seite hin zeigen die Beobachtungen
F.s einen Mangel: nach der sprachlichen und phraseo¬
logischen. Hier tritt die andere Arbeit von Cunliffe
ergänzend ein, wie sie auch das Thema über Marlowe
hinaus bis auf Shakespeare und zum Theile no :h weiter 1
erstreckt, bei dem nicht nur in den Jugendstücken, sondern
auch noch im Lear und Macbeth Nachwirkungen Seneca’s
nachgewiesen werden ; aber nicht etwa in der Kunst¬
technik (solch feinsinnige Beobachtungen sind C. beinahe
fremd), sondern nur im Ausdrucke und in anderen Einzel¬
heiten. Belesenheit und fleißiges Vergleichen machen
C.’s Büchlein zu einer brauchbaren Leistung, die aber
nirgends über die gewöhnliche philologische Methode
hinauskommt, während F.’s Arbeit einen principiellen
Fortschritt derselben bedeutet. Wie weit sich derselbe j
auch bei der Behandlung großer Dichter bewähren wird, |
können erst weitere Versuche dieser Art lehren. *1. I
Geclow Onuphrius: Quaestiones in Aristophanis Vespas,
scripsit 0. G. Sprawozdanic Dyrektora c. k. wyzszego Gimna-
7.yum w Rzeszowic. 1892. 8°. (39 SD.
Nach einer kurzen historischen Einleitung als Unter¬
lage zur Motivierung der Aristophanischen Diontungen
und einigen Worten über die übliche Eintheilung der¬
selben in drei Kategorien bespricht der Verf. die nächste
Veranlassung zur Abfassung der »Wespen«; der Dichter
habe die Athener für die geringe Wertschätzung der
»Wolken-« strafen und vor der Verurtheilung des von
Kleon des Unterschleifes beschuldigten Laches warnen
wollen durch Verspottung der Processwuth der Athener
und der Einfalt ihrer Heliasten. Darauf folgt dann eine
ziemlich ausführliche Inhaltsangabe der »Wespen«, wobei
es dem Verf. besonders darum zu thun ist, die mehrfach
angezweifelte strenge Zusammengehörigkeit der zwei Partien,
in welche die Komödie zu zerfallen scheint, zu erhärten.
In Form von Anmerkungen werden dabei schwierige
Textesstellen behandelt. Als Orientierung über die * Wespen«
leistet das in gutem Latein, aber nach der alten, heute
längst abgethanen Orthographie (sogar inielligere /) ge¬
schriebene Büchlein gute Dienste. S. 16 Z. 14 v u. steht
exigitaret statt exagitaret , von anderen kleineren Druck¬
fehlern nicht zu reden.
Wien. M. Gitlbauer.
Zeitschrift f. Deutsches Aiterthum u. Deutsche Litteratur.
XXXVII, 2.
Zwierzina, Ueberliefg. u. kritik von Hartmanns Gregorius.
— Kögel, Die altgerman. fara. — Ds., D. Stellung d. burgund.
innerhalb d. germanischen sprachen. — Bolte, E. Breslauer histor.
Volkslied v. J. 1490. — Steinmeyer, Wigaloisbruchstüek c. —
Secmüller, Engelhard 2731 f. — P rieb sch. E. angcbl. friesisches
marienlied. — Anzeiger: Recensionen von E. 11. Meyer, German,
mythologie (Detter); — Fuhr, D. metrik d. westgerman. alliterations-
verses (Hcusler); — E. II. Meyer, D. eddischc kostnogonie,
List, Deutseh-mytholog. landschaftsbilder, Herrmanowski,
Deutsche götterlehre (Laistner); — Goedeke's grundriss. IV.
(Strauch); — Comparetti, Der Kalewala (R. M. Mayer); —
Steinhäuser, Wcrn.hcrs Maricnleben, Bruinier, Krit. Studien
zu Wernhers marienliedern (Kochendörffer); —Konrad v. Würz¬
burg, Engelhard, ed. Haupt u. Josef (G. A. H. Wolff); —Schweizer
Schauspiele d. XVI. jhdts., bcarb. v. Bacchtold (A. v. Weilen); —
Heitmüllcr, Hamburg, dramatiker z. Zeit Gottscheds (Redlich);
— Briefe v.W. v. Humboldt an F. H. Jacobi ed. Leitzmann (Jonas);
— Heitmüller, Aus d. Goethehausc (Harnack); — P r o e 1 s s,
D. junge Deutschld. (Walzel). — Litteraturnotizen. — Wrede,
Berichte über Wenkers Sprachatlas d. deutschen reichs. V.
Zeitschrift f. Deutsche Philologie. XXVI, 2.
Gering, D. 2. Merseburger Spruch. — R. M. Meyer, Alli¬
terierende doppclconsonanz im Heliand. — Sprenger, Text¬
kritisches zu mnd. gedichten. — Jeitteles, D. nhd. pronomen.
II. — Spanier, Tanz u. lied b. Thomas Murner. — Hofmann,
Neues z. leben u. dichten J. Chr. Günthers. — Schöne, Z.
Lessings Em. Galotti. — Birlingerf, Lexikalisches.
Indogerman. Forschungen. II, 5.
Hatzi dakis, Ikarisches. — Streitberg, Vokalkür g. im
Baltischen. — Planta, E. 3. oskische Bleitafcl. — Meyer, Tor¬
nister. — Lcwy, Griech. Etymologien. — Morgenstern, Sach-
u. Wortregister.
Neue Erscheinungen:
Pcrcy’s reliques of ancient English poetry. Nach d. 1. Ausg. v.
1765 in. d. Varianten d. spät. Ong-Ausg., m. Einl. u. Reg. v.
A. Schröer. 2 Bde. B., Felber. (XXVIII, 1134 S.) 11. 9. — .
Reitzcnstein R., Epigramm u. Skolion. E. Beitr. z. Gesell, d.
alexandrin. Dichtg. Giessen, Ricker. (VII, 288 S.) fl. 3.60.
Jan F. v.. De Callimacho Homeri interprete. Diss. L„ Teubner
(112 S.) fl. 1.20.
Landwehr H., Dichterische Gestalten in gcschichtl. Treue. 11
Essays. E. Beitr. z. Verständnis d. dass. Dramen. Bielefeld,
Velhagen & Klasing. (V, 191 S.) fl. 1.44.
Heinemann K. f Goethes Leben u. Werke. Ebd. (130 S.) fl.—.36.
Weizsäcker P., D. Bildnisse Wielands. Stuttgart, Kohlhammer.
(52 S. m. 11 Abb. u. 2 Taf.) fl. —.72.
Zanchi V., L’Ecuba eie Trojane di Euripide. Studio ent. letterario.
Wien, Konegen. (XIII, 326 S.) fl. 3.-.
Litteratur, D. undeutsche, d. Ggwart. E. Wort an d. Modernen
v. e. Provinzler. B , Lüstenöder (III, 74 S.) fl. —.54.
Ancient manuscript of the Yasna, with its Pahlavi translation,
generallv quoted as J 2. Repr. in Facs. and ed. bv L. H. Mills,
fol. 10 L. 10 sh.
Cruttwell C. T., A literary history of early christianity. 2 vols.
London, Griffin. 21 sh.
Deschanel E., Lamartine. 2 vol. Paris, Levy. 7 fr.
Bcöthy Zsolt, Szeehenyi es a magy. költeszet (Sz. u. d ungar.
Dichtkunst). Budap., Akad. (107 S.) fl. 1.-.
Kudora K., Könvvtärtan. (Bibliothekenkde.) Budap.. Dobrowsky &
Franke. (XIX, 208 S.) 11. 2.-.
Cwiklinski L., Klein. Janicki, poeta uwienezonv, 1516—1543.
(CI. J., gekrönter Dichter). Krakau, Poln. \ r erlags-(;csellsch.
(194 S ) fl. 1.50.
Antiqu.-Kataloge: Heinrich in Berlin, Nr. 38: Deutsche
Spr. u. Alterthumskde. (1510 Nrn.) — D. Nutt in London, Nr. 35:
Semitic and hamitic languages. (569 Nrn )
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431
432
Nr. 14. — Oesterreichisches Liitkraturblatt. — II. Jahrgang.
Kunst und Kunstgeschichte.
Rhoen C.: Geschichte der St. Foilanskirche zu Aachen.
Aachen, Anton Creutzer, 1892. 8° (II u. 80 S. mit zwei Tafeln.)
fl. —.90.
Die mit grosser Umsicht und voller Bewältigung des
Gegenstandes durchgeführte Sonder-Arbeit über die
St. Foilanskirche zu Aachen hat in erster Linie für die
Localgeschichte der Stadt selbst Bedeutung, da der gläubig¬
fromme Sinn der Bürgerschaft die mannigfachen Schick¬
sale des Gotteshauses mit verschiedenen Beweisen seiner
Theilnahme bis auf den heutigen Tag begleitete. Man
gewinnt den zuverlässigen Eindruck, dass der Verf. alles
was jetzt über den Gegenstand erbracht werden kann,
mit rühriger Emsigkeit gesammelt und mit verständnis¬
voller Unparteilichkeit für die Feststellung der Thatsachen
gedeutet hat; wie vorsichtig er dabei zu Werke geht,
zeigen z. B. S. 38 f. die Ansichten über die Orgelaufstellung.
Verf. geht bis zur ersten Erwähnung der Foilans¬
kirche im J. 1166 zurück und hebt sachgemäss die Be¬
ziehung zu dem für die Lichterkrone im Aachener Münster
wichtigen Wibertus hervor. Mit Recht wird die eigent¬
liche Bauzeit früher angesetzt und die Aufführung des
romanischen Baues mit der Mitte des 12. Jahrhundertes
umgrenzt. Das Mauerwerk dieser Anlage, die dreischiffig
war, wurde bei dem gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts
durchgeführten Neubaue entsprechend benützt, dessen
eingehende Beschreibung der Verf. sich sehr angelegen
sein lässt. Eine Reconstruction der Grundrissverhältnisse,
welche um 1500 bestanden, ermöglicht auf gut ausge¬
führter Tafel ein klares Verständnis der Angaben. Die
zweite Hälfte der Studie verfolgt die Schicksale der
Kirche von dem grossen Aachener Stadtbrande im Jahre
1656 bis auf den heutigen Tag und lässt alle Theile der
heutigen Anlage sowie ihre Ausstattungsstücke auf Grund
verlässlichster Quellen zeitlich näher bestimmen. Die
Nachrichten über die ehemaligen und noch bestehenden
Altäre sowie die verschiedenen bei der Kirche bestehenden
Bruderschaften, über die einzelnen Stiftungen, Wohlthäter
und Priester der Foilanskirche runden die Geschlossenheit
des Geschichtsbildes dieses Gotteshauses, welches gerade
durch das Eingehen auf solche Fragen eine Reihe ganz
individueller Züge erhält, dankenswert ab.
So vielfach sich die für die Localgeschichte wichtigen
Angaben mit solchen berühren, welche für die Feststellung
kunstgeschichtlicher Thatsachen Bedeutung haben, steht
der Wert der Schrift für die Kunstgeschichte selbst erst
in zweiter Linie, was auch damit zusammenhängt, dass
die St. Foilanskirche in Aachen nicht unter die stilistisch
hervorragenden Schöpfungen deutscher Gothik zählt und
ihresgleichen an gar manchen Orten findet. Was S. 51
über die Verwendung gothischer Formen an Bautheilen
des 17. Jahrhundertes hervorgehoben ist, bleibt ein neuer
interessanter Beleg für die Dauer gothischer Ueberlieferung.
Die S. 7 begegnende Angabe, dass »die Anlage einer
Krypta auch die von Seitenschiffen bedingte, von welchen
aus dieselbe ihren Zugang hatte», ist unhaltbar, da sich
ja dreischiffige Anlagen mit dem Krypta-Eingange im
Mittelschiffe und sogar einschiffige Kirchen mit Krypten
nach weisen lassen. Für die Wahrscheinlichkeit des
Stützenwechsels im romanischen Baue (S. 8) ist die Be¬
gründung nicht beigebracht. Wenn auch bei einer »aus
dem Anfänge des 16. Jahrhunderts« herstammenden Statue
die Bezeichnung »etwas barock« (S. 65) nicht auf die
Charakterisierung der Stilperiode bezogen ist, dürfte sich
die Wahl eines so zweideutigen Ausdruckes doch gerade
in einer localgeschichtlichen Studie weniger empfehlen,
weil dieselbe auch auf die Theilnahme von Personen
rechnen muss, welchen die feineren Unterschiede der
kunstgeschichtlichen Bezeichnungsweise nicht bekannt
sind. Vereinzelt könnten fremdsprachige Ausdrücke, wie
»deserviert« (S. 3j oder »Circumscription der Pfarren•<
(S. 60), ohne Schwierigkeit durch sachgemässe deutsche
ersetzt werden. Das Aeussere des auf gutem Papiere
sorgsam und sauber gedruckten Werkchens verdien t
gleich der Grundrissbeigabe von 1500 alle Anerkennung.
Oertliche, in ‘der Umgebung der Kirche liegende Ver¬
hältnisse hinderten offenbar eine günstigere, mehr Einzel
heiten des Alten bietende Aufnahme des Aeusseren, ob¬
zwar die beigegebene im ganzen genommen recht ge
lungen und klar ist.
Prag. Joseph Neuwirth.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV, 9.
Michaelis, Attische Grabreliefs. — Rosenberg, Friedrich
d. Gr. als Kunstsammler. — Hasse, Der Giovannino d. Michel¬
angelo. — KI. Mitthlgcn. —Kunstgcwcrbeblatt: Krell, D. Pflanze
u. d. decorative Kunst. — Barock- u. Rococo-Decorationen. —
Dazu Beilage: Kunstchronik. N. F. IV, 20-29.
(20.) —nn., D. Märzausstellg. d. Düsseldorfer Künstler. —
(22.) D. neuesten Erscheiugen. d. engl. Radier- u. Kupferstich¬
kunst. — (23, 25, 26.) Böck, Jahresausstellg. im Wiener Kiinstler-
hause. — (24.) Lier, Dresdener Correspondenz. — (27.) v. Wurz¬
bach, D. Stecher W. — (28, 29.) Rosenberg, D. grosse Berliner
Kunstausstellg.
Mittheilungen des k. k österr. Museums. N. F. VIII, 6.
Masncr, D. Archäolog. Ausstellg. im k. k. Österr. Museum.
— Hoernes, D. ältesten Stufen italischer Kunst u. Industrie.
(Schl.) — Angelegenhten. d. Museums. — Bibliographie.
Jahrbuch d. k. deutschen archäolog. Instituts. VIII, 1.
Strzygo ws ki, D. gold. Thor in Conslantinopel. —
Kekule, Üb. e. angebl. Ausspruch d. Lysipp. — Rossbach
4 pompejan. Wandbilder.
Neue Erscheinungen.
Carstanjen F., Ulr. v. Ensingen. E. Beitr. z. Gesch. d. Gothik
in Deutschld. München, Ackermann (XIV, 137 S ) 11. 3.60.
Niemann G. u. F. v. Feldegg, Thcophilos Hansen u s. Werke.
Wien, Schroll & Co , gr. 4° (VIII, 145 S. m. 5 Taf. etc.) fl. 18. — .
A lt Th., Vom charakteristisch Schönen. E. Beitr. z. I.üsg. d. Frage
d. künstler. Individualismus. Mannh., Bensheimer. (40 S.) fl. —.60.
(I l g A.), Gg. Raph. Donner. Gedenkschr. z. 200. Jahrestage d.
grossen österr. Bildhauers. L., Schulze, 4° (VIII, 67 S.) fl. 3.—.
Wallaschek R., Primitive music. London, Longmans. 12 sh. 6 d.
Antiqu.-Katalog: Fl itsche in Hamburg, Nr. 22: Kunst- u.
Architektur (1028 Nrn.).
Von der »Yereinigg. Berliner Architekten< hrsg. ersch in
Kürze im Verl. v. E. Toeche in Berlin: »Z>. Kirchenbau d. Pro¬
testantismus v. d. Reformation bis z. Ggnwart.« Mit 1041 Grund¬
rissen u. Ansichten, fl. 18.—.
Länder- und Völkerkunde.
Rüge Sophus : Christoph Columbus. (»Führende Geister«
herausgegeben von Dr. A. Bettelheim. 4. B.) Dresden, Verlag
von L. Ehlermann. 1892. 8°. (164 S.) fl. 1.20.
Der Verf. zeichnet im vorl. Bändchen ein Charakter¬
bild des berühmten Entdeckers, welches wie ein schriller
Misston hineinklingt in den allgemeinen Festjubel. Wie in
anderen Werken, so schildert R. auch hier den gefeierten
Admiral als einen »tief in den Anschauungen des
Mittelalters oder einer schon zu seiner Zeit unter¬
gegangenen Weltauffassung« (S. 3) steckenden schwär¬
merisch frommen Abenteurer (S. 131), der nur einen
sehr geringen Grad nautischer Kenntnisse besass und »nur
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433
Nr. 14. — Okstbrrbichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
434
durch zufälligen Erfolg gross« geworden ist (S. 157).
»Echt jesuitisch« bricht der Vicekönig Verträge,
die er als Admiral unterzeichnet (S. 144), ist voll häss¬
licher Selbstsucht und macht sich durch seine Habgier
Allen verhasst (S. 98); mit der Justiz in Portugal in
Streit gerathen, lässt er gewissenlos seine »noch lebende«
Gattin und die jüngsten Kinder im Stich und flieht mit
seinem ältesten Sohne nach Spanien (S. 68), um dort |
nach Bedürfnis und aus Politik für die Ausbreitung des
Christenthums und die Eroberung des heiligen Landes zu
schwärmen (S. 71, 131); mit der Wahrheit nimmt er es j
nicht sehr genau, so dass alle seine Angaben über seine i
Familie und sein Jugendleben voll falscher Behauptungen j
sind; dabei hat er eine allzu hohe Meinung von !
seinen Fälligkeiten (S. 143), ist übertrieben leicht¬
gläubig und wähnt »ein Prophet des Herrn zu sein«
(S. 143, 156). Merkwürdig, dass man einen solchen
»Prahlhans« trotz so vieler Berathungen und oftmaliger
Zusammenkünfte am spanischen Hofe niemals durch- i
schaut hat! Noch merkwürdiger aber ist, dass ihm gerade 1
die kluge Königin Isabella und andere hervorragende
Personen trotz seiner Forderung der Würde eines Vice-
königs für die neuentdeckten Länder ein fast unbedingtes
Vertrauen schenkten! Selbst Las Cnsas, der sonst so ge¬
wissenhafte Geschichtschreiber, und Ferdinand Columbus,
sein Sohn, welcher Las Casas fast alle Angaben über
die Jugendzeit übermittelte, haben die »Ruhmredigkeit«
des »Prahlhans« nicht durchschaut und sich durch seine
Unwahrheiten täuschen lassen; denn aus den Ausführungen
des Verf. über den > Roman des Jugendlebens,« wie er
die grösstentheils durch Las Casas und die Historien uns
überlieferten Nachrichten nennt, folgt mit logischer Con-
sequenz, dass nicht allein Las Casas, sondern auch der
Sohn Ferdinand, auf welchen Casas sich wiederholt be¬
ruft, über die Familie und das Jugendlebcn des Helden
nicht gut unterrichtet waren. Wenn aber selbst so nahe
stehende Personen den Charakter des Mannes und seine
geringe Wahrheitsliebe, besonders wenn es sich um Ver¬
schleierung seiner Vergangenheit handelte, nicht durch¬
schaut haben, wem können wir dann noch glauben?
R. selbst traut in seiner Beweisführung gegen die mit
Recht bezweifelte Echtheit der Historien dem Sohne
Ferdinand grössere Kenntnisse und Urtheilsfähigkeit zu.
Ausserdem kann ein derartiger Charakterfehler nur dann
als Beweisgrund für die Unrichtigkeit eigener Aussagen
benutzt werden, wenn derselbe anderweitig sicher fest¬
steht. Das ist nun aber bezüglich Columbus nicht so
ausgemacht; denn das Zeugnis des Barros stammt von
einem Portugiesen, die überhaupt bestrebt waren, die
Verdienste Columbus’ herabzusetzen. Gegner seiner
Meinung behandelt der Verf. öfters nicht mit der ge¬
hörigen Rücksicht. S. 35 weist [er eine ganz beachtens¬
werte Ausführung eines anderen Forschers mit dem
kurzen unwilligen Vorwurfe einer allzu grossen Ver¬
trauensseligkeit auf die Wahrheitsliebe des Columbus
zurück. R. hat sich ohne Zweifel Mühe gegeben, die
Streitfragen, welche noch über Columbus schweben, einer
endgiltigen Lösung zuzuführen; allein ohne neue Ent¬
deckungen kann eine absolut sichere Antwort auf viele
Fragen nicht gegeben werden. Am unsichersten aber 1
scheint uns der Weg zu sein, dieselben durch grundlose
oder nicht genug bewiesene Verdächtigungen des von
den meisten Forschern im günstigen Lichte geschilderten
Charakters des grossen Admirals herbeiführen zu wollen.
Deshalb müssen wir der Darstellung Ruges unseren
Beifall versagen.
Kalksburg. Alois Kroess S. J.
Amthor, Dr. Eduard: Führer durch Tirol, das Bayerische
Hochland, Salzburg und Vorarlberg. 7. Auflage, gänzlich
neu bearb. von Dr. Wilhelm Halb fass. II. Theil. Leipzig
Amthor’sche Verlagsbuchhdlg. 1893, 8° (XX, 362 S. mit 12
Karten, Plänen u. Panoramas.) fl. 2.70
Ueber die wesentlichsten Punkte, worin sich die vor!, neue
Auflage dieses zumeist sich mit Oesterreich befassenden Buches
von den früheren unterscheidet, ist bereits in der Anzeige des
I Theiles (Oberbayern und Osttirol) — s. Oesterr. Litteraturbl. 1.
385 f. — die Rede gewesen. Es erübrigt hier nur das Gebiet,
das der vorliegende Theil umfasst, anzugeben: A. Bayer. Hochland.
Vom Inn bis Salzburg mit den Eintrittsrouten nach Tirol von
Nordosten. — B. 'Pirol östlich der Linie Kufstein-Ala und Salzburg
mit den Eintrittsrouten nach 'Pirol von Osten und Südosten. Dabei
werden auch die angrenzenden Theile der Schweiz, Oberitaliens
und Kärntens sowie die Städte München, Verona und Venedig in
Berücksichtigung gezogen. — Bei Preisangaben ist durchwegs
schon die Kronenwährung angewandt worden.
Die Erzbergbahn. Mit den Ansciilussstrecken Hieflau-Eisenerz
und Vordcrnberg-I.cobcn. Wien, Pest, Leipzig, A. Plartleben. 8 U .
(VIII u. 38 S. nnt 12 Abb. u. einer Orientierungskarte), fl. —.72,
Für die Fahrt auf der jüngsten Gebirgsbahn Oesterreichs
ein willkommener Begleiter. Derselbe schickt für den Laien
wissenswerte Details über die Anlage und die Bctriebscinrichtungcn
der Erzbergbahn voraus und gibt sodann dem Reisenden über
alle-; Auskunft, was sich seinen Augen unterwegs zwischen lltellau
und Leoben darbietet, ladet ausserdem den weniger Eiligen zu
kurzen Ausflügen abseits der befahrenen Strecke ein. Die nach
Photographien hergestellten Illustrationen sind zumeist gelungen.
S c h e r z i n g e r.
Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins. XVI, 1 u. 2.
Kampffmeyer, Alte Namen im heut. Palästina u. Syrien
(Schl.) — Schumacher, Ergebnisse meiner Reise durch Iluurän
'Adschlün u. Belkä. — v. Bcrchcm, E. arab. Inschrift aus dem
Ost-Jordanlandc mit hist. Erläutergen. Benzinger, Bericht
über neue Erscheingen. auf d. Gebiete d. Palästina-Litt. 1891.
Petermann's Mlttheilgen. XXXIX, 5.
E. Wagner, D. hypsometr. u. meteorulog. Ergebnisse dci
3. ostafrikan. Expedition v. Dr. Hans Meyer i. J. 1889. (Schl.) —
Immanuel, Russ. Eisenbahnbauten in Asien in ihrer Bedeutg. t.
d. Landescultur u. d. Weltverkehr. — Lövvl, D. Tonalitkerne d.
Rieserferner in Tirol. — D. 10. deutsche Geographentag in Stuttg
Blätter d. Vereins f. Landeskunde v. Niederösterreich.
XXVII, 1-4.
Wimmer, Gesch. d. Pfarre St. Agatha zu Hausleiten bis z
Diöcesanregulicrg. i. J. 1783. — Rieh. Müller, Vorarbeiten z
altösterr. Namenkde. (Forts.) — Endl, 1). ehemalige Cister-
cienserinnen-Kloster zu St. Bernhard b. Horn. (Forts.) — Wiek.
Btrge. z. Topographie d. abgekommenen Orte in Niederösterr. —
Lampel, Walthers Heimat. (Forts.) — Willib. Nagl, D. Vocalis
mus uns. Mundart historisch beleuchtet. (Forts.) — Zeidler. Ueb
Jesuiten u. Ordensleute als Theaterdichter u. P. Ferd. Rosne:
insbesondere. — Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Beiträge z. Volks- u. Ländcrkde. B., Felber. I. Bd.: H. v. Wlis-
locki, Volksglaube u. Volksbrauch d. Siebcnb. Sachsen (XIII,
212 S.) fl. 3. —. II. Bd.: Th. Achelis, D. Entwicklg. d. Elle.
(V, 125 S.) 0. 1.56.
Arnous H. G., Korea. Märchen u. Legenden, nebst e. Einl. üb.
Land u. Leute, Sitten u. Gebräuche Koreas L., Friedrich
(147 S.) 6. 1.80.
Stern B., Aus d. mod. Russld. B., Cronbach. (V, 168 S.) fl. 1.20
Spleny’s Beschreibg. d. Bukowina, hrsg. v J. Polck. Czernowit/..
Pardini. (XVI. 167 S.) fl. 1.20.
Geikic J., Fragm. of earth-lore. Edinb., Bartholomew. 12 sh. 6 d.
Warden F., A passage through Bohemia. 3 vols. London*,
Ward & Downey. 31 sh. 6 d.
Adams F., The Australians. London, Univin. 10 sh. 6 d.
Burmier Ch., En Russie. Sensations et paysages. Lausanne,
Payot. (152 S.) fl. 1.50.
Czerminski M., S. J. Albania, zarysy etnograficzne, kulturalne i
religijnc. (Albanien, ethnogr., Cultur- u. Rclig.-Skizzen.) Krakau.
Krzyzanowski. (327 S.) 11. 2.—.
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435
Nr. 14. — Oesterreichischks Litteraiurblatt. — II. Jahrgang.
436
Antiqu.-Katalog: Baer in Frankf. a. M., Nr. 427: Afrika
(1382 Nrn.).
Ein nachgelassenes Werk des Freih. Alex. v. Warsberg
erscheint in Kürze bei Leuschner & Lubensky in Graz: *E. Wall¬
fahrt nach Dodona «, hrsg. v. Prof. Dr. J. Frischauf (10 Bg.,
c. fl. 2.—), e. Schilderg. v. Land u. Leuten jenes Theiles v. Süd-
Albanien u. d. Gesch. d. Orakels v. Dodona m. e. Darstellg. v.
dessen Wiederauffindung enthaltend.
Rechts- und Staatswissenschaft.
So er ge I Hs. Th.: Das bäuerliche Erbrecht in Bayern
und sein Einfluss auf die socialen Verhältnisse. Eine
juristische und volkswirthschaftliche Studie. Ansbach, Verlag
von C. Brügel & Sohn, 1892. gr.-8° (IV u. G3 S.) 11. —.90.
Nachdem der Verf. die Bedeutung des Bauernstandes
als staatserhaltenden Factors und die Nothwendigkeit des I
Schutzes desselben durch die Gesetzgebung, insbesondere
mit Bezug auf die erbrechtlichen Verhältnisse, dargethan
hat, gibt er eine kurze Uebersicht über den dermaligen
Stand dieser Frage in den deutschen Staaten und er¬
örtert sodann in ausführlicher Weise die diesbezüglich
in Bayern bestehenden Rechtsveihältnisse.
Im Laufe dieser Darstellung wird der Vorzug des
Anerbenrechtes vor dem im Geltungsgebiete des fränkischen
Landrechtes noch herrschenden Principe der Natural
theilung nachgewiesen. Was die Gestaltung des An¬
erbenrechtes betrifft, so ist Verf. sowohl gegen das Majorat,
wie gegen das Minorat und für freie Bestimmung des
Anerben durch die Eltern, beziehungsweise ab intestato
durch einen Familienrath. Ferner setzt der Verf. die
ökonomischen und socialpolitischen Nachtheile der Guts¬
übernahme um eine zu hohe Wertsumme, sowie überhaupt
der allzu hohen Belastung des Übernehmers mit Erb-
thcilen der Geschwister, Altentheilen u. dgl. auseinander
und plaidiert dafür, dass die Gesetzgebung den Anerben
bei Ermittelung des Gutswertes und Auszahlung der Erb-
theile so schütze, dass ihm nicht die Möglichkeit der
Fortexistenz und der Erhaltung des Anwesens benommen
werde. Diese Studie, welche zunächst die Reform'
bedürftigkeit des bayrischen Rechtes im Auge hat, er¬
weitert sich, wie man sieht, zu einer umfassenden Er¬
örterung der ganzen wichtigen Frage des Heimstätten- und
1 löferechtes. Nur zu lange hat die Gesetzgebung den
Bauernstand, diese festeste Grundlage eines gesunden
Staatswesens, in geradezu unverantwortlicher Weise auf
Kosten anderer Gesellschaftsclassen vernachlässigt und mit
verschränkten Armen seiner zunehmenden Atomisierung
zugesehen. Es ist höchste Zeit, dass der Staat sich endlich
auch einmal seiner in vieler Hinsicht nothwendigsten und
tüchtigsten Mitglieder erinnere und in seinem eigensten Inter¬
esse sie vor dem ihnen drohenden wirtschaftlichen Unter¬
gänge rette, wozu gerade die in der vorliegenden Broschüre
befürwortete Regelung der erbrechtlichen Verhältnisse, im
Sinne der Erhaltung des Anwesens in derselben Familie,
eine, wie die Erfahrung lehrt, sehr wirksame legislatorische
Maßregel bildet. C. Seefeld.
Löon Gregoire* Le Pape, les Catholiques et la question
sociale. Paris, Perrin & Cp., libraires-editeurs. (VII u. 264 S.)
Frs. 3.50 c.
Dies der Titel eines soeben erschienenen interessanten
Buches, welches wir mit wenigen Worten angelegentlich
empfehlen wollen. In drei Hauptabtheilungen eingetheilt, gibt
es zuerst eine Vorgeschichte derEncyclica Rer um novarum.
Hier wird eine allgemeine Uebersicht der katholischen
socialen Bestrebungen in den verschiedenen Ländern ge¬
boten. Es verdient besonders hervorgehoben zu
werden, dass der Verf., weit entfernt von jeder Einseitig¬
keit, der deutschen und österreichischen socialen Arbeit
einen hervorragenden Platz einräumt. Der zweite Haupt-
theil schildert das sociale Dogma der Kirche und die
gegenwärtige ökonomische Lage; während der dritte Theil
die vorgeschlagenen Mittel in drei Capileln bespricht. Den
I Schluss bildet ein eigener »l’avenir« betitelter Abschnitt
Der Autor steht entschieden auf dem von den
ernsten Socialpolitikern ä la Vogelsang eingenommenen
Standpunkte; auch erkennt er mit dem heil. Vater die
wachsende Macht und Bedeutung der Demokratie
(natürlich ist er weit entfernt davon, einer Pöbelherrschaft
das Wort reden zu wollen). »Ehemals waren die Massen
katholisch,« sagt der Autor, »aber die Legisten regierten:
daher kamen die ersten Niederlagen der Kirche. Heute
regieren die Massen, aber sie sind nicht mehr katholisch :
daher kommen die letzten Niederlagen der Kirche.«
Heute durchläuft die Kirche das erste vom Verf. ange¬
gebene Stadium , nämlich die Scheidung der Geister, und
er schliesst mit der hoffnungsvollen Aussicht: »Das
parallele Aufsteigen der Kirche und der Niedrigen (des
humbles) hat begonnen.«
Das Buch ist sehr handlich, der Druck ganz beson
ders angenehm, leider haben sich einige aber recht un¬
bedeutende Druckfehler eingeschlichen. Der »Moniteur de
Rom« Nr. 90 hat dem Werke einen sehr lobenden Artikel
gewidmet. K.
Socialpolitisches Centralblatt. II, 39, 40.
(39.) Quarck, D. Ergebnis d. amtl. Erhebgen. üb. d.
Arbeiterverhültnisse im Deutschen Handelsgewerbe. — H. Adler.
D. Höfeschluss u. d. Höferecht in Österr. — Lang, Ergebnisse
d. Arbcitslosenstatistik in Zürich. — D. Sonntagsruhe in Deutsch¬
land u. d. Cigarrenläden. — D. YVohnqualität b. d. Leipziger
Arbeiterbcvölkerg. — Erziehgswesen. in d. Ver. Staaten. — (40 )
Braun, Socialpolit Bemerkgen. zu d. Reichstagswahlen. — Sta¬
tistik üb. Arbeits- u Wohngsverhältnisse im Bäckergewerbe
Wiens. — Mi schier, D. Arbeiterausstände in Österr. i. J. 1892.
— D. Kampf gg. die Pariser Arbeitsbörse. — Ehrenberg, Ueb.
Schulbäder.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XII, 9, 10.
Recensionen, darunter: (9) Wiener, D. Dififerenzgeschäft
(Keyssner); — Seydel, Bayer. Staatsrecht. VI. (Stengel). —
(10.) Pernice, ROm. Privatrecht im 1. Jhdt. d. Kaiserzeit. III, 1.
(Matthias*)— Dupricz, Les ministres dans les principaux pays
d'Europe et d’Ameriqi.e (Blondel). — Funck-Brentano, La
Politique, principes, critiqucs, reformes (Schuck)« — Zeitschriften¬
überschau. — Bibliographie.
Annalen d. Deutschen Reiches f. Gesetzgebung, Ver¬
waltung u. Statistik. XXVI, 7.
Fuld, D. Gewerbegerichte in Deutschld. — D. Reichs¬
telegraphengesetz. — Graf, D. Tabakbesteuerg. in Deutschld.
Zeitschrift f. Volkswirtschaft, Socialpolitik u. Verwaltung.
II, 2.
Herkner, Leb. Erhaltg. u. Verstärkg. d. Mittelclasse. —
John, Genesis d. realen Wissenschaft. II. — Schwiedland, E.
Gesetz z. Beschränkg. d. freien Concurrcnz im Handel. — Ver-
handlgen. d. Gesellscn. österr. Volkswirte. — v. Inama-Sternegg,
D. Ges. v. 16. Juli 1892, R.-G.-Bl. Nr. 202, betr. d. registr. Hilfs-
cassen. — Reisch, D. Reform d. directen Besteuerg. in Holland.
— Kunwald, D. deutschen Arbcitercolonicn. — Elkar, Social¬
polit. Ergebnisse d. Fabrikinspection in Österr. — Litt., Preisausschr.
Archiv f. civilist. Praxis. XXX, 3.
Stampe, D. Lehre v. d. Abtretg. d. Vindication. — D. Ent¬
wurf e. bgl. Gesetzbuches f. d. Deutsche Reich.
Neue Erscheinungen:
Endemann F., D. Rechtswirkgen. der Ablehng. e, Operation
seitens des körperl. Verletzten. E. Beitr. z. Lehre v. d. civil-
rechtl. Haftg. aus Körpervcrletzgen. B , Heymann (IV, 130 S.)
fl. 1.44.
Digitized by v^oosie
43
Nr. 14. — Okstkrreichischks Littbraturblatt. — II/Jahrgang.
438
Wachen fei d J.. Theorie d. Verbrechensconcurrenz. Ebd. (V1H, •
136 S.) 11. 1.80. (
.Adler S., Ehel. Güterrecht u. Abschichtgsrecht. nach. d. ältesten !
bayr. Rechtsquellen. L., Duncker & Humolot (V, 112 S) 11.1.08.
Zeidler F. II., Gesell d. deutschen Genossenschaftswesens d.
Neuzeit. Ebd^ (VIII, 478 S.) fl. 5.52.
.Anderson J., 3 Schriften üb. Korngesctzc u. Grundrente. M.
Einl. u. Anm. v. L. Brentano. Ebd. (XXXVII, 101 S.) 11. 2.16.
Vrba A., D. Sünden d. Gesellschaft. E. socinlpolit. Studie. \Vien ?
Lesk & Schvvidernoch (64 S.) fl. —.40.
Schulz F. J., D. Offenbargs.-Eid im österr Executionsverf. n. d.
Ges. v. 10. März 1894 etc. W , Perles (IV, 116 S.) 11. 1.20.
Sabbatini I.., Notizie sulle condizioni industr. della prov. di
Milano. Mailand, Hoepli (XX, 472 S.) fl. 2.88.
Konler J., Treue u. Glauben im Verkehr. E. Beitr. z. Lehre v.
strafbarem Betrug. B., Heymann (IV, 55 S.'. fl. —.72.
Ficker J, Untersuehgen. z. Rechtsgcsch. II. z. Erbenfolge d. ost-
germ. Rechte. 2, 1. Iunsbr., Wagner (400 S.) 11. 5.60.
Reich esb erg N., D. Statistik u. d. Gesellschaftswiss. Stuttg.,
Enke. (116 S.) fl. 1 80.
Feret, La question ouvriere. Paris, Lethielleux. 3 Fr. 50 c.
Dvorak L, Co jest narodnost'? (Was ist d. Nationalität?) Prag,
Boursik & Kohout (45 S.) fl. —.50
Me^inski A., O. iebraetwie i wlöczegostwie zc stanowiska
histor., socyalnoekon. i prawnego. (Herumtreiben u. Bettelei
v. histor., socialökonom. u. gesetzl. Standp.) Lemberg, Seyfarth j
& Czajkowski (VIII, 310 S.) fl. 2.50 ]
Szigeti L, A magy. penzügyi jog vezerfonala. (Leitf. d. ung.
Finanzrechtes.) Kecskemet, Galiia. (226 SÄ fl. 3.—.
Moskovitz Iv., Onkormänyzatunk mint alkotmänvos garanczia.
(Selbstregime als Staatsgarantie.) Budap., Grill. (83 S.) fl. —.60.
Naturwissenschaften. Mathematik.
DaliaTorre, C. G. v. : Catalogus Hymenopterorum hucus-
que descriptorum systematicus et eynonymicus. Vol. VI.
Chrysididae. Vol. VII. Formieidae. Lipsiae, Sumptibus Guilelmi
Engelmann. 1892 u. 1893. (VIII, 118S. u. VIII, 289 S.) fl. 3.—
u. 11. 7.80.
In welcher gewaltigen Weise die systematische
Litteratur der Hymenopteren, also nur einer Insecten-
ordnung, in den letzten Jahrzehnten angewachsen ist,
davon kann sich »der Fernstehende nur schwer einen
Begriff machen. Jährlich erscheinen mehr denn hundert
Abhandlungen, die nur diese Gruppe betreffen. Wer je
in dieser Ordnung systematisch zu arbeiten gezwungen
war, wie der Ref., der wird dem Verf. nicht genug für
seine mühevolle Arbeit danken können. Der vorliegende
Catalog enthält alle bis heute bekannt gewordenen Arten
aller Länder. Der Wert dieses elfbändigen Werkes, von
dem zwei Bände erschienen sind, im Vergleich zu den
Jahresberichten besteht darin, dass der Verf. fast alle
Aufsätze, es sind deren mehr als 10.000, selbst verglichen
hat, somit überall nur aus erster Quelle geschöpft hat.
Der Zweck des Werkes, das ein Nachschlagebuch für
jeden Hymenopterologen ist, ist folgender. Es will ein
vollständiges Bild des gegenwärtigen Wissensstandes der
bisher beschriebenen Arten mit allen Synonymen geben,
indem es alle Beschreibungen, alle die Anatomie, Physio¬
logie und die Biologie betreffenden Angaben, alle Ab¬
bildungen, sowie alle Versetzungen in verschiedene
Gattungen bringt. Der Verf. hat die einzelnen Familien,
Subfamilien und Gattungen systematisch in aufsteigender
Reihenfolge angeordnet, die letzteren »nach dem Prioritäts¬
gesetz in der Weise gestellt, dass ein im Gesammtgebiet
der Zoologie einmal vorkorrtmender angewandter Name
jede zweite Anwendung ausschliesst*. Besonders will¬
kommen ist die jedesmal mitgetheilte etymologische Ab¬
leitung der Gattungnamen. Innerhalb der Gattungen wurden
die Arten in alphabetischer Reihenfolge angeordnet, was
für den Gebrauch unendlich wertvoller ist als die rein
systematische es sein würde. Bei jeder Art folgen dann
die Angaben, welche Sexualformen bekannt geworden
sind, sowie die geographische Verbreitung. Hierauf werden
sämmtliche Citate und Synonyme in chronologischer Folge
gegeben. Bei den parasitären Arten sind die Nahrungs¬
pflanzen der Larven und die Wirte der Parasiten an¬
gegeben worden. Der Druck des Werkes ist vorzüglich
und durch die vielen nothwendigen Abkürzungen in den
Literaturnachweisen u. s. w. ist die Uebersichtlichkeit
gewahrt und eine Orientierung in kürzester Zeit möglich.
Den Schluss eines jeden Bandes bildet ein alphabetisches
Register. Jeder der beiden vorliegenden Bände zeigt
die gleiche Gewissenhaftigkeit und kritische Durch¬
arbeitung des umfangreichen Materiales. Wenn es im
Prospecte heisst, dass das Werk, das in erster Linie
der ernsten Forschung gewidmet ist, auch selbstverständlich
den zahlreichen Liebhabern und Sammlern dieser Insecten-
ordnung geradezu unentbehrlich sein wird, so kann dem
Jeder zustimmen und dem Verf. für dieses Werk einer
fast zwanzigjährigen unermüdlichen Arbeitskraft und
eisernen Fleisses Bewunderung und Dank zollen.
dz. Steglitz b. Berlin. Hamann-Göttingen.
Wettstein, R. v.: Die fossile Flora der Höttinger Breccie.
Mit 7 Tafeln und einer Textfigur. Separatum aus dem LIX. Bde.
der Denkschriften dei mathem. naturwiss. CI. der kais. Akad.
d. Wiss. in Wien. Wien, 1892, F. Teinpsky in Comm. gr. 4°
(48 S.) fl. 2.90.
Hoffentlich kommt mit dieser bedeutenden Arbeit über die
fossilen Pflanzen der durch Penck berühmt gewordenen dilu¬
vialen Schuttablagerung im Norden der Stadt Innsbruck die Frage
nach dem Alter dieser Bildung zu einer gewissen Ruhe.
Innsbruck. Bl aas.
Oesterr. botan. Zeitschrift. XLIII, 7.
Wiesner, Versuch u. Bestimmg. d. unteren Grenze d.
heliotropischen Empfindlichkt. nebst Bemerkgen. z. Theorie d.
Heliotropismus. — v. Wettstein, Untersuchgen üb. Pflanzen d.
öst.-ung. Monarchie. (Forts.) — Zukal, Mykolog. Mitthlgen.
(Forts.) — Franze, Ueb. einig, niedere .Algenformen. (Forts.) —
Pernhoffer, Florist. Notizen üb. Seckau. — Litt.-Ucbersicht. —
Flora v. Oesterr.-Ungarn: Braun, Nicderösterr. — Kl. Mitthlgen.
Naturwissenschaft!. Wochenschrift. VIII, 22—24.
(22.) Schubert, Mathemat. Spielereien in krit. u. histor.
Beleuchtg. VII. (Forts in Nr. 23.) — Ueb. d. Sphenophylaceen.
— (23) Dreyer, Physikal. Erklärg. v. Form Verhältnissen organ.
Skelettbildgen. (Schl, in Nr. 24.) — (24.) Schmidt, Ueb. d.
Strömen v. Flüssigkeiten. — Kl. Mitthlgen.
Natur u. Haus. 1, 19.
Hesdörffer, Aus d. Praxis d. Zimmergärtnerei. IV. —
A. u. K. Müller, Einheim. Singvögel im Freileben u. in d. Stube.
— Philips. Winke f. Mineraliensammler. — Archenhold,
D. Anblick d. Sternenhimmels. — Kl. Mitthlgen.
Botan. Jahrbücher. XVII, l u. 2.
Engler, Betrg. z. Flora v. Afrika. V. (Hennings, Fungi
africani II.; — Lindau, Bemcrkgen. üb. Bau u. Entwicklg. v.
Aecidium Engleriattum P. Ilenn. et Lindau; — Kränzlin, Orchi-
daceae africanae; — ders. Olacaceae afr.; — ders. Jcaciticeae
afr.; — ders. Ochnaceae afr.; — ders. Guttiferae afr.; — ders.
Rosaceae afr.: — Lindau, Acanthaceae afr.; — Schumann,
Asclepiadaccae afr.; — Engler, Ueb. d. Flora d. Gebirgslandes
v. Usambara.) — Warburg, Vegetationsschildergen. aus Südost¬
asien. — Litt.-Bericht. — Beiblatt Nr. 40: Weber, Ueb. d. dilu¬
viale Vegetation v. Klinge in Brandenbg. u. ihre Herkunft. —
Krause, D. salzigen Gefilde, e. Versuch d. zoolog Ergebnisse d.
europ. Quartärforschg. mit der botan. in Einklang zu bringen.
Neue Erscheinungen:
Huyghens Chr., Abhdlg. üb. d. Ursache d. Schwere. Deutsch
v. R. Mewes. B., Friedländer (X, 47 S. m. Abb.) 11. —.96.
Schimpfky R., Dtschlds. wichtigste Giftgevvächse in Wort u. Bild
(in 4 Lief.) 1. Lief. Gera, Köhler (6 Taf. mit 9 Bl. Text),
fl. —.30.
—, Unsere Heilpflanzen in Wort u. Bild (in 9 — 10 Lief.) 1. Lief.
Ebd. (8 Taf., S. V-XIV, 8 Bl. Text). 11. —.30
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440
Nr. 14. — Oesikkreichischks I^i iieraturblai"!. — 11. Jahrgang.
Mayer R., Kleinere Schriften u. Briefe. Nebst Mitthlgcn. aus s.
Leben. Hrsg. v. Weyrauch. Stuttg., Cotta (XYT, 503 SA 11.6. — .
Kayser E., Lehrb. d. Geologie, ln 2 Theil., I. Allg. Geol. Stuttg.,
Enke (X, 488 S. m. 364 Ahb.) 11. 9. — .
Bois D., Les orchidees. Paris, Baillicre & rtls. 4 fr.
Pertus J., Le chien. Races, hvgiene. maladics. Ebd. 4 fr.
Giard A., L’ isaria densa (link) Fries. Champignon parasita du
hanneton commun. (Melolontha vu’.g. 1.) Paris, Carre. 6 fr.
Newton A., A dictionary of birds. Part I. London, Black.
7 sh. 6 d.
S z a j noch a WL, Plody kopalne Galicyi, ich \vyst$po\vanic
i zuzytkowanie. I. (Fossilien in Galizien. IA Krakau, Poln.
Verl.-Ges. (IV, 177 S.) 11. 1.60.
Medicin.
Krafft-Ebing Dr. R. v.. o. ö. Professor für Psychiatrie und
Nervenkrankheiten an der Universität Wien: Psychopathia
sexualis mit besonderer Berücksichtigung der conträren Sexual¬
empfindung. Eine klinisch-forensische Studie. Achte vermehrte
und theil weise verbesserte Aull. Stuttgart, Ferd. Enke. 1893.
gr.-8°. (X u. 442 S.) 0. G. —.
Die Vermehrung der Auflage betrifft einige casuistische
Beiträge; der Inhalt ist der gleiche geblieben, eine
Zusammenstellung und Beleuchtung der merkwürdigen
sexuellen Abnormitäten, deren leider in unserem Zeitalter
der nervösen Ueberreizung von Tag zu Tag mehr werden.
Das Buch, an sich nicht unwichtig für Aerzte, Juristen,
allenfalls auch für Geistliche, hat, wie der fabelhafte
buchhändlerische Erfolg beweist, leider Eingang gefunden
in die weiten Kreise des Laienpublicums und wird nicht
verfehlen, auf suggestivem Wege viel Unheil anzurichten;
die Massrcgel des Yerf., die heikelsten Stellen in lateinischer
Sprache zu geben, ist dem »pikanten* Stoffe gegenüber als
durchaus unzureichend und zudem überflüssig zu bezeichnen.
Auch der juridische Grundgedanke des Werkes ist nach An¬
sicht des Ref. verfehlt; er beruht auf der merkwürdigen Vor¬
aussetzung, dass ein im übrigen zurechnungsfähiger Mensch
nur dann für eine unmoralische und strafbare Handlung
verantwortlich gemacht werden könne, wenn diese Hand¬
lung aus einem der häufiger vorkommenden, alltäglichen,
ungeordneten Triebe entspringt, während eine ebenso
unmoralische Handlung, die aus einem seltener — ab¬
normer Weise — vorkommenden Triebe entspringt, nur
bedauerlich aber nicht strafbar wäre. Durch die An¬
nahme einer krankhaften Perversität werden die in Frage
kommenden Handlungen, vom Diebstahl eines Taschen¬
tuches bis zum Lustmord, höchstens verständlich gemacht,
aber sie bleiben, weil frei gewollt, trotz angenommener
Perversität gleich verabscheuungswürdig und strafbar.
Innsbruck. Malfatti.
Gesundheit. XVIII, 10 u. 11.
Kühner, Haben d. Heilquellen e. therapeut. Wirkg. u.
Bedeutg.? — Froehlich, D. Schlaf in gesunden u. kranken
Tagen. (Forts.. Schl, in Nr. 11). — D. Entslehg. u. hygienisch.
Behandlg. d. Bleichsucht. (Schl.) — D. eitrige Augcnentzündg. d.
Erwachsenen. — D. 25. Jahresber. d. Irren-, Heil- it. Pflegeanstalt
zu Hildburghausen. — Was wir essen. — Alter u. Arbeitsleistg.
— D. Barhauptgehen. — Berghaus, Hygiene d. Kindes. (Forts,
in Nr. 11). — Kühner, D. Halbbad. (Schl.) — Kühner, Hygien.
Neuergen. — Kl. Mitt'nlgen. — (11.) Theodor, Neue Btrge. z.
Hydrothcraphie. — Entwaldg. — D. Bedeutg. d. Sommerfrischen.
— Sperling, Volksgesundht. u. ärztl. Relörmbestrebgen. -—
Hypochondrie. — Kubiczek, Wassersatt. — Litterar. Mitthlgcn.
Neue Erscheinungen:
Tigerstedt R., Lehrb. d. Psychiologie d. Kreislaufes. 18 Vor¬
lesungen. L., Veit & Co. (XVI, 568 S, 129 Abb.) 11. 9.60.
Till mann H., Lehrb. d. allg. u. spcc. Chirurgie, ausschl. d.
Operations- u.Verbandlehre, I. Ebd. (XII, 678 S., 441 Abb.) fl. 9. — .
Rosenberg A., D. Krankhten. d. Mundhöhle, d. Rachens u. d.
Kehlkopfes. B., Karger (X, 329 S., 178 Abb., 1 Taf.) fl. 4.80.
Loew O., E. natürl. System d. Gift-Wirkgen. München, Wolff &
Lüneburg (VIII, 136 *S.) 11. 2.52.
B lasch ko, A.. Syphilis u. Prostitution v. Standp. d. öff. Gesund¬
heitspflege. B., Karger (VIII, 206 S.) 11. 2.70.
Wilhcim J., Diät f. Nervenkranke. Wien, Szelinski (VIII. 57 S.)
11. —.48.
Bouveret, Trakt' des maladics de l'estomac. Paris, Baillicre et
fils. 14 fr.
Ha weis H. R., Sir Morell Mackenzie, physician and operator.
London, Allen. 12 sh. 6 d.
Tauszk F., Klinikai diagnostika. Budap., Dobrowskv &. Franke
(VI, 736 S.) fl. 6.50.
Militärwissenschaften.
Stamford Th. v.: Das Schlachtfeld im Teutoburger
Walde. Mit einer Karte. Cassel, Selbstverlag d. Verf. (Fischer
& Co. in Comm.), 1892. 8°. (VI u. 330 S.) fl. 4.50.
Der Verf. erläutert den Stand der Varusfrage, die, seit
die Philologie zur Lösung derselben nichts mehr zu bieten
vermöge, eine vorwiegend militärische geworden sei, in¬
dem man das Terrain suche, auf welches die römischen
Überlieferungen passen. An der Hand der directen Berichte
des Vellejus Florus und Dio Cassius sowie der zulässigen
Rückschlüsse ausTacitus begab sich St. auf die Suchen ach
den geoplastischen Zeugenschaften, welchen die von den
römischen Quellen für den Marsch und Kampf der Legi¬
onen vorausgesetzten Bedingungen anhaften. Mit großer
Sachkenntnis verweilt er bei den im Terrain angenommenen
Anhaltspunkten und den diesen entgegentretenden Be¬
denken; er schätzt und wägt alle Verhältnisse beider
Gegner und lässt die Wechselwirkungen der Ergebnisse
seiner Berechnungen so lange gegeneinander spielen, bis
sich das vollständige Bild der Wahlstatt und des
Kampfes mit allen Einzelheiten in genauer Zeitfolge vor
seinen und des Lesers Augen entrollt. Dieses Bild beruht
aber auf Lossagung von Bedenken, auf Zurechtlegung
der Quellen; auf Adaptierung solcher Terrainunebenheiten
zu vollkräftigen Zeugen der Varusschlacht, welche die
Einwohner als land- und forstwirtschaftlichen Ursprungs
oder als von Ansiedelungen herrührend bezeichnen. Diese
zumeist unbegründeten Voraussetzungen, Folgerungen
und Schlüsse, dieses Aufthürmen von Hypothesen —
alles das hat keinen historischen Werth und ist höchstens
gut, vielleicht bestimmt zur Legendenbildung.
Den tactischen Forderungen wird beiderseits in correc-
tester Weise entsprochen. Terrain und bestandene Wege
unterliegen keinem Zweifel; ebensowenig die Römerlager,
die vielen Wege, Brücken, Sperren, Schanzen und Ver¬
haue, welche in dem zweitägigen strömenden Regen ge¬
baut wurden; besonders aber die Grabhügel, welchen die
wichtigste Rolle zufällt. Wir erfahren, wo und wie stark
sich jeweilig beide Gegner gegenüberstanden, wie und mit
welchen Verlusten auf beiden Seiten die Kämpfe ver¬
liefen; wo, wann und wie der Train erobert und die
Legionen aufgerieben wurden; die genaue Stunde und
Stelle, wo Varus sich in sein Schwert gestürzt etc. Die
unter Vala Numonius ausreißende römische Cavallerie wird
zum Schlusseffect verwendet. Sie muss auf das Winfeld
rücken, bekommt da numidische Pferde und wird (Sallus-
tius, Zama) in einem glänzenden Reitertreffen von der
deutschen Reiterei vernichtet. Von einem genau bezeich-
neten Punkte hielt nun Hermann, umgeben von den
eroberten Adlern und Feldzeichen, seine Ansprache an
die Sieger.
Der Verf. bemerkt, dass er nicht alle Wallreste
vorgeführt habe, so z. B. die Gruben nicht, welche für
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Nr. 14. — Oestbrreichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
442
die Hinrichtungen gedient haben mochten. Er habe das
nicht gethan, damit ein Kritiker nicht etwa finde, er hätte
zu viel beweisen wollen. Die größte Beweiskraft wird
aber den Grabhügeln zugemessen. Der 250 Jahre alte Blut
fleck Waldsteins in Eger und der um 100 Jahre ältere
Tintenfleck Luthers in der Wartburg, was für armselige
Zeugen der Zeit sind sie doch gegen diese neuentdeckten
Grabhügel im Sandboden, welche 1900 Jahre unter freiem
Himmel allen Anfechtungen der Witterung, des Temperatur¬
wechsels und der Bodencultur siegreich widerstanden
haben, bis die Stunde ihrer Erlösung schlug und sie vom
Verf. dem Schutze der Behörden wie des Volkes
empfohlen wurden ! Sp.
Streffleurs „Oesterr. militär. Zeitschrift* 1 . 1893. III, l.
v. Buchwald, D. Karst u. d. Karstauflorstung.— D. Kara-
velle Santa Maria. — Botta, D. Walozkoi’sche constante Garbe
im Vergl. m. unserer Schiess-Instruction. — Ucb. d. Aufklärgs-
dienst d. Fusstruppen. — Nemo propheta in patria. — F. Wolf,
D. That d. Arminius. — D. Neueintheilg d. spanisch. Armee. —
Ke rau sch, D. Berg Isel b. Innsbruck. — A Ibertal 1, Blätter u.
Blüten aus d. Knegsgesch. aller Völker u. Zeiten. (Forts.)
Mittheilgen Uber Gegenstände des Artillerie- u. Genie-
Wesens. 1893, 6.
Puchcrna, Betrachtgen üb. d. Verwendg. d. Schnellfeuer-
Kanone als Feldgeschütz. — Fornasari v. Verce, Stand d.
Schweiz. Landesvertheidigg. u. diesbez. organisat. Massnahmen.
— Dietl, Niederländ. Versuche üb. d. Zerstören eiserner Brücken
durch Sprengen.
Mittheilungen aus d. Gebiete d. Seewesens. XXI, 4—6.
D. oceanograph. Expeditionen S. M. Schiff Pola 1890/91. —
Schwan da, Hydraul. Geschützanlagen französisch. Schiffe. —
Schiffncr, Ueb. Fernphotogr. u. Teleobjective. - D. moderne
Seekriegsführg. in ihren Bez. z. Handelsmarine Grossbritanniens.
Neue Erscheinungen:
Steidle Ed., Das Soldaten-Testament. Hist.-dogmat Darstellg. |
unt. Berücks, d ausländ. Gesetzgebgen. Würzbg., Stahel. (VIII,
88 S.) fl. 1.20.
Knorr E., Von 1807 — 1893. Z. Entwickelgsgesch. uns. Heeresvcrf.
B., Peters. (III, 141 S.) fl. 1.20.
Korwi n - D zbanski St. v, D. Zweikampf m. bes Berücks. d.
neuesten Entwurfes e. österr. allgcm. Strafgesetzes. Wien,
»Reichswehr« (55 S.) 11. —.60.
Romagny Ch., Histoire generale de 1‘annee nationale depuis
bouvines jusqu’ä nos jours (1214 -1892). Paris, Nancy (327 S.)
11. 1.80.
Cazal et Catrin. Medicine leg. milit. Paris, Masson. (211 S.) fl. 1.50.
Bleibtreu K., Massenmord. L, Friedrich (48 S.) fl. —.60.
Fejer de Bück A., Adjutantendienst. Linz, Fcichtinger (XXXII
u. 436 S.) fl. 2.—.
Wagner, Gesch. d. kgl. Sächs. 8. Inft.-Rgmts. »Prinz Joh. Georg
Nr. 107«, 1867—91. L., Dürr. (XI u. 326 S.) fl. 5.40.
Ileigel. D Uebergabe d. pfalzbayr. Festg. Mannheim and. Fran¬
zosen, 20. Sept. 1795 u. d. Verhaftg. d. Minister Graf Obern¬
dorf!' u. Salabert 23. Nov. 1795. München, Verl. d. k. Akademie
4° (105 S.) fl. 1.92.
Verdy du Vernois, Ueb. prakt. Fclddienst-Aufgaben. B., Eisen-
schmidt. (58 S.) fl. —.70.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Kalten egger P. Leonides, O. S. B. in Admont: Der Honig
vor dem Richterstuhle der Geschichte, Vernunft und
Erfahrung. Eine Apologie des Honigs. Linz, Ebenhoch (H. Korb)
1892, 8". (165 S.) 11. -.90.
Der Verf. hat in diesem Buche verschiedene Stellen
aus der Mythologie, dem Talmud und dem Koran zu¬
sammengetragen, welche auf den Heilwert des Honigs
Bezug haben und auch einige Recepte hiefür angegeben,
sowie Fälle beschrieben, wo Erkrankte durch Honig¬
genuss auffallend rasch genesen sind, was bei vorher
angewandten Medicamenten nicht gelingen wollte. Der
Ref. kann als Nichtmediciner über diesen Theil des
Buches kein Urtheil abgeben, obwohl er der Ansicht
ist, dass der Honig in vielen Krankheitsfällen von aus¬
gezeichneter Wirkung ist. Was aber die Honiggewinnung
betrifft, stimmt Ref. vollkommen dem Verf. bei, dass der
Honig aus den Waben nur durch Schleudern oder als
Tropfhonig, niemals aber durch Auskochen gewonnen
werden soll, da letzterer zu viel Unreinigkeiten enthält
und lange nicht so wohlschmeckend ist als Schleuder¬
honig. Der Verf. sagt auch mit Recht, dass man nur
verdeckelten Honig schleudern solle, da solcher aus noch
offenen Zellen nicht vollkommen reif ist. Unreifer Honig
ist schlecht aufzubewahren, da er leicht in Gährung über¬
geht. Leider kommt so gewonnener Honig, ausgekochter
und unreifer, noch sehr häufig im Handel vor und
bringt auch den reifen Schleuderhonig in Misscredit.
Der Ref. empfiehlt das Büchlein seinen Imker-
collegen, und zwar den ersteren Theil als interessante
Lecture, den Theil über die Honiggewinnung aber zur
Beherzigung und auch zur Belehrung der kleineren
Bienenzüchter auf dem Lande. Als Anhang gibt der Verf.
einige Kochrccepte über Honiggetränke, Honigbäckereien
und zum Einmachen der Früchte in Honig, welche ver¬
schiedenen Büchern und Zeitschriften entnommen sind.
Wien. J. Anzböck.
Elektrotechn. Rundschau. X. 17.
Signalapparat f. Zugabfahrtsmeldgen. — Kl. Bogenlampen
u. Gasglühlicht. — D. heut. Stand d. Elektrometallurgie u. ihre
künft. Aufgaben. (Forts.) — Elektr. Anlagen in d. Schweiz. —
Liesegang, Photograph: Das Tonen. — Weltausstellg.in Chicago.
Der prakt. Rathgeber Im Obst- u. Gartenbau. VIII, 24—26.
(24.) Großblumige Clematis. — Winkler, Gubens Kirschenbau
, u. Gubner Kirschensorten. (Schl, in Nr. 25.) — Rebholz, Beob¬
achtgen. üb. d. Verheilg. d. Wunden an Obstbäumen durch
Granulation. — D. 30 verbreitetsten Apfelsorten. (Schl, in Nr. 25.)
— Böttner, Grünkohl. — Sprenger, Pfeffer. (Schl.) — (25)
Metzger, Welche Zeit beansprucht d. Pflege d. Obstbäume? ■—
v. Schilling, Von d. Schlupfwespen. — Böttner, Erdbeerfragen
— Betten, E. verspäteter Rathschlag. — Lierke, Versuche mit
Gaswasser. — Werner, Ueb. Vogeltränken. — Heymann,
Seidenraupenzucht. — Koopmann, E. minderharte Edeltanne.
— (26.) Warneken, D. Halbhochstamm, d. Baumform d. Zukunft.
— Böttner, Btrg. z. Erdbecrcnzucht. — Kein Unkraut mehr! —
Betten. Giesst du ordentlich?— v. Schillin g.E.Kartoffeltriebbohrer.
Neue Erscheinungen:
Schulze P., Ueb. Gewebemuster früherer Jhdte. E. Beitr. z
Gesch. u. Entwicklg. d. Webekunst. L., Martin (V, 50 S) fl. 1.50.
Kapp G., Dynamos, alternators and transformers. London, Biggs
10 sh. 5 d.
Kilgour M. H., H. Swan and C. H. W. Biggs, Elcctrical
distribution. Ebd. 10 sh. 6 d.
Hawkins C. C. and F. Wallis, The dynamo, ils theorv, design
and manufacture. London, Whittaker. 10 sh. 6 d.
Baudoin A., Les eaux-de-vie et la fabrication du cognac. Paris,
Baillicre et tils. 4 fr.
Del essart E., La filature du coton par les machines modernes.
Paris, Bernard (Avec un atlas de 66 pl.) 25 fr.
Villon A. M., La phonographe et ses applications. Paris, Tignol
2 fr. 50 c.
Fönagy J., A viszla idomitäsa. (Dressur d. Spürhundes.) Budap .
Eggenbeiger. (V, 220 S.) fl. 3.50.
Äsvänyi L., A vörös löher termeszteseröl. (Cultur d. Klees.)
Klausenbg., Horatsik. (45 S.) fl. —.35.
Schöne Litteratur. Varia.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2606—2607.
(2606.) D. neue deutsche Wuchergesetz. — D. Fürstenpam
zu Sehaumburg-Lippc. — Assmus, D. neue Zahnradbahn auf
d. Schafberg. — Kanitz, Aus d. grossen Berliner Kunstausstellg.
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443
Nr. 14. — Oesterrrichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
444
— E. Berliner Blumencoifo. — Hesse-Wartegg, V. d. Welt-
atisstellg. in Chicago. (Forts, in Nr. 2007.) — ßorostyanv,
D. am 21. Mai enthüllte Honveddenkmal in Budapest. — Heuser,
1). röm. Nordthor in Köln. — Telmann, Der arme Herbert. Nov.
(Schl, in Nr. 2607). — (2607.) Hörner, D. Fritz-Reuter-Denkmal
in Neubrandenbg. — D. deutsche Schriftstellertag in Wien. —
Ludw. Rainer. — Jul. Scholtz. — .Marshall, K. Semper. —
Bischof Carl Jos. v. Hefele. — D. amerikan. »Columbian half
Dollar«. — Borostyäny, D. Arany-Denkmal in Budapest. —
Die Sieger im Distanznmisch Wien-Berlin. — Lilie, Aless. Graf
Cagliostro.
Das 20. Jahrhundert. III, 10.
Hopp, D. Wahrheit üb. Amerika. — Lienhard u. Geissier,
Gedichte. — Schuchardt, Deutschlds. Zukunft im Osten. —
Greinz, Das Kirchsteig-Anderl. Humoreske aus d. Tiroler Bergen.
— D. Bankerott Berlins u. Deutschlds. Zukunft. II. Stand u. Leben.
— Jaensch, D. Vertietg. d. nationalen Gedankens 111. — Deutsche
Aussprüche. — Bleibendes v. Tage. — Vom Büchertisch.
Przeglqd Powszechny. XXXIX. 115.
Caro, D. Wucher in Galizien. — Hedenstierna u. Kipling.
— Czaykovvski, R. Volksbund wider d. Socialismus in Deut¬
schland. — Krotoski, Geschichtl. Märchen u. Fälschgen.
(Forts.) — Sasa, Alex. Lorenzowicz. — Rccc., darunter: Bogu-
slawski, Dzieje Slowiaiiszczyny polnoc nozachodnicj do polowy
XIII. w. II. (Rurin z Pokucia); — Wicsner, D. Elementarstructur
und das Wachsthum der lebenden Substanz (Nuckowski); —
J. Schindler, St. Joseph. — Bericht aus d. Gebiete d. Religion,
Wissenschaft u. Gesellschaft.
Neue Erscheinungen:
Gutmann M. v., Aus d. Reiche d. Gesänge. Gedichte. Wien,
Konegen. (76 S.) fl. 1.20.
Sayn-Wittgenstein Ch., Graf, Saga. Dichtg. Salzbg., Dieter.
(15 S.) n. -.20.
Achleitner A., Im Gamsgcbirg. Neue Erz. aus bayr. u. österr.
Berger.. München, Galler. (VI, 156 S.) fl. —.90.
Greinz R. H., Aus'm Landl. Humoresken aus d. Tiroler Bergen.
B., Lüstenöder. (V, 100 S.) fl. —.72.
Von H. Seidel (vgl. Oest. Litt. I, 480) ist demnächst ein
neuer (XI) Bd. Gesamm. Schriften zj erwarten »Neues Glockenspiel «
(Der Gedichte 2. Sammlung.) — 19 Bg. 11. 1.80 (Leipz., Liebeskind).
Bericht über die 42. Versammlung deutscher
Philologen und Schulmänner.
Von Theodor Gott lieb.
IV. (Schluss.)
1. Section für Ephigraphik und alte Geschichte. R. v.
Schneider, Ucber die groüe Broncestatue vom Helenenberge.
Domaczewski, LLber das Militärrelief des Centurio Calidius
aus Carnuntum, mit Besprechung von Typen und Datierung
rheinischer Militärreliefs unter Vorlage von Photographien. R. v.
Schneider, Eine neue Deutung der großen Silberschale aus
Aquileja. Majonica, Nomenclatur von Grabstein-Typen. D. H.
Müller, Palmyräischc Inschrift etc. (vgl. onent. Section). Rev.
Will. H. Hechler legte einen Abklatsch des Mcsastcines, der
Warnungstafel vom Tempel zu Jerusalem, Modell des'IYmpels etc.
vor. Brunsmid legte ein Psephisma vor. Archit. Dell sprach
über seine 1890 gemachten Untersuchungen für die Baugeschichte
des Pantheon; darnach ist der j- tzt stehende Bau aus Hadrianischer
Zeit. Bormann, Militärdiplom (SammlungTrau). Mor. Hocrnes
legte die »Römischen Straßen in Bosnien« von Ph. Ballif und die
»Wissenschaftl. Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina«
vor. S za n to sprach über das * Corpusinscriptionum Asiae tninoris c,
Viereck über die von Seiten des Berliner Museums veran¬
staltete Pubhcation der Papyri. D reger. Das Monument von
Adam-Klissi (Tropaeum Traiani), dessen Publication von Tocilescu
bewerkstelligt wird. v. Scala, Ueber die Quelle von Hicron. in
Daniel cap. 11, wodurch eine Ergänzung der Nachrichten des
Livius über den Krieg des Antiochus erbracht ist.
2. Archäologische Section . Heberdey, Ueber das Relief des
Lakrateides in Eleusis. Hoernes, Die Situla von Watsch und die
verschiedenen kunsthistorischen Beurthcilungen durch die Ge¬
lehrten. Gurlitt, Fundstücke aus Römergräbern bei Pettau, bes.
über das Kuppelgrab zu Laak. Masner besprach Funde aus
Brigetio, Carnuntum, Aquileja; ferner über einen schwarzfigurigen
attischen Pinax. Weishäupl, Ueber attische Grablekythen. Riegl,
Ueber ein nach seinen Angaben verfertigtes Modell eines griechi¬
schen Webstuhls mit Heranziehung der bildlichen Darstellungen.
Benndorf, Erklärung des Heroons von Gjölbaschi. Kenner,
Ueber das römische Kunst-Medaillon in cultur- und kunstgeschicht¬
licher Hinsicht. Treu, Ueber Ergänzung dreier Monumente in
Dresden. Schreiber, Ueber den karischen Zeuscultus. Arth.
Schneider, Ueber Entwickelung des geometrischen Stils in der
griechischen Keramik und dessen Verhältnis zur Textilkunst.
3. Philologische Section. Mekler, Ueber die St. Petersburger
Fragmente attischer Komoedien. Thewrewk von Ponor, Ueber
die neue Festusausgabe. Dicls, Ueber den neugefundenen Lon¬
doner medicinischen Papyrus Nr. 137, der interessanteste Vortrag
in dieser Section, durch das ungeheure hier aufgezeigte Wissen
zur Bewunderung zwingend. Lätkoczy, Verfasser und Veran¬
lassung des pervigilium Veneris; das Gedicht soll vom Rhetor
Florus herrühren, verfasst zum 6. April 123, beim Besuche Hadrians
in Hybla. Hauler, Ueber Sophron, Theokrit und Herondas, worin
auf das Unterscheidende und Gemeinsame der drei Dichter hin¬
gewiesen wurde. Huemer (phil. und roman. Sec£ion vereint). Die
Sammlung vulgär-lateinischer Wortformen, exemplificiert an einer
Zusammenstellung der Formen mis-tis von Ennius bis ins 13. Jahr¬
hundert und anderen late nischen Vulgärformen. Jurenka, Ueber
die Wichtigkeit, die gegenwärtigen Richtungen und die Aufgaben
der Pindarstudicn, im Anschlüsse an Drächmann in Kopenhagen.
Swoboda, Der Process des Perikies. Wottkc, Einfluss der
byzantinischen Litteiatur auf die älteren Humanisten Italiens.
4. Englische Section. Detter, Ueber die Heathobarden im
Beowulf; die Sage wurde (gegen Müllenhoff) mythisch erklärt.
Hartman n, Zum Einflüsse der englischen Littcratur auf die
deutsche im 18. Jahrhundert, Will. Wincherley und Chr. F. Weisse.
Kellner, Ueber Mrs. Humphrey Ward und den englischen Roman
der Gegenwart; bes. über die Beeinflussung durch deutsche Denk¬
weise. Schröcr, Ueber historische und dcscriptive englische
Grammatik. Lu ick, Ueber die Bedeutung der lebenden Mundarten
für die englische Lautgeschichte. Pogatscher, Ueber die Chrono¬
logie des englischen i-Umlautes. Mit der romanischen Section
zusammen: Koch, Ueber die neue Methode des neuspracblichcn
Unterrichts, wobei es zu einer etwas scharf pointierten Debatte
kam. Fetter, Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete des franzö¬
sischen Unterrichtes an den deutsch-österr. Realschulen. Na der,
Ueber den Unterricht in der englischen Synonymik. Würzner,
Realien im englischen Unterrichte.
5. Romanische Section. Tobler, Adjectiva in substantiver
Verwendung (mit Berücksichtigung von franz., deutsch., latein.,
griech., span.). Zenker, Ueber die Sage von Gormund und
lscmbard; mit Nachweis, dass die Chroniken erst aus dem Epos
schöpften, dann über die Person des Normannenherzogs Rollo.
Fried wagner, Ueber schwierige Fragen bei der Textgestaltung
altf*. Dichterwerke.
6. Germanistische Section. Kraus, Die Aufgaben der
Forschung auf dem Gebiete der deutschen Litteraturgeschichte
des 11. und 12. Jahrhunderts. Er. Schmidt, Zu Lessings Horoskop.
Sievcrs, Zur Rhythmik urd Melodik des nhd. Sprechverses.
Jellinek, Ueber die nothwendigen Vorarbeiten zu einer Geschichte
der mhd. Schriftdialekte. Hauffen, Das deutsche Volkslied in
Oesterreich. Szamatolski, Ueber die Jahresberichte für neuere
Litteratur. Bötticher, Ueber die mhd. Lectüre an Gymnasien.
Kelle, Ueber das Ezzolied (von Scherer und Wilmanns für ein
Meisterwerk der Composition gehalten, entpuppt sich als Compi¬
lation aus Schriften des Rhabanus Maurus). F riedländer, Ueber
einige volksthümliche Lieder des 18. Jahrhunderts.
7. Indogermanische Section. Streitberg, Die Entstehung
der Dehnstufe im Indogermanischen. Me ringer, Ueber ein let¬
tisches Vaterunser und die dialektische Bestimmung desselben.
Hirt, Der Accent der i- und u-Declination in den indogermanischen
Spiachen. Stolz, Verhältnis der Sprachwissenschalt zur clas-
sischen Philologie während der Universitätszeit. Jagic, Ueber die
Betonungs- und Quantitätsverhältnisse innerhalb der slav. Sprachen.
Wackernagel, Accentverhältnisse in der altgriech. Sprache.
8. Orientalische Section. Tauber, Darlegung geschichtlicher
Thatsachen zu Cap. 25—31 der Proverbia. Bühl er, Mittheilungen
über neue Manusripte aus Kaschgar (im Anschluss an die Publi¬
cation von Hörnle). Goldziher, Ueber des Grafen Geza Kuun
Werk (die alten Ungarn betreffende orientalische Quellen). Hom-
mel, Ueber eine historische Entdeckung Hugo Wincklers. Bickell,
Ueber die Schreibung von Niniveh im 7. Jahrhundert v. Chr.
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445
Nr. 14. — Oksterreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
446
Hommel, Ueber das Alter der minäischen Inschriften, das auf
1200—800 v. Chr. festgesetzt wurde. D. H. Müller, Palmyrüische
Inschrift mit Relief, 366 der Seleukiden-Aera datiert und Vorlage
sabäischer und äthiopischer Inschriften Bents, theils v r on sehr
großer Wichtigkeit. Buhler, Ueber das Verhältnis der budd¬
histischen Jätakas zum Pafichatantra, wonach keine Entlehnung,
sondern selbständige Entwicklung nebeneinander anzunehmen
ist. Grünert, Mittheilungen über altarabische Lexikographie.
Dedekind, Ueber eine Stelle im Decret von Canopus. Mahler,
Mittheilungen über altbabylonische Chronologie. Hechler, Wie
wir die Resultate der orientalischen Forschung für den praktischen
Untei rieht verwerthen können.
9. Historisch-geographische Sectioti. Oberhummer, Der
Stand unserer geographischen Kenntnis der antiken Welt. Lenz,
Historisches über die sogenannten Zwergvölker Afrikas. Na gl,
Die Numismatik und ihre akademische Lehre. Nücsch, Die Aus¬
grabungen am Schweizerbilde bei Schaffnausen. Oppel, Die
Geschichte der Erdkunde im Unterricht. Redlich, Die Bedeutung
der histor Hilfswissenschaften für die wissenschaftliche Forschung.
Umlauft, Ueber den bisherigen Entwicklungsgang des Karten¬
zeichnens in der Schule. Grissinger, Die Vertheilung der Be¬
völkerung Oesterreich-Ungarns nach der Höhenlage der Orte.
Peucker, Ueber die Herstellung eines Schulatlas. Penck, Ueber
den Stand des geographischen Unterrichtes an den Mittelschulen
Oesterreichs, Deutschlands und Frankreichs.
10. Mathematisch - naturwissenschaftliche Section . Reck-
nagel, Einrichtung und Methode des physikalischen Unterrichts.
Pözl, Bedeutung und Methodik des Unterrichtes in der allge¬
meinen Arithmetik und Algebra. Dechant, Ueber die Berück¬
sichtigung der Diffusion des Lichtes im physikalischen Unterrichte
an Mittelschulen (mit Experimenten). Reich 1, Ueber die Noth-
wendigkeit der Nachweisung organischer Stoffe beim chemischen
Unterrichte an Mittelschulen. Sauer, Ueber mancherlei Miss¬
brauche in der Sprache und den Begriffen beim Unterrichte in
der Elementarmathematik. Pesch ka, Werth und Bedeutung des
Unterrichtes in der darstellenden Geometrie an Mittelschulen.
Hinterwaldner, Werth einzelner Präparationsmethoden für den
naturwissenschaftlichen Unterricht.
11. Pädagogisch-didaktische Section. Kehrbach, Das päda¬
gogische iieminar Herbarts in Königsberg 1810—1833. Loos, Die
Weiterbildung des Probejahres. Stowasser (pädagogische und
philologische Section vereint). Das Lexikon als Conccntrations-
mittel für den fremdsprachigen Unterricht. Höfler, Was die gegen¬
wärtige Psychologie unserem Gymnasium sein und werden könnte.
Martin ak, Einige neuere Ansichten über Vererbung moralischer
Eigenschaften und die pädagogische Praxis. Zaunmüller, Kritik
des Herbartschen Unterrichtssystems. Renner, Werth der Münz¬
kunde für den Unterricht an unseren Mittelschulen. Kares, Ueber
eine wissenschaftliche Begründung des sprachlichen Lehrverfahrens.
Schmidkunz, Philosophische Terminologie, ein Vortrag, der in
der Forderung eines terminologischen Wörterbuchs gipfelte.
Und so wollen wir hoffen, dass die reiche Saat, die hier
ausgestreut ist, zu Nutz und Frommen von Lehrern und Schülern
segensreich aufgehe, dass die Fülle von Ehren, die über die Theil-
nehmer ausgesehüttet wurde, den Muth und die Ausdauer unserer
Lehrerschaft stähle, und dass alle die Gäste, die aus fernen
Gauen Oesterreichs und aus fremden Ländern zu diesen Pfingsten
nach Wien geeilt sind, um an gemeinsamer Arbeit theilzunehmen,
der schönen Reichshauptstadt und seinen liebenswürdigen Insassen
ein freundliches Andenken bewahren mögen.
Stimmen aus Maria Laach. XLV, 1.
Granderath, Albr. Ritschl üb. d. Gottesreich. I. — H. Pesch,
Z. Gesch. d. socialist. Bewegg. in Deutschld. III. — Kr eiten,
D. Provincialbriefe Pascals. VI. (Schl.) — Wasmann, Die Nonne.
I. — Arndt, Russld. u. Constantinopel im XV. Jhdt. I. — Recen-
sionen: Hob erg, D. Psalmen d. Vulgata (Zenner); — Gieß wein,
D. Hauptprobleme d. Sprachwissenschaft (Dahlmann); — Holder,
D. Designation d. Nachfolger durch d. Päpste (Granderath); —
v. Hertling, John Locke u. d. Schule v. Cambridge (Frick).
Historfsch-polit. Blätter f. d. kath. Deutschland. CXII, 1.
Vom Grafen Leo Thun. I. — Paulus, Kaspar Querhamer,
e. Bürgermeister aus d. Reformationszeit. — Beilesheim, Preußen
u. d. kath. Kirche 1786—1792. — Röslers Biographie üb. Card.
Dominici. — Zeitläufe: D. Ausfall d. Reichstagswahlen u. ihre
Folgen. I. — Pfeifer, Gutberlets ethische Schriften. — Justizrath
Reinhard m Ehrenbreitstein f.
Beilage zur Allg. Ztg. Beil.-Nr. 125—148. (Juni.)
(125.) Aus V. Hahn’s Reisetagebüchern (Forts, in Nr. 126,
128). — (126.) Schvvicker. D. staatsrechtl. Stellg. v. Bosnien u.
d. Herzegovina. I. (II. in Nr. 127). — (128.) Schöner, Röm.
Brief. — (128.) Dehn, Nach 500 Jahren. (129.) O. Lorenz,
Goethes polit. Lehrjahre. I. (II. in Nr. 130). — D. Ausbildg. d.
Juristen in d. vcrsch. Culturstnaten. I. (II. in Nr. 144). — (130.) Zu
Roscher’s Politik. — (131.) E. Lingg, Ueb. irisches u. böhm.
Staatsrecht. I. (II.-IV, in Nr. 132—134). — Reichl, Schiller in
Franzensbad. — (132.) Denkwdgkten aus d. Leben L. v. Gerlachs.
II. Bd. — (133.) E. neues Buch über Napoleon. — (134.) Die
polit. u. staatsrechtl. Conföderation d. Republiken Centralamerikas.
— (135.) Schipper, Ueb. Stellg. u. Aufg. d. engl. Philologie an
d. Mittelschulen Oesterreichs. — (136.) Kelle r-Jordan, Juan
Valera. — D. Vertheidigg. v. Ofen 1849. — (137.) A. Lang, D.
häusl. Leben Calvin’s I. (II.—IV. in Nr. 138, 140, 142). —
Widmann, Jenseits v. Gut u. Böse. — Denkwdgkten aus d.
Isarwinkel u. der Nachbarschaft. — (138.) Frithjof Nansens Nord¬
polexpedition — (139.) Büchner, Jac. Moleschott. I. (II. in
Nr. 140). — Z. Gesch. d. Febr.-Revolution. — Germanist. Litt.
— (141.) Marsop, Gegen Theater- u. Musikaussellgen. —
J. Moleschott in Rom. — (142.) Frohschammer (Nachruf.). —
(143.) A. v Arneths Denkwdgkten. I. (II.—IV. in Nr. 144, 146,
148). — du Prel, D. hypnot. Experimente in Wien. — (144)
Karell, Probleme d. Erdgesch. — (145.) Schwicker, Ggnwart
u. Zukunft d. Siebenbürger Sachsen. — (146.) Doctor Pascal v.
E. Zola. — (147.) Pfizer, Sociales Recht: Schuldversprechen u.
Wechselfähigkt. — Krauss, Tieck u. Mörike. — (148.) Usener,
Ueb. vergl. Sitten- u. Rechtsgesch. I. — D. Karlsruher Hoftheater
unter Ed. Devrient.
Feuilleton d. »Wiener Ztg.« Nr. 124—147 (Juni).
(124.) Guglia, Goethe u. d. Prinz v. Ligne. — (126 )
Bömches, D. Palais in Sofia. — (127, 133, 134.) G. L., Thun,
Exner, Bonitz. — (128, 129.) Landau, Christopher Marlowe. —
(130.) Bömches, D. nation. Industrie Bulgariens. — (131, 132.)
Noe, Frühsommertage am heim. Meere. — (137, 138.) Beck,
Platonstudien. — (139.) Seefeld, D. Technik d. Untersuchgs-
richtcrs. — (140.) Much, Angebl. alte Denkmale b. Gmünd. —
(141, 142.) Haberlandt, Wissenschaftliches aus Bosnien u. d.
Hercegovina. — (144.) Bacciocco, D. trockene Rhein. — (146.)
Jagiü, D. erste südslav. Typographie im 15. Jhdt. — (147.) A. S.,
Jos. Ressel. — Beil. Wiener Abend post \ (139, 146.) Ginisty,
»L’Annee Litteraire 1892.« — (140.) Ad. Pichler, Aus d. Todten-
tänzen. — (142.) Hub. Janitschekf. — (143.) Mara Öop Marlet,
Wetterprophezeiungen. — (145.) Herzog, Höritzer Passionsspiele.
Deutsch© Worte. XIII, 7.
Budzinowskij, D. Landwirtschaft in Galizien. — Braun,
Innere Wandergen in d. Schweiz. — Dargun f, Mutterrccht u.
Vaterrecht. — D. ärztl. Recht. — Litterar. Anzeigen.
Die Nation X, 40.
* * *, Polit. Wochenübersicht. — Barth, Nach d. Wahl.
— Proteus, Parlamentsbriefe. — E. Mamroth, D. Börsen-
difTerenzgeschäfte v. Standpunkt d. neuesten Rechtsprechg. —
W. Mommscn, Sociale Zustände in Australien. — Gaule, Die
Grenzen d. Anpassg. I. — F. Mauthner, Sara Kainz-Hutzler.
— Elias, Große Berliner Kunstausstcllg. II.
Notizen.
Das Vatican. Archiv hat im verg. Jahre einen umfang¬
reichen Zuwachs erfahren durch Ucberführung der Suppliken¬
register aus d. Archive der Datarie, etwa 7200—7300 Bände,
welche von Martin V. bis Gregor XVI. reichen. — Professor
A. Cauchie befürwortet in einem Rapport an das Ministerium
dringend die Gründung eines belgischen histor. Instituts
in Rom.
Der I. Allgem. Congress für christl. Archäologie
wird zu Spalato v. 4.-8. Sept. d. J. tagen. Anmeldungen werden
erbeten an den k. k. Univ.-Prof. Dr. W. A. Neumann (bis 20. Juli
Wien, IX. Garnisongasse 18, dann bis 20. Aug. in Spalato). Das
Wohnungscomite übernimmt Verpflichtungen nur gegenüber recht¬
zeitigen Anmeldungen. Gegen Einsendung von 5 fi. erfolgt Zu¬
sendung der Mitglieds- oder Theilnehmerkarte, die zur Erlangung
ermäßigter Fahrpreise auf den Dalmatien berührenden Dampfern
des öst. Lloyd, der ungar.-croat Seedampfschiffahrts-Gesellschaft
u. d. Privatunternehmungen berechtigt. Programme werden jedem
Anfragenden zugesendet
Auf der vor kurzem in der Säulenhalle der Wiener Uni¬
versität enthüllten »Ehrentafel« findet sich der Name Robert
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447
Nr. 14. — Oksterrrichischks Lutkratukblajt. — II. Jahrgang.
448
Hamei lings mit zwei m geschrieben (Hammerling); gegenüber
mehrfachen Recriminationcn erklärt nun der k. u. k. Staatsarchivar
Dr. K. Schrauf, der als Universitätsarchivar mit der Zusammen¬
stellung der 4 »Ehrentafeln« betraut war, dass er sich, »um aus
unzähligen, durch die Verschiedenheit der Namensschreibung
hervorgerufenen Schwierigkeiten einen Ausweg zu finden, principicll
an den durch die Universitätsmatrikcln gebotenen Formen fest¬
gehalten« habe. Da nun hier in zwei Inscriptioncn aus den
J. 1850/51 u. 1852 Hamerliiigs Name mit zwei m geschrieben
erscheint, sei diese Namensform gewählt worden.
Personalnachrichten.
Gestorben: Am 27. Juni in Gießen d. emerit. Prof. d.
Kirchenrechts Dr. Herrn. Wass er schieben i. A. v. 81 J. —
Am 1. Juli in Breslau d. ord. Prof. d. Homiletik u. systemat.
Theologie an d. ev.-thcol. Fac. Dr. Kd. Mcufl i. A. v. 76 J. —
Am 3. Juli in Unter-Waltersdorf d. emerit. Direetor des Salzburger
Mozarteums u. Componist Dr. A. Bach im 61. Lebensj. — Am
6. Juli in Paris der Romanschriftsteller Guy de Maupassant. —
ln London der Privatdoc. f. oriental. Spr. an d. Univ. Leipzig,
Dr. H. Wenzel i. A. v. 37 J. — In Genf d. Physiker Daniel
C o 1 la d on, 90 J. alt.
Ernannt wurden: a. o. Prof. Dr. Phil. Strauch in Tübingen
zum o. Prof. d. german. Philologie in Halle. — Prof. Fritsch
in Breslau z. o. Prof. d. Gynäkologie in Bonn. — Privatdoc. u.
Assistent an der Billroth'schen Klinik in Wien Dr. Frh. v Eiscls-
berg zum o. Prof, in Utrecht. — A. o. Prof. d. Chemie an d.
Univ. Leipzig z. Prof, an d. techn. Hochsch. Dresden. — A. o. Prof,
an d. kgl. preuß. Akad. in Münster Dr. Bernh. Schäfer zum
o. Prof. d. Bibelstudiums d. A. B. u Subrector d. feb. Clerical-
seminars in Wien Dr. Gg. Rein hold z. a. o. Prof. d. Fundamenlal-
thcol. an d. Univ. Wien. — Honorardoccnt K. May red er zum
a. o. Prof. d. Propädeutik d. Baukunst, d. architekton. Zeichnens
u d. maler. Perspective an d. techn. Hochsch. Wien. — Privatdoc.
d. Staatsrechtes Lic. theol. Dr. jur. K. Ricker z. a. o. Prof, in
Leipzig. — Privatdoc. in Gießen Dr. Adelb. Matthaei zum
a. o. Prof, an d. phil. Fac. zu Kiel. — Privatdoc. Dr. Max Sering,
etatsmäß. Prof, an d. landw. Hochsch. in Berlin z. a. o. Prof,
an d. phil. Fac. d. Univ. das. — Dr. Alb. Starzer z. Archivs-
official u. d. absolv. Hörer d. Phil. K. Giannoni z. Archivs¬
kanzlisten b. d. k. k. n. ö. Statthalterei in Wien.
Habilitiert haben sich: Dr. Friedr. Kovacs f. spec.
Pathologie u. Therapie d. inneren Krankheiten u. Dr. Adolf Heider
f. Hygiene an d. med. Fac. — Dr. W. Vondräk f. slav. Philo¬
logie m. bes. Berücks. d. Altsloven. u. Dr. Caesar Pom e ranz
f. Chemie an d. phil. Fac. d. Univ. Wien. — Dr. Stanisl. Ke-
pinski f. Mathem. an d. Univ. Krakau. — Realschulprof. in
Brünn Ant. Rzehak f. Paläontologie u. angew. Geologie an d.
techn. Hochsch. das. - Dr. Gerh. Ficker an d. (ev. ) theol.
Fac. d. Univ. Berlin.
Zum Rector d. Univ. Czernowitz pro 1893 94 wurde Reg.-
Rath Dr. Frdr. Kl ein Wächter gewählt.
Der Custosadjunct an den Kunsthistor. Sammlungen des
Ah. Kaiserhauses in Wien Dr. Theod v. Frimmel hat auf seine
Stelle resigniert.
Neuester Verlag von Ferd. Schöningh in Paderborn.
R ömische Docamente zur Geschichte der Ehe- I j
Scheidung Heinrich VIII. von England 1527 — 1534.
Mit Erläuterungen herausgegeben v. Dr. Stephan Ehses.
( Quellen u. Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte.
Herausgegeben von der Görres-Gesellschaft. II. Band.
330 S. Lex.-8°. br. M. 9.80.
H ei 1 30jahr. Krieg bis znm Tode Bagtav Adolfg
1632. Von Onno Klopp. II. Band: Vom Beginne 1621
an bis zur Übertragung des Herzogthums Mecklenburg
an Wallenstein 1628. 890 S. gr.-8°. br. M. 13.00. gebd.
in Halbfranz M. 15.60. — Früher ist erschienen: I. Bd. j
broch. M. 10.00, gcb. M. 12.40. I
In der Junfermann’schen Buchhandlung in Paderborn
ist soeben in vierter Auflage erschienen:
Jägers, Erster Beichtunterricht.
Mit kirchlicher Approbation.
8". 120 S. Geh. 60 Pfennig, gebd. 1 Mark.
„Wir stehen nicht an,” schreiben die Stimmen aus Maria-Laach,
„cs lür eine unschätzbare und eine vielleicht das ganze zukünftige
Leben entscheidend beeinflussende Wohlthat zu erklären, die dem
Kinde zulheil wird, wenn es nach dieser Anleitung den ersten Beicht¬
unterricht empfängt.”
Im Verlage von Georg Reimer in Berlin ist soeben
erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen:
Der MeximalM des Diocletian.
Herausgegeben von
Th. Mommsen.
Erläutert von H. Biümner. — Preis 14 Mark.
(Ä j)
In der Unterzeichneten sind erschienen und durch alle
w Buchhandlungen zu beziehen:
W. Richter, Gvmnasial-Obe: lehrer, Geschichte der $
I Paderbofner Jesuiten. f. r * terTe " <f 80 r 7 l6l . 8 > f
_ Mit einem Bildnis Theodors
J von Fürstenberg, einer Abbildung und einem Lageplan ß)
i\ des Paderborner Jesuitenkollegiums, Gröninger's Be-
rieht über Wichart’s Bekehrung, Briefen und Urkunden,
vt) XX u. 240 Seiten S°. Geh. Mark 2.80.
| Dr. H. J. Wurm, CARDINAL ALBORNOZ,
$) der zweite Begründer des Kirchenstaates.
(D Ein Lebensbild. Mit dem Bildnis des Kardinals. XVI
und 280 Seiten 8°, Geh. Mark 2.80.
Paderborn.
Jnnfermann’sclie Bnclilianilliiiig.
Yerlag von Fel. Rauch in Innsbruck.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.
Soeben erschienen:
Leben der sei. Margaretha Maria Alacoque. Von ihr
selbst im Aufträge der Obern niedergeschrieben. Aus dem
neuesten franz. Original übersetzt, nebst Bildnis und
Übersicht des Lebens der Seligen. Von einem Mitglied«
der Gesellschaft Jesu. fi. —.40 = M. —.80.
Limbourg Max, S. J , Begriff und Elnthelfung der
Philosophie. Hist.-krit. Untersuchung. 2. A.
fi. —.30 =■ M. —.60.
— — Quaestionum Methaphyslcarum libri quinque
auditorum facultatis Theologicae Oenipontanac.
fi. 1.50 = M. 3.—.
MUllendorff Jul., S. J, Pfingsten. Entwürfe zu Be¬
trachtungen. fi. —.90 = M. 1.80.
Nilles Nicolao, S. J., „Tolerari potest** de juridico
valore decreti Tolerantiae fl. —.40 = M. — .80.
Ursprung, Zweck, Vortheile und Verbreitungsweise
des Marienmonates. fl. —.12 = M. —.24.
ln Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgttsse 8.
Digitized by v^oosie
Nr. 15.
Wien, 1. August 1S93.
II. Jahrgang,
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO - GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exemplare werden erbeten rediqifht von sind zu r * chten an die Administration
an die Adresse: D r. F ran z S ch nll rer, ' des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am l. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den geeammten Buchhandel: „St. Norbertue"-Verlagehandlung in Wien III, Seldlgaeee 8, wohin auch alle Ineeraten-Auftrige zu richten eind.
Preise der Inserate: */» S. fl. 20.— = Mk. 36.-, >/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.-, «.-» S. fl. 7.-= Mk. 12.00, S. fl. 4.- = Mk. 7.20, */** S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Berthier P. J. J., Tabulae systematicae et 1
synopticae totius Summae theologicae S. Tho¬
mae Anquinatis juxta ipsammet Doctoris
angel. methodum strictius et clarius exactae.
(Prof. Dr. Fr. Schmid.)
— L’Etude de la Somme theologique de St. Tho¬
mas d'Aquin. (Prof. Dr. Fr. Schmid.)
Schmid Joh., Petrus in Rom oder Novae Vin-
dicae Petrinae (Gustav Müller.)
I. Weiß Hugo, Die Bergpredigt.
II. My sz k o w s k i, Dr. Titus, Chronologico histo-
rica introductio in novuin testamentum. (Prof.
Dr. Jos. Schindler.)
Hansjakob Heinr., Die Wunden unserer Zeit
und ihre Heilung. (R.)
I. Gutberiet, Dr. Const., Ethik und Religion.
II. Paulinus, Dr. phil. M., Die Sittenlehre
Geulincx’.
III. Graue, Dr. Theol. G. H., Die selbständige
Stellung der Sittlichkeit zur Religion. (Franz
v. D ah lau.)
Abegg, Dr. Herrn., Was schulden wir unseren
Kindern? (—r.)
Schulz Karl Theod., Woher kommen d. kleinen
Kinder? (r)
Kain dl, Dr. R. F., Beiträge zur älteren ungar.
Geschichte. (Dr. J. Lampel.)
Annegarn’s Weltgeschichte. (K. Hildebr.)
I. Lindemann Wilh., Geschichte der deutschen
Litteratur.
II. Brugler G., Geschichte der deutschen
National-Litteratur.
III. Haehnel K., Übersicht der deutschen Lit¬
teratur-Geschichte.
IV. Gottschall, Rud v., Die deutsche National-
Litteratur des XIX. Jahrhunderts.
V. Brandes G., Die Hauptströmungen der Lit¬
teratur des XIX. Jahrhunderts. (Schnürer.)
Duden Konr,, Vollständiges orthographisches
Wörterbuch der deutschen Sprache mit ety¬
mologischen Angaben, kurzen Sacherklärgen.
und Verdeutschungen der Fremdwörter. (R.)
Klein, Abbe Felix, Nouvelles tendances en
religion et en litterature. (C. Scefeld.1
Oi dt mann, Dr. H., Die Glasmalerei. (—w.)
Wimmer. P. FL, Anleitung zur Erforschung u.
Beschreibung der kirchl. Kunstdenkmäler.
(M-r.)
Novibazar und Kossovo. (Dr. Guido Alexis.)
Reuter M., Die Parsen und ihre Schriften. (Or.
A. Fischer-Colbrie.)
Kolb, VictorS J., Conferenzen über die sociale
Frage. (Frh. v. Weichs.)
Schaumburg Alex., Das Paradies der Frauen.
(Aug. Rösler, C. SS. R.)
Strouhal, Prof. Dr. V. und Dr. C. Barus, Ocel
a jeji vlastnosti galvanicke i magneticke.
(Doc. Dr. V. Läska.)
Alt, Dr. Conr. u. Dr. C. E. F. Schmidt, Taschen¬
buch der Elektrodiagnostik und Elektro¬
therapie. (Dr. Bogdan.)
Canter O., Der technische Telegraphendienst.
(Jüllig.)
Heyl J. A. f Heimatglocken. (Dg.)
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Berthier P. J. J.: Tabulae systematicae et synoptlcae
totius Summae theologicae S. Thomae Aquinatis juxta
ipsammct Doctoris angel. methodum strictius et clarius exactae.
Freiburg in der Schweiz, Veith. 1893. 4°. (29 Taf.) 2 fr. 50 c.
— L'£tude de la Somme thöologique de Saint Thomas
d'Aquin. Ebd. 1893. 4°. (XXIII u. 333 S.)
Die zwei vorl. Werke gehören zusammen. Das erste*)
besteht aus 29 Tabellen, die in recht übersichtlicher
Weise die wunderbare Gliederung der theologischen Summa
des großen Aquinaten darlegen.
Über das Entstehen des zweiten berichtet der Verf.
wie folgt: »Diese Erwägungen wurden vor einigen Jahren
in mehreren Conferenzen einem Auditorium von Priestern
vorgetragen. Wie wir glauben, dürften dieselben auch
anderen nützlich sein; daher übergeben wir sie in einer
angemessenen Umarbeitung dem Drucke.« — Die zwei
ersten von den eilf Capiteln des ganzen Buches behandeln
die Doppelfrage: 1. Was soll uns zum Studium des
hl. Thomas antreiben? 2. Warum hat sich unser Studium
vorherrschend mit der theologischen Summa des englischen
Lehrers zu befassen? Die von edler Begeisterung getragene
Beantwortung dieser Doppelfrage lehnt sich Schritt für
Schritt an die einschlägigen Empfehlungen der Päpste
und namentlich Leo’s XIII. an. Die folgenden neun Capitel
geben eine gedrängte Uebersicht über den so reichen
Lehrinhalt und die herrliche Gliederung der Summa.
Dabei werden nebst vielen wertvollen Fingerzeigen ver¬
schiedener Art einige größere Excurse über specifisch
thomistische Lehrpunkte, wie über die Prädestination,
über die praemotio physica , über die causalitas physica
*) Die Tabulae sind inzwischen schon in 2. Auflage (6 S.
mit 28 Tab., tl. 1.20) erschienen.
Sacramentorum eingeschaltet, die aber im Zusammen¬
halte mit anderen diesbezüglichen Leistungen nichts neues
bieten. Am Schlüsse begegnet uns ein dreifacher Anhang
mit folgenden Ueberschriften: I. »Ein Wort über die
Politik des hl. Thomas und Leo’s XIII.« (mit Rücksicht
auf die neuesten Erlässe für Frankreich); II. »Die Ansicht
des hl. Thomas über die Unbefleckte Empfängnis«;
III. »Spiritismus und Hypnotismus nach dem hl. Thomas.«
Der selbständige Wert des ganzen Buches ist unseres
Erachtens in diesem dreifachen Anhänge, näherhin in
den zwei letzten Stücken und namentlich im mittleren zu
suchen. In demselben bestimmt B. die Stellung des
hl. Thomas zum nunmehrigen Dogma von der Unbefleckten
Empfängnis also: 1. Die eigentliche Frage, die von
Pius IX. endgiltig entschieden und zum Dogma erhoben
wurde, hat der englische Lehrer formell nicht besprochen;
2. er ist aber der nunmehr zum Dogma erhobenen Lehre
auch nirgends formell entgegen; 3. ja er ist derselben
vielmehr, zwar nicht explicite wohl aber implicite, sehr
günstig (S. 228, 283 ff.). Wie man sofort erkennt, ist
die hier gebotene Auslegung weit behutsamer als die
anderer Thomisten unserer Tage. Um die Stellen des
hl. Thomas, die dem Dogma anscheinend widersprechen,
milder zu deuten, wird behauptet, Thomas habe die
Unterscheidung zwischen peccatum originale formale
und debitum peccati , sowie die Unterscheidung zwischen
posterioritas temporis und posterioritas naturae tantum
zwar gekannt, aber wo er von der Empfängnis der
Gottesmutter redet, habe er es immer unentschieden ge¬
lassen, ob er vom pecc . orig. form, oder vom deb.
peccati , von einer post . temp. et nat. oder von einer
post . nat. tantum sprechen wolle. Dabei wird rühmend
hervorgehoben, dass diese Mäßigung des Aquinaten dem
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452
Nr. 15. — Oesterrkichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Stande der Frage zu jener Zeit ganz und gar entsprach
(S. 284). — Hier ist nicht Raum, um die Bedenken
vorzubringen, die sich den Ausführungen des Verf. im
ganzen wie im einzelnen entgegenstellen ließen. Wir
begnügen uns mit der Bemerkung, dass die kluge Mäßi¬
gung, wovon B. nach dem Vorgänge anderer Thomisten
so lobend Erwähnung thut, jedenfalls nicht überschätzt
werden darf. Wie hätte der Glaube an die Unbefleckte
Empfängnis der Gottesmutter zum Durchbruch kommen
können, wenn sich alle Gottesgelehrten fortwährend eine
ähnliche Mäßigung auferlegt haben würden?
Brixen. Professor Dr. Franz Schmid.
Schmid Joh., Prof. Theol. in Luzern: Petrus In Rom oder
Novae Vindiciae Petrinae. Neue litterar. histor. Untersuchung
dieser »Frage« nicht »Sage«. Luzern, Gebrüder Räber, 1892,
8°. (XLLX u. 230 S.) 11. 2.40.
Vorl. Schrift stellt sich als ein Versuch dar,
»den vielen Geistlichen und Laien, die sich wohl für
wissenschaftliche Fragen interessieren, aber wegen ihrer
übrigen Berufsgeschäfte dieselben nicht speciellen Studien
unterwerfen können und denen auch häutig hiefür die
litterarischen Hilfsmittel abgehen, Gelegenheit zu bieten,
in einer wissenschaftlich wie praktisch hochwichtigen
Frage sich genauer über den Stand derselben zu
orientieren«. Die Einleitung bietet eine concise Darstellung
des Primats Petri nach den Zeugnissen des Neuen Testa¬
mentes. Im Folgenden stellt sich der Verf. die vierfache
Aufgabe: 1. gegenüber den Hypothesen, welche die ge¬
schichtliche Tradition über Petri Aufenthalt in Rom und
die Zeugnisse der alten Kirche, auf welchen diese Tradition
beruht, zu verflüchtigen bestrebt sind, diese Tradition
auf ihre historische Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und
Beweiskraft zu prüfen; 2. zu zeigen, dass der aus ihnen
für »Petrus in Rom« resultierende Gesammtbeweis durch
die aus der Simonssage geschöpften Hypothesen eines
Baur, Lipsius u. a. nicht entkräftet wird; 3. zu unter¬
suchen, wann Petrus nach Rom gekommen sei, respec-
tive gekommen sein könne und endlich 4. zu erörtern,
in welcher Eigenschaft Petrus nach Rom gekommen und
in welches Verhältnis er sich zur römischen Gemeinde
gestellt habe.
Das Sch.’sche Buch bekundet ein gründliches Be¬
handeln des vorwürfigen Problems und gediegene Kennt¬
nis der einschlägigen Litteratur. In der gut orientierenden
Uebersicht über die Geschichte des wissenschaftlichen
Kampfes vermissen wir die Nennung des bedeutenden
Buches von Pawlicki »Der Ursprung des Christenthums«,
der in dem instructiven Capitel »Paulinismus und Petri¬
nismus« sehr Beachtenswertes über die Petrusfrage bietet.
Die Darlegung des gegenwärtigen Standes der archäo¬
logischen Forschung über »Petrus in Rom« gehört wohl
zu den besten Partien des empfehlenswerten Buches.
Wien. Gustav Müller.
I. Welss Hugo, Doctor und Professor der Theologie am königl.
Lyceum Hosianum zu Braunsberg: Die Bergpredigt in ihrem
organischen Zusammenhänge erklärt. Freiburg im Breisgau,
Herder’sche Verlagshandlung. 1892. 8° (III u. 111 S.) fl. 1.08.
II. Myszkowski Dr. Titus: Chronoiogico-historica intro-
ductio in novum testamentum. Leopoli, typis instituti
Stauropegiani. 1892. 8°. (VII et 177 p).
(I). Der Braunsberger Exeget H. Weiß bietet uns hier
einen neuen Commentar. In kurzen einleitenden Be¬
merkungen betont W. zunächst die Kinheitlichkeit der
Bergrede nach dem Berichte des Evangelisten Matthäus,
die Identität der letzteren mit dem Evangelisten Lucas
6, 17—49 gebotenen Rede Jesu, bezeichnet Ort und Zeit
der Rede und legt den Inhalt sowie die Gliederung des¬
selben nach Matthäus, der den genaueren Bericht ent¬
halte, dar. Darnach wäre im allgemeinen die Charak¬
terisierung des messianischen Reiches und der messia-
| nischen Reichsbürgerpflichten unter Berücksichtigung der
jüdischen und heidnischen Weltanschauung, Lehre und
Praxis der Inhalt der Bergpredigt. W. theilt dann
dieselbe in drei Theile. Der I. handelt ihm nach einem
weisen Plane von der Erwerbung des Bürgerrechtes im
messianischen Reiche und zwar von den allgemeinen
Anforderungen in den 8 Seligkeiten: Matth. 5, 3—10, an
welche Vorschriften für die Vorsteher sich anschließen,
Matth. 5, 11 — 16. Der II. Theil stellt das messianische
Reich in seinem Verhältnisse zum alttestamentlichen Ge¬
setze und zur jüdischen Gesetzesinterpretation dar: 5,
17 — 44. Der III. Theil betont die rechte Erfüllung der
Pflichten im messianischen Reiche, resp. die richtige In¬
tention in Vollbringung der Pflichten: 6, 1 — 7, 1 — 5,
12, 6. Von 7, 7 — 29 folgt der Epilog. — Die eigent¬
liche Arbeit bringt dann im Anschluss an den Matthäischen
Text, der übersetzt wird, eine gedrängte Erklärung der
Bergpredigt, durchweiche zugleich die gegebene Gliederung
gerechtfertigt wird.
Nach dem Dafürhalten des Ref. hat der Verf. in aner¬
kennenswerter Weise das gesteckte Ziel erreicht »für die
Erklärung eine goldene Mittelstraße zu suchen, welche
einerseits einen genügenden Einblick in die hauptsäch¬
lichsten hier einschlägigen exegetischen Forschungen ge¬
währt, aber auch anderseits die erhabenen Gedanken
der Predigt mit warmem Accent zur Darstellung bringt,
um so Lectüre und Studium derselben nicht weniger an¬
regend als belehrend zu gestalten«. W. zeigt sich durch¬
wegs als gewandten Exegeten und tüchtigen Kenner der
Litteratur. Bezüglich einzelner Punkte, z. B. Bedeutung
des ersten Makarismus, Stellung des Gebetes des Herrn
bei Matthäus zu dem Formular bei Lukas, möchte sich
dem Verf. widersprechen lassen. Die Bergrede nach
Lukas durfte mehr berücksichtiget werden.
(II.) Myszkowski’s Schrift behandelt die im neuen Testa-
mente berührten Personen, Dinge und Ereignisse aus dem
Gebiete der Profangeschichte, sodann das Leben Jesu (in
chronologischer Aneinanderreihung fast lediglich trockener
Thatsachen) mit ausführlicher Untersuchung über das
Geburts- und Sterbedatum, endlich die Geschicke der
jungen Kirche bis zum Tode des Apostels Johannes. —
Nach Durchsicht des Werkchens konnte Ref. das Bedenken
nicht unterdrücken, es möchte sein Titel »Chronologisch-
historische Einleitung in das N. T.« doch nicht so ganz
gerechtfertigt sein. Vermisst man ja u. a. darin die all¬
gemeinen Grundsätze über die Chronologie der neutesta-
mentlichen Schriften, auch fast durchwegs die genauere
Begründung der zeitlichen Abfolge des Lebensganges
Christi. Dem Verf. scheinen bei Auswahl und Darstellung
seines Stoffes die Verhältnisse einer bestimmten Studien¬
anstalt als Richtschnur vorgeschwebt zu haben In den
thatsächlich Gebotenen bekundet M. Erudition, Fleiß und
Geschick. Das Latein ist ab und zu etwas schwierig.
Einzelne Aufstellungen möchte Ref. nicht theilen, z. B.
wenn quasi triginta annorum Luc. 3, 23 als runde Zahl
für 32 — 33 Jahre und das Lebensalter Christi mit etwa
36 Jahren angesetzt wird. M’s. Arbeit ist besonders
Theologiestudierenden zu empfehlen. Vielleicht wäre es
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453
Nr. 15. — Oksthrreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
dem Verf. möglich, seine chron.-hist. Einleitung zu einer
neutestamentlichen Zeitgeschichte umzuarbeiten, womit
einem wichtigen Bedürfnisse der kathol. Bibelliteratur be¬
gegnet würde.
Leitmeritz. Prof. Dr. Jos. Schindler.
Hansjakob Heinrich, Pfarrer: Die Wunden unserer Zeit
und ihre Heilung. Sechs Vorträge, gehalten in der Fasten¬
zeit 1892 in der Kirche St. Martin zu Freiburg. Freiburg i. Br.,
Herder’sche Verlagshandlung, 1892. gr. 8°. (IV u. 116 S.) fl. 1.08.
Anknüpfend an die Stelle 1. Joh. 2, 16 handelt der Verf.
von der Begierlichkeit des Fleisches, der Begierlichkeit der Augen
und der Hoffart des Lebens als den gefährlichsten Wunden, an
denen die Menschheit krankt. Die erste äussert sich in den unsitt¬
lichen Ideen unserer Zeit in Philosophie und Litteratur und der
herrschenden Losung; schrankenloser Lebensgenuss; die Begier¬
lichkeit der Augen führt zum Dienst des Mammons und Ueber-
handnehmen des Luxus, die Hoffart aber, auf dem Umwege über
den Humanismus, zum Abfall von Gott. Nur das Christenthum
ist im Stande, Heilmittel für diese Schäden zu bieten und die
Menschheit zu reformieren; es greift die Sinnlichkeit an durch
Abtödtung, die Habgier durch Armuth, den Stolz durch Demuth.
— Dies der Gedankengang des prächtigen Buches, das hiermit
bestens empfohlen sei. R.
Katholica.
Der Katholik. LXXIIL II. (N. F. VIII.) 1893, Juli.
Gutberiet, Thomas v. Aquin u. Imman. Kant. — Eubel,
Math. Döring, e. deutscher Minorit d. 15. Jhdts. — Paulus,
Joh. Mensing, e. Dominikaner d. 16. Jhdts. — Bcllesheim, Z.
Gesch. d. Oxford-Bewegg. — Stück 1, D. moderne Liberalismus
u. dessen atheistischer Charakter. — Gruber, D. Comte’sche
Menschheitsreligion. — Litteratur, darunter: Felten, D. Apostel-
gesch. (Schäfer); — Nel Giubileo Episcopale di Leone XIII. Omaggio
della Biblioteca Vaticana (P. M. Baumgarten); — Jordan, Morgen¬
glühen (Muth).
Kölner Pastoralblatt. XXVII, 6.
Decrete u. Entscheidungen. — D. Pflicht d. Seelsorger f. d.
anvertraute Heerde d. heil. Messopfer darzubringen. (Schl.) —
Deharbes üb. d. Dreitheilg. d. Katechismus. — Restitutionscasus.
— D. 8 Seligkeiten d. Ablässe.
Correspondenzbiatt f. d. kath.Clerus Österreichs. XII, 12,13.
(12.) Scheicher, D. Sünden d. Gesellschaft. — Relig. Übgen.
d. Schulkinder. (Schl, in Nr. 13.) — (13.) D. österr. Priester in
Protestant. Beleuchtg. — Souveränctät, Kirche und Liberalismus.
(Forts.) — Beil. Hirtentasche, XV, 7 : Echte und verkehrte
Frömmigkeit. (Schl.) — Mittheilungen.
Akatholica.
Theoiog. Studien u. Kritiken 1893, 4.
Riggenbach, D. Starken und Schwachen in d. rüm. Ge¬
meinde. — Wandel, Zur Auslegg. d. Stelle Jak. 3, 1—8. —
Görres, Kirche und Staat im Westgotenreich von Eurich bis auf
Leovigild (466—567/69). — Koppel, D. evangel. Kirche, ihre
Bekenntnisverpflichtg. u. ihre Lehrfreiheit. — Ley, Zu Sacharia
Cap. 6, v. 9—15. —Düsterdieck, Üb. d. Evangelium Johannes.
— Pulver mache r f 3 Briefe Seb. Münsters. — Rec. Achelis-
Krauß, Prakt. Theologie (Hering).
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Baier J., D. heil. Bruno, Bischof v. Würzburg, als Katechet.
Würzb., Göbel, (168 S.) II. 1.20.
Hammerstein L. v., D. Christenthum. Trier, Paulinus-Druckerei,
(VIII, 371 S.) 11. 1 80.
Studien, Straßburger theologische. Hrsg. v. A. Ehrhard u.
E. Müller. 1. Bd. 3. Hft. Der Augustiner Bartholomäus Arnoldi
v. Usingen, Luthers Lehrer und Gegner. Von N. Paulus. Freib.
i. B., Herder (XVI, 136 S.) fl. 1.08.
Renninger J. B v., Pastoraltheologie. Hrsg, von F. A. Güpfert.
Ebd. (XII, 567 S.) fl. 4.20.
Jeiler J., D. selige Mutter Francisca Schcrvier, Stifterin d. Gc-
nossensch. d. Armenschwestern v. hl. Franciscus, dargestellt
in ihrem Leben und Wirken. Ebd. (XXIII, 580 S.) fl. 2 40.
Mayer J., Gesch. d. Benedictinerabtei St. Peter auf dem Schwarz¬
wald. Ebd. (XI, 266 S.) fl. 1.80.
Boissieu, P. Ant., S. J., Betrachtgen f. alle Tage d. Kirchen¬
jahres üb. d. hl. Evangelium Jesu Christi. Neu hrsg. von Franz
Zorell S. J. 4 Bände. Regcnsbg., Fr. Pustet 1893, 8°. (VI u.
456, 508, 440, 489 S. m. d. Portr. Boissieu’s) in Hfz. geb.
fl. 4.80.
Preces ante et post Missam pro opportunitate Sacerdotis dicendae.
Acccdunt Hymni, Litaniae aliaeque Preces in frequentioribus
publicis supplicationibus usitatae. Ed. sexta. Ebd. 8°. (96 S.)
in Ldr. geb. fl. 1.08.
Missae pro Delunctis ad commodiorem ecclesiarum usum ex
Missali Romano desumptac. Accedit ritus absolutionis pro De-
functis ex Rituali et Pontificali Romano. Ed. secunda p. T. Ebd.
Fol. (II, 53 S.) in Ldr. geb. fl. 1.32.
Akatholica.
Nippold F., D. thcolog. Einzelschule im Verhältnis z. evangel.
Kirche. Ausschnitte aus d. Gesch. d. neuesten Theologie. Mit
besond. Rücksicht auf die jungritschl’sche Schule u. die Streitig¬
keiten üb. das liturg. Bekenntnis. 1. u. 2. Abth. Braunschvv.,
C. A. Schwetschke u. Sohn, (XVI, 267 S.) fl. 2.10.
Berger S., Histoire de la Vulgate pendant les premiers siccles
du moyen-äge. Paris, Hachette et Co., 10 fr.
Liliencron R. Frhr. v., Liturg.-musikal. Gesch. d. evang. Gottes¬
dienste v. 1523 —1700. Schleswig, Bergas, (171 S.) fl. 1.80.
Philosophie. Pädagogik.
Neueres zur MoralpMlosophie.
I. Gutberiet, Dr. Constanlin : Ethik und Religion. Grund¬
legung der religiösen und Kritik der unabhängigen Sittlichkeit.
Münster, Aschendorff. 1892. 8°. (VIII u. 376 S.).
II. Paulinus, Dr. ph. Martin: Die Sittenlehre Geulincx',
dargestellt in ihrem Zusammenhänge mit der Metaphysik und
beurtheilt in ihrem Verhältnisse zu der Sittenlehre Spinozas.
Leipzig, Fock. 1892. 8°. (113 S.) fl. —.90.
III. Graue, Dr. theol. G. H.: Die selbständige Stellung der
Sittlichkeit zur Religion. Braunschweig, Schwetschke u. Sohn.
1892. 8°. (VI u. 219 S.)
(I.) Die fortschreitende Säcularisierung alles Lebens
in der modernen Welt drängt zu immer neuen Versuchen,
ihr eine wissenschaftliche Rechtfertigung angedeihen zu
lassen. Daraus erklärt sich die große Zahl neuerer moral-
philosophischer Schriften, die es sich zum Ziele setzen,
die Sittenlehre mit Ausschließung Gottes und der Religion
wissenschaftlich darzustellen; die unabhängige Moral,
eine der »unveräußerlichen Errungenschaften der weltlichen
Bildung« unserer Zeit, soll gegenüber der religiösen
Moral als die wissenschaftlich allein berechtigte und einzig
menschenwürdige dargethan werden. Dementgegen kommt
der christlichen Philosophie heutzutage kaum eine wichtigere
Aufgabe zu als die, dem Gottesglauben und der Religion
den ihnen gebürenden Platz in der Lehre vom sittlichen
Handeln des Menschen zu sichern.
Diesen Zweck verfolgt G. in der vorliegenden Schrift,
deren hauptsächlichen Gedankengang ihr Untertitel anzeigt:
Grundlegung der religiösen und Kritik der unabhängigen
Sittlichkeit. Im (1.) thetischen Theile untersucht G. die
Grundelemente alles sittlichen Handelns und weist deren
unlösbaren Zusammenhang mit dem Glauben an einen
Gott als das letzte Ziel alles menschlichen Thuns nach.
Im (2. u. 3.) polemisch-kritischen Theile würdigt er
sämmtliche neueren Vertreter der unabhängigen Moral,
soweit sie irgend eine besondere Modalität der religions¬
losen Ethik darstellen oder durch ihre wissenschaftliche
Bedeutung vor anderen hervorragen, und vertheidigt
(gegen Paulsen, Jodl und Ed. v. Hartmann) einzelne
Hauptmomente der christlichen Sittenlehre. Die Schrift
ist des Namens ihres Verf. vollkommen würdig. In der
Analysierung der Begriffe und in der positiven Beweis¬
führung zeigt sie den Denker, dem es eine Leichtigkeit,
in den untersten Tiefen der Ideen zu lesen; ihre kraft -
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Nr. 15. — Ohstrrrrichischrs Littkraturblatt. — II. Jahrcjanu.
456
und maßvolle Polemik ist imponierend und scheut vor
keiner Schwierigkeit zurück; die Darstellung ist eine wohl
abgerundete und schreitet in vollendeter Consequenz voran
vom Anfang bis zum Ende. Sie kann allen aufs beste
empfohlen werden, die eine wissenschaftliche Belehrung
über die Frage von dem Werte der unabhängigen Moral
suchen.
(II.) Der 1669 in Leyden verstorbene Philosoph
Geulincx war der erste Cartesianer, der sich eingehend
mit der philosophischen Darstellung der Sittenlehre be¬
schäftigte. In seinen metaphysischen Speculationen zum
Pantheismus neigend blieb er in seiner moralphilosophischen
Doctrin doch streng theistisch; seine ernst auf religiöser
Grundlage aufgebaute Sittenlehre erscheint nicht bloß
von der ethischen Grundanschauung des Christenthums
bewegt, sondern stimmt auch in ihren Hauptsätzen mit
der christlichen Ethik überein. Dieselbe wird in der vor¬
liegenden Schrift nach einer kurzen Einleitung über Leben
und Werke Geulincx’s sehr klar dargelegt und ihr wesent¬
licher Unterschied von der Ethik Spinozas überzeugend
nachgewiesen.
(III.) Mit dem Verf. über Religion und Sittlichkeit
zu disputieren ist nicht ganz leicht. Ihm ist der Träger
des Sittengesetzesund der sittlichen Freiheit, derMenschen-
geist, das Wesen der Freiheit selbst, wie auch das Sitten¬
gesetz etwas so Geheimnisvolles, dass es ihm unmöglich
erscheint, sie wissenschaftlich zu definieren, und kaum
ergeht es ihm besser mit der von ihm unsicher genug
bestimmten Religion. Wenn er sich trotzdem den Erweis
zur Aufgabe setzt, es sei »für die wissenschaftliche Be¬
gründung der Sittlichkeit nicht nothwendig, zu religiösen
Gründen als unentbehrlichen Hilfsmitteln seine Zuflucht
zu nehmen*, so kann eine überzeugende Beweisführung
wohl kaum erwartet werden. In der geschichtlichen Ent¬
wicklung des sittlichen Bewusstseins findet G. bei den
Griechen, Juden, im Urchristenthum die selbständige
Stellung der Moral verwirklicht; die rückläufige Be¬
wegung, eigentlich schon in der Apostelzeit begonnen
und in der römischen Kirche zum äußersten gediehen,
sei seit der Reformationszeit gestaut worden und habe
endlich in der neueren Zeit der Emancipation der Moral
von der Religion wieder Platz gemacht. Uebrigens glaubt
der Verf., die volle Erkenntnis des Sittengesetzes sei
(betrübend genug für die früheren Generationen) erst als
das Endergebnis der geschichtlichen Entwicklung der
Menschheit von einer fernen Zukunft zu erwarten. Dem
katholischen Begriffe von Sittlichkeit bringt G. ein sehr
geringes Verständnis entgegen; solche Zerrbilder, wie G.
sie malt, kennt die wirklich katholische Lehre nicht.
Franz von Dahlau.
Abegg Dr. Herrn.: Was schulden wir unseren Kindern?
Allgemeines deutsches Erziehungs-Lexikon für das Haus. Stutt¬
gart, Schwabachcr’sche Verlagsbuchhandlung, 1893. 8°. (Vll
u. 588 S.) fl. 3.60.
Ein vortreffliches Buch, das aufs wärmste empfohlen werden
kann. In alphabetischer Reihenfolge bedeutsamer Schlagworte
gibt es einen Schatz praktischer Rathschläge, darunter auch
manch theoretisches Goldkörnlein zur eigenen weiteren Erwägung.
Man wird nicht leicht in irgend einer Frage, die sich bei der
Rinderzucht ergibt, vergeblich an das kleine Lexikon herantreten.
Von welchem Geiste das Buch getragen ist, das zeigen am besten
Artikel wie »Religiosität« (S. 435 »Ziel und Grundlage aller
menschlichen Bildung ist die Religion und in ihrer subjectiven
Erscheinung die Religiosität oder Frömmigkeit«.) u. a. Der Veit,
ist Protestant und hat bei der Abfassung des Werkes in erster
Linie an seine Glaubensgenossen gedacht, doch macht sich sein
Standpunkt nirgends in einer den Katholicismus ablehnenden Form
geltend; er ist zum höchsten aus dem Vorhandensein von Ar¬
tikeln wie »Confirmation« oder der Fassung von »Kirchenbesuch«
(aus welchen wieder recht deutlich zu ersehen ist, wie unendlich
wertvoller auch in pädagogischer Hinsicht die katholische Messe
ist gegenüber dem protestantischen Predigtgottesdienst) zu er¬
schließen. Dass daneben auch Rathschläge, die sich auf das leib¬
liche Wohlbefinden der Kinder und auf Erkrankungen derselben
beziehen, nicht fehlen, dass der Verf. die Frage des formellen
Verkehrs, des guten Tons u. s. w. ebenso kurz als meist treffend
behandelt, sei noch kurz hervorgehoben. Das Buch bietet in dieser
Hinsicht mehr, als sein Titel verspricht. —r.
Schulz, Karl Theod. (Dresden): Woher kommen die
kleinen Kinder? Eine Ireimüthige Schrift. Berlin, Moderner Verlag.
1892, 8° (11 u. 51 S.) fl. —.48. Unter diesem abgeschmackten
Titel plaidiert die kleine Schrift dafür, den Kindern frühzeitig die
Geheimnisse, womit eine weise Vorsehung die im Titel angedeuteten
physiologischen Vorgänge bedeckt hat, zu enthüllen. Cum gram»
salis hat der Verf. theilweise Recht und er schränkt selbst seine
Rathschläge durch Cautelen so weit ein, dass sie nicht leicht be¬
stritten werden können. U. E. bleibt die letzte Entscheidung in
diesen Fragen immer dem Takt und richtigen Gefühle der Eltern
und Erzieher überlassen: dieses Taktgefühl auszubilden, heißt
solche Fragen a radice lösen. r.
Philosophische Studien. IX. 1.
Bruns, Üb. d. Ausgleich Statist. Zählgen in d. Psychophysik.
— Merkel, D. Methode d. mittl. Fehler. — Lehmann, Üb. d.
Beziehg. zw. Athmg. und Aufmerksamkt. — Lightner Witmer,
Z. experiment. Ästhetik cinf. räuml. Formverh. I. — Kämpfe,
T
Tafel d. Integrals * / \ 2 C _t 9
W “ yn Je dt.
Blätter f. d. (bayer.) Gymnaslal-Schulwesen. XXIX, 7.
Pohlig, D. künstler. Erziehg. d. deutschen Jugend. — Schön¬
tag, M. Greifs »Heinrich d. Löwe« in d. Schule — Recensionen,
darunter: Hillebrand, D. neuen Theorien d. kategor. Schlüsse
(VVirth) ; — Faulmann, Etymolog. Wtb. der deutschen Spr.
(Wohlfahrt); — Kviüala, Neue krit. u. erklärende Beiträge zu
Vergils Aeneis (Deucrling); — Deecke, Latein Schulgramm, u.
Erläutergen dazu (Gebhard); — Platons Apologie u. Kriton, ed.
Göbel (Nusser); — List, Deutsch-mytholog. Landschaftsbilder
(Knoll); —Busolt, D. griech. Staats- u. Rechtsalterthümer(Melber);
— Ihne, Z. Ehrenrettg. d. Ks. Tiberius (Rottmanner).
Jahrbuch f. Philosophie u. spekulative Theologie. VIII, 1.
Glossner, D. Lehre d. Aristoteles üb. d. Verhältnis Gottes
z. Welt. — C. M. Schneider, D. Grundprincipien d. heil. Thomas
u. d. moderne Socialismus. — Glossner, D. Philosophie d. heil.
Thomas v. Aquin. Gegen Frohschammer. (Forts.) — Litterar.
Besprechgen.: Rösler, Card.Joh.Dominici (Lämmer); — Kranich
Üb. d. Empfänglichkt. d. menschl. Natur f. d. Güter d. übcrnatürl,
Ordnung (Fcldner); — Kaufmann, D. teleolog. Naturphil. d.
Aristoteles (Dörholt.) — v. Tessen-W^sierski, »Ordo Veritatis«.
österr. Mittelschule. VI, 3.
Schatzmann, D. Aussprache d. engl. Selbstlaute auf vergl.
Grundlage. — D u pky, Vorschläge z. Durchführg. d Jugendspiele.
— Maiss, Üb. d. pädag. Vorbildg. d. Mittelschullehrer. —
Seeger, Üb. d. geeignete Zeit z. Abhaltg. d. Mittelschultage.
Zeitschrift f. exacte Philosophie. XX, l.
Resl, Z. Psychologie d. subjectiven Überzeugg. — Flügel,
Z. Psychologie u. Entwicklgsgesch. d. Ameisen.
Lehrproben und Lehrgänge e. d. Praxis d. Gymnasien u.
Reals:hulen. 35. (Mai 1893).
Fries, Bemerkgn. z. d. neuen preuss. Lehrpläne f. d. lat.
Unterr. — Hüter, Altphilol. didakl. Übgn als Teil d. pädag. Sem.
f.d. höh. Lehramt. — Sparig, Vorschi. z. e. Auswahl ausCurtius. —
Richter, E. Schema z. Artikulation d. Unterr. bei d. Schriftsteller-
behdlg. — Müllensiefen, Jeder ist s. Glückes Schmied. E. In-
ventions- u. Dispositionsübg. i. d. Sekunda — Stutzer, Üb.
geschichtl. Vergleiche i. d. Prima. — Gille, D. päd.-didakt.
Verschiedenheit d. math. Lehrsätze. — Dannemann, Üb. d.
Bedeutg., Einrichtg. u. Leitg. prakt. Übgn. im Laboratorium.
Zeitschrift für d. Gymnasiaiwesen. XLVII, April-Juni.
(A pril.) T h i e n e, E. kurzes Wort üb. d. Lehrbücher d. Gesch -
Unterr. in d. mittl. Klassen. — (Mai.) Pah de, D. Geographie an
d. höheren Schulen nach d. Lehrplänen v. 6. Januar 1892. —
(Juni.) Kränzlin, D. neue Lehrplan f. d. naturbeschreib. Unterr.
— ln jedem Heft: Litt.- u. Versammlgs-Berichte, Nekrologe,Miscellen.
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Nr. 15. — Oesterreichisches Litteraturbi.att. — 11. Jahrgang.
458
Gymnasium. XI, 14.
Brüll, Üb. d. method. Behandlg. d. Klassenarbeiten in d.
Fremdsprachen. — Rccensioncn. — Programm-, Zeitschr.-, Bücher¬
schau, Nachrichten
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, G.
Begrüßgsrede Sr. Exc. d. Herrn Min. f. C. u. U. P. Frh.
v. Gautsch in d. Eröffngssitzg. d. 42. Vcrsammlg. deutscher
Philol. u. Schulmänner in Wien. — v. Hartei, Festrede z. Ent-
hüllg. d. Thun-Exner-Bonitz Denkmals. — Litterar. Anzeigen,
darunter: Cicero’s ausgew. Briefe, ed. Luthmer u. ed. Hofmann
(Kornitzer); — G. Müller, Schülercomm. zu Sallust’s Schriften
(Scheindler); — Jul. Caesaris belli Gail, libri VII ed Doberenz
(Polascheck); — Hrbek, Übgsbuch d. lat. Spr. (böhm.) u. Vo-
cabularium dazu (Nemcc); — Murr, D. Gottheit d. Griechen als
Naturmacht (Jcs Zingerle); — Wagner, Realien d. dass. Alter¬
thums (Szanto); — Fischer, Lcssings Fabelabhandlgen (Prosch);
— Strehlke. Wtbch. zu Gocthe’s Faust u. Paralipomena zu
Goethe's Faust (Walzel); — v. Zahn, Ortsnamenbuch d. Steier¬
mark im M.-A. (v. Kroncs); —Miller, Z. Methodik d. deutschen
Unterr. auf d. Unter- u. Mittelst, d. Gvmn (Schauer'). — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Engel L., Katechismus d. deutschen Theosophie. Dresden, Petzold,
(44 S.) fl. -.61.
Hughes H. P., Ethisches Christenthum. Frei nach d. Engl. v.
Baronin Langenau. Mit e. Vorwort v. A. Stöcker, ß., Über¬
winder, (VII, 109 S.) fl. —.60.
Lange F., Reines Deutschthum. Grundzüge e. national. Welt-
anschaug. B., Lüstenödcr, (V, 228 S.) fl. 1 20.
Tausch E., Sebastian Frank v. Donauwörth u. seine Lehrer.
E. Studie z. Gesch. d. Religionsphilosophie. B., Mayer & Müller,
(55 S.) fl. —.90.
Xatorp P., D. Ethika d. Demokritos. Text u. Untersuchgn.
Marb., El wert, (VII, 198 S.) fl. 3.-.
Heims P. G., Lebensfragen. Gedanken üb. allerlei Alltägliches.
1. Reihe. Kiel, Ekardt (V, 81 S.) fl. 1.08.
Gr über R. P., Le positivisme depuis Comtc jusqu’ä nos jours.
Paris, Lethielleux, fr. 3.50.
Huit Ch, La vie et Foeuvre de Platon. Paris, Thorin et Als.
24 fr.
Clifford W. K., Wahrhaftigkeit. (The Ethics of Belief.) Übers.
v. L. v. Gizycki. B., Dümmler. (VI, 34 S.) 11. —.36.
Be rgmann J., Gesch. d. Philosophie. 2. Bd. D. deutsche Philo¬
sophie v. Kant bis Beneke. 2. Abth.: Nach Fichte. B., Mittler &
Sohn, (IV u. S. 253—592) fl, 3.60.
Bildung, Classische. Von Veritas. Görlitz, Tzschaschel, (96 S.)
fl. —.75.
Träumereien, Moralische, v. Ekkehard Zeitgenoss. Basel, Schwabe,
(III, 93 S.) 11. —.96.
Grimm ich V., Lehrbuch d. theoret. Philosophie. Auf thomist.
Grundlage. Freiburg i. ß., Herder, (XV, 565 S.) fl. 4.20.
Gallasch H., D. Grundlagen d. Algebra im Kant’schen Sinne.
B., Friedländer & Sohn, (25 S.) 11. —.72.
Glasser F., D. commercielle Bildgswesen in Österr.-Ungarn auf
Grundlage d. elementaren u. mittleren Unterrichtes u. d. kauf-
männ. Lehranstalten d. deutschen Reiches. W., Holder. (VI,
422 S.) fl. 6.—.
Ballas G., Gesch. d. Studium (Gymnasium) Martinianum u. des
königl. Progymnasiums z. Linz a. Rh. Trier. Paulinus-Dr. (IV,
80 S.) fl. —.72.
Stern L. W., D. Analogie im volkstümlichen Denken. PL psv-
cholog. Untersuchg. Mit e. Vorbemerkg. v. M. Lazarus. B.,
Salinger (IV, 164 S.) 11. 1.80.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
K a i n d I, Dr. Raimund Friedrich : Beiträge zur älteren
ungarischen Geschichte. Wien, Moritz Perles, 1893. (IV
u. 86 S.) gr.-8°.
Auf 86 Seiten eine Reihe eingehender Erörterungen,
die man nicht besprechen, nur anzeigen kann, die aber
schon in der Anzeige, soll der Leser nur beiläufig er¬
fahren, was er in dem Büchlein suchen darf, einen über
das gewöhnliche Maß solcher litterarischer Behandlung
hinausgehenden Raum beansprucht. Von den XI Ab¬
schnitten ist der erste der Geschichte der Christianisierung
Ungarns gewidmet; er zeigt, dass, als über Deutschland
her der römisch-katholische Einfluss in Ungarn zur Geltung
kam, er neben dem Heidenthume auch das längst heimisch
gewordene griechische Christenthum — daher wol auch der
Ausdruck b hit , d. i. »alter Glaube« — zu bekämpfen
hatte; Geisa, dessen Gemahlin schismatisch war, hat
mehr für die Christianisierung gethan, als man gewöhn¬
lich im Hinblick auf seinen heilig gesprochenen Sohn
annimmt. II (S. 27 — 29) bringt Untersuchungen über
die Ausdehnung der ungarischen Theilreiche, bes. das
der Gylas, dessen Lage in Siebenbürgen Verf. sehr wahr¬
scheinlich macht; damit im Zusammenhänge steht III
(neu abgedruckt aus dem Hist. Jahrb. 1892 u. erweitert),
welcher Abschnitt über die nigri Ungri handelt, deren
Eigenschaft als Unterthanen Achtums nachgewiesen wird.
IV (bis 39) erörtert die Rumänenfrage Siebenbürgens.
Verf. dürfte hier im wesentlichen die Ergebnisse wieder¬
holen, zu welchen er in seiner Geschichte der Buko¬
wina gelangt ist. Art.V behandelt die beiden Frauen Geisas,
besonders die Sarolta, deren Einfluss auf die politische
Haltung des Großherrn stark bezweifelt wird, VI (45 bis
54) enthält eine Untersuchung über den Wert der Chronik
des Alberich von Trois für die ungarische Geschichte,
VII Untersuchungen der Berichte über Wolfgangs (von
Einsiedeln 972) Missionserfolg, welche sehr zuungunsten
des Othlon’schen ausfallen ; Wolfgang war zu ganz ge¬
legener Zeit nach Ungarn gekommen, Pilgrim von Passau
will sich nur mit Wolfgangs P'edern schmücken ; aber weder
er, noch Adalbert, noch Brun von Werden oder vollends
gar Bischof ßrunwart haben Geisa und sein Volk getauft.
In Art. VIII (62—66) wird ausgehend von der vita
quinque fratrum über die beiden Bearbeitungen der
Brun’schen Vita Adalberti gehandelt; IX bringt eine
vielleicht nicht abschließende Untersuchung über Papas-
Astrik und Radla-Astrik; X (72 — 75) Stephans Verhältnis
zu Gisela, mit ähnlichem Ergebnisse wie V; endlich be¬
fasst sich der Schlussartikel mit der Richtigstellung der
Nachricht über die ersten Kirchenfürsten Ungarns.
Dies eine kurze Inhaltsangabe; eine Kritik, wofern sie
nicht lediglich von ähnlichen Veröffentlichungen wie die
des Verf. ist, oder von ungarischen Geschichtswerken wird
geübt werden können, hat jedenfalls auch jenen Aufsatz
abzuwarten, den Verf. auf S. 67 Anm. 3 als nächst be¬
vorstehend ankündigt. (Zeitschr. f. d. Geschichtswiss.)
Dieser, mittlerweile in Quidde’s »Deutsche Zeitschr.
f. Geschichtswissenschaft« IX, S. 103 ff. erschienen, möge
hier als einschlägig kurz skizziert werden. Er bringt »Be¬
merkungen zur Passio s. Adelperti niartiris « und wirft
nur gelegentlich die Hypothese Bielowski’s hinsichtlich
der Lage von Mcstris über den Haufen. Der weitaus
größere Werth dieser wenigen Seiten ist der Nachweis,
dass die besprochene Quelle nur der flüchtige Aus¬
zug aus einer wertvollen vita sei. Mit dieser Er¬
kenntnis wird man in Hinkunft zu rechnen haben. Der
Forscher, dem wir sie danken, verspricht noch manchen
hilfreichen Schritt auf dem Gebiete der Quellengeschichte.
Denn er besitzt ungewöhnlichen Scharfblick für den
Gehalt der Behauptungen und Angaben, also gerade das¬
jenige, was nicht nur zur Schöpfung der Geschichte,
sondern vor allem nothwendig ist, um die Stellung der
Quelle in der Geschichte, d. h. ihren Werth als cultur-
geschichtliches Product richtig zu erfassen.
Wien. Dr. J. Lampel.
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459
Nr. 15. — Orsterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
400
Annegarn's Weltgeschichte in acht Bänden. Sechste Auf¬
lage, neu bearbeitet und bis zur Gegenwart ergänzt. Münster
i. W., Theissing’sche Buchhandlung, 1886—1892. 8 ft . (II u. 314,
271, 358, 287, 329, 355, 339, 350 S.) fl. 9.60.
Janssen erzählt in seinen Juger.dcrinncrungen, dass ein
Band »Annegarn«, den auf der Wallfahrt nach Kevelaer eine
Tante ihm gekauft, einen tiefen Eindruck auf den Achtjährigen
gemacht habe ; er verschlang das Buch förmlich und lernte lange
Stellen auswendig. »Wer weih.« sagte er später einmal >ob ich
der Geschichtsschreiber des deutschen Volkes geworden wäre ohne
das Geschenk von Kevelaer. Der genannte Band von Annegarn«
(es war, wie sich ergibt, der fünfte Band) »war das erste profane
Geschichtsbuch, das ich in die Hände bekam; ich las es nicht
bloß einmal, sondern immer von Neuem, bis mir der ganze Inhalt
so lebendig wurde, dass ich ihn frei vortragen konnte.« (Pastor,
Janssen, 5.) Diese kleine Anekdote zeigt eine charakteristische
Seite der A.’schen Weltgeschichte auf: die dem Buche innewohnende
Fähigkeit und Kraft auf jugendliche Gemiithcr zu wirken und
ihnen Interesse und Begeisterung für die erzählten Dinge ein¬
zuflößen. Waren die ersten von A. selbst besorgten Ausgaben aus¬
schließlich der Jugend zugedacht, so fasste der spätere Bearbeiter
Overhage einen erweiterten Leserkreis ins Auge und suchte auf
ein christlich gesinntes, gebildetes Publikum überhaupt zu wirken,
ohne auf den volkstümlichen Ton der Darstellung — der ja
zugleich der beste Ton für eine Jugendschrift ist — zu ver¬
zichten. Die letzte von Overhage besorgte Ausgabe erschien
1859 f. Wenn trotz der mehr als dreißigjährigen Pause bis zum
Erscheinen der nun vollendeten sechsten Auflage der gute Ruf
des »alten Annegarn« noch so wenig verblasst ist, dass diese
Neuauflage erscheinen konnte und neben den vielen mit allen
Vervollkommnungen der modernen Technik ausgestatteten Ge- |
schichtsbüchern sich einen weiteren Kreis neuer Freunde erwerben
konnte, so ist das der beste Beweis für den guten Kern, der in i
dem Buche steckt — zugleich aber auch ein erfreuliches Zeichen, j
dass immer noch in unserem Volke das Verständnis für ein
rechtschaffenes Urtheil, die Wertschätzung eines geraden, lauteren
Sinnes und schlichter, ungekünstelter, vom Geiste des Christen¬
thums getragener Denk- und Fühl weise lebendig ist. —
Die (anonymen) Bearbeiter der sechsten Auflage haben sich
bemüht, die bezcichncten Vorzüge, denen das Werk seinen
Ruf verdankt, nicht zu mindern und die wichtigsten Ergeb¬
nisse der neuen Geschichtsforschung demselben nutzbringend
zu machen. Dieses Bestreben war zumeist vom Erfolge gekrönt,
freilich ist die Bearbeitung der einzelnen Partien ungleich;
aber nirgends finden sich erhebliche Irrthümer, selten sind ver¬
altete Ansichten oder Bezeichnungen (wie des steirischen Reim- I
Chronisten als Ottokar v. Horneck, V, 121) stehen geblieben,
auch störende Druckfehler (wie die Jahrzahl 1886 statt 1866 im
VIII. Bd. S. 227, Z. 2 v. o.) finden sich nur wenige. Stärker und
färbiger — dem eigentlichen geschichtlichen Context entsprechend
— hätten wir gern die Capitel, welche das wissenschaftliche und
künstlerische Leben in den einzelnen Zeitabschnitten behandeln,
dargestellt gesehen; leider hören die litterarischen Übersichten mit
dem 17. Jahrhundert ganz auf — zumindest was die deutsche
Litteratur betrifft; Jakob Balde ist der letzte Dichter, der Erwäh¬
nung findet (VI, 349), von der classischen Zeit der deutschen
Dichtung erfährt man nichts, die Zeit der Romantik wird in
sechsthalb Zeilen (VIII, 9) gestreift.
Eine ins Einzelne gehende Kritik der acht Bände kann hier
nicht gegeben werden; es soll hier nur der Freude Ausdruck ge¬
geben sein, dass der »alte Annegarn« nach langem Todesschlaf
wieder zu neuem Leben erweckt worden, und dem Wunsche,
dass er in dieser neuen Gestalt gleich segensreich wirken möge!
Wien. E. Hildebr.
Zeitschrift f. Numismatik. XIX, l.
Buchenau, D. Bremer Fund. —Bahrfeldt, Untersuchgen
üb. d. Chronologie d. Münzen der Domitii Ahenobarbi aus d. Zeit
d. röm. Republik. — Ders , Überprägte Münzen aus d. Zeit d
röm. Republik.
Nuovo Archivio Veneto. V, 1.
Moschetti, II Gobbo di Rialto e lc sue relazioni con
Pasquino. — Lazzarini, Marino Falicro avanti il Dogado.
— Favaro, Un Ridotto scientifico in Venezia al tempo di Galileo
Galilei. — Barozzi, Bibliographie des livres et ligures venitiens
de la fin du XV siede et du commcncement du XVI par le Duc
de Rivoli. — Atti della R. Deputazione Veneta di Storia Patria.
The english historicai Review. VIII, 30.
Brooks, The Emperor Zenon and the lsaurians. —
Pollock, Anglo-Saxon Law. — Tann er, Naval Preparations of
James II. in 1688. — Dixon, Lally’s Visit to England in 1745.
— Notes and Documents. — Reviews of Books.
Deutsche Zeitschr. f. Gesch.-Wissensch. IX, 1.
Hcvdcnreich, Constantin d. Große in d. Sagen d. Mittel¬
alters. — K rüger, Üb. d. Abstammg. Heinrich I. v. d. Karolingern.
Stern, Die preuß. Vcrfassgsfrage i. J. 1817 u. d. Rundreise von
Altcnstein, Klcwiz, Beymc. — Mas slow u. Sommerfeld, Bib-
liogr. z. Deutschen Gesch. — Kl. Mitthlg., Berichte.
Mittheilungen aus d. histor. Litteratur. XXI, 3.
Rccensioncn, darunter: Keil, D. solon. Verfassg. in Aristoteles
Vcrfassgsgesch. Athens (Schneider); — Claudii Claudiani carm.
ed. Birt (Hirsch); — Mon. Germ, hist.: Poetae latini aevi Carolini,
tom. III. cd Traube, u. Epistolae Merowingici et Karolini aevi.
Tom. I. (Hahn); — Lot, Les derniers Carolingicrs (Lippert); —
Luchaire, Hist, des institutions monarchiques de la France sous
les premiers Capetiens (Bröcking); — v. Inama-Sterncgg,
Deutsche Wirtschaftsgcsch. d. 10. bis 12. Jhdt. (Martens); —
Eraknöi, Math. Corvinus (Bloch); —Tücking, Gesch. d. Stadt
Neuss (O. R. Redlich) ; —Dittrich, Nuntiaturberichte G. Morones
1539—1540 (Gust. Wolf); —Acta borussica, Bd. I—III. (Naude) ;
— Finkei, Bibliogralia historyi polskiej, u. Kwartalnik historyczny
(Kaindl); — Tollin, Gesch. d. französ. Kolonie v. Magdebg.
Bd. II. III. (Setzcpfandt); — v. Wyss, Abhdlgen z. Gesch. d.
schweizer, c»ff. Rechts (I'osa).
Neue Erscheinungen:
Robolskv IL, D. deutsche Reichstag. Gesch. s. 25jähr. Bestehens
1867-1892. B., Skopnik. (V, 480, XLII S.) fl. 3.60.
Kempf J., Gesch. d. deutschen Reichs während d. gr. Inter¬
regnums 1245 — 1273. Würzburg, Stüber (VIII, 292 S.) fl. 3.60.
Urkunden-Buch d. Stiftes St. Gereon zu Köln, hrsg. v. P.
Joerres. Mit e. Anh. enth. Nachr. aus frühmittelalterl. Autoren
üb. d. Kirche St. Gereon. Bonn, Hanstein, (XV, 752 S.) fl. 10.80.
Öernv A., Mythisches Wesen b. d. Lausitzer Wenden. (In wend.
Spr.) I. Bd/Bautzen, Rühl (239 S.) fl. 2.40.
Lütgendorff W. L. Frh. v., D. Stammbuch Davids v. Mandels¬
loh. E. Btrg. z. Adelsgcsch. d. 17. Jhdts. Hambg., Verl.-Anst.
(XXXIII, 164 S. m. Facs. u. 4 Taf.) fl. 7.20.
Thi m me F., D. inneren Zustände d. Kurfürstenth. Hannover unter
d. französ.-westfäl. Herrsch. 1806—13. I. Bd. Hannover, Hahn,
(VIII, 448 S.) fl. 4.80.
Nestle W., Funde antiker Münzen im Kgr. Württemberg. Stuttg.,
Kohlhammer. (IV, 115 S.) fl. 1.20.
Meyer M., Z. älteren Gesch. Corvey's u. Höxter’s. Paderborn,
Schüningh (VI, 54 S.) 11. —.96.
Klopp O., D. 30jähr. Krieg bis z. Tode Gustav Adolfs 1632.
2. Ausg. d. Wkes: Tilly im 30jähr. Kriege. 2. Bd. Ebd. (XXVIII,
868 S.) fl. 7.80.
Dannenberg H., Münzgosch. Pommerns im Mittelalter. Mit
47 Taf. Münz- u. Sicgcl-Abbildgn. B., Wcvl (IV, 153 S.)
fl. 7.20.
Weis IL, D. ordentl. directen Staatssteuern v. Kurtrier im Mittel-
alter. Münster, Regensberg, (77 S.) fl. 1.20.
Knicke A., D, Einwanderg. . d. westfäl. Städten b. 1400. Ein
Beitr. z. Gesch. d. deutschen Städte. Ebd. (176 S.) fl. 1.80.
Fürsten werth L., D. Verfassgsänderung. i. d. oberdeutschen
Reichsstädten z. Zeit Karl V. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht,
(V, 105 S.) fl. 1.20.
Hubert F., Vergcrios publicistische Thätigkeit, nebst e. bibliograph.
Übers. Ebd. (XV, 323 S.) fl. 3.60.
Beiträge z. Gesch. d. deutschen Studentenschaft Wiens. Wien,
Lesk Schwidernoch, (111 S. m. 1 Fcsrn.) 11. 1.20.
Anshclm V., D. Berner Chronik. Hrsg. v. histor. Verein d.
Cantons Bern. 4. Bd. Bern, Wyss, (532 S.) fl. 3.60.
Vicchi L., Les Fransais ä Rome pendant la Convention (1792 b.
1795). Rom, Bocca, 35 L.
Villari P„ I primi due secoli della storia di Firenze. Florenz,
Sansoni, 5 L.
Lindner Th., D. deutschen Königswahlen u. d. Entstehg. d. Kur¬
fürstenthums. L., Dyk, (XII, 234 S.) fl. 3. —.
Demnächst erscheint bei Max Mcncke in Erlangen : »Hans
von Raumer. IL biographischer Versuch« von Karl Richard Raab.
(IX, 138 S. u. 1 Bildnis.) 11. —.96. — *Die Disputationen und
Promotionen an den deutsehen Universitäten vornehmlich seit d.
jtj. Jahrhundert « von Dr. Ewald Horn, erscheint demnächst bei
Otto Harrassowitz in Leipzig c. 11. 2.70.
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461 Nr. 15. — Oksterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang. 462
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte,
Mythologie.
Neuauflagen.
I. Lindemann Wilh.: Geschichte der Deutschen Litteratur.
Sechste Auflage, nach dem Tode des Verf. herausgegeben und
theil weise neu bearbeitet von Josef Secber. Freiburg i. B.,
Herder. gr.-8° (Xll u. 976 S.) fl. 5.28.
II. B ru gier G.: Geschichte der deutschen National-
Litteratur. Nebst kurzgefasster Poetik. Für Schule und Selbst¬
belehrung. Mit einem Titelbild, vielen Proben und einigen
Glossen. Neunte, vermehrte u. verbesserte Auflage. Freiburg i. B ,
Herder, 1893, gr.-8°. (C1I u. 698 S.) 11. 3.60.
III. H aehnel Karl, k. k. Professor am Staatsgymnasium in
Leitmeritz: Uebersicht der deutschen Litteraturgeschichte.
Als Hilfsbuch für Wiederholungen bearb. Zweite, umgearbeitete
Auflage. Wien, Manz, 1892, gr.-8° (VI u. 90 S.) fl. —.60.
IV. Gottschail Rudolf v.: Die deutsche National-
Litteratur des neunzehnten Jahrhunderts. Litterarhistorisch
und kritisch dargestellt. Sechste, vermehrte und verbesserte
Auflage. 4 Bände Breslau, Ed. Trevvendt, 1891/92. gr.-8°
(XXXII u. 672, 575, 674, 900 S.) fl. 12.—.
V. Brandes G.: Die Hauptströmungen der Lilteratur
des 19. Jahrhunderts. Vorlesungen, gehalten an der Kopen-
hagener Universität. Ucbersetzt und eingeleitet von Adolf
Strodtmann. Vierte, vermehrte, mit einem Generalregister
versehene Auflage. Leipzig, H. Barsdorf, 1893, 8°. 5 Bände in
14 Liefen. fl. —.90.
I. Schon die beträchtliche Vermehrung der Seitenzahl gegen
die 5. Auflage um ca. 230 S. — fast ein Viertel der neuen, ein
Drittel der früheren Auflage — lässt die tiefgehende Umarbeitung
erkennen, die Lindcmann's Litkraturgesch. unter der Hand seines
neuen Herausgebers erfahren hat. Diese Umarbeitung beginnt eigent¬
lich erst mit dem V. Buche (Opitz-Klopstock) ; im vorangehenden
Theil beträgt der Zuwachs in der Neuauflage nur 3 Seiten, während
das V. Buch jetzt 115 Seiten (gegen 98), das VI. Buch (von Klop-
stock bis zum grossen Weltkrieg) 252 gegen 163, das VII. Buch
(Vom Beginn des Jahrhunderts bis zur Juli-Revolution) 193 gegen
3 2 Seiten der 5. Auflage füllt, das VIII. Buch (bis zur Gegenwart)
den gleichen Raum wie früher cinnimmt Viel bedeutsamer aber
als diese Vermehrung ist der innere Ausbau und die Neuge¬
staltung der betreffenden Partien. Man kann sagen, dass
aus ihnen unter der Hand S.’s ein völlig neues Buch geworden
ist, — und, das möge gleich constatiert sein, ein in jeder Hinsicht
vortreffliches Buch, das dem Namen des ersten Herausgebers, unter
dem es auch erschienen, nicht abträglich sein wird. Besonders
scheinen dem Ref. zwei Umstände des Hervorhebens wert: die
geradezu grossartige Belesenheit sowohl in den Quellen wie in den
Schriften über die einzelnen litterarischen Epochen und Erschei¬
nungen, die der Verf. auf jeder Seite bekundet — und die lobens¬
werte Mäßigung, die er sich überall in der Beurtheilung der
litterarischen Production auferlegt. Es ist die Besonnenheit des
gereiften Mannes, der gern in dubiis libertatem , in omnibus cari-
tatem walten lässt — die unitas in necessariis gehört zu den
selbstveiständlichen Voraussetzungen des Buches. Man lese bei¬
spielsweise die Würdigung der Verdienste Luthers (S. 323 ff.),
die den Wunsch wachruft, dass von protestantischer Seite katho¬
lische Autoren mit der gleichen Gerechtigkeit möchten aufgefasst
und dargestellt werden. Fast allzu viel scheint Seeber den An¬
schauungen und Urthcilen VV. Scherers zu folgen, der bei seinem
genialen Blick über das Große und Ganze nur zu oft das Einzelne
übersah oder in ein schiefes Licht stellte. Dass Seeber gegen den
»Goethecult« warnend die Stimme erhebt und zu erwägen gibt,
»ob dadurch das Verständnis und die rechte Wertschätzung seiner
Dichtung gewinnt, oder ob nicht vielmehr die Goldkörner seiner
Poesie im Sande der Erläuterungen versinken«, müssen wir ihm
zum Verdienst anrechnen. Fielen doch solche Anregungen, die
ja von klarschenden Männern wiederholt gegeben wurden, endlich
auf fruchtbaren Boden! — Sehr eingehend hat Seeber die Zeit der
Romantik dargestellt; er fußt hier zum Theil auf Eichendorffs
classischen Darlegungen, zieht jedoch eben so sehr im Einzelnen
die einschlägigen Forschungen Haym’s, Minor’s u. A. in Betracht.
Den letzten Abschnitt, die unmittelbare Gegenwart behandelnd, hat
der Verf. nach Möglichkeit reichhaltig zu gestalten gesucht; es liegt
in der Natur der Sache, dass gerade hier um so viel mehr vermisst
wird, je mehr geboten wurde. Scherer hat darum seine »Geschichte
der deutschen Litteratur« wohlweislich mit Goethe’s Tod abge¬
schlossen (ja sogar Zeitgenossen Goethe’s nicht immer berück¬
sichtigt, wie z. B. Leisewitz). — Man darf nach dem, was Seeber
in der Neuausgabc der L.'sehen Litteraturgeschichte geboten,
mit berechtigter Spannung und Freude seinem eigenen groß an¬
gelegten Werke, das in den nächsten Jahren bei Herder erscheinen
soll, entgegensehen.
II Neben Lindemann-Seeber muss das zweite der oberwähnten
Bücher allerdings sehr in den Schatten treten. Die Litteratur¬
geschichte Brugiers stellt keinen Anspruch auf selbständige wissen¬
schaftliche Bedeutung; um so verdienstlicher, dass sie, besonders im
Gebiete der neueren und neuesten Litteratur, manches wertvolle
Ui theil und auch gelegentlich neue Daten bietet. In der beige¬
gebenen »Poetik« steht der Verf. auf dem älteren, jetzt wohl viel¬
fach übei holten Standpunkt. Die Sprache des Buches, wenn auch
nicht immer concret und treffend, hat etwas traulich Anmuthendes;
das Buch wird sich auch in seiner neuen Gestalt die alten Freunde
erhalten und manche neue etwerben.
III. Haehnel’s »Übersicht« hält sich in den bescheidenen
Grenzen eines Untcrrichtsbehelfes, der aber, soll er nicht infolge
der knappen Fassung manchmal verwirren, der Lectüre eines
eigenen litterarhistorischen Hilfsbuches oder des erläuternden
Lehrvortrages bedarf. Die übersichtliche Anordnung besonders
der Zeittafeln und die schmucklose Sprache empfiehlt das Buch.
Nur im Capitel der neuesten Dichtung gäbe es mancherlei über
das bei der Wahl der Namen befolgte Princip zu bemerken.
IV. Die führenden Grundgedanken, das »Leitmotiv« des Gott-
schalf.sehen Buches sind hinlänglich bekannt, seine starke Betonung
des * Modernen« oft genug gelobt und getadelt worden, dass
bei einer kurzen Anzeige der neuen, desselben sechsten Auflage,
darauf nicht eingegangen zu werden braucht. Interessant ist es,
wie sich der »alte« Sachführer des modernen Elements in der
Dichtkunst zu den jungen und jüngsten ausübenden Vertretern
desselben stellt, welche, wie er in der Vorrede sagt, »aus dieser
Litteraturgeschichte lernen könnten, dass das Princip des Modernen,
das sie so plötzlich aufgefunden zu haben glauben, schon von
den jungdeutschen Schriftstellern betont worden ist und dass
Werke wie diese meine .National-Litteratur’ und meine ,Poetik’
ausdrücklich vom modernen Standpunkt aus abgefasst sind. Das
Neue besteht für sic in einem Naturalismus, welcher die letzte
Consequcnz des in den vorausgehenden Jahrzehnten herrschenden
Realismus ist, gleichsam ein Realismus ohne Feigenblatt.« Das
Programm der Jüngstdeutschen, soweit sich ein solches aus ihren
Dichtwerken und Streitschriften construieren lässt, skizziert G. im
II. Bande 343 ff.; er nimmt wiederholt Gelegenheit, unter Hinweis
auf seine eigene litterarische Thätigkeit wie auf jene der Jung¬
deutschen die Berechtigung desselben inhcrhalb gewisser Grenzen
darzuthun, zeigt aber auch klar und entschieden, wo diese Grenzen
gezogen sind. Man kann ihm darin im Ganzen beistimmen. Worin
u. E. Gottschail zweifellos im Recht ist, ist das strikte Ablehnen der
»Ausländerei«, der Muster, die Zola, Ibsen, Tolstoj, Echegaray
u. s. w. gegeben und der litterarischen Wirkungen derselben. Be¬
sonders auf Ibsen ist er schlecht zu sprechen, dessen »verzwickte
Probleme« (II, 424 und III, 575), »verkniffene Richtung und
ihre spintisierende Skepsis« (111,575), seine »confusen Faustiaden«
(II, 423), seine »hysterischen Helden« (II, 424) u. s. f. werden
durchaus abgelehnt, der Eindruck seiner Dramen ist »durch die
Suggestionen eines der Ausländerei verfallenen Litteratenthums
verfälscht« (ebd.). Die einzelnen Schöpfungen der Wortführer des
neuesten Naturalismus werden eingehend besprochen, die Lyriker
III. 314—336, die Dramatiker III, 555 — 584, die Romanschrift¬
steller IV, 737—784, zusammen an 100 Seiten. Daneben aber
werden Poeten wie Spitta und Gerok mit 6 und 8 Zeilen abge-
than, die katholischen »Liedersänger« Dreves, Diepenbrock, Guido
Görres, Gail Morel zusammen in 8 Zeilen, der Name des Dichters
von »Dreizehnlinden« wird wie der so vieler, ja der meisten
katholischen Dichter der Neuzeit (Kreiten, Louise Hensel, Norbert
Stock, Brackei, Bonn, J. A. Muth, A. Jüngst, W. Molitor, Domanig,
Seeber, Trabcrt, Seeburg, C. Wühler, Pape, Ringseis, Grimme,
Grotthuss, Hansjakob, Frh. v. Dyherrn, Diel, A. Haupt, Sebastian
Brunner, Kolping, Zingeler, Ph. Laicus etc.) in den Registern zu
den 4 Bänden gänzlich vermisst! Es ist dies zum allergeringsten
eine Einseitigkeit, die dem in anderen Partien so reichhaltigen
Buche nicht zur Empfehlung gereicht; vielleicht genügt dieser
Hinweis, dass der verdiente Verf. in emer nächsten Auflage, die
ja voraussichtlich nicht lange wird anstehen lassen, diesem Mangel
abhelfe. Es könnte dafür der erste Theil, die »Classiker«, über
die ja jetzt eine reiche und genügende Litteratur überall leicht
zur Hand ist, erhebliche Kürzungen erleiden: die Darlegung, in¬
wieweit die classische Periode das »moderne Ideal« vorbereiten
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463
Nr.
15 .
Orstkrrbichischks Littkraturblati. — II. Jahrgang.
464
und zeitigen half, lässt sich sicherlich auf weniger als ca. 300 Seiten
noch schärfer durchführen. — Dem Litterarhistoriker wie dem
gereiften, zu selbständigem Urthcilc gelangten Litteraturfreunde
wird das von ungemeiner Belesenheit zeugende Werk erhebliche
Dienste leisten, Lernenden scheint es aus den dargclcgten Gründen
nicht durchgängig zu empfehlen sein.
V. Das Brandes’sche Buch erscheint, »um sich noch weitere
Kreise zu erobern« in (14) Lieferungen zu je fl. —.90; bisher
liegen Lieferungen 1—6 vor, enthaltend Band I: Einleitung
(S. 1 —14), »Die Emigrantenlittcratur« (S. 19—194) und »Einleitung
in die romantische Schule in Deutschland« (S. 201 — 228), und
vom II. Bande »Die romantische Schule in Deutschland« (S. 1 —304).
Den vielfachen Befehdungen, denen B. dieser Vorlesungen und
ihrer destructiven Tendenz halber in seinem Vaterlande ausgesetzt
war, haben in neuester Zeit auch hervorragende, durchaus nicht
auf dem Boden einer christlichen Weltanschauung stehende Literar¬
historiker aus rein sachlichen Gründen Anklagen angefügt, welche
das genannte Werk in seinem wissenschaftlichen Kern treffen
Und so bleibt schliesslich von dem »großartigen« Buche, welches
»die Litteraturgeschichte repräsentiert, und zw. die einzige, welche
dem Geiste des letzten Jahrzehnts unseres Jahrhunderts ebenso
entspricht, wie sie dem Frühlingswehen des zwanzigsten kühn
die Stirn bietet« nichts übrig, als ein leuchtendes, aber langsam
verpuffendes Feuerwerk und blendender Einfälle, die allgemach
ihre Wirkung versagen. Culturgeschichtlich wird das Werk stets
interessant bleiben und die Lectüre desselben wird immer vielfach
anregend sein, wenn auch die Zeit, in der es politisch wirken
konnte, zu Ende geht. — Die neue Auflage weist in den bisher
vorliegenden Lieferungen gegen die vorige keine wesentlichen Ver¬
änderungen auf. Schnürer.
Duden Konrad: Vollständiges orthographisches Wörter¬
buch der deutschen Sprache mit etymologischen Angaben,
kurzen Sacherklärungen und Verdeutschungen der Fremdwörter.
Nach den neuen amtlichen Regeln. Vierte, umgearb. und verm.
Auflage. Leipzig u. Wien, Verlag des Bibliographischen Instituts.
1893. 8°. (XVIII u. 344 S.) geh. ll. —.90.
Das Buch hat seine praktische Brauchbarkeit und damit den
Nachweis seiner Existenzberechtigung durch die Nolhwendigkcit
der Veranstaltung einer vierten Auflage erwiesen. Es bietet weit
mehr, als was die Vorrede verspricht (S. VII) : dass nur solche
Worte aufgenommen seien, deren Schreibung nicht ganz selbst¬
verständlich sei und solche, die nur in einem engeren Kreise üb¬
lich sind — es ersetzt thatsächlich in vielen Fällen ein Fremd¬
wörterbuch (dem nur die Aussprachebezeichnung mangelt) und
ein etymologisches Wtb. ; in dem letzteren lehnt es sich haupt¬
sächlich an Kluge’s classisches Buch an. Für Österreich ist es der
in vielen einzelnen Funkten abweichenden Orthographie wegen
leider zum Schul- und Handgebrauch nicht zu empfehlen. Ref.
meint, dass eine österr. Ausgabe des praktischen Nachschlage¬
werkes sich reichlich lohnen müsste. Der Verlagshandlung sei
dieser Vorschlag zur Erwägung empfohlen. R
Klein Abb6 F elix : Nouveiles tendances en röligion et en
littörature. Preface de l’abbe Joiniot, vicaire-general de Menux.
Paris, librairie Victor Lecoffrc, 1892. 8°. (XLIII u. 303 S.)
Der Verf. dieses inhaltsreichen Buches gehört jener
Gruppe des jüngeren französischen Clerus an, welche
den Ideen und Bedürfnissen der Zeit volles Verständnis
entgegenbringt und die Aufgabe der Kirche darin er¬
blickt, dass sie, ohne von ihren Dogmen und Traditionen
irgend etwas aufzugeben, sich jenen Ideen und Bedürf¬
nissen möglichst anzupassen, die geistigen und socialen
Gegensätze zu lindern und so die Führung der Geister
wieder an sich zu bringen trachte. Von diesem Stand¬
punkte aus wird die neuchristliche Bewegung in der
Litteratur untersucht, in welcher der Verf. eine hoff¬
nungsvolle Reaction gegen den crassen Materialismus
und Positivismus erblickt, weil deren Vertreter (Melchior
de Vogüe, Edouard Rod, Paul Desjardins, Henry Be-
renger, Paul Bourget etc.), wenn sie auch nicht säinmt-
lich auf dem Boden der katholischen Dogmatik, so doch
voll und ganz auf dem Boden der christlichen Moral
stehen und deren unvergleichlichen Wert für die Mensch¬
heit anerkennen. — Ein weiteres Capitel ist dem Verhältnis
zwischen der Demokratie und der Kirche, also der so¬
cialen Frage gewidmet. Der Verf. zeigt, dass die Kirche
sich seit jeher der Armen und Schwachen angenommen
und dass die Regierungsform eines Staates für sie von
nebensächlicher Bedeutung sei. In dieser Richtung wird
besonders das Entgegenkommen des herrschenden Papstes
gegenüber der französischen Demokratie heri’orgehoben
und dessen segensvolles Wirken betreffs der socialen
Frage auf Grund der berühmten EncycÜken » Rer um
novarum « und » De conditio ne opificmn « nachgewiesen.
— Der dritte Abschnitt enthält, nach einem kurzen Rück¬
blick auf die Geschichte des litterarischen Realismus und
Naturalismus, eine geistreiche Zergliederung seines Wesens
und eine wirksame Bekämpfung der in dieser Kunst¬
gattung durch Zola und dessen Schule verübten Excessc.
— Im vierten Abschnitte wird das gegenseitige Ver¬
hältnis der Kunst und der Gesellschaft, insbesondere unter
Berücksichtigung der Taine’schen Theorie vom Einflüsse
der socialen Umgebung auf die Kunst erörtert und letztere
Theorie theilweise zu widerlegen gesucht. — In dem
letzten Capitel endlich tritt der Verf. der sehr verbrei¬
teten Ansicht entgegen, als ob unser Zeitalter prosaisch
und der Poesie durchaus ungünstig sei. Im Gegensätze
hiezu sucht er nachzuweisen, dass gerade der Aufschwung
der Wissenschaften, die großartigen, an’s Wunderbare
grenzenden Entdeckungen und Erfindungen der Neuzeit
die poetische, begeisterte Stimmung hervorrufen und be¬
fördern und sich auch mit der religiösen Gesinnung,
welche jener Stimmung nahe verwandt sei, gut in Ein¬
klang bringen lassen.
Mag man auch nicht die Ansichten des Verf. in
Allem und Jedem theilen und dieselben vielleicht in
mancher Richtung für allzu optimistisch gefärbt erachten,
so wird man doch seinen edlen Bestrebungen vollste
Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen und jedenfalls
das höchst lehrreich und ausgezeichnet geschriebene Buch
mit größtem Nutzen und Interesse lesen.
Gmunden. C. See fei d.
Zeitschrift f. Assyrlologie. VIII, 1.
Ryssel, D. astronom. Briefe Georgs d. Araberbischofs. —
Oppert, La fixation exacte de la chronol. des derniers rois de
Babylone. — Meissner, Lexikograph. Studien.— Gottheil, An
alphabet Midrash in Syriac. — V ollers, 4 Lehnwörter im Arabischen.
— Sprechsaal. Recensionen.
The Journal of Philology. XXI, 42.
Housman, The Manuscripts of Propertius. (Forts.) —
Lindsay, The Shortening of long Syllables in Plautus. —
Nettleship, The printed Edhions of Nonius Marcellus. — Dcrs.,
Notes of Nonius Book I. — Ders., Notes in Latin Lexikography.
— Postgate, Emendations of Catullus LXIII 54 and LXV 402.
— Taylor, The two Ways in Hcrmas and Xenophon. — Mayor,
Teitullians Apology. — Kenyon, Brit. Mus. Pap. CXXVIIL
Zeitschrift d. Deutschen Morgenländ. Gesellsch. XLVII, l.
Brockel mann, D. griech. Fremd w. im Armenischen. —
Goldziher, D. Diwan d. Garwal b. Aus Al-Hutej’a.— Pischel,
AT£ jjiäXaipav. — Bühler, Üb. d. Alter d Rasikasamjivini
d. Kgs. Arjunavarman. — Nöldeke, Bemerkgen z. d. aramäischen
Inschr. v. Sendschirli. — de Goeje. Einiges üb. d. Imämas Safi'i.
— Lewy, Griech. u. Röm. im Talmud. — Weber, Üb. d. Kavya-
mälä. — v. Ke gl, Z. Gesch. d. pers. Litt, im 19. Jhdt. — Bhan-
darkar, History of Child-Marriage. — Nestle, Z. Namen d. syr.
Bibelübersetzg. Peschitta.
Centralblatt f. Bibliothekswesen. X, 6—8
|G.) Neubaur, Bibliographie d. Sage v. ewigen Juden.
(Schl, in Heft 7/8.) — Nicholson, The early Paris editions of
Columbus First »Epistola«. — Ebrard u. Wolff, Raumausnutzg.
in Magazinbibliotheken. — Bahlmann, Herrn. Josema’s (i. e. Joh.
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465
Nr. 15. — Orsterrrichischks Littkraturblatt. — II. Jahrgang
466
Hammcr's) Praedicanten-Latein. — du Rieu, Die Tabulac Ceratae
Graeeae Assendelftianae d. Leidener Universitätsbibi. — (7, 8.)
Sud hoff, E. Beitr. z. Bibliographie d. Paracelsisten im 16. Jhdt.
— Berghoeffer, Messen u. Zählen b. Eeststellg. d. Bücher¬
bestandes. — Beck, Neugefundene illustr. Strassbger Drucke aus
d. 1. Jahrzehnt d. XVI. Jlidts. — ICukula, Einige Worte üb. d.
österr. Staatsbibliotheken. — Pischel. K. W. Schütz. — Düring,
Der Sehedario. — Falk, Varia z. ältesten Druckgcsch. — In jed.
Heft: Becensionen u. Anzeigen; — Milthlgen aus u. üb. Bibliotheken.
Zeitschrift f. vergleichende Litteraturgesch. N. F. VI, 1 u. 2.
Mehring. E. unbek. Episode aus d. Leben J. Veltens. —
Bormann, D. Cid im Drama. — v. Wlislocki, Üb. d. Einfluss
d. ital. Litt, auf d. ungar. — Biese, Metaphorisch u. rhetoiisch.
— Stcinthal, Aus d. Geschichte früherer Existenzen Buddha’s.
— Rue pp recht, E. Brief v. C. Ccltis an d. Univ. Ingolstadt. -
Börner, Neue Ausg. e. Vagantenliedes u. d. Rangstreit zw. Wein
u. Wasser. — Schlösser, Z. Biogr. d. Frh. v. Creuz.
Archiv f. siavische Phiioiogie. XV, 4.
Uhlenbeck, D. gertoan. Wörter im Altslav. — Zubatv,
Z. Declination d. sog. iä- v. -i s-Stämme im Slav. — J a g i c, E.
Zusatz. — N eh ring, D. eech. Eintraggen in e. Breslauer Hdschr.
— Ders., Btrge. zum Studium altpoln. Sprachdenkmäler. —
Speranskij, Z. d. slav. Ubersetzgen. d. griech. Flonlegien. —
Krit. Anz.: Polonica (Brückner); — Vnndrak’s Neue Ausg. d.
Glagolita Cloziantisu. Pletersnik, Sloven.-deutsches Wtb. (Oblak)
— Jagic u. Resetar, Bibliographisches.— Safarik, Materialien
z. Gesell, d. slav. Philologie. XL — J. K. Grot, Nekrolog.
Beiträge zur histor. Syntax d. griech. Sprache. III, 4.
Dyroff, Gesch. d. pronomen reflcxivum, 2.: Att. Prosa und
Schlussergebnisse.
Zeitschrift f. deusche Sprache. VII, 4.
Koppel, Welche Hauptaufgaben hätte e. zukünft. »Akad.
d. deutschen Spr.« in grammat. Hinsicht zu erfüllen? IV. —
Düssel, Aus Platen's Dichterwerkstatt. II. — Schräder, Zu 2
Stellen v. Go.the. — D. Verkleinerungssilbc »eben«. III. — Be¬
merkgen zu Jenscn's »Auf d. FeueiStätte«. — Bezügl. Fürwörter.
— Zuhalter oder Zuhälter? — Pulken? — Zu Bodenstcdt’s »Aus
d. Nachlass Mirza SchalTy’s«. — Zu e. Inschrift aus d. J. 1800.
Zeitschrift f. Lltteratur-Geschichte. VI. 2.
Hauffen, Z. Litt. d. ironischen Enkomien. — Scheel,
Klopstocks Kenntnis d. german. Alterthums. — Heinemann u.
Seuffcrt, Briefe Heinses an Wieland. — Loup, Reinhard als
deutscher Dichter. — Strauch, Z. Lebensgesch. Steinhövels. —
Werner, Z. Volkslitt. — Schlösser, Z. Gottcr-Bibliographie —
Fischer, Spruchl. Einzelheiten zu Schillers Dramen. — Düntze’*,
Uhlands Übersetzg. des Thyestcs v. Seneca. — Werner, Murner
in Krakau. — Leitzmann, Zu Goethes Briefen 2,46. — Schön¬
bach, Zu Lessings Faust. Vorspiel.
Neue Erscheinungen:
Kirchner F., Gründeutschland. E. Streifzug durch d. jüngste
deutsche Dichtg. W., Kirchner u. Schmidt, (XX, 246 S.) fl. 3.—.
Hieroclis Synecdemus. Accedunt fragmenta apud Constantinum
Porphyrogennetum servata et nomina urbium mutata, rccensuit
A. Burckhardt. L., Tcubner, (XLIX, 88 S.) fl.—.61.
Philostrati maioris imagines, O. Benndorlii et C. Schenkeln
consilio et opera adiuti recensuerunt seminariorum Vindobonen-
sium sodales. Ebd. (XXXI, 267 S.) fl. 1.68.
Goldschmidt J., D. deutsche Ballade. 1-., Fock, (44 S.) fl. — .00.
Studien in arabischen Dichtern. 1. IIft. Dr. L. Abels neue
Mu’allaqat-Ausgabe, nachgcprütt v. G. Jacob. B , Mayer &
Müller, (IV, 80 S.) fl. 1.68.
Witt A., Üb. Lenau's Leben u. Charakter. Marbg., Ehrhardt.
(29 S.) 11. —.30.
Clark J.. Manual of linguistics. Edinburgh, Thin, 7 sh. 6 d.
Joachim J., Z. altdeutsch. Genesis. E. Beitr. z. e. Poetik d.
frühmittelhochdeutschen Dichtg., Einleitg. B., Heinrich, (31 S.)
fl. —.60.
Pauly ’s Real-Encyclopädie d. classischcn AltcrthumWissenschaft.
Neue Bcarbeitg. Unter Mitwirkg. zahlreicher Fachgenossen hrsg.
v. G. Wissowa. (In 10 Bdn.) 1. Halbd. (1. Bd, Sp. 1-1440.)
Stuttgart, Metzler, fl. 9.—.
L idzbarski M., De prophcticis, quae dicuntur, legendis arabicis
prolegomena. B., Mayer & Müller, (64 S.) 11. 1.20.
Die Grunow’sche Verlagshandlg. in Leipzig bereitet f. d.
Herbst d. J. die Herausgabe d. Jlricficcchsels zwischen Erdin
Annette Elisabeth v. Droste-lliilshoj) und Lcvin Schückmg aus d.
J. 1840—1846 vor, c. fl. 2.40.
Kunst und Kunstgeschichte.
Oidtmann Dr. H.: Die Glasmalerei. Allgemein verständlich
dargestcllt. Mit 48 Textbildern und 2 Tafeln. Köln, J. P. Bachem.
1893. 8° (66 S.) fl. 1.50.
Auf den Vater folgt der Sohn. Gleichwie uns
früher der Vater, ebenfalls Dr. Heinr. Oidtmann,
über das Wesen und die Technik der Glasmalerei ver¬
schiedene schätzenswerte Arbeiten hinterlassen hat, bringt
nun der Sohn in der vorliegenden Schrift ein Werk,
welches sich bloß mit der Technik dieses Kunstgewerbes
beschäftigt und stellt als Fortsetzung die Geschichte der
Glasmalerei in Aussicht, worauf wir mit Spannung warten.
Das Werkchcn ist mit großem Flcisse gearbeitet und
sowohl für Laien als auch für Fachleute nicht ohne Inter¬
esse, weil cs wiederholt Fingerzeige gibt, alte und neue
Glasmalereien richtig zu beurtheilen, zugleich aber dem
Laien einen Anhaltspunkt gewährt, die viele Mühe und
Arbeit schätzen zu lernen, die ein vollendetes Glasgemäldc
gekostet hat.
Nach verschiedenen früheren Werken von Le Vicil,
Gesseit, Dr. Sepp, Jännike etc. ist uns das vorl. wohl das
liebste, nur hätten wir es gern gesehen, wenn die
Illustrationen in einer anderen Technik hergestellt worden
wären. Diese Art der Rcproduction (Albertotypic nach
färbigen Originalen) eignet sich gar nicht für den Zweck
des Buches, weil aus vielen Bildern nicht einmal der
Fachmann sich über die Beschaffenheit des Originals klar
zu werden vermag. Die Glasmalerei, die doch vornehm¬
lich mit scharfen Contourcn arbeitet, erscheint hier ver¬
waschen und verschwommen, und Bilder, die bei Schaefer
und Rosstcuscher oder Kolb in Farbendruck klar und
deutlich erscheinen, werden durch die photographische
Verkleinerung in Zinkotypie oft gänzlich unverständlich.
Zu dem S. 36 angezogenen Jacobus Alemanus wäre
zu erwähnen, dass von demselben noch einige Glas¬
gemälde in Bologna existieren; im Nachfolgenden noch
einige Bemerkungen, die sicli dem Ref. bei Durchlesung
des Werkchens aufgedrängt haben. Wenn der Verf. auf
die reich illustrierten Werke dieses Zweiges in Frank¬
reich und England hinweist, so muss bemerkt werden,
dass die wenigsten dieser Illustrationen mustergiltig sind
und in der Regel lange nicht an die von Schaefer und
Rosstcuscher edierten hinanreichen. Weiters stimmen wir
mit dem Verf. auch über die von ihm behauptete umfang¬
reiche Farbenscala der alten Glasmalereien nicht überein,
weil uns das Studium der alten Glasgemälde in jedem
einzelnen Falle gerade das Gegentheil beweist, und sind
auch überzeugt, dass gerade die Patina das Hauptmoment
bildet, um die alten Bilder so stimmungsvoll erscheinen
zu lassen, während sie ohne dieselbe viel kälter und
nüchterner, und sagen wir brutaler aussehen würden. —
Auch bei der Beschreibung der Erzeugung von Über¬
fangglas möchten wir dem Verf. mittheilen, dass ge¬
wöhnlich die Farbseite im Innern der Glaswalze enthalten
ist, und dass das Schneiden des Ueberfangglascs infolge
dessen auf der rauhen Seite stattfindet.
Doch über diese und andere kleine Mängel dürfen
wir nicht vergessen, dass dem Verf. das große Verdienst
zugesprochen werden muss, den falschen Weg verlassen
zu haben, den sein Vater durch die Methode, Glasmalereien
jeder Gattung durch das lithographische Druckverfahren
herzustellen, eingeschlagen hat. Dadurch würde dieser wert¬
volle Zweig des Kunstgewerbes zum Fabrikshandwerke
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‘167
Nr. 15. — Oesierrkichisches Liiteraturblait. —
II. Jahrgang.
408
herabsinken und wir könnten nur gleich Diaphanien in
Schmelzfarben anfertigen und einbrennen — der Effect
wäre der gleiche.
Wien. —w.
Wimmer P. Florian, O. S. B.: Anleitung zur Erforschung
und Beschreibung der kirchlichen Kunstdenkmäler, ln
zweiter Aullagc mit Illustrationen vermehrt und herausgegeben
von Dr. Mathias lliptinair. Linz, Qu. Haslinger, 1892, gr.-S".
(XVI u. 152 S. mit 2 Tafeln.) 11. 1 50.
Der Herausgeber hat sich mit dem WiedererwecUen des in
der Mitte der (10er Jahre zuerst erschienenen Büchleins P. Wim-
mer's ein Verdienst erworben, das seine Früchte noch in Jahren und
Jahrzehnten zeitigen wird. Was damals noth that: dem Glerus
eine Anleitung in die Hand zu geben zum Verständnis der kirch¬
lichen Kunstdenkmäler, das ist — trotz des kunstbistorisehen
Unterrichtes, den die Seminaristen jetzt auf den Universitäten und
theologischen Lehranstalten zu genieUen Gelegenheit haben — auch
heute noch vielfach Erfordernis und Bedürfnis. Die Katechismus-
Form in Kragen und Antworten ist beibehalten worden. Hinzu¬
gekommen ist ein — nur ein wenig knapp gehaltener — Abriss
der Stillehre, die bildlichen Beigaben sind bedeutend zahlreicher
und besser geworden. Möge das verdienstvolle Büchlein auch in
seiner neuen Gestalt segensreich wirken! M —r.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 7.
Z. Schutze d. Kunst-Inventars uns. Kirchen. (Schl.) — D.
Baptisterium v. Concordia. — D. Flügelaltar v. St. Lambrecht. —
7 Meisterwerke d. Malerei.
Der Kunstwart. VI, 19.
K. E., Anschauliche Sprache. I. — R. M. Meyer, German.
Poesie. — S., Altgriech. Musik. —Dresdner. D. Berliner Kunst-
ausstellg. II. — v. Hausegger, Nochmals: D. Oper als Kunst¬
form. — Lange, In Sachen d. künstler. Erziehg. d. deutschen Jugend.
Zeitschrift :. Christi. Kunst. VI, 3.
Leins, Üb. gestochene Vorlagen f. goth. Kirchengeräth. —
Hu mann, Z. Gesch d. Kreuzaltäre. — Hoene, I). alten Glas-
gemäldc im Dom zu Stendal. — Schilütgen, D. neue Kreuzweg
im Dom zu Köln.
Neue Erscheinungen:
Kuzsinszky V., D. Ausgrabgen z Aquincum 1879- 1891. Mit
2 Beilag. u. 43 Illustr. Budap., Kilian. (III, 125 S.) II. 3.60.
Kirchenbau. Der, des Protestantismus von d. Reformation bis z.
Gegenwart. Hrsg v. d. Vereinigg. Berliner Architekten. Mit
1041 Grundrissen. Durchschn. u. Ansicht. B., Toeche. (VII,
559 S.) 11. 18. — .
Judassohn S.. Traite d’harmonie. Traduit de rallemand par F
Brahv. L., Breitkopf & Härtel. (X, 278 S.) fl. 2.40.
Klimt F., Klimt G. u. Matsch F., Zwickelbilder im Stiegcnh.
d. k. k. kunsthistor. Hof-Museums z. Wien. Erläut. Text v. A. Ilg.
17 Blatt Lichtdr v. J. Löwy, W., Schroll & Co. (6 S.) fl. 18.—.
Lcmonnicr H., Ftudes d’arts et d’histoire. L’art fran^ais au
temps de Richelieu et de Mazarin. Paris, Hachette & Co. fr. 3.50.
Muth K., D. ehemal. Klosterkirche (nunm. Pfarrkirche) in Nieder-
Altaieh. Nach ihrer Gesch. u. dermal. Gestalt beschrieben. Mite.
Grundplan u. c. Ansicht d. Klosters a. d. vor. Jahrh. Passau,
Abt. (VIII, 86 S.) fl. 2.10.
Larroumet G., J. L. E. Mcissonier. Livr. 1. Avec 2 dessins.
Paris, Baschct. fr. 1.50.
Brault E., Lcs architectes par leurs ocuvrcs. Avec 150 portr.
Paris, Laurtns. 45 fr.
Boito C., Questionc pratiche di belle arti. Mailand, Hoepli.
3 L. 50 c.
Länder- und Völkerkunde.
Novibazar Und Kossovo. (Das alte Rascien). Eine Studie. Mit
1 Karte. Wien, Holder. 1892. gr.-S°. (III und 159 S) 11. 2.—.
Der Paschalik Novibazar ist geographisch ein Theil
von Bosnien und gehört somit eigentlich zu unserem
Occupationsgebiet. Wir haben es jedoch klüger gefunden,
mindestens vorderhand, auf der Besitzung nicht zu be¬
stehen; sie würde schwere und blutige Kämpfe gekostet
haben, wäre ohne Zweifel eine Quelle fortwährender
Sorgen, würde viel kosten und wahrscheinlich wenig
eintragen. Ethnographisch ist das Gebiet vorwaltend
albanesisch, also von jenem Volkscharakter, von dessen
wildem und unzähmbarem Gewaltsinn vor mehreren
Decennien Consul Hahn und hart vor der österreichischen
Üccupation der verwegene Brite Primrose uns zu erzählen
wussten. Auch der ungenannte Verf. des vorliegenden
Buches hat es zu bedauern, keine wissenschaftlich genaueren
Daten über diesen Landstrich liefern zu können; denn
»an eine Durchforschung jener Gebiete mit Instrumenten
und in aller erforderlichen Freiheit ist vorläufig nicht zu
denken«. Allein auch ohne solch schärfere Präcisierung
seiner Daten hat der Verf. ein dankenswertes Werk
geliefert, da »Alt-Serbien« aus den eben angedeuteten
Gründen zu den bisher am wenigsten untersuchten Theilen
der Halbinsel gehört. Oesterreich# lässt sich einstweilen
mit dem Besatzungsrecht in drei Hauptorten des an sein
Bosnien stoßenden Lim-Gcbietcs genügen: Plevlje, Prje-
polje und Priboj, und es erweckt unser freudiges Inter¬
esse zu gewahren, dass diese Orte und deren Straßenzüge
zugleich das einzige sind, was in diesem ganzen Land¬
striche Merkmale europäischer Cultur und Gesittung auf¬
zuweisen hat. Das »Dolovi« genannte Quartier von
Plevlje oder Taslidza umfasst das Lager der kaiserlichen
Besatzung; »die einzelnen Baracken, ganz ansehnliche Stein¬
bauten, sind in parkartigen Anlagen vertheilt; das Lager
hat eine kleine katholische Capelle, die zum erstenmal
seit fünfhundert Jahren hier wieder den Klang einer
Kirchenglocke ertönen ließ, ein Officier-Casino, ein Militär-
Spital u. dgl. Der Fleiß der Soldaten und das Verständnis
ihrer Commandanten haben hier eine hervorragende Cultur-
arbeit geschaffen, indem sie den baumlosen öden Karst¬
boden in einen grünen Park mit dichten Baumgruppen,
Gebüschen, Blumen und Gemüsepflanzungen verwandelt.
Welch aneiferndes Beispiel könnten diese Musteranlagen
der einheimischen Bevölkerung bieten, wenn sie nicht
gar so träge und gleichgiltig wäre!«
Wien. Dr. Guido Alexis.
Reuter M., Reallyc. - Professor: Die Parsen und ihre
Schriften. Stuttgart, Jos. Roth. 1893. (39 S.) fl. —.48.
Vorliegendes Schriftclien behandelt in der anspruchslosen
Form eines anscheinend vor gemischten Zuhörern gehaltenen Vor¬
trages manches Interessante über das alte Perservolk und seine
heutigen Ueberreste. Besondere Beachtung ist der altpersischen
Religion geschenkt. Ein Anhang bringt die knappe Geschichte
der Entzifferung der altpersischen Keilschriften durch Grotefend
und seine Nachfolger.
Wien. Dr. A. Kischer-Colbrie.
PetermanrPs Mittheilgen. XXXIX, 6.
Ilettner, D. Anden d. westl. Kolumbiens. — Rudzki, E.
Betrachtg üb. d. Conlractionsthcorie d. Gebirgsbildg. u. d. Be¬
schaffenheit d. Erdinnern. — Lindenkohl, Mount St. Elias in
Alaska u. d. Pik v. Orizaba in Mexiko. — Graf Lanjus, Reise-
sktzzen aus d. Südsee: Die Neu-Hebriden. — D. Chaulcr: Exped.
in Ostafrika. - Vogel, D Terraindarstellg auf Landkarten mittels
Schrafficrg. — Geogr. Monatsbericht. — Litteraturbericht.
Globus. LXIV, 4 u. 5.
(4.) v. Ronkel, E. malaiischer Bericht üb. d Djakun d.
Halbinsel Malakka. — D. Gletscher d. Ver. Staaten. I. — de Arana,
D. Schiffbarkt. d. Pilcomayo. IL (Schl.) — v. Wlislocki, Kos-
mogon. Sagen d. Wotjaken. — Goldziher, D. arab. Held’Antar
in d. geogr. Nomenclatur. — (5.) Radloffs Untersuchg d. Orchon-
Beckens. — Greim, D. Ruhrkohlenbecken. — Cartailhac’s Werk
üb. d. Altbauten d. Balearen. — Seidel. Völker u. Sprachen in
Deutsch-Südwestafiika. — D. Überflutg. Westeuropas am Ende d.
Glacialzeit. — Bücherschau. — Aus allen Erdtheilen.
N.-ö. Landesfreund. 1893, 5.
Jaluschka, G. R. Donner. — Krahuletz, D. Fuchsenluckc
b. Roggendorf. — Jantsch, D. Kapelle am Unterberg. — Calliano,
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469
Nr. 15. — Okstkrreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang
470
N.-ö. Volkssagen : D. Höhlthurm zu Wollersdorf; D. 3 Lilien in
Sooti ; D. Drud v. Natschbach. — Vol lauf, D. Origin.-Siegel d.
Schafhirten-Bruderschaft in Baden.
Mittheilgen. d. Anthropolog. Geseilsch. in Wien. XXIII, 1 - 3.
(1.) Woldrich, Beiträge z. Urgesch. Böhmens. V. —
Über e. Graburne v. d. Liukiu-Inseln. — Littcraturbericht. —
(2, 3.) Penka, D. Heimat d. Germanen. — Her man, D. paläo-
lithische Fund v. Miskolcz. — Litteraturbericht, darunter: Matla
kowski, Budownictwo ludowe na Podhalu (Karäsek); — 1
v. Sehrenck, Reisen u. Forschgen. im Amurlandc 1854 — 5b, III. ;
1 u. 2. (Heger); — Ehrenreich, Beiträge z. Völkerkde. Klein- '
asiens. (Heger.) — Sitzungsberichte, I. Jan.-Febr.: Meynert über
Lombroso’s »Genie u. Verbrecher«. — Hermann, Volksthüm- |
liebes aus Dobschau in Oberungarn. — Hermann, Weltunter- ’
gang in d. magyar. Tradition. — Rcymann, Techn. Vorkennt- I
nisse z. Hausforschg. — W. Hein, D. Köpft!ophäen d. Jivaros.
Sonne, D. Bewohner Britisch-Nord-Borneos. — Tomasche k, |
D. Verhältnis d. Thraker u. Illyrier zu einander. — Hein, D.
ethnogr. Sammlgcn. u. d. Columbus-Ausstellg. z Madrid 1892—93.
— II. März-Apr.: Jahresbericht für 1892. — Fundberichte. —
Matiegka, D. Schädel d. Samojeden Wasko. |
Internationales Archiv f. Ethnographie VI, l u. 2. i
Swoboda, D. Bewohner d. Nikobaren - Archipels. — i
v. Hasselt, Aanteekeningen omtrent de pottenbakkerij in de Res. I
Fapanoeli. — Strebe 1, Nachtrag z. Studien üb. Steinjoche. — |
Nouvelles et Correspondancc. j
Archiv f. Mathematik u. Physik. XII, l.
Mohr mann, Neues Verfahren d. Fourier’schen Entwicklg. |
d. doppelperiod. Functionen. — Sei pp, Üb. einige Sätze aus d. ]
element. Raumgeometrie. — Ekama, Geometr. Örter b. Curvcn- |
Systemen. — Rogel, Ableitgen. arithmet. Reihen. — Poe k eis, t
Üb. d. durch elektr. u. magnet. Polarisation hervorgerufene Volum- |
u. Formänderg. —Hop pc, Osculierende Kugel nebst d. analogen j
Gebilden f. n Dimensionen. j
Neue Erscheinungen:
Schüller M„ In d. Südstaaten Nordamerikas. Erinnergen u. Ein¬
drücke. B., Dümmler. ^64 S. m. Abbildgn.) 11. —.60.
Serbin A.. Bemerkgen Strabos üb. d. Vulkanismus u. Beschreibg.
der d. Griechen bekannten vulkanischen Gebiete. E. Beitrag z.
phvs. Geographie d. Griechen. L., Fock. (63 S.) 11. —.60.
Schwalbe G., Üb. einige Probleme d. physisch. Anthropologie.
Rede. Straßb., Hcitz. (26 S.) 11. —.36.
Rolle der A., Heimatkde v. Steyr. Histor.-topograph. Schilderg.
d. pol. Bez. Steyr Stadt u. Land. Unt. Mitwirkg. d. Lehrersch.
beider Bezirke verf. u. hrsg. (In ca. 16 Lfgn.) 1. Lfg. Stcvr,
Lintl. (S. 1—32 m. Abbildgn.) 11. -.30.
Bienemann F., Werden u. Wachsen einer deutschen Colonie in
Süd-Russland. Riga, Hoerschelmann. (X, 460 S.) 11. 3.—.
Morgan C., Aus Jonicn. Skizzen u. Studien. Illustr. v. A. Klinger.
W., Szelinski. (61 S.) 11. 1.50.
Picard G., Semites et Aryens. Paris, Alcan. fr. 1.50.
Dybowski J., La route du Tchad du Loango au Chati. Avec
136 dessins. Paris. Didot & Cie. 10 fr.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Kolb Victor S. J.: Conferenzen Uber die sociale Frage.
Zweite vermehrte Auflage. Mit dem Rundschreiben Leo XIII.
über die Arbeiterfrage. (3.—5. Tausend). Wien, Verla*g von
Mayer & Comp. 1891, gr. 8°. (XL1V u. 114 S.) 11. 1.—.
Die bereits in weite Kreise gedrungenen Vorträge
über die sociale Frage, welche der berühmte Kanzel¬
redner im Advente 1890 in der St. Peterskirche zu Wien
gehalten hat, werden uns hier als ein in sich geschlossenes
Ganzes vorgeführt und erhalten durch Beigabe des seit
Erscheinen der ersten Auflage des Buches ergangenen
Rundschreibens Leo XIII. über die Arbeiterfrage, jenes
Schriftstückes erhabenster Weisheit, eine ganz besondere
Kraft und Weihe. Was in diesen Conferenzen ausge¬
sprochen wurde, sind aus der katholischen Lehre ge¬
schöpfte Grundsätze. Diese bilden die unverrückbare
Grundlage, auf welcher sich alle vereinen müssen, welche
mit Ernst, ehrlichem Wollen und auch mit Aussicht auf
endlichen Erfolg mithelfen wollen an der Lösung der
socialen Frage. Der Zweck der Vorträge konnte natür¬
lich nicht sein, ein vollständiges Programm zu dieser
Lösung zu geben; ein Eingehen in Einzelheiten musste
vermieden werden, manches erscheint bloß ange¬
deutet, so dass der Behandlung von Detailfragen nach,
den verschiedenen Auffassungen, Erfahrungen und
Ueberzeugungen Einzelner ein breiter Spielraum gelassen
bleibt. Die Vorträge sind vielmehr bestimmt einen Bei
trag zum Verständnis der socialen Frage zu bilden in
Rücksicht auf ihre Ursachen, in Rücksicht auf die schon
versuchten Lösungen und in Rücksicht auf die wirklich
anzustrebenden Lösungen. Dieses Verständnis wird nun
in den Vorträgen durch die scharfsinnigsten Darlegungen,
durch seltene Sachkenntnisse und die aus allen Worten
leuchtende hehrste Menschenliebe vermittelt. Der erste
Vortrag behandelt den Begriff und die Geschichte der
socialen Frage, der zweite Vortrag deren Ursachen, als
deren wichtigste erkannt wird, dass die Arbeit ohne
socialen Charakter hingcstellt ward, und sie dieses
Charakters durch die »freie Entfaltung aller Kräfte« und die
Auswüchse dieses Principes entkleidet worden ist. Der dritte
Vortrag bespricht die versuchten Lösungen der socialen
Frage. Die erste und radicalste Antwort gibt die Ver¬
zweiflung: »Maschinen zusammenschlagen!« Die Mensch¬
heit kann aber nicht bloß leben trotz der Maschine,
sondern sie kann durch geregelte Benützung der
Maschine besser und leichter leben als ohne dieselbe.
Eine andere Antwort gibt die Socialdemokratie,
welche die Abhilfe aller socialen Uebel in dem voll¬
ständigen Uebergang aller Productionsmittel in den Ge¬
meinbesitz, in der directen Theilnahme des ganzen arbeits
fähigen Volkes an der Gütererzeugung, unter genauer
Aufsicht selbstgewähltcr Behörden und unter gleich¬
mäßiger Vertheilung der erzeugten Güter unter die Con-
sumenten erblickt. In der vierten Conferenz werden
»Das Eigenthum und die Socialdemokratie« erörtert und
die Lehren der letzteren, die aus dem Liberalismus, als
Reactionserscheinung gegen dessen »Errungenschaften«,
entsprang, in allen Irrthümern und Verkehrtheiten auf¬
gedeckt und die Ungleichheiten im irdischen Besitze als
solche, als vom göttlichen Gesetze vorausgesetzt, als Folge
geordneten gesellschaftlichen Lebens und als eine
Wohlthat für den Menschen dargestellt. Nicht diese
Ungleichheit ist unrecht und ungerecht; die Reform¬
vorschläge der Socialdemokratie sind ungerecht, sind un¬
möglich! Der fünfte Vortrag behandelt die materiellen
und moralischen Mittel zur Lösung der socialen Frage.
Das Almosen, die christliche Barmherzigkeit, die Philan¬
thropie können diese Lösung niemals geben. Es handelt
sich nicht darum, die Thräne zu trocknen, die bereits
fließt, den Hunger zu stillen, der bereits vorhanden ist,
sondern darum, wie der arbeitsfähigen Menschheit
das Brot und die zum Brot nothwendige Arbeit geben.
Auf die im Vortrage angewendeteten und im Anhänge
des Buches als Auszug aus dem Referate des Verf. über
die sociale Frage auf dem 11. allgem. österr. Katholikentage
angeführten Mittel und in’s Auge zu fassenden legislativen
Maßregeln soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen
werden. Aber ein hochbedeutsames, das wichtigste und
beherzigenswerteste Wort aus diesen Vorträgen sei
hervorgehoben; »Die Frage nach dem täglichen
Brote ist e i n g r o ß e r, w i c h t i g e r T h e i 1 d e r s o c i a 1 e n
Frage, aber sic ist nur die eine Seite, auf der
anderen Seite hat sie die Frage des geistigen
Lebens der Menschheit!«
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Nh. 15. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang
472
Der Geist lebt, indem er erkennt und will, d. h.
er bedarf der Wahrheit für sein Erkennen und er
bedarf eines Gesetzes für sein Wollen. »Ohne die
Wahrheiten der Religion,« sagt Verf., »können Sie die
Brücke nicht schlagen zwischen Reich und Arm, die
Menschheit nie und nimmer zur Familie machen, die
wahre Menschenwürde nicht garantieren, den Hochmuth
auf der einen, die Verzweiflung auf der anderen Seite
nicht beschwören.« In wahrhaft erhebenden Worten
weist Verf. dann nach, wie die Gebote Gottes und der
Kirche sociale Gesetze sind, bei deren Einhaltung sich
das Leben der Menschheit nach den Grundsätzen wahr¬
hafter Gerechtigkeit und ewiger Weisheit gestalten würde.
Und diese Worte vor allem sollen jene modernen Social¬
politiker sich stets vor Augen halten, die da meinen, die
sociale Frage sei lediglich eine Magenfrage.
Innsbruck. Frh. v. Weichs.
Schaumburg Alexander: Das Paradies der Frauen. Rin
Beitrag zur Lösung der Frauen frage. Wien, Austria, 1893.
8° (132 S.) H. -.75.
Wie frische kräftige Alpenluft den Bewohner der
schwülen Großstadt anmuthet, so angenehm ist die
Lesung vorliegenden Schriftchens unter der Masse mehr
oder minder ungesunder Tagesproducte über die Frauen¬
frage. In gewandter, scharfer und witziger Sprache ver-
theidigt der Verf. die Ansichten des gesunden Menschen¬
verstandes in einer ernsten Sache gegenüber den
geradezu wahnwitzigen Phantastereien einiger »Eman-
cipierten«. Nachdem er eine berechtigte und eine unge¬
rechtfertigte »Frauenfrage« unterschieden hat, entwickelt
er abwehrend und positiv begründend die Ansicht über
die Ehe, über die Erziehung der weiblichen Jugend, über
Prostitution und Übervölkerung und betont im Schluss¬
worte die Nothwendigkeit der religiösen Überzeugung
in vorliegender Frage: »Ich bin Katholik und freue mich,
es zu sein; ich schätze aber auch Protestanten und
Israeliten, wenn sie es auch wirklich sind, voll und ganz.
Mit ihnen lässt sich reden, von ihnen lässt sich auch
Gerechtigkeit erwarten, und gebe ich mich der ange¬
nehmen Hoffnung hin, dass sie, sowie die wahren Ka¬
tholiken, mit meinen ausgesprochenen Ansichten ganz oder
doch großentheils übereinstimmen werden.« (S. 118.)
Dies ist der Standpunkt des Verf., der in der eigentlichen
Abhandlung die Religion absichtlich nach Möglichkeit
beiseite lässt, um allein die gesunde Vernunft reden zu
lassen. Das Resultat, welches nicht sowohl in schul¬
mäßig geordneter Darstellung als in angenehmem Unter¬
haltungstone erreicht wird, ist der Nachweis, dass die
sog. Frauenemancipation das Weib aus dem wahren
Paradiese ihres eigentümlichen Familienberufes in das
falsche einer unerträglichen .Stellung verlockt. Der Verf.
darf sich für überzeugt halten, dass seine Arbeit viele
über die große Gefahr der angestrebten weiblichen
Jugenderziehung aufklären und viel zur Förderung ge¬
sunder Ansichten beitragen wird. In wesentlichen Punkten
dürfte der Verf. von conservativer Seite kaum einen
Widerspruch erfahren. Was S. 92 über »den Umgang
der Mädchen mit wohlerzogenen Knaben« gesagt wird,
hat eine gewisse Berechtigung, bedarf aber nach unserer
Überzeugung bedeutender Einschränkung. Einen so zu¬
versichtlichen Rath wie der Verf. dürften in dieser Be¬
ziehung wenige Erzieher geben.
