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Full text of "Palaeontographica"

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Vibrarp of the Museum 
COMPARATIVE ZOÖLOGY, 


AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGB, MASS. 


Founded by private subscription, in 1861. 


2 


PALAEONTOGRAPHICA. 


BEITRÄGE 


ZUR 


NATURGESCHICHTE DER VORWELT. 


Herausgegeben 


Dr- WILHEM DUNKER Dr. K. A. ZITTEL 
in Marburg. in München. 


Vierundzwanzigster Band. 


CASSEL. 
Verlag von Theodor Fischer. 


1876— 1377. 


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RaHAW St 


Baht 15] 


EN TTA TI 


Erste Lieferung. 
April 1876. 


Cephalopoden der oberen Kreide von Dr. Clemens Schlüter 


Zweite Lieferung. 
Juni 1876. 


Desgleichen 
Dritte Lieferung. 
Juli 1876. 
Desgleichen 
Vierte Lieferung. 
October 1876. 
Desgleichen 


Fünfte Lieferung. 
April 1877. 


Osteologie des Gelocus Aymardı von W. Kowalewsky 


Ueber das kleine Anthracotherium aus der Braunkohle von Rott bei an von Dr. 
Bemerkungen über die Schildkröten des lithographischen Schiefers in Bayern von K. A. Zittel 
Ueber die Fauna der Corbicula-Schichten im Mainzer Becken von Dr. 
Ueber fossile Pflanzen aus der Juraformation Japans von Dr. H. Th. Geyler 


Sechste Lieferung. 


November 1877. 


Ueber Squalodon Bariensis aus Niederbayern von Karl Alfred Zittel 
Kreide-Bivalven. Zur Gattung Inoceramus von Dr. Clemens Schlüter 


Register für die fünfte nnd sechste Lieferung: 


Oskar Boettger . 


Seite. 


1—22 
23—64 
65—84 

s5—14 


145— 162 


165—174 
175—184 
185—220 
221—232 
23535— 248 
249—288 
289290 


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A SER 


CEPHALOPODEN 


ÖOBEREN DEUTSCHEN KREIDE 


rofessor an der Universität zu Bonn. 


Datum der Publikationen. 


I. Abtheilung '): 


1. Lieferung, enthaltend Bogen 1—3 und Tafel 1—6, erschien 


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” ” ”„ 


II. Abtkeilung: 


1. Lieferung, enthaltend Bogen 


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1) Die I. Abtheilung erschien in tom. XXI. 


4—6 
7—9 
10—12 
13—15 
1519 
20—23 
24—26 
27—33 


9—15 
16—22 
23—29 
30—35 


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und Tafel 36—42, 
43—49 
50—55 


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erschien 
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” 


December 
Februar 
April 

Mai 

Mai 


Mai 
Juni 
Juli 
October 


Vorbemerk. 


Wenn eine Monographie das zur Zeit bekannte zerstreute Material zu sammeln und mit dem inzwi- 
schen neu Beobachteten zu einem Gesammtbilde zu vereinen und dadurch für ihren Zeitpunkt zu einem 
gewissen Abschlusse zu bringen hat, so kann man auch die vorliegende Arbeit als eine monographische 
bezeichnen. Gleichwohl hat die Ueberzeugung, dass auch durch diese Studie die Kenntniss unserer jüngeren 
Cephalopoden noch eine sehr unzulängliche und lückenvolle bleibe, veranlasst, dieselbe unter dem Titel: 
„Beitrag zur Kenntniss der jüngsten Ammoneen Norddeutschlands“ !) zu eröffnen. Als die erste Lieferung 
erschien, durfte die Versicherung beigegeben werden, die folgenden Hefte würden sich so rasch anreihen, 
als es die Herstellung der Tafeln gestatte. Trotzdem trat in Folge äusserer Verhältnisse, welche zu besei- 
tigen ausserhalb meiner Macht lagen, eine lange sich hinziehende Unterbrechung des Weitererscheinens ein, 
welche schliesslich nöthigte, die Arbeit unter einem neuen, dem vorliegenden, Titel fortzusetzen und zum 
Abschluss zu bringen. 

Ein wesentlicher Umstand, dass die nunmehr abgeschlossen vorliegende Cephalopoden-Studie kein 
befriedigenderes Resultat erzielte, liegt in der Mangelhaftigkeit des zur Untersuchung vorliegenden Materials. 
Dass diese aber mit der Zeit ausgeglichen und dann ein vollständiges Bild ermöglicht werde, steht nicht zu 
bezweifeln. Hat es freilich z. B. 15 Jahre Ansammelns bedurft, bevor es gelang, von dem gemeinsten 
Ammoniten der Baumberge: Ammonites Stobaei, ein Exemplar zu beschaffen, welches eine nähere Ver- 
gleichung ermöglichte. 

Will man prüfen, ob mit der vorliegenden Arbeit ein, wenn auch nur kleiner Fortschritt geboten 
sei, so ist daran zu erinnern, dass im dem Hauptwerke für deutsche Cephalopoden überhaupt Quenstedt 
1549 in seiner Petrefactenkunde Deutschlands (I. Band Cephalopoden, p. 217) über die Ammoniten der 
oberen Kreide bemerkte: „d’Orbigny bildet keinen Ammoniten ab, der höher läge als Ammonites Rotomagensis, 
Hagenow jedoch nennt drei Ammoniten?) aus der Kreide Rügens; und nach Lyell soll einer im Faxekalk 
liegen“ und einen Ammoniten glaubt Quenstedt selbst im Maestricht-Tuff gesehen zu haben. 

Ebenso bemerkt Naumann in der zweiten Auflage seines Handbuchs der Geognosie 1362 (tom. Il, 
p. 1011): „die eigentlichen Ammoniten werden schon in der weissen Kreide gänzlich vermisst.“ 


!) Mit 6 Tafeln. Bonn, Verlag von A. Henry. 
2) Von denen jedoch Ammonites constrictus und wahrscheinlich auch Ammonites Nutfieldiensis ein Scaphit ist. 


— IWW 


Adolph Römer, der Monograph der norddeutschen Kreidebildungen, beschrieb 1841 aus der Kreide 
über dem Gault 7 Ammoniten und ausserdem noch 26 sonstige Cephalopoden. 


Zieht man die Vorkommnisse Frankreich’s und England’s, deren Cephalopoden-Faunen die am besten 
gekannten aller europäischen Kreide-Territorien !) sind, mit in Vergleich, so beschrieb d’Orbigny in der 
Paleontologie francaise aus der gesammten Kreide Frankreich’s 272 Cephalopoden. Von diesen fallen 131 
auf Neocom, 80 auf Gault und nur 63 gehören der oberen Kreide an. 


Sharpe (der von den irregulären Ammoneen nur noch die Gattung Turrilites behandeln konnte) lehrte 
aus der oberen Kreide England’s 73 Cephalopoden kennen. 


Man kennt zur Zeit aus der oberen Kreide folgende Anzahl Arten: 


in Frankreich?) in England, in Norddeutschland. 


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SCapTaLESE An. ee Or eG 
"An.cy 10 Cena 5 
(Mmiocerase a bee re ee 
Toxoceras 1 : — ED: 
Hamites 4 — 7 
VE NE ee a a 5 
‚Heteroceras we ehe a 2 
Anısocerasu EN EN rc 6 PR 
Turriltes a ee Se SE 
Baeulites NN ae ar ehe a art; 
NAURU HE RA OR sau Pemalslae: >21 
Belemneen . . 4 5 9 


Wenn man also zur Zeit, auch in Vergleich mit den am genauesten durchforschten Kreideschichten 
anderer Länder, in Norddeutschland die nicht unerhebliche Anzahl von 155°) Arten Cephalopoden der obe- 
ren Kreide und ihre Verbreitung in den einzelnen Niveaus kennt, so fällt dem Verfasser hierbei doch nur 
das geringste Verdienst zu, indem es nur den vereinten Bemühungen so vieler theilnehmender Freunde, 
welche ihre Suiten mit nicht hoch genug zu schätzender Liberalität und Freundlichkeit zur Prüfung über- 


1) Von aussereuropäischen Kreideterritorien ist durch die Arbeiten Stoliczka’s dasjenige Ostindiens das am besten gekannte. 
Stoliezka beschrieb aus der gesammten Kreide Indiens 148 Cephalopoden; von 


Belemnites 3 Turrilites 6 
Nautilus 22 Hamites 2 
Ammonites 93 Hamulma 1 
Scaphites 3 Piychoceras 3 
Anisoceras 11 Baculites 3 


Helicoceras 1 
2) Die später von d’Orbigny im Prodrome de pal&ontologie und von Coquand (Synopsis des animaux et vegetaux fossiles 
observ&es dans la formation cretacee du sud-ouest de la France, Bull. soc. g&ol. France, tom. 16, 1859, pag. 945 ff., ohne Abbildung, 
nur in kurzer, nicht immer ausreichender Beschreibung hinzugefügten Arten, sind hier ausser Acht gelassen. 
3) Schon jetzt deutet eine Anzahl Stücke, welche wegen zu fragmentärer Erhaltung unberücksichtigt gelassen werden mussten, 
sowie einige neue Funde der jüngsten Zeit an, dass diese Zahl sich noch weiter vergrössern werde. 


NN 


sendeten, gelang, eine so zahlreiche Versammlung hier zu vereinen. Allen, Allen den wärmsten tiefgefühl- 
ten Dank für die wissenschaftlichen Opfer, welche sie gebracht haben. 


Der Hauptzweck dieser Arbeit war nicht ein systematischer !), vielmehr schwebte der Wunsch vor, 
durch diese paläontologische Untersuchung der Geognosie einen weiteren Beitrag für eine eingehende Glie- 
derung und Characterisirung der betreffenden Abtheilung des Sedimentärgebirges zu liefern. Es musste des- 
halb das grösste Gewicht darauf gelegt werden, das Vorkommen der einzelnen Arten mit der möglichsten 
Genauigkeit festzustellen. In der Darlegung der Verbreitung der Arten, welchem die zweite Abtheilung 
speciell gewidmet ist, war es dabei unvermeidlich, bei einzelnen der unterschiedenen Niveau’s eine weiter- 
greifende Erörterung anzuknüpfen. 


Bei der Beschreibung wurde gewissermassen ein historischer Weg eingeschlagen. Es kann nicht 
genügen, das Resultat der eingehenden vergleichenden Prüfung in kurzer apodiktischer Form mitzutheilen; 
die Darstellung muss vielmehr erkennen lassen, auf welchem Wege und mit welchen Hülfsmitteln der Autor 
zu seinem Ergebniss gelangt ist, damit jeder Leser in der Lage sei, ein eigenes Urtheil zu gewinnen und 
zum Vergleich an das Urtheil des Autors anzulegen. Um jede anderseitige nachträgliche Prüfung zu ermög- 
lichen, war es deshalb auch erforderlich, von allen Originalstücken anzugeben, in welcher Sammlung die- 
selben aufbewahrt liegen. Während das Erstere der Beschreibung zufiel, schien es zweckmässig, dieses auf 
der Tafelerklärung zu vermerken. 

Ein Verzeichniss der benutzten literarischen Hülfsmittel wird hier nicht zusammengestellt, da ein 
solches bereits in den „Ammoneen“ gegeben wurde, und seitdem von anderer Seite noch an drei verschie- 
denen Stellen mitgetheilt ist. Dagegen darf nicht unerwähnt bleiben, dass seit jener Zusammenstellung noch 
mehrere jüngere Kreide-Ammoneen behandelnde Schriften erschienen sind. 


Zunächst fügte Ralph Tate?) den von Sharpe aus der Mucronaten-Kreide Irlands beschriebenen 
Ammonites Portlocki, Am. Jukesi, Am. Griffithi und Am. Oldhami noch den Am. ocelusus, Scaphites elegans 
und Helieoceras Hibernicum hinzu. 

Dann fanden die Cephalopoden der Mucronaten-Kreide Galiziens eine neue Bearbeitung durch 
E. Favre 3), der den früher bekannten Arten anreihte: Nautilus quadrilineatus, Ammonites Galieianus und Heh- 
coceras Schlönbachi. 

Darauf unternahm Urban Schlönbach die Bearbeitung der Cephalopoden der böhmischen Kreide, 
welche nach dem zu frühen Tode dieses ausgezeichneten Forschers mit einigen Zusätzen versehen von 
A. Fritsch edirt wurde ®). 

Die in diesem wichtigen Werke beschriebenen 54 Cephalopoden vertheilen sich auf die Schichten 
der böhmischen Kreide, von oben nach unten wie folgt: 


1) Nachdem bereits durch die Arbeiten von Suess, Waagen, Laube, Mojsisovics und Zittel eine Umgestaltung der Classifika- 
tion der älteren Ammoneen, derjenigen der Trias und des Jura angebahnt ist, erscheint so eben auch ein Versuch, die Ammoneen der 
Kreide in Untergattungen zusammenzufassen: Ueber Kreideammonitiden. Von Dr. M. Neumayr, Sitzungsber. der k. k. Akad. d. Wis- 
senschaften, tom. 71, 1. Abth. 1875, und in erweiterter Form unter dem Titel: Die Ammonitiden der Kreide und die Systematik der 
Ammonitiden. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1875. 

2) Ralph Tate, On the Correlation of the Cretaceous Formations of the North-East of Irland. Quat. Journ. geol. soc. Vol. 
21, 1865, pag. 15—44, tab. 3—5. 

3) Ernest Favre, Description des mollusques fossiles de la craie des environs de Lemberg en Galicie. Avec 13 pl. Geneve 
et Bale. 1869. 

#) Cephalopöden der böhmischen Kreideformation. Unter Mitwirkung des verstorbenen Dr. Urban Schlönbach verfasst von 
Dr. Anton Fritsch. Mit 16 lith. Tafeln. Prag 1872. 


Belemnites Merceyi Mayr? 
Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Nautilus rugatus Fr. 

Nautilus Reussi Fr. 

Ammonites subtricarinatus d’Orb. 
Ammonites d’Orbignyanus Gein. 
Ammonites Tannenbergieus Fr. 


6. Priesener Schichten —= Cuvieri-Pläner: 


Belemnites sp.? 

Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Nautilus Reussi Fr. 

Ammonites subtricarinatus d’Orb. 
Ammonites Texanus Röm. 
Ammonites ermari Reuss. 
Ammonites dentato-carinatus Röm. 
Ammonites Schlönbachi Fr. 
Ammonites d’Orbignyanus Gein. 
Ammonites peramplus? 

Ammonites Alexandri F. 


5. Teplitzer Schichten — Scaphiten-Pläner. 


Belemnites Strehlenensis Fr. 
Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Ammonites peramplus Mnt. 
Scaphites Geinitzi d’Orb. 
Helicoceras armatus A’Orb. 


4. Iser-Schichten ). 


Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Nautilus galea Fr. 

Nautilus rugatus Fr. 
Ammonites Bravaisianus d’Orb. 
Ammonites concihatus Stol. 


Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Ammonites Bravaisianus d’Orb. 
Ammonites Neptuni Gein. 
Ammonites Woollgari Mant. 
Ammonites Austeni Shrp. 


(Grlyphitheutis ornata Reuss. 
(Grlyphiteutis minor Fr. 


VI 


3. Mallnitzer-Schichten — Brongniarti-Pläner: 


7. Chlomecker-Schichten — Zone des Belemnites Merceyi und Micraster cor anguinum: 


Scaphites Geinitzi d’Orb. 
Hamites Bohemicus Fr. 
Hamites striatus Fr. 
Hamites strangulatus d’Orb. 
Hamites Römeri. 

Baeulites incurvatus Du). 


Ammonites bizonätus Fr. 
Scaphites Geinitzi d’Orb. 
Scaphites auritus Fr. 
Hamites Bohemicus Fr. 
Hamites verus Fr. 

Hamites Geinitzi A’Orb. 
Hamites consobrinus d’Orb. 
Helicoceras armatus d’Orb. 
Baculites Faujasi Lam. 
Aptychus cretaceus v. Münst. 


Helicoceras Reussi Fr. 
Bacuhtes undulatus d’Orb. 
Aptychus cretaceus v. Münst. 
Aptychus complanatus Gein. 


Ammonites peramplus Mant. 
Scaphites Geinitzi d’Orb. 
Helicoceras armatus d’Orb. 
Baculites undulatus A’Orb. 


Ammonites Albimus Fr. 
Ammonites peramphıs Mant. 
Ammonites Mallnicensis Fr. 
Scaphites (@Feinitzi d’Orb. 

7 
Bacuhtes undulatus d’Orb. 


2. Weissenberger-Schichten — Mytiloides (labiatus)-Pläner. 


Nautilus sublaevigatus d’Orb. 
Ammonites Albinus Fr. 


!) Vergl. über die geognostische Stellung der Iser-Schichten p. 234, Anmerk. 


— VI — 


Ammonites Bravaisianus d’Orb. Ammonites peramplus Mant. 
Ammonites Woollgari Mant. Scaphites Geinitzi Orb. 
Ammonites Deverianus d’Orb. Helieoceras armatus d’Orb. 
Ammonites Austeni Shrp. Baculites undulatus d’Orb. 
1. Korycaner-Schichten — Zone des Catopygus carinatus (Tourtia). 

Belemnites lanceolatus Sow. Ammonites planulatus Sow. 
Nautilus columbinus Fr. Scaphites aequalis Sow. 
Fehyncholithus simplex Fr. Scaphites Rochatianus d’Orb. 
Ammonites cenomanensis d’Arch. Baculites baculoides d’Orb. 


Nachdem bereits durch die Bemühungen F. von Hauer’s einige Cephalopoden-Reste aus den Gosau- 
schichten der Alpen bekannt geworden waren, lehrte sodann Redtenbacher !) einen überraschenden Formen- 
reichthum dieser Olasse aus dem genannten Gebiete kennen. Fast sämmtliche 57 aufgeführte Arten sind 
neu und entstammen einem einzigen Niveau, welches über den Rudisten-Schichten und unmittelbar unter 
den Schichten mit Inoceramus Oripsi liegt. 

Zuletzt sind auch die Cephalopoden des sächsischen Kreidegebirges, wie das gesammte sächsische 
Kreidegebirge überhaupt, durch Geinitz ?2) von neuem bearbeitet, neue Arten aber nicht aufgestellt worden. 


1) Die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen von Anton Redtenbacher. Abhandlung. der k. k. 
geolog. Reichsanstalt. Band V, Heft 5. Mit 9 Tafeln. Wien, 1873. 

2) Das Elbthalgebirge in Sachsen von Dr. Hanns Bruno Geinitz. Zwei Abtheilungen mit 112 Tafeln. Palaeontographica, 
1871—1875. 


Inhalt des ersten und zweiten Theiles. 


Vorbemerk . ; 
A. Bes Chreibung der Arten: 


I. Ammoneen: 
Ammonites 
Scaphites 
Ancyloceras 
Örioceras 
Toxoceras 
Hamites 
Helicoceras 
Heteroceras 
Anisoceras 
Turrilites 
Baculites : 

Nachträge zu den Ammoneen 


II. Nautileen 
Nautilus 

III. Belemneen 
Belemnites 
Actinocamaz 
Belemnitella 

B. Verbreitung der Arten 
I. Im Unteren Pläner ame cenomanien Orb) 

1. Zone des Pecten asper und Catopygus carinatus (eure) 
2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli (V arians- Pläner) 
3. Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus (Rotomagensis-Pläner) 


153 
154 
136 
200 
205 
207 
209 
212 
214 


| 
„ 
| 


II. Im Oberen Pläner (Etage turonien d’Orb.) 


Zone des Actinocamaw plenus 


is 


Zone des /noceramus labiatus und nenlos oe (Mytiloides-Pläner). 
Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari (Brongniarti-Pläner 


8 


Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Scaphiten-Pläner) 
a) Typische Scaphiten-Schichten 
b) Grünsand von Soest 
c) Grünsand der Timmeregge 

8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster en (Chyieri-Pläner) 


II. Im Emscher 
9. Zone des Ammonites Margae und Inoceramus digitatus 
IV. Im Unter-Senon. Schichten mit Inoceramus Lingua und Exogyra laciniata (Etage San- 
tonien Cog. — Untere Quadraten-Kreide) 
10. Sandmergel von Recklinghausen mit Marsupites ornatus 
11. Quarzige Gesteine von Haltern mit Peeten muricatus 
12. Kalkig-sandige Gesteine von Dülmen mit Scaphites binodosus 
V. Im Ober-Senon. Coeloptychien-Kreide . 


13. Zone der Becksia Soekelandi (Obere te re; ; 
14. Zone des Amsmonites Coesfeldiensis, Micraster glyphus, Lepidospongia rugosa. (Untere 
Mucronaten-Kreide) N 
15. Zone des Heteroceras polyplocum, Ammoniten w and mn nn nulcherrinuant 
(Obere Mucronaten-Kreide) 
Tabelle über die verticale Verbreitung der Cephalopoden 


Alphabetisches Verzeichniss der aufgeführten Cephalopoden 


Beschreibung der Arten. 


Cep. 


oberen deutschen Kreide. 


Von 


Dr. Clemens Schlüter, 
Professor an der Universität zu Bonn. 


II. Theil. 


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Beschreibung der Arten 


Gatt. Turrilites, Lamarck.') 


Turrilites Scheuchzerianus, Bose. 
Taf. 36. Fig. 11—15. 


1801. Turrilites Scheuchzerianus, Bosc, in Buffon du Deterville, Vol. V, Vers. 


1814. 33 undulata, Sowerby, Min. Conch. pag. 171, tab. 75, fig. 1—3. 

1822. > en Mantell, Geology of Sussex, pag. 124, tab. 23, fig. 14; tab. 24, fig. 8. 
1540. nn Desnoyersi, d’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. I, pag. 601, tab. 146, fig. 1—2. 
IS40, D Scheuchzerianus, ibid. pag. 602, tab. 146, fig. 3, 4. ö 

1841. > undulatus, Ad. Römer, Verstein. nordd. Kreidegeb. pag. 92. 


1843. Fusus amictus, Goldfuss, Petref. German. III, pag. 24, tab. 171, fig. 19. 
1850. Cerithium amietum, d’Orbigny, Prodr. II, pag. 231. 
1852. Turrilites Desnoyersi, Giebel, Fauna der Vorwelt, III, 1, pag. 359. 


1852. Scheuchzerianus, ‚ibid. pag. 360. 

1856. 5; 3 Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 64, tab. 16, fig. 1—3. 

1857. ” cB v. Strombeck, Zeitsch. deutsch. geolog. Ges. tom. 9, pag. 415. 

1862. ” Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 144, tab. 58, fig. 6. 

1866. Dr 5 Schlüter, Zeitsch. deutsch. geolog. Ges. pag. 58, pag. 60. 

1868. ” 2 v. Seebach, Nachricht. v. d. K. Ges. der Wissenschaften zu Göttingen, pag. 135. 
1875. hr 2 Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 27. 


Das schlanke thurmförmige, bis 10 Zoll lange Gehäuse unterscheidet sich von verwandten Formen 
durch seine Rippen. Es finden sich deren 13—21 auf der flachen bis flachgewölbten Aussenseite eines Umganges. 


!) Da von Turriliten fast nur Bruchstücke vorliegen, so ist es durchweg unthunlich, Maasse anzugeben. — Die Angabe der 
Drehung des Gehäuses erfolgt nur dann, wenn ausnahmsweise — da die meisten Stücke links gewunden sind — ein rechts gedrehtes 
Gehäuse vorliegt. 


1* 


4) Be 


Dieselben sind einfach und fast scharf!) und daher durch viel breitere Intervalle getrennt, gerade oder etwas 
schräg gestellt und bisweilen ein wenig nach rückwärts gekrümmt. 

Die mir vorliegenden unvollständigen Exemplare zeigen entweder gänzlich ununterbrochene Rippen, 
darunter 2 Stücke mit 6 Umgängen aus dem Pläner Westfalens, oder dieselben sind auf der Seitenmitte 
unterbrochen und haben dann mehr Aehnlichkeit mit zwei Reihen langgezogener Höcker. Exemplare, welche 
beide Arten von Rippenbildung deutlich zeigen, liegen nicht vor, sind jedoch schon von Mantell, Sharpe 
und Pictet abgebildet worden. 

Der Sipho liegt innerhalb der Umgangsnaht, wird also von der früheren Windung verdeckt. 

Von den bisher unbekannten Nähten der Kammerwände gibt nur d’Orbigny an, sie schienen nicht 
wesentlich von denen des Turrilites costatus verschieden zu sein. Indem ich mich rücksichtlich der letzteren 
auf die Abbildung von d’Orbigny stütze, finde ich die Bemerkung desselben bei zwei Exemplaren aus dem 
Grünsande von Essen mit durchbrochenen Rippen nicht ganz zutreffend. Allerdings ist der untere Lateral- 
lobus zweitheilig, der obere dagegen dreitheilig, wobei der eine Ast von der folgenden Windung verdeckt 
wird und nur zwei Aeste auf der Aussenfläche sichtbar bleiben. Der erste Sattel ist fast doppelt so gross 
wie der zweite und unregelmässig eingeschnitten. Der Siphonallobus endet mit zwei kurzen Spitzen, von 
denen nur eine auf der Aussenfläche sichtbar ist. — Die Nähte liegen weit von einander getrennt. 


Bemerk. Der Artname wurde 13501 von Bose in Büffon’s Vers aufgestellt, ein Werk, welches ich 
nicht einsehen konnte. Pietet?2) bemerkt, dass die Figur wahrscheinlich von Lang) copirt sei, dass aber 
diese Figur nicht den Turrilites Scheuchzerianus, sondern Turrilites Puzosianus darstelle, gleichwohl aber 
die Beschreibung von Bose sich sehr wohl auf Turrilites Scheuchzerianus beziehen lasse; und er meint, dass 
es bei dem schwer zu enthüllenden Dunkel, welches über die Synonymie dieser Art herrsche, jedenfalls nicht 
rathsam sei, den allgemein angenommenen Namen fallen zu lassen. 

Nach Bose wurde die Art unter der Bezeichnung Turrilites undulatus 1814 von Sowerby und 1822 
von Mantell abgebildet. 

d’Orbigny nahm 1840 die Bezeichnung von Bosc wieder auf und trennte davon zugleich noch einen 
Turrilites Desnoyersi, dessen Abbildung, wie d’Orbigny selbst angibt‘), nach einem defecten Exemplare 
restaurirt wurde. A 

Diese beiden Arten wurden nur von Giebel Il. c. und Morris) angenommen, dagegen von Sharpe so- 
wohl, wie von Pictet auf T’urrilites Scheuchzerianus zurückgeführt. 

Der Turrilites Scheuchzerianus bei Giebel beruht offenbar wesentlich auf der Darstellung bei Reuss ®), 


welcher jedoch keinen Turriliten, sondern eine Scalaria ?) beschrieb, von der mir ein durch Herrn ©. S. 
J. Schlönbach im Grünsande zwischen Laun und Mallnitz in Böhmen gesammeltes Exemplar vorliegt. Da- 


1) Unter ein Viertelhundert vorliegenden Exemplaren ist nur ein einziges, dem Herrn ©. S. J. Schlönbach gehöriges Stück 
(von Rethen bei Sarstedt), bei dem die Rippen etwas gerundet sind, durch weniger breite Zwischenräume getrennt und zugleich dichter 
gedrängt stehen (26 auf einem Umgange), wodurch das Gehäuse einen fremdartigen Habitus erhält und die Zugehörigkeit zu unserer 
Art zweifelhaft erschemt. Siehe Taf. 36, Fig. 14. 

2) Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 141. 

3) Lang, Hist. lapid. fig. Helvetiae, 1708, tab. 32, fig. 6. 

“) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. tom. I, pag. 602. 

5) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ad pag. 313. 

6) Reuss, Böhm. Kreideformat. pag. 21, tab. 7, fig. 8, 9. 

7) Scalaria subundata d’Orbigny, Prodr. 


a (5) 


gegen ist das, was Goldfuss als Fusus amietus beschrieben hat, kein Gasteropod, sondern unsere Art, wie 
mich Exemplare, welche ich an dem von Goldfuss angegebenen Fundpunkte aufgelesen habe, überzeugten. 

Ad. Römer hat die Art unter der Sowerby’schen Bezeichnung Turrilites undulatus aufgeführt. 

Was Geiitz anfangs Turrilites undulatus nannte !), hat er später?) zu Turrilites polyplocus (= Hete- 
roceras polyplocum) gezogen, gehört jedoch nicht dieser Art an, sondern zu Turrilites Sawonicus. 

Im .„Quadersandsteingebirge* pag. 120 nennt Geinitz die Art unter der Bezeichnung Hamites 
Scheuchzerianus, fügt aber hinzu, dass ihm das Vorkommen in Deutschland zweifelhaft sei. 

Vorkommen. Die Art gehört allen drei Gliedern des Cenoman, der Tourtia, dem Varians- und dem 
Rotomagensis-Pläner an. Ich sammelte Exemplare bei Essen, Altenessen, Dortmund, Büren, Lichtenau, Buke, 
Altenbeken und Oeding in Westfalen. Ebenso im subhereynischen Pläner, z. B. am Flöteberge bei Liebenburg, 
am weissen Wege bei Langelsheim, Rethen bei Sarstedt, Bultemühle bei Suderode. Auch bei Holungen im 
Ohmgebirge. Desgleichen in England, Frankreich und der Schweiz. Die aus Sachsen und Böhmen citirten 
Fundpunkte sind zu streichen. 


Exemplare in allen norddeutschen Sammlungen. 


Turrilites costatus, Lam. 
Taf. 38. Fig. 1—5. 


(1786. Turbinites, Martini und Chemnitz, Conchyl. Cabinet, IX, 135, tab. 114, f. 1980.) 
1801. Turrilites costata, Lamarck, System des animaux sans vertebres, pag. 102. 


1811. En » Parkinson, Organie Remains, t. III, tb. 10, fig. 12. 

1813. “ costatus, Sowerby, Min. Conch. tab. 36. 

1822. > > Brongniart, Environs de Paris, pag. 83, tab. 7, fig. 4. 

1822. » hs Mantell, Geol. of Sussex, pag. 123, tab. 23, fig. 15. 

1840. ” » d’Orbigny, Pal. franc. Terr. eret. tom. I, pag. 598, tab. 145. 

1841. 5 45 Ad. Römer, Verst. Norddeutsche Kreide, pag. 91. 

1848. on 3 Quenstedt, Cephalopoden, pag. 301, tab. 22, fig. 1. 

1850. ” triplicatus, Sowerby, in Dixon Geology of Sussex, tab. 29, fig. 15. 

1852. en costatus, Bronn, Lethaea geognost. 3. Aufl. Kreide, pag. 335, tab. 33, fig. 7. 
1852. en = Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. JII, 1, pag. 356. 

1856. > 3; Sharpe, Foss. moll. of the Chalk, pag. 66, tab. 27. 

1857. as er v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. tom. 9, pag. 416. 
1861. N n Pietet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 142. 

1861. on triplicatus, Pietet, ibid. pag. 154. 

1861. » costatus, Ooster, Cat. Cephal. des Alpes Suisses, V, pag. 96. 

1866. S) » Stoliczka, Cret. Cephalop. of Southern India, pag. 188, tab. 87, fig. 9, 10, tab. 88, fig. 1. 2. 
1870. > »s Ferd. Römer, Geolog. von Oberschlesien, pag. 293, tab. 27, fig. 2. 
1875. r ” Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28. 


Gehäuse schlank, thurmförmig. Aussenseite der Umgänge convex, mit Rippen und Knoten verziert; 
Ober- und Unterseite derselben an vorliegenden Exemplaren glatt, nach d’Orbigny mit leichter Berippung 
versehen. Die Rippen zeigen an verschiedenen Stücken mannichfache Verschiedenheiten; sie sind bald kürzer, 
bald länger, bald schmaler, bald breiter. Gewöhnlich sind sie etwas schräg gezogen, der Wölbung des Um- 
ganges entsprechend gebogen und erstrecken sich von der oberen Naht bis etwa zur Seitenmitte. In der 


1) Geinitz, Charact. pag. 42, tab. 13, fig. 1 (non! fig. 2 = Ammonites splendens, Quader. pag. 114 (?); non! fig. 3 = ? 
2) Geinitz, Charact., neue Ausgabe, pag. XVI. 


(6) eg, 


Fortsetzung jeder Rippe erhebt sich oben ein runder Höcker und unter demselben noch ein zweiter, kleiner, 
welcher gewöhnlich von dem nächsten Umgange verdeckt ist. 

Was die Zahl der Rippen auf einem Umgange angeht, so zähle ich an einem französischen Stücke 
von 24 Millimeter Durchmesser 19; an einem deutschen Stücke von c. 33 Mm. Durchmesser 20, an einem 
anderen fast gleich grossen 24; bei einem desgleichen von ec. 45 Mm. Durchmesser 29; bei einem c. 60 Mm. 
Durchmesser haltenden Stücke von Rouen 26 Rippen. Bei zahlreich vorliegenden typischen Exemplaren von 
Rouen ist der Zwischenraum zwischen den Rippen breiter als diese. An einzelnen eben bezeichneten deutschen 
Stücken, welche dem subhereynischen Pläner entstammen, sind die Rippen stärker und deren Zwischenräume 
enger. Sie nähern sich dadurch den ostindischen Vorkommnissen, welche Stoliezka abgebildet hat. Doch 
liegen auch von Rouen selbst einige Gehäuse vor, an denen die Rippen und ihre Intervalle ziemlich gleich 
breit sind, so bei einem 19 Millimeter Durchmesser haltenden Stücke, welches 25 Rippen auf dem letzten 
Umgange trägt. 

Die Art hat also rücksichtlich der Ornamentik des Gehäuses einen ziemlich weiten Spielraum der 
individuellen Gestaltung. So weit die Beobachtung, welche freilich nur bei kleineren Gehäusen, und zwar 
nur an Stücken von Rouen angestellt werden konnte, reicht, zeigt dagegen die Lobenlinie keine Abweichungen. 

Der Sipho liegt dicht an der Umgangsnaht, jedoch wie es scheint im Gegensatze zum Turrilites 
Scheuchzerianus noch an der Aussenseite. Die Nahtlinie der Kammerwände ist einfach, wenig: zerschnitten. 
Der kurze, breite Siphonallobus endet mit zwei kurzen Armen; der obere tiefere Laterallobus, durch dessen 
Mittellinie die Höckerreihe hindurchgeht, liegt noch ganz auf der Aussenseite. Er trägt nach oben hin zwei 
kurze Aeste und nach d’Orbigny’s grosser Zeichnung, nach unten völlig symmetrisch zwei gleiche Aeste. 
Der zwischen beiden liegende Sattel ist an allen vorliegenden Stücken ungleich getheilt, während er nach 
d’Orbigny durch einen kleinen Sekundärlobus halbirt wird. Die an der Unterseite liegenden Loben sind 
nicht sichtbar. 


Bemerk. Das vorliegende Material ist nicht geeignet, eine erschöpfende Darstellung der Art zu geben, 
gleichwol hat constatirt werden können, dass der nach d’Orbigny’s Vorgange von sämmtlichen Autoren als 
synonym zugezogene T’urrilites acutus Passy (siehe diesen) namentlich zufolge seines abweichenden Lobenbaues 
als gute selbstständige Art aufrecht zu erhalten ist. 

Eine unserer Art ähnliche Lobenlinie zeigt T’urrilites Scheuchzerianus. Sehr verschieden ist der erste 
Laterallobus. Sein breiter Stamm fällt halb auf die Unterseite und an der Spitze endet derselbe mit drei 
kurzen Aesten. 

Von Sharpe — dem Pictet sich in diesem Punkte angeschlossen hat — ist auch Turrilites triplicatus, 
Sow. mit unter die Synonyma dieser Art gestellt worden, worin man nach der angezogenen Figur zu urtheilen 
nur beipflichten kann. Dagegen wird der von Sharpe unter seiner Figur 1 dargestellte Turrilites costatus 
nicht dieser Art, sondern zu Turrilites acutus gehören. Diese Figur 1 unterscheidet sich nicht von der 
Figur 9 auf derselben "Tafel, welche Sharpe Turrilites Wiestii nennt, und die ich ebenfalls zu Turrilites 
acutus ziehe. 

Vorkommen. Die Art ist auf Cenoman beschränkt. Schon Giebel bemerkt sehr richtig, dass Tur- 
rilites costatus in Deutschland äusserst selten sei. Ad. Römer nennt ihn von Sarstedt, Rethen und Langels- 
heim, aber der Beschreibung zufolge könnten wohl noch andere Formen, wie Turrilites acutus, mit darunter 
stecken. Giebel fand an der Steinholzmühle bei Quedlinburg einige Bruchstücke, welche er nur auf diese 
Art deuten zu können glaubt. 


or d) 


v. Strombeck nennt den T'urrilites costatus aus dem Rotomagensis-Pläner; Ferd. Römer von der 
Zeche Carlsglück, westlich von Dortmund, von Oeding an der holländischen Gränze, und neuerlich hat 
derselbe auch ein Exemplar in Oberschlesien — freilich nicht in anstehendem Gestein — aufgefunden. 

Herr Schlönbach besitzt ein Exemplar vom Flöteberge bei Liebenburg und ein zweites von Neu- 
Wallmoden. 

Ich selbst fand ein kleines, nur einen Zoll grosses Gehäuse von drei Umgängen in der Tourtia der 
Zeche Hoffnung bei Essen und ein wahrscheinlich hierhergehöriges Fragment im Grünsande bei Fröhmern, 
südlich von Unna in Westfalen. 

Ausserdem in England, Frankreich, Schweiz, Spanien (Esmann), Nord-Afrika (Coquand) und Ostindien. 


Jüngst durch Dames auch als Geschiebe im norddeutschen Diluvium nachgewiesen. 


Turrilites acutus, Passy. 
Taf. 38. Fig. 15, 16. 


1832. Turrilites acutus, Passy, Descer. geol. de la Seine-Inferieure, tab. XVI, fig. 3. 


1844. 3 costatus, d’Orbigny, Pal. france terr. eret. I, pag. 598 zum Theil. 

1852. e » Giebel, Fauna der Vorwelt, III, 1, pag. 356, z. Th. 

1852. A en Bronn, Lethaea geognostica, 3. Aufl. Kreide, pag. 336, z. Th. 

1854. > tuberculatus, Ferd. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Verhandl. des naturh. Ver. der preuss. Rheinlande 
und Westfalens, pag. 77. 5 

1856. & costatus, Sharpe, Fossil Molluska of the Chalk, tab. 27, fig. 1? 

1856. n Wiesti, Sharpe, ibid. pag. 67, tab. 27, fig. 8, 9, (14,) 17. 

1861. 5 costatus, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 142, pag. 154, z. Th. 

1875. Es aculus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28. 


Das Gehäuse ist weniger schlank als Turrihtes costatus, die Aussenseite der Umgänge zugleich 
weniger gewölbt, als vielmehr kantig. Es sind drei Reihen spitzer Höcker vorhanden, in jeder Reihe 13—20. 
Die Höcker der oberen Reihe, welche etwas oberhalb der Seitenmitte stehen, sind ein wenig grösser als die 
der unteren Reihen und etwas nach oben hin ausgezogen, ohne jedoch dadurch Rippenbildung zu veranlassen. 
Die unterste Reihe wird von der folgenden Windung verdeckt und drückt sich in diese ein, so dass sie los- 
gelöset, an der Naht ebenfalls wie mit Höckern verziert, erscheint. 

Durchaus eigenthümlich sind die Loben. Der Sipho und die Hälfte des Siphonallobus werden von 
der vorhergehenden Windung verdeckt. Sonst befindet sich auf der Aussenseite, und zwar zwischen den 
beiden Höckerreihen, nur ein kleiner, nicht verzweigter, zweispitziger Lobus, welcher nicht als oberer Late- 
rallobus, sondern als Sekundärlobus des sehr grossen, bis auf die Unterseite sich ausdehnenden ersten Sattels 
aufzufassen ist. Auf der Unterseite liegen zwei fast gleich grosse verzweigte Loben, welche durch einen 
schmalen Sattel getrennt sind. Der äussere dieser Loben sendet die Zacken seiner äusseren Aeste noch bis 
auf die Aussenseite. Beide Loben werden als zweitheilig zu betrachten sein. Dass an 2 Exemplaren der 
äusere dieser Loben dreitheilig ist, darf wohl als Anomalie gelten. Die übrigen Loben sind nicht sichtbar. 


Bemerk. Von Passy ist die Art nach Exemplaren von Rouen aufgestellt worden. Mir liegen vom 
selbigen Fundpunkte sechs Exemplare vor, von denen vier die angedeutete Lobenlinie in aller Deutlichkeit 
zeigen. Es muss deshalb, d’Orbigny entgegen, der die Art mit Turrilites costatus vereinte und dessen Aus- 
spruche sich Giebel, Bronn und Pictet anschlossen, die Passv’sche Art aufrecht erhalten werden. 

Dass die Art sich auch in der Ornamentik von Turrilites costatus entferne, ergibt sich auch daraus, 
dass dieselbe in den Museen in der Regel mit der Bezeichnung Turrilites tuberculatus liegt. So ist auch 


(8) a 


das, was Ferd. Römer aus dem Cenoman von Bilmerich, südlich Unna in Westfalen, als Turrilites tubercula- 
tus aufführt — das Original liegt im Museum der Universität Bonn und habe ich abgebildet — ein mit den 
typischen Stücken von Rouen ganz übereinstimmender Turrilites acutus. 

Sharpe hat aus dem Grey Chalk Englands einen T’urrilites Wiestiüi beschrieben, der namentlich zufolge 
der characteristischen Lobenlinie, welche 1. c. tab. 27, fig. 17 abgebildet ist, mit unserer Art zusammenfällt. 
Die Höcker des grossen, unter Fig. 8 abgebildeten Exemplares sind allerdings mehr rund als gewöhnlich, 
allein dies wird wohl auf Rechnung der Erhaltungsart zu setzen sein. Möglicherweise könnte auch das 
auf derselben Tafel unter Fig. 1 als Turrilites costatus abgebildete Gehäuse hierher gehören. 


Vorkommen. Die Art hat sich gefunden im Oenoman Westfalens, im subhereynischen cenomanen 
Pläner bei Langelsheim und der Kothwelle bei Salzgitter, in Frankreich und England. 


Turrilites Puzosianus, d’Orb. 
Taf. 38. Fig. 13. 14. 


1840. Turrilites Puzosianus, d’Orbigny, Pal. frang. Terr. eret. I, pag. 587, tab. 143, fig. 1, 2. 


1847. - “ Pictet et Roux, Moll. des gres verts, pag. 151, tab. 15, fig. 9. 

1852. » „ Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. III, pag. 358. 

1861. > hs F. v. Hauer, Situngsberichte der k. k. Akad. d. Wissenschaften tom. 44, pag. 637, tab. 1, fig. 2. 
1862. he en Pictet, Saint-Croix, tom. II, pag. 139, tab. 59, fig. 3—$. 

1875. ee M Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28. 


Gehäuse klein, schlank thurmförmig mit engem Nabel. Die ziemlich flache Aussenseite der Umgänge 
mit gedrängtstehenden runden Rippen verziert. Die Rippen werden unten obsolet und werfen dann einen 
runden Höcker auf. Unter der Reihe dieser Höcker eine Hohlkehle. Unterseite der Umgänge ebenfalis mit 
Rippen versehen, ‘welche plötzlich wie mit einem Knötchen an der Hohlkehle enden. 


Bemerk. Da nur ein fragmentäres Exemplar vorliegt, welches von der Darstellung bei d’Orbigny 
durch das Obsoletwerden der Rippen und die Hohlkehle statt einfacher Abschrägung der Röhre abweicht, 
so ist die Richtigkeit der Zuziehung nicht zweifellos. Zieht man aber die sieben Exemplare, welche Pictet 
abbildet, mit in Betracht, so scheint kaum ein Bedenken an der Bestimmung übrig zu bleiben. Entscheidend 
sind die Sainte-Croix, tab. 59, gegebenen Bilder. Man sieht zugleich, wie veränderlich die Ornamentik ist. 
An einem der im Gres verts, tab. 15, dargestellten Stücke laufen die Rippen auch über die Abschrägung 
der Aussenseite fort und an einem anderen Stücke daselbst befindet sich noch eine dritte Höckerreihe in der 
Mitte eben jener Abschrägung. 

Was Sharpe !) unter diesem Namen abbildet, gehört, wie schon Pictet?) bemerkt, wohl nicht hierher, 
eher zu seinem Turrilites Bechei. 

Die Loben hat nur Pictet gesehen. 

Vorkommen. Das einzige vorliegende Stück wurde vom Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno- 
manen Pläner am Hügel, westlich von Burgdorf, bei Börssum gefunden. 

In Deutschland wird die Art noch durch von Strombeck 3) aus dem Flammenmergel (oberer Gault) 


aufgeführt. 


1) Sharpe, Moll. of the Chalk, p. 68, tab. 27, fig. 11. 
2) Pictet, Sainte-Croix, pag. 140. 
3) Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. 1856, tom. 8, pag. 487. 


u, (9) 


Auch d’Orbigny, Pictet und Lory hennen diese Art aus dem Gault. 


Ausser in Frankreich und der Schweiz, Savoyen und Ungarn nach Coquand auch in Constantine 


ebenfalls im Gault. 
Turrilites Aumalensis, Cog. 


Taf. 38. Fig. 8. 

1862. Turrilites Aumalensis, Coquand, Geologie et pal&ontologie de la region sud de la province de Constantine. Marseille 

1862, pag. 323, tab. 35, fig. 5. 

1875. > D Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 28. 

Das kleine Gehäuse mit weitem Nabel besteht aus niedrigen Umgängen, welche nur eine langsame 
Wachsthumszunahme zeigen. Die obere Hälfte des Umganges trägt circa 25.etwas schräg gestellte kurze 
Rippen oder vielmehr etwas nach oben hin verlängerte Höcker, welche etwa um die Eigenbreite von ein- 
ander entfernt sind. Ausserdem zeigen sich dem folgenden Umgange sehr genähert zwei scharfe Kiele, von 
denen der untere sich fast in der Naht verbirgt. Die Kiele bilden, correspondirend mit den Knoten, leichte, 
kaum bemerkbare Anschwellungen, von denen die des unteren Kieles als undeutliche Rippen auf die Unter- 
seite des Umganges fortsetzen. — Loben gänzlich unbekannt. 

Bemerk. Das einzige unvollständige und seitlich etwas zusammengedrückte Exemplar scheint sich 
in nichts von dem von Coquand aus Nord-Afrika beschriebenen Stücke zu unterscheiden. Wegen des er- 
littenen Druckes bleibt es jedoch zweifelhaft, ob die Windungen treppenartig abgesetzt sind. 

Auffallender Weise glaubte Coquand Beziehungen der Art zu Turrilites Bergeri zu finden. Am 
nächsten steht ein Gehäuse, welches Sharpe !) als Turrilites costatus, var. aus dem Lower Chalk der Insel 
Wisht abbildete. 

Vorkommen. Die Art ist sehr selten. Das einzige Stück, welches Coquand vorlag, stammt aus der 
unteren etage rotomagien bei Boghar in der Provinz Constantine. Das deutsche Exemplar wurde im ceno- 
manen Pläner am Hügel, westlich von Burgdorf, bei Börssum vom Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlön- 


bach aufgefunden. 
Turrilites Börssumensis, Schlüt. 


Taf. 38. Fig. 6. 7. 

21856. Turrilites costatus, var. Sharpe, Moll. of the Chalk, pag. 66, tab. 27, fig. 12. 

1875. En Börssumensis, Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29. 

Gehäuse klein, schlank, mit engem Nabel. Die obere Partie der flachen Umgänge mit undeutlichen 
Rippen oder verlängerten Höckern (etwa 17 auf einer Windung) versehen. Ueber der scharfen Kante der 
Unterseite und von dieser durch eine Hohlkehle getrennt ein Kiel, welcher undeutliche, mit den Rippen cor- 
respondirende Wellen bemerken lässt. Auch die Unterseite ist mit undeutlichen Rippen versehen, welche die 
scharfe Kante zwischen jener und der Aussenseite zähneln. 

Loben unbekannt. 

Bemerk. Die Art steht dem vorhin besprochenen Turrilites Aumalensis, Coq. am nächsten, unter- 
scheidet sich von diesem durch die schlanke Gestalt, den engen Nabel, grössere Höhe der Umgänge und 


die nicht schräge Stellung und die geringere Zahl der Rippen. 

Die oben angezogene Abbildung von Sharpe scheint auf unsere Art hinzuweisen, namentlich wenn 
man mit in Betracht zieht, dass die vorliegenden Stücke durch Druck gelitten haben und damit zugleich 
auch die Rippen etwas abgeflacht und verbreitert erscheinen. 


1) Sharpe, 1. ce. tab. 27, fig. 12. 
Palaeontographica, N. F. IV. 1. (XXIV). 2 


(10) en 


. ee on % Qu e . 
Vorkommen. Die Art gehört dem cenomanen Pläner an. Ein Stück vom Hügel westlich von Burg- 
dorf bei Börssum und ein Stück vom Mahnenberge bei Salzeitter. 
Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


Turrilites alternans, Schlüt. 
Taf. 38. Fig. 9. 

1875. Turriites alternans, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29. 

Gehäuse thurmförmig, klein, mit wenig gewölbten Umgängen. Aussenseite stärkere und schwächere 
Rippen tragend. Gewöhnlich liegt zwischen zwei kräftigeren Rippen eine schwächere, bisweilen auch zwei. 
Sie beschränken sich auf die oberen ?/; der Aussenseite der Röhre. An der unteren Partie, dem folgenden 
Umgange genähert, bemerkt man ausserdem (auf dem letzten Umgange) zwei Kiele, von denen der obere 
vielleicht etwas wellig ist. — Loben unbekannt. 

Bemerk. Durch die eigenthümliche Berippung leicht von allen Arten unterscheidbar. Von Turrilites 
Moutomianus d’Orb. durch eine nicht gewölbte Aussenseite desselben, durch das Anschwellen der stärkeren 
Rippen und das Fehlen der Kiele verschieden. 

Ob der mir unbekannte Turrilites alternatus, Toumey !) Beziehungen zu unserer Art biete, muss 
dahin gestellt bleiben. ' 

Vorkommen. Das einzige bis jetzt bekannte Exemplar wurde vom Herrn Ober-Salinen-Inspector 
Schlönbach im cenomanen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter aufgefunden. 


Turrilites Essenensis, Gein. 
Taf. 37. Fig. 35. 


1849—50. Turrilites Essensis, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 6, fig. 1. 2. 


1849—50. Hamites ” Geinitz, ibid. pag. 122. 

1852. Turrüites Essensis, Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephal. pag. 355. 

1859. » tuberculatus, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. tom. XI, pag. 35, z. Th. 
1862. ” Essensis, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 153. 

1875. 2 Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29. 


Ein durch gleichmässige Ausbildung sämmtlicher Höcker und durch ihre Gruppirung in schräge 
Reihen von Turrilites tubereulatus verschiedener Turrilit wurde von Geinitz als Turrihtes Essenensis abgebildet. 
Zwei übereinstimmende Stücke liegen vor aus der an Brauneisensteinkörnern reichen Tourtia von Essen. 

Wenn Geinitz auf der Aussenseite der Umgänge vier Knotenreihen zählt, so ist dies, wie seine Ab- 
bildung lehrt, ein Irrthum. Seine „erste, unterhalb des Sipho“ gelegene, Reihe ist keine selbständige Höcker- 
reihe, sondern nur ein Abdruck, der die Windung dadurch erhielt, dass sie sich so nahe an den vorigen 
Umgang und dessen untere Höckerreihe anfügte. Abgesehen von dieser unrichtigen Zählung. ist die Ab- 
bildung von Geinitz selbst monströs, da der kleinere Umgang auch die Unterseite zeigt, welche regulär von 
dem folgenden, grösseren Umgange verdeckt wird. 

Die Höcker der drei gleich weit von einander entfernten Reihen sind ziemlich von gleicher Grösse, 
nur die der obersten ein wenig stärker. In jeder Reihe ist die Zahl derselben gleich (19 oder 20), so dass 
je drei Höcker sich zu regelmässigen schrägen Reihen gruppiren. 

Der Sipho liest unverdeckt so weit von der Umgangsnaht entfernt, dass fast der ganze Siphonal- 
lobus sichtbar ist. Der sich anlehnende, bis zur unteren Höckerreihe ausgedehnte Sattel ist durch einen 


1) Proceed. Acad. nat. sc. Philad. 1854, VII, pag. 167 ff. — Jahrb. für Mineral. ete. 1856, pag. 480. 


a (11) 


Sekundärlobus halbirt und jede Hälfte nochmals getheilt. Der Stamm des grossen Laterallobus liegt mehren- 
theils auf der Unterseite; er spaltet sich in zwei, noch mehrfach getheilte Aeste, von denen der eine eben- 
falls der Unterseite, der andere der Aussenseite angehört. Der zweite, kleinere Sattel ist ebenfalls zweitheilig, 
nieht wie Geinitz zeichnet dreitheilig. 

Derartige Stücke lieferte die Tourtia von Essen, des Langenberges bei Westerhausen, unweit Quedlin- 
burg (Sammlung Schlönbach’s), sowie die craie chloritee von Les Vaches noires bei Dives, Dept. Calvados. 
Aus letzterer besitzt das Berliner Museum ein Exemplar, welches Saemann als Turrilites tubereulatus einge- 
sendet hatte. Dieses Stück unterscheidet sich von den Essener Vorkommnissen äusserlich nur dadurch, dass 
die Zahl der Höcker etwas beträchtlicher ist. Vielleicht sind auch Unterschiede in der Lobenlinie vorhan- 
den, allein dieselbe ist nicht hinreichend deutlich, um Gewissheit zu geben. !) 

