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Full text of "Palaeontographica"

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Vibrary of the Museum 


OF 


COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CANBRIDGR, MASS. 


Hounded by private subscription, in 1861. 


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Deposited by Louis Agassiz. 


m. FE 0 


PALAEONTOGRAPHIGA. 


BEITRÄGE 


NATURGESCHICHTE DER VORWELT. 


HERAUSGEGEBEN 


HERMANN von MEYER. 


CASSEL. 


1859 — 1861. ° 


NEAR: 
I 
Mara. 


Inhalt. 


Palaeontographische Studien von Hermann von Meyer. 


Zweite Reihe. 


Erste Lieferumg. 
Juni 1859. 


“Squatina (Thaumas) speciosa aus dem lithographischen Schiefer von Eichstätt . . . 
Asterodermus platypterus aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim . . . . . 
"Archaconectes pertusus/ausdemOber-Devon der Eitel 7. na... 
"Fossile Chimaeriden aus dem Portland von Hannover . . 2 2 2 2 2 m m an. 
“Pereca Alsheimensis und Perca Moguntina aus dem Mittel-Rheinischen Tertiär-Becken . 
"Stenopelix Valdensis, ein Reptil aus der Walden-Formation Deutschland’s . . . . 
"Sclerosaurus armatus aus dem bunten Sandstein von Rheimfelden . . . 2 2 2... 
"Meles vulgaris aus dem diluvialen Charen-Kalke bei Weimar . . 2. 2 2 2 20. 


Zweite Hieferunz. 
April 1860. 
”Salamandrinen aus der Braunkohle am Rhein und in Böhmen . . . 2... 
“Lacerten aus der Braunkohle des Siebengebirges . . » 2: 2 2 2 2 2 0 nn. 
"Rhamphorhynchus Gemmingi aus dem Jithographischen Schiefer in Byern .... 
"Melosaurus Uralensis aus dem Permischen System des westlichen Ural’s . . ... 
“Osteophorus Römeri aus dem Rothliegenden von Klein-Neundorf in Schlesien . . . 
"Delphinus acutidens aus..der. Molasser von, Stockach. la. nr... 0 ne 
“Crinoideen aus dem Posidonomyen-Schiefer Deutschlands . . . 2 2222... 


Britte Lieferung. 
Juli 1860. 


YRrosche auspBertiar-@ebilden, Deutschlands 2... 0. 0 u nun nm. 


Seite 
3—8. 
9—11. 
12—13. 
14—18. 
19—24. 
25—34. 
35-40. 
41—45. 
AT—T3. 
14-78. 
19--89. 
90— 98. 
99— 104. 
105— 109. 
110— 122. 


123— 182. 


Vierte Lieferung: 


December 1860. 
Seite 


“Die Prosoponiden oder Familie der Maskenkrebse . . . . . A: 2 200 202. 189 —222. 
"Acteosaurus Tommasinii aus dem schwarzen Kreide-Schiefer von Bonen am a 223 oa 
“Coluber (Tropidonotus) atavus aus der Braunkohle des Siebengebirges . . » 2» 2.2.2... 232—240. 
“Saurier aus der Tuff-Kreide von Maestricht und Folx-les-Caves . . 2 2 2 2 202020. 241-244. 
“Lamprosaurus Göpperti aus dem Muschelkalke von Krappitz in Ober-Schlesien . . . „ . 245247. 
“Phanerosaurus Naumanni aus dem Sandstein des Rothliegenden in Deutschland . . . . . 248-232. 


Fünfte Lieferung. 
Juni 1861. 


"Reptilien aus dem Stubensandstein des oberen Keupers . . 2 2 2 2 22 nn e0n. 253—800. 


Sechste Lieferung. 
September 1861. 


“Reptilien aus dem Stubensandstein des oberen Keupers (Schluss) . » » 2 2 2. 2..2......8301—346. 


PALAEONTOGRAPHISCHE STUDIEN. 


Von 


Hermann von Meyer. 


Band VI, 1. 


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Squatina (Thaumas) speciosa 


aus dem 


lithographischen Schiefer von Eichstätt, 
Taf. I. Fig. 2. 


Im fünften Hefte der Beiträge zur Petrefaktenkunde (1842. S. 61. t. 7. f. 1) beschreibt 
Graf Münster aus dem lithographischen Schiefer Bayern’s einen neuen Fisch, dem er den 
Namen Thaumas alifer beilegt. Später vereinigt Giebel (Fische der Vorwelt, 1848. S. 298) 
das Genus Thaumas mit dem lebenden Genus Squatina und führt die Species als Squatina 
alifer auf. Die nahe generische Uebereinstimmung, welche zwischen Thaumas und Squatina 
besteht, weist erst Fraas (Zeitschr. deutsch. geolog. Gesellsch., VI. 1854. S. 782. t. 27— 29) 
durch Vergleichung einer im Kalkschiefer von Nusplingen aufgefundenen , besser erhaltenen 
Form von Thaumas mit der im Mittelmeer lebenden Squatina angelus L. nach. Der Form 
von Nusplingen giebt er den Namen Squatina acanthoderma, ohne jedoch in eine genauere 
Vergleichung mit Münster’s Thaumas alifer einzugehen, die davon kaum verschieden zu seyn 
scheint. Letztere Versteinerung ist ungefähr noch einmal so gross als das vollständige Exem- 
plar von Nusplingen, von wo indess auch jüngere Exemplare, welche das Münster’sche aus 
Bayern nur wenig an Grösse übertreffen, herrühren. Der Kopf ist für eine Vergleichung nicht 
geeignet; am Fraas’schen Exemplar ist er zwar gut überliefert, dagegen am Münster’'schen 
zerdrückt und überhaupt mangelhaft. In beiden Exemplaren ist der Brustgürtel übereinstim- 
mend geformt, nur ist er im Münster’schen nach kinten umgelegt, und dadurch dem Becken- 
gürtel näher gerückt; es ist dies auch der Grund, warum die Fortsätze nach vorn gerichtet 
erscheinen. Dieselbe Uebereinstimmung wie im Brustgürtel besteht im Beckengürtel, so wie 
in der Form und Lage der Brust- und Bauchflossen. Münster nimmt für die Brustflosse 24, 
für die Bauchflosse 20 Strahlen an, wofür Fraas die Zahlen 30 und 20 erhält. Beide Thiere 
stimmen daher in der Zahl der Strahlen für die Bauchflossen überein, und dass die Brust- 


tlosse in Squatina (Thaumus) alifer 6 Strahlen weniger enthält als in Squatina acanthoderma, 
1* 


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rührt offenbar von dem nicht zu übersehenden Umstande her, dass an ersterer Versteinerung 
vorn ein Stück weggebrochen ist. Die Gesammtzahl der Wirbel wird zu 136—140 ange- 
geben und giebt daher keinen Trennungsgrund ab, eben so wenig die Hautbedeckung , bei 
deren Schilderung Münster den Rücken mit der Brust verwechselt zu haben scheint. Die 
feinen, spitzen Stacheln werden in dem Münster’schen Exemplar, dem Fraas’schen entsprechend, 
dem Rücken angehören, und von der Chagrin-artigen Beschaffenheit ist auch das Fraas’sche 
Exemplar wenigstens stellenweise nicht frei. Es bleibt nun einer nochmaligen Untersuchung 
der Münster’schen Original - Versteinerung überlassen, meine Vermuthung, Squatina acantho- 
derma sey von Squatina (Thaumas) alifer nicht verschieden, zu bestätigen oder zu wider- 
legen. Inzwischen ist ein zweites Exemplar von Thaumas (Squatina) alifer aus der Häber- 
lein'schen Sammlung in die paläontologische Sammlung zu München übergegangen, woran 
Wagner (Gelehrte Anzeigen der Bayer. Akad. v. 23. März 1857. Nr. 35. S. 292) meine 
Vermuthung wenigstens darin bestätigt, dass an dem vormals Münster’schen Exemplar der 
Brustgürtel sich verschoben hat. 

Verschieden davon sind zwei Exemplare eines Fisches aus der Ordnung der Plagio- 
stomen, die ich selbst aus dem lithographischen Schiefer von Eichstätt untersucht habe.- Sie 
gehören offenbar demselben Genus, aber nicht derselben Species an, weshalb ich sie unter 
der Benennung Squatina (Thaumas) speciosa begriffen habe (Jahrb. f. Mineral., 1856. S. 418). 
Das eine von diesen gut erhaltenen zierlichen Fischchen misst 0,144, das andere 0,149 Länge ; 
ersteres eignete sich am besten für eine Abbildung (Taf. I. Fig. 2). Beide stellen sich, von 
der Rückenseite entblösst, sehr platt dar. Der Kopf ist frei, trapezförmig; seine Länge kommt 
auf die Breite am vordern Ende oder auf die halbe hintere Kopfbreite, die im ganzen 0,032 
misst, heraus. Der Vorderrand des Kopfes ist schwach concav, und es scheint auch dessen 
Aussenrand, wenigstens in der vordern Strecke, eher concav als convex gewesen zu seyn. 
Die Einschnitte an den äusseren Ecken des Vorderrandes werden von den Nasenlöchern 
herrühren. Das Maul scheint in der Nähe des Vorderrandes des Schädels gelegen und einen 
Bogen beschrieben zu haben’ Man glaubt Ueberreste von kleinen, feinen, spitzen Zähnchen 
wahrnehmen zu können, worüber, so wie über die Stellung der Zähne, sich jedoch nichts 
Näheres angeben lässt. Innerhalb des vom Maul umschriebenen Bogens werden die Augen 
in einer den Nasenlöchern entsprechenden Lage sich vorgefunden haben. Ueber die Spritz- 
löcher war kein Aufschluss zu erlangen. 

Die Brustflossen waren vom Kopf und den Bauchflossen getrennt. Der Kopf lag 
nicht in einer von den Brustflossen gebildeten Scheibe, weshalb auch weder nach vorn ge- 
richtete Flossenträger noch Schädelflossenknorpel vorhanden waren. Der Brustgürtel besteht 
in einem einfachen, starken, vorn convexen Querstück, woran aussen ein langer, starker, 
nach hinten und innen gerichteter, spitz zugehender Fortsatz sich vorfindet. Der Flossen- 
träger ist diesem Fortsatz ähnlich geformt, nur geht er hinterwärts dünner aus und erscheint 


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etwas länger, auch gerader hinterwärts gerichtet. Er misst 0,018 Länge, die Brustflosse mit 
den Strahlen 0,021. Die Zahl der Strahlen beläuft sich auf 31; sie sind platt, weder ge- 
gliedert noch gespalten, und nur hie und da glaubt man an ihrem Ende ein kurzes Glied- 
chen wahrzunehmen, was jedoch die einfache Bildungsweise der Strahlen kaum beeinträchtigt. 

Am Anfang der Brustflossen erhält man für den Fisch 0,037 Breite, die zwischen den 
Brust- und Bauchflossen 0,0225 beträgt. Das den Beckengürtel darstellende einfache Quer- 
stück ist fast nur halb so breit und halb so stark als der Brustgürtel; hinten ist es schwach 
convex. Auch der Träger der Bauchflosse ist schmal und nur schwach einwärts gerichtet. 
Für seine Länge von vorn nach hinten erhält man 0,0125 und für die Länge der Bauch- 
flosse mit den Strahlen nach derselben Richtung 0,018. Die Zahl der Strahlen in dieser 
Flosse beträgt eher 21 als 22. Die Strahlen sind denen der Brustflosse ähnlich, nur etwas 
kürzer und kaum schwächer. Am hinteren Ende der Bauchflosse ergiebt der Fisch 0,011 Breite. 

Von anderen Flossen habe ich, ungeachtet der trefflichen Erhaltung der beiden mir 
vorgelegenen Exemplare, nichts wahrnehmen können. 

Sämmtliche Wirbel sind knöchern. Selbst mit Berücksichtigung des Drucks, dem sie 
ausgesetzt waren und der besonders auf die Breite vergrössernd wirkte, stellen sich die 
Wirbel kurz heraus; sie waren dabei eingezogen und an den Gelenkflächenrändern entsprechend 
aufgetrieben. Von Fortsätzen wird überhaupt nichts wahrgenommen, der schwache Kamm 
in der Mitte, den man für den oberen Stachelfortsatz halten könnte, verdankt einer durch 
den Druck veranlassten Spalte seine Entstehung, die den Wirbel in zwei Hälften theilte und 
in der spätiger Kalk sich ansammelte, der den Wirbelkörper etwas überragt. Der erste 
Wirbel stellt sich in beiden Exemplaren nur als ein halber dar. Mit diesem beläuft sich die 
Zahl der Wirbel bis zum letzten auf 134; bis zum Hinterrande des Brustgürtels zähle ich 
7 und vom Hinterrande des Beckengürtels bis zum Schwanzende 101 Wirbel. 

Die langen, hinterwärts gerichteten rippenartigen Theile, welche an ähnlichen lebenden 
und fossilen Species in der Gegend des Beckengürtels wahrgenommen werden, sind deutlich 
vorhanden. Die Theile, welche vor und hinter der Gegend des Brustgürtels durchscheinen, 
werden grösstentheils von den Kiemenbogen herrühren. 

Vor dem ersten Wirbel glaubt man, in beiden Exemplaren übereinstimmend, eine 
rundlich ovale, der Länge nach mit einer feinen Mittellinie versehene Platte zu erkennen, 
die hinterwärts in eine nur sehr geringe Spitze ausgeht. 

An dem Vorderende je einer Brust- oder Bauchflosse bemerkt man in beiden Exem- 
plaren einen schwach gekrümmten, nach aussen und hinten gerichteten Theil, den man für 
einen einfachen, ungegliederten Stachelstrahl halten könnte. Mit Hülfe der Luppe erkennt 
man, dass er aus denselben kleinen, rundlichen, zahnartigen Wärzchen zusammengesetzt ist, 
welche auf dem Vorderrande des Schädels die Hautbedeckung bilden. Es werden daher auch 
die stachelartigen Theile dem Hautskelet angehören und nichts anderes seyn, als eine Ver- 


A 


stärkung der Haut am Vorderrande der betreffenden Flosse. Aehnliches wird auch an der 
lebenden Squatina wahrgenommen, doch weniger auffallend. Da beim Schwimmen der Vor- 
derrand der Flossen und des Kopfs dem Wasser am meisten Widerstand zu leisten hatte, 
so lässt sich denken, dass er auch eines besonderen Schutzes bedurfte, den ihm diese Ver- 
stärkung verlieh. Ein Stück vom Vorderrand des Kopfes habe ich Taf. 1. Fig. 2. f und das 
hintere Ende vom Rand einer Flosse Fig. 2. g vergrössert dargestellt, um einen Begriff von 
der Bedeckung durch diese harten Hautwärzchen zu geben. Am Aussenrande des Kopfes 
machen sich schon mehr die Häkchen bemerkbar, die sich am deutlichsten und stärksten 
im mittleren Drittel des Rückens darstellen, wo sie ein vom hinteren Ende des Kopfes aus- 
gehendes Band längs der ganzen Wirbelsäule bilden. Schwächer sind sie am hinteren äusse- 
ren Ende des Kopfes, auf den Brustflossen und den Bauchflossen, so wie unmittelbar vor 
den Bauchflossen. Im übrigen scheint die Haut des Thiers so gut wie glatt gewesen zu 
seyn, eine eigentliche Chagrin-Haut bestand nicht. Die Häkchen sind stark hinterwärts 
gerichtet, scharf und spitz, im Profil (Fig. 2. a) stellen sie sich klauenförmig dar und wer- 
den flacher gegen die Basis hin, deren Eindrücke im Gestein sich unvollständig und unregel- 
mässig kreuzförmig (Fig. 2. b—e), nie aber sternförmig darstellen. Die Vertheilung dieser 
Häkchen verleiht dem Thier eine eigene Zeichnung auf der Haut. Die vollkommene Ent- 
wickelung und Ausbildung des Thieres in allen seinen Theilen geben deutlich zu erkennen, 
dass dasselbe ungeachtet seiner geringen Grösse ausgewachsen war. 

Die platte Körperform des Thiers und die Kürze seiner Wirbel erinnern an die Rochen, 
von denen es sich schon dadurch unterscheidet, dass die Fortsätze am äusseren Ende des 
Brustgürtels stark nach hinten und innen gerichtet sich darstellen. Dass die Brustflossen 
vom Kopfe deutlich abgesetzt waren und die Bauchflossen nicht erreichten, bezeichnet nicht 
nothwendig einen Hay; dasselbe wird auch bei den Rochen angetroffen, aber eigentlich 
nur bei der eigenthümlichen Gruppe der Sägefische (Pristis, Müller und Henle, Plagiostomen, 
S. 105), die aus anatomischen Gründen, namentlich auch weil bei ihnen die Kiemenspalten 
an der. Bauchseite liegen, von den Rochen nicht getrennt werden können. In den übrigen 
kochen zieht sich die Brustflosse bis zur Schnautze, und vereinigt sich mit ihr zu einer 
Scheibe, worin der Kopf liegt. Die weitere Vergleichung des fossilen Thiers führt zur nahen 
Verwandtschaft mit Squatina, einem in der Nähe der Rochen stehenden Hay. Squatina 
(Thaumas) speciosa verhält sich in Grösse zu Squatina acanthoderma wie 1: 8, da letztere 
eine Länge von 1,2 erreicht, zu Thaumas alifer wie 2 : 7. Die Wirbel belaufen sich in 
den beiden Exemplaren von Squatina speciosa auf 134, wovon 101 dem Schwanz angehö- 
ren würden. In S. acanthoderma scheint die Zahl zwischen 136 und 140 zu schwanken 
(Fraas, a. a. O., 8. 792. 797) und der Schwanz ungefähr 100 Wirbel zu zählen, wogegen 
in der lebenden S. angelus sich nur 124 Wirbel vorfinden, von denen 83 dem Schwanz 
angehören; in Thaumas alifer nimmt Münster 136 Wirbel an. Die Brustflosse enthält in 


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Squatina speciosa 31, in S. acanthoderma, wie in der lebenden S. angelus, 30 Strahlen, 
in S. speciosa zählt man 21—22, in S. acanthoderma 20 und in S. angelus 25. Mit In- 
begriff der Flossen würde sich der Körper von S. acanthoderma und Thaumas alifer verhält- 
nissmässig etwas breiter und in der vorderen Gegend stumpfer, mehr gerundet, als in Squa- 
tina speciosa, darstellen, was zum Theil darauf beruhen wird, dass in letzterer Species der 
Schädel überhaupt spitzer zugeht und länger erscheint, wobei gleichwohl der Kopf vorn ge- 
rader und stumpfer endigt. 

Unsere Squatina (Thaumas) speciosa könnte wegen übereinstimmender Grösse leicht 
mit dem ebenfalls aus dem lithographischen Schiefer herrührenden Asterodermus platypterus 
(Ag., poiss. foss., II. p. 381. t. 44. f. 2—6) verwechselt werden. Nach Agassiz ist jedoch 
die Haut letzteren Fisches mit strahligen Sternchen bedeckt, die Flossenstrahlen sind einige 
mal gegliedert und der Körper der Wirbel erinnert durch eine längere, cylinderische und in 
der Mitte eingezogene Form mehr an die Wirbel der Haye, als an die der Rochen, in 
Thaumas mehr an die der Rochen. Sonst aber ist Asterodermus entschieden nach dem Typus 
der Rochen gebildet; wie denn auch schon aus dem unvollständigen Exemplar, welches 
Asassiz benutzte, ersichtlich ist, dass die Brustflossen, diesen Thieren entsprechend, eine 
grosse Scheibe mit dem Kopf in der Mitte gebildet haben mussten, und dass sie die Bauch- 
flossen berührten. 

Von diesem Asterodermus platypterus war bisher nur ein am vorderen Ende ver- 
stümmeltes Exemplar in der Sammlung der geologischen Gesellschaft in London bekannt. 
Später wird von der in die Münchener übergegangenen Leuchtenbergischen Sammlung ange- 
führt, dass sie zwei vollständigere Exemplare von dieser Species enthalte (Frischmann, Zu- 
sammenstellung der fossilen Thier- und Pflanzen-Ueberreste des lithographischen Kalkschiefers 
in Bayern, S. 18). Von diesen wird gesagt, dass die Haut nicht Sterne, sondern kleine 
Häkchen trage und der Kopf frei, d. h. von den Bauchflossen getrennt und mit ihnen auf 
keinerlei Weise verwachsen sey, was Fraas (Zeitschr. deutsch. geolog. Gesellsch., 1854. VI. 
S. 783) veranlasst hat, den Asterodermus wieder einzuziehen und die darunter begriffene Ver- 
steinerung init Squatina zu vereinigen; während doch aus Frischmann’s Angabe eigentlich 
nur hervorgeht, dass die beiden Exemplare der Leuchtenbergischen Sammlung zu Squatina 
(Thaumas) speciosa gehören werden. Das wirkliche Bestehen von Asterodermus platypterus 
wird dadurch nicht ausgeschlossen. Schon das unvollständige Exemplar, worauf Agassiz die 
Annahme dieses Fisches gründete, würde genügen, um zu zeigen, dass hier nicht von einer 
Squatina die Rede seyn kann. Inzwischen sah ich mich aber auch in der Lage, die Existenz 
des Asterodermus durch das Taf. I. Fig. 1 abgebildete vollständige Exemplar, das ich so- 
gleich näher beschreiben werde, zu bestätigen. 

Von Squatina (Thaumas) speciosa sind die beiden Exemplare der Leuchtenbergischen 
Sammlung und die beiden von mir untersuchten Exemplare, erstere im Jahr 1850, letztere 


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1855, in dem Steinbruche Werkerszell, eine Stunde nordwestlich von Eichstätt, und zwar 
an derselben Stelle gefunden worden. Später hat Eichstätt noch ein fünftes Exemplar ge- 
liefert, ein sechstes aus dem lithographischen Schiefer Bayern’s befindet sich in der Samm- 
lung des Herrn Finanzrathes Witte in Hannover, und ein siebentes ist mit der Häberlein’schen 
Sammlung in die paläontologische Sammlung zu München übergegangen (Wagner, Gelehrte 
Anzeigen der Bayer. Akad. v. 23. März 1857, Nro. 35. S. 292). 


Asterodermus platypterus 


aus dem 


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lithographischen Schiefer von Kelheim. 


Taf. l. Fig. 1. 


Diesen zu den Plagiostomen gehörigen Fisch errichtete Agassiz (poiss. foss., I. 
p- 381. t. 44. f. 2—6) nach einem in der Sammlung der geologischen Gesellschaft zu Lon- 
don vorgefundenen Exemplar aus dem lithographischen Schiefer Bayern's. Es war dies das 
einzige Exemplar, das man kannte, und selbst dieses war durch starke Verstümmelung am 
vorderen Ende unvollständig. Zwar erwähnt Frischmann (Zusammenstellung der fossilen 
Thier- und Pflanzenreste des lithographischen Kalkschiefers in Bayern, S. 18) zweier Exem- 
plare dieser Species in der vormals Leuchtenbergischen Sammlung. Allein schon aus dem, 
was er darüber angiebt (Zeitschr. der Geolog. Gesellschaft, 1854. VI. S. 783), geht deutlich 
hervor, dass sie nicht dieser Species, sondern der bei Eichstätt an derselben Stelle gefun- 
denen Squatina (Thaumas) speciosa angehören. Darauf hin hat Fraas die Existenz des 
Asterodermus in Abrede gestellt. Aus der von Agassiz untersuchten Versteinerung ergiebt 
sich aber schon zur Genüge, dass Asterodermus mit Squatina oder Thaumas eine Vereini- 
gung nicht zulässt, was ich nunmehr durch ein vollständiges Exemplar von Asterodermus 
platypterus darzuthun im Stande bin. Dieses schöne Exemplar, welches ich Taf. I. Fig. 1 
abgebildet habe, verdanke ich der Mittheilung des K. Gerichtsarztes Herrn Dr. Oberndorfer 
in Kelheim, in dessen Nähe es in dem lithographischen Schiefer gefunden wurde. Ich er- 
hielt es bald nach der Errichtung der Squatina (Thaumas) speciosa (Jahrb. für Mineral., 
1856. S. 825). 

Dieses Geschöpf war von zarter Beschaffenheit, doch werden die überlieferten Theile 
deutlich erkannt. Beim Spalten ward das Thier von der Rückenseite entblösst, von der auf 


der Gegenplatte der Abdruck sich vorfindet. Der Thierkörper stellt sich sehr symmetrisch 
band VI, 1. 2 


= 


dar, indem nur das hintere Ende des Schwanzes eine schwache Biegung nach der rechten 
Seite hin beschreibt. 

Die vollständige Länge des Thiers bemisst sich auf 0,151, und beträgt sonach kaum 
weniger als die der Squatina (Thaumas) speciosa; das von Agassiz untersuchte Exemplar 
war nur wenig grösser. Die grösste Breite erreichte der Fisch in der Gegend der Brust- 
flossen, wo sie nur unbedeutend weniger als die halbe Länge maass. Der Schädel, der an 
dem von Agassiz untersuchten Exemplar weggebrochen ist, besitzt 0,038 Länge, was unge- 
fähr ein Viertel von der Totallänge wäre. Die Kiemenbogen sind nur schwach angedeutet. 
Vorn ging der Schädel in einen langen, mit schwach concaven Seitenrändern versehenen, 
auf der Oberseite wenigstens gegen die Mitte seiner Länge hin schwach rinnenförmig ver- 
tieften Schnabel aus, dessen vorderes Ende winkelförmig zugeschnitten war. Der Kopf war 
wenigstens theilweise von den Brustflossen umgeben, deren Träger nach vorn und nach hin- 
ten einen Bogen beschrieben. Die Strahlen, welche von sehr zarter Natur gewesen seyn 
müssen, sind so schwach angedeutet, dass sie eine genaue Zählung nicht zulassen; es wer- 
den 40—50 auf jeder Seite vorhanden gewesen seyn. Man erkennt nicht, dass sie gespal- 
ten oder deutlich gegliedert wären; nach Agassiz würden sie nur wenig gegliedert seyn. 

Der Beckengürtel und die Bauchflossen sind gering und liegen den Brustflossen nahe. 
Von dem in der Abbildung bei Agassiz enthaltenen, nach aussen gerichteten Fortsatz des 
Beckengürtels ist kaum eine Andeutung wahrzunehmen. Die Strahlen der Bauchflossen lassen 
sich noch weniger als die der Rückenflossen zählen; sie werden sich kaum auf ein Dutzend 
belaufen haben. 

Nur an wenigen Stellen in der hinteren Hälfte der Säule treten die Wirbel deutlicher 
hervor. Drei davon habe ich Taf. 1. Fig. 1. a vergrössert dargestellt. Sie erinnern, wie 
schon Agassiz bemerkt, durch ihre längere, cylindrische und in der Mitte etwas eingezogene 
Form mehr an die Wirbel der Haye als an die der Rochen. Die acht Rippenpaare, welche 
Agassiz als eine Eigenthümlichkeit hervorhebt, habe ich nicht wahrgenommen; sie liegen 
wohl noch im Gestein verborgen, das ich schon aus dem Grund zu entfernen unterliess, 
weil inzwischen diese Rippen ihren Werth als besonderes Kennzeichen verloren haben. 

Von Rücken-, After- und Schwanzflossen habe ich nichts wahrgenommen, wohl aber 
auf der vom Schwanz eingenommenen Strecke in 0,016 gegenseitiger Entfernung zwei kleine, 
dabei aber deutlich sich darstellende Rückenstacheln, welche bezeichnend seyn werden. Sie 
besitzen kaum 0,003 Länge, und der hintere von ihnen ist eher noch etwas geringer, dabei 
sind sie vollkommen glatt und schräg hinterwärts gerichtet. Agassiz gedenkt ihrer an dem 
von ihm untersuchten Exemplar nicht. 

Die Hautbedeckung ist auf dem hinteren Theil des Schädels, in der Gegend des 
Brustgürtels und der Rückenwirbelsäule am deutlichsten zu erkennen. Sie besteht in kleinen 
Stacheln oder richtiger Wärzchen, die an den bezeichneten Stellen deutliche 6—8 strahlige 


Sterne von mehr oder weniger Regelmässigkeit darstellen. Ich habe einige von ihnen Fig. 1. 
b—e vergrössert abgebildet. Sie sind nicht scharf oder spitz, und daher bei Agassiz un- 
richtig dargestellt. Den kleineren Wärzchen scheint weniger Neigung zum Strahlenförmigen 
zugestanden zu haben. Der Körper war auch sonst noch, besonders in der Rückengegend, 
mit diesen Wärzchen bedeckt, die auf den Flossen mehr den Strahlen entsprechend vertheilt 
gewesen zu seyn scheinen. In der vorderen Hälfte der Brustflossen nach dem Aussenrande 
hin stellt sich die Hautbedeckung deutlicher und mit stärkeren Wärzchen dar, als auf der 
Flosse sonst. 

Spathobatis Bugesiacus (Thiolliere, poissons fossiles provenant des gisements coralliens 
du Jura dans le Bugey, 1. Liv. 1854. p. 7. t. 1) aus dem lithographischen Schiefer von 
Cirin in Frankreich erinnert durch seine Form an Asterodermus. 


Archaeonectes pertusus 


aus dem 


Ober-Devon der Eifel. 


Taf. IL. Fig. 1. 2. 


Aus dem Kalke des Ober-Devon von Gerolstein in der Eifel theilte mir Herr Dr. Krantz 
in Bonn im December 1857 einen unpaarigen Knochen mit, der einen Theil von der Gau- 
menseite des Kopfes eines eigenthümlichen, von mir Archaeonectes pertusus (Jahrb. für 
Mineral., 1858. S. 205) benannten Fisches darstellen wird. Ich habe diesen Knochen Taf. Il. 
Fig. 1 von unten und Fig. 2 von neben abgebildet. Von der Länge ist 0,09 überliefert, 
die Breite bemisst sich, wenn man die mangelhaften Stellen ergänzt, auf 0,049. Nach dem 
vollständigen Ende hin spitzt sich der Knochen zu; das Ende selbst ist, wie in der Abbil- 
dung angegeben, wohl nur zufällig nicht ganz symmetrisch gerundet. In 0,022 Entfernung 
vom Ende wird ein schön ovales Loch von 0,01 Länge und halb so viel Breite wahrgenom- 
men, über das kein Zweifel seyn kann, da ich es selbst erst vom Gestein befreit habe. Es 
erinnert an das Scheitelloch gewisser lebenden Lacerten, das auch in fossilen Sauriern der 
verschiedensten Art und Zeiten vorgefunden wird; doch möchte ich das Loch in vorliegender 
Versteinerung nicht für das Scheitelloch halten. Bei fossilen Sauriern kommt es vor, dass 
die vordere Strecke der Gaumenplatte von einem ähnlichen unpaarigen Loche durchbohrt 
sich darstellt, was hier der Fall seyn wird. Zu beiden Seiten dieses Loches erhebt sich 
eine Reihe von Hübeln, unter denen der der Gegend des Loches entsprechende der längste 
und höchste ist. Die beiden nach dem nicht vollständig überlieferten breiteren Theil hin 
divergirenden Reihen von Hübeln begrenzen eine Vertiefung, in deren Mitte hinten ein un- 
paariger Hübel auftritt, der eher noch stärker war, als die Hübel des oben erwähnten vor- 
dern Paars; er ist nur unvollständig überliefert, und es lässt sich daher auch nicht angeben, 
wie weit er sich ausdehnte und wie er endigte. In einer gewissen Entfernung vom spitzeren 
Ende der Platte begann auch der Aussenrand eine Reihe Hübel darzustellen, von denen 


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indess nur wenig überliefert ist, und zwischen diesem Rand und der innern Hübelreihe war 
auf jeder Seite, wie in der Mitte, der Länge nach eine Vertiefung. 

An dem mittleren hinteren Hübel erhält man 0,013, an den tieferen Stellen 0,0045 
für die Dicke des Knochens. Die Textur ist zellig, mit grösseren und kleineren Löchern 
durchsäet. Die Oberfläche stellt sich auf dem spitzeren Theil bis zur Hälfte des Loches, 
am Rande noch etwas weiter, schwärzlich braun und glätter dar, scheint aber selbst hier 
nicht mit eigentlichem Schmelz überzogen gewesen zu seyn; unter der Luppe tritt auf ihr 
die Knochentextur etwas hervor. Im übrigen hat die Oberfläche das Ansehen, als wäre 
diese dunklere Rinde weggefressen, sie erscheint von mehr schmutzig bläulicher Färbung, und 
die Knochentextur tritt deutlicher hervor. 

Diese Versteinerung wird ein Theil von der Zahnbewaffnung eines Fisches seyn, der 
zu den Placoiden gehört haben dürfte und vielleicht in der Nähe von Ceratodus seine Stelle 
einzunehmen haben wird. Was in anderen Fischen Mosaik-artig zusammengesetzt erscheint, 
tritt hier in Form einer mit zahnartigen Hübeln versehenen Platte auf. Diese Bildung ist 
eben so eigenthümlich, wie die Erscheinung eines den Knochen durchsetzenden Loches. In 
Agassiz Werke über die fossilen Fische, selbst in dem über die Fische des Devonischen 
Öldred, ist nichts Aehnliches enthalten. Die Versteinerung erinnert am meisten an ein unter 
Palaeodaphus insignis Vanbeneden und Koninck begriffenes Stück aus dem Terrain carboni- 
fere Belgien’s, von dem nur erst eine nicht sehr deutliche Abbildung in Gervais’ Pal&onto- 
logie etc. frangaises, t. 77 f. 17, in halber natürlicher Grösse vorliegt, wonach das Thier 
viel grösser war als das, von dem die Versteinerung von Gerolstein herrührt und von dem es 
auch sonst verschieden gewesen seyn musste. Die Versteinerung aus Belgien stellt den von 
unten entblössten vorderen Theil des Schädels dar, mit zwei unter Bildung eines Spitzbogens 
vereinigten Zahnplatten, auf deren Oberfläche Hübel erscheinen. In diesen Hübeln, so wie 
in der Spitzbogenform könnte Aehnlichkeit mit der Versteinerung aus der Eifel gefunden 
werden, die indess, wenn sie den entsprechenden Theil darstellt, nicht aus zwei zu einem 
Bogen zusammenliegenden Schenkeln, sondern aus einer untheilbaren Platte besteht, die in 
dem spitzeren Theil von einem Loch durchsetzt wird und von einem Thier herrührt, das 
ungefähr nur halb so gross war als das in Belgien gefundene. 

Das Gestein ist der bekannte dunkelgraue versteinerungsreiche Kalk von Gerolstein 
in der Eifel. Palaeodaphus würde wenigstens nicht viel jünger seyn, auch wenn das Gebilde, 
woraus er herrührt, der Kohlengruppe angehören sollte. 


Fossile Chimaeriden 


aus dem 


Portland von Hannover. 
Taf. I. Fig. 3—12. 


Die Entdeckung fossiler Chimaeriden im Jahr 1835 durch Buckland begrüsste Agassiz 
als eins der interessantesten Ereignisse im Gebiete der fossilen Fische. Buckland’s Unter- 
suchungen wurden hierauf durch Sir Philipp Egerton weiter geführt, welcher fand, dass 
sämmtliche fossile Chimaeriden von den lebenden generisch verschieden sind. Sie beginnen 
im Lias, werden im mittleren und oberen Theil der Oolith-Periode zahlreicher und ziehen 
durch die Kreide in die Molasse. Ein Genus, das während aller dieser Zeiten existirt hat, 
ist Ichyodus (Egert., Quart. geol. Journal London, II. p. 350), dessen Reste am zahlreichsten 
im oberen Jura vorkommen. Aus dem Portland kennt man zwei Species: Ischyodus Town- 
sendi Buckl., bei Oxford gefunden, und J. Bucklandi Egert., dessen Fundort zwar unbekannt 
ist, von dem aber Agassiz glaubt, dass er aus dem Portland von Solothurn herrühre. 

Herr Dr. Armbrust, Lehrer am Lycäum zu Hannover, theilte mir aus dem Portland 
dortiger Gegend einige durch Vollständigkeit und treffliche Erhaltung ausgezeichnete Kiefer- 
platten mit, welche zwei neue Species von Ischyodus verrathen. 


Ischyodus (Chimaera) rostratus Meyer. Taf. II. Fig. 3—8. 


Zuerst erhielt ich eine rechte und eine linke Unterkieterplatte zur Untersuchung (Jahrb. 
für Mineral., 1858. S. 206), von denen ich die rechte Fig. 3 von der Innen- und Fig. 4 
von der Aussenseite abgebildet habe. Sie fand sich mit der andern zusammen in einem 
Stick Portland des an Schildkröten reichen Tönniesberges bei Hannover, so dass nicht zu 
bezweifeln ist, dass beide von einem und demselben Individuum herrühren, worauf auch ihre 
übereinstimmende Beschaffenheit hinweiset. Bald darauf gelang es Herrn Dr. Armbrust auch 


eine rechte Zwischenkieferplatte zu erhalten, die fast an derselben Stelle, von der die Unter- 
kieferplatten herrühren , gefunden wurde und in Grösse zu diesen passt. 


Die unregelmässig rhomboidal geformte Unterkieferplatte misst 0,086 ganze Länge, 
nach der Symphysis ungefähr 0,05 Höhe, sonst nur 0,056, und die Dicke beträgt in der 
vorderen Gegend 0,016. Der schwach gebogene Vorderrand erhebt sich zu einer stumpfen 
Spitze. Am oberen Rand der Platte ist der vordere Theil tief ausgeschnitten und aussen 
scharf, der hintere Theil dagegen flach ausgeschnitten; die hintere Seite fällt mit schwacher 
Wölbung schräg ab. 


Von den drei dem oberen Rand angehörigen Reibhübeln liest der mittlere vom vor- 
deren weiter entfernt als vom hinteren. Der mit seltener Vollständigkeit überlieferte vordere 
Reibhübel wird von der stumpfen Spitze des Schnabels getragen und zieht an demselben 
aussen länger herunter als innen; er zeichnet sich durch starke Streifung aus. Diese rührt 
von härteren Blättchen her, die durch weichere Substanz getrennt werden. Die anderen 
teibhübel erscheinen punktirt, wobei die dunkleren Punkte oder Körnchen die härtere Sub- 
stanz darstellen. Auf der Hinterseite des Schnabels wird bald unter dem vorderen Reibhübel 
nach innen ein schmaler Reibhübel wahrgenommen und zwar an den beiden Unterkieferplat- 
ten ganz auf dieselbe Weise, weshalb er auch zu den wesentlichen Theilen der Platte gehören 
wird. Von anderen Species wird dieser Hübel nicht erwähnt, wohl nur aus dem Grunde, 
weil er übersehen worden seyn wird. Der mittlere Reibhübel liest dem Rande der Platte 
oben auf, er ist klein, unregelmässig oval und fällt hinterwärts ab. Der hintere Reibhübel 
gehört der Innenseite an und ist von lang ovaler Form. Der ebenfalls an der Innenseite 
liegende grosse Reibhübel liegt unter dem mittleren und zeichnet sich dadurch aus, dass er 
schon in einiger Entfernung vom untern Rand endigt. Der hintere Theil des unteren Ran- 
des ist gerade begrenzt, nicht eingeschnitten. 


Auf beiden Platten trägt die vordere innere Kante eine kleine schmale Abnutzungs- 
fläche, die ich in der Abbildung angegeben habe; es wird dies die Stelle seyn, in der die 
beiden Platten sich berührt haben. 


Der Rand zwischen dem beschmelzten oberen Theil und dem vom Zahnfleische ver- 
borgen gehaltenen Theil der Platte wird an der Aussenseite deutlich erkannt, wo der obere 
Theil auch die mit dem Wachsthum zusammenhängende wellenförmige Streifung zeigt, und 
zwar vorn besonders deutlich. Diese Streifung kreuzt sich mit dem auf dem Wurzeltheil 
deutlicher hervortretenden faserigen Knochengefüge. Am glänzendsten und dunkelsten braun 
ist der vordere Schnabel. 


Bei der Vergleichung kommen zunächst Ichyodus Townsendi und I. Bucklandi in 
Betracht. Ischyodus Townsendi Buckl. (Agassiz, poiss. foss., III. p. 343. t. 40. f. 20—22) 
aus dem Portland von Oxford ist der grösste aller Chimaeriden. Seine Unterkieferplatte 


— 5 — 


misst noch einmal so viel als die des Ischyodus rostratus und ist dabei stumpfer unregelmässig 
rhomboidal und der obere Zahnrand überhaupt nur schwach ausgeschnitten. 

Von Ischyodus Bucklandi Egert. (Ag., p. 343. t. 40 c. f. 19) ist die Unterkiefer- 
platte nur unvollständig gekannt; sie war jedenfalls kleiner und die schnabelartige Verlänge- 
rung dünner, spitzer und gerader gerichtet. 

Ischyodus Egertoni Buckl. (Ag., p. 340. t. 40 c. f. 8—9) aus dem Kimmeridge von 
Shotover, die typische Species, besitzt eine kleinere, weniger spitz unregelmässige rhomboi- 
dale Unterkieferplatte; der Rand ist vorn gerade, ohne Schnabel, hinten stark eingeschnitten; 
der hintere Reibhübel ist länger, liegt dem mittleren näher, als in Ischyodus rostratus, und 
der Unterrand ist vorn und hinten eingeschnitten. Nur darin besteht Aehnlichkeit mit Ischyo- 
dus rostratus, dass der grosse Reibhübel schon in einiger Entfernung vom Unterrand endigt. 

Es könnte auch mit Ischyodus Tessoni Buckl. (Ag., p. 342. t. 40. f. 16) aus dem 
Oolith von Caen Aehnlichkeit gefunden werden. Doch ist in I. rostratus die vordere Spitze 
höher, der mittlere Hübel vom vorderen weiter entfernt als vom hinteren; in I. Tessoni sind 
beide Entfernungen gleich, der grosse Reibhübel dehnt sich weiter hinterwärts und bis zum 
Unterrand aus und der Hinterrand ist kürzer. 

Wegen ähnlicher Grösse ist auch noch des Ischyodus Agassizi Buckl. (Ag., p. 341. 
t. 4l a. f. 34. t. 40 c. f. 14—16) aus dem Grünsande von Maidstone zu gedenken. In 
I. rostratus aber ist die Unterkieferplatte spitzer unregelmässig rhomboidal, weniger hoch, 
auch der Rand vorn und hinten tiefer ausgeschnitten, als in I. Agassizi, bei dem der grosse 
Reibhübel bis zur Symphysis zieht. 

Von Ischyodus Thurmanni Pietet (Arch. Bibl. univ. Geneve, Mars 1858) aus dem 
Gault von Samte-Croix ist nur erst der Name bekannt. 

Die meiste Aehnlichkeit besteht mit einer Versteinerung, welche schon Schübler im 
oberen weissen Jurakalk der Teck fand, der zum Coralrag gezählt wird. Diese Versteinerung 
führt Quenstedt (Jura, S. 782. t. 96. f. 39) als Chimaera Schübleri auf. Von einer Unter- 
kieferplatte ähnlicher Grösse ist kaum mehr als die vordere Hälfte überliefert, die vorn sich 
in eine ähnliche schnabelartige Spitze mit Querstreifung erhebt. Eines mittleren Reibhübels 
auf dem oberen Rande wird nicht gedacht, und über die Ausdehnung des grossen Reibhübels 
giebt die Versteinerung keinen Aufschluss. 

Die rechte Zwischenkieferplatte aus dem Portland des Tönniesberges habe ich Taf. II. 
Fig. 5 von aussen, Fig. 6 von imnen, Fig. 7 von oben und Fig. 8 in doppelter Grösse von 
unten abgebildet. Die Zwischenkieferplatte der fossilen Chimaeriden findet sich überhaupt 
sehr selten ; sie ist eigentlich nur von Ischyodus Egertoni (Ag., t. 40c. f. 1—4) genauer 
gekannt. Diese ist, nach der Abbildung zu urtheilen, kleiner, auf der Aussenseite gleich- 
förmiger mit querlaufenden Wachsthumsstreifen bedeckt, die Reibhübel des unteren Randes 
ziehen, die Platte in natürlicher Lage gedacht, innen höher und spitzer aufwärts, in der 


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Platte vom Tönniesberge stellen sie kürzere und niedrigere Hübel dar; letztere Platte ist 
dabei eher noch kräftiger und stumpfer als die von Ischyodus Egertoni. 

Von der Zwischenkieferplatte des Tönniesberges ist 0,032 Länge überliefert. Die 
Platte ist dabei 0,02 hoch und, in ihrer natürlichen Lage betrachtet, 0,016 breit. Oben 
ist sie gerundet, schwächer aussen, unten stellt sie sich mehr eben dar, wobei sie aussen 
eine vorstehende Kante bildet. Von der Innenseite ist die obere Hälfte eben, und an ihrem 
vorderen Ende erkennt man eine Abnutzungsfläche, welche durch die gegenseitige Berührung 
beider Hälften entstanden ist. Die untere Hälfte der Innenseite stellt eine starke Rinne dar, 
deren vorderer Theil durch Abnutzung mit der Unterkieferplatte ausgehöhlt erscheint. Diese 
Aushöhlung wird von einer Reihe von fünf kleinen Reibhübeln begrenzt, welche selbst innen 
oder hinten kurz und mehr warzenförmig gebildet erscheinen und durch Querblättchen aus 
festerer Substanz, zwischen denen die weichere Substanz sich durch hellere Färbung bemerk- 
bar macht, verstärkt sind. Der letzte dieser Hübel scheint mehr gekörnt als von Querblätt- 
chen durchzogen zu seyn. Gleich hinter dem ersten oder innern Reibhübel liegt noch ein 
kleiner Reibhübel, der sich durch seine schmale Form auszeichnete und durch Querblättchen 
verstärkt war. Diese Zahnplatte ist, wie die Unterkieferplatten, von schwarzbrauner Farbe. 


Ischyodus (Chimaera) acutus Meyer. Taf. I. Fig. 9—12. 


Diese linke Zwischenkieferplatte fand sich im Portland des Lindener Berges bei Han- 
nover, aus dem noch keine Schildkröten-Reste herrühren sollen. Die Platte ist Fig. 9 von 
von aussen, Fig. 10 von innen, Fig. 11 von oben und Fig. 12 in doppelter Grösse von 
unten dargestellt. Die typische Aehnlichkeit mit der zuvor beschriebenen Zwischenkieferplatte 
lässt vermuthen, dass sie von einem Ischyodus stamnt, sie unterscheidet sich aber von dieser, 
so wie von der Zwischenkieferplatte in Ischyodus Egertoni auffallend, indem sie einen viel 
grösseren Chimaeriden verräth und vorn spitzer zugeht, wodurch ihr eine geradere, gestreck- 
tere Form verliehen wird. Die querlaufenden Wachsthumsstreifen der Aussenseite sind viel 
deutlicher ausgedrückt, was auch von den längslaufenden Streifen in der oberen Gegend gilt. 
Die rinnenförmige Aushöhlung, welche den unteren Theil der Innenseite darstellt, ist auf 
fallend breiter als der obere Theil dieser Seite, an dessen vorderem Ende die Abnutzung 
wahrgenommen wird, welche durch das Zusammenliegen beider Hälften entstand. Die Zahl 
der Reibhübel, welche den vorderen äusseren Rand umgeben, beträgt hier wohl auch fünf, 
und sie bestehen auch aus härteren Querblättchen, die durch eine hellere, weichere Substanz 
getrennt erscheinen; die Form der Hübel ist jedoch eine andere, indem sie, statt warzen- 
förmig zu seyn, im Rande schärfer sich darstellen und innen aufwärts sich weit mehr ver- 
längern, was unmöglich von einer tieferen Aushöhlung der Innenseite durch die Unterkiefer- 
platte herrühren kann. Der letzte Reibhübel scheint auch hier eher punktirt oder gekörnt, 


als durch Querblättchen verstärkt zu seyn. Der schmale Reibhübel in der Nähe des 
Band VII 1 3 


er. 


Innenrandes liegt dem ersten oder inneren Reibhübel näher, als in der Platte vom 
Tönniesberge. 

Für die Länge der Platte ohne den hinteren Fortsatz erhält man 0,041, mit dem- 
selben 0,057, für die Höhe 0,024 und für die Breite, die Platte in natürlicher Lage gedacht, 
0,0205. Die Farbe ist lederbraun. 

Ischyodus Townsendi aus dem Portland von Oxford würde nach der Unterkieferplatte 
zu gross seyn, sie ist noch einmal so gross, als in I. rostratus, dabei auch stumpfer, so 
dass es gar nicht wahrscheinlich ist, dass die Species von Oxford mit einer Zwischenkiefer- 
platte von so schlanker Form, wie die aus dem Lindener Berge, versehen war. Egerton 
besitzt nun wirklich eine Zwischenkieferplatte von Ischyodus Townsendi, für die gegen drei 
Zoll Höhe, 1'/, Zoll Breite und ein viertel Zoll Dicke angegeben wird (Agassiz, p. 344). 


Perca Alsheimensis und Perca Moguntina 


aus dem 


Mittel-Rheinischen Tertiär-Becken, 


Taf. II. 


Perca Alsheimensis Meyer. Taf. II. Fig. 1. 


Die Litorinellen-Schichten des Mittel-Rheinischen Tertiär-Beckens enthalten an verschie- 
denen Stellen Fische, die sich aber gewöhnlich nur durch vereinzelte, zur Ermittelung der 
Species wenig geeignete Skelettheile zu erkennen geben. Vollständige Fische sind eine Selten- 
heit. Die gute Erhaltung des Lebias Meyeri Ag. (Meyer, Mus. Senckenb., I. S. 288. — 
Agassiz, poiss. foss., V. 2. p. 50. t. 41. f£. 7. 8), selbst mit der Farbenzeichnung, musste 
um so mehr überraschen, als dieses kleine Fischehen bei Frankfurt sich im Litorinellen-Thone 
findet. Die Ueberlieferung vollständigerer Skelete ist eher noch von dem an Versteinerungen 
überhaupt ärmeren Plattenmergel zu erwarten. Dem von mir beschriebenen vollständigen 
Cobitis longiceps Ag. (Palaeontogr., I. S. 151. t. 20. f. 2) aus dem Mergel von Mombach 
reiht sich eine zu Alsheim, zwischen Oppenheim und Osthofen, gefundene Fischversteinerung 
an, deren Mittheilung ich dem Herrn Candidat Greim zu Offenbach verdanke. Ich habe sie 
Taf. IH. Fig. 1 abgebildet. Sie rührt von einer Perca her. Es unterliest wohl keinem 
Zweifel, dass das Skelet vollständig vom Gestein aufgenommen wurde. Es fehlen der 
Kopf und Vorderrumpf mit dem vorderen Ende der Rückenflosse und den Brust- und Bauch- 
flossen, die erst später weggebrochen seyn werden. Das übrige ist trefflich erhalten. Das 
Gestein besteht in einem gelblichen Plattenmergel, der den rauheren Schichten des lithogra- 
phischen Schiefers ähnlich sieht, und auch die Fischreste erinnern durch ihre weingelbe Farbe 
an die Fische letzteren Schiefers. Von Versteinerungen erkennt man sonst nur hie und da eine 
Litorinelle. 

Diese Perca gehört zu denen, die, wie die gegenwärtig in Indien und Australien 


lebenden Species, eine aus 9 Stachelstrahlen bestehende vordere Rückenflosse besitzen, und 
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an der Afterflosse vorn drei Stachelstrahlen aufzuweisen haben; während in den Europäischen 
und Amerikanischen Arten die vordere Rückenflosse 12— 15 Stachelstrahlen und die After- 
flosse vorn deren nur zwei zählt. So belangreich diese Unterschiede zu seyn scheinen, so 
hält es doch Agassiz für eine unnöthige Zersplitterung des Genus Perca, wenn man darauf 
eine Trennung gründen wollte. 

An vorliegender Versteinerung sind von der Rückenflosse der erste und zweite Stachel- 
strahl vollständig weggebrochen, vom dritten ist nur die Spitze überliefert, der vierte und 
fünfte waren die längsten; die Strahlen nahmen hierauf an Länge ab, der letzte ist der kür- 
zeste, aber dabei keineswegs schwach. Die hintere Rückenflosse beginnt mit einem Stachel- 
strahl, der nur wenig kürzer und schwächer war, als der siebente der vorderen Rückenflosse. 
Die Zahl der sehr deutlich überlieferten weichen Strahlen beträgt 11. Von diesen ist der 
erste einfach, der zweite gespalten und von den dadurch gebildeten beiden Aesten nur der 
hintere noch einmal gespalten, während in den übrigen weichen Strahlen dies auch bei dem 
vordern Aste der Fall ist, die daher in vier gegliederte Fäden ausgehen, der zweite nur in 
drei. Die Träger der Strahlen der vorderen Rückenflosse waren im Ganzen stärker, als die 
der hinteren. 

Die Afterflosse beginnt merklich weiter hinten als die hintere Rückenflosse und be- 
steht aus 3.9 Strahlen. Von den drei Stachelstrahlen war der nicht vollständig überlieferte 
erste kürzer und schwächer als die beiden andern, der zweite der stärkste, doch kaum län- 
ger als der dritte. Von den weichen Strahlen sind die vorderen länger als die Stachelstrah- 
len; der erste ist einfach, am zweiten scheint der vordere Theil nicht zum zweitenmal ge- 
spalten, was bei den übrigen der Fall ist, die daher in vier Fäden ausgehen. Die Stachel- 
strahlen lenkten hauptsächlich an dem langen starken Träger ein. 

Die grosse und breite oder hohe Schwanzflosse zählt in ihrem deutlich getrennten 
oberen und unteren Lappen je acht grosse Strahlen, von denen der erste einfach ist; der 
zweite Strahl scheint nur einmal gespalten, die übrigen sind es dreimal und endigen daher 
je mit acht gegliederten Fäden. Vor der Schwanzflosse lagen kleine Strahlen, von denen 
sich oben vier, unten zwei deutlich unterscheiden lassen. Der obere Lappen war hauptsäch- 
lich durch drei breitere Träger gestützt, von denen der oberste mit dem letzten Wirbel ver- 
bunden zu seyn scheint, davor lagen noch kleinere Träger; der untere Lappen hängt haupt- 
sächlich an einem Träger, der der breiteste in der Schwanzflosse gewesen seyn wird. 

Von den Wirbeln und ihren Bogen sind nur die Abdrücke überliefert. Die Körper 
waren kräftig und aussen mit einer der Länge nach gerichteten Grube versehen, von der 
sich der Abdruck im Gestein erhalten hat. Es waren 15, höchstens 16 Schwanzwirbel vor- 
handen, die Zahl der Rückenwirbel liegt nicht vollständig vor. 

Man sieht auf die Innenseite der linken Hälfte des Schuppenkleides des Fisches. Auf 
dem oberen Lappen der Schwanzflosse finden sich zwei Schuppen abgelagert. Hieraus, sowie 


aus dem Abdruck von zwei anderen Schuppen, erkennt man, dass sie schwach gerundet 
viereckig, länger als breit, in der Mitte schwach gewölbt und mit einem fächerförmigen 
Büschel von Streifen versehen waren. Man kann sich sogar überzeugen, besonders deutlich 
an der After- und Schwanzflosse, dass auch die Basis der Flossen mit kleineren, mehr oval 
geformten Schuppen bedeckt war. 

Diese Perca, von der Grösse der gemeinen lebenden, zeichnet sich durch gedrängtere 
Form in dem überlieferten hinteren Theil, sowie durch kräftigere Entwickelung der Flossen 
aus. Von den Percoiden, die ich aus der Braunkohle der Rhön untersucht habe, ist dieser 
Fisch verschieden, was auch von den anderen unter Perca bereits veröffentlichten fossilen 
Fischen gilt. 

So ist Perca lepidota Ag. (poiss. foss., IV. p. 75. t. 10) von Oeningen noch einmal 
so gross und höher gebaut, sie besitzt grössere Schuppen, die breiter als lang sind, von 
den 9 Stachelstrahlen,, woraus die vordere Rückenflosse besteht, sind der dritte, vierte und 
fünfte die längsten, in der hinteren Rückenflosse werden 15 Strahlen vermuthet, von denen 
der erste der längste und die übrigen weich waren; für die Afterflosse werden 4.9 Strahlen 
angegeben, letztere einfach getheilt, und für die Schwanzflosse nur 15 grosse Strahlen zu- 
sammen. Dabei scheinen die Flossen, namentlich die des Schwanzes, auffallend klein. 

Perca angusta Ag. (p. 79. t. 11) aus der Braunkohle von Menat (Puy - de - Döme), 
von ähnlicher Grösse als vorliegende, doch schlanker geformt, besass, wie angegeben wird, 
in der hinteren Rückenflosse einen Stachelstrahl und wenigstens zehn weiche, in der After- 
flosse an weichen Strahlen nur acht, in der Schwanzflosse, die als klein bezeichnet wird, 
8.1. 8; 7. I. 10 Strahlen, und dabei 18 Schwanzwirbel, was zu vorliegendem Fisch nicht 
passt. Nur darin besteht Aehnlichkeit, dass in der Afterflosse die Stachelstrahlen merklich 
kürzer sind als die weichen. 

In Perca Beaumonti Ag. (p. 81. t. 11. a), aus dem Süsswassergebilde von Aix in 
der Provence, einem Fisch von ähnlicher Grösse, sind unter den Strahlen der vorderen Rücken- 
flosse, wie in vorliegender Perca, der vierte und fünfte am längsten, für die hintere Rücken- 
flosse werden aber zwölf weiche gegabelte Strahlen, für die Afterflosse neun bis zehn, für 
die Schwanzflosse ausser dem einfachen Strahl oben acht unten sieben grosse Strahlen an- 
gegeben. In der Afterflosse erreichten die beiden hintern Stachelstrahlen zwar nicht genau 
die Länge der weichen Strahlen, sie waren aber jedenfalls länger als in vorliegendem Fisch, 
dem die grössere Schwanzflosse entspricht. Es werden 17 Schwanzwirbel vermuthet. 

Der von mir als Perca Laurenti (Palaeontogr., I. S. 105. t. 12. f. 3) beschriebene 
Fisch aus einem Tertiärgebilde von Cairo ist viel kleiner und auch dadurch verschieden, dass 
die vordere Rückenflosse 12 Strahlen und der Schwanz 21 Wirbel zählen. 

Eben so wenig kommt Perca uraschista Reuss (Meyer, Palaeontogr., II. p. 57. t. 11. 
f. 1—3) aus dem Polirschiefer von Kutschlin in Böhmen in Betracht, weil zwischen der 


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vorderen und hinteren Rückenflosse kein Einschnitt besteht, auch weil die hintere Rücken- 
flosse zwölf weiche Strahlen, die Schwanzflosse oben sieben, unten acht lange Strahlen und 
der Schwanz achtzehn Wirbel zählen. 


Perca Moguntina Meyer. Taf. II. Fig. 2—13. 


Im Jahr 1846 wurde zu Mainz bei Errichtung eines neuen Stadttheils am Kästrich, 
einer mit Reben bepflanzten Anhöhe, welche den sogenannten Drusenstein trägt, ein unge- 
fähr 50 Fuss mächtiges Profil entblösst, das unzählige Schichten von Thon, Letten und 
Mergel im Wechsel mit Litorinellen- Sand und fast ganz aus Cypris zusammengesetzten Mer- 
gelschichten darbot. Bisweilen waren die Schichten durch eine kaum halbzöllige Lage eines 
schwarzen kohligen Staubes getrennt. Die Schichten fielen, der Böschung des Hügels ent- 
sprechend, nach dem Rhein hin ab, der daher bei Mainz in einer Einsenkung fliesst, die 
auf der anderen Seite von der aus ähnlichen Tertiärgebilden bestehenden Hochheimer Höhe 
begrenzt wird. Der Längenerstreckung nach steht der Kästrich Rhein-abwärts mit dem Ter- 
tiärgebilde von Mombach, Rhein-aufwärts mit dem von Weisenau und Oppenheim und daher 
auch mit Alsheim, dem Fundorte der zuvor beschriebenen Perca, in Verbindung. In der unge- 
fähren Mitte des am Kästrich entblössten Schichten - Profils wurden in einem eisenschüssigen 
Letten Reste von Crocodil und Schildkröten, so wie versteinertes Holz gefunden. Weiter unten 
herrscht der Thon vor, mit plattenförmigen Septarien durchzogen. Hofmaler Becker, der 
damals in Mainz wohnte, seit mehreren Jahren aber sich zu Melbourne in Neuhölland auf- 
hält, machte mich auf diesen Durchschnitt aufmerksam. Schon in den oberen Schichten fan- 
den sich Fischreste, zahlreicher jedoch im dem mit einigen Litorinellen untermengten Thon 
unmittelbar unter den Septarien. Becker theilte mir die besseren Stücke gerade zu der Zeit 
mit, als Agassiz mich auf seiner Reise nach Nord-Amerika besuchte. Auch er erkannte in 
den Resten eime Perca, der ich den Namen Perca Mosuntina (Jahrb. für Mineral. , 1846. 
S. 476) beilegte. Frisch gesammelt sind diese Fischreste wegen der Feuchtigkeit des Thones 
sehr zerbrechlich, beim Trocknen werden sie fester, in Farbe gleichen sie dunkelem Kandis. 

Die Unterkieferreste, im Zahnbein bestehend, gehören fünf, in Grösse wenig verschie- 
denen Individuen an. Das vollständigste Stück besteht in den Fig. 2 abgebildeten beiden 
Hälften, wovon 0,018 Länge vorhanden ist; der gabelförmige hintere Theil ist weggebrochen. 
Die vordere Strecke der Oberseite ist dieht mit Ringen besetzt, der Basis der kleinen bür- 
stenförmig angeordneten Zähnchen, deren Kronen weggebrochen sind. Diese bezahnte Strecke 
wird sich wie in der lebenden Perca noch weiter hinterwärts gezogen haben, worauf schon 
die Beschaffenheit des Zwischenkiefers hindeutet. Der Kiefer war geformt wie in unserer 
gemeinen Perca (P. fluviatilis), doch im Ganzen kräftiger. 

Dasselbe gilt vom Zwischenkiefer, von dem ich Reste von sechs Individuen verschie- 
dener Grösse untersucht habe. Eine linke Zwischenkieferhälfte Fig. 3, so gut wie vollstän- 


al, a 


die, besitzt 0,0285 Länge und das bürstenförmig mit kleinen Zähnchen besetzt gewesene 
Band 0,0045 Breite. Am vorderen aufsteigenden Fortsatz fehlt nur wenig, der weiter hinten 
sitzende, der geringer war, ist fast ganz weggebrochen. Grösser war der Fig. 4 abgebildete 
Zwischenkiefer, wovon der hintere Theil weggebrochen ist. Das mit den kleinen Zähnchen 
besetzt gewesene Band misst 0,006 Breite. Diese Breite beträgt in einem ähnlichen Fig. 5 
dargestellten Fragment nur halb soviel; dieses Stück passt daher besser zu dem abgebildeten 
Unterkiefer. Das vordere Ende des bezahnt gewesenen Bandes endigt runder als in unserer 
lebenden Perca. 

Das schmale Knochenstück Fig. 6 stellt den Keilbeinfortsatz von unten dar. Der 
Eindruck am vorderen Ende war zur Aufnahme des Pflugscharbeins bestimmt; in der von 
mir damit verelichenen Perca fluviatilis ist dieser Eindruck spitzwinkliger und länger, was 
daher auch für den Fortsatz des Pflugscharbeins gilt. 

Das Fig. 7 von neben und von oben dargestellte Bruchstück ist der hintere fortsatz- 
artige Theil des Oberhinterhauptsbeins (interparietal unique Cuv.). Dieser Theil ist oben 
mehr eben, während er unten und hinten sich zuschärft. Das vordere breitere Ende ist 
grösstentheils weggebrochen. In Perca fluviatilis finde ich, dass dieser Fortsatz auf der 
Oberseite mit einer Rinne versehen ist und nach vorn weniger an Breite zunimmt. 

Bruchstücke von dem Kiemendeckel-Apparat sind Perca-artig gebildet, für eine Dar- 
legung aber zu unvollständige. 

An dem Fig. 8 abgebildeten grösseren Wirbel ist der obere Bogen weggebrochen. 
Der Körper ergiebt 0,011 Länge, 0,0115 Breite und 0,01 Höhe; er ist daher mehr als noch 
einmal so gross, als in unserer lebenden Perca. Nach den schwach abwärts und nach aussen 
gerichteten Querfortsätzen ist es einer von den dem Schwanze vorhergehenden Abdominal- 
Wirbeln. Ueber dem Querfortsatze liest eine starke Längsgrube, und auch an der Unterseite 
bemerkt man in der Mitte eine längere Grube, daneben kleinere Oeffnungen. 

Der schöne Wirbel Fig. 9 ist einer der vorderen von einem etwas kleineren Indivi- 
duum und kommt ebenfalls auf Perca heraus. An diesen vorderen Wirbeln erscheint die 
Aussenseite des Körpers mehr glatt und nur mit klemen Poren versehen. Der schwach hin- 
terwärts gerichtete obere Bogen ist breit, aufwärts spitzt er sich zu. Der Körper besitzt 
0,006 Länge bei 0,007 Breite und Höhe, die mit dem Stachelfortsatz 0,025 beträgt. 

Fig. 10 und 11 stellen zwei Stachelstrahlen aus der vorderen Rückenflosse dar; 
ersterer ist vollständig und ergiebt 0,034 Länge, letzterer, an dem die Spitze weggebrochen 
ist, war klemer. Die geradere Richtung dieser Strahlen macht es wahrscheinlich, dass sie 
nicht zu den längsten der Flosse gehörten. 

Fig. 12 ist der erste und zweite Stachelstrahl der Afterflosse, noch zusammenliegend. 
Sie breiten sich in ihrer ungefähren Längenmitte und zwar der erste an der linken, der 
zweite an der rechten Seite etwas hinterwärts aus. Es ist ersichtlich, dass in dieser Species 


a 


der erste Stachelstrahl schwächer, dabei aber nur unmerklich kürzer war, als der zweite, 
der durch Stärke auffiel. 

Fig. 13 stellt den ersten Stachelträger der Afterflosse von hinten und von neben dar. 
Die Länge und Stärke ist für Perca bezeichnend; von der Länge ist 0,046 überliefert. 

Diese Perca war so gross, dass sie selbst Perca lepidota von Oeningen übertroffen 
haben wird. Von letzterer Species sind die einzelnen Knochen für eine Vergleichung zu 
wenig gekannt. Für die Afterflosse werden vier Stachelstrahlen angeführt, während Perca 
Moguntina nur drei besessen haben wird. Die Verschiedenheit von Perca Alsheimensis giebt sich 
ebenfalls schon an den Stachelstrahlen der Afterflosse zu erkennen, von denen der erste 
Strahl in letzterer Species kurz, in ersterer lang war. 


Stenopelix Valdensis, 


ein Reptil aus der Walden - Formation Deutschland’. 


Taf. IV. V. 


Im Sandsteine der Walden - Formation des nahe bei Bückeburg gelegenen Harrel’s, 
im Fürstenthume Schaumburg-Lippe, wurden im Jahr 1855 Ueberreste von einem grösseren 
Reptil gefunden, die Seine Durchlaucht der regierende Fürst Georg Wilhelm zu Schaum- 
burg - Lippe mir im Januar 1857 durch Herrn Professor Burchardt zur Untersuchung mit- 
theilen liess. Eine vorläufige Nachricht habe ich davon im Jahrbuche für Mineralogie etc., 
1857. S. 532 gegeben. 

An dem Skelet fehlt der Schädel mit dem Vorderrumpf, so wie das äusserste Schwanz- 
ende. Diese Theile werden erst bei Gewinnung des Steines weggebrochen seyn, da es nach 
dem guten Zusammenhang, worin die Skelettheile sich befinden, keinem Zweifel unterliegen 
wird, dass das Thier vollständig zur Ablagerung gelangte. Die Entblössung geschah von 
der unteren oder Bauchseite des Thieres.. Die Hauptplatte besteht in zwei Stücken, welche 
sich zusammenfügen lassen, und von denen das vordere Ueberreste von einigen Rückenwir- 
beln und der linken (in der Abbildung der rechten) vorderen Gliedmaasse enthält, die hin- 
tere Platte dagegen die übrigen Rückenwirbel, die Beckenwirbel, das Becken mit den beiden 
hinteren Gliedmaassen und die vordere Strecke des Schwanzes, dessen grösster Theil auf die 
Gegenplatte gekommen ist, wofür diese weniger vom Rumpf aufzuweisen hat. Beide Platten 
ergänzen sich auch sonst noch. 

Da die vordere Strecke fehlt, so wird bei Betrachtung der Wirbel am besten von 
der Beckengegend ausgegangen. Dem Becken standen nicht mehr als zwei Wirbel zu, deren 
Körper eben so wenig verschmolzen waren, als die Wirbelkörper überhaupt. Die (uerfortsätze, 
durch die sie sich bemerkbar machen und woran das Becken befestigt gewesen seyn wird, 
sind weder von auffallender Länge noch Stärke. Vor den Beckenwirbeln werden Ueberreste 


von elf Wirbeln, so wie ferner einige Rippen wahrgenommen, die auf Rückenwirbel schlies- 
Band VII, 1. 4 


a 


sen lassen, die vor dieser Strecke gesessen haben müssen, jetzt aber weggebrochen sind, so 
dass die Zahl der Rückenwirbel über ein Dutzend betragen haben wird. 

Das Thier scheint keine Lendenwirbel besessen zu haben. Der erste Beckenwirbel 
und der unmittelbar vor diesem auftretende Wirbel besitzen unter allen die längsten Körper, 
für deren Länge man je 0,022 erhält. Die Breite betrug wenigstens für den Körper des 
Beckenwirbels nicht weniger, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass er durch Druck et- 
was platter geworden zu seyn scheint. In der vor dem Becken liegenden Strecke nimmt 
der Wirbelkörper je weiter vorn er auftritt um so mehr an Länge ab, so zwar, dass die 
vordersten Wirbelkörper fast gleichförmig 0,015 Länge ergeben. Die Breite des Körpers lässt 
sich nicht genau ermitteln ; denn es ist nicht allein ungewiss, ob er von unten oder von 
neben sich darstellt, sondern er ist auch durch Druck auffallend platt oder flach geworden. 
Nur so viel steht fest, dass die Körper etwas länger als breit oder hoch waren. 

Schon in dem ersten vor den Beckenwirbeln liegenden Wirbel ist der‘ Körper vom 
oberen Bogen getrennt und ein wenig nach der linken Seite (der rechten in der Abbildung) 
geschoben, was in den davor sitzenden Wirbeln immer stärker hervortritt; es ist hieraus zu 
entnehmen, dass Körper und oberer Bogen zwei leicht zu trennende Knochen darstellten. 
Wo die Trennung mit Verschiebung statt fand, sieht man bei dem oberen Bogen auf dessen 
Unterseite. Vom Bogen hat sich indess selten mehr als der Abdruck erhalten. Der obere 
Stachelfortsatz steckt im Gesten, kann aber unmöglich hoch gewesen seyn. Es ist mir nicht 
recht deutlich geworden, ob der nach aussen und hinten gerichtete Seitentheil, der dem Bo- 
sen 0,037 Breite verleiht, den Querfortsatz oder den hinteren Gelenkfortsatz darstellt. Für 
den (uerfortsatz würde er bei der schlanken Gestalt der Rippen fast zu stark seyn, man 
möchte ihn daher eher für den Gelenkfortsatz halten, der alsdann meist etwas eckig endigte. 
Der (Querfortsatz musste aber auf den oberen Bogen gekommen seyn, da von ihm am Kör- 
per nichts wahrgenommen wird. An einem der vordern Wirbel scheint er in einem eigenen 
kürzeren Knochenstücke bestanden zu haben. An dem Körper des ersten Beckenwirbels war 
zu beiden Seiten in der Mitte in einer Vertiefung eim Querfortsatz angebracht, der an den 
beiden Enden breiter wurde. Zwischen diesem und dem ihm vorsitzenden Wirbel, doch 
mehr dem ersten Beckenwirbel zustehend, wird auf der rechten Seite des Thiers ein an sei- 
nem äusseren Ende nicht vollständig überlieferter Theil wahrgenommen, den ich eher für 
einen Querfortsatz als für eine Rippe, wofür er zu stark wäre, halten möchte; auch ist die 
Rippe, welche zu dem vor dem ersten Beckenwirbel sitzenden Wirbel gehört, weiter oben 
durch einen germgen Ueberrest angedeutet. 

Der Hauptquerfortsatz des ersten Beckenwirbels war kaum länger als dessen Körper. 
Zwischen den beiden Beckenwirbeln erkennt man einen nur wenig kürzeren Querfortsatz, der 
aussen mit dem des ersten Beckenwirbels verbunden war, und es scheint der zweite Becken- 


wirbel noch mit einem Querfortsatze versehen gewesen zu seyn. Zwischen diesem Wirbel 


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und dem ersten Schwanzwirbel glaubt man an der rechten Seite des Thiers einen geringen 
Knochenrest wahrzunehmen, der jedoch noch nicht berechtigt auf einen querfortsatzartigen 
Theil an dieser Stelle zu schliessen. 

Die Querfortsätze der fünf oder sechs vorderen Schwanzwirbel geben denen der Becken- 
wirbel an Länge nichts nach. Auch hier scheinen sie nicht mit dem Körper verwachsen 
und mehr zwischen je zwei Wirbeln angebracht gewesen zu seyn. Ob diese Theile wirk- 
lichen Querfortsätzen, oder ob sie mehr den Rippen entsprechen, ist bei der Unmöglichkeit, 
vollständig erhaltene Wirbel zu untersuchen, schwer zu sagen. Vom unteren Bogen rühren 
sie nicht her. Sie erscheinen innerhalb des von den Sitzbeinen umschriebenen Raumes auf 
eine Weise, welche zur Vermuthung Anlass geben könnte, dass sie zur Befestigung dersel- 
ben gedient hätten; doch ist diese Lage nur zufällig. Ist von den vorderen Schwanzwirbeln 
der Körper weggebrochen oder auf die andere Platte gekommen, so wird, wie namentlich 
in der mittleren Gegend dieser Strecke, der obere Bogen deutlicher erkannt. Hier sollte man 
glauben, dass, wohl durch die Gelenkfortsätze veranlasst, das vordere Ende des Bogens in 
eine spitzere Gabel ausgegangen wäre, während das hintere Ende durch ein Paar nach hin- 
ten und aussen gerichtete stumpfe Fortsätze einen flacheren Bogen beschrieben hätte. 

Die hinter den Sitzbeinen folgenden Schwanzwirbel sind fast sämmtlich von neben ent- 
blösst, wie aus der Gegenplatte (Taf. V) deutlicher hervorgeht. Der obere Bogen hängt noch 
mit dem Körper zusammen. Man glaubt indess auch hier Andeutungen von einer Trennung 
zwischen Bogen und Körper wahrzunehmen. Für die ganze Höhe eines solchen Wirbels erhält 
man 0,027, wovon 0,012 auf den 0,0135 langen Körper kommt, dessen Gelenkflächen we- 
nigstens bei einigen Wirbeln nach vorn geneigt erscheinen. Hier, wie in den Wirbeln über- 
haupt, waren beide Gelenkflächen des Körpers schwach concav, selbst der erste Schwanz- 
wirbel zeigt weder vorn noch hinten eine Convexität. Die Gelenkfortsätze sind gut ausge- 
bildet, der obere Stachelfortsatz stark hinterwärts geneigt und von geringer Breite. Diese 
Wirbel waren mit einem nur gering entwickelten unteren Bogen versehen, der zwischen je 
zwei Körpern einlenkte. Von diesen unteren Bogen fand ich Andeutungen auf der den 
achten bis vierzehnten Schwanzwirbel umfassenden Strecke. 

Der obere Bogen verkümmert in den weiter hinten sitzenden Schwanzwirbeln. Der 
sechszehnte und die vor ihm sitzenden Schwanzwirbel ergeben noch 0,0155 Körperlänge, 
während man an dem siebenzehnten nur 0,01 bei kaum mehr Körperhöhe erhält; der acht- 
zehnte Wirbel ist nicht vollständig überliefert, er scheint eher wieder etwas länger gewesen 
zu seyn, die folgenden Wirbel ergeben durchschnittlich eine Länge von 0,012, und selbst 
an den letzten, welche wieder auf die Hauptplatte kommen, erhält man 0,011 Länge. In 
der ganzen hinteren Strecke waren die Wirbel schmal und, wie es scheint, nur mit kleinen 
Gelenkfortsätzen versehen; von unteren Bogen und Querfortsätzen wird nichts mehr wahr- 


genommen. Bei der jetzigen weichen Knochenbeschaffenheit konnte es nicht fehlen, dass diese 
4* 


Wirbel stark beschädigt und für weitere Aufschlüsse untauglich wurden. Es sind überhaupt 
39 — 40 Schwanzwirbel überliefert, die eine Länge von 0,55 einnehmen. In der hinteren 
Hälfte dieser Strecke wird der Schwanz auffallend dünn. Hier musste er auch im Vergleich 
zur vorderen Strecke leichter zu bewegen gewesen seyn, wie schon aus der starken, nach 
vorn gehenden Biegung erkannt wird. Wie lang der Schwanz noch fortgesetzt hat, lässt 
sich schwer beurtheilen. Das äusserste Ende ist mit dem Gestein weggebrochen. Die letzten 
Wirbel nehmen so wenig an Länge ab, dass anzunehmen ist, dass ein Viertel von der voll- 
ständigen Länge des Schwanzes fehlen wird, was einen Schwanz von ungefähr 0,7 Länge 
ergeben würde. Für den Schwanz dieses Thiers ist die Gleichförmigkeit in der Länge seiner 
Wirbel und deren schmale Beschaffenheit in der hinteren Strecke bezeichnend. Zu einem 
guten Ruder war er nicht geeignet. 

Die Rippen sind bis kurz vor dem Becken lang und schmal. Sie erreichen 0,14 


Länge, abgesehen von ihrer Krümmung 


g, die ziemlich gleichförmig verläuft, und mehr nach 


der entgegengesetzten Richtung hin gekehrt ist. An diesem Ende erreichen sie 0,005 Breite. 
Der Querschnitt ist oval. Die Rinne, mit der die Rippen versehen sind, verliert sich all- 
mählich nach dem unteren Ende hin. Sie waren eimköpfig, und scheinen an der einen Seite 
des Gelenkendes einen längeren Ausschnitt besessen zu haben, mit dem sie sich dem (Quer- 
fortsatz angelegt haben werden, wie dies in den Crocodil-artigen Thieren, doch bei diesen 
nicht ausschliesslich, wahrgenommen wird. 

In der Gegend der drei Wirbel, die vor den Beckenwirbeln liegen, erkennt man 
Ueberreste von dünnen rippenartigen Knochen, deren Richtung der Wirbelsäule parallel läuft. 
Ob diese auffallend geraden knöchernen Fäden von kaum 0,01 Stärke die Schenkel von win- 
kelförmigen Bauchrippen darstellen oder der Vorrichtung der Bauchrippen überhaupt angehö- 
ren, war nicht zu ermitteln. Es wird sonst nichts wahrgenommen, woraus auf Bauch- oder 
Abdominal-Rippen geschlossen werden könnte. 

Die von der Unterseite entblössten Beckenwirbel, so wie die unmittelbar davor und 
dahinter auftretenden Wirbel zeigen in der Mitte eine knollige Erhebung, welche von der 
Ausfüllung des auf den Körper kommenden rinnenförmigen Antheils am Rückenmarkskanal 
herrührt. Beim Abfallen der weicheren Knochenmasse des Körpers tritt die härtere Gesteins- 
ausfüllung dieser Rinne, die gegen die Mitte hin sich vertieft haben musste, deutlicher her- 
vor und verleiht dem Wirbelkörper ein eigenthümliches, auf den ersten Blick schwer zu deu- 
tendes Ansehen. Der Wirbelkörper war deutlich eingezogen. 

Vom Brust-Schultergürtel ist nichts überliefert. Es liegen aber Ueberreste von der 
linken vorderen Gliedmaasse des Thieres vor, die ich dem Oberarm und Vorderarm zuerken- 
nen möchte. Vom Oberarm ist so wenig erhalten, dass sich weder seine Länge noch Stärke 
bemessen lässt. Dieser Knochen scheint noch mit dem Vorderarm zusammengehangen zu 
haben, mit dem er einen stumpfen Winkel beschreibt. Der Zusammenhang des Skelets ist 


überhaupt nur an einzelnen Stellen gestört. Von den beiden Vorderarmknochen ist der 
schwächere am besten erhalten. Seine Länge war nicht genau zu ermitteln; ich glaube nicht 
zu irren, wenn ich sie zu 0,063 annehme, am unteren Ende erhält man 0,009 und an der 
mehr in die obere Hälfte fallenden schwächsten Stelle 0,005 Breite; während der stärkere 
Knochen selbst in der oberen Gegend nicht unter 0,014 Breite gemessen zu haben scheint. 
Mittelhandknochen können diese beiden Knochen nicht wohl darstellen, da ihrer nur zwei 
sind und sie sehr verschiedene Stärke besitzen; auch könnten sie nicht die ungefähre Länge 
der Mittelfussknochen messen, da wohl Grund genug vorliegt, anzunehmen, dass auch in die- 
sem Thier die vorderen Gliedmaassen kürzer und überhaupt schwächer waren als die hinteren. 

Am unteren Ende des Vorderarmes scheinen Ueberreste vor der Handwurzel zu liegen, 
die jedoch keine nähere Auseinandersetzung gestatten. 

Das Becken ist vollständig überliefert, selbst der Zusammenhang der Knochen ist 
kaum gestört, nur stellen sich diese in Folge des vertikalen Druckes, der auf sie eingewirkt 
hat, theilweise umgelest oder von der breiteren Seite dar. Wie das Skelet überhaupt, so 
ist auch das Becken von unten entblösst. Daher rührt es, dass über die tiefer im Gestein 
liegenden Darmbeine nur wenig Aufschluss zu erlangen ist. Gleichwohl ist es mir gelungen, 
den hinteren Theil vom rechten Darmbein zu entblössen, und zu finden, dass er in einem 
nach hinten gerichteten, flachen stielförmigen Fortsatze besteht. Der vor dem Gelenkkopf des 
ÖOberschenkels liegende Knochen, der im aufgebrochenen Zustand einen nach aussen geöft- 
neten, durch die Vertiefung der Beckenpfanne veranlassten Ausschnitt darbietet, könnte dem 
vordern Theil des Darmbeins angehören. Diese Vermuthung würde an Wahrscheinlichkeit 
gewinnen, wenn das Schambem an der Bildung der Beckenpfanne nicht Theil genommen 
haben sollte. Es besass alsdann das Darmbein in der Richtung von vorn nach hinten nicht 
unter 0,095 Länge. i 

Das Schambein stellt in seiner jetzigen Lage und Beschaffenheit einen platten, breit- 
rippenförmigen, schwach gekrümmten oder aussen concav begrenzten, Knochen dar. Da die 
hintere Grenze nicht genau zu ermitteln war, so lässt sich auch seine Länge nicht angeben, 
sie wird mindestens 0,072 betragen haben, für die mittlere Breite erhält man 0,0125, am 
vordern, unvollständig überlieferten Ende wenigstens 0,019, hinten war der Knochen wohl 
noch breiter. Vor dem durch die Beckenpfanne veranlassten Ausschnitt wird ein Fortsatz 
wahrgenommen, der an den vorderen oberen Fortsatz des Darmbeins in Crocodil erinnert. 
Im fossilen Thier scheint dieser Fortsatz, nach dem, was an der eimen Seite davon vorliegt, 
länger nach vorn und aussen sich erstreckt haben. Es lässt sich über diesen Theil bei der 
Ungewissheit der Lage, welche die Grenze zwischen Darmbein und Schambein einnimmt, 
keine genauere Angabe machen. 

Weniger fest scheint die Verbindung des Sitzbeins im Becken gewesen zu seyn. 
Dieser Knochen zeichnet sich durch seine lange, schmale Form aus und war, wie das Scham- 


bein, mehr plattrippenförmig und schwach gekrümmt; doch liegt die concave Seite nicht 
wie beim Schambein aussen, sondern innen. Das Sitzbein war der längste Knochen im Becken, 
Seine Länge wird nicht unter 0,13 betragen haben; das hintere Ende ist nicht vollständig 
überliefert. Die breitere vordere Gegend ergiebt 0,033, die gegen die Mitte hin liegende 
schmälste 0,013; die stärkste Krümmung fällt in die hintere Hälfte des Knochens, wo er 
auch ein wenig breiter wird und man 0,015 erhält. Hinten scheint der Knochen stumpf 
zugerundet zu seyn, und zwar ohne sich zuvor ausgebreitet zu haben, vorn war er ausge- 
schnitten, wodurch ein Fortsatz entstand, der jetzt innen liegt. Die Lage, welche das Sitz- 
bein einnimmt, ist keinenfalls natürlich. Der Knochen wird durch Druck auf seine breite 
Seite umgelegt seyn. Ursprünglich wird die jetzt aussen liegende gerade Seite die obere oder 
vielmehr hintere gewesen seyn, wobei die jetzt innen liegende concave Seite nach unten und 
das hintere Ende abwärts oder mehr nach vorn gerichtet war. Der am vorderen Ende kei 
der jetzigen Lage des Knochens innen auftretende Fortsatz erhielt hiedurch eine Lage wie 
der Fortsatz, der am Sitzbein des Crocodils dazu bestimmt ist, das Schambein aufzunehmen ; 
vielleicht war dies auch hier seine Bestimmung. Das Schambein liest zwar hiefür nicht nahe 
genug, was von einer Verschiebung der Knochen herrühren könnte. 

Das Becken zeichnete sich hienach durch .die schlanke Form seiner Knochen und 
überhaupt durch Länge aus, die im Ganzen nicht unter 0,221 betragen haben wird; dabei 
erreichte es im der Gegend der Pfanne eine Breite, die weniger als die halbe Länge maass. 

Der Oberschenkel lenkt noch in die Pfanne ein, der rechte (in der Abbildung der 
linke) ist dabei nach aussen, der linke schräg nach vorn gerichtet. Der Oberschenkel, an 
dem man keine Krümmung wahrnimmt, war nicht unter 0,14 lang, der Unterschenkel nur 
unbedeutend kürzer, indem er 0,128 gemessen haben wird. Am oben Gelenkende erhält 
man für den Oberschenkel 0,034, am unteren fast mehr, nämlich 0,036 Breite, die geringste 
Stärke des Körpers maass halb so viel. Für den stärkeren der beiden Unterschenkelknochen 
erhält man am oberen Ende 0,024 Breite, an der schwächsten Stelle des Körpers 0,015. Der 
schmälere Knochen wird oben nicht unter 0,012 breit gewesen seyn, die schwächste Gegend 
des Körpers ergiebt 0,0055. Die unteren Enden der Unterschenkelknochen scheinen fester 
mit einander verbunden gewesen oder mit den Fusswurzelknochen zusammengedrückt seyn. 
Die langen Gliedmaassenknochen waren innen nicht auffallend hohl, mehr grosszellig, was 
vermuthen lässt, dass das Thier nicht ausschliesslich an das Wasser gebunden war. 

Ueber die Fusswurzel lassen sich keine Angaben machen. 

Da das Skelet von unten entblösst ist und die hinteren Gliedmaassen eine Lage ein- 
nehmen, als wäre das Thier im Sitzen oder Stehen verschüttet worden, so liegt auch der 
Oberschenkel tiefer im Gestein als der Unterschenkel und der Unterschenkel tiefer als der 
Fuss, und der Fuss stellt sich mit der grossen Zehe an der Innenseite von unten dar. Von 
den beiden Füssen ist der rechte am besten überliefert. Das Thier besass nur vier Zehen, 


deren Glieder ohne die Mittelfussknochen , jedoch mit Inbegriff der Klauenglieder, von der 
grossen Zehe an folgende Reihe bilden: 2.3.4.5. Dabei besitzen sämmtliche Zehen Klauen- 
glieder von gleicher Vollkommenheit. Die grosse Zehe war die kürzeste, aber nur wenig 
stärker als die übrigen; die dritte Zehe war die längste, doch gegen die mit gleichförmiger 
Länge sich darstellende zweite und vierte nicht auffallend lang. Der Mittelfussknochen er- 
reichte fast die Länge der Zehe, der er angehört. Das erste Zehenglied wird in der gros- 
sen Zehe 0,024 oder 0,027 gemessen haben, letzteres Maass scheint das richtigere; die 
Grenze zwischen diesem Zehenglied und dem Mittelfussknochen war nicht genau zu ermitteln. 
Für das auf der Gegenplatte vollständig erhaltene Klauenglied dieser Zehe erhält man 0,017 
Länge. Die Länge der Mittelfussknochen lässt sich, da deren untere Enden nicht scharf 
begrenzt überliefert sind, auch nicht genau angeben. An der zweiten Zehe erhält man für 
die Länge des ersten Gliedes 0,024, das zweite Glied liegt nicht vollständig vor, das Klauen- 
glied ist wie das erste 0,024 lang. An der dritten Zehe misst die Länge des ersten Gliedes 
0,021, des zweiten und dritten je 0,018 und des Klauengliedes 0,0215; an der vierten Zehe 
misst die Länge des ersten Gliedes 0,019, des zweiten 0,013 des dritten und vierten je 
0,011 und des Klauengliedes 0,017. Die Klauenglieder waren weder flach noch gekrümmt, 
sondern wenigstens an ihrer unteren Seite eben, und daher überhaupt wohl mehr kegelförmig 
oder pyramidal gestaltet, dabei aber spitz. 

Die Knochenmasse ist, wie im Keuper- und bunten Sandstein, schmutzig weiss, weich, 
von seifenartiger Beschaffenheit und bröckelt sich leicht ab. Im Innern der Knochen, nament- 
lich der langen Gliedmaassenknochen, findet sich Eisenocher vor. Der Abdruck der 
Knochen stellt sich auf dem Gestein mehr schwärzlich dar, was von Mangan herrühren wird. 

Von Hautknochen war nirgends auch nur eine Andeutung zu erkennen. Ein Stück 
Schuppenhaut, das sıch damit vorfand, rührt von Lepidotus Fittoni, einem die Walden- 
Formation bezeichnenden Fische, her. 

Der Sandstein ist fein von Korn, ziemlich fest, grau und hie und da mit feinen Koh- 
lentheilchen untermengt, wodurch ihm eine schwärzliche Färbung verleihen wird. Er ist nicht 
schieferig oder geschichtet, sondern zeigt mehr einen unbestimmten Bruch. Das Skelet liegt 
daher auch nicht auf einer ebenen Ablösungsfläche, sondern in der eigentlichen Masse des 
Gesteins, die ruhig abgesetzt worden zu seyn scheint, wie aus ihrer Feinheit und dem Zusam- 
menhang sich ersehen lässt, worin die einzelnen Theile des Skelets sich noch befinden. 

Der Vorderarm betrug kaum die halbe Länge des Unterschenkels, während in den 
lebenden Crocodilen der Vorderarm nur wenig kürzer ist als der Unterschenkel. Auch sind 
in Crocodil die Rippen länger und stärker und der Mittelfussknochen der grossen Zehe weniger 
kurz als in dem Thier vom Harrel. Dem Crocodil fehlt in der vierten Zehe das Klauenglied. 
Nach den Abbildungen bei Cuvier und Wagler würde dieser Zehe ausser dem Klauenglied 
noch ein Glied fehlen, was auf einem Irrthume beruht. Cuvier (vergl. Anatomie) giebt für 


aa — 


die Zehenglieder ohne die Mittelfussknochen in Crocodil folgende Zahlen an: 2. 3. 4. 5. Fünf 
für die vierte Zehe wäre nur möglich, wenn sie ein Klauenglied besessen hätte. In seinem 
Werk über die fossilen Knochen (IX. p. 208) nimmt Cuvier für die vierte Zehe nur vier 
Glieder an und sagt das vierte Glied sey in der Abbildung vergessen, auch habe diese 
Zehe keine Klaue. Diese Angabe ist die richtige, ich finde sie sogar an einem Crocodil aus 
der Rheinischen Braunkohle bestätigt. Es besteht daher im fossilen Thier vom Harrel eine 
wesentliche Abweichung von Crocodil darin, dass die vierte Zehe ein der Stärke der Zehe 
völlig entsprechendes Klauenglied besitzt. 

Die Länge des Fusses mit den Mittelfussknochen kam auf die Länge des Oberschen- 
kels heraus, was den Crocodil-artigen Thieren entsprechen würde. Auch in der gegenseitigen 
Länge der Zehenglieder würde Aehnlichkeit bestehen, nur würde im fossilen Thier die grosse 
Zehe etwas kürzer seyn. Es werden indess solche Aehnlichkeiten und selbst die Ueberein- 
stimmung in der Zahl der Zehen und ihrer Glieder bei den verschiedensten Genera ange- 
troffen, so dass hieraus sich keine weitere Schlüsse auf des Genus ziehen lassen. 

Das Becken zeigt auffallende Abweichungen von Crocodil. Weder das Schambein noch 
das Sitzbein ist an den Enden £icherförmig ausgebreitet; beide Knochen sind so schmal und 
lang, wie es weder bei den lebenden Crocodilen noch Lacerten vorkommt. Das Sitzbein 
gleicht fast mehr dem umgekehrten, mit dem hinteren Ende nach vorn gerichteten Darmbein 
im Frosch. Dieses schmale lange Becken bildet eimen auffallenden Gegensatz zu dem aus 
breiten, schiebenförmigen Knochen zusammen gesetzten Becken gewisser fossiler Saurier. 
Das stielförmig ausgebildete hintere Ende des Darmbeins erinnert an die Lacerten. Sollte 
wirklich das Schambein nur am Sitzbein angebracht und von der Bildung der Beckenpfanne 
ausgeschlossen gewesen seyn, so würde hierin Aehnlichkeit mit Crocodil liegen. Allein selbst 
diese Aehnlichkeit verliert an Werth, wenn man bedenkt, dass im Archesosaurus das Scham- 
bein ebenfalls keinen Antheil an der Bildung der Beckenpfanne nimmt. 

In Crocodil sind die Schwanzwirbel im Vergleich zu den Rückenwirbeln etwas länger 
als im T'hier vom Harrel. Ihre Zahl beträgt in Gavial (Abbildung bei Owen) 40, in Teleo- 
yaurus (daselbst) nur ein Paar mehr, in Crocodilus sclerops (Abbildung bei Wagler) zählt 
man nicht ganz 40, Cuvier (vergl. Anatomie) giebt für Crocodilus Lucius 38, für Gavial 36? 
Schwanzwirbel an; Burmeister (der fossile Gavial von Boll, S. 23) nimmt für die Crocodile 
überhaupt 38 — 42 Schwanzwirbel an. Es geht hieraus hervor, dass in den lebenden und 
fossilen Crocodil-artigen Thieren kaum über 40 Schwanzwirbel angetroffen werden; während 
im fossilen Thier vom Harrel, von dem 39—40 wirklich überliefert sind, gewiss nicht unter 
50 vorhanden waren, was an Aeolodon priscus aus dem lithographischen Schiefer Bayern’s 
erinnert, der 52 Schwanzwirbel besass, aber, zumal im Becken und den Gliedinaassen, von 
dem Saurus aus dem Harrel schr verschieden war. 

Die auffallende Kürze des Vorderarms erinnert an Teleosaurus und Mystriosaurus ; 


doch selbst in diesen Thieren ist der Vorderarm länger als der halbe Unterschenkel und der 
Unterschenkel misst fast nur die Hälfte vom Oberschenkel. Die hinteren Gliedmaassen sind 
in Mystriosaurus schlanker, im Thier aus dem Harrel schwerer. Die Zahl der Glieder stimmt 
auch für die kleine Zehe, deren letztes Glied jedoch in Mystriosaurus kein Klauenglied ist 
(Bronn, Gavial-artige Thiere, Taf. V). Der Mittelfussknochen der grossen Zehe ist weniger 
kurz, als im Thier aus dem Harrel. Das Becken ist in beiden Thieren auffallend verschie- 
den, namentlich das Sitzbein, das in Mystriosaurus mehr einen dreieckigen Knochen darstellt. 
Ueberdies sind in Mystriosaurus und Teleosaurus die Wirbel viel schlanker, länger und stär- 
ker eingezogen. Das Thier vom Harrel war daher auch von diesen fossilen Thieren sicher- 
lich verschieden. Sein schmales, schlankes Becken bildet einen eigenen Gegensatz zu den 
Gliedmaassen, die schwerer waren, als in den Crocodil-artigen Thieren; es erinnert entfernt 
an die schmalen Knochen im Becken des Rhamphorhynchus, dessen Sitzbein breiter war. 

Früher schon wurde im Harrel der Rumpf von einem Saurus gefunden, den ich 
unter der Benennung Pholidosaurus Schaumburgensis beschrieben habe (Meyer, Reptilien 
aus der Wealden-Formation Norddeutschland’s, in Dunker's Monogr. der Nordd. Wealden- 
bildung, 1846. S. 71. t. 17—19). Dieser Rumpf verräth ein weit grösseres Thier, das mit 
einem eigenthümlichen, auffallend starken Knochenpanzer versehen war. 

Aus demselben Gebilde des Bückeberges habe ich von Oberkirchen auch einen unter 
Macrorhynchus Meyeri begriffenen Saurier- Schädel (Meyer, a. a. O. S. 74. t. 20) beschrie- 
ben. Es fragt sich daher, wie der aus dem Harrel herrührende Rumpf sich zu diesem 
Schädel verhält. Der Schädel des Macrorhynchus besitzt mit Gavial eine solche Aehnlichkeit, 
dass nicht daran zu zweifeln seyn wird, dass das Thier auf ähnliche Weise, wie die Crocodil- 
artigen Thiere, bepanzert war. Nun fehlt aber dem zuletzt im Harrel gefundenen Rumpfe, 
ungeachtet des guten Zusammenhanges seiner Theile, wie wir gesehen haben, jegliche Spur 
eines Hautpanzers. Zwar besitzt der Rumpf Aehnlichkeiten mit den Crocodil-artigen Thieren, 
dabei aber auch Abweichungen, namentlich in den Rippen, in dem Becken, in dem Fuss 
und in der Zahl der Schwanzwirbel, wonach es nicht unmöglich wäre, dass ihm der starke 
knöcherne Hautpanzer wirklich gefehlt hätte. Auf die Schädellänge im Gavial gehen (nach 
der Abbildung bei Owen, hist. Brit. foss. Rept. Crocodilia, Part. II. t. 1. £. 1) 15, auf die 
Schädellänge im Teleosaurus (a. a. ©. t. 1. f. 2) 16 Rückenwirbellängen, auf die Schädel- 
länge in dem grossen Skelet von Mystriosaurus der Senckenbergischen Sammlung in Frankfurt 
nur 14 und in anderen Skeleten von Mystriosaurus (Kaup und Bronn, Gavial-artige Thiere, 
t. 2) zwischen 15 und 16 Rückenwirbellängen, während der auf ähnliche Weise verlängerte 
Schädel des Macrorhynchus; wenigstens 36 mittlere Rückenwirbel des Rumpfes vom Harrel 
misst. Wenn daher dieser Rumpf dem Macrorhynchus angehören sollte, so müsste er von 
einem Thier herrühren, das nur halb so gross war, als das Thier von dem der Schädel 
stammt, mithin von einem sehr jungen Thier, worauf jedoch die Knochenbildung nicht 


Band VII, 1. b} 


u a 


schliessen lässt. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt daher der Rumpf von einem eigen- 
thümlichen Thiere her, das ich nach der auffallenden Form seines Beckens, so wie nach der 
Formation, worin es gefunden wurde, Stenopelix Valdensis genannt habe. Die Grösse des 
Thiers berechnet sich ohne den Kopf auf gegen vier Fuss, wobei ich, wie in den Crocodil- 
artigen Thieren, 7 Hals- und 17 Rückenwirbel voraussetze. 


Sclerosaurus armatus 


aus dem 


bunten Sandstein von Rheinfelden. 
Taf. VI. 


Die Ueberreste wurden mir von Herrn Professor Fischer zu Freiburg im December 
1856 mitgetheilt. Herr Fischer hat auch das Ergebniss meiner Untersuchungen vorläufig 
veröffentlicht (Jahrb. f. Min., 1857. S. 136. t. 3; 8. 532). Die Versteinerung fand sich 
auf dem Abraum im Steinbruche gegenüber dem Zollhause bei Warmbach, an der Badischen 
Eisenbahnstation Rheinfelden. Das Gestein gehört den oberen Schichten des bunten Sand- 
steins an und besteht in einem feinkörnigen, glimmerarmen, thonigen Sandstein, der an der Un- 
terseite rostfarbig, auf der Entblössungsfläche mit grünlicher Farbe sich darstellt. Die hellere 
Färbung scheint dadurch veranlasst, dass der Metalloxydgehalt theils von der Versteinerung 
aufgenommen wurde, theils sich rindenförmig auf derselben abgesetzt hat. Die Knochen 
selbst sind, wie int bunten Sandstein gewöhnlich, von weissem, seifen- oder specksteinarti- 
gem Ansehen. 

Bei dem festen Zusammenhang der vorhandenen Theile unterliegt es keinem Zweifel, 
dass das Skelet vollständig oder doch nur wenig verstümmelt zur Ablagerung gelangte. Die 
Versteinerung besteht jetzt im grössten Theil des Rumpfes mit dem Becken, den beiden Ober- 
schenkeln und dem Hautpanzer; der Kopf und das vordere Ende des Rumpfes sind, nach 
den frischen Bruchflächen zu urtheilen, erst bei der Gewinnung des Steines weggebrochen, 
wogegen von den hinteren Gliedmaassen nur die erwähnten beiden Oberschenkel, vom 
Schwanze aber nichts zur Ablagerung gekommen zu seyn scheint. Rundum sind frische 
Bruchflächen, die linken Rippen sind fast ganz weggebrochen. 

Es haben sich die beiden Platten, die sich bei der Entblössung der Versteinerung 
bildeten, erhalten. Auf der Platte Taf. VI. Fig. 2 sind der Rückenpanzer, der das Thier 


auszeichnet, von innen oder der dem Fleische zugekehrten Seite, die aufgebrochenen Rippen, 
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der Abdruck von der Innenseite des Beckens, der fast vollständige linke Oberschenkel und 
ein Stück vom rechten zu sehen. Die andere Platte Fig. 1 bietet die von oben entblössten 
Wirbel mit den theilweise aufgebrochenen Rippen, das Becken von innen und Ueberreste von 
den beiden Oberschenkeln dar. Die Wirbel traten erst deutlich hervor, nachdem ich. die 
stark an ihnen haftende Lage rothen Eisenrahmes entfernt hatte. Die Beschaffenheit der 
vorhandenen Theile ist der Art, dass anzunehmen ist, dass das Thier völlig ausgewachsen 
war. 

Es sind 13 Wirbel mehr oder weniger vollständig vorhanden oder nur angedeutet, 
sowie 14 Rippen, von denen die letzte sehr klem ist und die erste sich nur durch ein 
kurzes Stück verräth, das indess hinreicht, um vermuthen zu lassen, dass das Thier mehr 
als 14 Wirbel mit Rippen besessen habe. Lendenwirbel scheinen nicht vorhanden gewesen 
zu seyn. Von den Beckenwirbeln liegt nichts vor. 

Die Wirbel sind von oben entblösst, man sieht daher bei ihnen auf den oberen Bo- 
gen. Vom achten und neunten der überlieferten Wirbel ist dieser Bogen gewaltsam wegge- 
brochen, was den Vortheil gewährt, dass man bei ihnen auf den Wirbelkörper sieht, frei- 
lich nur auf dessen Oberseite, die mit einer 0,002 breiten, in der Mitte sich etwas mehr 
senkenden,, dabei aber nicht eingezogenen Rinne, welche das Rückenmark trug, durchzogen 
ist. Zugleich ergiebt sich für die Länge des Wirbelkörpers in dieser Gegend 0,011, für die 
Breite 0,008, die Höhe war nicht zu nehmen, nach dem was an der vordern Bruchfläche 
davon überliefert ist, würde sie weniger als die Breite betragen. Die Gelenkflächen sind der 
Beobachtung entzogen; ich zweifele nicht, dass sie vertikal zur Axe stehen und biconcav 
sind. An einer Stelle glaubt man wahrzunehmen, dass eine Einlenkung des Bogens in den 
Körper statt gefunden habe. 

Die Hautknochen sind mit den obern Wirbelbogen zusammengepresst, zugleich aber 
auch die oberen Stachelfortsätze im den Hautpanzer eingedrungen und haben dessen Theile 
verschoben. Es ist dies Folge eines starken Druckes, der durch das Zusammenziehen 
der Gesteinsmasse während ihres Erhärtens entstanden seyn wird. Beim Spalten des Ge- 
steins sind von den vorderen Bogen die oberen Enden der Stachelfortsätze abgebrochen 
und zwischen den Hautknochen stecken geblieben, eine Bruchfläche darbietend, die sich 
durch den zelligen Bau der gewöhnlichen Knochen von den sie umgebenden Hautknochen, 
deren Textur dicht ist, leicht unterscheidet. Der schwach hinterwärts geneigte obere Stachel- 
fortsatz war überhaupt kurz und dick, aufwärts ward er immer dicker, wobei er sich nach 
vorn zuschärfte, und oben scheint er wenigstens bei einigen etwas vertieft gewesen zu seyn, 
vielleicht um den Hautknochen der Mittellinie eine bessere Stütze zu bieten. Der Querbruch 
dieser Stachelfortsätze ist mehr herz- oder spitz birnförmig. An den vorderen Wirbeln erhält 
man für die Bogenbreite 0,027, an den mittleren 0,029, an den hinteren kaum weniger. 
Wenn man auch zugiebt, dass die Bogen durch Druck platter und breiter geworden sind, 


so kann doch die dadurch entstandene Vermehrung der Breite nicht von grossem Belang 
seyn. Die Gelenkfortsätze standen mehr nach aussen, als nach vorn und hinten über; durch- 
schnittlich lässt sich annehmen, dass der Bogen mit den Gelenkfortsätzen ungefähr noch ein- 
mal so breit als lang war. 

Unmittelbar hinter dem vordern Gelenkfortsatz liegt der nicht weiter als dieser Fort- 
satz herausstehende und daher sehr kurze Querfortsatz zur Aufnahme der Rippe, der, wie 
deutlich zu sehen ist, dem oberen Bogen angehört. Im Vergleich zur Stärke der Rippe ist 
der Querfortsatz schmal, weshalb anzunehmen ist, dass dessen Gelenkfläche höher als breit war. 
Von dem hinteren Gelenkfortsatz wird der Querfortsatz durch einen Einschnitt getrennt. 

Die Rippen scheinen, so weit sie überliefert sind, einköpfig zu seyn; für die geringe 
Grösse des Thiers sind sie auffallend lang und stark. Für die längste Rippe, die vierte der 
angedeuteten, erhält man 0,06 in gerader Linie, die dahinter folgenden nehmen weniger 
schnell an Länge ab, als die davor sitzenden. Die Breite ergiebt selbst noch für das letzte 
Paar 0,004. Der Querschnitt ist oval; sie smd dabei innen zelliger als aussen, wo sie eine 
dichte Kruste umgiebt. In der vordern Hälfte sind sie stark gekrümmt, unten endigen sie 
stumpf, wohl zur Aufnahme von Bauch- oder Brustrippen, welche, wie die Verbindungsrippen, 
weich gewesen seyn müssen, da von ihnen nichts überliefert ist. Am oberen Gelenkkopf ver- 
schmälert sich die Rippe, und die geringe Breite des Gelenkkopfes lässt vermuthen, dass er 
sich mehr abwärts ausgedehnt habe und daher höher als breit gewesen seyn werde. Die 
Rippen lenken noch fest in die Querfortsätze ein. 

Aus dieser ganzen Vorrichtung lässt sich entnehmen, dass das Thier keinen scharfen, 
sondern einen ziemlich breiten Rücken besessen haben musste. 

Das Becken war schwer und gross. Auf der Platte Fig. 1 erkennt man unmittelbar 
hinter den Wirbeln, jedoch tiefer im Gestein, Ueberreste von einer grossen knöchernen Platte, 
wovon 0,042 Länge überliefert ist, die aber länger war, da an ihr das hintere Ende fehlt. 
An der Unterseite wird sie schwach convex gewesen seyn, sie wurde aber durch Druck plat- 
ter, wobei sie eine mehr horizontale Lage annahm. Man glaubt schwache Andeutungen von 
einer Mittelnaht zu erkennen, die auf ein Zerfallen der Platte in eine rechte und in eine linke 
Hälfte schliessen lassen, doch scheinen die Hälften ziemlich fest verbunden gewesen zu seyn. 
Diese Knochen werden die Sitzbeine seyn. Vorn bilden sie einen schwachen Ausschnitt und 
sind deutlich gerundet, während sie aussen gerader, etwas schräg nach hinten und aussen, 
zugehen. Noch jetzt.lenkt in der vorderen Hälfte aussen der Oberschenkel ein. An der 
Platte Fig. 2 überzeugt man sich, dass das Sitzbein einen nicht unbeträchtlichen Antheil an 
der Bildung der Gelenkpfanne nahm, auch sieht man wie der Gelenkkopf des rechten Ober- 
schenkels noch in der Pfanne liegt. Der dem linken Oberschenkel näher liegende Knochen- 
überrest liegt etwas höher und könnte daher dem Darmbein angehören. Unmittelbar vor der 
Gelenkpfanne erlangen die Sitzbeine ihre grösste Breite, die je 0,026 misst. Dahinter ver- 


schmälert sich der Knochen etwas, und in einer Entfernung von 0,04 vom vordern Ende 
nimmt er aussen einen Einschnitt an, wodurch er auffallend schmäler wird. Diese Sitzbeine 
werden über 0,05 Länge erreicht haben. Sie erinnern an die Sitzbeine in Archegosaurus 
(Meyer, Palaeontogr., VI. t. 19. 22. — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation in Deutsch- 
land, t. 11. 14) der Steinkohlen-Formation, der aber schon wegen der embryonalen Beschaffen- 
heit seiner Wirbelsäule nicht weiter in Betracht kommt. Der Sclerosaurus gehörte überhaupt 
nicht zu den Labyrinthodonten. 

Von den hinteren Gliedmaassen ist der linke Oberschenkel fast vollständig überliefert. 
Er misst genau 0,05 Länge, am oberen Ende 0,017, am unteren 0,016, an der schmälsten 
Stelle 0,008 Breite. Das obere Ende ist einförmig gerundet, das untere mehr gerundet 
stumpfwinkelig. 

Nach der Beschaffenheit, die namentlich die Wirbel darbieten, stand ein Hautknochen- 
panzer kaum zu erwarten. Er findet sich gleichwohl vor, ist aber auf die Rückenseite des 
Thiers beschränkt. Seine Breite betrug die doppelte Breite der Wirbelbogen. Wie weit er 
sich hinterwärts ausdehnte, war nicht zu ermitteln. Unmittelbar vor dem Becken ist die 
Ordnung, welche die Hautknochen einhalten, gestört, und es ist ihnen ein oberer Bogen bei- 
gemengt. So unregelmässig die Hautknochen geformt sind, so hält doch ihre Vertheilung 
eine gewisse Ordnung ein, die selbst durch das Zusammenpressen des Skelets nicht ganz 
verwischt werden konnte. In der Rückenlinie macht sich, nach dem mittleren Theil der über- 
lieferten Strecke zu urtheilen, eine Reihe grösserer und regelmässiger geformter Platten be- 
merkbar. Das vordere Ende derselben war auf eine kurze Strecke von dem hinteren der 
vorhergehenden Platte überdeckt. Sie zeigen rhombische Form, sind etwas breiter als lang, 
vorn statt der Ecke mit einem schwachen Einschnitt versehen und an der Unterseite in der 
Mitte oder mehr in der vorderen Hälfte schwach gewölbt. Je eine solche Platte entspricht 
einem Wirbel. An diese Platten stösst hinten zu beiden Seiten eine nach hinten und 
aussen gerichtete Reihe, die aus zwei oder drei weniger regelmässigen, meist auch zum Rhom- 
bischen hinneigenden Platten besteht. Die Zahl der Reihen je einer Seite entspricht daher 
der Zahl der Wirbel oder Rippen. Gegen das hintere Ende des Rumpfes werden jedoch die 
Platten etwas kleiner, und es kommt daher auch hier mehr als eine Reihe auf eine Rippe 
oder einen Wirbel. Die grösseren Hautknochen sehen bisweilen aus, als wären sie durch 
das Zerbrechen noch grösserer entstanden, oder es liegen ihnen andere Hautknochen so dicht 
an, dass man glauben sollte, sie wären mit ihnen verwachsen. Am äusseren Ende der Reihe 
treten gewöhnlich ein oder ein Paar kleinere rundere Hautknöchelchen auf. Eine weitere 
knöcherne Hautverstärkung, oder eine Bedeckung durch weiche Schuppen wird nicht wahr- 
genommen. 

Das feste Haften der Hautknochen aın Gestein liess erwarten, dass sie auf der Ober- 
seite mit Vertiefungen versehen wären, was sich auch wirklich an den wenigen Platten be- 


stätigt, welche bei aufrechter Stellung ihre Oberfläche wenigstens theilweise der Beobachtung 
darbieten; man erkennt aber nur einige starke unregelmässige Grübchen. Die Unterseite ist 
durch schwache Erhabenheiten oder durch Eindrücke, die wenigstens theilweise von Gefässen 
herzurühren scheinen, eigenthümlich uneben oder faltig. Die Ränder, selbst die schärferen, 
sind mehr gerundet und auch mit schwachen Eindrücken versehen. Die meisten Platten 
werden gegen die Mitte hin auffallend diek; so weit sie gemessen werden konnten, ergaben 
sie in dieser Gegend 0,006. Sie sind nicht beschmelzt, dicht, nicht in einzelnen Blättern 
oder Lagen abgesetzt, und überhaupt von einer Beschaffenheit, die annehmen lässt, dass sie 
in derselben Lage der Haut entstanden sind, in der die Hautknochen der Crocodile ihren 
Sitz haben. Sie zeigen indess weder mit diesen noch mit den Knochenplatten der Labyrin- 
thodonten weitere Aehnlichkeit. Am ersten ermnern sie noch an einen im Muschelkalk- 
Dolomit von Hoheneck in Würtemberg mit Simosaurus, Nothosaurus, Zanclodon und Capi- 
tosaurus gefundenen Knochen, den ich in meinem Werk über die Saurier des Muschelkalkes 
(S. 93. t. 63. f£. 5) abgebildet habe; doch selbst mit diesem beschränkt sich die Aehnlichkeit 
eigentlich nur auf die unregelmässigen Grübchen von ziemlicher Grösse, wie sie weder an 
den Knochenplatten der Labyrinthodonten noch an denen der Crocodile wahrgenommen 
werden. Der Knochen von Hoheneck ist 0,062 lang, halb so breit und 0,006 dick, mithin 
auffallend grösser und dünner oder platter, weshalb er auch nicht weiter in Betracht kommt. 
Es ist wirklich auffallend, dass unter der grossen Menge von Reptilien-Resten, die aus tria- 
sischen Gebilden durch meine Hände gegangen sind, auch nicht eine Spur von ähnlichen 
Hautknochen sich vorgefunden hat. 

Gleichwohl ist der in den Wirbeln ausgeprägte Typus kein ungewöhnlicher. Er wird 
bei vielen kleineren Sauriern der Trias angetroffen. Körper und selbst Bogen von ganz der- 
selben Grösse und ähnlicher Bildung finden sich im Muschelkalke, wo sie von Thieren aus 
der Familie der Macrotrachelen herrühren werden. So zeigen aus dem Muschelkalke von 
Bayreuth zwei Körper (Saurier des Muschelkalkes, S. 40. t. 25. f. 9. 16) und ein Bogen 
(S. 36. 41. t. 26. f. 12) grosse Aehnlichkeit, nur dass der Stachelfortsatz nicht so sehr verdickt 
erscheint. Aus dem Muschelkalke von Rottweil habe ich einen Bogen (S. 82. t. 29. f. 13) 
bekannt gemacht, der selbst mit dem kleinen Ausschnitt vorn an der Basis des Stachelfort- 
satzes versehen ist, doch ist hier der Stachelfortsatz zu flach und der Querfortsatz zu dick. 
Unter den Resten aus dem Saurier-Kalke von Jena befindet sich namentlich ein oberer Bogen 
(SRISMEL 335 £. 27), der grosse Aehnlichkeit verräth, selbst durch Gegenwart des kleinen 
Ausschnitts vorn an der Basis des Stachelfortsatzes, der aber ebenfalls nicht dick genug ist. 
Ich bin überzeugt, dass diese Reste aus dem Muschelkalke von ganz anderen Genera her- 
rühren; auch gleicht keiner von den von mir bisher aus triasischen Gebilden untersuchten 
Öberschenkeln dem in vorliegender Versteinerung, alle sind sie gegen ihn viel zu schlank, 
und eben so wenig würden die Beckenknochen passen. 


a 


Selbst aus dem bunten Sandstein war mir bisher nichts Aehnliches bekannt. Zwar 
verräth der Sphenosaurus aus Böhmen (Saurier des Muschelkalkes, S. 141. t. 70) einen 
nach verwandtem Typus gebildeten oberen Wirbelbogen. Das Thier ist aber grösser, es be- 
sitzt dünnere und verhältnissmässig kürzere Rippen, ein anderes Becken, andere Oberschen- 
kel, so wie eigenthümliche Zwischenwirbelbeine und keinen Hautpanzer. 

Der in den oberen Wirbelbogen der Versteinerung von Warmbach ausgedrückte Typus 
findet sich selbst im Kupferschiefer der Zechsteinformation, und zwar in dem von mir unter 
der Benennung Parasaurus Geinitzi begriffenen Geschöpfe vor (Saurier des Kupferschiefers, 
t.5. f.1. 1.6; — Jahrb. f. Mineralog., 1857. S. 103), doch sind auch bei diesem die Rippen 
verhältnissmässig kürzer, Becken und Oberschenkel anders gestaltet, und von einer Haut- 
knochenbildung wird nichts wahrgenommen. Aus diesen Untersuchungen ergiebt sich zugleich, 
wie gewagt es ist, aus der Achnlichkeit der Wirbel auf die übrige Beschaffenheit des Ge- 
schöpfs zu schliessen. 

Die Ueberreste aus dem bunten Sandstein bei Warmbach, welche in der Samm- 
lung der Universität zu Freiburg im Breisgau aufbewahrt werden, gehören sonach einem 
eigenen, von mir unter der Benennung Sclerosaurus armatus begriffenen Reptil an. 


Meles vulgaris 


aus dem 


diluvialen Charen - Kalke bei Weimar. 


Taf. VI. 


Die fossilen Ueberreste vom Dachse bestanden bisher nur in unvollständigen Schädeln, 
Kiefern und vereinzelten Knochen von verschiedenen Individuen, aus denen daher die Ver- 
hältnisse, die die Skelettheile untereinander darbieten, nicht mit Sicherheit zu ersehen waren. 
Die Uebereinstimmung dieser Reste mit dem lebenden Dachse (Meles vulgaris, Ursus Meles 
Lin., Meles Taxus Schreb.) hatte man wohl erkannt; das fossile Vorkommen der lebenden 
Species wurde aber nicht allgemein angenommen, weil die Reste sich nur selten und dabei 
unter Verhältnissen fanden, wonach sie später den Diluvial-Thieren in den Knochen - führenden 
Höhlen beigemengt worden seyn konnten. Theilweise mag dies auch wirklich der Fall seyn; 
doch liegen Fälle vor, die unzweifelhaft darthun, dass ein von den lebenden Species nicht 
zu unterscheidender Dachs schon in der der historischen vorhergegangenen diluvialen Zeit 
gelebt hat. Diesem fossilen Dachse gehört unstreitig das Taf. VII abgebildete Skelet an, 
das Herr C. v. Seebach mir im Februar 1857 zur Untersuchung mittheilte. Es ist dieselbe 
Verstemerung, deren ich vorläufig im Jahrbuche für Mineralogie etc. 1857, S. 556, gedachte. 
Sie rührt aus dem Charen-Kalke des Ilın-Thales bei Weimar her, einer Bildung, die zwar 
Jetzt noch in derselben Gegend auf ähnliche Weise, freilich in geringerem Grade, vor sich 
geht, deren diluviales Alter aber daraus zu ersehen ist, dass mit dem Dachse Elephas 
primigenius, Rhinoceros, Ursus spelaeus, Hyaena spelaea, Wiederkäuer, worunter Bos primi- 
genius, und Pferde vorkommen (Herbst, Jahrb. für Mineral, 1847. S. 311; — 1853. 5. 322; 
— Notizblatt des Vereins für Erdkunde in Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen 
Vereins, I. 1857/58. S. 131). Die Land- und Süsswasser-Conchylien scheinen von den leben- 


den nicht verschieden, was für ein Diluvial-Gebilde nichts Ungewöhnliches ist. Es ist dies 
Band VL. 1. 6 


derselbe Tuff, der die Eier von zwei Species Vögeln umschliesst, über die ich später Aus- 
führlicheres mittheilen werde. 

Das Dachs-Skelet liegt in der Masse des Gesteins eingebettet, das einer Zersetzung 
kalkhaltigen Wassers durch Charen seine Entstehung verdankt. Das Gestein ist schwer, fest 
und von graulicher Farbe; seine poröse Beschaffenheit wird durch die Charen veranlasst. 
Beim ersten Anblick wird man an gewisse Abänderungen von Zechstein-Dolomit, so wie an 
die oberen Lagen des tertiären Litorinellen - Kalkes von Frankfurt, der noch die Spuren 
seiner Entstehung durch niedrige Pflanzenformen an sich trägt, erinnert. Die Knochen und 
Zähne sind weiss, ins Gelbliche sich ziehend, und gleichen denen von erloschenen Säugethieren 
aus den Knochen -führenden Höhlen. Die Knochenzellen sind leer. 

Der Zusammenhang der Skelettheile ist wenig gestört. Es ist daher auch anzuneh- 
men, dass der Dachs vollständig zur. Ablagerung gelangte. Der Hinterrumpf ist mit den 
hinteren Gliedmaassen und dem Schwanze nach der frischen Beschaffenheit der Bruchflächen 
zu urtheilen später erst mit dem Gesteine weggebrochen. 

Der Schädel ist von der rechten Seite entblösst, Atlas und Axis ebenfalls von neben, 
die übrigen Halswirbel von unten, vom sechsten und siebenten Wirbel ist der Körper wegge- 
brochen, und man sieht daher bei diesen auf die Unterseite des Bogens. Das rechte Schul- 
terblatt liegt noch an gehöriger Stelle, zeigt sich aber von innen und ist nach hinten ge- 
richtet. Auch der ebenfalls nach hinten gerichtete Oberarm findet sich noch in der Gegend 
seiner Einlenkung vor und ist von innen entblösst. Der innere Knorren und die Knochen- 
brücke, welche das Loch zum Durchgang der Ellenbogen-Arterie an der Innenseite begrenzte, 
wurden später erst gewaltsam entfernt. Die dazu gehörigen Vorderarmknochen sind nach 
vorn gerichtet. Ihre obere Gegend wird von ein Paar Rückenwirbeln verdeckt gehalten, die 
zugleich auch auf dem Oberarm liegen. Von der Ellenbogenröhre ist ein Stück von der 
unteren Hälfte herausgebrochen. Die sieben Handwurzelknöchelchen sind nur wenig verscho- 
ben. Die rechte Hand ist von unten entblösst. Man erkennt sogar noch einige Sesambein- 
chen. Das zweite Glied der Finger ist entweder ganz weggebrochen, oder es ist nur 
wenig davon am Gestein hängen geblieben. Selbst die langen, flachen Klauenglieder, welche 
den Dachs als einen guten Gräber bezeichnen, haben sich erhalten, tragen aber auch starke 
Beschädigung aus neuester Zeit an sich. Rechts vom rechten Schulterblatt erkennt man das 
weit weniger gut erhaltene linke Schulterblatt, neben dem noch weiter rechts der von hinten 
entblösste und an seinen Enden aufgebrochene linke Oberarm liegt, neben diesem finden sich 
einige erste Fingerglieder vor. Vor dem linken Oberarn erkennt man den verstümmelten 
rechten Astragalus und Calcaneus, in ihrer gegenseitigen Lage wenig gestört. Der Calcaneus 
berührt den Unterkiefer. Von der hinteren Gegend des Unterkiefers an scheint schräg über 
den Halswirbeln und dem oberen Theil des rechten Oberarms der eine Oberschenkel gelegen 
zu haben, von dem indess nur noch die verstümmelten Enden erkannt werden, was genügt, 


um über die Länge des Knochens Aufschluss zu erhalten, die nur wenig mehr betrug als die 
des Oberarms, was dem Verhältniss im lebenden Dachs entspricht. Die Gegenwart in der 
Nähe des Schädels von Knochen, welche den hinteren Extremitäten angehören, verrathen, 
dass der Zusammenhang des Skelets in der hinteren Gegend mehr gelöst war, als in der 
vorderen, und es wird daher anzunehmen seyn, dass die Fäulniss in ersterer Gegend bereits 
weitere Fortschritte gemacht hatte, als in letzterer. 

Nach der Beschaffenheit der Zähne rührt das Skelet von einem entwickelten Thiere 
her. Der Zahnwechsel war nicht allein beendigt, sondern es sind auch die Ersatzzähne 
völlig ausgebildet, doch nur erst wenig abgenutzt. Bei den langen Gliedmaassenknochen 
dagegen war die V erwachsung der Endstücke oder Gelenkköpfe mit dem Körper des 
Knochens noch nicht vollendet. 

Die Zähne sind trefflich erhalten. Das geschlossene Maul zeigt sie in ihrer gegen- 
seitigen Lage, wobei die Kronen der unteren Zähne theilweise durch die der oberen verdeckt 
erscheinen; der erste untere Backenzahn wird durch den oberen Eckzahn ganz verborgen 
gehalten. Die Zähne stimmen mit denen im lebenden Dachse vollkommen überein. 

Vom Unterkiefer ist der aufsteigende Ast weggebrochen. Am Gelenkfortsatze kann nur 
wenig fehlen. Die ganze Länge des Unterkiefers betrug mit diesem Fortsatz und den Schneide- 
zähnen 0,089, bis zum Ende der Backenzahnreihe 0,057. Im Unterkiefer erhält man für die 
Kronenlänge des zweiten Backenzahns 0,0045, des dritten 0,006, des vierten 0,0065, des 
fünften oder Fleischzahns 0,016 und des sechsten oder Hübelzahns 0,0055. Die 0,014 hohe 
Krone des Eckzahns ergiebt an der Basis von vorn nach hinten 0,0055 und besitzt vorn 
einen deutlichen, schräg gerichteten Ansatz. Von den Schneidezähnen ist die Krone des äusse- 
ren nur wenig stärker, als die der übrigen, und aussen mit einem kleinen Lappen versehen. 

Oben finden sich wie unten drei Schneidezähne in einer Kieferhälfte vor, die im 
Ganzen ein wenig stärker als die unteren sind; der äussere ist der stärkste von allen, dabei 
aber einfach, d.h. nicht selappt. Die Krone des 0,0155 langen oberen Eckzahns misst an der 
Basis von vorn nach hinten 0,0075. Die Krone des ersten Backenzahns ist 0,0055 lang und 
0,0045 hoch, wofür man am zweiten 0,006 und 0,0055, am dritten 0,0095 und 0,006, am 
vierten oder Fleischzahn, dem letzten der Reihe, 0,016 und 0,005 erhält. 

Vom Schädel ist der ganze obere Theil mit dem Jochbogen weggebrochen; man sieht 
in die Höhlungen des Schädels, und erkennt auch den linken Gehörgang. Vom Hinterhaupte 
ist der linke Gelenkfortsatz überliefert. Es wird dadurch möglich, sich von der Schädel- 
länge zu überzeugen, die mit diesem Fortsatz und den Schneidezähnen 0,124 beträgt. 

Die Breite des Atlasses bemisst sich auf 0,052, die Breite der gewöhnlichen Hals- 
wirbel mit den Fortsätzen auf 0,035, die Länge ihres Körpers auf 0,013. An den auf dem 
rechten Vorderarm liegenden Wirbeln erhält man 0,015 Körperlänge. 

Das Schulterblatt war 0,0655 lang und 0,038 breit. Für die Länge des Oberarms 


aa 


erhält man 0,095, die Breite lässt sich nicht genau nehmen. Von der Speiche war die 
Länge nicht zu ermitteln, am unteren Ende erreichte sie 0,0155 und an der schmälsten 
Stelle 0,0065 Breite. Die Ellenbogenröhre war im Ganzen 0,0995 lang, am Ende des Ellen- 
bogenfortsatzes 0,014 und am unteren Ende 0,0125 breit. Vom Daumen ist der Mittelhand- 
knochen 0,0185 lang, das erste Glied 0,0125, das Klauenglied 0,014. Am zweiten Finger 
erhält man für den Mittelhandknochen 0,0265 und für das erste Glied 0,016 Länge, am 
dritten Finger 0,025 und 0,0145, am vierten 0,0025 und 0,013, am fünften 0,0245 und 0,013. 

Bei der Vergleichung mit dem lebenden Dachse habe ich nicht allein in den Zähnen, 
sondern auch in der Länge des Schädels vollkommene Uebereinstimmung gefunden ; wogegen 
der Unterkiefer und die übrigen Knochen des Skelets, zumal das Schulterblatt, etwas kleiner 
sich herausstellten, was ich dem Umstande beilegen möchte, dass die von mir zur Vergleichung 
benutzten Skelete vom lebenden Dachs, wie an der Verwachsung der Knochenköpfe und der 
Abnutzung der Zähne zu ersehen war, von Thieren herrührten, die älter waren, als das 
fossile, dessen Knochen, ungeachtet der völligen Ausbildung der Zähne und der erforderlichen 
Länge des Schädels, noch im Wachsen begriffen gewesen seyn werden, als das Thier umkam. 

Fossile Ueberreste vom Dachse sind fast nur aus den diluvialen Spalt- und Höhlenaus- 
füllungen, und zwar in Deutschland, Belgien, Frankreich und England bekannt. Ihre auffallende 
Aehnlichkeit mit der lebenden Species war nicht entgangen. Graf Münster (Verzeichniss der 
Petrefakten zu Bayreuth, S. 87) und Schmerling (oss. foss. de Liege, I. 2. p. 159. t. 34. 
f. 1—15) legen zwar den fossilen Resten eigene Species- Namen bei, ersterer begreift sie 
unter Meles antiquus, letzterer unter Meles antediluvianus, es wird dabei aber gleichwohl die 
Uebereinstimmung mit dem lebenden Dachs ausgesprochen. In den Fränkischen Höhlen 
machte schon Rosenmüller auf diese Reste aufmerksam, sie finden sich aber darin so spärlich, 
dass man bezweifelt hat, dass sie wirklich fossil seyen. Auf die Reste aus den Fränkischen 
Höhlen bezieht sich Münster’s Benennung. 

Der bei Schmerling aus den Lütticher Höhlen abgebildete Schädel besitzt ungefähr 
dieselbe Grösse als der von Weimar, während die übrigen Knochen sich etwas grösser her- 
ausstellen. 

In Frankreich finden sich Reste vom Dachs in mehreren Höhlen. Unter den fossilen 
Knochen, die ich aus den Höhlen des Französischen Doubs - Departements selbst zu unter- 
suchen Gelegenheit fand (Jahrb. für Mineral., 1846. S. 464), erkannte ich ein Unterkiefer- 
fragment mit dem letzten und vorletzten Backenzahn von einem Thier, das von dem leben- 
den Dachs nicht verschieden war; Knochen und Zähne besassen dabei ganz dieselbe Be- 
schaffenheit wie bei den erloschenen Säugethier-Species, mit denen das Kieferfragment gefunden 
wurde. Zahlreicher sind die Reste vom Dachs in den Höhlen von Lunel-Viel (M. de Serres, 
Dubrueil et Jeanjean, rech. sur les oss. de Lunel-Viel, p. 67. 257. t. 1. ££ 10—13). Die 
Abbildungen, die davon vorliegen, verrathen zwar etwas stärkere Thiere, doch haben die 


445. — 


Untersuchungen der Reste überhaupt ergeben, dass die Thiere von dem lebenden Dachse 
nicht verschieden waren. Das bei Blainville (Osteogr., Subursus, p. 46. 120. t. 12) abgebil- 
dete Bruchstück von einer fossilen rechten Unterkieferhälfte aus der Höhle von Avison im 
Französischen Gironde - Departement, entspricht vollkommen dem Unterkiefer des von mir 
aus der Gegend von Weimar dargelegten Skelets. Aus der Höhle von Pondres, im Gard- 
Departement, theilt Gervais (Zool. Paleont. franc., p. 117. t. 24) einen Schädel mit, dessen 
ganze Länge nach der Abbildung zwar ein wenig mehr beträgt, als in dem von mir unter- 
suchten fossilen Dachs, wogegen die Länge des von den Zähnen eingenommenen Raumes 
vollkommen zutrifft. Die Maasse finden sich bei Gervais nicht angegeben. Auch fand sich 
zu St. Quiou, bei St. Juvat, in der Gegend von Rennes in Frankreich, in emem über tertiärem 
Kalke liegenden rothen Thone mit Equus fossilis und Elephas primigenius ein Schädel, der 
Meles taxus beigelegt wird (Rouault, Compt. rend. 1858. XLVII. p. 99). 

Die rechte Unterkieferhälfte, von der Owen (hist. Brit. foss. mam., p. 109. f. 37) eine 
Abbildung mittheilt, und die der vollständigste Ueberrest seyn soll, der vom Dachs aus den 
Höhlen England’s vorliegt, stimmt mit der Unterkieferhälfte an dem von mir aus der Gegend 
von Weimar untersuchten Skelet überein. Sie rührt aus der Höhle von Kent her. Es wird 
nun noch eines zu York aufbewahrten Schädels aus dem rothen Orag zu Newbourn in Suffoik 
erwähnt, der ebenfalls vom lebenden Dachs nicht verschieden seyn soll (a. a. OÖ. p. 111). 
Bei der Beschaffenheit der unter dem rothen Crag in England begriffenen Gebilde halte ich 
jedoch diese Angabe nicht geeignet, der Species des lebenden Dachses ein höheres Alter als 
das des Diluviums einzuräumen. 

Noch habe ich anzuführen, dass unter der Beschäftigung mit den fossilen Resten von 
Weimar mir von Herrn Emil Porth zu Wien mitgetheilt wurde, dass die diluvialen Höhlen- 
und Spaltausfüllungen zu Ober-Langenau im Böhmischen Riesengebirge wohl die ergiebigste 
Niederlage an fossilen Resten vom Dachse bilden dürften. Porth war auf methodischem Wege 
bemüht, den wahren Werth der bei den Schädeln des Dachses vorkommenden, mitunter 
scheinbar beträchlichen Abweichungen zu ermitteln, und ist ebenfalls zu dem Ergebniss ge- 
kommen, dass der diluviale Dachs von den verschiedenen Fundorten nur einer Species, und 
zwar der noch lebenden angehört. Inzwischen ist Port, der zu grossen Erwartungen berech- 
tiste, auf der Rückkehr von emer Reise in Klen-Asien am 11. Juni 1858, erst 26 Jahre 
alt, in Triest dem Nervenfieber erlegen. Seine Arbeit ist meines Wissens noch nicht ver- 
öffentlicht. 

In den Torfmooren, deren Bildung später fällt, findet sich gleichwohl der Dachs nur 
selten. Aus den Torfmooren von Dürrheim habe ich (Museum Senckenbergianum, Il. p. 52) 
eine Unterkieferhälfte untersucht, die vom lebenden Dachse nicht unterschieden werden konnte. 


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Salamandrinen 


aus der 


Braunkohle am Rhein und in Böhmen. 


Taf. VII. IX. Fig. 1. 


Cuvier glaubte, die fossilen Batrachier liessen sich mit Sicherheit nur zu Oeningen 
nachweisen. Was sich in diesem Gebilde gefunden hat, ist von mir ausführlich dargelegt 
(vrel. mein Werk: „Fossile Säugethiere, Vögel und Reptilien aus dem Molasse-Mergel von 
Oeningen“, 1845. 8. 18—40. t. 3. £. 3. t.4. 5.6. f. 1. t. 8-10). Noch immer gehören die 
fossilen Batrachier zu den Seltenheiten, namentlich geschwänzte, von denen vollständigere 
Reste aus dem Mergel von Oeningen, der Braunkohle des Niederrheines, so wie der Braun- 
kohle, dem Basalt- Tuff und dem Halbopal in Böhmen herrühren. Diese Gebilde können für 
gleichalterlich gelten, für Molasse oder mitteltertiär. Aelter als tertiär sind die Batrachier über- 
haupt nicht. Die zu Oeningen gefundenen Reste von geschwänzten Batrachiern bestehen, 
wie ich nachgewiesen habe, in dem Riesen- Salamander Andrias Scheuchzeri und in der zu 
den Proteiden gehörigen Orthophyia, den geschwänzten Batrachier aus dem Halbopal Böh- 
men’s, Triton opalinus, habe ich ebenfalls schon veröffentlicht (Palaeontographica, II. S. 70. 
t. 10. £. 9), die übrigen sollen nunmehr hier näher betrachtet werden. 

Ausser diesen vollständigeren Resten kennt man aus ähnlichen Gebilden Deutschland's 
noch vereinzelte Skelettheile, die ich namentlich in dem an Knochen überaus reichen Gebilde 
von Weisenau gefunden habe. Diese gedenke ich später mitzutheilen. Was aus Frankreich 
Lartet, Gervais, Pomel und andere von fossilen geschwänzten Batrachiern anführen, beruht 
nur auf unbedeutenden Theilen, nach denen Pomel (Catal. des vertebres fossiles, 1854. p. 132) 
auch ein eigenes Genus, Chelotriton, annimmt, von dem ich ebenfalls unter den Gegenstän- 
den von Weisenau Ueberreste gefunden habe, dem aber keines der von mir jetzt zu beschrei- 


benden Thiere angehört. 
Band VII, 2. 


{I 


Die Classification der geschwänzten Batrachier beruht hauptsächlich auf der Gegen- 
wart oder dem Mangel äusserer;Kiemen oder Hautspalten, so wie auf anderen äusseren oder 
Weichtheilen, deren Ueberlieferung in fossilem Zustande eben so wenig zu erwarten steht. 
Dasselbe gilt von der Gaumenbewaffnung und der Zunge, wonach die Genera der bei unseren 
Untersuchungen näher in Betracht kommenden Salamandrinen unterschieden werden. Wäh- 
rend also die lebenden Batrachier nach Weichtheilen elassifieirt werden und bei ihnen kaum 
Rücksicht auf das Knochenskelet genommen wird, liegen von den fossilen nur Theile vom 
Knochenskelet vor, so dass es unmöglich ist, sich bei der Bestimmung letzterer derselben 
Methode, die für erstere angewendet wird, zu bedienen. 

Die Gruppe der Salamandrinen, der die von mir angeführten fossilen seschwänzten 
Batrachier angehören, bringt Tschudi (Classification der Batrachier, 1838. S. 26) mit Recht 
in drei Familien: Salamander, Tritonen und Tritoniden. Als Kennzeichen werden angegeben 
für die Salamander runder oder rundlicher Schwanz, für die Tritonen seitlich zusammen- 
gedrückter, oft sehr hoher Schwanz, für die Tritoniden platt gedrückter Kopf, kleine Augen, 
zusammengedrückter Schwanz. Um die fossilen Salamandrinen in die Familien richtig unter- 
zubringen, bedarf es jedoch noch anderer Anhaltspunkte. Eine natürliche Trennung giebt 
sich schon dadurch kund, dass bei den Salamandern und Tritonen der Wirbelkörper vorn 
mit einer convexen, hinten mit einer entsprechend concaven Gelenkfläche versehen ist, und 
dass die Hand- und Fusswurzel knöchern entwickelt sich darstellen; während bei den Tritoni- 
den beide Gelenkflächen des Wirbelkörpers concav sind und die Hand- und Fusswurzel nicht 
verknöchern. Durch diese Eigenschaften, so wie dadurch, dass die Hauptstirnbeine vorn 
zur Aufnahme der Nasenbeine einen tieferen einspringenden Winkel beschreiben und hinter- 
wärts sich verschmälern,, nähern sich die Tritoniden den Proteiden, deren hintere Gliedmas- 
sen jedoch weniger als fünf Zehen zählen und mitunter ganz fehlen (Siren), und die auch 
‚noch durch eine bleibende äussere Kiemenvorrichtung die niedrigere Entwickelungsstufe, auf 
der sie stehen, zu erkennen geben. Wie schwierig es jedoch sey, den Plan zu erfassen, der 
der Mannigfaltigkeit der Lebensformen zu Grunde liegt, ergiebt sich auch hier wieder in auf- 
fallender Weise an solchen Formen, deren Merkmale denen der Familie, der sie zugetheilt 
sind, nicht ganz entsprechen. Unter den Salamandrinen giebt es nämlich zwei lebende Ge- 
nera, die sich von den übrigen dadurch unterscheiden, dass sie vierzehig statt fünfzehig 
sind. Von diesen beiden Genera gehört das eine, Salamandrina, zu den Salamandern, das 
andere, Desmodactylus, zu den Tritonen, namentlich auch in Betreff des Schwanzes. Eine 
ähnliche Ausnahme kommt auch bei den Proteiden vor, wo Siredon (Axolotl) im Gegensatze 
zu den übrigen Proteiden, und ungeachtet der stark entwickelten äusseren Kiemen und Bicon- 
cavität der Wirbel, vollkommen ausgebildete vordere und hintere Gliedmassen, so wie einen 
fünfzehigen Fuss besitzt und auch im Schädel mehr zu den Tritoniden hinneigt. 

Für die Familie der Salamander wird ein runder, für die der Tritonen ein flacher, 


a 


höherer Schwanz verlangt, wozu noch kommt, dass gewöhnlich erstere durch einen breiteren, 
letztere durch einen längeren Schädel sich auszeichnen. Der breitere Schädel steht zwar 
auch den Tritoniden zu, die jedoch, wie wir gesehen haben, in der Beschaffenheit der Ge- 
lenkflächen am Wirbelkörper, so wie der Hand- und Fusswurzel so sehr von den beiden 
anderen Familien der Salamandrinen abweichen, dass eine Verwechselung nicht zu befürchten 
steht; auch übertreffen die Tritoniden in den zur Zeit vorliegenden lebenden und fossilen 
Formen alle andere geschwänzte Batrachier auffallend an Grösse, namentlich die Proteiden, 
denen sie sich durch einige Merkmale eben so sehr nähern, als sie sich von den übrigen 
Salamandrinen entfernen. Die Errichtung einer Familie der Tritoniden erscheint sonach 
gerechtfertigt. Ihr gehört der Andrias Tschudii an, den wir nunmehr näher betrachten 
wollen. 


Andrias Tschudii. Taf. IX. Fig. 1. 


Andrias Tschudii, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1859. S. 723. 


Zu den wichtigsten Entdeckungen in der Zoologie gehört bekanntlich der Riesen- 
Salamander, den Siebold im Jahr 1829 in den 4—5000 Fuss über dem Meeresspiegel lie- 
genden Bächen und Seen der Gebirgsthäler von Japan auffand und nach Europa brachte, 
wo jetzt noch ein Paar Exemplare zu Amsterdam am Leben erhalten werden. Batrachier 
von solcher Grösse waren zuvor nur aus dem der Molasse zustehenden Tertiär - Gebilde von 
Oeningen bekannt. Man glaubte daher auch, solche riesenmässige Salamandrinen hätten nur 
zur Zeit einer kräftigeren Vorwelt entstehen und gedeihen können. Nun aber hat sich durch 
Siebold’s Entdeckung ergeben, dass beide Salamander, der Japanische, wie der fossile zu 
Oeningen, ungeachtet ersterer zu den lebenden gehört, nicht nur nichts in Grösse einander 
nachgeben, sondern auch der Art gebaut sind, dass eine Trennung in besondere Genera 
unhaltbar erscheint. 

Seit 1725 war Oeningen die ausschliessliche Fundstätte für die fossilen Riesen unter 
den geschwänzten Batrachiern, die man daher auch auf jene Gegend beschränkt glaubte. 
Um so überraschender war es, als vor Kurzem ein ähnliches Geschöpf in der tertiären Braun- 
kohle des Siebengebirges am Rheine, bei Rott, aufgefunden wurde. Diese seltene Versteine- 
rung gelangte in Besitz des Herrn Dr. Krantz in Bonn, der sie mir zur Untersuchung an- 
vertraute. Ich habe das Thier auf Taf. IX. Fig. 1 in natürlicher Grösse darzustellen ver- 
sucht. Es erreicht zwar die Salamander von Japan und von Oeningen nicht an Grösse, ist 
aber immerhin ansehnlich genug, um im Vergleich zu den anderen lebenden Salamander - 
artigen Geschöpfen zu den riesenmässigen gerechnet zu werden. Menopoma, ein in den 


Flüssen und Seen Nordamerika’s lebendes Thier, ist kleiner und wird gleichwohl noch für 
7* 


einen Riesen - Salamander (Salamandra gisantea Bart.) ausgegeben. Beim ersten Anblick 
könnte man versucht werden , die Versteinerung von Rott für einen jungen Salamander der 
Species von Oeningen zu halten, was jedoch, wie wir sehen werden, der Fall nicht ist. 
Dagegen bezweifele ich nicht, dass beide Thiere demselben Genus angehören, auf das wir 
daher zuvor einen Blick werfen wollen. | 

Der Salamander von Japan wurde von Schlegel als Salamandra maxima in der Fauna 
Japonica (Reptilia, p. 127) ausführlich dargelegt, und es wurde dabei auch auf den fossilen 
Salamander von Oeningen Rücksicht genommen, über den hauptsächlich Tschudi (Classifica- 
tion der Batrachier, 1838. S. 22) und ich in meiner Monographie über die fossilen Säuge- 
thiere, Vögel und Reptilien aus dem Molasse-Mergel von Oeningen (1845) genauere Unter- 
suchungen angestellt haben. Schlegel nimmt drei Abtheilungen Salamander -artiger Thiere 
an, die des Landes, die des Wassers und die anormalen Arten, die in dem Salamander von 
Japan und dem Menopoma bestehen, in dessen Nähe der Salamander von Oeningen zu stel- 
len sey. Tschudi (zuerst im Jahrb. fir Mineralogie, 1837. S. 545) hält den Salamander von 
Japan eben so sehr wie das Monopoma von Salamandra verschieden, und ändert daher den 
Namen Salamandra maxima in Megalobatrachus Sieboldi ab. Vom Oeningener Thiere glaubt 
er, dass es ein eigenes, zwischen Megalobatrachus und Menopoma stehendes, erloschenes 
Genus bilde, das er Andrias, die Species Andrias Scheuchzeri nennt. van der Höven (1838) 
dagegen hält den Megalobatrachus und Andrias nur für zwei verschiedene Species von Meno- 
poma oder von Leuckart's (1821) Cryptobranchus, was jedoch schon dessen Hautspalte am 
Halse nicht zulassen würde. Auch erklärt Leuckart selbst (1840) den Salamander von Japan 
für verschieden, sogar für ein Genus einer anderen Familie, dem er den Namen Hydrosala- 
mandra beilest, und in das er auch das Thier von Oeningen unter der Benennung Hydro- 
salamandra prisca oder primigenia bringt. . Den Andrias stellte Bronn in seiner Lethaea an- 
fangs (1838) auch zu Cryptobranchus, und zwar als Cryptobranchus diluvii testis, und erst 
später (3. Aufl. IH. S. 710) nimmt er Tschudi’'s Benennung Andrias Scheuchzeri an. Schon 
Joh. Müller (Isis, 1832. S. 504) vereinigt Menopoma und Amphiuma, da beide übereinstim- 
mend kiemenlose Löcher am Halse besitzen, zur Ordnung der Derotermata. Dasselbe thun 
Dumeril und Bibron (Erpetologie, IX. 1854. p. 200), unbekümmert um die grosse Verschie- 
denheit beider Thiere im Knochenskelet, das doch bei Wirbelthieren für die Classification 
maassgebend seyn und den Vorzug vor einer bleibenden Spalte am Halse ohne äussere Kie- 
men verdienen sollte. Menopoma besitzt in seinem Knochenskelet die grösste Aehnlichkeit 
mit Megalobatrachus und Andrias, weshalb Tschudi gewiss richtig diese Thiere, die seitliche 
Halsspalte in Menopoma für untergeordnet haltend, zu seiner Familie der Tritoniden vereinigt. 
Dagegen ziehen Dumeril und Bibron (p. 163) mit Recht den Megalobatrachus und Andrias 
in ein Genus zusammen, für das sie einen neuen Namen, Tritomegas, schaffen, und zwar 
aus dem Grunde, weil Megalobatrachus einen grossen Frosch bedeute und bei Sieboldia, eine 


durch Bonaparte (1850) verliehene Bezeichnung, das Thier den Namen eines ausgezeichneten 
Mannes trage, was doch unpassend sey; den Salamander von Oeningen bezeichnen sie mit 
Tritomegas fossilis (p. 29). Es kann indess darüber gar kein Zweifel seyn, welcher Name 
beim Zusammenfallen der beiden Genera in Anwendung zu kommen hat. Von den Namen 
Megalobatrachus und Andrias, die gleichzeitig Tschudi für diese Genera in Anwendung brachte, 
muss einer weichen. Ist nun Megalobatrachus. keine geeignete Benennung, so ist dafür 
Andrias, der Männlichkeit, Stärke oder Grösse des Thieres entlehnt, um so bezeichnender. 
Der Salamander von Japan führt alsdann den Namen Andrias Sieboldi, der Salamander von 
Oeningen behält die Benennung Andrias Scheuchzeri bei und die nunmehr zu beschreibende 
Species aus der Braunkohle von Rott belege ich mit dem Namen Andrias Tschudii , nach 
meinem Freunde J. J. von Tschudi, dem unermüdlichen Erforscher Südamerikanischer Län- 
dergebiete, der frühe schon sich um die Herpetologie verdient gemacht hat. 

Aus der eigenthümlichen Beschaffenheit der Tritoniden erklärt sich auch Üuvier's 
Schwanken beim Anblick des Andrias von Oeningen, den er anfänglich für einen Proteus 
und später für einen riesenmässigen Wasser -Salamander ausgiebt, ungeachtet er zu Salaman- 
der eben so wenig passt. 

Der Andrias Tschudii von Rott liegt, wie fast alle Exemplare des Andrias Scheuch- 
zeri von Oeningen, mit dem Rücken dem Gestein auf. Die linke hintere Gliedmaasse und 
der Schwanz fehlen; erstere wird mit dem Gestein weggebrochen seyn, letzterer war schon 
zur Zeit der Ablagerung des Thieres von dessen Rumpf entfernt. Der letzte überlieferte Wir- 
bel ist der Beckenwirbel. Von dem hinteren Ende desselben bis zum vorderen Schädel- 
ende erhält man genau 0,3 Länge. Die Knochen sind vollständig entwickelt und überhaupt 
in einem nur bei ausgewachsenen Thieren vorkommenden Zustande. Die Länge des Thieres 
verhält sich zu der des kleinsten von mir veröffentlichten Exemplars von Andrias Scheuchzeri 
(Oeningen, t. 10) wie 3:4. DBedenkt man, dass dieses kleinste Exemplar nur wenig 
mehr als die Hälfte der grössten misst, so stellt sich ein auffallender Grössenunterschied zwi- 
schen beiden Species heraus. Der vollständige Andrias Tschudii wird 1'/, Par. Fuss gemes- 
sen haben, Andrias Scheuchzeri und A. Sieboldi messen ausgewachsen noch einmal so viel, 
wogegen Menopoma kleiner ist als Andrias Tschudii. 