Mautern. Aug. Rösler, C. SS. R.
Archiv f. prakt. Rechtswissenschaft. XVI, 1—3.
Heinzerling, Große Havarie auf d. Rhein. —Ders., Inwie¬
fern unterliegen Fordergen. nichthess. u. außerhalb Hessens verstorb.
Erblasser als z. Z. d. Todes d. Letzteren in Hessen »befindlich«
der hess. Ei bschaltsbesteuerung? — Ders., Handlgsunfähigkt. \i.
! minderjähr. Gewerbetreibenden in gesch. Entwicklg. bis z. Ggwart.
— Gilmcr, Bemerkten zu Art. 15 Nr. 1 d. hess. Pfandgesetzes
v. 15. Sept. 1858. — Arnold, D. Schutzrcchtc d. Abgeordneten
d. Grossh. Hessen.
Giornale degli Economisti. 1893, 3—6.
(3.) La situazione del mercato monctario(Forts, in Nr. 4—6).
— Pareto, Dialoghi dei Morti. — Valcnti, La Campagna romana
c il suo avvenire econoinico c sociale (Schl, in Nr. 4 — 6). —
De Viti de Marco, La pressionc tributaria dcll’ imposta e del
prestito (fine). — Bottoni, Previdenza. — Gossa, Saggio di
Bibliografia delle opere economiche italianc anteriori al 1849 sulla
tcoiia della beneficenza. — (4.) L’ordinamenta delle Banclie
d’emissionc in Italia. — Masc-Dari, Muratori come economista
(Schl, in Nr. 6).— Bcrtolini, Saggio di Bibliograf™ econ. italiana
1870—90. — (5.) Sitta J., Monti di pietä in Italia. — Loria,
Le basi economiche del diritto. — Olivieri, Ferroire economiche.
— Gossa, Saggio bibiiografica sulle teoric annonarie in Italia
prima del 1849. — (6.) B e n i n i, Galcolo delle perdite subite
dall' Italia in 5 anni di crisi.
Socialpotit. Centralblatt. II, 4L
Jastrow, D. Abschluss d. preuß. Steuerreform. — Ertl,
Z. Frage d. grundbücherl. Priorität d. Meliorations-Darlehen in
Österreich. — D. Commission f. Arbeiterstatistik. — Die Reichs¬
enquete üb. d. Arbeitsverhältnisse im Handelsgcwcrbe. — Gongr.
d. internat. kriminalist. Vereinigung.
Jurist. Vierteljahrsschrift. N. F. IX, 1.
Jodl, Üb. d. Wesen d. Naturrechts u. s. Bedeutg. in d.
! Ggwart. — Rulf, D. Entwicklg. d. Strafrechtswiss. in d. letzten
I 25 Jahren.
Statistische Monatsschrift, hrsg. v. d. k. k. Statist. Central-
Commission. XIX, 4.
Probst, Üb. Einrichtgen f. Arbcitsvermittlg.
Masius 1 Rundschau. N. F. V, 6.
Aus d. Bericht d. eidgenöss. Versichergsamtes für 1891. —
D. Rechngslegg. d. in Preußen concess. Lebensvers.-Gesellsch. —
Rechtsprechg. d. Reichsgerichts.
Zeitschrift f. d. Privat- u. öff. Recht d. Gegenwart. XX. 4.
V. Hussarek. D familienrcchtl. Alimentation nach österr.
Rechte. Btrge. z. Kritik d. Alimentationsbegriffes. (Schl.)
Annalen d. D. Reichs f. Gesetzgebg. etc. 1893, 7.
Euld, D. Gewerbegerichte in Deutschld. — Das Reichs-
Telegraphengesetz. — Graf, D. Tabakbesteuerg. in Deutschld.
Archiv f. d. civiiist. Praxis. LXXX, 3.
Stampe, D. Lehre v. d. Abtretg. d. Vindication. E. Muster¬
beispiel f. d. prakt. Verstöße uns. VVisscnsch. u. ihre Gründe. —
Man dry, D. Entwurf e. Bürgerl. Gesetzbuches f. d. D. Reich in
2. Lcsg. Forts. Zweites Buch. Recht d. Schuldvcrhältnissc.
7. Abschn. Einzelne Schuldvcrhältnisse.
Neue Erscheinungen:
Spiegel L., D. kaiserl. Verordngen m. prov. Gesetzeskraft nach
österr. Staatsrecht. L., Freytag (V, 214 S.) fl. 4.20.
Stenglein M., D. strafrechtl. Nebengesetze d. Deutschen Reiches.
Erläutert in Verbindg. m. H. Appelius u. G. Kleinfeller. B.. Lieb¬
mann. (X, 1138 S.) fl. 17.10.
Ehrenberg V., Versichergsrecht. 1. Bd. L., Duncker & Humblot.
(XII, 536 S.) fl. 7.20.
Menzel A., D. Arbeiterversicherg. nach öst. Rechte. Mit Berück¬
sichtig. d. deutschen Keiehsrechtes systematisch bearb. Ebd.
(XL\‘, 504 S.) 11. 6.-.
Bruckner F. X., Z. Gesch. d. Fideicommisscs, zugl. e. Beitrag
z. Lehre v. d. sogen, extraordinäria cogtntio. Rechtshistor.
Studie. München, Ackermann. (82 S.) 11. 1.44.
Stall B., 1). Zukunft d. Silbers. Beitr. z. Klarstellg. d. Währgs-
u. Silberfrage. B., Verl. d. Deutschen Volkswirtschaft!. Gorrcsp.
(46 S.) fl. —.60.
Lauterburg A., Johann Ludwig Muret, e. schweizerischer Natio¬
nalökonom u. Statistiker d. 18. Jahrhdts. Bern, Wyss. (71 S.)
11. —.84.
Vaccaro M. A., Le basi del diritto c dello stato. Turin, Bacco.
10 L.
Quarta A., Prolcgomeni alla storia dell’ economia politica. Rom.
Elzeviriana. 10 L.
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473
474
Nr. 15. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Strouhal, Prof, Dr. V. und Dr. C. Bar US, physicist of V. S. '
geological Survcy, Washington: Ocel a jejl vlastnosti gal-
vanlckö I magnetickö. Na zäkladö vlastnich püvodnich praci
V’. Praze 1S92. (218 p.) (Die galvanischen und magnetischen
Kigenschaften des Stahles. Auf Grund eigener Original-Arbeiten
dargestellt von Prof. Dr. V. Strouhal und Dr. C. Barus.)
Die beiden Verf. haben auf Veranlassung der
G. Survey in Washington eine eingehende Experimental¬
untersuchung über das Wesen und Verhalten des Stahls
unternommen. Die Resultate ihrer Untersuchungen, die
theils gemeinschaftlich im physikalischen Institute zu
Würzburg, theils einzeln in Prag und New-York gewonnen
waren, wurden zum Tneile auf Kosten der U. S. G. S.
schon in den Jahren 1885 — 87 publiciert. Man muss
den Herren Verf. nur dankbar sein, dass sie sich ent
schlossen haben, ihre Studien als ein wohlabgcrundetes
Ganze den Physikern zugänglich zu machen. Ohne alle
Gelehrtthuerei führen sie den Leser in die Werkstätte
ihres geistigen Schaffens und ohne (wie es leider gang
und gäbe ist) sich hinter gelehrter Kürze, die nur zu
leicht zu Unverständlichkeit führt, zu verbergen, haben
sie nicht nur die Resultate, sondern auch die ihnen zu¬
meist eigenthümlichen Methoden ausführlich und mit
überraschender Klarheit dargelegt. So ist ein Werk ent¬
standen, das nicht nur dem Fachmanne die Resultate, t
sondern auch dem Studierenden den Weg zu ihnen darthut. I
Das ganze Werk gliedert sich in zehn Abtheilungen.
In den drei ersten Capiteln werden die angewandten
Messmethoden beschrieben. Diese Capitel, für die Ler¬
nenden bestimmt, sind sehr lehrreich. Sie zeigen, wie die
allgemein angewendeten Methoden zu speciellen Zwecken
umgestaltet werden müssen, wodurch das eigentliche
Wesen dieser Methoden oft in überraschender Weise zur
Geltung kommt. Das vierte Capitel führt uns in das
eigentliche Untersuchungsgebiet ein. Es handelt von dem
Einflüsse der Temperatur auf die elektrische Leitungs¬
fähigkeit des Eisens in seinen verschiedenen Aggregat¬
formen. Nach einer kurzen Einleitung über die Methoden
und Resultate anderer Forscher werden eigene Unter¬
suchungen mitgetheilt und die Resultate in Tabellen und
Formeln dargestellt. Es stellt sich heraus, dass der
Einfluss der Temperatur auf die elektrische Leitungs¬
fähigkeit proportional ist jenen Beimischungen, die die
geringere oder grössere Leitungsfähigkeit beeinflussen.
Nach den Versuchen von Matthiessen, Vogt u. a. scheint
hier ein allgemeines Gesetz zu bestehen. Weitere For¬
schungen in diesem Sinne, behalten sich die Verf. vor.
Das V. und VI. Capitel behandelt, unterstützt von zahl- j
reichen Tabellen, das Wesen der Stahlhärtung. Hier wird
insbesondere hervorgehoben, dass ein bestimmter Härte¬
grad nicht nur eine Function der Temperatur, sondern
auch eine Function der Zeit ist. Im VII. Capitel wird
experimental nachgewiesen, dass die Variation des Wider¬
standes, welche durch Magnetisation entsteht, sehr gering
ist gegenüber jener, welche durch die verschiedenen
Härtegrade erzeugt wird. In der zweiten Hälfte des Werkes
beschäftigen sich die Autoren fast ausschließlich mit den
magnetischen Eigenschaften des Stahls.
Prag. Docent Dr. V. Laska,
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstait. 1893.
Nr. 2—5.
(2.) Hoernes, Z. Geologie v. Untersteiermark. X. D. Fisch¬
fauna der Cementmergel v. TüfFer. — Brusina, Cong . ungula
caprae (Münst .), C. simulans Brus. tt. sp . u. Dreissensia Münstcri
Brus. n. sp. — Geyer, Vorlage d. Blattes *St Michael« Zone 17,
Col. IX. — (3.) Bittner, Geolog. Mitthlgen aus d. Gebiete d.
Blattes Z. 14, Col. XII, Gaming-Mariazell. — (4.) Salomon, (TH.
d. geolog. Bau u d. Fossilien der Marmolata. — Blaas, Diluvial¬
torf b. Hopfgarten. — Rosiwal, Üb. e. neuen Aufschluss in d.
Pötzleinsdorfcr Sandcn. — D reger. Üb. d. geolog. Verhältnisse
d. IJmgebg. d. Wotsch- u. Donatiberges in Südsteiermark. — (5.)
Koch, Neue Tiefbohrgen auf brennbare Gase im Schlier v. Wels,
Giieskirchen und Eferding in Oberösterrcieh. — Rosiwal, Üb.
einige Mineralvorkommen aus d. böhm.-mähr. Grenzgebirge. —
v. Bukowski, Üb. d. Bau d. südl. Sudetenausläufer östlich v.
d. March.
Natur u. Haus. I, 20 .
Staby, Wie sammelt u. ordnet man Ptlanzen f. d. Her¬
barium? — Bungartz, Rouenfarb. Zwergentchen u. ihre Zucht.
— Moedcbeck, Meine Grauköpfchen. — Max Müller, Be¬
trachtgen üb. winzige Feinde u. Freunde d. Blumengartens. —
Keil, Z. Haltg. d. Goldfisches. — Lener, Uns. Tümpelbewohner
d. Inscktenwelt. — Krieghoff, Anleitg. z. Schmetterlingszucht u.
z. Schmetterlingsfang. — Kl. Mitthlgen.
Zoologische Jahrbücher. VII. l.
Guldberg, Z. Kenntnis d. Xordkapcrs (Eubalaena bisca-
gensis lisch r.) — Ort mann, D. Decapodenkrebse d. Straßburger
Museums. VI. — Mräzek, Btr. z. Kenntnis d. Harpacticidenfauna
d. Süß Wassers. — Scitz, Allg. Biologie d. Schmetterlinge. —
Eimer, Bemerkgen zu Spuler's Aufsatz »Z. Stammcsgesch. d.
Papilionidcn«.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 7.
P lass mann. Galilei u. d. Sonnen-Corona. — D res sei, Z.
Orientierg. in d. Encrgiclehie. (Forts.) — Bank, D. Kreuzotter
(Pelias bents). — Max Maier, Physiologische Psychologie. —
Birkner, D. XXIII. allgem. Versammlg. d. deutschen anthropol.
Gesellschaft in Ulm a. D. — Laska, Geophysikalisches. —
Wissenschal'tl. Rdsehau: Baum hau er, Mineralogie. — Kl. Mit-
thigen. — Laska, Himmelserscheinungen im August 1893.
Neue Erscheinungen:
Stolz O., Grundzüge d. Differential-u. Integralrechng. I. Reelle Ver¬
änderliche u. Functionen. L., Teubner. (X, 460 S.) fl. 4. 80.
I\ aragiannides A., D. nichteuklidische Geometrie vom Alter¬
thum b. z. Gegenwart. E. histor.-krit. Studie. B., Mayer &
Müller. (44 S) fl. —.96
Gassner G. A., D. Pflanzen- u. Thierlebcn d. Urngebg. Gmundens.
E. Beitr. z. Kenntnis d. Flora u. Fauna Oberösterr. Gmunden,
Mänhardt. (128 S.) fl. —.60.
Beck v. Mannagetta, G. Ritter, Flora v. Nieder-Österr. Hand¬
buch z. Bestimmg. sämmtl. in diesem Kronlande u. den an-
grenz. Gebieten wildwachs., häufig gebauten u. verwildert vor¬
komm. Samenpflanzen u. Führer z. weiteren botan. Forschgn.
f. Botaniker, Pflanzenfreundc u. Anfänger. M. 30 Abbildgn.
nach Orig.-Zeichngn. des Verf. 2. Hälfte. (2. Abth.) W., Gerold.
(X, 74 S. u. S. 893-1396) fl. 9.—
Thompson S. P., D. Elektromagnet, deutsch v. C. Crawinkel.
(In 5 Hftn.) 1. Hft. Halle a. S., Knapp. (80 S ) fl. 1.80.
Wolf R., Handbuch d. Astronomie, ihrer Gesch. u. Litteratur.
4. Halbbd. (Schl.) Zürich, Schulthess. (2. Bd. S. 323 — 658 m.
Holzschn.) fl. 4.80.
Brunner de Wattenwyl, Revision du Systeme des orthopteres
et description des especes rapportees par L. Fea de Birmanie.
Genua, Tip. dell Istituto sordomuti. 16 L
Kosma, Die Erde v. ihrem Uranfange b. z. ihrem Endziele im
Rahmen u. Lichte d. heil. Schrift. E. Skizze als Beitr. z. Ab¬
wehr wissenschaftl. Eingriffe in die bibl. Lehre. B., Müller.
(IV, 107 S.) fl. —.60.
Medicin.
Alt Dr. Conr. und Dr. C. E. F. Schmidt: Taschenbuch der
Elektrodiagnostik und Elektrotherapie. Halle a. d. S.,
W. Knapp, 1893, 8°. (IV u. 128 S.) 11. 1.80.
Das Buch zerfällt in drei Thcile. Der erste Theil
befasst sich mit den Grundlehren der Elektricität, der
zweite behandelt die medicinisch-elektrischen Apparate
und ihre Verwendung in der Praxis, der dritte Theil
zerfällt wieder in Elektrophysiologie, Elektrodiagnostik
und Elektrotherapie.
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Nr. 15. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
476
475
Wie schon diese Eintheilung zeigt, ist dieses Taschen¬
buch unzweifelhaft berufen, einen längst empfundenen
Wunsch zu erfüllen: dem praktischen Arzt eine in
knapper Form doch alles enthaltende Elektricitätslchre
in die Hand zu geben. Große Befriedigung gewährt der
ziemlich umfassend bearbeitete rein physikalische Theil
des Buches, zumal er manche, hicht immer geläufige
und sehr wissenswerthe Kenntnisse lehrt oder auffrischt,
der die medicinisch-elektrischen Apparate behandelnde
Theil bietet eine recht anschauliche Darstellung der ver¬
schiedenen in Anwendung kommenden Apparate und
Instrumente. Nur wäre es wünschenswert gewesen, dass
behufs Erklärung des constanten und Faradischen Stromes
als Paradigma nebst den unzweifelhaft sehr praktischen,
doch für den Nicht-Specialarzt schwer erschwingbaren
Apparaten Hirschmanns auch die mehr verbreiteten und
leichter verständlichen: »Tauchbatterie« und »Schlitten¬
apparat« berücksichtigt worden wären. Hingegen ist
anerkennenswert die Einführung und die Verwendung
der Franklinisation in der Elektrotherapie.
Der dritte, die Elektrophysiologie, Elektrodiagnostik
und Elektrotherapie behandelnde Theil bietet äußerst
werthvolle Winke und Lehren für den praktischen Arzt.
Die Elektrophysiologie ist besonders schätzbar durch die
beigegebenen Abbildungen, wodurch die sogenannten
motorischen Punkte und die Nervenreizstellen leicht
fassbar angeführt und erklärt werden. Die Elektro¬
diagnostik bespricht die elektrische Reaction der kranken
motorischen Nerven und Muskel, die elektrocutanen Sensi¬
bilitätsstörungen und die Störungen der elektrischen
Reaction der Sinnesorgane. Die Elekrotherapie bespricht
im allgemeinen die Anwendung der Elektricität bei
Neuralgie, bei Paresen und Lähmungen und im Spcciellen
die Behandlung der Gehirnkrankheiten, Rückenmarks¬
krankheiten, der Neuralgien, der erkrankten motorischen
Nerven und Muskel und der anderweitigen Erkrankungen
des Bewegungsapparates.
Wir können demnach mit Zuversicht das Taschen¬
buch jedem mit der Elektrotherapie sich befassenden
Arzte auf das Wärmste empfehlen und glauben, dass
dasselbe vermöge der vorzüglichen Behandlung der Materie
eine rasche Verbreitung finden wird. Die Ausstattung ist
nett, Druck und Papier sehr gut.
Klosterneuburg. Dr. Bogdan.
Hygieia. VI, 10.
Caius, Kunst u. Wisscnsch. in d. Median. — Schiller,
D. Gesundheitspflege in d. Schule. — Gerster, D. heilende Glaube.
— Janke, Keine Stcilschrit't. — Vom Büchertisch. — W. K., Ge¬
danken üb. Geburtshelferinnen. — Vogel, D. Braten am Rost. —
Vermischtes,
Der Irrenfreund. XXXV, 3 u. 4.
Lisibach, Üb. d. Verhalten d. Angehörigen ggüber Geistes¬
kranken. — Ireland, Üb. sporadischen Cretinismus.— Richter,
Üb. d. Unterr. Schwachsinn. Kinder. — Jahrcssitzg. d. Vereins
deutscher Irrenärzte in Frankf. a. M. am 25. u. 26. Mai 1893.
— Aus Irren-Anstalten.
Neue Erscheinungen:
Hennig K., D. Geburtshilfe, im Abrisse dargestellt. L., Böhme.
(IV, 208 S. m. Abbildgn.) 11. 1.62.
Freud S. v., Z. Kenntnis d. cerebralen Diplcgien d. Kindesalters
(im Anschluss an d. Little’schc Krankht.). W., Deuticke. (V,
168 S. m. 2 Tab.) fl. 3 60.
Disease of inebriety from alcohol, opium and other narcotic
drugs. Bristol, Wright. 6 sh.
Lapersone F., Ophtalmologie. Maladies des paupieres et des
rrembranes externes de l'oeil. Paris, Gauthicr-Villars & fils.
2 fr. 50 c.
Jessner S., Compendium d. Hautkrankheiten einschl. d. Syphilide
u. e. kurzen Kosmetik F. Studierende u. Ärzte. Königsberg i. P.,
Beyer. (XV, 388 S.) fl. 3.66.
Ritter, Frauen u. Arzte. B., Steinitz. (VII, 141 S.) fl. 1.20.
Fischer O., D. Arbeit d. Muskeln u.d lebendige Kraft d. menschl.
Körpers. (Aus: »Abhandlgn. d. k. sächs Gesellsch. d. Wiss.«)
L., Hirzel. (84 S. m. 11 Fig. u. 2 Tat.) fl. 2.40.
Otto R , Untersuchgen üb. Sehnervenverändrgn. b. Arteriosclerose.
ß., Springer. (IV, 132 S. m. 4 Taf.) fl. 3.—.
Klebs E., D. causalc Behandlg. d. Diphtherie. (Aus »Wiener mcd.
Wochenschr.«) W., Perles. (27 S.) fl. —.48.
Krafft-Ebing R. v., Hvpnotische Experimente. Stuttgart, Enke.
(38 S.) fl. —.72.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Canter 0., kaiscrl. Postrath: Der technische Telegraphen¬
dienst. Lehrbuch für Telegraphen-, Post- und Fisenbahn-
bedienstete. 4. Aufl. Breslau. J. U. Kern's Verlag (Max Müller),
1892. Gr. 8° (VIII u. 347 S. mit 188 Holzschn.) fl. 3.60.
In der Vorrede gibt der Autor an, er habe sich das
Ziel gesetzt, allen, welche sich im technischen Telegraphen¬
dienste Kenntnisse zu erwerben haben, ein ausreichendes
Lehrbuch zu bieten, das auch gebürend auf die Hilfs¬
wissenschaften : Physik, Chemie und Mathematik Rück¬
sicht nimmt. Bezüglich des technischen Theiles ist dies
dem Verfasser gewiss gelungen. Derselbe bildet den
größeren Theil des Werkes und enthält die übersichtliche
Beschreibung der gebräuchlichen Telegraphenapparate und
Telephone, ein Capitel über Störungen und ein Schluss-
capitel über Kabeltelegraphie.
Nicht einwurfsfrei ist dagegen die erste Hälfte des
Werkes: Die Physik und Chemie des elektrischen Stromes.
So finden wir auf Seite 3 die Behauptung: »Es muss
also die magnetische Kraft der Pole der einzelnen Mo¬
lekularmagnete zunehmen, je näher die letzteren der
Mitte des Stabes liegen« — eine Behauptung, die mit
dem allgemein anerkannten und wohlbegründeten Hypo¬
thesen über die Eigenschaften magnetischer Moleküle im
directcn Widerspruch steht.
Das Haecker’sche Gesetz über die Tragkraft von
Magneten ist recht unpädagogisch interpretiert; der
Autor sagt, ein 1102*3 Kg. schwerer Hufeisenmagnet
könne sein eigenes Gewicht tragen, betont aber nicht die
Thatsache, dass kleinere Hufeisenmagnete weit mehr als ihr
eigenes Gewicht zu tragen im Stande sind. Auf Seite
52 wird behauptet, die Leitungsfähigkeit eines Körpers
stehe in directem Verhältnisse zu seiner »Dicke« ! Aller¬
dings wird in den nächsten Zeilen stillschweigend der
Begriff »Dicke« durch den Begriff »Querschnitt« ersetzt
und auf Seite 56 sogar ausdrücklich dociert: Querschnitt
und Durchmesser ist bekanntlich zweierlei. Das ist wohl
die richtige Methode um einem armen Prüfungscandidaten
die Sinne gründlich zu verwirren. Bei der Definition
des Ohm und der Siemenseinheit ist nicht angegeben,
dass das Quecksilber die Temperatur des schmelzenden
Eises haben müsse. Wir glauben deshalb dem Autor
dringend empfehlen zu sollen, bei Bearbeitung einer
nächsten Auflage des — in vieler Hinsicht schätzens¬
werten — Buches sich des Rathes eines gründlich natur¬
wissenschaftlich gebildeten Freundes zu bedienen. Ein
wirklicher Erfolg wird dann nicht ausbleiben.
Wien. Jüllig.
Mittheilungen d. österr. Fischerei-Vereines. XIII, 49.
Pernt, Einiges üb. d. Angelsport im nördlichsten Theile d.
Adria. (Schl.) — Hawlitschek, D. Möllthal in Kärnten, s. Seen
u. d. Fischereirechte im Gebiete d. Möll. — Vereinsbericht, Fischerei¬
gesetzgebung.
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477
Nr. 15. — Orstrrrrichischrs Lm rraturbi.att. — II. Jahrgang.
478
Buchgewerbeblatt. Monatsschr. f. alle Zweige d. Buchgewerbes.
1893, 8 u. 9.
(8.) D. Fachschule f. photomechan. Verviclfältigungsvcrfahr.
an d. k. Kunstak. u. Kunstgewcrbeschule zu Leipzig — Krause,
E. Musterwerkstätte f. Maschinen d. Papierbearbeitg. (Schl.) —
D. buchgewerbl. Ausstellg. Lpzg. 1893. — Einband aus d. kgl.
sächs. bibliogr. Sammlg. zu Lpz. — (9.) Schwarz, D. typogr.
Arbeiten d. k. Kunstakad. auf d. buchgew. Ausstellg. in Lpzg. —
Schulz-Hencke, Die photomcch. Verfahren. — Christians,
Scala an Farbenrcguliergsschrauben. — Fischer, Anleitg. zum
Accidenzsatz, 2. Aufl. v. Osc. Böhme.
Neue Erscheinungen:
Seidel B., Lehrbuch e. methodisch verbindenden Unterrichts in
Mineralkde., unorganischer Chemie u. chemischer Technologie.
2 Thlc. in 1 Bde. L., Klinghardt. (XV, 152 u. VI, 191 S. m.
Abbiidgn.) fl. 2.16.
Leggatt W., The theorie and practice of jute-spinning, being a
complete description of the machines used in the preparation
and spinning of jute. Dundel, Kidd. 10 sh. 6 d.
Hebert A., Examen sommairc des baissons falsifiees. (Vins,
cidres et poires, bieres, eaux-de-vie et liqueurs, vinaigres.) Paris,
Gauthier-Villars & Fils. 2 fr. 50 c.
Goerz P., Ausführl. Anleitg. z. Herstellg. v. Photographien f. Lieb¬
haber. B., Oppenheim (VIII, 209 S. m. 43 Holzschn.) 11. 1.50.
Jaspers G., Gründünger u. Kunstdünger. Münster i. \V., Mils¬
dörfer. (87 S.) fl. —.72.
Daul A., Illustr. Gesch. d. Hufeisens. Dessen Verbessergn. u.
Neuerfindgn. in den verschiedenen Ländern, YV., Perles. (VI
57 S. m. 61 Abbiidgn.) fl. 1.44.
Bouquet R. P,, Notes et formules d'electricite industrielle. Avec
216 Fig. Paris, Bernard & Cie. 5 fr.
Bernhard L., Gipsabgüsse, Stuckarbeiteu u. künstlicher Marmor.
E. Handbuch f. d. Gips verarbeit. Gewerbe u. Industrien. Frank¬
furt a. M., Bechhold. (92 S.) 11. 1.20.
— D. Wasserglas, seine Darstellg, u. Anwendg. Ebd. (VIII, 176
S. m. 13 Abbiidgn.) fl. 3.—.
Schöne Litteratur. Varia.
Heyl, J. A.: Heimatglocken. Gedichte aus den Tiroler Bergen.
Innsbruck, H. Schwick (Carl Rauch's Buchhandlung) 1893. 16°.
(172 S.) fl. —.80.
Professor Heyl, der uns bisher nur als tüchtiger
Historiker bekannt war, zeigt sich in diesem Bändchen
epischer und lyrischer Dichtungen auch als Poeten von
entschiedener Begabung, der die mannigfachsten Formen
mit Geschick handhabt und insbesondere den Ton des
alten deutschen Volksliedes ganz überraschend trifft.
Man mag zuweilen die Originalität vermissen, anderemale
vielleicht die zu stark hervortretende Absichtlichkeit be¬
mängeln; aber seine Dichtungen patriotischen Inhaltes
sind von wahrer Begeisterung getragen, die uns hinnimmt,
und manche darunter werden (man darf es Vorhersagen)
eine bleibende Bereicherung der vaterländischen Litteratur
bilden ; so »Peter Siegmair« und »Des Sandwirts Tod«
(in welchem wir vorschlagen möchten die 3. u. 4. Strophe
wegzulassen und die 6. an Stelle der 5. zu setzen), dann
insbesondere »Der Mährer Wirth an der Mühlbacher
Klause«, eine Schilderung so voll Feuer, von so hin¬
reißender Kraft, dass man sich füglich an den Schluss¬
gesang der Nibelungen erinnert fühlt. Auch die
beiden Dialectdichtungen verdienen uneingeschränktes
Lob und ganz trefflich schien uns das »Kaiserjägerlied«,
das wir, vielleicht mit einer leichten Änderung des
Refrains, für sehr sangbar und den Anforderungen an
ein derartiges Marschlied für vollkommen entsprechend
halten. Unter den lyrischen Dichtungen ist manches
minderwertige, aber in der ganzen Sammlung kein ein¬
ziges Stück, das nicht Zeugnis gäbe von der edeln Ge¬
sinnung und dem schönen Gemüthe des Dichters.
Deutsche Rundschau. XIX, 10.
Meinhardt, Heinz Kirchner. Aus d. Briefen e. Mutter an
ihre Mutter. I. — Flamin io, Marco Minghetti u. s. Antheil an
Italien’s Erhebg 1846—59 I —III. — v. Kretschman, D. litterar.
Abende d. Großherzogin Maria Paulowna II. (Schl.) — Roden¬
berg, E. Frühlingsfahrt nach Malta. III. Syrakus. — Aus d. 1 age-
büchcrn Theod. Bernhardts (1847 — 87). II. — D. große Berliner
Kunstausstellung v. 1893. — Sticda, D. Kinderarbeit u. ihr
Schutz in Deutschld. -- Krebs, Aus d. Bcrlinei Musikleben.
Polit. Rdsch. — Heinr. u. Am. v. Bequelin. — Literar. Notizen.
Nord u. Süd. XVII, (Bd. 66.) Heft 196.
Tel mann, Ohne Schuld? Novelle. — Marholm, Aug.
Strindberg — G. Schröder, Boetticher wider Schliemann. —
Tille, Sprachentwicklg. u. geist. Fortschritt. — Löwcnfeld,
Eigenes v. C. Seydelmann. Ungedr. Briefe und Regiebemerkgen.
— Dick-May, Clara Sturm’s Tagebuch. Übers, v. P. Lindau.
Deutscher Hausschatz. XIX, 13.
Jüngst, Aus Wahl in Banden. Kriminalcrz. (Forts.) —
Keppler, Von Jerusalem durch d. Wüste ans todte Meer.
May, D. Mahdi, Reiseerz. (Forts.) — Bilder aus d. Irrenhause.
— Archivrath Dr. Alex. Kaufmann f. — Richthofen, Welcher
Roman. — v. Sc hach in g, Prinzessin Ludwig Ferdinand v.
Bayern, Maria de la Paz. — Bischof Karl Jos. v. Hetele f. — Männer
d. Tages (13. W. Borscht, 1. Bürgermeister v. München.) — D.
Ernte d. Todes. — Ende, Z. Frauenbewegg. I. — Gartenkalender.
Katholische Warte. IX, 4.
Pastor Ant. Bernhard f- — v * Schaching, D’Steffllcut.
— Severus, D. höchste Ziel d. Poesie. — Redeatis, Woran
fehlte es? (Schl.) — Sprachmünzen. — Mizi L, Schwester Mag¬
dalena. Erz. — Schwez, D. Milch. — D. Letzte s. Stammes.
Episode aus d. Gesch. Besantjons. — v. Remagen, D. Tausend¬
schönchen. E. Blumenbild. — Kath. Chronik. — Litt., Kunst u.
Wissenschaft. — Hauswesen.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2608— 2610.
(2608.) Z. gold. Hochzeit d. großherzogl. Paares v. Mecklen-
burg-Strelitz. — D. Einzug d. Fürsten Ferdinand v. Bulgarien u.
s. Gemahlin in Sofia. — Th. Edvv. Booth. — Dr. Alb. Schulz.
(San Marte). — Medaille z. Erinnerung an Jhs. Brahm’s 60. Ge¬
burtstag. — D. Patriarchin v. Wien. — I). neugestiftete kgl. niederl.
Orden v. Oranien-Xassau. — v. Hessc-Wartegg, Von d. Welt-
ausstellg. in Chicago (auch in Nr. 2609). — D. Manstelder Berg¬
bau. — Molle, Der Testator. Nov. — (2609). Fischer, I).
Leichenfeier b. Habonville. — E. Schwesterjubiläum. 11. (Eürsten-
schulc St. Afra zu Meissen.) — Kronau, D. Lyskamm in d.
Monte-Rosa Gruppe. — Trojan, Wilh. Scholz. — Kirchner,
J. Frohschammer. — Schloss Fischhorn. — Bilder aus d. Schweiz.
— Meinecke, William-Guillauine. E. Creolengesch. — (2610.)
Weinberg, Z. Säcularfcier d. Erfinders d. Schiffsschraube. — I).
Eidesleistg. Kg. Alexanders I. v. Serbien auf d. Ycrfassg. — D.
Distanzradfahrt Wien-Berlin. — v. Borostväny, F. Erkel. —
D. Untergang d. engl. Panzerschiffes Victoria. — Koch v.
Berneck, Kellerleben in München. — Stöwer, D. große Ruder¬
regatta zu Grünau am 25. u. 26. Juni. — D. Brunnenkatastrophe
in SchneiJcmühl. — Marshall, Brütende Schlai gen. — Die deut¬
schen Reichstagswahlcn. — ln jeder Nr.: Wochenschau, Mannig-
faltigkten,Todtenschau, Culturgcsch. Nachrichten, Himmelserschgen.
Przeglqd PolskL CIN, 325.
Klac'.ko, D. heil. Franz v. Assisi u. d. ital. Gothik. —
Morawski, Kaiser Hadrian. — Memoiren e. nach Sibirien Ver¬
bannten, Ed. Czapski, 1819 — 88. (Schl.) — Kydl, Dies irae. —
A. M. L., 40jähr Aufenthalt e. Engländers in Paris (1837- 1871).
— Knapinski, Zu d. Artikel: D. Jubiläum d. heil. Vaters u. d.
russ. Censur. — Litterar. Chronik. — Pi lat, Jözef Supinski.
Neue Erscheinungen:
Rudow W., Wittekind d. Sachsenherzog. Vaterländ. Dichtg.
Wernigerode, Rudow. (VH, 183 S.) 11. 1.44.
Mrazovic M., Selam. Skizzen u. Novellen aus d. bosnischen
Volksleben. B., Deutsche Schriftst.-Genoss. ('176 S.) fl. 1.80.
Eichcrt F., Wetterleuchten. Gedichte. Paderb., Sohöningh. (292 S.)
11 . 1 . 20 .
Heyl J. A., Heimatglocken. Ged. a. d. Tiroler Bergen. Innsbr.,
Rauch. (172 S.) fl. —.84.
Khucnberg S. v., Plein air. Neue Prosa. Hamburg, Kloß. (III,
189 S.) 11. 1.50.
HüllcsemK. v., Gnadenwege. Erzählgen u. Skizzen. B., Wiegandt
& Grieben. (IV, 100 S.) fl. —.60.
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479
Nr. 15. — Oestbrrrichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
480
Weißen ho fer R., Andreas Hofer. Volksschauspiel. W., Kirsch.
(VII, 216 S.) fl. -.96.
IIeiberg H. f Am Kamin. Erzählgen. L., Friedrich. (308 S.) fl. 3. —.
HüttingerH., Tassilo II. Trauerspiel. Straubing, Manz. (111 S.)
fl. —.84.
Rul and W., Pro Patria! Nationale Dichtg. Stuttgart, Roth.
(76 S.) fl. —.60.
Anzeiger der Akademie d. Wissenschaften in Krakau.
1893, Mai.
Fijalek, Chronologie d. Bischöfe v. Leslau. — Dcrs., Sitten
und Lebenswandel d. poln. Clcrus im M.-A. — Monum. Pol.
historica. VI. — Schramm, Üb. d. Verbindg. d. Styrols m. d.
Chlor- u. Brom wasserstoffsäure. — Pawlewski, Z. Theorie d.
Lösgen. — Stodölkiewic/., Einige Bemerkgen üb. d. integrierenden
Factor d. Differcntialgleichgen.
Historisch-politische Blättert, d. kath. Deutschland CXII, 2.
Grupp, D. Interessenkampf im Wirthschaftsleben.— I)r. S.,
Vom Grafen Leo Thun. — Zimmermann, D. neueste Geschichts¬
schreiber d. Hauses Stuart (Brosch). — D. Hintergrund d. Heeres¬
vorlage. — Zeitläufe: d. Ausfall d. Rcichstagswahlen u. ihre
Folgen. — N. Paul us , Biogr. Nachträge zu Christoph v. Schwarzen¬
berg. — Aus d. Leben e. anglikan. Bischofs.
Die Nation. X, 41 u. 42.
(41) Polit. Wochenübersicht (auch in Nr. 42). — B am¬
berge r. 0. Entthrong. e. Wcltherrschers. — Proteus, Parlaments¬
briefe. XXI. (XXII in Nr. 42.) — Barth, Fraction u. Partei. —
**** Frankreich u. Italien. — R. M. Meyer, E. italien. Weimar¬
pilger. — Gaule, D. Grenzen d. Anpassg. II. — Günther,
Rückert u. Kopp. — Loening, D. Hamlet-Trag. (Renschoff). —
(42.) Barth, D. gesetzl. Feststellg. d. 2jähr. Dienstzeit. — Bam-
berger, D. Ehrenrettg. d. hinkenden Währg. — Jastrow, D.
Ungiltigkt. d. Wuchergesetzes. — Bern, Herrn. Baumgarten. —
F. Mauthner, E. Nachwort z. Münchener Schriftstellertag. —
O. Hansson, Maupassant. — Welti, Vom Schweiz. Männer¬
gesang. — Spielhagen, Sonntagskind (Paetow.)
Notizen.
Von dem histor. Institut derGörres-Gesellschaft in
Rom sind für die nächste Zeit folgende Unternehmungen zu er¬
warten: in Druck befindet sich ein Band »Quellen und For¬
schungen zum Constanzer Co neil« durch Professor Finke
in Münster; — Bd. III und IV. der Quellen und Forschungen
werden Nuntiaturen aus der Zeit Sixtus V. u. zw. Bd. III
Kölner Nuntiaturen (durch Elises) und Bd. IV Deutsche
Nuntiaturen mit Fortsetzungen enthalten. In Druck befindet
sich weiters ein Band Colleetorien des XIV. Jhdts. v. Prof.
Kirsch in Freiburg, Elemosy narie des Papstes Johann XXII.
(von Hayn), weiters sind Monumenta nationis Germanica*
tempore concilii Constantiensis sub Martino V. (bear¬
beitet von Glaser und Dr. Miltenberger, ediert von dem letz¬
teren) dem Abschlüsse nahe.
Personalnachrichten.
Gestorben sind : Am 19. Juni i. Straßburg d. o. Prof. a. D.
Dr. Herrn. Baumgartner, geb. 1825; — am 20. Juli i. Gleichcn-
berg d. Dichter Frz. Nissel, geb. 1831 ; — am 22. Juli i. Wien
d. k. u. k. österr. Reichs-Kriegsminist. Ferd. Frh. v. Bauer im
öS. Lebensj.; — in Paris d. Prof., Elektriker Maria D a v y,
72 Jahre alt.
Bestätigt wurde: D. Wahl d. o. Univ.-Prof. Dr. Ed. Sucss
z. Viceprüs. d. kaiserl. Akadamie d. Wissensch. u. d. o. Univ.-
Prof. Dr. Alph. Huber z. Gener.Secret. u. Secret. d. philos.-
histor. CI. sowie d. o. Univ.-Prof. Dr. Jul. H a n n z. Sccret. d.
math.-naturvv. CI. d. Institutes.
Ernannt wurden : Zu Mitglied, d. kaiserl. Akademie d.
Wissensch.: in d. philos.-histor. CI. Univ.-Prof. Dr. Joh. Kelle
in Prag; i. d. math.-naturw. CI. Univ.-Prof. Dr. Hugo Weide 1
i. Wien, Univ.-Prof. Dr. Ferd. Li pp ich in Prag u. Univ.-Prof.
Dr. Albr. Schrauf in Wien. — Prof. Dr. Leop. Gegenbauer
d. Univ. Innsbruck z. o. Prof d. Mathematik an d. Universität
in Wien.
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zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Soeben erschienen:
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den Gebeten der Kirche und der Heiligen Gottes und den
Schriften gottseliger Männer zusammengestellt und bearbeitet.
Fünfte Auflage. Mit bischöfl. Approbation. 16°. XX u. 700 S.
2 M.; in Leinwandband 2 M. 50 Pf.; in Lederband mit Gold¬
schnitt 3 M. 60 Pf ; in Chagrinband mit Goldschnitt 4 M. 10 Pf
Patiss, P. Georg, S. J., Die Nachfolge der jnngfräniichen
Gottesmutter in ihren Tugenden. Für Predigten oder auch
für geistliche Lesungen dargestellt. Mit Erlaubnis der Obern.
8°. IV u. 704 S. 5 M.; in Halbchagrinband 6 M. 60 Pf.
Schmidt, P. Edm., 0. S. B, Die Regel des heil. Benedikt.
Übersetzt von P FC Sch., O. S. B. in Metten. Zweite* ver¬
besserte Aufl. Mit Erlaubnis der Ordensobern. 16°. IV' u. 160 S.
mit einem Stahlstich. 80 Pf.; in Leinwandband 1 M. 20 Pf.
Seehnrg, Franz von, Dnrch Nacht znm Licht. Emzeit-und
Sittengemälde f.us dem Anfänge des XIX. Jahrhunderts.
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4 M. 20 Pf.; in feinem Leinwandband 5 M. 60 Pf.
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litterarischcn Producten. welche wie BebePs Buch nur Ver¬
wirrung und Schaden stiften können, einmal in ihrem
ganzen Umfange vom christlichen Standpunkte aus und
unter Heranziehung einer sehr reichen Litteratur, in geist¬
reicher und fesselnder Darstellung, gründlich und klar be¬
handelnde Werk wird nicht verfehlen, Aufsehen zu erregen.
Das Buch ist direct durch die obige Verlagshandlung, sowie
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der Leo-Gescllschajt in H'icn sind
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ÄDbaudliinsen m dem Jahrbuch
der Leo-Gesellschaft für das Jahr
1892. Herausgegeben vom Direc-
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Rettenbacber, p. Sil., Lyrische
Gedichte*Lateinisch). Mit Unter¬
stützung der Leo-Gesellschaft j
herausgegeben von P. Tassilo
Lehner, Ö. S. B., Professor am
Gymnasium zu Kremsmünster.
Gr.-8°. (LV1 u. 482 S.) mit Bei¬
lage (Facsimile eines Briefes von
P. Simon Rettenbacher). Preis ;
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Trauert,!, Was will die Social-
demokratie und in wie weit hat
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Eine, die sociale Frage vom con-
servativen und katholischen Stand¬
punkte aus betrachtende Flug¬
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In Vertretung der Leo-Gesellschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgasse 8.
Digitized by v^oosie
Nh 16.
11. Jahrgang.
W ibn, 15. August 1893.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
i. I.ccensions-Exeinplare werden erbeten
m vtie Adresse : 1) r. Franz Schnürer,
Wien Klosterneuburg,Martinstrasse 16.
HKRAUSGEGBBEN DURCH DIE LEO-GESEI.LSCIIAFT
HKUlOlKItT VON
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes*,
Wien, 1. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am l. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbertua ,, -Verlagahandlung in Wien III, Seidlgaaae 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu riohten sind.
Preise der Inserate: ' • S.fl.20.- = Mk.36.—, 1 » S. fl. 10.50 - Mk. 19.-, ' i S. fl. 7.— = Mk. 12.60, ' * S. fl. 4.- = Mk. 7.20, '/»* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Renz F. S., Opfercharakter der Eucharistie.
Rein ho Id Gg., Die Lehre von der örtl. Gegen¬
wart Christi in der Eucharistie.
Hansjakob H., Jesus v. Nazareth, Gott in der
Welt u. imSacramente. tSämmtlich v. Theol.-
Prof. Dr. J. Alten weisel.)
Bacher W., Die jüd. Bibelexegese vom X.-XV.
Jahrh lindert.
Grünbaum M., Neue Beiträge zur semitischen
Sugenkunde
Reich H. L., Zur Genesis des Talmud. iSämmtl.
von Canon. Univ.-Prof. Dr. Rohling.)
Ho feie K., Das Leben unseres Heilandes Jesus
Christus
Hattier F. S.. Christkathol. Hausbrot.
Myers J. B , William Carey. (Sämmtl. von Sch.)
Kinlay R. F., Der Hvpn tiMTius.
Schmidkunz H, Psychologie der Suggestion.
Drucker L., Der Hypnotismus und das Civil-
u. Strafrecht. (Sämmtl. von Univ.-Prof. Dr.
F. M. Schindler.)
Tornas in P., Das k. k. Staats-Obergymnasium
in Triest, fl).)
Zachau O., Die Stadtschule in Jena. (Custos
des n -ö. Landesarchivcs Dr. A. Mayer.)
Julano T. H., Der Sturz des Kaiserthrones in
Brasilien. (Al. Kioess S. J.)
Maurenbrecher W., Gründung des deutschen
Reiches 1859—1871 (K. flildebr.»
Wagner J., Realien des römischen Altcrthums.
— Realien des griechischen Alterthums. (Sämmtl.
von Joh. Oehl e t>.
Stein H. K., Geschichtstabellen.
' Frankl L. A., Lenau und Sophie Löwenthal.
Tagebuch u. Briefe des Dichters. (Prof. Dr.
F. Pros ch.)
Pridik A., De Cei insulae rebus. (Dr. H. Bo-
hatta, IJniv.-Bibliothek.)
Stimmer T., Comedia, ed. J. Oeri. (R.)
| Riegl A , Stilfragen. (Jos. Mantuani.)
I Rubinstein A., Erinnerungen aus 50 Jahren.
1 (Muscal-Custos Dr. A. Schnerich.)
Ehrcnfcld J. M., Ein Ritt in’s Zululand. (K )
Schwciger-Lerchenfeld A. v., Alpenglühen.
I Mcili F., Die neuen Aufgaben der modernen
| Jurisprudenz. (Finanzrath Dr. K. Scheim-
, pflüg.)
Barre E., Der Process Ziethen. (Secretär Th.
Kress.;
Mendelejeff D., Grundlagen d. Chemie. (Privat-
docent Dr. Hans Malfatti.)
Glowacki J , Die Yertheilung der Laubmoose
im Leobener Bezirke. (J. Wiesbaur S. J.)
Großmann J., Die Bekämpfung der Sturzwellen
durch öl. (K. u. lc. Lin.-Sch.-Lieut. A. Frh.
v. K o u d el k a.)
Sommer W., Elsässische Geschichten.
David J. J., Probleme. Erzählungen.
Gail J., Von der Flut überholt.
Schomaker H., Licbeswirren.
Ilorina H., Lustige Ringellocken.
Po hl i dal H., Psyche. Sensitive Novellen.
Henne a Rhyn O., Clarissa. (Sämmtlich von
Schnürer.)
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie.
Theologie.
I. Renz Franz Ser., Subregens des bischöflichen Priesterseminars
in Dillingen: Opfercharakter der Eucharistie nach der
Lehre der Väter und Kirchenschriftsteller der ersten drei Jahr¬
hunderte. Fine dogmcngesehichtliche Abhandlung. Paderborn,
Ferd. Sehüningh. 1892. 8°. ( VH u. 151 S.) 11. 1.80.
II ReinTlold Dr. Georg, Subrector des f.-e. PriesterSeminars
in Wien: Die Lehre von der örtlichen Gegenwart Christi
in der Eucharistie heim hl. Thomas von Aquin mit Berück¬
sichtigung einiger seiner bedeutenderen Commcnluturen. Eine
historisch-kritische Studie. Wien, Heinrich Kirsch. 1893. 8°.
(56 S.) fl. —.00.
III. Hansjakob Heinrich, Pfarrer: Jesus von Nazareth,
Gott in der Welt und im Sacramente. Sechs Vorträge,
gehalten in der Fastenzeit 1890 in der Kirche St. Martin zu
Freiburg. Zweite verbesserte Auflage. Freiburg im Breisgau,
Herder. 1892. 8 M . (VIII u. 99 S.) fl. —.90.
Drei nicht sehr umfangreiche, aber keineswegs un
bedeutende Schriften über das allcrh. Sacrament des
Altars. Die hl. Eucharistie ist von Anfang an der Gegen¬
stand der klarsten Bezeugung und kräftigsten Vertheidi-
gung gegen die Häretiker gewesen; dem Traditionsbeweise
für ihren Opfercharakter und der Vertheidigung desselben
gegen die Protestanten ist die erste der drei oben an¬
gezeigten Schriften gewidmet. Als Geheimnis voll der
Wunder hat die Eucharistie ferner auch die tiefste
Speculation der Theologen lebhaft beschäftigt; mit einem
dieser in der Eucharistie gewirkten Wunder, nämlich mit
der sacramentalen Gegenwartswcisc Christi, befasst sich
die zweite Schrift. Endlich ist die Eucharistie als
Centrum des katholischen Cultus stets auch Gegenstand
der Contemplation und christlichen Predigt gewesen;
damit ist die Existenzberechtigung der dritten obiger
drei Schriften gegeben.
(I.) Nach der Auffassung der Protestanten hat der einzelne
Christ und die ganze versammelte Gemeinde nur ein subjectives j
Opfer darzubringen und bethätigt diese Herzensopfergesinnung
n ch auüen durch Niederlegung von sichtbaren Gaben, welche
als Stellvertreter der gesummten Nahrung das Zeichen der dankenden
Hingebung an Gott sind, zum Ausdrucke* 7 dessen feierlich unter
Gebet Gott vorgehalten werden und zum Theile die Elemente für
das Abendmahl bilden, zum Tneile zur Unterstützung der bedürftigen
Mitglieder verwendet werden sollen. Das Opfer im Cultus hat also
nach dieser Auffassung nur insoweit Platz, als es die symbolische
und eucharistische Selbsthingabe der Gemeinde ist; Fleisch und
Blut Christi, auch wenn ihre reale Gegenwart angenommen wird,
können einzig und allein Gegenstand des Genusses sein und nicht
zugleich ein o^jectives wahres Opfer, als welches das Concil von
Trient in der 22. Sitzung die Eucharistie erklärt. D e protestantischen
Theologen (insbesondere Höfling, Rückert, Kahms, Otto, Thierseh,
Harnack) geben sieh alle Mühe, aus den Vätern zu beweisen, dass
das liturgische Opfer der ersten Christen wesentlicli subjectiv
gewesen sei. — Dem gegenüber durchforscht nun auch Renz
ebenfalls sümmtliche schriftliche Zeugnisse der ersten drei christ¬
lichen Jahrhunderte in chronologischer Ordnung, um mit wissen¬
schaftlicher Objectivität die Frage zu beantworten, worin nach
der Auffassung des ersten Christenthums der Opfercharakter der
Eucharistie bestehe. Er prüft die bezüglichen Texte der Zwölf¬
apostellehre, des Barnabasbriefes, des Clemens von Rom, Ignatius,
Justinus, lrenaeus, Clemens von Alexandrien, Origenes, Hippolyt,
Tertullian und Cyprian. Als Resultat ergibt sich ihm, dass das
christliche Bewusstsein vom Opfercharaktcr des eucharistischcn
Gottesdienstes keine Entwicklung von einem anfangs rein sub-
jeetiven Opfer der Christen zu einem Opfer Christi durchgemacht
hat, sondern von Anfang an die Grundanschauung in der gesammten
Kirche an der wirklichen und wesenhaften Gegenwart Christi als
einer realen Opferspeise und als des Opferpriesters festhielt, ein
Resultat, welches der Auffassung der Protestanten direct wider¬
spricht. — Man muss freilich und kann auch getrost zugeben,
dass die Art und Weise, die wahre Anschauung vom Opler-
charakter der Eucharistie auszusprechen, sich nicht immer gleich
geblieben ist und ein klarer Ausdruck unter Umständen durch die
Arcandisciplin hintangehalten war, auch dass bei mehreren der
christlichen Schriftsteller der fraglichen Periode sich nichts Belang¬
wertes für unseren Gegenstand findet, ja sogar dass manche
der vom Verf. angeführten Documente, nämlich die Zwölfapostcl-
lehre und der Barnabasbrief, keine positive Ausbeute für die
katholische These gewähren. Immerhin erübrigt eine vollgenügende
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Nr. 16. — Oksterretchischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Zahl beweiskräftiger Stellen aus den drei ersten Jahrhunderten,
welche die katholische Lehre unwiderleglich darthun, und es muss
die gründliche Untersuchung und sorgfältige Analyse aller hier
angezogenen Texte, wie sie der Verf. anstellt, schon deshalb
höchst willkommen sein, weil eine genaue Erklärung derselben
und eine Analyse des Contextes neue Gesichtspunkte aufzeigt und
alte Schwierigkeiten behebt, sowie auch der falschen Auslegung
das Fundament entzieht und beweist, dass die Protestanten mit
Unrecht die Autorität dieser Väter für sich in Anspruch nehmen.
Der Verf. hat seine Aufgabe sowohl nach der positiven als nach
der polemischen Seite hin richtig erfasst, in durchwegs ruhigem
Tone und mit Aufwendung großen Scharfsinnes durchgeführt und
bei der Lösung derselben einen erstaunlichen Fleiß und große Be¬
lesenheit auf patristischem Gebiete bekundet. Nicht zutreffend finden
wir den S. 18 angcstcllten Vergleich: »So wenig der Stein, welcher
in einem Brote verborgen in unseren Magen gebracht wird, ge¬
nossen wird, so wenig wird der Leib und das Blut Christi genossen,
wenn sie unter und im natürlichen Brote und Weine in uns ein¬
geführt werden.« S. 16 sollte das Citat in der Anmerkung lauten:
Joan. 15, 1.
(II.) Die Kirche hat auf dem Concil von Trient klar aus¬
gesprochen, dass Christus ganz und vollständig unter den Ge¬
stalten des Brotes und Weines und unter jedem beliebigen Theilc
dieser Gestalten zugegen sei. Bei der Untersuchung du* Frage,
wie diese Gänze und Vollständigkeit zu verstehen sei. erklären
dann die Theologen, dass auch die dimensive Quantität des Leibes
Christi vorhanden sei. Aus dem Vorhandensein der Quantität mit
ihren Dimensionen ergeben sich aber nun bedeutende Schwierig¬
keiten, insbesondere wie cs möglich s.i, dass der Leib Christi
rächt über die consecrierte Hostie hinausrage, ja sogar ganz und
ungetheilt unter jedem noch so kleinem Theile der sacramentalen
Gestalt zugegen sein könne. Die Lösung dieser Schwierigkeiten
ist gegeben mit der Erklärung der Christo im Sacramente eigen¬
tümlichen Gegenwartsweise und eine solche Erklärung will
Reinhold in seiner Broschüre vorführen, nicht um eine neue
Doctrin hierüber an den Mann zu bringen, sondern um in licht¬
voller Anordnung dasjenige zusammenzustellen, was darüber der
hl. Thomas von Aquin und seine Commentatoren Suarez, Cajetanus,
Vasquez, Ferrariensis und Billuart behaupten. Wie es die Natur
einer Geheimnislehre mit sich bringt, bestimmt der Verf. die örtliche
Gegenwart Christi im Sacramente an der Hand des hl. Thomas
vorerst negativ durch Unterscheidung derselben von der circum-
scriptiven Gegenwartsweise der Körper, der definitiven der ge¬
schaffenen Geister und der redundanten Gottes. Die folgende
positive Bestimmung gipfelt nach Thomas im Ausdrucke der
praesentia per modum substantiae im Gegensätze zur praesentia
per modum quantitatis vel dimensionum und im Vergleiche der
Gegen wartsweise des quantitativ ausgedehnten Leibes Christi mit
der Gegenwart immaterieller, der Quantität entbehrender Substanzen.
Verf. stellt als Resultat seiner Untersuchung die Lehre des hl. Thomas
in folgenden drei Sätzen zusammen (S. 36): *1. Der Leib Christi
ist in der Eucharistie zugegen mit jener Lage und Ausdehnung
seiner Theile, wie sie einem vollkommen entwickelten menschlichen
Organismus naturgemäß zukommt. 2. Die Dimensionen des eucha-
ristischen Leibes sind zugegen nicht nach der ihnen gewöhnlich
zukommenden Weise der Messbarkeit mit anderen Körpern, also
nicht localiter im engeren Sinne des Wortes, sondern nach der
Weise der Substanz und ähnlich der Gegenwartsweise rein im¬
materieller Wesen. 3. Die innere Möglichkeit der Gegenwart der
Dimensionen per modutn substantiae kann kein geschaffener
Intellcct durch bloß natürliche Kräfte erkennen und darum auch
nicht positiv nachweisen.« Die Commentatoren des hl. Thomas
nehmen die Hauptzüge seiner Lehre auf, erläutern sie aber in
ihrer Weise, begründen sie ausführlicher und behandeln sie unter
manchen neuen Gesichtspunkten; insbesondere gilt das von Suarez,
der, wenn er auch sonst in mehrfacher Hinsicht vom hl. Thomas
abweicht, in der vorwürfigen Frage sachlich mit ihm zusammen¬
trifft und wegen der Ausführlichkeit, womit er über unseren
Gegenstand handelt, mit Recht vom Verf. mehr als die übrigen
Commentatoren berücksichtigt wird. Der Verf. behält seinen Frage¬
punkt fest im Auge und geht der Behandlung verwandter Fragen con-
sequent aus dem Wege. Das Thema ist ein fundamentales in der
speculativen Erörterung des Altargeheimnisses und seine Behand¬
lung gibt zugleich die Lösung vieler anderer Schwierigkeiten.
Die Darlegungen fließen sehr ruhig und klar dahin. Doch erheischt
die Natur des Gegenstandes selbst und die Terminologie der
großen Theologen der Vorzeit immerhin nicht bloß ein ober¬
flächliches Lesen, sondern ein aufmerksames Studium. S. 39 sollte
es wohl doctor eximius statt doctor subtilis heißen; denn, obwohl
der dort ausgesprochene Gedanke dem Scotus nicht fremd ist, ja
Suarez selbst gelegentlich auf Scotus verweist, so ist an dieser
Stelle doch wohl nicht Scotus, sondern Suarez gemeint.
(111.) Weil der Glaube an das Geheimnis des Altarcs mehr
als alle übrigen Glaubenswahrheiten auf dem Glauben an die Gottheit
Christi aufgebaut ist, so will Hansjakob nicht vom hl. Altars-
sacramente handeln, ohne vorher die Gottheit Christi überzeugend
erwiesen zu haben. Von den vorliegenden sechs Fastenvorträgen
behandeln die ersten drei den Nachweis für die Gottheit Christi
aus dem Selbstzeugnisse Christi unter Berücksichtigung seines
religiösen und mo-alischen Charakters, aus den Wundern und
aus der Fortdauer seiner Wirksamkeit nach dem Tode bis zur
Stunde; die anderen drei handeln von der realen Gegenwart
Christi im Altarssaeiamente, von der Communion und von der
Liebe Jesu zu uns im Sacramente und der unsrigen zu ihm. Die
Vorträge sind tief durchdacht und reich an überraschenden Wen¬
dungen und erhabenen Ideen. Die Entwicklung des Themas
geschieht in streng logischer Gedankenfolge und in ruhig dahin-
tließendcm gewählten Stile. Im allgemeinen lichtet sich der Verf.
mehr an den Verstand als an das Herz, es sind eben Vorträge
und nicht Predigten. Damit hangt auch seine vielfach aphoristische
Redeweise zusammen, die dm jedoch an manchen Stellen zu Be¬
hauptungen verleitet, welche auf den ersten Blick befremden,
z. B. S. 22 »Er musste Wunder wirken, weil sie die einzigen
Mittel waren, die Menschen von seiner Gottheit zu überzeugen-,
S. 51 »Wir werden daher begreifen, wenn die Kirche, deren
Glaubenssätze alle Geheimnisse sind, das Sacrament des Altares
das Geheimnis des Glaubens im ausschließlichen Sinne nennt.«
Im fünften Vortrage scheint er uns seinen Lieblingsgedanken über
die Vereinigung des Menschen mit Gott im allgemeinen allzulange
und zum Nachtheile seines eigentlichen Themas, der Vereinigung
mit dem sacramentalen Gotte, nachzugehen. Es möge gestattet
sein, den Wunsch auszusprechen, dass bei einer neuen Auflage
dieser Vorträge und bei der Drucklegung ähnlicher Vorträge der
Fundort der citierten Stellen in der Anmerkung genauer angegeben
werde; denn so nutzlos und störend solche Angaben im münd¬
lichen Vortrage wären, so nützlich und wichtig sind sie für jene
Leser, welche die gedruckten Vorträge praktisch verwerten und
die darin niedergelegten Ideen erweitern möchten.
Salzburg. Dr. Jos. Altenweisel.
I. B a C h e r Dr. W., Prof, an der Landesrabbinerschulc in Buda¬
pest: Die jüdische Bibelexegese vom Anfang des 10. bis
Ende des 15. Jahrh. Trier, Mayer, 1892. 8°. (102 S.)
ILGrUnbaum M.: Neue Beiträge zur semitischen Sagen¬
kunde. Leiden, Brill, 1893. gr. 8“. (291 S.) 11. 4.50.
III Reich Ileinr. L., Kreisrabbiner: Zur Genesis des Tal¬
mud. Der Talmud und die Römer. Culturhistorische Skizze.
2. Aufl. Wien, Braumüller in Comm., 1893. gr. 8°. (VIII u.
136 S.) fl. 2.—.
(I.) Weil die Karaeer gegen die in der talmudischen und
midraschischen Littcratur niedergelegte Tradition auftraten, begann
mit Saadja eine Periode jüdischer Exegese, welche zum Schutz
jener Tradition daseinfache und natürliche Verständnis der Sprache
und des Inhaltes der Bibel anstreben wollte. Der Verf. gibt durch
zahlreiche Proben einen Beleg, dass öfters etwas Gutes (z. B. zu
Exod. 6, 3 S. 42) zustande kam. Zu den Proben, welche S. 34 ff.
für Moses den Darschan gegeben werden, könnte über den Priester
des N. B. Interessantes beigefügt werden, z. B., dass er keinen
menschlichen Vater hat (Moses Darschan zu Gen. 37,22; ps. 85),
was ja auch Raschi und Kimchi zu Mich. 5, 6 bekennen ; ferner
dass der Heiland zur Welt komme vor der Geburt desjenigen, der
Israel in die letzte Gefangenschaft führte (zu Isai 66, 7), wie auch
Jon. b. Uz. zu derselben Stelle den Satz hat: bevor Jerusalem
das Unglück trifft, wird der Messias erscheinen. Übrigens wäre
wohl auch Salomo del Midego mit Jehuda’s Gate’ razzajja' der
Erwähnung wert gewesen. Dass die christlich gehaltenen Stellen
im Gate nicht von einem Christen herrühren, beweist, abgesehen
von der echt rabbinischen Färbung der Sprache, doch wohl die
Thatsache, dass auch der Machzor Succoth p. 161 (Prag, Pascheies
1886) von dem Gottesnamen hebräisch sagt, er enthalte 22 Buch¬
staben, dies aber in der nebenstehenden deutschen Columnc nicht
übersetzt! Warum dieses Versteckenspielen, wenn diese 22 Buch¬
staben etwas anderes wären als Ab Jhvh Bn Jhuh Ruh qds Jhuh:
Pater Jahve ,Filius Jahve, Spiritus Sanctus Jahve?!
Die karabische Exegese hat B. hier nicht behandelt, weil sie
natürlich nicht als Thcil des Ganzen der vorwürfigen Litteratur
auftreten konnte. Die Karaeer folgten nämlich der strengeren
Tradition Schamai’s, deren Anhänger in der apostolischen Zeit
meist Christen wurden, während die pharisäische Tradition HillePs
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Nr. 16. — Oesterrrichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
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im talmudischen Judenthum herrschend wurde. Da nun die
Talmudisten jene andere Tradition verschmähten, so entstand für
die Gegner der Name Karaeer, als ob sie ein Sola-Scriptura-Be-
kenntnis, ein bloßes Buch zum »Lesen« (gara’), aber keine Tra¬
dition geliabt hätten.
(II.) Nach einer lehrreichen, wenn auch nicht erschöpfenden
Einleitung über die Entstehung der Sagen werden hier von dem
bekannten jüdischen Gelehrten Grünbaum einzelne Gruppen von
solchen Sagen über Adam, Noah, Abraham, Loth, Isaak und Jakob,
Josef, Moses, Saul, David und Salomo mitgetheilt und besprochen;
S. 240 folgt die Legende in der jüdisch-deutschen, der jüdisch-
spanischen und der spanisch-arabischen Litteratur. Das Blich
bewegt sich in ruhiger Darstellung und verdient den Dank des
Lesers. Von religiös bedeutsamen Sagen, welche nicht auf bloßer
Wortklauberei sondern auf einer historischen Basis ruhen, hätte
aber z. B. aus Midi*. Rabba beigefügt werden sollen, dass die
Kleider aus Fellen Gen. 3 als Kleider aus Licht (higde ’or bigde
'orj bezeichnet werden : eine offenbar historisch bedeutsame An¬
deutung, dass die Handlung symbolisch die Bekleidung der Par-
donierten mit dem Licht der heiligmachenden Gnade darstellte,
welche ihnen propter Christum venturum zutheil wurde, dessen
Tod durch Schlangensamcn ein Vorbild in dem Opferthier hatte,
dem die Pelle entstammten. Wenn aus adam biqar bal jalin ps.
49, 13 geschöpft wurde, dass Adam nicht über Nacht in seiner
Glorie blieb, so gab den Anstoß zu solcher Wortausbeutung wohl
eine traditionelle Nachricht über die kurze Dauer der ersten Un¬
schuld, die ja auch in Gen. 2, 4 eine Basis haben konnte; denn
in dem Satz: »Folgendes ist es, was lüde und Himmel hervor¬
brachten, als Gott sie gemacht, als Gott sie erschaffen hatte,« ist
diese zweimalige Satzung desselben Gedankens nur motiviert,
wenn der Verf. das Tragische betonen wollte, dass gleich
nach Erschaffung, gleich am.Anfang der Menschheit
auch ihre Versuchung und ihr Fall wie ihre Begnadigung um des
Erlösers willen geschah.
(III.) Braumüller’s Verlag und hübsche Ausstattung sind die
Vorzüge dieses wortreichen Buches. Im Übrigen findet sich kaum
iin Blatt darin, das nicht zum Widerspruch auffordert. Es fehlt
dem Verf. der echt kritische Sinn, weshalb er gewisse Psalmen
und Capitcl der Proverbien in christlicher Zeit und als Polemik
gegen die »Neujuden« (d. h. Christen) und Römer entstehen lässt,
den Abzug der Christen nach Pella unter Hadrian statt unter Titus
verlegt und in demselben eine unpatriotische That erblickt, den
Process Jesu Christi einen lediglich politischen nennt u. s. w. u. s. w.
Es gebricht dem Autor aber auch an litterarisch-ethischem Sinn,
weshalb er keinen Anstoß daran nimmt, dass die Juden in Jabne
jene angeblich (von ihnen selbst) nach Christus verfassten Bibel¬
stücke »antiquierten« d. h. vorchristlichen Verfassern wie David
u. a. zugelegt haben sollen. Er kennt »so manche Lehren der
Kirchenväter« und meint, dass »ein Vergleich kaum zu Ungunsten
des Talmud Ausfallen könnte«, obgleich er S. 26 f. über die Her¬
stellung des Talmud das Geständnis macht, dass eine neue Aus¬
legung der heil. Schrift gemacht, oft jeder Vers selbständig hin-
gestellt und »nach Bedarf« ausgelegt, ja dass »der Lehrsatz ver¬
kündigt wurde, im Interesse des allgemeinen Wohles sei auch eine
kleine Unwahrheit und Täuschung gestattet«, muthar löschannoth
bid’bar haschschalom, wie er richtig aus dem Talmud Jebamoth 65 b
anführt. Ich bin auch meinerseits tief überzeugt, dass man ohne
diesen »Lehrsatz« aus Jebamoth das A. T. nie und nimmer tal-
mudisch gestalten kann. Beizufügen ist noch, dass der »Lehrsatz«
aus Jebamoth wörtlich zu übersetzen ist: »Es ist erlaubt, um des
Friedens Willen ab zu ändern«, weshalb sich Rabbi Reich die
Beschränkung auf »kleine Unwahrheit und Täuschung« will¬
kürlich geleistet hat.
Prag. Rohling.
I. Hofele' Dr. Engelbert, Pfarrer: Das Leben unseres
Heilandes Jesus Christus und seiner jungfräulichen
Mutter Maria. Stuttgart, Süddeutsche Verlagsbuchhandlung
(D. Ochs), s. a. Lex.-8". : XII u. 900 S.) fl. 4.32.
II. Hattler P. Franz Seraph., S. J.: Christkatholisches Haus¬
brot für Jedermann, der gut leben und fröhlich sterben will.
Innsbruck, Fel. Rauch (K. Pustet). 1892. 4°. 2 Bde. (VII, IV,
83; IV, 144; IV, 124; IV, 152; IV, 171; IV, 212; IV, 160 u.
IV, 79 S.) fl. 3.75.
III. Myers J. B., B. A.: William Carey, der Schuhmacher, der
»Vater und Begründer der neueren Heidenmission«. Verdeutscht
von Isabella Mundhenk, geb. v. Dücker. Hamburg, J. G. Onckcn
Nchf. 1892. 8°. (157 S.).
(I.) Mit Anlehnung an die Werke von P. Cochem, Cath.
v. Emmerich, Maria v. Agreda u. a. hat der Verf. das vorl. Leben
Jesu, ein Volksbuch im besten Sinne geschaffen, das sich zur
erbaulichen Lesung im Kreise der Familie vorzüglich eignet.
Weniger umfangreich (und darum auch weniger kostspielig) als
vorhandene Werke dieser Art, bietet es in Anpassung an die
einzelnen Festkreise den heil. Stoff auf das ganze Kirchenjahr
verthcilt — gleichfalls eine wesentliche Neuerung, die der Verf.
mit glücklichem Verständnis eingeführt hat. Die reichen bildlichen
Beigaben, theils Holzschnitte im Text, thcils ebensolche auf Cartons
und einige färbige Tafeln, sind meist alten und neuen Meistern
entnommen und vorzüglich reproduciert.
(II.) Das »Christkathol. Hausbrot« unterscheidet sich von
der herkömmlichen Andachts-Litteratur ganz wesentlich. Was Volks¬
tümlichkeit des Stils anlangt, hat sich H. an Alban Stolz ein
Muster genommen, dem er nicht ohne Geschick nachstrebt, wenn
er auch an Kraft und Treffsicherheit des Ausdrucks sein Vorbild
nicht immer erreicht. Überall aber athinet ein frischer Zug in dem
Buch; gern entnimmt der Verf. seine Beispiele dem Leben unserer
nächsten Zeit, spricht im Volkstöne und bietet wahrhaftig, was
der Titel besagt, »Hausbrot« — gesunde, kräftige, bürgerliche
Hausmannskost, die umso besser mundet, als in Hinsicht auf
Lectüre unser Gaumen durch moderne Leckereien vielfach über¬
reizt ist. Dazu eine große Zahl vorzüglicher Holzschnitte als Butter
auf dem Brot, damit es noch besser munde und auch das Auge
seine Ergötzlichkeit habe. — Die Verlagshandlung hat durch
schöne Ausstattung und dabei billigen Preis das Mögliche gethan;
die hungrigen Esser mögen nun herbeiströmen und sich an diesem
Manna sättigen!
(III.) Die kleine Schrift will ihren Helden in erster Linie von
Seiten seiner Thätigkeit als Prediger und Missionär würdigen.
Carey, 1761 zu Northamptonshire geboren, erst Schuhflicker,
gieng 1793 nach Calcutta, wo er die sprachlichen Vorstudien zu
seinem Mis^ionsberufe machte, nachdem er, noch halb Kind, als
Prediger in einer Dissentergemeinde seiner Heimat gewirkt hatte.
Als Missionär in Indien entfaltete er eine reiche und vielseitige
Thätigkeit. insbesondere auch als Sprachforscher und Übersetzer.
— M.’s Biographie geht auf die Würdigung von Carey’s Ver¬
diensten für die Wissenschaft weniger ein — das Buch will »ein
Kranz sein, den deutsche Baptisten auf den Jubelaltar (zum
100jährigen Bestände der evangelischen Mission) niederlegen« —
bietet aber in einzelnen seiner Capitel und in den bildlichen
Beigaben eine ansprechende, ethnographisch nicht uninteressante
Lectüre. Sch.
Katholica .
Der Katholik. LXXVII. II, (3. F. VIII. Bd.) August.
Huppert, Der Probabilismus. — Paulus, Joh. Mensing,
e. Dominikaner d. XVI. Jahrh. (Schl.) — Gutberiet, Thomas v.
Aquin u. Immanuel Kant. (Schl.) —Stöckl, Der mod. Liberalis¬
mus u. dessen atheistischer Charakter. (Forts.) — Litteratur.
Revue Thomiste. I, 3.
Berthier, Pour la Fete de S. Dominique. — Janvier, M.
Taine. — Maumus, Les doctrines politiques de S. Thomas. —
Gardeil, L'Evolutionisme et les principes de S Thomas d’Aquin.
— Mandonnet, Pierre le venerable et son activite litteraire con-
tre EIslam. — Coconnier, Peut-on ctre hypnotise malgrc soi ?
— Franck, Bulletin physico-chimique. — Bai me et Gardeil,
Troi exordes inedits de sermons de S. Thomas d’Aquin. — Comptes
rendus de philosophie. — Publications nouvelles. — Questions
religieuses.
Cistercienser-Chronik. V, 54.
Ex Gcstis Abbatum Ebracensium. (Forts.) — Müller, Im
Vorbeigehen VI. — Statut d. Gencralcapitcls v. J. 1486 für die
Klöster in Ungarn. — De laudibus S. Bernardi, et Situ Claraevallis.
-— Anstellung e. Klosterarztes vor 100 Jahren. — Nachrichten.
— Todtentafel. — Cisterc.-Bibliothek.
(MUnsterer) Pastoral-Blatt XXXI, 8.
Die gute Meinung. Relatio operum. (Schl.) — Das Greiscn-
alter d. Priesters (Forts.) — Vom Gladbacher Kursus. (Schl.) —
Fehler bei d. heil. Me.->se. — Fälle u. Fragen. — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Mehl er, Don Bosco, d. große Jugenderzieher u. Verehrer Mariens.
Stadtamhof (Würzbg., Göbel), 12° (79 S.) fl. —.18.
Swoboda H., Wandtafeln z. Gebrauche bei d. Religionsunterr.
an d. allg. Volks- und Bürgerschulen. Unter techn. Mitwirkg.
v. R. Jordan u. F. Kargl. Wien, Kirsch, qu.-Fol. (12 färb. Taf.
m. 4 S. Erkl) fl. 4.80.
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Nr. 16. — Orsterreichischrs L itteraturblatt. — II. Jahrgang.
488
Faustmann D., D. Priesterweihe. Würzbg., Buchar. (24 S.)
fl. —.07.
Hardy E., D. vcdisch-brahman. Periode d. Religion d. alten
Indiens. Nach d. Quellen dargest. (Darstellgen aus d. Geb. d.
nichtchristl. Religionsgesch. IX./X.) Münster, Aschendorff. (VIII,
249 S.) fl. 2.40.
Akatholica.
Falke R., D. geschichtl. Thatsacl.cn d. N. T., untersucht nach
ihrer Gewissheit u. rclig. Bedeutg. Gütersloh. Bertelsmann (112 S.)
fl. —.90.
Dobschütz E. v., Das Kerygma Petri, krit. untersucht. Lpzg.,
Hinrichs (VII, 162 S.) fl. 2.-.
Achelis H., Acta SS. Nerei et Achillei. Text u. Untersuchg, Ebd.
(IV, 73 S.) fl. 1.80.
Philosophie. Pädagogik.
I. F i n I 8 y R. F., S. J., Prof, der Philosophie an der Univ. zu
Dublin: Der Hypnotismus. Seine Erscheinungen, ihre Er¬
klärungsversuche, ihre Gefahren. Aus »Tue Lyceum« ins
Deutsche übersetzt von einem Priester derselben Gesellschaft.
Aachen, R. Barth, 1892. 8° (61 S.) fl. —.48.
II. Schmldkunz Dr. phil. Hans, Privatdocent der Philos.
an der Universität München; Psychologie der Suggestion.
Mit ärztlich-psychologischen Ergänzungen von Dr. phil. et med.
Franz Carl Gerster, prakt. Arzt in München. Stuttgart, F.
Enke, 1892. 8° (XII und 425 S.) fl. 6.—
III. Drucker Dr. Leopold, Hof- und Gerichtsadvocat in Wien:
Der Hypnotismus und das Civil- und Strafrecht. Vortrag,
gehalten im Wissenschaftl. Club in Wien am 11. Decembcr 1890.
Wien, Manz, 1891. 8° (20 S.)
I. Die Litteratur über den Hypnotismus wächst von Jahr
zu Jahr. Manche setzen auf seine ausgedehntere Anwendung
große Hoffnungen, andere begleiten dieselbe mit ernsten Befürch¬
tungen für das Wohl der Menschheit; das Wesen der Hypnose
zu ergründen ist man von den verschiedensten Ausgangspunkten
aus bemüht, ohne dass man bisher sagen könnte, die Forschung
sei zu einem unbezweifelbaren Resultate gelangt. F. legt in dem
vorliegenden Buche nach einigen Bemerkungen über die Geschichte
des Hypnotismus (seit Mesmer) zunächst die Erscheinungen des¬
selben in den muskulären Affectionen, an den Fähigkeiten der
Sinne, des Verstandes und Willens, endlich in den der Vernunft
und den Sinnen zugleich angchörigen Functionen dar, führt hierauf
die verschiedenen Erklärungsversuche der Hypnose vor und be¬
gründet ausführlich sowohl theoretisch wie durch praktische Bei¬
spiele die wahrscheinlichste Theorie über dieselbe. Dieser gemäß
ist die eigentlich bewirkende Ursache der hypnotischen Erschei¬
nungen in der Suggestion zu suchen, deren volle Wirksamkeit
wieder von gewissen physischen Einflüssen bedingt ist, durch
welche jene Nervencentren außer Thätigkeit gesetzt werden, von
denen die Controle des Willens über die anderen menschlichen
Fähigkeiten abhängt. Schließlich bespricht F. sehr nüchtern die
physischen und moralischen Gefahren der Hypnose sowohl für
den Hypnotisierten als für andere. F.’s Schrift darf unbedenklich
als eine der gediegensten unter jenen erklärt werden, welche in
kurzer und übersichtlicher Weise über den Hypnotismus orien¬
tieren wollen.
II. Schmidkunz behandelt im Vereine mit dem Münchener
prakt. Arzte Gerster, der allein schon über 4000 Hypnosen vor¬
genommen zu haben behauptet, eingehendst Suggestion und Hyp¬
nose, die er zuerst beschreibt und hierauf zu erklären versucht,
um schließlich ihre Bedeutung für Philosophie, Heilkunde, Rechts¬
pflege, Kunst, Cultur und Religion darzulegen. Die durch Bei¬
spiele reich illustrierte und auf einer ausgebreiteten Litteratur-
kenntnis aufgebaute Schrift ist in breiter, durch Wiederholungen öfters
ermüdender und geradezuverwirrender Darstellung gehalten; hie und
da stilistisch formlos, lässt sie es im ganzen an consequentem Fort¬
gänge der Gedankenentwickelung nicht fehlen, aber sie ist nicht
völlig frei von Unklarheiten und Widersprüchen. S. liebt es,
gelegentlich religiöse Gebräuche der katholischen Kirche und That-
sachen aus ihrer Geschichte in seine Betrachtungen hereinzuziehen.
In welchem Sinne dies geschieht, mag folgender Satz bekunden:
»W ahre Orgien feiert die an Stelle des freien Gefühls und
Urtheils getretene, selbst narkotisch unterstützte
Suggestion im Gottesdienste der römischen Kirche; und zu den
Vorzügen der im Altkatholicismus gereinigten
katholischen Liturgie gehört . . die Ausmerzung all’
derjenigen Wirkungen von dieser Art, welche sich um den unbe¬
denklich beibehaltenen gottesdienstlichen Kern als bloße
psychologische Kunstgriffe herumreihen« (S. 334).
S. bestimmt die Hypnose als denjenigen »k ü n s 11 i c h e n
schlafartigen Zustand, in welchem die verschiedenen psychischen
Energien in den vom Hypnotiseur bestimmten Rich¬
tungen gesteigert sind«. Sollte man nun meinen, die Hypnose
bezeichne einen abnormalen menschlichen Zustand und
schließe eine Aufhebung der freien Willensbethä-
t i g u n g des Hypnotisierten ein. so trifft dies nach S. doch keines¬
wegs zu. Die hypnotischen Erscheinungen müssen vielmehr a's
»normale, nur ungewohnt gesteigerte Bestandteile eines das
alltägliche Leben durchdringenden mannigfaltigen systematischen
Ganzen« betrachtet werden; und dieses Ganze ist der Suggesti¬
onismus, im Sinne eines »Inbegriffs aller Suggestionen und sug¬
gestiven Zustände«. Ferner bedeutet die Hypnose so wenig eine
Aufhebung der freien Willensthätigkeit. dass sie uns eher den
freien Willen im Gegensätze zum unfreien Streben erst recht ver¬
stehen lässt. Zum Verständnis dessen muss bemerkt werden,
dass S. an dem deterministischen Willensbegriff festhält, dass er
den Gedanken Brentano’s theilt, dass kein seelisches Phänomen
ohne Vorstellung stattfindet, welche ihm, wenn es schon nicht
selbst eine ist, so doch zu Grunde liegt, und dass er diesen Vor¬
stellungen allgemein eine Bevvegungskraft zuschreibt, welche be¬
stimmend auf die gesammten Scelenpotenzen einwirkt. Indem
nun durch die Suggestion, die S. gleichfalls als die bewirkende
Ursache der Hypnose darstellt, die Vorstellung irgend eines
Phänomens in die Seele des Versuchsobjectes eingeführt wird,
(die Suggestion ist »das Erzeugen einer Wirkung in unserer Seele
duich Einführung ihres Bildes in dieselbe«) wirkt sic durch die
ihr innewohnende Kraft determinierend auf die letztere ein, und
das Versuchsobject wird thätig im Sinne des Hypnobseurs. Das
Zwangartige einer solchen Suggestion, die sich nach S. wie eine
Art Lähmung um die Seele des Versuchsobjectes legt, »eine Er¬
starrung um die Seele« bewirkt und nur das Triebleben obenauf
lässt, hebt trotzdem die Freiheit des Willens nicht auf, da diese
ja nur im Freisein von äußerem Zwange besteht — was einer¬
seits vorausgesetzt und dann wieder aus den hypnotischen Er¬
scheinungen bekräftigt wird.
S. gibt sich großen Hoffnungen hin über die Aussichten der
Verwertung des Hypnotismus resp. Suggestionismus in der Zukur ft;
er findet solche in fast allen Richtungen des menschlichen Lebens.
Allerdings sind cs kaum mehr als leere Worte, was er z. B über
die ethische und sociale Seite des Suggestionismus sagt, oder
wenn die Besserung von (namentlich jugendlichen) Verbrechern
durch hypnotische Suggestion in Sicht genommen wird. Ob Kunst,
Cultur, Religion größeren Gewinn daraus haben werden ?
III. Drucker zeigt nach längerer Einleitung über die Erschei¬
nungen der Suggestion, inwiefern der Hypnotisierte Object von
Verbrechen und selbst verbrecherisch thätig sein könne und be¬
spricht die Lücken des österr. Civil- und Strafrechtes nach dieser
Richtung hin. Erschlägt vor, es sei nicht nur (mit dem belgischen
Gesetze) das Hypnotisieren von Personen unter 18 Jahren ganz
zu verbieten, sondern überdies das von Personen über 18 Jahren
außer zu Heilzwecken für strafbar zu erklären, die Hypnotisierung
zu Heilzwecken aber unter eine Controle zu stellen.
Wien. F. M. Schindler.
Tomasin Petrus: Das k. k. Staats-Obergymnasium in
Triest. Erinnerungen, veröffentlicht bei Gelegenheit der 50jähr.
Jubelfeier. Triest, Schimpft', 1892, gr. 8° (285 S.)tl. 4.—.
Diese sehr fleißig gearbeitete Gelegenheitsschrift wird
allen Freunden und Schülern desTriester Obergymnasiums
willkommen sein. Gründung, Gebäulichkeiten, Personal
(Lehrer und Schüler) behandelt sehr ausführlich der zweite
Theil, während als erster Theil eine mit zahlreichen Be¬
legen versehene Festrede über die ältere und neuere
Gymnasialgeschichte vorausgeht. Die Documente, welche
T. über das Wirken der Jesuiten in Triest beibringt,
zollen ihrer vielseitigen Thätigkeit große Anerkennung.
»Im Jahre 1753 errichteten sie eine Lehrkanzel für Ma¬
thematik und Nautik in einer eigenen Abtheilung, angeregt
durch P. Franz Xaver Orlando aus Fiume, einen gelehrten
Mathematiker und Astronomen, den eigentlichen Begründer
der Marine-Akademie in Fiume und unserer k. k. Handels-
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Nr. 16. — Oesterre[chischks Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
und nautischen Akademie«. Aus den Litterae anttuae
der Triestiner Jesuiten (1768) druckt T. auch den Be¬
richt über die Ermordung Winckelmann’s ab. Zu den
angegebenen Hss. wäre zu bemerken, dass die frühere
Geschichte des Collegium Tergestinum vollständig vor-
licgt in den Litterae annuae Prov. Au striae S. J ’ in den
Hss. der Wiener Hofbibliothek. D.
Zach au 0.: Die Stadtschule in Jena. Beiträge zu ihrer
Geschichte von 1254—1892. Eine Festschrift gewidmet dem
Schulvorstande, den städt. Behörden und der Bürgerschaft Jenas
zur Einweihung der neuen Bürgerschule im October 1892. Mit
der Abbildung der neuen Bürgerschule. Jena, Fr. Mauke, 1892.
8°. (40 S.) fl. -.30.
Was der Verf. am Anfänge seines Vorwortes bemerkt,
dass bis vor wenigen Jahren die Geschichte der Bürger¬
schule Jena’s noch in völligem Dunkel lag, gilt noch immer
von vielen Schulen Deutschlands und es bedarf meistens
erst eines Jubiläums oder des Neubaues einer Schule,
bis die Geschichte derselben beleuchtet wird. Erfreulicher
Weise mehrten sich aber doch solche Schriften im letzten
Decennium und geben mitunter wichtige Bausteine für
die Gesammtgeschichte des deutschen Unterrichts- und
Erziehungswesens. Leider sind sie nur zu oft in Schul¬
programmen verborgen. — Vorliegende Publication be¬
handelt zuerst die alte Stadtschule von 1254—1797, in
welch letzterem Jahre dieselbe in die vierclassige Stadt¬
schule und »Mägdleinschule« umgewandelt wurde, welche
sich bis 1825 erhielt. Die Schulzustände während dieser
28 Jahre waren recht traurige, und wer sich nähere
Aufklärung hierüber verschaffen will, lese den Auszug
aus den Rathsakten über Joh. Heinrich Poppe. »Erst mit
Rector Gräfe begann in Wirklichkeit das Morgenroth für
Jenas Stadtschule, obgleich noch von vielem Nebel um¬
lagert.« Es ist dies die Zeit von 1825—1842. Rector
Gräfe hat sich auch mit seinen pädagogischen Schriften
(»Allgemeine Pädagogik« und »Deutsche Volksschule«)
in der deutschen Lehrerwelt einen guten Ruf erworben.
Auf Gräfe folgte als Rector Dr. Eduard Zeiß, (1842 bis
1876) »ein Mann von überaus reichem Wissen und
einem tiefen Gemüth, dabei von seltener Gewissenhaftig¬
keit. Als einem rechten Erzieher der Jugend galten ihm
sittliche Willenskraft und religiöse Gemüthsentwick-
lung mehr als einseitige Vcrstandesbildung.« Unter ihm
fanden wichtige Reformen der Schule statt, die unter
seinem Nachfolger Dr. Kronfeld (1876—1882) fortgesetzt
wurden. Der letzte, sechste Abschnitt dieses recht über¬
sichtlich und auch für weitere Kreise mitunter beherzigens¬
werte Winke enthaltenden Schriftchens behandelt dann
die letzten zehn Jahre. Interessant ist, dass auf Veran¬
lassung der Großherzogin von Sachsen-Weimar am
30. Juni 1891 für die im letzten Schuljahre stehenden
Mädchen der II. Bürgerschule Jena’s eine Kochschule
errichtet wurde, worin dieselben ȟber die wichtigsten
Nahrungsmittel unterrichtet, in der Zubereitung billiger,
aber doch nahrhafter und schmackhafter Speisen unter¬
wiesen und an möglichste Sauberkeit und Ordnung in
der Küche und am Mittagstische gewöhnt werden sollen«.
— Was sagen da die Freunde der Frauen-Emancipation,
der Studentinnen u. s. w. dazu?
Wien. Dr. A. Mayer.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, 7.
La Roche, Randbemerkungen zu Homer. — Litterarische
Anzeigen, u. a.: S a n d y s. Aristotles’ Constitution of Athens (Thumser);
— Livius, lib. XXI —XXIII u. XXX, ed. A. Zingerlc u. Albrecht;
Chrestomathie aus Livius v. Golling (Ad. M. A. Schmidt); —
Ägypt. Urkk. aus d. kgl. Museen zu Berlin: Griech. Urkk. 1—3.
(Kalinka) ; — Deutsche Lehr- u. Lesebücher (Joh. Schmidt); ’ —
Griech. Lehrbücher (Stolz); — Mathcm. Lehrbücher (J. G.
Wallentin). — Noe, Der neue Lehrplan für Naturgeschichte u. d.
botanische Unterricht am Untergymnasium. — Miscellen.
Gymnasium. XI, 15.
Lohr, Üb. Lattmann’s Schrift: Die Verirrgen d. deutschen
u. latein. Elementarunterrichts. — Recensionen. — Programmschau.
— Zeitschriften- und Bücherschau.
Katholische Schulkunde. II, 26—31.
(26.) Die 30. allgem. deutsche Leserversammlung in Leipzig.
Forts.) — D. bibl. Geschichtsunterr. II. (Forts, in Nr. 28 u. 31). —
27.) Dr. Konrad Zehrt f. — Einiges aus d. Erkenntnislehre. (Forts,
in Nr. 28.) — Münz, Goethe in s. Verhältnis zu Christenthum u.
Vaterland. II. (Forts, in Nr. 28 u. 31). — (29.) Schneiderhan,
Dr. theol. Adolf Pfister u. Dr. theol. Hermann Rolfus. (Schl, in
Nr. 30). — Die gesundhcitl. Bedeutg. d. Sonnenlichtes mit bes.
Berücks. kranker Schulkinder. — (30.) Bürgel, Die Pflege d.
Kirchenliedes in d. Volksschule. — (31.) Einige Gedanken über
Erziehg. u. Unterricht. — Beil. Edelsteine, Illustr. kath. Jugend¬
schrift. VI, 13 —15.
Katholische Schulzeitg. f. Norddeutschland. X, 28—31.
(28.) Hübner, Welche Vcranstaltgen sind f. d. nachschul-
pflichtg. Alter zu treffen, damit d. Resultate d. Schulunterrichts
u. d. Schulerziehg. gesichert werden und die durch d. socialen
Verhältnisse d. Gegenwt. bedingte Ausgestaltg. erfahren? (Schl.)
— D. Simultanschule auf d. XXL Allgem. Deutsch. Lehrerver-
sammlg. in Breslau i. J. 1874. — (29.) Koenig, Jak. Froh-
schammer. — Große od. kleine Schulsysteme? — Lebens- u. Dicnst-
aiter d. Volksschullehrer. — (30.) Bleiseh, Entwicklg. u. gegenw.
Stand d. Fürsorge für geistig nicht normale Kinder. (Schl. i. Nr. 31).
— Ervveiterg. d. scchsclassig. Schulsystems. — (31.) Strömgen.
Rhefnisch-WestphMllsche Schulzeitung. XVI, 38—44.
(38) Lange-Hegermann, Moses e. Lehrer u. e. Vorbild
d. Lehrer. (Schl, in Nr. 40.) — Die Volksschule d. Gegenwart in
China. (Schl. i. Nr. 39). — Schmidinger, Die Dr. Lorenz Keller-
Stiftg. — Reden aus d. Landtag. (Forts, i. Nr. 39 u. 40). — (39)
Schaefer, Symbol, u. typ. Erklärg. d. A. T. Dargelegt an Beisp.
aus d. Patriarchengesch. u. d. Lehrthätigk. d. Propheten. (Forts,
in Nr. 40—43). — (40) XXX. Allgem. deutsche Lehrerversainmlg.
in Leipzig IV. — (41) Dreist, Die Bchandlg. d. verwahrlost, u.
sittlich gefährdeten Jugend. (Forts, in Nr. 42—44). — (42) Grimm,
Verdienste d. Königin Luise um d. preuß. Volksschulwesen. —
(43) Volksschulunterr. u. Lchrerbildg. (Forts, in Nr. 44). — (44)
Bengel, Die Selbstthätigkeit d. Schülers b. Unterr. — In jeder
Nr.: Kritiken. — Praktische Winke. — Mitthlgen.
Christlich-pädagogische Blätter. XVI, 14 u. 15.
(14) Offen bck. Unglaube aus Lehrerkreisen. — Stellg. u.
Pflicht d. kath. Lehrers gegenüb. d. herrsch. Zeitgeiste. (Schl, in
Nr. 15). — Schulklagen u. gesetzl. Bestimmungen. — Katechet.
Lehrart VI. (VII in Nr. 151.) — Gesetze u. Verordngen. — (15) D.
Verrohg. u. Verdorbenheit uns. Jugend. — Schuldebatte im österr.
Abgeordnetenh. V. — In jeder Nr.: Lose Gedanken, Mannig¬
faltiges, Litteraturbcricht.
Praxis der katholischen Volksschule. II, 11 — 15.
(11.) Andor, D. Fronleichnamsfest. — Das »Aufsätzchen«
im 2. Schuljahre. — Über Jugend- u. Volksspiele. (Forts, in Nr.
12). — Vorschläge z. Anlegg. e. Turnplatzes. — Staub u. Turnen. —
D. Feier d. vaterländ. Gedenktage i. d. Schule. — Schulordng f.
d. Volksschulen d. Stadt Aachen. — (12.) Andor, Das Fest d.
heil. Apost. Petrus u. Paulus. — Verfüggen üb. d Turn wesen in
den preuß. Volksschulen. — (13.) Was u. wie sollen d. Volks¬
schüler mit d. Feder schreiben lernen? II. Schrift u. Heft. —
Warum sind wir in d. Regel mit d. versetzten Kindern unzufrieden?
— Noch einige Bemerkgen üb. Herbarien. — (14.) Schleier,
D. körperl. Züchtigg. in d. Schule. — Sladeczek, D. Milch. —
D. Pelargonie. — (15.) Hübner, Die preuß. Verfassung. — Er-
weiterg. d. Zahlenkrcises von 5 bis 10.
Neue Erscheinungen:
Horn Ew., D. Disputationen u. Promotionen an d. deutschen
Universitäten vornehmlich seit d. 16. Jhdt. Mit e. Anhang, enth.
e. Verzeichnis aller ehern, und ggwärt. deutschen Universitäten
(Centralbl. f. Bibliothekswesen. Beiheft XL) Leipz., Harrassowit
(VIII, 128 S.) fl. 3. — .
Fleischner L., Z. Gesch. d. engl. Bildgswcsens. (Sammlung
gemeinverst. wiss. Vorträge, N. F. 175). Hamburg, vorm.
Richter. (40 S.) fl. —.48.
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Nr. 16. — Obsterrbichischbs Littrraturbi.att. — II. Jahrgang.
Fleischner L., Berufsbildg. f. Mädchen. E. Beitr. z. Frauenfrage.
Wien, Szelinsld (28 S.) fl. —.30.
Krause K. Chr. Fr., Aphorismen z. Sittenlehre. Aus d. hdschr.
Nachl. hrsg. v. P. Hohlfcld und A. Wünsche. Leipz., Fclber,
(VIII, 137 S.) fl. 1.80.
Schulz A., D. Mensch u. s. natürl. Ausbildg. Wider d. alther¬
gebrachten Verfahren in Erziehg. u. Unterricht. Berl., Heinrich
(IV, 184 S.) fl. 1.20.
Mey 0., D. Schulen u. d. organ. Bau d. Volksschule in Frankr.
m. Berücks. d. neuesten Reformen. Berk, Bibliogr. Bureau (IV,
226 S.) fl. 1.80.
Müller-Eggen J., E. Blick auf unsere Zeit. Aus d. Norvveg. v.
P. Hansen. Gütersloh, Bertelsmann (259 S.) fl. 1.80.
Trüper J., Psychopathische Minderwertigkeiten im Kindesalter.
E. Mahnwort für Eltern, Lehrer und Erzieher. Ebd. (90 S.)
fl. —.60.
Hellenbach L. B., D. 19. u. 20. Jhdt. Kritik d. Gegenwart u.
Ausblicke in d. Zukunft. Aus d. hdschr. Nachl. hrsg. v. K. du
Prel. Leipz., Mütze. (VIII, 136 S.) fl. 1.80.
Buschmann J., Z. Gesch. d. Bonner Gymnasiums. I., II. Thl.
Bonn, Hanstein, 4° (ä 40 S.) ä fl. —.90.
Henschke Ulrike, Dcnkschr. üb. d. weibl. Fortbildungswesen in
Deutschld. Berk, Hayn, hoch-4° (VI, 60 S. m. 4 Tab.) fl. 1.44.
Herold H., Fz. v. Fürstenberg u. Bhd. Overberg in ihrem
gemeins. Wirken f. d. Volksschule. Münster, Aschendorff (67 S.)
fl. —.42.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Fulano T. H.: Der Sturz des Kaiserthrones in Brasilien
und seine Folgen auf politischem und kirchlichem Ge¬
biete. Nach eigenen Erlebnissen geschildert. Köln, Bachem.
1892. 8°. (III u. 200 S.) fl. 1.80.
Der Sturz des Kaiserthrones von Brasilien ist eines
der wichtigsten Ereignisse der neuesten Geschichte. Wenn
auch die hervorragendsten Zeitungen der alten Welt ein¬
gehend darüber berichteten und somit die Hauptereignisse
schon in weiten Kreisen bekannt sind, so darf eine Schil¬
derung derselben »nach eigenen Erlebnissen« doch noch
immer auf günstige Aufnahme rechnen. F.’s Darstellung erhält
hiedurch einen Reiz der Unmittelbarkeit und Frische,
welche ein fernstehender Journalist oder ein oberflächlicher
Berichterstatter nicht leicht nachahmen kann. Die Per¬
sönlichkeit des Autors, seine Neigungen und Ansichten treten
dabei dennoch nirgends in den Vordergrund, überall sind
es nur die anschaulich wiedererzählten Ereignisse und
Thatsachen, welche in raschfortschreitender Erzählung
den Leser fesseln und in ihm bald die Gefühle der Theil-
nahme, bald der Entrüstung über Unrecht und Gewalt |
wachrufen. Mit Besorgnis folgt man gleich im ersten
Capitel den Bewegungen der aufständischen Truppen unter
Führung des Marschalls Manuel Deodoro da Fonseca,
bedauert die Lage des thatkräftigen kaiserlichen Präsidenten,
die Gefangennahme des Marineministers und hört mit
Gleichgiltigkeit und fast ohne Theilnahme die Jubelrufe
des Volkes von Rio de Janeiro bei der Proclamation der
Republik. F. als besonnener Geschichtschreiber stimmt
nicht ein in das Jauchzen der glücklichen Menge, er
folgt wie ein unbetheiligter Zuschauer all diesen Vor¬
gängen. Eben so wahr und treu schildert er im zweiten Capitel
die Lage des Kaisers und seiner Familie, zeichnet anschau¬
lich ihre Haltung im Unglück und ihren wehmuthsvollen
Abschied von dem Lande ihrer Hoffnung und ihres Glückes,
von Brasilien. Die folgenden vier Capitel handeln über
die nächsten Folgen der Revolution vom 15. November
1889 bis zum Sturze des Dictators Fonseca am 23. No¬
vember 1891. Der Kaiserthron war gefallen, aber das
Glück einer geordneten Republik wurde den Staaten
von Brasilien nicht zutheil. Die kirchenfeindlichen
Verordnungen des dictatorischen Regimentes, die Aus¬
beutung des Landes durch gewissenlose Gründer und
habsüchtige Speculanten, die Verlegenheiten des Finanz¬
ministers, der drohende Umsturz aller Verhältnisse, die
Knechtung der Staaten und die Willkürherrschaft der
Centralregierung ließen das unglückliche Land auch selbst
mitten im Freudenräusche der neuerstandenen Republik
nicht zur Ruhe kommen. Den Schluss des Büchleins
bildet eine kurze Charakterschilderung dreier Haupt¬
personen der »denkwürdigen Revolution«, welche Gottes
Vorsehung bereits vom irdischen Schauplatze abberufen
hat, und ein kurzer Bericht über ihren Tod. — Überall
erweist sich F. als genauer Kenner der brasilianischen
Verhältnisse und als geschickter Erzähler. Ungern ver¬
missen wir eine genaue Angabe der Zeitschriften und
Zeitungsnummern, aus welchen die benützten Erlässe und
Artikel geschöpft wurden. Ist das Werk zunächst auch
nicht für den Historiker bestimmt, so wären solche An¬
gaben doch sehr dankenswert. Die Verlagshandlung hat
keine Mühe gespart, dem Werke durch würdige Ausstattung
und treffliche Illustrationen den besten Erfolg zu sichern.
Kalksburg. Al. Kroess S. J.
Maurenbrecher Wilhelm: Gründung des deutschen
Reiches 1859-1871. Leipzig, C. E. M. Pfeffer, 1892. gr. 8°.
(XVI u. 262 S.) fl. 2.40.
Nach Oncken und Sybel hat es der im vorigen
Jahre verstorbene Professor an der Leipziger Universität
W. Maurenbrecher unternommen, eine Geschichte der
J. 1859 bis 1871 in populärer Fassung auszuarbeiten.
Er will zwar »die erzählten Dinge .... als Historiker
und nicht als Mitglied einer politischen Partei darstellen«
(S. XIV). gesteht aber vorher freimüthig selbst, dass es
kaum möglich sei, »bei der Beurtheilung der jüngsten
| Vergangenheit den subjectiven Standpunkt der persönlichen
Meinung völlig und gründlich zu verlassen, alle und jede
persönliche Zuneigung und Abneigung von sich abzu¬
streifen.« (S. V.) Wie sehr M. mit den Augen des Partei¬
mannes sieht, das mögen ein paar Proben zeigen: S. 168
erzählt er, dass Napoleon am 5. Mai den Italienern er¬
öffnet habe, »Österreich würde ihnen Venetien abtreten,
unter der Bedingung, dass Österreich sich durch Annexion
preußischen Gebietes schadlos halten . . . würde.« Die
Lockung für die italien. Politik war eine große; aber
man überzeugte sich dann doch schnell davon, dass es
unmöglich war, darauf einzugehen; man konnte sich
nicht verbergen, »dass durch treulosen Schacher
das Königreich zu schaffen unmöglich sein
würde.« — S. 170: »Bismarck rechnete (bei der Ein¬
ladung zu dem von Napoleon, 28. Mai 1866, unterbreiteten
Congressantrag) zuversichtlich auf die Dummheit der
Österreicher . . . Seine Rechnung war richtig«. So neben¬
bei wird S. 172 Österreich eines Verfahrens beschuldigt,
das »einer Fälschung der Abstimmung nahekam«. — Das
ganze Werk kennzeichnet sich als eine begeisterte Glori-
heation Bismarck’s, aus dessen Politik ihm eine »sittliche
und patriotische Erhebung des Geistes und Gemüthes
entströmt«, dessen Charakter und Thaten er den »streben¬
den deutschen Jünglingen« als Vorbild hinstellt. Über
den Culturkampf gleitet er im 12. Capitel »Kaiser und
Reich« diplomatisch hinweg. — Auch die Sprache ist
häufig nachlässig und geschmacklos (ein Beispiel: »Am
12. Juni zogen die Österreicher aus Holstein weg, höchst
eilig folgte der Augustenburger hinter den Soldaten her,
er verließ sich doch lieber nicht auf die Begeisterung
der Holsteiner für den »angestammten« Herzog, mit welcher
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Nr. 16. — Oesthrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
494
er bis dahin vor der Welt Parade geritten hatte . . .
der Ausgang war gerade nicht hübsch« etc. S. 171 f.)
Die gegebenen Beispiele sind mit Absicht dem engen
Raume zweier Blätter entnommen; man mag darnach
überschlagen, wie viele ähnliche Belege sich aus den
gesammten 262 Seiten des Buches ergäben.
E. Hildebr.
Wagner Josef: Realien des römischen Alterthums für
den Schulgebrauch zusammengestellt. Brünn, Carl Winiker, 1892.
gr. 8°. (VII u. 136 S.) fl. 1.20.
—, Realien des griechischen Alterthums für den Schulgebrauch
zusammengestellt. Ebd. 1892. gr. 8°. (VII u. 124 S.) fl. 1.10.
Da bereits in der »Zeitschr. f. öst. Gymn.« 1892,
S. 411 fg. eine gerechte Zurückweisung des ersteren
Buches erfolgt ist, kann sich Ref. darauf beschränken
zu erklären, dass auch das zweite Buch die gleiche Un¬
kenntnis des Stoffes sowie die gleiche Hast der Arbeit
zeigt, daher nicht empfohlen werden kann. Zwar ent¬
hält das Buch S. III eine bessere und reichere Litteratur-
angabe, doch hat W. sich begnügt, das Handbuch von
Szanto ohne Verständnis auszuschreiben, daher ganz un¬
glaubliche Dinge erscheinen, worüber Szanto das Nähere
ausführen wird. W. selbst ist von der Vortrefflichkeit
seiner Bücher ebenso überzeugt wie eine Anzahl seiner
»Fachgenossen«, auf deren Urtheil er sich wiederholt
beruft; so kann es nicht wunderbar erscheinen, dass
diese Bücher bereits in den Händen der Schüler einiger
Gymnasien sind, und die Realien des römischen Alter¬
thums auch paragraphenweise auswendig gelernt und
geprüft wurden. Da kann der Schüler S. 93 lernen,
dass in Athen an den Dionysosfesten »während der Blüte¬
zeit an drei aufeinander folgenden Tagen drei Dichter
mit je drei neuen Tetralogien mit einander in Wettbewerb
traten«. Ist das Sorglosigkeit oder Nichtwissen? S. 87
fehlt das Prädicat; S. 93 widerspricht dem S. 20, Anm. 1
über den Preis des Choregen Gesagten. Eine weitere
Zusammenstellung erlaubt der beschränkte Raum nicht;
dagegen möchte Ref. für die römischen Alterthümer
folgende Ergänzungen und Berichtungen des W.’schen
Buches im Interesse der Schüler, die das Buch bereits
gekauft haben, anführen :
S. 6 soll es heißen libertini statt libcrti (vgl. § 20). —
S. 9, § 15 war anzugeben, dass der Senatoren-Census 1,000.000
Sesterzen betrug (vgl. Tac. ann. I, 75); ebd., dass die Ritter mit
Senatoren-Census »equites illustres « hießen, nothwendig zu Tac.
ann. II, 59. — § 41: zu nennen die von Caesar eingesetzten 2
aediles Ceriales y welche die Aufsicht über das Getreidewesen
hatten. — § 42 : Die Zahl der Quästoren betrug ursprünglich 2,
dann 4, später 8, seit Sulla 20 (Tac. ann. XI, 22). — § 50 sehr
unvollständig; zu erwähnen waren die viginti sexviri, unter ihnen
die tresviri capitales , welches Amt Ovid bekleidete. Falsch ist,
was in demselben § über die quattuorviri i. d, gesagt ist: diese
sind die höchsten Municipal-Magistrate, und ihre Erwähnung gehört
in § 58. — § 56 : Zu erwähnen die Verkürzung der Amtszeit der
Consuln in der Kaiserzeit auf 6, dann 4 und 2 Monate. — § 62
waren die procuratores genauer zu besprechen mit Rücksicht auf
Tac. ann. XII, 60. Der Abschnitt über das Rechtswesen S. 35
bis 42 ist wohl der schwächste des Buches: der Verf. hätte als
Nichtjurist sich begnügen sollen, das Nothwendige über die Richter
bei den Staatsalterthümern und, was das Familienrecht betrifft,
bei den Privatalterthümern zu sagen. — § 66 : Zu unterscheiden
die Ehe mit tnanus und ohne manus ; für die erstere die älteste
Form die confarreatio (vgl. Tac. ann. IV, 16). — Verfehlt ist
§ 73 : es ist nicht Rücksicht genommen auf die Unterscheidung
des Civilprocesses nach >legis actio « und nach dem Formular¬
verfahren, und doch gilt für die Zeit der Schriftsteller der Schul-
lectüre nur mehr der Formularprocess, denn die Umgestaltung
<jes Processverfahrens geschah nicht erst seit Caesar, wie S. 38
behauptet wird. Zu dem Abschnitte ist zu vergleichen: Keller,
»Der römische Civilprocess und die Actionen« § 12 S. 53 u. 56,
woher Wagner wohl die Bemerkung hat, und S. 112, wo gesagt
wird über das Formularverfahren: »Die Verhandlung in iure geschah
in völlig freierund an keine Solennität gebundener Rede.« — § 74
muss es in der Überschrift heißen »Verbrechen« statt »Vergehen«,
denn der § handelt über die crimina publica, die besser zu geben
waren nach Digest. 48, !, 1 und im Einklänge mit § 75, S. 40, Anm. 1.
— In dem Abschnitte über das Kriegswesen war § 81 anzugeben:
Die Reiterei war eingetheilt in alae y jede ala in 16 turmae ä
30 Mann mit 3 decuriones. — § 87: 225 Denare sind mindestens
90 fl. (vgl. § 139). — § 89: Auch die römischen Soldaten hatten
ursprünglich Beinschienen an beiden Füßen: vgl. den Centurio
aus Carnuntum im kunsthistor. Museum. Das lange Schwert der
Reiter diente zum Hiebe, nicht zum Stoße. — Der Lagerplan S. 33
ist zu klein. — § 127: Der Walker (fullo) besorgt nicht die Näh¬
arbeit, sondern die Reinigung der Kleider. — § 134: Auch im
Alterthum gab es Gasthäuser: caupona. — § 137 hätte die Er¬
klärung der Namen: Kalendae , No?iae , Idus gegeben werden
sollen, wie dies Scheindler in seiner Grammatik gethan hat. —
§ 139: Zu verbessern: 1 Scsterz = 2V a (nicht U/ 2 ) Asse.
Derartige Bücher sind geeignet, das Interesse an den
Classikern auch bei denjenigen Schülern zu ersticken,
die bisher ein solches hatten. Der Schüler empfindet es
als Überbürdung, noch einen neuen »Gegenstand« zu
lernen, dessen Nutzen er nicht einsieht. Ref. sieht eine
günstige Lösung der ganzen »Realienfrage« nur darin,
dass die Unterrichtsbehörde selbst die Herausgabe eines
reich illustrierten Realienbuches veranlasse, das dem
Schüler zu einem billigen Preise abgegeben werden kann
und ihm die Möglichkeit bietet, sich die nöthige sachliche
Erklärung auch bei der Privatlectüre zu verschaffen.
Inzwischen mögen die Herren Lehrer darauf sehen, dass
die »Collectaneenhcfte« gewissenhaft geführt werden, wie
es bisher z. B. in Wien geschehen ist.
Körnitz. Johann Oehler.
Im Verlag von Theissing in Münster sind die »Geschichts-
Tabellen in übersichtlicher Anordnung« von Prof. Dr. H. K. Stein
in 9. verb. Auflage (gr.-8°, 103 S., fl. —.60) erschienen. Zur
Repetition für Schüler, zur Vorbereitung auf Prüfungen wie zum
Nachschlagen beim täglichen Gebrauch ist das knapp gehaltene
Heft, das bis in die neueste Zeit heranreicht, zu empfehlen.
Historisches Jahrbuch d. Görres Gesellschaft. XIV, 3.
Funk, Bestätigg. d. ersten allgem. Synoden. — Paulus,
Dr. Konrad Braun. — Uebinger, Zur Lebensgesch. d. Nikolaus
Cusanus. — Sägmüller, Traktat de modis uniendi ac reformandi
ecclesiam. — Kirsch, Andreas Sapiti, engl. Procurator an d.
Curie. — Eubel, Z. Chronik d. sog. Jordanus. — Weiß, Ver-
mittlgspolitik Cromwells 1657. — Recensionen: Mazzatinti,
Manoscritte d. biblioteche d’Italia (Ehrhard); — Paulus, Johs.
Hoffmeister (Pastor); — Vogel, Bibliothek d. Vocalmusik Italiens
(Wagner). — Zeitschriften- u. Novitätenschau. — Nachrichten.
Archivio storico italiano Serie V, Tomo XI. Disp. 1.
Bardi, Carlo V. e l’Assedio di Firenze. — Novati, Un
venturiero toscano del Trecento, Filippo Guarralotti. — Giorgetti,
Bolla inedita di papa Benedetto VIII. — Carnesecchi, Pier¬
filippo Pandolfini vicario di Firenzuola. — Livi, Carnevalc e
Quaresima condannati il marte di grasso del 1468. — Frati, Una
raccolta di lettere polit. de sec. XIV nella Bibi, municip. di Bologna.
Neue Erscheinungen:
Kn eil er K. A., S. J., Des Richard Löwenherz deutsche Gefangen¬
schaft (1192 — 1194). (Stimmen aus M. Laach, Erg.-Heft 59.)
Freibg., Herder (III, 128 S.) fl. —.96.
Raab K. R., Hans v. Raumer, e. biograph. Versuch. Erlangen,
Mencke (X u. 138 S.) fl. —.96
Rommel K., Grundzüge u. Chronik d. Stadt Löwenstein. Schwäb.-
Hall, German (245 S.) fl. 1.62.
Ströhl H. G., D. Wappen d. Äbte d. Prämonstr.-Stiftes Schlägl,
hrsg. v. d. k. k. herald. Ges. »Adler«. Wien, Kirsch (30 S. m.
3 Taf.) fl. 1.80.
Digitized by
Google
495
Nr. 16. — Obstbrrkichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
496
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
Frankl Ludwig August: Lenau und Sophie Löwenthal.
Tagebuch und Briefe des Dichters nebst Jugendgedichten und
Briefen an Fritz Kleylc. Mit Lenaus und Sophiens Porträt
und Abbildung des Lenau-Denkmals in Wien. Stuttgart, Verlag
der J. G. Cotta’schen Buchhandl. Nachf., 1891. Lex.-8°. (VIII und
267 S.) 6. 4.80.
Es ist schon von Anastasius Grün darüber geklagt
worden, dass man die Anfänge von Lenaus dichterischer
Entwickelung nicht verfolgen kann, weil hiefür alle Belege
fehlen und nur die Schöpfungen des fertigen Dichters
vorliegen. Diesem Mangel ist jetzt abgeholfen, denn den
vorliegenden Briefen an Sophie ist eine Sammlung von
Briefen und Jugendschriften an Fritz Klcyle beigegeben.
Für die Lenauforschung sind diese Documente von er¬
heblichem Werte, obschon sie nicht annähernd so be¬
deutungsvoll sind, als die Mittheilungen Lenaus an Sophie,
welche den Hauptbestandtheil des Buches ausmachen.
Die Briefe und die Tagebuchblätter, welche nach
L.’s Bestimmung erst nach seinem Tode in Sophiens Hand
gelangen sollten, gewähren einen tiefen Einblick in das
Verhältnis, welches zwischen beiden stattgefunden hat;
dennoch scheinen manche wichtige Briefe verloren zu
sein und sogar einzelne Fragen, die sich erst jetzt auf¬
drängen, sind und bleiben ungelöst. Von welcher Art
die gegenseitigen Beziehungen thatsächlich waren, ließe
sich nur dann recht erkennen, wenn man auch die Briefe
seiner Geliebten vor sich hätte. Diese soll L. kurz vor
Ausbruch seiner Geisteskrankheit vernichtet haben. Das
Verhältnis zwischen Lenau und Sophie war, wie man
aus den jetzt zugänglichen Mittheilungen ersieht, viel
inniger, als man bisher geglaubt hatte. Als Beweisgrund
für seine Reinheit wurde vor allem der Brief vom
4. Octoberl836 angeführt, der schon bei Schurtz abge¬
druckt ist. Allein dabei ist nicht zu vergessen, dass das
angezogene Schreiben der ersten Zeit des innigen Verkehrs
beider angehört, das leidenschaftliche Verhältnis sich
jahrelang fortspann und durch L.’s häufige Reisen nach
Schwaben in steter Spannung erhalten wurde. Eine
schwere Pflichtverletzung wird durch die vorliegenden
Briefe nicht bestätigt, und auch der Herausgeber stellt
sie in Abrede. Aber wenn man die vertraulichen Mit¬
theilungen, die im Tone der höchsten Leidenschaft, ja
mitunter im Zustande der Unzurechnungsfähigkeit abge¬
fasst sind, liest, so wird man in diesem Glauben oft irre
gemacht. Freilich ist eine sehr wichtige Frage, die man
aufwerfen muss, ungelöst; die Schriftstücke bestehen
nämlich aus Briefen und Tagebuchblättern. Erstere wurden
offenbar Sophie zugeschickt und erheischten eine Antwort,
letztere dagegen sind Aufzeichnungen, von welchen man
weiss, dass sie L. meist in den Nachtstunden aufs Papier
warf, um sich mit der Geliebten im Geiste zu unterhalten.
Sie hatten nicht die Bestimmung, bei seinen Lebzeiten in
die Hände der Geliebten zu gelangen. In solchen Er¬
gießungen fiel dann jede Rücksicht weg, und Lenaus
exaltierte Natur und die im persönlichen Verkehr unter¬
drückte Sinnlichkeit machten sich oft Luft. Den Recen-
senten in der »Deutschen Rundschau« hat die Verschieden¬
heit des Tones der einzelnen Schriftstücke sogar auf den
Gedanken gebracht, zwischen Lenau und Sophie habe ein
doppelter Briefwechsel stattgehabt, ein gewissermaßen
öffentlicher, von ihrem Gatten geduldeter, und ein ge¬
heimer. In ersterem habe man sich geflissentlich vor¬
sichtig benommen, um hin und wieder einen Brief vor¬
zeigen zu können, im letzteren sei diese Vorsicht nicht
nöthig gewesen. Ich habe aus der Lectüre der Aufzeich¬
nungen keinen bestimmten Anhaltspunkt für diese Auf¬
fassung gewinnen können, ja L.’s eigene Worte (S. 7)
scheinen ihr zu widersprechen.
Von eben so großem Interesse als das Verfolgen
der Liebestragödie sind die wichtigen Aufschlüsse, welche
wir über einzelne Entwicklungsphasen der geistigen Zu¬
stände unseres Dichters gewinnen. Ohne Hülle liegt das
Innenleben L.’s vor uns ausgebreitet; seine religiösen und
philosophischen Ansichten legt er der Geliebten dar. Die
Leidenschaft für Sophie bewirkte zunächst, dass er die
»pantheistischen Dämone« aus seinem Innern vertrieb
und mit dem christlichen Glauben wieder Fühlung suchte.
Er ist plötzlich wie umgewandelt, gläubige Stimmungen
beseelen ihn und die Religion ist ihm Trost und Stütze.
In diesem Zustande beginnt er seinen Savonarola zu
dichten, in welchem er das Urchristenthum verherrlichen
will. Die gleichzeitige Einwirkung des dänischen Theo¬
logen Martensen bewirkt aber, dass ein starker anti¬
katholischer Zug durch die Dichtung geht. Sophie scheint
auf Martensens Einfluss eifersüchtig gewesen zu sein.
Dies deutet ein Brief L.’s an. Die Glaubensfreudigkeit
hält übrigens nicht lange an. Anfangs wechselt die
Stimmung und die Aufzeichnungen zeigen, wie L. mit den
Wendungen seines Gemüthes auch die religiösen Ansichten
wechselt, aber bald gewinnt die alte Zweifelsucht wieder
die Oberhand und über die Albigenser schreibt er bereits
einem Freunde, dass der Held dieser Dichtung »der
Zweifel« sei. Nun wird es auch in den Briefen immer
trüber und düsterer. Immer mehr zeigen sich die Vor¬
boten der herannahenden Geisteskrankheit, die dem
Schaffen des Dichters ein jähes und schreckliches Ende
machten. Die letztdatierte Aufzeichnung ist vom 7, August
1843, doch folgen ihr auf 11 Seiten noch ündatierte.
Ob dieBlätter und Zettel, welche keine oder keinegenaue
Datierung enthalten, immer chronologisch geordnet sind,
vermag ich nicht zu entscheiden, da ich weder die
Manuscripte gesehen habe, noch aus den Mittheilungen
des Herausgebers entnehmen kann, inwieweit er hier
nach eigenem Ermessen schaltete. Gewiss ist aber die
Datierung des Briefes aus Stuttgart (S. 6), welchen Frankl
ins Jahr 1836 setzt, falsch, denn in diesem Jahre war
L. überhaupt nicht in Schwaben, und der Brief dürfte
aller Wahrscheinlichkeit nach dem nächsten Jahre ange¬
hören. Schon bei früheren Gelegenheiten ist es bei Frankl
vorgekommen, dass er bei der Festsetzung von Jahren,
denen L.’sche Briefe angehören, handgreifliche Irrthümer
begieng.
In einem eigenen Abschnitte (S. 183—211) theilt
der Herausgeber einiges über die äußeren Lebensverhält¬
nisse vSophiens von Löwenthal mit; desgleichen fügt er
auch Einzelheiten aus seinen Erinnerungen an L. bei; in
letzterer Beziehung bringt er allerdings wenig Neues und
wiederholt theilweise Dinge, die er zuvor an anderen
Orten gesagt hat.
Wien. Dr. F. Pro sch.
Prldik Alexander: De Cei insulae rebus. Berlin, Mayer &
Müller. 1892. 8° (VIII u. 178 S.) fl. 2.15.
In dieser Monographie sucht der Verf. alles über Keos
bisher Bekannte zusammenzustellen, wobei er besonders
die Geschichte des Landes und seine Staatsverfassung
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497
498
Nr. 16. - OrSTKRRKICHISi.HKS LiTTKRATURBLATT. - II. JAHRGANG.
ins Auge gefasst hat. Ist das Werk auch zum guten Theile
Compilation, so spricht der Umstand sehr zu Gunsten
des Verf., dass derselbe seine Quellen keineswegs bloß
ausgeschrieben, sondern an ihnen Kritik, und zwar mit¬
unter recht scharfe Kritik geübt hat. Außerdem enthält
das Buch aber auch viele eigene Gedanken, die auf
sichern Schlüssen beruhen und sich allgemeine Anerkennung
zu erringen berechtigt erscheinen. — Was einige Einzel¬
heiten betrifft, so dürfte gegen P’s. Erklärung der Stelle
bei Herodot VIII 76 (S. 27 ff.) nichts einzuwenden sein.
Dagegen kann der Ausfall gegen Demosthenes, dessen
Benehmen nach der Schlacht bei Chäronea getadelt wird,
keineswegs gebilligt werden. Es wird ihm (S. 42) vor¬
geworfen, dass er sich nach der Niederlage aus Athen
entfernt habe, um Geld einzutreiben, statt am Platze aus¬
zuharren und seine Mitbürger zur Ausdauer und zur
Wiederaufnahme des Kampfes anzutreiben. Wohl gibt
P. zu, dass man dieses Vorgehen nicht als Feigheit aus¬
legen könne, dass Demosthenes so gehandelt zu haben
scheine, um dem athenischen Volke nicht zum zweiten
Male den Frieden mit Philipp empfehlen zu müssen. Es
kann hier auf eine Vertheidigung des charaktervollen und
um sein Volk verdienten Staatsmannes nicht eingegangen
werden; Ref. weist nur darauf hin, dass derselbe nie An¬
stand genommen hat, den Athenern das für sie Vortheil-
hafteste zu rathen, ohne Rücksicht darauf, ob es ihm per¬
sönlich oder auch seinen Zuhörern angenehm war oder
nicht.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Stirn me Fs Tobias Comedia. Mit 18 Federzeichnungen desselben
zum ersten Mal herausgegeben von Dr. Jakob Oeri. Frauen¬
feld, J. Huber, 1891. kl.-4° (XXVIII u. 58 S.) fl. 2.40.
Tobias Stimmer, in der Geschichte der bildenden
Künste des 16. Jhdts. als Maler und Zeichner für den
Holzschnitt bekannt, erscheint mit der vorliegenden
» Comedia . Ein nuw schimpff spil voll zweien jungen
Eeleute wie sey sieh in fürfallender reiss beiderseits
verhalte gestellt durch T. S. V. S. M. A/io igSo de
22 l dece/nb : als Comödiendichter. Es lässt sich nicht
sagen, dass er zu dieser Art von künstlerischer Thätig-
keit besonderes Geschick mitgebracht hätte. Die Fabel
ist derb und kunstlos in der Erfindung, grob in der
Ausführung, niedrig in der Moral und Lösung. Der
Herausgeber sagt selbst in der Einleitung, das Stück sei
»ein derbes Fastnachtsspiel von verfänglichem .Stoffe und
für eine Welt geschrieben, die am Rohen großen Gefallen
fand, auch in seiner sprachlichen und metrischen Form
das Kind einer verwilderten Zeit« — der Blütezeit der
Reformation (Stimmer, geb. 1539, f vor 1587). J. Baech-
told nennt zwar (in seiner Geschichte der deutschen
Litteratur in der Schweiz S. 373 f. A. 99 f.) das vorl.
Stück die beste Comödie des Jahrhunderts — man kann
aber dies Urtheil nur begreiflich finden, wenn man in
Betracht zieht, dass in der Comedie die schimpflichste
Rolle ein »pfaff« spielt. — Sprachlich bietet das Stück
wenig Bemerkenswertes; sehr charakteristisch sind da¬
gegen die 18 Federzeichnungen des Verf. Die Einleitung
des Herausgebers bietet viel dankenswerte Beobachtungen.
Ausstattung des Neudrucks in Papier und Typen ist
prächtig. R.
A0IINA. V, 1.
Zolotas, ? Eit».YP a ? a - X-'ou aWxSoxoi.— K.S.K., Tv/ü>pbd , Y|-av
= arcfjX&ov y; avs)(u>p*qaav. — Kontos, <I>tXoXoYixa X’>ji.juxxa. — K. S.
K., IIpoafHjxa’. xat otopfttusei;. — K. S. K., ’^itezo (xo) — o>r xo. —
Photiades, Ti'g apa ye yj atö-avr, dpy tx4; CTjjiao'a Xe£giuc Bao'.Xeor
— Papageorgi os, '0 A*>youxxox Nauck xat y; xptxixY) xü>v IXX*qvi-
xä»v xetuiviuv. — ^Etu-xoXy] Aoyooaxo’j Nauxto’j.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. Vll, 5.
D. Rüthselhafte des Homunculus im 2. Thl. d. Goethe’schen
Faust. — Über Hals und Kopf. — Bekanntlich. — Spitzen. —
Umsäen. — Z. d. Weglassg. d. Bieggsendg. b. Eigenschaftswörtern
u. cigenschaftswörtl. Fürwörtern. — Ein Kabel verlegen. — E.
engl. Kittelchen. — Z. einigen Aufs. v. Käthe Schirrmacher. —
Allerlei Randbem. z. 45. Jhg. d. National-Ztg. — Bauer, Bemerkgen.
— Z. schwäb., österr. u. elsäß. Mundart. — Allerlei Bemerkgen.
LechneFs Mittheilungen. V, 2 — 4.
(2.) Hör mann, Wilhelmine Heimburg. — W. Lübke. —
Ausgew. Schriften d. Erzh. Carls. — (3.) M. Jökai. — Hörmann,
»Moderne Dramen«. — W., Landkarten u. ihre Eintheilg. in
Gruppen. — (5.) H-nn, II. v. Lingg. — Muther, Gesch. der
Malerei im 19. Jhdt. — Arneth, Aus m. Leben (Hörmann).
Neue Erscheinungen:
Arati. phaenomena rec. et fontium testimoniorumque notis,
prolegg., indicibus instruxit E. Maß. Adiecta cst vetusta caeli
tabula Basileensis. Beil , Weidmann (XXXVI, 100 S.) fi. 3.—.
Bclling 11., Krit. Prolegomena z. Tibull, Ebd. (97 S.) fl. 1.80.
Dionis Prusaensis, quem vocant Chrysostomum, quae exstant
omnia cd., apparatu critico instruxit J. de Armin. Ebd. (XL,
338 S) fi. 8.40.
Zimmer H, Nennius vindicatus. Üb. Entsthg.- Gesch. u. Quellen
d. Historia Brittonum. Ebd. (VIII, 342 S.) fi. 7.20.
Boer R. C., Bjarnar Saga Hitdoelakappa, hrsg. v. B. Halle, Nie-
ineyer (XLIV, 112 S.) 11. 2.40.
Konow Sten, Das Sämavidhäna brähmana, e. altind. Handb.
d. Zauberei. Eingel. u. übers. Ebd. (VII, *83 S.) fi. 2.40.
Donner J. 0. E., D. Einfluß Wilh. Meisters auf d. Roman d.
Romantiker. Helsingfors (Berl., Heinrich) (VI, 211 S.) fi. 2.40.
llommel Fr., Südarab. Chrestomathie. Minäo-sabäische Gramm.
Bibliographie. Minäische Inschriften nebst Glossar. München,
Lukaschik (VI, 136 autogr. S.) fi. 9.90.
Jiriczek O. L., Die Bösa-Saga in 2 Fassgen, nebst Proben aus
den Büsa-Rimur. Straßbg., Trübncr (LXXX, 164 S.) fi. 4.20.
Koschwitz Ed., D. französ. Novellistik u. Romanlitt. üb. d. Krieg
v. 1870/71. Berl., Gronau (III, 220 S.) fi. 2.70.
Körne Fs Th., Tagebuch u. Kricgsliedcr aus d. J. 1813. Nach
d. Orig.-Hdschr. v c »röff. v. W. S. Peschei. Freibg. i. B., Fehsen-
feld, (VIII, 107 S. m. Kunstbeil.) fi. 1.20.
Hofmann K., Heinr. Mühlpfordt u. d. Einfluß d. Hohen Liedes
auf d. 2. schles. Schule. Nebst e. Anh.: Coemeterium Henriei
Mühlpfortis. Heidelberg (Lpz., Fock) (VII, 107 S.) fi. 1.50.
Carriere A., Nouveiles sourccs de Moisc de Khoren. Etudes
critiques. Wien, Gerold & Co. (VII, 56 S.) fi. 2. — .
Czyczkiewicz A., Betrachtgen üb. Homers Odyssee. Brody,
West (44 S ) 11. —.60.
Götzeler L., Animadversiones in Dionysii Halicarnassensis Anti-
quitates romanas. I. Mümyhen, Ackermann (84 S.) fl. 1.20.
Hcttner F., D. röm. Steindenkmäler d. Provinzialmuseums zu
Trier m. Ausschluss der Neumagener Monumente. Trier, Lintz
(V, 294 S.) fl. 2.40.
Nigg M., Biographien d. österr. Dichterinnen u. Schrifstellerinncn.
E. Beitrag z. deutsch. Litt, in Österreich. Korneubg., Kühkopt
(61 S.) fi. 1.—.
Platz mann J., Weshalb ich Neudrucke d. alten amerikan. Gram¬
matiker veranlasst habe. Lpz., Teubncr (136 S.) fi. 3.—.
Kunst und Kunstgeschichte.
Riegl Alois: Stilfragen. Grundlegungen zu einer Geschichte
der Ornamentik. Berlin, Georg Siemens, 1893. 8° (XX u. 346 S.
mit 197 Abb. im Text.) fl. 7.20.
Wir sind in der glücklichen Lage, wieder über ein
Buch auf dem Gebiete der Kunstgeschichte sprechen zu
können, das, aus der Wiener Schule hervorgegangen,
in der Kunstgeschichte weitgehende Anregungen geben
wird und selbst epochemachend zu werden ver¬
spricht. Es ist, wenn wir das Wesen desselben mit
einem Worte charakterisieren wollen, eine Häresie — aber
im guten Sinne — in Bezug auf die jetzigen »Glaubens¬
lehren« in der Kunstgeschichte, soweit sich diese mit der
Ornamentik beschäftigt hat.
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499
Nr. 16. — Orsierrrichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
500
Der Inhalt gliedert sich in vier Haupttheile. Der
Verf. bespricht zunächst den geometrischen Stil, dann
den sogenannten »Wappenstil« und kommt an dritter
Stelle auf die Anfänge der Pllanzen-Ornamcnte und die
Entwicklung der ornamentalen Ranke, wobei er in dankens¬
werter Weise sowohl die altorientalische Ornamentik als
auch namentlich die der griechischen Kunst berücksichtigt.
Hiemit hat der Verf. nicht nur ein entschiedenes Be¬
herrschen des hieher einschlägigen Stoffes dargethan,
sondern auch einen sicheren historischen Blick bekundet.
Wie die Archäologen, namentlich die »Semperianer« diese
Lehrsätze, die vollständig auf neuen Grundlagen stehen und
von ganz anderen Standpunkten die Entwicklung betrachten,
aufnehmen werden, ist allerdings eine Frage. Der Verf.
wendet sich vor allen Dingen gegen das Grundprincip der
Forschung, eingeführt durch die moderne Schule Sempers,
gegen die Annahme der technisch-materiellen Entstehung
der ältesten Ornamentik, also gegen den Kunstmaterialis¬
mus, den er treffend mit dem modernen Darwinismus
vergleicht. Es erscheint somit ganz natürlich, dass die
»Thätigkeit des Verneinens« einen weiten Spielraum be¬
kommen musste; aber der Verf. beschränkt seine Thätig¬
keit durchaus nicht auf bloßes Demolieren des Bestehen¬
den, er räumt rücksichtslos auf, bietet aber Ersatz durch
bessere, gewiss stichhältigere Principicn, er rechnet mit
dem innersten Wesen des Menschen, er erkennt ihm
von allem Beginn her geistige Fähigkeiten, Verstand,
Vernunft, Erkenntnis der ihn umgebenden Dinge, Auf¬
fassungskraft und Culturfähigkeit zu, er verliert den
historischen Faden nie aus dem Auge; die Filiation der
späteren Kunstwerke und deren Anlehnung an die früheren
tritt in den Vordergrund, die menschlichen Fähigkeiten
erscheinen nicht überschätzt, er räumt der Nachahmung
den richtigen Platz ein und stellt das Verhältnis der
orientalischen, namentlich der arabischen und saracenischen
Ornamentik ins richtige Licht. Als viertes Hauptstück
ist eine besondere Abhandlung über die Arabeske, wohin
das Pflanzenranken-Ornament der byzantinischen Kunst
und die frühsaracenische Ranken - Ornamentik einbe¬
zogen ist.
Ob sich alle Details werden aufrecht erhalten lassen,
ist natürlich eine Frage der Zukunft. Sicher ist, dass
das bespr. Buch auf dem Gebiete der Kunstgeschichte
bahnbrechend sein wird, indem es neue und richtigere
wissenschaftliche Principien zur Grundlage macht. Wir
haben von dem Verf. baldigst auch einen Aufbau mit
allen Details auf dieser Grundlage zu erwarten.
Die Ausstattung des Buches ist sehr gefällig und solid,
der Druck klar und deutlich, die Abbildungen sind meisten-
theils Zinkographien nach Photographien, so dass man
sicher ist, dass in den Zug der Ornamente keine
Formveränderung willkürlich hineininterpretiert worden
ist, was leider so oft geschieht. Ref. kann also das Buch,
das so viele — oder besser alle — Gesichtpunkte für
die kunstgeschichtlichc Forschung als neu und stichhältig
bietet, allen forschenden Fachmännern wärmstens empfehlen.
Wien. Mantuani.
Rubinstein Anton: Erinnerungen aus fünfzig Jahren
1839-1889. Aus dem Russischen von Eduard Kretsch-
mann. Berichtigte und vervollständigte Ausgabe. Leipzig.
B. Senff. 1893. 8°. (V u. 124 S. m. Abb. u. Bildn. u. 1 Eaes.)
n. 1.80.
Nachdem sich der berühmte Künstler in seinem Buche
> Die Musik und ihre Meistere über die Meister seiner
Kunst geäußert hatte, kommt er auf sein eigenes Wirken
und Schaffen in der vorliegenden Schrift zu sprechen, die
übrigens, wie die Vorrede besagt, unter ganz anderen
Umständen entstanden ist. Man darf keine einheitliche
Biographie erwarten. Es sind einzelne leicht, aber auch
ebenso unbefangen hingeworfene Bemerkungen. Die drei
ersten Capitel handeln von der Jugendzeit des Künstlers, der
gleich Mozart ein Wunderkind war und später von Ent¬
täuschungen und Entbehrungen auch nicht verschont ge¬
blieben ist. Weiter begleiten wir den zum Manne heran-
wachscnden Künstler nach Wien, »wo damals ein musika¬
lisches Hauptcentrum war« (S. 29), dann nach Berlin.
Recht ergötzlich für den Nichtbetheiligten sind die im
fünften Capitel geschilderten Passcalamitäten zu lesen,
welche R. nach der Rückkehr in seine russische Heimat
erlebte. Weiter treffen wir ihn am Hofe der kunstsinnigen
Großfürstin Helene Pawlowna, dann im Ausland bei
Liszt in Weimar. Alle diese Schilderungen sind reich an
interessantem Detail. Nach verschiedenen Reisen folgt
ein längerer Aufenthalt in Nizza bei der verwitweten Kaiserin
und der Großfürstin Helene Pawlowna (1856—1857).
Zu den interessantesten Capiteln zählen das achte und
neunte, in denen die Gründung und Organisation der
russischen Musikgesellschaft und des Petersburger Con-
servatoriums erzählt wird, mit einer Fülle künstlerischer
und culturgeschichtlicher Bemerkungen; besonders erwähnt
sein mag die treffliche Äußerung über Gesangslehrer
(S. 97). Die beiden letzten Capitel schildern uns die Reise
nach Amerika (mit Wieniawski) und die berühmten
historischen Concerte, die uns ja stets unv-ergesslich
bleiben werden. Für die Bemerkung über musikalische
Begabung der einzelnen Nationalitäten (S. 102) dürfen
wir Deutsche uns sehr bedanken. Ein guter Theil kommt
da wohl auf Oesterreich (mit Böhmen ?). In Bezug auf
die erklärenden Anmerkungen wäre es wünschensweit
gewesen, dass der Übersetzer und Herausgeber die oft
sehr mangelhaften Angaben ergänzt hätte (vgl. die An¬
merkung über Wieniawski S. 99).
Die Ausstattung des Buches ist sehr gefällig.
Unter den artistischen Beilagen ist besonders bemerkens¬
wert das Jugendporträt R.’s (1842), dann die Silhouette
des am Clavier sitzenden Künstlers von Elise Böhm (1880),
sowie ein Facsimile seiner Handschrift.
Wien (Linz). A. Schnerich.
Der Kunstwart. VI, 20 u. 21.
(20.) Erd mann, Anschauliche Sprache. (Schl.) — Rei߬
mann, F. Mendelssohn-Bartholdy (Rec.) — (21.) Spitteier,
Etwas v. Theaterzettel. — Wertheimer, Froschtragödie. — In
jeder Nr.: Rundschau; — Sprcchsaal; — Lose Blätter.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 8.
Von e. sicilian. Reise. — Frantz, Gesch. d. christl. Malerei
(Recension).
Neue Erscheinungen:
Spitta Ph., D. Passionsmusiken v. Seb. Bach u. Hcinr. Schütz.
(Sammlg. gemeinverst. wiss. Vortr. N. F. 176). Hambg , vorm.
Richter (40 S.) 0. —.48.
Bierbaum O. J., Fritz v. Uhde. München, E. Albert & Co.
(80 S.) 11. 6.—.
Baumbach E, D. Madonnen-Darstellg. in d. Malerei. E. kunst¬
geschichtliche Studie. Dresden, Beyer (16 S ) 11. —.45.
Länder- und Völkerkunde.
Ehrenfeld J. M.: Ein Ritt Ins Zululand. Wandcrbilder.
Bonn, Hauptmann. 8°. (91 S.) fl. —.60.
Der Autor des kleinen Büchleins erhebt wohl keinen
Anspruch auf eine wissenschaftliche Leistung. Er schrieb
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501
502
Nr. 16. — Obstbrreichisches LmERATURBi.Arr. — II. Jahrgang.
seine Wanderbilder offenbar mehr für das große Lese-
publicum als zur Erweiterung geographischer oder ethno¬
logischer Kenntnisse. In recht lesbarer Sprache schildert
er die einfachen Reiseerlebnisse im Zululande, wie sie ein
Ritt von wenigen Tagen mit sich bringt. Die Schilderung
ist belehrend und interessant, von durchaus christlichem
Geiste durchweht und kann als nützliche Unterhaltungs-
lectüre empfohlen werden. K.
Von dem Werke »Alpenglühen« von A. v. Schweiger-
Lerchen feld (s. Oest. Litt. II. 8, 243) sind im Verlage der
Union Deutsche Verl.-Anst. in Stuttgart die Lieft'. 16—33 erschienen,
welche die Abschnitte X »Die Aelplcr« (mit einer richtigen Wür¬
digung des Wertes, den der tief religiöse Sinn der Alpenbcwohner
für deren ganzes Leben besitzt), XI »Alpine Wissenschatt und
Kunst« (mit fast zu reicher Namenaufzählung, die doch nach
manchen Seiten hin lückenhaft bleiben musste; so kommt z. B.
die reiche dramatische Begabung des Stammes, die sich in den
volksthümlichen Spielen desselben, in Dramatikern wie Domanig I
u. A. offenbart, gar nicht in Betracht); — dann von Buch II I
(»Berg- und Gletscherfahrten«) die Abschnitte I (von Nizza zum |
Montblanc), II (Matterhorn und Monte Rosa . III (Im Herzen
des Alpenlandes), IV (Vom St. Gotthard zum Stilfserjoch), V (Order
u. Etschland), VI i Oetzthaler u. Stubaier Eiswelt). VII (Zillerthal
u.hoheTauern) VIII (Algäu u. bayr. Hochland) und IX (Sulzkammcr-
gut) enthalten. — Besonders wertvoll dürfte das Buch als vorbe¬
reitende Lcctüre allen denen sein, die Alpenreisen oder einen längeren
Aufenthalt in den Alpen Vorhaben. Die Illustrationen erhalten sich
auf der Höhe.
Globus. LXIV, 6-9.
(6.) Hansen, Die Alheide in Jütland u. ihre Besiedelg. duich
Pfälzer. (Schl, in Nr. 7.) — D. Gletscher d. Ver. Staaten. II.
(Schl, in Nr. 8.)— Kaindl, Aus d. Volksglauben d. Ruthenen in
Galizien. — Sieger, D. Bodensee-Ausflug d. 10. deutschen Geogr.-
Tages Stuttg. 1893. — Wilser, Neue Btrge. z. Kenntnis d. nord.
Bronzezeit. — D. nördl. Seeweg nach Sibirien. — (7.) Hübner,
Iquitos u. die Kautschuksammler am Amazonenstrom. (Schl, in
Nr. 8.) — Grabowsky, D. Streit um den paläolith. Menschen
in Amerika. — D. östl. Wüste v. Ägypten. — And ree, Spiel¬
zeugparallelen. — Bischof Reeves Reise durch Brit.-Nordam. zum
nördl. Eismeer 1892. — (8.) Rhamm, E. neuer Btrg. z. Kalewala-
litt. — Ule, D. diluviale Vergletscherg. d. Riesengebirges. —
Vollmer, Bei d. Gegenkönigen d. Samoa-Inseln. — E. Gedge’s
Reise im südwestl. Uganda. — (9.) Krause, Deutsehlds. ehemal.
Eichenwälder. — Seidel, Cupets Reise zu d. wilden Stämmen im
Hinterlande Annams. I. — Oppel, D. Vermehrg. d. Europäer
im Russ. Asien. — Kraus, D. Eröffng. zweier Dohnen in Mähren
durch Prof. Trampier. — Wiele r, D. Veränderg. d. austral.
Flora unter d. Einflüsse der Besiedelg. — Petzold, D. Größe d.
Meereswellen.
Die kathol. Missionen. 1893, 8.
D. sei. Peter Martyr u. s. Gefährten aus d. Dominicaner¬
orden, Märtyrer in China. — Die im J. 1892 verstorb. Missions¬
bischöfe (Schl.). — Le Roy, Auf d. Kilima-Ndscharo. — Nach¬
richten aus d. Missionen. — Misccllen.
N.-ö. Landesfreund. 1893, 6.
Calliano, Z. Todtencult d. Landes Niederösterreich. —
Hof mann, Allerlei. — Bergholz, D. Musealwesen in N.-Ö.
ArgO. Zeitschr. f. krain. Landeskunde. II, 7.
Müllner, Reiseskizzen aus Italien (Forts.) — Kl. Mitthlgen.
u. a.: v. Radies, D. Werke e. Laibachers üb. Hygiene aus d.
J. 1692. — Litteratur.
Echo aus Afrika. V, 5—8.
(5.) Vaughan, E. Überblick d. Missionsgebietes v. Süd-
Afrika. — Crepinianus, Missionsgcscllsch. d. Väter v. hl. Geiste.
— Schäfer, Gesellsch. v. götil. Worte. — Bericht d. hoclnv.
P. Voillard üb. d Hungersnoth in Algier. — (6.) Nachrichten aus
d. Missionen. — Rundschau. — (7.) D. Congrcgation d. Missions¬
schwestern »Uns. L.Fr. v. Afrika«. — Nachrichten aus d. Missionen.
— (9.) Nachrichten aus d. Missionen.
Neue Erscheinungen:
Ströhmfeld G., D. Donauthal v. Donauquell bis Ulm. Stuttg.,
Bonz. (V, 168 S. m. 111.) fl. —.90.
Wessely V., D. Catastral-Vermessg. v. Bosnien u. d. Hercegovina.
Fünfkirchen. (VIII, 206 S.) 11. 1.50.
Ballif Ph., Rüm. Straßen in Bosnien u. d. Hercegovina. Hrsg. v.
bosn.-hereeg. Landesmuseum. 1. Wien, Gerolds Sohn. gr.-4 w .
(IV, 70 S.) 11. 6.—.
v. Spruner-Sieglin, Hand-Atlas z. Gesch. d. Alterthums, d.
M.-A. u. d. Neuzeit. In 8 Lief. I. Atlas antiquus. Gotha, J. Perthes.
(34 Karten, 5 Bl. u. 4 S. Text.) 1. Lief. qu.-Fol. fl. 1.50.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Meili Dr. F., ordentl. Professor an der Universität Zürich:
Die neuen Aufgaben der modernen Jurisprudenz. Wien,
Manz, 1892. 8°. (63 S.) fl. —.60.
Gewiss kann auf den Gebieten des industriellen, litte-
rarischen und künstlerischen Eigenthums, in den Materien
des bereits bestehenden internationalen Post- und Tele-
graphenbureaus und des in Sicht stehenden internationalen
Eisenbahnbureaus nach und nach unter Berücksichtigung
des der Geschichte eigenen Tempos ein umfassendes, inter¬
national gleiches Recht, ein Weltrecht entstehen, soferne
diese Gebiete doctrinell gepflegt werden. (S. 18). Desgleichen
muss das internationale Privatrecht zweifellos als ein selbst¬
ständiger Zweig der Rechtswissenschaft behandelt werden;
es ist nöthig, dass nach dem Anträge des österr. Ad¬
vokatentages wenigstens an den hervorragendsten Uni¬
versitäten eigene Lehrstühle für diese bedeutungsvolle
Disciplin geschaffen werden. Daneben ist die Zusammen¬
berufung einer internationalen Staatencommission zur
Ausarbeitung eines Gesetzes oder Vertragsentwurfes über
j das internationale Civil- und Handelsrecht wünschenswert
(S. 33). Um der vergleichenden Rechtswissenschaft eine
| feste Grundlage zu geben, müssen auch in österreichischen
I und deutschen Centren, so wie dies bei dem Comite
de legislation etrangere im französischen Ministerium der
Justiz bereits geschehen ist, authentische Sammlungen
aller jetzt auf der Erde bestehenden Gesetze und zwar
theils im Urtexte, theils in geeigneten Übersetzungen an¬
gelegt werden (S. 38). Es sollte in jedem Staate eine
Rechtsstation errichtet werden, welche auf Verlangen der
i auswärtigen Gerichte authentische Auskunft gibt über
die Existenz und die bisherige Auslegung von Rechts¬
normen (S. 41).
Bereits diese Forderungen stellen starke Ansprüche
an die tradionelle Rechtslehre und Rechtspflege. Die
weitergehenden Forderungen, das Studium der Rechts¬
geschichte einige tausend Jahre zurück zu verlegen und
aus den Ergebnissen rechtsgeschichtlicher Studien, be¬
treffend das indische Recht, betreffend die assyrisch-baby¬
lonischen Keilschrifturkundcn, betreffend das ägyptische,
chinesische und kalmükischcRecht die Bausteinezu sammeln
für eine Universalgeschichte der Menschheit (S. 23), haben
keinen Anspruch auf autoritative Unterstützung und muss
deren Realisierung dem Privatfleiße überlassen bleiben.
Insbesonders in Österreich darf gegenüber derartigen An¬
regungen nicht vergessen werden, dass wir es nicht einmal
noch zu einer österreichischen Rechtsgeschichte
gebracht haben.
Prag (Innsbruck). Dr. Karl Scheimpflug.
Barre Ernst: Der Process Ziethen in Elberfeld. Berlin,
Georg Reimer, 1893, 8° (105 S.).
' Nachdem Paul Lindau in einer im verg. Jahre erschienenen
I Schrift ein Plaidoyer für Ziethen eingelegt hatte (vgl. »Ost. Litt.-
Bl.« I, 481 f.), ist nun der Staatsanwalt E. Barre, gegen dessen
Deductionen jene Broschüre ihre Spitze richtete, gleichfalls mit
einer Darstellung des Falles hervorgetreten. In der Kunst der
Darstellung und der Dialektik ist Lindau seinem Gegner, das
muss ohneweiters zugestanden werden, weit überlegen; im vorl.
Falle handelt es sich aber nicht darum, sondern um die Frage:
wer ist der Mörder? und ist an Ziethen ein Justizmord verübt
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503
II. Jahrgang.
Nr. 16.
Okstbrrbichischks Lm KRA1 URBI.A n .
504
worden? Und da scheint sich denn doch die Wage auf die Seite
B.’s zu neigen. Eine Reihe kleiner, von Lindau nicht gekannter
oder doch nicht beachteter Details lässt Licht und Schatten in
anderer Vertheilung auf die einzelnen Personen dieser Tragödie
fallen; der gewichtigste Einwand, den Lindau gegen die Möglich
keit, dass Ziethen den Mord an seiner Ehefrau verübt habe,
erhebt: das auf die Minute berechnete Alibi, entkräftet B. in ge¬
schickter Weise (S. 86 ff.); auch die von Lindau bestrittene Zu¬
rechnungsfähigkeit der schwer verletzten Frau weiß er glaub¬
würdig zu machen. Einzelnes bleibt freilich immer noch schwan¬
kend und das Schlusswort der Anzeige des Lindau’schen Büch¬
leins in diesen Blättern, es werde sich kaum vermeiden lassen,
dass nun die oberste Justizbehörde selbst in die Sache eingreife
und dem Rechtsbewusstsein des Volkes Genugthuung schaffe,
(a. a. O., I. 482), muss Ref. auch jetzt noch aufrecht erhalten.
Kress.
Archiv für Eisenbahnwesen. 1893, 4. (Juli u. August.)
Lentze, Die Ausbildg. d. Assessoren f. d. Eisenbahnverwaltg.
— Die sibirische Eisenbahn. — Weber, Der Schnellzugsverkehr
zw. Berlin u. d. Rhein üb. d. preuß.-braunschweig. Route. — Die
kgl. preuß. Staatseisenbahnen i. J. 1891/92. — Thamer, Die
Güterbewegg. auf deutschen Eisenbahnen i. J. 1892 i. Vergl. zu
der i. d. J. 1891, 1890, 1889. — Die Eisenbahnen in Frankreich.
— Kleinere Mittheilgen. — Rechtsprechg. u. Gesetzgebg.
Allgemeine Juristen-Zeitung. XVI, 28—31.
(28.) Weisl, Advocatie u. Militärstrafrecht. — Skizzen üb.
Österreichs Schutzfürsorge f. entlass. Sträflinge (Schl, in Nr. 29.)
— (29.) Wolf. Sociahsmus u. bürgerl. Wirtschat'tsordng. (Forts,
in Nr. 30 u. 31.) — (30.) Die Ausbildg. d. Juristen in d. versch.
Culturstaaten. — (31.) Rein hold, Das allg. Retentionsrecht. —
In jeder Nr.: Perman. Strafgesetz-Ausschuss. — Standes-u. Tages¬
fragen. — Rechtssprechg. — Spruchrepert. — Litteratur.
Socialpolit. Centralblatt. II. 42—45.
(42.) Sombart, D. Unfallversicherg. in Italien. — Quarck,
Gewerbeinspection u. Arbeiterverhältnisse in Paris. — D. Kampf
gg. d. Pariser Arbeiterbörsen. — Lang, Arbeiterausschüsse u.
eidgenöss. Waffenfabriken in Bern u. Thun. — (43.) Vinck, D.
belg. Gesetzentwurf betr. d. Vcrleihg. d. jurist. Persönlichkeit an
d. Gewerkvereine. — Lux, Z. Lage d. deutschen Drcchslerarbeiter.
— Jugendl. Arbeiter im Steinkohlenbergbau. — Hausindustrielle
Thätigkt. d. Frauen in Baden. — Frankel, D. Unfallversicherg.
in Frankreich. — (44.) Quarck, Arbeiterschutz auf See. —
Fabriken in Russld. — Sombart, Arbeitslöhne in d. oberschles.
Montanindustrie. — D. französ. Gcwerkschaftscongress. — Ubel-
stände im Verfahren z. Feststellg. d. Unfallentschädiggen. —
(45.) Pernerstorfcr, D. Wahlrechtsbcwegg. in Österreich. —
Lux, D. Dampfmaschinen im Kgr. Sachsen. — Schiff, Z. Frage
d. grundbücherl. Priorität d. Meliorationsdarlehen. — Fuld, Z.
Abänderg. d. Invaliditäts- u. Altersversichergsgesetzes. — Entwurf
zu e. kathol.-socialen Programm.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XII, li.
Die Festschriften zu d. 50jähr. Doctorjubiläum R. v. Ihcrings.
— Zeitschr.-Überschau. — Neue Erscheingen. — Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Brodbeck A, D. friedl. Revolution d. 20. Jhdts. Zürich,
C. Schmidt (31 S.) tl. —.36.
Ehrenfried W., D. Handwerkerinnungen im M-A. im Anschluss
an d. soc. Frage d. Ggwart. Scluv.-Gmünd, Roth. (42 S.) fl. —.27.
Grober J., D. Contocorrentverhältnis. Freibg. i. B., Mohr. (VIII,
164 S.) fl. 1 80.
Psenner L., D. christl. Zukunftsstaat. Augsbg., M. Huttlcr.
(61 S.) fl. —.24.
Rösler A., D. Frauenfrage v. Standpunkte d. Natur, d. Gesch.
u. d. Offenbarg, auf Veranlassg. d. Leo-Gesellschaft beant¬
wortet. Wien, Norbertus-Verl. (VIII, 297 S.) fl. 2.10.
Statistik, Österr., hrsg. v. d. k. k. Statist. Centr.-Comm. XXXII,
3 (D. Ergebnisse d. Volkszählg. v. 31. Dec. 1890, III: D. Be-
völkerg. nach Größenkategorien d. Ortschaften, Stellg. zur
Wohngsinhaber, Geschlecht, Alter u. Familienstand, Confession,
Umgangssprache, Bildgsgrad, Gebrechen. Wien, Gerolds Sohn.
gr.-4°. (XL, 203 S.) fl. 4.—.
Baer A., D. Verbrecher in anthropolog. Beziehg. Lpz., Thieme.
(VIII, 456 S. rn. Taf.) fl. 9.—.
Hess R., D. Anzeigepflicht im Strafrecht. (Strafrechtl. Abhdlgen.
d. jurist. Seminars d. Univ. Breslau, I, 2). Breslau, Schlcttcr.
(48 S.) fl. —.60.
Hampke Thilo, Handwerker- od. Gewerbekammern? E. Beitr. z.
Lösg. d. gewerbl. Organisationsfrage. Jena, Fischer. (X, 271 S.)
fl. 2.70.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Mendelejoff D., Professor an der Universität in St. Peters¬
burg : Grundlagen der Chemie. Aus dem Russischen über¬
setzt von Dr. L. J a w e i n und Assist. A. T h i 11 o t. St. Peters¬
burg u. Leipzig, 0. Ricker, 1892. gr.-8°. (IV u. 1126 S.) fl. 14.40.
Als ein »elementares Lehrbuch« bezeichnet der be¬
rühmte Verf. seine »Grundlagen der Chemie« und gibt
als wichtigstes Ziel des Buches an »die Charakteristik
der Elemente und die Beschreibung der zwischen den
Atomen wirkenden Kräfte«, — des Mechanismus der
chemischen Erscheinungen. Was die Bezeichnung des
Buches betrifft, so hat sie insofern ihre Richtigkeit, als
jeder Nicht-Chemiker mit einer anderswo wohl nicht ge¬
botenen Leichtigkeit sich über das Wesen der Chemie
von Grund aus belehren kann, für den Chemiker aber
wird das Werk trotz oder besser wegen seiner elementaren
Beschaffenheit eine Quelle stets neuen Genusses. Während
die einzelnen Thatsachen fast nur wie Belege der Haupt¬
gedanken erscheinen, bietet doch fast jede Seite auch
dem Fachmannc neue Gesichtspunkte, interessante Be¬
ziehungen und Vergleiche der bekannten Thatsachen und
Anregungen zu weiterem Ausbau der Chemie, die ja
durch des Verf. großen Gedanken erst zu einer Wissen¬
schaft geworden ist, die ihren Stoff nicht einfach be¬
schreibt, sondern auch unter Beachtung der gegebenen
Gesetzmäßigkeiten unbekannte Elemente vorauserkennen
und falsche Versuchsergebnisse richtigstellen kann. Die
Anordnung des Vorgetragenen ist eigenthümlich:
neben dem fortlaufenden Text, der in großen Zügen und
fast laienhafter Sprache das wichtigste hervorhebt, finden
sich unter dem Striche in kleinem Druck die detaillierten
Angaben zu den einzelnen (mit Nummern bezeichneten)
Stellen des Textes. In diesen mehr für den Fachmann
bestimmten Fußnoten findet sich ein geradezu unglaub¬
licher Reichthum von Angaben, von der Beschreibung
eines guten Laboratoriumkittes bis zur Vorausbestimmung
eines noch unentdeckten Elementes (p. 727). Hierher,
unter den Strich, hat der Autor in seiner auch andernorts
hervortretenden Bescheidenheit diejenigen seiner Lehren
gesetzt, welche noch nicht, wie das periodische Gesetz,
allgemeine Anerkennung gefunden haben, so z. B. die
Betrachtungen über die Polymerisation der Colloide, über
die Hyperoxyde, die anfängliche Entstehung von Wasser¬
stoffhyperoxyd bei Verbrennung von Wasserstoff und
Sauerstoff, das Gesetz, dass die Atomwärme umso ge¬
ringer ist, je zusammengesetzter die Molekel nach der
Anzahl der sie bildenden Atome erscheinen und je geringer
das mittlere Atomgewicht ist, und vieles andere. Daneben
finden wir auch die Hinweise auf bestehende Lücken der
experimentellen Forschung und wertvolle Angaben, wie
dieselben auszufüllen wären. Aber alle diese verschie¬
denen Dinge erscheinen in einheitlicher Beleuchtung als
Träger des großen Grundgedankens von den innigen
Beziehungen zwischen mechanischen Processen und che¬
mischen Erscheinungen. Die Lösungen, Legierungen,
Glasflüsse, Krystalle erscheinen als bestimmbare chemische
Verbindungen, Dissociation und Verdampfung als gleich¬
wertige Vorgänge, beherrscht von denselben Gesetzen.
Gesetz aber erscheint dem Verf. »nicht als empirische
Folgerung aus directen Beobachtungen und Versuchen,
nicht als unmittelbares Resultat der Analyse, sondern als
Product des selbständigen Schaffens der forschenden,
von der Beobachtung und dem Versuch nur geleiteten
und disciplinierten Vernunft, als Resultat der Synthese,
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505
Nr. 16. — OksI KKRKICHISf.llKS Ll l l KK A l URBI.A IT. — II. JaHRCJAKÜ.
506
welche in der Wissenschaft ebenso berechtigt ist, wie
in den höchsten Gebieten der Kunst^. Die Einzelheiten
dieses gedankenschweren, herrlichen Buches vorzuführen,
ist hier nicht der Ort, in seiner Gesammthcit aber ist es
unbedingt zu den hervorragendsten Werken der chemischen
Litteratur zu zählen.
Innsbruck. Malfatti.
Glowacki Prof. Julius: Oie Vertheilung der Laubmoose
im Leobener Bezirke. (Jahresbericht des Landes-Ober-
gvmnasiums zu Leoben.) Leoben 1892. 8°. (27 S.)
Im Jahre 1891 war Breidlers Laubmoosllora der Steiermark
erschienen. G.’s Funde aus dem Leobener Bezirke sind darin
oftmals nicht berücksichtigt, konnten es oft auch gar nicht
s in, da sie Brcidler nicht bekannt waren. Deshalb bezweckt
der Verl*, nicht nur eine möglichst vollständige Aufzahlung und
Standort^angabe der Moose von Leoben, sondern damit auch
einen ergänzenden Beitrag zur Moosflora der gelammten Steier¬
mark zu geben; dies aber nur so nebenbei. Die Hauptabsicht des
Yerf geht dahin: »eine zusammenhängende Darstellung der Lnub-
moostlora eines kleinen Gebietes nicht nach systematischen, viel¬
mehr nach pflanzengeographischen Gesichtspunkten« zu versuchen,
»um zu zeigen, eine wie grobe Verschiedenheit diese kleinen
Pflanzen auf einem so eng begrenzten Kaum bieten, wie ihn
unser Bezirk umschließt. wie diese außerordentliche Mannig¬
faltigkeit von den wechselnden physikalischen und chemischen
Bedingungen des Bodens abhängig ist und welchen Antheil die
Laubmoose unseres Gebietes an der Bildung des Vegetations¬
charakters mancher Landstriche nehmen.« Der Ycrf. schildert
daher in Kürze die geographischen, klimatologischen und geo¬
logischen Verhältnisse des Gebietes, bespricht die Laubmoosllora
im Allgemeinen und beschreibt in drei Abschnitten die Verbreitung
der Laubmoose im Leobener Bezirke: I. Die Vertheilung nach
Regionen (1. des Thaies, 2. des ßetgwakles, 3. der Alpen.
S. 10—19); II. Vertheilung nach Substraten (S. 20—23);
III. Charakteristische Vegetationsformen der Laubmoose des Ge¬
bietes (1. des Torfmoores. 2. des Wiesenmoores, 3. des Nadel¬
waldes. 4. des Buchenwaldes, 5. des Krummholzes, 6. der Alpen¬
triften, 7. der Wasserläufe). — Dadurch hat der Verf. seine Aufgabe
trefflich gelöst Störend sind leider, zumal für ein Schulprogramm,
einige Druckfehler.
Mariaschein. J. Wiesbaur S. J.
österr. botan. Zeitschrift. XL1II, 8.
Celakovsky, Morpholog. u. biolog. Mittheilgen. — Zukal,
Mykolog. Mittheilg. (Forts.) — Waisbecker, Beiträge z. Flora
d. Eisenburger Comitates. — Franze, Üb. einige niedere Algen¬
formen. (Forts.) — Pernhoffer, Florist. Notizen aus Seckau in
Ob.-Steiermark. (Schl.)
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. VIII, 25 — 29.
(25) Meyer, Über d. künstl. Darstellg d. Diamanten. —
Lindau, Die Pilzgärten einig, südamerikan. Ameisen. — Spohn,
Z. Kenntn d. Färbevorganges. — Über einige Verhältnisse bei
d. Rotation d. großen Planeten. — Üb. d. Stern Y Cigni. —
(26.) Preyer, Die angebl. »Giftfestigkeit« d. Igels. — K. Hasserts
Reisen i. Montenegro i. J. 1891. — Künstl. Nährmittel. — Zur
Gesch. d. Walfanges. — Üb. d. Auftreten d. Occan Sardine im
J. 1890. — Üb. Elmsfcuerbeobachfgen. auf d. Sonnblick. — Auf¬
steigender Meteor. — Üb. Photographie kleiner Planeten u. Stern¬
schnuppen — (27.) Braun, Üb. d. künstl. Krzeugg. von Doppel-,
Halb- u., Zwergbildgen b. Thieren. — Die krit. Tage d. H. Falb.
— Mäuseveitilgg mittelst d. Mäusetyphusbacillus. — E. pflanzen¬
fressender Delphin. — Fischfressendes Nagethier, — Erblindg. v,
Krähen durch Einfluss der Kälte. — D. Erhaltg. d. einheim. Vögel
Neu-Seelands. — Üb. Münzmetallc u. sog. Ausbcutemünzen. —
I). Trisectionszirkel v. Dr. Eckardt — (28.) F i e b e 1 k o r n, D. Dichte
d. Erde. — Üb. d. Bezieh", zw. d. Rcgenfall u. d. Gestalt d.
Laubblätter. — Üb. d. pelagische Flora d. Xaalsoefjords (Faroer)
u. üb. diej. des Dyrefjords Island). — Diprotodon-Skelctte. —
Der Lephav-Compass. — D. Üherschätzg. d. Neigg. b. Böschgen.
— Z. Schneidemühlcr Brunncn-Calamität. — Üb. d. Spcctra einiger
helleren Sterne. — (29) Spiegel, Die Natur d. ehern. Elemente.
— Geburten u. Eheschließgen in Venezuela i. J. 1892. — Über-
tragg. d. Aphten-Seuche durch d. Genuss v. Süßrahmbutter. —
D. Eiche als Käfcrwohng. — Üb. d. vermeintl. Mikrosporangicn
u. Mikrosporen d. Torfmoose. — Üb. d. Assimilation d. freien
Stickstoffs b. d. Pflanzen in ihrer Abhängigkt. v. Species, v. Er-
nnhrgsverhältn. u. v. Bodenarten. — Zur Geologie v. Xord-
patagonien. — Üb. d. im Meerwasser enthalt. Gold u. Silber. —
In jeder Nr.: Aus d. wissenschaftl. Leben. — Litteratur.
Meteorologische Zeitschrift. X, 7.
Koppen, Mittlere Abweichg. d. einzelnen Barometerablesg.
v. Normal wert. — Hann, Ergebnisse d. meteorolog. Beobachtgen
d. niedcrländ. internat. Polar-Expedition. — Kassner, Zum Klima
v. Sarona bei Jaffa. — Marcuse, Üb. d. meteorolog. Beobachtgen.
auf d. hawaiischen Inseln. — Kleinere Mittheilg., u. a.: D. tägl.
Gang d. Windgcschwindigkt. u. Windrichtg. zu Padua. — v. Ke rner,
Andcrg. d. tägl. Schwankg. d. Bodentemperatur mit d. Exposition.
— Z. Klima v. Nordfrankr. — Herrmann, Z. Ahhdlg.: Beziciigen.
d. Wetterkarten z. allg. Circulation. — Ekholm, Ausgleichg. c.
Reihe beobachteter Größen. — Littcraturbericht.
Neue Erscheinungen:
Howorth H. H., D. Mammut u. d. Flut. Nach d. Engl, bearb.
v E. A. Ehemann. Lond., Siegle. (VIII, 200 S.) fl. 2.70.
Koken E., D. Vorwelt u. ihre Entwicklgsgesch. Lpz., Weigel.
(VII, 654 S. m. 117 Abb.) fl. 8.40.
Krause E. H. L., Mecklenburg. Flora. Rostock, Weither. (VIII,
CO u 248 S.) fl. 2.28.
( Titus C, D Sternenzelt Berk, Verl. d. Bücherfreunde. (IV,
I 379 S. m. 70 Abb. 11. 3.-—.
Wnnklyn .1 A., Analyse d. Wassers. Anleitg. z. Untersuchg. d.
Tiinkwassers* Übers, v. II. B-uckert. Charlotter.bg., Brandner.
(210 S.) fl. 2.16.
h'lten M., Z. Kenntnis d. basischen Metallsulflte. Tiib., Pictzker.
(92 S ) 11. - .84.
Michaelis K., Üb. d. Wechselwirkg. zw. Phosphaten u. Vana-
daten d. Kaliums u. Natriums. Hambg., Voss. (54 S.) 11. —.90.
Straubei R., Theorie d Beuggserscheingen. kreisförmig begrenzter,
svmmetr., nicht sphärischer Wellen. München, Franz. gr.-4°.
(82 S.) 11. 1.80.
Wcllisch S., D. Bercchngen. in d. prakt. Polygoniometrie. Wien
Spielhagen & Schurich. (VIII u. 95 S.) fl. 1.20.
Medicin.
Centralblatt für Nervenheilkunde u. Psychiatrie. XVI, (X.
F. IV). Juli.
Sommer, Z. Pathologie d. Linsenkernes u. d. inneren
Kapsel. — Original-Vcrcinsberichte. — Referate u. Kritiken.
Gesundheit. Zeitschr. f. öff. u. private Hygieine. XVI11, 12 u. 13.
Theodor, Climatotherapie. — Sperling, Volksgesundhcit
u. ärztliche Reformbestrebgen. — Bergbaus, Hygiene d. Kindes.
(Schl.) — Coesfeld, Üb. d. Einfluss d. Willens z. Abwehr v.
Erkrankgen. — (13.) Kühner, Der landwirtschafte Nothstand,
die hieraus f. d. ölYentl. Gesundheitszustand entstehenden Gefahren,
sowie die zu d. Bekämpfg. erwachsenden Aufgaben d. Verwaltgs-,
Gemeinde-, Medicinalbeamten u. Arzte. — Zum jetzigen Stand d.
Desinfection. — Die Berufskrankheiten d. Porzellanarbeiter. — In
jeder Nr.: Besprechungen neuer Schriften. — Gemeinnütziges.
Neue Erscheinungen:
Löwenfcld L., Pathologie u. Therapie d. Neurasthenie und
Hysterie. I. Wicsb., Bergmann. (V, 320 S.) fl. 3.60,
Mantegazza P., D. Hygiene d, Bewegg. Lpz., Heyne. (84 S.)
fl. -.60.
Michaelis, Nervenlähmg. u. Rückenmarksschwächc. Diätet.,
physikal. u. arzneil. Verfahren, nebst Prophylaxis z. Erhaltg.
d. Nervenkraft. Zittau, Pahl. (111 S.) fl. —90.
—, D. Neuralgien u. d. Gesichtsschmerz. Entstehg., Ursachen,
Verhütg., Bchandlg. u. Heilg. Ebd. (96 S.) fl. —.90.
Repetitorium, kurzes, d. Toxikologie. Als Vademecum für
Arzte etc. I. Chem. Nachweis. Forensische Chemie d. Vergiftgen.
Wien, Breitenstein. (144 S.) fl. —.90.
Schreber D. G. M., Arztl. Zimmergymnastik. Durchgesehen von
Dr. Hoeftman. Lpz., Heyne. (XII, 116 S.) fl. —.60.
Bauer J. u. O. Bo Hinget*, Üb. idiopathische Herzvergrößerg.
München, Lehmann. (103 S.) fl. 3.—.
Levis oh n F., Die Harnsäurediathese. Berl., Hirschwald. (VI,
130 S.) fl. 1.80.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Großmann Josef, Ober-Ingenieur: Die Bekämpfung der
Sturzwellen durch öl und ihre Bedeutung für die Schiffahrt.
Wien, Karl Gerold’s Sohn. 1892. 8°. (III u. 140 S.) fl. 1. —.
Die vorl. Brochüre befasst sich mit der wellenberu-
higenden Wirkung des Öles und speciell mit der historischen
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507
Nr. 16. — Okstkkkkichischbs Lm rraturblait.
— II. Jahrgang.
508
und wissenschaftlichen Seite dieses Phänomens, das bisher
noch nicht völlig erklärt weiden konnte. Der Verf. bahnt
aber dieser mangelnden Erklärung neue Wege, indem er
in seiner Studie auf die Oberflächenspannung als Ursache
der wellenbcruhigenden Wirkung hinweist und diese
Theorie, der er eine besondere Würdigung zutheil
werden lässt, auch sachlich begründet.
Als bekannt kann vorausgesetzt weiden, dass be¬
wegte See durch aufgegossenes Öl derart beruhigt oder
geglättet wird, dass sich die, nach der vom Winde ab¬
gewendeten Seite überstürzenden Köpfe — die Brecher
— verlieren. Dies geschieht in Folge der raschen Aus¬
breitung des Öles, das auf der Wasseroberfläche vorüber¬
gehend ein dünnes Häutchen bildet. Die wissenschaft¬
liche Erklärung dieser Erscheinung wurde schon vielfach
versucht, doch ist es noch nicht gelungen, vollständige
Klarheit über deren Ursache zu erhalten, wenngleich auch
die Franklin’sche Theorie, die eine reibungslose Oberfläche
voraussetzt und daher mit der Wirklichkeit im Wider¬
spruche steht, viele Verfechter gefunden hat. Ebenso wie
über die Theorie dieses Phänomens gehen auch die
Meinungen über den praktischen Wert des Ölens der
See weit auseinander. Während in Frankreich und
Deutschland noch vielfach experimentiert wird, sind die
seitens der k. u. k. Kriegsmarine angcstellten bezüglichen
Versuche schon vor einiger Zeit abgebrochen worden
und ist das in England für solche vorhandend Interesse im
Abnehmen begriffen. Die Ansichten der meisten Seeleute
können wohl dahin zusammengefasst werden, dass es im
Bedarfsfälle nicht unversucht zu lassen wäre, stürmischen
Seegang durch Öl zu beruhigen, weil ein wenngleich
auch mäßiger Erfolg meistens nicht ausbleibt und durch
Bereicherung der Erfahrungen eine Lösung der theoretischen
Seite des Phänomens und mit dieser praktischer Nutzen
erzielt werden dürfte.
Letzterem Ziele strebt der Autor erfolgreich nach,
indem er die einschlägige Litteratur um eine in jeder Be¬
ziehung interessante und wertvolle Studie bereichert hat,
die sich der vorwiegend den praktischen Theil behandeln¬
den, vom Admiralitätsrath Rottok verfassten und vom
nautischen Verein in Hamburg preisgekrönten Aibeit:
»Beruhigung der Wellen durch Öl« würdig zur Seite stellt.
Pola. A. Frh. v. Koudelka,
Der prakt. Ratgeber Im Obst- u. Gartenbau. VIII, 27 29.
(27.) Neu mann, Anbinden. — Büttner, Die Spargel-
anlagen wollen Wasser haben. — Roeschke, Kohlrüben. — Für
Gartenfreunde, die ihren Garten selbst pflegen wollen. — Wasser¬
ziehender Blumendraht. — Otto, Die Papicrpflanze (Cypsrus
Papyrus L.) — (28.) Warneken, Die Palmette Berrier u. ihre
Zucht. (Schl, in Nr. 29). — Schilling. Gefüllte u. ungefüllte
Blüten u. deren Befruchtgsfähigkeit. (Schl, in Nr. 29). — Wilcke,
Das Okulieren d. Rosen. — Dibbern, Anplatten d. Rosenwild-
linge oder Okulieren. -»-(29.) Schröter, Weinreben durch Sommer*
Stecklinge vermehren. — Noack, Aufschüttung v. Torfmull, e.
vorzügl. Mittel für Spargelbeete in bindigem Boden.
Elektrotechnische Rundschau. X. iS u. 19.
(18.) Gesprächs-Zeitmesser für Fernsprechstellen. — Quer-
getheilter SchifTskessel mit Wasserzirkulation. — Heim, Kleine
Bogenlampen u. Gasglühlicht. — Elektrisches aus d. Schweiz. —
Der heutige Stand d. Elektrometallurgie u. ihre künftigen Aufgaben.
(Schl.) — (19.) Beleuchtgsanlagen in Budapest. — Kratzert,
Neues Drehstromsystem.— Schwartze, Z.Theorie d. Schwinggen.
u. d. Drehg. — ln jeder Nr.: Weltau^stellg. in Chicago. — Kleine
Mittheilgen. — Vereinsnachrichten. — Bücherbesprechg.
Neue Erscheinungen:
Runtzler H., D. gewerbemäßige Gemüsebau od. doppelte und
dreifache Erträge d. Bodens in. Gemüse-, Kartoffel-, Spargelbau
u. Champignonzucht in mittclcurop. Alpen- u. Gebirgsländern.
Aarau, Sauerländer. (V, 250 S) II. 1.92.
Denkschrift üb. d. von d. Landescommission f. d. Reguherg.
d. Gewässer in Tirol ausgeführten bautechn. Arbeiten. Wien.
Spielhagen & Schurich. (4ö S. m. 26 Taf.) fl. 3.—.
Thompson S., D. Elektromagnet. Deutsch v. C. Grawinkcl. (In
5 Heften.) Halle, Knapp. 1. Heft (80 S ) fl. 1.80.
Schöne Litteratur. Varia.
I. Sommer Wilhelm: Elsäßische Geschichten. 2 Bände.
Basel, L. Schwabe. 1892. 8°. (XII, 628 u. 513 S.) 9. 4.80.
II. David J. J.: Probleme. Erzählungen. Dresden u. Leipzig.
H. Minden. 1892. 8°. (268 S.) ll. 1.80.
III. Gail Jul,us: Von der Flut überholt. Sprach-Gemülde
Zweite Auflage. München, Verlag »Gegen den Strom« (J. Gallen¬
kamp). 1893. 8". (VI u. 53 S) 11. 1.05.
IV. Schomaker Hanna: Liebeswirren. Hamburg, Verlags*
anstatt und Druckerei A.-G. (vorm. J. E. Richter). 1893. H".
(227 S.) 11. 1.80.
V. Horina Hans: Lustige Ringellocken. Eine Sammlung
heiterer Ei Zählungen. Wien, Lesk u. Schwidernoch. 1892. 8'’.
(173 S.)
VI. Pohlidal H.: Psyche. Sensitive Novellen. Dresden und
Leipzig, E. Piersons Verlag. 1893. 8°. (158 S.) 11. 1.20.
VII. Clarissa. Aus dunkeln Häusern Belgiens. Nach dem Fran-
züs : scher. Mit einer Einleitung von Dr. Otto Henne am
Rhyn. Berlin, Uistenöder, 1892. 8° (XXIV u. 104 S.) fl. —.90*
(I.) Die begeisterte Anerkennung, welche die Schriften des
früh (1888 im Alter von 43 Jahren) verstorbenen Schweizer
Novellisten W. Sommer auf vielen Seiten gefunden haben, kann
Ref. nicht olmeweiters theilen. Es fehlt den Erzählungen vor allem
jene Tiefe, ohne welche jedes Kunstwerk leer erscheint; hat man
sich aber mit diesem Mangel abgefunden, so mag man den
»Elsaß. Gcsch.« gern einen Platz nicht nur in seiner Büchcrsamm-
lung, sondern auch in der Littcraturgeschichte zugestehen: die
einfache, ungekünstelte Erfindung, die Schlichtheit der Probleme,
die Sauberkeit und das fröhliche Behagen der Erzählweise be¬
rühren in der Litteratur unserer Tage, die gern nur das Nerven-
aufregende als der Darstellung würdig betrachtet, doppelt erfreulich.
Von diesem Standpunkt aus muss die Gabe als ein Antidoton
gegen das Gift, das unsere moderne Novellistik nur allzuhäufig
birgt, mit Freuden begrüßt werden. Es thut wohl, wieder einmal
fröhlichen, zufriedenen Menschen in einfachen Verhältnissen zu
begegnen, die man kennen lernt und bald liebgewinnt. Der erste
Band umlässt zumeist Dorfgeschichten, um mit einem (jetzt freilich
nicht in bester Achtung stehenden) Sammelwort eine beiläufige
Charakteristik zu geben; der zweite nimmt zum Thei’c das Leben
in der jüdischen Handelswelt des Elsußos zum Vorwurf, das d r
Verf. mit vielem Humor, doch ohne jegliche tendenziöse Färbung
erfasst und dar stellt. Sind die weiteren Arbeiten S.’s, auf deren
Herausgabe die Verlagshandlung hoffen lässt, von dem gleichen
Geiste getragen, so werden sie uns willkommen sein.
(II.) J- J- David, ein junger österreichischer Autor, hat
sich mit einigen tüchtigen, wohl gelungenen Versuchen rasch
Achtung und Geltung verschafft. Auch diese seine neueste Novellen¬
sammlung offenbart uns einen Künstler, der den innersten Kern
der Geschehnisse zu erfassen sucht und es ernst meint mit seiner
Kunst. Den größten Mangel des Buches lässt schon der Titel
errathen: Probleme. Nicht in Bildern spricht hier die Wett zu dem
Dichter, sondern er sucht erst Verkörperungen seiner Gedanken
in der Außenwelt; das der Geschichte zugrunde liegende Problem
ist ihm das erste, frühere, daraus gestattet er den Vorgang, der
uns eine Exemplification jenes Problemes zeigt. Das ist nicht der
natüi liehe, gesunde Weg und muss früher oder später zur Künstelei
und Unnatur führen. — Die sechs Geschichten, welche die Samm¬
lung vereint, sind ungleich an Wert. Am besten ist unstreitig die
vierte, »Sonnenaufgang«, in der die Macht gläubigen, frommen
Gebetes auf ein von der Leidenschaft umstricktes Herz wahrhaft
erhebend dargestellt ist. In den übrigen waltet allzusehr das Zer¬
hackte der Form, das Grausame und Peinliche der Erfindung,
wie es die neuere Naturalistenschule in Anlehnung an russische
und nordische Muster eingebürgert hat.
(III.) Was das elegant ausgestattete und ungemein splendid
gedruckte Büchlein will, ist nicht recht zu ersehen. In der Vorrede
sagt der Verf., dass es eine »stumme Protestler-Rolle« gegen die
»stetig breiter werdende Strömung: Naturalismus, Realismus,
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Nr. 16. OkS'I KR REICH f SCH KS LlITER AI URBLA’IT. — II. JAHRGANG.
510
Modernismus« spielen soll. Das wäre nun u. E. eine ganz löbliche
Tendenz; Ref. fürchtet nur, dass sie in der v^rl. Schrift nicht
recht zum Ausdrucke und zur Wirksamkeit kommt. Geiok hat
>die malerische Anschaulichkeit, die packende Kraft des Ausdrucks,
die ahnungsvolle Stimmung der Schilderung« bewundert; bloße
Brühe aber, und sei sie noch so schmackhaft, sättigt für die
Dauer nicht. Aber auch, was die gerühmte stilistische Form des
*Sprachgemäldes* anlangt, wäre mancherlei zu bemerken; vor
allem kann die Art der abgehackten kurzen Sätze, die Verquickung
einer classischen Situation (Telcmacii an der britannischen Küste)
mit halbmoderner Sprachweise unmöglich ein einheitlich-ruhiges
Bild geben und Wendungen wie »die Flut kann Einen an den
Kragen kriegen« sollten in einem »Sprachgemälde« doch nicht
Vorkommen.
(IV.) Hanna Schomakers »Liebeswirrcn« enthält zwei Novellen :
die Wäscherskäthe und Ljuba. Künstlerisch ist die erste (in der
die Heldin am Nervenfieber stirbt) ganz wertlos; die zwute, weitaus
größere, die in der vornehmen russischen Gesellschaft spielt, weist
zwar eine geschlossenere Fabel und eine bessere Führung der¬
selben auf, ohne aber einen höheren litterarischen Wert beanspruchen
zu können.
(V.) Die Geschichten, die II. Horina’s Büchlein »Lustige
Ringellocken« vereinigt, rechtfertigen ihren Titel »heitere Er¬
zählungen« vollauf. Auch wenn — was häufig geschieht — der
Satiriker hinter dem Humoristen erscheint, verletzen sic nirgends.
Das ist ihr bestes Verdienst und darum mögen sie empfohlen sein.
Künsterischen Wert beanspruchen sie nicht.
(VI.) Wenn die Könige bau’n, haben die Kärrner zu timn.
— Pohlidal, der Verf. der »Sensitiven Novellen« ist einer der
Kärrner. Die jüngste litterarische Schule hat die Kunst auf den
Boden der Physiologie und Psychopathologie gestellt und eili ge
Schriftsteller von Begabung haben thatsäehlich auch auf diesem
Gebiete Ertolge errungen. Diese Erfolge scheinen den Verf. der
»Psyche« za seinen Schöpfungen angeregt zu haben. Es genügt,
zu deren Charakterisierung zu sagen, dass P. jene Begabung,
dank welcher etliche Producte dieser Art immerhin Beachtung
gefunden haben, nicht besitzt, dass seine »Sensitiven Novellen«
infolge dessen nichts als ein wenig erquickliches Zeugnis von
künstlerischer Unfähigkeit geben und dass ihre trostlose Lange¬
weile und Flachheit auch nicht durch einen Schimmer poetischen
Feingefühls, nicht durch den leisesten Hauch lebendiger Auffassung
von Natur- und Menschenleben genießbarer wird.
(VII ) Die Einleitung gibt ein Bild des Menschenhandels, der von
Seiten hauptsächlich belgischer »Firmen« in geradezu schauder¬
erregender Weise betrieben wird, an der Hand von authentischen
Berichten einzelner Unglücklichen, die davon betroffen wurden.
Die Erzählung »C’arissa«, die sich daran ansehliesst, will einen
solchen Fall novellistisch ausmalen, wie uns scheint mit wenig
Geschick. Der künstlerische Wert der Geschichte ist ganz unter¬
geordnet. Die — ja ganz löbliche — Tendenz tritt zu auf¬
dringlich hervor. Das Buch mag als Sittenbild einen cultur-
geschichtlichen, als Tendenzschrift einen ethischen Wert haben ;
Ref. kann sich jedoch mit der novellistischen Behandlung gerade
derartiger Themata’s nicht befreunden. Es ist dies ein Gebiet, auf
dem, wenn irgendwo, Ernst am Platze ist. Sch.
Deutsche Rundschau. XIX, ll. !
Meinhardt, Heinz Kirchner. Aus d. Briefen e. Mutter an I
ihre Mutter. (Schl.) — Vischer, Über ästhet. Naturbetrachtg, — I
Fl am in io. Marco Minghetti u. s. Antheil an Italiens Erhebg. j
1846—59. IV/VI. —Marcuse, D. hawaiischen Inseln. — Roden¬
berg, E. Frühlingsfahrt nach Malta. IV. Taormina u. Aci Reale.
— Zabel, Der Stammtisch. — Hüffer, Zur neuesten Heine-
Litteratur. — Z. Wirtschaftspolitik Friedrichs d. Großen. — Ludwig
Bamberger. — Polit. Rundseh. — Lessing, Goldschmiedearbeiten
in d. Ostseeprovinzen. — Aus d. neuen Welt. — Litter. Notizen.
Alte u. Neue Welt. XXVII, ll.
Ludolff, Getäuscht. Erz. III. (Schl.) — March, Cigarre |
u. Cigarette. — Odenthal, Mit wanderfrohem Herzen. II. (Schl.) I
— T ro 11-Borostänv i, Ungar. Zigeuner-Musikanten.— Jüngst, i
Von ihm u. ihr. — Wildermann, Unser heut. Wissen üb. d. Ent- i
stehung d. Hagels. — Gedichte. — Für Frauen u. Kinder. —
Deutscher Hausschatz. XIX, 14 u. ir>.
Richthofen, Welche? Roman (Schl, in Heft 15). — Scheidt
Unsere Schwalben. — Jüngst, AusWahl in Banden. Kriminal-
erzählg. (Schl, in Heft 15). —May, Der Mahdi. Revecrz. (Forts. !
— Fr, nken, Felix Frh. v. Loe. — Die Londoner Sclnvindcl-
firmen — Stadtpfarrer Dr. Ileinr. Hansjakob. — Sasse, Etwas
üb. Physiognomik. — (15.) Ivathol. Theologen deutscher Zunge.
(G* Hoberg, Jos. König, F. X. Heiner.) — Esser, Kola Bella. —
Dackweilcr, Metorolog. Naturbetrachtgen. — Moderne Musiker.
S. Mascagni. — Pasch, Miguel de Cervantes Saavedra. Weih¬
bischof Joh. Ant. Friedr. Baudri in Köln f. — Bender, Die
Spiele im alten Rom. — In jedem Hefte: Für die Frauenwelt.
Katholische Warte. IX, 5.
Siegberg. P. Jos. Ohrwalder, D. Gefangene d. Mahdi. —
Schaching, D’ Stefflleut. (Schl.) - Schwer, Die Milch in ihrem
Wesen u. Werte. — Schlegel, Der Handschuh. — Würndle,
E. Gang zu Unserer L. Fr. auf d. Berge. — Lange, Auf falscher
Fährte. Erz. — Landsmann, Herrn Nigcrls Missgeschicke. —
Gedichte. — Kathol. Chronik.
Academia. VI, 2 u. d.
(2) P. M. Baum garten, Das 50jährige Bischofs-Jubiläum
Leo XIII. — (3) Göries-Gesellschaft u. Leo-Gesellschaft. I. —
Rohrbach. Etwas v. Turnen. — Felix Dahn, Deutsche Studen¬
ten u. d. Begiiff Ehre. -- Eine weitere Stimme aus Frankreich
üb. d. kuth. Studenten-Corporationen Deutschlands.
Der Zuschauer. I, 0.
Weber, Erinnerungen aus m. Jugendzeit. — Rosen, Nur
e. Kuh. — Brunner, Die Technik d. künstlerischen Schaffens. III.
— Gedichte. — Krit Rundschau. — Sprechsal. — Verschiedenes.
— Dazu Bühnenblatt: Goldmann, Adam Müller-Guttenbrunn.—
Berg, Realismus u. Drama.
Illustrierte Zeitung CI, 2611—2614.
(2611.) Dehn, E. neues Wohngsgesetz. — Brandt, Dam¬
hirsche in d. Kolbenzeit. — Gen.-Lieut. Frh v. Asch, d. neue
bayr. Kriegsminister. — D. Führerkreuz auf d. Mittelspitze d.
Watzmann. — S a 1 o m o n , Guy de Maupassant. — E. neues
Mozart-Bildnis. — Von d. Weltausstellg in Chicago, in jeder Nr.
— v. Böhm. Aus d. Kalkalpen. — Bilder aus Sofia. — Marshall 1 ,
D. sechsfleckige Zwergcikade. — Weg er, Der Lichtcnsteiner.
(Schl, in Nr. 2612.) — (2612.) Stein, D. Barbarossa-Standbild
f. d. Kaiserhaus zu Goslar. — Schmidt, I). Feier d. lOOOjähr.
Bestehens der StadtSpremberg — Koch v. Berncck, 1). Jubi¬
läum d. Münchener Künstlergenoss. — Bischol Dr. G. D. Teutsch.
— D. Mainzer Gedenkmünze v. 1793. — (2613.) Warm holz, D.
| Wiesbachhörner. — Ecke nb ree her, Schlittenfahrt im Sommer,
j — Salomon. P. K. Rosegger. — D. nordamerikan. Dynamit-
| kreuzer Vesuvius. — D. neue Museum in Lübeck. — Salomon,
i K. Braun-Wiesbaden. — Wiener Bilder. — D. Tiroler Landes-
ausstellg. in Innsbruck. — F. W. Gross, Langhärchens Sieg üb.
d. schwarzen Geist. E. mittelasiat. Sage ^Schl. in Nr. 2614). —
(2614.) Volger, Z. 40jähr. Reg.-Jub. d. Hzg. Ernst v. Sachsen Alten-
burg. — D. ISOjähr. Jub. d. Stadt Erlangen. — Stoltenb erg, D.
Moorbrand in d. Lcntförderncr Heide in Holstein. — Allrarn,
D. Hamerling-Denkmal im n.-ö. Waldvicrtel. — Assmus, D.
neue Salzkammergutbahn Ischl-Salzburg. — Bilder aus Bangkok.
— In jeder Nr.: Wochenschau, Mannigfaltigkten, Todtenschau,
Culturgeschiohti. Nachrichten, Alpines etc.
Neue Erscheinungen:
Red er H. v\, Lyrisches Skizzenbuch, München, E. Albert 8 c Co.
(XV, 223 S) 11. 2.40.
Rahden O. \\, Fern v. d. Heimat. Selbsterlebnisse. Mitau, Behre.
(101 S ) fl. —.72.
Kretzer M., Irrlichter u. Gespenster. Volksroman. Weimar, Verl,
d. Schriftenvertriebsanstalt. Ca. 60 Lief., illustr. m. je einem
Vollbild u. vielen Textillustr. ä ll. —.07. (Neu erschienene Lieff.
6—19. Guter Roman, als Gegengift gg. d. Colportageromane
sehr zu empfehlen.)
Die Grenzboten. Zeitschr. f. Politik, Littcratur u. Kunst. (Lpz.,
Grunow ) L1I, Heft 27 — 32.
(27.) Z. Lage. — E. einzige Steuer! — Deutsche Erziehg.
— Nord, Humor u. Humoristen. — Below, Bilder aus d. Westen.
5. Beim Wohngssuchen. (6. E. Sonntag in Kansas City, in H. 31.)
— (28.) Patriarchal. Beziehgen. in d. Großindustrie. — Bähr, D.
Lörsenspiel u. d. Gerichtspraxis. — Was wird aus d. Griechischen?
— Gödel, Land u. Leute in Ostfriesland. (Schl.) — D. Nickel-
prinzessehen. Von e. Schiffsarzt. — (29.) Nach d. Wahlen. —
Bähr, E. neues Pressgesetz (. Österr. — Harms, Auch e. Lehr¬
plan. — D. athen. Volksmoral im Drama. I. (II u. 111 in Heft
3 u. 31.) — Stern, E. M. Arndt u. Johanna Motherby. (Sehl,
in Heft 30.) — (3u.) Was lehren uns d. Wahlen? — Zola’s neuester
Roman. — (31.) D. Fahneneid. — Harms, Vom Mittelpunkte d.
Unterrichts. — ^32) Bähr, D. Schutz d. Gewerbetreibenden gg.
unlautem Wettbewerb. — O. E. Schmidt, Coluccio Salutati, e.
Lebensbild aus d. ital. Renaissance. — Indische Zustände. I. Land
u. Volk. — In jed. Nr.: Maßgebliches u. Unmaßgebliches; —
Schwarzes Brett; — Littcratur.
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511
512
Nr. 16. — Oesterrrichischks Litikraturblait. — II. Jahrgang.
Die Nation. X, 43-45.
(43.) * * * Polit. Wochenübersicht (in jed. Nr.) — Th.
Mommsen, Ludw. Bamberger. — Barth, Ende u. Anfang. —
Proteus, Parlamentsbricfe. XXIII. — Kronenberg, Au’.ard
contra Vogue — Pniower, D. iv ue Goethe-Jahrbuch. —
Philippson, D. Jugend Richelieu’s. — F. Mauthncr, Berlin .-r
Sommertheater u. Anderes. — (44.) Schräder, D. liberale Ge¬
danke einst u. jetzt. — Heinemann, D. Rcformbcstrebgen. auf
d. Gebiete d. Strafrechts — Alex. Meyer, K. Braun. — Lass¬
witz, Vom Gefühl. — Heilborn, P. K. Rosegger. — Elias, D.
freie Berliner Kunstausstellg. — F. Mauthncr, E. Pastorenroman.
— (45.) Barth, Zollkrieg m. Russland. — Alex. Meyer, Friedr.
Witte. — Werckshagen, D. Agendeentwurf f. d. preuü. Landes¬
kirche. — Gildemeister, Napoleon intime. — Welti, D. Fest¬
spiele in Gotha. — Zerbst, D. Problem d Eisenbahnschnelligkt.
Beilage z Aligem. Zeltg. Beil. Nr. 149 -(1.-15. Juli.)
(149.) Max v. Pettenkofer. — v. Arncth’s Denkwürdigkten. V.
(Schl.) — (150.) Usener. Üb. vergl. Sitten- u. Rechtsgesch. II.
— Prühle, Herrn. Masius. — (151 ) Haupt, E. oberrhein. Re¬
volutionsschrift aus d. Zeitalter Ks. Maximilians I. - Z. pädagog.
Litteratur. — (152.) Ebers, Studien üb d. Mythologie d. Ägypter.
I. (II. in Nr. 153.) — Braunschw. Truppen im Dienste der Republik
Venedig. —(153.) Ettlinger, Neue Romane. — D. Ausbildg der
Juristen in d. verschied.Culturstaatcn. III. — (154.) Sander, Atlantis
u. Atlantier. I. (II. in Nr. 155.) — Falken hörst, Erdbeben und
Luftdruck. — (155.) Ks. Alexander III. u. s. Umgebg. — (156.)
Stieve, A. Kluckhohn (Nachruf). — Jiriczek, J. Lie’s »Trold«
u. d. norweg. Volksmärchen. - (157) Wöll'flin, E Künstler üb.
Kunst. — (158.) Wandlgen d. deutschen Afrika-Forsehg. in d.
letzten Jahrzehnten u. deren Einlluss auf d. deutsche Afrika-Litt.
— (159) Schoener, Im Herzen v. Calabrien. I. (II, III u. IV in
Nr. 160, 161 u. 165.) — Woermann, W. v. Seidlitz: Zeichgen.
deutscher Künstler v. Carstens b. Menzel. — (160) Sarrazin,
Guy de Maupassant. (Nachr.) — (161.) Knoll, Z. 25jähr. Jub.
d. Münchner Künstlergenossensch. — (162.) D. fränkische Aus-
stellg. v. Alterthümern in Kunst u. Kunstgewerbe zu Würzbg. —
D. deutsche Militärstrafproccss. — (163.) v. Berlepsch. E. Werk
üb. Th. Hansen. I. (II in Nr. 166) — Tille, Huxley als Ethiker.—
(164.) Lcmcke, Wilh. v. Lübke. (Nachr.) — (165.) I). Fehlgriffe
d. Strafrechtspllege. — (166.) Montanus, Aufschwung u. Ver-
lall d. Philosophie. — (167.) Henry George. 1. (II in Nr. 168) —
Aus d. Leben d. Natur. — (168.) Jordan, Hebbel b. Schopen¬
hauer. — (169.) W. Swoboda, Fortschritte d. Phonetik. I. (II
in 170.) — Leop. v. Hasner. — (170.) Du Moulin Eckart,
Regiergsfeindl. Ström gen in Bayern u. d. auswärt. Mächte im
J. 1800. I. (II, III in 171, 173.) — (171 ) Kraus s, Christ. Wagner,
e. ländl. Dichter Schwabens. — (172.) Gnad, Hebbel u. d.
Nibelungen-Tragödie. 1. (II in 173.) — Ital. Lyrik im XVIII. Jhrdt.
— (174.) Z. loOjähr. Jub. d. Univ. Erlangen. — D. Spuren u.
Reste e. untergegangenen Volkes. I.
Notizen.
Vom 24. — 26. Juli d. J. fand in Innsbruck die II. General¬
versammlung der Lco-Gesellschaft zugleich mit der I. Ge¬
neralversammlung des Tiroler Zweigvereines derselben statt. Ein
Bericht über die bei derselben gehaltenen wissenschaftlichen Vor¬
träge sowie der daran geknüpften Debatten wird in der nächsten
Nummer des »Österr. Litteraturbl.« erscheinen.
Im Verlage v. Ad. Russell in Münster ist das 1. Heft einer
neuen charitativen Zeitschrift erschienen: »Diener der Barm¬
herzigkeit. Kathol. Monatsschrift z. Förderg. d. Werke d.
Barmherzigkeit, bes. d. Kranken-, Armen- und Waisenpflege, für
Klöster-, Kranken- u. Erziehgshäuser, Geistliche, Lehrpersonen,
Familien u. Vereine. Hrsg. v. M. Kinn, Rector in Arenberg b.
Coblenz«. Der von dem Herausgeber bisher geleitete »Charitasbote«
geht in die neue Zeitschr. auf, von welcher monatlich ein Heft
von je ca. 2 Druckbogen gr.-8° erscheint (halbjährig fl. 1.20).
Der Inhalt des 1. Heftes ist: Unser Programm. — E. schönes
gold. Jubiläum. — P. Cyprian, D. werkthät. christl. Liebe in
ihrem Verh. z. Vollkommenheit. — Aus uns. Vereinsleben. —
Kinn, D. Selbstgefälligkeit d. kirchenfeindl. »Humanität«. — Über¬
eilte Neugründg. klösterl. Niederlassgen. — Thautropfen. — Lehren
d. letzten Choleraepidemie. — Elisabethen-Bauverein zu Arenberg
b. Coblenz. — Wirkg. d. Einbildg. auf Kranke, Ärzte u. Pfleger.
— In demselben Verlage gibt mit Oct. d. J. der Relig.-Lehrer
Dr. Praxmarer in Bingen e. neue kathol. Jugendzeitschrift
in handl. Format heraus, zunächst f. d. Bedürfnisse d. stud.
reiferen Jugend, dann für die aus der Schule entlassenen jungen
Leute überhaupt berechnet. Sie soll anregende u. unterhaltende
Artikel aus allen Wissensgebieten bringen, Erzählgen, Novellen etc.
ausgeschlossen.
Personalnachrichten.
Gestorben: 10 Juli der Prof, d latein. Spr. u. Litt, an d.
Univ. Oxford, Henry Ncttleship am Typhus; — an dems. Tage
in Berlin d Schriftsteller Ernst Wechsler, geb. 1861 zu Güssing
in Steiermariv (noch als Gymnasiast u. Student veröffentl. er d.
»Festzug d. Lebens« u. die v. ihm als »materialistisch« bezeich-
nete Diehtg. »Der unsterbl. Mensch«). — 13. Juli in StraÜburg
d. Prof. d. Zoologie Dr. J. Carricrc (Sohn d. Münchener Ästhe¬
tikers) im A. v. 39 J. ; — an dems. Tage in. Maidstone d. Prof,
d. Griech. an d. Univ. Glasgow, E. L. Lushington; — in Paris
d. Pnysiker Marie Davy im A. v. 72 J; — ebd. d. poln.
Geschichtsforscher Erz. Duchinski im A. v. 76 J.; — 25. Juli
in Vöslau d. Schriftsteller Paul d’Abrest (Kolm), geb. 1850 in
Prag; — 23. Juli in Wien d. Hofrath u. ehern. Schatzmeister d.
habsb -lothring. Hausschatzes Quirin R. v. Leitner, d. Begründer
des »Jahrbuches d. kunsthistor. Scminlgtn«, im 60. Lebensjahre ; —
in London d. Erforscher d. Polargegenden Dr. John Rae.
Ernannt u. berufen: D. Prof. d. Gesch. in Leipz. Dr. Max
Lehmann nach Göttingen; — d. Prof. d. dass. Phil, in GicÜen
Dr. Reitzenstein nach StraÜburg.— Der berühmt.• böhrn Dichter
Jaroslav Vrchlickv (Dr. Emil Frida) zum a. o. Prof. d. Gesch.
d. mod. Litte: aturen an d. bölim. Univ. Prag; — a. o. Prof. d. röm.
Rechts in Jena Dr. K. Kniep zum ord. Honorarprof. das.; —
a. o. Prof. d. Nationalökonomie in Greifswald, Dr. C. Jhs. Fuchs
zum ord. Prof, das.; — a. o. Prof. d. Mathematik in Königsberg
Dr. Ferd. Linde mann zum ord. Prof, in München; — a. n. Prof,
d. Pharmakologie in München Dr. Herrn. Tappeiner zum ord.
Prof das.; — die Privatdoc. an d. Univ. Königsberg Dr. Max
Kaluzu ;cngL Phil.) u. Dr. Frz. Meschede (Psychiatrie) zu a. u.
Prof, das.; -- Privatdoc. a. d Univ. München Dr. Leo Grätz
zum a.-o. Prof. das.
Habilitiert haben sich: Dr. Eug. v. Hippel f. Augenheilkde
in Heidelberg; — Dr. Th. Sommer lad f. Gesch. in Halle; —
Dr. K. Sutter f. Culturgesch. in Freiburg i. B.; — Dr. Karl
Mayer f. Psychiatrie u. Neuropathologie in Wien; — Dr. Fritz
Voit f. innere Mcdicin in München; — Dr. Max Wien für Physik
in Würz bürg.
D. Prof. d. Kunstgesch. an d. Univ. Breslau Dr. A. Schtnarsow
hat die erbetene Entlassg erhalten. — D. Hofrathstitel wurde ver¬
liehen den Pro ff. Fz. Lau rin (Kirchenrecht, an d. theoi. Fac),
Leop. Pfaff (öst. Civilrecht), K. Sam. Grünhut (Handels- u.
Wechsel recht), Ad Lieben (Vorstand d. 2. ehern. Laboratorium*)
in Wien, Ew. Hering (Physiologie), Km. Ott (österr. civilgerichtl.
Verfahren) in Prag (ersterer an d. deutschen, letzterer an d. böhm.
Univ.), Ferd. Bise hoff ( deutsches Recht) in Graz.
ln Nr. 15 soll es Sp. 464, Z. 1U heiüen: Encyclica »Rer.
nov.« (»De cond. op.«) und Sp. 480, Z. 6 Baumgarten (statt
Baumgartner), Sp. 463 Z. 24 ist das und zu tilgen.
Herder'sche Verlagshandlung, Freiburg im Breisgau.
B. Herder, Wien, I. Wollzeiie 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen
zu beziehen:
BflPIMlin, Dl\ G\j MßtäPliySiK. Ein Leitfaden für akademische
Vorlesungen, sowie zum Selbstunterrichte. Fünfte, durch-
gesehene und verbesserte Auflage, gr. 8°. (VIII u. 230 S.)
M. 2.50. — Bildet den 2. Theil der ,,Elemente der
Philosophie* 1 des Verfassers; die beiden übrigen Theile
enthalten:
/. Theil: Logik und Noetik. Fünfte, durchgesehene und
vermehrte Auflage, gr. 8°. (XII u. 214 S.) Mk. 2.80.