Durch v. Strombeck wurde Turrilites Essenensis nicht anerkannt und zum Turrilites tuberculatus ge- 
zogen. Beim ersteren liegt die obere Knotenreihe an einer deutlichen Kante, bei letzterem verwischt sich 
dieselbe vielleicht in Folge der mehreren Entwicklung der grossen Höcker. Der zweite hauptsächliche 
Unterschied zwischen typischen Stücken beider Formen liegt darin, dass dem ersteren drei, dem letzteren 
vier Knotenreihen eigenthümlich sind, von denen die der oberen Reihe stark entwickelt, aber wenig zahl- 
reich, die der drei unteren Reihen sehr viel klemer und viel zahlreicher sind. 

Vorkommen. Turrilites Essenensis hat sich bis jetzt nur in der unteren Abtheilung des Essener Grünsandes, 
in der Tourtia gezeigt; sowohl bei Essen selbst, wie am Langenberge bei Westerhausen, unweit Quedlinburg 

Exemplare in den Museen zu Bonn, Dresden und Berlin. 


Turrilites eenomanensis, Schlüt. 
Taf. 37. Fig. 6—8. 
1875. Turrilites cenomanensis, Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29. 


Die Art steht dnrch die ganze Gestalt und besonders durch die Anordnung der Höcker in schrägen Reihen 
dem Turrilites Essenensis sehr nahe, doch sind nicht drei, sondern vier Höckerreihen vorhanden, von denen die 
beiden unteren sich gewöhnlich etwas zusammendrängen. Durch die Zahl dieser Reihen nähert sich die Art dem 
Turrilites tubereulatus, bei dem aber die Gruppirung und Grösse der Höcker eine verschiedene ist. Nur wenn er- 
wiesen wäre, dass die Abbildung der letztgenannten Art bei d’Orbigny (tab. 144) einem Naturexemplare entnom- 
men, nicht aber, wie zu vermuthen steht, aus verschiedenen Stücken combinirt ist, so könnte die Zugehörigkeit 
angenommen werden. Die d’Orbigny’sche Abbildung zeigt nämlich auf den früheren Umgängen, abweichend von 
späteren, eine verschiedene Anordnung der Höcker. Bei Besprechung des Zurrilites tuberculatus ist erwähnt, 
dass d’Orbigny im zugehörigen Texte nichts von diesem auffälligen Wechsel der Ornamentik sage, und 
überhaupt eines. solchen Falles in der gesammten einschlägigen Literatur bisher noch nicht gedacht worden, 
Sharpe sogar ausdrücklich bemerke, dass ihm derselbe fremd sei. So wird also der Beweis dafür noch ab- 
zuwarten sein und können bis dahin unsere Stücke nicht mit Turrilites tubereulatus vereint werden. 

Näher als dem Turrilites tubereulatus stehen ihrem Gesammthabitus nach unsere Gehäuse dem Turri- 
lites Bergeri Brong.?) Bei (diesem stehen aber die vier Höckerreihen gleichweit von einander entfernt, sind 
gern durch undeutliche Rippen verbunden und die der oberen Reihe häufig zur Umgangsnaht hin ausgezogen. 


1) Der typische Turrilites tubereulatus scheint in Frankreich nicht häufig zu sein, da auch Pictet (Sainte-Croix, tom. II, 
pag. 147) erwähnt, das einzige von Saemann unter diesem Namen überschickte Exemplar gehöre nicht dieser Art an, sondern zu 
Turrilites Bergeri. 

2) Siehe namentlich die Abbildungen bei Pictet, Sainte-Croix, II, tab. 58. 


(12) 2 


Prüft man die Lobenlinie des Turrilites Bergeri (Pictet ]. c.), so ergibt sich, dass der typische Bau 
derselben übereinstimmt mit demjenigen der in Rede stehenden Gehäuse sowohl, wie mit Turrilites tuber- 
culatus, dass aber in den Einzelheiten Abweichungen statt haben. Es lehrt die Abbildung bei Pictet z. B., 
dass der Sipho sich etwas mehr der Umgangsnaht nähere und damit zugleich die dieser zugekehrten Aeste 
des Siphonallobus nicht sichtbar sind, sondern vom vorigen Umgange verdeckt werden, sowie, dass der 
grosse Laterallobus fast ganz, d. h. mit Ausnahme der nach unten gekehrten Aeste, der Aussenseite an- 
gehöre. 

Es werden also die vorliegenden Gehäuse auch nicht als zum Turrilites Bergeri angehörig anzu- 
sprechen sein. 

Vorkommen. Die Art ist neben Turrilites Scheuchzerianus der häufigst vorkommende Turrilit der 
deutschen Kreide. Bis jetzt hat er sich nur im mittleren und oberen Cenoman, im Varians- und Rotoma- 
gensis-Pläner gezeigt, und zwar in Westfalen bei Oeding, Kohlstädt — Extersteine, Lichtenau etc. und im 
subhereynischen Pläner bei Langelsheim, Salzgitter, Neu-Wallinoden etc. 

Ausserdem auch in England, wie das Fragment bei Sharpe tab. 25, fig. 3 ergibt. 


Exemplare in den meisten norddeutschen Sammlungen. 


Turrilites tubereulatus, Bosc. Sow. 
Taf. 37. Fig. 1, 2. Taf. 44. Fig. 11. 


1801. Turriüites tuberculatus, Bosc, in Buffon de Deterville, Vers, t. 5, pag. 189, tab. 42, fig. 8. 


1814. „ 35 Sowerby, Min. Conchol. tab. 74, II. pag. 169. 

1822. er “ Mantell, Geol. of Sussex, tab. 24, fig. 7, (non! fig. 6). 

1840. en 5 d’Orbigny, Pal. frang. Terr. cret. I, pag. 593, tab. 144, fig. 1. 2. 

1841, ” > Ad. Römer, Verst. nordd. Kreidegeb. pag. 91. (z. Theil). 

1847. 33 2 Quenstedt, Petrefactenkunde Deutschlands, tom. I, pag. 301. 

1847. en > Pictet et Roux, Moll. foss. des Gres verts, pag. 150, tab. 15, fig. 10. 
1852. es Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalop. p. 353. 

1856. ” ” Sharpe, Moll. of the Chalk Ceph. pag. 61, tab. 25, fig. 1—4, tab. 26, fig. 15, 16: 
1857. si; an v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. tom. 9, pag. 415, z. Theil. 
1862. s ss Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 146. 

1866. ER ” Stoliezka, Cretaceous Cephalopoda of Southern India, pag. 186. 

1875. = er Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 29. 


Fasst man die beiden ältesten englischen, allgemein als zutreffend anerkannten Darstellungen unserer 
Art in’s Auge, wie sie von Sowerby und Mantell gegeben wurden !), so characterisirt sich die Art durch ein 
grosses Gehäuse, dessen Umgänge ziemlich genau in der Mitte der gewölbten Aussenseite dicke entfernt 
stehende Höcker tragen, ausserdem aber noch drei Reihen viel kleinerer und viel gedrängter stehende Höcker 
führen, von denen die zweite gleich weit von der ersten und dritten entfernt ist, und welche alle drei sich 
an der Unterseite der Windung, dem folgenden Umgange genähert, zusammendrängen. Von der untersten 
Reihe aus strahlen Rippen auf die Unterseite. — Gehäuse von dieser Beschaffenheit sind in Deutschland 
nicht häufig, doch liegen neun Exemplare von 15 Millimeter bis 100 Mm. Durchmesser vor. 


1) Die beiden noch älteren Bilder von Montfort (Journ. de Phys. 1799, pl. 1, fig. 2, pag. 143) und Bose, 1. c. sind mir nicht 
zugänglich, doch dürfte daraus kaum ein Nachtheil zu befürchten sein, da nach übereinstimmendem Urtheil von d’Orbigny (l. c. pag. 595) 
und Pictet (Sainte-Croix II, pag. 146) jene Darstellungen nicht allein ungenügend, sondern auch fehlerhaft sind, und deshalb Sowerby 
als eigentlicher Urheber der Art zu betrachten ist. 


33 (13) 


Durch d’Orbigny wurde ein Turrilites Gravesianus ‚abgeschieden, welcher sich äusserlich durch eine 
niedrigere Kegelform, und durch eine geringere Zahl der dieken Höcker in der oberen Reihe unterscheiden 
soll, indem dem letzteren 10 bis 12, dem echten Turriites tuberculatus aber 20 grosse Tuberkeln auf einem 
Umgange zugeschrieben werden. 


Es liegen nun kleine Gehäuse (Taf. 57, Fig. 2) von circa 20 Millimeter Durchmesser vor, welche 
nur 12 grosse Höcker auf einer Windung tragen und also die Meinung veranlassen könnten, dass erst im 
späteren Alter die normale Zahl 20 erreicht würde, allein dem ist nicht so, denn auch grössere von mir ge- 
sammelte Stücke von 70—80 Millimeter Durchmesser zeigen nur 13 oder 14 dicke Höcker. Da einige 
dieser vorliegenden grösseren Gehäuse weniger schlank sind, so würde man in diesen nach dem äusseren 
Habitus Turrilites Gravesianus') vermuthen müssen, wenn dem nicht auf das allerbestimmteste die Bildung 
der Lobenlinie widerspräche, welche nach der übereinstimmenden Darstellung von d’Orbigny und Sharpe 
eine durchaus eigenthümliche und abweichende ist2). Es folgt also, dass Turrilites tuberculatus in den äusseren 
Verhältnissen grössere Schwankungen zeigt, als nach den genannten Darstellern anzunehmen war, dass ferner 
auf Grund lediglich dieser Verhältnisse eine Unterscheidung des Turrilites tuberculatus und Turrilites Grave- 
rianus nicht vorgenommen werden kann, dass diese aber in schlagender Weise möglich ist, wenn die Loben- 
linie beobachtet werden kann. 


Abweichend von den englischen Abbildungen und den vorliegenden deutschen Exemplaren zeichnen 
d’Orbigny und Pictet die Höcker der oberen Reihe nicht wesentlich stärker, als die der vorhergehenden 
Reihen, und zugleich sind sie bei diesen Autoren nicht rund, sondern spitz. Dass jedoch auch in Deutsch- 
land Stücke mit spitzen Höckern vorkommen, deutet eine Notiz von Giebel?) an, welche sagt: „Die Höcker 
tragen, wenn die Schale erhalten ist, sehr lange Stacheln, die grossen haben auf einem Exemplare in Ewald’s 
Sammlung fast zolllange Stacheln.“ Mir sind Exemplare mit erhaltener Schale niemals vorgekommen. 


Die angezogene Figur d’Orbigny’s nöthigt noch zu einer weiteren Bemerkung. In derselben zeigen 
nur die drei letzten Umgänge, in der der früheren Windung nächsten Reihe, entfernt stehende Höcker, 
während bei sämmtlichen früheren Umgängen die Zahl der Höcker in allen vier Reihen die gleiche ist. Ich 
muss mit Sharpe das gleiche Bekenntniss abgeben, dass mir ein Gehäuse mit derartig wechselnder Orna- 
mentik nicht zu Gesicht gekommen ist, und dass sich deshalb die Vermuthung aufdrängt, entweder sei die 
d’Orbigny’sche Figur aus zwei Stücken zusammengesetzt, oder der Zeichner derselben habe ein Versehen 
begangen. Da wir im zugehörigen Texte nichts über eine solche auffallende Veränderung erfahren, so dürfte 
letzteres wohl das richtigere sein. 0 


Die Iiobenlinie zeigt keins der vorliegenden Exemplare vollständig, und muss deshalb auf die Ab- 
bildung bei Sharpe verwiesen werden. 


Die Gehäuse sollen eine Grösse von zwei Fuss erreichen. 


Vorkommen. Die Art ist beschränkt auf Cenoman. Typische Exemplare liegen vor aus der oberen 


1) Giebel, Jahresbericht naturw. Verein. Halle, 1851, pag. 249, und Cephalopoden, pag. 356 (die daselbst angezogene Ab- 
bildung, Taf. 4, Fig. 2, existirt nicht und wird nur in der nicht zur Ausführung gediehenen Absicht des Verfassers gelegen haben) be- 
schreibt noch einen, dem Zurr. Gravesianus nahestehenden Turr. conoideus von der Steinholzmühle bei Quedlinburg. Da die Beschrei- 
bung ohne Abbildung keine hinreichende Vorstellung gibt und das Original bei meinem Besuche in Halle, im Frühjahr 1873, von 
Prof. Giebel nicht wieder aufgefunden werden konnte, so ist es unthunlich, diese Art mit in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. 

2) Siehe tab. 44, fig. 10. 

3) Giebel, Cephalopoden, pag. 354. 


(14) — 1 — 


Partie des Grünsandes von Essen !) und aus dem subhereynischen Pläner von Salzgitter, Neu-Wallmoden 
und Langelsheim. Nach Ad. Römer auch bei Alfeld. Weiter im östlichen Deutschland ist die Art nicht 
bekannt. 

Ausserhalb Deutschland in der Schweiz, Frankreich, England und nach Stoliczka in Ostindien. 

Die besprochenen Stücke in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salz- 
gitter, sowie in meiner Sammlung. 


Turrilites Mantelli, Shrp. 
Taf. 37, Fig. 9. Taf. 38, Fig. 11. 12. 


1854. Turrilites Mantelli, Sharpe, Pal. soc. Moll. of the Chalk, Cephalopoda, pag. 63, tab. 25, fig. 5, 6. 

1862. e ss Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 155. 

1875. » in Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30. 

Sharpe glaubte einen Turriliten, welcher in der Gruppirung der Höcker mit Turrilites tuberculatus 
übereinstimmt, von diesem aber durch grössere Zahl und zugleich geringere Grösse der Höcker abweicht, 
von jenem als Turrihtes Mantelli, der aus dem Gray Chalk von Lewes stammt, abzweigen zu müssen. 

Auch aus dem deutschen Cenoman liegen dergleichen Stücke vor. Man zählt an einem solchen 
Gehäuse nicht wie bei dem typischen Turrilites tuberculatus 12 bis 14, sondern 26 Höcker in der oberen 
Reihe einer Windung. Auch die Lage des Sipho weicht ab, indem derselbe ähnlich wie beim Turrilites 
Bergeri sich dicht an die Umgangsnaht hinandrängt. Ebenso scheint die Lobenlinie mehr zerschnitten zu sein, 
als bei der älteren Art. Wäre dieses Verhalten als constant nachweisbar, so würde die Abtrennung mehr 
begründet sein. 

Turrilites Mantelli bildet mit den vorher besprochenen Turriliten eine so eng verbundene Gruppe, 
dass sich möglicher Weise bei grösserem und besserem Material die specifische Zusammengehörigkeit dieser 
Formen, welche hier noch auseinander gehalten werden mussten, ergeben könnte. 


Vorkommen. Es liegen Stücke vor aus der Tourtia von Essen und dem cenomanen Pläner des 
Flöteberges bei Liebenburg, letztere durch ©. S. I. Schlönbach gesammelt. 


Turrilites Morrisii, Sharpe. 
Taf. 37, Fig. 10. Taf. 38, Fig. 10. 

1856. Turrilites Morrisi, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 65, tab. 26, fig. 4—7. 

1862. » ss Pictet, Sainte-Croix, tom. II; pag. 155. 

1875. „> ER Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30. 

Es liegt nur ein ziemlich gut erhaltenes Windungsfragment vor, welches wohl mit der Darstellung 
von Sharpe übereinstimmt. Die Aussenseite (der nach Sharpe zahlreichen Umgänge des schlanken Gehäuses) 
ist flach und mit 2 oder drei Reihen nicht starker Tuberkeln verziert. Die obere Reihe, welche sich fast 
auf der Seitenmitte befindet, enthält 8 bis 12 Höcker, welche etwa um die doppelte Eigenbreite von ein- 
ander entfernt stehen. Die untere Reihe, welche nahe der Sutur liegt, besteht eigentlich aus zwei Reihen 


1) Da die Angabe von Ferd. Römer (Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. tom. VI, pag. 142), die Art finde sich auch bei Bil- 
merich in Westialen, mehrfach erwähnt ist, so mag besonders erwähnt werden, dass nach Ansicht des dieser Angabe zu Grunde liegen- 
den Exemplares, dasselbe einen typischen Turrilites acutus, Passy darstellt, den ich Tafel 38, Figur 15, 16 abgebildet habe. 


= ss (15) 


gedrängt stehender Knoten, deren je zwei zu einer Art kurzer Längsrippe verbunden sind, die als solche 
auch auf die Unterseite fortsetzt. 

Die Lobenlinie ist dünnästig und ziemlich stark zerschnitten. Der Sipho nicht verdeckt, auf der Aussen- 
seite gelegen und der oberen Sutur sehr genähret. Der grosse obere Laterallobus sendet von seinem breiten 
Mittelstücke aus zwei dünne dichotome vielzackige Aeste auf die Aussenseite — der dritte Hauptast Tiegt 
auf der Unterseite. Diese Aeste ragen weit über die Spitzen des Siphonallobus hinaus. Der grosse erste 
Sattel ist durch einen grösseren und einen kleineren schräg eindringenden Sekundärlobus getheilt und ausser- 
dem noch mehrfach eingeschnitten. Der Siphonallobus endet mit Gabelästen, unter welchen seitlich noch 
ein ungetheilter Ast. 

Geologische Verbreitung. Das beschriebene Fragment stammt aus einem Grünsande der Zeche West- 
falia bei Dortmund, welcher wahrscheinlich den Schichten mit Ammonites varians entspricht. 

Vielleicht gehören auch einige schlecht erhaltene Stücke aus dem Varians-Pläner von Salzgitter hierher. 


Turrilites Saxonicus, Schlüt. 
Taf. 35. Fig. 10. 


1840. Turrilites undulatus, Geinitz, Charakterist. pag. 42, tab. 13, fig. 1. (Das Citat fig. 2a, b. ist irrthümlich.) non! fig. 3. 


1841. » polyplocus, Ad. Römer, Verst. nordd. Kr. pag. 92, tab. 14, fig. 1 (non! fig. 2). 

1843. “ > Geinitz, Characterist. pag. 67, tab. 13, fig. 1. (non! Turrilites polyp. var. Geinitz, Kieslings. 
pag. 8, tab. V, fig. 4.) 

1845. 5 m Reuss, Verstein. Böhm. Kr. I, pag. 24. 

1846. N > Geinitz, Versteinerungskunde, tab. 12, fig. 3. 

1849. Hamites » Geinitz, Quadersandst. pag. 120, Nr. 22. z. Theil. (Die Fundpunkte Ahlten, Lemförde, Dülmen 


sind zu streichen; ebenso der unter die Synonyma gesetzte Turr. Senequierianus, d’Orb. Siehe 
auch Kiesl. pag. 8.) 

1862. Heteroceras _, Pictet, Seinte-Croix II, pag. 158, zum Theil. 

1870. Helieoceras 53 Ferd. Römer, Geol. Oberschlesien, pag. 321, tab. 36, fig. 1. 

1872. Turrilites Geinitzi, Schlüter, diese Schrift, pag. 113. 

1874. ° polyplocus, Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195, tab. 36, fig. 1. 2. 

1875. » Sazonteus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag: 30. 


Wegen der ähnlichen Berippung ist diese Art meist mit Heteroceras polyplocum verwechselt worden, 


aber er ist ein wirklicher Turrilit. Ich habe niemals Exemplare — es liegen rechts und links gewundene 
vor — mit freien Windungen gesehen '). Die Art bleibt durchweg viel kleiner als Heteroceras polyplocum, 


und es ist niemals gesehen, dass die mannichfachen individuellen Verschiedenheiten, welche für jene Art 
charakteristisch sind, wie die bald schlankere Thurmgestalt, bald niedrigere Kegelform, die Bildung von 
Höckerreihen, die hakenförmige Endigung der Wohnkammer und die Kaputze der Mündung etc. sich an 
Turrilites Saxonicus wieder finden. 

Hinzu kommt, dass Turrilites Saxonicus dem mittleren Pläner, Heteroceras polyplocum der obersten 
Mukronaten-Kreide eigenthümlich, in allen Zwischenschichten aber nichts Aehnliches bekannt ist. — Sind 
beide genannten Arten auch wohl zu unterscheiden, so reicht mein Material doch nicht hin, um das Ver- 
hältniss unserer Art zu dem kleinen Turrilites Senequierianus?) aus dem Gault darzuthun. 


1) Es liegen 18 Exemplare vor, welche ein oder zwei Umgänge zeigen. Die Umgänge liegen so nahe zusammen, dass der 
folgende Umgang immer die Eindrücke des vorhergehenden zeigt. 
2) d’Orbigny, Pal. frang. terr. eret. I. pag. 579, tab. 141, fig. 1. 2. 


(16) aa 


Geinitz warf die Art zuerst mit Mantell’s Turrilites undulatus'!) zusammen, Ad. Römer mit seinem 
Turrilites polyplocus, worin ihm Geinitz bald folgte 2). Geinitz bildete dann auch als Varietät ein Helieoceren- 
ähnliches Gehäuse ab), aus dem d’Orbigny seinen Helicoceras polyplocus machte. 

Den Turrilites undulatus, Gein. benannte d’Orbigny 5) Turrilites Geinitzü. Da d’Orbigny die richtige 
Seitenzahl, pag. 42 der Character. bei Geinitz eitirt, so habe ich pag. 113 dieser Schrift die d’Orbigny’sche 
Bezeichnung adoptirt. Geinitz selbst bemerkt nun ®), dass d’Orbigny sich hier nur auf die Figur 3, nicht aber 
auf Fig. 1 der Taf. 13 in der Characterist. berufe. Dieser angezogenen Figur war von Geinitz zweimal 
die Bezeichnung TZurrilites undulatus, dann zweimal die Bezeichnung Hamites armatus, Sow.') beigelegt worden. 
Nachdem sie von Pictet®) für indechiffrable erklärt ist, bemerkt jetzt auch Geinitz °), dass das ihr zu Grunde 
liegende Exemplar nicht zu entziffern sei und deshalb die Bezeichnung Turrilites Geinitzi eingezogen werden 
müsse. Ich bezeichnete deshalb dann den Turrilites undulatus, Geinitz, Charact. pag. 195, z. Th. tab. 13, 
fis. 1 und Turrilites polyplocus, Geinitz, Elbthal, II, pag. 195, tab. 56, fig. 1 und 2 als Turrilites Saxonicus, 
da er am längsten aus Sachsen bekannt ist. Der unter Fig. 3 aus der Charact. nochmals abgebildete Körper 
gehört nicht hierher. 

Pictet !0) vermengte unter Heteroceras polyplocus, d’Orb. den Turrilites polyplocus, Röm. und Turrilites 
undulatus, Gein. und gab unrichtig als Fundort an den Pläner Sachsens und Schlesiens. 

Weshalb Ferd. Römer in der Geologie von Oberschlesien unsere Art zum Geschlechte Helicoceras 
bringt, darüber gibt der Text keinen Aufschluss. 

Vorkommen. Die Art ist bis jetzt nur im Scaphiten-Pläner bekannt. Ich sammelte sie bei Oppeln 
in Schlesien, bei Salzgitter und am Teutoburger Walde bei Oerlinghausen. Ausserdem bei Strehlen, südlich 
von Dresden, und wahrscheinlich bei Hundorf in Böhmen. 


Turrilites tridens, Schlüt. 
Maps sbr Ries Is Taf 36, nie 


1875. Turriites tridens, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 30. 


Das etwa 60 Millimeter hohe thurmförmige (etwas verdrückte) Gehäuse, dessen Spitze abgebrochen 
ist, zeigt noch vier linksgewundene Umgänge, von ursprünglich wahrscheinlich quadratischem oder sub- 
quadratischem Umriss, welche einen ziemlich weiten Nabel bilden. Die Aussenseite der Umgänge ist mit 
mehreren Reihen spitzer Knoten oder Dornen verziert, in jeder 16 bis 15 auf einer Windung. Die obere 
Reihe steht oberhalb der Seitenmitte. Die zweite und dritte sehr nahe zusammengerückte — nur auf dem 
letzten Umgange vollkommen deutlich sichtbare — Reihe an der Kante der Aussenseite und Unterfläche. 
Die Knoten dieser drei Reihen sind durch undeutliche Längsrippen verbunden, welche ‘auf der Unterseite, 


1) Geinitz, Characterist. p. 42, tab. 13, fig. 1, fig. 3. 

2) Geinitz, ibid. pag. 67. tab. 13, fig. 1, non! fig. 3. 

3) Geinitz. Kieslingsw. tab. V, fig. 4, und nochmals verschönt in seinem Elbthalgebirge, tab. 36, fig. 3. 
“), d’Orbigny, Prodr. II, pag. 216, Nr. 100. 

5) d’Orbigny, ibid. Nr. 97. 

6) Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195. 

7) Geinitz, Characterist. neue Ausgabe pag. XVI und Quader pag. 122. 

8) Pictet, Sainte-Croix, II, pag. 156. 

9) Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195. 

10) Pictet, Sainte-Croix II, pag. 158. 


a al) 


die an Breite der Aussenseite gleich kommt, etwas deutlicher hervortreten und an der Nabelkante ein kleines 
undeutliches Knötchen aufwerfen. Zwischen je zwei Höckern und Rippen bemerkt man zwei undeutliche 
vertikale Wellen. 

Bemerk. Die Art steht dem Turrihites Brazoensis, Ferd. Röm.!) nahe. Aber bei letzterem, dessen 
Original mir vorliegt, ist die Röhre zwei- bis dreimal höher, als breit. Die Zahl der Knoten in jeder Reihe 
ist grösser, ausserdem noch eine Reihe an der oberen Kante vorhanden und die unterste zusammengedrängte 
vierte Reihe liegt an der Nabelkante, und zwischen dieser und der dritten Reihe ist keine Spur von Rippen. 
Dabei kann von einer Unterfläche kaum die Rede sein, indem eigentlich Aussenseite und Nabelfläche in eine 
Kante zusammenstossen. 

Vorkommen. Ich fand bislang nur ein Exemplar im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen. 


Turrilites plieatus, d’Orb. 
Taf. 36. Fig. 6. 7. 


1840. Turrilites plicatus, d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. I, pag. 592, tab. 143, fig. 7, 8. 


1875. ss Mm Schlüter, Sitzungsberichte der niederrh. Ges. in Bonn, pag. 31. 
Das kleine schlanke Gehäuse — bei dem kleineren der vorliegenden Stücke kommen 7 Windungen 
auf 35 Millimeter Länge — trägt auf seinen convexen, durch tiefe Suturen getrennten Umgängen zahlreiche 


feine Rippen, deren jede mit drei kleinen Höckern geziert ist. 

Mündung und Nähte der Kammerwände nicht erhalten. 

Bemerk. Die Zweifel, welche sich bei der ersten Besprechung der Art?) namentlich deshalb erhoben, 
weil d’Orbigny bei Aufstellung derselben nur ein fragmentäres Exemplar vorlag, haben sich wider Erwarten 
rasch gelöset. Es liegen gegenwärtig zwei unvollständige Stücke von 4 und 7 Windungen und ein Abdruck 
vor, welche keinerlei Unterschiede von der d’Orbigny’schen Abbildung darthun. Damals erschien es nicht 
unmöglich, dass der französische Turrilit als Heteroceras Reussianum anzusprechen sei; eine Anschauung, 
welche durch die inzwischen gemachten Funde hinweggeräumt ist. 

Nahe steht die d’Orbigny’sche Art dem Turrilites Escherianus, Pictet3), welcher indess nur zwei 
Knotenreihen auf den Rippen zeigt. Auffallender Weise zieht Pictet bei Aufstellung der Art den T’urrihtes 
plicatus nicht zum Vergleich heran. 

Vorkommen. Ich fand den Turrilites plicatus im Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Men- 
gede, unweit Dortmund. 

Originale in meiner Sammlung. 


Turrilites varians, Schlüt. 
Taf. 35, Fig. 11—13. Taf. 36, Fig. 2—5. 
1875. Turrilites varians, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 31. 


Das Gehäuse scheint niedrig kegelförmig, dessen Röhre gerundet zu sein. Da auch die besten Stücke 
durch Druck gelitten haben, so ist letzteres nicht mit völliger Sicherheit anzugeben. Der Nabel ist weit. 


1) Ferd. Römer, Kreidebildungen von Texas, pag. 37, tab. 3, fig. 2. 
2) Diese Schrift pag. 111. 
3) Pictet et Roux, Descript. des Mollusques foss. qui se trouvent dans les gres verts des environs de Geneve, pag. 154, 
tab. 15, fig. 11. 
Palaeontographica, N. F. IV. 1. (XXIV). 3 


(13) —-— 1383 — 


Die Ornamentik der Oberfläche in der Jugend und im Alter verschieden. Die früheren Umgänge tragen 

zahlreiche markirte Rippen, welche mit Intervallen von 3—4 Rippen an der Aussenseite zwei Höcker oder 

Dornen aufwerfen. Eine dritte Höckerreihe findet sich an der Unterseite und wird von dem folgenden Um- 

gange verdeckt. Der letzte Umgang, vermuthlich die Wohnkammer darstellend, zeigt von jenen Rippen und 

Höckern nichts mehr, statt derselben finden sich entfernt stehende, starke, leistenartig vortretende Rippen. 
Loben unbekannt. 


Bemerk. Die Ornamentik des Gehäuses ist eine so eigenthümliche und characteristische, dass die 
Art mit keiner anderen verglichen oder verwechselt werden kann. Doch wäre es vielleicht möglich, dass in 
Turrilites binodosus, v. Hauer !), von dem nur ein stark verdrücktes Exemplar bekannt ist, der Jugendzu- 
stand unserer Art vorliege. Gegen diese Annahme spricht, dass bei der Gosau-Art die Höcker sich auf 
stärker vortretenden Rippen erheben, dass zwischen zwei Höckerpaaren eine geringere Zahl von Rippen sich 
zwischenschiebt, sowie dass eine dritte an der Unterseite gelegene Höckerreihe an dieser Art nicht gekannt ist. 


Vorkommen. Die Art hat sich bisher nur im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen, gezeigt. 


Originale in meiner Sammlung. Ein Exemplar im Museum des naturhistorischen Vereins der preus- 
sischen Rheinlande und Westfalens in Bonn. 


Turrilites undosus, Schlüt. 
Taf. 36. Fig. 8-10. 


1875. Turrilites undosus, Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Ges. in Bonn, pag. 31. 


Das Gehäuse wird aus eng aneinanderliegenden Umgängen gebildet, welche einen weiten Nabel um- 
schliessen. Der Querschnitt der Röhre ist rechteckig, etwa doppelt so hoch wie breit. Die Aussenseite 
trägt entfernt stehende Rippen, zwischen denen sich je zwei undeutliche Wellen zwischenlegen, welche auf 
die Unterseite fortsetzen und sich in die Oberseite der folgenden Windung eindrücken. 

Der kleine zweiästige Siphonallobus liegt ganz auf der Aussenseite. Der kurze breite Stamm des 
grossen Laterallobus liegt auf der Kante zwischen Aussen- und Unterseite. Er ist zweitheilig und sendet 
den einen Hauptast mit seinen Verzweigungen auf die Aussenseite, den anderen auf die Unterseite. Der 
zwischen den beiden Loben liegende Sattel ist durch mehrere kleine Sekundärloben eingeschnitten. 


Bemerk. Obwol nur ein Bruchstück vorliegt, so lässt sich dasselbe dennoch in befriedigender Weise 
nach seinen Beziehungen feststellen. Eine Verwandtschaft zeigt nur Turrilites Scheuchzerianus in der ge- 
ringen Wölbung der Aussenseite und besonders in der Bildung der Rippen. Folgende Umstände unter- 
scheiden ihn aber auf das Bestimmteste. Der Nabel des letzteren ist erheblich enger; die Unter- und Aussen- 
seite fast von gleicher Ausdehnung; die Aussenseite weniger flach; die Rippen weniger schräg geneigt; es 
fehlen die Zwischenwellen; die Rippen setzen nicht auf die Unterseite fort, so dass diese glatt ist; der Sipho 
liest auf der Oberseite und wird von der vorigen Windung verdeckt; der grosse Laterallobus ist nicht 
zweitheilig, sondern dreitheilig. 


Vorkommen. Ich fand das einzige Exemplar im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen. 


Original in meiner Sammlung. 


1!) F. v. Hauer, Neue Cephalopoden aus den Gosaugebilden der Alpen. Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wissenschaften. 
Wien 1866, tab. 1, fig. 6. 


le (19) 


Gattung Homaloceras Hübsch. 1768. 


Syn. Baculites, Lamarck. 1801. 


Bereits 33 Jahre früher bevor Lamarck auf die von Faujas St. Fond gegebene Abbildung die Gat- 
tung Baculites gründete, hatte Hübsch die Natur dieser von ihm selbst in der Nähe von Aachen gefundenen 
Körper erkannt und selbe benannt. Er sagt von ihnen: 

„Dieser Meerröhrenstein ist kegelförmig, aber auf beiden entgegengesetzten Seiten etwas flach und 
platt, also dass er einen Kegel vorstellt, der in seiner Peripherie eine ovalförmige Gestalt hat.... Dieser 
Meerröhrenstein nimmt wie die Orthoceratiten von der Spitze allmählig zu und wird unten je breiter. Er be- 
steht aus vielen steinernen Wirbelbeinen (‚Spondylolithis, Vertebris lapideis). Jeder Spondylith machet eine 
Kammer aus, gleichwie die steinernen Schüsselchen, bei denen Örthoceratiten die Fächer vorstellen .... 
Ich fand, dass dieser Körper mit denen Orthoceratiten wegen seiner ungewundenen kegelförmigen Gestalt 
und mit denen Ammoniten wegen seine Spondylithen eine nahe Verwandtschaft hätte.... Es kann also 
gegenwärtiger Meerröhrenstein nach der Aehnlichkeit, die er mit einem flachen Horn hat, Homaloceratit 
(Homaloceratites) benamset werden. Nach dieser Aehnlichkeit der inneren Structur, welche gemeldete Tubu- 
liten mit denen Cochliten haben, kann der Orthoceratit auch ein gerader Schiffschneckenstein (Nautilus 
rectus) und der Homaloceratit ein gerader Ammonsschneckenstein (Ammonites rectus) genannt werden. Aus 
dieser Betrachtung leuchten uns gar deutlich die ordentlichen Abänderungen und wunderbaren Verwandt- 
schaften in’s Auge, welche der allweiseste Schöpfer denen Meergeschöpfen eingedruckt hat. !)“ 

Sonach müsste, wenn es nicht bedenklich wäre, einen allgemein angenommenen Namen fallen zu 
lassen, unsere Gattung die Bezeichnung: 


Homaloceras, Hübsch. 


führen, um so mehr, da Lamarck a. 1301 in seinem Systeme des animaus sans vetebres, wo Seite 103 die 
Gattung Baculites aufgestellt wird, nichts Näheres beibringt, dagegen ausdrücklich das Vorhandensein eines 
Sipho in Abrede stellt: „Coquslle droite, eylindracde, un peu conique & parois internes articuldes, par des sutures 
sinueuses. (loisons transverses imperfordes, lobdes et decoupdes dams leur contour,“ und auch 1822 in der 
Hist. nat. anim. sans vertr. tom. VII, pag. 647 das „cloisons imperfordes“ wiederholt, obwohl der Sipho in- 
zwischen am Baculites anceps beobachtet war. 


Baculites baculoides, Mnt. 
Taf. 39, Fig. 14. 15. Taf. 40, Fig. 1. 
1822. Hamites baculoides, Mantell, Geology of Sussex, pag. 123, tab. 23, fig. 6, 7. 


1828. Baculites obliquatus, Sowerby, Min. Conch. tom. VI, pag. 186, tab. 592, fig. 2, 32). 
1840. en baculoides, d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. I, pag. 562, tab. 138, fig. 6, 11. 


1) Neue in der Naturgeschichte des Nieder-Deutschlandes gemachte Entdeckungen einiger seltenen und wenig bekannten ver- 
steinerten Schaalthiere, zur Ergänzung des Thierreichs beschrieben von J. W. ©. A. Freiherrn von Hübsch. Frankfurt und Leipzig 
1768, pag. 110—123. 

2) Nicht Fig. 3—7, wie Geinitz eitirt. 


(20) 10 > 


?1841. Baculites obliquatus Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95. 


1852. ch 2 Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 281. 

1857. r = v. Strombeck, Neues Jahrb. für Mineral. ete. pag. 785. 

1861. » baculoides, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 111. 

1872. 5 r Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide pag. 49, tab. 13, fig. 27, 28, 31. 
1874. subbaculoides, Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 196; I, pag. 281, tab. 63, fig. 1. 


Von zahlreichen Fundpunkten des französischen Cenoman lehrte d’Orbigny einen Bakuliten kennen, 
den Mantell bereits als Hamites baculoides aus dem Grey Chalk Marl von Sussex abgebildet hatte !), dessen 
Gehäuse sehr schlank ist, einen regelmässig ovalen Querschnitt zeigt, auf der Aussenseite der Schaale schräg 
gestellte Rippen führt, die sich auf dem Bauche verstärken, dessen Steinkern aber glatt ist und von schiefen 
den Rippen parallelen Furchen in mässig entfernten Abständen eingeschnürt ist. Hiermit übereinstimmende 
Bruchstücke von Steinkernen liegen von mehreren Fundpunkten aus dem unteren deutschen Pläner vor. 
Das eine dieser Exemplare zeigt einen runden Querschnitt, während der der übrigen ein ovaler ist. Die 
Loben, welche d’Orbigny kennen lehrte, sind an keinem Stücke sichtbar. 

Bemerk. Durch Geinitz ist soeben dieser cenomane Bakulit, welcher allgemein unter der Bezeichnung 
Baculites baculoides bekannt ist, Baculites subbaculoides genannt worden, indem der Mantell’sche Name auf 
eine Turone Art bezogen wird. Aehnliche Formen beginnen schon im Neocom — es liegt ein solches ver- 
wandtes Gehäuse aus dem Hilssandsteine des Teutoburger Waldes von Oerlinghausen vor — und reichen 
bis an die Basis des Senon. Die verschiedenen Vorkommnisse sind schwer zu unterscheiden, und nur wo 
die Loben sichtbar sind, ist man vor Irrthümern gesichert. — Vergleiche die Bemerkungen zu Baculites 
Bohemicus. 

Vorkommen. Die Art gehört dem Cenoman (im nördlichen Deutschland bis jetzt mit Ausschluss der 
Tourtia) an. Bruchstücke liegen vor von der Kothwelle bei Salzgitter und vom Kahnstein bei Langelsheim. 
Ad. Römer nennt sie auch von Rethen; Schlönbach und Fritsch von Korycan und Radowesnie in Böhmen 
und Geinitz aus Sachsen. 


Baeulites ef. Bohemicus, Fritsch & Schlönb. 
Taf. 39, Fig. 1—5. 


?1850. Baculites undulatus, d’Orbigny, Prodr. tom. II, pag. 190. 


1872. „ Fanjassi, var. bohemica, Fritsch & Schlönbach, Cephalop. der böhm. Kreide, pag. 49, tab. 13, fig. 23—25, 
fig. 29, 30. 
1874. 5 baculoides, Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 195, tab. 35, fig. 17—21. 


Im oberen Pläner findet man nicht selten Bruchstücke schlecht erhaltener Bakuliten von ovalem 
Querschnitt, welche häufig undeutliche Rippen führen, die auf der Siphonalseite am stärksten sind. Sie 
laufen in schräger Richtung über die Flanken und werden auf dem Rücken undeutlich oder verschwinden 
gänzlich. Manche Stücke zeigen auch in grösseren Intervallen Furchen, welche den Rippen parallel laufen. 
Die Mündung des Gehäuses ist ähnlich wie bei Daculites baculoides löffelförmig ausgezogen. 

Die Lobenlinie zeigt keins der Stücke aus dem Pläner. 

Die vorstehend bezeichneten Gehäuse scheinen übereinzustimmen mit den in Brauneisenstein ver- 
wandelten Steinkernen aus der Gegend von Laun in Böhmen, welche Fritsch beschrieben hat. Es liegt eine 
Mehrzahl von Exemplaren vom südwestlichen Fusse des Rannayer-Berges bei Laun vor. Characteristisch 


1) Ebenso sagt Sowerby von seinem Baculites obliguatus, dem er den Hamites baculoides als synonym beifügt, er sei häufig 
im Grey Chalk Marl von Lewes. 


a 1) 


in der Lobenlinie der grösseren Exemplare dieser Vorkommnisse (vergl. tab. 39, fig. 5) ist, dass, wie auch 
Fritsch und Geinitz !) 1. e. zeichnen, der erste Sattel ungefähr doppelt so breit ist, als der zweite. 


Bemerk. Geinitz vereint in seiner jüngsten Publikation die genannten Vorkommnisse mit Baculites 
baculoides Mnt. (den bereits Sowerby unter die Synonyma seines Baculites obliquatus stellte. Seit d’Orbigny 2) 
hatte man die Bezeichnung für eine nahestehende Form des Oenoman verwendet. Geinitz gibt jetzt an, dass 
letzterer ein weit länger gestrecktes Gehäuse besitze, als die Vorkommnisse des Turon. Es ist dies ein 
Umstand, der sich eben so wenig an den zahlreich vorliegenden Bruchstücken, wie an den englischen Ori- 
ginalabbildungen beobachten lässt. Da auch das Lager der englischen Stücke nicht völlig genau bekannt, 
so ist es nicht leicht, hier ein sicheres Urtheil zu gewinnen. Sicher würde man die englischen Stücke deuten 
können, wenn deren Loben bekannt wären. 

Der Lagerstätte nach ist zu vermuthen, dass Daculites undulatus ebenfalls hierher gehört. Dagegen 
ist Baculites obliguatus bei Hisinger 3) etwas fremdes. 


Vorkommen. Die Hauptlagerstätte der Art ist der Scaphiten-Pläner. So bei Oerlinghausen, Langels- 
heim, Heiningen bei Börssum ete. Vielleicht als grosse Seltenheit schon im Brongniarti-Pläner und ebenso 
im Cuvieri-Pläner. 


Baeulites brevicosta, sp. n. 
Taf. 39. Fig. 9. 10. 

Im Emscher-Mergel liegt ein kleiner Bakulit mit breitem Rücken und schmaler, subacuter Siphonal- 
seite, welcher auf den Flanken in der Nähe des Rückens gekrümmte, halbmondförmige kurze Rippen trägt. 

Die Gehäuse stehen dem Daculites anceps, wie er von d’Orbigny dargestellt wird, nahe. Bedenken 
gegen die Zugehörigkeit erregt, dass es den Anschein hat, unsere Gehäuse seien weniger schlank, mehr 
konisch, ferner der Umstand, dass die Rippen kräftiger und zugleich erheblich kürzer als an dem französischen 
Bakuliten sind, bei dem sie sich fast über die ganze Flanke erstrecken, während sie bei den vorliegenden 
Stücken fast nur !/, derselben einnehmen. 

Die Lobenlinie ist nicht erhalten und gestattet deshalb keinen Vergleich; doch bemerkt man an 
einer Kammerwand, dass die Sättel erheblich breiter, als die Loben sind, und dass die unteren Lateralloben 
fast ganz auf der Antisiphonalseite liegen. 


Vorkommen. Ich sammelte mehrere Stücke im oberen Emscher-Mergel bei Horst in Westfalen. 

Ein kleines Fragment aus der „Quadraten-Kreide“ von Wöltigerode besitzt Herr Ober-Salinen-In- 
spector Schlönbach in Salzgitter. 

Vielleicht ist die Angabe des Herrn v. Strombeck, wenn er sagt?): „es scheint fast, als wenn Da- 
eulites anceps mit Zuschärfung der Siphonalseite?) etwas tiefer in der Quadraten-Kreide liegt, während Ba- 
eulites Faujasi und Baculites Knorri der Mukronaten-Kreide zustehen, auf unsere Vorkommnisse zu beziehen. 


1) Auffallend ist, dass Geinitz in der unter Fig. 21 dargestellten Kammerwand unseres Bakuliten einen centralen Sipho 
zeichnet, wozu der Text keine Erläuterung liefert. 

2) d’Orb. Paleont. frang. Terr. eret. tom. I. pag. 562. 

3) Hisinger, Leth. Suec. pag. 31, tab. 6, fig. 3. 

4) Zeitschrift der deutsch. geolog. Ges. tom. 15, 1863, pag. 140. 

5) Derartige glatte Stücke liegen auch vor vom Salzberge bei Quedlinburg, vom Plattenberge bei Blankenburg und aus dem 
Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. (Siehe Taf. 39, Fig. 8.) Da es den Anschein hat, als ob diese Stücke weniger schlank 
seien, als Baculites anceps, die Lobenlinie aber nicht deutlich ist, so lässt sich über die Zugehörigkeit kein sicheres Urtheil gewinnen. 


(22) a 


Baculites ineurvatus, Duj. 
Taf. 39, Fig. 6, 7. Taf. 40, Fig. 3. 


1835. Baculites incurvatus, Dujardin, Mem. soc. geol. pag. 232, tab. 17, fig. 13. 


1840. s eh d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. I, pag. 564, tab. 139, fig. 8—10. 

1841. Br er Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95. 

1843. es en Geinitz, Verstein. von Kieslingswalda, pag. 9, tab. 1, fig. 5. 

1852. en oh Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephalop. pag. 285. 

1861. = > Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 115. 

1863. > ep Drescher, Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. tom. 15, pag. 333. 

1872. &) ” Fritsch & Schlönbach, Cephalopod. der böhmischen Kreide, pag. 51, tab. 13, fig. 21. 


Das nicht grosse, stabförmige Gehäuse zeigt eine schmale Siphonal-, eine breitere Antisiphonal-Seite, 
so dass der Querschnitt eiförmig ist. Besonders characteristisch ist das Gehäuse durch eine Reihe runder 
Knoten, welche auf jeder Seite nächst dem Rücken in ziemlicher Entfernung von einander stehen. 

Die Lobenlinie ist nur von Geinitz gesehen. Die Loben sind wenig verzweigt, aber vielzackig; der 
Antisiphonallobus klein. 

Bemerk. Der Zweifel Dujardin’s an der Selbstständigkeit der Art ist bereits durch d’Orbigny für 
unbegründet erklärt. Wenn d’Orbigny meint, dass die Artbezeichnung, weil dem Urheber derselben ein 
zufällig gekrümmtes Exemplar vorgelegen habe, passender mit dem Namen Baculites tuberculatus zu vertauschen 
wäre, so muss zugestanden werden, dass dieser Name besser gewählt ist, derselbe aber um der Priorität 
willen doch nicht genommen werden kann. 

Nahe steht der nordamerikanische Baculites asper, Mort.!). Zufolge eines aus Texas vorliegenden Exem- 
plares ist der Rücken des Gehäuses dieser Art so breit, dass der Querschnitt der Röhre sich einem ge- 
rundeten gleichseitigen Dreieck nähert; ferner sind die runden Tuberkeln stärker, und die Lobenlinie ab- 
weichend. Letztere besonders dadurch, dass die Sättel doppelt so breit sind, wie die Loben, und die unteren 
schräg abgerundet sind. 

Noch eine andere Art aus Texas, welche Römer ?) unter der, wie es scheint, nicht zutreffenden Be- 
zeichnung Baeculites asper, Mort. beschrieben hat, ist verwandt. Der Querschnitt des Gehäuses, welches 
ebenfalls vorliegt, ist ein regelmässiges Oval. Bauch und Rücken fast vollkommen gleich gerundet. Die 
entfernter stehenden Höcker sind nicht rund, sondern etwas halbmondförmig. Auch die Lobenlinie, welche 
nicht deutlich erhalten ist, scheint von der ächten Morton’schen Art abzuweichen. 


Vorkommen. Mehrere Exemplare wurden von mir aufgelesen im Emscher-Mergel, theils bei Stoppen- 


berg, unweit Essen, theils auf der Zeche Alstaden, unweit Mülheim an der Ruhr. 


8; 

Ausserdem liegen Exemplare vor aus der Quadraten-Kreide des Salzberges bei Quedlinburg und 
der Gegend von Aachen. 

Sie wurde in gleichem Niveau bei Neu-Warthau in Niederschlesien, bei Kieslingswalda in der Graf- 
schaft Glatz, am Chlomekberge bei Jungbunzlau in Böhmen und in der Touraine gefunden. 

Die Angabe Giebel’s, dass die Art sich auch im Pläner bei Rethen und Langelsheim finde, dürfte 


irrthümlich sein. 


1) Morton, Synopsis of the organ. rem. of the Cretaceous Group of the United States. Philadelphia 1834, pag. 43, tab. 1, 
fig. 12, 13, tab. 13, fig. 2. 
2) Ferd. Römer, Kreidebildungen von Texas, pag. 36, tab. 2, fig. 2. 


3, (23) 


Baeulites vertebralis, Lam. 
Taf. 39, Fig. 11—13. Taf. 40, Fig. 4, 5, 8. 


1768. Homaloceratites, Hübsch, Neue in der Naturgeschichte des Nieder-Deutschlandes gemachte Entdeckungen einiger seltenen 
und wenig bekannten versteinerten Schaalthiere, pag. 110 ff., tab. 4, fig. 11, 15, 18, 19. 

1799. Baculite, Faujas St. Fond. Hist. nat. St. Pierre, pag. 140, tab. 21, fig. 2, 3. 

1801. Baculites vertebralis, Lamarck, Systeme des animaux sans vertebres ou tableau general des classes, des ordres et des 
genres des animaux, pag. 103. 


1817. > n A. G. Desmarest, Memoire sur deux genres coquilles fossiles cloissonees et A siphon. Journ. de 
physique, de chimie, d’histoire naturelle et des arts, tom. 85, pag. 49, tab. 2, fig. 7. 

1822. 55 Faujasü, Lamarck, Hist. nat. anim. sans vert. tom. VII, pag. 647. 

1841. ; ss Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 95. 

1850. en Mn Alth, Geognost. paläontol. Beschreib. von Lemberg, pag. 210, tab. 11, fig. 33—36. 

1861. h. » Binkhorst, Monogr. des Gast. et de Cephal. du Limbourg, pag. 41, tab. Vd, fig. 1. 


Im Jahre 1801 benannte Lamarck in seinem Systeme des anımaux sans vertebres bei Aufstellung 
der Gattung Baculites die zwei Jahre früher von Faujas St. Fond aus dem Kreidetuff von Maestricht 
abgebildeten Baculiten: Daculites vertebralis!), ohne die Art näher zu erläutern. In der 1822 erschienenen 
Histoire naturel des animaux sans vetebres bezeichnet Lamarck dieselben Vorkommnisse unter abermaligem 
Hinweis auf Faujas ohne Grund mit einem neuem Namen als Baculites Faujasü. Die Art erhielt nun folgende 
Diagnose: „Bac. testa recta, eylindracea, lateribus oppositis leviter depressa, suturis labatis, dentieulatis“. Hier- 
nach eine Bestimmung vorzunehmen ist unmöglich, aber glücklicher Weise sind die glatten Bakuliten aus 
den Maestrichter-Schichten, namentlich auch von Kunraed, in vielen Sammlungen verbreitet. 


Nach diesen Vorkommnissen hat das Gehäuse eine sehr geringe Wachsthumszunahme; der Quer- 
schnitt der Röhre ist oval, Bauch und Rücken von fast gleicher Rundung; jedoch die Siphonalseite etwas 
schmäler als die entgegengesetzte 2); auf den flachgewölbten Flanken die zweitheiligen Loben und Sättel von 
nahezu gleicher Grösse, die letzteren nur ein wenig breiter als die ersten. Der Siphonallobus ist nicht so 
tief, aber breiter als die Lateralloben; seine divergirenden Aeste sind dreifingerig. Der Antisiphonallobus 
ist der kleinste; er trägt ebenfalls drei Endfinger. Die ihn einschliessenden Sättel treten weniger vor, als 
die seitlichen. 


Nach dem angegebenen Verhältnisse der lateralen Loben und Sättel lässt sich erkennen, dass die 
erste Abbildung, welche nach Aufstellung des Namens) durch Desmarest bereits 1817 1. c. gegeben wurde, 
zutreffend ist, dass aber bereits die zweite Abbildung, welche Sowerby !) 1828 unter der Bezeichnung Ba- 
culites Faujasü nach einem Exemplare aus dem Kalk von Norwich gab, in dem wichtigsten Character nicht 
übereinstimmt, indem auf den Flanken die Sättel ungefähr doppelt so breit sind, als die Loben,-so dass also 
hier unsere Art nicht vorliest. 


1) Baculites vertebralis, Defrance im Dict. sc. nat. fällt wohl nicht mit der Lamarck’schen Art zusammen. d’Orbigny stellt 
ihn zu Baculites anceps. 

2) Wie auch die angezogene Abbildung von Binkhorst erkennen lässt, obwohl er im Texte bemerkt: „le dos et le ventre 
egalement arrondis.* 

3) Uebereinstimmend in diesem Punkte sind aber auch zwei schon vorher gegebene Abbildungen, nämlich die l. c. 1768 von 
Hübsch gelieferte, und die von Faujas vom Jahre 1798. 