Die Gaumenseite des Schädels wird auf der mir unbekannten Gegenplatte hängen. 
Sie ist abgehoben, und man hat daher die obere Schädeldecke als Abdruck oder in aufge- 
brochenen Knochen , jedoch so gut vor sich, dass selbst die Nähte theilweise sich erkennen 
lassen. Der Unterkiefer ist, seine natürliche Lage behauptend, in den Schädel hineingedrückt, 
worunter dessen ursprüngliche Form, wie bei Andrias Scheuchzeri, nur unbedeutend gelitten 
hat. In Andrias Scheuchzeri ist der Schädel breiter als lang, in Andrias Sieboldi und in 
Menopoma ein wenig länger als breit; der Schädel von Andrias Tschudii entspricht mehr 


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letzterem Verhältniss, wobei jedoch Menopoma durch eine stumpfere Form des Schädels sich 
mehr Andrias Scheuchzeri nähern würde. 

In allen diesen Thieren fällt die grösste Breite des Schädels in die hintere Gegend 
auf ein längeres, stärkeres, innen quer an das Scheitelbein stossendes Knochenpaar, das nach 
Schlegel in das Zitzenbein und die Trommel (caisse) zerfällt, die den Unterkiefer aufnimmt; 
nach Tschudi ist es das aus drei Knochen bestehende Quadratbein, woran der Unterkiefer 
einlenkt. In dieser Gegend ergiebt Andrias Tschudi 0,057 Breite, bei 0,062 Schädellänge 
mit Inbegriff des doppelten Gelenkfortsatzes des Hinterhauptes. Es wäre möglich, dass in 
Folge von Druck der Unterkiefer und Schädel sich etwas verschoben hätten, was indess nur 
wenig betragen kann. Jedenfalls war der Schädel nicht kürzer als breit, eher etwas länger. 
Der stärkere paarige Knochen im Hinterschädel, den ich unter dem Namen des Paukenbeins 
zusammenfasse, liegt nicht genau quer, sondern nach aussen und schwach nach vorn gerich- 
tet, einen überaus stumpfen, nach vorn geöffneten Winkel beschreibend, und der ganze 
doppelte Gelenkfortsatz des Hinterhauptes steht weiter zurück als das Paukenbein. Aehnliches 
ist auch in Menopoma der Fall, wo aber das Paukenbein genauer quer liest, während in 
Anarias Sieboldi und A. Scheuchzeri der Knochen nach aussen und hinten gerichtet ist, einen 
nach hinten geöffneten Winkel beschreibend, in den der Hinterhauptsfortsatz wenigstens theil- 
weise zu liegen kommt, vollständiger in Andrias Sieboldi, bei dem das Paukenbein am stärk- 
sten hinterwärts gerichtet sich darstellt. Für Andrias Scheuchzeri habe ich noch zu bemer- 
ken, dass nach der Abbildung eines Schädels bei Tschudi (t. 3) das Paukenbein mehr quer 
liegen würde, während in allen anderen, theilweise von mir selbst veröffentlichten Schädeln 
dieser Knochen, wie erwähnt, einen hinterwärts geöffneten Winkel beschreibt, was daher auch 
für die Species die richtige Lage seyn wird. 

Die Entfernung des vorderen Augenhöhlenwinkels vom vorderen Schädelende beträgt in 
Andrias Tschudii nicht ganz ein Viertel von der vollständigen Schädellänge, in Andrias 
Scheuchzeri jedenfalls weniger, dasselbe ist in Menopoma der Fall, während die Entfernung 
in Andrias Sieboldi ein Viertel misst, dem daher Andrias Tschudiü hierin näher steht. 

In Menopoma führen die Nasenlöcher fast bis in die dem vorderen Augenhöhlenwinkel 
entsprechende Gegend zurück, in Andrias überhaupt endigen sie früher und liegen dem vor- 
deren Schädelende sehr nahe. 

Der Oberkiefer wird in Menopoma ein wenig kürzer, in Andrias Sieboldi ein wenig 
länger als in Andrias Tschudii seyn; in A. Scheuchzeri konnte die Länge dieses Knochens 
noch nicht genau ermittelt werden. 

Das gut begrenzte Hauptstirnbein ist ein paariger, sich mehr hinterwärts ausspitzender 
Knochen, der vorn sich etwas nach aussen wendet, unter Bildung eines stumpfen einsprin- 
genden Winkels, dessen Schenkel stumpfer sind und nach vorn sich weniger verlängern als 
in Andrias Sieboldi und in Menopoma, wo sie sich über die dem vorderen Augenhöhlenwinkel 


entsprechende Gegend hinaus ausdehnen, während sie in Andrias Tschudii kaum weiter als 
dieser Winkel vorstehen. In Menopoma zieht das Hauptstirnbein überhaupt mehr nach vorn, 
wobei es den hinteren Theil des Nasenloches begrenzt, was in Andrias Sieboldi und A. 
Scheuchzeri durch das in Menopoma nur wenig entwickelte Nasenbein geschieht. Dasselbe 
ist auch in Andrias Tschudii der Fall, wo, wie in den beiden anderen Species von Andrias, 
das Hauptstirnbenm von der Begrenzung des Nasenloches ausgeschlossen ist. Es scheinen 
jedoch die Nasenbeine in Andrias Tschudii etwas schmäler als in A. Sieboldi gewesen zu 
seyn, und es wird dieses, sowie das kürzere und stumpfere Ende des Hauptstirnbeins ver- 
anlasst haben, dass der Oberkiefer in der Gegend zwischen Augenhöhle und Nasenloch breiter 
oder höher war, als in Andrias Sieboldj, doch kann der Unterschied nicht von Belang seyn. 

Das Vorderstirnbein, welches den vorderen Augenhöhlenwinkel bilden hilft, hat sich 
durch den Druck auf die Schädeldecke etwas losgelöst, wodurch der Knochen sich nur um 
so deutlicher darstellt. Hinterwärts scheint er sich mehr verlängert zu haben und dabei 
spitzer ausgegangen zu seyn als in Andrias Sieboldi und in Menopoma. 

Die geringste gegenseitige Entfernung der Paukenbeine misst etwas weniger als ein 
Viertel Schädelbreite, was eher Menopoma zusagen würde. In Andrias Sieboldi beträgt diese 
Entfernung etwas mehr als ein Viertel von der grössten Schädelbreite. Im übrigen besitzen 
Paukenbein, Scheitelbein, Flügelbein und Hinterhaupt in sämmtlichen Schädeln grosse Aehn- 
lichkeit, nur in Andrias Scheuchzeri ist das Flügelbein, der kürzeren und breiteren Schädel- 
form entsprechend, ein wenig kürzer und breiter, als in den anderen Thieren. 

Vom Unterkiefer ist der hintere Theil nach innen umgelegt, und lässt -den Kronfort- 
satz an den von ihm hinterlassenen Raume deutlich erkennen. Auch liegen Andeutungen über 
die Zähne auf ähnliche Weise vor. 

Zu beiden Seiten des Hinterhauptes befindet sich das hintere Horn des Zungenbeins, 
ein vorn stark ausgebreiteter Knochen von 0,016 Länge, der vollkommen dem in Andrias 
Sieboldi und A. Scheuchzeri gleicht, was auch für das vordere Horn gelten wird, von dem 
nur ein an das hintere stossendes Stück überliefert ist. 

In Andrias Tschudii hängt das Becken am zwei und zwanzigsten Wirbel in A. Sieboldi, 
wie Schlegel und Tschudi übereinstimmend angeben, am ein und zwanzigsten, was auch bei 
Andrias Scheuchzeri der Fall seyn soll; mir ist es (Oeningen, S. 37) nicht gelungen, mit 
Gewissheit zu ermitteln, ob der Beckenwirbel der zwanzigste oder der ein und zwanzigste ist. 
In der aus der Rheinischen Braunkohle herrührenden Polysemia ogygia Taf. VI. Fig. 1 be- 
trägt die Zahl der Wirbel nur 12, für Menopoma werden bis zum Becken 19 Wirbel an- 
gegeben, was ebenfalls weniger ist als in Andrias. In Siredon (Axolotl) hängt das Becken 
am siebenzehnten Wirbel. 

Die Wirbelsäule lenkt noch genau in den Schädel ein. Die Länge des Atlasses misst 
mit dem Zahnfortsatz am vorderen Ende und den hinteren Gelenkfortsätzen 0,015, die Breite 


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mit den Gelenkfortsätzen 0,0145, mithin kaum weniger. Nach dem im Gesteine hinterlasse- 
nen Raume zu urtheilen, war der Atlas mit einem deutlichen, hinterwärts sich mehr erheben- 
den oberen Stachelfortsatze versehen. Der zweite Halswirbel schemt die Länge des Atlasses 
nicht erreicht zu haben und kaum kürzer als die folgenden Wirbel gewesen zu seyn. In der 
mittleren Gegend des Rumpfes erhält man für die Wirbel mit den Gelenkfortsätzen 0,0145 
Länge und 0,0125 Breite. Die Länge des Wirbelkörpers wird 0,011 betragen haben. Der 
dritte Wirbel vor dem Becken ergiebt mit den Gelenkfortsätzen 0,014 Länge und 0,012 Breite; 
woraus die fast übereinstimmende Grösse der Rückenwirbel hervorgeht. Der zweite und dritte 
Wirbel vor dem Becken scheinen nur unmerklich grösser zu seyn. Der Beckenwirbel war 
nicht länger, erreichte aber mit seinen (@uerfortsätzen, die wegen Aufnahme des Beckens 
stärker waren, 0,0185 Breite. Die wie in den Salamandrinen stark entwickelten Gelenkfort- 
sätze sind am besten überliefert. Von den Wirbeln ist eigentlich nur der mit der Oberseite 
am Gestein hängengebliebene obere Bogen vorhanden, der Körper ist weggebrochen, so dass 
sich über dessen Beschaffenheit nichts angeben lässt. Hie und da, besonders durch den 
dritten und vierten Wirbel vor dem Becken, könnte man veranlasst werden zu glauben, der 
Körper habe hinten eine convexe, vorn eine concave Gelenkfläche besessen. Es ist aber, 
wie erwähnt, der Körper gar nicht überliefert. Diese Beschaffenheit gehört lediglich dem 
oberen Bogen an, der sich hinten in der Mitte etwas gerundet, vorn etwas ausgeschnitten 
darstellt. An anderen Wirbeln glaubt man vorn eine convexe Gelenkfläche, sogar wie in 
den lebenden Salamandern mit einem Grübchen in der Mitte wahrzunehmen, was indess 
ebenfalls nur auf Täuschung beruht, indem diese Stellen nicht in wirklichem Knochen bestehen, 
sondern in der Ausfüllung des hinteren Endes von der Unterseite des oberen Bogens. In 
Andrias Sieboldi und A. Scheuchzeri stellen die Gelenkflächen der Wirbelkörper, die vorderen 
wie die hinteren, wie in den Tritoniden überhaupt, starke Hohlkegel zur Aufnahme eines die 
Wirbel verbindenden Knorpels dar; dasselbe wird daher auch in vorliegender Species der 
Fall gewesen seyn. Der obere Stachelfortsatz scheint in einer sehr geringen scharfen Leiste 
bestanden zu haben. 

Die Rippen sehen denen in den beiden anderen Species von Andrias sehr ähnlich. 
Sie sind in der Schultergegend am grössten, dahinter nehmen sie allmählich ab und zuletzt 
besitzen sie die Form eines kurzen, stumpfen, flachen Klauengliedes. Die auf den zweiten 
Wirbel kommende erste Rippe war kaum kürzer als die folgenden, längsten, nur etwas 
schwächer und oben weniger breit, was auf eimen ‚weniger hohen Querfortsatz schliessen lässt. 
Die grössten Rippen, wie die des dritten und vierten Paares, ergeben 0,009 Länge und an 
dem einfach abgestumpften oberen Ende 0,004 Breite. 

Das rechte Schulterblatt des Thieres liegt nur angedeutet vor. Man erhält für dasselbe 
0,0135 Länge oder Höhe, an dem unteren, beilförmig ausgebreiteten, dem Oberarm zuge- 
kehrt sewesenen Ende 0,01 Breite, an dem entgegengesetzten Ende, das auch hier so 


beschaffen ist, dass man annehmen. kann, dass es einen oberen knorpeligen Theil des Schul- 
terblattes aufgenommen habe, 0,0055, an der schmälsten Stelle 0,003. Dieser Knochen 
gleicht sehr dem in Andrias Scheuchzeri, in A. Sieboldi beschreibt, nach der Abbildung zu 
schliessen, die Knochenaxe mit dem breiteren Theil einen stumpferen Winkel. 

Der Oberarm ergiebt 0,024 Länge, am oberen Ende 0,0055, am unteren 0,0095 
und an der schmälsten Stelle fast 0,004 Breite. Da beide Oberarme hierin übereinstimmen, 
so sollte man um so mehr glauben, dass das obere Ende fast nur halb so breit gewesen 
wäre als das untere, wodurch sich der Knochen von dem in Andrias Scheuchzeri auffallend 
unterscheiden würde. Es wird indess nicht zu bezweifeln seyn, dass die beiden Enden nach 
verschiedenen Richtungen hin ausgebreitet waren, so dass wenn das untere die breitere Seite 
darbot, das obere sich von der schmäleren darstellte, wie dies auch in Andrias Sieboldi der 
Fall ist. 

Der rechte Oberarm scheint an seinem unteren Ende breiter als der linke, mit dem 
ein Knochen des Vorderarms zusammengedrückt seyn wird. Vom linken Vorderarm liegen die 
beiden Knochen nur schwach angedeutet vor, und zwar verkehrt, mit dem oberen Ende 
nach aussen und dem unteren gegen das untere Ende des Oberarms gerichtet, was auch der 
Lage entspricht, die gegenwärtig die Hand einnimmt. An dem einen der beiden Knochen, 
wie es scheint dem stärkeren, wenn überhaupt ein Unterschied in Stärke zu machen ist, 
geht das obere Ende, wie in Andrias Sieboldi, schräg zu. Dieser Knochen scheint nach dem 
vorhandenen undeutlichen Abdruck 0,01 Länge besessen zu haben, woraus sich nicht mit 
Sicherheit das zwischen Vorderarm und Oberarm bestandene Längenverhältniss beurtheilen lässt. 

Die Hand- und Fusswurzel waren, wie in den Tritoniden überhaupt und den Protei- 
den, nicht knöchern gebildet. An beiden Händen liegt der Daumen innen; sie sind hinter- 
wärts gerichtet, wobei sie an den Oberarm stossen. Der Abdruck der rechten Hand ist 
schärfer überliefert als der der linken. Man erkennt die vier Finger, deren Glieder, abge- 
sehen von der Mittelhand, folgende Reihe bilden : 2. 2. 3. 2, wie in Andrias Sieboldi 
und A. Scheuchzeri. Vom vierten Finger liest zwar nur der Mittelhandknochen vor, die 
Zahl der Glieder wird aber durch den schwächeren Abdruck der linken Hand wahrscheinlich. 
Dieser Finger scheint ein wenig schwächer, aber nicht viel kürzer als der erste gewesen zu 
seyn. Der dritte Finger ist der längste, sein Mittelhandknochen ergiebt 0,005, das erste 
Glied 0,003 , das zweite und dritte je halb so viel. Es erscheinen daher diese beiden Glie- 
der, namentlich das zweite, gegen die Glieder in Andrias Sieboldi, noch mehr aber gegen 
die von Andrias Scheuchzeri kurz. Letzte Species besitzt überhaupt eine etwas längere Hand 
als A. Sieboldi, dessen Finger den Vorderarm nicht an Länge übertreffen ; während in 
Andrias Scheuchzeri kein Finger kürzer als der Vorderarm ist und die mittleren länger als 
dieser sind. Hierin steht Andrias Tschudii dem A. Sieboldi näher, und unterscheidet sich 


daher von A. Scheuchzeri ebenfalls durch eine kürzere Hand. 
Band VUH, 2. 8 


Hinter dem Beckenwirbel scheint sich vom rechten Sitzbein ein schwacher Abdruck 
vorzufinden, wonach es eben so gering gewesen seyn würde, als in Andrias Sieboldi; von 
A. Scheuchzeri liegt dieser Knochen für eine Vergleichung nicht deutlich genug vor. Schärfer 
stellt sich der Abdruck vom Darmbeine des Andrias Tschudii dar, das längs der Wirbelsäule 
liegt und nach aussen umgelegt ist. Es ergiebt 0,018 Länge, am hinteren Ende 0,0055 Breite 
oder Höhe, am vordern, mehr beilförmig gebildeten 0,0065 und an der in die vordere Hälfte 
fallenden schwächsten Stelle 0,003. Die Form dieses Knochens entspricht ganz der in An- 
drias Scheuchzeri und A. Sieboldi. 

Vorn am Darmbeine liegt quer oder mit ihm rechtwinkelig der 0,0225 lange Ober- 
schenkel zusammen, an dessen oberem Ende man 0,005, am untern 0,0095 und in der 
schwächsten Gegend 0,0035 Breite erhält. Auch hier wird der Oberschenkel nur aus dem 
Grund am oberen Ende schmäler erscheinen, weil das untere Ende sich von der breiten 
Seite darstellt. Das Längenverhältniss zwischen Darmbein und Oberschenkel ist von dem in 
den beiden anderen Species von Andrias kaum verschieden. 

Der Unterschenkel ist hinterwärts gerichtet und beschreibt mit dem unteren Ende 
des Oberschenkels einen rechten Winkel. Man erhält für ihn 0,012 oder nur wenig mehr 
als die halbe Oberschenkellänge. In Andrias Scheuchzeri ist der Unterschenkel im Vergleich 
zum Oberschenkel gewöhnlich etwas länger, was auch in Andrias Sieboldi, nach der davon 
veröffentlichten Abbildung, der Fall zu seyn scheint. Am stärkeren Unterschenkelknochen 
ereiebt das obere Ende 0,006, das untere 0,004 und die schwächste Gegend 0,0025 Breite. 
Vom Fusse haben sich wohl Andeutungen erhalten, jedoch so schwach und undeutlich, dass 
sich daraus nichts weiter entnehmen lässt. 

Das Gebilde besteht in schwärzlich grauer Blätterkohle: Die Knochen oder deren 
Abdrücke sind bräunlicher oder schwärzlicher. Auch stellt sich in ihrer Umgebung das Ge- 
bilde bisweilen schwärzlicher dar, was vom weichen Körper oder der Haut des Thieres her- 
rühren wird, über deren Ausdehnung und Beschaffenheit kein genauer Aufschluss zu erlangen 
war. Auf derselben Ablösungsfläche erkennt man in der Nähe des Thieres das Skelet von 
einem ungefähr einen halben Fuss langen Leueiscus. Wenn auch dieser Fisch für den An- 
drias zu gross gewesen seyn sollte, so wird es doch keiner Frage unterliegen, dass Fische 
zur Nahrung des Thieres gehörten. Nach dem Inhalte der mit Andrias Scheuchzeri gefundenen 
Koprolithen bestand dessen Nahrung in Fischen; die lebende Species wird mit Fischen und 
Fröschen gefüttert und frisst wohl auch ihres gleichen, was eben so bei Andrias Scheuchzeri 
der Fall gewesen zu seyn scheint (Oeningen, 8. 35). 

Abgesehen von der Körpergrösse ist es hauptsächlich die verhältnissmässig geringere 
Breite des Kopfes und die kürzere Hand, worin Andrias Tschudii von A. Scheuchzeri ab- 
weicht und gleichsam zwischen diesem und dem A. Sieboldi stehen würde. Auch scheint 
bei Andrias Tschudii der Oberarm und Oberschenkel unter den Gliedmaassen ein wenig mehr 


a 


vorgewaltet zu haben, als bei den anderen Species, und das Paukenbein einen mehr nach 
vorn gerichteten Winkel zu beschreiben. Diese Abweichungen sind von Belang, weil sie 
sich am Knochenskelet vorfinden. Die Abweichungen in der Form des Schädels zwischen 
dem kleineren Andrias Tschudii und dem grösseren A. Scheuchzeri lassen sich nicht durch 
Altersverschiedenheit erklären, die gerade ein umgekehrtes Verhältniss ergeben müsste, indem 
im Allgemeinen ein kürzerer breiterer Schädel den jüngeren Thieren zusteht, und der Schädel 
während des Wachsthums eher an Länge als an Breite zunimmt. 

Nachdem nunmehr aus osteologischen Gründen die Selbstständigkeit des Andrias Tschudii 
gesichert erscheint, wird es gestattet seyn, darauf hinzuweisen, dass auch dessen Vorkommen 
für die Selbstständigkeit der Species spricht. Vergleicht man nämlich den Wirbelthiergehalt 
des tertiären Oeningen mit dem der Braunkohle im Siebengebirge, so ergiebt sich fast durch- 
gängig eine auffallende Aehnlichkeit in der Bevölkerung beider Gegenden, die jedoch mit 
einem Mangel an gemeinsamen Species verbunden ist. Die Species kommen theilweise auf 
die anderer Gegenden heraus, deren Faunen gleichwohl im Ganzen eine abweichende Phy- 
siognomie darbieten. Oeningen und das Siebengebirge beherbergen Fleischfresser, doch sind 
sie generisch verschieden. Aehnliches gilt von den Nagern ; zu Oeningen walten die Lago- 
mys-artigen vor, was im Siebengebirge der Fall nicht ist, wo gleichwohl zwei verschiedene 
Nager von ähnlicher Grösse wie zu Oeningen vorkommen. Von dem Wiederkäuer Palaeo- 
meryx gehört P. eminens Oeningen an, zwei kleinere Species von diesem Genus finden sich 
im Siebengebirge. Dass Ergebniss, welches die Reptilien liefern, ist fast noch auffallender. Von 
Schildkröten, die Chelydra am nächsten stehen, haben Oeningen und das Siebengebirge je 
eine eigene Species aufzuweisen, und auch die übrigen Schildkröten gehören keiner gemein- 
samen Species an. Beide Gegenden zeichnen sich durch den Gehalt an Schlangen aus, und 
doch findet sich auch unter diesen keine gemeinsame Species. Dasselbe gilt von den Frö- 
schen. Jede der beiden Gegenden hat ihren Riesenfrosch aufzuweisen. Diese beiden Frösche 
sind aber fast mehr als generisch verschieden. Auch die übrigen Frösche stimmen nicht 
überein, und es ist mir wohl gelungen den Palaeobatrachus Goldfussi, der die Rheinische 
Braunkohle auszeichnet, in der Braunkohle Böhmen’s nachzuweisen; während ich nicht im 
Stande war das Genus Palaeobatrachus überhaupt für Oeningen aufzufinden. Einen neuen 
Beweis für diese Analogie eigener Art zwischen den Faunen zweier Gegenden liefert nunmehr, 
wie wir gesehen haben, Andrias durch die in den Species sich herausstellende Verschieden- 
heit. Sogar die Fische sind verschieden ; dabei hat jede der beiden Gegenden ihren eigenen 
Esox und ihre eigenen Leuciscus- Arten. Dieselben Abweichungen scheinen auch zwischen 
den Insekten zu bestehen; es ist wenigstens bis jetzt nicht gelungen, Species nachzuweisen, 
die in beiden Gegenden zugleich vorkommen. Nicht weniger Beachtung verdient das Ergeb- 
niss aus den Pflanzen. Unter den 244 Species fossiler Pflanzen der Rheinischen Braunkohle 


befinden sich 19, mithin ein nur sehr geringer Bruchtheil, die auch zu Oeningen vorkommen, 
8*+ 


und diese Species sind meist solche, die noch aus anderen Gegenden bekannt sind (Weber, 
in Palaeontogr., IV. 5. 123). Hienach befand sich der Andrias an beiden Orten wohl in 
einer ähnlichen, aber keineswegs übereinstimmenden Umgebung. Seine Nahrung bestand zu 
Oeningen wohl in Fischen und Fröschen, die aber anderen Species angehörten, als die sind, 
von denen sein Vertreter im Siebengebirge sich nährte; und wenn hieraus auch gerade nicht 
nothwendig specifische Verschiedenheit des Andrias beider Gegenden folgen muss, so wird 
doch wenigstens die Wahrscheinlichkeit derselben nicht wenig erhöht. 

Diese zwischen dem tertiären Oeningen und der Rheinischen Braunkohle sich heraus- 
stellende Aehnlichkeit der Geschöpfe bei fast gänzlichem Mangel an Uebereinstimmung der 
Speries verdient um so mehr Beachtung, als die Existenz der Geschöpfe an beiden Orten in 
dieselbe Periode fällt und zwischen Oeningen und dem Niederrheine nur geringe Entfernung 
besteht. 


Polysemia ogygia. Taf. VIII. Fig. 1. 


Salamandra ogygia, Goldfuss, in N. Acta Leopold., XV. 1 (1831). S. 124. t. 13. f. 4. 5. 


Von dieser aus der Braunkohle von Orsberg, bei Erpel am Siebengebirge, herrühren- 
den Versteinerung besitzen wir zwar schon durch Goldfuss eine Beschreibung und Abbildung, 
die jedoch eine nochmalige Untersuchung der Original - Versteinerung wünschenswerth erschei- 
nen liessen. Ich erhielt die Versteinerung im October 1851 durch Herrn Geheimen Bergrath 
Nösgerath aus der naturhistorischen Sammlung der Universität Bonn zu Poppelsdorf mitge- 
theilt. 

Das Thier liegt mit dem Rücken dem Gestein auf. Die vorderen Gliedmaassen sind 
hinterwärts und die eine der hinteren nach aussen gerichtet. _ Unmittelbar vor der Becken- 
gegend liegen ein Paar Wirbel (bei der Rückenlage des Thieres) nach der rechten Seite hin- 
geschoben, eine entsprechende Lücke in der Säule veranlassend ; geringere Verschiebung er- 
fuhr auch der Schwanz mehr gegen sein hinteres Ende hin, und das äusserste Schwanzende 
scheint schon vor Ablagerung des Thiers entfernt gewesen zu seyn. Auf der linken Seite 
erkennt man, schräg nach dem Halse gerichtet, eine kleine, runde, kurz und dünn ge- 
schwänzte Froschlarve (Kaulquappe), von der sich nicht ermitteln liess, welcher Species von 
Fröschen, unter denen Palaeobatrachus Goldfussi und Rana Meriani in dieser Braunkohle 
am häufigsten sind, sie angehört. Diese Larve bedeckt den ganzen Oberarm des geschwänz- 
ten Batyachiers und den Vorderarm so weit, dass von dessen Knochen nur die unteren En- 
den sichtbar sind. Wo die Knochen herausfielen, haben sie scharfe Abdrücke im Gesteine 
hinterlassen, die genügenden Aufschluss geben. 


Vom Knochenskelet ist in gerader Linie 0,073 vorhanden ; mit dem fehlenden 
Schwanzende wird die Länge kaum über 0,08 gemessen haben, wovon 0,045 auf den Schwanz 
kommt, der daher jedenfalls nicht kürzer war als das übrige Thier, doch auch nicht viel 
länger. Die Länge des Kopfes betrug kaum mehr als 0,009, ungefähr ein Viertel von der 
Länge des Thiers bis zum Schwanze. Für die Breite des Kopfes erhält man 0,012, und 
wenn auch hievon für den Druck, dem er ausgesetzt war, etwas in Abzug zu bringen seyn 
wird, so war er doch jedenfalls breiter als lang und dabei mehr von dreieckiger Form. Die 
Zusammensetzung des Schädels ist schwer zu ermitteln, da die Knochen der oberen Schädel- 
decke mit denen der Gaumenseite zusammengedrückt und überhaupt von zarter Beschaffenheit 
sind. Am deutlichsten liest das Paukenbein (Quadratbein) an der hinteren äusseren Ecke 
mehr nach aussen gerichtet vor. Der Aussenrand des Schädels läuft bis zu ihm ohne Unter- 
brechung knöchern fort, wonach der Öberkiefer sich hinterwärts dünn rippenartig verlängert 
haben würde. Vom Unterkiefer kann wenigstens die vordere Hälfte dieses Reifes nicht her- 
rühren, auch der nach innen gerichtete Fortsatz nicht, der mit anderen Knochen zusammen- 
gedrückt erscheint, und den hinteren Winkel der oberen Nasenöffnung bilden hilft, was den 
Oberkiefer verräth. Die Nasenlöcher scheinen geräumig, längsoval und weit aus einander, 
daher dem Aussenrande nahe gelegen zu haben. Ueber ein Loch im Zwischenkiefer war 
kein Aufschluss zu erlangen. Vor dem Schädel bemerkt man ein schwach bogenförmiges, 
mit einer Reihe Zähne besetztes, knöchernes Plättchen, das ich an der rechten Seite des 
Gesteinsumrisses vergrössert dargestellt habe. Es wäre möglich, dass es den verschobenen, 
mit seiner ursprünglichen Lage sich kreuzenden, Zwischenkiefer darstellte, der alsdann, nach 
der Grösse des Plättchens zu urtheilen, nicht in einem paarigen Knochen bestanden hätte. 
Goldfuss, welcher zwei solcher Plättchen wahrgenommen haben will, glaubt, dass sie 
vom Unterkiefer oder vom Kiemen- Apparat herrühren, womit ich wenigstens das von mir 
beobachtete Plättchen nicht in Einklang bringen kann. Zwischen den  Nasenlöchern bemerkt 
man mehr in deren hinteren Gegend den Abdruck von einer lang- oder spitzzackigen Quer- 
naht, welche durch das hintere Ende der Pflusschaarbeine veranlasst seyn könnte, die alsdann 
hinterwärts nicht wie in den Salamandern und Tritonen je in eine längere Spitze ausgingen 
und überhaupt kurz waren. Sollte aber diese Naht der oberen Schädeldecke angehören , so 
könnte sie die Grenze zwischen Nasenbein und Hauptstirnbein bezeichnen, die in den typi- 
schen Salamandern und in Triton quer läuft, in den Tritoniden eine hinterwärts gerichtete 
Spitze. bildet. | 

Ausser den grossen, weit aus einander liegenden Nasenlöchern werden noch drei 


Paar Löcher wahrgenommen. _ Davon liest ein Paar unmittelbar hinter den Nasenlöchern, 
und in fast derselben gegenseitigen Entfernung. Dieses ebenfalls der vorderen Schäd«lhälfte 
angehörige Paar ist schwächer angedeutet als die übrigen, und es wäre daher nicht unmög- 


lich, dass es nur von Vertiefungen oder Erhöhungen herrührte. Von diesen Stellen scheinen 


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ein Paar Nähte ausgegangen zu seyn, die ein grösseres, dreieckiges, mit der Spitze hinter- 
wärts gerichtetes Feld begrenzten, das nicht wohl das Keilbein seyn kann, weil es nicht weit 
genug zurückführt und hinterwärts, statt sich zuzuspitzen, eher breiter werden müsste. Besser 
fast würden die Nähte der äusseren Grenze der Hauptstirnbeine in den Tritoniden entsprechen, 
bei denen aber diese Knochen weniger weit zurückführen und in ihrer hinteren Erstreckung 
schlanker sich darstellen. Ein ähnliches Paar Nähte wird auch von Goldfuss angenommen, 
aber weiter hinten, und der von ihnen. begrenzte Theil wird als Keilbein gedeutet. 

Dicht hinter den Nasenlöchern liegt zu beiden Seiten, dem Aussenrande nahe, das 
grösste Paar Löcher, das daher auch den Augenhöhlen angehören wird. Diese in die unge- 
fähre Mitte der Schädellänge fallenden, längsovalen Löcher zeichnen sich von den Augen- 
höhlen aller Salamandrinen dadurch aus, dass sie durch grössere Breite des Schädels in der 
Mitte weit aus einander liegen, selbst noch weiter als in den zu den Tritonen gehörigen, 
mit längerem Schädel versehenen Genera Euproctus (Geotriton) und Cynops. Das letzte Paar 
Löcher liest von der hinteren Gegend der Augenhöhlen innen. Sie sind auffallend kleiner 
als diese, oval und scheinen derselben Art zu seyn, wie im Schädel der beiden genannten 
Genera Euproctus (Dumeril Bib., erpet. gen., IX. p. 160. Atlas, t. 102. f. 6) und Cynops 
(Siebold, Fauna Japonica. Saurii et Batr. t. 5. f. 7.8), wo sie durch Verbindung eines nach 
hinten und aussen gerichteten Fortsatzes des Hauptstirnbeins (Scheitelbeins, Tschudi, Classi- 
fication der Batrachier, S. 59) mit einem Fortsatze des Quadratbeins gebildet werden. Hinter 
der Augenhöhle glaubt man einen kleinen, noch in dieselbe hineinragenden Fortsatz, wohl 
vom Flügelben, wahrzunehmen. Die beiden starken Anschwellungen an der hinteren Seite 
des Schädels werden von den Felsenbeinen herrühren. Zwischen ihnen scheint der breite 
doppelte Hinterhauptsfortsatz angedeutet. 

Aus dieser Darlegung wird ersichtlich, dass der Schädel des fossilen Thieres grosse 
Verschiedenheit von den typischen Salamandrinen und Tritonen zeigt und selbst von den 
Schädeln der beiden Genera abweicht, denen er einigermaassen näher stehen würde. 

Die beiden ersten Wirbel scheinen kürzer zu seyn als die folgenden, die gegen die 
Beckengegend hin etwas an Länge zunehmen. Die Zahl der Wirbel wird bis zum Becken- 
wirbel 12 betragen, vorausgesetzt, dass die Lücke in der Säule durch zwei Wirbel, die sich auch 
wirklich noch nachweisen lassen, entstand; für drei wäre nicht Raum genug. Legt man dem 
Becken einen Wirbel bei, und zwar den ersten von der wieder zusammenhängenden Reihe, 
so zählt man für den Schwanz bis zu der Stelle, wo er gebrochen und etwas verschoben 
ist, 20 Wirbel, und nimmt man für die übrige Strecke und das fehlende Ende bei dem Klei- 
nerwerden der Wirbel nur noch 15 an, so stellt sich die Zahl der Schwanzwirbel auf nicht 
unter 35 heraus. Im Erd-Salamander zählen Funk (de Salamandrae terrestris vita etc., p. 7) 
bis zum Beckenwirbel 13, Cuvier (vergl. Anatomie. Deutsch. S. 123) 15 Wirbel, letzterer 
giebt ferner einen Becken- und 26 Schwanzwirbel, im Ganzen 42 Wirbel an. In Salamandra 


1 


maculata mit unversehrtem Schwanze, derselben Species, worauf Cuvier's Zählung beruht, 
finde ich dessen Angabe vollkommen bestätigt. In Triton cristatus sehe ich das Becken 
am achtzehnten Wirbel hängen. In Cynops (Tschudi, a. a. O. S. 60) sind im Ganzen 40 
Wirbel vorhanden, das Becken würde am fünfzehnten und sechszehnten Wirbel hängen; es 
betrüge daher die Zahl bis zum Becken 14 und für den Schwanz 24. Für Menopoma wer- 
den bis zum Becken 19, im Becken 1 und im Schwanze 25, zusammen 45 Wirbel angegeben. 
In Andrias haben wir bis zum Becken weit mehr Wirbel gefunden. In Siredon (Axolotl) 
hängt das Becken am siebenzehnten Wirbel. Das fossile Thier besitzt daher unter allen die 
geringste Zahl Wirbel bis zum Becken, und jedenfalls mehr Schwanzwirbel, etwa mit Aus- 
nahme von Cynops, dem es entschieden nicht angehört. Die Beschaffenheit der Gelenkflächen 
am Wirbelkörper war nicht zu ermitteln. Die Wirbel besassen einen sehr niedrigen oberen 
Stachelfortsatz bei gut entwickelten Gelenkfortsätzen, an denen glatte Rippen einlenkten, die 
für die geringe Grösse des Thieres im Vergleich zu den lebenden Salamandrinen, etwa mit 
Ausnahme von Cynops, lang sind. In Salamandra maculata finde ich die vier vorderen Rip- 
pen mit einem kleinen Fortsatz in der oberen Hälfte versehen, die übrigen glatt, dabei am 
verstärkten Gelenkende stark ausgeschnitten. Ueber die Beschaffenheit dieses Endes war am 
fossilen Thier kein Aufschluss zu erlangen. Bei diesem war auch noch der erste Schwanz- 
wirbel mit einer längeren Rippe versehen. In Triton cristatus sind die Rippen viel kürzer 
und die vordere Hälfte derselben mit einem kleinen Fortsatze versehen. Auch Andrias besitzt 
weit kürzere Rippen, die alle glatt sind, was auch für Siredon gilt. 

Das Becken wird an dem ersten auf die Lücke folgenden Wirbel angebracht gewesen 
seyn, auf den auch der Oberschädel hinweiset. Der neben ihm liegende stärkere rippenartige 
Knochen wird dem Becken angehören. Für eine genauere Darlegung ist er nicht gut genug 
überliefert. 

Auch der Schwanz scheint mit der Rückenseite dem Gestein aufzuliegen und eher 
breit oder rund als flach gewesen zu seyn. Die daran sichtbaren Fortsätze sind alsdann 
Querfortsätze oder Rippenrudimente, und der obere Stachelfortsatz war sehr gering; was mehr 
an die Salamander und Tritoniden, als an Triton erinnert. 

Ueber die Brust-Schultervorrichtung war kein Aufschluss zu erlangen. Der deutlich 
überlieferte rechte Oberarm misst 0,005 Länge. Gegen die Enden hin wird er breiter, beson- 
ders am gerade zugeschnittenen unteren Ende. Die beiden in Stärke kaum verschiedenen 
Vorderarmknochen waren nur halb so lang, mithin kürzer als in den gewöhnlichen Salaman- 
dern, und erinnerten mehr an die Tritonen und Tritoniden. Dasselbe gilt von der Hand- 
wurzel, die von knorpeliger Beschaffenheit gewesen seyn musste, da keine Spur von Knöchel- 
chen aufzufinden war, die hier weit eher hätten überliefert seyn müssen als an dem kaum 
mehr als halb so grossen Triton noachicus derselben Ablagerung, dem sie nie fehlen. Auch 
liegen die eher noch geringeren Fingerglieder deutlich vor. Dabei ist der Raum, den die 


Handwurzel einnahm, unverletzt und eben. Von den Mittelhandknochen und Fingergliedern ist 
so viel überliefert, dass man sich überzeugen kann, dass die Hand aus vier Fingern bestand. 

Der nach den Enden hin verstärkte Oberschenkel war von der Länge des Oberarmes, 
auch messen die Unterschenkelknochen nicht mehr als die halbe Länge des Oberschenkels, 
und die Fusswurzel war eben so wenig knöchern entwickelt als die Handwurzel. Die Mittel- 
fussknochen und Zehenglieder gehören vier Zehen an, die nicht mehr vollständig vorliegen. 
Goldfuss bemerkt aber ausdrücklich, dass das Thier fünf Zehen besessen habe, was um so 
mehr anzunehmen seyn wird, als er die Versteinerung 20 Jahre vor mir untersucht hat, und 
die ganze Beschaffenheit des Thieres der Annahme von fünf Zehen in den hinteren Gliedmaas- 
sen nicht widerstreitet. 

Durch dunklere Färbung macht sich der Raum bemerkbar, den der weiche Körper 
einnahm. Ich habe ihn in die Abbildung nicht aufgenommen, weil er die Deutlichkeit der 
knöchernen Theile beeinträchtigt hätte. Das Thier war nach diesen Andeutungen für einen 
Batrachier nicht auffallend plump, ungeachtet es in Folge von Druck breiter erscheint als 
ursprünglich. Der Rumpf ergiebt kaum mehr als 0,01 Stärke, die Arme und Beine 0,0025, 
vor dem Becken war der Körper schwach eingezogen, und im Schwanze, der nirgends eine 
Anschwellung zeigt und überhaupt nicht stark war, nahm die Breite bis zu seinem Ende ab. 

Das Gestein ist mehr Braunkohlenthon. 

Zufolge dieser Untersuchungen zeichnet sich das Thier durch eimen breiteren, mit 
Eigenthümlichkeiten versehenen Kopf, durch eine geringere Zahl Schwanzwirbel, durch längere 
glatte Rippen, durch kürzeren Vorderarm und kürzeren Unterschenkel, so wie durch den 
Mangel einer knöchern entwickelten Hand- und Fusswurzel so sehr aus, dass darüber wohl 
kein Zweifel seyn kann, dass es dem Genus Salamandra, in das es Goldfuss verlegt, nicht 
angehört. Es verräth vielmehr ein eigenes, von mir Polysemia genanntes Genus, das schon 
wegen des fünfzehigen Fusses, des breiten Kopfes und der geringeren Zahl Wirbel in der 
Strecke vor dem Becken, nicht zu den Proteiden gebracht werden kann. Es ist vielmehr 
ein Salamandride, der sich durch die geringere Länge des Vorderarmes und Unterschenkels 
im Vergleich zum Oberarm und Oberschenkel, besonders aber durch den Mangel einer knö- 
chernen Hand- und Fusswurzel, eben so sehr von der Familie der Salamander und Tritonen 
entfernt, als er zu der der Tritoniden hinneigt, zu denen zwar nicht die geringe Grösse des 
Thiers, die geringere Zahl der Rückenwirbel, die längeren Rippen und die freilich nur unbe- 
deutend längeren Finger und Zehen passen würden, wohl aber der breitere Kopf. Es ist 
daher zu bedauern, dass über die Zusammensetzung des Kopfes, namentlich über die Beschaf- 
fenheit des Hauptstirnbeins, so wie über die Gelenkflächen am Wirbelkörper und über das 
Schulterblatt und das Darmbein keine Aufschlüsse zu erlangen sind. Einen jüngeren Andrias 
Tschudii kann das Thier, das nur halb so gross als unser gemeiner Erd-Salamander war, 
schon wegen der abweichenden Zahl der Wirbel nicht darstellen. 


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Salamandra laticeps. Taf. VIII. Fig. 2. 


Salamandra laticeps, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1858. S. 203. 


Dieser fast vollständige Salamander wurde mit Fröschen, worunter ich den zuvor auf 
die Rheinische Braunkohle beschränkt gewesenen Palaeobatrachus Goldfussi vorfand, in der 
Braunkohle von Markersdorf, bei Böhmisch-Kamnitz in Böhmen, gefunden und mir von 
Herrn Professor Geinitz in Dresden aus dem Königlichen Mineralogischen Museum daselbst im 
Januar 1858 mitgetheilt. Der breite Kopf, der runde Schwanz und die knöcherne Hand- 
wurzel lassen das Thier unzweifelhaft als Salamander erscheinen. Vom Kopf ist das vorderste 
Ende, vom Schwanz ungefähr die hintere Hälfte mit der Kohle weggebrochen. Das Skelet hat 
aber auch sonst seit seiner Auffindung gelitten. Das Thier war nicht viel kleiner als unser 
Land-Salamander, von dem es sich schon auf den ersten Blick durch breiteren Kopf, selbst 
wenn die Druckwirkung in Anschlag gebracht wird, durch etwas geringere Arme und Beine, 
so wie durch längere, mit einem Fortsatze versehene Rippen unterscheidet. 

Der Kopf ergiebt in seinem jetzigen, platteren Zustande 0,022 Breite und wird nicht 
über 0,016 lang gewesen seyn. Seine Zusammensetzung lässt sich nicht mehr erkennen. Die 
Grösse der Augenhöhle, so wie deren gegenseitige Entfernung erinnern an unseren gewöhn- 
lichen Salamander, doch scheinen die Paukenbeine mehr hinterwärts gerichtet zu seyn als in 
diesem. Auf einem Stückchen Kiefer erkennt man Stellen für kleine, an Salamander erin- 
nernde Zähne. 

Ueber die Brust-Schultervorrichtung und das Becken lassen sich keine Angaben machen. 
Die Länge eines Rückenwirbels betrug kaum mehr als 0,003, die Zahl der Wirbel bis zum 
Becken, wie es scheint, 14, was ein Wirbel weniger wäre, als in Salamandra maculata. Die 
deutlich überlieferten Rippen zeichnen sich durch Länge, so wie dadurch aus, dass sie an 
dem Ende ihres oberen Drittels einen spitzen Fortsatz besitzen, der jetzt, wo die Rippen um- 
gelegt sind, hinterwärts gerichtet ist, ursprünglich aber nach aussen gestanden haben wird. 
Einen ähnlichen Fortsatz hat zwar auch Salamandra maculata aufzuweisen, doch geringer und 
nur an den vier vorderen Rippen, und die Rippen sind im Ganzen kürzer als im fossilen Thier. 

Von dem wie in Salamander gebildeten Oberarm ist der obere Gelenkkopf nicht zu- 
gänglich, was die Ermittelung der Länge des Knochens erschwert; unter 0,0095 wird er nicht 
gemessen haben; am unteren Ende war er 0,003 breit. Der Vorderarm ist 0,0055 lang. 
Die Handwurzel besteht aus drei Reihen Knöchelehen, deren Zahl nicht unter 7 betragen 
konnte. Die vier Finger sind durch Reste der Mittelhand und der Fingerglieder angedeutet; 
die Zahl der Glieder für die einzelnen Finger war nicht mehr zu ermitteln. 

Auch vom Oberschenkel ist der obere Gelenkkopf nicht sichtbar. Die Länge dieses 
Knochens wird ohne Zweifel 0,007 betragen haben. Der Unterschenkel misst fast 0,006. 


Die Fusswurzel bestand aus 9 starken, rundlichen Knöchelchen, zu drei Reihen über einander 
Band VII, 2. 9 


— 6 — 


geordnet. Von vier Zehen liegen die Mittelfussknochen und Zehenglieder vor, deren Zahl 
nicht mehr zu bestimmen war. Es wird nicht zu bezweifeln seyn, dass dieses Thier, wie die 
Salamandrinen überhaupt, fünfzehig war. 

Von den fossilen Salamandrinen kommt eigentlich nur die zuvor beschriebene, gleich- 
alterliche und auch mit Palaeobatrachus Goldfussi gefundene Polysemia ogygia aus der Rhej- 
nischen Braunkohle in Betracht. Der Kopf dieses fast nur halb so grossen Thieres ist weniger 
breit, der Vorderarm und Unterschenkel sind auffallend kürzer im Vergleich zum Oberarm 
und Oberschenkel, Hand- und Fusswurzel sind nicht knöchern entwickelt, die Rippen besitzen 
keinen hakenförmigen Fortsatz und die Zahl der Wirbel bis zum Becken beträgt weniger als 
in Salamandra laticeps. Beide Thiere weichen daher auffallend von einander ab. 

Da die spitzen Fortsätze an den langen Rippen bei ihrer ursprünglichen Lage nach 
aussen gerichtet gewesen seyn werden, so wäre es möglich, dass sie die Haut des Thieres 
durchstochen und aus deren Oberfläche unbedeckt heraus gestanden hätten, wie dies in den 
beiden zur Familie der Salamander gehörigen Genera Pleurodeles und Bradybates mit den 
Rippen der Fall ist. Sollte dies wirklich stattgefunden haben, so würde gleichwohl dieses Merk- 
mal, weil es einem Genus nicht ausschliesslich zusteht, nicht hinreichen, das fossile Thier 


vom Genus Salamandra zu trennen. 


Triton noachicus. Taf. VIII. Fig. 3—8. 


Triton noachicus, Goldfuss, in N. Acta Leopold., XV. 1 (1831). S. 126. t. 13. f. 6. 7. 


Von diesem Thier untersuchte ich aus der Braunkohle von Orsberg, bei Erpel am 
Siebengebirge, fünf in der Sammlung der, Universität Bonn befindliche Exemplare, dar- 
unter das von Goldfuss veröffentlichte. Es befindet sich aber selbst dieses Stück jetzt in 
einem solchen Zustande, dass eine genaue Abbildung vom vollständigen Thier zu geben nicht 
mehr möglich ist. Aus den durch dunklere Färbung vom weichen Körper vorliegenden An- 
deutungen ersieht man dessen walzenförmige Gestalt; Kopf und Rumpf zeigen dieselbe Breite, 
die gegen das Schwanzende hin allmählich abnimmt. In der Abbildung bei Goldfuss ist der 
Kopf zu breit und der Schwanz vollständiger dargestellt als er wirklich vorliegt; auch geben 
die Rippen, die durch Druck mehr nach aussen gerichtet erscheinen, die Körperbreite nicht 
richtig an. 

Die Kleinheit des Thieres erschwert die Ermittelung seiner Theile. Bis zum Becken 
misst die Wirbelsäule zweimal die Länge des Kopfes, der Schwanz kaum mehr als noch ein- 
mal so viel. Die Länge des ganzen Thieres stellt sich hienach auf ungefähr 0,05 heraus. 
Der Rumpf dieses kleinen Geschöpfes war im Vergleich zu dem fast noch einmal so grossen 


typischen Triton eristatus auffallend kürzer als der Schwanz. 


Der längere Kopf und die Beschaffenheit seiner Theile, von denen sich freilich nicht 
mehr viel erkennen lässt, sprechen für Triton. Für die Länge ergiebt sich 0,007, für die 
Breite kaum mehr als 0,0055, wovon etwas für den Druck in Abzug zu bringen seyn wird. 
Was Goldfuss als Flügelknochen deutet, möchten eher Hörner des Zungenbeines seyn, mit 
dem der Kopf zusammengedrückt zu seyn scheint. 

Bis zum Becken zähle ich nicht über 10—11 Rippenpaare. Die Zahl der vor dem 
Becken liegenden Wirbel wird daher im Ganzen nicht mehr als ein Dutzend betragen haben, 
was namentlich gegen Triton eristatus, dessen Becken am achtzehnten Wirbel hängt, auflal- 
lend wenig wäre, auch waren die Wirbel im fossilen Thier nicht schlank. Für die durch- 
schnittliche Länge eines Rückenwirbelkörpers erhält man 0,001. An einem der Exemplare 
erkennt man deutlich, dass die vordere Gelenkfläche des Wirbelkörpers convex, die hintere 
entsprechend concav gebildet war. Die Rippen (Fig. 3, zehnmal vergrössert) sind lang, schmal, 
glatt, vor dem unteren Ende deutlicher gebogen und an dem ausgebreiteten Gelenkende aus- 
geschnitten, einen doppelten Gelenkkopf darstellend, zu dessen Aufnahme der Querfortsatz 
entsprechend gebildet gewesen seyn wird. In Triton eristatus sind die Rippen kürzer und in 
der vorderen Hälfte des Rumpfes mit einem kleinen Fortsatze versehen. 

Das Thier wird ungefähr 36 Schwanzwirbel, eher mehr als weniger, besessen haben, 
woran sich bis in die hintere Strecke des Schwanzes Andeutungen von Querfortsätzen ver- 
folgen lassen. 

Von der Brust-Schultervorrichtung war nichts zu erkennen. Auch gestattete der Ober- 
arm keine genaue Ermittelung seines oberen Endes. Nach einigen Exemplaren sollte man 
glauben, dass dieses Ende einen starken, mit einem nach unten gerichteten Fortsatze ver- 
sehenen Kamm besessen hätte (Fig. 4, sechsmal vergrössert). Der Oberarm ergiebt 0,0045 Länge, 
der Vorderarm 0,003. In der Handwurzel fand ich bei einem dieser Thiere, wie in Triton cristatus, 
acht Knöchelchen vor, drei Reihen bildend (Fig. 5, achtmal vergrössert), glaubte aber aus- 
serdem zwischen der ersten Reihe und dem Vorderarm ein auffallend kleineres Knöchelchen 
wahrgenommen zu haben. Eine andere Hand (Fig. 4, sechsmal vergrössert) enthielt neun in 
Grösse wenig verschiedene Knöchelchen, drei Reihen zu je drei Knöchelchen bildend. In der 
Gegenwart von vier Fingern und der Zahl ihrer Glieder besteht Uebereinstimmung mit Triton 
eristatus. Die Finger lassen sich aus den verschiedenen Exemplaren ziemlich gut ergänzen. 

Was vom Becken und den hinteren Gliedmaassen vorliegt erinnert an Triton cristatus. 
Bei einem Exemplare (Fig. 6, in doppelter Grösse) stösst an das Becken ein nach ihm hin 
etwas breiter werdender Knochen von halber Oberschenkellänge, der das Darmbein (Brechet, 
in Ann. Se. nat., X. 1838. p. 91. t. 8. f. 10. 11.b) seyn wird. 

Die Beschaffenheit des oberen Endes vom Oberschenkel war nicht genau zu ermitteln. 
Dieser Knochen scheint unmerklich kürzer als der Oberarm und gerader als in Triton crista- 
tus gewesen zu seyn. Der Unterschenkel misst halb so viel als der Oberschenkel, und die 

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beiden Knochen, woraus er besteht, waren schlanker als in der lebenden Species. Die Fuss- 
wurzel ist ein wenig kürzer als die Handwurzel. In Triton cristatus besteht sie aus neun 
Knöchelchen, drei Reihen zu je drei Knöchelchen bildend. Im fossilen Thiere habe ich ein 
randliches Knöchelchen zweiter Reihe nicht auffinden können. Sollte dies gleichwohl vorhan- 
den gewesen seyn, so zählte das Thier ebenfalls neun Knöchelchen auf ähnliche Weise ge- 
ordnet, nur waren die Knöchelchen zweiter Reihe von denen der beiden anderen Reihen 
durch auffallende Kürze verschieden, von der auch die im Ganzen kürzere Fusswurzel im fossi- 
len Thier herrühren wird. Die Art, wie die Mittelfussknochen einlenken, ist von der im 
lebenden Triton kaum verschieden. 

Ueber die Zahl der Zehenglieder bestehen abweichende Ansichten. Nach Cuvier (oss. 
foss., 4. ed. X. p. 327. t. 254. f. 19. — Die Abbildung giebt nur vier Zehen und überdies 
die Zahl der Glieder unrichtig an) bilden im Wasser-Salamander die Gliederzahlen folgende 
Reihe: 1. 2. 3. 3. 2, nach Brechet, ebenfalls ohne Mittelfuss, 2. 3. 3. 3. 2, im fossilen 
Thier bestanden entweder 2. 2. 3. 3. 2 oder, wie Brechet für den lebenden Triton angiebt, 
2. 3. 3. 3. 2 Glieder. Für die zweite Zehe des fossilen Thieres ist es mir nicht gelungen zu 
ermitteln, ob sie ein drittes Glied besessen habe, nach der Länge und Stärke des zweiten 
konnte es vorhanden gewesen seyn. 

Dieser Triton ist merklich kleiner als die Polysemia ogygia aus derselben Braunkohle. 
Nach der Uebereinstimmung, die zwischen beiden in der Zahl der Wirbel zwischen Kopf und 
Becken, so wie in der Zahl der Schwanzwirbel zu bestehen scheint, könnte man veranlasst 
werden, zu glauben, dass sie derselben Species angehörten, während doch mehr als generische 
Verschiedenheit besteht. In Polysemia war der Kopf breiter und ohne Zweifel auch anders 
zusammengesetzt. Die Länge der Wirbelsäule misst bis zum Becken dreimal die Länge des 
Kopfes, in Triton noachicus kaum zweimal. Die Strecke vor dem Becken ist im Vergleich 
zum Schwanz in Polysemia länger, die Gliedmaassen sind geringer, namentlich der Vorder- 
arın und Unterschenkel im Vergleich zum Oberarm und Oberschenkel, wozu noch kommt, 
dass die Hand- und Fusswurzel nicht knöchern entwickelt waren. 

Die in Triton noachicus sich herausstellende Kürze der vor dem Becken liegenden 
Strecke im Vergleich zum Schwanze fällt noch mehr gegen Triton cristatus, so wie gegen 
andere lebende Tritonen und Salamander auf, wo beide Strecken ungefähr gleiche Länge 
besitzen, was von den längeren Wirbeln, so wie davon herrührt, dass sie drei bis vier Wirbel 
mehr im Rumpfe zählen. Dazu kommen noch im fossilen Thiere die längeren Rippen, so wie 
dass die vorderen Gliedmaassen, zurückgeschlagen gedacht, fast bis zum Becken oder doch 
jedenfalls weiter zurückführen als in anderen geschwänzten Batrachiern. An eine Verschie- 
bung der vorderen Gliedmaassen weiter nach vorn kann dabei nicht gedacht werden, da an 
der Versteinerung nichts vorhanden ist, was eine solche Annahme rechtfertigte. Goldfuss fasst 
die Länge der einzelnen Strecken auf ähnliche Weise auf. Nur sind in der von ihm mit- 


en 


getheilten Abbildung die Gliedmaassen ein wenig zu lang angegeben, was indess deren Ver- 
hältniss zum Rumpfe wenig berührt. Nach diesen am Knochenskelet sich ergebenden Eigen- 
thümlichkeiten, die mit nicht geringeren Eigenthümlichkeiten in den bei Unterscheidung der 
lebenden Genera in Betracht kommenden Weichtheilen verbunden gewesen seyn werden, könnte 
das Thier einem von Triton verschiedenen Genus angehören. Sollte dies wirklich der Fall 
seyn, so schlage ich dafür den Namen Brachycormus vor, und es würde alsdann die Species 


B. noachicus heissen. 


Aus der Braunkohlengrube Stöschen, am Minderberge bei Linz am Rheine, theilte mir 
im April 1852 Herr Berghauptmann von Dechen in Bonn die beiden Fig. 7 und 8. abgebildeten 
Tritonen mit, auf die ich bereits im Jahrbuche für Mineralogie, 1852. S. 466, aufmerksam 
gemacht habe. Sie liegen in einem reineren, blätterigen Braunkohlenthon. 

Das deutlichere Exemplar ist das Fig. 7 abgebildete. Das Thier macht den Eindruck, 
als wenn es den Larvenzustand noch nicht ganz abgelegt hätte. Bei den geschwänzten Ba- 
trachiern fällt es um so schwerer, hierüber sicheren Aufschluss zu erlangen, als der Ueber- 
gang von der Larve zum entwickelten Thier kaum mit einer Veränderung verbunden ist, 
und dabei die Larve eigentlich nur einige Anhängsel ablegt, was nicht einmal bei allen 
Species der Fall ist. Was an den Larvenzustand erinnert, sind Andeutungen von nach hinten 
gerichteten rippenförmigen Theilen, die man an der hinteren äusseren Ecke des Schädels 
wahrzunehmen glaubt, und die von den Kiemenbogen herrühren könnten, wenn es nicht 
Ueberreste von den eigentlichen Zungenbeinhörnern sind, was bei dem Zustande, worin die 
Versteinerung sich befindet, sich nicht genau ermitteln lässt. An eine Larve erinnert ferner 
die auffallende Höhe des auf der Aussenseite liegenden, unmittelbar hinter dem Becken 
stark eingeschnürten, hinterwärts spitz ausgehenden Schwanzes. Doch ist ein hoher, flacher 
Schwanz ein Zeichen der Tritonen, und was davon vorliegt war nicht weicher Körper, von 
dem sich überhaupt nichts erhalten hat, sondern von ganz derselben Beschaffenheit wie die 
Knochen, daher offenbar auch knöchern und keiner Veränderung unterworfen. Diese flachen, 
hohen oder langen oberen und unteren Stachelfortsätze sind zwar breit, aber von dünner 
Masse, worin man wenigstens für den vorderen Theil des Schwanzes, wie im lebenden Tri- 
ton, eine schmale grätenartige Verstärkung wahrzunehmen glaubt. Der dünnere Theil ist 
zwar auch scharf ausgeprägt, stellt sich aber etwas runzelig dar. Diese hinterwärts geneig- 
ten Fortsätze sind so breit, dass ihre Trennung eigentlich nur am oberen und unteren Rande 
des Schwanzes durch kurze Einschnitte, die vom gerundeten Ende der Fortsätze herrühren, 
wahrgenommen wird, und nur selten erkennt man auch die Grenzen des Wirbelkörpers. Die 
vordersten oberen Stachelfortsätze der Schwanzwirbel sind gerader gerichtet, besitzen unge- 
fähr gleiche Höhe, sind oben schwächer gerundet und mit einem geringen nach vorn gerich- 
teten Fortsatze versehen, der an die Gelenkfortsätze erinnert. In Triton cristatus beginnt 


gg, 


der untere Bogen mit dem zweiten Schwanzwirbel, im dritten und vierten ist er am längsten. 
Im fossilen Thier war von den unteren Stachelfortsätzen der erste klein, der zweite ein wenig 
länger, der dritte der längste und breiteste überhaupt, die folgenden nehmen, wie die oberen, 
allmählich an Länge oder Höhe ab, stärker gegen das sich ausspitzende Schwanzende hin. 
Nach diesen Fortsätzen zu urtheilen, betrug die Zahl der Schwanzwirbel kaum über 40. 

Zwischen Kopf und Becken war Raum für 12 bis 13 Wirbel, die sich nicht mehr 
genau zählen lassen. Hinter dem vierten oder fünften Wirbel ist die Säule gebrochen und 
verschoben. Die Wirbel des Rumpfes sind von oben oder unten entblösst und erscheinen 
daher breit. Wo es möglich ist den Wirbelkörper genauer zu unterscheiden, stellt er sich 
schmal und niedrig dar. An der linken Seite liegen mehrere Rippen mit breiterem oberen 
Ende. Man glaubt auch zu beiden Seiten das Schulterblatt wahrzunehmen, eine kleine tra- 
pezförmige oder mehr dreieckige Platte, woran die vorderen Gliedmaassen einlenken, von 
denen der Oberarm und Vorderarm sich deutlich erkennen lassen. An der rechten Seite 
bemerkt man etwas von der Handwurzel, so wie Mittelhandknochen und Fingerglieder, deren 
Zahl nicht genau zu ermitteln war. 

Auch die hinteren Gliedmaassen sind noch in der Einlenkung begriffen. Dem Becken 
scheint der kurze stielförmige Knochen, der an der einen Seite vor dem Oberschenkel, an 
der anderen Seite hinter ihm nach aussen und hinten gerichtet heraussteht, anzugehören ; 
sonst lässt sich nichts unterscheiden. Der Unterschenkel ist im Vergleich zum Oberschenkel 
merklich kürzer, als der Vorderarm im Vergleich zum Oberarm. An der linken Seite er- 
kennt man Ueberreste von der Fusswurzel, so wie drei Zehen, von denen zwei ohne die 
Mittelfussknochen je aus drei und die dritte, nach der Lage die sie gegenwärtig zum Fusse 
einnimmt die innere, aus zwei Gliedern besteht. 

Der Kopf war länger als breit, und seine 0,0085 messende Länge wird ungefähr sieben- 
mal in der ganzen Länge des Thieres enthalten gewesen seyn. Der Zwischenkiefer scheint in 
einem einfachen Knochen bestanden zu haben. In der linken Hälfte glaubt man die mehr 
in der Mitte gelegene, nicht sehr grosse Augenhöhle zu erkennen, so wie Andeutungen vom 
Hinterhaupte mit dem doppelten Gelenkfortsatze. 

Fig. 8 scheint ein Thier derselben Art zu seyn und zwar, was selten, auch im 
Rumpfe von aussen entblösst. Die Grösse ist dieselbe. Die Fortsätze an den Wirbeln sind 
selbst im Schwanze nicht breit und hoch, sondern fein und kurz. Die hintere Strecke des 
Schwanzes spitzt sich nicht aus und ist ungegliedert, was vermuthen lässt, dass sie die Er- 
gänzung eines weggebrochenen Stückes darstelle. Die Lage des Beckens lässt sich nicht 
mehr genau erkennen, daher auch die Zahl der Wirbel für die vor dem Becken gelegene 
Strecke nicht ermitteln. Was von den schlaff hinterwärts gerichteten Gliedmaassen vorliegt, 
stimmt mit dem zuvor beschriebenen Exemplar überein. Ueber den ebenfalls mehr von 
neben entblössten Schädel sind wegen starker Zerdrückung keine Aufschlüsse zu gewinnen. 


GO 


Diese beiden Thiere aus der Grube Stöschen stimmen nicht allein in Grösse mit Tri- 
ton noachicus überein, sondern es liegt auch im Verhältniss der Länge des Schädels zur 
ganzen Länge des Thieres, in der Zahl der Wirbel für die zwischen Kopf und Becken lie- 
gende Strecke der Säule, so wie in den Gliedmaassen eine so grosse Aehnlichkeit, dass 
man glauben sollte, sie gehörten sämmtlich einer und derselben Species an. Nur im Schwanze 
geben sich Abweichungen zu erkennen. Vielleicht ist in dem zuletzt beschriebenen Thierchen 
von den oberen und unteren Stachelfortsätzen des Schwanzes der dünnere Theil entfernt und 
nur der feinere, magere Theil wegen grösserer Stärke überliefert. 


Triton (Archaeotriton) basalticus. Taf. VIII. Fig. 9. 10. 


Triton basalticus, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1859. S. 430. 


Diese im Basalttuff bei Alt- Warnsdorf, in der Gegend von Rumburg in Böhmen, 
gefundene Versteinerung wurde von dem K. K. Reichsgeologen Herın Jokely der geologi- 
schen Reichsanstalt in Wien übergeben und mir von Herrn Professor Ed. Suess im Februar 
1859 zur Untersuchung mitgetheilt. 

Die langen, flachen oberen und unteren Stachelfortsätze im Schwanz erinnern an das 
unter Triton noachicus (S. 67. Fig. 7) beschriebene, weit kleinere Thier aus der Rheinischen 
Braunkohle, und verrathen ebenfalls einen Triton. Auch hier ergiebt sich aus der Beschaf- 
fenheit der Substanz, dass diese flachen, hohen Fortsätze knöchern waren, dem Knochen- 
skelet angehörten, und sich daher auch nicht der gefranseten vertikalen Membran vergleichen 
lassen, die sich bei den nur während der Zeit der Begattung ins Wasser sich begebenden 
geschwänzten Batrachiern bildet, später aber wieder verschwindet. 

Vom Kopf und Vorderrumpf ist nichts vorhanden, sie waren getrennt und kamen 
wenigstens nicht in der Nähe der übrigen Skelettheile zur Ablagerung. Die überlieferte 
Strecke ist von der rechten Seite entblösst. Das äusserste Ende des Schwanzes ist erst 
später mit dem Gesteine weggebrochen. Der am vorderen Ende liegende gerade Knochen 
könnte bei seiner Länge von 0,007, die auf den Oberschenkel herauskommt, der Oberarm 
seyn, der alsdann auffallend dünn wäre und selbst am stärkeren unteren Ende nur 0,001 
Breite messen würde; in der oberen Hälfte wird der Knochen noch dünner, was wohl nur 
von der Lage, in der er entblösst ist, herrührt. Für einen Vorderarmknochen scheint er 
zu lang. In geringer Entfernung davon glaubt man ein Wurzelknöchelchen wahrzunehmen. 

Vollständiger sind die hinteren Gliedmaassen überliefert, deren Theile verschoben sind. 
Ich habe diese wichtige Gegend nochmals dreifach vergrössert Fig. 10 dargestellt. Der Ober- 
schenkel lenkt noch ins Becken ein, das mittelst eines langen Knochens am Beckenwirbel an- 
gebracht war. Der Lage nach, die dieser Knochen zum Oberschenkel einnimmt, wird er das 


— 0 — 


Darmbein (Brechet, 1. e. £.6. 10. 11 b) seyn. Der rechte und linke Knochen der Art liegen 
parallel neben einander, woraus geschlossen werden könnte, dass das Becken auf jeder Seite 
an zwei solchen Knochen gehangen hätte; der rechte scheint noch mit dem Beckenwirbel 
verbunden. Die Länge eines solchen Knochens ergiebt 0,005, die Breite nur wenig mehr 
als 0,001. Diese Knochen treffen mit dem Oberschenkel in einem grossen platten Knochen, 
dessen Form mehr einem Brustbein ähnlich sieht, zusammen. Seiner Ausdehnung nach ist 
dies der Theil, welchen lrechet (f. 6. 10. 11. a) als Schambein deutet; für dessen Länge 
erhält man 0,005. 
- Der Beckenwirbel ist der letzte von den Wirbeln die durch Verschiebung eine nach 
vorn gerichtete Neigung angenommen haben. Sein oberer Stachelfortsatz war wie in dem 
vorhergehenden und dem folgenden Wirbel mehr vertikal gerichtet. Mit dem zweiten Schwanz- 
wirbel beginnt die Neigung dieses Fortsatzes nach hinten. Vor dem Becken sind die sieben 
ihm unmittelbar vorgehenden Wirbel überliefert, von denen die vier hintersten paarweise 
noch zusammenhängen. Diese beiden von aussen entblössten Paare haben eine gleichförmige 
Verschiebung nach vorn erlitten. Weniger Zusammenhang zeigen die drei anderen Wirbel, 
von denen der hintere verkehrt, mit dem oberen Stachelfortsatze schräg nach unten, der 
mittlere mit dem Stachelfortsatze gerade nach vorn gerichtet ist und der vordere mit der 
Unterseite des Körpers auf dem Gesteine zu liegen scheint. Dieser Wirbel, der erste von 
den überlieferten, ist aufgebrochen und lässt deutlich erkennen, dass die vordere Gelenkfläche 
des Körpers convex war, auch haben sich daran die rechten Gelenkfortsätze erhalten. An 
dem zweiten Wirbel beträgt die ganze Höhe 0,005, wovon 0,003 auf den oberen Stachel- 
fortsatz kommt, der daher hoch war und von vorn nach hinten so viel misst, als seine Höhe 
beträgt. Unmittelbar vor seinem geraden oberen und dem unteren Ende ist der Stachelfort- 
satz schwach eingezogen, so dass dessen Vorder- und Hinterrand sanft convex erscheint. 
Die Länge des Körpers misst kaum mehr als 0,003, und die Gelenkfortsätze überragen den 
Körper vorn und hinten nur unbedeutend. Ueber die Querfortsätze war kein Aufschluss zu 
gewinnen, sie können unmöglich lang gewesen seyn. 

Die Länge der Wirbelkörper nimmt im Schwanze nur allmählich ab. Von diesem sind 
25 Wirbel überliefert, von denen der letzte nur durch das obere Ende des Stachelfortsatzes 
angedeutet ist; die übrigen nehmen zusammen 0,054 Länge ein. Das weggebrochene Ende 
möchte wohl noch über zehn Wirbel enthalten. Der obere Stachelfortsatz verliert schon im 
Beckenwirbel durch Zurundung der oberen Ecken die viereckige Gestalt, in den darauf fol- 
genden Wirbeln ist er oben meist schwach gerundet und vorn etwas ausgeschnitten. Der 
Stachelfortsatz des unteren Bogens giebt dem oberen an Länge und Breite nichts nach und 
scheint am unteren Ende eher gerader abgestumpft. Die letzten überlieferten Wirbel messen 
0,002 Länge und 0,004 ganze Höhe, die im dritten und vierten Schwanzwirbel, den höch- 
sten, 0,009 beträgt. Im dritten Schwanzwirbel ist der Stachelfortsatz des unteren Bogens 


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wohl gehörig lang, aber mager, dadurch nämlich, dass er sich nach vorn weniger ausdehnt; 
im zweiten Schwanzwirbel scheint der untere Bogen nur halb so lang und noch schmächtiger 
als im dritten , und im ersten Schwanzwirbel wird der untere Bogen kaum vorhanden gewe- 
sen seyn. In Triton cristatus beginnt der untere Bogen auch erst mit: dem zweiten Schwanz- 
wirbel und ist; im dritten und vierten am längsten. Der: fünfzehnte und sechszehnte Schwanz- 
wirbel sind im fossilen Thier etwas verschoben, ersterer mehr nach vorn, letzterer nach 
oben. Die oberen und unteren Stachelfortsätze der Schwanzwirbel neigen nach hinten. Ihre 
flache Aussenseite zeigt zwei oder drei ziemlich regelmässige bogenförmige Eindrücke oder 
Falten, die auf den vorderen Schwanzwirbeln seltener und auf den Stachelfortsätzen der 
Rückenwirbel gar nicht wahrgenommen werden, ‘wohl aus dem Grunde, weil diese stärker 


in Knochen waren. 


In der Nähe der Rückenwirbel erkennt man einige Rippen, von denen eine vordere 
bei dreimaliger Vergrösserung dargestellt ist. Das breitere Gelenkende ist kurz ausgeschnitten, 
zwei Fortsätze bildend zur Einlenkung in den Querfortsatz, der hiezu ein entsprechendes 
Hübelpaar besessen haben wird. Die gewöhnliche Länge der Rippen misst 0,004, die Breite 
am ausgeschnittenen Ende 0,0015. Von diesem Ende an läuft die Rippe unter Verdünnung 
auf ungefähr zwei Drittel Länge fast gerade, worauf sie sich, nachdem sie einen kurzen 
stumpfen Fortsatz gebildet hat, von diesem unter stärkerer Biesung abwendet und dünner 
endist. 

Von den hinteren Gliedmaassen hängt die eine am Körper schlaff hinterwärts her- 
unter; es wird dies die rechte seyn, und zwar aus dem Grunde, weil von der anderen, die 
noch mehr an Zusammenhang eingebüsst hat, einige Mittelfussknochen und Zehenglieder durch 
die unteren Stachelfortsätze verdeckt werden. Die beiden Oberschenkel ergeben übereinstim- 
mend fast 0,007 Länge; sie zeichnen sich durch gerade Form aus, und man erhält an ihnen, 
wenigstens bei der Lage die sie gegenwärtig einnehmen, am unteren Ende 0,0015, am 
oberen weniger und an der schmälsten Stelle kaum mehr als 0,0005 Breite. Der Unter- 
schenkel ist 0,003 lang, was weniger als die halbe Länge des Oberschenkels wäre. Seine 
beiden Knochen sind in Stärke wenig verschieden. Von der rechten Gliedmaasse liegen sie, 
nur wenig verschoben, am unteren Ende des Oberschenkels, von der linken ist der 
eine Unterschenkelknochen mehr nach der Mitte seines Oberschenkels hin gerückt. In den 
beiden Fusswurzeln unterscheidet man sechs Knöchelchen, deren es aber sicherlich mehr 
waren, wie schon daraus erkannt wird, dass die mittlere Gegend kein Knöchelchen darbietet 
und auch sonst noch Lücken in der Fusswurzel bestehen. Vom rechten Fusse liegen mehr 
Mittelfussknochen und Zehenglieder vor als vom linken, die aber in Unordnung gerathen 
sind. Die längsten Mittelfussknochen messen mehr als die halbe Unterschenkellänge. 


Das Gestein besteht aus einem leichten, feinen, grauen Tuff, der aus dünnen, sehr 


Band VII, 2. 10 


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ebenen Blättchen zusammengesetzt ist, die gewöhnlich durch einen weisslichen Anflug getrennt 
erscheinen. Die Versteinerung ist von schön dunkelbrauner Farbe. 

Das Thier besass die Grösse des lebenden Triton eristatus, von dem es sich schon 
durch die auffallende Höhe seiner Stachelfortsätze unterscheidet. Der Schwanz des lebenden 
Triton ist selbst im vorderen Theile nur halb so hoch, und die Rückenwirbel besitzen, wie in 
Salamandra maculata, so gut wie gar keinen oberen Stachelfortsatz; während im fossilen 
Thiere selbst in den Rückenwirbeln der eigentliche Stachelfortsatz wenigstens so hoch ist, als 
der Wirbelkörper lang. Die Rippen zeigen Aehnlichkeit mit denen in Triton eristatus, selbst 
in dem kleinen Fortsatze, der auch im fossilen Thiere bei den hinteren zu verschwinden scheint. 
In letzterem Thier stellt sich der Oberschenkel etwas gerader und schlanker, der Unterschenkel 
etwas kürzer dar. 

Der Basalttuff von Rumburg liegt nicht sehr weit von der Braunkohle von Markers- 
dorf entfernt, und wird von demselben Alter seyn. Demungeachtet stimmen die Salaman- 
drinen beider Orte nicht mit einander überein. Salamandra laticeps (S. 63. Fig. 2) von Mar- 
kersdorf war kaum grösser, besass aber längere und mit einem spitzeren Fortsatze versehene 
Rippen, längere Unterschenkelknochen , stärkere Fusswurzelknöchelchen und längere Wirbel, 
wenigstens im Schwanze, der mit keinen hohen und breiten Stachelförtsätzen versehen war, 
die auch den Rückenwirbeln gefehlt haben werden. Dieses Thier war eben so sehr Sala- 
mander, als das von Rumburg Triton. 

Polysemia ogygia (S. 58. Fig. 1) aus der Rheinischen Braunkohle ist ein kleineres 
Thier, hat einfachere Rippen, längeren Unterschenkel im Vergleich zum Oberschenkel, keine 
verknöcherte Fusswurzel, keinen hohen, breiten Stachelfortsatz an den Wirbeln und neigt 
überhaupt nicht zu den Tritonen. 

Triton noachieus (S. 64. Fig. 3—8) aus der Rheinischen Braunkohle ist ein nur halb 
so grossesThier, das sich schon durch seine einfachen Rippen unterscheidet; das Verhältniss 
des Unterschenkels zum Oberschenkel kommt mehr auf das in vorliegender Species heraus, 
was auch von den hohen, flachen Stachelfortsätzen im Schwanze gilt, wenn das Fig. 7 abge- 
bildete 'Thier wirklich zu Triton noachicus gehört. 

Triton opalinus aus dem Halbopal von Luschitz in Böhmen: (Palaeontographica, N. 
S. 70. 1.10. £. 9) ist kaum kleiner. Das Verhältniss des Unterschenkels zum Oberschenkel ist 
bei ihm fast dasselbe, doch sind die Unterschenkelknochen weniger stark, die Rückenwirbel 
besassen wohl auch breite Stachelfortsätze, die sich aber für dieselbe Gegend des Rückens 
nicht so auffallend hoch, wie in vorliegender Species, herausstellen; auch sind die Schwanz- 
wirbel nur mit kurzen, schmächtigen oberen Stachelfortsätzen und mit einem unteren Bogen 
von der Forın eines kurzen feinen Stachelfortsatzes versehen. Die 14 vorderen Schwanzwirbel 
nehmen eine Länge ein, die den 10 vorderen Schwanzwirbeln in vorliegender Species ent- 


spricht. Ungeachtet Alt- Warnsdorf näher bei Markersdorf liest als bei Luschitz, so steht 
doch Triton basalticus dem Triton opalinus näher als der Salamandra laticeps. 

In Betreff der breiten, hohen Stachelfortsätze will ich nicht unbemerkt lassen, dass 
ich unter den Gegenständen aus dem Tertiär-Gebilde von Hochheim unfern Mainz ein Paar 
grössere Schwanzwirbel gefunden habe, die auf ähnliche Weise wie in vorliegender Species 
gebildet sind. 

Unter allen Abweichungen, die diese Species an den von ihr bis jetzt bekannten 
Theilen des Knochenskelets darbietet, ist unstreitig die Höhe der Stachelfortsätze in den 
Rückenwirbeln die wichtigste; sie ist für einen Salamandrinen so auffallend, dass sie als 
Zeichen eines eigenen Genus, das ich Archaeotriton nennen möchte, angesehen werden darf. 


10* 


Lacerten 


aus der 


Braunkohle des Siebengebirges. 


Taf. IX. Fig. 2—8. 


Aus Tertiär-Gebilden waren bisher von Lacerten eigentlich nur vereinzelte Skelettheile, 
meist Wirbel, Kieferfragmente und Zähne bekannt. Lartet, Pomel und Gervais nehmen für 
Frankreich mehrere Species an, die hauptsächlich auf den Zähnen beruhen. Die Auffindung 
vollständigerer Skelete von zwei Lacerten in der Braunkohle zu Rott im Siebengebirge war 
daher ein seltenes Ereigniss. Das Genus lässt sich freilich auch an ihnen nicht mit Sicher- 
heit ermitteln, weil die Theile nicht überliefert seyn können, worauf bei der Diagnose für 
die lebenden Lacerten Rücksicht genommen wird; und so bin ich denn auch bej meinen Unter- 
suchungen über diese Reste eigentlich nicht weiter gekommen, als dass ich gefunden habe, 
dass sie zweien Species angehören, die den typischen Lacerten nahe gestanden haben werden, 


weshalb ich sie auch unter Lacerta im weiteren Sinne begreife. 


Lacerta, Rottensis. Taf. IX. Fig. 2. 3. 


Lacerta Rottensis, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1856. S. 829. 


Diese aus der blätterigen Braunkohle von Rott herrührende Versteinerung wurde mir 
im August 1856 von Herrn Dr. Krantz in Bonn mitgetheilt. In ihrer unmittelbaren Nähe 
liegt ein stark gekrümmtes mittleres Stück von einem schlangenartig geformten, mit starken 
Hautknochen bedeckten, grösseren Thiere, das zu denen gehört, die Troschel nach einer 
brieflichen Mittheilung an mich zu Pseudopus (P. rugosus) rechnet. Mit den Hautknochen 
ergiebt dieses Thier 0,024 Breite. Demselben Geschöpfe können die Lacerten -Reste schon 
aus dem Grunde nicht angehören, weil sie ein kleineres Thier mit völlig entwickelten hinteren 


BERN. 


Gliedmaassen verrathen. In der Nähe liest auf‘ derselben Ablösungsfläche auch noch der 
Kopf von einer Froschlarve (Kaulquappe), so wie der Wirbel eines entwickelten Frosches, 
und es fanden sich damit ferner vier noch an einander gereihte hintere Schwanzwirbel eines 
Crocodils; es giebt dies ein kleines Bild von der Reptilien-Welt, die zur Zeit der Entstehung 
der tertiären Braunkohle am Niederrhein anzutreffen war. An den Crocodil- Wirbeln,, die 
denen aus der Ablagerung von Weisenau ähnlich gebildet sind, erhält man für die grösste 
Körperlänge 0,025. 

Von der Lacerte ist der hintere Theil des Rumpfes mit den hinteren Gliedmaassen 
und dem grössten Theile des Schwanzes überliefert; das übrige scheint erst mit dem Gesteine 
weggebrochen zu seyn. Die vorhandenen Knochen haben etwas gelitten, lassen sich aber 
nach den Abdrücken, die sie hinterlassen haben, gut ergänzen. Am besten haben sich die 
linke Gliedmaasse und die vorderen Schwanzwirbel erhalten. Das Thier liegt mit dem Bauche 
dem Gestein auf. Die Körperlänge beträgt für die vorderen Schwanzwirbel 0,0045, für die 
Wirbel in der vor dem Becken überlieferten Strecke 0,004. Man erkennt deutlich , dass die 
vordere Gelenkfläche des Wirbelkörpers concav, die hintere convex war. Der obere Boxen 
ist selbst an den besser erhaltenen Wirbeln weggebrochen. Die hinter dem Becken folgenden 
Wirbel besassen noch deutliche Querfortsätze, die weiter hinten immer kürzer werden und 
wohl bald ganz aufhörten. Von einer Quertheilung des Körpers der Schwanzwirbel habe ich 
nichts wahrgenommen. Die langen, schlanken Rippen waren schwach gekrümmt. 

Das Becken liest nicht deutlich vor. Der längere, stärkere Knochen hinter dem 
oberen Ende des linken Oberschenkels wird der Fortsatz des einen Darmbeines seyn. 

Der nur unmerklich gekrümmte Oberschenkel ergiebt 0,017 Länge und zeichnet sich 
durch Stärke aus, die an den Gelenkenden 0,004, in der schwächsten Gegend des Knochen- 
körpers nur halb so viel beträgt. Der Unterschenkel ist 0,011 lang, und verhält sich daher 
zum Oberschenkel ungefähr wie 3:4, was auf ‘Monitor und die meisten Lacerten heraus- 
kommt. ‘Die beiden Unterschenkelknochen sind auffallend ungleich an Stärke; der stärkere, 
wohl das Schienbein, ist oben 0,003, unten 0,002 und in der Mitte nur etwas weniger breit, 
während der andere Knochen oder das Wadenbein selbst an den Enden nicht viel über 
0,001 ergiebt. 

Ueber die Fusswurzel war nichts zu erfahren. Für die Glieder der fünf Zehen erhält 
man ohne den Mittelfuss, jedoch mit den Klauengliedern, bei der grossen Zehe beginnend, 
wie in den lebenden Lacerten folgende Zahlenreihe: 2. 3. 4. 5. 4, wobei der Knochen, mit 
dem die fünfte oder äussere Zehe an die Fusswurzel einlenkt, zum Mittelfuss hinzu genommen 
ist. Die vierte Zehe war, wie in Monitor, die längste, enthielt aber nicht zwei auffallend 
kürzere Glieder, und es scheint auch weniger ihr Mittelfussknochen, als der der dritten Zehe 
der längste gewesen zu seyn. Sämmtliche Zehen waren mit nicht auffallend grossen Klauen 
bewaffnet, wie nach den zu ihrer Aufnahme bestimmt gewesenen Gliedern zu schliessen ist. 


Pa; 


Vom langen Schwanz ist das Ende nicht: überliefert. So weit der Erhaltungszustand 
der Versteinerung die Untersuchung der Schwanzwirbel gestattet, findet man, dass sie sich 
nicht durch Länge auszeichneten. 

Eine auffallende Erscheinung bildet an diesem Thiere die Gegenwart von Hautknochen, 
von denen ich Fig. 3 ein Paar bei stärkerer Vergrösserung dargestellt habe. Es sind nicht 
Kerne der Schuppen. Auch unterscheiden sie sich‘ von den Hautknochen des damit vor- 
kommenden, dem Pseudopus beigelegten 'Thieres wesentlich dadurch, dass sie in der Haut 
lagen ohne einander zu berühren, sich daher nicht, wie in den Scinken gewöhnlich, dach- 
ziegelförmig überdeckten. Dabei war auch ihre Oberfläche anders beschaffen, indem sie 
nicht mit einem an die Hautknochen der Crocodile erinnernden , deutlich entwickelten Bild- 
werke bedeckt, sondern nur mit grösseren und kleineren Vertiefungen in einer mehr ebenen 
Fläche versehen waren. Diese Knochen sind gewöhnlich oval, mit etwas scharfem, auch 
wohl schwach eingeschnittenem Rande versehen, dabei dünn und zeigen nur bisweilen An- 
deutungen von einem Kiele. Dass sie nur auf die vom Schwanz eingenommene Strecke 
beschränkt zu seyn scheinen, rührt vielleicht nur davon her, dass der Schwanz mehr von 
der Rückenseite entblösst vorliegt, die vom Rumpfe weggebrochen ist. 

Schon Bravard (Monogr. de la montagne de Perrier et de deux Felis, 1828. p. 114) 
gedenkt unter den Thieren aus dem Tertiär- Mergel von Marcouis, bei Volvie in Frankreich, 
einer kleinen Lacerte mit Knochenschuppen oder Hautknochen, wie in den Crocodilen, wor- 
auf sich Pomel’s Angabe (Bull. geol. France, 1844. p. 590) von einem in den Tertär-Gebilden 
des Puy-de-Döme zu Volvic und Cournon vorkommenden Monitor mit Hautknochen bezie- 
hen wird, und es wird dies dasselbe Thier seyn, das letzterer später (Catal. des vertebres 
fossiles, 1854. p. 124) als Varanus Lemanensis aufführt, der zwar nach den Zähnen den 
Monitoren sehr ähnlich sey, von diesen aber durch die Gegenwart von Hautknochen ab- 
weichen würde, wenn die unter seinen Ueberresten vorkommenden Hautknochen ihm wirklich 
angehören sollten. Gervais (Paleont. franc., p. 259. t. 64. f. 8) glaubt dagegen, dass diese 
Hautknochen von einer eigenen, den Scinken nahe stehenden Lacerte herrühren, die Bravard 
und Pomel unter dem Namen Dracosaurus (D. Croizeti) begreifen. Von den Hautknochen 
liefert er zwar eine Abbildung, aber so ungenau, dass sich daraus nur ersehen lässt, dass 
sie mit den Hautknochen der Lacerta Rottensis nicht übereinstimmen, eher noch mit denen, 
die aus der Braunkohle von Rott dem Pseudopus beigelegt werden, woran wenigstens ein 
bei Gervais oben rechts deutlicher dargestellter Hautknochen erinnert. In dieser Vermuthung 
sehe ich mich dadurch bestärkt, dass Lartet durch Zähne und Wirbel mehrere Species von 
Anguis in Tertiär-Gebilden Frankreich’s, die dasselbe Alter besitzen, wie die die Haut- 
knochen führenden Rheinischen Tertiär - Gebilde, angedeutet glaubt. 

Zu den Geckonen kann Lacerta Rottensis schon aus dem Grunde nicht gehören, weil 
die hintere Gelenkfläche des Körpers ihrer Wirbel convex entwickelt ist. 


Lacerta pulla. Taf. IX. Fig. 4—8. 


Lacerta pulla, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1859. S. 724. 


Drei Jahre später als die Lacerta Rottensis fand sich in der Braunkohle von Rott 
eine zweite Lacerte, deren Mittheilung ich gleichfalls dem Herrn Dr. Krantz verdanke. Diese 
war nur ungefähr halb so gross und daher von der Grösse der kleinsten lebenden Lacerten. 
Kopf und Vorderrumpf fehlen. auch hier; sie konnten nicht in der Nähe des übrigen Skelets 
zur Ablagerung gekommen seyn, da auf der Platte, so weit sie überliefert ist, sich nichts 
von ihnen vorfindet. Fig. 4 ist natürliche Grösse, Fig. 5 doppelte. 

Aın deutlichsten wird ein Knochen aus dem Becken erkannt, der das eine Sitzbein 
darstellt. Er liest in der Beckengegend auf der Wirbelsäule mit seinem oberen Ende auf- 
und hinterwärts gerichtet. Man erhält au ihm fast 0,003 Länge oder Höhe und am unteren 
Ende 0,002, am oberen nur wenig mehr als halb so viel Breite, vor dem oberen Ende ver- 
schmälert sich der im ganzen flache Knochen noch etwas mehr. Das obere Ende verräth an 
seiner stumpfwinkeligen Form, dass es mit den beiden anderen Beckenknochen durch dichtes 
Zusammenliegen die Beckenpfanne bildete. Der auf den überlieferten Knochen kommende 
Antheil der Pfanne war wegen Beschädigung nicht mehr zu erkennen. 

Hinter diesem Knochen sind die Wirbel etwas verschoben, der sechte liegt fast quer. 
Vor diesem Wirbel erkennt man drei untere Bogen, wonach anzunehmen ist, dass die drei 
ihm vorhergehenden Wirbel schon dem Schwanze angehören, was wohl auch noch von dem 
Wirbel der Fall seyn wird, der vor den dreien sitzt. Vom Schwanze sind alsdann 33 Wir- 
bel überliefert. Es lässt sich nicht genau erkennen, ob der im Profil entblösste Schwanz bis 
zu seinem äussersten Ende vorliegt, jedenfalls kann nur wenig fehlen. Die Wirbel sind, mit 
Ausnahme der vorderen, nur wenig gestört. An dem quer liegenden Wirbel erkennt man, 
dass die vordere Gelenkfläche seines Körpers concav, die hintere convex gebildet ist, was 
sogar noch an dem vorletzten Wirbel, den ich Fig. 6 vergrössert dargestellt habe, wahrgenom- 
men werden kann. In der den Schwanz umfassenden Strecke wird ein auffallender Unterschied 
in der Länge der Wirbel nicht wahrgenommen, die vorderen erscheinen wegen grösserer 
Stärke kürzer. Gegen das Ende des Schwanzes hin nehmen die Wirbel nur allmählich» an 
Länge und Kürze ab. Sie sind grösstentheils aufgebrochen oder als scharfer Abdruck überliefert. 
Von einem oberen Stachelfortsatze wird nichts wahrgenommen, es wäre denn, dass der etwas 
höhere hintere Gelenkfortsatz zugleich auch die Bedeutung des Stachelfortsatzes an sich trüge. 
Der Körper ist eingezogen, eine Quertheilung besitzt er nicht, und von einem Querfortsatze 
werden kaum Spuren wahrgenommen. Um so deutlicher liegt der untere Bogen vor, den ich 
bis zum zwanzigsten Schwanzwirbel verfolgen konnte. Ich habe ihn Fig. 8 vergrössert darge- 
stellt. Der gegabelte oder bogenförmige Theil ist nicht länger als das ungegabelte Ende. 
Die Schenkel bilden am oberen Ende unter Verstärkung zwei schwach gegenseitig geneigte 


TR 


Gelenkflächen, mit denen der Bogen zwischen je zwei Wirbeln, mehr jedoch am hinteren Ende 
des vorderen Wirbels einlenkte (Fig. 7). Es liess sich nicht erkennen, ob zur Aufnahme 
des unteren Bogens besondere Fortsätze am Wirbel vorhanden waren, die jedenfalls nur 
sehr gering und kurz seyn konnten. 

Ueber die vor dem Sitzbeine liegende Strecke war kein Aufschluss zu gewinnen. In 
einiger Entfernung unter dem Sitzbeine werden Ueberreste von einer Gliedmaasse wahrge- 
nommen, woraus sich indess nicht ersehen lässt, ob sie einer vorderen oder einer hinteren 
angehören. Sie bestehen hauptsächlich in den noch zusammenhängenden Theilen von zwei 
benachbarten Zehen, von denen die der Wirbelsäule näher liegende die kürzere war. Von 
dieser lenkt das Klauenglied an ein 0,002 langes Glied ein, dem ein jedenfalls kürzeres vor- 
herging. Ob von der anderen Zehe das unvollständige Glied das Klauenglied ist, lässt sich 
nicht ersehen. Diesem Gliede gingen zwei von ungefähr gleicher Länge vorher, die je un- 
merklich weniger maassen, als das längere Glied der zuvor erwähnten Zehe, und auch hier 
geht diesem Gliede ein jedenfalls kürzeres Glied vorher. 

In ungefähr derselben Richtung werden über dem Sitzbein ähnliche Reste wahrgenom- 
men. Ein fast rechtwinkelig zur Säule gerichteter vereinzelter Knochen, einen Knochen der 
Mittelhand oder des Mittelfusses, vielleicht auch ein Zehenglied darstellend, ergiebt 0,0025 
Länge. Darüber liegen der Länge nach drei noch zusammenhängende Glieder, bestehend in 
dem Klauenglied, in dem Glied, woran dieses einlenkt, von 0,002 Länge und in dem nicht 
vollständigen vorhergehenden Gliede. Es wäre möglich, dass diese Zehe der zuvor betrach- 
teten längeren Zehe der anderen Seite entspräche. 

Es hat sich auch als schwärzlicher Abdruck der weiche Körper des Thieres erhalten, 
woraus erkannt wird, dass der Schwanz lang und schlank war; in der Nähe des Beckens 
erhält man für ihn 0,005 Breite, wovon wegen des Druckes auf den weichen Körper etwas 
in Abzug zu bringen seyn wird. Von Hautknochen oder Schuppen wird nichts wahrge- 
nommen. 

Das Gestein ist nicht eigentliche Papierkohle, sondern mehr eine Blätterkohle von 
dunklerer Farbe. Die Knochen sind hellbräunlich. 

Dieses Thier ist, wie erwähnt, kaum halb so gross, als die in demselben Gebilde ge- 
fundene Lacerta Rottensis. Der Unterschied in Grösse könnte von Altersverschiedenheit her- 
rühren, beständen nicht andere Abweichungen, die der Vereinigung beider Thiere entgegen- 
stehen. Dazu gehört der gänzliche Mangel an Hautknochen, die in Lacerta Rottensis wenig- 
stens für den Schwanz deutlich vorliegen; dann aber auch besass letztere Species einen etwas 
längeren Schwanz und eher kürzere Wirbel. 


Rhamphorhynchus Gemmingi 


aus dem 


lithographischen Schiefer in Bayern. 
Taf. XI. 


Von dem von mir im Jahre 1846 errichteten Rhamphorhynchus (Pterodactylus) Gem- 
mingi habe ich in den Palaeontographieis (I. S.1. Taf. V) ein schönes Exemplar veröffentlicht, 
dem: jedoch die Gliedmaassen fehlen ; ich habe ferner in dem kürzlich von mir erschienenen Werk 
über die „Reptilien aus dem lithographischen Schiefer des Jura in Deutschland und Frankreich“ 
Ueberreste von fünfzehn Pterodactyln zur Sprache gebracht, die wohl sämmtlich dieser Species 
angehören werden. Eines unter ihnen (a. a. OÖ. Taf. IX. Fig. 1) zeichnete sich durch Voll- 
ständiekeit und treffliche Erhaltung so sehr aus, dass nicht zu erwarten stand, dass in nächster 
Zeit sich eine ähnliche Versteinerung finden würde. Deimungeachtet ist vor Kurzem aus dem 
lithographischen Schiefer Bayern’s wieder ein sehr vollständiges Exemplar in den beiden, 
wenig von einander verschiedenen Gegenplatten in meinen Besitz gelangt, das sogar weitere 
Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Species giebt. Da von meinem grösseren Werke 
gerade die letzten Bogen unter der Presse waren, als ich die Versteinerung erhielt, so konnte 
ich darin (S. 141) von ihr nur eine kurze Beschreibung aufnehmen, und dabei auf die aus 
führliche Mittheilung verweise, die ich nunmehr hier gebe. 

Die Abbildung ist der Hauptplatte entnommen, auf der auch die Beschreibung beruht 
wenn der Gegenplatte nicht besonders gedacht wird, an der beim Spalten des Gesteins man- 
ches hängen geblieben ist, worunter die eine Hälfte von mehreren Knochen, die nunmehr im 
aufgebrochenen Zustande ihre innere Beschaffenheit erkennen lassen. Das Skelet kam voll- 
ständig zur Ablagerung und hing in seinen Theilen noch sehr gut zusammen. Der grösste 
Theil des Schädels, die vorderen Halswirbel, mit denen er offenbar noch verbunden war, 
das letzte mit dem halben vorletzten Gliede des rechten Flugfingers, zwei Drittel vom letzten 


Gliede des linken und vom Schwanze auch ungefähr die letzten zwei Drittel sind erst mit 
Band VI, 2. 11 


ge 


dem Gesteine weggebrochen. Auf der Hauptplatte liegen Kopf, Hals und Schwanz mit der 
linken Seite, die Strecke der Wirbelsäule zwischen Hals und Schwanz mit dem Rücken dem 
Gestein auf. Das von vorn entblösste Brustbein ist etwas nach der linken Seite des Thiers 
geschoben, wobei auch die Lage der unteren Gliedmaassen Störung erfuhr, während wenig- 
stens die eine hintere noch fest ins Becken einlenkt. Beide hintere Gliedmaassen kreuzen 
sich mit der Wirbelsäule, diese bedeckend, und zugleich kreuzt sich die rechte mit der 
linken hinteren, indem der Fuss ersterer auf dem Oberschenkel und Unterschenkel der letz- 
teren liegt. 

Ausser dem vollständigen Unterkiefer haben sich vom Schädel die Zähne des Ober- 
kiefers, so wie der untere Theil der Augenhöhlen und der mittleren Schädelöffnungen erhalten. 
Der untere Theil der Augenhöhlen wird vom Jochbein umschrieben, von dem man nach der 
Hauptplatte versucht werden könnte anzunehmen, dass es auch zur Aufnahme des Unterkiefers 
bestimmt gewesen wäre. Es ist mir jedoch auf der Gegenplatte gelungen, das rechte und 
linke Paukenbein zu entblössen. In einem langen, dünnen, stielförmigen Knochen bestehend, 
liest es unmittelbar hinter dem hinteren Aste des Jochbeines, nur ein wenig mehr innen, und 
bildet mit diesem eine lange, schmale Oeffnung. Unten verbindet es sich unter Verstärkung 
mit dem Jochbein, wobei es dieses ziemlich knapp von der Aufnahme des Unterkiefers ver- 
drängt. Auf der Rückseite der Gegenplatte, wo die rechte Unterkieferhälfte etwas ausgelenkt 
sich darstellt und der hintere Zweig des Jochbeines weggebrochen ist, überzeugt man sich 
am rechten Paukenbeine deutlich, dass es am unteren Ende zur Aufnahme des Unterkiefers 
und des Jochbeines etwas anschwillt, ohne nach vorn einen Fortsatz zu senden. 

Der untere Theil der- mittleren Schädelöffnung wird hinten vom Jochbein und sonst 
vom Öberkiefer begrenzt werden, deren Grenzen jedoch nicht zu unterscheiden waren. 

In der lmken Oberkieferhälfte des aufgesperrten Rachens ist die Zahnreihe vollständig 
überliefert, die aus fünfzehn Zähnen besteht und, wie in anderen Schädeln dieser Species, mit 
zwei kleineren, dichter hinter einander folgenden Zähnen beginnt. Die normale Zahl in einer 
Oberkieferhälfte wird sich auf 10 oder 11 belaufen; es sind daher wenigstens vier Zähne 
überzählig, die Ersatzzähne sind. Der dritte ist ein grösserer Zahn, der theilweise durch 
einen schwächeren von derselben Grösse verdeckt erscheint. Dahinter folgt ein Zahn, nicht 
grösser als die beiden Zähne, mit denen die Reihe beginnt. Auf diesen folgt, der Species 
entsprechend, der grösste und stärkste Zahn der Reihe; der folgende ist dünner und wie bei 
einem früher beschriebenen Exemplar (Reptilien aus dem lithogr. Schiefer ete., Taf. X. Fig. 1) 
gerader nach vorn gerichtet. Der Zahn zunächst ist etwas stärker und hinten an der Basis 
mit einem nur ein Drittel so langen Ersatzzahne versehen. Es kommt sodann ein geringerer 
Zahn mit einem mehr als halb so grossen Ersatzzahne, dann in geringem Abstande zwei 
Zähne von ungefähr derselben Grösse ohne Ersatzzahn und dahinter ein kaum kleinerer, dem 
ein nicht ganz so grosser, wohl der Ersatzzahn, unmittelbar folgt. Die beiden letzten Zähne 


Eur 


nehmen ihre Stelle in der dem hinteren Winkel der mittleren Oeffnung entsprechenden Gegend 
ein. Dasselbe ist in der rechten Kieferhälfte der Fall, wo ich sie ebenfalls entblössen konnte. 
Das vordere zahnlose Ende des Oberkiefers ist weggebrochen. Für die ganze Schädellänge 
lässt sich 0,123 annehmen, was dem Schädel zweier anderen von mir beschriebenen Exem- 
plare (a. a. ©. Taf. IX. Fig. 1 und Taf. X. Fig. 1) entspricht. 

Dasselbe gilt vom Unterkiefer, für dessen ganze Länge sich 0,089 ergiebt. Die ins 
vordere Drittel fallende grösste Höhe misst 0,007, die auf das hintere Drittel kommende ge- 
ringste 0,0055. Die linke Unterkieferhälfte ist aufgebrochen und bietet auf der Hauptplatte 
eigentlich nur die äussere Knochenwand von der Innenseite mit den Zähnen dar, deren Kro- 
nen ich erst noch vom Gestein befreite. Die normale Zahl der Zähne würde in dieser Kiefer- 
hälfte 8 betragen; nach anderen Schädeln glaubte ich nur 7 annehmen zu sollen. Es wäre 
daher denkbar, dass einer von den vorderen Zähnen einen Ersatzzhan oder einen Zahn 
der anderen Kieferhälfte darstellte. Die hinteren Zähne des Unterkiefers sind nicht unbedeu- 
tend. Der vierte Zahn der Reihe ist hier wieder der grösste, doch nicht auffallend grösser, 
der erste und zweite geringer und etwas stärker nach vorn gerichtet. Der erste Zahn hat 
hinter sich einen Ersatzzahn von fast derselben Grösse, nur etwas schräger nach vorn gerich- 
tet. Die Wurzel dieses Ersatzzahnes wird theilweise von der des folgenden Zahnes, der kei- 
nen Ersatzzahn mit sich führt, gedeckt. Der dritte Zahn der Reihe hat einen Ersatzzahn 
im Gefolge, der vierte einen etwas grösseren, der fünfte einen kaum wahrnehmbaren, der 
sechste einen wieder etwas grösseren, und der siebente und achte sind ohne Ersatzzahn. 
Die Zähne stecken, wie man deutlich sehen kann, mit Wurzeln, die selbst bei den grossen 
Zähnen mehr als die halbe Kronenlänge gemessen haben, in getrennten Alveolen. Die Ersatz- 
zähne schliessen sich immer unmittelbar den alten Zähnen an, wobei die Wurzeln beider sich 
bisweilen decken. Die Wurzeln sind nicht auffallend hohl, dabei flach wie die Kronen, die 
im Innern nur mit einer feinen Röhre versehen sind. Die Zähne des Unterkiefers zeigen 
ausser der gewöhnlichen noch eine schwach nach aussen und oben gerichtete Biegung, die 
an den Zähnen des Oberkiefers nicht wahrgenommen wird. Die Ausfüllung der linken Unter- 
kieferhälfte ist fast ganz auf die Gegenplatte gekommen, die daher mit der Innenseite dem 
Gestein aufliest. Zugleich liegt die noch mit ihr verbundene rechte Hälfte in der Gegenplatte 
verborgen, auf deren Rückseite das hintere Ende dieser Kieferhälfte wahrgenommen wird, 
von der ich überhaupt bei der dünnen Beschaffenheit der Platte nur einige vordere Zähne 
zu entblössen gewagt habe. 

Unter dem Unterkiefer steht hinterwärts das Zungenbein heraus, zwei fadenförmige 
Knochen darstellend, die in der hinteren Gegend deutlicher gekrümmt sind als in der vor- 
dern, wo sie ınehr gerade zusammenlaufen. 

Neben dem Brustbeine liegt ein schräg von neben und unten entblösster Wirbel, dem 


die Rippe angehören wird, deren oberes Ende unter dem Brustbeine heraussteht und ihn 
1 De 


berührt. Dieses Ende gleicht auffallend dem einer Rippe eines früher untersuchten Exemplares 
(a. a. OÖ. Taf. X. Fig. 1), wo es mit einem Wirbel zusammenliest, den ich für den zweiten 
Rückenwirbel halten zu sollen glaubte. Es dürfte daher auch hier der von der Rippe be- 
rührte Wirbel der zweite Rückenwirbel seyn. Halb von der Unterseite sichtbar, bildet er 
einen Uebergang von der seitlichen Lage der Halswirbel in die Rückenlage der Rückenwirbel. 
Seine Unterseite ist mehr eben, und zumal vorn, wo die Rippe an einen nicht auffallenden 
Querfortsatz einlenkte, wird bei 0,008 Körperlänge die Breite nicht unter 0,006 betragen. 
Ist es wirklich der zweite Rückenwirbel, so liegen zwischen Hals und Becken 16 Wirbel; an 
einem anderen Exemplar (a. a. ©. Taf. IX. Fig. 1) hatte ich schon diese Zahl vermuthet, die 
auch Wagner angiebt. 

Der erste Rückenwirbel scheint alsdann ähnliche Länge besessen zu haben wie der 
zweite. Vor ihm sitzen drei Wirbel von durchschnittlich 0,012 Länge. An dem hintersten 
derselben wird ein Stück von einer Halswirbejrippe erkannt. Von dem Wirbel vor diesen 
dreien ist nur wenig überliefert. Der Raum bis zum Schädel besitzt die erforderliche Länge 
für die fehlende Strecke des Halses, mit dem daher der Schädel noch verbunden war. Wei- 
terer Aufschluss war über die Halswirbel nicht zu erlangen. Die gewöhnliche Länge der 
Rückenwirbel misst 0,006. Die mittleren Rückenwirbel sind herausgebrochen, die vorhandenen 
durch Kalkspath verkittet, so dass die Beschaffenheit der Gelenkflächen am Körper nicht zu 
ermitteln war. Am sechsten Rückenwirbel könnte man die hintere Gelenkfläche für convex 
halten, sie erscheint aber nicht sowohl im Ganzen gewölbt, als nur unten von der rechten 
zur linken mehr convex begrenzt. Auch an dem Körper des zweiten Wirbels vor dem Becken 
scheint, nach der Gegenplatte zu urtheilen, die hintere Gelenkfläche mehr convex. Für die 
Stärke des nur wenig eingezogenen Körpers der Rückenwirbel ergiebt sich in der Gelenk- 
flächengegend 0,004. Die Querfortsätze sind mit dem Körper verschmolzen und verleihen 
dem Wirbel 0,015 Breite, die in den hinteren Wirbeln wieder etwas abnimmt. Sie sind platt, 
ungefähr halb so breit von vorn nach hinten als der Körper lang, aussen gerade abgestumpft 
und wenigstens die vorderen an der vorderen Ecke ausgeschnitten. Der Querfortsatz des 
dem Kreuzbeine vorsitzenden Wirbels war geringer und deutlicher nach aussen und vorn 
gerichtet, als in den Wirbeln davor. 

An vorliegendem Exemplar wird überaus deutlich erkannt, dass das Becken aus drei 
Wirbeln bestand, deren Körper, wie am besten aus der Gegenplatte zu ersehen ist, vollständig 
verschmolzen waren und die Querfortsätze durch Verwachsung mit den Darmbeinen ein festes 
Kreuzbein mit zwei Paar querovalen Kreuzbeinlöchern bildeten, von denen das vordere Paar 
grösser war als das hintere. Die Querfortsätze des Kreuzbeins sind länger und stärker als 
in den davor sitzenden Wirbeln. Das Kreuzbein ist aufgebrochen. Es misst 0,0155 ganze 
Länge, daher weniger als drei gewöhnliche Wirbel zusammen. Von der hinteren, zur Aufnahme 
des Schwanzes bestimmten Gelenkfläche sollte man glauben, dass sie convex gewesen wäre. 


Ne: 3 


Ueber die Gliederung des vorderen Endes des Schwanzes in seine Wirbel erhält man 
an der Gegenplatte sicheren Aufschluss. Zwischen dem zweiten und dritten Wirbel zeigt der 
Schwanz, von dem 10 Wirbel und ein Stück vom elften überliefert sind, eine deutlichere 
Biegung , worauf er sehr gerade hinterwärts verläuft. Der erste und zweite Schwanzwirbel 
messen je 0,005 Länge, die im dritten und vierten nur allmählich zunimmt, für den fünften 
und sechsten erhält man fast übereinstimmend 0,008, für den siebenten 0,01, für den achten 
0,012, für den neunten 0,013 und für den zehnten, der 0,003 hoch ist, 0,014. Der erste, 
zweite und dritte Schwanzwirbel besassen in der hinteren Gegend einen deutlichen Fortsatz, 
von dem es nicht mit Gewissheit zu ermitteln war, ob er einen Stachelfortsatz oder Quer- 
fortsatz darstellte. Ich habe ihn nur an einer Seite wahrgenommen. Dieselben Fortsätze finden 
sich, und zwar auch nur auf einer Seite, an den ersten Schwanzwirbeln eines früher unter- 
suchten Exemplars (a. a. ©. Taf. X. Fig. 1) vor. 

In vorliegender Versteinerung beginnen die knöchernen Fäden an dieser Seite m der 
hinteren Hälfte des vierten Schwanzwirbels, an der entgegengesetzten Seite schon mit dem 
ersten Schwanzwirbel; nach einem vereinzelt gefundenen Schwanze derselben Species (a. a. 0. 
Taf. X. Fig. 2) erstrecken sich diese Fäden auch an einer Seite länger nach vorn als an der 
anderen. Doch genügen diese Fälle noch nicht, um mit Sicherheit annehmen zu können, 
dass bei Beginn des Schwanzes an der einen Seite, etwa der oberen, die Fäden früher an- 
fingen und die Fortsätze nur an der entgegengesetzten Seite, die alsdann die untere wäre, 
sich vorfanden. An einem Paar mehr vorn liegenden Schwanzwirbeln erscheint die hintere 
Gelenkfläche des Körpers etwas convex, was sich aber bald verliert und auch nicht im 
Charakter dieser Wirbel liegt. Die Körper sind aussen der Länge nach stark eingedrückt. 
Die knöchernen Fäden, zwischen denen sie liegen, haben sich vorn etwas aus einander 
begeben. 

Der Körper der Wirbel überhaupt musste sehr hohl seyn; er bietet entweder einen 
grossen leeren Raum dar, an dessen Wänden bisweilen starke Kalkspath - Krystalle sitzen, 
oder der Raum ist ganz mit Kalkspath ausgefüllt. 

Von den Rippen liegen einige unter dem Brustbein, andere auf dem Hinterrumpfe 
mehr der Länge nach, zwei zu Anfang des Schwanzes. Sie sind im Ganzen nicht gut über- 
liefert; einige werden der Bauchseite angehören. Man bemerkt unter ihnen auch die eigen- 
thümlichen kürzeren, breiteren, mehrmal eingeschnittenen, rippenartigen knöchernen Blättchen, 
die mir schon früher an dieser Species aufzufinden gelang, doch hier mehr in der vorderen 
Hälfte des Rumpfes, die eigentliche Bauchseite liegt wenigstens für die hintere Hälfte nicht vor. 

Vom Brustbein ist nur die vordere Strecke überliefert. Der lange, flache, nach vorn 
gerichtete Fortsatz war vorhanden; er kreuzt sich mit dem rechten Vorderarm, den er 
bedeckt. Es wird dies aus einer Andeutung von der hinteren Kante des Fortsatzes ersicht- 
lich, die leicht für den Rest einer Rippe gehalten werden könnte, wenn die Gegenplatte 


nicht vorläge, in der beim Spalten der Fortsatz stecken geblieben ist. Beim Abbrechen hat 
er im Brustbein ein von mir in die Abbildung aufgenommenes Loch veranlasst, das von der 
Vertiefung herrührt, die von hinten in den Brustbeinfortsatz, freilich nur auf eine kurze 
Strecke, führte. Von dieser Stelle, seiner Basis, an maass dieser Fortsatz 0,028 Länge bei 
0,009 Breite von vorn nach hinten, die nach oben nur wenig abnahm. Die Form der vom 
Brustbein vorliegenden Strecke ist hier reiner überliefert, als von anderen Exemplaren. Der 
einfache, überaus dünne Knochen war 0,047 breit, stark gewölbt, nicht gekielt und vorn 
breit gerundet. Es wird weder eine Längen- noch eine Quertheilung wahrgenommen. Zur 
Annahme einer Quertheilung könnte man durch die an der linken Seite mit dem Brustbeine 
zusammengedrückten Rippen veranlasst werden. Der Knochen wäre alsdann kurz und hinten 
gerade gerandet gewesen zur Aufnahme eines hinteren Stückes. Auf der Gegenplatte erkennt 
man aber, ‚dass das Brustbein ungetheilt sich über diese Rippe hinaus ausdehnt; doch ist 
davon nicht mehr überliefert als von der rechten Seite auf der Hauptplatte. Es ist auch 
eine Rippe auf solche Weise abgelagert, dass man glauben sollte, die nicht überlieferte hin- 
tere Strecke wäre in eine rechte und in eine linke Hälfte zerfallen. Solche Erscheinungen 
beruhen, wie gesagt, auf der zufälligen Lage, die die Rippen zum Brustbein einnehmen. Alle 
Anzeigen vereinigen sich dahin, dass dieser Knochen einfach war, wie ich dies auch schon 
an einem früher untersuchten Exemplar derselben Species (a. a. O. Taf. IX. Fig. 1) gefunden hatte. 

Das Schulterblatt und Hakenschlüsselbein waren nicht mit einander verwachsen; sie 
liegen getrennt und sind sehr beschädigt. Ein Stück vom rechten Schulterblatt liest unter 
dem Brustbein. Das dazu gehörige Hakenschlüsselbein umschliesst die rechte Seite des Brust- 
beins und ist mit den Wirbeln zusammengedrückt. Auf der Gegenplatte erkennt man, dass 
der dazu gehörige Oberarm noch an die Gegend des Schultergelenkes stösst. Besser ist das 
linke Schulterblatt überliefert, das vorn an der linken Seite des Brustbeines sich vorfindet, 
und iiber dem das dazu gehörige Hakenschlüsselbein liegt, an dessen Ende der kaum ausge- 
lenkte Oberarm stösst. Schulterblatt und Hakenschlüsselbein werden je ungefähr 0,031 Länge 
gemessen haben. 

Der rechte Oberarm ist schräg nach aussen und vorn gerichtet und lenkt noch unter 
Bildung eines sehr spitzen Winkels in seinen Vorderarm ein. Beide Knochen sind beschädigt 
und bedecken die Wirbelsäule, wobei der Oberarm, dessen flügelförmiger Fortsatz nach vorn 
gerichtet war, mit der Aussenseite auflag. Dieser Knochen ist theilweise auf die Gegenplatte 
gekommen, mit deren Hülfe man für die Breite am unteren Ende von aussen nach innen 
0,0105 erhält. Ueber die Beschaffenheit der Gelenkrolle war kein Aufschluss zu erlangen. 
Der linke Oberarm ist besser überliefert; er ist nach hinten gerichtet und beschreibt mit dem 
Vorderarm, in den er einlenkt, ebenfalls einen spitzen Winkel. Man erhält 0,0415 ganze 
Länge, in der Richtung der Axe wegen des starken Ausschnittes am oberen Ende nur 0,036. 
Für die Breite erhält man oben 0,021, an dem unteren Ende nach derselben Richtung hin, 


SB 


von vorn nach hinten, 0,007, für die geringste Stärke am schwach gebogenen Knochenkörper 
0,004. Der obere Theil des Knochens ist gut erhalten. Die zur Einlenkung in die Schulter 
bestimmte Gegend fällt in die hintere Hälfte. Davor liegt, von der vertieften Innenseite 
entblösst, der flügel- oder vielmehr beilförmige Fortsatz mit gerundeter oberen Spitze. Ueber 
die untere Gelenkrolle war bei dem aufgebrochenen Zustande des Knochens kein Aufschluss 
zu erlangen. 

Der Vorderarm ergiebt 0,0665 Länge, am oberen Ende 0,007, am unteren 0,0115 
und in der in die ungefähre Mitte fallenden schwächsten Gegend 0,005 Breite. Der Knochen 
ist gerade und stark. Er ist aufgebrochen und lässt erkennen, dass die beiden geräumigen 
Röhren im Innern zweien selbstständigen Knochen angehören, die auf ihre ganze Länge dicht 
an einander anschliessen. Der eine derselben ist unmerklich stärker und am oberen Ende ein 
wenig höher als der andere, wodurch er sich als Ellenbogenknochen verräth. Am unteren 
Ende sind beide Knochen gleich lang und mit runden Köpfen ausgebildet, die, wie man 
selbst bei dem aufgebrochenen Zustande der Handwurzel deutlich sehen kann, in einen 
grossen, breiten Handwurzelknochen erster Reihe einlenken, der dabei in den einspringenden 
Winkel eingreift, den die beiden Gelenkköpfe des Vorderarmes durch ihr Zusammenliegen 
beschreiben. Unten ist der Handwurzeiknochen flach concav zur Aufnahme eines zwar nicht 
eben so breiten, aber immerhin grösseren Handwurzelknochens zweiter Reihe von mehr lin- 
senförmigem Aussehen , der mit seiner unteren convexen Seite eigentlich nur dazu bestimmt 
gewesen zu seyn scheint, den Mittelhandknochen des Flugfingers aufzunehmen. An der 
Innenseite waren kleinere Knochen der Handwurzel für die Mittelhandknochen und den Spann- 
knochen vorhanden, der deutlich in die Handwurzel, und zwar innen, oder der Lage des 
Daumens entsprechend, einlenkt, dabei aber in den beiden Gliedmaassen dem Vorderarm an- 
liegt. Dieser Spannknochen ist sehr gut überliefert. Er ist gerade, gleichförmig schmal, nur 
am Handwurzelende ein wenig verstärkt, am entgegengesetzten Ende gerade abgestumpft. 
An der linken Gliedmaasse, wo er sich bis zu seiner Einlenkung in die Handwurzel verfolgen 
lässt, erhält man für ihn 0,017 Länge oder ein Viertel von der Länge des Vorderarmes, in 
den kurzschwänzigen Pterodactyln misst er nicht weniger als die halbe Länge des Vorder- 
armes, in allen aber ist er kürzer als die Mittelhand. 

Die beiden Flugfinger sind mit ihren Mittelhandknochen von neben und etwas von 
oben entblösst und zwar auf eine Weise, wodurch sie die convexe Seite des schwachen Bo- 
gens, den sie beschreiben um beim Fliegen und Schweben in den Lüften stärkeren Wider- 
stand leisten zu können, einander zu kehren. Der Mittelhandknochen des Flugfingers ergiebt 
0,022 Länge, Höhe und Breite lassen sich nicht messen. Die starke Gelenkrolle zur Auf- 
nahme des Fingers wird deutlich erkannt. Das erste Flugfingerglied lenkt noch ein, ist aber 
beschädigt und dabei, wie die Flugfingerglieder überhaupt, aufgebrochen. An der linken 
Gliedmaasse, deren Flugfinger etwas mehr 'sich neigt, sieht man noch deutlich, wie der untere 


ee er = 


Fortsatz des ersten Gliedes in die Grube eingreift, die der Mittelhandknochen unten hinter 
der Gelenkrolle besitzt. Der stärkere obere Fortsatz an diesem Ende des Flugfingers, der 
dem Finger die Gabe verlieh, sich in der Richtung der Axe des Mittelhandknochens ohne 
Kraftaufwand zu erhalten, ist stark beschädigt. Das erste Flugfingerglied ergiebt ohne diese 
Fortsätze 0,108 Länge, am unteren Ende 0,01 und in der Mitte 0,0045 Höhe. Für das 
zweite Glied erhält man 0,107 Länge, am oberen Ende 0,011, am unteren 0,0075 und in 
der Mitte 0,004 Höhe; für das dritte Glied 0,1005 Länge, am oberen Ende 0,008, am 
unteren 0,0055, in der Mitte 0,004 Höhe; für das vierte Glied am oberen Ende 0,005 und 
sonst 0,002 Höhe, die Länge ist nicht vollständig überliefert. Der Flugfinger zerfällt zwar 
in Glieder, denen aber keine Bewegung zustand; die Glieder hängen fest zusammen , und 
es ist gewöhnlich das untere Ende etwas convex. Der schwache Bogen, den der Flugfinger 
beschreibt, beruht theils auf der Form der Glieder, namentlich des ersten Gliedes, theils 
aber auch auf deren Einfügung. 

Diese Versteinerung ist besonders für die übrigen Finger wichtig, die hier vollständig 
von beiden Händen vorliegen. Sie waren, wie die Zehen, dünn und schwach. Ihr Mittel- 
handknochen ergiebt 0,021 Länge; vielleicht war der Mittelhandknochen des Daumens un- 
merklich kürzer. Die Stärke eines dieser Knochen misst nicht über 0,001, nur an den 
Enden etwas mehr. Ohne die Mittelhand ergeben die Zahlen der Glieder dieser Finger, 
vom Daumen anfangend, folgende Reihe: 2. 3. 4; das letzte Glied ist ein Klauenglied. 
Dieser Zahlenausdruck stimmt mit fast allen PterodactyIn, deren Hand bekannt ist, überein ; 
nur in Pterodactylus longicollum (a. a. O. S. 46. Taf. VII. Fig. 1—4) habe ich. die Abwei- 
chung gefunden, dass der Daumen aus einem einzigen Gliede besteht. In vorliegender Ver- 
steinerung misst im Daumen das erste Glied 0,0095 Länge, das zweite oder Klauenglied 
0,006 bei 0,003 Höhe; vom zweiten Finger das erste Glied 0,006 Länge, das zweite 0,009, 
das dritte oder Klauenglied 0,006 bei 0,003 Höhe; vom dritten Finger das erste Glied 
0,0065 Länge, das zweite Glied kaum mehr als 0,005, das dritte Glied 0,01, das vierte 
oder Klauenglied 0,005 bei 0,003 Höhe. Im dritten rechten Finger ist das dritte Glied in 
der ungefähren Mitte schräg gebrochen, und die dabei entstandenen Stücke zeigen Verschie- 
bung. Der Bruch ist jedenfalls früher als die Auffindung der .Versteinerung erfolgt, scheint 
aber erst nach dem Tode des Thieres sich zugetragen zu haben, da eine Krankheitserschei- 
nung damit nicht verbunden ist. Den Ausmessungen zu Folge sind in diesen drei Fingern. die 
vorletzten oder die Glieder, woran die Klauen einlenken, längere Glieder. Die Klauenglieder 
sind flach, hoch, stark gekrümmt und für die Schwäche der Finger nicht klein; sie sind 
viel grösser als an den Zehen; die Andeutungen von den hornernen Klauen liegen an den 
Fingern weniger deutlich vor als an den Zehen. 

Bei der Rückenlage des Thieres kam vom Becken nur das Darmbein zur Entblössung, 
und zwar von unten, wobei es hie und da aufgebrochen ist. Diese Gegend ist sonst sehr 


ET 


gut überliefert. Die Darmbeine sind, wie bereits erwähnt, mit den drei Beckenwirbeln zu 
einem Kreuzbeine mit zwei Paar Kreuzbeinlöchern fest verwachsen. Die hintere Gegend der 
Darmbeine lag noch im Gestein verborgen, als ich die Versteinerung erhielt. Den vorderen 
Fortsatz des rechten Darmbeines ist mir ‚auf. der Gegenplatte gelungen, vollständig zu ent- 
blössen, ‘vom linken enthält ihn die Hauptplatte. Der ganze Knochen misst 0,0325 Länge, 
wovon 0,0145 auf den vorderen, ‘0,007 auf den hinteren Fortsatz, das übrige auf die mit 
den ‚Querfortsätzen der Beckenwirbel verwachsene Strecke kommt. Der vordere Fortsatz war 
breit, stumpf und schwach nach innen gebogen, der hintere sehr schmal, gerade und verlieh 
dem Becken nur die Hälfte von der Breite am vorderen Ende, die auch die Beckenbreite 
in der Gegend der Pfanne war, hinter der daher stärkere Verschmälerung eintrat. 

Die Sitzbeine stecken in der Gegenplatte. Sie sind mit den Darmbeinen in der Gegend 
der Beckenpfanne, die sie bilden helfen, fest verbunden und mehr hinterwärts gerichtet in 
Form von ein Paar scheibenförmigen, nicht zusammenstossenden, sondern nur hinten sich 
etwas nähernden Knochen, deren Aussenseite mehr vertieft, die Innenseite entsprechend ge- 
wölbt ‘erscheint. Diese Sitzbeine durchsetzen die ganze Dicke der Platte und verrathen 
dadurch eine Höhe von nicht unter 0,01 bei etwas mehr Länge. 

Die linke hintere Gliedmaasse lenkt noch vollständig ins Becken ein. Der rechte 
Oberschenkel stösst zwar noch an die Beckenpfanne, ist aber ausgelenkt, mit dem Gelenk- 
kopf, wie es scheint, mehr nach aussen gekehrt. Beide Oberschenkel sind nach aussen und 
vorn gerichtet, der rechte Unterschenkel mit dem Fusse quer, der linke mit dem Fusse hin- 
terwärts, wobei an beiden Seiten Oberschenkel und Unterschenkel denselben spitzen Winkel 
beschreiben. Der Oberschenkel ist 0,036 lang; wie der linke Knochen der Art abgelagert 
ist, ergiebt er am unteren Ende 0,005 Breite, in der mehr in die untere Hälfte fallenden 
schwächsten Gegend 0,002. Die obere Hälfte ist im Ganzen stärker. Am oberen Ende 
lässt sich die Breite wegen Beschädigung nicht messen. Man erkennt indess deutlich, dass 
der Knochen mit einem stark gewölbten, auf einem kurzen, etwas schräg gerichteten Halse 
sitzenden Gelenkkopf in die Pfanne einlenkt und dass ein Trochanter vorhanden war, der 
weggebrochen ist. Der Knochen zeigt nur in seiner stärkeren oberen Hälfte eine schwache 
Biegung, ist aber sonst gerade. Der rechte Oberschenkel ist von einer Seite entblösst, von 
der er sich gerader und mehr mit gleichförmiger Stärke, für die man 0,0025 erhält, darstellt. 
Er ist ganz aufgebrochen und lässt erkennen, dass er sehr hohl war. 

Der rechte Unterschenkel steckt grösstentheils in der Gegenplatte, der linke ist auf 
der Hauptplatte vollständig sichtbar. Er ergiebt 0,0495 Länge, am oberen Ende 0,0045, 
am unteren 0,004 und in der dünnsten Gegend des Knochenkörpers 0,0015 Breite. Der 
Knochen ist lang, dünn, sehr gerade und innen einfach. Er besteht daher nur in dem 
Schienbein, vom Wadenbein wird nichts wahrgenommen. Das Längenverhältniss zwischen 
Oberschenkel und Unterschenkel ergiebt sich wie 3 zu 4. 


Band VII, 2. 12 


EN 2. <- 


Die Fusswurzel scheint einreihig zu seyn und aus zwei stärkeren, neben einander lie- 
genden Knöchelchen zu bestehen. Was über dem rechten Mittelfusse liegt, gehört nicht dem 
unteren Ende des Unterschenkels an, sondern rührt von den beiden Fusswurzelknöchelchen her, 
von denen im linken Fusse wenigstens das eine zwar aufgebrochen, aber sonst deutlich vor- 
liegt. Dieses stellt sich in seinem jetzigen Zustande breiter als hoch dar und unten breiter 
als oben. Das andere Knöchelchen scheint neben ihm nach innen zu liegen. Das darunter 
befindliche kleine Grübchen wird durch das obere Ende eines Mittelfussknochens veran- 
lasst seyn. 

Die Mittelfussknochen der rechten Gliedmaasse bestehen, da sie auf die Gegenplatte 
gekömmen sind, nur im scharfen Abdruck, die der linken Gliedmaasse sind vorhanden. Sie 
sind, wie die Knochen des Fusses überhaupt, sehr dünn, gerade und nur an den Enden etwas ver- 
stärkt. Der Mittelfussknochen der ersten oder Daumenzehe ist 0,025 lang, der zweiten und dritten 
0,028, der vierten 0,0225, in dieser Zehe daher am kürzesten, in der zweiten und dritten 
am längsten. Die Zehenglieder bilden bei dieser Species, wie ich schon früher gefunden habe, 
folgende Zahlenreihe: 2, 3, 4, 5, was mit einem Theil der kurzschwänzigen Pterodactyln über- 
einstimmt, während andere hievon abweichen. In der ersten oder Daumenzehe misst das 
erste Glied 0,01, des Klauenglied 0,0045 Länge; in der zweiten Zehe das erste Glied 0,0055, 
das zweite 0,009, das Klauenglied 0,0045; in der dritten Zehe das erste Glied 0,006, das 
zweite 0,0035, das dritte 0,007, das Klauenglied 0,004; in der vierten Zehe das erste Glied 
0,0065, das zweite halb so viel, das dritte 0,0025, das vierte 0,005, das Klauenglied kaum 
mehr als 0,003. Die Zehen sind gleich stark und auch in Länge nicht auffallend verschie- 
den; die kürzeste ist die erste oder Daumenzehe, die längste die dritte, die zweite ist kaum 
länger als die vierte. Die Versteinerung ist besonders wichtig, weil an ihr die Abdrücke von 
den hornernen Klauen, mit denen die Zehen versehen waren, überliefert sind, wodurch zu- 
gleich die Möglichkeit erwiesen ist, dass die an der zahnlosen Spitze des Ober- und Unter- 
kiefers sich vorfmdenden Andeutungen ähnlicher Art von einer schnabelartigen Verlängerung aus 
Horn herrühren. Die hornernen Klauen der Zehen waren nicht stark gekrümmt und gegen die 
der Finger mehr lang und schmal; die erste maass 0,007 Länge, die zweite 0,0065, die dritte 
0,005, die vierte war jedenfalls kleiner. Der von den Klauen eingenommene Raum ist etwas 
weicher, heller und scharf begrenzt durch einen Rand von Eisenoxydhydrat, von dem aus 
sich nach aussen Dendriten verzweigen, wonach man glauben sollte, dass diese Metallausschei- 
dungen einer Zeit angehörten, wo die Hornsubstanz noch nicht entfernt war. Fuss und Mittel- 
fuss messen zusammen genau so viel als der Unterschenkel. 

Dieses Exemplar zeichnet sich vor allen von mir untersuchten Rhamphorhynchen auch 
dadurch aus, dass es über eine Art fünfte Zehe, woran, wie an dem Spannknochen der vor- 
deren Gliedmaassen, die Flughaut befestigt gewesen seyn wird, genauen Aufschluss giebt. 
Nur unvollkommen angedeutet fand ich diesen Theil bei einem früher untersuchten Exemplar 


Zug) 


(a. a. O. Taf. IX. Fig. 1). Hier liegt er nun, seine Stelle neben der vierten Zehe einneh- 
mend, von beiden Fiissen vollständig vor, und zwar zweigliedrig. Das erste Glied ist 0,01 
lang, sehr gerade, kaum breiter als die Mittelfussknochen, doch platter oder flacher, und 
an den Enden eigentlich nicht ausgebreitet. Das zweite Glied ist eben so lang, noch vor 
der Mitte in der oberen Hälfte deutlich gebogen und verdünnt sich gegen das untere, gerade 
abgestumpfte und nicht verstärkte Ende hin. Von einem Klauenglied ist keine Spur vor- 
handen, und es ist um so mehr anzunehmen, dass dieses Zehenrudiment ohne Klaue war, 
weil gerade an diesem Exemplar die Klauen beider Füsse mit seltener Deutlichkeit vorliegen. 
Auf der Gegenplatte ist es mir gelungen, zu ermitteln, dass dieses äussere Zehenrudiment 
an einem eigenen, mit der Fusswurzel in Verbindung stehenden, geraden Mittelfussknochen, 
der nur halb so lang als das erste Glied und nicht stärker als die übrigen, auffallend län- 
geren Mittelfussknochen war, einlenkt. Dieser Theil wird dem bald zwei-, bald dreigliedri- 
gen Stümmel in den Füssen der kurzschwänzigen Pterodactyln zu vergleichen seyn, wo er 
jedoch viel geringer entwickelt ist und weniger geeignet gewesen zu seyn scheint, zur Auf- 
nahme der Flughaut zu dienen. 

In einem früher dargelegten, ebenfalls sehr vollständigen Exemplar (a. a. O. S. 71. 
Taf. IX. Fig. 1) fand ich für die Spannung der Flugfinger etwas über drei Pariser Fuss, 
oder die doppelte Länge der ganzen Wirbelsäule mit Inbegriff des langen Schwanzes. In vor- 
liegendem Thiere war die Spannung der Flugfinger um 5 Zoll grösser, die Länge der Wir- 
belsäule stand zu ihr in einem ähnlichen Verhältniss und die ganze Länge des Thieres ergab 
zwei Pariser Fuss. 

Das Gestein besteht in dünnen Platten gewöhnlichen Schiefers. Die Knochen sind 
bräunlicher von Farbe, und werden von bräunlichen und schwarzen, durch Eisen und 
Mangan veranlassten Dendriten, die gewöhnlich rechtwinkelig zur Axe oder dem Rande des 
Knochens stehen, begrenzt. 


Melosaurus Uralensis 


aus dem 


Permischen System des westlichen Ural's. 


Taf. X. 


Der Russisch Kaiserliche Herr Major Wangenheim von Qualen gedenkt im „Bulletin 
de la societe Imp. des naturalistes de Moscou“ (Moscou, 1852. Nr. 4. S. 472) aus einem 
‘zwischen dem Permischen grauen Sandstein des westlichen Ural’s auftretenden Kalksteinflötze 
eines Schädels, für dessen Fundort eine der Kupfererzgruben, die in diesem Sandstein im 
Sterlitamack’schen Kreise des Orenburger Gouvernements in Betrieb stehen, angegeben wird. 
Nach Aussage der Bergleute hätten bei dem Schädel noch andere Knochenreste gelegen, 
was Wangenheim von Qualen durch die Angabe bestätigt, dass er mit dem Schädel eine 
Menge Bruchstücke von Kalkstein mit undeutlichen Knochentheilen und Spuren von Rippen 
erhalten habe. Ueber diese Knochen ist nichts weiter bekannt. Den Schädel jedoch 
verehrte Herr Wangenheim von Qualen nach der Rückkehr von seinem vieljährigen Auf 
enthalt im Ural dem Königlichen Mineralienkabinet in Berlin, aus dem ich ihn durch die 
Gefälliskeit der Herren Professoren Gustav Rose und Beyrich im März 1858 zur Untersuchung 
mitgetheilt erhielt. Ich habe ihn auf Taf. X. abgebildet. 

Das Gestein besteht im einem harten, hell leberbraunen Mergel, der sich nicht schie- 
fert und beim Reiben einen stinkenden Geruch verbreitet. Die Knochen und Zähne sind 
mehr weisslich, im Innern hellbraun und dabei fest. 

Der Schädel rührt offenbar von einem Labyrinthodonten her. Er ist von oben ent- 
blösst und hat durch Druck ein platteres Aussehen erlangt. Die beiden Kieferhälften liegen, 
wie bei den meisten Schädeln des Archegosaurus aus der Steinkohlen-Formation in Deutsch- 
land, an den entsprechenden Seiten, mit den Zähnen gegen den Schädel gekehrt, und 
bieten daher die Aussenseite dar. Die rechte Kieferhälfte liest ein wenig höher als der 
Schädel, dessen Aussenrand verdeckend; auch ist diese Kiefelhälfte mehr zurückgeschoben, 


On 


als die linke, von der das hintere Ende mit dem Gestein weggebrochen ist. In der mitt- 
leren Gegend des Schädels und in der hinteren der Unterkieferhälften wurde die Knochen- 
decke wohl erst bei der Entblössung beschädigt; andere Stellen lassen die Beschaffenheit der 
Oberfläche der Knochen deutlich wiedererkennen. Die Gegenplatte liegt nicht vor. 

Der Schädel misst 0,228 vollständige Länge, bis zu dem von den oberen Hinter- 
hauptsbeinen gebildeten Hinterrande der Scheitelfläche 0,0197, die der Gegend des Scheitel- 
loches entsprechende grösste Breite beträgt 0,135, und es verhält sich daher diese zur Länge 
ungefähr wie 3:5. Von der Breite würde für die Druckwirkung ein Abzug zu machen 
seyn, der jedoch unmöglich von Belang seyn kann , wie aus den selbst in der hinteren Ge- 
gend nur geringen Veränderungen zu ersehen ist, die der Schädel in Folge des Druckes 
erlitten hat. Es ergiebt sich zugleich daraus, dass die hintere Schädelhälfte nicht auffallend 
hoch war; die auf sie kommende stärkere Ausbreitung verliert sich schnell nach vorn. Die 
Strecke zwischen den Nasenlöchern und Augenhöhlen ist mehr eingezogen, dadurch nämlich, 
dass ihre äussere Begrenzung, statt wie in anderen Labyrinthodonten convex zu seyn oder 
gerade hinterwärts zu laufen, concav sich darstellt. Die vordere Schädelgegend misst unter 
halbkreisförmiger Zurundung 0,054 Breite. 

Das vordere Ende ist an dem herabhängenden Rand in der Mitte ‚eingeschnitten. 
Die der Oberseite angehörenden Nasenlöcher finden sich in einiger Entfernung vom vorderen 
Ende und Aussenrande vor. Die rechte Hälfte der Zwischenkieferschnautze hat durch Druck 
gelitten. Selbst wenn man die hiedurch bewirkten Veränderungen in Anschlag bringt, so 
liegt das rechte Nasenloch doch immer noch etwas weiter hinten und aussen als das linke, 
dessen Lage die richtige zu seyn scheint. Letzteres Loch ist von dem vorderen Schädel- 
ende 0,022 entfernt; die gegenseitige Entfernung beider Nasenlöcher misst gegenwärtig nicht 
über 0,02, dürfte aber, nach der Lage zu urtheilen, die das linke einnimmt, nur 0,014 
betragen. Die Löcher selbst sind rundlich oval, am linken erhält man von vorn nach hinten 
0,006, von aussen nach innen 0,005. Diese Löcher lassen sich denen nicht vergleichen, 
die wie in Mastodonsaurus beim Schliessen des Maules grossen Zähnen des Unterkiefers 
Durchgang gestatteten, dem Schädel würde sonst die äussere Nasenöffnung fehlen ; auch ent- 
spricht die Begrenzung den Nasenlöchern in den Labyrinthodonten. An eine Oeffnung in der 
Gaumenplatte kann selbst bei dem linken Loche nicht gedacht werden, da vom linken Zwi- 
schenkiefer wohl das Grübchennetz theilweise weggebrochen ist, der Knochen aber keine 
solche Beschädigung erlitten hat, dass dadurch die Knochendecke an der Gaumenseite sicht- 
bar geworden wäre. Die Oeffnungen stellen daher offenbar die Nasenlöcher dar. 

Die Augenhöhlen liesen in der hinteren Schädelhälfte mehr ‚gegen die Mitte der 
Schädellänge hin, die sie nicht berühren. Sie gehörten ebenfalls der Oberseite an, waren 
gerade gerichtet, längsoval, wobei der vordere Winkel etwas spitzer, der hintere mehr 
gerundet gewesen zu seyn scheint. Man erhält für ihre Länge 0,027, für die Breite 0,021 


und eben so viel für den gegenseitigen Abstand, der daher so viel betragen würde wie der 
der. Nasenlöcher. In der linken Augenhöhle glaubt man ein knöchernes Blättchen wahr- 
zunehmen, das indess nicht genügt, um mit Sicherheit auf einen Knochenring im Auge 
zu schliessen. 

Das Scheitelloch liegt ungefähr noch einmal so weit vom Hinterrande der Scheitel- 
fläche als von den Augenhöhlen entfernt. Queroval ist es nicht, es scheint eher etwas 
längsoval als vollkommen rund zu seyn, und besitzt 0,035 Durchmesser. 

Der Zwischenkiefer war paarig und je eine Hälfte auf der Oberseite länger als breit, 
indem sich die Breite zur Länge ungefähr wie 2:3 verhielt. Die längere Gegend dieses 
Knochens liegt aussen. Das Nasenloch scheint zur grösseren Hälfte vom Zwischenkiefer, 
innen und hinten vom Nasenbein begrenzt gewesen zu seyn. Der Verknöcherungspunkt des 
Zwischenkiefers liegt vor dem Nasenloche mehr nach aussen. Die gut erhaltene Oberfläche 
des rechten Zwischenkiefers stellt ein schönes Grübchennetz dar, das an die Schädelknochen 
der Crocodile erinnert. 

Die Grenzen der paarigen Nasenbeine sind wegen Beschädigung schwer zu verfolgen. 
Diese Knochen gehörten zu den längsten der oberen Schädeldecke; sie waren länger als die 
Hauptstirnbeine und breiteten sich, wie in den Labyrinthodonten gewöhnlich, in der vorderen 
Gegend mehr nach aussen aus, das Thränenbein von der Begrenzung des Nasenloches aus- 
schliessend. Ein Zwischennasenstirnbein war nicht vorhanden. 

Die paarigen Hauptstirnbeine sind länger als die Scheitelbeine, und zwar in einer 
ähnlichen Weise als die Hauptstirnbeine kürzer sind als die Nasenbeine. Ihr Verknöcherungs- 
punkt liegt kaum weiter vorn, als die Gegend des vorderen Augenhöhlenwinkels, und nicht 
genau in der Mitte des Knochens, sondern ein wenig weiter hinten. Es ist nur der Abdruck 
von der Unterseite dieses Knochens überliefert. 

Dasselbe gilt von den Vorderstirnbeinen, die kaum weiter vorgestanden zu haben 
scheinen, als die Hauptstirnbeine. Ihr Verknöcherungspunkt liegt weiter vorn, als der der 
Hauptstirnbeine, und dem Innenrande nahe. 

Die Grenzen des Thränenbeins gegen das Vorderstirnbein und Jochbein, theilweise 
auch gegen das Nasenbein hin, liessen sich verfolgen, nicht aber gegen den Oberkiefer hin; 
doch glaubt man an einigen Stellen wahrzunehmen, dass der Oberkiefer nur in einer schma- 
len Leiste bestanden habe. 

Das Hauptstirnbein ist von der Bildung des Augenhöhlenrandes durch die Vereini- 
gung des Vorder- mit dem Hinterstirnbein ausgeschlossen. Die Stelle dieser Vereinigung 
scheint mehr in die vordere Gegend des Augenhöhlenrandes zu fallen. 

Das Scheitelbein war, wie bereits erwähnt, kleiner als das Hauptstirnbein, dabei 
länger als breit und paarig. Das Scheitelloch fällt in die hintere Hälfte nahe der Längsmitte 
des Beines. Der hinter diesem Loch überlieferte Knochen ist mit Grübchen bedeckt. 


A 


Die Schläfenbeine scheinen kaum kürzer zu seyn als das Scheitelbein. Ihr Verknö- 
cherungspunkt fällt mehr in die hintere Gegend nach aussen. Dieser Knochen scheint an 
der Begrenzung der Ohröffnung keinen Antheil zu nehmen. 

Die sehr gut überlieferten Oberhinterhauptsbeine gehören grösstentheils der Scheitel- 
fläche an, und so weit dies der Fall ist, zeigt sich ihre Oberseite mit einem Grübchennetz 
bedeckt. Je eines der beiden Beine ist breiter als lang und geht in einen glatten, nach 
hinten und abwärts gerichteten Fortsatz aus. Diese beiden Fortsätze, die durch einen run- 
den, die obere Begrenzung des Hinterhauptsloches darstellenden Einschnitt getrennt sind, 
könnten zur Annahme eines doppelten Gelenkfortsatzes am Hinterhaupte verleiten, doch sind 
sie, statt eine glatte Wölbung darzustellen, platt oder fach und an den Rändern durch 
kleine Stacheln rauh, mithin zur Aufnahme eines knöchernen Atlases nicht geeignet. Wahr- 
scheinlicher ist es, dass sie an einer weichen Chorda dorsalis oder vielmehr an deren Röhre 
befestigt waren. Der Basaltheil scheint gar nicht knöchern entwickelt gewesen zu seyn, ich 
habe wenigstens nichts von ihm auffinden können, auch nichts von einem knöchernen Hin- 
terhauptsfortsatze wie er in Mastodonsaurus, Oapitosaurus und anderen Labyrinthodonten zur 
Aufnahme einer knöchernen, gegliederten Wirbelsäule besteht, die daher hier von embryo- 
naler Beschaffenheit gewesen seyn wird. An dem etwas verschobenen rechten oberen Hinter- 
hauptsbein ist deutlich zu ersehen, wie dem hinteren Abfall dieses Knochens aussen auch 
das Zitzenbein unter Bildung einer zackigen Naht anlag. Aus den mit Grübchen bedeckten 
Zitzenbeinen bestehen die kegelförmigen hinterwärts gerichteten Ecken der Scheitelplatte, der 
sie 0,075 Breite verleihen. An der Spitze der Zitzenbeine habe ich den in Archegosaurus 
sich darstellenden glatten, abwärts gerichteten, stachelförmigen Fortsatz nicht wahrgenommen. 

Unter dem Zitzenbein erkennt man einen glatten Knochen, aus dem die Wandung 
der Ohröffnung hauptsächlich bestanden zu haben scheint. Er legt sich aussen mit einer 
Harmonie an das Paukenbein und Quadratjochbein an, hinten stösst er an das Quadratjoch- 
bein und innen bildet er die bogenförmige Grenze der Hinterhauptsgegend. Der Lage nach 
stellt dieser an der linken Seite grösstentheils weggebrochene Knochen eher das seitliche 
Hinterhauptsbein als das Flügelbein dar. 

Das Quadratjochbein scheint zur Aufnahme des Unterkiefers eine starke Convexität 
zu bilden. Für die vollständige Breite des Gelenkendes ergiebt sich 0,012, verhältnissmässig 
weniger als im Crocodil. Der äussere Theil des Quadratjochbeines wird an der einen Seite 
durch den Unterkiefer verdeckt, an der anderen ist er weggebrochen. 

Vom Paukenbeine liest nur der Abdruck vor, wonach dessen Lage und Form mit 
den Labyrinthodonten stimmt. Seine Grenze lässt sich auch gegen das Jochbein hin ver- 
folgen. 

Das Jochbein ist wie in den Labyrinthodonten beschaffen ; in seiner Gegend wird der 
Schädel am breitesten; die Breite am hinteren Schädelende dürfte kaum mehr betragen haben. 


= I 


Das Hinteraugenhöhlenbein der Labyrinthodonten ist vorhanden. 

Die Scheitelplatte war hinter dem Scheitelloch bis zum hinteren Rande hin unver- 
kennbar eingedrückt. In den Grübchen auf der Oberfläche der Schädelknochen erkennt man 
gewöhnlich eine oder ein Paar kleine Gefässmündungen. 

In der rechten Zwischenkieferhälfte gelang mir die Entblössung dreier Zähne von nicht 
über 0,002 Durchmesser. Weiter hinten, wo der Öberkiefer sich ein wenig nach aussen 
ausdehnt, erkennt man ein Stück von einem Zahn ähnlicher Stärke. Von den Zähnen des 
Öberkiefers ist sonst nichts zugänglich, selbst an den Stellen nicht, wo die obere Schädeldecke 
weggebrochen ist. Dagegen glaubt man die linke Choanen-Oeffnung wenigstens theilweise ent- 
blösst zu erkennen, wonach sie lang geformt gewesen zu seyn scheint, 0,0055 Breite besass 
und mit ihrem hinteren Winkel 0,07 vom vorderen Schädelende entfernt lag. Deutlicher 
erkennt man in der Gegend der Hauptstirnbeine und Scheitelbeine Ueberreste von dem Kielbein- 
fortsatze (processus cultriformis), der die beiden grossen Gaumenlöcher in der Unterseite des 
Schädels getrennt hielt; an der schmälsten, in die Gegend der Augenhöhle fallenden Stelle 
misst er 0,0035.  Ueberreste von der äusseren Begrenzung dieser Löcher glaubt man unmit- 
telbar vor den Augenhöhlen zu beiden Seiten wahrzunehmen. 

Die Trennung der beiden Unterkieferhälften verräth deren schwache Verbindung. Die 
Länge und Beschaffenheit der Symphysis war nicht zu ermitteln. 

Die vollständig überlieferte Unterkieferhälfte ergiebt in gerader Linie 0,238 Länge, 
wonach der Unterkiefer nur unmerklich länger als der Schädel war. In der Gegend der 
Symphysis am vorderen Ende maass er nicht über 0,01 Höhe. Von hier steigt er bei fast 
gerader unterer Begrenzung hinterwärts allmählich an und erreicht seine grösste Höhe in 
einiger Entfernung vor der zur Einlenkung in den Schädel bestimmten Gelenkgrube, In 
dieser Gegend ist der obere Rand stark beschädigt, doch scheint die Höhe nicht unter 0,041, 
ungefähr ein Sechstel der ganzen Kieferlänge, betragen zu haben. Der untere Winkel ist 
stumpf und schwach gerundet. Da der vor der hinteren Zurundung liegende Ausschnitt die 
Gelenkgrube seyn wird, so war ein hinterer Fortsatz eigentlich nicht vorhanden. Die Aus- 
senseite des Unterkiefers würde, wie in den Labyrinthodonten überhaupt, nur in Zahnbein 
und Winkelbein bestehen, von denen ersteres den oberen, schmäleren Theil bildete. Diese 
beiden Knochen scheinen am hinteren Ende durch Druck etwas verschoben zu seyn. Die 
Aussenseite des Kiefers war, wie die Oberfläche des Schädels, mit einem Grübchennetz bedeckt. 
Von den Verknöcherungspunkten sollte man glauben, dass sie auf die in Archegosaurus vor- 
liegende Weise vertheilt wären. Der Unterkiefer besass eine knöcherne Innenwand, über 
deren Beschaffenheit sich jedoch keine nähere Angaben machen lassen ; es lässt sich daher 
auch nicht sagen, ob an der Innenseite ein Deckelbein und ein Loch vorhanden war; die 
Aussenseite des Unterkiefers besass entschieden kein Loch. 