Theil: Psychologie. Fünfte, durchgesehenc und
vermehrte Auflage, gr. 8". (VIII u. 208 S.) Mk. 2.25.
Sliefelbapn, Dr. F., KircüengescMclite in Lebensbildern, f«
Schule und Familie dargestellt. Dritte, verbesserte und
vermehrte Auflage. Mit Approbation des hochw. Herrn
Erzbischofs von Freiburg. gr. 8°. (VI11 u. 616 S.) M. 5.
In Veilretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — *St. Norbortus« Buch- und Kunstdiuckerei, Wien, III. SeidlgHsse b.
Digitized by v^oosie
Nr. 17.
Wien, 1. September 1893 ,
11 . Jahroano.
ÖSTERREICHISCHES
LUTER ATU RBLATT
Briefe an die Kedaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.liecensions-Exemplare werden erbeten sind Iu richten an die Administration
andieAdresse: Dr. Franz Schntt rer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 10. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Krscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Prfinumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit tdr den gesammten Buchhandel: „St. Norbertua”-Verlagahandlung In Wien III, Seidlgasae 8, wohin auch alle Inaeraten-Auttrfge sv riohten alnd.
Preise der Inserate: */i S. fl. 20.— = Mk. 36.—, */* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, »/« S. fl. 7.— = Mk. 12.60, »/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, »/« S. fl. 2.25 = Mk. 4.—.
INHALT:
Poertner B., Die Autorität der deuterokanon.
Bücher des A. T. (Canonicus Univ. -Prof.
Dr. A. Rohling.)
Graun A., Institutiones Theologiae dogmat.
specialis Kmi. P. Alberti a Bulsano. (Theol.-
Prof. Dr. Fz. Schmid)
Fiera ming W., Zur Beurtheilung des Christen¬
thums Justin’s des Märtyrers.
Rottmanner Ad., Der Augustinismus. Eine
dogmengeschichtl. Studie.
WölbingG., Die mittelalterl. Lebensbeschrei¬
bungen d Bonifacius.
Wurm H. J., Card. Albornoz, der zweite Be¬
gründer des Kirchenstaates.
Hopf Alex , Dr. Ant. Wolfradt, Fürstbischof v.
Wien. (Sämmtl. von Prof. Dr. P.Coel. Wolfs¬
grub e r.)
Vogel M., Lebensbeschreibungen d. Heil. Gottes.
Moeller L. K., Das Haus in unserer Zeit u. in
unserem Volke.
Freybe A., Das deutsche Haus u. seine Sitte.
F r o m m e 1 E., Über Bedeutung u. Hebung christl.-
deutscher Sitte.
Weiß Br., Volkssitten u. religiöse Gebräuche.
Hansjakob, Unsere Volkstrachten. (Sämmtüch
von — rr.)
Reichensperger P., Erlebnisse eines alten
Parlamentariers i. J. 1848. (Geh.-Rath Jos.
Frh. v. Helfert.)
M a i s c h G., Religiös-sociale Bilder a. d. Geschichte
des deutschen Bürgerthums. (E. Hildebr.)
Die Edda, übersetzt u. erläutert v. Hugo Gering.
(Univ.-Docent Dr. Ferd. Detter.)
Briefe von H. Heine an H. Laube, hrsg. v.
E. Wolff. (Schnürer.)
Braisch M., Rudolf v. Gottschall. (R.)
Stern A., Beiträge zur Litteraturgeschichte des
17. u. 18. Jhdts. (Prof. Dr. S. M. Prem.)
Brücke E., Schönheit u. Fehler der menschl.
Gestalt.
Varrone u. Petrovits, 50 Ansichten Wiens u.
Umgebung.
Großstadt. Charakterbilder, I. Wien und
die Wiener. Ungeschminkte Schilderungen
eines „fahrenden Gesellen".
Whitman S., Das Reich der Habsburger.
(Sämmtüch von Secretär Th. Kress.)
Hüll Ch. H , Die deutsche Reichspacketpost.
(Inspector d. öst. Staatsbahnen Freih. von
Weichs.)
Heinrich W., D. Testament d. XIX. Jhdts. (rt.)
Staatslexikon. Herausgg. im Aufträge der
Görresgesellschaft von Dr. Ad. Bruder.
Fugger E. u. K. Kästner, Beiträge zur Flora
des Herzogthums Salzburg. (Prof. P. J. Wies-
baur S. J.)
Medicus W., Flora von Deutschland.
S teub L., D. Rose d. Sewi. (Prof. Dr. L. Müll e r.)
Scheffel J. V. v., Episteln. (Müller.)
Eichert F., Wetterleuchten. (A. Tr.)
Baumbach R., Abenteuer u. Schwänke. 13. Tau¬
send.
Kerschbaumer A., Eligius. Lebensbilder aus
dem n.*ö. Gebirge.
Schmidt Max., Volkserzählungen, Lief. 1—4.
Reder H. v., Lyrisches Skizzenbuch.
Ebers, Gesammelte Werke. Lief. 3—0.
Grimm’sche Kinder- u. Hausmärchen. Lief. 9—10
(ill. v. Grotjohann).
John, Litterarisches Jahrbuch. Jhg. I.—III.
Die Generalversammlung der Leo-Gesell¬
schaft u. des Zweigvereines derselben für
Tirol u. Vorarlberg. I.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. — Vor¬
bereitete Bücher.
Theologie.
Poertner Th. Dr. B.: Die Autorität der deuterokano-
nischen Bücher des A.T. nachgewiesen aus den Anschau¬
ungen des palästinischen und hellenistischen Judenthums.
Münster, Aschendorff, 1893. gr. 8°. (67 S.) fl. 1.20.
Der Verf. beweist überzeugend, dass der Tridentinische
Kanon keine willkürliche Erfindung der Katholiken, son¬
dern historisch ist. Die ansprechende Art der Ausführung
empfiehlt diese Erstlingsschrift auf das beste. Um allerlei
Einwürfen, wie sie noch Prof. Robertson Smith in Cam¬
bridge (The old Test, in the Jewish Church 1892 S. 154 f.),
freilich in Widerspruch mit sich selbst (vgl. S. 86 f.)
erhebt, wirksamer zu begegnen, dürfte es vorzuziehen
sein, an die Spitze den positiven Beweis aus LXX zu
stellen, dass die jüdische Lehrautorität v. Chr. mit uns
übereinstimmte und lediglich pharisäische Schultheorie,
wie sie in Pirke Aboth vorliegt, zu einer willkürlichen
Neuerung führte, die um so thörichter war, als der In¬
halt der beseitigten Bücher dem protokan. Lehrbegriff in
nichts widerspricht. Die Hellenisten, schreibt Smith 1. c.
mit Recht, standen mit den Autoritäten der Nation in
Jerusalem auf vorzüglichem Fuße und es ist durch
nichts bewiesen, dass sie als Häretiker galten, weil sie
eine geringere Bibel gehabt hätten, oder dass man irgend¬
wie die Merkmale des wahren Judenthums an ihnen ver¬
misste ; Hellenisten und Hebraisten, LXX und Urtext be¬
gegneten sich in Jerusalem ohne Schisma und Contro-
verse; wir finden keinen Versuch vor dem 2. Jahrh. n.
Chr., diese Übersetzung zu unterdrücken. Palästiner waren
es ja auch, welche dieselbe angefertigt hatten; denn
überall, wo von den Übersetzern etwas angegeben wird,
erscheinen Palästiner als solche.
Wenn daher zuerst der Jude, welcher gegen Ende
des ersten Jahrh. p. Chr. im 4. B. Esdras sein Volk
wegen der Siege Rom’s trösten will, von einem Schluss
des Canons durch Esdras redet, so ist die historische
Thatsache von der praktischen Geltung der LXX bei den
griech. Juden Palästina^ wie des Auslandes ein Beweis
für die Sinnlosigkeit dieser Behauptung und ihr Urheber
widerspricht sich überdies selbst, weil er auch seiner¬
seits die Bibel nach LXX citiert, welche die ja zum
großen Theil nach Esdras entstandenen deuterok. Bestand¬
teile als mit den übrigen gleichwertige Stücke darbietet.
Wenn diese Stücke vor Chr. in den maßgeblichen Kreisen
Jerusalems nur als Menschenwerk gegolten hätten, so
wäre es nicht verständlich, weshalb entgegen der phari¬
säischen Schultheorie Fl. Josephus und auch später noch
manche Juden bis ins Mittelalter von deuterok. Schriften
als inspirierten Gebrauch machten, und so lösen sich
denn auch Prof. Smith’s Bedenken, dass wir nur von
christlicher Hand Codices der LXX besitzen, in Wohl¬
gefallen auf. Auch Smith’s Bedenken, dass z. B. der Cod.
Vatic. die beiden Machabäer nicht enthält, ist unbedenklich,
da ja Cod. tf C, A sie haben, u. sogar die talmudischen
Juden (vgl. Ad. Jellinek’s kleine Midraschim) dieselben oft
als Quelle religiöser Belehrung benutzten; möglich, dass der
Chasan (vgl. Mischna Sabb. XI a) sie um die Wende des
ersten christl. Jahrh. zunächst nur aus Furcht vor den
Römern verbarg, damit die Lesung jener Heldenberichte
nicht den Argwohn errege, als wolle man das Volk zu neuen
Waffenthaten aufwecken. Dass aber einige BB. wie Esther
und Tobias in zwei Recensionen vorhanden und diese theils
schon etwas midraschartig gehalten sind, sollte doch einem
Gelehrten wie Smith keinen Grund abgeben, um «uch
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Nr. 17. — Obstkrrkichischks Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
510
nur die Vermuthung zu hegen, es könne da keine in¬
spirierte Quellenschrift existiert haben, deren religiöser
Inhalt substanzial richtig in diesen uns erhaltenen Vor¬
lagen der LXX bewahrt sei.
Nachdem die Juden die LXX lange gelobt und gefeiert,
ja in den zu Fabeleien stets geneigten Pharisäerkreisen ihren
Ursprung durch mythische Legenden ins Übernatürliche ver¬
klärt hatten, wandte sich das Blatt, als sie, dem Christenthum
feindlich geworden, sahen, wie sich die Christen, auch
ohne des Hebräischen kundig zu sein, siegreich dieser
Version bedienten; nunmehr beklagte der Pharisäismus
den Ursprung der LXX als ein Unglück Israels, als eine
Missethat, die durch Fasten und Buße zu sühnen sei. —
Die »große Synagoge«, von der auch P. redet, war nach
Midrasch Ruth (Lpz. 1865, S. 77) identisch mit der
Neh. 9, 38 erwähnten Versammlung.
Prag. Canonic. Prof. Dr. A. Rohling.
Graun P. Gottfried A., Ord. Cap. Prov. Tyrol. septentr., Theo-
logiaeLector: InstitutlonesTheologiae dogmaticae specialis
Rml P. Albert! a Bulsano, recognitae, ex parte correctae et
meliori dispositione adornatae. Tom. I. Innsbruck, Kath. Vereins¬
buchhandlung 1893, gr. 8°. (869 S.)
Hier haben wir, wie der Titel sagt, eine Umarbeitung
der rühmlichst bekannten Institutiones Theologiae theo-
reticae seu dogmatico-polemicae des P. Albertus a Bul¬
sano (A. Knoll von Bozen) aus dem Kapuziner-Orden
vor uns. Vergleicht man die Umarbeitung mit der Vor¬
lage, so bemerkt man vor allem eine sehr ausgiebige
Kürzung. Der Stoff von drei Bänden ist in einen, aller¬
dings viel stärkeren Band zusammengezogen. Auch die
innere Umarbeitung ist vielfach recht bedeutend.
Nach welchen Grundsätzen hiebei vorgegangen wurde,
konnten wir weder aus der Vorrede noch aus der Arbeit
selbst mit aller Bestimmtheit entnehmen; vielleicht war
der Gebrauch der Ordensschule maßgebend. Übrigens
verdient sowohl der Lehrinhalt, der nicht ausschließlich
einer bestimmten Schule folgt, sondern aus verschiedenen
Quellen das beste auszuwählen bestrebt ist, als auch die
streng theologische Beweisführung alles Lob. Auch die
Darstellung ist meistens recht klar und einfach ; nur wäre
dabei mitunter größere Übersichtlichkeit zu wünschen.
— In Fragen von speculativem Charakter vermisst man
eine tiefere Schulung in der scholastischen Philosophie.
Die Überschrift: De sacerdotio Christi secundum or-
dinem Aaron (S. 676) klingt, gelinde gesprochen, höchst
befremdlich; doch weicht die unter dieser Überschrift
vorgetragene Lehre vor der gewöhnlichen der Haupt¬
sache nach nicht ab. Andere Ausführungen, die uns
weniger gefallen haben, anzugeben, wollen wir unterlassen;
dieselben sind nicht zahlreich. — Wer, ohne gerade
Dogmatiker von Fach zu sein, seine Kenntnisse in der
katholischen Dogmatik auffrischen oder erweitern will,
dem kann dies Werk bestens empfohlen werden.
Brixen. Prof. Dr. Franz Schmid.
Dr. Wilhelm Flemming will in seiner Schrift »Zur Be-
urtheilung des Christenthums Justins des Märtyrers«. Leipzig,
Dörfling und Franke, 1893, gr. 8° (IV und 72 S.) 11. —.72,
zeigen, dass die Anschauungen dieses Apologeten vom Christen¬
thum wirklich christliche und nicht so stark durch heidnische
Elemente versetzt seien, wie von Engelhardt glauben machen
will, steht aber selbst auf beschränkt protestantischem Stand¬
punkt, der ihn unfähig macht des weiten Blickes und der Er-
kentnis Möhlers (Patr. 224): »Es muss ohne Einschränkung
zugegeben werden, was Ceillier vom heil. Justin sagt, dass keiner
der Kirchenväter aus dieser ersten Periode die Lehre der Kirche
mit so vieler Kenntnis, Gründlichkeit und Bestimmtheit entwickelt
und dargestellt habe, als eben dieser.« Aber für F. gibt es
nicht nur einen Möhler und Ceillier sondern überhaupt einen
katholischen Patristiker nicht.
P. Odilo Rottmanners kleine Studie: »Der Augusti¬
nismus. Eine dogmengeschichtl. Studie.« München, J. J. Lentner,
1892, gr. 8" t30 S.) 11. —.48, dürfte zu großen Studien anregen.
Uns will scheinen, dass, wenn schon auf die Prädestinations¬
theorie des heil. Augustinus die rein historische Methode ange¬
wendet wird, sie noch gesteigert werden muss, indem bei dem
Überschwanken und Entschlüpfen der zarten Begriffe, um die es
sich handelt, und bei dem ganz natürlichen Streben, gegenüber
einer sich bildenden Irrlehre stufenweise die entgegenstehende
Lehre stärker zu betonen, von jeder der allegierten Stellen des
heil. Kirchenlehrers Inhalt und äußerer Zusammenhang genau zu
bestimmen sein werden.
Ein noch nicht erlebter Cynismus ließ einen Deutschen,
Ebrard, über den Apostel der Deutschen, den heil. Bonifacius,
schreiben, er sei ein »beschränkter Fanatiker« gewesen, der nur
»eine Moral: Rom über Alles und darum keine Moral« gekannt
habe, sein »Gemüthsei von Natur sichtlich zu Gift, Hass und Heim¬
tücke wie zu Kriecherei und Schmeichelei disponiert« gewesen ;
an ihm sei nur seine »freilich an abgefeimte Pfiffigkeit grenzende
praktische Lebensklugheit« zu loben, seinem Tode fehle »das
leiseste Merkmal eines Märtyrertodes«. Wir freuen uns, dass Dr.
Gustav W ö 1 b i n g in seinem Buche : Die mittelalterlichen
Lebensbeschreibungen des Bonifacius, ihrem Inhalte nach
untersucht, verglichen und erläutert. Leipzig, L. G. Fock, gr. 8°.
1892 (VIII und 160 S.) fl. 1.20, dem heil. Apostel der Deutschen
wenigstens hinsichtlich seines wissenschaftlichen Strebens seine
»Achtung, ja Bewunderung« nicht versagt, auch sich für berech¬
tigt hält, seinen ältesten Biographen »einen Platz als Geschichts-
quellen« anzuweisen, so dass wenigstens in dieser Frage der
Weg herwärts betreten wäre.
Cardinal Aegidius Albornoz ist eine der bedeutendsten Per¬
sönlichkeiten des 14. Jahrhunderts. Er hat dem Papstthume in
harter Hjähriger Arbeit den Weg von Avignon nach Rom ge¬
ebnet; ohne ihn wäre Urban V. nie in die ewige Stadt zurück-
gekehrt; mit Recht heißt er »der zweite Begründer des Kirchen¬
staates«. Es lag eine eigene Tragik des Schicksals darin, dass
Albornoz starb, eben als er sich anschickte, den Papst in seine
Stadt im Triumphe einzuführen. Das Wirken dieses Staatsmannes,
der auch die Wissenschaften pflegte, schildert Dr. Hermann Jos.
Wurm in seinem Lebensbild^ »Cardinal Albornoz, der zweite
Begründer des Kirchenstaates« Paderborn, F. Junfermann, (XVI
und 280 S. m. Bildn.) fl. 1.68, zwar nicht auf Grund neuer
Archivalien, deren einige allerdings aus dem Vaticanischen Archiv
anhangsweise mitgetheilt werden, wohl aber eines sehr umfang¬
reichen und gewissenhaft benützten gedruckten Materials, in sehr
ansprechender Weise.
Professor Alexander Hopf erfreut uns mit einer Mono
graphie über »Dr. Anton Wolfradt, Fürstbischof von Wien und
Abt des Benediktinerstiftes von Kremsmünster, geheimer Rath und Mi¬
nister Kaiser Ferdinands II. Zumeist nach archival. Quellen
bearbeitet.« Wien, Holder, 2 Hefte gr. 8° (44 und 47 S.) ä fl. —.36.
Bis jetzt .liegen zwei Lieferungen vor. Die erste schildert die sehr
unstäte Jugendzeit, sein Wirken als Abt und kaiserlicher Hof¬
kammerpräsident (1623-30); die zweite hat seine politische und
diplomatische Thätigkeit während dieser Zeit zum Vorwurf. Der
Verfasser hat mit hingebungsvollem Eifer mühsame archivalische
Studien getrieben und das gewonnene Material so kunstvoll
verarbeitet, dass uns das Gebotene herzlich freut und sehnlichst
das noch Ausstehende erwarten lässt.
Wien. Wolfsgruber.
Vogel P. Matthaeus S. J.: Lebensbeschreibungen der
Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres mit heilsamen Lehr¬
stücken versehen und allen ihres Heils beflissenen Christen zur
Nachahmung dargestellt. Stereotyp-Ausgabe. Neu bearbeitet und
herausgegeben von W. Cramer, Pfarrer. Münster, Aschendorff,
gr. 4°. (VIII u. 806 S.) fl. 4.20. — Von dem alten und weitver¬
breiteten Buche hat die AschendorfFsche Verlagshandlung die
vorliegende Volksausgabe mit mehr als 200 Bildern in Holzschnitt
und 6 Vollbildern in Farbendruck veranstaltet. Den schlichten
Erzählerton, welcher das V.’sche Legendenwerk auszeichnet, hat
der neue Herausgeber unverändert belassen, desgleichen die »Lehr¬
stücke und Nachfolge«, welche jede Legende begleiten. Mehr¬
fach sind neue Heiligenlegenden — auf zeitliche und örtliche Um¬
stände Bedacht nehmend — eingeschoben worden, dazu hat Cr.
gelegentlich Gedichte moderner kath. Autoren geschickt in den
Text verwebt. Die Verlagshandlung hat das ihrige zur Verbreitung
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Nk. 17. — Dkstkrrbichischbs Liitbraturblait. — II. Jahrgang.
518
des Werkes gethan durch Beigabe eines reichlichen Bilder¬
schmuckes, der, wenn auch an künstlerischem Wert sehr ungleich,
zur Erhöhung der Andacht beitragen kann. Möge die Pracht¬
ausgabe des Buches, deren Erscheinen dieselbe Verlagshandlung
roch für dieses Jahr in Aussicht stellt, in illustrativer Hinsicht dem
Texte völlig gleichwertig werden!
Katholica.
Archiv f. Literatur- u.Kirchengesch. d. Mittelalters. VII. l, 2.
Ehrle, Neue Materialien z. Gesch. Peters v. Luna (Bene¬
dicts XIII.) 18—41. — Ehrle, D. Chronik d. Garoscus de Ul-
moisca u. Bertrand Boysset (1365—1415).
Correspondenzblatt f. d. kath. Clerus Österreichs XII, 15.
Sc heicher, Josephinismus u. Josephiner. — Souveränetät,
Kirche u. Liberalismus. (Schl.) — Polit. Streiflichter. — Beil. :
Hirtentasche XV, (N. F. VI.) 8 : Hochschüler im Pfarrsprengel.
— Kallbruner, Üb. d. Behandlg. d. Messweines. — Mitthlgen.
— Antworten. — Litteratur.
Akatholica.
Der Beweis d. Glaubens. XXIX, Juli 1893.
Grau, Sem. Ham u. Japhet. — Rocholl, Unsere Anthro¬
pologie. — Mise.: 1. D. Gesch. d Sabbats. 2. D. »vierte Dimension«.
Zeitschr. f. wissenschaftl. Theologie. XXXVI, II. 2.
Maaß, Bibel u. Koran, verglichen nach ihrem histor.-eth.
Gehalte. — Hi 1 gen fei d, D. Petrus-Evangelium. — Mensinga,
Z. Gesch. d. Abendmahls. — Tenn, Luc. I, 22—23 ab Origine
explan. — Tollin, Thomas v. Aquin, d. Lehrer Mich. Servets.
II Christologie (Forts.) — Königsberger, Z. Textkritik d. A. T.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Baeumer S., D.apostol.Glaubensbekenntnis. Seine Gesch. u.Inhalt.
Mainz, Kirchheim. (VIII, 240 S.) fl. 1.50.
Bougaud E., Christenthum u. Gegenwart. Autoris. deutsche
Ausg. v. Phpp. Prinz v. Arenberg. 2. Bd. : Jesus Christus Ebd.
(XII, 552 S.) fl. 3.15.
K rogh-T onning K., D. Kirche u. d. Reformation. Übers, v.
Gust. Ferbers. Ebd. (VIII, 88 S.) fl. —.90.
Rocke N., D. Papstthum. S. göttl. Mission u. s. Bedeutg. als
Centrum d. Einheit u. Hort des social. Friedens. 2 Festreden
z. Bischofsjub. Papst Leo XIII. Ebd. 12°. (71 S.) fl. —.45.
Blersch Jos., Kardinal Lavigerie, e. populäre Biogr. Aus d.
Franz, d. Msgr. Lesur u. Abbe Petit frei übers. Stuttg., Strecker
& Moser. (VII, 224 S.) fl. 1.50.
David P. Ant, S. J., Das Vaterunser. Betrachtgen. u. Schildergen.
f. d. kath. Volk. Paderb., Bonifacius-Dr., 16° (180 S.) fl.—.36.
Marc P. Clemens, C. ss. Red., Institutiones morales Alphonsianae
seu doctoris ecclesiae S. Alphonsi Mariae de Ligorio doctrina
moralis ad usum schol. accomm. Ed. VII. 2 tomi. Romae,
(Bonn. P. Hanstein.) (XII, 905 u. 840 S.) fl. 7.44.
Stiefelh age n Dr. Ferd., Kirchengesch. in Lebensbildern. Für Schule
u. Farn, dargest. 3. Aufl. Freibg., Herder. (IX, 616 S.) fl. 3.— .
Frankfurter zeitgem. Brochüren. XIV, 6: v. Bock, Card. Lavi¬
gerie, Erzb. v. Carthago, u. Albert v. Buxhöwden, Bisch, v.
Livland oder d. Kirche gestern (1201) u. heute (1892) eine u.
dieselbe. (19 S.) — XIV, 7: Ath. Zi rr»mermann, S. J., D.
Klöster in Frankr. vor d. großen Revolution 1766—1789.
(32 S.) Frankf. a/M., Foesser, ä fl. —.30.
Steidl A. Kurze Gesch. d. Kapuziner u. ihrer Wirksamkeit im
Erzbisth. Salzbg. Salzbg., Pustet. (114 S.) fl. —.80.
Antiqu. Kat. Nr. 4 v. Ign. Schweitzer in Aachen: Kathol.
Theol. (1330 Nm.)
Mitte Sept. wird bei Kirchheim in Mainz d. IV. (Schluss-)Bd.
von Dr. Jos. Bautz’ »Grundzügen d. Kathol. Dogmatik « ausge¬
geben werden.
Akatholica.
Nestle Eb., Marginalien u. Materialien. Tüb., Heckenhauer. (XI,
94; 83, 35, 143 u. 27 S ) fl. 6. — .
Harnack A., Gesch. d. altchristl. Litt, bis Eusebius. I. D. Über¬
lieferung u. d. Bestand, bearb. unt. Mitwirkg. v. E. Preuschen
Lpz., Hinrichs. (LXI, 1020 S.) fl. 21.—.
Luthers letzte Streitschrift. Im Orig, aufgefunden u. z. 1. Mal
hrsg. v. G. Buchwald. Lpz , Wiegand. (12 S.) fl. —.72.
Almkvist Hm. Mechilta Bo. Pesachtraktaten med textkritiska
noter, parallelställen ur Talmud ock Midrasch. Samt inledning
ock glossar. Lund, Akad. Buchh. fl. 4.32.
Philosophie. Pädagogik.
I. Mo eile r L. K., Dr. theol. und phil.: Das Haus In unsrer
Zeit und in unserem Volke, seine Gefährdung, seine Be¬
wahrung und seine Erbauung. Ethische Zeitbetrachtungen.
Hamburg, Agentur des Rauhen Hauses, 1892, gr. 8°. (VIII u.
344 S.) fl. 2.40.
II. Frey be Dr. Alb.: Das deutsche Haus und seine
Sitte. Gütersloh, C. Bartelsmann, 1892, 8°. (VIII u. 168 S,)
11. 1.32.
III. F r o m m e I Dr. Emil: Über Bedeutung u. Hebung
christlich-deutscher Sitte in Haus und Volk. Ein Vortrag
in Nürnberg gehalten. Hamburg, Agentur des Rauhen Hauses,
1892, gr. 8°. (32 S.) fl. -.24.
IV. W e I s s Bruno : Voikssltten u. religiöse Gebräuche.
Eine culturgeschichtliche Studie. Bremen, J. Kühtmann (Gust.
Winter), 1892. 8°. (54 S.) fl. —.60.
V. Hansjakob Pfarrer: Unsere Volkstrachten. Ein Wort
zu ihrer Erhaltung. Freiburg i. B., Herder, 1892. gr. 8°. (24 S.)
fl. —.15.
Die vorl. fünf Bücher gehören, so verschieden im
Titel wie im Standpunkt der Verf., doch zusammen: sie
einigt die gemeinsame Tendenz, beizutragen, dass die alte
Sitte, auf der das ganze innerliche wie äußere Leben der
Menschen früherer Jahrhunderte beruhte, wieder lebendig
werde und das deutsche Haus, die christliche Familie,
den Verkehr und das Gehaben der Menschen untereinander
durchdringe und belebe.
I. Am tiefsten fundiert ist zweifellos das erste der
genannten Werke. Moeller ist ein klarer, ausgereifter
Kopf; in seinem hohen Alter hat er, auf reiche Lebens¬
erfahrung zurückblickend, die Summe seiner Überzeugungen
in diesem Buche niedergelegt. Er ist, wie auch alle
übrigen oben genannten Autoren mit Ausnahme Hans-
jakobs, Protestant und verleugnet diesen Standpunkt
nirgends, lässt ihn aber auch nirgends unduldsam hervor¬
treten. Was er S. 120 f. über die mittelalterliche Kirche
sagt, lässt nur bedauern, dass der liebenswürdige Mann
mit seinem Eifer für das Rechte und seiner Milde gegen
das in seinen Augen Irrige nicht tiefer in die Institutionen
und den Geist des kath. Glaubenslebens eingedrungen ist.
In ungemein klarer Gliederung behandelt der Verf. zuerst
die Gefährdung des Hauses und die Abwehr, wobei er
der Reihe nach die feindlichen Mächte (Unzucht und
Unmäßigkeit in ihren verschiedenen Erscheinungen), dann
die bedingten Feinde (Armut und Reichthum, die
Wohnungsfrage, die Gesellschaft, die Presse u. s. w.)
und endlich die an sich befreundeten Mächte, Staat
und Kirche, bespricht; der zweite Theil hat die inner¬
häuslichen Verhältnisse und deren Gestaltung, Gefährdung
und Bewahrung zum Gegenstände: die Ehe mit ihren
Pflichten, Hemmungen und Störungen und all dem, was
in dieses Capitel gehört, und den Eltern- und Kinder¬
stand. Besonders dieser Abschnitt, fast ein Drittel des
Buches füllend, ist ein Schatzkästlein gediegener und er¬
probter Beobachtungen und Rathschläge. Was hier über
die Erziehung des Geistes im allgemeinen und im be¬
sonderen (des Erkenntnis- und Gefühlsvermögens wie des
Willens), sodann über die einzelnen Tugenden gesagt ist,
gehört zum besten, was auf diesem vielbebauten Gebiete
gesprochen und geschrieben wurde. Überall offenbart
sich die feste, gläubige Zuversicht einer reingestimmten,
im Christenthum und seinen Grundlehren allein das wahre
Heil der Menschheit erblickenden Seele und darum kann
das Buch — und am meisten gerade in seinen besten
Partien — auch allen ernstdenkenden Katholiken nur
warm empfohlen werden.
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519
Nr. 17. — Orsterrrichischbs L itteraturblatt. — II. Jahrgang.
520
II. Weniger ausgesprochen belehrenden als historischen
Zweck verfolgt die kleinere Schrift F reybe’s; aber
überall stellt er die guten alten Sitten und Bräuche als Bei¬
spiel auf für unsere Zeitgenossen und dringt auf Einhaltung
der christlichen Vorschriften, wobei man öfters eher einen
Katholiken als einen Protestanten zu hören vermeint,
wenn er z. B. das Bezeichnen mit dem heil. Kreuze em¬
pfiehlt (S. 97) oder den englischen Gruß, das Ave Maria
zu beten räth (S. 123 f.), u. zw. knieend (S. 119), wenn
er gern vorreformatorische Quellen anziehtf Bruder Stephans
Hymelstras 1484, das Wyhegärtlein 1509), aus denen
er die Reichhaltigkeit und Schönheit der alten Gebräuche
mit Beispielen belegt u. s. w. Aber auch wo er an
Luther anknüpft und seine protestantische Anschauung
klar zu Tage tritt, sind es zumeist nur allgemein christ¬
liche Sitten, für die er eintritt; und es ist ja auch
natürlich: was an schönen alten Gebräuchen und Sitten
im Volke lebt, das stammt aus der Frühzeit des Christen¬
thums, aus der katholischen Zeit; die sogen. Reformation
hat zwar manche schöne Sitte abgebracht aber keine
neuen Sitten »schaffen« können. — Das Buch bietet eine
reiche Fundgrube für alles, was auf das deutsche Haus
und seine Sitte Bezug hat, und ist schon darum und
weil es vermöge seiner gefälligen Schreibart, seiner rühm¬
lichen Tendenz und des billigen Preises halber sich zum
Volksbuche sehr eignet, zu empfehlen.
III. Direct spricht es Frommei in seinem Vortrage
über deutsche Sitte aus: »Was in der römischen Kirche
zu viel, ist in der evangelischen zu wenig; dort ist alles
Sitte, bei uns meist alles Lehre« (S. 21). Mit ver¬
ständnisvollem Eifer tritt auch F. für die Hochhaltung
und Wiederbelebung der alten Sitten ein; in den engen
Rahmen eines Vortrages hat er eine erhebliche Menge
gesunder Anschauungen und zahlreiche Beispiele unter¬
zubringen verstanden. Wer sich in einem halben Stünd-
lein über das Wesentliche der Sache informieren will, —
ehe er etwa an die Lectüre eines der beiden vorgenannten
Bücher geht, — für den bildet der Vortrag F.’s eine
passende Einleitung.
IV. Wenig zu empfehlen ist dagegen die »Studie«
von Weiss. Er vermeint seinen Stoff, der wie wenige
ein einheitliches und verbindendes Element in sich
trägt, anregender zu gestalten, wenn er ihn mit streit¬
baren Ausfallen besonders gegen den Katholicismus ver¬
sieht. Was soll es z. B. heißen, wenn er fragt (S. 8):
»Wo bleibt denn der liebe Gott selbst (bei der vom Verf.
»haarscharf« nachgewiesenen Ersetzung deraltgermanischen
Götzen durch christliche Heilige) ....? Vielleicht war
er zu geistig . . . genug er trat zurück, wie er überhaupt
zurücktrat in der ganzen kath. Kirche.« — Und wie
kommt die Lutherische Verhunzung eines alten schönen
Brauches (des schlesischen »Sommersingens«): »Nun
treiben wir den Papst hinaus« etc. in das Büchlein ?
Dass die Schrift nicht ganz gehaltlos blieb, dafür sorgte
schon der unerschöpfliche, reiche und schöne Stoff. Aber
gerade in Vergleich zu der Innigkeit, mit der die vorher
genannten Autoren sich in denselben versenkten und ihn
verständnisvoll behandelten, ersieht man, wie wenig W.
zur Würdigung der hier in Betracht kommenden Probleme
befähigt ist.
V. Eine Einzelfrage aus dem umfassenden Gebiete
der Volkssitte hat Pfarrer Hansjakob in der hier vorl.
Schrift kurz und doch in gewissem Sinne erschöpfend
behandelt. Er stellt sich vier Fragen: Wie sind die
Volkstrachten entstanden? Warum haben sie abgenommen?
Warum soll man sie erhalten? Wie kann man sie er¬
halten? Es spricht hier ein erfahrener Mann, der viel
im Volke verkehrt und dessen Herz hängt an der Be¬
wahrung der guten alten Sitten, zu denen ja die alte
Tracht wesentlich gehört. Möchten doch seine Aus¬
führungen, denen gar nicht widersprochen werden kann,
recht tief ins Volk dringen und Früchte tragen, auf dass
die schönen Landestrachten, die ja schon überall zu
schwinden beginnen, dort, wo sie noch nicht gänzlich
verloren sind, erhalten blieben! —rr.
Philosophische Monatshefte. XXIX, 5 u. 6.
Carus, D. Religion d. Wissenschaft. E. Skizze aus d. Phi¬
losoph. Leben Nordamerikas. — Hoar, E. unaufgeklärtes Moment
in d. kant. Philosophie. — Tön nies, Werke z. Phil. d. Gesch-
u. d. soc. Lebens. (IV. Tarde, Les lois de Limitation). — Re-
censionen : Heymans, D. Gesetze u. Elemente d. wiss. Denkens
(König); — Schwarz, D. Wahrnehmgsproblem v. Standp. d
Physikers, d. Physiologen u. d. Philosophen (Enoch); — Duboc,
Grundriss e. einheitl. Trieblehre v. Standp. d. Determinismus;
Z. Moral- u. Religionsphilosophie (Bender); — Schmekel, D.
Philosophie d. mittl. Stoa (Bonhöffer). — Litteraturbericht.
Revue phlloeophique. XVIII, 7.
Egger» Jugement et ressemblancc. — Soury, Origine et
nature du mouvement organique. — Mouret, Le probleme de
Tinfini. I. Relativite. — Notes et discussions. — Notices biblio-
graphiques.
Gymnasium. XI, 16.
Lohr, Üb. Lattmann’s Schrift *D. Verirrgen d. deutschen
u. latein. Elementarunterr.« (Schl.) — Recensionen. — Programm-,
Zeitschr.-, Bücherschau. — Nachrichten.
Chrlstllch-pädagog. Blätter. XYT, 16.
Moderne Jugend. — Riedling, D. Schulen in d. engl. Cc-
lonien. — Sina, Dr. L. Kellner, e ruhmbedeckter Bannerträger.
— Schuldebatte im öst. Abg.-Hause. VI.
Neue Erscheinungen:
Wreschner A., E. Platner u. Kant’s Kritik d. reinen Vernunft
m. bes. Berücks. v. Tetens u. Änesidemus. Lpz., Pfeffer (VII,
144 S.) fl. 1.50.
Gruber R. P., Le positivisme depuis Comte jusqu’ ä nos jours
Paris, Lethielleux. 3 fr. 50 c.
Huit Ch., La vie et Toeuvre de Platon. Paris, Thorin et fih
2 vols. 24 fr.
Corradi G., Filosofia della storia. Palermo, Clausen, 4 1.
Savagnone F., L’uomo e le sue illusione nel campo della reli-
gione, d. morale e. d. diritto. Ebd. 7 1.
De Maria M., Philosophie peripatetico-scholastica ex font. Ari-
stotelis et S. Thomae Aq. expressa. Rom, Forpani. 3 vol. 16 1.
In poln. Spr. : Caro L., D. Judenfrage im Lichte d. Ethik.
Lemberg. Jakubowski u. Zadurowicz (78 S.) fl. —.40.
In ungar. Spr.i Mitrovics G.. Von d. Wahrhaftigkt. Ästhet.
Studie. Budap., Dobrowsky & Franke. (74 S.) fl. —.80.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Reichensperger Peter: Erlebnisse einet alten Parla¬
mentariers Im Revolutionsjahre 1848. Berlin, Springer, 1892.
8®. (VII u. 263 S.)
Der Verf. hat seiner Schrift das bekannte Motto
vorgesetzt: Discite justitiatn moniti , nec temnere Divos .
Das Wort ist an die Großen der Erde gerichtet, doch
mit gleichem Ernst und Gewicht an die Völker. »Niemals
vordem sind in einer so kurzen Spanne Zeit mit so gering¬
fügigem Kraftaufwande so große, anscheinend fest be¬
gründete Regierungen umgestürzt worden — aber auch
niemals hat der ungezügelte Freiheitsdrang der Völker
sich ohnmächtiger erwiesen, aus sich heraus gesunde und
dauernde Schöpfungen zu begründen.« So spricht Verf.
gleich auf S. 2, und seine ganze folgende Erzählung
bildet den beherzigenswerten Commentar zu diesem Axiom.
Es ist Selbsterlebtes, Selbstgeschautes und Erfahrenes,
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Nr. 17. — Okstkrrkichisches Lm rraturblatt. — II. Jahrgang.
522
was er berichtet, und schon darum, weil von einem so
bedeutenden, frühzeitig in das öffentliche Leben eingeführten
Manne herrührend, von erheblichem Werte. R., seinem
Berufe und Lebensgange nach Jurist, verleugnet diesen
Charakter auch nicht als Politiker und es ist von großem
Interesse, wie allseitig abwägend und rechtsmännisch scharf
er die verschiedenen bedeutungsvollen Krisen analysiert,
in die ihn seine Stellung als Parlamentarier in einer der
verworrensten und schärfsten Zeitläufe der neueren Ge¬
schichte gebracht hat. Er hat nie seinen Conservatismus
verleugnet und trotzdem, oder richtiger eben darum und
dadurch die Achtung selbst seiner entschiedensten Gegner
auf dem politischen Kampfplatze errungen. Von den
Bestien der Straße, die mit Strick und Messer an die
Conservativen heran wollten, wurde er aufs Blut gehasst
und auch das erhöht nur seine Wertschätzung in den
Augen des urtheilsfähigen Lesers.
Wien. H eifert.
Maisch G.: Religiös-sociale Bilder aus der Geschichte
des deutschen BUrgerthums. Abtheilung I. Leipzig, Rein¬
hold Werther, 1893. gr. 8°. (S. 1-240) fl. 1.80.
Ein gewiss löbliches Unternehmen, denn besser
als durch theoretische Untersuchungen vermag das
lebendige Beispiel auf die große Masse zu wirken.
Verf. will, da unserem Geschlechte, wie er sagt »das
Schwinden der Religiosität, also der materialistische und
atheistische Sinn, sowie der Pseudoliberalismus und
Pseudosocialismus mit ihrer Unfähigkeit zur Schaffung
lebenskräftiger Gemeinschaftsformen Verderben drohen«,
in Bildern aus den Tagen des Mittelalters unseren
Zeitgenossen »aus tiefer Nacht wie tröstliche Sterne die
Lichtseiten jener bürgerlichen Gesellschaft« entgegen¬
leuchten lassen. Es muss nun freilich abgewartet werden,
ob der Verf. auch imstande ist, das mittelalterliche
christliche Menschheitsideal, wie es der Katholicismus
verkörperte, zu erfassen und zur Darstellung zu bringen,
ob er, wie es der vorliegende Band noch nicht klar
erkennen lässt, den unbefangenen Blick i n die Einzeler¬
scheinungen und zugleich durch dieselben hindurch be¬
sitzt, wie er dem Geschichtsschreiber, der zugleich Philo¬
soph und Lehrer des Volkes sein will, zu eigen sein
muss. Wenn der Verf. im Prospect von »engherzigem
Zunftzwang«, der »empörenden Unsittlichkeit neben
kirchlich-correcter Frömmigkeit«, vom »Ringen der Mensch¬
heit nach völliger Ausgestaltung des Humanitätsideals«
u. dgl. spricht, so lässt das beinahe befürchten, dass er
sich von den landläufigen Vorstellungen des »finsteren«
Mittelalters wie vom Phrasenthum unserer Zeit noch
nicht freigemacht habe. E. Hildebr.
Forschungen zur brandenburg. u. preuss. Gesch. VI, I.
Berner, D. Abstammung u. älteste Genealogie d. Hohen-
zollern. — Holtze jr., Z. Gesch. d. kurmärk. Lehnskanzlei im
16. Jhdt. — Stölzel, Üb. d. Errichtg d. brandenburg. Geheim-
rathes. — Landwehr, Barthol. Stosch, kurbrandenb. Hofprediger
(1604 -1686). — Koscr, Voltaire u. d. »Idee de la cour de
Prusse«. — Lenz, Tilsit. I. — Kl. Mitthlgen. — Neue Erscheingen.
Bullettino di Archeologia e Storia Dalmata. XVI, 5.
Buliö, Iscrizioni inedite: Salona, Tragurium, Arduba, Anti-
vari. — Gatti, Di una nuova epigrafe Salonitana. — Zanella,
Teatro romano a Lissa. — Karaman, Castel Sucurac. — I. Suppl.:
II testamento di Pietro Canavelli (Forts.) — II. Suppl.: Inchiostri.
— Statuti di Sebenico.
Neue Erscheinungen:
Krön es F. v., Z. Gesch. d. Jesuitenordens in Ungarn seit dem
Linzer Frieden bis z. Ergebnisse d. Ungar. Magnatenverschwörg.
1645 — 1671. Wien, Tempsky. (78 S.) fl. —.85.
Thüna L. Frh. v., D. Würzburger Hilfstruppen im Dienste Öster¬
reichs 1756—1763. E. Beitr. z. Gesch. d. 7jähr. Krieges. Würz¬
burg, Stüber. (X, 257 S.) fl. 3.60.
Boissonade P., Histoire de la r4union de Ia Navarre ä la Castille.
Madrid, Murillo. 4°. 12 pes.
V i v e s y E s c u d e r o A., Monedas de las dinastfas aräbigo-espanolas.
Ebd. 4°. 40 pes.
Miguel Vigil C., Heräldica asturiana y catälogo arinorial de
Espaiia. Ebd. 4°. 10 pes.
In böhrn. Sßr.: Zap K. V., Gesch. d. Regierg. Karls IV. Neue
verb. Autl. Prag, Kober, 10—12 Lief, ä fl. —.20.
In ßoln, Spr.\ Smolikowski P., Gesch. d. Resurrcctionisten.
Krakau, poln. Verl.-Gcs. (367 S.) fl. 3.—.
Zaleski M., Erinnergen. 1830—1873. Lemb., Gubrynowicz &
Schmidt. (VI, 324 S.) fl. 3.—
In nngar, Spr.\ Pap J., D. Ungar. Emigranten in d. Türkei.
Fünfkirchen u. Erlau, Blay. (455 S.) fl. 4.—
Thexvrcwk J., Erzh. Josef. Budap., Grill (199 S.) fl. 10. —.
Antiqu.-A'at. Geering in Basel, Kat.-Nr. 235: Bibliotheca
hist.-geogr. IV, D. Staaten Europa’s I.: Europa, Deutschld., Österr.-
Ungarn, Numismatik (2245 Nrn.) — Baer & Co. in Frankf. a. M.
Kat.-Nr. 310: Numismatik (1006 Nm.)
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
Die Edda. Die Lieder der sogenannten älteren Edda nebst einem
Anhang: Die mythischen und heroischen Erzählungen der Snorra
Edda, übersetzt und erläutert von Hugo Gering. (Meyers
Classiker-Ausgabe). Leipzig und Wien, .Bibliographisches In¬
stitut. gr. 8°. (17 u. 401 S.) Hfzbd. fl. 2.40.
Seit den Tagen der Bardensänger im vorigen Jhdt.
hat sich eine stattliche Reihe von Übersetzern an den
Eddaliedern versucht. Alle diese Arbeiten können heute
nicht mehr genügen; sie sind voll von Missverständnissen
und groben Entstellungen des Originals. Das gilt auch
von der Simrock’schen Übersetzung, die Fehler enthält,
welche schon zu ihrer Zeit leicht hätten vermieden werden
können. Dass die vorliegende Arbeit G.’s eine vollständig
correcte Wiedergabe des Originals ist, und dass hier alle
Ergebnisse der modernen Eddaforschung Berücksichtigung
gefunden haben, dafür bürgt schon der Name des Über¬
setzers, der als Herausgeber altnordischer Texte rühmlichst
bekannt ist. Jedem Anfänger im altnordischen, der erst
in das Studium des Urtextes eingeführt werden will, ist
die Arbeit G.’s zur Benutzung neben dem Original bestens
zu empfehlen. Anders steht aber die Sache für denjenigen,
der mit künstlerischen Anforderungen an das Buch heran¬
tritt. Eine wirklich gelungene Eddaübersetzung könnte
nur zustande kommen, wenn ein Philologe mit dich¬
terischer Begabung sich dieser Aufgabe unterzöge. G.’s
Übersetzung enthält gewiss nur gutes Deutsch, sie ist
frei von Vergewaltigungen der Sprache, aber sie ist
trocken und ohne Differenzierung des Stiles. Ein Über¬
setzer der Edda müsste sich den Wink Vigfussons zu¬
nutze machen, der von einem Ballad-poet, Sibyls-poet,
Aristophanes-poet, Tapestry-poet u. s. w. spricht. Vig-
fusson hat verschiedene Verfasser-Individualitäten ange¬
nommen, ob mit Recht, mag dahingestellt bleiben, aber
die Beobachtung ist gewiss richtig, dass die einzelnen
Lieder stilistisch sehr verschieden sind, und diese Ver¬
schiedenheit muss in einer Übersetzung stärker zum Aus¬
druck kommen, als dies bei G. geschehen ist. Vergleicht
man etwa die Übersetzung der Vegtamskvida, welche
Herder in der Zeitschrift »Der Deutsche« 7, 8, S. 36S ff.
veröffentlicht hat, mit der G.’schen, so wird man vom
künstlerischen Standpunkt der Herder’schen Leistung den
Vorzug geben müssen, trotz der Irrthümer, die sie ent¬
hält. G. hat seiner Übersetzung geschadet durch seine
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Nr. 17. — Oesterreichisches Littrraturblatt.
II. Jahrgang.
524
allzugroße Treue nicht nur im Wortlaut, sondern auch
in der Form. Wir sind in den letzten Jahren durch die
bahnbrechenden Untersuchungen von Sievers zu einer
genauen Kenntnis der Edda-Metrik gelangt. Wir wissen
jetzt, dass die Dichter Gesetze befolgten, dass z. B. der
Vers des sogenannten Kviduhattr ein Viersilbner ist mit
geregelter Abfolge von Längen und Kürzen. G. musste
darauf verzichten, diese metrischen Eigenheiten in der
Übersetzung wiederzugeben. Aber ich glaube, er hätte
auch die Alliteration aufgeben können. Wir empfinden
sie heute kaum mehr als poetischen Schmuck, in manchen
Fällen kommt sie uns überhaupt nicht mehr zum Bewusst¬
sein. Das gilt vor allem von der vocalischen Alliteration.
In dem Verse der Vpluspa »auf Idafeld kamen die Äsen
zusammen«, wo I und A alliterieren, wird die Alliteration
gar nicht mehr gehöit und nicht viel anders ist es in
dem folgenden Verse »Al/äre zu schaffen und Tempel
zu bauen«.
G. begleitet seine Übersetzung mit einem Commentar
in Form von Fußnoten, welche Aufschlüsse über Sagen¬
geschichte und Mythologie geben. Die Namendeutung
nimmt hier einen großen, vielleicht zu großen Raum
ein, denn manche der G.’schen Deutungen sind unsicher
und selbst dem Fachmann ohne ausführlichere Begründung
unverständlich. Ich berichtige hier ein Versehen. Der
Frauenname Sinrjöd wird S. 149 als »die immer rothe«
gedeutet; das müsste aber Si’rjod heißen. G. hat ferner
auch die wichtigsten Abschnitte aus der Snorra Edda
übersetzt, welche den Leser in die nordische Mythologie
und Sage einführen sollen. In der Einleitung orientiert
er über die altnordische Litteratur, über die Stellung der
Eddalieder in derselben und die wichtigsten Eddafragen.
Gegen die Bugge’sche Theorie, wonach in der Edda be¬
reits christlicher Einfluss vorliegt, verhält sich G. ablehnend.
Wien. Ferd. Detter.
Briefe von Heinrich Heine an Heinrich Laube. Heraus-
gegeben "von Eugen Wolff. (Urkunden zur Geschichte der
neueren deutschen Litteratur. I.) Breslau, Schics. Buehdr. und
Verl.-Anst. v. S. Schottlaender, 1893. 8°. (63 S.) fl. -.90.
Man muss dem Herausgeber für die Bekannt¬
machung der hier gebotenen Briefe Heiners dankbar sein;
lehren sie auch keinen neuen Charakterzug dieses »Lieb¬
lings der Grazien« kennen, so zeigen die doch den
Menschen Heine in seiner ganzen grazienlosen Roheit
und Gesinnungslosigkeit und werfen überdies ein helles
Licht auf eine bisher weniger gekannte Qualität desselben:
Heine als Ahnherr des Revolver Journalistenthums. Und
was die Sache doppelt und dreifach verächtlich macht,
ist, dass er nicht nur den gewöhnlichen Droh-, sondern
auch, ein Virtuose in seiner Kunst, den noch gefähr¬
licheren Lob-Revolver zu handhaben weiß, — und dass
er die Erpressungen an seiner eigenen Familie, an den
Kindern seines größten Wohlthäters, seines Oheims be¬
geht. Laube leistet ihm dabei Handlangerdienste und
muss die von Heine selbst abgefassten Schmähartikel
(»Ich habe ihn so perfid dumm als möglich geschrieben«
sagt der Dichter selbst von dem einen, und »Jetzt muss
ich meiner Familie etwas durch die Presse Angst ein-
flößen, um wenigstens meine Pension zu sichern« S. 38),
nötigenfalls »als Inserat«, in deutschen Blättern unter¬
bringen. Par nobile fratrum !
Was sonst aus den Briefen als Ergebnis für die
litterarhistorische Forschung resultiert, ist nicht ohne Be¬
lang: Die inneren Zustände des »Jungen Deutschland«,
das Verhältnis, in dem H. zu den Vertretern desselben,
insbesonders zu Gutzkow und dem Adressaten der Briefe
stand, erfahren manch grelle Beleuchtung; auch zur Ent¬
stehungsgeschichte einzelner Dichtungen Heines findet sich
da und dort ein kleiner Beitrag. — Der Herausgeber hat
in dem knappen verbindenden Text die nöthigen Erklär¬
ungen gegeben und sich dabei einer lobenswerten Ob-
jectivität beflissen. Schnürer.
B r a s c h Dr. Moritz: Rudolf von Gottschall. Ein litteiarisches
Portrait. Mit dem Bilde Gottschalls. Leipzig, Osc. Got'wald,
1893, »r. 8°. (64 SJ fl. —.60.
In wenigen treffenden Zügen zeichnet der Verf.
das litterar. Porträt Gottschalls, indem er, nach einer all
gemeinen Charakteristik, zuerst dessen Jugend-, Sturm-,
Drang- u. Wanderperiode und Einkehr schildert und des
Dichters Bedeutung als Lyriker, Epiker und Romanschrift¬
steller sowie als Dramatiker und Lustspieldichter und
endlich als Literarhistoriker, Essayist und Kritiker dar¬
stellt. Leider verfällt der Biograph öfters in den Ton des
Panegyrikers, dem es weniger um eine Charakterisierung
seines Helden als um eine Glorificierung desselben zu
thun scheint. Da die Monographie als Festgabe zum
70. Geburtstage Gottschalls bestimmt sein dürfte (30. Sept.
1893), ist diese Färbung erklärlich und entschuldbar.
Jedenfalls erhalten wir zu dem Porträt des Dichters in
Holzschnitt, das dem Büchlein beigegeben ist, eine in
ansprechende Form gekleidete litterar. Charakterzeichnung
des bedeutsamen Mannes, der auf vielerlei Gebieten die
Spuren seines Talentes zurückgelassen. R.
Stern Adolf: Beiträge zur Litteraturgeschichte des 17. u.
18. Jahrhunderts. Leipzig, Richard Richter. 1893, 8°. (328 u.
VI S.) fl. 4.50.
Das gefällig ausgestattete Buch besteht aus 13 theils
schon früher veröffentlichten theils neuen Abhandlungen,
und bietet viel unbekanntes Detail. Manches ist schon
durch die hübsche Zusammenstellung dankenswert, so
der wissenschaftliche Aufsatz über die schwedische
Königin Christine und ihren römischen Musenhof. lieber
ihren Uebertritt zum Katholicismus hat A. Busson eine
kleine Schrift herausgegeben (Innsbruck, 1881). Für Joh.
Gottfried (nicht Ludwig, wie die Literaturgeschichten
schreiben!) Schnabel, den Stolberg’schen Hofbalbier und
Verfasser der »Insel Felsenburg« konnte St. andere
Forscher (E. Schmidt und Ph. Strauch) ergänzen, ebenso
bei Chr. Otto v. Schönaich — vielleicht dem besten,
farbgetreuesten Stücke der Sammlung — und bei J. C.
A. Musaeus; hier wäre nur der Hinweis auf die Ab¬
hängigkeit dieses deutschen Märchendichters von dem
Franzosen Perrault erwünscht gewesen. Nicht ohne In¬
teresse sind auch die Beiträge zur Biographie des alten
Körner (239 fg.), wo wir einige bisher ungedruckte
Briefe an Göschen und Notizen aus einem Reisetagebuche
finden. Die letzten 5 Stücke (Dalberg, Amalie v. Helwig,
Charlotte v. Kalb und Jean Paul, Salis, Hölderlin) er¬
scheinen unter dem Titel: »Aus den Tagen der Classiker«
und sind aus größeren Bücherbesprechungen in den
»Grenzboten« erwachsen — nach Form und Inhalt schön
abgerundete Litteraturbilder. Dahin gehörte — mit Musäus
und Chr. G. Körner — auch Friedrich Rochlitz (175 fg.),
von dem mehrere hübsche Briefe (Weimar 1832) an
seine Gattin mitgetheilt werden. S. 213, Z. 3 v. u.
sind etliche Worte des Briefes an Goethe weggeblieben;
auch sonst findet sich da und dort einmal ein Druck-
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OkSTERRRICHISCHRS LiTTBRATURBLAIT. — II. JAHRGANG.
526
\ ? R. 17. —
fehler. Sprache und Darstellungsweise des Verfassers
aber sind durchwegs schön und fesselnd.
Bielitz. Dr. S. M. Prem.
Indogerman. Forschungen. III, 1, 2.
Bartholomae, Z. Vocaldehng im Praet. — G. Meyer,
Neugriech. Etymologien. — Windisch, Bürge z. Etymologie u.
ßedeutgslehre. — Seymour Conway, Oskisch eituns. — Brug-
mann, E. achaische Inschr. aus Kerkyra. — Solmsen, Aiaxxopoc.
— Bartholomae, Arica. IV. — Geiger, D. afghän. Praet. —
Zubat^, Baltische Miscellcn.— Loewe, Gotisch u. Manisch. —
Streitberg, Vocaldehng vor tautosyllab. -ns im Baltischen.
Beiträge z. Kunde d. indogerm. Sprachen. XIX, 3.
Burchardi, Die Intensive d. Sanskrit u. Avesta. — Ders.,
E. missverstandener Vers Laurembergs. —F roehde, ’AitoXXuiv. —
llillebrandt, E. Bemerkg. zu d. Guituralreihen. —Ders., Z. ind.
Perfect. —Lewy, Tca$ bei Hesychius. — Bczzenbcrger, Ety¬
mologien. — Neisser, Vcdica.
Archiv f. d. Studium d. neueren Spr. u. Litt. XC, 4.
Ryssel, 1). syr. Übersetzg. d. Pscudo-Callisthcnes.
Mömoires de la Sociötö de Linguistique de Paris. VIII, 3.
Pognon. Une incantation contre les genies malfaisants en
mandaite. — Meillet, Varia. — Breal, Etymologies (A'.pstu,
Mi/Asty, Kvf^-q »jambe «, Ilctpo’.uita » discours «, Allemand lesen,
Monpe etmatnl, Katoppsyispov, ’feptvuj, XspaovYjXoe, AIESHRIN.)
— Duvau, Italo-celtica (1. Ferox, atrox 2. Vxdlodunuin, Ü'Jy]Xos.
з. Le groupe latin-cl-. 4. A propos d eguoniam ).— Bergaignc,
•10 hvmnes du Rig-Veda, traduits ct commentcs, 2. partie: XV—XVIII.
Neue Erscheinungen:
llerondas, Mimiamben. Ihsg. u. erklärt, m. e. Anh. üb. den
Dichter, die Überlieferg. u. den Dialekt v. R Meister. Leipzig,
Hirzcl. (274 S.) II 6.—.
Stefan A„ Laut-u. Formenbestand in Guillaume’s li clcr’s Roman
»Fergus«. Klagenf., Kleinmayr, (49 S.) fl. —.60.
Mascke C. H, Üb. d. Bedeutgen. d. Sprachlaute u. d. Bihlg.
d. Wortbegriffe. Göttingen, Akad. Buchh. (105 S.) fl. 1.80
Brandes G.. Shelley u. Lord Byron. 2 littcrar. Charakterbilder.
Mit bes. Berücks. d. Frauengestalten in ihrem Leben. Lpz.,
Barsdorf. (164 S.) fl. 1.20.
Brandt W., Mandäischc Schriften aus d. grollen Sammlg. heil.
Bücher, gen. Genza od. Sidrä Rabba, übers, u. erl. Gott., Vanden-
hoeck & Ruprecht. (XIX, 232 S.) 11. 4.80.
Raumer S. v , D. Metapher b. Lucrez. Erl., Blaesing. (VI, 129 S.)
11. —.90.
, Studi italiani di filologia classica. Florenz, Sansoni, 5 L.
Ferrieri P., Storia d. lett. italiana. Vol. I. Maild., Vallardi. 10 1.
Christensen F., Haandbog in dansk litteratur. I. Del. Kopen¬
hagen, Lybecker & Mayer. 3 kr. 50 ö.
ln böhm. Spr ,: Kraus A., Goethe u. Böhmen. 1. Prag, Bursik &
Kohout. (154 S.) fl. 1.20.
Bohutiensky M, Biographie J. Kol&r’s. Z. lOOjähr. Geb.-
Feier. Rosenberg, Salva (52 S.) fl —.10.
Vlcek J., Böhm. Litteraturgesch. Prag. »Verein böhm. Philo¬
logen «. (S. 1 —112). fl. —.90.
ln poln. Spr.: Debicki L., Aus d. journalist. Mappe. Litterar.
Gespräche. Krakau, poln. Verl.-Ges. (386 S.) fl. 1.60.
Sas M., Btrg. z. poln.-latein. Dichtg. d. XVI. Jhdts. Ebd.
(32 S.) fl. —.40.
—, Versmaße d. latein. Gedichte Kochanowski's u. ihre Muster.
Ebd. (52 S.) fl. —.60.
Antiqu.-Kat. Jacobsohn & Co. in Breslau Kat. Nr. 479:
Oriental. Litt. (80 S.) — Otto in Erfurt, Kat. Nr. 479: German.
и. roman. Spr., Litt. u. Litt.-Gesch. (1414 Nrn.)
Bei E. Hübner (Bautzen) ersch. demn.: Joh. Renatus,
»Spaziergang durch die Sprache nebst e. Betrachtg. üb. d.
Sprachsingen.« fl. —.72.
Kunst und Kunstgeschichte.
Brücke Ernst: Schönheit und Fehler der menschlichen
Gestalt. Mit 29 Holzschnitten von Herrn. Paar. Zweite un¬
veränderte Auflage. Mit dem Bildnis des Verfassers. Wien u.
Leipzig, W. Braumüller, 1893. gr. 8°. (II u. 151 S.) fl. 3. — .
Es ist schon im I. Jahrgang (Nr. 18, Sp. 590) des |
»Österr. Litteraturblattes« durch Hofr. v. Falke auf die i
vorl. Schrift hingewiesen worden, eine Schrift, »die |
wiederum zeigt, wie sehr dem Verf. wirkliche Schönheit
Herzenssache war«, mit der er »der Verwilderung in der
Darstellung der menschlichen Gestalt entgegentreten« wollte.
Von diesem hochbedeutsamen Werke liegt gegenwärtig
die zweite Auflage vor; man erkennt beim Durchlesen
immer von neuem, wie tief und mit welch klarem, schön¬
heitsempfindlichem Auge der Verf. seinen Gegenstand
betrachtet, wie aber überall der gelehrte Anatom
und Physiolog dem Künstler in ihm Leiter und Führer
war. Ein solches Buch konnte kein Mediciner und kein
Kunstforscher schreiben : es bedurfte dazu einer so eigen¬
artigen Individualität wie der Brücke’s, welcher beides
zugleich war und dem überdies die Gabe einer so an¬
schaulichen, häufig mit Humor gewürzten Darstellungs¬
kunst zu Gebote stand. Kein Anatom und kein Künstler
darf das Buch unbeachtet lassen. Kress.
Fünfzig Ansichten von Wien und Umgebung. Neue verbes¬
serte und ergänzte Auflage. Nach Aquarellen von J. Var-
rone und L. PetrovitS in Farbendruck ausgeführt.
Wien, C. Gerold’s Sohn, 1893. quer-8°. fl. 2.—.
Das Büchlein soll wohl in erster Linie als »Andenken« für
Besucher der Kaiserstadt dienen; die Darstellungen der hervor¬
ragendsten Baulichkeiten und Monumente Wiens wechseln in
bunter Folge mit Ansichten aus der Umgebung. Die farbige Aus¬
führung bringt einen lebendigen Ton hinein; reiner und getreuer
hätten wohl Stich oder Holzschnitt —• der übrigens auch farbig
gegeben werden kann — gewirkt. Für Marmorgruppen und
Wiedergabe von Werken der Plastik überhaupt reicht der hier
angewandte Ölfarbendruck nicht aus. Am besten gelingt die
Architektur; die Blätter, welche Kirchen, Straßen, Paläste, Faijaden
enthalten, gehören darum auch zu den besten des Büchleins.
Jahrbuch d. kais. deutschen Archäolog. Instituts. VIU, 2.
Körte, Archäolog. Studien z. alten Komödie. — Hauser,
E. tyrrhen. Amphora d. .Sammlg. Bourguignon. — Kuhnert,
Unterital. Nekyicn. — Gercke, Vulneratus deficiens.
Der Kunstwart. Vl, 22.
Dresdner, Das »Moderne« im Drama. Z. Verständigg. —
Wichtigere Musikaufführgen. — Gegen Theater- u. Musik-Ausstellgen
(Schl.). — Dresdner, D. Berliner Kunstausstellg. III. — »Classisch
u. Modern« v. Standp. c. Socialdemokraten.
Neue Erscheinungen:
Pastern W., Kirchl. Decorationsmalereien im Stile d. M.-A
4 Lieff. Lpz., Jüstcl u. Göttcl. gr.-Fol. (24 Taf. m. Text), fl. 21.60
Iwan off S. A. Architekton. Studien. Mit Erl. v. Rieh. Bohn.
hrsg. v. kais deutschen archäolog. Institut. (In deutsch, u. russ.
Spr.) I. Thl. Berl., G. Reimer. gr.-Fol. (44 Taf. m. je 1 Bl.
Text) u. Textbd. gr.-4°. (20 Doppels.) fl. 57.60.
Koch F. E., Entwicklgsgesch. d. Baukunst unter vorzugsw.
Bcrücks. d. deutsch. Kunst, gemeinfassl. dargest. an d. Hand
d. polit. Gesch. d. Völker. Güstrow, Gütz & Co. (XIV, 144 S.
m. 85 III.) fl. 2.40.
Smith M. F., Original manual course of reading vocal music at
sight. Lond., Heinemann. 6 sh.
In böhm. Spr.: Branis J., Kunstgesch. d. M.-A. in Böhmen. I.
Prag, Höfer u. Kloucek. (180 S.) fl. 3.30.
In poln. Spr.: Sokolowski M., Quellen z. Kunstgesch. in Polen
im XVII. u. d. 1. Hälfte d. XVIII. Jhdts. Krakau, poln. Verl.-Ges.
(19 S.) fl. -.25.
Länder- und Völkerkunde.
I. Großstädtische Charakterbilber. I. Wien und die
Wiener. Ungeschminkte Schilderungen eines fahrenden Ge¬
sellen. 2. Auflage. Berlin, Ed. Rentzel, 1893, 8° (III und
350 S.)
II. Whitman Sidney: Das Reich der Habsburger. Recht¬
mäßige deutsche Übersetzung von O. Th. Alexander.
Berlin, Karl Ulrich & Co., 1892, 8° (VIII und 268 S.) fl. 2.40.
(L) Es ist unglaublich, was der Verf. des vorliegenden
Buches, der sich einen »fahrenden Gesellen« nennt, alles
versteht! Er weiß in den Hof- und Adelskreisen in Wien eben
so genau Bescheid wie in den Hörsälen der Universität, in den
Couloirs des Reichsrathes wie »beim Heurigen«, die Wiener Polizei
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527
528
Nr. 17. — Orstkrrkichischks Liitkraturblatt. — II. Jahrgang.
ist ihm eben so vertraut wie der Klerus von Wien, die bildenden
Künste gehören in gleicher Weise in sein Beobachtungsgebiet wie
»die Wiener Welt des Scheins« u. s. w. Freilich ist auch all das
Wissen darnach. Ref. wollte, da er die Lectüre des Buches be¬
gann, die ihm unterkommenden Irrthümer corrigiercn, aber er
sah bald ein, dass dies ein neues Buch schreiben hieße. Und
diese Erfahrung ward in den paar Capiteln gemacht, in denen er
sich ein kritisches Urtheil zumuthen darf! Das Ganze kann man
mit wenigen Worten bezeichnen als Auslassungen eines einge¬
bildeten Schwätzers, der mit unermüdlicher Zungenfertigkeit all
den Tratsch, den er am Kaffeehaustische aufgesammelt, hier von sich
gibt. Eine Weile hört man verblüfft dem Gesalbader zu, dann
aber schließt man das Buch, das auch durch die unendlich saloppe
Art des schriftstellerischen Ausdrucks für die Dauer ungenießbar
wird.
(II.) Ernster zu nehmen als das vorstehende, ist des Eng¬
länders Whitman (Verf. des »Kaiserlichen Deutschland«)
Werk »Das Reich der Habsburge r«. Der Verf. ist mit
einem reichen Fond von Kenntnissen an die Bereisung des Landes
gegangen, nachdem er es aus litterarischen Quellen verstehen
zu lernen sich bemüht hatte. Überall erkennt man den vorsichtigen
Beobachter, der seine Urtheile gern auf selbsterlebte That-
sachen gründet, trotzdem aber ist ihm das Geschick nicht er¬
spart geblieben, das jedem solchen Beobachter gefährlich werden
muss: das Material, über das er verfügt, reicht bei weitem
nicht aus, um den gefällten Urtheilen eine rechtschaffene Basis
abzugeben. Und um nun gar die Besonderheiten und charakteri¬
stischen, typischen Züge eines so vielgestaltigen Körpers wie es
das »Reich der Habsburger« in ethnographischem, socialem und
manchem anderem Betracht ist zu durchblicken, reichen die vom
Verf. mitgebrachten Kenntnisse nicht aus. Aber fallen oft auch
die Urtheile W.’s schief aus oder hängen sie auch gänzlich in
der Luft: man fühlt cs, dass der Verf. sich wenigstens bemüht,
seine eigene Persönlichkeit und jede Voreingenommenheit beiseite
und die Dinge rein auf sich wirken zu lassen. Wie wenig ihm
freilich dies z. B. inbezug auf die religiösen Verhältnisse gelingt,
das bezeugt das Cap. XII. »Der Priester«, in dem er zwar dem
kathol. Priesterstande alle Ehre erweist, seinen Standpunkt als
Anglikaner aber doch nirgends verleugnen kann oder will.
Wien. Kress.
Mittheilgen. d. k. k. geograph. Gesellsch. in Wien. XXXVI, 2 - 6.
(2, 3.) Kerner v. Marilaun, D. Antheil Österreichs an d.
naturwiss. Erforschg. Amerikas. — Gel eich, Lösg. d. M. Behaim-
Frage. — (4.) Kupka, Nil-Gezeiten u. Bewässerg. — (5.) Trampier,
D. Eröffng. 2er Dohnen. — Bau mann, Durch Deutsch-Massai-
Land u. zur Quelle des Kagera-Nil. — (6.) Oelwein, D. Regulierg.
d. Rheines zw. Vorarlberg u. d. Schweiz u. d. Entwässerg. d.
Tieflandes. — Blumentritt, Die Negritos am Oberlaufe d. Rio
Grande de Cagayan.
Zeitschrift der Gesellsch. f. Erdkde. zu Berlin. XXVIII, 1 u. 2.
(1.) Sieger, Seenschwankgen u. Strandverschiebgen in
Skandinavien. ~ (2.) Hann, Üb. d. Klima v. Quito. — Voeltz-
kow, Von Beseva nach Saolala. Reisesksizzc aus West-Madagaskar.
Neue Erscheinungen:
Abraham F., Aufrichtige Gesch. d. Goldminen d. Witwatersrands.
(Südafrikan. Republik). Bcrl., Hausmann. (51 S.) fl. 1.20.
Burton R. T., Personal narrative of pilgrimage to Al-Madinah
and Meccah. 2 vols. Lond.. Tylston. 12 sh.
VautierG., La Hongrie economique. Paris, Bcrgcr-Lcvrault. 10 fr.
Sabattini L., Notizie sulle condizioni industriali d. provinzia di
Milano. Maild., Hoepli. 6 1.
Maggi ore-Perni, La popolazione di Sicilia e di Palermo dal
X. al XVIII. sec. Palermo, Virzi. 5 1.
In böhm. Spr.\ Kuba L., Reisebeschreibgen m. 111. u. musikal.
Beisp. Montenegro i. J. 1890—91. Prag, Beaufort. 4°. (402 S.)
11. 4.50.
Nemec J., In Trümmern. Originalbilder aus Mittelamerika. Tele,
§olc. (229 S.) n. 1.80.
Böhm L., v D. kgl. Leibgedingstadt Melnik u. d. Melniker Bezirk.
Melnik, S£astny. (933 S.) fl. 6.—.
In poln. Spr,\ Spazierfahrt in Wolhynien. Lemberg, Jakubowski
& Zadurowicz. (91 S.) fl. —.80.
Dunikowski E., Naturskizzen aus e. Reise in Nordamerika.
Lemberg, Seyfarth & Czajkowski. (354 S.) fl. 3. —.
Lanck orons ki K., Um d. Erde. Reisebcschreibg. Krakau,
Gebethner & Co. (XII, 343 S ) fl. 2.50.
In ungar. Spr.: Hermann, D. nördl. Vogelberge. Budap., Kilian.
(VIII, 672 S.) fl. 6.50.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Hüll Dr. Charles Henry: Die Deutsche Reichspacketpost.
(Sammlung nationalökonomischer und statistischer Abhandlungen
des staatswissenschaftlichen Seminars zu Halle a. d S., heraus¬
gegeben von Dr. Joh. Conrad. VIII, 3). Jena, Verlag von Gust.
Fischer, 1892. 8°. (VIII u. 161 S.) fl. 1.80.
Im Vorworte hebt der Verf., ein junger Amerikaner,
den besonderen Eindruck hervor, welchen jeder Aus
länder ven dem lebhaften Postpacketverkehr auf
den großen Bahnhöfen Deutschlands empfängt. Sein
Erstaunen wird noch gesteigert, wenn er auch das
niedrige deutsche Packctporto kennen lernt. Er fragt
sich dann zunächst, welchen belebenden Enfluss auf
das Geschäftsleben ein so ausgedehntes und billiges
Mittel des Kleinverkehres haben muss, und erst später
kommt es ihm in den Sinn, dass dieser Verkehr vielleicht
deswegen so großartig geworden, weil er nicht nur unter
Staatsleitung, sondern theilweise auch auf Staatskosten
bewirkt wird.
Das Streben über diese Fragen Gewissheit zu er¬
langen, führte den Verf. zu eingehenden Studien und
Untersuchungen, deren Hauptergebnisse in der vorliegen
den höchst interessanten Abhandlung niedergelegt sind.
Der Verf. beschränkt sich nicht darauf, die deutsche Reichs¬
packetpost, deren Charakter als Warenbeförderungsanstalt,
den Portotarif und dessen Einwirkung auf den Verkehr zu
schildern, er bringt auch eine historische Übersicht und
eine Darstellung der bestehenden Einrichtungen der Packet-
post im Auslande auf Grund ämtlicher Quellen. Von
besonderem Interesse jedoch sind die folgenden Abschnitte,
welche eine Fülle neuer Ideen und Anregungen enthalten
und in erschöpfender Weise den wirtschaftlichen Charakter
des Packetverkehrs, das Rechtsverhältnis der Post zu
den Eisenbahnen im Auslande und in Deutschland, den
Wert der Eisenbahnleistungen für Postzwecke, die Post¬
vergütungen an die Eisenbahnen, Einfluss der Packetpost
auf den Eilgutverkehr und Finanzlage der Reichspacket¬
post besprechen. Hüll kommt zu dem Ergebnisse, dass
es mindestens zweifelhaft sei, ob sich denn die Packet
post rentiere, d. h. ob die Kosten durch die Einnahmen
überhaupt gedeckt werden und die Postverwaltung finanziell
das leiste, was ihr vernünftiger Weise zugemuthet werden
kann. Und diese Verkehrsanstalt, die lediglich durch
die Zuschüsse der Eisenbahnen über Wasser gehalten
wird, , macht nun dem Gepäcks-, Eilgut- und auch Fracht¬
verkehr der Eisenbahnen eine ganz bemerkenswerte Con
currenz! — Eine fachgemäße Lösung der hier aufge¬
worfenen Probleme ist wohl denkbar und auch schon
mehrfach versucht worden; aber an der Durchführbarkeit
dieser Lösungen muss gleichwohl gezweifelt werden; es
stehen derselben internationale Verträge und nicht zum
mindesten die Unthunlichkeit gegenüber, Zugeständnisse,
welche dem Verkehre einmal gemacht wurden, wieder
zurückzuziehen.
Wien (Innsbruck). Freiherr v. Weichs.
Das Testament des neunzehnten Jahrhunderts. Gesammelt
von Wilh. Heinrich. Berlin, Alb. Lehmann's Verlags-An¬
stalt. 1893, gr. 8° (X und 176 S.) fl. 1.20.
Der Gedanke, der den Herausgeber vorschwebte, war sicherlich
richtig : ein Sammelbild zu schaffen dessen, was das Jahrhundert
gewollt und errungen, was es noch zu erringen hat ; aber dies
Bild als Mosaik aus unzähligen Steinchen zusammenzusetzen hält
Ref. nicht für zweckmäßig. Aus einer Anzahl von Büchern und
Zeitungen hat H. Stücke von wenigen Zeilen bis zu einigen Seiten
an Umfangausgewählt und diese in einer langen Reihe hinter-
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Nr. 17. — Orsterrric.hischks Lin kraturbi.au.
II. Jahrgang.
530
einander abgedruckt. Allerdings vermittelt ein Schlagwortregister
die Zusammengehörigkeit inhaltlich verwandter Stellen, aber aus der
Ziffernreihe (Seitenzahlen) neben dem Schlngwort ergibt sich kein
Bild und kein Überblick Dass übrigens das Gemälde, das H. auf
diese Art aus seiner Bibliothek zusammengelesen, ein Zerrbild ist,
zeigt schon ein Blick auf das Quelienverzeichnts : ein Sammelsurium
tendenziöser Kampfschriften und Pamphlete voll giftigen Hasses
gegen alle positive Religion, gegen die besten Traditionen in Staat
und Gesellschaft: religiöser und socialer Nihilismus. Das mag
der Herren Testament sein, des Jahrhunderts Vermächtnis darf
man es nicht ohneweiters nennen. a.
Archiv f. kathol. Kirchenrecht. LXX (N. LXiV.*, 1893, 4.
Arndt, D. Verbote d. Index libr. prohib. Die kirchl. Straf¬
bestimmgen üb. d. Lesen u. Bewahren verbot. Bücher. D. kirchl.
Bestimmgen üb. d. Herausgabe v. Büchern. — K. Schmidt, E.
Entscheidgen. d. O.-L.-G. zu Stuttg. üb. d. relig. Kindererziehg. —
Geiger, D. relig. Kindererziehg. in ungemischten Ehen nach
bayr. Rechte. — K. Schmidt, Form u. Frist d. Verträge üb. d.
Rel. d. Kinder aus gern. Ehen nach bayr. Rechte. — Geiger,
Taufe e jüd. Kindes. — Silbernagl, I). älteste Stolgebühren
ordng. f. d. Hcrzogth. Ober- u. Niederbayern. — Üb. d. portio
eanon. im Bisth. Eichstätt. — v. Oesfeld, Rechtsgrundsätze d.
Entscheidgen. deutscher u. außerd. Gerichte. — Pknissimarbeschluss
d. k. k. ob. Gerichtshofes v. 25. IV. 1893 betr. Bestellg c. dop
polten Fhevertheidigcrs, wenn d. Frage d. Nichtigkt e. Ehe v.
d. Vorfrage abhängt, ob ihrer Eingehg. e. anderes Eheband ent¬
gegenstand. — Kirchl. Vertretg. durch d. k. k. Finanzprocuratur
in Tirol. — D. griech.-nichtun. Gemeinden in Wien. — Z. Frage
d. Leichenverbrennung in Dänemark, Baden, Preußen. — Z.
Oulturkampf in Frankr.— Belleshcim, D. rechtl. Lage d. engl.
Katholiken. — Decr. congrcg. Roman. 1. s. Congr. Inq. 3 Ma i
1893 de patrin. haeret. non admitt. nec non de testim. circa obitum
alterius conjugis. 2. Congr. Conc. 25. Maii 1893 de missarum
stipendiis. — Kl. Nachricliten. — Litlcratur, u. a. : Lehmann,
Publicationen aus d. kgl. preuß. Staatsarchiven, Th. 2—6 (Belles-
heim) ; — Holder, Designation d. Nachfolger d. Päpste < Vering jr.).
Annalen des deutschen Reichs f. Gesetzgebg., Verwaitg. u.
Statistik. XXVI, 8.
Verwaltgsbericht d. Reiehshank f. 1892. — Bericht üb. J.
Thätigkt. d. Reichscommissärs f. d. Auswanderungswesen f. 1892.
— Geschäftsbericht d. Reichs-Versichergs-Amts f. 1892.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik. 3. F., VI., l.
Conrad, D. Verwtg. d. Rentenprincips z. Sicherg auf Grund¬
besitzverhältnisse. — Lexis, D. ggwärt. Stand d. Silber- u.
Währgsfrage. — Conrad, Agrarstatist. Untersuchungen. Die
Domänenvorwerke in d. Provinz Preußen. — Gr ei ff, D. 2. Lesg.
d. Entwurfes e. Bürg. Gesctzb. f. d. D. Reich. (Forts.)
Neue Erscheinungen:
Braun Gfr. H., Z. Lösg. d. socialen Frage. I. Soc. Fragen d.
Columbischen Katholiken-Congi esses (Septbr. 1893). II. D. An-
.thracitkohlen-Strikc in Pennsylvanien 1887/88 im Vergleich m.
d. Bergarbeiter-Bcweggen. in Großbritannien u. Deutschld. Freib.
i/B., Herder. (88 u. VIII, 174 S.) fl. 2.40.
Dam cs K. W., Freizügigkeit u. Aufenthalt u. deren Bescliränkgen.
Nach Reichsrecht m. specieller Berücks. d. bayer. Landes¬
rechtes bearb. Würzb., Gnad & Co. (III, 116 S.) fl. 1.20.
Holder Ed., Üb. objectives u. subjectives Recht. Vortrag. Lpz.
Deichert Nachf. (51 S.) fl. —.45.
In bö/im. Spr.\ Pantücek F., Gerichtssequestration nach österr.
Recht. Prag, ftivnäö. (309 S.) fl. 3.20.
In poln. Spr.\ Gide K., Grundzügc d. Nationalökonomie Krakau,
po!n. Verl. Ges. (511, XII S.) fl. 4.50.
Görski K., Kampf gg d. Theuerg. Ebd. (27 S.) fl. —.50.
Piekosinski Fr., E. Codex ex 1501, d. Übcrsetzg. d. mittel-
alterl.Denkmäler d. poln. Rechts enth. Ebd. (XIII, 171 S.) fl. 1.50.
In ung. Spr.\ Fellner F., D. Schätzg. d. Nationalvermögens.
Budap., Grill. (63 S.) fl. —.80.
Von dem »Staatslexikon. Hrsg, im Aufträge d. Görres-
Gesellschaft z. Pflege d. VViss. im kathol. Deutschld. durch Dr.
Adf. Bruder« (bei Herder in Freiburg) sind im Laufe dieses
Jahres bisher die Hefte 21—24 erschienen. Dieselben enthalten
u. a folgende Artikel: (21, 22.) Grotius (Brischar), Grund¬
buchamt (Spahn), Grundlasten (Bruder), Grund- u. Ge¬
bäude- (H äu ser-)S teuer (v. Huene), Haftpflicht b. ge-
werbl. Unfällen (Karl Bachem), Haiti (Ed. Franz), Haller K.
L. v. (Graf Scherer-Boccard), Hamburg (Ed. Franz), Hand,
todte (Biederlack S. J.), Handel (Stieve), Handelskammern
(Stieve), Handelskrisen (Stieve), Handelsrecht u. Handels¬
gerichte (Stieve), Handelsverträge (Stieve), Handwerk
(Schädler), Hausindustrie (J. P. Schneider). Hausrecht (Juk
Bachem), Hanssuchg. (Spahn), Hawaii (Ed. Franz), Heer¬
wesen (v. Huene), Hegel (Al. Sclimid), Heimat u. Heimats¬
recht (Karl Bachem), 11 eimstättenrccht (Betzinger), Hessen
(Franck), Hilfskassen (v. Steinle). Hobbes (Stückl), Hoch¬
verrat!! (Franck), Hörigkeit (Kämpfe). — (23.)Hof, Hofstaat,
Hofcercm on iell iWichmann), Jagd- ti. Fischere irec h t (Ro
eren), Japan (J. P. Schneider), Jesuiten (Frins S. J.), Immu¬
nität d. Abgeordneten (Gerok), Immunität, kirchl. (O. IL
Müller), I nd ustrie-A usstellgen. (Stieve), Inquisition(Bloctzcr
S. J.), Intervention (v. Buol), I n validen wesen (L. Meti-
zinger), Josephinismus i n Scheie her). —(24.) Italien (Getielin\
Juden (Scheicher), Justizverweigerg. (Gröber), Ivo (Bruder),
Kaiser (Gröber) Kant (A. Sclimid), Kapital u Kapitalis¬
mus, noch ohne Schluss (Sclieimpflug).
Antiqu.-Kat. Prager in Berk. Kat.-Nr. 125: Bibi, jur.-oecon.-
politica, UI. Civilreclit u. Civilproccss. Nr. 4518 — 8537.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Fugger Eb. und K. Kästner: Beiträge zur Flora des
Herzogthums Salzburg. (Sondeiabcruck aus dem 31. Bd. d.
* Mittliciiungcn der Gesellschaft lür Salzburger Landeskunde«.)
Salzburg, Selbstverlag. gr.-8°. 54 S.
Die Yerf. haben bereits früher (1884) ein vollständiges Ver¬
zeichnis aller Gefäßpflanzen veröffentlicht, welche sie als im Herzog¬
thum Salzhurg vorkommend angegeben fanden. Seither sind von
mehreren Seiten Beiträge und Ergänzungen erschienen. Auch
wurden von Dr. Karl Schiedermayr und Ludwig Glaab Manu-
scriptc ähnlichen Inhaltes der Gcsellschalt zur Verfügung gestellt.
Endlich hatten die Yerf. selbst eine große Liste neuer Vor¬
kommnisse verzeichnet und außerdem das Herbar des städtischen
Museums Carolino-Augusteum kritisch durchsucht. Alle diese
Ergebnisse nun finden wir in obiger Schrift systematisch zusammen-
gestellt der Öffentlichkeit übergeben. Neu für Salzburg, d. h. im
Salzburgisclicn bisher noch nirgends nachgewiesen sind folgende
39 Arten: Corydalis capnoides L., Hesperis runcinata W. K.,
Lepidium perfoliatum L , Myaqrum perfoliatum L., Viola Badens is
{alba hirta) Wiesb., Cera.,tium uniflontm Murr, Sarothamnus
vulgarisWwrwn., Melilotus caeruleus Lam., Trifolium incarnatum L ,
Vicia grandiflora Scop., Ononis spinosa v. coctanea Wimm.,
Thladiantha dubia Bunge, Erigeron neglectus Kern., Tagetes
patula L., Phyteuma austriacum Beck, Anchusa italica Retz,
Veronica praecox Alk, Melampyrum commutatum Tausch, Cheno-
podiurn ficifolium L., Salix ambigua Ehrh., Gymnadenia inter-
tnedia Peterm., Nigritella rubra (Wettst.), Hemeroeallis flava L.,
Juncus stygius L. Außerdem noch 8 Pilze und 7 Algen, welche
wie alle übrigen Zellkryptogamen von Dr. Schiedermayr nach¬
gewiesen sind. Auch bei den Fundorten der Gefäßpflanzen wird
stets erwähnt, wer sie entdeckt hat. Es sind das Frl. M. Eysn
und die Herren Fugger, Glaab, Kästner und Sieber. Auf der ersten
Seite wird Frl. Eysn achtmal als Entdeckerin citiert, während die
Herren Fugger und Kästner je fünfmal und Glaab einmal erwähnt
wird. Eysn scheint demnach einen besonders großen Antheil an
diesen neuen Entdeckungen zu haben.
Mariaschein. J. Wiesbaur.
Von der im I. Jalirg. des »Ö. L.« (S. 516) angezeigte »Flora
von Deutschland. Illustr. Pflanzenbuch« von Dr. W. Medicus
(Kaiserslautern, Aug. Gotthold) ist mit der Doppellief. 9—10 der
Schluss ausgegeben worden. Das zuerst a. a. O. ausgesprochene
Lob kann auch nun, nachdem das Werk abgeschlossen vorliegt,
aufrecht erhalten werden. Ein (freilich recht karges) »Verzeichnis
der Erklärungen einiger neueren und selteneren Kunstausdriicke«
ist, wie in unserer Recension gebeten wurde, beigegehen, allein nun
hätte der Passus in der Vorrede S. IV dementsprechend geändert
werden sollen. — Das Werk wird Schülern als Behelf bei An¬
legung eines Herbariums gute Dienste thun (eine spcc. Anleitung
dazu s. S. 227 ff.) aber auch der Geübte wird es mit Nutzen
gebrauchen können.
Monatshefte f. Mathematik u. Physik. IV, 4—6.
Machovec, Z. lin Construction v. Kegelschnitten ausimag
Elementen. — Gegeubaucr, Note üb. Primzahlen. — Stiner.
Metr. Eigenschaften d. Curven III. Ordng. m. e. Doppelpunkt.—
Zindler, Üb. getrennte gemeins. Convergenzgebiete zweier Potenz¬
reihen zweier Veränderlichen. — Weyr, Üb. Fünfecke, welche e.
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531
Nr. 17.
Obsterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
532
C 3 gleichzeitig ein- und umgeschrieben sind. — Valyi, Üb. d.
räuml. Analogon d. Desargues’schen Satzes. — Ru pp, Üb. d.
m. d. Parabelschaar Zusammenhang. Steiner’schen Hypocycloiden. —
Nagy, Üb. Beziehg. zw. log. Größen.— Weyr, Üb. 4ecke, welche
e. C 3 gleichz. ein- u. umgeschrb. sind. — Gegenbauer, Üb. d.
sog. Casus irreducibilis d. Cardani’schen Formel. — Schmid, Üb.
d. Coincidenzproblcm. — Zah radniczek, Z. Theorie d. adiabat.
u. isotherm. Compression e. Gases. — Rulf, Üb. d. Entferng e.
Unstetigkt. in d. Geometrie. — Hoöevar, Üb. d. Convergenz
bestimmter Integrale m. unendl. Grenzen. — Gegenbauer, Be¬
merkgen üb. e. Formel d. H. Pepin. — Zuchristan, F. Satz v.
De Morgan-Sylvester üb. d. Zerlegg. d. ganzen Zahlen. —
Gegenbauer, Beweis d. quadrat. Reciprocitätsgesetzes.
Archives italiennes de Biologie. XIX, l.
(1) Aducco V., Sur un pigment de la bile du crapaud. —
Camerano L., Recherches sur la force absolue des muscles des
inveitebres. — Recherches sur la force absolue des muscles des
insectes. Muscles flechisseurs des maudibules des coleopteres. —
Caviglia P., La circulation foeto-placentaire dans la periode de
la delivrance. — Giacomini G., Sur les anomalies de developpe-
ment de l’embryon humain. — Guareschi J., Introduction a
l'etude des alcaloi'des et specialemcnt des alcalo'ides vegetaux et
des ptomaines. — Lazzaro G., Nouveau procedc pour la fistule
biliaire. — Lilienfeld L. et Monti A., Sur la localisation micro-
chimiquc du phosphore dans les tissus. — Maragliano E. et
Castellino P., Sur la necrobiose lente des globules rouges cn
conditions normales et pathologiques. Sa valeur semiologique et
clinique. — Marcacci A., Le mecanisme de la mort dans
Tempoissonement par l’oxyde de carbone. — L’oxyde de carbonc
au point de vue pharmacologique. — Oe hl E., Nouvelles ex-
perienccs sur l’excitation voltaique des nerfs, en reponse ä quel¬
ques observations de M. le Prof. L. Hermann de Königsberg. —
Paladino G., De la continuation de la nevrologie dans le squelette
myelinique des fibres nerveuses et de la Constitution pluricellulairc
du cylindraxe. — Patrizi L. M., L’action de la chaleur et du
froid sur la fatigue des muscles chez l’homme. — La simultaneite
et la succession des impulsiones volontaires symeiriques.
Neue Erscheinungen:
Friese H., D. Bienenfauna v. Deutschld. u. Ungarn. Berl., Fried¬
länder. (80 S.) 11. 1.44.
Blasius W., Stürme u. mod. Meteorologie. 4. D. Ursachen d. |
Barometerschwankgen. Braunschw., Limbach. (XI, 47 S. fl. 1.08.
Tischn er A., L’astronomie et les astron. Lpz.,Fock. (44 5.)H.—.00.
Peano G., Lezioni di analisi infinitesimale. 2 vol. Turin. Bocca. 15 1
Sars G. 0., An account of the crustacea ofNorway. 1, 1. Amplii-
poda. Christiania, Cammermeycr. 32 kr.
In poln, Spr.: K^pinski St., Üb. d. Integrale d. Lösgen. der
gewöhnl. homogenen linearen Differentialglcichgen 2. Ordng.
Krakau, poln. Verl.-Ges. (65S.) fl. —.80.
In ungar. Spr.: Mikros, D. Transformation. Naturwiss. Studie.
Budapest, Dobrowsky & Franke. (80 S.) 11. —.50.
Antiqu.-Kat. Nr. 120 v. Will. Wesley & Son, London:
Natural-History, Invertebrata, Fishes and Fishery.
Medicin.
Hyglela. VI, 11.
Badekuren. Aus e. Colloquium b. Prof. Schweninger. —
Reibmayr, Zunftgeist u. Specialistenthum. — Brinkmann, Wider
die Prokrusterei in Unterr. u. Erziehg. III. — Vom Büchertisch. —
Hygiein. Plaudereien am häusl. Herd. — Vermischtes.
Gesundheit. XVIII, 14.
Rüger, Beobachtgen u. Untersuchgen während d. Cholera-
Epidemie in Hambg. 1892. — Kühner, D. landwirtschaftl. Noth-
stand, die hieraus f. d. öff. Gesundheits-Zustand entstehenden Ge¬
fahren etc. (Forts.) — Z. jetz. Stande d. Desinfection. — D. Be-
rufskrankhten d. Porzellanarbeiter.
Neue Erscheinungen:
Biswanger O., D. patholog. Histologie d. Großhirnrinden-Er-
krankg. bei d. allg. progressiven Paralyse m. besond. Berücks.
d. acuten u. Frühformen. Jena, Fischer. (186 S.) fl. 2.40.
Czygan C., Üb. Hauttransplantationen nach Thiersch. Königsberg,
W. Koch. (48 S.) n. -.60.
Marthen, Experimentelle Untersuchgen. üb. Antisepsis bei Augen¬
operationen u. Bakteriologie d. ConjunctivalsackeS. Hambg., Voss.
(103 S.) fl. 1.80.
Jankau L., D. Tabak u. s. Einwirkg. auf d. menschl. Organis¬
mus. München, Seitz & Schauer. (110 S.) fl. 1.80.
Kühner A, Hdb. d. hygiein. Therapie. Ebd. (VIII, 261 S.)
fl. 3. — .
Mühlmann, D. Bandwurm, d. Spülwürmer u. d. Madenwürmer,
ihr Vorkommen etc. Hannover, Klemann. (45 S.) fl. —.30.
In ungSpr.: Noväk E., D. Sanitätswesen als nationalök. Factor
im Staatsleben. Klausenburg, Stein. (VIII, 212 S.) fl. 2.— .
M ut’schcnbacher B., Die Bedeutung der allgem. Ernährungs¬
störgen. Budap , Grill (227 S.) fl. 1.50.
Schöne Litteratur. Varia.
Steub Ludwig: Die Rose der Sewi. Eine ziemlich wahre
Geschieht) aus Tirol. Zweite Auflage. Mit Illustrationen von
Hugo Engl. Stuttgart, Bonz & Co. 1892. 8°. (252 S.) fl. 1.80.
Eines der spitzigsten Epigramme Ad. Pichlers ist
gegen die vorliegende Novelle (zuerst erschienen 1879)
gerichtet, und gewiss steht das »Ereignis*, das den
Mittelpunkt der Geschichte bildet, so sehr an der
äußersten Grenze dessen, was schicklicherweise erzählt
werden kann, dass es nur einem so gewandten Autor
wie Steub gelingen konnte, die Fabel kunstgerecht
zu fassen. Durch allerlei krauses und lustiges Beiwerk
hat der Dichter es verstanden, den kargen und spröden
Stoff, der aber den Charakter des Anekdotenhaften
trotzdem nicht verloren hat, zum Umfang einer Novelle
auszudehnen und mit anmuthigen Ränken und Arabesken
hat er das Schwierige der Situation, die den Kern der
Geschichte bildet, verbrämt, eingerahmt und theihveise
verdeckt, — mit einer Grazie, die man bei deutschen Schrift¬
stellern nicht oft findet, den Leser nicht nur über diesen
unglücklichen springenden Punkt, sondern auch über
manche Länge der Erzählung hinweggetäuscht, wobei
freilich auch wieder kleinere Taktlosigkeiten und tenden¬
ziöse Witzeleien ärgerlich genug mitlaufen. Trotz alledem
aber und trotz der hübschen Vignetten und Bildchen
des Illustrators ist der Gesammteindruck kein einheitlich
reiner. Das Büchlein liest sich gewiss so flüssig wie we¬
nige in deutscher Sprache und man kann dem Autor
nirgends eigentlich gram sein, ja man wird, am Schlüsse
angelangt, dies mit Bedauern bemerken, — und doch wird
man nachträglich im Zweifel sein, ob man das Buch
wirklich anempfehlen soll und ob es einem eigentlich
selber so recht gefallen habe. Müller.
Scheffel J. V. v.: Episteln. Mit dem Porträt des Verfassers.
Stuttgart, Ad Bonz & Co., 1892. 8° (IV und 335 S) fl. 2.16.
Mehr als irgend eines seiner Werke zeigen diese
»Episteln« den lebensfreudigen Humor S.’s und wirken
um so tiefe-, da sie, nicht für die Veröffentlichung ge¬
schrieben, es gestatten, den liebenswürdigen, son¬
nigen Charakter des werdenden Poeten vor unseren
Augen gewissermaßen aufwachsen und reifen zu sehen.
Die früheste Epistel datiert »Säkkingen, den 6. Januar
1850«, wo der noch nicht Vierundzwanzigjährige als
Rechtspraktikant beim Bezirksamt seine Beamtencarriere,
die bekanntlich nicht weit gedieh, begann ; die weiteren
Briefe (zumeist an seine Anverwandten gerichtet) zeigen
den Dichter auf einer Schweizerfahrt (August 1851),
dann, in Berichten an den »Engern«, in Welschland
(»Mediolani, den 2. Juni 1852«, »Roma, den 2. No-
vembris, auf Aller Seelen Tag 1852« bis »den 6. Ja-
nuary 1853« ; »Venedig, den 18. Juni 1855«) und zum
Schluss ist ein Bericht aus Meran vom Oct. 1855 bei¬
gefügt; inzwischen war sein »Trompeter« (1852) er¬
schienen und wurde (1855) der »Ekkehard« eben aus-
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Nr. 17. — Oksikrrkichischks Littkratukblait. — 11. Jahrgang.
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gegeben. Sch. kommt in den Episteln darauf nicht eben
häufig zu sprechen, hie und da findet sich eine gele¬
gentliche Erwähnung (S. 311 »und würde ich mir’s gern
gefallen lassen, vom Bischof zu Trident . . . zur Strafe
für meinen Ekkehard auf Jahr und Tag in Runglstein
cingesperrt zu werden, um mit etlichen alten Chroniken
und altem Wein, mir zur Buße und Gott zur Ehre,
einen besseren historischen Roman zu verfassen, als
jenen ersten«), aber ein desto lebendigeres Bild der
Stimmungen, die den Dichter in jenen Jahren erfüllten,
der Verhältnisse, in denen er sich bewegte, geben uns
diese prächtigen Briefe und Tagebuchblätter. Und so sind
sie dem Literarhistoriker eine eben so willkommene
Gabe als dem einfach Genießenden, der sich an der
^feuchtfröhlichen« kleinstädtischen Behaglichkeit in dem
durch Sch. zur Berühmtheit gelangten Städtlein Säkkingen
gleichermaßen ergötzt wie an der künstlerischen Unge¬
bundenheit, die der Poet, damals noch nach dem ihm
zusagenden Gebiet in dem weiten Bezirk der Künste tastend
und suchend, im Kreise der jungen Künstlerschar in
Rom entwickelte. Zu den hierhergehörigen Briefen geben
diejenigen seines Reisegenossen und Freundes, des Malers
Anselm Feuerbach (in »Ein Vermächtnis», 2. Aufi.,
Wien, Gerold, 1885, S. 57) ein interessantes Gegen¬
stück und zeigen, wie sehr sich der burschikose,
scheinbar oberflächlich hintändelnde Sch. dennoch die
hohe Achtung und Zuneigung des ernststrengen und
scheu zurückgezogenen Feuerbach erwerben konnte
(vgl. bes. in dem »Vermächtnis« die Stelle S. 61
oben). So bietet das Werk, für dessen Herausgabe wir
der Verlagshandlung zu Dank verpflichtet sein müssen,
nach gar mancher Seite hin Anregung und Genuss; und
es verdiente sein Publikum, auch wenn nicht der Name
des berühmten Autors auf dem Titelblatte stünde.
Müller.
E i C h 6 r t Franz : Wetterleuchten. Gedichte. Paderborn, Ferd.
Schöningh, 1893. kl. 8°. (256 S.) fl. 1.20.
»Politisch Lied, ein garstig Lied.« Wer auf
dies Wort schwört, dem kann Ref. nicht zu Gefallen
schreiben, denn von den Gedichten, die E. unter dem
vorangeschickten, hier sehr charakteristischen Titel hat
erscheinen lassen, sind die bei weitem meisten politische
Kampflieder. Der Dichter ist der Tyrtäos der christlich¬
socialen Partei in Österreich und darum für die kathol.
Christenheit der ganzen Welt ein hochwillkommener Vor¬
kämpfer. Keines von den mehr als 100 Liedern und
Gedichten riecht auch nur in einer einzigen Verszeile
nach dem Schweiße mühseliger Arbeit. Sie erscheinen
mit wunderbarer Leichtigkeit, fast spielend hingeworfen,
urplötzlich entstanden und aufgeschossen wie die
Maienblüten einer einzigen Frühlingsnacht und darum
so thaufrisch, so duftig, so bezaubernd schön. Und sollten
wir für diese Reize, für diese Schönheit blind sein, weil
es politische Stoffe, chri stlich-sociale Fragen sind,
die der Dichter hier poetisch zu gestalten gewusst hat ?
Von E.’s Liedern darf dabei getrost gesagt werden, dass
sie in jeder Zeile erlebt, empfunden sind, den tiefsten
Gefühlen eines warmen Dichterherzens entsprungen. Sie
sind die Buß- und Triumphgesänge eines Mannes, den
die liberale Schule gebildet und unglücklich gemacht hat,
der aber seine Heimat und sein Glück als ein Erlöster
wiedergefunden hat in Gott, im Kreuze und in dem am
Kreuze Gestorbenen. Sie sind die Degenstöße eines freien
Mannes, der sich an seinen Verführern rächt, indem er
sie züchtigt. Die sich getroffen fühlen, werden vor
Schmerz und Wuth schäumen, aber der die Stöße aus
getheilt hat wird darum seinen Freunden immer lieber
und lieber werden. Um so lieber, wenn diese Freunde
Gefühl und Verständnis für echte Poesie haben. Wer
aber je ermüden sollte, wenn er in dem Büchlein, das
in netter und feiner Ausstattung vorliegt, mit dem Dichter
fortstürmen soll von Kampf zu Kampf, dem rathen wir,
mitunter in die letzte Abtheilung der Sammlung zu flüchten
und sich in das eine oder andere der rein lyrischen Ge¬
dichte zu vertiefen, die die Seiten 175 bis 252 füllen.
Vielleicht begegnet er da Bekanntem, das er einst schon
im »Deutschen Hausschatz« gefunden hat. Aber auch
das schon Bekannte wird ihm neue Freude bereiten. Wer
so wie E. die tiefsten Töne des Herzens anzuschlagen
weiß, immer ergreifend und oft erschütternd, der bleibt
uns immer neu und dabei ein Freund fürs ganze Leben.
Und wer hier vielleicht E.’s Namen zum erstenmale liest,
der folge unserm Rath und studiere dies »Wetterleuchten«
und er wi'd darin ein Vademecum gefunden haben, von
dem er sich nie wieder trennt. A. Tr.
Von den 1883 zuerst ausgegebenen »Abenteuern und
Schwänken« von Rud. Baumbach — zumeist Nachdichtungen
alter Geschichten aus den »Gcsammtabenteuern« v. d. Hagen’s u. ä.
— ist soeben das 13. Tausend mit Zeichnungen von P. Mohn u. a.
versehen, bei Liebeskind in Leipzig erschienen. Den Ton und die
Farbe der Zeit hat B., wie nicht anders zu erwarten, meisterhaft
getroffen. Die Schalkhaftigkeit einzelner Abenteuer kommt eben so
getreulich zum Ausdruck, wie die düstere Färbung anderer. Nur
ii^ der Auswahl der zur Bearbeitung gelangten Geschichten wäre
hie und da ein feineres Taktgefühl am Platze gewesen. An gar
mancher Perle dieses reichen Schachtes ist B. vorbeigeschritten,
um gelegentlich wertlos-taubes Gestein feinzuschleifen. Die Aus¬
stattung ist der renommierten Verlagsfirma würdig, Lettern und
Einband äußerst geschmackvoll.
Den IV. Band der Sammlung »Für Hütte und Palast.
Sammlung gediegener österr. Unterhaltungsschriften.« (Wien, Kirsch)
bildet die zweite Auflage des 1860 zuerst erschienenen »Eligius.
Lebensbilder aus dem n.-ö. Gebirge.« Von Dr. Ant. Kersch-
baumer (VIII, 267 S.), von dem s. Z. Graf Fugger S. J. in den
Stimmen aus M.-Laach urtheilt, dass er »zu einer gefälligen Form
von Zeiten-, Sitten- und Charakterstudien geworden« sei. Was
die Lectüie besonders anmuthend macht, ist die schlichte, gemüth-
volle und gemüthliche Art des Verf., die sich auf jeder Seite des
Buches ausprägt und uns Österreicher besonders anheimelt. Der
Band schließt sich den ersten drei Bänden der Sammlung, Schriften
Wichners, ebenbürtig an.
Von Maximilian Schmidt’s , des Schildcrers des bayrischen
Waldes, »Volkserzählungen« lässt die Verlagshandlung Sfcitz
und Schauer in München eine Gcsammtausgabe (in Serien zu je
circa 75 Lief.) erscheinen. Die vorliegenden Lieferungen 1—4
enthalten die beiden kleineren Erzählungen »Die Amcisenhexe«
und »Der weiße Sonntag«, beide einfach, ein wenig altvaterisch,
aber gerade darum anheimelnd und wohlthuend in Ei findung und
Form, die landschaftliche Scencrie mit großem Geschick in Ver¬
bindung gebracht mit den erzählten Vorgängen und auch in der
Tendenz recht lobenswert. Warum ist der Preis der Lieferung,
20 Pfennig = 30 Heller, in Österreich also theurer als in Bayern?
Re der Heinrich v.: Lyrisches Skizzenbucb. München, Dr.
E. Albert & Co., 1893. 8° (XV, 223 S.) Das beste an dem Buche
ist die ge'ällige Ausstattung. Der Inhalt ist von einer unglaublichen
Niedrigkeit der Gesinnung, die formelle Gestaltung nicht viel besser.
Sich durch all den Schmutz und die Langeweile hindurchzulesen,
ist eine peinliche Aufgabe.
Von Georg Ebers »Gesammelten Werken« sind die
Lief. 3—6 (Stuttg., Deutsche Verlags-Anstalt) erschienen, die Forts,
der »Ägyptischen Königstochter« enthaltend. Wir verweisen dazu
auf das in Nr. 12 des »Österr. Litteraturbl.« bereits Gesagte. —
Desgleichen sind von derselben Verlagshandlg. die Lief. 9—12
der von Grotjohann illustr. Ausg. der Grimm’schen »Kinder-
u. Hausmärchen« ausgegeben worden. Künstlerisch ganz be¬
sonders gelungen u. zugleich den Geist des deutschen Märchens
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Nr. 17. — Obstkrrrichischrs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
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treffend scheinen uns die Bilder auf S. 210, 217 (Vollbild »Die
Gänsemagd«), 237, 240, der prächtige Charakterkopf S. -50, 257
(Vollbild) u. »die sieben Schwaben« S. 288.
Deutsohe Revue. XVII, August 1893.
Auä d. Leben K. Karls v. Rumänien XIX. — Schenck,
D. Rantzauer Lilie. Erz. I. — Posch inger, Lothar Bücher. 111.
Peters, Witterung u. Klima. — Moldenhauer, Aus gührender
Zeit. — Cohn, Georg Bartisch, e. Staarsteohcr d. Mittelalters. —
Wiedemann, Sechzehn Jahre in d. Werkstätte Leop. v. Ranke’s.
XIII.— Janitsch, Orientalische Teppiche. II. (Schl.t — Grüner,
E. Beitr. z. Briefwechsel v. J. v. Görres I. — Litterarische Berichte.
Nord U. Süd. XVII, (Bd. 66.) Heft 197.
Telmann, Ohne Schuld? Nov. (Schl.) — Burckhard, D.
Kunst u. d. natürl. Entwicklgsgesch. — W o l f f, Blätter aus d.
Werther-Kreis. — Schröder, Der Bohrbrunnen v. Schneidemühl.
— Ullrich Titus f, Gedichte. — Nitzsch, Z.Gesch. d. Entwicklg.
d. deutsch. Nationalbewusstseins. — Puschkin, Dubrowsky.
Nov. Übers, v. Natalie v. Bcssel. — Bibliographie.
Deutsche Worte XIII, 8 u. 9
Rosenfeld, Der Selostmord im k. u. k. österr. Heere. —
Gumplowicz, Die Geburtenziffern Frankreichs. — Braun, Z.
Methodologie d. Haushaltgs.-Statistik. — Mülberger, D. Kohlen¬
ring u. was er uns lehrt. — Feldegg, Die ethische Beweg, d.
Gegenwart. — Münz, Neue Schopenhauer-Briefe. — Schmid-
kunz, D. Münchener Moderne. — Litterar. Anz.
Prochaska's Illustrierte Monats-Bände. IV, tl u. 12
(11.) Hoffmeister, Schicksalswege. (Schl, in Bd. 12).
ßree, D. Kampf m. d. Drachen. — v. Hesse-Wartegg, Sevilla
u. s. Frauen. — B. Kätscher, Newnham College, Cambridge. —
Ring, D. schwarze Kokarde.— v. Muyden, Aus d. Rüstkammer
d. Tagespresse. — Jentsch, Aus d. Vaterlande Kl. Groths. —
Seel mann, D. Baumwolle. — Kätscher, Einheitsporto u. Post¬
wertzeichen. — Miscellen. — i 12) Hamei*, Milli’s Geheimnis.
— Schwarz, In's Innere v. Kleinasien. — Seelmann, Fabel¬
hafte Geschöpfe. — Hess, Die Bacterien im Haushalte d. Natur.
— Hocrnes, E. Woche auf Sardinien. — Grosse, Wie alt ist
d. Menschengeschlecht? •
Das zwanzigste Jahrhundert. III, 11.
Bleib treu, Russland in d. Kriegsgesch. — Jaensch, Die
Vertiefung d. nation. Gedankens. (Schl.) —Schul tes, Der fidölle
Postillion.— Brandt, D. Kolonialpolitik Deutschlands u. d. An- !
fang d. Weltmachtstellg. — Deutsche Aussprüche. — Aus dem
Narrenhause d. Zeit. — Bleibendes v. Tage. — Vom Büchertisch.
Der Zuschauer. I, 7.
Mordtmann, D. Rose des Gelehrten. E. Märchen f. Er¬
wachsene. — Lange wiese he, 2 Gedichte. — Mül ler-Ho Im,
D. Befreig. d. Schule. — Kliemcke, Leichter Sinn. — Höfer,
Als er noch keinen Namen halte. — Boelitz, Blankenstein. —
Vrchlicky, Giotto u. d. Seele. — Handwerck, Anton Reiser.
— E. rumän. Volkslied. — Brunner, D. Technik d. kür stier.
Schaffens. IV. (Schl.) — Krit. Rundschau. — Beil. Bühnenblatt:
Kreutzberger, Rechts u. links. — D. Gothaer Opernconcurrenz.
Academla. VI, 4.
Görres-Gesellschaft u. Leo-Gesellschaft. II. Die Lco-Gesell-
schaft. (Schl.) — D. gefährdeten Positionen. — Drei Studenten-
Strikes. — Studienregeln. — Aus d. C.-V. — Hochschulnachrichten.
Przeglqd Powszechny. XXXIX, 116.
Badeni, Eindrücke v. d. Katholikentag in Krakau. (Beil.)
— Morawski, Bericht üb. d. kath. Schulen. — Caro, D. Wucher
in Galizien. II. — Sasa, Alex. Lorenzowicz II. — J. W., Heden-
stierna u. Kipling. II. — Pi j\t kie wicz, Übersetzg. einiger
Gedichte Sarbiewski’s. — Rec., u. a.: L anckorofiski, Na okolo
ziemi; — Cathrein, Moralphilosophie; Caro, D. Wucher;
Dzwi^ki, Utwory liryczne Jana Wazowa (Sopodiko). — Be¬
richt aus d. Gebiete d. Religion, Wissensch. u. Gesellschaft.
Osveta. XXlir, 8.
Horica, Ungar. Angelegenheiten. «— Albieri, Chicago.
(Schl.) — Heyduk, D. Mühlbauer. (Forts.) — Touzimsky,
1). Werk Schmerlings. II. — Jakubec, Jan Kollar in Jena. —
Kalina, E. unsterbl. Skeptiker. Taine (Forts.) — Klostcrmann,
Für's Glück. Roman (Forts.) — Jahn, Physikal. Eigenschaften
d. Oceans. — Gedichte.
La Ricreazlone. II, 12—16.
(12.) Un insigne monumento. — La seta. — Gli scorpioni.
— La fanciullezza.— L’orfana di S. Maria d. Afflitti. (Schl.) —
I castelli mediaevali. — (13.) L’ignoranza del Clero. — II petrolio.
— L’elefante. — Concetta, novella. (Forts, in Heft 15j. — 11 sorriso.
— (14.) Popoli e sovrani. (Forts, in Heft 15 u. 16.) — II tabacco.
Bestie in casa — Deila missione cristiana della donne. — II
terrib. disastro d. corazzata ingl. »Victoria«. — Delle moschee o
tempii maomettani. — (15.) I fachiri e i loro prodigi.— I limone.
— Perche? — Vie e Bazar di Constantinopoli. — (16.) Le feste
di Maria. — Le frutta. — Libertä di coscienza. — Giovanna
d’Arco. — Nella Svizzcra.
Neue Erscheinungen:
Dorers E. Nachgelassene Schriften. Hrsg. v. A. F. Graf v.
Schack. 3 Bde. Dresden, Ehlermann. (XX, 228; V, 184 u. V,
160 S. m. Bildn.) fl. 7.20.
Fugger-Glött Jos., S. J., Kreuzfahrer-Lieder. Freunden d. hl.
Landes aus d. Leben zusammengestellt. Mainz, Kirchheim. 12°.
(XII, 174 S.) ft. 1.80.
Heeß Jobs., Durch Kreuz zum Heil. Dramat. Bild. Ebd. (116 S.)
(1. —.90.
Frey Adf., Erni Winkelried. Histor. Trauersp. Frauenfeld, Huber.
(IV, 119 S.) fl. 1.20.
Jordan K. F., Morgenglühen! Oden u. Lieder e. Antimodernen.
Herl.. Rehtwisch u. Langewort. (VIII, 75 S.) 11. —.60.
Vasantasena od. d. irdene Wägelchen. E. altind., dem Kg.
(,'üdraka zugeschrieb. Schauspiel. Frei wiedergeg. v. Dr. Mich.
Haberlandt. Lpz., Liebeskind. 16°. (XX, 214 S.) fl. —.00.
ln poln. Sj>r.\ Konopnicka M„ Auf d. Wege. Novellen u. Bilder.
Krakau, Gebethner. (311 S.) fl. 1.95.
Kosiakic wicz W., Im Städtchen. Roman. Ebd. (186 S.) fl. 1.05.
Wesolowski F., Boris. Altslav. Märchen. Ebd. (140 S.) fl. 1.30.
Von M. v. E b n e r- E s c h e n b ac h s * Gesam //. Schriften «
veranstaltet d. Verlags-Buchhdlg. Gebr. Paetel in Berlin eine Ausg.
in 42 wöchentl. Lief, ä fl. —.30. Diel. Lief, erscheint Mitte Sept.
Die Generalversammlung der Leo-Gesellschaft
und des Zweigvereines derselben für Tirol und
Yorarlberg in Innsbruck 1893.
i.
Mit der geschlossenen Generalversammlung des
Zweigvereins für Tirol und Vorarlberg der Leo-Gesellschaft
wurden die Versammlungen am Nachmittage des 24. Juli eröffnet.
Außer den Functionären der Gesellschaft nahm nebst anderen an¬
gesehenen Gästen Se. Excellenz Fürstbischof Dr. Simon Aichner
an der Verhandlung theil. Se. Excellenz Graf Bran dis, Landes¬
hauptmann von Tirol, eröffnete als Präsident des Zweigvereines
die Versammlung und theilte mit, dass der programmmäßige Vor¬
trag des Gymnasialdirectors P. Vinc. Gredler nicht stattfinden
könne, da der hochw. Herr auf der Reise nach Innsbruck erkrankt
war. An seine Stelle trat rasch entschlossen und mit dankens¬
werter Bereitwilligkeit Univ.-Prof. Dr. Jos. Hirn und trug der
Versammlung eine bisher ganz unbekannte Episode aus der tiro-
lisehcn Landesgeschichte, »Trautson contra Fugger« vor, die
einen Kampf des Landesfürstenthums gegen die damalige Geld¬
macht der Fugger behandelte. Zunächst zeigte der Vortragende,
wie unter den sich steigernden Finanznöthen der landesfürstlichen
Kammer seit dem 16. Jahrhundert die Verpfändung der Domanial-
herrschaften immer häufiger wurde und wie diese Wirtschaft mit
den Pfandherrschaften für die Darleiher ein sehr gutes, für den
Fiskus dagegen gewöhnlich ein schlechtes Geschäft bedeutete. Die
südtirolische Herrschaft Enn war seit 1561 eine in den Händen
der Trautson liegende Pfandschaft. Hans Trautson, der zu Be¬
ginn des 17. Jahrhunderts dieselbe inne hatte, war durch schlechte
Wirtschaft in Schuldenabhängigkeit von Georg Fugger gekommen
und hatte sich demselben unter anderm auch dahin verschreiben
müssen, dass er seinerseits alles anbahnen wolle, damit Fugger
nach Trautsons Tode in den Besitz dieser Pfandherrschaft komme.
Dazu war aber auch die Zustimmung der Erbherren von Tirol
nöthig. Eine bejahende Erledigung von Seite des Kaisers ver¬
schaffte sich Fugger durch ein nach Prag gegebenes hohes Dar¬
lehen ; die stciei märkische Linie war ihm ohnehin günstig gestimmt.
Maximilian, den Deutschmeister, welcher Gouverneur von Tirol
war, hoffte Fugger zur Einwilligung nöthigen zu können. Aber
eben an diesem fand er seinen Meister. Wohl griff Fugger gleich
nach Trautsons Tode zu und wollte auf Grund des mit demselben
getroffenen Abkommens von der Herrschaft Besitz nehmen, aber
Maximilian wehrte es ihm. Nun wandte sich Fugger mit der
Klage der Besitzstörung ans Reichskammergericht in Speier. Der
Deutschmeister sah darin eine Verletzung der österreichischen
Hausprivilegien und fühlte sich zu desto kräftigerer Gegenwehr
herausgefordert. Er ließ Georg Fugger in dessen Palast zu Trient
gefangen nehmen und nach Innsbruck bringen. Um sich nun aus
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Nr. 17. — Orstrrrrichischks Lntkraturb!.att. — II. Jahrgang.
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dem unbequemen Arrest zu befreien, ließ sich Fugger von Speier
einen gefälschten Attest schicken, wornach er seine Klage daselbst
zurückgezogen hätte. Kaum war er auf Grund desselben frei
geworden, so bekam Max von Speier neue Vorladungen, weil
der Process gegen ihn dort thatsächlich fortlief Begreiflich
stieg der Zorn des Erzherzogs. Einer neuen Haftnahme entzog
sich Fugger durch rasche Flucht ins Venezianische. Nun
arrestierte Maximilian alle Fuggerischen Güter in Tirol wie
in den Vorlanden. Auf die Klagen, die darüber das ganze Ge¬
schlecht der Fugger erhob, erwiderte der Deutschmeister, dass er
den Arrest so lange aufrechthalte, bis die Klage in Speier in aller
Form aufgehoben und von Georg Fugger ein Revers ausgestellt
wäre, dass er keinen Anspruch auf Enn habe. Der nächste Erbe
des verstorbenen Trautson, MaxTrautson, ward unterdessen auch
in die angefochtene Herrschaft Enn installiert. So lang der Deutsch¬
meister lebte, kam der Streit nicht zum Austrag, da Fugger die
gestellten Bedingungen nicht erfüllte. Erst nach dessen Tode hat
sein Sohn dem Erzh. Leopold den geforderten Revers gegeben
und die Klage in Speier zurückgezogen. Die Jahre 1614—1623
füllt dieser interessante Streit, in welchem sich endlich das tirolische
Landesfürstenthum gegen die mächtigen Fugger behauptete.
Der Schriftführer des Zweigvereins, Univ.-Prof. Dr. Pernter
gab hierauf eine Skizze der bisherigen Thätigkeit des Zweigvereins,
die sich insonders in der thatkräftigen materiellen und ideellen
Unterstützung des »Ost. Litteraturblattes«, in der Veranstaltung
von wissenschaftlichen Vorträgen und in der Herausgabe zweier
Schriften (Ohrwalder’s »Aufstand und Reich des Mahdi im Süden«,
vgl. »Ö. L.« 11, 209 f. und Landesschulinspector’s Chrn. Schneller
»Beiträge zur Ortsnamenkunde von Tirol«, 1. Heft) äußerte. Der
genauere Bericht über den Mitglieder- (215 ord., 66 Theilnehmer)
und Vermögensstand wird an anderer Stelle gegeben werden. In
den Vorstand wurden hierauf gewählt: Exc. Graf Brandts, Landes¬
hauptmann von Vorarlberg Rhomberg, Landesschulinsp. Dr. Haus¬
otter, die Professoren Dr. Niglutsch, Pastor, Pernter, Schmid,
Wackernell, Director Dr. Spielmann, v. Paur, als Ersatzmänner
die Professoren Dr Hirn, Schönach, Wotschitzky, Privatdocent
Dr. Malfatti. Während des Scrutiniums erstattete der Vorstand-
Stellvertreter des Zweigvereins Univ.-Prof. Dr. Wackernell Bericht
über die oberwähnte zweite Vereinsschrift (Schneller, Namen¬
forschung), der er besonders nachrühmt, dass sie auf der einzig
richtigen Grundlage der jeweils ältesten Namenformen aufgebaut
sei und dass ihre Ergebnisse daher auf dem vielumstrittenen Ge¬
biet der Tiroler Namendeutung auf besondere Beachtung rechnen
dürften.*) Als Ort der nächstjährigen Generalversammlung des
Zweigvereines wurde über Einladung des Landeshauptmannes
Rhomberg Bregenz bestimmt.
Am nächsten Tage (25. Juli) begann nach der Heiliggeist¬
messe die Arbeit der einzelnen Sectionen, u. zw. mit der Theolog.-
philosophischen Section, in der P. Kern S. J. den angekündigten
Vortrag des erkrankten Univ.-Prof. Dr. Max Limbourg S. J.
»Ober Kant’s kategorischen Imperativ« nach dem Manuscripte
P. Limbourg’s zur Verlesung brachte. Der Vortrag gipfelt in dem
Satze, dass Kant der Begründer der Moral ohne Gott ist. Dieses
Moralsystem wurde einer vernichtenden Kritik unterzogen und dessen
philosophische und praktische Unhaltsamkeit nachgewiesen. —
Nach einer einstündigen Unterbrechung, in die der Vortrag des
Prof. Pasch fiel (Litterarische Section, siehe unten), gab der Vor¬
sitzende, Msgr. Prof. Schindler, Rechenschaft über den Stand
der von der Section bereits in Angriff genommenen wissenschaft¬
lichen Arbeiten und über die Thätigkeit der Section seit der letzten
Generalversammlung überhaupt und skizzierte sodann unter dem
Beifalle der Versammlung das Programm der Section für das
nächste Jahr, soweit es sich um die Fortsetzung der schon be¬
gonnenen und beschlossenen Arbeiten handelt. Hierauf folgte die
Besprechung der eingebrachten Anträge. P. Aug. Rösler C. ss. R.
beantragte die Veranlassung einer kritischen Ausgabe des grie¬
chischen Textes des N. T. durch die Leo-Gesellschaft, begründete
in längerer Ausführung die Nothwendigkeit einer solchen und gab
Fingerzeige für die Art und Weise der Durchführung seines An¬
trages. In der Debatte hierüber wurde allerseits die Dringlichkeit
einer zuverlässigen Textausgabe des N. T. von katholischer Seite
anerkannt; es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass Cornely
und seine Mitarbeiter an dem großen Bibelwerke sicher auch die
Herausgabe des griechischen Textes der Bibel ins Auge gefasst
und theilweise schon vorbereitet haben, weshalb von einem Be¬
schlüsse im Sinne des Antrages Abstand genommen wurde. Prof.
Dr. F. M. Schindler stellte den Antrag, die Leo-Gesellschaft
♦) i>as B ö. L.” wird demnächst eine Besprechung des Werkes
bring«*.
möge eine historisch-statistische Darstellung des socialen Wirkens
der kath. Kirche in Österreich, geordnet nach den einzelnen
Diöcesen und Kirchenprovinzen, veranlassen. Der Antragsteller
wies in der Begründung auf die Bedeutung einer solchen Arbeit
in historischer, apologetischer und socialer Richtung hin und machte
Vorschläge für die Art der Ausführung derselben. Die Debatte
ergab als Resultat die einmüthige Zustimmung der Versammlung
zu dem vorliegenden Anträge und eine Reihe wertvoller Winke zur
Durchführung desselben.
In der Litterarisehen Section sprach Gymn.-Professor i. R.
Konrad Pasch über »Edmund Dorer als Mensch und
Dichter«. Nach einer kurzen Einleitung gab der Vortragende
einen Bericht über die Familien- und Lebensumstände des leider
zu wenig bekannten Dichters. Dorer wurde im Jahre 1831 zu
Baden in der Schweiz geboren, studierte in Leipzig, Erlangen und
Berlin, machte größere Reisen nach Italien und Spanien und hielt
sich in seinen späteren Jahren ununterbrochen in Dresden auf,
wo er nach längeren Leiden — er war von Jugend auf kränklich —
im Mai 1890 verschied. Hierauf schilderte Prof. Pasch den
Charakter des Dichters, hob besonders dessen Bescheidenheit,
Mildthätigkeit gegen Arme und Nothleidende hervor und die Ge¬
duld und Ergebenheit, womit er seine Leiden ertrug. Sodann
zeichnete er ihn als Gelehrten und Dichter und als besonderen
Verehrer und Kenner der spanischen Litteratur und seines Lieblings¬
dichters Calderon, mit er sich fast bis zu seinem letzten Athem-
zuge beschäftigte. Dorer war, wie der Vortragende ausführte, vor¬
wiegend lyrisch-didaktischer Dichter, seine Gedichte zeichnen sich
aus durch Tiefe der Gedanken, Adel der Gesinnung und Voll¬
endung in der Form. Unter Dorers Gedichtsammlung hob Prof.
Pasch besonders hervor den »Cancionero« und »Granatblüten« ; diese
beiden Bücher enthalten Übersetzungen spanischer Gedichte der
älteren und neueren Zeit, dann »Wahrheit und Sage« und »Bunte
Blätter«. Als eines seiner besten Erzeugnisse wurde der Sonette :
»Bilder und Gleichnisse nach den Evangelien« gedacht; hier lerne
man Dorer auch als einen bedeutenden Dichter auf religiösem
Gebiete kennen. Er war aber auch ein gar nicht unbedeutender
Humorist, wie die Inhaltsangaben zweier Fastnachtsspiele: »Circe
und Ulysses« und »Die Katzen und der Pantoffel« beweisen, die
der Vortragende zum besten gab. — Auf die nachgelassenen
Schriften Edmund Dorers erklärte Pasch nicht näher eingehen zu
können, da sie erst vor wenigen Tagen im Buchhandel erschienen
seien.*)
Nachdem Prof. Pasch seinen Vortrag beendet hatte, wurde
beschlossen, dass dieser Voitrag, mit Ergänzungen und Auszügen
aus Dorers Briefen und Dichtungen versehen, als Broschüre
(Vereinsgabe) von der Leo-Gesellschaft herausgegeben werden solle.
Aus den sich anschließenden Verhandlungen der Litter.
Section, über deren Thätigkeit der Vorsitzende derselben, Univ.-
Prof. Dr. M. G i 11 b a u e r, Bericht erstattete, sei besonders des
Planes gedacht, eine umfassende wissenschaftliche Darstellung des
bair.-österr. Dialektes zu veranstalten (Antrag Prof. Seeber); es
wurde nach längerer Debatte beschlossen, die Herren Professor
Wackernell und den Antragsteller mit der Ausarbeitung eines
genauen Programmes für die Vorarbeiten dieses weitausschauenden
Unternehmens zu betrauen und Schritte zu thun, um in erster
Linie die Lehrer der germanistischen Fächer an den österr. Uni¬
versitäten dafür zu interessieren.
Nachmittags wurde in der Historischen Section der Vortrag
des schwer erkrankten Univ. Prof. Dr. L. Pastor**) über
»Die Krankenpflege im Zeitalter der sogen. Re¬
formation« zur Verlesung gebracht. Der Verf. führte in der
Einleitung aus, dass in dem großen Culturgemälde seines Lehrers
und Meisters Janssen mehrere Abschnitte fehlten, deren Ausarbei¬
tung ihm zufiel. Wohl den schwierigsten Theil dieser Aufgabe
umfasst das Capitel über die Geschichte der Naturwissenschaften
und der Medicin im Zeitalter der Kirchenspaltung. Bei den Studien
hierüber stieß Pastor bezüglich des Verhaltens von Katholiken
und Protestanten während der großen Seuchen jener Zeit und der
Stellung der Religionsparteien zur Krankenpflege auf Thatsachen,
welche sonst in den allgemeinen Werken wie in den zahlreichen
Specialschriften über die Geschichte der Medicin fast gänzlich
übergangen sind. Hierher gehört u. a. die merkwürdige That-
sache, dass bei den in jener Epoche so häufigen furchtbaren Epi¬
demien in den protestantischen Landestheilen die gesammte Be¬
völkerung sich mit in den früheren katholischen Zeiten unerhörter
Zaghaftigkeit benahm und dass Kranke von ihren nächsten Ver-
*) Eine Besprechung derselben aus der Feder Prof. Pasch* wird
demnächst im „ö. L.” erscheinen.
+*) Prof. Pastor ist inzwischen wieder hergestellt.
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Nr. 17
ObSTERREICHISCHES LiTTERATURBLATT. - II. JAHRGANG.
540
wandten feige verlassen und preisgegeben wurden. Für diese
merkwürdige Thatsache wurde ein Fülle von Belegen aus prote¬
stantischen Schriftstellern, namentlich auch aus Aussprüchen der
»Reformatoren« selbst beigebracht. Auch auf die Zustände in
vielen protestantischen Hospitälern fielen interessante Streiflichter ;
als Zeugen hiefür führte P. durchwegs nur Protestanten auf. Noch
schlimmer als bei den Lutheranern sah es bezüglich der Kranken¬
pflege bei den Calvinern aus. Typisch ist hier das Verhalten
Calvins, der anlässlich einer Seuche erklärte: »Gott habe
ihnen nicht die Gabe des Muthes und der Standhaftigkeit
verliehen, um in die Pestspitäler zu gehen«. Im zweiten Theil des
Vortrages wurde dann im Gegensatz hiezu gezeigt, welch auf¬
opfernde Thätigkeit auf katholischer Seite viele Geistliche, na¬
mentlich aber die Mitglieder der neuen Orden, der Jesuiten und
Kapuziner, in Pestzeiten entfalteten. Aus dem Orden der Jesuiten
starben bis 1618 nicht weniger als 121 Patres an Werken der
Nächstenliebe. So konnte das Sprichwort entstehen : Lutherisch ist
gut leben, katholisch gut sterben.
In den darauf folgenden Verhandlungen der »Historischen
Section« gelangte das Promemoria zur Verlesung, das von der
Leo-Gesellschaft an den hoclnv. Episkopat und die Vorstände von
geistlichen Stiften behufs Förderung von palaeographisch-epigra-
phischen und historisch diplomatischen Studien, beziehungsweise
behufs Gründung von kirchenhistorischen Seminarien gerichtet
werden soll. Außerdem wurde beschlossen, das Directorium zu
ersuchen, die Herausgabe 1. eines Lehrbuches der Weltgeschichte
für die Oberclassen der Mittelschulen, 2. eines Leitfadens der
Vaterlandskunde, gleichfalls für Oberclassen und 3. eines zwei¬
bändigen Auszuges aus Weiß’ Weltgeschichte für gebildete Leser¬
kreise nach der Art von Georg Weberis »Lehrbuch der Weltge¬
schichte« zu veranlassen. Das Referat über die Arbeiten der
historischen Section erstattete der Schottenpriester P. Ernst
Spreizenhofer an Stelle des verhinderten Vorstandes der
Section P. Cöl. Wolfsgruben (Schluss folgt.)
Stimmen aus Maria Laach. XLV , 2.
H. Pesch, Z. Geseh. d. socialist. Bewegg. in Deutschi. IV.
(Schl.) — A. Zimmermann, W. G. Ward u. d. Wiederbelebg.
d. Katholicismus in Engld. — Arndt, Russld. u. Konstantinopel
im XV. Jhdt. II. (Schl.) — Granderath, Albr. Ritschl üb. d.
Gottesreich. II. (Schl.) — Was mann, D. Nonne. II. (Schl.) —
K reiten, Pascal's letzte Jahre. I. — Recensionen.
Histor.-polit. Blätter f. d. kath. Deutschland. CX1I, 3. u. 4.
(3.) Oldecop's Chronik (Luther u. d. »Reformation«). (Schl, in
Heft 4). — »Wohinaus?« Aphorismen aus d. Osten. — Schweizer
Briefe: Allerlei Nothstände. — Pfalzgraf Fr. Mich. v. Zweibrücken.
— Histor. Novitäten (Snell, Höfler, Ehses, Manfr. Mayer, P. Duhr,
Beilesheim, Morgott). — Üb. Vering's Kirchenrecht. — Zeitläufe:
D. Einstand d. neuen Reichstags mit d. Militärgesetz. — Pariser
Bilder. — Sammlg. engl. Marienhymnen. — (4.) Aus Frankreich:
Vor d. Neuwahlen. — Die Paleographie musicale. — Zeitläufe :
Z. d. auswärt. Beziehgen d. Reichs. — Was dann? Zuschrift aus
Österr.-LJngarn v. e. Katholiken. — D. Gcneralversammlg. d. österr.
Leo-Gesellschaft in Innsbruck. — Beilesheim, Barth. Arnoldi v.
Usingen, d. Lehrer u. Gegner Luther’s.
Athenaeum. Listy pro literaturu a kritiku vedeckou. X, 10.
Engels, D. Entwicklg. d. socialist. Theorie bis auf K. Marx.
(Schl.) — Jokl, Üb. d. allgem. slav. Sprache. (Schl.) — R.
Dvofäk, D. Ackerbau im mod. China. — Rec.: Zdrahal, Ülohy
z analyticke geometrie <Kkk.); — L. Dvorak, Co jest nürodnost?
(Kovdf*); — Feilbogen, Smith u. Turgot (Bf. F.); — Ramult,
Slownik j^zyka pomorskiego czyli kaszubskiego (Zubaty); —
Jahresberichte f. neuere d. Litt. Gesch. (Kraus).
Schriften d. kais. Akademie d. Wissenschaften in Wien.
Sitzungsberichte d. phil.-histor. Classe. CXXVIII. Meyer,
Türk. Studien. I. D. griech. u. roman. Bestandteile im Wort¬
schätze des Osmanisch-Türkischen. — Siegel, D. erzwungene
Versprechen u. s. Behandlg. im deutschen Rechtsleben. —
Reinisch, Die Bedauye-Sprache in Nordost-Afrika I II. —
Tomaschek, D. alten Thraker. I. — Zingerle, Z. 4. Decade d.
Livius. — v. Zeissberg, Belgien unter d. Generalstatthalter¬
schaft Erzh. Carls 1793, 94. I. — Beer, Handschriftenschätze
Spaniens. — Nöldeke, Die v. Guidi hrsgg. syrische Chronik.
— Zingerle, D. Hilarius-Codex v. Lyon. — Büdinger,
Mitthlgen aus spanischer Gesch. d. 16. u. 17. Jhdts. —
Sitz.-Berichte d. math.-naturw. Classe. CU. 1 u. 2, Abth. IIa> Ifb,
III. (Ha.) Wassmuth, Üb. d. Lösg. d. Magnetisiergsproblems
durch Reihen. — Stolz, D. Maxima u. Minima d. Functionen
v. mehreren Veränderlichen. — Herz, Üb. d. Alphonsin. Tafeln
u. die im Besitz d. k. k. Hofbibi, in Wien befindl. Hdschr. der¬
selben. — Hann , Einige Resultate d. anemometr. Aufzeichngen in
Wien 1873 — 92. — Kohn, Üb. symmetr. Functionen d. Wurzeln
e. algebr. Gleichg. — (Ub.) Beill, Üb. d. Einfluss d. Temperatur
auf die Ozonbildg. — Fern au. Üb. Isoearbostyril. — Herzig
u. v. Smoluchowski, Studien üb. Quercetin u. s. Derivate. VIII:
Z. Constitution d. Fisetols; IX.: Üb. d. Formel d. Quercitrins. —
Herzig, Notiz üb. Methylbrasilin. — Simonini, Üb. d. Abbau
d. fetten Säuren zu kohlenstoffärmeren Alkoholen. II. — Donath,
Beitrag z. Kenntnis d. Kobalts. — (III.) Schaffer, Beiträge z.
Histologie u. Histogenese d. quergestreiften Muskelfasern d. Men¬
schen u. einiger Wirbelthiere. — Kreidl, Weitere Beitr. z. Phy¬
siologie d. Ohrlabyrinthes. II. Vei suche an Krebsen. — Ko bl er
u. Hovorka, Üb. d. Neiggswinkel der Stammbronchi.
Neue Heidelberger Jahrbücher. III, 2.
v. Domaszewski, D. deutsche Wort Braut in latein. In¬
schriften. — Heinze, Mag. Conr. Schade’s Streithändel mit d.
Stadt Heidelberg. — Gerhard, Vom Hussenkrieg. — Heyck,
Z. Entstehgesch. d. german. Verfassgslebens. II. — Wunderlich,
Z. Sprache d. neuesten deutschen Schauspiels.—v. Wald b erg,
I). Jaufnet* Liederbuch.
Die Grenzboten. LII, 33.
D. Bodenbesitzreform deutscher Richtg. — Neue Werke aus
Amerika.— E. Groth, Ch. Kingsley als Dichter u. Socialreformer.
I. — P. Harms, Unsere Bildg. — Litteratur. — Schwarzes Brett.
Ungarische Revue. XII, 6 u. 7.
53. felerl. Generalversammlg. der ungar. Akademie. —
Levay, Arany's Lyrik. — v. Szily, Arany als Sekretär d. Aka¬
demie. — Läzär, Üb. d. Fortunatus-Märchen. — Simonyi,
Sprachwiss. Mitthlgen. — Wertner, D. Regierg. Bela’s IV. (Forts.)
— Zawadowski, Die Hochwasser u. Wasserbau-Angelegenheiten
Ugarns. II. — W. Schmidt, D. magyar. Nobilität in d. weil. poln.
Reichs-Adelsmatrikel. — Kurze Sitzgsberichte. — Vermischtes.
Die Nation. X, 46 u. 47.
%* Polit. Wochenübersicht. (Auch in Nr. 47). — Meyer,
D. Ministerconferenzen in Frankf. — v. Bar, Eingangszölle u.
»höiiere Gewalt«. — ** # *, Virchow u. Bosse. — E. Mamroth.
D. Anwalt als »Zwischenhändler«. — Ola Hansson, Skandinav.
Zustände u. Bücher. — Welti, D. Festspiele in Gotha (Schl.).—
Widmann, Dorers nachgel. Schriften. — (47.) Schräder, D.
Wechsel im Reichsschatzamt. — Alex. Meyer, D. Zollkrieg. —
Bruck, Rußld. während d. Zollkrieges. — X., Liebreich gg. Koch.
— Lange, Mädchengynnasien. — Widmann, E. archäolog.
Roman.
Die Neue Zeit. Revue d. geistigen u. öffentl. Lebens. (Stuttg..
J. H. W. Dietz) XI, II. Nr. 39-47.
(39.) Eigenbrödler. — D. Untergg. d. adel. Großgrundbe¬
sitzes in Russld. — Lux, D. Ergebnisse d. Einkommensteuer-Ab¬
schätzgen im Königr. Sachsen. — Litt. Rdsch. — Ernst. D. sog.
Zi stände im Röm. Reich vor dem Einfall d. Barbaren. (Schl) —
(40.) D. 1. Wahlergebnis. — D. wildgewordene Kleinbürger u.
Bauer u. d. Wahlen. — Curti, Z. Gesch. d. Volksrechte. —
Lafargue, Z. Bevölkergsfrage in Frkr. (Schl, in Heft 41.) —
Palmarini, 2 Schachteln einen Soldi. — (41.) D. 2. Wahlergebnis.
— Einige Wahllehren. — Schippel, Lohnfoimen u.'Preis d. Arbeit.
(Schl, in Heft 42 u. 45). — Daszvnska, D. Lage d. Landarbeiter
in Russ.-Polen. — P. F., Antip Meregin, Skizze aus d. russ. Dorf¬
leben. Deutsch v. R. Fürst. — (42). D. neue Reichstag. — Hugo,
D. Socialismus in Frkr. während d. großen Revolution. (Schl, in
Heft 43). — D. russ. Handelspolitik. — Schierk, D. Wunder¬
schrank. Vaterländ. Erz. (Schl, in Heft 43 — 45). — (43). Freie
Volksbühne. —Briefe aus Engld. — Beck, Cholera u. Volks-
ernährg. — Köhl, Wie in Frkrch. Wahlen gemacht werden. —
(44.) D. Reichstagssession. — Kautsky, D. directe Gesetzgebg.
durch d. Volk u. d. Classenkampf. — Bernstein, Volapük. —
Schippel, Indien u. d. Silberkrisis. — (45.) D. Ende e. Demagogen.
— Bel fort-Bax, D. Fluch der Civilisation. — Ernst, D. wirt-
schaftl. Entwicklg. Japans bis 1868 (Schl, in Heft 46; in Heft 47:
seit 1868). — (46.) Bücher u. Lassalle. — Zinner, D. österr.
Gewerbe-Inspection i. J. 1892. — Dr. Rud. Mayer u. d. landw.
Großbetrieb. — Strindberg, D. Pastors Elenn. — (47.) Küster
u. Lehrer. — Btrge z. Entwicklgsgesch. d. Großindustrie in
Deutschld. — Bernstein, E. neues Giacchendrama. — Schugoy,
Seemannsfrau.
Feuilleton der »Wiener Zeitung«. Nr. 148—186. 1. Juli bis
15. Aug. 1893.
(148.) Schütter, E. Denkschr. Wessenbergs üb. d. Umtriebe
auf deutschen Universitäten. — (149.) Weiss, E. Amerikaner üb.
Ch. Se. lsfield. — (154, 155.) Bömches, D. Concurrenz d. europ.
Industriestaaten in Bulgarien. — (158, 159.) Fechtner,J. Vrchlick^.
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541
Nr. 17. — OüsmKKmcHiscHBs Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
542
— (161.) v. Inama*Sternegg, D. Schluss d. Volkszählgs Bureaus.
— (162, 168, 169.) G. L., Ottokar’s Reimchronik in neuer Ausgabe.
— (163, 164, 166,167.) W. Exner, An der Ybbs. — (165.) G. L.,
Von d. Siebenbürger Sachsen. — (170.) Jureczek, Z. Gesch. e.
Bildes. — (171, 172.) Beck, Am Ausgange d. Jhdts. — (173.)
Haberlandt, D. Sonnenschirm. — (178, 179, 186, 192, 193.)
Uömches, Städtebilder aus Bulgarien. — (181, 182.) Schiitter,
J. B. Bucholtz in Ravenna. — (184, 185.) C. A. P., Erdbeben.
Beilage z. Allg. Zeitg. Beil.-Nr. 175—187. (1.—15. Aug. 1893.)
(175.) Sander, Adm. v. Coligny in neuer, deutscher Be-
leuchtg. — Spuren u. Reste e. untergegang. Volkes. II. — (176.)
Kaiser Alexander III. u. s. Umgebg. II. — v. Mayr, E. Muster-
leistg deutscher Particularstatistik. — (177.) Fleisch mann, D.
strafrechtl. Haftg. d. verantw. Redacteurs. — L. Geiger, Neue
italien. Romane. — (178.) Brückner, Schweizer. Reliefkarten. —
Vom Wendenvolk. I. (II. in Nr. 183.) — (179.) Wünsche, Die
Sage v. Ring d. Polykrates in d. Weltlitt. I. (II., III. in Nr. 180,
185). — (180.) Karell, D. Pilzbrutstätten an d. Pflanzen wurzeln.
— (181.) Naue, Megara-Hyblaea, d. Stadt u. ihre Nekropolen. I.
(II. in Nr. 182.) — Prutz, Fichte in Königsberg. — (182.) ßauern-
felds litterar. Nachl. — 24. Congress d. deutschen Anthropologen. I.
(II. —V. in Nr. 183, 185, 186, 187). — (183.) Schiemann, Aus
V. Hehn’s Reisetagebüchern. (Forts, in Nr. 186, 187). — (184.)
Scartazzini, Dante-Litt. — Geiger, E. Brief Voltaire’s an
Friedrich II. — (185.) Sander, Nachlese z Streite üb. d. Aposto-
licum. — (187.) D. Elektricität auf d. Weltausstellg in Chicago. I.
Notizen.
Für die Mitglieder des von Papst Leo XIII. eingeführten
»Allgem. Vereins der Christi. Familien zu Ehren der hl. Familie
v. Nazareth« sind in Deutschland soeben drei Vereinszeitschriften
ns Leben gerufen worden: »Die heilige Familie.« Monatsschrift,
herausg. v. mehreren Welt- und Ordenspriestern. (Redacteur:
Dr. Js. Mayer, Stadtpfarrprediger in Freisirg.) Freising, Dr. F.
P. Datterer (jährlich 12 Hefte ä 16 Seiten 8°. Abonnementpreis
fl. —.60). Es liegen bisher vor Heft 1—6; jedes Heft enthält an
erster Stelle eine religiöse Ervvägg. oder Betrachtung, dann e. kurze
Abhandlg. üb. d. hl. Familie, üb. d. christl. Familie u. verwandte
u. einschlägige Gegenstände. Daran reihen sich Gedichte u. er¬
bauende u. belehrende Erzählgen aus dem Leben. Vereinsangelegen¬
heit .. .*tc. beschließen das Heft. Auch weist jedes der vorl. Hefte
ein sehr hübsch ausgeführtes Vollbild oder Textbilder auf.
Eine zweite Vereinsschrift ist »Das Haus der hl. Familie.«
Monatliche Bausteine zum Aufbau u. Ausbau der geistl. u. zeitl.
Wohlfahrt in den Familien .... von mehreren Geistlichen u Laien
bearb. u. redigiert v. Dr. A. Wiehe, Pfarrer in Beuren (Eichsfeld).
Heiligenstadt, F. W. Cordier (jährlich 12 Hefte 8° ä 16—32 S.,
Abonn.-Preis fl. —.60). Der Inhalt soll sich »auf all das erstrecken,
was immer geeignet erscheint, sowohl d. Glaubens- u. Sittenleben
d. Familien u. ihrer Mitglieder, als auch d. zeitl. Wohlergehen
derselben zu begründen, zu heben u. zu fördern«. Heft 1 enthält:
E. bescheidene Bitte an d. Familien. — D. Verein d. hl. Farn. u.
s. erhabener Zweck. — Betrachtg. z. hl. Josef. — Was die hl.
Theresia v. d. Fürbitte d. hl. Josef hält. — Recepte f. d. christl.
Gebrauch d. Arbeit u. d. Armut. — Eltern, erzieht eure Kinder
insbes. durch e. gutes Beispiel' — Beherzigg. f. d. Monat März.
— E. Spiegel f. d. Kinder. — D. hl. Kunigunde, e. fromme Frau.
— Z. gold. Bischofsjub. Leo XIII. — Vereinssacne.— Vom Kranken¬
besuch. — Gedichte v. Coellen u. A. Iseke. — Welches ist d.
beste Mitgift f. d. junge Hausfrau? — Z. Capitel: Gesundheit u.
Krankheit. (Dazu ein Porträt Leo XIII. u. ein Textbild.)
Endlich »Grüße aus Nazareth.« Monatschrift für alle Ver¬
ehrer d. hl. Familie ... in Verbindg. mit zahlr. Priestern u. Laien
hrsg. v. P. Gratian v. Linden, Ord.-Cap. Straßburg i. E.,
F. X. Le Roux & Co. (jährl. 12 Hefte gr.-8°. ä 32 S., Abonn.-
Preis fl. —.72). ln der »Voranzeige« u. in den ausführlichen
Darlegungen, welche das 1. Heft enthält, gibt der verdiente Heraus¬
geber ein genaues Programm der Zeitschr. Sie soll »gewissermaßen
den Geist der hl. Familie zu Nazareth auf gottgeweihten Fittichen
hineintragen in die christl. Familien u. damit deren Glieder durch¬
dringen, beleben u. beseelen, auf dass sie um so leichter auf d.
hehren Gotteswegen wandeln können«. Sie will die Ursachen auf¬
zeigen der schlechten Ehen, die Quellen, »aus denen die Familie
Glück u. Freude, Frieden u. Zufriedenheit schöpfen kann«, die
Mittel, die Farn, in ein »Paradies auf Erden« umzuwandeln, sie
will endlich »die Pflichten d. einzelnen Stände beleuchten mit d.
Sonne d. christl. Lehre u. denselben d. erhabene Vorbild d. hl.
Familie vor Augen führen«. Desgl. will die Ztschr. auch Bedacht
nehmen auf d. leibl. Wohl u. Gedeihen d. Familienmitglieder u.
auch »für d. Hauswesen e. treuer Rathgeber sein«. Den reich¬
haltigen Inhalt des vorl. Probeheftes zieren auch mehrere hübsche
Holzschnittbilder. — Alle drei genannten Monatsschriften verdienen
die weiteste Verbreitung.
Anschließend an die vorgenannten Zeitschriften verdient auch
eine ähnliche neue periodische Schrift empfohlen zu werden, welche
seit Mai d. J. in der Antonianischen Buchdruckerei in Padua (Via
Cappelli, al Santo 4108) unter den Titel »Der Wunderthäter.
Illustr. Monatsheft der Allgem. Bruderschaft des heil. Antonius
von Padua« in geschmackvoller Ausstattung erscheint. Der
Abonnementspreis für 12 Hefte ä 16 S. gr. 8° beträgt fl. 1.20
(feinere Ausg. fl. 1.80). J*dem Hefte liegt noch ein Anhang »Der
Kreuzzug des heil. Antonius« (mit eigener Numerierung und
Paginierung) bei. Die Zeitschrift soll hauptsächlich den Mitgliedern
der Allgem. Bruderschaft des heil. Antonius von Padua in die
Hände gegeben werden, dessen besondere Verehrung und deren
Ausbreitung sie sich zum Ziele gesteckt hat.
Das vorbereitende Comite des I. Congresses f. christl.
Archäologie, der vom 4.-8. Sept. d. J. in Spalato tagen sollte,
erlässt folgende Kundmachung: » VIviri instruendo P Congressui
Archaeologorum Christianorum , qui Spalati congregati sunt ,
collatis cum pluribus Xviris , Congressuvi in annurn proxime
sequentem prorogandtim ob cholera-morbum nunc in Europa
grassa?item ) decreverunt. Quando autem Congressus opportune
habendes sit , suo tempore renuntiabunt .«
Seit 1891 erscheint im Selbstverläge des Herausgebers
Al. John in Eger ein »Litterarisches Jahrbuch« als »Central-
Organ f. d. wissenschaftlichen, litterarischen und künstlerischen
Interessen Nordwestböhmens und der deutschen Grenzlande «
Müssen wir derartige locale Revuen bei der Mannigfaltigkeit und
meist stark ausgeprägten Individualität der unser Vaterland be¬
wohnenden Stämme und Nationen an sich schon freudig begrüßen,
so verdient das vorliegende Egerländische Jahrbuch (als solches
ließe es sich vielleicht am kürzesten bezeichnen) Anerkennung ob
der wirklich vorzüglichen Aufsätze, die es in den drei — leider
und hoffentlich nur vorderhand noch schmalen — Bändchen bietet.
Auf die Menge und Qualität des einzelnen einzugehen, ist hier
nicht der Ort; es genüge eine Blumenlese aus dem Erschienenen
zu geben, welche bezeugen mag, mit welchem Ernst und Eifer
der Herausgeber seine Sache zur Durchführung gebracht hat :
Bd. I: Marg. Halm. — Veckenstedt, Die Volkskunde.— Prem,
Goethe und Abt Reitenberger. — Das Goethe-Denkmal auf dem
Kammerbühl. — John, Im Königswarter Schloss. — Eine litter.
Gesellschaft in Eger. — Bd. II: John, R. Dellinger, der Com-
ponist des »Don Cesar«. — Ad. Wolf, Erinnerung an Jean Paul.
— Hall wich, Gcrh. von Questenbcrg. — W. Frh. v. Bieder¬
mann, Zu Goethe in Böhmen. — Kunsthistorische Revue. —
John, Karlsbad im Herbst. — Bd. III: John, Bemerkungen zum
Rembrandt-Buch. — John, Zur neuesten Wallenstein-Litteratur.
— Zapf, Jean Paul als Naturmaler. — John, Das Bergfestspiel
auf der Luisenburg im Fichtelgebirge. — Bösch, Eine Karlsbader
Cur vor 300 Jahren. — John, Biographisches. — Bin hak, Die
Gründung Waldsassens. Ein episches Bruchstück. — John, Tann¬
häuser im Fichtelgebirge. — Daneben enthält jeder Jahrgang Ge¬
dichte, Notizen, eine kritische Rundschau etc. und das Porträt
einer hervorragenden Persönlichkeit.
Dr. F. P. Huber hatte dem deutschen Kaiser seine Schrift
»Dogmenlosc Sittenlehre« (s. Nr. 13 d. »Ö. L.«) übersandt.
Der Verf. wurde hierauf in Kenntnis gesetzt, dass »auf Grund d.
stattgehabten Prüfung die Entgegennahme« der ged. Schrift »an
Allcrh. Stelle nicht befürwortet werden« könne.
Da der Prof. d. d. Reichs- u. Rechtsgesch. in Wien Dr.
Tomaschek mit Ende d. J. in d. Ruhestand tritt, wurde Prof.
Amyra aus Freiburg i. B. an dessen Stelle berufen, der gleich¬
zeitig einen Ruf nach München erhielt. Prof. A. entschied sich
für die letztere Hochschule; nach Wien dürfte nun Prof. v. Luschin
aus Graz berufen werden.
Die von dem Orientalisten Paul de Lagarde hinterlass.
Bibliothek wurde f. d. University of the city in New-York angekauft.
Vom 25 — 27. Sept. d J. findet in Nürnberg ein Kunst-
histor. Congress statt. Unter d. Einberufern erscheint u. a.
Piof. Fr. X. Kraus in Freiburg u. Prof. Dr. v. Lützow in Wien.
— Vom 24. Sept. bis 1. Oct. tagt in Rom der XL Internationale
medicin. Congress, der in 19 Sectionen getheilt ist. Vorträge
werden u. a. halten die Prof. Virchow u. Nothnagel.
Von Beiford Bax ist ein großes dreibändiges Werk über
d. sociale Seite d. Reformation in Vorbereitung. Der I. Bd. soll
im October d. J. erscheinen u. v. d. allgem. Verhältnissen d.
Periode handeln, der II. wird sich mit d. Bauernkriegen u. d. III.
Bd. mit d. Wiedertäufern beschäftigen.
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543
Nr. 17. — Obstrrrbichischks Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
544
Dekan Tschopp in Freiburg i. d. Schweizerlässt e. Aufruf
z. Gründung e. deutschen histor. Gesellsch. in Freiburg,
deren Leitung d. Prof. d. Gesell. Dr. Büchi übernehmen soll. Vor
allem soll die Thätigkeit dem ältesten Cantonstheil, der »Sense«
zugewendet werden, der sich durch zahlreiche histor. Alterthümer,
eigenen Dialekt und ein eigenartiges Volksleben auszeichnet.
Ein Referent der Münchner »Allgcm. Ztg.« berichtet dort-
selbst (Beil. Nr. 172, S. 6 f.) über die bisherige Wirksamkeit
der Leo-Gesellschaft mit Zugrundelegung des I. Jahresbe¬
richtes derselben und schließt das Referat, anknüpfend an die
Worte Sr. Exc. des Frh. v. Helfert, dass jeder christl. Gelehrte, »er
mag welcher Richtung immer angehören, vorausgesetzt nur, dass es
eine ehrliche und ehrenhafte ist, ein lieber und werter Genosse«
sein werde, »denn wir haben mit seinen polit. oder nationalen
Neigungen und Strebungen nichts zu schaffen«, mit der Bemerkung:
»Das ist in unserer politisch und national zerklüfteten Zeit ein sehr
gutes Wort, dem wir aus vollem Herzen den verdienten guten
Ort wünschen. Wenn d. Leo-Ges. in solchem Geiste ihr Wirken
fortsetzt, wie sie dasselbe begonnen hat: dann wird sie der
christl. Wissenschaft in Österreich recht ersprießliche Dienste u. leisten
sich der allseitigen Unterstützung und Förderung würdig erweisen.«
Im neuesten Heft d. Sitz.-Ber. d. böhm. Kaiser Franz Josephs-
Akademie in Prag veröffentlicht Dr. Grünwald e. Aufsatz üb.
altböhm. Glossen (86 Worte), die sich in hebr. Wken (in hebr.
Lettern geschrieben) vorfinden u. dem 10.—13. Jhdt. entstammen,
somit zu den ältesten Denkmälern d. böhm. Sprache gehören.
Personalnachrichten.
Gestorben: 27. Juli in Prag d. ehern. Prof. d. Geburtsh. u.
Dir. d. Landesgebäranst. Dr. Fcrd nand Weber v. Eben ho f im
74. Lebensj. (er sollte an eben diesem Tage sein 50j. Dr.-Jub.
feiern, die Gratulanten trafen ihn jedoch schon in Agonie); —
5. Aug. in Königsberg der Prof, theol. Dr. R. Fr. Grau, geb.
1835, u. in Karlsruhe d. Privatdoc. f. Bot. an d. techn Hochsch.
Dr. MaxScholtz, 29 J. alt; — 11. Aug. in Jena d. ehern. Gesch.-
Prof. (»Gesch. Roms« in 3 Bdn ) Dr. K. L. Peter im 86. Lebj.;
— 16. Aug. in Marburg (Hessen) d. Dir. d. Irrenheilanst. Prof.
Dr. Cramer im 62. Lebj.; — Mitte Aug. in Metz d. Prof. d.
chines. Spr. an d. Univ. St. Petersburg Ssergei Michailowitsch
Georgijewski, 42 J. alt; — b. Chateau Chinon am See Selton
d. Prof. d. Nervenheilkde an d. Univ. Paris Jean Charcot, geb.
1825; — in Brooklyn d. Prof. d. Mathcm. an d. Univ. New-York
G. W. Coakley; — in Gießen d. Prof. d. roman. Philol. an d. Univ.
JenaDr. Schwan; — in London d. Archäologe E Rowley Morris.
Ernannt: D. ord. Prof. d. mathem. Physik in Innsbruck
Dr. A. Wasmuth nach Graz. — D. ord. Prof. d. dass. Phil, in
Erlangen Dr. Iwan Müller nach München; — d. ord. Prof. d.
Gesch. in Leipz. Dr. Max Lehmann nach Göttingen; — d. ord.
Prof. d. Gynäk. u. Geburtshilfe in Dorpat Dr. O. Küstnerz Vor¬
stand d. Frauenklinik in Breslau. — Zu ord. Professoren die a. o.
Proflf. Dr. A. Weichselbaum (pathol. Anat. in Wien) das,
Dr. P. Diettrich (gerichtl. Med., in Innsbruck) nach Prag, deutsche
Univ., Dr. J. Janoäik (Histol. u. Embryologie a. d. böhm. Univ.
Prag) das., Dr. W. Hasbach (Nat.-Ök., Königsberg) nach Kiel,
Dr. G. Gundemann (dass. Phil.in Gießen) das., Dr. Dav. Hilbert
(Mathem. in Königsberg) das — Zu a. o. Professoren die Privat-
docenten: Dr. S. Herzberg-Fränkel (öst. u. allgem. Gesch. in
Wien) nach Czernowitz, Dr. Gottl. Adler (mathem. Physik in
Wien) das., Dr. Edm. Neusser (spec. med. Phathol. u. Therapie
in Wien) das. (u. zum Vorstand d. 2. med. Klinik), Dr, Fr. Kraus
(int. Med. in Wien) das., Dr. Herrn. Möller (pharmaceut. Bot. in
Greifswald) das., Dr. Wilh. Moldenhauer (Kehlkopfkrankhten
in Leipz.) das., Dr. Paul Ernst (Hygiene in Heidelberg) das.,
Dr. Rieh. Neumeister (physiolog. Chemie in Jena) das., Dr. 0.
Schirmer (Augenheilkde in Halle) nach Greifswald, Dr. Osk. Löw
(Pflanzenphysiologie, München) f. Agriculturchemie nach Tokyo
in Japan. Dr. K. Heimburger (Staats- u. Völkerrecht u. jurist.
Encykl. in Heidelberg) nach Gießen. — D. Titel e. a. o. Prof,
erhielten die Privatdocenten: Dr K. v. Dalla Torre (Zoologie) in
Innsbruck, Dr. v. Noorden (Spec. Path. u. Therapie) u. Dr. H.
Oppenheim (Psychiatrie) in Berlin.
Habilitiert haben sich: Dr. Ad. Schmitt f. Chirurgie,
Dr. Max Cremer f. Physiologie u. Dr. Rieh May f. innere Med.
in München; Dr. Weintraub f. innere Med u. Dr. Klemperer
f. innere Med. u. Laryngologie in Straßburg; Dr. V. Wellmann
f. Astronomie in Greifswald.
D. Archivar am k. k. Haus-, Hof- u. Staatsarchiv. Dr. Arpäd
v. Kärolyi wurde z. Sectionsrath u. Vicedirector dieses Archives
ernannt. — D. Oberbergrath u. a. o. Prof. d. Berg- u. Hütten-
maschinenbaukde in Leoben Dr. J. v. Hauer u. d. Prof. f.
Bergwesen in Pfzibram Gust. Ziegel heim wurden zu Directoren
d. Leobener Bergakademie f. d. Studienjahre 1893 bis 94 u. 1894
bis 95 ernannt.
Im Verlage von Franz Kirchheim in Mainz ist soeben
erschienen:
Das Apostol. Glaubensbekenntnis.
Seine Geschichte und sein Inhalt.
Von P. Suitbert Baeumer,
Benedictiner der Beuroner Congregation.
Mit bischöflicher Approbation.
8°. (15Vi Bogen). Preis 2 M. 60 Pf. oder fl. 1.50 ö. W.
In dieser höchst lehrreichen Schrift hat sich der in wissen¬
schaftlichen Kreisen durch verschiedene historische, patro-
logische und liturgisch-geschichtliche Arbeiten wohlbekannte
Verfasser zur Aufgabe gesetzt, die in neuester Zeit unter
den Protestanten brennend gewordene Frage nach Ursprung
und Berechtigung von katholischem Standpunkte aus zu
beleuchten. Die Lösung dieser Aufgabe ist nach dem Ur-
theile competenter Kritiker in vorzüglicher Weise gelungen.
Der »Liiterar. Handweiser« von Prälat Dr. Hülskamp in
Münster (Nr. 575, Sp. 265) bezeichnet das Buch von P. Suitbert
Baeumer O. *. B. als ein sehr willkommenes u. a. besonders
deshalb, weil es »die erste einigermaßen ausführliche kathol.
Beleuchtung des zur Zeit unter den deutschen Protestanten
tobenden Streites ist«.
Die »Litterar. Rundschau« von Herder, Freiburg 1893,
S. 219, nennt das Buch eine jener Schriften, die »uns
unseres Glaubens froh machen und die wieder zeigen, dass
die Kirche und ihre Tradition, sowie überhaupt die positive
Theologie, durch eine gediegene historisch-kritische Behand¬
lung nur gewinnen kann«.
Diese günstigen Urtheile unserer hervorragendsten deutschen
Litteraturblätter überheben uns jeden weiteren Wortes zur
Empfehlung des höchst lehrreichen und anziehend geschriebenen
Buches, welches jedem, der die Wahrheit sucht, nur will¬
kommen sein kann.
Neuer Verlag der Jos. Kösel’schen Buch¬
handlung in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und
Auslandes:
Gedenkblätter an Johannes Ev. Wagner,
bischöfl. geistl. Rath, Regens des Priesterseminars in
Dillingen, Gründer von 7 Anstalten für Taubstumme und
Kretinen. Mit dem Porträt des Verewigten. 8°. 114 S.
Preis brochiert M. 1.10.
Katechetische Handbibliothek. Praktische
HilfBbiichlein für alle Seelsorger. In Verbindung mit
mehreren Katecheten herausgegeben von Franz Walk,
Pfarrer und Redacteur der »Katechetischen Blätter«.
9. Bändchen: Vollständige Katechesen für die Oberclasse
der Volksschulen mit besonderer Berücksichtigung des Strass¬
burger Diöcesan-Katechismus. Von Dr. Jul. Gapp. Dritter Theil:
Heilsmittel, kl. 8. Preis brosch. M. 1.— , in Ganzleinwand gebd.
M. 1.30.
12. Bändchen: Der kathol. Seelsorger und die kleinen
Kinder (Pastoralbriefe an einen angehenden Pfarrer). Von
Dr. Jul. Gapp. kl 8. 71 S. Preis brosch. 50 Pf., in Ganzlein¬
wand gebd. 80 Pf.
Katholische Kinderbibliothek. Begründet von
P. Hermann Koneberg. 16. Preis pro Bändchen 25 Pf.,
in V* Lwd. gebd. 35 Pf., in */i Leinw. gebd. 55 Pf.
25 Ex. brosch. M. 5.50, 50 Ex. brosch. M. 10.—, 100 Ex.
brosch. M. 18.—.
17 Bändchen: Der hl. Bischof Nikolaus» der liebe Kinder-
freund. Den Kindern erzählt von A. Hölzl, Priester der Diöcese
Brixen. 2. Autlage.
33. Bändchen: Jos. Pötsch, Bleibe fromm und gut.
Ausgabe A für Knaben.
1 1 Vertretung der I.eo-Gesellschait Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, Ilk Seidigaase 8.
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Nr. 18 .
Wien, 15. September 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATUR BLATT
Briefe an die Redaction H K RAUS G EG E B EN DURCH DIE LEO - GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-F.xemplare werden erbeten „ , sind zu richten an die Administration
andieAdresse: Dr.Franz Schnürer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. D R - FRANZ SCHNÜRER Wien, 1. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbortus"-Verlagshandlung In Wien III, Seldlgaaae 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu richten sind.
Preise der Inserate: «/« S. fl. 20.— = Mk. 36.—, '/i S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, '/* S. fl. 7.— = Mk. 12.60, '/• S. 6.4.— = Mk. 7.20, «/« S. fl. 2.25 = Mk. 4.—.
INHALT:
Kössing Fr.,Über die Wahrheitsliebe. (Univ.-
Prof. Dr. F. M. Schindler)
Neteler B., Stellung der alttestamentlichen Zeit¬
rechnung in der altorientalischen Geschichte,
floernes M., Die Urgeschichte des Menschen.
(Beide von Univ.-Professor Canonicus Dr.
A. Rohling.)
Batiffol P., Histoire du Breviaire romain.
(P. Ild. Veith.)
Pesch Tilm., Die großen Welträthsel. (P. L. v.
Hammer stei n.)
Cicero und Jac. Gri mm, Über das Alter, ed.
M. Schneidewin. (e. h.)
Be wer Max, Gedanken.
Schiitter H., Die Reise des Papstes Pius VI.
nach Wien. (D.)
Heyne M., Deutsches Wörterbuch. I, II.
Gombert A., Weitere Altersbestimmungen neu¬
hochdeutscher Wortformen. (Beide v. Privat-
docent Dr. H. W. Nagl.)
Muret E., Nothwörterbuch der englischen und
deutschen Sprache (—1—.)
Melitz L., Die Theaterstücke der Weltliteratur.
(r-)
Autenrieth G , Wörterbuch zu den homerischen
Gedichten. (F. M.)
Bohatta H , Die javanische Sprache. (Selbst¬
anzeige.)
Dieter H., August Radnitzky, der „Fink vom
Mattsee”.
IIg A., Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus
Österreich-Ungarn. (Museal-Custos Dr. A.
Schn erich.)
Trenkwald J. M., Marienlegenden von österr.
Gnadenorten. (Dg.)
Duesberg August, Über Hebung der Volks¬
musik.
Münzenberger C. F. A., Abessinien und seine
Bedeutung für unsere Zeit. (L.)
Prussik E., Die Gemeinde Iglau. (Landes-
secretär Dr. H. Misera.)
Huber F.., System und Geschichte des schweize¬
rischen Privatrechts.
Für rer A., Volkswirtschafts-Lexikon d Schweiz.
(Beide von Rechtsanwalt Dr. Edw. Raras-
perger.)
Franke Johann, Die Gewässer und ihre nutz¬
bare Fauna. (Universitäts-Professor Dr. O.
Hamann.)
Der Vogel-Massen fang in Süd-Tirol. (Dr.
Joh. Gaunersdorfer, Professor an der
Landw.-Lehranstalt„Francisco-Josephinum”.)
Historische Dramen: Weissenhofer R., Andr.
Hofer, Volksschauspiel. — Kapff E., Colum-
bus. Schauspiel. — Wei ckum K., Columbus.
Dramatisches Gemälde. -- Zehlicke A.,
König Gottschalck. Tiauerspiel. — Riotte H.,
Rudolf von Habsburg. In dramatischer Form.
— Lemmermayer F., Simson und Delila.
Tragödie. — Behrle R., Josef und seine
Brüder. Biblisch - historisches Schauspiel.
(J. Meinhard.)
Schmitz, Declamatorium.
Die Generalversammlung der Leo-Gesell¬
schaft und des Zweigvereines derselben für
Tirol und Vorarlberg in Innsbruck 1893. II.
(Schluss.)
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbereitete
Bücher.
Theologie.
Kössing Dr. Fr., Prof. a. d. Universität zu Freiburg i. B.:
Über die Wahrheitsliebe Moraltheologische Abhandlungen.
I Abth. Paderborn, Schöningh, 1893. 8°. (VI u. 262 S.) fl. 3—.
Über die für das menschliche Gesellschaftsleben so
wichtige Tugend der Wahrheitsliebe liegen hier fünf Ab¬
handlungen K.s vor, welche die Wahrhaftigkeit im all¬
gemeinen, die Treue, Glauben und Vertrauen, die Pflicht
der Wahrheitsmittheilung im besonderen und die Lüge
zum Gegenstände haben. Sind auch die ersten drei
mehr theoretischen Tractate durch die Schärfe ihrer Be¬
griffsbestimmungen recht lehrreich, so jiehmen doch die
beiden letzten ihrer unmittelbaren praktischen Bedeutung
wegen das Interesse besonders in Anspruch, da sie na¬
mentlich die Fragen über die Erlaubtheit der Mental-
restriction, dann der Dienst- und Nothlüge eingehend be¬
handeln. K. vertritt mit der Gesammtheit der katholischen
Theologen die bedingte Erlaubtheit der Mentalrestriction
im allgemeinen ganz entschieden, ist jedoch mit seinem
Urtheile über einzelne Fälle ziemlich reserviert. Die Noth¬
und Dienstlüge weist er mit Recht unbedingt ab. Von
besonderem Interesse sind die Citate aus ansehnlichen
Schriftstellern, die absolute Gegner jeder Mentalrestriction
und zugleich bedingte Vertheidiger der Noth- und
Dienstlüge sind. Inwieweit einige der citierten älteren
Väter wirklich diese letztere bedingt in Schutz genommen
oder doch nur die Listanwendung als bedingt zulässig
vertreten haben, scheint nicht gänzlich klargelegt werden
zu können. Die sehr gründlich geschriebenen Abhand¬
lungen, denen ab und zu eine größere Durchsichtigkeit
der Disposition von Vortheil w r äre, lassen das Verlangen
nach baldiger Veröffentlichung ihrer Fortsetzung gerecht¬
fertigt erscheinen.
Wien. F. M. Schindler.
Neteier Dr. B.: Stellung der alttestam. Zeitrechnung
in der altorient. Geschichte. 1. Untersuchung der assyrisch-
alttest. Gleichzeitigkeiten. Münster, Theissing. 1892. 8°. (25 S.)
fl. —.30.
S. Hieronymus schrieb an Vitalis, dass die Widersprüche
in den Jahreszahlen und die Angaben über die Dauer der Regie¬
rungen Juda’s und Israel’s so groß seien, dass die Bemühungen
um Aufhellung dieser Schwierigkeiten eher müßige Leute als
Gelehrte beschäftigen sollten. Vom Standpunkt der Apologetik
genügt ja freilich die Thatsache, dass Abschreibefehler auch in
den Zahlen (vgl. z. B. 4 Reg. 8, 26 u. 2 Chr. 22, 2) unleugbar
sind und deshalb wirkliche Widersprüche des heutigen Textes
in den Parallelen oder mit den heute bekannten fremdländischen
Synchronismen die hl. Verfasser sicher nicht treffen. Die Kritik
möge entdecken, welche Zahlen wirklich zu lesen sind, aber sie
hat kein wissenschaftlich begründetes Recht, in der heutigen Weise
gegen den historischen Charakter der betreffenden Bücher los¬
zugehen. Dr. N. hat uns dem Ziel, eine Überzeugung über die
ursprünglichen Angaben zu gewinnen, jedenfalls näher gebracht
und die Nothwendigkeit einer Überprüfung der englischen, aus
der Anfangszeit der Assyriologie stammenden »Identificierungen«
erwiesen. Rechenmeister unter den Fachgenossen mögen mit ihm
nachsehen, wie und wo unsere künstlichen Systeme der Chrono¬
logen zu heilen sind; Interregna, wie auch N. eines zwischen
Phakee und Osee will, dürften entbehrlich sein.
Hoemes Dr. Moritz, k. u. k. Assistent am naturhist. Hof¬
museum in Wien: Die Urgeschichte des Menschen nach
dem heutigen Stande der Wissenschaft. Wien, Hartleben.
1892. gr.-8°. (XVI u. 672 S.) fl. 8.10.
Der Verf. steht auf dem > monistischen« Standpunkt des
Materialismus und meint, philosophische, sittliche und religiöse
Überzeugungen hätten in seiner Wissenschaft nichts mitzureden.
Aber wie will er ohne die philosophische Überzeugung von der
Realität z. B. des Causalitätsgesetzes auch nur eine wissenschaft-
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Nh. 18. — Oestkkkkk;hisi:hks Littbratukblatt. — II. Jahrgang.
liehe Untersuchung vollenden? Wie kann er ohne sittliche Über¬
zeugungen wissenschaftliche Störungen vermeiden von der Art,
wie sie Haeckel durch Betrug verursachte (s. Sempcr's Biief an
Haeckel, Hamburg 1877j? Und muss er ohne die religiöse, kosmo¬
logisch durch das Causalitütsgesctz begründete Überzeugung von
Gottes Dasein sich nicht mit Haeckel auf die unbegreifliche Willkür
zurückziehen, cs sei »Geschmackssache«, ob man seinen Stamm¬
baum lieber auf einen degradierten »Baron« oder auf einen
perfectibelen Affen zurückführe? Thatsachen, welche seine irreli¬
giösen Theorien stützen, führt H. nicht an, hofft aber (S. 3, 55
u. a.) auf die Zukunft!! Dass er das mosaische Hexaemeron ohne
Grund anklagt, glaubt Rcf. in seiner Schrift über »die Entstehung
der Welt« (Prag 1889, Cyrillo-Method’sche Buchh.) gezeigt zu
haben.
Prag. A. Rohling.
Batiffol P.: Histoire du Brövialre romain. Paris, Picard,
1893. 12°. (356 S.)
Es ist eine erfreuliche Thatsachc, dass schon seit einer
längeren Reihe von Jahren das Studium der Liturgie neuen Auf¬
schwung erhalten hat. Eine Anzahl hervorragender Gelehrter hat
sich dieser Arbeit mit großem Eifer unterzogen. Deutscherseits sei
nur an die Arbeiten Dr. Bickells, Dr. Probsts und vor allem an
den unermüdlichen, verdienstvollen Forscher aus dem Benedictiner-
orden, P. Suitbert Bäumer, erinnert. Auch das Ausland ist nicht
unthätig geblieben. Die Namen Duchcsne, Bishop sind bekannt.
Diesen Vorgängern schließt sich jetzt der in der Litteratur schon
wiederholt genannte Hr. Abbe Batiffol in Paris an mit seiner vorl.
Publication. Der Verf. sagt in der Vorrede, dass er nicht eine ein¬
gehende, erschöpfende Behandlung des umfassenden Gegenstandes,
sondern nur ein Handbuch liefern wollte, welches die Resultate
der liturgischen Forschungen eines Bona, Tommasi, Mabillon,
Gueranger und Roskovany in übersichtlicher Weise zur Darstellung
bringen soll. Hauptgrundsatz bei seiner Arbeit war Zurückgehen
auf die Quellen, um an ihnen diese Resultate zu prüfen und
Betonung des christlich-archäolog. und litterarhistor. Momentes.
B. theilt sein Werk in sechs Abschnitte. Im I. Capitel:
»Entstehung der Horen« wird folgender Hauptgedanke entwickelt:
Die ersten Christen glaubten, dass die Wiederkunft des Herrn in
der Osternacht erfolgen werde. Dieser Gedanke trieb sie an.
während dieser Nacht nicht zu schlafen, sondern sie wachend im
Gebete zuzubringen. So entstand die Ostervigil. Die eigent iche
Osterfeier bildete den Typus der Sonntagsfeier; und wie Ostern
seine Vigil hatte, bekam auch jeder Sonntag seine Vigil. Drei
Theile umfasst diese: lucemare y noctumum , gallicittium. Dann
werden die Bestandtheile des nächtlichen Officiums besprochen:
Psalmi , lectiones, orationes. Als Ergebnis der Betrachtungen über
das kirchliche Stundengebet in den ersten drei Jahrhunderten lässt
sich aufstellen: die Sonntags-, Stations- und Märtyrer-Vigilien
bilden das älteste kirchliche Officium. Die freie Entfaltung der
Kirche seit Constantin, das Institut der Asceten ( monazontes , par-
thenae) hat auch seine Rückwirkung auf das Stundengebet. Die
Asceten führen die tägliche Abhaltung sowohl der Vigilien als
der Terz, Sext und Non ein. — Unter anderm könnte in diesem
Abschnitt vielleicht beanstandet werden, was auf p. 35 gesagt
wird: »Schon vor St. Benedict bestand ein von der Vesper ver¬
schiedenes Abendgebet, da bereits St. Basilius von diesem Ge¬
bete als von einer traditionellen Sache spricht. St. Benedict nahm
es im Occident zuerst in den cursus Officii auf und gab ihm den
Namen Completorium .« Der Verfasser spricht sich nicht darüber
aus, ob dies Abendgebet eine private oder gemein¬
schaftliche Übung war. Nach dem auf p. 34 über die Prim
Gesagten scheint er das letztere annehmen zu wollen. Es ist
jedoch nicht recht einzusehen, wie aus der citierten Stelle (Basi¬
lius de Spiritu sancto 7VJ die Existenz dieses Abendgebetes
sicher erwiesen werden kann, zumal es unmittelbar darauf heißt:
*Quis fuerit auctor verborum illorum , quae dicuntur . ... ad lu-
cernas , dicere non possutnus « (vgl, hierzu P. Bäumer, Studien
aus dem Benedictinerorden 1887, I., p. 17).
Das 2. Capitel behandelt die Entwicklung des Ordo psallendi
in der römischen Kirche. Mit Berufung auf die sog. Canones
Hippolyti wird festgestellt, dass am Ende des 2. Jahrhunderts die
Sonntags- und Stations-Vigilien zu Rom das ganze öffentliche
Officium bildeten. Die täglichen Vigilien sind erst seit Ende des
5. Jahrhunderts bezeugt. Weiter finden sich interessante Aus¬
führungen über den römischen Psalmengesang und die Function
der Diacone bei demselben; ferner über die zwischen dem 4. und
7. Jahrhundert geschehene Umgestaltung des Lectorates und dessen
Übertragung an Knaben, da mit der Einführung der Anti¬
phon alpsalmodie die Knabenstimmen in den Vordergrund
traten. In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts erscheint die
eantilena Romana und mit ihr die scola cantorum. Hicmit kommt
B. auf St. Gregor und den cantus Gregorianus. Die vom Ver¬
fasser daselbst (p. 51—55) ausgesprochenen Ansichten lassen ein
näheres Eingehen auf dieselben gerechtfertigt erscheinen. Zwei
Sätze stellt der Autor als seinen Gegenstand zunächst berührend
in den Vordergrund: 1. St. Gregor kann nicht der eigentliche
Gründer der beiden bei St. Peter und am Lateran bestandenen
scolae cantorum gewesen sein. 2. Das, was man im 7. Jahrh.
eantilena Romana nennt, und insbesondere die Sammlung det
»notierten« Antiphonen und Responsorien, der Liber responsalis ,
ist nicht ausschließlich vom hl. Gregor.
Zur Begründung des ersten Satzes wird angeführt, dass nur
Joannes Diaconus (872) diese Gründung dem hl. Gregor zuschreibe,
Johannes repräsentiere aber nur die Tradition des 9. Jahrhunderts;
ferner, dass der Liber pontißcalis, dessen Notizen über St. Gregor
aus dem 7. Jahrhundert stammen, nichts davon erwähne; endlich,
dass eine unter St. Gregor zu Rom gehaltene Synode den Gesang
der Psalmen und Lectionen den Subdiaconen, *vel si necessitas
fuerit «, den ordines tninores zuweist. — Den aufmerksamen Leser
muss es aber befremden, wenn Abbe B. auf p. 50 und 51 die
Reihe der Päpste, welche nach Epitaphien und Citaten aus dem
Liber pontißcalis *nutriti in S. Petri ovili « und »studiosi in
officio cantilenae « waren, mit St. Deusdedit (615—618), einem der
unmittelbaren Nachfolger St. Gregors, eröffnet und keinen Papst
vor St Gregor anführt, ganz abgesehen von anderen geschichtlich
sicher gestellten Facta. — Der zweite Satz stützt sich haupt¬
sächlich auf ein von Abt Gerbert veröffentlichtes Fragment
eines Ordo der römischen Basilikenklöster des 8. Jahrhunderts.
Ob aber die Aufstellungen des Verfassers, namentlich auch die
p. 54 unter Berufung auf Duchesne, Origines du culte chretien
angefochtenc Autorschaft St. Gregors bezüglich des Liber Sacra -
mentorum und Liber Antiphonarius den Beifall aller Fachleute
finden werden, möchten wir bezweifeln.*) Sehr interessant sind
die Ausführungen über die römischen Busilikenklöster und ihren
Einfluss auf das römische Officium.
Eines der bestgearbeiteten und belehrendsten Capitel ist das
dritte: »Das römische Officium zur Zeit Karls d. Gr.« Es enthält
eine genaue Beschreibung der einzelnen Horen an Ferial- und
Festtagen nach Amalar und einem Liber Antiphonarius von
St. Peter. Der Autor gibt hier seiner Liebe und Hochschätzung
der römischen Liturgie im 7. und 8. Jahrh. vollen Ausdruck. Er
nennt diese Epoche das goldene Zeitalter der Liturgie.
Der vierte Abschnitt ist überschriebcn: »Das Officium mo -
dernutn und die Breviere.« Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts
bestand in Rom das Officium des 8. Jahrhunderts. Hier polemisiert
der Autor gegen Dom Gueranger, der in seinen » Institutions
liturgiques t, L* Gregor VII. eine Verkürzung und Reform des
Officiums für die päpstliche Capelle zuschreibt. Die Gestalt des
Officium modernum , die Ursachen seiner Entstehung, dann das
Breinarium Romanat Curiae werden eingehend behandelt. Im
13 Jahrhundert kommt es in Rom zu einer liturgischen Um¬
wälzung, die schließlich zum Verfall < J cs a'ten römischen Olfi-
ciums führt. Deshalb Bedürfnis nach einer Brevierreform. Die
Thätigkeit der Päpste Leo X., Clemens VII . Paul IV., Pius V.
(Concil von Trient), Clemens VIII., Urban VIII. für diese Reform
behandelt das 5. Capitel. Der folgende Abschnitt ist den Ver¬
besserungen gewidmet, die Benedict XIV. vorzunehmen gedachte,
aber nicht ausführen konnte. Eine Sammlung von Auszügen aus
liturgischen Handschr. erleichtert das Verständnis einzelner Partien.
Wir sprechen dem Talente und der Gelehrsamkeit des Hrn.
Verfassers unsere Anerkennung aus, namentlich auch dafür, dass
er es nicht unterlässt, auf Lücken in der bisherigen liturgischen
Forschung aufmerksam zu machen und so Anregung zu weiteren
Specialforschungen zu geben. Batiffols Buch ist eine höchst be¬
lehrende und verdienstvolle Arbeit. Möge ein ähnliches, auf
Quellenstudium beruhendes kritisches Werk in Bälde unsere
deutsche theologische Litteratur bereichern.
Emaus. P. Ildephons Veith O. S. B.
*) Man vergleiche hierzu. Dom. Morin, Les vöritables origines du
chant Gregorien. Marcdsous 1890. — Dr. Probst., Sacramentarien und
Ordines § 72 u. 74. — P. Bäumer, Über das sog. Sacramentarium Geint in -
num im flist. Jahrbuch 1893, 2. Heft, n. V., p. 279.
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549
Nh. 18. — Orstkkrkichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
550
Katholica.
Pastor bonus. V, 6—9.
(6.) Einig, Gehorsam gg. d. Papst. — Disteldorf, Ist e.
Irrthum im Glauben möglich ohne Sünde? (Forts, in Heft 7.) —
Gadomsky, D. Herz Jesu u. d. hh. Altarssacrament. — IIelf,
D. Positivismus. I. (II in Heft 8.) — Hertkens, Communicatio
in sacris. — de Lorcnzi, Nikolaus von Cues. — (7.) Burg,
Biblische Chronologie nach Schrift und Tradition. IX. (X in Heft 8.)
— Praxmarer, De notitia complicis et de sigillo. — Samson,
D. Hirsch als Sinnbild d. christl. Kunst. — Kröll, Dem Andenken
Heinrichs d. Heil. — (8.) Seher, Pflicht d. Kirchengemeinden
z. Zahlg. v. Gemeinde-Einkommensteuern. — Missionarius,
Confessio spinosa. De avaritia vitanda. —Mosso, De frustratione
finis matrimonii. — König, D. schwarzen Muttergottes-Bildcr. —
Ehses, D. ersten Trierer Zöglinge d. Collegium Germanicum in
Rom. — (9.) Guberlet, Üb. d. Gnadenstand. I. — Schmitt,
Was die Steine reden. — Prim, D. Freuden d. priesterl. Lebens.
— Wiehe, Öffentl. Verkauf u. Restitutionspflicht. — A. Müller,
Generelle Delegation z. Assistenz b. d. Eheschließg. — Reiners,
Alte Processionen u. Proecssionsgcsänge. — Samson, D. St.
Michaclstag u. d. St. Michaelskirchen. — In jedem Hefte: Mit-
thlgen., Anfragen, Bücherschau.
Bonifacius-Broschüren. XXIV, 7—9.
D. Katakomben u d. kathol. Glaube.
Akatholica.
Zeitschrift f. Kirchengeschichte. XIV, 2.
Pflugk-Harttung, Die Kuldeer. — Lea, D. Inquisition v.
Toledo 1575—1610. — Szlävik, Z. ungar. Reformationsgesch.
— Aus Briefen v. C. Fr. Brescius an Chr. Fr. Fritzsche.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Alberti Magni B. orationes super IV libros sententiarum. Juxta
ed. princ. saec. XV. cum diss. praemissa in lucem revocavit
Dr. Nie. Thoemes. Berl., Homborg. 16°. (XX, 40 S.) fl. — 60.
Esser G., D. Seelenlchre Tertullians. Paderb., Schöningh (VII,
234 S.) fl. 2.76.
Kirsch J. P., D. christl. Cultusgebäude im Altcrthum (1. Vereins-
schr. d. Görres-Ges. f. 1893.) Köln, Bachem. (VII, 96 S. m.
77 Abb.) fl. 1.08.
Rösel G., Luther u. d. Juden. E. Btr. z. Frage: »Hat d. Refor¬
mation gg. Juda Toleranz geübt?« Münster, Russell. (40 S.)
fl. —.30.
Eberle M., O. S. B., D. hl. Bonifacius, Apostel v. Deutschld.
S. Leben u. Wirken. Augsbg., Kranzfelder (IV, 177 S.) fl. —.60.
Rousset P. Matth. Jos., O. Pr., Directorium asceticum, in quo
de viri spiritualis eruditione tutissima sanctorum patrum docu-
menta traduntur. Freib., Herder. (VI, 306 S.) fl. 1.08.
Maris Stella od. d. Berufsleben d. weibl. Geschlechts im Lichte
d. Glaubens. Ebd. (XVIII, 349 S.) fl. 1.20.
Schott Ans., 0. S. B., Vesperbuch (Vesperale romanum) lat. u.
deutsch. Ebd. (XXXII, 448 u. 146 S.) fl. 1.80.
Akatholica.
Dietterle J. A., D. Franciscan. »Summae confessorum« u. ihre
Bestimmgen. üb. d. »Ablass«. Progr. Döbeln, C. Schmidt, gr. 4°.
(II, XXXVIII S.) fl. —.90.
Gardener H. H., D. Weib u. ihre Stellg. z. Religion u. Kirche
am Ende d. 19. Jhdts. Vorlesg. in 3 Thln. M. e. Nachw.: »An¬
sprache an d. Geistlichkt.« Deutsch v. W. Schaumburg. Lpz.,
Schaumburg-Fleischer. (259 S.) fl. 1.80.
Quis? Jeanne d’Arc e. Heilige? Skept. Studien geleg. d. Canoni-
sationsprocesses. München, Poessl. (VIII, 147 S.) fl. 1.80.
Philosophie. Pädagogik.
Pesch Tilmann S. J.: Die großen Welträthsel. Philosophie
der Natur. Allen denkenden Naturfreunden dargeboten. 2. ver¬
besserte Aufl. 2 Bde. Freiburg i. B., Herder, 1892. gr. 8°. 1. Bd:
Philosophische Naturerklärung (XXV u. 799 S.). II. Bd: Natur¬
philosophische Weltauffassung (XII u. 616 S.). fl. 10.80.
Unter umfassender Berücksichtigung der neueren,
besonders auch der ungläubigen Wissenschaft zeigt uns
der Verf. eine Reihe von Räthseln in der Natur, welche
nicht vom Atheismus oder Pantheismus, wohl aber durch
Annahme eines persönlichen Gottes gelöst werden können.
Hierin scheint uns die hauptsächlichste Bedeutung des
Werkes zu liegen. Auf das Einzelne gehen wir nicht
ein, da das Werk in erster Auflage schon vielfach be¬
sprochen ist. Unter den Erweiterungen dieser zweiten
Auflage heben wir hervor: Das Entwicklungsgesetz der
menschlichen Gesellschaft nach Hegel und Feuerbach
(II, n. 483 ff.), wobei die Socialdemokratie zur Sprache
kommt; sodann die Unsterblichkeit der Seele und das
Jenseits (II. n. 716 ft.)
Von Interesse dürfte es sein, zu sehen, wie die
nichtkatholischen Kritiker, deren eine nicht unerhebliche
Zahl ist, sich dem streng ultramontanen Werke gegenüber
verhielten. O. Zöckler schreibt in dem positiv Protestant.
»Theolog. Litteraturbl.« von Luthardt (Leipzig, 27. Jan.
1893): »Es ist ein festgefügtes, fertig abgeschlossenes,
mit dickem Gelehrsamkeitspanzer bewehrtes System
thomistischer Weisheit, das in Pesch’s Naturphilosophie
der modernen naturalistischen Wissenschaft gegenüber¬
tritt. Halbheiten im Sinn eines mattherzigen, dilettantischen
Eklekticismus finden hier nicht statt. Es gilt das unerbittliche
Entweder— Oder.- Prof. Dr. Schädel erklärt im »Deutsch.
Litt.-Bl.« (Gotha 1893 Nr. 50): »Das jetzt zu besprechende
Werk des Jesuitenpaters Pesch: »Die großen Welträthsel«
etc. ist so wenig auf bloß akademische Wirkungen an¬
gelegt und tritt mit solchem Applomb auf, dass zeitig
vor ihm gewarnt werden muss als vor einem Attentat
auf die Wissenschaft, wie bis auf Janssens Geschichte
des deutschen Volkes kaum eines unternommen worden ist.«
Alexander Wernicke in Braunschweig meint in der
»Deutschen Litteraturzeitung« (Berlin, 10. Juni 1893,
Nr. 23, Sp. 709): »Wir haben selten eine so feine und
fast immer glückliche Unterscheidung zwischen dem ge¬
ordneten Thatsachenbestande der modernen Wissenschaft
und dem nebelhaften Gewebe daran sich anknüpfender
Speculation von zweifelhaftem Werte gefunden, als sie
uns Tilmann Pesch bietet.«
Wir sehen, die kathol. Presse hat sich allmählig
eine großartige Berücksichtigung und Anerkennung im
gegnerischen Lager errungen !
Wijnandsrade (Holland). L. v. Hammerstein S. J.
Cicero und Jakob Grimm: Über das Alter. Herausgegeben
von Max Schneidewin. Hamburg, Verlags-Anstalt u. Druckerei
A.-G. (vorm. J. F. Richter'. 1893. gr.-8°. (108 S.) fl. 1.80.
Eine immerhin dankenswerte Zusammenstellung der
beiden von hervorragenden Persönlichkeiten zu so
verschiedenen Zeiten verschiedenem Publicum über
dasselbe Thema gehaltenen Vorträge. Der Herausgeber
hat nur in der Widmung — dem Kreishauptmann a. D.
Geh. Reg.-Rath A. Meyer zum 80. Geburtstage — und
in den erklärenden Noten zur Ciceronianischen Rede
selber das Wort ergriffen, die Rede Grimms erweist sich
als ein buchstäblich getreuer Abdruck der Originalausgabe
(3. Aufl. 1865). Die Übersetzung der Rede Cicero’s hat
er mit gründlichem Verständnis und in sorgfältiger Wah¬
rung und Wiedergabe aller Feinheiten des Ciceronianischen
Stiles besorgt. Der Preis scheint jedoch für das Büchlein
unverhältnismäßig theuer. e. h.
Bewer Max: Gedanken. Mit einem Bildnis. Dresden, Verlag
der Druckerei Giöss, 1892, gr. 8°. (238 S.) fl. 1.20.
Ein seltsames Buch. Es muthet an halb wie das
Gestammel eines Kindes, halb wie die Offenbarungen eines
Sehers — man wird sich nicht klar: ist es Weltweisheit
oder Narrethei, oder beides? Jedenfalls ist es nach vielen
Seiten anregend, und hat man sich erst an die störende
Form einigermaßen gewöhnt, so wird man nicht ohne
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Nr. 18. — Okstbrrrichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
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Genuss in den »Gedanken« blättern, sich zwar über manche
mit vielem Applomb vorgetragene Plattheit ärgern, aber auch
sich freuen über die Goldkörner, die überall aufblitzen.
Müssen wir uns, was des Verf. religiöse und poli¬
tische Grundanschauungen betrifft, durchaus ablehnend
verhalten (religiös will sich B., wie es scheint, ein eigenes
Christenthum nach Art jenes des H. v. Egidy construieren,
politisch folgt er verehrungsvoll den Fußstapfen Bismarcks),
so erkennen wir doch gern alles an, was in dem Buche
Schönes und Gutes steckt. Es ist eine der besten Früchte,
die »Rembrandt als Erzieher« gezeitigt.
Zeitschrift f. Philosophie u. philosoph. Kritik. N. F. CII, 2.
Busse, Zu Kants Lehre v. Ding an sich. II. — Rosen¬
thal, Salomon Maimons Versuch üb. d. Transcendentalphil. in s.
Verh. z. Kants transcend. Ästhetik u. Analytik. — Dreher, Gei¬
stige u. materielle Kraft. — Recensionen, u. a.: Drei Lotze-
Schriften (Thieme); — H. Wolff, Kosmos u. J. Wolff, D. Be¬
wusstsein u. s. Object (Dorner); — Döderlein, Phil, divina,
Gottes Dreieinigkeit, bewiesen an Kraft, Raum, Zeit (Schmaltz).
Kathol. Schulkunde. II, 32—34.
(32.) Dr. Conr. Zehrt. II. — D. bibl. Gesch.-Unterr. (Forts,
in Nr. 34). — Z. Fortbildg. d. Lehrers. — Wie erzielt d.
Lehrer d. richtige Interpunction? (Schl, in Nr. 34.) — (33.) Münz,
Goethe in s. Verh. zu Christenthum u. Vaterld. (Forts.) — Welche
Forderungen stellt d. Pädagogik an d. Sprechen d Lehrers in d.
Schule? — Beil.: Edelsteine. — (34.) Winke üb. d. Behandlgsweise
stammelnder und stotternder Schüler.
Kathol. Schulzeitung f. Norddeutschland. X, 32-35.
(32.) Szczeponik, D.Erziehg.z Pflichttreue.(Schl.in Nr. 33.)
— (33.) Z. Capitel Schulgesundheitspflege. — »Confessionelle
Hetze!« — (34) Tschech, D. Reform d. deutschen Rechtschreibg.
(Schl, in Nr. 35.) -— (35.) Leipziger u. Berliner Volksschulwesen.
Neue Erscheinungen:
Hagemann, Elemente d. Philosophie. II. Metaphysik. Ein Leit¬
faden f. akadem. Vorltsgn., sowie zum Selbstunterr. 5. Aufi.
Freib., Herder. (VIII, 229 S.) fl. 1.50.
Meyer Eug., D. Philosoph Franz Hemsterhuis. Breslau, W.
Koebner. ^33 S.) fl. —.60.
Marchand Marg. E., Das erziehliche Wort. E prakt. Wegweiser
f. Lehrer u. Lehrerinnen u alle, welche die Jugend erziehen
u. unterrichten. Mainz, Kirchheim, 12°. (VIII, 303 S.) fl. 1.44.
Geulincx A., Opera philosophica. Recogn. J. P. N. Land. 3 tomi.
Haag, Nijhoff. fl. 25.20.
Gutberiet C., D. mech. Monismus. E. Kritik d. mod Welt-
anschaug. Paderb., Schöningh. (VI, 306 S.) fl. 3. — .
Lud ewig C., S. J., D. Substanztheorie b. Cartesius in Zushang.
m. d. scheinst u. neueren Phil. E histor.-krit. Untersuchg.
Fulda, Actiendr. (128 S.) fl 1.08.
Ziemssen O., Makrokosmus. Grundideen z. Schöpfungsgesch. u.
zu e. har.non. Weltanschaug. Versuch e. Systematik d. Koperni-
kanismus. Gotha, Thienemann. (XVI. 127 S.) fl. 1.20.
Aders F., J. F. Abel als Phil. Berl., Trautwein. (III, 93 S.) fl. 1.44.
Brodbeck A., Leib u. Seele. Ihr gegenseit. Verhältnis, zurück¬
geführt auf d. psychophysiolog. Grundgesetz. Hannover- Lin¬
den, Manz & Lange. (45 S ) fl. —.60.
Comenius, des J. A., Sittenvorschriften f. d. Schule zu Saros-
Patak, m. e. Ber. üb. d. Comenius Thätigkt. in Ungarn 1650
bis 1654, hrsg. v. J. Reber. Aschaffenbg., Krebs (41 S.) 11.—.36.
Hochegger R., D. Bedeutg. d. Phil. d. Ggwart f. d. Pädagogik.
(Päd. Zeit- u. Streitfr. 32 — 34.) Gotha, Behrend. (132 S.) fl. 1.08.
Kiesewetter K., Entwicklgsgesch. d. Spiritismus v. d. Urzeit b.
z. Ggwrt. Lpz., Spohr. (III, 50 S.) fl. —.72.
—, John Dee, e. Spiritist d. 16. Jhrdts. Culturg. Studie. Ebd.
(77 S.) fl. —.90.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Schütter Hanns: Die Reise des Papstes Pius VI. nach
Wien und sein Aufenthalt daselbst. Ein Beitrag zur Geschichte
der Beziehungen Josefs II. zur Römischen Curie Wien, F.Tempsky,
1892. gr. 8°. (Fontes Rer. Austriac., herausgegeben von der
histor. Commission der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften
in Wien. 2. Abth., 47. Bd., 1. Hälfte.) (XX u. 230 S.) fl. 2.30.
Nach den Veröffentlichungen von Seb. Brunner, Arneth,
Wolfsgruber, Hock-Biedermann, Lonovics, P. Wolf u. a.
über die Reise des Papstes Pius VI. nach Wien dürfte
es wohl schwer sein, wesentlich Neues darüber zu bringen.
Das vermag auch der Verf. der vorl. Schrift nicht. Dennoch
verdient die Arbeit Erwähnung wegen des Abdruckes der
Actenstücke und Briefe aus dem Wiener Staatsarchiv und
einiger Theile aus dem Diario des päpstlichen Ceremonien-
meisters Giuseppe Dini. Nach Sch. soll Pius VI. dieses
Tagebuch selbst redigiert haben, aber ein Beweis für diese
Behauptung ist nicht erbracht. »Pius VI.«, schreibt Sch.,
»war eitel genug, die betreffenden Eintragungen seines
Ceremonienmeisters nicht nur nicht der Wahrheit
entsprechend umzuändern, sondern sic vielmehr oft
unmittelbar zu veranlassen. Nachdem (sic) Dini keinem
der intimeren Gespräche, welche der Kaiser und der Papst
mit einander pflogen, als Augen- und Ohrenzeuge beige¬
wohnt hatte, so liegt es nahe, dass er alles, was er
hierüber berichtet, getreu nach den Mittheilungen des
Papstes niedergeschrieben hat. Er ermangelt auch nicht,
dieser Thatsache hie und da Erwähnung zu thun. Auf
seinen Wert als geschichtliche Quelle geprüft, schrumpft
also (?) die Bedeutung des Tagebuches gar sehr zu¬
sammen, die Art und Weise hingegen, in welcher es
abgefasst ist, trägt viel dazu bei, einen Hauptcharakterzug
Pius VI. — seine große Eitelkeit — recht grell zu
beleuchten.« (S. VI f.)
Die hier dem Papst gemachten Vorwürfe, Mangel
an Wahrheitsliebe und große Eitelkeit, kehren in der
Schrift mehrere Male wieder — ohne stichhaltigen Beweis.
So fragt der Verf. S. 2: »Oder ist bei seinem (Pius’ VI.)
Entschlüsse nicht auch der fromme Wunsch als ein
nicht zu unterschätzender Factor anzusehen, mit in der
Reihe jener Päpste zu glänzen, welche u. s. w.« Wenn
der heil. Vater viele Stunden im Gebete in der Peters¬
kirche verbringt, so meint Sch.: »Es waren die stärksten
Waffen, die Pius gebrauchen konnte, um sich die Herzen
des Volkes zu erobern, indem er diesem das Schauspiel
eines tief betrübten und in Thränen aufgelösten Papstes
bot.« In dem Consistorium regt sich keine Opposition
gegen die Reise, nicht aus sachlichen Gründen, sondern
weil der Papst seine körperlichen Vorzüge spielen lässt:
»Die also dachten (die auf eine Opposition im Consi
storium rechneten), kannten den magischen Zauber nicht,
den eine sympathische, wohlklingende Stimme auf die
Zuhörer ausübt; und Pius war nicht allein mit dieser
begnadet, sondern er, ,der schönste, stattlichste Mann*,
wie ihn ein Zeitgenosse nennt, verstand es gar wohl,
seine körperlichen Vorzüge und den unwiderstehlichen
Blick seiner Augen in richtiger Weise in den Dienst der
Sache zu stellen, die er verfocht.«
Die Wahrheit über die Motive, welche den heil.
Vater zu seiner Reise nach Wien bewogen, ist doch
nicht so schwer zu finden. Die Nothlage der Kirche in
Oesterreich war durch das eigenmächtige und ungerechte
Vorgehen Josef II. eine solche geworden, dass sie einem
frommen, für das Wohl der Kirche innigst besorgten
Papste einen so außerordentlichen Schritt nahe legen
konnte, zumal die Persönlichkeit Josef II., der wohl
eigensinnig ändern, aber nicht boshaft zerstören
wollte, einer persönlichen Einwirkung von Seite des
Stellvertreters Christi durchaus nicht als unzugänglich
erscheinen musste. In der That hat Pius VI. öffentlich
und privatim als einzigen Beweggrund stets ausgesprochen:
nur die Rücksicht auf das Wohl der Kirche. (Vergl.
S. 15, 33 f., 72, 77, 88 f.) Dafür hat er manche
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Nr. 18. — Oestrrreichischrs Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
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Selbstverleugnung und Verdemüthigung auf sich genommen,
so z. B. machte er dem Fürsten Kaunitz den ersten
Besuch. Will man die wiederholten Äußerungen des
Papstes als Lügen hinstellen, dann bedarf es durch¬
schlagender Beweise. Solche Beweise bieten nicht etwaige
Berichte österreichischer Agenten in Rom, in denen der
römische Stadtklatsch sein Echo fand und gerade
die Gerüchte am bereitwilligsten colportiert wurden,
welche in den Ohren des augenblicklichen Chefs, hier
des kirchenfeindlichen Kaunitz, liebliche Musik waren.
Was sollte aus der Geschichte werden, wenn man beispiels¬
weise die Geschichte des vaticanischen Concils nach den
Berichten Arnim’s an Bismarck schreiben wollte !
Im Einzelnen sei noch bemerkt: Das Tagebuch wird
ohne durchschlagenden Grund angegriffen, wenn es bei
Kaunitz eine vorübergehende Rührung und ein allge¬
mein gehaltenes Versprechen (»che in tutto quello che
poteva, si offeriva a servire a SS.«) infolge der wieder¬
holten eindringlichen Worte des Papstes verzeichnet.