*) Sowerby, Miner. Conchol. tom. VI, pag. 86, tab. 592, fig. 1. Der Text sagt nur: Spec. char. Smooth; section oval; 
sides compressed. Both edges of this species are aequally roundet, and the sides a little compressed: there is no appearance of any 
kind of undulation upon the surface. 


(24) la 


Die Art ist neben Daculites anceps, mit der sie nachweislich, wie auch schon d’Orbigny !) angibt, öfter 
verwechselt ist, einer der häufigst genannten Cephalopoden der oberen Kreide. Aber auf welcher Darstel- 
lung der Art fussen die Angaben? Vermuthlich auf Sowerby (da dessen Werk leichter zugänglich war als 
das Journal de Physique), wie ja auch die allgemeine Annahme des späteren von Sowerby adoptirten Namen, 
statt des früheren Namen, wahrscheinlich macht. Sind die Bestimmungen in der That der Sowerby’schen 
Abbildung nach zutreffend, so lag unsere Art nicht vor. Aber einmal beruhen nicht alle Angaben, welche 
mitgetheilt werden, auf Autopsie 2), und dann ist die Mehrzahl der Stücke von glatten Bakuliten, welche nament- 
lich in den Mergeln der oberen Kreide gefunden werden, von so mangelhafter Erhaltung, dass eine zuver- 
lässige Bestimmung der Stücke unmöglich, die Möglichkeit aber, dass darin Baculites vertebralis vorliege, 
nicht ausgeschlossen ist. 

Mir sind an hundert Exemplare aus der senonen deutschen Kreide durch die Hand gegangen, welche 
fast ausnahmslos durch Druck gelitten hatten, und die Sutur der Kammerwände nicht zeigten. Insbesondere: 
gilt dies von den Stücken der Umgegend von Üoesfeld und Haldem. Da einzelne Exemplare erkennen 
liessen, dass die lateralen Loben ungefähr von gleicher Breite sind, wie die anliegenden Sättel, so lassen 


sich diese Stücke bezeichnen als: 


Baculites cf. vertebralis, Lam. 


Ein einzelnes Exemplar aus den gleichalterigen Schichten mit Belem. muceronata von Dolberg bei 
Hamm lässt auf der Rückenseite einen sehr kleinen Antisiphonallobus erkennen und anliegende Sättel, welche 
nicht bloss kürzer, sondern auch erheblich schmäler als die seitlichen sind; ebenso ist der untere Lateral- 
lobus ein wenig kürzer als der obere. Sind diese Abweichungen von den Maestrichter Typen nicht 
etwa Folge des Erhaltungszustandes, was an einer Mehrzahl von Exemplaren festzustellen sein wird, so 
könnte darin eine specifische Verschiedenheit vermuthet werden. 

Der verwandte Daculites anceps, Lam. unterscheidet sich durch die subacute Siphonalseite und die 
erheblich grössere Breite der seitlichen Sättel. (Vergl. Taf. 40, Fig. 6.) 

Es ist übrigens um so mehr Vorsicht in der Identifieirung der verschiedenen Vorkommnisse nöthig, 
als offenbar wenigstens noch eine im Aeusseren von Baculites vertebralis nicht verschiedene Art im oberen 
Senon liest, wie die abweichenden Loben eines Exemplares von Ciply, welche Taf. 40, Fig. 7 dargestellt 
sind, zeigen, die sich durch Schmalheit des Stammes und stärkere Ausbildung der Aeste auszeichnen. 

Eine in den schwedischen Mukronaten-Schichten bei Köpinge von mir aufgenommene vereinzelte 
Aptychen-Schale, welche Taf. 40, Fig. 8 abgebildet ist, habe ich früher ?) auf Aptychus rugosus, Shrp. *) bezogen 
und die Meinung geäussert, die Schale gehöre wahrscheinlich zum Baculites vertebralis, Lam. (Bac. Faujasi, 
Lm.), von dem bei Köpinge ziemlich grosse Gehäuse vorkommen. Soweit die nicht vollständige Schale einen 
Vergleich zulässt, schliesst sie sich ziemlich wohl an Fig. S von Sharpe an, deren Original aus dem Upper 


1) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. tom. I, pag. 568. — Baculites vertebralis, Lam. kommt nach d’Orbigny (ibid. 
pag. 560) in Frankreich nicht vor. 

2) Man erkennt dies z. B. aus dem Umstande, dass, nachdem durch Giebel die ältere Bezeichnung Baculites vertebralis wieder 
hervorgeholt war, ohne dass der ziemlich unbekannten Quelle: Systeme anim. sans verteb. die Jahrzahl 1801 beigesetzt war, die fol- 
gende Literatur meist auch die Bezeichnung Baeculites vertebralis aufnimmt, aber in Unkenntniss der Quelle, diese mit der Histoire 
anim. sans verteb. verwechselt und jener das Jahr der Ausgabe dieser, nämlich 1822, beilegt! 

3%) Schlüter, Bericht über eine geognost. paläontol. Reise im südl. Schweden. Neues Jahrb. für Mineral. etc. 1870, pag. 943. 

4) Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, Cephalopoda, pag. 57, tab. 24, fig. 8, 9. 


na (25) 


Chalk von Norwich stammt. Aus gleichem Niveau, aus der Schreibkreide von Meudon hat Hebert !) eine, 
wie es scheint, gleiche Schale, die er Aptychus insignis nannte, kennen lernen. In der That hegt Hebert 2) 
selbst die Ueberzeugung von der Identität der genannten englischen und französischen Schalen. 

Neuerlich ist auch durch Lundgren ?) ein noch kleineres, wie es scheint, übereinstimmendes Frag- 
ment eines Aptychus von Köpinge abgebildet worden. Lundgren hat im Gegensatze zu der von mir ge- 
äusserten Ansicht geglaubt, diesen Aptychus auf Ammonites Stobaei beziehen zu müssen. 

Vorkommen. Mit genügender Sicherheit ist die Art bis jetzt nur aus den die weisse Kreide über- 
lagernden Maestrichter Schichten bekannt. Vielleicht gehört sie auch der weissen Schreibkreide und deren 
Aequivalenten, der Zone der Belem. mucronata an, so bei Haldem, Coesfeld etc. 

Nach Alth®) auch bei Lemberg und nach Credner 5) in Nord-Amerika, indem er Bacuhtes ovatus, 
Say für synonym mit Baculites Faujasi, Lam. hält. — Das angebliche Vorkommen in älteren Schichten 
bedarf der Bestätigung. — 


Baculites anceps, Lam. d’Orb. 
Taf. 40. Fig. 2. 

1822. Baculites anceps, Lamarck, Hist. anim. sans verteb. tom. VII, p. 648. 

1840. ” 5 d’Orbigny, Pal&ont. franc. Terr. eret. tom. I, pag. 565, tab. 139, fig. 1—7. 

Einige aus der jüngsten norddeutschen Kreide vorliegende Fragmente von Bakuliten mit ziemlich 
eiförmigem Querschnitt und halbmondförmigen, dem Rücken genäherten Rippen auf den Flanken — ohne 
erhaltene Loben — lassen sich, soweit die hier nur heranzuziehenden äusseren Verhältnisse in Betracht 
kommen, nur auf die vorstehend genannte Art zurückführen. Es sind nur grössere Stücke, wie sie Fig. 3 
bei d’Orbigny gibt, gefunden. Zu bemerken ist noch, dass die Siphonalseite nicht so stark zugeschärft ist, 
wie d’Orbigny darstellt. 

Das Verhältniss der Art zu Daculites brevicostatus ist bei diesem erörtert. 

Bemerk. Nach d’Orbigny’s Angabe soll es sowohl glatte, wie mit Rippen versehene Individuen 
geben. Lamarck, der Urheber der ihm nur aus England bekannten Art, beschreibt das Gehäuse als glatt: 
„Bac. testa recta, compressiuscula, ancipiti, laevi; uno latere subacuto, altero, erassiore, obtuso; siphone margi- 
nali ad latus acutum.“ Ich halte die vorstehende Angabe d’Orbigny’s für bedenklich, da mir von dem ein- 
zigen Fundpunkte, welchen d’Orbigny angibt, von Valogne (Manche), ein glatter Baculit mit subacuter 
Siphonalseite vorliegt, welcher auch in der Lobenlinie (siehe diese Taf. 40. Fig. 6 und die des Baculites 
anceps Taf. 40, Fig. 2) abweicht. Der obere Laterallobus dieses Stückes zeigt nicht die verhältnissmässig 
starken Aeste; zugleich ist jeder Lateralsattel ungefähr doppelt so breit wie ein Laterallobus, wodurch der 
untere Laterallobus theilweise von der Flanke fort auf den Rücken gedrängt wird. 

Sollten sich diese Merkmale als constant erweisen, so würde für die letztbezeichnete Art von Ge- 
häusen der Lamarck’sche Name zu wählen, der von d’Orbigny gezeichnete Baculit aber neu zu benennen sein. 


1) Hebert, Tableau des fossiles de la craie de Meudon. M&m. Soc. geol. France. 2. ser. tom. V, Mem. No. 4, pag. 367, 
tab. 28, fig. 6. 
>) Hebert, Note sur les caracteres pal&ontologiques de la craie de Meudon. Bull. soc. g&ol. France. 1859, pag. 143. 
3) Lundgren. Om en Comaster och en Aptychus fran Köpinge. Öfersigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlin- 
gar. Stockholm, 1874, No. 3, pag. 70, tab. III, fig. 14. 
4) Alth, Geognost.-paläontol. Beschreibung von Lemberg, pag. 210, tab. 10, fig. 33. 
5) Zeitschrift der deutsch. geolog. Ges. 1870, pag. 240. 
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV.) 


(26) ao 


Die Kennzeichen des gedachten glatten Baculiten würden völlig auf einen englischen Baculiten passen, 
den Sowerby !), wie schon früher bemerkt, fälschlich mit Baculites Faujasii identificirte, wenn er nicht angäbe: 
„Both edges of this species are aequally rounded.“ 

Nahe stehen die vorliegenden Gehäuse dem amerikanischen Daculites Chicoensis 2). Derselbe hat einen 
ähnlichen Querschnitt, auch gebogene Rippen auf den Flanken, aber diese stehen entfernter als bei unseren 
Stücken und der Abbildung d’Orbigny’s. Abweichend von dieser sind ferner in der Lobenlinie die Sättel 
schmaler als die Loben. 

Dagegen scheint der ebenfalls amerikanische Baculites carinatus, Morton 3) — welcher nicht verwechselt 
werden darf mit Baculites carinatus, Binkhorst t) — mit unserer Art übereinzustimmen. 

Viel weniger sicher ist die Zugehörigkeit des von Ferd. Römer aus Texas dargestellten’) Baculites anceps, 
da die von ihm hauptsächlich hierhergezogenen kleineren Exemplare (l. c. tab. II, f. 3 e. f. g.) sehr nahe 
stehende Rippen führen, während das grössere schlecht erhaltene Original (welches ]. c. unter fig 3a darge- 
stellt ist) nicht sowohl halbmondförmige Rippen als vielmehr rundliche Tuberkeln zu führen scheint, welche 
auf eine Verwandschaft des Daculites asper, Mort.) hinweisen. 

Eine gleiche Unsicherheit bietet der aus Palästina abgebildete Baculites anceps.') Jedenfalls ist die 
von Fraas beigefügte Angabe, die Art sei in Europa strenge auf den Horizont der mittleren chloritischen 
Kreide beschränkt, schwer erweisslich. 

Das von Binkhorst °) als Baculites anceps abgebildete Fragment kann bei unserem Vergleiche nicht 
in Betracht kommen, da es auf der Siphonalseite einen flachen, kantig abgesetzten Kiel trägt. 

Von Redtenbacher ?) wird die Art aus den Gosau-Schichten angeführt. Da aber das von ihm 
abgebildete Bruchstück schmale kräftige Rippen zeigt, so erregt auch die Angabe dieses Vorkommens 
Bedenken. 

Vorkommen. In Deutschland fanden sich die bezeichneten Stücke in den oberen Mukronaten- 
Schichten, d. i. in der Zone des Heteroceras polyplocum und Ammonites Wittekindi, sowohl in der Hügel- 
gruppe von Haldem, wie bei Königslutter. 


Baeulites Knorrianus, Desm. Gein. 
Taf. 39. Fig. 16—20. 
1817. Baculites Knorrianus, Desmarest, Memoire sur deux genres de coquilles fossiles cloisonndes et & siphon. Journ. d. 
Physique, de Chimie, d’bistoire natur. et des arts, par Ducratoy de Blainville, tom. 85, pag. 48, 
tab. I, fig. 3. 
1824. Baculites Knorri, Blainville, Diet. des science. natur. tom. 32, pag. 191. 


») Sowerby, Miner. Conchol. Vol. VI, pag. 186, tab. 592, fig. 1. 

2) Gabb, Geological Survey of California. Palaeontology, Vol. I, 1864, pag. 80, tab. 14, fig. 29, 27 b. 

3) Morton, Synop. organ. rem. of the Cretaceus group of the United States, pag. 44, tab. 13, fig. 1. 

“) Binkhorst, Monogr. des Gasteropodes et des Cephalopodes de la craie sup. du duche de Limbourg, 1861 (Neue Titelaus- 
gabe 1873) tab. V d, fig. 2. 

5) Ferd. Römer, Die Kreidebildungen von Texas nud ihre organischen Kinschlüsse, pag. 36, tab. II. 

6) Morton, l. c. pag. 43, tab. 13, fig. 2. 

7) Oscar Fraas, aus dem Orient. Geolog. Beobacht. am Nil, auf der Sinai-Halbinsel und Syrien, Stuttgart 1867, pag. 108, 
tab. I, fig. 16, 17. 

8) Binkhorst 1. e. tab. V d, fig. 3. 

9) Redtenbacher, die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen. (Abhandl. der k. k. geolog. Reichs- 
anstalt. Bd. V.) Wien 1873, pag. 133. tab. 30, fig. 13. 


ae (27) 


1848. Baculites anceps, Kner, Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg, pag. 13, tab. 3, fig. 1. 


1849. ss Rs Alth, Geognostisch-paläontologische Beschreibung der nächsten Umgebung von Lemberg. pag. 208, 
tab. 11, fig. 1, 2. 

1850. » Knorri, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 5, fig. 4, 5, pag. 122. 

1852. = ” Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von ÖOstgalizien, pag. 9. 

1852. ” anceps, Giebel, Fauna der Vorwelt III, 1, Cephalopoden, pag. 282, z. Th. 

1861. ” Knorriana, Pictet, Sainte-Croix, tom. II, pag. 114. 

1863. on Knorrianus, v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. tom. 15, pag. 139. 

1869. ” 9 E. Favre, Descript. de mollusques fossiles de la craie des environs de Lemberg, pag. 27, tab. 7. 

fig. 2. 


Das sehr langsam !) an Grösse zunehmende Gehäuse erreicht eine sehr bedeutende Länge, nach 
Geinitz bis zu 3 Fuss. Vorliegende Bruchstücke zeigen eine Weite der Röhre bis zu 23/, Zoll Durchmes- 
ser. Der Querschnitt des Gehäuses ist eiförmig.2) Die Oberfläche der Steinkerne ohne jegliche Orna- 
mentik ist glatt. Die Lobenlinie, welche von Geinitz, Kner, Alth und Favre abgebildet wurde, zeigt 
paarige Seitenloben, dagegen einen dreiästigen Antisiphonallobus. Alle Sättel werden durch einen Hilfs- 
lobus halbirt. Die den Antisiphonallobus zwischen sich nehmenden Sättel sind erheblich kürzer als die 
übrigen. — 

Den zugehörigen Aptychus umschliesst noch eins der vorliegenden Exemplare von Lüneburg. Die 
beiden Schalen liegen mitten in der Röhre, theilweise über einander geschoben, aber doch getrennt durch 
einen fünf Millimeter weiten Zwischenraum. Die Spitze des Aptychus ist der Mündung des Gehäuses zu- 
gekehrt, wobei die „Harmonielinie“ der Achse des Gehäuses parallel liegt. 

Die Kalkschale ist etwa ein Millimeter dick; der Länge nach leicht gewölbt; die Aussenseite bogen- 
förmig, mit abgeschrägtem glatten Rande; neben der „Harmonielinie“ ein durch eine Furche begrenzter 
Saum. Die breite Hinterseite der Schale ist nicht erhalten. Die convexe Oberseite der Schale ist mit ge- 
körnten feinen Rippen bedeckt, welche zum Theil dem Aussenrande parallel laufen, zum Theil schräg von 
der Saumfurche ausgehen und unter einem spitzen Winkel in der Diagonale mit jenem zusammenstossen. 

Aehnliche, aber doch abweichende Aptychen sind bereits von Sharpe und Hebert als Aptychus 
rugosus?) und Aptychus insignis*) aus dem Upper Chalk von Norwich und von Meudon dargestellt worden. 
Ich habe dieselben bereits früher) auf Daculites bezogen, was durch Lundgren ®) angezweifelt wurde, aber 


in Obigem eine neue Bestätigung findet. 


Bemerk. Desmarest gründete die Art ohne Kenntniss von Naturexemplaren lediglich auf die 


1) Ein einziges 110 Millimeter langes Stück von Lüneburg liegt vor, welches eine mehr konische Gestalt hat, indem die 
grösste Weite an einem Ende 55 Millimeter, am andern Ende 41 Mm. beträgt. Zugleieh zeigen sich auf der schmalen Siphonalseite 
undeutliche Wellen. Vermuthungsweise liegt hier nur eine individuelle Schwankung, nicht aber eine andere Art vor. 

2) Nur bei einigen wenigen Stücken, welche ohne Zweifel durch Druck gelitten haben, ist der Querschnitt elliptisch. Es 
muss aber hervorgehoben werden, dass Herr v. Strombeck 1. c. angibt „der Querschnitt sei in jüngerem Alterszustande bis nahe unter 
die Wohnkammer, wie es scheint, constant vollkommen elliptisch, am Bauche und am Rücken gleich gerundet.“ Es ist fraglich, ob 
nicht Verdrückung jenes Verhalten veranlasst habe, da auch sämmtliche frühere Schriftsteller, welche sich mit diesen grossen Bakuliten 
befasst haben, wie Geinitz, Kner, Alth und auch Favre, ihnen einen eiförmigen Querschnitt zuschreiben. 

3) Sharpe, Foss. rem. of Molluska, Cephal. pag. 57, tab. 24, fig. 8, 9. 

4) Hebert, Me&m. soc. g&ol. France, 2. Ser. tom. V, pag. 345, tab. 28, fig. 6. 

5) Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologische Reise im südlichen Schweden. Neues Jahrb. für Mineral. etc. 
1870, pag. 949. 

6) B. Lundgren, Om en Comaster och en Aptychus fran Köpinge. Öftersigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlin- 
gar. Stockholm, 1874, Nr. 3, pag. 14. 

4* 


(28) u 


Abbildung und „sehr kurze Beschreibung“ von Knorr!). Das Knorr’sche Exemplar ist ein verkieseltes 
Diluvial-Geschiebe aus der Gegend von Danzig. Desmarest reproducirt einen Querschnitt desselben, welcher 
ein sehr gestrecktes Oval darstellt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Stück in seiner ursprünglichen 
Form durch Druck alterirt ist, da die Einsenkungen der Kammerwand nicht symmetrisch sind. Von den 
Loben empfingen wir keine nähere Kunde. 

Auch Blainville vermehrte die Kenntniss der Art nicht. Sein Baculites Knorri fusst ebenfalls nur 
auf die Abbildung bei Knorr mit der einzigen Angabe, der Querschnitt sei oval. 


Die ersten dieser Riesen-Bakuliten, welche in anstehendem Gestein beobachtet wurden, fanden sich 
in Galizien, bei Lemberg und Nagorzany 2), und wurden anfänglich durch Kner und Alth zu Baculites 
anceps gezogen. Diese Art ist nicht allein erheblich kleiner, sondern es ist auch die Siphonalseite des Ge- 
häuses zugeschärft, ihre Lateralloben etwa nur halb so breit, wie die anliegenden Sättel, der Antisiphonal- 
lobus sehr klein und die ihn einschliessenden Sättel nur halb so breit wie jene. Geinitz vereinte dann diese 
Formen mit Baculites Knorrianus, Desm., dem damals einzigen?) bekannten grossen Baculiten mit glatter 
Oberfläche, und lehrte auch dessen Loben kennen, so dass die Art nun paläontologisch und geognostisch 
festgestellt war. 

Mit Ausnahme von Quenstedt *), Giebel 5), Binkhorst 6) und Redtenbacher ?) haben alle Schriftsteller 
wie Kner, Pictet, Strombeck, Bosquet, Dewalque und E. Favre den Baculites Knorrianus anerkannt. 
Letzterer hat noch hinzugefügt, dass nur der Kern glatt sei, die Schale aber sehr schwache schräge 
Rippen führe. 

Auch aus der Kreide Nord-Amerika’s sind in neuerer Zeit durch Hall und Meek*°) grosse Bacu- 
liten, wie Baculites grandis, H. & M., Baculites compressus, Say, Baculites ovatus, Say eingehend beschrieben 
worden. Sämmtliche Formen unterscheiden sich, von anderen Umständen abgesehen, schon durch die ge- 
ringe Entwicklung des Antisiphonallobus, der keine Aeste, nur einfache Zacken trägt, genugsam von 
unserer Art. 


Vorkommen. Die Art gehört der oberen Kreide mit Belemnitella mueronata an, und findet sich bei 
Lüneburg und Lemberg häufig. Einige Fragmente deuten auch das Vorkommen bei Haldem an. 


Wenn Bosquet ®) und Dewalque !0) den Baculites Knorrianus aus der Zone der Belemnitella quadrata 


1) Knorr und Walch, Sammlung der Merkwürdigkeiten der Natur. 1775, IV, pag. 202, tab. 12. 

2) Etwas früher fand Hagenow seinen Baculites maximus (Jahrb. für Mineral. ete. 1842, pag. 567) in der Schreibkreide 
Rügen’s, dessen Durchmesser 2 Zoll 6 Linien und 1 Zoll 3 Linien beträgt. Gewöhnlich wird derselbe unter die Synonyma von Bacu- 
lites Knorrianus gestellt, allein dies ist doch zweifelhaft, da „an den Seiten einige flach gerundete, zurückgebogene Rippen be- 
merkbar sind.“ 

3) Die in grauem Hornstein eingeschlossenen Hohldrücke, welche Desmarest als Bacuhtes gigantea 1. c. pag. 47, tab. I, fig. 
1, 2 von Maestricht beschrieb, die Binkhorst später von Neuem abbildete und von denen auch mir ein Exemplar vorliegt, besitzen 
scharfe ringförmige Rippen und gehören zu Hamites cylindraceus und nicht, wie Giebel und Binkhorst wollen, zu Baculites anceps. 

4) Quenstedt, Cephalopoden, pag. 295. 

5) Giebel, Fauna der Vorwelt, III, 1, pag. 283. 

6) Binkhorst, Monogr. des Gasterop. et Cephalop. de Limbourg, pag. 43. 

7) Redtenbacher, Cephalopoden der Gosauschichten, pag. 43. 

8) James Hall and F. R. Meek, Description of New Species of Fossils from the Cretaceous Formations of Nebraska, with 
observations upon Baculites ovatus and compressus and the Progressive Developpement of the Septa in Baculites, Ammonites and 
Scaphites. Memoirs of the American Academy of arts and sciences. New series. Vol. V, 1855, pag. 349, tab. V—VII. 

9) (Bosquet, Foss. Fauna en Flora, pag. 368.) 

10) Dewalque, Prodrome d’une description geolog. de la Belgique, pag. 358. 


ag, (29) 


Limburg’s anführen, so dürfte eine Verwechselung mit einer anderen Art vorliegen, da sämmtliche mir 
bekannten, in Quadraten-Schichten gefundenen grossen Bakuliten, wie bei Dülmen und Aachen (vergl. Taf. 
39, Fig. 21) verhältnissmässig dicker sind, und keinen eiförmigen, sondern einen ovalen Umriss zeigen. 

Das Original mit dem Aptychus fand sich in der Sammlung des Herrn Witte, welche durch letzt- 
willige Verfügung jüngst in den Besitz der Universität Göttingen gelangt ist. 


Ein zweites Exemplar mit Aptychus sah ich beim Lehrer Moritz in Lüneburg. — 


Nachträge zu den Ammoneen. 


Ammonites ef. catinus, Mntl. 


1822. Ammonites catinus, Mantell, Geology of Sussex, pag. 198, tab. 22, fig. 10. 
5 Sharpe, Fossil rem. of molluska found in the Chalk of England. Cephalopoda II, pag. 30, 
tab. 13. fig. 1. 


” ” 


Durch Mantell wurde ein Ammonit von so ausgezeichnet coronaten-artigem Habitus als Ammonites 
catinus beschrieben, dass die Meinung, es möge in demselben eine jurassische Form vorliegen, nicht unbe- 
gründet erschien. Da aber Mantell als Lagerstätte desselben den Lower Chalk bei Lewes angab, so 
suchte man die rohe Abbildung Mantell’s auf bekannte Formen dieses Niveaus zu deuten. Die Mehrzahl 
der Autoren glaubten sie auf Ammonites Mantelli zurückführen zu können, so d’Orbigny !), Quenstedt 2) 
Bronn 3), Geinitz *), Giebel). Daneben wurde er auf Ammonites Rotomagensis, Dfr.‘) und auf A. rusticus, 
Sow.?) bezogen. 

Alle diese Deutungsversuche, für welche die Darstellung Mantell’s, mit Ausnahme der letztgenann- 
Art, kaum ein Anhalten bot, erwiesen sich auch unhaltbar, als von William Cunnington ein zweites Exem- 
plar der Art im Grey Chalk von Devizes aufgefunden und durch Sharpe beschrieben und abgebildet war. 

Wahrscheinlich hat der deutsche cenomane Pläner ein drittes Exemplar geboten®). Das Stück ist 
noch etwas grösser, wie das Mantell’sche Original; dagegen ist das von Sharpe abgebildete Gehäuse um 
mehr als ein Drittel kleiner. In der Involubilität stimmt das deutsche Stück ziemlich mit dem Sharpe’- 


1) d’Orbigny, Pal. frang. terr. ceret. I. 1840, pag. 341. 

2) Quenstedt, Cephalopoden, 1846—49, pag. 215. 

3) Bronn, Nomenclator palaeontologicus, 1849, pag. 36. 

4) Geinitz, Quadersandsteingebirge, 1849—50, pag. 112. 

5) Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, 1852, pag. 711. 

6) Geinitz, Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, Index Petrefactorum, pag.IV. 

A. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 87. 

7) d’Orbigny, Prodrome de pal&ont. tom. II, pag. 190. 

$) Auch in Frankreich ist die Art neuerlich aufgefunden worden. Im Gegensatz zu Obigem weiset jedoch Hebert dem 
Ammonites catinus ein jüngeres Alter an, indem er ihn aus der Craie marneuse und zwar aus der Zone des /noceramus labiatus (myti- 
loides) zugleich mit Ammonites nodosoides und Ammonites rusticus aufführt. Hebert: Comparaison de la Craie des cötes d’Angleterre 
avec celle de France. Bull. soc. g&ol. France. 1874. pag. 417. 


eo (31) 


schen überein, indem der letzte Umgang den vorletzten fast zur Hälfte umschliesst und auch die im Nabel 
sichtbaren Theile der inneren Umgänge an beiden Gehäusen dieselben Verhältnisse zu besitzen scheinen. 

Die Flanken des vorliegenden Stückes sind flach convex, die Aussenseite schmal, gerundet. Keine 
Nabelkante. Im Gegensatze zu den englischen Stücken, deren Röhre erheblich dicker als hoch ist, zeigt 
unser Exemplar eine Mündung, welche fast doppelt so hoch als breit ist. Es steht zu vermuthen, dass 
letztere Abweichung eme Folge erlittenen Druckes ist. 


Auf jedem Umgange zählt man 12 runde Höcker, welche sich im der Nähe des Nabels erheben 
und seitlich etwas ausstrahlen. Im Uebrigen ist das Gehäuse glatt und der letzte halbe Umgang auch ohne 
Höcker. Während die Entfernung der Höcker von der Umgangsnaht an unserem Exemplar !/, der Seiten- 
höhe beträgt, zeigt die Abbildung von Sharpe ein Verhältniss von !/, bis !/. 

Wäre die oben angenommene Öompression des Stückes erwiesen, so würde auch in der Stellung 
der Höcker sich keine Abweichung zwischen dem englischen und dem deutschen Vorkommen ergeben und 


beide derselben Art angehören. 


Die I.oben sind unbekannt. 
Maasse in Millimetern: 


Durchmesserldest Gehäuses. 2 AO 
Weitegdese Nabelsu Rs reis 
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . 165 
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 199 
Dicker dessletzieng Umeangesue gi! 
Inveluter Theil’ des letzten Umganges . 2. mn 
Höhe des vorletzten Umganges . -. . .» 2.2 ......10 
DiekendespvorleiztennlUmeangess aa it! 


Eireier' Theil des drittletzten Umganges. . . . ... . 1 


Vorkommen. Das einzige bekannte Exemplar fand sich im Varians-Pläner am Ems-Kanal bei 
8 I 
Rheine in Westfalen. 
Original in meiner Sammlung. — 


Ammonites Alstadenensis, sp. n. 
Taf. 40, Fig. 13—16. 


Gehäuse von mittlerer Grösse, hochmündig, mit flachen Seiten, kantigabgesetztem Bauch, Rippen 
und Höckern, sehr involut, daher der Nabel, welcher noch zwei Windungen zeigt, eng. 


Die Ornamentik des Gehäuses ist im gekammerten Theile eine andere, als im ungekammerten. 
Ueber der gerundeten Kante, von der die schmale Nabelfläche senkrecht zur Umgangsnaht abfällt, erheben 
sich auf einem früheren Umgange 6 oder 7 Höcker, deren jeder den Ausgangspunkt für zwei schwach ent- 
wickelte sich gabelnde Rippen bildet, die in radialer Erstreckung bis zur Bauchkante reichen und in einem 
zahnartigen Vorsprunge enden, so dass einem Höcker vier Zähne entsprechen. Einzelne Rippen tragen 
unterhalb der Seitenhöhe einen Knoten, der von der folgenden Windung verdeckt wird. In’ der Mittellinie 
der schmalen Aussenseite erheben sich den Zähnen der Kanten ähnliche und mit diesen correspondirende 
Vorsprünge. Die so beschaffene Verzierung des Gehäuses ändert sich mit dem Beginne der Wohnkammer, 


(32) at 


welcher etwa 3/, des letzten Umganges angehört. Die Rippen verlieren sich, Flanken und Bauch werden 
glatt, nur an den gerundeten Kanten der letzteren treten noch entfernt stehende Vorsprünge heraus }). 

Wie in früherer Jugend das Gehäuse beschaffen war, hat leider noch nicht festgestellt wer- 
den können. 

Die Lobenlinie ist ausserordentlich einfach, indem die Loben nur kurze Zacken, keinerlei Ver- 
zweigungen entsenden. Zwischen den schmalen Loben liegen breitere Sättel, welche durch wenige Zacken 
nur einfach gekerbt sind. Auf den Flanken liegen drei Loben, welche etwa doppelt so tief wie breit sind. 
Jeder folgende Lobus ist halb so gross, wie der vorhergehende. Alle enden mit zwei kleinen Spitzen. 
Der erste Laterallobus trägt ausserdem jederseits noch zwei Zacken. Der zweite Laterallobus jederseits 
wenigstens eine kleine Zacke; beim dritten sind die Seiten glatt. Auf diesen ersten Auxiliarlobus folgt noch 
ein breiter Sattel, dem sich ein kleiner, auf der Nabelfläche liegender zweiter Auxiliarlobus anzuschliessen 
scheint; vielleicht folgt dann ein dritter, durch einen ganz schmalen Sattel getrennter Hülfslobus, was indess 
nicht deutlich ist. Der Siphonallobus nimmt die ganze Aussenseite ein, ist etwas breiter als der obere 
Laterale, kommt aber an Tiefe nur dem unteren Lateralen gleich. 

Maasse in Millimetern: 


Durchmesser des Gehäuses . . 0 
Höhe des letzten Umganges in der ee 2 
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 38 
Höhe des vorletzten Umganges . . . . . 2. 2 ...c 18 
Involuter Theil des vorletzten Umganges . ..... u 
Dicker desszletzten Umsanges 7. 2 Enns red 
Dicke des vorletzten Umganges . . . . er) 


Bemerk. Der beschriebene Ammonit steht zu mehreren anderen ea: in naher Beziehung. Unter 
den Verwandten ist am längsten gekannt Ammonites Fleuriausianus?). Derselbe ist dicker, die Zahl der 
Zähne an den Bauchkanten, und mithin die Zahl der Rippen geringer. Die Zähne treten allmälich weiter 
auseinander und schwellen zu dieken runden Tuberkeln an, wie ein vorliegendes Original von Saumur, dem 
die Wohnkammer noch fehlt, darthut, und ein zweites bereits abgebildetes3) Exemplar aus Böhmen zeigt. 
Eine Höckerreihe auf den Flanken ist an diesen Gehäusen nicht ‚vorhanden. Auch ist von einem Verlieren 
der Sculptur, einem Glattwerden des Gehäuses in höherem Alter nichts bekannt, indem d’Orbigny angibt, 
die in der Jugend doppelten Rippen würden im Alter einfach. 

Diese an sich zum Theil geringen Verschiedenheiten gewinnen dadurch noch an Bedeutung, dass 
sie durch Abweichungen in dem im allgemeinen ähnlichen einfachen Lobenbau unterstützt werden. Bei der 
französischen Art ist der Siphonallobus, welcher nicht die ganze Breite des Bauches einnimmt, bei weitem 
der grösste und tiefste, wie d’Orbigny richtig zeichnet, und seine Seiten parallel, nicht schräg dem ersten 
Sattel zufallend, wie bei unserer Art. Dann findet sich bis zur Umgangsnaht nur ein Hülfslobus. Endlich 
erscheinen mehr Zacken; dergleichen scheinen namentlich auch an den Fingern des Siphonallobus vorhan- 
den zu sein. 

Unserer Art ist ferner verwandt Ammonites Haberfellneri) aus den Gosauschichten der Alpen. Bei 


!) Aehnlich wie bei Ammonites Milleri, F. v. Hauer. Neue Cephalopoden aus den Gosauschichten der Alpen. Sitzungsber. 
der kais. Akad. der Wissenschaften. B. 53, tab. 2, fig. 1,2, pag. 5. 

2) d’Orbigny, Palaeont. frang. Terr. eret. tom. I, pag. 350, tab. 107. 

4) Diese Schrift tab. 10, pag. 28. 

#) F. von Hauer, 1. c. tab. I, fig. 1—5, pag. 2 


ee (33) 


der ersten Besprechung des Ammonites Fleuriausianus (pag. 23) habe ich den Ammonites Haberfellneri, mich 
dem Vorgange von Urban Schlönbach, dem in Wien die alpinen Originale zu Gebote standen, und der die 
d’Orbigny’schen Originale in Paris ebenfalls verglich, anschliessend, unter die Synonyma desselben gestellt. 
Der Grund dafür lag bei der Aehnlichkeit der Gehäuse vorzugsweise mit in dem Umstande, dass die Loben- 
linie nicht zum Vergleich herangezogen werden konnte, da F. von Hauer angab (l. c. p. 3), dass die Loben- 
linie des Ammonites Haberfellneri nur theilweise sichtbar sei, und über den „Rückenlobus“ speciell bemerkte, 
dass er sich auf dem Kerne nicht habe verfolgen lassen. Nachdem aber inzwischen Redtenbacher !) die 
Suturen der Kammerwände dieses Ammoniten kennen gelehrt hat und von ihm dargethan wurde, dass sich 
auf den Flanken des Ammonites Haberfellneri nur zwei Loben vorfänden und der grosse Laterale tiefer sei, 
als der Siphonallobus, seitdem kann an eine Vereinigung des Ammonites Fleuriausianus und Ammonites Ha- 
berfellneri nicht mehr gedacht werden. Ebensowenig ist aber auch eine Zuziehung unserer Art zum Ammo- 
nites Haberfellneri möglich. Zu der Abweichung in der Lobenbildung (NB. der grosse Laterallobus endet 
beim Ammonites Haberfellneri dreispitzig!) tritt die Verschiedenheit in der Ormamentik, insbesondere der 
Wechsel derselben im höheren Alter und die laterale Knotenreihe hinzu. 

Der von Hauer’sche Ammonites Haberjellneri wurde durch Redtenbacher in zwei Arten zerlegt und 
die zweite Art Ammonites P&on?) genannt. Derselbe besitzt zweitheilige Lateralloben und einen Hülfslobus, 
wodurch er sich unserem Ammonites Alstadenensis nähert. Völlig verschieden aber wird er durch seine 
Ornamentik, indem Ammonites Päon in der Jugend einen sägeförmigen?) und später einen glatten Kiel ?) 
besitzt und auch ihm die laterale Höckerreihe abgeht. 

Ausserdem hat Redtenbacher noch zwei im Aeusseren ähnliche Ammoniten, von denen der eine einen 
glatten, der andere einen gezahnten Kiel trägt, den Ammonites cf. Ewaldi und Ammonites haplophyllus, aus 
den Gosauschichten beschrieben. Diese Formen brauchen aber nicht in den Kreis der Betrachtung gezogen 
zu werden, da sie zufolge der Suturen ihrer Kammerwände in die Gruppe der „Kreideceratiten“ gehören. 

Man hat auch den Ammonites dentato-carinatus5) aus Texas mit dem Ammonites Haberfellneri ver- 
glichen, allein die völlig verschiedene Beschaffenheit seiner Loben legen ihn dieser, wie unserer Art fern. 

Neuerlich hat Fritsch 6) diese texanische Art in Böhmen aufzufinden geglaubt. Bevor die Identität 
dieser Vorkommnisse als erwiesen gelten kann, muss zuvor die Uebereinstimmung der noch unbekannten 
Lobenlinie dargethan werden, da die Beschaffenheit der Gehäuse selbst die Ueberzeugung davon nicht gibt. 
Wenn Fritsch bemerkt, dass Römer bloss ein Exemplar mittleren Alters abbilde, er aber auch in der Lage 
sei, unter Fig. 3 ein altes Individuum abzubilden, so ist diese Bemerkung doch kaum zutreffend, da das 
von Kömer abgebildete Exemplar, an dem noch ein Theil der Wohnkammer haftet, sogar noch etwas grösser 
ist, als das von ihm unter der angegebenen Figur abgebildete. Dieses böhmische Gehäuse weicht aber auch, 
abgesehen von den bedeutenden Höckern, die dasselbe trägt, schon im Bau der Röhre von der Römerschen 
Art ab, da seine Höhenzunahme eine sehr geringe ist, während sie sich bei Ammonites dentato-carinatus fast 
wie 1:2 verhält. — Schon aus dem Angegebenen ergibt sich, dass dieser böhmische Ammonit auch nicht 
mit dem vorliegenden Westfälischen vereint werden könne. 


1) Die Cephalopoden der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen von Anton Redtenbacher. Mit 9 Tafeln. Wien 1873, 
pag. 101, tab. 23, fig. 2. 

2) ibid. pag. 103. 

3) ibid. tab. 23, fig. 3a, fig. 3b. 

4) ibid. tab. 23, fig. 3c. 

5) F. Römer, Kreide von Texas, pag. 33, tab. I, fig. 1. 

6) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation. Prag 1872. pag. 32, tab. 16, fig. 1—3. 

Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 5 


(34) Le 


Vorkommen. Ich fand das abgebildete Exemplar im Emscher-Mergel der Zeche Alstaden südlich 
von Oberhausen in Westfalen. 

Ein zweites ebendort aufgenommenes kleines Gehäuse ist zu undeutlich !), um es mit Sicherheit hieher- 
ziehen zu können. 

Dieselbe Unsicherheit bietet ein Windungsfragment, welches sich in gleichem Niveau auf der Zeche 
Friedrich Ernestine bei Stoppenberg, unweit Essen an der Ruhr, fand. 


Ammonites Mengedensis, sp. n. 
Taf. 40. Fig. 9, 10. 


Sämmtliche vorliegende Exemplare scheinen durch Compression gelitten zn haben, da die Gehäuse 
sehr dünn sind. Die Flanken vielleicht in Folge dessen flach oder doch nur flach gewölbt. Der letzte 
Umgang des grössten Exemplares umfasst den vorhergehenden etwa zur Hälfte. Seine Oberfläche ist glatt, 
führt aber zahlreiche, stark nach vorn geneigte sichelförmig gestaltete Furchen. 

In der Nahtlinie erweiset sich der obere Laterallobus, welcher etwas tiefer hinabreicht, als der 
Siphonallobus, als deutlich dreitheilig und jeder seiner Aeste dreispitzig endend. Der untere Siphonallobus 
zeigt einen gleichen Bau, ist aber kleiner. Die Hülfsloben sind nicht erhalten. 

Ausserdem liegen eine Anzahl kleinerer Gehäuse (vergl. Fig. 10) vor, welche muthmasslich das 
jüngere Alter dieses Ammoniten darstellen. Steht die Zugehörigkeit derselben fest, so weicht das Gehäuse 
in den früheren Windungen ab, indem dann in diesem früheren Stadium die Involubilität grösser, daher der 
Nabel enger ist und zu gleicher Zeit die Furchen weniger zahlreich und weniger scharf ausgeprägt, fast 
fehlend sind. 

Diese jugendlichen Gehäuse erinnern an Ammonites elypealis, Schlüt.2). Aber der Nabel derselben 
ist etwas weiter, er misst bei 40 Millimeter Durchmesser 10 Mm., und kein Exemplar zeigt eine Spur von 
Falten oder Rippen, wie jene Art sie führt. 

Das grössere abgebildete Gehäuse mahnt an Ammonites Lüneburgensis, Schlüt.2); jedoch sind die 
Furchen dieser Art gegen die Aussenseite hin, weniger stark nach vorn geneigt etc. — Ammonites Grifnthü, 
Sharpe!) führt nur emige wenige Furchen, die fast gradlinig über Flanken und Bauch fortsetzen. Dasselbe 
gilt von Ammonites patagiosus, Schlüt. >). 

Mehrere verwandte Formen zeigen sich noch in der unteren Kreide. Unter diesen steht am näch- 
sten Ammonites Parandieri, d’Orb.). Bei dieser französischen Art sind nicht sowohl Einschnürungen der 
Schale als vielmehr Rippen, welche von undeutlichen Furchen begleitet werden, vorhanden. Auch besitzt 
dieselbe 4 Hülfsloben, welche unsere Art nicht hat. 

Aus der indischen Kreide zeigt Ammonites Alienus, Stol.’) aus der Ootatoor-group, wenn man sich 
dessen geblähtes Gehäuse comprimirt denkt, eine grosse Verwandtschaft. Die Furchen desselben sind jedoch 


!) Es entspricht etwa der Fig. 4 des Ammonites Haberfellneri bei Redtenbacher. 
2) Diese Schrift, pag. 51, tab. 15, fig. 9, 10. 

3) Diese Schrift, pag. 62, tab. 18, fig. 8. 

4) Sharpe, 1. c. tab. 11, fig. 3. 

5) Schlüter, Ammoneen, tab. 4, fig. 4, 5. 

6) d’Orbigny, Pal. franc. terr. cret. I, tab. 38, fig. 7—9. 

7) Stoliezka, 1. c. pag. 144, tab. 73, fig. 1, 2. 


a (35) 


fadenartig schmal und undeutlich und in der Nahtlinie ist der Siphonallobus der grösste und eine Mehrzahl 
von Hülfsloben vorhanden. 

Sonach werden die vorliegenden Gehäuse einer neuen Art angehören, obwohl die ungenügende 
Erhaltung eine erschöpfende Beschreibung derselben noch nicht gestattet. 

Vorkommen. Die Art gehört dem Emscher-Mergel an. Ich sammelte in demselben 9 Exemplare, 
theils auf Zeche Hansemann bei Mengede unweit Dortmund in Westfalen, theils auf der Zeche Alstaden, 
südlich Oberhausen. 

Originale in meiner Sammlung. 


Ammonites Emscheris sp. n. 
Taf. 42, Fig. S— 10. 


? 1834. Ammonites verpertinus, Morton, Synopsis of the organie remains of the cretaceous group of the United States, pag. 40, 


tab. 17, fig. 1. \ 
1867. ” Texanus, Schlüter, Beitrag zur Kenntniss der jüngsten Ammoneen Norddeutschlands, pag. 32, zum Theil, 
tab. 6, fig. 3, non! fig. 1 und 2. 
1871. se N Schlüter, diese Schrift, pag. 41, zum Theil, tab. 12, fig. 1—3. 


Das geringe Material, welches bei der früheren Besprechung des Ammonites Texanus vorlag, hat 
mich den Beweis antreten lassen, ein von dem Typus abweichendes Gehäuse mit zu der Art zu ziehen. 
Nachdem die Zahl der Exemplare sich inzwischen erheblich vermehrt hat — es liegen namentlich jetzt sieben, 
zum Theil bis 3 Zoll !) grosse Stücke vor), welche deutlich die fünf, der Art eigenthümlichen Höckerreihen 
zeigen — so scheint die damals vorgenommene Vereinigung gegenwärtig nicht mehr aufrecht erhalten wer- 
den zu können ?). 

Den von Ammonites Texanıs getrennt zu haltenden Ammoniten, von dem bereits ein grosses Exem- 
plar Tab. 12, Fig. 1—3 abgebildet wurde, bezeichne ich jetzt als Ammonites Emscheris. Das Gehäuse des- 
selben charakterisiren nicht allein drei oder vier Höckerreihen statt fünf, sondern es ist insbesondere die Stellung 
dieser Höcker eine von derjenigen des Ammonites Texanus verschiedene, welche nicht durch zufälliges Fehlen 
der einen Reihe und durch eine bei Verdrückung des ganzen Gehäuses hervorgebrachte Verschiebung der 
anderen Reihen gegen die Bauchkante hin, wie ich früher glaubte annehmen zu müssen, erklärt werden darf. 
Beim Ammonites Texanus steht die erste Höckerreihe auf der Nabelkante und es folgen die übrigen Reihen 
in regelmässigen Intervallen. Beim Ammonites Emscheris entfernt sich die erste Reihe sehr weit vom Nabel, 
und die Entfernung der zweiten Reihe von der ersten ist noch grösser als jene. Abweichend vom Ammonites 
Texanus sind die Höcker der zweiten Reihe, welche bei unverdrückten Gehäusen schon an der Bauchkante 
liegt, wie Fie. 10, Taf. 42 darstellt, während sie beim Ammonites Texanus noch so tief liegt, dass an den 
grossen westfälischen Stücken gemeiniglich erst die dritte Reihe ziemlich mit der Seitenmitte zusammenfällt. 
Auch sind die Höcker dieser Reihe beim Ammonites Emscheris ausserordentlich stark entwickelt. Ferner 
nähert sich hier die dritte Reihe so sehr der zweiten oder ist vielmehr damit verschmolzen, so dass sie 
mitunter als eine kaum sichtbare Sekundärerhebung auf letzterer bemerkt wird. Die der Siphonallinie 
zunächstgelegenen zahnartie ausgezogenen Höcker sind bei beiden Arten nicht verschieden. 


!) Ein Exemplar war ursprünglich ce. 10 Zoll gross. 
2) Sie wurden gesammelt im Emscher-Mergel der Zechen Ewald bei Herten, Hansemann bei Mengede, von der Heydt bei 


Herne und Graf Schwerin bei Castrop. 
3) Zur Erleichterung des Vergleiches gebe ich tab. 41, fig. 1, 2 die Abbildung eines dieser Exemplare des Ammonites Texanus 


mit deutlichen fünf Knotenreihen. 


(36) a 


Abweichend sind beide Ammoniten auch durch die Zahl der Rippen. Das Taf. 12, Fig. 1-3 ab- 
gebildete Exemplar besitzt auf dem letzten Umgange 19 Rippen. Bei einem neuerlich aufgefundenen Stücke 
stehen sie noch weiter entfernt. Die westfälischen Exemplare des Ammonites Texanus führen 24—29 Rippen 
auf der letzten Windung; eins dieser Stücke zeigt auf einem früheren Umgange 22 Rippen. — Was die 
Lobenlinie betrifft, so ist davon bereits früher die Rede gewesen und erwähnt, dass an den texanischen 
Originalen der Hülfslobus mit dem anliegenden Sattel nicht deutlich erhalten seien und deshalb nicht zum 
Vergleiche herangezogen werden könnten, im übrigen beide Suturen ähnlich seien. Dies kann nicht über- 
raschen, findet man doch mehrfach bei verschiedenen Arten den Bau der Loben übereinstimmend, z. B. beim 
Ammonites Rotomagensis und Ammonites Mantelli. 


Allerneustens hat Redtenbacher !) die früher erwähnten von F. v. Hauer beschriebenen Vorkommnisse 
der Gosaubildungen als Ammonites quinquenodus abgetrennt, wozu ihn die grössere Zahl der Rippen, deren 
Zahl nach der Abbildung 31 beträgt und die Abweichungen im Verlaufe der Kammerwandsnähte veran- 
lassten. Leider hat noch nicht festgestellt werden können, wie sich die Lobenlinie des westfälischen Ammo- 
nites Texanus zu dem der texanischen Stücke selbst und der von Redtenbacher aufgestellten Art verhalten, 
da selbe in unzureichender Weise erhalten sind. 


Coquand 2) nennt aus seiner Etage Santonien neben Ammonites Bourgeoisi d’Orb., Ammonites Or- 
bignyi d’Arch., Ammonites polyopsis Dujard. und Ammonites Santonensis d’Orb. auch einen Ammonites comia- 
censis, Coq., der durch die Weite des Nabels, die gekielte Aussenseite und fünf Knotenreihen dem Ammo- 
nites Texanus nahesteht, aber dadurch abweicht, dass die Rippen abwechselnd einfach und dichotom sind. 


Schon früher habe ich bei Besprechung des Ammonites Texanus darauf hingewiesen, dass Ammonites 
vespertinus Mort. aus der Ciamesche-Ebene in Arkansas der texanischen Art verwandt sei. Inzwischen sehe 
ich, dass Gabb?) beide geradezu identificirt. Die sehr entfernt stehenden Rippen und der Umstand, dass 
jede Rippe nur drei Knoten tragen soll, von denen der untere nach der Zeichnung ungefähr mit der Seiten- 
mitte zusammenfällt, während nach der Beschreibung der stärkste an der Kante liegt, machen es höchst 
wahrscheinlich, dass die Morton’sche Art mit Ammonites Emscheris zusammenfällt. Sobald der Beweis hier- 
für erbracht sein wird, muss unsere Art die Bezeichnung 


Ammonites vespertinus, Morton 
führen }). 

Ob das kleine Bruchstück aus den Priesener-Schichten von Winafic bei Jungbunzlau in Böhmen, 
welches von Fritsch und Schlönbach 5) nach meiner ersten Darstellung des Ammonites Texanus zu dieser Art 
gezogen wurde, auch jetzt noch als hierhergehörig zu betrachten ist, ist bei der Unzulänglichkeit des Frag- 
mentes nicht wohl zu entscheiden. 

Vorkommen. Ammonites Emscheris hat mit Ammonites Texanus dasselbe Lager, den Emscher Mergel 
im südlichen Westfalen, gemein. Ich sammelte Exemplare bei Stoppenberg unweit Essen und auf der Halde 
der Zeche Alstaden südlich von Oberhausen. — 


1) Redtenbacher, die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen, pag. 108, tab. 24, fig. 3. 

2) Coquand im Bull. soc. geol. France, 1859, pag. 978. f 

3) Gabb, Proc. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1860, pag, 202. 

“) Giebel (Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 706) hat mit Ammonites vespertinus den Ammouites Delawarensis, Mort. 
vereint und erwähnt, dass das Museum zu Halle drei grössere Fragmente der Art von Barbacoas besitze. 

5) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation, 1872, pag. 28, tab. 6, fig. 5. 


a >> (37) 


Ammonites sp.? 
Taf. 41, Fig. 11, 12. 


Ausser den bereits besprochenen Ammoniten des Emscher-Mergels liegen noch einige fragmentäre 
Gehäuse vor, welche offenbar verschiedenen Arten angehören. Da aber der Erhaltungszustand der Stücke 
nicht ein solcher ist, dass die Beziehungen derselben in genügender Weise festgestellt werden können, so 
mag hier nur noch auf ein Gehäuse hingewiesen werden, welches sich durch ein scharfes Knie der über 
Flanke und Bauch laufenden Furche charakterisirt. Das Gehäuse selbst ist enggenabelt, hochmündig und 
besitzt eine schmale, gewölbte Aussenseite. 


Ich fand das Stück im Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede in Westfalen. — 


Zusatz zu Seite 4: 


Ammonites suplanulatus wurde auch m der Kreide Frankreichs nachgewiesen. Hebert !) fand 
ihn in der craie glauconieuse bei la Bedoule. — 


Zusatz zu Seite 19: 

Ammonites nodosoides hat sich auch am Nordrande des westfälischen Kreidebeckens gezeigt. 
Bei einem Besuche in Ahaus im Jahre 1874 fand ich denselben in der Sammlung des Herrn Kreisrichter 
Ziegeler mit der Angabe, dass das Stück von Graes stamme. 

Auch in Frankreich wurde die Art alsbald erkannt. Schon im Mai 1872 erklärte Hebert?) den 
Ammonites nodosoides für ein bezeichnendes Fossil der Kreide mit Inoceramus labiatus (myytiloides) des pariser 
Beckens und nennt ihn aus gleichem Niveau der Provence. 