Die Reihe der Zähne führte, ungefähr 0,148 Länge einnehmend, im Unterkiefer nicht 
weiter zurück als bis in die Gegend des hinteren Augenhöhlenwinkels. In jeder Hälfte sind 
nur wenig mehr als 30 Zähne wirklich vorhanden oder angedeutet, die spitzkonisch und in 
der vorderen Gegend meist auffallend grösser als in der hinteren sind. Die grösseren Zähne 
stellen sich gewöhnlich aufgebrochen oder theilweise als Abdruck dar. Der dritte oder vierte 
Zahn ist der grösste; in beiden Kieferhälften besitzt er 0,0165 Höhe, in der rechten Kiefer- 
hälfte 0,007, in der linken nur 0,005 Stärke. Dieser Zahn sass nicht wie in Mastodonsaurus 
weiter innen auf der Symphysis, sondern fiel in die Reihe der übrigen Zähne. Hinten verrin- 
gert sich die Grösse der Zähne bis auf 0,025 Höhe bei kaum 0,001 Durchmesser. Die kleinen 
Zähne sind mitunter vollständig überliefert. Die Zähne scheinen, wie in den Labyrinthodonten 
überhaupt, in flachen Gruben aufgewachsen. Die negative Streifung wird deutlich erkannt; 
sie dehnt sich nicht über die ganze untere Hälfte des Zahnes aus, bisweilen erreicht sie 
kaum ein Drittel der Höhe; die Streifen liegen weit aus einander, und betragen in den klei- 
neren Zähnen kaum über acht, in den grösseren mehr, wobei sie nicht weiter gestellt sind; 
abwärts nehmen sie an Zahl nicht zu. Die übrige Strecke des Zahnes ist sehr fein erhaben 
gestreift und mit glänzendem Schmelz bedeckt, der sich m den unteren Theil des Zahnes 
verliert. Die Spitze des Zahns ist mehr glatt. Von Kanten habe ich nichts wahrgenommen. 
Der Querschnitt ist bei den kleinen Zähnen rund. Dieser äusseren Beschaffenheit entspre- 
chend, besteht der Zahn im Innern über die Hälfte aus dichter Zahnknochen - Substanz mit 
dünnem Schmelzüberzuge, der übrige untere Theil zeigt die mit der negativen Streifung zu- 
sammenhängende, fein röhrenförmige Textur. Es bestätigt sich sonach auch hier, dass an 
den Labyrinthodonten-Zähnen nur der obere Theil der Krone entspricht, der mit negativer 
Streifung bedeckte Theil mehr der Wurzel. In den Zähnen dieses Thieres nimmt der Kronen- 
theil mehr als die halbe Höhe ein. In der vorderen Strecke der linken Unterkieferhälfte 
bemerkt man ein Paar kleme, schräg liegende Zähne, die junge Zähne seyn werden, welche 
im Zahnfleisch oder unter der Haut verborgen lagen und dem Kieferknochen noch nicht auf- 
gewachsen waren. 

Eichwald (Bull. etc. de Moscou, 1852. Nr. 4. p. 479), der diese Versteinerung vor 
mir untersucht hat, erklärt sie für ein zweites Exemplar seines Zygosaurus Lucius (Eichwald, 
Urwelt Russland’s, 4. Heft. Moskau 1848. S. 24. t. 2. 3. 4) und verspricht (Bull. etc. de 
Moscou, 1857. Nr.4. p. 353) in seiner Lethaea Rossica genauere Beschreibung und Abbildung 
davon zu geben. Er legt den Zygosaurus einem Labyrinthodonten bei, der geeignet sey, die 
Familie der Labyrinthodonten mit den Enaliosauriern und Crocodiliern namentlich durch die 
grossen Schläfensruben zu verbinden, die an Nothosaurus und Simosaurus erinnern, aber 
nicht wie in diesen Thieren oben, sondern seitlich oder neben liegen. Ich kenne diesen 
Schädel nur aus der von Eichwald veröffentlichten Abbildung, sowie aus einem mir von 


Herrn Wangenheim von Qualen mitgetheilten, gegenwärtig in der Königl. Mineralien-Sammlung 
Band VII, 2. 13 


— I — 


zu Berlin aufbewahrten Abgusse. Die als Schläfengruben gedeuteten Oeffnungen sind vor- 
handen, doch lässt sich selbst am Abgusse nicht erkennen, ob sie dem Schädel wirklich 
eigen sind, oder nur aufgebrochene Stellen der Schädeldecke darstellen. Da sie in Form 
und Grösse fast übereinstimmen, so ist letzteres wenig wahrscheinlich. Diese Oeffnungen 
besitzt der von mir aus dem Ural untersuchte zweite Schädel nicht, sie würden überhaupt 
für einen Labyrinthodonten eine ungewöhnliche Erscheinung seyn. Der unter Zygosaurus 
Lucius begriffene erste Schädel ist auch kleiner, indem er sich zum anderen wie 4:5 ver- 
hält; er ist dabei stumpfer, aussen convex begrenzt, daher zwischen den Augenhöhlen und 
Nasenlöchern nicht eingezogen. Die Nasenlöcher werden am Ende der Schnautze vermuthet, 
wo, nach dem Abgusse zu urtheilen, Bruchflächen zu liegen scheinen. Die Augenhöhlen 
fallen in die Mitte der Schädellänge, sie scheinen grösser zu seyn, weiter aus einander zu 
liegen und mehr seitlich aufgebrochen. Das Scheitelloch wird als sehr gross angegeben und 
war es auch nach dem Abguss; es liegt den Augenhöhlen ein wenig näher als im anderen 
Schädel. Nach den Abbildungen ist, in Uebereinstimmung mit dem Abgusse, der hintere 
Theil der oberen Schädeldecke nicht wie in den Labyrinthodonten gebildet, was bei dem 
später gefundenen Schädel der Fall ist. Der erste Schädel war überdies auffallend höher, 
indem seine Höhe fast ein Drittel der Länge erreichte, was bei dem zweiten nicht möglich 
war. In den Zähnen besteht Aehnlichkeit zwischen beiden, nur würden sie in Zygosaurus 
Lucius stumpfer seyn, die negative Streifung würde weiter hinauf führen, dichter und daher 
zahlreicher sich darstellen und abwärts mehrmal sich verdoppeln. Diese Abweichungen lassen, 
wenn sie sich an der Original-Versteinerung des unter Zygosaurus Lucius begriffenen Schädels 
bestätigen sollten, eine Vereinigung beider Schädel nicht zu. Die Angabe Eichwald’s über 
den ersten Schädel müssen wohl richtig seyn, da er sie bei Anführung des zweiten nicht 
berichtigt. Auch ist noch hervorzuheben, dass der erste Schädel nicht wie der zweite aus 
dem Kalkstein oder Mergel, sondern aus dem grauen kupferführenden Sandsteine herrührt, 
der die Reste von Rhopalodon und anderen Sauriern geliefert hat. 

Der Schädel des Osteophorus Römeri (S. 99. Taf. XI) von Klein-Neundorf in Schlesien, 
dem, aus dem Rothliesenden herrührend, dasselbe Alter beigelegt werden kann, wie dem 
Schädel aus dem Ural, unterscheidet sich von diesem, so wie von allen mir bekannten 
Labyrinthodonten schon durch die Gegenwart eines Zwischennasenstirnbeines. Er ist dabei nur 
wenig kleiner, aber noch breiter, stumpfer, zwischen den Augenhöhlen und Nasenlöchern 
eher gewölbt; die Augenhöhlen liegen wohl an ähnlicher Stelle, doch noch einmal so weit 
aus einander und sind etwas grösser und runder geformt. *Die Nasenlöcher sind grösser, 
lang oval, liegen näher dem Vorderrande und dem Aussenrande; der Zwischenkiefer ist kür- 
zer, das Vorderstirnbein länger, die Scheitelbeine zusammengenommen mehr von gleicher 
Länge und Breite, und auch die übrigen Knochen der oberen Schädeldecke sind meist breiter 
als in dem von mir aus dem Ural untersuchten Schädel. 


Der Schädel des Sclerocephalus Häuseri (Meyer, in Palaeontographica, VI. S. 212. 
t. 15. ££ 9; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, S. 120. t.7. f. 9) aus dem Schiefer- 
thon der Steinkohlen-Formation bei Heimkirchen, unfern Kaiserslautern, ist nur halb so gross, 
zwischen den Augenhöhlen und Nasenlöchern aussen nicht eingezogen, und hat die Augen- 
höhlen weiter vorn und weiter aus einander liegen, auch sind sie runder. Augenhöhlen und 
Nasenlöcher liegen näher beisammen; letztere sind grösser, oval und treten näher dem Rande 
auf. Bei der kürzeren und breiteren Form des Schädels sind auch die ihn zusammensetzen- 
den Knochen im Ganzen breiter. 

Der Schädel von Archegosaurus latirostris (Meyer, in Palaeontogr., VI. S. 211. t. 9. 10. 
f£.1—4; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, S. 119. t. 1.2. f. 1—4) aus den Sphäro- 
siderit-Nieren der Steinkohlen-Formation von Lebach, erreicht die Grösse des Schädels aus 
dem Ural nicht, ist breiter, hat geradere Aussenseiten, und erscheint daher zwischen den 
Augenhöhlen und Nasenlöchern nicht eingezogen. Die Augenhöhlen liegen weiter vorn, weiter 
aus einander, und die Entfernung zwischen Nasenloch und Augenhöhle ist geringer. Die 
Nasenlöcher sind grösser, oval und liegen dem vorderen Ende und dem Rand überhaupt 
näher. Die Zwischenkiefer- und Nasenbeine sind kürzer. Archegosaurus hat überhaupt keine 
Zähne von solcher Grösse in der vorderen Hälfte des Unterkiefers wie der Schädel aus 
dem Ural. 

Dieser Schädel verhält sich zu den grössten Schädeln von Archegosaurus Decheni 
(Meyer, in Palaeontogr., VI. S.209. t. VIa—XI; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, 
S. 118. t. A. t. 3) wie 3:4, dabei ist er auffallend breiter als letztere, die sich überhaupt 
durch schlankere Form auszeichnen, besonders in der vor den Augenhöhlen liegenden Strecke; 
ihre Aussenseite ist mehr concav, die Augenhöhlen liegen weiter hinten und weiter aus ein- 
ander, sind länger und von den Nasenlöchern weiter entfernt. Die Nasenlöcher sind auffal- 
lend länger, noch weiter vom vorderen Ende entfernt, dagegen dem Aussenrande näher. 
Dabei sind die Knochen der oberen Schädeldecke fast sämmtlich länger als im Schädel aus 
dem Ural. 

Der Schädel von Baphetes planiceps (Owen, in Quart. journal geolog. soc. London, 
X. 1854. p. 207. t.9) aus der Steinkohlen-Formation Nord-Amerika’s war viel grösser, stumpfer, 
vorn breiter und hatte die Augenhöhlen in der vorderen Hälfte liegen. 

Der Schädel von Brachyops laticeps (Owen, in Quart. journal geolog. soc. London, 
XI. 1855. p. 37. t. 2) aus einem Sandstein von Mangali in Central-Indien ist schon dadurch 
verschieden, dass er breiter als lang war und die Augenhöhlen in der vorderen Längenhälfte 
liegen hatte; er besass dabei einen doppelten Gelenkfortsatz am Hinterhaupte, woraus zu 
schliessen ist, dass seine Wirbelsäule nicht auf embryonaler Stufe beharrte. 

Die Abweichungen von den Labyrinthodonten der Trias (vergleiche mein Werk: 


Saurier des Muschelkalkes etc., t. 61) sind nicht weniger auffallend. Trematosaurus, 
13* 


ZU 


Capitosaurus und Mastodonsaurus gehören nicht zu den Labyrinthodonten mit embryonaler 
Wirbelsäule, was auch mit Metopias, dessen Hinterhaupt noch nicht gekannt ist, der Fall 
seyn wird. Auch sind die Schädel dieser Thiere grösser und weichen schon in der Lage, 
welche die Augenhöhlen einnehmen, ab. Es wäre überflüssig, die Vergleichung mit den 
Schädeln dieser jüngeren Labyrinthodonten weiter durchzuführen. Die Zusammensetzung der 
oberen Schädeldecke ist bei ihnen dieselbe. 

Die Form des von mir untersuchten Schädels aus dem Ural neigt mehr zu dem Cro- 
codil-Schädel hin, ist aber kürzer. Das Thier zeigt, wie wir gesehen haben, mit keinem 
der bekannten Labyrinthodonten Uebereinstimmung; ich habe es daher mit dem Namen Melo- 
saurus Uralensis belegt, unter dem es zu den Labyrinthodonten mit embryonaler Wirbelsäule 


zu stellen seyn wird. 


Osteophorus Römeri 


aus dem 


Rothliegenden von Klein -Neundorf in Schlesien, 
Taf. XI. 


Die Versteinerung, welche mir zur Errichtung dieses Labyrinthodonten Veranlassung 
gab, erhielt ich im Juni 1856 von Herrn Professor Dr. Ferd. Römer mitgetheilt, der sie 
selbst im schwarzen Mergelschiefer zu Klein-Neundorf, 1'/, Meile westlich von Löwenberg in 
Schlesien, fand und später dem mineralogischen Museum der Universität Breslau überliess. 
Das Gebilde, woraus der Schädel herrührt, ist über 40 Fuss mächtig und wird als Dach- 
schiefer benutzt; doch ist es nicht genügend aufgeschlossen, um die Lagerungsverhältnisse 
beobachten zu lassen. Es fällt in die Zone des benachbarten Rothliegenden , und auch die 
Versteinerungen setzen es ausser Zweifel, dass es, eine Einlagerung bildend, dieser Formation 
untergeordnet seyn müsse (Römer, in Jahrb. für Mineral., 1856. S. 328). Es lässt sich daher 
annehmen, dass es an der Nordseite des Riesengebirges das Aequivalent für die an dessen 
Siidseite in Böhmen auftretenden, Fische führenden, kalkigen und thonigen Einlagerungen im 
Rothliegenden darstelle. Die Gebilde beider Gegenden haben von Fischen den Acanthodes 
gracilis Fr. Röm. (Holacanthodes gracilis Beyr.) und Xenacanthodus Decheni Beyr. (Orthacan- 
thodus Decheni Goldf.), sowie an Pflanzen die Walchia piniformis Sternb. gemein. Ueber 
Acanthodes gracilis verdanken wir Fr. Römer (in Zeitschr. Deutsch. geolog. Gesellsch., 1857. 
S. 65. t. 3), dem über 100 Exemplare zu Gebot standen, genaue Untersuchungen, wobei 
auch eine Schilderung des Schiefergebildes von Klein-Neundorf mit seinen Versteinerungen 
gegeben wird. Wirbellose Thiere kennt man daraus nicht, von Fischen noch Palaeoniscus 
Vratislaviensis Ag., und unter den Pflanzen waren noch Öyatheites arborescens Göp. und 
Callipteris conferta Brong. zu bestimmen. Beyrich (in Zeitschr. Deutsch. geolog. Gesellsch., 
1856. VII. S. 14) rechnet die Gebilde in Böhmen zur unteren Abtheilung des Rothliegenden, 
der daher auch der Schiefer von Klein-Neundorf angehören wird; und nach einer brieflichen 


—..100 — 


Mittheilung an mich glaubt er, dass dazu ferner das Gebilde mit thonigen Sphärosideriten 
bei Lebach unfern Saarbrücken zu rechnen sey. Beide Gebilde zeichnen sich durch einen 
grossen Reichthum an Acanthodes aus, doch ist die im Schlesisch -Böhmischen Brandschiefer 
an der Nord- und Südseite des Riesengebirges abgelagerte Species von der bei Saarbrücken 
verschieden. Fast grösser noch ist die Verschiedenheit, die sich an den Labyrinthodonten 
herausstellt, wie aus der Beschreibung des Osteophorus Römeri, des einzigen im Schiefer von 
Klein -Neundorf aufgefundenen Reptils, zu ersehen seyn wird. Abweichungen der Art können 
indess unbeschadet des gleichen Alters der Gebilde bestehen, wie aus den Tertiär-Faunen des 
Mergels von Oeningen und der Braunkohle des Siebengebirges (S. 57) sich ergiebt. Uebrigens 
lässt sich denken, dass zwischen oberer Steinkohle und unterem Rothliegenden ein auffallender 
Unterschied in den Versteinerungen sich nicht herausstellen wird. Die Versteinerung besteht 
nur im Abdruck der oberen Schädeldecke, von dem selbst der grösste Theil der rechten 
Hälfte mit dem Gesteine weggebrochen ist. Nur von der Begrenzung der Augenhöhle ist 
innen hinten etwas Knochen hängen geblieben. Die Gegenplatte findet sich nicht vor. Bei 
der Schärfe und Deutlichkeit des Abdruckes werden die Knochen nicht vermisst. Einzelne 
Knochen, wozu das rechte Hauptstirnbein und das linke Paukenbein gehören, waren schon 
nicht ınehr vorhanden, als die Umschliessung von der Gesteinsmasse vor sich ging. Die 
fehlende Schädelhälfte habe ich in der Zeichnung anzudeuten versucht, damit die Form und 
Verhältnisse besser hervortreten. Da die Versteinerung auch in der Zeichnung nur als Ab- 
druck aufgefasst ist, so hat man sich die Wärzchen und Wülstchen als Grübchen und Rinnen 
der Knochenoberfläche zu denken. 

Der .Schädel war auffallend platt und breit. Wie wenig Grund vorhanden ist, diese 
Form von der Einwirkung von Druck herzuleiten, wird daraus ersichtlich, dass die einzelnen 
Knochen sich noch mit ihrer Wölbung darstellen, und dass keine Nähte klaffen. Der Rand 
des Oberkiefers, der die Zähne enthielt, ist nicht umgelegt, sondern weggebrochen und wird 
in der nicht vorliegenden Gegenplatte enthalten seyn. Der Hinterrand des Schädels ist nur 
unvollständig überliefert. Es lässt sich daher auch nicht angeben, ob das Thier wie die Tria- 
sischen Labyrinthodonten mit einem knöchernen Hinterhauptsfortsatze versehen war, oder ob 
dasselbe durch den Mangel eines solchen Fortsatzes zu den embryonalen Labyrinthodonten 
der Steinkohlen - Formation gehörte. 

Die ganze Länge des Schädels betrug 0,207, die Breite 0,174. Die Länge bis zum 
Hinterrande der Scheitelfläche maass nur unbedeutend mehr als die Breite. Die Augenhöhlen 
liegen in der hinteren Schädelhälfte näher der Mitte als dem Hinterrande, sind fast kreisrund 
und waren nur unmerklich schräg gestellt. Ihr Querdurchmesser verhielt sich zur gegenseitigen 
Entfernung ungefähr wie 2:3. Die Nasenlöcher waren weiter vom vorderen Ende als vom 
Aussenrande entfernt. Ihre gegenseitige Entfernung betrug etwas weniger, als die der Augen- 
höhlen, und die Entfernung der Nasenlöcher von den Augenhöhlen verhielt sich zur Länge 


—- 11 — 


des Schädels ungefähr wie 2:5. Die Nasenlöcher sind schräg gestellt; ihre Länge betrug 
etwas mehr als ihre doppelte Breite, sie liegen grösstentheils im Zwischenkiefer und nur ihr 
hinteres Ende wird aussen vom Öberkiefer, innen vom Nasenbein begrenzt. Das Thränen- 
bein ist von der Begrenzung des Nasenloches wie der Augenhöhlen ausgeschlossen. 

Die Nasenbeine bilden vorn einen stumpfen Winkel, worauf sie sich nach aussen zur 
Begrenzung des Nasenloches ausdehnen; in der hinteren Hälfte werden sie wieder schmäler. 
Sie waren nur wenig länger als die Hauptstirnbeine, deren grösste Breite in der ungefähren 
Mitte liegt, und die nicht weiter zurückführen als die hinteren Augenhöhlenwinkel. Zwischen 
der vorderen Hälfte der beiden Hauptstirnbeine und der hinteren Hälfte der beiden Nasen- 
beine wird ein schmaler, unpaariger Knochen erkannt, der nur wenig kürzer als das Haupt- 
stirnbein war. Die Selbstständigkeit dieses Knochens ergiebt sich aus den Nähten, die er 
mit den benachbarten Knochen beschreibt, sowie daraus, dass ihm ein eigener, mit dem ihn 
bedeckenden Bildwerk in Zusammenhang stehender Verknöcherungspunkt zusteht. Diese Bil- 
dung ist daher nicht zufällig, keine Abgränzung von einem anderen Schädelknochen, auch 
kann dieser Knochen nicht mit einer Fontanelle in Beziehung gebracht werden, da in den 
Labyrinthodonten Fontanellen überhaupt nicht vorkommen, und die Schädeldecke schon voll- 
kommen verknöchert war, als das Thier das Fruchtleben verliess, wie ich dies an dem Arche- 
gosaurus nachgewiesen habe (Palaeontogr., VI. S.78; — Reptilien aus der Steinkohlen-Forma- 
tion, S. 12). Dieser unpaarige Gesichtsknochen wurde daher von mir seiner Lage nach 
Zwischennasenstirnbein (Inter - Naso - Frontale, Naso - Frontale) genannt. In den Cäcilien 
scheint auf ähnliche Weise das Siebbein auf der Oberseite des Schädels sich darzustellen 
(Duges, t. 14. f. 92). 

Das Hauptstirnbein scheint auf eine kurze Strecke an der Begrenzung der Augenhöhle 
Theil genommen zu haben; völlige Gewissheit war hierüber nicht zu erlangen, weil die 
Grenzen des Vorder- wie des Hinterstirnbeines in dieser Gegend nicht deutlich ausgedrückt 
sind. Das mit dem vorderen Augenhöhlenwinkel versehene Vorderstirnbein war mit dem 
Gesichtszwickelbein, wie man auch das Zwischennasenstirnbein nennen könnte, von gleicher 
Länge, stand jedoch nicht so weit vor als dieses, wohl aber weiter als das Hauptstirnbein. 
In der ungefähren Mitte, wo auch der Verknöcherungspunkt gelegen haben wird, verschmä- 
lert es sich etwas. Das Thränenbein besass mit dem Nasenbein gleiche Länge, und war 
daher länger als das Vorderstirnbein und auch im Ganzen breiter. Das Hinterstirnbein besitzt 
nichts Eigenthümliches. Das deutlich vorliegende Hinteraugenhöhlenbein war kurz, eher 
breiter als lang und mit dem hinteren Augenhöhlenwinkel versehen. 

Von der nicht überlieferten rechten Hälfte des paarigen Scheitelbeines wird deutlich 
erkannt, dass es weiter nach vorn sich zog als die linke. Beide Scheitelbeinhälften reichten 
bis in die Gegend der ungefähren Mitte der Augenhöhlen und waren zusammen ungefähr so 
breit als lang. Zwischen den vorn etwas spitzer zugehenden Hälften ist das Hauptstirnbein 


auf eine kurze Strecke eingekeilt. Mit der Hinterseite bildet die Aussenseite ınehr einen 
rechten Winkel. Das Scheitelloch fällt eher in die hintere als in die vordere Hälfte des 
Scheitelbeines. 

Das Schläfenbein war wohl noch einmal so lang als das Hinteraugenhöhlenbein und 
nicht kürzer als das Scheitelbein. 

Hinter dem Scheitelbein, an dieses und das Schläfenbein stossend, ist die eine Hälfte 
von dem paarigen Oberhinterhauptsbein überliefert, das grösstentheils auf der Oberseite des 
Schädels sichtbar auftrat. Es liess sich nicht ersehen, ob die hintere Grenze der Oberhinter- 
hauptsbeine vollständig vorliegt. Sollte dies der Fall seyn, so würde der Hinterrand der 
Scheitelfläche sich auffallend concav dargestellt haben. 

Von dem hinten an das Schläfenbein stossenden Zitzenbeine scheint nur wenig über- 
liefert; der später weggebrochene Knochen lässt sich an seinem Abdrucke verfolgen. Dagegen 
kam das Paukenbein mit dem Schädel gar nicht zur Ablagerung. Die Form, die es in der 
vorderen Gegend beschrieb, ergiebt sich aus dem Raume, den es eingenommen. 

Vom Jochbein wird das hintere Ende nur aus der schwachen Vertiefung erkannt, die 
sich von ihm im Gestein erhalten hat. Dieser Knochen war auffallend kurz und breit; vorn 
stand er nicht weiter vor als das Hauptstirnben und wurde daher vom Vorderstirnbein 
überragt. 

Auch der Oberkiefer war in der Gesichtsgegend ein breiter Knochen. Sein äusserer 
Rand ist mit den Zähnen weggebrochen. 

Von emer sogenannten Brille oder von Rinnen, die auf Schleimgänge schliessen lassen, 
wird nichts wahrgenommen. Die sanften Wölbungen und Eindrücke, die den einzelnen 
Schädelknochen zustanden, sind im die Abbildung aufgenommen. Die Zwischenkiefer waren 
vorn stärker gewölbt, jedoch gegen die Nasenbeine hin wie diese in der vorderen Gegend 
schwach eingedrückt, Aehnliche Eindrücke besassen die Nasenbeine auch gesen das Thränen- 
bein und gegen das Zwischennasenstirnben hin. Letzteres war vorn und hinten schwach 
vertieft, was auch von dem Hauptstirnbeine gilt. Das Vorderstirnbein stelit sich stärker 
gewölbt dar und nur vor den Augenhöhlen nach dem vorderen Ende hin etwas vertieft. Die 
Naht zwischen Scheitelbein und Hinterstirnbein wurde von einer schwachen Wölbung getra- 
gen; dasselbe gilt von der Naht zwischen Scheitelben und Schläfenbein. Der Oberkiefer 
besass der Länge nach einen schwachen Eindruck , der auf dem Jochbein eher an Stärke 
zunahm und sich erst gegen dessen Verknöcherungspunkt hin verlor. Gegen die Augenhöhlen 
hin war das Jochbein etwas gewölbt, weiter hinten war dies weniger der Fall, und weiter 
aussen war es mit einem hinterwärts sich verlierenden Eindrucke versehen. So gering diese 
Unebenheiten sind, so lässt es sich doch nicht verkennen, dass durch sie dem Schädel 
eigentlich erst Ausdruck verliehen wird. 


Von einem Knochenring im Auge wird nichts wahrgenommen. 


a 


Die Knochenmasse war, nach den wenigen davon hängen gebliebenen Ueberresten 
zu urtheilen, durchaus schwarz; der Thonschiefer ist grau und dem gewöhnlichen Dach- 
schiefer ähnlich. 

Dieser Schädel rührt unverkennbar von einem Labyrinthodonten her. Die runden 
Augenhöhlen in der hinteren Schädelhälfte erinnern an Capitosaurus (v. Meyer, Saurier des 
Muschelkalkes etc. , S. 146.t. 61. £. 10; — Palaeontogr., VI. 8. 222. t. 24.25. 28. f..2), 
dem auch die gegenseitige Entfernung der Augenhöhlen, die Lage des Scheitelloches, so 
wie der Umstand entsprechen würde, dass das Scheitelbein bis in die Gegend der ungefähren 
Mitte der Augenhöhle sich erstreckt. Capitosaurus hat aber, abgesehen davon, dass er ein 
grösseres Thier war, einen längeren Schädel, indem bei ihm die Breite zur Länge sich fast 
wie 2:3 verhält, während in vorliegendem Schädel die Länge nur wenig mehr als die 
Breite betrug. Das spitzere Ende des Schädels in Osteophorus würde mehr auf Metopias 
herauskommen, dann aber auch auf Brachyops aus einem Sandstein in Central- Indien ; der 
Schädel von Metopias (Saurier des Muschelkalkes, S. 146. t. 60. 61. £. 3) ist aber auffallend 
grösser und der von Brachyops (Owen, Quart. journal geol. soc., 1855. XI. p. 37. t. 2) 
nur halb so gross, als der von Östeophorus, auch haben die beiden damit verglichenen 
Genera die Augenhöhlen in der vorderen Schädelhälfte und viel weiter aus einander liegen, 
und der Schädel von Brachyops ist sogar eher noch etwas breiter als lang. Die Nasenlöcher 
liegen in Osteophorus dem vorderen Ende nicht so nahe als in Capitosanrus. Diese Ver- 
hältnisse in der Form des Schädels und der Lage seiner Höhlen und Löcher bedingen auf- 
fallende Abweichungen in Form und Grösse der einzelnen Schädelknochen , wozu noch für 
Östeophorus die Gegenwart des Zwischennasenstirnbeins, sowie ein Thränenbein von einer 
Ausdehnung kommt, wie ich sie noch an keinem anderen Labyrinthodonten angetroffen habe ; 
das Jochbein ist dafür desto kürzer. 

Mastodonsaurus (Saurier des’ Muschelkalkes ete., S. 144. 146. t. 61. f£. 4—9) und 
Trematosaurus (Burmeister, 'Trematos.) sind schon dadurch ausgeschlossen, dass die Augen- 
höhlen in der Mitte der Schädellänge auftreten, auch sind die Schädel dieser Thiere, zumal 
von Mastodonsaurus, auffallend grösser, so wie länger und spitzer. In den Nasenlöchern, 
dann auch in den Verhältnissen und der Form der einzelnen Knochen , bestehen ebenfalls 
auffallende Abweichungen, und der Schädel von Mastodonsaurus ist überdies am vorderen 
Ende der Schnautze mit zwei Löchern zum Durchlassen von Zähnen des Unterkiefers beim 
Schliessen des Maules versehen, von denen man in den anderen Genera nichts weiss. 

Der Schädel von Labyrinthodon Fürstenberganus (Saurier des Muschelkalkes ete., 8. 138. 
t. 64. f. 16) aus dem Kieselsandstein von Herzogenweiler, der für Permisch gehalten wurde, 
aber ohne Zweifel aus buntem Sandstein herrührt, war zwar nur wenig grösser als Osteo- 
phorus, dabei aber schmäler und länger. Da die Oberseite des Schädels nicht gekannt ist, 


so lassen sich auch keine weitere Vergleichungen anstellen. 
Band VII, 2. 14 


= Ir — 


Bei der nahen Beziehung, worin das Rothliegende schon rücksichtlich seines Gehaltes 


8) 
an Pflanzen zur Steinkohlen-Formation steht, und der oben ausgesprochenen Vermuthung, dass 
der Schlesisch-Böhmische Brandschiefer mit den Sphärosideriten von Lebach sogar gleichalter- 
lich seyn könnte, ist eine Vergleichung des Osteophorus mit den von mir bereits ausführlich 
dargelegten Labyrinthodonten letzterer Formation Bedürfnis. In Archegosaurus, um den 
es sich hier hauptsächlich handelt, fallen die Augenhöhlen wohl auch in die hintere Schädel- 
hälfte, und die Nasenlöcher und das Scheitelloch nehmen ähnliche Lage ein; es bestehen 
aber im übrigen auffallende Abweichungen. Archegosaurus Decheni (Palaeontogr., VI. S. 209. 
t. VII; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, S. 118. t. A) wird durch seine schmale, 
lange Schnautze ausgeschlossen, die Augenhöhlen liegen näher beisammen, die Gesichtskno- 
chen sind alle länger geformt und das Zwischennasenstirnbein fehlt. Archegosaurus lati- 
rostris (Palaeontogr., VI. S. 211. t. 9.10. f£ 1—4; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, 
S. 119. t.1. 2. f£ 1—4), an den man noch am ersten erinnert werden könnte, war kleiner, 
besass einen etwas längeren Schädel, weniger runde, näher beisammen liegende und auch 
etwas weiter vorn auftretende Augenhöhlen. Die Nasenlöcher liegen dem vorderen Schädel- 
ende näher, sie liegen weiter aus einander als die Augenhöhlen, in Osteophorus umgekehrt 
näher beisammen als die Augenhöhlen, auch ist in letzterem Genus der Oberkiefer in der 
Gegend des hinteren Nasenlochwinkels eingezogen und der Aussenrand auffallend convex. 
Dem Archegosaurus latirostris fehlt das Zwischennasenstirnbein. 

Auf ähnliche Weise wie der Archegosaurus latirostris unterscheidet sich der Sclero- 
cephalus (Palaeontogr., VI. S. 212. t. 15. f£. 9; — Reptilien aus der Steinkohlen-Formation, 
S. 120. t. 7. f. 9) aus dem über dem Steinkohlenlager bei Kaiserslautern auftretenden 
Schieferthon von Osteophorus; dabei besass er kleinere Augen und war nur halb so gross 
als letzterer. 

Von Baphetes planiceps aus der Pictou-Kohle in Nova Scotia (Owen, Quart. journal 
geolog. soc., 1854. X. p. 207. t. 9) ist der Schädel wohl auch stumpf und platt, aber 
grösser. Es ist davon nur der vordere Theil überliefert. Die Augenhöhlen würden nach 
Owen’s Annahme weit mehr gegen das vordere Schädelende hin liegen und gegen alle 
übrige Labyrinthodonten auffallend gross und abweichend geformt erscheinen. 

Die im West-Uralischen Kupfersandsteine gefundenen Reptilien besitzen, da diese 
Formation dem Permischen System beigezählt wird, gleiches Alter mit dem Osteophorus, 
der von den darunter sich vorfindenden Labyrinthodonten auffallend verschieden war, wie 
ich dies bereits Seite 96 dieses Werkes dargelegt habe. 

Die Versteinerung von Klein-Neundorf rührt daher offenbar von einem eigenen Laby- 
rinthodonten her, den ich Osteophorus Römeri genannt habe (Saurier des Kupferschiefers, 
S. VI — Jahrb. für Mineralogie, 1856. S. 824. — Zeitschr. der Deutsch. geolog. Gesellsch., 
1857. S. 61). 


Delphinus acutidens 


aus der 


Molasse bei Stockach. 
Taf. XII. 


Diese mir im December 1858 von Herrn Dr. J. Schill in Freiburg im Breisgau mit- 
getheilten Reste wurden in der meerischen Molasse am Berlinger Hofe bei Stockach gefun- 
den und bestehen im zwei Stücken der linken Unterkieferhälfte, so wie in einer Anzahl 
vereinzelter Zähne. Die beiden Kieferstücke lassen sich wegen dazwischen fehlender Theile 
nicht vereinigen. Auch fehlt vom hinteren Ende des Kiefers mehr als vom vorderen, wie 
daraus erkannt wird, dass weder die Reihe der Zähne beendigt war noch etwas vom Kronfort- 
satze wahrgenommen wird. Nach vorn wird der Kiefer niedriger und überhaupt schmäler. Das 
hintere Stück (Fig. 1) umfasst 0,254 Länge, auf die ein Dutzend Zähne kommen, das vor- 
dere Stück kaum mehr als den für drei Zähne benöthigten Raum. Der in der hinteren 
Strecke weniger vollständie überlieferte obere Kieferrand läuft im Ganzen gerade, auch der 
untere Rand war, wenigstens in der vorderen Strecke, sehr gerade, dabei aber mehr auf- 
wärts gerichtet. 

Das grössere Stück bietet eine nicht uninteressante pathologische Erscheinung dar. 
Man bemerkt nämlich in der dem fünften Zahn entsprechenden Gegend an dem unteren 
Rande eine mit einem Eindruck oder einer flachen Grube versehene stärkere Wölbung, 
von der aus der Rand nach vorn mehr geradlinig, hinterwärts schwach gebogen ansteigt, 
wobei die hintere Strecke des Kiefers eine etwas nach aussen gehende Richtung annimmt. 
In der Gegend der Grube, die mit keiner Cloake zusammenhängt, ist der Kiefer, statt 
wie weiter vorn (Querschnitt Fig. 3) gerade aufwärts gerichtet zu seyn, wohl in Folge eines 
entzündlichen Zustandes stark nach aussen 'aufgetrieben (Querschnitt Fig. 4) und die Kno- 
chentextur überhaupt von krankhaftem Aussehen. Diese Knochenanschwellung scheint weniger 


auf einer inneren Krankheitsursache zu beruhen, als auf einer Quetschung, der der Kiefer 
14* 


— 106; — 


Kiefer in vertikaler Richtung ausgesetzt war, wie deutlicher an der Innenseite zu ersehen 
ist, wo der Knochen ein noch krankhafteres Aussehen darbietet. Hier ist er der Länge 
nach aufgerissen und verschoben, und es wird wenigstens eine theilweise Heilung des Bruches 
durch Callus - Bildung wahrgenommen. 

Am vorderen Bruchende des grösseren Stückes (Querschnitt Fig. 3) erhält man für 
die Höhe 0,07 und halb so viel für die in die obere Hälfte fallende Dicke, in der dem 
fünften Zahn entsprechenden Gegend (Querschnitt Fig. 4) ergiebt sich 0,081 Höhe und 
0,049 in die Mitte fallende grösste Breite, in der hinteren Gegend 0,07 Höhe und abgesehen 
von der Biegung 0,039 Breite; wonach man glauben sollte, dass dieses Kieferstück nur in 
Folge seines krankhaften Zustandes in der Mitte grössere Höhe und Stärke erlangt hätte und 
in gesundem Zustande gleichförmiger gebildet gewesen wäre. 

An der Aussenseite des Kiefers entspricht in einer gewissen Entfernung unter dem 
Alveolar- Rande dem ersten, zweiten und dritten Zahn je ein spitzovales Gefässloch; das 
des zweiten Zahnes liegt etwas tiefer als das dahinter folgende und höher als das ihm vor- 
sitzende. Der Kieferknochen zeigt aussen eine deutlich längsfaserige, zellig unterbrochene 
Textur und ist innen nicht hohl. 

Die Zähne sind bis auf den zweiten und dritten weggebrochen, und es fehlt selbst 
letzterem die Spitze. Sie stecken in getrennten Alveolen mit einfachen Wurzeln, die unten 
mehr oder weniger spitz ausgehen. Der vom Kiefer aufgenommene Theil beträgt mehr als 
ein Drittel von der Gesammtlänge des Zahnes. Die Wurzel ist mit unregelmässigen Längs- 
eindrücken versehen, die auch an dem aus dem Kiefer herausstehenden Theile des Zahnes 
bis in die Nähe der Spitze wahrgenommen werden. Die gegenseitige Entfernung der Zähne 
beträgt gewöhnlich 0,005; die Zähne standen daher ziemlich dicht. Der vollständige Zahn 
steht 0,048 über dem Alveolar- Rande heraus. Von vorn nach hinten erhält man an ihm 
0,019, von aussen nach innen am Alveolar-Rande 0,017, höher 0,019. Der Zahn ist zwar 
geradkonisch, doch mit einer geraderen Innenseite versehen, wodurch seine Spitze mehr 
nach dieser Seite hin zu liegen kommt und der Zahn gegen die Spitze hin von aussen 
nach innen gewölbt erscheint. Hinten besitzt er, wie aus der von mir von dieser Seite 
gegebenen Abbildung Fig. 2 deutlich hervorgeht, eine schräg nach innen gestellte, schwach 
concave Abnutzungsfläche, die fast mehr als die obere Hälfte des Zahnes einnimmt und ohne 
Zweifel durch einen Zahn des Oberkiefers veranlasst worden ist. Die starke Abnutzung der 
Zähne erklärt sich aus ihrem dichten Stande. Der folgende Zahn war kaum geringer. Von 
dem aus der Alveole herausstehenden Theil ist 0,032 Länge überliefert. Auf der oberen 
Bruchfläche erhält man 0,013 Durchmesser, wovon ungefähr die Hälfte auf den knöchernen 
Zahnkern kommt. Die übrigen Zähne sind sämmtlich am Alveolar- Rande oder tiefer in der 
Alveole weggebrochen. Hievon, so wie von der unregelmässig geformten Wurzel, rührt die 
Verschiedenheit her, die die Bruchfläche oder der Querschnitt der Zähne darbietet. Auf 


allen diesen Bruchflächen erkennt man den knöchernen Zahnkern, der kleiner war als in der 
Spitze, und die ihn umgebende Rindensubstanz, deren Blätter den Streifen und Eindrücken 
der Aussenseite entsprechende Windungen beschreiben, die an das Gefüge der Zahnwurzeln 
der Ichthyosauren, der Labyrinthodonten und gewisser Fische erinnern. 

Das kleinere Kieferstück Fig. 5 besitzt 0,093 Länge, zwischen den beiden iüber- 
lieferten Zahnwurzeln 0,053 Höhe und am hinteren Ende 0,032, am vorderen 0,024 Breite, 
die in die obere Hälfte fällt, während die nach innen nicht vorspringende untere Hälfte 
selbst in der stärksten Gegend kaum über 0,012 ergiebt. Die fast ebene Aussenseite ist 
mit drei deutlichen Längseindrücken versehen. Die Innenseite ist von gesundem Aussehen. 
Der vordere Zahn scheint schon früher ausgefallen gewesen zu seyn, da dessen Alveole mit 
Gebilde ausgefüllt ist. Von den beiden anderen Zähnen ist die Wurzel überliefert; vom 
zweiten lässt sie sich herausheben und ist Fig. 6 dargestellt. Der dritte Zahn maass von 
vorn nach hinten 0,018, von aussen nach innen 0,021, für den Knochenkern erhält man 
0,006 und 0,0065. Die längsfaserige Textur tritt an der Aussenseite dieses Kieferknochens 
besonders deutlich hervor. 

Damit fanden sich Ueberreste von 18 vereinzelten Zähnen, unstreitig von demselben 
Individuum. Sie bestätigen die von mir über die Zähne gemachten Angaben selbst in Betreff 
der Abnutzungsfläche, die sich an allen Zahnkronen mehr oder weniger weit herunterzieht. 
Vier dieser Zähne halte ich zur genauen Darlegung geeignet. Fig. 7 ist ein fast vollstän- 
diger Zahn, dessen Durchmesser in der stärkeren Gegend 0,019 und 0,0165 ergeben. Das 
äusserste Ende der Spitze ist weggebrochen. Auf der Bruchfläche erkennt man, dass in 
dieser Gegend der knöcherne Kern beträchtlicher ist als die Rindensubstanz. Die concave 
Abnutzungsfläche ist deutlich vorhanden, und auch die convexe Seite der Spitze scheint ab- 
genutzt, doch gerundet und daher wohl weniger durch einen gegenständigen Zahn. 

Die Spitze Fig. 8 ist mit ihrer langen concaven Abnutzungsfläche sehr vollständig 
überliefert. Der Zahn ergiebt an der Bruchfläche 0,0195 und 0,0165 Durchmesser. 

Der Zahn Fig. 9 dessen Wurzel weggebrochen, ist im Ganzen schwächer, da man 
für die Durchmesser nur 0,016 und 0,014 erhält. Bei diesem liegt die Abnutzungsfläche 
nicht innen, sondern aussen; der Zahn würde daher aus dem Oberkiefer herrühren und es 
würde die Abnutzungsfläche vorn nach aussen gerichtet gewesen seyn. Wird der Zahn in 
dieser Lage mit der Spitze eines unteren Backenzahnes zusammengebracht, so findet man 
wirklich, dass ungeachtet der Kleinheit des oberen Zahnes die Abnutzungsflächen beider 
Zähne vollkommen auf einander passen. Der obere Zahn ist dabei auffallend stumpf, was 
von zwei auf der Spitze sich in einer stumpfen Kante schneidenden Abnutzungsflächen her- 
zurühren scheint. 

Dann habe ich Fig. 10 die Wurzel von einem stärkeren Zahn abgebildet, um deren 


spitzes Ende, schwach gekrümmte Form und starke Streifung zu zeigen. 


u — 


Das Gebilde ist nach dem, was an den Knochen und Zähnen haftet, ein eisenschüssi- 
ger Molasse-Sand von nicht sehr feinem Kormne. Die Knochen, von der Farbe des eisen- 
schüssigen Gesteines, sind ziemlich fest. Die Knochensubstanz im Innern der Zähne stellt 
sich wohl wegen dichterer Beschaffenheit dunkler dar. 

Diese Reste erinnern zunächst an den von Dubrueil und Gervais (Paleont. frane., p. 152, 
t. 9, f£. 4— 6) aufgestellten Delphinus brevidens aus einer „pierre de Marabel‘“ genannten 
Molasse bei Castries, im Französichen Herault- Departement. Es werden davon ein Stück 
von der linken Unterkieferhälfte mit sechs Alveolen und ein Paar Zähne veröffentlicht. Für 
die Zähne wird 0,055 Länge und 0,019 Stärke angegeben, und es wird dabei gesagt, dass 
ihre Krone im Vergleich zur Wurzel sehr kurz sey und in einer Wölbung von nur 0,007 Höhe 
bestehe. Die Grösse des Thieres von Berlingen würde zu dieser Species passen, selbst die 
Beschaffenheit der Zähne, jedoch mit Ausnahme des für die Krone angesprochenen Theiles, 
der in dem Thiere von Berlingen, statt in einer niedrigen Wölbung zu bestehen, eine lange 
Spitze darstellt. Unter den Zähnen von Berlingen habe ich überhaupt nichts wahrgenommen, 
was hierin an die unter Delphinus brevidens begriffenen Zähne erinnerte. 

Der durch Gervais (a. a. ©. p. 156. t. 3, f. 10) mit Physeter antiquus bezeichnete Zahn 
aus dem Sande von Montpellier ist noch einmal so gross und mit einer stärker gekrümmten 
Spitze verschen. 

Delphinus (Champsodelphis) maerogenins (Cuvier, oss. foss., 4. ed. VIII. p. 159. t. 224, 
f. 9—11. — Gervais, Paleont. frane., t. 41, f. 6, 7) ist ein viel kleineres Thier mit anders 
beschaffenen Zähnen. 

In der Stärke seiner Zähne erinnert vorliegendes Thier an den lebenden Delphinus 
orca, dessen ungefähre Grösse es besass, doch war es reicher bezahnt. 

Die Form des Kiefers stimmt fast mehr mit Cachalot oder Physeter. Der lebende 
Cachalot ist aber ein weit grösseres Thier. Im Bau gleichen die Zähne dem Cachalot und Balae- 
nodon, indem sie aus Knochensubstanz, von einer dickeren Lage Cement umgeben, bestehen. 
Ich bezweifele indess nicht, dass auch diese Art von Zähnen mit einer kleinen Schmelzspitze 
begonnen haben, obgleich die eigentliche Krone selbst im jungen lebenden Cachalot noch 
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte. Das Cement ist im Vergleich zur Knochen- 
substanz sogar dicker als im lebenden Physeter macrocephalus, doch, wie es scheint, nicht 
ganz so dick als m Balaenodon physaloides (Owen, hist. Brit. foss. Mam., p. 524. 536) aus 
dem Red Crag von Felixstow in Suffolk, dessen Zähne noch einmal so gross sind. Der 
Cachalot besitzt aber eigentlich nur im Untdrkiere Zähne. Selbst Cuvier (oss. foss., 4. ed. 
VII. p. 199. 211; — regne animal, 2. ed. I. p. 293) glaubt nicht an obere Zähne; ‘er 
führt nur an, einige Forscher seyen der Ansicht, dass in oder zwischen den Löchern im 
Gaumenrande, die beim Schliessen des Maules die Zähne des Unterkiefers aufnehmen, kleine 
Zähne sich vorfänden, die sich aber am Skelet nicht erhielten. Nach Owen (Odontography, 


— 109 — 


I. p. 353) sind im Cachalot die Zähne durch Zwischenräume von der Stärke der Zähne 
getrennt. Die Art ihrer Befestigung im Kiefer hält das Mittel zwischen Ichthyosaurus und 
Delphinus, indem die Zähne in geräumigen, mässig tiefen und nur in der unteren Hälfte 
getrennten Gruben stecken. Obere Zähne werden nachgewiesen (Odontogr., II. t. 89. £. 3. 4). 
Es sind aber deren nur wenige. Sie liegen im Zahnfleische verborgen und sind auffallend 
kleiner und stärker gekrümmt als die unteren, dabei aber doch auf der convexen Seite des 
Endes ihrer Krone geglättet, was vermuthen lässt, dass sie mit den unteren Zähnen in Be- 
rührung stehen. Der bei Owen abgebildete obere Zahn misst ungefähr den sechsten Theil 
von der Länge und den achten von der Breite des unteren. In einem ausgewachsenen Cachalot 
fand Bennet auf jeder Seite des Oberkiefers acht solcher Zähne, jedoch nur schwach am 
Knochen befestigt. Der Zahn, den ich aus der Molasse vom Berlinger Hofe für einen oberen 
halte, ist, wie wir gesehen haben, nicht stärker gekrümmt als die unteren und von diesen 
auch in Stärke nur wenig verschieden, wie denn auch schon die Abnutzung der unteren 
Zähne auf keine schwache obere Zähne schliessen lässt. Es entspricht dies daher den An- 
forderungen des Genus Physeter nicht, wohl aber den Delphinen. 

Da angenommen wird, dass der fossile Balaenodon zwischen den lebenden Physete- 
riden und Balaeniden seine Stelle einnimmt, so ist, wenn diese Stellung die richtige ist, von 
ihm selbst für den Fall, dass er sich in Betreff der Zähne mehr dem Cachalot genähert 
hätte, doch nicht zu erwarten, dass er bessere obere Zähne besessen haben sollte als dieser, 
und es kann daher das fossile Thier eben so wenig zu Balaenodon gehören. 

Die von mir dargelegten Zähne sind nicht mit denen zu verwechseln, die aus der 
Molasse von Pfullendorf und Baltringen Jäger (foss. Säugeth. Würtemb., S. 4. Nr. 6—16. 
S. 200, t. 1. f. 6—22; — Acta Leopold., XXI. 2. S. 781) unter Physeter begreift; diese 
sind weit grösser und rühren sicherlich von einer anderen Species her. 

Die Reste aus der Molasse vom Berlinger Hofe werden hienach einer eigenen Spe- 
cies Delphin angehören, die ich Delphinus auctidens (Jahrb. für Mineral., 1859. S. 175) 
genannt habe. 


Crinoideen 


aus dem 


Posidonomyen -Schiefer Deutschland’. 


Taf. XIV. XV. 


Der Posidonomyen - Schiefer nimmt, wie v. Dechen (Verhandl. d. naturf. Vereins der 
Preuss. Rheinlande ete., VII. Jahrg. S. 201) bei Limbeck, nördlich von Elberfeld, nachge- 
wiesen hat, seine Stelle über dem Bergkalk ein. Unter den Versteinerungen dieses Schiefers 
befindet sich nicht eine einzige Devonische Species, wohl aber mehrere, welche theils dem 
Bergkalke, theils der Steinkohlen-Formation zustehen, worunter selbst Orthoceras striolatum 
(Sandberger, Rheinisches Schichten -System in Nassau, S. 519). Es erscheint daher auch 
gerechtfertigt, dass der Posidonomyen - Schiefer mit dem Bergkalke vom Devonischen System 
getrennt und zur unteren Steinkohlen - Formation hinzu genommen wird. 

Während der Bergkalk einen grossen Reichthum an Orinoideen entfaltet, werden 
diese im Posidonomyen-Schiefer nur selten angetroffen. Die ersten Reste der Art beschreibt 
F. A. Römer (Palaeontographica, II. S. 47. t. 8. f. 1) von Lautenthal am Harz als Pote- 
riocrinus minutus; sonst werden nur noch aus Nassau „Krinitenstiele und Kelchfragmente* 
(Sandberger, a. a. OÖ. S. 518) angeführt, über die nichts weiter verlautet hat. 

Im Herzogthume Nassau steht dem Posidonomyen-Schiefer bei typischer Entwickelung 
nur eine beschränkte Verbreitung zu. Da der Berekalk fehlt, so ruht er hier, wie am Harz, 
auf Gebilden der Devonischen Gruppe. Ein wichtiger Punkt ist der Geistliche Berg bei 
Herborn. Dort werden zwei Schichten des Posidonomyen-Schiefers unterschieden: eine untere, 
die auf buntem Kieselschiefer lagert und Alaunschiefer genannt wird, und eine obere, mit 
sandigen Bänken wechselnd. Letztere ist dieselbe Schicht, aus deren erünlichem Thon- 
schiefer ich bereits im Jahr 1829 (Acta Leopold. Carol. nat. eur., XV. 2. p. 77) das für 
den Posidonomyen - Schiefer bezeichnende Orthoceras striolatum, so wie zwei Species Pecten 
und einen kleinen Trilobit beschrieben habe. In den beiden Schichten des Geistlichen Berges 


— a -— 


ist es nun dem Eisenwerksbesitzer Herr Carl Koch zu Dillenburg, dem wir eine umfassende 
Arbeit über die Devonischen und Steinkohlen-Systeme der Nassauischen Aemter Dillenburg 
und Herborn verdanken (Jahrb. des Vereins für Naturk. in Nassau, XIII. 1858. S. 85), worin 
auch der Posidonomyen - Schiefer (S. 305) abgehandelt wird, gelungen, ausgezeichnet schöne 
Ueberreste von Crinoideen aufzufinden, die er die Güte hatte mir zu Untersuchung mitzuthei- 
len, bei der ich mich auch noch durch Mittheilung des Poteriocrinus minutus von Seiten des 
Herrn Bergassessors F. A. Römer zu Clausthal, so wie eines wahrscheinlich auch im Harze 
gefundenen Crinoids in der Akademischen Sammlung zu Göttingen, welches Herr Geheime 
Hofrath Hausmann die Güte hatte mir anzuvertrauen, unterstützt sah. 

Die Untersuchungen, welche ich hiemit vorlege, haben ergeben, dass im Posidonomyen- 
Schiefer Deutschland’s Ueberreste von wenigstens drei verschiedenen Crinoideen aufgefunden 
sind, dass die Reste aus dem grünlichen Schiefer vom Geistlichen Berge bei Herborn, sowie 
von Lautenthal am Harz und in der Akademischen Sammlung zu Göttingen einem eigenthüm- 
lichen Genus angehören, welches ich wegen der Aehnlichkeit seiner Krone mit einem Feder- 
busche (Aöpog) Lophocrinus, die Species Lophocrinus speciosus, genannt habe, dass Poterio- 
erinus minutus die Jugend dieses Crinoids darstellt, und dass die Reste aus dem Alaunschiefer 
des Geistlichen Berges von wenigstens noch zwei anderen gestielten Crinoideen herrühren, 
deren eines, durch einen wohlerhaltenen Kelch überliefert, von mir unter Poteriocrinus 
regularis begriffen wird. 


Aus dem grünlichen Schiefer. 
Lophocrinus speciosus. Taf. XIV. Fig. 1—3. Taf. XV. 


Poteriocrinus minutus, F. A. Römer, in Palaeontographica, II. S. 47. t. 8 f£. 1. 
Lophocrinus speciosus, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral. etc., 1858. S. 59. 


Vom Geistlichen Berge bei Herborn liegen zwei Platten des gewöhnlichen grünlichen 
Schiefers mit scharfen Abdrücken vor, die Crinoideen angehören. Die Reste selbst scheinen 
in Eisenoxydhydrat, womit die Abdrücke ausgekleidet sind, übergegangen, und bei dessen 
mürber Beschaffenheit herausgefallen zu seyn. 

Auf der einen dieser beiden Platten, die ich Taf. XIV. Fig. 1 abgebildet habe, erkennt 
man vier Stiele mit ihren Kronen; der stärkere Stiel gehört zu der grösseren Krone, deren 
Kelch mit dem Gesteine weggebrochen ist; die in der Nähe der grösseren Krone liegenden 
Armtheile rühren von einer kleineren Krone her, zu welcher der ihr zugewendete Stiel gehört; 
und an den beiden anderen kleineren Exemplaren sind Krone und Stiel besser verbunden. 
Von diesen sind auf der Gegenplatte die Theile deutlicher überliefert, die ich daher auch 
Fig. 2 dargestellt habe. ‘ 


Band YIL, 2. 15 


— 12 — 


Der unten den Stiel nicht überragende Kelch der kleineren Krone erreicht 0,003 Höhe 
bei 0,005 Breite, die durch Druck vergrössert seyn wird. Seine Form ist die eines gewöhn- 
lichen Kelchglases. Nach dem was vorliegt lässt sich mit Gewissheit annehmen, dass der 
Kelch aus 5 Basal-Stücken, 5 Subradial-Stücken und mehrmal 5 grossen Radial-Stücken zu- 
sammengesetzt ist. Das erste Radial-Stück war mit einer horizontalen, den ganzen Rand 
einnehmenden, feinstrahligen Gelenkfläche zur Aufnahme des zweiten Radial-Stückes versehen. 
Auf der Gegenplatte, wo diese Stücke noch zusammenhängen, glaubt man sogar Andeu- 
tungen von mehreren Anal-Stücken wahrzunehmen, über deren Zahl und Form nichts weiter 
zu ermitteln war. Interradial-Stücke waren keine vorhanden. Die Basal-Stücke sind gewöhn- 
lich fünfeckig, die grösseren, auf je zwei Basal-Stücken ruhenden Subradial-Stücke sechseckig, 
und die auf je zwei Subradial-Stücken ruhenden Radial-Stücke fünfeckig. Es gilt dies wenig- 
stens von der regelmässig gebildeten Seite des Kelches. Die Aussenseite war dabei voll- 
kommen glatt. 

Eine Gabelung wird nicht wahrgenommen; es lässt sich daher auch nicht genau 
angeben, wie viel Radial-Stücke vorhanden waren, und wo die Arme anfingen. Die Zahl 
sämmtlicher Radial-Stücke dürfte 4 oder 5 x 5 betragen haben. Wegen Mangels einer Ga- 
belung sind die Arme einzeilig, die unmittelbare Fortsetzung der Radial-Stücke bildend. Selbst 
bei dem aufgelösten Zustande, worin die Theile sich befinden, glaubt man sich zu überzeu- 
gen, dass die Zahl der Arme nicht über 5 betragen habe. Die Arme waren mit Pinnuln 
versehen. 

Die auf der Platte von einer auffallend grösseren Krone überlieferten Arme ent- 
sprechen ebenfalls dem Typus einzeiliger Arme, und es sind deren auch nicht über 5 vor- 
handen. Diese nirgends gegabelten Arme gleichen der langen spitzen Fahne einer Feder. 

Die Stiele sind rund, sehr lang, dünn und aussen glatt, worin sie so sehr übereinstim- 
men, dass anzunehmen ist, dass sie sämmtlich von Geschöpfen derselben Species herrühren. 
Der halbkreisförmig gebogene Stiel besitzt bei fast 0,002 Durchmesser für die grösste auf 
dieser Platte überlieferte Krone die genügende Stärke. Ranken waren nicht vorhanden, und 
der Stiel war in den Nähten, welche die Glieder durch ihr Zusammenliegen bilden, nur 
unmerklich eingeschürt. Gegen den Kelch hin nehmen die Glieder an Breite zu, auffallender 
aber an Länge ab. In der Regel ist der Stiel wenn er dünner ist länger, und wenn 
er dicker kürzer gegliedert, wonach anzunehmen ist, dass die Glieder in der letzten 
Zeit ihres Wachsthums mehr an Breite als an Länge zugenommen haben; der Unterschied ist 
jedoch von keinem grossen Belang. Auf des Stieles Durchmesser geht die Länge von mehr oder 
weniger als zwei Gliedern. Die Ränder der Glieder sind einfach wellenförmig gezackt, wie aus 
der zwölfmaligen Vergrösserung Fig. 3 ersichtlich wird. Die Gelenkflächen stellen sich bei den 
Gliedern desselben Stieles in so fern verschieden dar, als die radialen Strahlen entweder, 
kurz und stumpf, auf die Randgegend beschränkt sind, oder fast bis zum Nahrungskanal 


—. #3 —- 


führen, wobei sie sich nur wenig ausspitzen; immer aber sind sie einfach, d. h. sie haben 
keine kürzere Strahlen zwischen sich. Der runde Nahrungskanal liegt central, und sein 
Durchmesser beträgt kaum den vierten Theil vom Durchmesser des Gliedes. 

Die Stielglieder zeigen nur noch auf kurze Strecken Zusammenhang, der ausserdem 
auf verschiedene Weise gestört erscheint, theilweise durch das Thier selbst, dessen letzte 
Zuckungen man darin hie und da zu erkennen glaubt. 

Die andere, kaum grössere Platte dieses Schiefers Taf. XV. Fig. 1 beherbergt nicht 
weniger als zehen Crinoideen verschiedener Grösse, die nach der Richtung der Stiele zu 
urtheilen fast sämmtlich zu einem sogenannten Wurzelstock verwachsen waren. Keines dieser 
Individuen erreichte die Grösse der zuvor beschriebenen. Von sechs sind die Kronen unge- 
fähr gleich gross, zwei, offenbar derselben Species angehörig, wurden von den Stielen getrennt, 
die nicht mehr aufzufinden waren, und auch aus vereinzelt auf der Platte liegenden Armen 
ergiebt sich, dass Individuen bereits in Auflösung begriffen waren, als sie von der Gesteins- 
masse aufgenommen wurden. Demungeachtet sind die meisten Stiele noch sehr serade 
gerichtet, und selbst die feineren unter ihnen sind nur hie und da winkelförmig gebrochen, 
die letzten Zuckungen des Geschöpfes verrathend. Die stärksten Stiele besitzen nicht über 
drei Viertel Millimeter Durchmesser, die kleinsten sind überaus fein. Die Beschaffenheit ent- 
spricht der der zuvor beschriebenen Stiele, doch fand ich auf dieser Platte keine Gelegenheit, 
die Gelenkflächen der Glieder zu untersuchen. 

Der Kelch der grösseren Individuen scheint beim ersten Anblick nur aus 4 X 5 glat- 
ten, horizontal zusammengefüsten Radial-Stücken von gleicher Breite zu bestehen, deren 
unterstes sich abwärts, das oberste mehr oben zurundet. Die Möglichkeit eines Kelches von 
solcher Bildungsweise ist aus Enerinus moniliformis und aus Pentacrinus, wo nur 3X 5 sol- 
cher Stücke wahrgenommen werden, so wie aus Forbesiocrinus (de Koninck et Lehon, Cri- 
noides, p. 118. t. 2. f. 2), wo wirklich 4X 5 Radial-Stücke auftreten, ersichtlich; doch 
besitzen diese Formen Basal-Stücke und die zuletzt genannte noch viele Stücke anderer Art. 

Bei längerer Beschäftigung mit der Platte vom Geistlichen Berg überzeugt man sich, 
dass die grösseren Kelche nur unvollständig der Beobachtung dargeboten werden. Weniger 
scharf ausgeprägt, dafür aber vollständiger» liest der Kelch der kleineren Exemplare 
vor. An diesen erkennt man die Basal-Stücke und Subradial-Stücke, wodurch man Kelche 
erhält, die denen auf der zuvor beschriebenen Platte entsprechen. Lässt sich hieraus auch 
nicht mit völliger Gewissheit schliessen, dass die Individuen verschiedener Grösse, die 
der gemeinsamen Wurzelmasse nicht entsprungen sind, sondern sich in ihr nur zusam- 
mengefunden haben, einer und derselben Species angehören, so ist doch nicht zu läugnen, 
dass selbst an den grösseren Individuen Andeutungen hervortreten, aus denen zu entneh- 
men ist, dass sie ebenfalls Basal-Stücke und Subradrial-Stücke besessen haben müssen; 


und denkt man sich diese Stücke an den Kronen der zuvorbeschriebenen Platte weg, so 
15* 


— BE — 


ergiebt sich unverkennbare Aehnlichkeit mit den grösseren Kronen vorliegender Platte. Es 
steht daher nichts im Wege, sämmtliche auf den beiden ‚Platten vorhandene Crinoideen dem 
Kelche nach einer und derselben Species beizulegen. 


Die Arme bieten ebenfalls Schwierigkeiten dar. Eine Gabelung wird eben so wenig 
wahrgenommen, als auf der zuvor beschriebenen Platte. Man findet einzeilige Arme, die mit 
ihren langen, fadenförmigen Pinnuln wie dürre Wurzeln aussehen. Drei der grösseren Kronen 
lassen vier solcher Arme und übereinstimmend noch einen ohne Verzweigung bis zur hal- 
ben Kronenhöhe sich erhebenden, stärkeren Theil erkennen, dessen Zusammensetzung an die 
Arme von Enerinus moniliformis und einigen anderen Örinoideen, selbst von Eucalyptocrinus, 
erinnert. Einen sogenannten Rüssel oder Mundröhre, zu dem die Kelchdecke gewisser Crinoi- 
deen sich erhebt, wird dieser Theil nicht darstellen, da in den Fällen, wo die Röhre getäfelt 
erscheint, die sie bedeckenden Kalkstückchen weniger breit sind, während sie hier den Arm- 
gliedern ähnlich sehen, und auch wie diese geordnet sind. Die Erscheinung ist daher schwer zu 
erklären. Gehört sie den Armen an, so beruht sie entweder auf einem zufälligen Zusammen- 
liegen zweier Arme, oder auf der Bildung eines stärkeren zweizeiligen Armes. In ersterem 
Falle wird die Zahl der Arme über fünf gebracht, wenn; man nicht annehmen will, dass unter diese 
Arme zufällig ein Arm von einer anderen Krone gerathen sey; wogegen letzterer Fall den bilate- 
ralen Typus in den Crinoideen auch auf die Arme ausdehnen würde. An den Kronen der zuvor- 
beschriebenen Platte (Taf. XIV. Fig. 1. 2) habe ich nichts der Art wahrgenommen, an der Krone 
in der Akademischen Sammlung zu Göttingen (Taf. XV. Fig. 3) erinnern die beiden dicht 
neben einander liegenden einzeiligen Arme etwas an diese Erscheinung. Ihr Grund mag nun 
seyn, welcher er wolle, so kann dadurch die Annahme, dass einzeilige Arme zum Typus 
dieser Kronen gehören, nicht entkräftet werden, und ich glaube daher auch, dass die Reste 
auf den beiden Platten vom Geistlichen Berge nur von einer und derselben Species herrühren. 


Später erhielt ich durch Herrn Koch vom Geistlichen Berge bei Herborn noch eine 
schöne Platte mitgetheilt, worauf von dieser Species die Krone mit dem Anfang des Stieles 
sich befand, die der Grösse des Exemplars in Göttingen nahe kommt. Die Arme liegen 
zwar mit vollständiger Länge vor, es ist aber der Zusammenhang ihrer Glieder, sowie der 
der Pinnuln gelöst, und daher das Exemplar zum Studium dieser Theile weniger geeignet, als 
das in Göttingen befindliche. Es bestätigt indess vollkommen meine Angaben über die Zu- 
sammensetzung des Beckens und die Einzeiligkeit der Arme, die auch hier deutlich erkannt 
wird. Der Stiel scheint breiter, weil er platt gedrückt ist. Mit dem Stiele liegen die Spitzen 
der Krone eines anderen Exemplars derselben Species zusammen. 

Der Posidonomyen-Schiefer des Harzes, woraus Römer die zu Lautenthal gefundenen 
Ueberreste von Poteriocrinus minutus aufstellt, kommt, wie ich mich an den mir zugänglich 
gewesenen Stücken überzeugt habe, auf den grünlichen Schiefer vom Geistlichen Berge bei 


—- 15 — 


Herborn heraus, nur ist er ebener, härter und spröder. Der Posidonomyen-Schiefer des 
Harzes enthält dabei auch, wie zu Herborn, fast überall Orthoceras striolatum (Römer, a. a. O. 
S. 49). Eine neue Uebereinstimmung beider Gegenden ergiebt sich nunmehr aus den Crinoi- 
deen-Resten. Die Stielbruchstücke besitzen mit denen von Herborn volle Uebereinstimmung 
und bedürfen daher auch keiner weiteren Erwähnung. Von der Krone hätte ich dieses nach 
der bestandenen Abbildung weniger vermuthet. Taf. XV. Fig. 2 stellt sie nunmehr genauer und 
in natürlicher Grösse dar. Die Arme, die zu diesem Kelche gehören, sind gänzlich in ihre 
Theile zerfallen, weshalb ich sie auch in der Abbildung weggelassen habe. Der zu dieser 
Krone gehörige Stiel wird mit dem Gesteine weggebrochen seyn. 

Der Kelch liegt, wie die Versteinerung überhaupt, nur als Abdruck vor, und zwar 
von der regelmässigen Seite, so dass bei fehlender Gegenplatte über die Beschaffenheit der 
Anal-Seite kein Aufschluss zu erlangen war. Für die Höhe des Kelches mit dem mit ihm 
verbundenen Radial-Stück erhält man 0,005, für die Breite gegenwärtig oben 0,0055, unten 
0,002. Die Stücke sind regelmässig geformt, und es sind die Subradial-Stücke ein wenig 
grösser als die Basal-Stücke und die Radial-Stücke. Die Aehnlichkeit mit den Kelchen vom 
Geistlichen Berg ist auffallend, nur sind letztere kleiner, was die Identität der Species nicht 
in Frage stellen kann und nur auf jüngere Thiere hinweist. 

Die Versteinerung, welche Herr Geheime Hofrath Hausmann die Gefälligkeit hatte, 
mir aus dem Akademischen Museum in Göttingen mitzutheilen, habe ich Taf. XV. Fig. 3 ab- 
gebildet. Sie gehört zu den älteren Stücken der Sammlung, daher auch die Etiquette fehlt 
und der Fundort nicht angegeben werden konnte. Die Platte ist dünn, eben, hart, spröde 
und zerbricht eher in kleine Blättchen, als dass sie sich auf eine grössere Strecke spalten 
liesse; der Schiefer scheint iiberhaupt mehr quarziger Natur, was alles mit den Stücken Po- 
sidonomyen-Schiefer übereinstimmt, die ich vom Harze kenne; während der Schiefer von 
Herborn thoniger, milder und leichter ist. Ich bezeifele daher auch nicht, dass diese Platte 
vom Harze stammt; sie ist, wie der Posidonomyen-Schiefer gewöhnlich, mit plattgedrückten 
Posidonomyen angefüllt. 

Die Versteinerung stellt die Krone, deren Spitzen mit dem Gesteine weggebrochen sind, 
dar; die Fortsetzung des Stieles ist ebenfalls entfernt. Was vorhanden ist, besteht in einem 
scharfen, hell rostfarbigen Abdruck, der gegen die Spitzen der Arme und den Kelch hin etwas 
dunkeler sich darstellt. Die Färbung rührt von Eisenoxydhydrat her, das, wie an einigen 
Stellen noch deutlich erkannt wird, an die Stelle der Substanz der Täfelchen getreten ist. 
Die Verschiebung der Theile scheint theilweise durch den in den Kelch hineingerückten Stiel 
veranlasst. An dem äussersten Arme rechts, von dem nur wenig überliefert ist, hatten eben- 
falls die Theile begonnen sich zu lockern. Demselben Arme wird das kurze Stück angehören, 
das weiter links in der Nähe des mittleren Armes liegt. Sonst aber ist die Krone gut 
erhalten. 


— 16 — 


Die Basal-Stücke liessen sich nicht deutlich unterscheiden. Ihre Gegenwart wird schon 
durch die sechseckige Form der Subradial-Stücke verrathen, von denen eins auf dem Stiele liegt. 
Daran stösst ein anderes Stück der Art, während das Stück rechts eher ein erstes Radial-Stück 
zu seyn scheint, und zwar das, welches zum äussersten Arme rechts gehört, wie aus den Spuren 
von den dazwischen liegenden Stücken wahrschemlich wird. Links daneben werden Spuren 
von dem dem nächsten Arm angehörigen Radial-Stück wahrgenommen. Deutlicher liegen 
die Radial-Stücke der beiden vollständigeren Arme vor. Ihr Zusammenhang ist kaum gestört. 
Die Andeutungen von anderen Stücken des Kelches sind zu unbestimmt, als dass sie sich 
genauer darlegen liessen. Möglich, dass eins oder das andere dieser Stücke der Anal-Seite 
angehört. Die entblösste Seite ist die regelmässig gebildete. Interradial-Stücke waren nicht 
vorhanden. Der Kelch kommt hienach auf den kleineren Kelch vom Harze, sowie auf die 


Kelche im grünlichen Schiefer vom Geistlichen Berge heraus. 


Damit im Einklang steht auch die Bildung der Arme, deren Einzeiliskeit durch dieses 
Exemplar ausser Zweifel gesetzt wird. DBestünde in irgend einer Weise Gabelung, so müsste 
sie hier hervortreten; es wird aber nicht das mindeste der Art wahrgenommen. Die Arme sind 
stark, nicht schwächer als der Stiel, lang und gerade und bilden die unmittelbare Fortsetzung 
der Radial-Stücke. Da keine Gabelung besteht, so ist es schwer anzugeben, wo die Radial- 
Stücke aufhören und die Arme beginnen. Man ist daher genöthigt, nach anderen Anhalts- 
punkten zu suchen. Vermöge ihrer Grösse und guten Erhaltung bietet die Krone den Vor- 
theil dar, dass sich die Form der Armglieder deutlich erkennen lässt. Diese Glieder werden, 
wie aus der vergrösserten Abbildung Taf. XV. Fig. 4 ersehen werden kann, abwechselnd nach 
der einen Seite hin höher, nach der anderen niedriger, wobei sie durch ein kurzes Glied 
getrennt werden. An der höheren Seite lenken die Pinnuln ein, welche aus Täfelchen beste- 
hen, die ein wenig kürzer als breit sind. Gegen die Spitzen der Pinnuln hin ist der Zusam- 
menhang der Täfelchen mehr oder weniger gelöst, an einigen Stellen auch schon früher. 
Es fragt sich nun, ob es mit dem Begriff von Radial-Stücken vereinbar ist, dass sie mit 
Pinnuln versehen seyen. Die Versteinerung war nicht geeignet hierüber Aufschluss zu geben; 
es liess sich nicht ermitteln, ob auch an den von mir für Radial-Stücke angesprochenen Theilen 
Pinnuln angebracht waren. Dagegen glaube ich, dass diese Stücke einfacher waren als die 
Armglieder, und hieraus liesse sich wohl mit Wahrscheinlichkeit auf die Gegenwart von nicht 
unter 4 oder 5 Radial-Stücken in dieser Krone schliessen. 


Es sind nur vier Arme überliefert, vom fünften, der sicherlich vorhanden war, wird 
nichts wahrgenommen. Die beiden Arme rechts liegen so nahe beisammen, dass man ver- 
anlasst werden könnte zu glauben, sie seyen durch Gabelung entstanden, was nicht wohl 
möglich ist. Durch ihr zufälliges Zusammenliegen erinnern sie an den stärkeren Theil 
einiger Kronen auf der Platte Taf. XV. Fig. 1 vom Geistlichen Berge. Vollständig wird diese 


- 11 — 


Krone noch einmal so lang gewesen seyn als die grösste vom Geistlichen Berge, von der 
auf Taf. XIV. Fig. 1 die ganz nach demselben Typus gebildeten Arme überliefert sind. 

Der Stiel ergiebt an der etwas platt gedrückten Stelle unter dem Kelche 0,003 und 
an dem 0,021 davon entfernten Bruchende nur halb so viel Durchmesser. Er besteht aus 
sehr kurzen, glatten Gliedern ohne Ranken, mit schwacher Einschnürung in den Nähten. 

Nach dieser Auseinandersetzung dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die 
Versteinerungen aus dem grünlichen Posidonomyen-Schiefer des Geistlichen Berges bei Herborn 
und vom Harze, wozu ich auch das Exemplar in der Akademischen Sammlung zu Göttingen 
rechne, nur von einer und derselben Species gestielter Crinoideen herrührt. Der hie und da 
sich kund gebende Mangel an völliger Uebereinstimmung wird der Art der Entblössung 
und Erhaltung der Versteinerung, so wie dem verschiedenen Alter des Individuums beizu- 
legen seyn. 

Für die Zusammensetzung des Kelches ergeben sich: 5 Basal-Stücke, 5 Subradial. 
Stücke und nicht unter 5X 4 grosse Radial-Stücke, von denen das erste fest und mit einer 
horizontalen Gelenkfläche zur Aufnahme des zweiten versehen war; auch scheinen Anal- 
Stücke vorhanden gewesen zu seyn. Diese Anordnung würde schon wegen der Zahl und 
Beschaffenheit der Radial-Stücke eher zu dem am zahlreichsten im Kohlenkalk, in einzelnen 
Arten auch Devonisch und Silurisch vorkommenden Genus Poteriocrinus als zu Oyathocrinus 
passen. In diesen beiden Genera entstehen aber die Arme durch Gabelung, die sich sogar 
mehrmal wiederholt; während von vorliegender Form jede Gabelung ausgeschlossen ist, und 
daher bei ihr die mit Pinnuln versehenen Arme keine Gruppen bilden, sondern einzeilig als 
unmittelbare Fortsetzung der Radial-Stücke sich darstellen. Wenn die Arme von der Diagnose 
auch gerade nicht ausgeschlossen sind, so lässt sich doch nicht verkennen, dass ihnen eine 
mehr untergeordnete Stelle angewiesen ist, was sie nicht verdienen. In Fällen wie der 
vorliegende entscheiden die Arme. Wollte man diese Form bei Poteriocrinus belassen, so 
würde sie sich durch ihre Arme von den übrigen Species dieses Genus eben so auffallend, wie 
von fast allen übrigen Genera gestielter Crinoideen unterscheiden, und schon dadurch nöthigen, 
sie zu einem eigenen Genus zu erheben. Der Regel nach beginnen die Arme mit der ersten 
Gabelung, wovon nur eine Ausnahme bestanden zu haben scheint, im Bourgueticrinus ellipti- 
cus (Apiocrinus ellipticus Mil.), und selbst diese wird durch de Koninck (Recherches sur les 
Crinoides etc., p. 69) bekämpfte, der d’Orbigny’s Restitution für hypothetisch hält, und der 
festen Ansicht ist, dass die Arme dieser Species sich wie die aller Apiocrinideen gabeln. 
Aber auch für den Fall, dass wirklich keine Gabelung vorhanden wäre, glaubt er, dass eine 
Ausnahme nicht geeignet sey, die Regel zu erschüttern. Er nimmt daher auch an, dass die 
in dem Genus Cupressocrinus für Arme ausgegebenen Theile nur aus Reihen von Radial- 
Stücken bestehen. Es will indess Goldfuss bei diesem Genus Pinnuln gefunden haben, was 
für Arme spräche. Auch Ferd. Römer (Lethaea, 3. Aufl. I. 2. S. 230) hält diese Theile für 


— a8 = 


Arme, und es ist nach ihm die Krone von Cupressocrinus zusammengesetzt aus 5 Basal- 
Stücken, 5 Subradial-Stücken, 1 X 5 Radial-Stücken und fünf ungetheilten Armen, die im 
zusammengefalteten Zustand eine geschlossene fünfseitige Pyramide bilden. Lophocrinus spe- 
ciosus liefert nunmehr den unwiderleglichen Beweis, dass es gestielte Crinoideen giebt mit 
vollkommen entwickelten Armen, die ohne Gabelung entstanden sind. Diese Species steht 
aber sicherlich nicht vereinzelt da. Es wäre wohl möglich, dass unter den Species von 
Poteriocrinus, deren festes Radial-Stück zur Aufnahme des zweiten Radial-Stückes eine über 
den ganzen Rand des Stückes sich ausdehnende horizontale Gelenkfläche besitzt, daher 
namentlich unter den Species mit glatter Aussenseite des Kelches, einige sich befänden, die 
durch ihre Arme, wenn sie vorlägen, zu Lophocrinus gezogen werden müssten. Auch 
erkennt man unter den Resten, welche Goldfuss (Petref., I. S. 190. t. 58. f. 7) von Cya- 
thocrinus pinnatus aus dem Eifeler Kalk und der Rheinischen Grauwacke bekannt macht, 
ein Stück von einem Arm, dessen Einzeiligkeit an den Typus von Lophocrinus erinnert, 
welches Genus daher auch Devonisch seyn könnte. 


Für Lophocerinus ist noch die Aehnlichkeit seiner Armglieder mit Comatula hervor- 
zuheben, einem Genus, das bekanntlich ungestielt ist und zehn durch einfache Gabelung 
entstandene Arme zählt. Die Fünfarmigkeit von Lophocrinus und Cupressoerinus erinnert 
mehr an die sonst keinen Vergleich eingehenden Seesterne. 


Der lange, dünne, glatte, kreisrunde und mit einem kreisrunden centralen Nahrungs- 
kanal versehene Stiel, der nur gegen den Kelch hin, und zwar unter Abnahme der Länge 
der Glieder, etwas stärker wird und keine Ranken besitzt, entscheidet für sich allein nichts, 
da er auf dieselbe Weise mehreren Genera zusteht, worunter auch Poteriocerinus; doch ist 
selbst in diesem Genus der Stiel der grossen Species mit vielen Ranken behaftet und erreicht 
bisweilen einen ansehnlichen Durchmesser (de Koninck, a. a. O. p. 86). 


Nach dieser Darlegung wird die Errichtung eines eigenen Genus mit den Resten aus 
dem grünlichen Posidonomyen-Schiefer gerechtfertigt erscheinen. Dieses Genus verräth sich 
durch einzeilige Arme, verbunden mit einem an gewisse Species von Poteriocrinus erinnern- 
den Kelch und einem langen dünnen Stiele. Die bis jetzt bekannte Species Lophocrinus 
speciosus liefert folgende Diagnose. 

Kelch: klein, kelchförmig, glatt, 5 Basal-Stücke, 5 Subradial-Stücke, 4 X 5 grosse 
Radial-Stücke, das erste Radial-Stück fest und mit einer den ganzen Rand einnehmenden 
Gelenkfläche zur Aufnahme des zweiten Radial-Stückes versehen; . . .... Anal-Stücke; keine 
Interradial-Stücke; — Arme: 5, lang, ohne Gabelung unmittelbar aus den Radial-Stücken 
hervorgehend, mit Pinnuln versehen; — Stiel: kreisrund, lang, dünn, glatt, ohne Ranken; 
Nahrungskanal eng, kreisrund, central; Glieder von mittlerer Grösse, gegen den Kelch hin 
kürzer und breiter werdend; Gelenkfläche der Glieder einfach kürzer oder länger strahlen- 


— 19 — 


förmig. — Im grünlichen Posidonomyen-Schiefer des Geistlichen Berges bei Herborn und des 
Harzes. 


Aus dem Alaunschiefer. 


Aus dem Alaunschiefer des Posidonomyen - Schiefers des Geistlichen Berges bei Her- 
born bestehen die Reste von Crinoideen in einer unvollständigen Krone, in einem Stück 
Gestein mit Theilen von Armen und in Stielbruchstücken. Sie sehen weisslich und verkalkt 
aus, wobei sie fest und hart und bisweilen etwas platt gedrückt erscheinen. 


Poteriocrinus regularis. Taf. XIV. Fig. 4. 


Poteriocrinus regularis, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral. etc., 1858. S. 60. 


Von der aufgefundenen Krone ist der Kelch am besten überliefert. Dieser stellt sich, 
was selten, von der unregelmässig gebildeten oder der Anal-Seite entblösst dar. Für die 
Ermittelung des Genus ist dies von Vortheil. Der Kelch war glatt, konisch und zusammen- 
gesetzt aus 5 Basal-Stücken, 5 Subradial-Stücken, von denen nur drei gleichförmig, 1X 5 
grösseren, festen und mehreren kleineren Radial-Stücken, von den grösseren sitzt eines auf 
einem Subradial-Stück, und sie sind überhaupt mit horizontalen, den ganzen Rand einneh- 
menden Gelenkflächen zur Aufnahme des zweiten Radial-Stückes versehen; ausserdem waren 
nicht unter 4 Anal-Stücke vorhanden. Die ganze Bildung stimmt genau mit der für das 
Genus Poteriocrinus gültigen Formel (de Koninck, a. a. O., p. 84) überein. Cyathocrinus 
kann nicht wohl in Betracht kommen, weil dieses Genus nicht wie Poteriocrinus drei, son- 
dern vier vollkommen gleiche Subradial-Stücke besitzt, und weil in ihm alle erste Radial- 
Stücke regelmässig mit den Subradial - Stücken alterniren, in Poteriocrinus nur deren vier. 
Auch zeigt die grössere Anzahl Anal-Stücke und deren schiefe Lage entschieden, dass die 
Versteinerung nicht zu Cyathocrinus, sondern zu Poteriocrinus gehört. 

Die etwas beschädigten Basal-Stücke waren fünfeckig. Von den Subradial- Stücken 
waren die drei übereinstimmend geformten sechseckig, und von den beiden unregelmässigen 
das, auf dem die Anal-Stücke hauptsächlich ruhen, siebeneckig, das davon rechts liegende 
andere unregelmässige Subradial-Stück, welches das Radial-Stück trägt, ist ebenfalls sieben- 
eckig. Die Subradial-Stücke waren nur wenig grösser als die Basal-Stücke und auch etwas 
höher als die Radial-Stücke. . Von den ersten mit dem Kelche fest verbundenen Radial- 
Stücken waren vier fünfeckig und das dem Subradial-Stück aufsitzende sechseckig. Von 
den Anal-Stücken sind drei vollständiger überliefert; ein grösseres sitzt, sechseckig geformt, 


auf dem einen unregelmässigen Subradial-Stück; rechts davon liegen zwei kaum kleinere 
Band VIL, 2. 16 


— 120 — 


Anal-Stücke über einander, von denen das untere, unregelmässig sechseckig, rechts an das 
andere unregelmässige Subradial-Stück und an das unregelmässige Radial-Stück, das obere, 
dessen oberes Ende weggebochen ist, nur an das unregelmässige Radial-Stück stösst. Ich 
vermuthe, dass an letzteres Anal-Stück sich links oben ein anderes anschloss, weil ich selbst 
noch an der linken Seite des grösseren Anal-Stückes oben einen Ueberrest von einem Anal- 
Stück vorfand. Diese Species würde alsdann fünf solcher Stücke zählen. 

Ueber dem ersten Radial-Stück war die Krone in Auflösung begriffen, weshalb sich 
weder die Zahl der Radial-Stücke, noch die Beschaffenheit der Arme, die sich weiter als 
das Gestein reicht ausgedehnt haben werden, angeben lässt. 

Unter den hier zunächst in Betracht kommenden, zahlreichen und mitunter sehr 
abweichend gestalteten Species von Poteriocrinus, ist es eigentlich nur der Poteriocrinus 
conoideus (de Koninck, a. a. O., p. 93. t. 1. f.8), der einen Vergleich zulässt. Von dieser 
Species ist nur ein Exemplar gefunden, und zwar im unteren Kohlenkalke von Vise in Bel- 
gien. Es besteht im Kelch, und scheint dasselbe zu seyn, das der systematischen Abbildung 
zu Grund liegt, die Koninck (a. a. O.p. 84) für das Genus giebt. Dieser Kelch ist nur wenig 
grösser als der aus dem Alaunschiefer, auch von ungefähr derselben Gestalt, nur höher, weil 
die ihn zusammensetzenden Stücke, namentlich die Subradial-Stücke, höher sind. Dann auch 
scheint der Kelch vom Geistlichen Berg ein Anal-Stück mehr besessen zu haben. Sollte 
jedoch die Zahl der Anal-Stücke in beiden Formen übereinstimmend vier betragen, so bestand 
doch in ihrer Anordnung auffallende Abweichung, wie schon daraus zu ersehen ist, dass in 
Poteriocrinus conoideus an das rechte unregelmässig geformte Subradial-Stück zwei Anal- 
Stücke stossen, in der Versteinerung vom Geistlichen Berge nur eins. Die beiden Verstei- 
nerungen gehören daher jedenfalls verschiedenen Species an. 

Eine Vergleichung der Krone aus dem Alaunschiefer mit Lophocrinus aus dem grün- 
lichen Schiefer derselben Formation ist kaum möglich, weil von ersterer die Beschaffenheit 
der Arme, von letzterem die Anal-Seite des Kelches nicht vorliest. Eine gewisse Aehnlich- 
keit in der Bildung des regelmässigen Theiles des Kelches lässt sich zwischen beiden nicht 
verkennen; woraus sich indess nicht einmal auf die Identität des Genus schliessen lässt. 
Ich glaube daher auch die Krone aus dem Alaunschiefer als eine eigene Species von Pote- 
riocrinus, der ich den Namen Poteriocrinus regularis beigelegt habe, betrachten zu sollen, 
und zwar um so mehr, als die Bildung des Kelches diesem Genus, mit dem Lophocrinus 


nicht vereinigt werden darf, durchaus entspricht. 


Armreste. 


Ein anderes Stück Alaunschiefer mit Ueberresten von Armen aus der mittleren Gegend 
der Krone habe ich Taf. XIV. Fig. 5 abgebildet. Es lässt sich daraus zwar die Zahl und 
Länge dieser mit Pinnuln versehenen Arme nicht ersehen, wohl aber geht aus dem was 


vorliegt mit Gewissheit hervor, dass die Arme nicht einzeilig waren, sondern durch mehr- 
malige Gabelung entstanden. Ueber die Zahl der Gabelungen war kein Aufschluss zu erlangen. 
Poteriocrinus soll nicht über drei Gabelungen besitzen; so viel waren sicherlich vorhanden, 
vielleicht mehr, in welchem Falle die Theile nicht von diesem Genus herrühren könnten. 
Dem Genus Lophocrinus sind sie keinesfalls beizulegen ; für Poterioerinus regularis wären 
sie fast zu gross. Es liegt daher die Vermuthung nahe, dass sie von einem dritten Örinoid 
herrühren. 


Stielbruchstücke. 


Es ergiebt sich selbst aus den wenigen Stielstücken, die aus diesem Alaunschiefer 
vorliegen, dass der Posidonomyen-Schiefer noch andere Crinoideen beherberge. Die Stiele 
besitzen nur in Folge von Druck ein flacheres Aussehen, sie waren kreisrund und mit einem 
runden, centralen Nahrungskanal von mässiger Grösse versehen, gegen den hin die Gelenk- 
flächen des Gliedes abfielen. Die Grösse und Beschaffenheit dieser Gelenkflächen, so wie 
die Aussenseite der Glieder ist nicht immer dieselbe, und doch liegen diese Stielbruchstücke 
oft so dicht bei einander, dass man glauben sollte, sie rührten von einer und derselben 
Species her. Ranken besassen sie nicht. 

Die stärkeren Stiele Taf. XIV. Fig. 6 (die Glieder vergrössert Fig. 7. 8) ergeben 0,004 
Durchmesser, auf den gewöhnlich 5 Gliederlängen gehen. Nur selten und nicht regelmässig 
werden zwischen den Gliedern von gewöhnlicher Länge auffallend kürzere wahrgenommen. 
Diese Stiele sind aussen vollkommen glatt, und nur in den Nähten kaum merklich eingezogen. 
Der Durchmesser des Nahrungskanals misst kaum ein Viertel von dem des Gliedes. Die 
durch das Zusammenliegen der Glieder gebildete Naht ist einfach feinzackig, den zahlreichen 
Strahlen auf den Gelenkflächen entsprechend, von denen die meisten unter Schwächerwerden 
bis gegen den Kanal hinführen, kürzere Strahlen zwischen sich zeigend. Es lässt sich indess 
nicht verkennen, dass hie und da die kürzeren Strahlen sich mit längeren verbinden, und 
dass selbst längere Strahlen gegen die Peripherie hin eingedrückt oder leicht gespalten 
erscheinen, ohne jedoch auf die Zackenform der Nähte Einfluss zu äussern. 

Die schwächeren Stiele Taf. XIV. Fig. 9 (vergrössert Fig. 10) besitzen gewöhnlich nur 
0,0025 bis 0,003 Stärke, auf die vier Gliederlängen gehen. Die Naht ist weniger feinzackig, 
und die Zacken sind schwach sattelförmig eingedrückt; selten nur wird eine einfache Spitze 
wahrgenommen. Im Zusammenhang mit dieser Beschaffenheit ist die Gelenkfläche mit einer 
geringeren Anzahl breiterer und kürzerer Strahlen versehen, die nach der Peripherie hin 
einen den sattelförımigen Zacken entsprechenden Eindruck oder Erhöhung darbieten. Diese 
Stiele scheinen an den Nähten deutlicher eingezogen und ihre Oberfläche nicht vollkommen 
glatt, vielmehr mit schwachen zerflossenen Knötchen oder Unebenheiten bedeckt zu seyn, 


wobei bisweilen die Glieder in der Mitte schwach eingeschnürt oder auch mehr gewölbt sich 
darstellen. 

Für den Kelch des Poteriocrinus regularis sind. die stärkeren Stiele viel zu stark. 
Diese verrathen daher jedenfalls ein zweites Crinoid im Alaunschiefer,, mithin ein drittes für 
den Posidonomyen-Schiefer überhaupt, von dem vielleicht auch die Armfragmente Fig. 5 
herrühren. Die Theile genügen indess für die Ermittelung des Genus nicht. Die Stärke 
der schwächeren Stiele würde dem Kelche von Poteriocrinus regularis angemessen seyn. 


Nachtrag zu Lophocrinus speciosus S. 114. — Aus James Hall’s trefflichem 
„Report of the geological survey of the state of Jowa“, welches Werk mir als Geschenk vom 
Verfasser gerade zukam, als ich mit der Correctur dieses Bogens beschäftigt war, ersehe ich, 
dass der im Kohlenkalke von St. Louis, Missouri, auftretende Poteriocrinus Missouriensis 
(I. part. 2. p. 669. t.17. f. 7) einen langen, aus quer sechsseitigen Täfelchen zusammen- 
gesetzten Rüssel besitzt, wonach ich nunmehr nicht mehr bezweifeln möchte, dass der an der 
Krone von Lophocrinus speciosus mir nicht recht klar gewordene Theil wirklich ein ähnliches 
Organ darstellt, das daher auch dem Lophocrinus eigen war. Wenn Hall von Poterioerinus 
Missouriensis nach der Beobachtung an zweien Exemplaren anführt, dass eme Theilung der 
Arme erst mit dem dreizehnten Täfelchen über dem zweiten Radial-Stück und sodann wieder 
an einer höheren Stelle eintrat, so wird damit deutlich gesagt, dass sogar mehrmalige Theilung 
in diesem Genus besteht, während ich bei Lophocrinus von einer Theilung der Arme bis zu deren 
Spitze nicht das mindeste wahrgenommen habe, die daher bei diesem Genus überhaupt nicht 
vorhanden gewesen seyn wird. Von Pinnuln wird nichts gesagt. Fünf ungetheilte Arme, 
die aufwärts sich nur etwas verschmälern, werden für Synbathoerinus Phillips (S. Wortheni, 
p- 560. t. 9. £. 9, aus dem Burlington-Kalkstein in Illinois; — S. Swallovi, p. 672. t. 17. 
f. 8. 9, aus dem Kohlenkalke von St. Louis) angeführt. Doch besitzt dieses Genus einen 
ganz anders gebauten Kelch und auch Abweichungen im Stiele.e Von Pinnuln wird nichts 


gesagt. 


E’rösche 


aus 


Tertiär-Gebilden Deutschland's. 
Taf. XVL.— XXI. 


Die Frösche sind nicht älter als tertiär. Was davon aus dem Molasse-Mergel von 
Oeningen vorliegt, war ich bemüht in dem von mir über die fossilen Säugethiere, Vögel 
und Reptilien dieser wichtigen Gegend herausgegebenen Werke (1845. 8. 18—28. t. 4. 5. 
6.£.1) ausführlich bekannt zu machen; über die Frösche aus dem Halbopal von Luschitz in 
Böhmen, habe ich meine Untersuchungen in den Palaeontographieis (I. 1852. S. 66. t. 10. 
f. 5. 6) niedergelegt; ich habe aber ausserdem noch eine Anzahl fossiler Frösche untersucht, 
die ich hiemit der Oeffentlichkeit übergebe. Ausgenommen davon sind die aus der knochen- 
reichen Ablagerung von Weisenau unfern Mainz, sowie von Hellern unfern Osnabrück her- 
rührenden Reste von Fröschen, welche in vereinzelten Knochen bestehen, durch welche ich 
die Ueberzeugung erlangt habe, dass daran sich wohl die Zahl der Species ermitteln lasse 
(Jahrb. f. Mineral., 1843. 395; 1845. S. 798; 1846. 5. 531), zu deren genaueren Bestimmung aber 
es bisjetzt noch an dem erforderlichen osteologischen Apparat über die lebenden Frösche 
gebricht, der auch so bald nicht vervollständigt seyn wird. Als einen wichtigen Theil des 
Skelets erkannte ich den Oberarm, mittelst dessen es mir gelungen ist, in der Ablagerung 
von Weisenau nicht weniger als ein Viertelhundert verschiedene Frösche zu unterscheiden, 
die um so gewisser existirt haben werden, als jede der eigenthümlichen Bildungen, sich an 
mehreren Oberarmknochen ganz gleichmässig herausstellt ; und wenn auch nach der beträchtlichen 
sexuellen Abweichungen im Skelet der Frösche, auf die neuerlich Günther (Ann. mag. nat. hist., 
3. s. III. 1859. p. 377) hingewiesen hat, zu vermuthen steht, dass an den von mir unter- 
suchten fossilen Knochen die Abweichungen wenigstens theilweise durch die männliche oder 
weibliche Natur des Thieres bedingt seyn werden, so fällt die Zahl der Species für eine und 
dieselbe Localität immer noch gross genug aus, indem sie jedenfalls nicht unter einem 


Dutzend betragen haben konnte. 
Band VII, 3. 17 


Die mit der Untersuchung der fossilen Frösche verknüpften Schwierigkeiten sind über- 
haupt der Art, dass, was man kaum glauben sollte, in den meisten Fällen eine genaue Er- 
mittelung des Genus unmöglich ist. Hieran sind wenigstens theilweise die Methoden der 
Olassification schuld, bei denen man sich zur Unterscheidung der Genera und Species auf 
einzelne Merkmale beschränkt, die überdies von solcher Beschaffenheit sind, dass sie unmög- 
lich fossil überliefert seyn können. Selbst Tschudi (Classification der Batrachier, 1838), so 
wie Dumeril und Bibron (Erpetologie generale, VIH. 1841), die sich in letzter Zeit am gründ- 
lichsten mit den lebenden Batrachiern und naınentlich auch mit den Fröschen beschäftigt 
haben, bedienen sich solcher Theile, die an den fossilen Fröschen nicht mehr wahrzunehmen 
sind. Ihre Arbeiten waren freilich nicht für den Paläontologen berechnet, auch beabsichtigten 
sie keine ausführliche Monographien. 

Dumeril und Bibron trennen die Frösche, wie vor ihnen Wagler (Naturl. System der 
Amphibien, 1830. S. 199) gethan, in solche mit einer Zunge und in solche ohne Zunge. 
Nach Tschudi dagegen besitzen alle Batrachier eine Zunge; in Pipa, der sie abgesprochen 
wurde, verwachse sie nur zuletzt mit der unteren, die Mundhöhle auskleidenden Haut. Unter 
fast gänzlicher Vernachlässigung des Knochenskelets beruht die Errichtung der Genera auf 
der Form und Beschaffenheit der Zunge, so wie auf der Beschaffenheit der Hände, ob diese 
nämlich mit Schwimmhäuten versehen sind oder nicht, ob und wie die Finger und Zehen 
an ihren weichen Enden ausgebreitet erscheinen, und ob eine Zahnbewaffnung des Gaumes 
besteht oder nicht. Solcher Merkmale bedient man sich sogar zur Unterscheidung der Fa- 
milien ; woher es denn auch rührt, dass selbst bei den lebenden Fröschen es bisweilen schwer 
fällt, die Genera einer Familie mit genügender Schärfe zu begrenzen. Da alle diese Theile 
nicht fossil überliefert sind und der Zusammenhang, worin wohl ohne Zweifel die Ab- 
weichungen in den Weichtheilen mit der Beschaffenheit der Theile des Knochenskelets stehen, 
so gut wie nicht ermittelt ist, so sieht man sich auch der Möglichkeit beraubt, die fossilen 
Species nach den für die lebenden hergebrachten Methoden zu unterscheiden. Zwar fand 
Tschudi in den Fröschen mit tief gespaltener Zunge die Querfortsätze des Kreuzbeines schmal 
und stark hinterwärts gerichtet, bei den übrigen mehr oder weniger schaufelförmig erweitert ; 
auch nehmen Dumeril und Bibron in der Diagnose für die Genera auf die Beschaffenheit dieser 
Fortsätze Rücksicht; aus einer Zusammenstellung ergiebt sich jedoch, dass mittelst dieses 
Merkmals sich nicht einmal die Familien unterscheiden lassen. Denn in der Familie der 
Ranen ist die Zahl der Genera mit ausgebreiteten Querfortsätzen am Kreuzbeine fast eben so 
gross als die, deren Querfortsätze nicht ausgebreitet sind; in der Familie der Hylen besitzt 
zwar die grössere Zahl der Genera keine ausgebreitete Querfortsätze am Kreuzbeine, bei den 
übrigen aber sind sie ausgebreitet, etwa mit Ausnahme von Dendrobates (Hylaplesia), den 
Tschudi aus anderen Gründen zu den Hylen nimmt. Eher noch könnten für die Bufonen 
ausgebreitete Querfortsätze am Kreuzwirbel als Regel gelten, die aber auch den Pipen 


zustehen; wonach man den Werth solcher vereinzelter Kennzeichen bemessen mag. Tschudi 
gesteht daher selbst, dass es ihm unmöglich sey, für die Frösche Charaktere aufzufinden, 
die auf alle Genera durchaus anwendbar wären; der ganze Habitus, ihre Physiognomie sey 
es, was sie in verschiedene Gruppen trenne, man müsse auf die gesammten Charaktere und 
nicht auf die einzelnen Rücksicht nehmen. Wie wahr dies ist, ersieht man auch an dem 
geringen Erfolge den Müller's, auf die Gehörwerkzeuge gegründete Olassification der Frösche 
hatte, dann aber auch an den lebenden Fröschen, die sich schwer in die Systeme einfügen 
lassen. So wird als Zeichen für die Bufonen gänzlicher Mangel an Zähnen angeführt, wo- 
gegen Tschudi bemerkt, dass es auch unter den Hylen (Hylaplesia) und unter den Bom- 
binatoren (Stenocephalus) 'zahnlose Formen gebe, die freilich beide von Dumeril und Bibron 
zu den Bufonen genommen werden, zu denen sie indess aus anderen Gründen nicht gehören. 

Zuletzt noch hat Günther (Ann. mag. nat. hist., 3. s. III. p. 61) sich mit der syste- 
matischen Anordnung der Frösche beschäftigt. Auch er zerfällt sie nach der Beschaffenheit 
der. mit der Lebensweise des Thieres enge verbundenen Zunge und zwar in folgende drei 
Gruppen: 

1) Aglossa, ohne Zunge; 

2) Opisthoglossa, mit einer vorn befestigten und hinten mehr oder weniger freien Zunge; 

3) Proteroglossa, mit einer vorn freien und. hinten befestigten Zunge, deren Spitze aus 
dem Maule herausgestreckt werden kann. 

Er fügt also den beiden vor ihm angenommenen Gruppen eine dritte hinzu, die nur 
erst aus dem zahnlosen und mit mässig ausgebreiteten Querfortsätzen an dem Kreuzbeine ver- 
sehen Rhinophrynus dorsalis besteht. 

Die erste Gruppe enthält Dactylethra mit Zähnen im Oberkiefer, Pipa ohne Zähne 
im Öberkiefer, und Myobatrachus mit zwei horizontalen Hauern im Zwischenkiefer. Die 
zweite Gruppe umfasst die meisten und verschiedenartigsten Frösche. Ihrer Classification werden 
zu Grunde gelest, die Gegenwart oder der Mangel von Zähnen im Oberkiefer, der ausge- 
breitete oder nicht ausgebreitete Zustand der Querfortsätze am Kreuzbeinwirbel, ob die Gehör- 
vorrichtung eine vollkommene oder unvollkommene, und ob die Spitzen an den Fingern und 
Zehen ausgebreitet sind oder nicht. So natürlich das letzte Merkmal auch seyn mag und 
so gut es sich eignet, die zweite Hauptgruppe der Frösche in zwei Abtheilungen zu trennen, 
so ist es doch, da das Merkmal auf Weichtheilen beruht, die sich fossil nicht erhalten, auf 
die fossilen Frösche nicht anwendbar, was auch von der Gehörvorrichtung als Merkmal gilt; 
und wenn auch alle zahnlose Frösche ausgebreitete Querfortsätze am Kreuzbeine besitzen, 
etwa mit Ausnahme von Hylaplesia, so sind doch in den Fröschen mit Zähnen diese Fort- 
sätze bisweilen ausgebreitet, bisweilen nicht. 

An den fossilen Fröschen habe ich mich vergeblich bemüht, die Hylen von den 


Ranen zu unterscheiden. Erstere sollen sich aber auch eigentlich nur durch die den Ranen 
A; 


fehlende scheibenförmige Ausbreitung an den Enden der Finger und Zehen auszeichnen, die 
fossil nicht überliefert seyn kann. Zudem giebt es selbst lebende Hylen, an denen eine 
solche Erweiterung kaum wahrgenommen wird. 

Zu diesen Bemerkungen sehe ich mich veranlasst theils um entschuldigt zu seyn, 
wenn es mir nicht gelingen wollte, für die fossilen Frösche das Genus genauer anzugeben, 
theils aber auch um die Zoologen und Osteologen vom Fach auf eine Reihe von Arbeiten 
aufınerksam zu machen, die, umfassend durchgeführt, von wichtigen Ergebnissen begleitet 
seyn müssen, und zugleich dem Paläontologen grossen Gewinn bringen würden. 


Aus der Rheinischen Braunkohle, der Wetterau, dem Westerwalde, der Rhön und aus Schwaben. 


Die von mir darzulegenden Frösche rühren sämmtlich aus der Braunkohle oder doch 
aus Gebilden desselben Alters her. 

Von der Rheinischen Braunkohle, deren Reste uns hauptsächlich beschäftigen werden, 
führt schon Jordan (Mineralogische berg- und hüttenmännische Reisebemerkungen, Götting. 
1803. S. 119) an, dass sie Frösche enthalte. Er sagt freilich nur, dass in der Braunkohle 
am Fusse des Minneberges bei Linz die Bergleute wollten Frösche wahrgenommen haben. 
Es wird dies am Minderberge, bei Linz am Rheine, seyn, wo die Braunkohlengrube Stöschen 
liegt, die, wie wir sehen werden, mehrere Frösche geliefert hat, und in der von Batrachiern 
sich auch Salamandrinen finden (Palaeontogr., VII. S. 67). 

Aus der Papierkohle vom Geistinger Busch im Siebengebirge macht zuerst Bronn 
(Zeitschr. für Mineral., 1828. S. 381. t. 3. f. 11) ein Paar Froschlarven bekannt, die er 
für Eindrücke eines räthselhaften, scorpionförmigen Thieres hält. In der Nähe von Geis- 
tingen liest Rott, dessen Gruben, sowie die Gruben am Orsberge bei Erpel hauptsächlich die 
fossilen Frösche liefern. Daraus rühren auch die Frösche und Froschlarven her, die Goldfuss 
(N. Acta Leopold., XV. 1. 1831. S. 119. t. 12. f£. 1—9. t. 13. f. 1—3) unter dem Namen 
Rana diluviana bekannt machte und von denen später Tschudi (Classification der Batrachier, 
1838. S. 42. 81) nachwies, dass sie einem eigenen Genus angehören, welches er Palaeo- 
batrachus, die Species. Palaeobatrachus Goldfussi nannte. 

Sämmtliche Stücke, worauf die Untersuchungen von Goldfuss und Tschudi beruhen, 
sowie die später noch hinzu gekommenen Stücke, erhielt ich vom Herrn Geheimen-Bergrathe 
Nöggerath aus dem Museum der Universität Bonn zu Poppelsdorf mitgetheilt. Ich fand dar- 
unter nicht allein den Palaeobatrachus Goldfussi reichlich vertreten, sondern auch noch einige 
andere bisher unbeachtet gebliebene Species, die auf die typischen Ranen herauskommen. 
Mein Material über fossile Frösche aus der Rheinischen Braunkohle wurde noch insbesondere 


— 1 — 


durch Herrn Berghauptmann von Dechen vermehrt, der mir die Schätze, die er an diesen 
Gegenständen besitzt, auf die zuvorkommendste Weise anzuvertrauen die Güte hatte. 

Wenn die Braunkohle sich von anderen Gebilden dadurch auszeichnet, dass sie voll- 
ständigere Skelete von den Wirbelthieren umschliesst, so führt sie doch den Nachtheil mit 
sich, dass die Stücke, sobald sie zu Tag gebracht werden, schnell der Zerstörung entgegen 
gehen. Zunächst werden die Knochen dadurch, dass beim Trocknen das Gebilde sich stärker 
zusammenzieht als sie, zerbrochen und herausgesprengt, so dass von ihnen nur die Abdrücke 
übrig bleiben, freilich mit einer Schärfe, die einen guten Ersatz für die fehlenden Knochen 
bietet. Es unterliegt aber auch das Gebilde selbst der Zersetzung, zumal bei geringerem 
Harzgehalte, wo es unter Bildung von Salzen zerfällt. Es ist daher immer ein Gewinn, 
wenn die Versteinerungen der Braunkohle gleich nach ihrer Auffindung untersucht und abge- 
bildet werden können. 

Die Untersuchung der Wirbelthier-Versteinerungen aus den Braunkohlengebilden wird 
auch noch durch die Veränderungen erschwert, welche die einzelnen Theile durch Druck 
erlitten haben. Der Schädel stellt sich gewöhnlich so stark zusammengepresst dar, dass sich 
die einzelnen Knochen bei ihrer Zartheit kaum mehr unterscheiden lassen. Liegt nur der 
Abdruck von zusammengepressten Knochen vor oder sind die Knochen aufgebrochen, so fällt 
die Unterscheidung der einzelnen Theile noch schwerer, und man läuft Gefahr, Knochenformen 
anzunehmen, die gar nicht vorhanden sind. Solchen Täuschungen wird man nur durch Un- 
tersuchung einer grösseren Anzahl von Exemplaren entgehen. 


Rana Meriani. Taf. XVI. 

Rana Meriani, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1853. S. 163. 185. 

In der Rheinischen Braunkohle habe ich öfter einen Frosch angetroffen , der durch 
die Form des Kopfes, durch die grösseren Augenhöhlen, durch eine grössere Anzahl ge- 
trennter Wirbel, durch die Beschaffenheit der Querfortsätze der Rückenwirbel und des Kreuz- 
beines, durch die Form des Schlüsselbeines und Hakenschlüsselbeines, durch kürzeren Vorder- 
arm und kürzere Mittelhandknochen, durch eine stärker gewölbte Gelenkrolle am unteren 
Ende des Oberarmes, durch längere Darmbeine, längere Oberschenkel und überhaupt längere 
Hintergliedmaassen, sowie durch schlankeren Körper sich eben so sehr von dem aus dieser Braun- 
kohle, allein bekannt gewesenen und darin reichlich vertretenen Palaeobatrachus Goldfussi 
entfernt, als er sich den eigentlichen Ranen und Hylen nähert. Grösse und Bau besitzen 
dabei Aehnlichkeit mit der typischen Rana esculenta, so dass man diesen Frosch für deren 
Vorgänger in der Zeit der Entstehung der Braunkohle am Niederrheine betrachten könnte. 
Selbst die Brust-Schultervorrichtung war ähnlich beschaffen. Eine völlige Uebereinstimmung 
zwischen beiden Thieren besteht gleichwohl nicht; denn im fossilen scheint der Kopf ver- 
hältnissmässig grösser und spitzer, der zweite, grösste Querfortsatz gerader nach aussen oder 


eher schwach nach vorn gerichtet und die Zehen kürzer als im lebenden zu seyn, was min- 
destens eine andere Species verräth, die ich zu Ehren des Rathsherrn Peter Merian benannt 
habe, der die ersten Ueberreste davon mir mitzutheilen die Güte hatte. 


Exemplar, -Lafi.XVLyFig: ol; 


Es ist dies die Versteinerung der Sammlung zu Basel, welche Herr Rathsherr Merian 
mir im December 1852 mittheilte. Das Thier liegt mit dem Rücken der Kohle auf. Die 
Wirbelsäule und vorderen Gliedmaassen sind etwas verschoben, von den hinteren Gliedmaassen 
sind nur die Oberschenkel überliefert, was fehlt wird mit dem Gesteine weggebrochen seyn. 
Die Skelettheile liegen grossentheils als scharfer Abdruck vor, von den Schädelknochen ist 
noch am meisten hängen geblieben. 

Der Schädel ist dem in Rana esculenta ähnlich gebildet; die spitzere Form rührt 
vielleicht nur vom Drucke her, durch dessen Einwirkung die hintere Gegend sich nothwendig 
stärker ausbreiten musste als die vordere. Gegenwärtig ergiebt der Schädel mit den Gelenk- 
fortsätzen des Hinterhauptes 0,026 Länge und 0,031 Breite. Die Augenhöhlen liegen , wie 
in der lebenden Species, weiter vom vorderen als vom hinteren Schädelende entfernt und 
messen fast 0,0105 Länge bei 0,0065 Breite. Der Zwischenkiefer und Öberkiefer sind mit 
einer Reihe kleiner Zähne besetzt. Von diesen beiden Knochen werden noch die Fortsätze 
erkanut. Die vordere Grenze der Augenhöhle scheint bei ihrer schrägen Lage eher dem 
Stirn-Nasenbein anzugehören, als durch das Gaumenbein veranlasst zu seyn. Auf dem stark 
beschädigten, die Augenhöhlen trennenden Hauptknochen des Schädels glaubt man die Grenze 
zwischen -dem gürtelförmigen Bein oder Siebbein und dem Stirn-Scheitelbein wahrzunehmen. 
Der hintere Theil des Schädels hat am meisten gelitten. Doch erkennt man die Grenze 
zwischen Stirn-Scheitelbein und dem den hinteren Rand der Augenhöhlen bildenden Felsen- 
bein, man sieht sogar noch, dass letzterer Knochen sich am Rande des ersteren etwas nach 
vorn verlängerte. Von dem den hinteren Theil der äusseren Begrenzung der Augenhöhle 
bildenden Pauken-Schläfenbein, befindet sich das rechte (da das Thier mit dem Rücken dem 
Gestein aufliegt, in der Abbildung das linke) noch in seiner ursprünglichen Lage, während das 
linke nach aussen geschoben ist, was die Entblössung des Flügelbeines an dieser Seite zur 
Folge hatte. Die Lage und dreiästige Form letzteren Knochens entsprechen Rana esculenta. 
Der vom doppelten Gelenkfortsatze des Hinterhauptes gebildete Hinterrand des Schädels wird 
deutlich erkannt. 

Man zählt acht mit Querfortsätzen versehene Wirbel, vor denen ein kurzer Atlas ohne 
Querfortsätze gelegen haben’ wird, hinter diesen Wirbeln erkennt man das Schwanzbein ; wo- 
nach die Zahl der Wirbel sich wie in den meisten Fröschen im entwickelten Zustand auf 
10 beläuft. Der erste Querfortsatz ist der kürzeste und etwas nach vorn gerichtet, der zweite 
Querfortsatz ist der längste und mehr hinterwärts gerichtet, was auch mit dem dritten, vierten 


— 19 — 


und fünften der Fall war, während der sechste und siebente mehr.nach aussen stehen. Der 
achte, dem Kreuzbein oder neunten Wirbel der Reihe angehörige Querfortsatz war fast noch 
einmal so stark als die anderen und stärker hinterwärts gerichtet als der zweite, dabei nach 
aussen nicht scheibenförmig ausgebreitet. Zur Aufnahme des, wie es scheint, umgelegten 
Schwanzbeines wird ein Gelenkflächenpaar bestimmt gewesen zu seyn: 


Die Knochen der Schultervorrichtung liegen an der linken Seite noch zur Bildung 
der Gelenkgrube für den Oberarm zusammen. Das Schulterblatt besitzt 0,01 Höhe, am 
oberen, jetzt nach aussen gerichteten Ende 0,005 Breite, am unteren, nach innen gerichteten 
und mehr gerundeten Ende 0,006; zwischen den beiden Enden verschmälert sich der Kno- 
chen. Die gerade Begrenzung des oberen Endes verräth die Aufnahme eines oberen Stückes, 
von dem nichts überliefert ist, und das daher in Knorpel bestanden haben wird. Das Haken- 
schlüsselbein ist 0,007 lang, am äusseren Ende 0,003, am inneren noch einmal so breit, wäh- 
rend es in der Mitte kaum 0,0015 misst, die Abstumpfung an der vorderen und hinteren 
inneren Ecke verräth, dass hier (der Knochen mit Theilen des Brustbeines in Verbindung 
stand, von dem nichts überliefert ist. Das Schlüsselbein ist mehr ein gerader, stielförmiger 
Knochen, der mit dem Hakenschlüsselbein, vor dem es liegt, ein unregelmässig ovales Loch 
bildet. Aussen verstärkt es sich, um an der Bildung der Gelenkgrube Theil zu nehmen. 
Die ganze Anordnung entspricht dem in Rana esculenta gegebenen Typus. 

Der weniger gut erhaltene Oberarm war 0,019lang, am oberen, stark gewölbten Ende 
0,0045 breit; er war nur schwach gekrümmt und die untere Gelenkrolle halbkugelförmig ge- 
wölbt. Der Vorderarın maass mit dem Ellenbogenfortsatze 0,012 Länge und am unteren 
Ende 0,005 Breite. Die Handwurzel war stark, ihre Knöchelchen lassen sich nicht mehr 
unterscheiden. Besser ist die linke Hand überliefert. Sämmtliche Mittelhandknochen sind 
merklich kürzer als der Vorderarm. Der dritte und vierte Finger liegen vollständig vor und 
bestehen aus je drei Gliedern ohne den Mittelhandknochen. Das erste Glied ist nur wenig 
kürzer als der Mittelhandknochen, das zweite Glied kürzer‘, das dritte noch kürzer. Der 
längste Finger erreicht fast die Länge des Oberarmes. 

Von den beiden Darmbemen ist das linke umgelegt und daher vollständiger sichtbar. 
Es ergiebt 0,0325 Länge, der lange Fortsatz nicht über 0,0025 Breite oder Höhe. Das 
Scham-Sitzbein ist nicht vollständig. 

Die fast gerade nach aussen gerichteten Oberschenkel liegen noch in der Gegend 
ihrer Einlenkung. Der gerade Knochen ist 0,035 lang, am oberen Ende 0,005, am unteren 
0,006 und in der Mitte 0,0025 breit. 


Die Form des weichen Körpers des Thieres ist durch schwärzere Färbung deutlich aus- 
gedrückt. Das Gestein besteht in einer dunkleren, thonigen Braunkohle, die sich nur unvoll- 
kommen schiefert, und worin Theile von Fischen wahrgenommen werden. 


— 10 — 


Exemplar Taf. XV. Fig. 2. 


Dieses schöne Exemplar wurde mir im December 1857 von Herrn Dr. Krantz in 
Bonn mitgetheilt. Die Knochen sind grösstentheils unter Hinterlassung scharfer Abdrücke 
entfernt. Die Form des Schädels hat zwar durch Druck gelitten, scheint aber doch besser 
überliefert als an dem Baseler Exemplar. Auch hier stellt sie sich etwas spitzer dar als in 
Rana esculenta, was wenigstens zum Theil durch den Unterkiefer veranlasst seyn könnte, 
der unmerklich nach innen und vorn geschoben worden zu seyn scheint. Das Thier liest 
auf dem Bauche. Die linke Zwischenkieferhälfte ist nach aussen umgelest. Man erkennt 
deutlich deren Zähne. Der linke Oberkiefer liegt aussen von der nach innen umgelegten 
Unterkieferhälfte derselben Seite, der rechte Oberkiefer zwischen der rechten Unterkiefer- 
hälfte und dem rechten Flügelbein, die Bezahnung wird deutlich erkannt, auch dass der 
Öberkiefer hinterwärts wenigstens bis in die Gegend des hinteren Augenhöhlenwinkels zurück- 
führt und sich dabei ausspitzt. Von der einen Öberkieferhälfte ist selbst der nach innen 
und hinten gerichtete, dabei an das Stirn-Nasenbein stossende Fortsatz überliefert. Unter 
den hinter dem Oberkiefer auftretenden, kleineren, mehr verschobenen Knöchelchen wird das 
Jochbein sich befinden. Die Grenze zwischen dem Stirn-Scheitelbein und dem gürtelförmigen 
Bein scheint durch die Einschnürung in der vorderen Schädelhälfte angedeutet. Unmittelbar 
davor erkennt man die unter Bildung eines stumpfen Winkels nach aussen und hinten ge- 
richteten Fortsätze der Stirn-Nasenbeine, die innen mit dem Pflugschaarbein zusammengedrückt 
sind, dessen zackige Begrenzung an Rana erinnert, eine genauere Beschreibung aber nicht 
zulässt. Der -Hauptknochen ergiebt 0,005 gewöhnliche Breite. Für die Augenhöhle erhält 
man 0,01 Länge; sie scheint durch Verschiebung der in ihrer Nähe auftretenden Knochen 
sich schmäler darzustellen als ursprünglich. Das eine Flügelbein ist gut erhalten ; die übrigen 
Schädelknochen lassen sich aber nicht weiter verfolgen, auch in der hinteren Gegend des 
Schädels nicht. 

Die ersten Wirbel gestatteten keine Unterscheidung. Der erste sichtbare Querfortsatz 
ist der längste, und daher der des dritten Wirbels. Ihm folgen bis zum Kreuzbein noch 
fünf Paar, die allmählich kleiner und kürzer werden, je weiter hinten sie auftreten, dabei 
aber auch nach aussen und hinterwärts gerichtet erscheinen. Der Frosch zählte hienach mit 
dem Schwanzbeine zehn Wirbel. Der Querfortsatz des Kreuzwirbels ist, ohne ausgebreitet 
zu seyn, stärker, auch stärker hinterwärts gerichtet, als die übrigen. An dem Körper dieses 
Wirbels wird deutlich erkannt, dass er das Schwanzbein mit einem connexen Gesenkflächen- 
paar aufnahm. Das jetzt umgelest sich darstellende Schwanzbein zeigt mehr gleichförmige 
Breite.oder Höhe. Sein hinteres Ende wird vom Darmbein verdeckt gehalten, weshalb sich 
auch seine Länge nicht nehmen lässt. Die Wirbelsäule war bis zum Schwanzbein ungefähr 
so lang als der Kopf. 


— 131 — 


Die Brust-Schultervorrichtung liegt als scharfer Abdruck überaus deutlich vor und 
entspricht dem Typus der Ranen. Das 0,01 hohe Schulterblatt misst an dem jetzt nach 
aussen gerichteten oberen Ende 0,0055 Breite, die am unteren Ende nicht zu ermitteln war. 
Die beiden Hakenschlüsselbeine berühren sich an ihrer Innenseite. Sie sind von aussen nach 
innen 0,0065 lang, innen 0,0055, aussen ungefähr halb so breit und an der schmälsten 
Stelle nicht über 0,002. Hinten stösst an dieses Knochenpaar in der Mitte das hintere Stück 
des Brustbeines, das ganz wie in den Kanen geformt ist; es ist ein 0,0055 langer, vorn 
0,003 und hinten nicht ganz so breiter Knochen, der an zwei Stellen schwach eingezogen 
erscheint. Auch von dem Brustbeinstück, das vor den Hakenschlüsselbemen lag, glaubt man 
Andeutungen wahrzunehmen, wonach es, wie in den Ranen, hinten breit war und sich nach 
vorn verschmälerte. Von den Schlüsselbeinen hat sich das rechte gut erhalten. In Form 
einer geraden Querleiste vor dem Hakenschlüsselbein liegend, beschreibt es mit diesem ein 
ovales Loch, aussen tritt es unter Verstärkung hinterwärts zwischen das Hakenschlüsselbein 
und Schulterblatt, während es nach vorn einen spitzen Fortsatz entsendet. 


Vor dem 0,019 langen Oberarm ist der rechte mehr im Profil, der linke, wie es 
scheint, von vorn entblösst. Er ist etwas gebogen und wird nach oben wohl in Folge der 
Deltoidal-Kante breiter. Der Vorderarm ergiebt 0,0125 Länge. Sein vorderes Ende ist mit 
der Handwurzel und Mittelhand zusammengedrückt, und lässt, so wenig wie die Handwurzel- 
knochen, eine Unterscheidung zu. An der nach hinten gerichteten Hand glaubt man Ueber- 
reste des verkümmerten Daumens zu erkennen, ‚worauf der zweite und dritte Finger mit je 
zwei Gliedern folgen, vom vierten und fünften Finger ist an dieser Hand ausser dem Mittel- 
handknochen nur das erste Glied überliefert, man erkennt aber an der anderen Hand, dass 
diese beiden Finger je drei Glieder zählten, so wie dass der vierte Finger der längste war. 
Selbst von diesem Finger misst der Mittelhandknochen nur die halbe Länge des Vorder- 


armes. 


Das Darmbein wird kaum 0,031 Länge gemessen haben, es war daher kürzer als in 
dem Exemplar Fig. 1. Sein Fortsatz zeichnet sich durch Breite oder Höhe in der Gegend 
vor der Gelenkgrube aus, wo man fast 0,0045 erhält. 


Die nach aussen gerichteten Oberschenkel ergeben 0,0335 Länge, etwas weniger als 
im Exemplar Fig. 1, am oberen Ende 0,004, am unteren 0,0055 und an der schmälsten 
Stelle 0,0025 Breite. Die Länge des Unterschenkels misst 0,036, und man erhält an ihm 
oben 0,005, unten 0,002 Breite. Die Knochen erster Reihe der Fusswurzel sind 0,016 lang, 
0,006 breit. Der Fuss gestattet keine Auseinandersetzung, der eine ist ganz weggebrochen, 
der andere nur mangelhaft überliefert. 


Der weiche Körper des Thieres ist durch schwarze oder matt braunschwarze Färbung 


unvollständig angedeutet. 
Band VI, 3. 18 


Exemplar Taf. XVL Fig. 3. 


Dieses mir im Juli 1859 von Herrn Dr. Krantz zur Untersuchung zugekommene Exem- 
plar ist zwar weniger vollständig und weniger gut erhalten, verdient aber gleichwohl Beach- 
tung. Der Kopf stellt den Abdruck von der Öberseite dar, wonach das Thier auf dem 
Rücken liest. Die meisten übrigen Knochen des Skelets sind aufgebrochen. Die spitzere 
Form des Kopfes rührt daher, dass Öberkiefer ‚und Zwischenkiefer noch zusammenhängen. 
Der Unterkiefer ist an der Innenseite des Oberkiefers in den Schädel hineingedrückt worden. 
Der Kopf ergiebt 0,021 Länge und 0,0265 Breite. Der Oberkiefer spitzt sich hinterwärts 
aus, und in der Gegend seines hinteren Endes erkennt man Ueberreste vom Jochbeine. Es 
lassen sich ferner das eine Stirn-Nasenbein, die in dessen Nähe vom Gaumenbeine gebildete 
Querleiste, das Flügelbein, das Pauken-Schläfenbein, so wie das durch Druck vom Stirn-Schei- 
telbein getrennte Felsenbein verfolgen. Der Hauptknochen des Schädels erreicht in der mitt- 
leren Gegend 0,006 Breite, in der vorderen Gegend bemerkt man an ihm keine Verschmäle- 
rung, und am hinteren Ende wird er wo er dem Felsenbein anlag breiter. Die Augenhöhlen 
sind ungleich an Grösse, was von Verschiebung der in ihrer Nähe liegenden Knochen her- 
rührt, ursprünglich werden sie 0,01 lang und nicht unter 0,006 breit gewesen seyn. Die 
Zusammensetzung des Schädels gleicht auch hier wieder der in der typischen Rana. 


Die Wirbel sind aufgebrochen und gestatten nicht mehr, die Grenzen ihrer Körper zu 
verfolgen. Ueber die vorderen Wirbel war kein Aufschluss zu erlangen. Die Querfortsätze 
kommen auf die im Exemplar Fig. 2 heraus. Das 0,019 lange Schwanzbein erscheint dünn, 
weil es nicht von neben entblöst ist. 

Vom Brustbein wird nichts wahrgenommen. Das deutlich überlieferte Schulterblatt 
war 0,009 lang oder hoch, und an dem jetzt nach aussen gerichteten oberen Ende halb so 
breit. Von dem Hakenschlüsselbein liegen nur die äusseren Enden vor. An der einen Seite 
erkennt man auch das zwischen Hakenschlüsselbein und Schulterblatt sich einschiebende, sonst 
aber eine Querleiste bildende Schlüsselbein. 


Die vorderen Gliedmaassen lenken noch ein, sind aber unvollständige und nur als Ab- 
druck überliefert. Was davon vorhanden ist, entspricht den bereits dargelesten Exemplaren. 
Der Oberarm war nicht unter 0,028 lang, an den Enden 0,004 und in der schwächsten 
Gegend nur halb so stark. Für die Länge des Vorderarmes ergiebt sich 0,03, und für die 
Breite an den Enden 0,0045, an der schwächsten Stelle 0,002. 

Die beiden Darmbeine sind nach aussen umgelegt. Ihre vollständige Länge misst, 
0,023, die Breite oder Höhe am vorderen Ende 0,002, in der mittleren Gegend 0,003. Das 
Scham-Sitzbein liegt als scharfer Abdruck vor und ergiebt 0,006 Breite und 0,004 Höhe. 

Von den beiden Fusswurzelknochen erster Reihe sind die Enden mit den Füssen weg- 


gebrochen. 


— A 


Der weiche Körper des Thieres ist durch schwärzere Färbung angedeutet. Das Ge- 
stein ist eine rauhere, dunklere Blätterkohle. 


Exemplar Taf. XVI. Fig. 4. 


Diese besonders für die Füsse wichtige Versteinerung wurde mir von Herrn Dr. Krantz 
gleichzeitig mit dem zuvor beschriebenen Exemplar mitgetheilt. Das Thier liegt mit dem 
Rücken dem Gestein auf. Die die Rückenwirbel umfassende Gegend ist fast ganz weggebrochen. 
Die beiden Oberkieferhälften haben sich vorn weiter aus einander begeben, und die kaum ge- 
trennten Zwischenkieferhälften sind mit ihren Fortsätzen nach vorn umgelegt, wodurch dem 
Schädel eine eigene stumpfe Form verliehen wird. Im Oberkiefer kommen auf 0,005 Länge 
ein Dutzend Zähne. Man erkennt deutlich, dass der Oberkiefer vorn, wo er mit dem Zwi- 
schenkiefer zusammenlag, spitz ausging. Der Unterkiefer hat seine Lage kaum verändert; 
der Spitzbogen, den er beschreibt, kommt der eigentlichen Schädelform nahe. Nach dem 
Unterkiefer zu schliessen, war der Kopf 0,02 lang und 0,027 breit. Die Augenhöhlen ergeben 
0,01 Länge und 0,0065 Breite. Das Gaumenbein ist mit dem äusseren Theile des Stirn - Na- 
senbeines zusammengedrückt, und stellt jetzt mit diesem in Form einer schmalen Querleiste 
die vordere Begrenzung der Augenhöhle dar. Was davor liegt, ist der innere Theil des 
Stirn-Nasenbeines mit dem Pflugschaarbeine zusammengedrückt. Der Hauptschädelknochen ergiebt 
vorn am gürtelförmigen Bein 0,006 Breite, dahinter in der schmälsten Gegend 0,004, und in der 
hinteren Gegend scheint der Knochen dieselbe Breite besessen zu haben, wie die, welche ihm 
in der vorderen Gegend durch das gürtelförmige Bein erwächst. Das Flügelbein wird deut- 
lich erkannt. Die hintere Schädelgegend ist zerdrückt. 

Der Querfortsatz des Kreuzbeines ist eher etwas magerer und dabei stärker hinterwärts 
gerichtet, als in den anderen Exemplaren. Dieser Wirbel nahm das Schwanzbein mit einem 
convexen Gelenkflächenpaar auf. Das Schwanzbein war 0,0215 lang; es sieht schmal aus, 
weil es nicht umgelest ist. 

Von dem rechten Schulterblatt (an der linken Seite) ist das obere Ende, woran der 
Knorpeltheil sass, überliefert, das 0,005 Breite ergiebt. Von der einen vorderen Gliedmaasse 
erkennt man Reste des Vorderarmes, sowie drei Finger, die eine nähere Auseinandersetzung 
nicht zulassen. 

Die Darmbeine hängen noch mit dem Scham-Sitzbein zusammen. Das eine Darmbein 
ist_nach aussen umgelegt und scheint daher breiter gewesen zu seyn; es ergiebt 0,026 Länge, 
am oberen Ende kaum mehr als 0,001 Breite (Höhe), in der mittleren Gegend 0,002 und in 
der Gegend der Beckenpfanne 0,0035. 

Die Beine lenken noch fest ins Becken ein; es fällt daher auch schwer, sich von der 
wirklichen Länge des nur schwach gebogenen Oberschenkels zu überzeugen. Sie wird 0,027 


betragen; am oberen Ende erhält man 0,0035, am unteren 0,0045 und an der schmälsten 
18* 


— 14 — 


Stelle kaum mehr als 0,0015 Stärke. Der Unterschenkel ergiebt 0,0305 Länge, an den 
beiden Enden 0,004 und an der schmälsten Stelle kaum mehr als 0,0015 Stärke. 


Die Füsse sind überaus gut überliefert, grösstentheils noch als wirklicher Knochen. 
Die beiden dem Astragalus und Calcaneus entsprechenden Fusswurzelknochen erster Reihe 
sind in Stärke wenig verschieden. Der stärkere ergiebt 0,0165 Länge, am oberen Ende 
0,003, am unteren 0,0045 und in der schwächsten Gegend fast 0,0015 Breite; am schwächeren 
Knochen erhält man 0,015 Länge, am oberen und unteren Ende fast übereinstimmend 0,003 
Breite, wobei jedoch das untere platter oder flacher ist, und an der schwächsten Stelle kaum 
mehr als 0,001 misst. Die oberen Enden sind, zumal am stärkeren Knochen, convex, die 
unteren mehr eben. Am stärkeren Knochen bemerkt man eine scharfe Kante, die sich in 
der ungefähren Längsmitte verliert. Eine Verwachsung beider Knochen habe ich weder an 
dieser noch an den anderen Versteinerungen wahrgenommen. Von der zweiten Reihe der Fuss- 
wurzel besteht nur ein Knöchelchen, das innen dem schwächeren Knochen erster Reihe und 
dem Mittelfussknochen der Daumenzehe zugleich anliegt und von ovaler Form ist. 


Die Mittelfussknochen der Daumenzehe und der zweiten Zehe entsprechen der Lage 
nach dem schwächeren, die drei anderen Mittelfussknochen dem stärkeren Fusswurzelknochen 
erster Reihe. Die Daumenzehe ist die geringste von allen, ihr Mittelfussknochen ist nur halb 
so lang, als der der vierten oder längsten und überhaupt stärksten Zehe, und nur wenig 
geringer als letzterer ist der der dritten und fünften Zehe, in denen er gleiche Länge besitzt; 
in der zweiten Zehe ist er etwas kürzer. Ohne diesen Knochen ergeben die Glieder, woraus 
die Zehen sonst bestehen, folgende Reihe, mit der Daumenzehe beginnend: 2. 2. 3. 4. 3, 
wie gewöhnlich in den Fröschen. In der fünften Zehe messen das erste und zweite Glied 
zusammen nur wenig mehr als das erste Glied der vierten Zehe. Die Endglieder sind klein, 
spitz kegelförmig und an der Spitze schwach aufgetrieben. 


Die Knocher haben im Ganzen nicht durch Druck gelitten und besitzen daher noch 
ihre natürliche Form, woher auch wenigstens zum Theil das feinere Aussehen des Skelets 
rührt. Der weiche Thierkörper ist durch weissliche Färbung angedeutet. Das Gebilde besteht 
in einer helleren, weicheren Blätterkohle; die Knochen sind sehr mürbe. 


Ich erhielt nun noch von Herrn Dr. Krantz aus derselben Braunkohle zwei Exemplare 
derselben Species mitgetheilt, die kaum kleiner waren, als das Fig. 2 abgebildete, doch we- 
niger gut erhalten. Von dem einen komınt der Kopf mehr auf Fig. 1 heraus; der Vorder- 
arın ist 0,012, der Oberschenkel 0,03 und der Unterschenkel 0,0325 lang. Die Länge der 
Darmbeine entspricht mehr Fig. 2. Die Füsse sind nicht überliefert. Der Abdruck des weichen 
Körpers besteht in einer weisslichen, abfärbenden Masse. Das andere Exemplar ist noch we- 


niger gut erhalten. 


Das Studium der Individuen lehrt den Werth der Abweichungen kennen, und bewahrt 
vor der Gefahr, unhaltbare Species zu errichten. Vergleicht man die vier besser erhaltenen 
und von mir-abgebildeten Exemplare unter einander, so ergiebt sich zunächst, dass Fig. 4 ver- 
hältnissmässig längere, schlankere Darmbeine besitzt als Fig. 2, was durch Fig. 1 ausgeglichen 
wird, wo die Darmbeine länger sind als in Fig. 2, von dem der Frosch wegen sonstiger 
Aehnlichkeiten nicht wohl getrennt werden kann. Die Abweichungen in der Form des Schä- 
deis und dessen Hauptknochen rühren hauptsächlich von der Wirkung des Druckes her, dem 
das Thier ausgesetzt war. In Fig. 4 ist dieser Knochen kaum, in Fig. 3 stark gedrückt. Die 
Abweichungen in Grösse und Form der Augenhöhlen sind demselben Drucke beizulegen, der 
verschiebend auf die diese Höhlen umgebenden Knochen einwirkte. Vom Drucke rührt 
ferner, wenigstens theilweise, der schlankere oder weniger schlanke Zustand der langen Glied- 
maassenknochen her, wie schon aus den Abweichungen der Knochen der beiden Seiten eines 
und desselben Thieres sich ergiebt. Bisweilen wirkte derselbe Druck auch auf die Biesung 
des Oberschenkels; die gedrückten Knochen sind breiter und gerader, als die nicht gedrückten. 
Fig. 4 hat gegen alle übrige die schlanksten Beine, was hauptsächlich dem Umstande zuzu- 
schrieben ist, dass hier die Knochen eigentlich gar nicht durch Druck gelitten haben. Ein 
anderer Unterschied besteht in den beiden Fusswurzelknochen erster Reihe; in Fig. 2 sind 
diese stärker und messen weniger als die halbe Unterschenkellänge, in Fig. 4 sind sie schwä- 
cher und es misst wenigstens der stärkere mehr als die halbe Unterschenkellänge. Es ist 
daher zu bedauern, dass hierüber sich an den beiden anderen Exemplaren keine Verglei- 
chungen anstellen lassen. Sonst besteht in den mit einander verglichenen fossilen Fröschen 
eine so grosse Uebereinstimmung, dass anzunehmen ist, dass sie von einer und derselben Species 
herrühren und die an ihnen hervorgehobenen Abweichungen auf individueller oder geschlecht- 
licher, sexueller, Verschiedenheit beruhen, welche bei den Fröschen selbst im Knochenskelet in so 
auffallender Weise hervortritt, dass man Gefahr läuft, durch sie zur Errichtung von Species 
verleitet zu werden. 

Ein Frosch derselben Grösse und nach demselben Typus gebildet ist die von mir 
(Palaeontogr., II. S. 66. t. 10. f. 5. 6) aus dem Halbopal von Luschitz in Böhmen aufge- 
stellte Rana Luschitzana, deren Schädel aber ursprünglich vorn stumpfer endigte und länger 
als die Wirbelsäule ohne das Schwanzbein war. Oberarm und Vorderarm sind wohl von 
ähnlicher Länge als in Rana Meriani, doch auffallend schmäler, der Oberarm überdies stärker 
gebogen, die Mittelhandknochen sind merklich länger, was auch von den Mittelfussknochen 
und den Zehengliedern gilt. So misst der Mittelfussknochen der Daumenzehe so viel als die 
ganze Daumenzehe in der nicht grösseren Rana Meriani Fig. 4, und der Mittelfussknochen 
nebst dem ersten Glied in der längsten Zehe fast so viel als die ganze Zehe in letzterer 
Species. Die übrigen Zehen sind ebenfalls länger, bei gleicher Länge der Knochen erster 


— 16 — 


Reihe der Handwurzel. Rana Luschitzana besass daher neben den bereits hervorgehobenen 
Abweichungen längere Hände, besonders aber längere Füsse als Rana Meriani. 

Aehnliche Grösse zeigt ferner das bei Gervais (Zoolog. et Pal&ont. franc., t. 64. f. 25) 
abgebildete Exemplar von Rana aquensis aus dem Tertiär-Mergel von Aix in der Provence, 
von der angenommen wird, dass sie mit Palaeobatrachus Goldfussi zusammenfalle, während 
sie doch offenbar nach dem Typus der Ranen und Hylen gebildet ist. Die Abbildung ist 
dabei so mangelhaft, dass sich eine genauere Vergleichung mit Rana Meriani nicht vornehmen 
lässt. Es ist mir überhaupt noch nicht klar, was man eigentlich unter Rana aquensis zu ver- 
stehen hat. Die Species wurde von Coquand (Bull. soc. geol. franc., 2. ser. II. p. 383) 
aufgestellt, der nur die Ausmessungen von einigen Theilen giebt, wonach das Thier ungefähr 
halb so gross wäre, als das bei Gervais abgebildete, es würde alsdann noch weniger zu Rana 
Meriani passen. 


Rana Nöggerathi. Taf. XVII. Fig. 9. 
Rana Nöggerathi, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1852. S. 58. 466. 


Von diesem zierlichen Frosche kenne ich nur das abgebildete Exemplar, welches in 
der Sammlung der Universität Bonn zu Poppelsdorf aufbewahrt wird. Der Fundort ist nicht 
näher angegeben; es rührt aber unbezweifelt aus der Rheinischen Braunkohle her, mit der 
auch das Gestein übereinstimmt, das in einer dünnblättrigen Braunkohle besteht, welche ausser- 
dem Reste von Leueiscus papyraceus enthält. Die Theile des mit dem Rücken dem Gestein 
aufliegenden Froschskelets hängen noch gut zusammen, bis auf die Knochen des einen Fusses, 
die etwas verschoben sind. 

Der plattgedrückte Kopf zeigt gleiche Länge und Breite, und war daher ursprünglich 
eher länger als breit. Die ovalen Augenhöhlen liegen mehr in der Mitte. Der Hauptknochen 
misst ein Drittel von der grössten Schädelbreite. Die übrigen Schädelknochen lassen sich in 
Folge des Druckes, dem diese zarten Knochen ausgesetzt waren, nicht mehr unterscheiden. 
Dagegen konnte man sich von der Bezahnung des Oberkiefers und Zwischenkiefers deutlich 
überzeugen. Der Unterkiefer liest innen am Öberkiefer. 

Das vordere Ende der Wirbelsäule wird von den Knochen der Brust-Schultervorrich- 
tung verdeckt gehalten. Bis zum Kreuzbein erkennt man sechs Paar Querfortsätze, von denen 
das erste das längste, stärkste und auch am meisten hinterwärts gerichtete ist. Es ist hie- 
nach anzunehmen, dass der Frosch mit dem Schwanzbeine zehn Wirbel zählte. Das erste Paar 
sichtbarer Querfortsätze wird das des dritten Wirbels seyn. Ihm wird noch das dem zweiten 
Wirbel angehörige Paar vorhergegangen seyn. Sonst nehmen die Querfortsätze, je weiter 
hinten sie auftreten, um so mehr an Länge und schräger Richtung ab. Der Querfortsatz 
des Kreuzbeines ist nur wenig stärker und mehr hinterwärts gerichtet, als die vorhergehenden. 


— 1317 — 


Das Schwanzbein war so lang als die ganze davorliegende Strecke der Wirbelsäule, oben 
war es mit einer gegen das vordere Ende hin höher werdenden Kante versehen. 


Unter der oberen Hälfte des noch in der Einlenkung begriffenen rechten Oberarmes 
(des linken der Abbildung) tritt das obere, breiter und gerader zugehende Ende des Schulter- 
blattes hervor, das innen an zwei, einen schmalen, unregelmässig ovalen Raum umschliessende 
Knöchelchen stösst, von denen das vordere, mehr steil oder gerade rippenförmig gestaltet, 
das Schlüsselbein, das hintere, welches stärker und nach beiden Enden hin ausgebreitet ist, 
das Hakenschlüsselbein darstellt. Beide Knochen sind wie in den Ranen geformt. Der auf 
der anderen Seite aussen vom Schädel vereinzelt auftretende Knochen wird das Hakenschlüssel- 
bein dieser Seite seyn. 


Der fast gerade und ziemlich gleichförmig gebildete Oberarm ergiebt 0,007 Länge. 
Er scheint gegen das obere Ende hin mit keiner starken Kante versehen gewesen zu seyn. 
Die Beschaffenheit der beiden Enden lässt sich nicht mehr deutlich erkennen. Der Vorder- 
arm war nicht über 0,045 lang. Die von der Handwurzel vorhandenen Andeutungen lassen 
keine genauere Angaben zu. Die Mittelhandknochen sind halb so lang als der Vorderarm. 
Das erste Fingerglied ist nur wenig kürzer als der Mittelhandknochen. Von drei Fingern 
liegen Ueberreste vor; ein Finger der linken Hand ist vollständig; dieser besteht aus drei 
Gliedern, und da aussen noch ein Finger neben ihm liegt, so ist es der vierte Finger. 


Das Becken ist deutlich; die Darmbeine sind nach aussen umgelegt; mit dem Scham- 
Sitzbein erhält man 0,0115 Länge, nicht viel mehr als der Schädel misst. Die Darmbeine 
waren gerade und schmal, und besassen in der hinteren Gegend der jetzt nach aussen ge- 
kehrten Oberseite eine schärfere Kante, die dem Knochen eine Höhe verleiht, welche noch 
einmal so viel misst als davor. Das Scham-Sitzbein ist durch Druck in zwei Hälften ge- 
spalten, die hinten einen einspringenden spitzen Winkel beschreiben, aussen aber stumpfwin- 
kelig sich darstellen. 


ÖOber- und Unterschenkel sind mager und lang. Der schwach gebogene, mit dem 
oberen Ende an das Becken stossende Oberschenkel misst 0,014, der gerade Unterschenkel 
nicht weniger Länge. Die beiden Fusswurzelknochen erster Reihe sind halb so lang als der 
Unterschenkel, die längsten Mittelfussknochen etwas kürzer als die Fusswurzelknochen erster 
Reihe. Die Zehenglieder bilden, wie in den Fröschen gewöhnlich, ohne die Mittelfussknochen, 
von der Daumenzehe anfangend, folgende Reihe: 2. 2. 3 4. 3. 


Der weiche Körper ist am besten in der Gegend der Schenkel und des Bauches, und 
zwar wie die Weichtheile des damit vorkommenden Leueiscus papyraceus, durch weissliche 
Färbung angedeutet. Der Frosch war hienach schlanken Leibes. 

Diese Species giebt durch ihren schlanken Bau und die langen Hintergliedmaassen 
einen schönen Gegensatz zu dem mit ihr zusammenliesenden Palaeobatrachus ab, der durch 


— 78 — 


stämmigen Bau und den geringen Längenunterschied zwischen den vorderen und hinteren Glied- 
maasen sich auszeichnet. Der Frosch ist nach dem Typus der Ranen .oder Hylen gebildet, 
was auch für die Querfortsätze des Kreuzbeines gilt. Er misst dabei weniger als die Hälfte 
von Rana esculenta, ist schwächer an Knochen und mit einem etwas längeren Kopfe ver- 
sehen. Er ist noch etwas kleiner als Hyla (Dendrohyas) arborea, die einen viel breiteren 
Kopf besitzt, und an dessen Kreuzbein die Querfortsätze schwache Neigung zum Breiterwer- 
den nach aussen zeigen, wovon an dem fossilen Thiere nichts wahrgenommen wird. 


Man könnte diesen Frosch auf den ersten Anblick für die Jugend von der mit ihm 
vorkommenden Rana Meriani halten. Bedenkt man indess, dass der Palaeobatrachus Goldfussi 
als er diese Grösse erreichte, so wenig den Larvenzustand abgelegt hatte, dass er sogar noch 
mit einem Schmanze versehen war (Taf. XVII. Fig. 5. 6), während Rana Nöggerathi ein 
völlig entwickeltes Thier darstellt, so wird man diese Ansicht wieder fallen lassen. In Grösse 
verhält sich das Thier zu Rana Meriani wie 2:5. Der Kopf scheint etwas schmäler, die 
Augenhöhlen sind kleiner, mehr in der Mitte gelegen und breiter getrennt als in Rana Me- 
riani. Die Darmbeine sind kürzer als in Rana Merianı und Rana Danubina, die Fusswurzel- 
knochen erster Reihe halb so lang, in R. Meriani nur ungefähr halb so lang, in R. Danubina 
viel kürzer als der Unterschenkel. Die Fusswurzelknochen erster Reihe sind halb so lang 
als der Fuss, in R. Meriani länger, in R. Danubina kürzer als der halbe Fuss. Der längste 
Mittelfussknochen ist etwas kürzer, in R. Meriani auffallend kürzer, in R. Dauubina nur wenig 
kürzer als die Fusswurzelknochen erster Reihe. Die längste Zehe misst in R. Nöggerathi 
und R. Danubina etwas mehr als der Unterschenkel, in R. Meriani ist sie kürzer als dieser. 

Nach der Beschreibung, die Coquand (Inst., 24. Septbr. 1845. p. 340) von Rana 
aquensis aus dem Tertiär-Gypse von Aix in der Provence giebt, könnte Achnlichkeit mit vor- 
liegender Versteinerung. vermuthet werden. Einige Ausmessungen stimmen sogar überein. Doch 
sind Ober- und Unterschenkel in Rana Nöggerathi länger, und nach der bei Gervais (Zool. 
et Paleont. frane., t. 64. f.25) enthaltenen Abbildung war Rana aquensis gänzlich verschieden. 


Rana Troscheli. Taf. XIX. Fig. 9. 
Rana Troscheli, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1852. S. 466. 