Noch weniger ist bei dieser Gelegenheit die auffallende
Insinuation bewiesen: »Vielleicht hat Pius mit seiner
der Wahrheit nicht entsprechenden Aufzeichnung
beabsichtigt, die Nachwelt glauben zu machen, dass ihm
die kaiserliche Regierung zwar manches versprochen, aber
nichts gehalten habe.« Hat denn Pius die Aufzeichnung
des Tagebuches gemacht? Und hat nicht Sch. selbst
gesagt: »Immerhin musste der Kaiser dem Papste irgend¬
welche Erklärungen abgegeben haben, welche denselben
zu Hoffnungen berechtigten«? Ebensowenig ist dem
Herausgeber die Beseitigung des unmittelbaren Zeugnisses
für das rohe Benehmen des Fürsten Kaunitz beim Be¬
suche des Papstes gelungen, denn der Bericht des un¬
mittelbaren Zeugen, des holländischen Gesandten
Wassenaer, welchen auch Ranke verwertet hat, wird
durch das Schweigen des Tagebuches und durch ein
Wiener Salongcrede in seinem Werte nicht beeinträchtigt.
Bei einigen Actenstücken hätte der Herausgeber anmerken
können, dass dieselben bereits gedruckt waren. Die
Josefinischen Curiosa, die citiert werden, sind weiter
nichts als ein Scandalbuch der schlimmsten Sorte und
sollten von einem ernsten Historiker nicht als Quelle be¬
nützt werden.
Aus der Publication geht u. a. wieder hervor, dass
an dem Scheitern der Absichten des Papstes neben Graf
Kobenzl eine Hauptschuld trägt Fürst Kaunitz, »che senza
minimo dubio era il piü atroce ed aperto nemico che
avesse la chiesa, la religione e la santa sede« wie das
Diario des päpstlichen Ceremonienmeisters Dini sich aus¬
drückt. D.
Jahrbuch der k. k. herald. Gesellschaft »Adler«. N. F. III.
Graf v. Pettenegg, Heraldisches aus Rom.— Milan Sunko.
— Wertner, Schles.-ungar. Allianzen. — Ders., D. Herren v.
Forchtenau. — v. Liebenau, Die Familie v. Beroldingen. —
Ströhl, Wappen u. Siegel d. Orte Vorarlbergs. — Ders., D. Wappen
d. Äbte d. Prämonstr.-Stiftes Schlägl. — Seyler, Erörtergen üb.
d. Wappen d. Herzoge v. Österr. aus dem Stamme der Baben¬
berger. — E. Beitrag z. Kenntnis d. niederösterr. Landstände.
Monatsblatt dar k. k, herald. Gesellschaft »Adler«. III, 30—32.
(30.) J. M. Kaiser f. — Arvid v. Klingspor, E. herald.
Räthsel. — (31.) Wertner, Arnold v. Strigau. — Eypert, Notizen
aus d. Bergoberamt- u. Stadtarchiv zu St. Joachimsthal II. (Schl,
in Nr. 32.) — v. Fehrentheil u. Gruppenberg, Stammtafel d.
Familie v. Klinglin. — (32.) de Raa dt, Nochmals die herald.
Räthsel. — In jeder Nr. Anfragen und Antworten.
Zeitschrift f. deutsche Culturgeschlchte. N. (3.) F., UI, 6.
Biedermann, Gesch. d. deutschen Einheitsgedankens. L
— Chr. Mayer, Aus d. Lebensgang e. evangel. Geistlichen u.
Gelehrten im 17. u. 18. Jhdt. — Auch e. Stückchen Militärvorlage.
— Wolter, E. Überbleibsel altwendischer Cultur. I.
Archlvlo storlco Itallano. Serie V, tomo XI, disp. 2.
Desimoni, Una carta d. Terra Santa del sec. XIV nell'
Archivio di Stato in Firenze, Marino Sanuto e Pietro Visconte. —
Papaleoni, Giustizie a Trento sotto il vescovo Giovanni IV.
(1466 — 1486). — C. Paoli ed E. Casanova, Cosimo I de’
Medici e i fuorusciti del 1537. — Marzi, La questione della
Riforma del Calendario nel quinto Concilio lat. (1513—17).
Neue Erscheinungen:
Wolfsgruber C., D. Correspondenz d. Schottenabtes A. Spindler
v. Hofegg. Wien, Kirsch. (IV, 181 S.) fl. 2.—.
Baasch E., Hamburgs Seeschiffahrt u. Waarenhandel v. Ende d.
10. bis z. Mitte d. 17. Jhdts. Hambg., Gräfe (126 S.)fl. 1.80.
Domanig C., D. deutsche Privat-Medaille d. älteren Zeit. Vortr.
Wien, Braumüller. (VI, 42 S. m. 27 Abb. u. 3 Taf.) fl. 1.50.
Geith M., Leop. Jacoby. E. Lebensmärchen. Aus Mitthlgen.,
Briefen u. Schöpfgen erzählt. München, Poeßl. (363 S.) fl. 1.80.
Krauß F. S., Böhm. Korallen aus der Götterwelt. Folklorist.
Börseberichte v. Götter- u. Mythenmarkte. Wien, Rubinstein.
(VII, 147 S.) fl. 1.50.
Gradl H., Gesch. d. Egerlandes (bis 1437), Prag, Dominicus. 4°.
(VIII, 433 S. m. 111.) fl. 5.—.
Jireöek Hermenegild, Antiquae Boemiae usque ad exitum saec.
XII. topographia hist. Wien, Tempsky. (XXVIII, 195 S.) fl. 2.—
Kleie J., Hexenwahn u. Hexenprocesse in d. ehern. Reichsstadt
u. Landvogtei Hagenau. Hag., Ruckstuhl. (VIII, 77 S.) fl. 1.95.
Robinet, Condorcet. Sa vie, son oeuvre (1743—1794). Paris,
Libr.-impr. reunies. 10 fr.
Blancard Th., Les Mavroyeny. Essai d’etude ä l’histoire mod.
de la Grece, de la Turquie et de la Roumanie. Paris, Marpon
& Flammarion. 25 fr.
Castanier P., Hist, de la Provence dans l’antiquite. Vol. I.
Ebd. 15 fr.
Antiqu.-Kat.: Ad. Weigel in Leipz. Kat.-Nr. 10: Cultur-
u. Sittengesch., Geheime Wissenschaften. 1881 Nrn.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
Heyne M.: Deutsches Wörterbuch. Band I. u. II. Leipzig,
S. Hirzel, 1890-92. 4° (I.: XIV u. 1282 Sp., II.: XXIV u.
1238 Sp.) ä Bd. fl. 0.—.
Jedes neu erscheinende Wörterbuch wird in erster
Linie inbezug auf das Verhältnis untersucht werden, in
welches es sich zu unserem großen »Deutschen Wörter¬
buche« stellt. M. Heyne hat insofern noch ein beson¬
deres Recht auf das große Wb. zurückzukommen, als
er beträchtliche Partien dieses monumentalen Werkes
selbst ausgearbeitet hat und daher mit der Anlage und
den Zwecken desselben innigst vertraut ist. Wählen wir
daher, um das oben berührte Verhältnis zu beleuchten,
zum Vergleiche eine solche Partie aus dem neuen »D.
Wb.« H.’s, welche von demselben Verf. auch für das
große Wb. bearbeitet wurde, z. B. den Artikel »Laub«.
Die Etymologie wird im neuen D. Wb. fast ebenso
vollständig gegeben, als im großen Wb. Die Formen der
verwandten Dialekte werden angeführt, bis zum litt, lapas.
Nur die nnd. und niederl. Form wird im neuen Wb.
übergangen. Für die nächste Bedeutung »einzelnes Blatt«
beginnen die Belege im großen Wb. mit den Minnesängern,
im kleinen neuen erst mit Logau. Die Diminutiva »Läub-
chen« und »Läublein«, welche im großen Wb. einen be¬
sonderen Raum einnehmen, werden im kleinen — mit
Belegen aus Stolberg und Uhland — gleich unter »Laub«
abgethan. Für den Plural »Läuber« beginnen die Belege im
großen Wb. schon mit Tatian, im kleinen erst mit einer
deutschen Bibel 1483; aber die einmalige neuere Plural-
ferm »Laube«, die im großen Wb. aus Klopstock belegt
ist, wird auch im kleinen sorgfältig verzeichnet. Die
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Nr. 18. — Obstbrrbichischrs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
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Reducierung der Belegstellen erstreckt sich also vornehm¬
lich auf die altdeutsche Litteratur. Aber auch die neuhoch¬
deutschen Belege werden nur in beträchtlich verminderter
Zahl zugelassen: für die zweite Bedeutung des Wortes
»Laub« als Collectivum führt das kleine Wb. nach Neit-
hard nur noch eine Bibelstelle und, mit Übergehung von
Sebir, Göchhausen, Günther, Kleist, Stolberg, Claudius,
Schiller, Goethe, Ramler, Mahlmann etc. nur noch Hölty und
Bürger an. Die Stelle aus Hölty, das Wort »Laub« in Ver¬
bindung mit einem Adjectiv zeigend, hat der Verf. wohl
nur gebracht, um eine ähr I che Stelle aus Bürger (»rührig
Laub«), die im großen Wb. nicht enthalten ist, einzu¬
flechten; indessen scheint mir »rührig« hier nicht
Adjectiv, sondern Adverb zu »empören« zu sein. Von
den Stellen, in welchen »Laub« zu Vergleichen und Bildern
verwendet wird, führt das neue Wb. nur Hebel an (»Geld
wie Laub« statt des volksthümlichen derben »Geld wie
Mist«). Mit Übergehung der Bedeutung »Laub« = »Nadeln
der Fichte, Föhre« etc., in welchem Sinne eben nur
Opitz das Wort verwendet, wird der forstwirtschaftliche
und winzerischeTerminus »Laub = jährliche Belau¬
bung«, jedoch mit Übergehung der im großen Wb. ent¬
haltenen Nachweise vorgeführt.
Eine Bedeutung scheint mir im großen wie im kleinen
Wb. mit Unrecht ganz übergangen zu sein: »Laub« =
Laubholz. Sie ist allerdings nur für die späte ahd. und
die mhd. Zeit zu belegen. Orte wie »Laab« im Wiener¬
walde, wohl auch »Laube« in Nordböhmen erscheinen
urkundlich geschrieben »in loupa«, »in Loup«, »in Laub«
(R. Müller in den Blättern des Vereins f. Landeskde. v.
Niederöst. 1887, S. 107 ff.), und bezeichnen offenbar
eine Ansiedlung nicht oben im Laube der Kronen, sondern
überhaupt im Walde. Daher tautologisch »Lab in sylva«
(ebd.). Die Erklärung mit dem Fern, »die Laube* ist
wegen der schwachen Biegung dieses Wortes und der
heutigen ortsüblichen Aussprache »lä« »läb« unzulässig.
— Der Reimchronist sagt »über velt und über loup sach
ich ungefüegen stoup« (Seemüller, Glossar), wo »loup«
neben »velt« doch nur »Wald« bedeuten kann; Walthers
»velt, walt, loup, ror unde gras« wäre dann als »Feld,
Wald (nach der gemeinen Auffassung: Nadelwald), Laub¬
wald, Sumpf und Wiese« eine concinne Aneinanderreihung
von Culturflächen. — Allerdings wäre dieser Nachtrag
nicht im kleinen, sondern im großen Wb. anzubringen
gewesen.
Auch die Bedeutung »Laub in künstlerischer Nach¬
bildung« ist vom Verf. vollständig nach seinem eigenen
Artikel im großen Wb. gegeben, nur ohne alle Belege,
weil ja diese Bedeutung nach allen ihren Details im täg¬
lichen Leben genug Belege findet. — Eine bloß dialektische
Bedeutung des Wortes (Rotlauf: vestigium vulneris) ist
mit Recht übergangen.
* *
*
Wenn wir das Gesagte nochmals überblicken, so
werden wir unbedingt unterschreiben, was der Verf. in
der Einleitung zu seinem neuen Werke sagt: es soll ein
Hausbuch für »Sprachgebildete« sein. Der Philologe
freilich wird zum großen »D. Wb.« greifen, das kleine
wird ihm aber einstweilen unentbehrlich sein für jene
Partien des Alphabetes, welche im großen wohl noch lange
ihrer Bearbeitung entgegenharren. An Verlässlichkeit und
Sicherheit des Gebotenen fehlt es aber auch für den
Philologen nicht, w r enn er sich rascher über Ableitung oder
Gliederung der Bedeutung eines Wortes orientieren will.
Mit größtem Interesse sehen wir daher dem III. Bande
dieses trefflichen Werkes entgegen, weil gerade hier der
Verf. noch weit selbständiger ohne die Stütze des großen
Deutschen Wörterbuches wird arbeiten müssen.
Wien. Dr. Hans Willibald Nagl.
Gombert Prof. Dr. Albert: Weitere Altersbestimmungen
neuhochdeutscher Wortformen. (Im Jahresberichte des kgl.
Gymnasiums zu Groß-Strehlitz 1892/1893.) 20 S., 4°.
Die Arbeiten für das Deutsche Wörterbuch dürfen
selbstverständlich noch lange nicht als abgeschlossen be¬
trachtet werden, — ja, es wird der fortgesetzten Thätig-
kcit der Lexikographen bedürfen, um den lebendigen Strom
der Wortentwicklung nach Form und Sinn zu verfolgen.
Und noch lange sind die Quellen der älteren Zeit nicht
so vollständig exceipiert, dass nicht selbst neue Arbeiten
tüchtiger Fachmänner durch neueste Nachträge der
Fachgenossen ergänzt und berichtigt werden könnten.
Anschließend an die vorstehende Anzeige des neuen
»Deutschen Wörterbuches« von M. Heyne ist Ref. schon
in der Lage, auf die Schrift Gomberts als eine wichtige
Bereicherung und Berichtigung der neuhochdeutschen
Wortgeschichte hinzu weisen. Nachdem G. an einleiten¬
der Stelle einzelne Verstöße des Heyne’schen Wb. im
allgemeinen und die Ignorierung des trefflichen Wei-
gand’schen Wb, im besonderen gerügt hat, weist er bei
den Buchstaben Ä, B und D das Vorkommen einzelner
Wörter viel früher nach, als Heyne. Abdachung er¬
bringt z. B. Heyne aus 1729, Gombert aus 1616; allen-
falsig H. aus dem XIX Jhdt., G. aus 1781 ; anderseits
H. aus dem XVIII. Jhdt., G. im Sinne von »anderswo«
aus 1610, die Nebenform andererseits, welche H. für
neuesten Datums hält, belegt G. aus 1661 u. s. w. In¬
bezug auf die Wahl der Belege tadelt G. an Heyne die
unnöthig häufige Anziehung Bismarck’scher Worte (unter
Abfindung.) Das einzige mit C beginnende Titelw'ort
unserer Schrift (»Culturkampf«) bringt eine interessante
Bemerkung über die Stellung Virchows zu diesem Aus¬
drucke. Ref. muss schließlich seine Meinung dahin aus¬
sprechen, dass niemand das Heyne’sche »D. Wb.« be¬
nützen soll, bevor er in sein Exemplar die in obiger
Schrift gebrachten Ergänzungen nachgetragen.
Wien. Dr. Hans Willibald Nagl.
Muret Prof. Dr. E.: Nothwörterbuch der engl. u. deutschen
Sprache lür Reise, Lectüre und Conveisation. Theil I. Englisch-
Deutsch. 7. Aufl. Berlin, Langenscheidi’sche Verlagsbuchh. 1893.
16°. (XVI u. 476 S.) fl. 1.20.
Dem Titel und den in der Vorrede dargelegten Grund¬
sätzen entsprechend soll in dem hier in 7. Auflage vorl.
»Nothwörterbuch« nur wirklich das Allernothwendigste
gegeben werden. Es darf also kein zu strenger Maßstab
an die Menge des Gebotenen angelegt werden, obwohl
das unscheinbare Büchlein auch eine kritische Prüfung
nicht mit Unehren bestünde. Ob es aber bei der über¬
großen Schwierigkeit, ja fast Unmöglichkeit, die genaue
englische Aussprache aus bloß schriftlichen Verdeut¬
lichungen zu erlernen, neben der Leichtigkeit, sich überall
eines Engländers oder bewährten Kenners der Sprache
als Prüfers bedienen zu können, in einem Not Wörter¬
buch nicht besser wäre, die complicierte Aussprache¬
bezeichnung, die ein eigenes Studium erfordert, zu unter¬
lassen und die Laute so gut als möglich in einfacher
stricheloser und unnumerierter deutscher Umschreibung
anzudeuten? —1—.
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Nr. 18. — Oesterreichisches Littbkaturblatt. — II. Jahrgang.
558
Melftz Leo, Oberregisseur am städt. Theater zu Basel: Oie
Theaterstücke der Weltliteratur! ihrem Inhalte nach wieder¬
gegeben. Mit einer Einleitung Zur Geschichte der dramatischen
Literatur. Berlin u. Leipzig, Wiener'schc Verlagsbuchhandlung.
1893. 8°. (LVIII u 644 S.) fl. 3.
Es ist der zweite derartige Versuch, der binnen
kurzem gemacht wird. Unstreitig ist aber das hier vorl.
Buch seinen Vorgängern nicht nur was die Quantität
des Gebotenen betrifft, weit überlegen, sondern bedeutet
auch in Hinsicht auf die Qualität, d. h. auf die
Richtigkeit und Genauigkeit der einzelnen Artikel einen
bedeutenden Fortschritt. Dass bei der großen Zahl der
inhaltlich wiedergegebenen Theaterstücke (an 1000)
mancherlei Schiefheiten und Fehler mit unterlaufen, ist
fast unvermeidlich. Der Fehler aber sind wenige gegen¬
über dem vielen Guten und Brauchbaren, das das Buch
bietet. Für Litterarhistoriker und Forscher auf dem Gebiete
des Dramas wird es sich eben so brauchbar erweisen
wie für den Laien, der aus praktischen Gründen darnach
greift. r.
Autenrleth Dr. Geoig, Rector des Alten Gymnasiums zu
Nürnberg: Wörterbuch zu den Homerischen Gedichten.
Für Schüler bearbeitet. Mit vielen Holzschnitten und zwei Kalten.
Siebente verbesserte Auflage. Leipzig, B. G. Teubner. 1893.
gv8°. (XVI u. 379 S.) fl. 1.80.
In immer kürzeren Zwischenräumen folgen sich die
Auflagen dieses altbewährten Buches. Es fällt schwer, in
dem nun zum siebentenmale durchgesiebten Werke noch
eine oder die andere Kleinigkeit (so dass tgXotcsocd = ^mache
durch« schon 8 490 erscheint, oder ähnliches) aufzu¬
stöbern. Dagegen muss die steigende Reichhaltigkeit des
Textes und die Fülle anschaulicher Illustrationen (die neu
hinzugekommene Tafel XVII wird in der Überschrift als
zu Tafel XI — in der Vorrede als zu Tafel XII gehörig
bezeichnet) rühmend hervorgehoben werden. Die neuesten
Forschungen auf diesem stark bebauten Gebiete sind
überall in Rechnung gezogen. F. M.
Bohatta Dr. H.: Die javanische Sprache. (Bibliothek der
Sprachenkunde. 39. Theil.) Wien, Hartleben, 1893. 8°. (VI u. 192 S.)
fl. 1.10. Der Verf. glaubt mit der Abfassung des voll. Buches einen
kleinen Beitrag zur Würdigung dieser in Österreich und Deutsch¬
land gar nicht beachteten Sprache geliefert zu haben, was um so
nothwendiger war, als die javanische Litteratur umfangreich und
sehr interessant ist. Die Grammatik ist zunächst für praktische
Zwecke, dann aber auch dafür berechnet, den Anfänger in die
Elemente der Sprache einzuführen. Auf Seite 144 und 188 ist
ein unliebsamer Druckfehler stehen geblieben (wdangkä für ongkä),
was ebenso wie etwaige andere Versehen gütigst entschuldigt
werden möge.
Wien. H. B.
Dieter Heinrich: August Radnitzky, der »Fink von Mattsec«, I
Nestor der österr. Dialect-Dichter und Zweitältester der österr. Porten j
überhaupt. Vortrag. Dritte Auflage. Salzburg, H. Dieter, 1893.8°. (IBS.) '
11. —.20. Wir müssen dem Verf. danken, dass er uns in der vorliegen¬
den kleinen Schrift mit dem Leben eines österr. Poeten bekannt
macht, von dem die Litteraturgeschichtsbücher (mit Ausnahme von
Brümmer's Dichter-Lexikon des 19. Jhdt.) nichts zu berichten wissen.
Und doch verfügt der jetzt im 83. Lebensjahr stehende Poet, nach
den mitgetheilten wenigen Proben zu urtheilen, über ein hübsches
Talent, das sich freilich in engem Kreise bewegt, hier aber manch
duftende Blüte getrieben hat. Vielleicht lässt sich doch eine
Sammlung der Gedichte R.’s — sein Biograph ist ja selbst Verlags¬
buchhändler — zustande bringen?
Wiener Zeitschr. f. d. Kunde d. Morgenlandes. VII, 3.
Schleicher, D. persönl. Pronomen d. Bantusprachen. —
Leu mann, Zum Jänaklharana des Kumäradäsa. — van Vloten,
Dämonen-Geister u. Zauber b. d. alten Arabern. — Kielhorn,
A Note on onc of the Inscriptions at Sravana Belgola. — Fr.
Müller, Btrge z. Erklärg. d. altpers. Keilinschriften. — Bühler,
New Manuscripts from Kashgar. — Anzeigen, u. a.: Horn, Grundr.
d. neupers. Etymologie (Fr. Müller.) — Kl. Mitthlgen.
Journal aslatlque. IX. Serie, tome I., Nr. 3.
Strong, Un texte inödit d’Assurbanipal. — Ca rra de Vaux,
Les mecaniques ou l’elevateur de Heron d’Alexandrie. — Cha-
vannes, Les inscriptions des Ts*in. — Nouvelles et melanges,
Journal of tha American Oriental Society. XV, 2 u. 3.
(2.) Bloomfield, Contributions to the Interpretation of the
Veda._— Easton, The Divinities of the Gäthäs. — Hatfield,
The Au 9 anasädbhutäni, text and transl. — Jackson. Where was
Zoroaster’s Native Place?—Oertel, Extracts from the Jäiminlya-
Brähmana and Upanishad-Brähmana. — Hopkins, Problematie
Passages in the Rig-Veda. — (3.) Harris, A Syriac Charm. —
Gottheil, The Judaeo-Aramaean Dialect of Salamäs. — John-
s t o n, 2 Assyr. Letters. — J o h n s t o n, The Sumero-Akkadian Question.
Zeitschrift d. deutschen morgenländ. Gesellschaft. XLVII, 2.
Goldzieher, D. Diwan des Garwal b. Aus Al Hutej’a. —
Horn, Jüd.-pers. Poesie. — Rudloff, G. u. A. Hochheim. —
D. Astron. d. Mahmud ibn Muhammed ibn ‘Omaral-Gagmini. —
Grimme, Grundzüge d. syr. Betongs-u. Verslehre.— Leumann,
Liste v. transcrib. Abschriften u. Auszügen aus d. Jaina-Litt. —
König, Z. Namen d. syr. Bibelübersetzg. Peschittä.
Neue Erscheinungen:
Weissbach F. W. u. W. Bang, D. altpers. Keilinschriften.
1. Lief. Lpz., Hinrichs (48 S. m. 4 Doppeltaf.) fl. 6.—.
Kassewitz Jos., Darlegg. d. dichter. Technik u. litterarhist. Stellg.
v. Goethes Elegie »A exis u. Dora«. Lpz., Fock. (27 S.) fl.—.60.
Koppen W.. Btrge z. Gesch. d. deutschen Weihnachtsspiele.
Paderb., Schöningh. (132 S.) fl. 1.44.
Kraeger H., J. M. Miller. E. Beitr. z. Gesch. d. Empfindsamkt.
Bremen, Heinsius Nachf. (X. 165 S.) fl. 1.68.
Mittheilgen aus d. orient. Sammlgen d. k. Museen zu Berl. VII:
Himjarische Inschriften u. Alterthümer. Berl., Spemann.
Fol. (80 S. m. 7 Taf.) fl. 15.60.
Lewes L., Shakespeare Frauengestalten. Stuttg., Krabbe. (XVI,
409 S.) fl. 3 -.
Morgenstern G., Arnamagnäanische Fragm. (Cod. A. M. 655.
4to III — VIII, 238 fol. II, 921 4to IV 1. 2). E. Suppl. z. den
Heilagra Manna Sögur, nach d. Hdschrr. hrsg. Kopenhagen,
Gräfe. (VII, 54 S.) fl. 1.80.
Plauti T. M. Comoediae. Ex rec. G. Goetz et F. Schoell. I. Lpz.,
Teubner. (XXXIII, 158 S.) fl. —.90.
Marais P., et A. D ufresne de Saint-Leon. Catalogue desincu-
nables de la bibliotheque Mazarine. Paris, Weiter, 40 fr.
Mabilleau, Victor Hugo. Paris, Hachette & Co. 2 fr.
Fried mann S., II dramma tedesco del nostro secolo. II. I psi-
cologi (Fed. Hebbel.) Mailand, Galli, 2 L. 50 c.
Consoli, Lett. norwegiana. Maild., Hoepli. 1 1. 50 c.
Berthier P. J., La divina Commedia di Dante, secondo la sco-
lastica. Florenz, Loescher & Seeber, 5 L.
Antiqu.-Kat. M. Spirgatis in Leipz. Kat.-Nr. 14: Nord.
Sprachen u. Litt. 1709 Nrn. — H. Weiter in Paris Kat.-Nr. 71:
Germanica et Anglica, Nr. 13.936—15.020; Kat.-Nr. 68: Litt,
fran^; Nr. 70: Orientalia.
Kunst und Kunstgeschichte.
Ilg Albert: Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus öster-
relch-Ungarn. Unter Mitwirkung von M. Hoernes, R. von
Schneider, J. Strzygowsky, J. Neuwirth, H. Zimmer¬
mann, A. N ossig herausgegeben. Prag, Tempsky, 1893. Lex.-8°.
(XVI u. 406 S. m. 2 Rad., 3 Heliogr. u. 97 Text-Abb.) fl. 6.—.
Eine Kunstgeschichte der öst.-ung. Monarchie zu
schreiben, ist bei der Überfülle wie außerordentlich
großen Verschiedenheit des hiebei in Betracht kommenden
Materials ein überaus gewaltiges und daher gewagtes
Unternehmen. Gleichwohl ist eine derartige Arbeit ein
nur allzuoft gefühltes Bedürfnis. Das vorl. Buch füllt
diese Lücke in sehr dankenswerter Weise aus. Dasselbe
bildet zwar keine zusammenhängende Geschichte, wohl
aber finden wir die wichtigsten Momente der gesammten
öst.-ung. Kunstgeschichte vereinigt. Die kunstgeschicht¬
lichen Charakterbilder setzen sich aus acht selbständigen
Aufsätzen zusammen. Jeder derselben behandelt eine der
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560
Nr. 18. — Obstbrrrichischrs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
580
Hauptperioden von der Urzeit bis auf unsere Tage, so
dass wir vor alle Arten von Monumenten geführt werden.
Für die Ausführung der einzelnen Aufsätze hat 11g
die bewährtesten Kräfte heranzuziehen gewusst. Es ist
bei den gegebenen Verhältnissen nur zu loben, dass er
— wie deutlich zu ersehen — jedem Autor die größte
Freiheit inbezug auf die Darstellung gelassen hat. Die nahe¬
liegende Folge war, dass sich die Aufsätze allerdings sehr
ungleichartig gestaltet haben. Wir finden theilweise die
ganze Geschichte der Periode mehr oder weniger com-
pendiös bedacht, anderseits einzeln hervorragende Monu¬
mente oder auch Gruppen in selbständigen Aufsätzen
behandelt und von diesen aus die übrigen beleuchtet.
Nicht zu vermeiden war es, dass manches von zwei Au¬
toren oft in merklich verschiedener Auffassung behandelt
wurde. Als Beispiel sei die Schilderung Zauner’s in
den zwei letzten Abschnitten (Ilg und Nossig) erwähnt.
Diesen schwer ganz abzuhelfenden Unzukömmlich¬
keiten steht entgegen, dass man von jedem Autor er¬
warten konnte, dass er die immerhin noch sehr große
Aufgabe voll bewältigen würde.
In einem kurzen Aufsatz behandelt Hoernes die erste
Periode, die Urzeit, und gibt eine geistvoll und anregend
geschriebene Übersicht über die prähistorischen Denkmäler
und deren Fundorte. Wesentlich andere Behandlung weist
der von R. v. Schneider gebotene zweite Theil über die
römische Cultur auf. Derselbe schildert uns die römischen
Städte Aquileja, Pola und Salona. Die Auswahl ist fein¬
sinnig getroffen, da jede dieser Städte einen verschiedenen
Typus repräsentiert. Dabei wurden die anderen Städte
mit ihren Denkmälern in und außerhalb Österreichs einer
eingehenden Betrachtung unterzogen. Bedauern möchten
wir fast, dass Schneider uns, die wir so tief im Binnen¬
lande wohnen, nicht noch mit der Beschreibung einer vierten
Stadt, etw r a Carnuntum, beschenkt hat, wovon wir soviel wie
nichts erfahren. Wieder anders ist das folgende Capitel:
Das frühe und hohe Mittelalter von Josef Strzygowski
gestaltet: Die Arbeit nähert sich stark dem Charakter eines
allgemeinen kunstgeschichtlichen Compendiums. Der Verf.
führt uns über die altchristliche Kunst, wobei er bei Parenzo
länger verweilt, zur Völkerwanderung, welches Capitel er
bis zu Karl dem Großen ausdehnt, woran sich die deutsch¬
romanische Kunst anreiht. Wenn auch die Arbeit reich mit
historischen Daten belegt ist, so stehen diese doch nur in
losem Zusammenhänge mit den etwas schematisch auf¬
gezählten Monumenten. Es fehlt merklich die Betonung des
Verhältnisses zu einander, weshalb zu fürchten ist, dass
gerade dieses so interessante Capitel dem Laien wenig An¬
regung bieten wird. Neues ist wohl überhaupt nicht viel
geboten, aber auch das Alte nicht immer verlässlich. So wird
S.74 dieBasilica zu Seckau mit einem »Querschiffe« bedacht,
und sind auch die S. 78 erwähnten »schmalen und hohen
Fenster« der Kirche zu St. Paul bereits längst als nicht
ursprünglich nachgewiesen und als solche auch leicht zu
erkennen, — Übersehen, die um so empfindlicher sind, als
hieraus weitere Schlüsse gezogen werden. Recht dürftig
ist Plastik und Malerei behandelt. Zum Schlüsse ist ein
Überblick über die Profan-Architektur der Zeit und die
Entwicklung der Stadt Wien gegeben.
Das späte Mittelalter — von Josef Neuwirth —
schließt sich in der Behandlung der Arbeit Schneiders
an. Wir finden hier in getrennten Abschnitten die beiden
großen Kathedralen der Monarchie, St Stephan in Wien
und St. Veit in Prag, weiter die Burgen Karlstein und
Runkelstein, den St. Wolfganger Altar, die Kunstblüte
unter Matthias Corvinus und endlich das mittelalterliche
Krakau geschildert. Die Auswahl muss als sehr glück¬
lich bezeichnet werden; wir sehen hier alle Richtungen
und Zweige der Kunstthätigkeit vertreten. Aber auch die
Darstellung ist sehr ansprechend. — Die Renaissance,
von G. Zimmermann, beschäftigt sich in den Hauptzügen
mit der Kunstthätigkeit des Hauses Habsburg im 15. ur.d
16. Jahrhundert. Den Anfang bildet Kaiser Maximilian I.
und die Geschichte seines Grabmales. Weiter Erzherzog
Ferdinand von Tirol, Kaiser Rudolf II., Erzherzog Wil¬
helm. Zimmermann hat uns reichliches Material geboten
und dasselbe glänzend verarbeitet. Die Darstellung leidet,
was gerade hier zu fürchten wäre, in keiner Hinsicht an
Monotonie, auch ist eine Fülle von Neuem geboten,
das Ganze aber in einer Übersicht, deren wir bis heute
vollkommen entbehrten. Wohl noch glänzender ist Barock
und Rococo behandelt, vom Herausgeber des Buches
Albert Ilg selbst. Ilg hat uns hier eine zusammenhängende
Geschichte geboten, und als erster Forscher auf diesem
Gebiete wiederum zahlreiche neue Daten und neues Material
geliefert. Die allgemeine Charakterisierung wie das Leben
und Wirken der einzelnen großen Meister, an deren
Spitze Fischer und Donner stehen, bis zu den einzelnen
decorativen Künsten und dem Kunstgewerbe, alles hat
seinen entsprechenden Platz gefunden. Das Rococo ist
in einem eigenen Capitel behandelt, und dabei auch
schon stark das Empire berücksichtigt, welches keinen
eigenen Abschnitt bildet. Die Neuzeit — von Alfred
Nossig — weist ähnliche Behandlung wie die eben bespro¬
chenen Capitel auf, aber in kurzen Einzelabschnitten.
Die einzelnen Strömungen und Wandlungen sind auch
hier sehr anschaulich dargestellt.
Die Ausstattung des Buches ist im ganzen sehr ge¬
lungen. Als besonders hervorragend mag Ungers Ra¬
dierung des Palastes zu Spalato genannt sein. Voll¬
kommen entsprechend sind ebenfalls die drei Helio¬
gravüren. Die meisten Textillustrationen sind, wo nicht
anderswoher entlehnt, sichtlich nach Photographien ge¬
arbeitet, bisweilen recht mechanisch (Dom zu Salzburg,
Stiftskirche zu Melk). Unzureichend ist die Ansicht des
Wolfganger Altares. Wir besitzen davon weit bessere Auf¬
nahmen. Titelbild ist ein Jugendporträt Kaiser Franz Josef I.
Sehr erwünscht zur leichteren Orientirung wäre ein alpha¬
betisches Namen- und Sachregister gewesen!
Eine Anpreisung des Werkes ist weiter nicht nöthig.
Wir wünschen mit dem Herausgeber, dasselbe möge eine
weite Verbreitung finden und das Kunstbewusstsein in
Österreich stärken!
Wien (Linz). A. Schnerich.
Trenkwaid J. M.: Marlenlegenden von österreichischen
Gnadenorten. 20 Bilder im Chor der Votivkirche in Wien,
nebst einem Titel- u. Schlussbild. In Holz ausgeführt von
F. W. Bader. Einleitung u. erklärender Text von Dr. Heinrich
Swoboda. Wien, Norbertus (1893), Gr.-Fol. Cartonnirt fi. 5.50.
Ein eminent österreichisches Werk! Im Kapellen¬
kranze der von den Völkern Österreichs zum Dank für
die Lebensrettung ihres Monarchen erbauten Votivkirche
hat Prof. J. M. Trenkwaid an den Wandflächen Tempera¬
gemälde angebracht, welche Marienlegenden aus allen
Kronländern des Kaiserstaates zum Gegenstände haben,
»ein Stück österreichischer Reichs- und Volksgeschichte«.
Diese Gemälde sind von unserem tüchtigsten Xylographen,
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561
Nr. 18. — OSSTERRBICHISCHRS LllTERATURBLATT. — II. Jahrganu.
562
F. W. Bader, in Holz geschnitten, von dem Kunsthisto¬
riker Dr. H. Swoboda mit einem kurzen erklärenden
Texte versehen, endlich von der rührigen Verlagsanstalt
St. Norbertus trefflich gedruckt und ausgestattet worden.
Eine schönere Anerkennung konnte Meister Trenk-
wald kaum finden, als indem diese berufensten Kräfte
sich in seinen Dienst stellten; und die Anerkennung war
vollauf verdient. Denn die Schöpfungen Trenkwald’s
sind wahre monumentale Werke, die sich einerseits den
strengen Forderungen der Wandmalerei in einer gothischen
Kirche willig unterordnen ohne andrerseits der Schönheit
der Formen und dem Reize einer poesievollen Stimmung
zu entsagen, so dass sie den modernen Vertretern des
Naturalismus wie nicht minder des strengen Archaismus
zu einem Vorbilde dienen können. Dg.
Duesberg August: Ober Hebung der Volksmusik in
Hinsicht auf das »Erste Wiener Volksquartett für klassische
Musik«. Wien, Lesk u. Schwidernoch. 8° s. a. (1893.) 23 S.
Der Violinspieler Herr August Duesberg bewarb sich im
verflossenen Jahre bei der Zusammenstellung des Symphonie¬
orchesters der Wiener Musik- und Theaterausstellung um die Auf¬
nahme in dasselbe. Wie er selbst zugibt, hat er beim Probespiel,
weil ihm »eine derartige Prüfung überflüssig« erschien, mangelhaft
gelesen (S. 19) und daher nicht genügt. Auch hatte man in der
genannten Ausstellung »für Büste oder Porträt des Gründers vom
Ersten Wiener Volksquartett für klassische Musik, dem ersten volks¬
tümlichen Quartett für klassische Musik überhaupt« (so betitelt
sich nämlich der Verf.), »keinen Platz« (S. 21). — Anstatt nun
still nach Hause zu gehen und das Notenlescn fleißig zu üben,
setzte sich Herr D. hin und schrieb eine anderthalb Bogen starke
Brochüre, welche von persönlichen Angriffen auf die Veranstalter der
populären Symphonie-Concerte erfüllt ist und den Titel »Über
Hebung der Volksmusik« führt. Diese Thatsachen dürften zur In¬
formierung genügen.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV, 10.
Richter, D. Schloss zu Offenbach am Main. — Rosenberg,
Dürers Madonna m. d. Zeisig in d. Berliner Gemäldegalerie. -
Michaelis, Attische Grabreliefs. (Schl.) — Stiassny, E. Alt¬
dorfer-Biographie. — M. G. Zimmermann, D. Pariser Kunst-
ausstellgen. — Bücherschau. — Kunstgewerbeblatt: Krell, Die
Pflanze in d. decorativen Kunst. (Schl.) — Schlie, Aus d. Gro߬
herz. Kunstsammlgen zu Schwerin. III. D. Sammlg. Thormann.
Dazu Beilage: Kunstchronik. N. F. IV, 30 u. 31.
(30) Kunsthistor. Congress in Nürnberg 1893. — Lyka,
Kunstausstellg. in Rom. — (31.) Rosenberg, D. große Berliner
Kunstausstellg. — In jeder Nr.: Nekrologe, Kl. Mitthlgen.
Mitthellungen d. k. k. österr. Museums f. Kunst u. Indu¬
strie. N. F. VIII, 7, 8.
(7.) Macht, Zinnarbeiten. (Schl, in Heft 8.) — (8.)Luthmcr,
Leihgaben-Ausstellg. in Frankf. a. M. — In jedem Heft: Angelegen¬
heiten d. Museums, Litteraturber., Bibliographie.
St. Leopold-Blatt. VII, 3-8.
(3.) En dl, D. Wallfahrtskirche zu Dreieichen in N.-Ö. —
P. Robert, Etwas üb. Glasmalerei. — Ceyp, Überreste v. Cultur-
stätten ehern. Glanzepochen Persiens. (Forts, in Nr. 4 u. 5.) —
(4.) K., D. hohe hl. Osterfest. — Neumann, D. Verduneraltar in
Klosterneuburg. — (5.) D. XXII. Jahresausstoß, im Künstler¬
hause. — Endl, E. Ölgemälde v. Altmeister v. Führich in
Dreieichen. — (6.) Endl, Die Pfarrkirche zu Mödring bei Horn.
— (7.) Sehne rieh, Gedanken üb. e. kirchl. Aufführg. von
Beethovens Missa sol. in D., op. 123. — Hauser, D. Formen
d. kirchl. Baukunst (Forts.). — D. Erhaltg. d. kirchl. Alterthümer.
— Kleindienst, Üb. d. Wesen d. Kunst. Gedanken z. christl.
Ästhetik. (Schl, in Nr. 8.) — (8.) D. Fest Mariä-Himmelfahrt. —
Btrge. z. e. Monographie d. Malers Paul Troger. — Diöcesan-
Museum in St. Pölten. — In jeder Nr.: Chronik, Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Möbius E., Ferd. Möhring. E. Lebensbild. Stolp, Hildebiandt.
(V, 58 S. m. Portr.) fl. —.60.
Kirchenmöbel aus alter u. neuer Zeit. (In 6 Lieff.) Berl., Was-
muth. Lief. 1. (10 Lichtdr.-Taf. u. 5 S.) fl. 6.—.
Kade O., D. ältere Passionscomposition bis z. J. 1631. Gütersloh,
Bertelsmann. (IV, 346 S.) fl. 5.40.
Peerdt Ernst te, Von d. Wesen d. Kunst. Studie nach d. Leben.
Lpz.. Spohr. (VII, 88 S.) fl. 1.08.
Porträt-Galerie d. akad. Lehrkörper Deutschlds, Österr. u. d.
Schweiz. Mit ergänz, biogr. Text. Lpz., Pfau. Lief. 1 —11. gr.-4°.
(ä 2 Bl.) ä fl. —.60.
Schimmelbusch E. W., Im Geiste Rieh. Wagners. Studien u.
Kritiken z. Ethik u. Ästhetik deutscher Ggwart. II.: Beck,
Ritter, Vornhecke u. Schimmelbusch, Dichter u. Dichtg.
d. Musikdramas Kunihild. Würzbg., Ballhorn. (63 S.) fl. —.60.
Länder- und Völkerkunde.
MUnzenberger C. F. A, Stadtpfarrer in Frankfurt a. M.:
Abessinien und seine Bedeutung für unsere Zeit. Aus
dem Nachlasse herausgegeben von Josef Spillmann S. J.
Freiburg i. B., Herder. 1892, gr. 8°. (XI u. 161 S. mit 38
Abbildungen und einer Karte.) 11. 1.80.
Dieses Buch bildet einen Theil der trefflichen
Herder’schen Illustrierten Bibliothek der Länder- und Völker¬
kunde. Der Verfasser gibt auf Grund sehr fleißiger
Litteraturstudien ein gutes, übersichtliches Bild dieses erst
in neuerer Zeit wieder hervortretenden afrikanischen
Alpenlandes, indem er sowohl die Eigentümlichkeiten
des Landes und seiner Bewohner schildert als auch auf
Grund eines geschichtlichen Abrisses Abessiniens heutige
politische Bedeutung, sowie seine Zukunft als europäische
Kolonie bespricht. Einen breiten Raum nimmt die Dar¬
stellung der kirchlichen Verhältnisse ein, da der Fortbestand
des christlichen Glaubens in diesem Lande, inmitten der
Ausbreitung des fanatischen Mohamedanismus besonders
denkwürdig und lehrreich ist. Das Buch ist sehr hübsch
illustriert und gut ausgestattet und kann demnach als
instructive Lectüre bestens empfohlen werden. L.
Prusslk Edmund, Stadtrath: Oie Gemeinde Iglau und
ihr Wirken in den Jahren 1865 — 1890. Eine Denkschrift, heraus¬
gegeben vom Gemeinderathe anlässlich des 25jährigen Bestandes
des Gemeindestatutes. Verlag des Gemeinderaths. Iglau 1890.
Druck von J. Stippl u. Sohn. gr. 8°. (305 S.)
Das vorstehende Buch enthält das Lebensbild eines der
interessantesten Gemeinwesens Österreichs während des ersten
Vierteljahrhunderts seiner statutarischen Thätigkeit. Der Umstand,
dass es die durch die von der k. k. statistischen Centralcommission
herausgegebenen Städtebücher angeregte Form berücksichtigt hat,
erhöht seinen Wert. Das Gemeindeleben, die Verwaltung der
Gemeinde, die Geldgebarung der Gemeinde, das Verhältnis der
Gemeinde zu den Confcssionen, Unterricht und Volksbildung, die
öffentliche und private Bauthätigkeit, Handel und Gewerbe, Markt
und Verkehr, das Vereinswesen, die Militärangelegenheiten, die
Bevölkerungsbewegung und das Sanitätswesen während des er¬
wähnten Zeitraumes werden in 11 Abschnitten gründlich besprochen.
Der siebente Abschnitt des Buches über Handel und Gewerbe,
Markt und Verkehr gibt uns besonderen Aufschluss über die
Bedeutung dieser alten deutschen Stadt. Schließlich sei bemerkt,
dass die Ausstattung des Buches sehr gefällig ist.
Wien. Dr. H. Misera.
Petermann's Mitthailungen. XXXIX, 7.
Brackebusch, Üb. d. Bodenverhältnisse d. nordwestl.
Theiles d. Argentin. Republik m. Bez. auf d. Vegetation. —
Mitzopulos, D. große Erdbeben auf Zante i. J. 1893.
Mittheilungen d. D. u. ö. Aipenverelns. 1893. 10—14.
(10.) May, Aus d. östl. Tauern. (Schl.) — Marchesani,
Frühlings-Alpenwanderg. in Vorarlberg. — Kölner, Uns. Hütten¬
apotheken. — Smoluchowski, D. neuen Touren d. J. 1892 in
d. Ostalpen. (Schl, in Nr. 12.) — (11.) Blaschka, Wegbau d.
S. Zell a./S. v. Kaprun auf d. Wasserfall u. Moserboden. —
(12.) Lucas, Aus d. Leoganger u. Loferer Steinbergen. (Forts, in
Nr. 13, 14) — Schaetler, Säntis u. Wildkirchli. — Götz,
Saisonbahnen in d. Alpen. — Schneider, Reform d. Touristen¬
hutes. — (13.) Steinberger, Wer ist d. 1. Ersteiger d. Königs¬
spitze? — Peer, Brixen als Touristenort. — Ho ff mann, Uns.
Hüttenapotheken. — (14.) Jahresbericht f. 1892/93.
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503
Nr. 18. — Okstkrrrichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
504
LI. Bericht üb. d. Museum Franclsco-Carollnum. Nebst d.
45. Lief. d. Beiträge z. Landeskde. v Österr. ob d. Enns.
Dürrnberger, Weitere Beiträge z. Rosenflora v. Oberösterr.
— Schlickinger, D. Helmbrechtshof u. s. Umgebe:.
Die kathol. Missionen. 1893, 9.
D. sei. Rudolf Aquaviva u. s. Genossen aus d. G. J. t die
Blutzeugen v. Salsette. — Le Roy, Auf dem Kilima-Ndscharo.
(Forts.) — Weishaupt, Sangamner u Akola. — Nachr. aus d.
Missionen. — Miscellen. — Kämpfe u. Kronen. (Forts.)
Oer Gebirgsfreund. IV, 8.
D. Gesäuse. — Brietze, D. dürre Wand. — Beck v.
Mannagetta, Flora v. N.-Österr. (H. G.) — Ausflugsberichte.
Verhandigen. d. Gesellsch. f. Erdkde. zu Berlin. XX, 1 — 6 .
(1.) Herold, Lebensweise u. Sitten d. Buschneger im Congo-
gebiet. — Schott, E. Forschgsreise auf e. Segelschiff nach d.
ostasiat. Gewässern. — (2, 3.) Hilgard, Skizze d. physikal. u.
industr. Geographie Californiens. — Fischer, Reiseskizzen aus
Spanien u. Portugal. — Büttner, Bilder aus d. Geistesleben der
Suaheli, ihrer epischen u. lyr. Dichtg. entnommen. — (4.) Tho-
roddsen, Reisen in Island. — Kollm, D. X. deutsche Geogr.-
Tag in Stuttg. — (5.) Bau mann, Reise durch Deutsch-Massai-
Land u. zur Quelle des Kagera-Nil. — (6.) Diener, Üb. s. Ex¬
pedition in d. Central-Himälaya von Kumaon, Hundes u. Garhwäl.
— Dan ekel man, D. letzte Reise v. Hptm. Kling in die Hinter¬
länder v. Togo 1891/92. — In jedem Heft: Vorgänge b. d. Ge¬
sellsch.; — Briefl. Mitthlgen; — Vorgänge auf geogr. Gebiet; —
Litterar. Besprechgen etc.
Neue Erscheinungen:
Credner R., Rügen, e. Inselstudie. (Forschgen z. deutschen Landes-
u. Volskde. VII, 5.) Stuttg., Engelhorn. (III, 122 S.) fl. 5.40.
Märkel G, Döbeln. Natur- u. Culturbild e. sächs. Mittelstadt.
Döbeln, C. Schmidt. (IV, 94 S.) fl. —.60.
Wissen, unser, v. d. Erde. Allg. Erdkde. u. Länderkde. Hrsg. v.
Kirchhoff. III, 2: P. Lehmann, Rumänien. — Th. Fischer,
D. südeurop. Halbinseln. Prag, Tempsky. (X, 784 S. m. 111.)
fl. 21 .—.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Huber Eugen: System und Geschichte des schweizerischen
Privatrechtes. IV. Band. Basel, R. Reich, vorm. C. Detloffs
Buchhandlung, 1893. gr.-8°. (XXII u. 980 S.) fl. 7.56.
Eine schweizerische Rechtsgeschichte oder besser
eine Rechtsgeschichte der 22 Cantone seit der altger¬
manischen Zeit bis in die Gegenwart können wir das
Werk des emsigen Verfassers nennen, welcher seit einigen
Jahren der juristischen Facultät Basel als Ordinarius an¬
gehört. Wer erwägt, dass alle diese 22 Gesetzgebungen
ihr Eigenartiges haben und großentheils sich auf reich¬
haltige Quellen stützen, sieht ein, welch gewaltige Arbeits¬
last die verdienstvolle Aufgabe aufbürdete. Dieselbe hat
übrigens auch ihren speciellen Zweck, denjenigen einer
Sammlung und Gliederung des Stoffes für die Vereinheit¬
lichung auch des schweizerischen Civilrechtes, das be¬
kanntlich bisher nur in Gestalt eines Obligationenrechts
centralisiert und codificiert ist. Bekanntlich haben sich
germanisches Recht, Einrichtungen und Sitten im schwei¬
zerischen Völker- und Staatsleben vielfach lebenskräftig
erhalten und das Studium des Huber’schen Werkes ge¬
währt daher auch dem Culturhistoriker reiche Ausbeute.
Die Stammes-, Stadt- und Landrechte und die Rechts¬
quellen der früher selbständigen Städte und Thäler u. s. f.,
die Institutionen des Familien- und Erbrechts gewähren
in ihrer Ursprünglichkeit und Mannigfaltigkeit eine in¬
teressante Blumenlese; der Verf. hat aber dafür gesorgt,
dass die einheitlichen Gesichtspunkte wahrnehmbar bleiben
und in logischem Zusammenhänge vorliegen. — Die
schweizerische juristische Litteratur erfährt dadurch eine
wichtige Bereicherung.
Frauenfeld (Schweiz). Edw. Ramsperger.
Volkswirtschafts-Lexikon der Schweiz. (Urproduction, Handel,
Industrie, Verkehr u. s. f.) Herausgegeben und redigiert von
A. Für rer, Redactor des Schweiz. Handelsamtsblattes, unter
Mitwirkung von Fachkundigen in und außer der Bundesver¬
waltung. Bern, Comm.-Verlag vonSchmid, Francke & Co. (vormals
J. Dalp’sche Buchhandlung). 1885—1892. gr.-8°. (2 Bände mit
Nachtragslieferungen), fl. 29.76.
Dieses Sammelwerk ist für den Schweizer, nicht
minder aber auch für den Ausländer, welcher sich über
das volkswirtschaftliche Können unseres Landes orien¬
tieren will, ein unschätzbares und bis jetzt sozusagen
das einzige handliche Hilfsmittel. Wer sich über das
Wissenswerteste unserer öffentlichen Werke wie Alpen¬
straßen, Eisenbahnen, Gewässercorrectionen, über die
Bodenproduction, die vermöge der Thatsache, dass die
verschiedensten Klimate und Bodenbeschaffenheiten ihre
Wirkung üben, äußerst verschiedenartig ist, über Ein-
und Ausfuhr, über die reich und intensiv entwickelte
Industrie, deren Ausdehnung und Einzelnheiten, Fabriken,
Geschäftszweige, Finanzinstitute, staatlichen Verhältnisse
und Vertragsbeziehungen aller Art mit dem Ausland er¬
kundigen möchte, findet das gesammte Material, kurz und
knapp concentriert, in diesem Lexikon. — Zur Aus¬
arbeitung desselben war der Herausgeber die berufene
Persönlichkeit und standen ihm zur Seite eine lange Reihe
ebenso kenntnisreicher Mitarbeiter in jedem Gebiet. So
treffen wir unter denselben den Generalsecretär des Schweiz,
landwirtschaftlichen Vereins, den Director der meteoro¬
logischen Centralanstalt in Zürich, Beamte und Secretäre
der eidgenössischen Departements (Ministerien) für Handel,
Zoll, Landwirtschaft und Eisenbahnen, Professoren des
Polytechnikums in Zürich, Autoritäten und angesehene
Praktiker im Forst- und Münzwesen u. s. f. — Man
möchte also beinahe sagen: »Die ganze Schweiz im
kleinen Lexikonformat« und würde damit treffend das
Werk kennzeichnen, welches insbesondere auch Aus¬
ländern, die irgend ein Interesse haben, an unverdächtig¬
ster Quelle über hiesige Verhältnisse sich zu informieren,
sehr wertvolle Dienste zu leisten bestimmt ist.
Frauenfeld (Schweiz.) Edw. Ramsperger.
Zeitschrift f. d. gesammte Staatswissenschaft. XLIX, 1—3.
(1.) Voigt, Production u. Erwerb. (Forts, in Heft 2.)_—
Pflug, Z. Arbeiterfrage auf d. Lande. — Frh. v. Weichs, Üb.
d. Wesen u. d. Grundlagen d. Eisenbahngütertarife sowie deren
Aufgabe u. Stellg. in d. Staatswirtschatt — Schäffle, Z.
wissensch. Orientierg üb. d. neueste Handelspolitik. — (2.)
Heitz, Z. Beleuchtg d. Handwerkerfrage. — Ru hl and, Aus d. Ver-
fassgs- u. Verwaltgsrecht d. brit.-ind. Kaiserreichs. I. (II. in
Heft 3.) — v. Borch, Z. sog. Schwabenspiegel. — (3.) Wöris-
hoffer, Z. Frage d. Lohnstatistik. — Kleinwächter, D. Valuta-
Regulierung in Österr.-Ungarn. II. — Pfug, Z. Frage d. Organi¬
sation d. Saatenstands-Bcrichterstattg. u. Ernteschätzgen im
Deutschen Reiche. — In jedem Heft: Miscellen; Litteratur.
Socialpolit. Centralblatt. II, 46—48.
(46.) Grätzer, Reichskriegsschatz u. Socialreform. — Thiess,
D. Berliner Berufszählg. v. 1890. — Ledebour, D. Lage d.
russ. Bauern. — Loew, Arbeitsverhältnisse in d. brit.-indischen
Textilindustrie. — D. große engl. Kohlengräberausstand (auch in
Nr. 47 u. 48.) — Quarck, D. Arbeiterschutz im neuen Entwurf
e. deutschen Binnenschiffahrtsgesetzes. — (47.) Sombart, Strikes
in Italien. — Thiess, D. gewerbl. Fortentwicklg. Berlins. — Der
internat. Arbcitercongress in Zürich. — (48.) Ledebour, Die
Regiergsvorschläge z. Organisation d. Handwerks. — Internat
Gewerkschaftscongresse: Metallarbeiter- u. Glasarbeiter-Congress.
— Loew, D. Unternehmerverbände in England. — D. Processe
im Gebiete d. Reichs-Arbeiterversicherg. — In jeder Nr.: Kl. Berichte.
Neue Erscheinungen:
Gerste nberg A., Die neuere Entwickelung d. deutschen Buch¬
druck-Gewerbes in Statist, u. soc. Beziehg. Jena, Fischer. (IX,
192 S.) fl. 2.40.
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Nr. 18. — OßSTERREicHiscHEs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
Greber J., D. Kontokorrentverhältnis. Freib., Mohr. (VIII, 164 S.)
fl. 1.80.
Kautsky K., D. Parlamentarismus, d. Volksgesetzgebg. u. d.
Socialdemokratie. Stuttg., Dietz. (VIII, 139 S.) fl. —.45.
Morgenstern Lina, Frauenarbeit in Dcutschld. 2 Bde. Beil.
»Hausfr. Ztg.« (VIII, 248 u. VIII. 276 S.) 11. 3.60.
Schäfer F., Wirtschafts- u. Finanzgesch. d. Reichsstadt Über¬
lingen am Bodensee in d. J. 1550—1628. Bresl. Koebner. (XII,
196 S.) fl. 4.20.
Hornberger P., D. Begriff d. polit. Delicts u. dessen Verwertg
im materiellen Strafrecht d. D. Reiches. München, Schweitzer.
(73 S.) fl. 1.08.
Schmitt Gg., D. Schlüsselgewalt d. Ehefrau nach deutschem
Recht. Ebd. (III, 31 S.) fl. —.60.
Kuntzemüller O., Darf d. Jesuitengesetz aufgehoben werden?
M. Berücks. d. Urtheils d. Grf. Hoensbroech. Graudenz, Gaebel.
(106 S.) fl. 1 50.
Danner H. u. V. M. v. Milborn, D. jüngste Entwurf e. Landes-
Fischereigesetzes f. d. Erzh. Österr. ob d. Enns. Beleuchtet u.
besprochen. Gmunden, Mänhardt. (73 S.) fl. —.60.
Nicholas M., Christianity and socialism. Lond., Wesleyon Conf.
Off. 3 sh.
Leal H., The nature of state interference. Lond., Williams &
Norgate. 2 sh. 6 d.
Dubrac, Traite de jurisprudence medicale et pharm. Paris, Bail-
liere et fils. 12 fr.
Guyot Y., La tyrannie socialiste. Paris, Delagrave. 1 fr. 25 c.
Friedberg e Ruffini, Trattato di diritto eccles. cattol. cd evang.
Turin, Bocca, 15 1.
Lorini E., La questione della Valuta in Austria-Ungheria. Turin,
Loescher. 10 1.
Barrachina Pastor J., Cödigo de comercio espaftol : Jurispru-
dencia y leges extranjeres cn materia de cambio. Alicante,
Esplä. 4°. 6 pes.
Im Verl. »Austria« erscheint demn. » Der Capitalismus fin
de stiele« von Dr. Rud. Meyer, c. 500 S. gr.-8° zum Preise von
etwa fl. 3.50.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Franke Joh., Prof.: Die Gewässer In Kraln und Ihre
nutzbare Fauna. Mit einer Fischereikarte von Krain. (In:
Jahresbericht d. k. k. Staats-Oberrealschule in Laibach f. d.
Schuljahr 1891/92). Laibach, 1892. 8° (24. S.)
Die vorliegende Abhandlung ist nicht nur für den
Zoologen, sondern vor allem für den Geographen von
Wichtigkeit. Der Verf. theilt die Gewässer des Landes
in drei Gruppen ein: die Gewässer des Gebirges, die
Karstgewässer und die Wiesenbäche. Einer kurzen Be¬
schreibung des Ursprunges und Verlaufes der einzelnen
Flüsse, ihrer Temperatur u. s. w., folgen genaue Angaben
über Anzahl und Größe der in ihnen lebenden Fisch¬
arten und des Krebses, sowie die Art ihres Vor¬
kommens. Die Ergebnisse hat der Verf. durch Augen¬
schein bei Fußwanderungen entlang der Flüsse und
Bäche, durch eine vieljährige Praxis mit Angel und Netz
und durch Ausholen von Fischern und Interessenten ge¬
wonnen. Die Klage über den Rückgang des Fischreich¬
thums in den einzelnen Flüssen kehrt auch hier wieder.
Übermäßige Ausbeutung und die Verunreinigung der
Wasserläufe durch die Abfallsstoffe der Fabriken, be¬
sonders in der Save, sind die Ursachen hiefür. Ganz
besonders sei auf die ausgezeichnete Karte hingewiesen,
welche die Gewässer mit ihren Hindernissen für den
Fischaufstieg und die hauptsächlichsten Nutzfische und
den Krebs in ihrer Ergiebigkeit, die durch Zahlen ein¬
getragen ist, wiedergibt. Mit einem Blick kann man sich
so über das innerhalb des Verlaufes eines Flusses
wechselnde Vorkommen einer Art orientieren. Ein Ver¬
zeichnis sämmtlicher, auch der kleineren Fischarten
schließt die interessante, viel Neues bietende Abhandlung.
Göttingen (dz. Berlin-Steglitz). Prof. Hamann.
Naturwissenschaft!. Wochenschrift. VIII, 30—33.
(30.) König. D. Biene als Depeschenträgerin vergl. mit d.
Taube. — Schaefer, D. Rosenbach’schc Seekrankheitstheorie. —
Schütz, D. erworbene Immunität. — Potonie, E. gewöhnl. Art
d. Erhaltg. v. Stigmaria als Beweis f. d. Autochthonie v. Carbon-
Pflanzen. — Grs., Schwerkraftsbestimmgen auf d. Sandwich-Inseln.
— (31.) Krebs, Internationale Übereinkunft in d. Cholerafrage.
— Liebreich, Wert d. Cholerabacterien-Untersuchg. — Matz¬
dorff, D. Stachelapparate d. Insectenschuppen. — Wislicenus,
D. Forschgsreise d. französ. Kriegsschiffes »Manche«. — Aus d.
wissenschaftl. Leben. — (32.) Ha mack, Üb. d. Giftfestigkeit d.
Igels. — Kätscher, Westermarcks Forschgen üb. d. Naturgesch.
d. Ehe. — (33.) Franke, Z. Brunnenunglück in Schneidemühl.
— Potonie, Eine Psilotacee des Rothliegenden. — D. bacteriolog.
Choleradiagnose u. ihre Anfcindg. — Üb. d. naturwiss. Unterr.
auf uns. höheren Schulen. — D. Assimilation d. Eisens im thierischen
Körper. — D. Function d. Grannen d. Gersten-Ähren. — Matz¬
dorff, Verbrcitg. d. Kreuzotter. — Less, Niederschlagsmessgen
in Preußen. — Lindau, Üb. d. Bedeutg. d. Rheinvegetation f. d.
Selbstreinigg. d. Rheins. — Aus d. wissensch. Leben. — Litteratur.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 8.
Dressei, Z. Orientierg. in d. Energielehre (Schl.). — Gand er,
Blumen u. Insecten. — Gutberiet, D. Spiritismus als Gegenstand
naturwiss. Beobachtg. — Wasmann, Z. vergl. Seelenkde. —
Hovestadt, Optik. — Läska, Himmelserscheingen im Sept. 1893.
Natur und Haus. I, 21 u 22.
(21.) David, Krankhten d. Stubenvögel. — Huth, Uns. Zier¬
tauben. — Fiebelkorn, D. Sammeln v. Schnecken u. Muscheln.
— Staby, 2 amerikan. Aquariumfische. — Theen, Sommerpflege
d. Bienen. — (22.) Hesdörffer, Aus d. Praxis d. Zimmer¬
gärtnerei. V. — v. Dombrowski, D. europ. Tagraubvögel in
Gefangenschaft. — D ers., Gaukler-Adler am Horst. — Sammlgen.
— Rittmeyer, Üb. d. Waldwirtschaft. — In jeder Nr.: Kl. Mit¬
theilgen. — Monats-Kalender.
Archlves Italiennes de Biologie. XIX, 2.
Bajardi P., Contribution ä l’histologie comparee de iris.
— Bai di D., La valeur nutritive de l’asparagine. — Cam e rano L.,
Observations sur les mouvements et sur les muscles respiratoires
du thorax des Coleopteres. — Cavazzani (freres), Sur les causes
de l’hyperglycemie relativcment ä la pathogenie du diabete. —
Cavazzini E., Sur l’influence vasomotrix du sympathique
cervical. — Contribution ä l’etude de la circulation cerebrale. —
Ceni C., Du pouvoir bactericide du sang dans la fatigue muscu-
laire. — Ciaccio G. V., Du mode de formation des vesicules pri-
maires des yeux et pourquoi eiles se transforment en secondaires. —
Origine, formation et texture interne ä l'humeur vitree.— FurariR.,
Sur le mode de se distribuer des fibres nerveuses dans le paren-
chyme de la rate. — Guarneri G., Recherches sur la patho-
genese et l’etiologie de l’infection vaccinique et varioleuse. —
Gusmitta M., Sur les alterations des os produites par l’inanition.
— Lo Monaco D., L’echange gazeux respiratoire dans Tempoi-
sonnement par le phosphore. — Luciani L. et Loplionaco D.,
Sur les phenomenes respiratoires de la chysalide du bombyx du
mürier. — Mos so U., Action des principes actifs de la noix de
kola sur la contraction musculaire. — Paderi C., Influence de
la strychnine sur le tonus musculaire. - Patrizi M. L., Sur le
contraction des muscles stries et sur les mouvements du Bombyx
mori. — Varaldi L., Sur les rapports entre les allures normales
du cheval et les mouvements respiratoires.
Neue Erscheinungen:
Frege G., Grundgesetze d. Arithmetik. Begriffsschriftl. abgeleitet. I.
Jena, Pohle. (XXXII, 253 S.) fl. 7.20,
Jahresbericht d. Centralbureaus f. Meteorologie u. Hydrographie
im Großh. Baden. Karlsruhe, Braun. gr.-4°. (XV, 97 S.) fl. 3.60.
Schule d. Pharmacie. Berl., Springer. III.: K. F. Jordan,
Physikal. Theil. (VII, 182 S. m. 101 Abb.) fl. 1.80. — IV.:
J. Holfert, Botan. Theil. (X, 299 S. m. 465 Abb.) fl. 3.—.
Mitteregger J. u. A. Effenberger, Lehrb. d. Chemie u. ehern.
Technologie. M. e. Anh.: Übersichtl. Anleitg. z. qualitativen
ehern. Analyse d. wichtigsten Mineralverbindgen. Wien, Holder.
(V, 289 u. 8 S. m. 55 Abb.) fl. 2.-.
En gier A. u. K. Prantl, D. natürl. Pflanzenfamilien etc.
III, la: Dämmer, Polygonaceae; Volkens, Chenopodiaceae;
Schinz, Amarantaceae; Dämmer, Batidaceae; Poulsen, Cyno-
crambaceae; Volkens, Baseltaceae. Lpz., Engelmann. (130 S.
m. 670 Abb.) fl. 4.80.
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Nr. 18. — Orsterrbichischks Littbraturbi.att. — II. Jahrgang.
Medicin.
Cttntralbl. f. Nervanhellkde u. Psychiatrie. XVI, N. F. IV., Aug.
P., Ob. Freiheit, Zurechngsfähigkt., Verantwortlichkeit. —
Nagy, Üb. e. Fall v. postepilept. Dämmerzustand im Kindesalter.
— Referate u. Kritiken, A. Nervenheilkde, B. Psychiatrie, C. An¬
thropologie u. gerichtl. Medicin. — Bibliographie. — Aus d. Praxis:
Alt, Beitragz. Frage d. Erwerbsfähigkts-Beurtheilg. Unfallverletzter.
— Bernard, Z. mikroskop. Technik. — Sommer, D. Psychiatrie
e. Theiles d. Verbandes deutscher evangel. Irrenseelsorger.
Gesundheit. XVIII, 15.
Rüger, Beobachtgen u. Erfahrgen während d. Cholera¬
epidemie in Hamburg 1892. — Kühner, D. landwirtsch. Noth-
stand etc. (Schl.) — Rüger, D. leibl. u. geistige Prostitution, ihre
Ursache, Folge u. Bekämpfg. — Recensionen.
Neue Erscheinungen:
Obersteiner H.. D. Lehre v. Hypnotismus. Wien, Breitenstein.
(II, 63 S.) fl 1.08.
Salkowski E., Practicum d. phvsiolog. u. patholog. Chemie.
Berl., Hirschwald. (XII, 314 S.) 4.80.
Herzfelder J., Üb. d. Perforation d. Blinddarm-Wurmfortsatzes.
Neuwied, Heuser. (132 S.) fl. 1.20.
Michaelis, Lungenemphysem u. Kurzathmigkt. nach ihren haupt-
sächl. Entstehungsursachen u. Rückwirkgen auf d. Gcsammt-
organismus. Ebd. (73 S. m. Abb.) fl. —.90.
Schmitt A., D. Fascienscheiden u. ihre Beziehgen zu Senkgs-
abscessen. München, Lehmann (III, 123 S. m. 2 Taf.) fl. 2.40.
Krakauer J., D. harnsaure Diathese, ihre Krankheiten, Symptome
u. Behandlg. Berl., Pionier. (84 S.) fl. 1.—.
Thierbach P., Übersicht üb. d. Resultate d. Kinderheilstätten u.
d. Seeluftcuren an d. Seeküsten. Jena, Pohle. (52 S.) fl. —.60.
Remy, Precis de medecine operatoire obstetricale. Paris, Bailiiere
et fiis. 6 fr.
Auvard A., Therapeutique obstetricale. Paris, Doin. 4 fr.
Gotchaux E., De la symphyseotomie. Ebd. 5 fr.
Maqrel E., Traite des maladies de la bouche. Ebd. 8 fr.
Tenneson H., Traite clinique de dermatologie. Ebd. 10 fr.
Andre G., Hypertrophie du coeur. Paris, Rueff. 3 fr. 50 c.
Richardiere H., La coqueluche. Ebd. 3 fr. 50.
Mondino C., Lezioni di anatomia generale e di tecnica per la
microscopia. I. Turin, Bocca. 15 1.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Oer Vogel-Massenfang in Sudtirol. Herausgegeben vom tirolisch-
vorarlbergischen Thierschutzverein. Innsbruck, Wagner in Comm.,
1892. gr.-8°. (23 S.) fl. —.30.
Es ist leider eine nicht wegzuleugnende Thatsache,
dass der Mensch sowohl aus Gier nach augenblicklichem
Gewinn, als aus bloßer Mord- und Jägerlust ganz nütz¬
liche Thierspecies auszurotten unternommen hat und noch
unternimmt. Die Decimierung der Elephanten, des Bison,
des Känguruh und mancher anderer Arten ist ein ebenso
bezeichnendes Beispiel in anderen Ländern, wie der
massenhafte Vogelfang in Südeuropa und auch in unserem
Trentino. Die Zahl der täglich daselbst auf Vogelherden,
mit Schlingen, Schlagnetzen und Leimruthen gefangenen
Vögel schätzt ein genauer Kenner — Tschusi von Schmid-
hoffen — auf ungefähr 10.000 Stück, kein Wunder also,
dass bei solchem Massenmorde die nützlichsten Species
geradezu zur Seltenheit zu werden beginnen. Allerdings
wurde 1875 ein Übereinkommen zwischen Österreich und
Italien geschlossen zum Zwecke, den der Bodencultur
nützlichen Vögeln einigermaßen Schutz zu gewähren,
aber dieser Vertrag steht, wie Propst Landsteiner, der
Ehrenpräsident des Wiener Thierschutzvereines, ausführte,
nur auf dem Papiere. Daneben besteht ein eigenes Tiroler
Vogelschutzgesetz vom J. 1870, welches auch nicht der
elementarsten Forderung des Vogelschutzes Genüge leistet,
wie in vorliegender Broschüre ausgeführt erscheint.
Dieses Gesetz weist hauptsächlich den Übelstand auf,
dass bei seiner Handhabung den Gemeinden die wich¬
tigste Rolle zugewiesen ist und diese in solchen Gegenden,
wo der Vogelfang nationale Sitte ist, nichts weniger thun,
als dem Massenmorde entgegen wirken, sondern durch Er-
theilung zahlreicher neuer Licenzen ihre Finanzen zu ver¬
bessern suchen. Über den Nutzen der Vogelwelt sind die
Erfahrungen in allen Ländern die gleichen, und selbst
die passioniertesten Freunde der Vogelfängerei, wie z. B.
der Abgeordnete Salvadori durch seine Rede vom
9. December 1891, werden hieran nichts ändern, weil man
Erfahrungsthatsachen nicht auf den Kopf stellen darf.
Zudem äußert die Vogelschlächterei eine entschieden
entsittlichende und verrohende Wirkung auf die Jugend,
welche aus leichtbegreiflichen Gründen sich besonders
gerne zu diesen Massenmorden herandrängt.
Sonach kann man dem in vorliegender Broschüre
angeführten Proteste des Tiroler Thierschutzvereines nur
vollinhaltlich zustimmen, welcher sich gegen die Versuche
wendet, den geringen im Lande Tirol der Vogel weit ge¬
währten Schutz noch weiter zu beschränken. Im Gegen-
theil soll eine Reform des schon bestehenden Gesetzes
angebahnt werden, damit thatsächlich eine wirksame Be¬
kämpfung des Vogelmassenfanges eintrete, und hiezu
sucht die vorl. Schrift die öffentliche Meinung zu gewinnen.
Mödling. Dr. Joh. Gaunersdorfer.
Mitthellgen. d. österr. Fischerei-Vereines. XIII, 50.
Anleitg. z. Berücks. d. Fischerei b. Gewässerreguliergen. —
v. Milborn, D. Schleppangel in Bez. auf ihre fischereipolizeil. Zu-
lässigkt., namentl. f, uns. Binnenseen. — Kurzgef. Anleitg. z. An¬
lage u. Bevvirtschaftg. v. Dorfteichen. — Fischereirevierbildg. in
N.-Österreich.
Praktischer Ratgeber im Obst- u. Gartenbau. VIII, 31—34.
(31.) Böttner, Wert d. Bodenlockerg. f. d. Obstbäume. —
Schilling, D. vermeintl. Koloradokäfer. — Betten. Über Rosen.
(Schl, in Nr. 32). — (32.) Betten, Weintraubenschutz durch
Pergamynsäckchen u. Pergamyntüten. — Bräcklein, D. Kamelie
im Zimmer. (Schl, in Nr. 33). — Gartenarbeiten im August. —
(33.) Hülbrock, Wie beugt man dem Eingehen neu verpflanzter
Obstbäume vor? — Schreieck, Pfeffer u. kein Hase. —Seliger,
Erdbeerkultur in Amerika. — v. Schilling, Zum Absterben d.
Gurken. — Haage, Tropaeolum tricolor Jaratti.— (34.) Schlegel,
Prakt. Anleitg. z. Obstdörren. — Hülbrock, D. Königsberger
Erbse. — Hund, Erfolge u. Misserfolge. — Betten, D. Busch¬
bohnen Ks. Wilhelm u. Heinrichs Riesen-Zucker-Brech.
Elektrotechnische Rundschau. X, 20 — 22.
(20.) Krebs, Ayrton & Mathers elektrostat. Voltmeter. —
Ders., D. neue Straßenbahnmotor d. General Electric-Company. —
Normalelement Weston. — F., D. Eisenbahnen d. Ggvvt. u. Zu¬
kunft. — Elektr. Boote. — Weltausst. in Chicago (auch in Hett 21,
22). — Stadt. Elektricitätswerk Frankf. a. M. — (21.) Stadt
Elektricitätswke. m. Gasmotoren- u. Accumulatoren-Betrieb. —
(22.) A. E. G.-Nebenschluss-Bogenlampe. — Üb. runde Dampf¬
schornsteine aus radialen Faijonsteinen. — Strecker, Üb. d. Be¬
trieb v. Telegraphenleitgen. mittelst Sammlerbatterien.
Neue Erscheinungen:
Schnauss Herrn., D. Blitzlicht-Photographie. Anl. z. Photogr.
b. Magnesiumlicht. Düsseid., Liesegang. (VI, 136 S.) fl. 1.20.
Trempenau Wilh., Bücher-Einrichtg. u. -Abschluss ohne u. mit
Geheimhaltg. d. Bilanz. Elberf., Lucas. (IV, 256 S.) fl. 1.80.
Lutschaunig Vict., D. Definitionen u. Fundamentalsätze d.
Theorie d. Gleichgewichtes schwimm. Körper. Krit. Besprechg. d.
Stabilitätstheorie d. Schiffe. Triest, Schimpff. (VIII, 66 S.) fl. 3.60.
Platte A., Flugtechn. Betrachtgen. W., »Reichswehr« (121 S.) fl. 1.40.
iit zula F., Im Bereiche d. Schmalspur. E. Darstellg. d. hervor¬
rag. Errungenschaften auf d. Gebiete d. Schmalspur. Eisenbahn¬
wesens. (Sarajewo.) Lpz., Ziegler. (VIII, 212 S.) fl. 10.80.
Da ul A., Illustr. Gesch. d. Hufeisens. Dessen Verbessergen u.
Neuerfindgen. Wien, Pcrles. (VI, 57 S.) fl. 1.20.
Gassebner H., D. Pferdezucht in den im Reichsr. vertr. Kgr. u.
Ldrn. I. D. Staatspferdezuchtw. Wien, Staatsdr. (XI, 569S.) fl. 6.—.
Dietzsshold C., D. Thurmuhren m. Einschi. d. sog. Kunstuhren.
Weimar, Voigt. (XIV, 353 S. m. AtL v. 12 Fol.-Taf.) fl 5 40.
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Nh. 18. — Okstbr reich ischrs Lhtbraturblatt. — II. Jahrgang
570
Kissling, R., D. Tabak im Lichte d. neuesten nuturwiss. Forschg.
Hdb. d. Tabakkdc. Berk, Parcy. (VII, 278 S.) fl. 3.60.
Keck W., Vorträge üb. Elasticitätslehre als Grundlage f. d.
Festigkts-Berechng. d. Bauwerke. 2 Thle. Hannover, Hchving
(VI, VIII, 363 S. m. 300 Fig ) 0. 6.—.
Jahrbuch d. Staats- u. Fondsgüter-Verwaltg. Red. v. L. Dimitz,
hrsg. v. k. k. Ackerbauministerium. I. Jahrg. Wien, Flick. (XII,
356 S. m. Abb , Taf. u. Karten.) fl. 4.—.
Weiss D., D. Obstbaum. S Erzichg. u. Pflege. Hildbgh , Gadow.
(72 S. m. 51 Abb.) fl. -.90.
Fleischmann W., Lehrb. d. Milchwirtschaft. Bremen, Heinsius
Nchf. (XI, 355 S. m. Abb.) fl. 4.32.
Reiter J. sen. u. J. P. Hegner, Leitf. d. Obstbaumpflege u. Obst-
verwertg. Trier, Lintz. (VII, 150 S.) fl. —.60.
Leonardi C. P., Trattate di navigazione. Livorno, Giusti. 12 1.
In böhm. Spr.\ Hanamann J., D. ehern. Zus;mmenstellg v.
versch. böhm. Ackererden u. Steinarten u. ihr landw. Wett.
Prag, ftivnäc. (108 S.) fl. 2.—.
Chodsk^ L. V , Entwicklg d Landwirtschaftskunde. Prag,
Bursik & Kohout. (85 S.) fl. —.60..
Vecef A., Schlosserei. Üb. d. Zusammenstellg. u. Erzeugg. d.
Schlösser in Europa u. Amerika. Prag, Kober. (48 S.) 11. —.80. (
In ung. Spr.\ Magyary G., D. Verlagsgeschaft Budap., Grill.-
(134 S.) fl. 1.50.
Antiqu.-Kat. Nr. 60 v Trübner in Straßbg.: Bibi, campa-
nologica; Glockenkde, Eizguss, Metallverarbeitg , Uhren 184 Nrn.
Schöne Litteratur. Varia.
Historisclie Dramen.
I. Weis senhofer Dr. Robert: Andreas Hofer. Volksschauspiel
in 8 Abtheilungen. Wien, Kirsch, 1893. 8°. (VIII u. 216 S.) fl. —.80.
II. Kapff Ernst: Columbus. Schauspiel in fünf Aufzügen.
Cannstadt, in Comm. bei L. Bosheuyer. 1893 8°. (107 S.) 11. —.96.
III. Welckum Karl: Columbus. Dramatisches Gemälde in
5 Acten aus der Geschichte der Entdeckung Amerikas. Zweite
rev. Auflage. Freiburg, Herder, 1893. 8". (XI u. 105 S.) fl. —.72.
IV. Zeh licke Adolf: König Gottschaik. Trauerspiel in 5 Acten.
Berlin, Verlag A. Zehlicke (in Commission bei Karl Fleischer in
Leipzig). 1892. 8°. (XII u. 173 S.) fl. 1.20.
V. Riotte Hermann: Rudolf von Habsburg, der Erretter
Deutschlands aus den Wirren des Interregnums, sein Kampf
um das Eisass im Bunde mit den Bürgern der führenden Reichs¬
städte des Elsasses, Straßburg und Colmar, und des gesammten
elsässischen Oberlandes gegen das Bisthum von Straßburg, bis
zu seiner Erwählung zum deutschen König. In dramatischer
Form geschichtlich dargestellt. Leipzig. P. Ehrlich, 1892. gr. 8°.
(285 S.) fl. 3.60.
VI. Lemmermayer Fritz: Simson und Delila. Tragödie in
fünf Acten. Leipzig, Litterarische Anstalt, August Schulze, 1893.
8°. (115 S.) fl. 1.20.
VII. B ehrle Rud.: Josef und seine Brüder Biblisch-histo¬
risches Schauspiel in fünf Aufzügen. Vierte, neu umgearbeitete
und vielfach veränderte Auflage. Regensburg, Friedrich Pustet,
1893. 8°. (VIII, 128 u. 19 S.) fl. -.72.
(I.) Ein ausgezeichnetes Volksstück, das den Sand wirt und seine
Mithelden mit der größten historischen Treue und in packender
Lebenswahrheit vor Augen führt. Was die Modernen das »Milieu«
nennen, ist prächtig getroffen, und das Stück würde ohne Tadel
sein, wenn das Gegenspiel — die französische Partei — etwas
weniger steif und stiefmütterlich behandelt wäre. Das Werk wird
gegenwärtig von Bauern in Vorder-Thiersee bei Kufstein aufgeführt;
wir wünschen aufrichtig, dass sich eine große Bühne seiner an¬
nehmen möge.
(II., III.) Zwei Festspiele, welche der vierten Säcularfeier der
Entdeckung Amerikas ihre Entstehung verdanken. Das erstere,
am Hoftheater in Stuttgart aufgeführt, rechnet mit den Verhält¬
nissen einer großen Bühne; das letztere, zur Aufführung in
Familienkreisen und geselligen Vereinen bestimmt, kann ohne Zu¬
hilfenahme eines bedeutenden Apparates dargestellt werden. Kapff
versucht — nicht ohne Geschick — die ganze Epoche von 1492
bis 1506 in fünf Acte zu zwängen; leider wird er der geschicht¬
lichen Figur des großen Genuesers wenig gerecht, indem er ihn
zu einem Manne mit freigeistigen Allüren stempelt. Weickum
beschränkt sich auf die erste Ausfahrt und zeichnet den Helden
richtiger; doch läuft so viel überflüssiges Beiwerk mit, dass die
Entdeckung der neuen Welt darüber fast zur Nebensache wird.
Der Wille ist gut, aber die Technik ist schwach.
(IV.) Ein historisches Gemälde aus der Zeit Kaiser Hein¬
richs IV. Das deutsche Christenthum ringt mit dem slavischen
Heidenthum und siegt nach dem Untergänge des Helden, welcher
sich übrigens so wenig heidenmäßig benimmt, dass sein Tod,
der bereits in den dritten Act fällt, kaum als ein Unglück für die
Sache empfunden wird. Ein Slavenkönig als leidenschaftlicher
Germanisator spielt wohl nur dann eine begeisternde Rolle, wenn
er vom nationalen Parteistandpunkt aus betrachtet wird. Das
Werk geht mehr in die Breite als in die Tiefe und verschleißt
billige Prophezeiungen über die Zukunft des deutschen Reiches.
Besonders überraschend wirkt, dass der berühmte Erzbischof
Adalbert von Bremen die Ereignisse von 1870—1871 voraussagt
und ein^n Ritter Moltiko als Ahnherrn Moltke’s preist. Inder
That eine nicht gewöhnliche Sehergabe!
(V.) Noch länger als der Titel ist das Stück: 285 Seiten
Groß-Octav, 5 Acte, ein Vor- und ein Nachspiel. Der Verf. ist
Recitator und hat als solcher Schiller’s »Teil« so häufig vorge¬
tragen, dass er schließlich die Schweiz im Eisass wieder fand
und Personen, Scenen und Ideen, die ihm dort begegneten, auf
völlig heterogene Verhältnisse übertrug. Der böse Gesslcr seines
Stückes ist der Bischof Gcroldseck von Straßburg, ein gar harter
Tyrann, der Ritter und Bürger, Laien und Geistliche in gleicher
Weise gegen sich aufbringt, bis er endlich von Rudolf von Habs¬
burg zerschmettert wird. Das Stück ist durch und durch tendenziös.
So heißt es z. B. einmal: »Die Güter der Kirche sind ein Raub
am höchsten Rechte des Menschen« ; und an einer anderen Stelle:
»Wo freche Habsucht und die Priester thronen, kann ruhig nicht
die Bürgertugend wohnen.« Sollte man es für möglich ha’ten,
dass der ebenso edle als fromme Ahnherr unseres Kaiserhauses
als Vorwand für derartige Ergüsse missbraucht wird?
(VI ) Der alte Stoff erscheint in ziemlich fesselnder Weise
neu behandelt. Simson ist wohl nur am Schlüsse bedeutend,
aber in einer Tragödie, welche die Aufgabe hat, das starke Ge¬
schlecht als das eigentlich schwache zu schildern, kann man sich
über diesen Mangel hinaussetzen. Delila zeigt feine, geist¬
reiche Züge und hat etwas vom Bluie der Hebbel’schen Judith.
Freilich nur ein paar Tropfen.
(VII.) Der Umstand, dass dieses Schauspiel, welches für den dra¬
matischen Bedarf von Instituten und ges öligen Vereinen geschrieben
wurde, bereits die vierte Auflage erlebt, beweist deutlich, dass es
seinem Zwecke entspricht und in den Kreisen, für die es bestimmt
ist, nachhaltig Anklang findet. J. Meinhaid.
Declamatorium ernster, religiöser und humoristischer Gedichte
u. Vorträge für kathol. Gesellen-, Arbeiter- u a Vereine. Heraus¬
gegeben von Moritz Schmitz. Regensburg, Verlags-Anstalt vorm.
G. J. Manz, 1893. 8". (280 S.) geb. fl. 1.44. Neben der erdrückenden
Fülle von Anthologien akatholischer Tendenz ist die vorliegende
Sammlung, eine der wenigen katholischen, freudig zu begrüßen.
Wenn auch durch das im Titel ausgesprochene Programm, als
Declamatorium für Gesellcnvereinc zu dienen, der Kreis der auf¬
genommenen Pocsieen eingeschränkt erscheint, so kann doch die
ziemlich umfangreiche Sammlung auch über diesen Kreis hinaus,
in Schule und Familie mit Nutzen Verwendung finden.
Alte u. Neue Welt. XXVII, 12.
A. Jüngst, Von ihm u. ihr. (Schl.) — Friedrich, D.
Pfeifertag in Rappoltsweiler. — Bleib treu, Blumen d. Nacht. —
Hirsehfeld, Der Wärwolf. Episode aus d. dän. Kriege v. 1864.
— A. Heine, D. Hochzeit d. Hzg. v. York mit d. Prinzessin
May v. Teck. — Müller, Verschliflene Redemünzen. — Lorent,
Veronica. — Kl. Mitthlgen. — Für d. Frauen u Kinder. — Rund¬
schau in Wort u. Bild.
Deutscher Hausschatz. XIX, 16.
Richthofen, Welche? Roman. (Schl.) — Weber, Bamberg.
— May, D. Mahdi. (Forts.) — Gutberiet, Üb. Hypnotismus. —
Schneiderhan, Dr. L. Wahl, apost Vicar im Kgr. Sachsen. —
Vogel, D. Sonnenthor in Madrid. — de Monti, D. Versehwörg
— Dr. Wilh. Reiser, Bischof v. Rottenburg. — Dr. Eg. Emil Haas.
— Jos. Bachem. — Für d. Frauenwelt.
Katholische Warte. IX, 6.
Hertkens, Weihbischof Dr. Baudri. - »Hirschfeld, E ehr¬
licher Name. — Maurer, D. ungar. Bauernaufstand. — Sieg¬
berg, D. Aluminium. - de Trueba, Die Zweifel d. hl. Petrus,
span. Volkslegende, deutsch v. M. Braun. — Bergmann, D.
Glück. — Nienhaus, Durch Schaden wird man klug. — Rhe¬
nanus, D. Heraldik d. Arbeit — H. v. W., D. Wiederaufrichtg.
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571
Nr. 18. — Okstrrreichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
572
d. hl. Kreuzes. — Gedichte v. Aegid. Weis, F. Pecka, A. Schaum-
bach, Fr. Walther, Heinz. — Kath. Chronik. Litt, Kunst u.
Wiss. — Hauswesen.
Nord und Süd. LXVI (17. Jahrg). Heft 198.
Gesellhofen, Dunkle Tiefen. Nov. Skizze. — Floers-
heim, W. Steinway. — Wolff, Blatter aus dem Wcrther*Kreis.
(Schl.) — Ta ine, D. Kirche unter Napoleon I. Deutsch v. L.
Kätscher. — P. Lindau, Musikal. Festtage in Gotha. — v. Pusch¬
kin, Dubrowsky. (Schl.) — Bibliographie.
Deutsche Revue. XVIII (1893). September.
Aus d. Leben Kg. Karls von Rumänien. XX. — Schenck,
D. Rantzaucr Lilie. 11. — v. Poscliinger, L. Bücher. IV. —
Röse, Üb. d. Hygiene u. Kosmetik d. Zähne. — J. B. Meyer,
Wesen u. Grund d. Vorurtheils. — Wiedemann, 16 Jahre in d.
Werkstätte L. v. Ranke’s. XIV. — v. Grüner, E. Btrg. z. Brief-
wcchs. J. v. Görres’. II. (Schl.) — E. A. Schneider, D. Deut¬
schen auf d. Weltausstellg. in Chicago.— Sosnoky, Litt. Revue.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2615-2617.
(2615.) N. K. v Giers. — D. Jubelfeier d. Univ. Erlangen.
— Aus d. gr. Berl. Kunstaustellg. — Salomon, F. Nisscl. —
Bilder aus Bangkok. II. — D. größte Diamant d. Welt. — Lcute-
mann, D. Polartaucher im Zool. Garten in Berlin. — Wenger¬
hoff, Fatal. — (2616.) Ks. Wilhelm in Cowcs. — Aus d Mün¬
chener Kunstausst. — Kg. Mwanga auf Uganda. — Koerncr,
Das Leiodon mosasauroi'des v. Pau in Südfrkr. — D. dass Tour
d. Berner Oberlandes. — Rade, E. Wasserhose auf d. Nordsee.
— Bach, D. beiden Sieger im deutschen Derby. — Andrea,
Ersatz. — (2617.) E. Berl. Großfeuer. — Sarden auf d. Moufflon-
jagd. — Diettrich, D. Verlobg. d. Prinzen Joh. Gg. v. Sachsen.
— Koch v. Bern eck, Königssec u. Watzmann. — D. Volks-
schausp. im bayr. Hochland. — Obersky, A. Grf. Posadowsky-
Wehner. — D. 10. Bundestag des Deutschen Radfahrerbundes in
Lpz. — D. industr. Ausnützg. d. Moorböden — Wels, Mutter¬
liebe. — Beil.: D. Tod d. Hrzgs. Ernst II. v. Sachsen-Coburg u.
Gotha. — In jeder Nr.: Wochenschau, Mannigfaltiges, Kl. Mit-
thlgen , Berichte aus Chicago, Moden etc.
Osveta. XXIII, 8.
Jakubec, Jan Kollar in Jena (Forts.) — Heyduk, D.
Mühlbauer. (Forts.) — Kali na, E. unsterbl. Skeptiker: Taine.
(Forts.) — Doubek. Vom dunklen Welttheil. — Touzimsk^,
D. Werk Schmerling’s. III. — Knittl, Musik. Rundschau. —
Klostermann, Für's Glück. Roman. (Forts.)— Tomek, Sommer¬
abend. — Öech, Neuere Litt.; Erzählende Prosa.
Neue Erscheinungen:
Lacroma P. M., E. Unglücksheld. Roman. Berl., Janke. (275 S.)
fl. 2 40.
Ohorn A., Wenn sich zwei Herzen scheiden. Roman. Chemnitz,
Richter. (322 S.) fl. 2.40.
Ruland W., Max v. Mexiko. Lieder-Cyclus. Stuttg., Roth. (43 S.
m. Bildn.) fl. —.60.
—, Pro patria. Nationale Dichtg. Ebd. (76 S.) fl. —.60.
—, Legendes du Rhin. Ebd. (63 S.) fl. —.72.
Calderon de la Barca, P., Ausgew. Schauspiele. Zum erstenmal
aus d. Span, übers, u. m. Erl. versehen v. Konr. Pasch.
3. Bdch. (Des Prometheus Götterbildnis. Selbst nicht Amor frei
v. Liebe.) Freib., Herder. (VII, 277 S.) fl. 1.08.
Bermanschläger L. J., Deutsch u. Christlich. Tragödie. Wien,
»St. Norbertus«. (VII, 112 S.) fl. —.40.
Knie F., Mod. Schwindel. Lustsp. (48 S.) — Lord Beefsteak.
Posse m. Gesang. (23 S.) — Die beiden Hagestolze. Große
Posse. (32 S.) Münster, Russell, ä fl. —.42.
Bei Wagner in Innsbruck ist ein Bändchen »Kleine Er¬
zählungen*. von K. Domanig mit Illustrationen von Ph. Schu¬
macher in Druck. — Esser, *Das Madonnenbild «, ein dramat.
Gedicht, ersch. demn. bei Esser in Paderborn.
Die Generalversammlung der Leo-Gesellschaft
und des Zweigvereines derselben für Tirol und
Vorarlberg in Innsbruck 1893.
II. (Schluss.)
In der Socialwissenschaftlichen Section führte Finanzrath
Dr. Karl Scheimpflug den Vorsitz. Den Vortrag hielt Univ.
Prof. Msgr, Dr. F. M. S c h i n d I e r über »Die Bedingungen
des gerechten Lohnsatzes«. Nach einigen einleitenden
Bemerkungen kam Redner auf die Hauptfrage : Woher ist das
Ausmaß des gerechten Lohnes zu bestimmen? Ist es Individual¬
lohn oder Familienlohn? Muss der Lohn des Mannes allein ge¬
nügen oder muss die mäßige Mitarbeit der Frau und der heran¬
gewachsenen Kinder dazu beisteuern ? Mit Übergehung der mathe¬
matischen Formen des »gerechten Lohnes«, wie sic von manchen
Socialpolitikern aufgestellt wurden, zergliedert der Redner die
Hauptfrage nach zwei Hauptgesichtspunkten ; die Lohnarbeit ist
nach einer Rücksicht hin eine Ware, und die Bestimmungs¬
gründe des gerechten Lohnes mit Rücksieht auf den quasi-
Warencharakter der Arbeit sind analog dem gerechten Preise
für die Ware das Resultat eines Compromisses zwischen dem
Anbietenden und dem Kaufei den und zwar nicht nach Willkür
sondern nach den Gesetzen, welche durch die Gerechtigkeit ge¬
regelt werden. Für den Waren Anbietenden ist ausschlaggebend
das Maß der Auslagen, welche er machen musste, um die Waren
herzustellen, sodann der gemeine Gebrauchswert der Ware. Für
den Käufer ist maßgebend der Wert, den die Ware für ihn
hat, sei es zum Gebrauche, zum Tausche oder zum Verschenken,
endlich die größere oder geringere Seltenheit des Angebotenen.
Dies lässt sich nach dem ersten Gesichtspunkte der Lohnarbeit
genau auf den Lohn anwenden. Die Arbeit ist eine Leistung, sei
es eine manuelle oder sonstige, im Dienste des Arbeitgebers oder
Unternehmers. Das Maß der Entlohnung dieser Müheleistung ist
kein anderes als das Ziel der menschlichen Arbeit: die Erhal¬
tung des Lebens. Dieses ist aber verschieden nach Zeit, Ort,
Gattung der Arbeit, nach Klima und Lebensgewohnheiten. — Es
frägt sich nun, ob Individual- oder Familienlohn. Hierüber sagt
Redner Folgendes : Wofern wir die Lohnarbeit als quasi-Ware
! betrachten, so nimmt der Arbeiter als Individuum die Arbeit zu
Gunsten des Unternehmers auf sich, und dieser Leistung ent¬
spricht der Individuallohn als äquivalente Gegenleistung.
Ob der Arbeiter heiratsfähig ist, oder schon geheiratet hat, kommt
in der Arbeitsleistung nicht zum Ausdrucke. Von diesem Stand¬
punkte aus betrachtet erscheint also nur der Individuallohn als
eine Forderung der »justitia commutativa«. Mit Übergehung
mehrerer Ausführungen diesen Theil betreffend, kommen wir zum
zweiten Hauptgedanken : Die Arbeit ist die freie Bethä-
tigung eines vernünftigen Wesens, welches
persönliche Bedürfnisse hat, die von ihm nicht
trennbar sind. Unter diesem Gesichtspunkte ist es vorzugs¬
weise das Bedürfnis des erwachsenen männlichen Arbeiters, eine
Familie zu gründen. Hat er eine Familie gegründet, so muss er
sie erhalten. Wenn er nun hauptsächlich von der Lohnarbeit
leben muss, so muss er auch in der Lage sein, einen solchen
Lohn zu erwerben, dass er eine Familie gründen und erhalten
kann. Die allgemeinen Lohnverhältnisse müssen so geregelt werden,
dass der erwachsene Arbeiter eine Familie gründen kann ; dafür
aufzukommen ist jedoch nicht so sehr im Interesse des Arbeit¬
gebers allein, als vielmehr im Interesse der Gesellschaft. Daraus
folgt: Die Einrichtungen, welche noth wendig
sind, dass die Arbeiter in ihrer Gesammtheit
einen solchen Lohn verdienen können, womit
sie auch eine Familie gründen und erhalten
können, fällt der Gesellschaftsleitung zu,
welche die Pflicht hat, die Gesellschaft so ein¬
zurichten, dass die gesellschaftlichen Pflich¬
ten von allen erfüllt werden können. Damit ist der
erste Theil der Abhandlung erledigt. Es frägt sich nun : Wie ist
der Familienlohn zu bestimmen? Als Antwort auf diese Frage
stellt Redner den Satz auf: Nach der legalen Gerechtig¬
keit, d. h. nach jenen Pflichten, welche der Unternehmer nicht
nach der »justitia commutativa« dem einzelnen Arbeiter als Indi¬
viduum, sondern der menschlichen Gesellschaft gegenüber hat,
muss der Lohn hinreichen unter mäßiger Bei¬
hilfe der Frau und der erwachsenen Kinder zur
Erhaltung der Familie. Aber nur mäßiger Mithilfe ins-
besonders der Frau. Dieselbe muss immer Hausfrau
und Familienmutter bleiben.
An den Vortrag schloss sich eine sehr lebhafte Discussion,
worauf der Ref. ein Bild der Thätigkeit der Section im abgelaufenen
Jahre gab. — Am nächsten Tage setzte die Section ihre Berathungen
fort. Über Antrag des Herrn Dr. Waitz wurde die Direction ersucht,
einen praktischen socialen Curs einzurichten. Der Antrag wird im
Hinblicke auf den ausgezeichneten Erfolg eines ähnlichen, voriges
Jahr im Deutschen Reiche gemachten Versuches begründet. Durch
einen derartigen Curs könne dem Vorwurfe begegnet werden, dass
die mächtige christlich-sociale Bewegung nicht ganz im katholischen
Fahrwasser segle; dafür, dass auch in Österreich die erforderlichen
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II. Jahrgang.
574
573
Nr. 18. — Orstkkkkichischks Lm kraturbi.a tt. —
Kräfte vorhanden seien, bürgen Namen, wie Msg. Schindler,
P. Kolb, P. Albert Maria Weiß, P. Rösler. Der Vorsitzende
l)r. Schindler bemerkt, dass ein ähnlicher Antrag bereits von
anderer Seite gestellt worden sei. Der voijährige Versuch im
Deutschen Reiche werde heuer wiederholt und von den Protestanten
in Berlin nachgeahmt. Der Gladbachcr Curs sei auch von Öster¬
reich besucht worden. Den Gegenstand solle bilden die allgemeine
Gesellschaftslehre, die Grundbegriffe der Wirtschaftsichre, die Ent¬
wicklung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage, die
Ziele der Reform, die praktische Thätigkeit in den verschiedenen
Vereinigungen. Besondere Berücksichtigung verdiene der zunächst
praktisch in Österreich aufgcstellte Gesichtspur kt der berufs¬
genossenschaftlichen Reorganisation.
Auf Antrag von P. Duhr S. J. wird an die Direction das
Ersuchen gestellt, eine populär-wissenschaftliche Schrift über die
nächsten Ziele der socialen Reform in Österreich zu veranlassen.
Nach Eintritt in die Tagesordnung werden von den litho¬
graphiert vorliegenden sieben Thesen über den Wucher im
modernen Geldwesen (Ref.: Finanzrath Dr. K. Scheimpflug) nach
einer eingehenden Debatte die ersten drei Thesen vorbehaltlich der
endgiltigen stilistischen Redaction in nachstehender Fassung an¬
genommen.
1. Nach christlicher Auffassung soll das Aquivalenzprincip
den ganzen Verkehr beherrschen und bestimmen. Das Geld ist
an und für sich unfruchtbar. Wesentlich ist demselben bloß die
Tauschmittclfunction. Die Kirche hat das Zinsennehmen aus dem
Gelde zugelassen, nicht mit Rücksicht auf eine Änderung der Natur
des Geldes, sondern mit Rücksicht auf eine eingetretene Verände¬
rung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Gelingt es, der heutigen
falschen Position des Geldes Herr zu werden, so entfällt das
Hindernis, welches der Rückkehr zur strengen canonistischen
Wucherpraxis entgegensteht.
2. Auch bei den herrschenden wirtschaftlichen Verhältnissen
hat das Geld keinen Anspruch auf einen durch Privatwillkür
erschlichenen, bedungenen oder erzwungenen, sondern lediglich
den Anspruch auf einen, durch den Zweck der Gesellschaft ge¬
messenen Antheil an dem gesellschaftlichen Arbeitserträge.
3. Wucherisch kann nicht bloß das Darlehen, sondern jeder
entgeltliche Vertrag sein. Es ist zu begrüßen, dass in dem öster¬
reichischen Gesetze vom 28. Mai 1881 R.-G.-BL 47 die staatliche
Wuchergesetzgebung nicht mehr das Darlehen, sondern das Credit-
geschäft im allgemeinen zum Gegenstände seiner Fürsorge gemacht
hat. Der Begriff des unredlichen Creditgeschäftes ist zum Begriffe
des unredlichen Wettbewerbs auszuweiten.
Die Discussicn der weiteren Thesen musste, da die Zeit
nicht mehr ausreichte, auf die Weihnachtsfeiertage verschoben
werden.
Am Abende des 25. Juli fand dann die geschlossene
Generalversammlung der Leo-Gesellschaft statt, welche
ein Vortrag des Univ.-Prof. Dr. Wackcrnell über »Die alt¬
deutschen Passionsspiele in Tirol« einleitetc.
Der Vortragende weist zunächst nach, wie sich im Sterzinger
Archiv durch den Sammelfleiß des Schulmeisters Dehs und des
Malers Räber seit alter Zeit ein so großer Schatz von altdeutschen
Volksdramen beisammen findet wie nirgend anderswo. Drei Schichten
lagern übereinander. Die älteste und bedeutendste bilden die alten
Passionespiele, über welche Wackcrnell schon vor sechs Jahren
eine Vorarbeit zur Herausgabe derselben veröffentlicht hat*).
Seitdem sind vier neue Hss. aufgefunden worden, eine sogar in
Amerika, so dass jetzt 14 Bearbeitungen derselben nachgewiesen
werden können, von denen sieben noch vorhanden sind, welche
die Anhaltspunkte bieten, um die allmähliche örtliche Verbreitung
dieser Spiele über die einzelnen tirolischcn Städte und ihre inhalt¬
liche Entwicklung durch ein Jahrhundert zugleich mit den littera-
rischen Einflüssen, die sie von anderen Spielen erfahren und die
sie selbst wieder auf andere ausgeübt haben, zu verfolgen. Durch
die Motivenforschung in Verbindung mit den Nachweisen der
ältesten Aufführungen lässt sich die Entstehungszeit des ältesten
Spiels, von dem alle anderen ausgegangen sind, ermitteln (13‘Jl
bis 1420). Auf dem Wege der Textkritik erhält man auch die
älteste Gestalt dieses Urspiels, welches sich duich Einfachheit,
durch klare Gliederung, durch dramatische Gestaltung des episch
überlieferten Stoffes, durch deutliche Ansätze zu einer wirklichen
*) In Heinzeis, Minors und Schippers „Wiener Beiträgen“, II. Heft.
Wien, BraumUUer. 1887.
Charakterzeichnung und durch sinnige Symbolik auszeichnct.
Zuletzt entwickelt der Vortragende die Gesichtspunkte, nach denen
die späteren Überarbeiter dieses Urspiel in vielfältiger Weise um¬
gestaltet haben, wobei auch die verschiedenartigen individuellen
Eigenheiten und technischen Fertigkeiten derselben zur Geltung
kamen. Gerade das ist für den Philologen das Verlockendste zur
wissenschaftlichen Behandlung dieser Passions^piele, dass er hier
wie nirgend anderswo eine so weitverzweigte, über das ganze
Land verbreitete, über ein Jahrhundert sich entwickelnde und doch
bestimmt abgegrenzte Gruppe verfolgen und daran die Technik
dieser Spiele im Großen und Kleinen beobachten kann. Dabei
erhält er auch die günstigste Gelegenheit, verschiedene methodische
Fragen zu behandeln. Der Vortrag wird, wie alle übrigen, im
Jahrbuch gedruckt erscheinen, die Ausgabe der Spiele im zweiten
Bande der *Q. und F. zur Geschichte, Litteratur und Sprache
Österreichs« erfolgen.
Es erstattete hierauf der General-Secretär der Leo-Gesellschaft,
Msgr. Prof. Schindler den Rechenschafts- und Cassestandsbericht;
als Ort der nächstjährigen Generalversammlung wurde Salz¬
burg, in zweiter Linie Graz in Aussicht genommen. Über Antrag
P. Duhr’s S. J. wurde an die Direction das Ersuchen gerichtet,
das wöchentliche Erscheinen des »Österr. Litteraturblattes« nach
Möglichkeit schon vom nächsten Jahrgange ab ins Auge zu fassen.
Prof. Wackernell gab schließlich Bericht über den derzeitigen
Stand einer von der Leo-Gesellschaft ins Leben zu rufenden
Sammlung »Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur
und Spiachc Österreichs und seiner Kronländer«, über welche das
»Österr. Litteraturblatt« in einer der nächsten Nummern genauere
Mittheilungen bringen wird.
Den Beschluss der dreitägigen Arbeiten und Verhandlungen
machte (26. Juli abends) die Feierliche öffentliche General¬
versammlung der Leo-Gesellschaft und des Tiroler
Zweigvercines derselben, der die Fürstbischöfe Excellenz
Dr. Simon Aichner von Brixen und Dr. Eugen Valussi von Trient,
der Vicepräsident des Abgeordnetenhauses Dr. Kathrein, Hofrath
Baron Reden in Stellvertretung des verhinderten Statthalters Graf
Merveldt, sehr viele Landtagsabgeordnete etc. beiwohnten. Die
Versammlung eröffnete der Präsident der Leo-Gesellschaft, Excellenz
Freiherr v. H e 1 f e r t, mit einer ausführlichen Darlegung der Arbeiten,
welche die Gesellschaft im abgelaufenen Jahre theils durchgeführt,
theils inauguriert hat und einer Skizze ihres nach jeder Richtung
hin erfreulichen Aufblühens. Excellenz Graf B ran dis berichtete
über die vom Tiroler Zweig vereine geleisteten Arbeiten und deren
gegenwärtigen Stand. Hierauf hielt Prof. Dr. Hirn seinen Vortrag
»Die Tiroler Landtage zur Zeit der großen Bauern-
b'ewegung«. Obgleich schon bald nach dem Tode des Kaiser Max
in Tirol bedenkliche Volksbewegungen ausbrachen, so haben doch
die Landtage bis 1525 nichts Ernstliches unternommen, um gegen
die notorischen Landesbeschwerden Abhilfe zu schaffen. Vielmehr
schienen die damaligen Landstände den Frieden von außen bedroht
zu sehen als von innen. Ja auch dann noch waren sie derselben
Meinung, als bäuerliche Abgeordnete selbst die ernste Lage im
Lande auf dem Landtag zur Sprache brachten. Nach einer
Charakteristik dieser dem Bauernaufstand vorausgehenden Land¬
tage besprach der Vortragende den Ausbruch des Aufstandes
selbst und betonte dabei namentlich den großen Unterschied
zwischen Tirol und den anderen Ländern. Denn alsbald nach den
ersten Gewaltthaten erinnerten sich die tirolischen Bauern, dass
sie bereits ständische Rechte auf Grund der Landesverfassung
besäßen und anstatt in der gesetzlosen Rebellion zu verharren,
betraten sie die Bahn gesetzlicher Verhandlung in der Form des
Landtages. Eingehend wurde nun der Innsbrucker Julilandtag
von 1525 behandelt. Die beiden unteren Stände, Bürger und
Bauern, schlossen den Cleius von vornherein aus und nöthigten
den Adel, auf die Stellung einer selbständigen Curie zu verzichten.
Erzherzog Ferdinand, ohne materielle Unterstützung, hat mit
Klugheit und Würde die auch auf diesem Landtag sich geltend
machende Bewegung, welche auf völligen Umsturz der kirchlichen
wie weltlichen Verfassung des Landes abziclte, cinzudämmen ver¬
standen. Der Vortragende zeigte, wie Ferdinand Schritt vor Schritt,
so weit eben nöthig, der Bewegung nachgab: zuerst mit dein
25jährigen Landlibell, der ersten großen Landesordnung Tirols,
und endlich auch noch mit der Ordnung für den geistlichen Stand,
welch’ letztere weniger Zugeständnisse an die Anhänger der kirch¬
lichen Neuei ung enthielt, als man gewöhnlich annimmt Wenn
hierauf derselbe Landtag noch eine Empörungsordnung beschloss,
so z igte er eben dam.t, dass er, da er Gesetze gegen künftige
Erhebungen aufstellte, selbst dasjenige vcrurtheilte, was der Land-
tagsberathung vorausgegangen war.
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575
Nr. 18. — Oestkrrrichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
576
Um nun ein Bild davon zu gewinnen, wie sich die Lage
der tirolischcn Bauernschaft nach dem Jahre 1525 gestaltet habe,
wurde die-Landesordnung dieses Jahres mit jener von 1532 ver¬
glichen. Es ergibt sich daraus, dass sich zwar die Erfo’ge von 1525
nicht in vollem Umfange behaupten ließen, dass aber der tirolische
Bauer aus dem Bewegungsjahre herüber eine Reihe wertvoller
materieller Erleichterungen überkam, die nicht zu unterschätzen
sind, während allerdings ein großer Theil dessen, was gegen
Clcrus und kirchliche Verfassung beschlossen worden war, schon
in der nächstfolgenden Zeit cassiert wurde. Ist schon der Verlauf
des Bauernkrieges in Tirol wesentlich anders gestaltet als in den
übrigen Ländern, so ist auch sein Resultat für Tirol ein anderes
und ungleich günstigeres als anderswo.
Nach den Schlussworten des Vicepi äsidenten der Leo-Gesell¬
schaft, Feldbischofs Belopotoczky, die in ein begeistert auf¬
genommenes Hoch auf Kaiser und Papst ausklangen, vereinte ein
Festdiner die Theilnehmer der Versammlung.
österreichisch-ungarische Revue. XIV, 4 u. 5.
Schier, Üb. d. Gründg. e. östeir.-ung. Niedcrlassg. in Süd-
Persien. — Schwicker, D. Regelg. d. Volksschullehrer-Bezüge in
Ungarn. — Nedoma, Albr. v. Waldstcin vor d. 30jähr. Kriege.
- List, Litcraria sodalitas Danubiana. — Piger, E. oberöst.
Hochzeit. — Geistiges Leben im Österreich u. Ungarn.
Christliche Akademie. XVIII, 7 u. 8.
(7 ) E. österr. Volks^chauspieldichter (Anzengruber). (Forts,
in Nr. 8.) — Consist.-Erl. üb. Kirchenmusik. — Üb. d. Christi.
Akad. in Prag, (desgl. in Nr. 8.)
Monatsblätter d. wiasenschaftl. Club in Wien. XIV, 9—11.
(9.) A. R. v. Schmerling f. — Kulke, D. beiden Grund-
problcme d. Schönen. — (10. t Steiner, Einheitl. Naturanschaug.
u. Erkenntnisgrenzen. — Litterar. Anzeigen — (11.) Koch, D.
Naturgase d. Erde u. d. Tiefbohrgen im Schlier v. Oberösterreich.
Die kathol. Bewegg. in unseren Tagen. XXVI, 7 u. 8.
(7.) Leo XI!I. d. einzig rechtmäßige Souverän s. Staaten.
(Forts, in Nr. 8 ) — Glaube u. angehl. Resultate d. Wissensch.
(Forts, in Nr 8.) — D. sittl. Zustände d. engl. Volkes im 18. Jhdt.
(Schl, in Nr. 8). — Zeitgemäße Ausschau. (Forts, in Nr. 8.) —
Pressstimmen. — D. Versammlg. d. Benedictiner Äbte in Rom. —
Aus Lehrerversammlgen. — (8.1 Kramm, NothWendigkeit d.
Bauernvereine. — In jeder Nr. Miscellen.
Die Neue Zeit XI, II, 48.
D. Frankfurter Konferenz d. Fmanzministcr. — Bernstein,
D. Grenzen d. Nutzens u. Einflusses internationaler Kongresse. —
Erni, D. Nord-Ostsee-Kanal.— Ernst, D. wirthschaftl. Entwicklg.
Japans seit 1868. (Schl.) — Schugoy, Seemannsfrau. (Forts.)
Casopis Musea krälovstvf cesköho. LXV1I, 3.
Die Clementinischen Fragmente e. Sammlg. epischer weltl.
Gedichte aus d. 14. Jhdt. — Kadlcc, D. Anfänge d. Autorrechtes.
E. Studie üb. d. gegenseit. Verhältnisse d. Drucker u. Schriftsteller
in früheren Jhdten. (Forts.) — Prasek, D. Reise d. Chr. Harant
v. Polzi6 u. deren Bedeutg. f. d. histor. Kenntnis d. Orients.
(Schl.) — Prusik, D. Herkunft d. böhm. Fragments d. Evang.
d heil. Johannes. — Gebauer, 2 Gründe f. d. Unechtheit d.
Königinhofer Hdschr. — Ma§ek, D. Chronik v. Ptfibislav aus d.
XV. Jhdt. u. d. Königinhofer Hdschr. — Metelka, D. 10. deutsche
Geogrnplien-Tag. — Litterar. Rundschau. — Bericht üb. d. kgl.
böhm. Museum v. Anfang Febr. bis Ende April 1893. — Bericht
üb. d. matice öeska.
Beilage z. Allgem. Zeitung. Beil.-Nr. 188—201 (l6-31.Aug.)
(188.) Nörrenberg, Congress d. Bibliothekare in Chicago
I. (II in Nr. 189). — (189.) Oncken, D. polit. Reden d. Fürsten
Bismarck, Bd. III.— VI. — Justus Carriere (Nachruf). — (190)
Aus V. llehn’s Reisetagebüchern (Forts, in Nr. 191, 194.) —(191.)
D. Eleklricität auf d. Weltausstellg. in Chicago. II. (III, IV in
Nr. 195, 196.) — (192.) A. v. H., Tondichter aus d. Hause Habs¬
burg. — Aus Bosnien u. d. Herzegowina. — (193.) Imst, Sieben-
bürgische Wanderbilder. — D. Präsident Henault u. Frau du
Defford. — (194.) Holzhausen, E. Rettg. Napoleons I. —
(195.) Anna Boleyn im Lichte d. neuesten Geschichtsforschg. —
196.) Evans, Z. d. Liebeslyrik u. d. patriot. Liedern Petrarca’s.
— (197.) Z. wirtschafte Entwicklg. d. deutschen Schutzgebiete. I.
UI in Nr. 198). — Günther, Z. Gesch. d. deutschen Unterrichts¬
wesens. — (198.) Buff, D. Aufstand d. Augsburger Schuhknechte
i. J. 1726. 1. (II, III in Nr. 199—201.) — (199.) Fleseh, D. Re¬
form d. Zwangsvollstreckg. — (200.) Z. Psychologie d. Gegenwart.
— (201 ) v. Weilen, Scherer’s Kleine Schriften.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 23. (11.) Aug. in Nalentschow
(Lublin) d. poln. Maler u. Illustrator Elviro Mich. Andreoli,
geh. 1827 in Wilna. — Am 26. Aug. in Wiesbaden d. bestand.
Secretär d. kais. russ. Akad. d. Wiss. u. Zoologe (Systematiker d.
Reptilien) Dr. Alex. Strauch, 61 J. alt. — Am 30. Aug. in
Berlin d. Kartograph u. Vorstand d. Plankammcr d. k. Statist.
Bureaus in Berlin, Prof. Dr. Henry Lange. — Am 1. Sept. in
Paris d. Schriftstellerin Anais Segalas, geb. Menard, geb. 1814.
— Am 5. Sept. in Niederndorf d. Prof. d. Hochsch. f. Bodencultur
in Wien, Dr. Emil Pereis, geb. 1837. — In St. Petersburg der
russ. Dichter Al. Nik. Apuchtin im A. v. 52 J. — Im Gouv.
Kostroma d. livländ. Embryologe Dr. Jul. Knoch, 65 J. alt. —
In London d. Prof. d. Embryologie an d. Univ. Edinburg Gg. Brook
im A. v. 36 J. — In Köln Jos. Bachem, der Besitzer der
P. Bachem’schen Verlagsbuchhandlung.
Ernannt wurden: Der a. o. Prof. d. Philos. in Marburg
Dr. Paul Natorp z. ord. Prof. das. — Der a. o. Prof. Dr. Sie-
merling (Bcrl.) z. o. Prof. f. Psychiatrie u. z. Vorstand d. psych.
Klinik das. — Der a. o. Prof. f. specielle Geologie d. Lagerstätten
u. analyt. Chemie an d. Bergakademie in Przibram Dr. Ad. Hof¬
mann zum ord. Prof. das. — Per Privatdoc. Lic. Dr. Freiherr
Heim. v. Soden in Berl. z. a. o. Prof, an d. phil. Fac. in Mar¬
burg. — Der Privatdoc Oberbergrath Dr. Adf. Arndt (deutsches
Staatsrecht u. Strafprocess) in Halle zum a. o. Prof, das — Der
Amanuensis an d. Bibliothek d. Techn. Hochsch-lc in Graz
Dr. Emil Ertl zum Scriptor das. — Dem Aman an der Grazer
Univ.-Bibl. Heinr. Kapferer wurde der Titel e. Scriptors verlieh.n.
Habilitiert hat sich in Marburg Dr. P. Fritsch f. Chemie.
Herdcr'ncho Vwlaynhandtuny, t'reibury im lirvinyaw.
11. Herder , Wien , I. WoUzeUe 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
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Zum erstenmale aus dem Spanischen übersetzt und mit
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Amor frei von Liebe. 12«. (VIII und 278 S.) M. 1.80.
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geb. in Leinwand mit Goldpressung M. 7.20.
Diese Sammlung wird in sieben Bändchen oder drei Binden
14 bisher noch nicht oder nur in freier Bearbeitung ins Deutsche
übertragene Schauspiele Calderon't enthalten.
Früher ist in gleichem Format in unserem Verlage erschienen:
Calderons grösste Dramen religiös. Inhalts.
Aus dem Spanischen übersetzt und mit den nöthigsten
Erläuterungen versehen von Dr. F. Lorlnser. Drei Bände
(sieben Bändchen) 12°. (XXII u. 1700 S.) M. 11.20; geb.
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H Vei tretung der Lco-Gcscllschalt Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — *St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlgassr 8.
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Nr. 19.
II. Jahrgang.
Wien, 1. October 1893.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HRRAUSGEGEBRN DURCH DIE LEO-GESRI.LSCHART Abonnements-Aufträge
u.Recensions-Exemplare werden erbeten sind * u richten an die Administration
an die Adresse: Dr. FranzSchnürer. ^ des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16 1) K * FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis betragt ganzjährig fl 5.— (M. 9 —), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fOr den gesammten Buchhandel: „St. Norbertua"-Verlag»handlung in Wien III, Seidlgaaee 6, wohin auch alle Inseraten-Auftrüge zu richten aind.
Preise der Inserate: '/t S.fl.20.— = Mk.36. —, ‘/» S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, V» S. fl. 7.— = Mk. 12.üu, '/< S. fl. 4.— = Mk. 7.20, »/»* S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Müller F. M., Physische Religion. (J. D.)
Specht Th., Die Lehre von der Kirche nach
dem h. Augustin.
Wirth K. H., Der »yerdienst«-Begriff in der
christl. Kirche. I. (Beide von Uni v. -Prof. Dr.
Gg. Reinhold.)
Kunze J., Dis neuaufgefundene Bruchstück des
sogenannten Petrusevangeliums. (—ie.)
Gschwandner S., Die Gesetze des Urtheiis-
verhältnisses in der Einordnung. (Dr. Aug.
Si eben 1 ist.)
Rauscher Card, v., Darstellung der Philo¬
sophie, herausgegeben von Dr. Cöl. Wolfs-
gruber. (Prof. Dr. L. Filkuka.)
Settembrini Luigi, Erinnerungen aus meinem
Leben. Deutsch von E. Kirchner. (Seiner
Excellenz Geheimer Rath Jos. Freiherr von
Helfert.)
Barge H., Die Verhandlungen zu Linz u. Passau
und der Vertrag von Passau 1552. (Univ.-
Prof. Dr. J. Hirn.)
Kleinpaul E., Poetik. 9. Auflage. (*1)
Sievers Ed., Altgermanische Metrik. t*l.)
Dingeidein O., Der Reim bei den Griechen
und ROmern. (Univ.-Bibl.-Beamter Dr. Hanns
Bohatt a.)
Dreves G. M., Aurel. Ambrosius, »der Vater
des Kirchengesanges«. (R. K.)
Schwindrazheim O., Beträge zu einer Volks¬
kunst. (A. Fuchs.)
Ben ko J. Frh. v.. Die Schiffs-Station der k. u. k.
Kriegsmarine in Ost-Asien. (L.-Sch.-L. A. Frh.
v. Ko udelka.)
Sauvin G., Un royaume Polynesien. (C. Sfd.)
Ruh 1 and G.. Die austral.-nordamerikan. Landes¬
gesetzgebung.
— Aus der Praxis eines neu gegründeten land-
wirtschaftl. Großbetriebes in Pinzgau.
-, Über die Grundprincipien actueller Agrar¬
politik. (Sämmtlich von k. k. Finanzrath
Dr. K Scheimpflug.)
S ee fe 1 d C., Zur Verbreitung der Rechtskenntnis.
(Notariatscand. Dr. C. Platte.)
| M 011 e r M., Der deutsche Orden Natuliens imJ.2000.
Fulvius E., Der Zukunftsstaat. (Beide vom n.-ö.
Landes-Secretär Dr. Heinr. Misera.)
Borbas V. v, Symbolae ad Thymos Europas
tnediae cognoscendos. (Prof. S. Wies-
baur S. J.)
Möbius P. J., Über die Einteilung der Krank¬
heiten. (Med. Dr. J. Bernard.)
Dopsch A.. Das Treffen bei Lobositz 1756. (Sp.)
Naturalistische Dramen: S c h 1 a f J., Meister Oelze.
— Halbe M.. Eisgang. — Hauptmann G.,
College Crampton. — Bahr H., Die häusliche
Frau. (J Meinhard.)
Rüttenauer Benno, Der kleine Boll&nd. (r.)
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Müller F. Max: Physische Religion. Giflford-Vorlesungen,
gehalten an der Universität Glasgow im Jahre 1890. Aus dem
Englischen übersetzt von Priv.-Doc. Dr. R. Otto Franke.
Autorisierte, vom Verfasser durchgesehene Ausgabe. Leipzig,
Wilhelm Engelmann. 1892, gr. 8°. (XIV u. 398 S.) fl. 6.—.
Wenn eine der vierzehn Vorlesungen, welche uns
hier als zweiter Cursus der Gifford-Lectures über »Natür¬
liche .Religion c in deutschem Gewände geboten werden,
die bezeichnende Überschrift gefunden hat, so ist es die
letzte. Dieselbe lautet: »Was kommt dabei heraus?«
Unwillkürlich drängte sich dem Ref. nach Lectüre des
Werkes diese Frage auf. Ein Ergebnis wissenschaftlicher
Forschung, eine• Bereicherung der Wissenschaft der
Religion hat er vergebens gesucht. In ermüdender Breite
und Weitschweifigkeit werden uns Dinge vorgetragen, die
man schon in des Verf. früheren Werken wiederholt
und mit derselben Ausführlichkeit behandelt findet. Die
gegenwärtige Reihe von Vorlesungen soll nach des Verf.
Absicht »über die natürliche Religion in einer von ihren
drei großen Erscheinungsformen, nämlich als physische
Religion handeln«. Die natürliche Religion zeige drei ver¬
schiedene Seiten, je nachdem ihr Object, das Unendliche
oder Göttliche genannt, entweder in der Natur oder im
Menschen oder im Selbst entdeckt werde. Die natür¬
liche Religion sucht dieses Unendliche »hinter dem Schleier
der Natur, jenseits des Horizonts unserer himmlischen
Wahrnehmungen zu entdecken und verehrt die sogenannten
Götter des Himmels, der Erde, der Luft, des Feuers, des
Sturmes und Blitzes, der Flüsse und Berge«. Anstatt
nun den Leser sogleich in eine tiefere Erkenntnis dieses
Wesens der natürlichen Religion einzuführen, widmet der
Verf. fünf Vorlesungen, also ein Drittel des Cursus, Gegen¬
ständen, die, gelinde ausgedrückt, lose mit dem Thema
des Buches verknüpft sind. Er erzählt uns Vielerlei vom
Veda und den Zeugnissen für seine frühe Existenz. "Wir
erfahren wiederum, wie der Veda den europäischen Ge¬
lehrten bekannt wurde, wie die vedische Litteratur zu¬
sammengesetzt ist, in welche Perioden sie zerfällt, welches
Alter ihr zukommt, alles Dinge, welche uns derselbe Verf.
wiederholt schon in behaglicher Breite seit zwanzig und
dreißig Jahren vorgetragen. Aber welche Brücke findet
M. von der natürlichen Religion zum Veda? Indien ist
ihm »das typische Land für das Studium der physischen
Religion,« denn »in keinem Lande finden wir die physische
Religion in ihrer einfachsten Form so vollständig ent¬
wickelt wie in Indien«, aber nicht im modernen Indien,
nicht in dem alten Indien des Mahäbhärata und Rämäyana.
»Nein, die ursprüngliche, einfache und verständliche Re¬
ligion Indiens findet sich nur in der vedischen Periode.«
Nun erlauben wir uns zuerst die bescheidene Frage,
ob nicht natürliche Religion in des Verf. Sinn eben so
gut, wenn nicht besser in den religiösen Mythen und
Gebräuchen der »Naturvölker« als in Hymnen erforscht
werden kann, welche die hellen Spuren einer hoch-
entwickelten Cultur verrathen. Aber M. vertritt noch den
Standpunkt jener, welche dem Veda einen’ durchaus
primitiven Charakter zuschreiben. Wohl steht ja der
Veda, bezw. die Riksamhitä an der Spitze der vedischen
Litteratur. Aber in welches Alter diese Litteratur in
ihren alterthümlichsten Bestandtheilen zurückreicht, lässt
sich zur Stunde auch nicht mit annähernder Bestimmt¬
heit festsetzen. Leider müssen wir gestehen, dass in
Beantwortung dieser Frage die altindische Philologie seit
fünfzig Jahren nicht weit vorangeschritten, und wenn sie
sich an die »historische« Methode M/s hält, wird sie
auch nach andern fünfzig Jahren nicht viel weiter ge-
I kommen sein.
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579
Nr. 19. — Obstkrrkichisches Littbraturbi.att. — II. Jahrgang.
580
Eines scheint uns sicher, dass die Cultur des Veda
in weit engerem Zusammenhang mit der späteren Ent¬
wicklung steht, als viele anzunehmen geneigt sind. Aber
bezeichnend ist es für das »sorgfältige Studium aller
wahrhaft historischen Dokumente«, welche uns M. in
der Einleitung verspricht, dass gerade er gegen die Ar¬
beiten zweier Vedaforscher entschieden Front macht, die
uns zum ersten Male aus dem Chaos schwankender
Muthmaßungen auf einen festen Boden geführt haben,
wenn auch bei ihnen das Märchen von den idyllischen
Zuständen der vedischen Inder verschwindet. Mit der
sechsten Vorlesung endlich nähert sich der Verf. seiner
Aufgabe, die darin besteht, zu zeigen, wie in einem
langen Entwicklungsprocess der Mensch zur Idee Gottes
gelangt ist. M. erläutert diesen Process in einer Analyse
des Gottes des Feuers »im Veda Agni genannt«. Es versteht
sich von selbst, dass er dabei von den Sprachwurzeln
ausgeht, die nach seiner Philosophie »ursprünglich der
unbeabsichtigte Clamor concomitans der einfachsten
Thätigkeiten des Menschen waren«, also den unartikulierten
Lauten eines Hundes gleichwertig. Die Arier besaßen
eine Wurzel Ag, mit der sie ihre eigenen Thätigkeiten
des Gehens, Laufens, Bewegens begleiteten und alle sich
bewegenden Lichterscheinungen ausdrückten. Agni war
anfänglich nichts als der lebhafte Beweger und erhielt
später das Epitheton deva, der glänzende. Als deva,
divus war er noch nicht mehr als ein glänzender Agens.
Deva, deus, divus bezeichnet nur eine Anzahl glänzender,
freundlicher, als handelnd gedachter Wesen. Erst all-
mählig erhebt sich das Wort zu dem höchsten Begriff
der Gottheit. »An der Hand der Sprache können wir
so deutlich als nur immer möglich sehen, wie bei deva
der Begriff Gott aus dem Begriff des Lichtes, des activ
gedachten Lichtes, des belebenden, scheinenden, erleuch¬
tenden und erwärmenden Lichtes hervorwuchs«. »Der
Begriff Gott ist das Resultat einer ununterbrochenen
historischen Entwicklung, die man Entfaltung, Entkleidung
oder Klärung nennen mag, aber nicht einer plötzlichen
Offenbarung.« Also keine Offenbarung, »nichts Übernatür¬
liches, nichts von Wundern im modernen Wortsinne,
keine übermenschliche Offenbarung.« Dahin strebt M.
mit seinen weitschweifigen Erörterungen über natürliche
Religion. Mit dieser Stellung zur Offenbarung verbindet
sich dann eine Auffassung von der Person Christi, wie
sie niedriger nicht gedacht werden kann. Buddha und
Mohammed stehen mit Christus in einer Linie. Wagt
der Verf. doch gar den Satz auszusprechen, dass wie
Buddha und Mohammed, so auch Christus die Wunder
verurtheilt habe, weil er gesagt, »diese böse und ehe¬
brecherische Art begehret ein Zeichen.« Dass unmittelbar
darauf das größte aller Wunder in Aussicht gestellt wird,
übersieht der Oxforder Gelehrte. Eine solche Oberfläch¬
lichkeit und Seichtheit wird für jede wissenschaftliche
Förderung unfruchtbar bleiben. Dafür legt die vorliegende
Arbeit ein beredtes Zeugnis ab. Wir fragen mit Recht:
»Was kommt dabei heraus?« J. D.
Specht Prof. Dr. Thomas: Die Lehre von der Kirche
nach dem hl. Augustin. Paderborn, Ferd. Schöningh, 1892.
8°. (VI u. 354 S.) fl. 3.60.
Augustinus hat sich in seinen verschiedenen Schriften so ziemlich
über alle wesentlichen Punkte der Lehre von der Kirche verbreitet.
Ihr inneres Gnadenleben, die ihr von Christus selbst gegebene
Constitution, welche besonders im Unterschiede des Clerus von
den Laien, in der hierarchischen Gliederung und im Primate
hervortritt, ihre Eigenschaften und Merkmale, alles das hat den
großen Kirchenlehre- besonders in seinen Kämpfen mit den
Donatisten eingehend beschäftigt. Seine Ansichten im Zusammen¬
hänge und in systematischer Ordnung dargestellt zu haben, ist
das Verdienst der vorliegenden gründlichen Arbeit. Die ihm eigene
umfassende Kenntnis der Augustinischen Werke zeigt der Verf.
vor allem bei der Erklärung jener Stellen, in welchen Augustinus
Schrifttexte nur für einen ganz bestimmten Zweck und darum
auch nur nach einer gewissen Richtung hin erklärt und anwendet,
ohne damit andere, der gewöhnlichen Erklärung der übrigen
hl. Väter mehr entsprechende Deutungen ausschließen zu wollen,
Stellen, die aus eben diesem Grunde von der Häresie in alter und
neuer Zeit häufig angerufen worden sind. Hieher gehört z. B. der
klassische Text bei Matth. 16, 18 üb;r Petrus als den Fels der
Kirche und über die ihm verliehene Schlüsselgewalt. In der
wörtlichen Anführung lateinischer Stellen aus Augustinus unter
dem Striche hat der Verf. weise Maß gehalten, dafür ist jeder
Satz genau mit Citaten belegt und in einer getreuen und fließenden
Übersetzung gegeben. Das Resultat der ganzen Arbeit charakterisiert
in wenigen Worten der Schlusssatz: »Die Kirche, von der
Augustinus in seinen Werken redet, ist ganz unsere heilige
katholische Kirche, die Augustinus nicht erfunden, sondern ge¬
funden hat.«
Wien. Dr. Reinhold.
Wirth Dr. phil. Karl Herrn.: Der „Verdiensf'-Begriff In
der christlichen Kirche nach seiner geschichtlichen Ent¬
wicklung dargestellt. I. Der »Verdienst«-Begriff bei Tertullian.
Leipzig, Dürffling u. Franke, 1892. 8°. (VIII u. 74 S.) fl. —72.
Zur Übernahme dieser Arbeit, von welcher bisher nur das
vorliegende Heft erschienen ist, bewog den Verf. die Überzeugung,
dass »das ganze römische Kirchenwesen auf der Verkehrung des
Evangeliums in Gesetz und auf der Lehre vom Verdienste beruht.«
Von Tertullian sei zum erstenmale in der christlichen Littcratur
der für die »römische« Ethik so wichtige Begriff des menschlichen
Verdienstes bewusst ausgesprochen worden. Dieser Tcrtullianische
Verdienstbegriff, dessen Klarstellung der bei weitem größte Theil
der Dissertation gewidmet ist, erscheint uns ebenso wie dem Verf.
durchaus als der katholische; aber nach des letzteren Ansicht ist
er keineswegs der biblische und darum die Klage, Tertullian sei
mit dieser Lehre vom Verdienst zum Verhängnis für die römische
Kirche geworden und seinetwegen sei der urchristliche Geist des
Evangeliums immer mehr aus ihr geschwunden. Wer eine
treffende Illustration des Sprichwortes haben will, dass Einer bis¬
weilen vor lauter Bäumen den Wald nicht sicht, der lese S. 52
den Nachweis, dass der Tertullianische und katholische Verdienst¬
begriff kein Fundament in der Bibel habe. Zwei magere Stellen
aus Paulus (Rom. 3, 28 u. Gal. 2, 16) und eine Stelle aus Lucas
(17, 10), in denen die Rechtfertigung nicht den Werken des
Gesetzes, sondern dem Glauben zugeschrieben wird und wo wir
gemahnt werden, uns unnütze Knechte zu nennen, wenn wir
alles gethan haben, was uns befohlen war, werden ohne jede
nähere Erklärung angeführt und überzeugen den Verf. so gründlich
von der Lehre der Bibel über die Ausschließung jeglicher Mit¬
wirkung der menschlichen Werke bei der Rechtfertigung und jeden
Anspruches auf irgend welchen verdienten Lohn, dass er kein
Auge mehr hat für die Wolke von Zeugnissen und den ganzen
Wald von Schriftstellen des A. u. N. T., an welchen die Noth-
wendigkeit der guten Werke und die Anweisung eines »gerechten
Lohnes« für dieselben in der entschiedensten Weise betont wird.
Alles andere muss herhalten, um die Tertullianische Auffassung
historisch begreiflich zu machen, nur nicht die Bibel, auf die sich
Tertullian selbst doch gewöhnlich beruft. Der die damalige Zeit
beherrschende Geist der Stoa, die aus dem Jus Romanum herüber¬
genommenen Ideen des »Juristen vom Fach«, die Synkrasis des
occidentalischen mit dem orientalischen Geiste in den letzten Jahr¬
hunderten vor Christus bis auf die Neuplatoniker herauf sollen
Schuld sein an den verhängnisvollen Ideen Tertullians von der
angeblichen Überschätzung der ethischen Persönlichkeit im
Menschen, von der Lehrbarkeit und Lcrnbarkeit des sittlichen
Verhaltens, von dem rechtlichen Verhältnis zwischen Gott und
dem Menschen, aber bei Leibe nicht die Bibel. Vielleicht wird
der letzteren vom Verf. vor der Herausgabe der folgenden Bändchen
eine gründlichere Aufmerksamkeit zugewendet werden.
Wien. Dr. Reinhold.
Kunze Dr. Joh.: Das neu aufgefundene Bruchstück des
sogen. Petrusevangeliums, übersetzt und beurtheilt. Leipzig,
Dörffling & Franke 1893. gr.-8° (48 S.) fl. —.36.
Gefunden wurde dieses Bruchstück im Winter 1886—87 zu
Akhmin in Oberägypten in einem Grabe aus dem frühen Mittel.
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581
Nk. 19. — Obsterrbichischrs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
582
alter auf den ersten Seiten eines kleinen Pergamentcodex. Es
enthält die Leidensgeschichte des Heilandes von der Hände¬
waschung des Pilatus angefangen, dann die Geschichte der Auf¬
erstehung bis zu den Erscheinungen des Herrn exclusive* Harnack
hat das Fragment in sechzig Verse gctheilt, welche an Länge bei¬
läufig den biblischen Versen entsprechen. Der Inhalt selbst bietet
im Verhältnis zu den kanonischen Evangelien wenig Neues, auf
dessen Einzelheiten einzugehen uns der Raum verbietet. — Was
die äußere Bezeugung des sogen. Petru^cvangeliums betrifft, so
reicht sic (cf. Eusebius, h. e. VI, 12.) bis zum letzten Decennium
des zweiten Jahrhunderts hinauf. K. ist mit allem kritischen
Scharfsinn bemüht nachzuweisen, dass es auch nicht viel älteren
Ursprungs, sondern um 170 in Syrien entstanden sei; als Quellen
bezeichnet er die kanonischen Evangelien, die sogenannten Pilatus¬
acten und die Phantasie des Schreibers. Gelungen erscheint
die Widerlegung Harnacks in dem Punkte, dass dieses »Evan¬
gelium« dem hl. Justinus in der Abfassung seiner Apologien Vor¬
gelegen sei, was auch Kihn (Katholik, 1893, I, 297 — 301)
annimmt. Vollinhaltlich billigen wir die Worte des Vcrf.,
es habe »uns dieses Evangelium aufs neue erkennen lehren, wie
wenig wir hoffen können, dass durch neue Funde das Bild Jesu
Christi, welches aus den vier Evangelien der Kirche uns entgegen¬
strahlt, weiter ausgemalt oder als ein verzeichnetes, oder zufällig
so und nicht anders gewordenes erwiesen werde. Man kann bei
einem Vergleiche des neugefundenen Bruchstückes mit den
kanonischen Evangelien sich nicht genug wundern, welch’ ein
Abstand zwischen beiden besteht, und kann nicht umhin, das
geistliche Urtheil der Christenheit anzuerkennen, die einst unter
dem Schwall wortloserer, aber mit großen Namen geschmückter
Machwerke, die sich ihr aufdrängten, jene vier Schriften heraus¬
gefunden und in ihnen den Hauch göttlichen Geistes verspürt hat.«
—ie.
Katholica,
Der Katholik. LXXIII, II. (3. Folge, VIII.) Sept.
Huppert, D. Probabilismus. V. — Paulus, Kath. Schrift¬
steller aus d. Reformationszeit. — Stöckl, D. mod. Liberalismus
u. dessen atheist. Charakter. VIII. — Beilesheim, Kegan Pauls
Übertritt z. kath. Kirche. — Schmitz, D. Cultus d. hl. Anna
am Ausgg. d. M.-A. — Gr über, D. Comte’sche Menschheits¬
religion (Schl.). — Littcratur, u. a.: Specht, D. Lehre v. d. Kirche
nach d. hl. Augustin (Nirschl). — G u tberlet, Ethik u. Naturrecht
(Kirstein).
Clatercienser-Chronik. V, Nr. 55.
v. Li eben au, Zwei Denkschrr. d. Abtissin Ratzenhofer
v. Rathhausen. — Ex Gestis Abbatum Ebracensium (Schl.). —
D. Candidaten d. Ordens. — Nachrichten. — Todtentafel. —
Cisterc.-Bibliothek.
Pastoralblatt d. Bisth. Münster. XXXI, 9.
Erläuterg. d. Lobpreisgen in d. Lauretan. Litanei: »Turris
eburnia« u. »Rosa mystica«. — D. Greisenaltcr d. Priesters (Forts.).
— Einiges üb. d. alten Vorreformator. Taufsteine d. deutschen
Nordens. — Fehler bei d. hl. Messe (Forts). — Fälle u Fragen.
Kölner »Pastoralblatt«. XXVII, 7 u. 8.
(7.) D. Dccret. »VigilantU v. 25. Mai 1893. — D. Kölner
Reservatfälle (Forts, in Nr. 8). — Wer kann als Tuufpathe nicht
zugelassen werden? — D. Jubil. d. Kindheits- Vereines. —'
P. Scouville, S. J., e. Volksmissionär aus alter Zeit (Schl, in Nr. 8).
— (8.) Nochmals die M. E. Z. u. d. Moraltheologie. — D. Aus-
breitg. d. kath. Kirche unter d. Pontificat Leo XIII. — Kl. Mitth.
Correspondenzbl. f. d.kath. Clerus Österreichs. XII, 16.u. 17.
(16.) Scheicher, Josephinismus u. Josephiner II. (III. in
Nr. 17). — Aus dem Schulleben. — Grenzen d. rechtl. Charakters
d. Communal-Friedhöfe. — (17.) Polit. Streiflichter. — Üb. d.
Organisation d. christl. Handwerker- und Arbeitervereine. —
Augustinus. Litteraturblatt. X, II. — Beil : Hirtentasche , XV, 9:
E. schwerhöriger Beichtvater. — D. Inclination b. Heiligennamen.
— D. echte Bild v. U. L. Frau v. Lourdes. — Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Liguori, Des hl. Kirchenlehrers Alfons M ria v., Briefe. Aus
d. Italien, übers, v. mehreren Priestern C. SS. R. I. Allg. Corre-
spondenz, II. Regensb., Verl.-Anst. (858 S.) fl. 4.80.
Pölzl F. X., Kurzgef. Commcntar zu d. 4 hl. Evangelien. II, 1.
(Marcus m. Ausschi. d. Leidensgesch.) Graz, Styria. (XLIIl,
350 S.) II. 2.20.
Zschokke Hm., D. theolog. Studien u. Anstalten d. kath. Kirche
in Österreich. Aus Archivalien. Wien, Braumüller. (X, 1235 S.)
fl. 18.-.
Palatinus Th., Entsthg. d. Generalversammlgen. d. Katholiken
Deutschlds, u. d. 1. grundlcg. zu Mainz i. J. 1848. Würzbg.,
Göbel (VIII, 187 S.) fl. 1.20.
Wagner Johs. Ev., Gedenkblätter an —, bisch.-geistl. Rath,
Regens d. Priestersem. in Dillingen, Gründer v. 7 Anstalten f.
Taubstumme u. Crctinen. Kempten, Kösel. (114 S. ill.) fl. —.60.
Binterim u. Mooren, Ü. Erzdiöcese Köln bis z. franz. Staats-
umwäizg. II. Nach d. Kirchentrenng. Düsseldorf, Voß. (XVIII,
652 S.) fl. 6.—.
Akatholica.
Koldcwey Fr., D. Exorcismus im Hzgth. Braunschweig seit d.
Tagen d. Reformation. E. kirchcnhistor. Studie. Wolfenbüttel,
Zwissler. (50 S.) fl. 1.20.
Happel J., D. Eid im A. T., v. Standp. d. vergl. Religionsgesch.
aus betrachtet. Leipz., Friedrich. (VII, 72 S.) II. 1.20.
Young D., The origin and history of Mcthodism in Wales and
the borders. Lond., Kelly. 10 sh.
Philosophie. Pädagogik.
Gschwandner Dr. Sigismund, Regierungsrath: Die Ge¬
setze des Urtheilsverhältnisses der Einordnung. Progr.
des Gymnasiums zu den Schotten in Wien, 1893, gr.-8°. (35 S.)
Der als ausgezeichneter Jugendbildner wie als vor¬
trefflicher Gelehrter gleich hochgeachtete Director des
Schottengymnasiums bietet in der vorl. Abhandlung zu¬
nächst eine logische Untersuchung, welche mit den ein¬
fachsten, jedermann verständlichen Erörterungen anhebt.
Aber ganz im Gegensätze zu so manchen Erscheinungen
des Büchermarktes, deren Aufschrift mehr verheißt als
sie dann hält, finden wir hier einen höchst angenehmen
Überschuss, den die schlichte Titulierung kaum erwarten
lässt. Von seinem festgehaltenen Grundgedanken aus
nimmt der Verf. nämlich Anlass, auf benachbarte Ge¬
biete überzugreifen; und in dem Phänomen des Einzel¬
lebens ebensowohl wie in den geselligen Vereinigungen
der Menschen, von deren urwüchsigster Form bis zu den
stolzesten Völkerbünden, gewahrt er allüberall das Gesetz
der Subalternation in Kraft und Geltung. Dieses macht¬
volle Gesetz beginnt bereits an der Schwelle des Daseins
zu wirken und so dem geistig wie leiblich werdenden
Erdenbürger ein treuer Fingerzeig seiner Entwicklung
zu sein. Noch mehr spielt es seine Lichter in die ge¬
sellschaftlichen Gebilde kleinerer und größerer Gattung
hinein, wo es, in den mannigfachen Verhältnissen der
Freundschaft, des staatlichen und des wissenschaftlichen
Lebens zum Ausdruck gelangend, die zuverlässige Grund¬
lage höheren Gedeihens abgibt, um, als krönender Abschluss,
das Alpha und Omega jeglicher Gegenseitigkeit zu werden,
ja, als Ideal des großen Allgemeinverkehrs, sich zum
obersten Staaten- und Völkergebot emporzuschwingen,
unter dessen schirmendem Fittig Eintracht und darum
Zufriedenheit und Glück hienieden winken. Man sieht,
der Kreis der Betrachtung ist nicht eng gezogen; in
immer weiteren Peripherien umschließt er endlich —
nach individualistischen wie nach historischen Principien
— den ganzen Menschen mit all seinem unablässigen
Sinnen und Trachten. Der logische Vorwurf dient also
dem Autor zu einer Art höheren Warte, von der aus
er wichtige Vorgänge der Geschichte wie der Politik,
darunter selbst brennende Tagesfragen, beurtheilt und
verstehen lehrt. Und wie er dies thut, mit welcher
Ruhe und Klarheit! In unserer Zeit, die der Geistes¬
blitz des Tacitus, dass sie »semper alia agens« ist,
schreckhaft hell trifft, ist eine solche Abgeklärtheit aller vor¬
getragenen Ansichten mehr als selten; wir müssen weit
zurückgehen, um vergleichbaren Stilisten zu begegnen;
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583
Nr. 19. — Oksterrbichisches Litteraturblatt. — 11. Jahrgang.
584
Männer, wie Christian Garve oder Friedrich Jacobs haben
es ähnlich verstanden, die schwierigsten Themen un¬
beirrt vom Kampfe der Meinungen, ohne Leidenschaft
darzustellen. Nur wo der Verf. von den höchsten
Gütern des Menschen, vom Glauben und vom Vaterlande,
spricht, da geräth er in heilige Begeisterung. Die auch
von seinem logischen Standpunkt aus unendlich sittigende
Kraft, Würde und Weihe des Christenthums verherrlicht
er mit wahrhaft Daumer'schem Feuer, und seine ein¬
schlägigen Erörterungen könnten sich mit Karl Bleibtreu’s
Meisterworte decken: »Die Lehre und Geschichte Jesu
Christi ist so ziemlich das einzig Wichtige, was bisher
auf diesem Erdball geschah.« Desgleichen schlägt, wo
Friede und Eintracht zwischen den Völkern als unerläss¬
liche Bedingung des Gesammtwohles betont wird, das
Herz des Vaterlandsfreundes höher, und wie G/s wert¬
volle Schrift mit entschieden patriotischer Pointe gleichsam
in Attingshausens Ruf ausklingt: »Seid einig, einig, einig!«:
— so irren wir wohl kaum, wenn wir als Ergebnis der
Darlegung — Schülern wie weiteren Kreisen zu Ohren
gesprochen und ans Herz gelegt — Antigonens Be¬
kenntnis heraushören: »ofrcoi oovfc/fi-etv, äXXa oo|i.cfiXsIv
s'pov.« Möge die tiefdurchdachte Studie den zahllosen
Verehrern des edlen Priesters und Lehrers ein bleibendes
Andenken gewähren, als goldene Frucht aus reicher
Lebenssaat!
Wien. Dr. August Siebenlist.
Rauscher J. O. Ritter v., Cardinal-Fürsterzbischof von Wien:
Darstellung der Philosophie. Herausgegeben von Dr. Cöle¬
stin Wolfsgrub er, 0. S. B. I. Band. Theoretische Philosophie.
Saulgau, Hermann Kitz, 1891. 8°. (XX u. 293 S.) fl. 2.10.
»Wie das Licht leuchten und der Adler sich zur
Sonne emporschwingen muss, so muss der zum Selbst¬
bewusstsein erwachte Geist lieben.« In diesen Worten
(S. 56) ist der Grundgedanke der Psychologie des Verf.
enthalten. Was der Mensch lieben will, ist seiner freien
Wahl überlassen; dass er überhaupt etwas lieben muss,
das liegt im Wesen seiner Natur. Dieses Streben nach
einem Gegenstände der Antheilnahme, dieses Bedürfnis
zu lieben ist die treibende Kraft des menschlichen Geistes,
der in sich selbst seine Befriedigung nicht findet und des¬
halb begehrt; um irgend ein Object anstreben zu können,
muss es der Mensch vorstellen, um es zu erreichen, muss
er Mittel ersinnen; er muss denken. Ist endlich das Be¬
gehrte erreicht, so lohnt ein Gefühl der Befriedigung. In
dieser Weise verknüpft der Verf. die drei Seelenthätig-
keiten des Begehrens, Vorstellens und Fühlens miteinander.
Hat es auch den Anschein, als müsste neben dem kraft¬
vollen Begehren und dem beglückenden Lustgefühle das
Denken sich mit dem letzten Platze begnügen, so zeigt
ein genaueres Überlegen, dass ihm im Gegentheile ob
seiner Wichtigkeit die erste Stelle gebührt. Von der Wahl
des Gegenstandes der Liebe hängt der ethische Wert
oder Unwert, das Glück oder Unglück des Menschen ab;
unwürdige Ziele des Strebens erniedrigen ihn, die Lust,
wenn sie erreicht sind, ist eine trügerische; wahre Selig¬
keit ist an die richtige Liebe geknüpft. Der wichtigste
Theil der Philosophie wird also der sein, welcher den
der Liebe würdigen Gegenstand richtig bestimmt; das
kann nicht die Seelenlehre leisten, welche den Geist
gesondert betrachtet, sondern nur die Metaphysik, welche
ihm seine Stellung in dem Systeme alles Seienden anweist.
»Die Metaphysik ist der Mittelpunkt der gesammten
Philosophie, aber auch der Tummelplatz ihrer gefähr¬
lichsten Missgriffe und Irrthümer.« Man kann behaupten,
dass die vorliegende Philosophie wegen der Metaphysik
geschrieben sei, die Metaphysik aber wegen der falschen
Lehren über die wichtigsten Fragen, wie sie besonders
seit Kant und seinen Nachfolgern auch unter Nicht¬
philosophen, und hier umso verderblicher, gewirkt haben.
Diese Tendenz muss man im Auge behalten, um richtig
zu würdigen, worauf in diesem Theile des Werkes das
Hauptgewicht gelegt wird. Gegen den Idealismus ist es
wichtig, die reale Giltigkeit des Causalitätsbegriffes nachzu¬
weisen. Hierbei bildet den festen Punkt die Auffassung
des Gegensatzes zwischen Willkürlichem und Unwill¬
kürlichem; ebenso sicher, wie wir bei gewissen Verän¬
derungen unseres Bewusstsein-Inhaltes unseren Willen als
die Ursache wissen, erkennen wir andere Veränderungen
als von dem Willen unabhängig, als Wirkungen von Ur¬
sachen außer uns. Die Betrachtung des Systems von
Wirkungen und Ursachen führt mit Nothwendigkeit zu
einer letzten Ursache, die selbst nicht wieder von einem
anderen Seienden abhängt.
Die wichtigsten Irrthümer bezüglich dieser letzten
Ursache, welche in gemeinverständlicher und doch treffen¬
der Weise widerlegt werden, sind: Der Materialismus und
Spinoza’s Pantheismus; der Pantheismus Hegels und die
Philosophie des Unbewussten; der schlechthinige Atheis¬
mus; der Skepticismus Kants bezüglich der Möglichkeit
eines Gottesbeweises; der misslungene Versuch, den
Existenzbeweis Gottes durch das Postulat der praktischen
Vernunft zu ersetzen. Das Capitel über Gott schließt mit
einer Betrachtung der Eigenschaften Gottes. Der nächste
Abschnitt behandelt die Wesenhaftigkeit und Unsterblich¬
keit der menschlichen Seele; es wird dargethan, dass ein
zwingender Beweis über die Fortdauer sich nur geben
lässt, wenn die Existenz Gottes schon feststeht. Den
Schluss der Metaphysik bildet ein Abschnitt über die
Welt, der in dem Begriff der göttlichen Vorsehung gipfelt.
Der mir zur Verfügung stehende Raum gestattet kein
Eingehen auf die beiden Abschnitte des Werkes über die
Logik und die Ästhetik; nur einige Worte über die Form
der Darstellung mögen hier noch Platz finden. Der schon
oben angedeuteten Tendenz gemäß ist das Werk populär
geschrieben, für den Nichtphilosophen berechnet; infolge
dessen wird allerdings ein streng systematischer Zu¬
sammenhang und eine scharfe Begriffsfassung oft ver¬
misst; andererseits kann nicht geleugnet werden, dass
gerade diese aphoristische Darstellung, welche stellen¬
weise eine innige Begeisterung durchschimmern lässt,
manchen Leser zur Ausfüllung der vorhandenen Lücken
durch eigene Reflexion und zu wiederholter Lectüre des
Werkes veranlassen mag, wofür er sich gelohnt finden
wird durch eine Weltanschauung, die gegründet ist auf
dem festen Fundamente der christlichen Liebe.
Kalksburg. Dr. L. Filkuka.
Gymnasium. XI, 17.
Kniffler, Bemerkgen. üb. d. Schulvorträge in d. oberen
Classen. — Recensionen. — Programm- u. Ztschr.-Schau. —
Golling, D. 42. Vers, deutscher Philol. u. Schulmänner Wien
1893 (Schl.).
Christlich-pädagogische Blätter. XVI, 17.
Volk u. Schule. Volksschule. — Kirche u. Schule. — D.
Verrohg. u. Verdorbenht. uns. Jugend. III. — Schuldebatte im
öst. Abg.-Hause. VII.
Rhelnisch-Westphäl. Schulzeitung. XVI, 45—49.
, (45.) Bengel. D. Selbstthätigkt. d. Schülers beim Unter¬
richt. II. — Liehner, Aphorismen z. Gesch.-Unterr. in d. Volks¬
schule. VII. — D. Herkunft d. Lehrer u. Lehrerinnen an d.
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Nr. 19. — OßSTRRRRICHISCHES LlTTKRATURBr.ATT. — II. JAHRGANG.
586
Volksschulen. — E. Musterschulhaus. —r (46.) Viergutz, D. Ver-
anschaulichgsmittel im Gesch.-Unterr. I. (II. in Nr. 47). —
Sonnenberger, D. Einwirkg. v. Wein u. Bier auf uns. Kinder.
— (47.) Weber, D. nord. Mythologie u. ihr Verh. z. deutschen
Götter- u. Heldensage. (Forts, in Nr. 48). — (48.) Köhler,
Welchen Einfluss übt e. gewissenhafte Correctur auf d. Arbeiten u.
Gesinnung d. Schüler? I. (II. in Nr. 49). — (49.) D. Unter-
officierschulen. — In jeder Nr. Versammlgsberichte, Mitthlgen. etc.
Neue Erscheinungen:
Deich mann C., D. Problem d. Raumes in d. gricch. Phil, bis
Aristoteles. Lpz., Fock (103 S.) fl. 1.50.
Hartmann Ed. v., Kants Erkenntnistheorie u. Metaphysik in d.
4 Perioden ihrer Entwicklg. Lpz., Friedrich. (XIV, 259 S.)
fl. 2.40.
Segall-Socoliu J., Z. Verjüngg. d. Philosophie. Pysycholog.-krit.
Untersuchgen. auf d. Gebiet d. menschl. Wissens. 1. Reihe:
D. Wissen v. specifisch Menschlichen. Prolegomena. Berl.,
Duncker. (VI, 261 S.) fl. 3.—.
Thiemann K., D. Wesen d. wahren Bildg. Wittenberg, Wunsch¬
mann. (51 S.) fl. —.36.
Virchow R., D. Gründg. d. Berliner Universität u. d. Übergg.
aus d. phil. in d. naturw. Zeitalter. Rede. Berl , Hirschwald.
(32 S.) fl. —.48.
Gesch. d. Pädagogik im Rahmen d. Weltgesch. E. Beitr. z.
Reform d. Unterr. in d. Schullehrerseminarien. (Beiträge z. erzieh.
Unt^rr., hrsg. v. d. pädagog. Ges. in Württemb. I.) Esslingen,
Langguth. (IV, 125 S.) fl. —.60.
Grand S., Ideals. Lond,, Heinemann. 6 sh.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Settembrinl Luigi; Erinnerungen aus meinem Leben.
Mit einer Vorrede von Francesco de Sanctis. Deutsch von
E. Kirchner. 2 Bde. Berlin. Cronbach, 1892. 8°. (III, 328 u.
349 S.) fl 6.-.
Ein merkwürdiges Beispiel, wie politische Trugbilder
selbst gut angelegte Naturen in ihren religiösen An¬
schauungen auf Irrwege führen können. Der Mann ist
aufrichtiger Christ, er glaubt an Gott, er betet zu Gott,
er vertraut auf Gott; aber weil die italienische Einheit
es ihm zu verlangen scheint, ist er gegen die weltliche
Herrschaft des Papstes, geräth von da ab mit allen Ein¬
richtungen der Kirche in Zwiespalt, verwünscht alles,
was der Kirche zugehört. Im übrigen enthält sein Buch
höchst dankenswerte Schilderungen und Mittheilungen,
wobei manche schöne Seite seines Charakters offenbar
wird, ohne dass er es selbstgefällig darauf angelegt hätte.
Er ist seines Berufes Hauslehrer, Professor, geräth früh¬
zeitig in politische Verwicklungen, kommt in das Ge¬
fängnis Sta. Maria Apparente, wird dann fünfzehn Monate
»zur Disposition der Polizei« gestellt, als mit der Thron¬
besteigung Pius IX. alles eine andere Wendung nimmt.
Settembrini wird im März 1848 durch Carlo Poerio
Abtheilungschef im Unterrichtsministerium, worüber sich
niemand mehr als er selbst wundert, der noch vor
kurzem bescheidener Stundengeber gewesen. Der Wirr¬
warr, in den nun alle öffentlichen Angelegenheiten ge-
rathen, die Stellenjägerei, die politischen Leidenschaften,
das Mitthun des Pöbels, welchem von der neuen Freiheit
goldene Berge verheißen werden, die aber immer nicht
erscheinen wollen, der sich verbreitende Unwille und
das Umschlagen der Stimmung außerhalb der Kreise der
liberalen Tonangeber, alles dies ist wahr und treffend
gezeichnet. Von besonders packender Wirkung ist
(S. 288—297) der 15. Mai hingestellt, jener Tag, an
welchem die neapolitanischen Zustände mit einemmal
eine andere Wendung nahmen, überhaupt in jenem
creignisvollen Jahre das erste Beispiel, wo die Revolution
in einer der europäischen Hauptstädte einen tödtlichen
Stoß empfieng. Die unruhigen Köpfe gaben sich selbst¬
verständlich damit nicht zufrieden und gegen Ende
Juni 1869 finden wir S. abermals im Gefängnis und
in Untersuchung auf Hochverrath mit der Todesstrafe
in Sicht. Was er eigentlich gethan, ersehen wir nicht;
denn in der wirklich meisterhaften Vertheidigungsrede vom
9. und 10. Januar 1851 (II. S. 6 — 69) stellt er aus¬
drücklich jede Schuld in Abrede und leugnet alles. Er
verlebt nun drei Tage qualvoller Erwartung, Furcht,
Hoffnung in der »Capelle«, dem Vorhof zum Blutgerüst.
Im letzten Augenblick begnadigt, wird er in das Zucht¬
haus von St. Stefano gebracht, und ist nun Jahre hin¬
durch in der Gesellschaft von Dieben, Räubern, Mördern
und Mordgesellen, Augen- und Ohrenzeuge von unver¬
gleichlicher Niedertracht und Sittenlosigkeit, von Scheu߬
lichkeiten der rohesten Männer, wahrer Bestien, die
gleichwohl ihre politischen Mitgefangenen mit einer un¬
glaublichen Achtung und Rücksicht behandeln. Der
fürchterliche Zustand des neapolitanischen Gefängnis¬
wesens und Strafverfahrens von ehedem ist eine bekannte
Sache, aber aus S.’s Mittheilungen lernt man es mit
schauderhafter Anschaulichkeit kennen, und man fragt
sich wiederholt, wie derlei Dinge unter einem Volke
Vorgehen konnten, aus dessen Mitte fast ein Jahrhundert
früher ein Cesare Beccaria hervorgegangen ist. Ergreifend
sind die Briefe S.'s aus seiner Gefangenschaft an seine
Frau, wie überhaupt sein Familienleben zu den gewin¬
nendsten Eindrücken zählt, die seine Bekenntnisse beim
Leser zurücklassen. Man lese die Erzählung seiner
Frau, wie sie zu ihrem in der Krim am Typhus lebens¬
gefährlich erkrankten und ins Spital nach Genua ge¬
brachten Sohne eilt (S. 304 ff.), das unverhoffte Wieder¬
finden zwischen Vater und Sohn auf der Rhede von
Cadiz (S. 331 ff.) u. a. S.’s Aufzeichnungen reichen
nur bis 1861; der Übersetzer fasst in einem kurzen
Nachwort (S. 340 — 347) dessen weitere Schicksale bis
zum Tode, 3. November 1876, zusammen.
Wien. Helfert.
Barge Dr. Hermann: Die Verhandlungen zu Linz und
Passau und der Vertrag von Passau Im Jahre 1662.
Stralsund, C. Meincke, 1893. gr. 8°. (161 S.) fl. 1.50.
Im Hinblick auf gewisse Tendenzen, die sich in der
deutschen Geschichtschreibung breit zu machen begannen,
hat schon 1866 Prof. Cornelius sich geäußert: »Es sollte
mich nicht Wunder nehmen, wenn bald von der ge¬
schickten Hand eines vorurteilsfreien Historikers der
Kurfürst Moritz von Sachsen in die Mitte unserer Wal¬
halla gestellt würde als der eigentliche deutsche National¬
held und als das Muster für die Epigonen.€ Und Cor¬
nelius hat richtig gesehen. 1868 bereits besorgte Mauren¬
brecher in der historischen Zeitschrift die Verherrlichung
dieses deutschen Fürsten, und wie zur Säcularfeier dieser
rettenden That nimmt B. denselben Versuch wieder auf
nach genau 25 Jahren. Dieser Versuch setzt freilich erst
ein bei dem Punkte, wo der Bund der verschworenen
Fürsten schon mitten in der Kriegsaction gegen den
Kaiser begriffen ist und die Verhandlungen ihres Hauptes,
des Kurfürsten Moritz, mit K. Ferdinand beginnen. Dass
Moritz auf solche Verhandlungen eingieng, erscheint dem
Verf. als »das Resultat einer weit ausschauenden, die
Verhältnisse der Gegenwart und die Aussichten für die
Zukunft weise berücksichtigenden politischen Erwägung.«
Dass Moritz bis zum letzten Augenblick dem Kaiser in¬
time Briefe sandte und seine Ankunft in Innsbruck in
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Nr. 19. — Oksterrbichischrs LirrKRATURBLATT. — II. Jahrgang.
588
587
Aussicht stellte, geschah nach B. nur deshalb, um sich
eine Thür zur Verständigung mit dem Kaiser offen zu
halten. Auch das Schreiben Moritzens an den Kaiser
vom 17. März, wo der Kurfürst »sein Bedauern ausspricht,
dass er der hessischen Einmahnung folgen und am Feld¬
zug theilnehmen muss« soll nach B. demselben Zweck
dienen. Wenn Moritz sein Unternehmen nach der einen
Seite als Religionskrieg, nach der andern als zu Gunsten
der deutschen Libertät, nach einer dritten zur Befreiung
des Landgrafen declariert, so findet B., dass es ein Zeugnis sei
von »Moritzens hervorragender diplomatischer Befähigung«.
Einmal, bei Erwähnung eines ähnlichen Zuges solch
diplomatischer Befähigung (p. 37) entfährt übrigens selbst
der Feder B.’s ein in Parenthese stehendes Rufzeichen.
Eng verwandt mit dem preiswürdigen »klaren Blick« des
Kurfürsten ist seine Mäßigung. B. schreibt: »Großartig
muss die Mäßigung Moritzens erscheinen, bewundernswert
sein Entschluss, unmittelbar nach dem schönsten Siege
(bei Ehrenberg) den Kampf gegen den Kaiser abzubrechen«
und nach Passau zu gehen. Was soll man aber von
dieser großartigen Mäßigung halten, da B. also fortfährt:
»Er (Moritz) verhehlte sich nicht, dass der Sieg an der
Ehrenberger Klause mehr eine moralische als strategische
Wirkung hinterlassen würde. War doch thatsächlich die
Situation im Felde durch ihn nicht wesentlich geändert
worden: die Person des Kaisers in Sicherheit, die Bundes¬
fürsten bei der geringen Stärke ihrer Truppen nicht im¬
stande, durch einen Einfall in Italien dem Kaiser weitere
Verluste beizubringen und gezwungen, den Rückmarsch
aus Tirol anzutreten.« In Zusammenhang mit dem Preise
dieser Mäßigung des Kurfürsten steht B.’s Darstellung,
wie Moritz mit einer Gruppe von Fürsten eine Mittel¬
oder Friedenspartei bildet. Diese Gruppe construiert er
aus Moritz, K. Ferdinand, den rheinischen Kurfürsten,
Baiern, Wirtemberg und Jülich. Ihnen gegenüber wird
der Kaiser gestellt, der nur auf Krieg sinnt, dem es als
»trotzige Starrheit« angerechnet wird, wenn er bei einem
Eingehen auf die von den Fürsten geforderten kirchlichen
Bedingungen Gewissensbisse empfindet und wenn er sich
bemüht, noch einiges für die kaiserliche Autorität vor
den angebrachten Reichsbeschwerden zu retten. In K.
Ferdinand, so meint B., habe sich gegen Karl vorzüglich
der Territorialfürst geregt. Dieser Standpunkt soll nach
B. zum Ausdruck kommen in Ferdinands Rath an den
Kaiser: dieser möge den Passauer Vertrag annehmen und
gegen Frankreich ziehen, während Ferdinand den Türken
entgegengeht. Dagegen sagt derselbe Verf. einige Seiten
später, Ferdinand sei mit derartigen Rathschlägen, ob¬
gleich »vornehmlich durch territorialpolitische Interessen
bestimmt, thatsächlich der Vertreter des Willens der
Nation« gewesen. Moritz, als großer Politiker, dachte im
Punkt der Bündnistreue »nicht so streng, wie seine Ge¬
nossen«. Bei diesen letztem findet B. auch »eine Er¬
wägung ethischer Natur«. »Ihr Gewissen verbot ihnen
(Landgraf Wilhelm und Markgraf Albrecht), dem franzö¬
sischen Bundesgenossen, dem sie durch Handschlag an
Eidesstatt Treue gelobt hatten, untreu zu werden.« Was
aber bei solchen Fürsten »ethische Erwägungen« bedeuten,
wird man ermessen, wenn man sich erinnert, dass sie
einst dem Kaiser Treue geschworen hatten. In der Un¬
treue, das kann man zugeben, war Moritz jedenfalls größer
als seine Collegen.
Muss man, nach den gegebenen Beispielen, gegen
das historische Urteil B.’s im Ganzen und vielfach im
Besonderen Widerspruch erheben, so kann man ihm auch
nicht bezüglich gewisser Einzelheiten zustimmen, die er
gegenüber Anderen richtigstellen will. Ich hebe da einen
von B. mit großer »Zuversichtlichkeit« betonten Punkt
heraus. Er leugnet auf Grund zweier Aktenstücke des
Dresdener Archives jegliche Absicht der Kriegsfürsten auf
Säcularisation geistlicher Stifter. Landgraf Wilhelm näm¬
lich verspricht dem Bischof von Würzburg, Moritz dem
von Bamberg Schonung ihres Gebietes gegen Erlag einer
Summe. (März, resp. April 1552). Allein das beweist
doch nichts inbezug auf die wahren Absichten zur Zeit
der Verhandlungen mit Frankreich. B. begnügt sich nicht
damit, seine Meinung jener von Cornelius entgegenzustellen,
sondern hält die Gelegenheit auch für günstig, in sum¬
marischem Verfahren einer Anzahl »ultramontaner« Ge¬
schichtschreiber eines zu versetzen. Es wirft ein bedenk¬
liches Licht auf B.’s Urtheilsgabe, wenn er da diese Reihe
»ultramontaner« Geschichtschreiber aus den Namen
Cornelius, Schönherr, Pastor und Janssen aufbaut.
Auch an Lücken und Versehen mangelt es nicht.
Während B. sonst nie sein Urteil zurückhält, wenn er
eine Thatsache bespricht, fasst er sich außerordentlich
kurz, da jene schmählichen Bedingungen angeführt werden
sollten, die Moritz im Dienste Frankreichs vor den Linzer
Besprechungen gegen K. Ferdinand zu stellen hat. Er
nennt bloß die Forderung der Anwesenheit des französischen
Gesandten; die kaum minder schmähliche Bedingung der
Geiselstellung eines Erzherzogs wird nicht erwähnt. Dass
die Bundesfürsten sich gegen Innsbruck »maßvoll« ver¬
hielten, hebt B. hervor; über die greulichen Verwüstungen
derselben Fürsten bei ihrem Rückzug aus Tirol hat er
kein Wort: oder war für Herrn B. auch dafür Schön-
herrs Darstellung zu wenig anschaulich ? Schönherrs
Darstellung der Erstürmung der Ehrenberger Klause tadelt
B. als »sehr wenig anschaulich«. Der Vorwurf ist un¬
gerechtfertigt. Wie in allen seinen Arbeiten so hat
Schönherr auch bei dieser Episode seine unleugbare Gabe
einer klaren und temperamentvollen Darstellung bewährt.
Wer sich ernstlich über Schönherrs Anschaulichkeit in der
Schilderung beschwert, dem ist nicht zu helfen, ihm
mangelt das Anschauungsvermögen. An Schönherr nörgelt
ß. mit besonderer Vorliebe herum. Es ärgert ihn, dass
Schönherr erzählt, wie der Herzog von Mecklenburg in
Innsbruck »stiehlt« und »sich gefällt im Annexieren«.
Aber was weiß darüber B. zu erzählen ? Nachdem B.
die »lautere religiöse Begeisterung« des Mecklenburgers
gerühmt, fährt er fort: »Ferdinand erschien ihm (Joh.
Albrecht) in gleichem Maße wie Karl als Unterdrücker
des Protestantismus, auf den man darum keine Rücksicht
zu nehmen brauche; während Moritz in Innsbruck das
Eigenthum des römischen Königs ängstlich geschont
wissen wollte, hat Joh. Albrecht sich auf der Hofburg
Gegenstände, die Ferdinand gehörten, angeeignet.« Hat
Schönherr etwas anderes gesagt? Er hat es nur »an¬
schaulicher« gesagt und verfiel dabei nicht gleich Herrn
B. in die Taktlosigkeit, die Annexionsgelüste des Herzogs
mit dessen »lauterer religiöser Begeisterung« in unmittel¬
baren Zusammenhang zu setzen.
Innsbruck. Hirn.
Mittheilungen d. Instituts f. österr.Geschichtsforschg.XIV,3.
Krusch, Zwei Heiligenleben d. Jonas v. Susa. — Dopsch,
Btrge. z. Gesch. der Finanzverwaltg. Österreichs im 13. Jhdt. —
Philippi, D. Glaubwürdigkt. J. F. Falkes. — Ficker, Z.
Frage nach d. Herkunft d. siebenbürger Sachsen. — Posse,
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Nr. 19. — Oesterreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
590
Typarfälschgen. in der v. Smitmerischen Siegelsammlung d. k. u. k.
Haus-, Hof- u. Staatsarchive*. — Kain dl, Z. Tagebuch d. Card.
Fillastre. — Litt., u. a.: Fahre, Etüde sur le Liber Censuum de
l'Eglise Romaine (Tangl).— Gottlob, D. päpstl. Kreuzzugssteuern
d. 13. Jhdts. (Steinherz); — Sägmüller, D. Papstwahlbullcn u.
d. staatl. Recht d. Exclusive (Wahrmund). — Berichte u. Mitthlgen.
Historische Zeitschrift. LXXI, (N. F. XXXV), 2
Hirsch, Otto v. Schwerin. I. — Philippson, Card.
Granvella als Minister Philipps II. — Bailleu, Hipp. Taine. —
Sauer, 4 eigenhänd. Briefe d FM. v. Blücher aus d. Frühjahr 1814.
— Recensionen u. a.: Cipolla, Di Rozone vescovo di Asti e di
alcuni documenti inediti che lo riguardano (Kehr); — Belles-
heim, Gesch. d. kath. Kirche in Irland, I. (Liebermann); —
v. Holst, Verfassg. u. Demokratie d. Vtr. St. v. Amerika, I.
(Gothein). — Notizen u. Nachrichten.
Mittheilungen d. Vereines f. Geschichte d. Deutschen in
Böhmen. XXXII, 1.
v. Schlechta-Wssehrd, Ursprung u. Bedeutg. d. histor.
Bezeichngen zupa u. zupan. — Loserth, Kleine Beiträge z. Gesch.
Eberhard Windecke’s, d. Biographen Ks. Sigismund. — Wintera,
Gesch d. Protestant. Bewegg. in Braunau (Schl.). — Hawelka,
D. Halsgerichtsbarkt. d. Stadt Braunau. — W. Mayer, E. Städte¬
zwist in Westböhmen. — Pazaurek, Beiträge zu e. Gesch. d.
Musik in Böhmen (Schl.). — Huyer, D. Budweis-Linzer Pferde¬
eisenbahn (Forts.). — Bericht üb. d. Hauptversammlg. d. Vereines f.
Gesch. d. Deutschen in Böhmen. — Litterar. Beilage, u. a.:
Strakosch-Grassmann, D. Einfall d. Mongolen in Mittel¬
europa 1241/42 (Loserth); — Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u.
Alterthum Schlesiens; — v. Schlosser, D. Bilderhdschrr. Kg.
Wenzel I. (Neuwirth).
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
Klein p au I Dr. Ernst: Poetik. Die Lehre von der deutschen
Dichtkunst. Entworfen und ausgeführt von Wilhelm Lange-
wiesche. IX. umgearbeitete und vermehrte Auflage. In 3 Theilcn.
Bremen, Hcinsius Nachfolger. 1892. 8°. (648 S.) fl. 4.20.
K. war ein witziger Kopf; man erwartet daher ein
lebhaft geschriebenes, fesselndes Buch und ist enttäuscht,
ein breites und meist trockenes Stückwerk zu finden.
Seinerzeit mag es als Nachschlagebuch willkommen ge¬
wesen sein, weswegen es eben mehrere Auflagen erlebt
hat; allein jetzt kann es auch zu diesem Zwecke nicht
mehr empfohlen werden, weil die rasch vorwärtsschreitende
Forschung des letzten Jahrzehnts, besonders auf dem
Gebiete der deutschen Metrik, an ihm fast spurlos vorüber¬
gegangen ist, so dass der Nachschlagende immer in
Gefahr ist, Veraltetes und Unbrauchbares zu finden. Erst
durch eine gründliche Überarbeitung könnte das Buch
vielleicht wieder brauchbar gemacht werden. Ein lob¬
hudelndes »Vorwort« der Verlagshandlung kann an diesen
unangenehmen Thatsachen nichts ändern, sondern höchstens
den Abstand zwischen Anspruch und Leistung umso
deutlicher fühlbar machen. *1
Slevers Eduard: Altgermanische Metrik. (Sammlung kurzer
Grammatiken germanischer Dialecte.) Ergänzungsreihe II. Halle,
M. Niemeyer. 1893. 8°. (XVI u. 252 S.) fl. 3.—.
Wie früher in der Phonetik so hat S. nun auch auf
dem Gebiete der altgermanischen Metrik die Führung
übernommen. Er hat die neuen Ansichten zuerst in einigen
Abhandlungen seiner Zeitschrift (»Beiträge z. Gesch. der
d. Sprache u. Litteratur«) vorgetragen und damit die
Fachgenossen zur Revision des ganzen metrischen Mate¬
riales genöthigt. Die vielen Äußerungen der Zustimmung
und des Widerspruchs veranlassten ihn, die zerstreuten
Aufsätze zu sammeln, zu vermehren und zu einem ein¬
heitlichen Ganzen durchzuarbeiten. Hatte er sich früher
im wesentlichen auf die Darstellung des objectiven That-
bestandes beschränkt, so bringt er jetzt auch die entwick¬
lungsgeschichtliche Begründung desselben, wodurch seine
Ansichten nicht nur größere Vollständigkeit und Klarheit,
sondern auch tiefere Begründung erfahren haben. Damit
ist nicht gesagt, dass S. alle seine Ansichten über die
Hypothese hinausgebracht habe; gerade seine Auseinander¬
setzungen mit den Gegnern (Möller, Hirt, Heusler, Fuhr),
die etwas kurz gerathen sind, lassen erkennen, dass noch
manche Frage erst der Lösung harrt; doch das kann
man schon jetzt sagen, dass die metrischen Forschungen
der nächsten Zeit sich auf der Grundlage weiter bewegen
werden, welche S. geschaffen hat. *1
Dingeid ein Otto: Der Reim bei den Griechen und
Römern. Ein Beitrag zur Geschichte des Reims. Leipzig,
B. G. Teubner. 1892. 8° (IV u. 131 S.) fl. 1.20.
Der Verf. erklärt als Zweck seines Buches den
Nachweis sicherer Spuren des Reims in der Nationaldichtung
der Griechen und Römer. Er befleißt sich hiebei großer
Zurückhaltung und Objectivität im Gegensätze zu seinen
Vorgängern A. Fuchs, R. Holzapfel, Fr. Dörr, Immanuel
Bekker, J. La Roche u. a., so z. B., wenn er Homer
die absichtliche Anwendung des Reims, sowohl des
leoninischen wie des Endreims abspricht. Trotzdem kann
aber noch immer nicht alles, was D. für seine Zwecke
beibringt, auch wirklich als beweisend gelten.
So gehört wohl die Stelle: Plato sympos. pag. 197
D. f., der D. grosse Wichtigkeit beimisst, gar nicht in
das Kapitel des Reims, — Plato’s Absicht war doch nur,
in Worten wie aXXorpior/jtog (xiv xsvot, o'.xuoiTjros os
TcXyjfiO 7 . u. s. w. die Affectation eines Agathon zum
Ausdrucke zu bringen — sondern in jenes der Antithesen,
der rhetorischen Figuren, welche unter Beibehaltung eines
Theiles des Wortes den anderen verändern. Hier
liegt, und das ist genau zu beachten, das Hauptgewicht
auf dem veränderten Theile und nicht auf dem gleich¬
bleibenden. Man kann zum Vergleiche deutsche Sätze
heranziehen, wie: »Er ist nicht einseitig, sondern viel¬
seitig.« Wer fühlt da einen Reim? Und wenn nun D. im
Weiteren (S. 15 f.) zeigt, dass Agathon Schüler des
Gorgias gewesen sei, letzterer aber seine Sprache der
poetischen Rede nachgebildet habe, und wenn er hierauf
seinen Schluss baut: »Also haben die griechischen
Dichtungen der classischen Zeit wenigstens vereinzelt den
Reim an sich getragen, und die Rhetoren des fünften
und vierten Jahrhunderts haben darin kein Product des
Zufalls erblickt, sondern einen Schmuck der Rede, den
manche auch in Prosa anzuwenden für gut fanden«, so
ist diese Folgerung unrichtig, weil sie, zum Theile
wenigstens, von falschen Prämissen ausgeht.
Zu weit gegangen ist D. in der Nachweisung des
Reims in Hes. Theog. v. 241 — 260, wo er nicht nur
50 mal das zum Ueberdrusse oft wiederkehrende ts,
natürlich in Verbindung mit dem Ausgange des vorher¬
gehenden Wortes, als reimbildendes Element auffasst,
sondern auch Fälle wie v. 355 f. heranzieht, die besser
fern geblieben wären. Auch konnten wir in Hes. Theog.
v. 185 f. beim besten Willen den Reim nicht finden, den
die Worte Ft^avtag und l'^ovrag bilden sollen.— Bei Weitem
besser sind die für den Pentameter gewählten Beispiele,
was übrigens wohl auch schon darin seinen Grund hat,
dass die Dichter sehr oft ein Substantiv und das dazu
gehörige Adjectiv gar nicht anders unterbringen konnten
als am Schlüsse der beiden Hälften des Pentameters.
Ob sie aber dadurch wirklich einen Reim erzielen wollten?
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591
Nr. 19. — Ohstrrreichisches Littekaturblatt. — II. Jahrgang.
592
Wenn D. S. 27 f. behauptet: »Aber es ist nicht ein¬
zusehen, weshalb das griechische Ohr dergleichen (Binnen¬
reim) nicht ebenso gut empfunden haben soll wie das
unsrige«, so ist das keineswegs so ausgemacht, wie der
Verf. glaubt. Denn abgesehen davon, dass auch uns ein
Binnenreim im Hexameter nur bei grosser Aufmerksam¬
keit auffällt, so dürfen wir uns, was den Reim betrifft,
mit den Alten durchaus nicht auf eine Stufe stellen.
Wir sind ja von Kindheit an auf den Reim geschult,
man möchte sagen dressiert; die ersten Kinderlieder, die
man uns vorsingt, die ersten Gebete und Sprüchlein, die
man uns cinlernt, sind gereimt. Wir fühlen daher in dieser
Beziehung viel schneller und feiner.
Nach der Besprechung der Griechen geht der Verf.
auf die Römer über und beginnt gleichfalls mit den
ältesten Werken. Auch hierzu einige Bemerkungen. In
Aulul. 509 ff. kann der sechsmalige Wortausgang —
arii umso weniger als Reim aufgefasst werden, als er
einerseits bei der Aufzählung von Professionen selbst¬
verständlich ist und anderseits auch im Innern des
Verses vorkommt. Fälle wie Enn. Ann. v. 300 Nec
cum capta capi nec cum combusta cremari und
v. 371 Isque Hellesponto pontem contendit in alto
(ähnlich sind die meisten der aus Ennius beigebrachten
Beispiele) sind ebenfalls nicht passend, da man sonst
mit demselben Rechte in der Phrase bono animo esse
einen Reim suchen könnte; ausserdem steht die reimende
Silbe das eine Mal in der Thesis und dann wieder in
der Arsis. — Nicht viel stärkere Beweiskraft hat das
aus Terenz angeführte Beispiel Ad. 403 ff., wö die
Worte admodum — forum — reticuit — interve?iit —
Aeschine — admittere drei Reimpaare bilden sollen.
Die übrigen Beispiele sind besser, mitunter über¬
raschend, besonders natürlich jene, die der volksmäßigen
Poesie entnommen sind. Ihre große Zahl zeugt von dem
Fleiße des Verf., der sein Werk mit Sorgfalt und, wir
betonen dies noch einmal, mit lobenswerter Zurückhaltung
geschrieben hat.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Zeitschr. f. deutsches Alterthum u. deutsche Litt. XXXVII, 3.
Schröder, Üb. d. spell. — Kögel, Beowulf. — Golther’,
Altd. funde aus d. Münchener universitätsbibl. I. Bruchstück aus
Notkers psalmen. II. Bruchstücke aus Wolframs Parzival u. Titurel.
— Wrcde, Hochfränkisch u. oberdeutsch. — Henning, Z. über-
lieferg. y.fara u. -faro. — Henning, Ags. birel\ — Jellinek,
Gotica minima.— Recensioncn: Losch, Balder u. d. weiße Hirsch.
(R. M. Meyer); — Kahle, D. spräche d. skalden (Falk); — Üb.
ausgaben mhd. texte (Kögel); — Rosenhagen, Untersuchgen zu
Strickers Daniel (Seemüller); — Schriften üb. Gottsched (Waniek);
— Zimmer, Zachariä u. s. Renommist (Rosenbaum); —
v. Kretschmann, Aus Goethes freundeskreise (Hamack). —
Wrede, Berichte üb. G. Wenkers Sprachatlas d. deutschen reichs. VI.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VII, 6.
Chamisso’s Peter Schlemihl u. s. Schatten. — D. Stenographie
u. ihre Beziehg. z. Sprachunterr. — Zu e. Roman v. Telmann. —
D. Pflanzen im Volksmunde. — Zu Schiller’s Gedicht: *D. deutsche
Muse«. — Lindahl’s Stammbuch. — Zu e. Briefe V. ScheffePs.
Lebensfragmente. — Allerlei Randbemerkgen z. 45. Jahrgg. d.
National-Zeitg. — Z. Declination d. Eigenschaftswörter etc. —
Allerlei vereinzelte, b. Lesen niedergeschriebene Bemerkgen.
Neue Erscheinungen:
Bohm, W., Englds. Einfluss auf G. R. Weckherlin. Lpz., Fock.
(80 S.) fl. —.75.
Petzet E., Studien zu J. P. Uz. Berl., Felber. (68 S.) fl. —.90.
Schmidt K., Schiller's Sohn Ernst. E. Briefsammlg. m. Einl.
M. Bildn. u. 2 Hdschrr. v. Schiller u. Goethe. (In 4 Thln.)
I. Paderb., Schöningh. (V, 128 S.) fl. -.84.
Bolte Johs., D. Singspiele d. engl. Komödianten u. ihrer Nachf.
v in Deutschld., Holld. u. Skand. (Theatergesch. Forschgen.,
v. Litzmann. VII.) Hambg., Voß. (VII, 194 S.) fl. 3.—.
Nentwig H., D. mittelalterl. Hdschrr. in d. Stadtbibi, zu Braun¬
schweig. Wolfenbüttel, Zwissler. (VII, 202 S ) fl. 3.60.
Götz J. N., Briefe von u. an —. Nach d. Orig. hrsg. v. Dr. C.
Schüddekopf. Ebd. (XVI, 130 S.) fl. 1.20.
Grueneberg A., De Val. Flacco imitatorc. Berl., Heinrich.
(94 S.) fl. 1.44.
I sch er R., J. G. Zimmermann’s Leben u. Wke. Litthist Studie.
Bern, Wyss. (428 S.) fl. 3.—.
Junghans F., D. Mischprosa Willirams. Berl., Mayer & Müller.
(41 S.) fl. -.60.
Nastasi J., Monographie sur Cligcs de Chrcstien de Trovcs.
Linz, Fink (28 S.) fl. —.40.
Seybold Chr. Fr., Lexicon Hispano-Guaranicuin »Vocabulario
de la lengua Guarani« inscriptum a rev. patre Jesuita Paulo
Restivo sec. vocabularium A. Ruiz de Montoya a. MDCCXX1I
in civitate S. Mariae Majoris denuo ed. et adauctum. Stuttg.,
Kohlhammer. (XI, 545 S.) fl. 9.—.
Vergilii Maronis P., Carmina sei. f. d. Schulgebr. hrsg. v. Jos.
Golling. Wien, Holder (XXXII, 288 S.) fl. —.90.
Poets and poetry of the Century: Rob. Bridges and Contemporary
poets. Ed. by A. M. Milcs. Lond., Hutschinson. 4 sh.
Milsand J., Litt, anglaise et philosophie. Paris, Fischbacher. lOfrs.
In un%. Spr.\ Katinszky G., Ung. Litt.-Gesch. Budap., Lauffcr.
(XII, 579 S.) fl. 2.80.
— Horvath C., Ung. Litt.-Gesch. Budap., Singer & Wolffner.
(448, VIII S.) fl. 2.80.
In bohm. Spr.l Jan Kollar 1793—1852. Leben, Wirken u. litt.
Thätigkt. Wien. (285 S.) fl. 2.—.
Kunst und Kunstgeschichte.
Dreves Guido Maria S. J.: Aurellus Ambrosius, „der
Vater des Kirchengesanges". Eine hymnologische Studie.
(Ergänzungshefte zu den »Stimmen aus Maria-Laach«. — 58.)
Mit einem Lichtdruck. Freiburg im Breisgau, Herder, 1893,
gr.-8°. (VIII u. 142 S.) fl. 1.20.
Im Anschluss an Luigi Biraghi (Jnni sinceri e carmi
di Sant’ Ambrogio, Milano 1862) wird die Tradition über
den hl. Ambrosius als Dichter und Componisten einer
lichtvollen und überzeugenden Kritik unterzogen. Die
echten ambrosianischen Hymnen sind in der mailändischen
Liturgie zu suchen. Alle Hymnen, die nach historischen
Zeugnissen dem hl. Ambrosius zugesprochen werden
müssen, finden sich noch heute daselbst. Durch Fest¬
stellung ihrer metrischen und stilistischen Eigentümlich¬
keiten, durch Vergleichung mit den Prosawerken des
Kirchenvaters ergeben sich aus den 41 Hymnen des
mailändischen Hymnars 18 als echte Geisteskinder des
Heiligen, ausgezeichnet durch Kraft, Wucht, Glaubens¬
freudigkeit, Anschluss an die Worte der Schrift, Ein¬
fachheit und Objectivität. Ihr Metrum ist durchaus der
jambische Dimeter, mit wenigen Ausnahmen hat jede
Hymne 8 Strophen zu 4 Versen, und keine Doxologie.
Die Gesetze des antiken Versbaues sind noch ebenso
streng eingehalten wie bei den classischen Dichtern, der
Reim wird nicht gesucht. Der Dichter war auch, wie
es damals allgemein die Regel war, zugleich der Com-
ponist. Die ambrosianischen Melodien sind noch er¬
halten, wohl nicht in den römischen, sondern in den
mailändischen Hymnaren und in jenen des Cistercienser-
ordens. Mit Hilfe zahlreicher Varianten wird versucht,
ihre ursprüngliche, echte Gestalt wieder herzustellen.
Die Melodien folgen nach Harmonik und Rhythmik der
griechischen Musiktheorie. Sie müssen streng rhythmisch
und taktmäßig, nicht choralmäßig, nicht gregorianisch in
der Ausführung gedacht werden. In einem Anhang wird
sodann das also festgestellte und gereinigte poetisch¬
musikalische Werk des heiligen Sängers dargeboten. So
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59a
Nr. 19. — Oesterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
594
wird in der That fast zum ersten Male Licht gebracht
in ein Gebiet, das bis jetzt fast nur der Tummelplatz der
Phrase und der Einbildungskraft war. Es ist ein sicherer
Grundstein gelegt für den weiteren Ausbau der christ¬
lichen Musikgeschichte.
Der dankbare Ref. erlaubt sich nur einige beiläufige
Bemerkungen. Das Metrum ambrosianum, der jambische
Dimeter, ist der wiedererstandene altarische Urrhythmus,
der den Versen und Strophen des Zendavesta, der
Veden und des indischen Epos zugrunde liegt (Christ,
Metrik S. 352). Er hat seine volksthümliche Beliebtheit
auch in allen Epochen der griechischen und römischen
Poesie behauptet, er hat, seit er vom Christenthum auf¬
genommen wurde, wieder die arische Welt erobert; er
ist der Hauptvers der germanischen, altfranzösischen,
bretonischen Poesie geworden, der lyrische, epische und
dramatische Grundrhythmus des Mittelalters. Da er aber
bei Ambrosius in der classischen Form der Dipodie auf-
tritt mit folgendem Schema:
\JKJ
KJ KJ
KJ - KJ
KJ
KJ -,
so dürfte man auch versuchen, dies Verhältnis genauer
in modernen Noten auszudrücken; streng genommen lautete
das im 7 /s Takt:
; j
r» i
Für unser modernes musikalisches Ohr mag das
ungefähr klingen wie im 4 A Takt:
Man weiß wohl, dass die griechische Theorie das
Verhältnis 3:1, also das der punktierten Noten, nicht
anerkennt. Andererseits ist es aber auch sicher, dass
die jambische Dipodie bei den Alten ein Marsch- und
Processionsrhythmus war (Christ S. 315). Das Schwanken
zwischen Dreitact und Viertact ist nur erklärlich, wenn
man annimmt, dass auf jede Dipodie zwei Schritte
kommen, wie ja schon der Name sagt; daraus ergibt
sich also, dass wenn diese Processionsschritte auch noch
so langsam waren, die Melodie in ziemlich bewegtem Zeit¬
maß zu denken ist, nicht viel langsamer als Declamation.
R. K.
Schwlndrazheim O.: Beiträge zu einer Volkskurst.
Hamburg, Karl Griese. Jährlich 24 Hefte mit je 6 Tafeln in
Licht- und Farbendruck, mit kurzem Text, 4°. Preis halbjähr¬
lich (12 Hefte) fl. 4.20.
Mit dem vorliegenden (im 2. Jahrgange stehenden)
Werke versucht der Verf. auf die Kunsthandwerker in
der Richtung einzuwirken, dass von diesen die ange¬
lernten historischen Formen bei Seite gelegt und auf
Grund eingehender Studien der heimischen Natur — be¬
sonders der Pflanzenwelt — dem eigenen Wesen ent¬
sprechende neue Motive für ornamentale Zwecke ge¬
sucht und verwendet werden. Entsprechend dem Wahr¬
spruche »exempla trahunt« geht der Verf. selbst mit
gutem Beispiele vor und zeigt an concreten Fällen, wie
er es meint und gemacht wissen will. Wir haben es
hier sonach mit einer praktischen Anleitung, mit einem
positiven Versuche zur Anbahnung einer volkstüm¬
lichen Kunst zu thun, der umso freudiger zu begrüßen
ist, als weder die abstracten Auseinandersetzungen und
die Klagen über Verfall und Verflachung des Kunsthand¬
werkes, noch die virtuosen Muster eine Wendung zum
Besseren im Hinblicke auf eine volksthümliche Kunst
zu inaugurieren vermochten.
Der Schwerpunkt des Werkes und sein Wert liegt
in dem gesunden Grundgedanken und in der Methode.
Selbstthätigkeit, die Entwickelung und Bethätigung der
eigenen Individualität aller Berufenen ist das Ziel. Vom
Verf. mit ebensoviel Liebe als Geschick und Verständnis
geleitet, verdient das Unternehmen aus diesem Grunde
sowie im Interesse der Sache die beste Empfehlung.
Wien. A. Fuchs.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV. ll.
Kämmerer, Max Liebermann. I. — Z. Charakteristik
Bougereaus’s. — Ballhorn, D. Polychromie in d. griech. Plastik.
— D. verviclfält. Künste auf d. Pariser Ausstellgen. — Kl. Mit¬
theilgen. — Kunstgewerbeblatt: Rücklin, D. Fachausstellg. f.
Bijouterie d. Pforzheimer Kunstgewerbevereins.
Dazu Beilage: Kunstchronik. N. F. IV, 32.
Ko eh ler, D. große Bcrl. Kunstausstellg. — Hofstede de
Groot, A. Houbraken u. s. groote Schouburgh. (v. Frimmel.) —
v. Frimmcl, Z. Erläuterg. d. gr. Galeriebildcs v. Teniers in Wien.
Cäcilia. Ztschr. f. kaih. Kirchenmusik. I, 5—9.
(5.) Staude, Aschenbrödel d. Kirchenmusik (Forts, m Nr. 0,
7). — Krutschek, D. Verpflichtg., vor jedem heil. Segen d.
Tantum ergo zu singen. — Üb. Gesangsschwächen auf Kirchen -
chören. —(6.) Krutschek, Nochmals d. Tantum ergo. — Bind,
D. cäcilian. Gesang verlängert d. Gottesdienst. — (7.) Blaschke,
Ausdrucksvolles Orgclspiel. — (8.) Götze, Unmusikalisches v.
Orgelchore oder Singen und Beten. — R., Üb. d. Gegner e. wahr¬
haft guten Kirchenmusik. - -dl-, Wandlungen. — (9.) Kaboth,
Üb. Geschmacksrichtg. u. Geschmacksbildg. auf d. Gebiete d.
Kirchenmusik. — Brand, >Deutschsingen beim Hochamt«. — In
jeder Nr.: Kleinere Mitthlgen, Recensionen.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 9.
Fürstbischof Dr. J. Zwerger f- — Von e. sicilian. Reise. —
E. Sacristei u. ihre Einrichtg. — D. Madonnenbild v. St. Lambrecht.
— D. Bau kath. Pfarrkirchen.
Kunstwart. VI, 23.
Tritonus, Z. »Überwindg.« Wagners. — Kirchbach, D.
Seele d. Reimes. — Wichtigere Schauspiel- u. Musik-Aufführgen.
— v. Hausegger, Praeger u. Wagner. — Freihofer, D.
Münchener Kunstaustellgen. I. — Brockhaus, D. Kunst in den
Athosklöstern (P. Sch.) — Deutsches Volksleben. — ln Sachen:
Kunst u. Socialdemokratie.
Neue Erscheinungen:
Neuwirth Jos., D. Baubeginn d. Frohnleichnams- u. Barbara¬
kirche in Kuttenberg. (Studien z. Gesch. d. Gothik in Böhmen. II.)
Prag, Dominicus. (38 S.) fl. —.50.
Müller H. F., Btrge. z. Verständnis d. trag. Kunst. (Aufsätze u.
Vortrr. aus vcrsch. Wissensgeb. VIII.) Wolfenbüttel, Zwissler.
(273 S) fl. 1.80.
Brey mann A., Adam u. Eva in d. Kunst d. christl. Alterthums.
Ebd. (VIII, 162 S.) fl. 1.20.
Buffen F., Musical celebrities. 4°. 21 sh.
Piggoth F., The music and musical instrumentals of Japan.
Lond., Batsford. 4°. 42 sh.
Bertrand E., Etudes sur la peinture et la critique d’art dans
l'antiquitd. 0 frs.
Moureau A., Les Moreau. Paris, Libr. de l’art. Avec 107 grav.
4 frs. 50 c.
In ung. Spr.: Abranyi K., D. Eigenheiten d. ung. Musik (101 S.)
fl. 1.50.
Länder- und Völkerkunde.
Ben ko Jcrolim Frh. v., k. u. k. Frcgatten-Capitän d. R. :
Die Schiffs-Station der k. u. k. Kriegsmarine in Ost-
Asien. Reisen S. M. Schiffe »Nautilus* und »Aurora« 1884—1888.
Verfasst auf Befehl des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums, unter
Zugrundelegung der Berichte der k. u. k. Schiffskommanden
u. ergänzt nach Consularberichten u. anderen authentischen
Quellen. Wien, Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn, 1892.
gr.-8°. (IV u. 990 S. mit drei Kartenskizzen.) fl. 0.—.
Die k. und k. Kriegs-Marine sendet alljährlich
Schiffe nach transoceanischen Ländern und bezweck
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Nr. 19. — Obstbrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
596
hiemit einerseits die maritime Ausbildung der Officiere
und Mannschaften, andererseits aber das Sammeln ge¬
nauer Informationen über handelspolitische und Consu-
lats-Angelegenheiten, sowie über alle anderen, zur Frie¬
densmission der Kriegsflotten gehörigen Fragen. Den
Handelsbeziehungen der Monarchie entsprechend, wäre die
bleibende Stationierung eines k. und k. Kriegsschiffes in
den ostasiatischen Gewässern gewiss angezeigt, budgetäre
Rücksichten lassen dies aber nur in modificierter Form
zu, fast alljährlich besucht eines der vorerwähnten Missions¬
schiffe die ostasiatischen Häfen. Die Reisen S. M. Schiffe
»Nautilus« und »Aurora«, die in den Jahren 1884—1888
in Ost-Asien verweilten, bilden den Inhalt des vorliegenden
Werkes. Derselbe zerfällt in zwei Hauptgruppen, deren
erste den allgemein maritimen und erzählenden Theil der
Reise enthält, während diezweite eine reichhaltige Schilderung
von China, Japan, Siam und den europäischen Besitzungen
in Ost-Asien bietet. Dieser zweite Theil enthält eine solche
Fülle geographischer, historischer, handelspolitischer und
commercieller Daten, wie man sie sonst nur selten in
derart handlicher Form vereinigt findet. Diese Daten, die
vom Autor in durchwegs gelungener Weise zusammen¬
gestellt wurden, sind schon deshalb besonders wertvoll,
weil sie zumeist an Ort und Stelle gesammelt worden
sind und hiebei Spreu vom Weizen gesondert werden
konnte. Br. Benko's Werk wird vielfach als Nachschlage-
buch und als Quellenwerk verwendet werden können,
es unterscheidet sich hiedurch erfreulicherweise von so
vielen neueren Reise-Beschreibungen, die zuviel subjec-
tive und befangene Urtheile enthalten.
Nach Durchsicht dieses Werkes fühlen wir uns
veranlasst, den Schiflfscommandanten und Seeofficieren
für die recht mühevolle Sammlung der Daten die ver¬
diente Anerkennung zu zollen und erstrecken dieselbe
auch auf den Autor. Ein derartig treffliches Sammel¬
werk zu verfassen, ohne die betreffenden Reisen selbst
mitgemacht zu haben, ist gewiss nicht leicht, und doch hat
Fregatten Capitän Baron Benko auch diesmal Vorzügliches
geleistet. Wie sehr demselben das Gelingen seiner Arbeit
am Herzen gelegen, beweist beispielsweise das 32. Ca-
pitel: »Die Geschichte des Datums auf den Philippinen«,
das eine wertvolle Bereicherung der einschlägigen Lite¬
ratur bedeutet.
Pola. K o u d e 1 k a.
Sa uv in G.: Un royaume Polynesien. (lies Hawai). Paris,
E. Pion, Nourrit & Cie. gr. 8°. 1893. (321 p.)
Der Verf., welcher mehrere Jahre auf den Sandwich-
Inseln zugebracht hat, legt in diesem Buche das Ergeb¬
nis seiner Beobachtungen und Erfahrungen nieder. Er
gibt uns eine genaue Beschreibung der geographischen,
ethnologischen und socialen Verhältnisse dieses merk¬
würdigen Archipels, sowie einen Rückblick auf die Ge¬
schichte der Inselbewohner und ihrer Dynastie. Während
seines Aufenthaltes hatte er auch Gelegenheit, die persönliche
Bekanntschaft der beiden letzten Herrscher, des vielgenannten
Königs Kalakaua und der (vor Kurzem entthronten) Königin
Liliuokalani zu machen. Ein ganz besonderes Interesse
erregen namentlich zwei Capitel, von denen das eine den
Ausflug auf den Vulkan Kilauea, das andere den Besuch
der von 1200 Aussätzigen bewohnten Leprosenanstalt in
Molokai zum Gegenstände hat. Niemand wird die Schil¬
derung der auf dieser Insel herrschenden Zustände lesen
können, ohne sich im Innersten ergriffen zu fühlen und
mit Rührung des Pater Damian zu gedenken, welcher
mit echt christlichem Heldensinne den unglücklichen Be¬
wohnern dieser Insel sein Leben gewidmet und geopfert
hat. C. Sfd.
Globus. LXIV, 10—12.
(10.) Belck, Untersuchgen u. Reisen in Transkaukasien,
Hoch-Armenien u. Kurdistan. III. (IV. Schl, in Nr. 12). — Seidel.
Coupets Reise zu d. wilden Stämmen im Hinterlde Annams (Schl.)
— Petzoldt, Regen, Pflanzendecke u. Besiedelg. d. trop. Anden.
— Blumentritt, Die Ilongoten (Luzön). — (11.) Abu, E. Besuch
in Bizutun. I. (II. in Nr. 12.) — Partsch, D. Dachsteinwerk
Simonys. — Steffens, Medaillonbildnisse v. Indianerhäuptlingen.
— Hansen, Limes Saxonicus. — Hofer, Anthropologie d. Kambod¬
schaner. — Ten Kates Forschgen im nordw. Argentinien. —
(12.) Haberlandt, Üb. Frauenwaffen. — H. Frauberger, D.
Ernte in Cypern. — T. Frauberger, Knotenlose Netzgeflcchtc.
N. ö. Landesfreund. 1893, 7 u. 8.
Calliano, E. vergessene Kirchenruine im Wienenvald. —
Frischauf, Gebräuche b. Grenzbegehgen in N.-Ö. — Scheu,
Bauernbeweggen in Baden. — Calliano, D. naturhist. Ausstellg.
in Baden.
Petermanns Mittheilungen. XXXIX, 8.
Hansen, Küstenändergen im südw. Schleswig. — Immanuel,
Tschitral, Jassin u. Kunjut. — Geogr. Monats- u. Litt.-Bericht.
Der Gebirgsfreund. IV, 9.
H. G., Über Schnee u. Eis in d. sonnigen Süden.
Neue Erscheinungen:
Löwenberg J., D. Weltbuch Seb. Franck’s. D. erste allg. Geo¬
graphie in deutscher Sprache. (Sammlg. gemeinverst. wiss.
Vortrge. 177.) Hambg., Verl.-Anst. (37 S.) fl. —.48.
Kaerger K., Aus 3 Erdtheilen. Gesamm. Aufsätze. Lpz., Hirsch¬
feld. (VII, 167 S.) fl. 1.80.
Hiltl C., D. Bachergebirge. E. monograph. Studie. Klagenf.,
Raunecker. (VIII, 195 u. LXXIX S.) fl. 3.—.
Haughton F., Descriptive, physical, industrial and historical
geography of England and Wales. Lond., Philip & Sons. 6 sh.
Grüner E., Atlas du comite central des houillieres de France.
Paris, Baudry. 4°. 40 frs.
Benedite G., Description et histoire de l’ile de Phile. I. Textes
hicrogl. Paris, Leroux. 4°. 40 frs.
In ung. Spr.: Alvinczy S., D. französ. Gesellsch. Budap.,
Lampel (214 S.) fl. 1.50.
Rechts- und Staatswissenschaft.
R u h I a n d Dr. Gustav: Die australisch-nordamerikanische
Landesgesetzgebung. (Sonderahdr. aus der »Zeitschrift für ge-
sammte Staatswissenschaft«.) Tübingen, Laupp. 1892. 8°. (70 S.)