Bald darauf nennt er ihn auch von Rouen, Etretat, Fecamp, Treport, Cap Blanc-Nez, Bedoule, 
Orange, Saint-Paulet, Mondrogon und erwähnt, dass dieses „eminent charakteristische Fossil“ auch im 
gleichen Niveau der englischen Kreide von M. Velain bei Shakespeare aufgefunden sei). 

Durch Fritsch %) ist die Art aus den Mallnitzer-Schichten von Miecholup bei Saaz abgebildet und 
irrthümlich mit Amm. Wollgari Mnt. vereint worden. — 


Zusatz zu Seite 30: 
Ammonites Bladenensis hat sich auch in Frankreich und zwar in etwas tieferem Niveau wie in 


Deutschland gezeigt. Charles Barrois’) fand ihn an der Basis des Turon, in der Zone des Belemnites plenus 
bei Novy-Chevrieres (Ardennes) in vier Exemplaren auf. — 


Zusatz zu Seite 40: 
Ammonites Hernensis hat sich in Sachsen auch im Scaphiten-Pläner gezeigt. Aus diesem Niveau 
ist durch Geinitz 6) ein Exemplar von Strehlen abgebildet worden. Geinitz nennt es Ammonites Austeni Shrp. 
Diese Bezeichnung könnte nur dann angewendet werden, wenn entweder eine Entwicklungsreihe den Zusam- 


1) Hebert, Documents relatifs au terrain eretac€ du midi de la France, II. part. Bull. soc. geol. France. 1872, pag. 397. 

>) Hebert, ibid. pag. 410. 

3) Hebert, Craie d’Angletterre et de France. Bull. soc. geol. France 1874, pag. 420. Hebert et Toucas, Description du 
Bassin d’Uchaux. Annales des sciences geologiques, tom. 6, 1875, pag. 88. 

4) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 31, tab. 2. 

5) Charles Barrois, La zone a Belemnites plenus. Annales de la Societe geologique du Nord. tom. II, 1875, pag. 188. 

6) Geinitz, Elbthalgebirge, tom. II, pag. 186, tab. II, fig. 1. 


(38) ng 


menhang zwischen Ammonites Hernensis und Ammonites Austeni darthäte, oder ein grosser Ammonites Austeni 
soweit losgeschält würde, dass sich zeigte, die innersten Windungen stellen den Ammonites Hernensis dar. — 
Uebrigens ist es noch immer nicht zweifellos, ob die ähnlichen Formen des Emscher Mergels und des oberen 
Pläners derselben Art angehören. 


Zusatz zu Seite 43: 
Ammonites margae wurde durch Redtenbacher in den alpinen Gosauschichten nachgewiesen. Ein 
Exemplar lieferten die Schichten von Glanigg bei Salzburg !). 


Zusatz zu Seite 44: 
Ammonites triearinatus wurde von Dames?) aus den Thonen bei Kieslingswalde in Schlesien 
namhaft gemacht, welche den bekannten Kieslingswalder Sandstein unterteufen. — 


Zusatz zu Seite 46: 


Ammonites cf, tridorsatus, Schlüt. 
Taf. 41, Fig. 3—5. 

Mit dem früher besprochenen Ammonites tridorsatus ?) stimmt rücksichtlich der Wachsthumszunahme 
und des Querschnittes der Röhre, der geringen Involubilität und der Beschaffenheit der mit drei Kielen ver- 
zierten Siphonalseite ein vorliegender Ammonit überein. Derselbe bietet aber Abweichungen in der Berip- 
pung, wodurch es zweifelhaft wird, ob er der genannten Art angehöre. Die Zahl seiner Rippen ist um die 
Hälfte grösser, indem bei 90 Millimeter Durchmesser auf der letzten Windung 39, am Ammonites tridorsatus 
bei gleichem Durchmesser nur 25 Rippen gezählt werden. Zugleich ist die innere Knotenreihe, insbesondere 
auf dem letzten Umgange, sehr schwach entwickelt. Diesem Umstande mag es zuzuschreiben sein, dass die 
Rippen leicht gekrümmt erschemen. — Die Lobenlinie ist nicht deutlich, doch nimmt man wahr, dass drei 
L.ateralloben vorhanden sind. Neben dem ersten grossen folgt ein viel kleinerer zweiter und darunter noch 
ein nur wenig kleinerer Hülfslobus. 

Sollte später bei vermehrtem Material die Zugehörigkeit dieses Gehäuses zu Ammonites tridorsatus 
mit Sicherheit nachgewiesen werden, so würde die früher hervorgehobene Verwandtschaft mit Ammonites 
tricarinatus d’Orb. sich vergeringeren, namentlich auch durch den Verlauf der Suturen, da diese Art zwei 
Ausiliarloben zeigt. 

Maasse in Millimetern. 

DurchmesserxdesAGehausessr 2 20 er) 
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 27 
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche 14 
Höhe des drittletzten Umganges von der Naht zum Bauche 9 
Höhe des viertletzten Umganges von der Naht zum Bauche c. 5 


DiekendespletziennUmeangesg rn pr mei 2 
DickerdessvorletzienWUmeansesernn ne ag errer 
Dickexdestdrittleizten Umeangess 22 re 


1) A. Redtenbacher, Cephalopoden der Gosauschichten. 1873, pag. 109, tab. 25, fig. 1. 
2) W. Dames in den Verhandl. des naturhistor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 31, 1874, pag. 97. 
3) Diese Schrift, pag. 46, und Schlüter, Ammoneen, pag. 26, tab. 5, fig. 1. 


a (39) 


Vorkommen. Das besprochene Gehäuse wurde im Emscher-Mergel auf der Zeche Alstaden, südlich 
von Oberhausen gefunden. 

Durch Redtenbacher !) wurde Ammonites tridorsatus auch in den Gosauschichten von Strobl-W eissen- 
bach und Glanegg bei Salzburg aufgefunden. — 


Zusatz zu Seite 56: 


Ammonites Dolbergensis, Schlüter. 
Taf. 44. Fig. 1 —4. 


Bei Besprechung des Ammonites Coesfeldiensis habe ich darauf hinweisen müssen, dass die Orna- 
mentik des Gehäuses in früher Jugend verschieden sei von derjenigen des mittleren und späteren Alters und 
nach Ansicht des Taf. 17, Fig. 1, 2 abgebildeten Exemplares die Meinung geäussert, es könne bei einzelnen 
Individuen die Ornamentik der Jugend bis zum ausgewachsenen Zustande andauern. Diese Anschauung 
scheint sich nach dem inzwischen weiter aufgefundenen Material nicht für alle ähnlichen Gehäuse zu 
bewähren. 

Von den neu aufgefundenen abweichenden Gehäusen — für die die Bezeichnung Ammonites Dol- 
bergensis gewählt werden mag — habe ich ein grösseres und ein kleineres Exemplar abgebildet und zum 
Vergleiche einen typischen Ammonites Coesfeldiensis von entsprechender Grösse beigefügt 2). 

Abgesehen von den bereits Seite 56 hervorgehobenen Unterschieden in der Ornamentik, sowie der 
geringeren Involubilität und dem daher mehr geöffneten Nabel, ist es vor allen der Bau der Kammerwände, 
welcher zu der Auseinanderhaltung und Anerkennung der beiden Formen zwingt. 

Die Lobenlinie selbst ist zwar an keinem Exemplare des Ammonites Coesfeldiensis und Ammonites 
Dolbergensis in ihrem ganzen Verlaufe erhalten, aber man vermag bei letzterem Spuren derselben zu erken- 
nen und es liegt von jeder der beiden Arten ein Exemplar vor, welches einen Blick auf eine mehr oder 
minder erhaltene Kammerwand gestattet. Die beiden letzteren habe ich neben einander abgebildet, um die 
Verschiedenheit beider darzuthun. Die Kammerwand des Ammonites Coesfeldiensis gibt nur ein annäherndes 
Bild. Jedenfalls ist sie in ihrem Bau dem Ammonites costulosus ähnlich, dessen breiter flacher oberer Late- 
rallobus sich sofort in vier Aeste theilt. Der gleiche Lobus des Ammonites Dolbergensis besitzt dagegen 
einen verhältnissmässig schmalen Stamm, der in drei kurze Aeste ausläuft. 

Vorkommen. Ammonies Dolbergensis fand sich in den Mukronaten-Schichten Westfalens bei Dolberg, 
Ennigerloh und Darup. 


Originale im Besitze des Herrn Dr. von der Marck in Hamm, sowie in meiner Sammlung. — 


Zusatz zu Seite 56: 
Ammonites Stobaei ist inzwischen auch in der Kreide von Lauingen und Königslutter aufgefunden 
worden. Die Stücke sind selbst in der Erhaltungsart den Originalen von Köpinge möglichst ähnlich. 
Nach gefälliger mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter ist die Lager- 
stätte, übereinstimmend mit der in Westfalen gemachten Beobachtnng, die untere Mukronaten-Kreide. — 


1) Redtenbacher, 1. c. pag. 125, tab. 30, fig. 3. 

2) Das hier abgebildete Stück ist durch den Verlust der im Nebengestein haftengebliebenen Zähne an der Bauchkante etwas 
defect. Ein übereinstimmendes Exemplar mit Zähnen habe ich früher „Ammoneen“ tab. 1, fig. 1 gegeben. — Die frühere Angabe, 
dass Ammonites Coesfeldiensis auch bei Haldem gefunden sei, hat sich als irrthümlich erwiesen; die betreffenden Stücke gehören viel- 
mehr zum Ammonites Lemfördensis. Siehe diesen. 


(40) ee 


Zusatz zu Seite 62: 
Ammonites Lüneburgensis hat sich in einem grossen Exemplare (Höhe des letzten Umganges 45 
Millimeter) in der Schreibkreide von Freiler in Dänemark gefunden !). Ebenso ein Fragment im gleichen 
Niveau in Schweden: in den Mukronaten-Schichten bei Köpinge 2). 


Zusatz zu Seite 63: 


Ammonites Lemfördensis, Schlüter. 
Taf. 10, Fig. 1, 2.: Taf. 44, Fig. 1—4. 
1871. Ammonites scaphitoides, Schlüter (non! Coquand), diese Schrift, pag. 63. 
1872. 9 Lemfördensis, Schlüter, Bericht über die 29. General-Versammlung des naturhist. Ver. für Rheinland und 
Westfalen in Wetzlar, Correspondenzblatt Nr. 2. 

Zunächst musste der Name der Art umgeändert werden, da derselbe bereits durch Coquand :) ver- 
geben war. Dann hat sich auch die Kenntniss des Gehäuses, von dem bei der ersten Besprechung nur der 
unvollständige äussere Umgang eines grösseren Exemplares vorlag, erweitert, indem inzwischen auch einige 
jugendliche Gehäuse aufgefunden sind. Durch diese erfahren wir, dass die Umgänge sich zur Hälfte umfas- 
sen, und dass die Ornamentik im früheren Alter nicht von derjenigen des späteren Alters verschieden ist; 
mit Ausnahme nur der lateralen Höckerreihe, welche an dem jugendlichen Gehäuse kaum sichtbar ist. 

Das Vorkommen betreffend, so ist die Art bis jetzt nur aus der oberen Mukronaten-Kreide der 
Hügelgruppe von Haldem und Lemförde nachweisbar; vielleicht tritt sie in gleichem Niveau auch bei 
Königslutter auf. 

Von Lemförde besitzt das Museum in Göttingen, nach gefälliger Mittheilung des Herrn Professor 
von Seebach, zwei Exemplare. Desgleichen ein Exemplar Herr Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in 
Salzgitter. — 


Zusatz zu Seite 69: 
Da die Bezeichuung Ammonites striatocostatus bereits durch Meneghini *) vergeben war, so habe 
ich die Art 
Ammonites Vari 
genannt). — 


Zusatz zu Seite 67: 
Statt der bereits vergebenen Bezeichnung Ammonites robustus‘) wurde für die Art der Name 
Ammonites Wittekindi 
gewählt ?). 
Als Fundort der Art konnte bisher nur die Hügelgruppe von Haldem und Lemförde angegeben 


1) Schlüter, Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn, 1874, pag. 267. 

2) Schlüter, ibid. 1873, pag. 56. 

3) Coquand, Journ. de conchyl. 1853, tab. 14, fig. 9, 10. — Mem. de la soc. d’Emul. du Doubs, 1856, VII, tab. 5, fig. 16, 
17. — Beneke, geognost. pal. Beitr. I. Heft II, pag. 215. 

*) Meneghini, Nuove foss. Tosce. 28. — Denkschr. Wien. Acad. XI, 1856, pag. 57. 

5) Schlüter, Bericht über die 29. Generalversammlung des naturhist. Ver. für Rheinland und Westfalen in Wetzlar, 1872, 
Correspondenzblatt Nr. 2. 

6) Hauer, Denkschrift d. Wien. Akad. 1855. IX, pag. 147. — Hyatt, Bull. mus. comp. Zool. Nr. 5, pag. 88, 98. — (Strach.) 
Blanf. Palaeont. of Niti, pag. 85. 

7) Schlüter, 1. c. 


wel (4) 


werden, inzwischen ist sie auch bei Ahlten gefunden, von wo sich mehrere jugendliche Gehäuse im Museum 
zu Göttingen befinden. Ebenso habe ich sie in der Sammlung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter 
gesehen. Nach der Beobachtung des Besitzers haben sich die Exemplare der dortigen Kreide übereinstim- 
mend wie in Westfalen nur in der oberen Mukronaten-Kreide zusammen mit Heteroceras polyplocum 
gefunden. 

Die früher gehegte Vermuthung, es möchten gewisse Formen, welche die Mukronaten-Kreide nord- 
östlich von Hamm in Westfalen liefert, der Art angehören (vergl. S. 49), hat zufolge besseren neuerlich 
aufgefundenen Materials sich nicht bestätigt. Zunächst ist die Wachsthumszunahme dieser Stücke geringer, 
wie der Vergleich der Maasse (in Millimetern) I. eines Exemplares mittlerer Grösse von Dolberg bei Hamm 


und II. eines gleich grossen Ammonites Wittekindi von Haldem darthut: 


I II 
Duxchmessersdesy@ehäusesh 2: me u 225 225 
Nolan 6 008 0.0, 0,0 0 0 Ba 0 on en ee 
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . .c. 63 13 
Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche .c. 84 106 
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche . 48 52 
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . 2... 0 24 29 
IDickendespleiztenglümeangesgug ru 50 129 
Dicke des vorletzten Umganges . . . Nee 1 LO 65 


Ferner ist die Zahl der Rippen an den Dolberger nen um 1/, bis l/, grösser. 

Die Loben stimmen bis auf den abweichenden ersten Hülfslobus mit denen des Ammonites Wittekindi 
überein. Derselbe erscheint nicht zweitheilig, sondern dreitheilig, wie beim Ammonites Stobaei. 

Es gewinnt hiernach den Anschein, als ob die Mukronaten-Kreide neben Ammonites Wittekindi und 
Ammonites Stobaei noch eine dritte verwandte grosse Ammoniten-Art berge. 


Zusatz zu Seite 70: 
Von Ammonites auritocostatus befindet sich in der Witte’schen Sammlung !) ein Exemplar aus 
der (oberen) Mukronaten-Kreide von Ahlten östlich von Hannover. 


Ammonites sp. n.? 
Taf. 42. Fig. 6, 7. 

In der baltischen Schreibkreide findet sich ein glatter Ammonit, dessen hier bei der Seltenheit von 
Ammoneen in der Schreibkreide überhaupt noch gedacht werden mag, obwohl die Beziehungen bei der 
unvollkommenen Erhaltung der Stücke nicht in genügender Weise festgestellt werden konnten. 

Das Gehäuse ist weit genabelt, die Umgänge rundlich, ungefähr so’ breit wie hoch, wenig involut, 
die Oberfläche zeigt keinerlei Ornamentik. Die Grösse der untersuchten Exemplare schwankt zwischen 45 
und 75 Millimeter Durchmesser. 

Maasse eines kleineren Gehäuses: 

DD uxrchmessergn er 5 ..n ... 45 Millimeter. 
Höhe des letzten Umganges in eier Wihdungeebene ee Hlldts % 


1) Welche neuerlich durch letztwillige Verfügung in den Besitz der Universität Göttingen übergegangen ist. 
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 6 


(42) — 12 — 


Höhe des letzten Umganges von der Naht zum Bauche . 11, Millimeter. 
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zum Bauche 9 > 
Freier Theil des vorletzten Umganges . . .....6 3 
Freier Theil des drittletzten Umganges . . . 2. .....25 © 
DiekendessletztenYllmeanzesgr re ee rl > 


Eigenthümlich ist die Erhaltungsart der meisten Stücke. Nur ein unvollständig erhaltenes Windungs- 
fragment ist ein Kreidekern, die übrigen Exemplare bestehen scelettartig lediglich aus einer dünnen Kieselhaut. 

Bemerk. Aus der oberen Kreide sind bislang keine Gehäuse bekannt, welche hierher gezogen 
werden könnten. Einige Aehnlichkeit zeigt allerdings der ebenfalls glatte Ammonites Icenicus Shrp. aus dem 
Upper Chalk von Norwich, aber derselbe besitzt einen engeren Nabel; er ist über die Hälfte involut, die 
Seiten sind abgeflacht und die Mündung ist erheblich höher als breit.!) Desgleichen ist Ammonites obscu- 
rus Schlüt. enggenabelt, ausserdem aber noch mit einem Kiele auf der Siphonalseite versehen. 

Eine grössere Verwandtschaft dürfte ein dem Cuvieri-Pläner angehöriger Ammonit besitzen, den ich 
bereits 18662) mit gewissen Formen der indischen Kreide verglichen habe, welche Forbes?) als Ammonites 
Garuda, Ammonites Soma, Ammonites Chrisma beschrieben hat. Das damals unzulängliche Material hat sich 
inzwischen nicht vermehrt und ist deshalb auch heute mit der baltischen Form kein sicherer Vergleich durch- 
zuführen. Die Beziehung der letzteren zu den indischen Ammoniten ist dagegen auch hier noch hervorzuheben. 

Die jugendlichen Gehäuse des Ammonites Sacya Forbes), der Ammonites revelatus Stol.5) und Ammo- 
nites Cola Forb.°) zeigen in der äusseren Gestalt des Gehäuses kaum eine Verschiedenheit von den in Rede 
stehenden Stücken. Da an diesen aber die Loben nicht erhalten sind, so ist auch hier ein genauer Vergleich 
unthunlich. Es mag nur noch bemerkt werden, dass die indischen Gehäuse der weiten Gruppe der Ligaten 
angehören und in der unteren Kreide Indiens, in der Ootatoor group, gefunden sind. 

Vorkommen. Die baltischen Gehäuse wurden in der Schreibkreide von Freiler unweit Aalborg in 
Jütland gefunden. 

Die Originale befinden sich im Museum der Universität zu Copenhagen. — 


Zusatz zu Seite 37: 
Scaphites Cuvieri, Morton. 
Taf. 42. Fig. 1—3. 
1834. Scaphites Cuvieri, Morton, Synopsis of the organic remains of the cretaceous group of the United States, pag. 41, 
tab. 7, fig. 1.7) 

Bei Besprechung des Scaphites gibbus ist bereits der nahen Beziehungen desselben zu dem nordameri- 
kanischen Scaphites Cwieri gedacht. Inzwischen hat sich das aufgesammelte Material noch erheblich vermehrt, 
wodurch sich die Bestimmtheit der angegebenen Charactere noch mehr gefestigt hat. Der Unterschied der 
amerikanischen Art ergab sich vorzüglich in der durchschnittlich mehreren Grösse des Gehäuses, in der 


1) Wenn man auch annehmen wollte, der englische Ammonit habe durch Druck gelitten, so würde doch schon der engere 
Nabel die Verschiedenheit von unserer Art darthun. 

2) Schlüter, in der Zeitschrift der deutsch. geol. Ges. pag. 75. 

3) Forbes, in Geol. transact. 2. Ser. vol. 7, pag. 102, tab. 7, 9. 

“) Vergl. insbesondere die Abbild. bei Stoliezka, Cephalop. of cretac. rocks of Southern India, tab. 75, fig. 6. 

5) Stoliczka, ibid. fig. 3. 

6) Stoliezka, ibid. fig. 4. 

7) Morton selbst führt als synonym an Ammonites hippocrepis, Dekai in Annals of the New-York Lyceum, vol. II, pl. V, 
fig. 5, eine Quelle, welche ich nicht vergleichen kann. 


— 18 — (43 


grösseren Stärke und dem weiteren Auseinanderstehen der Rippen auf der Aussenseite der Wohnkammer; in 
der Entwicklung kräftiger Zähne statt kleiner, rundlicher Knötchen zwischen Flanke und Bauch und endlich 
in dem Vorhandensein einer nie fehlenden, die Zähne begleitenden Knotenreihe auf den Flanken. 

Gegenwärtig liegen ausserdem mehrere Gehäuse vor, die meistens der subhereynischen Kreide ent- 
stammen, welche die angegebenen Charactere des Scaphites gibbus nicht zeigen, dagegen keine wesentlichen 
Verschiedenheiten vom Scaphites Cuvieri erkennen lassen. Sie sind in der Grösse und der Gestalt des Ge- 
häuses ähnlich; sie zeigen dieselben feinen, aber noch mehr genäherten Rippen auf der Bauchseite der Wohn- 
kammer, desgleichen die kleinen runden Knötchen statt der grossen Zähne und keine laterale Höckerreihe 
auf den Flanken. Die radialen Rippen auf der Flanke des spiralen Theiles sind freilich in dem Morton’- 
schen Bilde etwas kräftiger gezeichnet und läuft dort auch die Höckerreihe über das ganze Gehäuse fort, 
aber ich habe schon verschiedentlich darauf hinweisen müssen, dass rücksichtlich dieser beiden Umstände 
eine grössere individuelle Freiheit statthat, welche die Art-Charactere nicht berührt. 

Sonach dürfte wohl kaum noch ein Zweifel bestehen, dass die vorliegenden Scaphiten dem Scaphites 
Cuvieri angehören. 

Vorkommen. Mehrere Exemplare sammelte Herr Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter 
in der Quadraten-Kreide bei Lochtum bei Vienenburg am Nordfusse des Harzes. 

Ein Exemplar besitzt Herr Oberhüttenmeister Grumbrecht in Gosslar aus gleichem Niveau vom Vor- 
werke Wennerode östlich von Vienenburg. 

Eine kleine Anzahl weniger gut erhaltener Stücke beobachtete ich in der oberen Quadraten-Kreide 
Westphalens: in der Zone der Becksia Soekelandi bei Coesfeld und Holtwick. — 


Zusatz zu Seite 89: 
Scaphites Römeri mit Aptychus. 
Taf. 42. Fig. 4, 5. 

Bei der ersten Besprechung der Scaphiten war mir nur eine Art, Scaphites spiniger mit innesitzendem 
Aptychus bekannt; inzwischen ist mir auch ein Scaphites Römeri mit Aptychus zugekommen. 

Wie in allen Fällen liegen auch hier die Aptychen-Schalen in der Wohnkammer, die gewölbte Seite 
nach auswärts gekehrt. Sie sind aber der Mündung mehr genähert, als bei irgend einem bisher beobachteten 
Stücke, indem die Spitze fast den Mundsaum berührt. Ohne weitere Reflexionen anzuknüpfen, muss ganz 
besonders die Thatsache hervorgehoben werden, dass der bisher als allgemein gültig angenommenen Regel 
entgegen die Spitze des Aptychus nicht nach unten, sondern nach oben gekehrt ist. 

Da die Lage des Aptychus in der Wohnkammer bei diesem Stücke eine solche ist, dass die s. @. 
Harmonielinie des Aptychus nicht mit der Siphonallinie des Gehäuses zusammenfällt, sondern sich mehr der 
einen Flanke nähert, so liess der Zeichner den Aptychus etwas aus der Wand des Gehäuses hervortreten, 
um das Bild verständlich zu machen. 

Die eine Schale des Aptychus ist fast ganz erhalten, die andere nur als innerer Abdruck. Jene 
zeigt undeutliche concentrische Anwachsringe, die Oberfläche mit vortretenden Körnchen besetzt und einen 
glatten abgeschrägten Saum. Auf dem Abdrucke sind die Anwachsringe etwas markirter. An den Wirbeln 
finden wir auch hier die von einer schmalen, in der Innenseite der Schale vorhandenen Leiste herrührenden 
Eindrücke. 

Der ganze Aptychus ist demjenigen des früher besprochenen Scaphites spiniger höchst ähnlich; nur 
zeigen sich bei diesem die Anwachsringe noch weniger deutlich, und der Rand der Schale ist (wenigstens 


(44) SI 


in der unteren Hälfte, was in der Zeichnung nicht hervortritt) von einem schmalen vortretenden Saum 
eingefasst. 

Vorkommen. Das vorliegende Gehäuse wurde durch den verstorbenen Dr. Armbrust in der Mucro- 
naten-Kreide bei Ahlten (Hannover) aufgefunden und gelangte mit dessen Sammlung in das paläontologische 
Museum nach Göttingen. 


Zusatz zu Seite 97: 
Anecyloceras Paderbornense ist vom Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach auch im Cuvieri- 
Pläner am Vorberg bei Steinlah aufgefunden worden. 


Zusatz zu Seite 99: 
Aneyloceras pseudoarmatum, Schlüter. 
Taf. 43. Fig. 5—9. 

Seit Aufstellung der Art habe ich an dem Fundorte des ersten Exemplares (den Mucronaten-Schichten 
bei Darup in Westfalen) noch mehrere Stücke gesammelt !), welche es wahrscheinlich machen, dass die Art 
sowohl rücksichtlich der Grösse, wie der Ornamentik variiren könne. 

Ein Exemplar, welches in den Dimensionen der Röhre mit dem zuerst besprochenen Stücke überein- 
stimmt, aber vollständiger erhalten ist, indem es noch einen Theil der hakenförmig eingebogenen Wohn- 
kammer führt, weicht in der Ornamentik dadurch ab, dass regulär zwischen je zwei Knoten nicht eine, 
sondern zwei Rippen und ausnahmsweise auch drei Rippen liegen. 

Ein zweites Fragment hat die erhebliche Länge von 335 Millimetern. Es stellt das gestreckte 
Mittelstück des Gehäuses dar und den Beginn der Biegung, an den sich der erste spiraleingerollte Theil 
der Schale anschliesst. Die Röhre ist breiter wie hoch, indem die Breite 50 Millimeter, die Höhe 25 Mm. 
beträgt. Sehr wahrscheinlich ist dieses abweichende Verhalten Folge erlittenen Druckes. Einen etwas 
fremdartigen Habitus erhält dieses Stück neben dem eben besprochenen dadurch, dass die Rippenpaare, 
welche die Höcker zwischen sich nehmen, sich mit Ausschluss der Antisiphonalseite der Röhre zusammen- 
ziehen und wulstartig erheben. Zwischen je zwei solchen mit vier Höckern verzierten Wülsten schiebt sich 
wie bei dem ersten Stücke regelmässig eine Rippe und nur ausnahmsweise zwei Rippen zwischen. Die 
Antisiphonalseite der Röhre ist auch an diesem, wie an allen übrigen Stücken, mit einfachen Rippen versehen, 
von denen die Zwischenrippen ringförmig die Röhre umgeben. 


Zusatz zu Seite 100: 
Crioceras elliptieum, Mnt. sp. 
Taf.s43. Big 2: 

Es ist schon wiederholt die Meinung aufgestellt worden, dass die dem d’Orbigny’schen Geschlechte 
Toxoceras zum Grunde liegenden Gehäuse als verkümmerte Crioceren zu betrachten seien. Diese Anschauung 
scheint eine neue Stütze zu finden in einem Gehäuse, welches ich Herrn von Seebach verdanke, der es bei 
Langenholzen auffand. Die Form der Röhre dieses Stückes (Fig. 1) weiset auf Toxoceras hin; die Orna- 
mentik desselben aber ist nicht wesentlich verschieden von derjenigen des Crioceras ellipticum, nur stehen 
die Rippen ein wenig entfernter, als dies gewöhnlich der Fall ist, und das treffliche, auf Taf. 30, Fig. 11, 
12 abgebildete, Gehäuse zeigt. 


!) Sitzungsbericht der niederrhein. Gesellsch. für Natur- u. Heilk. in Bonn vom 14. Dec. 1874. 


a (45) 


Es hat sich noch ein anderes Bruchstück einer ähnlichen gekrümmten Röhre gefunden (vergl. Taf. 43, 
Fig. 3, 4). Hier ist die Röhre etwas geblähter, zugleich sind die Rippen mehr geradlinig und weiter von 
einander entfernt, als bei Stücken gleicher Grösse sonst der Fall ist. Da der eine Arm dieser Röhre sich 
gerade zu strecken scheint, so würde dies auf Ancyloceras hinweisen. 

Dieses Stück verdient aus dem Grunde besondere Erwähnung, weil es angeblich aus dem cenomanen 
Pläner von Neu-Wollmoden stammen soll, während bisher COrioceras ellipticum sich in Deutschland nur im 
oberen Turon, im Scaphiten-Pläner !) gezeigt hat. 

Auch das Vorkommen der genannten Art in England scheint auf tiefere Schichten hinzuweisen, und 
auch d’Orbigny ?) hat sie unter der Bezeichnung Acyloceras elliptieum in’s Cenoman gestellt. 

Soeben hat auch Geinitz?) die Art einer neuen Besprechung unterworfen. Unter den vier von ihm 
zur Abbildung gewählten Fragmenten zeigt nur das kleinste unter Fig. 15 abgebildete Stück einen Verlauf 
der Rippen, welcher mit der Darstellung Mantell’s und den mir vorliegenden Exemplaren übereinstimmt. 
Die übrigen Stücke führen, wie auch die Beschreibung angibt, Rippen, welche „nach dem inneren Rande hin, 
etwas sichelförmig gebogen sind“. Durch diesen Umstand wird das Bild dieser Gehäuse, insbesondere des 
grössten (Fig. 15), welches fast einen ganzen Umgang darstellt, dem von mir früher unter der Bezeichnung 
Helieoceras flexuosum abgebildeten Gehäuse ähnlich und stimmt in der oberen Ansicht) mit einem weiter 
unten als Helicoceras cf. Conradi Mrt. erwähnten, auch dem Scaphiten-Pläner angehörigen Gehäuse überein, 
welches sich von Helicoceras flexuosum insbesondere durch das Fehlen stärker vortretender Rippen unterscheidet. 
In der That zieht Geinitz selbst seine Funde zu Helicoceras, nicht zu Crioceras, „weil sämmtliche aus Strehlen 
vorliegenden Exemplare dieser nicht seltenen Art aus der Ebene herausgewunden sind. Da mir 14 Exemplare 
vorliegen, unter diesen eins von Strehlen mit zwei Umgängen, welche nichts derartiges zeigen, weder ein 
Aufsteigen der Umgänge aus der Ebene, noch eine der Sichelform sich nähernde Bildung der Rippen, so 
scheint es, dass Geinitz entweder wirkliche Helioceren mit zum Orioceras ellipticum gezogen habe, oder dass 
demselben vorzugsweise nur solche Gehäuse des Crioceras ellipticum vorlagen, welche von den Typen ab- 
weichen und wie solche mir gänzlich unbekannt sind. 


Zusatz zu Seite 107: 
Statt Hamites obliquecostatus ist zu lesen Hamites Berkelis. 


Zusatz zu Seite 108: 
Helicoceras ef. Conradi, Morton sp. 

1842. Ammonoceras Conradi, Morton, Descript. of some new species of organic remains of the cretaceous group of the 
U. States. Journ. Acad. Natur. Scienc. Vol. 8, 1842, tab. X, sep. pag. 8. 

Der Scaphiten-Pläner bei Neu-Wollmoden, sowie bei Langelsheim hat einen Helicoceras geliefert, 
welcher dem Helicoceras flexuosum nahe steht, sich jedoch von diesem dadurch unterscheidet, dass alle Rippen 
von gleicher Stärke sind. 

Näher als der letztgenannten Art stehen diese Gehäuse dem Ammonoceras Conradi Mort. aus der 
Kreide Nordamerikas. Die amerikanische Art zeigt auf der Mitte der Aussenseite eine schwach angedeutete 


1) Den früher, $. 101, genannten Fundpunkten dieses Niveaus habe ich noch weiter den Ringelberg und Fuchspass bei Salz- 
gitter, Langelsheim und Langenholzen beizufügen. 

2) d’Orbigny, Prodrome, tom. II, pag. 215, No. 81. 

3) Geinitz, das Elbthalgebirge in Sachsen, tom. II, pag, 194, tab. 35, fig. 13—16. 

4) Leider gibt Geinitz weder eine Ansicht der Aussenseite, noch einen Querschnitt dieses Gehäuses. 


(46) ae 


Kante. Wofern diese nicht etwa durch Druck zufällig entstanden ist, würde in ihr ein abweichendes Merk- 
mal von den deutschen Gehäusen liegen. 

Ununterscheidbar sind die vorliegenden Stücke von mehreren Bildern, welche Geinitz !) als Helieoceras 
ellipticum Mnt. sp. gegeben hat. Da Geinitz auch in der Beschreibung angibt, die Gehäuse seien aus der 
Ebene herausgewunden und die Rippen nach dem inneren Rande hin etwas sichelförmig gebogen, was beides 
bei Crioceras elliptieum nicht der Fall ist, so steht zu vermuthen, dass er vorliegende Art mit zum Crioceras 
elliptieum Mnt. gezogen habe. Hätte Geinitz auch ein Bild der Siphonalseite oder einen Querschnitt der 
Röhre gegeben, so würde man hierüber Gewissheit haben. 


Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


Helicoceras sp. n.? 


Aus dem Cuvieri-Pläner des Windmühlenberges bei Salzgitter liegen zwei in der Ornamentik über- 
einstimmende Fragmente vor, von denen das eine, welches etwa zwei Umgänge umfasst, sicher zu Helioceras 
gehört. Der Querschnitt der Röhre scheint nicht elliptisch, sondern kreisförmig zu sein. Die Ornamentik 
dieser Gehäuse stimmt fast gänzlich mit derjenigen des Ancyloceras Paderbornense überein und ist letzterer 
nur darin verschieden, dass die Rippen feiner und zahlreicher sind. 


Originale in der Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach. 


Helicoceras reflexus, Quenst. sp. 
Taf. 42. Fig. 12 —14. 


1846— 1849. Turrilites reflexus, Quenstedt, Cephalopoden, pag. 305, tab. 20, fig. 16. 
1872. Helicoceras armatus, Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhm. Kreidef. pag. 47, z. Th. tab. 16, 
fig. 14—16. 

Bei Besprechung des Heteroceras Reussianum (S. 111) hielt ich es für möglich, dass Turrilites reflexus 
die von mir nicht aufgefundenen Anfangswindungen des ersteren darstelle. Nachdem nun inzwischen von 
diesem böhmischen Cephalopoden durch Fritsch — der den Quenstedt’schen Namen nicht kennt, — mehrere 
Exemplare abgebildet sind, ergibt sich, dass auch diese Art als eine selbstständige aufrecht zu erhalten sein 
wird. Wenn aber Fritsch für die Art die Bezeichnung Helicoceras armatus d’Orb. Prodr. Etag. 22, Nr. 99, 
wählt, so wird man ihm hierin kaum folgen können. R 

Ich habe bei der früheren Besprechung geglaubt, diesen Namen ausser Acht lassen zu müssen, da 
d’Orbigny nicht näher angibt, welcher der verschiedenen von Geinitz als Hamites armatus Sow. zusammen- 
gefassten Cephalopoden verstanden werden solle. Aber, wenn diese Bezeichnung auch unserer Art gälte, 
so würde er dennoch nicht gewählt werden können, da er der spätere ist, indem d’Orbigny den Hamites 
Reussianus, welcher auch von Fritsch mit unter die Synonyma aufgenommen ist, früher aufstellte. 

Obwohl nun Fritsch bei seinen Untersuchungen — vom Namen abgesehen — ein Resultat gewonnen 
hat, welches meiner früheren Vermuthung entspricht, so scheint doch jetzt nach den schönen Abbildungen 
desselben — Naturexemplare stehen mir zum Vergleiche nicht zu Gebote — Turrihites reflewus nicht mit 
Heteroceras Reussianum vereint werden zu können. Zu letzterer Art möchte ich nur Fig. 17a, b, ce auf 


1) Geinitz, Elbthalgebirge, II, tab. 35, insbesondere fig. 15. 


on) (47) 


Taf. 14 bei Fritsch ziehen, dagegen für die Taf. 14, Fig. 14, 15, 16 und 18 dargestellten Gehäuse den 
Quenstedt’schen Artnamen 

Helioceras reflewus') 
aufrecht erhalten. 


Vorkommen. Die Art fand sich in den Priesener Schichten, unweit Laun in Böhmen. 


Zusatz zu Seite 112: 


Heteroceras polyplocum ist auch m der Kreide von Lauingen und Königslutter in fussgrossen 
Exemplaren aufgefunden worden. Nach mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter 
hat derselbe die Art in der oberen Mucronaten-Kreide zugleich mit Ammonites Wittekindi beobachtet. 


2) Von denen Taf. 42, Fig. 12—14 eine Copie gibt. 


(48) 168, 


I. N autallkeien: 


Gatt. Nautilus L. Br. 


Nautilus tenuicostatus, sp. n. 
Taf. 44. Fig. 12. 

Das Gehäuse erreicht kaum mittlere Grösse: 60 bis 70 Millimeter Durchmesser. 

Da sämmtliche vorliegenden Exemplare verdrückt sind, so erhält man von der ursprünglichen Gestalt 
des Gehäuses kein genügendes Bild. Wahrscheinlich waren Flanken und Aussenseite, die durch keine Kante 
getrennt sind, von ziemlich gleicher Ausdehnung, beide mehr oder minder gewölbt. — Nabel geschlossen. 
Nähte unbekannt. Sipho der Aussenseite genähert. Oberfläche in der Jugend glatt, später mit fadenartig 
dünnen Rippen (3 auf eine Distanz von 5 bis 7 Millimeter auf der Aussenseite), welche auf den Flanken 
einen der Mündung zugekehrten, auf der Aussenseite nach rückwärts gewendeten Bogen bilden. 

Bemerk. Die dünnen, entfernten, dem Gehäuse wie Fäden aufliegenden Rippen unterscheiden Nau- 
tilus tenuicostatus leicht von den übrigen Arten des Oenoman. Nur in der jüngsten Kreide, in den Mucro- 
naten-Schichten findet sich eine, rücksichtlich der Ornamentik verwandte Art: Nautilus patens, Kner. Diese 
aber ist von der vorliegenden durch den offenen Nabel völlig verschieden. 

Gewöhnlich liegen die Stücke in den Sammlungen unter der Bezeichnung Nautilus elegans. 

Vorkommen. Die Art gehört dem cenomanen Pläner an. 

Ein Exemplar aus den Rotomagensis-Schichten des Kahnstein bei Langelsheim in der Sammlung 
des Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar. 

Ein Exemplar aus gleichem Niveau von Rethen im Museum der Universität Göttingen. 

Ein Exemplar aus dem Teutoburger Walde (Varians-Pläner?) zwischen Kohlstädt und Extersteine 


in meiner Sammlung, etc. 


Nautilus cenomanensis sp. n. 
TafsA5 Eis mlen2. 
Das Gehäuse gross, gebläht, mit offenem, aber nicht weitem Nabel. Die Flanken mässig convex, 
etwas abgeplattet; Bauch schmäler als jene, gewölbt, gewöhnlich eine leichte Depression zeigend. Die Ober- 
fläche der Steinkerne in der Jugend glatt, später schwache Rippen auf dem Bauche führend, welche allmälich 


22.69 Le (49) 


auch auf die Flanken hinabsteigen. Bildung und Verlauf der Rippen wie bei Nautilus elegans. Die Nähte 
bilden am Nabel ein Knie, gehen in ziemlich starken Bogen über die Flanken und setzen, plötzlich ab- 
weichend, geradlinig über den Bauch fort. Der Sipho liegt zwischen dem Oentrum und der Innenseite. 


Maasse: Durchmesser des Gehäuses . . . 2... 2... 280 Mm. 
Ganze Höhe der letzten Windung . . » 2... 19 
Breitelder leiztena\andune ua 2 2 ee. DLODIEE, 
Ganze Höhe der vorletzten Wndung . . 2 ..0c.92 ,„ 
Breite der vorletzten Windung . . . Alan ante nn 0 


” 

Bemerk. Es scheint, dass in dem, was Sharpe !) aan radiatus Sow. nennt, und den Vorkomm- 
nissen von Essen, welche Geinitz?) als Nautilus radiatus Sow. aufführt, das Gleiche vorliegt. Doch hat 
schon Pictet gezeigt, dass die Sowerby’sche, der unteren Kreide angehörige Art?) abweiche, indem die Rippen 
breiter sind, die Nähte am Nabel kein Knie bilden ete., und deshalb die Sharpe’sche Art neu zu benennen 
ist. Es könnte der ostindische Näutilus erebrieostatust) -mit unserer Art übereinstimmen, wenn diesem nicht 
das dem Nabel nahe gelegene Knie in der Sutur zu fehlen schiene. 

Ein ähnliches, grosses Gehäuse, aber mit stärkerer Ventraldepression liegt in grauem Hornstein ver- 
steinert aus den Maestrichter Schichten vor. 

Vorkommen. Es liegen sechs ziemlich vollständige und fünf fragmentäre Exemplare aus dem ceno- 
manen Grünsande von Essen vor. 

Originale in meiner Sammlung. Zwei Stück im Museum zu Bonn. 

Dieselbe Form liegt auch von Dover unter der Bezeichnung Nautilus elegans Sow. vor. Nautilus 
elegans aber besitzt nach der Darstellung von Sowerby sowohl wie von Mantell einen centralen Sipho etc. 5). 


Nautilus Fleuriausianus d’Orb. 
Taf. 45. Fig. 3, 4. 
1840. Nautilus Fleuriausianus, d’Orbigny, Paleont. frang. Terr. cret. I, pag. 82, tab. 15. 
1853. s es Sharpe, Molluska of the Chalk, pag. 16, tab. 6, fig. 3. 
1858. A ” Pictet, Sainte-Croix, pag. 141. 

Das bis 115 Millimeter im Durchmesser haltende Gehäuse ist comprimirt und scheint erst in der 
Wohnkammer etwas an Dicke zu gewinnen. Die hohen Flanken sind mässig convex, der schmale Bauch 
gewölbt, die Mündung oval. Der Nabel sehr eng. Die Kammern niedrig. Die Nähte der Kammerwände 
in der Nähe des Nabels etwas nach vorn gebeugt, bilden auf den Flanken einen weiten Bogen und laufen 
geradlinig über den Bauch. 

Mehrere Exemplare führen auf einem Theile der letzten Windung, auf den Flanken, in der Nähe 
der Aussenseite schwache Tuberkeln. Aehnliches zeigt Nautilus undulatus Sharp.°), aber hier stehen die 
Tuberkeln gedrängter und finden sich nur in der Nähe der Mündung. 


1) Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 14, tab. 5, fig. 1. — Sharpe nennt als synonym Nautilus radiatus d’Orbigny, 
tab. 14 (= Nautilus subradiatus, d’Orb. Prodr. II, pag. 145) der sich durch weiteren Nabel und mangelndes Knie der Nähte unterscheidet. 
2) Geinitz, Elbthal, I, pag. 278. 
3) Vergl. auch Ewald, Sitzungsberichte der Berliner Akademie, 1860, pag. 336. 
4) Blandford, Foss. Cephal. of the cretac. rocks of Southern India. Mem. geol. Survey of India, I, pag. 36, tab. 22. 
5) Vergl. auch die Bemerkungen zu Nautilus Sharpei. 
6) Sharpe, 1. c. tab. 5, fig. 4. 
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 7 


! 
| 


(50) fe 


Maasse in Millimetern: 


Durchmesser des Gehäuses . . . . 105. 
Ganze Höhe der letzten Windung . 68. 
Breite der letzten Windung . . . 49. 


Ganze Höhe der vorletzten Windung 29. 
Breite der vorletzten Windung. . . 22. 

Bemerk. Die Abbildung des Nautilus Fleuriausianus bei d’Orbigny lässt ebenso wie diejenige 
bei Sharpe das Knie der Nähte am Nabel nicht, aber wohl nur deshalb nicht erkennen, weil die Suturen 
nicht bis in den Nabel hinein gezeichnet sind. Deutlich ist dieses Knie in der Zeichnung des Nautilus 
triangularis bei d’Orbigny !) zu erkennen, was für die Beurtheilung der Art von Interesse ist, da d’Orbigny 
den Nautilus Fleuriausianus im Prodrome unter die Synonyma des Nautilus trianguläris stellte. Da Sharpe 
auch den mit starkem Knie versehenen Nautilus Sowerbianus d’Orb. mit unter die Synonyma des Nautilus 
Fleuriausianus zu stellen geneigt ist, so ergibt sich, dass auch Sharpe unserer Art ein solches Knie zuschreibt. 
Hiernach ist es nicht mehr wahrscheinlich, dass das von Stoliczka 2) als Nautilus Fleuriausianus abgebildete 
indische Exemplar hierher gehöre. 

Vorkommen. Ich sammelte 6 Exemplare in der Tourtia von Essen. — Ausserdem im Cenoman 
Frankreich’s und Englands. 


Nautilus Tourtiae, sp. n. 
Taf. 46. Fig. 1—4. 
? 1853. Nautilus Neocomiensis Sharpe (non! d’Orbigny) Molluska of the Chalk, pag. 15, tab, 5, fig. 3. 


Das Gehäuse scheint nur mittlere Grösse zu erreichen. Seine Form ist in früher Jugend verschieden 
von der späteren. Bis zu etwa 20 Mm. Durchmesser ist der Querschnitt der Röhre dreiseitig und der Nabel 
geschlossen; allmälich flacht sich dann der Bauch ab und erweitert sich, so dass er an Breite fast den Flanken 
gleichkommt. Beide sind flach; der Bauch’ bisweilen ein wenig gewölbt. Eine gerundete Kante verbindet 
die Flanken sowohl mit der senkrechten Nabelfläche, wie mit dem Bauche. Der Nabel selbst ist allmälich 
so weit geworden, dass von dem früheren Umgange !/, sichtbar bleibt. Die Nähte steigen senkrecht auf 
der Nabelfläche auf, bilden auf der Flanke einen starken Bogen und laufen geradlinig, oder vielleicht ein 
wenig nach rückwärts gebogen über den Bauch. Der ovale Sipho liegt so tief an der Unterseite, dass er, 
wenn man die Stücke nicht sorgfältig präparirt, leicht mit dem kleinen, dicht unter ihm liegenden Lobus 
verwechselt werden kann. 

Auf dem Bauche eines Exemplares haftet noch ein Stück Schale, welches ziemlich kräftige, gebogene 
Rippen führt. Am Steinkerne sind die Rippen nur auf dem Bauche schwach angedeutet. 

Ungefähre Maasse in Millimetern: 


Durchmesser des Gehäuses . . . . 8. 
Höhe der letzten Windung . . . . 48. 
Breite der letzten Windung . . . . 54. 
Höhe der vorletzten Windung . . . 20. 
Breite der vorletzten Windung . . . 86. 
Unbedeckter Theil derselben . . . . 12. 


1) d’Orbigny, Pal. france. terr. cret. I, tab. 12. 
2) Stoliezka, Foss. Cephal. eret. rocks, South. India, pag. 206, tab. 94, fig. 1. 


ee (51) 


Bemerk. Die ganze Form des Gehäuses steht dem Nautilus radiatus Sharpe!) (non Sowerby 2)) nahe, 
doch ist der Nabel erheblich weiter und der Sipho tiefer gelegen. Von Nautilus cenomanensis unterscheidet 
sich die Art durch geringere Grösse, durch langsamere Wachsthumszunahme, durch stärkere Abplattung der 
Flanken und des Bauches, durch grösseren Nabel und tiefere Lage des Sipho. 

Das was Sharpe als Nautilus neocomiensis (non! d’Orbigny) aus dem Grey Chalk von Urchfort auf- 
führt, scheint nach der Beschreibung, insbesondere auch durch die in der Jugend und im Alter verschiedene 
Gestalt der Röhre übereinzustimmen, doch gibt die Abbildung eines defecten Exemplares kein genügendes Bild. 

Vorkommen. Ich sammelte mehrere Exemplare in der Tourtia bei Essen. 


Nautilus Sharpei, sp. n. 
Taf. 46. Fig. 5—1. 

Das kugelige Gehäuse gross; Flanken und Bauch gleichmässig gewölbt; Mündung halbmondförmig; 
Nabel eng oder geschlossen. Die Nähte der Kammerwände bilden am Nabel ein schwaches Knie und laufen 
dann geradlinig über Flanken und Bauch. Sipho central. Oberfläche (anfangs) glatt. Das grösste vollständige 
Exemplar ist abgebildet, Bruchstücke noch grösserer, sehr wahrscheinlich hierher gehöriger Gehäuse zeigen 
später auf dem Bauche gekrümmte schwache Rippen, welche durch gleich breite Intervalle getrennt sind. 

Bemerk. Die Stücke wurden gewöhnlich mit zu Nautilus elegans Sow.?) gezogen, der aus dem Chalk 
marl von Ringmer in Sussex stammt. Es ist nicht zweifellos, was unter dieser vielgenannten Art zu ver- 
stehen sei, wie bereits Pictet!) ausgeführt hat. Schwerlich ist das, was d’Orbigny 5) und Sharpe s) unter 
diesem Namen darstellen ?), das Gleiche, denn an der Sowerby’schen Art liegt der Sipho central, während 
jene beiden Autoren ihn dem Bauche nähern. Wie dem auch sei, unsere Art unterscheidet sich schon durch 
den geraden Verlauf der Nähte, welche von Sowerby sowohl, wie von d’Orbigny als nach vorn gebogen 
dargestellt wird. 

Vorkommen. Die Art gehört der Tourtia an. Obwol kein vollständiges Exemplar vorliegt, sind 
die Stücke doch keineswegs selten; ich sammelte in der Gegend von Essen neun Exemplare. 

Scheint auch in der belgischen Tourtia von Tournay vorzukommen. 


Nautilus ef. Fittoni, Sharpe. 
Taf. 47. Fig. 5. 6. 


1853. Nautilus Fittoni Sharpe, Foss. molluska of the chalk, pag. 17, tab. 6, fig. 4. 


Es liegt nur ein ähnliches Fragment vor, wie dasjenige, welches von Sharpe abgebildet wurde. Die 
Seiten sind flach und hoch, der Bauch schmal und gerundet; der Nabel soll weit sein. Die Nähte der 


1) Sharpe, Foss. Moll. of the Chalk, pag. 14, tab. 5, fig. 1. 

2) Sowerby, Min. Conch. tab. 356. 

3) Sowerby, Miner. Conchol. tom. II, pag. 32, tab. 116. 

4) Pictet, Sainte-Croix, tom. I, pag. 117. 

5) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. cret. tom. I, pag. 87, tab. 19. 

6) Sharpe, Foss. molluska of the chalk, pag. 12, tab. 3, fig. 3, tab. 4, fig. 1. 

7) Es liegt eine Anzahl verdrückter Nautili aus dem cenomanen Grünsande von Essen vor, welche nicht genügend erhalten 
sind, um sie hier berücksichtigen zu können. Der geschlossene Nabel derselben weiset auf Nautilus elegans d’Orb., aber es scheint, 
als ob die Nähte weniger gebogen seien. Rücksichtlich des letzten Umstandes stimmen die grossen Gehäuse aus dem Turon West- 
falens überein, aber die sehr ungünstige Erhaltung auch dieser Stücke verhindert ebenfalls einen näheren Vergleich. 


Far 


(52) — 


Kammerwände sind stark gebogen. Sie bilden in der Nähe des Nabels ein Knie, indem sie erst nach vorn 
geneigt sind, dann fast rechtwinklig nach hinten abfallen und darauf in einem Bogen allmälich nach vorn 
steigen. — Der Sipho soll nahe an der Unterseite liegen. 

Bemerk. Die flachere Gestalt des Gehäuses und die stärkere Krümmung der Nähte unterscheiden 
die Art von Nautilus Fleuriausianus Orb. und Nautilus Sowerbianus d’Orb. — Der nahe verwandte tertiäre 
Nautilus Forbesi d’Arch.!) zeigt ein noch stärker entwickeltes Knie in der Sutur. 

Vorkommen. Das vorliegende Stück wurde von Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno- 
manen Pläner bei Langelsheim gesammelt. 


Nautilus anguliferus, sp. n. 
Taf. 47. Fig. 3, 4. 

Obwohl nur ein etwa 45 Millimeter grosses Exemplar ohne Wohnkammer vorliegt, dessen äusserer 
Umgang völlig abgerieben ist, so ist dasselbe dennoch durch die Ornamentik der vorigen Windung bestimmt 
characterisirt und durch dieselbe leicht von anderen Arten zu unterscheiden. 

Das geblähte Gehäuse, dessen Nabel scheinbar wenigstens geschlossen ist, führt feine, fadensdicke, 
entfernt stehende Rippen. Diese Rippen bilden vom Nabel ausgehend einen einfachen Bogen und treffen 
mit den von der anderen Seite kommenden Rippen in der Mittellinie des Bauches unter einem spitzen Winkel, 
der sich etwas zungenförmig vorschiebt, zusammen. Nähte und Sipho unbekannt. 