Diese in der Braunkohle der Grube Romeriken-Berg bei Rott gefundene Versteinerung 
erhielt ich im April 1852 von Herrn Berghauptmann von Dechen in Bonn mitgetheilt. Der 
dreieckig geformte Kopf ergiebt in seinem jetzigen Zustande 0,0135 Länge und 0,0155 Breite, 
und selbst wenn die Wirkung des Druckes in Anschlag gebracht wird, scheint er doch nicht 
länger als breit gewesen zu seyn. Die Augenhöhlen liegen nur wenig weiter hinten als vorn. 
Die Strecke vor ihnen bis zum vorderen Schädelende stellt sich kaum durchbrochen dar. 
Die Länge der durch Verschiebung ungleichen Augenhöhlen ergiebt 0,005, die Breite wird 


— 19 — 


kaum mehr als 0,003 betragen haben. Das Stirn-Scheitelbein misst in der in die hintere 
Augenhöhlenhälfte fallenden Gegend der geringsten Breite 0,003. Auf der Oberseite dieses 
Beines von mehr gleichförmiger Breite scheint ein höheres oder durch Zeichnung veranlasstes 
Feld gelegen zu haben, das stark eingezogen war. Die deutlich überlieferte linke Oberkiefer- 
hälfte ist mit einer Reihe überaus feiner Zähnchen bewaffnet, und fällt durch Breite (Höhe) 
in der hinteren Gegend auf. Unter ihr tritt innen der vordere Theil der nur als Abdruck 
überlieferten Unterkieferhälfte derselben Seite hervor. An der linken Seite ist nur ein hin- 
teres Stück vom Öberkiefer überliefert, woran aussen der Unterkiefer sich anlegt. Weiter 
vorn erkennt man wieder Ueberreste vom Oberkiefer und die bezahnten Zwischenkieferhälften. 
Nach den vom Pauken-Schläfenbein und dem Flügelbeine vorhandenen Resten scheinen diese 
Knochen keine auffallende Abweichungen von den Ranen dargeboten zu haben. 

Der Schädel ist länger als die Wirbelsäule bis zum Schwanzbeine, daher im Vergleich 
zu dieser Strecke, sowie zum Thier überhaupt, länger als in Rana Nöggerathi und R. Meriani. 
Ohne das Schwanzbein wird das Thier neun Wirbel gezählt haben, von denen die vorderen 
eine genaue Unterscheidung nicht mehr zulassen. Die Querfortsätze nehmen hinterwärts all- 
mählich an Länge ab, und von den vorderen scheint keiner sich durch Länge ausgezeichnet 
zu haben, wofür kurze rippenförmige Theile an sie einlenken, wie man sich ungeachtet der 
Kleinheit des Thieres deutlich überzeugen. kann. Auch sieht man, dass die vordere Gelenk- 
fläche des Wirbelkörpers convex ist. Am Kreu:bein erkennt man hinten das convexe 
Gelenkflächenpaar zur Aufnahme des Schwanzbeines sehr deutlich. Der Querfortsatz des 
Kreuzbeines ist auffallend länger, stärker und auch stärker hinterwärts gerichtet, als in den 
vorsitzenden Wirbeln, wobei er Neigung zum Breiterwerden nach ausssen zeigt; in allen diesen 
Eigenschaften besitzt er mehr Aehnlichkeit mit Hyla arborea als mit Rana esculenta. Das 
Schwanzbein ist umgelegt, demungeachtet aber schmal und zeigt oben einen schräg hinter- 
wärts gerichteten Querfortsatz. 

Von der Brust-Schultervorrichtung erkennt man nur schwache Andeutungen. Am 
besten hat sich der nach aussen gerichtete obere Rand des Schulterblattes erhalten, der ziem- 
lich gerade läuft und auf ein breites Schulterblatt schliessen lässt. 

Der Oberarm ist 0,0075 lang und am oberen Ende 0,002 breit; sein unterer Gelenk- 
kopf scheint stark gewölbt gewesen zu seyn, Für die Länge des Vorderarmes erhält man 
wenigstens 0,005. Von der Handwurzel lassen die einzelnen Knöchelchen keine Unterschei- 
dung zu. Die grösseren Mittelhandknochen sind kaum über 0,002 lang. Die Zahl der Finger- 
glieder liess sich nicht ermitteln. 

Die Darmbeine sind lang und schlank; um so kürzer scheint das Scham-Sitzbein zu 
seyn. Der schwach gebogene, an den Enden verstärkte Oberschenkel ergiebt 0,014 Länge, 
und wird hierin dem Darmbeine kaum nachgegeben haben. An dem Ende des rechten Ober- 


schenkels bemerkt man ein kleines, unregelmässig gerundetes Stückchen, wohl eine krankhafte 
Band VII, 3. 19 


— 10 ° — 


Bildung, da in den Fröschen die Kniescheibe, an die man dabei erinnert wird, nur als ein 
rudimentärer Knorpel auftritt. Der Unterschenkel war von der ungefähren Länge des Ober- 
schenkels.. Am linken Knochen der Art erkennt man deutlich die beiden Röhren im Innern; 
der rechte ist am oberen Ende beschädigt. Die beiden Fusswurzelknochen erster Reihe, die 
vom rechten Fuss überliefert sind, ergeben etwas über 0,009 Länge, und sind daher länger 
als der halbe Ober- oder Unterschenkel. Von den Füssen liegt sonst nichts vor. 

Von dem Bauch und den Beinen ist der Abdruck des weichen Körpers mit dunk- 
lerem Braun überliefert. Das Gestein besteht in feinblättrigem, mehr erdigem Braunkohlenthon. 

Diese Versteinerung macht unläugbar den Eindruck einer eigenen Species. Das Thier 
ist nicht viel grösser als Rana Nöggerathi, daher nur ungefähr halb so lang als Rana Me- 
riani derselben Ablagerung. Zunächst fallen die verhältnissmässig geringeren Gliedmaassen 
auf, dieyin Länge denen in Rana Nöggerathi fast gleich kommen, während Kopf und Rumpf 
sich grösser als in letzterer Species darstellen. Der Kopf, der in Rana Meriani und Rana 
Nöggerathi ungefähr so lang ist als die Wirbelsäule bis zum Schwanzbein, ist hier auffallend 
länger als diese Strecke und daher auch grösser als in Rana esculenta und anderen leben- 
den Fröschen. Die Augenhöhlen scheinen ein wenig weiter zurück und weiter aus einander 
zu liegen, dabei auch etwas kleiner zu seyn als in Rana Meriani. Die convexe vordere Ge- 
lenkfläche am Wirbelkörper kommt bei Bombinator vor, die rippenförmigen Anhängsel an 
den vorderen Querfortsätzen bei Bufo obstetricans (Duges, rech., p. 58. f. 34). Der Quer- 
fortsatz des Kreuzbeines ist verhältnissmässig stärker als in Rana Meriani, R. Nöggerathi und 
R. Danubina. Die Darmbeine sind länger als in R. Nöggerathi. Eine auffallende Abwei- 
chung liegt auch in den beiden Fusswurzelknochen erster Reihe, die länger sind als der 
halbe Ober- oder Unterschenkel, in Rana Nöggerathi und R. Meriani sind sie nicht länger 
als der halbe Unterschenkel, in R. Danubina sogar viel kürzer. Aus dem Abdruck vom 
weichen Körper ergiebt sich auch, dass Rana Troscheli gegen Rana Nöggerathi einen viel 
dickeren Leib besass.. Nach der Beschaffenheit des Schädels und dessen Verhältniss zur 
Wirbelsäule, so wie nach der Beschaffenheit der vorderen Gelenkfläche am Wirbelkörper und 
der Querfortsätze scheint das Thier keine ächte Rana zu seyn; für Bombinator oder Bufo 
sind die (Querfortsätze des Kreuzbeines zu schlank, die mehr auf die in den Hylen und Ranen 
herauskommen. Da die Ermittelung des Genus sich überhaupt nicht mit der erforderlichen 
Sicherheit vornehmen lässt, so habe ich diese Species einstweilen zu Rana im weiteren Sinne 
gestellt. 


Rana Salzhausenensis. Taf. XX. Fig. 8. 
Rana Salzhausenensis, H. v. Meyer, in Jahrb,. für Mineral., 1852. S. 467. 


Diese Versteinerung wurde mir aus der Sammlung des Bergamtes zu Salzhausen in 
der Wetterau im April 1852 durch Herrn Salineninspector Tasche mitgetheilt. 


— u -— 


Von Knochen ist keine Spur mehr vorhanden, was an den Ueberlieferungszustand 
der Fische aus der Braunkohlengrube Wilhelmsfund, bei Westerburg in Nassau, erinnert, 
worin jedoch ‘die. Frösche mit gut erhaltenen Knochen vorkommen; auch erinnert es an ein 
Exemplar von Palaeobatrachus Goldfussi aus der Rheinischen Braunkohle, dessen Knochen, wie 
wir später (S. 158) sehen werden, freilich nur theilweise, doch ebenfalls ohne Hinterlassung irgend 
einer Spur, fehlen (Taf. XIX. Fig. 7). Was man an dem Frosche von Salzhausen in der 
Beckengegend für Knochen halten könnte, wird pflanzlicher Natur seyn. Es ist überhaupt 
nur der weiche Thierkörper durch ein dunkleres erdiges Braun scharf umschrieben angedeutet. 

Der Frosch ist ein wenig kleiner als Palaeobatrachus Goldfussi im ausgewachsenen 
Zustande. Für Palaebatrachus sind die vorderen Gliedmaassen zu kurz, wenn auch die ge- 
rundete Forın des Kopfes diesem Genus angemessen wäre. Rana Meriani, R. Luschitzana 
und R. Jägeri sind grössere, R. Nöggerathi und R. Troscheli kleinere Thiere mit schlankeren 
Beinen und anderer Kopfform. Am Abdruck der Hände wird nichts von einer Ausbreitung 
an den Fingerspitzen wahrgenommen ; wäre sie vorhanden gewesen, so müsste sie sich eben 
so gut angedeutet finden, als der übrige weiche Körper des Thieres. Der Frosch gehörte 
sonach nicht zu den Hylen. Ueber die Beschaffenheit der Füsse war kein Aufschluss zu 
gewinnen, der eine ist weggebrochen, und aus der stumpfen Form mit der der andere sich 
darstellt, lässt sich nicht entnehmen, ob die Zehen durch Schwimmhäute verbunden waren 
oder nicht. 

Damit fand sich die durch Kleinheit sich auszeichnende Larve Fig. 9 vor, deren 
Kopf Aehnlichkeit mit dem Kopfe des entwickelten Frosches besitzt. Hinter dem Kopf ist 
die Larve schwach eingezogen. Das Schwänzchen wird plötzlich sehr dünn und ist im Ver- 
gleich zum übrigen Körper kurz. Man erkennt Andeutungen von den Augen, nichts aber 
von Knochen. Zwar bemerkt man in der ungefähren Mitte ein schräg liegendes Stück, das 
man der Wirbelsäule beilegen könnte und auch gegliedert aussieht, doch nicht auf die Weise 
wie in den Froschlarven; es ist vielmehr dünn stielförmig und mehr geknöpft oder geperlt, 
als wirklich gegliedert. Dieser härtere Theil wird daher von einer Pflanze herrühren. Die 
Färbung der Larve ist dieselbe wie bei dem entwickelten Frosch, und wenn bei diesem die 
Knochen sich nicht erhalten konnten, so wird dies noch viel weniger bei der Larve der Fall 
gewesen seyn. 

Diese Larve weicht von den anderen von mir untersuchten etwas ab. Unter den da- 
mit zu vergleichenden Larven geht die etwas grössere aus der Braunkohle von Sieblos 
Taf. XX. Fig. 2 vorn spitzer aus und hat einen längeren und stärkeren Schwanz. Von den 
Larven aus der Rheinischen Braunkohle ist die Taf. XXI. Fig. 9 abgebildete wohl dünn ge- 
schwänzt, sonst aber runder und noch einmal so gross. Am ähnlichsten sind noch die Lar- 
ven Taf. XXI. Fig. 3 und 8, die aber auch grösser sind, und deren Schwanz länger ist und 


sich weniger plötzlich verdünnt. 
19* 


Das Gebilde, von etwas thoniger Natur, gehört zu der Abänderung der Blätterkohle 
von Salzhausen, die Ludwig (Palaeontogr., VIH. S. 46) mit dem Namen Conferven-Kohle 
unterscheidet, worin von Insekten Dicerca Taschei gefunden wurde, und die Pflanzen beson- 
ders schön erhalten sich darstellen. 


Rana Danubina. Taf. XIX. Fig.. 8. 

Rana Danubina, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1858. S. 203. 

Diese Versteinerung wurde mir im December 1857 von Herrn Apotheker A. Wetzler 
zu Günzburg mitgetheilt. Es ist zu bedauern, dass der Kopf und die vorderen Gliedmaassen 
mit dem Gesteine weggebrochen sind. Nach den überlieferten Querfortsätzen unterliegt es 
keinem Zweifel, dass das Thier bis zum Schwanzbeine neun Wirbel. zählte. Die Querfort- 
sätze des dritten Paares waren die längsten und so stark hinterwärts gerichtet, als die Quer- 
fortsätze des Kreuzbeines, die selbst für Rana gering erscheinen. Das schlanke Schwanzbein 
scheint von einem convexen Gelenkflächenpaar aufgenommen worden zu seyn. 

Der gegen das obere Ende des Oberarmes gerichtete, aussen etwas breiter werdende 
Knochen wird das Schlüsselbein seyn, für das Hakenschlüsselbein ist er zu dünn. Weiter 
aussen erkennt man das Schulterblatt, darüber die hintere äussere Ecke des Schädels. Diese 
Knochen sind mit dem oberen Ende des Oberarmes zusammengedrückt, dessen Länge sich 
daher auch nicht genau angeben lässt; sie wird 0,013 betragen haben. Der Knochen ist 
deutlich gebogen, nach dem oberen Ende hin nimmt er an Breite zu und unten war er mit 
einem stark kugelförmig gewölbten Gelenkkopfe versehen, dahinter mit einer flachen, rund- 
lichen Grube zur Aufnahme des Ellenbogenfortsatzes. Der noch einlenkende Vorderarm wird 
im Ganzen 0,009 Länge gemessen haben. Das Handwurzelende ist an ihm nicht deutlich 
überliefert. Die zerdrückte und aufgebrochene Handwurzel gestattet keine Unterscheidung 
der einzelnen Knochen, woraus sie bestand. Für die längsten Mittelhandknochen erhält man 
0,005. Es ist nur der zweite und dritte Finger vollständig überliefert, welche beide, wie 
gewöhnlich, ohne den Mittelhandknochen zwei Glieder zählen, vom vierten und fünften 
Finger liest nur das erste Glied vor. 

Die Darmbeine sind dünn, schlank, gerade und 0,02 lang. Die Hintergliedmaassen 
lenken noch ein. Der Oberschenkel ergiebt 0,027 Länge, der Unterschenkel nur unmerklich 
mehr. Nach den Enden werden diese Knochen etwas stärker. Der Oberschenkel zeigt 
schwache Biegung, der Unterschenkel ist sehr gerade. Für die Länge der beiden Fuss- 
wurzelknochen erster Reihe erhält man 0,012; sie sind kaum verschieden und geben an den 
Enden zusammen 0,0045 Breite. Die längsten Mittelfussknochen sind nur unbedeutend 
kürzer, indem sie 0,0115 messen. Von der zweiten Reihe der Mittelfussknochen erkennt 
man nur ein kleines, an der Innenseite zwischen der ersten Reihe und der Daumenzehe 
herausstehendes Knöchelchen. Beide Füsse sind trefflich überliefert. Für die Zahlen der 


— 13 — 


Zehenglieder erhält man ohne die Mittelfussknochen folgende Reihe: 3. 3. 4. 5. 4. Die 
längste Zehe ist die vierte, die dritte und fünfte sind fast gleich lang und länger als die 
zweite, die Daumenzehe ist die kleinste und im Ganzen kaum so lang als der Mittelfuss- 


knochen der vierten Zehe. 


Das Gestein ist ein grauer, weicher, schieferiger, feinsandig sich anfühlender Mergel, 
derselbe aus welchem ich früher der Fische gedachte, die von Lebias Cephalotes Ag. aus 
dem Tertiär- Gebilde von Aix in der Provence nicht zu unterscheiden waren (Jahrb. für 
Mineral., 1852. S. 304). Auch mit dem Frosche waren wieder Ueberreste von diesen Fisch- 
chen gefunden worden, sowie Reste, die andere Fisch-Species verrathen. Das Gestein gleicht 
dem Glarner Schiefer, nur dass dieser härter ist. Es ist durchsäet mit sehr feinem weissen 
Glimmer, der stellenweise reichlicher ausgeschieden ist und auf wässerigem Weg entstanden 


seyn wird. 


Der Frosch von Reisensburg hätte verdient, schon wegen seines Vorkommens mit 
Lebias Cephalotes zunächst mit der im Tertiär-Gebilde von Aix in der Provence sich finden- 
den Rana aquensis genauer verglichen zu werden, was indess bei den bereits (S. 136. 138) 
erwähnten Abweichungen, die zwischen den Angaben Coquand’s und der Abbildung bei 
Gervais bestehen, nicht möglich war. Nach der Beschreibung ist diese Species kleiner und nach 
der Abbildung grösser und plumper von Knochen als Rana Danubina, die nur wenig kleiner 
als Rana Meriani sich herausstellt, dabei aber selbst feiner als das Taf. XVI. Fig. 4 abgebil- 
dete Exemplar gebaut ist, wozu sich noch andere auffallende Abweichungen gesellen. In 
Rana Danubina ist der Oberschenkel im Vergleich zum Unterschenkel etwas länger, die 
beiden Fusswurzelknochen erster Reihe sind im Vergleich zum Unterschenkel auffallend 
kürzer, dagegen der Fuss überhaupt länger als in Rana Meriani. Die Fusswurzelknochen 
erster Reihe sind in Rana Danubina kürzer, in Rana Meriani länger als der halbe übrige 
Fuss. Auch scheint in Rana Danubina nicht das zweite, sondern das dritte Paar Querfort- 
sätze das längste gewesen zu seyn. Diese Species zeichnet sich noch besonders durch 
schlankere Darmbeine aus. Rana Nöggerathi ist nur halb so gross, weniger schlank, 
namentlich in Betreff der Darmbeine, der Oberarm ist anders geformt, die Fusswurzelknochen 
erster Reihe sind, die halbe Unterschenkellänge messend, länger. Wie Rana Danubina die 
kürzesten, so besitzt Rana Troscheli die längsten Fusswurzelknochen erster Reihe, da sie bei 
dieser Species länger sind als der halbe Unterschenkel. In Rana Meriani fanden wir die 
Fusswurzelknochen erster Reihe länger als den halben Fuss, in R. Danubina kürzer als 
den halben Fuss, in R. Nöggerathi halb so lang als den Fuss. In Rana Danubina ist der 
längste Mittelfussknochen nur wenig kürzer, in R. Meriani auffallend kürzer und in R. Nög- 
gerathi nur etwas kürzer als die Fusswurzelknochen erster Reihe. In Rana Danubina und 
R. Nöggerathi misst die längste Zehe etwas mehr, in Rana Meriani etwas weniger als der 


— 14 — 


Unterschenkel. Rana Troscheli weicht auch noch durch .die Kürze des Oberschenkels im 
Vergleich zum Darmbein ab. 

Rana Luschitzana (Palaeontogr., 1]. S. 66. t. 10. f. 5. 6) aus dem Halbopal von 
Luschitz in Böhmen ist zwar grösser, hat aber einen ähnlich geformten Oberarm, was jedoch 
noch von mancher anderen Species sich sagen lassen wird. Gleichwohl ist es Schade, dass vom 
Böhmischen Frosche die Ober- und Unterschenkel nicht vorliegen. In Grösse verhält sich 
Rana Danubina zu ihm wie 3:4. In den Querfortsätzen der Wirbel bestehen Abweichungen. 
Mehr Aehnlichkeit scheint der Fuss darzubieten, der aber von der Böhmischen Species nicht 
vollständig gekannt ist. Auch lässt sich beim fehlenden Unterschenkel das Verhältniss zwi- 
schen ihm und den Fusswurzelknochen erster Reihe nicht ermitteln. Die Darmbeine sind 
stärker und kürzer. Diese Abweichungen verrathen hinlänglich die Verschiedenheit der 
Species. Aus der an Fröschen reichen Tertiär-Ablagerung von Weisenau kenne ich Ober- 


armknochen, die zu Rana Danubina gut passen würden. 


Rana Jägeri. Taf. XXII. Fig. 5. 

Rana Jägeri, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1851. S. 78. 

Unter einer Anzahl Wirbelthierreste, welche Herr Finanzrath Eser zu Stuttgart im 
September 1850 mir aus dem tertiären Kalkmergel des Eisenbahndurchstiches zu Haslach, 
1'/, Stunde von Ulm, zur Untersuchung mittheilte, fand ich eine Platte mit Knochen eines 
Frosches vor, dem ich obige Benennung beigelegt habe. Jäger (N. Acta Leopold., XXI. 
2. 1850. 8. 822. t. 72. f. 65), der die Gegenplatte untersucht zu haben scheint, glaubt sich 
überzeugt zu haben, dass die Reste vom Maulwürfe herrühren, und erkennt in ihnen den Beweis, 
dass die Ablagerung des Süsswasserkalkes der Gegend von Ulm bis zur Periode der jetzigen 
Fauna fortgedauert habe. Beide Ansichten sind unhaltbar. Denn die Ablagerung von Haslach, 
denen von Weisenau und Sansan vergleichbar, ist wirklich tertiär, und die Versteinerung, 
um die es sich handelt, rührt von einem Frosche her, der die Grösse der Rana Meriani besitzt, 
ihr aber nicht angehört. Der Frosch von Haslach war etwas grösser als Palaeobatrachus 
Goldfussi und auch generisch davon verschieden. Was vorliegt gehört dem Becken und 
den hinteren Gliedinaassen an. Die Knochen sind fast sämmtlich aufgebrochen. Schon das 
Darmbein würde genügen, um sich zu überzeugen, dass die Reste nur von einem Frosche 
herrühren können. Man erhält für diesen Knochen 0,024 Länge, am unteren Ende 0,0075 
Breite (Höhe), die für den schmalen, langen Fortsatz 0,0025 beträgt. Die zu beiden Seiten 
des Darmbeines liegenden rundlichen Knochen werden die Scham-Sitzbeine seyn. Es sind 
beide Unterschenkel überliefert, die 0,033 Länge und an den Enden 0,004 und 0,007 Breite 
ergeben. Von den Öberschenkeln liegt nur der eine vor, der sich mit dem einen Unter- 
schenkel kreuzt; er war kaum kürzer, weniger gerade und nach den Enden hin weniger 
verstärkt als letzterer. Die übrigen Knochen werden aus dem Fusse herrühren. Selbst die 


— 15 — 


grösseren, die 0,013 Länge ergeben, so wie ein unvollständiges, an seinem Ende etwas auf- 
getriebenes Knöchelchen ähnlicher Art, würden für Fusswurzelknochen erster Reihe nicht 
gross und stark genug seyn; sie entsprechen besser den Mittelfussknochen, die nächst klei- 
neren den ersten Zehengliedern. Diese Ueberreste stimmen mit keiner mir bekannten Frosch- 
Species überein. 

Aus dem Tertiär-Mergel von Haslach erhielt ich erst in letzter Zeit von Herrn 
A. Wetzler noch die Taf. XXII. Fig. 6 abgebildeten Reste mitgetheilt, von denen es sich nicht 
entscheiden lässt, ob sie zu Rana Jägeri derselben Ablagerung gehören. Sie rühren von 
einem Thiere her, das merklich grösser war, auch weit grösser als die Thiere der sogleich zu 
beschreibenden Reste von Westerburg und Gusternhain, etwas kleiner aber als Palaeobatra- 
chus gigas und die aus dem Mergel von Oeningen herrührende Latonia Seyfriedi. Wichtig‘ 
ist die Ueberlieferung eines Stückes Oberkiefer, welches genügt um zu erkennen, dass der 
Frosch den beiden zuletzt genannten Riesenfröschen nicht angehören konnte, weil die Zähne 
auffallend kleiner und zahlreicher sind als in Palaeobatrachus gigas, während in Latonia 
die Zähne noch kleiner und zahlreicher gewesen seyn mussten als im Oberkiefer von Has- 
lach. Von diesem rechten Oberkiefer ist 0,035 Länge überliefert, in der schmäleren vor- 
deren Gegend ergiebt er 0,003 Höhe, die hinterwärts zunimmt. In dieser hinteren Gegend 
wird er durch einen Vorderarm verdeckt, der ohne den stark beschädigten Ellenbogenfortsatz 
0,0165 Länge, am unteren Ende 0,007 und in der schmälsten Gegend 0,0025 Breite ergiebt. 
Dahinter liegt der eine der beiden Fusswurzelknochen erster Reihe zwar vollständig, aber auf- 
gebrochen; für diesen erhält man 0,026 Länge, an den Enden 0,006 und 0,0055 und an 
der schmälsten Stelle 0,002 Breite. Unter dem Vorderarm erkennt man das eine Schulter- 
blatt stark beschädigt; es ergiebt 0,0115 Länge und 0,008 Breite am oberen, zur Auf- 
nahme eines Knorpelstückes gerade zugeschnittenen Ende. Haslach scheint hienach eine 
zweite grössere Species zu beherbergen. 


In der Braunkohlengrube Wilhelmsfund bei Westerburg fand Herr Markscheider Dan- 
nenberg zu Dillenburg die Taf. XXN. Fig. 4 abgebildete Versteinerung, die von einem 
Frosch ähnlicher Art herrührt. Der grosse Knochen besitzt selbst in der schwachen Bie- 
gung die grösste Aehnlichkeit mit einem Oberschenkel und gleicht hierin, sowie in Grösse 
dem Oberschenkel der Rana Jägeri von Haslach. Der Knochen ist 0,0335 lang, an den 
Enden 0,005 und 0,006 und an der schmälsten Stelle etwas über 0,002 breit: Das mit 
ihm unter Bildung eines spitzen Winkels zusammenliegende Knöchelchen entspricht dem 
Mittelfuss der Haslacher Versteinerung. Es ist 0,012 lang, an beiden Enden 0,0015 stark, 
an der dünnsten Stelle 0,001. Der nächst kleinere, im Profil entblösste Knochen von 0,007 
Länge ist ein erstes Zehenglied. Ein anderes Zehenglied misst 0,006 Länge, und mit die- 
sem liegt noch ein Stückchen vom folgenden zusammen. Hienach wurde zu Haslach und 


— 146 — 


bei Westerburg wahrscheinlich dieselbe Frosch-Species verschüttet. Die Braunkohle ist 
schiefrig und von dunklerer Farbe, die Knochen sind etwas heller. 

Die Taf. XXI. Fig. 7 abgebildete, in der Braunkohle von Gusternhain, auf dem: We- 
sterwalde, mit Anthracotherium magnum gefundene Versteinerung wurde mir im Juni 1852 
durch Herrn Professor Fried. Sandberger aus der Sammlung des naturhistorischen Vereins 
für das Herzogthum Nassau mitgetheilt. Die Skelettheile liegen auf schiefrigem Braunkohlen- 
thon von dunkelbrauner Farbe, auf dessen Rückseite Ueberreste von Froschlarven walhırge- 
nommen werden, die wegen Unvollständigkeit eine Vergleichung mit den Larven von an- 
deren Orten nicht gestatten. Die Knochen sind aufgebrochen. 

Der vollständige lange Knochen ist unverkennbar ein Unterschenkel von 0,0315 Länge 
“und 0,0045 Breite am oberen, 0,003 am unteren Ende. Mit diesem beschreibt der andere 
Unterschenkel einen spitzen Winkel, und an letzteren stossen die beiden Fusswurzelknochen 
erster Reihe, die 0,0145, mithin fast die halbe Unterschenkellänge ergeben. Sie waren 
schlank und in Stärke kaum verschieden. Nicht weit davon liegen drei Mittelfussknochen, 
von denen der vollständige die Länge der Fusswurzelknochen erster Reihe einhält. Die bei- 
den unvollständig überlieferten Knochen rechts von den Unterschenkeln können nur die 
Oberschenkel seyn, deren Länge sich nicht ermitteln lässt. An dem vorhandenen, wie es 
scheint, unteren Ende ergiebt sich 0,0045 Breite, an der schwächsten Stelle 0,0025. An 
den Oberschenkel stösst ein Knochenende, das mit dem oberen Ende des Vorderarmes Aehn- 
lichkeit besitzt, der hienach von schlanker Beschaffenheit gewesen seyn wird. Weiter unten 
bemerkt man zwei Glieder von 0,004 Länge, die für Mittelhandknochen etwas kurz wären, 
und daher erste Fingerglieder seyn werden. Auf der Platte finden sich noch einige kurze, 
gegabelte Knöchelchen vor, von denen ich zwei der besseren in die Abbildung aufgenommen 
habe. Es fragt sich, ob es rippenartige Theile sind. 

Für Palaeobatrachus sind die überlieferten Knochen zu schlank, sie erinnern mehr an 
die Ranen oder Hylen. Die Grösse kommt nach den Resten vom Fuss auf Rana Luschitzana 
(Palaeontogr., I. S. 66. t. 10. f. 5. 6) heraus, deren Ober- und Unterschenkel jedoch nicht 
gekannt sind. Die Böhmische Species besitzt wohl auch einen schlankeren Vorderarm, aber 
der längste Mittelfussknochen erreicht nicht wie in der Versteinerung von Gusternhain die 
Länge der Fusswurzelknochen erster Reihe. In Rana Meriani, einem Thier ähnlicher Grösse, 
ist der Mittelfuss im Vergleich zu den Fusswurzelknochen erster Reihe noch kürzer, wodurch 
sich schon Verschiedenheit verräth; auch war der Vorderarm stärker. Rana Jägeri von 
Haslach war ebenfalls ein Thier ähnlicher Grösse, dessen Unterschenkel sich aber in der 
einen Hälfte stärker darsellt als in der anderen. Da die Fusswurzelknochen erster Reihe 
nicht vorliegen, so lässt sich auch das Verhältniss nicht ermitteln, das sie zu anderen Kno- 
chen einhielten. Es ergiebt sich hieraus wenigstens so viel, dass die Braunkohle von Gustern- 
hain einen Frosch von der Grösse der Rana Jägeri umschliesst, der ich die Reste vorläufig anreihe. 


ae 


Palaeobatrachus Goldfussi. 
Taf. XVII. Fig. 1—8. Taf. XIX. Fig. 7. Taf. XX. Fig. 10. 


Rana diluviana, Goldfuss, in N. Acta Leopold., XV, 1. 1831. S. 119. t. 12. f. 1—3. 5—9. 
t. 13. f. 13. 

Palaeobatrachus Goldfussi, Tschudi, Classification der Batrachier, 1838. S. 23. 42. 81. 

Palaeophrynos Gessneri Tschudi, Dumeril et Bibron, erpetologie generale, VIH. 1841. p. 777. 

Palaeobatrachus Goldfussi, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1843. S. 580; 1852. S. 57. 
466; 1858. S. 202. 

Palaeobatrachus Goldfussi, Ruppel, in Mus. Senckenb,, III. 1845. S. 220. t. 15. 

Palaeophrynos grandipes, Giebel, in Jahresb. des naturh. Vereines in Halle,- 3. Jahrg. S. 44. t.1. 


Diesen fossilen Frosch rechnet Goldfuss wegen der Länge der hinteren Gliedmaassen 
und des Mangels einer Verdickung an den Zehen zum Genus Rana; Tschudi dagegen bildet 
daraus, sich auf die Form des Schädels stützend, ein eigenes Genus, das er Palaeobatrachus, 
die Species P. Goldfussi nennt und neben das die Frösche mit den Ceratophriden verbin- 
dende Ranen-Genus Leptobranchium stellt. Aus dem Verlaufe meiner Untersuchungen wird 
sich ergeben, in wie weit diese Ansicht gerechtfertigt erscheint. Dumeril und Bibron irren 
sehr, wenn sie glauben, Goldfuss habe in den Acten der Leopoldina nochmals denselben 
Frosch aus dem Tertiär-Mergel von Oeningen beschrieben, auf den Andreae zuerst aufmerk- 
sam gemacht und den Tschudi Palaeophrynos Gessneri benannt hat. Denn Goldfuss kannte den 
Frosch von Oeningen gar nicht. Was er veröffentlicht rührt aus der Rheinischen Braun- 
kohle her und wird von ihm unter Rana diluviana begriffen, dem nachmaligen Palaeobatra- 
chus Goldfussi, der-zu Oeningen gar nicht vorkommt und überhaupt mit Palaeophrynos Gess- 
neri nichts gemein hat, wie ich dies in meinem Werk über Oeningen (S. 24. t. 5. f. 2) 
nachgewiesen habe. Was endlich Giebel unter Palaeophrynos grandipes begreift, ist, wie ich 
gleichfalls gezeigt habe, nichts anderes, als die in der Sack’schen Sammlung zu Halle befind- 
liche Gegenplatte des von mir Taf. XVII. Fig. 8 abgebildeten Exemplars von Palaeobatra- 
chus Goldfussi der Senckenbergischen Sammlung, das ich unten ausführlich beschreiben werde. 


Bei meinen Untersuchungen über den Palaeobatrachus Goldfussi war es mir sehr 
erwünscht, mich derselben Stücke bedienen zu können, die der Abhandlung von Goldfuss 
zu Grunde liegen und auch Tschudi untersucht hat. Ich habe mich dabei überzeugt, dass 
die Gegenstände bei Goldfuss nicht immer getreu dargestellt sind, sie sind gewöhnlich zu sym- 
metrisch gehalten, hie und da vervollständigt, und es ist versucht worden, die Abdrücke als wirk- 
liche Knochen wiederzugeben. Diese in der Sammlung der Universität Bonn zu Poppelsdorf 
befindlichen Ueberreste verdanke ich der Mittheilung des Herrn Geheimen Bergrathes Nög- 
gerath, die anderen Versteinerungen aus der Rheinischen Braunkohle den Herren Berghaupt- 


mann von Dechen und Dr. Krantz in Bonn, die Exemplare aus der Braunkohle Böhmen’s 
Band VII, 3. 20 


— 18 — 


wurden ınir von Herrn Professor Geinitz aus dem Königlichen mineralogischen Museum zu 
Dresden anvertraut. Unter allen diesen Exemplaren ist noch immer das, worauf Goldfuss 
hauptsächlich seine Angaben gründet, eines der wichtigsten. Ich gebe davon Taf. XVII. 
Fig. 1 eine genaue Abbildung. Es besteht fast nur in Abdruck, der jedoch so scharf ist, 
dass ich ihn als Form benutzen und mit einem Teig aus frischer Brodkrumme ausdrücken 
konnte, wobei ich das Fig. 2 dargestellte Relief erhielt, das die Knochen jedenfalls besser 
wiedererkennen lässt, als der Abdruck. Ich werde zuvörderst die einzelnen Skelettheile 
nach meinen Erfahrungen an den verschiedenen Exemplaren darlegen, und hierauf einen 
Ueberblick über die Exemplare selbst folgen lassen. 

Schädel. Die breitere Form des Schädels beruht in Palaeobatrachus Goldfussi theil- 
weise auf Druck, der die hintere Gegend wegen grösserer Höhe stärker ausdehnen musste, 
als die plattere vordere. Vergleicht man die Individuen verschiedenen Alters mit einander, 
so lässt sich nicht verkennen, dass der Schädel beim Aelterwerden des Thieres an Breite zu- 
nahm und zuletzt ein wenig breiter als lang war, worin er jedoch mehr auf Rana als auf 
Bufo oder Pipa herauskam, etwa mit Ausnahme der zu den Pipen zählenden Dactylethra, 
deren Schädel noch am meisten Aehnlichkeit besitzen würde. Der Schädel ist länger als 
die Strecke der Wirbelsäule bis zum Beginne des Schwanzbeines, zu der er sich wie 4 : 3 
verhält, und wobei er so viel misst als der Unterschenkel. Unter den Fröschen derselben 
Braunkohle hat zwar Rana Troscheli auch einen Schädel der länger ist, als die bezeichnete 
Strecke der Wirbelsäule, das Thier ist aber sonst verschieden, und in Rana Meriani und 
Rana Nöggerathi misst der Schädel gerade so viel als diese Strecke. Die Augenhöhlen lie- 
gen in Palaeobatrachus weiter vorn, wodurch es kommt, dass der hintere Knochengürtel des 
Schädels stärker entwickelt zu seyn scheint. Diese Höhlen sind dabei kleiner, länger oval 
und vorn mit einem spitzeren Winkel versehen, was mehr an die Pipen als an die Ranen 
erinnert. Der mittlere Theil des Hinterhauptes führt weiter zurück als die äusseren Theile 
der hinteren Schädelgegend (Taf. XVIN. Fig. 1. 2. Taf. XIX. Fig. 7). Das Pauken-Schlä- 
fenbein, so wie das zur Aufnahme des Unterkiefers bestimmte Jochbein scheinen sich noch 
weniger hinterwärts ausgedehnt zu haben, wonach auch der Unterkiefer hinten kurz gewesen 
seyn wird. Nach Goldfuss wäre selbst in dem Taf. 3. Fig. 1. 2 abgebildeten Exemplar das 
Stirn-Scheitelbein in zwei noch überdies paarige Knochen getrennt, was ich nicht finden kann und 
um so weniger wahrscheinlich ist, als selbst in jüngeren Thieren derseiben ‚Species das Stirn- 
Scheitelbein einen einfachen Knochen darstellt. Die Scheitelbeine (c’c’ bei Goldfuss) sollen 
wie bei den Pipen in der Mitte ihres vorderen Endes eine Spitze und an den Seiten zwei 
nach vorn sich erstreckende Flügel darstellen, zwei einspringende Winkel bildend, in die die 
Stirnbeine (cc) eingriffen, und die Stirnbeine sollen in ihrem winkelförmig ausgeschnittenen 
vorderen Rande die hintere Ecke eines in seiner Mittellinie getrennten rhomboidalischen Kno- 
chens (h), der dem gürtelförmigen Beine des Wasserfrosches und dem vorderen Stirnbeine der 


— 19 — 


Pipen entspräche, aufgenommen haben. Bei dieser Deutung stützt sich Goldfuss auf die jetzt 
als Abdrücke vorliegenden, ursprünglich erhabenen Kanten. Wollte man aber zugeben, dass 
solche linienförmige Erhabenheiten alle von Nähten herrührten, so würde man genöthigt seyn, 
eine'noch grössere Anzahl Knochen anzunehmen. 

Die Oberseite des aus dem Stirn-Scheitelbein bestehenden Hauptknochens des Schä- 
dels (Taf. XVII. Fig. 2) besitzt einen vorn und hinten sich erweiternden Längseindruck, 
dem es auch beizumessen ist, dass der innere Theil des Augenhöhlenrandes sich etwas auf- 
geworfen darstellt. Vor. dem Längseindrucke liegt eine rhombische, hinten sich fein aus- 
spitzende Erhöhung, von deren paarigen Beschaffenheit ich mich nicht überzeugen konnte, 
und die vielleicht noch zum Hauptknochen gehört. Die davor liegende Stelle mit einem 
kleinen Ausschnitt an der Aussenseite könnte ‘eher den Stirn-Näsenbeinen angehören. Die 
Exemplare Taf. XVIN. Fig. 3 und 4 berechtigen zur Annahme, dass der Hauptknochen des Schä- 
dels vorn stumpfwinkelig endigte, wo alsdann die rhombische Platte ihm noch zustehen und 
das gürtelförmige Bein oder Siebbein wenigstens auf der Oberseite des Schädels nicht sicht- 
bar gewesen seyn würde. Jede der beiden Zwischenkieferhälften war zur Bildung des Na- 
senloches hinten ausgeschnitten, wie aus den Abdrücken erkannt wird. Die Felsenbeine sind 
gross, sie begrenzen die Augenhöhlen hinten und scheinen sich innen an dem Hauptknochen 
noch etwas nach vorn verlängert zu haben, den Theil bildend, welchen Goldfuss für einen Flü- 
gel des Scheitelbeines nimmt. Vom Pauken-Schläfenbein scheint der hintere Schenkel mehr 
nach aussen gerichtet und dadurch mit dem vorderen Schenkel einen fast rechten Winkel 
gebildet zu ‚haben. Der aussen an ihn sich anschliessende und weiter nach vorn ziehende 
bandartige Knochen wird dem Flügelbein angehören, was wieder mehr an den Ranen-Schä- 
del erinnern würde. Der Zwischenkiefer und Oberkiefer waren bezahnt, der Unterkiefer 
zahnlos ; über eine etwaige Bezahnung des Gaumens war kein Aufschluss zu erlangen. 

Wirbelsäule. Die Wirbelsäule misst bis zum Schwanzbeine, wie erwähnt, noch nicht 
die Länge des Schädels, der in dem Exemplar XVII. Fig. 1 sich zu ihr wie 3:4 verhält. 
Nach Goldfuss bestünde die Wirbelsäule mit Inbegriff des Schwanzbeines aus elf Wirbeln, 
sechs lägen mit fünf Paar Querfortsätzen über oder vor dem Kreuzbeine, drei wären mit dem 
Darmbeine verwachsen und zwei bildeten das Schwanzbein. 

Zwischen Kopf und Kreuzbein zähle auch ich sechs Wirbel, angenommen dass der 
erste oder Atlas und der zweite zu nur einem Wirbel verwachsen sind, der nicht viel länger 
war als einer der folgenden. Auch fünf Paar Querfortsätze vor dem Kreuzbeine sind richtig. 
Die Wirbel sind auffallend kurz und breit, der sechste noch ein wenig kürzer als die vor- 
sitzenden. In dem der Schilderung der Skelettheile hauptsächlich zu Grunde liegenden 
Exemplar Taf. XVII. Fig. 1 messen diese sechs Wirbel zusammen nur die halbe Schädel- 
länge. Von den fünf Paar Querfortsätzen, die in jüngeren Thieren sich mehr gleich lang, 


gleich stark und weniger stark hinterwärts gerichtet darstellen, besitzen das erste und letzte 
20* 


— 10 — 


Paar ungefähr gleiche Länge, sie sind dabei die kürzesten und am geradesten nach aussen 
gerichtet, und die Fortsätze des ersten Paares sind am stärksten, die des letzten am 
schwächsten; die ersten verschmälern sich gegen die Mitte und erscheinen daher am Ende 
breiter, während die letzten sich mehr ausspitzen. Das zweite und dritte Paar sind gleich 
lang und am stärksten hinterwärts gerichtet, zumal das zweite, das dabei auch stärker ist. 
Ein wenig schwächer und kürzer ist das vierte Paar. Die oberen Stachelfortsätze waren 
sehr gering. Die Gelenkfortsätze sind zusammengedrückt und werden nur durch eine An- 
schwellung. an der Basis der Querfortsätze erkannt. Goldfuss glaubt, dass die Querfortsätze 
des sechsten Wirbels, mithin des fünften Paares, den oberen Rand des Darmbeines berühren 
und wahrscheinlich mit diesem verwachsen seyen. Man zähle daher nur fünf Rückenwirbel, 
dagegen vier Kreuzbeinwirbel. Was den sechsten Wirbel anbelangt, der dem Kreuzbein- 
wirbel der lebenden Frösche entsprechen soll, so ist dieser offenbar ein ächter Rückenwirbel; 
auch ist sein Körper so wenig mit dem folgenden Wirbel verwachsen, als seine Querfortsätze 
mit den Darmbeinen. Wohl aber besteht das Kreuzbein aus wenigstens drei Wirbeln, dem 
siebenten, achten und neunten, deren Körper zusammen ungefähr so viel messen, als die 
Länge von zwei vorhergehenden Wirbeln. Die Querfortsätze, die diesen drei Wirbeln eher 
eine geringere Breite als in den davorsitzenden Wirbeln geben, verwachsen allmählich zu 
erst aussen zu einem gemeinschaftlichen, sich etwas mehr hinterwärts ausdehnenden Quer- 
fortsatze. An den jüngeren Exemplaren (Taf. XX. Fig. 10) wird deutlich erkannt, dass das 
Kreuzbein ursprünglich aus mehreren Wirbeln bestand, gewöhnlich aus drei, bisweilen glaubt 
man auch vier unterscheiden zu können. Die Querfortsätze dieser Wirbel sind alsdann noch 
kurz und überhaupt gering, dabei so vollkommen getrennt, dass eine Neigung zur Bildung 
eines gemeinschaftlichen beilförmigen Querfortsatzes nicht im mindesten wahrgenommen wird. 
Bei zunehmendem Wachsthum trat Verschmelzung der Körper und der Querfortsätze bei diesen 
Wirbeln ein, unter Bildung von Kreuzbeinlöchern (Taf. XVII. Fig. 1.3.4. Taf. XIX. Fig. 4. 5. 
Taf. XX. Fig. 10), die erst mit der Beendigung der Verknöcherung sich schlossen, wo als- 
dann der Querfortsatz des Kreuzbeines eine einfache Knochenplatte darstellte (Taf. XVII. 
Fig. 8. Taf. XX. Fig. 11). Dass in Palaeobatrachus das Kreuzbein mit dem Darmbeine 
nicht verwachsen war, ergiebt sich aus allen von mir untersuchten Exemplaren von Palaeo- 
batrachus Goldfussi, selbst aus dem eines alten Thieres Taf. XVII. Fig. 8, dann aber auch 
aus Palaeobatrachus gigas. 

Das Schwanzbein ist fast immer umgelegt, woraus sich schon entnehmen lässt, dass 
es mit dem Kreuzbeine nicht verwachsen war. Auch erkennt man, dass es gegen das 
vordere Ende hin kammartig anstieg. Es war nicht länger als die vor ihm liegende Strecke 
der Wirbelsäule, zu deren Kürze es daher im Verhältniss stand, dabei aber war es stark. 
Bisweilen erscheint das Schwanzbein in geringer Entfernung vom vorderen Ende ein wenig 
eingeschnürt und mit ein Paar kleinen Querfortsätzen versehen, was darauf hinweist, dass 


= bi — 


dasselbe ursprünglich aus zwei Wirbeln bestand, von denen der vordere sich durch Kürze 
auszeichnete. | 

Ungeachtet vor dem Kreuzbeine des Palaeobatrachus Goldfussi nur sechs Wirbel liegen, 
so besass dieser Frosch mit dem Schwanzbein, wie wir gesehen haben, ursprünglich doch 
elf Wirbel, woraus die Wirbelsäule der Frösche auch eigentlich besteht. 

Für den langen starken Arm ist der Brust-Schultergürtel gering entwickelt. Das 
Schulterblatt findet sich gewöhnlich so abgelagert, dass es mit seinem oberen Ende nach 
aussen gerichtet erscheint. Dieser Knochen nähert sich durch geringere Grösse und, wie 
es scheint, auch in der Form den Pipen; in den Ranen ist das Schulterblatt höher. Am 
deutlichsten liegt es in den Exemplaren von Markersdorf (Taf. XIX. Fig. 4. 5) vor. Von 
einem oberen Theil wird nichts wahrgenommen, der daher ganz aus Knorpel bestanden 
haben wird. 

Das Schlüsselbein ist ein schmaler, nach innen und vorn gebogener Knochen‘, der 
für ein Zungenbeinhorn verkannt wurde. Es ist am deutlichsten in dem Exemplar Taf. XVII. 
Fig. 8, und zwar hier in einer Verbindung überliefert, dass über die richtige Deutung des 
Knochens kein Zweifel seyn kann. Auch in dem jüngeren Exemplar Taf. XX. Fig. 10 aus 
der Rheinischen Braunkohle, so wie in dem Exemplar von Markersdorf Taf. XIX. Fig. 5 
wird dieser Knochen deutlich erkannt. Er erinnert an das Schlüsselbein in Bufo fuscus und 
in Dactylethra, ein Genus das zu den Pipen gerechnet wird; in den Ranen ist der Knochen 
gerade und nach innen gerichtet. 

Das Hakenschlüsselbein ist öfter deutlich überliefert (Taf. XVII. Fig. 8. Taf. XIX. 
Fig. 4. 5. Taf. XX. Fig. 10). Es ist ein längerer Knochen, aussen gewöhnlich nur halb 
so breit als innen, wo es vorn sich etwas mehr zuspitzt als hinten. Am meisten gleicht 
der Knochen dem in den Ranen, er ist aber etwas schlanker als in der typischen Rana 
esculenta; in Pipa ist der nach innen gerichtete Theil noch breiter, namentlich im Vergleich 
zum äusseren. 

Vom Brustbein habe ich keine Andeutungen vorgefunden. 

Die vorderen Gliedmaassen schienen etwas weiter vorn eingelenkt zu haben als in 
anderen Fröschen, und dadurch dem Thier ein noch gedrungeneres Ansehen verliehen zu 
haben. Die langen Gliedmaassenknochen überhaupt waren stark, Oberarm und Vorderarm 
nicht klein; diese beiden Knochen verhielten sich ungefähr wie 3:2. Der Oberarm, dessen 
oberes Ende stark convex gebildet ist, wird nach dem oberen Ende hin durch eine mässige 
Deltoidal-Kante etwas breiter. Die untere Gelenkrolle war zur Aufnahme des Vorderarmes 
mässig kugelförmig gewölbt. 

Von der Handwurzel erkennt man bisweilen mehrere Knöchelchen (Taf. XVIIL Fig. 1. 
4. 8. Taf. XX. Fig. 10), deren Zahl indess nicht genau zu ermitteln war. 

Die in Länge kaum verschiedenen Mittelhandknochen zeichnen sich durch Länge aus, 


- 12 — 


die der Länge des Vorderarmes gleich kommt. . Hiedurch entfernt sich der Frosch von den 
Ranen und Hylen; selbst in Bombinator und Bufo ist die Mittelhand auffallend kürzer als 
der Vorderarm, während bei den Pipen die Länge der Mittelhaud der des Vorderarmes 
entspricht. 

Vom Daumenrudiment habe ich nichts vorgefunden; der zweite und. dritte Finger 
zählen zwei, der vierte und fünfte Finger drei Glieder, wie in den Fröschen gewöhnlich. 

Die Darmbeine zeichnen sich durch Kürze und Stärke aus. Sie reichen, wenn sie 
nicht verschoben sind, bis zum vorderen Ende des Kreuzbeines. Schon aus den öfter 
sich darstellenden Verschiebungen wird ersichtlich, dass Darmbein und Kreuzbein nicht ver- 
wachsen waren. Palaeobatrachus glich also hierin, ungeachtet der Kürze seiner Gliedmaassen 
und der breiten Kreuzbeinfortsätze, nicht den Kröten und Pipen, sondern den Ranen und 
Hylen. Die Darmbeine sind daher auch nicht vorn zur Aufnahme der Fortsätze des Kreuz- 
beines abgeplattet. Sie sind merklich kürzer als der Oberschenkel und einförmig, nicht 
durch eine besondere Kante erhöht, nur gegen die Beckenpfanne hin werden sie höher. 
In den Ranen und Hylen sind die Darmbeine nicht länger als der Oberschenkel, in Bom- 
binator (B. igneus) länger, in Bufo (B. viridis) auffallend länger und in Dactylethra länger 
als der Oberschenkel. An dem jetzt nach innen gerichteten Unterrande der Darmbeine des 
jüngeren Exemplars Taf. XVII. Fig. 3 erkennt man gegen das hintere Ende hin einen 
kleinen, feinen, zahnartigen Fortsatz, den ich an den übrigen Exemplaren nicht wahrgenom- 
men habe. 

Das Scham -Sitzbein liest in den Exemplaren Taf. XVII. Fig. 1. 2. 3 deutlich vor, 
bietet aber nichts besonderes dar. 

Die langen Knochen der hinteren Gliedmaassen sind verhältnissmässig kürzer und 
stärker als in den Ranen und Hylen. Der nur schwach gebogene, an den Enden sich ver- 
stärkende Oberschenkel verhält sich zum Oberarme wie 3:2, in den jüngeren Exemplaren 
wegen des kürzeren Oberarmes mehr wie 2:1. In den Ranen und Hylen ist gewöhnlich der 
Oberarm fast nur halb so lang als der Oberschenkel, in Bombinator (B. igneus) der Ober- 
schenkel etwas länger als der Oberarm, in Bufo (B. viridis) Oberarm und Oberschenkel gleich 
lang, in Dactylethra, zu den Pipen zählend, der Oberarm ungefähr halb so lang, als der 
Oberschenkel. ; 

Der geradere und kaum schwächere Unterschenkel ist etwas kürzer als der Ober- 
schenkel, in den Ranen und Hylen sind beide Knochen mehr gleich lang, in Dactylethra der 
Unterschenkel eher etwas länger, in Pipa eher kürzer als der Oberschenkel. 

Die Fusswurzelknochen erster Reihe, das Sprung- und Fersenbein darstellend, sind 
stark und kommen auf die Länge der Mittelhand und des Mittelfusses heraus, sie sind dabei 
halb so lang als der Unterschenkel. In fast allen Fröschen, selbst in Dactylethra, sind die 


Fusswurzelknochen erster Reihe länger als die Mittelhand. 


= 3 = 


In den Exemplaren Taf. XVII. Fig. 1 und Taf. XIX. Fig. 7 erkennt man deutlich, 
dass zwischen den Fusswurzelknochen erster Reihe und dem Mittelfussknochen der Daumen- 
zehe ein zu den Fusswurzelknochen zweiter Reihe gehöriges Anhängsel sich befindet, das auf 
eine Weise gebildet ist, dass man es für eine verkiimmerte Zehe halten könnte; es vertritt die 
in anderen Fröschen mit einem kleinen hakenförmigen Knochen versehene Stelle. In dem 
Exemplar Fig. 1 besteht dieses Anhängsel aus drei Knöchelchen, von denen das mittlere das 
grösste ist, was in dem Exemplar Fig. 7 mit dem letzten der Fall ist. 

Von den fünf im Ganzen nicht sehr verschiedenen Mittelfussknochen ist der der Dau- 
menzehe der kürzeste. Ohne den Mittelfuss bilden die Zehenglieder, mit der Daumenzehe 
beginnend, folgende, den meisten Fröschen entsprechende Reihe: 2. 2. 3. 4. 3. Die Zehen 
sind in Länge wenig verschieden, die vierte würde die längste seyn, doch nur kaum länger 
als die Zehen, zwischen denen sie liegt. Die Daumenzehe war die kürzeste. Der Frosch 
besass daher einen stumpfen Fuss, für den die Exemplare Taf. XVIN. Fig. 1. 4. 5. Taf. XIX. 
Fig. 7 wichtig sind. Ohne die Fusswurzelknochen erster Reihe maass er die Länge des 
Unterschenkels. 

In Palaeobatrachus Goldfussi erinnern also die kleineren, schmäleren Augenhöhlen 
mit einem spitzeren vorderen Winkel, so wie die kürzere, mehr geschlossene Strecke davor 
an die Pipen, deren Schädel jedoch im Genus Pipa breiter als lang ist, dagegen in Dacty- 
lethra mehr auf das Verhältniss in Palaeobatrachus Goldfussi herauskommt, bei dem er em 
wenig spitzer zuzugehen scheint. Eben so würde die Gegenwart von Zähnen im Öberkiefer 
gegen Pipa, wohl aber für Dactylethra seyn. In den meisten Fröschen, selbst in den beiden 
Pipen, ist der Kopf kürzer als die Strecke der Wirbelsäule bis zum Schwanzbein, und der 
Unterschenkel länger als der Schädel, was selbst in Dactylethra der Fall ist, und in den 
Ranen und Hylen kann er sogar noch einmal so lang seyn. In Palaeobatrachus ist der 
Kopf so lang als der Unterschenkel und länger als die bezeichnete Strecke der Wirbelsäule; 
letzteres erinnert an Rana Troscheli aus derselben Braunkohle, mit der keine weitere Aehn- 
lichkeit besteht, besonders aber an die lebende Ceratophrys dorsata, deren Kopf aber viel. 
breiter, knöchern geschlossen und mit kleinen, runden, weiter hinten liegenden Augen ver- 
sehen ist; auch ist der Kopf sogar kürzer als der Unterschenkel, und die Wirbelsäule zählt 
bis zum Kreuzbein acht Wirbel mit sieben Paar Querfortsätzen, wobei angenommen wird, 
dass der erste und zweite Wirbel verwachsen sind, während in Palaeobatrachus diese im 
Vergleich zum Schädel dieselbe Länge einnehmende Strecke nur aus sechs Wirbeln mit fünf 
Paar Querfortsätzen besteht. In Ceratophrys müssen daher die Wirbel noch kürzer seyn als 
in Palaeobatrachus. Sieben Paar Querfortsätze bis zum Kreuzbeine stehen den meisten Frö- 
schen zu, auch den beiden Pipen, bei denen aber das zweite und dritte Paar Querfortsätze 
sich durch auffallende Länge, die übrigen durch Kürze, die hinteren überdies durch ihre 
nach vorn gerichtete Lage auszeichnen. Weber ein ursprünglich aus mehreren Wirbeln zu- 


- a = 


sammengesetztes Kreuzbein, wie in Palaeobatrachus, ist von anderen Fröschen nichts bekannt. 
In den Ranen und Hylen ist der Querfortsatz des Kreuzbeines gewöhnlich nicht ausgebreitet, 
dafür mehr hinterwärts gerichtet; nicht ausgebreitet ist er auch in Ceratophrys dorsata; in 
Bombinator igneus und Bufo viridis geschieht die Ausbreitung gleichförmiger nach vorn und 
hinten, in ersterem spitzer oval, während der beilförmige Querfortsatz in Palaeobatrachus 
mehr auf die Pipen herauskommt, bei denen er aber aussen viel breiter ist und auch vorn 
spitzer ausgeht. Das Kreuzbein ist, wie in den langbeinigen Fröschen, weder mit dem 
Schwanzbeine noch mit den Darmbeinen verwachsen; in den Pipen und selbst in den Kröten 
finden beide Verwachsungen statt. 

Das Hakenschlüsselbein entspricht mehr den Ranen, das Schulterblatt, noch mehr 
aber das Schlüsselbein den Pipen. Nur in Bufo (B. viridis) sind Oberarm und Oberschenkel 
fast gleich lang. Palaeobatrachus schliesst sich hierin mehr den übrigen Fröschen an, in 
denen der Oberarm kürzer ist. Vorderarm, Mittelhand, Mittelfuss und die beiden Fusswur- 
zelknochen erster Reihe sind gleich lang, und dabei halb so lang als der Unterschenkel; 
in Ceratophrys sind Mittelhand und Mittelfuss kürzer, in den meisten Fröschen die Mittelhand 
auffallend kürzer, in Dartylethra Mittelhand und Vorderarm gleichlang, aber auffallend kürzer 
als der halbe Unterschenkel und auch kürzer als die Fusswurzelknochen erster Reihe und 
der Mittelfuss; in Pipa sind Mittelhand und Vorderarm ebenfalls ungefähr gleich lang, dabei 
kürzer als der halbe Unterschenkel, und der Mittelfuss von den Fusswurzelknochen erster 
Reihe in Länge kaum verschieden. 

In Palaeobatrachus Goldfussi stellt sich der Oberschenkel länger als das Darmbein 
heraus, wie in den meisten Fröschen; in Bufo dagegen und den Pipen kürzer. In Palaeo- 
batrachus gigas und Pal. gracilis besteht, wie wir sehen werden, eher Längengleichheit zwi- 
schen diesen beiden Knochen, so auch in Ceratophrys. Der Fuss ist nicht wie in den Ranen 
und Hylen lang und spitz, sondern bei derselben Anzahl Zehenglieder wie ‘in den kurzbei- 
nigen Fröschen kürzer, breit und stumpf, selbst stumpfer als in Ceratophrys dorsata, bei 
der die vierte Zehe immer noch weiter vorsteht, als die beiden Zehen, zwischen denen sie 
liegt, und die Daumenzehe auffallende Kürze zeigt. 

Diese Angaben werden genügen um das Genus, sowie die Species Palaeobatrachus 
Goldfussi zu bezeichnen. Neigt dieser Frosch in einiger Hinsicht, sogar in gewissen Schädel- 
theilen, zu den kurzbeinigen Fröschen hin, so steht er doch in anderer Hinsicht wieder den 
langbeinigen nahe, in Betreff der Kürze der Wirbelsäule Ceratophrys; die geringere Zahl 
Wirbel bis zum Kreuzbein ist überdies eine auffallende Eigenthümlichkeit. Wir stossen da- 
her auch hier wieder, und zwar bei einem fossilen Geschöpf aus der der unserigen unmittel- 
bar vorhergegangenen vorgeschichtlichen Periode, auf ein Genus, das Verhältnisse darbietet, 
die es schwer machen, für dasselbe eine geeignete Stelle im System aufzufinden. 

Die verschiedenen Stufen der Entwickelung, worauf die von mir von Palaeobatrachus 


— dis — 


Goldfussi untersuchten Exemplare stehen, von denen ich die wichtigeren nunmehr vorführen 
will, veranlassen mich zugleich einen Blick auf die Metamorphose der Frösche zu werfen. 

Duges (Recherches sur Posteologie etc. des Batraciens, 1834. p. 79), dem wir hierüber 
wichtige Untersuchungen verdanken, unterscheidet bei den Fröschen sechs Perioden der Ent- 
wickelung; die erste wird durch die Gegenwart von äusseren Kiemen und einen länglichen 
Körper bezeichnet; in der zweiten sind keine äussere Kiemen mehr vorhanden, aber auch 
noch keine Beine; in der dritten entwickeln sich die hinteren Gliedmaassen; in der vierten 
erscheinen die vorderen Gliedmaassen und der Schwanz verschwindet allmählich ; in der fünften 
ist das Thier vollkommen schwanzlos, das Skelett aber erst wenig entwickelt, und erst in der 
sechsten Periode erfolgt die Entwickelung vollständig. Den Larven überhaupt sind verschiedene 
Namen beigelegt worden, sie werden als Froschlarven, Froschwurm, Kaulquappen, Kaulfrosch, 
Gyrinen, tetard im Französischen, aufgeführt. Larven der ersten Periode liegen fossil nicht 
vor, doch wohl nur aus dem Grunde, weil sie bisher der Aufmerksamkeit der Sammler ent- 
gingen. Dagegen sind die übrigen Perioden der Entwickelung in der Braunkohle gut vertreten, 
und zwar durch Präparate, die kaum besser von den Larven lebender Frösche angefertigt 
werden könnten. Die knorpeligen Theile haben sich freilich nicht erhalten. Aus den fossilen 
Larven ergiebt sich, dass die Frösche der Tertiär-Zeit ganz dieselbe Metamorphose durch- 
zumachen hatten, wie die gegenwärtig lebenden. 

Es ist mir aufgefallen, dass unter der grossen Anzahl der von mir untersuchten 
Exemplare von Palaeobatrachus Goldfussi nur ein völlig entwickeltes Thier anzutreffen war. 
Die völlige Entwickelung verräth sich daran, dass die Gelenkköpfe der langen Gliedmaassen- 
knochen knöchern ausgebildet sind, dass das Kreuzbein selbst in seinen Querfortsätzen einen 
einfachen Knochen darstellt und dass vom Darmbein auch der Antheil, den dasselbe zur 
Bildung der Beckenpfanne abgiebt, verknöchert ist. Alles dieses ist bei dem unter älterem 
Vorrathe der Sammlung der Senckenbergischen Gesellschaft zu Frankfurt am Main vorgefundenen, 
Taf. XVII. Fig. 8 abgebildeten Exemplar der Fall, das sich hierin selbst von dem Exemplar 
Taf. XVII. Fig. 1 der Bonner Sammlung unterscheidet, welches daher nicht völlig entwickelt 
ist. Ersteres Exemplar rührt ohne Zweifel auch aus der Rheinischen Braunkohle her. 

Die Versteinerung besteht grösstentheils nur in dem scharfen Abdruck der Knochen. 
Die allgemeine Form, mit der sich der Schädel darstellt, wird hauptsächlich durch den 
nach innen umgelegten Hauptknochen des Unterkiefers veranlasst; von ihm rührt es auch 
her, dass das vordere Ende ungewöhnlich spitz erscheint. Der Schädel war keinesfalls 
länger als breit. Seine Breite beträgt 0,031, in Folge von Druck wohl etwas mehr 
als ursprünglich. In der vorderen Gegend des Oberkiefers erkennt man eme Stelle, wo 
vier Zähne sassen, die zusammen einen Raum von 0,003 Länge einnahmen und daher 
ziemlich stark waren. Die andere Öberkieferhälfte ist weiter nach aussen verlegt. Der 


durch deren Entfernung entblösste Knochen wird das Flügelbein seyn. Auch wird der 
Band VII, 3. 21 


= m = 


Zwischenkiefer wenigstens als Abdruck erkannt. Die vor den Augenhöhlen liegende Gegend 
stellt sich geschlossen dar. Die Grenze zwischen Stirn-Nasenbein und Stirn-Scheitelbein war 
nicht zu verfolgen; letzteres erreichte 0,006 Breite. Die Augenhöhle ist klein und ungefähr 
halb so breit als lang; sie liegt mit spitzem Winkel weit vorn. 

Die Schultervorrichtung behauptet noch ihre ursprüngliche Lage, auch lenken noch 
beide Oberarme ein. Vom Schulterblatt lässt sich nur erkennen, dass es sich nicht durch 
Grösse auszeichnete. Das Schlüsselbein nimmt augenscheinlich an der Bildung der Gelenkpfanne 
Theil; demungeachtet wurde es für das Zungenbein gehalten. Es besteht, wie in anderen 
Exemplaren von Palaeobatrachus Goldfussi, in einem schmalen, nach innen und vorn gebogenen, 
vorn sich berührenden Knochenpaare, das 0,012 geradlinige Länge bei nur 0,001 Stärke 
ergiebt. Die seitwärts und nach hinten gekehrten Hakenschlüsselbeine berühren sich in den 
spitzeren vorderen Enden ihrer inneren Ausbreitung; sie sind 0,011 lang, oben kaum mehr 
als 0,003, unten oder innen 0,007 und an der schmälsten Stelle 0,0015 breit. Ueber die 
Brustbeinvorrichtung lässt sich keine genaue Angabe machen. 

Von der einen vorderen Gliedmaasse ist nur der obere Theil des Oberarmes vorhanden, 
die andere liest vollständig vor. Der 0,02 lange Oberarm ist oben 0,005, unten 0,003 und 
an der in die untere Hälfte fallenden schmälsten Stelle 0,002 breit. Der Knochen war gerade, 
wurde gegen das obere Ende hin durch einen etwas umgebogenen Deltoidal-Kamm breiter, 
und der untere Gelenkkopf war nicht auffallend kugelförmig gewölbt. Der Vorderarm misst 
mit dem Ellenbogenfortsatze 0,015 Länge, ohne denselben 0,012, an dem oberen Ende 
0,004 Breite, an dem entgegengesetzten Ende 0,0055 und in der schmälsten Gegend des 
Knochens 0,002. 

Die Handwurzelknöchelchen gestatten keine genaue Unterscheidung. Die Mittelhand- 
knochen der nach vorn gerichteten Hand waren in Länge kaum verschieden. Vom rudimen- 
tären Daumen wird nichts wahrgenommen. Die Hand ist nicht verdreht. Die beiden Finger 
zunächst des Schädels sind die zweigliedrigen, die beiden äusseren die dreigliedrigen, doch 
liegen nicht alle Glieder vor. Der Mittelhandknochen zunächst des Schädels ergiebt 0,012 Länge. 

Die Grenzen der einzelnen Wirbel lassen sich nicht mehr unterscheiden. Die vordere 
Gegend der Wirbelsäule ist theils zerdrückt, theils wird sie von den Hakenschlüsselbeinen 
verdeckt gehalten. Die fünf Paar Querfortsätze bis zum Kreuzbeine nehmen nur allmählich 
an Länge und Stärke ab; das vorderste Paar ist kürzer als das zweite und auch stärker 
hinterwärts gerichtet. Bis zum Kreuzbeine bestehen so nach sechs Wirbel. Das Kreuzbein 
misst mit den Querfortsätzen 0,016 Breite, für die man von vorn nach hinten und zwar 
innen. 0,003, aussen wegen stärkerer Ausbreitung nach hinten 0,0065 erhält. Körper und 
Querfortsatz haben das Aussehen eines emfachen Wirbels. Die Beschaffenheit der Gelenkflächen 
des Körpers war nicht zu ermitteln. Das Schwanzbem, wovon das hintere Ende weggebrochen 
ist, ist umgelegt, was beweist, dass es selbst im alten Thiere mit dem Kreuzbeine nicht 


—- A — 


verwachsen war. Von einem kürzeren, vorderen Wirbel ist keine Andeutung vorhanden, wohl 
aber erkennt man den Kamm der auf der Oberseite gegen das vordere Ende hin sich erhob. 

Die: beiden Darmbeine sind umgelegt und waren daher nicht mit dem Kreuzbeine 
verwachsen; auch ist; das rechte mehr nach vorn geschoben als das linke. Das unterste 
Ende dieser Knochen ist weggebrochen; sie werden nicht über 0,027 Länge gemessen haben. 
Die mittlere Breite des nach vorn gerichteten Fortsatzes misst 0,003. 

Die Oberschenkel finden sich noch in der Gegend ihrer Einlenkung vor und sind. nach 
vorn und aussen gerichtet. Vom rechten Fuss ist überhaupt nur der obere Theil des Ober- 
schenkels überliefert. Vom linken Oberschenkel ist 0,0295 Länge zugänglich; er war noch 
etwas länger, da das obere Ende fehlt. Am unteren gerundeten Gelenkkopf ist er 0,006 stark, 
in der unteren Hälfte beträgt die geringste Stärke nur 0,002, in der oberen schwillt sie auf 
0,003 an, der Gelenkkopf war noch stärker. 

Die vom Unterschenkel überlieferte Länge beträgt 0,03, sein unteres Ende liegt nicht 
vollständig vor. Bei diesem Frosch sind die Beine so stark eingezogen, dass Oberschenkel und 
Unterschenkel eine parallele Lage einnehmen. An letzterem Knochen erreicht das untere 
Ende nicht unter 0,006 Breite, am oberen Gelenkkopfe beträgt sie 0,005 und in der in die 
obere Hälfte fallenden schmälsten Gegend 0,002. 

Von den beiden Fusswurzelknochen erster Reihe ist 0,013 Länge überliefert; viel länger 
können sie nicht gewesen seyn, sie waren dabei von gleicher Breite. Von der Fusswurzel 
wird sonst nichts. erkannt. Die Zehen überdecken sich, so dass ihre einzelnen Theile sich 
kaum unterscheiden lassen. Die längsten Mittelfussknochen messen 0,012, die längsten ersten 
Zehenglieder 0,008, ein grosses Glied, wahrscheinlich von der längsten Zehe, 0,0055. 

Das Gestein ist eine thonige Blätterkohle. 

Ich habe bereits (S. 147) erwähnt, dass nach der in der Sack’schen Sammlung zu Halle 
vorfindlichen Gegenplatte von dieser Versteinerung Giebel eine neue Species von Palaeophrynos, 
P. grandipes, aufgestellt hat, die daher mit Palaeobatrachus Goldfussi zusammenfällt. 

Aus der Braunkohle der Grube Stöschen, am Minderberge bei Linz am Rhein, derselben 
Grube, auf deren Gehalt an Fröschen schon Jordan (1803) aufmerksam macht, hatte Herr 
Berghauptmann v. Dechen die Güte, mir. drei Exemplare von Palaeobatrachus Goldfussi mit- 
zutheilen, von denen ich das wichtigste Taf. XIX. Fig. 7 abgebildet habe. Das Gebilde ist 
dünnschieferiger Braunkohlenthon. Das abgebildete Exemplar bietet die auffallende Erscheinung 
dar, dass der Kopf und die Gliedmaassen knöchern überliefert sind, während von allen übrigen 
Theilen des Knochenskelets auch nicht die mindeste Spur aufzufinden war. Es dürfte schwer zu er- 
klären seyn, woher es rührt, dass gerade die peripherischen Theile des Knochenskelets vollkommen 
verknöchert vorliegen, während: die centralen gar nicht verknöchert zu seyn scheinen. Einen 
anderen Fall, wo bei einem Frosch der Braunkohle sogar sämmtliche Knochen verschwunden 


sind, der weiche Thierkörper aber scharf angedeutet sich erhalten hat, liegt in der oben 
21% 


- 58 - 


(S. 141. Taf. XX. Fig. 8) beschriebenen Rana Salzhausenensis vor. An den Fröschen von Linz 
giebt sich der weiche Körper durch schwärzlichere Färbung zu erkennen. 

Das näher zu beschreibende Exemplar zeigt die Grösse des Taf. XVII. Fig. 4 abge- 
bildeten, nur ist sein Schädel besser entwickelt, und es ist auch stärker in Knochen. Der 
eine Oberarm ist weiter nach innen und die hinteren Gliedmaassen sind dem Kopfe näher 
gerückt. Der Mangel an Wirbeln gewährt den Vortheil, dass die hintere Schädelgrenze sich 
besser verfolgen lässt, als an irgend einem anderen Exemplar. Man erkennt, dass der hintere 
Schädelrand einen stumpfen Winkel bildet, der doppelte Gelenkfortsatz des Hinterhauptes liegt 
deutlich vor und das Stirn-Scheitelbein scheint hinterwärts sich mehr zugespitzt zu haben. 
Die Augenhöhlen waren fast noch einmal so lang als breit, sie lagen dem vorderen Schädelende 
näher als dem hinteren und ihr vorderer Winkel war spitz. Am vorderen Schädelende wird 
ein geringer, von dem Zusammenliegen der Zwischenkieferhälften herrührender Einschnitt wahr- 
genommen. Weitere Angaben über die Zusammensetzung des in Länge und Breite kaum 
verschiedenen Schädels lassen sich nicht machen. 

An einem der beiden anderen Exemplare überzeugt man sich, dass die Zahl der Wirbel, 
sowie die Beschaffenheit des Kreuzbeines mit Palaeobatrachus Goldfussi übereinstimmt. Dasselbe 
gilt auch für das abgebildete Exemplar von den Verhältnissen, welche die Gliedmaassen unter 
einander darbieten. Es besitzen namentlich die Mittelhandknochen, der Vorderarm, die Mittel- 
fussknochen und die beiden Fusswurzelknochen erster Reihe gleiche Länge. 

Vom rudimentären Daumen wird nichts wahrgenommen. Die Zahlen der Glieder, woraus 
die vier anderen Finger bestehen, bilden ohne die Mittelhand, wie in den meisten Fröschen, 
folgende Reihe: 2. 2. 3. 3. Die Handwurzelknochen lassen eine Zählung nicht zu. 

Die Fusswurzelknochen erster Reihe messen die halbe Unterschenkellänge. Die Zahlen 
für die Glieder der fünf Zehen bilden ohne den Mittelfuss folgende, den meisten Fröschen 
entsprechende Reihe: 2. 2. 3. 4. 3. Das zwischen der Fusswurzel und der Daumenzehe an- 
gebrachte Anhängsel, das man für eine rudimentäre sechste Zehe gehalten hat, ist sehr deutlich 
überliefert und besteht wenigstens aus zwei Knöchelchen, von denen das am Ende befindliche 
einem kurzen Zehenglied ähnlich sieht. Diese Versteinerung ist eine von den wenigen, woran 
man genauen Aufschluss über die Gliederung der Zehen erhält. 

Die Exemplare von Palaeobatrachus Goldfussi in der Sammlung der Universität Bonn 
rühren fast sämmtlich, wie angegeben wird, aus der Braunkohle von Orsberg her. Ich habe 
darunter kein völlig ausgewachsenes Thier vorgefunden; das am meisten entwickelte und zu- 
gleich das wichtigste ist das Taf. XVII. Fig. 1.2 abgebildete. Auf ihm hauptsächlich beruhen 
auch die Untersuchungen, welche Goldfuss und Tehudi über die Species angestellt haben. Bei 
Goldfuss findet es sich Taf. XII. Fig. 1 abgebildet. Es gehört der sechsten oder letzten 
Periode der Entwickelung an, die noch nicht beendigt war, wie aus der zusammengesetzten 
3eschaffenheit des Kreuzbeines, aus den noch nicht völlig verknöcherten unteren Enden der 


— 9 — 


Darmbeine, sowie daraus erkannt wird, dass die langen Knochen der hinteren Gliedmaassen 
noch keine gewölbte knöcherne Gelenkköpfe besitzen. Das Thier liest mit dem Rücken einer 
thonigen Braunkohle auf und besteht fast nur in dem scharfen Abdruck seiner Knochen, die 
ich vom Kopf und den Wirbeln nach einem Ausguss in Fig. 2 dargestellt habe. Da meinen 
Angaben über die einzelnen Theile dieser Species hauptsächlich dieses Exemplar zu Grunde 
liest, so werde ich nicht nöthig haben, dasselbe nochmals ausführlich zu beschreiben. Der 
Schädel ergiebt 0,022 Länge und 0,027 Breite, die Länge der Wirbelsäule bis zum Schwanz- 
beine 0,015, das Schwanzbein wird eben so viel gemessen haben. Die Länge des Oberarmes 
beträgt 0,0165, des Vorderarmes 0,01, des Oberschenkels wahrscheinlich 0,026, des Unter- 
schenkels 0,022. Mittelhand, Vorderarm, Mittelfuss und die Fusswurzelknochen erster Reihe 
sind gleich lang. Die geringere Zahl der Fingerglieder und deren spitzere Form beruht le- 
diglich auf unvollkommener Entblössung. Der weiche Körper ist durch dunklere Färbung 
scharf begrenzt. 

Das Taf. XVII. Fig. 3 abgebildete Exemplar wird in der fünften Entwickelungs-Periode 
begriffen gewesen seyn. Es liegt ebenfalls mit dem Rüken dem Gestein auf. An dem Schädel 
und dem Kreuzbein überzeugt man sich, wie weit das Thier noch in der Entwickelung zurück 
war. Man glaubt Kreuzbeinlöcher wahrzunehmen, die erst später verwachsen wären. Auch 
erkennt man, dass das vordere Ende des Hauptknochens des Schädels stumpfwinkelig zuging. 
Die Wirbelsäule ist an einer Stelle gebrochen und verschoben. 

In demselben Alter stand der Frosch Taf. XVII. Fig. 4, der auf dem Rücken zu liegen 
scheint. Arm und Beine hängen schlaff an ihm herunter. Der Jugendzustand verräth sich 
an den fehlenden Theilen des Schädels, an dem aus mehreren Wirbeln zusammengesetzten 
Kreuzben, an den kürzeren vorderen Gliedmaassen und an dem nur erst einen geringen 
Knochen darstellenden Scham-Sitzbein. Den weichen Schwanz hatte das Thier bereits abgelest. 
Die Querfortsätze besitzen mehr gleiche Länge. Der Oberarm scheint nach dem oberen Ende 
in, seiner mageren Beschaffenheit nach, nocöh nicht gehörig verknöchert gewesen zu seyn. 
Gleichwohl sind alle Finger und Zehen verknchert, sogar die Theile der Handwurzel. Der 
weiche Körper ist durch dunklerer Färbung angedeutet, das Gestein auch hier ‘mehr eine 
thonige Kohle. 

Der Frosch Taf. XX. Fig. 10 gehört ebenfalls derselben Entwickelungs-Periode an. Die 
Darstellung bei Goldfuss Taf. XII. Fig. 5 ist nicht genau. Goldfuss will die angepresste 
Haut, die den Kopf überzog, den Umriss des Augapfels und die zahnförmigen Kerben am 
Unterkiefer erkannt haben. Der Kopf scheint aber gar nicht von der Oberseite entblösst, 
und vom Unterkiefer liegen nur scharfe Abdrücke vor, deren Ränder glatt erscheinen. Das 
Exemplar misst nur wenig mehr als die Hälfte von dem grossen Taf. XVII. Fig. 1, wobei es 
gleichwohl nicht viel weniger entwickelt ist als die Exemplare Taf. XVII. Fig. 3. 4. Die 
Gegend, welche der weiche Schwanz einnahm, ist weggebrochen. Der Kopf stellt sich spitzer 


— 190. — 


als in älteren Exemplaren dar. Die Querfortsätze der Kreuzbeinwirbel sind noch getrennt. 
Schulterblatt, Schlüsselbein und Hakenschlüsselben sind gut entwickelt, eben so die vorderen 
und hinteren Gliedmaassen ; der Wirbelkörper scheint aber innen hohl und das Scham-Sitzbein 
gar nicht verknöchert zu seyn. Das Thier liegt auf dem Rücken. Das Gestein ist noch 
thoniger und grauer als das der zuvor beschriebenen Exemplare; es heben sich daher auch 
die einzelnen Knochen und der Abdruck vom weichen Körper schärfer ab. Herr Dr. Krantz 


g, So wie eines 


theilte mir im July 1859 ein Exemplar von ganz derselben Grösse von Orsberg, 


von Rott, das kaum grösser war, mit. 

Ein anderes Exemplar dieser Grösse von Orsberg in der Sammlung zu Bonn habe ich 
Taf. XVII. Fig. 6 dargestellt. Der Schädel ist ganz weggebrochen. Er scheint weniger ent- 
wickelt gewesen zu: seyn, und auch die Wirbelsäule gleicht mehr der in den Larven ohne 
Gliedmaassen. Es sind nur. erst drei Paar Querfortsätze vorhanden. Die vorderen Wirbel 
‚lassen zwar schon eine Unterscheidung zu, ihr Körper war aber immer noch nicht verknöchert. 
Vom Kreuzbein wird gar nichts wahrgenommen, und vom Schwanzbein hatte erst der vordere 
Theil zu verknöchern begonnen. An den Darmbeinen waren beide Enden noch nicht knöchern 
ausgebildet, und es bestand daher auch die Beckenpfanne wenigstens theilweise noch aus 
Knorpel. Das Scham-Sitzben war gar nicht knöchern vorhanden. Am besten sind die 
hinteren Gliedmaassen entwickelt, die aber nur unvollständig vorliegen. Der Oberarm und 
Vorderarm scheinen an den Enden noch nicht recht ausgebildet gewesen zu seyn, was besser 
bei der Hand der Fall war. Die Fusswurzelknochen erster Reihe stellen sich etwas grösser 
dar. Der weiche Schwanz war kurz, spitz und an der Basis eingeschnürt, daher dem Ver- 
schwinden nahe. Es würde dies nach Duges ein Frosch der vierten Entwickelungs-Periode seyn. 

Dasselbe gilt von dem Taf. XVII. Fig. 7 abgebildeten Thiere, das sich durch längeren 
und spitzeren Schwanz unterscheidet. Es liegen sonst nur Reste von den hinteren Gliedmaassen 
und den Darmbeinen vor, das übrige ist mit der Wirbelsäule weggebrochen. Die beiden 
Fusswurzelknochen erster Reihe sind gegen die des vorigen Exemplars merklich kürzer. 

Taf. XVII. Fig. 5 ist ‚derselbe Frosch, der sich bei Goldfuss Taf. XII. Fig. 6 undeutlich 
abgebildet findet. Er besitz die Grösse des vorigen. Die Verknöcherung ist. weniger. weit 
vorgeschritten, als man bei dem kurzen, spitzen Schwanz erwarten sollte. Der Kopf ist 
weggebrochen. Die Kürze des Oberarmes verräth die Jugend des Thieres. Die Wirbelsäule 
gleicht der in den Larven ohne Gliedmassen. Vom Kreuzbein und Schwanzbein wird nichts 
wahrgenommen. Das Schulterblatt war vorhanden, .die vorderen und hinteren Gliedmaassen 
sind gut entwickelt, bestehen aber in überaus zarten Knochen. Die Verknöcherung der Hand- 
wurzel scheint noch nicht begonnen. Die Darmbeine sind unvollständig, knöchern entwickeit, 
das Scham-Sitzbein noch gar nicht. Die Beckengegend würde hienach am spätesten verknöchern. 

Taf. XXI. Fig. 10 stellt eine, Larve aus der dritten Periode dar, in der sich nur erst 
die hinteren Gliedmaassen entwickeln, die bereits in allen ihren Theilen vorliegen, während 


— A160 = 


von den vorderen nichts wahrgenommen wird. Die Stirn-Scheitelbeine sind zum Hauptknochen 
des Schädels vereinigt, der schon dieselbe Breite wie in dem erwachsenen Thiere darbietet ; 
vorn geht er spitz zu. Vom Schädel wird sonst nichts erkannt. Man glaubt 9—10 Wirbel 
zu unterscheiden, die, aufgebrochen sind und in eine linke und rechte Hälfte zu zerfallen 
scheinen. Dahinter schliesst sich das Schwanzbein in Form eines etwas längeren, hinten ge- 
rundeten Theiles an. Die fünf Paar Querfortsätze, welche die Species zählt, sind bereits 
vorhanden, von den Querfortsätzen des Kreuzbeines aber noch keine Spur. Aussen von den drei 
vorderen Querfortsätzen gewahrt man einen zarten, platten, rhombischen, an der emen Ecke etwas 
gestielten Knochen, den man für das Schulterblatt halten könnte. Er erinnert aber zugleich 
auch an einen Knochen der zu Markersdorf gefundenen Larve Taf. XIX. Fig.2, an der noch 
keine Spur von Gliedmaassen entwickelt ist, und wo er mehr auf einen halben oberen Wirbel- 
bogen herauskommt. Vom Becken liegen die Darmbeine nur erst in zwei stumpfen, mehr nach 
aussen gerichteten Knochen vor, die halb so lang sind als die Darmbeine in den Thieren der 
folgenden Periode. Die etwas nach der einen Seite und mehr nach vorn geschobenen Knochen 
der hinteren Gliedmaassen besitzen auch nur halbe Grösse, sind dabei aber schon gut gebildet. 
Die beiden Oberschenkel liegen zunächst der Wirbelsäule, die übrigen Theile weiter aussen, 
und hängen theilweise noch zusammen. Sämmtliche Gliedmaassenknochen sind zart und von 
inehr faserigem Gefüge. Am weichen Schwanze scheint hinten ein Stück zu fehlen. Das Gestein 
ist grau und thonie. 

Von Larven der ersten Periode liegt, wie erwähnt, nichts vor; alle übrige sind solche, 
an denen keine äussere Kiemen mehr vorhanden sind, aber auch noch keine Beine; sie würden 
daher nach Duges der zweiten Periode der Entwickelung angehören. Von Orsberg habe ich 
ungefähr 36, dem Museum zu Bonn angehörige Larven der Art untersucht, dann auch noch 
einige von Rott. Sie bestehen in einem geschwänzten Sack von der Grösse und Form eines 
starken Eies, worin beim Frosch die Entwickelung ihren weiteren Verlauf nimmt, ohne sich im 
Mutterleibe zu befinden, während in den den Fröschen doch so nahe verwandten Salamandern 
diese Entwickelung vor der Geburt geschieht. Diese Larven besitzen bekanntlich zur Verstärkung ' 
der Lippen des Larvenmaules bogenförmige, gezähnelte Kiefer, die nicht zum Knochen-, sondern 
zum Hautskelet gehören, und von denen angenommen wird, dass sie aus Knorpel bestehen. 
Die Masse muss aber wohl eine festere seyn, da die Kiefer eben so gut überliefert sind, wie wirk- 
liche Knochen und sonst keine Theile aus Knorpel sich erhalten haben, selbst die Knorpel der 
Schädelknochen nicht. Die Beobachtungen, welche Rösel (Naturgeschichte der Frösche Deutsch- 
land’s, 1815. t. 14), Steinheim (Entwickelung der Frösche, 1820. S. 27. 69. t.1. £. 9—15) und 
Rusconi (Developpement de la grenouille commune, p. 26. t.3) über diese Fresswerkzeuge der 
Larven, die später wie der Schwanz wieder verschwinden, angestellt haben, werden durch die 
fossilen Larven bestätigt. Der winkelförmige Theil gehört der Unterlippe, der bogenförmige 
der Oberlippe an. Von diesen Larven ohne Gliedmaassen, werde ich eine Auswahl vorführen, 


woraus zu erkennen seyn wird, dass bei ihnen nicht allein die Verknöcherung der Wirbel schon 
ziemlich weit vorgeschritten war, sondern auch die Verknöcherung des Schädels im hinte- 
ren Theil und gegen die Mitte hin. ‚Vom Schädel scheint am frühesten ein kreuz- oder 
iförmiges Bein zu verknöchern, das das Keilbein zu seyn scheint, mit dem es die meiste 
Aehnlichkeit zeigt. Es findet sich in der Braunkohle auch öfter vereinzelt vor, und könnte 
leicht für eine geflügelte Frucht einer Pflanze verkannt werden. Ein vereinzeltes Bein der Art 
aus der Braunkohle habe ich Taf. XXI. Fig. 2 dargestellt. Der Knochen ist einfach; war aber 
ursprünglich wohl paarig, was sich dadurch verräth, dass die Spitze seines nach vorn gerichteten 
lanzettförmigen Theiles sich bisweilen eingeschnitten darstellt. Von den drei nach vorn gerichteten 
lanzettförmigen Knochenplatten im Kopfe ‘dieser Larven gehört die mittlere diesem Bein an, 
die beiden äusseren würden alsdann die noch getrennten Hälften des Hauptstirnbeines seyn, 
und in die undeutliche Knochenmasse dahinter werden sich die Scheitelbeine, Felsenbeine und 
Hinterhauptsbeine theilen, wobei auch Ueberreste vom Zungenbeine oder der Kiemenvorrichtung 
vorhanden seyn werden. Von den vorderen und äusseren Theilen des Kopfes findet sich noch 
keine Spur einer Verknöcherung vor; diese tritt erst später mit der weiteren Entwickelung der 
Gliedmaassen ein. Man könnte hiedurch veranlasst werden, letztere Theile des Kopfes den 
Gliedmaassen, die Theile dagegen, welche vom Kopf in den Larven ohne Gliedmaassen verknöchert 
sich darstellen, den Wirbeln morphologisch gleich zu erachten. Die Augen sind durch die 
Haut sichtbar. Die Verknöcherung der Wirbel beginnt in Hälften, einer rechten und einer linken, 
die sich vereinigen, und wobei der Knochen an Stärke zunimmt. In den Larven erkennt man 
deutlicher, dass das Schwanzbein aus zwei erst in einer späteren Periode verwachsenden Wirbeln 
besteht; die Frösche zählen daher ursprünglich elf Wirbel Je weiter hinten der Wirbel auftritt, 
um so geringer ist er entwickelt; während die vorderen schon geschlossen und sich wenigstens 
mit drei Paar Querfortsätzen, welche die drei vorderen seyn werden, darstellen, erkennt man 
die hinteren nur an den getrennten Hälften, die um so geringer werden und weiter aus einander 
treten, je weiter hinten der Wirbel liegt. Das Schwanzbein giebt sich gewöhnlich durch ein 
einfaches oder paariges, etwas schmäleres, hinten gerundetes Knochenstückchen zu erkennen, 
dem hinterwärts die Chorda dorsalis folgt, die selbst in den fossilen Larven bisweilen als 
dunklerer Streif, der nach dem Ende des Schwanzes hinführt, angedeutet erscheint. Von dem 
Kreuzbein oder seinen Querfortsätzen wird keine Spur wahrgenommen; die Verknöcherung 
dieses Theiles stellt sich nach den fossilen Larven überhaupt als eine der letzten Vorgänge im 
Froschskelet heraus. 

Diese Larven sind in Grösse und Form des geschwänzten Sackes, so wie rücksichtlich 
des Inhaltes an knöchernen Theilen auf eine solche Weise verschieden, dass sie unmöglich alle von 
einer und derselben Species herrühren können; wie ich denn auch an den entwickelten Fröschen 
desselben Gebildes mehrere Species zu unterscheiden hatte. Die Verweisung aber der ver- 
schiedenen Larven in ihre Species wird kaum mit der erforderlichen Sicherheit vorzunehmen 


— 18 — 


seyn. ‘Sie wird noch insbesondere dadurch erschwert, dass bei keiner derselben sich eine 
‚abweichende Bildungsweise des Wirbelkörpers zu erkennen giebt; der Körper scheint nicht 
ringförmig wie im gemeinen Frosch entstanden, sondern wie in gewissen Bufonen und Pipen 
aus dem oberen Bogen hervorgegangen zu seyn (vgl. Duyes, rech. sur Tosteol. des Batra- 
ciens, 1834. p. 102; — J. Müller, Anatomie der Myxinoiden, 1. 1837. S. 177; — besonders 
auch Kölliker, in Verhandl. der Würzburger phys. med. Gesellft. X.), dem zumal in den 
jüngeren Larven die paarweise auftretenden knöchernen Wirbeltheile angehören werden, 
welche auffallend an die getrennten Hälften des oberen Bogens in Archegosaurus (vgl. mein 
Werk über die Reptilien der Steinkohlen-Formation, oder meine Palaeontographica, VI) er- 
innern. Auch die Taf. XIX. Fig. 2 abgebildete Frosch-Larve aus Böhmen lässt erkennen, 
dass der obere Bogen in Larven von diesem Entwickelungsgrade in Hälften zerfiel. 

Da die Frosch-Larve überhaupt noch so wenig gekannt ist, so scheint es förderlich, 
wenn ich alle fossile Larven, welche sich durch Vollständigkeit und gute Erhaltung auszeichnen, 
oder woran ich besondere Abweichungen vorgefunden habe, genauer darlege. 

Unter den kleineren Larven aus der Rheinischen Braunkohle ist die Taf. XXI. Fig. 3 
dargestellte die vollständigste; es giebt wohl noch kleinere, deren Erhaltungszustand aber eine 
genaue Untersuchung nicht gestattet. Die Larve ist spitzbirnförmig, allmählich in ein nicht 
auffallend langes, am Ende umgebogenes Schwänzchen übergehend. Das kreuzförmige Bein und 
der Knochen zu beiden Seiten desselben liegen deutlich vor; auch scheint die Verknöcherung 
des Hinterhauptes begonnen zu haben. Es lassen sich 9—10 Wirbel und an den vorderen 
drei Paar feine Querfortsätze unterscheiden. Die Wirbel ohne Querfortsätze sind in ovale 
Hälften getrennt, an die Jugend der embryonalen Labyrinthodonten erinnernd, wo sie die 
Hälften der oberen Bogen darstellen. Die. dem Larvenkopf angehörige vordere Zurundung 
des Sackes lässt sich nicht mehr deutlich verfolgen, wird aber der in der Larve Taf. XXI. 
Fig. 8 entsprochen haben. Die Kiefer des Larvenmaules sind sehr gut überliefert. Das mehr 
winkelförmig gebogene Stück ist breiter und am concaven Rande gezähnelt, das andere Stück 
dünner und gerader. 

Taf. XXI. Fig. 8 ist offenbar eine Larve derselben Art, nur etwas grösser; auch ist 
der Schwanz eben so gekrümmt. Zwischen Schwanz und Körper ist sie kaum merklich ein- 
gezogen. Man erkennt deutlich wie die Chorda dorsalis oder Rückensaite bis ans Ende des 
Schwanzes zieht. Auch noch andere weiche innere Organe glaubt man angedeutet. Es 
lassen sich 9—10 Wirbel unterscheiden, so wie drei Paar gut entwickelte Querfortsätze in 
der vorderen Gegend. Dahinter bestehen die Wirbel mehr aus dem Abdrucke der getrennten 
Hälften.. Diese Strecke der Wirbelsäule ist wie in der vorigen Larve auffallend schmal. Die 
Schädelknochen gleichen denen des kleineren Exemplars. Man erkennt deutlich die rundlich 
ovalen Augen. Der Kopf spitzt sich nach vorn geradeseitig zu und ist am Ende stumpf. Die 


Kiefer der Larve liegen sehr deutlich vor; sie gleichen denen in der vorigen Larve, sind 
Band VII 3. 22 


— ee — 


nur etwas grösser und nicht wie in dieser mit der convexen Seite nach vorn, sondern nach 
hinten gerichtet. Es ist diess die schönste fossile Larve, die ich kenne. 

Schön ist auch die Larve Taf. XXI. Fig. 1, die sich schon bei Goldfuss Taf. XII. 
Fig. 1 abgebildet findet. Sie stellt einen lang eiförmigen, vorn stumpf gerundeten Sack mit 
einem langen, gleichförmigen Schwanze von mittlerer Breite dar, dessen Ende weggebrochen 
ist. Man findet in der Fortsetzung der verknöcherten Wirbelsäule die Rückensaite angedeutet 
so weit der Schwanz reicht. Die Augen sind deutlich überliefert. Man glaubt 10—11 Wirbel 
unterscheiden zu können, die auffallend breiter als in den kleineren Larven sind. Drei der 
vorderen besitzen starke Querfortsätze. Der letzte Wirbel besteht in knöchernen Hälften, 
die weit schmäler sind als in den Wirbeln davor, doch nur von derselben Länge; sie 
werden dem Schwanzbein angehören. Die nach vorn gerichteten, theilweise sich deckenden 
lanzettförmigen Theile gehören dem mittleren kreuzförmigen Bein, sowie dem paarigen Bein 
zu beiden Seiten desselben, vielleicht auch noch dem Flügelbein an; die Hinterhauptsgegend 
ist ebenfalls knöchern. Die unregelmässig gerundeten Knollen von zerfallenem Aussehen an 
den äusseren Enden des Querastes des mittleren unpaarigen Beines werden von der Gehör- 
vorrichtung herrühren. Von den beiden Kiefern der Larve ist der eine fast rechtwinkelig 
gebogen, der andere mehr gerade und nur an den Enden umgebogen. 

Die Larve Taf. XXI. Fig. 9 ist rundlich eiförmig, dem Kugeligen sich nähernd, geht 
vorn spitzer zu und ist plötzlich dünn geschwänzt, das Ende des Schwänzchens ist wie in 
den Larven Fig. 3 und 8 gekrümmt. Von den Kiefern ist der gerade, dünnere nur durch ein 
Endstückchen angedeutet, der winkelförmige, breitere gut überliefert, ich habe ihn der Deutlich- 
keit wegen dreifach vergrössert dargestellt. Er ist mehr stumpf spitzbogenförmig und spitzt 
sich an den etwas stärker gekrümmten Enden aus. Die gekerbte oder streifige, an Bezahnung 
erinnernde Beschaffenheit wird auf der Platte mehr nach dem concaven Rande hin wahrge- 
nommen, während der convexe äussere Theil glatt erscheint. Die nach vorn gerichteten 
lanzettförmigen Knochen des Schädels lassen sich nicht deutlich erkennen, was auch von der 
Gliederung der Wirbel gilt. In der vorderen Gegend unterscheidet man drei Paar Querfort- 
sätze. Den Schluss bildet ein etwas verschobener knöcherner Theil, der dem Schwanzbein 
angehören wird. 

Eine ganz ähnlich geformte Larve, nur halb so gross und die kleinste der mir be- 
kannten, liest mit der Polysemia ogygia (Palaeontogr., VI. S. 58. Taf. VIII. Fig. 1) aus der 
Braunkohle von Orsberg zusammen. Die nach vorn gerichteten lanzettförmigen Theile sind 
angedeutet, auch die Wirbel verknöchert, die indess keine genaue Unterscheidung zulassen. 

‚Die Abbildung Taf. XXI. Fig. 11 habe ich nach einem Ausgusse des scharfen Ab- 
druckes in der Kohle angefertigt, um einen richtigeren Begriff von der Beschaffenheit der 
verknöcherten Theile der Larve zu geben. Der vordere Fortsatz des kreuzförmigen Beines 
ist schwächer überliefert, als die lanzettförmigen Theile zu beiden Seiten desselben. Der 


= ie = 


rundliche Knollen aussen zerfällt in kleinere. Es lassen sich neun, der Länge nach in Hälften 
getheilte Wirbel unterscheiden, von denen die drei vorderen mit Querfortsätzen versehen sind. 
Davor wird noch der erste Wirbel liegen, dessen genauere Unterscheidung der Zustand der 
Versteinerung nicht zulässt. Hinten schliesst sich ein schmales, scheinbar unpaariges Stück 
von der Länge eines Wirbels an, das dem Schwanzbein angehören wird. Vom weichen 
Körper der Larve ist nichts überliefert. 

Taf. XXI. Fig. 2 ist dieselbe Larve, die sich bei Goldfuss Taf. XI. Fig. 2 abgebildet 
findet. Der lang eiförmige Sack geht hinterwärts allmählich in einen langen Schwanz über, 
dessen Ende weggebrochen ist. Auch das vordere Ende der Larve fehlt. Der mittlere un- 
paarige Knochen ist gut überliefert, der Knochen zu beiden Seiten desselben etwas verschoben. 
Es sind auch hier wieder 9—10 Wirbel angedeutet mit drei Paar Querfortsätzen. Davor 
wird der erste Wirbel gelegen haben. 

Die Larve Taf. XXI. Fig. 4 ist zwischen dem gerundeten Kopf und dem Leibe schwach 
eingezogen, dahinter wird der Leib etwas breiter als der Kopf und spitzt sich alsdann 
allmählich hinterwärts zu, geht aber zuletzt in ein feines Schwänzchen aus, dessen Ende 
weggebrochen ist. Der mittlere unpaarige Kopfknochen hat sich gut erhalten, die Knochen- 
theile zu beiden Seiten desselben sind verschoben. Die Wirbelsäule ist hier schmäler als in 
anderen Larven derselben Grösse. Die Larve rührt daher vielleicht von Rana Meriani her. 
Es lassen sich drei Paar Querfortsätze in der vorderen Gegend verfolgen. Die hinteren 
Wirbel stellen nur paarweise geordnete Knochenblättehen dar, in deren Fortsetzung die Chorda 
dorsalis bis zum Ende des Schwanzes angedeutet ist. 

An der Taf. XX. Fig. 1 abgebildeten Larve ist der hintere Theil weggebrochen, vorn 
ist sie stumpf gerundet und in der Gegend zwischen Kopf und Wirbelsäule auf eine kurze 
Strecke erweitert; hinterwärts verschmälert sich der Körper allmählich. Die Form des 
weichen Thieres erinnert etwas an die Larve Taf. XX. Fig. 6 von Climbach. Der mittlere 
unpaarige Kopfknochen, so wie die Theile des paarigen Knochens zu beiden Seiten desselben 
sind gut überliefert, letztere ungleich verschoben. Man zählt 10 Wirbel, in der vorderen 
Gegend drei Paar Querfortsätze und am hinteren Ende einen schmalen, zapfenartigen Theil 
von ungefährer Wirbellänge, das Schwanzbein vertretend. Die Kiefer des Larvenmaules sind 
gut erhalten, der eine ist fast rechtwinkelig gebogen, der andere liest mehr gerade leisten- 
förmig über den Schenkeln des ersteren. Es lassen sich daran Ueberreste von einer Reihe 
kleiner Zähnchen erkennen, deutlicher an der bei dreimaliger Vergrösserung vorgenommenen 
Abbildung. 

Die Larve Taf. XXI. Fig. 1 ist lang eiförmig, vorn sehr stumpf und geht hinterwärts 
allmählich in den Schwanz über, dessen Ende weggebrochen ist. Der mittlere Kopfknochen 
ist gut überliefert, die Hälften des paarigen Knochens zeigen Verschiebung. Es lassen sich 
9 —10 Wirbel unterscheiden, doch nur zwei Paar Querfortsätze, die hinteren Wirbel sind 

22* 


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durch Hälften angedeutet, an deren Seite das nur wenig längere zapfenförmige Schwanzbein 
hingeschoben ist. Die gut überlieferten Kiefer sind beide gebogen, der eine winkelförmig, 
der andere mehr gerundet. 

Taf. XX. Fig. 4 ist dieselbe Larve, die der Abbildung bei Goldfuss Taf. XIII. Fig. 2 
zu Grunde liegt. Der lang eiförmige Körper, geht hinterwärts allmählich in den Schwanz 
über, dessen Ende weggebrochen ist. Die drei Kopfknochen sind vorhanden. Der aussen 
am (ueraste des mittleren Knochens liegende rundliche Knollen scheint durch radiale Theilung 
in Brocken zu zerfallen. Die Wirbelsäule ist an der Stelle beschädigt, wo nach der Gold- 
fuss’chen Abbildung ein Wirbel mit Querfortsätzen sich vorfand. Diese Larve würde alsdann 
fünf Paar Fortsätze der Art gezählt haben, was viel wäre, wenn man bedenkt, dass bei ihr 
die Wirbel und der Kopf nicht weiter entwickelt sind, als in anderen Larven derselben Grösse 
mit weniger Querfortsätzen. Im Ganzen lassen sich 10 Wirbel und der zapfenförmige Theil 
des Schwanzbeines unterscheiden. 

Taf. XXI. Fig. 12. Grosser, eiförmiger, mit dem schmäleren Theile nach vorn ge- 
richteter, zwischen Kopf und Leib kaum, zwischen Leib und Schwanz stärker eingezogener 
Körper, dessen Schwanz hinterwärts sich allmählich verschmälert. Der hintere Theil des 
Schwanzes ist weggebrochen. Der vordere Fortsatz des mittleren Kopfknochens, so wie 
die beiden anderen Knochenhälften sind schmal. Es lassen sich 10 Wirbel unterscheiden, 
zwei der vorderen mit Querfortsätzen, die anderen als getrennte Hälften. Die beiden sich 
etwas kreuzenden Kiefer der Larve sind übereinstimmend schön bogenförmig und dünn. Der 
stärkere Körper, die schmäleren Schädelknochen und die Larvenkiefer scheinen ein von Pa- 
laeobatrachus verschiedenes Thier zu verrathen. 

Die verknöcherten Theile der Larve Taf. XXI. Fig. 7 zeichnen sich von den Larven 
ähnlicher Grösse, namentlich von den zuvor beschriebenen, durch Stärke aus. Die drei nach 
vorn gerichteten lanzettförmigen Knochen sind breit und zumal der äussere derselben streifig, 
wohl in Folge der noch nicht beendigt gewesenen Össification. Die Streifung ist jedoch nicht 
so deutlich und auch nicht so symmetrisch, wie die Goldfuss’che Abbildung angiebt. Mit den 
Theilen des Schwanzbeines lassen sich 9—10 Wirbel unterscheiden, die vorderen mit drei 
Paar Querfortsätzen. Von den Kiefern liegt nur der winkelförmige vor. 

Taf. XX. Fig. 3 stellt die bei Goldfuss Taf. XII. Fig. 9 abgebildete Larve dar. Sie 
ist lang eiförmig und geht nur sehr allmählich in den Schwanz über, dessen Ende weggebrochen 
ist. Die drei nach vorn gerichteten lanzettförmigen Knochen sind stark und etwas gestreift, 
‘ doch nicht federartig wie man nach der Goldfuss’chen Abbildung vermuthen sollte. Den ersten 
Wirbel glaubt man deutlich zu erkennen, die drei folgenden sind mit Querfortsätzen versehen. 
Im Ganzen lassen sich Theile von 10 Wirbeln, einschliesslich des dem Schwanzbein angehörigen 
Theiles, unterscheiden, die letzten Wirbel als paarige Hälften. Von den Kiefern der Larve 


liegt nichts vor. 


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Taf. XXI. Fig. 13. Lang eiförmiger, vorn stumpf gerundeter, in den Schwanz sich 
schneller verschmälernder Körper; der hintere Theil des Schwanzes ist weggebrochen. Von 
den drei Kopfknochen ist der äussere streifig. Auch hier lassen sich Theile von nicht unter 
10 Wirbeln erkennen, mit Inbegriff eines kleinen Endzäpfchens. Drei der vorderen Wirbel 
besitzen starke Querfortsätze, und auch die hinteren Wirbel scheinen schon in ihren Hälften 
verbunden. Es wird jedoch an dem Schädel keine weiter fortgeschrittene Verknöcherung 
wahrgenommen. Die Kiefer der Larve sind schmal und gerundet winkelförmig. 

Von den beiden grossen, nach entgegengesetzten Richtungen hin liegenden, theilweise sich 
deckenden Larven Taf. XXI. Fig. 6 ist die eine zwischen Kopf und Leib unmerklich eingezo- 
gen; der Schwanz ist gleich bei Beginn schmal und wird in der hinteren Hälfte etwas breiter. 
Der nach vorn gerichtete Fortsatz des mittleren Kopfknochens ist undeutlich, auch lässt der 
Knochen zu beiden Seiten keine deutliche Unterscheidung zu. Es sind ein Paar Querfort- 
sätze überliefert. Von den beiden Kiefern besitzt der eine fast rechtwinkelige Biegung, der 
quer über ihm liegende andere ist nur an den Enden gebogen. Die andere der beiden Lar- 
ven ist mehr lang eiförmig und geht allmählich in den Schwanz über, dessen Ende wie bei 
ersterer weggebrochen ist. ‘Das Keilbein und die Stirnbeinhälften sind verschoben. Mit den 
beiden kleinen Blättchen am hinteren Ende lassen sich 10 Wirbel unterscheiden, vorn mit 
drei Paar Querfortsätzen. In der Fortsetzung der Wirbelsäule erkennt man ein schmales, 
dunkleres Band, das in den Schwanz hinein zieht und die Rückensaite seyn wird. Die 
Kiefer gleichen sehr denen der anderen Larve. Diese beiden Larven liegen mit einigen 
anderen auf der dünnsten Blätterkohle, die unter dem Namen Dysodil begriffen wird, von 
heller Lederfarbe, die übrigen auf weniger feiner und etwas dunklerer Blätterkohle, nur 
selten in thonigem Gestein. 

Die Taf. XXI. Fig. 5 abgebildete Larve rührt von Rott im Siebengebirge her, und 
wurde mir von Herrn P. Merian mit dem Taf. XVI. Fig. 1 abgebildeten Exemplar von Rana 
Meriani mitgetheilt, woraus indess nicht nothwendig folgt, dass sie dieser Species angehört, da 
zu Rott auch Palaeobatrachus Goldfussi vorkommt. Das Gebilde ist eine thonige Braunkohle, 
worin noch geringere Ueberreste von ähnlichen Larven liegen. Mit dem Schwanze der Larve 
kreuzt sich ein Leuciscus. Der Kopf der Larve spitzt sich deutlich zu. Zwischen ihm und 
dem Leibe liegt eine schwache Einschnürung. Der Leib ist schön eiförmig gerundet und geht 
allmählich in den Schwanz über. Von den beiden Kiefern ist nur der winkelförmige über- 
liefert, der an der Stelle der Vereinigung beider Schenkel unter Verstärkung sich zurundet. 
Er ist gefurcht oder gezähnelt, wie deutlicher aus der vergrösserten Abbildung ersehen wird. 
Das besonders gut entwickelte Bein ist der mittlere Kopfknochen, der an seinem vorderen For- 
satze vorn mit einer Furche versehen ist, welche die ursprünglich paarige Beschaffenheit des 
Knochens verräth. Der äussere Knochen liegt zu beiden Seiten ebenfalls vor. Die Wirbel 
sind nur undeutlich getrennt; den vorderen gehören drei Paar Querfortsätze an. 


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Aus der Papierkohle von Climbach auf der Rabenau, ein Paar Stunden von Giessen, 
theilte mir Herr Professor, von Klipstein im July 1842 die beiden’ Gegenplatten der Taf. XX. 
Fig. 6. 7 abgebildeten Froschlarve mit. Sie stellt einen vorn gerundeten Sack dar, der 
(Fig. 6) in der hinteren Gegend des Kopfes kaum merklich eingezogen war. Die Strecke des 
Leibes ist schön eiförmig und verlängert sich zu einem Schwanze, dessen Ende sich nicht 
mehr verfolgen lässt. Die Kiefer der Larve sind angedeutet. Grösse und Form der Larve kom- 
men auf die Taf. XX. Fig. 1 abgebildete von Orsberg heraus, mit der indess die knöchernen 
Theile des Schädels weniger stimmen. Gleichwohl könnten beide Larven von einer und der- 
selben Species herrühren. Die Wirbel sind undeutlich getrennt. Die vorderen Querfortsätze 
werden theilweise erkannt. Die knöchernen Theile liegen nur als Abdruck vor. Das Gebilde 
ist dünnblätterige Braunkohle (Dysodil) von dunklerem Braun, die sich zuletzt in zarte 
Häutchen trennen lässt. Ueber die Ablagerung giebt Tasche (Jahrb. für Mineral., 1853. 
S. 144) ausführlichere Nachricht. 


Aus dem Polirschiefer, der das Ausgehende des Braunkohlenlagers in der Grube 
Trieschberg bei Herborn bildet, erhielt ich durch Herrn Professor Fr. Sandberger von Herrn 
Markscheider Dannenberg die Taf. XX. Fig. 5 abgebildete Larve mitgetheilt, die sich durch 
Grösse auszeichnet. Die verknöcherten Theile nehmen zusammen eine Länge ein, die un- 
gefähr noch einmal so viel beträgt, als in der grössten von mir aus der Rheinischen Braunkohle 
untersuchten Larve, ohne deshalb weiter entwickelt zu seyn als in dieser. Ein Drittel der 
Länge kommt auf den Kopf. Von den drei lanzettförmigen, nach vorn gerichteten Theilen 
gehört der schmälere, mittlere dem unpaarigen Knochen an, von dessen Quertheil auch An- 
deutungen vorliegen; die Theile des paarigen Kopfknochens sind etwas verschoben. Der 
Ausschnitt in der hinteren Gegend ihrer sonst sehr geraden Aussenseite scheint wie in dem 
Stirnbeine zur Aufnahme des Felsenbeines bestimmt gewesen seyn. Diese drei nach vorn 
gerichteten Knochen unterscheiden sich von denen in den Larven aus der Rheinischen 
Braunkohle hauptsächlich dadurch, dass sie vorn stumpfer endigen. Die Hinterhauptsgegend 
war verknöchert. Die Grenzen der einzelnen Wirbel lassen sich schwer erkennen. Das 
etwas getrennte, kurze, stumpf pyramidale Endstück wird der Vertreter des Schwanzbeines 
seyn. Den vorderen Wirbeln gehören drei Paar starke Querfortsätze an. Die bröckelige 
Masse, woraus die Knochen bestehen, ist von dunklerem Braun, das Gestein mehr graubraun, 
hie und da weisslich gefleckt, mürbe und dünnschieferig. Die Larve lässt auf einen Frosch 
von der Grösse des Palaeobatrachus gigas schliessen. 


Aus dem Braunkohlenthone von Langenaubach am Westerwalde theilte mir Herr Carl 
Koch auf den Schelder Eisenwerken bei Dillenburg im Mai 1857 Ueberreste von wenigstens 
neun grösseren Froschlarven mit, von denen jedoch keine vollständig war. In Grösse kom- 


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men sie auf die zuvorbeschriebene aus dem Polirschiefer der Grube Trieschberg, Amt Her- 
born, heraus, die sie jedoch nicht alle erreichen. -Das Gebilde ist ein hellerer Thon von 
bräunlicher, schwach ins grünliche ziehender Farbe. Noch heller sind die Knochen der 
Larven. Der weiche Körper ist kaum angedeutet. Hie und da erkennt man in demselben 
Thon Ueberreste von kleinen Fischen. 


Palaeobatrachus gigas. Taf. XVII. Fig. 1. 2. Taf. XXI. Fig. 8. 
Palaeobatrachus gigas, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1852. S. 465; 1853. S. 162. 
Aus der Braunkohle des Siebengebirges. Taf. XVII. Fig. 1. 2. 


Diese Prachtversteinerung, ein Gegenstück zu der von mir aus dem Tertiär- Mergel 
von Oeningen aufgestellten Latonia Seyfriedi, wurde mir im April 1852 von Herrn Berghaupt- 
mann von Dechen in Bonn zur Untersuchung anvertraut. Sie rührt aus der Braunkohle der 
Grube Romeriken-Berg im Siebengebirge her. Der Frosch ist vollständig bis auf die Füsse, 
die mit dem grössten Theil der Unterschenkel mit dem Gesteine weggebrochen sind. Es 
liegen die beiden Gegenplatten vor, die sich gut ergänzen. 

Die Schädelform erinnert im Allgemeinen an Rana. Der Schädel ist mit dem Hinter- 
haupte, von dessen Gelenkfortsatze die eine Hälfte (Fig. 2) unversehrt vorliegt, 0,047 lang 
und in seinem jetzigen Zustande 0,056 breit; er war ohne Zweifel auch ursprünglich ein 
wenig breiter als lang. Das Stirn-Scheitelbein lässt sich deutlich verfolgen. Zu Ende des 
vorderen Drittels misst dieser Hauptknochen an der schmälsten Stelle 0,008; davor erreicht 
er, eine viereckige Form annehmend, 0,011 Breite, und das vordere zugespitzte Ende besteht 
in zwei durch einen Kamm getrennte Vertiefungen. Diese Gegend liesse sich dem gürtel- 
förmigen Beine beilegen, es wird jedoch keine Spur einer Trennung vom übrigen Knochen 
wahrgenommen. An dem vorderen Ende dieser Gegend liest links ein kleiner, unregelmässig 
gerundeter und mehrmals gefalteter Knochen, welcher der Theil seyn könnte, den Cuvier 
für die rudimentären Nasenknochen, Duyes (Östeologie etc. des Batraciens, p. 21) für Nasen- 
muscheln, denen in den Eidechsen vergleichbar, hält. Die Nasenlöcher schienen rundum 
knöchern begrenzt zu seyn, oder sich doch jetzt, wo die Knochen platt auf einander gedrückt 
sind, so darzustellen. 

Auf der Platte Fig. 1 nimmt der rechte Zwischenkiefer noch seine ursprüngliche Lage 
ein, ist aber unvollständig. Dieser Knochen war in der vorderen Gegend aussen mit einer 
kleinen Vertiefung versehen. Von der anderen Zwischenkieferhälfte findet sich ein verscho- 
benes Stück auf der Platte Fig. 2 vor. Die Bezahnung wird deutlich erkannt. Vom Öber-- 
kiefer ist die von unten entblösste Hälfte besonders gut überliefert. Er war mit einer Reihe 
von achtzehn Zähnen besetzt, die eine Strecke von 0,016 Länge einnahmen. Die Zahl der 
Zähne scheint in einer Kieferhälfte ursprünglich kaum grösser gewesen zu seyn, und daher 


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auch die Zahnreihe nicht so weit zurückgeführt zu haben, als in anderen Fröschen mit 
bezahntem Oberkiefer. Von den Zähnen sind die Kronen weggebrochen, und selbst die auf- 
getriebenen Wurzeln, worauf sie sassen, haben sich nur hie und da erhalten. Die Zähne 
verrathen sich hauptsächlich durch die Löcher im Alveolar-Rande, durch die sie mit dem Innern 
des Kiefers in Verbindung standen. Stellt Fig. 2 die Oberseite des Schädels dar, so sollte 
man glauben, es hätte sich an das Stirn-Scheitelbein vorn das Stirn-Nasenbein auf ähnliche 
Weise wie in dem breiteren und kürzeren Schädel des alten Bufo (Bombinator) fuscus an- 
gelegt, und auch die Nasenlöcher wären auf ähnliche Weise gebildet gewesen. 

Der Unterkiefer liegt jetzt an der Innenseite des Oberkiefers. Auf der Platte Fig. 1 
ist er am besten erhalten. Das rechte zahnlose Zahnbein nimmt noch seine ursprüngliche 
Lage ein, das linke ist umgelegt und von aussen sichtbar. Dahinter folgt der mit einer 
starken Rinne und in der hinteren Gegend der Innenseite mit einem Hübel versehene Haupt- 
knochen des Unterkiefers. Weiter innen liegen auf jeder Seite zwei leistenförmige Knochen, 
welche dem Pauken-Schläfenbein und dem Flügelbein angehören werden, von denen letzteres 
zu. Pipa hinzuneigen scheint. In dem Auftreten der Augenhöhlen weiter vorn, so wie in 
der spitzen Beschaffenheit ihres vorderen Winkels nähert sich der Schädel eben so entschie- 
den den Pipen, namentlich dem eigentlichen Genus Pipa, als er sich von den übrigen Frö- 
schen, insbesondere von den Ranen entfernt. 

An der überlieferten Hälfte des doppelten Hinterhauptsfortsatzes überzeugt man sich, 
wie stark convex er war. Mit dieser Hälfte lenkt er noch in den mit einem concaven Gelenk- 
flächen Paare versehenen Atlas ein, der kurz gewesen seyn musste; er ist mit dem zweiten 
Wirbel so innig verwachsen, dass von einer Trennung nicht die mindeste Andeutung wahr- 
genommen wird. Beide Wirbel ergeben zusammen 0,0075 Länge, eher etwas mehr als je 
einer der folgenden. Aus dem Tertiär-Gebilde von Weisenau kenne ich, offenbar von der- 
selben Species, einen vollkommen erhaltenen, verwachsenen ersten und zweiten Wirbel eben- 
falls ohne Spur einer Trennung, woran man sieht, dass ein gut entwickelter oberer Bogen 
mit einem deutlichen, niedrig kammartigen Stachelfortsatze vorhanden war. Der dem zweiten 
Wirbel zustehende erste Querfortsatz ist der kürzeste von allen, er endigt spitz, ist schwach 
hakenförmig hinterwärts gekrümmt und verleiht dem Wirbel 0,0215 Breite. Der zweite bis 
sechste Wirbel sind hinten convex, der dritte bis siebente vorn concav. Die Wirbel sind 
aufgebrochen; man überzeugt sich dabei, dass der Körper platt oder niedrig und breit’ war 
und mit dem oberen Bogen einen geräumigen Kanal umschloss. Fig. 1 stellt die Gegend 
der Wirbel zwar von oben dar, aber aufgebrochen, wobei der obere Bogen in der Gegen- 
_ platte stecken blieb. 

Abgesehen vom Schwanzbeine waren nur sechs Wirbel vorhanden. Die längsten 
Querfortsätze sind die des dritten Paares, die dem vierten Wirbel der Reihe zustehen, dem 
sie 0,0335 Breite verleihen. Das zweite und vierte Paar sind nur wenig kürzer. Diese drei 


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Paare sind fast gerade nach aussen gerichtet, oder doch nur unmerklich hinterwärts, das 
zweite Paar mit einer schwachen Krümmung. Etwas geringer ist das fünfte Paar Querfort- 
sätze; schwach nach vorn gerichtet, verleiht es dem sechsten Wirbel, dem es angehört, 0,029 
Breite. Dahinter folgt das Kreuzbein, dessen Körper unmerklich länger ist, als in den davor 
sitzenden Wirbeln. Von den Querfortsätzen, die diesem Wirbel 0,0023 Breite geben, ist wohl 
nur zufällig der eine etwas schwächer ausgebildet, als der andere. Nach aussen breiten sie 
sich beilföürmig aus, doch mehr hinterwärts, wo sie eine Spitze bilden, was an die Pipen 
erinnert, und zwar weniger an Dactylethra als an Pipa, in der aber die Ausbreitung wohl 
noch einmal so viel misst; im fossilen Thier erhält man aussen in der Richtung von vorn 
nach hinten 0,013. Das Kreuzbein scheint aus keinem einfachen Wirbel bestanden zu haben; 
denn in seiner ungefähren Mitte bemerkt man auf dem Querfortsatze mehr nach dem Körper 
hin eine Rinne, die in den Rückenmarkskanal durch eine Art von Intervertebral-Loch führt, 
das einen zwischen zwei Wirbeln herausgetretenen Nerven verräth. Für eine Zusammensetzung 
des Kreuzbeines aus mehr als zwei Wirbeln liegt keine Andeutung vor. Bis zu dem unmit- 
telbar dahinter folgen den Schwanzbeine besass daher der Frosch, die verwachsenen als getrennt 
gerechnet, acht Wirbel, mithin einen weniger als in den meisten Fröschen. 

Es liess sich nicht mehr erkennen, ob das weniger gut überlieferte Schwanzbein mit 
einer einfachen oder doppelten Gelenkfläche an das Kreuzbein einlenkte. Die grössten mir von 
Weisenau bekannten Schwanzbeine, die derselben Species angehören werden, besitzen kein 
deutlich ausgebildetes Gelenkgrubenpaar. Doch war das Kreuzbein so wenig mit dem 
Schwanzbein als mit den Darmbeinen verwachsen. 

Vom Brustbeine liegt nichts vor, wofür die Schultervorrichtung noch in ihrer ursprüng- 
lichen Lage sehr gut überliefert ist. Das, statt nach oben, nach aussen gerichtete Schulter- 
blatt ist ein platter Knochen von 0,014 Höhe, dessen oberes Ende von 0,01 Breite durch 
gerade Begrenzung einen daran angebracht gewesenen oberen Theil verräth, der in Knorpel 
bestanden haben wird, weil von ihm sich nichts erhalten hat. Der Hinterrand ist mehr concav 
und dessen innere Strecke mit dem auf diesen Knochen kommenden Theil der Gelenkgrube 
versehen; der Vorderrand ist mehr gerade, und die vordere untere Ecke gerundet. 

In der Fortsetzung des Schulterblattes erkennt man mehr nach innen und hinten 
gerichtet das gleichfalls mehr auf die Ranen oder Hylen herauskommende, 0,019 grosse 
Hakenschlüsselbein. Zwischen Schulterblatt, Hakenschlüsselbein und Schlüsselbein bestand, 
wie aus der vorhandenen Lücke sich ergiebt, ein Verbindungsknorpel (paraglenale, Duges, 
p- 63). Dem oberen Ende des Hakenschlüsselbeines wird durch einen nach innen gerichteten 
Fortsatz eine gerundet stumpfwinkelige Form von 0,01 Breite verliehen, von der der gegen 
das Schulterblatt gerichtete Theil schwach vertieft, der Theil nach dem Schlüsselbeine hin 
eher convex erscheint und in die hintere Furche des Schlüsselbeines eingreift. Das entgegen- 


gesetzte Ende des Knochens ist stark fächerförmig ausgebreitet und ergiebt 0,0115 Breite. 
Band VII, 3. 23 


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Die vordere Ecke dieser Ausbreitung ist gerader abgestumpft, die hintere mehr gerundet. 
In der mittleren Gegend verschmälert sich der Knochen auf 0,003, zeigt aber am Vorder- 
rande dieser Gegend eine schwache Wölbung. 

Das von den Ranen und Hylen verschiedene, mehr an die Pipen erinnernde Schlüs- 
selbein stellt ein schmäleres, unregelmässig bogenförmiges Stück dar, das mit seinem con- 
vexen, mit einer tiefen Furche versehenen Hinterrand an das Schulterblatt und Haken- 
schlüsselbein stösst. Von Weisenau kenne ich ähnlich geformte Schlüsselbeine von derselben 
Grösse und selbt noch grösser. 

Die Länge des geraden Oberarmes beträgt 0,034, die Breite am stark convexen 
oberen Ende mit dem gegen dasselbe ansteigenden Deltoidal-Kamm 0,0075, an dem von 
der schmalen Seite entblössten unteren Ende erhält man 0,005 und über der zur Aufnahme 
des Vorderarmes flach gewölbten Gelenkrolle nur 0,0035. 

Der Vorderarm misst ohne Ellenbogenfortsatz 0,018, mit demselben 0,021 Länge, am 
oberen Ende 0,006 Breite, am unteren 0,008 und an der in die obere Hälfte fallenden 
schmälsten Stelle 0,0035. An dem oberen Ende liest ein kaum wahrnehmbarer Einschnitt, 
der den Doppelknochen verräth. 

Von der nicht vollständig überlieferten Handwurzel finden sich fünf Knöchelchen in 
gestörter Lage vor. Die auf der Platte Fig. 2 sichtbaren beiden Knöchelchen werden jene 
seyn, woraus in den Fröschen die erste Reihe besteht, und es entspricht alsdann auch in 
Form das grössere dem, welches der Speiche zuerkannt wird, das kleinere dem des 
Ellenbogenknochens. 

Von einem rudimentären Daumen wird nichts wahrgenommen, dagegen Ueberreste 
von vier ausgebildeten Fingern, deren gleichlange Mittelhandknochen den Vorderarm selbst 
mit dem Ellenbogenfortsatze noch etwas an Länge übertreffen, indem man für sie 0,022 
erhält. Wie in den Fröschen gewöhnlich, zählt der zweite und dritte Finger zwei, der vierte 
‘und fünfte drei Glieder. Vom zweiten Finger, dessen Mittelhandknochen in’ der oberen 
Hälfte schwach gebogen sich darstellt, ist das zweite oder Endglied nicht überliefert, das 
erste Glied misst den dritten Theil von der Länge des Mittelhandknochens. Vom dritten 
Finger ist das erste Glied ein wenig länger; vom vierten Finger so lang als vom dritten, 
das zweite Glied misst kaum mehr als die halbe Länge des ersten und das dritte ist kurz. 
Im fünften, dem längsten Finger ist das erste Glied etwas länger als im vierten, das zweite 
auch etwas länger als im vierten Finger, und das dritte Glied kurz. 

Beide Darmbeine sind nach aussen umgelegt, ein deutlicher Beweis, dass sie mit dem 
Kreuzbeine nicht verwachsen waren. Sie bieten nichts auffallendes dar. Die langen Fortsätze 
sind gleichförmig stark, und nur vor Beginn der hinteren Ausbreitung werden sie ein wenig 
schmäler. Der breitere Theil, der die Beckenpfanne bilden hilft, ist unvollständig überliefert, 
um so besser das Sitzbein mit der Kante in der Mitte (Fig. 2), vor dem noch ein anderer 


= BB = 


platter, unregelmässig gerundeter Knochen wahrgenommen wird, den man für ein getrenntes 
Schambein halten könnte, wenn es nicht ein Stück Darmbein ist. 


Der mehr in der unteren Hälfte schwach gekrümmte Oberschenkel besitzt 0,05 Länge. 
Nach den beiden Enden hin scheint er sich in entgegengesetzter Richtung verstärkt zu haben. 
Innen ist der Knochen sehr hohl, in der mittleren Gegend nur 0,003 stark, am oberen Ende 
0,007, am unteren nicht viel weniger. Vom Unterschenkel ist nur wenig überliefert, daher 
auch dessen Länge nicht anzugeben. Am oberen Ende misst er 0,008 Stärke, die für den 
Knochenkörper wie bei dem Oberschenkel 0,003 beträgt. 


Die Grenzen des durch schwärzere Färbung angedeuteten weichen Körpers habe ich 
in die Abbildung aufgenommen, so weit sie zu verfolgen waren. Das Gebilde ist ein 
dunkler blättriger Braunkohlenthon. 


Unter der grossen Anzahl von Fröschen, die sich durch vereinzelte Knochen im 
Tertiär-Gebilde von Weisenau zu erkennen geben, findet sich auch diese Species vor, wie 
ich aus dem Oberarm, dem Hakenschlüsselbein, dem Schulterblatt, dem Vorderarm und meh- 
reren Wirbeln ersehe, die ich mit vereinzelten Knochen anderer Frösche einer künftigen 
Veröffentlichung vorbehalte. Ein vollständiger Oberarm von der Bildung .des Palaeobatrachus 
gigas verräth sogar ein noch grösseres Thier, das sich zu dem aus der Rheinischen Braun- 
kohle wie 4:3 verhält. 


Schon wegen ihrer auffallenden Grösse macht die von mir aus dem Tertiär -Mergel 
von Oeningen aufgestellte Latonia Seyfriedi (Oeningen, S. 18. 1.4.5. f£.1.t. 6. £. 1) auf 
Vergleichung Anspruch. Dieser Frosch ist indess noch grösser als Palaeobatrachus gigas ; 
auch ist sein Kopf verhältnissmässig kürzer und breiter, eckiger, mit geraderen Seiten nach 
vorn zugehend, die Schädeldecke mehr plattenförmig geschlossen; die Augen sind kleiner, 
die Zähne zahlreicher und kleiner, die Zahl der getrennten Wirbel beläuft sich mit dem 
Schwanzbein auf nicht unter 9, der Wirbelkörper ist cylindrisch, schmal und lang, hinten 
stark gewölbt, vorn stark concav, die Querfortsätze der hinteren Rückenwirbel sind weniger 
lang, an dem Kreuzwirbel länger als an den davor sitzenden Wirbeln, die Basis der Querfortsätze 
des Kreuzwirbels ist schmäler, sie sind aussen weniger spitz hinterwärts ausgebreitet, die hintere 
Gelenkfläche des Kreuzwirbels besteht in einem deutlich entwickelten convexen Gelenk- 
flächenpaar zur Aufnahme des Schwanzbeines, das Schwanzbein ist länger, das Schulterblatt 
viel niedriger, das Schlüsselbein wie in den Ranen gerade leistenförmig, der Oberarm kürzer 
dabei stärker, dessen unterer Gelenkkopf mit einer hochgewölbten, kugelförmigen Gelenkfläche 
zur Aufnahme des Vorderarmes versehen, die Mittelhandknochen sind auffallend kurz, die 
Fingerglieder, daher auch die ganzen Finger kürzer, das Darmbein ist lang, der Oberschenkel 
kürzer als der Unterschenkel, die beiden Fusswurzelknochen erster Reihe sind selbst im Ver- 
gleich zum Unterschenkel länger und der Mittelfuss und die Zehen kürzer als in Palaeoba- 

23% 


— dA — 


trachus gigas; woraus zur Genüge erhellt, dass diese beiden Riesenfrösche nach ganz ver- 
schiedenen Typen gebildet sind. 

Eine entschiedene Verwandtschaft stellt sich dagegen mit Palaeobatrachus Goldfussi 
heraus, der aber selbst ausgewachsen nur halb so gross ist, was allein schon hinreichen 
würde, den Palaeobatrachus gigas davon zu trennen. Es gebricht ihm aber auch nicht an 
anderen wesentlichen Abweichungen, die jedoch der Art sind, dass eine Vereinigung beider 
beider Species zu einem Genus zulässig erscheint. Die allgemeine Schädelform, die nicht 
auffallend grossen, längeren, vorn mit einem spitzeren Winkel versehenen Augenhöhlen, deren 
Lage näher dem vorderen als dem hinteren Ende, eine Schädellänge, die mehr beträgt als 
die Strecke der Wirbelsäule bis zum Kreuzbein, sechs Wirbel bis zum Kreuzbein mit fünf 
Paar Querfortsätzen und dem vereinigten ersten und zweiten Wirbel, die auffallende Breite 
der Wirbel, ein in der Jugend aus mehr als einem Wirbel bestehendes Kreuzbein, der nach 
aussen breitere und hier hinterwärts spitzere Querfortsatz des Kreuzbeines, Beweglichkeit im 
Schwanzbein und den Darmbeinen, gleiche Länge des Vorderarms und der Mittelhand, sowie 
das bogenförmige Schlüsselbein sind beiden Species gemeinsam, und es würden wohl noch 
weitere Uebereinstimmungen sich herausstellen, wären von Palaeobatrachus gigas die hinteren 
Gliedmaassen vollständig überliefert. Zugleich treten die Abweichungen zwischen beiden Species 
nicht weniger deutlich hervor. Zwar sind die einzelnen Schädeltheile für eine Vergleichung 
wenig geeignet, wofür an anderen Theilen des Skelets die Verschiedenheit der Species genü- 
gend erkannt wird. In Palaeobatrachus Goldfussi scheinen die Wirbel noch kürzer zu seyn, 
das Kreuzbein stärker und aus mehr als zwei Wirbeln zusammengesetzt, das Schulterblatt ist 
eher geringer, das Schlüsselbein mehr nach vorn gerichtet, mehr gebogen rippenförmig, rund 
und hinten und innen mit keimer Rinne versehen, das Hakenschlüsselbein in der inneren 
Hälfte weniger breit fächerförmig ausgedehnt, in der dünnsten Gegend ohne Hübel am Vor- 
derrande und am vorderen Ende ohne einen nach innen gerichteten Fortsatz; auch scheinen 
die Darmbeine kürzer und stärker gebogen als in Palaeobatrachus gigas. 


Aus der Braunkohle von Kaltennordheim. Taf. XXI. Fig. 8. 


Im October 1852 wurden mir von Herrn Professor E. Schmid aus dem Grossherzog- 
lichen mineralogischen Museum zu Jena Ueberreste von einem Frosche mitgetheilt, die 
offenbar von Palaeobatrachus gigas herrühren. Sie sollten bei der Saline Kreutzburg, unfern 
Eisenach, gefunden worden seyn, in deren Nähe gar keine Braunkohle ansteht. Die auf 
der Saline zum Heitzen der Pfannen verwendete Kohle wurde ohne Zweifel von Kaltennord- 
heim, im Eisenach’schen Kreise des Grossherzogthumes Sachsen-Weimar, bezogen, von wo 
auch die Versteinerung herrühren wird. Die Reste werden von einer festen, thonigen, 
unvollkommen schieferigen Braunkohle umschlossen, welche der des Siebengebirges sehr 
ähnlich sieht. Die herausgefallenen Knochen haben scharfe Abdrücke im Gesteine hinterlassen, 


— 15 — 


so dass die Knochen eigentlich nicht vermisst werden. Es ist nur ein Theil vom Skelet 
überliefert, dessen Knochen regellos durch einander liegen. Für Palaeobatrachus spricht, dass 
der Oberschenkel ein wenig länger ist als der Unterschenkel, so wie dass die Mittelhand- 
knochen auffallend lang und nicht kürzer, eher noch etwas länger als die Mittelfussknochen sind. 
Die Grösse passt zu Palaeobatrachus gigas aus der Braunkohle des Siebengebirges, mit dem 
auch die einzelnen Theile übereinstimmen. 

Für die Länge des Oberschenkels erhält man 0,0465, für die Breite an den beiden 
Enden 0,008 und 0,007; über dem stärkeren Ende scheint der ziemlich gerade Knochen am 
schwächsten gewesen zu seyn. Es ist nur der eine Oberschenkel vollständig überliefert, der 
andere, dessen eines Ende weggebrochen ist, liegt zwischen den beiden Darmbeinen. Auch 
sind beide Unterschenkel vorhanden, für die man 0,0435 Länge erhält, während die Breite 
an den Enden 0,007 und 0,008 beträgt, an der nach ersterem Ende hin liegenden schwächsten 
Stelle nur halb so viel. 

' Es liegt nur der eine Oberarm vor, und zwar in einem Zustande, der die Beurtheilung 
seiner Länge nicht gestattet. Mit dem unteren Ende stösst er an den besser erhaltenen Ober- 
schenkel. Man überzeugt sich, dass er nicht unter 0,032 Länge maass, dass er an seinem 
oberen Ende 0,0085 Breite erreichte, dass das untere Ende nicht weniger breit war und dass 
die theilweise der Braunkohle aufliegende Gelenkrolle mehr eine flach convexe Bildung besass. 
Vom Vorderarme fand ich nichts vor, wohl aber rechts am Ende der Platte eine Reihe von 
vier oder fünf Handwurzelknöchelchen, worunter das der Speiche entsprechende Knöchelchen 
zu seyn scheint. Dabei liegen einige Mittelhandknochen und Fingerglieder; von ersteren 
misst der vollständigste 0,0205 Länge bei 0,002 Breite an den Enden, was eben so sehr wie 
die Länge der Fingerglieder dem Exemplar aus dem Siebengebirge entspricht. 

In der Nähe der Finger erkennt man den scharfen Abdruck von dem einen Haken- 
schlüsselbein, dessen Schulterblattende fehlt. Was angedeutet ist, entspricht der eigenthüm- 
lichen Bildung dieses Knochens im Palaeobatrachus gigas aus dem Siebengebirge. Am 
fächerförmigen Ende erhält man 0,014 Breite, an der schwächsten Stelle des Knochens 
0,003, in letzterer Gegend findet sich am Vorderrande die geringe Wölbung vor, welche 
zur Bezeichnung der Species beiträgt. 

Die beiden Darmbeine sind, ohne vollständig zu seyn, nach entgegengesetzten Richtungen 
hin geschoben. Für ihre Länge ergiebt sich 0,045, für die Breite am unteren, hinteren Ende 
0,01, gegen das obere Ende hin kaum mehr als die Hälfte. Auch hier sind diese Knochen 
unmittelbar vor ihrer Ausbreitung zur Bildung der Beckenpfanne am schwächsten. 

Von der zwischen Darmbein, Oberarm, Oberschenkel und Unterschenkel liegenden, 
aus vier Knöchelchen bestehenden Gruppe, muss ich es’ unentschieden lassen, ob sie der 
anderen Mittelhand oder dem Mittelfuss angehört, da in Palaeobatrachus zwischen beiden 
keine auffallende Längenverschiedenheit besteht. 


16 — 


Aus der Braunkohle von Kaltennordheim liegen noch andere Froschreste vor, jedoch 
so unvollständig, dass an eine Ermittelung der Species nicht zu denken ist. Zu Palaeoba- 
trachus gigas können sie nicht gehören. Da die Thiere mit diesem zusammen gelebt haben, 
so will ich der Reste hier gedenken. Das vollständigste Stück, das ich im November 1857 
von Herrn Rath Herbst zu Weimar mitgetheilt hielt, habe ich Taf. XXI. Fig..3 abgebildet. 
Die regellos durch einander geworfenen Knochen werden von einem dunkelgrauen Braunkohlen- 
thon umschlossen. Der vollständigste Knochen links, einer der längsten, der eine schräge 
Lage einnimmt, ist gerade, 0,02 lang und an beiden Enden 0,0035 breit. Der Oberarm 
kann es nicht seyn, eher der Ober- oder Unterschenkel; der rundere Gelenkkopf an dem 
einen Ende lässt an Oberschenkel, die überaus gerade Form des Knochens an Unterschenkel 
denken. 

Ein anderer gerader Knochen rechts erinnert durch seine platte, dünne Form an den 
Hauptknochen im Schädel, wofür er jedoch schmal seyn würde; eher könnte er den vorderen 
Fortsatz des Keilbeines darstellen. Er ist 0,016 lang und ergiebt an der in die hintere 
Gegend fallenden schmälsten Stelle 0,001, in der breitesten vorderen Gegend noch einmal 
so viele Der Knochen ist daher nur wenig kürzer als der zuvor erwähnte. Wollte man 
auch dem Keilbeinfortsatze die halbe Schädellänge einräumen, so würde der Knochen doch 
immer noch einen für den Gliedmaassenknochen viel zu grossen Kopf andeuten, und er scheint 
daher auch nicht dem Keilbein anzugehören. Davor erscheint querliegend der eine Vorder- 
arm, der andere liegt weiter links der Länge nach. Dieser Knochen ergiebt ohne den 
Ellenbogenfortsatz 0,007, mit demselben 0,0085 Länge, oben 0,003 und an dem Hand- 
wurzelende 0,0035 Breite. 

Ersterer Vorderarm liegt mit dem einen Darmbeine zusammen, das, ohne ganz voll- 
ständig zu seyn, die Länge des Knochens aus der hinteren Gliedmaasse erreicht; es war 
daher jedenfalls länger als dieser Knochen; am Gelenkende ergiebt es 0,0045, sonst gleich- 
förmig 0,0015 Breite oder Höhe. 

Der Knochen am Ende des langen Gliedmaassenknochens rührt vom Flügelbeine oder 
vom Felsenbeine her. Der andere Knochen der Art liegt unten mit einem Zehengliede zu- 
sammen. Auch oben am Ende der Platte scheint ein Knochen aus dem Schädel sich vor- 
zufinden. Ein Paar Wirbel stellen sich im Querschnitte dar. Die schmalen, langen Knöchelchen 
werden aus der Mittelhand oder dem Mittelfusse herrühren; der längste von ihnen misst 
0,0095, ein anderer 0,0085, was auf die Länge des Vorderarmes herauskommt. Da nun der 
Frosch schon aus dem Grunde, dass das Darmbein länger ist als der Öber- oder Unterschenkel, 
nicht zu Palaeobatrachus gehören kann, so werden auch diese Knöchelchen überhaupt nicht 
der Mittelhand, sondern dem Mittelfuss eines davon verschiedenen Genus angehören. Der 
Frosch war nur ein wenig kleiner als Palaeobatrachus Goldfussi. 

Schon in den Jahren 1855 und 1856 theilte mir Herr Hassencamp mehrere Stücke 


— MM — 


Braunkohle von Kaltennordheim mit, worauf einzelne Skelettheile eines änhlichen Frosches 
durch einander lagen. Die Theile waren zerdrückt und aufgebrochen, daher zur Ermittelung 
der Species nicht geeignet. Auch hier stellten sich die Gliedmaassen schlanker heraus als 
in Palaeobatrachus, dem der Frosch eben so wenig anzugehören scheint, als der Rana Meriani. 

Es ergiebt sich hieraus wenigstens so viel, dass Palaeobatrachus gigas in der mit der 
Rheinischen gleichalterlichen Braunkohle von Kaltennordheim mit einem zahlreicher sich darstel- 
lenden Frosche, der von denen der- Rheinischen Braunkohle ‘verschieden ist, verschüttet liegt. 
Die anderen, in der Braunkohle zu Kaltennordheim aufgefundenen Wirbelthierreste gehören 
Crocodil, Schildkröte, Palaeomeryx, worunter Pal. Scheuchzeri, einem der kleinsten omnivoren 
Nager und Rhinoceros an, was eine Wirbelthier-Fauna verräth, die der der Rheinischen- 
Braunkohle ähnlich war. Auffallend ist daher. der Mangel an Palaeobatrachus Goldfussi in 
dieser Kohle. 


Palaeobatrachus gracilis. Taf. XX. Fig. 11. 
Palaeobatrachus gracilis, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 555. 


Diese in der Braunkohle von Sieblos in der Rhön gefundene Versteinerung wurde mir 
im März 1857 von Herrn Apotheker Hassencamp in Weyers, in dessen Besitz sie sich be- 
findet, mitgetheilt. Der aufgebrochene Schädel geht nach vorn mehr konisch zu und scheint 
stumpfer zu endigen als in Palaeobatrachus gigas und P. Goldfussi. Die hintere Grenze war 
nicht genau zu verfolgen, doch scheinen Länge und Breite des Schädels kaum verschieden 
gewesen zu seyn. Die Augenhöhlen lagen ein wenig weiter vorn als hinten; ihr vorderer 
Winkel war spitzig, der hintere gerundet; sie waren ungefähr noch einmal so lang als breit, 
und ihre gegenseitige Entfernung betrug so viel als die Breite. Die vor den Augenhöhlen 
liegende Gegend des Schädels zeigt sich nicht durchbrochen. An der einen Seite wird deutlich 
das winkelförmige Flügelbein erkannt. Auch kann man sich überzeugen, dass der Oberkiefer 
bezahnt war. 

Vor dem Kreuzbeine sind ein Paar Querfortsätze überliefert, von einer Beschaffenheit, 
welche die Annahme gestattet, dass ihnen noch ein Paar vorherging; die Zahl der Wirbel würde 
alsdann auf die in Palaeobatrachus Goldfussi herauskommen. Wie im alten Exemplar dieser 
Species (S. 155. Taf. XVII. Fig. 8), so sind auch hier die Querfortsätze mehr von gleicher 
Stärke. Die Querfortsätze des Kreuzbeines werden aussen breiter und gehen hier hinterwärts 
spitz aus. Das Schwanzbein war stark. 

Das linke Schulterblatt, von geringerer Höhe, ist gut überliefert. An dem jetzt nach 
aussen gerichteten, oberen, zur Aufnahme eines knorpeligen Theiles bestimmt gewesenen, 
schwach convexen Ende erhält man 0,005 Breite. Dahinter glaubt man das obere Ende 
vom Hakenschlüsselbein wahrzunehmen, und vom oberen Ende des Oberarmes nach innen 
ein Stückchen von einem schmalen Knochen, dem Schlüsselbeine. 


— 18 — 


Der 0,0155 lange Oberarm wurde gegen das obere Ende hin breiter, der untere 
Gelenkkopf war nicht stark kugelförmig gewölbt; der rechte Knochen ist von neben, der 
linke mehr von hinten entblösst und erscheint daher aufwärts schmäler. Der Vorderarm misst 
mit dem Fortsatze 0,011 Länge, ohne denselben 0,009. In der Handwurzel glaubt man vier 
Knöchelchen wahrzunehmen. Die Mittelhand ergiebt 0,009, so viel als -der Vorderarm ohne 
Ellenbogenfortsatz. Von einem rudimentären Daumen wird nichts wahrgenommen. Für die 
Länge des ersten Gliedes der übrigen Finger, von denen sonst wenig überliefert ist, erhält man 
kaum mehr als 0,003. 

Das linke Darmbein ist nach aussen umgelegt und erscheint daher unten breiter, 
wobei es hinterwärts spitz ausgeht. Das andere Darmbein behauptet mehr seine ursprüngliche 
Lage, woher auch das schmälere Aussehen rührt. Mit dem Scham-Sitzbein ergeben diese Knochen 
0,025 Länge. Sie waren daher lang und schlank. In den Exemplaren von Palaeobatrachus 
Goldfussi von ähnlicher Grösse sind die Darmbeine kürzer und breiter. Das Becken ist auf 
eine solche Weise verschoben, dass die Darmbeine über dem Kreuzbein vorstehen ; mit dem sie 
daher nicht verwachsen waren. Sonst hängen die einzelnen Theile des Skelets gut zusammen. 

Die mit dem Becken zusammengedrückten Oberschenkel ergeben 0,025 Länge; in der 
unteren Hälfte sind sie deutlich gebogen. Der Unterschenkel erreichte 0,023 Länge. Die 
Gelenkköpfe dieser langen Knochen geben durch ihre gewölbte Beschaffenheit zu erkennen, 
dass sie vollständig verknöchert sind. Die beiden Fusswurzelknochen erster Reihe messen 
0,0095 Länge, daher viel weniger als der halbe Unterschenkel. Von anderen Knöchelchen 
der Fusswurzel wird nichts erkannt. Die längsten Mittelfussknochen erreichen 0,0105, nur 
wenig mehr als die Fusswurzelknochen erster Reihe oder die Mittelland. Die Zehen sind 
unvollständig. 

Der weiche Körper des Frosches ist durch eine weissliche Masse angedeutet. 

Die gerundeten Gelenkköpfe an den langen Knochen, zumal der hinteren Gliedmaassen, 
die einfache Beschaffenheit des Kreuzbeines und seines Querfortsatzes, so wie die vollständige 
Verknöcherung des unteren Endes des Darmbeines sind die sichersten Beweise dafür, dass es 
sich hier um ein ausgewachsenes und völlig entwickeltes Thier handelt, worin es sich eigentlich 
nur dem Exemplar von Palaeobatrachus Goldfussi Taf. XVII. Fig. 8 vergleichen lässt, zu 
dem es sich jedoch wie 3:4 verhält. Auch sind die Exemplare letzterer Species von der 
Grösse des Frosches von Sieblos noch in der Entwickelung begriffen, und es unterscheidet 
sich der Frosch von Sieblos überdies noch durch die Schlankheit seiner Knochen, durch ein 
hinterwärts spitzeres Ausgehen des Querfortsatzes am Kreuzbein und durch längere Darm- 
beine; selbst in der Form des Kopfes scheint einige Verschiedenheit zu liegen. Diese Ab- 
weichungen können keinen sexuellen Grund haben, es müsste sonst angenommen werden, 
dass in der Rheinischen Braunkohle nur männliche oder nur weibliche Frösche begraben 
liegen, was bei der Menge, in der sie dort auftreten, nicht wohl möglich ist. Die übrigen 


— 19 — 


Abweichungen, zu denen der etwas kürzere Vorderarm, so wie die kürzeren Fusswurzel- 
knochen erster Reihe im Vergleich zum Unterschenkel gehören, sind weniger von Belang 
und werden theilweise durch das ausgewachsene Exemplar von Palaeobatrachus Goldfussi 
ausgeglichen. Aehnliche Abweichungen bestehen auch mit Palaeobatrachus gigas, der unge- 
fähr noch einmal so gross ist. Die Trennung der Form von Sieblos von den beiden an- 
deren dürfte daher gerechtfertigt erscheinen. 