-, Güterdirector: Aus der Praxis eines neu gegründeten
landwirtschaftlichen Großbetriebes im Pinzgau. (Aus
»Landw. Jahrbb.«) Berlin, Parey, 1893. Lex.-8 Ü . (55 S.) fl. —.90.
— —, Docent der National ökonomie: Über die Grundprlnclpien
actueller Agrarpolitik. Vortrag, gehalten vor der staatswissen¬
schaftlichen Facultät der Universität Zürich zur Erlangung der
venia legendi. Tübingen, Laupp, 1893 (gewidmet Dr. Ratzinger).
»Herausgewachsen aus bäuerlichen Kreisen war ich
sieben Jahre hindurch in Deutschland und Österreich in der
kleinen und großen Praxis als Landwirt thätig, habe nach
Beendigung meiner wissenschaftlichen Studien England
bereist und Indien, war in Russland, Australien, Nord¬
amerika und den Donauländern und habe unterwegs mit
mehr als tausend Fachleuten über alle zusammenhängen¬
den Fragen gesprochen. Und jetzt, da ich damit be¬
schäftigt bin, in dickleibigen Bänden das alles geordnet
niederzulegen, —«
Die erste der obangeführten Schriften ist der letzte
Reisebericht Ruhland’s, die zweite Schrift sein letzter
Wirtschaftsbericht, die dritte sein jüngster systematischer
Versuch. Man konnte gespannt auf den systematischen
Versuch des Mannes sein, welcher im Aufträge Bismarcks
die Wirkung der deutschen Getreidezölle auf dem Welt-
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Nr. 19. — Orstrrreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
598
markt studiert hat und welcher von dem Bleichroederischen
Consorten Schmittmann beauftragt gewesen war, den
Pinzgauer Bauernstand zu retten. Ich zögere nicht, aus¬
zusprechen, dass Ruhland’s systematischer Versuch hoch¬
gespannten Erwartungen entspricht. Nach^R. ist die Agrar¬
frage eine Frage grundlegender socialer Organisation. Da
die Selbständigkeit des Staates einen wirtschaftlichen Kern
einschließen muss, soll das Land das Getreide für das Volk
bauen. Die Staatsforste auf Getreideboden sollen weichen.
Wo Privateigenthümer Getreideboden dieser Production
entziehen, soll der Staat ihren kurzsichtigen Eigensinn
brechen. Der Getreidehandel ist zeitgemäß zu organisieren.
Das große Hindernis der Verschuldung des Grundbesitzes
ist zu beseitigen durch die Überwindung des Gegensatzes
von Capital und Arbeit bei fortschreitender Productivität.
Das landwirtschaftliche Verschuldungsproblem reicht bis
in die Tiefe dieses großen Gegensatzes, welcher jedem
geläufig ist, wenn es sich um die industrielle Arbeit und
um die Socialdemokratie handelt. Die freie, auf eigenem
Grund und Boden thätige, landwirtschaftliche Arbeit darf
nicht bei jeder Handänderung unter das Existenz-Minimum
herabgedrückt werden, während der ganze Productions-
zuwachs capitalisiert zum Grundpreis geschlagen und mit
Hypothek fest gelegt wird. Dieser sog. Grundwert ist
nichts als Raub am Arbeitserträge. Die Lösung der Frage
der landwirtschaftlichen Creditnöth wird gegeben durch
den Grundsatz, dass der freien Arbeit auf eigenem Grunde
ungeschmälert ihr Arbeitsertrag als Arbeitslohn gebühre.
Als Jurist erwarte ich mit Vergnügen den Zeitpunkt,
in welchem Ruhland sein social-politisches Recept fertig¬
gestellt hat. Aus den Ingredientien seines Recepts ent¬
nehme ich sofort die Kritik R.’s gegen den Paragraph 230
des a. b. G.-B. betreffend die Anlage von Mündelgeldern
auf Grundstücken.
Innsbruck. Dr. Karl Sc heim pflüg.
Seefeld Carl, Wien: Zur Verbreitung der Rechtskennfnis.
(Deutsche Zeit- und Streitfragen. Heft 71.) Hamburg, Verlags-
Anstalt u. Druckerei-A.-G. gr.-8°. (28 S.) fl. —.45.
Eine alte und berechtigte Klage ist es, die der Verf. zum
Gegenstände seines Aufsatzes macht: der unglaubliche, ja, sit venia
verbo, gemeingefährliche Mangel an Rechtskenntnis im großen
Publikum. Gegenüber dem stricte festgehaltencn Grundsätze: »Un-
kenntn s des Gesetzes entschuldigt nicht«, wird dies mancher zu
eigenem Schaden wahrgenommen haben.
Der Verf. bespricht die ihm zweckmäßig erscheinenden Mittel
zur größeren Verbreitung der Rcchtskenntnis, beziehungsweise
kritisiert das Unzureichende der bisherigen, wie Kundmachung,
Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen etc. Obwohl cs, wie er¬
wähnt, keine neue, sondern eine schon des öfteren angeregte
Frage ist, über die Ungehörtes zu bringen schwer sein dürfte,
gelingt es dem Verf. doch, das Interesse des Lesenden zu gewinnen
und den Eindruck zu erzeugen, dass damit ein beachtenswerter
Beitrag zur diesfälligen Litteratur geliefert wurde. Nicht am
wenigsten trägt hierzu die ungesucht einfache, natürliche Sprache
bei, welche es mit Geschick vermeidet, bei diesem Thema hoch¬
wissenschaftlich und citatenreich zu werden und dadurch das Ver¬
ständnis für die praktische Bedeutung und Lösungsmöghchkeit der
Frage zu beeinträchtigen.
Wels. Dr. Carl Platte.
Möller Prof. M., Reg.-Baumeister: Der deutsche Orden
Natuliens Im Jahre 2000. Braunschweig, C. A. Schwetschke
u. Sohn (Appelhans u. Pfennigstorff). 1892. 8° ^48 S.) fl. —.48.
Bellamy hat Schule gemacht. Das vorl. Büchlein ist nicht so
genial entworfen wie das Buch Bellamys, enthält aber ganz richtige
Gedanken. Es beschäftigt sich weniger mit den socialen Leiden
der Menschheit, sondern mehr mit ihrer geistigen Arbeit. Der
Verf. ist ein Feind der Specialisten, weil sie heutzutage die erste
Violine spielen, sein Streben ist auf die Uebersicht gerichtet,
auf den Zusammenhang der Theilc mit dem Ganzen. Deshalb
lässt er in dem deutschen Schutzgebiete Natulien, südlich vom
Victoria Nyansa, i. J. 1948 einen »deutschen Orden« entstehen.
Zu diesem Orden pilgert der Verf. im Jahre 2000 als Sendling
seines jüngsten Urenkels, der ein einflussreiches Amt in Russland
bekleidet. Der Orden besteht aus Brüdern, die mindestens zwei
Facultätsstudien durchgemacht haben und deren Denken deshalb
nicht einseitig ist. Die Brüder, welche außerdienstlich die voll¬
ständigste Freiheit genießen, beschäftigen sich mit denjenigen
Dingen, deren Klarstellung durch das gewöhnliche Berufsleben
nicht erreicht werden kann, und wirken durch ihren Ueberblick
als Vermittler zwischen den einzelnen Berufszweigen. Die Brüder
sind, soweit sich dies aus dem Büchlein ersehen lässt, gleichsam
Apostel der Philosophie. Der Endzweck der Schrift ist in der
folgenden, vom Verf. geschilderten Scene vortrefflich charakterisiert.
Der Verf. sitzt mit einem jungen Gelehrten auf der internationalen
elektrischen Ausstellung zu Frankfurt a M. im Bürgerbräu und
spricht mit ihm über die Bedeutung der Elektricität und andere
wissenschaftliche Themen. »In der Wissen schaft bedürfen wir
nicht der Liebe, sondern der Kritik, erwiderte der junge
Gelehrte. Ich aber that einen schwermüthigen Zug aus meinem
Kruge und schaute von der Terrasse auf die Tausende hinab,
erspähend, ob ich unter den Vielen nicht einen mitfühlenden
Menschen fände.«
Wien. Dr. H. Misera.
Fulvius E.: Der Zukunftsstaat. Köln-Ehrenfeld, Selbstverlag.
Druck von Peter Brandts. 1892. 8°. (60 S.) fl. —.30.
Der Verf. entwickelt seine Ansichten auf dem Wege eines
Zwiegespräches zwischen dem Mitgliede eines »kath. Arbeiter¬
vereines« und einem »Socialdemokraten«. Das Büchlein ist gut
gemeint, aber wir glauben, dass der alte Sokrates, der Erfinder
aller wissenschafilicheu Zwiegespräche, welcher dem Verf. bei der
Wahl der Form für seine Abhandlung vorgeschwebt haben mag,
sich die Sache nicht so leicht gemacht hat. Das Mitglied dos
»kath. Arbeitervereines« Josef spricht sehr viel, der »Social¬
demokrat« Fritz dagegen sehr wenig. Wenn man eine Lehre wider¬
legen will, so sucht man sich in derRcgcl nicht den oberflächlichsten
Vertreter dieser Lehre aus. Wenn der Verf. keinen berufeneren
Verfechter der Socialdemokratie gefunden hat, als diesen Fritz, so
kann man ihm nicht recht glauben, dass diese Partei fähig sei,
so fürchterliche Dinge zu planen, wie der Verf. erzählt. Auf
wissenschaftlichem Gebiete widerlegt man einen Gegner nicht durch
souveräne Abfertigung. Man muss sich in die Ansichten und Ab¬
sichten des Gegners vertiefen, sie gründlich kennen lernen und
dann erst kann man den Gegner und eventuell einen dritten von
der Unrichtigkeit ihrer Anschauungen überzeugen.
Wien. Dr. H. Misera.
Archiv f. Eisenbahnwesen. 1893, 5.
Breiten buch, Üb. Voraussctzg u. Zweck durchgehender
Eisenbahn- u. Seefrachttarife. — Sonnenschein, Z. Nebenbahn¬
frage in Oesterreich. — Kecker, Eisenbahnsignal wesen. — Kern-*
mann, I). argent. Eisenbahnen im Kgr. d. Niederlde 1891. —
D. belg. Eisenbahnen 1891. — Kl. Mitth. — Rechtssprechg. u.
Gesctzgebg. — Bücherschau.
Socialpollt. Centralblatt. II, 49 u. 50.
(49.) Lang, D. Schweiz. Kranken- u. Unfallversicherg. —
Quarck, Stadt. Arbeitsvermittlg. — Gewerkschaft!. Arbeiterbcwegg.
— Arbeiterinnen-Gcwerkvvrtinc in Engld. — Außenarbeiter und
Hausindustrielle. — (50.) Thieß, Fortschritte d. Großbetriebs
innerhalb d. Innungen. — Engl. Berufs.-datistik. —Werblunski,
Frauenarbeit im russ. Kunstgewerbe. — Hofmann, D. Arbeiter¬
innenschutzgesetz d. Kantons Zürich. — Meldner, Skorbut u.
See-Unfallvers.-Gesetz. —D. österr. Krankenkassen i. J. 1891. —
Socialpolit. Beschlüsse d. Katholikentages zu Würzbg.
Allg. Juristen-Zeitg. XVI, 32—34.
(32j Reinhold. D. allg. Retentionsrecht (Forts, in Nr. 33 u.
34.) — Wolf, Socialismus u. bürg. Wirtschaftsordng. (Schl.) —
(33.) Krassei, D. Arbeitcrunfallsrente u. d. civilrechtl. Schaden¬
ersatzanspruch. — (34.) Damianitsch , Z. Reform d. Mil.-Straf-
process-Ordnung. K orwin-Dzbanski, D. Zweikampf.
Neue Erscheinungen:
Böttger H., D. Progr. d. Handwerker. E. gewerbepolit. Studie.
Brschwg., Limbach. (XII, 283 S.) fl. 1. 20
Lehmkuhl A., S. J., Internat. Regelg. d. soc. Frage. (D. soc.
Fr., bei. durch d. »Stimmen aus M.-Laach«, 7.) Freibg. Herder.
(IV, 34 S.) fl. —.21.
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599
Nr. 19. — Orstbrrrichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
600
Decurtins K., Rede üb. d. obligator. Berufsgenossenschaften.
Zürich, Buchh. d. Schweiz. Grütlivcreins. (15 S.) fl. —.03.
Starkenburg H., D. sexuelle Elend d. oberen Stände. E. Notschrei
an d. Öffentlichkt. Leipz., Friedrich. (139 S.) fl. 1.20.
Hirsch Max, D. Arbeiterfrage u. d. deutschen Gewerkvereine.
Lpz., Hirschfeld. (96 S.) fl. —.60.
Cartoons, social and political, by Cynicus. Lond., Cynicus-Office.
4°. 21 sh.
Van Overbergh C., Lcs inspecteurs du travail dans les fabriques
et les ateliers. Etüde d’economie sociale. Paris, Larose 7 fr. 50 c.
In ung. Spr.: Fenycs S., Rechtsentwickelg. Kaschau, Maurer.
(121 S.) fl. —.80.
Nemesszeghy E., Polizeiwesen. (158 S.) fl. 1.65.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Borbäs Dr. Vincze von: Symboiae ad Thymos Europa«
mediae, praecipue Hungaria« cognoscendos. (Sonderabdr.
aus den Schriften der »Ungar. Akademie« 1890). 8° (116 S.)
In unseren botanischen Bestimmungsbüchern und selbst in
größeren Handbüchern sind manche Gattungen sehr stiefmütterlich
behandelt. Dazu gehört vor allen das genus Thymus , der Quendel.
Jeder, der auch nur in nächster Nähe Wiens, etwa am Laaer
Berg oder an der Türkenschanze botanisiert hat, musste bemerken,
dass es bereits hart an den Thoren Wiens ganz verschiedene
Quendelarten gibt, verschieden in Farbe, Behaarung, Blattform,
Größe, Blüte, Geruch und Blütezeit. Und doch fand er in
seinem Bestimmungsbuch nur eine Art: Thymus Serpyllum L.
Diese eine Art hat nun der Budapester Universitätsprofessor
Dr. v. B. zum Gegenstände einer eingehenden Monographie ge¬
wählt, nachdem er sich schon Jahre lang durch Beschreibung
einzelner Arten in botanischen Zeitungen hervorgethan.
Die vorliegende Arbeit ist z. Th. ungarisch, z. B. der ge¬
schichtliche Theil. Die Beschreibungen jedoch und die sorg-
fältigst zusammengestellten Bestimmungstabellen sind auch
lateinisch und dadurch allgemein zugänglich. B. unter¬
scheidet 31 verschiedene Thymus-Arten nebst 10 Blendlingen und
z hlreichen Abarten. Diese 41 Thymusse musste man nun nach
dem bekannten und weit verbreiteten Excursionsbuche Lorinser’s
(mit zwei Ausnahmen) als Thymus Serpyllum bestimmen! Die
meisten derselben kommen in Ungarn oder wenigstens in den
Nachbarländern vor. Unter den Quellen, die fleißig citiert werden,
lesen wir häufig: »Herbarium Haynald«, ein neuer Beweis
von der Reichhaltigkeit der großartigen und höchst wertvollen
Sammlungen des verstorbenen Cardinais von Kalocsa. — Da in
deutschen Gegenden noch keine ähnliche Monographie der Gattung
Thymus existiert, muss die vorl. aufs beste empfohlen werden,
obschon sie nicht von Druckfehlern frei ist. Sie wird auch aus¬
reichend sein, da in den an Ungarn grenzenden Gebieten kaum
etwas Vorkommen wird, was hier nicht enthalten wäre.
Mariaschein. J. Wiesbaur S. J.
Jahrbuch der k. k. Geolog. Reichsanstalt. XLIII, 1.
Frh. v. Wöhrmann, Üb. d. systemat. Stellg. d. Trigoniden
u. d. Abstammg. d. Nayaden. — Tietze, Z. Geologie d. Gegend
v. Ostrau. — Rosiwal, Z. Fauna d. Pötzleinsdorfer Sande. —
Tietze, Btrgc z. Geologie v. Galizien. VII. — Prochäzka, Üb.
d. Fauna d. durch d. Bohrloch nächst Groß-Opatovice durch¬
geteuften Neogengebilde. — Bittner, Neue Koninckiniden des
alpinen Lias. — Skuphos, Üb. d. Entwicklg, u. Verbreitg. der
Partnachschichten in Vorarlberg u. im Fürstenthum Liechtenstein.
Annalen des k. k. Naturhistor. Hofmuseums. VIII, 2.
Finsch, Ethnolog. Erfahrgen u. Belegstücke aus d. Südsee.
III. Mikronesien, 2. Marshall-Archipel, 3. Carolinen (1. Kuschai
u. 2. Ponape). — Hand Ursch, Neue Arten d. Gattg. Gorytes
Latr. (Hymenopteren). — Toula, D. Miocänablagcrgen v. Kralitz
in Mähren. — Notizen.
Schriften d. Ver. z. Verbreitg. naturwiss. Kenntnisse. XXXIII.
Adler, Neue Fortschritte auf d. Gebiete d. Magnetismus. —
v. Höhnel, Üb. d. Baumwolle. — Czuber, D. Gestalt d. Erde
auf Grund neuerer Forschgen. — v. Maren zelle r, D. Nahrg. d.
Tiefscethiere. — Bauer, E. Blick auf d. Gesch. d. Alchemie in
Österr. — G ruber, D. natürl. Reinigg. d. Wassers. — Adler,
Üb. strahlende Energie. — Weichselbaum, Üb. d. Bedeutg. d.
Bakterien f. d. menschl. Organismus. — v. Perger, Üb. Aus-
nützg. d. Steinkohle. — Benedikt, A. W. v. Hofmann. — Pernter,
D. Wolken. — v. Obermayer, Üb. d. Sonnblick-Observatorium.
— Valcnta, Üb. d. Photographie in natürl. Farben. — Toula,
D. Bergsturz am Arlberg u. d. Katastrophe v. St. Gervais. —
Brezina, D. Meteoriten vor u. nach ihrer Ankunft auf d. Erde.
— Toula, E. geolog. Reise in die Dobrudscha. — Rosiwal,
Üb. d. Härte.
Deutsche botan. Monatsschrift. XI, 2—5.
(2, 3.) Z sc hacke, Flora v. Sandersleben u. Giersieben. —
Schlimpert, Flora v. Meißen. (Forts, in Nr. 4, 5.) — Kneucker,
Botan. Wandergen im Berner Oberland u. in Wallis. (Forts, in
Nr. 4, 5.) — Zahn, Freiburg i. Br. (Forts, in Nr. 4, 5.) —
Hüetlin, Botan. Skizze aus d. penninischen Alpen. (Forts, in
Nr. 4, 5.) — Glaab, D. Flora d. Bauern gärten in Salzburg. —
Strähler, Flora v. Theerkeute in Posen. — (4, 5.) Ul sch, Üb.
Kubus tomentosus Borkh, — Pedersen, Aberglaube u. Botanik
in Dänemark. — Glaab, D. Herbarium Salzburgense im Landes¬
museum zu Salzburg. — J. Schmidt, 2. Jahresber. d. Botan.
Vereins in Hamburg.
Neue Erscheinungen:
Hansgirg A., Physiolog. u. phycophytolog. Untersuchgn. Prag,
Taussig. 4°. (286 S. m. 3 Taf.) fl. 8.40.
Ostwald W., Hand- u. Hilfsbuch z. Ausführg. psysikc-chem.
Messgen. Lpz., Engelmann. (VIII, 302 S. m. 188 Abb. u. 6 Tab.)
fl. 4.80.
Gravelius H , Lehrb. d. höh. Anlysis. I. Bd.: Lehrb. d. Differen-
tialrechng. Berl., Dümmlcr. (VIII, 323 S.) fl. 3 60.
Valle, Ant. della, Gammarini del golfo di Napoli. (Fauna u. Flora
des Golfs v. Neapel. 20.) Berl., Friedländer 4°. (XI, 948 S. m.
61 Taf.) fl. 90.—.
Weid L. G., A short course of the theory of determinants. Lond.,
Macmillan. 7 sh. 6 d.
Lucas W. J., The book of British butterflies. Lond., Gill. 3 sh. 6 d.
Medicin.
Möbius P. Über die Einteilung der Krankheiten. Neu-
rologische Betrachtungen. (Aus dem »Centralblatt für Nerven¬
heilkunde und Psychiatrie« 1892,) Coblenz, W. Groos. gr.-8°.
(13 S.) fl. —.39.
Der Verf. schlägt vor, die Krankheiten nach ihrer
Aetiologie einzutheilen. Für unbekannte aetiologische
Momente könne die klinische Einheit fast als gleichwertig
angenommen werden. Um jede Krankheitsgruppe würde
sich ein Kreis von Kennern schaaren. Die Versiertheit
eines idealen Arztes auf all den Sondergebieten sei prak¬
tisch'allerdings undenkbar, eine gegenseitige Ergänzung
müsse statthaben. Die bestehenden großen Gruppen,
Chirurgie, innere Medicin, Psychiatrie etc., die sich im
Laufe der Jahrhunderte nach zweckmäßigen Gründen
herausgebildet, würden auch bei der erstrebten Eintheilung
nach dem Causalitätsprincip unversehrt bleiben. Zwischen
die früher scharf getrennten Gruppen Psychiatrie und
Innere Medicin schiebt sich die Neuropathologie ein.
Psychiatrie hat enge Fühlung mit der Neurologie durch
Auffassung der Psychosen als Nervenleiden, durch die
Paralysis progressiva etc. Die Neurologie gilt aber als
Domäne der »Inneren«. Die Neurologie steht nun vor
den drei Möglichkeiten: l. Anschluss an die Psychiatrie
zu suchen, 2. theilweise an diese, theilweise an die
»Innere« zu fallen, 3. selbständig zu werden. Letzteres
hieße, die Neurologie braucht Kliniken, um ihren Ver¬
tretern Selbständigkeit und Material zu sichern. Neu¬
rologie und Psychiatrie sind aber nicht mehr zu trennen.
Einige Anstalten haben schon neurologische Abtheilungen,
deren Schüler aber später keine Gelegenheit finden, in
ihrem Fache zu arbeiten, und auf sich angewiesen sind,
wenn sie dies wollen. Combinierte Universitätskliniken
für Psychiatrie und Neurologie würden geeignete Fachleute
für beide Fächer erziehen, ohne den »Inneren« zu ent¬
ziehen, was ihnen gebürt; (Lyssa, Tetanus). —
Bezüglich der Eintheilung der Krankheiten nach der
Aetiologie sind anatomische Veränderungen auszuschließen;
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601
Nr. 19. — Oestkrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
602
manche Krankheiten bieten solche nicht, bei andern grund¬
verschiedenen Leiden ist ein gleiches anatomisches Re¬
sultat da. Ursache, Aetiologie, heißt Gesammtheit der
Bedingungen. Alle Bedingungen sind äußere (Trauma,
Vergiftungen), oder innere (einzig die angeborene Wider¬
standsunfähigkeit.) Die äußeren Krankheiten könnte man
einmal nach gleichen klinischen Bildern ordnen (»alle
Krankheiten, bei denen geistige Störungen Vorkommen«)
dann aber nach den Ursachen (Metallvergiftungen, Toxin¬
vergiftung etc.) Die letztere Methode ist die rationelle,
die erstere gehört in die allgemeine Symptomatologie;
nach ihr betrachtet würden quoad Epilepsie, z. B. Ererbung,
Hirnleiden, Alkoholismus dieselbe Krankheit bewirkt haben,
— denn sie bieten gleiche klinische Bilder. — Epilepsie
sollte aber nur als Symptomenbild an den passenden
Stellen wiederkehren — ebenso die hallucinatorische Ver¬
wirrtheit. Die äußeren Krankheiten würden sich in scharfen
Grenzen bestimmen lassen. Die inneren Krankheiten bieten,
je nach dem Grade der zu gründe liegenden Entartung einen
Stufenbau mit wenigen scharfen Absätzen; w T as für eine
leichte Erkrankung genügt, braucht die schwersten Irreseins¬
formen nicht zuzulassen ; ob die Entartung überhaupt sich
bethätigen muss, ist vielleicht durch äußere Lebensverhält¬
nisse bedingt. — Wie entstand nun die Entartung? Früher
fiel das Schwache im Kampfe ums Dasein, unsre Cultur
erhält es, und so zeugt es das Schwächere.
Das ist Entartung; zu ihr summiert sich die Schä¬
digung durch den Alkohol und steigert sie bis zur Fort¬
pflanzungsunmöglichkeit. — Erworbene (Alkohol-) und er¬
erbte Entartung sind nicht gleichwertig, wenn auch oft
gleichartig erscheinend. Den Nachweis der Entartung
führe Personaluntersuchung und Familiengeschichte. Er¬
stere, oft genügend, soll nie zu Liebe bekannter Ererbungs¬
verhältnisse hintangesetzt werden ; letztere kann wiederum
über Wesengleichheit verschiedener Formen der Psychosen
unterrichten. Eben diese Wesengleichheit der Formen
weist uns beim Versuche zu classificieren, auf die Grade
der Entartung zurück. Man findet 3 Gruppen: 1. Idioten,
2. Schwachsinnige, 3. Instablen ; von den letzten kann
man die Belasteten, Disponierten nicht ablösen, jeder
Entartete ist »disponiert«. Schädigende Momente ganz
verschiedener Art haben bei gleichem Grade und Modus
der Entartung doch nur einen Effect. Primäre Entartung
und hinzutretendes Krankheitsbild sind auseinander zu
halten. (Verfasser nennt die als Syndrome zu betrach¬
tenden Krankheitsbilder.) Gewisse Krankheitsformen setzen
erst bei einer gewissen Stufenhöhe der Entartung ein,
andre sehen bei den verschiedenen Entartungsgraden ver¬
schieden aus.
Das Lehrbuch der Psycho-Neurologie würde bringen
im allgemeinen Theile: 1. Localisationslehre (nach Gehirn¬
zerstörungen am Menschen beobachtet); 2. Symptomen-
lehre, (a) einfache, als Gehirnsymptome, epilept. Anfall etc.,
b) seelische Symptome: Mania, Melancholie, Delir.) Dem¬
nach stände im allgemeinen Theile, was noch nicht
aetiologisch fest oder gleich einer klinischen Einheit ist.
Der specielle Theil würde bieten (hier haben nur die
Grundpfeiler der Eintheilungsarbeit Platz):
a) Exogene Krankheiten.
1. Durch 2. Durch me- 3. Durch Über- 4. Anderweite
Gifte. chanischeEin- reizung. Formen.
Wirkung.
Grade der Entartung,
b) Endogene Krankheiten.
Instabilität Schwachsinn Blödsinn.
Syndrome.
Verfasser gibt eine Stufenfolge der Neurosen und
Psychosen, von Hysterie bis zu primärer Demenz. An¬
schließend : Dystrophia musc. progressiva etc.
Dem Gedanken des Autors, dass eine solche Eintheilung
sich rasch einbürgern und auch dem Lernenden förderlich
und fasslich sein wird, würde jeder gern beistimmen, denn
das Causalitätsprincip, das sich im Einzelfalle schon längst
Geltung verschafft hat, ist doch wohl die richtigste Norm,
die den Verf. eines Lehrbuches der Psychoneurologie
leiten kann. Gerade bei den Psychosen sucht der Laie
lebhaft nach dem aetiologischen Momente; damit, dass
wir die oft bizarren Anschauungen belächeln oder die
laienhaften Ererbungstheorien ungehört lassen, wird nichts
Positives geschaffen. Auf dem vom Verfasser vorge¬
schlagenen Wege: Erkenntnis der Ursachen der Krank¬
heiten zu suchen, würde der Schüler logisch denken
lernen, dem Lehrer eine sachgemäße Eintheilung seines
Vortrags ermöglicht werden.
Würzburg. Dr. Bernard.
Der Irrenfreund. XXXV, 5 u. 6.
Üb. d. Verhalten d. Angehörigen ggüber Geisteskranken.
(Schl.) — Voisin, Üb. Melancholie d. Frau infolge Sterilität d.
Mannes. — Syphilis d. centr. Nervensystems. — Aus Irren-An-
stalten.
Hyglela. VI, 12.
Caius, D. Schutzmaßregeln gg. d. Cholera. —- Beer wald,
Üb. gymnast, Spiele im Freien. — Schmidkunz, D. Fliegenden.
— Kassowitz, Kinderkrankhten im Alter d. Zahng. (G. Liebe).
— Vom Büchertisch. — J. Barber, Gesunde Kinder.
Gesundheit. XV11I, 16.
Finkelnburg, Socialer Seuchenboden.—Rüger, D. leibl.
u. geist. Prostitution. (Schl.) — Leichtenstern,D. epidem. Genick¬
starre. — Cocainismus. — Kl. Mitthlgen. — Rechte u. linke Hand.
Neue Erscheinungen:
Kreidmann, Ursache, Vorbeugg. u. Bekämpfg. d. Cholera. Ham¬
burg, Schmidt. (III, 168 S. m. 6 Tab.) fl. 3.60.
Bartels M., D. Medicin d. Naturvölker. Ethnolog. Btrge. z. Ur-
gesch. d. Med. Lpz., Grieben. (XII, 361 S. m. 175 Abb.)
fl. 6.60.
Ehrendorfer E., Üb. Cysten u. cystoide Bildgen d. menschl.
Nachgeburt. Wien, Deuticke. (83 S.) fl. 1.50.
Weiss J., Btrge z. Entzündgslehre. Ebd. (76 S.) fl. 1.—.
Sternberg M., D. Sehnenreflexe u. ihre Bedeutg. f. d. Pathologie
d. Nervensystems. Ebd. (XII, 331 S.) fl. 4.50.
Gray L. C„ A treatise on nervous and mental diseases. Lond.,
Lewis. 21 sh.
Allen H., Handb. of local therapeutics. Ebd. 14 sh.
Debove G. M. et Ch. Achard, Maladies du Systeme nerveux.
Paris, Rueff. 16 fr.
Militärwissenschaften.
Dopsch Dr. Alphons: Das Treffen bei Lobosltz am
I. October 1756, sein Ausgang und seine Folgen. Quellen-
kritische Untersuchungen zur Geschichte des Kriegsjahres 1756.
Graz, Styria, gr.-8°. 1892 (XI u. 250 S. m. 1 Karte), fl. 2.70.
Die bisherigen Druckwerke, welche die schlesischen
Kriege behandeln, sind, was ihre historische Seite be¬
trifft, zum größten Theile aus preußischen Quellen hervor¬
gegangen. Die Mehrzahl derselben ist auch in preußischem
Sinne abgefasst und gerade diesen verschaffte die
Gloriole und Rührigkeit der Sieger Credit und Verbreitung.
Die gegentheiligen Quellen sind wenig bekannt oder miss¬
achtet und unbenützt.
Digitized by Google
603
Nr. 19. — Obsterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
604
Zuerst war es das besondere Interesse für eine
weltgeschichtliche Begebenheit, welche das Weichbild
der Vaterstadt des Verf. zum Schauplatze hatte, dann
aber eine Anregung von fachlich competenter Seite und
schließlich ein Gebot der »lux veritatis«, welche D. zur
Anstellung der vorl. Untersuchung veranlassten. Unter
der Wirkung dieser Triebfedern hat er seine Aufgabe
meisterlich gelöst; er hat durch Vorführung und sorg¬
fältige Prüfung der bisher veröffentlichten und selbst¬
erschlossenen Quellen den historischen Werth derselben
genau bestimmt und durch scharfsichtige Analyse von
Quelle und Darstellung die Wahrheit bloßgelegt.
Der wesentlichste und höchst wertvolle Gewinn,
welcher der Welt- und Kriegsgeschichte aus D/s Studien
zufließt, ist der unumstößliche Beweis, dass Broun (Browne)
seinen Rückzug über die Eger nicht in der Nacht, sondern
am Tage nach dem Treffen bei Lobositz angetreten hat
und dass der Entschluss zu diesem Rückzuge keineswegs
irgendwelchen durch den Kampf entstandenen taktischen
Nothwendigkeiten entsprungen war, sondern einem vom
Feinde völlig unbeeinflussten strategischen Zwecke diente,
bei welchem Brouns stets bewährte Talente, seine Be¬
sonnenheit und Selbstlosigkeit im hellsten Lichte erscheinen.
Broun war nämlich durch den mit den Sachsen
vereinbarten Befreiungsplan gebunden, seinen Entsatz¬
marsch gegen Pirna nicht am linken, sondern am rechten
Elbeufer auszuführen. Auf dem linken sollten nur
Demonstrationen gegen Teplitz gemacht werden um die
Aufmerksamkeit der Preußen vom Marschziele abzu¬
lenken. Diesem Zwecke Brouns musste es nur förderlich
sein, wenn sein Abzug von dem behaupteten Kampfplatze
bei den Preußen den Glauben an ihren Sieg und an das
Unvermögen der Österreicher erzeugte, den bei Pirna
cernierten Sachsen zu Hilfe zu kommen. Dank diesem
Strategeme hat er seinen Marsch dahin nicht nur un¬
behelligt zurückgelegt und seinerseits pünktlich vollzogen,
wozu ihn das Übereinkommen verpflichtete, sondern er
hat auch die günstigsten Bedingungen herbeigeführt, welche
die Erreichung des Zweckes voraussetzte. Kaum hätte
er die Möglichkeit gefunden, dieses Hauptziel des Feld¬
zuges so leicht und seinerseits so gut zu erreichen, wenn
es ihm bei Lobositz, durch Wiederaufnahme des Kampfes
am folgenden Tage, selbst gelungen wäre, die Preußen
zur Räumung der Wahlstätte zu zwingen.
Nach Klarstellung dieser Verhältnisse wird auch
der allgemein verbreitete und sorgfältig genährte Glaube
schwinden, als hätte das Treffen bei Lobositz den Öster¬
reichern die Möglichkeit benommen, den Sachsen zu
Hilfe zu kommen; dasselbe hat diesen Zweck im Gegen-
theil gefördert und die Capitulation von Pirna erfolgte,
weil die Sachsen ihren Theil des .Übereinkommens nicht
vollzogen und auch zu vollziehen nicht vermochten. Sp.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Neue Erscheinungen:
Beiträge z. Gesch. d. deutschen Industrie in Böhmen. Hrsg. v.
Verein f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. Prag, Dominicus.
I. Hieke W., Litt. z. Gesch. d. Industrie in B. bis 1850. (XX,
133 S.) fl. 1.20. — II. Hall wich H., Firma F. Leitenberger
1793—1893. E. Denkschr. (152 S.) fl. 1.80.
Daltrop V., D. Gesetze d. Fluges. Bresl., Max. (44 S.) fl. -.40.
Redlich O. R., Fr. Hillebrecht u. Wesen er, D. Hofgarten
zu Düsseldorf u. d. Schlosspark zu Benrath. Düsseid., Lintz.
(IV, 43 S. m. 5 Lichtdr.-Taf.) fl. 1.50.
Preece W. H. and A. J. Stubbs, A manual of telephony. Lond.,
Whittaker. 15 sh.
Schöne Litteratur. Varia.
Naturalistische Dramen.
I. Schlaf Johannes: Meister Oelze. Drama in drei Aufzügen.
Berlin, S. Fischer, 1892, 8°. (103 S.) fl. 1.20.
II. Halbe Max: Eisgang. Modernes Schauspiel in vier Auf¬
zügen. Berlin, S. Fischer, 1892, 8°. (89 S.) fl. —.90.
III. H a u p t m a n n Gerhard: College Crampton. Komödie
in fünf Acten. Berlin, S. Fischer, 1892, 8°. (72 S.) fl. 1.20.
IV. Bahr Hermann: Die häusliche Frau. Lustspiel in vier
Acten. Berlin, S. Fischer, 1893, 8°. (66 S.) fl. 1.20.
Es ist keine dankbare Aufgabe, sich durch eine Reihenfolge
von Bühnenwerken der sogenannten modernen Richtung durch¬
zuarbeiten. Ein einzelnes mag ab und zu durch Sonderlichkeiten,
vielleicht auch durch Proben eines Talentes, das sich gern selbst
in den Schatten stellt, Interesse erregen; im Plural genossen, ver¬
langen sie einen Straußenmagen, da Inhalt und Form gleich
schwer zu verdauen sind. Den Inhalt beeinflussen die mehr als
zweifelhafte »naturwissenschaftliche« Grundlage, die pessimistische
Weltanschauung, das Kokettieren mit der rothen Internationale
und die Vorliebe für Kehricht und Morast in der denkbar un¬
günstigsten Weise; in der Form herrscht die nüchternste Prosa,
das Bestreben, geschlossene Sätze und abgerundete Perioden zu
vermeiden und durch die unwahrscheinlichsten Dialectmischungen
und Sprachverrenkungen die Lectüre zu erschweren. Was vor¬
gebracht wird, ist trostlos; die Manier, in der das Trostlose
vorgebracht wird, ist heillos: das können wir heute an vier Bei¬
spielen vierfach beweisen.
(I.) Meister Oelze, ein Drama von Johannes Schlaf,
soll als das relativ beste den Vortritt haben. Die Technik des
Werkes entspricht vollkommen den Anforderungen der neuen
Schicksalsdramatik, deren Recept man füglich sehr unmodern
nennen kann, weil es bis auf den »König Ödipus« des Sophokles
zurückreicht. Vor Beginn des Stückes sind große, unheilvolle
Dinge geschehen; im Stück selbst geschieht so gut wie nichts.
Vor Beginn des Stückes hat der Tischlermeister Oelze im Vereine
mit seiner Mutter seinen Stiefvater vergiftet und seine Stief¬
schwester um ihr Erbe gebracht; im Stücke stirbt der Mann an
der Schwindsucht, ohne seine (Jbelthaten eingestanden oder bereut
zu haben. Schon das bloße Geständnis wäre offenbar zu viel
der Handlung gewesen; das Husten und Blutspucken des Kranken
dünkt dem Autor wichtiger als die klare Entfaltung psychischer
Vorgänge. Der Schwerpunkt des Dramas liegt in der Feindschaft
der beiden Stiefgeschwister, deren Schilderung — ebenso wie eine
Kinderscene des zweiten Actes — unleugbar großes Talent ver-
räth; aber die Irrwege, auf denen dieses Talent wandelt, können
nicht besser markiert werden als durch ein Dialog-Fragment, das
wir wörtlich hierher setzen:
Meister Oelze (fortwährend hustend, spuckt aus).
P a u 1 i n c. Herrgott, nu gucke doch bloß!!
Meister Oelze (gibt zwischen dem Husten unarticulierte
Laute von sich\
Pauline (sich über das Ausgespuckte beugend). Blut!
Meister Oelze (wie oben).
P a u 1 i n e. Blut!
Meister Oelze (mühsam). Qu — Quatsch . . .
P a u 1 i n e. O ja, gucke doch, Franz?! — E ganz großes
Sticke?! — Das is Lunge?! — — —
Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass die
Abscheulichkeit dieser Scene keinen Leser von Geschmack und
Feingefühl nach weiteren Talentprobcn des Autors begierig macht. —
(II.) Eisgang — ein Schauspiel von Max Halbe — ist
die Ausgeburt eines offenbar sehr jugendlichen und sehr unreifen
Socialisten, ein theoretisierendes Drama, das sich in Abstractionen
gefällt, obwohl das Personenverzeichnis die herausfordernde Über¬
schrift »Menschen« trägt. Das Capital liegt auf dem Siechbett
und weiß, dass es sterben muss; die Arbeit wartet mit Ungeduld
darauf, die Erbschaft anzutreten. Ein Elementarereignis — der
Eisgang auf der Weichsel, der alle Berechnungen und Vorsichts¬
maßregeln des Capitals zunichte macht — hat als Symbol der
ganzen Bewegung zu dienen. Auch in dieser Arbeit steckt Be¬
gabung — freilich eine unausgegorene, naive Begabung. Das
Capital geberdet sich so sensitiv, dass es zum Morphium greift,
wenn in der Wirtschaft nicht alles stimmt, oder ins Wasser geht,
weil es von seiner eigenen Erbärmlichkeit durchdrungen ist; die
Arbeit betrinkt sich, um ihr Elend zu vergessen, und erscheint so
hoffnungslos versumpft, dass ihr durch den Selbstmord des
Capitals absolut nicht mehr aufgeholfen werden kann. Auf der
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605
Nr. 19. — Oestbrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
606
einen Seite nervöse Wehleidigkeit, die fast heiter stimmt, auf der
anderen eine Verthierunp, für die man kein Mitleid aufbringt;
hüben und drüben eine rührende Unkenntnis des Lebens und über
dem Ganzen der Geist eines Dichters, der nicht weiß, was er will
und nicht begreift, was andere wollen. Die Keule ist eine nicht
zu verachtende Waffe; wenn sie aber von einem Kinde gehand-
habt wird, verliert sie viel von ihrer Gefährlichkeit. Zum Schlüsse
eine kleine Stilprobe:
»Pu! — Drähonntwintig Johr’ sänn äck bi Aennc äm Dehnst
wäst! Aeck häww’ mi ahfmaracht, dat mi dä suhre Schwellt
rungerlohpe äs! Onn woito häww äck’t brocht? Vom Sehwihn-
jong tom Knecht! Onn mihne Majell mott Säck’ drohge! Päää!«
— Auch uns ist bei dem Studium dieses mit Thier lauten garnierten
Danziger Dialectes »dä suhre Scluvcht rungerlohpe« oder zu
deutsch: der saure Schweiß heruntcrgelaufen! —
(III.) Gerhart Haupt man n’s Komödie: »College
Crampton« ist eine Charakterstudie und kein Theaterstück.
Die Figur des Helden, eines verbummelten, trunksüchtigen Akademie-
Professors, reicht weit über die ästhetische Grenze des Lustspiels
hinaus, aber sie ist mit Sorgfalt Umrissen und mit Liebe ausge¬
führt. Das gesammte Beiwerk und die Handlung der Komödie
zeichnen sich durch unsägliche Plattheit aus. Auf das Werk
näher einzugehen ist nicht nöthig, da es aus mehrfachen Dar¬
stellungen — auch am Burgtheater — hinlänglich bekannt ge¬
worden ist.
(IV.) Dagegen hat das Lustspiel »Die häusliche Frau«
von Hermann Bahr eine Aufführung in Wien nicht erlebt, obwohl
unserem vielgeprüften Publicum die Gefahr bereits nahe genug
stand. Im Ausstellungstheater, das im Vorjahre seinen Gästen
eine sehr gemischte Kost vorsetzte, hätte auch eine naturalistische
Elite-Truppe, auftreten und neben anderen Herrlichkeiten diese
»häusliche Frau« feilbieten sollen; allein der fürchterliche Miss¬
erfolg, den die probeweise Vorführung des Stückes in Berlin er¬
zielte, machte das ganze Project noch rechtzeitig zu Wasser.
Die Wiener haben alle Ursache, den Berlinern für ihr vernich¬
tendes Urtheil herzlich dankbar zu sein, denn die Frivolität des
Verf. wird höchstens noch von seiner dramatischen Unfähigkeit
übertroffen. Es ist in einem ernsten, wissenschaftlichen Zwecken
gewidmeten Blatte geradezu unmöglich, den skandalösen Inhalt
dieses »Lustspieles« zu erzählen, das die Zoten des Palais-Royal-
Theaters gerne überbieten möchte, aber in seinem eigenen Sumpfe
kläglich stecken bleibt. Unter dem Personenverzeichnisse findet
sich die für alle Litterarhistoriker der Zukunft hochwichtige An¬
merkung: »Geschrieben vom 3. Februar auf den 10. März 1891
zu Linz a. d. Donau.« Wir bitten jetzt nur noch um die Be¬
kanntgabe der Straße und Hausnummer, damit wir mit den
Sammlungen für eine Gedenktafel baldmöglichst beginnen können.
J. Meinhard.
Rüttenaue r Benno: Der kleine Bolland oder Acta
Sanctorum minora, d. i. Zwanzig frommheitere Legenden in an-
muthige u. höchst erbauliche deutsche Reime gebracht v. P. Hilarius
k la Santa Clara O. S. F. München, Dr. E. Albert & Co.
(1893). 8°. (VI u. 88 S.) fl. —.90. Durch ein vorgesetztes Motto
aus Janssen (Jansen schreibt der Vf.) sucht R. den Eindruck zu
erwecken, als handle es sich ihm in dem vorl. Büchlein um harm¬
losen Humor, den auch ein frommer Sinn gelten lassen müsse.
In Wahrheit aber enthält das Heft eine Reihe von blasphemischen
und zum Theile selbst unzüchtigen Geschichten, vor denen gewarnt
werden muss. Die Form der »Legenden« ist jene affectiert-saloppe,
die wir Heine u. seinen Nachtretern verdanken, Geist und Witz
fehlen gänzlich.
österr.-ungarische Revue. Jhg. VIII, (Bd. XIV). 6.
Wiesenthal, Zinstaxen u. Strafgesetze gg. d. Zinswucher.
— Kralik, Üb. d. Naturschöne. — Penka, D. Kupferzeit in
Europa. — Waldeck, F. Presern, D. Dichterfürst d. Slovenen.
— E. Keiter, Grabschriften u. Marterln in d. Alpen. — Geistiges
Leben in Österr.-Ungarn: Schmidt, Gesch. d. Erziehg. d. bayr.
Wittelsbacher (—r—); — Prem, M. Greif (J. E. W.). — Gedichte
v. F. Pichler, Petöfi, Mickiewicz, BerwiAski, Kranewitter, M. Meyer.
Deutsche Rundschau. XIX, 12.
Ilse Frapan, Stilles Wasser. Novelle. — P. Heyse, Gius.
Gioach. Belli noch einmal — E. Haeckel, D. Urbewohner v.
Ceylon. — Friedländer, D. Christenverfolggen d. röm. Kaiser.
— Rodenberg, E. Frühlingsfahrt nach Malta. V. — H. Grimm,
Armeleutemalerei. — Th. Fontane, Aus d. R esengebirge. —
Frey, G. Keller-Reliquien. — Wirtschafts- u. finanzpolit. Rdsch.
— Polit. Rdsch.
Prohaska's lllustr, Monatsbände. V, 1 u. 2.
(1.) CI. v. Glümcr, Dünninghausen. Roman. (Forts, in Bd. 2.)
— Arnold, D. tolle Junker. — Heuberg, Maur. Prachtbauten
in Afrika. — Ritter, Fritz Harkort. — Seel mann, D. Mensch
als Naturproduct. — Schlegel, D. Bora. — Grosse, Mesopo¬
tamien im Lichte d. heut. Wissenschaft. — (2) Andrews, D.
Studentin. Erz. — Schwarz, München, d. Residenz d. Gambrinus.
Bergen, D. Erwärmg. d. Erdballs. — Giesebrecht, D. Wasser¬
werke in Tegel b. Berlin. — Magnus, Wie d. Sprache u. Schrift
entstand. — Grützner, D. Unglücksfälle in d. Alpen. — Miscellen.
Deutscher Hausschatz. XIX, 17.
Bach, Rivalen. — Kerner, E. Capitel v. Reisen in d. Alpen.
— May, D. Mahdi (Forts.). — Schmid, D. Cholera. — D. Mit¬
glieder d. Centrums im deutschen Reichstage. — Riotte, D. gelbe
Mops. — Für die Frauenwelt. — Gedichte v. F. W. Weber,
M. Herbert. P. Sandhage, A. Schupp. — Schatzkästlein f. Freunde
Kneipp’scher Heilmethode. — Männer d. Tages.
Zur Guten stunde. (Berl. Deutsches Verlagshaus, Bong & Co.).
VII, 2.
Max, Regensburg. — v. Reichenbach, Frauen. Roman
(Forts.). — Preyer, Lebensideale. .— Dobert, Im Reich der
Lüfte. I. — Berger, Bäder u. Heilcuren. — Haidheim, Pflicht
u. Wunsch. Roman (Forts.). — Stocssel, Wc are seven (Forts.X
— Feuilleton. — Kunstbeilagen: Rosenstand, E. Leckerbissen;
— v. Duditz, Zw. 2 Feuern; — Veith, Anno dazumal. —
Gratisbeil.: Uhland, Ged. u. Dramen. II. Lief. 1 b.
Moderne Kunst. Ebd. VIII, l.
Nagel v. Brawe, Unsere lieben Lieutenants! — Böh lau,
Im alten Rödchen zu Weimar. Novelle. — Dobert, Fechterinnen.
— Hevesi, Aus böhm. Bädern. — Cordei, Blumen. — Zick-
Zack. — Kunstbeilagen: Nonnenbruch, Flora; — Fechner,
Belauscht: — Meyerheim, Affentheater; — Andreotti,Billetdoux.
Przeglqd Powszechny. XXXIX, 117.
Morawski, Erzählg. d. Bekenners. — Caro, D. Wucher
in Galizien. III. — Krotoski, Geschichtl. Märchen u. Fälschgen.
III. - Czaykowski. D. Kampf d. staatl. u. confessioncllen
Schule in Amerika. — Sas, Alex. Ijorenzowicz. III. — Badeni,
Zusammenkunft in Welehrad. — Litterar. Rdsch. u. a.: Weiss,
Apologie IV. (Czaykowski); — Goehre, 3 Monate Fabriks¬
arbeiter u. W ettstein - A d e 11, 3V2 Monate Fabriksarbeiterin. —
Meschler, D. Leben uns. Herrn Jesu Christi (Piqtkiewicz). —
Szcrlowski, Aus d. orthod.-russ. Presse. — Berichte aus d<
Gebiete d. Religion, Wiss. u. Gesellschaft.
Neue Erscheinungen-
Avenarius Ferd., Lebe! Dichtg. Lpz , Reisland. (100 S.) fl. 1.20.
Grotthuss Baronin Elis. v., Fünf Novellen, der Wahrheit nach¬
erzählt. IV. Bd. Augsbg, Schmid. (111, 60, 59, 51, 44 S.)
fl. 2 . 10 .
Justinus O., E. Proletaiierkind. Humorist. Roman aus d. Berl.
Leben. 2 Bde. Brcsl., Schles.-Verl.-Anst. (235 u. 315 S.) fl. 4.50.
May Max, Der vierte Stand. Bilder aus d. Arbeiterleben d.
Ggwart. Frankf. a. M., Kocnitzer. (101 S.) fl. —.36.
Moor, Anna v., Was e. Sonnenstrahl erzählt. Alpenmärchen.
München, Poessl. (III, 90 S.) fl. —.72.
Nemirowitsch-Dantschcnko, Jsrael in Waffen. Unter d.
Juden Daghestans. Lpz., Slav. Buchhdlg. (III, 136 S.) fl. —.60.
Im Verlage der Jos. Roth’schen Buchh. in Stuttg. werden in
Bälde » Lucas v. Führich's Ausgewählte Schriften und Gedichte .
Im Einvernehmen mit der Familie hrsg. u. mit e. einleit. Bio¬
graphie versehen v. H. v. Wörndle« erscheinen.
Bei Bachem in Köln befinden sich in Vorbereitg.: Dine klage
'»Die Dorfnihilistin u. andere Novellen « (fl. 2.40), Gerard
»Plündere den Nächsten /« ^fl. 2.40) u. Herbert » Baalsopfer* r
Novellen (fl. 1.95.) — Der lyrische Nachlass Rob. Hamerlings
erscheint unter d. Titel » Aus Stiftinghaus « in der Verl.-Anst.
u. Dr.-A.-G. in Hamburg (fl. 2.40). — D. deutsche Übersetzg. d.
neuen Wkes. v. Graf Tolstoj * Gott im Menschen « wird in Kürze
in d. deutschen Verl.-Anst. in Stuttg., die vom Verf. selbst e.
Copie s. Mscr. erhalten hat, erscheinen.
Histor.-politische Blätter. CXII, 5.
Samson, D. Bedeutg. d. Sachsenspiegels z. Lösg. kirchl.
u. culturgeschichtl. Fragen. — Falk, Kettenbücher. — Schlenz,
Über Josue v. Ebers. — Ed. Vogt, Z. Litt. üb. d. soc. Frage.
— Zcitläufe: Vom Parlamentarismus überh., aus Anlass d französ.
Neuwahlen. — D. internat. Socialistencongress in Zürich. — Zum
deutschen Humanismus (Albr. v. Eyb).
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607
Nr. 19. — Obstrrrrichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
608
Die neue Zeit. XI, II. 49 u. 50.
(49.) Organisation d. Handwerks. — Ernst, Guy de Mau¬
passant. — Erd mann, D. deutsche Gymnasiast v. heute. —
E. Schwärmer f. Sibirien. — Litterar. Rdsch. — Schugoy, See¬
mannsfrau (Schl, in Heft 50). — (50.) D. neueste Verschlechterg.
d. Landtagswahlrechts in Preußen. — Branting, D. Arbeiter-
bewegg. in Schweden. — Zur Kritik d. Statist. Materials im
»Socialpolit. Hdb.« v. Dr. Lux. — Sutor, Aigues-Mortes, —
Hardegg, Einige Worte z. ethischen Bewegg. — Notizen.
Die Grenzboten. LH, 34—37.
(34.) Bähr, D. Lehren d. jüngsten Vcrggheit. — D. athen.
Volksmoral im Drama. IV. (V. in Heft 37). — Groth, Ch. Kingsley
als Dichter u. Socialreformer II (III. in Heft 37). — E. Nacht
auf d. Brocken. — (35.) D. deutschsociale Bewegg. — Z. Wohngs-
frage. — Aus DeutschldS trübster Zeit. — Lauter Einbänder. —
Von uns. Hochschulen. — (36.) Classcnbewegg. u. Nationalitäten¬
politik in Österreich (Schl, in Heft 37.) — Z. Silberfrage. —
Zimmermann, D. Münchener Ausstellgen. I. — Bähr, D. frühere
Kurhessen. — (37.) Sursum corda! — In jedem Hefte: Maßgeb¬
liches und Unmaßgebliches; Litteratur; Schwarzes Brett.
Die Nation. X, 48—50.
(48.) Polit. Wochenübersicht (in jeder Nr.) — Barth,
Volkswirtschaft!. Vivisection. — Alex. Meyer, D. Unlleiß d.
Studenten. — ***\ Z. auswärt. Politik Frkrchs. — Gau pp, D.
Schlussbd. v. Spencer’s System d. Phil. — Bettel heim, Selbst¬
porträts v. W. Scherer. — Zerbst, D. Geschwindigktsproblem
auf dem Meere. — (49.) Barth, Reichssteuerpläne. — Bam¬
berg er. Üb. falsches Geld aus echtem Silber. — Kurclla,
J. M. Charcot. — Crüger, D. Erwerbs- u. Wirtschaftsgenossen¬
schaften i J. 1892. — Hansson, D. Böcklin’sche Pan. — Heil¬
born, Socialist. Volkslitt. — Oswald, D. Lyceum in London
(Schl, in Nr. 50.). — (50.) Barth, Unlösbare Steuerprobleme. —
Schräder, D. neue Organisation d. Handwerks. I. — Lippert,
D. Lage in Böhmen. — Staatl. Überwachgg. d. Seeschiffe. Von
e. Schiffsrheder. — In jeder Nr.: Theater- u. Bücherreferate.
Beilage z. Allgem. Zeitung. Nr. 202—214 (1.—15. Sept. 1893.)
(202.) Schwicker, Montesquieu u. d. Verantwortlichkt d.
Räthe d. Monarchen. I. (II in Nr. 203.) — (203.) Hahn, Hoch¬
zeitsgebräuehe b. d. Kabardinern. — (204.) D. animistischen Vor¬
stellgen d. ältesten Inder. — Mahrenholtz, Jean Lemaire. —
D. Reform d. französ. Orthographie. I. (II in Nr. 205). — (205.)
Kilian, Goethe’s »Götze auf d. Bühne. I. (II in Nr. 206). —
(206.) Sander, Nachlese z. Streit üb. d. Apostolicum. III. —
(207.) Jordan, E. Truggeist. Tenzone. — Ideale Welten in Wort
und Bild. — (208.) v. Sch., Thaggie. E. culturgesch. Studie. I.
(11 —IV in Nr. 209—211) — v. Berlepsch, Noch e. Wort üb.
K. Stauffer. — (209.) D. öffentl. u. d. Privatanklage. — (210.)
Leverkühn, Sofia-Pemik. — (211.) Sander, E. neuer Luther¬
fund. — (212.) Bleibtrcu, D. französ. Reiterei. — Edward,
Jens P. Jacobsen. 1. (II in Nr. 213). — (213.) de Terra, Weder
Communismus noch Capilalismus — (214.) Jordan, D. span.
Muse jenseit d. Oceans. — C. Sitte, Die Schönheit d. Armes.
73; Pädag. 224; Gesch. 155; Geogr. 19; Juridica 220; Med. 1379;
Nalurwiss. 850; Bild. Künste 19; Musik 7; Land- u. Forstw. 20;
Versch. 38.
Personalnachrichten.
Gestorben: Am 31. Aug. in Södermanland d. früh. Ob.-
Bibliothekar Gust. Ed. Klemming, gcb. 1822. — Am 4. Sept. in
Genua d. Lustsp.-Dichter Gaet. Corsi. — Am 8. Sept. b. Moskau
d. russ. Schriftst. N. D. Achschaurow, 74 J. alt. — Am 9. Sept.
in Nordhausen d. Botaniker Prof. Kützing, 87 J. alt. — Am
16. Sept. in Göttingen d. Prof. d. dass. Phil. Geh. Rath Dr. Herrn.
Sauppe, 84 J. alt. — Am 23. Sept. d. Director d. meteorolog.
Centralanst. in München Dr. K. Lang. — Prof. d. systemat.
Thcol. u. Kirchenhistoriker an d. schott. Univ. St. Andrews
Dr. Cunningham.
Ernannt: D. Prof. d. engl. Philol. in Gießen Dr. J. Holt¬
hausen z. ord. Prof. d. german. Sprachen an d. Univ.-Göteborg.
— A. o. Prof. Dr. Ladisl. Ant. Gluzifiski zum ord. Prof, der
allg. u. experim. Pathologie in Krakau. — A. o. Prof. Dr. Emil
v. Ottenthal z. ord. Prof. f. allgem. Gesch. u. histor. Hilfs¬
wissenschaften in Innsbruck. — Privatdoc. tit. Prof. Dr. He gier
d. ev.-theol. Fac. in Tübingen z. a. o. Prof. f. histor. Theol. das.
— D. Prof. d. polit. Oek. an d. deutsch. Univ. Prag Dr. Emil Sax
ist in d. bleib. Ruhestand getreten.
Habilitiert: D. Prosector an d. anatom. Anst. in Würzburg
Dr. M. v. Lenhossek (aus Budapest) an d. med Fac. in Würz¬
burg. — Realsch.-Oberl. Dr. Emil Häntzschel f. mathem. Physik
an d. Techn. Hochsch. in Berlin. — Dr. Otto Op et f. deutsche
Rechtsgesch. in Bern. — Dr. R. May u. Dr. Fritz Voit f. innere
Med., Dr. Ad. Schmidt f. Chirurgie, Dr. Max Cremer f. Physiol.
u. Dr. F. X. Bruckner in d. jurid. Fac., sämmtl. an d. Univ.
München.
Wichtige Novität!
In meinem Verlage ist soeben erschienen und durch jede
Buchhandlung zu beziehen:
Jesus Christus
im Kranze seiner lieben Engel und Heiligen.
Römisches Novenenbuch für die Feste des katholischen
Kirchenjahres von P. Philibert Seeböck O. S. Fr. Mit
Approbation des f.-e. Ordinariates Salzburg und Erlaubniss
der Obern. 592 S. kl. 8°. mit doppeltem Chromotitel. Preise:
Geb. Leinw. Rothschn. fl. 1.—, (M. 1.80); Leinw. Goldschn.
fl. 1.15, (M. 2.15); Leder Rothschn. fl. 1.20, (M. 2.25); Leder
Goldschn. fl. 1.40, (M. 2.40); Chagrin Goldschn. fl. 1.55,
(M. 2.70); Chagrin mit Schliesse fl. 1.80, (M. 3.20); Saffian
Rothschn. fl. 2.30, (M. 3.80); Saffian Goldschn. fl. 2.40, (M.4.—).
Postporto pro Exemplar 10 kr. (20 Pf.)
Die oberhirtliche Approbation emfiehlt dieses elegant aus¬
gestattete, vollständigste Novenenbuch »als sehr geeignet,
die Verehrung Gottes in seinen Heiligen zu beför¬
dern«, und ist wohl der weitbekannte Name des hochw.
Herrn Verfassers, der viele der Novenen im Urtexte in Rom
und anderen hl. Stätten mit Fleiß gesammelt, Bürgschaft
genug für die Vortrefflichkeit des Andachtsbuches.
Notizen.
Von Sept. 1892 bis Aug. 1893 sind 3688 neu erschienene
Doktor-Dissert., Habilitationsschr., Programmabh. etc.
b. d. »Centralstelle f. Dissertationen u. Progr. v. Gust. Fock in
Lcipz.« eingegangen u. in dem v. ders. hrsg. »Bibliograph. Monats¬
bericht üb. neu ersch. Schul- u. Universitätsschriften«, der einz.
Bibliographie f. diese Litt., verzeichnet worden. D. Mehrzahl dieser
Schriften ist nicht in d. Handel gekommen. Auf die einzelnen
Fachwissenschaften vertheilen sie sich folgendermaßen: Class.
Phil. 327; Neuere Phil. 248; Orientalia 66; Theol. 43; Philosophie
Verlag von Anton Pustet in Salzburg.
M ri n7 ’ ist das beste und ausführlichste Conversations-
Lexikon auf katholischem Standpunkte und zugleich
das billigste Conversations-Lexikon großen Umfanges. Vierte, neueste Auflage. 13 Bände in Halb¬
franz gebunden ä Mk. 7.30
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie direct durch die
Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg.
Von der neuesten vierten Auflage haben wir einige ramponirte, nur leicht beschädigte Exemplare, welche jedoch nicht
mehr als neu verkauft werden können, statt Ladenpreis Mk. 94.90 = fl. 57.— zu Mk. 60.— = fl. 36.— abzugeben. Letzterer
Preis versteht sich gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrages. Die Obig
anz’ Realencyclopädie
ln Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St.Norbertus« Buch - und Kunstdi uckerei, Wien, rff. §?ldignsse f.
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Nr. 20.
Wien, 15 . October 1893 .
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u.Recensions-Exemplare werden erbeten V11V sind zu richten an die Administration
andic Adresse: Dr. Franz Schnü rer, des »Österreich Mtteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. D R * FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1 . und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjfthr. fl. 3. —
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbartua"-Varlagahandlung In Wlan III, Seidigaase 8, wohin auch alle Ineeraten-Auftrlge au rlohten sind.
Preise der Inserate: «/« S.fl.20.— = Mk.36.—. */» S. fl. 10.50 = Mk. 19.-. '/* S. fl. 7.— = Mk. 12.60, */• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, >/i» S. fl. 2.26 = Mk.4.— .
INHALT: |
Preger W., Geschichte der deutschen Mystik
im M.-A. III. Bd. |
Archiv f. Litteratur- u. Kirchengeschichte des
M.-A. VII. Bd. |
Duerm Ch. v., Vicissitudes Politiques du Pouvoir 1
temporel des Papes de 1790 a nos jours.
(Sämmtl. v. Prof. Dr. P. Cölestin Wolfs-
g ruber.)
Schoepfer Aem., Geschichte des A. T. I. Halbbd.
(Theo!.-Prof. Othm. Mussil.)
Treppner Max. Ephraim der Syrer. (Ders.) !
Besl Al., Die Beerdigung u. die Verbrennung j
der Leichen. (F. v. Dahl au.)
Wen dt F. M., Die Seele des Weibes. (Aug.
Rösler.) |
K u r t D. N., Das Freiheitsdogma in seinen neuesten i
Gestaltungen. (F. M. S.)
Wastl J., Das k. k. Staatsgymnasium in Unter- ,
Meidling. j
Sass J., Deutsches Leben zur Zeit der sächs.
Kaiser. (Dr. Rieh. Müller, Official an der t
»Albertina«.) I
Menzel V., Deutsches Gesandtschaftswesen im
M.-A. (N.-ö. Statth.-Archivsofficial Dr. Adb.
Starzer.) i
Natzmer Gn. E. v., Lebensbilder aus dem Jahr- j
hundert nach d. großen deutschen Kriege.
(Bh.)
Beiträge zur Geschichte der deutschen Studenten- I
schaft Wiens. (—ü—.)
Gelbhaus S., Mittelhochdeutsche Dichtung in
ihrer Beziehung z. biblisch-rabbin. Litteratur.
(-bl.)
Kraus A., Goethe a Cechy. (Dr. J. Karäsek.)
H e 11 n e r H, Litteraturgeschichte des X VIII. Jahrh
III.: Die deutsche Litteratur 1, 2. (Dr. F.
Schnürer.)
Primoiic A., Zur. Homerlectüre. (Univ.-Bibl.-
Beamter Dr. H. Bohatta.)
Kummer K. F.. Deutsche Schulgrammatik.
Lehmann J., Leitfaden für den Unterricht in
der deutschen Grammatik.
Max R. v. Wachstein Em., 82 Lebensjahre. (Geh. |
Rath Jos. Frh. v. Helfert.) i
Meisterwerke der Holzschneidekunst. XV. |
S c h e d a J. v., Generalkarte der Balkanhalbinsel,
umgearb. v. A. Steinhäuser. (L.)
Kiepert’s Großer Handatlas. (A. B.)
Cohn G. System der Nationalökonomie. (Friedr.
Frh. v. Weichs.)
Kiräly J. v., Geschichte des Donau-Mauth- u.
Urfahrrechts der Stadt Pressburg. (Landes¬
archivs-Adjunct Dr. A. Mell.)
Prosch A., Bauer R. u. Wehr O., Die elektr.
Einrichtungen der Eisenbahnen. (Ober-Ingen.
Privatdoc. Max Jüllig.)
Dramatische Curiosa: K. Landsteiner, Der
Antichrist. — R. Kralik, Kraka. — W. von
Wa r t e n e g g, Mozart. — K R a a b e n, Voltaire
u. Lessing. — S. Fixer, Der Börsenfaust. —
L. Sigert. Auferstanden. — F. Wichmann,
Moderne Kinder. — E. Stella, Schloss Arn¬
heim. (J. Meinhard.)
Notizen: Brief Max Bewer’s. — Zum Process
Hamann-Haeckel. — Deutsche Gesellschaft
für Christi. Kunst.
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie. — Vorbereitete
Bücher.
Theologie.
I. Preger Dr. Wilhelm: Geschichte der deutschen Mystik
Im Mittelalter. 3. Theil. Leipzig. Dörffling & Franke, 1893.
gr.-8°. (VIII u. 419 S.) fl. 5.40.
II. Archiv für Litteratur- und Kirchengeschichte des Mittel¬
alters, herausg, v. P. Denifle und Frz. Ehrle S. J. Mit Unter¬
stützung der Görres-Gesellschaft. VII. Bd. Freiburg, Herder, 1893.
gr.-S°. (420 S.) fl. 12.—.
III. Duerm Charles van, S. J.: Vicissitudes Politiques du
Pouvoir temporel des Papes de 1790 a nos jours. Lille,
Descltfe 1893. gr.-8°. (450 S.)
(I.) Unsere Zeit der äußersten Veräußerlichung
pflegt doch mit liebevoller Hingebung das Studium einer
Erscheinung der lieblichsten Verinnerlichung, der deutschen
Mystik des Mittelalters. Seit Schmidt die Theilnahme
für Tauler und die Gottesfreunde im 14. Jahrhundert
erregt hat, fehlt es nicht an Männern, welche die Hand
an das schwache Flämmlein halten, damit es vom rauhen
Hauche des Zeitgeistes nicht ausgelöscht werde. P. steht
durch das obgen. Hauptwerk seines Lebens, von dem der
erste Band 1874 erschienen ist, an erster Stelle. Im vorl.
dritten Bande handelt er über Tauler (S. 3 — 241) und
den Gottesfreund im Oberlande (S. 246—418). Dass
uns P. gegenüber dem Zergliederer Denifle den Gottes¬
freund gerettet hat, dafür sind wir ihm besonders ver¬
pflichtet. Wir sind ganz einverstanden, dass es »mit
der selbstbewussten gebieterischen Forderung Denifle’s, in
Bezug auf die Gottesfreunde müsse die Litteraturgeschichte
umgearbeitet werden, doch wohl noch gute Wege habe«
(S. 289). Man kann sich ja auch nach den beigegebenen
Facsimilia aus den Autographen der Schrift des Gottes¬
freundes und Merswins (S. 419) nur wundern, wie Denifle
behaupten konnte, dass die Autographie des Gottesfreundes
mit der Merswins bis auf die feinsten Nuancen überein¬
stimme. Der erste Theil von P.’s Arbeit handelt über
Tauler, sein Leben (S. 90—143), seine Lehre (S. 144
bis 410) und gibt wertvolle kritische Untersuchungen
über seine Schriften (S. 3 — 89). So sehr wir diesen
beipflichten, können wir betreffs der Darstellung der Lehre
die Bemerkung nicht unterdrücken, wie es wahrhaft
schmerzlich und beschämend ist, dass selbst Männer,
denen Übelwollen gegen die katholische Kirche fremd ist,
reden wie P. es S. 234 thut. »In Taulers Lehre
lebt ein evangelisch reformatorischer Geist. Er erweist
sich vor allem darin, dass er überall an die Stelle der
bloß sachlich und magisch vermittelten Gemeinschaft mit
Gott die unmittelbare persönliche Gemeinschaft und die
selbständige Erfahrung des Göttlichen treten lässt und
das Wesen der Kirche in die Innenseite ihres Lebens
setzt, womit er das religiöse Leben frei macht von dem
Banne der todten Satzungen, der todten Werke, der
Autorität der Menschen.« Es ist doch täglich die Ge¬
legenheit geboten, sich zu überzeugen, dass dem Katho¬
liken der Zutritt zu Gott nicht minder ungehindert und
unmittelbar sei als dem Protestanten und gegenüber
P., der im vierten und letzten Bande seines hoch¬
bedeutenden Werkes die übrige oberdeutsche und die
niederländische Mystik behandeln wird, wolle die Bitte
verstattet werden, wohlwollend zu blicken auf das Wort
der Nachfolge Christi (IV, 11, 2): »Ich muss mir’s ge¬
nügen lassen, im wahren Glauben zu wandeln, bis der
Tag der ewigen Klarheit anbricht und die Schattengestalten
vergehen. Wenn aber gekommen sein wird was voll¬
kommen ist, dann wird der Gebrauch der Sacramente
aufhören, weil die Seligen in der himmlischen Glorie
sacramentaler Arznei nicht bedürfen.«
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612
Nr. 20. — Obstbrrbichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
(II.) Der siebente Band des »Archiv« bringt zwei
Publicationen von Ehrle, die Fortsetzung der Mittheilung
neuer Materialien zur Geschichte Peters von Luna (Stück
18 bis 41) und die Chronik des Garoscus de Ulmoisca
und Bertrand Boysset (S. 311—420). Unter jenen
Schriftstücken bietet keines des Neuen und Interessanten
so viel als die Denkschrift zugunsten Benedicts XIII. vom
September 1399, welche Ehrle zum erstenmale abdruckt
(S. 65 — 97) und kritisch bevorwortet (S. 59 — 64.) Sie
sollte den Herzog von Orleans zur Übernahme der Be-
schützung Benedicts bewegen, indem sie ihm die wahren
Urheber der so leidenschaftlichen Befeindung Benedicts,
ihre Taktik und ihre Ziele darlegt. Durch die Acten*
stücke 24 ff. füllt Ehrle die Lücke aus, welche bisher
über die Verhandlungen zwischen Avignon und Paris
vom Octöber 1399 bis zum März 1403 bestand.
Nr. 31 theilt die Titel einer Reihe von Schriftstücken
mit, welche viel Licht über die Maßnahmen verbreiten
könnten, durch die der Herzog seine Schutzherrschaft
zu verwirklichen suchte und welche bis jetzt im vati-
canischen Archiv nicht aufzufinden waren. »Es kann
diese Mittheilung die Aufspürung der Documente selbst
veranlassen und erleichtern.« (S. 166). Für das von
Ehrle behandelte erste Jahrzehnt der Regierung Peters von
Luna enthalten Boyssets Aufzeichnungen eine Reihe
wertvoller, beim Schweigen aller anderen Quellen gerade*
zu unentbehrlicher Mittheilungen. Daher brachte er sie
aus dem Pariser Autograph neuerdings zum Abdruck
(S. 317 — 395.)
(III.) Der Geschichtschreiber der Zukunft wird un¬
sere Zeit dem Revolu.tionszeitalter beizählen. Sie hat
diesen Charakter auch an dem Staate, in welchem das
Oberhaupt der Kirche die weltliche Herrschaft schon im
zweiten Jahrtausend übte, nicht verleugnet, ihn vielmehr
an demselben in der ganzen Hässlichkeit und Grässlich¬
keit geoffenbart. Eine Geschichte, welche diese Ereig¬
nisse klar und wahr im Zusammenhänge vorführt, muss
ebenso interessant als lehrreich sein. Genau dies leistet
Duerms Werk. Es erzählt die Schicksale der weltlichen
Herrschaft des heiligen Stuhles von dem Zeitpunkte an,
als ihm die constituierende Nationalversammlung Avignon
wegnahm bis zum Schreiben vom 15. Juni 1887, in
welchem Leo XIII. gleich seinem Vorgänger gegen die
Auflösung der letzten Reste des Staates Verwahrung ein¬
legt und Restitution fordert. Der Verf. war in der Lage,
monumentale Actenstücke mitzutheilen. Napoleon I. und
Pius VI. und VII., Napoleon III. und Pius IX, Cavour und
Victor Emanuel sprechen persönlich zu uns. Auch die
deutsche Litteratur hat der Autor beigezogen, wenn auch all¬
zu spärlich. So möchten wir aufrichtig wünschen, dass bei
einer Neuauflage des Cardinais Rauscher nicht vergessen
werde. Kein Bischof, Dupanloup nicht ausgenommen,
hat jeden Schritt’ der vorschreitend^n Revolution so ge¬
nau beobachtet und sich ihr so energisch entgegengestemmt
wie Rauscher. Es wäre ein großes Unrecht, dies zu
übersehen. Die vier Bände seiner gesammelten Schriften
liefern der. Beweis, dass er seit 1848 keine der grellen
Verletzungen der Gerechtigkeit unbeantwortet gelassen
hat. Seit 1859 kommt Cardinal Rauscher fast in jeder
seiner zahlreichen Enuntiationen auf die weltliche Herr¬
schaft zu sprechen und als Napoleon mit dem Plane
hervortrat, einen europäischen Congress zusammenzurufen,
(vergl. die Schreiben Napoleons und Pius IX. bei Duerm
S. 296 ff. und 298 ff.) war es Rauscher, der eine zurVor-
------ * -
läge beim Congresse bestimmte sehr energische Erklärung
abfasste, welche er von den Bischöfen von Belgien, Deutsch¬
land, England, Holland, Irland, Österreich, Schottland
und der Schweiz, im Ganzen 150, unterzeichnen ließ
und am 14. Februar 1860 an den Papst einschickte, der
am 5. März dankte. In dieser »Erklärung« sagt Rauscher
u. a: »Wenn der friedliche Thron des Heiligen Vaters
durch solche Mittel gestürzt werden darf, so ist das
Band des europäischen Völkerrechtes zerrissen. Wenn
die Ansprüche, die man im Namen der Nationalität er¬
hebt, mehr gelten als das Gesetz Gottes und die Pflichten
des bürgerlichen Gehorsams, so ist über die mächtigsten
Reiche Europas das Urtheil des Zerfalles gesprochen,
oder es ist unverletzter Fortbestand doch keine Frage
des Rechtes mehr sondern nur eine Frage der überlegenen
Gewalt und des Zusammentreffens günstiger Umstände.«
Wien. Dr. Cölestin Wolfsgrub er.
Schoepfer Dr. Aemilian, Prof, an der f.-b. theol. Diöc.-Lehr-
anstalt in Brixen: Geschichte des Alten Testaments mit
besonderer Rücksicht auf das Verhältnis von Bibel und Wissen¬
schaft. I. Halbbd. Brixen, Buchh. des kath.-pol. Pressvereins.
1893. 8°. (VIII u. 240 S.) fl. 1.50.
Der Verf. spricht in der Vorrede von seinem Werke
als einem »gedrängten Lehrbuche, zunächst für die Can-
didaten des Priesterthums berechnet«. Für diese und
überhaupt alle Leser, welche in den Geist, »respecti ve« *)
Pragmatismus der altt. Heilsgeschichte eingeweiht werden
wollen, kann das Werk — wenigstens soweit es vorliegt
— in hohem Grade entsprechend bezeichnet werden. Es
liest sich durchwegs fließend und hellt die hl. Geschichte
in Form zusammenhängender Erzählung in vielen Punkten
auf. Allerdings muss manchesmal zum Verständnisse aus
dem bibl. Texte Eines und das Andere ergänzt werden.
Die Grundsätze, nach denen der Verf. vorgeht, hat er theils
schon durch den Titel seines Buches klar gemacht, — er will
vorherrschend Apologet sein. — theils spricht er sie in der Vor¬
rede aus. Was er da über die »göttliche Pragmatik« des A. Test.,
über den »typischen Charakter« desselben sagt, sowie über die
Nothwendigkeit, mit den Angriffen der Offenbarungsfeinde bekannt
zu werden, über die Abwehr derselben, aber auch über »die Be¬
rechtigung einer freieren Auffassung in einzelnen Controversfragen«,
unterschreibt Ref. vollständig und bezeugt auch gerne, dass der
Verf. seinen Grundsätzen im Verlaufe der Arbeit selbst treu ge¬
blieben ist und namentlich durch ein richtiges Urtheil in Dingen,
wo adhuc sub judice lis est sich auszeichnet. Z. B. S. 59 über
die Allgemeinheit der Sündflut, S. 67 die Namen in der Völker¬
tafel, S. 69 Ausdehnung der babel. Sprachkatastrophe, S. 101
über den Engel des Herrn, S. 103 die Wirksamkeit der Beschnei¬
dung (jedoch zu änigmatisch), S. 124 den Segen Judas, S. 153
den Einfluss Mosis auf die Gesetzgebung. Am gelungensten er¬
scheinen der strikt apologetische Eingang über die mit der Ur¬
geschichte verbundenen Probleme und der Abschluss der Penta¬
teuchkritik. Betreff letzterer orientiert der Verf. d i e Leser, die
er vorherrschend vor Augen hat, hinreichend und in sehr über¬
sichtlicher Weise über Stand und Tragweite dieser gegenwärtig
im Vordergründe stehenden bibl.-theolog. Untersuchung und geht
auch bei der Widerlegung sehr passend davon aus, dass, wie die
Beantwortung der Frage über die Entstehung des mosaischen
Gesetzes — Ref. sagt dazu: und über die Glaubwürdigkeit der
Urgeschichte — ausfällt, so auch das Urtheil über die Göttlichkeit
der neutest. Religion sich gestalten müsse. Dann zeigt er namentlich
vom geschichtlichen Standpunkte an der Hand der hl. Urkunden
das Unrichtige und Unberechtigte der modernen ration.-naturali¬
stischen Auffassung in augenfälliger Weise. Dem litterar-kritischen
Theile **) des Angriffes und seiner Abweisung widmet der Verf.
*) Ein aus dem Kanzleistil entlehnter, dem Verf. so geläufiger
Ausdruck, dass er ständig, S. 226 unten bis S. 228 Mitte dreimal
wiederkehrt.
**) Worin z. B. Cornills in seiner jüngsten Einleitung und
überhaupt der heutigen protestantischen Theologen Thätigkeit
nahezu aufgeht.
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Nr. 20. — O ESTER RE I CHI SC HKS Litteraturblatt. — II. Jahrganü.
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vermöge seines Planes, vom geschichtlichen Boden aus zu operieren,
weniger Aufmerksamkeit. Daher denn ajch der Erweis über die
Authentie des Pentateuch auf 4 Seiten beschränkt wird. Auf eben-
sovielen wird der Zeitraum Josues und sein Buch behandelt. Hier
muss die Darstellung, die über die bedeutendsten w inderbaren
Ereignisse einfach hinweggeht, für unzureichend erklärt werden.
Ebenso ist die Behandlung der sogenannten religiösen Alterthümer
des Volkes Israel, einer Fundgrube für Dogmatik, Typik, Liturgik
stellenweise zu dürftig, z. B. S. 161 zu wenig über Leuchter und
Schaubrottisch; S. 166 gar keine Auslegung der Priesterkleidung,
S. 167 keine Andeutung, was Urim und Thummim gewesen,
ebd. was die Salbung bedeute, S. 170 und 175 zu wenig über
das Opfermaterial, die Symbolik und Typik desselben, S. 177 über
das Opfer der rothen Kuh, S. 179 nichts über den verbotenen
Blutgenuss, S. 181 nichts über Ursprung und Alter des Sabbath,
S. 184 f. nichts über Typik des Pfingst- und Laubhüttenfestes,
nichts über die Gelübde, das Nazireat. S. 176 wäre ein Hinweis
auf S. 192 ff., wo über die Wirksamkeit des alttest. Ceremonial-
dienstes gehandelt wird, angezeigt gewesen, um über die Wirkung
der Opfer im Verhältnis zum Kreuzesopfer zumal den Anfänger
zu belehren. Solche Hinweise auf zunächst nur angedeutete und
später ausführlicher behandelte Themen vermisst man öfters (nur
S. 187 verweist Sch. auf S. 193). § 25 wird nur die Wirksamkeit,
nicht aber auch der Inhalt des alttest. Gesetzes in seinem Ver¬
hältnisse zur neutest. Offenbarung erörtert. Die socialen und
häuslichen Alterthümer, betreffs deren zur Rechtfertigung der
propädeutischen Leitung des Volkes Israel durch die göttliche
Providcnz vieles beizubringen wäre, werden gänzlich übergangen.
Auch das Schweigen über Bedeutung, Anordnung u. s. w. des
Dekalog wird unangenehm empfunden. Übrigens verfügt der Verf.
über eine reiche Litteraturkenntnis, die sich bis auf die neuesten
katholischen Publicationen vom Jahre 1893 erstreckt. Citiert sind
vielleicht zumeist solche Werke, die der Autor seinen Lesern zu¬
gänglich glaubt. In der Einleitung vermisst man: Kohlbauer,
Gesch. des A. T. (Regensb., Verl.-Anst.); Koehler, Gesch. des A. B.
(Leipzig, Deichert); später Delitzsch, Dillmann, Lamy zur Genesis;
Gieß wein zur Sprachverwirrung; Pesch, Baethgen zum Mono¬
theismus in Israel; Palmer, Ebers zur Synaiwanderung; Brugsch
über aeg. Anlehnungen; Schmalzl über Sabbath und Jubeljahr
und im Allgemeinen Behelfe über palästinische Geographie.
Brünn. Othmar Mussil,
Treppner Max: Ephraim der Syrer und seine Explanatio
der vier ersten Capitol der Genesis. Eine patristische
Studie. Passau, Abt. 1893. gr.-8°. (22 S,) 15 kr.
Eine dankenswerte Schrift über diesen Kirchenschriftsteller,
enthaltend nebst der beregten Genesiserklärung seinen Lebens¬
abriss, litterarische Thätigkeit, die Zeugnisse über ihn und Litteratur-
Belege über die Genesis aus seiner Periode. Man sieht daraus,
welch genialen Blick unsere Altvorderen mitunter besaßen, aber
auch mit welchen Schwierigkeiten sie beim damaligen Stand der
Profanwissenschaften zu ringen hatten, um in ein adäquates Ver¬
ständnis gewisser Schriftpartien einzudringen. O. Mussil.
Besi Alexius: Die Beerdigung und die Verbrennung der
Leichen, betrachtet vom Standpunkte der Religion, der Geschichte,
der Hygiene, der Gesetzgebung, der gerichtl. Medicin, der Ökonomie
und des Gefühles. Übers, von Emerike Holzinger v. Weidich.
Regensburg, Verlagsanstalt. 8°. (VIII u. 118 S.) fl. —.90.
Die Frage, ob Beerdigung oder Verbrennung der Leichen,
gewinnt täglich mehr an Bedeutung; es ist ganz ersichtlich, dass
systematisch für die Ersetzung der Beerdigung durch die Ver¬
brennung in allen christlichen Culturländern Stimmung gemacht
wird, und dies mit wachsendem Erfolge. So ist denn jeder Beitrag
willkommen, der uns zu dieser Frage von christlicher Seite geboten
wird. Der Italiener B. bietet in der vorliegenden Schrift ein reiches
Material zur Vertheidigung der Leichenbeerdigung in etwas breiter,
doch allgemein verständlicher Darstellung; besonders der aus der
Geschichte der Leichenbestattung genommene Beweis zu Gunsten
der Beerdigung ist eingehend geführt und die aus dem Gesichts¬
punkte der Hygiene und der Ökonomie gegen dieselbe vorgebrachten
Gründe werden klar und überzeugend in ihrer Haltlosigkeit dar-
gethan. Dass fast ausschließlich italienische Autoritäten zum Worte
kommen, liegt in den Verhältnissen romanischer Autoren begründet.
Die gut verdeutschte Schrift ersetzt zwar nicht vollkommen die
für uns erwünschte wissenschaftliche Würdigung der Frage vom
Standpunkte der christlichen Weltauffassung, aber sie kann als
ein recht gelungener Beitrag zur Klärung über dieselbe in weiteren
Kreisen bestens empfohlen werden. Franz v. Dahlau.
Katholica.
Zeitschrift f. kath. Theologie. XVII, 4.
Rinz, Ritschel’s Studien z. Lehre v. Gott. — Bie der lack.
Weltliche Ehegesetze u. ihre Geltg. — Limbourg, D. Analogie
d. Seinsbegriffs. — Recc. u. a: Thalhofer, Hdb. d. kath. Liturgik
(S. Bäumer); — E. Müller, Natur u. Wunder (Oberhammer);
— Ph. Schneider, D. Lehre v. d. Kirchenrechtsquellen (Bieder¬
lack); — Wke. d. P. C. A. Cattaneo S. J. I. (Heller); — Gott¬
lob, D. päpstl. Kreuzzugs-Steuern d. 13. Jhdts. (Michael). —
Analekten, u. a.: Zimmermann, J. Keble u. Card. Newman; —
Brandenburger, D. »Revue Thomiste«; — Maurer, Einige
Urtheile d Card. Migazzi üb. d. Jesuiten; — Heller, Acten der
Passauer Diöcesansynode v. J. 1438.
Pastor bonus. V. 10.
Gutberiet, Üb. d. Gnadenstand. II. — Kröffges, D. Zeug¬
nis d. menschl. Seele f. d. Dasein Gottes. — v. Wemis, Pfarrer
u. Kaplan. — Ney er, Assistenz b. Abschluss d. Ehe e. Ungläu¬
bigen. — Sebastian, Abwechslung b. Rosenkranzgebet. — Mit-
thlgen. — Bücherschau.
Gisterolenser-Chronik. V, Nr. 56.
Zwei Dcnkschr. d. Abtissin Ratzenhofer v. Rathhausen (Forts.)
— Descriptio Itineris a. D. 1720. — Kl. Btrge z. Gesch. Sehpn-
thals. — D. Candidaten d. Ordens. — Nachrr., Todtentafel, Cist.-
Bibliothek.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Analecta hymnica medii aevi. Hrsg. v. G. M. Dre ves S. J. XV:
Pia dictamina. Reimgebete u. Leselieder d. M.-A. 1. Folge, Aus
Hdschrr. u. Wiegendrr. hrsg. Leipz., Reisland. (273 S.) fl. 4.80.
Klein Prof. Fel., Card. Lavigerie u. s. afrikan. Werk. Nach d.
з. Aufl. d. franz. Orig, bearbeitet u. m. e. Vorw. riebst Nach¬
trag versehen v. K. Muth. Straßbg., Le Roux. (12, 405 S. in.
Bildn.) fl. 1.50.
M o 11 e d o T., Vita del beato Francesco Saverio M. Bianchi. Florenz,
Ricci. 4 1.
In höhnt. Spr.; Hawlas Frant., D. heil. Maria v. Friedek. Nach
wahrheitsgetr. Handschrr. Friedek, Selbstv. (59 S.) fl. —.50.
In Vorbereitg: Bei Schöningh in Paderb.: Aertnys, Fas-
ciculus theologiae moralis (fl. —.72); Schmitz, D. Leben Jesu
(fl. 1.20). — Verl.-Anst. in Regensbg.: Keller, D. heil. Vater
Franciscus v. Assisi (fl. 1.20).
Akatholica.
Brodbeck A., Zoroaster. E. Beitr. z. vergl. Gesch. d. Religionen
и. phil. Systeme d. Morgen- u. Abendlandes. Lpz., Friedrich.
(XIII, 346 S.) fl. 4.80.
Röhricht Al., D. Seelenlehre d. Arnobius, nach ihren Quellen u.
ihrer Entstehg. untersucht. E. Beitr. z. Verständnis d. spät,
Apologetik d. alten Kirche. Hambg., Rauh. Haus. (III, 64 S.)
fl. —.96.
Chapus T., La transformation du dogme christologique au sein
de la theologie moderne. Lausanne, Bridel & Co. 3 fr.
Young D., The origin and history of Methodism in Wales and
the borders. London, Wesleyan Conf. Off. 10 sh.
de Regia P., Mohamedaansche Theologie. El Ktab. Amsterdam,
Klavcren. 3 fl. 25 c.
Antigu.-Kat . v. Jacobsohn & Co., Breslau, Nr. 119: Kath.
Theol. u. a. (46 S.) — Lempertz in Bonn. Nr. 191: Bibliotheca
Theol. evang. (c. 4000 Nrn.), Nr. 193: Bibliotheca Theol. cath.
(c. 12.000 Nrn.) — Rotherin Lpz., Nr. 27: Prakt. u. wiss.
Theologie. 2. Äbth. (Hengstenberg-Starke, Nr. 2187 — 4430.)
Philosophie. Pädagogik.
Wendt Dr. F. M., k. k. Professor: Die Seele des Weibes.
Versuch einer Frauen-Psychologie. II. verb. u. verm. Auflage.
Komeuburg, Kühkopf. 1892. 8°. (VII u. 131 S.) fl. 1.20.
Eine eigene Frauenpsychologie zu versuchen, dazu
ist ein Mann, der sich seit vielen Jahren berufsmäßig
mit der Bildung von Lehrerinnen beschäftigt, gewiss sehr
geeignet. In der Mittheilung seiner feinen und richtigen
Beobachtungen ist auch der unleugbare Wert der Schrift
begründet,der bestehen bleibt, auch wenn wir aus anderen
Gründen erhebliche Bedenken gegen die Arbeit äußern
müssen. Vor allem ist nämlich eine klare und wahre
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Nr. 20. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
616
Psychologie, soweit diese bei so vielen Räthseln des
Seelenlebens möglich ist, die Voraussetzung zu einer
Specialarbeit wie die vorliegende. Allein in dieser Be¬
ziehung können wir in derselben nur eine Bestätigung
der traurigen Charakteristik der modernen Philosophie
sehen, die der begabte Prof. Franz Brentano in seiner
Antrittsrede an der Wiener Universität 1874 über »die
Gründe der Entmuthigung auf philosophischem Gebiete«
angestimmt hat, sowenig wir mit der sonstigen eigen¬
artigen Richtung desselben einverstanden sind. »Die Ent¬
wicklung,« sagte er, »der vorhandenen (modernen) Philo¬
sophie hat nichts, was der Entwicklung einer Wissenschaft
gliche; hier keine Spur eines festen Erkenntnisschatzes,
der von den nachfolgenden Generationen respectiert würde;
hier ein stetes Entstehen neuer, sich gegenseitig auf¬
hebender Formen. Das ist keine Wissenschaft; denn eine
Wissenschaft setzt nicht in jedem Kopfe neu an, wechselt
nicht alle Jahre Gestalt und Farbe.«
Von den niederen Erscheinungen des Seelenlebens
zu den höheren fortschreitend wird der Verf. umso
origineller aber auch umso unbegreiflicher, je weiter er
kommt. Den Höhepunkt dieser Unbegreiflichkeit sehen
wir in Abschnitt XI über den Willen. »Der Wille ist
nicht die Seele, aber er macht ihr Wesen aus«; mehrere
Seelenthätigkeiten gibt es nicht, »alles ist eben Wille« ;
»die Lehre von der Sittlichkeit gewinnt einen viel besseren
Halt, wenn sie überhaupt von vornherein auf den Willen,
also auf das Wesen der Seele aufgebaut wird, als wenn
sie sich damit herumplagt (!), die Willensacte als Folge¬
zustände der Intelligenz hinzustellen.« (S. 68). Das sind
Sätze, die unverständlich und schwer zu vereinbaren sind
mit dem unumstößlichen Axiom: Nihil volitum, nisi
cognitutn . Mit einer gewissen Scheu vermeidet der Verf.
die Willensfreiheit zu betonen. Dass »der Sitz der Seele
das Gehirn« sei, ist keineswegs, wie der Verf. meint,
»eine allgemeine und ohne Zweifel richtige Annahme«.
Die Geistigkeit der Seele wird weder bewiesen noch
vorausgesetzt und ist mit manchen Ansichten des Verf.
schwer vereinbar.
Die Behauptung: »der Vermehrungstrieb muss als
eine geistige Willensäußerung betrachtet werden«
(S. 80) ist nur möglich, wenn alle philosophische Termi¬
nologie auf den Kopf gestellt wird. Den Gefühlen wird
im Sinne der modernen Philosophie ein sehr bedeutender
Raum gewährt. Der Satz: »Zur Demuth ist niemand ver¬
pflichtet«, steht mit der Lehre Christi in directem Wider¬
spruch. Der so sehr problematischen Fechner’schen
Psychophysik, oder wie der Verf. nach Strümpell will,
der Psychomechanik wird allzugroßes Gewicht beigelegt.
Nach dem Gesagten können wir die Arbeit nur bedingt
philosophisch Gebildeten empfehlen. Der strebsame Verf.
aber würde sehr gewinnen, wenn er die Psychologie der
Vorzeit, wie sie für weitere Kreise berechnet in T. Pesch’s
Welträthseln vorliegt, kennen lernen wollte.
Mautern. Aug. Rösler C. SS. R.
Kurt D. N.: Das Freiheitsdogma in seinen neuesten Ge¬
staltungen. Kritische Weckrufe an die Gebildeten aller Stände.
Leipzig, Friedrich. 8°. (42 S.) fl. —.60
K. glaubt die »streng deterministische Lehre« »als unumstö߬
liche Wahrheit erkannt« zu haben und bekämpft hier von diesem
Standpunkte aus einige auf die Willensfreiheit bezügliche Lehr¬
meinungen von Paulsen, Th. Ziegler, Woldemar Meyer und
W. Wundt. Eigentlich neue Gedanken zur Beweisführung für die
»streng deterministische Lehre« enthält die Schrift nirgends; doch
kann K. das Lob nicht aberkannt werden, dass er die Folgerungen
aus deterministischen Vordersätzen strenger zu ziehen weiss, als
jene Deterministen, die gern auf halbem Wege stehen bleiben
möchten. F. M. S.
Wastl Johann de Matha: Chronologischer Rückblick auf
das erste Decennium des Bestandes des k. k. Staats-Gymnasiums
im XII. Bezirke von Wien (Unter-Meidling). Programm des Gym¬
nasiums. Wien, Selbstverlag. 1893. gr.-8°. (85 S.) — Ein erfreu¬
liches Bild von dem raschen Aufblühen einer vor einem Decennium
unter mancherlei Schwierigkeiten von der Commune ins Leben
gerufenen Anstalt. Obwohl der Verf. des Berichtes — der Director
des Gymnasiums — seine eigenen Verdienste dabei möglichst in
den Hintergrund zu rücken trachtet, ist seine erhebliche Thätigkeit
doch nirgends zu verkennen. Eine »Beschreibung des Gymnasial¬
gebäudes« vom Bauinspicienten Heinr. Holzeland und eine solche
der »Feier der Weihe und Eröffnung des neuen Gymnasial¬
gebäudes am 19. September 1892« vom Director schließt sich an
die erstgenannte Abhandlung an.
Jahrbuch f. Philosophie u. speculative Theologie. VIII, 2.
Esser Th., Quaestiones Quodlibetales. Ursache u. Verursach¬
tes. — Schneider C. M., D. Principien d. heil. Thomas u. d.
Socialismus. — Glossner, D. Herbartianismus u. d. Lehrbücher
f. Lehrer- u. Lehrerinnen-Bildgsanstalten. — C. Weiß, Üb. d.
Begriff d. Tugend im allgem. nach d. Lehre d. heil. Thomas v. A.
— Baeumker CI., E. Tractat gg. d. Amalricianer aus d. Anf. d.
XIII. Jhdts. (Nachtrag.) — Glossner, Aus d. jüngsten phil. Litt.
(Lauczizky, Lehrb. d. Logik; Gutberiet, Logik u. Erkenntnis¬
lehre; Schmidkunz, D. Hypnotismus; ders., Psychologie d.
Suggestion; Hussel, Phil. d. Arithmetik; Spicker, D. Ursachen
d. Verfalls d. Phil.; Gieß wein, Hauptprobleme d. Sprachwiss. u. a.),
— Fell, D. Unsterblichkt. d. menschl. Seele (Feldner). — Berichte.
— Zeitschr.-Schau.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, 8 u. 9.
Jellinek M. H. u. C. Kraus, Widersprüche in d. Kunst¬
dichtgen.— Litterar. Anzeigen, u. a.: C. Th. F ischer. De Hannoms
Carthag. Periplo. (VV. Tomaschek); — Joost, Was ergibt sich
aus d. Sprachgebrauch Xenophons in d. Anabasis f. d. Behandlg.
d. griech. Syntax in der Schule? (Golling); — Martha, Oeuvres
de Ciceron: Brutus; Nohl, Ciceros Rede f. T. Ann. Milo u.
gg. Catilina (Kornitzer); — Ludewig, Quo modo Plinius major,
Seneca phil., Curt Rufus etc. particula quidem usi sint (Zöchbauer);
— Griech. Lehrbücher (Stolz); — Latein. Lehrbücher (Koziol); —
Üb. einige neuere Btrge. z. Gesch. d. Humanismus in Österreich
(Wotke); — Engelmann, D. Nibelungen- u. d. Gudrunlied, d.
Frithiofssage f. d. deutsche Haus (S. Singer); — Fr. Schlegels
Briefe an s. Bruder Aug. Wilh. ed. YValzel (A. Sauer); — Lehrbb.
d. alten Gesch.; Brettschneider, Martens, Stein, Schultz (A. Bauer);
— Lehrbb. aus d. Geb. d. Math. u. Physik (J. G. Wallentin). —
Schwicker, D. Besoldg. d. Mittelschullehrer in Ungarn.— Knittl,
Kl. Bemerkgen z. geograph. Unterr. — Erweiterg. d. Probejahres.
— Litterar. Miscellen. — Programmenschau. — K. F. Burkhard
(Nekrolog).
Lehrproben u. Lehrgänge aus d. Praxis d. Gymnasien u. Real¬
schulen. 36.
Rausch, Otto Frick als Erneuerer d. Seminarium praecep-
torum. — Toischer, Üb. Schiller’s Spaziergang. — Altenburg,
Winke z. Schulauslegg. d. Horaz. — Gloel, E. plast. Nachbildg.
d. Zeustempels zu Olympia in d. Schule. — Faust, Erzählg. u.
Drama. — Regel, Französ. Aufsätze in Beispielen. — Lands berg,
Wissen u. Können in d. Naturbeschreibg. — Ders., E. Classenaus-
flug mit d. Quarta. — Bürklen, Behandlg. d. 4 Congruenzsätze.
— Litterarisches.
Gymnasium. XI, 18 u. 19.
(18.) Walther, Z. d. Ortsbestimmgen im Latein. - (19)
Müller F., Thukydides als Schullectüre. I. — In jeder Nr.:
Recensionen, Progr.-, Zeitschr.- u. Bücherschau.
Neue Erscheinungen:
Elser Konr., D. Lehre d. Aristoteles üb. d. Wirken Gottes. Münster,
Aschendorff. (VIII, 228 S.) fl. 3.60.
Wentscher M., Lotzes Gottesbegriff u. dessen metaphys. Be-
gründg. Halle, Kaemmerer. (91 S.) fl. —.90.
Cat h rein V., S. J., Phil, moralis. Freibg. Herder. (X, 396 S.)
fl. 2.10.
Ardigö R., La seien za della cducazione. Padua, Drucker. 6 1.
Ferroni F., Fantasie .scoiastiche. Turin. Paravia. 2 1. 50 c.
In böhm. Spr.: Pinkava Kr., D. Willenserziehg. in d. Volks¬
schule. Brünn, B.ned.-Buchdr. (47 S.) fl. —.30.
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617
Nr. 20. — Orstrrreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
616
In Vorbereitg: Heydebreck, Üb. d. Gewissheit des All¬
gemeinen. Lpz., Pfeffer (fl. —.72); t- Vetter, D. mod. tVelt-
anschaug. u. d. Mensch. Jena, Fischer (c. fl. 1.50); — Döring,
System d. Pädag. im Umr. Berl., Gaertner (c. 20 Bg.).
Antiqu-Kat. v. Teubner in Bonn, Nr. 49: Occultismus
(517 Nrn.) — Lempertz in Bonn, Nr. 192: Bibliotheca Päd.
(c. 3000 Nrn.)
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Sass Dr. Johann: Deutsches Leben zur Zeit der stfeh-
SiSChen Kaiser. Bin Beitrag zu den deutschen Privatalter-
thümern. Berlin, Springer, 1892, gr.-8°. (XII u. 81 S.) 11. 1.20.
Der günstigen Beurtheilung, welche diese Erstlings¬
arbeit (ursprünglich eine Berliner Doctordissertation) be¬
reits von andern Seiten erfahren hat, kann ich mich
nur anschließen. Sauber, fleißig und übersichtlich ist
was Geschichts-, Rechts- und Litteraturquellen des zehnten
Jahrhunderts über die äußern Lebensbedingungen sowohl
als Lebensweise und Lebensformen der Deutschen jenes
Zeitalters bieten, unter strenger Beschränkung auf die
Quellen dieses letztem, ausgebeutet und in gehaltvollen
Anmerkungen unter den sie gleichsam verbindenden Text
gestellt. Auf diese Sammlung der an vielen Orten zer¬
streuten und doch spärlichen Zeugnisse einer bei aller
ihrer Nüchternheit und bei aller ihrer in Überlieferung
ihrer Lebensäußerungen geübten Zurückhaltung reichen
Zeit legt S.’ Arbeit ausdrücklich das Hauptgewicht. Dass
dabei der Geist und die Seele jener Epoche ausgeschöpft
werde, ist natürlich nicht zu erwarten. Doch wenn der
Verf. am Schlüsse — an sich nicht mit Unrecht —
über die Geringfügigkeit seiner Ausbeute klagt und den
nach Ausschmückung Verlangenden auf Scheffels »Ekke¬
hard« verweist, so möchte ich darauf hindeuten, dass in
der Vorrede zu dieser Dichtung der Geist des zehnten
Jahrhunderts in seinen religiösen und litterarischen Be¬
strebungen, seinem »an die besten Zeiten des Huma¬
nismus erinnernden« Bildungstriebe, seinem noch immer
ungeschlichteten Ringen zwischen Heidenthum und Christen¬
thum, seiner Hingabe an die Kirche als führende Macht
in Staat und Gesellschaft in kurzen Strichen gezeichnet
ist: Gesichtspunkte, die bei S. nicht scharf genug in
den Vordergrund der Darstellung treten. Andere haben
betont, dass bei ihm das kunstgeschichtliche und das
kriegsgeschichtliche Moment zu kurz komme: mir sei
erlaubt, solches nach der litteraturgeschichtlichen Seite
auszusprechen. Von der lateinischen Dichtung der Spiel¬
leute, von ihrer socialen Bedeutung schon damals hören
wir bei S. fast nichts (ein paar beiläufige Bemerkungen
abgerechnet). Hier war unter anderm aus den »Denk¬
mälern« von Müllenhoff und Scherer viel zu gewinnen:
S. macht wohl kaum den entsprechenden Gebrauch von
diesem — auch für die Sittengeschichte des früheren
Mittelalters ergiebigen — Buche, wenn er daraus das
Lügenmärchen vom Schneekind als Beweis für die sitt¬
liche Lockerung des Ehelebens im zehnten Jahrhundert
anführt. — Doch nichts liegt mir ferner als kleinlich an
S.* schöner Arbeit zu mäkeln. Ich möchte nur hervor¬
heben, dass trotz aller beklagten Kärglichkeit der urkund¬
lichen Zeugnisse sich noch ein reicheres und volleres
Bild des zehnten Jahrhunderts werde gewinnen lassen,
und unser Verfasser eben könnte es uns geben.
Wien, Dr. Richard Müller.
Menzel Victor: Deutsches Gesandtschaftswesen im
Mittelalter. Hannover, Hahn’sche Buchhandlung. 1892. gr.-8°.
(VIII u. 259 S.) fl. 2.16.
Hervorgegangen ist die vorl. Arbeit aus dem
historischen Seminar des nun verstorbenen Professors
Weizsäcker in Berlin. Der Verf. theilt den Inhalt in
acht Capiteln. Das erste behandelt den Ursprung des
Gesandtschaftswesens, die Classen der Gesandten und die
Gesandtschafts-Acten. Die Acten deutscher Gesandtschaften,
die in Negociationspapiere, Negociationsbelege und Hilfs
papiere getheilt werden, werden im zweiten Capitel er¬
örtert. Daran reiht sich das diplomatische Verfahren und
Ceremoniell (Cap. 3), das Personal (Cap. 4), die Dauer
der Gesandtschaften (Cap. 5) und die Beförderung (Cap. 6).
Im siebenten Capitel werden die Kosten, im achten die
Rechte der Gesandtschaften besprochen. Die »mitten in
der Drucklegung des vorliegenden Buches« erschienenen
»Vaticanischen Acten zur deutschen Geschichte in der
Zeit Kaiser Ludwigs des Baiern« veranlassten einen
Nachtrag zu den Ludovicischen Procuratien, durch welche
das Buch an Wert gewonnen hat. Im Anhang ergeht
sich M. über den Charakter und die Papiere der Karolin¬
gischen Reichsinspectoren. Soweit der Ref. an seinem
Aufenthaltsort sehen kann, hat der Verf. die einschlägige
Litteratur fleißig herbeigezogen. Die Darstellung ist bis¬
weilen breitspurig, so z. B. im ersten Capitel, das zu
Gunsten des zweiten Kürzung verträgt. Ref. vermisst
einen Hinweis auf die aus den Gesandten des Mittelalters
sich entwickelnden ständigen Gesandten. Möge dieses
»bisher noch unbebaute Feld« noch viele Bearbeiter finden !
Rom. Dr. A. Starzer.
N a t z m e r Gneomar Ernst v.: Lebensbilder aus dem Jahr¬
hundert nach dem großen deutschen Kriege. Gotha,
F. A. Perthes. 1892. gr.-8°. (VIII u. 504 S.) fl. 4.20.
In dem vorliegenden Werke werden folgende Lebens¬
bilder preußischer Beamten und Militärs geboten : Geheimer
Rath Nicolaus Ernst von Natzmer (1646—1702), Feld¬
marschall Dubislav Gneomar v. Natzmer (1654—1738),
Regierungsrath Karl Dubislav v. Natzmer, ein Jugendfreund
Friedrichs des Großen, die Natzmer’sche Familie und Zinzen-
dorf. Für die Zeitgeschichte bieten diese Lebensbilder
manche interessante Einzelheiten. Berührt werden u. a.
der Process des berühmten Christian Wolf, der 1706
seiner Professur entsetzt und bei Strafe des Stranges aus
Preußen verwiesen wurde (204 ff), die Geschichte der
Francke’schen Stiftungen in Halle (178 ff), Entstehen und
Wachsthum von Herrenhut (348 ff). Die Gesinnung des
Feldmarschalls v. Natzmer mag folgende Äußerung charak¬
terisieren. Als der König ihn einst fragte, ob er sich
zu einem Zweikampfe herbeilassen würde, erwiderte er:
»Wenn der Gegner bei mir den Christen zuhause findet,
schlage ich mich nicht; findet er aber den Natzmer zu¬
hause, so soll ihn der Teufel holen.« Interessant sind
auch die Briefe und Aufzeichnungen Zinzendorfs über
seinen Aufenthalt in Paris und seine Stellung zu den
Katholiken (310 ff). Zinzendorf lobt sehr die Toleranz
der Katholiken und beschließt seine Ausführung mit den
Worten: »Sie haben das Anathema gegen die Gegner
im Munde und haben oft viel Billigkeit gegen sie in
praxi« (S. 312). Die Ausfälle, welche sich der Heraus¬
geber gegen die Jesuitenschulen erlaubt, sind ebenso un¬
richtig wie überflüssig. Bh.
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619
Nr. 20. — Orstbrrbichischbs Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
620
Beiträge zur Oeschiohte der deutsohen Studentenschaft
Wiens. Wien, Lesk u. Schwidernoch. 8°. (112 S.) fl. 1.—.
Der anonyme Verf., wie sich ergibt »alter Herr«
der Wiener Burschenschaft Libertas, verfolgt das stu¬
dentische Leben an der Wiener Universität seit den 60er
und 70er Jahren, wahrscheinlich auf Grund eigener Auf¬
zeichnungen als Student. Derburschenschaftliche Standpunkt
des Verf. tritt dabei überall zutage — hat er doch, wieerselbst
sagt, eigentlich nicht das, was der Titel verspricht, geben,
sondern nur seiner »Couleur« als Gabe zu einem ihrer
Feste deren Geschichte bieten wollen. Aus den Kreisen,
die ihm als Burschenschafter ferne standen, hat er
darum nur wenige und ungenaue Notizen beigebracht
(so ist z. B. die Gründungsgeschichte des ehern. »Deutsch-
österr. Lesevereins« recht ungenau erzählt), trotzdem aber
ist die kleine Schrift als ein Beitrag zur Geschichte jener
Zeit nicht uninteressant und wird manchem, der diese
Jahre gleich dem Autor miterlebt und mitgekämpft, als
Erinnerung an dieselbe willkommen sein. —ü—.
Neue Erscheinungen:
Salchow G., D. Übergg. d. Mark Brandenbg. an d. Haus Wittels¬
bach. (Halle’sche Btrge z. Geschichtsforschg. IV.) Halle, Kaem-
merer. (85 S.) fl. —.90.
Kirchhöfer R., Z. Entstehg. d. Kurcollegiums. Ebd. (190 S.)
fl. 2.10.
Lewinski L., D. Brandenbg. Kanzlei u. d. Urkd.-Wesen währ,
d. Regierg. d. beiden ersten hohenzollernschen Markgrafen
(1411 —1470). Straßbg., Heitz. (VII, 188 S.) fl. 2.40.
Meyer Edm., Untersuchgen üb. d. Schlacht im Teutoburger
Walde. Berl., Gaertner. (232 S.) fl. 3.60.
Beloch Jul., Griech. Gesch. I. Bd.: Bis auf d. sophist. Bewegg.
u. d. peloponn. Krieg. Straßbg., Trübner. (XII, 637 S.) fl. 4.50.
Skene A. v., Entstehen u. Entwicklg. d. slav.-nation. Bewegg. in
Böhmen u. Mähren im XIX. Jhdt. Histor.-polit. Studie. Wien,
Konegen. (XXIV, 155 S.) fl. 1.80.
Cerroti F., Biblmgrafia di Roma medievale e moderna. Accresc.
a cura di Enr. Celani. Vol. I.: Storia eccles.-civile. Roma (Bonn,
Cohen), 4° (XI, 604 Sp.) fl. 13.50.
Selections from the letters, despatches and other state papers
preserved in the Military Department of the Government of
India, 1857—58. Ed. byG. W. Forrest. Vol I. London, Allen & Co.
12 sh. 6 d.
Ellis A. B., A history of the Gold Coast of West Africa.
London, Chapman & Hall. 10 sh. 6 d.
Ed ge L., The historical records of the royal marines. Vol I.
London, Harrison, 42 sh.
Smith G., The United States. An outline of polit. history
1492—1871. London, Macmillan. 8 sh. 6 d.
Faraglia N. F., J miei studi storici delle cose abruzzesi. Lan-
ciano, Carabba. 6 1.
Carutti D., Storia della corte di Savoia. Turin, Roux & Co. 15 1.
Lundström H., Laurentius Paulinus Gothus, hans lif och verk-
samhet. I—II. Upsala, Almqvist. 3 kr.
In böhm . Spr.: Roäick^ V. L., Gesch. u. Annalen d. Hand¬
werkerzünfte d. Stadt Prerau u. Umgebg. u. d. Gewerbe-Ent-
wicklg. in Mähren. Brünn, Barviö. (264 S.) fl. 1.30.
In russ. Spr .: D. Werke d. Kaiserin Catharina II, hrsg. v.
A. J. Wedenski. Petersbg. Mareks, fl. 1.20.
In Vorbereitg: Osten, Louise Dorothee , Hzgin v. Sachsen-
Gotha 1732 — 67 . Lpz., Breitk. u. Härtel (fl. 4.50). — Tenck-
hoff, D. Kampf d. Hohenstaufen um d. Mark Ancona u. d.
Hzgth. Spoleto. Paderb., Schöningh. (fl. 1*08). — Windecke’s
Denkwürdigkten z. Gesch. d. Ks. Sigismund , hrsg. v. Altmann.
Berl., Gaertner (c. fl. 17.—). — Beer, D. handeis polit. Beziehgen
Österr's zu d. deutschen Staaten unter M. Theresia. Wien,
Tempsky. (fl. 2.50). — Hofstede de Groot, JOO Jahre aus d.
Gesch. d. Ref . in d. Niederlden 1518 —löig, üb. v. Greven.
Gütersloh, Bertelsmann (fl. 3.60). — Niebuhr, Gesch . d. ebraischen
Zeitalters . I. Bd. Berl., Nauck (fl. 4.80). — Priesack, D. Reichs¬
politik d. Erzbisch . Balduin v. Trier . Gött., Vandenhoeck & R.
(c. 10 Bg.). _
Ant.-Kat . Volkmann & Jerosch in Rostock, Nr. 19:
Deutsche Gesch. (628 Nrn.). — A. Cohn in Berl., Nr. 203:
Autogr. u. histor. Documente. — v. Bertling in Danzig Nr. 91:
Geschichte (2011 Nrn.).
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte,
Mythologie.
Gelbhaus Dr. S., Rabbiner zu Prag: Mittelhochdeutsche
Dichtung In ihrer Beziehung zur biblisch-rabbinlschen
Litteratur. Gesammelte Ausgabe. Frankfurt am Main, J. Kauff-
mann. 1893, 8°. (VI u. 62, 40, 33 u. 73 S.) fl. 2.40.
An vier Dichtern des deutschen Mittelalters, Freidank,
Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach
und Hartmann von Aue sollen ihre Beziehungen zur
jüdischen Litteratur (Freidank S. 8) dargethan werden.
Dass das alte Testament theils unmittelbar durch Über¬
setzungen, theils durch Vermittlung der christlichen Lehre
zum geistigen Besitz nicht nicht nur dieser Dichter ge¬
hörte, war längst bekannt. Der darüber hinausgehende
Nachweis, dass sie den hebräischen Urtext ihren Ent¬
lehnungen zugrunde legen und auch den Talmud und
die Midraschim benutzen, ist dem Verf. jedoch in keinem
einzelnen Falle gelungen. Wo Verwandtschaft nicht ab¬
zuleugnen ist, wie Freidank 17, 33 ff., ist doch die
Quelle sicher nicht unmittelbar der Talmud gewesen;
man denke an die reiche theologische Litteratur des
Mittelalters und an die Predigt. Methodische Unter¬
suchung muss zuerst hier anfragen, bevor sie weiter
geht. So macht es einen sonderbaren Eindruck, wenn uns
zugemuthet wird zu glauben, Walther habe in seinem
Leich die Bilder vom brennenden Busch, der Gerte
Aarons, der Wolle Gedeons u. s. w. erst aus dem alten
Testamente zusammensuchen müssen oder sein Lied »Under
der linden« sei »eine Ausstrahlung des hohen Liedes«!
Nahe an bewusste Geschichtsfälschung grenzt aber die
Behauptung (Walther S. 12), der Dichter habe die
Sehnsucht nach dem heiligen Lande von — Jehuda
Ha-Levi gelernt.
Einen höchst peinlichen Eindruck macht die schleuder¬
hafte Correctur des Buches und einen für den Verf.
wenig empfehlenden die Nachlässigkeit in der Schreibung
der Eigennamen. Es gab unter den Germanisten weder
einen Müllenhof noch einen Pfeifer, sie schrieben sich
— und so müssen auch wir es thun — Müllenhoff und
Pfeiffer. Freilich erscheint S. 9 der Abhandlung über
Wolfram noch ein sonderbarerer Name: Müllehuf!
— bl.
Kraus Dr. Arnost V., soukr. docent na c. k. öeske universitö
v Praze: Ooethe a Öechy (Goethe und Böhmen). Öäst 1.
Prag, Bursik & Kohout, 1893, 8°. (154 S.) fl. 1.20.
Der Verf. hat sich schon früher damit befasst, den
litterarischen Verkehr zwischen den Deutschen und Öechen
darzustellen, insbesondere in dem Werke »Jan Michalovic«
(ein deutsches Gedicht aus dem 13. Jahrhunderte, 1886)
worin er jene böhmischen Größen aufzählt, welche die
deutsche DichtkunsJ förderten, den Einfluss der deutschen
Sprache auf das Cechische und seine Litteratur darlegt
und angibt, wo sich bei den Deutschen eine Erwähnung
der Slaven findet. Die vorl. Schrift zählt zunächst die
16 Reisen Goethes nach Böhmen (meist nach Karlsbad)
auf. Im Ganzen verlebte Goethe beinahe drei Jahre in
Böhmen. Interessant ist Goethes Verkehr mit der Bade¬
gesellschaft, besonders mit dem polnischen Adel. Be¬
sonders fesselt das Capitel über die Freunde Goethes in
Böhmen ; an erster Stelle steht da der gelehrte und ge¬
feierte Begründer des öechischen Museums, Caspar Graf
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621
Nr. 20. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
622
Sternberg, nach Schillers Tode Goethes aufrichtigster
Freund; ferner J. Ev. Purkynö, Dobrovsk^, der Vater
der Slavistik und Altmeister der kritischen Geschichts¬
forschung in Böhmen, Jan Kollar (siehe seine Autobio¬
graphie, welche ich von Baron Jos. v. Helfert er¬
halten und im Almanach »Jan Kollar« herausgegeben
habe) und Ulrike von Levetzov, die noch jetzt als Greisin
in Böhmen lebt. In Böhmen befasste sich Goethe ein¬
gehend mit den Naturwissenschaften, besonders der Mine¬
ralogie, wobei er die Umgebung des Badeortes eifrigst
studierte. — In gelungener Weise stellt der Verf. das In¬
teresse Goethes für die Cultur Böhmens, besonders für das
böhmische Museum und dessen Zeitschrift, über die er
selbst referierte, für Böhmens Geschichte und Sprache dar.
Wie bekannt, ist in Böhmen allgemein die Meinung
verbreitet, Goethe habe böhmisch gekonnt, weil er»Kytice«
aus der Königinhofer Handschrift übersetzte. K. wider¬
spricht dieser Meinung aufs Entschiedenste und beweist,
dass G. »Kytice« (Sträußchen) aus der Übersetzung
Svoboda’s kannte und nur eine Strophe selbst beifügte.
Im Ganzen erweist sich das Büchlein als eine sorg¬
fältige Arbeit, die alles zusammenfasst und gewissenhaft
verwertet, was bereits über Goethe gedruckt ist. Etwas
Neues gibt es hier schwerlich zu sagen ; das Verdienst
des Autors liegt in seinem Fleiße und in der Form, in
welcher er das Gesammelte geboten. Gerne hätten wir
gesehen, wenn die einzelnen Citate im Originale wieder¬
gegeben worden wären. Auch würde es unserer Lese¬
welt nicht geschadet haben, zu erfahren, wess Standes
die Familie Szymanowska war.
Nach Verlauf eines Jahres soll der zweite Theil
erscheinen, der von Goethe’s Einwirkung auf die Öechische
Litteratur handeln wird. Man kann demselben mit Inter¬
esse entgegen sehen.
Jici'n. Dr. Josef Karasek.
Hettner Hermann: Litteraturgeschichte des achtzehnten
Jahrhunderts. In drei Theilen. Dritter Theil: Die deutsche
Litteratur im achtzehnten Jahrhundert. Erstes und zweites Buch.
Vierte verb. Auflage. Braunschweig. Fr. Vieweg & Sohn, 1893.
gr.-8°. (X u. 400, VI u. 579 S.) I. Bd. fl. 4.20, II. Bd. fl. 6.—.
Dr. Otto Harnack in Rom hat sich der dankens¬
werten Arbeit unterzogen, die Neuauflage der Hettner’schen
Litteraturgeschichte durchzusehen. Eine Verfügung des
verstorbenen Verf. hatte bestimmt, dass nur Ergeb¬
nisse neuerer Forschung in das möglichst unveränderte
Werk eingefügt werden sollten. Da dies natürlich
nicht in rein äußerlicher, mechanischer Art möglich
war (wie sie etwa bei der Neubearbeitung des
Buches von Wackernagel unglückseligerweise angewendet
wurde), zog es der Herausgeber, den Sinn von H.’s
Verfügung wohl richtig erfassend, vor, wo es nöthig
war, eine Neubearbeitung der eigentlichen litterarhistorischen
Partien des Buches zu unternehmen, die zahlreichen, über
die engeren Grenzen der Litteraturgeschichte hinaus auf
philosophisches, kunst- und culturgeschichtliches Gebiet
hinübergreifenden Excurse aber, welche dem Gesammtwerke
die ihm eigene Färbung gegeben haben, zu belassen. Es
würde sich also bei einer Anzeige der Neuauflage darum
handeln müssen, Stück für Stück die beiden Auflagen
zu vergleichen und nachzuprüfen, inwieweit der litterar-
geschichtliche Apparat vollständig ist.
Ref. hat, soweit seine Kenntnis reicht, in den vor¬
liegenden Bänden kein wesentliches Ergebnis der neueren
Forschungen vermisst. Sätze freilich, wie der S. 283 f.:
»Bis tief in unser Jahrhundert hinein reichte die Strömung
selbständiger kathol. theol. Wissenschaft in Deutschland,
bis auch an den Universitäten die jesuitische Geistes¬
knechtung sie zuerst zurückzudämmen, dann versiegen
zu lassen vermochte. Mit der unverbrüchlichen wissen¬
schaftlichen Treue des großen Döllinger, den die Kirche
als einen Verdammten von sich ausstieß, gieng das letzte
Beispiel wissenschaftlichen Wahrheitssinnes in der kathol.
Kirche Deutschlands zu Grabe« sind vom Neuherausgeber,
trotz P. Duhr’s »Jesuitenfabeln« cap. 29 und des bereits
1892 in 2. Auflage erschienenen Buches P. Emil Michaels
über Döllinger, unverändert stehen geblieben.
Der ausgehobene Satz kann zugleich als sprechende
Darlegung der in dem Werke zum Ausdruck gelangten
Tendenzen dienen. F. Schnürer.
P r i m o z i 6 Dr. Anton: Zur Homerlectüre. (I. Theil.) —
Programm d. k. k. Staats-Obergymnasiums zu Iglau, 1891—92.
Selbstverlag des Gymn. (S. 3—20.) 8°.
Der Aufsatz richtet sich gegen die an manchen
Gymnasien übliche, wohl nicht immer gut gewählte Aus¬
lese einzelner Partien aus der Ilias und enthält zugleich
Vorschläge zur Beseitigung dieses Uebelstandes und eine
Zusammenstellung jener Theile des Gedichtes, welche
den Schüler nicht nur in das »wirklich Schöne und
Wertvolle« des »echten Homer« einen Einblick thun
lassen, sondern ihm auch »einen Ueberblick über den
Gang der Haupthandlung und ein gewisses Gesammtbild«
gewähren. Der Vorschlag P*s., in der 5. Classe den
I. und II. Gesang, in der 6. aber eine bestimmte Auswahl
aus den übrigen mit Ausnahme des III., X—XIV., XVII.,
XX., XXL, XXIII. und XXIV. Gesanges der Ilias zu
lesen, ist sehr lobenswert und verdient gewiss volle
Beachtung. Denn die Hauptsache bleibt ja immer das
Interesse am Gelesenen, welches gerade dadurch am
ehesten wach erhalten wird, dass man dem Schüler eine
fortlaufende, zusammenhängende Erzählung vorlegt.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
I. Kummer Dr. Karl Ferd.: Deutsche Schulgrammatik.
3. umgearb. Auflage. Wien, Prag, Leipzig, F. Tempsky. 1892.
gr.-8°. (VIII u. 240 S.) fl. —.80.
II. Lehmann Prof. Jos.: Leitfaden für den Unterricht in der
deutschen Grammatik. Nebst einem Anhänge der Stilistik,
Poetik und Metrik. Für Bürgerschulen. 7. veränderte Auflage.
Prag, H. Dominicus. 1892. gr.-8°. (208 S.) fl. —.78.
(I.) Das K.'sche Lehrbuch ist auf Grund des 1890 ausgegebenen
Erlasses des Unterr.-Ministeriums, welcher eine geänderte Instruction
für den deutschsprachlichen Unterricht gab, in seiner neuen (3.)
Auflage in wichtigen Partien umgearbeitet worden; die für den
Unterricht an Mittelschulen nun nicht mehr nöthigen lautphysio¬
logischen und sprachphilosophischen Abschnitte sind ausgeschieden
und nur weniges davon in die Syntax der Neuauflage herüber¬
genommen werden. Damit muss man sich selbstverständlich zu¬
frieden geben, da das Buch zunächst nur als Schulbuch gedacht
ist. Die »Anhänge« der früheren Auflagen, welche die Darstellung
der Orthographie, der Interpunktionslehre und ein Wörterverzeichnis
enthielten, sind gleichfalls weggeblieben; es ist ja richtig, dass
ein im Schulbücherverlag erschienenes kleines und billiges Heft
ungefähr dasselbe bietet. Trotzdem hielte es Ref. für vortheilhafter,
dem Schüler nicht in derselben Sache zwei Bücher nebeneinander
in die Hand zu geben, wo mit demselben Kostenaufwand ein
einziges genügen würde. Das »Localgedächtnis« bequemte sich
auch dem neuen Schulbuch bald an.
(II.) Auch das zweite der obgenannten Bücher hat in der
vorl. 7. Auflage eine durchgreifende Umarbeitung entsprechend
den neuen Lehrplänen für die österreichischen Bürgerschulen er¬
fahren, der im großen und ganzen zugestimmt werden kann.
Centralblatt f. Bibliothekswesen. X, 9.
Sud hoff, E. Beitr. z. Bibliographie d. Paracelsisten im
16. Jhdt. (Schl.). — v. Rözycki, Üb. 2 Buchhdler-Inventarien
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623
Nr. 20. — Orsterrkichischks Lrn eraturblatt. — II. Jahrgang.
624
a. d. J. 1547 u. 1551. — Nörrcnberg. Bibliothekar. Welt-
congress zu Chicago. — Recc., Mitthlgen etc.
Alemannia. XXI. 2.
Holder, Z. Gedächtnis Adf. Bacmeistcrs. — Roth, Auf¬
zeichngen üb. d. mystische Leben d. Nonnen v. Kirchbcrg b.
Sulz Predigerordens während d. 14. u. 15. Jhdts. — Mayer Hm.,
D. Universität zu Freibg. i. B. 1848 — 1852 (Forts.). — Lauchert,
Aussprüche d. Zimmerischen Chronik z. Kennzeichng d. Deutschen
u. einzelner deutschen Stämme, in Ernst u. Scherz. — Grim me Fr.,
Urkundliches zu mhd. Dichtern: Konr. Fleck, Absolon, Walther
v. d. Vogelw. — Grimme, Z. Glaubwürdigkeit v. d. Hägens. —
Heilig, Ortsneckereien in d. Bruchsaler Gegend. — Heilig,
Gassenlieder aus Pültringen im bad. Hinterld. — Recc.: Ring¬
holz, D. sei. Markgraf Bernhd. v. Baden (Heyck); — Mengcs,
Volksmundart u. Volksschule im Eisass (Stehle); — Cetty,
D. altelsäss. Familie (Pfannenschmid).
Zeitschrift f. d. deutsche Sprache. VII, 7.
Friedländer, Annoncendeutsch.— Schräder, Entstellgen
goethescher Gedichte u. Bessergsvorschlägc (mit Anmerkgen v.
I). Sanders). — K. Telmann’s Lebensfragmentc II. III. —
E. Brief an d. Hrsgber v. H. Renisch. — Molz, Sprachl.
Mängel in O. Schubin’s »Ehre«. — Düsel, Aus Platen’s Dichter¬
werkstatt. — »An der Wende« v. F. Jacobsen. — Allerlei Be¬
merkgen.
Neue Erscheinungen:
Schöppe K., Naumburgs Mundart. Im Umr. dargest. Naumbg.,
Sieling. (VII, 58 S.) 11. —*60.
The pleasant comödie of patient Grissill. Von H. Chettle, Th. Dekker
u. W. Haughton. Nach d. Drucke v. 1603 hrsg. v. G. Hübsch.
(Erlanger Btrge z. engl. Philol. XV.) Erl., Junge. (XXXIV,
106 S.) fl. 1.56.
HernerSvcn, Syntax d. Zahlwtr. im A. T. Lund, Möller. (149 S.)
fl. 2.70.
Thomson J. A., De comparationibus Vergilianis, Ebd. (III, 60 S.)
fl. —.78.
Manassewitsch ß., D. Kunst, d. russ. Spr. durch Sclbstunt.
zu erlernen. 3. Aufl. (Kunst d. Polyglotte, IV.) Wien, Hart¬
leben. (192 S.) fl. 1.—.
Dirr A., Gramm, d. vulgär arab. Spr. f. d. Selbstunterr. (K. d.
Polygl., XLI.) Ebd. (VIII, 182 S.) fl. 1.-.
Nägele E., Btrge zu Uhland (Jugenddichtg,). Tüb., Fues, 4°.
(48 S.) fl. 1.20.
Sauer W., Mahabharata u. Wate. E. indogerm. Studie. Stuttg.,
Wildt. 4° (74 S.) fl. 1.20.
Williams J. L., The home and haunts of Shakespeare. London,
Low & Co. fol. 15 L. 15 sh.
Müller S., Kortfattet dansk litteraturhistorie. Kopenhagen,
Schubothe. 80 ö.
In Vorbereitg.: Lech lei tn er, D. d. Minnesang . 2 Bde.
Wolfenb., Zwissler (fl. 6.—). — Opitz, D. häusl. Leben d. Griechen
u. Römer. Lpz., Seemann (11. 1.80). — Schack, D. engl. Dra¬
matiker vor , neben und nach Shakesp. Stuttg., Cotta (fl. 4.20). —
Fränkel, Shakesp . u. d. Tagelied . Hann., Helvving (fl. 1.80). —
Silberstein, Üb. d. Ursprg. d. im Cod. Alexandr. u. Vatic. d.
Königsbuches d. alexandrin. Übersetzg. überl. Textgestalt.
Gießen (Nicht im Handel).
Antiq.-Kat. Cordes in Kiel, Nr. 119: Deutsche Litt. (74 S.).
— Volckmann & Jerosch in Rostock, Nr. 21 : Deutsche Spr.
u. Litt. (839 Nrn.). — Adf. Weigel in Lpz., Nr. 11: Sprachwiss.
(439 Nrn.); Nr. 12: Sagen, Märchen, Sprichw. etc. (739 Nrn.).
Kunst und Kunstgeschichte.
Max Ritter v.W ach st ein Emanuel: Zweiundachtzig Lebens¬
jahre. Prag, Selbstverlag. (In Commission bei Dominicus.) 1892.
gr.-8°. (IV u. 537 S. m. Portr.) fl. 3.—.
Zweiundachtzig Lebensjahre! Also schon über das
Alter im biblischen Spruche hinaus! Und noch immer
munter und geistesfrisch und schaffensfreudig. Es ist ein
an Arbeit und an schönen Erfolgen reiches Künstlerleben,
in das uns hier in anspruchsloser Weise Einblick gewährt
wird, und es ist mehr als ein Erzeugnis der Bildhauerei
von allgemein anerkanntem Wert, mit dessen Entstehungs¬
weise uns der schaffende Künstler selbst bekannt macht.
Dabei fehlt es nicht an Episoden von einem über die
Grenzen der Kunst und der Persönlichkeit des Künstlers
hinausreichenden Interesse; ich erwähne die Audienz bei
Papst Gregor XVI., welchen dabei der Leser in seiner
herzgewinnenden Häuslichkeit kennen lernt (S. 182—185),
die Prager Junitage 1848 (S. 262 — 274), die wiederholten
Berührungen mit Radetzky (S. 291 — 298) und v. a. Aller¬
dings unterlaufen dem Verf. bei der Erzählung von Begeben¬
heiten, die er nicht selbst erlebt, sondern von denen er
nur gehört hat, manche kleine Verstöße, wie S. 274,
wo er den Kaiser Ferdinand im October nach Innsbruck
und S. 276, wo er ihn nach Olmütz reisen lässt, »um
daselbst dem ungarischen Getriebe näher zu sein«. Doch
derartige Fehlgriffe haben ja mit der Hauptsache nichts
zu thun, die den Verf., ohne dass er es darauf angelegt
hätte, auch als Menschen von mehr als einer schönen
Seite zeigen. Besonders werden jeden Leser seine ebenso
tiefe als aufrichtige Religiosität und die innige Liebe zu
seinen Angehörigen, seinen Eltern, seinem Bruder Josef,
Vater des berühmten Malers Gabriel Max, anmuthen.
Wien. v. Helfert.
Meisterwerke der Holzschneidekunst. Leipz., J. J. Weber.
XV, 10—12. Die vorl Hefte, zusammen 32 Bilder enthaltend,
geben neuerlich Beweis von der Höhe, die die Holzschneidekunst,
unterstützt durch alle Erfindungen der reproductiven Technik, in
den letzten Jahren erreicht hat. Einzelne der hier erschienenen
Blätter sind, was Feinheit der Ausführung u. Vollendung der
Wiedergabe anlangt, geradezu Cabinetsstücke. Aber auch in der
Auswahl der Vorlagen erweist die Verlagshandlung viel Geschick;
nicht nur, dass Landschaft, Historien- und Genrebilder u. s. w.,
ältere u. moderne Meister, die verschiedenen Arten d. xylographi-
schen Technik in angenehmer Abwechslung erscheinen, es ist
Sorge getroffen, dass jeder Geschmack seine Rechnung findet. —
Die jedem Hefte beigegebenen illustrierten Künstlerbiographien
führen den bildenden Einfluss, den diese Galerie wirkt, in theo¬
retischer Hinsicht weiter und sind geeignet, das Interesse an der
kunsthistor. Forschung u. Belehrung zu verbreiten und zu ver¬
tiefen.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. IV, 12.
D. Pantheon in Rom. — Kämmerer, Max Liebermann. II.
— Ballhorn, D. Polychromie in d. gricch. Plastik. (Schl.) —
Zimmermann, D. Pariser Kunstausstellgcn. II. — Kl. Mitthlgn.
— Kunstgewerbeblatt: Hof mann, E. Hauptstück italien. Töpfer¬
kunst. — Luthmer, D. Frankf. Leihgabenausstellg.
Mittheilgen. d. k. k. öst. Museums f. Kunst u. Ind. N. F. VIII, 9.
Leise hing, D. Tiroler Landesausstellg. in Innsbruck. —
M asner, D. antiken Gefäße mit Bleiglasur in d. Archäolog. Aus-
stellg. - Angelegenheiten d. Museums.
St. Leopold-Blatt. VII, 9.
Schnabl, Z. Kirchenmusikpflege. —Schnerich, Erwiderg.
auf P. Krutscheks Glossen zu Schnerich’s »Messen-Typus«. —
Mozart u. d. Freimaurerei. — Jahrcsber. d. Wr. Kirchenbau¬
vereins. — Chronik.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 10.
Von e.sicil.Reise. (Forts.) — D. Bau kalh. Pfarrkirchen. (Forts.)
Der Kunstwart. VI, 24.
Friedhöfe u. Friedenshaine. — Üb. Kirchner’s »Gründeutsch¬
land«. — Wichtigere Schauspiel-Aufführgen. XLVI1I. — Wichtigere
Musikaufführgen. XXL — Dresdner, D. BerlinerKunstausstellg. IV.
— Freihofer, D. Münchner Kunstausstellgen. II. — Vischer,
Üb. ästhet. Naturbetrachtg.
Meisterwerke d. Holzschneidekunst. XIV, 10—12.
(10.) Andreotti, Florentin. Blumenmädchen. — Carpentier,
E. Dorfdrama. — Hochmann, Dorfromantik in Ungarn. —
Wopfner, Abendglocken. — Sturm, Bei Helgoland. — D. deutsche
Haus in Chicago. — Grust, Bei d. Schularbeit. — Jakobides,
D. erste Schritt. — Rjepnin, Antwortschreiben d. Saporoger
Kosaken an Sultan Mahommed IV. — Frind, D. Schmollenden.
— P. Veronese (Biogr.) — (11.) Seb. de P io mb o, D. sog. Forna-
rina.— Lancerotto, D. Unermüdlichen. — Vinea, D. Vorstellg.
d. Cavaliers. — Preller d. J., D. Wartburg. — Kirchbach,
D. Streit zw. Kriemhild u. Brunhild vor d. Münster in Worms.
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625
Nr. 20. — Oestbrreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
626
— v. Kamekc, D. Corner Visp. — Compton, Am Bernina-
Labyrinth. — Vogler, Neckerei. — Lonza, Blumenbinderinnen.
— Weber, Nach d. Sturm. — Menzel, Aus Kleist’s »Der zer¬
brochene Krug«. — Adf. Menzel (Biogr.) — (12.) Schmiechen,
Stella. — Pradilla, D. Übergabe Granada’s im J. 1492. —
Nieriker, Ansicht v. Schwyz.— Schmetzer, Im Tiroler Zamm-
grund. — Kall morgen, D. Neugierigen. — Fehr, Im Foyer.
— Kauffmann, Holzerschmarren. — Zimmer, Badekapelle. —
Salv. Martinez Cubells, Donna Inez de Castro. — Bantzer,
Abendmahlsfeier in e. hess. Dorfkirche. — Schilling, D. Denk¬
mal G. Semper's in Dresden. — F. v. Defregger. (Biogr.)
Neue Erscheinungen:
Innen räume, Die, d. kgl. alten Residenz in München. Aufgen.
u. hrsg. v. G. Böttger sen. (ca. 150 Aufnahmen auf 100 Bl.
Lichtdr. in 10 Lief.) 1. Lief. Münch., Piloty & Loehle. Gr.-Fol.
(10 Bl.) 0. 12.—.
Krause E., Didaktisches f. junge Musiker u. Musikfreunde. Verm.
Aufsätze. Hambg.,Boysen. (VII, 159 S.) fl. 1.80.
Erk L., Deutscher Liederhort. Ausw. d. vorz. Volkslieder nach
Wort ii Weise aus d. Vorzeit u. Gegwt., ges. u. erl. Im Auftr.
u. m. Unterst, d. k. preuß. Reg. nach Erk’s hdschr. Nachl. u.
auf Grund eig. Sammlg. neu bearb. u. fortges. v. F. M. Böhme
(In 3 Bdn.) I. Bd. (in 12 Lief.) 1. Lief. Leipz., Breitkopf u.
Härtel. (S. 1-64) fl. —.60.
Rocheblave S., Les Cochin. (Les artistes cdlebres.) Avec 124
grav. Paris, Libr. de Part. 7 fr.
Perry J. T., The chronology of mediaeval and renaissance
architecture. London, Murray. 16 sh.
In Vorbereitg.: Mod. Wiener Plastik (5 Lief.) Wien, Schroll,
(fl. 6.—); — Hopfner, D. Heiligen d. christl. Kunst. Leipz.,
Breitk. u. H. (fl. 2.40); — Schittenheim, D. Punktieren. I/dbch.
f. Bildhauer. Weimar, Voigt, (c. fl. 1.20.)
Antiquar-Katalog'. Bo er in Frank f. a. M., Nr. 314, 315,
316: Architektur u. Kunstgewerbe d. M.-A. u. d. Renaissance
(1150 Nrn.), — d. 18. u. 19. Jhdts., Bibliogr., Bucheinbände,
Miniaturen etc. (1650 Nrn.)— List & Francke, Leipz., Nr. 248:
Musik u. Theater. (932 Nrn.)
Länder- und Völkerkunde.
Scheda's Josef von: Ceneraikarte der Balkan-Halbinsel.
13. Blätter. I : 864.000. Umgearbeitet von A. Steinhäuser.
Nach neuesten Materialien berichtigt, mit Höhenzahlen, Straßen-
und Eisenbahn-Nachträgen versehen. Neueste politische Ein-
theilung mit Tabelle derselben u. der Bevölkerungsverhältnisse,
sowie der Beigabe der Quellenangabe von Dr. Karl Peucker.
Mit Plan vonConstantinopel. 1:28.000. Wien, Artariau. Co 1891.
Diese große Karte der Balkan-Halbinsel ist ein treffliches
Werk des durch seine ausgezeichneten Leistungen weit über die
Grenzen unserer Monarchie bekannten, leider bereits verstorbenen
Kartographen Steinhäuser. Es enthält eine große Fülle topo¬
graphischen Materiales, insbesondre eine fast vollständige Orts-
nomenclatur, ein reiches Flussnetz und eine, insoweit dies die
gewählte braune Schummerung zulässt, charakteristische Darstellung
des Terrains. Die 12 Blätter enthaltende Karte reicht vom Platten¬
see, Großwardein, Czernowitz und Kamenec Podolski im Norden
bis einschließlich zur Insel Kreta im Süden, und von Fiume im
Westen bis Odessa, Ismid und Rhodos im Osten und umfasst
demnach Rumänien, Serbien, Montenegro, Bulgarien, die europäische
Türkei und Griechenland, sowie Theile von Steiermark, des Küsten¬
landes, das südliche Ungarn, Kroatien und Siebenbürgen, Bess-
arabien, das südliche Italien und das westliche Kleinasien. Die
politische Eintheilung, sowie das gesammte Eisenbahn- und
Straßennetz ist nach dem neuesten Stande eingetragen. Eine
wertvolle Zugabe bildet das 13. Blatt, ein großer Plan von
Constantinopel in 1:28.800, Auf diesem prächtig ausgeführten
Plane sind nicht bloß die bemerkenswertesten Gebäude und
alle Stadttheile angegeben, sondern es sind auch durch die
drei Farben roth, braun und gelb die von Mohammedanern, Christen
und Juden bewohnten Stadttheile unterschieden, was ein sehr
dankenswertes Bild der Verteilung der Bevölkerung in der Haupt¬
stadt des osmanischen Reiches gibt. Der Plan reicht ziemlich
weit nach Norden, so dass das ganze Thal der süßen Wässer
auf demselben dargestellt ist, und im Osten auf der asiatischen
Seite Beglerbeg, Scutari und Kadi-Köj umfassend, bis zu dem
herrlichen Aussichtspunkt, dem Berg Bulgurlu. Dr. Peucker hat
auf dem 12. Blatt eine statistische Übersicht der Staaten der Balkan-
Halbinsel nach den neuesten Materialien zusammengestellt. L.
Von »Kieperts Großem Hand-Atlas in 45 Karten,«
dritte theils vollständig neu bearb., theils gründlich bericht. Aufl.
(Berlin, Dietr. Reimer, 1893) sind die 3. u. 4. Lief, erschienen,
welche alle in der ersten Anzeige dieses Unternehmens (s. »Ost.
Litteraturbl.« II., Nr. 5) dargelegten Vorzüge in unvermindertem
Maße aufweisen. Die beiden Lieff. enthalten folg. Blätter: (3. Lief.:)
Europa (1: 12,000.000),Brandenbg.,Schlesien u. Posen (1:1,000.000),
Spanienu.Portugal(1:2,500.000), Russld.(l :80,000 000), Australien
u. Polynesien. (4. Lief.:) Bayern, Württembg., Baden u. Elsass-Lothr.
(1:1,000.000), Pommern, West- u. Ostpreußen (1:1,250.000),
Mittel-Italien (1 : 1,250.000), Niederlande u. Belgien (1 : 1,000.000),
England (1 : 1,250.000). — Auch die textl. Beigaben, welche
den Bibliothekar des Statist. Bureaus in Berlin Dr. P. Lippert
zum Redactor haben, stehen auf der Höhe der Wissenschaft. Die
Ortsregister zu den einzelnen Karten erweisen sich als sehr sorg¬
fältig gearbeitet. A. B.
Petermann's Mittheiiungen. XXXIX, 9.
v. Rebeur-Paschwitz, Üb. d. Aufzeichngen d. Ferne-
wirkgen v. Erdbeben. — Kleinere Mitthlgen. — Geograph. Monats¬
bericht. — Littcraturbericht. — Karten: 14. v. Wiss mann, Orig.-
Karte d. Nordost-Ufers d. Nyassa-Sees. — 15. Simony, Aussicht
v. Hirzberg auf d. westl. Theil d. Dachsteinplateaus.
Globus. LXIV, 13-15.
Till mann, Fossile Wälder im Yellowstone-Park. — Albu,
E. Besuch in Bizutun III. (IV. in Nr. 14). — Macgee üb. d. Alter
d. Erde. — E. neue Karte d. alten Rom. — D. Wisent im Kaukasus.
— Goeze, Besuch d. Aldabra-Inseln. — (14.) Hart, Indien als
Ursprungsland d. Cholera. — Frauberger, D. Töpferei in Cypern.
— Moewes, Eigenthüml. Verwendg. fossiler Fischzähne. —
Dr. Nansens Polarexpedition. — Aufklärg. üb. d. Verfolgg.
A. v. Humboldts in Brasilien. — (15.) Deecke, Üb. Dünen und
Diluvialsande auf d. pommerschen Inseln. — Sei er, Die Quim-
baya u. ihre Nachbarn. — Shawe, E. Festmahl beim Vezier
v. Ladak. — D. Steinzeit Chile’s. — In jeder Nr.: Bücherschau.
— Aus allen Erdtheilen.
Die kathol. Missionen. 1893, 10.
Die vorchristl. Kreuze in Mexiko u. Centralamerika. —
Weishaupt, Sangamner u. Akola. (Forts.) — Le Roys, Auf
dem Kilima-Ndscharo. (Forts.) — Nachrichten aus d. Missionen.
Argo. Ztschr. f. krain. Landeskde. II, 8.
Mül Iner, Reiseskizzen aus Italien. (Forts.) — Voss,
Scabiosa Trenta Hacquet. — Müllncr, Seisenberg. — Ds., Speere
d. »alten Bronzezeit« im Laibacher Museo. — Kalmar, Z. Frage-
ob Steiner ob Sannthaler Alpen. — v. Radies, D. Landsmann¬
schaft u. d. Freiherrnstand Valvasor’s. — Mitthlgen aus d Museum.
Neue Erscheinungen:
Middendorf E. W., Peru. Beobachtgen u. Studien üb. d. Land
u. s. Bewohner. I. Bd. Berk, Oppenheim. (XXXII, 639 S. m. 111.
u. 32 Taf.) fl. 9.60.
Hassan Vita, D. Wahrheit üb. Emin Pascha. II. Bd.: Emin im
Kampfe m. d. Mahdismus u. s. Rückkehr m. Stanley’s Expedition.
Berk, D. Reimer. (VII, 246, XIII S.) fl. 2.10.
Niermeyer J. F., Z. Gesch. d. Kartographie Hollands in den
3 vor. Jhdten. Rotterdam, Wenk & Birkhoff. (32 S.) fl. '—.72.
Stephens T., Madoc. An essay of the discovcry of America by
Madoc and Owen Gwynedd in the 12 cent. London, Longmans.
7 sh. 6 d.
Salisbury W. A., Portugal and its peoplc. London, Nelson &
Sons. 3 sh. 6 d.
Ghislcri A., Gl’Italiani nell’ Equatoria. Bergamo, Cattaneo. 2 1.
Voet van Vormizeele P. J. J., Over de oceanen. Amsterdam,
Olivier. 2 fl. 25 c.
In Vorb.: Meyer, Märztage auf d. canar. Inseln. Lpz.,
Veit & Co. (c. fl. 1.20).
Rechts- und Staatswissenschaft.
Cohn Gustav, ord. Professor der Staatswissenschaften an der
Universität Güttingen: System der Nationalökonomie. Ein
Lesebuch für Studierende. I. Bd.: Grundlegung, II. Bd.:
Finanzwissenschaft. Stuttgart, Enke. 1885—89. gr. 8°. (649 u.
X, 804 S.) fl. 16.80.
Was der insbesonders durch seine Werke auf dem
Gebiete des Verkehrswesens rühmlichst bekannte Verf.
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627
Nr. 20. — Obstbrrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgano.
628
mit dem vorliegenden Werke gewollt hat, ist zweierlei:
es sollte ein Entwurf des Lehrgebäudes der Wissenschaft
der Nationalökonomie sein, wie es sich dem Verf. bei
Forschung und Lehrberuf im Nehmen und Geben mit
dem Zeitalter, in mannigfaltigem Abbruch und Neubau
entwickelt hat; es sollte in systematischer Einheit das¬
jenige dargelegt werden, was man sich heute unter der
Nationalökonomie als ethischer Wissenschaft zu denken
hat. Verf. war aber auch bestrebt, den Stoff in einer
Form zu geben, welche in dem, was sie besitzt und
was sie bei Seite lässt, mit den minder erfreulichen
Gewohnheiten bricht. Es ist bekanntlich nicht schwer,
überkommene Citatenschätze neu abzudrucken und mit
einigen Zuthaten, die oft nicht einmal ehrlich erworben
sind, weiter zu geben. Das Fehlen solcher Citate in
C.’s Werk empfinden wir als eine erfreuliche Neuerung.
Die gelehrte Arbeit wird auch nicht im Zustande des
Rohstoffes, sondern gereinigt und genießbar vor das
öffentliche Auge gelegt; ein seltener Schwung der Sprache
bildet einen angenehmen Gegensatz zu anderen fachwissen¬
schaftlichen Werken. Das Quellenmateriale, mit dem C.
arbeitet, entnimmt derselbe vorwiegend dem öffentlichen
Leben der letzten Jahre, wodurch sein Werk auch an
Actuellität gewinnen musste. Dass hiebei die Verhältnisse
seines deutschen Vaterlandes in den Vordergrund gestellt
wurden, amtliche und halbamtliche statistische Werke über
Deutschland, Regierungsvorlagen, Ausschussberichte, parla¬
mentarische Verhandlungen und Drucksachen des deutschen
Reichstages und preußischen Landtages zur Verwendung
gelangten, war naheliegend. Dass aber insbesonders öster¬
reichische Verhältnisse außer Betracht gelassen wurden,
müssen wir von unserem österreichischen Standpunkte
aus mit Bedauern empfinden.
In der Einleitung des ersten Bandes wird die Metho¬
dologie der Staatswissenschaften und der Nationalökonomie
insbesondere und die letztere im Kreise der Wissenschaften
behandelt. Nach einem an dieser Stelle üblichen Abrisse
der Geschichte der Nationalökonomie werden die Grund¬
begriffe besprochen. Hier stimmt C. mit anderen neueren
Nationalökonomen überein, indem er eine Spaltung der
Begriffe Wert und Gut in Gebrauchswert und Tausch¬
wert, freie und wirtschaftliche Güter von sich weist als
eine Jugendsünde ' der Wissenschaft, welche bei ihrer
ersten Begriffsbildung halb im Sprachgebrauche des täglichen
Lebens stecken blieb. Wenn auch zugegeben werden muss,
dass die Werterscheinung sich keineswegs auf einige
wenige Formen beschränkt, so ist der Anschauung des Verf.
doch entgegenzuhalten, dass viele wichtige Vorgänge im
wirtschaftlichen Leben sich auf ganz bestimmte Formen
der Werterscheinung beziehen und das Loslösen der
letzteren aus dem allgemeinen Wertbegriffe häufig erst
das richtige Verständnis vermittelt. Das System der Wirt¬
schaft wird in drei Hauptabschnitten behandelt. Der erste
enthält die Elemente des Wirtschaftslebens als Natur,
Bevölkerung, Bedarf der Bevölkerung, die Arbeit und
das Capital. Der zweite Hauptabschnitt hat die Gestaltung
des Wirtschaftslebens zum Gegenstände, und zwar die
Ordnung des Zusammenlebens, die Gliederung des Zu¬
sammenlebens, die Differenzierung der Gesellschaft und
die Gruppierung der Gesellschaft. Der letzte Hauptabschnitt
bespricht die Vorgänge des Wirtschaftslebens: die Pro¬
duction, den Verkehr und die Einkommensvertheilung.
Der zweite Band enthält das System der Finanz¬
wissenschaft, deren Stellung im System der National¬
ökonomie und deren Entwicklung in der Einleitung be¬
sprochen werden. Der Gegenstand wird in vier Büchern
erschöpfend und vollständig mit allen Vorzügen der C.’schen
Darstellungsweise behandelt. Das erste Buch betrifft das
Wesen des öffentlichen Haushaltes, und zwar den Staat
und die öffentlichen Aufgaben, die historische Entwicklung
des öffentlichen Haushaltes, die Arten des öffentlichen
Entgeltes, die Gliederung und den finanziellen Zusammen¬
hang der öffentlichen Verbände, Selbstverwaltung und
Voluntarismus, die Ordnung in den öffentlichen Haus¬
haltungen und die Arten des öffentlichen Bedarfs. Das
zweite Buch gibt die Lehre von den Steuern, die sich in
fünf Capitel theilt: Die Gerechtigkeit der Besteuerung,
der Gegenstand der Besteuerung, die historischen Arten
der Besteuerung, das System der Steuern und die Ver¬
waltung der Steuern. Das dritte Buch ist der deutschen
Steuergesetzgebung der Gegenwart gewidmet, das vierte
Buch endlich behandelt den öffentlichen Credit, dessen
Geschichte und seine Erscheinung in der Gegenwart und
ist besonders reich an interessanten Thatsachen. Die
noch zu erhoffenden Bände werden, nach dem bisher
Gebrachten zu schließen, Land- und Forstwirtschaft,
Bergbau, Handel und Verkehrswesen enthalten. Der enge
Rahmen für eine Besprechung in diesen Blättern gestattet
es nicht, auf alle besonders bemerkenswerten und die
Stellung C/s bezeichnenden Ausführungen desselben
einzugehen. Im Hinblicke jedoch auf die ganz besondere
Bedeutung, welche die Arbeiten des Verf. gerade auf dem
Gebiete des Verkehrswesens besitzen, sowie weiter im Hin¬
blicke, dass dieses Gebiet von C. mit besonderer Sorgfalt
und Vorliebe gepflegt wird, muss auf die entschiedene Ver¬
tretung seines Standpunktes hingewiesen werden, wonach
der Besitz und die Verwaltung der Eisenbahnen für den
Staat reclamiert werden, die Erzielung von Ueberschüssen
aus ihrem Betriebe gefordert und als grundsätzlich gerecht¬
fertigt dargestellt wird, weil durch dieselben dem Staate
ein Mittel zur ausgiebigen indirecten Besteuerung der
besitzenden Classen geboten wird.
Innsbruck. Frh. v. Weichs.
K I r 6 I y Dr. Johann von : Geschichte des Donau-Mauth-
und Urfahrrechtes der kgl. Freistadt Pressburg. Press¬
burg, G. Heckenast’s Nachfolger. 8°, (VU1 u. 252 S.)
Titelblatt wie Vorwort künden diese rechts-localgeschicht-
liche Studie als Festschrift zur feierlichen Eröffnung der stehenden
»König Franz Joseph-Brücke« an, eine Festgabe zu einer bedeut¬
samen Errungenschaft, deren wohlthätige und wirtschaftliche
Folgen für die Stadt und ihre Bewohner erst die kommende
Zeit zu zeigen hat. Der Verf. verfolgt in der in deutscher und
zwar guter Übersetzung vorliegenden Schrift die Geschichte des
Mauth- und Urfahrrechtes von Pressburg, dessen erste documen¬
tarische Verleihung an die Stadt von Stephan dem Heiligen stammt,
und behandelt in vier Zeitperioden die rechtliche Entwicklung
dieser ursprünglich königlichen Regalien, die damit verbundenen
Versuche von Brückenbauten, deren ersten der Sohn des Press¬
burger Bürgers Adam, Namens Vincenz, unternahm, bis zum
ersten Auftauchen des Projectes zu dem heute auf uns so mächtig
wirkenden Brückenbaue. Daneben werden die zahlreichen Rechts¬
streitigkeiten zwischen den einzelnen Urfahrrechts-Theilhabern, die
gelegentlichen Ablösungen Sonderberechtigter, die Reihe der
Brückenmeister u. dgl. ausführlich behandelt. Von dem local¬
geschichtlichen Interesse und dem Zwecke dieser Schrift voll¬
kommen abgesehen wird der Stoff und die treffliche Verarbeitung
eines bedeutenden gedruckten wie archivalischen. Materiales auch
die Aufmerksamkeit des den Örtlichkeiten ferne stehenden Rechts¬
historikers auf sich ziehen. Dass neben der Ausgabe in unga¬
rischer Sprache auch eine in deutscher Sprache veranstaltet
wurde, kann dem Werkchen und dessen Verbreitung über die
Landesgrenze nur dienlich sein.
Graz. A. Mell.
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629
Nr. 20. — Obsterrbichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
630
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XII, 12.
Besprechgen., u. a.: Drucker, D. Suggestion (Bünger); —
Dören, Gesch. d. Kaufmannsgilden im M.-A. (v. Salis); —
Endemann, D. Rechtswirkgen, d. Ablehng. e. Operation seitens
d. körperlich Verletzten (Bünger); — Hussarek, D. familien-
rechtl. Alimentation nach österr. Rechte (W. Fuchs); — Strempel,
D. Blancocession (Keyssner); — Wache nfcld, Theorie d. Ver-
brechensconcurrenz (Bünger); — Ortloff, D. Vorverfahren d.
deutschen St-P.; — Rehm, D. Mitgliedschaftserwerb in d. evang.
Landeskirche (Knitschky); — Vering, Kirchenrecht, 3. Auflage
(Kirchenheim). — Zeitschrschau. — Neue Erscheingen.
Socialpollt. Centralblatt. II, 51—53.
(51.) Arons, E. Vorschlag betr. d. Zwangsversteigergen.
bäuerl. Güter. — Frankel, D. socialpolit. Seite d. französ.
Kammerwahlen. — Crüger, D. deutsch. Erwerbs-u. Wirtschafts¬
genossenschaften i. J. 1892. — Lux, Preuß. Volksschulzustände.
— Trunksucht d. Frauen in England. — (52.) Braun, D. Social¬
politik d. Reichspostverwaltg. — Pernerstorfer, D. österr. Ge¬
werbeenquete v. 6. Juli bis 10. Aug. d. J. — So mbar t, Der
2. Congr. d. socialist. Arbeiterpartei Italiens. — Ledebour, Der
engl. Gewerkvereinscongr. in Beifort. — Vinck, D. Arbeitsbörsen
in Belgien. — Lange, Doppelte Unfallentschädigg. — Quarck,
D. Forlsetzg. d. Reichsenquete üb. d. Handelsgewerbe.
Allg. Juristen-Zeitung. XVI, 35 u. 36.
(35.) Gerichtl. Abusancen. — Nadastiny, D. Dienst d.
Strafvollzugsbeamten u. s. Stellg. — D. Prüfgen. f. d. höh. Justiz-
u. Verwaltgsdienst in Bayern. (Schl, in Nr. 36.) — (36.) Dami¬
an itsch, Z. Reform d. Militär-Strafprocessordng. — XXII. Deutsch.
Juristentag. — In jeder Nr.: Standes- u. Tagesfragen, Rechts¬
sprechgen, Spruchrepertorium.
Neue Erscheinungen:
Bever C. F., D. Frage d. Goldes u. Silbers u. ihre Währgen.
3. Bearb. Köln. Schmitz. (III, 171 S.) fl. 1.80.
Göllnitz H., D. Wesen d. Verbrecher- u. Gaunerspr., nebst e.
vollst. Wortregister d. in d. Verbrecherwelt gebräuchl. Ausdrücke.
Bresl., Selbstv. (32 S.) fl. —.12.
Kittel B., D. bayer. Reservatrechte. Preisgekr. Studie aus d. d.
Staatsrecht. Würzbg., Stahel. (95 S.) fl. —.90.
Schwerin H., Z. Kritik v. Bambcrgers »D. Stichworte d. Silber¬
leute« u. z. Verständigg. in d. Silberfrage. Berl., Haude & Spener.
(39 S ) fl. —.48.
Steg mann C. u. C. Hugo, Handbuch d. Socialismus, (ln 7 bis
8 Lief.) 1. Lief. Zürich, Verl.-Mag. (S. 1—64) fl. —.48.
Hilfsbuch z. Studium d. Pandekten bes. z. Dernburgs Pand.
Von e. Verwaltgsbeamten. I. Abth. (Allg. Theil u. Sachenrecht.)
Berl.. H. W. Müller. (XIII, 140 S.) fl. 1.20.
Petraiycki L. v., D. Lehre v. Einkommen. Vom Standp. d.
gern. Civilr. I.: Grundbegriffe. Ebd. (XII, 354 S.) fl. 4.50.
Stammhammer J., Bibliographie d. Socialismus u. Communismus.
Jena, Fischer. (IV, 303 S.) fl. 6.—.
Flora J., Manuele di scienza delle finanze. Livorno, Giusti. 5 1.
Schoondermark J. jr., Nieuw - Mathusianisme. Amsterdam,
Moransard. 1 fl. 25 c.
In Vorb.: Bahr, D. Antisemitismus. Berl., Fischer (fl. 1.20);
— b. Liebmann in Berl.: Jastrow, Hdb.f . amtsrichterl. Geschäfte
(c. fl. 7.—); — Stenglein u. Appelius, D. Reichsgesetze z.
Schutze d. geist. Eigenth. (fl. 3.—); — b. Manz in Wien: Körner,
Unternehmen u. Untemehmergewinn (c. fl. 1.—); — Leinweber,
Dotalimfensen (c. fl. —.60); — b. Fischer in Jena: Lindsay,
D. Preisbewegg. d. Edelmetalle seit 1850 (c. fl. 3.—); — Wick-
sell. Üb. Wert % Capital u. Rente nach d, neueren nationalökon,
Theorien (c. fl. 1.80); — Rascher, D . Schweizer Staat u. Preußen -
Deutschld. Berl., Puttk. u. M. (fl. 1.50); — Ratzenhofer,
Wesen u. Zweck d. Politik. Leipz., Brockh. 3 Bde. (fl. 12.—.)
Antiquar-Katalog-, Hm. Bahr in Berl., Nr. 26: Gesellschafts-
wiss. (1860 Nm.)
Naturwissenschaften. Mathematik.
Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanst. 1893, 6—10.
(6.) Bittner, Üb. d. Gattg. Oncophora. — Rosiwal, Aus
d. krystallin. Gebiet zw. Schwarzawa u. Zwittawa. — (7.) Bittner,
P&rtnachschichten mit Koninckina Leonhardi im Thal v. Kalten-
leutgeben b. Wien. — Kornhuber, Üb. e. neuen fossilen Saurier
v. Komen auf d. Karste. — Teller, Üb. d. sog. Granit d. Bacher-
g birges in Südsteiermark. — (8.) G. Pilar f* — Schlosser,
Geolog. Notizen aus d. bayr. Alpenvorlande u. d. Innthale. —
Katzer, I. Üb. d. Verwendg. v. Magnesiacarbonaten in d. Zucker-
fabrication. II. Üb. Vorkommen v. Anthraciden im älteren Palaeo-
zoicum Mittelböhmens. III. Vorläuf. Bemerkgen zu Jahn's Beitrr.
z. Stratigraphie u. Tektonik d. mittelböhm. Silur-Formation. —
(9.) Z. Erinnerg. an Dr. C. Frh. v. Schauroth. — Geolog. Auf¬
nahmen u. Specialuntersuchgen d. k. k. geolog. Reichsanst. im
Sommer 1893. — Eichleitner, Üb. d. ehern. Zussetzg. einiger
Gesteine v. d. Halbinsel Kola. — Wiesbaur, D. Vorkommen v.
Pyropen um Krendorf b. Laun. — Bittner, Üb. d. Nothwendigkt.,
d. Terminus »norisch« f. d. Hallstätter Kalke aufrecht zu erhalten.
— (10.) Rzehak, Geograph. Bemerkgen üb. einige Fossilien¬
fundorte d. Wiener Beckens. — Moser, Bericht üb. d. Stand d.
Quecksilber-Bergbaues im Wippachthaie. — Böse u. Finkeistein,
Nochmals d. mitteljurass. Brachiopodenschichten b. Castel Tesino.
— Ki§patic, Meerschaum aus Ljubic-planma in Bosnien. —
Reiseberichte. — In jeder Nr.: Litteratur, Recensionen.
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 9.
Homberg, Fischbrutanstalt in Lüdinghausen. — Gand er,
Blumen u. Insecten. — Max Maier, Resultate d. Beobachtgcn am
Horizontalpendel. — Ru hie, Wissenschaftl. Forschgen u. Beob¬
achtungen in d. deutschen Schutzgebieten. — Wiss. Rundschau:
Hovestadt, Physikal. u. specielleanorgan.Chemie. — vanMuyden,
Aus d. Welt d. Technik. III. — Kl. Mitthlgen. — Läska, Himmels¬
erscheingen im Oct. 1893. — Recensionen.
Österreich, botan. Zeitschrift. XLI1I, 9 u. 10.
(9.) Li ns bau er, Üb. d. Nebenblätter v. Evonymus. (Schl,
in Nr. 10). — Wettstein, Untersuchgen üb. Pflanzen d. öst.-
ung. Monarchie. (Forts.) — Zukal, Mykolog. Mitthlgen. (Schl.)
— Öelakovsky, Morpholog. u. biolog. Mitthlgen. (Schl, in
Nr. 10 ) — Waisbecker, Btrge. z. Flora d. Eisenburger Comitates.
(Schl, in Nr. 10) — (10.) Nestler, D. Perldrüsen v. Artanthe
cordifolia Miq. — Franze. Üb. einige niedere Algenformen.
(Forts.) — Schüler, E. Beitrag z. Flechtenflora d. näh. Umgebg.
Triests. — Murr, Nachträgl. Bemerkgen üb. Hieracium pulchrum
A. T. in Nordtirol. — Flora v. Öst.-Ung.: Borbas, West-, Nord-
u. Mittel-Ungarn. — Kl. Mitthlgen.
Natur u. Haus. I, 23 u. 24.
(23.) v. Wishell, Freilebende Kanarienvögel in Deutschld.
— Tuckermann, D. Blumenfüllg. d. Vasen. — Huth, Mod.
Hundeliebhaberei. — Gräfin Künigl, Aus d. Leben e. zahmen
Steindrossel. — Wingelmüller, Üb. d. Zucht frcmdländ. Seiden¬
spinner. — Fiebelkorn, D. Einrichtg. e. Conchylien-Sammlg. —
Monatskalender: Sept. — (24.) Wocke, Herbstblumen. — Hes-
dörffer, D. Vermehrg. d. Sumpf- u. Wasserpflanzen. — Bungartz,
D. Schopf-Wachteltaube. — Lachmann, Anlcitg. z. Einrichtg. u.
Besctzg. v. heizbaren Terrarien u. Terra-Aquarien. — Krieghoff,
Verbreitg., Nutzen u. Schaden d. Schmetterlinge. — ln jedem
Hefte: Kl. Mitthlgen. Bücherschau.
Meteorolog. Zeitschrift. X, 8 u. 9.
(8.) Hann, D. neue Anemometer- u. Temperatur-Station auf
d. Obirgipfel. — Möller, Z. Dynamik d. Atmosphäre. (Schl, in
Heft 9.) — Kl. Mitthlgen, u. a.: 30j. meteorolog. Beobachtgen zu
Madras. — Danckelmann, Z. Klimakde. v. Hochusambara. —
Lorenz v. Liburnau, Üb. d. Aufstellg, d. Thermometer d. öst.
Radialstationen. — Hazen, Temperaturverh. in Barometer-Maximis
u. Minimis. — (9.) Großmann, D. Registriergen d. Moreland'schen
Gewichtsbarographen v. R. Fuess in Berlin. — Kl. Mitthlgen,
u. a.: Schmidt, Z. Bewegg d. Gewitter in d. Nähe v. Flüssen
u. Bergen. — Zenker, D. klimat. Wärmewert d. Sonnenstrahlen.
— Seidl, Unperiod. Wittergserscheingen im Geb. d. Karstes und
d. Karawanken. — Sonnenschein auf d. Ben Nevis. — D. Resultate
25j. meteorolog. Beobachtgen in Batavia.
Neue Erscheinungen:
Ortmann A , Decapoden u. Schizopoden. (Ergebnisse d. Plankton-
Exped. G. d. II.) Kiel, Lipsius & Tischer. 4°. (120 S. ill. mit
7 Taf. u. 3 Kart.) fl. 8.40.
Knuth P., Blumen u. Ir.secten auf nordfries. Inseln. Ebd. (VIII,
207 S. m. 110 III.) fl. 2.40.
Schneiders Gfr., D. Naturphil. d. Himmels. E. neue Welt-
entwicklgstheorie. Aachen, C. Mayer. (45 S.) fl —.60.
Fonck F., Introduccion a la orograiia i jeolojia de la rejion
austral de Sud-America. Entrega I. Valparaiso, Niemeyer. (XII,
98 S.) fl. 1.80.
Kolbe H. J., Einführg. in d. Kenntnis d. Insecten. Berl., Dümmler.
(XII, 709 S. m. 324 III.) fl. 8.40.
Poincare H., Thermodynamik. Vorlesgen. Red. v. J. Blondin,
deutsch v. W. Jaeger u. A. Gumlich, Berl., Springer. (XVI,
298 S. m. 41 Figg.) fl. 6.—.
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631
Nr. 20. — Orstrrreichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
632
Violle J., Lehrb d. Physik Deutsche Ausg. II, I.: Akustik. Efcd.
(X, 307 S. m. 163 Figg.) fl. 4.80.
Rothschild W., Avifauna ofLaysan and the neighbouring islands.
Part. I. London, Porter. 63 sh.
Bolus H., Icones orchidearum Austro-Africanum. Vol. I., part. I.
London, VVesley & Son. 21 sh.
Appell P., Traite de mecanique rationelle. I. Statique. Dynamique
du point. Paris, Gauthier-Villars. 16 fr.
In Vorb. bei Tempsky in Wien: Ettingshausen, Neue
Pflanzenfossilien aus d. Tertiärschichten Steiermarks. (fl. 1.20); —
Weiß, D. Be stimmg. d. Bahn e. Himmelskörpers aus Beob¬
achtungen. (fl. 1.50); — Hellmann, Schneekrystalle. Berlin,
Mückenberger, (fl. 3.60); — Neu mann, Forlesgen üb. Capilla-
ritäc. Lpz., Teubner (c. fl. 7. — ).
. Medicin.
Centralblatt f. Nervenheilkunde u. Psychiatrie. XVI, Scpt.
Möbius, Über Tabes bei Weibern. — Referate u. Kritiken.
— Orig.-Vercinsbcrichte. — Tagesgesch.
Gesundheit. XVIII, 17.
Conrad, Schutzmaßregeln gg. d. Cholera u. deren Belmndlg.
— Kühner, Bedeutg. u. Umfang d. hygiein. Therapie. — Z.
Schiffshygicine. — D. Alkoholfrage in Engld. — Herstellg. u.
Nährwert des Brodes. — D. Weib in d. Liebe.
Neue Erscheinungen:
Reithoffcr B., D. Kind, dessen Pflege u. Erziehg. in d. ersten
Lebensjahren. Wien, Derflinger u. Fischer. (V, 176 S.) fl. —.50.
Behring, Gesamm. Abhdlgen z. ätiolog. Therapie v. ansteck.
Krankhten. Lpz., Thicme. (LXXI, 366 S. m. 46 Taf) fl. 9.—.
Jacobson L., Lehrb. d. Ohrenhcilkde. Ebd. (VII, 447 S. m.
20 Taf.) 0. 7.80.
Gravvitz I\, Atlas d. patholog. Gewebelehre. Bcrl., Schoetz.
(VI, 155 S. m. 30 Taf.) fl. 15.—.
Neugebauer F. L., Üb. d. Rehabilitation d. Schamfugentrenng.
od. Symphyseotomie durch d. geburtshilfl. Schule in Neapel.
I. Thl.: D. Gesch. d. Schamfugenschnittes u. d. bish. Casuistik
v. 437 Operationen v. 1777 bis 1893. Lpz, Wigand. (313 S.)
fl. 3.60.
Hewitt T. W., Anaesthetics and their administration. London,
Griffin & Co. 10 sh. 6 d.
Burnett C. H., System of diseases of the ear, nose and throad.
2 vols. London, Lewis. 48 sh.
Donk in H. B., The diseases of childhood. London, Griffin & Co.
16 sh.
ln böhm. Spr. '. BouöekB., D. Cholera in Podobrad. Epidemiolog.
Studie. Podebrad, Hoblik. 4° (52 S. m. 4 Tab.) fl. 1.—.
In Vorb.: Bock, D. angebl. Kolobome d. Augapfels.
Wien, Safäf. (fl. 4.—). — B. Bergmann in Wiesb.: Nieden,
Der Nystagmus d . Bergleute, (c. fl. 6.—). Siebenmann, D.
Blutgefäße d. Labyrints d. menschl. Ohres (c. fl. 11.—).
Antiqu.-Kat. v. Speyer & Peters: Berlin. Nr. I: Medicin
(c. 5000 Nrn.).
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Frosch A., Bauer R. u. Wehr 0.: Die elektrischen
Einrichtungen der Eisenbahnen. Eine Anleitung zum
Selbststudium der Telegraphen-, Telephon- und elektrischen
Signaleinrichtungen. Mit 275 Abbildungen. Wien, Pest, Leipzig,
A. Hartleben. 1893, gr.-8°. (XXIV u. 455 S.) fl. 3.—.
Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht,
jenen Organen des Eisenbahndienstes und anderer tech¬
nischer Betriebe, welche, ohne eine specielle fachliche
Vorbildung zu besitzen, mit den verschiedenartigen elek¬
trischen Telegraphen-, Signal- und Telephoneinrichtungen
zu manipulieren haben, ein Mittel an die Hand zu geben,
sich mit deren Beschaffenheit und Function vertraut zu
machen. Diesem Programm wird das Buch vermöge der
einfachen und fasslichen Darstellung des Stoffes voll¬
kommen gerecht und kann auch als Nachschlagebuch
jedem Gebildeten die erwünschte Aufklärung bieten.
Wien. Jüllig.
Neue Erscheinungen:
Bohnen s tcngel E., Construction elektr. Bogenlampen. Hambg.,
Selbstv. (III, 132 S. m. 225 Figg) fl. 4.20.
Haase F. H., D. Feuergsanlagen. Lpz., Wigand. (XI, 259 S. m.
98 Abb.) fl. 3.—.
Hecht IC., Hand- u. Hilfsbuch z. Abstecken v. Eisenb.- u.
Straßcncurven. 2 Th'e. Dresden, Kühtmann. (VI, 127 u. III,
231 S.) fl. 7.20.
Wachte F. A. u. K. Korn auth, Btrge z. Kenntnis d. Morpho¬
logie, Biologie u. Pathologie d. Nonne u. Versuchsergebnisse
üb. d. Gebrauchswert einiger Mittel z. Vertilgg. d. Raupe.
(Mitthlgen aus d. forstl. Ver>uchswesen Österreichs, XVI.) Wien,
Frick, 4° (VII. 38 S. ill.) fl. 1.20.
Deufcr J, Architceture et constructions civilcs. Couverture des
edilices. Paris, Gauthier-Villars. 20 fr.
Preece W. H. and A. J. Stubbs, A manual of tclephony.
London, Whittaker. 15 sh.
de Vos G., Indische bouwhygiene. Batavia. Kol ff. fol. 5 fl.
In Vorb.: Barth, D. künstl. Düngemittel. Berl , Parey
(fl. 1.S0). — Falke, Mittelalterl. Holzmobiliar aus d. k. k. öst.
Mus . f. Kunst u. Industrie. Wien, Schroll & Co. (fl. 20. —).
Schöne Litteratur. Varia.
Dramatische Curiosa.
I. Landsteiner Karl: Der Antichrist. Das Trauerspiel der
letzten Zeiten. Zweite Auflage. Wien, Alfred Holder, 1893, gr.-8°.
(VIII u. 210 S.) fl. 1.—.
II. Kr al I k Richard : Kraka. Ein Lustspiel. (Schriften der »Iduna«).
Leipzig, Litterar. Anstalt, Aug. Schulze, 1893 8°. (72 S.) fl. —.60.
IIL Wartenegg Wilhelm von: Mozart. Festspiel zur hundert¬
jährigen Todtenfcicr. Im Aufträge der Stadt Wien geschrieben.
Wien, Karl Konegen, 1893. 8°. (28 S.) fl. —.30.
IV. Raaben Eugen: Voltaire und Lessing. Lustspiel in fünt
Aufzügen. Wien, C. Konegen, 1893. 8°. (116 S.) fl. —.80.
V. Flxer Sebastian; Der Börsenfaust. Humoristisch-satyrische
Dichtung. Freiburg i. B., Fr. Wagner’schc Univ.-Buchhandlung,
1892. 8°. (60 S.) fl. —.48.
VI. Slgert Louise: Auferstanden. Drama in einem Vorspiele
und 3 Acten. Wien, M. Breitenstein, 1892. 8°. (68 S.) fl.—.90.
VII. Wich mann Franz: Moderne Kinder. Schauspiel in vier
Acten. Leipzig, Oswald Mutze, 1892. 8°. (178 S.) fl. 1.20.
VIII. Stella E.: Schloss Arnheim. Tragödie in zweiTheilen,
im Spiegelbilde der Vergangenheit dem Pseudo-Naturalismus
unserer Tage gegenüber. Leipzig, Litterarische Anstalt, August
Schulze, 1893. 8°. (176 S.) fl. 1.80.
(I.) Ein groß gedachtes, hochinteressantes Werk. Der Verf. hat
sich strenge an die Schrift gehalten und daneben aus der reichen
Litteratur über den »Antichrist« manche dramatische Anregung
geschöpft. In technischer Beziehung wäre einzuwenden, dass der
gewaltige Stoff in zu viele Einzelscencn zersplittert ist, wodurch
der Überblick erschwert und die Aufführbarkeit sehr in Frage
gestellt wird. Im Übrigen wird man vielleicht finden, dass dieses
»Trauerspiel der letzten Zeiten« ziemlich stark in der Gegenwart
wurzelt, ohne den Eindruck des Anachronismus hervorzurufen.
Woher das wohl kommen mag?
(II.) Die Liebe zur deutschen Heldensage und die innige
Vertrautheit mit derselben spricht aus jedem Verse des liebens¬
würdigen und poetischen Stückes. Bedenklich erscheint nur der
Umstand, dass das Werk — ein Lustspiel — einen Mord zur
Voraussetzung hat und mit einer Brandstiftung endet; aber da¬
zwischen liegen so viele hübsche Scenen und Einfälle, dass man
das kleine Buch mit Vergnügen liest und für die gröberen Ein¬
schlagsfäden unsere unmanierlichen Altvordern, und nicht den
Bearbeiter verantwortlich macht.
(IIL) Dieses Festspiel hätte anlässlich der Säcularfeier von
Mozart’s Todestag im Deutschen Volkstheater dargcstellt werden
sollen. Da ein Todesfall im Kaiserhause die Aufführung unmög¬
lich machte, verfügte die Stadt Wien die Drucklegung des Werkes,
das eine glückliche Mischung von Allegorie und Genrebild re¬
präsentiert. Vielleicht gibt die bevorstehende Enthüllung des Mozart-
Denkmals Anlass, das hübsche Gelegenheitsstück, dessen weihe¬
volle Stimmung nur einmal durch ein schlechtes Wortspiel getrübt
wird, auf die Bühne zu bringen.
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633
Nr. 20. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
634
(IV.) Auf dem Titelblatte sollte eigentlich stehen: »Litteratur-
gespräche in fünf Aufzügen.« Von Handlung findet sich, so weit
das Auge schweift, nichts, als dass ein Buch ändler geprellt wird
und Voltaire einen groben Brief dictiert Dafür erhalten wir aus¬
führliche Auseinandersetzungen über die deutsche und französische
Litteratur des achtzehnten Jahrhunderts und Prophezeiungen über
die künftige Größe der deutschen Dichtung, die man ja heutzutage
ohne besonderes Risico aussprechen kann. Man nehme diesem
angeblichen Lustspiel die Dialogform, und es bleibt nichts übrig
als eine Abhandlung über das litteiarische Berlin im Jahre 1751.
(V.) Das Leben und Treiben auf dem Geldmärkte bietet dem
Satiriker an und für sich einen so unerschöpflichen Stoff, dass
er es durchaus nicht nöthig hat, den »Faust« zu Vergleichen heran¬
zuziehen und eine große Dichtung durch gequälte Parallelismen
zu verunglimpfen. Wenn der Autor, dem ein gewisses Formtalent
nicht abgesprochen werden kann, aus Faust und Mephisto, aus
Wagner und dem »Schüler« Börsenjobber und Speculanten macht,
darf er des Widerspruches aller geschmackvollen Leute gewiss
sein. Thatsächlich besteht zwischen seinen Figuren und den
Gestalten Goethe’s keine andere Ähnlichkeit als die Vorliebe für
Ausfälle auf die katholische Kirche.
(VI.) Weibliche Handarbeit. Zahllose Fehler im Dessin.
Moral: Sobald ein Mädchen einen Fehltritt begangen hat, braucht
es sich nur aus dem Fenster zu stürzen, um seine sittliche Auf¬
erstehung zu feiern. Wem das nicht einleuchtet, dem ist nicht
zu helfen.
(VII.) Hie und da recht gesunde Anschauungen und ein
starkes, ethisches Pathos; dazwischen zahlreiche Naivetäten und
unverdaute Lesefrüchte. Der Verf. will zu viel auf einmal bewei¬
sen und beweist darum schließlich gar nichts. Dass ein Vater
seinen verkommenen Sohn mit eigener Hand erschießt, darin liegt
unleugbare Tragik; aber diese Justificierung als ein Gebot Gottes
hinzustellen, ist der heile Unsinn. Freilich handelt es sich um
einen Gott, bei dem man sich absolut nicht auskennt. Er ist
»der Gott der neuen Zeit und doch der alte, zu dem wir in jeder
neuen Giaubensformel zurückkehren« und nennt sich »Gerechtig¬
keit«. Ein complicierter Fall, für dessen Verständnis unser un¬
geschulter Verstand nicht ganz ausreicht.
(VIII.) »Wahr und dräuend, furchtbar dräuend schon in seinen
Augen, wie die Schuld und Sühne, daran er trug! Als wäre es
nicht genug, so schien’s ihm — ein Wahn, im Grunde doch des
Geistes hohe Klarheit trübend — an dem Opfer, bei seinem Leb¬
zeiten, so vieler theuerer Häupter — sie Alle dess’ Zeugen dazu¬
mal — und dem Erlöschen schon fast von Stamm und Linien.«
Diese Stilprobe dürfte genügen. Wir haben das räthsclvolle Stück
mit namenloser Geduld zu Ende gelesen und haben trotzdem
keine blasse Ahnung, was darin vorgeht. Das arme, weiße Papier!
J. Meinhard.
Deutsche Rundschau. XX. l.
Lindau R., Der Flirt. Novelle. I. — Baechtold, G. Keller
in Heidelberg u. Berlin. 1. — Vambery, Freiheitl. Bestrebgen im
moslim. Asien — A. v. Cotta, D. Victoria-Lyceum in Berlin. —
v. Hirschfeld. E. Staatsmann d. alten Schule. Aus d. Leben d.
mecklenburg. Ministers L. v. Plessen. — Strasburger, Z. lOOj.
Gedächtnis an d. »entdeckte Geheimnis der Natur«. — Herzog
Ernst II. v. Sachsen-Coburg-Gotha. — Schleiden, Unterredgen
m. d. Fürsten Metternich im Frühjahr 1850. — Polit. Rundschau.
— Erich Schmidt, Gesamm. Schriften v. M. v. Ebner-Eschenbach.
Nord und Süd. LXVII, 199.
Dohm H., Werde, die du bist! Novelle. — Reinke, Die
Festigkt. d. Pflanzen. — Münz B., Jac. Frohschammer, d. Philosoph
d. Weltphantasie. — Gareis, D. Friedensbestrebgen uns. Zeit.
— E. Mamroth, E. Realist d. Rechts (R. v. Ihering). — Sokal,
Frau Lätitia. — Kruse. Hinnerks Glück u. Ende. — Simson,
D. Antheil d. Frauen an d. Weltausstellg. in Chicago.
Der Zuschauer. I, 8.
Faller, Herr Gscheidtle aus Gscheidtlingen. — Rossi, In
Friedrichsruh — kein Interview. — v. Polenz, D. Schluss d.
Rougon-Macquarts (Le docteur Pascal). — v. Liliencron, D.
Thurmbläser. — Loewenb urg, Aus d. weißen Stadt. — Lange¬
wies che, Vorwärts! — Brunner, D. Entstehg des Menschen.
— Z. Entstehg. d. künstler. Schaffens. Beiträge v. A. F. Graf
v. Schack u. G. Falke. — Kloss, Röm. Kunstbrief. — Krit. Rund¬
schau. Verschiedenes. Sprechsaal. — Bühnenblatt: v. Ompteda,
Nein! Dramat. Scene.
Alte u. Neue Welt. XXVIII, l.
v. Neidegg, Am Glück vorbei. Roman. — Trautner,
E. mod. Chalif. — Freidank, E. Bcitr. z. landwirtsch. Bewegg.
Mitteleuropas. — Mirbach, Alte Liebe rostet nicht. Erz. —
Wilder mann, D. Copiertelegraph. — v. Rhein, Tübingen und
Umgegend. — Friedrich, D. Klostcrbauer. — Z. Frauenfrage.
Deutsche Revue. XVIII, October 1893.
Aus d. Leben Kg. Karls v. Rumänien. XXL — Schenck,
D. Rantzauer Lilie. (Schl.) — v. Poschinger, Lothar Bücher. V.
— Nippold, D. interconfessionellen Parallelen in d. kirchl. Gesch.
d. 19. Jhdts. — Goldsmid, Persien in d. europ. Politik. —
Gf. Pfeil, Ist d. Kant-Laplace’sche Weltbildgs-Hypothese mit d.
heut. Wisssnsch. vereinbar? — Tille, Brit. u. deutsche Universi¬
täten. I. — Hirzel, Ungedr. Briefe an G. A. Reimer. I. — Schön,
D. Anfänge u. Ursachen d. Stars — Kruse, Goethe u. Friederike.
— Wich mann, E. ßeitr. zu psychol. Charakterisierg K. Werders.
Das 20. Jahrhundert. UI. 12
v. Lcixner O., Mea culpa, mea maxima culpa. E. Betrachtg.
v. e. Deutschen. — Lienhard, Berliner Lieder. — Ds, Vor
Beginn d. Theaterwinters. — Schultes, D. fidölle Postillon.
(Schl.) — Lang, Uns. Staatslotterien. - Teutoburg, D. Ver¬
nichtung d. Deutschen in Steiermark. — Deutsche Aussprüche.
— Aus d. Narrenhause d. Zeit. — Bleibendes vom Tage. — Vom
Büchertisch. — Z. deutschen Bewegg.
Illustrierte Zeitung Nr 2618 -2621.
(2618.) Krebs, D. Dresdener Sanitätsconferenz. — BÜcker,
D. Lcichenfeierlichkten f. Hzg. Ernst II. v. Sachsen-Coburg-Gotha. I.
(II. in Nr. 2619) — Schloss Rosenau b, Coburg. — Kirchner,
Z. R. Haym’s 50j. Dr.-Jub. — Roeder, D. Albert-Fest in Dresden
— J M. Charcot. — C. Müller. — Osc. Justinus. — D. Kanal durch
d. Isthmus v. Korinth. — D. Jub -Gartenbau-Ausstellg. in Lpzg
— Müller, Von d. Weltausst. in Chicago. — Riotte, ln d.
Sommerfrische. Erz. — (2619.) D. italicn. Kronprinz in d. deut¬
schen Reichslanden. — Salomen, Fr. Nietzsche. — E. schwanz¬
lose Katzenrasse. — D. Pfalzgauhütte am Sorapiss. — Nuscha
Butze. — D. Brand d. Domes zu Ratzeburg. — D. Insel Oie in
d. Ostsee. — Kleinschmidt, E. neues Wk. üb. Don Carlos. -
Reubke, Allein. Nov. (Schl, in Nr. 2620). — (2620.) Fendler,
Denkmal d. Großhzg. Friedr. Franz II. v. Meckl.-Schwerin —
Roeder, D. Ks.-Wilhelm-Fahnenmasten in Dresden. — Aus der
großen Berl. Kunstausstellg. — Dr. Henry Lange. — Vor d. Affen¬
könig im Berl. Zoolg. Garten. — Schmidt-Bcerfelden, Jul.
Sommerbrodt. — Konst, v. Wurzbach. — Grünewald, D. Knob¬
lauchsland. — Ferida, d. Tochter Emin Pascha’s. — Hob erg,
E. Abend auf der Ks. Wilhelmsbrücke zu Heringsdorf. — D. Ost¬
alpen. — (2621.) D. Kaisermanöver in Elsass-Lothringen. — D.
Denkmal C. v. Drais’ in Karlsruhe. — D. öst.-ung. Manöver. —
Gen. de Miribel. — D. neue Neckarbrücke zw. Stuttg. u. Cann-
stadt. — Richter, Trappenjagd. — Moser, D. Allerheil.-Kapelle
zu Scdlec in Böhmen. — Loh de, M. Großmutter. — In jeder
Nr. Wochenschau, Mannigfa’tigkten, Kl. Mitthlgcn, Moden etc.
La Rlcreazlone. U, 17—19.
(17.) Monte Santo pr. Gorizia. — Barn, Perchc la cattiva
stampa trionfa. — Un rimedio contra la fillossera. — A prevenirc
il colera. — Libertä di coscienza IV. V. — Concetta (Forts in
Nr. 18, 19). — (18.) La scuola. — La berretta. — L’adansonia
digitata o il Baobab. — Le frutta (Forts, in Nr. 19.) — Cenni
storici suU’ origine della poesia dramm. e del teatro in Francia.
— Ina, La nascita di Nino, — La storia univ. e l’ateismo. —
I primi ponti. — Il lusso. — (19.) Economia e morale. —Guido
d’Arezzo. — Il mese del rosario. — Nuvolc erranti. — Venezia.
— Solo il bianco. —In jeder Nr.: Un po di tutto. — In giro pel
mondo. — Nella patria di S. Giusto. — Passa tempi etc.
Katholikus Szemle. VII, 4.
Török, Geschichtl. Entwicklg. d. kath. Autonomie. II. —
Bognär, Volksmärchen fremden Ursprungs. I. — Szekely K.,
Elektr. Arbeitslieferg. — Füssy, E. wirkl. kathol. Staatsmann:
Garcia Moreno (Forts.). — Czompö, Calthon u. Colmal. Ossian.
— Zeitläufe IV. — Szentannai, Germaine’s Ideal. (Forts.)
Oiveta. XXIII, 10.
Touzimsky, D. Werk Schmerlings. 111. — Kalina, E.
unsterbl. Skeptiker: H Taine (Forts.). — Doubek, Im dunklen
Welttheil. (Forts.) — A lbieri, D. Böhmen in Chicago. — Heyd u k,
D. Mühlbauer. (Forts.) — Klostermann, Für’s Glück. (Forts.)
— Vfesnicki, lm Isargebirge. — Cu hei, D. Fortschritte d.
engl. Arbeiter-Vereine. — Cech, Neue Litt.: Erzählende Prosa.
Przeglqd Polskl. CIX, 326 u. 327.
(326.) Morawski, Ks. Hadrian. (Schl.) — Windakiewicz,
D. Theater Ladislaus IV. (Schl, im Heft 327). — A. M. L., 40j.
Aufenthalt e Engländers in Paris (1837 — 71). (Forts, in Heft 327).
— Zdziechowski, D. deutsche Byronismus. — Nach d.
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635
Nr. 20. — Oestkrreichischks Littrraturblatt.
II. Jahrgang.
630
Katholikentag. — Litterar. Chronik. — Polit. Rundschau. — (327.)
Tarnowski, T. Lenartowicz. — Milewski, D. sociale Reform
in Engld. — Gnatowski, Studien üb. d. neuesten Strömgen in
Frkrch., II. Bourget u. d. Genesis s. letzen Erzählgen.
Neue Erscheinungen:
Esser F., S. J., Blüten d. Marienminne. 2. Aufl. Paderb., Esser.
(IV, 256 S.) fl. 1.80.
Levetzow Corn. v., Neue Tage. Erz., aus d. Dän. üb. v.
G. Johanns. Schwerin, Bahn. (135 S.) fl. —.96.
Haarhaus J. R., Christnachtphantasien. Lpz., Hoessel (173 S.)
fl. 1.20.
In Vorb.: Steen, Mitslav od. d. Christianisierg Pommerns
im XII. Jhdt. Gotha, Schloessmann (fl. 1.80). — b. Breitk. u.
H. in Lpz.: Dahn, Julian d. Abtrünnige. Gesch. Roman, 3 Bde.
(fl. 12.60); delie Grazie, D. Rebell. Bozi. (fl. 1.80). —
Torresani, Ibi Ubi. Soldatengeschichten . Dresden, Pierson,
(fl. 2.40). — D. C. ^chnei^er’sche Verlag in Bamberg hat aus
dem Verlage Lephner in München d. Verlags- u. Eigenthumsrecht,
sowie sämmtl. Vorräthe der Romane Ph. Galen’s übernommen
u. beabsichtigt die Herausgabe e. Sammlg. »Ausgewählter
Romane v. Phil. Galen«.
Stimmen aus Maria-Laach. XLV, 3.
Granderath, A. Ritscliel’s Lehre üb. d. Gottheit Christi. I.
— v. Nostitz-Rieneck, F. W. Nietzsche u. d. zünftige Wissen¬
schaft. — Schmitt, p. falsche Balduin v. Flandern. — Kemp,
Über Brennstoffe u. ihre Verwendg. — H. Pesch, D. Privat¬
eigenthum an Grund u. Boden im M.-A. — Kreiten, Pascals
letzte Jahre. II. — Recensionen, u. a.: Rösler, Card. Johs. Domi-
nici (Rösler). — Empfehlensw. Schriften. — Miscellen.
Histor.-poiit. Blätter f. d. kethol. Deutschland. CX1I. 6 u. 7.
(6.) Grupp, Literatenthum d. Aufklärgszeit (W. L. Wekrlin).
— Grube, D. Chronist Oldecop u. Stift Hildesheim. — Zimmer¬
mann, Z. Fortgg. d. engl. Socialreform. — D. Minderg. d. Katho¬
liken in Deutschld. — Ruhland, Z. Agrarfrage. — Zeitläufe: Europa
in Afrika. III u. IV. — Zuschrift z. Zuschrift »Was dann?« (Aus
Böhmen.) —- D. Kirchenlexikons VIII. Bd. — (7.) Haas, Aus d.
Tagen Maria Antoinette’s. — D. deutschen Katholiken in Süd-
russld. — Neuestes aus Österr., resp. Böhmen. (Von e. öst. Reichs¬
rathsabgeordneten.) — Zimmermann, Z. Gesch. d. höheren
Unterr. in Engld.: Gesch. d. Marlborough-College. — Bäumer’s
Schrift üb. d. apostol. Glaubensbekenntnis.
Die Grenzboten. LH, 38 u. 39.
(38.) Kreutzer, Z. Beurtheilg. d. Bodenreformbestrebgen.
— Indische Zustände. II. — Wir Journalisten. — Reisegedanken
u. Reisebilder. — Maßgebliches u. Unmaßgebliches. — Litteratur.
— (39.) Anmerkgen. z. Judenfrage. — Theuer u. wohlfeil. —
D. athen. Volksmoral im Drama. VI. — Below, Bilder aus d.
Westen. 7. In d. Schule. — Schwarzes Brett.
Die neue Zeit. XI, II, 51—53.
(51.) Hzg. Ernst v. Coburg. — Bernstein, E. artige Bren-
taniade. — Aveling, E. engl. Roman. — D. sanitären Zustände
im Bäckergewerbe. — Litterar. Rdsch. — Notizen. — Krauß, D.
alte Magd. — (52.) Preuß. Cultur. — Bernstein, D. preuß.
Landtagswahlen u. d. Socialdemokratie. — D. Wahlen in Frank¬
reich. — Spöhnmann, D. Lage d. Porzellanarbeiter in Nordw.-
Böhmen. — Zinner, D. Durchführg. d. Schweiz. Fabriksgesetzes.
— Scheu, Traumesbotschaft. — (53.) Zu d. preuß. Landtags¬
wahlen. — D. Congr. v. Beifort. — Münchener Gefängniszustände.
— Rud. Meyer, Noch einiges üb. d. tendwirtsch. Großbetrieb.—
Guy de Maupassant, D. Marquis de Tunard.
Die kathol. Bewegung in uns. Tagen. XXVI, 9.
Leo XIII. e. zwar anerkannter aber gefangener Fürst. —
Götter u. Geister in Australien. — Zwei Helden im ersten Cultur-
kampf. — E. Besuch bei d. Katholiken in Buddu. — Pressstimmen.
Monatsblatt d. wissenschaftl. Club in Wien. XIV, 12.
Komorzynsky, D. Wesen u. d. beiden Hauptrichtgen. d.
Socialismus.
Die Nation. X, 51—53.
(51.) * * * Polit Wochenübersicht, (ln jeder Nr.) — Barth.
Wird c. deutsch-russ. Handelsvertrag zu Stande kommen? —
Schräder, D. neue Organisation d. Handwerks. II. — * * * *,
Etwas mehr Licht üb. d. Vorgänge d. J. 1875. — Ben dt, D.
Wirksamkt. d. physikal.-techn. Reichsanstalt. — Geiger, Thom.
Corneille. — O. Hansson, D. Scbaffensvorgang b. Böcklin. —
(52.) Barth, Arbeitsverschwendg. als social. Heilmittel — Bam¬
berge r, E. Stückchen Reminiscenz. — Schiff, D. 65. Versammlg.
deutscher Naturforscher u. Ärzte. — Gildemeister, Josephme. I.
(II. in Nr. 53.) — F. Mauthner, Jordan gg. Nietzsche. —
Remmer, D. europ. Paradies. — (53.) 10 Jahre »Nation«. —
Alex. Meyer, D. Verhandlgen. m. Russld. — Schlenther, E.
Gedenktag f. d. »Deutsche Theater«. — Elias, D. Münchener
Kunstausstellgen. — Geiger, Gg. Förster’s Briefe u. Tagebücher.
— In jeder Nr.: Theater- u. Bücherbesprechgen.
Beilage Z. Allgern. Zeltg. Beil. Nr. 215—227 (16.—30. Sept.)
(215.) Ladewig, Pierre Loti, »D. Unsterbliche.« I. (II. in
Nr. 216). — (216.) v. Gneist, Schöffengerichte. —(217). v. Ber¬
lepsch, Naturstudium u. Kunstgewerbe. — Erinnergen u. Gedichte
v. F. Dahn. I. (II in Nr. 218). — Fabricius, R. Schöll. —
(219.) Ritter, D. Streit zw. polit. u. Culturgesch. — Deutsches
Geistesleben in Böhmen. — (220.) Garbe, Z. ind. Visionslitt. —
Prutz, Z. Gesch. d. D. Nationalgefühls. — Aus V. Hehn’s Reise¬
tagebüchern (Forts, in Nr. 222, 224, 225.) — Evans, Üb. allerlei
Bakterien. — (222.) Graetz, Rob. Mayer’s Briefe u. Schriften. —
Frdr. Glück. — (223.) Altes u. Neues üb. d. Koptos u. das Wadi
Hamamät. I. (II u. III in Nr. 226 u. 227). — Prutz, Publicationen
histor. Vereine. — (224.) Bruns, Epikureische Funde. — (225.)
E. neue Religionsphilosophie. — Günther, Geogr. Litt.. — (226.)
Bettelheim, Z. 60. Geburtstag v. F. v. Saar. — (227.) Mareks,
Hm. Baumgarten. (Nachruf.)
Feuilleton d. Wiener Zeitung. Nr. 200—224. (Sept. 1893).
(201.) Bömches, Städtebilder aus Bulgarien. VI. — (204,
205) Guglia, Altes u. Neues v. Rhein. — (206.) Schweiger-
Lerchenfeld, Üb. Eis u. Schnee. — (209.) D. Thorbau d kais.
Hofburg. — (210—212). Landau, A. v. Lamartine. — (213.)
Mara Cop Marlet, Kriegserinnerg. — (214.) Bömches, Kunst
und Kunstgewerbe in Bulgarien. — (215, 216.) Statistik d. Sanitäts¬
wesens. — (218, 220.) Haberlandt, D. Ver. St. v. Nordamerika.
— (219.) Bacciocco, Aus Tirol. — (223.) G. L., D. Entstehg.
d. deutschen Kaisersage. — (224.) Mitthlgen d. k. u. k. Kriegs¬
archivs.
Notizen.
Zur Anzeige von Max Bewers »Gedanken« (öst. Litt. II,
Nr. 18) gieng der Redaction das nachfolgende Schreiben des Verf.
zu, mit dem Ansuchen um Veröffentlichung: »Dresden, 23.9. 1893.
Hochgeehrter Herr! In Nr. 18 Ihres sehr geschätzten Blattes findet
sich eine recht freundliche Beurtheilung meines Buches »Gedanken«,
die für mich umso wohlthuender ist, als der Herr Verf. aus¬
drücklich erklärt, dass er religiös u. politisch auf anderem Boden
stehe. Diese Parteilosigkeit, die das Gute auch im fremden Kleide
anerkennt, ist mir häufig in katholischen, niemals aber in sogen,
»liberalen« Blättern • begegnet. — Wenn aber der Ref. andeutet,
dass es scheine, als ob ich mir ein eigenes Christenthum nach
Art des Herrn v. Egidy construieren wolle, so muss ich dagegen
ausdrücklich Verwahrung einlegen. Ich glaube eher ein Antipode
als ein Seitenstück zu Eg. zu sein/) dieser steht auf dem ödesten
rationalistischen Standpunkt; er will alles »Wunderbare« im
Christenthum, was sich angeblich nicht mit der menschlichen
Vernunft vereinigen lässt, einfach streichen und nur die sittlichen
Ideen Christi als fernere Culturmomente gelten lassen; umgekehrt
versuche ich gerade das, was im Christenthum als das wunder¬
barste Problem erscheint, den Gedanken der Dreifaltigkeit, in einen
harmonischen Einklang mit der Vernunft zu bringen und dar¬
zulegen, dass das, was Christus sagt, nicht ein »Unmögliches«,
sondern vielmehr eine Erhöhung des organischen Lebens bedeutet,
in dessen Grenzen Eg. »rationell« mit dem Christenthum ab¬
wirtschaftet, ich hingegen die für Eg. »unfasslichsten« Lehren
Christi mystisch zu verstehen suche. »Mystik,« sage ich S. 237,
»ist die unmittelbare Empfindung Gottes in den alltäglichen Dingen
dieser Welt«; indem ich mich nun häufig auf die Alltagsvernunft
berufe, erscheine ich vielleicht auch hin und wieder als ein Alltags-
Rationalist wie Eg.; sein Bemühen aber geht auf einen Bruch,
meine Anstrengungen gehen hingegen auf eine Übereinstimmung
der »Alltagsvernunft« mit der wunderbaren Tiefe des Christen¬
thums hinaus. Eg. ist stolz darauf, ein »aufgeklärter Rationalist«
zu sein, ich bescheide mich damit, dass mich ein Kritiker einen
*) Der Ref. räumt gern ein, dass sein Ausdruck, B. construiere
sich „ein Christenthum nach Art des H. v. Egidy” nicht glücklich war u.
leicht missverstanden werden konnte; es hätte genauer heißen müssen:
„B. construiert sich — nach Art des H. v. E. — ein eig. Chr.” Denn in
der Art der Auffassung des Christenthums liegt, wie auch aus dem vorl.
Schreiben B ’s hervorgeht, zwischen diesem u. H. v. Eg. ein tiefer und
principieller Gegensatz.
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637
Nr. 20. - OßSTKKRBICHISCHBS L IO BR ATU RBL ATT. — II. JAHRGANG.
638
tnystischen Schriftsteller nannte und dass auch Ihr Ref. in meinen
»Gedanken« bald das Stammeln eines Kindes, bald die Offen¬
barungen -eines Sehers, bald Narrethöi, T5ald Weltweisheit ver¬
nehmen wollte; Kinder und Narren sagen Bekanntlich die Wahrheit.
Dies über die religiöse Seite meines Buches; wenn Ihr Ref.
die politische Natur der »Gedanken« als Bismarckisch bezeichnet,
so hat *er im Grunde Recht, aber er darf nicht übersehen, dass
ich überall darauf hin weise, dass Bismarck 1. die sittliche Be¬
deutung des Katholicismus und 2. die sittliche Verworfenheit des
heutigen Judenthums gründlich für die Zukunft des deutschen
Staatslöbens unterschätzt; um die Stärke zu bezeugen, mit der
ich katholische Tendenzen in der Politik vertrete, bitte ich um
Abdruck einer Stelle aus S. 232 meines Buches, wo es heißt:
»Es w'ar eine edle und weise Sitte im Mittelalter, dass in einer
Bauern-, Ritter- oder Fürstenfamilie, in der mehrere Söhne waren,
einer den geistlichen Stand erwählte; nicht sowohl 'der Vieltheilung
wegen, als weil jedem irdischen Besitz und zumal den regierenden
Häusern eine unmittelbare Verbindung mit den mora¬
lischen Gewalten Noth thut. Sechs Prinzen hat das Hohen-
zollernhaus; vielleicht treibt den einen das Herz in die gute alte
Sitte zurück; geistig und weltlich würde der Katholicismus an
ihm eine hohe deutsche Mission erfüllen; ein Hohenzoller als
Fürstbischof zu Fulda oder als Erzbischof zu Köln bedeutet für
das deutsche Volks- und Seelenleben mehr, als man heute aus
Antipathie vor dem Katholicismus entrüstet ableugnen oder lächelnd
glauben mag. Es bedeutet die Rettung Deutschlands vor der
Anarchie.« »Die deutsche Gesellschaft, die von der Socialdemokratio
bedroht, vom Judenthum zersetzt und vom Protestantismus indi¬
vidualisiert wird, kann nur durch den Katholicismus von neuem
organisiert werden.« — Ein Prinz aus dem sächsischen Königs¬
hause ist bekanntlich kürzlich in den geistlichen Stand getreten;
dass ihm in Zukunft ein Hohenzollernprinz nachfolgen sollte,
rlechne ich zu den Wahrscheinlichkeiten, wie ich überhaupt in den
»Gedanken« die Anschauung verfechte, dass wir in der Politik
noch lange nicht am Ende, sondern weit eher beim Anfang des
Christenthums stehen.