Vorkommen. Nautilus anguliferus wurde durch Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach im ceno- 
manen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter aufgefunden. 


Nautilus Desiongehampsianus, d’Orb. 
Taf. 47. Fig. 7, 8. 


1822. Nautilus elegans, Mantell, Geology of Sussex, z. Th. tab. 21, fig. 8. 


1840. " Deslongchampsianus, d’Orb. Pal&ont. franc. Terr. ceret. tom. I, pag. 90, tab. 20. 

1852. s n Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 144. 

1854. 5 ss Sharpe, Molluska of the Chalk, pag. 12, tab. 3, fig. 1, 2. 

1858. n er Pictet, Sainte-Croix, tom. I, pag. 137. 

1859. hi 3, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. XI, pag. 35. 

1868. ss A v. Seebach, Nachrichten von der Königl. Gesell. der Wissenschaften und der G. A. 


Universität zu Göttingen, pag. 135. 

Das geblähte Gehäuse erreicht kaum mittlere Grösse, indem das grösste vorliegende Exemplar nur 
70 Millimeter Durchmesser besitzt. In dem geöffneten Nabel sind die früheren Umgänge sichtbar. Von der 
characteristischen scharfen Nabelkante fällt einerseits die Schale gewölbt zur Umgangsnaht ab und neigt 
anderseits ihre fast flachen Flanken gegen den gewölbten Bauch, in den sie ohne Kante übergehen. Die 
grösste Weite der Röhre fällt mit der Nabelkante zusammen; ihre Breite übertrifft die Höhe bedeutend. 
Der Sipho liegt unterhalb der Mitte der Kammerwände. Die Nahtlinie steigt auf der Nabelfläche senkrecht 
empor, bildet an der Kante ein Knie, auf der Flanke einen nach rückwärts gekehrten Bogen und läuft fast 
geradlinig über den Bauch. Die ganze Oberfläche des Gehäuses ist mit zahlreichen scharfen Rippen bedeckt, 
welche auf der Nabelfläche entspringen und auf den Flanken einen nach vorn, auf dem Bauche aber einen 
nach rückwärts gekehrten Bogen bilden und sich auf letzterem durch Einsetzen wiederholt vermehren. So 


1) D’Archiac et Haime, Descript. des animaux du group Nummulitique de l’Inde. Paris 1853, pag. 338, tab. 34, Fig. 12. 


die Exemplare des Pläners. Die Stücke aus dem Grünsande und der Tourtia zeigen nur auf dem Bauche 
die Rippen. Es wird dies Folge des Erhaltungszustandes sein. Auf französischen Exemplaren, an denen 
die Schale erhalten ist, werden die Rippen durch spirale Streifen gekreuzt. 

Bemerk. In der Gestalt des Gehäuses steht die Art dem Nautilus expansus (siehe diesen) nahe, aber 
die verschiedene Sculptur lässt keine Verwechselung zu. 

Vorkommen. Die Art gehört allen drei Gliedern des Uenoman an. Ich sammelte Exemplare in der 
Tourtia bei Essen und im Grünsande mit Ammonites varians hei Dortmund. 

Schlönbach fand sie im unteren Pläner der Kothwelle und des Hillenberges bei Salzgitter, am Flöte- 
berge bei Liebenburg und am Kahnstein bei Langelsheim; von Seebach bei Holungen im Ohmgebirge. 

Ausserdem in England, Frankreich, der Schweiz (Studer) und bei Nizza (Sismonda). 

Zur Untersuchung liegen sieben Exemplare vor. 


Nautilus expansus, Sow. 


1825. Nautilus expansus, Sowerby, Miner. conchol. tom 5, pag. 83, tab, 458, fig. 1. 


1842, Fi Archiacianus, d’Orbigny, Paleont. france. terr. eret. I, tab. 21. 

1852. „ u Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ostgalizien, tab. 1, fig. 7. 
1853. ” expansus, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 11, tab. 2, fig. 3—5. 

1859. ch * v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. pag. 36. 

1859. ES nn Pictet, Sainte-Croix, I, pag. 139. 

1866. 5 cB Schlüter, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. pag. 60. 


Das kleine bis zwei Zoll grosse Gehäuse stimmt in dem Querschnitt der Röhre und in dem offenen, 
durch eine Kante begrenzten Nabel, und wie es scheint auch in der Nahtlinie mit Vautilus Deslongchampsianus 
überein, aber statt der gegitterten Rippen ist die Oberfläche nur mit sehr feinen, gedrängt stehenden An- 
wachslinien bedeckt. 

Bemerk. Auf die Autorität Sharpe’s wird hier der Sowerby’sche Name adoptirt, obwohl erst die 
Darstellungen von d’Orbigny ein Bild der Art lieferte. 

Vorkommen. Ich sammelte einige Exemplare im oberen Cenoman, im Rotomagensis-Pläner bei 
Lichtenau in Westfalen. Da die Stücke sehr verdrückt sind, eignen sie sich nicht zur Abbildung. 

von Strombeck nennt die Art auch aus unterem Cenoman, aus der Tourtia von Essen. 

Ebenso im Cenoman der Schweiz, Frankreich’s und England's. 


Nautilus ef. rugatus, Fr. & Schlönb. 

1859. Nautilus elegans, v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. pag. 53. 
1872. cn rugatus, Fritsch & Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 23, tab. 12, fig. 2, tab. 15, fig. 2. 
Der zu architectonischen Zwecken vielfach benutzte turone Grünsand des südlichen Westfalens, 
welcher das Aequivalent des Scaphiten-Pläners darstellt, umschliesst nicht selten bis 300 Millimeter grosse 
Nautili, welche bisher in der Literatur zu Nautilus elegans Sow. gestellt sind. Wenngleich sämmtliche mir 
bekannte Exemplare stark verdrückt sind und weder die Nähte der Kammerwände noch die Lage des 
Sipho zeigen, so lassen sie gleichwol keinen Zweifel, dass sie von sämmtlichen Arten des Cenoman ver- 
schieden seien. Die einzige erkennbare Eigenthümlichkeit beruht in der Bildung der Rippen. In der Jugend 
bemerkt man an dem Gehäuse — dessen Nabel geschlossen ist — keine Rippen; diese entwickeln sich erst 
allmälich und haben einen ähnlichen Verlauf wie bei Nautilius elegans: am Nabel entspringend, werfen sie — 


(54) za 


sich diehotomirend — auf der Flanke einen weiten Bogen nach vorn, auf der Aussenseite nach rückwärts. 
Diese Rippen sind flach und erlangen im Gegensatze zu den cenomanen Gehäusen eine ausserordentliche 
Breite, bis zu 3 Millimeter, während die sie trennenden Furchen höchstens 2 Millimeter breit sind. 

Rücksichtlich dieser Ornamentik stimmen die vorliegenden Stücke mit dem aus der böhmischen 
Kreide beschriebenen Nautilus rugatus überein. Da dieser Art aber im mittleren Alter ein stumpfer, helm- 
förmiger Kiel zugeschrieben wird, so bleibt, da dieser Umstand an unseren Exemplaren der Verdrückung 
wegen nicht beobachtet werden kann, die Identität beider Formen vor der Hand zweifelhaft. 

In Böhmen wurde die Art in den Iser-Schichten gefunden. 

Geinitz !) will die Art auch in den Scaphiten-Schichten von Strehlen gefunden haben, von wo er sie 
früher ?2) als Nautilus radiatus Sow. aufgeführt hat, und meint, Nautilus elegans Mant. sei unter die Synonyma 
dieser Art zu stellen. 

Die vorliegenden Stücke stammen von Unna und von Anröchte, südlich Erwitte in Westfalen. 


Nautilus ef. Neubergicus, Redt. 
Taf. 48. Fig. 3—5. 
1858. Nautilus Sowerbyanus, F. v. Hauer (non! d’Orb.) Ueber Cephalopoden der Gosauschichten, pag. 14, tab. 1, fig. 1, 2. 
1873. en Neubergieus, Redtenbacher, Ueber die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen, 
pag. 7 (97) tab. 22, fig. 4. 

Da das einzige dieser Art zu Grunde liegende alpine Exemplar nach den übereinstimmenden An- 
gaben von F. v. Hauer und Redtenbacher verdrückt ist, so kann bei einer Vergleichung nicht die allge- 
meine Gestalt des ungekannteten und ornamentlosen Gehäuses, sondern nur die Beschaffenheit der Nähte 
und des Nabels in Betracht kommen. Mit diesen übereinstimmend liegen mehrere Exemplare aus dem west- 
fälischen Kreidebecken vor. Der Nabel ist sehr eng. Die Nähte der ziemlich nahestehenden Kammerwände 
bilden zunächst am Nabel einen kurzen, nach vorn gerichteten Bogen, laufen dann mässig gebogen über die 
Flanken und setzen geradlinig über den Bauch. 

Der einzige Unterschied, den die vorliegenden Stücke von der angezogenen Art erkennen lassen, 
beruht in der abweichenden Form des ganzen Gehäuses. Während die westfälischen Gehäuse gebläht bis 
kugelig sind, ist das alpine Gehäuse comprimirt®). Dieser Umstand würde eine specifische Verschiedenheit 
begründen, wenn es nicht höchst wahrscheinlich wäre, dass derselbe nur dem erlittenen Drucke seinen Ur- 
sprung verdanke. 

Der bislang unbekannte Sipho liegt oberhalb der Mitte. 

Die vorliegenden Stücke erreichen eine Grösse von 4 Zoll. 

Bemerk. Von Nautilus Sowerbyanus d’Orb.*) unterscheidet sich die Art durch den engen Nabel. Der 
nahestehende Nautilus galieianus Alth. von Lemberg) lässt in der Nahtlinie kaum ein Knie am Nabel er- 
kennen, dagegen ist die Biegung derselben auf den Flanken stärker. Uebereinstimmend im Verlauf der 
Nähte scheint der später zu besprechende Nautilus Darupensis zu sein, allein derselbe besitzt nur etwa die 
halbe Anzahl der Kammern auf einem Umgange, und sein Sipho ist der Aussenseite mehr genähert. 


1) Geinitz, Elbthalgebirge, tom. II, pag. 181, tab. 31, fig. 16 (male!) 
2) Geinitz, Quadersandsteingebirge, pag. 11. 

3) Vergl. Fig. 2, 1. c. bei v. Hauer. 

*) d’Orbigny, Paleont. frang. Terr. eret. tom. I, tab. 1$, fig. 1, 2. 

5) Favre, Descript. des mollusq. foss. de Lemberg, tab. 2, fig. 2. 


a (55) 


Vorkommen. Ich sammelte mehrere Exemplare im Emscher-Mergel bei Stoppenberg, unweit Essen 
und Alstaden, in der Nähe von Mülheim an der Ruhr. 
Ein Exemplar fand sich in den sandigen Quadraten-Schichten von Lette in Westfalen. 


Nautilus leiotropis, sp. n. 
Taf. 48. Fig. 1, 2. 

Das geblähte Gehäuse erreicht fast Fussgrösse. Die Umgänge lassen nur einen engen Nabel offen, 
aus dem die steil aufsteigende Nabelfläche ohne Kante in die gewölbten Flanken übergeht, die in dem kiel- 
förmig vortretenden Bauche zusammentreffen. Die Nahtlinie bildet in der Nähe des Nabels ein Knie, 
erstreckt sich dann ziemlich geradlinig bis über die Hälfte der Flanken hinaus, von wo sie sich in auf- 
steigendem Bogen nach vorn wendet. Die Oberfläche des Steinkernes ist (wenigstens auf dem letztem Um- 
gange) mit sehr breiten, flachen, dichotomirenden, durch schmale Zwischenräume getrennten Rippen bedeckt, 
welche auf der Nabelfläche beginnen und, indem sie auf den Flanken einen starken Bogen nach vorn bilden, sich 
bis zum Kiele erstrecken, diesen aber nicht überschreiten, sondern glatt lassen. — Der Sipho ist unbekannt. 

Bemerk. Der glatte Kiel des im übrigen mit Rippen bedeckten Gehäuses unterscheidet die Art 
leicht von allen bislang bekannten Formen. 

Vorkommen. Die Art gehört dem Emscher-Mergel an. 

Das einzige bis jetzt aufgefundene, etwas verdrückte Exemplar stammt aus dem Schacht dgr Zeche 
Hercules bei Essen !). 

Original im Museum der Universität zu Bonn. — 


Nautilus Westphalieus, Schlüt. 
Mat as Hioaln2r 
1872. Nautilus Westphalicus, Schlüter, Ueber die Spongitarienbänke der oberen Quadraten- und unteren Mukronaten- 
Schichten des Münsterlandes, pag. 13. 
21872. es galea, Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreide, pag. 23, tab. 12 u. tab. 15. 

Gehäuse gross (bis c. 300 Millimeter), gebläht, Aussenseite schiffskielartig zugeschärft. Nabel offen, 
wenngleich eng (doch etwas weiter als in der Zeichnung angedeutet ist). Die Nähte der Kammerwände 
bilden in der Nähe des Nabels ein Knie und laufen dann fast geradlinig über die Flanken und den Kiel. — 
Oberfläche des Steinkerns glatt. 

Bemerk. Die Art steht dem Nautilus gales aus den Iser-Schichten Böhmens, der die gleiche Grösse 
erreicht, nahe und ist vielleicht damit ident. Der Nabel der böhmischen Art soll „ganz geschlossen“ sein; 
in der Abbildung aber ist er von Gesteinsmasse verdeckt, so dass möglicher Weise diese Verschiedenheit 
in der That nicht besteht, dann sind die Nähte auf den Flanken etwas mehr gebogen, als an unserer Art. 

Den Nautilus galea, wie Geinitz?) will, unter die Synonyma von Nautilus sublaevigatus d’Orb. zu 
verweisen, dafür dürfte kein Grund vorliegen. 

Nautilus Westphalicus hat in der Gestalt des Gehäuses noch zwei Verwandte: den cenomanen Nau- 
tilus triangularis Montf.3), welcher sich durch stärkere Biegung der Nähte unterscheidet und den tertiären 


1) Nachträglich sind noch einige Exemplare in gleichem Niveau aufgefunden worden. 
2) Geinitz, Elbthalgebirge, tom. II, pag. 182. 
3) d’Orbigny, Pal. frang. Terr. eret. tom. I, tab. 12. 


| 
| 


(56) io > 


Nautilus Deluei W’Arch.!), der einen weiter geöffneten Nabel besitzt nnd dessen mehr gekrümmte Nähte kein 
Knie am Nabel bilden. 


Vorkommen. Die Art fand sich bisher nur in der Quadraten-Kreide, in der Zone des Scaphites 
binodosus bei Dülmen in Westphalen. 
Exemplare in den Museen zu Münster, sowie in meiner Sammlung. — 


Nautilus Darupensis, sp. n. 
Taf. 49. Fig. 4, 5. 


Das Gehäuse erreicht eine Grösse von etwa 6 Zoll Durchmesser. Der Nabel ist geschlossen. Flanken 
und Bauch gewölbt. Die Mündung bei unverdrückten Exemplaren ungefähr so hoch wie breit. Die Ober- 
fläche der Steinkerne zeigt keinerlei Sculptur. — Die Kammerwände stehen auffallend weit von einander 
entfernt. Ihre Nähte bilden eine Wellenlinie, indem sie zuerst eine Krümmung nach vorn, dann einen flache- 
ren Bogen nach rückwärts werfen und darauf geradlinig über den Bauch setzen. Der Sipho liest sehr nahe 
der Aussenseite. 

Maasse eines, wie es scheint, nur sehr wenig verdrückten Exemplares aus der Nähe von Osterwick 
in Westphalen (I) und eines Stückes von Darup (II) in Millimetern: 


% 1. 
Durchmesser des Gehäuses . . .c. 105 95 
Ganze Höhe der letzten Windung . 66 56 
Breite der letzten Windung . . . 60 54 
Dicke der vorletzten Windung. . . — «30 


Bemerk. Die Art hat einige Beziehungen zum Nautilus Sowerbyanus d’Orb. aus dem Turon, aber 
bei demselben ist das erste Knie der Nahtlinie schärfer, die zweite Biegung flacher und bis zur Aussenseite 
ausgedehnt und endlich der Nabel nicht geschlossen. 

Bei Nautilus Galieianus Alth.2) fehlt das erste Knie der Nahtlinie oder ist doch kaum angedeutet; 
dagegen ist die zweite Krümmung stärker?). Auch erreicht dieses Gehäuse nur die halbe Grösse und zeigt 
einen etwas geöffneten Nabel. 

Vorkommen. Die Art wurde bis jetzt nur in der Mukronaten-Kreide beobachtet. 

Ich sammelte fünf Exemplare bei Darup, ein Stück bei Osterwick in Westphalen, und zwei Exem- 
plare liegen von Haldem vor. 


Nautilus Ahltenensis, sp. n. 
Taf. 49. Fig. 1—3. 
Das Gehäuse hat vier Zoll Durchmesser. Der Nabel ist mässig weit geöffnet. Flanken und Bauch 
abgeplattet, beide durch abgerundete Kanten verbunden. Da die vorliegenden Exemplare verdrückt sind, so 
ist der Querschnitt der Röhre nicht mit völliger Sicherheit anzugeben. Derselbe erscheint quadratisch, an 


1) d’Archiac et Haime, Descript. des anim. foss. du groupe nummultique de l’Inde, Paris, 1853, pag. 337, tab. 35, fig. 2. 
2) Alth, geognostisch-paläontologische Beschreibung der nächsten Umgebung von Lemberg, pag. 203, tab. 10, fig. 26. 
Favre, Moll. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 6, tab. 2, fig. 2. £ 
3) Ich vergleiche die Nähte möglichst direet auf die Weise, dass ich dieselben mit der Feder auf der rauhen Fläche einer 
Glastafel durchzeichne, welche dadurch erzielt wird, dass man auf derselben Gummiwasser trocknen lässt, und das so gewonnene durch- 
sichtige Bild auf die zu vergleichende Form auflege. 


rin (57) 


einem Stücke etwas höher wie breit. Die vorletzte Windung ist im Nabel zu '!/, oder !/, ihrer Seitenhöhe 
sichtbar. Der letzte halbe Umgang ist Wohnkammer. Die Oberfläche des Gehäuses glatt. — Die Nahtlinie 
der Kammerwände verläuft fast geradlinig und ist nur auf den Flanken und dem Bauche kaum merklich 
nach rückwärts gebogen. Der Sipho liegt ziemlich genau in der Mitte der Kammerwand. 

Maasse können mit einiger Genauigkeit wegen der Verdrückung der Stücke nicht angegeben werden. 


Bemerk. Die Art steht dem Nautilus Largilliertianus aus dem Cenoman in der äusseren Gestalt sehr 
nahe. Bei letzterem ist die Mündung höher wie breit, die Nahtlinie in der Nähe des Nabels leicht nach vorn 
gekrümmt, die Aussenseite mit einer Mittellinie versehen und der Sipho nahe an der Innenseite gelegen. 

Zwei Exemplare von Haldem sind scheinbar dieker und lassen keine Einbiegung der Nähte auf den 
Flanken erkennen, können also nicht mit völliger Gewissheit hierhergezogen werden. 

Es liegen ausserdem zahlreiche andere Stücke von Haldem vor, welche so verdrückt sind, dass ihre 
ursprüngliche Gestalt noch nicht mit Zuverlässigkeit ermittelt werden konnte. Obwol dieselben unserer Art 
nahe stehen, so scheint doch gegen die Zugehörigkeit zu sprechen, dass die Nähte ein wenig stärker gebogen 
sind und ebenso, scheinbar wenigstens, der Nabel etwas enger und der Bauch etwas gewölbt ist. Der Sipho 
hat die gleiche centrale Lage. 


Vorkommen. Die Art gehört der Mukronaten-Kreide an. 

Drei Exemplare von Ahlten bei Lehrte in Hannover im Museum zu Göttingen und ein Stück im 
Besitze des Herrn ©. S. I. Schlönbach. 

Vielleicht auch bei Haldem und dann dort gemein. — 


Nautilus Vaelsensis, Binkh. 
Taf. 51. Fig. 3—4. 
1861. Nautilus Vaelsensis, Binkhorst, Monogr. des Gaster. et des Cephalopodes de la craie superieure du Duche de Limburg 
pag. 15, tab. Ve, fig. 2. 

1871. % > Schlüter, Sitzungsberichte der niederrhein. Gesellsch. in Bonn, 19. Juni 1871. 

Gehäuse von mittlerer Grösse, comprimirt, mit weitem Nabel. Flanken und Aussenseite flach, bis 
flach convex, beide durch scharfe Kanten getrennt und der Querschnitt der Röhre oblong. Die letzte Win- 
dung umfasst die vorhergehende nur zur Hälfte, daher die früheren Umgänge im Nabel sichtbar. Die 
Oberfläche der besser erhaltenen Gehäuse — die schlechten sind glatt — trägt dünne Rippen, welche von 
der Nabelkante aus, in deren Nähe sie dichotomiren, anfangs mit leichter Krümmung nach vorn steigen, 
dann nach Bildung eines starken Bogens an der Bauchkante sich weit nach rückwärts neigen, in Folge 
dessen hier dicht gedrängt stehen und mit einer Biegung über den Bauch weiter laufen. — Die Nähte der 
Kammerwände bilden auf den Flanken einen einfachen nach rückwärts gelehnten Bogen. Nur die letzten 
Nähte vor der Wohnkammer verrathen die Neigung, in der Nähe der Nabelkante zuerst eine leichte Biegung 
nach vorn zu machen. Die Aussenseite passiren sie geradlinig. — Sipho unbekannt. 

Maasse I. eines Exemplares von Lüneburg ohne Wohnkammer, II. eines wahrschemlich compri- 


mirten Exemplares von Vaels — in Millimetern: 
I Te 
Durchmesser a ER ee} 96 
\WeiterdessNabels 2 ,.,020.. 0025 24 
Höhe der letzten Windung . 45 45 
Palaeontographica, N. F. IV. 2. (XXIV). 8 


(58) le 


I I. 
Breite der letzten Windung . 28 17 
Höhe der vorletzten Windung c. 17 c. 20 
Breite der vorletzten Windung — & 5 


Bemerk. Das Gehäuse ist so eigenthümlich, dass eine Verwechselung mit einer anderen Art, nament- 
lich auch nicht mit dem mehr involuten, glatten Nautilus Largilliertianus des Cenoman zu befürchten ist. 

Vorkommen. Die Art ist auf Mukronaten-Kreide beschränkt und hat sich in dieser bisher nur an 
zwei Lokalitäten gezeigt. Sie wurde zuerst durch Binkhorst von Vaels bei Aachen beschrieben und abge- 
bildet. Von dort Exemplare in den Aachener Sammlungen, sowie in meiner Sammlung. Dann wurde die 
Art auch bei Lüneburg aufgefunden, von wo die Museen in Berlin und Göttingen Stücke bewahren. — 


Nautilus patens, Kner. 
Taf. 50. Fig. 1 —5. 


1848. Nautilus patens, Kner, Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg, pag. 7, tab. 1, fig. 2. 


1863. E interstriatus, v. Strombeck,‘ Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. tom. 15, pag. 137. 
1869. ss patens E. Favre, Descript. des mollusq. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 5. tab. 2, fig. 1. 
1869. = interstriatus, E. Favre, ibid. pag. 3, tab. 1. fig. 3—5. 


„Mit einem Theile oder anscheinend der ganzen Wohnkammer 100 bis 120 Millimeter !) in Durch- 
messer. Meist sehr verdrückt. Von äusserer Schale ist nichts vorhanden und sind die Scheidewände der Kam- 
mern stets sichtbar, woraus auf Steinkerne zu schliessen sein möchte. Die Mundöffnung und der Nabel sind 
mit Nautilus neocomiensis d’Orb. tab. 11 ziemlich conform, jene etwa so hoch als breit, ja wohl noch etwas höher, 
daher die Form nicht aufgebläht erscheint. Der Nabel?) weit und offen und ohne Kante. Sipho mittel- 
ständig oder noch etwas nach aussen liegend. Was die Species vornehmlich bezeichnet, ist die Art der 
Berippung. Die Rippen sind nämlich nicht breit und wellenartig, durch Furchen gesondert, wie an Nautilus 
neocomiensis, elegans etc., sondern bestehen lediglich in schwachen, linienartig erhabenen, aber sehr markirten 
Streifen, die innerhalb des Nabels, auf den Seiten und am Rücken gleich bleiben. Sie biegen sich stark 
S-förmig, laufen bis etwas über die halbe Höhe der Seite bogig radial und machen dann und auf dem 
Rücken eine starke Biegung nach hinten. Bei 100 Millimeter Durchmesser zählt man in der Medianlinie 
des Rückens auf 30 Mill. Länge 12 dergleichen Rippen. Sie haben also etwa die Entfernung, wie an der 
Abbildung von N. elegans bei d’Orb. Gabelung der Rippen, die an dieser Species auf unseren Exemplaren 
aus Oenoman auf den Seiten häufiger ist als d’Orb. zeichnet, findet sich nie. Dagegen sieht man auf dem 
Rücken und auf der obern Hälfte der Seiten zwischen je 2 Rippen noch 3 feine Streifen, wie wir solche an 
keiner anderen gerippten Kreidespecies kennen. Von dieser Eigenthümlichkeit mag die Benennung (N. inter- 
striatus) entnommen werden. Auf der untern Seitenhälfte und im Nabel ist die Zwischenstreifung nicht zu 
bemerken. Das Ganze lässt vermuthen, dass Steinkerne mit Abdruck der äusseren Schale vorliegen, dass 
sich mithin die obige Darstellung auf die äussere Schalenoberfläche bezieht. Die Kammern sind ziemlich 
hoch, höher als bei N. elegans. Es kommen etwa 6 Stück auf den letzten halben Umgang. Ihre Nähte 
sind stark S-förmig gebogen und reichen am Rücken weit nach vorn, so dass die Kammern hier ungemein 
dünn auslaufen. Die Bestimmung der Lage des Sipho hat deshalb ihre Schwierigkeiten. Ventraldepression 


1) Die grössten mir vorliegenden noch unvollständigen Exemplare haben 170 Millimeter Durchmesser. 
2) In der Jugend bis zu etwa 15 Millimeter Durchmesser ist der Nabel ganz oder doch nahezu geschlossen und öffnet sich 
erst bei weiterem Wachsthum. 


lee) (59) 


zeigt sich weder im älteren, noch im jüngeren Zustande. So weicht N. interstriatus von den berippten Nau- 
tilen der Kreide durch die feinen Rippen und die Zwischenstreifen wesentlich ab, speciell von N. elegans 
d’Orb., ausserdem durch mindere Aufblähung und weiten Nabel.“ v. Strombeck. 

Maasse einiger Exemplare in Millimetern (annähernd): 


I. Il. 
Durchmesser des Gehäuses . . 7 103 
Höhe der letzten Windung . . 38 60 
Breite der letzten Windung . . 31 5l 
Weite des Nabels .. .. 0. ... 12 17 
Höhe der vorletzten Windnng . 17 22 
Unbedeckter Theil derselben. . 5 6 
Breitenderselben . ... nu 22.022 Kb Te. 20: 


Bemerk. Vergleicht man das einzige bekannte Exemplar !) des von Kner aus den Mukronaten- 
Schichten von Nagorzany in Galizien beschriebenen und in halber Grösse abgebildeten Nautilus patens, 
welches später von Neuem durch E. Favre in natürlicher Grösse dargestellt wurde, mit dem durch v. Strom- 
beck aus gleichem Niveau von Lüneburg beschriebenen Nautilus interstriatus, welcher in 10 Exemplaren vor- 
liegt und als Seltenheit sich auch bei Nagorzany und Lemberg gezeigt hat, so scheinen beide, welche in der 
Form des Gehäuses, im Verlaufe der Nähte, in der Lage des Sipho, in der linienartigen Feinheit der Rip- 
pen übereinstimmen, durch drei Umstände von einander abzuweichen. 

Nautilus patens trägt nur auf den Flanken, nicht wie Nautibus interstriatus auch auf dem Bauche die 
bekannten feinen Rippen. Dass dieses Verhalten ein zufälliges, durch die Erhaltungsart bedingtes sei, lehren 
die Lüneburger Vorkommnisse, unter denen einzelne Exemplare stellenweise 
keine Rippen erkennen lassen und ein halbes Gehäuse sogar völlig glatt ist. 


auch auf dem Bauche — 


Dann sind an Nautilus patens die zwischen den Rippen liegenden Streifen nicht erkannt worden. 
Dass diesem Umstande keinerlei Gewicht beigelegt werden darf, ergibt sich daraus, dass von sämmtlichen 
vorliegenden Lüneburger Exemplaren nur ein einziges, und zwar nur an einer wenige Millimeter grossen 
Stelle, diese Zwischenstreifung erhalten zeigt. 

Der gewichtigste geltend gemachte Unterschied zwischen beiden Nautilen liest in der verschiedenen 
Nabelweite beider, indem zufolge der Darstellung von E. Favre dem Nautilus interstriatus ein engerer, dem 
Nautilus patens ein weiterer Nabel zugeschrieben wird. Die vorliegenden Stücke liefern den Beweis, dass 
der scheinbar engere Nabel des Nautihus interstriatus nur eine Folge der erlittenen Verdrückung ist. So 
zeigt z. B. ein in der Grösse mit dem von E. Favre abgebildeten Nautilus interstriatus übereinstimmendes 
Exemplar einen Nabel, welcher äusserlich nur eine Weite von 11 Millimeter zeigt, während im Innern, von 
der Naht der letzten zur Naht der vorletzten Windung gemessen, eine Weite von 20 Millimeter sich ergibt, 
die also genau mit derjenigen eines gleich grossen Nautilus patens übereinkommt. 

Mithin sind die Unterschiede zwischen Nautilus interstriatus und Nautilus patens nur scheinbare, in 
der Erhaltungsart begründete, und ist als Artbezeichnung der ältere Name von Kner festzuhalten. 


v. Strombeck und H. Credner 2) nennen den Nautilus interstriatus auch aus den Mukronaten-Schich- 
ten von Ahlten unweit Lehrte in Hannover. Es werden dies die gleichen Vorkommnisse sein, welche früher 


!) Kner haben ehemals zwei Exemplare vorgelegen. 
2) H. Credner, Geognostische Karte der Umgegend von Hannover, 1865; pag. 17, 43. 


m 


u Dan 


(60) 8 


durch Ad. Römer !) und H. Geinitz?) als Nautilus elegans aufgeführt sind. Mir liegen von Ahlten 10 
Exemplare vor. Es ist wahrscheinlich, dass diese Stücke der in Rede stehenden Art angehören, aber es ist 
nicht völlig zweifellos, denn erstens sind diese Vorkommnisse kleiner, ihr Durchmesser schwankt zwischen 
30 und 65 Millimeter; zweitens sind die Rippen kräftiger; drittens stehen sie schon bei geringerer Grösse 
weiter entfernt. Man zählt nämlich bei einem 50 Millimeter Durchmesser haltenden Exemplare von Lüne- 
burg am Bauche auf 10 Mm. Länge 8 Rippen, bei einem gleich grossen Stücke von Ahlten nur 3 bis 4 
Rippen. Gehören die Funde von Ahlten zu der besprochenen Art, so ist dieselbe rücksichtlich der Berip- 
pung ziemlich variabel. Liegt doch ein Exemplar aus der Schreibkreide von Freiler bei Aalborg vor, bei 
dem die Rippen noch etwas näher als an den Stücken von Lüneburg stehen, indem man hier auf 10 Mm. 
Länge 10 oder 11 Rippen zählt. 

Vorkommen. Die Art ist auf Mukronaten-Kreide beschränkt. Im Museum zu Copenhagen befinden 
sich zwei Exemplare aus der dänischen Schreibkreide ®). 

Häufig findet sich die Art bei Lüneburg und vielleicht bei Ahlten; selten in Galizien bei Lemberg 
und Nagorzany. 

Exemplare von Lüneburg namentlich in den Museen von Göttingen und Berlin und der Sammlung 
des Herrn O.S.I. Schlönbach in Salzgitter. 


Nautilus lorieatus sp. n. 
Taf. 51. Fig. 1-2. 

Von dem mittelgrossen Gehäuse liegt nur ein verdrücktes Exemplar vor. Es scheint, dass die Flan- 
ken ziemlich flach ), der Bauch gewölbt war. Der Nabel ist sehr eng oder geschlossen. Die Kammern 
hoch, daher die Zahl derselben gering. Die Nahtlinie macht in der Nähe des Nabels eine geringe kurze 
Biegung nach vorn, läuft dann sanft nach rückwärts gebogen über die Flanken und zuletzt geradlinig über 
die Aussenseite. Der Sipho liegt der Bauchseite genähert im äusseren Viertel der Röhre. Die Oberfläche 
des Steinkernes ist grösstentheils glatt, nur etwa der letzte halbe Umgang, von dem das letzte Viertel der 
Wohnkammer angehört, zeigt eine characteristische Ornamentik. Man kann bei derselben nicht in gewöhn- 
lichem Sinne von Rippen und Furchen reden, da sie den übereinandergelesten Schienen eines Panzers ähn- 
lich ist. Diese Schienen-ähnlichen flachen Rippen sind einfach, breit; sie bilden auf den Flanken einen Bogen 
nach vorn, auf dem Bauche einen nach rückwärts gekrümmten Bogen. 

Bemerk. Die eigenthümliche Ornamentik unterscheidet die Art leicht. Fast scheint es nach den 
Abbildungen, als ob in dem ostindischen Nautilus formosus5) und in dem schlesischen Nautilus sinuato-plica- 
tus 6) etwas Aelhnliches vorliege, doch ist in dem begleitenden Texte nur von Rippen (und Furchen) die Rede. 

Vorkommen. Die Art hat sich bisher nur in den oberen Mukronaten-Schichten gezeigt. 

Von Haldem ein Exemplar in meiner Sammlung, ein zweites in der Bergakademie zu Berlin. 

Ausserdem in gleichem Niveau bei Königslutter. 


1) A. Römer, Verstein. des norddeutsch. Kreidegeb. 1841, pag. 85. 

>) H. Geinitz, Quadersandsteingebirge, 1850, pag. 110. 

3) Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn. Sitzung vom 9. Febr. 1874. 

“) Ein Exemplar in der Sammlung des Herrn Dr. Griepenker] in Königslutter, welches ich jüngst zu sehen Gelegenheit hatte, 
ist gebläht und wird daher obiges Verhalten auf Verdrückung beruhen. 

5) Memoires of the geological survey of India. Palaeontologia Indica I. The fossil Cephalopoda. (Belemnitidae- Nautilidae) 
by Henry Blandford, pag. 28, tab. 14, fig. 3. 4, tab. 15. 

6) H. Geinitz, Kieslingswalde, pag. 8, tab. 1, fig. 6. 


se (61) 


Nautilus ef. Heberti, Binkh. 
1861. Nautilus Heberti, Binkhorst, Monogr. Gasterop. Cephalop. de la craie super. du duche de Limburg, II, pag. 13, 
tab. Vb, fig. 1. 

Aus der oberen senonen Kreide von Lüneburg liegen ein paar Exemplare eines Nautilus vor, der 
160 Millimeter Durchmesser erreicht. Das Gehäuse ist gebläht, die Mündung so hoch wie breit und misst 
bei der angegebenen Grösse 105 Millimeter. Beim vorigen Umgange übertrifft die Höhe die Breite. Die 
Nähte der Kammerwände bilden in der Nähe des engen oder geschlossenen Nabels eine (schwache) Krüm- 
mung und laufen nach vorn geneigt in weitem Bogen über die Flanken und geradlinig über die Aussenseite. 
Sipho nicht sichtbar. 

Während die Abbildung des Nautilus Heberti ein starkes Knie der Nähte zeigt, spricht dagegen die 
Diagnose von septis paululum arcuatis. Vielleicht ist also dieses Merkmal in den verschiedenen Altersstadien 
Schwankungen unterworfen. Binkhorst kennt Exemplare bis zu 400 Millimeter Durchmesser. 

Sobald eine grössere Zahl der lüneburger Vorkommnisse gesammelt sein wird, bei denen dann auch 
der Sipho beobachtet werden kann, wird sich mit grösserer Gewissheit ergeben, ob die vorliegenden Stücke 
der genannten Art angehören. 

Originale im Museum zu Göttingen und im Besitze des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach 
in Salzgitter. 


Nautilus ef. depressus, Binkh. 
1861. Nautilus depressus, Binkhorst, Monogr. Gasterop. Cephalop. craie du Limbourg, II, pag. 12; tab. V, fig. 9. 


Ein in der oberen Kreide von Kunraed, nordwestlich von Aachen, häufig vorkommender Nautilus, 
der sich beim Mangel aller Ormamentik durch stark geblähte Schaale und einfache Suturen äusserlich cha- 
racterisirt, wurde durch Binkhorst unter vorstehender Bezeichnung beschrieben. Es liegen acht Exemplare 
vor, an welchen man die Nähte der Kammerwände aus dem sehr engen Nabel aufsteigen und ohne Knie, 
fast vollkommen geradlinig, über die Flanken laufen sieht. Auf dem Bauche wird der geradlinige Verlauf 
ein wenig abgelenkt, indem die Nähte sich um ein Geringes nach rückwärts neigen. Sehr auffällig ist die 
Angabe Binkhorst’s über die Lage des Sipho, welcher oberhalb der Mitte, der Aussenseite genähert, liegen 
soll, da drei vorliegende Exemplare denselben unterhalb der Mitte, der Innenseite genähert, zeigen. Birgt 
die Kreide von Kunraed zwei verschiedene, aber im Aeusseren übereinstimmende Nautilen, oder beruht die 
Angabe Binkhorst's auf irgend einem Irrthum? 

Auch d’Orbigny !) scheint an den Nautilen der Maestricht-Kreide die innere Lage des Sipho beob- 
achtet zu haben, da er sie zu seinem Nautilus Dekayi, Mort. stellt, den er von Nautilus laevigatus unterscheidet 
„par le siphon plus interne“. 

E. Favre?) würde den Nautilus depressus mit Nautilus Dekayi vereinen, wenn dies nicht die von 
Binkhorst bezeichnete Lage des Sipho und der Mangel von rückwärtsgekrümmten Zuwachslinien der Aussen- 
seite verhinderte. In dem letzten Umstande stimmen aber auch zwei der Kunraeder Stücke, an denen die 
Mündung erhalten ist, mit der Abbildung von E. Favre überein. 

H. Geinitz?), welcher den Nautilus depressus unberücksichtigt lässt, vereint die Vorkommnisse von 
Maestricht und Kunraed geradezu mit Nautilus Dekasi. 


1) d’Orbigny, Prodrome de Paleontologie stratigraphique universelle, Tom. II, pag. 211. 
2) E. Favre, Mollusq. foss. de la craie des environs de Lemberg, pag. 8. 
3) H. Geinitz, Elbthalgebirge, II, pag. 183. 


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Da die Bedenken von E. Favre, wenigstens für die vorliegenden Exemplare von Kunraed, weg- 
fallen, so würde man die Bezeichnung Nautilus Dekayi für unsere Exemplare wählen können, wenn über- 
haupt mit Sicherheit festgestellt werden könnte, was Morton unter diesem Namen verstanden hätte, da er 
nur angibt: „Shell very ventricose, with numerous undulated, transverse striae, aperture laterally and pro- 
foundly expandet“ !), aber ohne specielle Kenntniss der Nähte und der Lage des Sipho dem Vergleiche die 
wichtigste Unterlage dieser globosen Formen abgeht, um so mehr, da die obere Kreide noch verschiedene 
andere nahestehenden Nautilen birgt. 

So liegt in der jüngsten Kreide von Freville bei Valognes ein Gehäuse, dessen Nähte am Nabel ein 
Knie bilden und dessen Sipho central ist. 

Desgleichen lieferte der Korallenkalk von Faxe auf der Insel Seeland einen Nautilus, den Lundgren 
als Nautilus Bellerophon?) beschrieben hat, dessen Nähte mit denen der Stücke von Kunraed übereinstimmen 
und den E. Favre und H. Geinitz?) mit Nautilus Dekayi vereinen, dessen Nabel aber etwas weiter als bei 
jenem zu sein scheint, dessen Sipho jedoch (den Lundgren nicht kannte), obwohl auch subcentral, aber ge- 
wiss vom Unterrande weiter entfernt und sich mehr dem Centrum nähert, als an den Kunraeder Stücken. 

Ebensowenig kann man E. Favre folgen, wenn er den Nautilus vastus, Kner*) mit Nautilus Dekayi 
vereint, da selbst das von d’Orbigny geforderte Merkmal des internen Sipho nicht zutrifft, indem Kner 
angibt, der Sipho liege der Aussenseite um Vieles näher als der Innenseite 5). 


Ausser den vorstehend besprochenen Arten birgt insbesondere die turone und senone Kreide noch 
eine Mehrzahl von glatten Nautilen, welche zur Zeit wegen des unzulänglichen Materials, noch nicht in den 
Kreis der Erörterung gezogen werden konnten. 


1) Morton, Synopsis of the organic remains of the cretaceous group of the United States, 1834, pag. 33. 

2) B. Lundgren, Palaeontologiska Jaktagelser äfver Faxekalken pa Limhamn, 1867, pag. 14, fig. 1. 

3) l. c. Wenn Geinitz hier auch den Nautilus frieuior Beck mit Nautilus Dekayi vereint, so ist die hier vorausgesetzte Ver- 
wandtschaft irrthümlich, da die Beck’sche Art dem völlig verschiedenen Nautilus Danikus Schlot. unter dessen Synonyma er von Lund- 
gren gestellt wurde, nahe steht. Der Verschiedenheit beider habe ich gedacht, N. Jahrb. für Mineral. etc. 1870, pag. 959. 

“) R. Kner, Versteiner. des Kreidemergels von Lemberg, 1848, pag. 6, tab. 1, fig. 1. 

Auch Geinitz stellt 1. ec. die Vorkommnisse von Nagorzany zu Nautilus Dekayi. 

5) Auch die Vorkommnisse der Mucronaten-Kreide von Köpinge in Schweden vereint Geinitz 1. c. pag. 184 mit Nautilus 
Dokayi. Dieselben sind durch Nilson als Nautilus obscurus beschrieben worden. 

Es bedarf noch einer eingehenden Prüfung, ob alle hier von Geinitz vereinten Vorkommnisse, welche unter sechs verschiedenen 
Namen beschrieben sind, wirklich einer Art angehören. Bei mehreren derselben ist dies, wie angedeutet wurde, zuverlässig nicht der Fall. 


a (63) 


Il. Belemneen. 


Wenn man die durch d’Orbigny von dem alten Geschlechte Belemnites abgezweigte Gattung Belem- 
nitella anerkennen könnte, so würde unsere Kreide über dem Gault (nach der bis jetzt üblichen Gruppirung 
der Belemniten) nur noch eine Art, nämlich Belemnites ultimus bergen, während alle übrigen Belemnitella zu- 
fielen. Man wird jedoch Belemnitella vielleicht etwa den Werth einer Familie, nicht aber den einer Gattung 
zugestehen dürfen, da unter dieser Bezeichnung mehrere Gruppen von Belemniten zusammengefasst wurden, 
welche in ihrer Organisation wesentlich von einander abweichen. 

Die eine Gruppe umfasst diejenigen Formen, bei denen der Phragmakon unmittelbar von der Scheide 
getragen wird, wozu 

Belemnites mucronatus, Schloth. 
Belemnites lanceolatus, Schloth., Shrp. 


Belemnites Hoeferi, Schloenb. 
gehören. 


Bei einer anderen Gruppe ist die Scheide auf grössere oder kürzere Erstreckung durch einen 
Zwischenraum von dem Phragmakon getrennt, der durch eine hornige Substanz ausgefüllt wurde. In diesem 
Falle stand der Phragmakon nur in geringem Zusammenhange mit der Scheide, und der Alveolartrichter 
ist stets mehr oder weniger rudimentär. In allen Fällen stand wenigstens die erste kugelige Kammer, ge- 


wöhnlich aber die, eine bald grössere, bald geringere Zahl von Kammern umfassende untere Partie des 
Phragmakon’s mit der Scheide in Berührung. Zu jenen gehört: 


Belemnites plenus, Blainv. und 

Belemnites verus, Mill., zu diesen 

‚Belemnites Westphalicus, Schlüt. 

Belemnites subventrieosus, Wahlenb. 

Belemnites quadratus, Blainv. und wie es scheint 
Belemnites Strehlenensis, Fritsch & Schlönb. 


Sobald man den Versuch antritt, die Belemniten nach ihrer Organisation zu sondern, dürften auch 
für jene beiden Gruppen Gattungen zu errichten sein, wobei für die letzteren die alte, vielleicht zu schnell 
verworfene !) Bezeichnung Aetinocomax Mill., für die erstere Belemnitella d’Orb. zu wählen sein möchte. 


1) Vergleiche auch L. Saemann im Bull. soc. geol. France, 1862, pag. 1027. 


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(64) ge 


Auch in der Structur «der Scheide sind beide Gruppen verschieden. Bei letzterer ist die ganze 
Scheide radialfaserig, während bei Actinocamax in der oberen Partie, am Alveolarende, die strahlige Structur 
im frischen unverwitterten Zustande zurücktritt und statt dessen der blättrige Kalkspathbruch !) gewöhnlich 
etwas krummschalig vorherrscht 2). 

Da der alleinige Grund: Bequemlichkeit im Gebrauche für den Geognosten, für den Paläontologen 
nicht bestimmend sein darf, so wird man sich entschliessen müssen, entweder die Gattung Belemnitella fallen 
zu lassen und nur die alte Bezeichnung Belemnites festzuhalten, oder aber Belemnitella in dem eben ange- 
deuteten engeren Sinne zu nehmen und daneben Actinocamax aufrecht zu erhalten. 

Im Folgenden werden die zu besprechenden Arten nach letzterer Auffassung gruppirt werden. 3) — 


Gatt. Belemnites. 


Belemnites ultimus, d’Orb. 
Taf. 52, Fig. 1—5. 

1847. Belemnites ultimus, d’Orbigny, Paleont. frang. Terr. eret. Suppl. p. 24%). 

1852. ‘6 sp.?-Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ostgalizien, pag. 6, tab. 1, fig. 6. 

1853. n ultimus, Sharpe, Fossil Cephalopoda of the Chalk, pag. 3, tab. 1, fig. 17. 

Die Scheide ist klein oder nur von mittlerer Grösse, da schon Exemplare von 50 Millimeter Länge 
selten sind. Die Form ist im allgemeinen cylindrisch, manchmal etwas keulen- oder spindelförmig, unten 
mit einer mehr runden, oder einer schärferen Spitze beginnend. Apicallinie und Spitze central. Querschnitt 
der Scheide kreisförmig. Besonders characteristisch ist die Verjüngung der Scheide am Alveolarende, wel- 
ches bei der Mehrzahl der vorliegenden Exemplare durch Abblättern der concentrischen Lagen verkürzt ist, 
so dass manchmal von der Alveole selbst nichts mehr vorhanden ist. Am oberen Ende gestaltet sich der 
Querschnitt der Scheide oval, wie die Mündung der spitzwinkligen Alveole, welche sie umschliesst. 

Die Oberfläche der Scheide ist im allgemeinen glatt. Das obere Ende derselben führt an der 
Siphonalseite eine markirte Rinne, durch welche die längere Achse des ovalen Querschnitts hindurchgeht; 
sie greift erheblich weiter über die Alveole zur Spitze der Scheide hinaus. An manchen Exemplaren be- 
merkt man an den beiden flacheren Seiten des Alveolarendes eine schmale unbedeutende Abplattung oder 
Einsenkung und daneben eine fast linienartige Erhebung der Scheide. Ein paar Stücke lassen auch unter- 
halb der Mitte zur Spitze hin höchst schwache seitliche Doppellinien erkennen. 

Bemerk. Während d’Orbigny die Art auf ein einziges bei Rouen aufgefundenes Exemplar begründete’), 


1) Aehnlich wie bei dem jurassischen Belemneen-Geschlechte Diploconus, Zitt., welches in keinem Theile der Scheide Faser- 
structur zeigt. Vergl. N. Jahrb. für Mineralogie etc. 1868, pag. 548. 

>) Leider sind in den Abbildungen die Durchschnitte vom Lithographen schematisch behandelt, so dass in keinem Bilde die 
Verschiedenheit der Structur, trotz versuchter Correetur, im Abdrucke hervortritt. 

3) Einer ähnlichen Auffassung haben bereits L. Saemann, l. c. pag. 1025 und U. Schlönbach, Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- 
anstalt, 1867, pag. 593 Ausdruck geliehen. 

“) Die hierzu eitirte Tafel 10 ist in den beiden mir zugänglichen Exemplaren der Pal. france. nicht vorhanden; da auch 
Sharpe nur die Pagina, nicht die Tafel eitirt, und v. Strombeck bemerkt, die Tafel sei noch nicht erschienen, so scheint es, dass diese 
Tafel nicht zur Ausgabe gelangt ist. Uebrigens eitirt d’Orbigny auch Paleont. univ. 1846. tab. 75, fig. 9—13. 

5) Neuerlich wird die Art auch aus Frankreich von verschiedenen Lokalitäten in Begleitung von Pecten asper, Ostrea conica, 
Epiaster polygonus, Orbitolina concava ete. zum Theil als häufig vorkommend erwähnt. Vergl. Hebert: Bull. soc. geol. France, 1874, 
pag. 469, 475, 488, 489. — Hebert, Descript. du Bassin d’Uchaux, Paris 1875, pag. 74. 


ls (65) 


was Giebel!) veranlasste, die Art unter die Synonyma von Belemnites minimus zu stellen, liegen mir 60 
Exemplare zum Vergleiche vor. Von dem dem oberen Gault angehörigen Belemnites minimus unterscheidet 
sich unsere Art bei mancher Aehnlichkeit doch unschwer; vorzugsweise dadurch, dass bei jener auch das 
obere Ende der Scheide und die Alveole nicht oval, sondern kreisförmig 2), oder doch nur an der Seite der 
Rinne etwas deprimirt 3), der Querschnitt der Scheide im Uebrigen quadratisch ist, wie letzteres zahlreiche 
vorliegende Scheiden aus dem norddeutschen Minimus-Thon darthun. Auch kommen bei Belemnites ultimus 
die Formschwankungen, die stumpfkeulenförmigen Gestalten, sowie die mit weit verlängerter Spitze (Belemnites 
attenuatus Sow.), welche Belemnites minimus auszeichnen, nicht vor). 

Vorkommen. Die Art gehört vorzugsweise dem tiefsten Cenoman an. Ich sammelte 6 Exemplare 
in der Brauneisensteinkörner führenden Tourtia bei Essen, von wo°) ich sie schon 1860 aufgeführt habe. 
Ebenso bei Mülheim (durch Dr. Deicke) und bei Wattenscheidt (durch Dr. Leimbach) gefunden. 

Aus angeblich gleichem Niveau liegen vor 

7 Stück vom Mahnerberge bei Salzgitter, 

38 Stück aus dem Bahneinschnitte bei Neu-Wollmoden, 
4 Stück vom Flöteberge bei Liebenburg, 
7 Stück vom Kahnstein bei Langelsheim. 

Vielleicht steigt die Art auch bis in den Varians-Pläner. Hierauf deutet ein Exemplar vom Ringel- 
berge bei Salzgitter, und zwei undeutliche Stücke vom Fleischercamp bei Salzgitter. ®) 

In Mecklenburg wurde Belemnites ultimus in dem Höhenzuge am Südrande des Malchiner-See’s 
gefunden. ’) — 

Desgleichen nach Dames) in einem Bohrloche bei Greifswalde. 


1) Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 107. 

2) d’Orbigny, Pal. frang. Terr. cret. I. tab. 5, fig. 5. 

3) Pictet, Sainte-Croix, I. tab. 13, fig. 1. 

4) Vielleicht umschliesst der cenomane Grünsand Westfalens noch eine zweite, in der allgemeinen Form dem Belemnites 
ultimus nahestehende Belemniten-Art (vergl. tab. 52, fig. 6—8). Leider sind alle bis jetzt gesammelten Exemplare sehr unvollständig 
und haben insbesondere die ganze Alveole eingebüsst, so dass weder eine genügende Characterisirung noch Vergleichung mit verwandten 
Scheiden möglich ist. 

Die Gestalt der kleinen bis 6,3 Millimeter Durchmesser haltenden Scheiden ist im allgemeinen cylindrisch mit allmälich ver- 
jüngter, centraler Spitze. Der Querschnitt ist kreisförmig bis subquadratisch, indem die Seiten etwas abgeplattet sind. So misst man 
an einem Stücke zwischen Bauch und Rücken 5,5 Mill., während der Durchmesser zwischen den Seiten nur 5 Mm. beträgt. Ausser 
der Abplattung lässt jede Seite noch eine ganz flache Rinne erkennen, welche vom oberen Ende der Scheide gleich deutlich soweit 
hinabreicht, bis dieselbe sich zur Spitze verjüngt und undeutlich fast bis zur Spitze geht. Die Furchen scheinen in ihrer ganzen Er- 
streckung der centralen Axe der Scheide parallel zu laufen, so dass eine durch sie hindurch gelegte Ebene den Belemniten in zwei 
gleiche Hälften theilen würde. 2 

Der mehr subquadratische Querschnitt und die abgeplatteten flach gefurchten Seiten scheinen diese Scheiden von Belemnites 
ultimus zu unterscheiden, bei dem nur einige wenige Exemplare im mittleren Theile der Scheide eine kaum wahrnehmbare Andeutung 
seitlicher Rinnen erkennen lassen, sowie von sämmtlichen aus Schichten über dem Gault bekannten Arten. 