Mit diesem entwickelten Frosche fand sich zu Sieblos auch die Taf. XX. Fig. 2 
abgebildete kleine Larve. Diese ist kaum grösser als die von mir Taf. XXI. Fig. 3 aus der 
Rheinischen Braunkohle dargestellte, dabei aber anders geformt. Der Kopf ist nicht sowohl 
länger als schmäler, und die Larve, die in der vorderen Rumpfgegend wenigstens an der 
einen Seite breiter wird, nimmt eigentlich nur gegen das schwach gekrümmte Ende des 
Schwanzes deutlicher an Stärke ab. Am Kopfe wird keine Verknöcherung wahrgenommen, 
die daher noch nicht begonnen zu haben scheint. Vielmehr bemerkt man innerhalb des von ihm 
eingenommenen Raumes eine weissliche, unregelmässig gerundet dreieckig geformte, an den 
Enden etwas erhöhte Masse, die vom Schädelknorpel herzurühren scheint. Es fällt an der 
Larve auf, dass die Wirbel schon in der Verknöcherung vorgeschritten waren. Es lassen 
sich 10 Wirbel unterscheiden, von denen die vorderen mit deutlichen Querfortsätzen versehen 
sind und die folgenden in getrennten Hälften bestehen. In der hinteren Gegend des Kopfes 
und am Ende der knöchernen Wirbelsäule bemerkt man ein wohl nur zufällig entstandenes, 
längliches, blaues Fleckchen. An der einen Seite erkennt man auch Andeutungen vom Auge. 
Der innere Raum der Larve ist von mattem Schwarz, die Knochen sind hellbraun. 


Aus der Braunkohle von Markersdorf. 
- Palaeobatrachus Goldfussi. Taf. XIX. Fig. 4. 5. 6. 


Aus der Braunkohle von Markersdorf bei Böhmisch-Kamnitz wurden mir im Januar 
1858 von Herrn Professor Geinitz die in dem Königlichen mineralogischen Museum zu Dresden 
aufbewahrten Frösche mitgetheilt (Jahrb. für Mineral., 1858. S. 203), unter denen ich den 
Rheinischen Palaeobatrachus Goldfussi reichlich vertreten fand, doch durch kein völlig ent- 
wickeltes Exemplar. Die besseren Exemplare habe ich auf Taf. XIX abgebildet, das voll- 
‚ständigste ist in Fig. 5 wiedergegeben. An dem auf dem Rücken liegenden Thiere sind die 
Gliedmaassen der einen Seite weggebrochen; die Hand ist verschoben, das Becken mehr nach 
vorn gerückt, der Unterschenkel gebrochen und verschoben und der Fuss selbst an der vorhande- 
nen Seite nur theilweise überliefert. Das Skelett ist nur wenig kleiner als das Taf. XVII. Fie. 1 
aus der Rheinischen Braunkohle. Die Beschaffenheit des Schädels, so wie der übrigen Knochen 
entspricht der Species. Schulterblatt, Schlüsselbein und Hakenschlüsselbein liegen von bei- 


den Seiten vor. Mittelhand und Vorderarm besitzen gleiche Länge. Die Querfortsätze des 
Band VII, 3. 24 


— 10 — 


dritten Paares sind hier die längsten und aussen hinterwärts verstärkt. Die Darmbeine, deren 
Kürze und Krümmung der Species entsprechen, wurden bis zu diesen Querfortsätzen hin 
geschoben. Vom Kreuzbein erkennt man, dass es aus mehreren Wirbeln bestand. Das 
Schwanzbein war stark. Der Oberarm ist 0,015 lang, der Vorderarm mit dem Ellenbogen- 
fortsatze 0,01, der Oberschenkel 0,025. 

Aehnliche Grösse besass das Exemplar Fig. 4, von dem der Kopf, die Unterschenkel 
mit den Füssen und die Hand weggebrochen sind. Die Knochen sind weniger fest, ihre Um- 
risse aber scharf. Das zusammengesetzte Kreuzbein verräth sich hier, wie bei den noch in 
der Entwickelung begriffenen Exemplaren derselben Species aus der Rheinischen Braunkohle, 
durch die Gegenwart von Kreuzbeimnlöchern. Das Schulterblatt, das Hakenschlüsselbein und 
die Hand mit ihren Gliedern, abgesehen vom rudimentären Daumen, sind trefflich überliefert; 
so auch die Darmbeine und die gerade endigenden Oberschenkel. 

Fig. 6 stellt ein jüngeres Exemplar dieser Species von guter Erhaltung dar. Die eine 
Hälfte ist weggebrochen. Der Kopf war noch nicht ausgebildet. Der Hauptknochen ver- 
längert sich bis zum vorderen Ende ohne durchbrochen zu seyn, auch liegt davor kein 
besonderer Knochen. Die Kiefer sind als feine Knochen angedeutet, die bei diesem Thier 
überhaupt von zarter Beschaffenheit sind. Die Wirbel waren noch nicht völlig verknöchert. 
In der Augenhöhle glaubt man das Auge abgedruckt. Der Oberarm ergiebt 0,0075 Länge, 
der Vorderarm 0,006, der Oberschenkel 0,013, der Unterschenkel 0,012, die Fusswurzel- 
knochen erster Reihe 0,006. Der Inhalt der Knochen ist, wie in der zuvor beschriebenen 


Versteinerung, grünlich grauer Thon. 


Palaeobatrachus? Bohemicus. Taf. XIX. Fig. 1. 


Eines der schönsten Stücke aus der Braunkohle von Markersdorf besteht in dem 
Fig. 1 abgebildeten Schädel. Der Rumpf des Thieres scheint erst in letzter Zeit mit dem 
Gesteine weggebrochen zu seyn. Der Schädel ist platt gedrückt und dabei etwas verschoben. 
Er ist grösser als die grössten Schädel (Taf. XVII. Fig. 1. 2. 8) von Palaeobatrachus Gold- 
fussi, und verhält sich zu dem Palaeobatrachus gigas ungefähr wie 2:3. Für die Länge 
wird 0,03 anzunehmen seyn, die Breite betrug keinesfalls mehr. Die wenig geräumigen 
Augenhöhlen lagen eher weiter vorn als hinten die Beschaffenheit ihrer Winkel war nicht zu 
ermitteln. Vor ihnen scheint der Schädel fast ganz geschlossen. In der vorderen Gegend 
des spatelförmigen Stirn-Scheitelbeines wird kein Zerfallen in andere Knochen wahrgenommen. 
Mehr als dieser Hauptknochen selbst verschmälert sich dessen Oberfläche nach der Mitte hin, 
wo auch ein deutlicher Längseindruck wahrgenommen wird; hinterwärts wird die Platte 
breiter. Vom Stirn-Nasenbein und Zwischenkiefer wird nichts erkannt. Der durch Verschie- 
bung etwas sichtbare untere Theil der mittleren Schädelgegend bietet in der ungefähren Mitte 
Andeutungen von einer, wohl durch das Siebbein veranlassten, stumpf zackigen Quernaht 


— 1831 — 


und dahinter näher dem Rand ein Gefässloch dar. Den starken stumpfen Knochen zu bei- 
den Seiten in der hinteren Gegend möchte man fast eher dem Querfortsatze des Keilbeines 
als dem Felsenbeine beilegen. Der zuerst beschriebene Längentheil würde alsdann der vordere 
Fortsatz des Keilbeines seyn, wofür er freilich auffallend lang und stark wäre. Die schmä- 
leren Knochen in der hinteren Gegend weiter aussen werden Ueberreste vom Pauken-Schlä- 
fenbein und vom Flügelbeine darstellen. Noch weiter aussen erkennt man, zumal an der 
rechten Seite, das unvollständig überlieferte Schulterblatt, das durch seine Form und geringe 
Grösse an Palaeobatrachus Goldfussi erinnert. Hinten scheint es mit dem Oberarm zusam- 
mengedrückt zu seyn. An dieser Seite liegt der Unterkiefer aussen, an der anderen Seite 
innen vom Oberkiefer, der jedoch, wie der Unterkiefer, nur unvollständig überliefert ist. 

Die Form des Schädels erinnert an Palaeobatrachus. Bei der mangelhaften Ueber- 
lieferung seiner Theile ist es aber unmöglich zu sagen, ob der Frosch, von dem er herrührt, 
diesem Genus angehört. 

Unter den damit vorgefundenen Froschlarven macht sich die Taf. XIX. Fig. 2 ab- 
gebildete durch Deutlichkeit bemerkbar. Die Form ihres weichen Körpers ist nicht überliefert. 
Die knöchernen Theile sind von oben entblösst. In der Schädeigegend fällt die Spitze eines 
langen, schmalen, unpaarigen Knochens auf, von dem man glauben sollte, dass er dem Keil- 
bein angehöre. Dieser Knochen verleiht dem Kopftheile 0,019 ganze Länge. Hinten liest zu 
beiden Seiten eine grosse muschelförmige Wölbung mit scharfer Rückenkante, die der Ge- 
hörvorrichtung angehören wird. Die Bildung des hinteren Augenhöhlenwinkels scheint begon- 
nen zu haben. Die knöchernen Theile der Wirbelsäule nehmen ungefähr die Länge des 
Kopfes ein. Man unterscheidet eine Reihe von acht deutlicher entwickelten Wirbeln, die um 
so kürzer werden, je weiter hinten sie auftreten. Dahinter erkennt man noch einige kleinere 
knöcherne Wirbelhälften. Da die Wirbel von oben entblösst sind, so gehören die Hälften 
dem oberen Bogen an, wobei auffällt, dass nur die vier vorderen Bogen in Hälften 
getrennt erschemen, während die Hälften der vier hinteren Bogen sich sogar unter Bil- 
dung eines kleinen knopfförmigen Stachelfortsatzes verbunden darstellen. Die Bogen über 
decken sich hinten etwas, und es ist von ihnen der erste länger als die übrigen. Bei 
der Jugend des Thieres kann nicht wohl an eine Verwachsung der beiden ersten Wirbel 
gedacht werden, es wäre daher möglich, dass der erste Wirbel vom ersten sichtbaren Bogen 
verdeckt gehalten würde, der dem zweiten Wirbel angehört, wie sich schon daraus ergiebt, 
dass er mit einem Querfortsatze versehen ist. Es werden überhaupt fünf Paar Querfortsätze 
wahrgenommen, die mehr in der vorderen Gegend des Bogens an einem Hübel rippenartig 
einlenken, und daher wenigstens in der Periode der Entwickelung, worin die Larve stand, 
noch nicht mit dem Bogen verwachsen waren. Der zweite Querfortsatz ist der längste und 
hinten mehr aussen hübelartig verstärkt. Diese Fortsätze sind mager und nehmen bei ihrem 
Auftreten weiter hinten nur wenig an Länge und Stärke ab. Auf der rechten Seite bemerkt 


man einen knöchernen Theil, den man eher für einen halben Wirbelbogen eines anderen 
Individuums als für das Schulterblatt halten möchte. Einen ähnlichen Theil habe ich in 
ungefähr derselben Lage an der Taf. XXI. Fig. 10 abgebildeten Larve aus der Braunkohle 
von Orsberg wahrgenommen, die jedoch nicht von derselben Species herrühren kann; auch 
war bei der Rheinischen Larve schon die Verknöcherung der hinteren Gliedmaassen vor sich 
gegangen, von denen hier noch keine Spur wahrgenommen wird. 

Die übrigen Larven von Markersdorf gleichen mehr oder weniger der Fig. 3 dar- 
gestellten, die derselben Species angehören wird und nur weniger entwickelt war. Auf einem 
Raume von fünf Quadratzoll liegen über ein Dutzend solcher Larven beisammen. 

Diese Froschlarven unterscheiden sich von allen von mir aus der Rheinischen Braun- 
kohle und von anderen Orten untersuchten gleicher Grösse und gleicher Entwickelungsstufe 
schon auffallend durch die Kürze, mit der sich bei ihnen die verknöcherte Wirbelsäule dar- 
stellt, die nicht länger ist als der verknöcherte Kopf; auch ist der nach vorn gerichtete 
Fortsatz des mittleren unpaarigen Kopfknochens mehr pfriemenförmig und fast noch einmal so 
lang als sein Quertheil, und überdies lenken die Querfortsätze als getrennte Knochen rippen- 
artig an die Wirbel ein. Hierin weichen die von mir von Markersdorf untersuchten Larven, 
von denen der Rheinischen Braunkohle, die offenbar von mehr als einem Genus herrühren, 
ebenmässig ab, so dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Böhinischen einem anderen 
Genus angehören. Die Larven und der Fig. 1 abgebildete Schädel werden wohl zu einer 
und derselben Species zusammenzufassen seyn, die ich bis zur genaueren Ermittelung des 
Genus an dazu geeigneten Exemplaren unter Palaeobatrachus? Bohemicus begreife. Die 
Wirbelsäule dieses Frosches musste, schon nach den Larven zu urtheilen, im Vergleich zum 
Kopf auffallend kurz gewesen seyn, selbst kürzer als in den Larven der Rheinischen 
Braunkohle, die grossentheils von Palaeobatrachus herrühren werden. 


Die 
Prosoponiden 


oder 


Familie der Maskenkrebse 


Taf. XXIII. 


Die Entdeckung der Prosoponiden oder Maskenkrebse fällt in den Anfang des Jahres 
1835, um welche Zeit der später nach Paris versetzte General-Berg-Inspector Voltz mir aus 
dem Museum der Akademie zu Strassburg mehrere Versteinerungen mittheilte, unter denen ich 
den Cephalothorax zweier eigenthümlichen Krebse erkannte, die ich wegen der Aechnlichkeit 
mit einer Maske unter Prosopon zusammenfasste, indem ich die eine aus dem Neocom von 
Boucherans herrührende Species Prosopon tuberosum, die andere aus dem Unter-Oolith von 
Crune Prosopon hebes nannte (Jahrb. für Mineral., 1835. $. 329). Eine dritte Species, 
P. simplex, aus dem Scyphien-Kalk oder unteren Coralrag von Streitberg, fand ich im Jahr 
1856 (a. a. O0. 1837. S. 314) in der Sammlung des Grafen Münster, und eine vierte, P. rostra- 
tum (a. a. ©. 1840. S. 587), unter Ueberresten, welche Münster mir im Jahr 1840 aus 
dem oberen weissen Jura von Kelheim zur Untersuchung zuschickte. Nachdem ich diese 
vier Species in meinem Werke: „Neue Gattungen fossiler Krebse“ etc. (1840. S. 21. t. 4. 
f. 31-34) veröffentlicht hatte, vermehrte ich die Zahl der Species mit noch zwei neuen, 
dem Prosopon marginatum und P. spinosum, beide aus dem weissen Jurakalke von Aalen, 
die ich in Münsters Beiträgen zur Petrefaktenkunde (V. 1842. S. 70. t. 15.£.1—3) genauer 
darlegte. Im Jahr 1851 erkannte ich ein neues Genus dieser Familie, Gastrosacus (Jahrb. 
f. Mineral. 1851. S. 677), aus dem oberen weissen Jura von Nieder-Stotzingen, wo dasselbe, wie 
ich zwei Jahre später fand, mit einer eigenen Species Prosopon, P. Stotzingense, zusammen- 
liegt. Den grössten Reichthum aber an Prosoponiden erhielt ich im Jahr 1857 von Herrn 
Wetzler aus dem weissen Jura des Oerlinger Thales in Würtemberg mitgetheilt, was mich 


veranlasste, eine Zusammenstellung aller von mir bisher untersuchten Prosoponiden zu geben 
Band VII, 4. 95 


— 14 — 


(Jahrb. für Mineral., 1857. S. 555) und eine ausführlichere Arbeit über diese zierlichen 
Krebschen abzufassen. 

Inzwischen war es auch Professor A. Reuss in Prag gelungen, im weissen Jura von 
Stramberg und des Ignatius-Berges bei Neutitschein in Mähren Prosoponiden nachzuweisen, 
und zwar sieben Species, die er in einer im November 1857 bei der K. Akademie der Wis- 
senschaften in Wien eingereichten Abhandlung über fossile Krabben beschrieb. Davon ist 
eine Uebersicht in den Sitzungsberichten besagter Akademie (XXVI. 1. 1857. Nvbr. S. 165) 
enthalten, aus der jedoch über die Beschaffenheit der Species nichts näheres zu entnehmen 
war. Reuss machte daher, nachdem ich im July 1857 meine Zusammenstellung veröffentlicht 
hatte, in einem späteren Sitzungsberichte der Akademie zu Wien (XXXI. 1858. S. 5) nähere 
Angaben über die von ihm untersuchten Species, die ausführliche Abhandlung mit den 
Abbildungen erschien jedoch erst im Jahre 1859. Auf die sieben Species, die er aus Mäh- 
ren beschreibt, werde ich bei Darlegung der Species näher eingehen. 

Mit den Prosoponiden Schwaben’s beschäftiste sich auch Quenstedt (Petrefaktenk., 
1852. S. 263. t. 20. f. 4; — Jura, 1858. S. 663. t. 81. f. 43. S. 777. t. 95. f. 54-48), 
dessen Angaben gleichfalls bei Darlegung der Species erwogen werden sollen. Dasselbe 
wird mit den drei Species der Fall seyn, welche Etallon (Bull. soc. geolog. France, 2. s. XVI. 
1858 & 1859. p. 176. t. 3. f£.1—9) aus dem Französischen Jura aufstellt. 

So sind diese Krebschen, von denen die ersten vor 25 Jahren durch mich erkannt 
wurden, innerhalb dieses Zeitraumes, wie aus beifolgender Uebersicht zu ersehen ist, auf 
35 Species gestiegen, eine Zahl, von der ungeachtet ihrer Grösse sich voraussehen lässt, 
dass sie in der Folge noch zunehmen werde. 


: Mittlerer Unteres Coral- Udiere Kreide 
Prosoponiden. brauner Jura. rag. Weisser Jura. ; Individuen. 
(Unter-Oolith.) |(Scyphien-Kalk.) ri (Neocom,) 
1. Prosopon hebes Meyer . . Crune — —_ — 1l 
2. — simplex Meyer . . _ Streitberg _ == 6 
3. — rostratum Meyer . . — — Kelheim — li 
4. — insigne Meyer . . — — Wasseralfingen — 1 
5. — aequilatum Meyer . —_ _ Aalen _ 2 
6. — quadratum Etallon . —_ Saint-Claude — = —_ 
7. — pustulosum Meyer . — = Mähren = — 
Aalen; zwischen 
8. — spinosum Meyer . . _ _ en So Di = 4 
ım Klettgau 
9. — Stotzingense Meyer . _ Nieder-Stotzingn. — 


10. — marginatum Meyer . —— — Aalen; Oerling. Thal == 17 


2.8 — 


Prosoponiden. a erh Weisser Jura. Hintere Kreide, Individuen. 
(Unter-Oolith.)..\(Seyphien- Kalk.) (eocan.) 
11. Prosopon gibbosum Etallon . — Saint- Claude — = = 
12. 2 Meyeri Etallon >; _ —_ Saint-Claude — — 
13. — bidentatum Reuss sp. _- u Mähren — _ 
14... — polyodon Reuss sp. . _ = » = — 
15.. — grande Meyer... . . — - Oerlinger Thal — 16 
16. —- complanatum Reuss sp. — — Mähren —_ — 
17. — elongatum Meyer . 1.7 — Oerlinger Thal —_ 3 
15. — lingulatum Meyer . — e — 2 
19. — depressum Meyer. . — — = — I 
20. — obtusum Meyer . . — — 2 —_ 1 
21. — exeisum Meyer  . . E = 5 = 30 
22. — angustum Reuss sp. . — rg! Mähren = —_ 
23.: — Jlaeve Meyer . ... — = Oerlinger Thal = 2 
24. — sublaeve Meyer . . = —_ Er — 6 
25. — punctatum Meyer . — = = = 3 
26. —- aculeatum Meyer. . —_ — > = 1 
27. — ornatum Meyer . . —_ = 5 = 6 
25. — Heydeni Meyer . . — — a — 42 
29. —  aequum Meyer . . — —_ 5 — 5 
30.  — torosum Meyer . . — = . _ 5 
öl. — paradoxum Meyer . — = 5 — 4 
32. —- tuberosum Meyer . — — —_ Boucherans 1 
83. — verrucosum Reus . — _ Mähren — — 
34. Oxythyreus gibbus Reuss . = = = _ es 
35. Gastrosacus Wetzleri Meyer = = ind Slot — 70 


In dieser Uebersicht habe ich mich auf die Annahme von nur drei Genera beschränkt, 
während in den über die Prosoponiden vorliegenden Arbeiten deren fünf aufgeführt werden, 
Prosopon Meyer, Pithonoton Meyer, Gastrosacus Meyer, Goniodromites Reuss und Oxythy- 
reus Reuss. 

Die Verschiedenheit des Gastrosacus von den übrigen Prosoponiden ist so leicht zu 
erkennen, dass die Ausscheidung desselben zu einem eigenen Genus keiner Rechtfertigung 
bedarf. Die mehr zum gerundet Viereckigen hinneigende, nach vorn sich etwas verjüngende 
Form des Cephalothoraxes mit einer einfachen scharfen Spitze am vorderen Ende, einem 
runden, scharf begrenzten, fast das ganze Vordertheil »einnehmenden Magenschilde, so wie 
der Umstand, dass die beiden Querfurchen kaum angedeutet, und daher eine Trennung in 

25* 


— 16 — 


drei Haupttheile, so wie deren Regionen kaum wahrgenommen werden, dann die feine Zäh- 
nelung des fast geraden Aussenrandes, unterscheiden den Gastrosacus von den übrigen Pro- 
soponiden, von denen er gleichwohl seinem ganzen Habitus nach sich nicht trennen lässt. 

Anders jedoch verhält es sich mit den übrigen Genera. Von diesen zeigt der Cepha- 
lothorax solche Uebergänge, dass man an ihrer Berechtigung zweifeln möchte, weshalb ich 
sie auch vorerst wenigstens unter Prosopon zusammengefasst habe. Wollte man gleichwohl 
deren Annahme gestatten, so müsste man folgerecht noch eine weit grössere Anzahl von Genera 
annehmen, und es würde sogar nicht schwer fallen Gründe aufzufinden, die erlaubten fast 
aus jeder Species ein eigenes Genus zu machen, wobei freilich nur das Gedächtniss mit 
einer Reihe neuer Namen beschwert werden würde. Möglich ist es, dass die von mir unter 
Prosopon begriffenen Formen wirklich in mehrere Genera zerfallen; ich halte es indess für 
gewagt, ihre Ausscheidung jetzt schon zu versuchen, wo es noch nicht ermittelt werden 
konnte, welche Bedeutung eigentlich die Abweichungen besitzen, die der Cephalothorax, auf den 
man bei diesen Thieren beschränkt ist, darbietet; die Gründe für eine Trennung können in der 
abweichenden Beschaffenheit anderer Theile, z. B. der Füsse, liegen, die kaum bekannt sind. 
Eine kleine Anzahl Species verleitet leicht zur Errichtung mehrerer Genera, die man sich 
veranlasst sieht wieder aufzugeben, sobald durch eine grössere Anzahl Species die Ueber- 
gänge oder Zwischenglieder geboten werden. Ich scheue mich nicht zu bekennen, dass es 
mir selbst so ergangen ist. Als ich nur erst wenige Prosoponiden kannte, glaubte ich For- 
men unter der Benennung Pithonoton abtrennen zu sollen, die ich bei der Kenntniss einer 
grösseren Zahl von Species völlig in Prosopon übergehen sah, was mich nöthigte, die Tren- 
nung wieder aufzugeben. Hieraus erklärt sich nun auch, warum Reuss, der nur sieben 
Formen untersucht hat, nicht allein mein Genus Pithonoton annimmt, sondern noch zwei 
Genera, Goniodromites und Oxythyreus, dazu errichtet. Von Goniodromites werden drei 
Species vorgeführt, von denen G. complanatus von den beiden anderen, G. bidentatus und 
G. polyodon, fast mehr abweicht, als letzterer von den von mir anfänglich unter dem engeren 
"Genus Prosopon begriffenen Formen; G. complanatus würde sich dabei mehr Prosopon 
grande anschliessen. Ich begreife überhaupt nicht, wie man bei Aufrechthaltung des Genus 
Pithonoton diese Form von Goniodromites mit den beiden anderen zu einem und demselben 
Genus vereinigen will, und Reuss sagt sogar selbst, die für Goniodromites angenommene 
sechsseitige Form des Cephalothoraxes trete bei G. complanatus weit weniger deutlich hervor, 
hauptsächlich aus dem Grunde, weil die Seitenwinkel weniger deutlich ausgedrückt seyen. 
Die Seitenwinkel eignen sich aber zur Bezeichnung eines Genus um so weniger, als sie auf 
der Gegenwart von Stacheln beruhen und auch anderen Prosoponiden (P. Heydeni, P. 
aequum etc.) zustehen, die eine Vereinigung mit Goniodromites nicht gestatten. 

Eher noch liesse sich die Errichtung des Oxythyreus rechtfertigen, obschon es nicht 
schwer fällt, die einzige davon bekannte Form, O. gibbus, gleichfalls auf Prosopon zurück- 


_ A — 


zuführen. Neben der eigenthümlichen allgemeinen Form unterscheidet ihn der gänzliche 
Mangel einer Andeutung der Magengegend von den übrigen Prosoponiden und bietet in 
letzterer Hinsicht einen Gegensatz zu Gastrosacus, was mich auch veranlasst hat, den Oxy- 
thyreus nicht mit Prosopon zu vereinigen. Weniger bezeichnend möchte die schmale, tief 
ausgebuchtete Stelle am hinteren Ende des Cephalothoraxes zur Aufnahme des Abdomens 
seyn, da dieser Ausschnitt selbst in nahe stehenden Species verschieden seyn kann, breiter 
oder schmäler, flacher oder tiefer, bisweilen nur ganz gering, und in einigen Fällen sogar 
in der Mitte wieder schwach convex, ohne dass diese Beschaffenheit durch Druck auf den 
Schild veranlasst wäre. Aus diesen Abweichungen in der Aufnahmstelle für das Abdomen 
lässt sich schliessen, dass das Abdomen selbst, . wenigstens an seinem vorderen Ende, ver- 
schieden gebildet seyn konnte, ohne dass dies nothwendig mit einer sexuellen Verschieden- 
heit der Thiere verbunden gewesen wäre. 

Unter den von mir selbst untersuchten Prosoponiden sind es hauptsächlich P. torosum 
und P. paradoxum, welche zur Errichtung besonderer Genera Anlass geben könnten; alsdann 
aber müsste auch aus P. aculeatum, das zwischen P. paradoxum und anderen Prosoponiden 
steht, so wie. aus noch manch’ anderer Species ein eigenes Genus gebildet werden. Der Grad 
der Ausdehnung einzelner Theile, so wie deren deutlichere oder weniger deutliche Entwicke- 
lung, genügen nicht als Anhaltspunkte zur Errichtung eines Genus, zumal in vorliegendem 
Falle, wo wir es mit Crustaceen zu thun haben, deren Classification bekanntlich auf Theilen 
beruht, die entweder gar nicht oder nur selten fossil überliefert sind. Die Form des 
Cephalothoraxes, ob länger oder kürzer, ob stumpfer oder spitzer, ob gleichbreit oder vorn 
oder hinten schmäler, ob mehr gerundet oder zum Sechseckigen hinneigend; der Gerad der 
Wölbung der Breite wie der Länge nach; der Gerad der Verlängerung in der Mitte des 
Vorderrandes, ob kürzer oder länger schnabelartig, ob stumpfer oder spitzer, ob schmaler 
oder breiter (lappenförmig), ob mehr oder wenig abwärts gebogen oder gerade aus gestreckt; 
ob die Augenhöhlen grösser oder kleiner, tiefer oder weniger tief eingeschnitten sind, ob 
sie einander näher oder entfernter liegen; die Richtung der beiden Querfurchen; ob Magen- 
und Herzgegend deutlicher oder weniger deutlich entwickelt sind, ob hinter ersterer in der 
vorderen Querfurche ein Paar Pooren auftreten, ob auf der Herzgegend drei ins Dreieck 
gestellte Knötchen sich vorfinden oder nicht; ob die Oberfläche bewarzt, oder ob sie theil- 
weise oder völlig glatt ist, genügt weder an und für sich, noch in den verschiedenen Ver- 
bindungen, in denen diese Charactere aufzutreten im Stande sind, zur Errichtung von 
Genera bei den Prosoponiden nach den von mir an einer grossen Anzahl Formen gemachten 
Erfahrungen, sondern sind nur Mittel zur Unterscheidung der Species. In wie weit sie etwa 
auch mit der sexuellen Verschiedenheit des Thieres in Zusammenhang stehen, war zu ermit- 
teln. nicht wohl möglich. Doch ergiebt sich schon an Gastrosacus, dass auch hier, wie bei 
anderen Decapoden, die Sexualität auf die Beschaffenheit des Cephalothoraxes keinen wahr- 


nehmbaren Einfluss äussert, und daher auch alle constante Eigenthümlichkeiten für ‚Zeichen 
einer eigenen Species zu nehmen seyn werden. 

In den Prosoponiden zerfällen eine vordere und eine hintere Querfurche, letztere bis- 
weilen weniger stark entwickelt, den Cephalothorax in ein Vordertheil, Mitteltheil und Hin- 
tertheil. Das Vordertheil umfasst im Rücken die dreieckige, nach vorn fortsatzartig ver- 
längerte Magengegend, die bisweilen kaum angedeutet erscheint. Derselben liegt aussen die 
vordere oder seitliche Lebergegend an, die glatt oder mit Höckern von verschiedener 
Deutlichkeit versehen seyn kann. Das Mitteltheil begreift vorn die Genitaliengegend, hinter 
der, in das Hintertheil sich verlängernd, die unpaarige Herzgegend liest. Das Hintertheil 
besteht eigentlich nur in der paarigen Kiemengegend; bisweilen glaubt man hinter der Herz- 
gegend im Rücken geringe Andeutungen von der hinteren Lebergegend zu gewahren. Die 
Abweichungen, welche selbst in der Beschaffenheit der Oberfläche der einzelnen Regionen 
für die verschiedenen Species sich herausstellen, sind von einer Beständigkeit, welche Bewun- 
derung verdient. Selbst die deutlicheren, mehr vereinzelt auftretenden Warzen sind keine 
zufällige Erscheinung, sie wiederholen sich auf dieselbe Weise in allen Individuen, so gross 
deren Zahl auch seyn mag, und es kann daher keine Frage seyn, dass auch sie zur Bezeich- 
nung der Species hinzuzuziehen sind. 

“ Es sey hiebei bemerkt, dass ich auf die Deutung der Regionen des Cephalothoraxes 
der Prosoponiden geringeren Werth lege, als auf deren genaue Darlegung zur Unterscheidung 
der Species. Die Deutung der Regionen beruht auf der Kenntniss der inneren Organe, 
deren Erlangung bei den fossilen Geschöpfen nicht möglich ist. Bei diesen kann daher nur 
nach Analogie geschlossen werden, von der sich nicht sagen lässt, dass sie untrüglich sey. 
Bei deu Brachyuren erscheinen die ins Dreieck gestellten Knötchen auf der Herzgegend, 
wonach ich auch bei den Prosoponiden die Herzgegend angenommen habe. Dadurch ver- 
schwindet die hintere oder mittlere Lebergegend fast ganz, was an Macruren erinnert. Die 
beiden Punkte in der vorderen Querfurche liegen bei den Brachyuren nicht hinter der 
Genitaliengegend, was mich veranlasst hat, das davorliegende mittlere unpaarige Feld, welches 
gewöhnlich nach vorn in einen Fortsatz ausgeht, nicht wie andere thun für die Genitalien-, 
sondern für die Magengegend zu nehmen, die bisweilen an der hinteren Grenze mit Rauhig- 
keiten versehen ist, welche vom Ansatz der Kaumuskeln herrühren werden. Der dahinter 
folgende Theil umfasst alsdann, im Rücken hinter einander folgend, die Genitalien-, Herz- und 
mittlere Lebergegend ‘mehr auf eine in den Macruren sich darstellende Weise, und die 
Magen- und vordere oder seitliche Lebergegend setzen, wie in den Macruren und Bra- 
chyuren zugleich, die vordere Zone der Regionen des Cephalothoraxes zusammen. Würde 
der von mir als Magengegend genommene, auffallend scharf begrenzte Theil als Genitalien- 
gegend gedeutet, so umfasste derselbe in Gastrosacus (Taf. 13. Fig. 34) fast die ganze 
vordere Zone, was ungewöhnlich wäre. 


— I) — 


Schon aus der Beschaffenheit des Cephalothoraxes lässt sich entnehmen, dass die 
Familie der Prosoponiden oder Maskenkrebse, ungeachtet ihrer Kleinheit, zu den Decapoden 
gehört. Der Cephalothorax einiger Prosoponiden erinnert durch kürzere oder breitere Form, 
so wie durch ein Poorenpaar in der vorderen Querfurche an gewisse Brachyuren, von anderen 
aber gleicht er durch längere Gestalt und den Einschnitt zur Aufnahme des Abdomens mehr 
dem in den Macruren, denen auch die drei hinter einander folgenden Haupttheile, in die 
der Cephalothorax zerfällt, näher stehen würden, obschon es sich nicht läugnen lässt, dass 
es Macruren giebt, welche sie nicht besitzen, so wie Brachyuren, denen sie zustehen. Die 
wenigen vom Abdomen bekannten Segmente kommen mehr auf die in den Macruren heraus. 
Die Füssen werden zwar kurz, aber gut entwickelt gewesen seyn. Der erste Fuss war mit 
einer kurzen, an beiden Seiten des Thieres gleichstarken Schere bewaffnet. Früher schon 
habe ich mich (Neue Gattungen fossiler Krebse, 1840. S. 25) darüber ausgesprochen, dass 
diese Krebschen am geeignetsten zu den von Edwards errichteten, zwischen den Macruren 
und Brachyuren stehenden Anomuren gebracht werden, eine Ansicht, die Bronn und Reuss 
theilen. Der Schild erinnert dabei an die Dromien. Quenstedt dagegen (Petrefaktenk., 
S. 261) hält diese Krebschen für Brachyuren, wogegen namentlich die Beschaffenheit der 
Abdominal - Segmente sprechen würde. Nur einmal habe ich, und zwar bei Prosopon elon- 
gatum (Taf. XXIII. Fig. 16), das erste Fusspaar noch mit dem Cephalothorax vereinigt vor- 
gefunden, woraus ich ersehen konnte, dass die vereinzelt im Gesteine sich findenden kurzen, 
starken Scheren wirklich von Prosoponiden herrühren. Aehnliche Scherenballen begreift 
Quenstedt (Petrefaktenk., S. 265. t. 20. f. 8. 9) unter Pagurus suprajurensis, und nennt 
darnach das Gestein, worin sie sich finden, Krebsscherenkalk. Von dem Körper der Krebse, 
denen diese Scheren angehören, vermuthet Quenstedt, dass er weich gewesen, was nach 
meinen Beobachtungen sich selbst vom Abdomen der Prosoponiden nicht behaupten lässt. 
Im Krebsscherenkalke Schwaben’s kommt auch eine Clytia vor, die Quenstedt (Württemb. 
Jahreshefte, VI. t. 2. f. 18. 19; — Petrefaktenk., S. 268. t. 20. f. 13), indem er sie 
unter Astacus ventrosus begreift, mit meiner Clytia ventrosa verwechselt, während sie einer 
eigenen, von mir Olytia erosa genannten Species angehört. 

Die Prosoponiden waren Bewohner des Meeres, und scheinen sich gern bei Corallen 
aufgehalten zu haben. 

Aus der von mir S. 184 gegebenen tabellarischen Zusammenstellung der Species ist 
ersichtlich, dass die Prosoponiden der Oolith- und Kreide-Periode angehören. Am frühesten 
treten sie im Unter-Oolith, am spätesten in der unteren Kreide (Neocom) auf; in beiden 
Formationen ist je nur eine Species nachgewiesen. Aus dem unteren Coralrag sind drei 
Species bekannt, eine in Deutschland, zwei im östlichen Frankreich. Die dreissig übrigen 
Species stehen dem weissen Jura zu, worin daher die Prosoponiden eigentlich zu Hause sind. 
Von diesen dreissig Species kommt eine auf das östliche Frankreich, sieben auf Mähren, die 


= I — 


übrigen auf Deutschland und von diesen sind siebenzehn in Oerlinger Thal in Schwaben 
gefunden, dessen weisser Jura daher eine der reichsten Fundstätten für diese zierlichen Ge- 
schöpfe darbietet. Auch ist es der weisse Jura, worin die Prosoponiden sich in mehr als 
einem Genus darstellen. In keiner dieser vier Formationen ist eine Species nachgewiesen, 
die zugleich auch einer anderen Formation zustünde, und nur selten wird dieselbe Species 
in mehreren Gegenden zugleich angetroffen. Die Species, welche weniger auffallend ver- 
schieden sind, rühren gewöhnlich von der nämlichen Stelle her, so dass sie nicht als lokale 
Abweichungen einer und derselben Species gedeutet werden können; für individuelle Abwei- 
chungen treten die Charaktere zu constant auf, und für sexuelle ist das gegenseitige Zahlen- 
verhältniss der Individuen zu ungleich, wie es denn auch so gut als gewiss ist, dass dem 
Cephalothorax nicht angesehen werden kann, ob er von einem männlich oder emem weib- 
lichen Thiere herrührt. Es ist ferner die Häufigkeit, in der die Species auftreten, sehr 
verschieden. Unter den siebenzehn Species, die ich aus dem Oerlinger Thal untersucht 
habe, befinden sich nur wenige auf ein Individuum beschränkt, von den meisten liegen 
mehrere vor, von Prosopon Heydeni sogar 42, und von Gastrosacus Wetzleri habe ich über 70 
untersucht, ohne dass eine auffallende Abweichung in der Beschaffenheit des Cephalothoraxes 
wahrzunehmen gewesen wäre. Da diese grosse Zahl aber unmöglich nur in männlichen 
oder nur in weiblichen Thieren bestanden haben kann, so ergiebt sich hieraus deutlich, dass 
die sexuelle Verschiedenheit am Cephalothorax nicht hervortritt, und dass unter den auf- 
gestellten Species keine sich befindet, deren Errichtung auf sexueller Verschiedenheit beruht.- 
Wie gross der Reichthum an Prosoponiden ist, lässt sich daran erkennen, dass die von mir 
an 25 Species vorgenommenen Untersuchungen auf gegen 250 Individuen beruhen. 

Nach dem schönen Profil, welches Binder (Württemb. Jahresh., XIV. 1. 1858. S. 91) 
vom Eisenbahneinschnitt von Geislingen nach Amstetten liefert, würden die Schichten mit 
Prosoponiden tiefer liegen als der zuckerkörnige Kalk und von diesem noch durch „Marmor- 
kalk“ getrennt seyn. Er glaubt sogar, dass die Prosoponiden-Schichte die Grenze zwischen 
dem mittleren und oberen Jura bilde, welcher Ansicht jedoch andere Beobachtungen ent- 
gegen stehen. Dieses Vorkommen von Prosoponiden, deren Cephalothorax die Grösse von 
einem Stecknadelsknopfe bis zu vier Linien besitzt, erinnert an das Vorkommen im Ein- 
schnitte zwischen Oerlingen und dem Ulmer Tunnel, von wo die meisten von mir unter- 
suchten Prosoponiden herrühren werden. 


1. Prosopon hebes. Taf. XXI. Fig. 1. 


Prosopon hebes, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1835. S. 329; 1836. S. 56; — Fossile 
Krebse, 1840. S. 23. t. 4. f. 32. 


Ein Cephalothorax mit beschädigtem Hinterrande scheint von gleicher Länge und 
Breite, gerundet viereckig gewesen zu seyn; die Breite misst 0,007, die Höhe 0,002. Das 


— 11 — 


Vordertheil ist fast noch einmal so breit als lang und wird im Rücken die halbe Länge des 
Cephalothoraxes gemessen haben. Das vordere Ende ist flach gewölbt. Die scharf um- 
“ schriebene Magengegend zieht bis zu dem nicht eingeschnittenen Vorderrande. Hinten enthält 
sie zwei neben einander liegende runde Höcker. Die Lebergegend besteht aus einem schwä- 
cheren vorderen und einem stärkeren hinteren Höcker, letzterer trägt aussen eine starke 
Warze. In der vorderen Querfurche liest ein Poorenpaar. Die Genitaliengegend bildet im 
Rücken eine schwache Querleiste, hinter der ein linienförmiger Eindruck mit tieferen End- 
punkten liegt. Nach aussen wird die Genitaliengegend höckerförmig aufgetrieben und trägt 
eine starke Warze. Die rhombische Herzgegend ist breiter als lang, die Kiemengegend nicht 
auffallend gewölbt und im Rücken nicht tief getheilt. Die Schale ist rauh durch kleine, 
dichtsitzende Wärzchen, die, deutlicher auf dem Vordertheil, kurze, zu den Furchen recht- 
winkelig verlaufende Reihen bilden. 


Aus dem hellgrauen Unter-Oolith (mittlerer brauner Jura) von Crune, im Französischen 
Mosel-Departement. Diese schöne Versteinerung wird in der Sammlung der Akademie zu 
Strassburg aufbewahrt. 


2. Prosopon simplex. Taf. XXIN. Fig. 2. 


Prosopon simplex, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1837. S. 314; — Fossile Krebse, 1840. 
S. 23. 1. 4. f. 33. 


Es liegen davon mehrere Exemplare des Cephalothoraxes vor, alle am hinteren Ende 
beschädigt. Das vollständigste Exemplar ist das abgebildete. Es giebt noch grössere, aber 
auch nur halb so grosse Exemplare. Die Länge beträgt wenig mehr als die Breite. Die 
hintere Querfurche ist in der Rückengegend nur schwach angedeutet. In der vorderen Quer- 
furche wird kein Poorenpaar wahrgenommen. Das halbkreisförmig gerundete Vordertheil 
maass die halbe Länge des Cephalothoraxes. Die Magengegend ist deutlich begrenzt, am 
schärfsten ihre in geringer Entfernung vom nicht eingeschnittenen vorderen Ende liegende 
Spitze, zu deren beiden Seiten die Lebergegend nur schwach aufgetrieben erscheint. Die 
kaum angedeutete Herzgegend scheint rautenförmig gestaltet. Hinterwärts nimmt der Cepha- 
lothorax nur wenig an Breite ab. Die Oberfläche ist matt durch Runzeln, die aussen in 
überaus kleine Wärzchen übergehen. Gleichwohl wird diese Form zu den glatten zu 
rechnen seyn. 


Aus den Mergelschichten des Scyphien-Kalkes (unteres Coralrag) bei Streitberg; in 
“der Sammlung des Grafen Münster und des Ober-Mainkreises zu Bayreuth. 


Aus dem mittleren weissen Jura in Schwaben lest Quenstedt (Jura, 1858. S. 778. 
t. 95. f. 45) dem Prosopon simplex eine Versteinerung bei, die nicht dazu gehören kann, 


Band VII, 4. 26 


— 12 — 


weil das vordere Ende des Cephalothoraxes etwas vorsteht und das Vordertheil aussen einen 
Zahn oder Stachel, wie Quenstedt selbst sagt, enthält, was an P. marginatum erinnert. 


3. Prosopon rostratum. Taf. XXI. Fig. 3. 


Prosopon rostratum von Kelheim, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1840. S. 587; — Fossile 
Krebse, 1840. S. 24. t. 4. f. 34. 

Prosopon (Pithonoton) rostratum, H. v. Meyer, in Münster’s Beitr. zur Petref., V. 1842. 
Ss. 74. t. 15. f. 4. 

Prosopon rostratum, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556. 

Der Hinterrand des Cephalothoraxes ist brüchig, doch wird an der Länge nichts 
fehlen, die 0,018 misst, die grösste, in die vordere Hälfte fallende Breite 0,0165; die Breite 
nimmt gegen das hintere Ende hin ab. Der Hinterrand wird kaum oder gar nicht ein- 
geschnitten und auch nicht mit einer Furche umgeben gewesen seyn. Das Vordertheil 
besitzt ungefähr die halbe Länge des Cephalothoraxes, ist halb so lang als breit, flach 
gerundet, vorn in der Mitte ausgeschnitten, und geht dabei in eine abwärts gerichtete 
stumpfe Spitze aus. Von der hinten in der Mitte schwach gekerbten Magengegend ist nur 
die Spitze ausgeprägt, die zwischen einem von der sonst glatten Lebergegend gebildeten 
Höckerpaar liest. In der vorderen Querfurche erkennt man ein Poorenpaar. Die hintere 
(uerfurche tritt nur nach aussen hin deutlich hervor. Die Herzgegend ist durch drei ins 
Dreieck gestellte Wärzchen angedeutet. Die Schale war glatt und nur das Hintertheil an 
der Querfurche nach aussen hin mit kleinen Wärzchen eingefasst. 

Aus dem oberen weissen Jurakalk von Kelheim; in Münster’s Sammlung. 

(Quenstedt (Petrefaktenkunde, S. 263. t. 20. f. 4.a.b) führt aus dem weissen Jura 
von Geisslingen eine Versteinerung als Prosopon rostratum auf, welche, wenn die Abbildung 
richtig ist, schon aus den Gründen dieser Species nicht angehören kann, weil die geringste 
Breite in das Vordertheil des Cephalothoraxes fällt, weil die Magengegend zu deutlich 
begrenzt und hinten nicht eingekerbt erscheint, und weil die hintere Querfurche und die 
Herzgegend sich deutlich ausgeprägt darstellen. Eher noch könnte diese Versteinerung ein 
Exemplar von Prosopon marginatum, woran die vorderen Ecken weggebrochen wären, dar- 
stellen. Was Quenstedt ferner (Jura, 1858. S. 777. t. 95. f. 41 — 44) aus dem Oerlinger 
Thal unter P. rostratum zusammenfasst, besteht in mehreren glätteren Species von Prosopon, 
die sich nach den Abbildungen nicht genauer erkennen lassen. Zu P. rostratum rechnet 
Quenstedt (a. a. O. 8.663. t. 81. f.43) auch einen Cephalothorax aus dem weissen Jura y 
vom Böllert, der wohl Aehnlichkeit mit meinem ächten P. rostratum besitzt, aber nicht voll- 
ständig und auch nicht genau genug abgebildet ist, um über die Species zu entschieden. 

Was Reuss unter P. rostratum Meyer aus Mähren begreift, gehört einer eigenen, von 
mir P. pustulosum genannten Species an. 


—-— 19 — 


4. Prosopon insigne. Taf. XXI. Fig. 4. 
Prosopon insigne, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556; — 1858. S. 61. 


Davon kenne ich einen Cephalothorax, der an der rechten hinteren Ecke schon 
beschädigt war, ehe er von der Gesteinsmasse umschlossen wurde. Länge 0,019, Breite fast 
gleichförmig 0,012, nur gegen das hintere Ende hin unmerklich weniger. Das Vorder- 
theil misst nicht ganz die halbe Länge des Cephalothoraxes, es ist nicht so lang als breit, 
schön gerundet, vorn in der Mitte nur wenig verlängert und schwach eingeschnitten. Von 
der Magengegend ist nur die Spitze und der hintere äussere Theil ausgedrückt, und zwar 
sehr scharf. Die Spitze endigt in geringer Entfernung vom vorderen Ende des Cephalotho- 
raxes, und unmittelbar davor bildet die sonst glatte Lebergegend ein schwächeres Hübelpaar. 
Hinten trägt der Steinkern der Magengegend ein Paar querovale Felder, die sich durch 
Rauhigkeit auszeichnen, und dahinter liegt in der Querrinne ein Poorenpaar angedeutet. 
Die hintere Querfurche ist nur wenig schwächer als die vordere. Das Mitteltheil ist lang. 
Im Rücken bildet die Genitaliengegend ein schwächer angedeutetes (uerband; an den 
anderen Seiten ist die Herzgegend deutlicher begrenzt, sie ist fünfseitig, hinterwärts etwas 
spitzer, dabei von gleicher Länge und Breite. Auf ihr werden die ins Dreieck gestellten 
Wärzchen wahrgenommen, und auch in der Mitte ihrer Vorderseite, deren Enden etwas 
tiefer liegen, scheint ein ähnliches Wärzchen vorhanden gewesen zu seyn. Die Kiemen- 
gegend ist glatt und im Rücken nicht getheilt. Was vom hinteren Einschnitt überliefert ist 
führt zur Vermuthung, dass derselbe nicht flach, mehr auf die Mitte beschränkt und mit 
einer schwachen Furche umgeben war. Der Cephalothorax ist stark gewölbt. Die Schale 
stellt sich unter der Luppe kaum bewarzt dar. 


Aus dem oberen weissen Jura d von Fürsitze bei Wasseralfingen. Die Versteinerung 
wurde mir von Herrn Maschineninspector Schuler durch Herrn Bergrath v. Alberti mitgetheilt. 


Prosopon simplex, P. elongatum und P. lingulatum erscheinen gegen diese Species 
platt, weniger gleichförmig breit und hinten schwächer eingeschnitten, sie haben eine 
weniger deutlich ausgebildete Genitalien- und Herzgegend, und die äussere Begrenzung ihrer 
Magengegend ist nicht unterbrochen. In Prosopon insigne kommen die gleichförmige Breite, 
die stärkere Wölbung und der hintere Einschnitt auf P. aequilatum heraus, dessen Cephalo- 
thorax weniger lang ist, ein weniger langes Vorder- und Mitteltheil besitzt, und daher auch 
eine kürzere Herzgegend. Prosopon aequilatum geht ferner vorn nicht so sitz zu, und es 
wird an ihm gar keine äussere Begrenzung der Magengegend wahrgenommen. In der 
Begrenzung der Magengegend zeigt Prosopon insigne allein mit P. marginatum Aehnlichkeit, 


einer Species, die eine weitere Vergleichung nicht. zulässt. 
26 * 


— 14 — 


5. Prosopon aequilatum. Taf. XXI. Fig. 5. 


Prosopon rostratum von Aalen, H. v. Meyer, in Münster’s Beitr. zur Petref., V. 1842. 
Ss. 74. t. 14. f. 5. 6. 

Prosopon aequilatum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 

Die von mir früher aus dem oberen weissen ‚Jurakalke von Aalen in Würtemberg dem 
Prosopon rostratum beigelegten Versteinerungen sind davon zu trennen und unter obigem 
Namen in- eine eigene Species zu bringen. Der vollständige Cephalothorax misst 0,017 Länge 
bei 0,013 Breite, daher auffallend weniger als in Prosopon rostratum von Kelheim, und 
seine Breite nimmt nicht wie in letzterem hinterwärts ab, sondern setzt bis in das stark 
gerundete hintere Ende fort. Von diesem Ende ist ungefähr das mittlere Drittel tief ein- 
geschnitten und mit einer deutlichen Furche umgeben, was ein von Prosopon rostratum ver- 
schiedenes Abdomen verräth. Das Vordertheil misst weniger als die halbe Länge des 
Cephalothoraxes, ist mehr gerundet viereckig, in der Mitte des vorderen Endes mehr ver- 
längert und schwächer eingeschnitten. Von der hinten gekerbten Magengesend findet sich 
nur. die Spitze ausgeprägt, die zwischen einem von der Lebergegend gebildeten Höckerpaare 
liest. Die Lebergegend ist in der aussen und hinten liegenden Strecke etwas -aufgetrieben. 
In der sehr geräumigen vorderen Querfurche findet sich ein Poorenpaar vor. Die Genitalien- 
gegend stellt in der Mitte ein etwas eingezogenes Querband dar, hinter dem die deutlich 
fünfeckige und dabei breiter als lang sich darstellende Herzgegend liest, an der die vorderen 
Ecken vertieft erscheinen und die Vorderseite in der Mitte ein deutlicheres Wärzchen trägt; 
ähnliche Wärzchen sind weiter hinten ins Dreieck gestellt. Das Hintertheil erreicht selbst 
im Rande nicht die halbe Länge des Öephalothoraxes. Die Schale ist glatt, nur gegen 
den Aussen- oder Unterrand hin treten kleine, selbst am Steinkerne noch zu erkennende 
Wärzchen auf. 

An einem Üephalothorax von 0,012 Länge und kaum mehr als 0,01 Breite ist das 
Vordertheil ein wenig länger als am grösseren Exemplar. 

Aus dem oberen weissen Jurakalk von Aalen in Würtemberg; in der Münster’schen 
Sammlung. ; 

Diese Species gleicht in der Beschaffenheit der Herzgegend Prosopon grande, sonst 
aber ist der Cephalothorax beider auffallend verschieden. 


6. Prosopon quadratum. 


Prosopon quadratum, Etallon, Esquisse d’une desc. geolog. du haut Jura, p. 32. 
Prosopon (Pithonoton) quadratum, Etallon, in Bull. soc. geolog. France, 2. s. XVI. 1858 a 
1859. p. 177. t. 3: f. 7. 8.9. 


Der rechtwinkelige, 0,016 lange, 0,012 breite und 0,005 hohe Cephalothorax ist 
nicht stark, aber regelmässig gewölbt und vorn nur wenig verlängert. Von den beiden _ 


— 195 — 


deutlich entwickelten Querfurchen ist die vordere hinten ein wenig concav, die hintere ver- 
läuft mehr gerade und selbst im Rücken nur wenig hinterwärts. An den vorn mit einer 
Spitze endigenden Seiten des Cephalothoraxes sitzen ziemlich starke Hübel. Der Schnabel 
ist sehr kurz und mit einer kleinen Furche versehen. In einiger Entfernung davon liegt 
eine Spitze, die etwas schwächer ist als die des Seitenrandes, und zwischen diesen beiden 
Spitzen befindet sich der concave Ausschnitt für das Auge. Die Oberfläche des Cephalo- 
thoraxes ist gleichförmig und dicht gekörnt, wovon man sich aber kaum mit blossem Auge 
überzeugen kann. Die einzelnen Regionen sind nur schwach entwickelt. 

Im Oxford (sous-&tage spongitien) von Saint-Claude im östlichen Frankreich, selten. 

Damit finden sich Ueberreste starker, dicker Scheren von 0,01 Länge und 0,006 
Breite, welche derselben Species angehören werden. 

Die von Etallon beschriebene Form steht den von mir früher unter Prosopon rostra- 
tum zusammengefassten Formen nahe, unterscheidet sich aber davon durch schärfere Seiten, 
durch stumpferes vorderes Ende, durch gleichförmigere Stärke der beiden Querfurchen, durch 
die beiden Spitzen, zwischen denen der Ausschnitt für die Augenhöhle liest, durch den 
Mangel der drei ins Dreieck gestellten Hübel auf der Herzgegend, so wie durch eme körnige 


Oberfläche. 


7. Prosopon pustulosum. 

Pithonoton rostratum Meyer, Reuss in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. 

Nr. 18. S. 11; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 71. t. 24. f. 2. 

Der als Steinkern überlieferte, vollständige Cephalothorax. ist stark gewölbt, nach 
Angabe 0,5“ lang und von mehr gleichförmiger Breite, die in der mittleren Gegend, wo sie 
am stärksten ist, 0,39 beträgt, das vordere Haupttheil ist ein wenig kürzer als die beiden 
anderen zusammengenommen und verschmälert sich etwas nach vorn mit geraderen Seiten. 
Das vordere Ende geht in der Mitte in eine stumpfe, gefurchte, abwärts gebogene Spitze 
aus. Von oben gesehen wird von der Augenhöhle mehr der äussere Winkel erkannt. Die 
spitzdreieckige Magengegend ist hinten in der Mitte deutlich eingeschnitten und trägt in dieser 
überhaupt deutlicher begrenzten hinteren Gegend durch einen schwachen Eindruck Andeu- 
tungen zwei von Hälften. An der Stelle, wo die stärkere Verschmälerung dieser Gegend nach 
vorn eintritt, bemerkt man auf ihr ein Paar deutliche Knötchen. Die Verschmälerung nach 
vorn ist nur schwach ausgedrückt, deutlicher das vordere Ende, das nicht bis zum Vorder- 
rande führt. Von den beiden Querfurchen ist die vordere die stärkere und in der Mitte 
mit zwei dicht neben einander liegenden Körnchen, der Ausfüllung von Pooren, versehen; sie 
beschreibt im Rücken einen schwachen hinterwärts gewölbten Bogen. Die hintere Querfurche 
stellt in der Mitte einen schwächer ausgedrückten spitzen Winkel als hintere Begrenzung 
der rhomboidalen, nur wenig gewölbten und auch im übrigen schärfer umschriebenen Herz- 


— a0. 


gegend dar. Die Herzgegend trägt vier deutlichere Knötchen, zwei der Breite und zwei in 
weiterer Entfernung der Länge nach gestellt, von denen das vordere das schwächere. 

Das Hintertheil ist hinten aussen schön gerundet und in der Mitte zur Aufnahme 
des Abdomens mit einem kleinen, flachen Einschnitt versehen, dessen Rand glatt gewesen 
zu seyn scheint. Auf der Oberseite findet sich ein schwacher Längseindruck vor. Die 
ganze Oberfläche ist mit Ausnahme der Querfurchen mit Wärzchen gedrängt bedeckt. 

Die Beschreibung habe ich den Angaben bei Reuss entnommen, der die Versteine- 
rung für P. rostratum hält und sie den von mir früher aus dem weissen Jurakalke von 
Aalen unter diesem Namen beschriebenen Versteinerungen vergleicht, die ich mich genö- 
thigt sah davon zu trennen und jetzt unter P. aequilatum begreife. Hiemit besteht aller- 
dings emige Aehnlichkeit. P. aequilatum besitzt aber selbst gegen das vordere Ende hin 
gleichförmigere Breite, die beiden Hübel hinter der vorderen mittleren Spitze sind stärker, die 
Hübel auf der Magengegend fehlen und diese Gegend ist in dem breiten hinteren Theil nach 
aussen so gut wie gar nicht begrenzt, auch ist der Cephalothorax glatt, während der aus 
Mähren selbst im Zustande als Steinkern völlig bewarzt erscheint und dabei aussieht, 
als wäre er dicht mit Blattern oder Pusteln bedeckt, wonach ich auch die Benennung 
gewählt habe. Diese Beschaffenheit der Oberfläche erinnert mehr an P. marginatum, eine 
Species, die sonst nicht weiter in Betracht kommt. Mit Prosopon quadratum hat sie eigentlich 
nur die bewarzte Oberfläche gemein. 

Die Vermuthung, dass an den von mir untersuchten Exemplaren von Aalen die vorn 
in der Mitte auftretende Verlängerung abgebrochen sey oder vom Gestein verdeckt gehalten 
werde, und dass hievon der flache Ausschnitt in der Mitte des Cephalothoraxes herrühre, 
ist nicht begründet. 

Die Versteinerung rührt aus dem weissen Jurakalke von Stramberg in Mähren her. 


8. Prosopon spinosum. Taf. XXII. Fig. 6. 7. 
Prosopon spinosum, H. v. Meyer, in Münster’s Beitr. zur Petref., V. 1842. S. 71. t. 15. f.1. 2. 


Von zwei Exemplaren misst der Cephalothorax des einen 0,009 Länge und 0,0075 
Breite, wofür man an dem anderen 0,0125 und 0,01 erhält. Die grösste Breite fälltin die 
mittlere Gegend. Das halbkreisförmige Vordertheil ist kürzer als die halbe Länge des 
Cephalothoraxes. Die nicht auffallend starke, scharf begrenzte Magengegend führt bis zum 
schwach eingeschnittenen vorderen Ende, hinten ist sie nicht gekerbt, aber gleichwohl mit 
Andeutungen eines Höckerpaares versehen. Die Lebergegend ist innen und hinten auf- 
getrieben und mit einer Reihe stärkerer Warzen besetzt, von denen die hinteren etwas 
grösser sind und zu Stachelwarzen hinneigen. In der Querfurche liegt ein Poorenpaar. Von 
der Genitaliengegend ist der äussere Höcker mit drei Stachelwarzen besetzt; der mittlere 
Theil besteht aus einem Paar querovaler, nicht scharf getrennter Höcker mit schwächerer 


— 11 — 


Bewarzung. Der dahinter an den Seiten schräg gegen die Herzgegend gerichtete Hübel ist, 
wie die mehr dreieckig geformte, hinterwärts in einen dünnen Fortsatz ausgehende Herz- 
gegend, scharf begrenzt und stösst nicht wie in anderen Prosoponiden vor, sondern hinter 
den äusseren Ecken an die Herzgegend. Das Hintertheil ist selbst aussen kürzer als die 
halbe Länge des Cephalothoraxes, im Rücken sind seine Hälften breit getrennt. Der Ein- 
schnitt zur Aufnahme des Abdomens ist deutlich, dehnt sich über den ganzen Hinterrand 
aus und ist mit einer Furche umgeben. Unter der Luppe erkennt man, dass die Schale des 
Vorder- und Mitteltheiles mit zarten rundlichen Eindrücken bedeckt ist, die im Hintertheile 
gewöhnlich mit aufgetriebenem Rande sich darstellen, und zur Bildung kleiner, in der Mitte 
eingedrückter Wärzchen hinneigen. 

Aus dem oberen weissen Jurakalk von Aalen in Würtemberg; in der Münster’schen 
Sammlung. Später erhielt ich von Herrn Bergrath v. Alberti aus dem oberen weissen Jura- 
Kalke der zwischen Egesheim und Nusplingen in Würtemberg gelegenen Höhe einen Cepha- 
lothorax von ganz derselben Beschaffenheit mitgetheilt, der nur 0,004 Länge und 0,0025 
Breite ergab. Dann auch theilte mir Herr Doctor Schill, angeblich aus dem weissen Jura 
(Beta) von Riedern im Klettgau herrührend, den 0,017 langen und 0,0135 breiten Steinkern 
eines Cephalothoraxes mit, der, abgesehen von seiner grösseren Gestalt, sich eigentlich nur 
dadurch unterscheidet, dass selbst sein Hintertheil mit schwachen Wärzchen bedeckt war. 
Er erinnert dadurch an Prosopon Stotzingense, dessen Magen- und Genitaliengegenden aber 
jeder Verwechselung vorbeugen. 

Was Quenstedt (Jura, 1858. S. 779. t. 95. f£. 36—39) von Oerlingen dem Prosopon 
spinosum zuweist, sind verschiedene Formen, von denen keine dieser Species angehört. 
Fig. 36 scheint P. Heydeni, Fig. 37 P. ornatum, Fig. 38 P. exeisum zu seyn, von Fig. 39 
lässt sich noch weniger erkennen, welche Species sie darstellen soll. 


9. Prosopon Stotzingense. Taf. XXIH. Fig. 32. 
Prosopon Stotzingense, H. v. Meyer, Palaeontographica, IV. 1856. S. 51. 


Der Cephalothorax, welchen ich von dieser Species kenne, misst 0,0055 Länge und nicht 
über 0,004 grösste Breite, die in die hintere Hälfte fällt. Das halbkreisförmige Vordertheil ist 
kürzer als die halbe Länge des Cephalothoraxes. Der schmale Fortsatz der scharf begrenzten 
Magengegend ist mit einigen deutlicheren Wärzchen besetzt und scheint fast bis zum vor- 
deren Ende des Cephalothoraxes, das eingeschnitten gewesen seyn wird, zu führen. Die 
Lebergegend besitzt kaum wahrnehmbare höckerförmige Auftreibungen und ist, wie der 
Cephalothorax überhaupt, mit kleinen Wärzchen besetzt, unter denen sich keines besonders 
bemerkbar macht. Die Genitaliengegend bildet ein schmales, im Rücken kaum getrenntes 
Querband. Die etwas aufgetriebene Herzgegend von rhombischer Form ist ungestielt und 
gut entwickelt, was auch von den beiden gegen sie gerichteten Hübeln gilt. Die Kiemen- 


= eg 


gegend misst aussen mehr als die halbe Länge des Cephalothoraxes; im Rücken. berühren 
sich ihre Hälften kaum. Sie ist, wre das Vordertheil, mit vielen kleinen Wärzchen besetzt, 
die in der Genitalien- und Herzgegend schwächer auftreten. Der Hinterrand ist weniger tief 
als weit ausgeschnitten und mit einer schwachen Furche eingefasst, vor der eine breitere, 
nach aussen allmählich verlöschende Furche liegt, welche bewarzt erscheint. 

Diese mir im November 1853 von Herrn Wetzler mitgetheilte Versteinerung fand 
sich bei Nieder-Stotzigen im oberen weissen Jura «. 

Die Species steht Prosopon spinosum nahe, von der sie sich jedoch dadurch unter- 
scheidet, dass ihre grösste Breite in die hintere Hälfte fällt, dass dem Vorder- und Mittel- 
theil die Stachelwarzen fehlen, dass die ganze Schale bewarzt erscheint, und dass Genitalien- 
und Herzgegend anders ausgebildet sind, wobei die Hübel gegen den vorderen von der 
Herzgegend beschriebenen Winkel gerichtet erscheinen. 


10. Prosopon marginatum. Taf. XXIM. Fig. 8. 9. 
Prosopon marginatum, H. v. Meyer, in Münster’s Beitr. zur Petref., V. 1842. S. 72. t. 15. f. 3. 


> 


Prosopon (Pithonoton) marginatum, H. v. Meyer, daselbst S. 70. 


Nachdem ich diese Species nur nach einem kleinen unvollständigen Cephalothorax 
von Aalen errichtet hatte, erhielt ich sie durch 17 Exemplare aus dem Oerlinger Thale 
bestätigt. Dabei stellte es sich an dem vollständigen Cephalothorax heraus, dass das Vor- 
dertheil mit keinem schmalen, glatten Rand eingefasst war und der Stachel in einer kurz- 
stacheligen, dem äusseren Augenhöhlenwinkel entsprechenden Ecke besteht. Der kleinste 
Cephalothörax ergiebt 0,005 Länge und 0,0045 grösste, in den Vordertheil fallende Breite, 
am hinteren Ende nur halb so viel. Die grössten Exemplare ergeben 0,0135 Länge und 
0,0115 grösste, in das Vordertheil fallende Breite, die hinterwärts weniger auffallend abnimmt. 
Vorn geht der Cephalothorax gerundet stumpfwinkelig zu, er ist in der Mitte schwach ein- 
geschnitten und aussen mit der erwähnten Ecke versehen. Das Vordertheil misst im Rücken 
die halbe Länge des Cephalothoraxes. Von der Magengend ist nur das vordere Ende scharf 
ausgeprägt, das nicht bis zum vorderen Ende des Cephalothoraxes reicht und in dessen 
Nähe die Lebergegend auf beiden Seiten ein Hübelchen bildet. In der vorderen Querfurche 
liest ein Poorenpaar. Die hintere Querfurche ist weniger stark entwickelt. Die Genitalien- 
gegend bildet im Rücken ein schmales, schwach ausgedrücktes Querband. Die ebenfalls 
nicht scharf entwickelte Herzgegend ist fünfeckig, hinten etwas spitzer und von fast gleicher 
Länge und Breite. Im Steinkerne bietet diese Region drei ins Dreieck gestellte Wärzchen 
dar. Der zu beiden Seiten schräg gegen. die Herzgegend gerichtete Hübel ist aussen 
von der Genitaliengegend nicht getrennt. Das Hintertheil erreicht selbst aussen nicht die 
halbe Länge des Cephalothoraxes und ist hinterwärts etwas bauchig gewölbt. Das hintere 
Ende ist auf die ganze Breite schwach eingeschnitten und von einer schmalen Furche 


— 19 — 


umgeben. Die Schale ist bewarzt, aber nicht dicht und mit keinen starken Wärzchen. In der 
Herz- und Kiemengegend, wo die Wärzchen in unregelmässige kurze Querreihen geordnet 
erscheinen, sitzen sie dichter. 

‘In der Nähe des zu Aalen gefundenen Cephalothoraxes ist, was selten, ein Fussglied 
überliefert, welches das lange seyn wird. Es besitzt 0,008 Länge bei fast 0,002 Breite. Der 
eine Rand ist theilweise mit kleinen Stacheln, sonst mit kleinen eingedrückten Wärzchen 
besetzt; am entgegengesetzten Rande scheinen nur die Wärzchen aufzutreten. Sonst zeigt 
die Schale unter der Luppe sehr kleine eingedrückte Wärzchen. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke von Aalen und des Oerlinger Thales; erstere in 
der Münster’schen, letztere in der Wetzler’schen Sammlung. 

Diese Species erinnert etwas an Prosopon aequilatum, wovon sie sich schon dadurch 
unterscheidet, dass das Hintertheil schmäler, das Vordertheil anders gestaltet, die Magengegend 
hinten nicht gekerbt und aussen scharf begrenzt erscheint; sie unterscheidet sich ferner durch 
die Bewarzung und ein schwächer eingeschnittenes hinteres Ende. 

Aus dem weissen Jura d von Geisslingen führt Quenstedt (Petref., S. 263. t. 20. f. 4) 
eine Versteinerung als Prosopon rostratum auf, die eher ein Exemplar von P. marginatum 
mit weggebrochenen Ecken darstellen könnte; und von ÖOerlingen beschreibt er (Jura, 1859. 
S. 779) zwei Versteinerungen als P. marginatum, von denen die eine (t. 95. f 34) P. 
aculeatum zu seyn scheint, die andere (f. 35) sich nicht genau erkennen lässt, doch keines- 
falls zu P. marginatum gehört. Dagegen scheint die Versteinerung aus dem mittleren Jura, 
die er (S. 778. t. 95. f. 45) zu P. simplex bringt, eher P. marginatum anzugehören. 


v 


11. Prosopon gibbosum. 


Pithonoton gibbosum, Etallon, Esquisse d’une desc. geolog. du haut Jura, p. 32. 
Prosopon (Pithonoton) gibbosum, Eitallon, in Bull. soc. geolog. France, 2. ser. XVI. 1858 a 
1859. p. 179. t. 3. f. 4. 5. 6. 


Der 0,0065 lange, 0,006 breit und 0,002 hohe Cephalothorax ist vorn gerundet und 
verschmälert sich hinterwärts, auch fällt er nach vorn am stärksten ab. Von den deutlichen 
Querfurchen verläuft die vordere nach aussen mehr gerade. Die Magengegend ist schwach 
begrenzt und erreicht mit ihrem schmalen Fortsatze nicht das vordere Ende. Das Mitteltheil 
spitzt sich als Herzgegend hinterwärts aus, worauf eine kurze Furche das Hintertheil, welches 
am schmälsten ist, in zwei Hälften trennt. Die Oberfläche ist mit rundlichen, fast gleich- 
grossen und fast gleichmässig vertheilten Hübeln besetzt; nur auf der Kiemengegend sitzen 
sie gedrängter und sind dabei auch etwas kleiner. Der gerundete Vorderrand trägt sechs 
kleine Spitzen, von denen die beiden mittleren, den Schnabel veranlassend, stumpf und 


schwach getrennt erscheinen. 1% 
Band VII, 4. 97 


—0200, — 


Im Oxford (sous-etage spongitien) zu Pontet (Saint-Claude) im östlichen Frank- 
reich; selten. 

Nach den freilich nicht schr deutlichen Abbildungen bei Etallon besitzt der Fig. 4. 5 
abgebildete Cephalothorax die meiste Achnlichkeit mit Prosopon marginatum; in letzterer 
Species ist er aber länger, wie es scheint wegen eines längeren Hintertheiles, es ist ferner 
der Aussenrand der Magengegend in der Mitte erloschen, das vordere Ende weniger stumpf, 
und zwischen dem Schnabel und der äusseren Ecke fehlt die Spitze, welche in P. gibbosum 
an der Innenseite des Augenhöhlenausschnittes steht. Das kürzere und spitzere Hintertheil 
in P. gibbosum erinnert an P. depressum, eine Species, die im Uebrigen noch mehr abweicht 
als P. marginatum. Ob die bei Etallon Fig. 6 abgebildete Form, wie angenommen wird, 
auch zu P. gibbosum gehört, lässt sich aus der Abbildung nicht erkennen. Ihr zufolge wäre 
das Vordertheil ganz anders geformt, mehr bogenförmig gerundet. 


12. Prosopon Meyeri. 
Prosopon (Pithonoton) Meyeri, Etallon, in Bull. soc. geolog. France, 2. ser. XVI. 1858 a 1859. 
p- 180. 1. 3. f. 1.2.3. 

Der 0,01 lange, 0,007 breite und 0,004 hohe Cephalothorax besitzt gerundete Seiten, 
besonders nach hinten, und ist vorn etwas verlängert, was dem Vordertheil eine mehr gerundet 
dreieckige Form verleiht. Von der Magengegend ist nur die vordere Spitze deutlich begrenzt. 
Die vordere Lebergegend trägt in der Mitte einen Hübel, zwischen welchem und dem Schnabel 
ein viel kleinerer liest. Der mässig verlängerte Schnabel fällt nach vorn ab mit zwei Vor- 
sprüngen, welche grosse und tiefe Augenhöhlen begrenzen. Das Mitteltheil verlängert sich 
im Rücken plötzlich spitzbogenförmig hinterwärts als deutlich entwickelte Herzgegend. In 
den Ecken der Biegung, welche die hintere Querfurche zur Bildung der Herzgegend beschreibt, 
liest ein Hübel. Das Hintertheil ist stark entwickelt, indem es fast die halbe Oberfläche 
des Cephalothoraxes einnimmt. Die Kiemengegenden sind deutlich getrennt. Der Cephalo- 
thorax ist mit kleinen Hübeln bedeckt, die in der vorderen Gegend ‚besser entwickelt sind, 
als in der hinteren, wo sie zwar zahlreicher, aber kaum deutlich erkannt werden. 

Mit dieser Species finden sich kleine Scheren, die ihr angehören werden. Sie sind 
mehr viereckig, 0,008 lang und 0,005 breit, ziemlich dick, innen scharf, der unbewegliche 
Finger ist wenig entwickelt, weit mehr der bewegliche. 

Aus dem Corallenkalke (Corallien, sous-&tage diceratien) von Volfin (Saint-Claude) 
im östlichen Frankreich, worin die Species selten ist. 


13. Prosopon bidentatum. 


Goniodromites bidentatus, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. 
Nr. 18. S. 12; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. $.72. t. 24. f. 5.6. 


Reuss eröffnet damit ein neues Genus, von ihm Goniodromites genannt. Für den 


— 21 — 


durch vorspringende Seitenwinkel etwas sechseckig aussehenden Cephalothorax wird 0,54” 
Länge und 0,56 Breite angegeben. Die grösste Breite fällt in das Vordertheil, das mit 
feingezähneltem Rande stumpfwinkelig. zugeht und an dem hinteren äusseren Ende jederseits 
zwei grössere Zähne trägt, von denen der vordere stärker vorspringt. Von der Magen- 
gegend ist die Mitte der Aussenseite nur schwach angedeutet, hinten in der Mitte ist diese 
Gegend deutlich eingezogen, auch ihr vorderes spitzes Ende scharf ausgeprägt; dieses 
führt nicht bis zum vorderen Ende des Cephalothoraxes, zu dem dafür eine Rinne 
gelangt, zu deren beiden Seiten ein nur undeutlich ausgedrückter Hübel liegt. Die hintere 
Zuspitzung der Herzgegend geschieht ohne Verlängerung; vorn ist diese Gegend schwächer 
begrenzt; der Steinkern lässt auf ihr drei ins Dreieck gestellte Hübel erkennen. Das Hinter- 
theil wird durch eine mittlere Längsfurche in zwei Hälften getheilt, und ist am hinteren, 
schwach ausgeschnittenen Ende, das kaum halb so breit ist als das Vordertheil, mit einem 
schmalen, durch Umschlagen des Randes gebildeten Saume versehen. Die Oberfläche dieses 
Cephalothoraxes ist rauh, im Vordertheil durch plattgedrückte is mit der Spitze nach vorn 
gerichtete Höckerchen, im Mitteltheil sind es breitere, schuppenähnliche, vorn fein gekerbte 
Erhabenheiten, auf dem Hintertheil sind diese Höckerchen am stärksten und in unregel- 
mässigen Querreihen angebracht. 

Aus dem oberen Jurakalke von Stramberg in Mähren, so wie aus demselben Kalke 
von Semmelberg bei Ernstbrunn. 

Diese Form erinnert zunächst an Prosopon marginatum, das sich von ihr dadurch 
unterscheidet, dass der Vorderrand nicht gezähnelt ist, dass an der äusseren Ecke nur ein 
stärkerer Zahn wahrgenommen wird, dass die Magengesend hinten in der Mitte nicht ein- 
gezogen sich darstellt, dass der Hübel zu beiden Seiten der zum vorderen Ende führenden 
Rinne stärker entwickelt ist, und dass das Hintertheil ein wenig mehr Länge besitzt, was 
dem Cephalothorax überhaupt ein längeres Aussehen verleiht. Die Beschaffenheit der Rau- 
higkeiten der Schale ist in beiden Formen einander sehr ähnlich. 


14. Prosopon polyodon. 
Goniodromites polyodon, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. Nr. 18. 
S. 12; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 73. t. 24. f. 4. 

Für den durch vorspringende Seitenwinkel etwas sechseckig aussehenden Cephalo- 
thorax wird 0,73“ Länge und 0,7” Breite angegeben, wonach zwischen beiden Ausmessungen 
keine grosse Verschiedenheit besteht. Die grösste Breite fällt in das Vordertheil, liegt aber 
nicht so weit vorn als in P. bidentatus, mit dem diese Form die meiste Aehnlichkeit besitzt. 
Dieser Theil ist mit glattem Rande zugespitzt, der am hinteren Ende jederseits zwei grössere, 
weiter aus einander stehende Zähne trägt. Auch dahinter ist der Aussenrand des Cephalotho- 


vaxes bezahnt, in der hinteren Strecke aber glatt. Die Querfurchen verlaufen nach aussen 
27 ” 


sehr gerade. Der hintere Theil der Magengegend zeigt eine mehr pentagonale, mit zwei rück- 
wärts convergirenden rauhen Stellen versehene Form. Nach vorn spitzt sich diese Gegend 
schmal aus, doch ohne den Vorderrand des Cephalothoraxes zu erreichen, zu dem eine kurze 
Rinne führt, an deren beiden Seiten ein kleiner, etwas quer verlängerter Höcker liegt. Die 
dreieckige Herzgegend ist an der schärfer ausgeprägten Aussenseite eher eingezogen und mit 
drei ins Dreieck gestellten Höckerchen versehen. Vor dieser Gegend liest eine schwächere 
Querfurche, an deren äusseren Enden ebenfalls ein Höckerchen wahrgenommen wird. Die 
Längsfurche, welche das Hintertheil in zwei Hälften theilt, ist kurz und tief, und der 
schwach ausgeschnittene Hinterrand, der kaum halb so breit war als die grösste Breite des 
Cephalothoraxes, durch Umschlagen gesäumt. Im Vordertheile besteht die Bedeckung mehr 
in kleinen vereinzelten Höckerchen, die im Mitteltheile gedrängter stehen, während das 
Hintertheil mit gleichförmigen, etwas quer verlängerten, nahe stehenden Höckerchen, zu 
unregelmässigen, gebogenen und unterbrochenen Querreihen angeordnet, bedeckt ist. 
Aus dem oberen Jurakalke von Stramberg in Mähren. 


15. Prosopon grande. Taf. XXIII. Fig. 10—13. 
_Prosopon grande, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556. 


Die Abweichungen, welche mehrere Individuen dieser Species in Form und Grösse 
wahrnehmen lassen, sind der Art, dass sie zur Annahme mehrerer Species verleiten könnten, 
weshalb ich es für nöthig erachte, auf sie aufmerksam zu machen. Die Species habe ich 
mit dem Namen grande belegt, weil keine sie an Grösse übertrifft. 

An dem Fig. 10 dargestellten grossen Cephalothorax ist die ganze linke Seite und 
die vordere Ecke der rechten beschädigt. Dabei aber ist dieser Steinkern so gut erhalten, 
dass er zur Begründung der Species beiträgt. Die vollständige Länge bemisst sich auf 0,026, 
die Höhe auf 0,008, die in die vordere Hälfte fallende grösste Breite auf 0,024. Nach 
hinten tritt merkliche Abnahme der Breite ein. Das hintere Ende war schwach eingeschnitten 
und mit keiner oder doch nur einer sehr schwachen Furche umgeben. Das Vordertheil misst 
im Rücken nur wenig mehr als die halbe Länge des Cephalothoraxes, und das Hintertheil 
scheint nur aussen ein wenig länger zu seyn als das Mitteltheil. Der Vorderrand ist gerundet 
stumpfwinkelig und in der Mitte schwach eingeschnitten und schwach umgestülpt. Von der 
Magengend ist nur die vordere Spitze scharf ausgedrückt, in deren Nähe die sonst glatte 
Lebergegend zu beiden Seiten einen starken Hübel bildet. Auf dem Steimkern erkennt man 
am hinteren Ende der Magengegend ein Paar feinrunzelige querovale Felder und dahinter in 
der Querfurche ein Poorenpaar. Die hintere Querfurche ist nur aussen scharf ausgedrückt. 
Es erscheinen daher auch die Genitaliengegend und die Herzgegend wenig entwickelt; erstere 
bildet im Rücken ein schmaies, an den äusseren Enden schärfer ausgedrücktes Querband, 
letztere, die Herzgegend, ist mit der Spitze hinterwärts gerichtet fünfeckig, fast so lang als 


— 208 — 


breit und nur aussen und vorn deutlicher begrenzt; man bemerkt auf ikr drei kleine ins 
Dreieck gestellte Wärzchen. Die Kiemengegend besitzt keine wahrnehmbare Theilung in 
zwei Hälften. 

Der Cephalothorax von derselben Grösse Fig. 11 fällt gegen den Fig. 10 dadurch 
auf, dass der äussere Augenhöhlenwinkel. eine stumpfe Ecke bildet und dass in dieser Gegend 
der Cephalothorax schmäler als dahinter erscheint, was wenigstens theilweise durch die 
Beschädigung veranlasst seyn wird. Eine weitere Vergleichung lässt sich wegen dieser auch _ 
die Oberfläche treffenden Beschädigung nicht anstellen. 

Sieben Exemplare, von denen ich eins Fig. 12 abgebildet habe, gleichen sehr dem 
Fig. 10, sind aber nur’ungefähr halb so gross, vorn in der Mitte ein wenig spitzer und in 
der Gegend des äusseren Augenhöhlenwinkels wie Fig. 11 gestaltet. 

Fünf Exemplare, von denen ich eines Fig. 13 abgebildet habe, gleichen sehr denen 
Fig. 12, nur dass sie ein wenig breiter als lang sind, was insbesondere für das Vordertheil 


_ 


des Cephalothoraxes gilt. 

Dann habe ich Ueberreste von 2 Exemplaren ähnlicher Grösse wie Fig. 13 unter- 
sucht, die sich durch ausnehmende Glätte unterscheiden; ich vermag sie aber eben so wenig 
als die sonst erwähnten von Prosopon grande trennen. 

Die Schale ist gewöhnlich glatt und unter der Luppe betrachtet mit überaus feinen 
vertieften Pünktchen übersäet. ; 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales, in Wetzler's Sammlung. 

Prosopon depressum, woran bei dieser Species gedacht werden könnte, besitzt ein 
kürzeres, spitzer zugehendes Hintertheil und ist im Vordertheil, namentlich im Vorderrand, 
auffallend verschieden. Mit Prosopon rostratum von Kelheim könnte auch Aehnlichkeit 
gefunden werden, doch besitzt der Cephalothorax dieser Species ein ganz anderes Vorder- 
theil, ist aussen-an den Querfurchen weniger deutlich eingezogen und ohne deutlich begrenzte 
Herzgegend, die in P. grande auf P. aequilatum, eine Species herauskommt, die wohl auch 
zu den glätteren gehört, deren Öephalothorax jedoch schon durch gleichförmige Breite und 
grössere Länge abweicht. 

Von Prosopon grande erinnert das grosse Exemplar Fig. 10 auch an Dromilites, und 
zwar an die Formen aus der oberen Kreide von Faxöe, welche Reuss (Denkschr. K. Akad. 
d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 10) davon ausscheidet, und in ein eigenes Genus, Dro- 
miopsis, bringt. 

16. Prosopon complanatum. 


Goniodromites complanatus, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. 
Nr. 18. S. 12; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 74. t. 24. f. 7. 


& An dem mehr rundlich ovalen Cephalothorax sind Länge und Breite fast gleich. Die 
kleinsten Exemplare messen 0,38“, die grössten 0,63“ Es wird vermuthet, dass wie in 


— 204 — 


anderen Prosoponiden vorn in der Mitte der Cephalothorax in einen stark herabgebogenen 
Schnabel, der mit einer Längsfurche versehen war, ausgegangen sey. Von oben gesehen ist 
diese Gegend jetzt, wo diese Verlängerung abgebrochen zu seyn scheint, vorn stumpf und 
in der Mitte ausgebuchtet. Die Querfurchen sind deutlich, die Regionen sonst sehr undeutlich. 
Die Magengegend besteht, der Beschreibung, wie sie Reuss .giebt, folgend, in einem in der 
Mittellinie bis in den mittleren Theil zurückführenden, vorn aber nicht bis zum Rand aus- 
gedehnten kielförmigen Theil mit zwei seitlichen Erhöhungen in der hinteren an die vordere 
Querfurchen grenzenden Gegend, deren hinterer Abfall körnig rauh sich darstellt, während 
davor auf dem elatten Theile beiderseits ein Hübel sich vorfindet. Auf der nur vorn undeut- 
licher begrenzten, mit der Spitze hinterwärts gerichteten Herzgegend stehen drei Hübel im 
Dreieck. Vor ihr ist das Mitteltheil wiederum körnig rauh und an der vor dieser Rauhigkeit 
liegenden glätteren Stelle jederseits mit einem Hübel versehen, zwei andere Hübel liegen 
vorn zu Anfang der Herzregion weiter aussen. Ein einzelner Hübel liest am hinteren Ende 
des Mittelkieles. Das Hintertheil wird durch eine kurze Mittelfurche in zwei Hälften getheilt. 
Mit Ausnahme einzelner verstreuter Hübel ist der Cephalothorax, zumal dessen Vordertheil, im 
Steinkerne glatt. 

Aus dem oberen Jurakalke von Stramberg in Mähren. 

Diese Form schliesst sich offenbar zunächst dem Prosopon grande an, von dem sie 
hauptsächlich durch die einzelnen stärkeren Hübel, so wie durch den langen kielförmigen 
Theil der Magengegend und die schärfere Entwickelung der Herzgesend abweicht. 


17. Prosopon elongatum. Taf. XXI. Fig. 14—16. 

Prosopon elongatum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 

Hievon kenne ich drei Exemplare, von denen die beiden grösseren 0,009 lang, 0,007 
breit und 0,004 hoch sind, wofür man an kleineren 0,0075, 0,006 und fast 0,0035 erhält. 
Das Vordertheil, das im Rücken die halbe Länge des Cephalothoraxes einnimmt, ist stumpf 
zugespitzt. Von oben auf den Cephalothorax gesehen, tritt der untere Theil des Augen- 
höhlenrandes etwas hervor. Die hinten schwach gekerbte Magengegend ist deutlich begrenzt, 
am schärfsten ihre in geringer Entfernung vom schwach eingeschnittenen vorderen Ende 
liegende Spitze, zu deren beiden Seiten die sonst glatte Lebergegen! ein geringes Hübelpaar 
trägt. Das Mitteltheil des Cephalothoraxes ist nicht auffallend kürzer als das Hintertheil. 
Die kaum angedeutete Herzgegend scheint mehr rautenförmig und bisweilen mit Spuren von 
drei Wärzchen versehen zu seyn. Das Hintertheil verschmälert sich hinterwärts nur wenig. 
Der Hinterrand ist mehr in der Mitte, und selbst hier nur schwach eingeschnitten und mit 
keiner Furche umgeben. Die Schale scheint vollkommen glatt gewesen zu seyn. 

Das eine der beiden grösseren Exemplare (Fig. 16) ist von besonderem 'Werthe, weil 
an ihm das erste Fusspaar noch überlefert ist, der erste Fall, dass Füsse noch mit dem 


— 205 — 


Cephalothorax eines Prosoponiden zusammenhängen. Die Scheren des ersten Fusspaares sind 
unmittelbar vor dem Cephalothorax einander zugekehrt und dabei ein wenig abwärts gerichtet. 
Die beiden Theile der Schere haben sich nur von dem rechten Fuss erhalten und sind selbst 
hier etwas beschädigt. Der bewegliche Theil, oder das letzte Fussglied, besass die Länge 
des vorletzten Gliedes ohne dessen Scherenfortsatz, und war deutlich gekrümmt. Der Sche- 
renfortsatz des vorletzten Gliedes wird kaum kürzer und kaum gekrümmt gewesen seyn. 
Ohne diesen Fortsatz war das vorletzte Glied 0,0035 lang, 0,003 breit und halb so dick. 
Das kurze Glied dieses Fusses scheint kaum halb so lang gewesen zu seyn, als das vorletzte 
ohne den Scherenfortsatz. Das lange Glied ist zur Beurtheilung seiner Länge zu unvoll- 
ständig, für die Breite erhält man 0,002. Die Scheren und übrigen Glieder dieses Fusses 
waren vollkommen glatt, und beide Füsse auch in Betreff der Grösse der Scheren über- 
einstimmend beschaffen. Ich habe dieses seltene Exemplar mit den Scheren, letztere von 
unten, in doppelter Grösse dargestellt. 

Aus dem oberen weissen Jura des Oerlinger Thales; in Wetzler’s Sammlung. 

Diese Species besitzt Aehnlichkeit mit Prosopon simplex, unterscheidet sich aber von 
diesem schon dadurch auffallend, dass das Vordertheil spitzer gerundet ist und die Breite nur 
so viel beträgt, als die Länge des Vorder- und Mitteltheiles zusammengenommen, während in 
Prosopon simplex die Breite nur etwas weniger als die ganze Länge misst. Von Prosopon 
grande und P. depressum unterscheidet sie sich durch grössere Länge, gleichförmigere Breite, 
spitzeres Vordertheil, längeres Hintertheil, deutlichere Begrenzung der Magengegend und noch 
schwächer entwickelte Herzgegend. 


18. Prosopon lingulatum. Taf. XXIM. Fig. 17. 
Prosopon lingulatum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1858. S. 61. 


Von den zwei Exemplaren, die ich kenne, ist das eine vollständig und ergiebt 0,0095 
Länge und 0,0055 grösste Breite, die in die Mitte fällt; hinterwärts besteht geringe Ver- 
schmälerung. Die meiste Aehnlichkeit stellt sich mit Prosopon elongatuın heraus. Die 
Species unterscheidet sich aber von dieser schon durch noch grössere Länge, welche durch 
eine zungenförmige Verlängerung am vorderen Ende veranlasst wird. Es ist dies die flache 
Rinne, die einigen Species zusteht, anderen dagegen, und unter diesen namentlich Prosopon 
elongatum, gänzlich fehlt, da sich nicht einmal annehmen lässt, dass sie bei diesen abwärts 
gebogen sey. Diese Verlängerung ist auch hier aussen an einer Stelle flach eingeschnitten. 
Die hinten in der Mitte schwach gekerbte Magengegend ist deutlich ausgeprägt, besonders 
deren äussere hintere Begrenzung und die Spitze, neben der zu beiden Seiten die Leber- 
gegend einen Hübel trägt. Weiter hinten aussen hat die Lebergegend noch ein deutliches 
Wärzchen aufzuweisen, sonst aber ist der Cephalothorax glatt. Mit der Verlängerung ist das 
Vordertheil im Rücken auffallend länger als der halbe Cephalothorax, und die Kiemengegend 


ınisst aussen ein Drittel von der ganzen Länge. Genitalien- und Herzgegend sind nur 
schwach angedeutet. Von ersterer erkennt man mit Mühe im Rücken ein schmales, hinten 
schwach concav sich darstellendes Querband, und die hinterwärts sich ausspitzende Herz- 
gegend scheint mehr dreieckig geformt und ein schwaches Wärzchenpaar getragen zu haben. 
Der Hinterrand des Cephalothoraxes konnte nur schwach eingeschnitten und auch nur mit 
einer schwachen Furche umgeben gewesen seyn. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler’s Sammlung. Aus 
demselben weissen Jura führt Quenstedt (Jura 1858, S. 778. t. 95. f. 48) vom Nollhaus 
einen Cephalothorax unter Prosopon sculptum auf, der zu P. Imgulatum gehören könnte. 


19. Prosopon depressum. Taf. XXIII. Fig. 18. 

Prosopon depressum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 

Ich kenne hievon nur ein Exemplar von 0,007 Länge, 0,0075 Breite und 0,0035 
Höhe, wonach die Breite eher noch etwas mehr als die Länge misst. Die grösste Breite 
fällt in die vordere Hälfte. Schon das Mitteltheil nimmt hinterwärts auffallend an Breite ab, 
und setzt in das Hintertheil fort, so dass das hintere Ende des Cephalothoraxes kaum die 
Hälfte von der grössten Breite misst. Dieses Ende ist schwach concav und nicht mit einer 
Furche umgeben. Das Vordertheil nimmt im Rücken fast zwei Drittel von der Totallänge 
ein; das Hintertheil ist aussen nicht länger als die Genitaliengegend und im Rücken so kurz, 
dass die beiden Hälften sich kaum berühren. Das Vordertheil wiegt daher gegen die beiden 
anderen Theile in jeder Hinsicht vor. Sein Vorderrand ist schwach convex. Die hinten 
schwach gekerbte Magengegend ist kaum angedeutet, was selbst von der Spitze gilt, die 
nicht bis zum Rande des Öephalothoraxes führt, und vor der zu beiden Seiten die Leber- 
gegend einen schwachen Hübel beschreibt. Vorn in der Mitte zeigt der Cephalothorax einen 
kaum wahrnehmbaren Einschnitt. Die fünfeckige Herzgegend ist breiter als lang und mit der 
Spitze hinterwärts gekehrt, ihre vordere Seite ist concav. Diese nicht stärker als die Magen- 
region ausgedrückte Gegend ist aussen am deutlichsten begrenzt; man glaubt auf ihr 
Andeutungen von zwei oder drei Wärzchen wahrzunehmen. Im übrigen erscheint der Cepha- 
lothorax durchaus glatt. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 

Der Cephalothorax dieser Species zeichnet sich durch auffallende Kürze, so wie durch 
die geringe Entwickelung und starke Verschmälerung seines Hintertheiles aus. Durch letztere 
Eigenthiümlichkeit unterscheidet sie sich namentlich von Prosopon obtusum, mit dem das 
Vordertheil noch die meiste Aehnlichkeit besitzen würde. 


20. Prosopon obtusum. Taf. XXI. Fig. 19. 
Prosopon obtusum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 
Der davon vorliegende Cephalothorax ergiebt 0,0065 Länge, 0,006 Breite und halb so 


— 207 — 


viel Höhe, er ist daher nur wenig länger als breit. Die grösste Breite fällt in die Mitte, 
wobei sich der Cephalothorax vorn und hinten stumpf zurundet. Hinten ist er flach ein- 
geschnitten, ohne mit einer Furche umgeben zu seyn. Die Kiemengegend aussen und die 
Magengegend in der Mitte messen je die halbe Länge des Cephalothoraxes. Von der Magen- 
gegend ist nur die fast bis zum schwach gekerbten vorderen Ende des Cephalothoraxes 
führende Spitze schärfer ausgeprägt. Höcker und Warzen besitzt diese Versteinerung über- 
haupt nicht. Der Vorderrand ist flach convex. Das schmale Querband der Genitaliengegend 
im Rücken ist in der Mitte nicht scharf ausgedrückt, wodurch ihre hintere Begrenzung unter- 
brochen erscheint und sich als ein Paar schärfere, schräg nach innen und hinten gerichtete, 
linienförmige Eindrücke darstellt. Die Herzgegend bildet ein kleines Dreieck mit schwach 
convexer Vorderseite. Das Hintertheil ist kaum in Hälften getrennt. Die Schale war glatt. 
Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 
Diese Species zeichnet sich durch die stumpfe Form ihres Cephalothoraxes aus, 
dessen Vorder- und Mitteltheil im Vergleich zum Hintertheil auffallende Kürze besitzt. 


21. Prosopon excisum. Taf. XXIII. Fig. 20. 
Prosopon excisum, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556. 


Meine Untersuchungen über den Cephalothorax dieser Species beruhen auf nicht 
weniger als auf 30 Exemplaren, von denen das grösste 0,01 Länge, 0,007 Breite und 0,004 
Höhe ergab. Ueberdies kenne ich noch die vordere Hälfte eines Exemplars von 0,009 
Breite, wonach sich die Grösse bemessen lassen wird, welche diese Species zu erreichen im 
Stande war; die meisten jedoch halten die Grösse des von mir abgebildeten Exemplars ein. 
Die grösste Breite fällt in die mittleren Gegend. Die Kiemengegend misst aussen nicht 
mehr 'als die halbe Länge des Cephalothoraxes, bisweilen etwas weniger. Der Cephalothorax 
verschmälert sich hinterwärts unter Zurundung so sehr, das das gerundet eingeschnittene 
und mit. einer schwachen Furche umgebene Ende bisweilen weniger als die halbe grösste 
Breite beträgt. Das Vordertheil misst im Rücken die halbe Länge des Cephalothoraxes. Die 
Magengegend ist nur schwach angedeutet, deutlicher ihre Spitze. Vor ihr bildet der Cepha- 
lothorax noch auf eine kurze Strecke eine flache, schwach abwärts gerichtete Rinne, wo- 
durch, wie bei anderen Arten von Prosopon, der Ausschnitt am stumpfen vorderen Ende 
veranlasst wird. Der Spitze der Magengegend entsprechend, erkennt man auf je einer Hälfte 
der Lebergegend einen schwachen Hübel. Nur einmal habe ich wahrgenommen, dass auf 
der Lebergegend in der Nähe des hinteren Endes der Magengegend ein oder ein Paar deut- 
lichere Wärzchen auftraten. Die Gegend der Augenhöhlen bezeichnet ein starker Ausschnitt, 
dessen Rand in der Mitte eine kleine Convexität darbietet. Höcker sind kaum angedeutet, 
stärkere Warzen gar nicht. Bei den Exemplaren, deren Schale, gut erhalten ist, was selten, 


erkennt man unter der Luppe, dass sie mit kleinen, schwachen, platten Wärzchen dicht 
Band VII, 4. 28 


— 208 — 


besetzt waren. Die mehr rundlich geformte, kaum gestielte und daher mehr Prosopon torosum 
und selbst P. spinosum ähnliche Herzgegend ist nicht scharf ausgeprägt, und nur ausnahms- 
weise habe ich bei dem bereits erwähnten Exemplar auf der Herzgegend Andeutungen von 
drei ins Dreieck gestellten Wärzchen wahrgenommen. Deutlicher fast stellt sich der kleine 
Hübel dar, der auf jeder Seite hinter dem Bande der Genitaliengegend schräg nach der Herz- 
gegend gerichtet erscheint. Die Hälften des Hintertheiles sind im Rücken kaum getrennt. 
Das Gepräge dieser Species stellt sich als Steinkern im ganzen etwas schärfer dar, wie das 
von mir davon gegebene Bild. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 

Was Quenstedt (Jura, 1858. S. 779. t. 95. f. 38) aus dem Oerlinger Thale für P. 
spinosum hält, scheint eher P. excisum zu seyn. 


22. Prosopon angustum. 
Pithonoton angustum, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad, d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. Nr. 18. 
S. 11; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 72. ı. 24. f. 1. 

Der von Reuss aus dem Jurakalk in Mähren unter P. angustum begriffene Cephalo- 
thorax ist dem von mir genau dargelesten Prosopon excisum so ähnlich, dass man beide 
mit einander vereinigen möchte, stünden nicht einige Abweichungen im Wege, über deren 
Bedeutung kein genügender Aufschluss zu erlangen war, weshalb auch, vorerst wenigstens, 
beide Formen neben einander aufzuführen seyn werden. Für die Länge des vom Cephalo- 
thorax überlieferten Steinkernes wird 0,47”, für die Breite 0,3” angegeben, und das Ver- 
hältniss der Länge zur Breite wie 1,56:1. Der fast gleichbreite Schild verschmälert sich 
im hinteren Drittel nach dem Ende hin, wo er nur wenig mehr als die halbe gewöhnliche 
Breite misst. Von der weggebrochenen vorderen Spitze wird angenommen, dass sie in einen 
dreieckigen, längsgefurchten, zugespitzten Lappen ausgegangen sey. Die vordere Querfurche 
läuft ganz gerade. Die spitz dreieckige Magengegend ist nur schwach angedeutet. Auf der 
vorderen schnabelförmigen Verlängerung werden zwei kleine Höcker hinter einander bemerkt, 
vor der stark verlängerten, nicht bis zum Rande reichenden Spitze jederseits ebenfalls ein 
kleiner Höcker. 

Das Mitteltheil ist unten schmal und die Herzgegend aussen deutlicher begrenzt. 
Das Hintertheil ist in der kurzen Mitte durch eine Furche in zwei seitliche Hälften getrennt. 

Der Steinkern deutet darauf hin, dass die Oberfläche der Schale mit kleinen Höckern 
gedrängt bedeckt war, am deutlichsten auf dem Vordertheile. 

Diese aus dem oberen Jurakalke von Stramberg in Mähren herrührende Versteinerung 
scheint im Ganzen etwas schlanker geformt, dabei das Hintertheil merklich kürzer, wodurch 
das Vordertheil, ungeachtet es vorn beschädigt ist, mehr überwiest, als in Prosopon exeisum. 
Selbst im kürzeren Mitteltheil und der mehr mit convexen Aussenseiten versehenen Herz- 


— 20: — 


gegend, dann auch mit der starken Verschmälerung am hinteren Ende des Cephalothoraxes 
besteht Aehnlichkeit. Die beiden auf der schnabelartigen Verlängerung hinter einander auf- 
tretenden Höcker fehlen aber dem P. excisum eben so sehr, als die gedrängt sitzenden 
deutlichen Höcker der Schale. 


23. Prosopon laeve. Taf. XXI. Fig. 21. 
Prosopon laeve, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 


Von den beiden Exemplaren, die ich hievon kenne, habe ich das grössere, weil es 
das vollständigere, abgebildet; das andere misst zwei Drittel von diesem. An beiden Enden 
scheint nur wenig zu fehlen. Die Länge des Cephalothoraxes wird mindestens 0,02, die in 
die Mitte fallende grösste Breite 0,012, die Höhe nicht unter 0,006 betragen. Das Vorder- 
theil scheint im Rücken die halbe Länge des Cephalothoraxes zu messen; es war nur wenig 
länger als breit und spitzbogenförmig. Die gut entwickelte Magengegend endigte in einer 
gewissen Entfernung vom vorderen Ende des Cephalothoraxes und war deutlich gekerbt. 
Die paarige Lebergegend zerfiel durch zwei Quereindrücke je in drei glatte Höcker, von 
denen der vordere der kleinere und schwächere war. Die vordere Querfurche ist mit 
einem Poorenpaar versehen. Das Querband der Genitaliengegend war in dem Rücken, gegen 
den hin es sich verschmälert, nur schwach getrennt und hinten schärfer begrenzt. Der zu 
beiden Seiten gegen die Herzgegend gerichtete Hübel ist aussen mit der Genitaliengegend 
verschmolzen, und die geringer als die Magengegend und auch überhaupt schwächer sich 
darstellende Herzgegend war mehr rautenförmig, ging hinterwärts spitzer aus und scheint 
mit zwei oder drei Wärzchen besetzt. Die gut überlieferte Schale des Cephalothoraxes ist 
sonst vollkommen glatt. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 

Am meisten Aehnlichkeit besteht mit Prosopon sublaeve und mit P. punctatum, die 
sich aber schon dadurch unterscheiden, dass sie nicht glatt sind. Andere Abweichungen 
werden bei Vergleichung der Abbildungen und Beschreibungen hinlänglich erkannt werden. 
Theilweise Aehnlichkeit, wäre sie auch noch so auffallend, ist kein Grund zur Vereinigung 
in eine und dieselbe Species. 


24.. Prosopon sublaeve. Taf. XXIII. Fig. 22. 
Prosopon sublaeve, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556. 


Von 6 Exemplaren ergaben die beiden grösseren 0,0095 Länge, im nicht platt- 
gedrückten Zustande 0,006 Breite und halb so viel Höhe, was auf die Hälfte des grossen 
Exemplars von Prosopon laeve herauskommt; die anderen waren noch ein wenig kleiner. 
Das Vordertheil maass im Rücken die halbe Länge des Cephalothoraxes. Es war ungefähr 
gleich lang und breit. Die Magengegend war auch hier hinten deutlich gekerbt. Ihre Spitze 

28* 


— 210 — 


endigt in einer gewissen Entfernung vom vorderen Ende des Cephalothoraxes, das in der 
Mitte schwach eingeschnitten erscheint und ein Hübelpaar trägt. Dahinter ist die Leber- 
gegend auf jeder Seite zweimal quer und einmal der Länge nach gefurcht. Von den 
dadurch begrenzten Feldern, die aus der Profilzeichnung ersichtlich sind, besitzt das hin- 
tere zwei deutliche Warzen, deren eine in der Nähe der Magengegend, die andere weiter 
aussen liegt; ferner besitzt das in dieselbe Zone fallende Randfeld eine Warze, so wie das 
Feld davor ebenfalls eine. Sonst werden mehr nach aussen Andeutungen von kleinen Wärz- 
chen wahrgenommen. Das schmale, hinten mehr concave Band, das die Genitaliengegend 
im Rücken bildet, ist in der Mitte nicht getrennt. Der zu beiden Seiten gegen die Herz- 
gegend gerichtete Hübel zeigt sich aussen mit der _Genitaliengegend verschmolzen. Die 
hinterwärts sich ausspitzende Herzgegend ist kaum länger als breit und trägt drei ins Dreieck 
gestellte Wärzchen. Die Kiemengegend misst selbst im Rande weniger als die halbe Länge 
des Cephalothoraxes. Der Hinterrand ist nicht deutlich überliefert, er scheint auf Prosopon 
punctatum herauszukommen. Am deutlichsten ist das Hintertheil mit kleinen Wärzchen 
besetzt, die auch auf der Herzgegend erscheinen, auf der Genitaliengegend aber nur nach 
aussen und selbst hier schwach angedeutet sind. Diese Bewarzung wird auf dem Steinkern 
und der wirklichen Schale in gleichem Gerade wahrgenommen. 
Aus dem oberen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler’s Sammlung. 


25. Prosopon punctatum. Taf. XXIII. Fig. 23. 
Prosopon punctatum,,H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 


Diese Species kommt am meisten auf Prosopon laeve und P. sublaeve heraus, von 
denen sie sich aber schon dadurch unterscheidet, dass die Schale durchaus mit kleinen 
Wärzchen gleichförmig, doch nicht sehr dicht besetzt ist, wodurch ihr ein erhaben punktirtes 
Aussehen verliehen wird, während von den beiden anderen Formen die eine vollkommen | 
glatt, die andere fast glatt erscheint. Die beiden Exemplare, die davon vorliegen, ergeben 
0,008 Länge, 0,005 Breite und etwas mehr als 0,003 Höhe. Die grösste Breite fällt in die 
Mitte. Das Vordertheil maass die halbe Länge des Cephalothoraxes und war spitzbogen- 
förmig gestaltet. Die scharf begrenzte Magengegend ist hinten undeutlich gekerbt. Die, 
wie es scheint, getrennt gewesene vordere Spitze endigt in einer gewissen Entfernung 
vom vorderen Ende des Cephalothoraxes, das vorn in der Mitte, so wie aussen schwach 
eingeschnitten erscheint und ein Hübelpaar trägt. Dahinter ist jede Hälfte der Lebergegend 
zweimal quer getheilt, und zwar scharf im Vergleich zu Prosopon laeve und P. sublaeve. 
Jedes der dadurch begrenzten Felder trägt einen Hübel. Diese hinter einander liegenden 
Felder waren nicht wie in Prosopon laeve und P. sublaeve nochmals der Länge nach 
getheilt, wie aus der Profilzeichnung ersichtlich ist; auch erscheinen alle Furchen in vorlie- 
gender Species gegen die beiden anderen auffallend scharf. Das Querband der Genitalien- 


alle — 


gegend war im Rücken schmal, nicht getrennt und hinten convex. Der zu beiden Seiten 
schräg nach der Herzgegend hin gerichtete Hübel ist aussen mit der Genitaliengegend ver- 
schmolzen, und die in eine schwache Spitze ausgehende fünfeckige Herzgegend eher breiter 
als lang. Der Hinterrand des Cephalothoraxes war schwach eingeschnitten, in der Mitte 
wieder etwas convex und von einer schmalen Furche ‚umgeben. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 
Ich kenne drei Exemplare. 

26. Prosopon aculeatum. Taf. XXIII. Fig. 24. 

Prosopon aculeatum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 

Ich kenne hievon nur ein Exemplar, das indess vollkommen genügt, um die eigen- 
thümliche Bildung dieser Species erkennen zu lassen. Der Cephalothorax ist 0,0115 lang. 
Das Vordertheil nimmt hievon weniger als die Hälfte ein und ist dabei noch einmal so 
breit als lang; die Breite beträgt fast 0,0075. Die scharf ‘umschriebene Magengegend ist 
so lang als breit, ihre kurze Spitze endigt in einer gewissen Entfernung vom vorderen Ende 
und besitzt einen schwachen rinnenförmigen Eindruck; hinten ist die Magengegend schwach 
gekerbt. Das vordere Ende des Cephalothoraxes ist stumpf und schwach eingeschnitten, 
spitze Ecken veranlassend. Die Lebergegend ist an dem nach der Magengegend hin liegen- 
den Innenrande mit zwei starken Warzen versehen, von denen die vordere in der Nähe 
. der Spitze der Magengegend auftritt; mehr nach aussen liegen zwei Stacheln. In der 
hinteren Querfurche erkennt man Andeutungen eines Poorenpaares. Das Mitteltheil giebt 
dem Vordertheil in Grösse nichts nach. In dem Mitteltheil erreicht der Cephalothorax 
0,009 Breite, hauptsächlich durch einen aussen liegenden starken Hübel. Der auf jeder 
Seite schräg gegen die Herzgegend gerichtete Hübel ist von der Genitaliengegend nicht 
getrennt. Unmittelbar vor der Herzgegend werden ein Paar Hübel wahrgenommen, die 
kleiner sind, näher beisammen liegen und die entgegengesetzte Richtung einhalten, indem 
sie nach hinten und aussen gerichtet erscheinen. Es wäre möglich, dass sie nur die vor- 
deren Ecken der Herzgegend darstellten, die alsdann ungefähr noch einmal so lang als breit 
war, wenn die hintere Spitze hinzugenommen wird. Der hintere Theil der Herzgegend 
scheint mit drei ins Dreieck gestellten Wärzchen behaftet. Nach der unvollständig über- 
lieferten rechten Hälfte der Kiemengegend zu urtheilen scheint die linke Hälfte krankhaft 
aufgetrieben ; im gesunden Cephalothorax wird die Breite in dieser Gegend nicht unter 0,01 
betragen haben. Dabei erreichte das Hintertheil nicht die halbe Länge des Öephalothoraxes, 
und war mit kleinen Wärzchen bedeckt, die wohl auch auf anderen Regionen mehr oder 
weniger deutlich wahrgenommen werden. Hinten ist mehr in der mittleren Gegend der 
Cephalothorax deutlich eingeschnitten und der Rand kaum mit einer Furche umgeben. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler’s Sammlung. 
Was später Quenstedt (Jura, 1858, S. 779) mit Prosopon aculeatum bezeichnet, ist 


mein Gastrosacus Wetzleri; auch legt er (a. a. O., 8. 779. t. 95. f. 34) eine Versteinerung 
von ÖOerlingen dem Prosopon marginatum bei, die eher P. aculeatum seyn könnte. 


27. Prosopon ornatum. Taf. XXI. Fig. 25.26. 

Prosopon ornatum, H. v. Meyer, in .Jabrb. für Mineral., 1857. S. 556. 

Von dieser schönen Species kenne ich den Cephalothorax von 6 Exemplaren. Die 
Länge wird fast 0,01 erreicht haben, bei 0,0065 Breite und 0,004 Höhe. Das kleinste 
Exemplar ist nur 0,004 lang, nicht ganz 0,003 ‘breit und 0,002 hoch. Mit den grossen 
Exemplaren stimmt es selbst in der. Vertheilung der stärkeren Warzen vollkommen. überein, 
was für die Selbstständigkeit der Species das beste Zeugniss giebt. Die grösste Breite fällt 
in die hintere Hälfte. Das Vordertheil erreicht die halbe Länge des Cephalothoraxes nicht. 
Die Magengegend besitzt eine kurze Spitze, die, wie diese Gegend überhaupt, durch stärkere 
Wärzchen höher erscheint. Die Lebergegend zeigt auf dem hinten neben der Magengegend 
liegenden Höcker eine oder auch wohl ein Paar stärkere Warzen, auf dem Höcker weiter 
nach aussen eine ähnliche Warze, darüber auf‘ dem Höcker in der Nähe der Magengegend 
wieder eine solche Warze, während nach aussen mehr eine schwache Spitze zu liegen scheint. 
In der Gegend unmittelbar vor der Magengegend liegt ebenfalls ein nicht weniger deutliches 
Wärzchenpaar und im Rand ein schwacher Einschnitt. Jede Hälfte des Querbandes der 
Genitaliengegend zeigt drei stärkere Warzen, eben so vielen schwach angedeuteten Höckern 
entsprechend. Hinter dem inneren Höckerpaar wird ein schwach bogenförmiger Eindruck 
wahrgenommen. Die beiden dahinter schräg gegen die Herzgegend gerichteten Hübel sind 
gering, und bisweilen scheint es als wenn an ihrem äusseren Ende eine deutlichere Warze 
sässe. Die Herzgegend geht: hinterwärts in eine ‘kurze Spitze aus und trägt gewöhnlich 
mehr in der Mitte eine stärkere Warze. Die Hälften der Kiemengegend, die selbst aussen 
kürzer waren als die halbe Länge des Cephalothoraxes, sind wohl deutlich, aber nicht breit 
getrennt, und haben aussen mehr oben eine Warze liegen. Ausser diesen stärkeren Warzen 
ist der ganze Cephalothorax mit kleinen Wärzchen dicht besetzt. Das hintere Ende besitzt: 
einen deutlichen, mit einer ziemlich breiten Furche umgebenen Einschnitt. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler’'s Sammlung. 

Quenstedt (Jura, 1858. 8. 779. t. 95. f. 37) begreift unter Prosopon spinosum eine 
Form von Oerlingen, die eher zu P. ornatum passen würde. 


28. Prosopon/Heydeni., Taf: XXI. Fig. ‚27: 28. 
Prosopon Heydeni, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S 556. 


Unter 42 Exemplaren dieser Species ergaben die grössten für den Cephalothorax 
0,009 Länge, 0,0045 Breite und 0,0025 Höhe; die kleinsten Exemplare sind 0,003 lang 
und kaum 0,002 breit, wobei sie sich eher noch schärfer ausgeprägt darstellen als grössere. 


— 28 — 


Das vordere Ende verschmälert sich weit mehr als in anderen Species unter Verlängerung 
in eine flache, nach vorn geneigte Rinne. Der 'eingeschnittene und mit einer Furche um- 
gebene Hinterrand ist scharf. Die grösste Breite des Cephalothoraxes fällt in die Mitte. 
Das Hintertheil ist kürzer als das Vordertheil. Die scharf begrenzte Magengegend ist nicht 
gross und mit einer längeren Spitze versehen, die in einiger Entfernung von dem vorderen 
Ende des Cephalothoraxes endigt. In der dem Ende dieser Spitze entsprechenden Gegend 
ist der Cephalothorax aussen deutlich eingeschnitten. Die Spitze der Magengegend trägt bei 
Beginn eine stärkere Warze. Die Lebergegend besteht auf jeder Seite aus drei hinter 
einander folgenden höckerartigen Anschwellungen, von denen die vordere am schwächsten 
ist und, dem Ende der Spitze der Magengegend entsprechend, einen deutlicheren Hübel auf- 
zuweisen hat; die mittlere und hintere Anschwellung zerfallen je in einen äusseren und einen 
inneren Theil. Die beiden hinteren Theile an jeder Seite tragen eine Warze, von denen 
die innere die stärkere ist, und ausserdem liegt am Rande noch eine mehr stachelförmige 
Warze, so dass in diese Zone drei Warzen auf jeder Seite fallen. In der vorderen Querfurche 
erkennt man Andeutungen von einem Poorenpaar. Das schwach gewölbte Querband der 
Genitaliengegend ist im Rücken deutlich eingezogen, , das dahinter schräg gegen die Herz- 
gegend gerichtete Hübelpaar ebenfalls deutlich umschrieben. , Die fünfeckige Herzgegend ist 
in‘ der Mitte warzenförmig erhöht und geht hinterwärts am spitzesten aus. Die beiden 
Hälften der Kiemengegend sind im Rücken getrennt und gewöhnlich innen in der dem hin- 
teren Ende der Herzgegend entsprechenden Gegend, so wie weiter oben in der Gegend, 
welche dem gegen die Herzgegend gerichteten Hübel entspricht, mit einem stärkeren Wärz- 
chen versehen; bisweilen tritt auch noch in der Nähe des letzteren, nur etwas weiter nach 
aussen und unten, ein ähnliches Wärzchen auf, wie ich dies in den Abbildungen angedeutet 
habe. Der Cephalothorax ist übrigens gleichförmig mit gedrängt sitzenden kleinen Wärz- 
chen bedeckt. 

Es giebt auch Exemplare dieser Species, deren Cephalothorax sich mit gedrängterer 
Form darstellt. In diesen ist die Rinne mit der er vorn endist, sowie die Kiemengegend 
etwas kürzer, und die grösste Breite fällt eher in die bauchige Kiemengegend. Diese Abwei- 
chungen hindern indess nicht am Erkennen der Species. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 

Was Quenstedt (Jura, 1858. S. 779. t. 95. f. 36) für Prosopon spinosum hält, 
könnte eher P. Heydeni seyn. 


29. Prosopon aequum.. Taf. XXIII. Fig. 29. 
Prosopon aequum, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1857. S. 556. 


Von den fünf Exemplaren, die ich kenne, misst der Cephalothorax der beiden grössten 
0,007 Länge, 0,004 Breite und kaum über 0,001 Höhe, die anderen sind etwas geringer. 


= ea —— 


Am auffallendsten ist die niedrige, platte und ebene Beschaffenheit des Cephalothoraxes, die 
um so weniger durch Druck veranlasst seyn kann, als sie mit anderen Abweichungen ver- 
bunden erscheint. Am meisten fällt diese Beschaffenheit gegen Prosopon Heydeni auf, weil 
mit dieser Species sonst die grösste Aehnlichkeit besteht. Doch erscheint die Magengegend 
geringer und mit einer noch schmäleren und längeren Spitze versehen, die fast bis zum 
vorderen Ende des Cephalothoraxes führt. Die Warze am Ursprunge dieser Spitze ist nicht 
vorhanden, sonst aber alle für das Vordertheil von Prosopon Heydeni angeführte Warzen, 
nur sind sie weniger stark; die äussere Warze der Lebergegend ist auch hier mehr stachel- 
förmig gebildet. Der auf jeder Seite schräg nach der Herzgegend gerichtete Hübel ist 
schärfer umschrieben und in der Gegend seines oberen Endes das Querband der Genitalien- 
gegend deutlich eingeschnitten. Die Herzgegend ist weniger hinterwärts verlängert und mit 
einem Wärzchen am hinteren Ende versehen. Die Kiemengegend ist noch kürzer, und ihre 
beiden Hälften sind im Rücken weniger scharf getrennt als in Prosopon Heydeni. Ihr fehlen 
die einzelnen deutlicheren Warzen, welche letztere Species auszeichnet. Die Schale war auch 
hier durchaus mit kleinen Wärzchen bedeckt. Die Exemplare von Prosopon Heydeni der- 
selben Grösse, so wie die noch kleineren, neigen nicht mehr als die grösseren zu Pro- 
sopon aeguum hin. Die Trennung erscheint um so mehr gerechtfertigt, als beide Species 
von einem und demselben Fundorte herrühren und daher an einer und derselben Stelle zusam- 
men gelebt haben. Auch sind die Abweichungen zu auffallend, um sie für sexuelle Ver- 
schiedenheit zu erklären, die ja am Cephalothorax überhaupt nicht erkannt wird. 
Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 


30. Prosopon torosum. Taf. XXIH. Fig. 30. 
Prosopon torosum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1857. S. 556. 


Der kleinste Cephalothorax unter fünf von dieser Species untersuchten ist, voll- 
ständig und gut erhalten, 0,0065 lang bei 0,0045 grösster Breite, die in die hintere Hälfte 
auf die Kiemengegend kommt. Von hier verschmälert sich der Cephalothorax nach vorn 
allmählich. Nach dem grössten Exemplar konnte der Cephalothorax eine Grösse erreichen, 
wobei die Breite 0,0075 betrug. Von diesem Exemplar war wegen der fehlenden vor- 
deren Hälfte die Länge nicht zu nehmen. An dem abgebildeten Cephalothorax, dem 
kleinsten, maass die Länge des Vordertheils im Rücken nicht ganz die halbe vollständige 
Länge. Die Magengegend ist deutlich zu unterscheiden, am schärfsten an den "hinteren 
Enden der Aussenseite und an der Spitze, die in einiger Entfernung vom vorderen Ende 
des Cephalothoraxes endigt. Dieses Ende gleicht sehr dem in Prosopon paradoxum, nur 
dass es kürzer ist. Der engere, tiefere Einschnitt in der dem vorderen Ende der Magen- 
gegend entsprechenden Gegend des Aussenrandes ist vorhanden. Die Höcker der Leber- 
gegend sind für eine genauere Darlesung zu ‘schwach entwickelt. Das Querband der 


— 25 — 


Genitaliengegend ist im Rücken eingezogen und schwach getrennt. Die Herzgegend ist von 
ungefähr gleicher Länge und Breite und der in Prosopon spinosum und P. excisum ähnlich 
geformt. Die gegen die Herzgegend gerichteten Höcker, welche in diesen beiden Species 
gut entwickelt sind, fehlen gänzlich. Die Länge der Kiemengegend erreicht aussen fast die 
halbe Länge des Cephalothoraxes. Sie ist mit starken Warzen besetzt, was um so mehr 
auffällt, als der ganze übrige Cephälothorax so gut wie glatt erscheint und nur unter der 
Luppe schwache Andeutungen von gleichförmiger Bewarzung sich zu erkennen geben. Das 
hintere Ende des Cephalothoraxes ist kaum eingeschnitten, bisweilen aber mit einer starken 
Furche umgeben, deren Hinterrand Bewarzung verräth. 
Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 


31. Prosopon paradoxum. Taf. XXIN. Fig. 31. 
Prosopon paradoxum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1858. S. 61. 


Der Cephalothorax dieser Species ist so auffallend geformt, dass man kaum glauben 
sollte, dass er einem Prosoponiden angehört habe. Es liegen vier übereinstimmend gebildete 
Exemplare vor. Eine typische Verschiedenheit von Prosopon besteht nicht, die Abweichun- 
gen beruhen nur auf dem Grad der Entwickelung und Ausdehnung der einzelnen Theile. 
Der Cephalothorax ist knapp 0,006 lang und dabei kaum über 0,005 breit. Diese grösste 
Breite gehört der hinteren Hälfte an und wird durch die bauchig ausgedehnte Kiemengegend 
veranlasst. Die vordere Hälfte des Cephalothoraxes verschmälert sich nach vorn, und das 
vordere Viertel ist breit zungenförmig gestaltet. Das Vordertheil nimmt wenig mehr als die 
halbe Länge ein. Die Magengegend ist nur halb so lang als das Vordertheil und auch sonst 
auffallend gering. Hinten ist sie mit zwei oder drei kleinen Wärzchen besetzt. Vorn bildet 
die Lebergegend eine flache Rinne und ist am vorderen Ende eigentlich nicht eingeschnitten. 
Mit Beginn dieses breit zungenförmigen Theiles stellt sich der Aussenrand deutlich ein- 
geschnitten dar. Dahinter endigt jede Hälfte der Lebergegend mit drei neben einander lie- 
genden Warzen, deren Stärke auffällt, und die der schrägen Lage der vorderen Querfurche 
folgen.- Von diesen Warzen ‚stellt sich die innere zunächst der Magengegend am spitzesten 
dar. Die hintere Querfurche ist fast deutlicher entwickelt als die vordere. Der äussere 
Theil der Genitaliengegend besteht auf jeder Seite aus zwei neben einander liegenden Warzen, 
die noch stärker sind als die davor liegenden der Lebergegend. Das Querband im Rücken 
ist schmal und stellt ein Paar querovale Hübel dar, die von dem äusseren Theile der Geni- 
taliengegend tiefer getrennt sind als von der Magen- und der Herzgegend. Die Herzgegend 
ist gerundet rautenförmig, auffallend gross, stark entwickelt und gewöhnlich mit drei ins 
Dreieck gestellten Wärzchen besetzt. Sie führt bis zur Furche des Hinterrandes und trennt 
die Hälften der Kiemengegend auf eine gewisse Breite vollkommen. Die schräg gegen die 


Herzgegend gerichteten Hübel machen sich weniger durch Grösse als durch scharfe Begren- 
Band VII, 4. ; 29 


— 2l6 — 


zung bemerkbar. Die, wie erwähnt, stark aufgetriebene Kiemengegend erreicht aussen kaum 
die halbe Länge des Cephalothoraxes und ist mit starken Warzen besetzt, unter denen sich 
eine auf der äusseren oder Randseite besonders auszeichnet. Sonst erkennt man, zumal auf 
dem vorderen Theil des Cephalothoraxes, hie und da einige kleine Wärzchen. Hinten ist 
der Cephalothorax mehr in der Mitte eingeschnitten und mit einer breiten, glatten Rand- 
furche eingefasst. 

Aus dem oberen weissen Jurakalke des Oerlinger Thales; in Wetzler's Sammlung. 

Die zungenförmige Verlängerung vorn wird, nur weniger beträchtlich, auch in anderen 
Prosoponiden wahrgenommen, namentlich in Prosopon Heydeni, P. aequum, P. lingulatum, 
P. torosum. Die starke Bewarzung der Kiemengegend findet sich bei Prosopon torosum, 
bei dem auch der Einschnitt im Aussenrande, wo die zungenförmige Verlängerung beginnt, 
auf ähnliche Weise angetroffen wird. In anderen Species ist dieser Einschnitt so flach, dass 
man ihn kaum dafür halten sollte. Da gleichwohl unter allen von mir unter Prosopon ver- 
einigten Formen die so eben dargelegte durch ihre Eigenthümlichkeit wohl noch am ersten 
zur Annahme eines eigenen Genus führen könnte, so würde für diesen Fall der Name Lecy- 
thocaris, Flaschenkrebs, nicht unpassend erscheinen, und die Species unter L. paradoxa 


aufzuführen seyn. 


32. Prosopon tuberosum. Taf. XXIN. Fig. 33. 
Prosopon tuberosum, H. v. Meyer, in Jahrb. f. Mineral., 1835. S. 329; 1836. S. 56; — Fossile 
Krebse, 1840. S. 21. 1. 4. f. 31. 

Der Cephalothorax ist 0,011 lang, 0,009 breit und 0,0055 hoch; die grösste Breite 
fällt in die hintere Hälfte. Das Vordertheil ist gerundet. Die Regionen sind scharf aus- 
gebildet und höckerförmig aufgetrieben. Die bis zu dem kaum eingeschnittenen vorderen 
Ende führende Magengegend, welche im Rücken weniger als die halbe Länge des Cephalo- 
thoraxes misst, besitzt eine kurze Spitze und wird von drei, den Winkeln des Dreiecks ent- 
sprechenden, rundlichen Höckern eingenommen, von denen das hintere Paar das stärkere. 
Die Lebergegend besteht an jeder Seite aus drei Paar Höckern, davon das vordere das 
schwächere ist, und ausserdem bemerkt man noch im Rand ähnliche Höcker. In der vor- 
deren Querfurche liest ein Poorenpaar. Die Genitaliengegend zeigt im Rand einen Höcker 
und im Rücken ein Höckerpaar, dessen hintere äussere Stelle einen vertieften Punkt bildet. 
Zwischen diesem Höckerpaar und dem äusseren Höcker liegt eine ähnliche höckerförmige 
Auftreibung, mit welcher der gegen die Herzgegend gerichtete Höcker verschmolzen ist. 
Die in der vorderen Hälfte höckerförmig aufgetriebene Herzgegend stellt ein gleichseitiges 
Dreieck dar mit convexer Vorderseite. Die bauchige Kiemengegend, welche die halbe Länge 
des Cephalothoraxes misst, ist in der Nähe der hinteren Querfurche zweimal stärker gewölbt. 
Der Hinterrand ist nicht in der Mitte, sondern weiter nach aussen, mithin an zwei Stellen 


—_— 2 — 


schwach eingeschnitten und mit einer breiten Furche eingefasst. Auf der Schale sitzen kaum 
wahrnehmbare Wärzchen, die hie und da an den Rändern der stärkeren Furchen deutlicher 
hervortreten, am deutlichsten und zahlreichsten liegen sie auf der Kiemengesend nach dem 
Aussenrande hin. 

Aus dem „Oolithe ferrugineuse de l’etage eretace inferieur“ (Neocom) von Boucherans, 
im Französischen Departement des Jura. Es ist mir nur dieses eine Exemplar, in einem 
vollständigen Cephalothorax bestehend, bekannt, das in der Sammlung der Akademie zu 
Strassburg aufbewahrt wird. 


33. Prosopon verrucosum. 
Prosopon verrucosum, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. Nr. 18. 
S. 11; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVII. 1859. S. 70. t. 24. f. 1. 

Ein der Länge nach schwach, stärker nach aussen gewölbter Cephalothorax, für den 
0,66“ Länge und 0,55“ Breite angegeben wird. Die hinteren zwei Drittel sind fast gleichbreit, 
das vordere Drittel, welches das vordere Haupttheil umfasst, stellt ein niedriges Dreieck dar, 
dessen vordere stumpfwinkelige Spitze, mit einer Längsfurche versehen, etwas abwärts gebo- 
gen erscheint. Die Augenhöhlen liegen ziemlich nahe. Die vordere Querfurche läuft sehr 
gerade quer, namentlich in der Mitte, wogegen die nicht weniger starke hintere bei der 
“schräg hinterwärts gerichteten Lage ihrer Schenkel einen spitzen Winkel beschreibt. 

Die Magengegend des Vordertheiles stellt ein fast gleichseitiges, vorn etwas spitzeres 
Dreieck dar, das von drei im Dreieck stehenden und nur durch Furchen getrennten Höckern 
gebildet wird. Die Region zu beiden Seiten besteht aus drei hinter einander liegenden 
Höckern, von denen der hinterste der grössere, doch weniger scharf umgrenzt ist, der vor- 
derste wird von dem der anderen Seite nur durch eine schmale Furche getrennt. 

Die die hintere Spitze des Mitteltheiles bildende Herzgegend ist verkehrt dreieckig 
mit magerer Spitze. Die Genitaliengegend ist zu beiden Seiten tief eingedrückt, wodurch 
ein starker, länglicher, schräg gegen die gerundeten Winkel an der Basis der Herzgegend 
gerichteter Höcker entsteht, der mit dem vorderen Querbande des Mitteltheiles zusammenhängt. 

Das Hintertheil ist im Rücken sehr kurz und nur mit einer kleinen, gleichsenkelig 
dreieckigen, mit der Basis hinterwärts gerichteten Erhebung versehen. Die grossen Seiten- 
regionen dieses Haupttheiles sind, abgesehen von den gedrängt sitzenden Warzen, welche 
den ganzen Steinkern des Cephalothoraxes bedecken, glatt. Der mit einer Furche eingefasste 
Hinterrand ist in der Richtung von der Rechten zur Linken sehr breit und erscheint durch 
schwache Ausschnitte an beiden Seiten in der Mitte etwas convex. 

Mit Recht hebt Reuss die Aehnlichkeit dieser Form mit Prosopon tuberosum aus dem 
Neocom hervor, die sich, was man weniger hätte vermuthen sollen, selbst auch auf die 
Beschaffenheit des Hinterrandes erstreckt. In keiner Species habe ich das Vordertheil so 

29* 


— 218 — 


kurz gefunden, selbst in P. obtusum und P. aculeatum ist es länger, und es sind dabei diese 
Formen überhaupt anders beschaffen. In P. tuberosum ist das Vordertheil ebenfalls länger 
und geht nach vorn unter Verschmälerung gerundet zu; die drei Hübel der Magengegend 
sind weniger scharf entwickelt, dagegen die Gegend selbst mehr nach vorn verlängert; in 
der Genitaliengegend liegt auffallende Verschiedenheit; das Hintertheil ist auffallend breiter 
selbst im Vergleich zum mittleren, wodurch die Form des Cephalothoraxes im Allgemeinen 
sich mehr oval darstellt. Dazu kommt noch der Mangel einer allgemeinen Bedeckung durch 
gedrängt sitzende Wärzchen. 

Die Versteinerung wurde zu Stramberg und Neutitschein in Mähren im weissen Jura- 
kalke gefunden. 

34. Oxythyreus gibbus. 


Oxythyreus gibbus, Reuss, in Sitzungsb. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XXXI. 1858. Nr. 18. 
S. 12; — Denkschr. K. Akad. d. Wiss. in Wien, XVlI. 1859. S. 75. t. 23. f. 6. 1. 24. f. 8.9. 


Es ist dies die einzige Species des von Reuss angenommenen neuen Prosoponiden- 
Genus Oxythyreus. Der Cephalothorax ist oval, mit dem spitzeren Theil nach vorn gerichtet. 
Länge und Breite werden nicht in Zahlen ausgedrückt; nach den Abbildungen kommt die 
Grösse auf die der gewöhnlichen Prosoponiden heraus. Die grösste Breite kommt auf die 
ungefähre Mitte, eher in die hintere Hälfte, und steht dem Hintertheile zu. Der Cephalo- 
thorax ist von vorn nach hinten stark gewölbt, wobei besonders der vordere, mit einer 
Längsfurche versehene Schnabel stark abwärts gebogen ist. Etwas weniger stark ist die 
Wölbung des Schildes nach aussen. An der Basis des vorderen Schnabels liegen die 
Augenhöhlen schmal und tief ausgeschnitten. Zur Aufnahme des Abdomens besitzt das 
hintere Ende einen schmalen und tiefen Ausschnitt, gegen den hin das Hintertheil sich 
zurundet. Zwei deutliche, jedoch schmale Querfurchen theilen den Cephalothorax in drei 
Theile, von denen der mittlere der kürzere, der vordere in der Mitte kaum länger, als der 
hintere aussen ist. Von Regionen wird eigentlich nur ein hauptsächlich der Herzgegend 
entsprechendes, pentagonales, mit der Spitze hinterwärts gerichtetes Feld wahrgenommen, 
doch weniger deutlich, dabei aber auf ähnliche Weise wie in Prosopon beschaffen. Der 
bogenförmige Aussenrand bildet an der hinteren äusseren Ecke des Vordertheiles eine nur 
wenig hervorragende, zahnartige Erhöhung; grösser und eher lappenartig stellt sich das 
äussere Ende des Mitteltheiles dar, und der Aussenrand des Hintertheiles ist noch mit fünf 
kürzeren, stumpfen Zähnen eingefasst, von denen der zweite der grösste und die folgenden 
mehr und mehr geringer werden. Die Oberfläche der Schale ist auf dem Vordertheile beinahe 
glatt, auf dem Mittel- und Hintertheile mit unregelmässig gedrängt sitzenden, sehr kleinen, 
flachen, rundlichen Körnchen bedeckt, welche an der Spitze eine feine Vertiefung tragen. 
Die Steinkerne sind nur im Hintertheil mit kleinen Höckerchen besetzt. 

Aus dem oberen Jurakalke von Stramberg in Mähren. 


— 219 — 


35..Gastrosacus Wetzleri. Taf. XXIII. Fig. 34. 


Gastrosacus Wetzleri, H. v. Meyer, in Jahrb. für Mineral., 1851. S. 677; 1857. S. 557; — 
Palaeontographica, IV. 1854. S. 51. t. 10. f. 3. 4. 

Prosopon aculeatum, Quenstedt, Jura, 1858. S. 779. t. 95. f. 46. 47. 

Das Genus habe ich nach der schildförmig ausgedehnten Magenregion (yaorgos, Magen, 
oexos, Schild) benannt, die Species nach Herrn August Wetzler, der mir die ersten Verstei- 
nerungen dieser Art mitgetheilt hat. Erst an den zuletzt untersuchten Exemplaren über- 
zeugte ich mich von dem scharfen, etwas abwärts gekrümmten Schnabel, wodurch dieses 
Genus sich namentlich von Prosopon auszeichnet. Der Schnabel erinnert etwas an die 
Garneelen, mit denen jedoch keine weitere Aehnlichkeit besteht. 

Ich habe den Cephalothorax von wenigstens 70 Individuen untersucht und für den 
kleinsten mit dem Schnabel 0,0025 Länge bei 0,002 mehr in die Mitte fallenden grössten 
Breite, für den grössten Öephalothorax 0,014 Länge bei kaum mehr als 0,01 in die hintere 
Hälfte fallenden grössten Breite erhalten; das abgebildete Exemplar ergiebt 0,013 Länge und 
0,0085 Breite bei kaum mehr als 0,003 Höhe. Ein Exemplar zeichnet sich dadurch aus, dass 
‘es bei 0,013 Länge und 0,0055 Breite fast 0,004 Höhe misst und sich daher schmäler und 
höher als alle übrige darstellt, wodurch es mehr an den Cephalothorax eines Langschwän- 
zers erinnert; doch scheint diese Form nur durch seitlichen Druck veranlasst und die plattere 
Form die richtigere zu seyn. 

Die beiden Querfurchen sind schwach angedeutet, die vordere ein wenig stärker als 
die hintere. Nach vorn nimmt der Cephalothorax nur wenig an Breite ab, bis er unter 
Bildung von stumpfen Ecken plötzlich in der Mitte in den schwach abwärts gerichteten 
Schnabel ausgeht, der fast ein Viertel von der ganzen Länge des Cephalothoraxes misst, 
und dessen Basis den ganzen Raum zwischen den Augenhöhlen einnimmt. Dieser Schnabel 
ist oben scharf gekielt und der Kiel mit einer Reihe Wärzchen besetzt; nach aussen schärft 
er sich ebenfalls zu; er war daher dreikantig und an der Unterseite gewölbt, dabei hohl. 

Das Vordertheil wird fast ganz von der schildförmigen Magengegend eingenommen, 
welche die halbe Länge des Cephalothoraxes, abgesehen von dessen Schnabel, misst. Sie 
ist rundum scharf begrenzt und überhaupt der Theil, welcher die schärfste Begrenzung zeigt. 
Die vordere Hälfte dieses fast runden Schildes ist gewöhnlich ein wenig breiter als die 
hintere. Vorn verliert sich der Schnabel in dieses Schild, das dabei zu beiden Seiten einen 
schwachen Höcker annimmt, und zwar in derselben Gegend, wo der Vorderrand des Cepha- 
lothoraxes unmerklich ausgeschnitten erscheint und die Lage der Augenhöhlen verräth. Die 
Magengegend besitzt 4 radienartig vertheilte und gegen die Peripherie des Schildes hin deut- 
licher sich darstellende Eindrücke. Auch ist der Schild am deutlichsten bewarzt, besonders 
in der vorderen Gegend, und in der Vertheilung der Wärzchen glaubt man eine gewisse 
Ordnung wahrzunehmen, die ich bemüht war in der Abbildung anzudeuten. Die beiden 


hinteren radienartigen Eindrücke werden in der Mitte des Schildes durch eine bogenförmige 
Reihe Wärzchen geschlossen, und es wird, dadurch ein Feld umschrieben, worin hinten 
rechts und links eine bogenförmige Reihe von Wärzchen liegt. Dicht hinter den vorderen 
radienartigen Eindrücken erkennt man eine ähnliche Reihe Wärzchen, und in dem von 
diesen beiden Eindrücken begrenzten vorderen Raume des Schildes gewöhnlich drei hinter 
einander folgende Wärzchenreihen, die jedoch weniger regelmässig sich darstellen. Die 
Bewarzung wird nur an gut erhaltenen Exemplaren erkannt. Die auf die Gegend des Randes 
beschränkte Lebergegend ist gering entwickelt. Ihr wird das kleine Feld in der vorderen 
Ecke und das etwas grössere dahinter angehören. 

Die Genitaliengesend und Herzgegend sind schwach angedeutet, erstere bildet im 
Rücken ein schmales, an den Enden etwas verstärktes Querband, wird aber nach aussen 
breiter; die Herzgegend stellt ein mit der Spitze hinterwärts gerichtetes Fünfeck, das etwas 
länger als breit ist, dar. Die Kiemengegend, die im Rücken durch die Herzgegend fast in 
zwei Hälften getrennt erscheint, erreicht aussen die halbe Länge des Cephalothoraxes, 
abgesehen von dessen Schnabel. 

Das hintere Ende ist mehr in der Mitte und hier nur schwach zur Aufnahme des 
Abdomens eingeschnitten, und der Einschnitt ist nicht mit einer Furche eingefasst. 

Der Cephalothorax ist mehr nach aussen mit deutlicheren Wärzchen besetzt. Es giebt 
auch Exemplare, die sich durch eine deutlichere Bewarzung des ganzen Cephalothoraxes 
auszeichnen, wo alsdann die Wärzchen und Rauhigkeiten mehr in kurze Reihen geordnet 
auftreten. Der Aussenrand des Cephalothoraxes ist bis zur vorderen stumpfen Ecke mit 
einer Reihe Stachelwärzchen eingefasst, welche das zierliche Aussehen der Versteinerung 
erhöhen. Die Schale ist dünn und weiss. 

An einigen Exemplaren war die eine Hälfte der Kiemengegend krankhaft aufgetrieben ; 
an einem kleinen Exemplar, wohl dasselbe, welches später in Quenstedt's Besitz kam (Jura, 
S. 779. t. 95. f. 47) ist es die linke, an einem Exemplar von 0,012 Länge die rechte 
Hälfte, welche diese Erscheinung zeigt. 

Zu den Species, die in der Nähe von Gastrosacus gestellt werden könnten, gehören 
Prosopon exeisum und Prosopon grande. 

Diese Auseinandersetzung, beruht auf den im weissen Jura des Oerlinger Thales gefun- 
denen Exemplaren, von wo. auch die Exemplare, deren Quenstedt gedenkt, herrühren. Die 
Exemplare aus demselben Kalke von Nieder-Stotzingen sind nicht verschieden, nur weniger 


vollständig und auch sonst weniger gut erhalten. 


Abdomen. 


So lange vom Abdomen der Prosoponiden nichts vorlag, konnten über dessen Beschaf- 
fenheit nur Vermuthungen aufgestellt werden. In letzter Zeit jedoch wurden im Oerlinger 


Thale vereinzelte Ueberreste von mehr als einer Species aufgefunden, wonach die Prosopo- 
niden kein weiches Abdomen besassen. 

Taf. XXIII. Fig. 35 stellt ein von oben entblösstes Segment von 0,008 ganzer 
Breite und kaum mehr als 0,002 Länge dar. Es besitzt ein convexes, nach der Mitte nur 
wenig. verschmälertes Querband, vor und hinter welchem ein nach aussen sich zuspitzendes 
Querband liest; das vordere wird unter das vorhergehende Segment eingegriffen und das 
hintere sich über das folgende gelegt haben. Der äussere Lappen des Segments ist kurz, 
stumpf, fein eingefasst und vorn mit der Fortsetzung der etwas sich verlierenden vorderen 
Querrinne versehen. Eine Bewarzung wird überhaupt nicht wahrgenommen. 

Ein anderes Stück Fig. 36 umfasst drei Segmente eines gekrümmten Abdomens, 
von denen das mittlere am besten erhalten ist. Diese Segmente ergeben kaum mehr als 
0,003 Breite, das mittlere, kaum 0,0015 lang, zeigt hinter dem vorderen Gelenktheil eine 
schmale Querleiste, dahinter eine Querrinne und hinter dieser eine breitere Querleiste, welche 
aussen nach vorn und unten sich in den hakenförmigen Fortsatz oder Lappen des Segments 
verlängert. Auch diese Segmente sind nicht bewarzt. Quenstedt führt (Jura, 1858. S. 780. 
t. 95. f. 40) ein ähnliches aus drei Gliedern bestehendes Stück Abdomen von Oerlingen an, 
woraus sich indess nichts weiter entnehmen lässt. 

Das eisenthümlich geformte Stück Fig. 37 könnte der unpaarige Theil von der Flosse 
des Abdomens seyn. Es ist 0,003 lang, 0,0025 breit und durch Wölbung 0,0015 hoch. Der 
ovale, vorn gerade begrenzte, und in der Mitte mit einem kurzen, scharfen linienförmigen 
. Eindruck versehene Schild ist an seinem gerundeten hinteren Ende nicht eingefasst. Der 
etwas tiefer liegende Vorderrand besitzt ein Paar durch eine kurze Spitze getrennte Aus- 
schnitte und ist weiter aussen nochmals schwach eingeschnitten. Der Aussenrand ist durch 
einen schwachen, schräg laufenden Eindruck in ein grösseres Vordertheil und in ein klei- 
neres Hintertheil getrennt. 

Fuss. 

An einer genauen Darlesung der in dem sogenannten Krebsscherenkalke sich in 
grosser Menge findenden Fusstheile, welche von Prosoponiden herrühren könnten, fehlt es 
noch. Aus dem weissen Jura des Oerlinger Thales sind mir unvollständige glatte Scheren 
und auch ein rauhes, mit stacheligen Kanten versehenes Glied bekannt, woraus schon her- 
vorgeht, dass die Species auch in der Beschaffenheit ihrer Fussglieder von einander ver- 
schieden seyn konnten. Am häufigsten sind die Scheren wie Prosopon elongatum (Fig. 16) 
sie besitzt, doch finden sich auch längere; Fig. 40 habe ich einen schmäleren, längeren 
Ballen abgebildet, woran auch der Scherenfortsatz sich schmäler und länger’ darstellt. 

Neben dem von mir von Aalen untersuchten Cephalothorax von Prosopon marginatum 
(in Münster’s Beiträgen, V. S. 72. t. 15. f. 3) liegt das lange Glied eines wohl derselben 
Species angehörigen Fusses, das den Cephalothorax an Länge übertrifft und dessen Breite 


ein Drittel von der Breite des letzteren misst. Dieses Glied, dessen ich S. 199 gedacht habe, 
ist an der einen Seite bewarzt, an der anderen mit einer Reihe kleiner Stacheln besetzt. 

Von den zu Stotzingen gefundenen Krebsscheren habe ich zwei der besseren abge- 
bildet. Die kleinere Schere Fig. 38 scheint noch mit einer anderen, nur wenig verscho- 
benen Schere- zusammen gelegen zu haben, von welcher der Abdruck überliefert ist. Der 
bewegliche Scherentheil ist auf dem Aussenrande mit 3 oder 4 Wärzchen besetzt, die ich 
an der anderen etwas grösseren Schere Fig. 39 nicht wahrnehmen konnte. Da von diesem 
Fundorte bereits drei Exemplare von Gastrosacus Wetzleri und nur ein Exemplar von Pro- 
sopon Stotzingense vorliegen, so wäre es nicht unmöglich, dass diese Scheren von ersterem 
Thiere herrührten. 

Auch Quenstedt (Jura, 1858. S. 780. t. 95. f. 49—51) gedenkt von Oerlingen und 
von Nollhaus der Krebsscheren, die wenigstens theilweise von Prosoponiden herrühren werden. 


Acteosaurus Tommasinii 


aus dem 


schwarzen Kreide-Schiefer von Comen am Karste, 


Taf. XXIV. 


Nach den neuerlich durch Dr. Stache für die K. K. geologische Reichsanstalt zu Wien 
im Küstenlande Oesterreich’s angestellten sorgfältigen Untersuchungen gehören die schwarzen 
Schiefer von Comen am: Karste, im Görzer Gebiet, entweder zum obersten Neocomien oder 
zum untersten Turonien, mithin jedenfalls zur Kreide. Es ist dies dasselbe Gebilde, woraus 
Heckel (Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische Oesterreich’s, I. 1849. S. 17. t. 6. 7) den 
merkwürdigen Saurorhamphus Freyeri, einen Stör aufstellt, der, mit dem Kopfe eines Saurus 
eine homocerke Schwanzflosse verbindend, den Typus einer eigenthümlichen Familie von 
Fischen darstellt. In demselben Schiefer fand sich das Taf. XXIV. Fig. 1 abgebildete Reptil, 
das vor mehreren Jahren der Podesta der Stadt Triest, Herr Mutius Ritter von Tommasini, 
dem zoologischen Museum daselbst zum Geschenke machte. Der Custos dieses Museums, 
Herr Freyer, hatte diese Versteinerung der K. K. geologischen Reichsanstalt in Wien mit 
dem Wunsche übergeben, dass sie von mir untersucht werden möchte, worauf Herr 
Bergrath Franz Ritter von Hauer die Güte hatte, sie mir im Januar 1860 mitzutheilen. Das 
Ergebniss meiner: Untersuchungen wurde in der Sitzung der K. K. geologischen Reichsanstalt 
vom 31. Januar 1860  (Jahrb. der K. K. geolog. Reichsanstalt, XI. 1860. S. 22) vorgelegt. 
Taf. XXIV. Fig. 1, habe ich diese Versteinerung in natürlicher Grösse, Fig. 2 das linke 
Darmbein bei dreimaliger, Fig. 3 den rechten und Fig. 4 den linken Fuss bei doppelter Ver- 
grösserung dargestellt. 

Der Kopf, wie es scheint mit einem Stück vom Halse, so wie das Endtheil des 
Schwanzes, sind mit dem Gesteine weggebrochen. Es ist daher anzunehmen, dass das Skelet 
vollständig zur Ablagerung gelangte, was auch der gute Zusammenhang seiner. Theile ver- 


muthen lässt. Nur ‚hat in ‚der vorderen Gegend des Rumpfes die Wirbelsäule Trennung 
Band VII, &. 30 


— 224 — 


erfahren, und es ist das vordere Stück, ohne die Rippen nach sich gezogen zu haben, mehr 
rechts geschoben. Eine geringere Störung im Zusammenhange der Säule fand vor dem 
Becken statt. Diese Veränderungen sind der Art, dass aus ihnen keinesfalls auf eine Verschie- 
bung der Gliedmaassen nach der Längenrichtung hin sich schliessen lässt; beide, die vorderen 
wie die hinteren, nehmen augenscheinlich noch ihre ursprüngliche Lage ein. Die Zahl der 
Halswirbel betrug daher in diesem Thiere mehr als 8, und der Hals zeichnete sich nicht 
nur durch eine grössere Anzahl Wirbel, sondern auch noch dadurch aus, dass diese Wirbel 
je näher dem Schädel um so geringer sich darstellten. Der Eindruck, den die Wirbelsäule 
auf den Beschauer macht, ist daher auch hierin mehr der einer Schlange. 

Die Wirbelsäule beschreibt bis zum Becken einige sanft wellen- oder schlangenförmige 
Biegungen, bei der Bauchlage des Thieres oder der Entblössung von oben abwechselnd nach 
rechts und links, was offenbar eine leichtere Beweglichkeit nach diesen Richtungen hin verräth. 
Der Schwanz dagegen behauptet, so weit er überliefert ist, eine steife Haltung, vielleicht nur 
desshalb, weil er von neben, der linken Seite entblösst sich darstellt. 