Indem ich Sie, h. H., um Abdruck dieser richtigstellenden
Zuschrift bitte, zeichne ich etc. — Max Bewer.«
In Nr. 5 (Jhg. II.) des »ö. L.« (Sp. 158) meldeten wir von
einer Controverse zwischen Prof. Dr. 0. Hamann in Göttingen
(d. z. Berlin) und Prof. Haeckel in Jena. Ersterer hatte in
seinem Werke »Entwicklungslehre und Darwinismus« gegen Haeckel
Stellung genommen und dafür die gröblichsten persönlichen
Schmähungen seitens des letzteren geerntet Auf die hierauf von
Hamann eingebrachte Ehrenbeleidigungsklage erwiderte Haeckel
mit einer Gegenklage; am 22. September d. J. kamen die beiden
Klagen vor dem Schöffengericht in Jena zur Verhandlung Haeckel
würde zu 200 Mk., Hamann zu 30 Mk. Geldbuße verurtheilt.
Die Wiener »N. Fr. Pr« vom 29. Sept., Abdbl., bringt in ihrem
Bericht über diese Verhandlung (gleichlautend auch in der
Beilage zur »Allg. Ztg.«, München, Beil. Nr. 27) folgende Stelle :
»Zum nicht geringen Erstaunen der Corona ergab sich
auch, dass Dr. Hamann, der Naturforscher aus Haeckels
Schule und evangelische kgl. preuß. Titularprofessor (gegen¬
wärtig an der kgl. Bibliothek in Berlin angestellt) zugleich Mit¬
arbeiter an der von Schnürer redigierten, in Wien von der (nach
Papst Leo XIII. benannten) »Leo-Gesellschaft« herausgg. katho¬
lischen Litteratur-Zeitung ist.« — Die Redaction des »Ö. L.« hat
darauf zu erwidern: 1. Die Arbeiten (Bücherreferate), welche Prof.
Hamann im »Ö. L.« veröffentlichte, erschienen stets mit dessen
vollem Namen - gezeichnet. — 2. Prof. Hamann hat wohl als
Student Vorlesungen Haeckels besucht und auch dessen Anschau¬
ungen getheilt. Nach seiner entschiedenen Stellungnahme gegen
Haeckel jedoch hat es keinen Sinn, ihn jetzt noch einen »Natur¬
forscher aus Haeckel’s Schule« zu nennen. — 3. Der christliche
Standpunkt, den das »Ö. L.« einnimmt, schließt die Mitwirkung gläu¬
biger Protestanten auf allen jenen Gebieten, wo nur das dem
Katholicismus und Protestantismus Gemeinsame in Frage kommt,
nicht aus; es gibt wohl eine auf dem Boden des Chris te/nthu ms,
wie eine außerhalb desselben stehende Naturwissenschaft, aber
von einer katholischen oder protestantischen Naturwissenschaft
kann nicht gesprochen werden. — Aus diesen Gründen hat das
»Ö. L.« die Mitarbeit Prof. Hamanns mit Genugthuung begrüßt
und hofft auch ferner der Mitwirkung dieses Gelehrten sich er¬
freuen zu können.*)
*) In welcher Weise Haeckel noch vor Gericht seinen wissenschaft¬
lichen Gegner mit Schmähungen überhäufte, zeigt u. A., dass er behaup¬
tete, Hamann sei „von den Jesuiten gekauft worden“. Beweis: seine
Mitarbeiterschaft am „ö. L “ Er legte sogar die Statuten der Leo-Gesell¬
schaft vor (1), ohne dass freilich der Amtsrichter davon weiter Notiz nahm.
Deutsche Gesellschaft fürchristl. Kunst. Am 4. Jan. 1893
hat die endgiltige Feststellg. der Statuten und die Constituierung
dieser Gesellschaft in München stattgefunden. Die Gesellschaft
macht es sich zur Aufgabe, d. Kunstsinn zu fördern, d. directen
Verkehr zw. Künstler und Kunstfreitnd zu pflegen, den Gefahren
unkünstlenscher oder unkirchl. Einflüsse zu begegnen und den
Christi, gesinnten Künstlern d. Möglichkeit e. engeren Anschlusses
aneinander z. Zwecke gegens. Anregg. u. gemeins. Verfolgg. ihrer
Bestrebungen zu verleihen. Ist auch d. Gründg. d. Gesellsch. v.
kath. Kreisen ausgegangen, so soll sie doch keineswegs auf die¬
selben beschränkt bleiben. Alle christl. Männer sind als Mitglieder
willkommen, alle, die ihren Stolz darein setzen, den christl. Ideen
durch d. Mittel wahrer Kunst würdigen Ausdruck zu verschaffen
u. dadurch e. reiche Blüte deutscher christl. u. kirchl. Kunst
herbeiführen zu helfen. Vieles ist bereits durch Localvereine u.
Kunstzeitschr. geschehen. Was bisher noch fehlte, war e. allge¬
meiner, d. verschiedenen Einzelbestrebgen ergänzender u. fördernder
Verband. Gelingt es, in einem solchen e. recht große Zahl Gleich¬
gesinnter aus allen Gegenden Deutschlds. zu gemeins. prakt.
Förderg. der heute schaffenden Kunst zu vereinigen, dann wird
d. Erfolg e. solchen rein idealen Wirkens für e. edles Gut unter
Gottes Segen ein großer sein u. d. christl. Kunst wird ihre Mission
glänzend erfüllen. — Den Vorstand bilden: als Präsidenten I.
Di. Gg. Frh. v. Hertling, Reichsrath, II. Bildhauer Gg. Busch;
als Cassier Univ.-Prof. Dr. Al. Knöpfler; als Schriftführer 1.
Hof-Stiftsvicar Seb. Stau d harn er, II. Osc. Frh. Loch n er v.
Hüttenbach (sämmtlich in München).
Aus den Statuten sei hervorgehoben: § 2. Mitglied kann
werden, wer sich mit d. Zwecken d. Gesellschaft einverstanden
erklärt u. e. Jahresbeitr. v. 10 Mk. entrichtet. Die Mitgliedschaft
kann auf Lebensdauer erworben werden durch e. einmal. Beitr.
v. 250 Mk. — § 5. D. Geschäfte d. Gesellsch. leitet e. aus 18 Mit¬
gliedern bestehende Vorstandschaft, welche v. d. Generalvers. ge¬
wählt wird. Ein Drittel d. Vorstandschaft besteht aus Künstlern,
zwei Drittel aus Kunstfreunden,.unter denen mindestens 3 Geist¬
liche sein sollen. — § 6. Obliegenheiten d. Vorstandes sind:
1. d. Förderg. d. Bestrebgen. d. Gesellsch. durch Wahrnehmg.
aller ihrer Interessen; 2. d. Leitg. d. laufenden Geschäfte; 3, Ver-
anstaltg. v. Ausstellgen.; 4. Entscheidg. üb. d. Verwendg. d.
Gesellschaftsmittel. — § 10. D. Gesellsch. gibt e. Mappe heraus,
welche Vervielfältiggen. v. Werken d. Mitglieder bietet. Dieselbe
erscheint vorläufig halbjährig u. enthält mindestens je 3 Vollblätter,
je 4—6 Illustr. auf e. Blatt u. e. kurzen, erläut. Text. Die Mitgl.
erhalten dieselbe gratis.
D. erste Mappe ist bereits erschienen: »Deutsche Gesellsch.
für christl. Kunst. Jahresausgabe 1893, enthaltend 12 Foliotafeln
in Kupferdruck u. Phototypie nebst erläut. Texte,, bearb. v. Hpf-
Stiftsvicar S. Staudhamer. Eigenthum d, Gesellsch. f. christl. Kunst.«
(München, Obernetter, 1893.) Vertreten sind in der Mappe die
Architekten Hauberisser, Frh. v. Schmidt, Jos. Schmitz, d Biid
hauer Busch, Eberle, Balth. Schmidt, Wadere, d. Kunstmaler
Cahn, Delug, Feuerstein, Fugei, Siber, Stockmann. Alle Kunst¬
werke sind vorzüglich wiedergegeben. Sehr praktisch ist d. Plan
für e. Basilica mit drei Altären (Holzdecke im Mittelschiff u. ge¬
wölbten Seitenschiffen) v. Jos. Schmitz. D. Plan bietet Seitenansicht,
Querschnitt u. Grundriss der Basilica, Raumberechnung 1400 Per¬
sonen u. Kostenberechnung 160.000 M. ohne Bauplatz. Dieses
eine Blatt lohnt schon d. Anschaffung d. Mappe. Die Reproduction
ähnlicher Pläne für andere Stilgattgen würde sich für d. späteren
Mappen sehr empfehlen. Mit dieser ersten Mappe hat d. Gesell¬
schaft ihre Lebens- u. Leistungsfähigkeit bewiesen; sie sei hier¬
mit bestens empfohlen. D.
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Reichsanst. i. P. Hofr. Dionys Stur im A. v. 67 J. u. d. ehern.
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in Graz Dr. Jul. Wagner R. v. Jauregg z. o. Prof. d. Psychiatric
u. Nervenpath. in Wien. — D. a. o. Prof. d. dass. PhiL in Jena
Dr. Gotth. Gundermann z. o. Prof, in Gießen, — D. Prof. d.
akad. Gymn. in Wien Dr. Joh. Woldfich z. o. Prof. d. Geologie
an d. böhm. Univ. in Prag. — Zu a. o. Proff. d. Privatdocenten:
Dr. Ign. Zakrzewski f. Experimentalphysik in Lemberg;
Dr. K. Rath gen (Berlin) f. Nationalök. in Marburg; Dr. Cloetta
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Wien; d. Director d. Musikschule in Basel Selmar Bagge zum
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d. Gemäldegalerie d. kunsthistor. Sainmlgen d. Ah. Kaiserhauses;
Dr. Wenzel Tille zum dehn, u Dr. Hugo Glaeser zum provis.
Amanuensis an d. Univ.-BibJ. in Prag.
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Bartsch 1567. Nachwort von Dr. Josef Zahn und
heraldische Besprechungen von Alfred R. Anthony
von Siegenfeld. 8". Preis 2 fl.
Zahn, Dr. Josef von, Styriaca. Gedrucktes
und Ungedrucktes zur steiermärkischen Geschichte
und Culturgeschichte. 8°. VI, 277 Seiten mit 6 Ab¬
bildungen. Preis broschiert 2 fl.
ülr. Moser’s BnclilMdliitig (J. Meyerkoff). tiraz.
f* ist das beste und ausführlichste Conversations-
Lexikon auf katholischem Standpunkte und zugleich
das billigste Conversations-Lexikon großen Umfanges. Vierte, neueste Auflage. 13 Bände in Halb¬
franz gebunden ä Mk. 7.30
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie direct durch die
Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg.
Von der neuesten vierten Auflage haben wir einige ramponirte, nur leicht beschädigte Exemplare, welche jedoch nicht
mehr als neu verkauft werden können, statt Ladenpreis Mk. 94.90 = fl. 57.— zu Mk. 60.— = fl. 36.— abzugeben. Letzterer
Preis versteht sich gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrages. Die Obige.
ln Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — -St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckere!, Wien. 111. Seidlgitsse 8.
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Nr. 21.
Wien, 1. November 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction
u. Recensions-Exemplare werden erbeten
an die Adresse: Dr. Franz Schnürer,
Wien-Klosterneuburg, Martinstrasse 16.
HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT
EBDIOIKRT VOM
DR- FRANZ SCHNÜRER
Abonnements-Aufträge
sind zu richten an die Administration
des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien, I. Annagasse Nr. 0.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Prftnumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fOr den geeammten Buohhandel: „St. Norbertus ,# -Veriagehandlung In Wien III, Seldlgaeae 8, wohin auch alle Inseraten-Auftrlge au rlohten elnd.
Preise der Inserate: »/i S.fl.20.— = Mk.36.—, »/> S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, V« S. fl. 7.— = Mk. 12.60, >/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, »/» S.fl. 2.25 = Mk.4.—.
in evang.
Dr. Jos.
INHALT:
Knaben bau er J., Coramentarius
sec. Matthaeum. (Theol. Prof.
Schindler.)
Bösler A., Card. Joh. Dominici O. R. 1357 bis
1419. (P. A. M. Müller, O. P.)
Simar Tn. H., Lehrbuch der Dogmatik. 8. Aufl.
Ragey R. P., S. M., Hymnarium quotidianum
B. M. V.
Falk Fr., Katechet. Handbibliothek.
Melchers, Card. P., De canonica dioecesium
visitatione. (Sftmmtl. v. —nd—.)
Lipsius R. A., Lehrbuch der evang.-protestant.
Dogmatik. 3. Aufl.
Temming E., Beitrag zur Darstellung u. Kritik
der moralischen Bildungslehre Kants.
(C. Ludewig.)
I. Pechnik A.,*0 reformie t. z. propedeutyki
filozofiznej.
II. Reil W., Das menschliche Ich. (Dr. Kas.
Twardowski.)
Steinhausen Gg., Culturstudien. (Dg.)
Thoemes Nik., Aus den Jesuitenbriefen der
S Teuflischen Krönungsacten. (Hofrath Onno
ilopp.)
1. Froitzheim J., Friederike v. Sesenheim.
II. Düntzer H., Friederike v. Sesenheim im
Lichte der Wahrheit. (Dr. Wl.)
Gymnasial-Bibliothek, II.: Jäger O., Alexander
d. Gr. V.: Ders., Marc. Porcius Cato.
(Dr. Hans Bohatta, Beamter d. Universitäts-
Bibliothek.)
-, XIV. Ziegeler E., Aus Sicilien. (C.
Scherzinge r.)
Roth Chr., Plastisch-anatomischer Atlas.
-, Der Aktsaal. (Beide v. A. Fuchs.)
Schneller Chr.. Beiträge zur Ortsnamenkunde
Tirols. (Dr. Rieh. Müller, Official an der
„Albertina*.)
Huber F. C., Die geschichtl. Entwicklung des
modernen Verkehres. (Friedr. Freiherr von
Welchs.)
Jürgensohn W. f Schutz dem Mittelstände!
(Nieder-Osterr. Landes-Secretär Dr. Heinr.
Mise ra.)
Wussow v., Staat und Recht, Religion und
Kirche. (F. M. S.)
Stossich M., J. Distomi dei Mammiferi. (Prof.
Dr. Otto Hamann.)
Karrer Fel., Führer durch die Baumaterial-
Sammlung des k. k. naturhistorischen Hof-
rauseums in Wien. (Realschul-Prof. Wilhelm
Winkler.)
Dorer Edm., Nachgelassene Schriften. (Gymn.-
Prol. i. R. Konr. Pasch.)
Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit
einer jungen Künstlerin. (Dr. Rieh. Krali k.)
Hei in bü rg W., Mamsell Unnütz.
Starzer A., Das Istituto Austriaco di studii
storici in Rom. 1.
WidmannS., Geschichte des deutschen Volkes.
Lief. I.
Einladung zur Mitarbeit an den »Quellen und
Forschungen zur Geschichte, Litteratur und
Sprache Österreichs und seiner Kronländer«.
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Knabenbauer Joseph, S. J.: Gommentarlus In evangellum
secundum Matthaeum. Parisiis, Lethielleux, 1892. gr. 8°.
(552 u. 585 S.) fr. 20.
Von dem verhältnismäßig rasch voranschreitenden
katholischen Monumentalwerke »Cursus scripturae sacrae«
liegt im voranstehenden der erste Evangeliencommentar
vor, dessen Verf. durch seine Commentare zu den Pro¬
pheten bestens bekannt ist. K. behandelt im oben genannten
Werke zunächst die einleitenden Fragen — jedoch im
Ganzen kurz unter Verweisung auf die bereits erschienene
Introductio des erwähnten Cursus. Als Zweck des
Matthäusevangeliums bezeichnet er (S. 11), durch die
Zeichnung des wahren Bildes des Messias und seines
Reiches Christum als den wahren Messias und die von
ihm gegründete Kirche als das wahre messianische Reich
zu erweisen. Den Inhalt des Ev. gliedert der Verf. in
4Theileu.zw. 1,1—4,11: Christi Geburt und Vorbereitung
auf das öffentliche Leben; 4,12—13,58: Christus als
Lehrer, Wunderthäter, die Fundamente seines Reiches
legend; 14,1 — 20,28: der Apostelunterricht; 20,29 — 28,20:
die letzten Ereignisse im Leben Christi. (S. 14). Innerhalb
dieser vier Theile wird dann der ganze Stoff wieder sorg¬
fältig gegliedert in Unterabtheilungen und Perikopen. Jedem
Theile und jeder Unterabtheilung ist eine kurze Inhalts¬
angabe vorausgeschickt, jeder Perikope der Text der Vul¬
gata mit nebenstehendem Originaltexte. Der letztere ist der
des Cod. Vatican. nach der Loch’schen Ausgabe mit einigen
Abweichungen auf Grund der Arbeiten von Tischendorf
und Westcott-Hort. Dem Texte sind jedesmal die wich¬
tigeren Varianten, u. zw. den letztgenannten Autoren
entlehnt, beigegeben.
Die Exegese lehnt sich an die Vulgata unter steter
Berücksichtigung des Originaltextes an. Dieselbe berührt
alle nur irgendwie nennenswerten Fragen und das durchs
wegs in eingehendster Weise. Dabei wird allen Gesetzen
der grammatisch-historischen wie katholischen Auslegung
in ausreichendem Maße Rechnung getragen. Den Schwer¬
punkt der Arbeit legt der Verf. in die historisch-positive Seite
der Erklärung: Wir finden darum in K.’sCommentar ein über¬
aus reiches Bild der kath. exegetischen Forschung der alten,
mittleren und neueren Zeit, indem das betreffende Material
bald in kurzen Verweisen bald in wörtlichen längeren
oder kürzeren Citaten vorgeführt wird — alles durch
des Verf. durchwegs nüchternes abschließendes Urtheil
zu einem geordneten Ganzen abgerundet. Dabei findet
auch die akatholische Litteratur ausreichende Beachtung
meist im Contexte selbst und dann noch in einem Appendix.
Das Urtheil des Ref. geht dahin : K.’s Arbeit steht auf
der Höhe der Forschung und es ist zu wünschen, dass aifch
die übrigen Evangelien recht bald eine gleich tüchtige
Bearbeitung seitens der gelehrten Herausgeber des Cursus
script. s. finden möchten.
Auf einige Einzelheiten sei es dem Ref. noch gestattet ein¬
zugehen. Matth. 1, 18 ff. ist mit den vielen daran sich knüpfen¬
den Controversfragen mit gewohnter Klarheit und Ruhe dargelegt.
Dem Verf. »scheint« s. Ambr. in Luc. lib. 2, n. 2 desponsata als
verehelicht gefasst zu haben (S. 47). Mit Rücksicht auf. n. 1. des¬
selben Buches möchte dagegen zu sagen sein, dass s. Ambr. des -
ponsata für verehelicht genommen »hat.« Auch lässt der Wortlaut
in 2 . hom. s. Bemardi super Missus est nicht recht eine andere Aus¬
legung zu als: Joseph habe vor der Engelserscheinung 1, 20 bereits
in Maria höhere Vorgänge wenigstens vermuthet. Der hl. Bemard
schreibt nämlich: Joseph , indignum etpeccatorem se reputans dicebat
intra se, a tali et tanta non deberi sibi ultra praestari contuber-
nium , cujus supra se mirabiletn expavescebat dignitatem . Videbat
et horrebat divinae praesentiae certissimum gestautem insigne .« —
Die Bergpredigt ist nach K. wahrscheinlich ein einheitlicher Vor¬
trag Christi. Warum dann nicht auch die Apostelanweisung im
c. 10? Diese letztere Frage hätte etwas eingehender, als es S. 171
und 391 geschehen, behandelt werden dürfen. — Sollte nicht in der
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Nr. 21. — Oestbrrbichischks Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
044
Steuerfrage 22, 15 ff. rücksichtlich der versuchlichen Absicht zu¬
viel unterschieden sein, wenn man Luc. 20, 20 vergleicht? Eine
bejahende Antwort Jesu konnte ja doch keine Handhabe zur Klage
vor dem -rjYejuuv bieten und konnten sie doch, nachdem das Ja wirk¬
lich gesagt worden, derowegen Jesum vor dem Volke nicht tadeln
cf. Luc. 20, 26. — Ein ausführliches Personen- und Sachregister
wird bei Werken von solcher Ausdehnung nur ungern vermisst.
Das Werk K.’s, ein schönes Monument profunder
Gelehrsamkeit und deutschen Fleißes, beansprucht nicht
blos das Interesse des Exegeten von Fach, sondern es
darf auch dem Seelsorgspriester als reiche Fundgrube
homiletischer Goldkörner empfohlen werden.
Leitmeritz. Prof. Dr. Jos. Schindler.
Rösler P. Augustin, C. SS. R.: Cardinal Johannes Dominicl
O. Pr. 1357—1410, ein Reformatorenbild aus der Zeit des
großen Schisma. Mit dem Bildnis Dominicis. Freiburg i. B., Herder,
1893. gr.-8°. (VIII und 196 S.) fl. 1.80.
Einer recht verdienstvollen und dankenswerten Arbeit
hat sich der Verf. unterzogen. Beschäftigt mit der Ab¬
fassung einer Lebensgeschichte des heil. Antonin v. Florenz,
eines Schülers Dominicis, überzeugte er sich bald, dass
es »unmöglich sei, ohne eingehende Studien über den
Lehrer das Leben des Schülers zu schreiben«. Auch an
und für sich betrachtet verdienten D.’s reformatorische
Bestrebungen, sein Verhalten dem erwachenden Humanis¬
mus gegenüber, seine Stellung im großen Schisma, einen
Biographen zu finden, der uns ein unparteiisches Gesammt-
bild seiner Thätigkeit entwürfe, zumal in neuerer Zeit
Christophe (Geschichte des Papstthums während des
XIV. Jahrh., deutsch von Ritter III, 212) und Sauerland
(Brieger’sche Zeitschrift für Kirchengeschichte IX u. X.),
beide auf Grund von Dietrich v. Nieheim, schwere Be¬
schuldigungen gegen ihn erhoben hatten. Es ist dem
Verf. gelungen, unter Heranziehung eines großen hand¬
schriftlichen Materials das bisher sehr wenig bekannte
Leben und Wirken D.’s anschaulich zu schildern, genannte
Beschuldigungen zu zerstreuen, sowie mehrere sonstige
historische Irrthümer zu berichtigen. Besondere Beachtung
verdient auch R.’s Auffassung des Humanismus (S. 77),
welcher wir gerne zustimmen. In einem Schlusscapitel
finden wir ein Verzeichnis der Schriften D.'s, welches
durch seine Genauigkeit eine willkommene Ergänzung zu
Echard S. S. 0. P. I. S. 769 bildet.
Einzelne Ungenauigkeiten, auf welche wir kurz hin-
weisen wollen, können den Wert des Buches nicht be¬
einträchtigen. Die Eintheilung des Werkes scheint uns
nicht überall glücklich zu sein. Während der Stellung
D.’s zum erwachenden Humanismus der Löwenantheil
des Buches zufällt, ist sein Verhalten im großen
Schisma zu dürftig geschildert. Die Register Gregors XII.
sowie das Archivio di Stato in Florenz hätten hierzu
reiche Ausbeute geboten. Unrichtig ist es, dass Coluccio
Salutato, wie S. 78 behauptet wird, Secretär an der
römischen Curie in Avignon gewesen. Sein Name findet
sich nicht in den diesbezüglichen Listen.
Folgende Berichtigungen verdanken wir einem Mitbruder
P. Mandonnet 0. Pr., welcher gleichfalls mit der Herausgabe einer
Biographie D.’s beschäftigt ist: Nicht Ludwig Tosi, sondern sein
Bruder Michael wurde durch D. bekehrt und zwar 1399, nicht
1382, wie S. 10 behauptet wird. (Fl. Cornelius: Eccles. Venet.
VII, 198. Rubeis: De Congreg. B. Jacobi Snlom. p. 49. Archivio
Storico Ital. Vol. VI. 581.) Die Worte von Ser Sapo Mazzei
S. 48 beziehen sich nicht auf die Predigtweise D.’s, sondern eines
andern Dominicaners, wie sich aus dem Datum und anderen In-
dicien des betreffenden Briefes ergibt. Klar hat R. dem unkritischen
Caroli gegenüber nachgewiesen, dass die Entstehung der Luculd
noctis von D. nichts zu thun hat mit der Schrift de fato et fortuna
von Coluccio Salutato. Jedoch ist die Kritik, die er dieserhalb
an Voigt übt (S. 89), nicht ganz berechtigt, da Coluccio in der
That vor 1378 über den betreffenden Gegenstand ein »Lehrgedicht«
veröffentlicht und Jacobus Allegretti von Forli gewidmet hatte,
wie er selbst in seinem dem Abte Felix von St. Salvator zu
Septimo gewidmeten * De Fato et Fortuna* gesteht (Mehun Ambros.
Traversarii Epist. S. CCCVII.) Voigt scheint nur ersteres, R. nur
letzteres Werk gekannt zu haben. Zu einem anderen Irrthume
ließ sich der Verf. durch Sauerland verleiten. Das Gesuch der
Signoria an den Papst S. 124 behufs Erhebung D.’s »zu der Würde,
deren ihn seine Heiligkeit für würdig erkennen würde«, ist nicht
vom 11. Januar 1407, sondern 1408. C. Guasti, der Herausgeber
der Commissioni di Rinaldo degli Albizzi hatte ersterer Jahreszahl
(I, 157) die Buchstaben »S. I.« (stilo fiorentino) d. h. 1408 hinzu¬
gefügt, was der Verf. übersehen hat. Aus dem Schreiben der
Signoria S. 125 geht übrigens klar hervor, dass D. sich in Florenz
aufhalten musste, welcher Umstand für 1407 nicht zutreffend ist.
Diese einzelnen Berichtigungen, die sich leicht aus dem gänz¬
lichen Mangel an Vorarbeiten erklären, sollen das Verdienst des
Verf. und den Wert seines Werkes nicht herabsetzen, ihn viel¬
mehr dazu bewegen, uns bald mit dem in Aussicht gestellten
Leben des großen Schülers D.'s, des heil. Antonin, zu erfreuen.
Wien. P. A. M. Mülle r, 0. P.
In 3. verb. Aufl. liegt das katholische Lehrbuch der Dog¬
matik von Dr. Theophil Hubert Simar, Bischof von Paderborn
(Freibg., Herder, 1893. gr.-8°. XVIII u. 950 S., fl. 6.60.) vor. Nach
Inhalt und Form aufs neue sorgfältig durchgearbeitet, ist es wegen
seiner klaren Darlegung der Glaubenslehren und seiner gedrängten
Beweisführung, sowie wegen der lichtvollen Vorführung der be¬
deutenderen theologischen Controversen Lehrenden wie Lernenden
aufs beste zu empfehlen.
Höchst interessant ist die reichhaltige Sammlung mittelalter¬
licher lateinischer Marienhymnen Hymnarium quotidianum B.
M. V., ex hymnis medii aevi comparatum cura et Studio R. P.
Ragey, Societatis Mariae. (Paris, Lethielleux, 1893. 8°. XLVII
u. 471 S.); der hier aus alten und neuen Hymnensammlungen
(Balinghew’s Parnassus Marianus, Daniel’s Thesaurus hymnolog. u.a.),
zum größeren Theile aber aus Mss. des British Museum und der
Pariser Nationalbibliothek gebotene reiche Schatz an oft überaus
zarten und formschönen Marienhymnen wird ohne Zweifel unter
Theologen und Hymnologen viele Verehrer finden.
Bei Kösel in Kempten gibt der bewährte Redacteur der
»Katechetischen Blätter«, Fr. Falk, in Verbindung mit Anderen
eine Katechetische Handbibliothek in 8°-Bändchen von bald
größerem bald kleinerem Umfange heraus (bisher 12), von denen
jedes einen abgeschlossenen Theil der Katechese oder der Kinder¬
seelsorge behandelt; dieselbe kann durchaus empfohlen werden.
In De canonica dioecesium visitatione cum appendice de
visitatione sacrorum liminum (Colon., Bachem, 1893. 8°. 180 S.)
bietet Cardinal Paul Melchers ein Handbüchlein für die canonische
Visitation der Diöccsen und die persönliche Berichterstattung über
dieselben in Rom durch die Bischöfe auf Grund der sorgfaltigst
gesammelten Rechtsbestimmungen und eigener reicher Erfahrungen,
wie ein solches in der canonischen Litteratur bisher nicht zu
finden ist; der Verleger hat dem Büchlein eine entsprechend vor¬
nehme Ausstattung gegeben.
Aus der neueren protestantischen Litteratur ragt wegen
der persönlichen Bedeutung, welche der Autor in seinen Kreisen
gewonnen hatte, die dritte bedeutend umgearbeitete Auflage des
Lehrbuchs der evangelisch-protestantischen Dogmatik von
Dr. Richard Adalbert Lipsius (Braunschweig, Schwetschke, 1893.
8°. XXXVI u. 904 S., fl. 7.80) hervor. L. hat in seiner Theologie
am meisten Berührungspunkte mit AI. Schweizer, dem Schüler
Schleiermachers ; wie dieser, so hat übrigens auch L. einen mannig¬
fachen Wandel in seinen dogmatischen Anschauungen durchlebt
(vgl. die Abänderungen der 3. gegenüber der 2. Aufl. S. XIII ff.)
In der Darstellung der lutherischen zum Unterschiede von der
reformierten Lehre geht L. auf Grund der Quellen durchaus tiefer
ein; die katholische Glaubenslehre findet, wenn auch keine rich¬
tige Würdigung, so doch eine von unwissenschaftlichen Ausfällen
im allgemeinen freie Darstellung. —nd—.
Katholica.
Studien u. Mittheilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-
Orden. XIV, 3.
Ringholz, Bernard Gustav, O. S. B., Card. v. Baden,
Fürstabt v. Fulda etc. u. d. Schweiz. Bened.-Congregation. (II.) —
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Nr. 21. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
046
Wichner, Gesch. d. Nonnenklosters Goess b. Leoben in Steierm.
(IV.) — Plaine, Series critico - chronologica Hagiographorum
X. saeculi. (VII.) — Dolberg, D. Tracht d. Cisterc. nach d.
über usuum u. d. Statuten. (I.) — Mell, D. Stift Seckau u. dessen
wirtschaftl. Verhältnisse im 16. Jhdt. (III.) — Hafner, Regesten
z. Gesch. d. schwäb. Klosters Hirsau. (XI.) — M. Mayr, Card.
Commendones Kloster- und Kirchenvisitation v. 1569 in d. Diö-
cesen Passau u. Salzbg. (I.) — Sivers, D. hl. Bemward v. Hildes¬
heim als Bischof, Künstler u. Sohn d. hl. Benedict. (I.) —
Tadra, Z. Baugesch. d. St. Georgskirche in Prag. (I.) — Mit-
thlgcn u. Recensionen.
Theolog.-praktlsche Quartal-Schrift. XLVI, 4.
Weiß A. M., Nova et vetera. — Hohler, Erzb. Herrn, v.
Vicari, e. Charakterbild. — Lehmkuhl, D. Arbeit u. d. christl.
Arbeiter. — R. B. H., Heiligenpatrone. (II.) — Theis, Noch e.
Wort üb. d. Dauer e. Volksmission. — Kreschniöka, D. hl.
Joh. v. Nep. (Schl.). — Maurer, Marian. Niederöst. (D. Wien.
XI. —XIX. Bez.). — Keil, Regensbger Pastoralerlass bez. d. liturg.
Behandlg. d. Allerheiligsten als Sacrament. (III.) — Schlager,
D. letzte Fasten-Hirtenbrief Leo XIII. als Card.-Biscb. v. Perugia.
— Geistberger, D. Zacharias- od. Pestkreuz. — Langthaler,
E. Sammlg v. Bildnissen hervorrag. Persönlichkten aus verschied.
Zeiten u. Ständen. — Pastoralfragen u. -Fälle. — Litteratur. —
Be ringer. Neueste Bewilliggen u. Entscheidgen in Sachen d.
Ablässe. — Weiß A. M., Kirchl. Zeitläufe. — Fragen u. Mitthlgen.
Der Katholik. LXXIII, II. (3. Folge, VIII.) Oct.
Huppert, D. Probabilismus.—Beiles heim, Röm. Urkk. z.
Beleuchtg. d. Ehescheidg. Heinrichs VIII. in Engld.— M o s e r, 0. Klopps
Gesch. d. 30j. Krieges. — Hoeynck, Z. Gesch. des officium
defunctorum . — Heinrichs, D. Humanist Math. Bredenbach als
Exeget. — Z. Schulstreit in N.-Amerika. — Litteratur, u. a.:
R etlenbachers lyr. Gedichte ed. Lehner. — Miscelle.
Akatholica.
Der Beweis d. Glaubens. XXIX. (N. F. XIV), 1893, Aug.-Oct.
(August:) Wiesen, D. Gleichnisse v. verlornen Schaf u. v.
verlornen Groschen. — Zöckler, D. Dialog im Dienste d. Apolo¬
getik (Forts, im Sept.- u. Oct.-Heft). —* (Sept.:) Dr. R. F. Grau f.
— Buff, Entsagg. (Forts, im Oct.-Heft.) — D. echte u. d. ge¬
fälschte Petrus. — Neuestes v. Felde d. oriental. Alterthums-
forschg. (Oct.:) Zöckler, R. F. Grau.— Wiesen, D. Gleichnis
v. d. beiden Söhnen. — In jedem Heft: Mise., Theol. Litt.-Bericht.
Jahrbuch der Gesellsch. f. d. Geschichte d. Protestan¬
tismus in Österreich. XIV, 1 u. 2.
(1.) F. Pichler, E. 70täg. Feldzug. — Reißenberger,
Z. Gesch. d. relig. Bewegg. in Ob.-Öst., Kärnten u. Steiermk. um
d. Mitte d. 18. Jhdts. — (2.) Schatzmayr, J. B. Goineo u.
zeitgenöss. Anhänger d. Reformation in Istrien u. Triest. —
Elze, D. sloven. protest. Katechismen d. 16. Jhdts.— Loesche,
Bibliographie üb. d. einschläg. Erscheingen d. J. 1892.
Neue Erscheinungen:
Kat ho lica,
Keller F. X., D. hl. Vater Franziskus v. Assisi, Patriarch d.
seraph. Ordens. S. Leben, s. Tugenden u. s. Wunder. Regensbg.,
Verl.-Anst. (XII, 284 S.) fl. 1.20.
Sermone, Ausgewählte, d. hl. Bernhard üb. d. Hohelied.
Hrsg. v. O. Baltzer. Freibg. i. B, Mohr, (XVI, 104 S.) fl. 1.08.
S. Optati Mileuitani libri VII. Rec. et comm. crit. indicibusque
instruxit C. Ziwsa. Acced. X monum. vetera ad Donatistarum
historiam pertinentia. (Corpus script. ecclesiast. lat. XXVI).
Prag, Tempsky. (XLVI, 332 S.) fl. 4.80.
Neteier B., Stellg. d. alttest. Zeitrechng. in d. altorient. Gesch.
4. Untersuchg. urgesch. Zeitverhältnisse d. Genesis. Münster,
Theißing. (21 S.) fl. —.72.
Knie F., D. russ.-schism. Kirche, ihre Lehre u. ihr Cult Graz,
Styria. (VII, 199 S.) fl. 1.50.
Akatholica.
Sieb eck H., Lehrb. d. Rel.-Phil. Freibg., Mohr. (XIV, 456 S.)
fl. 6.—.
Achelis D. E. Chr, Prakt. Theologie. Ebd. (XIV, 283 S.) fl. 3.-.
VoelterJDan., D. Problem d. Apokalypse. Ebd. (VIII, 528 S.)
fl. 6 .—.
Hausrath Adf., P. Abälard. E. Lebensbild. Lpz., Breitk. & Härtel.
(VI, 313 S) fl. 3.60.
Weiß Bh., D. Apostelgesch. Textkrit. Unters, u. Textherstellg.
Lpz., Hinrichs (III, 113 S.) fl. 6.—.
Rolffs E., D. Indulgenz-Edict d. röm. Bischofs Kallist, krit.
unters. u."reconstr. Ebd. (VIII, 138 S.) fl. 2.70.
Liddon H. P., Life of Edw. Bouwerie Pusey. Ed. by J. O
Johnston and R. J. Wilson. Lond., Longmans. 36 sh.
Antiqu. - Kat.\ Fock in Lpz., Nr. 78 u. 82: Theologie
(7077 Nrn.), — Seligsberg in Bayreuth u. Nr. 219: Kath. Theol.
(2142 Nrn.).
Philosophie. Pädagogik.
Temming Dr. Ernst: Beitrag zur Darstellung und Kritik
der moralischen Bildungslehre Kant's. (Inaugural-Disser-
tation.) Braunschweig, Vieweg, 1892. gr. 8°. (55 S.) fl. —.60.
»Kant’s Anschauungen Ober den moralischen Unter
rieht sind nirgends einheitlich und systematisch abgehan¬
delt« (p. 3). Dies hat sich nun der Verf. zur Aufgabe
gemacht und er stellt in drei Abschnitten die Kant’sche
Lehre dar : »Kant’s Stellung zu dem Erziehungsproblem
im allgemeinen; — die pädagogischen Lehren Kant’s
vom Standpunkt des Moralismus; — Kant’s moralische
Bildungslehre, vom Standpunkte seiner Lehre von
der transcendentalen Freiheit. Daran knüpft der Verf.
im zweiten Theile seine Kritik. Kant tritt durch
die Trennung der Moral von der Religion »in Gegensatz
zum christlichen Mittelalter«. Die Moral Kant’s ist sich
selbst genug, bedarf der Religion als Basis nicht, sie
führt aber zur Religion, d. h. zum Postulate derselben.
Deswegen soll die Moral vor dem Religionsunterrichte
(Dogma) behandelt werden (p. 19); ja K. stellt die Frage,
»Ob es thunlich sei, früh den Kindern Religionsbegriffe
beizubringen«; und wirklich scheint ihm »nichts verkehr¬
ter, als den Kindern, die kaum in diese Welt getreten,
gleich von der anderen etwas vorzureden« (p, 16). »Den¬
noch scheint es Kant nöthig, bei Zeiten die Kinder zu
unterrichten wegen ihrer Umgebung, um der Gleichgiltig¬
keit oder den verkehrten Begriffen von Gott vorzubeugen.
Der Verf. meint zwar demgegenüber, das Band zwischen
Moral und Religion dürfe »nicht allzu locker« sein, steht
aber sonst auf Kant’schem Boden. Dagegen polemisiert er
mit Herbart’s Schule gegen Kant’s Pflichtenlehre und
Freiheitsbegriff und gegen die »praktische Verwertbarkeit
seiner Lehre.«
Die moralische Cultur umfasst nämlich die zwei
Momente: Bildung des Pflichtbewusstseins und des Cha¬
rakters ; aber im Anschluss an das System von der trans¬
cendentalen Freiheit kann »von einer einheitlichen Pä¬
dagogik Kant’s keine Rede sein« (Th. Vogt, p. 43); auch
Paulsen spricht deswegen treffend von »Glaubensartikeln«
bei Kant, und weist zur Entschuldigung auf dessen »da¬
malige Senilität« hin. Die gleiche Kritik trifft Kant’s
Pflichtenlehre, von manchen als »Rigorismus« bezeichnet;
doch will der Verf. nicht mit Th. Vogt sagen, der
Kant’sche Katechismus der Pflichtenlehre sei »der ver¬
dienten Vergessenheit« verfallen (p. 45.) »Ein Bruch¬
stück des moralischen Katechismus« von Kant hat der
Verf. aufgenommen (p. 27); dasselbe ist zwar »kein ge¬
lungener Versuch«, aber es ist trotzdem in eines der
verbreitetsten Lehrbücher der heutigen französischen Staats¬
schule (Compayre, 107 Aufl.) fast wörtlich übergegangen
(p. 48). Im Anschluss an die Kant’sche moralische
Unterrichtsidee wurde nämlich der Religionsunterricht
aus den französischen Staatsschulen beseitigt und durch
weltlichen Moralunterricht (instruction morale et civique,
p. 48) ersetzt. Die Zahl der jugendlichen Verbrecher
ist nun auch in den Jahren 1886 —1889 von 23.000
auf 27.000 gestiegen, und ein »gewisser Zusammenhang«
ist da nicht von der Hand zu weisen (p. 51). Allerdings
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Nr. 21. — Obstkrreichisches Littkraturblatt. — II. Jahrgang.
648
hat Kant eine solche »einseitige Moralunterweisung« nicht
gewünscht, sondern nur »eine getrennte Disciplin, vor
und dann neben dem Religionsunterricht« (p. 52.) Aber
die Franzosen sind hier eben consequent.
Fassen wir unser Urtheil zusammen: Weder Ver¬
nunft, noch Christenthum kennen eine Moral ohne Religion,
vor der Religion, vor und ohne dogmatische Grundlage.
Darüber ist sich der Verf. nicht klar geworden; in seinen
übrigen pädagogischen Ansichten schwankt er zwischen
Kant und Herbart; doch ist auch Herbart’s psychologisch¬
ethische Basis der Pädagogik schon ihres deterministischen
Charakters wegen nicht annehmbar. Darin sind wir aber
wohl alle einig, dass eine Pädagogik nur auf philo¬
sophischer Grundlage sich erheben kann.
Pressburg. C. Lud ewig.
I. Pechnlk Prof. Dr. Alexander: O reformle t. 2. prope-
deutykl filozofizne] w naszych gimnazyach. (Ober die Reform
der sogenannten philosophischen Propädeutik in unseren Gymna¬
sien). Jahresbericht des k. k. Gymnasiums in Tarnöw 1891/92.
1892. gr.-8°. (49 S.)
II. Resl Prof. W.: Das msnschliche Ich, eine psychologische
Studie. Jahresbericht des k. k. zweiten Obergymnasiums in
Lemberg 1892. gr.-8°. (30 S.)
(I.) Der Verf. der ersten der beiden genannten Programm¬
arbeiten tritt für eine Erweiterung und Vertiefung des Propädeutik-
Unterrichtes in unseren Gymnasien ein. Mit Recht hält er die heute
üblichen Lehrbücher dieser Disciplin zum größten Theile für un¬
genügend. In seinem Bestreben, der aristotelischen Philosophie
auch im Gymnasial-Unterrichte eine stelle in den durch die Um¬
stände gebotenen Grenzen zu gewähren, trifft der Verf. mit
Trendelenburg zusammen. Auch ist er dafür, dass die Psychologie
vor der Logik vorgetragen werde und dass in beiden Gegen¬
ständen die den Einzelnen sowie die Gesammtheit besonders be¬
wegenden Fragen wenigstens kurz gestreift würden. So sollen
ethische und sociale Probleme gelegentlich bestimmter Capitei der
Psychologie, die Controverse betreffs der Darwinschen Hypothese
anlässlich der Lehre von der Induction berührt werden. In dem
Verlangen nach einer mehr dialogischen Behandlung des Lehr¬
stoffes wird man dem Verf. gewiss zustimmen. Auch dürfte er im
Rechte sein, wenn er eine gründlichere philosophische Vorbildung
sämmtlicher Lehrkräfte und die Aufnahme der philosophischen
Propädeutik unter die Gegenstände der Reifeprüfung für wünschens¬
wert hält. Denn es mag wohl keinem Zweifel unterliegen, dass
»der Schüler seine geistige Reife besser durch die Beantwortung
von Fragen aus dem Gebiete der Logik bekunden wird, als durch
die Übersetzung einzelner Stellen aus Homer oder Livius«.
(II.) Die psychologische Studie über das menschliche Ich
sucht die Bedingungen zu ermitteln, welche erfüllt sein müssen,
»damit ein menschlichesich überhaupt entstehe«. Der Verf. definiert
dasselbe folgendermaßen: »Das Ich ist die Gesammtheit der in
ihrem Zusammenhang der Außenwelt gegenüber eine einige Indi¬
vidualität bildenden Vorstellungen eines Vorstellenden, unter denen
auch die von dem Gegensatz zwischen diesen so geeinten Vor¬
stellungen und der Außenwelt vorkommt.« Für das Zustande¬
kommen dieses Ichs führt der Verf. zwölf Bedingungen an. Sein
Standpunkt ist der von Herbarts Psychologie. Einigermaßen störend
wirkt es, dass der Verf. statt vom »Ich« öfters von einer »Ich-
vorstellung« spricht. Wenn er über diese letztere Aufschluss geben
wollte, wie dies aus der Abhandlung hervorzugehen scheint, so
hätte vielleicht die citierte Definition des Ichs anders gefasst
werden können.
Wien. Dr. K. Twardowski.
Philosophisches Jahrbuch. VI, 4.
Ki e fl, Gassendi’s Skepticismus u. s. Stellg. z. Materialismus.
(Schl.) — Isenkrahe, D. Objectivität u. d. Sicherheit d. Er-
kennens. (Schl.) — Gutberiet, Fr. Paulsen’s phil. System.
(Schl.) — Achelis, D. Begriff d. Unbewussten in psycholog. u.
erkenntnistheoret. Hinsicht b. Ed. v. Hartmann. (Schl.) — Bahl-
mann, D. Grundplan d. menschl. Wissenschaft. (Forts.) —
Baeumker, Handschriftliches z. d. Wken d. Alanus. (Forts.) —
Recc. u. a.: Frins, S. Thomae Aq. doctrina de cooperatione Dei
cum omni natura creata (Schmitt); — v. Hertling, J. Locke u.
d. Schule v. Cambridge (Uebinger). — Philos. Sprechsaal:
Matth, v. H., D. Weib u. d. traditionelle Auffassg. s. Natur.
— Zeitschr.-Schau, Miscellen u. Nachrr. — Nekrolog auf J.
Frohscham mer.
Gymnasium. XI, 20.
Müller, Thukydides als Schullektüre (Schl). — Recensionen,
Progr.-, Zeitschr.-, Bücherschau, Nachrichten.
Praxis der kath. Volksschule. II, 16—20.
(16.) Drees, Kurze Gesch. d. kath. Relig.-Unterr. bis z.
Reformation (Schl, in Nr. 17). — Brock mann, D. Land d. alten
Deutschen u. s. Bewohner. — (17.) Werner, Litt-Bilder. IV. D.
Lehrgedicht. — Schink, Üb. Jugend- u. Volksspiele. — (18.)
Holtz, Was u. wie sollen die Volksschüler mit d. Feder schreiben
lernen? (Forts, in Nr. 20). — W. F., Inwiefern ist d. angewandte
Rechnen e. vorzügl. geistiges Bildgsmittel? — (19.) Btrg. z. Praxis
d. physikal. Unterr. in d. Volksschule. — Wilpert, D. Inter-
punction auf d. Unter- u. Mittelstufe. — (20.) Hart, D. bibl.
Gesch.-Unterr. auf d. Unterstufe d. einclass. Volksschule. —
Quittek, Von d. Engeln.
Rhelnlsch-Westfäl. Schulzeitung. XVI, 50—52.
(50.) Köhler, Einfluss e. gewissenhaften Correctur auf d.
Arbeiten u. d. Gesinnung d. Schüler. III. — Z. Frage d. Volks-
ernährg. — D. Gesch.-Unterr. in d. preuß. Volksschulen. —
(51.) Macke, Z. Methode d. Division. — Bengel, Üb. d. An-
schaugsunterr. — Bornemann, E. Veteran im Dienste d. pädagog.
Litt. — (52.) Widmann, Üb. d. geistige Regsamkt d. Schüler b.
Gesangsunterr. — D. Lehrer im Sprichwort.
Christlich-pädagogische Blätter. XVI, 18 u. 19.
(18) Encyklika Leo XIII. an d. Ungar. Episkopat — D.
Tugendbaum e. guten Lehrers. — Theoret. u. prakt. Methoden¬
wesen. I. (II in Nr. 19.) — (19.) D. Verrohg. u. Verdorbht. uns.
Jugend. IV. — Socialdemokratie, kath. Kirche u. Liberalismus.
Neue Erscheinungen:
Prel, C. du, Die Entdeckg. d. Seele durch d. Geheimwissenschaften.
Lpz., Günther. (VII, 258 S.) fl. 3.-.
Schultze Fritz, D. Zeitgeist in Deutschld., s. Wandlgen im 19.
u. s. muthmaßl. Gestaltg. im 20. Jhdt. Ebd. (III, 194 S.) fl. 1.80.
Blavatsky H. P., D. Grundlage d. ind. Mystik, bestehend in
Auszügen a. d. Buch d. gold. Lehren. Übers, v. Fz. Hartmann.
Lpz., Friedrich. (XIII, 46 S.) fl. 1.80.
Kodis Josepha, Z. Analyse d. Apperceptionsbegriffes. E. hist.-
krit. Untersuchg. Bert, Calvary. (202 S.) fl. 2.10.
Lombroso C. e G. Ferrero, La donna delinquente, la prosti-
tuta e la donna normale. Turin, Roux, 15 1.
Monteverdi A., Vita e morte. Cremona. 8 1.
Vorbereitet; bei Schöningh in Paderborn: Dr. M. Kappes,
Aristoteles-Lexikon. Erklärg. d. phil. termini technici d. Arist. in
abphab. Reihenfolge, (c. 5 Bg., fl. —.90). — bei Adf. Weigel in
Lpz.: M. Brasch, Leipziger Philosophen. Porträts u. Studien
aus d. wiss. Leben d. Ggwt. (c. 20 Bg., fl. 2.40). — bei Konegen
in Wien: R. Kralik, Weltschönheit. Versuch e. allgem. Aesthetik
(c. 17 Bg., fl. 2.20) u. Lou Andreas-Salome, F '. Nietzsche
in s. Werken, (c. 15 Bg., fl. 3.—.)
Antiqu.-Kat.; M. Weg in Lpz., Nr. 29: Bibliotheca Spino-
ziana (18 S.), Nr. 30: Bibi. Kantiana (29 S.).
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Steinhausen Georg, Dr., Custos an der Universitäts-Bibliothek
zu Jena: Culturstudlen. Berlin, R. Gaertner, 1893. gr.-8°.
(VIII u. 136 S.) fl. 1.80.
Der Verf., der sich durch seine zweibändige »Ge¬
schichte des deutschen Briefes« vortheilhaft bekannt ge¬
macht, bietet in diesem neuesten Werke sechs cultur-
historische Essays (Der Gruß und seine Geschichte,
Der mittelalterliche Mensch, Was man vor Zeiten gern
las, Die deutschen Frauen im siebzehnten Jahrhundert,
Der Hofmeister, Naturgeschichte der heutigen Gesellschaft.)
Die Abhandlungen sind im Feuilletonstil geschrieben, wie
sie denn fast durchaus zuerst in Tagesblättern (»Tägliche
Rundschau«, und »Vossische Zeitung«) erschienen waren.
Sie enthalten manches hübsche Detail und manche brauch¬
bare Zusammenstellung; Beachtung vom wissenschaftlichen
Standpunkte verdient indessen wohl nur die zweite:
»Der mittelalterliche Mensch«.
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649
Nr. 21. — Oesterreichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
050
Diese Studie allerdings »verdient« es, dass man sich
näher mit ihr beschäftige; denn sie lehrt zu deutlich,
welche Geschichtsauffassung und Geschichts¬
darstellung in gewisse n gelehrten Kreisen Deutsch¬
lands noch heute — ich will keineswegs sagen herr¬
schend, aber möglich ist.
St. leitet seine Abhandlung ein mit »Urtheilen«
V. Hehn’s und Du Boi-Reymond’s über »die Nacht des
Mittelalters«, »die langen Jahrhunderte der Barbarei und
des Aberglaubens«; dann vertritt er die eben so neue
Wahrnehmung, dass der moderne Mensch mit der Be¬
freiung des Individuums seinen Anfang nahm. Sagte
man doch lieber: mit der Herrschaft des Subjectivismus;
denn doch erst dieser hat zum Individualismus geführt,
den man zu Recht als den Vater des heutigen Socialismus
bezeichnet. Aber ich habe nicht die Absicht mich mit
dem Verf. auseinanderzusetzen; ich wollte ihm selber
das Wort geben.
Die kirchliche Begeisterung, heißt es da u. a., stieg in
den Kreuzzügen »zum hellen religiösen Wahnsinn, der wie
eine schaurige Epidemie die Leute ergriff« (S. 20). — »Der Ge¬
danke des christlichen Weltreichs blieb fortan der leitende
Gedanke, man möchte fast sagen die fixe Idee der deutschen
Könige« (S. 19). — »Man darf sagen: In der Kirche gieng das
M.-A. auf . . . Das stolze Wort, das im Jahre 1024 ein Abt an
den Papst Johann XIX. schrieb (!!), dass der Stuhl Petri die Binde-
und Lösegewalt im Himmel und auf Erden besitze, war in der
That nicht unrichtig.« (S. 20.) — »Der mittelalterliche Mensch
dachte nicht, er glaubte. . . . Und so war auch ein Streben
nach höherer Bildung, nach Erkenntnis gänzlich unmöglich.«
(S. 24). »Der unbedingte Autoritätsglaube und die allge¬
meine Denkscheu machten ein höheres geistiges Leben überhaupt
unmöglich. Bei begabten Leuten wird das Denken gekünstelt.
Nirgends taucht ein neuer selbständiger Gedanke auf. Man denke
an die Art, wie man im M.-A. aristotelische Philosophie betrieb !
Im besten Falle gekünstelte Gedankensysteme, die im Grunde
mehr als albern waren. . . . Bei solchem schiefen Denken oder
Garnichtdenken musste auch die Denkfähigkeit überhaupt schlie߬
lich erlahmen. Und damit auch die Beobachtungsfähigkeit, die
Combinationsgabe« (S. 25). Daher dann auch »das hervorragend
unpraktische Wesen« (S. 26), daher endlich die absolute
»Denkunfähigkeit« des M.-A. (S. 41). »Das ganze Leben der
Menschen so unschön, so dürftig, so unwirtschaftlich! Eine In¬
dustrie ist im M.-A. unmöglich . . . der Luxus des M.-A. ist ein
durchaus roher. . . . Vor allem fehlte dem M.-A. auch ein feinerer
Schönheitssinn.« (S. 41 fg.)
Überall »Denkzwang« und »Gefühlszwang« ; »Weltver¬
neinung«, »der innerste Kern der mittelalterlichen Weltanschau¬
ung«. »Verzicht auf jeden (!) irdischen und natürlichen Genuss«
wurde von den Ordensleuten gefordert .... Es musste dahin
kommen, dass den Menschen (überhaupt) »das natürliche und
normale Fühlen, Denken und Treiben unerlaubt, eine Sünde schien«.
»Die« (offenbar an alle Menschen gerichtete!) »schroffste For¬
derung war die Forderung der unbedingten Keuschheit, zugleich
die widersinnigste. Denn durchgeführt würde sie den Untergang
des Menschengeschlechtes bedeuten. ... Im Grunde musste die
Kirche ja selbst die Nichtigkeit der Forderung eingestehen, indem
sie die Ehe mit ihrem Segen weihte. Aber dass sie die Ehe im
Innersten doch nicht als erlaubt ansah (!), ist ebenso gewiss.«
(S. 26). — »Ein pathologischer Grundzug in dem ganzen religiösen
Gefühlsleben des M.-A.« (S. 27); »die Religion hielt die Menschen
völlig gefangen. Daher (man merke!) . . sehen wir so viele Frev¬
ler und Verbrecher, welche vor ihrem letzten Stündlein zitternd
und zähneklappernd zu Gott beten. Daher hören wir von so
und so vielen Verfolgten und Unglücklichen, die sich trotz (!)
aller Leiden ängstlich an die Religion klammern« ... (S. 30.) —
Die Kirche bildete »nicht nur nicht wahre sittliche, sondern ge¬
radezu Unmenschen heran« (ib.) — »Der mittelalterliche Mensch
war wie ein unmündiger. (Denn:) Zucht und Ordnung waren in
allen Lebenslagen für ihn nothwendig«. (S. 33.) »Es waren eben
immer Kinder und Barbaren«. (S. 39.)
Wir widerstehen schwer der Versuchung, durch
Anführung weiterer Stellen den uns zugemessenen Raum
zu überschreiten. Was der Verf. über Askese, über den
völligen Mangel von Humanität und die »allgemeine
Fühllosigkeit«, über die absolute innere und äußere Un¬
freiheit der Menschen (selbst der »leitenden Geister in
der Kirche« !) im M.-A. (S. 25) u. dgl. mehr sagt, ver¬
dient gelesen zu werden; köstlich — man möchte glauben,
der Verf. persifliere seine eigene Art — ist namentlich
auch die kurze Geschichte der Klöster auf S. 27. Und
wie unterhaltend zuweilen seine eigenartige Logik!
Wir können nur wünschen, dass diese Abhandlung
St.’s von vielen u rtheilsfähigen Männern gelesen werde;
denn man darf und soll es beherzigen: so schreibt im
Jahre 1893 ein deutscher Gelehrter von Namen, —
welchem neuestens auch die Redaction der »Zeitschr. f. Cul-
turgesch.« übertragen wurde, des einzigen in Deutschland
erscheinenden »Centralorgans« für Culturgesch. (so schreibt
Dr. St.) — u. zw. (wie er in der Vorrede bemerkt) »für alle
Kreise des gebildeten Publikums, für Gelehrte wie Unge¬
lehrte, soweit sie überhaupt ein offenes Auge für Cultur-
geschichte haben«.
Wahrlich, wir heutigen Deutschen dürfen uns in die
Brust werfen, wir haben es »herrlich weit gebracht«, ganz
herrlich weit in der historischen Auffassung und der
pietätvollen Würdigung jenes Zeitalters, in welchem der
deutsche Name der weltgebietende war! Wundern sollte
uns nur, wenn nicht eines Tages ein frivoler Franzose
auf den Einfall geriethe, durch Übersetzung und Commentar
einer derartigen Publication seinen Landsleuten ein heiteres
Pröbchen zu geben von der — Leistungsfähigkeit eines
modernen deutschen Gelehrten!... Dg.
Thoemes Nikolaus Dr.: Aus den Jesuitenbriefen der
preußischen Krönungsacten, oder wie Jesuiten dem Hause
Hohenzollern zur Königswürde mit verholfen haben. Eine Ge-
schichtscrzählung für das deutsche Volk. Berlin, Druck und
Verlag der Commanditgesellschaft »Märkische Volkszeitung«.
1893. kl. 8°. (62 S.) fl. —.30.
Es ist nach diesen Briefen ganz unzweifelhaft, dass
die zwei Patres S. J. Wolf von Lüdinghausen und Vota
die Königswürde für Friedrich III. lebhaft gewünscht und
nach Kräften dafür gearbeitet haben. Aber es ist in
diesem Litteraturblatte (Jahrgg. I, Nr. 13. vom 1. Oct. 1892)
dargethan, dass, nachdem die erste Bitte Friedrichs III.
in Wien abgewiesen, der für die kaiserliche Einwilligung
einzig und allein entscheidende Schritt Friedrichs III. sein
Handbrief vom 9. Juni 1700 war, indem er darin die
Alternative stellte: entweder die Krone oder Abfall zu
Ludwig XIV. Bei dieser Alternative riethen die Minister
Kaunitz und Harrach dem Kaiser Leopold I., das minus
malum zu wählen. Zu diesem Briefe und zu der darauf
erfolgten Entscheidung des Kaisers standen jene zwei
Patres in keiner Beziehung. Sie haben also auch nicht
»mit verholfen«. H. Dr. Thoemes konnte dies nicht wissen
bei seinem ersten Buche, wo ihm nur die Forschungen
des H. Lehmann Vorlagen, welchem Forscher das Unglück
widerfahren ist, das für die Sache wichtigste Actenstück
übersehen zu haben. Aber dem H. Dr. Thoemes sollte
doch nachher der Abdruck desselben im Ö. L. Nr. 13
nicht entgangen sein.
Es handelt sich dabei um eine lediglich geschicht¬
liche Frage. Aber die dem Schriftchen zugefügten Press¬
stimmen scheinen anzudeuten, dass dasselbe dienen sollte
gegen das Jesuitengesetz. Auch wenn die Sache sich
wirklich so verhielte, dass jene zwei Patres »mit ver¬
holfen« hätten, würde eine solche Verwendung der Schrift
dennoch zu beklagen sein. Denn das preußisch-deutsche
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651
Nr. 21. — Ohstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahroanq.
652
Jesuitengesetz ist, weil Ausnahmegesetz und darum un¬
gerecht, ohne alle andere Rücksicht verwerflich für jeden,
welcher Confession immer er sei, der für sich selber die
Rechtsgleichheit vor dem Gesetze verlangt.
Wien-Penzing. Onno Klopp.
Byzantinische Zeitschrift. II. 3 u. 4.
Pavlovskij, Döcoration des plafonds de Ia Chapelle Palatine.
— Patzig, Die Hypothesis in Dindorfs Ausg. d. Odysseescholien.
— Schl umberge r, Un polycandilon byzantin. — Praechter,
D. Roman Barlaam u. Joasaph in s. Verh. zu Agapets Königs¬
spiegel. — Dräseke, Johs. Mauropus. — Krauß, Z. lat. u.
griech. Lexikographie aus jüd. Quellen. — Heisenberg, D. sog.
»rhodischen Liebeslieder«. — de Boor, Z. Chronik des Pseudo-
Polydeukes. — Perles, Jüd.-byzantin. Beziehgen. — Papa-
georgiu, Zu Theodoretos u. Georgios Burtzes. — Patzig,
Joannes Antiochenus Fr. 200 Salm u. Prokop.— Papadopulos-
Kerameus, Mitthlgen üb. Romanos. — Zachariä v. Lin ge n-
thal, Z. Militärgesetz des Leo. — Lambros, Noch einmal d.
Dionysioskloster auf d. Athos. — Recensionen.
Zeitschrift f. deutsche Culturgeschichte. N. (3.) F., III, 7 u. 8.
Biedermann. Gesch. d. deutschen Einheitsgedankens (II.)
— Chr. Meyer, Aus d. Lebensgang e. evang. Geistl. u. Gelehrten
m 17. u. 18. Jhdt. (Schl.) — Wolter, E. Überbleibsel altwend.
Cultur. II. — Denecke, Berlin u. die Berliner vor 100 Jahren.
Mittheilungen aus der histor. Litteratur. XXI, 4.
Recensionen, u. A. : Byzantin. Ztschr. I. Bd. (Hirsch); —
Thomas, Th. v. Studion u. s. Zeitalter (Hirsch); — Schnitzer,
Berengar v. Tours (Bröcking); — Heyck, Gesch., Urkk., Siegel
u. Wappen d. Hzge. v. Zähringen (Martens); — v. Bippen,
Gesch. d. Stadt Bremen (Koehne); — Nitti, Leone X e la sua
politica (Breyer); — Lenz, Briefvv. Ldgrf. Philipps d. Groß-
müthigen v. Hessen mit Bucer. III. (Schmidt); — Kretzschmar,
D. Invasionsprojecte d. kath. Mächte gg. Engld. z. Z. Elisabeths.
(Rüthning); — Schlitte r, D. Reise d. Papstes Pius VI. nach
Wien (Bloch); — Aap-icp o c, ’ArcoxaXö^sis irept To5p.apxüpioüTO’j f P r^a
(Hirsch); — (Holzhausen), Davoust in Hambg. (Rüthning); —
Ztschr. f. Kirchengcsch. XIII. Bd. (Bröcking); — Forschgen z.
brandenburg. u. preuß. Gesch. V. Bd. (Hirsch); — Destombes,
Les vies des Saints et des Personnes d’une eminente piete des
dioceses de Cambrai et d’Arras (Löschhorn).
Neue Erscheinungen:
Gaedertz K. Th., Friedr. d. Gr. u. Gen. Chasot. Bremen, Müller.
(101 S.) fl. 1.20.
Kaiser Mart., Gesch. d. Herrsch. Breitenegg u. d. Pfarrei Breiten¬
brunn. E. Beisp. z. histor. Rechte ggüb. d. schlimmen Folgen
d. Beneficien-Unionen aus d. Zeit d. Gegenpäpste. Amberg,
Habbel. (VIII, 104 S.) fl. —.60.
Koser Rh., Kg. Friedr. d. Gr. I. Bd. Stuttg., Cotta. (XII, 640 S.)
fl. 4.80.
Campe A. H. A. Fr. v., Regesten u. Urkk. d. Geschlechtes v.
Blankenburg-Campe. 2 Bde. (L: 1120—1300; II.: 1301 —1607.)
Berl., Baensch. (VIII, 329 u. 534 S.) fl. 18.—.
Osten Jenny v. d., Luise Dorothee, Hzgin v. Sachsen-Gotha
1732—1767. Lpz., Breitk. & Härtel (VIII, 428 S.) fl. 4.50.
Kiesewetter C., Faust in d. Gesch. u. Tradition. Als Anh.:
D. Wagnersage u. d. Wagnerbuch. Lpz., Spohr (XXIII, 567 S.)
fl. 6.—.
E. Keene H. G., History of India. Lond. Allen, 16 sh.
Lubomirski, Beust et Bismarck 1865—67. Paris, Levy, 7 fr.
Pirenne H., Bibliographie d’hist. de Belgique. Gent, Engelcke. 4 fr.
Calmettes, Memoires du gen. baron Thiebault d’apres le mscr.
orig. I. 1769 — 95. Paris, Pion. Nourrit & Cie. 7 fr. 50 c.
Vorbereitet: bei Looström u. Komp., Stockholm: Wrangel
u. Bergström, Svenska Adelns Ättartaßor (Geschlechtstafeln
d. Schwed. Adels). — bei Cotta, Stuttg.: »Bibliothek russ. Denk-
würdigkten,« hrsg. v. Th. Schiemann, I. Bd.: Memoiren v.
Jac. Jw. de Sang len 1776 — 1831, üb. v. L. v. Marnitz (fl. 1.80),
II. Bd.: Al. Lwowitsch Seeland, Erinnergen üb. d. poln. Auf¬
stand u. d. Krieg v. j8qo — ‘ji, üb. v. G. v. Sass; 111. u. IV. Bd:
Nie. Iw. Pirogow, Lebensfragen. Tagebuch e. alten Arztes ,
üb. v. A. Fischer; V. Bd.: Aufzeichngen e. Dorf geistlichen,
üb. v. Oettingen; VI, Bd.: Prof. Iw. Nikitenko, Posthume
Denkwiirdigkten , üb. v. R. Türstig. — bei Trewendt in Breslau:
H. v. Pos c hin ge r, Fürst Bismarck u. die Parlamentarier. I.:
D. Tischgespräche d. Reichskanzlers (c. 22 Bg. 11. 4.50).
Antiqu.-Kat .: Seiling in Münster, Nr. 12 u. 14: Geschichte
(1972 u. 904 Nm.). — Hertz u. Süssenguth in Berl., Nr. 10:
Gesch. (1672 Nrn.). — List u. Francke in Lpz., Nr. 429:
Geneal., Heraldik, Numism. (827 Nm.).
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
I. Froitzheim Dr. J.: Friederike von Sesenheim. Nach
geschichtlichen Quellen. Gotha, F. A. Perthes. 1893. 8°. (IV u.
137 S.) fl. 1.08.
II. Düntzer Heinrich: Friederike von Sesenheim im Lichte
der Wahrheit. Stuttgart, Cotta. 1893. 8°. (IV u. 152 S.) fl. 1.80.
So lange haben Goethebyzantiner und professions¬
mäßige Nimbusfabrikanten den Glorienschein auf dem
Haupte Friederikens verdichtet und vergrößert, bis endlich
ein Litteraturschalk dadurch aufgereizt wurde, mit aller
Kraft im entgegengesetzten Fahrwasser zu segeln. Nach
Fr. war Friederike nicht nur keine »Märtyrin der Liebes¬
treue«, sondern ist während ihrer verschiedenen Lieb¬
schaften zweimal zu argem Falle gekommen: das erstemal
durch Goethe, das zweitemal durch Reimbold. Die Be¬
weisgründe für seine Beschuldigungen schöpft er einer¬
seits aus einem Volksgerede in Sesenheim und Umgebung,
andererseits aus den »Acten«. Allein das Volksgerede
ist erst viel später entstanden. Gerade aus dem inter¬
essanten Material, das Fr. zusammengetragen hat, lässt
sich erkennen, wie es sich allmählich gebildet und wie
einzelne Persönlichkeiten demselben eine gehässige Spitze
gegeben haben; besonders zeichnet sich hierin der Pastor
Schweppenhäuser in Sesenheim aus, ein Hypochonder
und wilder Geselle, der die Speisen nur nach genauem
Maße zu sich nahm und auf die eigene Tochter eine
Pistole abgefeuert hat. Er hasste die Familie Brion eben¬
sosehr wie seinen Amtscollegen Reimbold, den er als
den eigentlichen Verführer der Brion bezeichnete. Als
man aber eine briefliche Bestätigung seiner Aussagen
verlangte, gab er sie nicht, ja er hat später dieselben
auch mündlich nicht aufrecht gehalten.' Aus dieser Be¬
weisquelle ist also keine Überzeugung zu schöpfen. Um¬
somehr ist man auf die andere, auf die »Acten« gespannt.
Allein auch hier findet man nur eine ungezügelte Com-
binationslust Fr.’s, die es nicht zu überzeugenden, ja
nicht einmal zu wahrscheinlichen Schlüssen gebracht hat;
denn die beiden Hauptdocumente (der Taufschein für
das uneheliche Kind Johann Lorenz Blumenhold und der
Aufnahmeschein desselben in das Findelhaus) beweisen
durchaus nicht, was er beweisen will, weil in beiden
die Elternnamen des Kindes (Johann Friedrich Blumen¬
hold von Pfaffenhofen und Luise Wallner von Schweig¬
hausen) genau bezeichnet stehen und Fr. somit kein
Recht hat, den Namen Blumenhold als Pseudonym zu
behandeln, zumaf ja auch andere ähnliche (z. B. Rosenstiel)
in jenen Gegenden urkundlich belegt sind; auch dass
der Pfarrer Reimbold diesen Knaben Blumenhold mit
den 400 Franken Aufnahmsgeld an das Findelhaus ab¬
liefert, kann die verschiedensten Ursachen haben, die alle
wahrscheinlicher sind als die von Fr. angenommene.
Und so muss jeder Vorurtheilslose bei ruhiger Über¬
legung finden, dass Fr. die erhobenen Beschuldigungen
nicht erwiesen und den eigentlichen Zweck seiner Schrift
verfehlt hat. Aber was sonst von seiner Schrift übrig
bleibt, ist noch immer für gewisse »Goetheforscher« fatal
genug. Es ist kein Zweifel mehr, dass Friederike nach
dem Liebesverhältnis mit Goethe noch andere gehabt,
Digitized by v^oogie
653
Nr. 21. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
054
darunter das mit dem evangelischen Theologen Gambs,
der in seinem Tagebuche Aufzeichnungen hinterlassen
hat, die unangenehme Dinge über Friederike besagen,
welche ein gewandter Disputator wohl wird abschwächen,
aber nicht beseitigen können. Dieser gewandte Disputator
heißt jedenfalls nicht Heinrich Düntzer, der in der
oben genannten Schrift zuerst die Vertheidigung Friede-
rikens an sich gerissen hat. Das »Licht der Wahrheit«,
das er selbstgefällig auf dem Titelblatt verkündet, ist nur
ein Irrwisch. Er stellt seine Arbeit von vornherein auf
eine falsche Grundlage, indem er von »Dichtung und
Wahrheit« als einer der »Hauptquellen für Goethe’s
Leben« ausgeht und Goethe’s Verhältnis zu Friederike
und ihr späteres Leben darstellt, wie er es sich einbildet.
Dabei polemisiert er nicht nur gegen Fr., sondern mehr
oder weniger gegen alle, welche über diese Frage ge¬
schrieben haben. Für richtig hält D. nur die eigene
Meinung und wo ihr mündliche oder schriftliche Quellen
widersprechen, stellt er sie kurzweg in Abrede. Davon
nur ein Beispiel: Lenz schreibt, unmittelbar aus der
Situation heraus, an seinen Mentor Salzmann in Straßburg,
dass ihm Friederike Liebe geschworen habe. Das passt D.,
der nachweisen will, dass Friederike um Goethes willen
»alle Bewerbungen ausgeschlagen« und »ihre Entsagung
heilig gehalten«, gar nicht in den Kram; darum ärgert
er sich über diesen Brief ungeheuer, erklärt die Mit¬
theilung für »toll«, Lenz für unzurechnungsfähig und für
einen »aussichtslosen Laffen«: »Der Liebesschwur ist
Flunkerei; das, was er (Lenz) sich vorstellt, hält er für
wirklich, bindet es sich selbst auf und will es Salzmann
weiß machen«. Das ist freilich sehr einfach! So wird D.
mit allen seinen Gegnern leicht fertig. Doch dürfte die
Zahl der Leser, die ihm glauben, nicht zu groß sein und
die trostlos öde, mitunter kaum verständliche Darstellung,
der rohe Ton (es wimmelt von »Laffe«, »Esel«, »Fälscher«,
»Verleumder« u. s. w.) sind nicht danach angethan,
dieselbe zu vermehren. Wem nicht der eigene kritische
Sinn sagt, wie weit Fr. über das Ziel hinausgeschossen
hat, der wird es durch D. nicht erfahren. Fr. hätte sich
einen schwächeren Gegner kaum wünschen können.
Wenn D. sich damit brüstet, dass er Friederike erhöht,
während Fr. sie herabgezogen, so zeigt er auch dadurch,
dass er kein Recht hat, »im Namen der Wissenschaft« zu
sprechen, wie er mit Vorliebe thut; denn diese erlaubt
weder Friederiken schön zu färben noch schlecht zu
machen, sondern fordert, sie nur der erreichbaren Wahr¬
heit entsprechend darzustellen. Dr. Wl.
Gymnasial-Blbüothek. Hrsg, von Prof. Dr. E. Pohlmey und Hugo
Hoffmann. — 2. Heft. Alexander der Grosse. Von Oscar
Jäger. Mit Titelbild und einer Karte. Gütersloh, C. Bertels¬
mann. 1892. 8°. (IV u. 71 S.) n. —.72. — 5. Heft. Marcus
Porclus Cato. Von Oscar Jäger. Ibid. (IV u. 72S.) fl. —.00.
In beiden Büchlein ist mit großer Sorgfalt alles für den
Studierenden Wichtige zusammengestellt. Er findet da genaue
Auskunft über das Leben jener zwei Männer des Alterthums,
deren Lebensschicksale und Geschichte wohl jeder Gymnasiast
mit großem Interesse verfolgt. Aber auch über alles Wissens-
werthe aus der allgemeinen Geschichte der Zeit, in welcher
Alexander der Große und Cato gelebt haben, wie über Sitten und
Gebräuche erhält der Schüler genügende und zuverlässige Aus¬
kunft, so dass diese Theile der Gymnasial-Bibliothek ihm ein
guter Behelf beim Studium sein werden.
Neues ist hier nicht geboten, was man übrigens in derartigen
Schriften auch nicht suchen wird, sollen und wollen sie ja doch
nur orientieren. Auch dürfte eine gewisse Schwerfälligkeit des
Stils nicht allzusehr in's Gewicht fallen.
Wien. Dr. Hanns Bohatta.
Gymnasial-Bibliothek. 14. Heft. Aus Sicllien. Von Dr. Ernst
Ziegel er. Mit 5 Abb. u. 2 Karten. Ibid. (II u. 78 S.) fl. —.90.
Der Verfasser bietet in diesem Schriftchen die Schilderung
einer Frühhngsfahrt durch das von den Culturvölkem vieler Jahr¬
hunderte blutig umworbene Eiland. Seine frische und auschauliche
Schreibweise, welche die Unmittelbarkeit der Reiseeindrücke glück¬
lich zum Ausdrucke bringt, nimmt den Leser sofort gefangen.
Der Umstand, i.üss < n passender Stelle auch griechische und
römische Schriftsteller zu Worte kommen, deren Citate in guter
Übersetzung (der Urtext in Fußnoten) aufgenommen wurden,
entspricht dem Rahmen der »Gymnasial-Bibliothek«, in welcher
diese kleine, dem Autor sichtlich vom Herzen geschriebene
Arbeit didaktischen Zwecken dienen soll; doch wird ihr Inhalt
auch anderen als Gymnasialki eisen willkomrrien sein, und sowohl
denjenigen anregen, der eine Vorstellung von dem Sicilien unserer
Tage erst gewinnen will, als auch die Erinnerungsbilder des
Glücklichen wiederbeleben, dem es bereits gegönnt war, über
diese Stätte einer großen Vergangenheit zu wandeln.
Wien. C. Scherzinger.
Centralblatt f. Bibliothekswesen. X, 10 u. 11.
Schmidt Adf., Z. Bibliographie d. älteren deutschen Litt. —
Dziatzko, Die internat. gegens. Beziehgen d. Bibliotheken. —
Bahlmann, Die epischen Comödien und Tragödien des M.-A. —
Allen, The Greek Manuscripts of Perugia. — Roth, D. Buch¬
drucker Frdr. Heumann zu Mainz 1508—12. — Laten dorf,
Melanchthoniana. — Andersson, Miscellanea. — Recensionen:
Schultzc, D. Gesch.-Quellen d. Prov. Sachsen in d. Reform.-Zeit
(M. P.); — Reyer, Entwicklg. u. Organisation d. Volksbibliotheken
(BerghoefTer); — Auerbach, Bibliotheca Ruthenea (Schultze). —
Mitthlgen aus und über Bibliotheken. — Kl. Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Ackermann A„ D. hermeneut. Element d. bibl. Accentuation.
E. Beitr. z. Gesch. d. hehr. Spr. Berl., Calvary. (89 S.) fl. 1.50.
Jebb R. C., Homer. E. Einführg. in d. Ilias u. Odyssee. Üb. v.
Emma Schlesinger. Ebd. (XV, 255 S.) fl. 2.40.
Delbrück B., Vergl. Syntax d. indogerm. Sprachen. I. Straßbg.,
Trübner. (XXIV, 795 S.) fl. 12.—.
Mutz bau er C., D. Grundlagen d. gricch. Tempuslehre u. d.
homer. Tempusgebrauch. E. Beitr. z. histor. Syntax d. griech.
Spr. Ebd. (VIII, 402 S.) fl. 9.—.
Caland W., Altind. Ahnencult. Das Qräddha, nach den versch.
Schulen dargestellt. Leiden, Brill. (XII, 266 S.) fl. 4.50.
Neudrucke deutscher Litt.-Wke d. 16. u. 17. Jhdts. Nr. 108,
199: Moschcrosch H. M., Insomnis cura parentum, (1643), hrsg.
v. L. Pariser; — Nr. 110 — 117: Hans Sachs, Sämmtl. Fabeln
und Schwänke. In chronolog. Ordng. hrsg. v. E. Goetze. I.
Halle, Niemeyer (VIII, 139 u. XV, 594 S.) fl. —.72 u. fl. 2.88.
Strack Adf., Goethes Leipziger Liederbuch. Gießen, Ricker. (XII,
175 S.) fl. 2.16.
Bülbring K. D., Wege u. Ziele d. engl. Philologie. Rede. Gro¬
ningen, Wolters. (38 S.) fl. —.60.
Holtzmann Adf., Das Mahäbhärata nach d. nordind. Rccension.
Kiel, Haeseler. (V, 112 S.) fl. 3.36.
Schmidt Rieh., Die Qukasaptati. (Textus simplicior.) Aus d.
Sanskr. übers. Ebd. (III, 101 S.) fl. 2.70.
Lauchert Frdr., G. Chr. Lichtenberg’s schriftsteiler. Thätigkt.,
in chronolog. Übersicht dargest. Mit Nachtr. zu L.’s »Verrn.
Schrr.« u. textkrit. Berichtiggen. Gött., Dieterich. (IV, 192 S.)
fl. 2.16.
Litteraturdenkmale, Deutsche, d. 18. u. 19. Jhdts, Nr. 43 bis
45: G ö e z e* s Streitschrr. gg. Lessing. Hrsg. v. E. Schmidt.
Stuttg., Göschen. (VI, 208 S.) fl. 2.—.
Schack A. F. Graf v., D. engl. Dramatiker vor, neben u. nach
Shakespeare. Stuttg., Cotta. (XII, 500 S.) fl. 4.20.
Souriau M., L’evolution du vers fran 9 ais au 17. siede. Paris,
Hachette. 10 fr.
Le Fevrier-Deumier J., Celebrites allemandes, Essais biblio-
graphiques et litteraires. Paris, Didot, 4°, 5 fr.
Vorbereitet: bei Dietrich in Göttingen: Die Alimiamben d.
Herondas y deutsch v. O. Crusius. — bei Konegen in Wien:
Aus Grillparzer's Tagebüchern 1808—59. Hrsg. v. C. Glossy.
(11 Bg. fl. 2. — ., S.-A. aus d. Grillp.-Jahrb. f. 1892).
Antiqu.-Kat.; Freiesieben in Straßbg., Nr. 19: Roman. Spr.
u. Litt. (1186 Nrn.) — Hiersemann v in Leipz., Nr. 122: Class.
Philologie (Bibi. Wieseler, 1513 Nrn.) — Kirchhoff & Wigand in
Lpz., Nr. 919: Litterargesch., D. Spr. u. Litt. etc. (6447 Nrn.) —
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655
Nr. 21. — Oesterreichischrs Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
656
Koch in Königsberg, Nr. 68: Philologie dass. (Nr. 10.166—12.017).
— Spirgatis in Leipz , Nr. 16: D. Spr. u. Litt. (1104 Nrn.) —
Peppmüller in Gott. Nr. 21: Class. Philol. etc. (542 Nrn.)
Kunst und Kunstgeschichte.
Roth Cbr., Prof.,Bildhauer in München: Plastisch-anatomischer
Atlas zum Studium des Modells und der Antike. Entworfen
und gezeichnet von Chr. Roth. 3. Auflage 24 Tafeln in Holz¬
schnitt nebst 10 Erklärungstafeln und Text. Stuttgart, Ebner &
Seubert (Paul Neff). Folio, fl. 9.—.
- : Der Aktsaal. 31 Kunstblätter in Lichtdruck. Ebd,
1891—93, gr.-Folio, 10 Lief, ä fl. 3 60.
Beide Werke vermitteln in ihrer Zusammenfassung
Kenntnis und Verständnis des menschlichen Körpers in
sehr glücklicher Weise. Dadurch, dass der Verf. (im
»Atlas«) an die anatomische Figur Michel Angelo’s an¬
knüpft, welche überall leicht zugänglich und billig zu
erwerben ist, und es so möglich macht, am plastischen
Modelle Schritt für Schritt weiterzugehen, hat er einen
Behelf geschaffen, der bisher vielleicht nicht erreicht,
gewiss aber nirgends übertroffen wurde. Die mannigfachen
Schwierigkeiten, welche sich für Alle ergeben, welche in
der Lage sind, den menschlichen Körper studieren zu
müssen oder zu wollen, sind hier — soweit, dies über¬
haupt möglich ist — beseitigt und so Gelegenheit gegeben,
unter Vermeidung dieser für manche ganz unüberwind¬
lichen Schwierigkeiten diese Studien mit bestem Erfolge zu
pflegen. Künstler und Kunstfreunde, für welche diese Werke
vor allem berechnet sind, finden darin alles Nothwendige,
aber auch Medicinern wird darin vieles geboten, worauf
sie anderwärts nicht aufmerksam gemacht wurden.
Der anatomische Atlas vermittelt in formvollendeten
Total- und Detail-Ansichten zunächst die Kenntnis des
Aktes vom Knochengerüste bis zur vollständigen Er¬
scheinung. Im »Aktsaal« finden wir diese Erscheinung in der
Natur nach den lebenden Modellen in den verschiedensten
Ansichten dargestellt.
Seinem Grundsätze getreu: »Der beste Text für den
Künstler ist die Form«, hat der Verf. den erklärenden
Text auf das Nothwendigste beschränkt und dadurch
bewirkt, daß der Lernende zu intensivster Selbstthätigkeit
angeleitet wird. Der Text ist nur Fingerzeig. An der Art
aber, wie diese Anregungen gegeben werden, erkennt man
sofort den erfahrenen Lehrer, der nur am richtigen Ort
und nur soweit eingreift, als dies ohne Beeinträchtigung
der Individualität und Selbstthätigkeit des Lernenden er¬
forderlich ist.
Wird noch hinzugefügt, dass die Ausstattung beider
Werke eine vorzügliche ist, so bedarf es weiter wohl
keiner besonderen Empfehlung.
Wien. A. Fuchs.
Repertorium f. Kunstwissenschaft. XVI, 4.
Meyer, D. griech. Mythus in d. Kunstwerken d. 15. Jhdts.
— Sauerhering, Beiisar in Sage u. Kunst. — Jordan, Bemkgen
zu Rembrandt’s Radiergen. — Hofstede de Groot, Frans Hals
od. Cornelis de Vos? — W. Schmidt, Z. Kenntnis d. Hans
Schäufelein. — Lehrs, D. deutsche u. niederländ. Kupferstich d.
15. Jhdts in d. kleineren Sammlgen. — Carstanjen, Z. Ver¬
wandtschaft d. Gmünder u. Prager Meister. — Litt.-Bericht.
Vierteljahrsschrift f. Musikwissenschaft. IX, 1—3.
(1, 2.) Schwarz, Hans Leo Kassier unter d. Einfluss d.
italien. Madrigalisten. — Hammerich u. Elling, D. Musik am
Hofe Christians IV. v. Dänemark. — Scherer, Gertr. Elis. Schme-
ling u. ihre Beziehgen zu R. E. Raspe u. C. Matthaei. — Lcvin-
sohn, D. Entstehgszeit d. Ouvert. zu Leonore Nr. I, op. 138. —
Friedländer, Fälschgen in Schuberts Liedern. — Wolf, E.
anonymer Musiktractat d. 11. u .12. Jhdis. — (3.) Chrysander,
Lod.Zacconi als Lehrer d. Kunstgesanges. — Jacobs, D. Orgel¬
spieler u. Musikgelehrte Joh. Val. Eckelt 1673—1732. — Kritiken.
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. V, l.
v. Lützow, Neue Bahnen in der Kunst. — Woermann,
Ismael u. Ant. Raph Mengs. — Franz Simm. — Alfr. Schmid,
Jörg Breu d. ä. u. d. j. — Beil.: Kunstgewerbeblatt , N. F. V, 1:
Rogge, Portugies. Fayence-Fliesen. — Moser, D. Kunstgewerbe-
u. Handwerkerschule zu Magdebg. 1793 — 1893. — Kl. Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Auer J. M., Andr. Raselius Ambergensis, s. Leben u. s. VVke.
E. Studie. Lpz., Breitk. u. Härtel. (VII, 48 S.) fl. —.90.
Hoepfner Th., D. Heiligen in d. christl. Kunst. E. Handb. f. Be¬
sucher v. Kirchen u. Gemäldegalerien. Ebd. (VH, 202 S.) fl. 2.40.
Verzeichnis v. Photographien nach Wken d. Malerei bis z. Anf.
d. 19. Jhdts. nach kunstvviss. Gesichtspunkten geordnet. (Je 8
Lieff.) Berl., Amsler & Ruthardt Lief. 1. u. 2. ä fl. 6.—.
Pollard A. W., Early illustrated books. London, Paul, French,
Trübner & Co. 6 sh.
Card eil a D., Le pittu re della tomba etrusca degli Hescanas.
Turin, Clausen. 4“. 4 1. 50 c.
Le fort P., Peinture espagnole. Paris, Libr. reunies. 3 fr. 50 c.
Conti C., La prima reggia di Cosimo I de’ Medici nel palazzo
giä della Signoria di Firenze. Florenz, Pellas. 4°. 12 l.
Cutts E. L., Side lights on church istory: Early Christian art.
Lond., 6 sh.
Antiqu.-KaU\ Adf. Weigel in Lpz, D. Bücherfreund Nr. 1:
Kunst. 111. Wke. Philos (338 Nrn.) — Krebs in Gießen, Nr. 1:
Porträts (648 Nrn.)
Länder- und Völkerkunde.
Schneller Christian: Beiträge zur Ortsnamenkunde Tirols.
Herausgegeben vom Zweigverein der Leo-Gesellschaft für Tirol
und Vorarlberg. Erstes Heft. Innsbruck, Vereinsbuchhandlung.
1893. 8°. (XI und 92 S.)
Der um die Ortsnamenkunde Tirols verdiente Verf.,
der, wie kaum ein anderer, berufen schiene, ein mittel¬
alterliches Ortsnamenbuch von Tirol und Vorarlberg zu
unternehmen und auch zu leisten, will sich, nach der
Vorrede zu dem vorliegenden Hefte, auch für die Zu¬
kunft mit zwanglosen Einzelveröffentlichungen aus seinen
Collectaneen bescheiden, indem er meint einen Abschluss
dieser Studien nicht erleben zu können. Ob nicht etwas
mehr von jenem »Muthe des Fehlens«, den Scherer in
so hohem und so schönem Maße besaß, auch in diesem
Falle für die Wissenschaft ersprießlicher wäre? Wollte
man, weil früher oder später jede wissenschaftliche Lei¬
stung von einer bessern überbaut wird, jedes vorläufig
abschließende Werk, das trotz seiner Mängel vielfachen
Nutzen stiften kann, unterlassen, so käme überhaupt
nichts zustande... Doch wir sind auch dankbar für die
einzelnen Garben, die uns der Verf. aus dem von ihm
so emsig gepflügten Acker darreicht. In dem vorliegenden
ersten Hefte seiner »Beiträge« behandelt er vornehmlich
romanistische Fragen: 1. Lateinisch mn in Ortsnamen,
u. zw. aus den Stämmen, bezw. Wortformen atnnis ,
*sedamen , so/umen, 'pilumen , homines , *lacutnen\
2. den Anlaut dr , ndr in Namen wie Fuscader, Vilna-
ders, Nauders, Schlanders, Villanders u. s. w.; 3. wie
sich in Ortsnamen auf -ac> -ag ältere Rechts-, Zins- und
Lehensverhältnisse ausdrücken; 4. Arten des Besitzes
und der Siedelung, Wohnungen und Bauten, d. i. Orts¬
namen aus alpis , attegia , burgum , castellum , colonia,
curtis, fabrica , fortilicium, mansus, monasterium ,
murus , podus , sala, stuba, villa u. dgl. m.; 5. zur
Viehzucht gehöriges, Ställe und Gehege, also Ortsnamen
aus bovilla , ovile, porcile ; 6. Namen nach Amt und
Würde: palantia, plcbs, *potestalis , rex, scabinalis etc.;
7. »Einzelnes«, verschiedene singuläre Namen schwie-
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657
Nr. 21. — Obstbrreichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
658
rigerer Beurtheilung, den Übergang bildend zu Artikel
8. »Harte Nüsse«. Ein Namen- und ein Sachregister be¬
schließt das auch äußerlich sauber ausgestattete Heft.
Bei der vielfachen Anregung, die es in sprachlicher,
ethnologischer und culturgeschichtlicher Hinsicht bietet
— nicht zum wenigsten dem, der (wie Ref.) den Orts¬
namen in unsern deutschen, von Slaven einst oder noch
mitbevölkerten Ländern nachgeht und hier auf dem halb¬
romanischen Boden Tirols in eine andere Welt sich ver¬
setzt sieht — kann es natürlich auch an Punkten nicht
fehlen, die zur Controverse anregen. Ich kann hier deren
nur sehr wenige anführen. So wenn S. 24 Toblach,
827 Duplago auf eine Ableitung von duplus zurück¬
geführt wird; dem gegenüber verweise ich auf die Lage
des Ortes im ehemals slovenischen Pusterthal (610 Schlacht
bei Aguontus zwischen Baiern unter Garibald und caran-
tanischen Slovenen) und dass Miklosichs Slavische Orts¬
namen aus Appellativen Toblach unter Nr. 684, ältslavisch
toplu »warm« bringen. Für Schmirn, 1288 datzSmurne
wird S. 55 eine Grundform Sfnurdne begehrt, um auf
mittellateinisch smurdus • Knecht, Leibeigener« zu kommen;
dies Wort ist nordostslavischen Ursprungs (Miklosich,
Etymolog. Wörterb. der slav. Sprachen, S. 310 a;
Jakob Grimm, Rechtsalterthümer, S. 944) und lediglich
aus obersächsischen und livländischen Urkunden zu be¬
legen (s. Rechtsalterthümer, S. 322 f. und Du Cange):
wie käme es nach Tirol? und wie wäre der Umlaut
(schon 1350 Sinüren) zu rechtfertigen? Den Wechsel¬
beziehungen zwischen Romanen und Altslovenen zumal
im Pusterthal nachzugehen, wäre übrigens ersprießlich.
Ich glaube eine solche in dem dunkeln Fla ns (S. 77),
827 UalöneSy 985 — 993 Avalünes zu entdecken: vgl.
einestheils Aveloniza (Aflenz in Steiermark) und andere
slavische Namen aus jablani »Apfel« (Miklosich Nr. 169),
anderntheils das Feenland Avelon Avelün französisch-
mittelhochdeutscher Epen (Haupt zum Erec 2 1931), von
dem noch Heine weiß; um Namen auf -ün streiten sich
Romanisch und Slavisch. — Interessant ist die durch
die Arlbergbahn bekannter gewordene Trisanna (S. 66 f),
die mit der Rosanna zusammen die Sanna bildet. Nach
dem Verf. sollen beide Quellbäche ursprünglich je eine
Drusiana aqua gewesen sein (durch Übertragung von
dem westlich angrenzenden Walgau, der vallis Drusiana
her). Ich möchte das höchstens als ausweichende Neben¬
form gelten lassen und finde die Architektonik, die der
vereinigte Bach als keltische Sanna mit seinen durch
die keltischen Präfixe tri - (drei: es sind im Ganzen drei
Bäche) und ro- (verstärkend, präcisierend) abgestuften
beiden Quellbächen bildet, einleuchtend genug. Auch
einer der Quellbäche der breisgauischen Dreisam heißt
Trisanna (Schmeller 1 1, 1605). Wegen der vallis Dru¬
siana verweise ich übrigens auf Jos. Bergmanns urkund¬
liche Mitteilungen in den Denkschriften der kais. Aka¬
demie 15, 173 f. — Unter den »harten Nüssen« scheinen
einige ohneweiters zu knacken. Ich erwähne daraus S. 76
den swaighof ze Cautrawn 1285, später Cutraun
Guträun etc.: es ist der aus dem mittelhochdeutschen
Epos bekannte Frauenname Kudrun oder Gudrun und
als solcher längst von Zingerle Germania 10, 476 und
Scherer, Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit 2, 64
gebucht. Von den vielen, z. Th. allerdings schwierigen
Ortsnamen auf scheinbar deutsches genetivisches - es
(Avalünes s. oben) dürften wenigstens einige deutsch
sein, als Chienes (S. 76) von kien (vgl. bei uns kienes
berc neben kienberc ), Scoubes (Schaabs, S. 81) von
scoup (oder vom Mannsnamen Scoup , angelsächsisch
Sceäft)
Diese flüchtigen Bemerkungen sollen beileibe keine
Ausstellungen sein, sondern das Interesse bezeugen, das
Ref. der neuesten Arbeit Sch.’s entgegenbringt. Gewiss
wird er uns noch durch manche gehaltvolle Gabe er¬
freuen und fördern.
Wien. Dr. Richard Müller.
Globus. LXIV, 16 u. 17.
(16.) v. Seidlitz, Pastuchows Besuch d. höchstgeleg. Ort¬
schaften des Daghestan u. Besteigg. d. Schach-Dagh. I. (II in
Nr. 17.) — Schott, Üb. d. Stürme d. trop. Ind. Oceans. (Schl, in
Nr. 17.) — Förster, D. Leben Emin Pascha’s. — Repsold, D.
Kampf um d. Kuhschlachten in Indien. — (17.) W. M. Müller,
D. ältesten Hundenamen. E. Beitr. z. Sprachgesch. Afrika’s. —
Siam u. d. europ. Cultur. — Krause, Neue Ergebnisse d. schwed.
Quartärforschg. — Petzold, D. Typen d. Küstenformen. — D.
aufrechte Gang d. Menschen u. s. Gchirnentwicklg.
Zeitschrift d. Deutschen Palästina-Vereins. XVI, 3.
Schumacher, Ergebnisse meiner Reise durch Hauran,
f Adschlün u. Belkä. — van Kastoren, Liftäja. — Altmann,
D. Beschreibg. d. heil. Stätten v. Jerusalem in Eb. Windecke’s
Denkwürdigkten üb. d. Zeitalter Ks. Sigismunds. — Dal man,
Ggwärtiger Bestand d. jüd. Colonien in Palästina. — Schick,
Neu aufgedeckte Gräber in Jerusalem. — Ds., Jerusalem nach
Ps. 122, 3. — Mühlau, Btrge z. Palästina-Litt. im Anschluss an
Röhricht’s Bibliotheca geogr. Palaestinae.
Argo. Ztschr. f. krain. Landeskde. II, 9.
Müllner, Reiseskizzen aus Italien. (Forts.) — Ds., D. röm.
Castell »Ad Pirum« in d. Jul. Alpen. — Kl. Mitthlgen: Ds., E.
röm. Maßstab; E. neue röm. Inschr. aus Aquilina. — v. Radies,
Ks. Leopold I. Schenkung der Stadt Gottschee an d. Auerspergc.
— Müllner, Sinja- oder Svinjagorica. — Mitthlgen.
Neue Erscheinungen:
Habicher Th., Fünf Jahre unter d. Horden Africas u. Asiens.
Brixen, Pressver. (IV, 116 S.) fl. —.50.
Naumann E., Vom gold. Horn zu d. Quellen d. Euphrat. Reise¬
briefe, Tagebuchblätter u. Studien üb. d. asiat. Türkei u. d.
anatoi. Bahn. München, Oldenbourg. 4°. (XV, 494 S.) fl. 12.—.
Neu mann Th., D. mod. Aegypten. Mit bes. Rücks. auf Handel
u. Volksw. Lcipz., Duncker u. Humblot. (XIII, 352 S.) fl. 4.80.
Batty B., 42 years amongst the Indians and Eskimo. Lond., Rf.
T. Soc., 2 sh. 6 d.
Gundry R. S, China and her neighbours. Lond., Chapman &
Hall. 9 sh.
Mc. Dcrmott, British East Africa or Ibea. Ebd. 6 sh.
Cal and W., Altind. Ahnencult. Leiden, Brill. 4 fl. 50 c.
Amiqu % -Kat.\ Spirgatis in Lpz., Nr. 15: D. heil. Land,
Byzanz, Türkei u. Neugriechcnld. (854 Nrn.) — Creutzer in
Aachen, Nr. 61: Topographie u. Touristik Dcutschlds (1716 Nrn.)
— Hiersemann in Lpz., Nr. 114: Trachtenkde (1136 Nrn.) —
Seligsberg in Bayreuth, Nr. 220: Bibi. Austriaca (1182 Nrn.)
Rechts- und Staatswissenschaft.
Huber Dr. F. C., Professor: Die geschichtliche Entwickelung
des modernen Verkehres. Tübingen, H. Laupp’sche Buchhand¬
lung, 1893. gr. 8°. (IV u. 232 S.) fl. 2.64.
Die vorliegende Untersuchung bildet einen Vorläufer
und zugleich einen Theil eines aus der Feder des Verf.
stammenden und demnächst erscheinenden größeren
Werkes über den Einfluss des modernen Verkehrs auf das
gesammte Erwerbsleben. Es liegt im Rahmen dieses an¬
gekündigten Werkes, die geschichtliche Entwickelung des
modernen Verkehrs u. zw. zunächst insbesondere der
Post in solcher Weise darzustellen, dass die Wechsel¬
beziehung von Technik und Organisation nach Maßgabe
der Gesammt-Entwickelung in das richtige Verhältnis
gesetzt erscheint, aus dem Werden und aus den Be¬
dingungen des Entstehens das Gewordene und die Wur¬
zeln seines Bestandes offen gelegt und neue Gesichts-
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650
Nr. 21. — Okstbrreichischbs LnTRRATüRBLATT. — II. Jahrgang.
660
punkte aufgestellt werden. Nicht eine Chronik der Post
oder des Verkehrs, sondern gewissermaßen eine Kritik
der bereits vorhandenen Chroniken will es geben.
Die Behandlung des Stoffes ist in 7 Cap. gegliedert.
Es wird der innere Zusammenhang beleuchtet, in dem die
Verkehrsmittel zum Leben eines Volkes stehen und ge¬
zeigt, wie der Verkehr naturgemäß aus politischen,
Handels-, Erwerbs-, Familien- u. Freundschafts-Interessen
herauswächst. Die primäre Entwickelung der Organisation
des Verkehrs wird in der Post, bezw. den Anfängen
derselben klargelegt und daran die Darstellung der
weiteren Fortbildung hinsichtlich Beschleunigung der
Transportleistung in der römischen Kaiserzeit und unter
den Karolingern geknüpft, Die Organisation des Verkehrs
diente damals ausschließlich den Staats- und Militär¬
verwaltungen. Erst beim Fortschreiten politischer Einigung,
Intensität und Ausdehnung des Handels entwickelten sich
die Keime eines regelmäßigen Betriebes in den Boten¬
anstalten mittelalterlicher Corporationen und den Relais¬
stationen der Territorialherren. Damit sind auch die Haupt¬
bestandteile neuzeitlicher Postorganisation, Centralisierung
und Periodicität gegeben, die nun rasch weiter gedeihen
und endlich zur Universalierung des Betriebes führen.
Zum Schlüsse bespricht Verf. die Rückwirkung, welche
die Umwälzung inbezug auf Fahrbahn und Motor auf
die Verkehrsorganisation ausübte. In den beigegebenen
Anlagen, welche fast 100 Seiten umfassen, werden in¬
teressante Ergänzungen zum Haupttexte gebracht.
Die lichtvollen Darlegungen und Untersuchungen des
Verf. werden, da das Interesse an den Fragen und Er¬
scheinungen auf dem Gebiete des Verkehrswesens sich
zunehmend erweitert, voraussichtlich einen großen Leser¬
kreis fesseln. Dem Erscheinen des Hauptwerkes muss
man nach diesem Vorläufer mit Spannung entgegensehen.
Innsbruck. Freiherr v. Weichs.
Jürgensohn Wilhelm: Schutz dem Mittelstandel Ein Wort
für die Erhaltung und Kräftigung des Mittelstandes auf dem
Fundamente eines im Geiste F. W. Raiffeisens wirtschaftlich
gesicherten, physisch und moralisch tüchtigen Bauernthums,
als zuverlässigste Bürgschaft des socialen Friedens. Wien, Verlag
von Heinrich Kirsch, 1890. 8°. (XX u. 220 S.) fl. 1.20.
Das vorliegende Buch ist im hohen Grade beach¬
tenswert. Jemand, der mit dem Vorurtheile eines fertigen
Lehrsystems an die Lectüre desselben geht, wird aller¬
dings darin nicht seine volle Befriedigung finden. Allein
der Verf. wollte weniger zu den Gelehrten sprechen,
als vielmehr in populärer Form die brei¬
testen Schichten des Mittelstandes auf die
socialen Gefahren, die sie bedrohen, aufmerksam
machen. Es mögen auch nicht viele Palliativmittel gegen
diese Gefahren in dem Buche angegeben sein, es ist dies
aber nicht unbedingt nothwendig. Die von dem Verf.
bezweckte Vorarbeit, d. i. die Popularisierung des
Denkens und der Arbeit auf socialem Gebiete
gehört zu den wichtigsten Aufgaben der socialen Arbeit.
Es ist daher vollkommen genügend, dass der Verf. an
einem Beispiele, d. i. den Raiffeisen-Cassen der Rhein¬
provinz zeigt, welch große Resultate die selbständige
Arbeit breiterer Schichten der Bevölkerung erzielt, und
dass er sich im Übrigen mit Anregungen begnügt. Wün¬
schenswert wäre es, dass der Verf. sein Buch einer
neuen Redaction unterwerfe und die Fortschritte, welche
die Raiffeisen-Cassen in Österreich gemacht haben, —
im Jahre 1890 konnte der Verf. nur einige wenige Ein¬
zelheiten berichten — eingehender darlege.
Wien. Dr. H. Misera.
Wussow v : Staat und Rächt, Religion und Kirche. Eine
physiolog. Studie. Graudenz, Gaebel. 1892. gr.-8°. (32 S.) fl. —.48.
Um von der Tendenz dieser Schrift einen Begriff zu geben,
genügt es, einige Sätze anzuführen, welche mit ihrem Titel im
Zusammenhänge stehen. Ueber den Ursprung des Staates sagt W.,
die Natur treibe »den Menschen zur Staatenbildung durch ihr
unumstössliches Gesetz in dem Recht des Stärkeren«, — als
Staatszweck erklärt er »die Heranbildung der menschlichen Gesell¬
schaft zur immer vollkommeneren Erkenntnis und Beherrschung
der Naturkraft«. Recht ist ihm dasjenige, »was der Stärkere, der
stärkste Theil der Menschheit gewollt hat«, und »jedes Recht
bleibt immer nur so lange Recht, als der Träger desselben der
Stärkere ist«. Die Religion bestand nach W. im Naturzustände
»lediglich darin, dem Schlauesten und Erfahrensten, welcher die
Schaar (den Nietzsche’schen Herdenmenschen) vor dem Angriff
stärkerer Bestien zu warnen und zu bergen wusste« zu dienen.
Auch die Kirchen »entwickeln sich nach dem Naturrechte des
Stärkeren«. Was lässt sich zu solchen und ähnlichen Sätzen sagen?
F. M. S.
Archiv f. kath. Kirchenrecht. LXX. (N. F. LXIV), 1893, 5.
v. Schilgen, Der Eigenthümer d. Kirchenvermögens nach
Preuß. Allg. Landrecht. — K. Schmidt, Entscheidd. d. bayr.
Verwaltgsgerichtshofes üb. religiöse Kindererziehg. v. 1890—92.
— D. Schicksal e. dem Bischof Fleck zu Metz gemachten Hand¬
geschenkes. — Porsch, Sind Geistliche in Preußen z. Zahlg. e.
commun. Hundesteuer verpflichtet? — Ds., Eigenthum u. Ge¬
brauchsrecht (Simultangebrauch) an c. Schlosskirche. — 6 Ent¬
scheidd. d. österr. Reichsgerichtes in Congruasachen. — 18 Ent¬
scheidd. d. österr. Verwaltgsgerichtshofes. — Erlass d. n.-ö. Statth.
betr. d. Patronatscommissäre. — Erlass d. Wiener f.-e. Ordinariats
betr. d. relig. Übgen an d. Volks- u. Bürgerschulen Wiens. —
Litterae chori episcoporum Hungariae ad S. S. Leonem XIII. in
causa quaestionum eccl.-politicarum. — Schmitz, Spuren e. röm.
Bußbuches im oriental. Kirchenrecht. — Epistola D. N. Leonis XIII.
de collegiis in lndiis Orient, instituendis, — de quaestione scholari
ad Antistites foederatorum Americae septemtr. civitatum. — Literae
breves de confoederatione omnium Benedictinorum et Abbate
Primate eorum constituto. — Decreta congregationum Rom. —
Kl. Nachrichten. — Litteratur.
Soclalpollt. Centralblatt. III, 1—3.
(1.) v. Struve, Z. Bcurtheilg. d. kapitalist. Entwicklg.
Rußlds. — P. Schulz, E. Organisation d. landwirtsch. Credits in
Bosnien. — E. Loew, Holländ. Arbeitsverhältnisse. — (2.) Schoen-
lank, D. brit. Kohlentrust. — Silbermann, D. höheren Berufs¬
arten d. Frauen in Deutschld. — Landwirtsch. Verhältnisse im
östl. Engld. — (3.) Pernerstorfer, D. Wahlreform Vorlage d.
österr. Regierg. — Lautenschlagcr, D. sociale Congress in
Frankf. a. M. — Vandervelde, D. StriUe d. Grubenarbeiter in
Belgien. — Ledebour, D. deutschen Gewerkvereine. — Ver¬
kauf, D. Ausdehng. d. Unfallversicherg. in Österreich.
Neue Erscheinungen:
Büchner L., Darwinismus u. Socialismus od. d. Kampf um’s
Dasein u. d. mod. Gesellsch. Lpz., Günther. (72 S.) fl. —.60.
Frankenstein K., D. Arbeiterfrage in d. d. Landwirtsch. Berl.,
Oppenheim. (III, 326 S.) fl. 3.60.
Troll-Borostyäni Irma v., D. Recht d. Frau. E. soc. Studie.
Berl., Fischer. (88 S.) fl. —.60.
Wenzel Johs., Arbeiterschutz u. Centrum m. Berücks. d. übr.
Parteien. E. Beitr. z. Gesch. d. Socialreform im D. Reiche. Berl.,
Germania. (269, VII S.) fl. —.60.
Körner A., Unternehmen u. Unternehmergewinn. Wien, Manz.
(88 S.) fl. 1.08.
Leinweber A., Die Dotalimpensen. Ebd. (34 S.) fl. —.72.
Post A. H., Grundr. d. ethnolog. Jurisprudenz. I. Allg. Thl.
Oldenbg., Schulze. (XII, 473 S.) fl. 3.60.
Puntschart V., D. moderne Theorie d. Privatrechtes u. ihre
grundbegriffl. Mängel, an den darin gegründeten Streitfr. aller
Rechtsgebiete dargest. Lpz., Veit & Co. (X, 416 S.) fl. 6.—.
Sattler H., D. Revision b. Gründg. v. Actiengesellschatten. Berl.,
Vahlen. (XI, 191 S.) fl. 2.40.
Schultze-Görlitz R., D. Führg. d. Handels- u. Muster-Registers,
Ebd. (XIV, 481 S.) fl. 6.—.
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661
Nr. 21. — Obstbrrbichischbs Littbratürblatt. — II. Jahrgang.
662
Zucker A., D. Polizeiaufsicht nach österr. Rechte m. bes. Berücks.
auf d. Bestimmgen d. neuesten Strafgesetzentwürfe. Prag, Rivnäö.
(IV, 125 S.) fl. 1.80.
Vega-Rey Falco L., La cuestion social en Espana. Madrid,
Hernandez. 2 pes.
Vorbereitet: bei Duncker u. Humblot, Lpz., Die Aufhebg.
d. Befähiggsnachweises insbes. in Österr. , v. Sigm. Mayer
(c. 15 Bg., fl. 3.—.) — bei Sauerländer in Frkf. a. M.: Max
Wirth, D. Notenbatikfrage in Beziehg. z. Währgs-Refortn in
Österr.-Ungarn. (7*/a Bg., fl. 1.50). — bei Konegen in Wien:
Bartsch, D. gerichtl. Verfahren in Ehesachen nach äst. Rechte.
(c. 25 Bg., fl. 3.—).
Antiqu.-Kat. : Kampfmeyer in Berlin, Nr. 344: Rechts-,
Staats- u. Handelswiss. (48 S.) — Freiesieben in Straßbg., Nr. 18:
Rechts-u. Staatswiss , Nat-Ök., Socialpolitik (881 Nm.) —Prager
in Berlin, 1893, Nr. 2: 1839 Nrn. — Hertz u.Süssenguth in Berl.,
Nr. 11: Rechts- u. Staatswiss. (941 Nrn.)
Naturwissenschaften. Mathematik.
Stossich Michele, Prof.: I Distoml dal Msmmlferl (in: Pro-
gramma della civica scuola reale superiore in Trieste 1892).
Trieste 1892. (42 S.)
Der Verf. gibt eine neue Systematik für die Gattung
Distomum Retz., die sich nur aus Entoparasiten zusammen¬
setzt, indem er eine Anzahl neuer Gattungen aufstellt.
Gewiss ist man berechtigt, die aus mehr als 200 Arten
sich zusammensetzende Gattung in neue zu zerlegen.
Allein die Charaktere, auf die der Verf. die neuen
Gattungen gründet, scheinen mir hiefür nicht immer zu
genügen. Die dankenswerte Zusammenstellung der 6 t
Distomum-Arten, von denen für eine jede eine kurze
Diagnose gegeben wird, ergibt, dass sie sich auf 83
Säugethiere, einschließlich der Menschen, vertheilen. Die
Litteratur ist bis auf die neueste Zeit berücksichtigt
worden.
Z. Z. Berlin-Steglitz. Hamann (Göttingen).
Natur u. Offenbarung. XXXIX, 10.
Gutberiet, Ob. Mimikrie. — Gander, Blumen u. Insekten
(Schl.) - Tümler, D. geogr. Verbreitg. d. Arctiiden »Bären¬
spinner« u. deren biolog. Beziehg. zu ihren Futterpflanzen. —
Westhoff, Können wir Reste v. Organismen [im Grundgebirge
erwarten? — M. Maier, E. Urtheil Prof. Benedicts üb. Hypno¬
tismus. — Wissenschaftl. Rundschau: W i e s b a u r, Landwirtschaftl.
Botanik; — Westhoff, Zoologie. — M. Maier, Üb. d. Bau d.
Zelle. — Läska, Himmelserscheingen im Nov. 1893. — Recens.
Natur u. Haus. U, 1.
Staby, D. Naturliebhabers Winterarbeit. — A. u. K. Müller,
D. hervorragendsten Spötter. — Sprenger, Afrikan. Zimmer¬
pflanzen. — Hesdörffer, Margarethen-Nelken. — Berg, D.
Brückenechse im Terrarium. — Archenhold, D. tägl. Bewegg.
d. Gestirne. — Glaser, Verfahren z. Begünstigg. d. Puppenaus-
schlüpfens im Winter. — Krieghoff, Raupenzucht im Freien. —
Philippsen, D. Vogelkojen auf d. nordfries. Inseln. — Kl. Mitth.
Naturwissenschaftliche Wochenschrift. VIII, 34—38.
(34.) Wallenberg, Üb. d. Raumvorstellg. e. Blindgebornen.
— Liesegang, D. Gehörfarben. — (35.) Schubert, Mathemat.
Spielereien in krit. u. histor. Beleuchtg. VH. — Lucks, Üb. d.
Vererbbarkeit erworbener Organabändergen als Grundlage f. e.
Theorie d. Vererbg. — (36.) Schilling, Z. Physiologie d. Fort-
pflanzg. v. Vaucheria sessilis. — Dareste, Experimental-Tera-
togenie. — (37.) Neuere Untersuchgen üb. d. diluviale Torflage
b. Klinge unweit Kottbus. — (38.) Schaefer, Sonnenstich u.
Hitzschlag. — D. Cholera in Deutschld währd. d. Winters 1892/93.
Auszüge aus e. Artikel v. Koch. — D. XL. Versammlg. d. D.
Geolog. Gesellsch. in Goslar v. 14. -19. August. — In jeder Nr.:
Kleine Mitthlgen, Aus d. wiss. Leben, Litteratur.
Neue Erscheinungen:
Filarszky N., D. Characeen, mit bes. Rücks. auf die in Ungarn
beob. Arten. (Ungar, u. deutsch). Budap., Kilian. 4°. (VIII,
129 S.) fl. 3.60.
Jordan W., Logar.-trigon. Tafeln f. neue (centesimale) Theilg.
mit 6 Decimalstellen. Stuttg., Wittwer. (VIII, 420 S.) fl. 6.—.
Kerville H. Gadeau de. D. leuchtenden Thiere u. Pflanzen. Aus
d. Franz, üb. v. W. Marshall. Lpz,, Weber. (VI, 242 S.) fl. 1.80.
Fortschritte, Die, d. Physik i. J. 1887. XLIII, 2: E. Budde,
Physik d. Aethers. Berl., G. Reimer. (LIII, 936 S.) fl. 10.80.
Lepsius R., Geologie v. Attika. E. Beitr. z. Lehre v. Metamor-
phismus d. Gesteine. Berl., D. Reimer. (VIII, 196 S.) fl. 32.40.
Rohn K. u. E. Pappe ritz, Lehrb. d. darst. Geometrie. I. Bd.
Lpz., Veit & Co. (XVIII, 381 S.) fl. 6.60.
Cornevin Ch. et. X. Lesbre, Traite de Tage des animaux do-
mestiques. Paris, Bailiiere. 15 fr.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Karrer Felix: Führer durch die Baumaterial-Sammlung
des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien. Mit einem
Vorw. d. Herausg. Dr. Aristides Bf ezina, Director d. mineralog.
Abtheilung. Wien, R. Lechner, 1892. 8 Ü (302 S. mit 40 in den
Text gedruckten Phototypien hervorragender Bauwerke, von
C. Angerer & Göschl.) fl. —40. (Sach-, Orts- und Namens¬
register dazu fl. —.60.)
Das vorl. Werk eröffnet als erstes den Reigen der
Specialkataloge des naturhistorischen Hofmuseums. Der
Verf. führt damit in das Reich der Baumaterialien ein,
einer Sammlung des naturhistorischen Hofmuseums, welche,
was Schönheit, Vollständigkeit und Zweckmäßigkeit der
Anordnung anbelangt, wohl unstreitig den ersten Platz
unter ihresgleichen in Anspruch nehmen darf. Herr K.
hat diese Sammlung selbst im Laufe eines Zeitraumes von
dreizehn Jahren zusammengestellt; unermüdlich verfolgte
er sein Ziel, um einerseits auf dem Wege einer ausge¬
breiteten Correspondenz, andererseits, wo diese nicht aus¬
reichte, durch Reisen in die betreffenden Länder in den
Besitz des nothwendigen Materiales zu gelangen. Es ge¬
hört ein durch gründliches wissenschaftliches Studium
geklärter Geist, ein durch eigenes langjähriges Sammeln
geschärftes Auge und ein durch eingehendes Forschen auf
besagten Gebieten bis zur Meisterschaft geübter »Griff«
dazu, eine solche Fülle von Stoff in so geschickter Aus¬
wahl, in so übersichtlicher Form, in so fließender, gemein¬
verständlicher Sprache in den engen Rahmen des gen.
Büchleins einzustellen. Über 7000 Nummern zählt die
Baumaterialien-Sammlung des Hofmuseums; von diesen
sind 2500 Stück in den Schaukästen aufgestellt, die
anderen in Schubladen untergebracht, als Repräsentanten
fast aller in der Gegenwart und Vergangenheit alsWeg-
und Straßenschotter, als Trottoir- und Straßenpflaster, als
Rohmaterial für Ziegel, als Sand für Mörtel, als Roh¬
material für Weißkalk und für Cement, als Werk-, Deco-
rations- und Bildhauerstein, als Dachschiefer etc. ver¬
wendeten und verwendbaren Materialien.
Eine Einleitung bereitet den Nicht-Fachmann und
Anfänger gleichsam für die Wanderung vor und macht
denselben mit den nothwendigen Kenntnissen aus der
Geologie und Petrographie bekannt. Eine allgemeine
Erörterung, die jeder Ländergruppe vorangeschickt wird,
lehrt den so in die Wissenschaft Eingeführten gleichsam
noch genauer schauen, macht mit dem geologischenBaue
des betreffenden Landes und den aus diesen Verhält¬
nissen sich ergebenden Baumaterialien und’ Baustilen
vertraut. Hierauf werden die Gesteine aufgeführt und nicht
nur der wissenschaftliche Name derselben, sondern auch
— was ja besonders wichtig für die Praxis ist — ihre
Trivial- und Commercial-Bezeichnung angegeben.
Zur raschen und sicheren Orientierung dient ein
sorgfältig gearbeitetes Sach- und Namenregister.
Wien. Wilh. Winkler.
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063
Nr. 21. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrqano.
004
Neue Erscheinungen:
Schindler Fz., D. Weizen in s. Beziehgen z. Klima u. d. Gesetz
d. Correlation. E. Beitr. z. wiss. Begründung d. Pflanzenbau¬
lehre. Berl., Parey. (XII, 175 S) fl. 2.40.
Stütz er H., Waldwertrechng u. forstl. Statistik. Frkf. a. M.,
Sauerländer. (VIII, 203 S.) fl. 2.16.
Kahlbau'm G. W. A., Dampfspannkraftsmessgen. Basel, Schwabe.
(XII, 315 S.) fl. 9.60.
Künkler A., D. Maschinenschmierg., d. Schmiermittel u. ihre
Untersuchg. Mannh., Selbstv. (VI, 229, 32, VI S.) fl. 3.—.
Schöne Litteratur. Varia.
Edmund Dorer's nachgelassene Schriften. Herausgegeben
von Adolf Friedrich Graf von Schack. 3 Bände. Dresden,
Ehlermann, 1893. (XX u. 228, IV u. 184, IV u. 160 S. mit
einem Bildnis des Dichters.) fl. 7.20.
Edmund Dorer ist in der litterarischen Welt nur
wenig bekannt, obwohl er zu den edelsten Dichtern un¬
seres Volkes gehört. Seine Dichtungen sowohl wie seine
prosaischen Schriften wären für unsere studierende Jugend,
da sie nichts enthalten, was ihr abträglich ist, und wegen
der vollendeten Form und edlen, einfachen Sprache eine
sehr geeignete Lectüre. Ich werde an anderer Stelle Ge¬
legenheit finden, mich eingehend mit diesem Dichter zu
beschäftigen, hier nur über die Herausgabe seiner nach¬
gelassenen Schriften.
D. starb am 5. Mai 1890 in Dresden. Er hatte in
seinem Testamente bestimmt, dass etwa 3 — 4000 Francs
für die Herausgabe dieser Schriften verwendet würden.
Nach D.’s Tod verstrich längere Zeit, ohne dass hiefür
etwas geschah; es schien, als wollte man diese Heraus¬
gabe hintertreiben. Da wendete sich des Dichters Bruder
Robert, der den letzten Willen Edmunds durchgeführt
wissen wollte, an den hiezu besonders geeigneten Mann,
den Grafen A. v. Schack in München. Nun kam die
Sache rasch in Fluss, und es erschienen vorläufig drei
Bände, ein vierter soll nachfolgen. Dass sich Graf Sch.
bei seinem hohen Alter dieser wahrlich nicht geringen
Mühe unterzog, ist ihm zu großem Verdienste anzu¬
rechnen, und er hat hiedurch nicht nur dem Dichter,
sondern auch sich selbst ein ehrendes Denkmal gesetzt;
denn wir finden in diesen 3 Bänden nur Vortreffliches
und lernen neue Vorzüge des Dichters kennen. Dass der
Herausgeber sehr wählerisch vorgieng und Unfertiges
wegließ, ist nur zu billigen; denn man erweist einem
hingeschiedenen Dichter keinen Dienst, wenn man alles
aufnimmt, was er je geschrieben hat.
Der erste Band der nachgelassenen Schriften ist
ausschließlich der Poesie gewidmet. Er enthält eine Aus¬
wahl lyrischer Dichtungen, Humoristisches (vortrefflich
sind die Lieder des schwarzen Katers) und zehn Fast¬
nachtspiele. Diese Fastnachtspiele gehören zu dem besten,
was D. gedichtet hat; es ist daher recht schade, dass vier
solcher Spiele wegen Mangels an Raum weggelassen werden
mussten. Hierauf folgen Übersetzungen aus dem Spanischen,
lyrischer und geistlicher Gedichte älterer und neuerer
Zeit, Es ist darunter vieles, was zu den herrlichsten Er¬
zeugnissen der spanischen Litteratur gehört. Den Schluss
dieses Bandes bilden drei Zwischenspiele von Calderon. —
Im zweiten und dritten Bande sind prosaische Aufsätze
untergebracht, verschiedenen, meist litterar- und cultur-
historischen Inhaltes. Besonders wertvoll sind die im
zweiten Bande enthaltenen. Ich hebe darunter hervor:
»In französischen Diensten. Aus den Denkwürdigkeiten
einer Schweizerin«, eine Geschichte aus der Zeit Napo¬
leons I. »Heinrich von Villena. Ein Beitrag zur Sagen¬
kunde.« »Carlo Gozzi und sein Theater.« »Der Ver¬
schwender auf der Bühne« u. a. — Im dritten Bande
lernen wir D. als warmen Freund und guten Beobachter
der Thiere kennen.
Möge diese treffliche Ausgabe der nachgelassenen
Schriften D.’s der Anlass werden, dass einmal eine Ge-
sammtausgabe seiner bereits früher im Druck erschienenen
Werke zustande komme! Es könnte darin manches schöne
Gedicht, das bisher nur als ein fliegendes Blatt ausgegangen
ist, wie das so schöne »Luiz de Camoens«, Aufnahme
finden. Möge auch der vierte Band bald nachfolgen, der,
wie wir erfahren, einen besonders interessanten Abschnitt
über die Aufführung Calderon’scher Stücke in Deutschland
und über verschiedene Besprechungen derselben in Zeit¬
schriften enthalten wird.
Salzburg. Konrad Pasch.
Briefwechsel eines deutschen Fürsten mit einer jungen
Künstlerin. (Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg
und Fräulein aus dem Winckel.) Herausgegeben von Wolf von
Metzsch-Schilbach. Mit zwei Porträts. Berlin, Karl Sigis¬
mund. 1893. 8°. (308 S.) fl. 2.40.
Ein kostbares Genrebild aus der Empirezeit. Die
Briefe, von 1806 bis 1811 gehend, spiegeln jene schön¬
geistige, schönrednerische Epoche aufs Treueste. Die beiden
Correspondenten wechseln ihre blumig stilisierten Schreiben,
ohne sich eigentlich recht zu kennen, aber voll der über¬
triebensten Freundschaftsschwelgerei, zerfließend vor ge¬
genseitiger Bewunderung, trunken von der Schönheit der
eigenen Seele. Die junge Dame ist copierende Malerin
und Harfenvirtuosin, nebenbei auch etwas Schriftstellerin,
der Fürst ist dichterisch angehaucht, sonst eine kränk¬
liche, weibliche, problematische Natur. Es ist psycho¬
logisch interessant, wie unter der Hülle der Poesie und
Schwärmerei doch auch, vielleicht halb unbewusst, Prosa
und Politik sich einmischt. Der Herzog, ein entschiedenes
Mitglied des Rheinbunds, weiß, dass sein Briefwechsel
mit der in Paris malenden Dame von der französischen
Polizei überwacht wird, und ergeht sich nun in wirklich
abgöttischen Verhimmelungen des gefürchteten corsischen
Eroberers. Interessant ist auch das Ende des zarten Ver¬
hältnisses. Die junge Malerin schließt sich in Dresden
an den tüchtigen, auch von Goethe geschätzten Maler
Kügelgen an und ist so unvorsichtig, ihrem Correspon¬
denten von dem neuen Freund und Meister in jedem
Briefe vorzuschwärmen. Von da an wird der Fürst, der
nur mit der Feder malen kann, aus Eifersucht und ge¬
kränkter Eitelkeit sackgrob gegen das arme Mädchen und
den unschuldigen Maler, und der Briefwechsel bröckelt
allmählich ab.
Der Herausgeber nennt das Buch mit Recht eine
Novelle in Briefen; allerdings wäre da die Ausfüllung
mancher Lücken wünschenswert und wohl auch nicht
unmöglich gewesen. Wir erfahren z. B. nicht einmal das
Todesjahr des Fräuleins.
Wien. Richard Kralik.
Heimburg W.: Mamsell Unnütz. Roman. 2. Aufl. Leipz.,
E. Keils Nachf. (1893), 8°. (254 S.) fl. 2.70. Die bis zum Über¬
druss verbrauchten Romanfiguren u. -Erfindungen: das edle, groß-
müthige Mädchen, das verkannt u. um einer schönen aber herz¬
losen Nebenbuhlerin willen verschmäht wird — der brave, recht¬
liche Jugendfreund, der »windige» Lieutenant, der gerad-derbe
Vater . . . alle diese Ingredienzien sind nicht originell, aber der
Verf. versteht es, ein lesbares und amüsantes Buch daraus zu
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605
Nr. 21 . — Oestbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
606
gestalten, das — ein besonderer Vorzug, der bei einem modernen
Roman hervorgehoben werden muss — auch jüngeren Leuten in
die Hand gegeben werden kann. Dass der Held und seine Frau,
nachdem ihre Ehe geschieden, sich von neuem vermählten, bietet
allerdings einen Umstand, der die Lectüre für kathol. Jugend
abträglich macht.
Deutscher Hausschatz. XIX, 18.
Riotte, D. gelbe Mops (Schl.). — Von d. Weltausstellg. in
Chicago. — May, D. Mahdi (Forts.). — Prinz Max Hzg. zu
Sachsen. — Dackweiler, Vom Träumen. — Seefeld, Lebens¬
betrachtgen. — Noris, Apage Satanas. Märchen. — Gratz-
meier, D. ehern. Cisterc.-Abtei Waldsassen in Bayern. — D. 1.
Primas d. Bened. - Ordens P. Hildebrand de Hemptinne. —
Euringer, Schlafkrankhten. — Dr. M. J. Binder, Bischof v.
St. Pölten. — Vogt, D. Cassianeum iu Donauwörth. — Für d.
Frauenwelt.
Katholische Warte. IX, 7.
Maurer, Hermine Proschko. — Hirschfeld, E. ehrlicher
Name. — Schlegel, Träume. — v. Grienberger, Plain. —
v. Frohn, Falsch spekuliert! — v. Remagen, D. fliegende
Sommer. — Landsmann, D. Nihilist. — Kath. Chronik. — Litt.,
Kunst u. Wissenschaft, Hauswesen.
Der Zuschauer. I, 8 u. 9.
(8.) Faller, Herr Gscheidtle aus Gscheidtlingen. — Rossi,
In Friedrichsruh — kein Interview. — v. Polenz, D. Schluss d.
Rougon-Macquarts. — Detlev v. Liliencron, D. Thurmbläser.—
Loewenberg, Aus d. weißen Stadt. — Langewiesche, Vor¬
wärts! — Brunner, D. Entstehg. d. Menschen. -- Z. Technik
d. künstler. Schaffens. Btrge. v. Graf v. Schack u. Gust. Falke.
— Kloss, Röm. Kunstbrief. — Krit. Rdsch., Sprechsaal, Ver¬
schiedenes. — (9.) Kreutzberger, Hintertreppenroman. —%*, D.
schwarze Herz. — Z. Technik d. künstlerischen Schaffens. Beiträge
v. Prinz v. Schönaich-Carolath u. O. Ernst. — Ralf, Denke selbst!
— Riehl, Ungeschriebene Briefe. — Menkes, D. neue russ. Litt.
— Grottewitz, Also sprach Clara Thustra. — v. Poschinger,
Vorbei! — Kietz, E. vergessenes Genie. — Dix, Erkenntnis. —
Falke, Allerlei f. allerlei Leute. — Krit. Rundschau. — Bühnen¬
blatt: O. Ernst, Theater in Hamburg.
Das 20. Jahrhundert. IV, l.
Schuchardt, D. Reich d. Zukunft.— Graf Westarp, Klage.
— Lienhard, M. v. Egidy üb. Deutschthum — R. G., Zur
Irrenfrage. — Der Zigeuner. Von e. Provinzler. — Fuß, Volkssitten
u. Volksunsitten. — Deutsche Aussprüche. — Auf deutscher
Hochwacht. — Deutsche Bausteine. — Zeichen d. Zeit.
Academla. VI, 5 u. 6.
(5.) D. 19. Carteil-Vers, in Würzbg. — Seni, E. Wort in
12. Stunde. — Armin, Dr. J. Zwerger, Fürstbisch, v. Seckau. —
D. Duellunfug. — (6.). D. 16. Gen.-Vers. d. Görres-Ges. in Bam¬
berg. — Z. Gen.-Vers, in Würzbg. — Mahdi, Der C.-V. auf d.
prakt.-soc. Cursus zu Neiße. — Schoch, D. Kaisertage in Innsbr.
u. d. Patriotismus d. dort. Studentenschaft. — Studienregeln. III.
— A. Hoehne f. — Armin, Caesars Tod (Bierzeitg). — In jeder
Nr.: Aus d. C.-V.; Aus A.-H.-Kreisen; Hochschul - Nachrr.
Illustrlrte Zeitung. Nr. 2622, 2623.
(2622.) Beseke, D. gr. Flottenmanöver in d. Ostsee. —
Salomon, Zu Gottschalls 70. Geb.-Tag. — D. neuerb. Kirche zu
Rominten in Ostpreußen. — D. Gedächtnisfeier f. FM. GrafRoon
in Crobnitz. — Aus d. gr. Berl. Kunstausstellg. IV, V, (VI in
Nr. 2623). — E. Preller. — Kirchner, Hm. Sauppe. — Von d.
Weltausst. in Chicago (auch in Nr. 2623). — Lohde, M. Gro߬
mutter (Schl.). —(2623.) Borostyäny, D. gr. Manöver b. Güns.
— Meurer, Auf d. höchsten Gipfel d. Brenta-Dolomiten. —
Beseke, Schiff in Seenoth. — Brandt, Fasanenjagd. — Koch
v. Berneck, D. Prinz-Reg.-Denkmal in Berchtesgaden. — Nötzli,
D. 1. centralschweiz. Schwing- u. Älplerfest in Luzern. — Platter,
D. Fahnl-Sepp. — In jeder Nr.: Wochenschau, Mannigfalligkten,
Culturgeschichtl. Nachrr., Moden etc.
Przeglqd Polskl. CX, 328.
Pawlicki, Leben u. Wken E. Renans. — Mycielski,
Neue Bildergalerie am Czartoryski-Mus. in Krakau. — Gnatowski,
Studien üb. d. neuesten Strömgen in Frkr. II. Bourget etc. (Forts.)
— PotkaAski, D. wissenschaftl. Thätigkt. L. Darguns. — Litterar.
Chronik. — %* Polit. Rundschau.
Przeglqd Powszechny. XL, 118.
Badeni, In d. huzul. Bergen. — Caro, D. Wucher in
Galizien (Schl.). — Zaborski, D. Buddhismus. — Krotoski,
Geschichtl. Märchen u. Fälschgen. (Schl.) — D. basilian. Bezirks¬
schule in Wilna, v. e. Wolhynier. — Litterar. Rundschau. — Be¬
ichte aus d. Gebiete d. Religion, Wiss. u. Gesellschaft.
Neue Erscheinungen:
Gra zie M. E. delle, D. Rebell. Dozi. 2 Erz. Lpz., Breitk. & Härtel.
(III, 134 S.) fl. 1.80.
Hango Hm., Neue Gedichte. Wien, Hartleben. (VIII, 222 S.)
fl. 1.80.
Jensen W., Auf d. Feuerstätte. Roman. 3 Bde. Lpz., Reißner.
(232, 232, 223 S.) fl. 7.20.
Mazuranic Fran, Schattenbilder (LiSöe). Skizzen. Aus d. Kroat.
übers, v. L. P. Bertwig. Berl., Cronbach. (VII, 88 S.) fl. —.90.
Ed hör J., D. Opfer d. Ehre. Roman. Eins., Benziger. (176 S.)fl.—.24.
Gott sch all R. v., Dämmergen. Roman. 3 Bde. Bresl., Trewendt.
(227, 245, 325 S.) fl. 9.-.
Hopfen H., Glänzendes Elend. Roman. 3 Bde. Berl., Paetel.
(240, 258, 228 S.) fl. 8.40.
Bauernfeld Ed. v., Dramat. Nachlass. Hrsg. v. F. v. Saar.
Stuttg., Cotta. (XVI, 280 S.) fl. 3.-.
Ke rausch-Heimfelsen J., Andreas Hofer. Zeitbild aus d.
Tiroler Befreigskriegen. Wien, A. Schulze. (93 S.) fl. 1.20.
Vorbereitet: bei Szelinski in Wien: Wiener von Eisen.
Gesamm. Skizzen v. Ed. Pötzl. (c. fl. —.60). — bei Hauptmann
in Bonn: M. Ludolff, Zu spät. Roman, (fl. —.60) u. In sturm¬
bewegter Zeit (fl. 1.80) u. de Ridder, D. Tochter d. Hexe
(fl. 1.80). — bei Konegen in Wien: R. Kralik, D. Mysterium v.
d. Geburt d. Heilandes , e. Weihnachtsspiel (c. 16 Bg., fl. 1.80),
Offenbarung , Episteln u. Elegien , 2. Aufl. (2 Bg., fl. —.50).
»Gottfried Kellers Leben , Briefe u. Tagebücher , hrsg. v.
Baechtold« wird im Nov. bei W. Hertz in Berlin erscheinen; der
I. Bd. (Jugendzeit bis 1848) bildet zugleich einen Commentar zu
des Dichters >Grünem Heinrich«.
Das Istituto Austriaco di studii storici in Rom.
Von Dr. A. Starzer in Rom.
I.
Nachdem Se. H. Papst Leo XIII. den von allen Historikern
der letzten zwölf Jahre einstimmig gepriesenen Entschluss gefasst
hatte, das Vaticanische Geheimarchiv oder wie es gewöhnlich
kurzweg genannt wird, das Vaticanische Archiv, der Geschichts¬
forschung zu eröffnen, eilten im wahrsten Sinne des Wortes aus
aller Herren Länder Jünger der Geschichtswissenschaft herbei, um
aus der reichlich fliessenden Quelle zu schöpfen. Jene verhältnis¬
mässig strenge Abgeschlossenheit während der Zeit vor dem
Jahre 1880 hat freilich nicht gehindert, dass aus den ange¬
sammelten Schätzen im Vaticanischen Archiv, in alter und neuer
Zeit mannigfacher Stoff für die Universalhistorie wie für die Ge¬
schichte einzelner Länder geholt werden konnte. Ich erinnere
nur an die grosse Urkundensammlung der Cistercienser, Domini¬
caner und Franciscaner und für die österreichische Geschichte
specicll auf Kopp, welcher von unserer Regierung nach Rom ge¬
sendet wurde, um das dortige Material für die Geschichte der
ersten Habsburger zu benützen. Infolge der damaligen Archiv¬
ordnung konnte er nur eine geringe Ausbeute heimbringen. An
Kopp knüpften die österreichischen Historiker an, als im Herbste
1881 Se. k. u. k. apostolische Majestät die Durchforschung des
Vaticanischen Archivs für vaterländische Geschichte befahl. Es
wurde das Istituto Austriaco di studii storici gegründet und seit
1881 wandern alljährlich Historiker nach Rom, um nach Massgabe
der Zugänglichkeit des Vaticanischen Archivs im edlen Wetteifer
mit den Sendlingen anderer Staaten theilzunehmen an der so hoch¬
herzig gebotenen Ernte. Was die Mitglieder des Instituts gesucht
und gefunden und zum Gemeingut aller gemacht haben, soll in
den folgenden Zeilen dargelegt werden. Die bisherigen Publicationen
theile ich in drei Gruppen: 1. Arbeiten, an denen sich mehrere
Stipendisten betheiligten, 2. grössere Publicationen einzelner Sti¬
pendisten, und endlich 3. Berichte, Abhandlungen u. s. w. einzelner
Stipendisten im Anschluss an die Gesammtarbeit. Die einzelnen
Publicationen lasse ich in alphabetischer Reihenfolge nach den
Herausgebern folgen. Innerhalb der dritten Gruppe sind die ein¬
zelnen Arbeiten dann in chronologischer Reihe geordnet, wo nicht
durch Fortsetzungen einer Arbeit davon abgewichen werden
musste.
Erste Gruppe. 1. Hieher gehört der erste Band der von
der k. Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Mittheilungen
aus dem Vaticanischen Archiv, Aktenstücke zur Geschichte des
deutschen Reiches unter Rudolf I. und Albrecht I. gesammelt von
Fanta, Kaltenbrunner und v. Ottenthal, redigiert von F. Kalten-
brunner, Wien 1889, 8* XVIII und 695 S.
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667
Nr. 21.
Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
668
Kaltenbrunner wurde im Winter 1881/2 beauftragt, die
Forschungen in Rom zu leiten und mit Unterstützung von Dr. Fanta
in erster Linie die päpstlichen Register aus den letzten Decennien
des 13. und den ersten des 14. Jahrhunderts auszubeuten. Erwies
sich das Material unter einigen Päpsten, so unter Gregor X. und
Nicolaus III. sehr reichhaltig und ergiebig, so war es unter andern
geradezu dürftig, z. B. unter Martin IV., der ganz und gar be¬
einflusst von Karl von Anjou, sich gegen König Rudolf 1. durch¬
aus ablehnend verhielt. Die Serie der Registerbände wies so be¬
deutende Lücken auf, dass es unumgänglich nöthig erschien,
innerhalb und ausserhalb des Vaticanischen Archivs Umschau zu
halten nach Copialbüchern und Formelsammlungen, die von Mit¬
gliedern der päpstlichen Kanzlei angelegt, officiellen Charakter
haben und etwa für die Geschichte der beiden ersten deutschen
Könige aus dem Hause Habsburg Ausbeute versprachen. Zu
diesem Behufe mussten die Bestände der heute noch gesonderten
und Archivio di S. Angelo benannten Abtheilung (Engelsburg-
Archiv) des Vaticanischen Archivs einer Prüfung unterzogen werden.
Ferner mussten nicht nur die Kataloge der Vaticanischen Bibliothek
durchgesehen werden, sondern auch die mehrerer öffentlichen und
privaten Bibliotheken, so die Kataloge der Bibliotheca Barberiniana,
Casanatensis, Chigiana, Corsiniana und Vallicelliana; auch dieFa-
milien-Archive der Caetani, Colonna und Orsini mussten untersucht
werden. Nach reichlich aufgewendeter Mühe und ehrlicher Arbeit
erschienen endlich die »Aktenstücke« in einem stattlichen Bande.
Er bietet im ganzen 781 Stücke, theils vollständig, theils im Aus¬
zuge. Der Herausgeber setzte in dankenswerter Weise nicht mit
der Wahl König Rudolf 1. ein, sondern nahm auch das ganze
Pontificat Gregor X. in seine Forschungen auf, denn nur durch
die Berücksichtigung der Geschichte des Königs Alfons von Casti-
lien und deren genaue Kenntnis konnten die Verhandlungen über
Alfons’ Verzichtleistung zu Gunsten Rudolfs verständlich werden.
Nach vorwärts über 1308 als dem Todesjahre Königs Albrecht I.
die Forschung auszudehnen, verbot Collegialität und Archivregle¬
ment. Dr. Wenck aus Halle hatte bereits die Bearbeitung der
Registerbände für die Zeit Kaiser Heinrich VH. begonnen und
das Archivreglement sicherte demjenigen das Quellenmaterial,
welcher zuerst um dessen Benutzung nachgesucht hat. 1 ) Wenn
nun jeden, der den von Kaltenbrunner veröffentlichten Band
durcharbeitet, ein gewisses Gefühl der Enttäuschung beschleicht,
so liegt die Schuld nicht an dem Sammler oder an dem
Herausgeber, sondein die Gründe sind anderswo zu suchen,
und es sind deren mehrere. Einen setzt K. selbst im Vorwort
S. IV ff. auseinander. An der Curie wurden im 13. Jahrhundert
noch nur jene einlaufenden Urkunden aufbewahrt, welchen bin¬
dende Rechtskraft beigemessen wurde, und die als berufen be¬
trachtet wurden, »die Continuität des Besitzes und des Rechtes
der Curie, sowie ihre Ansprüche darzustellen.« Alles übrige fiel
dem Zufall anheim, und dieser hat recht selten vereinzelte Stücke
erhalten. Ein anderer Grund ist der, dass aus der Urkundenmasse
der K. und seinen Genossen zur Verfügung stehenden Quellen
dem Fortsetzer von Baronius’ Annales ecclesiastici , Odoricus
Raynaldus, nichts Wichtiges entgangen war, wie auch die bairischen
Forschungen*) zeigten. So war nur eine Nachlese übrig gelassen.
Diese Nachlese ist von den Oesterreichern gründlich vorgenommen
worden. Wenn sich in Roms Bibliotheken noch das eine oder
andere Stück oder gar einp ganze Sammlung gefunden hat oder
noch finden sollte, so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern
an den Angaben der Kataloge.*)
Für die Reichsgeschichte wichtig sind die von K. mitge-
theilten Urkunden, welche die Bestrebungen P. Nicolaus III. zeigen
sich in den Besitz der Romana zu setzen nach erfolgter Verzicht¬
leistung seitens König Rudolf I. Freilich wünschten die Historiker
über die Pläne dieses Papstes betreffs der Neugestaltung des
Kaiserreiches noch weitere Aufklärung zu erhalten, doch nach
der Behandlung der einlaufenden Stücke an die Curie und bei dem
negativen Resultat, welches die eingehende Forschung ergab, wird
dieser Wunsch unerfüllbar bleiben. Reichliche Beachtung fand
*) Bei dem grossen Andrange der „Studiosi“ ist man gegenwärtig
von dieser Bestimmung abgegangen, und die einzelnen Forscher sind auf
ihre Collegialität angwiesen, sich nicht gegenseitige Concurrenz zu
machen und unnötig die so werthvolle Zeit zu verlieren.
*) Vaticanische Acten zur deutschen Geschichte in der Zeit Kaiser
Ludwigs des Baiern, Innsbruck 1891.
*) Nicht unbescheiden wird es sein, auf den Codex der Vaticanischen
Bibliothek Ottob. 2115 hinzuweisen, welchen ich gegen Schluss des Studien¬
jahres 1892 so glücklich war zu finden, während ich Material aus dem
Pontificate Pius IV. und seines heil, gleichnamigen Nachfolgers Pius V.
auf die Spur zu kommen suchte. Er wird von Prof. Redlich in Wien und
mir im Laufe dieses Jahres herausgegeben werden (vergl. Mittheilungen
d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung Bd. 13, S. 667). Prof. Redlich
hat im 4. Ergänzungsband der Mittheilungen auf diesen Codex bereits hin¬
gewiesen (S. 139, 142 und 154) und ebd. S. 161 ein Stück veröffentlicht.
die Localgeschichte mit besonderer Berücksichtigung der Habs¬
burger und der österreichischen Lande. Ob manches Stück »nur
mit sanfter Gewalt unter den Titel der Veröffentlichung sich fügt«
mAg dahingestellt bleiben.
Zur Erläuterung der mitgetheilten Urkunden sowie auf die
zeitliche Bestimmung nicht datierter Stücke hat K. allen Fleiss und
alle Sorgfalt verwendet, wie der beste Kenner jenes Zeitabschnittes,
der leider so früh verstorbene Professor Busson in den »Mit¬
theilungen« Bd. 12 S. 345 ff. gezeigt. Zur Erleichterung der Be¬
nutzung dieser Publication hat er nicht nur »hie und da« eine
Berichtigung geboten, sondern diese ist so vollständig, dass nichts
weiter hinzuzufügen ist.
2. Documenti per \ la storia ecclesiastica e civile di Roma.
Den Mitgliedern des Instituts war aufgetragen, soweit es ge¬
stattet würde, auch die im Vaticanischen Archiv vorhandenen
Einzelnurkunden zu benützen und ganz besonders die noch am
wenigsten bekannten Urkunden des einstigen Engelsburg-Archivs
zu berücksichtigen. Hier musste sowohl über das Jahr 1272 als
1308 hinausgegangen werden und das Augenmerk war nicht
allein auf die österreichische Monarchie und das deutsche Reich
zu richten, sondern auch die Papstgeschichte hereinzuziehen. Die
Früchte dieser langwierigen Arbeit wurden niedergelegt in dem
von der röm. Academia storico-giuridica herausgegebenen Studi e
documenti di storia e diritto, anno 7 , 1886 S. 101 —122, 195—212
und 317—336 unter dem Titel Documenti per la storia ecclesia¬
stica e civile di Roma. Es sind 35 Stück, von denen fünf bereits
bekannt waren aus Copien, nämlich die Nummern 5, 26, 29, 33
und 35. 33 Stücke stammen aus dem bereits genannten Engels¬
burg-Archiv, die Nummern 34 und 35 aus dem Familien-Archiv
des Hauses Barberini. Die bekannten römischen Historiker und
Topographen Alibrandi, Calisse, Tomasetti und Ambrosi de Ma-
gistris, letzterer auch in seiner Eigenschaft als Beamter der Biblio-
teca Nazionale Vittorio Emanuele in Rom nicht nur bei allen
österreichischen sondern auch deutschen Historikern durch seine
Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit in bestem Andenken,
übernahmen es, die nothwendigen » Note giuridiche ) storiche e
topografiche « zu schreiben ( Studi e documenti anno 8 , 1887,
S. 201-246 und anno 9 , 1888, S. 1 — 10 .)
Die Nummern 1 , 2 und 4 betreffen die am Fusse des Monte
Cavo gelegene Abtei Grottaferrata, auch in der österreichischen
Geschichte nicht unbekannt, bemühte sich doch eine zeitlang
Kaiser Ferdinand I., sie dem Jesuitenorden zuzuwenden. Die Num¬
mern 5, 6 und 7 zeigen, welch ungeheueren Besitz die Lateran¬
kirche um die ewige Stadt hatte an der Via Latina, Asinaria und
Tuscolana. Interessant für die Topographie Roms und seiner so
malerischen aber eben so öden Campagna ist speciell Nummer 5 ;
darin wirdeine Via publica genannt, welcher die heutige Via Appia
nuova entspricht. Nummer 22 betrifft den Streit zwischen dem
Bischöfe von Sutri Albericus und den von Toscanella um
Centocelle. Letztere Stadt war von 314—1037 ein eigener Bischofs¬
sitz. Im Jahre 829 wurde sie von den Sarazenen zerstört, P. Leo IV.
siedelte ihre Bewohner in der Nähe an und nannte die Stadt
Leopoli; doch bald kehrten die Bewohner von Leopoli auf die
Stätte ihrer Väter zurück und bauten die Stadt von neuem auf,
die nun Civitavecchia genannt wurde und diesen Namen noch
heute trägt. Das ohnehin nicht grosse Bisthum wurde aber auf¬
gelöst, sein Gebiet ein Zankapfel der benachbarten Bischöfe. Bald
wurde es dem Sprengel des einen bald dem des anderen ange¬
gliedert, bis endlich Leo XII. es mit dem Bisthume von Porto
vereinigte. Ebenso wichtig für die Geschichte von Civitavecchia
sowie für das Patrimonium Petri ist Nummer 35: am 9. December
1124 erkennen die Bewohner von Civitavecchia P. Honorius III.
und seine Nachfolger als die wirklichen und legitimen Herren
des Gebietes ihrer Stadt an. Aufschluss über die Topographie
des heute in Sumpf verwandelten Gebietes um Terracina gibt
Nr. 30.Die Mitglieder des Instituts haben durch die Veröffent¬
lichung dieser Documente ihrer Dankbarkeit Ausdruck gegeben
für die Gastfreundschaft und liebevolle Förderung ihrer Studien
in Rom, welche sie stets gefunden haben und noch finden.
(Fortsetzung folgt.)
*) Wichtiges und auch von Gregorovius nicht vollständig gehobenes
Material für diesen einst so blühenden Landstreifen, heute Pontinische
Sümpfe (Paludi Pontine) genannt, gibt das Archiv des Hauses Gaetani in
Rom, hauptsächlich natürlich aus der Zeit des Papstes Bonifaz VIII.
(Caetani); doch auch für die Geschichte Kaiser Rudolf II. birgt es wich¬
tiges Material.
Historisch-pollt. Blätter. CXII, 8 .
Falk, An d. Wende d. 15. Jhdts. (Klerikales Proletariat.)
— Beilesheim, E. neues Wk. üb. M. Stuart. — Wieder e. neue
Religion. I. — Haas, Z. brennenden Frage d. allg. Wahlrechtes.
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069
Nr. 21 . — Oestbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
070
Aus Österreich. — Zeitläufe: D. russ.-franz. Verbrüderg. in Toulon;
D. Meerengen-Frage in Sicht. — Neuere Dichtg: Ringseis, Der
Königin Lied. — Z. Gesch. d. Verkehrswesens.
Die Neue Zelt. XII, I, l u. 2 .
(1.) E. Zwischenspiel. — Bernstein, Moral, u. Unmoral.
Spaziergänge. — Hugo, D. Socialismus in Frkr. währd. d. gr.
Revolution. — E. Diebskomödie. — E. sibir. Idyll. — Litterar.
Rundschau. — Gyp, D. Doctor auf Provision, übers, v. A. Heller.
(Schl, in Heft 2). — (2.) D. dicke Ende. — D. preuß. Landtags¬
wahlen. — Hepner, Chicagoer Weltausst-Briefe. — Ellenbogen,
D. Kampf um d. allg. Wahlrecht u. d. polit. Parteien in Öster¬
reich. — Maurizio, D. Unruhen in Italien.
Die Grenzboten. LII, 40 u. 41.
(40.) D. neueste Stand d. Homerulepolitik. — D. Philosophie
Paulsens. — D. Kgr. Westfalen. — Gründeutschld. — Zimmer¬
mann, D. Münchner Ausstellgen. II (Schl, in Heft 41). —
(41.) Finis Angliae. — Lier, Z. Erinnerg an W. Stier. — Auch
e. Einbänder.— In jedem Heft: Maßgebliches u. Unmaßgebliches.
— Litt. — Schwarzes Brett.
Deutsche Worte. XIII, 10 .
Turn, Panama od. über d. Grenzen zw. Reclame, Betrug,
Bestechg. u. s. w. E. strafrechtl Studie nebst einigen freimüth.
Worten üb. Parlament, Presse und Journalisten. — Bondi,
Empörg d. Weiber. Nach d. Engl. J. B. Bury’s. — Tönnies u.
J. Himmelbaur, Gegen F. v. Feldegg’s Auffassg d. eth. Bewegg.
— Kunst u. Socialdemokratie. — Schmidkunz, Auch e. Aus-
stellg. — Litterar. Anzeigen.
Christliche Akademie. XVIII, 9.
D. Passionsspiel in Höritz. — D. allg. Cyrillus-Verein in
Prag. — Litteratur. — Mitthlgen. — Nachr. üb. d. Christi. Ak. Prag
Die Nation. XI, l u. 2 .
(1.) *+ * Polit. Wochenübersicht (auch in Nr. 2). — Alex.
Meyer, D. Tabaksteuer. — Kronenberg, Polit. Bildg. u.
Wundergläubigkt. — Auerbach, W. Wundt u. d. wiss. Psycho¬
logie. — Koechlin, Ed. Rod: Michel Teissier. — Oswald,
Vom anderen Ufer. — Ola Hansson, E. mod. Todtenmesse. —
(2.) v. Bar, D. Mängel d. Strafrechtspflege u. d. Gesetzentwurf
üb. d. Wiedereinführg. d. Berufg. — Schräder, D. Anlegg.
deutschen Geldes im Auslande. — L. M. H., Allg. Wahlrecht in
österr. — Elias, D. Münchener Kunstausst. (Schl.) — Zerbst,
Telephon in Amerika. — Scan di, F. Mauthner: Lügenohr. —
In jeder Nr.: Musik-, Theater- u. Buchbesprechgen.
Ballaffe z. Allgem. Zeitung. Beil.-Nr. 228—239 (2.—14. Oct.)
(228.) E. Universitätscolleg über Ibsen. — (229.) Kawerau,
D. Märchen v. Schlaraffenland. — (230.) Aus V. Hehn's Reise¬
tagebüchern. (Forts. in Nr. 234). — (231.) Günther, Wolfs Handb.
d. Astronomie. — (232.) Geheim-Buddhismus I. (II. in Nr. 233).
— D. Herkunft der Hohenzollern. —(234.) Dietrichso n, D. nor-
weg. Holzbaukunst. I. (II in Nr. 235.) — E. Müller, Schiller
als Wohlthäter. — (235.) Schmidkunz, D. Welt d. Irrthums.
— (236.) Koch, D. neueste Julian-Dichtg. I. (II in Nr. 237.) —
Kritik d. Socialismus. — (237.) Neuwirth, Das mittelalterl. Kra¬
kau u. s. Beziehgen z. deutschen Kunst. I. (II in Nr. 238.) —
(238.) Mark Rutherford. — (239.) Aus Gervinus’s Selbstbiographie.
I. (II—V in Nr. 240—243). — D. deutschen Bibliotheken.
Einladung zur Mitarbeit
an den
QUELLEN und FORSCHUNGEN
zur
BesrticJte. Lliterantr ui Sprache Österreich! ul seiner Xroilliäer.
Durch die Leo-Gesellschaft
herausgegeben von
Dr. J. Hirn und Dr. J. E. Wackernell
o. 0. Profeasoran an dar Unirerait&t Innsbruck.
Im Verlage der Universitäts-Buchhandlung »Styria«, Graz.
In der mittelhochdeutschen Literaturgeschichte stehen
jene deutschen Länder, welche im Laufe der Zeiten zum
heutigen Österreich zusammengewachsen sind, bedeutsam
im Vordergrund. Hier gewann die ritterliche Lyrik volks¬
tümliche Grundlagen, lernte Walther von der Vogelweide
singen und sagen; hier erhielten die epischen Helden¬
lieder classische Gestaltung, entstand das Nibelungenlied.
Auch im 14. und am Beginn des 15. Jahrhunderts
fand hier der Minnesang seine letzten Vertreter, blühte
die Didaktik, ragte die Geschichtschreibung hervor, erklang
das Volkslied, entstanden die ersten Universitäten, erhob
sich eine reichverzweigte Volksbühne, entwickelten sich
Anfänge der neuhochdeutschen Schriftsprache.
Erst seit Mitte des 15. Jahrhunderts lässt sie die
bisherige Litterarhistoriographie allmählich zurücktreten.
Das entspricht nur theilweise den wirklichen Verhält¬
nissen; zum guten Theil trägt bloß die Sprunghaftigkeit
und Lückenhaftigkeit der Forschung die Schuld, welche
den litterarischer. Strömungen und hervortretenden Dichter¬
individualitäten anderer Länder mehr Sorgfalt gewidmet
hat als denen im Süden und Südosten.
In diese Lücken einzutreten und Versäumtes nach¬
zuholen, soll nun die besondere Aufgabe der »öster¬
reichischen Quellen und Forschungen« sein. Sie sollen
Abhandlungen und Ausgaben enthalten, Biographien ein¬
zelner Persönlichkeiten und zusammenfassende Darstel¬
lungen kleinerer Perioden oder größerer Zeiträume. Bloße
Neudrucke ohne einschlägige wissenschaftliche Unter¬
suchungen werden nur bei besonders wertvollen Litteratur-
werken zugelassen.
Stehtdemnach dielitterargeschichtliche und sprachliche
Seite des Unternehmens naturgemäß im Vordergrund, so
soll es gleichwohl der Publication und Bearbeitung auch
eigentlicher Geschichtsquellen (Urkunden, Briefe, Acten,
tagebuchartiger Aufzeichnungen u. dgl.) nicht verschlossen
sein. Nur sollen derartige Quellen aus österreichischen
Archivbeständen stammen oder doch wenigstens vorherr¬
schend österreichische Verhältnisse behandeln. Doppelt
willkommen werden solche sein, die sich über das histo¬
rische und litterargeschichtliche Gebiet zugleich erstrecken.
Alle Publicationen sollen aus den ersten Quellen
geschöpft sein und einen Fortschritt bezeichnen in un¬
serer Erkenntnis der betreffenden Gegenstände; die Form
aber, in der die wissenschaftlichen Forschungen mitge-
theilt werden, soll eine solche sein, dass sie auch in
einem weiteren Leserkreis Interesse und Verständnis da¬
für erwecken kann.
Die österr. Q. u. F. erscheinen in verschiedenem Um¬
fange und in zwangloser Reihenfolge; doch sollen im Jahre
nicht weniger als 15 und nicht mehr als 00 Bogen aus¬
gegeben werden. Entsprechendes Autorenhonoraristgesichert.
Manuscripte können an die Herausgeber oder an das
Directorium der Leogesellschaft gesendet werden. Als erste
Bände werden erscheinen: 1. die Ausgabe der altdeutschen
Passionsspiele aus Tirol. Von J. E. Wackernell. 2. Briefe
der Großherzogin Magdalena von Florenz an ihren Bruder
E. Leopold. Von J. Hirn.
Notizen.
Im Schöningh’schen Verlag in Paderborn ist die 1. Lief,
einer * Geschichte d, deutschen Volkes « v. Dr. S. VVidmann er¬
schienen; das Werk soll ein »Familien- u. Volksbuch« werden,
das die Geschichte Deutschlands »in s. Art u. Entwicklg., in s.
Culturleben, mit s. gewaltigen Ringen u. Kämpfen: den ganzen
Werdeprocess e. starken, lebenskräftigen Volksstammes« darstellen
will. Dass d. verdiente Verf. des »Geschichtsei« sein neues Buch
vom Hauche christlicher Gesinnung durchwehen lässt, braucht
nicht erst hervorgehoben zu werden. Wir kommen auf das Werk
nach dessen Abschluss (20—21 Lieff. zu fl. —.24) noch zurück.
Die früher im Verl. v. Velhagen u. Klasing, Bielefeld, ersch.
Concilium trident. mit ggübersteh. d. Übers, v. Can. Dr. Smets,
sowie d. Catechismus rom, (lat. u. deutsch) v. Dr. Buse, 2 Bde.,
sind in d. kath. Verl. v. B. Wehberg in Osnabrück übergegangen,
der den Preis des erst. Wkes von 6 auf 3Vs Mk., des letzteren
v. 4 auf 2 M. ermäßigt hat.
In Nr. 20, Sp. 631 soll der Autorname des in der Rubrik
»Techn. Wiss.« angezeigten Werkes nicht Proscb, sondern
Prasch heißen.
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Google
671
Nr. 21 . — Orstrrrrichischbs Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
672
Personalnachrichten.
Gestorben: Am 5. Oct. in Prag d. ehern. Prof. d. Theol.
an d. deutschen Univ. das. Dr. Ant. Reinwarth im 71. Lebensj.;
— am 11. Oct. in Rom d. Bildhauer Ercole Rosa, 47 J. alt; —
am 18. Oct. in Berlin d. a. o. Prof. f. Gesch. d. Medicin das.
Dr. Frdr. Falk im A. v. 53 J.
Ernanntwurden: Zu ord.Proff.diea.o.Proff.: Dr.Conr. Lange
(Kunstgesch., Königsberg) nach Straßburg, — Dr. E. Mise hier
(Statistik, Prag) nach Graz, — Dr. Stef. Smäl-Stocki(f. ruthen. Spr.
u. Litt., Czernowitz) u. Dr. Ferd. Löwl (Geogr., Czernowitz) das., —
Dr. Rieh. Möhlau (f. Farbenchemie an d. techn. Hochsch. zu
Dresden) das., — Dr. F. Treadwell (f. Chemie am Polytechn.
zu Zürich) das., — Stadtpfarrer Dr. Karl Braig in Wildbad, als
Nachfolger Hardy’s (propädeut. Theologie) in Freiburg i. B , —
der a. o. Prof. f. hist. Hilfswiss. Dr. B. Pick in Zürich z. Bi¬
bliothekar an d. herzogl. Bibi, zu Gotha. — Zu a. o. Proff. die
Privatdocenten: Dr. Paul Kehr (Gesch., Marburg) das., — Dr.Konr.
Seel hörst (Volks- u. Landwirtsch.-Lehre, Jena) das., — Privat-
doc. Dr. Fz. Torggler in Innsbruck z. Prof. d. Geburtshilfe an
d. Hebammenschule zu Klagenfurt.
Habilitiert haben sich: Dr. jur. et phil. K. F. Lehmann
f. Assyriologie, in Berlin; — Dr. Beda Rinz f. phil.-theolog.
Propaedeutik u. speculat. Dogmatik an d. theol. Fac. Innsbruck;
Dr. Alex. Wl. Czerkawski f. Nationalök. in Krakau.
D. a. o. Prof. f. röm. Recht in Berlin, Dr. K. Bernstein,
hat s. Lehramt niedergelegt.
Herder’sche Verlagshandlung, Freiburg im Breisgau.
B. Herder, Wien, I. Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Spillmann, Jos., s. j., Die Wunflerblame von Woxiuöoo. &
aus dem letzten Jahre Maria Stuarts. Zwei Bände. 12 . (XVI und
636 S.) M. 5; geb. in eleg. Original-Einband mit reicher Decken¬
pressung in Farbendruck M. 6.50.
Herdersohe Verlagshandlung, Freiburg im Breisgau.
B. Herder, Wien, I., Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Blume, CI., S. J., Das Apostolische Glaubensbekenntnis.
Eine apologetisch-geschichtliche Studie, mit Rücksicht auf den
„Kampf um das Apostolicum“. Mit Approbation des hochw. Herrn
Erzbischofs von Freiburg. 8°. (XVI u. 304 S.) M. 3.
Herder’sche Veriagshandlung,
Freiburg im Breisgau. 1
B. Herder, Wien, 1.,
Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
lanssen, J., Geschichte des deutschen Volkes
seit dem Ausgang des Mittelalters VI. Band: Kunst und Volks-
litteratur bis zum Beginn des dreissigjährigen Krieges. Drei¬
zehnte und vierzehnte verbesserte und vermehrte Auflage, besorgt
von L. Pastor, gr. 8". (XXXVI und 546 S.) M. 5; geh. in Original-
Einband: Leinwand mit Deckenpressung M 6 20; in Halbfranz M. 7.
Manning, Cardinal, Erholungstunden. “«"Effi«:
Setzung. Von Dr. F. Steffen*. Mit dem Bildnis des Cardinais in
Heliogravüre und den wichtigsten Baten aus seinem Leben. 12°.
(XVI u. 112 S.) 80 Pf.; geb. in Leinwand M. 1.20.
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Popularität. — Eigenliebe. — Klatsch. — Der vierte Stand. — Über
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Eine Erwiderung von Prof. Dr. Otto Hamann.
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Soeben ist erschienen:
Koppen, Dr. W., Beiträge zur Geschichte
der deutschen Weihnachtsspiele. 132 s.
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im Kranze seiner lieben Engel und Heiligen.
Römisches Novenenbuch für die Feste des katholischen
Kirchenjahres von P. Philibert Seeböck O. S. Fr. Mit
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der Obern. 592 S. kl. 8°. mit doppeltem Chromotitel. Preise:
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fl. 1.15, (M. 2.15); Leder Rothschn. fl. 1.20, (M. 2.25); Leder
Goldschn. fl. 1.40, (M. 2.40); Chagrin Goldschn. fl. 1.55,
(M. 2.70); Chagrin mit Schliesse fl. 1.80, (M. 3.20); Saffian
Rothschn. fl. 2.30, (M. 3.80); Saffian Goldschn. fl. 2.40, (M. 4.—).
Postporto pro Exemplar 10 kr. (20 Pf.)
Die oberhirtliche Approbation emfiehlt dieses elegant aus¬
gestattete, vollständigste Novenenbuch »als sehr geeignet,
die Verehrung Gottes in seinen Heiligen zu beför¬
dern«, und ist wohl der weitbekannte Name des hochw.
Herrn Verfassers, der viele der Novenen im Urtexte in Rom
und anderen hl. Stätten mit Fleiß gesammelt, Bürgschaft
genug für die VortrefTlichkeit des Andachtsbuches.
Verlag von Anton Pustet in Salzburg.
M
Ck-n’7* A ist das beste und ausführlichste Conversations-
C'AvUJilvHC Lexikon auf katholischem Standpunkte und zugleich
das billigste Conversations-Lexikon großen Umfanges. Vierte, neueste Auflage. 13 Bände in Halb¬
franz gebunden ä Mk. 7.30
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie direct durch die
Verlags-Anstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg.
Von der neuesten vierten Auflage haben wir einige ramponirte, nur leicht beschädigte Exemplare, welche jedoch nicht
mehr als neu verkauft werden können, statt Ladenpreis Mk. 94.90 = fl. 57.— zu Mk. 60.— = fl. 36.— abzugeben. Letzterer
Preis versteht sich gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrages. Die Obige. A
ln Vei iretnng dei Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, 111. Seidlgaase 8.
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Nr. 22.
II. Jahrgang.
Wien, 15. November 1893.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Rodaction HERAUS GEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Wecensions-Exemplare werden erbeten sind zu richten an die Administration
andieAdresse: Dr.Franz Schnü rer, des »Österreich. LitteraturbUttes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. D K - FRANZ SCHNÜRER Wien, 1. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaftganzjähr. fl. 3. —
Debit für den gesammten Buchhandel: „St. Norbertus"-Verlagshandlung in Wien III, Seidlgaaae 8, wohin auch alle Inaeraten-Auftrlge zu rlohten sind.
Preise der Inserate: '/» S. fl. 20. — = MU.36.— , ■/* S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, *» S. fl. 7.— = Mk. 12.60, »/• S. fl. 4.— = Mk. 7.20, »/» S. fl. 2.25 = Mk.4.—.
INHALT:
Kibn H., Kncvclopädie u. Methodologie der
Theologie. (P. Aug. Kösler, C. SS. R.)
Me uni er W. H., Die Lehre vom Predigtthema.
(Hofkaplan Privat-Docent Dr. Heinrich Swo-
bo da.)
Hu^sarek v. Hein lein M., Die bedingte Ehe¬
schließung.
Kranich A., Über die Empfänglichkeit der
.menschl. Natur für die Güter der übernattirl.
Ordnung.
Nilles Nikolaus, Tolerari potest. (Sämmtl. von
. Theol.-Prof. Dr. Franz Schmid.)
Nickel J., Der Monotheismus Israels in der vor-
exilischen Zeit. (—ieO
Schaepman H., Leo XIII., übertr. von L. v.
Heemstede.
C. H., Antworten der Natur auf die Fragen: Woher
die Welt, woher das Leben? Thier u. Mensch;
Seele. (P. Fl. C. Kinnast.)
Elser Konrad, Die Lehre des Aristoteles übet
das Wirken Gottes. (Dr.V. K n au e r. O. S. B.)
Monumenta Conciliorum Generalium
Saec. XV. Concil. Basiliense. Ser. III, 2: Joa
de Segovia Historia Generalis Synodi Bas. 1
ed. R. Beer, (s.)
Teuffenbach A. Reichsfrh. v., Neues Illustr.
Vaterland. Ehrenbuch. (Geh. Rath. Jos. Frh.
v. Helfert.)
I. WustmannG.,AllerhandSprachdummheiten.
II. Dr. x*,*. Allerhand Sprachverstand.
III. Minor J, Allerhand Sprachgrobheiten. (Dr.
Th. v. Gricnberger, Amanuensis an der
Univ.-Bibliothek.)
1 Ohnesorge K., Wendel Dietterlin, Maler von ,
! Straßburg. (Univ.-Prof. Dr‘. Jos. Neuwirth.) 1
Cronau R., Amerika. (P. Alois Kroeß S. J.)
Menzel A., Die Arbeiterversicherung nach österr-
Rechte. (Dr. H. Th. Soergel.)
Hamann O., Prof. £. Haeckel in Jena u. seine
Kampfweise. (Th. Kress.)
Dangelmaier E., Militärrechtliche u. militär¬
ethische Abhandlungen. (K. u. k. Major-
Auditor Korwin-Dzbanski.)
Domanig K., Kleine Erzählungen. (Dr. Rieh.
Kralik.)
Starzer Adb., Das Istituto Austriaco di studii
storici in Rom. II. (Darin Recensionen von:
Liber diurnut Roman . pontißcum ed. Sickel.
Ottenthal E. v., Regula* cancell. apostolicae,
W e r u n S k y E., Excerpta ex registris Clem. VI.
et Innoc. VI. summ, pontif. historiam S. R.
imp. sub. reg. Karoli IV. iUustrantia.
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie.
Theologie.
Kihn Dr. Heinrich, Prof, der Theol. an der Univers. Würzburg:
EncyclopSdle und Mtthodologia der Theologie. Freiburg,
Herder, 1892. gr,-8°. (XI u. 573 S.) fl. 2.88.
Ein Führer durch den hehren Dom der Gotteswissen¬
schaft darf vorliegendes Werk genannt werden. Von
einem guten Führer verlangt man ausgezeichnete, genaue
Vertrautheit mit seinem Gebiete, die Gabe, den Wanderer
so zu führen, dass derselbe- in der Mannigfaltigkeit der
Einzelheiten den Plan des Ganzen möglichst klar erkenne,
endlich eine gewisse Wärme in der Belehrung, welche
die Wanderung angenehm zu machen geeignet ist. Jede
gerechte Kritik wird diese Eigenschaften dem Verf. zu¬
sprechen, und zunächst seine Versicherung als wahr an¬
erkennen, dass er »jedem, auch dem Kundigsten, manches
biete, was ihm bisher unbekannt war«. Bei der großen
Ausdehnung und Verzweigung, welche jedes Wissen¬
schaftsgebiet heute erhalten hat, ist es aber dabei selbst¬
verständlich, dass der Fachgelehrte in einem theologischen
Wissenszweige in Einzelheiten Mängel finden wird in
einem Werke, das über alle Zweige orientiert. Dies
dürfte insbesondere in der sehr reichhaltigen Litteratur-
angabe der Fall sein. Wer aber erwägt, wie außer¬
ordentlich schwer es ist in der Angabe von Einzelheiten
die rechte Mitte zwischen dem zuviel und zuwenig zu
treffen, wird sich hüten, als entschiedener Tadler des
Verf. aufzutreten. Zu wenig ist, was den Inhalt der
Einzelwissenschaften betrifft, sicher nicht geboten ; eher
könnte manchmal an ein Zuviel gedacht werden. Bei
dem Doppelcharakter der Encyclopädie als Einführung
in das Studium und als abschließende Disciplin tritt in
unserem Werke mehr der letztere hervor. Dass »jede
Wissenschaft als solche, also auch die Theologie, Selbst¬
zweck ist« (S. 5), möchten wir in Anbetracht dessen,
dass das hierin liegende Körnchen Wahrheit in keinem
Vergleich steht zu dem Missbrauche, der mit dieser
Phrase getrieben wird, nicht gelten lassen. Streng ge¬
nommen kann nur Gott allein für sich als Selbstzweck
bezeichnet werden. Als nicht ganz glücklich ausgedrückt,
möchten wir auch bezeichnen, was über die heutige Auf¬
gabe der Theologie gegenüber den andern Wissenschaften
(S. 38) gesagt wird. »Sie muss sich andern Wissen¬
schaften an Umfang der Forschung, an Kritik und wohl
auch an Methode gleichstellen, wenn sie anders auf den
Namen Wissenschaft Anspruch machen will.« Diesen
nicht ganz klaren Worten kann man entgegenstellen, dass
die theologische Wissenschaft von Anfang an ihre eigen¬
tümlichen Principien mit denen der natürlichen Wissen¬
schaft vereinigt hat und auf Grund dieser Vereinigung
über der Profanwissenschaft stand und steht.
Der ‘ organische Zusammenhang, den K. unter den
theologischen Wissenschaften nachweist, ist meisterhaft
durchdacht. Natürlich bleibt auch hier gegenüber andern
Auffassungen das Wort in Kraft: Unusquisque in suo
sensu abundet . Den ganzen Gegenstand behandelt der
Verf. in den zwei Theilen: formale und materiale Theo¬
logie. Im ersteren Theile kommt die Methodologie im
weitesten Sinne zur Darstellung; als Unterabtheilungen
werden in ihr die idealen und die instrumentalen Fächer
unterschieden. Wird zu den erstem die Darstellung des
Grenzgebietes zwischen Theologie und Philosophie, die
Geschichte der Theologie und die Methodologie im engen
Sinne gerechnet, so versteht K. unter letzteren die Sprachen¬
kunde, die Kritik und Hermeneutik im Dienste der theo¬
logischen Disciplinen.
Den »materialen Theil« lässt K. in die historische
und systematische Theologie zerfallen und rechnet zu
jener die biblisch-historischen sowie die kirchenhistorischen
Fächer, zu dieser die theoretischen Fächer der Dogmatik
und Moral und die praktischen der Pastoral und des
Kirchenrechtes. Warum die Casuistik und Ascetik als
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Nr. 22. — Okstkrrbichischrs Littkraturbi.att. — II. Jahrgang.
Unterabtheilungen der »theoretischen« Moral zugetheilt
werden, wogegen Katechetik, Homiletik, Kirchenrecht als
praktische Fächer in besonderem Sinne gelten, sieht man
nicht recht ein. Dass der Verf. den Zeitraum der Neu¬
zeit in der Kirchengeschichte von der italienischen Re¬
naissance an datiert, ist durchaus anerkennenswert; aber
wie bei Hergenröther macht sich auch hier ein gewisses
Schwanken geltend, indem alsbald die erste Periode
dieses Zeitraumes vom »Ende des 15. Jahrhunderts«
datiert wird. Nicht überflüssig wäre ein Wort über die Me¬
thode der hagiologischen Monographien bezw. Biographien
gewesen. Die Aufgabe der Theologie gegenüber den
socialen Fragen der Gegenwart weist der Verf. der
Pastoral zu. Hier dürfte die Unterscheidung und Um¬
schreibung eines eigenen Wissenszweiges, der Sociologie
eine nicht abzuweisende Forderung sein.
Beachtenswert ist die Abhandlung des Verf. über
die theologische Unterrichtssprache. Die Gründe für und
gegen das Latein oder die Vuigärsprache, wobei vor¬
nehmlich Deutschland ins Auge gefasst ist, werden klar
vorgelegt. Der Verf. selbst will die Mittelstraße einge¬
halten wissen. »Auch wir müssen es als wünschenswert
und anzustrebendes Ziel des theologischen Studiums be¬
zeichnen, dass der Theologe mit gleicher Gewandtheit
die lateinische Gelehrtensprache und seine Muttersprache
handhabe. Bei fortwährender Übung in Repetitionen,
Disputationen und im Vortrage einiger Lehrfächer der
Theologie wird dies unschwer zu erreichen sein.«
Bei der heute beliebten Vorbildung zum Fachstudium
müssen wir hinter des Verf. »unschwer« wohl ein ge¬
waltiges Fragezeichen setzen. —
Die Darstellung ist von einer wohlthuenden Gewandt¬
heit und Wärme beherrscht. Alles in allem ist das
vorliegende Werk durchaus empfehlenswert. Der an¬
gehende Student der Theologie wie der absolvierte Theo¬
loge wird dasselbe mit reichstem Nutzen gebrauchen.
Mautern. Aug. Rösler, C. SS. R.
Meunier W. H.. Dr.: Die Lehre vom Predigtthema. Pader¬
born, Ferdinand Schöningh. 1892. gr.-8 c . (108 S.) fl. 1.50.
Eine homiletische Specialstudie, schon wegen des
behandelten Themas von großem Interesse, bietet die
vorliegende originelle Schrift eine Fülle systematischer
wie praktischer Ausführungen und Winke. Die Gedanken
gliedern sich in drei Gruppen: Vor.. wird der Begriff
»Predigtthema« festgestellt, < ann folgen in zwei großen
Hauptpartien: »Die oratorischen Kategorien« und die
»Eigenschaften des Predigtthemas«. Von jenen 13 Kate¬
gorien ist der Verf. überzeugt, dass sie alle Gesichtspunkte
umfassen, unter welchen ein (oratorischer) Gegenstand
überhaupt betrachtet werden kann«. Ein kürzeres Schluss-
capitel behandelt die Frage, ob und wie das Thema
oder dessen Eintheilung anzukündigen sei. Die Schrift ist
eine Homiletik im kleinen, alle Wege münden hier ein
und von seinem singulären St;; Jpunkt aus kann der
Verf. überallhin Licht verbreiten. Und er geht mit viel
Geist und großem Lehrgeschick vor und macht sein Werk
zur umfassenden Orientierung in dieser Specialfrage für
den Theologen gleich brauchbar, wie dasselbe gewiss
auch dem praktischen Redner und selbst dem Meister
des Wortes als Quelle neuer Gesichtspunkte und als
Correctiv eingewurzelter Ansichten und Übungen von
Interesse ist. Man vergleiche die meisterhaften Aus¬
führungen über die Originalität des Themas und dessen
Neugewinnung S. 82 ff.
Bei einer Arbeit, welche auf wenig behautem, engem Gebiete
die moderne Form wissenschaftlicher Spccialforschung inauguriert,
wird niemand sofort völlige Klarheit und allseitige principielle
Zustimmung erwarten. Jedenfalls müsste der Verf. bei der dem¬
nächst zu hoffenden zweiten Auflage sich über den tieferen Grund
und zwar systematisch äußern, der ihn veranlasste, die 10 aristo¬
telischen Kategorien zu verlassen und dafür 13 oratorische Kate¬
gorien einzusetzen. Warum genügen ihm, als Rhetoriker, nicht
diese Hauptarten der Aussage bezüglich eines Erkenntnisobjectes,
die dem Logiker genügen? Hinter dieser, ziemlich willkürlich be¬
gründeten Abweichung, resp. ihrer Nothwendigkeit, dürfte ein
beachtenswertes Licht über Wesen und Zweck der Redekunst
überhaupt verborgen geblieben sein. Jedenfalls aber wird uns die
von M. angenommene Eintheilung der Predigten in didaskalische
und paränetische fremd bleiben. Bei den grundlegenden Erörterungen
und zu Anlang des 5. Capitels erscheint uns das Materialobject
der Rede zu sehr bei Seite geschoben, und weiters dürfte eine an¬
gemessene Abgrenzung eigentlichen P r edi gtthemas vom Thema
einer Rede im allgemeinen nicht überflüssig sein, sowie die Be¬
stimmung des Beiden Gemeinsamen. Ebensowenig können wir uns
des Eindruckes ganz erwehren, dass der Mechanismus eines vier¬
fachen »Umfanges der Themata« praktisch nicht leicht zu bewä:-
tigen und theoretisch zu wenig ausgeglichen erscheine. Die »auf¬
fallende Ähnlichkeit zwischen der Anlage einer paränctischcn Predigt
und den kirchlichen Baudenkmälern der Blütezeit deutscher Gothik«
vermögen wir nicht zu finden.
Indem wir aber der lebendig geschriebenen Arbeit
das unbestreitbare und große Verdienst, ein in sich fest¬
gefügtes System von Principien über das hochwichtige
Thema aufgestellt zu haben, voll zuerkennen, veranlasst
uns dies zu dem Wunsche, der Verf. möge von seinem
Standpunkte aus eine Ges chi ch te d es Pred igtthemas
in Angriff nehmen. Wo die vorliegende Schrift nur ge¬
legentlich Ausblicke auf bedeutende Redner enthält, belebt
dies das Interesse und das Verständnis außerordentlich,
wenn wir auch nicht jedes dieser Urtheile, besonders
über Bourdaloue, unterschreiben möchten. Umsomehr er¬
warten wir nach den aphoristischen Aufstellungen M/s,
dass er uns mit einer solchen historisch-systematischen
Einzeluntersuchung beschenke; sie wird zugleich die Gegen¬
probe für seine Theoreme enthalten.
Wien. Dr. Heinrich Swoboda.
Hussarek v. Heinlein Dr. Max Ritter: Die bedingte Ehe¬
schließung. Eine canonistische Studie. Wien, A. Holder, 1892.
gr-8°. (VII u: 264 S.) 11. 3. — .
Diese Erstlingsarbeit beschäftigt sich mit einem recht in¬
teressanten Ausschnitte des canotnschen Rechtes. Nach einer
orientierenden Einleitung wird der Gegenstand in zwei Haupttheile
gespalten; der 1. behandelt die geschichtliche Lehrentwicklung,
der 2. das heute geltende Recht. Je nach Geschmack und Geistes¬
richtung wird der eine Leser am ersten, der andere am zweiten
Theile mehr Freude finden. Der Löwenantheil an Arbeit sowie
der Hauptwert der ganzen Leistung fällt u. E. auf den ersten Theil.
Hier werden neben den gedruckten Quellen auch viele ungedruckte
herbeigezogen. Die Bearbeitung des zweiten Theiles ist durch
Klarheit und Übersichtlichkeit ausgezeichnet.
Kranich Dr. A.: Über die Empfänglichkeit der mensch¬
lichen Natur für die Güter der übernatürlichen Ordnung
nach der Lehre des h. Augustin und des h. Thomas v. Aquin.
Paderborn, Schöningh, 1892. gr.-8°. (IV u. 100 S.) fl. 1.08.
Der Inhalt dieses Werkehcns wäre besser gekennzeichnet,
wenn cs den Titel trüge: »Die Potentia obedientialis bei Augustin
und in der Scholastik.« — Es bietet eine fleißige und gelungene
Darstellung des vorwürfigen Lehrpunktes mit besonderer Berück¬
sichtigung der neuesten diesbezüglichen Erörterungen bei Kleutgen,
v. Schäzlcr, Scheeben, Gloßner, Limbourg und Al. Schmid. Die
Arbeit geht aber über die früheren Resultate der Forschung in
keinem Punkte nennenswert hinaus; auch scheinen die Gegensätze
in der Auffassung der späteren Scholastik zu wenig bis in ihre
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Nh. 22. — Oesterreichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
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untersten Tiefen verfolgt zu sein. Hiemit ist der Wert des Büch¬
leins hinreichend gekennzeichnet.
Nilles Nicolaus, S. J.: Tolerarl potest. De juridico valore
decreti tolerantiae commentarius. Ex actis theol. Oenipont.
»Zeitschr. f. kath. Theologie« in usus academicos exscriptus.
Innsbruck, Fel. Rauch. 1893. gr.-8°. (64 S.) fl. —.40.
Eine mit großer Belesenheit und mit gründlicher Sachkennt¬
nis geschriebene Abhandlung (zuerst in der »Zeitschr. f. kath.
Theologie« veröffentlicht) über die hochwichtige Frage: Welche
Tragweite muss den Entscheidungen der kirchlichen Obrigkeit, die
auf *Tolerari potest « lauten, zuerkannt werden? Veranlassung
zur Bearbeitung der Frage gab die verschiedenartige Auffassung,
die in der Öffentlichkeit dem päpstlichen Dccret vom 21. April 1892
betreffs der Staatsschulen Nordamerika^ zutheil wurde. Die Ab¬
handlung umfasst folgende Hauptpunkte: I. De natura tolerantiae;
II. De rationibus decreti tolerantiae ; III. De regulis interpretationis
decreti tolerantiae ; dazu ein Anhang: De episcopalibus tolerantiae
decretis. Den zweiten Hauptpunkt beleuchtet eine Reihe von in¬
teressanten Beispielen, die zum Thcil dein Corpus juris canonici ,
zum Theil späteren Erlässen der Päpste entnommen sind und nach
Zeit, Inhalt und Bestimmungsort große Abwechslung bieten.
Brixen. Professor Dr. Franz Schmid.
Nlkel Dr. Theol. Joh., Religions- und Oberlehrer am kgl. Gym¬
nasium zu Neisse: Der Monotheismus Israels In der vor-
exillschen Zelt. Paderborn, Comm.-Vcrl. Schüningh. 1893.
8°. (61 S.) fl. —.60.
Die Schrift orientiert kurz und bündig über den heutigen Stand
der Frage betreffs der Religionsgeschichte Alt-Israels. Auf Grund der
auch von extremkritischer Seite zugegebenen Daten über die Ver¬
fasser der alttestamentlichen Bücher stellt N. im ersten (positiven)
Theile fest, dass der reine, absolute Monotheismus Israels schon
zur Zeit der ersten Schriftpropheten vorhanden gewesen sei, nicht
aber sich erst in den Zeiten der Gefangenschaft »abgeklärt« habe;
im zweiten (negativen) Theile widerlegt er die gegnerischen Auf¬
stellungen über angebliche »Reste und Spuren« eines älteren
legitimen Polytheismus. Etwas mehr Eingehen in den Gegenstand
wäre erwünscht gewesen S. 36 — 39 (Vergleichung des Gottes¬
begriffs der Propheten mit jenem anderer Völker); das Heranziehen
der nunmehr ziemlich bekannten assyrisch-babylonischen (als einer
semitischen) Götterlehre würde dem Analogiebeweise besonderes
Gewicht verleihen; ebenso scheint uns die Erörterung über Arnos
5. 26 und Jerem. 7, 31 zu wenig eingehend. Irrthümlich ist die
Schreibweise Renan. —ie.
Schaepman II. J. A. M.: Leo XIII. Ein Charakter- und
Zeitbild. Mit Genehmigung des Vcrf. aus dem Holländischen ins
Deutsche übertragen von L. v. Heemstede. Eingeführt von
Franz Hülskamp. Münster i. W., Theissing. 1893. 8°. (IV u. 50 S.)
fl. —.60. Der eigenartige Wert, den diese Papstbiographie besitzt,
liegt darin, dass sie in knappster Form ein Bild der politischen
und weltgeschichtlichen Ereignisse bietet und erst von diesem
Hintergrund sich das Leben Leo XIII, abheben lässt. Dadurch
kommt ein großer Zug in die Darstellung und wir erkennen
deutlicher als irgendwo anders die welthistorische Bedeutung dieses
Papstes.
Von der kleinen Schrift: Antworten der Natur auf die
Fragen: Woher die Welt, woher das Leben? Thier und
Mensch; Seele. (Nach den neuesten Forschungen.) Von C. H.
Graz, Ulr. Moser (J. Meyerhoff) 1893. 8°. (IV 7 u. 147 S. mit einer
geologischen Karte) fl. —.75, ist schon eine 2. Auflage erschienen,
ein Beweis, wie sehr es dem Verf. gelungen ist, seinen Zweck zu
erreichen: die Widerlegung derjenigen, welche Natur und Offen¬
barung als feindliche Gegensätze darstellen möchten. Die Beant¬
wortung der gestellten Fragen ist klar und bündig; wir möchten
das Büchlein eine Apologie der christlichen Weltanschauung nennen;
es sei bestens empfohlen.
Kraubath. P. Florian C. Kinnast O. S. B.
Katholica.
Pastor bonus. V, 11.
Burg, Bibi. Chronologie nach Schrift u. Tradition. XI. —
Arndt, D. Vornahme v. kirchl. Traugen ohne vorhergehenden
Civilakt. — Seidenpfenning, D. Psalm u. d. Gleichnis v. guten
Hirten. — Mönch, Windthorst als Erzieher. — Hulley, Aus
d. Leben d. Trierer Geistlichkt. v. 1655—1666. — Mitthlgen.
Theologisch-praktische Monats-Schrift. III, 10.
Paulus, D. baier. Franciscaner Kasp. Schatzger üb. d. Primat
u. d. allgem. Concil. — Grüner. D. Zustandekommen d. Visio
beatißca. (Schl.) — Geiger, Vorträge üb. religiöse Kindererziehg
in Baiern. — Knabenbauer, Z. Vulgata. — Mittermaier, D
Mutter Jesu auf d. Hochzeit zu Kana. — Fragen, Fälle u. Mitthlgen
Cistercienser-Chronik. V, 57.
D. hl. Robert v. Newminster. — Morimond i. J. 1890. —
Kl. Btrge. z. Gesch. Schönthals. — D. Candidaten d. Ordens.
Revue Thomlste. I, 4.
Douais, S. Augustin contre le Manicheisme de son temps.
— Coconnier, Peut-on ctre hypnotise malgre soi? — Brosse,
Le berceau et la premiere geographie des Chamites. — des
Roches, Le Romantisme. (I.) — Berthier, Le Neo-molinisme et
le Paleo-thomisme. (Schl.) — Gardeil, Bull, philos. Les cours
de phil. en France (1892—93). — Comptes-rendus.
Hittudomänyi folyölrat. IV, 3.
Damian, D. Lehre d. 12 Apostel. — Szentes, D. letzte
Grund uns. Glaubens. — Kudora, Theorie der kirchl. Bered¬
samkeit. — Hölszky, D. Hexaemeron u. Erklärg. der v. d. Er-
schaffg d. Menschen handelnden Stellen d. hl. Schrift. — Körössy,
D. Herrlichkt. d. Menschwerdg. Gottes. — Hübner, Leibnitz u.
d. kath. Glaube. — Engelsz, D. griech. Spr. d. N. T. —
Kelemen, Einige Worte z. d. Artikel Dr. Demkö’s *D. Kathedrale
d. Papstes«. — Kath. Bewegg., Verm., Recensionen.
Akatholica.
Zeitschrift f. Wissenschaft!. Theologie. XXXVI, II, 3.
Dieckmann, D. christl. Lehre v. Zorne Gottes nebst Kritik
d. betr. Lehre A. Ritschl’s. — Asmussen, D. Leastämme. —
Hi l gen feid, Neue Streitfragen: 1. Jüd. u. christl. Nächstenliebe.
2. D. dämon. Besessenheit bei Marcus. 3. Z. d. griech. Text d.
Hermas-Hirten. — Norden, Unedierte Scholien z. d. Reden
Gregor’s v. Nazianz. — Freistedt, D. synodale Kampf im Prä¬
destinationsstreit d. 9. Jhdts. — Anzeige.
Zeitschrift f. d. alttestamentl. Wissenschaft. XIII, 1 .
Silberstein, Üb. d. Ursprung der im Cod. Alexandr. u.
Vatican. d. 3. Königsbuches d. alexandrin. Übersetzg überlieferten
Textgestalt. — Eckardt, D. Sprachgebrauch v. Zach. 9 — 14. —
Fries, Parallele zw. d. Klageliedern Cap. IV, V u. d. Maccabäer-
zeit. — Cheyne, The 19. Chapter of Isaiah. — Bacher, Jehuda
Ibn Balaams Jesaja-Commentar. — Aus e. Briefe Nöldeke's. —
Couard, Gen. 15,12—16 u. s. Verh. zu Ex. 12, 40.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Schaefer AL, D. Bücher d. N. T., erklärt. V. Bd.: Erklärg. d.
Hebräerbriefes. Münster, Aschendorff. (VIII, 343 S.) fl. 3.—.
Aertnys J., Fasciculus theologiae moralis. Tractatus 1° de
occasionariis et recidivis, 2° de usu matrimonii. Ed. VI. Paderb.,
Schöningh. (XII, 120 S.) fl. —.72.
Libermann P., D. Ideal d. Priesterthums. Briefe. Nach d. Franz,
bearb. v. J. Heilgers. Ebd. (VIII, 200 S.) fl. 1.20.
Hess Johs., Festschr. z. 600j. Jubelfeier d. Dominicaner- und
Hauptpfarrkirche v. hl. Paulus in Aachen, 1293—1893. Aachen,
Creutzcr. (120 S.) fl. 1.20.
Wintera P. Laur.. O. S. B., Gesch. d. Protestant. Bewegg. in
Braunau. Prag, Dominicus. (IV 7 , 74 u. 29 S.) fl. —.80.
Zschokke Hm., D. theolog. Studien u. Anstalten d. kath. Kirche
in Österr. Wien, Braumüller. (X, 1235 S.) fl. 18.—.
Akatholica.
Niebuhr C., Gesch. d. ebräischen Zeitalters. I. Bd. Berl., Nauck.
(X, 378 S.) fl. 4.80.
Burckhardt-Biedermann Th., Bonif. Amerbach u. d. Refor¬
mation. Basel, Reich. (VIII, 407 S.) fl. 3.84.
Godet F., Einleitg. in d. N. T. Spec.-Einl. (in 3 Bdn.) I. D. Briefe
d. Ap. Paulus. Deutsch bearb. v. E. Reineck (in c. 9 Lief.).
1 . Lief. Hann., Meyer. (S. 1—48) fl. —.60.
Philosophie. Pädagogik.
Elser Dr. Konrad, Repetent am k. Wilhelmsstift zu Tübingen:
Die Lehre des Aristoteles über das Wirken Gottes.
Münster, Aschendorff, 1893. 8°. (VIII u. 228 S.) fl. 3.60.
Die Methode des Verf. ist, nicht einzelne Gedanken
A.’s allen andern Aussprüchen desselben als Richtscheit
anzulegen und damit im vorhinein jede Möglichkeit eines
Widerspruches in den Aussagen des Stagiriten auszu¬
schließen, sondern die einzelnen einschlägigen Stellen
nach Wortlaut und Gedanken genau zu untersuchen und
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679
Nr. 22. — Obstbrrrichischks Littkraturbla ri . — 11. Jahrgang.
festzustellen, die Consequenzen vorsichtig zu ziehen und
endlich die zerstreut gewonnenen Resultate in ein Gesammt-
bild zu bringen. Ks erscheint bei den sich widersprechen¬
den Interpretationen der aristotel. Schriften in alter und
neuer Zeit als das einzig richtige Verfahren, so weit als
möglich alle Parteien zu hören und ihre Gründe zu
prüfen, dann aber nach bestem Wissen und Können
einen selbständigen Entscheid zu geben. Dieser Methode
ist E. vom Anfang bis zum Ende seines für die Aristoteles¬
forschung vielleicht epochemachenden Werkes mit aller
Gewissenhaftigkeit treu geblieben. Ein Blick in dasselbe
setzt den Leser geradezu in Erstaunen über die umfassende
Belesenheit desVerf. in den antik-classischen, mittelalter¬
lichen und neueren, bis auf unsere Tage reichenden
Interpretationen. Dass aber derselbe allenthalben mit
anhaltender Aufmerksamkeit gelesen habe und nicht etwa
in der Absicht, durch die Masse seiner Citate zu im¬
ponieren, dürfte schon der eine Umstand beweisen, dass
E. selbst durch Autoritäten wie Zeller, Trendelenburg
und St. Thomas v.Aquino sich durchaus nicht abhalten
lässt, seine eigene, oft abweichende Meinung auszusprechen.
Dabei erklärt er aber bescheiden genug, dass er selbst
es für thöricht halten würde, zu hoffen, dass Fragen,
welche den Streit von Jahrhunderten bilden, von ihm
endgiltig gelöst seien.
Der Verf. erwies dem Ref. die Ehre, ihm das Buch zur Be¬
sprechung zu senden, mit dem Beisatze, er wisse wohl, dass
diesem »der Balg nicht Zusagen werde«, hoffe jedoch, dass Ref.
auch entgegengesetzten Ansichten das Recht der Existenz nicht
bestreiten wolle. Hierauf sei nur ganz kurz bemerkt, dass ich
keine wesentliche Meinungsäußerung in dem Werke entdecken
konnte, mit der ich mich in einem unlösbaren Widerspruch be¬
fände. Vor allem gereicht es mir zur großen Satisfaction, dass der
Verf. meiner Ansicht über das so vielfach gedeutete »ou pvf] t uoveüojJi6v
unbedingt zustimmt. Dasselbe lässt sich ganz sicher nicht für die
Präexistenz des menschlichen Geistes verwenden, sondern nur für
den Zustand des Geistes nach seiner Trennung vom Leibe, und
es ist damit durchaus nicht, wie man mir einwendete, gesagt,
dass der abgeschiedene Menschengeist kein Wissen um seine
früheren irdischen Verhältnisse habe, sondern nur, dass dieses
Wissen nicht mehr durch die bildliche Hülle der Phantasmen zu¬
stande komme. Es freut mich das Zugeständnis umsomehr, da
der Verf. seine Untersuchung über die Präexistenz des M^nschen-
geistes in gewohnter Akribie und scheuer Zurückhaltung mit einem
non liquet schließt.
Zu weitgehend erscheint aber diese heilige Scheu jedenfalls
in der Frage nach dem schöpferischen Wirken des aristotel. Gottes
und nicht minder des göttlichen Einflusses auf die Geschöpfe.
Der Verf. gesteht, dass er bei seiner Auffassung der Yeveotg fropa
hauptsächlich Schwegler folge. Gerade da aber gilt das Wort
des trefflichen Bonitz: *Non ex sua hoc dicit , sed ex sententia
Platonicorum «. Dass die Echtheit eines Buches der Metaphysik
angezweifelt wird, ändert m. E. an der Kraft der von Brentano
gegebenen Beweise für die Schöpfung nichts. Wer kann über¬
haupt mit voller Gewissheit sagen, ob ein Ausspruch in der Form,
wie er heute uns vorliegt, unmittelbar von Ar. selbst herrühre
oder, wie so vieles andere, von einem Zuhörer, vielleicht nur aus
dem Gedächtnis nachgeschrieben sei. Es handelt sich dabei nicht
um den stilistischen Ausdruck, sondern um den Gedanken selbst,
der doch offenbar, wenn sein gerades Gegcntheil mit anerkannten
Lehren des Meisters im Widerspruch stünde, als vom Meister
selbst herrührend behandelt werden muss. Gerade in diesem
Punkte würdigt E. das entscheidende Argument Brentano’s, viel¬
leicht weil es auch von Brentano nicht schärfer accentuiert und
mehr als etwas von selbst sich Ergebendes behandelt wird, zu
wenig. Der eigentliche Nerv der Argumentation liegt in der bei
Ar. gleich einem Axiom unverrückbar fcstgehaltenen Monadicität
des Geistigen, also der absoluten Einfachheit und Untheilbarkeit
sowohl Gottes selbst als auch der Gestirngötter und des mensch¬
lichen Geistes, die gleich dem ersten Beweger als reine Entelechien
und als ein ö-slov bezeichnet werden. Sie können ihrer Monadicität
wegen aus Gott dem absolut Einfachen nicht durch Theilung,
somit weder durch Emanation noch durch Effulguration entstanden
sein, und es bleibt, wenn man sie nicht als gleichewig mit dem
ersten Beweger nehmen will, nichts übrig, als sie im strengsten
Sinn des Wortes geschaffen, das heißt aus nichts ins Dasein ge¬
setzt sein zu lassen.
in ähnlicher Weise verhält es sich rrlit dem Einwirken Gottes
auf seine Geschöpfe. Durch unanfechtbare Belegstellen gedrängt,
entschloss sich Zeller, wenigstens ein mittelbares Einwirken
Gottes auf die Welt zuzugeben. Dem aber wurde die Frage ent-
gegengehalten: »Wenn Gott immer nur mittelbar auf die Welt
wirkt, welches ist dann das Medium zwischen Gott und Welt,
auf das er unmittelbar wirkt?« — Ihn ohne Vermittlung mittel¬
bar wirken zu lassen, scheint doch eine contradictio in adjecto ,
die man einem Ar., mag man auch an allerlei Widersprüche in
seinen Aussagen glauben, nicht Zutrauen sollte.
In nächster Verbindung damit steht die Behauptung, dass
das Denken des aristotel. Gottes, die berühmte vor^ceou^ vovjatg,
ein auf sich selbst beschränktes bleibe, dass Gott im deistischen
Sinne von seiner Welt keine Notiz nehme, und demzufolge von
einer Vorsehung nicht die Rede sein könne. Vergebens wurde
dem gegenüber erinneit, dass der Stagirit beispielsweise im neunten
Capitel der Nikomachischen Ethik Gott mit ausdrücklichen Worten
eine Fürsorge für die menschlichen Angelegenheiten zuschreibe
(iir.jnXeta ?ä>v dvfrpiurcivtuv), dass er den Menschen als Gottes
Liebling, als SeumXsstaTov bezeichne und sage, das soldatische
Dämonion sei nichts anderes als Gott selbst oder Gottes Werk.
To Saqjiövi&v saxiv, 8.W ^ (hi: r t thoü epyov. (Ret. II. 23.)
Man sucht sich da mit der Ausrede aus der Verlegenheit zu helfen,
derlei Äußerungen seien nur Accomodationen an die Vorstellungs¬
weise des griechischen Volksglaubens. Ich erwidere dem aber¬
mals mit einer Frage, deren bündige Beantwortung mir ganz be¬
sonders erwünscht wäre. Ar. bezeichnet Gott bekanntlich als
dp^Y) xa: to rcp&Tov t&v ovxcdv, als die Ursache und das erste der
Wesen. Es liegt nun die Vermuthung nahe, dass Gott, wenn er
auch nur sich selbst denken sollte, sich doch als dasjenige denken
werde, was er in Wirklichkeit ist. Wie aber kann er sich als die
Ursache und das erste der Wesen denken, wenn er die andern
Wesen nicht mitdenkt? — Es scheint mir an dem Gewicht dieses
Einwurfes nichts zu ändern, wenn das irputxov nicht als ein der
Zeit nach, sondern nur dem Wert und der Würde nach Erstes
genommen wird.
Damit glaubt Ref. die wichtigsten Punkte, in denen er mit
dem Buche nicht übereinstimmt, bezeichnet zu haben, und es
bleibt nur übrig, dem Verf. für den eminenten Fleiß und die nach
allen Seiten hin Gerechtigkeit übende Gewissenhaftigkeit, mit
welcher das schöne Werk abgefasst ist, die aufrichtigste und dank¬
barste Anerkennung auszusprechen. Es ist dasselbe nach dem
einzig richtigen und der Wahrheit förderlichen Grundsätze ge¬
arbeitet, in den aristotel Schriften von den eigenen persönlichen
Lieblingsmeinungen und Herzensangelegenheiten lieber zu wenig
finden zu wollen als zu viel.
Das kann den Ref. nicht abhalten, zum Schluss noch eine
persönliche Herzensangelegenheit dennoch zur Sprache zu bringen:
er fühlt sich nämlich gedrängt, dem Verf. besonders für das wert¬
volle Zugeständnis zu danken, dass nicht nur bei Ar., sondern
selbst in der griechischen Populartheologie »wenigstens Anklänge
an eine Schöpfungslehre sich finden«. Der »dem unbekannten
Gott« geweihte Altar, den der Völkerapostel in Athen fand, war
jedenfalls nicht umsonst errichtet.
Wien. Vincenz Knauer.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLlV, io.
Schlossar, J. G. Seidl u. G. R. v. Leitner. — Fischer,
Zu Horaz. — Litterar. Anzeigen, u. a.: Lell, D. absol. Accus, im
Griech. (Lehncr); — Latein. Lehrbücher (Koziol); — Schwerins,
Grillparzer’s hellen. Ti spiele (Weilen). — Z. Statistik uns. Lehrer¬
nachwuchses. — Miscellen. — Verordngen etc.
Blätter f. d. (bair.) Gymnasial-Schulwesen. XXIX, 8 u. 9
Wunderer, Archäologie im Unterr. — Deuerling, Cicero
als Schulschriftsteller. (Schl.) — Recc., u. a.: Beeger, D. pädagog.
Bibliotheken, Schulmuseen u. ständigen Lehrmittclausstellgen der
Welt (Weninger); — Plauti Persa, re; Ritschel, cd. Schoell
(Weninger); — Engelbrecht, Patrist. Analekten (Weyman); —
Scheindler, Latein. Schulgramm. (Gebhard); — Dingeidein,
D. Reim b. d. Griechen u. Römern (Gerathewohl); — Hultsch,
Polybii Historiae. II. (Wunderer); — Sartori, D. Kottabosspiel
d. alten Griechen; Boehm, De Cottabo (Melber); — Wessel.
Lehrb. d. Gesch. (Markhauser). — Litterar. Notizen. — Nekrolog;
Dr. Jos. v. Gishrl (Markhauser).
Gymnasium. XI, 21.
Franke, D. Classenprüfgen an uns. höh. Schulen. —
Recensionen u. kl. Anzeigen, Progr.-Zeitschr. u. Bücherschau.
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681
Nr. 22. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt« — II. Jahrgang.
682
Kathol. Schulkunde. II, 35—44.
(35.) J. B. Renninger (Schl, in Nr. 37, 40 u. 43.) — Münz,
Goethe in s. Verh. z. Christenthum u. Vaterld. (Schl, in Nr. 36). —
D. bibl. Geschichtsunterr. (Forts, in Nr. 36, 37). — Matern, Wie
ist durch Unterr.-Gegenstände d. Volksschule außer d. Erkenntnis-
auch d. Gefühls- u. Willensvermögen d. Kinder zu bilden? (Forts,
in Nr. 38, 39.) — (37.) Wimmer, E. französ. Schulatlas u. d.
Revanche. — (39.) Schuir. Dr. Schoenen. — D. kath. Volksschule
Oldenburgs. — (40.) Schick, Üb. d. Lese-Unterr. auf d. Mittel¬
stufe d. Volksschule. (Schl, in Nr. 41, 42.) — (41.) Egert, D.
Schule als Erziehgsanstalt. — Bals, D. socialdemokrat. Lese- u.
Lehrbücher. (Schl, in Nr. 42—44.) — (42.) Kielholz, D. Schul¬
frage m. Rücks. auf d. Simultan- u. confessionslose Schule. —
(43.) D. Aufsatzübgen auf d. Oberstufe. (Forts, in Nr. 44.) —
Musikbeil. — (44.) Einiges aus d. Erkenntnislehre. (Forts.) —
D. Psalm 129: De profundis. — D. Volksschulwesen in Württ. —
In jeder Nr.: Schulchronik etc. — Beil: Edelsteine. Nr. 17—19.