Ich sammelte 9 Exemplare dieser Scheiden im cenomanen Grünsande mit Pecten asper etc. auf Zeche Ewald bei Herten in 
Westfalen. 

5) Herr v. Strombeck gibt als Hauptfundstätte der Art in der subhereynischen Kreide eine dünne Grünsandbank an, welche 
von Flammenmergel und Tourtia eingeschlossen wird. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1861, pag. 26. 

6) Im Rotomagensis-Pläner hat sich bis jetzt überhaupt nur ein kleines, die Spitze darstellendes Fragment eines Belemniten 
und zwar am „weissen Wege‘ bei Langelsheim gefunden. Das Stück, welches von Herrn Schlönbach aufgenommen wurde, gehört 
möglicher Weise noch unserer Art an, ist aber nicht sicher bestimmbar. 

7) F. E. Koch, Was haben wir von einer geognostischen Untersuchung Mecklenburgs zu erwarten? Neubrandenburg, 1873. 

8) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1874, pag. 977. 

Palaeontographica, N. F. IV. 3. (XXIV). 


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(66) 


— 1856 — 


Nach der citirten Abbildung bei Kner auch in Galizien. Zufolge der neueren Erfunde des Herrn 
v. Petrino, insbesondere im Grünsande am Deister-Ufer bei Onuth!), der dem tiefsten Cenoman zuge- 


zählt wird. 


Wie angegeben in Frankreich. 

In England im Chloritic Marl von Bonchurch auf der Insel Wight, angeblich im Red Chalk York- 
shire’s, sowie im Gault von Folkstone, und zuletzt auch aus dem Upper Green-Sand ?) genannt. 

Auch in Irland findet sich Belemnites ultimus im cenomanen Grünsande zusammen mit Ammonites 


varians etc.) 


Die besprochenen Exemplare in meiner Sammlung und in der des Herrn O.S.I. Schlönbach in 


Salzgitter. — 


1827. 
1829. 
1830. 
1840. 
1846. 
1847. 
1849. 
1850. 
1852. 
1852. 
1852. 
1853. 
1858. 
1860. 
1861. 
1866. 
1866. 


1867. 


1868. 
1868. 
1868. 
1868. 
1868. 
1872. 
1872. 
1872. 


(Gratt. Actinocamax, Miller. ®) 


Actinocamax plenus, Blainv. 
Taf. 52, Fig. 16—19. 


Belemnites plenus, Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 59, tab. 1, fig. 6. 
35 lanceolatus, Sowerby, Miner. Conchol. VI, pag. 208, tab. 600, fig. 8, 9. — non! Schlotheim 1815. 
Actinocamax Blaimvillei, Voltz, Observations sur les Belemnites, pag. 35. 
Belemnites mucronatus, minimus, subquadratus, Geinitz, Characteristik. 
Belemnites minimus, Geinitz, Versteinerungskunde, pag. 266, tab. 12, fig. 17, 18. 
Belemnitella vera, d’Orbigny, Pal. frang. Terr. eret. suppl. tab. 2. 
Belemnites lanceolatus, Geinitz, Quadersandsteingebirge, tab. 6, fig. 3—5. 


„ semicanaliculatus, Dixon, Geology of Sussex, pag. 358, tab. 27, fig. 23. 

a lanceolatus, Kner, Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen Östgaliziens, pag. 5, tab. 1, fig. 5. 
Belemnitella vera, Bronn, Leth. geogn. III. Aufl. Kreide, pag. 343, z. Th. tab. 33, fig. 14. 

FH „» Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden pag. 51. z. Th. 

Ha plena, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 9, tab. 1, fig. 12—16. 


Belemnites cenomanus, von der Marck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. tom. X, pag. 270, tab. 7, fig. 15. 

Belemnitella vera, Schlüter, Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens, pag. 19. 

Belemnites lanceolatus, Hohenegger, die geognost. Verhältnisse der Nordkarpathen, pag. 32. 

Belemnitella vera, Schlüter, Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. pag. 71. 

Belemnites verus (= plenus), Hebert, Comptes rendus hebd. 25. Juni 1866, pag. 1403. ibid. 13. Aug. Anmerk. 
(Correctur.) 


es plenus, Urban Schlönbach, Kleine paläontologische Mittheilungen. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsan- 
stalt, pag. 592. 

verus, Geinitz, N. Jahrb. für Miner. etc. z. Th. 

> lanceolatus, Urban Schlönbach, 1. e. pag. 461. 


Belemnitella vera, Dewalque, Prodrome d’une description de la Belgique, pag. 173, pag. 394. 
Belemnites plenus, Gümbel, Beiträge zur Kenntniss der Procän oder Kreideformation im nordwestl. Böhmen, pag. 78. 


> es Gümbel, Geognost. Beschreib. des Königr. Bayern. II. Abth. pag. 752. 

55 ” Chelloneix, Bull. soc. geol. France, tom. 29, pag, 431. 

2 ” Hebert, Bull. soc. geol. France, tom. 29, pag. 591. 

En lanceolatus, Fritsch und U. Schlönbach, Cephalopoden der böhmischen Kreideformation, pag. 18, tab. 11, fig 6. 


1) Zwischen Museröwka und Mi:tkow, östlich von Zäleszezyki. Verhandl. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, 1868, pag. 202. 
2) Charles Barrois, Ann. sc. Geol. tom. VI, 10, art. Nr. 3, pag. 8. 

3) Ralph Tate, Quat. Journ. geolog. soc. of London, tom. 21, 1865, pag. 22. 

“) Vergl. oben Seite 184. 


BR (67) 


1874. Belemnitella plena, Geinitz, Elbthalgebirge, II. Abth. pag. 180 z. Th., tab. 31, fig. 15 (non! 13, 14). 


1874. 3 » Schlüter, die Belemniten der Insel Bornholm, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. tom. 26, pag. 834 ff. 

1874. m Hebert, Bull. soc. geol. Frange, 3. ser. tom. II, pag. 417, 428. 

1875. S A Geinitz, N. Jahrb. für Mineral. etc. pag. 667. 

1875. n ” Geinitz, Elbthalgebirge, I. Abth. pag. 277. tab. 61. fig. 11—13. 

1875. Belemnites plenus, Charles Barrois, La zone ü Belemnites plenus. Annales de la societe geologique du Nord. 
pag. 46 ff. 


1875. Belemnitella plena, Briart, Bull. soc. geol. de France. Reunion extraordinaire a Mons et ü& Avesnes, pag. 100. 


Obwol die Art durch zahlreiche Abbildungen von Blainville, Sowerby, d’Orbigny, Geinitz, Dixon, 
Kner, Sharpe, von der Marck und Fritsch & Schlönbach allgemein und gut bekannt ist, so wurde sie gleich- 
wohl in Folge des abgestumpften — nicht abgerollten — oberen Endes, welches niemals eine vollständige, 
stets nur eine höchst rudimentäre Alveole führt, von den meisten Schriftstellern, wie Ad. Römer, d’Orbigny, 
Giebel, Bronn, Saemann, Geinitz und Schlönbach, mit einer anderen, die gleiche Eigenthümlichkeit zeigen- 
den Art, nämlich mit Actinocamas verus, Miller, zusammengeworfen. 

Ich habe unlängst (1574, 1. ec.) gezeigt, dass beide Arten durch wesentliche paläontologische und 
geognostische Merkmale verschieden sind: 

Actinocamaw plenus ist erheblich grösser, durchschnittlich etwa doppelt so gross wie Actinocamaz verus. 

Aetinocamaw plenus ist im allgemeinen schlanker; erst im höheren Alter pflegt die Scheide, wie bei 
manchen anderen Arten, stärker zu werden, wie z. B. die Abbildung bei d’Orbigny zeigt. 

Actinocamaw plenus hat in der dickeren Partie einen ovalen — an der siphonalen Seite etwas flache- 
ren, an der antisiphonalen Seite etwas gewölbteren — Querschnitt, Actinocamax verus dagegen einen runden. 

Actinocamax plenus zeigt eine der Siphonalseite abgekehrte Spitze, daher ist diese Seite herausge- 
bogen, die entgegengesetzte mehr geradlinig. Bei Actinocamaz verus fällt die Spitze fast genau mit der 
körperlichen Axe der Scheide zusammen, daher einfache runde Keulenform. 

Bei Actinocamax plenus ist das Aveolarende im allgemeinen mehr dreiseitig; bei Actinocamaz verus 
mehr oval, weil seitlich mehr zusammengepresst, wie die angezogene Figur 6 bei Sowerby !) gut darstellt. 

Actinocamax plenus zeigt zufolge der vorliegenden deutschen und englischen Exemplare weniger 
scharf ausgeprägte Dorsolaterallinien und keine deutlichen Lateralfurchen. 

Actinocamaz plenus besitzt keinerlei Runzelung oder Körnelung der Oberfläche, welche bei Actinoca- 
max verus zwar äusserst fein, aber doch unter der Lupe deutlich sichtbar ist. 

Zu diesen paläontologisch unterscheidenden Merkmalen kommt hinzu die geognostische Verschieden- 
heit beider, indem Actinocamaw plenus ein nicht unerheblich höheres Alter als Actinocamazx verus zukommt. 

Dass Belemnites Strehlenensis?), welcher sich insbesondere durch eine Ventralrinne unterscheide und 
desshalb nicht, wie Geinitz will, mit ihr vereint werden könne, habe ich schon 1874, ]. ec. pag. 849 angeführt. 

Verbreitung.) Actinocamax plenus fand sich in England, Frankreich, Belgien, Westfalen, Sachsen, 
Böhmen, Bayern, Galizien, Polen (Pusch) t), Russland (Eichwald >) $). 


1) Sowerby, Mineral. Conchol. tab. 600, fig. 6. 

2) Fritsch und Schlönbach, Cephalop. der böhm. Kreidef., pag. 18, 19, tab. 16, fig. 10, 11, 12, 17 (statt 7). 

3) Die speciellen Fundpunkte weisen die unter den Synonymen gegebenen Citate nach. 

4) Pusch, Polens Paläontologie, 1837, pag. 162, Nr. 2. 

5) Eichwald, Lethaea Rossica, Per, moy. pag. 1023. 

6) Actinocamax plenus wird auch als eine Art der baltischen Kreide angesehen werden müssen, da sich derselbe nach Gre- 
wingk als Geschiebe im Diluvium Östpreussens findet. C. Grewingk, zur Kenntniss der ostbaltischen Tertiär- und Kreidegebilde. Archiv 
für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands. I. Ser. Tom. V, 1872, pag. 40, resp. 234. 


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(68) ug 


Geologisches Alter. Seitdem ich gezeigt habe (1874, ]. c.), dass Actinoeamaz plenus in Norddeutsch- 
land bei Mülheim, Essen, Bochum, Langendreer, Dortmund, sowie in den weiter nördlich niedergebrachten 
Schaechten, z. B. der Zeche Osterfeld bei Osterfeld und Clerget bei Herne, in einer Zone auftrete, welche 
überdeckt wird von einer Schichtenfolge des Pläners, die durch das häufige Auftreten des Inoceramus myti- 
loides (labiatus) und Amimonites nodosoides characterisirt ist!), und den Nachweis antrat, dass Actinocamaz 
plenus überall seine Hauptlagerstätte an den Grenzen zwischen Cenoman und Turon habe, ist mir 
die jüngste Abhandlung Hebert’s „Comparaison de la Craie des cötes d’Angleterre avec celle de France“ 2) 
zugegangen, worin, die von mir entwickelte Auffassung bestätigend, über dem Cenoman (Oraie glauconieuse) 
im Turon (Craie marneuse) als tiefstes Glied eine Zone mit Belemnites plenus aufgestellt ist, welche von der 
Zone des Ammonites nodosoides überdeckt wird, der weiter, ebenso wie in Norddeutschland, die Zone des 
Tnoceramus Brongniarti folgt. 

Da Hebert gezeigt hat, dass nicht allein für Frankreich, sondern zufolge der Beobachtungen von 
Whitacker?), Dowker und Caleb Evans) auch für England die angegebene Schichtenfolge gültig sei, so 
darf man jetzt das Alter des Actinocamaw plenus als überhaupt festgestellt ansehen. 

Seitdem das Vorstehende schon geraume Zeit niedergeschrieben war, hat dasselbe noch eine weitere 
Bestätigung erhalten durch die Abhandlung von Charles Barrois: „La zone A Belemnites plenıs. Etude sur 
le Cenomanien et le Turonien du Bassin de Paris“, worin der Verfasser von zahlreichen Lokalitäten der 
Departements Marne, Ardennes, Aisne und Nord nachweiset, dass die Schichten mit Belemnites plenus zwi- 
schen der Zone des Ammonites Rotomagensis und der Zone des Inoceramus labiatus (mytiloides) lagern. Doch 
ist er im Gegensatze zu Hebert geneigt, die Zone des Belemnites plenus nicht als tiefstes Glied des Turon, 
sondern als jüngstes Glied des Cenoman zu betrachten 5). — 


Actinoeamax Westphalieus, Schlüt. 
Taf. 53, Fig. 10—19. 
1874. Belemnites Westphalicus, Schlüter, die Belemniten der Insel Bornholm, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. pag. 828, 
pag. 850. 

Die Gestalt der Scheiden, welche eine Länge von 60 Millimeter erreichen, ist im allgemeinen cylin- 
drisch oder schwach keulenförmig, indem im unteren Viertel erst langsamer, dann rascher eine Abnahme zur 
Spitze (welche der Regel nach sich allmälich zuschärft, in sehr seltenen Fällen sich rasch abrundet und dann 
noch eine kleine Mukro trägt) ®) statthat und an der oberen Seite eine ganz geringe Verjüngung der Scheide 
dem Alveolarende zu sich zeigt. Diese ist kaum bemerkbar in der Seitenansicht, ein wenig stärker in der 
Bauch-Rückenansicht. So geht der grössere Durchmesser in der Mitte der Scheide durch die beiden 
Seiten derselben, während er oben am Alveolarende auf jenem rechtwinklig steht. Die Spitze liegt nicht 


!) Dass vielleicht noch ein Exemplar im rothen Pläner mit I/noceramus mytiloides aufgefunden sei, habe ich 1874, 1. c. 
angegeben. 

2) Bull. soc. g&olog. de France, 3. ser. tom. II, 1874, pag. 416 £. 

3) Geol. Survey, Memoirs, tom. IV, 1372. 

4) Geologist’s association, janv. 1870. 

5) Geinitz hat noch ganz jüngst Belemnites plenus auch aus der Tourtia angegeben (Neues Jahrb. für Mineral. ete. 1875 
Heft VI, pag. 667 und Elbthalgebirge, I. Abtheil. 1875, pag. 277, scheint aber gegenwärtig sich der oben entwickelten Ansicht von 
Barrois etc. angeschlossen zu haben. Vergl. Neues Jahrb. für Mineral. etc. 1875, Heft IX, pag. 977. 

#) Bei Actinocamazx quadratus findet das umgekehrte Verhältniss Statt. 


=r189, (69) 


völlig in der Axe der Scheide, sondern ist ein wenig nach rückwärts gelehnt. Die vollkommener erhaltenen 
Exemplare pflegen einen kurzen Alveolar-Spalt zu führen. 

Am Aveolarende pressen zwei breite, sich allmälich verjüngende und dann in zwei Furchen (die 
sogenannten Dorsolateralfurchen) zur Spitze auslaufende Eindrücke, welche an manchen Exemplaren einige 
„Gefässeindrücke“ abzweigen — die Rückseite der Scheide in fast keulenförmiger Art hervor. Eine durch 
die Furchen gelegte Ebene theilt die Scheide nicht in zwei gleiche Hälften, sondern schneidet etwa !/, der- 
selben ab. Ausser diesen Furchen findet sich symmetrisch auf jeder Seite des oberen Endes eine kurze 
schräge Furche, die Lateralfurche. Sonst zeigt die Oberfläche, besonders auf der Rücken- und Bauchseite, 
nur undeutliche, kurze, linienartige Längseindrücke, wie sie ähnlich von einer Feile hervorgebracht werden, 
und ist im Uebrigen glatt, indem insbesondere keinerlei Granulation auf derselben wahrgenommen wird. 

Besonders bemerkenswerth ist die Beschaffenheit des Alveolarendes.. Der Umriss desselben ist 
eiförmig, an einzelnen Exemplaren mehr dreiseitig. Eine tiefe Alveole, wie Delemnites mucronatus oder auch 
nur wie Belemnites quadratus, besitzt keins der vorliegenden Stücke. Sie ist auch an den besterhaltenen 
Exemplaren sehr niedrig, so dass ihre Tiefe auch in diesen günstigsten Fällen nur etwa dem halben Quer- 
durchmesser gleichkommt. Im Centrum senkt sich bei einem Durchmesser von etwa 1 Millimeter die Alve- 
ole plötzlich noch etwas tiefer ein. Die Alveole hat weder einen runden noch einen quadratischen Quer- 
schnitt, sondern schneidet an der Seite des Spaltes und an der entgegengesetzten am tiefsten ein und ist 
seitlich ausgerundet. Manche Stücke zeigen die Eigenschaft, das Alveolarende actinocamaxartig zu gestalten, 
d. h. sie haben die in der ursprünglichen Beschaffenheit des Alveolarendes begründete Neigung, hier die 
Scheide nach Lage der radialen Fiebern kegelförmig abzustumpfen, wodurch die Alveole bisweilen theilweise 
oder ganz verloren geht; eine Eigenthümlichkeit, welche völlig verschieden ist von derjenigen einzelner 
anderer Belemnitenarten, welche die Alveole einbüssen, aber nicht durch Ablösung der radialen Fiebern, 
sondern durch allmäliches Abblättern der concentrischen Lagen der Scheide, welches ebenfalls in einer ur- 
sprünglichen abweichenden Beschaffenheit des Alveolarendes begründet sein muss und nicht mit jener Er- 
scheinung, wie wiederholt geschehen, verwechselt werden darf. Diese Eigenthümlichkeit zeigt sich z. B. 
beim Belemnites subfusiformis Rasp.!) aus der unteren Kreide des südlichen Frankreich und beim ‚Belemnites 
Ewaldi v. Str.2) aus dem norddeutschen Gault. Man kann Hunderte von Exemplaren dieses Belemniten 
sammeln und findet doch niemals ein Stück mit strahlenförmig sich ablösendem Alveolarende. 

Bemerk. Die Art war bislang nicht von Belemnites quadratus geschieden worden, der die grösseren 
Exemplare in der allgemeinen Form allerdings nahestehen. Unsere Art scheint aber durchschnittlich nicht 
ganz so gross zu werden wie jene und unterscheidet sich leicht durch die fehlende Granulation der Ober- 
fläche, sowie die abweichende Beschaffenheit des Alveolarendes, insbesondere durch die Form und geringe 
Tiefe der Alveole und die Neigung, das Alveolarende actinocamaxartig zu gestalten. ?) 

Ueber das Verhältniss der jugendlichen Scheiden zu dem kleinen Actinocamaw verus, Mill. ist bei 
dieser Art selbst die Rede. 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch schon Sharpe t) unsere Art unter der Bezeichnung Belemnites 
quadratus abgebildet hat. Ausser der Gestalt der Scheide spricht für diese Auffassung auch der Fundort 


1) d’Orbigny, Pal. frang. Terr. eret. tom. I, tab. 4. 

2) Von der Marck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1858, tom. X, tab. 7, fig. 3. 

3) Es liegen 33 Exemplare vor, welche die Alveole durch Ablösen der radialen Kalkspathfiebern ganz oder doch theilweise 
verloren haben. 

“) Sharpe, Foss. moll. of the Chalk, tab. 1, fig. 9. 


(70) le 


Northfleet, woselbst auch Actinocamaz verus auftritt, da auch in Norddeutschland beide Arten zusammen 
vorkommen. 

Dieselbe Vermuthung gilt auch von Belemnites striatus, Bl.'), von dem Blainville nur ein Fragment 
von Chimey in der Champagne kannte, indem er ausser der schon in der Artbezeichnung angedeuteten 
Oberflächenbeschaffenheit über die Alveole bemerkt: „cavite peu profonde, & ouverture subtriquetre.“ In 
der Abbildung ist die Gestalt des Scheidenfragments zwar abweichend, aber d’Orbigny 2), welcher das Origi- 
nal verglich, bespricht ausführlich, dass die Zeichnung incorrect sei, und glaubt in dem Stücke selbst einen 
Belemnites quadratus zu erkennen. 

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass eine neuerlich aus der französischen oberen Kreide aufgestellte 
Belemniten-Art: Belemnites Merceyi, Meyer) in der Grösse und, wie es scheint, auch in dem geognostischen 
Niveau mit Actinocamax Westphalicus übereinstimme, dass aber an eine Vereinigung beider deshalb nicht ge- 
dacht werden könne, weil der französischen Art eine Bauchfurche (canalis), nicht aber ein Spalt (fissura) 
zugeschrieben wird und dessen Alveolen-Winkel mehr wie doppelt so klein ist. 

Endlich ist zu bemerken, dass einzelne Exemplare manchen Scheiden des Actinocamaz subventricosus 
im mittleren Alter sehr ähnlich sein können. Die letzteren unterscheiden sich durch eine stärkere Abplat- 
tung, besonders in der dickeren Partie. Liegen von beiden Arten Entwickelungsreihen vor, so ist eine 
Verwechselung nicht wohl möglich. Unsere Art erreicht durchschnittlich nicht die halbe Grösse des Actino- 
camaz subventricosus. Die grössten Exemplare des Actinocamaw Westphalicus aus Westphalen, vom Harze und 
von Bornholm weisen nur eine Dicke von 11 Millimeter bei einer Länge von 60 Mm. nach, während Acti- 
nocamaz subventricosus 30 Mm. stark und 100 Mm. lang wird. 

Verbreitung. Die Art liegt vor: 

1. Aus Westphalen und zwar aus der Gegend zwischen Paderborn, Salzkotten und Elsen (Eisen- 
bahneinschnitt); von Zeche Graf Sehwerin bei Castrop; von Zeche General Blumenthal bei Recklinghausen, 
von der Zeche Blücher und der Zeche Carnap bei Horst. 

2. Aus den subhercynischen Hügeln von Adenstedt und Bülten bei Peine; vom Sudmerberge bei 
Goslar; von Lobmachtersen bei Salzgitter; vom Butterberge bei Harzburg, vom Plattenberge bei Blanken- 
burg (?)*) und vom Gehrdenerberge unweit Hannover. 

3. Aus dem Grünsande und dem Kalke von Arnager auf Bornholm. 

Geologisches Alter. In Westphalen gehört die Art dem Emscher-Mergel (und zwar sowohl dem 
unteren, wie dem oberen) an, welcher zwischen dem Cuvieri-Pläner und der der Quadraten-Kreide zugehö- 
rigen Zone des Inoceramus lingua lagert. 

Da am Harze die Emscher-Mergel noch nicht überall ausgeschieden sind, so kann hier nur allgemein, 
nach der bisherigen Auffassung, die untere Quadraten-Kreide als Lagerstätte angegeben werden. Nur die 
Mergel, welche bei Goslar das Sudmerberger Conglomerat unterteufen, sind als Emscher schon erkannt. In 


1) Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 64, tab. 1, fig. 11. 

2) d’Orbigny, Pal. franc., Terr. eret. tom. I, pag. 62. 

3) „Belemnites testa parva vel mediocri, subelavata, linea laterali utrinqgue gemina, antice dilatata canalique ventrali antico, 
brevissimo, profundo; apice plus minusve repente acuminato, mucronato; diametro rotundato; alveolo valde humili, angulo 25? gradum.— 
Longit. 54, lat. 9 Mill. — Couches & Micraster cor anguinum de la Herelle (Oise) et d’Amiens (Somme).“ Journal de Conchyliologie 
publie sous la direction de Mss. Croose et Fischer. 3e serie, Tom. V, vol. XIV. Paris 1866, pag. 368 f. 

*) Die Erhaltungsart zweier vom Plattenberge vorliegender Exemplare ist nicht derart, dass die Bestimmung völlig zwei- 
fellos wäre. 


diesen hat Herr Grumbrecht am südlichen Abhange des Sudmerberges 10 Exemplare gesammelt !), desgleichen 
ein Exemplar im Bahneinschnitte südlich vom Sudmerberge zwischen Goslar und Ocker und ebenso ein Exem- 


ge, > (71) 


plar im Bahneinschnitte in Ocker. 


Auf Bornholm ist die Lagerstätte wahrscheinlich dieselbe, wie ich l. ec. nachzuweisen versucht habe. 


Zur 


Originale in meiner Sammlung, sowie in der des Herrn O.S. I. Schlönbach in Salzgitter und Herrn 


Untersuchung liegen über 100 Exemplare vor. 


Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar und im Museum der Universität zu Copenhagen. — 


1823. 
1829. 


1843. 
1852. 
1853. 
1858. 
1862. 
21863. 
1863. 


1864. 
1366. 
1866. 


1867. 


1868. 


1868. 


1868. 


1869. 


1871. 


1874. 


1874. 
1874. 


1874. 


1875. 


Actinocamax verus, Mill. 
Taf. 52, Fig. 9— 15. 


Actinocamax verus, Miller, Transact. geolog. soc. II. ser. Vol. II, pag. 63, tab. 9, fig. 17. 
Belemnites mucronatus, Sowerby, Min. Conchol. tom. VI, pag. 205, z. Theil, tab. 600, fig. 6 und vielleicht fig. 7; 
fig. 1, 2, 4 sind echte Belemn. muer. 
as plenus, Ad. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84, Fundort Gehrden. 
Belemnitella vera, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 50, z. Theil. 
Belemnites mucronatus, Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 6, zum Theil, und pag. 10. 
en cenomanus, von der Marck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesel. pag. 269, z. Th. 
Aectinocamax verus, Saemann, Bull. soc. geol. France, 2. Ser. tom. 19, tab. 20, fig. 2. 
Belemnites lanceolatus, Kunth, Kreidemulde von Laehn in Niederschlesien. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 732. 


Actinocamax verus, Hebert, Bull. soc. geolog. France. 2. Ser. tom. 20, pag. 610 (mit Micraster coranguinum vor- 
kommend). 
55 > Danglure, Bull. soc. geolog. France. pag. 91. 


Belemnites plenus, U. Schlönbach, N. Jahrb. für Mineral. ete. pag. 318. 

Actinocamax verus, Hebert, Comptes rendus heldom. 13. Aug. (Mit Micrast. coranguinum und Marsupites zusammen- 
lagernd.) 

Belemnites verus, U. Schlönbach, Kleine paläontol. Mittheil. Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt, pag. 592 (Soll 
durch konisch zugespitztes Alveolarende von Bel. plenus mit convex gewölbtem Alveolarende ver- 
schieden sein). 

ch o U. Schlönbach: Ueber die norddeutschen Galeriten-Schichten und ihre Brachiopodenfauna. Sitzungs- 
berichte der Wiener Akademie tom. 57, pag.8 (Zusammen mit Belemn. Merceyi im tiefsten Niveau 
der Quadraten-Kreide auftretend). 

R “ Geinitz, N. Jahrb. für Mineral. ete. pag. 369 (sei nicht verschieden von Bel. lanceolatus Sow.). 

» lanceolatus, U. Schlönbach, Bemerkungen über Sharpe’s und Sowerby’s Belem. lanceolatus ete. Verhandl. 

der k. k. geolog. Reichsanstalt, pag. 461 (Gibt vorstehende Bemerkung von Geinitz zu). 

a verus, Gosselet, Mem. de la soc. imp. des sc. de Lille, 1869, 7. vol. — N. Jahrb. für Min. etc. 1870, pag. 
498 (Mit Micrast. cortestudinarum, Inoceramus Cuvieri, Terebrat. semiglobosa ete. im selben Lager). 

Belemnitella plena, Brauns, Zeitsch. d. deutsch. geolog. Ges. tom. 23, pag. 750 (bei Braunschweig zusammengefunden 
mit Inoceramus lobatus, Ostrea sulcata, Scaphites inflatus und Scaphites binodosus etc.). 

” quadrata, Brauns, Verhandl. des naturhistor. Vereins der preussischen Rheinlande und Westfalens, pag. 61 
(Abgerieben: Acti. plenus). 

Aectinocamax verus, Schlüter, der Emscher-Mergel etc. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. pag. 845. 

Belemnites verus, Hebert, Bull. soc. geolog. France, 3. ser. tom. II, pag. 417. (Zusammen vorkommend mit Micraster 

coranguinum.) 

Belemnitella vera, Reunion extraord. a Mons et Avesnes. 13. aout, 1874, pag. 64. Bull. soc. geol. France. (Aus der 
unteren Kreide von Obourg in Belgien, welche für gleichalterig mit der Zone des Micraster coran- 
guinum gehalten wird.) ibid. 132. 

” „» Ch. Barrois, Ann. de la soc. geol. du Nord. pag. 89. (Aus der Kreide von Brighton in England 
zusammen mit Marsupites und Belemnitella Merceyi.) 


1) Zugleich hiermit wurden auch 2 Exemplare von Actinocamax verus aufgelesen. 


02 


en 


| ] 


(72) oo 


1875. Belemnites verus, Ch. Barrois, Ann. sc. g&ol. VI, art. Nr. 3, pag. 26. (Aus der Kreide von Margate in England, welche 
zur Zone des Micrast. coranguinum gezogen wird, zugleich mit Marsupites Milleri Mt. und Marsupi- 
tes ornatus Mill.) 


Die Scheide ist klein und erreicht kaum mittlere Grösse, Die vorliegenden Exemplare haben durch- 
schnittlich eine Länge von 33 Millimeter, die grössten Exemplare sind 46 Mm. lang, und ein Fragment zeigt, 
dass sie noch grösser werden können. Die allgemeine Gestalt neigt zur Keulenform, indem die in der unte- 
ren Hälfte fast drehrunde Scheide sich zum Alveolarende hin verengt; in der Bauch- und Rückenansicht 
noch mehr als in der Seitenansicht, da die Flanken abgeplattet sind und der Querschnitt sich desshalb dem 
Oval nähert. Obwol es, wie bei den meisten Belemniten, so auch hier, schlankere und gedrungenere Formen 
gibt, so ist doch im allgemeinen bei jüngeren Scheiden die centrale Spitze länger ausgezogen und bei älteren 
verkürzt. An der Rückseite nehmen die Dorsolaterallinien in der dickeren Partie !/;, der Scheide zwischen 
sich und convergiren dann langsam, indem sie sich zugleich verbreitern, gegen das Alveolarende zu. 


Die Alveole ist niemals erhalten. Die Scheide ist hier an ihrem oberen Ende regelmässig, wie bei 
Actinocamazx plenus schräg, oder minder oder mehr conisch abgestutzt und gewöhnlich mit scharfen radialen, 
symmetrisch geordneten Falten versehen. Der Umriss des Alveolarendes nähert sich dem Oval, ist aber 
durch die Abschnürung der Rückseite etwas eiförmig. Bei ganz jugendlichen Scheiden ist auch das Alve- 
olarende noch nicht so ausgeprägt oval, sondern zeigt einen mehr dreiseitigen Umriss, wie mehrere Exem- 
plare aus dem oberen Emscher-Mergel von Horst in Westfalen und Stücke aus der Nähe von Braunschweig 
darthun. (Vergl. tab. 52, fig. 13. 14.) 


Die Oberfläche der Scheide ist scheinbar glatt, unter der Lupe ninımt man aber eine feine Runzelung 
wahr, welche sich gewöhnlich auf die obere Partie beschränkt, manchmal aber auch den grössten Theil der 
Scheide, mit Ausnahme der Dorsolateralimpression, bedeckt. ; 


Bemerk. Unser Belemnit wurde lange Zeit als ein Echiniden-Stachel betrachtet. Miller schuf darauf 
seine Gattung Actinocamax, welcher keine Alveole zukommen sollte. Sowerby !), Sharpe 2), Morris) und 
Geinitz) hegen die Meinung, er möge abgeriebene Exemplare des Belem. mucronatus darstellen. Der Beweis 
hierfür ist nicht erbracht’) und kann auch nicht erbracht werden, denn abgesehen davon, dass zuverlässig 


1) Sowerby, Mineral. Conchol. pag. 633, tab. 600, fig. 6. 

2) Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 10. 

3) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ed. pag. 299. 

4“) Geinitz, das Elbthalgebirge in Sachsen, 2. Th. pag. 181. 

5) Wenn Geinitz 1. ec. und N. Jahrb. für Mineral. etc. 1875, pag. 667 angibt, Sharpe habe den Nachweis geführt, dass 
Miller’s Actinocamax verus auf abgeriebenen Exemplaren der Delemnitella mueronata begründet sei, so dürfte diese Angabe doch wohl 
irrig’sein, da Sharpe selbst bei Besprechung der Belem. mucronata (l. e. pag. 6) mit keinem Worte des Actinocamax verus gedenkt und 
ihn nur mit einem Fragezeichen unter die Synonyma derselben setzt. — Auch bei Darlegung der Beziehungen der Belemn. plena, 
Blainv. schliesst sich Sharpe lediglich der Ansicht Sowerby’s über Actin. verus an, indem er (pag. 10) sagt: „M. d’Orbigny hat diese 
Art (nämlich den Belemn. plenus Bl.) Belemnitella vera genannt, in der Voraussetzung, dass dieses der Actinocamax verus von Miller 
sei; aber die Beschreibung von jenem Autor bezeugt, wie Sowerby richtig bemerkt, dass Actinocamax verus ein abgenutztes (worn) 
Exemplar von Belemn. mueronata ist. Miller beschreibt seine Art als versehen mit: „,zwei, gegen die Spitze hin sich theilenden 


Längseindrücken von Blutgefässen.““ Er bemerkt dabei auch, dass derselbe oft in Feuerstein gefunden ist.“ — Wenn nun Sharpe 
sagt, aus diesen beiden Angaben, aus der Beschreibung und aus dem Vorkommen im Kalk mit Feuersteinen, ergebe sich, dass die Art 
nicht als Belem. lanceolatus (Sow. —= Belem. plenus Bl.) angesprochen werden könne, und weiterhin nochmals bemerkt, dass die 


Beschreibung Miller’s auf Belem. mueronata passe, und deshalb für die Miller’sche Bezeichnung Actinocamax verus kein Raum sei, so 
wird man hierin doch keinen Beweis erblicken können, dass Actin. verus nun wirklich nichts anderes sei, als eine abgerollte Belem. 


mueronata. 


os (73) 


keine „Abreibung“ vorliegt !), unterscheiden sich jugendliche Scheiden des Belem. mucronatus, welche gleiche 
Stärke mit Actin. verus haben, durch wesentliche Umstände. 

Gleich dicke Exemplare der Delemnitella mucronata sind kürzer, wie die englischen Originale des 
Actinocamaw verus; 2. B. haben mehrere 6 Millimeter dicke Belemnitella mucronata nach Abrechnung der 
Alveole nur eine Länge von 30 Mm., während mehrere gleich starke Actinocamazx verus 45 Mm. lang sind. 

Es verjüngt sich die Scheide bei Actinocamaz verus rascher zur Spitze; bei Belemnitella mucronata 
ist sie länger ausgezogen. 

Allmäliger verjüngt sich die Scheide des Actinocamaw verus gegen das Alveolarende hin, so dass die 
Gestalt keulenförmig wird. Bei Belemnitella mucronata findet dieses nicht, oder doch nur in sehr geringem 
Grade statt. 

Bei Actinocamax verus hebt sich die Antisiphonalseite der Scheide markirt hervor, indem sie von 
zwei Längsabplattungen eingefasst wird, welche weiter zur Spitze hin in zwei Doppelfurchen auslaufen. 
Die jugendlichen Scheiden der BDelemnitella mucronata zeigen noch nichts Derartiges, oder es ist doch so 
schwach angedeutet, dass man es kaum wahrnimmt. 

Unter der Lupe zeigt sich die scheinbar glatte Oberfläche des Actinocamaz verus fein gerunzelt. Es 
pflegen aber nicht einzelne Granula vorhanden zu sein, vielmehr ähnelt die eigenthümliche Rauhigkeit ge- 
wöhnlich einer leicht vom Winde gekräuselten Wasserfläche. Belemnitella mucronata lässt niemals etwas 
Aehnliches erkennen. 

Endlich dürfte Actinocamax verus wohl noch niemals in Mucronaten-Schichten gefunden sein; wenig- 
stens ist mir, obwol ich an allen Hauptfundpunkten von Ciply bei Mons bis Witkowice bei Krakau und 
nördlich dieser Linie bis zum Sund gesammelt habe, niemals ein Exemplar vorgekommen. 

Von der Mehrzahl der Paläontologen wurde Actinocamaw verus mit Actinocamaw plenus vereint. Bei 
Besprechung der letzteren Art sind die Verschiedenheiten beider bereits hervorgehoben worden. 

Zuletzt ist zu erwähnen, dass jugendliche Scheiden des Actinocamax Westphalicus in einzelnen Exem- 
plaren dem Actinocamax verus ähnlich werden können; doch habe ich bei ersterem niemals eine gleich starke 
Verengung der Scheide am oberen Ende, wie bei Actinocamax verus, niemals eine Runzelung der Oberfläche 
etc. wahrgenommen. 

Vorkommen. Ich sammelte 7 Exemplare im oberen Emscher-Mergel der Zeche Blücher bei 
Horst in Westfalen. 

In der subhereynischen Kreide wurden zunächst zwei Exemplare neben einer Anzahl Actinocamaz 
Westphalicus vom Herrn OÖ. H.M. Grumbrecht in den Mergeln am südlichen Abhange des Sudmerberges, 
welche das Sudmerberger Conglomerat unterteufen, gesammelt. Diese Mergel dürften ziemlich genau das- 
selbe Alter haben, wie jene von Horst. Die unteren 100 Fuss der Emscher-Mergel jener Gegend, welche 
insbesondere im Paradiesgrunde zwischen Ocker und Goslar sich in steiler Stellung dem ebenfalls saiger 
aufgerichteten Cuvieri-Pläner anlehnen, sind äusserst arm an fossilen Resten. Sie haben bis jetzt nur einen 
unbestimmbaren Micraster und ein Paar Fragmente von Austgrn geliefert. 

Den Hauptfundpunkt für das Vorkommen von Actinocamas verus bildet die nächste Umgebung von 
Braunschweig, indem hier allein durch den Geh. Kammerrath Grotrian circa 50 Exemplare gesammelt wur- 
den. Er findet sich hier vor dem Hohenthor im SW. der Stadt, bei Willies-Knochenmühle, Kröppelberg 


1) Deshalb ist auch die Meinung d’Orbigny’s, es entstehe die actinocamaxartige Bildung dadurch, dass der in der Mitte 
- dünne Belemnit bisweilen schon entzweibreche, während das Thier noch lebe und sich dann seine Bruchenden an einander abrunden, 
unhaltbar. 
Palaeontographica, N. F. IV. .3 (XXIV). 10 


(74) a 


und bei der Schäferbrücke vor dem Petrithor. Das Lager bildet hier ein Thon der unteren Quadraten- 
Kreide, welcher vielfach zur Ziegelfabrikation gegraben wird, der paläontologisch durch das häufige Auftreten 
einer Varietät des Actinocamazx quadratus, die weiter unten als Actinocamaz cf. granulatus Blainv. besprochen 
wird, characterisirt ist. Diese 'Thone sind wahrscheinlich ein wenig jünger als jene Mergel von Horst und 
vom Sudmerberge, indem der Formenkreis des Inoceramus Lingua hier bereits seine ersten Vertreter hat, da 
Inoceramus lobatus von hier aufgeführt wird.!) Das Liegende dieser Thone bildet ein blaugrauer Mergel, 
in welchem Herr Grotrian bei Gelegenheit einer 30 bis 40 Fuss tief niedergebrachten Brunnenanlage einige 
kleine Bivalven, einige Gasteropoden und einen Scaphiten sammelte. Ich halte diese Mergel für Emscher. 
Die Mächtigkeit und das Liegende derselben ist nicht gekannt. Erst !/, Meile südlich tritt, durch einen 
Diluvialstreifen getrennt, bei Broitzen Pläner zu Tage. Auch weiter östlich bei Mascherode ist wieder Plä- 
ner bekannt. Jüngere Schichten, obere Quadraten-Kreide und Mucronaten-Kreide folgen erst weiter nördlich. 
Es scheint also die obere Kreide hier ohne Hiatus entwickelt zu sein, eine Annahme, bei der freilich vor- 
ausgesetzt wird, dass einzelne Glieder, wie der obere Pläner, von Diluvium verdeckt sind. 


Weiter liegt Actinocamaw verus vor aus der Eisensteingrube zwischen Adenstedt, Bulten und Ilsede, 
wo er zugleich mit Actinocamax Westphalicus gefunden wurde. Wahrscheinlich ist dieses Vorkommen gleich- 


alterig mit demjenigen vom Sudmerberge. 


Es ist mir ferner wahrscheinlich — aber noch nachzuweisen — dass auch die Erfunde in der Um- 
gegend von Vienenburg, nämlich in der Mergelgrube NW. von Iiochtum, sowie bei Wülperode in das 
gleiche Niveau fallen 2). 

Auffallend ist bis jetzt nur das Vorkommen einiger Exemplare am Wohrenberge bei Gross- und 
Klein-Biewende (NO. von Börsum). Die Mergelaufschlüsse, welche ich bei einem flüchtigen Besuche dieser 
Lokalität gesehen habe, schienen der oberen Quadratenkreide anzugehören. Es wird also noch festzustellen 
sein, ob dort auch tiefere Schichten vorkommen, denen jene Stücke entstammen könnten, oder aber ob 
Actinocamax verus vereinzelt bis in die höhere Quadraten-Kreide hineinreiche. 


Zuletzt scheint ein schlecht erhaltenes und deshalb zweifelhaftes Exemplar das Vorkommen am Pla- 
tenberge bei Blankenburg anzudeuten, woselbst auch, wie schon angegeben wurde, einige ebenfalls schlecht 
erhaltene Stücke von Actinocamas Westphalicus durch Schlönbach gesammelt sind. ?) 


Hiernach kann man, das geologische Vorkommen des Actinocamaz verus betreffend, zunächst als 
feststehend annehmen, dass derselbe in Deutschland dem oberen Emscher-Mergel und dem zunächst 
darüber lagernden tiefsten Gliede der Quadraten-Kreide angehöre, welchem in Westfalen die Sandmergel‘ 
von Recklinghausen entsprechen, die das tiefste Niveau der dortigen Zone des Inoceramus lingua darstellen. 
Die gelben Sandmergel von Recklinghausen sind noch wenig ausgebeutet und haben neben einigen Cirripe- 
den-Schalen und Crinoiden-Formen, welche bisher unter der Gesammtbezeichnung Apioerinus ellipticus zusam- 
mengefasst wurden, die aber auch schon im oberen Emscher beginnen, nur Marsupites ornatus geliefert. 

Mit diesem Vorkommen scheint das Vorkommen in anderen Ländern übereinzustimmen. 

So in Frankreich, wo Actinocamaz verus von Hebert wiederholt, 1865, 1866 und 1874 (siehe oben), 


1) Vergl. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1871, tom. 23, pag. 750. 

2) Diese muthmasslich älteren Schichten reichen Östlich jedenfalls über Wennerode nicht hinaus, da hier jüngere Schichten 
mit Actin. quadratus ete. anstehen. 

3) Dass der Platenberg, wie von Strombeck (Zeitsch. d. deutsch. geolog. Ges. 1863, pag. 133) meint, der Mucronaten-Kreide 
angehöre, erscheint höchst zweifelhaft. 


os (75) 


aus der Zone des Micraster cor anguinum genannt ist, welche zufolge der Darstellung von Urban Schlönbach '), 
Hebert 2) und Barrois 3) dem oberen Emscher-Mergel und den tiefsten Schichten der Quadraten-Kreide ent- 
sprechen dürfte. ®) 

Dasselbe gilt von Belgien. (Vergl. oben Reunion extraord. & Mons.) 

In England nannte Miller die Art schon aus Kent, Wiltshire und Sussex. Mir selbst liegt sie vor 
von Northfleet in Kent. 

Die neueren eingehenden Untersuchungen von Charles Barrois (siehe oben) haben festgestellt, dass 
Actinocamax verus auch in England in der Zone des Micraster cor angwnum und zwar in der Kreide von 
Brighton mit Delemnites Merceyi (siehe die Bemerkungen über diese Art) und Marsupites und bei Margate 
zusammen mit Marsupites Milleri und Marsupites ornatus vorkomme. 

Die Art hat also dem Anscheine nach überall dasselbe Lager. >) 

Zur Untersuchung liegen gegen SO Exemplare vor. 

Originale in der Sammlung des Herrn Grotrian in Braunschweig, Herrn Schlönbach in Salzgitter, 
Herrn Grumbrecht in Goslar, in meiner Sammlung ete. — 


Aetinocamax subventricosus, Wahl sp. 
Taf. 53, Fig. 1—9. 


1821. Belemnites subventricosus, Wahlenberg, Petrificata telluris Suecana, Nov. Act. Ups. VIII, pag. SO. 


1827. 5 mammilatus, Nilsson, Petrificata Suecana, pag. 10, tab. 2, fig. 2. 

1827. he ‚Scaniae, Blainville, Memoire sur les Belemnites, pag. 61, tab. 1, fig. 7. 

1830. ES subventricosus, Voltz, Observations sur les Belemnites, pag. 64, tab. 8, fig. 1. 

1834. y mammilatus, Klöden, Versteinerungen der Mark Brandenburg, pag. 140. 

1837. 5 » Hisinger, Lethaea Sueecica, seu Petrificata Sueciae, pag. 31, tab. 10, fig. 7. 
1849. D subventricosus, Quenstedt, Cephalopoden, pag. 464, tab. 30, fig. 33. 

1850. Belemnitella subventricosa, d’Orbigny, Prodr. de Paleont. tom. II, pag. 211. 

1852. en ” Giebel, Fauna der Vorwelt, tom. III 1, pag. 5l. 

1852. ” iD Bronn, Lethaea geognostica, Kreide, pag. 342, tab. 33, fig. 12. 


1862. Actinocamaz subventricosus, Saemann, Bull. soc. geol. France, pag. 1029. 
1870. Belemnitella subventricosa, Schlüter, Bericht über eine geognost. paläontol. Reise im südl. Schweden. Neues Jahrb. 
für Mineral. etc. pag. 934. 


Die Scheiden dieser (aus der schwedischen Kreide durch alle europäischen Sammlungen verbreiteten 


1) U. Schlönbach, Parallele zwischen dem oberen Pläner Norddeutschlands und den gleichalterigen Bildungen im Seine-Becken. 
N. Jahrb. für Mineral. etc. 1866, pag. 316. 

2) Hebert, Classification on the upper cretaceous Period. Geolog. Magazin, Vol. VI, Nr. 5, Mai 1869. — Hebert, Bull. soc. 
geol. France, 1872, pag. 447, ibid. 1874, pag. 417. 

3) Barrois, Ondulations de la craie dans le sud de l’Angleterre. Annal. soc. geol. du Nord. Lille, 1875, pag. 88. 

4) Wenn Gosselet 1. ec. die Art auch aus scheinbar tieferem Niveau, nämlich in Gesellschaft von Inoceramus Ouvieri, Tere- 
bratula semiglobosa und Micraster cor testudinarum anführt, so ist es wahrscheinlich, dass hier mehrere Schichtencomplexe zusammen- 
gefasst sind. \ 

5) Auffallend ist die Angabe von Berendt, dass in der Kreide von Grodno am Niemen (Russland) die weisse Kreide aller- 
dings sehr zahlreich Belemnitella mueronata führe, dagegen die jüngere, festere, gelbe Kreide die Art nicht häufig zeige, statt deren 
aber Belemnitella vera umschliesse. (Zeitsch. d. deutsch. geolog. Gesellsch. tom. 22, 1870, pag. 910.) Hier dürfte sich irgend ein Irr- 
thum eingeschlichen haben. Nach dem von Berendt mitgetheilten Profile scheint die Annahme einer Verwerfung zulässig, durch welche 
die weisse Kreide in eine tiefere Lage gebracht ist, während in Wirklichkeit die gelbe Kreide die tiefere, ältere wäre, 

Uebrigens ist zuzufügen, dass Grewingh (Archiv für die Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands 1. Ser. Bd. V, 1872, pag. 219 ff.), 
der die Versteinerungen Grodno’s eingehend bespricht, nur Belemnitella mueronata aus der anstehenden Kreide namhaft macht. 


10 * 


(76) a 


und daher wohlbekannten) Art besitzen nur im ausgewachsenen Zustande, im Alter die plumpe, sie sehr 
characterisirende Gestalt; in der Jugend ist die Scheide zart und schlank mit allmälich verjüngter Spitze. 
Beim Weiterwachsen, im vorgerückten Alter ändert sich dies Verhältniss, indem das Längenwachsthum nicht 
gleichen Schritt hält mit der Zunahme in der Dicke, wie sich aus den Maassen folgender 6 Exemplare. ergibt: 
I. BE Ill. IV. ve VI. 
Dicke der Scheide 3 Mm. 4 Mm. 8 Mm. 14 Mm. 21 Mm. 30 Mm. 
Länge der Scheide 40 „ 48T, (A 62% 845, 10,07. 

Im Alter verdickt sich dann die Scheide etwas gegen das untere Ende hin und spitzt sich rasch zu. 
Zugleich ist dann die in früheren Stadien mehr runde Scheide in der diekeren Partie comprimirt, die Spalt- 
seite überhaupt etwas abgeflacht und da zugleich, wie bei allen Belemniten der oberen Kreide, der Rücken 
durch die dorsolaterale Abplattung hervorgedrängt wird, so wird der Querschnitt des oberen Endes und die 
Alveole gerundet dreiseitig. Die scharfrandige Alveole ist niedrig, senkt sich aber in der Tiefe unter spitzem 
Winkel plötzlich noch etwas tiefer ein. 

Trotz der grossen Zahl von mir in Schweden selbst gesammelten Scheiden zeigt kein Stück einen 
Phragmakon. Von allen Schriftstellern ist überhaupt Klöden der einzige, welcher in der Alveole eines dilu- 
vialen Exemplares — in der Gymnasialsammlung zu Potsdam — Kammerwände gesehen zu haben angibt. 
Liegt hier kein Irrthum vor, so berührt der Alveolit auf jeden Fall nur in dem tiefsten, verengten Theile 
des Trichters die Scheide, in gleicher Weise, wie bei dem ähnlich gebauten Actinocamax quadratus durch 
directe Beobachtung festgestellt ist. 

Die Länge des klaffenden Alveolarspaltes ist, wie die Tiefe der Alveole, bei verschiedenen Exem- 
plaren verschieden. — Die Apicallinie ist nicht central, sondern der Spaltseite genähert. 

Die Oberfläche der Scheide ist glatt. 

Bemerk. Ueber das Verhältniss des Actinocamax subventricosus zum Actinocamax Westphalicus war 
bei diesem die Rede. Eine Verwechselung mit Actinocamasw quadratus dürfte selbst bei unvollkommener 
Erhaltung kaum zu befürchten sein. !) 

Vorkommen. An primärer Lagerstätte ist die Art bis jetzt mit Sicherheit nur aus den Trümmer- 
kalken Schonen’s und zwar hier von zahlreichen Lokalitäten bekannt. Diese Trümmerkalke werden als syn- 
chronistisch mit der deutschen Quadratenkreide zu betrachten sein. ?) 

Als Geschiebe sind zahlreiche Exemplare im norddeutschen Diluvium, insbesondere in der Umgebung 
von Königsberg, gesammelt worden. 

In neuerer Zeit sind auch von Lüneburg Exemplare in verschiedene Sammlungen gelangt), von 
denen noch nicht feststeht, ob sie dem anstehenden Kreidegebirge oder dem Diluvium entstammen. 

Ad. Römer) nennt die Art von Peime, da er aber angibt, dass die Oberfläche gekörnt sei, so kann 
darunter wohl nur Actinocamax quadratus verstanden werden. 


1) Wiewohl Volger angibt: „Ich vermag keinen Unterschied zwischen Belemnitella quadrata und Belemnitella subventricosa 
durchzuführen, muss vielmehr beide angebliche Arten durchaus vereinen und nenne beide Belemnitella quadrata Volger.“ Volger, Ueber 
Geradhörner und Donnerkeile, 1861, pag. 27. 

2) Schlüter im N. Jahrb. für Mineral. ete. 1870, pag. 963 und Zeitsch. d. deutsch. geol. Ges. 1874, pag. 855. 

%) So in der Sammlung des Herrn Schlönbach in Salzgitter und Oberbergrath Credner, jetzt der Universitätssammlung in 
Halle einverleibt. 

“) Ad. Römer, Versteiner. des norddeutsch. Kreidegeb, pag. 84. 


A 


la (77) 


Auch aus Russland und zwar von Simbirsk !) ist die Art namhaft gemacht worden, da aber Eich- 
wald) von dem einen dort gemachten Funde hervorhebt, dass man zahlreiche verzweigte Eindrücke an dem- 
selben wahrnehme, so kann auch dieses Citat noch nicht für erwiesen erachtet werden. — 


Aectinocamax quadratus, Blainv. sp. 
Taf. 54, Fig. 1—13. Taf. 53, Fig. 20—25. 