Die Halswirbel ergeben eine durchschnittliche Länge von 0,004, die Rückenwirbel von 
0,005; zwischen beiden findet ein allmählicher Uebergang statt; auch stimmen sie in der 
Bildung, welche der in den lebenden Lacerten entspricht, überein, der obere Bogen war sehr 
niedrig, und statt eines oberen Stachelfortsatzes bemerkt man nur eine schwach angedeutete 
Längsleiste. Die Gelenkfortsätze sind selbst bei den Halswirbeln nicht auffallend stark ent- 
wickelt, und unter den vorderen derselben befindet sich am Körper zur Aufnahme der Rippe 
ein Hübel, der in den Rückenwirbeln stärker convex hervortritt, weshalb auch diese in der 
vorderen Gegend sich breiter darstellen als die Halswirbel. Die Breite des Bogens in der 
hinteren Gegend kommt mehr auf die eigentliche Länge des Wirbels heraus, die vordere 
Breite mehr auf die Länge mit den Gelenkfortsätzen, die für die Rückenwirbel durchschnittlich 
0,0065 ergiebt. In den hinteren Rückenwirbeln wird die vordere Breite wieder geringer wegen 
geringerer Entwickelung des Hübels. Die Wirbel waren bis zum Becken mit Rippen versehen; 
das Thier besass daher keine sogenannte Lendenwirbel. Die Rippen glichen denen der 
Lacerten und Schlangen; an letztere erinnert das Thier noch insbesondere durch die fast 
gleichförmige Länge der Rippen, die sämmtlich einköpfig und deutlich gebogen sind; sie 
verstärken sich am oberen Ende, auf welchem eine Fläche zur Einlenkung in den am 
Wirbelkörper vorhandenen Hübel sich vorfindet. Die etwas längeren Rippen in der mittleren 
Gegend des Rumpfes messen in gerader Linie 0,022 Länge, am oberen Gelenkende 0,002 
Höhe. Die in der Gegend des Halses überlieferten Rippen sind ebenfalls einfach, erreichen 
aber nur wenig mehr als ein Drittel von der angegebenen Länge. Brust- oder Abdominal- 
Rippen habe ich bei diesem Thiere nicht wahrgenommen. 

Die Trennung der Säule fand zwischen dem sechszehnten und siebenzehnten der über- 
lieferten Wirbel statt. Die dabei entstandene Lücke ist nur Folge von Verschiebung; es ist 


— MS — 


kein Wirbel herausgebrochen. Bis zum Becken zählt man überhaupt 35 Wirbel. Gehören 
die 8 vorderen dem Hals an, so beträgt die Zahl der Rückenwirbel in diesem Thier 27. 
Die Halswirbel und mittleren Rückenwirbel sind aufgebrochen, auch die beiden Wirbel vor 
dem Becken, der vorletzte eigentlich nur hinten, was den Vortheil gewährt, dass man sich 
überzeugen kann, dass der Körper dieser Wirbel hinten wie in den lebenden Lacerten mit 
einer stark convexen Gelenkfläche versehen ist. Stärker ist der letzte Wirbel vor dem 
Becken aufgebrochen, der überdies mit den Wirbeln, zwischen denen er liegt, etwas zusam- 
mengeschoben wurde und daher kürzer zu seyn scheint. Die linke Rippe lenkt an diesen 
Wirbel ein.‘ Die Rückenwirbel werden eine Strecke von nicht viel über 0,13 Länge ein- 
genommen haben. 

Der erste Beckenwirbel ist von der gewöhnlichen Grösse der Rückenwirbel, der zweite 
etwas kürzer, indem er nur 0,0045 ergiebt, was auch die Länge der Schwanzwirbel ist, so 
weit diese überliefert sind. Eine Verschmelzung der beiden Beckenwirbel scheint nicht zu 
bestehen. Man könnte versucht werden, den dritten Wirbel auch noch für einen Becken- 
wirbel zu halten, doch scheint der überlieferte linke Fortsatz nichts anderes als ein Quer- 
fortsatz zu seyn, wie ihn die vorderen Schwanzwirbel der Lacerten, namentlich Monitor, 
besitzen. Dieser Fortsatz lässt sich noch an der linken Seite der drei folgenden Wirbel wahr- 
nehmen, wo er um so kleiner wird, je weiter hinten der Wirbel auftritt. Stellt der hinter 
den beiden Beckenwirbeln folgende Wirbel den ersten Schwanzwirbel dar, so war an ihm der 
die dahinter folgenden Wirbel auszeichnende magere, hohe, hinterwärts geneigte obere Stachel- 
fortsatz in der hinteren Hälfte des Bogens kaum wahrzunehmen. Der untere Bogen beginnt 
erst mit dem vierten Schwanzwirbel, wo er schon die Länge eines Wirbelkörpers erreicht zu 
haben scheint, weiter hinten misst er mehr als die doppelte Länge. Dieser untere Bogen 
war mager, gegabelt, an den Enden der Gabel ein wenig verstärkt und scheint, wie in den 
Lacerten, nur an einem Wirbel hinten eingelenkt zu haben. Er liest durch Verschiebung 
der Länge nach der Unterseite der Schwanzwirbel dicht an. Es. sind 17 Schwanzwirbel 
überliefert, die einen Raum von 0,083 Länge einnehmen. Die‘ drei hinteren sind verschoben 
und zerdrückt. Der zweite Schwanzwirbel ergiebt mit dem oberen Stachelfortsatz 0,007 Höhe, 
wofür man in dem hinteren 0,01 erhält. Aus dieser Zunahme lässt sich mit aller Wahr- 
scheinlichkeit schliessen, dass der Schwanz noch um eine gute Strecke länger gewesen seyn 
müsse. Hie und da erkennt man an diesen Wirbeln deutlich die Gelenkfortsätze, die Inter- 
vertebral-Löcher, so wie die concave vordere und die convexe hintere Gelenkfläche des nur 
schwach eingezogenen Körpers, die vertikal gerichtet waren; für die convexe hintere Gelenk- 
fläche erhält man 0,002 Höhe. Die Schwanzwirbel sind übereinstimmend lang. R 

Von der Brust-Schultervorrichtung wird nichts wahrgenommen, was um so mehr zu 
bedauern ist, als durch sie es vielleicht möglich geworden wäre, die Grenze zwischen Hals 


und Rücken genauer festzusetzen. 
30* 


—_ 26 — 


Die Gliedmaassen sind sämmtlich hinterwärts gerichtet, ‘von den vorderen namentlich 
die linke mehr nach aussen. Der sehr gut überlieferte linke Oberarm ergiebt 0,007 Länge, 
am oberen Ende ein wenig mehr als 0,002, am unteren Ende nur unmerklich weniger als 
am oberen und in der in die Mitte fallenden schmälsten Gegend des Knochens nur halb so 
viel Breite. Beide Enden sind stumpf, daher auch das obere nicht mit einem besonders auf- 
fallenden Gelenkkopfe versehen; am unteren Ende wird kein seitliches Loch wahrgenommen ; 
die eine Seite des Knochens ist mehr gerade, die andere mehr concav, zumal in der oberen 
Hälfte. Oben stösst dieser linke Oberarm mehr aussen an einen 0,003 breiten, nur halb so 
hohen und etwas eingezogenen Knochen, der seiner Lage nach zur Bildung der Gelenkpfanne 
beigetragen zu haben scheint, doch lässt sich nicht näher angeben, welchen Theil dieser kleine 
Knochen, der vollständig zu seyn scheint, darstellt. Die Form des Oberarmes hat sich am 
rechten weniger rein erhalten. 

Der Vorderarm ist 0,005 lang und verhält sich daher zum Oberarm wie 5:7. Die 
beiden Knochen des Vorderarmes sind fast gleich stark, im Ganzen schmal und selbst an den 
etwas verstärkten stumpfen Enden nur 0,001 breit. Der innere dieser Knochen war gerader, 
der äussere schwach gekrümmt und unmerklich länger; letzterer dürfte der Ellenbogenknochen 
seyn, doch wird an ihm von einem eigentlichen Ellenbogenfortsatze nichts wahrgenommen. 

Man erkennt deutlich, dass die Handwurzel in Knöchelchen zerfiel, über die sich indess 
nichts näheres angeben lässt. Die linke Hand ist verschoben und zerdrückt, an der rechten 
lässt sich wenigstens so viel erkennen, dass sie aus fünf Fingern bestanden haben müsse, 
deren Gliederzahl nicht zu ermitteln war. Mit der Handwurzel und der Mittelhand belief sich 
die Länge der Hand auf die doppelte Länge des Vorderarmes, sie war daher kürzer als 
ÖOber- und Vorderarm zusammengenommen. 

Da das Thier von oben entblösst ist, so können vom Becken die Schambeine und 
Sitzbeine nicht sichtbar seyn. Der Knochen, der innen an das obere Ende des linken Ober- 
schenkels stösst, wird das Darmbein derselben Seite seyn, das ich Fig. 2 bei dreimaliger Ver- 
grösserung dargestellt habe. Der Knochen geht hinterwärts in einen langen starken Fortsatz 
aus und misst im Ganzen 0,009 Länge, vorn, wo er an der Bildung der Beckenpfanne Theil 
nahm, ist er stumpf und erreicht 0,0035 Höhe. Vom rechten Darmbein steht der obere 
Rand unter den Rückenwirbeln und dem ersten Schwanzwirbel hervor, für seine Länge erhält 
man 0,012, wonach am linken Darmbeine vielleicht hinten etwas fehlen wird; der davor- 
liesende ovale, knopfartige Theil kann ihm unmöglich angehören. An den beiden Becken- 
wirbeln waren starke Fortsätze als Träger des Beckens angebracht, von denen der vordere 
ein wenig länger und aussen, wo er sich mit dem hinteren verband, breiter war. 

Der Oberschenkel stellt einen sehr geraden Knochen von 0,014 Länge dar, wonach 
der Oberarm sich zu ihm wie 1:2 verhielt. Am unteren, einfach gerundeten, flachen Ende 
erhält man 0,005 Breite, am oberen, stumpfen Ende, woran kein besonderer Gelenkkopf 


— 2 — 


entwickelt war, 0,003, am rechten Knochen ein wenig mehr, wegen einer schwachen Kante, 
die eine Art von Trochanter zu verrathen scheint; die in die Mitte fallende schwächste 
Gegend ergiebt 0,002. Durchmesser. 

An der linken Seite erkennt man zwischen Ober- und Unterschenkel sehr deutlich 
die Kniescheibe als ein keilförmiges Knöchelchen, das an der rechten Seite unter dem Öber- 
schenkel heraussteht. Die Kniescheibe war daher in diesem Thiere nicht knorpelig, sondern 
von Knochen. - 

Der Unterschenkel, von 0,008 Länge, verhält sich zum Oberschenkel wie 4:7. Die 
beiden Knochen, woraus er bestand, scheinen sehr, flach gewesen zu seyn; der eine wird 
nach dem oberen Ende hin breiter mit mehr gerader Abstumpfung, während der andere sich 
am unteren Ende ausbreitet und dabei gerundet zugeht. Das breitere Ende dieser Knochen 
ergiebt etwas über 0,003, das schmälere 0,002, die schmälste Gegend des Knochens kaum 
halb so viel; der nach unten breiter werdende Knochen verdünnt sich gegen die Mitte hin 
noch mehr als der andere. Von dem rechten Unterschenkel ist nur der eine Knochen 
überliefert. 

Wie die Handwurzel, so war auch die Fusswurzel knöchern ausgebildet, doch war die 
Zahl der Knöchelchen, woraus sie bestand, nicht mehr genau zu ermitteln. Die erste Reihe 
scheint wie in gewissen Lacerten einen grösseren flachen Knochen enthalten zu haben, von 
dem aber nicht zu unterscheiden war, ob er aus zwei neben einander in einer Naht zusam- 
menstossenden Knochen bestand oder einfach war. Die Knöchelchen zweiter Reihe, deren 
es wenigstens drei gab, waren rundlich und von verschiedener Grösse. 

Der Fuss bestand aus fünf ausgebildeten Zehen. Der Mittelfussknochen der fünften Zehe 
ist noch etwas kürzer als der der ersten oder Daumenzehe, die im Ganzen ein wenig stärker ist. 
Etwas länger sind die Mittelfussknochen der drei mittleren Zehen, und unter diesen scheint 
der mittlere, nur wenig mehr als 0,005 messend, unmerklich länger als die beiden anderen 
zu seyn. Im rechten Fusse, der Fig. 3 bei doppelter Vergrösserung dargestellt ist, und dessen 
Mittelfussknochen besser erhalten sind, liegt der der fünften Zehe auf einem grösseren Fuss- 
wurzelknöchelchen. Beide Füsse sind so gedreht, dass die fünfte Zehe innen, die Daumen- 
zehe aussen auftritt. ’ 

‘Die Zehen sind besser am linken Fuss überliefert, den ich in Fig. 4 bei doppelter 
Vergrösserung dargestellt habe. Ohne den Mittelfussknochen, jedoch mit den Klauengliedern 
erhält man für die Zehenglieder, mit der Daumenzehe beginnend, folgende Zahlenreihe: 2. 3. 
4. 5.3, wonach die fünfte Zehe ein Glied weniger zählt, als in den gewöhnlichen Lacerten. 
Die Zehenglieder sind in Länge einander ‚sehr ähnlich, die gewöhnlich 0,003 misst; gegen 
das Ende hin werden die ‘Glieder nur etwas dünner, bei dem letzten Gliede von. ähnlicher 
Länge auf solche Weise, dass man dasselbe für das Zehenglied halten könnte, welches indess 
erst diesem Gliede folgt und auffallend klein ist. Die fünf Zehen waren mit diesen kleinen 


Klauengliedern versehen. ‘Die vierte Zehe ist die längste, fast noch einmai so lang als die 
Daumenzehe; die zweite Zehe ist länger als die fünfte und die fünfte länger als die Dau- 
menzehe. In dem nicht vollständig überlieferten rechten Fusse sind die Zehenglieder theil- 
weise etwas hinterwärts geschoben, wodurch er länger erscheint. Ohne die Fusswurzel misst 
der Fuss die doppelte Länge des Unterschenkels; er war jedenfalls grösser als die Hand. 

Die Knochen sind völlig in eine harte, feste Substanz vom Aussehen des Stahls oder 
Mangans umgewandelt, aussen schwarz, darunter und innen stahlgrau. Sie sind dabei mit 
feinen, linienförmigen Eindrücken versehen, die der Längenrichtung des Knochens mehr oder 
weniger quer und unter einander nicht genau parallel laufen, daher bisweilen keilförmige Stücke 
begrenzen. Bei den Wirbeln laufen sie für den Körper mehr vertikal, für die Stachelfortsätze 
horizontal, also auch hier immer quer der Längenrichtung des Knochens. Um ein deutliches 
Bild hievon zu geben, habe ich das Darmbein bei dreifacher Vergrösserung Fig.2 mit diesen 
feinen Furchen dargestellt, die ich in die Abbildung des Thieres in natürlicher Grösse Fig. 1 
nicht aufgenommen habe, weil sie nur störend gewirkt hätten. Später erst erfuhr ich, dass, 
um die Versteinerung deutlicher zu entblössen, das Gestein mit verdünnter Salpetersäure 
behandelt wurde, wodurch diese vertieften Linien auch deutlicher hervorgetreten seyn werden. 
Ihre Entstehung fällt entweder in die Zeit, wo die Knochen versteinerten, oder später, wo 
eine Unwandelung des Versteinerungsmittels, wie des Gesteines selbst, wahrscheinlich aus 
einem kohlensauren Kalk in’ kohlensaures Eisen, vor sich gegangen seyn wird, und wegen 
ihrer Regelmässigkeit werden diese feinen Furchen wohl eine Folge der gestörten Neigung 
des Minerals zur Krystallbildung seyn. Das Gestein ist hart, schwer und dicht; die Platte, 
worauf die Versteinerung liest, misst 0,034 Dicke. 

Dieses Thier erinnert an die kleinen Saurier aus der Kreide, welche durch ihre eoncav- 
convexen Gelenkflächen am Wirbelkörper zu den lebenden Lacerten hinneigen. Dabei hat 
es den längeren, aus einer grösseren Anzahl Wirbel bestehenden Hals mit Dolichosaurus 
longicollis (Owen, hist. Brit. foss. Rept., Part IV. p. 176; Lacertians. t. 8. £. 1. 2. t.9. £.4) 
aus der unteren Kreide von Kent gemein, dem 17 Halswirbel beigelegt werden, während in 
den lebenden Lacerten, welcher Ansicht man auch über die Zahl ihrer Halswirbel beipflichten 
mag, mehr als acht nicht angenommen werden können, wohl aber 4 oder ‚5, seltener 6. 
Diese fossilen Saurier sind sonach Macrotrachelen mit concav - convexen Gelenkflächen am 
Wirbelkörper; in den zuvor bekannt gewesenen, meist älteren Maerotrachelen zeigt keine 
dieser Gelenkflächen eine convexe Bildung. Sollte Plesiosaurus sich für die Kreide bestätigen, 
so hätten um diese Zeit beide Arten von Macrotrachelen zugleich gelebt. Die concav-con- 
vexen Gelenkflächen schliessen den Aufenthalt des Thieres im Wasser nicht aus, wie sich 
schon am Crocodil und unter den Fischen an Lepidosteus  ergiebt.. ‚Vorliegendes Reptil 
scheint sogar seines übrigen Baues nach mehr im: Wasser als auf dem Lande gelebt haben. 

Die Wirbel und Rippen sind denen in Dolichosaurus ähnlich, auch ist die Art der 


— 29 — 


Einlenkung dieselbe, doch sind sie, ungeachtet, das Thier völlig entwickelt war, nur halb so 
gross. Die vom Schwanze des Dolichosaurus überlieferten vorderen Wirbel scheinen, nach 
der Abbildung zu urtheilen, verhältnissmässig länger als in’ dem Thiere von Comen zu seyn. 
Von Brust- und Bauchrippen war auch an Dolichosaurus nichts ‚zu erkennen. Von seinen 
vorderen Gliedmaassen liegt nur der Oberarm vor, der nach ‚der Abbildung die verhältniss- 
mässige, Länge besitzt, er ist daher noch einmal so lang, dabei aber eher noch stämmiger 
als im Thiere von Comen. Owen vermuthet daraus einen kürzeren Vorderarm und Vorder- 
fuss und überhaupt kürzere, mehr zum Schwimmen eingerichtete Gliedinaassen, als in Monitor, 
Iguana und den lebenden Lacerten überhaupt. Von den Gliedmaassen: des Thieres von Comen, 
die vollständig vorliegen, lässt sich dies nicht behaupten. Vom Becken und den hinteren 
Gliedmaassen des Dolichosaurus ist für eine Vergleichung zu wenig vorhanden. Es werden 
diesem Thiere zwei Beckenwirbel beigelegt, die ich auch dem von mir untersuchten Saurus 
zuerkenne; unter den lebenden Lacerten besitzen Scincus variegatus und Bipes lineatus drei 
Beckenwirbel (Cuvier, vergl. Anatomie. Deutsch. S. 123). 

Von Dolichosaurus  longicollis fand man in demselben Steinbruche von Burham gleich- 
"zeitig zwei in verschiedene Sammlungen gekommene Stücke, wie Owen glaubt, von demselben 
Skelet. Das eine dieser beiden Stücke besteht im verstümmelten Schädel und den 36 vor- 
deren  Wirbeln. Mit Zuziehung des anderen Stückes, das Owen anfangs (Geol. Trans. Lon- 
don, 2. VI. p. 412. t. 39. f££ 4) seinem Raphiosaurus subulidens beigelegt hatte, kommen 
auf die Strecke zwischen Kopf und Becken, vorausgesetzt dass dazwischen nichts fehlt, 
57 Wirbel, eine Zahl die unter den lebenden Lacerten nur von Sauriern erreicht wird, die 
wıe Pseudopus, Bipes und Ophiosaurus, den Uebergang zu den Schlangen bilden, und dabei 
nur unvollständig entwickelte Gliedmaassen besitzen, was in Dolichosaurus, nach dem Schul- 
derblatt, das Aehnlichkeit mit Iguana besitzen soll, so wie nach dem Oberarm und dem 
Becken zu schliessen, nicht der Fall gewesen seyn kann. Von Bipes lineatus werden zwi- 
schen Kopf und Becken sogar 65 Wirbel angegeben (Cuvier, a. a. O. S. 123). In den 
lebenden Lacerten mit gut entwickelten Gliedmaassen erreicht die Zahl der Wirbel für diese 
Strecke nur 41’ (Scincus ocellatus).. Von den 57 Wirbeln zwischen Kopf und Becken in 
Dolichosaurus longicollis werden 17 dem Halse beigelegt, so dass für die Strecke zwischen 
Hals und Becken 40 übrig bleiben, während das Thier von Comen für diese Strecke nur 
27 Wirbel ergiebt, mithin auffallend weniger. In Lacerta ocellata beträgt diese Zahl 25 
(Cuvier), die anderen Lacerten haben, mit Ausnahme von Seincus, meist weniger. Nimmt 
man im Thiere von Comen wie in Dolichosaurus longicollis 17 Halswirbel an, von denen 8 
überliefert wären, so war der Hals kaum halb so lang als die zwischen ihm und dem Becken 
liegende Strecke, in Dolichosaurus longicollis durchmaas er 2'/, mal diese Strecke. 

Was die Zusammengehörigkeit der beiden in England von Dolichosaurus gefundenen 
Stücke zweifelhaft machen könnte, wäre, dass das vordere stark gekrümmt, das hintere gerade 


— 30 — 


gestreckt sich darstellt. Zwar geht am vorderen Stück das hintere Ende schon gerade aus. 
Es lässt sich indess mit der Schlankheit und Beweglichkeit des Thieres nur schwer vereinigen, 
dass die eine Hälfte der Wirbelsäule sich stark gekrümmt haben sollte, ohne zugleich bei der 
anderen eine Krümmung zu veranlassen. 

In Betracht kommt ferner Coniosaurus crassidens (Owen, hist. Brit. foss. Rept., Part IV. 
p. 175. t. 2. ££ 18—20) aus der mittleren Kreide von Clayton in Sussex, dem ein Unterkiefer- 
fragment, so wie eine in demselben Stück Kreide vorgefundene Reihe von 9 Rückenwirbeln 
beigelegt werden. Die Wirbel sind von derselben Grösse, und an den Körpern mit denselben 
concav-convexen Gelenkflächen versehen wie in Dolichosaurus, der sich jedoch durch einen 
kleineren Kopf auszeichnet. Die Achnlichkeit mit dem Thiere von Comen geht daher nicht 
weiter als bei Dolichosaurus. 

Hieher gehört noch ein drittes Thier, das in der unteren Kreide von Cambridge gefun- 
den wurde, und Owen (l. c. p. 173. t. 9. f£. 1—2) als Raphiosaurus subulidens unterscheidet. 
Die diesem Thiere beigeleste Wirbelsäule wurde später von Owen selbst zu Dolichosaurus 
longicollis hinzugenommen. Sonst liest nur der Unterkiefer vor, der einen Saurus von der 
Grösse der übrigen verräth. 

Von fossilen lacertenförmigen 'Thieren wären noch die etwas älteren aus dem litho- 
graphischen Schiefer des oberen Jura bei der Vergleichung in Betracht zu ziehen. In meinem 
Werke über die Reptilien des lithographischen Schiefers in Deutschland und Frankreich 
(1860) habe ich 'sie ausführlich veröffentlicht. . Sie unterscheiden sich sämmtlich auffallend 
schon dadurch, dass am Körper ihrer Wirbel keine der beiden Gelenkflächen convex gebildet 
ist, woraus man auf einen mehr embryonalen Zustand schliessen könnte, wären die Thiere 
nicht sonst vollkommen entwickelt. Unter denen, die durch ihre mehr‘ schlangen- oder aal- 
förmige Gestalt dem Thiere von Comen noch am ersten gleichen, stellt Acrosaurus Frischmanni 
(S. 186. t. 12. ££ 6—10) ein viel kleineres Thier dar, das mit noch schwächeren Gliedmaassen 
und einem kürzeren Vorderarm im Vergleich zum Oberarm versehen war; dabei besass es 
bis zum Becken nicht unter 38 Wirbel und einen langen, aus eigenthümlich geformten Wir- 
beln zusammengesetzten Schwanz. Pleurosaurus und Anguisaurus' (S. 118. t. 14), mit 
Acrosaurus eine eigene Familie, die der Acrosaurier, bildend, ‘waren grössere Thiere von 
schmal walzenförmiger Gestalt und schon durch die zahlreichen, starken Bauch- und Brust- 
rippen auffallend verschieden , Anguisaurus noch dadurch, dass der untere Bogen (der Schwanz- 
wirbel an dem Ende, mit denen er den Wirbeln anliegt, durch eine knöcherne Querbrücke 
geschlossen war. 

Die meisten übrigen lacertenförmigen Thiere aus dem lithographischen Schiefer sind 
von dem Thiere von Comen schon ‘dadurch verschieden, dass ihre Gestalt mehr auf die unserer 
gewöhnlichen Lacerten herauskommt, ‘von denen’ sie sich gleichwohl wesentlich unterscheiden. 
Unter ihnen ist Homoeosaurus neptunius (8.105. 6. 12.3. t. 16. £ 1—4) ein viel kleineres 


—_— 231 — 


Thier, weniger schlank, mit längeren Gliedmaassen versehen, und die vorderen Gliedmaassen 
sind kaum geringer als die hinteren. Achnliches gilt auch von Hoinoeosaurus Maximiliani 
(S. 101. t. 11. f. 1—4) und von H. macrodactylus (S. 103. t. 11. f. 5), die grösser als 
die zuvor genannte Species waren, ohne jedoch das Thier von Comen zu erreichen. Ardeo- 
saurus brevipes (S. 106. t. 12. f. 4. 5) war etwas kleiner und wie Homceosaurus macro- 
dactylus mit geringeren vorderen Gliedmaassen versehen, doch waren sie nicht so auffallend 
gering wie in dem Thiere von Comen. Zu den an den Sauriern aus dem lithographi- 
schen Schiefer hervorgehobenen "Abweichungen kommt nun noch, dass die Genera Homoeo- 
saurus, Ardeosaurus und Sapheosaurus an der fünften Zehe, den lebenden entsprechend, 
ein Glied mehr besitzen als das Thier von Comen, und dass der ebenfalls die geringere 
Grösse der Lacerten einhaltende Atoposaurus nur vierzehig war. 

Die schmale, lange, walzenförmige Gestalt des Saurus von Comen erinnert, wie bei 
Dolichosaurus, an die den Uebergang zu den Schlangen bildenden, nur mit unvollkommen 
entwickelten Gliedmaassen versehenen Lacerten Pseudopus, Bipes und Ophiosaurus, doch 
glich erstes Thier in den Gliedmaassen und selbst in der Zahl der Wirbel mehr den eigent- 
lichen Lacerten, gegen die hauptsächliche die geringe Entwickelung der gleichwohl völlig 
ausgebildeten vorderen Gliedmaassen auffällt. Der Hals entspricht wohl dadurch, dass er 
länger und aus einer grösseren Anzahl Wirbel zusammengesetzt ist, dem in Dolichosaurus 
longicollis; es ist dies aber kein Grund, dass das Thier demselben Genus angehören müsse. 
Eben so wenig lässt sich aus der Aechnlichkeit der Wirbel auf das Genus schliessen. Selbst 
die geringere Grösse des Thieres von Comen im Vergleich zu den drei in Grösse überein- 
stimmenden lacertenförmigen Genera der Kreide England’s würde nur die Annahme einer 
verschiedenen Species gestatten, wenn sich nicht eine gegen Dolichosaurus longicollis auf- 
fallend geringere Zahl Rückenwirbel herausstellte, welche ein eigenes Genus verräth, zu 
dessen festerer Begründung die trefflich erhaltenen Gliedmaassen und der Schwanz wesentlich 
beitragen. Die Benennung Acteosaurus Tommasinii schien mir für das Thier, da es sich im 
Küstenlande gefunden und ein Bewohner einer früheren Küste war, bezeichnend. Indem es 
sich den drei durch Owen aus der Kreide England’s aufgestellten lacertenförmigen Sauriern 
anschliesst, bestätigt es zugleich die Ansicht, dass das Gebilde, woraus es -herrührt, zur 
Kreide gehört. 


Band VII, 4. h 31 


Coluber (Tropidonotus?) atavus 


aus der 


_ Braunkohle des Siebengebirges. 


Taf. XXV. 


Diese Schlange gehört zu den weniger seltenen Wirbelthieren in der Braunkohle des 
Siebengebirges. Unter den von mir untersuchen Exemplaren zeichnen sich zwei durch 
Erhaltung des Kopfes aus, und von einem dritten sind die gewöhnlich nur als Abdruck 
vorliegenden Wirbel wirklich überliefert. Diese drei Exemplare habe ich abgebildet und will 
sie nun genauer beschreiben. 

Die Schlange Taf. XXV. Fig. 1 wurde mir im July 1859 von Herrn Dr. Krantz. in 
Bonn mitgetheilt. Sie kam vollständig zur Ablagerung, und von ihrem noch zusammenhän- 
genden Knochenskelet ist erst später aus der vorderen Hälfte der Wirbelsäule ein Stück mit 
dem Gestein weggebrochen. Das Skelet besteht nur in Abdruck oder den von den Knochen 
eingenommenen Räumen, die mit solcher Schärfe überliefert sind, dass die Knochen kaum 
vermisst werden. Vom Kopfe mit geschlossenem Maule liest der Abdruck der rechten Seite 
vor. Zugleich ist aber auch in Folge von Druck fast die ganze Oberseite sichtbar, die 
grossentheils knöchern geschlossen war, selbst wenn die Knochen der Unterseite des Schädels 
damit zusammengedrückt seyn sollten. Am oberen Rande scheint gegen das vordere Ende 
hin der linke Kiefer herausgetreten zu seyn. Die unregelmässige Oeffnung in dessen Nähe 
entspricht der Stelle des linken Nasenloches. 

Der Kopf ergiebt 0,0185 vollständige Länge, zu der die Breite sich ungefähr wie 
2:3 verhalten haben wird. Die Paukenbeine standen weiter zurück als das Hinterhaupt. 
Das Scheitelbein scheint ziemlich ausgedehnt gewesen zu seyn. Man bemerkt auf ihm einen 
Eindruck, der entweder von einem schwachen Längskamme herrührt oder vom äusseren 
Rande der oberen Scheitelbeinfläche, der sich bisweilen wohl scharf, aber freilich selten mit 
solcher geraden Richtung wie dieser Eindruck darstellt. Aussen von dem Scheitelbein erkennt 


— 23 — 


man Andeutungen vom Zitzenbein (Schläfenbein), dessen Länge ein Drittel Schädellänge 
gemessen haben wird. Daran stösst, etwas schräg nach hinten und unten gerichtet, das über- 
aus deutlich als Abdruck überlieferte Paukenbein von 0,0035 Länge, welches daher kürzer 
war als das Zitzenbein. Oben ist es ausgebreitet, während es sich abwärts zur Aufnahme 
des Unterkiefers mehr stielförmig darstellt. Die Grenzen zwischen Scheitelbein und Haupt- 
stirnbein, so wie zwischen diesen beiden Beinen und dem Hinterstirnbeine waren nicht mit 
Sicherheit zu ermitteln. Dafür giebt sich in der dem Ende des vorderen Drittels der Schä- 
dellänge entsprechenden Gegend ein gebogener, mit der convexen Seite hinterwärts gerich- 
teter Querwulst aus Gesteinsmasse zu erkennen, der die Grenze zwischen dem Hauptstirnbein 
einerseits und den Vorderstirnbeinen und Nasenbeinen andererseits verräth. Diese Knochen 
hingen nicht fest in einer Naht, sondern mehr beweglich mittelst eines Bandes zusammen, 
das sich im fossilen Zustande nicht erhalten konnte und an dessen Stelle nunmehr die 
erwähnte Gesteinsausfüllung getreten ist. Von der vor dem Hauptstirnbeine liegenden Zone 
stellt das am deutlichsten überlieferte mittlere Knochenpaar die Nasenbeine dar, die in der 
hinteren, breiteren Gegend stumpfwinkelig nach aussen zugingen, nach vorn aber unter Ver- 
schmälerung sich verlängerten. Zwischen dem Nasenbein und dem Oberkiefer liegt das 
vordere Stirnbein, dessen äussere und vordere Begrenzung nicht zu verfolgen war. Weiter 
aussen erkennt man deutlich den bezahnten Oberkiefer, an dessen vorderem Ende man 
Andeutungen vom einfachen Zwischenkiefer wahrzunehmen glaubt. 

Ueberaus deutlich liest der Abdruck vom Unterkiefer vor, der vom vorderen Ende 
der Schnautze etwas überragt worden zu seyn scheint. Die Grenze zwischen Zahnbein und 
Gelenkbein, so wie das in der vorderen Gegend des Zahnbeines auftretende foramen mentale 
sind scharf ausgedrückt. Das Zahnbein war stark, es erreichte ohne die Zähne 0,0015 Höhe, 
wofür man am Gelenkbein unmittelbar vor der Gelenkgrube, wenigstens bei der Lage, worin 
der Knochen sich entblösst darstellt, kaum die Hälfte erhält. Zur Aufnahme des Gelenk- 
beines ist das Zahnbein hinten spitzwinkelig ausgeschnitten, und von den beiden Schenkeln 
des Winkels ist der obere länger als der untere. Die Einlenkung des Paukenbeines wird 
deutlich erkannt; die zu dessen Aufnahme bestimmte Grube am Gelenkbein ist vorn etwas 
höher als hinten. Ein eigentlicher hinterer Fortsatz findet sich am Unterkiefer nicht vor. 
Die Zähne glichen denen der anderen Schlange, wo sie besser erhalten sind und zur 
Beschreibung kommen werden. Die Zahl der Zähne liess sich nicht genau ermitteln; vom 
Lithographen wurden einige zu viel angebracht. 

Ohne den Kopf erhält man bei Ergänzung der weggebrochenen Strecke 0,535 Länge 
für die Wirbelsäule. Die ganze Länge des Thieres bemisst sich daher mit dem Kopf auf 
1 Fuss, 8'/, Zoll Par., wovon ungefähr ein Zehntel dem Schwanz angehört. Die Wirbel 
sind bis auf den letzten überliefert, an dem man ungeachtet seiner Kleinheit erkennt, dass 


er hinterwärts sich ausspitzte. Nimmt man für die fehlende Strecke 27 Wirbel an, so erhält 
31* 


— 231 — 


man im Ganzen 215 Wirbel. Die Schlange zählte daher jedenfalls über 200 Wirbel, von 
denen 30 — 32 auf den Schwanz kamen. Die verschlungene Wirbelsäule endigt mit drei 
kürzeren wellenförmigen Biegungen von einer solchen Gleichförmigkeit, dass man glauben 
sollte, es gäbe sich darin die letzte Zuckung des Thieres zu erkennen. Die Wirbelsäule 
stellt sich von verschiedenen Seiten dar. In der vorderen Strecke liegt sie auf dem Rücken 
und ist daher von der Oberseite abgedruckt; im übrigen bietet der Abdruck meist die Unter- 
oder Bauchseite dar, die am deutlichsten bei der gegen den Kopf des Thieres gerichteten 
Hälfte der Schlinge wahrgenommen wird, so wie an einer Anzahl Wirbel, die bald auf die 
Lücke folgen, wo auch ein vereinzelter Wirbel von vorn sich zu erkennen giebt. An 
anderen Stellen behaupten die Wirbel mehr eine schräge Lage, bei der sie der Abdruck 
weder rein von oben noch rein von unten wiedergiebt, und nur im hinteren Ende der Säule 
nehmen sie genau eine seitliche Lage ein. 

Die Wirbelsäule beginnt mit etwas kleineren Wirbeln, die aber bald zur gewöhnlichen 
Grösse übergehen, für die man mit den Gelenkfortsätzen fast 0,0045 Breite und wohl eben so 
viel Länge erhält. Der Wirbelkörper ist 0,003 lang und war, wie in den Schlangenwirbeln 
überhaupt, vorn stark concav, hinten stark convex und an der Unterseite stumpf gekielt. 
Der Dorn an den vorderen Gelenkfortsätzen giebt sich durch das spitzere Aussehen des 
Abdrucks derselben zu erkennen. Der zur Aufnahme der Rippe bestimmte starke Hübel 
unter den vorderen Gelenkfortsätzen wird deutlich erkannt. Der obere Stachelfortsatz bestand 
in einer niedrigen Leiste, die nicht ganz bis zum vorderen Ende des Bogens reichte. Der 
Schwanz ist nicht auffallend lang. Ihm gehören auch die Wirbel mit abwärts gerichteten 
und gewöhnlich etwas nach vorn geneigten Querfortsätzen an, die vielleicht richtiger als mit 
dem Wirbel verwachsene Rippen gedeutet werden. Der Schwanz ist, mit der Unterseite 
aufwärts gerichtet, von neben entblösst. Das auf dem Abdruck bemerkbare Grübchen rührt 
von dem den Querfortsatz vertretenden, in den Schwanzwirbeln mehr die Form eines 
Knöpfchens annehmenden Stachel an dem vorderen Gelenkfortsatze her. An einer Biesung 
des Schwanzes lässt sich der obere Stachelfortsatz noch in Form einer niedrigen Leiste 
erkennen. 

Die Rippen haben im Ganzen wenig Störung erfahren. Sie sind, abgesehen von der 
deutlichen Biegung, 0,014 lang und verstärken sich am Gelenkende fast auf 0,0015. Dieses 
Ende ist etwas concav zur Aufnahme des Hübels unter dem vorderen Gelenkfortsatz, und 
besitzt mehr hinten, wie in den Schlangen überhaupt, einen kleinen hübelförmigen Fortsatz, 
dessen Abdruck sich in dem vertieften Punkte darstellt, der in der vorderen Strecke der 
Wirbelsäule am Gelenkende je einer Rippe wahrgenommen wird. Das entgegengesetzte Ende 
der Rippe endigt unter kaum wahrnehmbarer Verstärkung stumpf. Die Rippen scheinen mit 
dem zweiten Wirbel zu beginnen. 


Der weiche Körper des Thieres ist nur an wenigen Stellen durch dunklere Färbung 


— A355 — 


angedeutet. Von einer Zeichnung auf der Haut oder von Schuppen wird nichts wahr- 
genommen. Das Gestein ist die dunklere Blätterkohle, die sich weniger vollkommen häutet; 
als Fundort ist Rott angegeben. 

Das andere Exemplar mit erhaltenem Kopfe habe ich Taf. XXV. Fig. 2 in natürlicher 
Grösse und Fig. 3 den Kopf allein in doppelter Grösse abgebildet. Diese Schlange wurde 
mir im April 1855 von Herrn Ober-Berghauptmann von Dechen in Bonn mitgetheilt, der 
sie später dem naturhistorischen Museum der Universität daselbst verehrte. Es ist dies 
dieselbe Versteinerung, die ich (Jahrb. für Mineral. etc., 1855. S. 356) mit Tropidonotus 
atavus bezeichnet hatte; Troschel, der meine Notiz übersah, nannte sie hierauf Coluber 
papyraceus, unter welchem Namen sie Fischer in seiner Dissertation: „De serpentibus qui- 
busdam fossilibus“, (1857) p. 26, beschrieb. Zuletzt begriff sie Troschel, wie wir später 
sehen werden, unter Morelia papyracea. Als Fundort wird die Grube Romerikenberg 
angegeben. 

Wie die zuvorbeschriebene Versteinerung, so besteht auch diese nur in den mit der 
grössten Schärfe und Deutlichkeit überlieferten Räumen, welche die Knochen im Gestein inne 
hatten, die daher auch hier nicht vermisst werden. Es ist dies zugleich ein Zeugniss für 
die überaus grosse Feinheit des Gebildes, das in den dünnsten Blättern sich ablöst. Selbst 
von den zartesten Knochen sind die Räume überliefert, was voraussetzt, dass das Gebilde 
bereits völlig erhärtet war, als die Auflösung der Knochen und die Fortführung ihrer Sub- 
stanz sich zutrug. In einem Theil der von den Knochen eingenommenen Räume fand ich 
noch etwas Staub von ähnlicher Lederfarbe wie das Gestein vor, der beim Oeffnen herausfiel. 

Selbst die Theile vom Schädel sind weniger zerdrückt als nur aus ihrer natürlichen 
Lage gebracht. Auch diese Knochen bestehen nur in Abdruck, der sich jedoch selbst für 
die Zähne überaus scharf erhalten hat. Das kurze breite Knochenpaar am hinteren: Schädel- 
ende kann nicht wohl Paukenbein seyn, eher unteres Hinterhauptsbein oder Felsenbein. Die 
beiden Knochen sind an der hinteren Seite etwas ausgeschnitten, sonst mehr gerundet. Der 
links darüber liegende Knochen ist das eine Gelenkbein des Unterkiefers, das dem in der 
zuvor beschriebenen Schlange gut entspricht; der Knochen der anderen Seite nimmt eine 
ähnliche Lage rechts ein, wobei er das rechte von den beiden zuvor erwähnten kurzen 
breiten Beinen theilweise deckt. Letzteres Gelenkbein stellt sich von einer anderen Seite 
entblösst dar, an der es die starke Verschmälerung nach dem hinteren Ende hin nicht dar- 
bietet. Für Zitzenbein oder Schläfenbein würde der Knochen zu lang seyn. Der Raum 
zwischen diesen beiden Knochen wird grösstentheils von. einer etwas zerdrückten Knochen- 
platte ausgefüllt, die dem ziemlich breiten Scheitelbein angehört. Davor liegt mehr quer, 
mit den Zähnen nach vorn gerichtet, das hinten zur Aufnahme des Gelenkbeins spitzwinkelig 
eingeschnittene und in der vorderen. Gegend mit dem foramen mentale versehene Zahnbein 
der einen Unterkieferhälfte. Das Zahnbein der anderen Hälfte erkennt man mehr rechts, 


—_ 236 — 


wo es mit ersterem einen spitzen Winkel beschreibt. Das gleich rechts neben ihm liegende 
bezahnte Bein ist die jetzt mit dem spitzeren vorderen Ende nach hinten gekehrte eine 
Öberkieferhälfte, die andere findet sich über dem linken Zahnbeine vor, wo sie, von oben 
entblösst, mit dem bezahnten Flügelbein zusammenzuliegen scheint. Die innen daran anstos- 
senden Knochentheile werden vom Vorder- und Hinterstirnbeine, so wie von den Nasenbeinen 
herrühren. Das Flügelbein der anderen Seite tritt hinter dem rechten Zahnbein auf, mit 
dem es theilweise zusammenliegt. 

Zahnbein, Oberkiefer und Flügelbein waren mit ziemlich starken Zähnen bewaffnet, 
die am deutlichsten an der von neben entblössten Oberkieferhälfte erkannt werden. Gegen 
das vordere Kieferende hin wurden die Zähne allmählich kleiner. Ueber die Grösse der 
letzten oberen Zähne war kein Aufschluss zu erlangen, auch nicht über die Zahl der Zähne. 

Die Wirbelsäule zeigt jetzt nur noch in der vorderen grösseren Hälfte Zusammenhang 
und hat selbst näher dem Kopfe Störungen erlitten; sie ist stark gekrümmt, ohne ver- 
schlungen zu seyn. Der hintere Theil der Säule befindet sich in Auflösung, auch ist deren 
Ende weggebrochen. Die Beschaffenheit der Wirbel ist dieselbe wie bei der zuvorbeschrie- 
benen Schlange, nur sind die Wirbel von etwas geringerer Grösse, besonders gegen den 
Schädel hin, woraus sich indess keine specifische Verschiedenheit ableiten lässt. Aus dem 
Abdruck wird deutlich erkannt, dass die vorderen Wirbel der Säule mehr in der hinteren 
Gegend der Unterseite ihres Körpers mit einem Dorn versehen waren, der mit dem vier- 
oder fünfundvierzigsten Wirbel verschwindet; auch überzeugt man sich, dass an den vorderen 
Gelenkfortsätzen ein Dorn sich vorfand. 

Vom Schädel bis zu der Stelle, wo die Säule unterbrochen und der Zusammenhang 
der Wirbel gelöst erscheint, zähle ich ungefähr 105 Wirbel, sonst liegen noch über 70 Wirbel 
auf der Platte. Selbst die kleinsten unter ihnen gestatten die Annahme, dass die Schlange 
noch ein Stück länger war und die ungefähre Grösse der zuvor beschriebenen erreichte. 
Die ersten Wirbel waren auffallend klein. 

Zu den vollständigeren Ueberresten dieser Species gehört auch das Fig. 4 in natür- 
licher Grösse abgebildete Stück, dessen Wirbel zum Theil wirklich noch vorhanden sind und 
meine Angaben nach dem Abdrucke bestätigen. In Fig. 5a habe ich einen Wirbel von 
unten, Fig. c dessen Hübel zur Aufnahme der Rippe von neben, Fig. b den oberen Theil 
einer Rippe von der Gelenkfläche und den beiden Nebenseiten vergrössert dargestellt. Diese 
Schlange wurde mir im Mai 1851 von Herrn Ober-Berghauptmann von Dechen mitgetheilt, 
nach dessen Angabe sie aus der Blätterkohle der Grube Krautgarten bei Rott herrührt. Von 
der Wirbelsäule ist 0,367 Meter oder 1 Fuss, 1'/, Zoll Par. überliefert. Diese Strecke 
umfasst 136 Wirbel. Die- Säule besitzt an den Bruchenden noch eine solche Stärke, dass 
sich annehmen lässt, dass diese Schlange eine den beiden zuvor beschriebenen Schlangen 
ähnliche Länge eingenommen habe. Die Wirbel sind von der Unterseite entblösst. Ihr 


— 31 — 


Körper misst mit der stark convexen hinteren Gelenkfläche fast 0,0035 Länge, mit den 
Gelenkfortsätzen beträgt die Länge des Wirbels 0,0045, die Breite 0,0055. An einer stärker 
gekrümmten Stelle liegen zwei unvollständige Wirbel im Profil entblösst, woran erkannt wird, 
dass der fast über die ganze Länge des Körpers sich erstreckende obere Stachelfortsatz oben 
horizontal endigt und dem Wirbel 0,0045 Höhe verleiht. Der Stachel, in den die vorderen 
Gelenkfortsätze ausgehen, scheint nicht auffallend entwickelt gewesen zu seyn. Unter diesen 
Fortsätzen befindet sich der halbkugelförmige Gelenkhübel zur Aufnahme der Rippe. Die 
Unterseite des Wirbelkörpers ist deutlich gekielt. 

Die. Rippen sind grösstentheils überliefert. Das verstärkte Gelenkende trägt eine 
concave Gelenkfläche, an der einen Seite einen Hübel, an der anderen eine kurze Furche; 
sonst sind die Rippen glatt und von ovalem Querschnitt. 

Es theilte mir nun noch Herr Dr. Krantz im December 1857 ein aus ungefähr 
80 — 90 Wirbeln bestehendes, stark gekrümmtes Stück von einer Schlange mit, die ebenfalls 
derselben Species angehören wird. Das Ende des Schwanzes ist nur als undeutlicher 
Abdruck vorhanden. Der Ueberrest besteht aus dem Abdruck von der Unterseite der Wirbel, 
deren Grösse auf die Wirbel des zuletzt beschriebenen Stückes herauskommt, dessen 
Rippen etwas kleiner gewesen zu seyn scheinen, was indess von keiner weiteren Bedeutung 
seyn kann. 

Diese fossile Schlange aus der Braunkohle des Siebengebirges war nicht eiftig und 
gehörte jener grossen Abtheilung an, deren Oberkiefer und Unterkiefer mit völlig elatten 
Zähnen bewaffnet sich darstellen. Es sind dies die Colubrinen -förmigen Schlangen, unter 
denen die fossile zunächst an das Genus Tropidonotus erinnert. Dieses Genus gehört nach 
Dumeril und Bibron (Erpetologie, VII. 1. p. 525. 549. t. 76. f. 4) zur „famille des Syn- 
cranteriens“, welche sich dadurch auszeichnen soll, dass die letzten Zähne des Oberkiefers 
länger und stärker sind als die davorsitzenden, von denen sie kein freier Raum trennt, und 
dass in Form und Krümmung alle Zähne gleich sind. Für Tropidonotus wird hervor- 
gehoben, dass die zwei oder drei hinteren Zähne des Oberkiefers gewöhnlich -um die Hälfte 
länger oder stärker seyen, als die vorsitzenden. Zwar habe ich letzteres bei der fossilen 
Schlange nicht wahrgenommen, bei der die hinteren Zähne kaum stärker zu seyn scheinen 
als die vorsitzenden; es musste mich aber doch die grosse Uebereinstimmung in Form und 
Krümmung der eine ununterbrochene Reihe bildenden Zähne, nebst anderen Aehnlichkeiten 
im Knochenskelet veranlasssen, die Schlange zu den Colubrinen, und zwar in die Nähe von 
Tropidonotus zu stellen. Dieses Genus ist bekanntlich sehr reich an Species, von denen 
Dumeril und Bibron (p. 554) selbst bekennen, dass es schwer sey, Kennzeichen zur leichten 
Unterscheidung aufzufinden. Es kommen dabei hauptsächlich die Beschuppung des Kopfes 
und Rumpfes, so wie die Färbung, mithin Theile in Betracht, welche an fossilen Schlangen 
nicht überliefert seyn können, und es werden diese Keunzeichen sogar zur Unterscheidung 


— 8 — 


von Genera, namentlich auch von Genera, die Tropidonotus nahe stehen, angewendet, so 
dass man sich ausser Stand sieht zu beurtheilen, welchem Genus eigentlich eine fossile 
Schlange angehört. Hier steht der Palaeontolog an Grenzen, die ihm der nur mit lebenden 
Formen beschäftigte Zoolog gesetzt hat, dessen Methoden der Unterscheidung unmöglich von 
einem richtigen Gesichtspunkte geleitet seyn können, wenn sie auf Grund einseitiger Kenn- 
zeichen zersplittern, statt nach der Summe der Kennzeichen zu gruppiren. 


Die fossile Schlange war lang, schlank, wohl ohne Zweifel eylindrisch, der Uebergang 
in den Schwanz geschah allmählich, wie auch der Schwanz sich nur allmählich zuspitzte. 
Der Kopf war nicht stärker als der Rumpf und platt, der zwischen den hinteren Kiefer- 
enden liegende Hals war anfangs schwächer, ging aber bald zur Stärke des Rumpfes über. 
Die Zähne sind einander sehr ähnlich, klein, hakenförmig, glatt, sie stehen nicht gedrängt, 
keiner zeichnet sich durch auffallende Grösse aus. Alles dies stimmt mit Tropidonotus, 
selbst dass die zwei oder drei hintersten Zähne des Oberkiefers von den vorsitzenden nicht 
durch eine Lücke getrennt werden, nur kann ich nicht finden, dass diese hintersten Zähne 
des Oberkiefers merklich grösser wären, als die vorsitzenden. Das Paukenbein ist dem in 
Tropidonotus natrix ähnlich und in letzterem Thiere nur etwas länger und schräger hinter- 
wärts gerichtet, wodurch die Wirbelsäule scheinbar tiefer in den Schädel hineinragt. Auch 
ist das Zitzenbein kürzer als das Paukenbein, die Nasenbeine entsprechen sehr gut der 
lebenden Species; dagegen ist das Zahnbein ein kräftigerer Knochen. Die Wirbel gleichen 
denen der Colubrinen. 


Später fand Troschel (Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft in Bonn, 
1858. S. CXXVI) durch Vergleichung mit den Skeleten von fünfzehn lebenden Species nicht 
giftiger Schlangen, dass das foramen mentale bei allen mit Rudimenten vom Becken und 
hinteren Gliedmaassen versehenen Schlangen in der vorderen Hälfte, bei allen denjenigen 
Schlangen aber, die Becken-Rudimente und hintere Gliedmaassen nicht besitzen, in der 
hinteren Hälfte des Zahnbeines (os dentale) liege. Da nun bei der fossilen Schlange, die er, 
wie bereits angeführt, anfangs auch für eine Colubrine gehalten hatte, das foramen mentale 
in der vorderen Hälfte des Zahnbeines auftritt, so glaubt er annehmen zu müssen, dass sie 
zu ersterer Gruppe gehöre, in der sie sich nach der Zahnbildung zunächst an die Pytho- 
niden anschliesse. Die letzten Zähne des Oberkiefers seyen winzig klein und dadurch von 
den vorsitzenden auffallend verschieden, worin der Charakter der Gattung Morelia liege, in 
die er daher die Schlange unter dem Namen Morelia papyracea bringt. 

Die Gattung Morelia Gray (Dumeril et Bibron, erpetol., VI. p. 377. 383) besitzt 
aber eine andere Kopfform, indem sie einen kurzen Kegel darstellt, der an der Basis auf 
getrieben aussieht und am Ende. stark abgestumpft erscheint. Auch ist der Schwanz bei ihr 
nur wenig verlängert. Die hinteren Zähne des Oberkiefers sind gegen die übrigen ausser- 


ordentlich kurz. Alles dieses passt nicht auf die fossile Schlange, an der ich auch, ungeachtet 
ihrer trefflichen Erhaltung, nichts von knöchernen Becken-Rudimenten und hinteren Glied- 
maassen wahrnehmen konnte. Das foramen mentale liegt allerdings in der vorderen Hälfte 
des Zahnbeins, woraus indess nur zu schliessen seyn wird, dass die Lage dieses Loches in 
Schlangen von sehr verschiedener Natur sich ähnlich verhalten könne, und daher nicht zu 
den untrüglichen Kennzeichen gehöre. Ein Skelet von Morelia stand mir nicht zu Gebot, 
wohl aber von Python, einer Schlange derselben Abtheilung, bei der das foramen mentale 
allerdings in der vorderen Hälfte des Zahnbeins auftritt. Bei Tropidonotus natrix fällt diese 
Oefinung in die ungefähre Mitte, wenn man die Länge des Zahnbeins nur bis zu dem hin- 
teren, zur Aufnahme des Gelenkbeins bestimmten Einschnitt annimmt. Dehnt man aber die 
Länge des Knochens so weit aus als er wirklich hinterwärts reicht und mit Zähnen bewaffnet 
ist, so fällt die Oeffnung auch in die vordere Hälfte, wiewohl nicht so weit nach vorn, als 
in der fossilen Schlange. 


Von den bereits bekannten fossilen Schlangen verdienen vor allem wegen grösserer 
Vollständigkeit jene verglichen zu werden, die ich aus der mit der Braunkohle des Sieben- 
gebirges gleichalterlichen Tertiär- Ablagerung von Oeningen bekannt gemacht habe. Von 
diesen besitzt Coluber Kargi (Fossile Säugethiere, Vögel und Reptilien aus dem Molasse- 
Mersgel von Oeningsen, 1845. S. 41.:t. 6. f. 2) zwar einen kaum kleineren Schädel, woran 

[e) DO? , 
aber der Unterkiefer schmäler, stärker gebogen, gegen das vordere Ende hin mehr von 
gleichförmiger Höhe und am äussersten vorderen Ende mehr gerade geformt ist, auch sind die 
Zähne grösser und haben weiter aus einander gesessen, und die Rippen sind verhältnissmässig 

5 5 > I 5 
länger, als in der Schlange von Rott, die auch im Ganzen länger war. In Coluber Oweni 
(a. a. OÖ. 8. 40. t. 7. f. 1) passt das zwischen den Rippen und den Wirbeln bestehende 
Längenverhältniss besser, auch besteht Aehnlichkeit im den Wirbeln, es war aber diese 

. ’ D) 

Schlange, deren Kopf nicht gekannt ist, noch einmal so gross als die Schlange von Rott. 

Dagegen hat das Tertiär-Gebilde von Weisenau bei Mainz Wirbel von ganz derselben Grösse 
o’D fe) 

und Beschaffenheit wie die der Schlange von Rott geliefert, so dass wahrscheinlich an 

diesen beiden Lokalitäten dieselbe Species verschüttet liest. 


Das Genus Tropidonotus ist in Europa und Nordamerika sehr häufig; aus letzterem 
Lande beschreibt Holbrook zehn Species. Selbst‘ nach vorgenommener Sichtung finden 
Dumeril und Bibron überhaupt noch zwanzig Species aufzuführen. Die Schlangen der 
Familie, welcher das Genus angehört, bewohnen meist die Ufer süsser Wasser, schattige 
Seen, Flüsse und Bäche, worin sie schwimmen; gewisse Species ziehen dagegen trockene, 
sandige Orte vor. Sie leben von Wirbelthieren, vorzugsweise von kleinen Fischen und Frö- 
schen. Dieselbe Lebensweise wird der fossilen Schlange von Rott zugestanden haben, die 


Band VII, 4. 32 


— 20 — 


zur Zeit der Braunkohle unsere lebende Natter vertrat. Sie hielt sich an und in den 
schattigen Wassern, woraus das feine Schlammgebilde der Blätterkohle sich absetzte, wohl 
hauptsächlich der Fische und Frösche wegen auf, und sie wird wohl auch den Insekten, 
woran das Gebilde gleichfalls reich ist, sich nicht abgeneigt gezeigt haben, wäre es auch 


nur mittelbar durch Verspeisung der Frösche. 


Saurier 


aus der 


Tuff-Kreide von Maestricht und Folx -les- Caves. 


Taf. XXVl. 


’ Diese Ueberreste hatte Herr von Binkhorst in Maestricht die Güte, mir im December 
1857 zur Untersuchung anzuvertrauen. Ich ‚habe ihrer vorläufig im Jahrbuche für Minera- 
logie, 1858. S. 206 gedacht. 


Scheitelbein von Mosasaurus. Taf. XXVI. Fig. 1. 


Dieser werthvolle Knochen, den ich Taf. XXVI. Fig. 1 von oben abgebildet habe, 
rührt aus der Tuff-Kreide von Folx-les-Caves in Belgien her und stellt das Scheitelbein dar. 
Seine Länge lässt sich wegen des fehlenden Vorderrandes nicht ermitteln; von ihr sind fast 
zwei Dezimeter überliefert. Vorn erhält man 0,142 für die grösste vom Knochen eingenom- 
mene Breite. Die Beschaffenheit der Ecken zeigt, dass sie zur Aufnahme eines Knochens 
bestimmt waren, der kein anderer als das Hinterstirnbein seyn konnte. Das längsovale Schei- 
telbeinloch war 0,009 breit und wahrscheinlich 0,013 lang. Es liegt nicht wie in Mosa- 
saurus Maximiliani in einem in das Stirnbein eingreifenden, löffelförmigen Vorsprung, sondern 
in dem breitesten Theile des Scheitelbeins, dessen ebene Fläche hinter dem Scheitelbeinloche 
schwach eingedrückt erscheint. Dahinter tritt starke Verschmälerung mit scharfen Aussen- 
rändern ein. In 0,084 Entfernung vom hinteren Ende wird das Scheitelbein am schmälsten, 
ergiebt aber immer noch 0,048 Breite. Der Knochen fällt nun hinterwärts ab, wobei er auf 
der Oberseite ein Paar hinterwärts verlaufende Vertiefungen zeigt. Das hintere Ende ist 
kurz stumpfwinkelig gegabelt, und dehnt sich dabei bis zu 0,097 Breite aus. Der linke von 
den beiden hinteren Schenkeln ist weggebrochen. Die Aussenseite des Knochens ist stark 
concav, was dazu beiträgt, dass die Oberseite scharfkantig nach aussen übersteht. Von der 
Höhe ist 0,056 überliefert. 


Die ganze Bildungsweise dieses Knochens folgt entschieden dem Typus der lebenden 
32 * 


— RAR  — 


Lacerten, namentlich des Monitors. In Monitor bivittatus von Java ist jedoch das Scheitel- 
bein ungefähr so lang als breit, während der fossile Knochen noch einmal so lang als am 
hinteren Ende breit ist, und dadurch auch eine längere Scheitelfläche besitzt. Das Scheitel- 
beinloch liest in derselben Gegend, die hinteren Stirnbeine waren an derselben Stelle und 
auf ähnliche Weise mit dem Scheitelbein verbunden. Das Schläfenbeine wird sich in Maso- 
saurus den hinteren Fortsätzen aussen angelegt, und das Oberhinterhauptsbein wird von dem 
Winkel, den diese Fortsätze bilden, aufgenommen worden seyn, wie dies in Monitor der 
Fall ist, mit dem die Aehnlichkeit sich selbst auf die vertiefte Oberseite in diesem Winkel 
erstreckt. Der fossile Knochen verräth einen längeren Hinterkopf, und es wird der Kopf 
überhaupt schmäler oder länger gewesen seyn, auch scheint er hinterwärts weniger stark 
abzufallen als in Monitor. 

Dieses Scheitelbein besitzt ungefähr dieselbe Grösse wie in Mosasaurus Maximiliani 
(Goldfuss, in N. A. Leopold., XXI. 1. 5.173. t.6—9) aus der schwarzen Kreide des oberen 
Missouri in Nordamerika. Auch ist das Scheitelbeinloch von derselben Form .und Grösse 
und befindet sich an derselben Stelle. In das in Belgien gefundene Scheitelbein griff aber 
das Stirnbein nicht zu beiden Seiten des Loches ein, und es war daher auch an ihm der 
löffelförmige Fortsatz nicht vorhanden, auf den Goldfuss bei Mosasaurus Maximiliani ‘ein 
besonderes Gewicht legt. Das Scheitelbein aus Belgien glich sonach weit mehr dem in 
Monitor. In Mosasaurus Maximiliani tritt auch stärkere Verschmälerung bei diesem Bein 
ein, es liegt dessen schmälste Gegend weiter vorn, und die Oberseite des Knochens ist nicht 
eben, sondern mit einem starken Kiele versehen, der sich hinterwärts zweimal gabelt. Mit 
dieser Species besteht daher keine weitere Aehnlichkeit. Vom Mosasaurus Camperi aus der 
Kreide von Maestricht kannte Cuvier (oss. foss., 4. ed. X. p. 150) das Scheitelbein nicht, 
es hat auch bisher über diesen wichtigen Schädelknochen nichts verlautet. Bei der Aehn- 
lichkeit, die noch in anderen Theilen des Schädels von Mosasaurus mit Monitor besteht, 
wird es nur um so wahrscheinlicher, dass das zu Folx-les-Caves gefundene Scheitelbein 
von diesem Genus herrührt. Für Mosasaurus Camperi müsste es aber noch einmal so gross 
seyn. Einem jungen Thiere kann der Knochen nicht angehören. Es fragt sich daher, ob 
die Tuff-Kreide des Continents eine zweite Species umschliesse. In der oberen Kreide von 
Lewes in England nimmt Owen (hist. Brit. foss. Rept., IV. p. 185) einen Mosasaurus gracilis 
an, der ungefähr nur halb so gross war als Mosasaurus Cammperi, doch sind davon nur erst 
Kiefer und Wirbel bekannt. Auch habe ich aus dem Ober-Senon von Schöppingen, bei 
Münster in Westphalen, einem sandigen Kalksteine, der kaum älter seyn wird als die Tuff- 
Kreide, mehrere in der Sammlung des Herrn von der Marck in Hamm befindliche Wirbel und 
das Ende einer Schnautze untersucht, welche auf einen Mosasaurus schliessen lassen, der 
nur ungefähr die halbe Grösse von Mosasaurus Camperi erreichte, und daher wenigstens in 


Grösse dem Mosasaurus gracilis entsprechen würde. 


— A333 — 


Wirbel von Folx-les-Gaves. Taf. XXVI. Fig. 2. 3. 4. 

Der Fig. 2 von oben, Fig. 3 von unten und Fig. 4 von der Gelenkfläche dargestellte 
Wirbel ist derselbe Wirbel von Plesiosaurus-artiger Bildung, dessen v. Binkhorst in seiner 
„Notice geologique sur le terrain eretac& des environs de Jauche etc., Maastricht 1858“, 
gedenkt, wo auch die Lagerungsverhältnisse genauer angegeben werden, unter denen die 
Schichte, woraus der Wirbel herrührt, in der Maestrichter Tuff-Kreide auftritt. Aus derselben 
Schichte rühren Reste von Mosasaurus Camperi her, dem der Wirbel nicht angehören konnte. 
Er besteht nur im Körper, der 0,061 Länge und an den Gelenkflächen 0,081 Breite und 
0,052 Höhe ergiebt; die Gelenkflächen sind daher viel breiter als hoch, queroval, oben und 
unten etwas eingezogen und schwach. biconcav. Die Unterseite ist die breitere, sie ist 
stärker concav als die Gelenkfläche und in der ungefähren Mitte mit einem Paar 0,012 von 
einander entfernt liegenden Gefässlöchern versehen, die ins Innere des Wirbels führen. 
Aussen liegt unten an jeder Seite etwas schräg eine ebene oder doch nur unmerklich vertiefte, 
glatte, ovale Gelenkfläche von etwa 0,025 Länge bei 0,014 Breite, woran rippenartige Stücke 
eingelenkt haben werden, die alsdann nach aussen und unten gerichtet waren; zur Aufnahme 
eines unteren Bogens wie bei einem Schwanzwirbel waren sie nicht geeignet. Auf der Ober- 
seite des Körpers erkennt man die Gelenkflächen zur Aufnahme des nicht überlieferten 
oberen Bogens, der wenigstens an der Stelle der Einlenkung nicht auffallend gross gewesen 
seyn konnte, da eine Gelenkfläche nur 0,025 Länge und 0,016 Breite misst; sie ist dabei 
tief und mit einer schwachen, die Grube in zwei ungleiche Hälften theilenden Querleiste 
versehen. .Unter dieser Gelenkgrube ist die Aussenseite des Körpers eingedrückt; weiter 
unten liegt an der 'Aussenseite eine ähnliche eingedrückte Stelle, die von der zuvor 
erwähnten durch eine stumpfe Längskante getrennt wird. 

Auf diesem gut erhaltenen Wirbelkörper sitzen hie und da Serpuln und Conchylien- 
Brut, wonach es scheint, dass der Knochen einige Zeit unbedeckt im Meere gelegen habe. 
Das Gebilde ist weissliche Tuff-Kreide, der Knochen ist hell graulichbraun, und seine Zellen 
sind meist leer. 7 

Dass der Bogen nicht mit dem Körper verwachsen war und der Körper keine convexe 
Gelenkfläche besitzt, spricht gegen Mosasaurus, und es ist daher auch nicht anzunehmen, 
dass der Wirbel von dem Thiere herrühre, welchem das in demselben Gebilde gefundene 
Scheitelbein angehört. Die Charaktere, von denen man geglaubt hatte, dass sie Plesiosaurus 
allein zustünden, sind inzwischen so allgemein geworden, dass aus ihnen nicht mehr mit 
Gewissheit auf das Genus geschlossen werden kann. Mit den Wirbeln, die Owen (hist. Brit. 
foss. Rept., V. p. 214) unter Plesiosaurus aus der Kreide England’s beschreibt, besteht keine 
Uebereinstimmung. Dasselbe gilt von den Wirbeln, die ich aus dem blauen Kreidemergel 
des Neocom von Neuchatel beschrieben habe (Palaeontogr., VI. S. 9. t. 3); nur einer von 
ihnen (f. 7. 8. 9), der kaum über zwei Drittel von dem in Belgien gefundenen Wirbel misst, 


— ai — 


und den ich dem Halse beilegen möchte, besitzt einige Aehnlichkeit, was auch von dem 
Wirbel aus dem Aptien der Perte du Rhöne gilt, den Pictet und Renevier (Paleontol. Suisse. 
Fossiles du terrain Aptien, p. 1. t. 5. f. 1) als Plesiosaurus Gurgitis beschreiben. Letzterer 
Wirbel, der in den Anfang des Schwanzes verwiesen wird, ist aber kleiner, so breit als lang 
und daher verhältnissmässig länger, die querovale Gelenkfläche ist unten nicht, der Körper 
stärker eingezogen, die unteren Einlenkungsstellen sind auf ähnliche Weise vorhanden, jedoch 
concav, das Grübchenpaar findet sich vor, und auch auf der Oberseite erkennt man ein 


kleineres Gelenkflächenpaar zur Aufnahme des oberen Bogens. 


Goniosaurus Binkhorsti Meyer. Taf. XXVI. Fig. 5. 


Dieser in der Tuff-Kreide von Maestricht gefundene, Fig. 5 von der convexen Kante 
und der einen flachen Seite dargestellte Zahn befindet sich, nach des Herrn von Binkhorst 
Angabe, im Besitze des Herrn Ignaz Beusel. Im Gebilde liegt 0,055 Länge, wovon 0,0415 
auf die vollständig überlieferte Krone kommt, das übrige auf die, wie es scheint, nicht voll- 
ständig zur Ablagerung gelangte, hohle Wurzel. An der Basis der Krone erhält man nach 
den beiden rechtwinkelig sich kreuzenden Richtungen 0,0125 und 0,008. Der Zahn ist 
flach konisch, schwach gekrümmt und ohne Kanten. Die zwar deutliche aber nicht starke 
Streifung erreicht die Spitze nicht. Es war kein Aufschluss darüber zu erlangen, ob sie 
ausschliesslich dem Schmelz angehört, oder sich auch der darunterliegenden Knochensubstanz 
mittheilt. Auf der concaven Seite der Krone sitzen die Streifen sehr dicht und führen fast 
alle bis zur Spitze, während die Streifen der entgegengesetzten Seite auf der stumpfen, 
serundeten Kante des Zahnes unter spitzen, nach der Basis gerichteten Winkeln zusammen- 
laufen. Die äusserste Spitze der Krone scheint auf eine kurze Strecke horizontal abgenutzt. 
Die Wurzel, welche eine ununterbrochene Fortsetzung des Zahnes bildet, ist von der Krone 
durch den Mangel an Schmelz, der plötzlich aufhört, unterschieden. Das Gebilde ist die 
ächte Maestrichter Tuff-Kreide, aus nur leicht verbundenen Trümmern zusammengesetzt. 

Die Form des Zahnes, besonders aber dessen Streifung, ist so eigenthümlich, dass es 
mir nicht gewagt zu seyn schien, darauf ein eigenes Genus zu gründen. Der Species habe 
ich den Namen Goniosaurus Binkhorsti beigelegt (Jahrb. für Mineral., 1858. S. 206). Den 
spitzwinkeligen Verlauf der Streifen an den Kanten habe ich zwar noch an einigen anderen 
Zähnen wahrgenommen, namentlich an denen des Sericodon aus dem Portland des Lindener 
Berges bei Hannover, die sich durch überaus feine Streifung auszeichnen, und selbst an den 
Zähnen des Mystriosaurus oder Teleosaurus, es waren aber an ihnen immer die Spitzen der 
durch das Zusarmmenlaufen der Streifen gebildeten Winkel aufwärts gerichtet, nie- abwärts, 
wie in dem Zahn aus der Tuff-Kreide von Maestricht, der sich auch sonst noch von den 


mit ihn verglichenen Zähnen unterscheidet. 


Lamprosaurus Göpperti 


aus dem 


Muschelkalke von Krappitz in Ober -Schlesien. 


Taf. XXV. Fig. 1. 


Diese Versteinerung erhielt ich im Februar 1860 aus der Sammlung der Universität 
Breslau durch Herrn Geheimen Medieinalrath Göppert mitgetheilt. Das Stück stellt die 
rechte Oberkieferhälfte eines Sauriers dar, woran schon zur Zeit als der Knochen von der 
Gesteinsmasse aufgenommen wurde, hinten ein Stück. gefehlt hat. Es ist 0,108 Länge vor- 
handen. Das vordere Ende liegt vollständig vor. Es ist auf die grössere Höhe ausgezackt 
und steht oben mit einem kurzen Fortsatze vor. Unverkennbar stiess an dieses Ende der 
Zwischenkiefer unter Bildung einer Naht. Der obere Rand in dieser Gegend ist der Aussen- 
rand des Nasenloches, dessen hinterer Winkel theilweise auf den Oberkiefer kam. Die 
geringste Entfernung dieses Loches vom Aussenrande betrug 0,005. Von der Augenhöhle 
wird so weit der Knochen vorliegt nichts wahrgenommen. 

Der Gegend der ungefähren Mitte des Nasenloches entsprechend, findet sich ein deut- 
licher gekrümmter Zahn von nicht ganz 0,01 Länge und 0,003 Durchmesser am Alveolar- 
Rande vor. In 0,007 Entfernung folgen ihm die beiden stärksten Zähne des Kiefers, deren 
gegenseitiger Abstand 0,01 misst, und die ich den Eekzähnen vergleichen möchte. Der 
erste dieser beiden Zähne ergiebt 0,017 Länge bei nur wenig mehr als 0,004 Stärke, wofür 
man am zweiten 0,018 und 0,006 erhält. Die Abweichung in Stärke rührt wenigstens 
theilweise davon her, dass die Zähne von verschiedenen Seiten sich darstellen, der vordere 
mit-nach innen und der hintere mit hinterwärts gekrümmter Spitze, was einen ovalen Quer- 
schnitt des Zahnkegels in der Nähe des Alveolar-Randes verräth. Auf der dahinter folgen- 
den Strecke erscheinen in ähnlichen gegenseitigen Abständen noch vier Zähne, die eigent- 
liche Backenzähne wären. Länge und Stärke ergeben bei dem ersten derselben 0,0105 und 
0,003, bei dem zweiten 0,012 und 0,0035, bei dem dritten 0,009 und 0,004,. bei dem 


2 — 


dem vierten 0,007 und 0,003. Ueber die Gegenwart leerer Alveolen habe ich keine Auf- 
schlüsse erlangt. 

Die spitzkonischen Zähne sind selbst in der Nähe ihrer Spitze nur schwach gekrümmt, 
daher mehr gerade. Sie stecken im getrennten Alveolen» Der aus der Alveole heraus 
stehende Theil des Zahnes ist nur auf etwas mehr als die halbe Länge beschmelzt; wenn 
daher der unbeschmelzte Theil im Zahnfleisch oder in den den Kiefer bedeckenden Weich- 
theilen verborgen lag, so mussten diese dick gewesen seyn. Von Kanten wird an den 
Zähnen nichts wahrgenommen. Die Streifung der Krone ist schwach, fein und verliert sich 
nach dem Ende des Schmelzüberzuges hin. Krone und Wurzel gehen in Betreff der Form 
vollständig in einander über. Der Wurzeltheil besitzt nach dem Alveolar-Rande hin sehr 
deutliche gröbere negative Streifung, die in den von der Alveole verborgen gehaltenen Theil 
des Zahnes, der nicht auffallend lang gewesen zu seyn scheint, fortsetzt. 

An der Aussenseite des Riefers findet sich in einer gewissen Höhe über den Backen- 
zähnen eine deutliche Längsrinne vor. 


Die Versteinerung liest auf der mit undenutlichen Steinkernen von Conchylien bedeck-. 
ten Ablösungsfläche einer 0,025 starken Platte, welche den mehr thonigen Abänderungen 
des Muschelkalkes angehört. R 


Dieser Oberkiefer verräth einen dem Nothosaurus nahe stehenden Typus. Das Nasen- 
loch lag aber dem Aussenrande näher als in letzterem Genus, und die Augenhöhle musste 
eine abweichende Lage eingenommen haben, da von ihr, so weit der Oberkiefer überliefert 
ist, noch gar nichts wahrgenommen wird. Die Naht zwischen Oberkiefer und Zwischenkiefer 
führte nach innen und vorn, in Nothosaurus nach innen und hinten, und in letzterem Genus 
läuft der Alveolar-Rand des Oberkiefers mehr gerade. Nicht geringere Abweichungen beste- 
hen in den Zähnen. In Nothosaurus ist die Zahl der vor den Eckzähnen auf den Oberkiefer 
kommenden Zähne grösser, die beiden Eckzähne jeder Seite sind gleichförmig lang, stärker, 
krümmer und folgen dicht hinter einander, und die hinter den Eckzähnen auftretenden 
eigentlichen Backenzähne sind geringer und zahlreicher, so dass ein auffallenderer Gegensatz 
zwischen Eck- und Backzähnen besteht, als in vorliegendem Kiefer. An den Zähnen des 
letzteren ist die Streifung der Krone auffallend schwächer und dabei kürzer, und der von 
der Alveole verborgen gehaltene Theil scheint weniger lang gewesen zu seyn als in Notho- 
saurus, an dem ich eben so wenig als an anderen Macrotrachelen eine negative Streifung 
wahrgenommen habe, die an den Zähnen vorliegender Versteinerung nach dem Wurzelende 
hin so deutlich ausgeprägt ist, dass sie an Ichthyosaurus, die Labyrinthodonten und gewisse 
Fische erinnert. In den Labyrinthodonten führt aber die negative Streifung weiter an dem 
Zahnkegel herauf und die Schmelzkrone ist, wie ich nachgewiesen habe, mehr auf die 
äusserste Spitze desselben beschränkt; auch gestattet die sonstige Beschaffenheit des Kiefers 


von Krappitz werder die Annahme eines Labyrinthodonten noch die eines Ichthyosaurus. 
Die Grösse des Thieres kam auf Nothosaurus mirabilis heraus. 

Schon die Summe der an dieser Oberkieferhälfte sich herausstellenden Kennzeichen 
verräth ein eigenes Genus, das ich Lamprosaurus, die Species Lamprosaurus Göpperti nenne, 
und wohl unbezweifelt den Macrotrachelen angehört. Im gleichalterlichen . Simosaurus liest 
das Nasenloch vom Aussenrande weiter entfernt und sind die Zähne ganz anders beschaffen ; 
in Pistosaurus sind die Zähne im ganzen glatter und. höchstens an der Seite mit einem 
stärkeren Eindruck versehen, das Nasenloch liegt nicht allein weiter innen und hinten, son- 
dern zeichnet sich gegen das in Lamprosaurus auch noch durch auffallende Kleinheit aus. 

Aus dem Muschelkalke von Krappitz kannte ich zuvor einen Coprolithen (vgl. mein 
Werk: „Saurier aus dem Muschelkalke“ etc., S. 115. t. 66. £. 2) mit unverdauten Wirbeln 
eines kleinen Macrotrachelen, so wie ein Hakenschlüsselbein (t. 66. f. 3) von einem Thiere, 
das für den so eben beschriebenen Oberkiefer viel zu klein ist. Eher könnte der Coprolith 
mit dem Öberkiefer von derselben Species herrühren. 

Unter der Menge von Ueberresten, die ich Gelegenheit fand aus dem Muschelkalke 
zu untersuchen, könnte am ersten noch ein Zahn von Chorzow in Ober-Schlesien (S. 118. 
t. 57. f. 43) dieser Species angehören. In der Form besteht Uebereinstimmung, doch ist 
der Zahn im Ganzen glätter. Ueber eine negative Streifung war wegen beschädigter Wurzel 
kein Aufschluss zu gewinnen. Ein Zahn aus dem Muschelkalke von Rybna in Ober - Schle- 
sien (t. 54. f. 107) würde mehr Pistosaurus ähnlich sehen. 

Ich will hier nur noch hervorheben, dass ich die Zahl der Saurier- Species aus rein 
triasischen Gebilden nach sicheren Anzeigen auf 80 geschätzt habe, über ein halbes Hundert 
allein nach dem Oberarm (a. a. O. S. 163). Von den wenigsten ist der Schädel bekannt. 
Es kann daher nicht auffallen, dass nach weiterer Ausbeutung der Fundgruben Schädeltheile 
zum Vorschein kommen, woran neue Genera sich herausstellen. 


Band VL, 4. 33 


Phanerosaurus Naumanni 


aus dem 


Sandstein des Rothliegenden in Deutschland. 


Taf. XXV. Fig. 2—5. 


Aus einem Sandsteine Deutschland’s, der unbezweifelt dem Rothliegenden ' angehört, 
waren bisher keine Saurier-Reste bekannt. Die erste Versteinerung der Art wurde mir am 
5. Mai 1860 von Herrn Professor Carl Friedrich Naumann aus dem mineralogischen Museum 
der Universität Leipzig zur Untersuchung anvertraut. Es war dabei bemerkt, dass sie etwa 
14 Tage zuvor bei Zwickau in einem Schachte der Sächsischen Steinkohlen-Compagnie, in 
389 Ellen Tiefe, mitten in einer glimmerreichen Sandsteinschichte des Rothliegenden gefunden 
worden sey. 

Dieses Stück, welches ich versucht habe Taf. XXVII. Fig. 2 von der linken Seite, 
Fig. 4 von oben, Fig. 5 von unten und Fig. 3 im Querschnitt in natürlicher Grösse wieder- 
zugeben, besteht in sechs noch fest mit einander verbundenen Wirbeln. Nach dem guten 
Zusammenhange der Wirbel und den daran vorhandenen frischen Bruchflächen zu urtheilen, 
könnte möglicher Weise das ganze Skelet oder doch ein grosser Theil desselben zur Ablage- 
rung gekommen seyn; doch liegt bis jetzt nichts weiter vor als diese kurze Strecke, welche 
zwei Beckenwirbel und die ihnen unmittelbar vorsitzenden Wirbel umfasst. Dies genügt zur 
Entscheidung der Frage, ob das Thier einer schon bekannten oder einer neuen Gattung- 
angehört. 

An den Wirbeln fällt zunächst der starke obere Bogen auf, gegen den der Körper 
gering erscheint. Letzterer ist nur halb so breit als ersterer, und es stellt sich dabei der 
Körper kürzer als breit und ungefähr so breit als hoch dar. Körper und Bogen sind nicht 
mit einander verschmolzen; die Grenze zwischen beiden lässt sich durch eine deutliche Naht 
verfolgen. Die Wirbelkörper vor dem Becken ergeben übereinstimmend 0,02 Länge. Der 
Körper war bei allen biconcav, dies jedoch mehr gegen die Mitte der Gelenkfläche, die gegen 


Rad > 


den Rand hin aufgeworfen erscheint; der Rand selbst ist an den wenigen Stellen, wo er sich 
unverletzt erhalten hat, scharf. Auf die Gelenkfläche gesehen erscheint der Körper mehr 
gerundet dreieckig oder herzförmig, oben breiter als unten. Die Höhe des Körpers misst 
0,026, dessen Breite kaum mehr; an den Seiten ist der Körper eher stärker eingezogen 
als unten. 

Die oberen Stachelfortsätze sind weggebrochen, so zwar dass sich noch erkennen 
lässt, dass sie weder niedrig leistenförmig noch breit waren. Die Höhe des Wirbels ergiebt 
bis zur Basis dieses Fortsatzes 0,057; est ist mithin bis zu dieser Strecke der obere Bogen 
weit höher als der Körper. Der Bogen verleiht durch seme gut entwickelten Geienkfortsätze 
dem Wirbel 0,052 Breite. Statt hervorspringender Querfortsätze liest an der Aussenseite 
des Bogenschenkels mehr vorn sehr deutlich eine schmale Gelenkfläche, die sich von der 
Naht zwischen Körper und Bogen aufwärts zieht und offenbar zur Aufnahme der Rippe 
bestimmt war. Je weiter hinten der Wirbel auftritt, um so niedriger oder kürzer stellt sich 
diese Gelenkfläche dar; im vorvorletzten Wirbel ist sie mehr halbmondförmig, im vorletzten 
und letzten mehr gerade geformt, dabei im letzten nur halb so hoch als im vorvorletzten. 
Der obere Theil dieser Gelenkfläche ist nur sehr schwach vertieft, der untere eben so 
schwach convex, woraus sich auf die Beschaffenheit der Gelenkfläche an der Rippe schliessen 
lässt. Selbst der unmittelbar vor dem Becken auftretende Wirbel war noch mit Rippen ver- 
sehen, das Thier besass daher keine sogenannte Lendenwirbel. Hinter der Gelenkfläche, 
welche die einköpfige Rippe aufnahm, zeigt der Bogen eine deutliche Grube, die zur Rippe 
in keiner Beziehung stand,‘ vielmehr jener Grube zu vergleichen ist, welche in anderen 
Wirbeln sich bisweilen hinter den Querfortsätzen vorfindet. Selbst im letzten Rückenwirbel 
gehört die Gelenkfläche für die Rippe ausschliesslich dem oberen Bogen an, und grenzt, wie 
in den vorhergehenden Wirbeln, unten an die Naht zwischen Bogen und Körper. Den 
Schenkeln aussen dicht anliegend, veranlassen sie keine grössere Breite des Bogens und 
daher auch keine Unterbrechung in dessen schräg von unten nach oben und aussen gehen- 
den Richtung. 

Der Rückenmarkskanal scheint höher als breit gewesen zu seyn, für die Breite ergiebt 
sich 0,009; gegen die Mitte des Körpers senkte er sich nicht tiefer in denselben hinein. 

Die vom Becken überlieferten Wirbel sind, wie deutlich erkannt wird, so wenig mit 
einander verwachsen, als die vorhergehenden Wirbel, und besassen wie diese concave Gelenk- 
flächen. Für den ersten dieser beiden Wirbel erhält man nur unbedeutend weniger Länge 
als fir den davorsitzenden letzten Rückenwirbel. Vom zweiten Beckenwirbel ist das hintere 
Ende weggebrochen; dieser scheint kaum geringer gewesen zu seyn als der erste; für die 
Körperbreite erhält man 0,0245. 

Mit den Beckenwirbeln ändert sich die Beschaffenheit des oberen Bogens. Die Höhe, 
welche in den Wirbeln davor bis zum vorderen Gelenkfortsatze 0,028 beträgt, ergiebt am 


ersten Beckenwirbel nur 0,016; die vorderen Gelenkfortsätze sind noch auf ähnliche Weise 
entwickelt, die hinteren dagegen überaus gering, mehr hinterwärts und einander sehr nahe 
gelegen, indem sie zusammen eine Breite von nicht über 0,018 einnehmen, fast nur ein 
Drittel von der Breite in den Wirbeln davor. Das untere Ende, womit der Bogen dem 
Körper aufsitzt, und das in den vorhergehenden Wirbeln die Länge des Körpers nicht ganz 
erreicht, misst im ersten Beckenwirbel 0,0245, was vermuthen lässt, dass es sich hinterwärts 
etwas über den folgenden Wirbel ausgedehnt habe. Seine Gelenkfläche zur Aufnahme des 
Bogens zeigt gegen die Mitte eine schwache Erhebung, davor und dahinter eine eher schwä- 
chere Einsenkung. Die Breite, welche der Beckenwirbel mit dem oberen Bogen einnimmt, 
kommt auf die der vorhergehenden Wirbel heraus. 

Anders verhält es sich mit dem folgenden Wirbel, dessen Bogen auffallend gering ist, 
was man kaum hätte vermuthen sollen, da doch der Körper wenigstens in Breite sich nicht 
geringer darstellt. Hier ergiebt der obere Bogen nur 0,032 Breite. Die vorderen Gelenk- 
fortsätze sind den hinteren des vorhergehenden Wirbels entsprechend gering und zeigen 
ähnlichen gegenseitigen Abstand. Die hinteren Gelenkfortsätze sind weggebrochen; ich 
bezweifele indess nicht, dass sie eher noch geringer und einander mehr genähert waren als 
die vorderen. Auch scheint das untere, mit einer schwach convexen Gelenkfläche versehene 
Ende des Bogens von vorn nach hinten auffallend weniger gemessen zu haben als im Wirbel 
davor. Es ist zu bedauern, dass die Länge des dazugehörigen Körpers nicht überliefert ist. 

An der Aussenseite des ersten Beckenwirbels findet sich zwischen Bogen und Körper, 
letzteren deckend, eine Knochenplatte vor, deren Breite am oberen Ende auf die Breite des 
unteren Endes des Bogens, mit dem sie unverkenbar verbunden war, herauskommt, im 
Ganzen aber 0,031 Breite von vorn nach hinten erreicht. Es ist weder vom rechten noch 
vom linken Knochen der Art die Länge vollständig überliefert. Der Knochen scheint hinten 
mehr gerade begrenzt, vorn dagegen bald nach dem oberen oder inneren Ende ein wenig 
breiter zu werden, wobei er kaum merklich gewölbt war. An der unteren Bruchfläche 
erkennt man, dass er sich nach innen auf eigenthümliche Weise verstärkte. Der verstärkte 
Theil ist, wohl nur in Folge von Druck, zwischen den ersten Beckenwirbel und den davor- 
sitzenden Wirbel gerathen, deren Trennung er veranlasste. Schon hieraus wird zu entnehmen 
seyn, dass dieser Knochen nicht wie jetzt gerade herabhing, sondern ınehr nach aussen 
gerichtet war. Da er nur unvollständig vorliegt, so lässt sich auch nicht angeben, ob ihm 
die Bedeutung eines zur Aufnahme des Beckens bestimmt gewesenen Querfortsatzes zusteht, 
oder ob er ein Stück Darmbein darstellt; doch ist ersteres wahrscheinlicher. 

Die Knochenmasse ist fest und schwarz, aussen glänzend, die Zellen und Räume sind 
nit Gesteinsmasse angefüllt, die in einem feinelimmerigen, hie und da thonigen, etwas ins 
töthliche sich ziehenden, festen Sandsteine besteht. 

3ei der Vergleichung kommen wegen übereinstimmenden Alters zunächst die Permischen 


Reptilien in Betracht. Zu den Labyrinthodonten gehörte das Thier, von dem die dargelegten 
Wirbel herrühren, sicherlich nicht, am wenigsten zu den embryonalen. Von den Wirbeln aus 
dem Permischen Kupfer-Sandstein des Ural's, welche Eichwald seinem Deuterosaurus beilest, 
kenne ich mehrere, die alle anders gebildet sind. Bei ihnen ist der Körper runder, unten 
und neben gleichförmiger eingezogen, mit viel stärker concaven Gelenkflächen versehen, und 
die Rippe ist dem sehr kurzen, zugleich auf den oberen Bogen und Körper kommenden 
Querfortsatze fest verbunden, wiewohl sich eine Naht zwischen Rippe und (uerfortsatz, 
zugleich auch zwischen Körper und oberem Bögen, verfolgen lässt. Die Wirbel aus dem 
Ural erinnern noch am ersten an die Beckenwirbel von Nothosaurus, können aber unmöglich 
alle aus dem Becken herrühren, zumal die Beckenwirbel des Deuterosaurus nach Eichwald mit 
einander verwachsen sind. 

Von den beiden in dem gleichfalls Permischen Kupferschiefer des Zechsteins in 
Deutschland vorkommenden Saurier-Genera unterscheidet sich der Parasaurus (vergl. ınein 
Werk über die Saurier des Kupferschiefers, 1856. S. 21. 23. t. 5. 6. f.1; Jahrb. f. Mineral., 
1857. S. 103) von vorliegendem Thier ebenfalls durch verwachsene Beckenwirbel, doch 
stand ihm ein ähnlicher breiterer Knochen in der Gegend des ersten Beckenwirbels zu. Die 
zur Aufnahme der Rippe dienende Stelle liegt jedoch nicht unter dem vorderen Gelenkfortsatze, 
sondern hinter demselben; sie ist von ihm durch einen Ausschnitt getrennt und besteht in 
einem kurzen, nicht weiter als die Gelenkfortsätze nach aussen herausstehenden Querfortsatze. 
Ueberdies scheinen in Parasaurus Körper und Bogen verschmolzen. Mit grösserer Sicherheit 
lässt sich dies für den Protorosaurus (a. a. ©. t. 1—4. 7 —9) aus demselben Kupferschiefer 
anführen, der im Ganzen ein kleineres Thier war als der Phanerosaurus, auch waren die 
Wirbelkörper weniger kurz, die Gelenkfortsätze weniger hoch gelesen und die Rippen lenkten 
an wirklichen Querfortsätzen, wenn dieser auch sehr kurz war oder nur in einem hinter den 
vorderen Gelenkfortsätzen gelegenen Hübel bestand, ein (a. a. O. S. 10. 13. 15. t.4.7.£.5). 
Im Parasaurus und Protorosaurus des Kupferschiefers war das Intervertebral-Lech klein und 
rund, in Phanerosaurus schmal und hoch geformt. » 

Dagegen kommt es bei Nothosaurus und seinen Verwandten (vergl. mein Werk über 
die Saurier des Muschelkalkes, 1847 -- 1855. t. 23) vor, dass der obere Bogen bis zu den 
Gelenkfortsätzen die Höhe des Körpers erreicht, mehr hochgeformte Intervertebral- Löcher 
bildend; doch ist in diesen Fällen der Bogen mit starken Querfortsätzen versehen, die Körper 
sind länger und die Wirbel überhaupt anders gebildet. Der Sphenosaurus aus einem Sand- 
stein in Böhmen (a. a. O, S. 141. t. 70) unterscheidet sich schon durch die Intervertebral- 
Keile an der Unterseite der Wirbelsäule. Noch weniger passen die Wirbel späterer Saurier 
zu den von mir aus dem Rothliesenden beschriebenen. Ich bezweifele daher auch nicht, 
dass diese einem eigenen Genus angehören, das ich mir erlaubt habe Phanerosaurus, die 
Species Ph. Naumanni zu benennen. Bezeichnend dafür ist die in den Wirbeln ausgedrückt 

33* 


— 22 — 


liegende Verbindung folgender Merkmale: Oberer Bogen und Körper nicht verwachsen, keine 
Lendenwirbel, die Rippen lenken an Gelenkflächen ein, welche mehr vorn an der Aussenseite 
des oberen Bogens unter den vorderen Gelenkfortsätzen liegen, ohne dass der Bogen nach 
aussen ausgedehnt wäre; hoch liegende, stark entwickelte Gelenkfortsätze, die viel weiter nach 
aussen sich ausdehnen, als die zur Aufnahme der Rippe bestimmten Gelenkflächen, und dem 
Bogen grosse Breite verleihen; wegen der hohen Lage der Gelenkfortsätze hochgeformtes 
Invertebral-Loch; oberer Stachelfortsatz keinesfalls niedrig leistenförmig; Wirbelkörper biconcav, 
kürzer als hoch oder breit, abwärts etwas schmäler werdend; Beckenwirbel nicht verwach- 
sen, der obere Bogen des zweiten Beckenwirbels auffallend gering; Rippen einköpfig, mit 
schmaler, hoher Gelenkfläche. 


Reptilien 


aus dem 


Stubensandstein des oberen Keupers. 


Taf. XXVII — XLVIL 


Geschichtliches und Geologisches. 


Aus dem oberen Keuper von Leonberg und Löwenstein in Württemberg, und zwar 
aus dem Gebilde, welches, nach dem Gebrauch den man von ihm macht, Stubensandstein 
genannt wird, untersuchte ich im Jahr 1842 Kieferstücke und vereinzelte Zähne, welche mich 
zur Annahme eines eigenen Sauriers führten, den ich Belodon, die Species Belodon Plienin- 
geri nannte (Jahrb. f. Mineral., 1842. S. 302; — v. Meyer und Plieninger, Beiträge zur 
Paläontologie Würtemberg’s, 1844. S. 41—45. t. 12. f. 18—22; — v. Meyer, Saurier des 
Muschelkalkes etc., 1847— 1855. S. 147. t. 20. f£ 2—10). Diese Ueberreste wurden mir 
von Herrn Professor Plieninger mitgetheilt, der,sich mit ihnen gleichfalls beschäftigte. Ich 
sprach dabei die Vermuthung.aus, dass die schon im Jahr 1826 bei Rübgarten unfern 
Tübingen in einem ähnlichen Sandsteine gefundenen Versteinerungen, woraus Jäger (Ueber die 
fossilen Reptilien in Würtemb., 1828. S. 22. t. 6), Steinkerne für wirkliche Zähne haltend, 
die Familie der Phytosaurier errichtete, zu Belodon gehören dürften, was sich auch bestätigt hat. 

Seitdem lieferten in verschiedenen Gegenden Würtemberg’s der Stubensandstein und 
die ihm verwandten Gebilde eine Menge Reste, die man mit Belodon Plieningeri vereinigte. 
Zu den bedeutendsten gehören die Reste eines riesenmässigen Skelets, welche Albert Rei- 
niger im Mai 1847 in dem den Stubensandstein oder grobkörnigen Keupersandstein über- 
lagernden rothen Keupermergel bei Stuttgart, der das obere Ende des Keupers überhaupt 
bildet, entdeckte. Schädel und Vorderrumpf fehlen. In einer Entfernung von 100 — 120 
Fuss davon und 10 Fuss höher fand bald darauf Plieninger einige Stück, welche ihn zur 


Entdeckung eines zweiten, in Grösse und Beschaffenheit dem erstgenannten ganz ähnlichen 
Band VII, 5. 34 


= 


Skelets führten, woran aber auch wieder der Kopf fehlte. Diese beiden Skelete lest Plie- 
ninger (Württemb. naturw. Jahreshefte, 5. Jahrg. S. 171; 8. Jahrg. 1852. S. 389) dem 
Belodon Plieningeri bei; während sie, wie wir später sehen werden, einer ganz anderen 
Thiergattung angehören. 

Es ergab sich nunmehr, dass bereits in den Jahren 1803 — 1806 fossile Knochen 
gefunden worden waren, und zwar von dem Gartenbaudirector v. Seyffer bei Tübingen in 
einer rothen, wohl der Gruppe des kieseligen Keupersandsteins angehörigen Mergelschichte, 
welche im Ammer-Thal eine Schlucht, die „Wanne“ genannt, bildet (Württemb. Jahres- 
hefte, VIII. S. 117). 

Auch Plieninger war es schon vor Auffindung der vollständigeren Skelete gelungen, 
in dem oberen grobkörnigen Keupersandstein der Umgegend von Stuttgart Knochenreste 
nachzuweisen, die jedoch keine Bestimmung zuliessen, und später erhielt er noch aus dieser 
oberen weissen Sandsteingruppe Zähne und Knochen, die er auf Belodon zurückführte, dem 
sie auch wohl grösstentheils angehören werden. Die Zähne (Württemb. Jahreshefte, 8. Jahrg. 
1852. t. 8. f. 18 — 30) stimmen wenigstens theilweise mit denen überein, welche ich aus 
der Kapff’schen Sammlung vorführen werde; ein dem Kopfe beigelegter Knochen (a. a. O. 
t. 8. f. 6) gehört der hinteren Gegend des Unterkiefers an, und auch die Hautknochen 
(a. a. O. t. 8. f£ 33. 34), Rippen und andere Knochen gleichen denen, die ich aus der 
Kapff’schen Sammlung von Belodon untersucht habe. Plieninger fand auch noch in der 
Gruppe des kieseligen Keupersandsteines viele Rippen, Wirbel, Hautknochen, Zähne und 
Kieferbruchstücke, namentlich den vorderen Theil von einer rechten Unterkieferhälfte (a. a. O. 
t. 8. f. 5) und einen kleineren Hautknochen (f. 35). 

Aus dem weissen (Stuben-?) Sandstein bei Aldingen im Bezirke Tuttlingen’s besitzt 
Finanzrath Eser in Stuttgart mehrere Reste, worunter ein grösserer Hautknochen (Plieninger, 
a. a. OÖ. t. 8. f. 32) und ein konischer Zahn (f. 16), die auf Belodon hinweisen. 

Aus dem weissen Keupersandstein von Löwenstein, von dem es nicht entschieden ist, 
ob er zum kieseligen oder zum grobkörnigen gehört, untersuchte Plieninger (S. 407), der 
diesen Sandstein wegen des die Knochen unmittelbar umgebenden Rotheisensteins und des 
feinen Kornes zur Gruppe des kieseligen Keupersandsteins nehmen möchte, einige Ueberreste 
aus der damals zu Ochsenhausen befindlich gewesenen v. Hügel'schen Sammlung, namentlich 
Kieferfragmente (t. 8. f. 1—4), Rippen und Wirbel, wobei er fand, dass sie mit denen der beiden 
Stuttgarter Skelete übereinstimmen, jedoch weit geringere Grösse besitzen. Darunter waren 
ferner zehn Hautknochen von gleicher Bildung mit denen der Eser’schen Sammlung, Extre- 
mitäten-Knochen, von denen gesagt wird, dass sie ungeachtet geringerer Dimensionen, doch 
bezüglich der Formen auf die der Stuttgarter Skelete zurückzuführen seyen; so wie Theile 
vom Schädel, woraus zwar dessen Form nicht erhelle, deren Oberfläche aber auf ähnliche 
Weise beschaffen sey, wie die der Hautknochen. Diese Ueberreste der Hügel’schen Samm- 


lung legt er einem dritten, jüngeren Skelet von Belodon Plieningeri bei, und zwar aus dem 
Grunde, weil die Zähne bei den Kiefern und Schädelknochen vereinzelt lagen. Die wenigen 
Stücke jedoch, die ich aus der v. Hügel’schen Sammlung Gelegenheit fand kennen zu lernen, 
rühren wohl von Belodon her, aber nicht von dem Pachypoden, zu dem die beiden bei 
Stuttgart gefundenen Skelete gehören, und den Plieninger mit Belodon verwechselt. Ich 
möchte daher auch vermuthen, dass die Hügel’sche Sammlung, wenigstens grösstentheils, in 
Resten des eigentlichen Belodon bestehe. Hieher werden auch die Kieferfragmente dersel- 
ben Sammlung aus der Gegend von Affalterach bei Löwenstein gehören, deren Kurr 
(Württemb. Jahreshefte, VII. S. 68) gedenkt, so wie der 2 Zoll lange und '/, Zoll dicke 
Zahn, von dem Quenstedt (Petrefaktenk., S. 110. t. 8. f. 5) sagt, dass er sich mit Rippen 
und Gliedmaassen-Knochen zu Aixheim bei Spaichingen gefunden. 

Von Löwenstein und Löwenberg haben Plieninger (Paläontologie Würtemb., S. 102) 
und ich (daselbst, S.42. — Saurier des Muschelkalkes etc., S. 148) mehrere hieher gehörige 
Ueberreste bekannt gemacht. Auch die noch in letzter Zeit von Leonberg untersuchten 
Zähne habe ich als ächte Belodon-Zähne befunden. 

Mit Belodon Plieningeri vereinigt Plieninger ferner die Reste, welche Gressly in der 
Schweiz zwischen Basel und Liestal in dem unmittelbar vom Gryphiten -Kalk überlagerten 
oberen Keuper, und zwar theils in dem unter der oberen Grenzbrecceie oder dem Bonebed 
folgenden, 2—4 Fuss mächtigen, grauen und grünen Thonmergel, theils in dem dolomit- 
artigen Kalkstein, in den der Mergel nach unten übergeht, auffand. Es ist dies das „Reptil 
von Liestal“, für welches Rütimeyer den Namen Gresslyosaurus ingens in Vorschlag brachte, 
(Verhandl. d. Schweizerischen naturf. Gesellschaft von 1856), auch nannte er es vorläufig 
Dinosaurus Gresslyi (Bibl. univ. Geneve, Archives, Sept. 1856. p. 53), bis er sich später 
(Jahrb. für Mineral., 1857. S. 141) durch Plieninger veranlasst sah, es mit den beiden in 
der Gegend von Stuttgart gefundenen Skeleten unter Belodon Plieningeri zu bringen. Zu 
Liestal lagen die Knochen so nahe beisammen, dass anzunehmen ist, dass sie von einem 
und demselben Individuum herrühren werden. Der obere Kopf eines auf drei Fuss Länge 
veranschlagten Oberschenkels wird in Grösse dem im Elephanten und unter den Reptilien 
wegen des schwach hervorragenden Trochanters dem im Alligator verglichen. Die übrigen 
Reste bestanden in der oberen Hälfte eines muthmaasslich 19 —20 Zoll langen Knochens, 
wahrscheinlich des Oberarmes, der an Iguana erinnern und sich durch sein flaches, stark in 
die Quere ausgedehntes Ende auszeichnen soll; in einem durch Breite und Stärke an die 
Pachypoden erinnernden Knochen, dessen Form Aehnlichkeit mit dem zweiten Gliede des 
dritten und vierten Fingers in Monitor besitzt; in einem colossalen, auf der Innen- und 
Aussenseite mit einer tiefen Furche versehenen Klauengliede von 3'/, Zoll Länge, das nach 
Plieninger (a. a. OÖ. S. 513) mit denen bei Stuttgart gefundenen übereinstimmt; in unvoll- 
ständigen Hand- und Fusswurzelknochen; in einem wahrscheinlich aus dem Schwanze her- 

34% 


— 2356 — 


rührenden Wirbel, der biconcav und in der Mitte des zwei Zoll langen und hohen Körpers 
bis auf den halben Durchmesser eingeschnürt ist; Bogen und Körper dieses Wirbels scheinen 
nicht verschmolzen gewesen zu seyn. Sodann fand sich auch ein rhombischer Hautknochen 
von 3 und 4 Zoll Durchmesser, nach Plieninger denen von Stuttgart und Löwenstein ähn- 
lich, so wie kleinere Stücke von Hautknochen, die „eine wenig rauhe, seicht wellige Ober- 
fläche“ zeigen. Vom Kopf und den Zähnen liegt nichts vor. Auch die Grösse würde den 
beiden grossen Skeleten von Stuttgart entsprechen, die indess, wie wir sehen werden, nicht 
zu Belodon gehören, was daher auch von den in der Schweiz gefundenen Resten, etwa mit 
Ausnahme der Hautknochen, der Fall seyn würde, wenn sich die Aehnlichkeit mit den 
Stuttgarter Skeleten bestätigen sollte. 

Unter dieser Menge von Knochen war nichts vorhanden, was Aufschluss über die 
Beschaffenheit des Schädels dieser Thiere hätte geben können. Erst in letzter Zeit gelang 
es Herrn Kriegsrath Dr. Kapff in Stuttgart im oberen körnigen Keuper- oder Stubensandstein 
des Thales, worin Stuttgart liegt, mit vielen anderen Skelettheilen auch Theile vom Schädel 
aufzufinden, die für die genauere Ermittelung der Beschaffenheit dieser Thiere von der grössten 
Wichtigkeit waren. Ueber die Auffindung und Lagerung hat Kapff (Württemb. naturw. 
Jahreshefte, XV. S. 93) selbst berichtet. Diese, sowie alle später noch aufgefundenen Reste 
wurden mir zur Untersuchung und Veröffentlichung anvertraut. Die Verdienste des Herrn 
Dr. Kapff um die Reptilien des oberen Keupers erstrecken sich aber nicht allein auf die 
Auffindung, sondern auch auf die Entblössung der Reste, eine Arbeit, zu deren Ausführung 
bei der Härte des Gesteines und der Weichheit der meist an der Luft zerfallenden Knochen, 
eben so viel Geschick als Kenntnisse erforderlich sind. Mit welcher Mühe diese Vorarbeit ver- 
knüpft war, wird erkannt werden, wenn ich anführe, dass um den Knochen zu schonen die 
Körner des Sandsteins einzeln mit Englischen Nadeln entfernt werden mussten. Auf diese 
Weise gelang es, bis in die Schädelhöhlungen einzudringen und auch hier die Knochen 
so weit zu entblössen, als es deren Zerbrechlichkeit gestattete. Mit der vollständigeren 
Entblössung der Stücke vom Gestein wuchs die Gefahr, sie einer Versendung auszusetzen. 
Herr Dr. Kapff liess sich indess nicht abhalten, mir im Interesse der Wissenschaft selbst die 
zerbrechlichsten Stücke mitzutheilen. Für ein so grosses Zutrauen fühle ich mich verpflichtet 
Herrn Kapff hiemit öffentlich meinen aufrichtigsten Dank darzubringen. Durch ihn erst ist es 
möglich geworden, über die Reptilien des Stubensandsteins genauern Aufschluss zu erlangen. 

In Kapff’s eigenem Besitze befindet sich nur noch der ÖOberkiefer von Terato- 
saurus Taf. XLV., der Unterkiefer von Belodon Kapffı Taf. XLVI und XLVII, so wie der 
Wirbel Taf. XXXVI. Fig. 1—4, die übrigen Reste hat er an die Königliche Naturalien-Samm- 
lung in Stuttgart abgegeben, wo sie gegenwärtig aufbewahrt werden. 

Plieninger sagt an einer Stelle (Württemb. naturw. Jahreshefte, VIII. 1852. S. 420): 
„Ein circa 1'/, Fuss langer, ziemlich geradlinicht gestreckter, unterer Maxillenast mit Bruch- 


— iR — 


stellen an beiden Enden, der demnach einen sehr lang- und schmalschnautzigen Saurier ver- 
kündigt, und in das Königl. Naturaliencabinet aus den gelblichgrünen Werksteinbrüchen auf 
der Feuerbacher Haide bei Stuttgart schon vor Jahren gekommen ist, wird, nach der un- 
unterbrochenen Reihe von Zahnwurzeldurchschnitten mit kreisrunden bis ovalen Umrissen 
von circa 2? — 3 Linien Durchmesser, welche das Zahnbein besetzen und eine tiefe Einsen- 
kung in anschliessende Alveolen verrathen, auf einen dem Genus Belodon sich anreihenden 
Saurier zu deuten seyn“. Man sollte hienach glauben, dass das früheste Auftreten des Belodon 
in die Zeit des feinkörnigen Keupersandsteins (Werkstein oder Schilfsandstein) falle, woraus 
ich jedoch dieses Genus sonst nicht kenne. Es ist daher zu bedauern, dass erwähnte Ver- 
steinerung einer genaueren Darlegung ermangelt. Von Belodon werden die Reste auszuneh- 
men seyn, welche aus demselben Sandstein bei Heilbronn Plieninger (a. a. OÖ. S. 470) selbst 
einem grossen schmalkieferigen Labyrinthodonten beilegt, den Jäger (Tagblatt der Vers. d. 
Naturf. in Bonn im Jahr 1857, Nr. 4. 5.26; — Amtlicher Bericht, $. 99) unter dem Namen 
Hyperotrema Keuperianum (Hyperokynodon Keuperianum bei Plien.) zu beschreiben beab- 
sichtigte. Jäger (a. a. O.) nimmt aber auch noch einen Gavialis Keuperianus im Bausand- 
stein von Heilbronn an. Es wäre zu wünschen, dass die Versteinerungen, worauf diese 
Angaben beruhen, veröffentlicht würden; es sollen zwar die Stücke von einer Beschaffenheit 
seyn, welche es kaum möglich machen, über die Natur der Thiere, von denen sie herrühren, 
genauern Aufschluss zu erlangen, und doch hat man nicht angestanden, sie in zwei Genera zu 
bringen, worunter sogar ein noch lebendes seyn soll. Auffallend ist es immerhin, dass diese 
Reste auf schmal und langkieferige Thiere hinweisen, und wenigstens hiedurch an Belodon erinnern. 

Am häufigsten liegen die Reste von Belodon im Thale von Stuttgart, wo der obere 
Keuper (Plieninger a. a. O.) von unten nach oben, wie folgt, besteht in 

1. Keupergyps, 

2. feinkörnigem Keupersandstein, Werksandstein, auch Schilfsandstein genannt, der 
sich durch den Gehalt an Labyrinthodonten auszeichnet, 

3. kieseligem oder unterem weissem Keupersandstein, 

4. grobkörmnigem oder oberem weissem Keupersandstein, auch Stuben- oder Fegsand- 
stein genannt, der sich am reichsten an Belodon-Resten erweiset, und auch den 
Teratosaurus enthält. 

Ueber diesem Sandstein kommt noch eine mächtige Schichte rothen Keupermergels, worin 
bei Stuttgart die Skelete eines vielleicht mit Teratosaurus zusammenfallenden Pachypoden ge- 
funden wurden, und über der ganzen obersten Buntmergelgruppe des Keupers liegt die obere 
Grenzbreccie, das Aequivalent des „Bonebed“ der Engländer, nach neuester Ansicht oberster 
Keuper, worin Zähne gefunden werden, die an Belodon erinnern (Plieninger, Pal. Württemb., 
S. 129. 130); auch habe ich selbst einen Zahn in der Kapff’schen Sammlung aus diesem 
Gebilde untersucht, durch den man sich veranlasst sehen könnte, Belodon zu vermuthen. 


Die zwischen Basel und Liestal gefundenen Reste lagen in einem unmittelbar unter der 
oberen Grenzbreccie auftretenden, grünen und grauen 'Thonmergel, der unten in einen dolo- 
mitischen Kalkstein übergeht. 


Teratosaurus. 


Erst in letzter Zeit ist es den unausgesetzten Bemühungen des Herrn Kapff gelungen, 
im Stubensandstein der Gegend von Stuttgart ein Stück von einem Schädel aufzufinden, 
der von einem zweiten, von Belodon sehr verschiedenen Saurier herrührt. Dieses wichtige 
Stück, welches mir im November 1860 mitgetheilt wurde, besteht in der so gut wie vollstän- 
digen linken Oberkieferhälfte. Ich habe es Taf. XLV. Fig. 1 von aussen, Fig. 2 von innen, 
Fig. 3 das vordere Ende von vorn, Fig. 4 dessen Innenwand von der Oberfläche und Fig. 5 
dasselbe Stück von der aufgebrochenen, nach dem Inneren des Kieferknochens gekehrten 
Seite in natürlicher Grösse dargestellt. Auf die Kieferlänge von 0,238, woran nichts fehlt, 
kommen 13 nur durch geringe Zwischenräume getrennte Alveolen mit längsovaler Mündung. 
Die erste dieser Mündungen war klein; man erhält an ihr nicht über 0,007 Länge, an der 
zweiten bis fünften je 0,0205, an der sechsten 0,019, und die übrigen werden allmählich 
geringer je weiter hinten sie auftreten, so dass die elfte 0,012, die zwölfte und dreizehnte, 
die mehr auf die erste herauskommen, je 0,008 messen. Die Breite beträgt bei allen diesen 
Alveolen ungefähr die halbe Länge der Mündung. Der untere Rand des Kiefers zeigt nur in 
der der zweiten bis fünften Alveole entsprechenden Gegend eine geringe Senkung, sonst verläuft 
dieser Rand horizontal, und ist dabei an der Innenseite höher, d. h. er hängt, den Kiefer 
in natürlicher Lage gedacht, weiter herunter als an der Aussenseite, was offenbar nicht von 
Druck oder Verschiebung herrühren kann; der Unterschied beläuft sich bis auf 0,0075. 
Der Aussenrand zeigt in der ungefähren Mitte je einer Alveole einen aufwärts gehenden 
Einschnitt oder Schlitz, der am stärksten für die dritte und vierte Alveöle und um so 
geringer sich darstellt, je weiter hinten die Alveole auftritt, so dass er an der vorletzten 
und letzten kaum mehr wahrgenommen wird. In einer gewissen Höhe über je einer Alveole 
mündet, ebenfalls aussen, ein nicht unbeträchtliches, gerundet dreieckiges oder oval ge- 
formtes Loch, durch welches hindurch man in die Alveole sieht, worin man, wenn sie 
nicht leer ist, entweder die Fortsetzung des Zahnes, den Ersatzzahn oder beide Zähne 
zugleich erblickt. Diese Löcher werden zum Durchgang von Nervenfäden bestimmt ge- 
wesen seyn, und es wird damit auch die schmale Rinne, welche aussen von einem Loche 
zum anderen zieht, in Verbindung gestanden haben. Die zur dritten und vierten Alveole 
gehörigen Löcher liegen am höchsten und sind, so wie das der zweiten, da sie zu den 
stärksten Zähnen gehören, auch am grössten, davor und dahinter werden sie geringer und 
rücken den Alveolen allmählich näher. 


— 259 — 


Die aufgebrochene Innenseite des Kiefers gewährt den Vortheil, dass man genaueren 
Aufschluss über die Zähne und deren Lage im Kiefer erhält. Aus der ersten Alveole 
steht kein Zahn heraus. Hebt man jedoch das vordere Stück von der inneren Knochen- 
wand des Kiefers ab, so gewahrt man auf demselben (Fig. 5) in der Alveole eine wohl- 
gebildete, 0,017 lange, 0,0045 breite, schwach gebogene, konische Zahnkrone mit deutlich 
gezähnelten Kanten. Dieser erste Zahn des Oberkiefers war auffallend kleiner als die fol- 
genden, und scheint sich von diesen auch noch dadurch unterschieden zu haben, dass er 
sich verhältnissmässig weniger flach darstellte. Auf der Bruchfläche des abgehobenen Knochen- 
stückes erkennt man vier parallel auf- und hinterwärts gerichtete Gänge für feinere Ge- 
fässe, welche von der schmalen Vorderseite des Kiefers aus in diese Alveole führten. 

Aus der zweiten Alveole steht die äusserste Spitze eines starken Zahnes heraus, 
der an der aufgebrochenen Innenseite des Kiefers deutlich entblösst ist. Dieser flach 
konische, schwach gekrümmte, mit scharfen, gezähnelten diametralen Kanten versehene 
Zahn ereiebt 0,078 Länge, wovon 0,057 auf die dünn beschmelzte, glatte Krone kommt, 
die von vorn nach hinten 0,019 misst und von aussen nach innen kaum mehr als die 
Hälfte hievon ergeben dürfte. Durch das dazu gehörige äussere Loch hindurch erkennt 
man in der ungefähren Mitte der Länge des Zahnes an dessen Aussenseite die Spitze 
eines Ersatzzahnes, der sich daher, ungeachtet seiner bereits erlangten kräftigen Entwicke- 
lung, noch nicht in seinen Vorgänger hineinbegeben hatte. 

Aus der dritten Alveole steht 0,053 Länge von einem völlig entwickelten Zahne 
heraus. Ergänzt man die weggebrochene Spitze, so ergiebt sich 0,059, wovon 0,044 auf 
die Krone kommt, welche von vorn nach hinten 0,022, von aussen nach innen 0,01 
misst. Diese Krone gleicht der zuvor beschriebenen. An der aufgebrochenen Innenseite 
des Kiefers erkennt man, dass der vollständige Zahn ungefähr noch einmal so lang war, 
ohne sich in dem mehr gerade gerichteten Wurzeltheil verstärkt zu haben. Durch das 
aussen zu diesem Zahne führende Loch sieht man auf den gut entwickelten Ersatzzahn, 
welcher auch hier wieder aussen neben seinem Vorgänger liest, und von dessen Grösse 
es herrühren wird, dass die Wurzel des letzteren aussen eingedrückt erscheint. 

Wie aus der zweiten Alveole, so sieht auch aus der vierten nur erst die Spitze 
eines Zahnes heraus, der an der aufgebrochenen Innenseite sich weiter verfolgen lässt. 
Mit dem Zahne der zweiten Alveole besass er übereinstimmende Länge, scheint aber von 
vorn nach hinten eher mehr gemessen zu haben. Die Zähnelung seiner diametralen 
Kanten lässt sich besonders deutlich verfolgen. Durch das von aussen in die Alveole füh- 
rende Loch erkennt man die Spitze eines Ersatzzahnes in ähnlicher Lage wie bei dem 
zweiten Zahne. 

In der fünften Alveole steckt wie in der dritten ein völlig entwickelter Zahn, von 
dessen Spitze nur wenig fehlt. Der aus der Alveole herausgestandene Theil wird voll- 


— 260 — 


ständig 0,051 lang gewesen seyn und ungefähr die Hälfte der ganzen Länge betragen haben, 
wie man sich an der aufgebrochenen Innenseite des Kiefers überzeugen zu können glaubt. 
Auf die wie in den zuvor beschriebenen Zähnen gestaltete Krone kommt 0,037 Länge, von 
vorn nach hinten misst die Krone 0,02, von aussen nach innen die Hälfte. An diesem Zahn 
erkennt man deutlicher als an anderen, dass die Wurzel wenigstens am Anfang unmerklich 
schwächer ist als die Krone an ihrer Basis, und dass der Zahn nicht allein schwach hinter- 
wärts, sondern auch etwas nach aussen gerichtet war. Durch das aussen in die Alveole 
führende Loch sieht man wie bei dem dritten Zahn auf einen schon ziemlich entwickelten 
Ersatzzahn, und auch hier wieder stellt sich die Wurzel seines Vorgängers aussen deutlich 
eingedrückt dar. 

Der Zahn der sechsten Alveole hält in Länge das Mittel zwischen dem der vierten 
und fünften; er war gestaltet wie diese, nur ein wenig geringer. Aus der Alveole steht er 
0,028 heraus. Die schwach nach aussen gerichtete Krone misst von vorn nach hinten 0,017, 
von aussen nach innen 0,0075. Die ganze Länge des Zahnes liess sich nicht ermitteln, 
und durch das aussen in die Alveole führende Loch war auch nichts weiter zu erkennen. 

Die Krone des Zahnes der siebenten Alveole ist bis auf ein kleines Stückchen weg- 
gebrochen. Man erkennt die Fortsetzung des Zahnes im Innern des Kiefers und zugleich 
die Ausfüllung oder den Steinkern seiner Höhlung, sodann in dieser Ausfüllung den Abdruck 
der Spitze und den Steinkern der Höhlung des mit gezähnelten Kanten versehenen Ersatz- 
zahnes, der bis zum Alveolar-Rande reichte, und bei diesem Grade der Entwickelung bereits 
von seinem Vorgänger aufgenommen war. 

Die achte, neunte und zehnte Alveole waren leer. Durch das äussere in die zehnte 
Alveole führende Loch sieht man auf einen Ersatzzahn, dessen Spitze sich noch nicht über 
den Alveolar-Rand begeben hatte. Die drei letzten Alveolen waren ebenfalls leer, und nur 
durch das äussere Loch über der letzten Alveole erkennt man ein kleines Ersatzzähnchen, 
das von vorn nach hinten nur 0,002, von aussen nach innen kaum die Hälfte maass. 

Hinten spitzt sich der Kiefer durch Höhenabnahme aus; das vordere Ende ist ver- 
tikal mit einer schwach concaven, nur ein wenig nach aussen gerichteten und daher auch 
mit einem schärferen Innenrande versehenen Fläche abgestumpft, auf der einige Grübchen 
wahrgenommen werden, welche die Mündungen von Gefässgängen seyn werden. Diese Be- 
schaffenheit verräth einen weniger festen Zusammenhang des Zwischenkiefers mit dem Öber- 
kiefer. Der überhaupt sehr flache und schwach nach aussen gewölbte Oberkiefer misst an 
diesem vorderen Ende von aussen nach innen nur 0,011, an der der vierten Alveole entspre- 
chenden, stärksten Gegend 0,021. Die Innenseite ist sehr vertikal, nicht nach innen aus- 
gedehnt, und in der vorderen Gegend bemerkt man, wo sie nicht aufgebrochen ist, in 
geringer Höhe über dem Alveolar-Rande eine Reihe kleiner, abwärts mündender Löcherchen 
(Fig. 4), welche zum Durchgang feinerer Zahnnerven bestimmt gewesen seyn werden. 


— %61 — 


Die grösste Höhe des Oberkiefers wird durch einen unter enem Winkel von ungefähr 
45° hinterwärts ansteigenden Fortsatz, der die Nasenöffnung von der Augenhöhle trennt, 
veranlasst, und misst, der Gegend der sechsten Alveole entsprechend, 0,146. Besaster Fort- 
satz, der gegen sein hinteres, zur Aufnahme des Vorderstirnbeines uneben stumpfwinkelig 
ausgeschnittenes Ende sehr dünn oder flach wird und auch nur schwach nach aussen gewölbt 
‘erscheint, ergiebt an diesem Ende 0,045 Höhe. Die grosse OÖeffnung, welche vorn von diesem 
Oberkiefer begrenzt wird, ist die Augenhöhle. Der vordere Wirbel derselben entspricht 
der Gegend der hinteren Hälfte der vierten Alveole. Vom Alveolar-Rande bis zu dieser 
Oeffnung beträgt die Höhe des Kiefers 0,063. Es wäre möglich, dass diese Höhe nicht 
ganz aus Oberkiefer bestände; der obere Theil könnte dem Thränenbein angehören, das aber 
alsdann mit dem Oberkiefer sehr fest zusammengehangen haben müsste. Die Gegend, wo ihre 
gegenseitigen Grenzen liegen würden, ist durch Druck brüchig geworden, und gestattet keine 
genauere Untersuchung. Man glaubt wohl Andeutungen von der Mündung eines Ganges zu 
erkennen, die jedoch für das T'hränenbeinloch zu weit hinter dem vorderen Augenhöhlen- 
winkel liegen würde. Die stumpfe Ecke vor dem stärkeren Abfall nach hinten ist brüchig. 
An diesen Abfall des Kiefers lehnte sich das Jochbein an, von dem nichts überliefert 
ist, weshalb auch über Grösse und Form der Augenhöhle sich keine weitere Angabe 
machen lässt. 

Die ziemlich scharfe Kante des aufsteigenden Fortsatzes wird nach aussen glatt, 
nach innen aber wie es scheint mehr rauh, es wäre daher nicht unmöglich, dass sich hier 
das Nasenbein angelegt hätte. Diese Gesichtskante geht vorn in einer gewissen Höhe über 
dem Alveolar-Rande, und zwar mehr aussen, in eine 0,024 lange, gerade nach vorn gerich- 
tete, flache, an der Innenseite glatte Spitze aus, deren Aussenseite ohne Gefahr für die 
Versteinerung nicht zu entblössen war. Der untere Rand dieser Spitze verläuft mehr hori- 
zontal, und in seiner Fortsetzung nach hinten bildet er aussen in der der zweiten Alveole 
entsprechenden Gegend eine mit aufgeworfenen Rändern versehene kurze Furche. Dieser 
kurze, spitze Fortsatz schützte von aussen die nach vorn gerichtete Mündung eines Ganges 
(Fig. B)h von dem wegen der Zerbrechlichkeit des Knochens nicht zu ermitteln war, wohin 
er eigentlich führte. Es wäre möglich, dass in dieser Stelle das foramen infraorbitale sich 
verrithe, wofür es freilich weit vorn und dem Kieferrande nahe läge; doch verhalten sich 
wenigstens die Säugethiere in der Lage dieses Loches sehr verschieden. So sind es namentlich 
die Wiederkäuer und Rhinoceros, welche sich von anderen Säugethieren durch eine mehr 
auf vorliegenden Kiefer herauskommende Lage des foramen infraorbitale unterschieden. Gleich 
neben dieser grösseren Mündung, nur 0,0045 weiter innen, befindet sich eine ebenfalls nach 
vorn gerichtete, geringere Mündung eines Ganges, der sich an der aufgebrochenen Innenseite 
in der Gegend der Zahnwurzelenden auf eine gewisse Strecke hinterwärts als Steinkern 


oder Ausfüllung. verfolgen lässt, wie aus der Abbildung Fig. 2 zu ersehen ist; und es werden 
Band VII, 5. 35 


— 2 — 


daher auch die Nerven und Blutgefässe, welche in diesen Gängen ihren Verlauf nahmen, 
wenigstens theilweise auf die Zähne Bezug haben. 

Was Knochen ist, stimmt in Beschaffenheit ganz mit den Knochen des Belodon aus 
demselben Gebilde überein. Der Schmelz der Zähne ist mehr schmutzig weingelb. Auf der 
Aussenseite der Knochen wird kein Bildwerk wahrgenommen; was man dafür halten könnte, 
sind nur Eindrücke, durch Sandkörner des Gesteines veranlasst, wie schon daraus hervor- 
geht, dass mit denselben Eindrücken auch die Zähne behaftet sind. 

Diese schöne Oberkieferhälfte trägt auffallend das Gepräge des Lacerten-Typus an sich. 
Unter den lebenden Lacerten erinnert sie zunächst an die Stellionen und unter diesen an 
Uromastix oder die Schleuderschwänze. Wie in diesen, so wird auch hier die Augenhöhle 
von der Nasenöffnung durch einen aufsteigenden Fortsatz des Öberkiefers getrennt, der an 
seinem ausgeschnittenen Ende das Vorderstirnbein aufgenommen haben wird. Ob das Nasen- 
bein mit dem Oberkiefer in Berührung stand, ist ungewiss; in Uromastix, bei dem ersteres 
sehr klein ist, ist dies nicht der Fall. Uebrigens verhalten sich hierin selbst einander nahe 
stehende lebende Lacerten sehr verschieden. Auch die Kürze des Kiefers und die stumpfere 
Form des Gesichtstheiles würde zu den Stellionen passen, woraus indess noch keineswegs 
folgt, dass auch die hintere Hälfte des Kopfes nach demselben Typus entwickelt gewesen 
seyn müsse. Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Oberkiefer von der Bildung des unteren 
Augenhöhlenrandes in der vorderen Gegend durch einen anderen Knochen ausgeschlossen 
war. In den Stellionen wird diese Strecke auch nur vom Öberkiefer gebildet, an dessen 
hinteren Abfall sich das Jochbein, die Augenhöhle unten und hinterwärts begrenzend, 
anlegt, was daher auch im fossilen Thiere der Fall gewesen seyn wird. Da aber dieser 
Knochen nicht vorliegt, so lässt sich auch die Länge und Form der Augenhöhle nicht 
ermitteln. Aus dem auffallend spitzen vorderen Winkel möchte man auf eine lang ovale 
Augenhöhle schliessen, eine für die lebenden Saurier, namentlich die Stellionen ungewöhn- 
liche Form. Das gerade abgestumpfte vordere Ende des ÖOberkiefers zur Aufnahme des 
Zwischenkiefers ist, wie die weniger feste Verbindung dieser beiden Knochen, den Lacerter 
angemessen. Bei dem überaus flachen, nach innen oder auf der Gaumenseite nicht horizontal 
ausgedehnten Oberkiefer ist anzunehmen, dass die auf diese Strecke der Unterseite kom- 
mende vordere grössere paarige Oeffnung, welche im Lacerten-Schädel die hintere Nasen- 
öffnung darstellt, gross und bis gegen den Alveolar-Rand hin ausgedehnt war, was zugleich 
an Iguana erinnern würde; in anderen Lacerten, z. B. den Monitoren, liegen diese Oeffnun- 
gen durch die plattenförmige Ausdehnung des Oberkiefers nach innen weiter vom Alveolar- 
Rand entfernt, und im Crocodil erscheint diese Gegend der Gaumenseite durch Vereinigung 
der beiden Oberkieferbeine völlig knöchern geschlossen. Es lässt sich indess schwer begrei- 
fen, wie der fossile Oberkiefer an seinem flachen, spitzen hinteren Ende mit einem Gaumen- 
bein und Querbein verbunden war. Die an der Aussenseite des Oberkiefers in einer gewissen 


2 


Höhe über dem Alveolar-Rand auftretende Reihe hinter einander folgender, ins Innere der 
Alveolen führenden Löcher zum Durchgange von Nervenfäden ist bei den Iguanen und 
Monitoren ebenfalls deutlich entwickelt. 

Während, wie wir sehen, die Form des Oberkiefers zu den Stellionen hinneigt, besteht 
in den Zähnen die grösste Verschiedenheit von diesen Thieren, in denen sie mit dem Kiefer- 
rande so fest verbunden sind, dass dieser wie gezähnelt aussieht; auch werden die weiter 
hinter auftretenden Zähne in den Stellionen grösser oder wenigstens nicht kleiner. Ganz 
anders haben wir es für den fossilen Oberkiefer gefunden, der überdies ein Thier verräth, 
das ungefähr zwanzigmal grösser war, als die Stellionen. In den Zähnen des fossilen Thieres 
liest weit mehr Aehnlichkeit mit Monitor, der dagegen, schon wegen seines längeren Gesichts- 
theiles, in der Form des Öberkiefers auffallend abweicht. Die Aehnlichkeit mit Monitor 
beschränkt sich überhaupt nur auf die flach konische, schwach gekrümmte und mit gezäh- 
nelten diametralen Kanten versehene Krone, der Zusammenhang der Zähne mit dem Kiefer, 
so wie das Ersetzen der Zähne, ist in beiden Thieren ganz verschieden und entspricht im 
fossilen mehr den Crocodilen, obschon diese gar nicht weiter in Betracht kommen. Wir 
besitzen also in vorliegender Versteinerung wieder ein schönes Beispiel von dem bei 
älteren fossilen Sauriern vorkommenden Gemenge von Charakteren, die in den lebenden 
Sauriern vereinzelt typisch auftreten; worauf ich schon frühe die Aufmerksamkeit der Palae- 
ontologen zu lenken mich veranlasst sah. 

Unter den fossilen Sauriern kommt zunächst der gleichfalls riesenmässige Megalo- 
saurus in Betracht. Für diesen findet Owen (Monograph on the fossil Reptilia of the 
Wealden formations, III. Megalosaurus Bucklandi; in den Schriften der Palaeontographical 
Society für 1856, S. 1) die Worte: „Dentes laniarii subeompressi, marginibus minute ser- 
ratis“ bezeichnend, die jedoch auf sehr verschiedene Genera sich anwenden lassen. Nach 
dem heutigen Stand unserer Kenntnisse fällt die Zeit des frühesten Auftretens des Mega- 
losaurus in die Oolith- oder Jura - Periode, und zwar nach dem Lias, von wo dieses 
Genus, wie man nicht anders finden konnte, in nur einer Species bis in- die Walden- For- 
mation hinein angedauert hat. Zwar nimmt Quenstedt (Jura, 1858, S. 33. t. 2. f. 11. 12) 
schon in der dem Lias vorhergehenden oberen Grenzbreceie einen Megalosaurus cloacinus 
an, jedoch nur nach Zähnen, welche viel kleiner als die gewöhnlichen des Megalosaurus, 
und nur auf der concaven Seite schneidig und fein gezähnelt sind, so dass sie sich eigentlich 
nur-dazu eignen zu bestätigen, dass schon vor Entstehung des Lias Thiere mit flach coni- 
schen Zähnen gelebt haben. Diese Zähne schliessen sich eher denen unter Zanclodon 
begriffenen an. 

Vom Kopfe des Megalosaurus kennt man ausser einigen vereinzelten Zähnen ein 
Stück aus der mittleren Gegend des dem Unterkiefer angehörigen Zahnbeines, das mit 


anderen Knochen dieses Thieres sich in dem bekannten Schiefer von Stonesfield gefunden 
35% 


— ab — 


hat. Diese wichtigen Versteinerungen wurden schon von Buckland (Trans. Geolog. Soc. London, 
2. ser. I. 1824. p. 390. t. 40. 41; — Geology and Mineralogy, 1836. I. p. 238. t. 23) 
ausführlich dargelegt, es beschäftigte sich auch Cuvier (oss. foss., 4. ed. X. p. 188. t. 249. 
f. 9—13) mit ihnen und zuletzt Owen, der namentlich von dem Stück Unterkiefer eine 
Abbildung in natürlicher Grösse von innen und aussen (a. a. O. p. 20. t. 11. f. 1. 2) mit- 
theilt, zugleich aber auch noch ein weiter vorn aus dern Zahnbeine herrührendes Stück 
(p- 23. t. 12. f. 1), woraus die nicht unbeträchtliche Höhe des Kiefers ersichtlich wird, so 
wie dass derselbe von längerer Form war, da sich nunmehr herausstellt, dass, sollten auch 
beide Stücke nicht von demselben Individuum herrühren, der Unterkiefer doch wenigstens 15— 16 
hinter einander folgende Zähne oder Älveolen enthielt, welche eine Länge von 1 Fuss 4 Zoll 
einnahmen, und von denen noch keine auf ein Abnehmen der Zähne an Grösse schliessen lässt; 
die vollständige Reihe in der von mir untersuchten Oberkieferhälfte zählt 13 Alveolen, die 
nur ungefähr die Hälfte des für Megalosaurus angegebenen Raumes einnehmen, und von 
denen nur die vorderen, mit Ausnahme der ersten, grösser sind, die der hinteren Hälfte 
aber je weiter hinten sie auftreten, um so kleiner werden. Dabei ist die Länge der Zahn- 
reihe für Megalosaurus noch keineswegs vollständig ermittelt, wie schon daraus hervorgeht, 
dass noch keine der vorhandenen Alveolen Hinneigung zum Kleinerwerden zeigt, und dass 
vereinzelte kleinere Zähne vorliegen (Owen, t. 11. f. 5—11), die unmöglich alle Keimzähne 
darstellen können. Die vollständig entwickelten grösseren Zähne des Megalosaurus sind noch 
etwas grösser als die grössten in dem von mir untersuchten Oberkiefer, und selbst die Form 
der Zähne stimmt nicht ganz genau überein. In beiden Thieren sind sie zwar flach conisch, 
spitz, etwas hinterwärts gebogen und mit scharfen, feingezähnelten diametralen Kanten ver- 
sehen. Für Megalosaurus aber wird angegeben, dass die vordere Kante schon nach den 
oberen zwei Drittel der Krone stumpfer werde, was in den Zähnen des von mir untersuchten 
Öberkiefers erst näher der Basis der Krone geschieht; auch ist in ersterem Thiere die eigent- 
liche Krone länger, gewöhnlich mehr als zweimal so lang als der Durchmesser an der Basis 
von vorn nach hinten, in letzterem misst sie eher weniger, und es sind auch die Spitzen 
des gezähnelten Randes nicht so deutlich nach der Spitze des Zahnes hin gerichtet als 
in Megalosaurus. Diese Abweichungen können unmöglich daher rühren, dass die Zähne des 
Unterkiefers von dem einen Thier mit den Zähnen des Öberkiefers von dem anderen der 
Vergleichung unterliegen. Zugleich stellt sich für den Megalosaurus ein langer, für das Thier 
aus dem Keuper von Stuttgart ein kurzer, stumpfer Gesichtstheil heraus. 

Buckland, Cuvier und Owen geben übereinstimmend an, dass die äussere Kieferwand 
um einen Zoll höher sey als die innere, und eine Art Brustwehr für die Zähne bilde, was 
an Monitor erinnere. Von dem inneren Rande gehe eine Reihe dreieckiger, hinter einander 
folgender, knöcherner Platten aus, und von der Mitte je einer solchen Platte führe eine 
knöcherne Leiste zur äusseren Wand, wodurch eine Art von Alveole für den entwickelten 


ab — 


Zahn veranlasst werde. Die Keimzähne des Mesalosaurus bildeten sich in der Masse des 
Kieferknochens aus, was mehr an die Säugethiere erinnert, später durchbrächen sie in den 
Winkeln, welche je zwei dreieckige Platten bilden, an der Basis dieser Platten, within an der 
Innenseite der älteren Zähne, den Kiefer, so dass Owen nicht daran zweifelt, dass während 
der Entwickelung der Zähne im Kiefer selbst Veränderungen vor sich gegangen sind, bei 
denen neue dreieckige Platten und knöcherne Alveolar-Wände entstanden, wenn die alten 
absorbirt waren, Veränderungen, denen vergleichbar, welche im Kiefer des Elephanten 
während des Wachsthums der Zähne sich zutragen. 

Sehr verschieden von Megalosaurus verhält sich hierin der Oberkiefer aus dem Keuper 
von Stuttgart. An ihm ist der Innenrand des Kiefers höher als der Aussenrand, seine Zähne 
werden von besser umschriebenen Alveolen beherbergt. Der Keimzahn liegt nicht so tief 
im Kieferknochen und auch nicht von dessen Masse dicht umschlossen , sondern er entsteht 
aussen dicht neben dem alten, in den er hineintritt, wenn er ihn bei vorgeschrittener Ent- 
wickelung in der Alveole noch vorfindet; er durchbricht daher auch nicht den Kiefer an 
der Seite. Von der aus dreieckigen knöchernen Platten bestehenden Vorrichtung wird nichts 
wahrgenommen; mit den Winkeln, welche diese Platten in Megalosaurus beschreiben , liesse 
sich allenfalls der geringe Einschnitt homologisiren, welcher an dem Oberkiefer von Stuttgart 
der Aussenrand in der ungefähren Mitte je einer Alveole darbietet. Hienach lässt sich 
annehmen, dass während der Entwickelung und des Wachsthums der Zähne mit dem Kiefer 
von Stuttgart keine solche Veränderungen wie in Megalosaurus sich zugetragen haben. Das 
Thier von Stuttgart glich hinsichtlich der Befestigung und des Ersetzens der Zähne mehr den 
Crocodilen. Die Grösse des Megalosaurus ermässigt Owen von 60—70 Fuss auf 30, oder 
die Hälfte, wobei er der Länge des Kopfes 5 Fuss einräumt, was für den Kopf, dessen 
Öberkiefer ich untersucht habe, viel zu viel wäre. 

Die Kürze des Kiefers und die Beschaffenheit der Zähne erfordern ferner eine Ver- 
gleichung mit Bathygnathus borealis (Leidy, Journal Acad. nat. sc. Philadelphia, 2. Ser. 
I. p. 327. t. 22) aus einem wohl auch triasischen Sandsteine der Prinz Eduard’s Insel. 
Von diesem Reptil ist das von aussen entblösste rechte Zahnbein gefunden, woraus sieben 
Zähne hervorstehen. Der Kiefer zeichnet sich durch auffallende Kürze im Vergleich zur 
Höhe aus; letztere wird zu 5 Zoll, die ganze Länge des Zahnbeines zu 7'/, Zoll angegeben, 
was für den von mir untersuchten Oberkiefer zu kurz wäre, obschon dieser sich auch 
durch Kürze auszeichnet. Die Aussenseite des in Nordamerika gefundenen Unterkiefers ist 
gerade aufwärts gerichtet. Sein Alveolar-Rand fällt gegen das Kinn schnell convex ab, was 
dem bis zum vorderen Ende horizontal verlaufenden Oberkiefer von Stuttgart nicht entspricht. 
In Bathygnathus sind wohl zarte Grübchen, die auf Gefässe schliessen lassen, so wie in der 
Nähe des Alveolar-Randes viele kleine Gefässlöcherchen, und gegen Ende des Kinns ein 
grösseres foramen mentale mit einem kleineren dahinter vorhanden, von einer regelmässigen 


— 26 — 


Reihe grösserer Löcher zum Ausgange der Zahnnerven wird aber nichts wahrgenommen. 
Auf welche Weise die Zähne mit dem Kiefer in Verbindung standen, war nicht zu ermitteln. 
Die Unterkieferhälfte konnte eine Reihe von 12 Zähnen beherbergen auf eine Länge, welche 
nur zwei Drittel von der des von mir untersuchten Oberkiefers mit 13 Alveolen beträgt. 
Der Ersatzzahn entstand an der Innenseite des Alten, von dem er später aufgenommen 
wurde. Die Zähne sind zwar auch flach konisch, schwach rückwärts gekrümmt und mit 
einer feingezähnelten Vorder- und Hinterkante versehen, aber weniger flach, aussen mehr 
und innen weniger convex als in Megalosaurus, mit dem die Zähne des von mir 
untersuchten ÖOberkiefers grössere Aehnlichkeit besitzen. Bathygnathus zeigt sich darin 
ähnlich, dass der erste Zahn auffallend kleimer, schlanker und weniger flach als die fol- 
genden war, wobei freilich nicht zu übersehen ist, dass in dem Unterkiefer dieses Thiers der 
Zahn wirklich der erste ist, im Thier von Stuttgart dagegen dem Oberkiefer wohl noch ein 
bezahnter Zwischenkiefer vorn angesessen haben wird. In Bathygnathus war der nächste 
Zahn, wie es scheint der dritte der Reihe, der grösste und stärkste, die folgenden sind 
etwas kleiner und unter einander mehr von gleicher Grösse; die Abnahme der Zähne gegen 
das hintere Ende der Reihe war weniger auffallend als in dem von mir untersuchten 
Öberkiefer, der nach dieser Vergleichung einem von Bathygnathus verschiedenen Genus 
angehört. 

Die in einem ähnlichen Sandsteine Pennsylvanien’s gefundenen Zähne von Clepsy- 
saurus Pennsylvanicus (Lea, Journal Acad. nat. sc. Philadelphia, 2. Ser. I. ‚1852. 
p- 16. t. 19. £. 3) sind kleiner, schlanker und noch weniger flach als in Bathygnathus, 
und es ist an ihnen nur die hintere Kante gezähnelt. 

Die Zähne, welche Riley und Stutchbury (Trans. Geolog. Soc. London, 1840. 2. 
V. p. 349. t. 29. 30) ihren Gattungen Palaeosaurus und Thecodontosaurus beilegen, und 
aus einem ebenfalls triasischen Dolomit-Conglomerat ‚bei Bristol herrühren, sind auch 
flach conisch und mit gezähnelten Kanten versehen, jedoch weit kleiner und passen 
auch wegen ihrer lanzettförmigen, an der Basis etwas eingezogenen Krone weit weniger 
als Megalosaurus und Bathygnathus. Dabei gehen auf das dem Thecodontosaurus bei- 
geleste Bruchstück vom Unterkiefer von nur 3'/, Zoll Länge 21 Zähne, womit die 
Backenzahnreihe noch nicht geschlossen gewesen zu seyn scheint; und von dem dem 
Palaeosaurus platyodon beigelegten Zahne wird gesagt, dass er dem oberen Ende der 
Zähne des Megalosaurus gleiche, also nicht einmal den ganzen Zähnen dieses Thiers. 

Auch in dem Neurothen Sandsteine von Warwick und Leamington fanden sich 
flach konische, spitze, schwach gekrümmte Zähne mit scharfen gezähnelten Kanten (Mur- 
chison and Strickland, Trans. Geolog. Soc. London, 2. V. t. 28. f. 6), welche Owen 
(Rep. Brit. foss. Rept., II. p. 155) unter Cladyodon Lloydi begreift. Wenn auch diese 
Zähne durch eine längere und krümmere Krone denen des Megalosaurus näher stehen als 


— AT — 


die zuvorerwähnten, so gleichen sie diesen doch darin nicht, dass sie kürzer sind, indem sie nur 
1 Zoll 4 Linien Länge und 5 Linien an der Basis messen, und dass die Basis sich schwach 
eingezogen darstellt. Ueberdies fanden sich die Zähne von Cladyodon mit Resten von 
Labyrinthodonten, die ich aus dem Theile des oberen Keupers, woraus der Öberkiefer von 
Stuttgart herrührt, nicht kenne. 

Noch weniger Aehnlichkeit besteht mit den von Plieninger (Württemb. naturw. Jah- 
reshefte, II. 1846. S. 152 t. 1. f£ 3 - 12. S. 248; 1847. S. 206) unter Zanclodon aus der 
Lettenkohle von Gaildorf, bekanntlich der Hauptfundstätte des Labyrinthodonten Masto- 
donsaurus Jägeri, begriffenen Zähnen, welche zwar auch flach konisch, spitz, etwas ge- 
krümmt und mit diametralen Kanten versehen sind, von denen aber die vor\lere dieser 
Kanten dicker als die hintere und, wie in Zanclodon laevis, sich nicht immer gezähnelt darstellt ; 
die andere Species, Zanclodon crenatus Plien., begreift Quenstedt (Petrefaktenk., 1852. 
S. 110. t.. 7. f£. 11. 12) unter Cladyodon als C. crenatus. 

Aus diesen Untersuchungen wird zu ersehen seyn, dass der Keuper auch ander- 
wärts Zähne geliefert hat, deren Form zwar Aehnlichkeit mit den Zähnen des von mir 
dargelesten Oberkiefers besitzt, aber keine Uebereinstimmung, die auch in Betreff der 
Grösse fehlt. 

- Mit wie wenig Sicherheit sich allein auf Grund von Zähnen dieser Formgruppe auf 
das Genus schliessen lasse, geht ferner daraus hervor, dass von einem Dutzend Zähne aus 
einer Formation des Judith -Flusses, die zur Reihe der Kreidegebilde von Nebrasca gehören 
wird, drei Viertel mit denen des Megalosaurus fast völlig übereinstimmten, während die 
anderen solche Eigenthümlichkeiten darboten, dass Leidy, von dem diese Untersuchungen 
herrühren, sich veranlasst sah, das Thier wenigstens vorläufig unter dem Namen Deinodon 
horridus von Megalosaurus getrennt zu halten (Trans. Amer. Philos. soc. Philad., 2. Ser. 
XI. 1859. p. 143. t. 9. f. 21-48). Auch sind die oberen Eckzähne des unter Dre- 
panodon Nesti, Megantereon Croiz. Job., Machairodus Kp., Stenodon Croiz. und Smilodon 
Lund begriffenen, erloschenen Genus katzenartiger Thiere den Zähnen in Megalosaurus sehr 
ähnlich. Ich erwähne dies nur um zu zeigen, dass wegen Aehnlichkeit der Zähne der von mir 
untersuchte Oberkiefer nicht nothwendig von Megalosaurus herrühren muss; eine völlige Ueber- 
einstimmung der Zähne besteht gar nicht, und in der Zahnreihe und den Kiefern stellen sich 
zwischen beiden Thieren Abweichungen heraus, welche auf zwei verschiedene Genera schliessen 
lassen, von denen ich das, welchem der Oberkiefer aus dem Stubensandstein bei Stuttgart 
angehört, unter Teratosaurus, die Species unter T. Suevicus begreife. 

Die Auffindung des Kiefers eines dem Megalosaurus verwandten Thieres im Stuben- 
sandsteine der Gegend von Stuttgart, veranlasste mich, Plieninger's Abhandlung über Belodon 
nochmals durchzunehmen, wobei ich mich nicht anders überzeugen konnte, als dass von ihm 
Reste sehr verschieden gebauter Thiere im Belodon vereinigt wurden. Was man unter Belodon 


268 — 


zu verstehen habe, kann nicht mehr zweifelhaft seyn. Die Ueberreste, welche mich zur Annahme 
dieses Genus veranlasst haben, fanden sich in dem eigentlichen Stubensandstein oder grob- 
körnigen Keuper-Sandstein (oberer weisser Keuper-Sandstein) zu Leonberg und Löwenstein ; 
die später in demselben Gebilde der Gegend von Stuttgart durch Herrn Kapff aufgefundenen 
Reste lehrten den Belodon erst recht kennen. Nach Ausscheidung der dieser Thiergattung 
unzweifelhaft angehörigen Theile bleibt von dem der Plieninger’schen Arbeit zu Grunde liegen- 
den Material ein grösserer Rest übrige, der selbst nach den ungenauen Abbildungen, die davon 
gegeben werden, einige Achnlichkeit mit den entsprechenden Theilen von Megalosaurus Buck- 
landi besitzt, so dass anzunehmen ist, dass er wirklich von emem Pachypoden herrührt, der 
möglicherweise Teratosaurus seyn könnte. Dies scheint namentlich mit den zusammenhängenderen 
Theilen zweier Skelete der Fall zu seyn, welche Plieninger und Reiniger besitzen. Zwar hat 
sich bei keinem derselben der Kopf vorgefunden, und sie rühren auch nicht aus dem eigent- 
lichen Stubensandstein oder grobkörnigen Keupersandstein, sondern aus der in der Gegend 
von Stuttgart denselben überlagernden, das Ausgehende gegen die Gebilde der Jura-Gruppe 
bildenden, mächtigen Schichte des rothen Keupermergels her, der, wie Herr Kapff bemerkt, 
in dem Steinbruche, woraus der Teratosaurus herrührt, ganzlich fehlt, während er auf der 
anderen Seite des T'hales, wo Plieninger das erste Skelet fand, fast überall auftritt. Es ist 
indess kaum anzunehmen, dass dieser Mergel eine eigene, durch den Gehalt an Wirbelthieren 
von dem darunterliegenden Stubensandstein verschiedene Formation darstellen werde. 