Kathol. Schulzeitung. X, 36—44.
(36.) D. Landlehrer. — Ist d. menschl. Wille frei oder nicht?
— (37.) »Dogmenlose Sittenlehre« (Forts, in Nr. 38, 39). — D.
Viehhüten in pädagog. Beleuchtg. — (39.) Dziony, Isab. Braun.
-- (40.) Pötsch, D. »undogmat. Christenthum« u. die sog.
»unabhäng. Moral«. — (41, 42) D. soc. Aufgabe d. Volkssch.
— (43.) Mokross, Volk und Volkssch. in Oberschlesien. —
(44.) Hübner, D. Leibesübgen uns. Jugend e. Vorschule f. d.
Wehrdienst? — Z. Jugendschrr.-Frage. — Vivisection an Waisen¬
kindern.
Chrlstllch-pttdagog. BIfitter. XVI, 20 u. 21.
(20.) D. Abstammgs-Hypothese Darwins. IX. (X. in Nr. 21.)
— Theoret. u. prakt. Methodenwesen u. Unwesen. III. (IV in
Nr. 21.) — D. Verrohg. uns. Jugend. IV. (Forts, in Nr. 21.) —
(21.) D. kath. Lehrerbund f. Österr. u. s. Leiter. — Lose Gedanken.
Bölcseleti folyöirat. VIII, 1-3.
(1, 2.) Oltvarnyi, An Leo XIII. Gedicht. — Puhan,
Leo XIII. u. d. Wissenschaften. — Haydu, D. log. System u.
d. System d. Logik (Forts, in Heft 3). — Kadär, D. Urtheil u.
d. Folge. — Mihälkovics, Studien z. Ei kenntnislehre. —
Szabo S., D. Begriff d. Schöpfung beim hl. Thomas. — Kiss,
Von d. Haupteigenschaften d. Wesens. — Hübner, D. Probleme
d. exacten Wissenschaften. — Lu brich, D. Natur d. einfachen
Wesen. — Lengyel, Von d. Lebenskraft — Damian, D. vis
aestimativa d. hl. Thomas u. d. thier. Empfindg. Darwins. -
Szabo, Vom Erinnerungsvermögen. (Schl, in Heft 3.) — Sze-
kely, D. Bestimmg. d. Menschen. — Levay, D. geschichtl.-gesell-
schaftl Moral. — Sarmasägh, D. Ethik d. Positivismus. —
Macki, E. kl. anthropolog. Betrachtg. — Kozäry, Positivismus
u. Theologie. — (3.) Beliczky, D. Beschaffenheit d. Leiden¬
schaften. — Szilvek, Sprachphil. Fragen. — Mihälkovics.
D. Theologie Plato's. — Sarmasägh, Ethische Wissenschaften.
— Kiss, Wesen u. Existenz. — Ders., D. positivistische Kirche.
— Recc.: Szilvek, Naturphilosophie (Lubich). — Prohäszka,
D. Kritik d. Daseins (Frederik). *
Neue Erscheinungen:
Geißler Frdr., Trostbuch f. alle, die üb. d. Tod nachdenken.
E. wiss. Bekämpfg. d. Todesfurcht. Lpz., Spohr. (122 S.) fl. 1.20.
Kiesewetter C., F. A. v. Mesmer’s Leben u. Lehre. Nebst
e. Vorgesch. d. Mesmerismus, Hypnotismus u. Somnambulismus.
Ebd. (180 S.) fl. 1.80.
Sepp Sim., Pyrrhoneische Studien. (Uoppcovetoi Xofot.) I.: Die
phil. Richtg. d. Cornel. Celsus. E. Cap. aus d. Gesch. d. pyrrhon.
Skepsis. II.: Untersuchgen auf d. Geb. d. Skepsis. Diss. Freising.
(149 S.) fl. 3.-.
Schiffeis Jos., Pädagog. Catalog. E. Auswahl brauchb. und
empfehlensw. Wke . . . f. Lehrer u. Schüler an kathol. Volks¬
schulen. Lingen, v. Acken. (252 S.) fl. 1.08.
Gnade E., »Die Lebenden rufe ich!« Dresd., Pierson. (IX, 195 S.)
fl. 1.20.
Mosses A., Z. Vorgesch. d. 4 aristotel. Principien b. Platon.
Diss. Bern. (51 S.) fl. —.60.
Weigand W., Essays. (Voltaire, Rousseau, Taine u. St. Beuve.
Z. Psychol. d. Decadence. Z. Psychol. d. 19. Jhdts.) München,
Lukaschik. (323 S.) fl. 2.70.
Kemsies Fd., Socialist. u. eth. Erziehg. im J. 2000. Berl., Bibliogr.
Bureau. (III, 142 S.) fl. 1.20.
Hummel Frdr., Was lässt sich z. Pflege e. gedieg.. echt volks-
thüml. Bildg. in d. Arbeiterkreisen thun? E. Aufruf z. Organisation
d. Volksbildg. Heilbronn, Salzer. (VIII, 127 S.) fl. —.96.
Ribot Th., D. Wille. Pathol.-psychol. Studien, üb. v. F. Pabst.
Berl., G. Reimer. (IV, 140 S ) fl. 1.44.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Monumenta Conclllorum Generalium Saeculi Oeclml Quint!.
Concllium Baslllense. Scriptorum Tomi Tertii Pars II. Joannis
de Sago via, Presbyteri Cardinalis Tit. Sancti Calixti, Hlatorla
Gestorum Generalis Synodl Baslllensis. Editionem ab Ernesto
Birk inchoatam apparatu critito adjecto continuavit Rudolphus
Beer. Vol. II. Liber XVI. Vindobonae Typis Adolphi Holz¬
hausen, MDCCCLXXXXII. 4°: (S. 399—538). fl. 4.50.
Zur Geschichte der » sacrosancta synodus Basiliensis ,
in Spiritu sancto legitime congregata , universalem
ecclesiam repraesentans « bieten die großen Concilien-
sammlungen z. B. Hardouin T. VIII p. 1087—1952 reiches
Material. Es besteht in Decreten, officiellen Correspon¬
denzen, Reden, Relationen, Tractaten. Eine detaillierte
Darstellung aller wichtigen, internen Synodal Vorgänge
durch ein gründlich informiertes Mitglied der Versamm¬
lung wird dadurch nicht überflüssig gemacht. Enea Silvio
Piccolomini, ein Historiker mit reicher Weltbildung und
brillanter Feder, gab fesselnde, farbenreiche Fragmente
einer Concilsgeschichte, vornehmlich aus der Zeit, wo man
in Basel das Ende der schiefen Ebene erreicht hatte, auf
der man sich in immer raschem, verderblichem Schritten
bewegte. Der Freund des Geheimschreibers, an den der
Brief über die Krönung des Gegenpapstes Felix V. ge¬
richtet ist, wollte der Historiograph der Synode werden.
Es war der Doctor von Salamanca Juan de Segovia.
Seit in Basel die Rechte ausgetreten war, wurde die
Linke, »eine Majorität von Schreibern und Schulmeistern,«
durch den Cardinal von Arles Louis d’Allemand geführt
und beherrscht, mit doctrinärem Systemsfanatismus ä la
Rousseau und Sieyes. Für ihn culminierte die eben so
schwere wie nöthige Reform in der Schöpfung eines
parlamentarischen Schattenpapstthums, zu Gunsten der
demokratisch temperierten bischöflichen Aristokratie. Un¬
bekümmert um Lehre, Recht und Macht der Wirklichkeit,
um praktische Durchführbarkeit, um das Zeugnis der
Geschichte gegen die Illusion vom Episcopalismus als
unfehlbare Assecuranz gegen kirchliche Sünden und Miss¬
stände, geht diese Partei in radikalem Enthusiasmus bis
zum Äußersten des Irrweges von Constanz. Pastor
charakterisiert ihn treffend als den »Versuch, dasjenige
als Norm für alle Zeiten aufzufassen, wozu Verhältnisse
von ganz außerordentlicher Art zu nöthigen schienen,
ein allgemeines Concil für möglich haltend, ohne und
gegen den Papst, als ob ein noch so großer Leib ohne
Kopf ein lebendiger Organismus wäre.« In einer wahren
Concilsmanie arbeiteten anfangs in Basel manche auf¬
richtig fromme wirkliche Idealisten statt an der Reform
von Übelständen an der Zerstörung der monarchischen
Kirchenverfassung. Allemands rechte Hand ist Segovia,
der die extremsten Prätensionen der magni Cotistanciensis
conciliiplenaria imitatrix verficht bis zur Dogmatisierung.
Das Concil übertrug ihm Functionen für das Conclave. Bei
der Papstwahl im Tanzlocal zur Mücke erhielt er Stimmen.
Er gehörte zur Notificationsgesandtschaft an den Gegen¬
papst, der sich Amadeus I. nennen, Bart und Gold be¬
halten wollte, von dem Eugen IV. sagte: »Dankt Gott,
dass wir einen so furchtsamen und geizigen Gegner be¬
kommen haben. Fürchtet euch nicht, nun habt ihr ge¬
siegt, den hat nicht der himmlische Vater, sondern Fleisch
und Blut den Baselern offenbart«. Nachdem Felix resigniert
hatte, verzichtete Segovia auf die von demselben erhaltene
Cardinaiswürde, zog sich in ein Kloster zurück, über-
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683
Nr. 22. — Obsterrbichisches Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
084
setzte den Koran und schrieb die Geschichte des Concils
zum Trost für verlorene Ideale und die Abweisung der con-
ciliaren Universalmedicin.. Als Material standen ihm Proto¬
kolle der Deputationen, der Congregationen, der Sessionen,
alle officiellen Documente, die Präsidialcorrespondenz Alle-
mand’s, viele selbsterlebte Einzelheiten, tagebuchartige Auf¬
zeichnungen zu Gebote. Nichts davon soll verloren gehen,
alles der Vertheidigung einer verlorenen Sache dienen.
Historische Kunst fehlt ihm, Großes groß, Kleines klein
zu sehen vermag er eben so wenig. Unbarmherzig breitet
er mit spanischer Umständlichkeit seine %)llectaneen aus,
Decrete, Actenstücke in extenso einfügend. Die Synode
hatte schon jede Enuntiation mit weitschweifigen theo¬
logischen und kanonistischen Begründungen ausgestattet.
Segovia commentiert dieselben, Bedenken, Einreden, Pro¬
teste breit widerlegend. Die Verhandlungen in den De¬
putationen und Congregationen führt er vor, resümiert das
Gesprochene, die Motivierungen von Voten. Complimente
kleiner Herren für die kleine Synode werden so wenig
übergangen, wie der Eintritt obscurer feierlich dem Rumpf
aggregierter Leute. Wie Segovia eigene Reden genau
referiert, so auch Personalerlebnisse, z. B. das Menu von
Rebhühnern, Käsen, Torten bei Felix V. Manches von
Enea Silvio nur Berührte erscheint hier mit allen Neben¬
umständen, der Synode Ungünstiges abbreviert, Eugens
Siege in Florenz gleichen fast Niederlagen. Der Stil ist
schwerfällig durch langathmige, eingeschachtelte Sätze, er¬
müdend wie die ausgespomienen Analogien und weit¬
hergeholten biblischen Anspielungen. Dennoch bleibt das
Werk eine Fundgrube für die Detailkunde über einen
momentanen Centralpunkt kirchlichen Lebens, der als
Hilfsmacht europäisches Ansehen genoss, ehe er sich zum
Conciliabulum machte. Vier Handschriften der zwei
starken Folianten Segovia’s finden sich in Wien, Basel,
Turin, Salamanca. Nach den beiden ersten publicierte
E. Birk 1873 die ersten zwölf Bücher in einem Bande
von 1224 Seiten. 1886 folgten lib. XIII-XV, 398 Seiten.
Jetzt liegt das erste Heft der Fortsetzung vor. Der Ge¬
hilfe Birks Dr. R. Beer, Amanuensis der k. k. Hofbiblio¬
thek, wurde durch das Vertrauen der kaiserlichen Aka¬
demie der Wissenschaften damit betraut. Erworben hatte
er es durch seine Sorgfalt, Genauigkeit und Zuverlässig¬
keit als Herausgeber, durch seine ungewöhnliche philo¬
logische und palaeographische Tüchtigkeit, die er an
den Scholien des Juvenal, an der Lex Wisigothorum, an
Acten in Simencas, an der Inventarisierung der Hand¬
schriftenschätze Spaniens, an Publicationen der Wiclif-
Society glänzend bewährt. Seinem unermüdlichen, auch
das Kleinste beachtenden Fleiße dankt man die seit Jahren
erwartete Weiterführung der Segovia-Edition. Das XVI.
Buch beginnt mit den Vorbereitungen zur Papstwahl,
schildert sie, dann die Gesandtschaft an den Einsiedler
in Ripaille, die Aufnahme der Wahl, die Folgen des
neuen Schisma, das jurisdictionelle Verhältnis zwischen
Papst und Synode, die Krönung in Basel, Verhandlungen
mit Frankreich über die Anerkennung, Cardinalernennungen,
Ämterbesetzungen in der neuen Curie. Dr. Beer constituiert
den Text nach der besten Handschrift, interpungiert treff¬
lich, gibt in der adnotatio critica gute Varianten und
Conjecturen, corrigiert Fehler und bleibt so dem Wahl¬
spruch seiner von der Akademie für die Concilien desig¬
nierten Vorgänger Chmel, Palacky, Karajan, Birk treu:
speramus vetustis rebus dare novitatem , obscuris lucetn,
dubiis fidetn . s.
Teuffenbach zu Tleffenbach und MaBweg Albin
Reichsfreiherr v.: Neues Illustriertes Vaterländisches Ehren¬
buch. Geschichtliche Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreib¬
ungen berühmter Persönlichkeiten aus allen Ländern u. Ständen
der öst.-ung. Monarchie von der Gründung der Ostmark bis
zur Feier der 40jähr. Regierung unseres Kaisers Franz Josef I.
Wien und Teschen, Hofouchhandlung Karl Prochaska, s. a.
(1890—1893). gr.-8". 2 Bände. (1.: 904 S. II.: 836 S.) fl. 12.—.
Ein Werk, welches Hausbuch in jeder patriotisch
gesinnten Familie Österreichs werden sollte ! Der edle
Herausgeber hat es an Sammlung des Stoffes, die rühmens¬
werte Verlagshandlung an geschmackvoller Ausstattung
und reicher Illustrierung nicht fehlen lassen, um eine
vaterländische Ehrenhalle zu schaffen, die, wie der Titel
richtig besagt, den Lesern »aus allen Ländern und Ständen«
unserer Monarchie Vorbilder aus lang vergangenen Zeiten
vor Augen stellt, aus deren Charakter und Schicksalen
sich die Enkel hier ein erhebendes und nachstrebens-
würdiges, dort ein warnend belehrendes Vorbild holen
können. Das patriotische Gepräge bekundet das Werk
auch dadurch, dass es das kaiserliche »Viribus unitis«
sowohl in der Herstellung des Textes als in der künst¬
lerischen Ausstattung zum Ausdruck bringt. Unter den
Verfassern der einzelnen Aufsätze finden sich Namen
unserer verdientesten Schriftsteller fast aller österreichi¬
schen Volksstämme; um nur einige herauszugreifen: Franz
Isidor und Hermine Proschko, L. A. Frankl, v. Beckh-
Widmanstetter, Johann v. Asboth, Constant Ritter v.
Wurzbach, Anton Schlossar, Dr. Pfecechtöl, Jose Baronin
Schneider-Arno, Anton Peter (aus Troppau), Dr. Theodor
Wiedemann, Frh. v. Weyhe-Eimke, R. M. Werner,
F. Kummer, A. Busson, v. Zeißberg, v. Engerth, J. Hirn,
v. Wetzer, v. Höfier, v. Jedina, Lentner, Halka, Lehnert,
v. Littrow, v. Maasburg, C. Bodenstein, Dr. A. Mayer,
Uttokar Baron Villani, Therese Bayer* (Prinzessin von
Bayern) etc. etc. Der Herausgeber selbst hat mit einer
ganzen Reihe interessanter Artikel mitgeholfen. Die Ab¬
bildungen, durchaus gute, zu einem großen Theile clas-
sischen Vorbildern entnommen, sind theils Porträts theils
Scenen, nach Peter Krafft, Karl Blaas, Joh. N. Geiger,
Kriehuber, Isabey, Defregger, der Künstlerfamilie Adam etc.,
theils Facsimilia, darunter der schön geschriebene Brief
unseres Kaisers am Tage seiner Thronbesteigung an
Radetzky (II S. 308). Auf den überreichen Inhalt dieses
schönen Werkes auch nur einigermaßen einzugehen,
würde viel zu weit führen; der Zweck der vorstehenden
kurzen Anzeige ist nur der einer warmen Empfehlung :
Schaffe, lieber Leser, das Buch in deine Hand und be¬
handle es als Familienlectüre!
Wien. Helfert.
Mittheilungen d. Instituts f. österr. Geschichtsforschung.
Erg.-Bd. IV.
Jung, Z. Gesch. d. siebenbürg. Pässe. — v. Ottenthal,
D. Quellen z. 1. Romfahrt Otto’s I. — Scheffe r-Boi chorst,
2 Untersuchgen z. päpstl. Territorial-u. Finanzpolitik. — Baltzer,
Üb. d. Eisenacher Dominikanerlegende. — Redlich, Z. Gesch. d.
österr. Frage unter Kg. Rudolf I. — v. Liebenau, Marnol als
kais. Gesandter in d. Schweiz. — Huber, Studien üb. d. finanz.
Verhältnisse Österr.’s unter Ferdinand I. — Hirn, D. Renuntiation
d. Deutschmeisters Maximilian auf Polen u. d. damit zushäng. Er¬
eignisse. — Sander, D. Bauernaufstand in Vorarlb. i. J. 1525. —
Egger, D. Entstehg. d. Gerichtsbez. Deutsch-Tirols. — Durig,
Rechtssprüche des Trientner Lehenhofes aus d. 13. Jhdt. —
v. Zallinger, D. Kampf um d. Landfrieden in Deutschld. während
d. M.-A. — v. Schön he rr, E. fürstl. Architekt u. Bauherr. —
— v. Wies er, D. Karte d. Bart. Colombo üb. d. 4. Reise d.
Admirals. — Mühlbach er, Kaiserurkunde u. Papsturkunde.
Digitized by v^oogie
685
Nr. 22. — Okstkrrbichischbs Lrn braturblatt. — II. Jahrgang.
686
Numismatische Zeitschrift. (Wien). Bd. XXIV.
v. Kenner, E. Fund Syrakusaner Tetradrachmen. — Voetter,
Erste christl. Zeichen auf röm. Münzen. — Domanig, D. deutsche
Privatmedaille d. älteren Zeit. — Fiala, D. Münzgen der stän¬
dischen Directoriums u. Friedrich’s v. d. Pfalz. — Tauber, Z.
Gesch. d. steir. Münzwesens in d. Zeit nach d. Tode Leopold I.
bis zu Ende d. Grazer Münze. — Miscellen. — Recc.
Monatsblatt d. k. k. herald. Gesellsch. „Adler“. III, 33/34.
(33.) Lang, E. Herberstein’sches Wappenbuch in d. Vatican.
Bibi, in Rom. — Th. R., Ramiewisenbi. — (34.) Beim n.-ö. Land-
marschall’schen Gerichte hinterlegte Verträge.—Anfrag. u. Antworten.
Neue Erscheinungen:
Bockenheimer K. G., D. Wiedereroberg. v. Mainz durch d.
Deutschen, Sommer 1793. Mainz, Zabern. (III, 124 S.) fl. 1.20.
Einert E., E. Thüringer Landpfarrer im 30j. Kriege. Mitthlgen
aus e. Kirchen-Chronik. Arnstadt, Frotscher. (IV, 95 S.) fl. —.96.
Droysen G., Gesch. d. Ggreformation (Allg. Gesch. in Einzel-
Daistellgen v. Oncken, III, 3, I.) Berl., Grote. (472 S.) fl. 1.65.
Gmelin Jul., Schuld od. Unschuld d. Templerordens. Krit Ver¬
such z. Lösg. d. Frage. Stuttg., Kohlhammer. (XIV, 532 S. m.
20 Taf.) fl. 9.—.
Helfert J. A. Frh. v., 3 Stadtpläne u. e. Stadtansicht v. alten
Prag. (Aus d. »Mitthlgen d. k. k. Centr.-Comm. f. Kunst- u.
histor. Denkm«.) Prag, Dominicus. 4°. (34 S. m. 4 Abb.) fl. 1.—.
Keil Rob. u. Rieh., D. deutschen Stammbücher d. 16. bis 19.
Jhdts. Ernst u. Scherz, Weisheit u. Schwank in Origin.-Mitthgen
z. deutschen Culturgesch. Berl., Grote. (VIII, 337 S.) fl. 3.60.
Lenel W., Studien z. Gesch. Paduas u. Veronas im 13. Jhdte.
Straßbg., Trübner. (VIII, 86 S.) fl. 1.50.
Nuntiaturberichte aus Deutschld., nebst ergänz. Aktenstücken.
1. Abth. 1533 — 59. Hrsg, durch d, k. preuß. hist. Inst, in Rom
u. d. k. preuß. Verwaltg. III. u. IV. Bd.: LegationAleanders
1538—39, bearb. v. W. Friedensburg. Gotha, Perthes. (VII, 537
u. 638 S.) fl. 12.60 u. fl. 14.40.
Reichstagsakten, deutsche. Jüngere Reihe. Hrsg, durch d. hist.
Comm. d. k. bayr. Ak. d. Wiss. I. (Deutsche Reichstagsakten
unter Ks. Karl V. 1. Bd., bearb. v. A. K 1 u c k h o h n.) Ebd.
(IV, 938 S.) fl. 28.80.
Schnorr v. Carolsfeld Frz., Erasmus Alberus. E. biogr. Beitr.
z Gesch. d. Reform.-Zeit. Dresd., Ehlermann. (VIII, 232 S.) fl. 3.60.
Sibmacher’s, Joh., Wappen-Büchlein, aufs New in Truck geben
durch A. M. Hildebrandt. Berl., Stargardt, qu.-8°. (19. Taf. u.
5 S.) fl. 2.40.
Tenckhoff Frz., D. Kampf d. Hohenstaufen um d. Mark Ancona
u. d. Hzgthum Spoleto v. d. 2. Excommunication Friedrich II.
bis z. Tode Konradins. E. Beitr. z. Gesch. d. Verh. zw. Papst-
u. Kaiserthum im M.-A. Paderb., Schöningh. (108 S.) fl. 1.08.
Geschichtslügen. E. Widerlegg. landläuf. Entstellgen auf d.
Geb. d. Gesch. m. bcs. Berücks. d. Kirchengesch. 10. Aufl. Ebd.
(XII, 580 S.) fl. 2.70.
Wilczek Ed. Graf, Histor. Genrebilder v. Mittclmeere. Marine-
gesch. Skizzen. Wien, Konegen. (VII, 253 S.) fl. 2.40.
Zahn J. v., Styriaca. Gedrucktes u. Ungedr. z. steierm. Gesch.
u. Culturgesch. Graz, Moser. (VII, 277 S.) fl. 2.16.
Jireöek Hermgld., Unser Reich vor 2000 J. E. Studie z. hist.
Atlas d. ö.-u. Monarchie. Wien, Hölzel, 4°. (IV, 68 S.) fl. 1.50.
Schräder W., Gesch. d. Friedrichs-Universität zu Halle. 2 Thle,
Berl., Dümmler. (VIII, 640 u. V, 583 S.) fl. 18,60.
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte,
Mythologie.
I. Wust mann Gustav: Allerhand Sprachdummheiten. Kleine
deutsche Grammatik des Zweifelhaften, des Falschen und des
Hässlichen. Ein Hilfsbuch für alle, die sich öffentlich der deutschen
Sprache bedienen. Leipzig, Grunow. 1891. 8°. (320 S.) fl. 1.20.
II. Dr. X***: Allerhand Sprachverstand. Kleine deutsche
Sprachlehre für alle, denen ihr deutsches Sprachgefühl am
Herzen liegt. Bonn, P. Hanstein. 1892. 8°. (118 S.) fl. —.90.
III. Minor J.: Allerhand Sprachgrobhelten. Eine höfliche
Entgegnung. Stuttgart, J. G. Cotta Nachf. 1892. 8°. (34 S.) fl. —.48.
(I.) Je breiter der Strom der deutschen Litteratur
geworden, desto mehr Quellen von zweifelhafter Lauter¬
keit hat er in sich aufgenommen und die Klage, mit welcher
W. sein Buch beginnt, dass die jüngsten Erscheinungs¬
formen des schriftlichen Ausdruckes im Deutschen viel¬
fache Anzeichen des Niedergangs trügen, ist nicht un¬
begründet. Es ist berechtigt und alles Dankes wert darauf
hinzuweisen, dass jeder, der in deutscher Sprache schreibt,
die Pflicht habe, mit dem großen Erbtheil der Väter in
geschichtlichem Zusammenhänge zu bleiben und zu diesem
Behufe vor allem sich jene grammatische Schulung zu
eigen zu machen, ohne die ein großes und allgemeines
Verkehrsmittel, wie es die Sprache ist, nicht auf die
Dauer in voller Geltung und in ungetrübtem Glanze zu
bestehen vermag. Die Litteratur als etwas Gegebenes ist
Gegenstand rückgewandter Studien, die Sprache als Kunst
mit ihren beiden Formen des Ausdruckes, Rede und
Schrift, ist Gegenstand des Unterrichtes. Jede Kunst ist
aber an Regeln gebunden und deshalb gibt es und muss
es Vorschriften geben, die Gutes von Schlechtem, richtige
Analogie von falscher, Geschmackvolles von Geschmack¬
losem scheiden. Der Standpunkt W.’s, dass ein lässiges
Gewährenlassen in Angelegenheiten der Sprache zum
Verfalle führen müsse, ist durchaus berechtigt. Der
Gleichgiltigkeit und Unwissenheit muss auch hier ent¬
gegengetreten werden und, sei der Kampf auch ein aus¬
sichtsloser und vergeblicher, er entspringt einem starken
Pflichtgefühle, der Pflicht des Conservativismus. So hat
W.’s Buch einen starken pädagogischen Zug und weder
seine Absicht ist zu tadeln, noch seinen Argumenten
jedes Gewicht abzuerkennen. Über das Glück, mit welchem
| er seiner Aufgabe gerecht geworden, lässt sich streiten;
gewiss bietet er viele anregende Erörterungen und nütz¬
liche Winke, aber seine Uitheile beruhen oft auf bloßen
Eindrücken ohne Beweis, seine Beispiele entbehren der
Quellen, sie erscheinen in unzulänglicher Form und man
kann oft nicht wissen, ob sie nicht von ihm selbst er¬
funden sind. Es fehlen die genauen Nachweise des
getadelten Sprachgebrauches und es werden zumeist nur
abgerissene Stücke geboten, aus denen man nichts machen
kann. Wenn Gedankenlosigkeiten und grammatische
Schnitzer an den Pranger gestellt werden, so muss man
wissen, wer sie verbrochen hat und es wäre nicht schade
gewesen, wenn W. auf Kosten der Fülle von fehlerhaften
syntaktischen und flexivischen Anwendungen, die er auf
seine eigene Autorität hin darbietet, im einzelnen genauer
und gewissenhafter analysiert hätte. Aber auch materiell
hat W. nicht immer Recht und geht in seinem Eifer viel
zu weit. Er verwechselt grundsätzlich Rede und Schrift
und beachtet nicht, dass in der Schrift mit voller Be¬
rechtigung manches gemieden wird, was in der Rede
tadellos erscheint, denn die Rede wird auf einem ganz
anderen Instrument gespielt und besitzt im Wort- und
Satzaccent, im Dynamischen des Ausdruckes, ein Mittel
von ganz anderer Wirkung, als es der Schrift, die durch
das Bild wirkt, ohne Sprach- und Gehörorgan zu passieren,
zu Gebote steht. Häufungen von im Bilde identischen
Wörtern wie: die, die die (S. 35, Zeile 4) sind
in der Rede unanstößig, in der Schrift aber keineswegs
empfehlenswert. So hat W. auch keine Ahnung von dem
Verdienste des von ihm so hart angelassenen Kanzlei¬
stiles, dessen Perioden und Schachtelungen doch nur auf
dem Bestreben beruhen, einen möglichst reichen Inhalt
in möglichst knapper und unzweideutiger Form dar¬
zubieten. — Auch das berücksichtigt W. nicht, dass die
Sprache heute infolge der bedeutenden Entwicklung der
Wissenschaften und infolge der gesteigerten culturellen
Ansprüche oft vor Aufgaben gestellt ist, denen sie noch
kaum gewachsen ist. Man muss Übergangsformen, und
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Nr. 22. — Obstbrrbichischbs Littbraturblatt. — II. Jahrgang.
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seien sie auch stilwidrig, zulassen, weil man nichts besseres
an ihre Stelle setzen kann. Dass aber W. der Sprach-
künstler sei, der dies vermöchte, diesen Eindruck erweckt
sein Buch nicht ganz. Die Urtheile über österreichisches
Deutsch, mit denen er nicht gespart hat, sind unüberlegt
und ungerecht. Nur ein Beispiel: Seite 87 wird die
Aufschrift des österreichischen Kartenbriefes verhöhnt
»zu öffnen durch Abtrennung des durchlochten Randes«.
Es müsse heißen »durchlöchert« und der Rand könne
überhaupt nicht durchlöchert sein, weil er eben bis an
die Löcher reiche. Aber das Verbum durchlochen ist
keineswegs eine Neubildung, wie W. glaubt, sondern ein
guter alter technischer Ausdruck der Eisen- und Metall¬
arbeiter (Grimm, Deutsches Wörterbuch), auch schon
mittelhochdeutsch durchlochen = durchlöchern, per-
forare (Lexer, Mittelhd. Wbch.) und »Rand« ist eben¬
falls ganz in Ordnung. Es würde zu weit führen, an
anderen Beispielen die hitzköpfige Beflissenheit W.’s,
welche nur zu leicht in Sackgassen führt, zu erläutern.
Sein Buch ist nicht ohne Verdienst, seine Absicht gewiss
zu billigen, aber um vor der Sonde wissenschaftlicher Kritik
bestehen zu können, empfehlen sich ihm angelegentlich:
mehr Kenntnisse, mehr Urtheil, weniger — Temperament.
(II.) Dass ein so losgeherisches und bissiges Buch
auch hitzige Erwiderungen finden würde, war zu erwarten.
Leider lässt sich von jener, die der anonyme Dr. X* # *
dem Reformator aus Leipzig gewidmet hat, nichts Gutes
sagen. Erscheint W. oft laienhaft, so ist X. ein Dilettant.
Ist W. einseitig, so ist X. einfach unwissend, sündigt W.
durch Übertreibungen, so artet das bei X. in thörichte
Rechthaberei aus. Grammatische Bildung = Null, wissen¬
schaftliche Einsicht = Null, stilistischer Geschmack =
Null, das ist das Facit der »kritischen Keile« des Herrn X.,
dessen Anonymität seine und seines Buches vortheil-
hafteste Seite ist.
(III.) Die Schrift von Minor, ursprünglich in der »Wiener
Zeitung« erschienen, hat ihre Veranlassung in einem
Angriffe Wustmann’s S. 148. Die Kritik M.’s ist sachlich
und von wissenschaftlichem Ernste getragen. Mit Recht
weist M. die Ausschreitungen und Inconsequenzen W.’s
zurück und mit Recht vertheidigt er süddeutschen, im
besonderen österreichischen Sprachgebrauch gegen den
Leipziger Schulmeister. Dem Vorwurfe W.’s, dass M. in
seiner Schillerbiographie fast keine anderen Nebensätze
als Relativsätze gebraucht habe, die alle mit dem Relativ¬
pronomen »welcher« beginnen, hält er eine Statistik aus
den besten deutschen Schriftstellern entgegen, aus der
sich ergibt, dass die Hälfte aller Nebensätze überhaupt
Relativsätze seien und dass die Frequenz der Relativ¬
pronomina der und welcher sich im allgemeinen wie
2:1 verhalte. Manche Schriftsteller aber, wie Winckelmann,
kennen fast nur welcher. M. ist indessen im Unrecht,
wenn er das Relativpronomen welcher im österreichisch¬
bairischen Dialecte festbegründet glaubt. Gerade imDialecte
ist welcher als Relativum im ganzen Gebiete des bairischen
Volksstammes ausgestorben (Schmeller, Bair. Wbch. 2 II,
894) und die Beispiele, welche M. S. 21/22 beibringt,
sind eben nicht Dialect, sondern dialectisch gefärbtes
Hochdeutsch.
Wien. Dr. Th. von Grienberger.
Neue Erscheinungen:
Holstein H., Z. Gelehrtengesch. Heidelbergs b. Ausgg. d. M.-A.
Wilhelmshaven, Lohse. 4°. (26 S.) fl. 60.
Ab händigen, f. d. Kde. d. Morgenld. X, 1: Die Qukasaptati.
Textus simplicior, hrsg. v. Rieh. Schmidt. Lpz., Brockhaus. (X,
212 S.) fl. 5.40.
Kai bei G., Stil u. Text d. DoXitcia lA&vjvauuv d. Aristoteles.
Berl., Weidmann. (VII, 277 S.) fl. 4.80.
Robert-tornow W., De apium mellisque apud veteres signi-
ficatione et symbolica et mythologica. Ebd. (182 S.) fl. 2.40.
Wilamowitz-Moellendorf, U. v., Aristoteles u. Athen. 2 Bde.
Ebd. (VII, 381 u. IV, 428 S.) fl. 12.
Minor J., Nhd. Metrik. E. Handbuch. Straßbg., Trübner. (XVI,
490 S.) fl. 6 .—.
Sosnosky Th. v., Ridicula. Bresl., Trewendt. (VII, 103 S.)
fl. 1.08.
—, D. Sprach wart. Sprachregeln u. Sprachsünden als Btrge z. d.
Gramm, u. Stilistik. Ebd. (XII, 231 S.) fl. 1.80.
Stettenheim L., Schillers Frgm. »Die Polizey«, m. Berücks. an¬
derer Entwürfe d. Nachl. Berl., Fontane. (73 S.) fl. —.90.
Wolfs kehl K., Germ. Werbgssagen. I. Hugdietrich. Jarl Apollo-
nius. Darmst., Bergsträßer. (V, 33 S.) fl. —.60.
Cebetis, Tabula. Recens. C. Praechter. Lpz., Teubner. (XII,
40 S.) fl. —.36.
Claudiani Claudii.Carmina.Rec. J.Koch. Ebd. (LXI, 346 S.)fl.2.l6.
La Roche, Btrge z. griech. Gramm. 1. Ebd. (XVIII, 236 S.) fl. 3.60.
Hübner Em., Monumenta linguae ibericae. Berl., Reimer. gr.-4°.
(X, CXLIV, 264 S.) fl. 28 80.
Quellenwerke d. altind. Lexikographie. Hrsg, im Auftr. d. kais.
Ak. d. Wiss. in Wien. I. Bd.: Der Anekarthasamgraha des
Hemachandra. Mit Auszg. aus d. Comm. d. Mahendra. Hrsg,
v. Th. Zachariae. Wien, Holder. (XVIII, 132 u. 206 S.) fl. 6 .-.
Sander Fredrik, Rigveda u. Edda. E. vergl. Untersuchg. d. alten
arischen u. german. od. nord. Mythen. Stockh., (III, 76 S.) fl. 1.50.
Lehmann O , D. deutschen moral. Wochenschrr. d. 18. Jhdts
als pädagog. Reformvorschriften. Lpz., Richter. (86 S.) fl.—.81.
Kunst und Kunstgeschichte.
Ohnesorge Karl, Dr. phil.: Wendel Dietterlin v Maler von
Straßburg. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Kunst
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Mit einer Abbildung.
(Beiträge zur Kunstgeschichte. Neue Folge XXL) Leipzig, E. A. See¬
mann, 1893. 8°. (VIII u. 68 S.) fl. 1.20.
Nicht einen Meister, welcher als bahnbrechender
Pfadfinder eine neue Kunstrichtung erschlossen hat, son¬
dern einen Künstler, dem »mit weltgeschichtlichem Maße
gemessen, nur ein bescheidener Ruhmestitel« (S. 60) und
nur für seine Zeit die Geltung einer Größe zukommt,
hat der Verf. zum Gegenstände seiner Sonderarbeit ge¬
wählt. Er folgt darin einem immer stärker zutage treten¬
den Zuge der kunstgeschichtlichen Forschung unserer
Zeit, die Kleinarbeit der Renaissancezeit und der Barock¬
periode aufs eingehendste zu bewältigen; jede mit Sach¬
kenntnis und Geschick durchgeführte derartige Unter¬
suchung wird stets, weil sie noch viele Unklarheiten und
verschrobene Annahmen richtig stellen und neue gesicherte
Ergebnisse der Quellen- und einer sachgemäßeren Denk¬
mälerkritik bieten kann, den aufrichtigen Dank der Fach¬
kreise finden. Derselbe gebührt in vollstem Umfange auch
Ohnesorges »Wendel Dietterlin«, für dessen Lebensgang
umfassendes neues Urkundenmaterial herangezogen ist,
während die Werke eine durchaus zutreffende Würdigung
erfahren. »Wendling Grapp, genannt Dieterlin von Pfullen-
dorf, der Moler zu Straßburg« (1550 od. 1551 —1599)
heiratete 1570 in Straßburg, wo er der Zunft zur Steltz
angehörte und als Erstlingsarbeit die Malereien des 1575
vollendeten Bruderhofes ausführte. Von den zwischen
1580 bis 1590 fallenden Straßburger Arbeiten scheinen
die Malereien des Frauenhauses und des heutigen Hotel
de Commerce die bedeutendsten gewesen zu sein. Auch
für andere Aufträge empfohlen und in dem Schwarzwald¬
städtchen Oberkirch beschäftigt, wurde der weiterhin vor-
theilhaft bekannte Künstler mit der Ausführung der
Malereien in dem berühmten Stuttgarter Lusthause betraut.
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Nr. 22. — ÜfisiRRKBicHiscHEs Luter aiurblait. — II. Jahrgang.
690
Von Stuttgart, wo der Meister in Conrad Schlossberger
und dem fürstlichen Baumeister Heinrich Schickhardt
liebe Freunde und in Herzog Ludwig einen Gönner fand,
kehrte er 1593 nach Straßburg zurück. In den letzten
Lebensjahren beschäftigten Dietterlin offenbar zumeist die
Arbeiten für sein Buch von der Architectura. Betreffs
des letzteren untersucht der Verf. sehr eingehend das
Verhältnis zu ähnlichen Werken, von denen die »Kunst-
mäßige Beschreibung von dem Gebrauch der fünf Säulen«
des Steinmetzen Hans Blum aus Lohr am Main Dietterlin
sehr stark beeinflusste. Was des Letzteren Eigenthum
bleibt, bringt ihm »keine Ehre« (S. 36). Dagegen über¬
trifft im künstlerischen Theile Dietterlin jeden einzelnen
Vertreter dieser Richtung in der Fülle von Formstücken,
die er in seiner Phantasie vereinigt; doch sind so manche
um Statik u. dgl. unbekümmerte Architekturen rein auf
die Rechnung eines fessellos dichtenden Malergemüthes
zu setzen. All seine Blätter bieten »ohne ängstliche Sauber¬
keit eine gewandte, flotte Linienführung und erheben
sich zu bestechend malerischer Wirkung« (S. 43). In¬
teressant ist der Nachweis, dass der Hochaltar des
Münsters zu Überlingen Details aus Dietterlins Werk
mehrfach (S. 45) verwendet zeigt. Sorgsam werden die
sonstigen Kupferdrucke von und nach Dietterlin unter¬
sucht, von denen der Verf. leider einige nicht zu Gesicht
bekam. Die an die Himmelfahrt des Elias geknüpfte
Wahrnehmung, dass Dietterlin bei einem Aufenthalte in
Italien die Anregung zur perspectivischen Deckenmalerei
empfangen habe (S. 52—53), ist für den Entwicklungs¬
gang des Künstlers von besonderer Wichtigkeit. Auch
in dem Schlussabschnitte über »Dietterlin als Decorations-
und Tafelmaler« begegnet die gleiche sondernde Umsicht,
welche den ruhig und besonnen darstellenden Verf. nie
in einen hohlen panegyrischen Ton verfallen lässt, so
warm er sich sonst Dietterlins annimmt. Bei der Sauber¬
keit der Arbeitsmethode, welche alle Anerkennung ver¬
dient, sähe man an Stelle der unbestimmten Angabe
»Wieder an einen Vitruvianer, ich weiß nur nicht gerade
an welchen, schließt er u. s. w.« (S. 36) am liebsten
dessen Namen. Eine Abbildung der »Himmelfahrt des Elias«
ist dem "gut ausgestatteten Buche beigegeben.
Prag. Josef Neuwirth.
Der Kunstwart. VII, 1-3.
(1.) Erd mann, D. Gefühlswert d. Worte. — Hart, Sehn¬
sucht. (F. A.) — Gartelmann, Dramatik. (Lier.) — Neitzel,
Führer durch d. Oper. (Sohle.) — Freihofer, D. Münchner
Kunstausstellgen. 3. (4. in Nr. 2.) — (2.) Bie, Anregende Miss¬
verständnisse. — Lier, Schrr. üb. Dramatik u. Bühnen wesen. —
Hausegger, E. Mahnwort an uns. jungen Componisten. —
(3.) Xanthippus, Dramatik u. Theater. — Wichtigere Musik¬
aufführgen 51. — Verdi u. Wagner. — Credo e. deutschen Malers.
— Traudt, Z. Biographie d. Liedes. — In jeder Nr.: Lose Blätter.
St. Leopold-Blatt. VII, 10.
Marienbilder. Z. christl. Kunstsymbolik u. Ikonographie. —
v. Weißenbach, Holzbrandmalerei. — v. Kurz, Kunst-Sammlg.
d. Baron Weißenbach in Graz. — Btrge. zu e. Monographie des
Malers P. Troger. (Forts.) — Miscellen.
Neue Erscheinungen:
Falke J. v., Mittelalterl. Holzmobilar. 40 Taf. in Lichtdr. Wien,
Schroll. Fol. (11 S. Text) fl. 20.—.
Amelung W., Florentiner Antiken. München, Verl.-Anst. (43 S.)
fl. 1.50.
Ehrenberg Hm., Gesch. d. Kunst im Geb. d. Prov. Posen. Berl.,
Emst. (VIII, 204 S.) fl. 4.80.
Koopmann W., Entstehg. d. Kunstwks. Hamb., Gräfe. (188 S.)
fl. 1.44.
Sammelmappen, ornam. u. kunstgewerbl. IV. u. V. Serie:
M. zur Straßen, Spitzen d. 16.—19. Jhdts. 2 Thle. Lpz.,
Hiersemann. (ä Serie 25 Lichtdr.-Taf. m. 178, resp. 314 Mustern.)
ä fl. 18.—.
Länder- und Völkerkunde.
Cronau Rudolf: Amerika. Die Geschichte seiner Entdeckung
von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Eine Festschrift zur
vierhundertjährigen Jubelfeier der Entdeckung Amerikas durch
Christoph Columbus. 2 Bde. Leipzig, Abel & Müller. 1892. 4°.
(I. Bd. VIII und 480 S.; II. Bd. VI u. 531 S.) fl. 14.40.
Die Columbusfeier des verflossenen Jahres hat in
den verschiedenen Ländern Europas und Amerikas be¬
deutende wissenschaftliche Leistungen veranlasst. In
Deutschland verdient neben der Hamburger Festschrift
besonders das ganz eigenartige Werk des Reiseschrift¬
stellers R. Cronau die Beachtung der Gelehrtenwelt. Für
die Vorbereitung desselben hat der Verf. weder Geld
noch Arbeit gespart; viele Gegenden Amerikas hat er
selbst bereist und kurz vor Vollendung des Werkes
unternahm er (November 1890) eine längere Reise nach
Westindien, vorzüglich in der Absicht, um an Ort und
Stelle über manche wichtige Frage der älteren Entdeckungs¬
geschichte neues Quellenmaterial zu sammeln. Die Er¬
gebnisse seiner Studien und Forschungsreisen sind in
dem vorl. Werke niedergelegt.
Von der Vorzeit Amerikas ausgehend erörtert er
zuerst die Vorgeschichte des Landes und die damit
zusammenhängenden Fragen. Über den Ursprung der
amerikanischen Race spricht er in materialistisch-darwi-
nistischem Sinne und verwirrt durch Zugrundelegung
dieses philosophisch und naturwissenschaftlich ganz un¬
haltbaren Systemes die an und für sich schon schwierige
Frage in einer Weise, dass der Leser förmlich aufathmet,
wenn er sich durch dieses Labyrinth von Hypothesen
durchgearbeitet hat. Umso frischere und gesundere Luft
weht in den folgenden Capiteln über die Culturüberreste
der ursprünglichen Bewohner Amerikas. Hier bewegt sich
Cr. so recht auf seinem Gebiete. Einzelne Schilderungen
sind wahre Meisterstücke. Ohne die Schwächen der
amerikan. Cultur zu verhüllen, entwirft er ein erfreuliches
Bild von dem Leben und Treiben der wichtigsten Stämme
des fernen Erdtheiles und belebt dasselbe durch gut
ausgewählte Illustrationen, die er großentheils selbst nach
den in verschiedenen Museen der neuen und alten Welt
zerstreuten Stücken gezeichnet hat. Ein weiteres Capitel
leitet von den Ahnungen einer neuen Welt bei den
classischen Völkern Europas zur eigentlichen Entdeckungs¬
geschichte über. Beginnend mit den angeblichen und
wirklichen Fahrten der vorcolumbischen Zeit schildert Cr.
die einzelnen Reisen so, dass wir eingehend mit ihren
Ergebnissen bekannt werden. Leider können wir hier aus
dem reichen Inhalte nur weniges kurz besprechen.
Originell sind vor allem die Ausführungen über die
Guanahanifrage. Nach Cr. ist nicht Acklin-Island das San
Salvador des Columbus, wie mit Varnhagen manche Gelehrte
behauptet haben, oder eine andere Insel der Bahama-
Gruppe, sondern Watiing-Island. Auf Grund des besten
Kartenmaterials und eigener Forschung verficht der Verf.
die Ansicht: Die erste Landung des Columbus erfolgte
in der Bucht von Riding-Rock an der Westküste von
Watiing-Island (I, S. 212); von da unternahm der
Admiral eine Bootfahrt nach Nordosten, kehrte dann
wieder zu seinen Schiffen zurück, gieng gegen Südwesten
unter Segel und fuhr an der Nordküste von Rum Cay (von
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691
Nr. 22. — Oesterreichischbs Luteraturblatt. — II. Jahrgang.
692
ihm Santa Maria de la Concepcion genannt) entlang bis
an das Westende der Insel, die er an demselben Vor¬
mittage noch verließ in der Richtung nach Long Island.
Dort angelangt untersuchte er die West- und Südostküste
des langgestreckten Eilandes und nannte es seinem Könige
zu Ehren Fernandina. Vom Südostkap aus ließ er seine
drei Schiffe in verschiedenen Richtungen nach der von
den Eingeborenen Saometo genannten Insel absegeln; sie
trafen sich bei Bird Rock wieder und landeten an der
gegenüberliegenden Küste von Saometo (von Columbus
Isabella benannt, identisch mit Crooked Island). Die
weitere Fahrt gieng über die Isias de Arenas (Ragged
Island) nach Cuba. Von da an ist die Route der ersten
Reise festgestellt. Die Ausführungen Cr.’s fanden besonders
in Amerika ungetheilten Beifall; Prof. Ch. Kendall Adams
erklärt in seinem Werke »Christopher Columbus« durch
dieselben die Guanahani-Frage für gelöst.
Noch sicherer sind die Ergebnisse der Cr.’schen
Forschung über die jetzige Ruhestätte der Gebeine des
Entdeckers. Mit den Empfehlungen der deutschen Regie¬
rung versehen gelang es dem Verf., zu dem Bleisarge
in der Kathedrale von S. Domingo Zutritt zu erhalten,
um denselben mit Muße untersuchen zu können. Aus
den Inschriften des Sargdeckels und anderen nicht minder
klaren Zeichen ergab sich, dass die Überreste des großen
Entdeckers auch heute noch in der Kathedrale von
S. Domingo ruhen. Die Spanier brachten nicht die Ge¬
beine des Helden, sondern die seines Sohnes Diego am
20. December 1795 nach Havanna.
Die Charakterzeichnung des Columbus ist würdig
und maßvoll, nur hätten wir das religiöse Moment der
Wahrheit entsprechend etwas mehr betont.
Von den Nachfolgern des Helden behandelt der Verf.
im ersten Bande nur mehr Amerigo Vespucci, Vasco
Nunez de Balboa, Juan Ponce de Leon und den glor¬
reichen Eroberer von Mexico, Ferdinand Cortes. Die
übrigen spanischen Entdecker und ihre Thaten, sowie
die Seefahrten der Deutschen, Engländer, Franzosen und
in der neuesten Zeit der Amerikaner selbst, inwieweit
sie auf vollständige Erschließung des neuen Continentes
Bezug haben, schildert er im zweiten Bande, dessen Inhalt
ebenso mannigfaltig wie interessant ist. Die Großartigkeit
des Stoffes, das Anziehende der Darstellung, die schönen
Bilder, alles wirkt zusammen, um den Leser zu fesseln.
Nur wenige Stellen haben wir zu verzeichnen, die
nicht nur historisch unrichtig, sondern auch für Katholiken
verletzend sind. Es sind gemeiniglich die Stellen, wo der
Verf. auf kathol. Missionäre und kathol. Einrichtungen
zu sprechen kommt. Unrichtig ist z. B. II, 18 die Be¬
hauptung, dass die kathol. Mönche nichts gethan hätten,
um die Mayavölker aus dem Sumpfe des Aberglaubens
zu ziehen; ferner die Anklage S. 290, dass die »ebenfalls
am Pelzhandel stark betheiligten Jesuiten« das Unter¬
nehmen La Salles durch Intriguen aller Art zu vereiteln
gesucht hätten; unwahr und ungerecht sind die Ausfälle
über die Grausamkeit der »Henkersknechte des christ¬
lichen Mittelalters« S. 349 u. a. Unbillig erscheint es
uns auch, dass Cr. von den sclavenjagenden, halb-
verwilderten Paulisten in Brasilien wiederholt mit An¬
erkennung spricht, während er für die Verdienste der
kathol. Missionäre bei Erforschung Süd-Amerikas und
Brasiliens kein Wort hat.
Möge der gewandte Schriftsteller und treffliche Illu¬
strator auch in solchen Dingen sich ein unbefangenes
Urtheil wahren! Unnöthige und unwahre Seitenhiebe
wirken gewiss nicht förderlich für die weiteste Verbrei¬
tung des sonst so gelungenen Werkes.
Kalksburg. P. Alois Kroess S. J
Globus. LXIV, 18 u. 19.
(18.) Heinecke, D. Nationalitäten im preuß. Staate nach d.
Voikszählg. v. 1S90. — Schultheiß, Landsberg a. Lech. —
Förster, D. neue Friedensvertrag in Uganda. — D. russ. Thron¬
folger im Morgenlde. — Lüders, D. Fälschgen ethnogr. Ggstände.
— D. tibetan. Forschgen v. Sri Sarat Chandra Das. — (19.)
Thoroddsen, Forschgsreise auf Island. — Naumanns anatol. Reise-
vverk. — Kraus. Marteis Höhlenfahrten in Krain. — Bürchner,
D. Prasiäs-See in Makedonien. — Joest, E. chin. Colonie auf
europ. Boden.
Petermann's Mittheilungen. XXXIX, 10.
Wich mann, D. Binnenseen v. Celebes (mit Taf. 16). —
Bodenbender, D. Pampa-Ebene im O. d. Sierra v. Cordoba in
Argentinien. — Kl. Mitthlgen. — Geogr. Monatsber.; Litt.-Ber. —
Taf. 17: Langhaus, Btrge. z. Kenntnis d. d. Schutzgebiete. —
Ergänzgsheft Nr. lOf): Schott, Wissensch. Ergebnisse e. For¬
schungsreise z. See 1891 u. 1892.
Die kathol. Missionen. 1893, Nov.
Hillig, D. 3. Congress kath. Sioux-Indianer. — Le Roy,
Auf d. Kilima-Ndscharo. (Forts.) — Weishaupt, Sangamner u.
Akola. (Schl.) — Nachrr. aus d. Missionen. — Beil. f. d. Jugend.
Argo. II, 10.
Mül ln er, Reiseskizzen aus Italien. (Forts.) — Radies, Aus
d. Privilegienbuche d. Stadt Gottschee. — Bemalter Holzplafond
in Kuren. — Litteratur.
Der Gebirgsfreund. IV, 10.
H. G., Alpen u. Voralpen. — Ausflugsberichte. — Gedenk¬
feier an Gg. Krüger. — Allerlei.
Neue Erscheinungen:
Cvijic lv., D. Karstphänomen. Versuch e. morpholog. Mono¬
graphie. (Geogr. Abhdlgen. V, 3.) Wien, Hölzel. (114 S.) 11.2.40.
Hey G., D. slav. Siedelgen im Kgr. Sachsen m. Erklärg. ihrer
Namen. Dresd., Baensch. (V, 335 S.) fl. 3.60.
Warsberg A. Frh. v., E. Wallfahrt nach Dodona. Aus d. Nach),
hrsg. v. Jhs. Frischauf. Graz, Leuschncr & Lubensky. (Vll,
151 S.) fl. 2.10.
Capuana L., D. heut. Sicilien, üb. v. A. Ruhemann. Berl., Hüttig.
(99 S.) fl. 1.20.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Menzel Adolf, Dr., Prof, der Rechte: Die Arbeiterversicherung
nach österreichischem Rechte. Mit Berücksichtigung des
deutschen Reichsrechtes systematisch bearbeitet. Leipzig, Duncker
& Humblot, 1893. Gr.-8° (XIX, 504 S.) fl. 6.—.
Unsere Zeit steht unter dem Zeichen der Social¬
politik. Alle auf der Höhe der Cultur stehenden Staaten
suchen auf diese oder jene Weise dafür zu sorgen, dass
der Arbeiter in der Zeit der Krankheit, der Invalidität,
des Alters, kurz in der Zeit der Erwerbsunfähigkeit,
wenigstens vor der äußersten Noth geschützt wird. Es
unterliegt auch keinem Zweifel, dass der Staat die Be¬
rechtigung, ja höchst eigentlich die Verpflichtung hat,
für die Wohlfahrt seiner Unterthanen in gewissen Grenzen
zu sorgen. In der vollkommen richtigen Ansicht, dass
hier durch Gesetze und Verordnungen allein wenig ge¬
holfen ist, hat man denn auch den einzig richtigen
Weg erkannt und eingeschlagen, indem man durch
materielle Unterstützung und Förderung die socialen
Missverhältnisse und die traurige Lage der Arbeiter¬
bevölkerung zu lindern suchte. Diesem socialpolitischen
Bestreben verdankt die ganze neuere sociale Gesetzgebung
ihr Dasein. Deutschland gab sich in rascher Auf¬
einanderfolge das Krankenversicherungs-, Unfallver-
sicherungs-, Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz.
Ähnlich war der Entwicklungsgang auch in Österreich.
Die reichsgesetzlichen Vorschriften über Armenver-
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693
Nr. 22. — Oestbrrbichischrs Luteraturblatt. — II. Jahrgang
694
sorgung, enthalten im Heimatsgesetz vom 3. December 1863,
erwiesen sich mit der Zeit als nicht mehr ausreichend,
und so war es selbstverständlich, dass im Zusammen¬
hang mit der Reform der Gewerbeordnung auch auf eine
Verbesserung der Lage der Arbeiter hingewirkt wurde.
Gefördert wurden diese Bestrebungen vor allem durch
die segensreichen Einflüsse, die man bei den deutschen
Arbeitergesetzen zu beobachten Gelegenheit hatte. So kam
es, dass Österreich sich 1887 ein Unfallversicherungs¬
gesetz, 1888 ein Krankenversicherungsgesetz und 1891
ein Bergarbeiterversicherungsgesetz gab, ja dass man be¬
reits als nächstes Ziel die Einführung einer obligatorischen
Alters- und Invaliditätsvcisicherung der Arbeiter über¬
haupt, welche bisher nur für die Bergarbeiter bestand,
ins Auge gefasst hat.
Diese drei bisher erlassenen Gesetze finden in dem
oben genannten Werke eine sachgemäße, eingehende Be¬
handlung. Während die deutschen Arbeiterversicherungs¬
gesetze bereits erschöpfende und vortreffliche Commentatoren
und rechtswissenschaftliche Darstellungen gefunden haben
— wir erinnern nur an die eben im Erscheinen begriffenen
Werke von Rosin und Piloty —, bestand in dieser Hinsicht
in Österreich noch eine große und fühlbare Lücke, die der
Verf. mit dem vorliegenden Werke ausfüllen will und auch
ausfüllt. Da das Werk in gleicher Weise der Praxis wie
der Theorie dienen soll, musste seine Anlage dement¬
sprechend auch eine doppelte sein. Wir finden denn auch
auf S. 1 bis 46 eine vortreffliche rechtshistorische Ein¬
leitung, die uns in kurzen Zügen ein klares Bild von
Ziel und Entstehung der österreichischen Arbeitergesetze
gibt. Sodann werden in Buch I, S. 47 bis 206 die ge¬
meinsamen Grundlagen der Arbeiterversicherung — die
allgemeinen Lehren über die Rechtssätze, Rechtssubjecte,
Rechtsobjecte, über die Verwaltung und Rechtsprechung
des Versicherungsrechtes etc. — eingehend dargestellt und
dabei stets die eventuellen Abweichungen von den Grund¬
sätzen der deutschen A.-V.-Gesetze hervorgehoben und
besprochen. Mit Buch II beginnt dann gewissermaßen der
specielle Theil des Werkes, indem nunmehr zur Einzel¬
darstellung der Arbeiterversicherungsgesetze übergegangen
wird. Zuerst wird in S. 209 bis 351 das Unfallver¬
sicherungsgesetz behandelt und zwar in zwei Ab¬
schnitten: 1. das Versicherungsverhältnis, 2. der Ver¬
sicherungsanspruch. Aus der Behandlung dieses zweiten
Abschnittes möchten wir besonders die §§ 64 und 66
»Der Betriebsunfall« und »Der Betriebsunfall als Verun¬
glückung im Dienste« hervorheben, die geeignet sind, einmal
zu einer endgiltigen Interpretation des Begriffes »Betriebs¬
unfall« zu führen. Buch III bringt S. 355 bis 474 eine syste¬
matische und zugleich doch auch vielfach commentarische
Darstellung des Krankenversicherungsgesetzes.
Capitel 1 sagt uns, wer überhaupt zu den versicherungs- |
pflichtigen Personen zählt; Capitel 2 gibt eine Darstellung !
der Bezirkskrankenkassen als Träger der Krankenver- j
Sicherung in erster Linie; Capitel 3 orientiert über
die sonstigen Träger der Krankenversicherung, wie Be- j
triebs-, Bau-, Genossenschafts- und freien Krankenkassen;
Capitel 4 endlich spricht von den Wirkungen des Ver¬
sicherungsverhältnisses auf Seiten des Arbeitgebers.
Während nun der 1. Abschnitt des III. Buches das
Versicherungs verhältni s zur Darstellung bringt, lernen
wir im 2. Abschnitt den Versicherungsanspruch kennen.
In 3 Capiteln werden Subjecte und Voraussetzungen
der Versicherungsansprüche (1. Cap.), Inhalt der Ver¬
sicherungsansprüche (2. Cap.), Verhältnis der Kranken¬
versicherungsansprüche zu sonstigen Ansprüchen (3. Cap.)
dargestellt. Auch auf dieses 3. Capitel möchten wir als
besonders instructiv und feinsinnig ausgearbeitet hin-
weisen. Das IV. Buch endlich, S. 477 bis 498, macht uns
mit den Grundsätzen der »Versicherung der Berg¬
arbeiter« bekannt. Auch hier wird zuerst das Ver¬
sicherungsverhältnis (die versicherten Personen; die
Bruderladen als Träger der Versicherung; die Wirkungen
des Versicherungsverhältnisses) und in einem 2. Capitel
der Versicherungs anspruch dargestellt. Beigegeben ist
ein systematisches und ein alphabetisches Inhaltsver¬
zeichnis.
Wenn Österreich in der nächsten Zeit auch ein
Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz erhält, so
wünschen wir nur, dass auch dieses Gesetz dann einer
gleichen Darstellung und Bearbeitung vonseiten des
Verf. des vorliegenden Werkes gewürdigt werde.
Nürnberg. Dr. Hs, Th. Soergel.
Jahrbücher f. Nationalökonomie u. Statistik. 3. F., VI, 2 u. 3.
(2) V arg es, Z. Entstehg. d. deutschen Stadtverfassg. —
Körösi, Üb. d Berechng. e. internat. SterbUchkeitsmaßes. —
v. Rohrscheidt, Unter d. Zunftzvvange in Preußen vvährd. d.
18. Jhdts. — Greift, D. 2. Lesg. d. Entwurfes e. a. b. G.-B. f. d.
D. Reich (Forts.) — (3.) Westergaard. Alte u. neue Messgsvor-
schläge in d. Statistik. — Heiligenstadt, Btrge z. Lehre v. d.
auswärt. Wechselcursen. — Liessc, D. franz. Finanzgesetzgebg.
v. 1882 —92. — Ramsperger, E. Hypothekarreform in d. Schweiz.
— D. Wirtschaft!. Gesetzgebg. Österr.-Ungarns i. J. 1892. —
Hampke, Ergebnisse d. obligntor. Unfallversicherg. in Deutschld.
f. d. ersten 5 Jahre ihres Bestehens. — In jedem Heft: Miscellen.
Sociaipoiit. Centralblatt. III, 5. u. 6.
(5.) Schöner, D. Arbeiterverbände in Sicilien. — Braun.
D. Socialpolitik d. Reichspostverwaltg. — E r 11, D. Verschuldg.
d. landwirtsch. Grundbesitzes in Österreich. — Low, Belg. Ar-
beiterverhältnissc. — Congress d. dtsch. Socialdemokratie. —
(6.) Heinemann, Entwurf zu e. Schweiz. Strafgesetzbuch. —
Schiff, D. Vertheilg d. österr. Grundsteuer. — Lux, D. socialpol.
Wirkgen d. neuendtsch. Arbeiterschutzgesetzes. — Gewerbegerichte.
Centralblatt f. Rechtswissenschaft. XIII, l u. 2.
Besprechungen: 1. Allgem., 2. Rechtsgesch., 3. Privat-.
4. Handelsrecht, 5. Gerichtsverfassg. u. Civilprocess, 6. Straf-.
7. Kirchen- u. Ehe-, 8. Staats- u. Verwaltgs-, 9. Internat. Recht,
10. Hilfswiss. — Zeitschr.-Überschau. — Bibliograph^.
Neue Erscheinungen:
Diez G., Üb. d. rechtl. Natur d. Grundstückszusammenlegg u. d.
Fortführg. d. Grund- u. Hypothekenbücher im Falle e. Zuslegg
d. Grundstücke. Berl., Liebmann. (VI, 65 S.) fl. —.90.
Muttermilch L., Credit Foncier de France u. s. Bedeutg. f. d.
landw. Grundcredit in Frkrch. Lpz. (157 S.) fl. 1.50.
Wicksell Kn., Üb. Wert, Kapital u. Rente nach d. neueren
nationalökon. Theorien. Jena, Fischer. (XVI, 143 S.) fl. 1.80.
Zrodlowski F., Entwurf e. bürg. G.-B. Prag, Dominicus. (186 S.)
fl. 2 . 88 .
Barazetti C., D. Personenrecht m. Ausschl. d. Familienrechts
nach d. Code Napoleon u. d. bad. Landrecht. E. Lehr- u. Hand¬
buch. Karlsr., Lang. (XXXII, 432 S.) fl. 4.80.
Lehr Jul., Grundbegriffe u. Grundlagen d. Volkswirtschaft. Z.
Einführg. in d. Studium d. Staatswiss. Lpz., Hirschfeld. (XIV,
375 S.) fl. 5.40.
J aeger Ed., D. Vorkaufsrecht nach gemeinem Rechte. Marbg.,
Ehrhardt. (IV, 140 S.) fl. 150.
Rascher J. M. v., D. Schweizer Staat u. Preußen-Deutschld.
Freistaat u. Königthum. Berl., Puttk. & Mühlbrecht. (VIII,
188 S.) fl. 1.50.
Naturwissenschaften. Mathematik.
Hamann Otto, Prof. Dr.: Professor Ernst Haeokel In Jena
und seine Kampfweise. Eine Erwiderung. Göttingen, Rob
Peppmiiller, 1893, Gr.-8°. (VIII u. 55 S.) fl. —.72.
Die Veranlassung dieser Broschüre ist unseren Lesern
aus den Notizen in Nr. 5 und 20 des »Österr. Litteraturbl.«
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695
Nr. 22. — Okstkrreichischks L fiter atu rblatt. — II. Jahrgang.
696
II. Jhg., bekannt. Nach dem verurtheilenden Verdict, das
das Schöffengericht in Jena über Haeckel gefällt, hat der
Beleidigte es unternommen, nun auch vor der wissen¬
schaftlichen Welt seine durch Haeckel gröblich an¬
gegriffene Ehre zu rehabilitieren. Er hat es aber nicht
dabei bewenden lassen, blos pro domo sua zu sprechen,
sondern er hat dadurch, dass er auch die Fehden, welche
der Jenenser Naturforscher mit His, Rütimeyer, Hensen,
Bastian, Semper und Kossmann, dann in Sachen der
Plankton-Expedition bestanden (oder eigentlich nicht be¬
standen) in den Bereich seiner Darstellung gezogen hat,
seiner Schrift eine über den personellen Charakter weit
hinausreichende Bedeutung verliehen. Ergibt sich aus den
genannten Fällen zur Evidenz, dass Haeckel wiederholt
bewusste Fälschungen begangen und dass er, darob von
ernsten Forschern zur Rede gestellt, keine andere Ver¬
teidigung hatte als grobe Beschimpfungen seiner wissen¬
schaftlichen Gegner, so wird von Hamann durch Ver¬
öffentlichung von Briefen Haeckels nun auch die Doppel¬
züngigkeit dieses »Vorkämpfers gegen das Christenthum« in
helles Licht gestellt.
Wien. Kress.
Zoolog. Jahrbücher. VII, l u. 2 .
(1., Abth. f. Anatomie u. Ontogenie:) Köhler, Btrge z.
Anatomie d. Gattg. Siphonaria. — Plate, Studium üb. opistho-
pneumone Lungenschnecken. — (2. Abth. f. Systematik, Geogr. u.
Biologie:) Bürger, Südgeorg, u. a. exot. Nemertinen. — Bo-
veri, D. Genus Gyractis e. radial.-symmetr. Actinienform. —
— Lauterborn, Btrge z. Rotatorienfauna d. Rheins u. Altwasser.
— Nalepa, Katalog d. bisher beschrieb. Gallmilben, ihrer Gallen
u. Nährpflanzen. — Gadow, Notes on the Fauna of North Western
Spain. — Suppl.-Heft 3: Monticelli, Studii sui Trematodi
endoparassati.
Meteorolog. Zeitschrift. X. (XXVIII), 10.
Schreiber, D. klimat. Grundgleichgen d. Kgr. Sachsen. —
Liznar, Z. Kenntnis d. tägl. Periode d. Erdmagnetismus. — Kl.
Mitthlgen u. A.: Erk, K. Lang f. — Hegyfoky, Luftströmg
zu Karlsburg. — Herve Mangon’s meteorol. Boobachtgen zu
Brecourt Manche. — Thau u. Reif. — Meteorol. Beobachlgen in
Klein Popo u. Sebe. — Z. Klima d. brit. Colonie am Gambia.
Naturwissenschaft!. Wochenschrift. VIII, 39—43.
(39.) F au veile, D. Transformation d. Pflanzenwelt. —
XXIV. Deutscher Anthropologen-Congress in Göttingen u. Hanno¬
ver v. 5.—9. August 1893. — (40.) Neue Beobachtgen üb. Höhlen
d. Schwab. Alb. — Potonie, Kützing, e. Vorgänger Darwins.
— Rauer, Üb. d. Giftigkt. d. Exspirationsluft. — (41.) Giard,
Lamarcks Theorie u. d. Vererbg. körperlicher Abändergen. —
N e h r i n g, Raupenfraß am Knieholz. — H ä p k e, Üb. Selbstentzündg.
v. Schiffsladgen. — (42.) Lucks, Üb. d. Ursachen d. natürl.
Todes. — v. Nägeli, »Oligo-dynamische Erscheingen« in leben¬
den Zellen. — C. M., D. Vorkommen d. Fadenwurms b. Ziegel¬
arbeitern b. Berlin. — (43.) Werner,E. Reise z. Chicag. Weltausst.
— Thomae, D. Bildg. d. Eiweißkörper in d. Pflanze.
Neue Erscheinungen:
Fletcher L., Die opt. Indicatrix. E. geometr. Darstellg. d. Licht-
bewegg in Krystallen. Üb. v. H. Ambronn u. W. König. Lpz.,
Barth. (IX, 69 S.) fl. 1.80.
Hecht B., Anleitg. z. Krystallberechng. Ebd. (V, 76 S.) fl. 1.80.
Goursat E., Vorlesg. üb. d. Integration d. part. Diff.-Gleichgen
1 . Ordng., bearb. v. C. Bourlet, deutsch v. H. Moser. Lpz.,
Teubner. (XII, 416 S.) fl. 6.—.
Lie Sophus, Vorlesgen üb. continuierl. Gruppen m. geometr. u. a.
Anwendgen, bearb. v. Gg. Scheffers. Ebd. (XII, 810 S.) fl. 14.40.
Löwl Fd., D. gebirgsbildenden Felsarten. E. Gesteinskde f. Geo¬
graphen. Stuttg., Enke. (159 S.) fl. 2.40.
Scheffler Hm., D Äquivalenz d. Naturkräfte u. d. Energiegesetz
als Weltgesetz. Lpz., Foerster. (XXV, 585 S.) fl. 5.40.
Tschirch A. u. O. Oesterle, Anatom. Atlas d. Pharmakognosie
u. Nahrgsmittelkde. (ln c. 20 Lief.) 1. Lief. Lpz. Weigel. (IV,
20 S.) fl. — 90.
Militärwissenschaften.
Dangelmaier Dr. Emil, k. u. k. Major-Auditor: Militär¬
rechtliche und militär-ethische Abhandlungen. Wien und
Leipzig, W. Braumüller, 1893, Gr.-8°. (VIII u. 231 S.) fl. 2.60.
Der Verf. ist von seinen Bemühungen, das ziemlich
exclusive Gebiet des Militärrechtes weiteren Kreisen zu¬
gänglich zu machen, längst auf das vortheilhafteste be¬
kannt. Seinen diesbezüglichen Bestrebungen nachaltigere
Wirkung zu verleihen, ist offenbarer Zweck der vor¬
liegenden Sammlung einer Reihe von Aufsätzen, welche
dieser Schriftsteller im Laufe der letzten zehn Jahre in
verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht hat. Über wich¬
tige Partien des geltenden österreichisch-ungarischen Straf¬
rechtes enthält das Buch in dogmatischer, rechtshistorischer
und rechtsvergleichender Beziehung recht nützliche Aus¬
führungen. Von unmittelbar praktischem Interesse sind
insbesondere die Capitel über Waffengebrauch und Ehren-
nothwehr, sowie über die strafrechtliche Bedeutung des
militärischen Befehles de lege lata und der Artikel über
militärischen Landesverrath auch de lege ferenda.
Daran reihen sich zweckmäßige Erörterungen über den
Einfluss des militärischen Subordinationsverhältnisses bei
Ehrenhändeln, über die Mitwirkung des combattanten
Officiers im Militar-Strafprocesse, über die Grenzen des
Disciplinar-Strafrechtes, über administratives Ersatzver¬
fahren und über Kriegsgefangenschaft. In rechtsphilo¬
sophischer Beziehung bietet das Buch minderes Interesse.
Korwin, Maj. Aud.
Schöne Litteratur. Varia.
D o m a n i g Karl: Kleine Erzählungen. Mit Zeichnungen von
Philipp Schumacher. Innsbruck, Wagner'sche Universitäts-
buchhandlung, 1893. 8°. (VII u. 133 S.) fl. —.80.
Sechs innig erzählte und lieblich ausgestattete Ge¬
schichten: 1. Wie ein allzu bedenklicher Bräutigam durch
eingetretene Schwierigkeiten zur glücklichen Entscheidung
kommt. 2. Überschwängliche Hoffnung, Enttäuschung
und Läuterung eines Schatzgräbers. 3. Wie ein echter
Tausender als falscher Hunderter zurückgewiesen wird,
einen Process und schließlich eine Heirat stiftet. 4. Wie
rechte Weltleute auch ein Stück Klosterleben mitmachen
können. 5. Wie das Gebet einer Mutter in höherem
Sinn erhört wird, als es gemeint war. 6. Wie sich
zwei Freunde, ein Arzt und ein Geistlicher, gegenseitig
curieren.
Lauter wahre, geschehene Geschichten, nichts Ge¬
machtes, Ersonnenes, Ausgeklügeltes, Abgezwecktes. Und
so ist es recht. Die Novelle soll ihrem ästhetischen
Charakter wie ihrem historischen Ursprung nach nichts
anderes sein als eine denkwürdige, sinnvolle Begebenheit,
knapp und kernig erzählt. Das ist wahrer Realismus.
Die sonst beliebte Problemdichterei wird dagegen immer
unwahr und falsch bleiben, mag sie auch um einen er¬
logenen Kern noch so viel naturalistisches Detail anhäufen.
Die volksthümliche tirolische Redeweise, die manchmal
angeschlagen wird, wirkt so anmuthend, dass man sie
gerne durchgehender hören möchte, wenn auch nicht
immer im dialektischen Ausdruck, so doch im Satzgefüge.
Wien. R. Kralik.
Deutsche Rundschau. XX, 2.
Lindau R., D. Flirt. Nov. (Schl.) — Hanslick, Aus m.
Leben. I./VlII. — Busolt, Üb. d. ggwärt. Bedeutg. d. Inschrr.
als Quellen f. d. griech. Gesch. — v. Hirschfeld, E. Staatsmann
d. alten Schule. (Leop. v. Plessen.) II. — Suphan, Ilmenau. —
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697
Nr. 22. — Obsterrrichischbs LitteraturbijAtt. — II. Jahr0ano.
698
Hübner, D. Jhdt, d. Velazquez. I./III. — Politische Rdsch. —
R. v. Ihering f. — Tönnies, Z. soc.-pol. Litt. — Litterar.Notizen.
Nord U. Süd. Jhg. XVII, Bd. 67, Heft 200.
Koppel-Ellfeld, D. Feuertaufe. Festspiel. — Münz, Jak.
Frohschammer, d. Philosoph d. Weltphantasie. (Schl.) — Fuld,
D. Wucher u. s. Bekämpfg. — Thomassin, Jeanne d’Arcs
seelisches Leben. Neue psycholog.-histor. Forschgen. — Fürst,
D. Kommabacillus in Wasser u. Eis. — Dohm Hedw., Werde,
die du bist. Nov. (Schl.) — Simson, D. Antheil. d. Frauen an
d. Weltausst. in Chicago. II. — Bibliographie.
Deutsche Revue. XVIII, 1893, Nov.
Aus dem Leben Kg. Karls v. Rumänien. XXII, — West-
kirch, Diebe. Novelle. I. — Blind, E. Franzose vor 300 J. üb.
Russld. — v. Poschinger, Lothar v. Bücher. VI. — Tille,
Brit. u. deutsche Universitäten. II. (Schl.) — v. Zech, E. Spazier¬
fahrt durch d. Meer. — Hirzel, Ungedr. Briefe an G. A. Reimer. II.
(Schl.) — Wiedemann, 16 J. in d. Werkstatt L. v. Rankes. XV.
(Schl.) — Naturwiss. Revue. — Litterar. Berichte.
Deutscher Hausschatz. XX, l.
Herbert, Jenseits v. Gut u. Böse. Nov. — Hochländer,
Gaslicht u. elektr. Licht. — Kerner, D. Stadtschreiber v. Köln.
— May, D. Felsenburg. Reiseerzählg. — F. W. Weber, Der
Gladiator. — Schmitz, Üb. Vegetarianismus. — v. Wickede,
Lübeck. — Prof. Dr. Hm. Zschokke. — Zingeler, D. Badwesen.
— Meistermann, Aus d. Sternenwelt. — D. 1 . Tiroler Landes-
ausst. 1893. — Prinz Joh. Gg. v. Sachsen u. Prinzess Marie
v. Württemberg. — Für d. Frauenwelt.
Alte u. Neue Welt. XXVlll, 2 .
v. Neidegg, Am Glück vorbei. Roman. — Nagele, Sym¬
bolik d. Träume. — Grienz, Wie Welten entstehen und vergehen.
— March, D. Reise nach Eureka. — Stein, Die Opiumraucher.
— Holly, Auf d. Friedhofe zu Frankfurt a. M. — Ed hör,
»Geblendet«. — Sternberg, Pump- u. Borggeschichten. — Ge¬
dichte v. Emmy Giehrl, Dr. B., M. Herbert. — Für d. Frauen
u. Kinder. — Rundschau.
Kathollsohe Warte. IX, 8 .
Maurer, G. R. Donner. — Hirschfeld, E. ehrl. Name.
Erz. — Schlegel, Träume. — Frohn, Falsch speculicrt —
Gedanken üb. d. Form d. christl. Poesie. — v. Pelz ein, Christi.
Liebe. Erz. — Suren, D. Jongleur v. Notre-Dame. E. Marion-
Legende. — Kath. Chronik, Litteratur etc. — Gedichte v. Pesen-
dorfer, Walther, K. Landsteiner, Gorbach, Pecka.
Prochaska'9 Illustrierte Monatsbände. V, 3 u. 4.
(3.) CI. v. Glümer, Dünninghausen. Roman. (Forts, in
Bd. 4.) — Klopfer, Die Marchesa Colonna. — Habicht, Eine
fi anzös. Mutter. — Seel mann, Uns. Mundhöhle. — Greutinger,
3 Alpenpässe. -- Kätscher, D. Menschenfreund Bamardo. —
v. Muyden, Eisen u. Stahl. — Olinda, Von Nicaragua nach
S. Jose in Costarica. — Schläger, D. Kampf gg. d. Crinoline.
— Münz, Hamerlings Aphorismen üb. d. Frauen. — (4.) Witten¬
berg, Chr. Seb. Biedermann. — Schlegel, An d. ob. Vellach.
— Seel mann, Straüenhygiene. — Peter, Burg Karlstein in
Böhmen. — Münz, D. romant. Liebe u. d. Genies derselben. —
Hopp, Vom schwarzen Menschenbruder. — Jcntsch, D. Tumulto
de’Ciompi in Florenz. — Miscellen.
Illustrierte Zeitung. Nr. 2624—2626.
(2624.) Platter, D. A. Hoferfest in Innsbr. — Ders., Für
d. Mutter Gottes. — D. Untergg. d. russ. Monitors Russalka. —
Von d. Weltausst. in Chicago. — Heil mann, Aus d. Ennsthaler
Alpen. — Brandt, Aufforderg. z. Kampf. — Weinberg, Photo¬
graphien d. Staubes. — Vely, Standesgemäß. (Schl, in Nr. 2625.)
— Luise v. Francois. — (2625.) Dittrich, Z. Militär-Dienstjub.
d. Kg. Albert v. Sachsen. — Fendler, D. Kaiser Friedrich-Denkmal
in Elberfeld. — Körner, D. neue Generalstabs-Chef d. französ.
Armee. — D. Stammbg. d. Hunyade in Siebenbürgen. — Vogel,
Z. 150j. Jub. d. Gcvvandhausconcerte in Leipzig. — Beseke,
Vom Nordostsee-Canal. — (2626.) D. Russenfeste in Toulon und
Paris. — Prinz Friedr. v. Hohenzollern. — Keil, D. Enthüllg. d.
Ks. Wilhelm-Denkmals in Bremen. — Aus d. diesjähr. Internat.
Kunstausst. in München. II. — Körner, Mac Mahon. — Vogel,
Ch. Gounod. — Treibjagd auf Gemsen. — Schoepp, Erlöst.
Erz. — In jeder Nr.: Wochenschau, Mannigfaltigkeiten, Culturg.
Nachrr., Moden etc.
Przeglqd Powszechny. XL, 119.
Badeni, Priester K. Antoniewicz. I. Im Kreise d. Familie.
— Zaborski, D. Buddhismus. (Schl.) — Kraszewski, Aus d-
Geschichte e. hohen Familie. — Czavkowski, Copernicus’ Ver.
dienst um d. Philosophie. — Kraskowski, Aus naher Vergght.
Bruchstücke aus e. Tagebuch. I. Im Kerker. — Litterar. Rdsch.
— Berichte aus d. Gebiete d. Religion, Wiss. u. Gesellschaft.
Osveta. XXIII, ll.
Srb, L. Kossuth u. d. böhm. Frage i. J. 1871. — Heyduk,
D. Mühlbauer. (Forts.) — Touzimsky, D. Werk Schmerlings.
IV. V. — Jakubec, J. Kollar in Jena. (Forts.) — Kali na, E.
unsterbl. Skeptiker: Taine. (Forts.) — Zäkrejs, M. Hornik.
Erinnergen e. sloven. Jubilars. — Doubek, Im dunklen Welttheil.
(Schl.) — Klostermann, Fürs Glück. (Forts.) — Bucovski,
Frieden — Krieg. — Zäkrejs, Neue Litt.: Märchen.
Neue Erscheinungen:
Kralik R., Offenbarung. Episteln u. Elegien 2. Aufl. Wien, Konegen.
131 S ) fl. —.50.
Marriot Emil, Moderne Menschen. Roman. Bert, Freund & Jeckel
(186 S.) fl. 1.80.
Reischl Jos., Aus da Hoamät. Bilder aus d. Natur- u. Volksleben
d. Innviertcls. Hrsg. v. Zötl, Mattosch u. Commenda. Linz,
Mareis. ( VII, 83 S.) fl. 1.—.
Weigand, Rügelieder. München, Lukaschik. (144 S.) fl. 1.20.
Bor mann Gg., Am Hofe zu Mailand. E. Gesch. aus d. Renaiss.-
Zeit. Berl., Gebr. Paetel. (218 S.) fl 2.40.
Ebner-Esch e nbach M.v., Glaubenslos? Erz. Ebd. (221 S.) fl. 1.80.
Heigel C. v., Heitere Erzählgen. Ebd. (V, 201 S.) fl. 2.40.
Torresani C. Bar., Ibi ubi. Ernste u. ausgelassene Soldaten¬
geschichten. Dresd., Pierson. (VII, 310 S.) fl. 2.40.
Das Istituto Austriaco di studii storici in Rom.
Von Dr. A. Starzer in Rom (dz. Wien).
II.
3. Unter die Publicationen des Instituts ist auch zu zählen
der Liber diurnus Komattorum pontificum . Ex unico codice Vati¬
cana denuo edidit Th. e. ab Sickei. Consilio et impensis Academiae
litterarum Caesareae Vindobonensis. Wien, Gerold. 1889. 8°. XCLVI
und 220 S.
Wie schon der Titel sagt, ist hier nicht unbekanntes Ma¬
terial publiciert. Bereits im Jahre 1680 hatte der Jesuit Garnier
eine Ausgabe des Liber diurnus veranstaltet, nicht aber nach der
Vaticanischen Handschrift sondern nach einer Pariser. Streng ge¬
nommen ist auch diese Publication nicht die erste des L. d.,
denn bereits 1646 war von dem deutschen Convertiten Lucas
Holste (Ilolstenius), Präfect der vaticanischen Bibliothek, mit der
Drucklegung der römischen Handschrift des L. d. begonnen. Sie
befand sich damals im römischen Kloster S. Croce in Gerusalcme. *)
Bis zur Formel 84 war der Druck bereits vorgeschritten, als die
Censur das Weitererscheinen hinderte. In dieser Formel wird näm¬
lich P. Honorius I. als Begünstiger der monotheletischen Ketzerei
genannt. Alle Bemühungen Holste’s, seine Ausgabe frei zu be¬
kommen, blieben erfolglos, und als nach seinem Tode 1662 unter
seinen hinterlassenen Papieren der versprochene Commentar zu
den anstössigen Stellen sich nicht fand, schrieb Cardinal Bona
auf das ihm zum Gutachten vorgelegte Exemplar: »post Lucae
Holstcnii mortem notae , quas promisit , nullibi inventae sunt; et
cum in professione fidei etecti pontificis damnetur Honorius papa
ideo , quia pravis haereticorum assertionibus f omentum impendit ,
si verba deiineata sint vere in authographo nec ex notis apparere
possit quomodo huic v ulneri medicinam affe rat, praestat non di -
vulgari opus.t
Dieser Angelegenheit bemächtigten sich die Verfechter der
gallicanischen Kirchenfreiheit, bestens unterstützt von den deut¬
schen Protestanten. Da liess Garnier die bereits erwähnte Edition
des L. d. 1680 erscheinen nach einer Pariser Handschrift (bis
1764 im Besitz des Oolleg von Clcrmont, daher von Sickel C
benannt), und nun war das so lang gehütete Geheimnis preis-
gegeben. Garnier wurde zur Verantwortung nach Rom berufen,
starb aber auf der Reise zu Bologna. Fünf Jahre später konnte
der Benedictiner Mabillon ungeahndet in seinem Museum Italicum
die Collation der römischen Handschrift mit Garnier veröffent¬
lichen und auch gegen Schöpflin fand die Curie keinen Grund
einzuschreiten, als dieser einige Jahrzehnte später den L. d. publi-
cicrte. Die Ausgaben genügten, trotzdem in ihnen die Ordnung
der Handschrift zu Gunsten eines selbst erfundenen Systems von
den Herausgebern geändert war. Im vorigen Jahrhundert gedachte
Baluze den I.. d.neu herauszugeben, doch die Publication unterblieb.
Ein ähnliches Schicksal hatte die von Zaccaria geplante.
In der josefinischen Zeit erschienen zwei Nachdrucke und erst 1846
erschien eine neue Ausgabe durch Pitra in Mignes Patrologia.
Doch dem wissenschaftlichen Interesse war nicht Genüge getlian.
*) Heute befinden .sich die Handschriften dieses Klosters zum grössten
Theil in der Bibi. Naz. Vittorio Emanutle in Rom unter dem Titel M**»-
seritti dtlla biblicteca Sessoriann.
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Nr. 22. — Orstbrrbichischbs Litteraturblatt.
II. Jahrgang.
700
Da erschien 1869 die Ausgabe von Roziere, der den Codex C nicht
benützen konnte, da er verschollen war und blieb bis auf den heu¬
tigen Tag, ferner auch die Handschrift von S. Croce, welche mittler¬
weile in den Vatican gekommen war, daher V genannt, nicht cinsehen
durfte. So musste sich Roziere mit der Collation begnügen, welche
Daremberg und Renau angefertigt hatten in den Tagen, als die franzö¬
sischen Truppen Pius IX. Rom wiedergewannen. Durch einen
Zufall sah Sickel V |vgl. Mittheilungen Bd. 4, S. 92) und bald
darauf übernahm Diekamp eine neue Herausgabe. Doch noch ehe
die Vorarbeiten vollendet waren, erlag Diekamp fern von der
Heimat und den Seinen einer tückischen Krankheit. Da niemand
zur Arbeit sich bereit fand, nahm S. den Plan auf, den K. d. auf
Grundlage der Handschrift V und mit Berücksichtigung der übrigen
Überlieferung herauszugeben. Die Handschrift C konnte nur in¬
soweit herbeigezogen werden, als sie durch Baluze bekannt war.
Ihre Varianten, sowie die der Editio princeps (Holste-Mabillon)
und der Ausgaben von Garnier und Roziere wurden sämmtlich
aufgenommen. Sie sind in die Noten verwiesen, an deren Kopf
bei jeder Nummer die Concordanz mit C und den älteren Aus¬
gaben steht. Emcndationen wurden nur sehr wenige vorgenommen
und anscheinende sprachliche und grammatikalische Verstöße der
Handschrift sind als damals übliche Spracheigentümlichkeiten
durch gleichalterige Aktenstücke belegbar. Auf die Richtigkeit des
Textes hat Sickel. unterstützt von den Mitgliedern des Istituto
die größte Mühe verwendet, und selbst als die Ausgabe schon
vollendet war, wurde eine nochmalige Textrevision vorgenommen
(vgl. Mitth. Bd. 10, S. 468). Erhebliche Änderungen hat sie nicht
gebracht. Hat sich S. betreffs des Inhaltes streng an seine Vorlage
gehalten, so that er cs nicht weniger betreffs des Umfanges;
während noch Roziere eine Reihe von Formeln anfügt, die im
L. d. nicht überliefert sind, hat S. weder etwas weggelassen noch
etwas hinzugefügt.
Dem Texte geht eine Einleitung voraus, in der den litterariseh-
bibliographischen Ausführungen Rozieres das Schicksal von V
seit dem 17. Jahrhundert und das Verhältnis der Herausgeber zu
demselben hinzuzufügen war. Zu neuen und sicheren Ergebnissen
ist S. gelangt in der so wichtigen Frage über die Entstehung und
das Alter der Formelsammlung und deren Hdschr., über den
Charakter und die Benutzung des Buches. Das Nöthige ist in der
latein. Vorrede dargelegt, während die umständliche Beweisführung
als Prolegomena zum L. d. in den S.-B. der k. Ak. der Wiss.,
phil.-hist. Cl. Bd. 117, Abh. 7 u. 13 erschienen sind. Nach S.’s
Ausführungen ist der Codex nicht später als zu Anfang des
9. Jhdts. geschrieben. Entstanden ist er allmählich: es lassen sich
zwei Sammlungen unterscheiden. Die erste umfasst die Formeln
1 bis 63. Sie bilden ein zusammengehöriges Ganzes, in dem die
Formeln systematisch gruppiert aneinander gereiht sind: Bischofs¬
ordinationen, Kirchen- und Altarweihe, Verwaltung der Kirchen¬
güter, Palliumsverleihung, Papstwahl, Klostergründung u. s. w.
Die im Laufe der Zeit als nothwendig sich herausstellende Er¬
gänzung wurde in einer durch den Zufall bestimmten Reihenfolge
als Appendix I. (Formel 64 bis 81) eingefügt. Die Collatio II
(Formel 82 bis 99) enthält zwei Gruppen unter sich zusammen¬
hängender Formeln. Hier treten die Privilegia hervor. Ein Thcil
wiederholt bereits in Collectio l behandelte Agenden, aber den
durch die Zeit geänderten Verhältnissen ist durch Umgestaltung
von Fassung und Wortlaut Rechnung getragen. Handschrift C
fügt als Appendix II. noch die Formeln 100 bis 106 hinzu, sämmt-
liche jünger als die in V enthaltenen. Für die Collectio 1. ergibt
sich als Zeit der Sammlung (aus Nr. 60) die unmittelbar auf 625
folgenden Jahre. Die Collectio II. entstand (nach Nr. 82 und ihrer
Veränderung in C) während der Pontificate Hadrian 1. (773—795)
und Leo III. (795 — 816). In der Zwischenzeit entstand Appendix 1.
S.’s Ansicht über die Entstehungszeit stehen schroff gegenüber die
Resultate Duchesne’s (in Bibliotheque de l'ecole des chartes 1891,
LII, 1 und 2). Duchesne setzt die Originalredaction der wichtigsten
Theile des L. d. in die auf 682 folgenden Jahre und will nur
zugeben, dass die Formeln 86 bis 99, also die allerletzten von V.,
zu Hadrian I. Zeit gesammelt worden sind, wenngleich auch von
diesen einzelne auf frühere Zeiten zurückgehen mögen. Hartmann
zeigte (Mitth. Bd. 13, S. 239 ff.), dass Duchesne keine Argumente
vorgebracht hat, die veranlassten, die Einthetlung S.’s aufzugeben.
In der Praefatio weist S. bereits darauf hin, dass der L. d ein
oflicieiies Kanzleibuch war, was Card. Pitra in den Analccta
novissima bestritt. S. hat als Gewährsmann Deusdedit, der
ci 1 f Formeln des L. d. in seine Canones-Samtnlung aufnahm.
(Über die Benützung des L. d. durch Deusdedit ist noch ein
Prolegomenon zu erwarten.) Bald nach Deusdedit, bei dem der
jetzt so gebräuchliche Name für diese Formelsammlung sich zuerst
findet, kam der L. d reifer Gebrauch. Bezeichnend :«t, dass V
nur sehr alte Correcturen und Vermerke des 9. Jhdts. aufweist
und dann erst wieder solche des 17. Jhdts. Gleichfalls in den
Proleg. erwarten wir noch Aufschluss über die Verwendung des
L. d. in der Kanzlei. Da der L. d. keinen Prologus hat, so wird
dies nicht anders zu erweisen sein als durch eine statistische
Zusammenstellung der mit wörtlicher oder freier Benutzung der
Formeln verfassten päpstl. Urkk. Erleichtert wird diese Zusammen¬
stellung durch das der Edition beigegebene Register. Dasselbe
erstreckt sich nicht nur auf die Eigennamen, sondern auf den
ganzen Sprachgebrauch, Wortschatz, Phraseologie und Grammatik
der Formeln. Verfasst wurde dieser Index grammaticus, elocutionis,
rerum von dem damaligen Mitgliede des philolog. Seminars an
der Universität in Wien, Dr. A. Haberda. Seine mühevolle Arbeit
ist für den Sprachforscher interessant, für den Historiker, welcher
sich mit quellenkritischen Arbeiten über den L. d. und verwandte
Quellen beschäftigt, unentbehrlich.
2. Gruppe. Größere Publicationen einzelner Mitglieder.
1. Ottcnthal Emil v., Regulae cancellariae apostolicae.
Die päpstlichen Kanzleiregeln von Johann XXII. bis Nicolaus V.
Innsbruck, Wagner, 1888, 8°. (LH u. 315 S.) fl. 4.80.
Die Bedeutung dieser Publication hebt der Verf. S. III — IV
treffend hervor und rechtfertigt S IV und VII genügend Ausgangs¬
und Endpunkt der Edition. Da ein authentischer Codex der
Regulae bisher nicht aufgefunden wurde, musste der Text auf
Grund einer Anzahl möglichst alter und zuverlässiger Copien an¬
gefertigt werden. Besonders reiches Material fand sich in Rom,
specicll in den verschiedenen Ahtheilungen der Vat. Bibi., dann
aber auch in andern sei es öffentlichen sei es privaten Bibliotheken.
O. gieng so sorgfältig zu Werke, dass Tangl, auf ähnlichem Ge¬
biete arbeitend, nur einen einzigen Nachtrag zu bieten vermochte,
nämlich den Codex 911 der Ottoboniana der Vat. Bibi., in wel¬
chem sich unter anderm ziemlich vollständige und correcte Regulae
finden, die bis in die letzten Jahre P. Gregor XL zuletzt von
wechselnden Händen fortgesetzt wurden und ein kleines Plus gegen¬
über O.’s Ausgabe ergeben (vgl. Mitth. Bd. 11, S. 340.) Außer den
röm. Hdschrr. wurden von dem Hrsg, noch eine Wiener, eine
Münchener und eine Erfurter Hdschr. „benutzt. Vollständigkeit
war von vornherein hierin nicht angestrebt. Zeit und Mittel nö-
thigten den Hrsg, sich auf die eben erreichbaren Hdschrr. zu be¬
schränken, um einen correcten, lesbaren Text herzustellen. Be¬
deutung und Charakter dieser Quellen lassen diesen Weg dem
Hrsg, nicht nur genügend erscheinen, sondern auch als den rich¬
tigsten. t'S. XLIX). Durch sorgfältige Verarbeitung einer Reihe
von einander unabhängiger Hdschrr. erscheint der Text so gesichert,
dass bei weiterem Suchen der Zuwachs an Umfang oder Lesbar¬
keit in keinem Verhältnis zur aufgewendeten Zeit und Mühe
gestanden hätte. Die Beschreibung der Hdschrr. ist mustergiltig,
der Inhalt der einzelnen Codices genau wiedergegeben, die Zeit¬
bestimmung vorsichtig und gelangt durch glückliche Combinierung
von Inhalt und Schriftwechsel zu meist ziemlich engen Grenzen.
O. bietet sachliche Anmerkungen, die auf alle inhaltlich gleichen,
ähnlichen oder widersprechenden Regeln verweisen. Übersichtliche
Anordnung und Numerierung der einzelnen Regeln ermöglicht
rasches Nachschlagen und einfaches Citieren. Sorgfältige und
reichhaltige Indices erhöhen noch wesentlich die Brauchbarkeit
des Werkes. Und benutzen muss dieses Werk nicht nur der
Papstdiplomatikcr, sondern auch jener, welcher an der einzelnen
Urkunde Kritik zu üben Anlass hat, ferner wer für Urkunden¬
bücher druckfertige Abschriften oder ausführliche Regesten macht;
auch der Canonist, insbesondere der Casuist wird sie nicht ohne
Nutzen verwerten können.
2. Wcrunsky Em i 1 Dr., Excerpta ex registris Clementis VI.
et Innocentii VI. summorum pontificum historiam S. R. imperii
sub regimine Karoii IV. illustrantia, Innsbruck, Wagner, 1885
8". (VI u. 170 S.)
W. suchte für die Fortsetzung seiner Geschichte Karl IV.
das Material des Vat. Archivs zu benutzen und weilte vom Oc-
tober 1883 bis April 1884 und dann wieder im Frühling des
Jahres 1891 in Rom. In die erste Zeit fällt die Durchforschung
der Register Clemens IV.. und Innocenz VL, in die letztere die
der Register Urban V. Bei seinem ersten Aufenthalt übernahm
W., soweit cs ohne Vernachlässigung seiner Hauptaufgabe thun-
i ich war, sich über den Bestand des Vat Archivs und über die
Beschaffenheit der Registratur aus der Zeit der avignonensischen
Päpste zu informieren. Er untersuchte im ganzen 62 Bände,
copiertc daraus die für Karl IV. Geschichte wichtigen Urkunden,
musste sich aber im Laufe der Zeit mit mehr oder weniger um¬
fangreichen und wörtlichen Auszügen begnügen, eine Folge des
stets sich mehrenden Materials. Seine Sammlung umfasst die
Jahre 1312 bis 1360 und weist 511 Nrn. auf, wobei die eventuell
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Nr. 22. — Oesterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
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mehrfachen Schreiben gleichen Inhalts und ziemlich gleicher
Fassung (in eodem modo , wie die päpstliche Kanzlei sich aus¬
drückte) nicht mitgezählt sind. Hervorgehoben seien aus dieser
stattlichen Sammlung die Stücke, welche über die politische Haltung
des einflussreichsten Kirchenfürsten jener Tage, des Erzbischofs
Balduin von Trier, neues Licht verbreiten. Eine andere Reihe
von Documenten gibt Belege für das Bestreben P. Clemens VL.
in Italien vollständig an die Stelle des Kaisers zu treten, ein
Bestreben, welches durch die Potentaten und die Communcn Italiens
vereitelt wurde. Sehr wenig boten die Register P. Clemens VI. für die
politische Geschichte Böhmens und seiner einstigen Nebenlandc.
Aus den Registern Innocenz VI. sei nur hingewiesen a) auf
die bisher unbekannte Zehentausschreibung dieses Papstes zur
Wiedereroberung des Kirchenstaates und auf den Widerstand,
welcher in den deutschen Diöcesen dagegen sich erfolgreich erhob,
dann b) auf die Verhandlungen des Papstes mit seinem Cardinal¬
legaten Egid Albornoz. — Die 1891 gewonnenen Resultate ver¬
wertete W. im dritten Bande seiner Geschichte Karl IV. (Innsbruck,
Wagner, 1892). Auf Grund der reichhaltigen Ausbeute konnten
die Beziehungen Karl IV. zu Urban V. eingehender und gründ¬
licher dargestellt werden als dies von früheren Forschern geschehen
ist. Ganz besonders gilt dies von der Zeit nach dem Frieden von
Bologna, zumal für die italienische Politik P. Urban V. von 1364
bis 1368, so wichtig wegen des Verständnisses der zweiten Heer¬
fahrt Karl IV. nach Italien, welche von O. Raynald nur sehr
dürftig behandelt worden ist. (Fortsetzung folgt.)
Historisch-politische Blätter. CXIlTö"
Paulus, Glaubenstreuc d. Lüneburger Klosterfrauen im
16. Jhdt — Wieder eine neue Religion. (Seid.) — A. Z., Aus d.
Leben e. großen Erforschers. — Katholisch-conservativ u. christ¬
lich-social. (Von e. österr. Reichsrathsabg.) — Zeitläufe: Europa
in Afrika. V: Die Lebensfrage Spaniens in Marocco u. s. Neider. —
Noch einmal: Ebers u. Josua. —Card. Pitra’s Biogr. Libermanns.
Stimmen aus Maria Laach. XLV, 4.
Pfülf, Leiden u. Streiten e. kath. Bischofs. — Granderath,
A. Ritschl’s Lehre üb. d. Gottheit Christi II. (Schl.) — Pesch,
D. Privateigenthum am Grund u. Boden im M.-A. II. — Kemp,
Üb. Brennstoffe u. ihre Verwendg. II. Schmitt, D. falsche Balduin
v. Flandern. II. — Kreiten, Pascals letzte Jahre. III. (Schl.) —
Recensionen, Empfehlensw. Sehr., Miscellen.
Die Grenzboten. LII, 42—44.
(42.) Manöverbetrachtgen e. Betheiligten. — E. italien. Ka¬
tholik üb. d. Freiheit. — Indische Zustände. III. — Bähr, D.
Sprache d. gerichtl. Entscheidgen. — Stutzer, Z. Geschichts-
unterr. an d. höh. Lehranstalten. — Bartels, Die Ziele d. gegwärt.
Litteraturbewegg. in Deutschland. — (43.) Europa u. England. —
Weder Kommunismus noch Kapitalismus. (Schl, in Heft 44). —
Nord, O. Ludwigs gesamm. Schriften. — (44.) Kg. Albert. —
Deutschld. u. d. Mittelmeer. — Reiseeindrücke aus Engld. —
D. »Fall Kirchhof«. — In jedem Hefte: Maßgebliches u. Unma߬
gebliches; — Schwarzes Brett; — Litteratur.
Die Neue Zelt. XII, I. 4 u. 5.
(4.) Moloch in Nothwehr. — Lafargue, D. polit. Parteien
in Frankr. u. d. letzten Wahlen. (Schl, in Heft 5). — Braun, E.
Vorschlag z. Güte. — Hepner, Chicagoer Weltaust.-Briefe. —
Schippel, D. Gipfel d. Widersinns. — Litt. Rdsch. — Scheu,
Lebensbilder aus Engld. — (5.) Ein wenig früh. — Was wollen
d. »Modernen« in d. Litt.? Von e. Modernen. — Mehring,
Nochmals aus Agrarierland. — Korolenko, Alt-Davän. Skizze
aus d. sibir. Leben.
Christliche Akademie. XVIII, 10.
D. alte Capelle in d. Kajetanka vor d. Strahövcr Thore b.
Prag. — E. österr. Volksschauspieldichter (Anzengruber). (Forts.)
— Litteratur. — Nachrr. üb. d. Christi. Akad. zu Prag.
Die Nation. XI, 3—5.
(3.) %*, Polit. Wochenübersicht (in jeder Nr.). — Alex. Meyer,
D. Weinsteuer. — Schräder, I). Anlegg, deutschen Geldes im
Auslande. (Schl.) — A. Stern, Tocquevilles Memoiren aus d.
J. 1848 u. 1849. — Philippson, Universitäts-Erweiterg. —
Welti, Gounod. — Heilborn, Aus d. Pflanzschule Zolas in
Engld. — Widmann, E. Aufführg. im antiken Theater zu Avenches.
— M. Muther, Madox Brown. — (4.) A. Meyer, Mischehen.
— Barth, E. Tag in Washington. — Siciliana. — Günther,
Emin Pascha. — Baigneres, P. Ilervieu. — Ellinger, Luise
v. Francis. — Poppenberg, Hauptpastor Goezc. — (5.)
Schräder, D. Liberalismus u. d. Bevölkerg. — Schröder, D.
Provincialsynoden d. preuß. Landeskirche. — F. Mauthner,
Diihring als Litterarhistoriker. — Aldenhoven, Üb. d. altköln.
Malerschule. — Mekler, Klein-Rom b. Groß-Wien (Carnuntum).
— Heilborn, Many Inventions. — Recensionen.
Beilage z. Allgem. Zeitung. Beil.-Nr. 240—253 (16.—31. Oct.)
(240.) Gomperz. Xenophanes. — Lanzky, Erinnergen an
Fr. Nietzsche. — (241.) Erk, C. Lang. Nachruf. — (242.) Bach,
Z. Schongaucr-Frage. (Schl, in Nr. 243.) — D. Religions-Congress
zu Chicago. — (243.) Karell, D. Wetterpflanze. — (244.) Das
Berufsgeheimnis des Arztes. — Horn, D. Reiterballspiel d. Perser.
— (245.) Toula, Streiflichter auf d. jüngste Epoche d. Cultur.
— (246.) D. Berufg. gg. Erkenntnisse d. Strafkammern. — (247.)
Bleibtreu. D. Operationslinien gg. Russld. — Technische Briefe. I.
(II. in Nr. 250.) — (248.) Landau, E. Proselytenfamilie. I. (II. in
Nr. 250.) — Förster, D. Beira-Bahn. — Gust. Meyer als Essayist.
— (249.) D. Arbeiterbewegg. in Sicilien. — (251.) Schiemann,
D. Denkwdgkten d. Grf. Rochechouart. — Stokes, Üb. d. Licht-
Äther. I. (II. in Nr. 252.) — (252.) Aus Jac. Ivvanowitsch de
Sanglens Denkwdgkten. I. (II. in Nr. 253.) — (253.) Dietz,
Ch. Gounod. — Günther, Galileis »Sidereus Nuncius«.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 7. Oct. in London Sir Will. Smith,
Verf. zahlr. Wke. aus d. Geb. d. dass. Phil., Hrsg. d. »Quarterly
Review«, im 81. Lebensj.; — am 8. Oct. in Paris d. russ. Dichter
Alexei Pleschtschejew, 68 J. alt; — am 27. Oct. in Karlsruhe
der Prof, am Polytechn. Fz. Grashol; — am 24. Oct. in Wien
der Hofkapellm. u. Conservatoriumsdirector i. P. Jos. IIelimes¬
berge r, geb. 1829; — am 1. Nov. in Krakau d. Director d.
Kunstschule das., Jan Matejko im A. v. 55 J.; — am 3. Nov.
in Freiburg i. B. der ehern. Breslauer Stadtbibliothekar, nachm.
Prof. d. german. Philol. in Kiel Dr. F. W. Pfeiffer, geb. 1827;
— am 2. Nov. in Genf d. Prof. d. Theol. Aug. Bouvier, 67 J.
alt; — am 4. Nov. in Breslau d. Historiker Prof. Röpcll an
'S. 85. Geburtstage; — am 6. Nov. in Zürich der Publicist
Jul. Fröbel im A. v. 89 J.; — in Wien der Capellm. Prof.
Jos. Böhm, geb. 1841; — in Petersburg der russ. Componist
Peter Tschaiko ws ky, 53 J. alt, an d. Cholera; — d. Dominicaner
P. Alb. Guglielmotti, Verf. e. Reihe v. marinegcschichtl. Wken;
— in Wolfenbüttel der Ornithologe Dr. Bald amus, geh. 1812.
Ernannt wurden: zu ord. Pro ff. die a. o. Profi'.: Dr. W. Neu¬
rath f. Volkswirtschaftslehre u. Agrarstatistik (Wien, Hochsch. f.
Bodencultur), Dr. Stampe 1. röm. Recht (Greifswald), Rud. Bene¬
dikt f. analyt. Chemie (Wien, Teclin. Hochsch.), M. v. Thullie
f. Statik d. Bauconstructionen u. d. Brückenbaues (Lemberg,
Techn. Hochsch.), Dr. K. Groben f. Zoologie (Wien), Dr. M.
Kaposi u. Dr. lsid. Neumann 1. Dermatologie u. Syphilis (Wien),
Dr. E. Lecher f. Physik (Innsbruck); — Gymn.-Prof. Ludwig
Zürn f. Pädagogik (Freiburg i. B.); — zum a. o. Prof. f. Geburts¬
hilfe, Frauen- u. Kinderkrkhten in Dorpat d. Priv.-Doc. in Moskau
Gubarew; — zu corresp. Mitgll. d. Berliner Akad. d. Wiss. die
Proff. an d. Wiener Univ. Hofrr. Th. Gomperz u. W. v. Hartei.
— Dem Min.-Rath im Unterr.-Min. Dr. Erich Wolf wurde T. u.
Ch. e. Sectionschefs, dem Director der Staatsgevverbeschule in
Innsbr. J. Deininger T. u. Ch. e. Regierungsrathes verliehen.
Habilitiert haben sich: Dr. Konr. Kretschmer f. Geogr.
(Univ. Berlin), Dr. jur. et phil. G. K. Anton f. Nat.-Ökon. in
Jena, Dr. A. Tornquist f. Geolog, u. Paläont. in Straßburg.
Im Verlage von Franz Klrchhelm in Mainz ist soeben erschienen:
Bougand, Msgr. Emil, Ckristentliimi üBd Gegenwart.
Autorisirtc Ausgabe von Philipp Prinz von Arenberg.
I. Band: Religion und Irreligion. 8. geb. 4 M. 50 Pf.
II. Band: Jesus Christus. 8. geb. 5 M. 25 Pf.
Im Verlage von Franz Klrchhelm in Mainz ist soeben
erschienen:
Das erziehliche Wort.
Ein praktischer Wegweiser
für Lehrer und Lehrerinnen und alle, welche die
Jugend erziehen und unterrichten.
von Marg. E. Marchand.
Mit bischöflicher Approbation. 8\ geh. 2 M. 40 Pf.
Früher erschien von derselben Verfasserin:
Die Mädchen-Erziehung nach dem Geiste der katholischen
Kirche. 8°. geh. 4 Mark 80 Pfennig.
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Nk. 22. — Okstkrkkk.hischks Liitkratürblait. — II. Jahrgang.
n!lllllirilMllll]!l'l|U!!l
Im Verlage von Franz Kirchhelm in Mainz ist
^soeben erschienen:
Grundzüge
der
Katholischen Dogmatik.
Von Dr. Jos. Bautz,
Professor in Münster.
Vier Bände 8. geheftet Mk. 13.50.
Jeder Band wird apart abgegeben: I. Band Mk. 3. — ,
II. Band Mk. 3. — , III. Band Mk. 2.70» IV. Band Mk. 4.80.
Verlag d, Jos. Köselschen Buchhandlung in Kempten.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.
Die Advent-Kapelle.
nachten u. Neujahr, gehalten bei St. Ludwig in München von
Dr. theol. Franz Klasen. 8°. Preis brosch. Mk. 1.-
Bei dem thatsächlichen Mangel an guten Adventpredigten darf
das vorstehende Werkchen des in weiten Kreisen durch seine ge¬
diegenen, gehaltvollen Kanzelvorträge bekannten Kanzel-Redners
wohl als eine werthvolle Bereicherung der Predigtlitteratur bezeichnet
und dasselbe demgemäß als willkommene Novität für die bevor¬
stehende Adventzeit begrüßt und aufsenommen werden.
Herder'sche Verlagshandlung, Freiburg im Breisgau.
— B. Herder, Wien, I. Wollzelle 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen i
zu beziehen:
BrandscKeid, Fr., Hanßbnchd.Einlttiiang ms Nene Testament.
Prolegomena zum Griechisch - Lateinischen Neuen
Testament. Für höhere Lehranstalten und zum Selbst¬
studium. Mit Approbation des hoclnv. Herrn Erzbischofs
von Freiburg. 4°. (VIII u 196 S.) Mk. 5.—. — Im An- 1
Schluss daran ist erschienen:
Testamente Noynm, graece et latine. Texn.m -
censuit, latinum ex Vulgata versione Clementina adjunxit, j
brevis capitulorum inscriptiones et locos parallelos addidit
Fr. Brandscheid. Cum approbationc Rev. Archicp. Friburg.
4°. (VIII u. 488 S.) Mk. 5.—.
Itn Verlage von Ftanz Kirehheitn tu Main* ist soeben erschienen:
ii a i m i ii i '
Seine Geschichte und sein Inhalt.
Von P. Suitbert ßaeumer,
Benedictiner der Beuroner Cougregati on.
Mit bischöflicher Approbation. 8. (15*}* Bogen Preis Mk. 2.60.
ln dieser höchst lehrreichen Schrift hat sich der in wissenschaft¬
lichen Kremen durch verschiedene historische, patrologische und
liturgisch-geschichtliche Arbeiten wohibekannte Verfasser zur Aufgabe
gesetzt, die in neuester Zeit unter den Protestanten brennend gewordene
Frage nach Ursprung und Berechtigung des apostolischen Glaubens-!
bekenntnisses von katholischem Standpunkte aus zu beleuchten. Diei
Lösung dieser Aufgabe ist nach dem Urtheile competenter Kritiker in
voizüglicher Weise gelungen.
Der »Litcrar. Handweiser« von Prälat Dr. Hülskamp in Münster
(Nr. £75. Sp. 265) bezeichnet das Buch von P. Suitbert Baeumer O. S. B.
als ein sehr willkommenes u. a. besonders deshalb, weil es „die erste
einigermaßen ausführliche katholische Beleuchtung des zur Zeit unter
den deutschen Protestanten tobenden Streites ist“.
Die „Literar. Rundschau“ von Herder, Freiburg 1893 S. 2i9, nennt
das Buch eine jener Schriften, die „uns unseres Glaubens froh machen
und die wieder zeigen, daß die Kirche und ihre Tradition, sowie
überhaupt die positive Theologie, durch eine gediegene historisch-
kritische Behandlung nur gewinnen kann“.
JlrutfdK &crla 0 *- 2 lnßalt Itt Stuttgart.
fittfefpcflicg ÖEflmatilie fBctfc.
Ueberjefct non Sijlrgthfittfe, bcraiiftgegeben hott JD. ©fdfelfjanfrr.
1 39onb t>on 941 Seiten £er.=$°. 3u bejtebett tt«tf $ fttrtrb
buxeb jebe SButb^anbluitfl. $rci8 efeg. gebunben 1 ^ *
Verlag der ThejsslDg’sctiea BnclUiauillüDg ia Monster ln W.
Lin schönes, nützliches und billiges Festgeschenk für Erwachsene
und die reifere Jugend ist die allbekannte, nunmehr in neuer, sachater
Auflage erschienene
Annegarn’sche Weltgeschichte
in acht Bänden. Neu bearbeitet und bis zur Oegenwart ergänzt. Preis
coinplet broschiert 11. 10.24, in 4 elep. Ilalhfranzbünden geh. fl. 14.72.
«OP Man verlange Prospect mit glanzenden Besprechungen der
katholischen Presse!
Soeben erschien:
Culturgeschichte des Mittelalters
von l>r, (l. Grupp . Bibliothekar.
I. Band, 23 Bogen in gr.-8. Mit 28 Illustrationen, fl. 3.90.
Dieses Werk dürfte wohl geeignet sein, das Interesse aller gebil¬
deten Kreise in hohem Maße zu fesseln, ln demselben hat, unter Ver¬
meidung alles unnötigen gelehrten Ballastes, alles das Aufnahme ge¬
funden, was siiten- lind kulturgeschichtlich interessant ist. Die Diction
ist von bewunderungswerter Meisterschaft, die Ausstattung eine durch
aus gediegene. Der Schlussband erscheint im Frühjahr.
Lncas Ritter von Führichs ansgewänite Sciurilten.
Mit einer einleitenden Biographie versehen von Heinrich v. Wörndle.
8 Bogen in 8'\ eleg. brosch. fl. 1.25.
In seinen Schriften und Gedichten zeigt sich Lucas von Führich als
freisinniger Kunstkenner und Kritiker, als gewandter Erzähler und
Dichter und nicht zum wenigsten als ein ganzer Mann in des Wortes
edelster und bester Bedeutung. Die Lectüre dieses Buches wird für
jeden Leser hohen Genuss und geistige Anregung bieten. >
Max von Mexiko.
Liedercyklus v. Wilh. Ruland. Mit einer Heliogravüre des Kaisers Mux.
Eleg. brosch. fl. —.65.
„Der Verfasser schlägt ergreifende Töne an, seine Sprache ist
gedankenreich, edel, hohcitsvoll, sein Rhythmus von seltenem Wohl¬
klang. ” (Grazer Volksblatt.)
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und die
Jos. Roth’sche Verlagshandlung in Stuttgart.
Veriagshandlüng „St. Norbertns” in Wien. III. Seldlgasse flr. 8.
(General-Debit des Kunst-Verlages Jul. Schmidt in Florenz
für Österreich-Ungarn.
Nene Knöfler’ 8Che Farben-Holzschnitte.
Soeben erschienen:
Fra Angelico’s Orgel-Engel (blau)
»Te Deum benedicimus.«
Fra Angelico’s Betender Engel (blau)
»Venite adoremus.«
Farbenholzschnitte auf Goldgrund, gothische Form, jJ2Xl3%», ä fl. 1.80,
in schwarzem Passepartout a fl. 3.30.
Fra Angelico’s St. Georg.
(Halbfigur aus dem Gerichtsbild) Rundbild 9%, Durchmesser.
Fra Angelico’s Madonna.
(Halbfigur aus dem Gerichtsbild) Rundbild 9%, Durchmesser.
Fra Angelico’s St. Peter der Märtyrer.
Lünette aus S. Marco 8x14%».
Fra Angelico’s Cüristns mit zwei Dominikanern.
Lünette aus S. Marco 8X14%,.
Preis der Rundbilder unaufgezogen ä 60 kr. In bronzirtem oder
schwarzem Passepartout ä fl. 1.10. Preis der Lünetten unaufgezogen
ä 72 kr., in bronzirtem oder schwarzem Passepartout ä fl. 1.20.
Rundbilder oder Lünetten in echtem Pergamentrahmen zum Hängen
und Stellen (sehr aparte feine Ausstattung — Handarbeit) ä fl. 7.20.
H Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gitlbauer als Herausgeber. — »St. Norberius« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, III. Seidlg&sst 8.
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Nr. 23.
Wien, 1. Decembrr 1893.
11. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die Redaction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Recensions-Exempiare werden erbeten hkdigikht von sind ZU richlen an die Administration
an die Adresse: Dr. Franz Schnü rer, des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
F.rscheint am l. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit fOr den gesammten Buchhandel: „St. Norbertua"-Verlagahandlung In Wien III, Seldlgaaee 8, wohin auch alle Inaeraten-Aufträge zu rlohten alnd.
Preise der Inserate: •/« S. fl.20.— = Mk.36.—, '/» S. fl. 10.50 = Mk. 19.—, ' * S. fl. 7 — = Mk. 12.H0, ' - S. fl. 4.- = Mk. 7.20, ' •» S. 11. 2.25 = Mk.4.—^
INHALT:
Knie F., Die russisch-schismatische Kirche.
tUniv.-Prof. Dr. Ans. Rick er.)
Heiner F. X., Kathol. Kirchenrecht. I. Bd. (Prof.
Dr. Jos. Sehe ieher.)
Palatinus Th., Kntstenung der Generalver¬
sammlungen der Katholiken Deutschlands.
(A. P.)
Kannengieser A., Catholiques Allemands.
( Augustineum - Director HoTcaplan Dr. A.
Fischer-Colbrie.)
Oertel G., Der Conservatismus als Weltan¬
schauung. (Dr. Friedr. Frh. v. Weichs.)
Boj zaprävo.Sbornik aktfi politickych u vöcech
statu a näroda ceskeho od roku 1848. (Geh.
Rath Jos. Frh. v. Heifert.)
Ammann H., Versuch einer Charakteristik Ks.
Maximilians I. (Statthalterei - Archivar Dr.
Adalb. Starzer.)
Janssen J., Geschichte des deutschen Volkes,
Bd. VI, bearb. v. L. Pastor.
Kleinpaul R., Das Mittelalter.
Opitz Th. u. A. W e i n h o 1 d, Chrestomathie aus
Schriftstellern der sog. silbernen Latinität.
(Univ.-Bibl.-Beamter Dr. Hans Bohatta.)
Müller-Guttenbrunn A., Im Jahrhundert
Grillparzers. (Univ.-Prof. Dr. Jacob Minor.)
Schultheiss A., Der Schelmenroman der
Spanier. (M.)
Overbeck J., Geschichte der griech. Plastik.
4. A., I. (Gymn.-Prof. Dr. Hm. Soergel.)
Halka A., Kleine Afrika-Bibliothek.
Balbi A., Allgemeine F.rdbeschreibung.
( RöslerA., Die Frauenfrage vom Standpunkt
i der Natur, der Geschichte und der Oflfen-
l barung. (P. A. M. Weiss, O. Pr.)
I. Mühlbrecht O., Übersicht der ges. staats-
und rechtswisscnschaftlichen Litteratur des
Jahres 1892.
II. — —, Wegweiser durch die neuere Litteratur
der Rechts- u. Staatswissenschaften. (J. M. A.
i Fuchs.)
Bütschli O , Untersuchungen über mikro-
i skopische Schäume und das Protoplasma.
I (Univ.-Prof. Dr. O. Hamann.)
' Plassmann J., Der Planet Jupiter. (Privatdoc.,
Assistent an der Sternwarte Dr. W. Läska.)
j Jahrbuch der Naturwissenschaften 1892
j bis 1893, hrsg. v.M. Wildermann (Univ -
i Prof. Dr. J. M. Pernter.)
i Pünning H., Grundzüge der Physik.
Sprockhoff A., Kleine Chemie*
! Müller u. Pilling, Deutsche Schulflora
1 Schimpfky R., Unsere Heilpflanzen.
Schimpfky R, Deutschlands wichtigste Gift¬
gewächse.
Müller F.. W., Die erste Hilfe bei Unglücks¬
fällen. (Th. Kress.)
Die Vertheidigung d e r Fes tu n g O fe n vom
4. bis 21. Mai 1849 durch GM. v. Hentzi.
(K. u. k. Oberstlieutenant C. Freih. von
Hi pssich.»
Bersch J., Chemisch-technisches Lexikon.
Herrn an nsch lag er J., Deutsch und Christlich,
Tragödie. ÜIH/.otyjsÜ
Schlögl Fr., Gesammelte Schriften. (Schnürer.)
Baumbach R. u. L. Bechstein, Der Gesang¬
verein Brüllaria und sein Stiftungsfest.
Huch Ricarda, Erinnerungen von Ludolf Ursleu
dem Jüngeren. Roman, (y.)
Goethe’s Poetische Meisterwerke. — Schiller’s
Poetische Meisterwerke.
Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts.
Stifter Adb., Brigitta, u. Heidedorf u. Weih¬
nachtsabend.
„Der Zuschauer.“ Monatsschrift, herausg. von
Leo Berg u. Const. Brunner. (—ü—.)
Starzer Adb., Das lstituto Austriaco di studii
storici in Rom. 111.
Personalnachrichten. — Inhaltsangabe von Fach¬
zeitschriften. — Bibliographie.
Theologie.
Knie Dr. Ferdinand: Die russisch-schismatische Kirche,
ihre Lehre und ihr Cult. Graz, Verlagsbuchhandlung
»Styria«, 1894. gr. 8°. (VIII u. 199 S.) fl. 1.50.
Es ist nicht lange her, dass ein Kirchenfürst sich
viele Mühe gegeben hat, von Rom die Bewilligung zu
einer slavischen Liturgie zu erlangen, um die durch das
unheilvolle Schisma getrennten Völker zur * Una sancta*
zurückzuführen. So löblich ein solcher Wunsch ist, und
so wünschenswert eine derartige Vereinigung wäre, so
ist doch wenig Aussicht zur Realisierung dieses Wunsches
in Anbetracht der moralischen Todesstarre, in der sich das
orientalische Schisma befindet, vorhanden. Die beste Illustra¬
tion dafür geben die kirchlichen Zustände in dem weit aus¬
gedehnten russischen Reiche. Der Verf. des vorl. Werkes
hat in Bezug auf Geschichte, Liturgie und
sociale Verhältnisse zur Beurtheilung der kirch¬
lichen Zustände Russlands ein umfangreiches Material
geliefert und manches bisher Unbekannte einem größeren
Leserkreise zugänglich gemacht, zumal er die Dinge,
über welche er schreibt, aus eigener Anschauung
und Erfahrung kennt; auch steht ihm eine bedeu¬
tende Litteraturkenntnis zu Gebote. — An der Hand
der Geschichte gibt der Verf. eine Pintwicklung des
russischen Schismas; er weist hin auf die im Laufe der
Jahrhunderte gemachten Bestrebungen und Versuche nach
Union mit Rom, die aber nicht gelingen wollten: »Lang¬
sam aber sicher ist die russische Kirche von der Höhe
kirchlicher Einheit zum Schisma, vom Schisma zum
starren und krassesten Staatskirchenthum herabgesunken.«
(S. 25.) — Unter der Aufschrift: »Rechtgläubige Kirche«
wird der Zerfall in religiös-sittlicher Beziehung aus Zeug¬
nissen hervorragender Glieder der »rechtgläubigen« Kirche
nachgewiesen. Dieser Zerfall zeigt sich in der Bildung
zahlreicher Secten, worüber Aufschluss gegeben wird in
der Abhandlung: »Der Rasskol«, »das Schisma innerhalb
der schismatischen Kirche Russlands«. Die wichtigste
Differenzlehre »vom Ausgange des hl. Geistes« wird sehr
kurz behandelt; was aber der Verf. S. 70 sagt: »Es ist
unbestreitbar, dass die russisch-schismatische Kirche das
wahre Priesterthum und die wahren Sacramente besitzt«,
ist nicht ganz richtig, wenn insbesonders die Lehre von den
Sacramenten in Betracht gezogen wird. In der Abhandlung
»vom Papste« sind die Worte beherzigenswert: »Die
größte Strafe ist nun freilich nicht ausgeblieben: statt
des Papstes zu Rom hat die russisch-schismatische Kirche
dem krassesten Absolutismus eines Despoten zu gehor¬
samen; an die Stelle des Primats ist der Cäsareopapismus
getreten mit seiner Caricatur des Synodal-Princips mit
dem ,,allerheiligsten, dirigierenden Synod”, an dessen
Spitze ein Oberprocureur als Stellvertreter des Czaren
steht, der gemäß der Instruction Peter I. „ein kühner
Mann, womöglich ein Militär” sein soll. Unter Nikolaj I.
war es ein Husaren-Oberst, Graf Protasjow, jetzt steht
ein Professor Pobedonoszow an der Spitze.« Von S. 76
bis 117 werden die Sacramente behandelt; zu Grunde
gelegt ist das »Fluchologion« mit mancherlei Änderungen
durch Beschlüsse der Synode. Die Liturgiefeier ist zwar
nach den Liturgien des hl. Johann Chrysostomus und
des hl. Basilius geordnet, aber auch mit mehreren Zu¬
sätzen versehen worden. — Die zwei letzten Abhand¬
lungen über den »schwarzen« und den »weißen« Clerus
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707 Nr. 23. — Oesterreichisches LrrrERATURBLATT. — II. Jahrgang. 70S
(Mönche und Weltgeistliche) enthalten ein düsteres Bild des i
intellectuellen und moralischen Zustandes des Clerus.
Die Schrift gewährt einen tiefen Einblick in die
religiös-sittlichen und socialen Verhältnisse der schisma¬
tischen Kirche. Auf allen Gebieten tritt der Hass gegen
Rom ganz besonders hervor, so dass ein Mann von her¬
vorragender Stellung, der Fürst Tscherkaskij, nicht an¬
steht, Zusagen: »Ein orthodoxer Atheist sei ihm
lieber als ein gläubiger Katholik.« (S. 192.) Unter
solchen Umständen dürfte wohl die Hoffnung auf eine
Vereinigung mit Rom mehr als zweifelhaft erscheinen.
Wien. Dr. A. Ricker.
Heiner Franz X., Dr. der Theologie u. des canonischen Rechts,
o. ö Prof, an d. Universität in Freiburg i. B.: Katholisches
• Kirchenrecht. I. Band: Die Verfassung der Kirche nebst
allgemeiner u. specieller Einleitung. Paderborn, F. Schöningh,
1893. gr. 8°. (VIII u. 391 S.) fl. 2.16.
Ein Lehrbuch, hervorgegangen aus seinen eigenen
Vorlesungen, bietet uns hier H. Der Autor ist längst
kein Unbekannter, wir haben sehr tüchtige Leistungen
von ihm in der Hand gehabt Vorliegendes »Kath.
Kirchenrecht« soll nicht ein Sammelwerk alles dessen
sein, was tiefe Gelehrsamkeit bisher geleistet hat, es
soll nicht neue Bahnen der Canonistik eröffnen, sondern
es soll zunächst dem Priesteramts-Candidaten und dem
studtosusjuris c, überhaupt ein klarer, leicht verständlicher
Leitfaden sein. Das war die Absicht des Verfassers.
Darauf hat also auch der Referent sein Augenmerk zu
richten und die Frage zu beantworten, ob dieser Zweck
durch das Buch gefördert und erreicht werde.
Ich sage kurzweg: ja; ich gehe weiter und behaupte,
dass auch ein Leser, welcher kein jurid. Examen mehr
zu machen hat, das Buch mit Interesse einsehen wird.
Erstlich denkt der Freiburger Professor sehr kirch¬
lich. Beweis findet man auf S. 373 z. B., wo er sagt:
»Wenn auch der von Hass gegen die Kirche erfüllte
Liberalismus augenblicklich mehr zurückgedrängt ist und
die meisten Regierungen Deutschlands, vor allem aber
die des preußischen Staates, durch Aufhebung oder
Revision der sog. Culturkampfgesetzc, aus Furcht vor
den Gefahren des Umsichgreifens der Religionslosigkeit
und des Socialismus ihr Verhältnis zur Kirche in fried¬
lichere Bahnen eingelenkt haben, so bestehen doch noch
fast überall das Christenthum entwürdigende und die
freie Wirksamkeit der von Christus gestifteten Institution
lähmende ,kirchenpolitische’ Gesetze, besonders betreffs
der Anstellung der Geistlichen, der Ehe, der Schulen,
der Vermögensverwaltung und der Orden, abgesehen
von der schreienden Imparität gegenüber den Katholiken
auf allen Gebieten der Staatsverwaltung und des Unter¬
richts. An der Beseitigung derselben zu arbeiten, ist
Aufgabe jedes Katholiken, welchem Kirche und Vater¬
land am Herzen liegen. Aus diesem Gesichtspunkte ist
es vor allem in unserer Zeit nicht bloß ein Recht, son¬
dern eine Pflicht des Clerikers, als Bürger des Staates
und Glied der Kirche auf dem sonst schlüpfrigen Felde
der Politik zu arbeiten, sofern er die nothwendige Fähig¬
keit dazu besitzt und es ohne Beeinträchtigung seiner
geistlichen Amtspflichten geschehen kann.*'
H. wird auch nicht trocken und darum schwer
leserlich, was in einem Lehrbuche, besonders des Rechtes,
nicht gar so leicht zu erreichen ist. Er verbindet die
Theorie glücklich mit dem Grün des goldenen Lebens
baumes. Als Beweis möge man die Art und Weise be¬
trachten, wie er die Standespflichten der Cleriker be¬
schreibt. Er sagt nicht: die Cleriker haben vestitum
clericalem zu tragen laut Gesetz vom.. ihnen
ist verboten comam nutrire etc. etc.; nein, er schreibt
(S. 223) vielmehr so: »Zum habitus clericalis gehört
auch kurzgeschorenes Haar und Bartlosigkeit. Allgemein
untersagen die Canones comam et barbam nutrire .
Deshalb ist Modesucht im Haarschnitt und der Gebrauch
von Parfümerien und einer Perücke verboten. Ob¬
gleich das Tragen des Bartes durch kein positives all¬
gemeines Gesetz untersagt ist, so ist doch die meist in
dem weibischen Zeitalter Ludwigs XIV. aufgekommene
französische Hofsitte des Rasierens in der abendländischen
Kirche jetzt allgemein gewohnheitsrechtlich geworden.«
Das erschöpft, nebenbei gesagt, freilich die Frage
weder historisch noch juridisch, aber ein Lehrbuch kann
über eine solche Nebensache nicht gut ausführlicher
sein. Im allgemeinen scheint H. dem Barttragen
hold zu sein, während er Jagd und Wirtshausbesuch von
der strengsten Seite ansieht; da es sich dabei zunächst um
Diöcesangesetze handelt, also um Specialvorschriften,
welche je nach Zeit und Umständen verschieden sind,
will ich mich bei der Frage nicht weiter aufhalten. Nur
wäre es gut gewesen, zu erwähnen, dass die schärfsten
Vorschriften gegen den Gasthausbesuch damals natürlich
und nothwendig waren, als die Gasthäuser zugleich
Freudenhäuser waren, die »freundliche Bedienung« eine
eigene Bedeutung hatte. Heute liegt die Gefahr des
gewohnheitsmäßigen Wirtshausbesuches wo an¬
ders. Verweltlichung und Versimpelung, sowie Ver¬
gnügungssucht und ev. Trinkseligkeit sind zumeist die
Folgen. Am besten drückt der Jurist den Stand der
diesbezüglichen Gesetzgebung mit den Worten aus:
frequentatio caupoitae prohibita est. Der Jurist, der
überhaupt Theologe ist, weiß dann die Regeln der Inter¬
pretation schon anzuwenden. Absque causa rationabilt
besucht auch der zielbewusste Priester die Gasthäuser
nicht. Nur ist der Autor wohl zu strenge, nähert sich
jenem fanatischen Pharisäismus, den der Herr so oft
getadelt hat, wenn er meint, dass nicht einmal die Geist¬
lichen untereinander in einem Separatzimmer eines Gast¬
hauses, so zu einer Art jour fix Zusammenkommen
dürften. Das heißt das Gasthaus zu einem malum
morale in se machen, dem Weltpriester Pflichten auf¬
erlegen wollen, welche kaum einer durch die Ordination
auf sich nehmen wollte. Ascetische Vollkommenheit
anempfehlen ist sehr gut, ist ausgezeichnet, aber im jus
muss man gewisse Grenzen respectieren. Die Frage der
violetten Birrete (der Autor schreibt Barett), der Form
und Farbe des Talares, Ringtragen etc. findet sich
S. 222 f. behandelt. Die violetten Birrete der Dom-
capitel betrachtet H. als gänzlich abgeschafft, was aber
nicht der Fall ist. Überall, wo diese Farbe nicht ge¬
wohnheitsmäßig, sondern per Privilegium expressum
eingeführt wurde, wird sie fortgeführt. Es sind das
übrigens Kleinigkeiten. Ich habe dieselben nur erwähnt,
weil kürzlich eine (weltlich) canonistische Celebrität (?)
sich darüber lustig gemacht hat, dass im canonischen
Rechte von violetten Strümpfen die Rede sei. Die ge¬
wissen Vorschriften über habitus und vestitus gehören
eben zum Ganzen. Es fällt keinem vernünftigen Men¬
schen dabei ein, sie mit den fundamentalen Rechts-
grundsätzen auf eine Linie zu stellen.
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710
709
Nk. 23. — 6 O BS TERRB1CH1SCHES LlTTBRATURBLATT. - II. JAHRGANG.
Was die Eintheilung des Gegenstandes in diesem
ersten Bande betrifft, so bietet der Verf. eine allgemeine
und specielle Einleitung und dann als 1. Buch: Die
Verfassung der Kirche. Eine Andeutung über den wei¬
teren Entwicklungsgang fand ich nicht; ich will also die
Besprechung der Eintheilung bis zum Erscheinen des
2. Bandes versparen.
Da ein Recensent auch kritisieren muss, so sei
angeführt, dass mir der Ausdruck Verwandtinnen nicht
sehr gefällt. Der Satz auf S. 227: »Der Cleriker ist
arbiträr mit Suspension zu bestrafen«, ist mindestens miss¬
verständlich; S. 228, geistliche Jäger arbiträr zu be¬
strafen, mag wohl nur in Deutschland im Bereiche des
Bischofes liegen. Bei uns hat das Wiener Diöc. Cap.
die Sache anders geordnet, gehen unter Umständen auch
Bischöfe jagen, ohne dass das mindeste Ärgernis
entsteht. Zu S. 152 die Bemerkung, dass die Frage dort
doch etwas anders behandelt werden musste. Dass die
Priester als die Nachfolger der 72 Jünger zu betrachten
seien, wurde meines Wissens nirgends ernstlich behauptet,
sondern die Pfarrer wollte man als Nachfolger der Jünger,
sowie die Bischöfe als solche der Apostel erklären. Heute
ist aber diese Angelegenheit keine Frage mehr. Apostel-
Collegium — Bischof-Collegium stellt jeder tiro im jus
die Parallele. Bezüglich der Priesterwürde wird H.
bei einer Neuauflage sich wohl auch präciser ausdrücken.
Wenn ordo und jurisdictio auseinandergehalten werden,
dann werden die beiden Abirrungen leicht zu vermeiden
sein, dass man entweder die hierarchische Ordnung ge¬
fährde, oder die Priester zu einer Species Messner
hinabdrücke.
Das sind übrigens nur gelegentliche Bemerkungen,
weiche dem verdienstlichen Werke keinen Eintrag thun
St. Pölten. Dr. Sch ei eher.
Palatinus Theodor: Entstehung der Generalversamm¬
lungen der Katholiken Deutschlands und die erste grund¬
legende zu Mainz im Jahre 1848. Mit dem Bilde Sr. Durchlaucht
des Fürsten Karl zu Löwenstein. Würzburg, A. Göbel. 1893.
8°. (VIII u. 188 S.) 11. 1.20.
Da nach dem wiederholt und erst jüngst wieder lur Ungarn
entschieden ausgesprochenen Wunsche des hl. Vaters in allen
Ländern jährliche Katholikcnversammlungen abgehalten werden
sollen, so wird diese Frage auch für Österreich eine brennende.
Zum Studium derselben kann die vorliegende Schrift bestens em¬
pfohlen werden: Vorgeschichte und Geschichte der ersten deutschen
Generalversammlung, welche der Verf. e ngehend und zutreffend
schildert, zeigen am besten, wie wenig die verschiedentlich ver¬
suchten Einreden zu bedeuten haben. Sehr wohlthuend berühren
in den Verhandlungen des ersten deutschen Katholikentages die
vielfachen Bestrebungen zur Besserung der Lage des armen Volkes.
Selbst bei dem Festmahl wurde der Armen gedacht. Freiherr
von Kettelcr gab seinem Schmerze Ausdruck, dass es so vielen
Armen der Stadt Mainz nicht gegönnt sei, die Freude der jetzt
Versammelten zu theilen. »Nicht ein Glas Wein ist es deshalb,
was ich sie auffordern möchte, auf dus Wohl der Armen zu
leeren, meine Absicht ist, Sie einzuladen, dass Sic in der gegen¬
wärtigen für uns so frohen Stunde, mit Herz und Hand zum
Wo hie des armen Volkes wirken, der Armut helfend zur
Seite treten und in dieser Absicht bringe ich den Armen des
deutschen Volkes ein Hoch aus.« Der edle Freiherr unternahm
dann sogleich eine Sammlung für die Armen der Stadt Mainz.
A. P.
Kannengfeser A.: Catholiques Allemands. Quatrieme mille.
Bruxelles, Societe Beige de Librairie. 8°. (VII u. 383 S.) 11. 2.1 f.
Ein Elsässer Priester schildert seinen französischen Con-
nutionalen das katholische Leben in Deutschland — zur Bewun¬
derung und Nachahmung.
Das schöne Buch enthält eine Reihe von Essuys, die, mit
packender Lebendigkeit geschrieben, den Leser mitten in das mit
großartigem Fleiße und seltenem Erfolge bearbeitete geistige
Arbeitsfeld des reichsdeutschen Katholicismus versetzt. Das fein
gezeichnete Charakterbild des großen Centrumsführers Windthorst
eröffnet die Serie; die lebhafte Schilderung der politischen und
socialen Thätigkeit des Clerus, eine gedrängte Geschichte des
Culturkampfes, eine lebenswarme Beschreibung eines Katholiken¬
tages, das begeisternde Bild der Heilthumsfahrt zum hl. Rocke in
Trier sind die Hauptabschnitte des lehrreichen Buches, dessen
Lesung allerorts viel Nutzen stiften könnte.
Wien. Dr. A. Fischer-Colbrie.
Katholica .
Theolog. Quartalschrift. (Tübingen) LXXV, 1—3.
(1.) Schanz, Z. Gesch. d. neueren protest. Theologie in
Deutschld. (Schl, in Heft 2). — Henle, Phüippi u. d. Philipper¬
gemeinde. — Funk, D. Apostol. Constitutionen. — Ders., D.
Danielcommentar Hippolyts. — (2.) Funk, D. Entwicklung d.
Osterfastens. — Ders., Fragmente d. Evangeliums u. d. Apo¬
kalypse d. Petrus — Paulus, Paul Scriptoris. — (3.) Heiser,
Z. Abfassgszeit d. synopt. Evangelien u. d. Apostelgcsch. —
Merkle, Das Filioque auf dem Toletanum 447. — Keppler,
Gethsemane. — Funk, Zu d. Ignatius-Acten. — In jedem Heft:
Recensionen, Analckten.
Der Katholik. LXXI1I, II. (3. F , VIII.) Nov.
Huppert, D. Probabilismus. VIII, — Bellesheim, Msgr.
Freppel. — Hoeynck, Z. Gesch. d. Officium defunctorum. (Schl.)
— Heinrichs, D. Humanist M. Bredenbach als Exeget. (Forts.)
— Litt.: Elser, Aristoteles üb. d. Wirken Gottes (Stöckl); —
Jansenius, evcque d’Ypresi Kihn); Röslcr, Frauenfrage (Beilesheim).
Correspondenzbl. f. d. kath. Clerus Österreichs. XII, 18—21.
(18.) Seheicher, Leo XIII. an Decurtins. — (19.) Schei-
cher, Josefinismus u. Josefiner. (Schl, in Nr. 20, 21.) — H.,
Frkr. nach d jüngsten Wahlen. — Beil. Hirtentasche , XV, 10:
Üb. d. Pax-Gebung.— Abgott. Respect von d. Naturwiss. — (20.)
H., D. polit. Ggvvt. Italiens. — (21.) Pia desideria. — Winter,
Religionsfonds. — Beil. Hirtentasche XV, 11: Z. kirchl. Armen¬
pflege. — Dazu: Augustinus, Litt.-Bl. X, 12—15.
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Kaulen Fr., Einleitg in d. hl. Sehr. A. u. N. T. 3. Aufl. (Theol.
Bibi. IX.) Freibg., Herder (699 S.) fl. 4.80.
Brand scheid Fr., Hdb. d. Einl. ins N. T. Prolegomena z. griech.-
lat. N. T. Ebd. 4". (VII, 196 S.) 11. 3.—,
Schmitt L., D. Karmeliter Paul. Heliä, Vorkämpfer d. kath.
Kirche gg. d. sog. Reformation in Dänemark. (Stimmen aus M.
Laach, Erg.-Heft 60.) Ebd. (XI, 172 S.) tl. 1.38.
Ol fers E. W. M. v., Pastoralmedicin. D. Naturwiss. auf d. Geb.
d. kath. Moral u. Pastoral. 2. Aull. Ebd. (VIII, 218 S.) 11. 1.68.
Gaste A , Les Drames Liturgiqucs de la cathedr. de Rouen.
Evreux, Odieuvre (87 S.).
Collectanea S. Congr. de propag. lide seu decreta, instructiones,
rescripta pro apostol. missionibus . . . Rom. 4°. (XII, 924 S.)
Akatholica.
Ficker G., Studien z. Hippolvtfrage. Lpz., Barth. (VII, 115 S.)
n. 2 . 16 .
Karapct Tcr-Mkrttschian, D. Paulikianer im byzant. Kaiser¬
reich u. verwandte ketzer. Erscheingen in Armenien. Lpz.,
Hmriehs. (XII, 163 S.) fl. 3.—.
Thümmel W., Z Beurtheilg. d. Donatismus. E. kirchengesch.
Untersuchg. Halle, Niemeyer. (IV, 104 S.) 11. —.90.
Klöpper A , D. Brief d. Ap. Paulus an d. Philipper, crl. Gotha,
F. A. Perthes. (VIII, 256 S.) 11. 2.70.
Seeberg Rh., D. Apologet Aristides. Lpz., Deichert. (V, 08S.) 11. 1.20.
Seydel Rd., Religionsphil, im Umriss. Mit hist.-knt. Einl. üb. d.
Relphil. seit Kant. Nach d. Verf. Tod hrsg. v. P. W. Schmiedel.
Fretbg., Mohr. (XIX, 396 S.) 11. 4.50.
Philosophie. Pädagogik.
O e r t e I Dr. G.: Der Conservatismus als Weltanschauung.
Leipzig, E. Ungleich, 1893. gr. 8°. (105 S.) fl. —.78.
Die vorliegende Schrift soll ein Mahnwort an die
conservative Partei Deutschlands sein, dass dieselbe sich
besinne und den ewig unverrückbaren Grund des Con¬
servatismus nicht verlasse. Thatsächlich hat uns der Verf.
ahn’ viel mehr gegeben. Mit ebenso geistreichen als zu-
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712
711
Nk. 23. — Oesterrkichischks Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
treffenden, stellenweise geradezu hinreißenden Worten legt
er das Wesen des Conservatismus klar und durchleuchtet
dessen ganzen Inhalt. Dass Verf. als Protestant für die
Kräftigung der evangelischen Kirche lebhaft eintritt, ist
erklärlich; es muss ihm aber ein in seinen Kreisen nicht
häutig vorkommendes Maß von Objectivität gegenüber
der katholischen Kirche, deren Rechte er gleichfalls
verficht, zuerkannt werden. Auch dass die Arbeit sich
vornehmlich auf deutsche Verhältnisse bezieht, vermindert
nicht ihren hohen Wert, ihre allgemeine Bedeutung; denn
Wesen und Grundlagen des Conservatismus sind
überall gleich und ewig unveränderlich. Der beschränkte
Raum gestattet leider nicht eine so eingehende Besprechung,
als Gegenstand und Arbeit es verdienen würden. Als
ganz besonders gelungen sollen nur hervorgehoben werden
Cap. I »Name und Grundsatz«, Cap. II »Das Christen¬
thum«, Cap. IV »Die Schule«, Cap. VI »Verfassungen,
Parlamentarismus und allgemeines Wahlrecht«, Cap. IX
»Heimat und Familie«. Wem die Sache des Conservatis¬
mus am Herzen liegt, der wird der Schrift besten Erfolg
und — auch in Österreich — weiteste Verbreitung
wünschen.
Innsbruck. Freiherr v. Weichs.
Archiv f. Gesch. d. Philosophie. Vll, l.
G log au, Gedankengang v. Platons Phaedon. — Dilthey,
D. Autonomie d. Denkens, d. constructive Rationalismus u. der
pantheist. Monismus nach ihrem Zushang im 17. Jhdt. — Jahres¬
bericht üb. sämmtl. Erscheingen auf d. Geb. d. Gesch. d. Phil.:
Zeller, D. deutsche Litt. üb. d. sokrat., platon. u. aristotel. Phil.;
— La Storia della filosofia moderna in ltalia.
Zeitschrift f. d. österr. Gymnasien. XLIV, 11.
Muzik, Zwei Wiener Hdschrr. zu Cicero’s »De inventione«.
— Rohrmoser, Z. Ermordg d. Hipparchos nach Aristoteles
'Aö'fjva'tuv TCoXiTsia. — H. Müller, Hör. c. II, 15, 17 ff. —
Muzik, Zu Caes. bell. Gail. I. 40, 10. — Litterar. Anzeigen, u. a.:
Scheindler, Latein. Schulgramm. (Golling); — Jahresberichte
f. neuere deutsche Litt.-Gesch. (Walzel); — Knötel, Atlantis u.
d. Volk d. Atlanten (Bauer); — Muzik, Stoff u. Mittel d. Unterr.
in d. dass. Sprachen (Thumser). — .Miscellen.
Das humanist. Gymnasium. IV, 3.
Blümlein, D. holländ. Gymnasium. III. — D. Wiener
Philologenversammlg. — D. revidierte Lehrplan d. hess. Gymnas.
— Z. Münchner Historikertage. — Wilamowitz-Moellendorf,
Philologie u. Schulreform. (G. U[hlig].) — f Dr. Abr. Frowein.
Rhelnisch-Westföl. Schulzeitung. XVII, 1—6.
(1.) Piepenbreier, Uns. Stellg z. confessionslosen Moral-
unterr. (Schl, in Nr. 2.) — Hel ding, Stellg d. Schule zu d. socialist.
Bestrebgen d. Ggwart. (Schl, in Nr. 2 — 6.) — (3.) Bengel, D. Alle-
ker’sche u. Stiefelhagen’sche bibl. Gesch. (Schl, in Nr. 4.) — (5.)
Köhler, Pädagog. Themen u. Thesen. — (5.) Macke, D. Gottes¬
liebe in d. Poesie d. Völker. (Forts, in Nr. 6.) — (6.) Bengel,
D. Schulchronik. — In jed. Nr.: Prakt. Winke, Kritik, Litt. Notizen.
Neue Erscheinungen:
Güttler C., Wissen u. Glauben. Öff. Vortr. München, Beck.
(V, 214 S.) 11. 2.10.
Jensen Chr., E. Nothschrei üb. d. Universitäten d. heut. Zeit.
E. Appell an d. chnstl. Volk. Breklum, Christ. Buchh. (120 S.)
fl. —.60.
Manning Card., Erholgsstunden. Übers, v. F. Steffens. Freibg.,
Herder. (XV, 112 S.) 11. —.48.
Vierthaler F. M., Ausgew. pädag. Schrr., hrsg. v. L. Glöckl,
(Bibi. d. kath. Pädag. VI.) Ebd. (VIII, 258 S.) 11. 1.56.
Adler Fel., D. Moralunterr. d. Kinder, üb. v. Gizvcki. Beil.,
Dümmler. (IV, 168 S.) 11. 1.20.
Horn R., D. Causalitätsbegr. in d, Phil. u. im Strafrechte. Lpz.,
Duncker u. Humblot. (IX, 01 S.) 11. 1.20.
Hegel G. W. F., System d. Sittliehkt. Aus d. handsehr. Xachl.
hrsg. v. G. Mollet. Osterwieck, Ziekfeldt. (IV, 71 S.) 11. 1.20.
Huit G., La Vic ct FOcuvrc de Platon. Paris, Thorin. (IX, 507
u. 482 S.) 24 fr.
■ Maria M. de, Phil, peripatetieo-scholastica ex font. Aristotelis et
S. Thomae Aq. expressa. Rom, Forzani. (VIII, 660, 547 u.
482 S.) 16 fr.
Castro Legua V., Cuestiones de oedagogia practica. Madrid,
Hernando. (267 S.) 3 fr. 50 c.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Boj za prävo. Sbornik aktu politickych u vecech stätu a
näroda cesköho od roku 1848. Z vyklady historickymi.
(Kampf um Recht. Sammlung politischer Schriftstücke in Sachen
des böhmischen Staates und Volkes vom Jahre 1848.) Pondil
Jan M. Öerny. V Praze, Bursik & Kohout.
Die Sammlung beginnt mit dem 11. März 1848,
der Zusammenkunft im Prager Wenzelsbade und der
ersten Petition des St. Wenzels-Comite und der Prager
Studentenschaft. Die wichtigeren Actenstücke sind mit
geschichtlichen, zumeist aus den gleichzeitigen Zeitungen
und Zeitschriften geschöpften Einleitungen versehen, was
auch aus dem Grunde dankenswert ist, weil derlei
Tagesblätter aus 1848 bereits zu den großen, den We¬
nigsten zugänglichen Seltenheiten gehören. Eine prag¬
matische Geschichte jener Zeit können diese gelegenheit-
lichen Erläuterungen allerdings nicht bieten, wohl aber
eine sehr brauchbare Unterlage für eine solche. Es ist
jedenfalls die vollständigste Sammlung, die nicht nur
vieles enthält, was bei F. J. Schopf (Wahre und aus¬
führliche Darstellung etc. Leitmeritz, Medau 1848) nicht
zu finden ist, sondern auch einzelne hochwichtige Schrift¬
stücke, von deren Existenz man zwar wusste, deren
Inhalt und Wortlaut aber man nicht kannte; der Verf.
verdankt letztere, soviel mir bekannt, dem hochverehrten
Führer der Alt-Öechen Dr. Rieger. Die Sammlung ist
zur Stunde bis zum 24. Heft, in der Zeitfolge bis Juli 1851
vorgeschritten. Eines ist an dem sonst so verdienstlichen
Werke in hohem Grade zu bedauern: es bringt dasselbe
alle Schriftstücke böhmisch, folglich die ursprünglich
deutsch abgefassten in Übersetzung, natürlich privater,
nicht authentischer. Aber selbst mit einer authentischen
Übersetzung ist weder dem Parlamentarier, der sich auf
das Document berufen, noch dem Geschichtsforscher, der
sich daraus belehren will, gedient, er wird suchen müssen,
sich den ursprünglichen Text zu verschaffen. Würde
der Herausgeber dies beachtet, böhmisch was böhmisch,
und deutsch was deutsch hinausgegeben war, in sein
Werk aufgenommen haben, so würde der Wert und
die Brauchbarkeit desselben ungleich erhöht, es würde
aber dadurch zugleich dem Charakter des öffentlichen
Lebens im Königreiche Böhmen, der nun einmal ein
doppelsprachiger ist, entsprochen worden sein.
Wien. Helfert.
Ammann Hartmann: Versuch einer Charakteristik Kaiser
Maximilians l. f seiner Regierungsthätigkeit und äußeren
Politik. (42. Programm des k. k. Gymnasiums in ßrixen.)
Brixen. 1892. gr.-8 w . (29 S.)
Bei keinem deutschen Herrscher, der vor der religiösen
Spaltung Deutschlands den deutschen Königsthron einnahm oder
dessen Haupt die Kaiserkrone schmückte, herrscht eine solche
Divergenz der Meinungen über Regierungsthätigkeit und äußere
Politik wie bei Maximilian L Während die einen ihn als den
einzigen bezeichnen, der cs in jenen Tagen ernstlich und redlich
mit dem deutschen Reiche meinte, stellen andere sein ganzes
Wirken als grundverderblich für das Reich hin. Zu den letzteren
gehört Ulmann, der Verf. der Geschichte Maximilians I. Die
Controverse, welche darob zwischen diesem und dem Herausgeber
der Geschichte Österreichs, Professor Huber, entstand, veranlasste
A. zur vorl. Arbeit. Auf die Überwindung der großen Schwierig¬
keiten, welche sich in der kritischen Durcharbeitung des Stoffes ergaben,
hat A. großen Fleiß verwendet und in der Darstellung sein möglichstes
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Nk. 23. — Orstkrrbichischks Litteraturblatt. — 11. Jahrgang.
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gethan. Nur selten begegnet ein solch trefflich ausgearbeitetes Pro¬
gramm einer Mittelschule. Ohne Beschönigung stellt der Verf. Maxi¬
milians Fehler »als Fürst und Lenker des Staates« dar, daneben werden
aber auch die Reichsstände nicht geschont, welche zum guten Theile
mitschuldig sind an der heillosen Zerrüttung des Reiches und der
Verkleinerung des kaiserlichen Ansehens. Trefflich wird gezeigt,
wie Maximilian bei seiner »Hauspolitik« ein Gefühl für die Größe
des Reiches hatte: dieses wollte er vor der Überflutung durch die
Türken beschützen, bewahren vor dem Übergewicht Frankreichs;
lür das Reich wollte er aus dem stautischen Erbe retten, was
noch zu retten war; doch gleichgiltig sahen die Reichsstände zu,
wie der von ihnen erkorene Kaiser aus seiner Machtstellung in
Italien verdrängt wurde, wie dieses so lange Jahrhunderte mit
Deutschland verbundene Land an Frankreich und Spanien kam.
Rom (dz. Wien). Dr. A. Starz er.
Von Janssen's »Geschichte des deutschen Volkes seit
dem Ausgange des Mittelalters« ist nun auch der 6. Band in 13.
u. 14., verb. u. verm. Aufl., besorgt von Ludw. Pastor, erschienen.
(Freiburg, Herder, 1893. gr.-8°. XXXVI u. 546 S. fl. 3.—.) Von
der Arbeit, die Prof. Pastor dem Buche zugewendet, gilt dasselbe,
was im ÖL II, 8 von der Neuauflage des 5. Bdes gesagt worden
ist. Der Stoff dieses (6.) Bdes: »Culturzustände des deutschen Volkes
seit dem Ausgange des M.-A. bis zum Beginn des 30jährigen Krieges«
I. und II. Buch (I.: Bildende Kunst, Tonkunst und Kirchenlied,
1L: Volkslitlcratur) ist ein so unendlich mannigfaltiger und lässt
aus den Fundgruben culturgeschichtlicher Details so unbeschränkte
Erweiterung zu, dass hier wie irgendwo der Spruch gilt: in der
Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Es war Janssens große
Kunst, hier weise Auswahl getroffen zu haben und Prof. Pastor
hat das Beispiel seines verewigten Meisters verständnisvoll befolgt.
Bezeichnend ist die »Übersicht der wiederholt benützten Bücher«
(S. XIX —XXXVI): zu den 372 Büchertitcln der vor. Auflage sind,
als von P. neu herbeigezogen, angefügt 20 Werke; unter den nun
insgesammt 392 nominierten Quellenwcrkcn linden sich nur 43
von kath. Verfassern herrührende.
Historisches Jahrbuch (der Görres-Gesellschaft). XIV, 4.
Zimmermann, Karl l. u. Crom well. — Silbernagl, Die
geheimen polit. Verbindgen d. Deutschen in d. 1. Hälfte d. 19. Jhdts.
— Kirsch, E. Fcrmelbuch d. päpstl. Kanzlei aus d. Mitte d.
14. Jhdts. — Sauerland, Aktenstücke z. Gcsch. d. Papstes Ur¬
ban VI. — Ehses, E. Vorschlag d. Bischofs v. Breslau an Papst
Clemens VI. 1524. — Saucrland, Zu Uebingers Nikol. Cusanus.
— Recensioncn: Fab re, De patrimoniis Rom. ecclcsiae; ders.,
Le über censuum de l’eglise romaine; Gottlob, D. päpstl. Kreuz-
zugsstcuer d. 13. Jhdts (Kirsch); — Brandi, Quellen u. Forschgen
z. Gesch. d. Abtei Reichenau (Joachimsohn); — Kneer, Entstehg.
d. conciliaren Theorie (Sauerland). — Zeitschr. u. Novitätenschau.
Historische Zeitschrift. LXXI, (N. F. XXXV), 3.
0. Weber, D. Legende vom Denain. — Denkschrr. Th v.
Bernhardts. 1. Russld im März u. Apr. 1854. — Miscellen. —
Litteraturber. u. a.: La mp recht, Deutsche Gesch. (Below); —
Lenz, Briefw. Landgraf Philipps d. Großmüthigcn v. Hessen mit
Bucer (Brandi). — Notizen u. Nachrichten.
Deutsche Zeitschr. f. Geschichtswissenschaft. X, l.
Ul mann, Studien z. Gcsch. d. Papstes Leo X. — Görres,
Kirche u. Staat im Vandalenreich 429—534. — Jastrow, D.
Welfenprocesse u. d. ersten Rcgiergsjahre Friedrich Barbarossas.
— Stieve, D. Contobuch d. dtsch. Liga. — Koehne, D. Kröng
Rudolfs, Gegenkg. Heinrichs IV. — Schirren, Geh. Corresp. Ka¬
tharina^ II. mit ihrer Mutter 1754. — Simonsfeld, Bemerkgen
z. d. YVeltchronik d. Frater Paulinus v. Venedig. Bischof v. Poz-
zuoli. — Molinier, Neuere Litt. z. Gesch. Frkrchs im M.-A.
Sbornik hlstorlcköho krouzko. I, 2.
Podlaha, Leben u. Wirken d. P. Ant. Koniasch. — Kroi-
herr, War d. Verletzg d. Majestätsbriefes d. Ursache d. böhni.
Aufstandes? — Kovar, E. Brief d. W. Meroschwa. (Mit Übersetzg.)
— Recc., u.a.: Klopp, D. 30j. Krieg (Svoboda); — Wolfs¬
grub e r, Migazzi (Podlaha).
Neue Erscheinungen:
Bretholz B.,Gesch.Mährens. Hrsg. v. Landesausschuss v. Mähren.
I. 1. (bis 906.) Brünn. Winiker (XII u. S. 1 — 120) fl. 1.—.
Buch wald Gg., Z. Wittenberger Stadt- u. Universitäts-Gesch. in
d. Ref.-Zeit. Lpz., Wigand. (X, 192 S.) fl. 3.60.
Niese Ben., Gesch. d. griech. u. maked. Staaten seit d. Schlacht
b. Chaeronea. I. Gotha, F. A. Perthes. (X, 512 S.) fl. 6. —.
Mever E.. Maria Ldgrfin. v. Hessen, geb. Prinz, v. Engld. E.
Btr. z. Sittengcsch. d. 18. Jhdts. Ebd. (VII, 351 S) 11. 3.60.
Menzel K., Wolfg. v. Zweibrücken, Pfalzgraf b. Rhein etc., Stamm¬
vater d. bair. Kgshauses. München, Beck (XXII11, 604 S.) tl. 7.80.
Buchholtz A., Btrge z. Lebensgesch. J. R. Patkuls. Lpzg., Duncker
6 Humblot. (VIII, 255 S ) 11. 3.60.
Wertheimer Ed., Die 3 ersten Frauen d. Kaiser Franz. Ebd.
(IX, 163 S.) 11. 2.1H.
Nicoladoni A., Jhs. Bünderlin v. Linz u. d. oberöst. Täufer¬
gemeinden in d. J. 1525—31. Ebd. (VIII, 314 S.) fl. 4.80.
Ehrenberg R„ Altona unter Schauenburg. Herrschaft. VII: I).
Jesuitenmission in A. Altona, Harder, 4°. (VI, 70 S.) fl. 1.20.
Blancard F., Les Mavroyeni. Essai d’etude addit. ä l’hisloire
mod. de la Grece, de la Turquie et de la Roumanie. Paris,
Flammarion (IV, 931 S.) 25 Fr.
Bi re E., Legendes revolut ; onnaircs. Paris, Champion. (VI, 389 S.)
7 Fr. 50 c.
Giudice G., Ricc. Filangieri, sotto il regno di Federico II., di
Coirado e di Manfrcdi. Napoli, Giannini. (XX, 306 S.).
Von dem Werke *Das Mittelalter « v. Rud. Klcinpaul
(s. ÖL II, Nr. 13) sind die Lieff. 2—6 erschienen (Lcipz., Hcinr.
Schmidt u. C. Günther); es gilt von ihnen das, was a. a. O. von
Lief. 1 gesagt ist: die Bilder mit Verständnis ausgewählt u. vor¬
züglich wiedergegeben, der Text nicht auf der Höhe; immer noch
finden sich reichliche Geschmacklosigkeiten, viel Überflüssiges
(etymologische Spielereien!) u. manches unkritisch Entlehnte. Die
schönen Illustrationen verdienten einen besseren Textator.
Sprachwissenschaft u. Litteraturgeschichte,
Mythologie.
Opitz Theodor und Alfred W e i n h o I d: Chrestomathie
aus Schriftstellern der sogenannten silbernen Latinität,
für den Schulgcbrauch zusammengestellt. Leipzig, B. G. Teubner,
1893. 8°. (XIV, II u. 477 S.) tl. 1.68.
Die Chrestomathie will über die Schreibart der Schriftsteller
in der Zeit nach Augustus orientieren und ist zur Lcctüre für
Schüler der letzten Gymnasialklasse sowie auch für Lchramts-
candidaten bestimmt. Für Gymnasiasten dürfte sich das Buch
aber doch weniger eignen, da es zu umfangreich ist, obwohl es
sehr wünschenswert wäre, dass die Schüler Zeit hätten, außer der
Lectüre der gewöhnlichen Schulautoren sich eingehender in der
Schriftstellern des silbernen Zeitalters umzusehen. Weit besseren
Gebrauch werden Studierende der Philologie von dem Werke
machen können, welche hier eine gute Auswahl der wichtigsten
Schriftsteller jener Zeit finden. Auch für das Wachbleiben des
Interesses ist gesorgt, da aus jedem Gebiete das Interessanteste
gewählt und — nach den besten Ausgaben — zusammengestellt
wurde. Im ganzen sind folgende 13 Autoren vertreten: Suetonius,
Velleius, Florus, Tacitus, Justinus, Curtius, Valerius Maximus,
Plinius d. J., Plinius d. A., Vitruvius, Seneca, Celsus, Quintilianus.
Der Versuch von O. u. W., eine Chrestomathie gerade über die im
Unterrichte ziemlich vernachlässigte Latinität des silbernen Zeit¬
alters zusammenzustellen, ist sehr zu loben, wie auch die Aus¬
führung alle Anerkennung verdient. Wenn die Absicht der Heraus¬
geber nicht vollkommen erreicht werden wird, so ist dies nicht
dem Buche, sondern dem Zeitmangel in der obersten Gymnasial¬
klasse allein zuzuschrciben; umsomehr ist das Werk den Stu¬
dierenden der Philologie zu empfehlen.
Wien. H. Bohatta.
MUller-G uttenbrunn Adam: Im Jahrhundert Grill¬
parzers. Litteratur- und Lebensbilder aus Österreich. Wien,
Kirchner und Schmidt, 1893. 8°. (V und 224 S.) fl. 2.—.
Eine Sammlung von kleinen Aufsätzen über öster¬
reichische Dichter der grillparzerischen Zeit, die vorher
zerstreut in Zeitschriften erschienen sind. Den Stempel
der Entstehungszeit tragen sie alle an der Stirn, denn
auf bestimmte Veranlassung sind sie alle zurückzuführen.
Es sind entweder Gedenkblätter zur Centenarfeier oder
Nekrologe; ein gesundes Urtheil kommt namentlich in
dramatischen Dingen zur Geltung; und der Stil ist sauber
und glatt. Man wird die Aufsätze auch in Buchform gern
lesen, aber nur dort Neues erfahren, wo der Verf. aus
persönlichen Erinnerungen redet. Dies ist am meisten in
dem Aufsatz über Prechtler und Grillparzer der Fall, der
nun auch denen zugänglich ist, die ihn nicht sogleich
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Nk. 23.
716
715
ÜKSI KKKK1CH1SCHKS LlTJ KRATUKBLATT. — II. JAHKCiANU.
bei seinem ersten Erseheinen in der Beilage der »Allge¬
meinen Zeitung« oder bei seinem zweiten im »Magazin für
Litteratur« kennen gelernt haben. Für den zukünftigen
Director des Raimundtheaters aber erweckt das warme
Gcdenkblatt zum 11. Juni 1890 ein günstiges Vorurtheil,
und hinter dem Worte wird hoffentlich auch die That
nicht Zurückbleiben.
Wien. Minor.
Schultheiss Albert: Der Schelmenroman der Spanier
u. seine Nachbildungen. (Sammlung gemeinverständlicher wissen¬
schaftlicher Verträge von R. Virchow u. \V. Wattenbach. N. F.
VII, Nr. 165). Hamburg, Verl.-Anst. und Druckcrei-A.-G. 8°.
(62 S.) fl. —.60.
Man findet hier mit geringer Mühe kurze Inhalts¬
angaben der spar.ischen Schelmenromane. Das ist wohl
der einzige Gewinn, den man aus der Lectüre der breiten,
schleppenden, mit allerlei Flickwerk überladenen, das
Wichtigste überspringenden Darstellung ziehen kann. Den
Einfluss der volkstümlichen Schwanklitteratur auf die Ent¬
stehung und Entwicklung dieser Prosagattung hat der
Verf. nirgends in Betracht gezogen. Was er über die
deutschen Schelmenromane sagt, ist soviel als nichts;
den ältesten Schelmenroman der Engländer kennt er gar
nicht; dafür gibt er sich Mühe, die Romane Zola’s unter
die Schelmenromane zu bringen: »Die meisten könnten
ohne allzugroßen Aufwand an Mühe in Autobiographien
umgewandelt (sic!) werden.« Als wenn sie dann schon
Schelmenromane wären ! *1.
Zeitschr. f. deutsches Alterthum u. deutsche Litt. XXXVII, 4.
E. H. Meyer, Quellenstudien z. mhd. spielmannsdichtg. I.
Z, Orendel. — Zwicrzina, Überl ieferung u. kritik v. Hartmanns
Gregorius (Schl.). — Much, Eddica. — v. Grienberger, Diet¬
mar v. Aist. — Anzeiger, u. a.: Schorbach, Parzifal v. Claus
Wisse u. Pit. Colin (Stosch); — Schvvcring, Grillp.’s hellen,
trsple. (Sauer). — Litt, notizen. — Berichte üb. Wcnkers Sprach¬
atlas d. deutschen reichs.
Zeitschrift f. deutsche Sprache. VII, 8.
Tclmann’s »Lucreziu«. — Brunner, E. Brief an d. Hrsgber.
— Unterdrückg d. Hilfszeitwortes. — >D. 2. Faust.« — Schrä¬
der, Etliche Gleichnis-Redensarten d. neuesten Zeit. — Ders.,
Hals über Kopf. — Da üben speck, Üb. d. Wort Absetzen. —
Bemerkgen zu Stellen aus neueren Schriftstellern,
wiener Studien. Ztschr. f. dass. Philologie. XV, 1.
Jurenka, Novae lectiones Pindaricae. — Hol zu er, Krit.
Studien z. d. Bruchstücken d. Euripidcs. — Rzach, Z. Metrik d.
Oracula Sibyllina. — Sehen kl, J. J. Reiskii animadversiones in
Philostratus. — Schcpps, Pro Priscilliano. — Misccllen.
Berliner Studien f. dass. Phil. u. Archaeologie. XIV, 1 u. 2.
(1) Korne mann. De civibus Romanis in provinciis Imperii
consistentibu s. — (2.) Werner. Quaestiones Babrianae.
Neue Erscheinungen:
Bach mann Jhs., D. Klagelieder Jeremiae in d. aethiop. Bibel-
übersetzg. Halle, Niemeyer. (54 S.) 11. 1.44.
Gerhard F., J. P. de Memels lustige Gesellsch. Nebst e. Über¬
sicht üb. d. Schwanklitt. d. 17. Jhdts. Ebd. (127 S.) 11. 1.68.
Holz Gg., D. Gedichte v. Rosengarten zu Worms. Ebd. (CX1V,
274 S.) II. 6.—.
Wechssler Ed., D. roman. Marienklagen. E. Btr. z. Gesch. d.
Dramas im M.-A. Ebd. (VI, 104 S.) 11. 1.44.
Guthein M., Will. Wordsworth, s. Leben, s. Wke, s. Zeitgenossen.
2 Bde. Ebd. (XII, 374 u. 178 S.) 11. 4.80.
Corpus insc riptionu m etruscarum, ab Ac. litt, regia boruss.
Berol. et Soc. litt, regia saxon. Lipsiensi pecunia adjutus, ad-
ministr. Aug. Danielsson cd. C. Pauli. (In c. 25 Sectionen) 1.
Segmentum. Lpz., Barth. Fol. (S. 1 — 74). 11. 6. — .
Frankel L., Shakesp. u. d. Tagehed. E. Btr. z. vergl. Littgesch.
d. german. Völker. Hann., Ilelwing. (V. 132 S.) 11. 1.80.
Lorenz O., Goethes polit. Lehrjahre. Vortr., m. e. Anh.: Goethe
als Historiker. Berl., Besser. (VII, 180 S.) 11. 1.80.
Reich E., Ibsens Dramen. 16 Vorlesgen. Dresd., Pierson. (IX,
288 S.) 11. 1.80.
Schlossar A., 100 Jahre dtsch. Dichtg. in Steicrmk. 1785—1885.
(Österr. Bibliothek, II.) Wien, Graeser. (XI, 193 S.) fl. 1.—.
Steinschneider M., D. arab. Übersetzgen aus d. Griech. (Cen-
tralbl. f. Bibliothekswesen, Beiheft XII.) Lpz., Harrassowitz. (IV,
112 S.) 11. 3.—.
Koch Max, Gesch. d. dtsch. Litt. (Sammlg. Göschen. 31.) Stuttg.,
Göschen. (278 S.) 11. —.48.
Drostc-Hülshoff A. v. u. Levin Schücking, Briefe. Hrsg. v.
Theo Schücking. Lpz., Grunow. (XI, 362 S.) 11. 2.40.
Kirchner Fr., D. dtsch. Nat.-Litt. d. 19. Jhdts. Heidelbg., Weiß,
(VIII, 686 S.) fl. 4.50.
Rydberg G., Le Developpement de »facere« dans les langues
romanes. Paris, Nobiet (IV, 256 S.)
Stappers H., Dictionnaire synoptique d’etvmologie francaise.
Paris, Larousse (XII, 960 S.) 6 Fr.
Tissot E., Le drame norvegien. H. Jbsen, B. Björnson. Paris,
Perrin. (IV, 299 S.) 3 Fr. 50 c.
Kunst und Kunstgeschichte.
Overbeck J.: Geschichte der griechischen Plastik. Vierte
umgearbeitete und vermehrte Auflage. Erster Halbband. Leipzig,
J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, 1892. gr,-8°. (V—X u. 302 S.,
76 Abb.) 11. 6.—.
Die vorl. vierte Auflage dieses Buches wird mit
Recht in der Anzeige der Verlagsbuchhandlung eine
»gründlich durchgeaA>eitete und sehr ansehnlich vermehrte«
genannt. Die Vermehrung betrifft hauptsächlich zwei
Abschnitte der Geschichte der archaischen Kunst: die
Anfänge der bildenden Kunst in Griechenland und die
altattische Kunst der 60er und 70er Olympiaden. Dort
boten die Inselfunde und die trojaniseh-mykenischen Aus¬
grabungen, hier die Denkmäler der Akropolisforschungen
eine Fülle neuen Stoffes. Im Zusammenhänge damit ist
außer dem Texte (302 gegen 242 Seiten) auch die Zahl
der Abbildungen beträchtlich gewachsen (von 53 auf 76),
nur sind dieselben theilweise nicht recht genügend. Die
Anlage des Ganzen ist dieselbe geblieben. Die Um¬
arbeitung hängt natürlich enge zusammen mit der Er¬
weiterung. So hat denn auch die Betrachtung der äl¬
testen Kunst die durchgreifendste Veränderung erfahren:
die ägyptische Hypothese, welche sich mehr oder weniger
doch n u r im Reiche der Vermuthung ergieng, der aber
im Eingänge der dritten Auflage noch eine ausführliche
Besprechung gewidmet werden musste, ist jetzt ersetzt
durch die Betrachtung der handgreiflichen Spuren einer
ältesten Kultur auf griechischem Boden. Im Vordergründe
der Besprechung steht jetzt die »mykenische Cultur«, die
uns auf den Osten hinweist.
Aber auch in den weniger umstrittenen Gebieten der
archaischen Kunst stößt man allenthalben auf die ergänzende
Hand des fleißigen Forschers, der sammelte, einordnete
und mit vorsichtigem Urtheil erwog, was die gelehrte
Einzelbetrachtung über diesen und jenen Punkt an Stoff
geliefert hat. Leider wird jedoch die Lesung des Buches
durch eine große Menge zum Theil wirklich sinnstörender
Druckfehler, sowie dadurch, dass Nebensätze ^vielfach
nicht durch Interpunktion von ihren Hauptsätzen getrennt
sind, nicht unbedeutend gestört. Möge die Fortsetzung
des so wichtigen Werkes auch von diesen kleinen Fehlern
frei sein!
Nürnberg. Dr. Hm. Sörgel.
St. Leopold-Blatt. VII, 11 .
D. Dom zu Sarajewo. — Habert, Mozart, Haydn u. Beet¬
hoven, oder haben d. Deutsch-Cäcilianer e. Recht, über dieselben
abfällig zu urtheilen? — Miscelllen.
Wiener Dombauvereins-Blatt. XIII, 22—27.
(22/23.) Mitthlgen aus d. Dombauhütte. — Neumann. D.
Apostel- oder Kaiserchor. (Schl, in Nr. 24/25.) — (24/25.) D.
Digitized by v^oosie
717
Nh. 23. — Okstkrhkichischks Littkraturbi.att. — II. Jahrgang.
718
älteste Beschreibg. d. Metropolitankirche zu St. Stephan. I.X.
(Forts, in Nr. 26/27.) — Ilg, 2 Briefe an d. Redaction. — (26/27.)
Neu mann. D. Priesterchor in St. Stephan.
Dar Kunstwart. VII. 4.
Lange, Üb. malerische Ausführg. — Schöne Litt. Nr. 27.
— Theater. — Musik. — Freihofer, I). Münchner Kunstausst.
(Schl.) — Li er, Buchdrama u. Bühnendrama. — Lose Blätter.
Neue Erscheinungen:
Hermann K. A., Völkerlieder f. 4stimm. Männerchöre. Lpz.,
Klinkhardt. (IV, 288 S.) fl. 3.—.
Ul mann Hm., Sandro Botticelli. Münch., Verl.-Anst. 4°. (VIII,
158 S.) fl. 9.60.
Gade Niels W., Aufzeichngen u. Briefe, hrsg. v. Dagm. Gade.
Autoris. Üb. aus d. Dän. Basel, Geering. (VI, 279 S.) fl. 2.40.
Moureau A., Les Moreau. Paris, Pierson. (147 S.) 4 Fr. 50 c.
Claretta G., I reali di Savoia munifici fautori d. arti: contrib.
a. storia artist. del Piemonte del sec. 18. Turin, Paravia. (305 S.)
Stella A.. Pittura e scultura in Piemonte 1842—91. Ebd. (XIV, 667.)
Quin et E., Ce que dit la musique. Paris, Levy. (413 S.) 3 Fr. 50 c.
Curzon H. de, Musiciens du temps passe. Les dernieres annces
de Mozart, Mozart et le Mozarteum de Salzbg., Mehul, Hoffmann
musicien. Paris, Fischbacher. (303 S.) 3 Fr. 50 c.
Länder- und Völkerkunde.
BIStter d. Vereins f. Landeskde. v. N.-ö. N. F., XXVII, 9 10.
Register zu Bl. d. V. f. Ldskde. v. N.-Ö. 1881 —1885. I.
Globus. LXIV, 20 u. 21.
(20.) de Lapouge, D. Auslese durch d. Krieg. — Leder,
Reise durch Irkutsk nach Urga in d. Mongolei. (Schl, in Nr. 21.)
— Frohenius, D. Fensterthüren im Congo-Becken. — D. Tuchler-
Haide. — Schwankgen in d. geogr. Breite. — Abchasischc Rede¬
weisen u. Sprichwörter. — D. Streit um d. Bildg. d. Korallen-
Inseln. — (21.) Hahn, Grum-Grschimailo’s Forschgen in Turfan
(Centralasien). — Klittke, Dr, Hägens Reise auf d.Neuen Hebriden. I.
— D. Goldfelder Transvaals. — Aus allen Erdtheilen.
Der Gebirg9freund. IV, ll.
H. G., D. inneralpine Wiener Becken in vorgeschichtl. Zeit.
— Schober, E. Gewitter auf d. Schafberg. — Berichte.
Neue Erscheinungen:
D uk as-Theodassos J. T Im Zeichen des Halbmondes. Schil¬
derungen aus d. türk. Reichshptstadt. Köln, Bachem. (VI,
391 S.) fl. 2.70.
Schreiber P., Klimatographie d. Kgr. Sachsen. I. (Forschgen z.
dtsch. Lds.- u. Volkskde. VIII.) Stuttg , Engelhorn. (97 S.) fl. 2.40.
Hauptmann F., E. Fahrt ins Land d. Pharaonen m. e. Ab¬
stecher n. Palästina. Osnabr., Pilimeyer (151 S.) fl. —.72.
O. O., Sibir. Briefe, eingeführt v. P. v. Kügelgen. Lpz., Duncker &
Humblot. (XII, 327 S ) fl. 3.36.
Diercks G.. Culturbilder aus d. Ver. Staaten. Berl., Verein f.
dtsch. Litt. (V, 378 S.) fl. 3.60.
Jodl J., Topogr.-statist. Ortslex. d. Kgr. Böhmen. Mit hist. Anm.
(In c. 12 Lieff.) 1. Lief. Prag, Höfer & Klouöek. (80 S.) fl. -.65.
Joanne P., Itineraire general de la France. Environs de Paris.
Paris, Hachette. (LIV. 442 S) 7 Fr. 50 c.
Baraudon A., Algerie et Tunisie. Paris. Pion et Nourrit. (XV,
328 S.) 3 Fr. 50 c.
A. Halka, der unermüdliche Vorkämpfer für die Sache der
Antisklaverei u. Afrikamission, lässt gegenwärtig eine > Kleine
Afrika-Bibliothek*, erscheinen (Druck v. Pustet in Salzbg.), welche
»Unterhaltendes u. Belehrendes z. Förderg. d. Liebe zu uns.
ärmsten schwarzen Brüdern« in zwanglosen Heften, je 32 S. 8°
zu 6 kr., bietet. Die beiden ersten vorl. Hefte bringen (1.) eine
Lebensskizze d. hl. Petrus Claver, »D. Scapulier des Sklaven«,
(2.) Halka, »Geschichte d. Silberguldens, der gern nach Afrika
gewandert wäre«, Elpide, »Von Mossamedes nach Huilla« u.
P. Acker, »E. Verhör mit befreiten Sklaven« nebst etlichen klei¬
neren Skizzen. Das neue Volksschriftenunternehmen verdient die
wärmste Empfehlung.
Die Lieff. 25—34 von Adrian Balbi’s » Allgern. Erd-
beschreibg .«, 8. Aufl., bearb. v. Dr. F. Heiderich (Wien, Hartleben)
bringen den Schluss d. Länderkde. Asiens, e. anschaul. Schilderg.
d. Polargebiete u. d. Entdeckgsfahrten nach denselben, Europa
(Allgemeines) u. eingehend das Deutsche Reich (S. 638—1032\
Der zweite Bd. des großen Werkes, das in textlicher wie illustrat.
Hinsicht auf der Höhe der Zeit steht, ist damit abgeschlossen.
Besonders sei auf die zahlreichen Kartcnbeil. hingewiesen, welche
einen eigenen Atlas zu ersetzen im Stande sind.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Rösler Augustin, C. SS. R.: Die Frauenfrage vom Stand¬
punkte der Natur, der Geschichte und der Offenbarung,
auf Veranlassung der Leo-Gesellschaft beantwortet. Wien,
Roller, 1893. gr.-8°. (VIII u. 293 S.) fl. 1.80.
Ein gutes Buch, was noch mehr ist, ein entschiedenes
Buch, und, was die Hauptsache ist, ein Buch zur rechten
Zeit. Wir haben schon lange ein Bedürfnis nach einem
solchen gehabt, das eine der brennendsten und zweifels¬
ohne der wichtigsten Tagesfragen von dem dreifachen
Gesichtspunkte aus erörtert, den der Titel anzeigt. Zum
besonderen Verdienste rechnen wir es ihm an, dass es
gerade den »Standpunkt der Natur« so eingehend be¬
handelt. Die »übernatürlichen, transcendenten Lehren*, wo¬
mit Bebel zufolge »der Theolog die Gehirne zu umnebeln
sucht«, sind hier ziemlich kurz abgethan und nur zum
Schlüsse nicht ganz übergangen, um den Leser auf jene
Höhe zu erheben, von der aus dieser Gegenstand allein
vollständig gewürdigt werden kann. Und so ist es auch
gut und recht. Was aber vor allem gut und billig ist,
das ist der gesunde, nüchterne Empirismus und Realismus,
von dem alle Untersuchungen ausgehen. Nach dieser
Seite hin ist das Buch ein wahres Vorbild für die Me¬
thode, die ähnliche Arbeiten heute einhalten müssen,
sollen sie Erfolg erlangen. Und noch nach einer zweiten
Seite hin möchten wir es als leuchtendes Beispiel auf¬
stellen: als monographische Arbeit auf dem Gebiete der
Apologetik. Unsere Litteratur vernachlässigt die Mono¬
graphie viel zu sehr. Gilt das von allen Zweigen der
Wissenschaft, so am meisten von dem ohnehin so sehr
vernachlässigten der Apologetik. Möge das vorliegende
Werk in diesem Stücke bahnbrechend sein!
Auf den Inhalt einzugehen ist hier nicht der Ort.
Es genüge hervorgehoben zu haben, dass das Buch, theils
vollständig, theils im Anschlüsse an die reichlich benützte
Litteratur, eine große Menge von Einzelfragen behandelt
oder berührt, die für Ehe und Familie, für Erziehung,
Sittlichkeit und häusliches Leben theoretisch wie praktisch
gleich bedeutsam sind. Auch nach dieser Seite hin ist
es eine Leistung, der wir viele Nachahmer wünschen.
Dem Verfasser und der Leo-Gesellschaft zugleich unsern
Dank für diese nützliche, schöne Gabe.
Graz. P. A. M. Weiß, O. Pr.
I. Mühlbrecht Otto: Übersicht der gesammten staats-und
rechtswissenschaftlichen Litteratur des Jahre9 1892.
XXV. Jahrg. Berlin, Puttkammer & Mühlbrecht, 1893. gr.-S".
(VIII u. 242 S.) fl. 3.60.
II. MUhlbrecht Otto: Wegweiser durch die neuere Lit¬
teratur der Rechts- und Staatswissenschaften. Für die
Praxis bearbeitet. 2. umgearbeitetfc und vermehrte Auflage. Ebd.
1893. gr. 8°. (XXVIil u. 748 S.) 11 16.80 (geh. in Hfz.)
(I.) Seit 25 Jahren fasst Otto Mühlbrecht am Schlüsse
eines jeden Jahres die während desselben erschienene
rechts- und staatswissenschaftliche Litteratur der Cultur-
staaten der Welt in einem etwa fingerbreiten Bande zu¬
sammen. Diese »Übersichten« werden gebildet durch
die in ein einheitliches Ganzes gebrachte Aneinander¬
reihung der alle 2 Monate von demselben Herausgeber
in demselben Verlage erscheinenden Doppelnummern der
»Allgemeinen Bibliographie der Staats- und Rechtswissen¬
schaften«, vermehrt um ein ausführliches alphabetisches
Register. Über die hohe Brauchbarkeit der MühlbrechPschen
bibliographischen Publicationen für den Buchhandel wie
für die wissenschaftlichen Kreise gibt es nur eine Stimme
uneingeschränkten Lobes. Gerade bei dem vorliegenden
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Nr. 23. — Oestkrrkichischbs Littekaiukblatt. — II. Jahrganu.
720
Jahrgange, mit welchem ein Vierteljahrhundert
bibliographischer Thätigkeit für 0. Mühlbrecht abschließt,
scheint es uns wie eine Ehrenpflicht, dem hochverdienten,
unermüdlichen Herausgeber, wie der rührigen Verlags¬
firma, deren Theilhaber er ist und der die deutschen
Staats- und Rechtswissenschaften seit Jahren für viele
und hochherzige Unterstützung verpflichtet sind, Dank und
Lob in ganz besonders warmer Weise auszusprechen.
(II.) O. Mühlbrecht selbst wollte diesen für einen
Rückblick auf die litterarische Thätigkeit der Culturvvelt
auf dem Gebiete der Staats- und Rechtswissenschaften
ganz besonders geeigneten Zeitpunkt in passender Weise
benützen, indem er eine Rückschau auf das abgelaufene
Vierteljahrhundert an der Hand seiner bibliographischen
Zusammenstellungen versuchte. Aus den 87.500 Titeln,
welche er von 1868—1892 in seine obengenannte
»Allgemeine Bibliographie der Staats- und Rechts¬
wissenschaft« aufgenommen hatte, (jährl. durchschn.
3.500 Neuigkeiten) wählte er ungefähr 34.000 Titel
der »besseren Erscheinungen« aus und fasste sie in
einem starken Bande nach einer vorzüglichen syste¬
matischen Ordnung, in welcher er sich an den
Katalog der Bibliothek des Reichsgerichtes anschloss,
zusammen. Außerdem bearbeitete M. hiezu ein ganz
vortreffliches Register, in welchem die Mehrzahl der Titel
dreimal erscheint, einmal unter dem Autornamen, dann
unter dem Schlagworte der Materie und zuletzt unter dem
Schlagworte des betreffenden Landes, der Provinz oder
der Stadt. Alle diese Titel laufen in einem Alphabet
fort. Die Namen der Übersetzer und Herausgeber sind
im Register wie Autornamen behandelt. Bei der neueren
Litteratur sind die Ladenpreise, bei der älteren Litteratur
die gegenwärtigen Preise des Büchermarktes angegeben.
Auch der Vermerk »Vergriffen« findet sich an geeigneter
Stelle. — Man sieht, es liegt hier ein ganz besonders
sorgfältig gearbeitetes und ebenso ausgestattetes Nach¬
schlagewerk ersten Ranges vor. Die Auswahl der Titel
ist mit vielem Verständnisse, welches der Herausgeber
aus seiner langjährigen geschäftlichen Thätigkeit schöpfen
konnte, getroffen. Mit einem Worte, es ist ein biblio¬
graphisches Meisterwerk, zu welchem Herausgeber und
Verlagsfirma aufs lebhafteste zu beglückwünschen sind.
Wien. J. M. A. Fuchs.
Archiv f. Eisenbahnwesen. XVI (1893), 6.
Pannenberg. D. Aufgabe d. Venvaltg. b. Bau v. Neben¬
bahnen. — Kecker, Eisenbahnsignal wesen. (Schl.) — Hoff, D.
Arbeiterpensionscassen u. d. Unfallversicherg b. d. preuß. Staats¬
bahnen i. J. 1892. — D. Eisenbahnen Deutschlds., Englds. u.
Frkrchs. in d. J. 1889—1891. — Kl. Mitthlgen.
Socialpolit. Centralblatt. III, 7 u. 8.
(7.) Heinemann, D. Strafensystem in d. Entwürfe e. Schweiz.
Strafgesetzgebg. — Grunzei, Arbeiterverhältnisse in d. ostind.
Baumwollindustrie. — Amtl. Erhebgen üb. Gesundheitszustände
in d. Buchdruckereien. — Hirsch u. Ledebour, Z. Beurthcilg.
d. deutsch. Gewerkvereine. — Operationspflicht d. Versicherten.
— D. Krankenversicherg. d. Arbeiter in Berl. 1892. — Schweiz.
Arbeitertag u. Arb.-Versicherg. — Wohngszustände u. Wohngs-
gesetzgebg. — (8.) Jastrow, D. Reichs-Steuerreform. — Heine¬
mann, Socialpolit. in d. Entwürfe e. Schweiz. Strafgesetzbuchs. —
Schiff, Z. Frage d. Grundsteuervertheilg. in Österr. — Löw,
Ländl. Arbeiterverhältnisse in Schottld. — L. Brentano, Zur
Polemik üb. d. dtsch. Gewerkvereine. — Manifest d. Arbeitslosen
in London. — Z. Degeneration d. wohlhabenden weibl. Bcvöl-
kerg. in d. V. St. — Sonntagsruhe d. Photographen.
Archiv f. öffentl. Recht. IX, i.
Curtius, Üb. Staatsgebiet u. Staatsangehörige. — Stoerk,
D. Ausfuhrverbot u. d. partielle Suspension völkerrechtl. Verträge.
— Schneider, D. neue Entwurf e. Civilprocessordng. — Zeller,
D. Organisation d. Waisenpflege in Hessen. — Litteratur.
Neue Erscheinungen:
Krassei F. W., Privatrecht u. Prostitution. E. social-jurist. Studie.
Wien, Breitenstein. (43 S.) fl. —.45.
Eckstein J., D. Intervention nach öst. Recht. Lpz., Duncker u.
Humblot. (VIII, 295 S.) fl. 3.60.
Mommsen Th., Abriss d. röm. Staatsrechts. (Bindings systemat.
Hdb. I, 3.) Ebd. (XV, 363 S.) fl. 5.04.
Kaufmann W., D. mitteleurop. Eisenbahnen u. d. internat. öff.
Recht. Ebd. (XIV, 289 S.) fl. 3.60.
Mollet E., Etüde de I^gislations etrangeres sur le mariage rcli-
gieux. Paris, Retaux. (XI, 269 S.)
Perna F., L’enfiteusi nel diritto antico e moderno. Napoli, d'Auria.
(480 S.) 5 fr.
Rossi A., 11 diritto eccles. in Italia negli Ultimi 50 anni. Milano,
Ghezzi. (34 S.)
Utrilla J., Manual de la ley del timbre del Estado. Santiago,
Paredes. (221 S.) 2 fr. 50 c.
Die neuesten (25. u. 26.) Lieff. des von der Görres-Gesellsch.
hrsg., von Dr. A. Bruder in Innsbr. red. » Staatslexikons « (Freibg.
i. B., Herder) enthalten u. a. folgende Artikel: Kapital u. Kapitalismus,
Schl. (Scheimpflug); Kartelle (Kämpfe); Katholiken-Emancipation
in Großbrit. (Beilesheim); Ketteier (Haffner); Kirche (Schill); Kirche
u. Staat (v. Scherer); — in Deutschi, seit d. Wiener Congress 1815
(Vering); Kirchenamt (Singer); -gewalt, landesherrl. (Biederlack);
-gut (Biederlack); -politik, preuß. (Jul. Bachem); -recht (Singer);
-Staat (Gottlob); -strafen (Pruner); Kirchhöfe (Singer); Kongostaat
(Franz); Korea (Pjetschka); Kornzölle (v. Huene); Krause (Grupp);
Krieg, Kriegsrecht, -contrebande u. Kundschafter (Resch); -leistgen
(Menzinger); Kunstpflege (Domanig); Landarbeiter (Antoni).
Naturwissenschaften. Mathematik.
BUtschll O., Prof. d.Zoologie in Heidelberg: Untersuchungen
Uber mikroskopische Schäume und das Protoplasma.
Versuche und Beobachtungen zur Lösung der Frage nach den
physikalischen Bedingungen der Lebenserscheinungen. Leipzig,
Engelmann. 1892, 4° (IV u. 234 S. m. 6 lithogr. Tafeln, 23 Fig.
im Text u. e. Atlas v. 19 Mikrophotogr.) 11. 14.40.
An diesem Werke Biitschli’s wird Niemand vorüber¬
gehen können, der über die Richtung, die die moderne
Biologie zur Erklärung der Lebenserscheinungen genommen
hat, urtheilen will. Die Lebenserscheinungen, wie sie in
letzter Hinsicht die Zelle, aus der sich alle Lebewesen
aufbauen, zeigt, sind allein physikalisch und chemisch
zu erklären, das heißt, sie sind einer mechanischen Er¬
klärung zugänglich; andere Kräfte als diese sind in der
lebenden Substanz nicht wirksam: so lautet das Dogma,
das zu begründen als das Ziel der biologischen Wissen¬
schaften ausgegeben wird. Zwar hat der geniale Bunge,
freilich der Einzige unter den modernen Physiologen, in
seinem Lehrbuche der physiologischen und pathologischen
Chemie (Leipzig, 1889. 2. Auflage) nachdrücklichst
darauf hingewiesen, dass alle Vorgänge im Organismus
und in den Zellen, die sich mechanisch erklären lassen,
ebensowenig Lebenserscheinungen sind, wie die Bewe¬
gung der Blätter und Zweige am Baume, der vom
Sturme gerüttelt wird, und dass wir bei der Erforschung
der kleinsten Zelle mit den bisherigen Hilfsmitteln bereits
an der Grenze angelangt sind. — Das Dogma vom
Alles-erklären-können und Alles-erkennen-können hat sich
bei dem modernen Naturforscher so tief festgesetzt, dass
er die Schwierigkeiten für eine Erklärung gar nicht mehr
sieht. — B. hat seit Jahren die Zoologie durch seine
Untersuchungen über den Bau der Infusorien, überhaupt
der Protozoen., mit einer großen Anzahl von Thatsachen
bereichert. Er fand, dass die Körpersubstanz dieser
Wesen einen wabenartigen Bau, wie die Waben in einem
Bienenstöcke, besitzen, nicht aber, wie andere wollen,
eine netzförmige oder fibrilläre Structur. Die Waben-
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721
Nh. 23. — Oesierreichisches Litterai urblati . — 11. .Jahrgang.
722
wände bestehen nach B. aus einer zähflüssigen Substanz,
während die Waben selbst von einer leichtflüssigen,
wässrigen Substanz erfüllt sind. Diesen Bau sollen die
Zellen auch in den übrigen Thierstämmen zeigen. Diese
Thatsachen gefunden zu haben, genügt ater B. nicht, er
will aus ihnen die Lebenserscheinungen, wie die active
Bewegung u. s. w. der Zellen, erklären. Sein Weg ist
folgender. Er hat versucht, auf künstlichem Wege Zellen
herzustellen, das heißt kleinste Tropfen eines Gemenges
von Stoffen, die diese wabenartige Structur zeigen. Ge¬
mische von »Schmierseife« mit Benzin wurden hergestellt,
vor allem aber wurde altes Olivenöl mit pulverisiertem
Kochsalz oder Zucker zu einem dicken Brei zusammen¬
gerieben. Von diesem Brei wurden kleinste Tröpfchen
unter dem Mikroskop untersucht und siehe, sie zeigten
einen wabenartigen Bau! Dieser wabenartige Bau der
künstlichen Ölseifenschäume mit ihren Strömungser¬
scheinungen und ihren faserigen Structuren wird nun nicht
etwa als dem Bau der lebenden Zelle ähnlich beschrieben,
nein, B. hält den Wabenbau und die Bewegungen seiner
Ölschaumtropfen für zweifellos vollständig identisch mit
den Erscheinungen in der lebenden Zelle! Die Molecular-
kräfte, die den wabenartigen Bau in seinen Gemischen
bewirken, sind allein in der lebenden Zellsubstanz
vorhanden. So wäre denn das Räthsel des Lebens ge¬
löst, da nach B. die formbildenden Kräfte der Zelle
identisch sind mit den Moleculärkräften in der anorganischen
Substanz! Er sagt selbst bei der Schilderung der activen
complicierten ßewegung der Amöben, dass diese dem be¬
schriebenen strömenden Ölseifenschaum-Tropfen so unge¬
mein ähnlich sei, »dass ich von der Übereinstimmung der
wirksamen Kräfte in beiden Fällen vollkommen überzeugt
bin.« Freilich kann die aus der äußeren Ähnlichkeit gefolgerte
innere Gleichheit nicht bewiesen werden, aber wer wird
von einem modernen Zoologen Beweise fordern! Er
fordert ja auch nur Glauben und immer wieder Glauben!
Was ist .nun mit B.’s Werke erreicht worden? Die
Mehrzahl der Biologen wird in ihm eine Großthat er¬
blicken ; eine Minderzahl, der aber die Zukunft gehört,
wenn anders man nicht an der Zukunft der Zoologie
verzweifeln soll, sieht in ihm nur die mechanische Natur¬
anschauung wieder einmal gründlich ad absurdum geführt.
Zu bedauern sind nur die armen Studenten, die, uner¬
fahren von der Schule kommend, derartige rohe Ansichten
auf Treu und Glauben für Wahrheit nehmen müssen.
Göttingen, dz. Berlin-Steglitz. Prof. Hamann.
Plassmann J.: Der Planet Jupiter. Darstellung der
wichtigsten Beobachtungs-Ergebnisse und Erklärungsversuche.
(Schriften der Görrcs-Gesellschaft, 1892, I.) Köln, J. P. Bachem
in Comm., 1892, gr.-8°. (IV u. 111 S. m. 10 Bild.) 11. 1 08.
Das erneuerte Interesse, welches der Planet Jupiter
in der jüngsten Zeit wachgerufen, verpflichtet uns, auf
diese gediegene Monographie aufmerksam zu machen.
P. ist nicht nur als Astronom, sondern auch als Verf.
mehrerer astronomischer Monographien gut eingeführt.
Seinen Ryf als gediegener Fachmann und ausgezeichneter
Darsteller hat er auch in diesem Werkchen zu wahren
gewusst, so dass wir es allen auf das wärmste empfehlen
können. Man findet darin alles, was die neue Forschung
über Jupiter zu sagen weiß, in einer Art dargelegt, die
nichts zu wünschen übrig lässt und geeignet ist, das
Interesse an der Astronomie zu fördern.
Prag. Dr. W. Las kn.
Jahrbuch der Naturwissenschaften 1802—1803. Heraus¬
gegeben von Dr. Max Wildermann. VIII. Jahrgang. Frei¬
burg i. B., Herder'sche Verlagshandlung. 1893. gr.-8 M . (XIV u.
558 S. mit 31 Holzschn. u. 1 Kärtchen.) tl. 3.60.
Der neue Jahrgang dieses außerordentlich tüchtigen Jahr¬
buches, welches wie keine ähnliche Unternehmung die Ansprüche
der gebildeten Kreise und der Fachwelt zugleich befriedigt, unter¬
scheidet sich nicht von den vorhergehenden, und verdient in jeder
Beziehung dieselbe warme Empfehlung wie seine Vorgänger.
Wenn uns zuweilen etwas zu knapp scheint, so ist wohl
die Beschränkung der Seitenzahl des Buches, welche aus begreiflichen
Rücksichten angenommen wurde, daran schuld. Wir möchten jedoch
empfehlen, hierin doch einigen Spielraum zugewähren.
Innsbruck. J. M. Per nt er.
Natur und Offenbarung. XXXIX, 11.
Probst, Üb. d. Bedeutg. d. Warmwasserheizg. f. d. Erklärg. d.
Temperaturverhältnisse. — Gutberiet, Eine o. mehrere Ursprachen?
— Tümlcr, D. geogr. Verbreitg. der Arctiiden »Bärenspinner« u.
deren biolog. Beziehg. zu ihren Futterpflanzen. — Was mann,
Entwicklgslehre u. Darwinismus. — Wissenschaltl. Rdsch.: Hove¬
stadt, Angewandte Chemie; Busch, Meteorologie; Lüska,
Astronomie. — Läska, Himmelserscheingen im Dec. 1893.
österr. Botan. Zeitschrift. XLIII, 11.
Murbeck, Veronica poljensis Nov. sp. ex affinitate V.
anagalloidis Gussone. — Taubert, Trifolium ornithopodioides
Sm., c. f. d. öst.-ung. Flora neue Pflanze u. s. Identität m. Tri¬
folium perpusillum Simk. — Magnus, Z. alpinen Verbreitg. d.
Chrysomyxa Abietis Ung. — Freyn, Plantae ttovae orientales.
-- Polak, Z. Flora v. Bulgarien. — Franze, Üb. einige niedere
Algenlörmen. (Schl.) — Nestler, D. Perldrüsen v. Artanthe cordi-
folia Miq. (Schl.) — Evcrs, Botan. Mitthlgen. — Flora v. Öst.-
Ung.: Wettstein, Steiermark.
Neue Erscheinungen:
Thomae Jh., D. Kegelschnitte in rein projectiver Behandlg. Halle,
Nebert. (VIII, 181 S.) fl. 3.60.
Bischoff C. A., Hdb. d. Stereochemie. Unt. Mitwirkg v. P.
Waiden hrsg. I. Bd. Frkf. a/M., Bechhold. 4°. (448 S.) fl. 8.40.
Gänge C., Anleitg z. Spectralanalysc. Lpz., Quandt & Händel.
(VIII, 196 S.) fl. 1.20.
Haneke W., Gcstaltg und Vcrerbg. E. Entwicklungsmechanik d.
Organismen. Lpz., Weigel, (VIII, 337 S ) fl. 4.80.
Handwtb. d. Pharmacic. Prakt. Hdb. für Ärzte etc. Hrsg. v. A.
Brcstowski. 1. Bd. Wien, Braumüller. (VI, 968 S.) fl. 14.40.
Romanes G. J., E. krit. Darstellg d. Weismann’schen Theorie.
Aus d. Engl. v. K. Fiedler. Lpz., Engelmann. (IX, 228 S.) fl. 2.40.
Meschinelli A. et H. Sqinabol, Flora tertinria italica. Padova.
(LXII, 578 S.) 40 Fr.
Locard A., Conchyliogie fran 9 aise. Paris, Bailiiere. (327 S.) 18 Fr.
Studier A., La structure intime des molecules chimiques. Paris,
Gauthier-Villars. (XIX, 278 S.) 5 Fr.
P ü n n i ng Prof. Dr. H., » Grundzinse der Physik «. Mit e. Anh.:
Chemie und Mineralogie. Münster, Aschendorff, 1893. gr.-8°. (IV u.
208 S.) fl. 1.20. Das Buch ist als Leitfaden beim physikal. Unterr.
in den mittleren Classen höh. Lehranstalten gedacht; im Vorder¬
grund steht das Experiment, mathem. Entwicklgen sind seltener
gegeben. Im Anhänge ist auf prakt. Einrichtgen u. d. Technologie
besonders Bedacht genommen. — A. Sprockhoffs Kleine Chemie.
E. Chemie d. tägl. Lebens m. vielen Abb. Hannover, C. Meyer,
1893, gr.-8°. (80 S.) fl. —.30. Das Heft ist f. d. häusl. Beschäf-
tigg. d. Schüler bestimmt. In 2 Abschn. behandelt der Verf. die
wichtigsten ehern. Vorgänge d. tägl. Lebens im Haushalte des
Menschen u. d. ehern. Vorgänge d. wichtigsten Gewerbe. Die
klaren, verständlichen Erläutcrgen werden durch e. Reihe v. Ab¬
bildgen unterstützt.
Müller & Pilling, '»Deutsche Schulfora z. Gebrauch f. d.
Schule u. z. Selbstunterr. 1. Thl. Gera, Th. Hofmann, gr.-8°. Das
Werk soll ausschließlich der Anschauung dienen, es enthält bloß
Tafeln (ein »Lehrgang d. botan. Unterr.« v. F. O. Pilling im An¬
schluss an d. vorl. Werk erschien im näml. Verlag), allerdings
in ganz meisterhafter Ausführg. Der I. Thl. behandelt 48 Pflanzen,
die auf der ersten Stufe d. botan. Unterr. gewöhnlich beschrieben
werden um d. Hauptformen d. Wurzel-, Stengel-, Blätter- u.
Blütengebilde d. Blütenpflanzen zur Anschauung zu bringen. Be¬
sonders um d. Schüler zur Selbstthätigkeit u. zur Anlcgg. e. Her¬
bars zu veranlassen, bilden diese Tafeln ein vorzügliches Hilfs¬
mittel. — Zwei einander ergänzende Unternehmungen aus dem
Fr. E. Köhlc ’schen Verlag in Gera-Unteimhaus sind: » Unsere Heil-
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723
Nr. 23. —
ÜBSTERRBICHISCHBS LlTTBRATURBI.An. — II. JAHRGANG.