1827. Belemnites Osterfieldi, Blainville, Mem. sur les Belemnites, pag. 62, tab. 1, fig. 8. 


1827. En quadratus, id. pag. 62, tab. 1, fig. 9. 
1827. en granulatus, id. pag. 63, tab. 1, fig. 10. 
1829. » Sowerby, Min. Conchol. tom. 6, pag. 207, tab. 600, fig. 3. 


” 
1840. Belemnitella quadrata, d’Orbigny, Paleont. franc. Terr. eret. I, pag. 60, tab. 6, fig. 5—10. 
1841. Belemnites granulatus, Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84. 


1849. nn “ Quenstedt, Cephalopoden, pag. 465, tab. 30. fig. 34. 

1852. Belemnitella quadrata, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 49. 

1853. en “ Sharpe, Fossil molluska of the Chalk, pag. 8, tab. 1, fig. 7—11. 

1855. w 5 von Strombeck, Ueber das geolog. Alter der Bel. mucronata und Bel. quadrata. Zeitschr. d. deutsch. 

geolog. Ges. tom. VII, pag. 502. 

1858. en ; von der Marck, ibid. tom. X, pag. 250, tab. 7, fig. 6, 7. 

1862. Actinocamax quadratus, Saemann, Bull. soc. geol. France, pag. 1029. 

Jugendliche Scheiden — die kleinsten vorliegenden Exemplare sind 25 Millimeter lang und 3 Mm. 
dick — sind nicht wesentlich von gleich grossen Individuen der Belemnitella mucronata verschieden. Sie 


sind ceylindrisch mit allmälich verjüngter Spitze; die Rückenpartie tritt noch nicht, oder doch kaum wahr- 
nehmbar hervor; auch die Alveolareinsenkung zeigt noch nichts bemerkenswerthes. Den Alveolarspalt be- 
obachtet man bereits bei 35 Mm. langen Exemplaren. Auch die Oberfläche ist in der Jugend glatt. 

Die durchschnittliche Länge der Scheiden beträgt etwa 60 Mm. Die grössten vorliegenden Stücke 
messen SO Mm. und sind dann 15 Mm. dick. Doch gibt es, wie bei anderen Arten, auch hier schlankere 
und gedrungenere Individuen. Die Gestalt (nur höchst selten mit einer schwachen Andeutung zur Keulen- 
form) ist im allgemeinen (sub-) cylindrisch oder schwach conisch, indem eine allmäliche Abnahme des Durch- 
messers vom Alveolarende zur zugerundeten mit einer Mamille versehenen Spitze statt zu haben pflegt. Der 
Querschnitt, nur wenig vom Kreise abweichend, ist in der oberen Partie der Scheide oval, weiter unten 
queroval. Die Rückseite wird in bekannter Weise durch zwei etwas eingedrückte Längsstreifen, welche 
unterhalb der Mitte bis nahe zur Spitze in Doppelfurchen auslaufen, begrenzt. Seitlich finden sich in der 
oberen Partie zwei kurze schräge Lateralfurchen. 

Die Oberfläche ist nach Art der Sepienschulpe mit kleinen Granulen bedeckt, die an einzelnen 
Stücken feiner, an anderen gröber sind, und ebenso bald sich in Reihen zu ordnen scheinen, bald völlig 
regellos stehen, aber stets die Dorsolateralstreifen und Lateralfurchen glatt lassen und an einzelnen Exemplaren 
auch Spuren von Gefässeindrücken zeigt. An manchen Exemplaren bemerkt man unter der Lupe zwischen 
den gröberen vorspringenden Granulen noch eine zweite, viel kleinere Sorte, welche die Oberfläche dicht 
bedecken. 

Die Tiefe des Alveolartrichters, in dessen Wandung die radialfaserige Textur, die in der übrigen 
Scheide sonst herrscht, gegen die späthige zurückzutreten pflegt — ist verschieden. Die tiefsten Alveolen 
scheinen nicht völlig !/; der Scheidenlänge zu erreichen. Nur in der Tiefe ist die Alveole in bald grösserer, 


1) Jasikow im N. Jahrb. für Mineral. ete. 1834, pag. 460. 
2) Eichwald, Lethaea Rossica, 1867, tom. II, pag. 1023. 


(78) ge 


bald kürzerer Ausdehnung rund !), weiter oben, wo sie sich in den meisten Fällen plötzlich erweitert, ist der 
Querschnitt viereckig, quadratisch oder rhombisch. 2) — Bei anderen Scheiden beträgt die Tiefe der Alveole 
nur !/,, vielleicht sogar nur !/, ihrer Länge. Bei diesen Stücken ist eine ausgeprägt viereckige Form der 
Alveole nicht vorhanden, indem sie seitlich nicht sowohl eingesenkt, als vielmehr ausgerundet erscheint. >) 
Der Alveolarspalt ist bald kürzer, bald länger, indem die jüngeren concentrischen Lagen der Scheide ihn 
überdecken und kann er deshalb äusserlich auch ganz fehlen. Selbst bei mehreren der grössten, 70—80 Mm. 
langen Exemplaren, bei denen die Alveole 15 Mm. tief ist, zeigt sich auf der Aussenseite keine Spur eines 
Spaltes. 

Es liegen sechs geöffnete Exemplare mit mehr oder weniger gut erhaltenem Phragmakon vor, in 
welchem man die Kammern deutlich erkennt. Der Phragmakon berührt nur in der Tiefe der Alveole, wo 
dieselbe noch rund ist, die Wandung derselben, von da ab, wo sie sich unter grösserem Winkel erweitert, 
nicht mehr. Seine Länge ist unabhängig von der Tiefe der Alveole, da man an vielen Stücken bemerkt, 
dass er am Rande jener abgebrochen ist, und ausserdem zwei Exemplare vorliegen, bei denen der Phrag- 
makon noch 12 Millimeter lang über den scharfen Alveolarrand frei hervorragt. 

Man bemerkt an dem Phragmakon gegenwärtig keine besondere Hülle mehr, dass dieselbe aber 
vorhanden war und zwar aus einer biegsamen, nicht leicht zerbrechlichen Substanz bestand, ergibt sich 
daraus, dass sämmtliche vorliegende Exemplare zusammengedrückt sind, nicht allein so weit sie aus der 
Alveole hervortreten, sondern auch innerhalb derselben und zwar fast, aber nicht völlig so weit wie die 
unregelmässige Erweiterung derselben sich nach innen erstreckt. Wäre die Substanz leicht zerbrechlich 
gewesen, so würden scharfe Knickungen, Spuren der Trümmer etc. sich zeigen, was nicht der Fall ist. 


An ein oder zwei Exemplaren habe ich in der Alveole, zwischen der Wandung und dem Phrag- 
makon eine hornartige Substanz gefunden, welche den Zwischenraum zwischen beiden ausfüllt. Es ist wohl 
nicht zu bezweifeln, dass diese Substanz nicht zufällig vorhanden war, sondern einen integrirenden Bestand- 
theil des Körpers bildete. — Bisweilen ist jener Zwischenraum durch eine bräunliche mulmige Masse aus- 
gefüllt, gewöhnlich aber bildet das umgebende Muttergestein des Belemniten die Ausfüllungsmasse. Ist der 
Phragmakon mit versteinert, so zeigt er sich in der Mündung des ausgefüllten Trichters als eine schwache 
braune Linie, welche ein mehr oder minder zusammengedrücktes Oval umschreibt. 

Der Phragmakon beginnt mit einer unten zugespitzten, sich leicht abschnürenden Kugel. Seine 
Spitze liest nicht im Centrum der Scheide, sondern nähert sich wie die Apicallinie etwas der Spaltseite der- 


1) Wie 50 vor mir liegende gespaltene Alveolen darthun. Deshalb ist die angezogene Fig. 8 bei d’Orbigny in dieser Hin- 
sicht nicht naturgetreu, während die Abbildung bei Sharpe zutreffend erscheint. 
2) Es scheint, dass diese Formen, welche den typischen Belemnites quadratus Blainv.. darstellen, nur in der oberen Quadraten- 
Kreide gefunden werden. 
3) Es scheinen dies die Formen zu sein, welche Blainville als Belemnites granulatus abgeschieden hat. Die Alveole der ver- 
wandten Arten unterscheidet Blainville nämlich so: 
Belemnites striatus (welcher muthmasslich mit Actinocamax Westphalicus znsammenfällt) cavit€ peu profonde, ouverture 
subtriquetre; 
Belemnites granulatus, cavit€ peu profonde, un peu triquetre, 
Belemnites quadratus, caviteE mediocrement profonde, ouverture est comme carree par quatre angles, 
Belemnites mueronatus, cavite tres-grande et conique. 
Da es den Anschein hat, dass das Vorkommen der bezeichneten abweichenden Formen auf die untere Partie der s. g. Quadraten-Kreide 
beschränkt ist, so könnte es vielleicht räthlich erscheinen, dieselben unter der Bezeichnung 
Actinocamaz cf. granulatus Blainv. sp. 
so lange abgesondert zu betrachten, bis deren Beziehungen bestimmter und endgültig festgesetzt sind. — 


gg (79) 


selben. Die Spaltseite ist zugleich die Siphonalseite, wo hart am Rande der, wie eine gewundene Säule 
gestaltete Sipho den Phragmakon durchzieht. 

Da Belemniten-Scheiden, welche im Gebirge durch Druck eine Veränderung ihrer ursprünglichen 
Gestalt erlitten haben, ausserordentlich selten !) gefunden werden, so verdient es besonders hervorgehoben 
zu werden, dass durch Dr. Griepenkerl in den tiefsten Kreide-Schichten des Beckens von Königslutter- 
Lauingen, die der Quadraten-Kreide angehören und dem Keuper unmittelbar aufruhen, eine grosse Zahl 
comprimirter Scheiden von Actinocamax quadratus, an denen man eine Knickung und Verbiegung der Kalk- 
spathfiebern bisweilen sehr deutlich wahrnimmt, aufgefunden worden. Taf. 53, Fig. 20—25 sind einige die- 
ser, theils der Spitze, theils dem Alveolarende angehörige Stücke abgebildet worden. 

Bemerk. Durch d’Orbieny wurden die von Blainville aufgestellten Arten: Belemnites quadratus, 
Belemnites granulatus und Belemnites striatus, als auf defecte oder abgeriebene Exemplare begründet, zu einer 
Art unter dem Namen Belemnitella quadrata vereint. Dass Belemnites striatus vielleicht mit Actinocamaw 
Westphalicus zusammenfalle, ist bereits oben bemerkt. Desgleichen habe ich oben darauf hinweisen müssen, 
dass der dem Belemnites quadratus am nächsten stehende BDelemnites granulatus möglicher Weise davon 
gesondert werden müsse. 

Indem d’Orbieny die genannten Arten zusammenzog, hätte er jedenfalls auch den Belemnites Oster- 
‚fieldi hinzufügen müssen. Dass derselbe aus der Umgegend von Osterfeld unweit Essen stamme (ebenso, 
wie die zweite genannte Art, welche Blainville von dem in der Nähe, in Crefeld, wohnenden Hoeninghaus 
erhalten hatte), kann kaum einem Zweifel unterliegen, zumal Blainville beifügt, er komme zu Osterfeld vor 
in Begleitung einer stacheligen Plagiostoma. In der That ist in den Mergelgruben bei Osterfield, welche 
einen Hauptfundpunkt der Belemnitella quadrata d’Orb. bilden, neben diesen Belemniten das häufigste Fossil 
der von Goldfuss beschriebene Spondylus armatus. Das von Blainville beschriebene Exemplar, welches der 
Autor mit seinem Belemnites Scaniae (Belemmnites mammilatus Wahl.) vergleicht, wird ebensowohl eine abge- 
-riebene Scheide sein, wie (nach Angabe d’Orbigny’s) das Original von Belemnites quadratus, während nur 
sein Belemnites granulatus die characteristische Oberfläche zeigt. 

Demgemäss käme unserer Art als erste Bezeichnung der Name Belemnites Osterfeldi zu, den d’Or- 
bigny gänzlich ignorirte, Giebel aber irrig (trotz der „cavite peu profonde“) unter die Synonyma des Belem- 
nites muceronatus brachte; doch möchte es nicht rathsam sein, den allgemein angenommenen und viel 
gebrauchten Namen fallen zu lassen ?). 

Vorkommen. Die Art ist bekannt aus England, Frankreich, Belgien, Deutschland und Russland 3). 

Seitdem Herr von Strombeck t) nachwies, dass in der Nähe von Vordorf zwischen Braunschweig 
und Giffhorn, wo in mehreren Brüchen Schichten, welche mit 30 Grad gegen Nordosten einfallen, offen 
gedeckt sind, Belemnitella quadrata nur in. den liegenden, Belemnitella mueronata nur in den hangenden 


1) Quenstedt bemerkt in seinen Cephalopoden pag. 388: Es ist gar keinem Zweifel unterworfen, dass die heutige fossile 
Structur mit der ursprünglichen in Abhängigkeit steht, allein wie weit dieses geht, lässt sich nicht mehr bestimmt ausmitteln. Ursprüng- 
lich wird die Masse allerdings lockerer und poröser gewesen sein, als die heutige, doch einen so zarten, ich möchte sagen schaumartigen 
Bau, wie ihn die Knochen lebender Sepien zeigen, dürfen wir nicht vermuthen, sonst müssten die Belemniten flachgedrückt sein. Wir 
finden im Gegentheil selbst in Schiefern, wo die härtesten Reste, wie Knochen und Muscheln, eine Compression erlitten, den Belem- 
niten stets vollkommen gerundet, als hätte er nicht den geringsten Druck ausgestanden. 

2) Nach Sharpe soll die Art bereits noch früher von Koenig, dessen Werk Icones fossilium sectilis fol. Londini, 1825, mir 
nicht zugänglich ist, Belemnon pustulatum genannt sein. R 

3) An der Grenze, in der Nähe von Krakau, wo sie durch Director Hohenegger in Teschen gesammelt wurde. 

4) Zeitsch. d. deutsch. geol. Ges. Jahrg. VII. pag. 502. 


(80) 27900 


Bänken vorkomme, hat sich allgemein ergeben, dass da, wo die Lagerungsverhältnisse festgestellt wurden, 
Belemnitella quadrata die Schichten der unteren Abtheilung, Belemnitella mueronata die Schichten der oberen 
Abtheilung characterisire, so dass nun eine Zone der Belemnitella quadrata, oder Quadraten-Kreide und 
eine Zone der Belemnitella mueronata oder Mucronaten-Kreide unterschieden wurde. Nachdem diese Auf- 
fassung zuerst in allen betreffenden Gegenden Deutschlands bestätigt war, ist sie neuerlich durch Hebert 
auch für Frankreich als zutreffend erklärt worden !). 

Hierdurch ist denn auch die Meinung Volger’s?) widerlegt, welcher in Belemnitella quadrata das 
männliche Geschlecht der Belemnitella mueronata zu finden wähnte. 

Ebenso muss der Satz Volger’s, dass alle Behauptungen bestimmter Unterschiede unter den Belem- 
niten der oberen Kreide, welche von verschiedenen Beschreibern aufgestellt worden sind, nur auf Beobach- 
tungen an einzelnen bestimmten Musterstücken beruhen und sich durch Zusammenstellung zahlreicher Samm- 
lungen widerlegen ?), als irrig verneint werden. 

Aus Deutschland liegen Exemplare vor von der linken Rheinseite aus den tieferen Kreide-Schichten 
bei Aachen; aus Westfalen von Sterkrade, Osterfeld, Dülmen t), Lette, Coesfeld, Holtwick, Legden ete.; aus 
den subhereynischen Territorien von Schwiecheldt bei Peine, Wennerode bei Vienenburg, Staplenburg, Ilsen- 
burg, Gross- und Klein-Biewende (NO. von Börsum), Lindenerberg bei Hannover, Vordorf ete. und zuletzt 
als dem nördlichsten Punkte von Lüneburg. 

Zur Untersuchung liegen an 300 Exemplare vor. 


(Gatt. Belemnitella, d’Orb. °) 


Belemnitella mucronata, Schloth. sp. 
Taf. 55, Fig. 1—2. 


1813. Belemnites mucronatus, v. Schlotheim, Taschenbuch für Mineralogie, tom. VII, pag. 111. 


1823. 5 electrinus, Miller, Transact. geol. soc. 2. ser. tom. II, tab. 8, fig. 18. 
1825. " mucronatus, Brongniart, Env. de Paris, tab. 3, fig. 1, pag. 250. 

1827. 35 n Nilsson, Petref. Suec. pag. 9, tab. 2, fig. 1—4. 

1827. » 5 Blainville, Mem. Belem. tab. 1, fig. 12.- 

1827. Er " Sowerby, Miner. Conchol. tab. 600. 

1834. s americanus, Morton, Synop. org. rem. United States, tab. 1, fig. 1—3. 
1837. s; mucronatus, Hisinger, Lethaea, Suec. tab. 10, fig. 22. 


1840. Belemnitella mucronata, d’Orbigny, Paleont. franc. Terr. eret. I, tab. 7. 

1841. Belemnites mucronatus, Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 84. 

1852. Belemnitella mueronata, Giebel, Fauna der Vorwelt, Cephalopoden, pag. 46. 

1852. Belemnites mueronatus, Quenstedt, Cephalopoden, tab. 42, fig. 5... 

1852. Belemnitella mucronata, Bronn, Lethaea geognost. tab. 23, fig. 10. 

1853. 4 Ko Sharpe, Fossil Molluska of the Chalk, tab. 1, fig. 1—3. 

1855. „; En v. Strombeck, Ueber das geol. Alter von Bel. mucr. und Bel. quadr. Zeitsch. d. deutsch. geol. 
Ges. tom. VII, pag. 502. 


1) Hebert, Comparaison de la craie de cötes d’Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geolog. France, 1874, 3. ser. 
tom. II, pag. 416. 

Hebert, Classification du terrain eretace sup@rieur. Ibid. 1875. 3. ser. tom. III, pag. 595. 

2) Volger, Ueber Geradhörner und Donnerkeile, 1861, pag. 40. 

3) ibid. pag. 28. 

“) Es sind bis jetzt von mir nur sehr schlecht erhaltene Stücke bei Dülmen gesammelt worden. 

5) In dem beschränkten pag. 184 angegebenen Sinne. 


N ao, (81) 


1858. Delemnitella mucronata, von der Marck, ibid. tab. VII, fig. 8. 
1861. En FR Binkhorst, Monogr. des Gasterop. et Cephalop. de Limbourg, tab. Va!, fig. 3, tab. Va3, fig. 2, 
tab. Vc, fig. 3. 

1867. Belemnites mucronatus, U. Schlönbach, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt, tab. 16, fig. 2. 

1869. Belemnitella mucronata, E. Favre, Moll. foss. de la craie de Lemberg, tab. 1, fig. 1, 2. 

Die Art, gekennzeichnet durch die etwas keulenförmige aber doch schlanke Scheide, welche oben 
einen ovalen, weiter unterhalb einen querovalen Umriss zeigt, deren Rücken durch die Dorsolateral-Streifen 
keulenförmig hervorgepresst wird, deren unteres zugerundetes Ende eine kleine scharfe Spitze trägt; die 
eine tiefe spitzwinklige Alveole von fast kreisförmigem Querschnitt und einen langen Spalt besitzt und deren 
Oberfläche sie schon durch die verzweigten Gefässeindrücke von allen anderen Arten unterscheidet !), — ist 
der am längsten gekannte Belemnit und durch seine weite Verbreitung in der alten und neuen Welt das 
wichtigste Fossil der oberen Kreide. 

Die Länge der vorliegenden Stücke varürt zwischen 18 und 140 Millimeter; die durchschnittliche 
Grösse beträgt etwa 80 Millimeter. 

Junge Scheiden haben gemeiniglich eine mehr gedrungene Gestalt mit allmälich sich zuschärfender 
Spitze. Im weiteren Wachsthum wird die Gestalt schlanker, dann erst tritt der Rücken deutlicher hervor, 
ebenso die früher fehlenden Gefässeindrücke und es zeigt die Keule häufig kurze Längseindrücke. Das 
untere Ende pflegt sich schon bei 50, bisweilen erst bei 60 Millimeter Länge zuzurunden, und noch einen 
kleinen zugespitzten Conus (mucro) aufzusetzen, der eine Länge von 4 bis 6 Mm. erreichen kann. Die 
„Gefässeindrücke“, welche sich oberhalb der Mitte zusammendrängen, gehen von der Seitenmitte oder auch 
von den Dorsolateral-Streifen aus. Die Spitzen ihrer Verzweigungen treten sich in der Spaltlinie des 
Bauches entgegen. 

Einzelne Lokalitäten führen stärkere Individuen, an anderen sind sie schlanker. So sind von Lüne- 
burg nur gestreckte Formen bekannt, die schon in der Jugend eine schlankere Gestalt besitzen. Zugleich 
zeigen die Vorkommnisse von Lüneburg die „Gefässeindrücke“ am wenigsten deutlich, die meisten Stücke 
von dort sind fast gänzlich glatt. Kräftiger gebaut sind die westphälischen Exemplare, namentlich von Dol- 
berg, Nienberge und Darup, ebenso die von Witkowice bei Krakau und von Köpinge in Schweden. Sie 
zeigen meist in ausgezeichneter Weise die „Gefässeindrücke*“. 

Der Rand der Alveole ist niemals vollständig erhalten und desshalb die Tiefe derselben nicht genau 
anzugeben. Bei den besterhaltenen Exemplaren soll die Tiefe der Alveole der halben Länge der Scheide 
nicht allein gleichkommen, sondern sogar noch übertreffen. — Ganz junge Scheiden besitzen noch keinen 
Spalt, er reicht deshalb nicht bis zur Spitze der Alveole hinab. Beim weiteren Wachsen pflegt sich der 
Spalt wieder etwas zu verkürzen, indem die jüngeren concentrischen Lagen der Scheide ihn gewöhnlich auf 
eine kurze Strecke wieder überziehen. Es ist deshalb ohne Bedeutung, ob er unter spitzem oder unter 
rechtem Winkel an die Oberfläche tritt. 

Dem Spalt gegenüber zieht sich an der Innenseite der Alveole eine flache, sich allmälich verbrei- 
ternde Rinne von der Spitze zum Alveolarrande hin. Das mittlere Drittel dieser flachen Furche schneidet 
tiefer in die Scheide, als das an jeder Seite liegende Drittel. Gewöhnlich ist nur diese mittlere noch mit 
einer Längslinie versehene tiefere Partie gesehen worden. Bei 8,5 Mm. Durchmesser der Alveole hat die 
Rinne schon eine Breite von 3 Mm. und der tiefere Haupttheil derselben 1 Mm. Breite. In der oberen, 


1) Ueber das Verhältniss der Art zu Belemnites Höferi, Schlöub. siehe weiter unten. 
2) Das längste überhaupt bekannte Exemplar misst 162 Millimeter. 
Palaeontographica, N. F. IV. 3. (XXIV). 11 


(82) — 22 — 


der Mündung nahe gelegenen Partie der Alveole drängt diese Furche die Scheidenwandung kielartig hervor. 
Siehe Taf. 55, Fig. 1b. 

Zehn geöffnete Exemplare zeigen den Phragmakon von nicht ganz kreisförmigem, sondern leicht 
ovalem Querschnitt mit den Kammern !). Die Spitze des Phragmakon’s liegt nicht im Centrum, sondern 
nähert sich, wie die Apicallinie, etwas der Bauchseite. Die Kammerwände liegen anfangs sehr nahe zusam- 
men, treten allmälig aber immer weiter auseinander, so dass man an der Spitze etwa 7 Kammern auf 2Mm. 
Länge zählt; an einem 31 Mm. langen Phragmakon erkennt man 40 Kammern; an einem 50 Mm. langen 
etwa 50. Die erste kugelige Kammer an der Spitze schnürt sich etwas ab. 

Dass auf dem Phragmakon die Alveolarrinne sich als vorspringenden Kiel markirt und ähnlich der 
Spalt, bedarf kaum der Erwähnung. Nur zwei Phragmakone tragen Reste der besonderen Alveolarschale. 
Es scheint, dass dieselbe auf dem Kiele etwas stärker ist, als auf dem übrigen Theile des Kegels. Sie ist 
im Ganzen äusserst dünn, weiss, nicht faserig, sondern blätterig; lässt aber keinerlei Anwachsstreifen erken- 
nen, deren characteristischer eigenthümlicher Verlauf von manchen jurassischen Belemniten bekannt ist. 

Die Ränder der Scheidewände stellen auf dem Phragmakon nicht einfache Kreise dar. Die Sipho- 
nallinie zieht die Nähte ein wenig zur Spitze hin; auf den Seiten neigen sie sich etwas nach oben; die 
niedrigere Partie der Furche resp. des Kieles drängt sie noch stärker nach vorn, während sie durch die 
tiefere Hauptfurche, resp. über den mittleren Kiel geradlinig fortlaufen. 

Ein verkieselter Phragmakon, dessen Kammern leer sind, erweckt die falsche Vorstellung, dass der 
eitliche Rand jeder Kammerwand sich so hoch erhebe, dass er die folgende berührt, die Scheidewände also 
für sich schon den Kammerraum innerhalb der Alveolarhülle umschliessen 2). Siehe Taf. 54, Fig. 17 nebst 
Erklärung. 

Der Sipho liest an der Spaltseite®) der Scheide und durchbricht unmittelbar am Rande die Kam- 
merwände. Ich habe ihn an zwei Exemplaren — bis auf 20 Millimeter Länge — offengedeckt. Man 
erkennt hier, dass er die Gestalt einer gewundenen Säule hat!) und dass er von einer weissen (kalkigen?) 
Hülle umgeben wird. 5) 

Verkrüppelte Exemplare finden sich nur höchst selten. Ein zwerghaftes Individuum ist Taf. 55, 
Fig S abgebildet worden. 


1) Trotz der ausserordentlichen Häufigkeit der Belemnitella mucronata scheint deren Phragmakon doch nur höchst selten erhal- 
ten zu sein, da Bronn in seiner Geschichte der Natur 1843 noch schrieb, dass in der Alveolaröffnung dieses Belemniten sich wohl nie- 
mals Kammern befunden hätten. Doch hatte Graf Münster bereits gekammerte Kegel in alten Exemplaren des Belemnites mucronatus, 
welche er in Westphalen bei Lemförde, Haldem und Binkerode gesammelt hatte, gefunden. Ausgewachsene Exemplare, sagt er, haben 
wohl 45 — 50 Scheidewände. Am schönsten zeigen sie die in Kalzedon verwandelten Exemplare. Graf Münster, Bemerkungen zur 
näheren Kenntniss der Belemniten. Bayreuth, 1830. 5 

2) Vergl. über ähnliche frühere Beobachtung Voltz, Observat. sur les Belemnites pag. 4 und Quenstedt, Cephalopoden, p. 390. 

3) Die Angabe von Geinitz, Grundriss, pag. 265, dass der Sipho stets auf der dem Spalt gegenüberstehenden Seite liege, ist 
falsch; ebenso dass der Spalt auch in den Alveoliten einschneide. 

4) Diese Beobachtung stimmt mit der Angabe von der Marck’s I. c., der ihn als schraubenförmig bezeichnet, überein, doch 
ist dessen Zeichnung, welche nur einen gestreckten Conus mit umlaufender Spirallinie darstellt, nicht ganz zutreffend. Ich verdanke 
dem Verfasser selbst die Angabe, dass der von ihm beobachtete Sipho ganz übereinstimme mit dem von mir blossgelegten, und nur 
die Zeichnung verfehlt sei. Auffallender Weise sind die beiden Darstellungen des Sipho von Binkhorst 1. c. und Armbrust (N. Jahrb. 
für Mineral. ete. 1859, pag. 421) von obiger Darstellung sowohl, wie unter sich abweichend. 

5) Die in früheren Zeiten wiederholt geäusserte Ansicht, dass der Sipho auch die Scheide durchsetze (vergl. Breynius, Diss. 
phys. de Polyth. pag. 43 und Schröter, Litholog. R.u. V. Lexikon, pag. 156 und Cuvier, tom. Il, pag. 581), welche jüngst von neuem 
auftauchte (Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1858, pag. 263), ist eine irrige. 


— 28 — (83) 


Bemerk. Durch Morton war l. ce. als abweichende Art ein Belemnites americanus aufgestellt worden. 
Derselbe hat jedoch keine Anerkennung gefunden und noch neuerlich hat Credner, welcher eine grosse Zahl 
Exemplare in New-Jersey sammelte und mit den norddeutschen Vorkommnissen verglich, erklärt, derselbe 
sei nicht von Delemnites mucronatus verschieden. !) 


Dann hat Sharpe I. ec. eine Form als Belemnitella lanceolata Schloth. sp.2) abgeschieden. Dieselbe 
soll sich durch centrale Alveole und Scheitellinie, allmälich zugeschärfte Spitze und Fehlen der Gefüssein- 
drücke von Delemnitella mucronata unterscheiden. 

Zuletzt hat Urban Schlönbach 3) aus den oberen Gosau-Schichten der Alpen noch einen Belemnites 
Höferi von Belemnites mucronatus unterscheiden zu müssen geglaubt. Als Unterschiede des Ersteren von dem 
Letzteren werden angegeben insbesondere die konische Gestalt der Scheide, der vollkommen kreisförmige 
Querschnitt der Alveole und als gewichtigster Umstand das Fehlen der dem Spalt gegenüberliegenden Rinne 
in der Alveole. 

Belemnitella mucronata galt bis vor kurzem als der letzte Repräsentant der Familie der Belemniten, 
bis Urban Schlönbach den Delemnites rugifer aus dem unteren Tertiär von Ober-Italien kennen lehrte ?). 
Hierzu kommen nun noch ein paar andere Formen, welche Zittel soeben aus dem Eocän der lybischen 
Wüste, zufolge einer gefälligen brieflichen Mittheilung, mit nach Deutschland gebracht hat. 


Vorkommen. Die Art ist das characteristischeste Fossil der baltischen Schreibkreide, der Insel 
Rügen und Moen, sowie deren Aequivalente des Festlandes, so dass man hiernach in der oberen senonen 
Kreide eine Zone der Belemnitella mueronata oder Mucronaten-Kreide unterschieden hat. In die höheren 
Schichten 5) der baltischen Kreide, in den Faxekalk und Saltholmskalk (Terrain Danien) steigt die Art 
nicht hinein. 

In anderen Kreidebecken dagegen findet sich dieselbe auch noch in jüngeren Schichten, so im 
Kreidetuff von Maestricht, welcher die weisse Kreide überlagert, ebenso in der Nähe von Mons, in der 
„eraie grise de Ciply“, welcher die „eraie blanche“ überdeckt, sowie in dem „Poudingue de Malogne“, da- 
gegen hat er sich noch nicht) in dem jüngsten dortigen Gliede der Kreide, dem „Tufeau de Ciply* — 
welcher sonst von dem „Tufeau de Maestricht“ nicht verschieden scheint — gefunden. 

In der älteren senonen Kreide, in der Zone des Actinocamaw quadratus, hat sich Belemnitella muero- 
nata bis jetzt nur in einigen wenigen Exemplaren und zwar bei Osterfeld in Westphalen gezeigt’). 


1) H. Credner, die Kreide von New-Jersey, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1870, pag. 238. 

2) Nicht zu verwechseln mit Belemnites lanceolatus, Sowerby, welcher synonym ist mit Belemnites plenus Blainv. und Belemni- 
tella vera d’Orb. (non! Actinocamax verus Miller.) 

3) Urban Schlönbach, Ueber einen Belemniten aus der alpinen Kreide von Grünbach bei Wr. Neustadt. Jahrh. d. k. k. geolog. 
Reichsanstalt. 1867, pag. 589. 

4) Ibid. 1868, pag 455. 

5) C. Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologische Reise im südlichen Schweden. N. Jahrb. für Mineral. ete. 1870. 

6) Vergl. Cornet und Briart in Annales de la societ€ malacologique des Belgiques, tom. VIII, 1873, pag. 7. 

7) Schlüter, Sitzung der niederrhein. Gesellschaft tür Natur- und Heilkunde in Bonn vom 13. Dec. 1870, pag 230. 

Die vielfachen früheren Angaben in Deutschland über das gemeinsame Vorkommen der beiden Arten haben sich, auf Ver- 


wechselung beruhend, nicht bestätigt. — Auch für die französische obere Kreide, wenigstens des pariser Beckens, wird jetzt eine untere 
Zone, Belemnitella quadrata und eine obere mit Belemmitella mucronata, unterschieden. Vergl. Hebert: Comparaison de la craie des 
cötes d’Anglettre avec celle de France. Bull. soc. geol. de France. 1874, pag. 417. — Auffallend ist es, dass dagegen auch noch in 


neueren Arbeiten über die belgische weisse Kreide von verschiedenen Lokalitäten Belemnitella mucronata und Belemnitella quadrata ge- 
meinsam aufgeführt werden. Vergl. z. B. Cornet und Briart. Sur la division de l’etage de la Craie blanche du Hainaut en quatre 
assises. L’Academie royale Belgique 1868, s6ance du 7. Nov. — Dasselbe gilt, obwol von manchen englischen Lokalitäten das Gegen- 


(84) a 


Alle älteren Angaben über das Vorkommen in tieferen Schichten, z. B. von Geinitz im Turon und 
Cenoman Sachsens, haben sich nicht bestätigt. Es lagen Verwechselungen mit anderen Arten, namentlich 
mit Actinocamaw plenus vor. 

Aus Deutschland liest die Art in meist von mir selbst gesammelten Exemplaren von folgenden Lo- 
kalitäten vor: Aachen, Coesfeld, Osterwick, Havixbeck, Darup, Nienberge, Dolberg, Beckum, Haldem, 
Ahlten bei Lehrte, Rosenthal bei Peine, aus der Gegend zwischen Berkum und Schwicheldt bei Peine, 
Vordorf nördl. Braunschweig, Lüneburg und Rügen. 

Zur Untersuchung liegen c. 200 Exemplare aus allen Ländern vor. 


theil feststeht, auch von der Insel Wight, wo beide Belemniten als nebeneinander vorkommend genannt werden. Vergl.-Charles Barrois, 
Sur la craie de l’ile de Wight. Annales de la societe geologique du Nord, Lille, 1874, pag. 80 und Annales des’ sciences G&ologiques, 


Paris, VI. art. Nr. 3, pag. 28. 


Verbreitung der Arten. 


Verbreitung der Arten. 


Nachdem in den vorstehenden Blättern die in der oberen Kreide Norddeutschlands bisher aufge- 
fundenen Cephalopoden-Reste in Rücksicht auf ihre paläontologischen Beziehungen besprochen sind, erübrigt 
noch die vertikale Verbreitung derselben zusammenzufassen, um zu zeigen, welcher Antheil den Cephalopoden 
in dem organischen Character jedes einzelnen geognostischen Niveau’s zufällt. 


I. Unterer Pläner. 
(Etage Cenomanien d’Orb.) 


In Norddeutschland beginnen die cenomanen Ablagerungen mit der Tourtia oder der Zone des Pecten 
asper und Catopygus carinatus, deren am längsten gekannter typischer Entwicklungspunkt die Umgebung von 
Essen an der Ruhr bildet. Unter den fossilen Resten derselben sind kaum und insbesondere unter den 
Cephalopoden keine Arten!) vorhanden, welche bereits in tieferen Schichten, speciell im Gault auftreten. 
Es ist dieser Umstand deshalb zu betonen, weil die neueren Untersuchungen der französischen und englischen 
Kreide die Nothwendigkeit haben erkennen lassen, dem tiefsten Niveau des Oenoman auch solche Ablage- 
rungen zuzuweisen, in denen noch entschiedene Gault-Formen auftreten 2), und man sogar die tiefste Zone 
des Cenoman nach diesen als Zone des Ammonites inflatus und Turrilites Bergeri bezeichnet hat). 


1) Ueber den Turrilites Puzosianus vergl. weiter unten, pag. 213. 
2) Frühere derartige Angaben waren in Zweifel gezogen. 
3) Näheres hierüber bieten folgende Abhandlungen: 
Hebert, Comparaison de la craie des cötes d’Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geol. France, 3. ser. t. II, 1874, 
pag. 417. 
Hebert et Toucas, descript. du Bassin d’Uchaux. Extr. des Annales des sciences geologiques, tom. VI, 1875, pag. 100 etc. 
Hebert, Classification du terrain eretace superieure. Bull. soc. geol. France, 3. ser. tom. III, 1875, pag. 595. 
Barrois, Ondulations de la craie dans le sud de l’Angleterre. Annales societe geologiques du Nord. tom. II, 1875, pag. 88, 
pag. 91. 
Barrois, La zone ä Belemnites plenus, ibid. 1875, pag. 151. 
Barrois, La craie de l’ile de Wight. Ann. sc. geol. tom. VI, 10, nat. 3, pag. 6. 


(88) — 208 — 


Die obere Grenze des Cenoman wird allgemein gezogen mit dem Erlöschen des Holaster subglobosus 
und Ammonites Rotomagensis; sie reicht also bis an die Basis der schon seit geraumer Zeit unterschiedenen 
Zone des Inoceramus labiatus (mytiloides) )). 

Für diesen Schichteneomplex ist in Deutschland die Bezeichnung „unterer Pläner“ vielfach gebraucht 
worden. Er umfasst aus der englischen Kreide den Upper Greensand, den Grey Chalk?) und den Chalk 
Marl), und entspricht der älteren, auch in neuerer Zeit vielfach gebrauchten Bezeichnung Uraie glaukonieuse 
französischer Geologen. 


Den in der angegebenen Weise nach unten und nach oben begrenzten Ablagerungen gehören von 
den 155 aus der gesammten oberen Kreide besprochenen Cephalopoden vierzig Arten an. Nämlich: 


Ammonites Bochumensis Schlüt. 


= Essendiensis Schlüt. 
„ subplanulatus Schlüt. 
„ inconstans Schlüt. 
en cf. Geslinianus d’Orb. 
55 falcato-carinatus Schlüt. 
ss varians Sow. 
u Coupei Brong. 
ix Mantel‘ Sow. 
S falcatus Mant. 
5 Rotomagensis Brong. 
z = latielavius Shrp. 
eh catinus Mant. 
„ cenomanensis A’Arch.?). 


Scaphites aequalis Sow. 
Anisoceras plicatile Sow. 
Turrihtes Essenensis Gein. 

a4 Scheuchzerianus Bosc. 

” costatus Lam. 

R Mantel Shrp. 


1) In jüngster Zeit ist zwischen beiden noch die wenig mächtige Zone des Actimocamax plenus unterschieden worden, welche 
von mir und Hebert zum Turon gestellt wurde, die aber durch Barrois zum Cenoman gezogen ist, wofür die deutschen Verhältnisse 
bislang keinen Anhalt geboten haben. 

2) Einzelne Schriftsteller haben den Grey Chalk mit dem oberen deutschen Pläner und speciell mit dem Scaphiten-Pläner in 
Parallele gesetzt, obwol schon die älteren englischen Schriftsteller, wie Mantell, aus dem Gray Chalk die hervorragendsten cenomanen 
Formen namhaft gemacht haben. 

3) Diesen vielleicht nicht ganz, weil wenigstens von einzelnen Lokalitäten auch Znoceramus mytiloides (labiatus) aus ihm 
namhaft gemacht wird. 

“) Die Art ist erst in den letzten Tagen aufgefunden und deshalb noch nicht in den vorstehenden Blättern besprochen. Das 
vorliegende Fragment, welches der Tourtia bei Mülheim entstammt, stellt einen Theil der Wohnkammer dar, welches sehr wohl mit 
dem von Pictet, Melanges paleontologiques (M&moires de la societE de Physique et d’Histoire naturelle de Geneve, tom. XVII, Ire 
Partie, 1863) pag. 28, tab. 4 gegebenen Darstellung übereinstimmt, nur noch ein wenig grösser ist. 

Der seltene Ammonites Cenomanensis d’Orb., von dem mir ein Originalexemplar von Mans vorliegt, ist sowohl von der 
d’Archiac’schen Art, wie von Ammonites Cunningtoni Sharpe, mit dem man ihn vereint hat, verschieden und deshalb neu zu benennen, 
da d’Archiae die Bezeichnung schon 1846, d’Orbigny erst 1850 aufstellte. Dass die von Sharpe zu Ammonites Cenomanensis d’Arch. 
gezogenen Gehäuse verschieden seien, hat schon Pictet angegeben. 


zug (89) 


Turrilites acutus Passy. 


a tubereulatus Bose. 

ir Morrisi Shrp. 

cn cenomanensis Schlüt. 
2 Puzosianus d’Orb. 

5; Aumalensis Coq. 

ex Börssumensis Schlüt. 
“ alternans Schlüt. 


Baculites baculoides Mant. 
Nautilus Fleuriausianus d’Orb. 
n Tourtiae Schlüt. 

> Sharpei Schlüt. 


2, cenomanensis Schlüt. 
53 elegans d’Orb. 
5 Deslongchampsianus d’Orb. 
n Fittoni Shrp. 
5; anguliferus Schlüt. 
a 
ER expansus DOW. 
2 tenwicostatus Schlüt. 


Belemnites ultimus d’Orb. 

Von den genannten Arten steigt keine in höhere Schichten, in turone Ablagerungen, hinauf. Da- 
gegen sind die einzelnen geognostischen Glieder des Cenoman durch das Durchgehen der häufigsten und 
daher wichtigsten Arten, als: 

Ammonite varians Sow. 
” Mantelli Sow. 
2 subplanulatus Schlüt. 
"urrilites Scheuchzerianus Bose. 
inniger mit einander verbunden, als die Schichten irgend einer anderen Etage. 

Im norddeutschen Cenoman sind drei Glieder unterschieden worden, das tiefste Glied bildet die 
Zone des Catopygus carinatus und Pecten asper; das mittlere Glied die Zone des Ammonites varians und 
Hemiaster Griepenkerli; das jüngste Glied die Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus. 


1. Zone des Peeten asper und Catopygus carinatus. 


Während das Gestein dieser Zone im Gebiete der westfälischen Steinkohlenformation, als deren 
Mittelpunkt Essen angesehen werden kann, aus einer Zusammenhäufung von Quarzsand, Glaukonit und ein- 
gestreuten braunen Thoneisenkörnern, welche gewöhnlich durch ein graues kalkig-thoniges Cement zusammen- 
gebacken sind, gebildet wird, und einen grossen Reichthum an fossilen Resten umschliesst !), ändert sich im 


1) Die wichtigere Literatur über die Tourtia von Essen ist folgende: 
Adolph Römer, die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges, llannover 1841, pag. 128 das Hilsconglomerat. 
Die hier aufgestellte irrige Meinung Römer’s, dass der Grünsand von Essen dem Neocom angehöre, wurde 1849 durch Beyrich (Zeit- 
schrift der deutsch. geolog. Gesellsch. 1. Band, pag. 298) und Geinitz (das Quadersandsteingebirge pag. 18) berichtigt. 
Becks, Bemerkungen über die Gebilde, welche sich in den Ruhrgegenden an das Kohlengebirge anlegen. Auszüglich mitge- 
theilt im „Quadersandsteingebirge“ von Geinitz, pag. 17. 


(90) en 


weiteren Fortstreichen nach Osten der petrographische Character, womit zugleich eine Verminderung des 
organischen Inhalts Hand in Hand geht. 

So ist diese Zone im Teutoburger Walde als eine mächtige Bildung von Pläner-Mergel entwickelt. 
Trotz bedeutender Aufschlüsse in demselben, z. B. am Sommerberge bei Altenbeken und an der kleinen 
Esge, zwischen Kohlstedt und Extersteine, sind nur wenige Spuren von fossilen Resten in demselben ge- 
funden worden !). 

Reiche Fundpunkte bilden ausser den in der Nähe des Ausgehenden auf den die Kreide unter- 
teufenden Kohlensandstein in Betrieb gesetzten Steinbrüchen bei Mülheim, Frohnhausen und Essen, insbe- 
sondere die Halden aller das Kreidegebirge durchsinkenden Tiefbauschächte. 

Aehnlich sind die Verhältnisse auch zwischen Weser und Elbe in dem den Fuss des Harzes be- 
rührenden Hügellande 2). Mergelthone und chloritische Mergel, gewöhnlich in geringer Mächtigkeit bilden 
das herrschende Gestein. Nur in der Umgebung von Quedlinburg: am Langenberge, an der Steinholzmühle 
und am Sülzebrunnen haben sich Petrefacten (insbesondere Gasteropoden) in grösserer Zahl gefunden, wäh- 
rend sie im übrigen nur sparsam auftreten. — Einen vortrefflichen Einblick gewährt der Chaussee-Einschnitt 
am Flöteberge bei Liebenburg, in welchem alle Glieder der Kreide, vom Flammmergel bis zum Cuvieri- 
Pläner, offengedeckt sind. Ferner der Kahnstein bei Langelsheim; der Mahnerberg und Fleischerkamp bei 
Salzgitter, der Eisenbahneinschnitt bei Neu-Wallmoden und der Chaussee-Einschnitt bei Alt-Wallmoden. 
In früherer Zeit soll auch das Goldbachthal bei Quedlinburg gute Aufschlüsse geboten haben. 

Auch im Süden des Harzes ist bei Worbis im Ohmgebirge in geringer Entwicklung ein Grünsand 
bekannt, welcher dem ältesten Gliede des Cenoman angehörig scheint 3). 

Es scheint, dass das gleiche Niveau auch weiter im nördlichen Deutschland vertreten ist, da Belem- 
nites ultimus und Avicula gryphaeoides aus dem Höhenzuge am Südrande des Malchiner Sees aufgeführt 
wird) und Belemnites ultimus auch in einem Bohrloche bei Stettin aufgefunden wurde). 

Unter dem grossen Reichthum an fossilen Resten, welche aus dieser Zone bekannt sind, die freilich der 
Mehrzahl nach, wie bereits hervorgehoben, auf die Tourtia im südwestlichen Theile des westfälischen Kreide- 


Ferd. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesell. 1854, tom. VI, pag. 130, der Grünsand 
von Essen. 

v. Strombeck, Beitrag zur Kenntniss des Pläners über der westfälischen Kreideformation, ibid. tom. XI, 1859, pag. 31. 

Ad. Römer, die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges. Cassel 1864. Enthält die Spongien der Essener Tourtia. 

Urb. Schlönbach, Ueber die Brachiopoden der norddeutschen Cenoman-Bildungen (Geognostisch-paläontologische Beiträge von 
Benecke. München 1867.) Enthält die Brachiopoden der Essener Tourtia. 

Spir. Simonowitsch, Beiträge zur Kenntniss der Bryozoen des Essener Grünsandes. Verhandl. des naturhist. Ver. d. preuss. 
Rheinlande und Westfalens, 1871. 

H. Deike, Beiträge zur geognostischen und paläontologischen Beschaffenheit der unteren Ruhrgegend. Erster Beitrag: die 
Tourtia in der Umgegend von Mülheim an der Ruhr. Beilage zum 23. Jahresberichte der Realschule I. Ordnung zu Mülheim, 1876. 
Die Bestimmung mehrerer in der Abhandlung aufgezählten Versteinerungen hat der Verfasser nach gefälliger mündlicher Mittheilung 
zurückgenommen. 

1) Vergl. Schlüter, die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges., 1866, pag. 56. 

2) v. Strombeck, die Gliederung des Pläners im nordwestlichen Deutschland nächst dem Harze. Zeitsch. d. deutsch. geolog. 
Ges., 1857, tom. 9, pag. 465. 

Urban Schlönbach, Ueber die Brachiopoden der norddeutschen Cenomanbildungen, 1867, pag. 10. 

3) v. Seebach, Ueber die Entwicklung der Kreideformation im Ohmgebirge. Nachrichten von der Königl. Ges. der Wissen- 
schaften u. der G. A. Universität zu Göttingen, 1868, p. 130. 

*) F. E. Koch, Was haben wir von einer geognostischen Untersuchung Mecklenburgs zu erwarten? Neubrandenburg, 1873. 

>) W. Dames, Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. 1874, pag. 977. 


al = (1) 


beckens bis jetzt beschränkt sind, ragen durch häufiges Vorkommen (wobei von den kleineren Spongien und 
Bryozoen abgesehen wird) etwa folgende hervor: 


Seyphia infundibuliformis Goldf. Ostrea diluviana Goldf. 
Mrerabacia coronula Goldf. sp. en carinata Lam. 
Cidaris vesieulosa Goldf. » haliotidea Sow. sp. 

” velifera Bronn. ”” lateralis Nills. 
Catopygus carinatus Agass. „»  eonica Sow. sp. 
Holaster nodulosus Goldf. ‚Janira quinquecostata Sow. sp. 
Discoidea subucula Klein. Pecten asper Lam. 

Thecidium digitatum Sow. „  orbieularis Sow. 
Rhynchonella Mantellana Sow. sp. Myoconcha eretacea d’Orb. 
NMergeleia lima Dfr. Pleurotomaria cf. perspectiva Sow. 
Terebratella Beaumontii d’Arch. sp. Nautilus Cenomanensis Schlüt. 
Terebratulina chrysalis Schloth. sp. Ammonites varians Sow. 
Terebratula depressa Lam. „ Mantelli Sow. 

„ Tornacensis d’Arch. ” latielavius Shrp. 


Die Cephalopoden, welche aus diesem in der angegebenen Weise sich characterisirenden tiefsten 
Gliede des Cenoman im nördlichen Deutschland bis jetzt aufgefunden wurden, sind folgende: 
. Ammonites Bochumensis Schlüt. 
; ® Essendiensis Schlüt. 
} M subplanulatus Schlüt. 


il 

2 

3 

4. ni inconstans Schlüt. 

5. „ ef. Gesliniamıs d’Orb. 
6 
7 


; " varians Sow. 

s Coupei Brongn. 

8. “ Mantelli Sow. 

9. x Jaleatus Mant. 
10. n Rotomagensis Brongn.?!) 
ll, B latielavius Shrp. 
12. 2 cenomanensis d’Arch. 
13. Turrilites Essenensis Gein. 
14. = Scheuchzerianus Bose. 
15. = costatus Lam. 
16. ES Mantel Shrp. 
ulkıe e acutus Passy. 


18. Nautilus Fleuriausianus d’Orb. 
19. » Tourtiae Schlüt. 
20. 5 Sharpei Schlüt. 
21. Fr cenomanensis Schlüt. 


1) Dass die in der Tourtia von Essen gesammelten, bislang zu Ammonites Rotomagensis gestellten Gehäuse von dieser Art 
verschieden seien, unterliegt kaum einem Zweifel. Wahrscheinlich werden besser erhaltene Exemplare das Fehlen der medianen Höcker- 
reihe bestimmt erweisen und auch noch andere bereits früher angedeutete Unterschiede erkennen lassen. Vielleicht wird sich dann 
eine völlige Uebereinstimmung mit Ammonites cenomanensis d’Orb. (non! d’Archiac, non! Sharpe), mit dem sie den allgemeinen Habitus 
theilen, ergeben. In diesem Falle werden die Stücke neu zu benennen sein, da die d’Orbigny’sche Artbezeichnung bereits ver- 
geben war. 


(92) oe 


22. Nautilus elegans d’Orb. 
23. EN Deslongshampsianus d’Orb. 
24. Belemnites ultimus W’Orb. 
Von einer der genannten Arten, nemlich von Turrilites acutus, ist es nicht völlig sicher, ob sie bereits 
in der Tourtia auftritt. Nimmt man dies an, so treten von sämmtlichen genannten 24 Arten 10, vielleicht 
13 Arten in die nächst folgende jüngere Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerk, und zwar: 


Ammonites subplanulatus Schlüt. 


D: varians Sow. 

2 Coupei Brong. 
3 Mantel Sow. 
= faleatus Mont. 
= latielavius Shrp. 


Turrilites Scheuchzerianus Bose. 
” costatus Lam. 
Nautilus elegans d’Orb. 
A Deslongchampsianus W’Orb. 
und ausser diesen wahrscheinlich noch: 
Belemnites ultimus d’Orb. 
Ammonites Bochumensis Schlüt. 
hs Essendiensis Schlüt.!). 


2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli. 


Im südwestlichen Westfalen ist das die Tourtia überdeckende Gestein ein lebhaft grün gefärbter 
glaukonitischer sandiger Mergel. Auch in dieser Zone ändert sich das petrographische Verhalten im weiteren 
Fortstreichen nach Osten, wo es allmälich in gewöhnlichen Plänerkalk übergeht, der anfangs kieselreiche 
Knollen umschliesst und weiterhin als fester in dicken Bänken abgesonderter Kalk und Mergelkalk erscheint. 
Zahlreiche Aufschlussstellen finden sich am Südrande des westfälischen Kreidebeckens; ebenso an dessen 
Ostrande im Teutoburger Walde, z. B. bei Altenbeken 2), Oerlinghausen, Ravensberg; auch am Nordrande 
des Beckens, insbesondere in der Umgebung von Rheine 3). 

Auch in den subhereynischen Gegenden finden wir die Zone als graue Kalke oder Kalkmergel, 
abwechselnd mit bröcklichen Mergelbänken in weiter Verbreitung). So in der Umgebung von Salzgitter: 
im Wasserrisse am Windmühlenberge, Mahnerberge, Osterholz, Ringelberg und Fleischerkamp; am Flöte- 
berge bei Liebenburg, zwischen Burgdorf und Altenrode; bei Gr. Döhren; Wrisbergholzen bei Alfeld; 
Sarstedt; Broitzen. 