Bei dem einen dieser colossalen Skelete lagen zwischen den an die vordersten Wirbel 
sich anschliessenden Rippen, wie (Plieninger, a. a. O. 5. 429) angegeben wird, 13 vereinzelte 
Zähne, von denen aber selbst die besser erhaltenen (a. a. ©. t. 8. f. 7—15) so unvollständig sind, 
dass sie zu einem sicheren Aufschluss über die Zusammengehörigkeit dieser Skelete mit dem 
Teratosaurus nicht führen. Bei ihrem aufsebrochenen und überhaupt mangelhaften Zustande 
lassen sie nur erkennen, dass sie flach konisch, schwach gekrümmt und mit gezähnelten 
diametralen Kanten versehen waren, woraus, wie wir gesehen haben, auf die Gattung nicht 
mit Gewissheit geschlossen werden kann. Die grössten unter ihnen Fig. 7 und 8 würden 
der vorvorletzten Alveole in dem von mir untersuchten Oberkiefer von Teratosaurus ent- 
sprechen, die übrigen noch kleiner seyn, wie denn auch besagter Oberkiefer noch kleinere 
Alveolen enthält. Die übrigen von Plieninger genauer dargelegten Zähne rühren aus dem 
Stubensandsteine her. Der Zahn Fig. 16, bei Altingen, im Oberamte Tuttlingen, mit Haut. 
knochen (t. 8. f. 32-34) gefunden, die mit denen des Belodon übereinstimmen , gehört 
unverkennbar letzterem Thiere an, wie schon der fast kreisrunde Querschnitt ergiebt. Die 
anderen Zähne (f. 17—30) fanden sich im Stubensandsteine bei Stuttgart, und unter diesen 
sind es die Zähne Fig. 21. 22. 24 - 26, welche näher auf Teratosaurus zu untersuchen wären, 
was jedoch an den bestehenden Abbildungen nicht durchzuführen ist. Die übrigen werden 


unzweifelhaft von Belodon herrühren, was auch von den Kiefer- oder Schädelfragmenten gilt, 


_ 20 — 


welche Plieninger vorführt, selbst von jenen der Hügel’schen Sammlung, die hienach grössten- 
theils aus Belodon-Resten mit einer grösseren Anzahl von Hautknochen bestehen dürfte. 

Von dem einen Pachypoden-Skelet fanden sich 60 Wirbel, eine ununterbrochene Reihe 
von 17 Würtb. Fuss bildend (Plien., S. 472); zwei mit einander verwachsene stellen em 
Kreuzbein von zwei Fuss (wird, auch nach der Abbildung t. 13. f. 3. 4, nur ein Fuss 
heissen solle; so viel messen auch die beiden Beckenwirbel des zweiten Exemplares) Länge dar. 
Dem Kreuzbeine folgen 37 Wirbel, welche 8 Fuss Länge einnehmen, und ihm vorher gehen 
21 Wirbel mit 7 Fuss Länge, von denen keiner vollständig überliefert ist, so dass sich 
nicht angeben lässt, wie dieselben sich vertheilten. Auch ist bei mangelndem Kopfe darüber 
keine Gewissheit zu erlangen, ob die Reihe mit diesen Wirbeln vorn geschlossen war. Vom 
Schwanze liegt das Ende nicht vor. Die Länge des Thieres wird auf 30 Fuss geschätzt, sie 
dürfte aber, dem Oberkiefer von Teratosaurus entsprechend, etwas geringer gewesen seyn 
als die des Megalosaurus, welche auf 30 Fuss ermässigt ist. Der Körper des letzten über- 
lieferten Schwanzwirbels ergiebt 1'/, Zoll Länge und nicht ganz einen Zoll Breite an der 
Gelenkfläche, näher dem Kreuzbeine hin erhält man 3 Zoll Länge und 4 Zoll Durchmesser ; 
die nächsten Wirbel vor dem Kreuzbein ergeben je 5—6 Zoll Länge bei 6 Zoll Durch- 
messer an der Gelenkfläche; sie nehmen weiter vorn an Grösse ab, so dass die 5 vordersten 
zusammen gegen 2 Fuss Länge messen. Die gegen die Mitte ihrer Länge stark eingezo- 
genen Körper sind flach biconcav mit fast kreisrunden Gelenkflächen und aufgeworfenem 
Rande. Das Rückenmarksloch ist in die Gelenkscheibe eingelassen, und die oberen Stachel- 
fortsätze sind flach, viereckig, 3—4 Zoll hoch, 4—5 Zoll lang. Von auffallend hohen Stachel- 
fortsätzen in der vorderen Gegend der Säule wird nichts erwähnt. Bogen und Körper sind 
durch eine Naht getrennt. 

Besser erhalten sind die Wirbel des zweiten aus der Gegend von Stuttgart herrüh- 
renden Pachypoden-Skelets, die daher auch abgebildet werden. Hier ergeben sich für das 
Kreuzbein (S. 475. 519. t. 13. f£ 1—4) ebenfalls nur zwei verwachsene Wirbel, zu denen 
noch der letzte Lendenwirbel als freier Beckenwirbel hinzugenommen wird. Mit dem Kreuz- 
beine von Megalosaurus (Owen, a. a.O. S. 4. t. 1—3) besteht wohl einige Aehnlichkeit in der 
Form; in der Zusammensetzung dagegen, die für den Pachypoden von Stuttgart wie für den 
Megalosaurus England’s durch mehr als ein Individuum bestätigt wird, Verschiedenheit, und 
zwar in so auffallender Weise, dass sie unmöglich nur auf verschiedenem Alter beruhen kann. 
Es beträgt nämlich die Zahl der verwachsenen Beckenwirbel in Megalosaurus nicht zwei oder 
drei, sondern fünf. Sonst scheint in den Wirbeln beider Thiere Aehnlichkeit zu bestehen, 
namentlich auch in der starken Einschnürung des Körpers. Diese Aehnlichkeit erstreckt sich 
ferner auf die Rippen (Plien., t. 12. f£ 1—13; Owen, t. 4. f£ 1—3). 

Es ist zu bedauern, dass das in Megalosaurus so charakteristisch gebildete Haken- 


schlüsselbein vom Pachypoden des oberen Keupers von Stuttgart nicht vorliegt, und dass 
Band VII, 5. 36 


ul) — 


man von ersterem Thiere den Oberarm nicht kennt. Das Schulterblatt (Plien., t. 10. f. 7) 
scheint mit dem, welches aus dem Walden (Owen, t. 5. f. 1) dem Megalosaurus beigelegt 
wird, Aehnlichkeit zu besitzen, würde aber ein wenig kleiner seyn, was auch für die Glied- 
maassen Knochen gilt. Entschiedene Aehnlichkeit tritt im Oberschenkel hervor (Plien., S. 502. 
t. 11. f£ 3; Owen, S. 17. t. 7), sogar in der Beschaffenheit des inneren Trochanters; im 
Pachypoden von Stuttgart ist aber auch dieser Knochen kürzer, und zwar un ein Achtel. 
Im Schienbein (Plien., S. 502. t. 10. f. 6; Owen, S. 18. t. 9) besteht die Aehnlichkeit fort, 
die sich in auffallendem Grad in den Klauengliedern zu erkennen giebt, von denen jene bei 
Plieninger Taf. IX. Fig. 4. 9 dem bei Owen Taf. X. Fig. 5, und die Klauen Fig. 3. 5 bei 
Plieninger den bei Owen Fig. 1—4 sehr gut entsprechen würden; nur sind die vom 
Megalosaurus England’s veröffentlichten im Ganzen etwas krümmer und an der Basis höher. 

Bei den Skeleten des Pachypoden von Stuttgart fand sich kein Hautknochen, wohl 
aber geschieht unter den in der Umgegend von Basel im oberen Keuper entdeckten Resten, 
welche Rütimeyer und Plieninger. demselben Pachypoden beilegen, eines Hautknochens von 
4 Zoll Länge Erwähnung, der denen von Löwenstein ähnlich seyn soll. Es lassen sich 
daher zwei Fälle denken: entweder gehören die von Rütimeyer untersuchten Reste keinern 
Pachypoden an, oder es sind demselben Reste eines Belodonten beigemengt. Vom Megalo- 
saurus sind keine Hautknochen bekannt, und unter den Pachypoden überhaupt sind sie 
eigentlich nur bei dem Hylaeosaurus des Walden England’s nachgewiesen (Owen, Monograph 
on the fossil Reptilia of the Wealden formations, Part. IV. 1857; in London Palaeontogr. 
Soe.:-for. 1856..p...'22.: 1. /10..0f.: 1.1), bei.deın: (sie, !aber > injleinzelnen,,“ nochnang.den 
Schwanzwirbeln sitzenden Platten bestehen, welche nach dem Ende des Schwanzes hin 
immer geringer werden. Sie sind elliptisch oder kreisrund, und die grössten besitzen nicht 
über drei Zoll Durchmesser, die’ kleinsten nur einen Zoll. Sie sind convex, mit einem kleinen 
Hübel auf dem Gipfel, der in den grösseren Platten weniger sich erhebt. Die Aussenseite 
ist mit sehr kleinen Hübelchen bedeckt. Der Hylaeosaurus besitzt ausserdem in der vorderen 
Gegend des Rumpfes Hautknochenstacheln von 15 Zoll Höhe und 5 Zoll Breite an der 
Basis, welche, nach Mantell, längs des Rückens eine gezähnelte Franze veranlasst haben 
sollen; während Owen es für nicht unmöglich hält, dass sie Abdominal-Rippen darstellten. 
Jedenfalls ist aus diesen Nachrichten über die Hautkknochengebilde des Hylaeosaurus ersicht- 
lich, dass selbst bei diesem Pachypoden ein eigentlicher Hautknochenpanzer, der sich dem 
der Crocodile vergleichen liesse, nicht vorhanden war, und es wird daher auch anzunehmen 
seyn, dass der Pachypode des oberen Keupers keinen solchen Panzer besessen habe. 

Das Vorkommen von Pachypoden im oberen Keuper mit Reptilien, wie der Belodon, 
der mit einem Hautpanzer, denen der Crocodile vergleichbar, versehen waren, lässt sich 
einem ähnlichen Vorkommen in der Walden-Formation gegenüber stellen, welche die Pachy- 
poden Megalosaurus, Iguanodon und Hylaeosaurus zugleich mit dem Crocodil-artig bepan- 


zerten Goniopholis und Pholidosaurus umschliesst, aber auch mit Schildkröten, die in 
Gebilden, welche älter als die Jura-Periode sind, noch imıiner nicht aufgefunden werden 
konnten. 


Belodon. 


Die übrigen von Herrn Dr. Kapff im Stubensandstein seiner Gegend aufgefundenen 
Reste werden wohl grösstentheils dem Belodon angehören. Die Schädel und Unterkiefer 
rühren sicherlich von diesem Genus her, und nur unter den übrigen Stelettheilen wäre es 
möglich, dass sich Stücke von anderen Thieren befänden, deren Ausscheidung jedoch nicht 
gelingen wollte, weshalb ich mich genöthigt sehe, diese Reste zusammen unter Belodon 
der Betrachtung zu unterwerfen. 


Schädel. 


Die Schnautze des Belodon ist so schmal und lang, und die Knochen im Stuben- 
sandstein sind überhaupt so zerbrechlich, dass kaum zu erwarten steht, dass ein Schädel von 
diesem Thier je wieder so vollständig werde zu Tag gefördert werden, wie der Taf. XXVIU 
von oben, Taf. XXIX Fig. 1 von unten abgebildete, Fig. 2 stellt die Schnautze von der rechten 
Seite, Fig. 3 von vorn und Fig. 4 im Querschnitte dar. Durch Druck verschob sich der 
Schädel etwas nach der rechten Seite hin, wobei die linke Hälfte platter wurde, während 
die rechte sich mehr aufrichtete. In stärkerem Grade konnte der Druck seine Wirkung auf 
die hintere Schädelhälfte, welche höher, breiter und hohler ist, als auf die lange, schmale 
und dichtere Schnautze geltend machen. Die ursprüngliche Form des Schädels ist sonst 
erhalten geblieben; später weggebrochene Stellen, lassen sich durch die entgegengesetzte 
Seite ergänzen. Die fehlende Hinterhauptsgegend scheint erst in neuester Zeit weggebrochen. 
Die vordere Strecke der Schnautze, gegen 20 Alveolen in jeder Hälfte umfassend, war für 
Unterkiefer gehalten worden, bis es mir gelang, sowohl dieses Stück, als ein linkes Paukenbein, 
dem Schädel wieder anzupassen, wodurch zugleich dessen vollständige Länge gegeben war, 
für welche ich in gerader Richtung 0,7 oder etwas über zwei Pariser Fuss erhielt. 

Die Beschaffenheit der Oberseite des Hinterschädels stellte sich an dem später auf- 
gefundenen Bruchstück von einem grösseren Individuum, das ich Taf. XXXII und Taf. XXXV. 
Fig. 1 abgebildet habe und unten näher beschreiben werde, heraus. An diesem wichtigen 
Stück ergab sich, dass der Schädel, von oben gesehn, hinten in der Mitte eine schmale, 
tief nach vorn einschneidende Hinterhauptsbucht besass, die zu den auffallendsten Eigen- 
thümlichkeiten des Belodon gehörte. Unbekannt ist nur noch die das Hinterhaupt umfassende 


Basis des Schäduls, so wie die an der Unterseite zum Hinterhaupte führende Strecke. 
36 * 


— AR — 


Da nun auch der Unterkiefer, wie wir später sehen werden, vollständig vorliegt, so ist es 
gelungen, in Besitz des fast vollständigen Kopfes von Belodon zu kommen, was um so 
erfreulicher ist, als wir durch ihn über emen neuen, ganz eigenthümlichen Typus Aufschluss 
erhalten. 

Von grossem Werth ist die gute Erhaltung des vorderen Endes der langen, schmalen 
Schnautze, woran zunächst das hakenförmig abwärts gebogene Ende (Taf. XXIX. Fig. 2) 
auffällt, dann aber auch der Mangel einer Nasenöffnung an der Ober- oder Vorderseite, so 
wie der Mangel einer Zwischenkieferöffnung an der Unter- oder Gaumenseite (Fig. 1— 3), 
was um so weniger zu erwarten stand, als im Typus, wonach andere Theile des Belodon 
gebildet sind, eine unverkennbare Hinneigung zu den Crocodil-artigen Thieren besteht, die 
indess schon durch die oben erwähnten, der Schnautze entnommenen Merkmale gänzlich 
ausgeschlossen werden. 

Sämmtliche Oeffnungen fallen in die hintere Hälfte des Schädels, hinter die Mitte, 
im lebenden Gavial, dem Macrorhynchus des Walden und dem Teleosaurus, Macrospondylus 
oder Mystriosaurus der Oolith-Periode, mit Ausnahme der am vorderen Ende auftretenden 
Nasenöffnung, in das hintere Drittel der Schädellänge. Auf der Ober- und Aussenseite be- 
stehen vier Paar rundum knöchern begrenzte Oeffnungen, von denen je zwei in dieselbe 
Zone fallen. Das innere Paar Oeffnungen je einer Zone ist kleiner als das äussere, und das 
vordere innere oder äussere Paar ist kleiner als das hintere innere oder äussere Paar, wobei 
sich noch andere Verhältnisse herausstellen, die ich unmöglich übergehen kann. Der hintere 
Winkel je eines inneren Paares entspricht seiner Lage nach der Mitte der Länge des betref- 
fenden äusseren Paares, wobei der vordere Winkel des hinteren inneren Paares so weit vor- 
steht als der vordere Winkel des hinteren äusseren Paares; das vordere innere Paar stellt 
die kleinsten Oeffnungen dar. 

Schwieriger ist es, die Oeffnungen richtig zu deuten, namentlich zu ermitteln, welches 
Paar die Augenhöhlen darstelle. Es würde dies leichter zu finden gewesen seyn, wenn die 
Nähte besser überliefert wären; man hätte alsdann aus den einzelnen, die Oeffnungen be- 
grenzenden Knochen auf die Bedeutung der Öeffnung schliessen können. Darüber besteht 
wohl kein Zweifel, dass das vordere innere Paar Oeffnungen der äusseren Nasenmündung 
angehört, welche hier wir in Ichthyosaurus, mehr noch wie in den Cetaceen, an die Basis 
der Schnautze verwiesen ist. Auch das hintere äussere Paar Oefinungen kann unmöglich 
den Augen angehören; es wäre daher nur darüber zu entscheiden, ob das hintere innere 
oder das vordere äussere Paar die Augenhöhlen darstelle. Wenn das hintere innere Paar die 
Augenhöhlen wären, denen die Form der Löcher zusagen würde, so müsste das vordere äussere 
Paar Oeffnungen zu Lebzeiten des Thieres etwa nach Art der Fontanellen geschlossen ge- 
wesen seyn. Sind aber letzteres Paar die Augenhöhlen, so bildete das hintere innere Paar 


= US 


die Scheitelöffnungen. Die Augenhöhlen würden alsdann lang und schmal seyn, sehr vertikal 
oder gerade stehen und nur in geringer Entfernung von dem unteren oder äusseren Schädel- 
rande, daher weit nach aussen liegen. Es würde ferner die Bezahnung des Oberkiefers sich 
bis zum hinteren Augenhöhlenwinkel ausdehnen, und die ganze untere Hälfte der Höhle nur 
vom Öberkiefer gebildet werden. Gleichwohl kann nur das vordere äussere Paar die Augen- 
höhlen darstellen. In Ichthyosaurus sind ebenfalls die Augenhöhlen gross, länger als hoch 
oder breit, sie stehen sehr vertikal und befinden sich dem Schädelrande nahe, nur führt die 
Bezahnung nicht so weit zurück, und die Nasenlöcher liegen vor den Augenhöhlen und nicht 
zwischen denselben. Aehnliches gilt für Cricosaurus aus dem lithographischen Schiefer, dessen 
Nasenlöcher aber an das vordere Ende der Schnautze verwiesen sind. In vielen Lacerten 
stehen die Augenhöhlen sehr vertikal und liegen dem unteren Schädelrande nahe. In Rhyncho- 
cephalus (Owen, Geol. Trans. London, 2. ser. VII. t. 6), in Stellio spinipes Daud., in der 
Agame (Lacerta umbra Daud. non L.), in der grossen Scinke (Lacerta scincoides Shaw) 
und, wie es scheint, auch in Chamaeleo bifurcus Brongn. (Cuvier, oss. foss., 4e. ed. 
t. 244. f. 32) kommt es vor, dass theilweise oder ganz, wie in den Schildkröten, der 
Unterrand und der vordere Winkel der Augenhöhle vom Oberkiefer gebildet wird, und dass 
das Jochbein nur an der hinteren Begrenzung dieser Höhle Theil nimmt, während in anderen 
Lacerten und den Crocodilen von der Begrenzung der Augenhöhlen, die in den Crocodilen 
mehr der Oberseite angehören, der Oberkiefer gänzlich ausgeschlossen ist. In den Lacerten 
kommt es ferner vor, dass die Bezahnung des Öberkiefers selbst bis gegen das hintere 
Ende der Augenhöhle zurückführt, auch wohl dass der hintere Nasenlochwinkel und der 
vordere Augenhöhlenwinkel in ungefähr dieselbe Gegend fallen; es ist mir aber kein Reptil 
bekannt, dessen Augenhöhlen weiter verstünden als die Nasenlöcher. Zwischen den Augen- 
höhlen treten die Nasenlöcher eigentlich nur in den Cetaceen, namentlich in Delphinus und 
Dugong auf, und etwa noch im Elephant und Tapier findet ein ähnliches Zurücktreten der Nasen- 
löcher zwischen die Augen statt. Auch ist hervorzuheben, dass wohl die Scheitelöffnungen 
und die Schläfengruben in dieselbe Zone fallen können, es aber nicht vorkommt, dass die 
Augenhöhlen der hinteren Zone angehörten, die immer weiter vorn liegen. Auch wäre es 
eigen, wenn die Zahnreihe schon in einiger Entfernung vor der Augenhöhle aufgehört hätte. 
Hienach kann unmöglich das hintere innere Paar die Augenhöhlen darstellen, für die daher 
keine andere Oeffnungen, als die des vorderen äusseren Paares, übrig bleiben. 

Von diesen Augenhöhlen ist die linke die besser überlieferte. Langoval wie sie ist, 
erhält man an ihr 0,087 Länge bei 0,044 in die hintere Hälfte fallende grösste Breite oder 
Höhe; nach vorn geht sie etwas spitzer zu als nach hinten. Die obere Begrenzung fällt 
schräg nach vorn ab, die untere läuft mehr horizontal. Ihre geringste Höhe über dem 
unteren Sehädelrande beträgt 0,022. Die rechte Augenhöhle ist mehr von oben zusammen 
gedrückt. 


—..204 — 


Von der aufwärts mündenden Nasenöffnung entspricht, wie erwähnt, der hintere Win- 
kel der Mitte der Augenhöhlenlänge, und es bemisst sich die Entfernung dieses Winkels von 
dem vorderen Ende der Schnautze auf 0,45. Im Innern war diese Oeffnung jedenfalls paarig, 
was wohl auch aussen angedeutet gewesen seyn wird. Die Beschädigung trifft besonders die 
vordere Gegend, weshalb sich auch die Länge der Nasenöffnung nicht nehmen lässt. Die 
mehr in die hintere Hälfte fallende grösste Breite je eines Loches beläuft sich auf 0,013; 
ein solches Loch war jedenfalls länger als breit und wird sich wohl so weit als die Augen- 
höhlen nach vorn erstreckt haben. Die gegenseitige Entfernung beider Nasenlöcher konnte 
nur «sehr gering seyn. Der Nasenkanal setzt nicht nach vorn in die Schnautze fort, die 
wegen Mangels einer Mündung am vorderen Ende auch schwerlich einen solchen Kanal be- 
sessen haben wird. 

Die gleichweit vorstehenden Oeffnungen der hinteren Zone liegen. von dem hinteren 
Nasenlochwinkel 0,065 lothrecht entfernt. Das innere Paar, welches sich den rundum knö- 
chern begrenzten Scheitelöffnungen in den Crocodilen und gewissen lebenden Lacerten, 
namentlich in Rhynchocephalus, vergleichen lässt, ist 45° nach aussen geneigt. Diese Oeff- 
nungen sind regelmässig elliptisch; die rechte hat sehr durch Druck gelitten, wogegen die 
linke gut überliefert ist. Der Längendurchmesser im Betrag von 0,054 ist sehr gerade von 
vorn nach hinten gerichtet, die Breite misst 0,047. Der hintere Winkel ist unmerklich 
spitzer als der vordere. In der Nähe des vorderen Winkels ist der Rand auf eine Weise 
beschaffen, dass man glaubt eine den Augenbraunen entsprechende Stelle wahr zu nehmen, 
wodurch man veranlasst werden könnte, diese Oeffnungen für die Augenhöhlen zu halten, 
die sie jedoch nach obiger Auseinandersetzung nicht darstellen können. Der äussere Rand 
ist glatt, der innere schwach gekerbt. Die geringste gegenseitige Entfernung beider Höhlen 
misst 0,04. 

Das äussere Paar Oeffnungen der hinteren Zone oder die Schläfengruben sind rundum 
knöchern begrenzt, wie dies unter den lebenden Lacerten namentlich bei Rhynchocephalus 
der Fall ist, wo sie, ebenfalls der Zone der Scheitelöffnungen angehörend, nicht grösser als 
letztere sich darstellen und kleiner als die Augenhöhlen sind. Im fossilen Schädel stellen 
die Schläfengruben die grössten Oeffnungen dar. Der hintere Winkel ist weggebrochen, es 
lässt sich aber noch erkennen, dass sie unregelmässig oval waren. Von den Augenhöhlen 
werden sie durch eine 0,037 breite Knochenbrücke getrennt. Eine ähnliche Brücke, doch 
nur von 0,008 Breite, liegt zwischen ihnen und den Scheitelöffnungen. Die in die vordere 
Gegend fallende geringste Höhe der sehr vertikal stehenden Schläfengruben über dem unteren 
Schädelrande misst 0,0165. 

Hinter den Scheitelöffnungen in einer lothrechten Entfernung von 0,029, jedoch weiter 
innen, findet sich ein Stück vom vorderen Ende der Hinterhauptsbucht überliefert; dieses Ende 
liest weiter vorn als das hintere Ende der Schläfengrube 


ans) 


Der Schädel geht von hinten allmählich in die lange, schmale Schnautze über. Wollte 
ınan eine Stelle stärkerer Verschmälerung annehmen, so hätte dies vor der Nasenöffnung in 
der ungefähren Mitte der Schädellänge, eher unmittelbar hinter der Mitte zu geschehen, 
nämlich da, wo die Seitenlinie sich mehr concav darstellt, dann aber fast gerade nach vorn 
verläuft. Von oben oder unten betrachtet ist daher der Schädel spitz pyramidal. Im 
lebenden Gavial, so wie im Macrorhynchus des Walden liest die Gegend stärkerer Ver- 
schmälerung weiter hinten, und die Verschmälerung geschieht weniger allmählich, in Teleo- 
saurus, Macrospondylus oder Mystriosaurus eher allmählicher als in Belodon. Zwischen den Augen- 
höhlen und den Schläfengruben scheint der Schädel von Belodon schwach eingezogen zu seyn. 

Bei der Annahme, dass durch Druck die linke Hälfte in demselben Maass an Breite 
zunahm, als die rechte daran einbüsste, betrug die Breite vor den Schläfengruben kaum mehr 
als 0,18. Hinterwärts nahm der Schädel allmählich noch etwas an Breite zu. Die auf das 
hintere Ende kommende grösste Breite lässt sich indess schwer ermitteln, da diese Gegend 
am meisten durch Druck gelitten hat, sie dürfte ungefähr ein Drittel Länge betragen haben, 
in Gavial misst sie mehr, in Macrorhynchus kommt sie auf ein Drittel Länge heraus, in Ma- 
erospondylus wird sie etwas geringer gewesen seyn. Noch schwieriger ist es, bei den Be- 
schädigungen und den Veränderungen durch Druck genau das Profil zu ermitteln. Die 
höchste Gegend des Schädels liegt, wie sich mit Hülfe des Taf. XXXII abgebildeten Bruch- 
stückes ergiebt, im Hinterschädel noch hinter den Schläfengruben, wo sie weniger als die halbe 
Schädelbreite gemessen haben wird. Sie wird durch die schwache Wölbung des Zitzenbeines 
nach oben und des Jochbeins nach unten veranlasst. Gegen die Scheitelöffnungen hin ist 
das Profil schwach eingesenkt. Eine Einsenkung wird auch zwischen den Scheitelöffnungen 
selbst wahrgenommen, wodurch zugleich das deutlichere Hervortreten der inneren Hälfte des 
Randes dieser Oeffnungen veranlasst wird. Vor den Scheitelöffnungen findet eine geringe Einsen- 
kung statt unter nur schwacher Neigung der Umrisslinie gegen die Nasenlöcher hin, mit 
denen der Schädel stärker nach vorn bis in die Gegend der stärkeren Verschmälerung 
abfällt, von wo aus alsdann die Linie mehr horizontal bis zum vorderen abwärts gebogenen 
Ende fortzieht; dieser abwärts gerichteten Biegung geht eine freilich nur schwache Wöl- 
bung ‘vorher (Taf. XXIX. Fig. 2). 

Eine Naht, welche die Grenze zwischen Oberkiefer und Zwischenkiefer bezeichnete, 
habe ich nirgends aufzufinden vermogt, und doch lässt sich kaum denken, dass die lange, 
schmale Schnautze nur aus einem einzigen Knochenpaar bestanden habe. Untersucht man die 
Unterseite genauer, so glaubt man in der Gegend des vierten Zahnes an Rauhigkeiten, die 
in sehr feinen Eindrücken oder Runzeln bestehen, eine Grenze zwischen Oberkiefer und 
Zwischenkiefer wahrzunehmen, doch lassen sich selbst diese Andeutungen nach aussen 
nur schwer und nach oben gar nicht verfolgen, so dass es zweifelhaft erscheinen muss, 
ob hier wirklich eine Knochengrenze liegt. 


..9m — 


Die schwache Furche an der Unterseite, worin die Mittelnaht liegt, erweitert sich etwas, 
namentlich in der der dritten Alveole entsprechenden Gegend; ein Zwischenkieferloch be- 
steht indess nicht. Dem vorderen Ende der dritten Alveole entspricht auch eine nach 
vorn und innen ausgehende Gefässmündung, in deren Gegend der Knochen rauher als 
dahinter sich darstellt. 

Von vorn betrachtet ist das herabhängende Ende der Schnautze unten stumpfwin- 
kelig zugeschnitten (Fig. 3). Die linke Hälfte ist etwas beschädigt, was indess nicht hindert, 
vollständigen Aufschluss über die Beschaffenheit dieses Endes zu erlangen. Es ergiebt 
0,036 grösste Breite, die auf die zweite und dritte Alveole kommt, zwischen denen der 
Kiefer sich eingezogen darstellt, was deutlicher zwischen der dritten und vierten, sowie 
zwischen der vierten und fünften Alveole der Fall ist. Zugleich gehört letzterer Gegend 
die geringste Breite der Schnautze an, für die man 0,0235 bei 0,02 Höhe erhält. Von 
hier aus verstärkt sich die Schnautze hinterwärts nur sehr allmählich. 

Die so gut wie vollständig vorliegende rechte Kieferhälfte ergiebt 39 Alveolen, welche 
bis in die Gegend des hinteren Augenhöhlenwinkels zurückführen. Selten nur trifft man noch 
Zähne in den Alveolen an, die daher nicht fest eingekeilt waren, und nach Entfernung der 
Weichtheile wie in den Crocodilen leicht ausfielen. Die Mündung der Alveolen ist meist 
kreisrund oder etwas oval. Die erste Alveole ist die grösste und von 0,0095 Durchmesser 
an der Mündung, sie ist von der ersten der anderen Seite 0,0045 entfernt. Die Entfernung 
der ersten Alveole von der zweiten misst kaum halb so viel. Die Mündung der zweiten 
und dritten Alveole ergiebt je 0,007 Durchmesser; beide Alveolen liegen wie die vierte 
von der fünften 0,01 von einander entfernt. Es ist dies der grösste Abstand zweier 
Alveolen. Zwischen der vierten und fünften Alveole ist er, wie erwähnt, mit der stärksten 
Verschmälerung des Kiefers verbunden. Die Mündung der vierten Alveole misst 0,006. Die 
fünfte Alveole, die erste hinter dieser Verschmälerung, fällt durch Kleinheit auf, ihre Mün- 
dung ergiebt nur 0,0045 Durchmesser. So viel beträgt auch die Entfernung von der 
sechsten Alveole, für deren Durchmesser man 0,0065 erhält. Die von ihr 0,006 entfernt 
liegende siebente Alveole ist so weit wie die sechste. Der Durchmesser der Mündung der 
folgenden Alveolen beträgt 0,007 — 0,0085 der Länge nach bei gewöhnlich nicht ganz so 
viel Breite und 0,0045 — 0,007 gegenseitigem Abstande. Gegen die zwanzigste hin werden 
die Alveolen wieder etwas geringer, indem man für den Durchmesser ihrer Mündung ge- 
wöhnlich 0,005 erhält; so viel oder eher noch weniger ergiebt sich auch für die Entfernung, 
in der sie auf einander folgen. Dahinter erreicht die Mündung der Alveolen wieder 0,007 
Längendurchmesser bei grösserem Abstande, der sogar 0,008 erreichen kann, und nur die 
letzte Alveole ist eine kleinere. 

In der zweiten rechten Alveole liegt ein junger, nicht unter 0,0045 starker Zahn 
der Innenseite an und erhebt sich mit der Spitze nur erst bis zum Alveolar-Rande. Er ist 


= Ru — 


konisch, nur wenig flach und mit fein gezähnelten, diametralen Kanten versehen, durch die 
sich die Krone in zwei Hälften theilen lässt, von denen die äussere die grössere. Der dünne 
Schmelz ist glatt. Sonst führt in der rechten Reihe nur noch die letzte Alveole einen 
Zahn und zwar die Krone eines jungen mit weggebrochener Spitze. Diese der Aussenseite 
der Alveole dicht anliegende Krone war flacher, mit zwei fein gezähnelten, diametralen Kanten 
versehen und dünn und glatt beschmelzt. 

- Besseren Aufschluss über die Beschaffenheit der Zähne erhält man: in der hinteren 
Gegend der linken Kieferhälfte. Die hier überlieferten Zähne habe ich Taf. XXIX. Fig. 5 
von innen abgebildet. Aus der Beschaffenheit, die der Kiefer hinter der letzten Alveole 
besitzt, könnte man schliessen, dass die Reihe eine Alveole mehr gezählt hätte, was indess 
noch erst der Bestätigung bedarf. Aus der dritten Alveole, von hinten gezählt, sieht die 
Spitze eines jungen Zahnes heraus. Davor sitzen vier entwickelte Zähne, von denen einer 
nur mit der Krone, die übrigen auch zum Theil mit der Wurzel herausstehen, und in der 
Alveole vor diesen Zähnen befindet sich, wie in der vorvorletzten, die Spitze eines Zahnes, 
was auch in der zehnten Alveole von hinten‘ in noch geringerem Grade der Fall ist. Es 
wird hieraus erkannt, dass, wie in Crocodil, ein fortwährender Zahnwechsel statt fand. Die 
beschmelzte Krone der hinteren Zähne erreicht 0,011 Höhe. Sie ist flach konisch und 
erscheint schwach nach innen gerichtet hauptsächlich dadurch, dass die Innenseite gerade, 
die Aussenseite gewölbt sich darstellt. Sie besitzt fein gezähnelte, diametrale Kanten, durch 
die man sich die Krone in eine geringere innere und in eine grössere äussere Hälfte getheilt 
denken kann. Der Zahn ist bisweilen so gestellt, dass dessen vordere Kante unmerklich 
nach innen, die hintere eben so unmerklich nach aussen gerichtet erscheint, auch neigt die 
durch einen schwachen Kiel verstärkte Spitze kaum merklich hinterwärts. Der Schmelz ist 
dünn und glatt, die Wurzel gleich unter der Basis der Krone schwächer als diese und wird 
auch nicht wieder stärker, was dem Zahn Aehnlichkeit mit einem Pfeile verleiht. Der 
Querschnitt ist, der Mündung der Alveole entsprechend, oval. Der erste entwickelte Zahn 
rast 0,018 aus dem Kiefer heraus, wovon, wie erwähnt, 0,011 auf die beschmelzte Krone 
kommt, die von vorn nach hinten 0,007, von aussen nach innen 0,005 misst. Die Krone 
an den drei folgenden Zähnen ergiebt 0,008 von vorn nach hinten, von aussen nach innen 
scheint sie kaum mehr als 0,005 gemessen zu haben. 

Von der Gegend zwischen der vierten und fünften Alveole an zieht unmittelbar an 
der Innenseite der Alveolen hinterwärts eine starke stabförmige Erhöhung, durch welche 
eine Hohlkehle oder Längsrinne veranlasst wird, in deren Mitte die Naht zwischen den 
beiden Kieferhälften läuft. In dieser Rinne liegen ferner, der siebenten Alveole entsprechend, 
ein Paar Gefässmündungen, deren linke ein wenig weiter vorn als die rechte auftritt. Mit 
dem Breiterwerden der Schnautze hinterwärts erweitert sich die Rinne unter Zunahme an 


Tiefe. So weit die Unter- oder Gaumenseite des Schädels überliefert ist, wird keine Oeffnung 
Band VII, 5. 37 


— 8 — 


wahrgenominen. Nur in der Gegend, welche der sechsten oder siebenten Alveole, von hinten 
gezählt, entspricht, beginnt in der Mitte der Gaumenplatte eine lange Spalte oder Oeffnung, 
welche, soweit wenigstens der Schädel überliefert ist, hinten nicht knöchern begrenzt war. Sie 
widerstreitet dem Typus in Crocodil oder Gavial, und erinnert dafür um so mehr an Lacerte, 
doch fehlt der Unterseite das in den Crocodilen und den Lacerten vorkommende Paar grosse 
Gaumenlöcher, die unter den lebenden Lacerten dem Genus Rhynchocephalus zu fehlen 
scheinen. Der Knochen, welcher diese mittlere Oeffnung zu beiden Seiten begrenzt, wird 
das Flügelbein seyn, dessen Form alsdann an die Lacerten erinnert, und das auch, wie in 
diesen, in der hinteren Gegend mit einem kurzen, stumpfen herabhängenden Fortsatze ver- 
sehen war. Die Naht zwischen Flügelbein und Öberkiefer wird deutlich erkannt. Auch 
sollte man ein gleich hinter dem Oberkiefer auftretendes Querbein vermuthen. Am vordern 
Ende der mittleren Oeffnung glaubt man das vordere Ende vom Fortsatz eines unpaarigen 
Knochens wahrzunehmen, der das Kielbein seyn könnte und wieder an den Lacerten - Typus 
erinnern würde. An dieser Spitze gabelt sich die der Unterseite der Schnautze zustehende 
Rinne, die in die mittlere Oeffnung verläuft. Es ist übrigens schwer über die Zusammen- 
setzung dieser Gegend richtigen Aufschluss zu erlangen; sie hat durch Druck gelitten, und 
es sind dabei Sprünge entstanden, die sich von den Nähten schwer unterscheiden lassen. 
Doch scheinen in dieser Gegend Nähte vorhanden. So glaubt man gleich neben der freilich 
nur vermuthungsweise dem Keilbeinfortsatze beigelegten mittleren Ausspitzung einen in der 
verlängerten Richtung des Flügelbeins nach vorn liegenden paarigen Knochen sich ebenfalls 
ausspitzen zu sehen, der das Gaumenbein seyn könnte, das alsdann kurz war und schon 
durch die Trennung seiner beiden Knochen mehr dem Lacerten- als dem Crocodil- Typus 
zusagen würde; ein Pflugscharbein würde sich eben so wenig als im Crocodil vorfinden. 

Diese Angaben beruhen, wie gesagt, auf Vermuthungen, die nur aus unvollkommenen 
Andeutungen geschöpft werden konnten und daher um so mehr der Bestätigung bedürfen. 
Jedenfalls ergiebt sich daraus so viel, dass die Beschaffenheit der Gaumenseite des Belodon- 
Schädels, was man kaum hätte erwarten sollen, von Örocodil und Gavial wesentlich abweicht, 
indem sie zum Lacerten- Typus hinneigt und überdies Eigenthümlichkeiten besitzt. Die ge- 
schlossene Unterseite erinnert an die Macrotrachelen (vrgl. mein Werk über die Saurier des 
Muschelkalkes etc.), denen jedoch, wie den Schildkröten, selbst die mittlere Oeffnung fehlt, 
die allenfalls in Pistosaurus (Saurier des Muschelkalkes, t. 21. f. 3), freilich nur gering und 
weiter hinten angedeutet erscheint. 

Auch auf der Ober- oder Aussenseite des Schädels war über die Nähte oder die ein- 
zelnen von ihnen begrenzten Knochen wenig Aufschluss zu erlangen. Die Grenze zwischen 
Öberkiefer und Zwischenkiefer ist, wie wir gesehen haben, noch nicht ermittelt. Am 
sichersten lässt sich die Grenze zwischen Oberkiefer und Jochbein verfolgen, welche noch 
deutlicher an dem Taf. XXXII abgebildeten Bruchstück von einem grösseren Schädel vor- 


liegt und bei dessen Beschreibung zur Sprache kommt. Wie der untere oder äussere Theil 
der Augenhöhle vom ÖOberkiefer, so wird dieser Theil an der Schläfengrube vom Jochbeine 
begrenzt, das in seiner hinteren Erstreckung mit, dem ausgebreitet entwickelten Quadratjoch- 
beine zusammenliegt, welches die hintere Begrenzung der Schläfengrube bildet. Das Pauken- 
bein ist bei Betrachtung des Schädels von neben oder im Profil nur am äussersten hinteren 
Ende auf eine kurze Strecke sichtbar. In dieser Bildung besteht offenbar mehr Aehnlichkeit 
mit Crocodil, wenn sich auch eine darin liegende eigenthümliche Bildungsrichtung nicht ver- 
kennen lässt. 

Das Paukenbein ergiebt am hinteren Ende 0,052 Breite. Die Gelenkfläche ist nicht 
gut erhalten. An der inneren, stärkeren Convexität derselben erhält man 0,017 Dicke, die 
sich nach aussen verringert. Die äussere Convexität ist schwächer und scheint ein wenig 
schräg nach oben und innen gerichtet zu seyn. 

Der die eirunden Scheitelöffnungen trennende, in der Mitte deutlich eingedrückte Kno- 
chen wird das Scheitelbein seyn. Man glaubt zu erkennen, dass nur der mittlere Theil vom 
Innenrande der Scheitelöffnungen aus diesem Beine besteht, das sich im Ganzen kaum so weit 
nach vorn ausdehnen würde als diese Oeffnungen. Der Knochen, worin der hintere Winkel 
der Scheitelöffnung liegt, und der mit dem Scheitelbein eine deutlich zu verfolgende Naht 
bildet, sollte das Zitzenbein seyn. An dem Hinterschädel eines grösseren Thieres (Taf. XXXII) 
werden wir aber sehen, dass das Zitzenbein erst hinter diesem Knochen auftritt; es wäre daher 
möglich, dass das Schläfenbein in ein vorderes Stück und in das Zitzenbein zerfiele. 

Der vor dem Scheitelbeine liegende Knochen wird das Hauptstirnbein seyn, das nach 
einer Längsfurche zu schliessen einen paarigen Knochen darstellte. In Crocodil und den 
meisten Lacerten ist dieser Theil unpaarig, in Monitor jedoch und auch in Rhynchocepha- 
lus paarig. Er ist der breiteste Knochen der oberen Schädeldecke und begrenzt den oberen, 
inneren Theil der Augenhöhle, es scheint sogar, dass nicht nur, wie in Monitor, von ihm 
der hintere Winkel der Nasenlöcher aufgenommen wird, sondern dass diese Oeffnungen 
grossentheils in ihm liegen, da selbst weiter vorn sich nichts von einer Naht wahrnehmen 
lässt, welche vom Hauptstirnbein einen Knochen abtrennte. Hienach, so wie nach der Ver- 
theilung des Bildwerkes auf den Knochen, sollte man glauben, dass das Hauptstirnbein sich 
nach vorn allmählich verschmälert habe, was wieder an Monitor erinnern würde. Ueber die 
Nasenbeine und vorderen Stirnbeine war kein Aufschluss zu erlangen. 

Die Knochen tragen eigentlich nur auf der nach oben gerichteten Seite ein Bildwerk, 
das von dem in den Crocodil-artigen Thieren in so fern verschieden ist als es weniger 
in Grübchen und Rinnen als in Hübeln besteht, deren Vertheilung keinen Schluss auf die 
Ausgangspunkte der Verknöcherung der einzelnen Knochen gewährt. Das Hauptstirnbein 
ist besonders reich und dicht mit diesen Hübeln bedeckt, die sich auch über die Gegend 


der Nasenlöcher ausdehnen. Auf dem Scheitelbeine finden sich deutlichere Grübchen vor. 
37% 


= 0 


Am Aussenrande dieser Knochen liegt bisweilen ein Furche, welche dem Knochen das An- 
sehen verleiht, als zerfiele er in einen mit dem Bildwerke versehenen oberen Theil und in 
einen glatten unteren, eine wirkliche Trennung besteht jedoch nicht. Der obere Theil mit 
dem Bildwerke gehört dem Hautskelet an, der glatte untere dem Knochenskelet. Beide Kno- 
chenbildungen treten hier wie in anderen Reptilien -Schädeln, namentlich dem Crocodil, fest 
verschmolzen, im Rumpfe jedoch als Knochenpanzer und eigentliches Skelet getrennt auf, und 
nur in den Schildkröten findet auch im Rumpf eine Verschmelzung derselben statt; doch giebt 
es auch unter den Schildkröten Fälle (Sphargis), wo die Knochen der Haut und das eigent- 
liche Knochenskelet getrennt sich darstellen. Im Belodon - Schädel wird an einigen Stellen, 
namentlich in der vorderen Gegend der Augenhöhle, durch das vereinzelte Auftreten von 
schwächeren Hübeln oder Unebenheiten ein allmählicher Uebergang in die glatte Oberfläche 
wahrgenommen. Die nach vorn und nach aussen gerichteten Knochen sind glatt. Am vor- 
dern Ende der Schnautze erscheinen wieder schwache Eindrücke oder Grübchen, die jedoch 
nicht gedrängt auftreten, und mit Gefässgängen in Zusammenhang stehe. 

Die Knochenmasse ist innen weisslich, aussen rothbraun durch das in der unmittel- 
baren Nähe die Knochen ausgeschiedene Rotheisen, das auch die Knochenzellen durchzieht. 
Der Sandstein, meist von gröberem Korn, ist weisslich, röthlich und selbst grünlich. 


Von einem Schädel, dessen Grösse auf den Taf. XXIX. Fig. 1 abgebildeten heraus- 
gekommen seyn wird, fand sich die lang gestreckte Schnautze mit den beiden Reihen Alveo- 
len vor, doch ist sie durch Druck von oben platter geworden und hat eine Verschiebung 
mehr nach rechts erlitten, namentlich auch am vorderen Ende. Dieses Ende hat überdies 
in der Gegend der fünften Alveole sehr gelitten, so dass auch an dieser Versteinerung nicht 
ermittelt werden konnte, ob hier etwa die Grenze zwischen Zwischenkiefer und Oberkiefer 
liege. 

Die überlieferte Strecke von 0,331 Länge umfasst in der rechten Hälfte 28 Alveolen, 
deren gewöhnlich runde Mündung 0,0065 Durchmesser besitzt. Die erste und zweite Alveole 
jeder Hälfte sind grösser und ergeben nach der besser erhaltenen zweiten rechten 0,007 
Durchmesser, auch liegen sie einander näher. Ueberhaupt ist dieses Ende in jeder Hinsicht 
dem des Schädels Taf. XXIX. Fig. 1 ähnlich; auch war es vorn abwärts gebogen und oben 
wie unten ohne Nasenöffnung. Unten ist in der der dritten Alveole entsprechenden Gegend 
die Mittellinie etwas eingedrückt, und zu beiden Seiten dieser Stelle erkennt man ein kleines 
Gefässloch mit schräg nach vorn und innen gerichteter Mündung. Die vierte Alveole war 
bei 0,004 Durchmesser die geringste, die vierte und fünfte liegen weiter getrennt als die 
übrigen, und zwischen ihnen ist der Kiefer am schmälsten. Der Gegend zwischen der sechsten 
und siebenten Alveole entsprechend, wird auch hier eine deutliche Gefässmündung an der 
Unterseite je einer Kieferhälfte wahrgenommen. Diese Mündungen treten daher regelmässig auf. 


= 28S — 


An der Aussenseite erkennt man gleich unter dem Alveolar-Rand eine Rinne, die 
einer ähnlichen Rinne am Unterkiefer gleicht, nur schwächer ist; sie verliert sich hinter- 
wärts; auch werden die in ihr enthaltenen Gefässmündungen nicht so deutlich wahrgenommen. 
Sonst ist die Oberfläche ziemlich glatt, nur hie und da mit unregelmässigen Längseindrücken 
versehen. 

Vom Nasenbein scheint auf die überlieferte Strecke nichts gekommen zu seyn, und 
auch auf der Unterseite nimmt man hinten nur Oberkiefer wahr. Breite, Höhe und Form 
des Querschnittes kommen auf die Schnautze des zuletzt erwähnten Schädels heraus, ‚was 
selbst für die Grösse, gegenseitige Entfernung und daher auch die Zahl der Alveolen gilt, 
so dass an einem zweiten Exemplar derselben Species nicht zu zweifeln ist. 

Die Alveolen sind meist leer, nur hie und da bemerkt man in ihnen einen jüngeren, 
dünnen, spitzen Zahn, der kaum über den Alveolar-Rand herausragt. 


Erwünscht kam die später erst gelungene Auffindung weiterer Theile vom Hinter- 
schädel, namentlich die Taf. XXXI. Fig. 1 von oben, Fig. 2 von aussen und Taf. XXXV. 
Fig. 1 von hinten abgebildete rechte Hälfte, welche von einem grösseren Thiere herrührt. 
An diesem werthvollen, vor allem Druck bewahrt gebliebenen Stück giebt sich die eigen- 
thümliche Bildung der hinteren Schädelgegend deutlich zuerkennen. Die eigentliche Schädel- 
basis ist zwar weggebrochen, was gleichwohl die Ermittelung der Höhe des Hinterschädels 
gestattet, die sich auf 0,14 bemisst, die grösste Breite unten in der zur Aufnahme des Unter- 
kiefers bestimmten Gegend beläuft sich auf ungefähr 0,36; das Verhältniss zwischen Höhe 
und Breite wird daher wie 2:5 seyn, wonach der Hinterschädel breiter als seine doppelte 
Höhe war. Nach vorn verschmälert er sich allmählich. In der dem vorderen Winkel der 
Schläfengruben entsprechenden Gegend wird er nur wenig mehr als zwei Drittel von der 
hinteren Breite gemessen haben. 

Am meisten fällt die tiefe Bucht auf, welche in die obere Schädeldecke von hinten 
her eingreift, eine Erscheinung die vom Crocodil- Typus völlig abweicht, und eher noch an 
gewisse Lacerten erinnert, wo sie einen offenern Winkel beschreibt und daher weniger auf- 
fällt als hier mit ihrer langen, schmalen Form. Sie erinnert ferner unter den fossilen Sau- 
riern an den gleichfalls triasischen Simosaurus (Saurier des Muschelkalkes, t. 17. 19. f. 4. 
t. 65. f. 1) und an Pistosaurus (a. a. ©. t. 21. f.3), bei dem sie aber mehr der Unterseite 
angehört, in Bolodon, wo das zur Aufnahme des Unterkiefers bestimmte Ende des Pauken- 
beins nicht weiter zurückführt als das Zitzenbein, der Oberseite. Für die Tiefe dieser Hin- 
terhauptsbucht ergiebt sich 0,115. In der vorderen Hälfte erreicht sie eine fast gleich- 
förmige Breite von 0,062, worauf sie sich hinterwärts stärker erweitert. Vorn an ihrem 
Ende wird die Bucht in der Mitte von einem kleineren Knochenpaar der Oberseite begrenzt, 
das durch spitzeres Ausgehen hinten in der Mitte ein Paar schwach concave Ausschnitte 


veranlasst. Von diesem paarigen Knochen, der das obere Hinterhauptsbein seyn wird, ist 
nur der rechte überliefert, an dessen deutlich gefurchter Berührungsfläche erkannt wird, das 
ihm links ein ähnlicher Knochen angelegen haben musste. Eben so deutlich wird die von 
vorn nach hinten gerichtete Naht wahrgenommen, welche dieser Knochen mit einem ihm 
rechts anliegenden Knochen beschreibt. Das paarige Oberhinterhauptsbein griff daher vorn 
spitzwinkelig in das davorliegende Scheitelbein ein. Die Breite, welche das rechte Ober- 
hinterhauptsbein auf der mit starken Grübchen und Hübeln versehenen Oberseite besass, 
beläuft sich auf 0,02, die Länge auf nicht ganz die doppelte Breite, die Dicke auf 0,025. 
Dieser Knochen besitzt seiner Lage nach Aehnlichkeit mit dem Zwickelbeinchen, das bis- 
weilen in Crocodil wahrgenommen wird, das aber geringer und unpaarig ist. In den Macro- 
trachelen greift das Oberhinterhauptsbein auf ähnliche Weise auf der Oberseite in das Schei- 
telbein ein. In Crocodil ist dieser Knochen zwar gering, aber unpaarig und erscheint nicht 
auf der Oberseite des Schädels, dabei ist er von der Begrenzung des Hinterhauptsloches 
ausgeschlossen, was auch in Belodon der Fall gewesen zu seyn scheint. In Monitor ist 
ist dieses Bein einfach und hilft das Hinterhauptsloch begrenzen. 

Die äussere Begrenzung der Hinterhauptsbucht besteht aus einer platten, breiten, 
oben schwach sattelförmig gebogenen Leiste, welche nach einer auf der Öber- und Unterseite 
deutlich vorhandenen gezackten Quernaht in einen vordern und einen hinteren Knochen von 
ungefähr gleicher Länge zerfällt. Das vordere Bein lag innen auf eine kurze Strecke dem 
Oberhinterhauptsbein an, stiess vorn an das Scheitelbein und setzte sodann nach vorn und 
aussen fort, um den oberen Theil der Knochenbrücke zwischen den Schläfengruben und 
Scheitelöffnungen zu bilden; es beherbergte den hinteren Winkel letzterer Oeffnungen und 
bildete die obere vordere Grenze der Schläfengruben. In der Gegend der Hinterhauptsbucht 
erhält man für die geringste Breite dieses Knochens 0,037 bei 0,018 Dicke oder Höhe. 
Das hintere der beiden Beine bildete innen die Fortsetzung der Buchtbegrenzung und aussen 
den hinteren Theil von der oberen Begrenzung der Schläfengrube, worauf es sich schräg 
abwärts erweiterte, um, wie es scheint, mit dem Quadratjochbein und Paukenbein in Verbin 
dung zu treten; die Gegend, wo dies statt gefunden haben dürfte, ist weggebrochen. Dieser 
hintere Knochen wird das Zitzenbein darstellen, der vordere wird auch noch zum Schlä- 
fenbein gehören, da er sich nicht wohl zum Scheitelbein ziehen lässt. 

Die Oberseite dieser die Bucht begrenzenden Knochen ist in der vorderen Gegend 
mehr mit Grübchen, welche gelappte, blattförmige Zeichnungen veranlassen, im hinteren Theil 
mehr mit Hübeln, die gegen das hintere Ende hin deutlicher hervortreten, bedeckt. Auch 
hier liest, nach einer scharfen Furche am äusseren Rande zu urtheilen, das Bildwerk als 
besondere Schichte dem eigentlichen Knochen auf, mit dem sie aber innig verschmolzen ist. . Auf 
der Mitte des Zitzenbeines befindet sich die 0,006 starke, mehr nach aussen gerichtete Mün- 


a el 


dung eines ins Innere des Knochen führenden Gefässganges und nicht weit davon eine viel 
kleinere Mündung ähnlicher Art. 

Das Paukenbein, von glatter Beschaffenheit, gehört der Hinterseite (Taf. XXXV. Fig. 1) 
an. Unten trägt es die zur Aufnahme des Unterkiefers bestimmte Gelenkfläche und steht 
dabei unmerklich weiter zurück als das Quadratjochbein. Diese Gelenkfläche misst von 
aussen nach innen 0,056, von vorn nach hinten 0,021; sie besitzt drei convexe Stellen, von 
denen zwei auf die äussere, die dritte auf die innere Hälfte kommen. Die dem Innern des 
Schädels zugekehrte Seite des Knochens ist stark ausgehöhlt zur Aufnahme des Felsenbeines, 
von dem nichts überliefert ist. 

Die Naht zwischen Paukenbein und Quadratjochbein wird deutlich erkannt. In einer 
gewissen Höhe wird sie von einem hinterwärts geöffneten ovalen Loche von 0,016 Höhe 
und 0,007 Breite durchsetzt, von dessen Begrenzung daher die äussere Hälfte auf das Qua- 
dratjochbein, die innere auf das Paukenbein kommt. Dieses Loch schient eher zum Durch- 
gang eines Nerven gedient zu haben, als der Gehörgang zu seyn. 

Das Quadratjochbein, zwischen Jochbein und Paukenbein gelegen, bildet den hinteren 
unteren Theil von der Begrenzung der Schläfengrube. Es ist mehr von dreieckiger Gestalt, 
gehört der Aussenseite an und ist mit einigen deutlicheren Furchen bedeckt, von denen die 
stärkeren mit Grübchen zusammenhängen, die auf Gefässgänge schliessen lassen. Der 
Rand, den dieses Bein zur Begrenzung der Schläfengrube abgiebt, ist scharf und uneben. 

Das Jochbein liegt vollständig vor. Nachdem es die ganze vordere Hälfte von der 
Begrenzung der Schläfengrube gebildet, zieht es unter dem Quadratjochbein, mit diesem eine 
deutliche Naht veranlassend, weit hinterwärts, endigt aber ein wenig früher als letzterer 
Knochen. Vorn beschreibt es durch einen starken auf und hinterwärts gerichteten Fortsatz 
von dem unteren Theil der Knochenbrücke zwischen Schläfengrube und Augenhöhle nur den 
. stärkern hinteren Theil, dem sich vorn ein anderer Knochen mit dem. hinteren Augenhöhlen- 
winkel anlegte, der vielleicht nur in einem Fortsatze des Oberkiefers bestand, welcher auch 
unten aussen, wie deutlich an der zur Aufnahme eines Knochens bestimmten Stelle erkannt 

wird, mit dem Jochbein zusammen gelegen haben wird; der Oberkiefer führte alsdann bis 
in die Gegend des vorderen Winkels der Schläfengrube zurück. Im Uebrigen beschreibt 
das Jochbein die ganze hintere Strecke des äusseren oder unteren Schädelrandes. Die 
geringste Entfernung der Schläfengrube von diesem Rande fällt in die Gegend, wo sie nur 
vom Jochbein begrenzt wird und beträgt 0,031. Vom Jochbein ist zumal der aufsteigende 
Fortsatz mit Grübchen und Rinnen eigener Art bedeckt. 

Der Hinterschädel, von dem dieses Bruchstück herrührt, misst von der vorderen Spitze 
des Jochbeines bis zu dem vom Paukenbeine gebildeten hinteren Ende 0,245 Länge, ohne 
die Stelle, welche am Jochbein vorn durch einen anderen Knochen bedeckt war, 0,221. Die 
schräg auf- und hinterwärts gerichtete Schläfengrube ist gerundet rhombisch und ihre beiden 


Ta ae) 


Durchmesser betragen 0,138 und 0,078. Die vordere Hälfte wird, wie erwähnt, von einem 
vor dem Zitzenbein liegenden Knochen und dem Jochbein, die hintere Hälfte vom Jochbein 
und Quadratjochbein begrenzt, der vordere spitze Winkel liest im Jochbein, der hintere im 
Zitzenbein. 


Unter den Bruchstücken aus dem Hinterschädel verdient noch ein aus dem linken 
Paukenbein mit dem Quadratjochben und dem hinteren Theil des Jochbeins bestehendes 
Stück Erwähnung, das von einem Thiere herrührt, welches noch grösser war als das, wovon 
der zuvor beschriebene Hinterschädel stammt. Wegen mangelhafter Ueberlieferung musste 
die Anfertigung einer Abbildung unterbleiben. Von der Höhe der hinteren äusseren Gegend 
liest überhaupt nur 0,083 vor. Die Breite des stark beschädigten Paukenbeines wird an der 
Gelenkfläche zur Aufnahme des Unterkiefers nicht unter 0,092 betragen haben. Das darüber 
liegende, vom Päukenbein und Quadratjochbein begrenzte ovale Loch misst 0,022 Höhe und 
0,0105 Breite. Von den beiden genannten Knochen ist der obere Rand weggebrochen. 
Das Jochbein ist nur bis zu der Gegend überliefert, wo das Quadratjochbein beginnt. Vom 
Hinterschädel liest überhaupt 0,174 Länge vor, wonach die Grösse des Thiers, von welchem 
der vollständigere Hinterschädel Taf. XXIX. Fig. 1 herrührt, zur Grösse des Thiers vorlie- 
genden Schädelbruchstückes sich ungefähr wie 2:3 verhält, so dass letzteres Stück besser 
noch zu Belodon Kapffı passen würde. 

Quadratjochbein und Jochbein zeigen mehr in der vorderen Gegend ihrer gegen- 
seitigen Berührung eine starke Anschwellung, welche dem Knochen von aussen nach innen 
0,0255 Stärke verleiht und krankhaft zu seyn scheint. 


Die Taf. XXIX. Fig. 6 von aussen und Fig. 7 von unten dargestellte Versteinerung 
ist wichtig, weil sie von einem jungen Belodon herrührt. Sie besteht nur aus einem einzigen 
Knochen von dünner Beschaffenheit, der linken Oberkieferhälfte. Die vorhandene Länge 
misst 0,19. Das vordere Ende ist nicht überliefert, am hinteren scheint nur wenig zu 
fehlen. Auf eine Länge von 0,17 kommen 18 Alveolen, deren Mündungen vielleicht 
nur in Folge von Druck sich jetzt länger oval darstellen; für den grösseren Durchmesser 
erhält man durchschnittlich 0,005, für den kleineren kaum mehr als 0,002, die hinteren 
Alveolen ergeben nicht ganz so viel. Sie sind sämmtlich leer. Der Kiefer hat von seiner 
ursprünglichen Form nichts eingebüsst. Man erkennt, dass der Schädel sich nach vorn 
allmählich verschmälerte und in der vorderen Strecke sehr schmal gewesen seyn musste, 
ganz so wie in den grösseren Schädeln von Belodon. 

An diesem Ueberrest ergiebt sich deutlich, dass von der vorderen seitlichen Höhle, 
welche die Augenhöhle darstellt, der ganze vordere Winkel dem Oberkiefer angehört. Dieser 
stumpf gerundete Winkel ist überaus gut erhalten. Vom Oberkiefer wird ferner ein grosser 


= 28 — 


Theil von der unteren oder äusseren Begrenzung dieser Höhle gebildet, wo der Knochen 
0,019 Höhe misst. Im Ganzen besass der Kiefer nicht unter 0,043 Höhe, so viel erhält 
man gleich hinter dem vorderen Winkel der Höhle, deren obere Begrenzung durch den 
Oberkiefer nicht vollständig überliefert zu seyn scheint. Nach vorn wurde der Knochen 
allmählich niedriger. 

An der Unterseite ist der innen von den Alveolen liegende Rand in der vorderen 
Strecke scharf ‚ was kaum durch Druck entstanden seyn kann, weil die Ausdehnung des 
Knochens nach innen oder der Gaumenseite hin nicht gestört ist. Hinterwärts ist dieser 
Rand unter Zunahme an Breite mehr gerundet. An der auf die Gaumenseite kommenden 
Ausdehnung des Knochens scheint in der hinteren Gegend kaum etwas zu fehlen, eher in 
der vorderen. 

Von Bildwerk oder einem Grübchennetz auf der Oberfläche wird nichts wahrgenom- 
men; der Knochen scheint mehr glatt gewesen zu seyn, und nur hie und da, namentlich 
“über den Alveolen, schwache Längseindrücke besessen zu haben. Die kleinen Grübchen 
werden wohl grösstentheils den Eindrücken von Sandkörnern des Gesteines ihre Entstehung 
verdanken. Ueber dem vorderen Winkel der Augenhöhle, in der Gegend, wo auch in dem 
Schädel Taf. XXVII einige Grübchen und Wärzchen wahrgenommen werden, glaubt man 
noch am ersten Andeutungen der Art wahrzunehmen, die aber selbst hier äusserst gering 
sind. Der Knochen ist dünn und von weisslicher Beschaffenheit. 

Die Entfernung der einzelnen Alveolen von einander beträgt gewöhnlich mehr als der 
lange Durchmesser ihrer Mündung, und die Alveolen sind eher in der vorderen Strecke 
grösser und weiter von einander entfernt, als in der hinteren, was dem vollständigeren 
Schädel Taf. XXIX. Fig. 1 entspricht, der 14 Alveolen auf derselben Strecke beherbergt, 
auf der man im Oberkiefer des jungen Thiers 18 zählt. Hienach würden sich die Schädel 
beider Thiere in Grösse ungefähr wie 5:6 verhalten. 


Das vordere Ende der Schnautze von Belodon war schon früher gefunden, aber 
unrichtig gedeutet worden. Plieninger (Württemb. naturw. Jahreshefte, 8. Jahrg. 1852. 
S. 446. t. 8. f. 1) hatte es, vielleicht mit wegen mangelnder Nasenöffnung, dem Unterkiefer 
beigelegt, und als rechte Hälfte der Symphysis beschreiben. Dieses werthvolle Stück befindet 
sich in der Sammlung der verstorbenen Frau Kriegsministerin von Hügel, die auf deren 
Sohn, Herr Oberförster von Hügel zu Urach, übergegangen ist, welcher besagte Versteine- 
rung Herrn Kapff anvertraute, durch den ich sie im Juni 1860 zur Untersuchung erhielt. 
Aus der Zahl, Vertheilung und gegenseitigen Grösse der Alveolen, so wie aus der Krüm- 
mung, die das Ende beschreibt, dann aber auch aus der Rinne an der Innenseite der Reihe 
der Alveolen und der Mündung eines Gefässganges schloss ich schon nach der Abbildung bei 


Plieninger, dass es sich hier nicht um das vordere Ende des Unterkiefers, sondern um die linke 
Band VII, 5. 38 


—. 8 — 


Hälfte des Ober- oder vielmehr Zwischenkiefers handele, und zwar von einem Thier, das 
noch einmal so gross war als das, von welchem der Schädel Taf. XXIX. Fig. 1 herrührt. 
Meine Vermuthung fand ich vollkommen bestätigt. Das Stück der Hügel’schen Sammlung, 
welches ich Taf. XXXI. Fig. 9 von aussen, Fig. 10 von unten oder der Gaumenseite, Fig. 11 
von vorn und Fig. 12 im Querschnitt, am hinteren Bruchende genommen, dargestellt habe, 
ist überaus wichtig für die Kenntniss des vorderen Endes der Schnautze, es ergänzt zugleich 
auf erwünschte Weise dieses Ende am grossen Schädel der Kapff’schen Sammlung Taf. XXX 
und beweist unwiderleglich, dass dieselbe Species von Belodon sich unter den zu Löwenstein 
gefundenen Knochen befindet. 

Die überlieferte Länge von 0,146 umfasst die elf vorderen Alveolen. Zwischen der 
ersten linken und rechten Alveole bestand nur ein geringer Trennungsraum. Die mit Gestein 
angefüllte erste Alveole misst von aussen nach innen 0,011, von vorn nach hinten etwas 
mehr, wie man selbst bei ihrem beschädigten Zustand erkennt. Für die zweite Alveole 
erhält man von aussen nach innen 0,0135, von vorn nach hinten 0,017; sie beherbergt 
einen seiner Spitze beraubten Zahn, der nach den beiden Richtungen hin 0,011 und 0,015 
ergiebt, glatt war und sich hinterwärts etwas zuschärfte. Die dritte Alveole mit einem 
kleinen, jungen Zahn ergiebt 0,0115 Durchmesser, der für die leere vierte 0,0095 beträgt. 
Die erste und zweite Alveole folgen sehr nahe auf einander, die zweite ist von der dritten 
weiter entfernt, als die vierte von der fünften, und die dritte und vierte liegen einander 
näher, als der Durchmesser ihrer Alveolen beträgt. 

Die übrigen Alveolen folgen dichter auf einander; die fünfte und sechste sind die 
kleinsten und ergeben 0,0055 Durchmesser, die fünfte ist leer, in der sechsten sitzt ein 
jüngerer Zahn. Der Durchmesser der übrigen Alveolen beläuft sich durchschnittlich auf 
gegen 0,01, in der siebenten steckt ein Zahn von rundlich ovalem Queerschnitt, der sie fast 
ganz ausfüllt, dessen Spitze aber weggebrochen ist, in der achten erkennt man die hohle 
Wurzel eines älteren Zahnes, und in dieser Wurzel einen sehr jungen Zahn; mit der neunten 
Alveole ist es der Fall wie mit der siebenten, in der mehr oval geformten zehnten steckt 
ein jüngerer Zahn und die elfte ist mit Gestein angefüllt. 

Die halbe Kieferbreite ergiebt in der Gegend der zweiten und dritten Alveole 0,031, 
in der Gegend der vierten 0,027, zwischen dieser und der fünften, der schmälsten Stelle des 
Kiefers, 0,018, in der Gegend der achten Alveole 0,024 und in der der elften eher etwas 
weniger. 

Das vordere Ende ist stark abwärts gebogen. Die Höhe des Kiefers lässt sich bei 
dem beschädigten oberen Rande nicht messen. Man erkennt indess deutlich, dass von der 
fünften Alveole an der Kiefer hinterwärts auffallend hoch oder flach war, wie dies der in 
der Gegend der elften Alveole genommene Querschnitt versinnlicht. Aufwärts schärfte er 
sich vermuthlich allmählich zu. Die überlieferte Höhe beträgt 0,063. Diese flache Beschaf- 


WAS 3 


fenheit kann nicht eine Folge von Druck seyn, dem dieses Kieferstück gar nicht aus- 
gesetzt war. 

Nirgends konnte ich auch hier Andeutungen von der Grenze zwischen Ober- und 
Zwischenkiefer wahrnehmen. In der die Mitte der Unterseite einnehmenden Längsrinne 
befindet sich, der Gegend zwischen der sechsten und siebenten Alveole entsprechend, die 
Mündung eines Gefässganges, eine kleinere liegt weiter vorn in der Gegend der dritten 
Alveole. 

Das gequollene vordere Ende ist mit tiefen Grübchen bedeckt, die weiter hinten 
schwächer und weniger zahlreich werden; über den Alveolen bilden sie eine regelmässigere 
Reihe. 

Diese schöne Versteinerung rührt aus dem weissen Keupersandstein von Löwenstein 
her. Das Gebilde ist sehr reich an Rotheisen, das sich durch den rothen Strich verräth. 
Die Knochenmasse ist härter als bei den Knochen aus der Gegend von Stuttgart. 


Das Taf. XXX. Fig. 1 von der Gaumenseite und Fig. 2 von der rechten Seite dar- 
gestellte vordere Stück eines Schädels wurde am 11. December 1859 von Herrn Kapff bei 
Gelegenheit der Vergrösserung des Steinbruches durch Entfernung eines Waldes gefunden, 
zugleich mit dem Taf. XXXII. Fig. 2 abgebildeten Unterkiefer. Beide . Stücke lagen auf 
eine Weise zusammen, dass nicht bezweifelt werden kann, dass sie von einem und dem- 
selben Thier herrühren. ÖOberkiefer und Unterkiefer nahmen fast genau ihre ursprüngliche 
Lage ein, und bei der Trennung blieb auf der dünnen Zwischenschichte von Gestein vom 
Unterkiefer der Abdruck und in der vorderen Gegend desselben die Spitze von einem Zahne 
des Oberkiefers zurück. Das Gestein, welches sie umschloss, bestand in einem verwitterten 
weissen Sandstein, der unmittelbar unter den Baumwurzeln seine Stelle einnahm , die 
namentlich im Unterkiefer wucherten und dessen Gewinnung erschwerten. Diese Stücke 
sind wichtig wegen ihrer auffallenden Grösse und Stärke, dann auch weil sie die nach ver- 
vereinzelt gefundenen Zähnen vermuthete grosse Verschiedenheit der Zähne in Belodon 
bestätigen. 

Das vordere Ende der Schnautze ist mit seinen grössern Alveolen stark beschädigt; 
es lassen sich aber diese Mängel durch das zu Löwenstein gefundene vordere Ende von 
einem Schädel ähnlicher Grösse Taf. XXXI. Fig. 9—12 ergänzen. An der rechten Seite ist 
die zweite Alveole, die einen jungen Zahn beherbergt zu haben scheint, grösstentheils, die 
dritte und vierte gänzlich weggebrochen, es wurden auch noch andere Stellen erst nach 
Auffindung der Versteinerung beschädigt, und überdies hat die Schnautze durch Einwirkung 
von Druck, der während des Versteinerns auf sie einwirkte, Sprünge erhalten und Verschie- 
bung erlitten, wie dies aus der Abbildung ersichtlich seyn wird. Die Sprünge aber erschweren 


die Ermittelung der Nähte, die sich von ihnen kaum unterscheiden lassen. Am deutlichsten 
38*# 


— 8 — 


lässt sich die Naht, welche die Schnautze auf ihre ganze Länge in zwei Hälften theilt, 
verfolgen; oben klafft sie am stärksten. Der Zwischenkiefer war daher auch ein paariger 
Knochen. 

Die überlieferte Strecke umfasst in jeder Kieferhälfte 28 Alveolen, eine Länge von 
kaum mehr als 0,4 einnehmend. Die linke Reihe ist unmerklich kürzer, als die rechte. 
Ohne die vier vorderen Alveolen nehmen die 24 übrigen 0,337 Länge ein. 

Das vordere Ende der Schnautze ist auch hier wieder stark abwärts gebogen und 
ohne Nasenöffnung. Das breitere Aussehen dieses Endes rührt theilweise von Druck her. 
Die stärkste Verschmälerung fällt unmittelbar hinter den vierten Zahn der Reihe. Der Quer- 
schnitt Fig. 3 ist der Gegend entnommen, wo die Schnautze wieder an Breite, noch mehr aber an 
Höhe zunimmt, wodurch sie ein flacheres Ansehen erhält. In der Gegend der dreizehnten Alveole 
erreicht sie 0,08 Höhe, die sie bis zu Ende der überlieferten Strecke beibehält bei einer Breite, 
die in der Gegend der dreizehnten Alveole 0,05, der siebenzehnten 0,064, der zweiundzwan- 
zigsten 0,07, der sechsundzwanzigsten 0,087 und der achtundzwanzigsten 0,104 beträgt. Der am 
hinteren Ende genommene Querschnitt Taf. XXXII. Fig. 1 ergiebt ein fast gleichschenkeliges 
Dreieck mit gerundeten Ecken und eingezogenen Seiten. Die mittlere Strecke der Schnautze 
stellt sich mehr seitlich zusammengedrückt dar, hauptsächlich in dem oberen, vom Zwischen- 
kiefer gebildeten Theil, der deutlicher an der abgebildeten rechten Seite von dem Oberkiefer 
getrennt erscheint. In der Gegend der zwanzigsten Alveole ist die Naht zwischen beiden 
Knochen durch Verschiebung besonders deutlich zu erkennen; hier steigt sie fast geradlienig 
hinterwärts auf eine Weise an, welche es wahrscheinlich macht, dass der paarige Zwischen- 
kiefer sich bald hinter der überlieferten Strecke ausgekeilt habe. Nach vorn scheint die 
Naht in geringer Höhe über der Reihe Grübchen, welche die Mündungen der Gefässgänge 
für die Zähne enthalten, wohl gerade, aber nicht ganz regelmässig zu verlaufen. Die Stelle, 
wo diese Naht zur Unterseite umbog, war nicht aufzufinden. Man könnte veranlasst wer- 
den, sie zwischen der elften und zwölften Alveole zu vermuthen; doch wäre es möglich, dass 
sie weiter vorn läge. Auch könnte man zur Annahme verleitet werden, dass da wo in der 
hinteren Gegend die Naht zwischen Oberkiefer und Zwischenkiefer ansteigt, von hinten sich 
ein anderer Knochen zwischen den beiden genannten ausgekeilt habe, was jedoch der Fall 
nicht ist. Denn zwischen diesem Knochen, der nur das vordere Stirnbein seyn könnte, und 
dem Oberkiefer besteht keine wirkliche Naht, sondern nur ein auf letzteren Knochen kommen- 
der Sprung. So weit die Schnautze reicht wurden die beiden Oberkieferknochen durch den 
Zwischenkiefer getrennt gehalten. 

Das Bildwerk auf der Aussenseite der Knochen besteht in der hinteren Gegend mehr 
in platten, unregelmässigen Hübeln, welche an den kleineren, vollständigeren Schädel erin- 
nern. Weiter vorn verwischen sich diese mehr, und statt ihrer werden nur hie und da 
kürzere, unregelmässige Furchen wahrgenommen, seltener ein Grübchen. In der der zwölften 


= a8 — 


und dreizehnten Alveole entsprechenden Gegend, nahe der die beiden Hälften trennenden 
Naht, treten vier starke, tiefe, rundlich ovale Grübchen, ziemlich regelmässig ins Viereck 
gestellt, auf, noch stärkere an anderen Stellen in der Nähe dieser Naht. 

Ueber dem Alveolar-Rande, besonders aber an der Unter- oder Gaumenseite sind die 
Knochen entweder glatt oder auf eine solche Weise unregelmässig streifig, dass man glauben 
sollte, dies stehe mit ihrer Struktur oder der Össification in Zusammenhang. Die Mitte der 
Unterseite bietet eine starke Rinne dar, die sich hinterwärts allmählich erweitert und flacher 
erscheint. Diese Rinne wird theilweise durch den starken Stab veranlasst, der zwischen ihr 
und der Reihe der Alveolen liest, in der Gegend der letzten Alveolen aber schon mehr 
verflacht. Die Mittelnaht ist auch auf der Unterseite deutlich überliefert. In der hin- 
teren Gegend könnte man Andeutungen von nach vorn sich auskeilenden Knochen vermuthen, 
wenn nicht Sprünge oder Furchen Täuschung veranlassen. Am deutlichsten glaubt man das 
vordere Ende einer Naht dicht an der zwanzigsten Alveole zu erkennen; doch begreift man 
nicht wo und wie der Knochen, welcher durch sie innen vom Oberkiefer abgetrennt werden 
würde, endigte. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass hier eine Täuschung durch eine 
regelmässig zu beiden Seiten sich vorfindende Furche veranlasst wird. Man glaubt ferner 
wahrzunehmen, dass in der Mitte ein paariger Knochen sich ebenfalls in der der zwanzigsten 
Alveole entsprechenden Gegend nach vorn, und nachdem er hinten ungefähr das mittlere 
Drittel der Gesammtbreite erreicht, auch hinterwärts, hier jedoch kürzer, ausgespitzt habe. 
Die Gegenwart eines solchen Knochenpaars ist aber um so mehr zu bezweifeln, als auf der 
hinteren Bruchfläche eine Naht, welche doch durch den Knochen hindurch gehen müsste, nicht 
wahrgenommen wird. Sonach scheint wirklich alles was von der Unterseite in der hinteren 
Gegend überliefert ist, entsprechend dem kleineren Schädel Taf. XXIX. Fig. 1, nur aus 
Oberkiefer, und was von der Schnautze überhaupt vorliegt, nur aus Oberkiefer und Zwischen- 
kiefer zu bestehen. 

Die Alveolen sind in der Regel gross und folgen auf einander in Abständen, die meist 
geringer sind als die Mündung der Alveolen. Fast sämmtliche Alveolen beherbergen Zähne. 
Die erste und zweite Alveole sind die grössten, aber stark beschädigt. In jeder befindet 
sich eine Zahnwurzel mit einem jüngeren Zahn im Innern. In der zweiten linken Alveole 
ist von diesem jüngern Zahn, der hier schon stark entwickelt und noch von einem 
Stück Wurzel des alten umgeben ist, am meisten überliefert. Die zweite rechte Alveole 
enthält einen nur erst wenig entwickelten Zahn. Die zweite Alveole liegt von der dritten 
0,007 entfernt. Der Durchmesser der Mündung der von einer Zahnwurzel ganz eingenommenen 
dritten Alveole beträgt 0,011, die Entfernung der dritten von der vierten Alveole 0,008, 
der Durchmesser der Mündung der vierten Alveole, welche eine Zahnwurzel beherbergt, kaum 
weniger, die Entfernung der vierten von der fünften Alveole 0,012, der Durchmesser der 
Mündung der fünften Alveole 0,0065, die rechte wie die linke enthält eine Wurzel. Die fünfte 


— 4290) — 


und etwa noch die auf sie herauskommende zwanzigste Alveole sind die kleinsten von allen; 
sie nehmen nun allmählich an Grösse zu, die siebenzehnte und achtzehnte erreichen je 
0,0135 Durchmesser, worauf sie in der rechten wie der linken Hälfte, in Uebereinstimmung 
mit dem Taf. XXIX. Fig. 1 abgebildeten kleineren Schädel, auffallend kleiner werden, dann 
aber wieder zunehmen, so dass die Durchmesser der hintersten von den überlieferten Alveolen 
auf die der siebenzehnten und achtzehnten herauskommen. Dieses Geringerwerden der 
Alveolen im Verlaufe der Reihe und das Auftreten eines stärkeren Zahnes unter den unmit- 
telbar vorhergehenden Zähnen wird nicht so wohl in Gavial, als in den eigentlichen Cro- 
codilen, und zwar hier mit einer deutlicheren Einschnürung des Kiefers, für den elften, zwölf- 
ten und dreizehnten Zahn wahrgenommen, und selbst in dem den Uebergang zu Gavial 
bildenden Crocodilus Schlegeli findet sich Aehnliches in der Gegend des zehnten oder elfter 
Zahnes vor; es kann daher auch diese Erscheinung bei dem fossilen Thier, an dessen Unter- 
kiefer entsprechende Stellen sich angedeutet finden, nicht für eine Zufälligkeit ausgelegt 
werden. In Crocodil findet sich in dieser Gegend zur Aufnahme eines grösseren unteren 
Zahnes gewöhnlich eine deutliche Lücke, von der in Belodon nichts wahrgenommen wird. 

Die Zähne sind wegen verschiedenen Alters auch von verschiedener Grösse. Selten 
nur sieht man einen Zahn die Alveole völlig ausfüllen ; öfter erkennt man, dass, wie in Cro- 
codil, die Wurzel des alten Zahnes einen jungen beherbergt; doch werden auch junge Zähne 
in Alveolen angetroffen, worin vom Vorgänger nichts mehr wahrgenommen wird, was auf ein 
früheres Ausfallen schliessen lässt. Sämmtliche Zähne sind beschädigt, sie sind gewöhnlich 
über dem Alveolar-Rand abgebrochen, von einigen liegt mehr vor. Die frischen Bruchflächen 
verrathen, dass die Verstümmelung neuester Zeit angehört. Die Form kommt auf die der 
vereinzelt gefundenen Zähne heraus, von denen ich die besseren noch näher darlegen werde. 
Nur die kürzere, flachere Krone fand ich nicht vertreten, was davon herrühren wird, dass, wie 
an dem kleineren Schädel ersehen werden kann, dieselbe mehr den Zähnen der an diesem 
Kiefer nicht überlieferten hinteren Strecke zusteht; auch könnten weggebrochene Kronen diese 
Beschaffenheit besessen haben. 

Den Alveolen liegt sich dicht innen eine in der hinteren Gegend deutlicher zu erken- 
nende Rinne an, in welche Gänge für die Ernährungsgefässe der Zähne ausmünden. 

Die Knochen und Zähne sind weisslich und aussen ungleich schwach röthlich gefärbt. 
Die Alveolen, Nähte, Sprünge und Grübchen, so wie die Knochenzellen erfüllt eine schwärz- 
liche Masse von Rotheisen. 

Diese Schnautze ist nach demselben Typus gebildet, wie in dem kleineren vollstän- 
digeren Schädel; sie stimmt daher auch darin mit ihm überein, dass die obere Nasenmündung 
nicht an dem vorderen Ende liegt und dass dieses Ende sich auffallend stark abwärts 
biegt. Die Achnlichkeit geht selbst so weit, dass auf ungefähr dieselbe Strecke eine gleiche 
Anzahl Alveolen kommt, die aber im grösseren Thier auffallend geräumiger sind und daher 


auch durch geringere Zwischenräume getrennt erscheinen. Bei dieser an Uebereinstimmung 
grenzenden Aehnlichkeit in der Länge der Schnautze und der Zahl der Alveolen muss es 
nur um so mehr auffallen, dass im stärkeren Thier die Schnautze sich noch einmal so breit 
und mehr als noch einmal so hoch als in den schwächeren Thieren darstellt; auch scheint 
in ersterem Thier die relative Kürze der mehr hohen oder flachen statt platten Schnautze 
dadurch noch zu gewinnen, dass die Schnautze hinterwärts früher breiter wird. Diese auffal- 
lenden Verhältnisse können unmöglich von Alters- oder geschlechtlicher (sexueller) Verschie- 
denheit herrühren, ihr Grund muss tiefer liegen, und sie werden daher, bei dem constanten 
Auftreten, das ihnen zusteht, auf Species - Verschiedenheit beruhen. Es ist wenigstens nicht 
bekannt, dass die Reptilien, mit denen der Belodon noch am ersten sich vergleichen lässt, in 
einem gewissen Stadium das Wachsthum eine veränderte Richtung einschlüge, und der Schädel, 
zumal dessen Gesichtstheil, aufhörte der Länge nach zu wachsen, um desto stärker nach 
der Breite und Höhe zuzunehmen. Vielmehr nimmt in den schmalkieferigen Reptilien die 
Schnautze bei fortschreitendem Wachsthum auch an Länge zu. Dass übrigens auffallende 
Abweichungen in der Länge der Schnautze selbst bei nahe verwandten Thieren vorkommen 
können, ergiebt sich an den Crocodilen unter Zuziehung des Gavials, so wie an Archegosaurus, 
einem Genus, dessen eine Species, A. Decheni, mit auffallend langer Schnautze versehen ist, 
während die andere A. latirostris, sich durch Kürze des Gesichtstheils auszeichnet, sonst 
aber ersterer Species so ähnlich sieht, dass man versucht werden könnte anzunehmen, das 
Wachsthum dieses Theils vom Kopfe sey bei letzterem Thiere zu einer gewissen Zeit stehen 
geblieben, in ersterem aber zur Bildung einer schmalkieferigen Schnautze ununterbrochen 
fortgeschritten (vrgl. meine Monographie über die Reptilien aus der Steinkohlen - Formation 
in Deutschland). 

Die Uebereinstimmung in der Zahl der Zähne auf derselben Längenerstreckung der 
Schnautze ist ebenfalls kein Grund gegen die Existenz zweier Species von Belodon, da sie 
bekanntlich bei den verschiedensten Species vorkommen kann. Eher noch könnte in dem 
- Umstande, dass die Alveolen der kleineren Kiefer kaum einen Zahn, die der grösseren 
fast immer Zähne enthalten, eine Andeutung von Altersverschiedenheit liegen, wodurch jedoch 
die Möglichkeit des Bestehens zweier Species nicht ausgeschlossen würde. 

Den Unterkiefer, der mit diesem Schädelbruchstück zusammenliegend gefunden wurde, 
habe ich Taf. XXX. Fig. 2 von oben abgebildet. Durch Verschiebung des rechten Deckel- 
beines erlitten auch die freien Kieferäste Störung, jedoch von so wenigem Belang , dass ich 
mir erlauben durfte, sie bei Anfertigung der Abbildung unberücksichtigt zu lassen. Das 
vordere Kieferende fehlt, auch ist von den freien Aesten nur ein Theil der bezahnten Strecke 
überliefert, und von der Symphysis die rechte Hälfte grösstentheils weggebrochen, die sich 
jedoch durch die linke leicht ergänzen lässt. 

Auf die vorhandene Kieferläinge kommen 31—32 Alveolen, wovon 24 der Symphysis 


angehören, dahinter dem linken Aste 7, dem rechten 8. Nach dem vollständigen Unterkiefer 
von Belodon Kapffı Taf. XLVII würde vorn eine Strecke von ungefähr 10 Alveolen fehlen 
und sich die ganze Symphysis auf gegen 0,3 Länge bemessen. Vervollständigt man hienach 
den Unterkiefer und bringt ihn mit dem Oberkiefer in Verbindung, so findet man, dass das 
hintere Ende der Symphysis des Unterkiefers der vier- oder fünfundzwanzigsten Alveole des 
Öberkiefers entspricht, wonach also letzterer auf dieser Strecke ungefähr zehn Alveolen 
weniger zählen würde, was nur daher rühren kann, dass der Oberkiefer überhaupt eine 
geringere Anzahl Alveolen besass als der Unterkiefer, die auch grösser waren, ein Ergebniss 
das auch durch andere Fragmente bestätigt wird. 

Das vordere zugespitzte Ende des Deckelbeins auf der Oberseite entspricht der Gegend 
der achtzehnten Alveole, vom hinteren Ende der Symphysis nach vorn gezählt. 

In der vorderen Gegend der überlieferten Strecke besitzen die Alveolen an der Mün- 
dung kaum über 0,0065 Durchmesser, wobei sie dicht auf einander folgen, die nächsten 
Alveolen werden allmählich geräumiger, man erhält für sie in der Gegend unmittelbar vor der 
Gabelung in die Aeste 0,009 Durchmesser und auf den Aesten, wo ihre Mündung sich mehr 
längsoval darstellt, von vorn nach hinten 0,015, was gegen die Alveolen der vorderen Strecke 
viel ist und mehr auf die Alveolen des Oberkiefers herauskommt. In fast allen Alveolen 
stecken, wie im Oberkiefer, Zähne von sehr verschiedenem Alter und Grösse, deren Kronen 
grösstentheils weggebrochen sind. Die grösseren hinteren Zähne sind mehr flach und mit 
der gewölbteren Seite nach aussen gekehrt, die vorderen mehr rund konisch. 

In der vorderen Strecke ist die Unterseite nur unvollständig überliefert und daher 
auch die Höhe des Kiefers nicht messbar, für die Breite erhält man an der überlieferten 
Hälfte 0,0225, was für beide Hälften 0,045 ergiebt. Hinterwärts nimmt sie nur sehr all- 
mählich zu; in der Gegend der neunten Alveole, vom hinteren Ende der Symphysis an 
gezählt, erhält man 0,027 oder für beide Hälften 0,054, dahinter eher wieder weniger, am 
hinteren Ende der Symphysis 0,0365, für beide Hälften 0,073 bei 0,0375 Höhe, so dass 
an dieser Stelle der Unterkiefer noch einmal so breit als hoch ist. Die Stärke der allmählich 
an Höhe zunehmenden freien Aeste beläuft sich auf 0,027; ihre Innenseite ist mehr gerade 
oder schwach eingedrückt, die Aussenseite etwas gewölbt. 


Unter den aus dem Stubensandstein von Stuttgart herrührenden fossilen Knochen des 
Herrn Kapff fand sich auch der Taf. XXXVI. Fig. 28 —30 von drei Seiten in natürlicher 
Grösse abgebildete Knochen, den ich mit dem Kopfe des Belodon nicht in Einklang 
bringen konnte, von dem Kopfe des Teratosaurus liegt noch zu wenig vor, um auch nur 
vermuthungsweise ihm den Knochen beizulegen, der einige Aehnlichkeit mit der rechten Zwi- 
schenkieferhälfte eines Fisches verräth. Vielleicht erhält dieses Stück am ersten noch durch 
Veröffentlichung, die ohnehin nicht zu umgehen war, seine Deutung. Die vergrössert 


oe 


dargestellte Krone der Zähne Fig. 3 ist spitzer und weniger nach der einen Breitseite hin 
gekehrt, mithin gerader, die Kerbung der diametralen Kanten beschränkt sich mehr auf die 
Spitze und ist stärker und gerader gerichtet als in den Zähnen von Belodon, der Quer- 
schnitt der Krone stimmt, wie aus den Abbildungen ersehen werden kann, mit letzteren 
nicht vollkommen überein, und es ist ferner die Wurzel gestreift, was ich bei Belodon nie 
angetroffen habe. Diese Streifung erinnert an die Wurzel der Zähne gewisser Fische und 
unter den Reptilien an Ichthyosaurus und die Labyrinthodonten, auch habe ich sie. bei 
einem dem Nothosaurus nahestehenden Macrotrachelen aus dem Muschelkalke Schlesien’s, 
den ich Lamprosaurus Göpperti nannte (Palaeontogr., VII. S. 248. t.27. f.2—5), angetroffen. 
Die Zähne stecken in Alveolen, jedoch fester als bei Belodon. Den jungen Zahn umschliesst 
kein alter; was man für einen jungen Zahn im Alten halten könnte, ist nur der Steinkern von 
der inneren Höhlung des letzteren. Die Alveolen tragen an der einen Seite, wie es scheint 
der äusseren, starke Beschädigung, die aus der Zeit vor der Umhüllung der Versteinerung 
von der Gesteinsmasse herrührt. 

Der Querschnitt der Zahnkrone ist mehr oval, die Krone selbst bisweilen gerundet 
rhombisch. Die ziemlich scharfen Kanten liegen diametral. Der dünne, glatte Schmelz der 
Krone verliert sich allmählich in die Wurzel; zwischen Krone und Wurzel ist der Zahn 
unmerklich eingezogen. An einigen Zähnen ist die Spitze weggebrochen. Der grösste Zahn 
steht 0,008 über dem Alveolar-Rande heraus, und die 0,006 lange Krone misst von vorn 
nach hinten 0,0045, von aussen nach innen 0,003; für die ganze Länge des Zahnes lässt 
sich 0,013 annehmen. Der Knochen steht nach aussen etwas weiter vor als die Alveolen. 
An der einen Seite, welche die äussere seyn konnte, erhebt er sich zu einem flachen, gerun- 
deten, an der anderen Seite zu einem stark ausgeschnittenen Fortsatz. An ersterer Seite 
liest nach dem entgegengesetzten Ende hin über dem Alveolar-Rand eine Furche. Der Knochen 
ist mit einem von oben schräg nach innen und vorn gerichteten Loche, das neben aus- 
mündet, durchbohrt. Nicht weit von dessen Mündung erkennt man an derselben Seite eine 
geringere Oeffnung, die jedoch mit keinem den Knochen durchbohrenden Loche zusammen hänst. 

Der Knochen ist an beiden Enden stark beschädigt, an dem einen Bruchende ergiebt 
er 0,013 Breite, nach dem anderen hin verdünnt er sich unter schwacher Biegung, und 
gegen die Zähne hin schärft er sich mehr zu. Die Zähne sind etwas schräg eingepflanzt. 
Knochen und Zähne sind beschaffen wie bei den Reptilien aus diesem Gebilde. 


Unterkiefer. 


Ehe ich an die Betrachtung der von Herrn Dr. Kapff aufgefundenen Unterkiefer gehe, 
will ich der Ueberreste gedenken, welche bereits im Jahr 1826 in dem zu Mühlsteinen ver- 


wendeten, graulich weissen, grobkörnigen Sandsteine des oberen Keupers zwei Stunden von 
Band VIL, 5. 39 


— 29 — 


Tübingen, nahe bei Altenburg oder hübgarten, an einem Hügel des nördlichen Neckar-Ufers, 
worauf einst die Burg Wildenau stand, gefunden wurden. Es sind dies dieselben Reste, 
welche Jäger (fossile Reptilien in Württemberg, 1828) einer eigenen Familie pflanzenfressender 
Saurier, den Phytosauriern, beilegt, deren er zwei Gattungen, Cylindricodon und Cubicodon, 
unterscheidet. Ich habe bereits nachgewiesen, (Palaeontologie Württemb., 1844. S. 42), dass 
diese Ueberreste, welche ich aus eigener Anschauung kenne,, unmöglich von pflanzenfressenden 
Sauriern herrühren können, so wie dass Jäger die Steinkerne von den Alveolen und Höhlungen 
in den Zähnen für wirkliche Zähne gehalten hat. Nach Owen würden die Reste, worauf die 
Annahme der Phytosaurier beruht, Steinkerne der Zahnhöhlen des Mastodonsaurus seyn, der 
aber im Stubensandsteine gar nicht vorkommt, und dessen Zahnhöhlen auch keine Aehnlichkeit 
mit diesen Steingebilden besitzen. Nach v. Althaus (v. Alberti, Monogr. des bunten Sandsteins 
etc., S. 151) wären es Stylolithen, nach Fitzinger (Ann. des Wiener Museums der Naturgesch., 
1837. II. S. 187) Ueberreste eines der Gattung Pyenodus nahe stehenden Fisches. Gegen 
alle diese Ansichten hatte ich mich gleich anfangs erklärt und gesagt, dass die unter Phyto- 
saurus begriffenen Reste einem schmalkieferigen Saurier mit getrennten Alveolen und konisch 
geformten Zähnen, die selbst Jäger (a.a.O. t. 6. f. 8. 12—15) nicht entgangen waren, ange- 
hörten, demselben Thiere, von welchem die Kieferbruchstücke aus einem ähnlichen Gebilde zu 
Leonberg herrühren, dem Belodon nämlich. Aehnliche Steinkerne von Alveolen fand ich später 
auch an einem anderen schmalkieferigen Saurier, dem Macrorhynchus Meyeri aus dem Walden 
des Bückeberges (in Duncker, Versteinerungen der Walden-Formation Norddeutschlands, S. 75. 
t, 20. £>A,:a). 

Das vordere Ende des dem Cylindricodon beigelegten Kiefers (Jäger, a. a. O., S. 23. 
t. 6. £.3) entspricht vollkommen dem in dem Unterkiefer von Belodon, wie ich mich neuerlich 
an einem mir von Herrn Kapff mitgetheilten Abguss überzeugen konnte. Seine Breite ergiebt 
sich vorn an den grossen Alveolen zu 0,072. Für die der sechsten Alveole entsprechende 
schmälste Gegend erhält man 0,045, und in der Gegend der fünfzehnten Alveole 0,051 Breite. 
Dieselbe Aehnlichkeit besteht in der Beschaffenheit der Aussenseite. Die Versteinerung stellt 
daher auch offenbar den Unterkiefer und nicht wie Jäger glaubt den Oberkiefer dar. Schon 
aus diesem Unterkiefer hätte erschen werden können, dass die unter Oylindricodon und Cubico- 
don begriffenen Reste nicht von verschiedenen Gattungen herrühren, da die Steinkerne der 
Alveolen in der vorderen Gegend des Kiefers denen des Cylindricodon gleichen, und in der hin- 
teren Gegend, wo sie grösser, ovaler oder einigermaassen kubisch werden und gedrängter auf 
einander folgen, auf Cubicodon (Jäger, a. a. OÖ. S. 33. t. 6. f£. 17 — 22) herauskommen. 
Bedenkt man dabei, dass auf den freien Kieferästen des Belodon die Alveolen an Grösse noch 
zunehmen, so ist kaum daran zu zweifeln, dass die dem Cubicodon beigelesten Reste Bruch- 
stücke von den freien Aesten des Unterkiefers smd, und zwar desselben Unterkiefers, mit 
dem sie gleichzeitig in dem nämlichen Steinbruche gefunden wurden. Auch besitzen die Reste 


29) 


des Cubicodon ganz das Ansehen von Bruchstücken freier Unterkieferäste. Die beiden Gattungen 
Cylindricodon und Cubicodon, welche eine besondere Familie pflanzenfressender Saurier eröffnen 
sollten, beruhen demnach auf Ueberresten eines und desselben Unterkiefers von Belodon. 

Die dem Cylindricodon beigeleste Hauptversteinerung umfasst die ganze Symphysis 
des Unterkiefers mit dem Anfange der getrennten Kieferäste, doch nur als Abdruck. Die eine 
Seite des vorderen Endes ist stark beschädigt und das Stück sonst in einen vorderen und einen 
hinteren Theil getrennt, zwischen denen nur wenig fehlen kann. Auf die ganze Länge der 
Symphysis kamen 32—33 Alveolen in einer Hälfte, wovon dem Theil der Symphysis, welcher 
von dem Deckelbein unter Ausspitzung nach vorn gebildet wird, nicht weniger als 18 angehören 
werden. Wie erwähnt, ist es Jäger nicht unbekannt geblieben, dass seine Phytosaurier auch 
konische Zähne besitzen, die er aber für Kerne hielt, aus deren konischen Form sich die 
walzenförmige der ausgebildeten Zähne entwickeite (S. 28). Das Verkennen der Steinkerne 
hat auch zu Ansichten über die Befestigungsweise der Zähne im Kiefer geführt, deren Un- 
haltbarkeit ich wohl nicht nöthig haben werde nachzuweisen. 

Was also für wirkliche Zähne ausgegeben wurde, besteht in nichts anderem als in den 
nach oben gerichteten Ausfüllungen oder Steinkernen von Alveolen, wobei der Ausguss des 
Bodenraumes der Alveole für die Krone galt. Es liegt nämlich der Unterkiefer des Cylindri- 
codon mit der Oberseite dem Gestein auf. Bei einer solchen Lage kann es nicht fehlen, 
dass jetzt nach Entfernung der leicht abbröckelnden Knochenmasse die Steinkerne der Alveolen 
mit ihrer Unterseite nach oben gerichtet aus dem Gestein in Reihen herausragen, welche denen 
der wirklichen Zähne entsprechen. 

Dieser Unterkiefer gleicht in Stärke und Grösse dem in der Gegend von Stuttgart 
mit der Schnautze von Belodon Kapfii gefundenen Taf. XXXIN. Fig. 2 so sehr, dass er 
derselben Species beizulegen seyn wird, nur würden die kleineren vorderen Zähne ein wenig 
dichter sitzen. 


Die vollständige Entzifferung des Unterkiefers von Belodon war mühevoll. Es waren dazu 
anfangs nur Stücke geboten, an denen entweder nur das vordere oder nur hintere Ende vor- 
handen war, Stücke aus der Mitte der Länge waren seltener und der Art, dass sie einen Anschluss 
der vorderen Stücke an die hinteren nicht vermittelten. Erst nachdem ich die Schwierigkeiten 
so gut wie bewältigt hatte, gelang es Herrn Dr. Kapff einen vollständigen Unterkiefer auf- 
zufinden, und mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit aus dem Gestein herauszuarbeiten. 
Im Februar 1861 erhielt ich ihn mitgetheilt. Dieses Prachtstück zeichnet sich zugleich durch 
Grösse aus, und gehört daher ohne Zweifel dem Belodon Kapffı an. Ich habe es in natür- 
licher Grösse Taf. XLVI von der linken Seite, Taf. XLVI. Fig. 1 von oben, Fig. 2 die 
Symphysis im Querschnitt und Fig. 3 den hinteren Theil von innen dargestellt. Den rechten 


Kieferast habe ich geflissentlich nicht in die Abbildung aufgenommen, weil das Format der 
39 * 


— 26 — 


Tafel für die Palaeontographica sonst zu unbequem geworden wäre. Die unbedeutenden 
Beschädigungen an diesem Kiefer schreiben sich erst aus der Zeit seiner Auffindung her, und 
beschränken sich fast nur auf das vordere Kieferende, auf ein Paar Stellen an den freien 
Aesten und auf das linke Gelenkende, das sich jedoch durch das sehr gut überlieferte 
rechte ergänzen lässt. 

Die ganze Kieferlänge bemisst sich nach der geraden Mittellinie auf 0,717 oder unge- 
fähr 2 Fuss 2'/, Zoll Par., wovon 0,297 die Symphysis in Anspruch nimmt. Für die Spannung 
der freien Aeste erhält man, an der Aussenseite gemessen, 0,29, wonach also die Breite, 
welche der Kiefer in der hinteren Gegend einnimmt, 2'/,mal in der Länge enthalten ist. 

Der Kiefer verschmälert sich allmählich nach vorn, doch ohne dass die freien Aeste 
eine convex nach aussen gehende Biegung beschreiben, die sich eher concav in ihrer Er- 
streckung nach der Symphysis hin darstellt. Die Symphysis verschmälert sich auch etwas 
nach vorn, in ihrer ungefähren Mitte schwillt sie unmerklich nach aussen an. Das gerun- 
dete vordere Ende ist stark ausgebreitet und auch abwärts gerundet verstärkt. In dieser 
beschädigten Gegend wird sich die Breite auf 0,08 bemessen haben, die Höhe ergiebt 0,047, 
während man dahinter in der auf den sechsten und siebenten Zahn kommenden schwächsten 
Gegend des Kiefers hiefür 0,05 und 0,056 erhält. Noch vor Ende der Symphysis steigt die 
obere Grenzlinie des Kiefers hinterwärts sanft an; an dem Ende der Symphysis erhält man 
0,84 Breite und 0,0495 Höhe. Deutlicher wird das Ansteigen gegen den im Ganzen gering- 
fügigen Kronfortsatz hin wahrgenommen, welcher dem Kiefer 0,089 Höhe verleiht. Hier tritt 
wieder ein sanfteres und mehr schwach concaves Ansteigen ein bis vor der Gelenkgrube die 
obere Grenzlinie eine mehr horizontale Richtung einnimmt. An dieser Stelle liegt auch die 
grösste Kieferhöhe für die man 0,099 erhält. Mit dem Ende der Symphysis erhebt sich auch 
die untere Grenzlinie des Kiefers etwas, stärker in der der Gelenkgrube entsprechenden 
Gegend, doch steigt der kurze hintere Fortsatz nicht über lie untere Hälfte der Kieferhöhe 
hinterwärts an. 

Für die Zahl der Zähne oder Alveolen erhält man in jeder der beiden Hälften 49. Der 
letzte Zahn ist ein kleinerer und wird leicht übersehen; in beiden Kieferhälften folgt er unmittel- 
bar dem vorletzten, einem grösseren Zahne. Das Ende der Symphysis entspricht dem 35. Zahn 
der Reihe. Die meisten Alveolen beherbergen noch Zähne. Das ausgebreitete vordere Ende 
enthält in jeder Hälfte drei grosse, starke Zähne, welche grösstentheils weggebrochen sind. 
Nach der Lage, welche ihre im aufgebrochenen Kiefer vorhandenen Reste einnehmen, waren 
sie schräg nach aussen gerichtet, und werden sich bei geschlossenem Maule dem Ober- 
oder Zwischenkiefer aussen angelegt haben. Das vorderste Paar, von dem am wenigsten 
überliefert ist, scheint auch etwas nach vorn gerichtet gewesen zu seyn. Der zweite rechte und 
der dritte linke Zahn ergeben 0,0135 Durchmesser; ihre geräumige Höhle im Innern ist mit 
späthisem Kalk angefüllt, der leicht für den Ersatzzahn gehalten werden könnte. Der Ersatz- 


zahn des zweiten rechten Zahnes liegt von diesem weiter innen. Der zweite linke Zahn 
besteht in einem, in der geräumigen Alveole seines Vorgängers liegenden jüngeren Zahn, 
welcher von vorn nach hinten 0,0105, von aussen nach innen 0,008 misst und hinten mit 
einer schärferen Kante versehen ist; seine Spitze, mit der er kaum aus dem Kiefer heraus- 
gesehen haben wird, ist weggebrochen. Der dritte rechte Zahn scheint ebenfalls ein jüngerer 
gewesen zu seyn. 

Auf diese Zähne folgen in einem Abstande von nur 0,006 Alveolen, welche zu den 
kleinsten gehören und nur 0,005 Durchmesser besitzen. Dahinter nehmen sie nur sehr 
allmählich an Grösse zu, in der Gegend des hinteren Endes der Symphysis ergeben sie 
0,009 Durchmesser, der weiter hinten, wenigstens nach der Längenrichtung, auf 0,014 steigt, 
wobei die sonst mehr oder weniger kreisrunde Mündung eine längsovale Form annimmt. 
Gegen das Ende der Zahnreihe werden die Alveolen wieder geringer, und nur die letzte 
ist, wie bereits erwähnt, auffallend kleiner. 

Zwischen den Alveolen besteht nur geringe Trennung; bisweilen scheinen sie in 
einander überzugehen, wie m der linken Reihe die zehnte und elfte, die vierzehnte und 
fünfzehnte, die siebenzehnte und achtzehnte, in der rechten Reihe die zehnte und elfte gleich- 
falls, und noch einige andere. Am weitesten ist die achtzehnte von der neunzehnten linken 
Alveole getrennt. 

Die Zähne werden, abgesehen von den grossen des vordern Endes, allmählich grösser 
je weiter hinten sie auftreten und zumal an ihren Kronen flacher. Die Kronen der vordern 
Zähne sind mehr rundkonisch, spitz, schwach gekrümmt, mit diametralen Kanten nach der 
Spitze hin versehen und hie und da abwärts leicht gestreift, aber nicht durch Verstärkung 
des Schmelzes, sondern mehr durch schwache Furchen; weiter hinten werden sie allmählich 
flacher, die diametralen Kanten an ihnen deutlicher und gezähnelt und die Streifung verliert 
sich. Die Krone eines solchen Zahnes kann 0,012 Länge, 0,009 Breite an der Basis und 
0,016 Höhe erreichen. Die Aussenseite ist die gewölbtere und die Spitze fällt mehr in die 
hintere Hälfte. Hie und da bemerkt man in den Alveolen einen sehr jungen Zahn. 

An der Innenseite der Alveolen liest dicht neben ihnen eine Reihe kleiner, nicht 
regelmässig auftretender Gefässmündungen, die deutlicher auf der Aussenseite des Kiefers sich 
vorfinden, wo sie in einer Rinne liegen, welche nach hinten flacher wird. Darunter liegt 
noch eine Reihe kleinerer Gefässmündungen, die mehr mit Grübchen in Zusammenhang stehen; 
die hiedurch angedeuteten Gefässe werden mehr zur Ernährung des Kieferknochens als der 
Zähne gedient haben. Auch die Unterseite des Kiefers ist sparsam mit Grübchen bedeckt. 
Von dem vierten bis sechsten Zahn der Reihe bemerkt man nach aussen zwei Grübchen, von 
denen das vordere regelmässiger rund sich darstellt, das hintere sich aussen etwas herab- 
zieht. Diese Stellen waren offenbar zur Aufnahme von Fangzähnen des Oberkiefers bestimmt. 
Auch ist dahinter die Aussenseite des Kiefers auf der. oberen, über der Rinne liegenden 


— 


Strecke mit vertikalen Furchen versehen, deren Entstehung sich aber nicht aus dem Anliegen 
der oberen Zähne erklären lässt, wofür diese Furchen zu zahlreich und unregelmässig wären. 

Die Zusammensetzung des Kiefers lässt sich an den deutlich vorliegenden Nähten 
genau verfolgen. Das Deckelbein spitzt sich nach vorn auf der Oberseite in einer der 
Gegend zwischen dem fünfzehnten und sechszehnten Zahn der Reihe entsprechenden Stelle 
aus; an der Unterseite liest diese Stelle ein wenig weiter hinten, dem achtzehnten Zahn 
entsprechend. Aus dem Querschnitt Taf. XLVI. Fig. 2 wird ersichtlich, wie in der hinteren 
Hälfte der Symphysis die beiden Hälften des Zahnbeins durch das dazwischentretende Deckel- 
bein getrennt gehalten werden. Mit dem Aufhören der Symphysis begeben sich die beiden 
Hälften des Deckelbeins aus einander und veranlassen die freien Aeste. Auf diesem Quer- 
schnitt sieht man den stärkeren Kanal zwischen den beiden Hälften des Deckelbeins, der 
am hinteren Ende der Symphysis queroval mündet und hier 0,009 Breite bei 0,0065 
Höhe ergiebt. 

Dieser Unterkiefer ist dadurch besonders werthvoll, weil an ihm das hintere Ende 
des Zahnbeins, das äussere Loch vollständig und an der Innenseite das Mondbein, sowie 
das auf diese Seite kommende Loch, mithin Theile überliefert sind, worüber an keinem anderen 
Exemplar Aufschluss zu erlangen war. 

Das äussere Loch liegt in der linken Kieferhälfte vollständig vor, wo es 0,189 Länge 
ergiebt. Der vordere Winkel, der Gegend zwischen dem vierundvierzigsten und fünfundvier- 
ziesten Zahn entsprechend, ist spitz und fällt in die untere Hälfte der Kieferhöhe. Er 
wird vom Zahnbein gebildet, an das sich innen und zwar oben das Kronbein, unten das 
Winkelbein anlegt, wobei die innere Winkelbegrenzung eher durch die beiden letzteren Knochen 
veranlasst wird. Das Zahnbein führt an der Aussenseite oben, das Kronbein bedeckend, bis 
unmittelbar vor den Kronfortsatz zurück. Die Aussenseite wenigstens der drei hinteren 
Alveolen wird nicht mehr vom Zahnbein, sondern von dem zwischen dieses und die Zähne 
tretenden Kronbein gebildet. Die Innenwand des Zahnbeins nimmt in der Gegend vor dem 
Kronfortsatz durch Verschiebung eine etwas höhere Lage ein. An der Aussenseite besitzt 
das obere hintere Ende des Zahnbeins einen kurzen spitzwinkeligen Einschnitt, der dieses 
Ende in einen nur weniger kurzen und kleinern oberen und in einen grösseren unteren Theil 
trennt. Gleich dahinter mündet nach vorn ein deutliches Gefässloch, das schräg nach hinten 
und innen das Kronbein durchsetzt und in das Innere des Kiefers führt (Fig. 3). Dasselbe 
Loch findet sich auch in der anderen Kieferhälfte vor. Viel früher als oben keilt sich das 
Zahnbein unten an der Aussenseite und zwar hinterwärts in das Winkelbein aus, darunter 
auf ähnliche Weise das Winkelbein in das Zahnbein nach vorn. 

Sonst wird das grosse Loch an der Aussenseite in der oberen Hälfte vom Kronbein, 
in der unteren vom Winkelbein begrenzt. Der hintere, mehr gerundete Winkel kommt 
auf das Kronbein. Hinter der Mitte seiner Länge liegt, der Gegend des Kronfortsatzes 


= .2991 


entsprechend, eine Stelle, wo das Loch mehr durch Ausdehnung des unteren als des oberen 
Randes sich auf 0,0175 verschmälert, dahinter erreicht es 0,03 Höhe und davor nimmt es 
allmählich an Höhe ab. An dem Loch der rechten Kieferhälfte findet sich wohl 'eine ähn- 
liche Verschmälerung vor, die aber hauptsächlich durch stärkere Ausdehnung des oberen 
Randes veranlasst wird, so dass also hierin schon die Löcher eines und desselben Unter- 
kiefers Abweichungen zeigen können. 

Ueber dem Loche befindet sich in der hinteren Gegend eine wulstförmige Leiste, welche 
sich nach vorn und aufwärts, gegen den Kronfortsatz gerichtet, allmählich verliert, und 
hinten sich abwärts biest. Die über diesem Wulste liegende Strecke des Kronbeins zeichnet 
sich durch Glätte aus, während hinterwärts und abwärts dieses Bein sich mehr wulstig oder 
hübelig darstellt. 

Der Verlauf der Naht zwischen Kronbein und Winkelbem gegen den hinteren Winkel 
des äusseren Loches hin war wegen Beschädigung des Knochens nicht genau zu verfolgen, 
ist aber an andern Unterkiefer-Fragmenten überliefert, namentlich an dem Taf. XXXIV. Fig. 1 
abgebildeten. Der Verlauf dieser Naht nach hinten liegt deutlich vor, namentlich an der 
rechten Seite, von der ich ihn in die Abbildung aufgenommen habe. Vor dem Ende des 
hinteren Fortsatzes biegt die Naht, zackig werdend, im Rande nach innen um, bald darauf 
verläuft sie auf der Hinterseite, die Grenze zwischen Winkelbein und Gelenkbein bezeich- 
nend, aufwärts, wobei sie hinter der Gelenkfläche auf eine kurze Strecke nach innen und 
sodann nach vorn sich wendet. 

Die Gelenkfläche, von der ein geringerer äusserer Theil vom Kronbein, das übrige 
vom Gelenkbein gebildet wird, ergiebt 0,07 Breite und besteht aus zwei Concavitäten; vor 
der inneren derselben liegt eine Convexität, die hier theilweise weggebrochen ist, von der 
man sich aber an den Bruchstücken Taf. XXXIV. Fig. 4 und Taf. XXXIX. Fig. 5 über- 
zeugen kann. An der hinteren inneren Ecke der Gelenkgrube befindet sich ein dünner, 
aufwärts gerichteter Fortsatz. 

An der Innenseite der linken Kieferhälfte (Fig. 3) ist das zuvor gar nicht bekannt 
gewesene Mondbein vollständig überliefert. Der Name ist bezeichnend. Halbmondförmig oder 
vielinehr mondsichelförmig gekrümmt, liegt es mit dem vorderen Ende, der Gegend des 
Kronfortsatzes entsprechend, auf dem Zahnbem; weiter hinten wird es auf der nach vorn 
gehenden Verlängerung des Gelenkbeins gesessen haben, welche mehr geradlinig auf dem 
Winkelbein ruht. Diese Verlängerung ist hier weggebrochen, wird aber an den Kiefer- 
Fragmenten Taf. XXXIV. Fig. 6 und Taf. XXXIX. Fig. 5 erkannt. Die Sehne des Bogens, 
welchen das Mondbein beschreibt, misst 0,103. Dieser Knochen ist im Ganzen schmal, am 
schmälsten in der Mitte, wo er die hintere Hälfte von der oberen Begrenzung eines klei- 
neren ovalen Loches, das vorn weniger spitz ausgegangen zu seyn scheint als hinten, 
beschreibt. Es lässt sich nicht beurtheilen, ob das Loch sonst nur noch vom Zahnbein 


— all 


umgeben war, da der hintere Theil der unteren Begrenzung weggebrochen ist. Die Länge 
des Loches ergiebt 0,022, die Höhe 0,01. Das Mondbein erreicht in der vorderen Hälfte 
0,01, in”der hinteren 0,0125 Breite, wobei es hinten spitz, vorn mehr gerundet ausgeht. 
Die geringste Höhe der Innenseite des Kiefers fällt in die Gegend des ihr angehörigen 
Loches und beträgt 0,038. 

Die Knochen, woraus dieser Kiefer besteht, sehen aus als wären sie mit einer 
dünnen Knochenschichte von mehr kalkiger Beschaffenheit überdeckt, die dem Hautskelet 
angehören dürfte. Dieselbe Bildung zeigt sich auch auf der Oberfläche der die Innenseite 
zusammensetzenden Knochen. Das Gestein ist der gewöhnliche Stubensandstein. 

Der mit dem Oberkiefer von Belodon Kapffi gefundenen Unterkiefer Taf. XXXI 
Fig. 2 war kaum kleiner, nur ein wenig schmäler. Der hauptsächliche Unterschied besteht 
darin, dass bei ihm auf die von der Symphysis überlieferten Strecke nur 24—25, auf die- 
selbe Strecke im vollständigen Kiefer 29 Alveolen gehen, was darin seinen Grund hat, dass 
in ersterem Kiefer die Alveolen weniger dicht auf einander folgen, als in letzterem. Ob dies 
auf die Gesammtzahl der Zähne in einer Kieferhälfte von Einfluss war, lässt sich bei der 
unvollständigen Ueberlieferung des einen Kiefers nicht sagen. Derselben Species werden aber 
ohne Zweifel beide Kiefer angehören. 


Der Taf. XXXI. Fig. 1 von oben, Fig. 2 von unten, Fig. 3 und 4 von aussen und 
Fig. 5 im Querschnitt dargestellte vordere Theil von einer rechten Unterkieferhälfte ist wegen 
guter Erhaltung und der langen Reihe von Alveolen ein werthvolles Stück. Vom Kiefer 
ist 0,465 Länge in gerader Linie vorhanden. Er umfasst 46 Alveolen, so dass nach dem 
vollständigen Unterkiefer von Belodon Kapfii zu urtheilen nur die drei letzten fehlen würden. 
Was überliefert ist besteht nur in Zahnbein, das in der hinteren Gegend beschädigt ist. Die 
beiden Zahnbeinhälften waren bis zur siebenzehnten Alveole, auf 0,141 Länge, vereinigt, 
wo alsdann auf der Oberseite die Trennung durch das Deckelbein eintrat; in dem vollstän- 
digen Kiefer von Belodon Kapffı zählt die Strecke der Vereinigung der beiden Zahnbein- 
hälften die 15 vordern Alveolen. Wo die Trennung in die Aeste begann, lässt sich bei dem 
Fehlen des Deckelbeins nicht genau angeben. 

Die löffelförmige Erweiterung des vorderen Kieferendes ergiebt 0,0555 Breite; die 
dahinter liegende schmälste Stelle verhält sich zu dieser Breite wie 2:3. Das Ende ist 
stumpf gerundet, fällt nach vorn schräg ab und verstärkt sich abwärts gerundet; dabei 
erscheint der Aussenrand mehr scharf. Dieses erweiterte Ende besitzt in einer Hälfte drei 
durch Grösse ausgezeichnete Alveolen, von denen die vordere an ihrer Mündung von vorn 
nach hinten 0,009, von aussen nach innen 0,0105, die mittlere 0,011 und 0,012 und die 
hintere 0,015 und 0,0115 misst; letztere ist daher die grösste und bei ihrer schrägen 
Stellung mit einer mehr ovalen Mündung versehen. Diese drei grossen Alveolen liegen 


— 201 — 


einander so nahe, dass die zwischen ihnen bestehende Trennung nur 0,002 beträgt. Für 
die in die vordere Gegend der dritten Alveole fallende grösste Höhe dieses verstärkten 
Kieferendes erhält man 0,024. 

Hinter der dritten oder grössten Alveole folgen unmittelbar die kleinsten, worauf sie 
nur sehr allmählich grösser werden, auffallender in der hinteren Strecke, wo die Geräumig. 
keit ihrer Mündungen sich mehr den grossen Alveolen am vorderen Ende nähert. Die 
Alveolen sind entweder ganz hohl oder mit Gesteinsmasse angefüllt, was auf ein nur schwa- 
ches Haften der Zähne in diesen Zellen schliessen lässt. In der vorderen Hälfte des Kiefers 
misst der Durchmesser der meisten Alveolen durchschnittlich 0,006, die ersten sind etwas 
kleiner, die kleinste ist die fünfzehnte der ganzen Reihe, doch wohl nur zufällig, weil ich Aehn- 
liches bei keinem anderen Kiefer wahrnehmen konnte; sie ergiebt nur wenig mehr als 0,0035; 
die-Mündung der vierunddreissigsten neigt schon zum Längsovalen bei fast 0,01 Längen- 
durchmesser, die sechsunddreissigste misst von vorn nach hinten 0,011, von aussen nach innen 
0,01, wofür man an den grössten der folgenden 0,011 und 0,008 erhält. ‚Die Mündung 
der hinteren Alveolen ist_ demnach noch deutlicher oval. Die Wand zwischen den zwei 
letzten überlieferten Alveolen war schon zu der Zeit weggebrochen, als die Umschliessung 
vom Gesteine vor sich ging. Sie sind dadurch zu einer grösseren ovalen Grube vereinigt, 
auf deren Boden man zwei kleinere längsovale Grübchen wahrzunehmen glaubt, worm viel- 
leicht Keimzähne sassen, welche früher schon verloren gingen. Die rundmündigen Alveolen 
entsprechen Jäger’s Cylindricodon, die grösseren ovalmündigen hinteren Alveolen dem Cubi- 
codon, so dass hier wieder beide Gattungen sich in einer und derselben Unterkieferhälfte 
vereinigt finden. 

Aus dem Querschnitt ersieht man, dass die Alveolen etwas unter dem Niveau der 
mittlern Kiefergegend münden. Aussen liegt in ungefähr halber Höhe des Kiefers eine tiefe 
Rinne mit einer Reihe grosser Gefässmündungen (Fig. 3). Die Grübchen, welche schwächer 
sind, treten zahlreicher auf der Unterseite des vorderen ausgebreiteten Theiles auf, an dessen 
Aussenrand auch eine der Lage des zweiten grossen Zahnes entsprechende, grössere Grube 
wahrgenommen wird. In der hinteren Strecke ist auf eine dem letzten Dutzend Alveolen 
entsprechende Länge die Aussenseite aufgebrochen (Fig. 4). Der zweiundvierzigsten Alveole 
entsprechend, erkennt man an der weisseren Gesteinsmasse die Ausfüllung des im vollstän- 
ständigen Kiefer von Belodon Kapffi der Stelle zwischen der vier- und fünfundvierzigsten 
Alveole entsprechenden vorderen Winkels des Loches an der Aussenseite. 

Die Innenseite, worin die beiden Zahnbeinhälften sich gegenseitig berührten, ist völlig 
geschlossen. Auf ihr bemerkt man in der der kleinen Alveole entsprechenden Gegend ein 
Össificationscentrum, von dem aus nach vorn und hinten, nach letzterer Richtung in langer 
Ausdehnung, die Knochentextur strahlenförmig: verläuft. 


Die Reihe von 46 Alveolen besitzt dieselbe Länge wie die von 49 in dem vollstän- 
Band VIL, 6. 40 


— 302, — 


digen Unterkiefer von Belodon Kapffı, ungeachtet das Breitenverhältniss zwischen beiden sich 
nur wie 2:3 herausstellt; ersterer Unterkiefer war daher länger und schmäler als letzterer, 
weshalb es mröglich wäre, dass er von Belodon Plieningeri herrührte. 


Ein nicht abgebildetes, fast zwei Decimeter langes Stück umfasst von den freien Kie- 
ferästen die noch mit Zähnen versehene Gegend, jedoch nicht vollständig. Selbst in der 
hinteren Gegend ist die Mündung der Alveolen mehr kreisrund und ergiebt nicht über 0,007 
Durchmesser. Die Entfernung zweier auf einander folgenden Alveolen kann fast einen 
Alveolar-Durchmesser betragen, gewöhnlich. ist sie geringer. Die grössere linke Kieferhälfte 
ist in der unteren Höhenhälfte mit dem vorderen Theil von dem langen äusseren Loche 
versehen, dessen Winkel zu der Zahnreihe nach Abschätzung dieselbe Lage einnehmen 
würde, wie im den bereits beschriebenen Unterkiefern, woran dieser Winkel ebenfalls über- 
liefert ist. 


Das Taf. XXXVI. Fig. 32 von oben und aussen abgebildete Stück von einer rechten 
Unterkieferhälfte rührt aus der hinteren Gegend der mit Alveolen besetzten Strecke her. 
Es erinnert an den zuvor beschriebenen Kiefer, sass aber, da an ihm nichts von einer 
äusseren Oeffnung wahrgenommen wird, weiter vorn, wohl in der Gegend, wo der Kiefer 
begann sich schwach nach aussen zu biegen, was noch vor dem Ende der Symphysis der 
Fall war. Der Ueberrest besteht nur aus Zahnbein, dessen innere, glättere Wand sich dem 
Deckelbein anlegte, während unten oder vielmehr an der nach unten und innen gerichteten 
Seite der Knochen sich mehr gestreift darstellt. Die Aussenseite besitzt in ungefähr halber 
Höhe einen tiefen, schräg hinterwärts gerichteten Längseindruck, worin in weiteren Abstän- 
den langovale Mündungen von Gefässgängen liegen, die zu den Alveolen führen. Solcher 
Mündungen sind zwei überliefert. Weiter unten bemerkt man eine schwächere Furche, die 
sich ebenfalls hinterwärts verliert. Die Oberfläche des Knochens stellt sich feinfaserig dar. 
Auf eine Länge von 0,07 gehen sieben Alveolen, deren Mündungen gewöhnlich 0,0065 
Durchmesser ergeben und zum Ovalen hinneigen. Die Alveolen sind sämmtlich mit Gestein 
angefüllt. 


An derselben Stelle, wo der unter Belodon Kapffı begriffene Ober- und Unterkiefer 
Taf. XXX und Taf. XXXII. Fig. 2 gefunden wurde, in viel tieferer Lage, nämlich auf der 
Sohle des acht Fuss mächtigen Sandsteins, lag der Taf. XXXI. Fig. 6 von oben, Fig. 7 von 
aussen und Fig. 8 im Querschnitt dargestellte vordere Theil einer rechten Unterkieferhälfte, 
von dem vermuthet wurde, dass er zu dem höher gelegenen Unterkiefer gehört habe, was 
ich jedoch bezweifeln möchte. Hinter den drei grösseren Alveolen des vorderen ausgebrei- 
teten Endes ist der Kiefer verbögen, was wenigstens theilweise mit einer krankhaften Beschaf- 


— 303. — 


fenheit des Knochens zusammenhängt. Von einer Verletzung wird zwar jetzt nichts mehr 
wahrgenommen; wohl aber überzeugt man sich, dass schon zur Jugendzeit des Thieres 
der Unterkiefer an besagter Stelle die schiefe Richtung nach innen angenommen haben müsse. 
Die Beschädigung am vorderen Ende gehört neuester Zeit an. 

Die drei grossen Alveolen am vorderen Ende sind aufgebrochen; in der zweiten 
erkennt man Ueberreste von einem jüngeren Zahne. Die Strecke von der ersten bis zur 
siebenundzwanzigsten der kleineren Alveolen misst kaum mehr als 0,2. Auf dieselbe Strecke 
gehen in dem vollständigen Unterkiefer von Belodon Kapffı 26 und in dem Unterkiefer 
Taf. XXXI. Fig. 1 25 Alveolen. In dem mit dem Oberkiefer von Belodon Kapffı zusam- 
mengelegenen Unterkiefer Taf. XXX. Fig. 2 sind die Alveolen ein wenig grösser und 
folgen weniger dicht auf einander. 

Das Deckelbein endigt vorn auf der Oberseite in der der zwanzigsten Alveole ent- 
sprechenden Gegend, in anderen Kiefern weiter vorn. In der Gegend der dritten grossen 
Alveole erhält man für die überlieferte Hälfte 0,035 Breite bei 0,037 Höhe, in der Gegend 
nach dem ersten Dutzend kleinerer Alveolen 0,0225 Breite, 0,031 Höhe, am hinteren Bruch- 
ende 0,033 Höhe. Dieser Kiefer ist daher breiter und höher als der Taf. XXXI. Fig. 1, und 
auch eher stärker als der mit dem Schädel von Belodon Kapffı gefundene Unterkiefer, wes- 
halb er eher zu letzterer Species passen würde. 


Das Taf. XXXVN. Fig. 27 von oben, von aussen und im Querschnitt dargestellte 
Bruchstück von einer linken Unterkieferhälfte ist eines der ersten Stücke, die ich aus der 
Kapff’schen Sammlung untersucht habe. Ungeachtet der unvollständigen Ueberlieferung des 
vorderen Endes erkannte ich doch schon, dass es stark ausgebreitet und jede Hälfte mit drei 
grossen Alveolen versehen war. . Für die hinter dieser Ausbreitung liegende schmälste Stelle 
erhält man 0,0135 halbe Breite bei 0,0145 Höhe, in der Gegend der noch mit einem Zahne 
versehenen achten Alveole 0,0155 und 0,016. Die vier Alveolen davor sind mit Gestein 
angefüllt; ihre Mündungen sind fast kreisrund. Die erste von diesen kleineren Alveolen 
ergiebt kaum 0,004 Durchmesser, die vierte 0,045, der in der fünften sitzende Zahn an der 
Basis von vorn nach hinten 0,0045, von aussen nach innen nur unbedeutend weniger. Die 
Krone war schwach gestreift. Dahinter ist noch der Steinkern einer Alveole entblösst. 
Unter den Alveolen liegt aussen eine Rinne mit einer Reihe Gefässmündungen, sonst erkennt 
man an der Aussen- und Unterseite einzelne Grübchen. Die Innenseite, mit der diese Hälfte 
der andern anlag, ist gerade, geschlossen und lässt erkennen, dass der Ausgangspunkt der 
Verknöcherung in die Gegend fiel, wo die vordere Ausbreitung begann. Die Zähne waren 
etwas schräg nach aussen gerichtet. 

An dieses Stück passt ein nur sehr unvollständig überliefertes Stück von derselben 

; 40* 


— 304 — 


Länge. Die Alveolen, welche es enthält, sind von denen des abgebildeten Stückes nicht 
verschieden. 

Auch fanden sich ähnliche Stücke von einer linken und einer rechten Hälfte, woran 
man erkennt, dass gewöhnlich auf je die dritte Alveole eine Gefässmündung in der äusseren 
Rinne kommt. 

Diese drei Kiefer entsprechen mehr dem unter Belodon Plieningeri begriffenen, klei- 
neren, vollständigeren Schädel Taf. XXIX. Fig. 1; sie messen daher auch fast nur die halbe 
Breite des mit Belodon Kapffı gefundenen Unterkiefers, während in der Länge des von den 
Alveolen eingenommenen Raumes von diesem kaum Verschiedenheit besteht. 


Die Unzulänglichkeit der Abbildungen bei Plieninger ergiebt sich deutlich an einem 
im weissen Keupersandstein zu Löwenstein gefundenen Stück aus der mittleren Gegend der 
linken Unterkieferhälfte, welches mir Herr Dr. Kapff aus der Hügel’schen Sammlung mit- 
theilte, und ich Taf. XXIX. Fig. 8—10 dargestellt habe. Ehe ich die Versteinerung 
kannte war ich ausser Stand, mir eine richtige Vorstellung von ihr nach der Abbildung bei 
Plieninger (a. a. O. S. 406. 450. t. 8. f. 2) zu machen. Dieser hält sie für ein Stück des 
linken freien Unterkieferastes ohne die Symphysis, welche gleichwohl fast die vordere Hälfte 
des Stückes einnimmt. 

Diese Versteinerung ist schon aus dem Grund wichtig, weil sie durch Druck nicht 
verändert ist. Die überlieferte Strecke umfasst etwas mehr als 18 Alveolen, von denen 8 der 
nur aus Deckelbein bestehenden Symphysis angehören. Die Mündungen der Alveolen ergeben 
0,007 Durchmesser nach der Länge und etwas weniger nach der Breite; sie folgen in einem 
Abstand auf einander, der merklich weniger beträgt als ersterer Durchmesser. Hinterwärts 
werden selbst auf dem freien Aste die Alveolen nicht auffallend grösser. Zwei auf diesem 
Aste hinter einander folgende Alveolen sind noch mit Zähnen versehen, die übrigen mit 
Gestein angefüllt. 

Am vorderen Bruchende erhält man 0,021 Höhe und 0,017 halbe Breite, am Ende 
der Symphysis 0,0235 und 0,026. Die an beiden Stellen sich ergebenden Querschnitte habe 
ich Fig. 9 und 10 dargestellt. Die Rinne aussen unter den Mündungen der Alveolen ist 
sehr deutlich, auch ist aussen die Naht zwischen Zahnbein und Deckelbein, durch Druck 
erweitert, deutlich zu verfolgen. In der hinteren Gegend ist die Aussenseite des Zahnbeines 
weggebrochen. Das Stück ist 0,173 lang. In der unteren Hälfte der etwas concaven Innen- 
seite des freien Astes erkennt man gleich bei dessen Beginn eine längsovale Gefässmündung. 
Das Gebilde ist sehr eisenhaltig, der Knochen fester als die bei Stuttgart gefundenen. 

Für das von Löwenstein herrührende vordere Schnautzende von Belodon Kapffı 
Taf. XXXI. Fig. 9—12 ist der Unterkiefer, von dem dieses Bruchstück herrührt, zu klein; 
besser passt es zu dem unter Belodon Plieningeri begriffenen kleineren Schädel aus der 


Gegend von Stuttgart Taf. XXIX. Fig. 1. Das Verhältniss der Breite am hinteren Ende 
der Symphysis stellt sich zwischen ihm und dem mit dem Schädel von Belodon Kapffi bei 
Stuttgart gefundenen Unterkiefer wie 3:4 heraus. 

Plieninger (a. a. O. S. 455. t. 8. f. 5) theilt auch noch ein vorderes Stück von 
einer rechten Unterkieferhälfte aus dem kieseligen Keupersandstein der Gegend von Stuttgart 
mit, dessen Oberseite aufgebrochen ist, und woran die erste grosse Alveole weggebrochen 
zu seyn scheint. Dieser Kiefer war, nach der Abbildung zu urtheilen, nicht geringer als 
der von mir Taf. XXXI. Fig. 1 abgebildete, welcher ebenfalls aus der Gegend von Stutt- 


gart herrührt. R 


Aus dem grobkörnigen Keupersandstein bei Stuttgart beschreibt Plieninger (a. a. O. 
S. 460. 523. t. 8. f. 6) unter den Theilen vom Schädel einen Knochen, von dem er es 
unentschieden lässt, ob er wirklich aus dem Schädel oder dem Unterkiefer herrührt. Nach 
der Angabe auf der Tafel wäre er in halber, nach der Beschreibung in viertels Grösse 
abgebildet. Drei ähnliche Knochen befanden sich auch unter den mir von Herrn Dr. Kapff 
mitgetheilten Ueberresten. Sie stellen den hinteren Theil vom Unterkiefer dar, worüber jetzt, 
nachdem der Unterkiefer von Belodon vollständig aufgefunden ist, kein Zweifel mehr obwalten 
kann. Den grössten dieser Knochen habe ich Taf. XXXIV. Fig. 1 von aussen, Fig. 2 von 
innen, Fig. 3 von hinten und Fig. 4 auf die Gelenkfläche gesehen abgebildet. Die Stelle, 
womit er in den Schädel einlenkte, ist. sehr gut überliefert, der davor liegende obere 
Rand des Kronbeines ist weggebrochen, und es lässt sich daher auch nicht die Höhe bemes- 
sen, welche der Unterkiefer in dieser Gegend einnahm. Darunter befindet sich das lang 
nach vorn ausgedehnte äussere Loch, jedoch ohne den auf das nicht überlieferte Zahnbein 
kommenden vorderen Winkel; man erkennt nur die Stellen, wo sich in dieser Gegend das 
Zahnbein dem Kronbein und Winkelbein anleste. Das Loch war nicht unter 0,171 lang; 
die Höhe erreichte gegen 0,03. In der hinteren Gegend ist die obere Begrenzung des 
Loches stark beschädigt, der gerundete Winkel aber gut überliefert. Von einer auffallenden 
Verschmälerung des Loches in der hinteren Gegend wird nichts wahrgenommen. 

Der hintere Kieferfortsatz ist weggebrochen. Unmittelbar hinter der Gelenkgrube fällt der 
Kiefer stark ab, und geht zur Bildung des schnabelförmigen hinteren Fortsatzes über. Das hintere 
Ende des Unterkiefers war daher nicht so kurz abgestumpft, wie es bei Plieninger erscheint. 

Die gut überlieferte Gelenkgrube (Fig. 4) misst von aussen nach innen 0,07, und 
besteht hauptsächlich aus zwei Concavitäten, von denen die äussere etwas grösser ist und 
aussen, wo die Grube von vorn nach hinten 0,023 misst, vom Kronbeine gebildet wird; 
sonst besteht sie aus Gelenkbein, so auch die vor der inneren Concavität liegende Con- 
vexität. Die Innenseite der Gelenkgegend (Fig. 2) geht unten in einen stumpfen, nach vorn 
gerichteten Fortsatz aus, dessen Unterseite mehr gerade begrenzt erscheint, und der vorn 


— 306 — 


eine starke Vertiefung veranlasst. An der Innenseite erhebt sich hinten mehr oben ein 
aufwärts gerichteter, zahnförmiger Fortsatz. 

Am Unterkiefer Fig. 6 wird deutlich erkannt, dass die vor der inneren Concavität 
liegende Convexität abwärts in eine Knochenwand übergeht, die der inneren Erhebung des 
Winkelbeines geradlinig aufsitzt und dabei nach vorn zu einer schmalen Leiste wird. Diese 
Verlängerung des Gelenkbeins ist an dem sonst besser erhaltenen Unterkiefer Fig. 2 weg- 
gebrochen. An der Innenseite dieser Wand glaubt man eine von unten nach vorn und 
oben ziehende Naht wahrzunehmen, welche jedoch an den anderen Unterkiefer - Fragmenten 
der Art nicht aufzufinden war; auch möchte es schwer fallen, das durch eine solche Naht 
abgetrennte Bein zu deuten. Ich glaube daher, dass dieser Theil noch zum Gelenkbeine 
gehört. 

Die Naht zwischen Gelenkbein und Kronbein lässt sich allerwärts deutlich verfolgen, 
auf dem Fortsatze hinter der Gelenkgrube sowohl, als in dieser Grube selbst, von der aus 
sie in der Einbiegung, welche von der Aussenwand des Kronbeines und der vorderen Wand 
des Gelenkbeines gebildet wird, herunter zieht (Fig. 3). 

Die Naht, welche vom hinteren Winkel des äusseren Loches zwischen Winkelbein 
und Kronbein hinterwärts verläuft, ist an der Aussen- (Fig. 1) und Innenseite (Fig. 2) gut 
überliefert. Die Aussenseite ist in der hinteren Gegend mit einem nach vorn ziehenden 
Kiele oder wulstförmigen Leiste versehen, der sich über dem Loche bald verliert. 

Der Grösse nach gehört dieses Kieferfragment zu Belodon Kapffı. 


Nur wenig kleiner ist das Taf. XXAXIV. Fig. 5 von aussen und Fig. 6 von innen 
dargestellte Stück von einer linken Unterkieferhälfte. An ihm ist der obere Rand besser 
erhalten, dafür aber die hintere Gegend mangelhafter; der zahnförmige Fortsatz, welcher 
hinten innen liegt, ist zwar vorhanden, die Gegend aber, wo er auftritt, hat sehr gelitten. 
Die Naht zwischen Winkelbein und Kronbein lässt sich an der Innen-, nicht aber an der 
Aussenseite verfolgen. Unter der inneren Concavität der Gelenkgrube ist die Fortsetzung 
des Gelenkbeins, Kronbeins und Winkelbeins weggebrochen, woraus sich das eigenthümliche 
Aussehn dieser Gegend erklärt. Man erkennt deutlich, dass das Gelenkbein sich an der 
Innenseite unten nach vorn verschmälert und mit dem Winkelbein geradlinig zusammenliegt. 

Der obere Rand des Kronbeines ist scharf. Unmittelbar vor der Gelenkgrube steigt 
das Kronbein an, worauf sein Rand nach vorn schwach concav verläuft und an der vorderen, 
den Kronfortsatz darstellenden Erhöhung stärker nach vorn abfällt. An der streifigen Be- 
schaffenheit der Aussenseite erkennt man, dass das nicht überlieferte Zahnbein bis gegen 
den Kronfortsatz, dem Kronbein sich aussen anlegend, zurückführte. Ohne Bedeckung durch 
das Zahnbein ergiebt das Loch 0,162 Länge bei 0,023 Höhe. In der hinteren Hälfte ver- 
schmälert sich das Loch nicht. Der hintere Winkel ist schön gerundet. Der über dem 


som — 


Loche nach vorn sich verlierende Kiel an der Aussenseite verstärkt sich hinterwärts, wobei 
er sich unter der Gelenkgrube abwärts verzweigt. Vor der Stelle, wo dies geschieht, werden 
auf dem sonst glatten Knochen einige Hübel wahrgenommen. Das Winkelbein ist namentlich 
unter dem Loch aussen mit schwachen, schräg hinterwärts und abwärts gerichteten Ein- 
drücken versehen, was auch bei anderen Bruchstücken der Art der Fall ist. 

Die grösste Höhe des Kiefers vor der Gelenkgrube wird 0,1 betragen haben. Unter 
der Gelenkgrube erhält man dafür 0,0735. Die ganze Länge des überlieferten Stückes 
misst 0,263. 


Noch kleiner ist der dritte, Taf. XXXIX. Fig. 5 von innen dargestellte Knochen der 
Art, der aus der linken Unterkieferhälfte herrührt. Für eine Abbildung von aussen war 
er nicht geeignet. 

Die Gelenkgegend misst von aussen nach innen 0,0465, von vorn nach hinten mit 
der vorderen Convexität 0,031. Der zahnförmige Fortsatz hinten innen ist weggebrochen. 
Dieses Exemplar ist wichtig, weil an ihm die Convexität, welche innen vor der Gelenkgrube 
liegt, sehr gut überliefert ist. Die Wand, in welche dieser Theil abwärts ausgeht, ist weg- 
gebrochen, von der unteren vorderen Verlängerung jedoch, welche geradlinig über dem 
inneren Theil des Winkelbeines liest, ist ein Stückchen überliefert, woran erkannt wird, dass 
die vom Gelenkbein gebildete Leiste nicht auf dem glatten Rande des Winkelbeines steht, 
sondern mehr dessen Innenseite anliegt, wie aus dem @uerschnitt, den ich von dieser 
Gegend gegeben habe, zu ersehen ist. 

Dieses Stück lässt ferner erkennen, wie das Winkelbein an der Innenseite nach vorn 
abfällt. Die Naht zwischen Winkelbein und Kronbein lässt sich an der Aussenseite deutlich 
verfolgen, weniger an der Innenseite. Der hier fast gerade laufende obere Rand des Kron- 
beins ist gut überliefert, auch ist der gering entwickelte Kronfortsatz vorhanden. Bei dem 
Abfallen nach vorn verstärkt sich der Knochen nach innen. Die vom Kronbein und Win- 
kelbein umschriebene äussere Oeffnung des Unterkiefers wird fast 0,15 Länge bei 0,023 
Höhe gemessen haben. 


Nach dem vollständigen Unterkiefer von Belodon Kapffı beläuft sich also die Zahl 
der Zähne oder Alveolen, wenigstens bei dieser Species, in einer Hälfte auf 49, das hintere 
Ende der Symphysis entspricht der fünfunddreississten Alveole und es kommen 14 — 15 
auf je einen freien Kieferast; der vordere Winkel des Loches an der Aussenseite entspricht 
der Gegend zwischen der vierundvierzigsten und fünf und vierzigsten Alveole. Es ergiebt 
sich aber jetzt schon an den Ueberresten verschiedener Individuen, dass in der Zahl der 
Alveolen auf den von der Symphysis, so wie von den freien Aesten eingenommene Strecken, 
dann auch in der Lage des vorderen Lochwinkels zu der Zahnreihe, Abweichungen bestehen, 


— ale 2 


von denen es bei dem Mangel weiterer vollständiger Unterkiefer nicht zu ermitteln war, ob 
sie sich auch auf die Zahl der Alveolen in einer Kieferhälfte ausdehnen. 

Wenn sich der Typus, wonach der Unterkiefer gebildet ist, nur dem der Crocodil- 
artigen Thiere vergleichen lässt, so zeichnet er sich dabei doch durch Eigenthümlichkeiten 
aus, die den Belodon wieder von den Crocodilen entfernen. Der Unterkiefer ist zwar Gavial- 
artig verlängert, die Symphysis aber in Gavial länger, in Belodon kürzer als die von 
den freien Aesten eingenommene Strecke. In Gavial und selbst in Crocodilus Schlegeli 
wird sie grossentheils vom Zahnbein, im Belodon grossentheils vom Deckelbein gebildet, 
in den Crocodilen sonst, wo sie weit kürzer ist, nur vom Zahnbein. Dabei erinnert die 
geradere Form der freien Aeste und die grössere Zahl von Alveolen, die auf sie kommen, 
mehr an Crocodilus Schlegeli als an Gavial, die beide kaum weiter in Betracht kommen. 

Das stark ausgebreitete vordere Ende des Unterkiefers mit drei auffallend grossen 
Zähnen widerspricht den Crocodil-artigen Thieren eben so sehr, wie die grössere Anzahl 
Alveolen, die überdies dichter sitzen, und die tiefe Rinne an der Aussenseite des Kiefers. 

Das Zahnbein endigt in Belodon aussen vor dem Kronfortsatz, in Crocodil begiebt 
es sich weiter hinterwärts und beschreibt mehr als die Hälfte vom oberen Rande des 
äusseren Loches, im fossilen Thiere nur ungefähr die Hälfte. Dieses äussere Loch zeichnet 
sich von dem aller ähnlichen Thiere durch Grösse aus; es ist verhältnissmässig dreimal 
so gross als in Crocodil, und würde, wenn es nur das hintere Drittel umfasste, diesem auch 
in Form entsprechen. Es begiebt sich etwas weiter zurück, besonders aber verlängert es 
sich mehr nach vorn, und endigt hier spitzer als in Crocodil, wo es erst in einer gewissen 
Entfernung vom hinteren Ende des Zahnbeins gerundet beginnt. 

Auch in Betreff des Mondbeines besteht Aehnlichkeit mit Crocodil, aber eigentlich 
nur dadurch, dass es ganz der Innenseite angehört, und an der Aussenseite von ihm nichts 
wahrgenommen wird. Es ist länger und schlanker, oben nicht so stark hinterwärts umge- 
bogen und hier, wie es scheint, nicht mit dem Kronbein verbunden, hinten führt es weiter 
zurück; es ist in der hinteren Hälfte stärker, in Crocodil in der vorderen, und nimmt 
Antheil an der Begrenzung des Loches an der Innenseite, wovon es in Crocodil haupt- 
sächlich durch das Winkelbein ausgeschlossen wird, wo dieses Loch verhältnissmässig grösser, 
länger und von der darüber liegenden Oeffnung breiter getrennt gehalten wird, als in 
Belodon. In den Crocodilen ist die aus Gelenkbein bestehende Wand, welche an der Innen- 
seite mit dem Winkelbein zusammenliegt, nicht vorhanden, und der innere Theil des Win- 
kelbeins erhöht sich nach vorn auffallend, während er im fossilen Thier nach vorn allmäh- 
lich an Höhe abnimmt und sich auskeilt. 

Was endlich den hinteren Fortsatz anbelangt, so ist er kürzer und nicht schnabel- 
artig aufwärts gerichtet wie in den Crocodil-artigen Thieren, unter denen er noch am 
ersten an Gavial erinnert; doch erreicht er selbst die Länge in diesem Thiere nicht. 


— 309 — 


Zähne. 


Der Reichthum an vereinzelten Zähnen im Stubensandstein findet darin seine Erklä- 
rung, dass die Thiere, von denen sie herrühren, reich bezahnt waren, dass die Zähne, zumal 
nach Entfernung der Weichtheile, leicht ausfielen, und dass, wie in den Crocodilen, eine 
beständige Erneuerung der Zähne bei Belodon statt fand. Wie in den Crocodilen, so 
führte auch in Belodon der Zahn gleich seinen Nachfolger mit sich, der ihn zum Ausfällen 
nöthigte. Die Befestigungsweise der Zähne glich ebenfalls der in den Crocodilen; sie 
waren mit Wurzeln in getrennte Alveolen eingepflanzt, und zwar nicht fester als in Crocodil. 

Die Zähne bieten eine so grosse Mannigfaltigkeit in Grösse, Form und Oberflächen- 
beschaffenheit dar, dass man glauben sollte, sie rührten von mehr als einem Genus her, 
was gleichwohl nicht der Fall zu seyn scheint, indem schon die Stellung, welche der Zahn 
im Kiefer einnimmt, so wie das Alter des Zahnes und des Thiers überhaupt auffallende 
Abweichungen veranlassen. Belodon glich hierin dem lebenden Crocodil, an dem ich selbst 
bei einem und demselben Individuum Zähne von sehr verschiedener Grösse und Form vor- 
gefunden habe, mit flacher Krone, mit spitz konischer Krone, glatte, deutlich gestreifte, 
überhaupt mit Abweichungen, welche denen der vereinzelten Zähnen aus dem Stubensandstein, 
die doch von einer grossen Zahl von Individuen herrühren müssen, nichts nachgeben. 
Es liegt daher kein Grund vor, die fossilen Zähne verschiedenen Gattungen beizulegen. 
Die starken Zähne rühren aus dem vorderen Ende des Kiefers her, die Zähne mit flacherer 
Krone aus der hinteren Gegend der Reihe, wie sich an den vollständigeren Kiefern ergiebt. 
Unter den vereinzelten Zähnen habe ich keine erkannt, welche sich mit Sicherheit dem 
Teratosaurus beilegen liessen. 

Belodon steht in Betreff der Mannigfaltigkeit der Form und der Aehnlichkeit seiner 
Zähne den lebenden Crocodilen näher als dem Teleosaurus, Mystriosaurus und anderen 
schmalkieferigen Sauriern, ungeachtet letztere, der Oolith- Periode angehörend, unmittelbar 
auf den Belodon gefolgt sind. Dafür bietet Belodon nach anderen Richtungen hin auffal- 
lende Abweichungen von Crocodil dar. Auch besteht keineswegs völlige Uebereinstimmung 
der Zähne des Belodon mit denen der lebenden Crocodile. Die genauere Vergleichung 
ergiebt, dass in letzteren Thieren selbst die schlanken Zähne Neigung zur Bildung einer 
flachen Krone besitzen, was namentlich bei den kleineren schlanken Zähnen von Belodon 
der Fall nicht ist; auch sind die Zähne der Crocodile unter der Krone mehr oder weniger 
deutlich eingezogen, während dies an den Belodon-Zähnen kaum vorkommt, deren Ver- 
schmälerung unter der Krone, wenn sie wahrgenommen wird, gewöhnlich mit einer Wurzel 
verbunden ist, welche schwächer, oder doch nicht wie in Crocodil stärker als die Krone 


sich darstellt. 
Band VII, 6. 41 


28310, — 


Ich habe aus dem Stubensandstein über ein halbes Hundert vereinzelte Zähne unter- 
sucht, von denen die wichtigsten Taf. XXXVIl. Fig. 1—26 abgebildet sind und nunmehr 
genauer beschrieben werden sollen. 