724
pflanzen « in Bild u. Wort f. Jedermann. Ihr Nutzen und ihre An-
wendg in Haus u. Familie. Mit Text v. Rieh. Schimpfky (9—10
Lieflf. mit je 7—9 Chromotafeln, die Lief, zu 30 kr.) t u. Deutsches,
wichtigste Giftgewächse in Wort u. Bild nebst c. Abhandlg. üb.
Pflanzengifte, bearb. v. Rieh. Schi mpfky (24 Chromotafeln in
4 Lief, ä 30 kr.). Die Abb. beider Wkc (den größeren botan. Wken
desselben Verlags v. Schlechtendal-Hallier, Thome etc. entnommen),
sind vorzüglich, Zeichng u. Farbengebg richtig u. genau u. der
erl. Text schlicht u. verständlich, den Zwecken der Bücher, der
Familie u. der Jugend zu dienen, angepasst. Erwähng verdient,
dass das erstere Werk sämmtliche im Pflanzen-Atlas d. Pfarrers
Kneipp besprochenen Heilpflanzen in guten Abb. enthält.
Medicin.
Müller Ed. Wilh.: Die erste Hilfe bei Unglücksfailen und
plötzlichen Erkrankungen. Wien, Hartleben. 1893. gr. 8°. (VIII
u. 168 S. m. 68 Abbildg. u. 1 Tafel) fl. 1.65.
Das vorl. Werk bietet in leichtfasslicher Form aus¬
führliche Belehrung und entsprechende Verhaltungsma߬
regeln zur ersten Hilfeleistung bei plötzlich eintretenden
Erkrankungen, körperlichen Unglücksfailen und Kata¬
strophen. Der populär gehaltene Text, sowie die anatomisch
correcten Illustrationen lassen die Anschaffung des Buches
in Gemeinden, Fabriken, Bahn- und Schiffsstationen in
exponierter Lage, sowie bei Feuerwehren, Rettungs¬
gesellschaften und im Forstwesen empfehlenswert er¬
scheinen. Bei einer Neuauflage wäre darauf zu sehen,
dass sich der Text mit den eingestreuten Illustrationen
stets decke und könnten Textkürzungen ohne Schaden
für den praktischen Wert des Buches vorgenommen werden.
Wien. Kress.
Hygiela. VII, l u. 2.
(l.)Gerster, Vorw. z. VII. Jhg. — Reibmayr, D. Ansteckgs-
theorie d. Tuberkulose. — Gerster, Z. Cholerafurcht. — Moll,
D. Wirkg. v. Kurmethoden auf d. Psyche. —/ Caius, Krankht.
— Z. ärztl. Reform. Von e. Berliner Arzte. — Hi Her, Persönl.
Gesundhtspflege b. d. Landbevölkerg. — Alte u. neue Wahrheiten.
— J. Barbcr, Kurerfolge. — (2.) Keil, D. 3 Cardinalmittel d.
Heilkunst. I. — Kantorowicz, Psychiatrie u. Schulmedicin. —
Katsch, Üb. Mosis Hygieine sammt einigen Bemerkgen üb. d.
mosaischen Schriften. — Liebe, Z. Hyg. v. Mund u. Rachen.—
Peterson, Ist d. Mensch Carnivor, Herbivor oder Omnivor? —
Schmidkunz, Z. sittl. Gesundheit. — Justinus, D. Bazillist.
Centralbl. f. Nervonhoilkdo u. Psychiatrie. XVI, 1893, Oct.
Näcke, Z. Methodologie e. wiss. Criminal-Anthropologie.
Gesundheit. XVIII, 18.
Kühner, Bedeutg. u. Umfang d. hygien. Therapie. — Vir-
chow üb. d. Feuerbestattg. — Esmarch, D. Desinfectionsanstalt kl.
Städte. —Kühner, D. Städtelärm u. dessen Bedeutg f. d. Gesund¬
heit.— Theodor, Verunstaltgen d. Körpers durch d. Mode u.
ihre Folgen f. d. Gesundheit.
Der Irrenfreund. XXXV, 7 u. 8.
Koch, Laienpsychiatrie. — Congress der Irrenärzte Frank¬
reichs u. d. französischsprach. Länder. — Sears, Irresein als
Folge Chirurg. Operationen. — Missbrauch d. Alkohols. — Zu¬
nahme d. Alkoholgenusses in Frkrch. — Aus Irrenanstalten.
Neue Erscheinungen:
Oberlaender F. M., Lehrb. d. Urethroskopie. Lpz., Thieme
(XIV, 170 S. m. Taf. u. Abb.) fl. 6.—.
Francke K., D. Schwankgen d. Reizzustands-Größe, d. i. der
Intensität, bezw. d. Umfangs d. Lebens im menschl. Körper.
Ebd. fol. (36 S. m. 93 Abb.) fl. 9.—.
Bothe A., D. familiale Verpflegg. Geisteskranker d. Irrenanst*
Dalldorf 1885—93. Berl., Springer. (VIII, 154 S) fl. 2.40.
Paetz A., D. Colonisierg. d. Geisteskranken in Verbindg. mit d.
Offen-Thür-System. Ebd. (X, 242 S. ill.) fl. 3.60.
Ilennig K., D. Frauenkrankheiten im Abrisse dargestellt. Lpz.,
Deichert. (Ul, 175 S. m. 55 Abb.) fl. 1.80.
Klcinschmidt Gg., Vademecum f. d. Geburtshelfer. München,
Lindauer. (VII, 118 S.) fl. 1.50.
Hoffa A., Technik d. Massage. Stuttg., Enke. (VIII,74S.) fl. 1.80.
Wolff, A., Lehrb. d. Haut- u. Geschlechtskrankhten. Ebd. (XIV,
636 S.) fl. 9.—.
Pagel J. L., D. Areolae d. Jobs, de S. Amando (13. Jhdt.), nach
Hdschrr. . . . z. 1. mal hrsg. E. Beitr. z. Litt.-Gesch. d. Arznei-
lehrc im M.-A. Berl., G. Reimer. (XXIV, 141 S.) fl. 1.44.
Bechterew W. v., D. Leitgsbahnen im Gehirn u. Rückenmark.
Üb. v. F. Weinberg. Lpz., Besold. (XII, 210 S.) fl. 3.60 v
Bock E., D. angebornen Kolobome d. Augapfels. Wien, Safär.
(III, 212 S.) fl. 4.—.
Kirchenberger S., Ätiologie u. Histogenese d. varicös. Venen-
Erkrankgen. Ebd. (VIII, 131 S.) fl. 1.60.
Krehl L., Grundr. d. allg. klin. Pathologie. Lpz., Vogel. (VIII,
238 S.) fl. 3.60.
Marie P., Vorlesgen üb. d. Krkhten d. Rückenmarks. Wien,
Deuticke. (XXVI, 534 S.) fl. 6.—.
Posner C., Diagnostik d. Harnkrkhten. Berl., Hirschwald. (XII,
160 S.) fl. 2.40.
Andre G., Hypertrophie du coeur. Paris, Rueflf. (241 S.) 3 fr. 50 c.
Colombo V., II libro delle mamme: manuale d’igiene. Bergamo,
Cattaneo. (XXIV, 293 u. 347 S.) 6 fr.
Militärwissenschaften.
Dia Vertheidigung der Festung Ofen vom 4. bis 21. Mai
1840 durch den k. k. Generalmajor von Hentzl. Nach
hinterlassenen Tagebuchblättern eines Augenzeugen. Wien,
Verlagsanstalt »Reichswehr«, 1893, gr.-8°. (V u. 94 S.) fl. 1.80.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass die große
Masse der an einer kriegerischen Action betheiligten
Kämpfer in der Regel am allerwenigsten in der Lage ist,
ein objectives und zutreffendes Urtheil über die Ent¬
stehung, die einzelnen Phasen und den Verlauf derselben
geben zu können. Mehr oder weniger ist der Einzelne
ja doch immer nur von seiner unmittelbaren Umgebung
in Anspruch genommen und steht zudem so sehr unter
dem Einflüsse der ihm zunächst wirkenden physischen
und moralischen Factoren, dass er schon aus diesem
Grunde eines weiteren Überblickes ermangelt, ganz ab¬
gesehen davon, dass die räumliche Ausdehnung des Kampf¬
platzes einem solchen an und für sich die größten
Schwierigkeiten entgegensetzt. Bei der Vertheidigung einer
Festung sind diese, dem relativ enger begrenzten Raume,
auf welchem die Ereignisse sich abspieler., entsprechend,
zwar naturgemäß geringer, völlig können sie aber auch
in einem solchen Falle nicht verschwinden, weil der in
einer subordinierten Stellung Befindliche eben nicht überall
gegenwärtig sein kann und bei etwaigen Aufzeichnungen
der unterstützenden Mitwirkung anderer daher nicht wohl
zu entrathen vermag.
Mögen die vorliegenden »Tagebuchblätter« über die
Vertheidigung der Festung Ofen im Jahre 1849 nun das
Ergebnis von Beobachtungen eines einzelnen oder mehrerer
»Augenzeugen« gewesen sein, in jedem Falle wird der
Leser schon nach sehr kurzer Zeit zu der Überzeugung
gelangen, dass das Buch eine ausgesprochen subjective
Auffassung und Beurtheilung der geschilderten Ereignisse
documentiert und infolge dessen inbezug auf historische
Treue und Glaubwürdigkeit nicht auf jener Höhe stehe,
die man bei dessen Zusammenstellung und Veröffentlichung
angestrebt haben musste. Die letztere ist jedenfalls in der
besten und loyalsten Absicht erfolgt, denn der heldenmüthige
Widerstand der nur nothdürftig armierten kleinen Feste und
ihrer braven, bis in den Tod kaisertreuen Besatzung darf
unbezweifelt zu den glänzendsten kriegerischen Leistungen
gezählt werden; die Art und Weise aber, in welcher jene
Absicht durchgeführt wurde, musste schon aus dem Grunde
scharfer Anfechtungen gewärtig sein, weil sie der Basis
jeglicher geschichtlicher Bearbeitung: strenger, unbedingter
Verlässlichkeit und Objectivität ermangelt.
Bald nach der Erstürmung des Platzes schon wur¬
den gegen die Haltung eines Theiles der Vertheidiger
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725
Nr. 23. — O ESTER K EICHISCHKS LlTTgRATURBLATT. — II. JAHRGANG.
726
schwere Anschuldigungen erhoben, die sich, einem
schleichenden Gifte gleich, in den Reihen des Heeres
immer weiter verbreiteten und nach kurzer Zeit einen
solchen Grad von Ehrenrührigkeit erreichten, dass der
Commandant des geschmähten Truppenkörpers an ma߬
gebender Stelle um die Einleitung einer gerichtlichen
Untersuchung gegen sich und seine Untergebenen bittlich
werden musste, da er nur in dem Ergebnisse einer solchen
die Möglichkeit erblicken konnte, seine und seiner Waffen¬
genossen geschändete Ehre wieder rehabilitiert zu sehen.
Die angesuchte Procedur wurde vonseite der Heeres¬
leitung selbstverständlich bewilligt und nachdem sie in
aller Form und mit der peinlichsten Gewissenhaftigkeit
zu Ende geführt worden war. gelangte das Urtheil in
der kaiserlichen »Wiener Zeitung« zur allgemeinen Ver¬
lautbarung. Es bestand in einer ebenso vollständigen,
als glänzenden, einstimmig gefassten Ehrenerklärung für
die Beschuldigten, welchen damit vor der ganzen Armee
in der unanfechtbarsten und feierlichsten Weise das
Zeugnis gegeben ward, dass sie an Hingebung, Ausdauer,
Pflichttreue und Tapferkeit während der Verteidigung
von Ofen hinter ihren Mitkämpfern in keiner Richtung
und niemals zurückgeblieben waren.
Allerdings erfolgte die Enunciation im Jahre 1850
und man kann von der heutigen Generation nicht wohl
verlangen, dass sie über die Vorgänge jener Zeit genau
orientiert sei. Wer aber Geschichte schreibt und mit seiner
Arbeit vor die Öffentlichkeit tritt, dem erwächst mehr
als jedem anderen die Verpflichtung, des alten * Audiatur
et altera pars « eingedenk zu sein und am allerwenigsten
dürfen in unseren Tagen gegen die eigenen Waffen¬
genossen Anschuldigungen erhoben werden, die schon vor
mehr als vier Decennien in autoritativer Form als Ver-
läumdungen stigmatisiert worden sind. Es erscheint daher
tief bedauerlich, dass der »Veteran«, welcher die »Tage¬
buchblätter« im Frühling des laufenden Jahres publicieren
zu sollen glaubte, es unterlassen hat, dieselben vorher
einer genauen, eingehenden Überprüfung und Sichtung
zu unterziehen. Eine solche würde sich schon vom
stilistischen Standpunkte aus dringendst empfohlen haben,
denn die Diction des Buches vermag den Anforderungen
eines Lesepublicums von heute absolut nicht zu genügen.
Wien. Oberstlieut. Frh. v. Hipssich.
Neue Erscheinungen:
Meyer E., Untersuchgen üb. d. Schlacht im Teutoburger Walde.
Berl., Gaertner. (232 S.) fl. 3.72.
Gen. d. C. Frh. v. Edels heim-Gy ü lai, e. Charakterstudie.
Lpz., Wigand. (85 S.) fl. —.72.
Scherff W. v., Uns. heut. Inf.-Taktik im Spiegel d. August¬
kämpfe 1870 um Metz. Berl., Felix. (VIII, 328 S.) fl. 4.65.
Jäh ns Max, Üb. Krieg, Frieden u. Cultur. E. Umschau. Berl.,
Allg. V. f. dtsche Litt. (XX, 432 S.) fl. 3.60.
Legde, Gesch. d. 2. bad. Drag.-Reg. Nr. 21. Berl., Mittler u.
Sohn. (VI, 282 S.) fl. 4.20.
Bouchard S., Histoire du 28* reg. de Dragons. Paris, Berger-
Levrault. (272 S.) fl. 6.—.
d'Aragon Mq., Le prince Charles de Nassau-Siegen d’apres sa
correspondance orig. ined. de 1784 ä 1789. Paris, Pion &
Nourrit (396 S.) fl. 4.50.
Ponchalon H. de, Souvenirs de guerre 1870—71. Paris, Lavau¬
zelle. (305 S.) fl. 2.10.
Mandile, Lezioni d’arte militarc. Modena, Soliani. (XV, 341 u.
XI, 366 S.) 12 fr.
Lac ha pelle Aguilar C. de, Los ejercitos extranjeros en su
actual organizacion: el Ejercito austro-hüngaro. Madrid, Murillo.
(316 S.) 3 fr.
Soleil F., Etüde sur la velocipedie militaire en Belgique et ;i
1’etranger. Bruxelles, Hocree. (XII, 159 S.) 2 fr.
Technische Wissenschaften. Oekonomik.
Elektrotechnische Rundschau. XI, 1 — 3.
(1.) D. elektr. Zahnradbahn zu Saleve, Schweiz. — v. d.
Wallen, E. neuer Rheostat f. Glühlichtlampen. — Hefner-
Alteneck, Elektr. Uhrenbetrieb. — Schwartzc, D. allgem. Ge¬
setz d. Energietransmission. — Weltausst. in Chicago. — I. Jah-
resvers. d. dtsch. Elektrotechn. Verbandes zu Köln. — (2.) Elektr.
Bühnenregulatoren v. Schuckert. — Vom städt. Elektr.-Werk. —
(3.) Dreiphasen- oder Drehstrommaschinen v. Siemens u. Halske.
— Verlegg. d. Leitgen in schon bewohnten Räumen. — D. inter-
nat. Elektrotcchniker-Congr. in Chicago. — Symbole d. physikal.
Quantitäten u. abgekürzte Bezeichngen f. d. Einheiten.
Neue Erscheinungen:
Faller L., D. Feuerlösch- u. Rettgswcsen im M.-A. Rappoltsweiler.
(X, 224, 17 u. CXV S.) fl. 2 70.
Fodor E. de, Experimente mit Strömen hoher Wechselzahl u.
Frequenz. Rcv. u. m. Anm. vers. v. N. Tesla. Wien, Ilartlcbcn,
(XVI, 291 S.) II. 2.40.
Schweiger-Lerchenfeld A. Frh. w. Vom rollenden Flügelrad.
Darstellg. d. Technik d. heut. Eiscnb.-Wesens. (In 25 LiefFA 1. Lief.
Ebd. (S. 1 — 32.) fl. —.30.
Caspari E., Untersuchgen üb. Chronometer u. naut. Instrumente.
Dtsch. v. E. Pohlke. Bautzen, Hübner (IV, 294 S.) 11. 4.80.
Lintner C. J., Grundr. d. Bierbrauerei. Berl., Parey, (XLV.159S.)
fl. 1.50.
Trientl Adf., D. Waldwirtseh. in den Alpenldern, insb. in Tirol.
Innsbr., Wagner. (77 S.) fl. —.36.
Bei Hartleben in Wien sind die beiden ersten Lieff. eines
»Chemisch-technischen Lexikon« erschienen, das, unter der
Redaction von Dr. Jos. Bersch, ein sehr brauchbares Nach-
schlagebuch für alle Fragen aus der chemischen Technik zu werden
verspricht. Titel und Prospect stellen mehr als 14.000 Artikel aus
250 Gewerben, der Haus- und Landwirtschaft in Aussicht, deren
lexikal. Anordnung das Auffinden sehr erleichtert. Als »Schutz
gegen die in uns. Zeit in so ausgedehntem Maße betriebene Aus¬
beutung des Publikums durch Geheimmittcl« sollen auch hunderte
von Vorschriften über die Zusammensetzung dieser Präparate in
dem Lex. enthalten sein.
Schöne Litteratur. Varia.
Bermanschlfigar Ludwig Jos.: Deutsch und Christlich.
Tragödie in fünf Acten. Wien, »St. Norbertus«, o. J. (1893).
8°. (VII u. 112 S.) fl. —.40. (Gewidmet Ihrer k. u. k. H. Frau
Erzh. Maria Immaculata Raineria.)
Die Dichtung spricht (was der Titel kaum erwarten
lässt) für das große poetische und eminent dramatische
Talent des Autors. Da sind wahrhaft entzückende An¬
sätze, Feinheiten, die classisch genannt werden dürfen,
eine Plastik der Anschauung, die selten geworden ist,
Wärme und Kraft und Tiefe des Gefühls, ein gebildeter
Geist, der das Schönste zu leisten verspricht. Ob der
Dichter es leisten wird? Das vorliegende Drama ist die
Arbeit eines Jüngers. Der Plan müsste vereinfacht, die
Motivierung vieler Scenen, gerade einiger Hauptsccnen,
verinnerlicht werden; mancher allzu deutliche Anklang
an fremde Weisen konnte vermieden und vor allem
musste die Phrase verbannt, die Rede vielfach natür¬
licher werden, damit man diesem Drama nachsagen
könnte, dass es mehr sei als eine starke Talentprobe. —
Man erwägt zu selten, wie viel dazu gehört, dass ein
noch so schönes Talent, ja ein großes Genie sich zur
Meisterschaft durchringe. Welch unendlicher Fleiß,
welche Zucht des Geistes! Wie tief muss das Bewusst¬
sein von dem hohen Berufe des Dichters (vates!)
in ihm gewurzelt sein, dass er unbekümmert um die
Mode des Tages, unbeirrt von Erfolg und Misserfolg
(— der ihm fast sicher ist! —) nur dem einen Ziele:
das Höchste zu erreichen, stetig cntgcgcnarbeitc! Mir ist,
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727
Nr. 23. — Oesterrbichisches LmERATURBLAir.
II. Jahrgang.
728
wenn ich solch einem jungen Manne begegne, schier
wehmüthig ums Herz: wie viele Bäume, die im Lenze
blühen, und wie wenige, die halten, was man sich von
ihnen versprach!.. .. 4>tXor/jg.
Schlögl Friedrich: Gesammelte Schriften. Drei Bände.
Wien, Pest, Leipzig, A. Hartleben, o. J. (1893). 8°. (VI u. 356,
VI u. 359, VI u. 376 S.) geb. fl. 5.—.
Die Sammlung der Schriften Sch.’s, wohl des bedeutendsten
und originellsten Localschriftstellers, den Wien besessen, liegt, von
F. Lemmermayer besorgt, in einer vom Verf. selbst noch be¬
stimmten Auswahl hier vor. Die drei Bände umfassen die Bücher:
Wiener Blut (Bd. I), Wiener Luft (Bd. II) und Wienerisches
(Bd. III). Dem ersten Band hat der Herausgeber eine kurze bio¬
graphische Skizze vorausgestellt (S. 1 — 16), in der sich, außer
den wenigen Daten, die den einfachen und ruhigen Lebensgang
Seh.’s umschließen, eine mit wohlthuender Wärme geschriebene
Charakteristik Sch.’s findet. Sch. war, was man hierzulande einen
»Josefiner« nennt, in gutem Sinne. Fr hatte sich nicht blind
geschaut an der Sonnenseite der Dinge — dass ihm die dunklen
Schatten nicht verborgen blieben, dafür sorgte ein widriges Ge¬
schick in reichem Maße — und hielt die Augen offen für die
Vorzüge wie für die Nachtheile jedweder Erscheinung. Gern lobt
er und freut sich des Guten, wo er es findet, häufiger aber be-
thätigt er seine Liebe und Zuneigung in jener etwas bärbeißigen
und grollenden Art, wie sie nicht selten gerade die besten Väter
ihre Kinder fühlen lassen, in jener ein wenig spottenden und
»brummigen« Weise, hinter der sic die aulsteigende Zärtlichkeit
scheu verdecken möchten. Und gerade diese schämige Liebe und
der kernige, kräftige Ausdruck, den er dafür, wie für den durch¬
brechenden Zorn und Ärger findet, geben seinen Schriften einen
dauernden Wert. Wir wünschen, so wenig wir mit allem
übereinstimmen, was in den drei Bänden steht, dass Sch.s
Schriften recht fleißig gelesen und beherziget würden!
Was die Auswahl betrifft, so war dafür, wie der Heraus¬
geber in der Einleitung sagt (S. 16), des Verf. eigener Wille ma߬
gebend. Denselben in allen Ehren — aber es will uns scheinen,
dass cs dem Werk'* und auch der Person seines Autors nicht
geschadet hätte, wenn statt etlicher weniger passender Stücke der
gebotenen Sammlung Capitel aus den köstlichen »Historien von
Wiener Weinkellern« oder aus dem ebenso amüsanten wie cultur-
geschichtlich lehrreichen »Curiosen Buch« zugegeben worden
wären. Vielleicht sammelt der pietätvolle Herausgeber eine Nach¬
lese und Auswahl — der auch manche der originellen und
charakteristischen Briefe Sch.’s beigegeben werden könnten — in
einem vierten Bande.
Wien. Schnürer.
Eine Gabe voll köstlichen Humors hat der F. A. Ackcr-
mann’sche Kunstverlag in München als Weihnachtsgabe geboten:
»Der Gesangverein Brüllaria und sein Stiftungsfest«.
Ein lustiges Bilderwerk für Groß und Klein. Dichtung von
Rudolf Baumbach, in Bildern von Ludwig Bechstein.
(15 färb. Tafeln mit 17 BL Text, in Quer-Folio, in Prachtbd.
11. 15.—). Man kennt die launigen Bilder Meister Bechstein’s in
den »Flieg. Blättern«: meist Vollbilder, Scenen aus dem vermensch¬
lichten Thierleben darstellend, die einzelnen Feld- Wald- und
Hausthiere treffend zu Abbildern menschlicher Charaktertypen
gestaltet. In dem vorl. Buche findet sich diese Idee zu einem
ganzen Cyklus von Bildern verarbeitet; in farbigem Tondrucke
größten Formats, von feinster künstlerischer Ausführung, mit
manchen gutmüthig-satirischen Pointen, hat es der Künstler ver¬
standen, ein modernes Sängerfest — man kann nicht sagen zu
carrikieren, sondern mit behaglich-treffsicherem Humor in das
Gebiet der »Natursänger« zu projicieren. Selbstgenügsam erfreuen
sich Frosch und Genossen an ihrem Gesänge; eins nur stört sie
überall, »das ist die schnöde Nachtigall«. Rud. Baumbach hat in
bewährter Meisterschaft passende Versehen zu den Bildern geliefert;
u. wenn die Theilnehmer des Sängerfestes zum Beschluss ihrer
Befriedigung Ausdruck geben, so können wir mit dem Textdichter
zustimmen: »Wir unterschreiben diesen Spruch, da wir das schöne
Bilderbuch besehen und gelesen.«
H uch Ricarda: Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jün¬
geren. Roman. Berlin, W. Hertz (Besser’sche Buchhandlung).
1893, 8°. (344 S.) fl. 2.40.
Ein wirklicher, kunstgerechter Roman, trotz des ge¬
ringen Umfanges ein Roman nach der alten und richtigen
Regel, dass ein solcher nicht eine einzelne Episode erzählen
(wie die Novelle und Erzählung), sondern das Bild
eines ganzen breiten und tiefen Lebensganges darstellen
solle, ln der Mitte des Romans steht ein Liebespaar,
Schwester und Vetter des Erzählers, das — Vetter
Ezard ist verheiratet — in sündiger Leidenschaft zu
einander verglüht. Und als des Mannes Ehefrau von
einer tückischen Krankheit dahingerafft wird, entbrennt
das Mädchen in Liebe zu einem andern und gibt
sich in ihrer Verzweiflung darüber selbst den Tod.
Wie aus dieser Skizzierung des Inhaltes zu erkennen ist,
bildet entschuldigende Verherrlichung einer unsittlichen
Leidenschaft den Mittelpunkt der Erzählung: mag auch
diese Leidenschaft den Handelnden nicht zur klaren Er¬
kenntnis gekommen sein — »wir wussten, dass wir große
Sünde thaten, aber wir fühlten es nicht«, sagt einmal
die Heldin, »ich schwöre dir, wir fühlten es nie, wie
hätten wir es sonst thun können?« — sie ist doch da
und durchzittert mit ihrem ungesunden Hauch das ganze
Buch. Dazu kommt, dass zwei den Hauptpersonen nahe¬
stehende Männer, die Väter der beiden Liebenden, sich
selbst, nachdem sie ihre Lebenspläne scheitern und den
Verlust ihrer Vermögen über sich haben hereinbrechen
sehen, sich selbst den Tod geben -— und dass dies vom
Erzähler beidemale als eine begreifliche, ja kaum genug
zu preisende That vorgeführt wird (s. bes. S. 245). Die
Liebe selbst, das treibende Moment der Handlung, ist
dem Verf. fast nur eine dämonische Macht, gegen die
anzukämpfen von vornherein aussichtslos ist. Das eine-
mal vergleicht er selbst die sündige Neigung des Paares
jener zwischen Tristan und Isolt, die ein Zaubertrunk
aneinandergekettet, und ihre zweite Liebe will die Heldin,
wenn auch nur scherzweise, einer »Verhexung« zu-
schreiben. — Nach all dem Tadelnswerten aber muss
die wahrhaft vornehme und schöne Darstellung, die bei
aller scheinbaren Lässigkeit knappe Einheit der Erzählung,
der das Ganze verklärende Ton reifster Durchbildung,
die überall aufschimmernde Schönheit eines vom Wesen
wahrer Kunst gesättigten Dichtergemüths anerkannt
werden. Es thut wohl, nach dem Vielen, theils unendlich
Flachen, theils peinlich Rohen und Schmutzigen, das die
moderne »schöne« Litteratur so reichlich bietet, wieder
einmal einen Künstler bei der Arbeit zu sehen, der mit
innerer Freude schafft und dem eine hohe Begabung, eine
seltene Beherrschung der dichterischen Form, eine gewal¬
tige Meisterschaft der Sprache nicht aberkannt werden kann.
Die Ausstattung ist würdig, der Druck leider durch
eine Unzahl von Fehlem arg entstellt. y.
Goethes Poetische Meisterwerke. Gedichte und Dramen.
Straßburg, Straßburger Druckerei und Verlagsanstalt von
R. Schultz & Co. s. a. (1893). 8°. (XVIII u. 900 S.) fl. 2.70.
Schillers Poetische Meisterwerke. Gedichte u. Dramen. Ebd.
(XIX u. 977 S) 11. 2.70.
Die Auswahl aus den Gedichten und Dramen beider Dichter
bewegt sich inner den Grenzen des herkömmlichen festen Canons:
bei Goethe c. 150 Seiten der bekanntesten Gedichte, dann Her¬
mann und Dorothea und Reineke Fuchs, — von den Dramen
Götz. Clavigo, Egmont, Faust, Iphigenia und Tasso, — bei
Schiller 166 Seiten Gedichte, die Räuber, Don Carlos, Wallen¬
stein (3 Theile), Maria Stuart, die Jungfrau von Orleans, die
Braut von Messina. Wilhelm Teil. Jedem Bande ist eine kurze
Biographie des Dichters beigegeben, die sich auf die Angabe der
wichtigsten Lebensdaten beschränkt. Dass Goethe »nach Leib
und Geist ein Meisterwerk Gottes« war, ist eine der Phrasen, die
man dein Verf. des Lebensabrisses nicht allzu streng anrechnen
darf: sind doch die meisten unserer Goethe-Biographien mit
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730
72Ö
Nr. 23. — Oesierreichisc^es L iiteraturb l ATr. — II. Jahrgang.
derlei Superlativen im Überflüsse bedacht. Ausstattung, Papier
und Druck sind dem billigen Preis angemessen gut.
Der Verlag von C. F. Amelang in Leipzig hat sich durch
geschmackvoll ausgestattete Ausgaben hervorragender deutscher
Dichterwerke seit langem ein besonderes Verdienst erworben.
Neuerdings liegen vor: Eichendorffs unvergängliche Novelle
»Aus dem Leben eines Taugenichts« mit 19 Illustrationen nach
Originalen von Phil. Grot-Johann und Prof. Edm. Kanoldt. (8°,
135 S., eleg. geb. 11. 1.80) und die beiden prächtigen Erzählungen
Adalbert Stifters »Brigitta« (122 S.) und »Heidedorf und
Weihnachtsabend«, mit 9 Holzschn. nach Zeichnungen von
J. M. Kaiser, 144 S. (kl.-8° zu je fl. 1.20 geb.) — Die Werke
selbst gehören längst der Literaturgeschichte an und ihr künstlerischer
Wert, ihre hohen inhaltlichen und formellen Schönheiten sind
jedem Deutschen bekannt Die beigegebenen Illustrationen sind
vorzüglich und werden im Vereine mit der eleganten Ausstattung
und bei dem billigen Preis dazu beitragen, die Werke in immer
weiteren Kreisen heimisch zu machen. Als Festgeschenkc können
sie, besonders für die heranreifende Jugend und für die Frauenwelt,
nur wärmstens empfohlen werden.
Seit Februar 1893 erscheint in Hamburg, von Leo Berg
und Constantia Brunner herausgegeben, eine neue »Monats¬
schrift für Kunst, Litteratur, Kritik und Antikritik« »DerZuschauer«.
Es ist gewiss nicht leicht, unter der Menge von bestehenden ähn¬
lichen Publicationen einer neuen noch charakteristische Färbung
und eigenartigen Wert zu geben; aber mit umso größerer Genug-
thuung können wir constatieren, dass diese schwierige Aufgabe
den Herausgebern hier gelungen ist. In erster Linie wohl
dadurch, dass sie ihr Organ keiner bestehenden litterar. Richtung
unterthänig gemacht, sondern sich von Anfang an eine selbständige
Stellung bewahrt haben; dann aber insbesonders durch das muthige
Eintreten für eine idealere Auffassung der Kunst, die sich ja mit
dem echter. Naturalismus sehr wohl verträgt, dem herrschenden
falschen freilich sich cntgegenstellen wird. Dass dies immer mehr
und schärfer geschehe, wäre zu wünschen. In der Mitarbeiterliste
auch der neuesten Nummer noch Anden wir Namen wie H. Bahr,
die entschieden nicht hierher gehören. Aber das Gute und Lobens¬
werte überwiegt so bedeutend, dass wir die neue Ztschr. warm
empfehlen können. —ü—.
Deutscher Hausschatz. XX, 2.
Herbst, Jenseits v. Gut u. Böse. (Schl.) — Hoheneich,
Geh. Reg.-R. Prof. Dr. B. Altum. — Kerner, D. Stadtschreiber
v. Köln. (Forts.) — May, D. Felsenburg. (Forts.) — Heine,
Londoner Privatdetectives. — Bischof Alb. Bitter, apost. Vicar v.
Schweden. — Rübsam, D. Krönung Ks. Karl's VI — v. Miris,
»Mach Chicago.« — Kessler, D. Allerseelenbrot. — Jos. Lin-
iioff j\ — Dolch, D. Regerl v. Frauenwörth. —Fürd. Frauenwelt,
österr.-ungar. Revue. XV, l.
Birk, D. Regulierg. d. Etsch. — Deutsch, D. Piaristenorden
•n Böhmen, Mähren u. Schlesien. — Dernjae, D. k. k. Akad.
d. bild. Künste. — Schw., Röm. Straßen in Bosnien u. d. Hercego-
vina. — Öst.-ung. Dichterhalle.
Der Zuschauer. I, 10.
Schäfer, Wellbachs Karl. — Ernst, E Tendenzroman.—
Kietz, E. vergessenes Genie. (Schl.) — Z. Techn. d. künstl.
Schaffens. (Bahr u. Fontane.) — Isolani, E. mähr. Dichterbuch.
— Gedichte. — Krit. Rdsch. — Sprcchsaal. — Verschiedenes. —
Bühncnblatt.
Das 20. Jahrhundert. IV, 2.
Goetze, Beruf u. Arbeit. — List, Von d. dtsch. Wuotans-
priesterschaft. — Der Zigeuner. Von e. Provinzler. (Forts.) —
Goetze, Heraus mit d. Gutachten üb. K. Paasch! — Lien-
hard, Echt deutsche Kunst? — Beta, D. neue antisemit. ABC.
— Auf dtsch. Hochwacht — Zeichen d. Zeit.
Die Romanwelt. (Stuttg., Cotta.) 1, 1-7.
(1.) Sud ermann. Es war. Roman. (Forts, in Heft 2—7.) —
P. Loti, Mein Bruder Yves. Roman. (Forts, in Heft 2—7.) —
Fulda, D. Hochzeitsreise nach Rom. Novelle. (Schl, in Heft 2—4.)
— (2.) Mjäsnitzki, Es wird e. Student engagiert. Skizze. —
(3.) F. Mauthner, D. Budget d. Ruhmes. — (4.) G. Verga,
E. Dorl u. s. Untergang. — (5.) v. Wildenbruch, Schwester-
Seele. Roman. (Forts, in Heft 6, 7.) — (6.) Ernst, Der Kartäuser.
— ln jedem Heft: Feuilleton.
Illustrierte Zeitung Nr. 2627—2628.
(2627.) D. Krisis in den Ver. Staaten v. Amerika. — Gen.
d. Inf. Bronsart v. Schellendorf. — Dittrich, D. militär. Jubel¬
eier d. Kg. Albert in Dresden. — Lange, D. Weichselbrücke b.
Fordon. — Vogel, J. Ilcllmesberger. — Klaussmann, Aut d.
Plerdemarkt. — Schoepp, Erlöst. Erz. (Schl.) — (2628.) D.
span.-marokkan. Streitfall. — Finck, Adam Ries. — Klau fi¬
rn ann, D. Wassersturz im Berl. Victoria-Park. — I). Kette z.
Großkreuz d. sächs. Militär-St. Heinrichs-Ordens. — Auf d. Spur
e. Sklavenkarawane. — Von d. Intern. Kunstausst. in München.
111. — Wirkow, Aus Deutsch-Ostafrika. — D. Museum f. Völker¬
kunde in Berlin. — Benkard, Im Hexenkessel. — ln jeder Nr.
Wochenschau, Mannigfaltigkeiten, Culturgesch. Nachr. etc.
La Ricraazione. Nr. 20—22.
(20.) Maria Antonietta. — Origine dei sigilli. — Storia mit.
— Posilipo. — 11 lebbroso cittä di Aosta. — II ritratto del
nonno. — (21.) Aiutate la buona stampa! — Dall’Africa. — 11
pauperismo. — Andr. Hofer. — (22.) Mac Mahon. — Villa
Woronzoff in Crimea. — II banano d’Abissinia. — Delle eam-
pane. — L’ideale religioso di C. Gounod. — Ignoranza del elero.
Przeglqd Polskl. CX, 329.
Odescalchi, I). Polen in Rom. Erinncrgcn aus d. Kinder¬
jahren. — Lewicki, Üb. d. Union Litthauens mit d. Krone. —
Po bog, Poln. Vereinswesen in Weißrussld. — Pawlicki, Leben
u. Wirken Renan’s. (Forts) — Kleczynski, Üb. Schillers Dramen.
IX. Braut v. Messina. — 3. Congr. poln. Juristen u. National¬
ökonomen. — Görski, Z. Eröffngstag d. neuen Theaters in
Krakau. — Litterar. Chronik. — Polit. Rundschau.
Neue Erscheinungen:
Frapan Ilse, Bekannte Gesichter. Novellen. Berl., Gebr. Paetcl.
(III, 263 S.) fl. 2.40.
Huck Ric., Erinnergen v. Ludolt Ursleu d. Jüngeren. Roman.
Berl., Besser. (344 S.) fl. 2.40.
Baur J. F., A. Hofer od. d. Befrcigskampf Tirols am 13. Aug. 1809
am Berg Isel in 30 Ges. Innsbr., Wagner. (VII, 142 S.) fl. —.60.
Wicken bürg A. Grf., Tiroler Helden. Ged. Ebd. (65 S.) fl. - -.50.
Eckstein E., D. Mönch v. Aventin. Berl., Grote. (176 S.) fl. 1.80.
Keyserling Marg. Grfln., Gedichte u. Aphorismen. M. c. Vorw.
v. A. F. Gf. v. Schack. Bresl., Trewendt. (VII, 133 S.) 11. 1.20.
Perfall K. v., Verlorenes Eden, heil. Gral. Roman in 3 Bdn.
Köln, Ahn. (XII, 263, 274 u. 250 S.) fl. 5.40.
Philipp P. v., Welt u. Leben. Dresd., Pierson. (VIII, 126 S.)
fl. —.90.
Schack A. F. Grf. v., Episteln u. Elegien. Stuttg., Cotta. (VIII,
233 S.) fl. 1.80.
Schneller Ch., D. Einsiedler von Fleims. Innsbr., Vereins-Buch¬
handlung. kl.-8°. (IV, 108 S.) 11. —.80.
Von Gg. Ebers »Gesammelten Werken < (Stuttg., Deutsche
Verl.-Anst.) sind die Licff. 7—12 erschienen, welche den II. Band
der »Ägyptischen Königstochter« und die ersten 8 Cap. von
»Uarda« enthalten. Zugleich kündet dieselbe Verl.-Anst. einen neuen
Roman des nämlichen Autors an, Kleopatra betitelt, dessen Heldin
die berühmte Ägypterin dieses Namens sein werde, um deren
Gestalt sich »ein großartiger culturgeschichtl. Stoff« gruppiere.
Das Istituto Austriaco di studii storici in Rom.
Von Dr. A. Starzer in Rom (dz. Wien).
III.
3. Gruppe. Berichte, Abhandlungen etc. einzelner
Stipendisten.
Do nabaum J., Beiträge zur Kenntnis der Kladdenbände
des 14. Jhdts. im Vat. Archiv. (Mitth. XI, 101 — 108.) D. beschäf¬
tigte sich während seines Aufenthaltes in Rom 1886/7 und 1887/8
mit der Durchforschung der sogen. Archetypa epistolarum Inno-
centii VI. im Vat. Archive. (Heute signiert Reg. Vat. 244 A bis 244 N )
Die Bände gehören nicht allein dem P. Innocenz VI. an, sondern
zum Theil seinem Vorgänger, zum Theil seinen Nachfolgern. Auf
den Namen dieses Papstes gerieth man bei der unachtsamen Art
und Weise, mit der die Sammlung angelegt wurde, im vorigen
Jahrhundert (S. 202). Trotzdem Werunsky über diese Bände be¬
reits ausführliche Daten gegeben hatte, gelang es doch D. bei
eingehender Untersuchung noch so manchen Theil des Geschäfts¬
ganges der Curie zu erklären. So die Behandlung der Conceptc,
die Anfertigung der Reinschrift, die Bedeutung des Wortes
expedirc\ die Registrierung der einzelnen Ausläufe u. s. w.
1 reffend hat D. hingewiesen, welche Vortheile die Benutzung dieser
Kladdenbände (Conceptbücher) mit sich bringt, trotzdem der
größte 'Theil der daselbst sich vorfindenden Stücke auch in den
Secretregistern der betreffenden Päpste sich findet. D. hat die auf
die deutsche, österreichische und ungarische Geschichte bezüg¬
lichen Stücke dieser Kladdenbände aus der Zeit Clemens VI. bis
Gregor XL thcils vollständig, theils in Regestenreform copiert und
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731
Nr. 23. — Okstbrreichisch&s Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
732
wird hoffentlich sein S. 117 gegebenes Versprechen bald cinlöscn.
Die für die Geschichte Königs Ludwig von Ungarn und seiner
Beziehungen zu K. Karl IV. wichtigen Stücke hat Dr. Steinherz,
der dem Istituto nie als Mitglied angehört hat, im zweiten Theil
seiner Abhandlung Ȇber die Beziehungen Ludwigs I. von Ungarn
zu Karl IV.« (Mitth. IX, 529—637) benutzt und einige im Anhang
abgedruckt. D. betheiligte sich nebst Ottenthal am eingehendsten
mit dem Liber diurnus. Seine Studien darüber in Rom und in
Nonantula verwertete v. Sickel im Neuen Archiv XVIII, 107—133
unter dem Titel Vita Hadriani Nonantulana .
F an ta A., Die Angiovinischen Register im Archivio di stuto
zu Neapel (in Mitth. IV, 450—462.) F. untersuchte diese im
Archivio di stato, in Neapel kurzweg Grand Archivio genannt,
befindl. Register und konnte constatieren, dass es für die im »Regnum«
liegenden Provinzen der Anjous Beamten- und Privilegienregister
gegeben hat. Letztere sind mit den Heiratsbcwilligungcn ( matri-
monia) und den Apodixae gewöhnlich in einen Band vereinigt,
doch liegt die Vermuthung nahe, dass sie getrennt von diesen ge¬
führt worden sind. Die Beamtenreg. zerfallen in vier Abtheilungen:
Die I. enthält die Schreiben an die Justiziare der einzelnen Pro¬
vinzen, u. zw. für jeden Justiziariat einen besonderen Quaternio.
Die II. die Correspondenz mit den Secretären der einzelnen Pro¬
vinzen, die III. die mit den magistri> procuratores und pertulari ,
die IV. jene mit den sonstigen Beamten und Personen in öffent¬
licher Stellung. F. bespricht sodann die Hinrichtung der Register
für die Justiziare, hebt den Unterschied von den päpstl. Registern
hervor und weist auf die Übung am Hofe der Anjou in Neapel
hin, sich der griech. Indiction zu bedienen. — Mitth. VI, 91—104
veröffentlichte F. einen Bericht über die Ansprüche des Königs
Alfons von Castilien auf den deutschen Thron. Dieser Bericht ist
das Protokoll, welches zu Viterbo über die Aussugen des Ge¬
sandten Alfons, Mag. Rudolf von Pogibonsi, aufgenommen wurde,
als er die Ansprüche .seines Herrn auf den deutschen Thron gel¬
tend machen sollte. Dieser Bericht ist wichtig für die Beurthei-
lung der Briefe P. Urban IV. aus dem Jahre 1263 und außerdem
dadurch, dass in seinen Artikeln das Verhältnis Kg. Alfons zu
P. Alexander IV. zum Ausdrucke kommt. F. fand dieses Schrift¬
stück in den Miscellanea des Vat. Archivs, welche für die Ge¬
schichte Kg. Rudolf 1. und Albrecht I. geprüft werden mussten
(vgl. v. Sickel in Mitth. VI, 207).
Kaltenbrunn er F., Der > Liber rubeus « im Vat. Archiv (Mitth.
V, 618—622, Röm. Berichte II.)
— — Römische Studien I. Die päpstl. Register des
13. Jhdts. (Mitth. V. 213-294 u. 659 f.) —
II. Die Fragmente der ältesten Registra
Brevium (ebd. VI, 79—93). — III. Die
Briefsammlg des Berardus de Neapoli (ebd.
VII, 21 — 119 u. 555-635.)
— — Der Willebrief für die röm. Kirche v. J. 1279.
Mit einem Facsimilc. (Mitth. Erg.-Bd. I,
376-400.)
In den * Liber rubeus «, so genannt nach seinem schö¬
nen Einband in gepresstem rothen Leder, sollten alle denkwür¬
digen Briefe eingetragen werden. Doch die Absicht seines Schöpfers,
P. Pius II., ist in recht dürftigerWeise ausgeführt worden, wie
sich aus K.’s Aufzählung der eingetragenen Stücke ergibt. Die
Eintragungen reichen bis in das Pontificat Sixtus IV., unter welchem
die Collectio PLatinae und der Liber privilegiorutn ecclesiae Ro-
manae angelegt wurden. Durch sie wurde die Weiterführung des
L. r. überflüssig. Unter P. Innocenz VIII. wurden wieder Eintra¬
gungen gemacht, doch aus den beiden nächsten Pontittcaten findet
sich kein Stück. Der L. r. setzt wieder mit P. Julius II. ein und
findet mit diesem Pontificat seinen Abschluss. Wohl finden sich
noch Eintragungen bis zum P. Paul III., aber sie sind nicht mehr
gleichzeitig, sondern 1633 von dem fleißigen Archivar des päpstl.
Geheimarchives J. B. Confalonerio verfertigt.
Die »Römischen Studien« sind die der Edition der »Akten¬
stücke« nothwendig vorausgehend^n kritischen Arbeiten, nicht
allein um über das Quellenmaterial zur Geschichte Kg. Rudolf I.
und Albrecht I. zu berichten, sondern auch um zur Orientierung
über die Schätze des Vat. Archivs im allgemeinen zu dienen.
Überall wurde die Geschichte der päpstl. Kanzlei berücksichtigt,
so dass alle die Abhandlungen als Beiträge zur Kunde der in
Rom angehäuften Quellen gelten können. Die erste Studie sollte über
die päpstl. Register des 13. Jhdts. berichten, jedoch nicht erschöpfend.
K. war von vornherein überzeugt, dass seine Ausführungen viel¬
fach berichtigt werden, und diese Berichtigungen ließen nicht lange
auf sich warten. Sie erfolgten von dem Sotto-Archivista P. Denifle
m Arch. f. Lit. u. Kirchengesch.des M.-A. II. 1 ff. Denille s Aus-
ührungen vcranlassten K. zu einer Abwehr (Mitth. VII, 691—699)
In der guten Absicht, zu einer Verständigung beizutragen und in
der Erwartung einigen Erfolges ergriff auch der Leiter des Insti¬
tuts v. Sickel das Wort (ebd. 699—708). K.'s Abhandlung kann
recht wohl, um v. Sickels Worte zu gebrauchen, zumal nachdem
sie bereits von Denifle und Digard, denen gewiss noch andere
folgen werden, berichtigt und ergänzt worden ist, als Ausgangs¬
punkt und Grundlage weiterer Forschung dienen. 1 ) In der II.
Studie untersuchte K. die ältesten Breven-Register*). Er bearbeitete
von den im Armarium XXXIX aufgestellten 60 Bänden die ersten
22 und konnte feststellen, dass die ersten Bände nur Abschriften,
Auszüge oder Zusammenstellungen von jetzt verlorenen Bänden
sind und dass erst von P. Calixt III. an die Bände als Originalregister
zu bezeichnen sind. Im Sacco di Roma dürfte die Zerstörung der
Brevenregister erfolgt sein. 8 ) Die III. Studie ist der Briefsammlung
des Berardus de Napoli gewidmet. Berardus nahm von P. Urban IV.
bis P. Martin IV. eine hervorragende Stellung in der päpstlichen
Kanzlei ein. Von seiner Briefsammlung liegen drei Redactionen
vor, sämmtliche nicht nur in Rom erhalten, sondern auch in Frank¬
reich. K. untersuchte alle Codices, verglich sie mit den außerhalb
Rom befindlichen, bespricht die Sammlung als historische Quelle,
ferner ihre Benützung, die sonstige Überlieferung der Briefe und
erörtert eingehend den Wert derselben.
In der letzten hieher gehörigen Arbeit behandelt K. zuerst die
Ausfertigung des denkwürdigen Willebriefes v. 1279 und dann die
Überlieferung der Einzelausfertigungen. Außer dem gemeinsamen, von
neun Fürsten ausgestellten Willebrief kannte man bis jetzt nur
noch drei Einzelausfertigungen (Originale im Vat. Archiv), die
K. auch sah. Es existieren, freilich nicht mehr im Original, noch
weitere 28 Einzelausfertigungen; sie sind in dem Fragment eines
Liber privilegiorutn der röm. Kirche erhalten, welches sich heute
im Cod. Ottob. 2546 findet.
Ottenthal, Emil von, Römische Berichte I. (Mitth. V, 128 bis
141) und IV. Bemerkungen über die
päpstl. Cameralregister des 15. Jhdts. (ebd.
VI, 615 — 626).
— — Kunsthistorische Notizen aus den päpstl.
Registern (ebd. V, 440—444).
— — Die Bullenregister Martin V. u. Eugen IV.
(ebd. I. Erg.-Bd. 401—589).
— — Die Kanzleiregister Eugen IV. (ebd. II.
Erg.-Bd. 385-396).
— — Curialistische Finanzpläne für Kaiser
Leopold I. (Mitth. XI, 86—100).
— — Zur Geschichte der Gegenreformation
in Österreich (ebd. XI, 322—3261.
Als O. 1882 in Rom weilte, fiel ihm die Aufgabe zu, die
Reg. Vat. vom Jahre 1303 ab für die Geschichte König Albrecht 1.
auszubeuten. Über die an diesen Bänden gemachten Beobachtung in
berichtet er zunächst, dann aber speciell über Reg. Vat. 54 ui d
dessen Ergänzung durch den Cod. Ottob. 2546. Reg. Vat. 51
wurde 1636 aus Avignon an den Cardinal Barberini gesandt,
welcher ihn dem Prüfecten des Vat. Archives F. Contelori über*
gab, auf dass er ihn in dem seiner Obhut an vertrauten Archiv
hinterlege. Eine theilweise Ergänzung der Lücken, die der Bd.
schon damals aufwies, findet sich in dem gen. Cod. Ottob., der
eine Reihe von Acten, Aufzeichnungen und Urkk., vornehmlich
aus dem 13. Jhdt enthält, daneben auch ein Fragment von
Cassiodor’s Hist, tripartita sowie das Rundschreiben Karls d. Gr.,
in welchem er zur Pflege des in Verfall gerathenen Studiums der
freien Künste auffordert. (Böhmer-Mühlbacher 268.) Von dem
Registerfragment hat man bei der Ordnung der einzelnen Stücke
>) Die hier strittige Partie der päpstlichen Register ist seitdem durch
die Ecoles fran^aises d’Athenes et de Rome vollständig bearbeitet und
ihre Publication in Angriff genommen worden. Vollständig erschienen sind
bereits Les Registres d’Honorius IV. par Maurice Prou, 1 vol. Im Erschei¬
nen sind begriffen n) Les Registres d’Innocent IV. par Ei. Berger vol.l
vollständig, vol. II, Heft 1—4. b) — de Gregoire IX. par L. Auvray, Heft
1 und 2. c) — d’Crbain IV. par L. Dorez et J. Guirand, Heft 1. d) — de
Clement IV'. par Ed. Jordan, Heft 1. e) — de Gregoire X. et de Jean XXI
par J. Guirand et L. Cadier, Heft 1. f) — de Nicolas IV. par E. Langlois,
Heft 1—7. g) — de Boniface VIII. par G. Digard,M. Faucon et A. Thomas,
Heft 1-3 und 5—6. h) — de Benoit XI. par Ch. Grandjean, Heft 1—4.
2 ) Die Breven beginnen mit P. Martin V. und sind von da ab in
ununterbrochenem und recht ausgedehntem Gebrauch. Im Vat. Archive
sind sie bis zum P. Pius IV. recht lückenhaft. Ein Theil der Minuten be¬
findet sich noch im Archiv der Dataric (am Lateran); die Register der
Breven von Pius V. ab befinden sich im Archiv der Segretariä dei Brevi,
heute im Palazzo Altemps untergebracht, also räumlich wie auch ge¬
schäftlich vom Vatican und der Cancellaria getrennt. Ein Theil dieser
Breven-Register, nur Indulgenzen enthaltend, mit LeoX. bereits beginnend
und bis in unsere Tage herabreichend, befindet sich räumlich getrennt von
den Minutae noch im Lateran (vgl. Mitth. XIII, 666, wo der Grenzpunkt
nach rückwärts durch ein Versehen unrichtig angegeben ist.
; i Über die Breven vgl. auch Friedensburg in Nuntiaturber. aus
Deutschland I. Abth. L, S. XIX f.
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733
Nr. 23. — Orsierkeu;hischks LmERAiURBi.An. — II. Jahrgang.
734
für den Einband einen Theil der P. Clemens VI. zugehörigen
Stücke irrthümlich P. Clemens V. zugeschrieben, wie O. nach dem
Itinerar zeigt. Zum Schlüsse seines Berichtes gibt er kurze Regesten
der Bullen dieses Fragmentes. Diese Regesten sind um so will¬
kommener. als im Regestum Clementis papae V. (Rom, 1885, II, 177)
wohl in der Anm. auf die Ergänzung der Register des P. Clemens V,
durch diesen Codex hingewiesen ist, er selbst in zu großer Eng¬
herzigkeit jedoch nicht ausgebeutet wurde. 1 )
In seinem zweiten Berichte, dem vierten der ganzen Ordnung,
bespricht O. die heutige Anordnung der päpstl. Cameralregister
des 15. Jhdts., den alten Titel derselben, nämlich Registra divsr-
rarum litterarum , die historische Bedeutung ihres Inhaltes, wie
ihre innere Einrichtung und das Collegium der Camera apostolica.
Bei der Durchforschung der im Vat. Archiv damals aufbe¬
wahrten Register P. Martin V. und Eugen IV. fand O. einige für
die Kunstgeschichte interessante Documente und veröffentlichte
sie; er bietet damit Ergänzungen zu E. Müntz, Les arts ä la
cour des papes pendant les XV et XVI siede. Bis auf eine Nr.
beziehen sich alle auf die umfassenden Restaurationen der alten
röm. Basiliken, die infolge der langen Abwesenheit der Päpste in
Avignon nach dem Urtheil der Zeitgenossen nothwendig gewor¬
den waren.
Im Anschluss an die gemeinsame Arbeit der österreichischen
Stipendisten in Rom (vgl. Mitth. VII, 197) untersuchte O. die
Bullenregister P. Martin V. und Eugen IV. und gibt zum Schlüsse
1. eine Tabelle der Register dieser beiden Päpste nach der jetzigen
Anordnung, 2. die ursprüngliche Ordnung der Register, 3. ein
Verzeichnis der 1440 in der päpstlichen Kammer befindlichen
Register, 4. die Constitution P. Eugen IV. für die scriptores litterarum
apostolicarum , nebst Auszügen aus dem Statutenbuch, wofür er
drei röm. Handschriften benutzen konnte. Als Nachtrag zu dieser
Arbeit ließ O. eine Abhandlung erscheinen, die Kanzleiregister
Eugen IV 7 ., nach den von Mitgliedern des Istituto 1886 gemachten
kurzen Notizen, welche ihm zur Verfügung gestellt worden waren.
Dieser Nachtrag ergänzt den Abschnitt des früheren Aufsatzes über
die Kanzleiregister. Den Inhalt bilden ausschließlich Gnadensachen,
neben wenigen Stücken, die eher in den Kammer-Registern ver-
muthet würden.
Beide an letzter Stelle genannten Publicationen stehen in
Zusammenhang mit dem Bestreben, für die gemeinsame Arbeit
des Istituto ein Thema aus der neueren Zeit zu wählen. Die
erstere führt uns ein merkwürdiges Spiegelbild der damaligen
Zustände und Bestrebungen vor, die letztere ist ein Brief des
Visitators der Minoritenklöster in den habsburgischen Landen,
P. Michael Alvarez, an den Papst aus dem Jahre 1579.
Sickel-Breßlau, Die kaiserliche Ausfertigung des
Wormser Concordats. Mit einem Facsimilc. (Mitth. VI, 105—139.)
Die beiden Urkk., welche dem langen Investiturstreite ein Ende
machten, sind vier Jahre nach ihrer Ausfertigung von Ekkehard
abgeschrieben und seiner Chronik einverleibt worden, und um
dieselbe Zeit mag man sie auch in Rom in einen Sammclcodex
eingetragen haben. Die Abschriften wiesen kleinere und größere
Abweichungen von einander auf; stets tauchten neue Vorschläge
auf, um den ursprünglichen Text herzustellen, ohne jedoch selbst
über wesentliche Punkte eine Verständigung zu erzielen. Durch
die Publicntion des Originals, dass ich heute im Engelsburg-Archiv
befindet und so lange Zeit ängstlich verborgen gehalten wurde,
ist nun dem Streite ein Ende gemacht. (Schluss folgt.)
') Den Herausgebern der „Monumenta Hungariae Vaticana“ Serie I,
tom. 2 blieb dieser Cod. Ottob. unbekannt. (Vgl. S. 10, Anm.) — An den
Arbeiten für dieses Regestum betheiligte sich auch P. Dr. G. Frieß, Prof,
am Gymnasium zu Seitenstetten.
Historisch-polit. Blätter. CX1I, 10.
Grube, Z. 9. Centenarium d. hl. Bernard v. Hildesheim. —
P. M., D. Zerfall im Protestantismus. — Retlexionen üb. d. preuß.
Cabinetsordre v. 17. Aug. 1825. (Erziehg. d. Kinder aus Misch¬
ehen.) — F. Nietzsche. — Vor d. (ranz. Kammercrüffng. — Zcit-
läufe: D. Krisis in Wien: I. Z. Frage d. Wahlrechts-Reform.
Die Grenzboten. LII, 45 u. 46.
(45) E. Inseratenstcuer. — Maler. D. Bürgerkde. in d.
französ. Volksschule. — Th. v. Bernhardi. — Kötschau, D.
kunsthist. Congr. in Nürnbg. — Below, Bilder aus d. Westen.
8. — (46.) Deutschld. u. Frkrch. — D. Krisis in Amerika. —
Unser Zeitgselend. — D. Flüchtlinge. E. Gesch. v. d. Landstraße. 1.
— Suggestionen in d. Politik. — Maßgebl. und Unmaßgebliches
Die Neue Zeit. XU, I, 6 u. 7.
(6.) D. Moloch in Nöthen. — D. Kölner Parteitag. — Was
wollen d. »Modernen« in d. Litt.? Von e. Modernen. (Schl.) —
H epp n er, Chioagner Wcltausst.-Briefe. — Zetter bäum, Bauern
und Bauernparteien in Galizien. (Schl, in Heft 7.) — Lux. Z.
Kritik d. statist. Materials im »Socialpolit. Hdb.« — Koro len ko,
Alt-Davän. (Forts, in Heft 7.) — (7.) D. preuß. Wahlen. — Rud.
Meyer, D. landw. Krisis u. d. Zollverhandlg. mit Russld. —
Bernstein, D. Riesen-Ausstand im engl. Kohlengewerbe. —
Z. Frage d. Lohnstatistik.
Deutsche Worte. XIII, 11.
Thieß, Methoden d. dtsch. Arbeitslosenstatistik. — Mül-
berger, Z. Erinnerung an E. Busch. — Amerikanisches. —
v. Feld egg, Antwort an Dr. Tönnies und Dr. Himmclbaur. —
Nagl, Aus m. »Bauernspiegel«. — Litter. Anzeigen.
Die Nation. XI, 6 u. 7.
(6.) */ Polit. Wochenübersicht (auch in Nr. 7). — Alex.
Meyer, D. Steuerreform. — v. Bar, Wesen u. Zwecke d. Straf¬
justiz. I. (II in Nr. 7). — Landsberg, Th. Mommsen. — Bam-
berger, D. ersten 2 Jhdte. d. Gesch. v. Florenz. (Schl, in Nr. 7.)
— Aldenhoven, Üb. d. altköln. Malerschule, (bchl.) — (7.)
A. Meyer, D. Beginn d. Reichstages. — Bendt, D. Elektro¬
technik auf d. Weltausst. zu Chicago. — Philippson, E. Con-
dottiere des 16. Jhdts. — In jeder Nr.: Theater, Recensionen.
Die kath. Bewegung. XXVI, 10.
Leo XIII. e. zw. anerkannter, aber gefangener Fürst. —
Necom, Zwei Helden im ersten Culturkampf. II. D. Schotten¬
mönche. — Zeitgem. Ausschau. — D. päpstl. Encyclica.
Monatsblätter d. Wissenschaft!. Club in Wien. XV, 1.
W. A. Neu mann, Dalmatin. Küstenstädte.
Personalnachrichten.
Gestorben sind: Am 29. Sept. in Sidncy d. Naturforscher,
Zoologe Dr. Gg. Ben nett, geb. 1804; — 8. Nov. in Konstanz
d. ständ. Sccretär d. Berl. kgl. Akad. d. Künste, Geh. Reg.-R.
Dr. Rob. Dohme, geb. 1845; — 9. Nov. in New-York d. amerik.
Histor. FTancis Parkman; — 16. Nov. in München d. bad. Hof-
u. Gcnremaler Rh. Scb. Zimmermann, geb. 1815; — 17. Nov.
in Graz d. Univ.-Doc. Frdr. Hart mann; — 19. Nov. in Inns-
| bruck d. dort. Univ.-Prof. f. röm. Recht Dr. Gabr. Fiorentini;
| — 20. Nov. in Halle d. Dir. d. Frauenklinik das. Prof. Dr. Kal-
I tenbach, geb. 1842; — in Breslau d. Calderon-Übcrsetzer Ca-
I nonicus Dr. Franz Lorinscr im 73. Lcbj.; — in Amsterdam d.
niederländ. Histor. A. W. Kroon im 82. Lebensj.; — in Yoko¬
hama d. Geograph u. Reiscschriftst. Gen.-Consul G. R. v. Kreit-
ner; — 26. Nov. in Wien der Schriftsteller, Prälat Dr. theol. et
phil. Seb. Brunner im A. v. 79 J.
Ernannt wurden: der 1. Präs. d. Obersten Gerichts- und
Cass.-Hofes Dr. K. v. Strem ayr z. Curator-Stellvertr. d. kais.
Akad. d. Wiss. in Wien; — d. Geh. Rath u. Minister a D. Dr.
Paul Frh. Gautsch v. Frankenthurn zum Curator d. Theresian.
Akad. in Wien; — zu ord. Proff.: Dr. Arth. v. Oettingcn
(ehern, in Dorpat) f. Physik in Leipzig, Dr. E. Strohal (zu Ostern
d. J. aus Graz nach Göttingen als Nachf. Iherings berufen) nach
Leipzig, Dr. Magnus Biermer, Secretär d. Handelskammer in
Münster, f. Nat.-Ök. an d. Akad. in Münster, a. o. Pro!, an der
cv.-thcol. Fac. in Bonn Dr. E. Tröltsch f. systemat. Theol. in
Heidelberg, d. Prof, am evang. Gymn. in Pressburg Dr. Johann
, Kvacsala f. histor. Theol. in Dorpat, Ingram By water f. griech.
Spr. u. Litt, in Oxford; — zu a. o. Proff. die Privatdoc: Dr. M.
| Edelmann f. Physik u. K. Linde f. thcorct. Maschinenlehre u.
j mechan. Technologie an d. Techn. Hochsch. in München, Dr.
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I pharmaccut. Chemie in Tübingen.
Habilitiert haben sich: Dr. P. Clemcn f. Kunstgesch. in
Bonn, Rcg.-R. Dr. W. Ohlmüller an d. medicin. Fac. in Berlin,
Lic. theol. E. v. Dobschütz an d. theol. Fac. in Jena, Dr. Ant.
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Nr. 23. — Okstkrrku;hisc;hks Litteratukblait. — II. Jahrgang.
Drutfrtjc in ötuttnnvt.
üfflintitiic mn
Ueberje^t Don Irgcl-CTird:, fjerauägcgcben oon iU. (Drdjfliiäufrr.
▼ 1 99anb üon 941 ©fiten Per. * 8 °. 3 U belieben tt •*|* Q fflrtfb
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capitular Dr. Knecht und Geistl. Rath Dr. Hermann
Rolfus von F. X. Kunz, Seminar-Director.
Sechster Band: Franz Michael Vierthalere auagewlhlte päda¬
gogische Schriften. Herausgegeben und mit einer Einleitung und
Anmerkungen versehen von L. Glöckl. gr.-8°. (VIII u. 2f>8 Seiten.)
M. 2.00; geb. in Halbfranz mit Rothschnitt M. 4.40.
Wie mit dem fünften Band (Joh. Ign. von Felbigers Methodenbuch
von Joh. Panholzer), so ist auch mit diesem neuen Band einem ver¬
dienstvolle^ Österreich ischen Pädagogen ein Denkmal gesetzt
worden.
Von der „Bibliothek dar katholiaehan Pädagogik” besteht auch eine
Ausgabe in Lieferungen von je ca. 5 Bogen zum Preise von 80 Pfennig i
pro Lieferung. — Ausführliche Prospecte gratis und franco.
Mayer und Comp., Buchhandlung, Wien.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu
beziehen :
König, Leo, Dr. phil. u. Professor in Kalksburg
Die päjstl. Kammer unter Clemens Y. n. Johann XIII.
8°. 6 Bogen, fl. 1.25, per Post fl. 1.30.
Die streng wissenschaftliche Darlegung einer wichtigen
bis zur Erschließung der vaticanischen Archive in Dunkel ge¬
hüllten Epoche päpstlicher Finanzwirtschaft, über welche bis
dato noch nichts publiciert worden ist, darf mit Recht das
Interesse auch weiterer Kreise beanspruchen. Es ist überaus
merkwürdig, im Einzelnen zu sehen, wie die Finanzverwaltung
der avignonesischen Kammer geordnet war. Wir staunen, dass
wir Einrichtungen, Ämtern, Gesetzen, wie sic in unseren heu¬
tigen staatlichen und privaten Finanzverhältnissen bestehen,
schon vor fast 6 Jahrhunderten in deutlichen Spuren an der
päpstlichen Curie begegnen. Für Nationalökonomie, Armen¬
wesen, Geschichte, Rechts- und Finanzwissenschaft bildet das
Kammersystem der Päpste von Avignon nicht unbeachtens-
werte Gesichtspunkte.
In unserem Verlage sind erschienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
von Reiten, Georg, ^^01,1*™^ Roer die Dom- nnd
Klostersclnlen des Mittelalters, insbesondere über die
Schulen von Hildesheim, Paderborn, Münster und
Corvey. 78 Seiten 8°. Geh. 90 Pf.
Dieses Schriftchcn will weiteren Kreisen in fasslicher Form
ein möglichst getreues Bild von den berühmten Schulen des
Clerus im deutschen Mittelalter geben und damit dem allge¬
meinen Interesse dienen, welches das Schulwesen in unseren
Tagen mit Recht für sich in Anspruch nimmt.
Ortjolam, Ferdinand, Unsere Vornamen, ihr Ursprung und
ihre Bedeutung. Ein Namcnbüchlein für das deutsche
Haus. VIII. u. 86 Seit. 8°. Geh. 1 M.
Das Verständnis« für unsere vielfach unverständlich gewor¬
denen Namen zu wecken und zu fördern und uns dieselben
lieb und wert zu machen, ist der Zweck des Büchleins.
Gvmnasial-Oberlehr
znr Faderborner Gescliclte.
RiClter, Wilhelm. Cvmnasial.Oberlehrer. SMlM Ml Qlüllini
znr Paderborner Gescblcbte. Erster Th eu. 1 v... 1 ». seit.
gr. 8°. Geh. 2 M.
Das Schriftchcn enthält fünf historische Aufsätze mit den
zugehörigen Actenstücken, die sämmtlich für die Culturgeschichte
des 17. Jahrhunderts von Wichtigkeit sind.
Schauerte, Heinrich, Priester, Die natürlichen Theile der hei¬
ligen Musik. Mit kirchlicher Approbation. 31 Seiten 8°.
Geh. 60 Pf.
»Diese sehr klar und kurz gefasste Broschüre handelt
über Töne, Noten, Ncumcn, Rhythmus u. Tonarten in sehr
geistreicher, aber doch populärer Weise.« (Musica sacra.)
Herder'sche Verlagshandlung, Freiburg Im Breisgau.
B. Herder, Wien, I. Wollzeile 33.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
T7pjpV P 0 I T nm'pQ * n usum scholarum. Cum appro-
rlM, U., ü, u., |j|S|iUu. bationc Rev. Archiep. Friburg. 8°.
(VIII u. 296 S.) M. 2.60; geb. in Halbfranz Mk. 3.80.
Vor Kurzem ist erschienen:
Cathrein, V., Philosophia moralis. m usum scho¬
larum. Cum approbationc Rev. Archiep. Friburg.
8°. (X u. 396 S.) M. 3.50; geb. in Halbfranz Mk. 4.70.
An diese Werke werden sich eine Philosophia
naturalis von H. Haan S. J.(im Druck\eine Metaphyslca
generalis, eine Psychologia rationalis und endlich eine
Theologia naturalis anschliessen. /
Kaulen, Dr. I, EMeitmi in Sie Heilige Schrift
Alten und Neuen Testaments. Mit Approbation des
hoclnv. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Dritte, ver¬
besserte Auflage. Dritter Thell. gr. 8°. (S. 437—
700.) M. 3.—.
Hiermit ist das Werk in dritter Auflage vollständig. (VI u.
700 S.) M. 8.— ; geb in Original-Halbfranzband M. 9.75.
(Bildet einen Bestandteil unserer ,,Theolog. Bibliothek".)
LeMnU, A. s. j, Theoloiia moralis.
nita et emendata. Cum approbationc Rev. Archiep. Fri¬
burg et Super. Ordinis. 2 Bde. gr.-8°. (XXXVI u. 1688 S.)
Mk. 16.—; geb. in Halbfranz mit Goldtitcl Mk. 20. — .
Volumen I. Continens Theologiam moralem gene¬
ralem et ex speciali Theologia morali tractatus de
virtutibus et ofliciis vitae christianae. (XX 11 . 816 S.)
Volumen II. Continens Theologiae moralis specialis
partem secundam seu tractatus de subsidiis vitae
christianae cum duplici appendiec. (XVI u. 872 S.)
»ln Vertretung der Leo-Gesellschaft Prof. Dr. Michael Gltlbauer als Herausgeber. — St.Norbertus« Buch- und Kunstdruckerei, Wien, 111. Seidlgnsse 8.
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Nr. 24.
Wien, 15. December 1893.
II. Jahrgang.
ÖSTERREICHISCHES
LITTERATURBLATT
Briefe an die ReUnction HERAUSGEGEBEN DURCH DIE LEO-GESELLSCHAFT Abonnements-Aufträge
u. Ueccnsions-F.xemplarewerden erbeten sind *u richten an die Administration
an die Adresse: Dr. Franz Schnü rer. ^ des »Österreich. Litteraturblattes«,
Wien-Klosterneuburg,Martinstrasse 16. D K - FRANZ SCHNÜRER Wien, I. Annagasse Nr. 9.
Erscheint am 1. und 15. jedes Monats. — Der Pränumerationspreis beträgt ganzjährig fl. 5.— (M. 9.—), für Mitglieder der Leo-Gesellschaft ganzjähr. fl. 3.—
Debit für den geeammten Buchhandel: „St. Norbertua"-Verlag*handlung In Wien III, Seidlgaste 8, wohin auch alle Inseraten-Auftrige zu richten sind.
Preise der Inserate: >/i S. 0.20.— = Mk.36.-, »/* S. 0. 10.50 = Mk. 19.-, •/* S. fl. 7— = Mk. 12 . 60 , «/« S. fl. 4.- - Mk. 7.20, */« S. fl. 2.25 = Mlc.4.-.
_ | _ * _
INHALT:
Rappenhöner J., Allgemeine Moraltheologie
I. Th.
Briefe des heiligen Kirchenlehrers Alphons
Maria von Liguori. i. Thl. (Beide von
Univ.-Prof. Dr. F. M. Schindler.)
Braunsberger O., Entstehung und erste Ent- j
Wicklung der Katechismen des sei. Petrus
Canisius. (Prof Dr. C. Vidmar.)
De Broglie. Le present et l’avenir du Catholi-
cisme en France. (Augustineum-Director Hof-
caplan Dr. A Fischer-Colbrie.)
Theologischer Jahresbericht, heraus¬
gegeben von H. Boltzmann. XII. Bd.
Bartels Fr., Die Sittenlehre der evangelisch-
lutherischen Kirche.
Lutherophilus, Das R. Gebot und Luthers
Leben (Sämmtl. von Franz v. Dahlau)
Des Münsterischen Humanisten Johannes Mur¬
mel 1 i u s De magistri et discipulorvm officiis
Epigrammatum über. Herausgegeben von
A. Börner.
Desselben Opusculum de discipulornm officiis quod
Enchiridion sckolasticutn inscribitur. Heraus-
j gegeben von A. Börner. (Beide vom n.-ö. |
Landesarchivs-Custos Dr. Anton Mayer.) 1
Maisch G., Das religiöse Gemeinschaftsleben ein
Heilmittel für unsere ,-ocialen Schäden. (A. V.)
Festschrift zum 700jährigen Jubiläum des
Stiftes Tepl. (Al John.)
Schwann M., J. Janssen und die Geschichte
I der deutschen Reformation. (Bh.)
Schauffler Th, Quellenbüchlein zur Cultur-
geschichte des deutschen Mittelalters. (Dr.
Rieh. Müller, Official an der „Albertina”.)
Ibn Sinä. Le livre des theoremes et des aver-
tissements, publie par J. Forget. 1 partie.
(Privatdoc. Dr. Rud. Geyer, Scriptor an der
Hofbibliothek.)
Kain dl R. F.. Wesen und Bedeutung der Im¬
personalien. (Univ.-Bibl.-Beamter Dr. Hans
Bohatta.)
Nigg M., Biographien der österr. Dichterinnen
und Schriftstellerinnen. (Th. Kress.)
Reissmann A., Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Sein Leben und seine W’erke.
Wasielewsky W. J. v., Carl Reinecke Sein
Leben, Wirken und Schaffen. (Beide von
Prof. Mor. Prunlechner )
| Ostfriesische Rittertrachten um 1500-
1 (Hofrath Onno Kl opp.)
Gerards E., Les Catacombes de Paris. (Dr.
C. Seefeld.)
Ko bätsch R., Die Armenpflege in Wien u. ihre
Reform. (—rn.)
Wolff J.. Verstaatlichung der Silberproduction
und andere Vorschläge zur Währungsfrage.
(Rechtsanwalt Dr. Edw. Ramsperger.)
Beck v. Mannagetta G., Flora von Nieder¬
österreich. (Prof. Dr Goltfr. Star kl.)
Marriot E., Moderne Menschen. Roman. (Dr.
F. Schnürer.)
Con science H., Der Löwe von Flandern.
Loga Marg. v , Märchen.
Bechstein L , Neues deutsches Märchenbuch.
Grimm, Brüder, Kinder-und Hausmärchen.
Koneberg-Kümmel, Katholische Jugend¬
bibliothek.
Starz er Alb., Das Istituto Austriaco di studii
storici in Rom IV. (Schluss.)
Personalnachrichten. — Notizen. — Inhaltsangabe
von Fachzeitschriften. — Bibliographie. —
Vorbereitete Bücher.
Theologie.
Rappenhöner Dr. Jos., o. ö Prof. d. Theologie a. d. Univ.
Bonn: Allgemeine Moraltheologie. I. Th.: Die Lehre über
Freiheit, Gesetz, Gewissen. Münster, Aschendorff. 1891. 8°.
(188 S) II. Th.: Die Lehre über das Sittliche, sittlich Gute, sitt¬
lich Böse. Ebd. 1893. 8°. (156 S.) fl. 3.-.
Das vorliegende Buch ist für akademische Zwecke
geschrieben und für dieselben in hohem Maße geeignet.
Gute Beherrschung des Stoffes, Klarheit der Disposition
im ganzen und im einzelnen, Gründlichkeit in Entwicke¬
lung der Begriffe, Bündigkeit in der Beweisführung und
leichtfließende Darstellung zeichnen das Werk aus. Der Verf.
steht durchaus auf dem Grunde, den die alten Meister
der theologischen Sittenlehre gebaut haben, in da und
dort ziemlich zu Tage tretender Anlehnung an tüchtige
neuere. Sein Moralsystem ist das des gemäßigten Proba-
bilismus. Die Eintheilung des Werkes ist im Titel selbst
angegeben; der Abhandlung über die Freiheit geht eine
kurzgehaltene Einleitung über den Begriff der wissen¬
schaftlichen und theologischen Sittenlehre und die Quellen
der letzteren voraus.
Zu einzelnen Punkten möchte Ref. folgende Bemerkungen bei¬
fügen. Gegenstand und Ziel des weltlichen Gesetzes scheinen zu
unsicher bestimmt wenn als solche »die natürliche politische För¬
derung des Gemeinwesens« bezeichnet werden (S. 50). Nicht bloß
das weltliche, auch das kirchliche Gesetz lasst die Bildung von
Gewohnheiten contra legem zu (S 102). Die Epikie ist nur im
uncigcntlichen Sinne als Selbstdispensation aufzufassen (S. 116);
dem \V r esen nach ist sie eine Auslegung des Gesetzes secundum
aequum et justurn. Nicht immer verhindert ein böser Zweck die
»Existenz des wesentlich Guten im moralischen Acte« (II, 17),
sondern nur, wenn derselbe (wie S 23 richtig dargestellt wird) j
Hauptzweck oder an sich schwer sündhaft ist. Die Ausführungen über
die Beseitigung des dubium Juris durch die opinio und des dubium *
facti durch die principia reflexa in ihrem Zusammenhänge zeigen,
dass der Verf. selbst nicht der Auffassung ist, als könnte jemals
mittelst der opinio allein und ohne Anwendung irgend eines
principium rejlexutn (lex dubie promulgata non obligat ) ein prak¬
tisch sicheres Gewissen gewonnen werden. Freilich muss man
zugestehen, dass zur Gewinnung eines sicheren Gewissens im
Falle des dubium facti andere principia reflexa herbeigezogen
werden müssen, als beim dubium Juris,'
Wien. F. M. Schindler.
Briefe des heil. Kirchenlehrers Alphons Maria v. Liguori,
Stifters der Congrcgation des allh. Erlösers. Aus dem Italie¬
nischen übersetzt von mehreren Priestern derselben Congrega-
tion. I. Theil : Allgemeine Correspondenz. 2 Bde. Regensburg,
Verlagsanstalt, 1893. 8°. (XXII, 838 u. 858 S.) fl. 9.60.
In deutscher Bearbeitung liegt uns hier der erste
Theil der 1887 in italienischer Ausgabe veröffentlichten
Briefe des heil. Alphons vor. Derselbe enthält die allge¬
meine Correspondenz des Heiligen, Briefe an verschiedene
Personen, zumeist über Fragen des inneren geistlichen
Lebens und Angelegenheiten der von ihm gestifteten Con-
gregation. Der noch ausstehende II. und III. Theil wird
seine wissenschaftliche Correspondenz und seine Pastoral-
schreiben bringen. So beachtungswürdig manche Einzel¬
heiten aus dem vorliegenden ersten Theile in allgemein
kirchengcschichtlicher Hinsicht und namentlich für die
Geschichte der Congregation des allh. Erlösers sein
mögen, den Hauptwert der hier gebotenen Briefe finde
ich doch in der ungesuchten intimen Selbstzeichnung,
welche uns im heil. Alphons einen apostolischen Mann
von wahrhaft übernatürlicher Hingabe für das Wohl An¬
derer und einem unzerstörbarer. Eifer für Gott, und alles
Gute zeigt, sowie in der Fülle praktischer Winke zur
geistlichen Leitung Anderer. Der Geist des Heiligen war
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740
Nh. 24. — Oesikhrkichischks Liiteratukbi.ait. — II. Jahrgang.
überhaupt vornehmlich auf das Praktische gerichtet und
die Klugheit, mit der er nach dem Zeugnisse dieser
Briefe die verschiedenartigsten Verhältnisse beurtheilt,
die Festigkeit und Entschiedenheit, die er, wenn nöthig,
geltend zu machen weiß, verbunden mit jener Freund¬
lichkeit und Liebe, welche der Ausfluss einer edlen Seele
sind, lassen ihn uns gerade hierin bewunderungswürdig
und groß erscheinen. Kaum könnte eine wirksamere
Apologie gegen unwürdige Angriffe auf den heil. Kirchen¬
lehrer gedacht werden, als es die Veröffentlichung dieser
Briefe ist. Die Übersetzung ist leicht und fließend, Druck
und Ausstattung geschmackvoll.
Wien. F. M. Schindler.
Braunsberger Otto: Entstehung und erste Entwicklung
der Katechismen des seligen Petrus Canisius aus der
Gesellschaft Jesu. Geschichtlich dargelegt. (Ergänzungsheft 57 zu
den »Stimmen aus Maria-Lach«.) Freiburg, Herder 1893. 8°.
(Xll u. 187 S.) fl. 1.50.
Der Verf. hat durch seine umfassenden und wahr¬
haft gründlichen Quellenforschungen vor allem das große
Verdienst sich erworben, die Aufeinanderfolge der Aus¬
gaben der sog. Canisischen Katechismen richtiggestellt
zu haben. Dementsprechend behandelt er auch nach einer
Einleitung über die epochemachende Thätigkeit des Ca¬
nisius (1521 — 97), welcher der erste deutsche Jesuit
und jedenfalls der berühmteste Katechet Deutschlands
war, in vier Abschnitten 1. den großen, 2. den kleinsten,
3. den kleinen Katechismus und 4. deren Ausgestaltungen und
Erscheinungsart. Während nämlich der kleinste Katechismus
1 556 lateinisch in Ingolstadt, dann 1558 deutsch in Dillingen
erschienen war, und zwar als Anhang zu einer lateinischen
Sprachlehre, trat der kleine Katechismus 1559 ans Licht,
wogegen man bisher allgemein aus der Summa doctrinae
christtanae , wie der große, resp. Catcchismus major
des Canisius ursprünglich sich betitelte, der ohne Namen
des Verfassers mit dem die Einführung des Buches
decretierenden Edicte Ks. Ferdinands an der Spitze er¬
schienen war, den kleinen und aus diesem dann den
kleinsten Katechismus irrthümlich hatte entstehen lassen.
Ein weiteres Verdienst B.’s ist ferner auch die
Feststellung des Jahres, in welchem die erste Auflage
der Summa, zunächst zu Wien, erschienen ist: es ist
nicht 1554, wie bisher gleichfalls allgemein angenommen
wurde, sondern 1553. Dass Canisius, dessen Name, wie
schon gesagt, auf dem Titelblatte nicht stand, sein Buch
Summa benannt hat, geschah im Anschluss an das
Mittelalter, welches die Lehrbücher allgemein mit diesem
Worte zu bezeichnen pflegte, zumal das Wort »Kate¬
chismus« bekanntlich in erster Linie den mündlichen
Vortrag der Heilslehre bezeichnet und erst in zweiter
Linie auch deren schriftliche Fixierung. Die hie und da
aufgetretene Behauptung, dass Le Jay der Verf. sei,
weist B. in das Reich der Legende und zeigt, dass diesem
nur insoferne eine Antheilnahmc zugesprochen werden
kann, als er dem Canisius einen Quartband Materialien
hinterließ, in welchem sich Le Jay zu Ingolstadt im
Jahre 1543 wissenschaftlichen vStoff für theoretische Vor¬
lesungen und wohl auch für ein gelehrtes Werk dieser
Art zusammengetragen hatte.
Das System, nach welchem Canisius die alther¬
gebrachten Katechismusstücke zu einem Ganzen neu zu¬
sammenordnete und das heutzutage noch das verbreitetste
geblieben ist, war auf den biblischen Satz Eccl. 1, 35.
aufgebaut: »Mein Sohn! Verlange nach Weisheit und I
bewahre die Gerechtigkeit, und Gott wird's dir geben.«
Ein Christ soll also wissen und halten, was zur Weis¬
heit und zur Gerechtigkeit gehört. Zur Weisheit gehören
nach St. Augustin die drei göttlichen Tugenden Glaube,
Hoffnung und Liebe, welche den inneren Gottesdienst
ausmachen, wozu dann noch die Sacramentc kommen,
in welchen wieder der äußere Gottesdienst sich voll¬
zieht. Die Gerechtigkeit aber besteht darin, dass man,
wie der Psalmist (35, 15.) schon sagt, das Böse meide
und das Gute thue.
Krems. Dr. C. Vidmar.
De Broglie, Abbe: Le prösent et l'avenir du Catholi-
cisme en France. Paris, Pion. 1892. 8°. (273 S.) 11. 2.10.
Der jüngst verstorbene Positivist Hippolyt Taine veröffent¬
lichte über dieses Thema im vorigen Jahrgange der »Revue des
Deux Mondes« eine Artikelserie, welche neben einiger schmeichel¬
hafter Anerkennung der Verdienste des Katholicismus um die
Menscheit diesem doch für Frankreich und mittelbar auch für die
ganze Welt das düstere Prognostikon des baldigen Erlöschens
stellt. Taine versucht es, eine Bilanz des Katholicismus aufzu-
stellcn: die Activen findet er in der hierarchischen Gliederung
und dem Opfermut der wahren Gläubigen, die Passiven aber
in dem Fortschreiten der Wissenschaft und in der Unverträglich¬
keit des Kirchenthumes mit dem modernen Staate. Taine meint,
dass die Passiven überwiegen. Broglie widerlegt ihn treffend so¬
wohl mit philosophischen Gründen, welche darthun, dass Taine’s
Passiven eine falsche Wissenschaft und eine unvernünftige Staats¬
lehre zur Basis haben, als auch mit Anführung jener tröstlichen
Momente, welche noch heute von unverwüstlicher Lebenskraft im
Katholicismus zeugen und denselben eine baldige schönere Zu¬
kunft hoffen lassen. Das erhebende Werk des fürstlichen Pro¬
fessors der Apologie an der Pariser kath. Hochschule verdient
alle Empfehlung.
Wien. Dr. A. Fischcr-Colbrie.
Theologischer Jahresbericht. Unter Mitwirkung von Baur,
Böhringer, Dorner u. A. herausgegeben von H. Holtzmann.
XII. Band, enthaltend die Litteratur des J. 1892. Braunschweig,
Schwetschke & Sohn. 1893. gr.-8°. 4 Abth. (469 S.) fl. 8.40.
Diesem theologischen Jahresberichte mangelt nicht allein die
erwünschte Vollständigkeit und hinreichende Verlässlichkeit, son¬
dern vor allem die nothwendige Unparteilichkeit und die wissen¬
schaftliche Objectivität Die Vollständigkeit lässt hinsichtlich der
katholischen theologischen Litteratur sehr zu wünschen übrig.
Die Berichterstatter kennen die verzeichnete (auch die Protestant)
Litteratur eingestandenermaßen zu oft und in zu weitem Maße
nicht oder nur aus fremden Anzeigen. Wenige anerkennenswerte
Ausnahmen abgerechnet, besprechen sie zudem die katholischen
Litteraturproductc in einem derart lächerlich anmaßenden Tone,
häufig mit solch höhnender Satire und bissigem Ausfall gegen
katholisches Wesen und Leben, dass man im Interesse des guten
Geschmackes und des litterarischen Anstandes dagegen ernstlich
Verwahrung einlcgcn muss.
Wien. Franz v. Dahlau.
Bartels Fr., Pastorin Jesteburg, behandelt in »Die Sitten¬
lehre der evangelisch-lutherischen Kirche nach deren Be¬
kenntnisschriften zusammenhängend dargestellt.« (Hannover-Linden,
Mauz & Lange, 1893. 8°. VIII u. 131 S., fl. 1.20) den vorvvür-
figen Gegenstand in übersichtlicher Weise vom gläubig-protestan¬
tischen Standpunkte, ohne Rücksichtnahme auf die Lehren mo¬
derner protestantischer Theologen, dagegen mit viel Polemik gegen
die »römische Kirche«. Ob diese dermalen wirklich so dringlich
ist? — ob es dem Protestantismus wirklich nothwendig ist, alle
alten Verdrehungen von der »Anbetung der Maria«, der Gering¬
achtung der Ehe in der kath. Kirche u. dgl. unbesehen weiter¬
zuschleppen? und ob ohne eine ausgiebige, verzerrende Bekämpfung
der Klostergelübde und des Cölibatgesetzes wirklich keine auch
noch so knappe Darstellung der evangelisch-lutherischen Sitten-
lehrc nach den Bekenntnisschriften möglich sei? — Das sind
Fragen, die wir dem Verf. zur Beantwortung überlassen.
Lutherophilus: Das sechste Gebot und Luthers
Leben. (Halle, M. Niemeyer, 1893, gr. 8°. 110 S., 11. 1.20) versucht
den Nachweis, dass Luther in seinen Reden über geschlecht¬
liche Dinge nicht Ireier als andere gewesen und dass er in seinem
Leben bei weitem nicht so schlimm zu bcurtheilen sei, als man
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741
Nr. 24. — Okstkrreichischks Littecraturblatt. — II. Jahrgang.
742
es öfter thut; seine Lehren über das 6. Gebot will der Verf.
später behandeln. Ohne Zweifel wird das nicht das letzte Wort
in dieser Angelegenheit bleiben; der Gewinn für den sittlichen Fort¬
schritt der Mitwelt aus diesen und ähnlichen Untersuchungen
dürfte bei der Lage der Sache aber doch ein sehr geringer sein.
Franz v. Da hl au.
Katholica.
Theolog-praktische Monats*Schrift. III, 6—11.
(6.) Kaiser, Üb. Raiffeisen’sche Darlehenscassen. (Schl, in
Heft 7.) — Specht, Sind d. nied. Weihen u. d. Subdiakonat
sakramental? (Schl.) — Lämmermeyer, Christi. Klänge aus d.
heidn. Philos. Seneca. — (7.) Behring er, Heilsnothwendgkt. d.
hl. Communion. (Schl, in Heft 8.) — Weber, D. Grabschr. d. hl.
Aberkios. — (8.) Lohmann, D. Früchte d. hl. Messopfers. (Schl,
in Heft 9.) — Romig, Üb. d. Handelsverbot d. Cleriker. —
Samson, L). Symbole f. Glaube, Hoffnung u. Liebe in d. christl.
Kunst. — Ders., D. 1. Heil. d. A. B. — (9.) Grüner, D. Zu¬
standekommen d. Visio beatifica. (Schl, in Heft 10.) — (10.)
Paulus, D. bayr. Franziskaner Kasp. Schatzger üb. d. Primat u.
d. allg. Concil. (Schl, in Heit 11.) — Geiger, Vorträge üb. relig.
Kindercrziehg. in Bayern. (Schl, in Heft 11.) — Knabenbauer,
Z. Vulgata. — Mittermaier, D. Mutter Jesu auf d. Hochzeit zu
Kana. — (11.) Holl, D. »Jota« u. »Hörnlein« d. Bergpredigt.—
In jedem Heft: Fragen, Fälle u. Mittheilgen aus d. pfarramtl. u.
seelsorgl. Praxis, Erlässe, Novitätenschau.
Clsterclenser-Chronik. V, Nr. 58.
Denkschr. d. Abtes Bernh. v. Wilhering. an d. Generalcapitel.
— Morimond i. J. 1890. — D. Candidaten d. Ordens. — Nachrr.
Revue Thomlste. I. 5.
Jan vier, M. Tarne (Suite.) — Douais, St. Augustin contre
le Manichcisme de son temps (Suite). — S ertillanges, I/Incon-
naissable sclon M. Fouillce. — Coconnier, Etranges phenomenes
qui accompagnent fhypnosc. — Gerard, Theorie sismique du
deluge. — Gardeil, Bulletin philos. (Suite.) — Schwalm, Bul¬
letin de Science sociale.
Akathoiica.
Zeitschrift f. d. alttestamentl. Wissenschaft. XIII, 2.
Peritz, E. Bruchstück aus J'hüdah Hajjugs arab. Werk üb.
hebr. Zeitwter mit schwachen Stammlauten. — Gunkel, Nahum I.
— Vale ton, D. Wort nna bei den Propheten und in den
Ketubim.— Preuschen, Noch einmal d. Origenesfrgm. — Beer,
Zu Hosea XII. — Bacher, D. Merkwort DTin in d. ji’id.
*• * —
Bibelexegese. — Klostcrmann, Nachricht. — G i cs eb recht,
Berichtigg zu Holzinger's Schrift. — Goldziher, Üb. Bibclcitate
in mahummedan. Schriften. — Stade, Ps. 47, 10
Neue Erscheinungen:
Katholica.
Blume CI., D. apost. Glaubensbek. E. apolog.-gesch. Studie.
Freibg., Herder. (XVI, 304 S.) fl. 1.80.
Einig P., Offene Antw. an Prof. W. Beyschlag auf s. »Off. Brief
an d. hochw. Bischof v.Trier.« Trier, Paulinus-Dr. (40 S.) fl. —.30.
Adressbuch d. kath. Geistlichen Deutschlds. f. 1894, hrsg. v.
A. Brode. I. Jhg. Berl., Selbstv. (VI, 131 S.) fl. 9.—.
Hammerstein L. v., I). relig. Gleichgiltkt., d. gewöhnl. Weg z.
Unglück. Berl., Germania. 16°. (64 S.) fl. —.06,
Katschthaler Jhs., Pred. u. kurze Anspr. V. Ist Christus wahrer
Gott? Salzbg., Mittermüller. (155 S.) fl. 1.—.
Angelini N., D. sei. Rud. Acquaviva u. s. Gefährten. Theilw.
neu bearb. v. H. Gruber. Regsbg., Pustet. (XVI, 336 S.) fl. 1.44.
Zimmermann Ath., Card. Pole, s. Leben u. s. Schriften. Ebd.
(390 S.) fl. 2.16.
Hurter H., Theol. dogm. compendium. Ed. VIII. 3 tomi. Innsbr.,
Wagner. (VIII u. 520, 544, 687 S.) fl. 8.24.
Don Josaphet, Bibel u. Judtnthum. E. Blick auf Israels Vergght.,
Ggwt. u. Zukft. Passau, Waldbauer. (VIII, 155 S.) fl. 1.20.
Rick er A., Kurzgef. Theoried. Katechetik. 4. Aufl. Wien, Kirsch.
(144 S.) fl. —.80.
Schmitz B., D. Leben Jesu, uns. göttl. Heilands.Paderb.,Schöningh.
(VIII, 669 S.) fl. 1.20.
Steffens F., D. dtsche Nat.-Hospiz St. Maria dell’ Anima in
Rom. Linz, Haslinger. (32 S.) 11. —.30.
Greving Jos., Pauls v. Bernried vita Gregorii VH. papae. E.
Btrg. z. Kenntnis d. Quellen u. Anschaugen aus d. Zeit d. greg.
Kirchenstreites. (Kirchengesch. Studien H, 1.) Münster, Schöningh.
(VII, 172 S.) fl. 2.52 (Subscr.-Preis fl. 1.80).
Akathoiica.
Dieterich A., Nekyia. Btrgc z. Erklärg d. neuentdeckten Petrus-
apokalvpsc. Lpz., Teubner. (VI, 238 S.) 11. 3.60.
Hofstede de Groot C. P., 100 J. aus d. Gesell, d. Reform, in
d. Niederlden. 1518—1619, üb. v. O. Grcevcn. Gütersloh,
Bertelsmann. (XXIV 7 , 434 S.) fl. 3.60.
Maltzew A., D. Liturgien d. orth.-kath. Kirche d. Morgenld. unt.
Berücks. d. bisch. Ritus. Berl., Siegismund. (IX, 344 S.) fl 3.60.
Runze Gg., Unsterblichkt u. Auferstehg. 1.: D. Psychologie d.
Unst.-Glaubens. Berl., Gaertner. (IX, 224 S.) fl. 3.—.
Finckh M, Kritik u. Christenthum. Stuttg., Frommann. (VI,
234 S.) 11. 1.50.
Philosophie. Pädagogik.
Des MUnsterischen Humanisten Johannes Murmellius de
maf/istri et discipulorum offteiis Epigram matum
Uber. Zum ersten Male in einem Neudrucke herausgegeben
von Dr. A. Börner. Münster, Regensberg 1892. 8°. (40 S.)
fl. —.60.
Des MUnsterischen Humanisten Johannes Murmellius
Opuseulum <le discipulorum offleiis quod Enchi¬
ridion scholasticum htseribitur, In einem Neudrucke
herausgegeben von Dr. A. Börner. Ebd. 1892. 8°. (67 S.)
fl. —.96.
Über das Bibliographische der alten Drucke der
erstgenannten Schrift des Murmellius hat Dr. Clemens
Baumker in Ergänzung des Reichling'schen Werkes über Mur¬
mellius*) in der Münsterischen Zeitschrift für vaterländische
Geschichte und Alterthumskunde (XXXIX, 1 13— I 35) aus¬
führlich gehandelt. Die Schriften des ausgezeichneten Huma¬
nisten und Pädagogen Murmellius, der, 1480 zu Roermond
in Geldern geboren, ein Schüler des Alexander Hegius in
Deventer war, dann die Universität zu Köln besuchte und
1500 bis 1508 als Lehrer an der Domschule zu Münster,
1508 bis 1512 in gleicher Eigenschaft an der Ludigerus-
schule daselbst und von 1512 an wieder an der Dom¬
schule wirkte, sind schon sehr selten und es ist daher
für die pädagogische Litteratur der Mittelschulen ein
recht verdienstliches Unternehmen, wenn Börner uns aus
den alten Drucken der Paulus-Bibliothek in Münster fach¬
männisch redigierte Neudrucke vorlegt. Das Büchlein der
27 Epigramme über die Pflichten des Lehrers und der
Schüler, das von ganz besonderer Seltenheit ist, wurde
vom Herausgeber dementsprechend mit einer Einleitung
versehen, worin wir über die Zeit der Abfassung, über
den Inhalt u. s. w., näher unterrichtet werden. Den Epi¬
grammen folgt noch eine Ode auf den heil. Franciscus
von Assisi, die in ihrem Anfänge Beziehungen zu jenen hat.
Sind die Epigramme des Murmellius von großer
Seltenheit, so verdient dagegen das Enchiridion mit
seinem reichhaltigen Schatze goldener Lehren für die
Schule heute wohl die meiste Beachtung. Auch über Jas
Enchiridion hat Dr. Baumker in der obeitierten Zeitschrift
(40 Bd., 1882) schon die näheren bibliographischen Auf¬
klärungen gegeben. Der Herausgeber Dr. Börner aber
ergeht sich noch in einer präcis gehaltenen Einleitung über
die Abfassungszeit, über die ersten 2 Capitel, in denen
Murmellius den Eltern an ? s Herz legt, für eine gute Er¬
ziehung ihrer Kinder zu sorgen — sic nec genuisse ncc
liberos vilam accepissc poenitebit 1 sagt er zum Schlüsse,
— über den Inhalt der folgenden 22 Capitel und eben¬
falls über die verschiedenen Ausgaben des Enchiridions.
Den Schluss bilden vollständig orientierende und inter¬
essante Anmerkungen von Seite 63 bis 67.
Wien. Dr. A. Mayer.
*) Dr. Reichling, Johannes Murmellius. Sein Leben und seine
Werke. Freiburg i. B., 1880.
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743 Nr. 24. — Orstkrreichischrs Littkraturblatt. — II. Jahrgang. 744
Maisch G.: Das religiöse Gemeinschaftsleben ein Heil¬
mittel für unsere socialen Schaden. Leipzig, R. Werth er. 1802.
gr,-8°. (136 S.) fl. 1.03.
»Freie Gemeinschaften von religiös sittlichem und
zugleich praktischem Bestreben — das ist’s, was uns
noththut! Ich wünsche z. B., dass sich die vielen einzel¬
stehenden unverehelichten Männer einer Stadt zu einer
Genossenschaft mit eigener Behausung zusammenschließen
und auf Grund religiös-sittlicher Ordnung ihren Mitgliedern
inneren und äußeren Halt verleihen möchten.« Darin
gipfeln die Ausführungen des protestantischen Verf.
Derselbe verhehlt sich nicht, dass er damit auf dem
besten Wege zum katholischen Klosterwesen ist, ja er
bedauert, dass »die protestantische Kirche manche gute
Einrichtung der alten Kirche ohne Noth aufgegeben habe,
nur um ihren Abstand von der römischen stets scharf
markiert zu erhalten«. Das ganze Buch durchweht ein
ehrlich nach Wahrheit strebender Geist, umsomehr muss
man die Irrthümer bedauern, die sich in der Schrift
breitmachen. Die Beichteinrichtung der katholischen Kirche
wird gelobt: »Die ist öffentlich, weil sie in der Kirche,
geheim und privat, weil sie am Beichtstuhl abgehalten
wird, und das Bekenntnis ist wie im Grabe bewahrt,
weil sie dem beeidigten Priester unter dem Beichtsiegel
abgelegt wird.« Um dieses Zugeständnis aber ab¬
zuschwächen, wird behauptet: »Dass die katholische
Geistlichkeit das Beichtgeheimnis nicht unter allen Um¬
ständen bewahrt, das kann ich aus der Geschichte der
Kaiserin Maria Theresia beweisen. Sie brachte nämlich
das Breve des Papstes Clemens XIV., das die Aufhebung
des Jesuitenordens für alle Zeiten anordnete, nur nach
langem Zögern zur Ausführung, und zwar erst, als man
ihr bewiesen hatte, dass ihre Beichtgeheimnisse nach
Rom berichtet worden waren.« Dass dieser Beweis nur
eine thörichte Fabelei enthält, kann der Verf. in Duhr’s
Jesuitenfabeln (Freiburg, Herder, 1891, S. 25 ff.) nach-
lesen; zur Berichtigung anderer Irrthümer empfehlen wir
ihm das Studium der Apologie von Hettinger und des
Religionshandbuches von Wilmers.
A. V.
Zeitschrift f. exakte Philosophie. XX, 2.
Resl, Z. Psychologie d. subjectiven Überzeugg. (Schl.) —
Besprechgen, u. a.: Dreher, D. Materialismus (Flügel); — Duboc,
Grundr. e. einheitl. Trieblehre (Gloatz); — Gerber, D. Ich als
Grundlage uns. Weltanschaug. (Gloatz); — Gutberlct, D. Willens-
.reiheit (Flügel); — Offner, D. Psychologie Ch. Bonnets (Flügel).
Philosophische Monatshefte. XXIX, 7 u. 8.
Baur, Pierre Juricu als Staathphilosoph. — Loren tz, Üb.
d. Aufstellg. v. Postulaten als phil. Methode b. Kant. — Fnoch,
Fz. Brentano’s Reform d. Logik. — Recc.: Spicker, Ursachen
d. Verfalls d. Phil. (Jodl); — Stumpf, Psychol. u. Erkenntnistheorie
(Lasswitz); — Münsterberg, Bcitrge. z. experim. Psychol. (Ziehen).
Lehrproben u. Lehrgänge aus d. Praxis d. Gymnasien u.
Realschulen. Heft 37.
Schiller, Etwas v. Geschichtsunterr. — Waldeck, D.
Gemeinsamkt d. Satzlehre in d. Schulsprachen. — Stier, Dispo¬
sition d. platon. Apologie. — Dörwald, D. Herodotlektüre in
Obersecunda. — Fries, Nachträgezu d. Bemerkgen üb. d. latein.
Unterr. — Heuüner, Horaz Od. III 29 als Abschluss d. 3 ersten
Bücher d. Oden. — Stutzer, D. sociale Frage d. neuesten Zeit
u. ihre Behandlg in Oberprima. — Literarisches.
Blätter f. d. (bayr.) Gymnasial-Schuiwesen. XXIX, 10.
Melber, Aristoteles’ 'AO’Tjvauuv TtoXtxsia u. d. bisher darüber
erschien. Litt. — Recensioneu. — Litt. Notizen. — Miscellen. —
Progr.-Schau. — Stähl in, Nekrolog auf Fr. Metzger.
Gymnasium. XI, 22 u. 23.
lluckert, Üb. d. Zweck d. gcsch. Unterr. an d. höheren
Lehranstalten. - Recensionen, Progr.-Schau, Nachrichten.
Neue Erscheinungen:
Biese A., D. Phil. d. Metaphorischen. Hambg., Voss. (VIII, 229 S.)
fl. 3. — .
Frick C., Logica. Freibg., Ilcrdtr. (VIII, 296 S.) fl. L56.
Krause K. Chr. F., D. Begriff d. Phil Aus d. Nachl. hrsg. Lpz.,
Felber. (VIII, 108 S.) fl. 1.50.
— , D. Erdrechtsbund an sich selbst u in s. Verh. z. Ganzen
u. zu allen Einzelheiten d. Mcnschhcitlebens. Aus d. Nachl.
Ebd. (VIII, 143 S.) fl. 1.80.
Steiner R., D. Phil. d. Freiheit. Grundzüge e. mod. Weltan¬
schaug. Ebd. (242 S.) 11. 2.40.
Niemann A., Manas. Gedanken üb. d. Seelenleben uns. Zeit.
Berl., Salinger. (VII, 308 S.) fl. 3.—.
Novaro M., D. Phil. d. Nie. Malebranche. Berl , Mayer & Müller.
(VII, 107 S.) fl. 1.20.
Uphues G.. Psvch. d. Erkennens v. empir. Standpunkt. I. Lpz.,
Engelmann. (VIII, 318 S.) fl. 3.60.
Külpe O., Grundr. d. Psychol. auf experim. Grundl. dargest. Ebd.
(VII, 478 S.) fl. 5.40.
Berger K,, D. Entwicklg. v. Schiller’s Ästhetik. Weimar, Böhlau.
(VII, 325 S.) 11. 2.40.
Carneri B, Empfindg u. Bewusstsein. Monist. Bedenken. Bonn,
Strauß. (31 S.) fl. -.60.
Detten G. v., Üb. d. Dom- u. Klosterschulen d. M.-A., insb üb.
d. Schulen v. Hildesheim, Paderb., Münster u. Corvey. Paderb.,
Junfermann. (78 S.) 11. —.54.
Leiningen-Billigheim, C. Grf. zu, Was ist Mystik? Lpz.,
Friedrich. (127 S.) 11. 120.
Villa-Dei AL de, Doctrinale. Krit.-exeg. Ausg. m. Einl. etc. v.
I). Reichling. (Mon. Germ. paed. XII.) Berl., Hofmann & Co.
(XXIII, CCCIX, 211 S.) fl. 10.80.
Huber Seb., D. Glüekseligktslchre d. Aristoteles u. hl. Thomas
v. Aq. E. histor.-krit. Vergl. Freising, VVülfle. (IV, 91 S.) fl. 1.20.
Döring A., System d. Pädag. im Umriss. Berl., Gaertncr. (XI,
299 S.) fl. 3.60.
Nicdcn J., Allgem. Pädag. auf psychol. Grundlage u. in systein.
Darstellg. Straübg., Verl.-Anst. (VIII, 173 S.) fl. 1.20.
Regen er Fr., Grundzüge e. allg. Methodenlehre d. Unterr. Gera,
lloffmann. (487 S.) fl. 2.40.
Bei tränd A., Principes de phil. scientif. et de phil. morale. Paris,
Delaphane. (455 S.) 4 Fr.
Geschichte und Hilfswissenschaften.
Festschrift zum 700jährigen Jubiläum der Gründung des
Prämonslratenserstiftes Tepl bei Manenbad. Im Selbst¬
verläge. Marienbad, Druck v. Jos. Gschihay, 1893. 8°. (234 S.)
Die festliche Jubelfeier des altehrwürdigen Prämon-
stratenserklosters Tepl bescherte uns auch diese würdige
und inhaltsreiche Festschrift, die mit einer vortrefflichen
Abbildung der imposanten Klostergebäude geschmückt ist.
Das Buch eröffnet eine warmgeschriebene, Legende und
Geschichte sorgfältig abwägende und verbindende Lebens¬
geschichte des reichen böhmischen Magnaten Hroznata,
des Gründers des Klosters Tepl (nach der legendenhaften,
aus dem 13. Jahrhundert stammenden Vita fratris Hroznatae
und den im Stiftsarchiv befindlichen Urkunden), der am
14. Juli 1217 in der Egerländer Veste Kinsberg im Kerker
starb. 48 Äbte sind ihm bis heute in der Regierung des
Klosters gefolgt und die nun folgenden Biographien der¬
selben geben uns einen hochinteressanten culturhistorischen
Einblick in das Werden und Wachsen, in die Entwick¬
lung und die Kämpfe dieser Stiftung, in äußeres und
inneres Klosterleben, in die Vergrößerung des Stiftsgebietes,
in den Geist und die Ideale, die die Leiter beseelten, in
die Geschichte der ganzen Umgebung. Unter den vielen,
oft kunstsinnigen oder die Wissenschaft pflegenden Äbten
ragt Abt Reitenberger (1812— 1827), der Gründer des
Curortes Marienbad hervor (vergl. Dr. Prem’s »Goethe und
AbtR.« in John’s »Litter. Jahrbuch« Eger, I. Bd. 1891).
Literarhistorisch ist das Kloster Tepl bekannt durch die
Auffindung des sog. Codex Teplensis (herausgegeben von
P. Klimesch), an den sich eine noch nicht ganz aus-
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745
Nr. 24. — Obsterreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
740
getragene Streitfrage über die vorlutherische Bibelüber¬
setzung knüpft (vergl. die einschlägigen Schriften von
Dr. H. Haupt, Dr. Fr. Jostes, Dr. Keller etc.) Auch
Goethe’s freundlicher Beziehungen zum Stift sei gedacht,
insbesondere zu Abt Reitenberger, zu Prior Eckl, zu
R. Zauper u. a. Die Bibliothek bewahrt noch mineralogische
Verzeichnisse und Briefe von Goethe (vergl. Lambel:
Goethereliquien). Gegenwärtig (seit 1887) steht Abt
Clementso an der Spitze des Klosters.
Eger. Alois John.
Schwann Mathieu: Johannes Janssen und die Geschichte
der deutschen Reformation. Eine kritische Studie. München,
C. Mehrlich, 1893, gr.-S° (254) S.) fl. 1.80.
Das Resultat dieser Studie ist: »Steigende Impotenz
Janssens zur Bewältigung des angehäuften Stoffes.« »Der
Wille zur Objectivität wird überwältigt von einem Nicht¬
können.« »Sein wissenschaftliches Streben gerieth in
Conflict mit seiner Unfähigkeit, des alten Aberglaubens
Herr zu werden.« Was alles dem Verf. Aberglauben
ist, mag man aus seiner Bemerkung entnehmen, dass
nach seiner Definition des Wortes Religion auch der
vielverschrieene Atheist Religion hat. »Wir sagen, das
,,Nicht mehr glauben können” ist ein Fortschritt der
menschlichen Geistesentwicklung«. Das furchtbarste Hemm¬
nis für ein geistiges Ausleben der Völker und zur Volkes¬
gesundung sieht Sch. in der kathol Kirche. Sein letztes
Fundament ist der Satz, dass Wahrheit »ein ewig Wach¬
sendes und mit der Erkenntnis Wechselndes« ist. Zu einer
kritischen Studie gehört vor allem Logik, und die Logik ver¬
langt Unterscheidung zwischen subjectiver und objectiver
Wahrheit. Da dem Verf. somit das Abc der Kritik fehlt, ist
es nicht zu verwundern, dass er zu absurden Resultaten
gekommen. Anstatt Janssen mit allgemeinen Raisonne-
ments zu »widerlegen«, hätte der Verf. eine Fülle be¬
weisender Thatsachen beibringen sollen — dann wäre
eine Verständigung eher möglich Bh.
In Kürze erscheint von J. Janssen's » Geschichte des
deutschen Volkes « (Freibg., Herder) der Vll. Bnd., ergänzt und
aus dem Nachlasse des Verf. hrsg. von Prof. Dr. Ludw. Pastor,
die Fortsetzung der Culturzustände: Schulen und Universitäten,
Wissenschaft und Bildung behandelnd. Die Arbeit des Heraus¬
gebers füllt ein gutes Drittheil des 660 S. starken Bandes.
Mittheilungen d. Inst. f. österr. Geschichtsforschung. XIV, 4.
v. Sickel, Ein Ruolo di famiglia d. Papstes Pius IV. —
Pribram, D. n.-ö. Stände u. d. Krone in d. Zeit Ks. Leopold I.
— Redlich, D. neug;fund. Briefsammlg. z. Gesch. Rud. v. Habs-
burgs. — M. Mayr, Venetian. Brandstiftgen in Öst. i. J. 1516. —
Litt., u. a.: B ran di, D. Reichenauer Urkk.-Fälschgen (Dopsch);
— Zim in ermann u. Werner, Urkk.-Buch z. Gesch. d. Deutschen
in Siebenb. I. Bd. (Voltelini); — Geschichtslitt. Ungarns 1890 bis
1892. I. Quellencditionen (Aldäsy).
Römische Quartalschrift f. Christi. Alterthumskde u. f. Kirchen-
gesch. Vll, 1 u. 2.
Archäologie: Strzygowski, 3 Miscellen. — Stevenson,
Scopcrtc a S. Maria in Cosmedin.— Ehrhard, D. griech. Kloster
Mar-Saba. — Kl. Mitthlgen. — Geschichte'. Noel Valois, Le
grand schisme en Allemagne de 1378 ä 1380. — Finke, Z. span.
Kirchcngesch. d. J. 1414 — 1418. — Ehscs, D. Dispensbreve Ju¬
lius I. f. d. Ehe Heinrichs VIII. mit Katharina v. Aragonien. —
Miltenberger. Nuntius Carafa v. Köln u. d. fränk. Bisthümer.
Zeitschrift f. Numismatik. XIX, 1.
Buchenau, D. Bremer Fund. — Bah rfeldt, Untersuchgen
üb. d. Chronologie d. Münzen der Donitii Ahenobarbi aus d. Zeit
d. röm. Republik. — Ders, Überprägte Münzen aus d. Zeit d.
röm. Republik. — Littcratur.
Bullettino di Archeologia e Storia Dalmata. XVI, 6 -9.
(6.) Bulic, Iscrizioni inedite: Salona. — Zanella, Teatro
romano a Lissa. (Schl.). — Karaman, Castell Papali (Schl, in
Heft 7). — Documenti veneti risguardanti il Conte Bogic-Strati-
miroviö. (Schl, im Heft 7.) — (7.) Jelic, Jscrizioni antiche Saloni-
tane restitute. (Forts, in Heft 8, 9.) — Bulic, Collezione dellc
Gemme di G. Maroli. (Forts, in Heft 8, 9.) — (8.) Milic, Ex
libro viridi Com. Ragusii. — Notizie varie. — (9.) Estratto dcl
libro »Consiliorum« della communitä di Spalato dal 3. sett. 1358
al 3 maggio 1359. — Suppl.: II testamento di P. Canavelli (Schl.)
— Inchiostri. - Statuti di Sebenico. — Stanic, Documenti e
genealogia dei bani e re bosnesi Kotromanoviü. — D e v i c h,
L’Evangeliario Spalatense.
Neue Erscheinungen;
Billerbeck A , Susa. E. Studie z. alt. Gesch. Westasiens. Lpz.
Hinrichs. (VIII, 184 S.) 11. 3.30.
Daghbaschean H., Gründg. d. Bagratidenreiches durch Aschot
Bagratuni. Berl., Mayer u. Müller. (XIV, 106 S.) fl. 1.44.
Frommei E., Aus Lenz u. Herbst. Erinnergen. Bremen, Müller.
(VII, 198 S.) fl. 1.80.
Grupp G., Culturgesch. d. M.-A. I. Bd. Stuttg., Roth. (VIII,
357 S.) fl. 3.72.
Kükelhaus Th., D. Urspg. d. Planes v. ewigen Frieden in d.
Mem. d. Hzg. v. Sully. Berl., Speyer. (VIII, 180 S.) fl. 2.10.
Schling E., Daniel v. Superville. D. Kanzleramt an d. Univ.
Erlangen. Lpz., Veit & Co. (VIII, 188 S.) fl. 3.60.
Sanglen J. J. de, Memoiren, 1776— 1831. Üb. v. Marnitz. Stuttg.,
Cotta. (X, 167 S.) 11. 1.80.
Bintz J., Dtsche Culturbilder aus 7 Jhdten. 2 Bdc. Hambg.,
Meißner. (204 u. 168 S.) fl. 3.—
Stein W., Acten z. Gesch. d. Verfassg. u. Verwaltg. d. Stadt Köln
im 14. u. 15. Jhdt. I. Bonn, Behrendt (CLXXIX, 769 S.) fl. 10.80.
Sander P., D. Kampf Heinrichs IV. u. Gregors VII. v. d. 2.
Excomm. d. Kgs. bis zu s. Kskröng. Berl., Bath. (222 S.) fl. 2.40.
Burdach K., Vom M.-A. z. Reformation. Forschgen z. Gesch. d.
dtsch. Bildg. I. Halle, Niemeyer. (XX, 137 S.) fl. 2.40.
Gcrvinus G. G., Leben. Von ihm selbst. 1860. Lpz., Engelmann.
(XVI, 408 S.) fl. 5.40.
Pöhlmann R., Gesch. d. antik. Communism. u. Socialism. I.
Münch., Beck. (XVII, 618 S.) fl. 6.90.__
Sprachwissenschaft u. Literaturgeschichte,
Mythologie.
Schauffler Theodor: QuellenbUchiein zur Culturgeschichte
des deutschen Mittelalters. Aus mittelhochdeutschen Dichtern
mit Ausschluss des Nibelungen- und Gudrunliedes u. Walthers
von der Vogelweide zusammengestellt und mit einem Wörter¬
verzeichnis versehen Leipzig, B. G. Teubner. 1892. 8°. (VIII u.
119 S.) fl. —.72.
So lange es eine deutsche Philologie gibt, hat sie
stets des Glaubens gelebt, dass es ihre oberste Aufgabe
sei, alle Lebensäusserungen der Germanen in den Be¬
reich ihrer Thätigkeit einzubeziehen. Man schlage die
vier grossen Werke Jacob Grimms, die Grammatik, die
Rechtsalterthümer, die Mythologie, die Geschichte der
deutschen Sprache auf, wo immer man wolle, und man
wird diesen culturgeschichtlichen Zug darin waltend
finden. Nicht anders ist es in den kritischen Ausgaben
und Aufsätzen Lachmanns, den stets der Gedanke
leitete, wie das Gedicht oder der Dichter in seiner Zeit
gestanden sei und ihr genügt habe; im Bairischen Wörter¬
buche Schmellers; in Weinholds Deutschen Frauen im
Mittelalter; in den Arbeiten Müllenhoffs, denen
durch den unverrückt im Auge behaltenen Gesichtspunkt
der Erforschung des nationalen Ideales der Germanen
ein seltener Charakter von Geschlossenheit und Gross¬
artigkeit aufgeprägt ist; in den genialen Anregungen
Scherers; nicht zu vergessen endlich des Deutschen
Wörterbuches. Diese grundlegenden Verdienste um die
deutsche Culturgeschichte, vor allem was deren Metho¬
dik betrifft, hat niemand freudiger und thatkräftiger an¬
erkannt als der Kunsthistoriker Alwin Schultz, der in
seinen beiden grossen Werken »Das höfische Leben im
Zeitalter der Minnesinger« (1879 — 80; zweite Auflage
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747
Nr. 24. —
Oksikrrrichisches Litte raturbi.att. — II. Jahrgang.
748
1889) und »Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahr¬
hundert« (1892) mit bewundernswertem Fleisse bei der
Germanistik in die Schule gegangen ist und die ganze
fast unübersehliche mittelhochdeutsche Litteratur sich für
seine Zwecke zu Ligen gemacht hat.
Gäbe es ein aus den eigentlichen Litteraturdenk-
mälern, den Rechtsquellen und den Urkunden unter
steter Beiziehung der germanistischen Litteratur plan¬
mäßig, methodisch und kritisch geschöpftes Qu eile n-
b u c h zur Culturgeschichte des deutschen Mittelalters,
diese junge Disciplin stünde auf sicherem Füssen und
verfiele nicht so leicht dilettierender Behandlung, als
leider jetzt noch der Fall ist. — Was uns in dem vor¬
liegenden Q u e 11 e n b ü c h 1 e i n geboten wird, ist weit
entfernt von solcher wissenschaftlicher Vorarbeit. Schon
dass Nibelunge, Gudrun, Walther von vorneherein aus¬
geschlossen werden, ist nicht Vertrauen erweckend : wer
verengt sich absichtlich den Kreis der Beobachtung und
bringt sich so um weitere Ergebnisse ? Der Verf. dieser
äusserlich zusammengelesenen Reihe von Belegstellen
scheint kein Germanist von Fach : man braucht nur zu
achten auf die jedem germanistischen Auge unerträglichen
offenen ae und ot\ die er statt der verschlungenen &
und cc durchaus setzt, oder auf die Ausgaben, aus denen
er schöpft. Nicht nur Reinmar von Zvveter, der Marner,
Hadlaub werden nach Hägens Minnesingern citiert, auch
Neidhart von Reuenthal (von welchem culturgeschicht-
lich so wichtigen Dichter eine einzige kleine Stelle be¬
nützt wird!) und sogar Heinrich von Morungen. »Des
Minnesangs Frühling« existiert für den Verf. überhaupt
nicht, und da er Walthern principiell und auch Ulrich
von Liechtenstein ausschliesst, ist kein Wunder, dass
die Nummer (35) über den länger als ein Jahrhundert
die deutsche Welt beherrschenden Minnedienst zwei,
sage zwei Stellen (aus dem »Parcival«) bietet, deren
erste überdies unter dies Schlagwort gar nicht passt. Wie
sich unter Umständen die Beschränkung oder Unkennt¬
nis in den Quellen, Ausgaben und Hilfsbüchern rächt
(von den letzteren ist bloss Schultz’ »Höfisches Leben«
benützt, aber auch nur in der durch die zweite über¬
holten ersten Auflage), zeigt sich aus Nr. 78, die dem
Leumunde der Baiern im Mittelalter gewidmet ist. Sie
bringt zwei Stellen aus dem »Biterolf« und die bekannte
aus dem »Parcival« 121, 7 —12: hier hätten die ausge¬
schlossenen Nibelunge (mit Müllenhoffs Frläuterung zur
Geschichte der Nibelunge Noth, S. 17) und die An¬
merkung in Haupts Ncidhart, S. 124, wesentliche Er¬
gänzungen geboten. Für die höfischen Epen sind die
Eselsbrücken der Pfeiffer-Bartschischen »Classiker des
Mittelalters« benützt, für Heinrich von Melk (auch er
nur mit einer einzigen Stelle vertreten) jedesfalls nicht
die allein brauchbare und so reich belehrende Ausgabe
Heinzeis. Während der Verf. die ersten und ergiebigsten
Dichter der besten Zeit, als Hartmann von Aue, Wolf¬
ram von Eschenbach und Gottfried von Strassburg ver¬
hältnismässig spärlich heranzieht, macht er übermässigen
Gebrauch von dem Epigonen Konrad von Würzburg.
Das für Laien berechnete mittelhochdeutsche Glossar,
das den Schluss bildet, gäbe auch Anlass zu Ausstel¬
lungen • doch sei’s an dem bisher Gerügten genug.
Im Übrigen theilt der Verf. seinen Stoff in sieben
Abschnitte, deren jeder wieder in eine Anzahl Nummern
zerfällt: 1. Fürst und Volk; 2. die Kirche (warum sind
fast nur Stellen ausgesucht, die von Missbräuchen
der mittelalterlichen Kirche reden ?); 3. Leben und Sitte;
4. Deutsche Art; 5. Aus der Welt der Dichtung und
des Glaubens; 6. Recht und Gericht; 7. Sprichwörtliche
Redensarten: im Ganzen 158 (104 — |— 5 4) Nummern.
Das Büchlein mag erstem Bedarf und raschem Einblicke
genügen und Ref. will ihm, dessen Grundgedanke ein
richtiger und gesunder ist, die Daseinsberechtigung nicht
absprechen : gelehrten Zwecken versagt es.
Wien. Dr. Richard Müller.
Ibn Sinä. Le livre des theoremes et des avertissements, public
d’apres les mss. de Berlin, de Leyde et d'Oxford et traduit avec
eclaircissemcnts parJ.Forget. I. partic. Texte Arabe. Leyde,
E. J. Brill. 1892. 8°
Der gelehrte Herausgeber dieses Compendiums der
Logik und Metaphysik, welches sowohl durch den Namen
des Verf., wie auch als eine Hauptquelle für die Ge¬
schichte der scholastischen Philosophie gewiss dem Cultur-
historiker nicht weniger als dem Arabisten von größtem
Interesse sein wird, verspricht der für den zweiten Band
vorgesehenen und in Anbetracht dessen, dass der Inhalt
des Werkes für den nicht gerade in diesem Zweige der
arabischen Litteratur Eingelesenen äußerst schwer ver¬
ständlich bleibt, in der That sehr nothwendigen Über¬
setzung außer einer Art von Specialwörterbuch für die
philosophischen termini technici auch noch ein Verzeichnis
der Lesarten beizugeben. Wir müssen uns also die Be¬
sprechung des hier vorliegenden Textes bis nach dem
hoffentlich nicht allzulange zu erwartenden Erscheinen
des zweiten Bandes aufsparen, können es uns aber nicht
versagen, Herrn Prof. Forget schon jetzt unseren Glück¬
wunsch zu seiner ausgezeichneten Arbeit auszusprechen.
Wien. Dr. Rudolf Geyer.
Kain dl Dr. Raimund Friedr.: Wesen und Bedeutung der
Impersonalien. (Sep.-Abdr. aus d. »Philosoph. Monatsheften«
XXVIII, 5 u. 6.) Czernowitz, Pardini, 1893. 8°. (29 S.) 11.—.50.
K. behandelt in dieser sehr lobenswerten Schrift die Im¬
personalien von der psychologisch-logischen Seite und stellt sie
als regelrechte zweigliedrige Urtheile hin gegenüber Miklosieh, der
sie als eingliedrig bezeichnete; die Existenz von eingliedrigen
Urtheilen leugnet K. entschieden, indem er beweist, dass das
Subject in diesen Fällen in der Sprache wohl keinen Ausdruck
findet, aber dennoch vorhanden, d. h. in Gedanken vorhanden
und ein psychologisches ist Auch spricht er über die Bezeich¬
nungen »Impersonalien = unpersönliche Zeitwörter«, »subjcctlosc
Sätze« und »Prädicatsätze«, von denen er nur die zweite gelten
lässt und sich besonders gegen die dritte wendet, welche
Miklosieh aufgebracht hat, sowie über das hohe Alter dieser
Satzformen. — Die vortrefflichen Ausführungen K.’s wären es
wohl wert, in dieser Frage als ent;cheid md zj gelten.
Wien. H. Bohatta.
Nigg Marianne, Lehrerin an d. Mädchen-Volksschule in Korneu-
burg, Redactrice der Frauenzeitung »Neuzeit«: Biographien
der österreichischen Dichterinnen und Schriftstellerinnen.
Ein Beitrag zur deutschen Litteratur in Österreich Korneuburg,
Jul. Kühkopf. 1893. Lex.-8°. (61 S.) 11. 1. —.
Biographien, wie es der Titel verspricht, gibt das
vorl. Buch nur in wenigen Fällen; zumeist beschränken
sich die biographischen Angaben auf Geburtsort und
Datum, Aufenthaltsort und einige bibliographische Notizen.
Im ganzen mögen nahe an dritthalbhundert Schiftstellerinnen
hier verzeichnet sein, von denen ca. 50 aus Wien, 6 aus
dem übrigen N.-Österr., je 3 aus Ob.-Österr., Salzburg,
Krain, Schlesien, 15 aus Steiermark, je 2 aus Tirol,
Kroatien, Siebenbürgen, Österr.-Schlesien, Bukowina, 4 aus
den Küstenländern, 33 aus Böhmen, 20 aus Mähren,
33 aus dem Auslande stammen, der Rest ist unbekannter
Herku'f. Mit Ausnahme einiger in polnischer Sprache
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749
Nr. 24. — Orstbrreichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
750
schreibenden Damen sind durchwegs nur Deutsch-Öster¬
reicherinnen aufgenommen worden. Im Einzelnen: S. 22,
Glöckner Maria, geb. 1893 (?); — S. 25 delle Grazie (nicht della)
— warum fehlen ihre neueren Werke? — S. 26 Halm
Marg. gehört unter Maytner (dort fälschlich Maitner); —
S. 37 Mataja’s Roman heißt »Die Familie Hartenberg«.
— S. 49 Schmid Cord., geb. zu Malchcn in Tirol (!),
richtig zu Malchin (Mecklenburg-Schwerin). Eine Reihe
von Namen wäre aus Eisenberg’s »Geistigem Wien« und
aus Kürschners Litteraturkalendei zu ergänzen gewesen.
Aber auch so gibt das Büchlein eine dankenswerte Über¬
sicht über die reiche Antheilnahme der deutsch-österr.
Frauenwelt an der litterarischen Production.
Wien. Kress.
EAAAS. V, 2.
Leg ran d, Assassinat de Dimos Calpouzos. Relation histo-
riquc. — Müller, Btrge zu c. Wtb. d. mittelalterl. griech. Spr.
(Kort'?.) — Reyer, Neoellcnico, lingua internaz. -- 0 eö$. Ilarca-
o m o yr Toaxoito-jXo c, Bobavoc xd>v rcepi IaXijvixy;? wporfopäe
Epasfji-./.'u/ i-ooE^siuv (Müller); — Brugman, Grundr. d. vergl.
Gramm, d. Indog. Sprr. (Müller). — Mitzschke, D. Name
Morea. — Anakrcon, Ki: )/>sav nnd Simonidcs, A'/var, transl.
by Laune. Dowdall. — *A£. X p igtoko’jXos, Gedichte, hellen,
u. dtsch. v. B. Mitzschke. — Kl. Mitthlgen.
Anglia. Ztschr. f engl. Philologie. XVI, (N. F. IV.), 1.
Förster, Üb. d. quellen v. Aelfrics exeget. Homiliac catho-
licae. — Eliz. Mary Lea, The language of the Northumbrian
gloss to the gospel of St. Mark. I. Phonology.
Wiener Zeitschrift f. d. Kunde d. Morgenlandes. VII. 4.
Achärya Vallabhji Haridatt, A new Grant of Dhruva-
sena I <*f Valabhi. — Kuhnert, Einige Bemerkgen üb. die Sheng
im Chinesischen u. den Nanking Dialekt. — Chachanow, Üb. d.
ggwärt. Stand d. grusinischen Philologie. — v. Kegl, Säjek, D.
Satyrikcr d. Vagabundenlebens in Iran. — Anzeigen: M. Müller:
D. Wissensch. d. Spr. (Kirste); — Winter, QiväJityi Saptapadärthl
(Kirstc); — K. E. Neumann, Buddhist. Anthologie (Franke): —
Bent. The ruined cities of Mashonaland (Schleicher).
Neue E r scheinungen:
Bing J., Novalis (Frdr. v. Hardenberg). E. biogr. Charakteristik.
Hambg., Voß (176 S.) II. 2.40. ‘ |
Grimme H, I). Strophenbau in d. Ged. Ephraems d. Syrers, m.
e. Anh. üb. d. Zushang zw. syr. u. byzant. Hymnenform. Freib., |
Univ.-Bchh. (95 S ) fl. 2.40. <
Osborn M., I). Teufellitt. d. 16 Jhdts. Beil., Mayer & Müller, i
(236 S.) 0. 4.20. \
Pridik E., De Alex. M. epistularum commercio. Berl., Speyer &
Peters. (166 S.) 11. 1.80. ~ j
Scriptorcs phvsiogn. graeci et lat., rec. R. Focrster. 2 vol. Lpz. ,
Teubner (CXCII, 431 u. 534 S.) fl. 8.40. j
Mosen J., Erinnergen. Fortges. etc. v. M. Zschommler. Plauen,
Neupcrt. (IV, 168 S.) 11.
Büttner C. G , Anthol. aus d. Suaheli Litt. 2 Thle, Berl., Felber. :
(XVI, 188 u. 202 S.) fl. 10.80.
Valentin V., Goethes Faustdichtg in ihrer künstler. Einheit dar- f
gest. (Aesthet. Studien. II.) Ebd. (309 S.) fl. 3.24. !
Zeidler V., D. Quellen v. Rud. v. Ems’ Wilh. v. Orlens. Ebd.
(356 S.) fl. 4.80.
Xenien 1796. Nach d. Hdschrr. d. Goethe- u. Schiller-Achivs
hrsg. v. E. Schmidt u. B. Suphan. Weimar, Böhlau (XXXVI,
268 S.) fl. 1 08.
Isidor, Der ahd. Facs.-Ausg. m. Einl., Gramm, u. Glossar hrsg.
v. G. A. Hench. (QF, 72) Straßb., Tiübncr (XIX, 194 S. m.
22 Taf.) 11. 12.-.
Manitius M.. Analekten z. Gesell, d. Horaz im M.-A. (bis 1300).
Gött., Dieterich. (XV, 127 S.) 11. 1.68.
Creizenach W., Gesell, d. neueren Drama’s. I. M-A. u. Frühre¬
naissance. Halle, Niemeycr. (XV, 586 S.) fl. 8.40.
Catalogus dissert. philolog. dass. Verz. v. c. 18.800 Abhdlgcn
aus d. Gesammtgeb. d. dass. Phil. u. Alterthkdc. Lpz., Fock.
(222, 148, 72, 124 S.) 11. 1.50.
Friedrich Th., Kabiren u. Kcilinschrr. Lpz., Pfeiffer. (94 S.)
fl. 4.80.
Widmann M.. Alhr. v. Haller’s Staatsromane u. s. Bcdcutg. als
polit. Schrittst. Biel, Kuhn. (224 S.) fl. 1.50.
Eckart R, Nddtsch. Sprichw. u. volksth. Redensarten. Brschwg.,
Appclhans. (586 Sp.) fl. 4.80.
May Mt., Btrge. z. Stammkde d. dtsch. Spr., nebst e. Einl. üb. d.
kel -german. Sprr. u. ihr Verh. zu allen and. Sprr. Erklärg.
d. perusin. (tusk.) Inschrr. u. Erl. d. eugubin. (mnbr.) Tafeln.
Lpz., Biedermann. (CXXX, 301 S.) 11. 4.80.
Schmidt Gg , Llavigo. E. Studie Spr. d. jungen Goethe nebst
einigen Btrgen z. Charakteristik d. Haupthelden u. d. Maria.
Gotha, F. A. Perthes. (III, 201 S.) fl. 1.44.
Telfy Fr., Chronologie u. Topogr. d. griech. Ausspr. Nach d.
Zeugnisse d. Inschrr. Lpz., Friedrich. (VIII, 86 S.) fl. 1.20.
Brandes Gg., Menschen u. Wke. Essays. Fkf. a/M., Literar.
Anst. (V, 533 S.) 11. 6.30.
Hehn V., Üb. Goethes Herrn, u. Dorothea. Aus d. Nachlasse
hrsg. Stuttg , Cotta. (V, 164 S.) fl. 1.80.
Peters R., P. Scarrons Jodelet Duelliste u. s span. Quellen.
(Münchner Beitr VI) Lpz, Deichert (VH, 102 S.) fl. 1.20.
Kirchner Fr., D. dtsche Nat.-Litt. d. 19. Jhdts. Heidelberg,
Weiß. (VIII, 686 S.) fl. 4.50.
Kunst und Kunstgeschichte.
I. Reissmann August: Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sein
Leben und seine Wcike. 3. sehr vermehrte und verbesserte
Auflage. Leipzig, List & Francke. 1893. 8°. (VIII u. 347 S. m.
M.’s Bildnis u. Ansicht seines Denkmals in Leipzig), fl. 3.— .
II. Wasielewsky Wilh. Jos. v.: Carl Reinecke. Sein Leben,
Wirken und Schaffen. Ein Künstlerbild. Leipzig, Jul. Heinr.
Zimmermann. 1892. gr.-8°. (VII u. 164 S. m. Bildnis.) fl. 1.80.
(I.) Von dem äußerstrührigen Musikschriftsteller besitzen
wir schon eine erkleckliche Anzahl von Musikerbiographien
(Bach, Händel, Gluck, Haydn, Schubert, Schumann und
Weber'*, — er versucht also die Ansicht Anderer zu wider¬
legen, dass wieder ein Leben dazu gehöre, um das Leben
und Wirken eines Künstlers in allen seinen intimsten
Falten zu erforschen und davon ein klares, erschöpfendes
Bild zu geben. So ernst fällt es aber bei dem Verfasser
nicht aus; ihn leitet offenbar der Gedanke, für billiges
Geld und flüchtige Leser auch etwas zu schaffen. Und
so ein Etwas hat er mit anerkennenswertem Fleiße und
entsprechender Routine geleistet. Dass er dabei der Ver¬
suchung nicht widerstreben konnte, seinen Heros in den
Himmel wachsen zu lassen, (bei dem Mendelssohn nach
unserer heutigen Anschauung ein gefährlich Ding!) wird
man begreiflich finden. Wir bemerken noch, dass in der
vorliegenden Schrift Reissmann’s, die sonst ganz amüsant
geschrieben ist, weniger wunderliche und gewagte Aus¬
sprüche sich finden, wie in den übrigen, nicht biographischen
Werken dieses Autors.
(II.) Auch diese zweite Biographie hat uns nicht in dem
Maße Freude gemacht, als sie freudig geboten wird. Und
das wegen ihrer umfangreichen Form. Über Reinecke
ließe sich vielleicht in einem kurzen Aufsatze Besseres
und Charakteristischeres schreiben als es in einem großen
Bande geschehen kann. Auch glauben wir nicht, dass
seine Werke einer Analyse unbedingt bedürfen. Wir
geben zu, dass z. B. ein Tonwerk Beethovens durch die
Kenntnis, wie es entstanden ist, für uns in ein ganz an¬
deres Licht gerückt wird, oder dass es uns anderswie
näher gebracht werden kann, aber wir kennen keine
Composition Reinecke’s, die ein Ähnliches nöthig hätte.
Reinecke’s Lebenslauf ist glatt, in Stellungen und
Anerkennungen stufenweise nach aufwärts führend, aber
es haben weder seine Werke auf seine Lebensschicksale,
noch diese auf seine Werke einen Einfluss ausgeübt.
Alles ist ruhig bei ihm verlaufen und die Geschichte ein¬
zelner Concertreisen, beiläufig nach dem Muster lobender
Zeitungsausschnitte, ist kaum interessant genug.
Wien. Moriz Fr u nie ebner.
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751
Nr. 24. — Orsterrkichischbs Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
752
Zeitschrift f. bildende Kunst. N. F. V, 2.
Jonetz, Brieg. — Justi, Span. Miscellen. I. Üb. Bildnisse
d. Don Carlos. — Winter, Epidauros. — Kl. Mittheilgen. —
Kunstgewerbeblatt. N. F. V, 2: Luthmer, Hinterglasmalereien.
Beil.: Kunstchronik. N. F. V, 1—4.
(1—3.) D. kunsthistor. Congrcss zu Nürnberg. — (2.) Die
1. Ausstellg. d. Secession in München. — (4.) D. Ausstellg. u. d.
Congr. f. Maltechnik in München.
Der Kirchenschmuck. XXIV, 11.
Fürstb. Johannes f u. d. christl. Kunstverein. — St. Bar¬
bara. — Von e. sicilian. Reise. IV.— E. Altärchen aus d. 16. Jhdt.
— D. Bau d. kath. Pfarrkirchen. (Schl.).
Der Kunstwart. VII, 5.
E. W., Goethes Stellg. z. Ggwt. — Rdsch.: Schöne Litt. 28.
— Kirchbach, Charakter und Charakteristik. — Schausp.-Auf-
führgen 53. — Musik-Aufführgen 25. — Bild. Künste: Klinger’s
Salome; Tacitus, W. Steinhausen. — Sprechsaal.
Neue Erscheinungen.
Hevesi L., Zerline Gabillon. E. Künstlerleben, ^tuttg., Bonz. (VIII,
238 S. ill.) fl. 2.16.
Leitschuh F. F., Gesch. d.karoling. Malerei, ihr Bilderkreis u. s.
Quellen. Berl., Siemens. (XII, 471 S. ill.) fl. 7.20.
Schauerte H., D. natürl. Theile d. hl. Musik. Paderb , Junfer-
mann. (31 S.) fl. —.36.
Dürer’s schriftl. Nach!., hrsg. v. K. Lange u. F. Fuhse. Halle,
Niemeyer. (XXIV, 420 S.) fl. 6.—.
Furtwängler A., Meisterwke d. griech. Plastik. Kunstg. Unter¬
suchgen. Lpz., Gicsecke & Devrient. (XV, 767 S. m. 140 Ill. u.
32 Taf. in Fol.) fl. 45.—.
Hofmann R., Prakt. Instrumentationslehre. 7 Thle. Lpz., Dörffling
& Franke, gr.-4°. fl. 18.—.
Wörndle v. Adelsfeld E., Bildercyklus aus d. Leben d. Wal¬
ther v. d. Vogelw. Innsbr., Rauch. Fol. (6 Lichtdr. u. 1 Bl.
Text.) fl. 3.50.
Reber F. v., Gesch. d. Malerei v. Anf. d. 14. bis z. Ende d. 18.
Jhdts. Münch., Verl.-Anst. (415 S.) fl. 3.60.
Meyer-Schwartau W., D. Dom zu Speyer u. verwandte Bauten.
Berl., Springer. Fol. (170 S. ill. m. 32 Taf.) fl. 30.—.
Krabbel Chr., Principien d. Kirchenmusik. Bonn, Henry, fl.—.72
Länder- und Völkerkunde.
Ostfriesische Volks- und Rittertrachten um 1500, in
getreuer Nachbildung der Originale des Häuptlings Unico Man-
ninga. Emden, W. Schwalbe. 1893. gr.-8°. (82 S.)
Die Schrift ist eine Separatausgabe des Jahrbuches
der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische
Alterthümer in Emden, Jahrg. X, Heft 2. Der einleitende Text
ist vom Grafen Edzard zu Inn- und Knyphausen, einem
Nachkommen des Häuptlings Unico Manninga, aus dessen
Archive die bildlichen Darstellungen entnommen sind.
Die Herren Rudolf Virchovv und Ulrich Jahn in Berlin
haben die Schrift mit einem Vorworte ausgestattet. Darin
sagen sie: »Es ist geradezu ein Glück für die deutsche
Volkskunde zu nennen, dass diese Abbildungen, welche
der Häuptling Unico Manninga von vollständigen Trachten
sowie von einzelnen Bekleidungs- und Schmuckstücken
anfertigen ließ, in tadelloser Erhaltung auf uns gekommen
sind. Was der Ahnherr für seine Nachkommen in dem
Hausbuche der Familie verewigen ließ, hat der würdige
Spross des alten Geschlechtes in diesem Buche dem ge-
sammten deutschen Vaterlandc nutzbar gemacht. — —
Die Unterzeichneten können darum, in ihren Eigenschaften
als Vorsitzender und als Schriftführer des Museums für
Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes zu
Berlin, dem prächtigen Werke r.ur die besten Wünsche
mit auf den Weg geben.« — Diesen Worten kann Ref.
nur durchaus beistimmen.
Wien-Penzing. Onno Klopp.
Gerards Emile: Les Catacombes de Pcris. Avec six
gravures et deux plans. Paris, Chamuel, 1892. 8°. (209 p.) fr 2. — .
Die unterirdischen Steinbrüche von Paris sind sehr
alten Datums, ihre theilweise Verwendung als Ossuarium
stammt aber erst aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts
(1786). Von diesem Zeitpunkte ab wurden die Gebeine
der in den aufgelassenen Friedhöfen Begrabenen sowie
auch die Überreste der während der Revolutionsjahre in
den Straßenkämpfen Gefallenen nach den unter der
Ebene von Montsouris befindlichen Räumen übertragen und
daselbst aufgeschichtet. Mit Beginn dieses Jahrhunderts
wurde in das Chaos von Gebeinen einige Ordnung
gebracht und nach zweckentsprechender Ausschmückung
der Gallerien das Ossuarium dem allgemeinen Besuche
zugänglich gemacht. Das vorliegende Buch enthält eine
ausführliche, mit reichem Material ausgestattete und in¬
teressante geschichtliche Darstellung der Steinbrüche so¬
wie der Katakomben im engeren Sinne, welch letztere
freilich diesen Namen kaum mit Recht führen, da sie ja,
wie aus dem Vorstehenden zu ersehen, dem Ursprung
und Wesen nach von den historischen Katakomben in
Rom, Neapel etc. grundverschieden sind. C. Sfd.
Petermann's Mittheilungen. XXXIX, 11.
Koppen. Vorkommen d. Bernsteins in Russld. — Wi c fi¬
rn a n n, D. Binnenseen v. Celebes (Forts.). — Bodenbender,
D. Pampas-Ebene im Osten d. Sierra v. Cordoba in Argentinien.
(Schl.). — Kl. Mitthlgen.
Globus. LXIV, 22 u. 23.
(22.) Jacob, D. Beduinenleben im Lichte d. Beduinenpoesie.
I. (II in Nr. 23.) — Klittke, Dr. Hägens Reise auf d. Neuen He¬
briden (Schl.) — And ree, D. Plejaden im Mythus u. in ihrer
Bez. z. Jahresbeginn u. Landbau. — D. Trockenlegg d. Lamme¬
fjordes. — (23.) Z. Statistik d. Juden im Kgr. Preußen. — L. v.
Schrencks Forschgen üb. d. Amurvölker. — Neue Forschgsreiscn
im südl. Chile. — B. Förster, Francis Erforschg des Lualaba.
— Engl. Kinderehen im 16. Jhdt.
Die kathol. Missionen. 1893, Dez.
E. Reise d. Apostol. Legaten Msgr. Zaleski längs d. Mala¬
bar- u. Fischerküste. — Auf dem Kilima-Ndscharo. (Schl.) —
Nachrr. aus d. Missionen. — Miscellen.
ArgO. Ztschr. f. krain. Landeskde. II. 11.
Müllner, Reiseskizzen aus Italien. (Forts.) — Kl. Mitthlgen.
Echo aus Afrika. V, 9 — 12.
(9.) D. klimat. Verhältnisse u. d. Gründg. e. Erholgsstation
in Kamerun. — (10.) Gesch. d. kl. Franc. Xav. — (12.) D. hl.
Congr. De propag. Fide. — In jeder Nr.: Nachrr. aus d. Missionen.
Neue Erscheinungen:
Monningcr G., Das Ries u. s. Umgebg. Nördl., Beck. fl. 1.80.
Anton G. K., Franzos. Agrarpolitik in Algerien. Lpz., Duncker
& Humblot. (127 S.) fl 1.68.
Bastian A., Contioversen in d. Ethnol. I. D. geogr. Provinzen
in ihren culturg. Berührgspunkten. Berl., Weidm. (108 S.) fl. 1.44.
—, Vorgesch. Schöpfgslieder in ihrem ethnischen Elementar¬
gedanken. Berl., Felber. (146 S.) fl. 1.80.
Calliano S, Prähistor. Funde in d. Umgebg. v. Baden. Wien,
Braumüller. 4°. (145 S.) fl. 1.70.
Böhm A. v., Steiner Alpen. E. Beitr. z. Entwicklgsgesch. d. Ge-
' birgsgruppennamen. Wien, Gerold. (91 S.) fl. 1.50.
Meyer V., Märztage im kanar. Archipel. E. Ferienausflug nach
Teneriffa u. La Palma. Lpz., Veit & Co. (96 S.) fl. 1.20.
Müller Ew., D. VVendenthum in d. Niederlausitz. Kottbus, Differt.
(192 S.) fl. 2.10.
Rodenberg J., E. Frülingsfahrt nach Malta. Mit Ausflügen in
Sicilien. Berl., Paetel. (244 S.) fl. 3.—.
Sei er, Peruan. Alterthümer, insbes. altperuan. Gefäße etc. Berl.,
Mertens. Fol. (64 Taf. u. XIV S. Text) fl. 60.—.
Szechenyi B. Grf., D. wiss. Ergebnisse d. Reise in Ostasien
1877—80. I. Bd. Wien, Hölzel, gr.-4° (CCLIII, 851 S.) fl. 50.—.
Habcrlandt G., E. botan. Tropenreise. Indo-malayische Vege¬
tationsbilder u. Reisesk. Lpz., Engelmann. (VIII, 300 S.) fl. 4.80.
Picard C., Semites et Aryens. Paris, Alcan. (VI, 105 S.) 1 Fr. 50 c.
Riehe A., Etüde statigraphique sur les jurassique inferieur du
Jura meridional. Paris, Masson (400 S.) 12 Fr.
Vilanova y Piera J. et J. Rada y Delgado, Geologia v
protohistoria Iberica. Madrid, Fe. 4°. (VIII, 652 S.) 16 Fr.
Bote 11a y de Homos F. de, Apuntes paleograficos, morfologia,
etiologia, orografia e hidrograh'a de la Peninsula. Espana y
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753
754
Nr. 24. — Oestbrreichischbs Litteraturblait. — II. Jahrgang.
sus antiguos mares; las formas, las causas, las leyes. Madrid,
Murillo. 4°. (XV, 303 S.) 50 Fr.
Rechts- und Staatswissenschaft.
Kobatsch Dr. Rudolf: Die Armenpflege in Wien und ihre
Reform. Wien, Manz, 1893. gr. 8°. (92 S.) 0. —.80.
Der Autor ist unzweifelhaft im vollen Rechte, wenn
er die Armenpolitik als einen integrierenden Bestandtheil
der Socialpolitik ansieht; er ist im Rechte, wenn er
unsere derzeitigen Grundlagen der Vorsorge für die
Armen als schwankend und unsicher bezeichnet und er
erwirbt sich durch die Schilderung des Armenwesens
einer Stadt von der Bedeutung Wiens ein anerkennens¬
wertes Verdienst. Wir legen das meiste Gewicht auf
eben diese in seinem Buche enthaltenen Schilderungen
von Thatsachen, viel mehr als auf die darauf auf¬
gebauten Thesen; die ersteren sind lehrreich und zeigen
den gewandten Darsteller und gründlichen Kenner; die
letzteren mussten etwas lückenhaft ausfallen, da ja zu
einer erschöpfenden Entwicklung des Problems — eines
der schwierigsten im Rahmen der Socialpolitik — viel¬
fach die Vorarbeiten fehlen, daher das Materiale mangel¬
haft ist und weil sich der Autor doch auch eine zu
weitgehende räumliche Beschränkung auferlegt hat; auch
dieArt der Anordnung des Inhalts schadet in dieser Richtung.
Nichtsdestoweniger glauben wir, dass die vorliegende
Schrift in namhaftem Maße dankenswert und dass sie
in ihrem rein darstellenden Theile ein sehr wertvolles
Materiale für weitere Studien bietet. Für solche scheint
es uns unabweislich, sich klar zu machen, dass das
Armenwesen nie vom Standpunkte einer einzelnen Ge¬
meinde und für das Gebiet einer solchen isoliert be¬
trachtet werden darf, sondern stets als Angelegenheit
eines größeren geographischen Körpers aufzufassen ist,
und zwar eines um so größeren, je weiter sich die gewöhn¬
liche Wanderbewegung ausdehnt.
Wien. — rn.
Wolf Dr. Jul., ord. Prof, der Nationalökonomie an der
Universität Zürich: Verstaatlichung der Silberproduction
und andere Vorschläge zur Währungsfrage. Der inter¬
nationalen Münzconfertnz zu Brüssel 1892 gewidmet. Zürich,
Verlag von Cäsar Schmidt, 1892. gr.-8° (68 S.) fl. 1.50.
Die Schrift hat actuelles Interesse und dürfte speciell
auch in Oesterreich gewürdigt werden. Sie beleuchtet
nicht bloss die Lage, sondern bringt auch einen positiven
Vorschlag. W. findet die theoretische Lösung der Frage
nicht mehr auf Seite der Nachfrage nach dem Silber,
sondern auf Seite der Silberproduction; es hat nach ihm
die Erfahrung der letzten Zeit endgiltig bestätigt, dass
auch eine gewaltig vermehrte Nachfrage der Expansions¬
fähigkeit der Silberproduction nicht nachzukommen ver¬
möge. Dieser Thatsache sei also nur abzuhelfen durch
Verminderung der Silberproduction, welche zu diesem
Behufe in den Productionsstaaten zur Regel erklärt
werden muss, so dass also das Recht der Silbergewinnung
grundsätzlich für die Staatsgewalt allein in Anspruch ge¬
nommen werde. — Die Productionsstaaten haben alsdann
durch eine Convention die Production auf einen Umfang
zu reducieren, der geeignet sei, auf dem Markte dem
Silber jenen Werth zu verschaffen, welchen man um
der Stabilisierung der Währung willen für erforderlich
halte. — Im Weitern schlägt W. für den internationalen
Verkehr die Schaffung einer internationalen Giro-Stelle,
eines Edelmetall-Clearing und einer internationalen Bank¬
note an, für den nationalen Verkehr will er einige weit
ausholende Vorschläge in Reserve behalten und vorerst
bloss die Idee circulationsfähiger Sparkassenscheine an¬
regen, gewiss Punkte genug, die ein lebhaftes Interesse
verdienten, auch wenn sie weniger geistvoll und klar
besprochen würden, als es in der Broschüre geschieht.
Frauenfeld (Schweiz). E. Ramsperger.
Socialpolit. Centralblatt. III, 9 u. 10.
(9.) Jastrow, D. »Liebesgabe«. — Ehescheidg. in Amerika.
— M. Weber, Monographien v. Landgeistlichen üb. d. Lage d.
Landarbeiter. — Ledebour, Z. Polemik üb. d. dtsch. Gewerk¬
vereine (Hirsch-Duncker). — Congress d. Tabakarbeiter Dtschlds.
— D. Beendigg. d. engl. Kohlengräberausstandes. — E. Commu-
nistengemeinde v. Australiern. — (10.) Fuld, D. Civilprocess-
ordng. u. d. Socialpolitik. — D. Feststellg. d. entschädiggs-
pflichtigen Berufsgenossenschaft. — Mittel z. Bekämpfg d. Be-
schäftiggslosigkt. — Loew, D. Frauenarbeit in England.— Con-
gress d. Tabakarbeiter Dtschlds.
Allgem. Juristen-Zeitung. XVII, 1—6.
(1.) Krassei, Privatrecht u. Prostitution. (Schl, in Nr. 2—6.)
— Pleschner, Advocaten einst u. jetzt. — D. Ausschuss d. n.-
ö. Advocatenkammtr üb. d. Numerus clausus. — XXII. deutscher
Juristentag. (Forts, in Nr. 2 u. 3.) — Marcovich, D. General-
Gefängnis-Inspector in Österr. (Schl, in Nr. 3—5.) — (6.) E. Miss¬
griff. — Kanzleitypen.
Neue Erscheinungen:
Regelsberger F., Pandekten. I. (Bindings Systemat. Hdb. I, 7.)
Lpz., Duncker & Humblot. (XVIII, 717 S.) 11. 9.60
Josephi G.. D. allg. Existenz-Versichcrg. I. Bd. Zürich, Verl.-
Magazin. (VI, 396 S.) 11. 1.80.
Neurath \V., D. Sinken d. Zinsfußes, socialök. gewürdigt.
Wien, Manz. (54 S) 11. —.30.
Pfersche E., Österr. Sachenrecht I. Bd.: Ein!.; D. Besitz. Ebd.
(XVI, 250 S.) fl. 2.40.
Wirth M., D. Notenbank-Frage in Bez. z. Währgsref in Öst.-
Ung. Frkf. a. M, Sauerländer. (116 S.) fl. 1.44.
Crome C., D. Grundlehren d. franz. Obligationenrechts Mannh.,
Bei.sheimer. (411 S.) 11. 5.40.
Danzer M., D. bayr. Landrecht (Cod. Maxim Bavar. civ.) v. J.
1756 in s. heut. Gcstaltg. Münch., Schweitzer (373 S.) fl 4.80.
Meyer R., D. Capitalismus fin de siede. Wien, Austria. (487 S.)
11. 3.50.
Rülf J., D. Erbrecht als Erzübel im Hinbl. auf d. zuk. Entwicklg.
d. menschl Ges. Lpz., Friedrich. (216 S) 11. 180.
Schäffle A., Dtsche Kern- u. Zeitfragen. Berl., Hofmann & Co.
(472 S.) II. 6.-.
Schwendimann Jhs., D. Bauernstand d. Cant. Luzern ehern,
u. heute, dargcl. v. Stdp. d. Staatswirtsch. u. Socialpol. Luzern,
Räber. (206 S.) fl. 1.44.
Andreae K, Üb. d. Einfl. d. Irrth. auf d. Giltigkt d. Ehe nach
kath. u. protest. Kirchenrecht. Gött. (Diss.) (59 S.) fl. —.72.
Ratzenhofer G., Wesen u. Zweck d. Politik. Als Theil d.
Sociologie u. Grundl. d. Staatswiss. 3 Bde. Lpz., Blockhaus.
(400, 363, 481 S.) fl. 12.-.
Zoepfl S., Fränk. Handelspol. im Zeitalter d. Aufklärg. Lpz.,
Deichert. (348 S.) fl. 5. 40.
Kornfeld Ign., Civilprocessuale Grundsätze. Studie zu d. österr.
Reg.-Entwurfe e. Civilprocessordng. v. J. 1893. .Lpz., Fock.
(154 S.) fl. 1.20.
Schroeder E. A., D. Recht in d. geschl. Ordng. Krit., systemat.
u. kodificiert. Social wiss. Rcchtsuntersuchgen. Bcrl., Fclbcr.
(X, 390 S.) 11. 7.20.
Schröder H., D. wirtschaftl. Wert. Begrift u. Normen. Bcrl.,
Puttk. u. Mühlbr. (IV, 103 S.) 11. 1.20.
Studien, Münchner volkswirtsch., hrsg. v. L. Brentano u. W.
Lotz. I—III. Stuttg., Cotta. I: E. Francke, D. Schuhmacherei
in Bayern. (XII, 250 S.) fl. 3.—. II: Otto R. Graf Broglm
d’Ajana, D. venctian. Seidenindustrie u. ihre Organisation ln*,
Ausgg. d. M.-A. (VII, 59 S.) fl. 1.20. III: L. Sinzheimer,
Üb. d. Grenzen d. Weiterbildg. d. fabrikmäß. Großbetriebes in
Deutschld. (IX, 197 S.) fl. 2.40.
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755
Nr. 24. — Okstkrreichischks Littrraturblatt. — II. Jahrgang.
756
Naturwissenschaften. Mathematik.
Beck von Mannagetta, Dr. Günther Ritter: Flora von
Nieder-Österrefch. Handbuch zur Bestimmung sämmtlicher
in diesem Kronlande und den angrenzenden Gebieten wildwach¬
senden, häufig gebauten und verwildert vorkommenden Samen¬
pflanzen und Führer zu weiteren botanischen Forschungen für
Botaniker, Pflanzenfreunde und Anfänger. Wien, C. Gerold’s
Sohn. gr.-8°. 1890-1893. (VI, VI, X, 74 u. 1396 S. mit vielen
Abb.) fi. 22.50.
Das vorl. Werk entspricht unstreitig dem Zwecke,
zu dem es in erster Linie bestimmt ist, ein Bestim¬
mungsbuch zu sein, vollkommen. Die den einzelnen Classen,
Hauptgruppen, Familien, Tribus, Gattungen und den
wo erforderlich eingeschalteten Unterabtheilungen vor¬
ausgeschickten morphologischen und anatomischen Merk¬
male sind präcis, wohl geordnet und leicht verständ¬
lich zusammengefasst. Sowohl die Tabellen zur Be¬
stimmung der Familien als auch die Schlüssel zur Be¬
stimmung der Gattungen, Species und Hybriden sind so
übersichtlich und zweckmäßig eingerichtet, dass selbst
minder Geübte ohne viele Schwierigkeiten sich zurecht
finden und bei der Bestimmung zu einem günstigen Re¬
sultate gelangen werden. Um dies zu erreichen, hat der
Verf. die am leichtesten auffindbaren Merkmale benützt
und, wo es nothwendig erschien, in einer dem Bestim¬
mungsschlüssel vorausgeschickten Notiz ausdrücklich
hervorgehoben, welche Pflanzentheile für den Sammler
zur sicheren Bestimmung unerlässlich sind. Die zahl¬
reichen Abbildungen, die nach Originalzuchnungen des
Verf. angefertigt sind, bieten dem Anfänger eine wesent¬
liche Erleichterung bei der Bestimmung und bilden zu¬
gleich auch eine Zierde des Buches. Auf die An¬
gabe der Fundorte ist nach Möglichkeit Rücksicht ge¬
nommen worden; bei häufiger vorkommenden Indi¬
viduen ist dieselbe allgemeiner, bei selteneren be¬
grenzter gehalten. Wenn auch eine genauere Fund¬
ortsangabe in einer Hinsicht erwünschter wäre, auf
dass gewisse pflanzengeographisch interessante neu auf¬
gefundene Standorte Botanikern vom Fache bekannt
würden, so hat in anderer Hinsicht die Nichtanführung
derselben sicherlich den Vortheil, dass seltener vorkom¬
mende Pflanzen vor gänzlicher Ausrottung durch unbe¬
rufene Botaniker geschützt bleiben. So wie Neilreich hat
auch B. bei den Verbreitungsangaben die geognostische
Unterlage und auch die Anführung der Höhengrenze, bei
welcher einzelne Pflanzenindividuen noch zu finden sind,
nicht außeracht gelassen. Pflanzenfreunden und Anfängern
werden die kurzen Notizen zu technisch verwendbaren
oder officinellen Pflanzen, sowie die Angabe des ursprüng¬
lichen Stammlandes bei allen in Nieder-Österreich jetzt
gebauten, verwildert vorkommenden oder zufällig einge
schleppten Gewächsen nicht ohne Interesse sein. Die
Blütezeit der Pflanzen, die für den Anfänger unter Um¬
ständen ein Behelf bei seiner Bestimmung oder auch
bisweilen eine Vergewisserung der Richtigkeit derselben
sein kann, ist durch römische Ziffern gekennzeichnet.
Die bei vielen Arten im Volksmunde gebräuchlichen
Pflanzenbenennungen hat der Verf. ebenfalls angeführt;
auch die Mittheilung sämmtlicher Synonyma bei den
Arten ist eine recht willkommene Beigabe. Die Litteratur-
angabe könnte nicht genauer und erschöpfender sein. Die
vielen Vorzüge, die das Buch besitzt, werden demselben
unstreitig in Kürze eine weite Verbreitung verschaffen
und dem Verf. die Anerkennung sichern, die er für seine
jahrelange mühevolle Arbeit von allen Botanikern und
Pflanzenfreunden unseres Heimatlandes im vollsten Maße
verdient.
Die Ausstattung des Werkes seitens der Verlags
handlung ist aller Anerkennung wert.
Kalksburg. Dr. G. Starkl.
österr. Botan. Zeitschrift. XLIII, 12.
v. Höhnet, Btrg. z. Kenntnis d. Laubmoosfiora d. Küsten¬
strichs v. Görzer Becken bis Skutari in Albanien. — Frcyn,
Piantae novae Orientales (Forts.). — Fritsch, Nomenclator.
Bemkgen. — Ullcpitsch, Piantae duae ?iovae. — Degen,
Bemkgen üb. einige Orient. Pfianzenatten. — Evers, Botan.
Mitthlgen. — Notizen.
Deutsche Botan. Monatsschrift. XI, 6—11.
(6/7.) Lüscher, Btrgc. z. Flora d. Cantons Aargau. —
Kncucker, Botan. Ausflüge im Berner Oberld. u. in Wallis. (Schl,
in Nr. 10/11.) — Schlimpert, Flora v. Meißen. (Forts, in
Nr. 10/11.)—Glaab, D. Herbarium Salisburg. (Schl, in Nr. 10/11.)
— Zahn, Ad Danubii fontes. — Artzt, Bot. Reiseerinnergen aus
Tirol. — (8 7 9.) Münderlein, D. Rubus-Flora d. Umggd. Nürn¬
bergs. — Zahn, Btrge. z. Flora d. Lebermoose d. Regnitz¬
gebietes. — Ders., D. Sphagnen d. Regnitzgebietes.— Münder¬
lein, Orientierender Überblick üb. d. Flora d. Regnitzgebietes. —
Höck, Üb. einige seltenere Waldbäume Norddeutsches. —
Leimbach, Üb. Ludw. Jungermann. — (10/11.) Strübing, Z.
Flora v. Pyritz i. P. — Hüetlin, Bot. Skizze aus d. pennin.
Alpen. — Burchard, Isoetes lac. b. Trittau in Holstein. —
Strähler, Flora v. Theerkeute. — Bruhin, Flora v. Rheinfelden.
Neues Jahrb. f. Mineralogie, Geologie u. Paiaeontologie.
1893. II, 1 u. 2.
(1.) Andrae, Üb. d. künstl. Nachahmg. d. Geysirphänomens
Intermittier. Springquellen ohne Dampf d. Gasgeysire. —
Baltzer, Btrge. z. Kenntnis d. tunis. Atlates. — Morozewicz,
Pctrogr.-synthet. Mitthlgen. — Herr mann, Krystallskelette v.
Apatit. — Rail ff, Üb, angebl. Spongien aus d. Archaicum. —
(2.) Lieblich, Über e eigenart. Kalksteinbildg. in dolerit. Ver-
wittergsproducten. — Toula, E. Ammonitenfund im Wiener
Sandstein d. Kahlengebirges. — Potonie, Folliculitis Kalten
nordheimensis Zenker u. Poll, carinatus (Nchring) Pot. —
Stelzner, Üb. Franckeit, e. neues Erz aus Bolivia. — Frenzei,
Über Kylindrit.
Meteorolog. Zeitschrift X, 11.
Obermayer, Olivier Lodge üb. Blitzableiter u. Blitzschutz-
vorrichtgen. — Rizzo, D. säeularen Temperaturschvvankungen
in Turin. — Hell mann, Üb. d. Häufigkt d. Halo-Phänomenc. —
Kl. Mitthlgen: Dove üb. d. Klima d. südl. Damaralandes;
Dovvall, Säculare Schwankgen d. Regenfalles; D. große Trocken¬
heit i. J. 1893; W. Trabcrt, Diffuse Reflexion u. Absorption d.
Sonnenstrahlen in d. Atmosphäre; Üb. d. Farben des Himmels-.
Sonnen-, Wolken- u. Kerzenlichtes; Re beur - Pasch witz.
Merkw. Wolkenbildg auf Teneriffa; Resultate d. meteorol. Beob.
zu Kamerun; Hann, Resultate d. meteorol. Beob. am Observa¬
torium zu Trevandrum.
Neue Erscheinungen:
Killing W., Einführg in d. Grundlagen d. Geometrie. I. Bd.
Pad., Schüningh. (357 S.) fl. 4.20.
Jäger G., Wetteransagen u. Mondwechsel. Stuttg., Kohlhammcr.
(129 S.) fi. 1.80.
Kühling O., Hdb. d. stickstoffhalt. Orthocondensationsproducte.
Berl., Oppenheim. (628 S.) 11. 8 40.
Weissmann A., D. Allmacht d. Naturzüchtg. E. Erwiderg an
H. Spencer. Jena, Fischer. (96 S.) fi. 1.20.
Haacke W., D. Schöpfg. d. Thierwelt. Lpz., Bibliograph. Inst.
(557 S. ill., m. 20 Taf.) fi. 9.—.
Haenle O., Einführg in d. organ. Chemie. Berl., Karger, fi. 1.20.
Speckmann G., Btrge z. Zahlenlehre. Oldenbg., Eschen, fl. 1.20.
Berthelot M., Prakt. Anl. z. Ausführg thermochem. Messgen.
Üb. v. G. Siebert. Lpz., Barth. (111 S. ill.) fi. 1.20.
Schöne Litteratur. Varia.
M arrlot Emil: Moderne Menschen. Roman. Berlin, Freund
u. Jeckel. 1893. 8°. (IV u. 186 S.) fi. 1.80.
»Moderne Menschen« zeichnet die Verf. in ihrem
neuesten Roman. Es ist nicht ihre Schuld, dass es wenig
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Nh. 24. — Okstrrrrichischbs Littbraturblatt. — 11. Jahrgang.
758
sympathische Menschen sind, die wir darin kennen lernen,
Ob es aber recht ist, diese Charaktere als typische hin¬
zustellen, ist eine andere Frage. Der Held der Erzählung,
der Schriftsteller Erwin Hollburg, »der Frauen holder
Liebling«, ist eine problematische Natur aus dem Ende
des Jahrhunderts, etliche Stufen tiefer stehend als Spiel -
hagens ähnlich geartete Figur, die die Mitte des Jahr¬
hunderts repräsentiert — ein neurasthenisch veranlagter
Oswald Stein. Und der ganze »Salon« der Frau Koni¬
wald ist eine Gesellschaft irgendwie psychisch belasteter
Menschen. — Die beiden Töchter, die drei Schwieger¬
söhne wie die übrigen Gäste sind »angefault«, nervös,
Sklaven ihrer Sinne und ihrer Nerven. Die einzige Ge¬
stalt, die sich von diesem düsteren Hintergründe hell
und strahlend abhebt, ist eine Turgenjew’sche Russin,
die Trägerin des reinen Menschenthums.
Können die Personen und die Handlung des Romans
nichts weniger als anmuthen, so ist umsomehr die Kunst
der Verf. zu bewundern, die diesen widerwärtigen Stoff,
diese abstoßenden, haltlosen Menschen doch in eine
höhere ästhetische Sphäre zu rücken verstanden hat. Die
Russin Marja bleibt zuletzt mit ihrtr Anschauung, welche
die Lehren des Christenthums — nicht des bei »modernen
Menschen« beliebten Phrasenthums, sondern eines positiv
gläubigen Bekenntnisses — verkörpert, als Siegerin auf
dem Felde. — Die »Modernen Menschen« sind ein
ernstes Buch, das mit einem anderen Maßstabe gemessen
sein will als die Menge des landläufigen Lesefutters.
Schnürer.
Von Jugendschöffen sind als Weihnachtsgaben u a. erschienen :
Heinr. Conscience, Der Löwe von Flandern. Eine geschicht¬
liche Darstellung aus dem 14. Jahrhundert. (Aschendorff's Pracht¬
ausgaben wertvoller Jugendschriften VII.) Münster, Aschendorff.
gr.-8°. (VI u. 235 S.) fl. 2.25. Das Buch gehört längst zu den
beliebtesten Jugendschriften und hat die Aufnahme in die Aschcn-
dorff’schc Sammlung von Prachtwerken vollauf verdient. Der Her¬
ausgeber hat eine kurze Einleitung über den Verf. und dessen
Lebcnsschicksale, sowie über den geschichtlichen Hintergrund der
Erzählung beigesteuert. Auch eine Reihe von angehängten Er¬
läuterungen ist dankend zu begrüßen. 7 Vollbilder in Farbendruck
zieien das Buch.
Märchen von Margaretha v. Loga mit bunten Bildern von
Fritz Grotemeyer. Berlin, P. Moedebeck, 1S9I. gr.-8°. (164 S.)
11. 1.80.— Unstreitig eine der vornehmsten und schönsten Gaben
des Weihnachtsmarktes. Die IS Erzählungen, welche das Bändchen
vereinigt, zeugen von einer fruchtbaren Phantasie, die sich in das
Gefühlsleben und in die Anschauungsweit der Jugend mit be¬
neidenswerter Hingabe zu versenken weiß. Die humorvollen
Zeichnungen von Fiitz Grotemeyer — wohl dem bedeutendsten
jetzt lebenden »Kindermaler« — stehen den Geschichten ebenbürtig
zur Seite. Im Ganzen ein Buch, an dem auch Erwachsene ihre
Freude haben können.
Bei Hartleben in Wien ist die 61. Auflage (Volksausgabe)
des Neuen deutschen Märchenbuches von Ludwig Bechstein
erschienen. (8°, VIII u. 278 S.) fl. —.70. — Ein Buch mit dieser
Aullagezahl bedarf keiner Empfehlung: es hat seinen Weg zum
Herzen des Volkes gefunden. Die Ausstattung der Neuautlage
(mit 62 Illustrationen in der Art der Richter’sehen Holzschnitte)
ist vorzüglich.
Auf die von der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart
unternommene Prachtausgabe der »Kinder- und Hausmärchen,
gesammelt durch die Brüder Grimm«, mit Illustrationen von
P. Grot Johann und R. Leinweber, ist im O. L. schon hm-
gewiesen worden (II, S. 37 7 u, 534). Mit den Li eff. 17 — 20 ist
nun der Schluss des schönen Werkes erschienen. Beigegeben ist
eine Charakteristik der Brüder Grimm und ihrer Märchen von
Dr. M. Necker, sowie Porträte der Brüder Grimm, der Illustratoren
der vorl. Ausgabe, endlich der »Frau Viehmännin«, jener Casseler
Bäuerin, der di 2 Brüder nach ihrem eigenen Geständnisse »die
meisten und schönsten Märchen des zweiten Bandes« verdanken.
So hat das prächtige Werk, das ein rechtes Hausbuch der deutschen 1
Familie geworden ist, in der vorl. Ausg. nicht nur für diese,
sondern auch für die Gelehrten seine Bedeutung gewonnen.
Von der von P. Koneberg begründeten, von K. Kümmel fort¬
geführten »Kath. Jugendbibliothek« (Verl. v. Jos. Kösel in Kempten)
sind die Hefte 3—8 erschienen, dieselben enthalten: (3.) Hart,
Die französ. Revolution; (4.) Wengenmayr, Der Kripples-Verl,
e Erzühlg. aus Schwaben; (5.) Pötsch, Die hl. Weihnachtszeit
und ihre Feier; (6.) A. v. Elz, Das ärmste Kind. Orig.-Erzählg. ;
(7.) Wengenmayr, Himmlische Liebe. E. Erz.; (8.) H. Wehn er,
Das Leben der hl. Elisabeth v. Thüringen. — Bei dem niedrigen
Preise (pro Bdchen fl. —.36) und der hübschen illustrativen Aus¬
stattung kann diese Jugendbibliothek umsomehr empfohlen werden,
als die Erzählungen, dem Verständnisse und Ideenkreise der reiferen
Jugend vollständig angepasst, Unterhaltung und Belehrung ver¬
binden und durchwegs von kath. Geiste erfüllt sind.
Deutsche Rundschau. XX, 3.
Marriot, Caritas. I). Roman e. Familie. — Güssfeldt,
D. 1. Ersteigung d. Montblanc üb. d. Aiguille Blanche de Peteret.
— Han slick, Aus m. Leb 211 . IXCKIV. — Ed. v. Hart mann,
D. Geldkrisen. — Hübner, D. Jhdt. d. Velazquez. (Schl.) —
v. Hirsch fei d, E. Staatsmann d. alten Schule. III. — Hartwig,
Z. Erinnerg an Luise v. Francois — Ziemssen, Aus d. Hum¬
boldt-Haus in Tegel. — IC Schmidt, Aus G. Keller’s Nachlass.
Nord und Süd. LXVI1, 201.
M. v. Glaser, D. Hofdame. Nov. — Schricker, K.
Stauffer-Bern, s. künstl. Lebensarbeit. — Thomassin, Jeanne
d’Arc’s seelisches Leben. II. — D. russ. Angriff auf d. deutsche
Ostgrenze. — Matthes, Aus »Lirica« v. Annie Vivanti —
Schmidkunz, Philos. Terminologie. — Blacker, Lady Macbeth.
— Zangwill, Unhe lbar. Nov. — Bibliographie.
Deutscher Hausschatz. XX, 3.
Kerner, D. Stadtschreiber v. Cöln. (Forts.) — Dack-
weiler, Uns. treuester Gefährte. — Dolch, D. Regerl v. Frauen¬
wörth. — May, D. Felsenburg. (Forts.) — Meisterman n, Aus
d. Stcrncnwelt. — Kg. Albert v. Sachsen. — G. Biesenbach f. —
F. M. Weber, Am 80. Geburtstag: Nur Traum? — Zum 80. Ge¬
burtstag d. Dichters v. »Dreizehnlinden.« — F. d. Frauenwelt.
Alte und Neue Welt. XXVIII, 3.
Neid egg, Am Glück vorbei. (Forts.) — Muth, Adf. Stöber.
— Schneider, Engelsflügel. E. Weihnachtsgesch. — Brouil-
lard, Einiges üb. d. Kochsalz. — Allerhand Merkwdgkten v. d.
Chicagoer Weltausst — Gross, Set. Antonius, d. Eremit. —
Kessler, Theophr. Paracelsus. — Edhor, »Geblendet.« — Mac
Mahon. — Kl. Mitthlgen f. d. Frauen u. Kinder.
Katholische Warte. IX, 9.
v. Wörndle, E. Dichterjubilar. Zu F. W. Webcr’s 80. Wiegen¬
feste. — Borges, Im Doctorhause. — H. Proschko, D. Rubinon-
kreuz. — Lange, Österr. a d. C'iicagoer Weltausst. —v. Frohn,
Falsch speculiert! — Landsmann, Gefangen u. gelöst!
Die Romanwelt. I, 9.
W i 1 d e n b ru c h, D. Schwestern. (Forts.) — Sudermann,
Es war. (Forts.) — L o t i, M. Bruder Yves. (Forts.) — Verga,
D. Passionsspiel. Skizze aus d. sicilian. Bauernleben. — Feuilleton.
Illustrirte Zeitung. Nr. 2629, 2630.
(2629). D. österr. Coalitions-Ministerium. — Rohlfs, D.
marokk Rifkabvlen. — D. Mausoleum f. d. sächs. Kriegsminister
Grf. v. Fabrice in Dresden. — J. Matejko. — Vogel, A. Argie-
wicz. — Koch v. Bern eck, Madonna de'.l Sasso b. Locarno.
— Vogel, N. Tschaikowsky. — G. Mützel. — Lange. R. Roepell.
— Henckel, D. Orientreise d. russ. Thronfolgers. — Bcnkard,
Im Hexenkessel (Schl.). — (2630). Von der preuss.-russ. Grenze.
— Hardmeyer, Val Soldano am Luganersee. — E. Hochzeit im
bair. Herrscherhause. — Dr. A. Steinheil. — Hei mann, D. St.
Bernward-Denkmal zu Hildesheim. — Körner, D. Observatorien
auf d. Montblanc u. d. Monte-Rosa. — Theden, Duwe lngvers.
— In jeder Nr.: Wochenschau, Mannigf., Culturgesch. Nachrr. etc.
Osveta. XXIII, 12 .
L/Uhel, D. Antheil d. Arbeiter am Unternehmergewinne. —
Jakubec, J. Kollar in Jena. (Schl.) — Kali na, E. unstcrbl.
Skeptiker. (Schl.) — f owzi msk y, D. Werk Schmerlings. V, VI. —
Bucovsky, Franzosen und Russen. — Knittl, Ch. Gounod.
— Vrehlicky, Herbstzeitlose. — Kloster mann, Fürs Glück.
(Schl.) — D. Ende d. Regimes Taaffe. — Knittl, P. Illic Öay-
kovsky. — Ö e c h, Neuere Litt.
Neue Erscheinungen:
Arius, der Libyer. E. Idyll aus d. christl. Urkirche. Aus d. Engl,
übs. v. K. Dolle. Frkf. a./M., Andres. (371 SA fl. 2.70.
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759
Nr. 24. — Ok.mkkkkichischrs Lm braturblatt. — il. Jahrgang.
760
Ganghofer L., D. Fackeljungfrau. E. Bergsage. III. v. A. Selig¬
mann. Stuttg., Bonz. (225 S.) fl. 1.80.
- L., Doppelte Wahrht. Neue Nov. Berl., Grote. (249 S.) fl. 2.40.
Karl weis C, Reich werden. E. Wiener Roman. Stuttg., Bonz.
(347 S.) fl. 2.40.
Arnold H, Aprilwetter. Neue Nov. 111. v. W. Schulz. EbJ.(286S.)
fl. 1.80
Chiavacci V., Wiener Typen. Humoristische Bilder aus d.Wiener
Leben. Ebd. (342 S.) fl. 2.16.
Hermann F. B., Durch Leid z. Seligkt. E. Werkstück z. Tempel-
bau d. Erlösg. 5 Bücher. I. Ringen und Werden. ßrschwg.,
Meyer. (224 S.) fl. 2.16.
Hack D., Demokrit d. Jüngere. Aus den F apieren e. lach. Philo¬
sophen. I. Jena, Fischer. (632 S.) fl. 2.40.
Kapff-Esscnther F. v., Siegfried. Roman Dresd , Pierson.
(286 S ) fl. 2.40.
Rosegger P. K., Peter Mayr, d. Wirt a. d. Mahr. E. Gesell, aus
deutsch. Heldenzeit. Wien, Hartleben. (415 S.) fl. 2. — .
Spillmann J., D. Wunderblume v. Woxindon. Histor. Roman
aus d. letzten Jahre M. Stuarts. 2 Bde. Freibg., Herder. (332 u.
304 S.) fl. 3.-.
Wciss B., Atheisten. Schausp. Zürich, Verl.-Mag. (41 S ) fl. —.36.
— Cesar Borgia. Schausp. Ebd. (55 S.) fl. —.48.
Franzos K. E., Der Wahrheitssucher. Roman. 2 Bde. Jena,
Costenoble. (246 u. 340 S.) fl. 6.—.
Grün E., Aus tschcch. Prosa. Ernstes und Heiteres v. Sv. Öech,
Jan Li er u. J. Vrchlick^. Lpz., Slav. Buchh. (239 S.) fl. 1.20.
Vrchlicky J., Gedichte, üb. v. M. Kwaysser. Ebd. (95 S.) fl. —.60.
Hansjakob H., Schnceballen v. Bodensee. Heidelbg., Weiss.
(315 S.) fl. 2.28.
Jensen H., D. Caplan. Roman. Üb. aus d. Dän. Lpz. Reissner.
(335 S.) fl. 2.40.
ßyr R., D. Eisenwurm. Roman. Stuttg., Dtsch. Verl.-Anst. (269
u. 311 S.) fl. 3.—.
Falko H., Pfarrer Habermann. E. Dichtg. Wien, Gerold. (159 S.)
11. 1.-.
Pötzl Ed., Wiener von Eisen. Gesammeltes. Wien, Szelinski.
(240 S.) fl. —.60.
Schönthan P. v., Ringstraßenzauber. Bilder aus d. Wiener Leben.
Ebd. (115 S.) fl. —.60.
Kelber L., Jesus Christus. D. hl. Drama in 3 Stücken. Lpz.,
Deichert. (80, 136, 70 S.) fl. 2.16.
Das Istituto Austriaco di studii storici in Rom. I
Von Dr. A. Starzer in Rom (dz. Wien).
IV. (Schluss.)
Siekel, Th. R. v., Die Vita Hadriani Nonantulana und die
Diurnus - Handschrift V (N. Arch. XVIII,
107—133.) >)
S. bespricht das Verhältnis dieser Vita zu den Formeln der
Hdschr. V des Liber diurnus und berichtet über drei in den
letzten Jahren erschienene Publicationcn dieser Vita . Er kommt
zu dem Resultat, dass diese Vita , verfasst in der zweiten Hälfte
(wenn nicht gegen Ende) des 12. Jhdts., für historische Zwecke
unbrauchbar ist, da der Vcrf. aus Nachrichten über zwei Männer
die Lebensbeschreibung eines bietet. j
Starzer, Dr. Albert, Regesten zur Geschichte der Pfarren in Niede:- i
Österreich. 3 Theile (Blätter des Ver. f. Landesk.
v. N.-Öst. 1890, S. 342 — 350; 1891, S. 124 I
bis 134; 1892, S. 382—401.)
— — Regesten zur Geschichte der Klöster N.-Österr.’s,
sowohl der aufgehobenen als der noch be¬
stehenden. I. Theil (Ebd., 1891, S. 135 — 143.) j
— — Regesten zur Geschichte der Bischöfe von ]
Wien. I. Theil (Ebd. 1891, S. 317-321.) 1
— — Die Stadt Wien in Feuersgefahr (Ebd., 1891,
S. 151 — 152.)
— — Der Brand der Hofburg zu Wien im Febr. 1668
(Ebd. 1891, S. 153-154.)
— — Die Klöster- und Kirchen Visitation des Card.
Commendone in N.-Öst. i. J. 1569. (Ebd. 1892.
S. 156 — 168.)
Die beiden ersten Theile der Regesten zur Geschichte der
Pfarren und die bis jetzt erschienenen Regesten zur Geschichte
9 Jene Arbeiten v. Sickels, welche im Zusammenhänge mit den For¬
schungen der Mitglieder des von ihm geleiteten Istituto stehen, rechne ich
ebenfalls zu den Publicationen des Istituto. Von Seiten der Herren Fach¬
genossen wird dagegen wohl keine Einwendung erhoben werden.
der Klöster stammen aus den Libri della Camera Apostolica des
15. Jhdts., welche sich seit den Ereignissen des J. 1870 in dem
R. Archivio di stato zu Rom befinden. Der dritte Theil der an erster
Stelle genannten Regesten hatte die Regesta Vaticana des Vati-
canischen Archivs zur Quelle; er bringt Regesten aus dem 13.,
14. und 15. Jhdt. Enge verbunden sind damit die Regesten zur
Geschichte der Bischöfe von Wien. Bis auf zwei Reg. stammen
alle aus Rom, u. z. aus dem Codex LVI (nicht XVI) 35 der
Bibliotheca Barberini. Sie umfassen die Zeit von 1207 bis 1477.
Die drei an letzter Stelle genannten Mittheilungen stehen im
Zusammenhang mit meinen Forschungen über die Nuntiatur¬
berichte aus Deutschland. Die erste bezieht sich auf die Feuers¬
brunst vom 21. April 1627. 300 Häuser, darunter die Universität,
das Jesuitencolleg, das Dominicanerkloster und die bischöfliche
Residenz fielen den Flammen zum Opfer. — Zur zweiten Mit¬
theilung sei bemerkt, dass dieser Brand Veranlassung war zur
Stiftung des Sternkreuz-Ordens.
Nach den Originalacten berichtete ich über die Visitation der
Klöster und Kirchen inN.-Ö. durch Cardinal Commendone i.J. 1569.
Diese Visitation ist die erste und einzige durch einen Cardinal.
Commendone, als Legat gegen Ende 1568 an K. Maximilian II.
wegen der »Religions-Concession« gesandt, hatte außerdem den
Auftrag, durch die Visitation »einiger Kirchen und Klöster« dem
Kaiser »mitl und weg« zu zeigen, »wie man der geistlichen übel
und frech leben möge abstellen«. In diesen Visitationsacten findet
sich ein Verzeichnis der Kirchen und der österlichen Communi-
canten in Wien aus d. J. 1568; dann Nachrichten über das
Schottenkloster, die Salvatorcapelle und das Domcapitcl in Wien.
Auf dem Lande visitierte Commendone Gaming, Mauerbach, Melk,
St. Pölten, Scheibbs und Tulln. 1 )
Tangl, Dr. Michael, Zur Baugeschichte des Vaticans (Mitth. d.
Inst. f. österr. Geschichtsforschg. X,428—442.)
— — Der vollständige Liber cancellariae des Dietrich
von Nieheim (Ebd. X, 464—466).
— — Die sogenannte ßrevis nota über das Lyoner
Concil von 1245 (Ebd. XI, 246 — 253).
— — Das Tax wesen der päpstl. Kanzlei v. 13. bis
zur Mitte des 15. Jhdts. (Ebd. XII, 1 —106).
In seinem ersten Aufsatze theilt T. 15 Original-Urkk. mit
aus der Zeit des P. Nikolaus III. Dieser Papst ist als der eigent¬
liche Gründer des Vaticans anzusehen, da er den Palast nach
einem einheitlichen Plane anlegte. Einige Theile dieses Palastes
Nikolaus III. überdauerten den Umbau unter Papst Nikolaus V.
Schon lange vor Nikolaus III. waren dort, wo sich heute die
päpstliche Residenz und die St. Peterskirche erhebt, päpstliche
Bauten entstanden; die erste Nachricht über den Vatican stammt
aus der Zeit des Schismas zwischen Laurentius und Symmachus
(498—514). Nach dem Saraceneneinfall i. J. 846 ließ P. Leo IV. den
Vatican befestigen. Urban II. datiert bereits *Romae apud beatum
Petrum *, und die Päpste Eugen III. und Innocenz III. ließen bei
der St. Peterskirche große Bauten aufführen.
In der zweiten Mittheilung berichtet T. sehr kurz über den
von ihm auf der Bibliotheca Barberini zu Rom aufgefundenen
zweiten Theil des Kanzleibuches Dietrichs v. Nieheim; Dietrich war
1380 mit der Aufgabe betraut worden, für die päpstliche Kanzlei
ein neues Kanzleibuch herzustellen. Den ersten Theil desselben
hatte Erler nach einer Pariser Hdschr. ediert, war aber an dem
Schluss Jinis unius libn cancellariae »ziemlich achtlos« vorüber¬
gegangen. Eine Edition dieses zweiten Theiles steht bevor.
Für die sogenannte ßrevis nota eorum , guae in consilio
Lugdunensigesta sunt (Mansi XXIII, 610 — 613) ist es T. gelungen,
als den Verf. einen Notar der päpstl. Kanzlei nachzuweisen, der
Augenzeuge des Verfahrens gegen Ks. Friedrich II. in Lyon war.
Die Studie über das Taxwesen der päpstlichen Kanzlei ist
eine Vorarbeit zu einer Finanz- und Verwaltungsgeschichte der
römischen Curie während des M.-A. Im 1. Abschnitt behandelt
T. das Taxwesen vom 13. Jhdt. bis Johann XXII. Durch die
beiden Constitutionen » Cum ad sancrosanctae « (1316, Dec. 10.)
und » Pater familias « (1331, Nov.) dieses. Papstes ist das Tax¬
wesen neu geordnet und fortgebildet worden. Durch die letztere
Constitution wurde ein sorgfältig ausgearbeitetes Taxsystem ein¬
geführt, welches für die Folge maßgebend geblieben ist, bis
Eugen IV. in den letzten Jahren seines Pontificats das Taxwesen
den Zeitverhältnissen entsprechend umarbeiten ließ. Die diesbe¬
züglichen Ausführungen bilden den 2. Abschnitt von T.’s Studie.
Im 3. Abschnitt bespricht er die Bemessung und Zahlung der
Taxen an die verschiedenen ßureaux der Kanzlei in den ein-
9 Über seine Visitation in Oberösterreich und Salzburg s. u.
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Nr. 24. — Oesterrbichisches Litteraturblatt. — II. Jahrgang.
762
zclnen Phasen des Urkundengeschäftes bis zur Ausfolgung der
Bulle an die Partei.
Wie eingehend sich T. mit der Geschichte der päpstlichen
Kanzlei beschäftigt hat, zeigen ferner seine Besprechungen a) von
Ottenthals Regulae cancell. apostolicae (Mitth. XI, 340), b) von
Simonsfelds Beiträgen z. päpstl. Kanzlei wesen im M.-A. und zur
deutschen Geschichte (Ebd. XI, 187—191, c) der Acta pontifica
Helvetica (Ebd. 038 — 640) und d) von Paul Fahre, Etüde sur
le Liber censuum de Veglise Romaine (Ebd. XIII, 494—500).
T. besorgte auch für Steinherz das Cupicren des Verzeichnisses
der vom päpstlichen Collector Aliron eingehobenen Zehentgelder,
welches dieser als Beilage zu einem Aufsatze »Die Einhebung des
Lyoner Zehenten im Erzbisthume Salzburg 1282 — 1285« (Mitth.
XIV, 1 — 86) abdruckte.
Wahrmund, Dr. Ludwig, Beiträge zur Geschichte des Exclusions¬
rechtes bei den Papstwahlen aus rö¬
mischen Archiven. (Sitzungsberichte
der phil.-hi. t. Classe der kais, Akad.
d. Wiss. CXX1I, Abh. 13).
— — Zur Geschichte der staatlichen Exclu¬
sive bei den Papstwahlen. (Hist. Jahrb.
1891,784—791.)
— — Über die kirchenrechtliche Zulässigkeit
einer Recusation der übertragenen
Cardinaiswürde. (Archiv f. kath. Kir¬
chenrecht. LXVII, 3 — 36.)
— — Zur Geschichte des Exclusionsrechtes
bei den Papstwahlen im 18. Jhdt.
(Ebd. LXVIII, 100—124.)
W. theilt in den »Beiträgen« langgesuchte Quellenstückc so¬
wie bisher ganz unbekannte Abhandlungen über das Aus¬
schließungsrecht bei den Papstwahlen aus römischen Archiven mit.
Dr. J. B. Sägmüller besprach diese »Beiträge« im Hist. Jahrb 1891,
214 f. und stellte in Krage, dass Cardinal Lugo der Autor der
ihm zugeschriebenen Abhandlung sei. W. vertrat seine Ansicht
im Hist. Jahrb. 1891, 784—791.
In der dritten der genannten Abhandlungen stellt W. auf
Grund von Acten aus röm. Archiven fest, dass zur rechtlichen
Perfectionierung einer Cardinaiscreation der Consens des Creierten
erforderlich sei, dass aber auch der Papst, wenn er es zum Heile
der Kirche für nöthig hält, den Ausersehenen zwingen kann, die
Würde anzunehmen. W. gelang cs, höchst wichtiges und inter¬
essantes Beweismaterial aus der Biblioteca Barberini u. a. in Rom
zu bringen für die Annahme, dass im vorigen Jahrh. die Exclusion
selbst von streng kirchlich gesinnten Männern anerkannt und als
ein Recht im eigentlichen Sinne aufgefasst wurde.
Diese Abhandlung sowie die »Beiträge« sind als Anhang zu
betrachten* zu W.’s Schrift »Das Ausschließungsrecht bei den
Papstwahlen.« Wien 1890.
Rom, im Frühjahr 1893.
Nachtrag.
Seit obige Zeilen geschrieben wurden, hat die dritte Gruppe
einige Bereicherung erfahren durch Dr. Michael Mayr, Hofrath
Dr. Th. v. Sickel und durch den Ref. — Mayr theilt unter dem
Titel »Einiges aus den Berichten der Grazer Nuntiatur« im 41. Heft
S. 126—139 der »Mitth. des hist. Vereines f. Meiermark« vier Berichte
des Grazer Nuntius an den Card. Borghese mit, von welchen die
ersten drei sich auf die bisher unbekannte Thatsache beziehen,
dass 1611 von landesfürstüchef Seite in Rom mehrmals Schritte
unternommen wurden, um das Stift Admont in eine Commendatar-
Abtei zunächst zu Gunsten eines Habsburgers zu verwandeln. Im
vierten Bericht sucht der Nuntius das System und die Höhe der
Steuern und Abgaben in Innerösterreich für die Grenzvertheidigung
darzulegen. In den Studien u. Mitth. aus d. Bened. u. Cist.-Orden
(1893, 385—398) theilt ,M. Cardinal Commendones Kloster- und
Kirchenvisitation von 1569 in den Diöccsen Passau und Salzburg
mit. Dadurch sind die Acten dieser Visitation vollständig veröffent¬
licht. (Vgl. oben unter Starzcr.)
v. Sickel publicierte in den Mitth. des Inst. f. österr. Gc-
schichtsf. XIV, 537—588 »Ein Ruolo di famiglia des P. Pius IV.«
Er sucht darin darzuthun, dass die Ruoli, d. i. die Verzeichnisse der
sogen, päpstlichen Familie und aller Mitglieder derselben eine für
gewisse Aufgaben der Forschung ergiebige Quelle bilden.
Von mir erschien in den Bl. d. Ver. f. Landesk. v. N.-Ö.
1893, 182—190 der 2. Theil der Regesten zur Geschichte der
Klöster Niederöst.’s, ferner im 41. Heft S. 117—125 der Mitth. d.
histor. Ver. f. Steierm. nach den Berichten des Nuntius E. Paravicino
(so ist zu lesen statt Salvago; Salvago und Caraffa sind S. 119,
Anmerkung, zu streichen) unter dem Titel »Die Residenz der Nuntien
in Graz« ein Bericht über die Erwerbung eines Nuntiaturgebäudes
in Graz. — In den »Beitr. z. Kunde steierm. Geschichtsqu.« 1893,
S. 85 — 90 veröffentlichte ich Regesten zur Geschichte der Pfarren
Steiermarks im Antheilc der Aquileier-Diöcesc. Diese Regesten
entstanden, als im Studienjahre 1891/92 Dr. M. Mayr und Fried¬
rich Schneller die Libri della Camera apostolica excerpierten,
u. zw. ersterer für die Diöcesen Passau und Salzburg (Nieder¬
österreich ausgenommen), letzterer für Tirol. Damit die Unter¬
suchungen dieser Libri für die österr. Alpenländer abgeschlossen
werden, übernahm ich das Patriarchat Aquileia. Die für Steiermark
gewonnenen Regesten sind erschienen, die für Kärnten (vgl. den
Jahresbericht d. Geschichtsvereines f. Kärnten 1892, S. 4), Krain
und das Küstenland werden bald erscheinen. Da es oft schwer
war zu entscheiden, ob ein Ort in Österreich oder im Sprengel
der Diöcese Udine liegt, zog ich auch den ital. Antheil des ein¬
stigen Patriarchats in den Bereich meiner Untersuchungen. Die
diesbezüglichen Regesten erscheinen im Laufe des Decembers in
den »Pagine Friulane«.
Bei der Aufnahme der Bestände des Borghese-Archivs stieß
ich auf einen Visilationsaufirag an den Bischof von Gurk, Christoph
Andreas v. Spaur, aus dem Jahre 1592. Da derselbe das Be¬
streben der Curie zeigt, die österr. Alpenländer, zunächst Kärnten,
dem Katholicismus wiederzugewinnen, veröffentlichte ich ihn (in
»Carinthia« 1893, S. 133—148).
Aufgefordert von der Redaction des Jahrbuches der kunst-
histor. Sammlungen des Ah. Kaiserhauses publicierte ich im
15. Bd., S. 180 — 189, den Münzkatalog K. Ferdinand I. aus der
Hds. 661 der Bibi. Regina auf der Vat. Bibliothek.
Zum Schlüsse sei noch auf vier Publicationen hingewiesen,
die nicht zu den Instituts-Publicationen zählen, wohl aber mit
den Arbeiten desselben im engsten Zusammenhänge stehen.
a) Bachmann, Dr. Adolf, Urkundliche Beiträge zur österreichisch-
deutschen Geschichte im Zeitalter K. Friedrich III. (Fontes rer .
Austr. f 2. Abth., 46. Bd.) b) Lang, F. d. P., Ein Herberstein’sches
Wappenbuch in der Vat. Bibliothek in Rom (Monatsblatt der k. k.
herald. Gesellschaft »Adler«, III, 33.) c) Ders., Ein Grazer
Kalender f. d. J. 1594 in der Vat. Bibi, in Rom. (Mitth. d. hist.
Ver. f. Steierm., 41. Heft S. 281 — 284). d) Sc h litt er, Dr. Hans,
Die Reise P. Pius VI. nach Wien (Fontes rer. Austr. 2. Abth.,
47. Bd.) Bachmann publicierte a. a. O. nebst anderen Archivalien
die im Vat. Archiv, auf den Bibliotheken Vaticana, Barberini und
Corviniana in Rom und im Archivio Gonzaga zu Mantua aus dem
genannten Zeitalter gefundenen Documente. — Lang wurde durch
die vom Istituto angelegten Auszüge aus den Katalogen der Vat.
Bibliothek auf dieses Wappenbuch, sowie auf den Kalender auf¬
merksam. Er theilt dort die darin befindlichen 277 Wappen mit
und sucht hier den Beweis zu erbringen, dass Kepler der Ver¬
fasser sei. — Über Schütter vgl. die Nummer II, 18 vom 15. Sep¬
tember 1893 d. Österr. Litteraturblattes.
Wien, im December 1893.
Histor.-politische Blätter. CXII, 11.
Will. Gg. Ward in s. kath. Periode. — Bilder v. Golf v.
Neapel. — E. Biographie d. Card. Lavigerie. — D. Regulativ f. d.
kath. weibl. Lehr- u. Erziehg.-Institute d. Großherzgth. Baden.
— D. Krisis in Wien. II; D. Einflüsse aus Ungarn; D. parlamen¬
tarische Regierg. in Wien. — Sociale Bestrebgen in d. kath. Schweiz.
— Franziska Schervier.
Stimmen aus Maria Laach. XLV, 5.
Baumgartner, Bibel u. Assyriologie. — Pesch, D. Privat-
eigenth. an Grund u. Boden im M.-A. — Beissel, D. hl. Geräthe
u. d. geistl. Kleidg. bei d. päpstl. Messe im 8. Jhdt. — Kemp,
Üb. Brennstoffe u. ihre Verwendg. (Schl.) — Schmitt, D. falsche
Balduin v. Flandern. (Schl.) — Kr eiten, D. Lieder d. Mirza
Schaffy. — Recc., Empfehlensw. Schriften, Miscellen.
Die Grenzboten. LII, 47 u. 48.
(47.) D. Aussichten d. Reichssteuern — D. Landarbeiter¬
frage. (Schl, in Heft 48.) — D. Reform d. Militärstrafprocesscs. —
f^dm. Dorer. — D, Flüchtlinge. E. Gesch. v. d. Landstraße 3, 4.
(5, 6 in Heft 48.) — Litt. — (48.) Weiteres z. Steuerfrage u. z.
Finanzretorm. — Paulson, Bildg. 1 —3. — Fokke, D. Million.
— Maßgebl. u. Unmaßgebl. — Schwarzes Brett.
Die Neue Zeit. XII, I, 8 u. 9.
(8.) E. Typus. — Bernstein, D. Riesen-Ausstand im engl.
Kohlengcwerbe. (Schl, in Heft 9.) — D. Silber in d. Ver. St. —
I). Bimetallismus u. d. Arbeiter. — Hepner, Chicagoer Weltaus-
stellgs-Briefe. — E. Traumstück. — Aus d. Lande d. urspriingl.
Akkumulation. — Hoffmann, Alt-Davän. (Forts, in Heft 9.) —
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704
Nr. 24. — Oesterreich rscHEs Lm eraturbi.att. — II. Jahrgang.
(9.) Bet- u. Bußtage. — Unus, Skizzen z. Tabaksteuer. —
Quarck, Preuß. Gewerbcinspection i. J. 1892. — Litt. Rundsch.
Die kathol. Bewegg. In unseren Tagen. XXVI, 11.
D. Geheimnisse in d. Natur. — D. Schottenmünchc. — Hat
d. Beichtinstitut in d. kath. Kirche in allen Jhdten bestanden?
— Zeitgem. Ausschau. — Pressstimmen. — Miscellen.
Christliche Academle. XVIII, 11.
E. österr. Volksschauspieldichter. (Forts.) — Pachta, Ein¬
heit u. Mannigfaltkt. in d. Liturgie.
Die Nation. XI, 8 u. 9.
(8.) Polit. Wochenübersicht. — Schräder, D. Einheit d.
Liberalen. — ***, Alex. v. Bulgarien. — Gaule, D. Kriterien d.
Lebens. — Heinrich, Quintino Sella u. Franc. Crispi. (Schl, in
Nr. 9.) — Nathan, Üb. Grotemeyers Kinderbilder. — (9.) Barth,
Dtschld. aus d. Vogclperspective. - - Proteus, Parlamentsbricte. I.
— ****, Enthüllgen üb. d. »Krieg in Sicht«. — Schwalb, E. neues
Buch üb. d. Leben Jesu u. d. Ursprung d. Christenthums. —
Beer, E. dtsch. Novellist — e. italien. Novellistin.
Beilage zur Al»g. Zeitung. Bcil.-Nr. 254—278 (Nov. 1893).
(254.) Aus V. Hehn’s Reisetagebüchern. (Forts, in Nr. 255,
262.) — Aus J. J. de Sanglens Denkwdgktcn. 111. (IV—VIII in
Nr. 258—261, 264.) — Congr. d. Comenius-Gcsellsch. — (255.)
Dyck, D. Münchner Mathcm. Ausst. I. (II in Nr. 256.) — (256.)
Meyer, D. 2. Bd. d. Byzant. Zeitschr. — (257.) Tschermak.
Zwei Worte üb. d. akad. Studien. I. (II in Nr. 258.) — Amerikan.
Brief. — Popp, Vom Limes. —(259.) Dietz, Heidelberger Com-
munisten u. Atheisten d. 40er Jahre. — Ad. Bastian üb. Sociale
Unterlagen f. rechtl. Institutionen. — (260.) Bor mann, Alb.
Möser. I. (II, III in Nr. 262, 265.) — Thesaurus linguae germ .
— (261.) Sudhoff. Zu Hohenheim’s Geburtstag. — (262.) Neue
Romane. I. (II in Nr. 272.) — D. Grönland-Expedition d. Berl.
»Gesellsch. f. Erdkde.« — (263.) D. Kunstgewerbe auf d. Welt-
ausst. zu Chicago. 1. (II io Nr. 264.) — (264.) D. Lage d. Bauern
in Sicilien. — (265.) Buff, Herrn. Müller-Strübing. I. (II in Nr. 266.)
— (266.) Förster, Vita Hassan üb. Emin Pascha. I. (II in Nr. 207.)
— v. Berlepsch, Deutsche Kunstgewerbc-Zeichner. — (267.)
Berdrow, Z. Vorgesch. d. Katastrophe d. North. Pac.-Eisenb. I.
(II in Nr. 269.) — (268.) Z. Landwirtsch.-Frage. — Harnack,
Von d. dtschen Instituten in Rom. — (269.) Conrady, D. Gesch.
d. Siamesen. (II—V in Nr. 270, 275—277.) — (271.) Muncker,
Neue Gedichte d. Gf. Schack. — Dietz, Müller-Strübing u. d.
Heidelberger Burschenschaft. — (272.) Pettenkofer, Ansprache
in d. Öff. Sitzg. d. k. b. Akad. d. Wiss. v. 22. Nov. — Prutz,
D. Ursprung d. Fabel v. Heinrich IV. Plan zu e. ewigen Frieden.
— (273.) v. Berlepsch, D. Entwürfe zu e. neuen Nationalmus.
f. München. I. (II in Nr. 274.) — Ad. Wagner, Volkswirtsch.
Litt. — (274.) D. Jahrb. d. Grillparzer-Gesellsch. — (275.) L.
Brentano, »Münchner Volkswirtsch. Studien.« — (276.) Der
Hypnotismus im Recht. I. (II in Nr. 277.) — (277.) Pecht, Z.
Erinnerg. an Jul. Fröbel. — (278.) Bettel he im, Z. Ehren von
Hm. Kurz. — Eine Orientreise.
Academla. VI, 7.
D. 16. Gen.-Vers. d. Görresges. in Bamberg. (Schl.) — Er¬
innergen an Würzbg. — E. Nörgler. — Z. Paritätsfrage. — Zu
d. »Studienregeln«. — Aus d. C.-V. — Beil.: D. Muse d. Scholaren.
Nr. 1: Gedichte v. C. Domanig u. E. H. Kley.
Monatsblätter d. wissenschaftl. Club in Wien. XV, 2.
Leisching, Geistige Wohlfahrtseinrichtgen d. In- u. Aus¬
landes. — Litt. Besprechgen.
Notizen.
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