Der schöne Zahn Fig. 1 ist an den Enden nur wenig beschädigt. Von der vor- 
handenen geradlinisen Länge von 0,049 kommt 0,021 auf die dünn beschmelzte, spitz 
konische Krone, die deutlich gekrümmt und mit zwei gegenständigen, mehr nach der con- 
caven Hälfte hin liegenden Kanten versehen ist, von denen wenigstens die eine gezähnelt 
war. Die nicht scharf ausgeprägte, gleichwohl deutliche Streifung wird auch unter der 
Schmelzdecke wahrgenommen. An der Basis der Krone erhält man nach der Richtung der 
Kanten 0,007, nach entgegengesetzter Richtung 0,009 Durchmesser. Dieser Zahn erinnert 
selbst durch seine Streifung sehr an Zähne von einem jungen Crocodilus biporcatus, deren 
Krone jedoch breiter ist, wobei der in die Richtung der Kanten fallende Durchmesser als 
der grössere sich darstellt. 

An dem Zahne Fig. 2 ist die Wurzel weggebrochen. Die gut überlieferte Krone 
ergiebt 0,017 Länge, weniger als in dem sonst sehr ähnlichen Zahne Fig. 1. An der Basis 
erhält man nach der Richtung der diamentralen Kanten 0,0065, nach entgegengesetzter 
Richtung 0,0075 Breite. Von den beiden Kanten ist die eine deutlicher als die andere 
und mit Andeutungen von Zähnelung versehen. Auch ist der Zahn deutlich gestreift. 

Aehnlich in Kürze und Streifung ist auch die Krone Fig. 3 von 0,014 Länge, dabei 
aber mehr flach, wie in den Zähnen der lebenden Crocodile, indem man nach der Richtung 
der diametralen Kante 0,0075, nach entgegengesetzter Richtung 0,0065 Durchmesser erhält. 
Der Querschnitt an der Basis ist schön oval, die Kanten sind scharf und gezähnelt, die 
Streifung schwächer als in den zuvor beschriebenen Zähnen. Diese Art von Zähnen finden 
sich öfter. 

Dieselbe Länge besitzt die noch im Gesteme liegende Krone Fig. 4, die stumpfer 
zugeht, mit zwei deutlichen, schwach gezähnelten Kanten versehen ist, in der unteren Hälfte 
deutliche, aber stumpfe Streifung zeigt, und an der man für den in die Richtung der Kanten 
fallenden grösseren Durchmesser 0,0065 erhält. 

Fig. 5 stellt einen stärkeren Zahn mit kürzerer Krone und längerer, gerader Wurzel, 
die beschädigt ist, dar. Auf die Krone, deren Spitze weggebrochen ist, kommt von 0,055 
vorhandener Länge des Zahnes 0,017. Der Querschnitt an der Basis ist auffallend unregel- 
mässig gerundet und giebt nach beiden Richtungen hin 0,009 Durchmesser. Die Wurzel 
ist kaum stärker, die Streifung der Krone fast so stark als am Zahne Fig. 1. Von den 
beiden Kanten ist die eine auffallend schärfer; von einer Zähnelung kann schon wegen der 
Beschädigung nichts wahrgenommen werden. Auch diese Form lässt sich auf Zähne in 
Crocodil zurückführen. 

Mehr noch erinnert der Fig. 6 abgebildete Zahn an Örocodil, nur dass die Wurzel 


— 31 — 


schwächer ist als die Krone. Von der ganzen Länge von 0,048 kommt 0,0185 auf die 
flache, stumpf konische Krone, die nach der Richtung der diametralen Kanten 0,015, nach 
entgegengesetzter Richtung 0,009 ergiebt. Die hervorspringenden Kanten sind scharf und 
deutlich gezähnelt. Die Wurzel ist etwas schwächer als die Krone an der Basis. An der 
unten offenen Wurzel erkennt man, dass dieselbe einen jungen Zahn auf ähnliche Weise wie 
in Crocodil beherbergt haben müsse. 

Fig. 7 stellt einen ähnlichen, nur etwas geringeren Zahn dar, woran der obere Theil 
der Krone fehlt. Krone und Wurzel sind mehr flach, erstere mit schwachen Andeutungen 
zum Streifigen und starken hervorspringenden Kanten, von deren Zähnelung man sich noch 
überzeugen kann, versehen. An der Basis der Krone erhält man nach der Richtung der Kanten 
0,0075 und nach entgegengesetzter Richtung 0,011 Durchmesser. Die Wurzel zeigt schwache 
Krümmung. 

Einen ganz ähnlichen Zahn aus dem Stubensandstein von Löwenstein mit vollständig 
erhaltener Spitze, der aber an der Basis der Krone aufgebrochen und dessen Wurzel nur 
theilweise überliefert ist, habe ich in meinem Werk über die Saurier des Muschelkalkes ete., 
S. 148. Taf. 20. Fig. 3 dargelegt, und es bestätigt sich auch an ihm, dass in solchen Zäh- 
nen die Breite an der Basis der Krone im Gegensatze zu Crocodil mehr beträgt als die 
Stärke der Wurzel. 

Die Krone Fig. 8, an der die Wurzelbildung erst begonnen zu haben scheint, ist 
überaus gut erhalten. Sie ist 0,032 hoch und ergiebt an der Basis nach der Richtung der 
Kanten 0,021, nach entgegengesetzter Richtung 0,013. Beide Kanten sind scharf und deut- 
jich gezähnelt. Die Spitze liegt etwas ausser der Mitte, so dass bei der sonst geraden 
Krone die eine Kante auffallend gerader läuft, als die andere. Auch ist die kleinere Kronen- 
hälfte fast eben, die grössere um so stärker gewölbt, beide aber sind glatt. 

Fig. 9 stellt eimen ebenfalls überaus gut erhaltenen Zahn dar, der an die Zähne 
Fig. 6 und 8 erinnert, doch auffallend kleiner ist. Auch hier liest die Spitze mehr nach 
der einen Seite hin. Die ganze Länge des Zahnes misst 0,026, wovon 0,014 auf die Krone 
kommt, deren Durchmesser nach der Richtung der Kanten 0,008 und nach entgegengesetzter 
Richtung 0,0065 beträgt. Die Kanten sind scharf und sehr deutlich gezähnelt. Die Ab- 
bildungen von drei verschiedenen Seiten und im Querschnitte werden eine deutliche Vor- 
stellung von der Form des Zahnes gewähren. Ganz dieselben Zähne sitzen noch in der 
hinteren Gegend des Oberkiefers des Schädels von Belodon Plieningeri Taf. XXIX. Fig. 1. 5. 

Wohl ähnlich, aber auffallend spitzer gebildet, ist der noch im Gesteine liegende 
grössere Zahn Fig. 10. Er ergiebt 0,042 Länge und 0,013 Breite, die Dicke lässt sich nicht 
nehmen. Der Zahn ist flach, nur schwach gekrümmt, und an dem convexeren Rande mit 
einer deutlich vorspringenden, nicht gezähnelten Kante versehen. Der entgegengesetzte Rand 


scheint stumpfer gewesen zu seyn, und es wäre daher nicht unmöglich, dass nicht hier, 
41 * 


— ar — 


sondern auf der Seite, mit welcher der Zahn dem Gestein aufliest, die zweite Kante sich 
vorfände. Die Spitze des Zahnes hat sich gut erhalten. Der Schmelz ist dünn und voll- 
kommen glatt. Die Kante zieht bis zum Beginne des ungefähren unteren Drittels, das der 
Wurzel angehört. 

Fig. 11 stellt einen ähnlichen Zahn dar, von dem 0,039 Länge vorhanden ist; die 
Breite misst 0,0125, die Dicke 0,009. In der oberen Hälfte zeigt er Neigung zur soge- 
nannten schlangenzungenförmigen Krümmung. An dem einen Rande liest eine scharfe, 
ungezähnelte Kante, die entgegengesetzte Seite ist gerundet, neben ihr aber erkennt man in 
der oberen Gegend Andeutungen von einer Kante. Der Schmelz ist dünn und vollkommen 
glatt. Zwischen Krone und Wurzel wird keine deutliche Grenze wahrgenommen. 

Der Zahn Fig. 12 ist den beiden zuletzt beschriebenen zwar ähnlich, aber stärker 
als sie. An der nicht abgebildeten Seite zeigt er starke Beschädigung, weshalb sich auch 
nicht angeben lässt, ob hier die zweite Kante lag. Die Spitze ist abgebrochen. Die vor- 
handene Länge beträgt 0,037, wovon 0,011 der unbeschmelzten Wurzel angehört. Die 
hintere Kante ist deutlich gezähnelt. Der Schmelz ist dünn und glatt. Der Zahn war jeden- 
falls von mehr flacher Beschaffenheit. Einen ganz ähnlichen Zahn habe ich in meinem 
Werk über die Saurier des Muschelkalkes ete., S. 148. Taf. 20. Fig. 6 von Leonberg ver- 
öffentlicht. Auch befindet sich unter den mir von Herrn Kapff mitgetheilten Gegenständen 
eine ähnliche, nur nicht ganz so grosse Krone mit Andeutungen von schwacher Längs- 
streifung, welche daher Zähnen dieser Art nicht ganz fremd ist. 

Fig. 13 stellt einen der grössten Zähne dar, die ich aus dem Stubensandsteine kenne. 
An dem einen Rand ist er so stark beschädigt, dass der grössere Durchmesser nicht genau 
zu ermitteln war. Der andere Rand besteht in einer scharfen, fein gezähnelten Kante. Zwi- 
schen Krone und Wurzel ist der Zahn am stärksten; hier ergiebt er nach den beiden Rich- 
tungen hin 0,0165 und 0,013, die ganze Länge misst 0,064. Die zweite Kante findet sich 
auf der abgebildeten Seite des Zahnes nur sehr schwach entwickelt vor. Die Wurzel scheint 
ursprünglich unten offen gewesen zu seyn. Ihre spitz konische Höhle erstreckt sich bis zum 
Besinn der Krone, deren Querschnitt mehr spitz mandelförmig ist. Die gewölbtere Seite 
zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit unregelmässigen, mitunter scharfen Runzeln bedeckt 
ist, während die ebnere Seite mehr glatt erscheint. Dieser Zahn rührt aus der. hinteren 
Gesend des Öberkiefers her, wie an einem Kieferstück erkannt wird, dessen ich hier ge- 
denken will. 

Dieses Fig. 14 abgebildete Stück passt in Grösse zu Belodon Kapfıi. Es ist nur die 
Aussenwand überliefert, welche fünf dicht auf einander folgende, theilweise noch angedeutete 
Alveolen schützte. In die mittlere dieser Alveolen passt der zuvor beschriebene Zahn zwar 
sehr gut, doch scheint er ihr nicht wirklich anzugehören. In den Alveolen liegen Ueber- 
reste theilweise hohl gewesener Wurzeln. Die Alveolen sind 0,036 hoch und messen an 


— 3l3 — 


der Mündung von vorn nach hinten 0,0135. In Stärke, Form und gegenseitiger Entfernung 
passen sie vollkommen zu den von Jäger (a. a. 0. S. 33. t. 6. f. 17—22) unter Cubicodon 
begriffenen Steinkernen von Alveolen. Selbst die eigenthümlich rauhe Beschaffenheit, welche 
an diesen vermeintlichen Zähnen hervorgehoben wird, findet ihre Erklärung; sie ist der 
Abdruck von der an der Wandung der Alveole deutlich hervortretenden Krystallisation des 
Knochens. Das Stück Oberkiefer der Kapff’schen Sammlung erreicht 0,058 Höhe. Es scheint 
sehr gerade gerichtet gewesen zu seyn, und zeigt auf der Aussenseite nur hie und da ein 
Grübchen mit der Mündung eines Gefässganges, dessen adernartige Verzweigungen an den 
aufgebrochenen Stellen deutlich erkannt werden. Diese Gefässgänge bilden ein wahres 
Adernnetz im Innern des Knochens und entsenden gewöhnlich mehr als eine Oeffnung nach 
aussen. Wird die umgebende Knochenmasse von den Ausfüllungen dieser Gefässverzwei- 
gungen entfernt, so stellen diese ein Geflechte dar, dem wenigstens theilweise das Geflechte 
beizulegen seyn wird, welches Jäger an den Zähnen seines Oylindrieodon und Cubicodon 
wahrgenommen hat. 

Noch etwas stärker und wohl auch länger, dabei ähnlich gebildet selbst in Betreff 
der Beschaffenheit des Schmelzes, war der Fig. 15 dargestellte Zahn, dessen beide Enden 
weggebrochen sind. Von der Krone, die 0,044 gemessen haben dürfte, ist 0,034 Länge 
vorhanden. Die beiden Durchmesser betragen an der Basis 0,019 und 0,012. Die theil- 
weise hohle Wurzel ist stärker als die Krone, deren eine Kante scharf und kaum wahrnehm- 
bar gezähnelt sich darstellt, während die andere schwach ist und mehr wie bei dem vorigen 
Zahn im viertels Umkreis liest. Auch ist wie bei dem Zahne Fig. 13 auf der Seite, 
welche letztere Kante trägt, der Schmelz mehr rauh, auf der anderen Seite glatt. Einen 
ähnlich geformten Zahn beherbergt die zweite Alveole des Oberkiefers von Belodon Kapfii 
der Hügel’schen Sammlung Taf. XXXI. Fig. 9—11. 

An dem Zahne Fig. 16 ist die vollständig überlieferte Krone überaus gut erhalten, 
von der Wurzel fehlt etwas. Die Länge des ganzen Zahnes misst 0,037, wovon 0,028 auf 
die Krone kommt. Der Durchmesser an der Basis beträgt nach der Richtung der Kanten 
0,0095, nach der entgegengesetzten Richtung 0,011. Die deutlich entwickelten Kanten sind 
schwach gezähnelt. Von der konischen, auf der Oberfläche so gut wie glatten Krone ist die 
geringere Hälfte mehr gerade, die grössere stark gewölbt, und eigentlich nur durch die 
Krümmung letzterer Hälfte nach der Spitze hin erhält der Zahn sein gekrümmtes Ansehen. 
Er ist fest und von hellerer Farbe. 

Fig. 17 stellt eine ebenfalls fast gerad konische Krone dar, deren unteres Ende nicht 
vollständig überliefert ist. Man erhält 0,029 Länge und am rundlichen Bruchende 0,009 
Durchmesser, der nach der Richtung der diametralen Kanten hin ein wenig länger ist, als 
nach der anderen Richtung hin. Die nicht bis zur Basis führenden Kanten sind zwar 
schwach, aber scharf; eine Zähnelung wird nicht wahrgenommen. Der dünne Schmelz war glatt. 


— 31 — 


Auch an der mehr geraden Krone Fig. 18 ist das untere Ende weggebrochen. Die 
vorhandene Länge misst 0,027, der Durchmesser nach der Richtung der diametralen Kanten 
0,0085, nach der entgegengesetzten Richtung hin 0,012. Die Kanten sind schwach gezäh- 
nelt. Die Krone ist dünn beschmelzt und durch schwache Eindrücke und Wülstchen nicht 
vollkommen glatt. 

Von der an beiden Enden fragmentarischen Krone Fig. 19 ist 0,024 Länge vorhanden. 
Der Durchmesser nach den diametralen Kanten misst 0,009, nach der entgegengesetzten 
Richtung 0,0105. Die Krone besitzt deutliche Krümmung, auch springen die Kanten deut- 
lich vor, sind scharf und noch unter dem dünnen und sonst glatten Schmelz fein gezähnelt. 

Auch an dem etwas geringeren, deutlich gekrümmten Zahne Fig. 20 sind beide Enden 
weggebrochen. Der Durchmesser an der Basis misst nach der Richtung der diametralen 
Kanten 0,007, nach der entgegengesetzten Richtung 0,008. Die Kanten sind schwach und 
glatt. Auf der Krone werden geringe Andeutungen von Streifung wahrgenommen. 

Die Krone des an den Enden, namentlich der Spitze, beschädigten, schwach gekrümm- 
ten Zahnes Fig. 21 ist gegen die zuvor beschriebenen mehr flach. Von der Wurzel scheint 
wenig überliefert. Vom Zahne ist überhaupt 0,027 Länge vorhanden. An der Basis erhält 
man als Durchmesser nach der Richtung der Kanten 0,0085, nach entgegengesetzter Rich- 
tung 0,0065. Am stumpfen Rande liegt eine Art Doppelkante, von der aber der eine Theil 
mehr auf kurz wulstigen Rauhigkeiten zu beruhen scheint, die auch auf der gewölbteren Seite 
wahrgenommen werden, während die andere Seite sich glatt darstellt. Der Querschnitt ist 
mehr spitz herzförmig. 

Von dem kleineren Zahne Fig. 22 ist das Wurzelende weggebrochen. Was vorhan- 
den ist, ist durchaus dichte, wie die meisten Zähne. Es liegt 0,02 Länge vor. Nach der 
Richtung der diametralen Kanten erhält man 0,005, nach der entgegengesetzten Richtung 
0,0065. Die Krone ist spitz konisch, mehr gerade, etwas zur sogenannten zungenförmigen 
Krümmung hinneigend. Von den schwach gezähnelten Kanten ist die eine schärfer als die 
andere, beide führen bis zur Spitze. Der dünne Schmelz zeigt schwache Andeutungen zum 
unvollkommenen Streifigen. 

Der Zahn Fig. 23 kommt auf den zuvor beschriebenen heraus, nur ist er weniger 
vollständig, deutlicher gekrümmt, und die Kanten liegen nicht diametral, was daher auch bei 
dieser Art von Zähnen vorkommt. 

Fig. 24 stellt eine glatte, deutlich gekrümmte, konische Krone von 0,019 Länge dar, 
deren Durchmesser nach der Richtung der Kanten 0,005 und nach entgegengesetzter Rich- 
tung 0,006 beträgt. Die Kanten sind schwach. Es ist wohl ein junger Zahn, doch ist er 
vollkommen dicht. 

Das Mittelstück einer Krone Fig. 25 besitzt 0,022 Länge. Die Krone war stärker, 
von ovalem Querschnitt und nur am einen Rande mit einer scharfen Kante versehen, die, wie 


— 31), 


es scheint, nicht gezähnelt war; sie zeichnete sich noch dadurch aus, dass sie rundum zwar 
schwach, aber doch deutlich längsstreifig war, die Streifen verloren sich nach der Spitze hin. 
An dem unteren Bruchende messen die Durchmesser 0,013 und 0,008. 

Das 0,02 lange Mittelstück einer Zahnkrone Fig. 26 ist wegen der starken, dichten 
Streifung wichtig, die zumal auf der convexen Seite sich vorfindet, aber aufwärts erlischt. 
Diese Streifung steht in demselben Grade der vom dünnen Schmelze bedeckten Knochen- 
substanz zu. Das konische, schwach gekrümmte Bruchstück, dessen Grösse aus der Abbil- 
dung ersichtlich ist, besitzt bei rundlichem Querschnitt eine kaum gezähnelte, scharfe und 
eine nicht ganz diametral liegende, schwächere Kante. Der Zahn war theilweise hohl, wovon 
man sich am tnteren Bruchende überzeugen kann. 

Nach diesen Untersuchungen halte ich es für möglich, dass der von mir in meinem 
Werk über die Saurier des Muschelkalkes, S. 148. Taf. 20. Fig. 5, dargelegte Zahn aus 
dem Stubensandstein des Hegäu, Jen mir Baron Althaus mittheilte, von Belodon herrührt. 
Die Krone dieses schwach gekrümmten, konischen Zahnes ist schwach gestreift, doch mehr 
auf der convexen Seite; nach der Basis und Spitze hin löst sich die Streifung in zarte Längs- 
runzeln auf. Die obere Kronenhälfte zeigt eine glatte Kante, welcher eine andere, vom 
Gesteine verborgen gehaltene gegenüber gestanden haben wird. 

Die Art der Einpflanzung der Zähne in den Öberkiefer ist an einen quer aufgebro- 
chenen Stück Oberkiefer von Löwenstein deutlich ersichtlich, das ich anderwärts (Muschel- 
kalksaurier, S. 148. t. 20. f. 2) genau dargelegt habe. Man erkennt daran, dass der Zahn 
tief in die Alveole führt, und dass der Raum der Alveole die umgekehrte Form der unter 


den Phytosauriern begriffenen Steinkerne besitzt. 


Wirbel. 


Unter den Wirbeln befindet sich als Seltenheit der zweite Halswirbel oder Epistro- 
pheus, welcher eigenthümliche Bildung besitzt, wie aus der Abbildung Taf. XXXVIN. Fig. 1 von 
der rechten Seite, Fig. 2 von hinten, Fig. 3 von vorn und Fig. 4 von unten zu ersehen ist. 
Die erst in neuester Zeit erlittenen Beschädigungen sind "der Wiedererkennung seiner Form 
nicht hinderlich, die weder genau den Crocodilen noch genau den Lacerten entspricht. Oberer 
Bogen und Körper sind nicht wie in Crocodil durch eine Naht getrennt, sondern wie in 
den Lacerten verschmolzen, was auch mit dem Zahnfortsatze (processus odontoideus) der 
Fall ist, der in Crocodil durch einen Knorpel vorn mit dem Körper zusammenhängt. Die 
hintere Gelenkfläche am Körper ist hoch oval und deutlich concav, in Crocodil halbkugel- 
förmig, in den Lacerten querconvex. Das den Zahnfortsatz enthaltende vordere Ende, mit 
dem der Wirbel in den wohl ohne Zweifel ringförmig gebildeten Atlas einlenkte, ist eher 
höher als das hintere Ende; es stellt sich in seinem geringeren oberen Theil convex dar, 
und ist im übrigen vorn und aussen stark eingezogen; im Profil erscheint es daher oben 


— 36 — 


convex und auf die grössere untere Strecke concav. Der obere convexe Theil wird der eigent- 
liche Fortsatz seyn, der sich in den Atlas begab, und der darunter befindliche Theil sich den 
Seitentheilen des Atlasses angelegt haben. Unten wird das vordere Ende von einem scharfen 
Rande horizontal eingefasst und geht mehr hinten in einen kurzen, stumpfen, abwärts ge- 
richteten Fortsatz aus, wonach der Atlas sich auch etwas unter den Zahnfortsatz begeben 
haben wird. Diese ganze Bildung erinnert zunächst an die Lacerten, bei denen aber die 
Unterseite länger, die vordere Einschnürung des Processus odontoideus weit niedriger, breiter 
als hoch ist, und das obere Ende in keiner stärkeren Convexität besteht. 

Die grössere hintere Hälfte der Unterseite, welche dem eigentlichen Wirbelkörper ent- 
spricht, ist stark eingezogen, so dass sie an der schmälsten Stelle kaum die Hälfte von der 
Breite der hinteren Gelenkfläche misst. Vorn gegen den processus odontoideus hin liegt ein 
hinterwärts verlaufendes Grübchenpaar. In der dem unteren Ende des Rückenmarksloches 
entsprechenden Gegend ist die Aussenseite des Wirbels deutlich gewölbt, darunter der Körper 
stark eingedrückt. In der der oberen Hälfte des Rückenmarksloches entsprechenden Gegend 
liegt nach dessen vordern Mündung hin zu beiden Seiten eine kleine, rundliche, nur wenig 
erhöhte Fläche, die an den vorderen Gelenkfortsatz im Epistropheus des Crocodils erinnert, 
während die hinteren Gelenkfortsätze viel höher angebracht und auch deutlicher entwickelt 
sind. Der obere Stachelfortsatz, dessen hinterer Rand weggebrochen ist, kam nicht auf 
Lacerte heraus, bei seiner höheren, spitzeren, auch gerader gerichteten Form war er selbst 
weniger kammförmig gebildet als in Crocodil. 

Aus der beschädigten Hinterseite Fig. 2 wird ersichtlich, dass das Rückenmarksloch 
sich gegen die Mitte tief in den Körper einsenkte und dadurch an Höhe zunahm. An der 
vorderen Mündung beträgt die Höhe dieses Loches 0,013, an der hinteren Mündung nicht 
ganz so viel, in der Mitte noch einmal so viel. Für die ganze Länge des Wirbels erhält man 
unten 0,062, oben wird sie wegen der Convexität etwas mehr betragen haben. Von der . 
Länge kommt unten 0,038 auf den eigentlichen Körper, das übrige auf den Zahnfortsatz, der 
ohne den unteren Hübel 0,044, mit demselben 0,056 Höhe misst. Die Breite wird oben 
0,026, unten 0,029 und in der "ungefähren Mitte 0,019 gemessen haben. Für die hintere 
Gelenkfläche lässt sich 0,04 Höhe und 0,034 Breite annehmen. Wo der Körper am stärksten 
eingezogen ist erhält man nur 0,013 Breite. Die Gesammthöhe des Wirbels beträgt 0,129. 

Es war nicht zu ersehen, ob wie in Crocodil an den unteren äusseren Theil des 
Zahnfortsatzes zu beiden Seiten ein flacher Fortsatz einlenkte. Gelenkflächen zur Aufnahme 
solcher Halsrippen scheinen nicht vorhanden. Das Fehlen dieser Rippen würde an Lacerte 
erinnern. 

In Mystriosaurus, der schon seiner Schmalkieferigkeit wegen in Betracht kommt, 
gleicht der Epistropheus schon dadurch mehr Crocodil, dass der Zahnfortsatz ein besonderes 
Stiick darstellt, dass der Stachelfortsatz niedriger ist, dass der Wirbel lange Halsrippen besitzt, 


—- 37 — 


und dass der Körper länger ist. Mit den Macrotrachelen und anderen Sauriern, deren 
Epistropheus bekannt ist, geht der von mir beschriebene Wirbel keinen Vergleich ein. 

Zwei Merkmale sind es, welche nicht bezweifeln lassen, dass dieser Epistropheus der- 
selben Thier- Species angehört, von der die übrigen von mir darzulesenden Rückenwirbel 
herrühren: das nach der Mitte hin in den Körper sich vertiefende Rückenmarksloch, auf 
eine entsprechende Anschwellung des Rückenmarkes in dieser Gegend hindeutend, und die 
auffallend starke Einschnürung in der unteren Gegend des Körpers. 

Einen schönen Rückenwirbel habe ich Taf. XXXVIU. Fig. 7 abgebildet. Er ist etwas 
verschoben und auch sonst beschädigt, was indess den Vortheil gewährt, dass man sich 
von der Beschaffenheit des Rückenmarksloches überzeugen kann. Der Körper war nicht 
unter 0,052 lang und an den Gelenkflächen 0,06 hoch und 0,046 breit; er ist so stark 
eingezogen, dass er in der Mitte nicht über 0 015 Breite, nur ein Drittel von der Breite an 
den Gelenkflächen, ergiebt, die beide concav und von scharfen Rändern umgeben sind. 
Der aufgebrochene Körper lässt deutlich erkennen, wie gegen dessen Mitte hin das Rücken- 
marksloch sich tiefer in denselben einsenkt, was einen Höhenunterschied gegen die Mün- 
dung des Loches von 0,013 veranlasst. Der obere Bogen sass unter Bildung einer Naht 
sattelförmig, dabei aber fest dem Körper auf. Der Querfortsatz kam ganz auf den oberen 
Bogen, dem er 0,092 Breite verlieh. Er ist vorn stark ausgeschnitten, eine entsprechend 
ausgeschnittene Rippe verrathend. Die beiden Gelenkflächen am Ende dieses Querfortsatzes 
sind etwas convex. Die hinteren Gelenkfortsätze sind weggebrochen, von den vorderen ist 
der linke mit der Spitze aufwärts, der rechte nach vorn gerichtet, ersterer nimmt seine 
natürliche Lage ein, letzterer ist herabgedrückt. Der obere Stachelfortsatz wird fast aller- 
wärts von Bruchflächen begrenzt, weshalb sich auch seine Höhe nicht bemessen lässt. Viel 
höher wird er nicht gewesen seyn, und in der Richtung von vorn nach hinten ungefähr so 
viel wie der Körper gemessen haben. Seine Form erinnert mehr an die des oberen Stachel- 
fortsatzes im zuvor beschriebenen Epistropheus, wo er eher höher gewesen zu seyn scheint. 
Die Höhe des Körpers misst nicht viel weniger als an letzterem Wirbel, der nur etwas 
länger sich darstellt, was für einen zweiten Halswirbel nicht auffallen kann. Die starke 
Einschnürung des Körpers und die Versenkung des Rückenmarksloches in denselben, stimmen 
in beiden Wirbeln überein, die laher auch wohl von derselben Species herrühren werden. 

Fig. 14 stellt den durch Druck etwas verschobenen Körper eines dem zuvor beschrie- 
benen sehr ähnlichen Rückenwirbels von aussen, Fig. 15 von unten und Fig. 16 von der 
Gelenkfläche dar. Der obere Bogen, welcher als besonderer Knochen aufsass, ist nicht über- 
liefert. Die Länge misst 0,0515, eben so viel wird die ursprüngliche Höhe an der Gelenk- 
fläche betragen haben, für deren Breite sich 0,034 annehmen lässt, während man bei dem 


stark eingeschnürten Körper in der Mitte nur 0,013 erhält. Der Rückenmarkskanal senkte 
Band VIL, 6. 492 


— 38 — 


sich auch bei diesem Wirbel gegen die Mitte etwas in den Körper und zwar 0,01 tief hinein. 
Von den beiden Gelenkflächen ist die abgebildete etwas stärker concav als die andere. 

Zu diesen Wirbeln gehört auch der Fig. 8 von aussen und Fig. 9 von der Gelenk- 
fläche des Körpers dargestellte Wirbel, was schon an der hoch ovalen Form dieser Gelenk- 
fläche und dem stark eingezogenen Körper erkannt wird, dessen Querschnitt, der beschädigten 
Stelle des Körpers entnommen, in Fig. 10 enthalten ist. Der Wirbel zeigt auch sonst starke 
Beschädigung. Die Körperhöhe beträgt nicht unter 0,051, die Breite an den Gelenkflächen 
nicht unter 0,043, an der schwächsten Stelle in der Mitte nur 0,012. Die hintere Gelenk- 
fläche war schwächer concav als die vordere», mehr eben. Unten war der Körper schwach 
gekielt. Für seine Länge erhält man 0,085. Der Bogen sass dem Körper sattelförmig auf; 
zwischen beiden lassen sich Andeutungen von einer Naht verfolgen. Das Rückenmarksloch 
ist vorn mehr rund bei 0,017 Durchmesser, hinten mehr hoch oval. Die Gelenkfortsätze und 
Stachelfortsätze sind weggebrochen. Von den höher als der Körper liegenden, nur dem 
obern Bogen angehörigen Querfortsätzen ist der rechte unvollständig überliefert; sein äusseres 
Ende ist weggebrochen, und überdies ist er am Hinterrande beschädigt. Diese gerade nach 
aussen gerichteten Fortsätze verleihen dem Bogen eine Breite von nicht unter 0,105. Die 
Rippe konnte am (uerfortsatze nur mit einem nicht auffallend starken Kopf eingelenkt 
haben. In der Gegend des Rückenmarksloches nimmt der Bogen 0,066 Breite an, die 
abwärts, in den Gelenkflächenrand des Körpers übergehend, sich verringert. Diese Knochen- 
wand war an der Hinterseite des Körpers nicht vorhanden. 

Von einem ganz ähnlich gebildeten Wirbel fand sich en, wenigstens an dem einen 
Ende vollständiger erhaltener und stark eingezogener Körper von 0,046 Höhe und 0,04 
Breite. Der Gelenkflächenrand stellt sich bei guter Erhaltung scharf dar, und die Gelenk- 
fläche beginnt schon bei 0,003 Entfernung vom Rande sich ebenmässig muschelförmig aus- 
zuhöhlen. Die Grenze zwischen Bogen und Körper wird durch eine Naht verrathen. Vom 
Bogen ist nur wenig überliefert. Am Körper erkennt man, dass das Rückenmarksloch sich 
gegen die Mitte hin in denselben tief einsenkte, was sonach auch den Wirbeln mit kürzerem 
Körper zustand. 

Von einem ähnlichen Rückenwirbel wird ein platt gedrückter, für eine Abbildung zu 
sehr verstümmelter oberer Bogen herrühren. Der Stachelfortsatz ist weggebrochen. Der 
ganz auf den Bogen kommende Querfortsatz verlieh demselben 0,128 Breite. Der Quer- 
fortsatz scheint ursprünglich platt gewesen zu seyn; man erhält an ihm aussen von vorn 
nach hinten 0,022 und von oben nach unten 0,008, so dass es schwer zu begreifen ist, wie 
eine Rippe daran einlenken konnte; man wird eher an einen Lendenwirbel erinnert. Mit 
den Gelenkfortsätzen ergiebt der Bogen 0,0615 Länge und 0,045 Breite. 

Der Taf. XXXVIN. Fig. 5 von der linken Seite und Fig 6 von vorn abgebildete 
Wirbel kam zwar vollständig zur Ablagerung, ward aber, wie es scheint, während des Ver- 
steinerns durch Druck auf die Gelenkflächen des Körpers platter und erlitt Verschiebung; 


— 319 — 


auch traten später noch Beschädigungen hinzu. Bogen und Körper bestanden aus beson- 
deren Knochen, die jetzt getrennt sich darstellen. Die Gelenkflächen des Körpers waren 
mehr hoch oval, an der besser erhaltenen hinteren ergiebt sich 0,052 Höhe und 0,044 Breite; 
die Körperlänge beträgt unten 0,032, oben noch etwas weniger; der Körper war demnach 
noch kürzer als im Wirbel Fig. 8. Der Gelenkflächenrand ist scharf, beide Gelenkflächen 
sind ungefähr gleich stark concav, in der unmittelbaren Nähe des Randes aber, besonders 
unten, gewölbt. Der Körper ist unten und neben auffallend stark eingezogen, so dass er in 
der Mitte nur 0,021, kaum halb so viel Breite als an den Gelenkflächen, ergiebt; unten ist er 
scharf gekielt, schärfer als im Wirbel Fig. 8, und der Kiel verdickt sich vor dem hinteren 
Gelenkflächenrand etwas. 

Der obere Bogen sass dem Körper sattelförmig auf. Die Gelenkfortsätze, zumal die 
vorderen, sind stark entwickelt. Der seines oberen Endes beraubte obere Stachelfortsatz 
hat durch Verschiebung eine nach vorn geneigte Lage angenommen; an der Länge scheint 
wenig zu fehlen; er war alsdann oben nicht knaufförmig aufgetrieben, und der obere Bogen 
maass ungefähr die doppelte Höhe des Körpers, wovon der Stachelfortsatz die Hälfte oder eine 
Körperhöhe einnahm. An diesem Stachelfortsatz erhält man von vorn nach hinten nicht mehr 
als 0,0195, von aussen nach innen 0,0115, er war daher schmal oder schlank. Ein eigent- 
licher Querfortsatz war nicht vorhanden; man erkennt nur an dem Rande der vorderen Ge- 
lenkfläche des Körpers in der unteren Hälfte eine Verdickung mit einer ebenen oder doch 
kaum concaven Gelenkfläche, aus deren Form sich schliessen lässt, dass sie auf dem davor 
gesessenen Wirbel fortsetzte. Hier könnte wohl eine Rippe oder ein rippenartiger Theil ange- 
bracht gewesen seyn. Diese Einlenkungsstelle, so wie ferner die geringere Länge und grössere 
Breite des Körpers, dann auch der schmälere obere Stachelfortsatz, unterscheiden diesen Wirbel 
von den zuvor beschriebenen, von denen er gleichwohl nicht wird getrennt werden können. 

Von einem Wirbel ähnlicher Art wie der eben dargelegte wird der Fig. 11 von aussen 
und Fig. 12 von der Gelenkfläche abgebildete Körper herrühren. Die Oberseite des Körpers, 
auf der die Einlenkung des nicht überlieferten Bogens stattfand, liegt nur undeutlich vor, was 
indess nicht hindert, sich zu überzeugen, dass auch bei Wirbeln dieser Art der Rückenmarks- 
kanal sich gegen die Mitte des Körpers tiefer in denselben einsenkte. Der Körper ist etwas 
länger als bei dein zuvorbeschriebenen Wirbel; für seine Länge erhält man 0,041, für die 
Breite 0,053, für die Höhe an der hinteren Gelenkfläche 0,06, an der vorderen 0,055. Beide 
Gelenkflächen sind deutlich nach vorn geneigt, die hintere ist etwas concaver als die vordere; 
die Ränder sind stark aufgeworfen, dabei scharf. Der Körper ist stark eingezogen, unten 
und selbst aussen stark gekielt. Der äussere Kiel steht mit der Gelenkfläche in Verbindung, 
welche auch hier im unteren Theil des Körperrandes mehr nach aussen gerichtet liegt, und 
zwar nicht wie bei dem Wirbel Fig. 5 im vorderen, sondern im hinteren Rande, so dass 


hieraus ersichtlich wird, dass diese Art von Gelenkflächen wirklich zweien Wirbeln 
42* 


a 


zugleich zustehen. Auch hier trägt die fast ebene Gelenkfläche nur wenig zur Vergrösserung 
der Breite des Wirbelkörpers bei. Darüber liegt, von ihr durch einen Ausschnitt getrennt, am 
oberen Ende des Körpers, ebenfalls nach aussen gerichtet, eine weniger ebene Aufnahmsstelle, 
die zum Theil noch auf den oberen Bogen gekommen seyn wird. “Hienach lenkte an jeder 
Seite dieser Art von Wirbeln ein doppelköpfiger Knochen wie bei Halswirbeln ein, wofür auch 
der kürzere Körper, die gekielte Unterseite, so wie der schmälere obere Stachelfortsatz sprechen 
würde. Es fällt indess schwer diese Wirbel als Halswirbel mit dem Epistropheus in Einklang 
zu bringen; auch passen die vorliegenden Halswirbelrippen, wie wir schen werden, nicht dazu. 
? Der Taf. XXXV. Fig. 7 von oben, Fig. 8 von aussen und Fig. 9 von der Gelenk- 
fläche abgebildete Wirbelkörper ist durch Druck verschoben, wie man deutlich an den 
Gelenkflächen ersehen kann, die 0,037 hoch und 0,033 breit gewesen seyn werden; beide 
Gelenkflächen sind concav, die abgebildete Fig. 9 etwas stärker. Die Länge des Körpers 
betrug 0,047; er ist stark eingezogen, wobei er in der Mitte nur 0,017 Breite, kaum halb so 
viel als an den Gelenkflächen, misst. Unten ist er nicht gekielt. Auch hier vertieft sich der 
Rückenmarkskanal in den Körper. Der nicht überlieferte obere Bogen lenkte als ein besonderer 
Knochen ein. . Doch liess sich nicht ermitteln, ob die aussen in der oberen Hälfte vorhan- 
denen Flächen zur Aufnahme dieses Bogens oder von Rippen bestimmt waren; sollte 
ersteres der Fall gewesen seyn, so zog der Bogen an den Gelenkflächenrändern weit herunter. 
Zu den übrigen Wirbeln aus diesem Gebilde würde die Länge des Körpers, dessen starke 
Verschmälerung, so wie die tiefere Lage des Rückenmarkskanals nach der Mitte des Körpers 
hin passen; die Körperhöhe ist aber auffallend geringer. Der Wirbel könnte daher aus dem 
Schwanze herrühren, doch müsste dies aus einer Gegend seyn, wo ein unterer Bogen, zu 
dessen Aufnahme keine Stelle wahrgenommen wird, nicht bestand. 

Zu den seltenen Erscheinungen im Stubensandstein gehören Wirbel von einer Voll- 
ständigkeit und guten Erhaltung wie der Taf. XXXVI. Fig. i von hinten, Fig. 2 von der 
rechten Seite, Fig. 3 von unten abgebildete; Fig. 4 stellt den Stachelfortsatz von oben dar. 
Von der ganzen Höhe von 0,125 kommt 0,043 auf die Höhe des Körpers an der hinteren 
wie vorderen Gelenkfläche, deren Breite 0,053 misst. Diese Gelenkflächen sind schön quer 
oval, mässig concav, deutlich scharf gerandet und etwas nach vorn geneigt. Die Länge des 
Körpers beträgt oben 0,047, unten nur 0,0435. Der Körper ist stark eingezogen und unten 
mit einer schwachen Rinne versehen. Der hintere Gelenkflächenrand verstärkt sich abwärts 
und nimmt unten mehr hinten ein Paar ebnere Stellen an, welche sich zu Aufnahme eines 
unteren Bogens, wie der Taf. XXXV. Fig. 6 abgebildete, eigenen würden. Der Bogen war 
alsdann zwischen zweien Wirbeln angebracht, lehnte sich aber hauptsächlich an den über- 
lieferten Wirbel an, und stand mit dem Vorderrande des folgenden Wirbels in Berührung. Da 
nun an dem Vorderrande des vorhandenen Wirbels nichts wahrgenommen wird, was auf eine 


Berührung mit einem unteren Bogen schliessen lässt, so wäre es möglich, dass er den ersten 


Be 


von den mit einem unteren Bogen versehenen Schwanzwirbeln darstellte, eine Vermuthung, 
der auch die sonstige Beschaffenheit des Wirbels nicht widerstreitet. 

Oberer Bogen und Körper sind wohl fest verbunden, lassen aber zwischen sich eine 
Naht erkennen, bei deren Verfolgung man sich überzeugt, dass der Bogen sattelförmig auf- 
sass und aussen bis zur halben Höhe am Körper herunterhing. Alle Fortsätze gehören 
vollständig dem oberen Bogen an. Die Lage des Querfortsatzes entspricht dabei der oberen 
Höhenhälfte des Körpers. Dieser nach aussen immer platter werdende Fortsatz ist abwärts 
und nach aussen gerichtet, sein äusserstes Ende mehr noch nach aussen. Er verleiht dem 
Wirbel 0,17 Breite. Zur Aufnahme einer Rippe scheint er eben so wenig wie der Körper 
geeignet gewesen zu seyn. Der Wirbel ist daher entweder ein Lenden- oder ein Schwanzwirbel ; 
für letzteres entscheidet die Gegenwart der Stelle zur Aufnahme eines unteren Bogens. 

Die Lage der Gelenkfortsätze entspricht dem oberen Ende des Rückenmarksloches. 
Diese Fortsätze verleihen dem Bogen 0,063 Länge und vorn 0,036, hinten 0,03 Breite; sie 
sind nur ein wenig schräg gerichtet und daher einem der ersten Wirbel im Schwanze 
angemessen. 

Der Stachelfortsatz misst von vorn nach hinten fast gleichförmig 0,028, in der Mitte, 
wo er am flachsten ist, von der Rechten zur Linken 0,011; am oberen Ende nimmt er nach 
dieser Richtung auffallend zu, eine kreuzförmnige Gestalt darbietend. Die vordere Kante dieses 
Fortsatzes beschreibt von der ungefähren Mitte an eine abwärts immer tiefer werdende 
Rinne, welche die Wölbung des Rückenmarkskanals nicht durchbricht; die hintere Kante 
bietet eine ähnliche, abwärts noch tiefer werdende Rinne dar. 

Das Rückenmarksloch ist rund und von 0,0125 Durchmesser. Seine vordere Mün- 
dung ist mehr quer oval und ergiebt 0,0115 Höhe und 0,015 Breite. Nach der Mitte hin 
versenkt er sich deutlich in den Körper, wobei er die doppelte Höhe erreicht. 

Ein Halswirbel kann die Verstemerung unmöglich seyn. Für einen Rückenwirbel 
fehlen Stellen zur Aufnahme der Rippen, auch senken sich die Querfortsätze zu sehr. Der 
Wirbel würde gut zu dem Thiere passen, von dem der Taf. XXXVII. Fig. 1—4 abgebil- 
dete Epistropheus herrührt. 

Der Körper eines unbezweifelt dem Schwanze angehörigen Wirbels ist durch Druck 
so sehr entstellt, dass er sich nicht abbilden liess. Er zeigt sich nach dem Typus von 
Orocodil gebildet, nur dass beide Gelenkflächen des Körpers concav sind. Die Länge 
des Körpers misst 0,044, die Höhe an den Gelenkflächen 0,021, die Breite wohl etwas 
weniger. Der Körper ist eingezogen. Die Unterseite ist mit einer deutlichen, nach der 
Mitte hin schwächer werdenden Längsfurche versehen und frei von Hübeln oder Fort- 
sätzen zur Aufnahme eines unteren Bogens, der vielmehr zwischen je zwei Wirbeln sass, 
was die stumpferen Stellen des Randes verrathen. Ein Rudiment von einem Querfort- 
satze tritt mehr in der hinteren Hälfte und in ungefähr halber Körperhöhe auf, wo 


man eine schwache Längskante wahrnimmt. Die vorderen Gelenkfortsätze werden deutlich 
erkannt. Der obere Stachelfortsatz war keinesfalls auffallend schmal, mehr breit; seine Höhe 
war nicht zu ermitteln. 

Es hat sich auch ein unterer Wirbelbogen gefunden, den ich Taf. XXXV. Fig. 6 dar- 
gestellt habe. Er erinnert an Crocodil, indem er so beschaffen ist, dass man sieht, dass er 
zwischen je zwei Schwanzwirbeln angebracht war, und nicht wie in den Lacerten an Fort- 
sätzen, die nur einem Wirbel zustanden. Der abwärts gerichtete Stachelfortsatz des Bogens 
ist weggebrochen, kann aber unmöglich lang gewesen seyn. Vom Bogen ist 0,04 Länge 
überliefert. Der eine Schenkel ist beschädigt; seine ganze Breite in der Gegend der Ein- 
lenkung lässt sich zu 0,015 annehmen, die Länge oder Höhe der von ihm begrenzten geräu- 
migen Oeffnung zu 0,031. 

Unter den Wirbeln, welche Plieninger aus dem Stubensandstein veröffentlicht, bieten 
die des ersten von ihm beschriebenen Skelets (t. 12) einige Aehnlichkeit mit dem von mir 
untersuchten Taf. XXXVIN. Fig. 7 dar, sie verrathen aber ein Thier, das noch einmal so gross 
war. Der Körper dieser Wirbel war so lang oder ein wenig länger als hoch, die biconcaven 
Gelenkflächen fast kreisrund oder hoch oval, und für die eingeschnürte Gegend des Körpers 
wird ungefähr ein Viertel von der Breite an den Gelenkflächen angegeben. Der obere Bogen 
ist in den Becken- und Rückenwirbeln nicht höher, eher niedriger als der Körper und mit 
einem viereckigen, flachen Stachelfortsatze versehen. In den Hals- und ersten Rückenwirbeln 
soll der obere Bogen knaufartig niedrig und massiger sich zeigen (S. 518), was dem von 
mir untersuchten Wirbel Taf. XXXVIN. Fig. 5. 6, der noch am ersten ein Halswirbel seyn 
könnte, nicht entspricht. Die Naht zwischen Bogen und Körper wird erkannt. Die Rippe 
wird vom Querfortsatz und einem Hübel aufgenommen. Der Erweiterung des Rückenmarks- 
kanals unter dem oberen Bogen wird (8. 518) gedacht. Unter den Versteinerungen von 
Löwenstein fand Plieninger (S. 480) zwei Wirbel, welche sich von denen der beiden Skelete 
von Stuttgart nur durch geringere Grösse unterschieden, und deren Durchmesser an den 
Gelenkflächen nur 1'/, Zoll betrug. Wirbel mit kürzerem Körper werden nicht gedacht. 

Die Wirbel, welche sich mit den Resten in dem dem New Red angehörigen Dolomit- 
Conglomerate bei Bristol gefunden haben, und die Riley und Stutchbury unter Palaeosaurus 
und Thecodontosaurus begreifen (Geolog. Trans. London, 1840. V. 2. p. 349. 1.29. f.6 -8), 
sind zwar kleiner als die von mir von Belodon untersuchten, gleichen ihnen aber durch die 
starke Zusammengezogenheit des Körpers, so wie darin, dass der Rückenmarkskanal sich 
gegen die Mitte des Körpers in denselben vertieft, wodurch sein Vertikaldurchmesser hier 
um die Hälfte mehr beträgt als an den Mündungen. Auch waren Körper und Bogen durch 
eine Naht getrennt, der Körper aber viel niedriger, und das T'hier überhaupt kleiner und 
gewiss auch sonst verschieden, Es erinnern die von mir untersuchten Wirbel ferner an die 
des Clepsysaurus Pennsylvanicus (Lea, Journ. Acad. Nat. Se. Philad., 2. Ser., II. p. 17. t. 17. 


f 2. t. 18. £ 2—4) aus dem New Red in Pennsylvanien, deren Körper aber fast noch 
stärker eingezogen ist und mehr die Form eines Sanduhrglases darstellt. Doch haben 
sich darunter auch weniger stark eingezogene Wirbel (t. 18. f. 5) vorgefunden. Diese 
Wirbel von Nordamerika scheinen einen anderen Stachelfortsatz besessen zu haben. Ihr 
Rückenmarkskanal soll sich auch in der Mitte des Körpers erweitern. Dieselbe Erscheinung 
bieten, wiewohl weniger deutlich, die Wirbel des Rhynchosaurus aus dem oberen Neu- 
rothen Sandsteine bei Shrewsbury dar. Stark eingezogene Wirbelkörper stehen auch noch 
anderen Sauriern zu; ich kenne sie aus dem Portland des Lindner Berges bei Hannover, 
wo sie mit Zähnen vorkommen, die von denen des Belodon sehr verschieden sind. Auch 
sind zumal die Körper der grossen Wirbel von Macrospondylus oder Mystriosaurus in der 
Mitte nur halb so breit als an den Gelenkflächen; doch habe ich bei diesen eine Einsenkung 
des Riickenmarkskanals in den Körper nicht wahrgenommen. 

Eine auffallende Verschmälerung des Wirbelkörpers gegen seine Mitte hin, ein gegen 
die Mitte des Körpers durch Einsenkung erweitertes Rückenmarksloch, so wie die Andeutung 
einer Naht zwischen Bogen und Körper, sind hienach Kennzeichen, welche den Wirbeln 
sehr verschiedener Thiere zustehen, so dass selbst ihr vereinigtes Auftreten auf das Genus 
nicht mit Sicherheit schliessen lässt. 

Die Wirbel aus dem Stubensandsteine besitzen mit denen, welche dem Mesalosaurus 
beigelegt werden, keine Aehnlichkeit. 


Rippen. 


Es liegen Ueberreste von Halsrippen, Rückenrippen und Bauch- oder Abdominal- 
Rippen vor, von denen ich die besseren Taf. XXXVI darzustellen bemüht war. 

Die Halsrippen sind für die Wirbel Taf. XXXVIN. Fig. 5 und 11 zu klein. Zwei 
derselben, Taf. XXXVI. Fig. 9. 10, beide linze, gleichen denen in Crocodil. Nach dem Ge- 
lenkende hin breiten sie sich flügelförmig aus, nach dem entgegengesetzten Ende hin ver- 
schmälern sie sich unter schwacher Biegung. Sie sind nicht vollständig. 

Die grössere dieser beiden Rippen Fig. 10 ist von innen entblösst, wo der kleinere, 
kürzere und dabei stärkere Gelenkkopf, mit dem sie an den unteren Hübel des Haiswirbels 
einlenkte, wahrgenommen wird. Der längere, flachere Theil, womit die Rippe oben mit einem 
querfortsatzartigen Theil des Wirbels in Verbindung gestanden haben wird, liegt nur unvoll- 
ständig vor. Von der Rippe ist 0,064 Länge vorhanden, von der oberen Breite 0,04. 

An der kleineren Rippe Fig. 9 ist die vordere äussere Ecke und das Ende wegge- 
brochen; oben wird sie nicht weniger breit, gewesen seyn als die zuvor beschriebene, sie 
verschmälerte sich aber nach dem entgegengesetzten Ende hin mehr, und zwar unter deut- 
licherer Biegung. Der kürzere, stärkere Rippenkopf ist gut überliefert. 

Rückenrippen liegen von verschiedener Länge und Stärke vor, doch meist nur in 


Bruchstücken, welche theilweise platt gedrückt sind. Von diesen habe ich zwei der besseren 
Fig. 5 und 6 abgebildet. Die Beschaffenheit der vollständigeren Rippe Fig. 5 wird aus der 
Abbildung hinreichend erkannt. Der etwas ausgeschnittene Gelenkkopf wird von einem 
flachen Fortsatze überragt, der an einen ähnlichen Fortsatz in den Halsrippen erinnert 
und an seinem schwach convexen Ende eine Beschaffenheit besitzt, aus der zu entnehmen 
ist, dass hier eine Einlenkung oder die Aufnahme eines Bandes statt fand. Die Ge- 
lenkfläche des eigentlichen Kopfes ist concav und zieht sich an der Seite des genannten 
Fortsatzes, concav dreieckig geformt, aufwärts. Unter dem Gelenkkopf ist der Rippenkörper 
mit einer Rinne versehen, die durch eine oben deutlicher hervortretende Kante verstärkt 
wird, doch dehnt sich diese Rinne nicht über die ganze Länge der Rippe aus. Rippen von 
solcher Beschaffenheit entsprechen nicht den Lacerten, eher den Crocodilen. 

Von der anderen Rippe ist nur das Fig. 6 dargestellte, noch dem Gestein aufliegende 
obere Ende überliefert. Diese Rippe scheint aus derselben Seite des Thieres herzurühren, 
war aber etwas stärker, als die zuvor beschriebene, von der sie sich hauptsächlich dadurch 
unterscheidet, dass ihre Gelenkfläche dem Kopfe gerade aufsitzt und sich gegen den Fortsatz 
hin nicht erhebt, sondern nur stärker concav, nach der entgegengesetzten Seite hin stärker 
convex wird. Diese Gelenkfläche besitzt 0,032 Durchmesser. Der Fortsatz ist am äusseren 
Ende 0,002 breit. Die entblösste Seite der Rippe ist der Länge nach eingedrückt. Es ist 
gegen 0,17 Länge überliefert. Am Bruchende erhält man einen unregelmässig ovalen Quer- 
schnitt, dessen Durchmesser 0,002 und 0,009 betragen. 

Von Bauch- oder Abdominal-Rippen verschiedener Grösse sind nur Bruchstücke ge- 
funden, von denen ich zwei der besseren abgebildet habe. Bei der einen Fig. 7 sind die 
weniger lang überlieferten Schenkel rechtwinkelig verbunden. Die nicht abgebildete Seite ist 
eben, die abgebildete mehr gewölbt, letztere steht selbst im Winkel mehr vor. Diese Rippe 
erreicht nicht über 0,012 Breite und 0,008 gewöhnliche Dicke. Ihre Schenkel haben eine sehr 
gerade Beschaffenheit. 

Von der anderen Rippe Fig. 8 sind die Enden der Schenkel, die nicht unter 0,0146 
lang waren, und der eigentliche Winkel weggebrochen. Die Schenkel scheinen mehr spitzwin- 
kelig vereinigt gewesen zu seyn; sie waren im Querschnitt mehr quadratisch oder gerundet 
rechtwinkelig und nicht über 0,009 stark. Die nach vorn und aussen gerichtete Seite zeigt 
auf dem äusseren Theil eine deutliche Furche, die zur Aufnahme einer Verbindungsrippe be- 
stimmt gewesen seyn wird. 

Eine nicht abgebildete unvollständige Bauchrippe von der Stärke der zuletzt beschrie- 
benen, doch flacher, beschreibt einen sehr flachen Bogen. Andere Bruchstücke sind mehr 
rundlich. Ihre geringste Stärke fand ich zu 0,004. 

Nach diesen starken knöchernen Bauchrippen hätte man vermuthen sollen, dass das 
Thier mit einer weichen Haut versehen gewesen wäre; wir werden indess später sehen, dass 


es einen knöchernen Hauptpanzer besass, der den der Crocodile an Stärke fast noch 
übertraf. 

Die Rippen, deren Plieninger (S. 487) gedenkt, sind noch einmal so gross als die von 
mir untersuchten und alle zweiköpfig. Auch der Rinne wird gedacht, welche abwärts erlischt, 
und wobei die Rippe einen mehr elliptischen Querschnitt annimmt. Von Bauchrippen wer- 
den Ueberreste aus dem Gebilde bei Löwenstein und Stuttgart angeführt (S. 492). 


Schulterblatt. 


Der Taf. XXXV. Fig. 2 von aussen und Fig. 5 von hinten abgebildete Knochen 
stellt ein vollständiges linkes Schulterblatt gut überliefert dar. Seine schmale, lange oder 
vielmehr hohe Form erinnert an Crocodil und unter den Lacerten an Chamaeleon. Unten 
dehnte es sich nach vorn zum Zusammenliegen mit dem Hakenschlüsselbein aus, doch, wie 
es scheint, weniger als in den beiden genannten Thieren, was freilich nur entfernt an die 
anderen Lacerten, deren Schulterblatt kürzer und auch sonst anders geformt ist, denken 
lässt, und bei dem fossilen Schulterblatt hauptsächlich darauf beruht, dass es sich nicht wie 
in den Schulterblättern der damit verglichenen lebenden Saurier unmittelbar über dem 
unteren Ende am stärksten verschmälert, sondern höher, mehr in der Mitte. Hier erhält 
man 0,047 Breite bei 0,016 Dicke, die Breite arm unteren Ende misst 0,105, wovon 0,037 
auf den hinten und aussen liegenden Theil kommt, den das Schulterblatt zur Gelenkgrube 
für den Oberarm abegiebt. In dieser hinteren Gegend erhält man 0,054 Stärke für den 
Knochen, der nach vorn sehr flach wird und sich schwach nach innen biest. Auf der 
Hinterseite bemerkt man nach diesem Ende hin eine deutliche Rinne, welche wenigstens 
theilweise den äusseren oder Gelenkgrubenantheil vom inneren, mit dem Hakenschlüsselbein 
zusammenliegenden Theil trennt. Etwas höher zeigt der Hinterrand einen Hübel, den ich 
auch an einem anderen Schulterblatte der Art wahrgenommen habe, und der daher keine 
zufällige Erscheinung seyn kann. 

Das stumpfe obere Ende war nicht ganz vom Sandstein zu befreien, es lässt sich 
daher auch seine Beschaffenheit nicht genau angeben. Die Breite beträgt 0,071. Der 
0,263 lange Knochen wird hier sehr dünn. 

Ich habe noch Ueberreste von zwei anderen Schulterblättern untersucht, die mit 
ihren Hakenschlüsselbeinen verbunden waren, für eine genauere Darlegung aber zu unvoll- 
ständig sind. 

Das Schulterblatt, wovon Plieninger (S. 500. t. 10. £. 7) eine Abbildung mittheilt, 
scheint Aehnlichkeit mit dem von mir untersuchten zu besitzen, es rührt aber von einem 
noch einmal so grossen Thiere her. 


Band VII, 6. 43 


u 


Hakenschlässelbein. 

Ich habe Hakenschlüsselbeine von fünf Individuen untersucht. Ein rechter Knochen 
der Art war mit dem dazugehörigen Schulterblatt noch so fest verbunden, dass bei Anwen- 
dung von Gewalt eher die Knochen in Trümmer gegangen wären, als dass sie sich an der 
Stelle ihrer gegenseitigen Berührung getrennt hätten. Da diese Knochen nicht grösser sind 
als die vereinzelt gefundenen, so lässt sich aus ihrer Verwachsung auf ein altes Thier 
schliessen. Es ist nur die Gegend der zur Aufnahme des Oberarmes bestimmten Gelenk- 
grube überliefert, und selbst von dieser nur so viel, dass kein Zweifel darüber seyn kann, 
dass die vereinzelt gefundenen Knochen, welche ich für Hakenschlüsselbeine halte, diese 
Knochen wirklich darstellen. 

Das Taf. XXXIX. Fig. 4 von innen abgebildete rechte Hakenschlüsselbein liegt mit 
der anderen Seite grösstentheils noch dem Gestein auf. Sein Gelenkkopf ist wohl auch von 
der linken Seite sichtbar, hier aber sehr zerdrückt, weshalb ich ihn von dieser Seite, wo 
er eigentlich nur aus dem Antheil an der Schulterpfaune besteht, nicht abgebildet habe. 
Die ganze Breite dieses Endes betrug nicht unter 0,082, wovon 0,061 auf die Schulter- 
pfanne kommt. Für die Dicke dieses Endes erhält man bei seinem jetzigen Zustande 0,037. 
Diese Versteinerung ist für die Kenntniss des Hakenschlüsselbeines unschätzbar, weil es die 
einzige ist, woran von dem ausgebreiteten Theile wenigstens das eine Ende vollständig vor- 
liest; sonst ist der Rand brüchig und nirgends natürlich begrenzt. Man erkennt, dass bei 
kurzem Halse der ausgebreitete Theil fast noch einmal so breit war, als das Gelenkende. 
Das vollständig überlieferte, der Lage nach der Schulterpfanne entsprechende Ende des aus- 
gebreiteten Theiles ist schnabelartig gebogen. Die Bildung des Hakenschlüsselbeines ist hie- 
nach von der in Crocodil gänzlich verschieden, und auch in Betreff des schnabelartig gebo- 
genen Endes mehr auf die in Chamaeleon vorliegende Weise entwickelt, wonach anzunehmen 
seyn wird, dass das entgegengesetzte Ende stumpf gerundet war, was sämmtliche Exemplare 
selbst bei ihrer unvollständigen Ueberlieferung vermuthen lassen. 

An dem Fig. 1 von aussen und Fig. 2 von innen dargestellten linken Hakenschlüs- 
selbein ist das gleichfalls abgebildete Gelenkende sehr gut erhalten und nur hinten, wie der 
Hinterrand des Knochens überhaupt, beschädigt. Die Aussenseite des Knochens ist schwach 
gewölbt, die Innenseite eher stärker vertieft. Der vordere, mit einer Furche versehene Aus- 
schnitt ist gut überliefert, der Rand des Knochens sonst entweder beschädigt oder vom 
anklebenden Gesteine nicht zu befreien gewesen. Vom oberen Gelenkende ist 0,076 Breite 
überliefert, die, da daran hinten etwas fehlt, wohl 0,083 gemessen haben dürfte. Die Stelle 
zur Aufnahme des Oberarmes bildete den längeren Theil. Sie ist flach vertieft, glatt und 
ihr Rand sieht vorn wie abgestumpft aus, was auch bei dem noch mit dem Schulterblatt 
verbundenen Hakenschlüsselbein der Fall ist. Mit dieser Gelenkfläche beschreibt der vordere, 
zur Aufnahme des Schulterblattes bestimmte Theil einen stumpfen Winkel, und der hinter- 


wärts verlaufende Fortsatz fällt nach innen ab, mit der Gelenkfläche zur Aufnahme des 
Öberarmes eine stumpfe Kante veranlassend. Die Dicke des Gelenkendes betrug nicht unter 
0,034, die Höhe des ganzen Knochens 0,107, die Breite jedenfalls mehr. 

Ein nur wenig kleineres rechtes Hakenschlüsselbein, das sicherlich von einem anderen 
Individuum herrührt, war für eine genauere Darlegung zu sehr zerdrückt. 

Das Fig. 3 von aussen dargestellte rechte Hakenschlüsselbein ist etwas grösser als 
das vereinzelt gefundene linke, von dem es auch in Form abweicht, freilich nur unbedeutend. 
Das Gelenkende an diesem Hakenschlüsselbein ist vorn beschädigt. Vorhanden ist 0,083, 
wovon 0,061 auf die zur Aufnahme des Öberarmes bestimmte Gelenkfläche kommt. Unter 
diesem Ende erhält man an der schmälsten Stelle 0,0645. Die grösste Höhe des Kno- 
chens maass 0,13, die nicht vollständig überlieferte Breite jedenfalls mehr. Die hintere 
und untere Knochengrenze scheinen wenig gelitten zu haben. Vom Schulterblatte hat sich 
nur der untere hintere Theil erhalten, was hinreicht, um sich von seiner Uebereinstimmung 
mit dem vollständigen Schulterblatt Taf. XXXV. Fig. 2. 3 zu überzeugen. Selbst der Hübel 
auf dem Hinterrand in einer gewissen Entfernung über dem unteren Ende ist daran vor- 
handen. Das Hakenschlüsselbein rührt sicherlich von derselben Species her, welcher das 
vollständige Schulterblatt angehört. 


Barmbein. 


Vom Becken kenne ich nur Darmbeine, und zwar vier rechte, daher von vier Indi- 
viduen. Das Taf. XLI. Fig. 1 von aussen und Fig. 2 von oben dargestellte vollständigste 
dieser Darmbeine ist nichts weniger als nach dem Typus der Qrocodile gebildet, wofür es 
an ‘die Lacerten erinnert, nicht aber, wie man hätte nach dem Hakenschlüsselbein ver- 
muthen sollen, an Chamaeleon, sondern an Monitor, namentlich durch den schlanken Fort- 
satz, in den der Knochen hinterwärts ausgeht," so wie durch den Fortsatz vorn über der 
Pfanne, der dem Chamaeleon fehlt und im fossilen Thier eher noch stärker und gerader 
nach vorn gerichtet erscheint als in Monitor, was auch einen deutlicheren Einschnitt veranlasst 
als in letzterem Thiere. Der Knochenkörper ist unten beschädigt; man erkennt gleichwohl 
dass er hier in der vorderen Gegend nicht wie in Crocodil ausgeschnitten war. Hienach 
sollte man glauben, dass an der Bildung der Beckenpfanne, wie in den Lacerten, die drei 
Beckenknochen, Darmbein, Sitzbein und Schambein, Theil genommen hätten, während in Cro- 
codil bekanntlich das Schambein von dieser Bildung ausgeschlossen und an den Rand des Sitz- 
beines verwiesen ist. Auch besitzt die untere Begrenzung des Darmbeines eine solche 
Ausdehnung, dass zur Aufnahme des Schambeines und Sitzbeines Raum genug vorhanden 
war. In dieser Gegend ergiebt die Länge des Knochens 0,161. Vorn verdickt er sich zu 
einer 0,033 breiten oder dicken, längsovalen, convexen Gelenkfläche. Eine ähnliche Gelenk- 


fläche scheint nach dem stärker beschädigten hinteren Rande des Körpers hin gelegen zu 
43 * 


_— 228 — 


haben, wo man 0,027 Breite oder Dicke erhält, während sich zwischen diesen beiden Stellen 
der Rand bis zu 0,006 verdünnt. Bei dem stark beschädigten Zustande lässt sich die Höhe 
des Darmbeines nicht genau angeben; vorhanden ist 0,115, wovon 0,068 zur Beckenpfanne 
gehört, die sehr geräumig gewesen seyn muss. 

Bei der unvollständigen Ueberlieferung des vorderen und hinteren Fortsatzes lässt 
sich eben so wenig die vollständige Länge dieses Knochens angeben, von der 0,254 vor- 
handen ist. Der hintere Fortsatz misst an seinem Anfang 0,065 Höhe, bei ungefähr 0,02 
Dicke; am hinteren Bruchende erhält man nur 0,03 Höhe. Aussen ist er flach gewölbt, 
innen bildet er eine ziemlich tiefe Rinne, die sich nach vorn verflacht, während die Innen- 
seite des Körpers schwach gewölbt erscheint. Mit der Wirbelsäule war das Darmbein nicht 
verwachsen, dagegen scheint es, zumal an der Innenseite, mit Bändern befestigt gewesen 
zu seyn, zu deren Aufnahme auch auf dem oberen Rande des Knochens, nicht aber auf 
dem hinteren Fortsatze, geeignete Stellen wahrgenommen werden. Auch befindet sich gerade 
über der Mitte der Beckenpfanne eine stark nach aussen entwickelte Stelle, welche einen 
ähnlichen Zweck gehabt zu haben scheint, da es nicht wahrscheinlich ist, dass sie zum 
Oberschenkel in Beziehung gestanden haben werde. Auf der Innenseite des Darmbeines 
glaubt man in der oberen Hälfte des Knochenkörpers die Stelle, von der die Verknöcherung 
ausging, das Össificationscentrum, wahrzunehmen. 

Mit diesem Darmbein stimmen die übrigen nicht ganz überein, die sich dafür mehr 
unter einander gleichen, was selbst von dem Fig. 4 dargestellten gilt, das doch ähnliche Grösse 
wie das zuerst beschriebene besitzt. In der Verschiedenheit der Grösse des Knochens kann 
also der Grund der Abweichung nicht gesucht werden. Von dem Darmbeine Fig. 4 ist 
eigentlich nur der Knochenkörper überliefert, für dessen Höhe man 0,114 erhält, wovon 
0,083 auf die Beckenpfanne kommt. Der hintere Fortsatz ist fast ganz weggebrochen, vom 
vorderen oberen hält es schwer zu sagen, ob er weggebrochen ist oder gar nicht vorhanden 
war. Sollte ersteres der Fall seyn, so hat doch sicherlich die nach aussen gehende Erwei- 
terung des oberen Randes über der Gelenkpfanne, welche das zuerst beschriebene Darmbein 
auszeichnet, gefehlt. Der obere Rand ist nach aussen abwärts runzelstreifis. Der Knochen- 
körper, besonders dessen unterer Rand, war, selbst wenn man berücksichtigt, dass die vor- 
dere und hintere Ecke weggebrochen sind, kürzer, und unter der glatten Gelenkgrube ist 
die Fortsetzung dieser Aushöhlung mehr in der vorderen Gegend etwas streifig. 

Fast ähnliche Grösse besitzt das Darmbein Fig. 3, woran wohl der hintere Fortsatz 
überliefert ist, doch, wie es scheint, nicht vollständig. An der Stelle des vorderen oberen 
Fortsatzes liegt eine Beschädigung. Der Rand über der Pfanne gleicht dem im Darm- 
beine Fig. 4. Die ganze überlieferte Knochenlänge ergiebt 0,22, die Höhe in der Gegend 
der Pfanne 0,115, wovon 0,078 auf die Pfanne kommt, die Länge des Knochenkörpers 
unten 0,114. Auch hier scheint die vordere obere Ecke in einen langen, spitzen Fortsatz, 


wie im Darmbeine Fig. 1, nicht ausgegangen zu seyn. Es fehlt ferner die Ausbreitung 
des oberen Randes nach aussen über der Pfanne, die sich am Knochen Fig. 1 vorfindet; 
möglich aber wäre es, dass der Knochen unten durch grössere Ausdehnung nach vorn und 
hinten dem Knochen Fig. 1 ähnlich gesehen hätte. Die Gelenkgrube ist runder und 
unten mehr vorn undeutlich streifig. Eine stärkere Anschwellung wird an der unteren 
hinteren Ecke des Körpers wahrgenommen. Die Innenseite des Knochens ist in der oberen 
Gegend mehr concav. 

Kleiner ist das Fig. 5 dargestellte Darmbein, für dessen ganze Länge man 0,175 
erhält, wovon 0,091 auf den die Pfanne umfassenden Knochenkörper kommt, dessen unterer 
Rand- beschädigt ist. Die Höhe der Pfanne ergiebt 0,057. Der obere vordere Fortsatz 
scheint auf ähnliche Weise beschädigt, und der Rand war über der Pfanne beschaffen wie 
in den Darmbeinen Fig. 3 und 4. Auch hier scheint der hintere Fortsatz nicht vollständig, 
doch kann nur wenig fehlen. Die Innenseite ist namentlich in der Gegend letzteren Fort- 
satzes, wie aus den Querschnitten ersichtlich wird, sehr concav, verflacht sich aber nach 
vorn immer mehr. 

Um die Abweichungen, welche hienach zwischen dem Darmbeine Fig. 1 einerseits und 
den Darmbeinen Fig. 3—5 andererseits bestehen, richtig beurtheilen zu können, werden meh- 
rere vollständige Knochen erfordert. Von den beiden Skeleten, welche Plieninger beschreibt, 
liegen Theile des Beckens vor, das Darmbein vollständiger vom zweiten Skelet (S. 483. 
t. 13. f. 5. 6). Dieses Bein wird als ein mit den Beckenwirbeln nicht verwachsener, in 
vier Aeste ausgehender, massiger Knochen geschildert, „der keinen Theil an der Bildung 
der Hüftgelenkpfanne zu nehmen scheint.“ Aus der Abbildung bei Plieninger lässt sich die 
Beschaffenheit dieses Knochens, der jedenfalls von einem mehr als noch einmal so grossen 
Thiere herrührt, nicht ersehen. Plieningers Angabe entgegen nehmen die von mir unter- 
suchten Darmbeine grossen Antheill an der Bildung der Beckenpfanne. Selbst der Kno- 
chen, welchen Plieninger (S. 485. t. 11. f. 5) für das Sitzbein hält, giebt keinen wei- 
teren Aufschluss über den Typus, wonach das Becken der von ihm untersuchten Thiere 
gebildet war. Dieser Knochen würde nach dem Oberschenkel der längste im Skelet seyn; 
er ist zwar flach, für ein Sitzbein ungemein schmal, und passt wenig zu den von mir unter- 
suchten Darmbeinen. In Stenopelix aus dem Walden Norddeutschland’s habe ich (Palae- 
ontogr., VII. S. 25. t. 4. 5) zwar ein sehr schmales, langes Sitzbein, kaum kürzer als der 
Oberschenkel, vorgefunden, doch anders geformt. Der Knochen bei Plieninger scheint daher 
kein Sitzbein zu seyn. 

Oberarm. 

Der Oberarm zeigt durch geradere Form und stärkere Ausbreitung seines oberen 
Endes mehr Aechnlichkeit mit Lacerte, erinnert aber, wenn man von oben auf den 
Gelenkkopf sieht, an Crocodil, doch ist dieses Ende flacher als in letzterem Thier. Der 


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obere Höcker stellt eine eingebogene Leiste dar. Das untere Gelenkende besteht aus einer 
weiteren, flacheren Concavität zwischen zwei Convexitäten. Ueber der stärkeren der beiden 
Convexitäten bemerkt man im Rand eine schräg abwärts und nach hinten führende Rinne, 
welche an das bei Monitor am Aussenrande des Oberarmes zum Durchgang von Gefässen 
vorhandene Loch erinnert, das in gewissen Säugethieren am Innenrand auftritt, den Cro- 
codilen aber fehlt. Auf der Hinterseite liest über der Gelenkrolle eine Grube zur Aufnahme 
des Ellenbogenknochens, was ebenfalls mehr Lacerte als Crocodil zusagen würde. Die 
Vorderseite ist vorn über der Gelenkrolle schwach der Länge nach eingedrückt. 

Diese Beschaffenheit ist dem sehr gut überlieferten linken Oberarme Taf. XL. 
Fig. 4—9 entnommen, der in zwei Stücken vorliegt, zwischen denen nur wenig fehlen wird. 
Der vollständige Knochen wird. kaum kürzer gewesen seyn, als die beiden anderen von mir 
darzulegenden Oberarmknochen. Sein oberes Ende ist 0,0955 breit und in der mittleren 
Anschwellung 0,021 dick, an der schmälsten Stelle des Knochenkörpers erhält man 0,028 
Breite und 0,0235 Dicke, und am unteren Ende 0,067 Breite, für die stärkere Convexität 
0,031 Dicke, für die schwächere 0,022. Der Knochen ist nichts weniger als hohl und wird 
nur nach der Mitte hin etwas porös. 

Der Taf. XL. Fig. 1—- 3 abgebildete vollständige Oberarm aus derselben Seite des 
Thieres und daher von einem anderen Individuum, misst 0,265 Länge, am oberen Ende 
0,087 Breite, an der stärkeren Anschwellung desselben 0,022 Dicke. Die eingebogene 
Leiste an der geraden Seite verleiht dem Knochen 0,031 Dicke. Das untere Ende scheint 
durch Druck etwas platter und breiter geworden zu seyn; es ergiebt 0,071 Breite und für 
die stärkere Convexität an der Seite der Rinne 0,022 Dicke, nach der anderen Seite hin 
wird dieses Ende sehr flach. An der in die ungefähre Mitte fallenden schwächsten Stelle 
erhält man 0,035 Breite und 0,019 Dicke. Die Gelenkrolle ist nur schwach angedeutet, 
und auch die Grube auf der Hinterseite des Knochens zur Aufnahme des Ellenbogenknochens 
gering, beides wohl nur in Folge von Druck. Der Knochen ist innen so gut wie durchaus 
dicht. Gegen die Mitte hin besitzt der Knochenkörper einen wohl nur von Beschädigung 
herrührenden stärkeren Eindruck. Dieser Knochen ist im Körper und oberen Ende stärker, 
an letzterem Ende aber weniger breit als der zuvor beschriebene, was einen sexuellen Grund 
haben könnte. 

Eher noch stärker, dabei aber kaum länger ist ein Oberarm der anderen Seite, den 
ich wegen starker Beschädigung nicht in die Abbildungen aufgenommen habe. Seine voll- 
ständige Länge wird kaum mehr als 0,267 gemessen haben. Die Breite lässt sich am 
oberen Ende wegen den beschädigten beiden Ecken nicht nehmen, und das untere Ende ist 
noch. weniger vollständig; an der schmälsten Stelle in der ungefähren Mitte beträgt die Breite 
0,035 bei 0,024 Stärke. An der stärksten Anschwellung in der Mitte des oberen Endes 


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erhält man 0,029 Dicke. Diese passt sehr gut in eine vom Schulterblatt und Hakenschlüs- 
selbein gebildete Gelenkpfanne derselben Ablagerung. 

Die beiden Oberarmknochen, welche Plieninger vom ersten von ihm untersuchten 
Skelet mittheilt (S. 497. t. 10. ££ 1. t. 11. £. 2), sind noch einmal so gross, als die von 
mir dargelegten, und dabei oben eher noch breiter. Der Deltoidal-Grat scheint, wenigstens 
nach der Abbildung zu urtheilen, nicht umgebogen, sondern breitet sich Aügelförmig aus und 
zieht fast bis zur Mitte des Knochens herunter. Von einer dem Gefässloch in Monitor 
vergleichbaren Stelle seitlich vom unteren Gelenkkopfe wird nichts erwähnt. Besser würde 
der Oberarm passen, dessen Plieninger (t. 10. f£2) vom zweiten Skelet gedenkt, doch gleicht 
auch dieser dabei mehr dem des ersten Skelets als denen der Kapff’schen Sammlung. 


Oberschenkei. 


Von Öberschenkeln habe ich zwei untersucht, zwar aus den entgegengesetzten Seiten 
des T'hieres, doch so beschaffen, dass sie von zwei Individuen herrühren müssen. Der eine 
dieser beiden Knochen Taf. XXXIIL Fig. 3 - 6 ist vollständig. Er scheint nur durch Druck 
flacher geworden und dabei eine Verschiebung am unteren Gelenkkopf erlitten zu haben. 
Die vollständige Länge ergiebt 0,305. In der unteren Hälfte ist er stark gebogen, die 
obere ist mehr gerade, und das obere Ende nach der der unteren Biegung entgegengesetzten 
Seite hin ausgebreitet, wodurch es 0,085 Breite erlangt. Auf der einen Breitseite (Fig. 3) 
ist dieses obere Ende fast eben, ‘auf der anderen (Fig. 4) mit zwei Hübeln versehen, von 
denen der auf die Mitte kommende stärkere dem Gelenkkopf 0,0255 Dicke verleiht, und der 
nur wenig schwächere nach der spitzeren Ecke hin liest. Die stumpfgerundete Ecke dieses 
Knochenendes ist, wie aus Fig. 5, der Ansicht des Knochenendes von oben, ersichtlich 
wird, mehr flach und dabei scharf gerandet. Das untere Ende misst von aussen nach 
innen 0,049, von vorn nach hinten an der einen Seite 0,0395, an der anderen 0,052. 
Die beiden Theile der Gelenkrolle, Fig. 6 von unten gesehen, sind deutlich gewölbt, doch 
unten weniger deutlich getrennt; der stärkere Theil geht hinterwärts spitzer aus. Vorn 
liest über der Gelenkrolle eine flachere, hinten eine stärkere Rinne. Der obere und untere 
Gelenkkopf sind mit einzelnen Grübchen versehen. Die Lage des Trochanters entspricht 
der Gegend zwischen den beiden oberen Längendritteln des Knochens; dieser Trochanter 
stellt sich mehr als eine platte, schwach gekrümmte Erhebung mit Unebenheiten in den 
Buchten dar. Die schwächste Stelle des Knochens fällt in die Gegend der stärksten Krüm- 
mung, zwischen die beiden unteren Drittel der Länge, wo man 0,0375 Breite bei 0,0185 
Dicke erhält, wenigstens bei dem jetzigen, durch Druck flacher gewordenen Zustande. Auch 
aufwärts ist der Knochen. sehr flach, was ihm jedoch ursprünglich eigen gewesen zu seyn 


scheint. 
Für die Länge des anderen Oberschenkels erhält man 0,307. Der Oberarm ist daher 


kürzer als der Oberschenkel, doch nicht auffallend, indem sich das Verhältniss zwischen 
beiden ungefähr wie 13:15 herausstellt. Auch dieser Knochen ist durch Druck flacher. 
Die spitzere Ecke am oberen Ende ist weggebrochen, weshalb sich dessen Breite nicht 
angeben lässt, die Dicke betrug 0,028. Das untere Ende ist ebenfalls beschädigt; seine 
Breite misst 0,06, und von vorn nach hinten erhält man an der einen Seite 0,0535, an 
der anderen 0,041, in der schwächsten Gegend des Knochens, welche auch hier die in die 
untere Hälfte fallende Gegend stärkster Krümmung ist, von vorn nach hinten 0,039, von 
aussen nach innen 0,0255. 

Hienach ist der Oberschenkel nicht wie in den Lacerten gerade, sondern deutlich 
gekrümmt, namentlich in der unteren Hälfte, welche hierin auf Crocodil herauskommt, in 
dessen Oberschenkel aber auch das ungefähre obere Drittel, und zwar nach der entgegen- 
gesetzten Richtung gekrümmt erscheint, während die oberen zwei Drittel am fossilen Ober- 
schenkel durch geradere Richtung mehr an Lacerte erinnern. Gleichwohl liest der Trochanter 
nicht wie in den Lacerten in der Nähe des oberen Endes, sondern wie in den Crocodilen 
im ungefähren oberen Drittel des Knochens, und ist auch von einer mehr auf Crocodil her- 
auskommenden Beschaffenheit. Das obere Ende ist breiter als in Lacerte und Croecodil, 
gleicht aber in Form mehr letzterem; gegen beide fällt die geringe Breite des unteren 
Gelenkendes auf. 

Der durch Plieninger (S. 502. t. 11. f. 3) bekannt gewordene Oberschenkel ist 
wenigstens noch einmal so gross als der von mir untersuchte, und war, nach der Abbildung 
zu urtheilen, in Form sehr verschieden. Er scheint entstellt, und es tritt an ihm auch der 
Trochanter stärker heraus. Gleichwohl spricht Plieninger von der vollkommenen Aehnlich- 


keit,. die zwischen diesem Knochen und dem Oberschenkel in Crocodil bestehe. 


Vorderarm und Unterschenkel. 


Knochen von der Form des Taf. XXXV. Fig. 4 abgebildeten habe ich zwei unter- 
sucht, von denen der abgebildete der vollständigere ist. Er ist im ganzen mehr flach. Das 
stärkere, breitere und dickere Ende geht auch spitzer zu. Für die ganze Länge des Kno- 
chens erhält man 0,213, am stärkeren Ende 0,07 Breite und 0,028 Dicke, wofür das 
entgegengesetzte Ende 0,042 und 0,007 und die mehr nach letzterem Ende hin liegende 
schwächste Gegend 0,03 und 0,015 ergiebt. Die eine Breitseite ist mit einer flachen Längs- 
rinne versehen. Das schmälere Ende ist schr flach und an den Ecken stark beschädigt. 
Der Knochen ist kaum hohl und dabei schwer. 

An dem breiteren Ende, und zwar an der Seite der Zuspitzung, nach der hin der 
Knochen sich am meisten ausdehnt, glaubt man eine Stelle wahrzunehmen, wo er einem 
anderen Knochen anlag. Hiedurch erinnert dieses Ende an den Ellenbogenknochen, der dem 
Oberarm, wie aus dessen Beschaffenheit hervorgeht, wirklich angelesen, und sogar etwas in 


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dessen Hinterseite eingegriffen haben wird, was einen Ellenbogenfortsatz voraussetzt, der 
auch an dem in Rede stehenden Knochen vorhanden wäre. Schon wegen der Gegen wart 
eines solchen Fortsatzes würde der Ellenbogenknochen nicht auf Crocodil, sondern auf Lacerte 
herauskommen, wenn auch die auffallendere Stärke des oberen Endes an Crocodil erinnert. 
Mit dem Fortsatze verhält sich dieser Knochen zum Oberarm in Länge wie 4:5, ein Ver- 
hältniss, das dem in Monitor gleicht, während in Crocodil sich dasselbe wie 2:3 herausstellt. 

Weniger vollständig ist der andere Knochen der Art, der aus der entgegengesetzten 
Seite, doch nicht von demselben Individuum herrührt. Das schmälere Ende ist weggebrochen. 
Der spitzere Theil des stärkeren Endes oder der Fortsatz scheint hier mit dem Knochen- 
körper noch nicht verwachsen und überhaupt noch nicht recht verknöchert gewesen zu seyn. 
Seine Form liest jedoch deutlich vor. An diesem Ende betrug die Breite 0,064, die Dicke 
nur 0,0175. In der Nähe der Bruchstelle war der Knochen am schwächsten, und man 
erhält hier 0,028 Breite bei 0,012 Dicke. Vom Knochen ist 0,156 Länge überliefert. Die 
beiden Stücke, in die er zerbrach erst nachdem er von Gestein aufgenommen war, sind 
etwas verschoben. 

Von einer Art Knochen, die das Schienbein seyn könnte, liegen ebenfalls zwei Exem- 
plare vor, ein rechtes und ein linkes, die offenbar von zwei verschiedenen Individuen her- 
rühren. Den vollständigeren dieser Knochen habe ich Taf. XLH. Fig. 1—3 von drei Seiten 
und von der Gelenkfläche abgebildet. In gerader Linie ergiebt er 0,182 Länge, am oberen 
Ende erhält man für die beiden Durchmesser 0,062 und 0,031, am unteren 0,049 und 0,02 
und in der auf die untere Hälfte kommenden schmälsten Gegend 0,0285 und 0,016. Die drei- 
eckige Form des oberen Endes lässt das Schienbein vermuthen. Der Knochen ist deutlich 
gebogen, wie aus der Seitenansicht Fig. 2 entnommen werden kann. Der concavere Rand ist der 
schärfere. Sonst wird die Beschaffenheit des Knochens aus den Abbildungen deutlich werden. 

Vom anderen Knochen der Art, der kaum grösser war, ist die untere Hälfte unvoll- 
ständig überliefert. Der obere Gelenkkopf ergiebt am oberen Ende nach beiden Richtungen 
"hin 0,062 und 0,038; der Knochen war daher stärker, er rührt aber sicherlich von derselben 
Species her. 

Ich habe nun noch Taf. XLU Fig. 4. 5 einen Knochen von zwei Seiten abgebildet, 
der dem Vorderarm oder Unterschenkel angehören wird. Von den beiden zuvor dargelegten 
Formen ist er verschieden. Die Länge ergiebt in gerader Linie 0,194; die Beschädigung 
an den beiden Enden benimmt dem Knochen nichts von seiner Länge. Als Durchmesser 
erhält man am stärkeren Ende 0,066 und 0,033, wofür sich am anderen Ende 0,048 und 
0,024 mit einiger Sicherheit annehmen lässt, für die schwächste Stelle 0,028 und 0,024. 
Das stärkere Ende war wenigstens in der stärkeren Gegend convex. Am schwächeren Ende 
scheint die Gelenkfläche eine schräge Lage eingenommen zu haben. In einiger Entfernung 


von ihm liegt an der einen Seite eine deutliche Anschwellung. Der Knochen ist so stark 
Band VI, 6. 44 


— 34 — 


gebogen als der Taf. XLI. Fig. 1-3 abgebildete, doch weniger flach und selbst gegen die 
Mitte seines Körpers von mehr rundlichem Querschnitt. Hohl ist er nicht; auf dem in der 
Mitte genommenen Querschnitt stellt er sich 0,004 dicht dar, worauf er nach innen mehr 
zellig wird. Die genaue Bestimmung des Knochens wird durch die Beschädigung an den 
Enden erschwert. 

Plieninger (S. 503. t. 10. f. 5. 6) glaubt unter den von ihm untersuchten Knochen 
auch das Schienbein erkannt zu haben. Der obere Gelenkkopf bildet auch hier ein unregel- 
mässiges Dreieck, von dem Knochenkörper aber wird die gerade, cylindrische Bildung her- 
vorgehoben. Diese Knochen erreichen oder übertreffen noch die Länge des Oberarmes von 
demselben Thier, während die Knochen, welche ich untersucht habe und für Schienbein 
halten möchte, wenig mehr als zwei Drittel von der Länge des Oberarmes messen ; sie 
würden sich zum Oberschenkel im Exemplar bei Plieninger wie 3:4, in dem von mir unter- 
suchten Thier wie 3:5 verhalten. 


Hand und Fuss. 


Der Taf. XXXVI. Fig. 9 von vier Seiten dargestellte Knochen scheint aus der Mit- 
telhand herzurühren und dem linken Daumen anzugehören. Oben ist die äussere vordere Ecke 
beschädigt, unten das Ende schräg weggebrochen, doch so, dass noch die innere Ecke über- 
liefert ist. Dabei hat sich auch die ganze Länge des Knochens mit 0,0615 erhalten. Am 
oberen Ende ergiebt sich von aussen nach innen 0,0285, von vorn nach hinten 0,0155, 
in der schmälsten, der unteren Hälfte angehörigen Gegend 0,0175 und 0,009. Das untere 
Ende lässt keine Ausmessung zu. Die Hinterseite ist der Länge nach flach vertieft. Am 
oberen Ende erkennt man den schräg nach innen und hinten gerichteten Theil, womit der 
Knochen dem Mittelhandknochen des folgenden Fingers anlag. 

Die Länge des Taf. XLI. Fig. 6. 7 von drei Seiten abgebildeten Knochens steht zu 
der des zuvor beschriebenen in einem ähnlichen Verhältniss, wie der Mittelhandknochen des 
zweiten Fingers zu dem des ersten oder des Daumens in Crocodil, nur würde er sich zum 
Mittelhandknochen des Daumens ein wenig schwächer herausstellen. Vom oberen Ende ist 
nur so viel vorhanden, dass sich die Länge des Knochens messen lässt, für die man 0,083 
erhält. Der Knochen scheint durch Druck platter geworden zu seyn. Das untere Ende 
ergiebt 0,022 ganze Breite, von vorn nach hinten 0,0115, wofür man in der in die untere 
Hälfte fallenden schwächsten Gegend 0,012 und 0,008 erhält. Die Hinterseite des beschä- 
digten unteren Gelenkendes ist etwas vertieft. In Crocodil verhält sich die Länge des Mittel- 
handknochens des zweiten Fingers zu der des Oberarms wie 1:5, hier fast wie 1:3, ein 
auf Monitor herauskommendes Verhältniss, was jedoch in so fern mit Vorsicht aufzunehmen 
ist, als die mit einander verglichenen fossilen Knochen nicht von einem und demselben 
Individuum herrühren, und überhaupt nur vermuthungsweise derselben Species beigelest 


— 35 — 


werden können. Sollte sich dieses Verhältniss bestätigen, so würde sich für das fossile Thier 
eine grössere Hand als in Crocodil herausstellen. 

Gehören diese beiden Knochen der Mittelhand an, so wird der Knochen Taf. XXXV. 
Fig. 5 aus dem Mittelfusse herrühren. Vom Knochen ist nur so viel überliefert, als aus der 
Abbildung hervorgeht, das übrige ist weggebrochen; auch ist der Knochen durch Druck 
verschoben. Die vollständig erhaltene Länge ergiebt 0,108, die durch Einwirkung des 
Druckes etwas ausgedehnte Breite 0,026, die Höhe am unteren Gelenkende 0,014. Hinten 
war der Knochen wenigstens jn der oberen Hälfte mit einer Längsrinne versehen. Für 
einen Mittelfussknochen ist dieser Knochen, mit den Mittelhandknochen verglichen, etwas 
kürzer als in Crocodil, geringere Längenverschiedenheit zwischen den Mittelhand- und Mittel- 
fussknochen besteht in den Lacerten, und es fragt sich daher, ob in diesem Theile des 
Skelets das Thier vielleicht mehr auf letztere herauskam. In Crocodil verhält sich der Mit- 
telfuss zum Oberschenkel wie 2:5, im fossilen Thiere, freilich nach vereinzelt gefundenen 
Knochen, wie 1:3, was für letzteres Thier einen verhältnissmässig etwas kürzeren Mittel- 
fuss geben würde. 

Hienach wird auch der Taf. XL. Fig. 8 von vorn und Fig. 9 von neben dar- 
gestellte vollständige Knochen, ungeachtet seiner Kürze, dem Mittelfuss angehören. Seine 
Länge misst 0,0955, die Breite am oberen Ende von aussen nach innen 0,03, von vorn 
nach hinten 0,01, wofür man am unteren 0,021 und 0,01 und in der mehr in die Mitte 
fallenden schwächsten Gegend 0,0115 und 0,008 erhält. An letzterer Stelle ist der Quer- 
bruch schön oval und mit einer kleinen, entsprechend ovalen Markröhre versehen, die indess 
aufwärts bald erlischt. Das obere Gelenkende ist beschädigt; man erkennt indess, dass es 
etwas gewölbt war. Die Naht zwischen der Epiphyse und dem Knochenkörper wird erkannt, 
der Knochen wird daher von einem jungen Thiere herrühren. Doch sind am unteren Ende 
Epiphyse und Körper völlig verschmolzen. Dieses Ende ist einfach von vorn nach hinten 
convex und nur sehr schwach von aussen nach innen concav. Im der schwachen Vertie- 
fung vorn über der Gelenkrolle werden drei Grübchen wahrgenommen. 

Von einem ähnlichen, nur etwas stärkeren Knochen haben sich die beiden Enden 
gefunden. Die Länge des ganzen Knochens scheint von der des zuvor beschriebenen kaum 
verschieden. Am oberen Ende erhält man von aussen nach innen 0,028, von vorn nach 
hinten 0,014, am unteren Ende 0,0235 und 0,012; die schwächste Gegend des Knochens 
liest nicht vor. 

Der Taf. XXXIX. Fig. 6 von vorn und Fig. 7 von neben abgebildete Knochen ist 
ein erstes Glied, wie sich aus der Beschaffenheit seines dargestellten oberen Endes, so 
wie daraus ergiebt, dass er sehr gut in den Knochen Fig. 8 einlenkt. War nun dieser 
ein Mittelfussknochen, so stellt der darzulegende Knochen das erste Glied einer Zehe dar. 


In seinem jetzigen, etwas breiter gedrückten Zustande erhält man 0,04 vollständige Länge, 
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die vorn nur 0,036 beträgt. Am oberen Ende ergiebt sich 0,023 Breite und 0,0135 Dicke, 
am unteren 0,022 und 0,011, in der schwächsten Gegend des Knochens 0,0135 und 0,008. 
Dieses Glied verhält sich in Länge zu dem Knochen, in den es einlenkt, wie 2:5; in Cro- 
codil ist das erste Zehenglied im Vergleich zum Mittelfuss eher noch etwas kürzer, indem 
das Verhältniss sich ungefähr wie 1:3 ergiebt, in Monitor ungefähr wie 1:2. 

Das Taf. XXXIX. Fig. 9 von vorn, Fig. 10 von oben, Fig. 11 von neben und 
Fig. 12 von unten dargestellte Glied, ist ein in seiner Form vollkommen erhaltenes zweites 
oder folgendes Glied. Nach der schrägen Form, die es besitzt, sollte man vermuthen, dass 
es von einem seitlichen Finger oder Zehe herrühre. Die ganze Länge misst 0,032, vorn 
(oben) nur 0,028, oben 0,019 Breite und 0,02 Höhe, unten 0,016 und 0,0135, in der 
schwächsten Gegend 0,014 und 0,012. Vorn ist vor der Gelenkrolle der Knochen eingedrückt. 
Nach der starken und runden Beschaffenheit dieser Rolle mussten die Glieder ‚sehr be- 
weglich gewesen seyn. 

Fast mehr als noch einmal so gross ist das Taf. XXXIV. Fig. 7 abgebildete, durch 
Druck flacher gewordene und etwas beschädigte Glied. Von der Gelenkfläche zur Aufnahme 
des vorhergehenden Gliedes ist wenig mehr vorhanden. Die ganze Länge ergiebt 0,07, 
vorn nur 0,064. Die Gelenkrolle ist 0,0265 hoch und misst freilich im zusammengedrückten 
Zustande 0,021 Breite. Dieser Knochen rührt von einem Thiere her, welches noch einmal 
so gross war als die übrigen. 

Der von Plieninger der Mittelhand oder dem Mittelfusse beigeleste Knochen (t. 9. 
f. 1) ist noch einmal so gross als der grösste Mittelfussknochen der Kapff’schen Samınlung, 
dabei anders gebildet, namentlich auffallend hohl, was auch für die übrigen Knochen der 
Hand und des Fusses gilt. Die Klauenglieder scheinen durch flachere und krümınere Form 
mehr auf die in den Lacerten herauszukommen, das Glied aber, woran sie einlenken, ist, 
dem veröffentlichten Material nach, nicht ein längeres wie in den Lacerten, etwa mit Aus- 
nahme von Chamaeleon, sondern ein kürzeres wie in den Crocodilen. Diese Knochen bei 
Plieninger rühren offenbar von einem ganz andern Thiere her, und entsprechen denen eines 


Pachypoden. 


Hautknochen. 


Aus dem Stubensandstein in Schwaben waren schon vor längerer Zeit starke, platte 
Knochen mit unebner Oberfläche bekannt, die man nicht wagte für Hautknochen zu halten, 
weil das Auftreten eines mit einem knöchernen Hautpanzer versehenen Reptils in der Trias 
eine ungewöhnliche Erscheinung gewesen wäre. Mir selbst waren diese Knochenplatten nach 
den Bruchstücken, die ich von Löwenstein zu untersuchen Gelegenheit fand (Saurier des 
Muschelkalkes ete., S. 148. t. 20. f£ 7 — 9), wegen ihrer Grösse, Stärke und Oberflächen- 
beschaffenheit etwas rätlıselhaft; ich hatte sie zwar dem Belodon beigelegt, doch stellte es 


— 83 — 


sich erst später heraus, dass sie zu den Hautknochen dieses Thieres gehörten. Knochen 
dieser Art finden sich bei Plieninger (t. 8. f. 32. 33) und auch kleinere (f. 34. 35) dargestellt. 
Eine schöne Auswahl von diesen Knochen des Hautskelets erhielt ich von Herrn Kapff mit- 
getheilt. Sie waren noch mit dem Schädel und anderen Knochen des Belodon durch 
Gesteinsmasse zusainmengekittet, so dass es keiner Frage unterliegen kann, dass sie wirklich 
von diesem Thiere herrühren. Die besseren von diesen Knochen war ich bemüht auf 
Taf. XLIH. und Taf. XLIV. wiederzugeben. Es wird daraus ersichtlich, dass diese Knochen, 
wie die unserer lebenden Crocodile, verschiedene Form und Grösse besassen, je nach der 
Stelle, welche sie auf dem Thier einnahmen. 

Die meisten Platten zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Oberfläche weniger mit 
rundlichen Grübchen als mit Wülsten bedeckt ist, worin sie entschiedene Aehnlichkeit mit 
dem Bildwerke der Schädelknochen des Belodon besitzen. Doch finden sich auch Platten 
mit wirklichen Grübcehen vor, die wohl an die des Crocodils erinnern, doch ohne dass sie 
völlige Uebereinstimmung mit ihnen zeigten. Hautknochen wie die Taf. XLIH. Fie. 1—3 
abgebildeten kannte ich anfangs nur aus Bruchstücken, woraus ihre Form und der weitere 
Verlauf der Unebenheiten nicht zu ersehen war. Sie erinnerten vielmehr an die Knochen- 
platten in den Labyrinthodonten, zu deren Annahme ich mich jedoch um so weniger ent- 
schliessen konnte, als es mir bisher nicht gelungen war, nachzuweisen, dass diese eigen- 
thümlichen Reptilien, so bezeichnend sie auch für die triasischen Gebilde überhaupt sich 
herausstellen, noch in der durch den Stubensandstein vertretenen Zeit gelebt hätten. Voll- 
ständigere Platten lieferten nachmals den Beweis, dass hier wirklich an Labyrinthodonten 
nicht weiter gedacht werden kann, und dass auch diese grossen Platten dem Belodon 
beizulegen sind. 

Die vollständigste und wirklich sehr gut erhaltene Platte dieser Art habe ich Taf. 
XLIM. Fig. 1 dargestellt. Mit Crocodil und auf ähnliche Weise bepanzerten Sauriern ver- 
glichen, kann es nicht zweifelhaft seyn, dass diese Platten aus der Rückengegend des Thieres 
herrühren. Sie waren paarig, indem je zwei solcher Platten in der Rückenlinie zusammen- 
stiessen. Wie in den Crocodilen, so wird auch hier der glatte, schärfere Rand, der etwas 
beschädigt ist, der vordere seyn; der davor gelegene Hautknochen bedeckte ihn dachziegel- 
artig. Der Knochen war ein linker, und das gerade begrenzte Ende das innere, an das 
der Knochen der anderen Seite unter Bildung einer Naht stiess. Das entgegengesetzte 
äussere Ende, ging schräg nach vorn und aussen zu und war glätter. Der Knochen ist 
unmerklich nach vorn gebogen, so wie schwach nach aussen und unten gewölbt. In seiner 
natürlichen Lage gedacht, erhält man von aussen nach innen 0,298, von vorn nach hinten 
am innern Ende 0,085 bei 0,01 Dicke, am äusseren 0,069 bei 0,011 Dicke in der hinteren 
und 0,0065 in der vorderen Hälfte. Der Ausgangspunkt der Verknöcherung liegt in Form 
eines der Platte 0,021 Höhe verleihenden Knopfes oder Nabels zwischen dem ersten und 


—_— 338 — 


zweiten inneren Drittel der Platte dem Hinterrande nahe. Von ihm aus verläuft das als 
starke Grübchen und Rinnen sich darstellende Bildwerk der Oberfläche nach innen und 
vorn tiefer, nach aussen mehr als lange sich gabelnde Rinnen oder Wülste, von denen die, 
welche gleiche Entfernung vom Rande mit dem Nabel zeigen gerade nach aussen gerichtet 
erscheinen. Von dem letzten der gerader gerichteten Wülste gehen, weniger deutlich, 
kürzere, schräg hinterwärts gerichtete Wülstchen zur Bedeckung des noch übrigen schmalen 
Raumes ab. Nach vorn schärft sich die Platte mit dem überdeckt gewesenen glatten Rande 
zu. Die Unterseite ist glatt und in der mittleren Gegend mehr gewölbt. 

Diese Platten erinnern unter den lebenden Crocodilen zunächst an Gavial, wo sie 
zweimal, im fossilen Thiere mehr als dreimal so breit als lang auftreten, und statt eines 
Nabels eine von vorn nach hinten gerichtete, mehr auf die innere Hälfte der Platte kom- 
mende Kante oder Kiel wahrnehmen lassen. Pholidosaurus Schaumburgensis (H. v. Meyer, 
in Duncker’s Versteinerungen der Walden-Formation Norddeutschland’s, S. 71. t. 17 — 19) 
aus dem Norddeutschen Walden besitzt ebenfalls im Rücken zwei in der Mittellinie zusammen- 
stossende Reihen auffallend breiter Platten, die aber nur halb so breit und etwas kürzer in der 
Richtung von vorn nach hinten waren und offenbar von einer eignen Thiergattung stammen. 
Auch Goniopholis crassidens (Owen, 2. Rep. Brit. foss. Rept., in Plymouth Brit. Assoe. 
p- 69. - Mantell, medals of creation, HU. p. 702. f. 139) aus dem Walden und Purbeck 
England’s scheint breitere paarige Rückenplatten in der Haut besessen zu haben, was 
jedoch eine nähere Verwandtschaft mit Belodon nicht bedingt. > 

Eine andere Platte der Art aus derselben Seite des Thiers, habe ich Fig. 2 dar- 
gestellt. Der glatte, scharfe Rand ist weggebrochen und die Platte an dieser Seite über- 
haupt stark beschädigt. Es ist ferner der Rand an der Innenseite, so wie die durch den 
Nabel veranlasste Erhöhung entfernt. Diese Platte wird von aussen nach innen noch etwas 
mehr gemessen haben als die zuerst beschriebene, von der sie sich dadurch unterscheidet, 
dass der Hinterrand sich schwach concav darstellt, und dass der mit einer Abstumpfung 
an der hinteren Ecke versehene Aussenrand schräg nach vorn und innen verläuft; auch 
besteht das Bildwerk in der Nähe des Nabels in einem mehr an die Platten der Labyrin- 
thodonten erinnernden Grübchennetz, und vom Nabel nach aussen ziehen schwächere und 
einfachere Strahlen. 

Von einer anderen Platte aus derselben Seite und mit ähnlichem Bildwerk versehen, 
rührt nur ein äusseres Stück her, das ich nicht im die Abbildungen aufgenommen habe. 
Dagegen habe ich Fig. 3 eine Platte ebenfalls aus derselben Seite dargestellt, dessen 
inneres Ende und vordere Seite fast ganz weggebrochen sind. Der Nabel und ein Stück- 
chen von der weiter innen liegenden Strecke sind erhalten, ersterer freilich stark beschädigt. 
Von der Platte ist 0,292 überliefert. In der Form des Knochens und der Beschaffenheit 
des Bildwerkes kommt sie mehr auf die Platte Fig. 2 heraus, und auch an dem über- 


— 339 — 


lieferten äusseren, ebenfalls schräg nach vorn un innen abgestumpften Ende, dessen hintere 
Ecke hier nicht abgestumpft ist, scheint die Platte von vorn nach hinten nicht viel weniger 
gemessen haben, während die vom Nabel nach aussen liegende Strecke sich zu der in der 
Platte Fig. 2 nur ungefähr wie 2:3 verhält. Die Platte war daher auffallend kürzer in der 
Richtung nach aussen, was daher rühren wird, dass sie weiter vorn oder hinten ihre Stelle 
einnahm. 

Von einer wenig gestörten Gruppe habe ich Taf. XLIV. Fig. 4 drei der besseren 
Hautknochen abgebildet, von denen nur einer vollständig ist. Unregelmässig trapezförmig 
von Gestalt, misst er nach den beiden sich kreuzenden Richtungen hin 0,096 und 0,053. 
Er ist schwach gebogen und schärft sich nach den Kanten hin zu. Mit dem gebogenen 
Kiel in der Mitte ergiebt er 0,015 Höhe oder Dicke. Es werden nur wenig Grübchen wahr- 
genommen, darunter ein Paar deutlichere, die nach der einen Ecke hin verlaufen. Die von 
dem Kiel ausgehenden Wülste sind im Ganzen schwach. Diese Platte überdeckt wohl nur 
in Folge von Verschiebung den Rand einer mehr unregelmässig rhombisch geformten Platte, 
die nach den beiden Richtungen hin 0,098 und 0,07 ergiebt. Auch sie war wie die vorige 
an der einen Ecke auffallend spitzer. Der kaum gebogene Kiel liegt mehr nach der ent- 
gegengesetzten stumpferen Seite hin. In der Beschaffenheit der Oberfläche kommt die Platte 
auf die zuvorbeschriebene heraus, ist aber eher noch glätter. Der Rand ist deutlich gezackt. 
Die Höhe oder Dicke der Platte wird 0,024 gemessen haben. In dem durch das Zusammen- 
liegen dieser beiden Platten gebildeten spitzen einspringenden Winkel befindet sich der 
spitzere Theil einer dritten Platte, von der sonst nichts überliefert ist. Eine eigentliche 
Ueberdeckung der Platten scheint nicht stattgefunden zu haben; die gezackten Ränder lassen 
dies auch nicht erwarten. 

Eine ähnliche, zur etwas kleinere Platte habe ich Fig. 8 dargestellt. Sie ist voll- 
ständig und misst nach den beiden Richtungen hin 0,081 und 0,065; die grösste Höhe 
beträgt in der Gegend des Kammes 0,0145. Die Furchen sind zahlreich und meist lang 
und tief. Auch diese Platte ist mehr unregelmässig rhombisch, nach der einen Seite hin 
etwas stärker ausgedehnt und an der einen Ecke spitzer, doch war der Rand nicht eigent- 
lich gezackt. 

Fig. 9 ist eine schöne vollständige Platte, nur etwas kleiner, indem sie nach den 
beiden Richtungen hin 0,073 und 0,059 ergiebt bei einer Höhe von 0,017. Die eine Ecke 
ist hier noch deutlicher als kurze Spitze entwickelt. Die Rinnen sind weniger tief und 
scharf ausgeprägt. 

Auch die weit grössere Platte Fig. 7 besitzt ähnliche Form. Sie ist vollständig, sehr 
gut erhalten und misst nach beiden Richtungen hin 0,094 und 0,077, in letzterer Zahl ist 
die deutlichere Spitze an der einen Ecke mit inbegriffen. Für die Dicke der Platte erhält 
man in der Gegend des Kieles 0,02. Sie ist stark gewölbt und wird nach der längeren 


= — 


Seite hin sehr dünn, wie aus der Abbildung von neben ersichtlich ist. Auf dem stumpfen 
Kamme liegen kleine Grübchen. Die Rinnen und stärkern Vertiefungen beschränken sich 
mehr auf die Umgebung des Kammes, in weiterer Entfernung ist die Platte glätter. Diese 
Art Platten lassen sich den Rückenplatten in Macrospondylus oder Mystriosaurus vergleichen. 
Das Bildwerk letzterer besteht zwar mehr in Grübchen, sie messen auch nach der einen 
Richtung, von innen nach aussen, mehr als nach der anderen, besitzen aber einen geraderen 
Kiel, der die Oberfläche der Platte in zwei ungleiche Theile scheidet, in einen ‘schmälern 
äussern und in einen breiteren innern, von denen ersterer eher noch schmäler ist als in 
Belodon. In fortgesetzter Richtung dieses Kieles tritt am vordern Ende der Platte em Fort- 
satz oder Spitze auf. Hienach stellt die zuletzt beschriebene Platte Fig. 7 eine rechte Platte 
dar, die in der verlängerten Richtung des Kieles liegende Spitze war nach vorn gerichtet, 
der durch den Kiel abgetrennte kürzere Theil lag aussen, der grössere Durchmesser der 
Platte ist der der Breite und der kleinere der der Länge. Bei den Platten, woran sich 
keine Spitze ausgebildet findet, fällt es schwerer, anzugeben, welcher Seite sie angehören. 

Die vollständige Platte Fig. 5 erinnert an die Platte Fig. 7, wird aber aus der 
anderen Seite des Thieres herrühren. Sie besitzt einen scharfen, gebogenen Kiel, misst nach 
den beiden Richtungen 0,099 und 0,078, liegt fast ganz platt auf, ergiebt in der Gegend 
des Kammes 0,022 Höhe und verdickt sich nirgends nach dem Rande hin. 

Die vollständige Platte Fig. 6 ist mehr der vorigen ähnlich, aber mit deutlicheren 
Vertiefungen und Erhöhungen auf dem glätteren Theile der Oberfläche versehen. Auch ist 
der Kiel weniger scharf, etwas niedergedrückt und an einigen Stellen gekerbt. Die Platte 
misst nach den beiden Richtungen hin 0,098 und 0,076 bei 0,017 Dicke in der Gegend des 
Kieles, sie liegt platt auf und verdünnt sich weniger nach dem längeren Ende hin. 

Noch grösser war die Fig. 10 dargestellte Platte, eine der grössten, die ich der Art 
kenne. Die beiden mehr rechtwinkelig zusammenliegenden Ränder sind beschädigt, was ver- 
muthen lässt, dass die Platte noch grösser war. Man erhält nach den beiden Richtungen hin 
0,091 und 0,079 bei 0,021 Dicke. Der Kiel war nicht auffallend entwickelt. Die Oberfläche 
hat ein mehr zerfressenes Aussehen, an die Platte Fig. 6 erinnernd. 

Die an der einen Seite etwas beschädigte Platte Fig. 11 ist mehr viereckig. Die 
schärfere, in der Abbildung nach oben gerichtete Seite geht in eine stumpfe Spitze aus, 
mit der die Platte 0,072 Durchmesser, nach der anderen Richtung 0,077 ergiebt. Die Höhe 
betrug mit dem mehr seitlich liegenden stumpfen Kiele 0,016. Die Ecke in der beschädigten 
Gegend war gerundet und mit einem schwach erhöhten glatten Rande versehen, von dem man 
glauben sollte, dass er durch eine andere Platte überdeckt gewesen wäre. Die gerade Seite 
links war ausgezackt, als wenn sie unter Bildung einer zackigen Naht mit einer anderen Platte 
zusammengelegen hätte. Den Kiel umgeben, namentlich an der gerundeten Seite der Platte 
deutliche Grübchen, die auch hie und da wahrgenommen werden. Die Wülste sind schwach. 


— 31411 — 


Die vollständige Platte Taf. XLIII. Fig. 11, an der man nach den beiden Richtungen 
hin. 0,038 und 0,026 bei 0,005 Höhe mit dem Kiel erhält, ist nur halb so gross als die 
Platte Taf. XLIV. Fig. 9. Der mehr auf die Mitte kommende Kamm ist glatt und platt, 
und auf der Oberfläche finden sich eigentlich nur noch gegen den Rand hin verlaufende 
Rinnen vor. 

Noch kleiner oder doch schmäler ist die vollständige Platte, welche ich Taf. XLII. 
Fig. 9 von oben und Fig. 10 im Profil dargestellt habe. Ihr stumpferes Ende ist schwach 
ausgeschnitten. Nach den beiden Richtungen hin erhält man 0,034 und 0,02 bei 0,008 Höhe. 
Die Oberfläche ist mit kleinen, schwachen Eindrücken versehen und deutlich schräg gekielt. 

Wie die zuletzt beschriebene, so ist auch die kleine Platte Taf. XLIH. Fig. 8, die an 
dem einen Ende Beschädigung zeigt, mehr oval geformt. An ihr erhält man nach den 
beiden Richtungen hin 0,0195 und 0,031 bei nur 0,006 Höhe. Der Rand ist deutlich 
umgestülpt, die Mitte schwach gewölbt, und die Bedeckung besteht mehr in länglichen 
Knötchen. 

Einen eigenthümlich geformten kleineren Hautknochen habe ich Taf. XLIV. Fig. 12 —14 
von drei Seiten abgebildet. Ein mehr nach der einen Seite hin liegender Kiel erhebt sich 
in eine gerundete, ziemlich scharfe, flach konische Spitze. Der Knochen ergiebt nach den 
beiden Richtungen hin 0,049 und 0,03 bei 0,025 Höhe. An der weniger hohen Langseite 
ist der Rand etwas aufgeworfen und könnte hier einem anderen Knochen angelegt haben. 
Am schmäleren Ende ist er auf eine Weise aufgeworfen, die an eine Ueberdeckung durch 
einen anderen Knochen denken lässt. Die Spitze ist glatt, und nur gegen die Basis hin 
werden Andeutungen von Wülstchen und Grübchen wahrgenommen, die überhaupt nicht 
auffallen. Aus der Ansicht Fig. 14 wird erkannt, dass der Knochen sattelförmig aufgesessen 
und an der einen Seite etwas länger herabgehangen habe. Auch diese Art von Knochen 
trat offenbar paarweise auf. 

Die Knochen Taf. XLII. Fig. 4—7 könnte man versucht werden, für Zitzenbeine 
zu halten, die aber in Belodon, wie wir gesehen haben, ganz anders beschaffen waren. 
Bei genauerer Untersuchung überzeugt man sich, dass es sich auch hier wieder um Haut- 
knochen handele, die sogar mit dem freilich weit kleineren Taf. XLIV. Fig. 12 — 14 Aehn- 
lichkeit besitzen. Der vollständige Knochen der Art, <den ich Fig. 4. 5 dargestellt habe, 
erhob sich zu einer ziemlich scharfen konischen Spitze oder unregelmässig dreiseitigen Pyra- 
mide, deren kürzere Seite schwach concav war. Er sass sattelförmig auf, wobei er, ähnlich 
dem Knochen Taf. XLIV. Fig. 12—14, an einer Seite stärker "herabhing, breiter ward, sich 
gegen den Rand hin verdünnte und wulststreifig zeigte, was sich gegen die glatte Spitze hin, 
von der die Verknöcherung ausgegangen seyn wird, verlor. Dieser vollständige Knochen 
misst 0,109 ganze Höhe, 0,058 Breite und 0,037 Dicke, für die ausgebreitete dünne Strecke 


erhält man nur 0,004 Stärke. Allerwärts ist der Rand glatt, wonach kein anderer Knochen 
Band VIL, 6. 45 


_ 322 — 


mit ihm in unmittelbarer Berührung gestanden zu haben scheint, unter Bildung einer Naht 
sicherlich nicht. Von einem Knochen, der an der Zusammensetzung des Schädels Theil 
genommen habe, kann daher nicht die Rede seyn. 

An dem anderen, Fig. 6 und 7 ebenfalls von zwei Seiten dargestellten Knochen ist 
das breitere, dünnere Ende weggebrochen. Es ist 0,087 Höhe vorhanden, und es ergiebt 
sich für die Breite 0,064, für die Dicke 0,045. Von einem dritten Knochen der Art, den 
ich nicht in die Abbildungen aufgenommen habe, ist kaum mehr überliefert, nämlich 0,09 
Höhe, und an diesem erhält man 0,071 Breite und 0,04 Dicke. Die beiden letztern Knochen 
sassen an der anderen Seite des Thiers, woraus hervorgeht, was auch schon die unsymme- 
trische Form vermuthen lässt, dass diese Knochen paarweise mehr seitlich an dem Thier 
angebracht waren. 

Dagegen +habe ich Taf. XLIV. Fig. 1—3 einen schönen vollständigen Hautknochen 
dargestellt, der ein unpaariger seyn wird, Seine Form erinnert an einen kurzen, starken 
Vogelschnabel. Die ganze Länge misst 0,092, die grösste, in die hintere Hälfte fallende 
Breite 0,074, beim Aufliegen ergiebt er 0,032 ganze Höhe, und die Dicke der Platte beträgt 
in der mittleren Gegend 0,0215. Diese Platte wird in der Mittellinie sattelförmig aufgesessen 
haben. Vollkommen symmetrisch ist sie nicht. Die Mitte nimmt ein Kiel ein, der hinten gerader 
verläuft und nach vorn sich abwärts wölbt. Zu beiden Seiten liegen stärkere Grübchen. 
Die Platte spitzt sich nach vorn zu, wie aus der Ansicht von oben Fig. 1 erkannt wird, 
und. das vordere Ende ist wohl nur zufällig an der linken Seite (Fig. 3) quer eingeschnürt 
und mit einem Löchelchen, das in einem Grübchen liegt, versehen; an der anderen Seite 
bezeichnen zwei Einschnitte diese Stelle. Es gehört dies zu den Unregelmässigkeiten, welche 
die Hautknochen öfter darbieten. Der Rand der Platte ist schwach aufgeworfen. Hinten 
bildet die Platte oben einen einspringenden Winkel. 

Was die Hautknochen als Merkmal für die Diagnose betrifft, so habe ich daran zu 
erinnern, dass sie, abgesehen von den Fischen, auch den Säugethieren und den Schildkröten, 
in Spharigs sogar von den Rippen getrennt, zustehen. Aber auch unter den Sauriern sind 
sie den Crocodilen nicht ausschliesslich eigen, wie fossile Formen, die nur theilweise zu Cro- 
codil hinneigen, zu denen nunmehr auch Belodon gehört, beweisen. Ferner haben unter den 
Sauriern die von den Crocodilen durchgängig verschiedenen Scinken, namentlich Pseudopus, einen 
förmlichen Hautknochenpanzer, und ich habe selbst an einer den wirklichen Lacerten nahe- 
stehenden, von mir unter Lacerta Rottensis (Palaeontogr., VI. S. 76. t. 9. f. 2. 3) aus der 
Braunkohle des Siebengebirges begriffenen Form völlig entwickelte Hautknochen aufgefunden, 
die daher das Auftreten derselben auch bei diesen Thieren ausser Zweifel setzen. 


Schluss. 


Fasst man nun die unter Belodon begriffenen Untersuchungen übersichtlicher zusammen, 


— 33 — 


so ergiebt sich folgendes. Der Schädel dieses Thiers weicht von dem des lebenden Gavial und 
den diesem verglichenen fossilen schmalkieferigen Sauriern auffallend ab, indem er zum 
Lacerten-Typus hinneigt und überdies belangreiche Eigenthümlichkeiten darbietet, die ihn von 
dem aller anderen Sauriern unterscheiden. Die Verschmälerung nach vorn geschieht allmäh- 
licher als in Gavial; von oben betrachtet ist der Schädel mehr spitz pyramidal oder keil- 
förmig, worin er sich den schmalkieferigen Sauriern der Oolith-Periode, wie dem Steno- 
saurus, Teleosaurus, Mystriosaurus oder Macrospondylus ähnlicher zeigt, bei denen aber, wie 
bei dem Macrorhynchus des Walden und dem lebenden Gavial, die äussere Nasenöffnung 
einfach ist und am vordern Ende der Schnautze liest, während in Belodon alle äussere 
Schädelöffnungen in die hintere Hälfte des Schädels fallen, somit auch die Nasenöffnung, 
die überdies paarig ist und der Zone der Augenhöhlen angehört, zwischen denen sie, wie 
in gewissen Cetaceen liegt. Selbst in Ichthyosaurus und Plesiosaurus befindet sich diese 
Oeffnung weiter vorn, kurz vor den Augenhöhlen. In Teleosaurus werden wohl an der 
Basis der Schnautze Andeutungen von Löchern angetroffen, die aber nicht den Dienst des 
Nasenloches versahen, das, wie erwähnt, sich als eine einfache Oeffnung vorn am Ende der 
Schnautze befindet (Owen, Ann. Mag. nat. hist., 3. Ser. I. 1858. p. 461). Hienach liesse 
sich bei diesen schmalkieferigen Sauriern ein zwischen der Zeit ihres Auftretens und der 
Lage ihrer Nasenöffnung bestehender Zusammenhang vermuthen; im lebenden Gavial liest die 
Nasenöffnung am Ende der Schnautze, im Teleosaurus der Oolith-Periode ebenfalls als 
einfache Oeffnung am Ende der Schnautze, und es treten dabei Andeutungen von getrennten 
Öeffnungen vor den Augenhöhlen auf; im Belodon der Trias ist die Nasenöffnung paarig 
zwischen den Augen ausgebildet, und dem Ende der Schnautze fehlt jede Oeffnung. Andere 
nicht weniger auffallende Eigenthümlichkeit am Belodon-Schädel bestehen in der stark abwärts 
gerichteten Biegung des vorderen Endes der Schnautze und in der schmalen, tief nach vorn 
einschneidenden Hinterhauptsbucht, welche an den triasischen Macrotrachelen Simosaurus 
erinnert, bei dem aber diese Bucht nicht wie in Belodon von der Oberseite des Schädels 
gebildet wird. Die Augenhöhlen werden grossentheils vom Öberkiefer umschlossen, der in 
Gavial und Crocodil überhaupt, sowie in Teleosaurus und den ihn verwandten schmal- 
kieferigen Sauriern an dieser Begrenzung nicht Theil nimmt; sie stehen dabei noch gerader 
oder mehr nach aussen gerichtet als in Teleosaurus ete., und sind lang und schmal. Das 
Scheitelbein ist unpaarig, das Hauptstirnbein scheint paarig, was gegen die Crocodil -artigen 
Thiere und viele Lacerten wäre, Monitor aber und Rhynchocephalus entsprechen würde. 
In der Zusammensetzung des Schädels liegen sicherlich noch andere Eigenthümlichkeiten, 
welche sich bei der Undeutlichkeit der Nähte nicht genauer angeben lassen. Das Paar grosse 
Gaumenlöcher fehlt der Unterseite, deren geschlossene Beschaffenheit unter den Sauriern an 
die Macrotrachelen und sonst an die Schildkröten erinnert. 


— 34 — 


Die Bezahnung des Öberkiefers führt bis gegen das hintere Ende der Augenhöhle 
zurück. Die Zähne stecken wie in den Crocodil-artigen Thieren in Alveolen und ersetzten 
sich auch auf dieselbe Weise. Während in Steneosaurus, Teleosaurus, Mystriosaurus oder 
Macrospondylus die Zähne grössere Aehnlichkeit mit denen des Plesiosaurus und Nothosaurus 
verrathen, gleichen sie in Belodon, wenigstens theilweise, mehr denen der Crocodil-artigen 
Thiere, doch ist in den Zähnen, welche diese Achnlichkeit darbieten, die Wurzel überhaupt 
nicht stärker, eher schwächer als die Krone. Uebrigens ist die Mannigfaltigkeit der Zähne 
in Belodon fast noch grösser als in Gavial oder Crocodil. Für Aeolodon priscus aus dem 
lithographischen Schiefer (vgl. mein Werk: „Reptilien aus dem lithographischen Schiefer“, 
1860. S. 92) werden 25— 26 Zähne in einer Unterkieferhälfte angegeben, in einem jungen 
Gavial fand Sömmerring 26, nach Merck besitzt der Gavial 29, nach d’Alton und Burmeister 
(Gavial von Boll, S. 10) 25—27 unten und 27—29 oben auf jeder Seite, der Mystriosaurus 
(S. 35) unten 32, derselbe nach Quenstedt (Jahrb. für Mineral., 1855. S. 423) 35 — 36 
unten auf jeder Seite. Owen (Ann. Mag. nat. hist., 3. Ser. I. 1858. p. 462) zählt nach den 
Alveolen in Teleosaurus Chapmanni in einer Kieferhälfte unten 48 oben 46 Zähne, in T. 
latifrons unten 38 oben 32—36, in T. Egertoni unten 38 oben 39, und Cuvier giebt für 
T. Cadomensis unten wie oben 45 Zähne an. Doch können diese Zahlen in den verschiedenen 
Individuen derselben Species Abweichungen zeigen. In Belodon betrug die Zahl der Alveolen 
in einer Unterkieferhälfte, wie wir an dem vollständigen Kiefer von B. Kapffı gefunden haben, 
49, wovon 14—15 auf je einen freien Ast kamen; im Öberkiefer ist die Zahl der Alveolen 
für eine Hälfte in B. Plieningeri 39, in B. Kapffı scheint sie nicht grösser gewesen zu seyn. 
Der Oberkiefer enthält daher auffallend weniger, in den Alligatoren ebenfalls weniger oder 
gleichviel Alveolen als der Unterkiefer, dagegen in Gavial und den eigentlichen Crocodilen 
mehr Alveolen als der Unterkiefer. Es werden 39 Alveolen auch für den Oberkiefer von 
Teleosaurus Egertoni angegeben, dabei aber nur 38 für den Unterkiefer. Im Unterkiefer 
des J. Chapmanni kommt die Annahme von 48 Alveolen der Zahl in Belodon sehr nahe, 
für den aber 46 im Oberkiefer viel zu viel wären. Belodon besass eine auffallend grössere 
Anzahl Alveolen überhaupt und auch auf den freien Aesten als Gavial und Mystriosaurus. 
Eine andere Erscheinung in Betreff der Zähne besteht darin, dass sie in der hinteren Gegend des 
Unterkiefers grösser sich darstellen. Das vordere Ende des Unterkiefers ist ausgebreitet und 
mit drei, im Oberkiefer mit vier grösseren Alveolen in je einer Hälfte versehen, dahinter 
werden die Kiefer am schmälsten und die Alveolen beginnen mit der kleinsten. Dieser 
Gegensatz der vorderen Alveolen zu den unmittelbar darauffolgenden tritt bei keinem Cro- 
codil-artigen Thiere, selbst bei Steneosaurus, Toleosaurus und Mystriosaurus nicht, so auffallend 
wie hier hervor, wo er noch am ersten an den sonst ganz anders gebildeten Unterkiefer 
von Nothosaurus erinnert. 


Das Ende der Symphysis entspricht der fünfunddreissigsten Alveole. Die Symphysis 


—_— 315 — 


ist kürzer, in Gavial länger als die freien Aeste und wird grossentheils vom Deckelbein ge- 
bildet, in Gavial und Crocodilus Schlegeli grossentheils vom Zahnbein, in den übrigen 
Crocodilen ist sie sehr kurz und besteht nur aus Zahnbein. Das Zahnbein endist vor dem 
Kronfortsatz, in Crocodil weiter hinten. Das äussere Loch ist verhältnissmässig dreimal so 
gross als in Crocodil und verlängert sich nach vorn bis in die Gegend zwischen der vier- 
und fünfundvierzigsten Alveole. Das Mondbein gehört, den Crocodilen entsprechend, ganz 
der Innenseite an, besteht aber in einem längeren und schlankeren, mondsichelförmigen Knochen 
und nimmt an der Begrenzung des Loches an der Innenseite des Kiefers Theil, wovon 
es in den Crocodilen ausgeschlossen ist, bei denen auch das Loch verhältnissmässig länger 
sich darstellt. Der hintere Unterkieferfortsatz bildet keinen so langen, schnabelartig aufwärts 
gerichteten Fortsatz als in den Crocodil-artigen Thieren. 

In den Wirbeln sind Körper und oberer Bogen durch eine Naht getrennt; der Körper 
ist an den Gelenkflächen biconcav und unten und aussen sehr stark eingezogen; der Rücken- 
markskanal ist in den Körper gegen dessen Mitte hin tief eingesenkt. Der Epistropheus war 
nicht wie in Crocodil und Gavial, sondern mehr nach Art der Lacerten gebildet. Die Gegen- 
wart von Halsrippen, die Rückenrippen und das Auftreten eines unteren Bogens zwischen 
je zwei Schwanzwirbeln erinnern an die Crocodil-artigen Thiere, die knöchernen Bauch- oder 
Abdominal-Rippen eher an die panzerlosen Saurier. Das Schulterblatt ist mehr Crocodil-artig 
und kommt unter den Lacerten am ersten noch auf Chamaeleon heraus. Letzteres ist auch 
ınit dem Hakenschlüsselbein der Fall, dessen Bildung die Crocodil-artigen Thiere ausschliesst. 
Von diesen ist auch das Darmbein verschieden, das dafür zu Monitor hinneiet. 

Durch geradere Form, stärkere Ausbreitung am oberen Ende und eine Rinne seitlich 
vom unteren Gelenkende, erinnert der Oberarm mehr an gewisse Lacerten, welche statt der 
seitlichen Rinne ein Loch zum Durchgang von Gefässen besitzen; das obere Gelenkende gleicht 
von oben gesehen dem in Crocodil. Am Oberschenkel kommt die stärkere Krümmung, zumal 
in der unteren Hälfte, und die Lage des Trochanters auf Orocodil heraus, doch ist dieser 
Knochen im Vergleich zu dem in Crocodil am oberen Ende stärker, am unteren weniger 
stark ausgebreitet. War der Vorderarm, wie es den Anschein hat, mit einem Ellenbogen- 
fortsatze versehen, so giebt sich darin eine Abweichung von dem Crocodil-Typus und eine 
Aehnlichkeit mit den Lacerten zu erkennen. In den Händen und Füssen scheinen Aehnlich- 
keiten mit den Crocodilen und Lacerten zugleich zu liegen; es wäre daher von Wichtigkeit 
gewesen, wenn sich die Zahl der entwickelten Zehen hätte ermitteln lassen. Es scheint sich 
jetzt schon herauszustellen, dass die Gliedmaassen überhaupt, wie in den lebenden Crocodilen 
und den Lacerten, mehr von gleichförmiger Länge und die vorderen im Vergleich zu den 
hinteren nicht so auffallend gering entwickelt waren, wie dies bei Teleosaurus und Mystrio- 
saurus oder Macrospondylus der Fall ist. 


Die Hautknochen verrathen einen Panzer, der nicht weniger stark war, als in den 


— 36 — 


lebenden Crocodilen; die in der Rückenlinie sich begegnenden paarigen Platten besitzen sogar 
noch grössere Ausdehnung in der Richtung nach aussen als im lebenden Gavial. Auch 
bietet das Bildwerk auf den Hautknochen und der oberen Schädeldecke Abweichungen von 
dem der Crocodil-artigen Thiere und selbst von dem der schmalkieferigen Saurier der Oolith- 
Periode dar. 

Hienach war Belodon kein Pachypode; wenn Plieninger ihn dafür ausgiebt, so ge- 
schieht dies in Folge einer Verschmelzung von zwei ganz verschieden gebauten Thieren. 
Belodon trug offenbar mehr Kennzeichen des Crocodils als der Lacerte an sich; namentlich 
widerstreitet die Beschaffenheit der Zähne und die Gegenwart von starken Hautknochen dem 
Begriff von einer Lacerte. 

Es ist bereits (S. 290) die Sprache davon gewesen, wie schwer es falle, sich jetzt 
schon darüber auszusprechen, ob die unter Belodon begriffenen Rest einer oder mehreren 
Species zuzuweisen seyen. Ich habe dabei auch die der Annahme zweier Species günstigen 
Gründe erörtert. Für die Existenz zweier Species zeugen nicht allein die auffallenden Ab- 
weichungen in der Schnautze, sondern auch die constant abweichende Grösse von Theilen 
des Rumpfes. Die kleinere Form begreife ich unter Belodon Plieningeri, weil ihr die meisten 
Kieferbruchstücke und Zähne angehören, auf die ich anfänglich diese Species gegründet hatte; 
ihr würden der Schädel Taf. XXVII, Taf. XXIX. Fig. 1—5, die Unterkiefer Taf. XXIX. 
Fie. 8—10, Taf. XXXVI. Fig. 27, so wie die meisten der von mir aus dem Rumpf unter- 
suchten Knochen zuzuzählen seyn; dagegen der grösseren Form oder dem Belodon Kapfı 
der Schädel Taf. XXX, die Kieferreste Taf. XXXI. Fig. 6. 7, Taf. XXXIIM. Fig. 2, der 
Unterkiefer Taf. XLVI und XLVII, vielleicht das Zehenglied Taf. XXXIV. Fig. 7, dann auch 
die Unterkieferreste, welche Jäger unter Cylindricodon und Cubicodon begreift. Der Unter- 
kiefer Taf. XXXI. Fig. 1 scheint wegen längerer, schlankerer Form zu B. Plieningeri zu passen 
Ich bekenne indess gerne, dass es mir bei dieser Arbeit weniger darum zu thun war, jetzt 
schon über die Zahl der Species zu entscheiden und die Vertheilung der vereinzelten Reste 
unter sie vorzunehmen, als den Anfang zu einer genaueren Darlegung der im Stubensand- 
stein enthaltenen Reste von Reptilien zu machen, durch die allein es möglich werden wird, 
sichern Aufschluss über die Species zu erlangen. 


Acteosaurus Tommasinii. 223. 
Andrias Tschudi. 49. 
Archaeonectes pertusus. 12. 
Archaeotriton basalticus. 69. 
_Asterodermus platypterus. 9. 
Bathygnatus borealis. 265. 
Belodon Kapffi. 256. 271. 346. 

» 
Brachycormus noachicus. 67. 
Chimaera acuta. 17. 

Pr rostrata. 14. 
Chimaeriden. 14. 
Cladyodon crenatus. 267. 

5 Lloydi. 266. 


Clepsysaurus Pennsylvanicus. 266. 
Coluber(Tropidonotus?)atavus.232. 


Coniosaurus crassidens. 230. 
Crinoideen. 111. 120. 121. 
Cubiecodon. 294. 
Cylindricodon. 294. 

Deinodon horridus. 267. 
Delphinus acutidens. 105. 
Dinosaurus Gresslyi. 253. 
Dolichosaurus longicollis. 228. 
Dracosaurus Croizeti. 76. 
Frösche. 123. 


Frosch-Larven. 141. 160. 179.181. 


Gastrosacus Wetzleri. 219. 
Gavialis Keuperianus. 257. 


Goniodromites complanatus. 203. 


„ polyodon. 201. 
Goniosaurus Binkhorsti. 244. 
Gresslyosaurus ingens. 253. 


Hyperokynodon Keuperianum.257. 
Hyperotrema Kauperianum. 257. 
Ischyodus (Chimaera) acutus. 17. 
rostratus. 14. 


” ” 


Plieningeri. 253. 271. 346. 


Register. 


Kaulquappen = Frosch-Larven. 
Lacerta pulla. 77. 

» Rottensis. 74. 
Lacerten. 74. 
Lamprosaurus Göpperti. 245. 
Lecythocaris parodoxus. 216. 


Lophocrinus speciosus. 111. 122. 


Maskenkrebse. 183. 
Megalosaurus Bucklandi. 263. 
Meles vulgaris. 41. 
Melosaurus Uralensis. 90. 
Morelia papyracea. 238. 
Mosasurus. 241. 

Östeophorus Römeri. 99. 
Oxythyreus gibbus. 218. 


Palaeobatrachus? Bohemicus. 180. 


e gigas. 169. 174. 
” Goldfussi. 147. 179, 
a gracilis. 177. 
Palaeodaphus insignis. 13. 
Palaeophrynos Gessneri. 147. 
> grandipes. 147. 
Palaeosaurus. 266. 
Perca Alsheimensis. 19. 

„ Moguntina. 22. 
Phanerosaurus Naumanni. 248. 
Phytosaurus Cubicodon. 294. 

A Cylindricodon. 294. 
Pithonoton angustum. 208. 

“ gibbosum. 199. 

e marginatum. 198. 

5 Meyeri. 200. 

e quadratum. 194. 

ee rostratum. 192. 
Polysemia ogygia. 58. 
Poteriocrinus minutus. 111. 

. regularis. 119. 


Prosopon aculeatum. 211. 


aequilatum. 194, 

aequum. 213. 

angustum. 208. 
complanatum. 203. 
depressum. 206. 
elongatum. 204. 

excisum. 207. 

gibbosum. 199. 
(Pithonoton) gibbosum. 199. 
grande. 202. 

hebes. 190. 

Heydeni. 212. 

insigne. 193. 

laeve. 209. 

lingulatum. 205. 
marginatum. 198. 
(Pithonoton) marginatum.198. 
Meyeri. 200. 

(Pithonoton) Meyeri. 200. 
obtusum. 206. 

ornatum. 212. 

paradoxum. 215. 

polyodon. 201. 

punctatum. 210. 
pustulosum. 195. 
quadratum. 194. 
(Pithonoton) quadratum. 194. 
rostratum. 192. 194. 195. 
(Pithonoton) rostratum. 192. 
simplex. 191. 

spinosum. 196. 
Stotzingense. 197. 
sublaeve. 209. 

torosum. 214. 

tuberosum. 216. 
verrucosum. 217. 


Prosoponiden. 183. 
Pseudopus. 76. 
Rana Danubina. 142. 

„  diluviana. 147. 

„ Jaegeri. 144. 

» Meriani. 127. 

„ Nöggerathi. 136. 

„  Salzhausenensis. 140. 

„  Troscheli. 138. 
Raphiosaurus subulidens. 230. 


— 38 — 


Rhamphorhynchus Gemmingi. 79. 


Salamandra laticeps. 63. 

ss oxygia. 58. 
Salamandrinen. 47. 
Saurier-Wirbel. 243. 
Sclerosaurus armatus. 35. 
Spathobatis Bugesiacus. 11. 
Squatina (Thaumas) speciosa. 3. 
Stenopelix Valdensis. 25. 


Teratosaurus Suevicus. 256. 258. 
Thaumas — Squatina. 
Thecodontosaurus. 266. 
Triton(Archaeotriton)basalticus.69. 
Triton noachicus. 64. 
Tropidonotus? atavus. 232. 
Varanus Lemanensis. 76. 
Zanclodon crenatus. 267. 

» laevis. 267. 


Verzeichniss 


der Abbildungen mit Hinweisung auf den Text. 


Taf. I. 


Fig. 1. Asterodermus platypterus Agaz. 9. 


Taf. II. 
Fig. 1. 2. Archaenectes pertusus Meyer. 12. 


3-8. Ischyodus (Chimaera) rostratusMeyer.14. 
9-12. Ischyodus (Chimaera) acutus Meyer. 17. 


Taf. III. 
Fig. 1. Perca Alsheimensis Meyer. 19. 
2—135. Perca Moguntina Meyer. 22, 
Pat, IV. 
Fig. 1. Stenopelix Valdensis Meyer. 25. 
Taf. V. 
Fig. 1. Stenopelix Valdensis Meyer. 25. 
Taf. VI. 
Fig.l. 2. Sclerosaurus armatus Meyer. 35. 
Taf. VD. 
Fig.1. Meles vulgaris. 41. 
Rat VAT. 
Fig. 1. Polysemia ogygia Meyer. 58. 
2. Salamandra laticeps Meyer. 63. 
3— 8. Triton noachicus Goldf. 64. 


9.10. Triton (Archaetriton) basalticus Meyer. 
69. 


Taf. IX. 
Fig. 1. Andrias Tschudii Meyer. 49. 
2. 3. Lacerta Rottensis Meyer. 74, 
4—8. Lacerta pulla Meyer. 77. 
Taf. X, 
Fig. 1—3. Melosaurus Uralensis Meyer. 90. 
Taf. XL 
Fig. 1. Osteophorus Römeri Meyer. 99. 
Taf. XIL 


Fig. 1. Rhamphorhynchus Gemmingi Meyer. 79. 


2. Squatina (Thaumas) speciosa Meyer. 3. 


Taf. XII. 
Fig. 1—10. Delphinus acutidens Meyer. 105. 
Taf. XIV. 

Fig. 1—3. Lophoerinus speciosus Meyer. 111. 
4. Poteriocrinus regularis Meyer. 119. 
5—19. Crinoideen-Reste. 120. 121. 

Taf. XV. 
Fig. 1—4. Lophocrinus speciosus Meyer. 111. 
Taf. XV1. 
Fig.1. Rana Meriani Meyer. 128. 
2. „ Meriani Meyer. 130. 
3. „ Meriani Meyer. 132. 
4. „ Meriani Meyer. 183. 
Taf. XVII. 
Fig.1. 2. Palaeobatrachus gigas Meyer. 169. 
Taf. XVII. 

Fig. 1.2. Palaeobatrachus Goldfussi Tschudi. 153. 

3. Palaeobatrachus Goldfussi Tschudi. 159. 


4. I Goldfussi Tschudi. 159. 
Bj . Goldfussi Tschudi. 160. 
6. ” Goldfussi Tschudi. 160. 
7. Ki Goldfussi Tschudi. 160. 
S. Y Goldfussi Tschudi. 147. 
9. Rana Nöggerathi Meyer. 136. 


Taf. XIX. 
Fig. 1. Palaeobatrachus? Bohemicus. 180. 

2. ö8. Frosch-Larven. 181. 

4. Palaeobatrachus Goldfussi Tschudi. 180. 
5: N Goldfussi Tschudi. 179. 
6. A Goldfussi Tschudi. 180. 
1. = Goldfussi Tschudi. 157. 
8. Rana Danubina Meyer. 142. 

9. Rana_Troscheli Meyer. 138. 


Taf. XX. 
Fig. 1. Frosch-Larve. 165. 
2. er 179. 
3. r 166. 
4. e 166. 
5. n 168. 
6.7. 168. 


8. Rana Salchanenensis Meyer. 140, 
9, Frosch-Larve. 141. 
10. Plaeobatrachus Goldfussi Tschudi. 


11. u gracilis Meyer. 177. 
Taf. XXI. 
Fig. 1. Frosch-Larve. 164. 
2. 5 162. 
8. = 163. 
4. s 165. 
5. 2 167. 
6. " 167. 
{fe n 166. 
8. 5 163. 
J. 5 1064, 
10. 5 160. 
1: x 164. 
12> = 166. 
13. 55 167. 
Taf. XXI. 
Fig. 1. Frosch-Larve. 165. 
2. ; 165. 
3. Rana? 176. 
4. Rana? 145. 
5. Rana Jägeri Meyer. 144, 
6. Rana? 145. 
7. Rana? 146. 
8. Palaeobatrachus gigas Meyer. 174. 
Taf. XXI. 
Fig. Rue bon hebes Meyer. 190. 


„ simplex Meyer. 191. 

„ rostratum Meyer. 192. 
insigne Meyer. 193. 

„ aequilatum Meyer. 194. 
7.  „ spinosum Meyer. 196. 
9. „ marginatum Meyer. 198. 


Ran RwWH 


10—13. „ grande Meyer. 202. 
14—16. „  elongatum Meyer. 204. 
17. . „  lingulatum Meyer. 205. 
18. „ depressum Meyer. 206. 
19. „ obtusum Meyer. 206. 
20. „ excisum Meyer. 207. 
21. „ laeve Meyer. 209. 

22. „ sublaeve Meyer. 209. 
23. „ Punctatum Meyer. 210. 
24. „  aculeatum Meyer. 211. 
25.26. „  ornatum Meyer. 212. 
27.28. „ _Heydeni Meyer. 212. 


aequum Meyer. 213. 


159. 


350 


. Prosopon torosum Meyer. 214. 
31. „ paradoxum Meyer. 215. 
32. „ Stotzingense Meyer. 197. 
: tuberosum Meyer. 216. 
. Gastrosacus Wetzleri Meyer. 219. 
35. 36. Abdominal-Segmente. 220. 
37. Abdominal-Segment? 221. 
38—40. Scheeren. 221. 
Taf. XXIV. 
Fig. 1—4. Acteosaurus Tommasinii Meyer. 223. 
Tal, XV 
Fig. 1—5. Coluber (Tropidonotus?) atavus Meyer. 
232. 
Ra RERV. 
Fig. 1. Mosasaurus. 241. 
2—4. Saurier-Wirbel. 243. 
5. Goniosaurus Binkhorsti Meyer. 244. 
Taf. XXVL: 
Fig. 1. Lamprosaurus Göpperti Meyer. 245. 
2—5. Phanerosaurus Naumannı Meyer. 248. 
Taf. XXVIU—XLVI. Reptilien aus 
dem oberen Keuper. Belodon Meyer. 
Teratosaurus Meyer. 
Taf. XXVIIl. 
Fig. 1. Schädel. 271. 346. 
Taf. XXIX. 
Fig. 1—5. Schädel. 271. 346. 
7. Oberkiefer. 284. 
8s—10. Unterkiefer. 304. 346. 
Taf. XXX. 
Fig. 1—3. Schädel. 237. 346. 
Taf. XXXI. 
Fig. 1—5. Unterkiefer. 300. 
6—8. Unterkiefer. 302. 346. 
9—12. Zwischenkiefer. 256. 
Taf. XXXLU. 
Fig. 1. 2. Schädel. 281. 
Taf. XXXIII. ö 
Fig. L, zu Taf: XXX, Big.1.,287. 
2. Unterkiefer. 287. 291. 346. 
3—6. Oberschenkel. 331 
Taf. XXXIV. 
Fig. 1—4. Unterkiefer. 
5 6. Unterkiefer. 

Zehenglied. 336. 
Taf. XXXV. 

Fig.l, zu Taf. XXXIL 281. 

3. Schulterblatt. 325. 
Ellenbogenknochen ? 332. 
Mittelfuss? 355. 

Unterer Wirbelbogen. 322. 
7—9. Wirbelkörper. 320. 
Taf. XXXVl. 
Fig. 1—4. Wirbel. 320. 
5. Rückenrippe. 324. 


305. 
306. 


rs 


x Der) 


— sl — 


6. Rückenrippe. 324. Taf. XLI. 
7. Bauchrippe. 324. Fig. 1. 2. Darmbein. 327. 
8. Bauchrippe. 324. 8. = 328. 
9. Mittelhand? 334. 4. n 328. 
91, Halsrippe. 323. 5. 8 329. 
10. Halsrippe. 323. Taf. XLII. 
BE Fis. 1—3. Schienbein? 333. 
Taf. XXXVIL 25 Vorderarme oder Unterschenkelkno- 
Fig. 1—6. Zähne. 310. } 333. 
710, 311. an 
D) E 6. 7. Mittelhandknochen ? 334. 
Aa 312% 
8. 9. Mittelfuss? 335. 
15—17. 5 313. Taf. XL. 
18—25. 314. ee 
2 Fig. 1. Hautknochen. 337. 
26. Zahn. 315. 5 338 
27. Unterkiefer. 303. 346. 23 x 338. 
28—31. Kiefer. 292. a? 3 Al. 
32. Unterkiefer. 302. 6.7 ä 341. 
Taf. XXXVII. 8. 5 341. 
Fig. 1—4. Epistropheus. 315. grlOT 341. 
5. 6. Wirbel. 318. IR. = 341. 
Tr Bi 317. Taf. XLIV. 
8—10. „ 318. Fig. an Hautknochen. 342. 
11—13. Wirbelkörper. 319. is 339. 
14. 16. R 317: =: ©. hs 340. 
Taf. XXXIX. er ee 
Fig.1. 2. Hakenschlüsselbein. 326. 12. 14 , 341. 
3% 327. z i 
4 22 336 Taf. XLV. 
3. Unterkier 307. : Fig. 1. 2. Teratosaurus Suevicus Meyer, linker 
& En Oberkiefer. 258. 
6—8. Zehenglied. 335. Taf. XLVI 
9—12 336. Egg z 
> x Fig. 1. Belodon Kapfii Meyer, Unterkiefer. 
Taf. XL. 295. 346. 
Fig. 1—35. Oberarm. 330. Taf. XLVII. 
4—6,. ” 330, : Fig. 1—3. Belodon Kapffi Meyer, Unterkiefer. 


79, " 390. 295. 346. 


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1. Palaeobatrachus? — 2. 3. Frosch-Larven. — 4—7. Palaeobatrachus Goldfussi Tschudi. — 8. Rana Danubina Meyer. — 
9. Rana Troscheli Meyer. 


Lith. u. Druck v. Th. Fischer, Cussel. 


Taf. XX. 


Palaeontogr. Bd. VII. 


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1. 2. Frosch Larven. — 3. Rana? — 4.Rana? — 5. Rana Jägeri Meyer. — 6. Rana? — 7. Rana? — 8. Palaeobatrachus gigas Meyer. 


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Lith. u. Druck v. Th. Fischer, Cussel. 


Taf. XXIII. 


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1. Prosopon hebes Meyer. — 2. P. simplex Meyer. — 3. P. rostratum Meyer. — 4. P. insigne Meyer. — 5. P. aequilatum Meyer. — 
6. 7. P. spinosum Meyer. — 8. 9. P. marginatum Meyer. — 10—13. P. grande Meyer. — 14—16. P. elongatum Meyer. — 
17. P. lingulatum Meyer. — 18. P. depressum Meyer. — 19. P. obtusum Meyer. — 20. P. exeisum Meyer. — 21. P. laeyve Meyer. — 


22, P. sublaeve Meyer. — 23. P. punctatum Meyer. — 24. P. aculeatum Meyer. — 25. 26. P. ornatum Meyer. — 27. 28. P. Heydeni 


Meyer. — 29. P. aegquum Meyer. — 30. P. torosum Meyer. — 31. P. paradoxum Meyer. — 32. P. Stotzingense Meyer. — 33. P. 


tuberosum Meyer. — 34. Gastrosacus Wetzleri Meyer. — 35. 36. Abdominal-Segmente. — 38-40. Scheeren. 


Lithogr. w. Druck von Th. Fischer in Cassel, 


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Palaeontogr. Bd. VII. 


Taf. XXIV. 


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Acteosaurus Tommasinii Meyer. 


Lithogr. u. Druck von Th. Fischer in Cassel. 


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1. Mosasaurus, — 


2. 3. 4. Saurier-Wirbel. — 5. 


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Lithogr. u. Druck von Th. 


Fischer in Cassel. 


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Taf. XLIV. 


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‚Herm. ©, Meyer ges 
Reptilien aus dem oberen Keuper. 


Litkogr, w. Druck eon Th. Fischer in Case. 


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