!) Es ist deshalb zweifelhaft, ob diese beiden Ammoniten noch in der Varians-Zone auftreten, weil eine grosse Anzahl von 
Versteinerungen auf den Halden der Tiefbauschächte gesammelt wurde und der Gesteinscharacter nicht in jedem einzelnen Falle ent- 
scheidet, ob man es mit Tourtia oder Varians-Grünsand zu thun habe. 

2). Schlüter, 1866, I. c. pag. 57. 

®) Hosius, Verhandl. des naturhistor. Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 17, pag. 298. 

4) v. Strombeck, 1857, l. ce. pag. 415. 

U. Schlönbach, 1867, 1. c. pag. 409. 


| 
[8] 
Fe 
os 
| 


(93) 


Von den Cephalopoden zunächst abgesehen sind hervorragende fossile Reste dieser Zone folgende: 


Hemiaster Griepenkerli Stromb. Des. Terebratula biplicata Sow. 
Holaster nodulosus Goidf. sp. Inoceramus striatus Mnt. Goldf. 
Rhynchonella Martini Mnt. sp. y; latus Mnt. Goldf. 

” Grasana W’Orb. Pecten Beaveri Sow. 

in Mantellana Sow. sp. Plicatula inflata Sow. 


Megerleia lima Defr. sp. 
Was speciell die Cephalopoden betrifft, so hat die Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepen- 
kerli in Norddeutschland bis jetzt geliefert: 
1. Ammonites varians Sow. 


2. > Coupei Brong. 

3% ” Mantelli Sow. 

4. = faleatus Mt. (selten). 

5. 5 subplanulatus Schlüt. 

b. n latielavius Shrp. 

7. 5 catinus Mnt. (selten). 

8. » Rotomagensis Brong. (selten). 


9 ” Jaleato-carinatus Schlüt. (selten). 
10. Scaphites aequalis Sow. 
11. Turrihtes Scheuchzerianus Bose. 


12% s costatus Lam. 

13. Hl Mantel Shrp. 

14. 5 acutus Passy. 

15% = tuberculatus Bosc. 

. 16. 5; Morrisi Shrp. 

17. & cenomanensis Schlüt. 
il), A Puzosianus d’Orb.!). 
=). ” Aumalensis Cogq. 
2208 r Börssumensis Schlüt. 
FR a alternans Schlüt. 


22. Baculites baculoides Mnt. 
23. Nautilus elegans d’Orb. 
24. r Deslongchampsianus d’Orb. 
=> H Fittoni Shrp. 
#20. hr anguliferus Schlüt. 

Ya jr tenuieostatus Schlüt. 

?28. Belemnites ultimus d’Orb. 

Ausser den genannten Arten gehen vielleicht in den oberen Theil des ausser dieser Zone auch die 
Tourtia umfassenden Grünsandes von Essen über: 
Ammonites Bochumensis Schlüt. 


, Essendiensis Schlüt. 


t) Es ist dies die einzige, freilich nur in einem Fragmente vorliegende Art, welche bereits im Gault auftritt. Auch aus 
englischem Cenoman ist sie jüngst namhaft gemacht. Vergl. Barrois, Craie de l’ile de Wight. Ann. sc. Geol. vol. 6, art. 3. 


Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV.) 13 


(94) 2, oe 


Von den mit einem * versehenen Arten ist es zweifelhaft, ob sie dieser oder der folgenden Zone des 
Ammonites Rotomagensis entstammen. 
Nautilus anguliferus Schlüt. beginnt vielleicht schon in dieser Zone und Belemnites ultimus d’Orb. 
steigt sehr wahrscheinlich aus der Tourtia in diese Zone über. 
Wenigstens gehen wie oben aufgeführt 10, vielleicht 13 Cephalopoden aus der Tourtia in die 
Varians-Zone über. 
Von den genannten Arten finden sich noch 11 im oberen Cenoman, in der Zone des Ammonites 
Rotomagensis wieder, nämlich: 
Ammonites subplanulatus Schlüt. 
" varians Sow. 
a Mantelli Sow. 
Rotomagensis Brong. 
Scaphites aequalis Sow. 
Turrilites Scheuchzerianus Bose. 
= costatus Lam. 
% acutus Passy. 
5 cenomanensis Schlüt. 
Baculites baeuloides Mnt. 
Nautilus Deslongchampsianus d’Orb. 


Hiernach wären bis jetzt auf die Zone des Ammonites varians beschränkt: 
Ammonites faleato-carinatus Schlüt. 
x catinus Mnt. 
Turrilites tubereulatus Bosc. 
en Morrisi Shrp. 
welche sämmtlich selten sind und von denen die beiden erstgenannten Arten und die letzte überhaupt nur 


je in einem Exemplare bekannt sind. 


3. Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus. 


Glaukonitreiche Schichten, wie in den beiden tieferen Zonen des unteren Pläners, sind hier nicht 
vorhanden. Es sind theils feste Kalke, theils bröckliche Mergelbänke, wie sie in der Varians-Zone allgemein 
verbreitet sind. Grauweise Kalke von erdigem Bruche sind selten (z. B. bei Oeding). 

Die Zone ist petrographisch und paläontologisch eng mit der Zone des Ammonites varians verbunden, 
und hauptsächlich durch das häufige Vorkommen von Ammonites Rotomagensis, Discoidea eylindrica und Holaster 
subglobosus characterisirt und von jener verschieden. 

Im Ausgehenden des Kreidegebirges über der westfälischen Steinkohlenformation konnte die Zone des 
Ammonites Rotomagensis noch nicht nachgewiesen werden, weiterhin ist sie aber ein regelmässiger Begleiter 
der Varians-Zone und überall am Ausgehenden des Beckens bekannt. Bemerkenswerthe Fundpunkte finden 
sich in der Nähe von Büren, Lichtenau !), Herbram, Bucke, Rheine und Oeding. 


1) Schlüter, 1866, l. c. p. 59. 


Say 2 (95) 


Petrographisch und paläontologisch nicht verschieden ist die Rotomagensis-Zone zwischen Weser und 
Elbe im subherceynischen Hügellande entwickelt. Hauptfundpunkte sind !): Rethen bei Sarstedt, Broitzen bei 
Braunschweig, die Umgebungen von Salzgitter, Chaussee-Einschnitt bei Liebenburg, Neu-Wallmoden und 
Langelsheim. Weiterhin der Zeltberg bei Lüneburg?) und der Höhenzug am Malchiner See in Mecklenburg 3). 


Ausser den Cephalopoden ist diese Zone besonders reich an Echiniden und Bivalven. Besonders 
bemerkenwerth unter diesen sind: 


Discoidea cylindrica Lam. sp. Inoceramus striatus Mnt. Goldf. 
Holaster subglobosus Leske, sp. n latus Mnt. Goldf. 
Rhynchonella Mantellana Sow. sp. Lima elongata Sow. 
Terebratula biplicata Sow. Plicatula inflata Sow. 


In unserer Rotomagensis-Zone wurden folgende Cephalopoden beobachtet: 


1. Ammonites Rotomagensis Brong. (häufig) 
2. EN Mantelli Sow. 

>: “ varians Now. 

4. Ü subplanulatus Schlüt. 

5. Scaphites aequalis Sow. 

6. Anisoceras plicatile Sow. 

7. Turrilites Scheuchzerianus Bose. 


8. ” costatus Lam. 
9 A acutus Passy. 
10. 2 cenomanensis Schlüt. 


=. “ Puzosianus d’Orb. 

19% ei Aumalensis Cogq. 

=. 5 Börssumensis Schlüt. 
*]4, 55 alternans Schlüt. 

15. Nautilus Deslongchampsianus d’Orb. 
#16, “ Fittoni Shrp. 


lt B anguliferus Schlüt. 
18. a expansus SoW. 
19. = tenuicostatus Schlüt. 


Während von den mit einem * versehenen Arten nicht hat constatirt werden können, ob dieselben 
dem Varians- oder Rotomagensis-Pläner entstammen oder vielleicht beiden angehören, sind mit Ausnahme 
der sehr seltenen 

Anisoceras plicatile Sow. 
Nautilus eapansus Sow. 
5 tenutcostatus Schlüt. 
sämmtliche übrige Arten bereits im älteren Uenoman vorhanden, unter diesen wird jedoch Ammonites Roto- 
magensis erst in der Rotomagensis-Zone häufig. 


1) U. Schlönbach, 1867, 1. c. pag. 8. 
2) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges, 1863, pag. 97. 
3) F. E. Koch, 1873, 1. c. 


13 * 


(96) ae 


II. Oberer Pläner. 
(Etage turonien d’Orb.) 


Das norddeutsche Turon, oder der obere Pläner, zerfällt in fünf Gruppen. Von oben nach unten 
(in fortlaufender Nummerirung): 
8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis = Cuvieri-Pläner. 
7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus = Scaphiten-Pläner. 
6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari = Brongniarti-Pläner. 
5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides = Mytiloides-Pläner, 
4. Zone des Actinocaman plenus. 


Hiervon entspricht: 4 der craie argileuse & Belemnites plenus bei Hebert und Barrois; 5 der craie 
noduleuse &ü Ammonites nodosoides et Ammonites rusticus bei Hebert, sowie der eraie dure ü& Inoceramus labiatus 
bei Barrois '), und 4 und 5 vereint den Chalk without flints der englischen Geologen; 6 der craie marneuse & 
Rhynchonella Cuvieri, Holaster cor avium et Imoceramus Brongniarti Hebert’s und der craie ü Terebratula gra- 
eilis bei Barrois; 7 und 8 werden in Frankreich und England nicht mehr der craie marneuse (Turon), sondern 
bereits der craie blanche (Senon) Chalk with flints zugetheilt, und zwar entspricht 7 der craie ü Holaster planus 
et Micraster breviporus bei Hebert und Barrois; 3 der Craie ü Micraster cor testudinarium und Holaster placenta 
der genannten Geologen. 

Nachdem von den 155 besprochenen Cephalopoden 40 als auf Cenoman beschränkt anzugeben waren, 
sind davon nur 29 als dem deutschen Turon angehörig zu verzeichnen: 

1. Ammonites nodosoides Schlot. 
24 4 Lewesiensis Mant. 
5% r Woollgari Mant. 
4. Mt Carolinus d’Orb. 
5. a Fleuriausianus d’Orb. 


6. r Bladenensis Schlüt. 

Ts > peramplus Mnt. 

8. r Neptuni Gein. 

8): 5 cf. Goupilianus d’Orb. 
10. ” Austeni Shrp. 

1, sr @Germari Reuss. 

123 & Hernensis Schlüt. 

13. Scaphites Geinitzi Orb. 

14. 25 auritus Schlüt. 


1) Im südlichen Frankreich entspricht diese Zone der Etage ligerien Coquand’s, die derselbe seiner im Jahre 1859 aufge- 
stellten Gruppirung der Kreideschichten im Jahre 1869 (Monogr. des Ostrea de la Craie; und Bull. soc. geol. France, 1875, pag: 268) 
beifügte. 

In Böhmen ist dasselbe Niveau als Weissenberger Schichten unterschieden worden, welche durch das Vorkommen eines grossen 
Krebses (Klytia Leachi) seit langer Zeit berühmt sind. 

Unter den Kreide-Schichten, welche von Caleb Evans, südlich von London, unterschieden wurden, fallen die Upper Marden 
Park Beds mit der Zone des /noceramus labiatus zusammen. 


ale (97) 


15. Aneyloceras Paderbornense Schlüt. 
16. n Cuvieri Schlüt. 

17. Orioceras ellipticum Mnt. 

18. Toxoceras Turoniense Schlüt. 

19. Helicoceras spiniger Schlüt. 


20. > cf. Conradi Mort. sp. 
21. 55 flexuosum Schlüt. 

22. 5 sp. n. 

23: 5 refleaum Quenst. sp. 


24. Heteroceras Reussianum d’Orh. 

25. Turrilites Saxonieus Schlüt. 

26. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. 
R 27. Nautilus cf. rugatus Fr. & Schlönb. 

23. Actinocamaz plenus Blainv. 

2): R Strehlenensis Fr. & Schlönb. 

Keine dieser Arten ist aus Cenoman bekannt. Nur eine Art, Ammonites Hernensis, geht vielleicht 
in die folgende Gruppe. Die ungenügende Erhaltungsart der Stücke hat bisher die sichere Entscheidung 
dieser Frage verhindert. Ausserdem hat sich in den allerobersten Bänken des Turon noch ein vereinzeltes 
Exemplar von Ammonites tricarinatus d’Orb. gezeigt, welches sonst der nächsten Gruppe, dem Emscher, 
angehört. 

Die Vertheilung der genannten Arten in den einzelnen Gliedern des Turon ist noch näher zu 
besprechen. 


4. Zone des Actinocamax plenus. 


Im nördlichen Deutschland ist diese Zone bis jetzt nur in Westfalen über dem Steinkohlengebirge 
nachgewiesen. Dort ist das Gestein petrographisch ein Mittelglied zwischen dem unterteufenden Grünsande 
mit Ammonites varians und dem überdeckenden Plänermergel mit Inoceramus labiatus (mytiloides); es ist ein 
lockerer, an der Luft rasch zerfallender, kalkig-thoniger Mergel, in dem dicke Glaukonitkörner eingebettet 
liegen. Dieses Gestein hat sich in der angegebenen Lagerungsfolge auf eine Erstreckung von etwa 5 Meilen, 
nämlich von Broich-Speldorf bei Mülheim über Essen, Bochum, Langendreer bis Dortmund verfolgen lassen, 
und ist auch von allen weiter nördlich niedergebrachten Tiefbauschächten, z. B. Zeche Osterfeld bei Ober- 
hausen und Zeche Clerget bei Herne durchsunken worden !). 

Fossile Reste sind in diesem Niveau, namentlich im Gegensatze zu den liegenden und hangenden 
Schichten, äusserst sparsam. Abgesehen von ein Paar Galeriten, welche in derselben Schicht gefunden sein 
sollen, habe ich nur zwei Versteinerungen, und zwar an den oben angegebenen Lokalitäten gefunden, nämlich: 

Actinocamaw plenus Blainv. und 


Serpula (?) amphisbaena Goldf.?). 


1) Vergl. Schlüter, Zeitsch. d. deutsch. geol. Ges. 1874, pag. 836. 

2) Es ist zwär behauptet worden, Serpula amphisbaena komme auch in jüngeren Schichten vor, und zum Beweise dafür auf 
Goldfuss hingewiesen, der selbst schon dieses Fossil von Maestricht nenne. Hiergegen ist zu bemerken, dass das, das Vorkommen bei 
Maestricht beweisende Original zufolge der Gesteinsbeschaffenheit unzweifelhaft nicht von Maestricht stammt. Es ist noch besonders 
hervorzuheben, dass diese wurmförmigen Röhren in Westfalen niemals in Treibholz steckend, sondern nur von der gewöhnlichen Ge- 
birgsmasse umschlossen, gefunden wurden. 


(98) us 


Da Gesteine mit Actinocamax plenus in den subhercynischen Regionen noch nicht nachgewiesen werden 
konnten und ebensowenig in Westfalen dort gefunden wurden, wo die Zone Ammonites Rotomagensis deutlich 
unter dem Mytiloides-Pläner entwickelt ist, aber die Rotomagensis-Zone in der Kreide über dem westfälischen 
Steinkohlengebirge noch nicht erkannt ist, so wäre es immerhin möglich, dass die Zone des Actinocamaz 
plenus eine Aequivalentbildung der Zone des Ammonites Rotomagensis sei. Diese Annahme findet aber in 
den in England und Frankreich beobachteten Verhältnissen keine Stütze. 


Was zunächst das Vorkommen des Actinocamaz plenus im Grossen und Ganzen angeht, so ist das- 
selbe in England übereinstimmend mit demjenigen in Westfalen und in Belgien !), wie ein Profil lehrt, welches 
Caleb Evans?) 1570 veröffentlichte. Caleb Evans fand bei Gelegenheit eines Eisenbahnbaues südlich London, 
zwischen Croydon und Oxtead, den Actinocamaz plenus in einer Schichtenfolge, welche überdeckt wird von 
Schichten, die paläontologisch characterisirt durch Inoceramus mytiloides und unterteuft werden von Gesteinen 
mit Ammonites varians. — Ammonites Rotomagensis etc. wird von Caleb Evans nicht aufgeführt und fehlt 
deshalb vielleicht. 

In Frankreich wies Hebert3) bereits 1866 nach, dass die thonigen Kreideschichten, welche bei 
Neufchatel-en-Bray den Actinocamax plenus führen, von glaukonitischen Schichten mit Holaster subglobosus 
und Discoidea cylindrica, also von Rotomagensis-Schichten unterteuft und von Kreideschichten mit /noceramus 
labiatus (mytiloides) überdeckt werden, und bemerkt dabei, dass an manchen Lokalitäten jene unmittelbar von 
diesen überlagert werden, indem dann die Mergel mit Actinocamazx plenus fehlen. 


Dann constatirte Chellonneix *) die Gegenwart der thonigen Kreideschichten von Neufchatel-en-Bray 
am Strande von Blanc-Nez (Boulonnais). 


Als Hebert dann die Kreide der Südküste Englands mit der französischen Kreide verglich, und 
geleitet durch die Beobachtungen Whitaker’s auch an den Shakespeare-Klippen die mergeligen Schichten 
mit Actinocamax plenus wiederfand, fügte er seinem System der oberen Kreide die Zone des Actinocamaz 
plenus ein. Sie erhielt ihre Stelle über dem Cenoman, indem er sie als tiefstes Glied der Craie marneuse, 
d. ı. dem Turon, anschloss 5). 


Zuletzt hat Charles Barrois®) die Mergelzone mit Actinocamax plenus weiter verfolgt in den Departe- 
ments Marne, Ardennes, Aisne und Nord, und obwol er an manchen Lokalitäten ihres Auftretens das Fehlen 
der Rotomagensis-Zone constatirte, so konnte er doch an zwei weiteren Stellen die Zwischenlagerung der 
Zone des Actinocamax plenus zwischen den Rotomagensis- und den Labiatus-Schichten nachweisen. Er hat 
aber die Zone nicht als tiefstes Glied dem Turon, sondern dem Cenoman als jüngstes Glied zugefügt. 


Während die deutschen Verhältnisse, wie schon oben bemerkt wurde, keine Anhalten bieten, der 


t) Schlüter, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1874, p. 936. 

2) Caleb Evans, Geologists’ Association. On some sections of Chalk between Croydon and ÖOxtead, with observations on the 
classification of the Chalk. 1870. Printed for the geologists’ Association, by Geo. P. Bacon, Sussex advertiser office, Lewes, pag. 40. 

3) Hebert, Comptes rendus hebd. 25. Juni 1866. 

#) Chellonneix, Bull. soc. geol. France, 1872, tom. 29, pag. 431. 

Hebert, ibid. 1874, pag. 420. 

5) Hebert, Comparaison de la craie des cötes d’Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geol. France, 1374, pag. 417, 
pag. 420. 2 
6) Barrois, La Zone a Belemnites plenus. Etude sur le Cenomanien et le Turonien du Bassin de Paris. Ann. soc. geol. du 
Nord, 1875, pag. 46. 


al (99) 


Auffassung Barrois zu folgen !), dürfte nach dem Mitgetheilten räthlich sein, auch in Deutschland die Zone 
zunächst gesondert zu halten. 

Da am Harze im rothen Pläner mit Tnoceramus labiatus (mytiloides) sich als seltenes Vorkommen ein 
Exemplar des Actinocamax plenus gezeigt hat, so ist noch darauf hinzuweisen, dass möglicher Weise ein 
Theil dieses rothen Pläners der Zone des Actinocamaz plenus entspreche, oder aber, dass Actinocamazx plenus 
noch in die Zone des /noceramus labiatus aufsteige. 

Während in Westfalen die Zone äusserst arm an fossilen Resten ist, hat Barrois eine grössere Zahl 
in derselben aufgefunden. Es dürfte von Interesse sein, die wichtigeren hier namhaft zu machen: 


Corax peristodontus Ag. Ostrea lateralis Nills. 
Piychodus mammilaris Ag. en Lesuerü d’Orb. 
Ammonites Bladenensis Schlüt.? ID Naumanni Reuss. 
Belemnites plenus Blain. Serpula amphisbaena Goldf. 
Cerithium fasciatum Röm. Magas Geinitzi Schlönb. 
Janira quinquecosiata Sow. Terebratulina gracilis Schlot. 
Pecten curvatus Gein. 5 striata Schlot. 
Plicatula nodosa Duj. Gein. H rigida Sow. 
Spondylus striatus Goldf. Terebratula semiglobosa Sow. 
Ostrea semiplana. Sow. Rhynchonella Cuvieri d’Orb. 
5 vesicularis Lam. 


5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides. 
(Mytiloides-Pläner.) 


Diese Zone ist in ausgezeichneter Weise characterisirt durch das gewöhnlich massenhafte Vorkommen 
des Inoceramus labiatus (Inoc. mytiloides Mant. Inoe. problematicus Schlot. d’Orb) und in Folge dessen ohne 
Schwierigkeit in zahlreichen Kreideterritorien Deutschlands, Frankreichs und Englands nachgewiesen worden. 

In Westfalen ist die Zone fast ringsum im Ausgehenden des ganzen Kreidebeckens bekamnt. Z. B. 
bei Mülheim, Essen, Steele, Bochum, Langendreer, Dortmund, Hörde, südl. Unna, nördl. Büren und Wünnen- 
berg, Lichtenau, Iggenhausen, Schwanei, Bucke, Altenbeken, Stapellage, Graes, Wessum, Oeding. 

Im südlichen Westfalen ?) sind es hellgraue, rasch verwitternde Plänermergel, am Ostrande, im Teuto- 
burger Walde), daneben manchmal rothgefärbte feste Mergelkalke. Bisweilen bildet letzterer das Liegende 
des hellgrauen Mergels, z. B. zwischen Altenbeken und Schwanei, bisweilen trifft man beide auch in Wechsel- 
lagernng, z. B. zwischen Stapellage und Oerlinghausen. 

Im Norden des Harzes*®) sind es vorherrschend ziemlich feste fleischrothe mergelige Kalke, zum 
Theil von muscheligem Bruche. Aber auch dort werden sie manchmal in Wechsellagerung mit helleren 
fast weissen Zwischenschichten getroffen °), z. B. am Ringelberge bei Salzgitter. 


1) Während des Druckes geht mir die jüngste Abhandlung Hebert’s zu: Notes sur le Terrain Oretac du departement de 
l’Yonne (Bull. de la Societ6 des sciences de l’Yonne 1876), wo derselbe pag. 39 ebenfalls bemerkt: „Cependent j’ai trouve a Pont- 
Audemer le Belemnites plenus a la base de la craie & Inoceramus labiatus, mais dans cette craie et non point dans la craie ceno- 
mannienne; M. Bucaille ‚a constat le m&me fait ä& Rouen. Il ne saurais don accepter la position que M. Barrois a assignee A cette züne.* 

2) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. tom. XI, pag. 43. 

U. Schlönbach, N. Jahrb. für Mineral. 1869, pag. 810. 

3) Schlüter, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1866, pag. 61. 

#) v. Strombeck, ibid. tom. IX, 1857, pag. 416. 

5) U. Schlönbach, Galeriten-Schichten. Sitzungsber. d. Wiener Akad. 1868, pag. 6. 


(100) Sa 


Ebenso bei Lüneburg !). 


Die Fauna dieser Zone ist äusserst beschränkt, die wichtigsten Formen sind neben 


Ammonites nodosoides Schlot. und Discoidea infera Des. 

Jnoceramus labiatus Schlot. etwa: Discoidea ef. minima d’Orb. 

Rhynchonella Cuvieri d’Orb. Galerites subrotundus (am Harze, in Westfalen noch nicht gesehen) 
Terebratula semiglobosa Sow. Galerites Rotomagensis (sec. Schlönb.) 


(= Terebratula subrotunda Sow. bei Schlönb.) Salenia ef. granulata Forb. 
An Cephalopoden wurden in dieser Zone zunächst in Westfalen nur zwei Arten, diese aber nicht 


selten, gefunden: 
Ammonites nodosoides Schlot. 


Ammonites Lewesiensis Mant. 

Im rothen Pläner sind Cephalopoden äusserst selten und überhaupt nur fünf Exemplare (von schlechter 
Erhaltung) in den subhereynischen Schichten beobachtet worden: 

Ammonites peramplus Mnt. Ein halbes Gehäuse von 33 Mm. Durchmesser am Fleischerkamp bei 
Salzgitter ?). 

Ammonites sp.? Ein Windungsfragment, c. 30 Mm. lang und 10—11 Mm. hoch, mit nach vorn ge- 
krümmten Rippen und hohem Kiel (ob gezahnt?); aus der Verwandtschaft des Ammonites Bravaisianus und 
Ammonites Carolinus dX’Orb. Vom Gitterberge bei Gitter. 

Hamites sp.? 5 Mm. lang, 1,5 Mm. hoch mit 6 scharfen Rippen. Aus dem Bahneinschnitt an der 
Harlyburg bei Vienenburg. 

Actinocamaw plenus Blainv. 

Letzterer in der Bergakademie in Berlin; die übrigen in der Sammlung des Herrn Schlönbach. 


6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari. 


(Brongniarti-Pläner.) 


Bald sind es gelblich weisse diekgeschichtete milde Mergel (Unna) °), bald sind es dichtere, feste, ge- 
wöhnlich dünnschichtige Mergelkalke (Büren, Haaren) oder splittrige zellig angefressene Kalke (Neuenbeken) ?), 
bald der schreibenden Kreide ähnliche weisse Kalkmergel (Graes, Wessum)®). Aehnlich ist das Verhalten 
im Norden des Harzes. 

Bekanntlich sind in Norddeutschland in dieser Zone zwei Facies unterschieden worden, die eigentlichen 

Brongniarti-Schichten, und die 
Galeriten-Schichten®). 

Jene finden sich als breite Zone in den wenig geneigten Schichten am Südrande des westfälischen 
Beckens und als schmale Zone im Teutoburger Walde. Diese sind in Westfalen nur in der Nähe von Ahaus, 
insbesondere bei Graes bekannt. 


1) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. tom. XV, 1863, pag. 119. 

2) Vielleicht gehört ein Theil des dortigen rothen Pläners der nächst jüngeren Zone an. 

3) v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1859, pag. 48. 

‘) Schlüter, ibid. 1866, pag. 65. 

5) Ferd. Römer, ibid. 1854, pag. 208. 

6) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. tom. 9, 1857, pag. 416. 

U. Schlönbach, die norddeutschen Galeriten-Schichten und ihre Brachiopoden-Fauna. Sitzungsberichte der Wiener Akademie, 

7, 1868. 


BD 


tom. 


u (101) 


In der subhereynischen Kreide zeigt sich der Brongniarts-Pläner an allen Bergzügen, wo der Pläner 
entwickelt ist; so in der Umgebung von Salzgitter, am Heinberge, am Oder- und Harlyberge bei Vienenburg, 
am Petersberge bei Goslar etc. — Die Galeriten-Schichten vorzugsweise am Fleischerkamp bei Salzgitter, 
dann in einem nicht mehr in Betrieb stehenden Steinbruche zwischen Weddingen und Beuchte. 

An fossilen Resten, welche theilweise in grosser Individuenzahl vorkommen, sind zu nennen: 


Oystispongia bursa Quenst. Rhynchonella ventriplanata Schlönb. 
Galerites albogalerus oder subeonicus d’Orb. Terebratula subrotunda Sow. 
Echinocorys gibba Lam. ” Becksii Röm. 
Holaster planus Mant. Megerleia lima Defr. 

Miecraster breviporus Ag. Terebratulina defluxa Schlönb. 
Imoceramus Brongniarti Mant. ” chrysalis Defr. 


Rhynchonella Ouwvieri d’Orb. 
Ein Theil der genannten Arten ist nur aus den Galeriten-Schichten bekannt, dagegen haben sich von 
Cephalopoden nur wenige Spuren in denselben gezeigt. 
Die Cephalopoden des Brongniarti-Pläners sind: 
1. Ammonites Woollgari Mant. 


2» 5 Lewesiensis Mant. 

3. is Carolinus d’Orb. 

4. R Fleuriausianus d’Orb. 

5. 5; peramplus Mant. (selten). 


6. Germari Reuss? 
7. Scaphites Geinitzi d’Orb. (selten). 
8. Baculites cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. (selten). ® 
Von den genannten Arten trat Ammonites Lewesiensis bereits im älteren „Mytiloides-Mergel“ auf. 
Das Vorkommen des in Norddeutschland überhaupt seltenen Ammonites Germari ist ungenügender Erhaltung 
wegen zweifelhaft. Ammonites peramplus, der Scaphit und Baculit sind in diesem Niveau seltene Erschei- 
nungen, ihre Hauptlagerstätte bildet die nächst jüngere Zone. 


7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus. 
(Scaphiten-Pläner.) 


Die am meisten characteristische Gestalt dieser Zone, auf dieselbe beschränkt und innerhalb derselben 
in Schlesien, Sachsen, Hannover-Braunschweig und Westfalen häufig, ist Heteroceras Reussianum; daneben 
auch Spondylus spinosus weit verbreitet. 

Wir haben mehrere Entwicklungsarten dieser Zone zu unterscheiden. 


a. Typische Scaphiten-Schichten!). 
Die Gesteinsbeschaffenheit ist im Allgemeinen übereinstimmend mit derjenigen des Brongniarti-Pläners. 
Ausgezeichnete Lokalitäten finden sich im Teutoburger Walde, bei Oerlinghausen und Brackwede, 
südöstlich von Bielefeld. 


1) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1857, tom. 9, pag. 417. 
Schlüter, ibid. 1866, pag. 66. 


Palaeontographica, N F. IV. 4. (XXIV). 14 


(102) u 


Am Ringelberge, Fuchsberge und Windmühlenberge bei Salzgitter; Heiningen bei Börssum; Neu- 
Wallmoden; Langelsheim; Langenholzungen und Nienstadt bei Quedlinburg. 

Strehlen bei Dresden, Oppeln in Schlesien und Wollin !). 

In diesen Schichten finden wir: 


Micraster breviporus Ag. (häufig). Rhynchonella plicatilis Sow. sp. 
Infulaster excentricus Forb. (häufig). 55 Quvieri d’Orb. 
Echmocorys gibba Lam. Imoceramus undulatus Mant. Goldf. 
Holaster planus Mant. Spondylus spinosus Sow. 


Terebratula semiglobosa Sow. 
Von Oephalopoden sind gefunden: 
1. Ammonites peramplus Mant. (häufig). 


N en Neptuni Gein. 

BR ” cf. Goupilianus d’Orb. (selten). 
4 ri Germari Reuss (selten). 

zun: a Bladenensis Schlüt. 


6. Scaphites Geinitzi Orb. (häufig). 
1% ” auritus Schlüt. 
* 8. Orioceras elliptieum Mant. 
9. Helioceras spiniger Schlüt. (selten). 
10. “ Conradi Mort. (selten). 
*11. Heteroceras Reussianum d’Orb. (häufig). 
*12. Turrilites Saxonicus Schlüt. 
13. Baculites ef. Bohemicus Fr. & Schlönb. 
*14. Actinocamaz Strehlenensis Fr. & Schlönb. 

Sämmtliche mit einem * versehene Arten sind bislang nur aus dem Scaphiten-Pläner bekannt. 

Ammonites peramplus, Scaphites Geinitzi und Baculites efr. Bohemicus haben hier das Maximum ihrer 
Entwicklung, in der vorhergehenden und folgenden Zone nur als Seltenheit auftretend. Actinocamax Strehlen- 
ensis ist bisher nur in Sachsen und Böhmen gefunden. 

Im Teutoburger Walde ändert sich im weiteren Streichen nach Südosten der Charakter dieser Zone. 
Zunächst werden die Schichten versteinerungsarm bis versteinerungsleer, z. B. bei Kohlstädt. Dann tritt 
auch eine Veränderung in der Gesteinsbeschaffenheit ein. Schon bei Neuenbeken, östlich des Dorfes, bemerkt 
man vereinzelte Glaukonitkörner; etwas deutlicher an den Klippen von Hamborn, südlich von Paderborn. 
Nun ändert sich die Streichlinie der Zone gänzlich, indem sie in westöstlicher Richtung dem Südrande des 
westfälischen Kreidebeckens folgt. Hier stellt sie den seit langer Zeit bekannten 


b. Grünsand von Soest?) 


dar, der sich über Bödeken, Steinhaus, Anröchte, Soest, Werl, Unna gen Dortmund und Bochum erstreckt, 
von wo derselbe über Tage kaum noch anstehend bekannt sein dürfte ?), aber von all den zahlreichen Schächten, 


1) Hebert (Ge&olog. Magazin, Vol. VI, 1869, pag. 200; und Bull. soc. geol. France III. ser. tom. III, pag. 595) nennt irriger 
Weise Oppeln und Wollin als typische Lokalitäten für die Zone des Micraster cor testudinarium (Cuvieri-Pläner) in Deutschland. 
2) Ferd. Römer, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1854, tom. 6, pag. 159 ff. 
v. Strombeck, ibid. 1859, tom. 11, pag. 51. 
3) Der auf der Section Wesel der von Dechen’schen Karte nordöstlich und nordwestlich von Essen aufgetragene Grünsand 
gehört einem geognostisch jüngeren Niveau an. Es sind glaukonitische Lagen im Emscher-Mergel. 


a — (103) 


welche auf Kohlen abgeteuft wurden, getroffen ist. In der Umgebung von Soest ist dieser Grünsand seit 
vielen Jahrhunderten zu technischen Zwecken gebrochen worden, und hat insbesondere auch das Material 
zu den dortigen prächtigen Kirchen geliefert. 

Die Fauna dieses Grünsandes ist arm an Arten, diese aber treten stellenweise in grosser Häufigkeit 
der Individuen auf. Die wichtigsten Formen sind: 


Micraster sp.? Rhynchonella plicatilis Sow. 
Echinocorys ovata Lam. Spondylus spinosus Sow. 
Terebratula semiglobosa (sehr grosse Exemplare). Inoceramus annulatus Goldf. (selten). 


Cephalopoden sind in drei Arten vertreten: 

1. Nautilus cf. rugatus Fr. & Schlönb. 
2. Ammonites Austeni Shrp. 
3. Ammonites peramplus Mant. 

Der genannte Nautilus ist die häufigste Art; Ammonites Austeni in mehreren riesengrossen Exem- 
plaren gefunden; Ammonites peramplus dagegen nur in einem einzigen Exemplare und zwar in der obersten 
Bank, unmittelbar unter dem Cuvieri-Pläner. 

Da Nautilus cf. rugatus und Ammonites Austeni in Norddeutschland anderweitig nicht bekannt sind !), 
der Micraster zunächst in Westfalen, weder in hangenden noch in liegenden Schichten mit Sicherheit bekannt 
ist, und alle übrigen Formen, mit Ausnahme des Spondylus spinosus, der in Deutschland auf Scaphiten-Pläner 
beschränkt ist, durch mehrere Zonen des Turon steigen, so. wäre es immerhin möglich, dass unser Grünsand 
eine stärker entwickelte Schicht wäre, welche anderswo wegen geringer Mächtigkeit übersehen 2), oder durch 
versteinerungslose Schichten vertreten ist3). Weil jedoch dieser Grünsand, wie an vielen Lokalitäten deutlich 
zu beobachten ist, von Gesteinen des Cuvieri-Pläners überlagert und von Gesteinen des Brongniarti-Pläners 
unterlagert wird ®), so kann er bis heute nur als Vertreter des Scaphiten-Pläners angesprochen werden 5). 


ce. Grünsand der Timmeregge®). 


Nordwestlich von dem typischen Vorkommen des Scaphiten-Pläners in der Gegend von Bielefeld 
tritt zu beiden Seiten des Querthales von Borgholzhausen im Pläner des Teutoburger Waldes ein unreiner, 
oft conglomeratartiger Grünsand auf, der lange Zeit bekannt, ‚seit einem Menschenalter wiederholt Gegenstand 
der Untersuchung gewesen). Da derselbe unter sehr unklaren Lagerungsverhältnissen auftritt und eine 


t) Ein Exemplar des Ammonites Austeni hat sich noch im tiefsten Cuvieri-Pläner bei Salzgitter gezeigt. 
2) So würde man z. B. in der Gegend von Mülheim, Essen, Bochum wohl niemals dazu gelangt sein, eine Zone des Ammo- 
nıtes Rotomagensis, eine Zone des /noceramus Brongniarti und eine Zone des I/noceramus Cuvieri zu unterscheiden. 
3) Solche finden sich vielfach z. B. in dem schönen Durchschnitte bei Oerlinghausen im Liegenden des Scaphiten-Pläners, 
ebenso — wie bei Altenbeken — im liegenden des Brongniarti-Pläners. Aehnlich im Profile am Emskanale bei Rheine. 
#) Z. B. zwischen Büren und Steinhaus. 
5) Von Herrn v. Strombeck wurde l. c. dieser Grünsand irriger Weise als ein Aequivalent des Cuvieri-Pläners angesprochen. 
6) Die einzelnen Punkte, wo dieser Grünsand anstehend bekannt ist, sind auf der Section Bielefeld der v. Dechen’schen 
Karte zwischen Halle und Dissen und auf der Section Lübbeke bei Hilter eingetragen. 
7) Geinitz, das Quadersandsteingebirge in Deutschland 1849, pag. 17. 
F. Römer, die Kreidebildungen Westfalens. Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1855, tom. 6, pag. 99. 
H. v. Dechen, der Teutoburger Wald. Verhandl. d. naturh. Ver. d. preuss. Rheinlande u. Westfalens, 1856, pag. 331. 
H. Credner, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1864, tom. 16, pag. 556. 
C. Schlüter, Palaeontographica, 1868, pag. 298. 
U. Schlönbach, Beitrag zur Altersbestimmung des Grünsandes von Rothenfelde, unweit Osnabrück. N. Jahrb. für Mine- 
ralogie etc. 1869. 


14 * 


(104) DA 


eigenthümlich zusammengesetzte Fauna umschliesst, von denen manche Formen auf diese Lokalität beschränkt 
sind, so hat seine Altersbestimmung Schwierigkeiten veranlasst, und ist er sowohl dem Cenoman, wie dem 
Turon, als auch dem Senon zugewiesen worden. 

Nachdem ich bei Gelegenheit einer paläontologischen Arbeit, in der die Brachyuren dieses Grün- 
sandes beschrieben wurden, denselben für ein Aequivalent der Scaphiten-Schichten angesprochen habe, wurde 
die Altersbestimmung dieses Grünsandes der Gegenstand einer eingehenden Prüfung von Urban Schlönbach, 
dessen Resultat ebenfalls dahinging, dass der fragliche Grünsand synchronistisch mit dem Scaphiten-Pläner sei !). 


Die fossilen Reste des Grünsandes sind: 


Cidaris subvesiculosa Park. Rehynchonella Becksi Schlönb. 
»  sceptifera Mant. Megerleia lima Defr. 

Hemiaster Toucasanus d’Orb. Terebratulina rigida Sow. 

Alieraster cor testudinarium Gläf. m Carteri Dav. 

A breviporus Ag. Ostrea lateralis Nils. 

” cf. Michelini d’Orb. Spondylus spinosus Sow. 
Infulaster major Schlönb. ‚Janira quinquecostata Sow. 
Echimnocorys gibba Lam. Lima guestphalica Schlönb. 
Galerites sp. „ granulata Nilss. 
Rhynchonella Cuvieri d’Orb. Palaeocorystes laevis Schlüt. 

ni plicatilis Sow. Otodus appendiculatus Ag. 
Rs Ungeri Schlönb. Corax faleatus Ag. 


Von Cephalopoden hat sich keine Spur gezeigt. 


Der Grünsand der Timmeregge ist also als eine cephalopodenfreie, ungewöhnliche, sonst in Nord- 
deutschland nicht gekannte Facies des Scaphiten Pläners zu betrachten. ; 


8. Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis. 


(Cuvieri-Pläner.) 


Im südöstlichen Westfalen 2) nehmen die weissgrauen, mageren, dünngeschichteten Kalke des jüngsten 
Turon bei fast söhliger Lagerung in der Umgebung der Städte Paderborn, Geseke und Erwitte ein Areal 
von 4 bis 6 Quadratmeilen ein, eine breite Zone bildend. Diese verschmälert sich nordwärts nach Lippspringe 
und Schlangen zu, ebenso westlich von Soest ab gegen Werl und Unna. Während das Gestein noch weiter 
westlich im Ausgehenden glaukonitisch wird, wie bei Wambeln, Dortmund und Dorstfeld, bewahrt es in der 
Tiefe seinen früheren Character ?), wie zahlreiche Tiefbauschächte lehrten, z. B. der Zeche Friedrich Grillo 
bei Camen, Zeche Scharnhorst bei Kirchderne (N.-O. Dortmund), Zeche Fürst Hardenberg und Minister 
Stein, nördlich von Dortmund; Zeche Graf Schwerin bei Castrop, Zeche Victor beim Bahnhof Castrop, Zeche 
von der Heydt bei Herne (bei ec. 81 Lachter Teufe), König Ludwig, südlich Recklinghausen, Zeche Olerget 
bei Herne, Zeche Ewald bei Herten etc. 


1) Eine weitere Stütze findet diese Ansicht durch die Lagerungsverhältnisse in der nahegelegenen Pläner-Insel von Rothen- 
felde, woselbst unter wenig mächtigern unterem Cuvieri-Pläner ein Grünsand gewonnen wird, der sehr wahrscheinlich nur eine Fort- 
setzung des zwischen den gehobenen Schichten des Teutoburger Waldes hervortretenden Grünsandes ist. 

2) Schlüter, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1866, pag. 68. 

3) Bei einigen in der Nähe gelegenen Schächten hat sich auch in der Tiefe ein Theil des Cuvieri-Pläners glaukonitisch 
erwiesen, z. B. auf Zeche Scharnhorst und Minister Stein. 


oe (105) 


Ueberall, sowohl im Osten über Tage in den zahlreichen Steinbrüchen, wie im Westen in der durch 
die Steinkohlenschächte erschossenen Teufe sind es zwei fossile Formen, welche das Gestein erfüllen und 


die Zone characterisiren: 
Inoceramus Cuvieri Sow. Goldf.!) und 


Epiaster brevis Des. ?), 
neben welchen alles Uebrige als unwesentlich zurücktritt, obwol sich noch einige andere Inoceramen, Echi- 
niden, Spongien 3) und Cephalopoden zeigen. 

Die subhereynischen Kreidehügel zeigen auch den Cuvieri-Pläner übereinstimmend wie in Westfalen, 
doch bildet derselbe dort, z. B. im Salzgitterer Höhenzuge, am Harlyberge bei Vienenburg und am Peters- 
berge bei Goslar, in Folge steiler Schichtenstellung nur schmale Zonen. Auch glaukonitische Lagen sind 
hier vereinzelt gekannt, z. B. am Harlyberge !). 

Auch hier ist I/noceramus Cuvieri der herrschende Zweischaler, dagegen hat es den Anschein, dass 
der westfälische Epiaster brevis durch Micraster cor testudinarium ersetzt werde °). 

An Üephalopoden hat der norddeutsche Cuvieri-Pläner geliefert: 


1. Ammonites peramplus Mant. Nur als Seltenheit in den tieferen Lagen. 


2. 1 Austen! Shrp. Nur ein Exemplar in den tiefsten Lagen. 
3. 5 (ermari Reuss. Nur ein undeutliches Fragment. 

4. ® Hernensis Schlüt. ? 

D. » sp.? 

6. a tricarinatus d’Orb. 

7. Scaphites Geinitzi d’Orb. 

*8. Ancyloceras Paderbornense Schlüt. 

“o) " Cuvieri Schlüt. 


*10. Toxoceras Turoniense Schlüt. 

*11. Hamites sp.? 

*12. Helicoceras flexuosum Schlüt. 

13. n sp.? 

14. Baculites ef. Bohemicus Fr. & Schlönb. Sehr selten. 


* 


Von diesen haben sich die mit einem * versehenen Arten bisher nur im Cuvieri-Pläner gezeigt. 


 Ammonites tricarinatus hat sen Hauptlager in der nächstfolgenden jüngeren Zone. Von Ammonites Hernensis 
ist der ungünstigen Erhaltung wegen zweifelhaft, ob die Vorkommnisse des Cuvieri-Pläners und des Emscher- 
Mergels ident sind. Die übrigen Arten sind schon aus älteren Zonen bekannt. 


1) Wie die Art von Goldfuss paläontologisch und durch von Strombeck (Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1859, pag. 52, 
und 1863, pag. 124, geognostisch festgestellt und in dieser exacten Begrenzung von Allen, wenigstens von allen norddeutschen Geologen, 
anerkannt ist. Diese Bemerkung ist erforderlich gegenüber einer jüngst aufgetauchten Behauptung, es sei unsicher, was unter Jnoce- 
ramus Öuvieri zu verstehen sei. 

2) Vergl. Schlüter 1. c. 1866, pag. 69, und Schlüter, Fossile Echinodermen des nördlichen Deutschland. Verhandl. d. natur- 
histor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens 1869, pag. 18, tab. 2, fig. 2. 

3) Zahlreiche Spongien dieser Zone sind durch Ad. Römer, „die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges“ 1864 in 
der Palaeontographica beschrieben. 

4) Vergl. v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1857, pag. 417. 

5) Durch v. Strombeck sind ebenso wie von Ferd. Römer alle diese Formen nach dem Vorgange d’Orbigny’s noch unter der 
Bezeichnung Micraster cor anguinum zusammengefasst worden. 


(106) ne 


III. Emscher. 


9. Zone des Ammonites Margae und Inoceramus digitatus '). 


Parallel der Südgränze des westfälischen Kreidebeckens werden die hellen Steinmergelbänke des 
Cuvieri-Pläners von einer breiten Zone blaugrauer, lockerer Mergel ?) überdeckt, welche bald vorherrschend 
aus Thon bestehen, bald kalkhaltig sind, bald durch Aufnahme von Quarzkörnern sandig erscheinen und 
bald durch mehr oder minder häufig eingestreute Glaukonitkörner einen grünen Thonmergel oder grünsand- 
artigen Mergel?) darstellen. Wo der Thon vorherrscht, ist der Emscher-Mergel selten anstehend zu sehen, 
da er leicht der Verwitterung unterliegt. Da er ausserdem vielfach von diluvialen Bildungen verdeckt ist, 
so trifft man ihn im südwestlichen Westfalen gewöhnlich nur in vereinzelten Hügeln zu Tage anstehend, wie 
in den Hügeln bei Borbeck, Stoppenberg und Castrop. Unter diesen Umständen haben ihn vorzugsweise 
die zahlreichen auf Steinkohlen niedergebrachten Schächte und Bohrlöcher kennen gelehrt. So habe ich 
ihn z. B. bei folgenden bergbaulichen Anlagen gesehen: 

Zeche Alstaden zwischen Mülheim und Oberhausen, 
Zeche Deutscher Kaiser bei Hamborn, 

Zeche Osterfeld bei Oberhausen, 

Zeche Prosper bei Bottrop, 

Zeche Carl bei Altenessen, 

Zeche Neuessen bei Altenessen, 

Zeche Friedrich Ernestine bei Stoppenberg, 

Zeche Rheinelbe bei Gelsenkirchen, 

Zeche Alma östlich Gelsenkirchen, 

Zeche Pluto bei Gelsenkirchen, 

Neuer Schacht von Wilhelmine bei Schalke, 

Zeche Hugo bei Buer, 

Zeche Ewald bei Herten, 

Bohrloch Emscher-Lippe I beim Gute Löringhof bei Datteln, 
Bohrloch General Göben II östlich Recklinghausen, 
Bohrloch Kaiser Wilhelm bei Scherlebeck nordwestlich Recklinghausen, 
Zeche General Blumenthal bei Recklinghausen, 
Zeche König Ludwig bei Recklinghausen, 

Zeche Ulerget bei Herne, 

Zeche von der Heydt bei Herne, 

Zeche Vietor beim Bahnhofe Castrop, 

Zeche Graf Schwerin beim Dorfe Castrop, 


1) C. Schlüter, der Emscher Mergel. Vorläufige Notiz über ein zwischen Cuvieri-Pläner und Quadraten-Kreide lagerndes 
mächtiges Gebirgsglied. Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1874, pag. 775. 

2) Ueber diese grauen Mergel vergl. auch v. Strombeck Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1859, tom. 9, pag. 55, welcher 
irriger Weise meinte, der Grünsand mit Spondylus spinosus gehe unmittelbar in diesen Mergel über und beide zusammen für das Aequi- 
valent des subhereynischen Cuvieri-Pläners ansah. 

%) Diesen glaukonitischen Lagen im Emscher gehört der viel bestrittene dritte Grünsand von Markscheider Heinrich an. 


| 
I) 
I) 
ES! 
| 


(107) 


Zeche Hansemann bei Mengede, 

Zeche Minister Stein, nördlich Dortmund, 
Zeche Fürst Hardenberg, ebendort, 

Zeche Gustav Adolph bei Lünen, 

Zeche Gneisenau bei Altenderne, 

Zeche Scharnhorst bei Kirchderne, 

Zeche Friedrich Grillo bei Camen. 

Diese Anlagen haben die bedeutende Mächtigkeit des Emscher’s dargethan und erwiesen, dass 
dieselbe vom Ausgehenden des Beckens an gegen das Muldencentrum hin fortwährend zunimmt. So ergab 
sich auf Graf Schwerin eine Mächtigkeit von etwa 500 Fuss; im Bohrloch Kaiser Wilhelm von c. 1000 Fuss 
und im Bohrloche Emscher-Lippe I. c. 1577 Fuss. 

Nach diesen Ermittlungen ist der Emscher das mächtigste Glied der norddeutschen Kreide überhaupt, 
und übertrifft insbesondere die immer als so bedeutend angesehene gesammte Pläner-Ablagerung !). 

Im weiteren Fortstreichen keilt der Emscher sich nicht etwa aus, sondern ist nur deshalb im östlichen 
Westfalen weniger bekannt, weil hier die mächtige diluviale Decke nicht von Schächten oder Bohrlöchern 
durchsunken ist. Er ist bekannt (zum Theil feste Bänke umschliessend) zwischen Scharmede, Elsen und 
Parderborn; am Alme-Ufer und tritt auch aus dem Diluvium der Sennerhaide N. N. W. von Schlangen an 
einzelnen Punkten hervor 2). 

Was die Fauna des Emschers betrifft, so haben sich Spongien, abgesehen von einigen Kieselnadeln, 
. nicht gezeigt 3); von Anthozoen fand sich keine Spur; von Echinodermen fanden sich einige schlecht erhaltene, 
möglicher Weise zu Micraster cor anguwinum gehörende Stücke, ausserdem in den obersten Schichten Spuren 
von Bourguetocrinus und Asterias; Brachiopoden sind gänzlich unbekannt; die Lamellibranchen bieten 
mancherlei Formen als Ostrea, Cucellea, Leda, Lima etc., allen voran aber steht Inoceramus. Die Gattung 
Inoceramus erreicht hier, sowohl was Mamnichfaltigkeit der Formen, als Grösse *) der Schalen angeht, das 
Maximum ihrer Entwicklung. 


1) Wie bei der steilen Schichtenstellung im Teutoburger Walde, z. B. im Querthale von Oerlinghausen, und der subhercy- 
nischen Hügel, z. B. im Chaussee-Durchbruche des Flöteberges zwischen Liebenburg und Ostfresen, sich leicht ergibt. Hier haben die 
widersinnig unter 64° nach Osten fallenden Schichten folgende Mächtigkeit: 


TC uvieri-Blanersns N a ee een EJEI“ 
2 Scaphiten- lange ea ee a aRD17. 
SEBrononlarti-Blänene ne ee 8 
4. Rother Pliner . . EEE ER ae NO 
5. Weisser armer Rötomagensis Planer EV RE 2 6 
6. Grauer sandiger Rotomagensis-Pläner . . 11’ 
7. Varians-Pläner incl. unterste Rotomagensis- "Schichten 62° 
8=.ThonmitlBelemnteslultimusi Sn nee 9 
9. Flammenmergel . . . . SEES: 


2) Die bei Stukenbrock hervortretende Insel festen een gehört Hedoch nicht dieser Zone, sondern dem Cuvieri-Pläner an. 

3) Wenn nicht etwa ein undeutliches Fossil zu Achilleum rugosum Reuss. (Verstein. Böhm. Kr. tab. 20, fig. 4), Amorphospongia 
rugosa Ad. Röm. (Spongit. pag. 56) gehört. Nach Urban Schlönbach (Norddeutsche Galeriten-Schichten, pag. 7) findet sich dasselbe 
am Ringelberge bei Salzgitter in den obersten Schichten des Cuvieri-Pläners, die immer mergeliger werden, und schliesslich in einen 
Mergelthon übergehen, welcher zwischen Haverlah und Kleine Elbe zur Ziegelfabrikation benutzt wird und bereits das tiefste Niveau 
der Quadraten-Kreide repräsentirt. — Adolph Römer nennt die Spongie auch von Ilsenburg. — In Böhmen findet sich dieselbe z. B. 
zwischen Laun und Mallnitz in einem Mergel mit Ostrea sulcata. 

4) Ich habe auf der Halde der Zeche Gneisenau bei Kirchderne Bruchstücke concentrisch gerippter Inoceramen gesehen, 
welche auf eine Grösse der Schale von 3 Fuss hinweisen; zwischen je zwei Rippen konnte man eine ganze Faust legen. 


(108) oe 


Abgesehen von einigen wahrscheinlich neuen Arten, lassen sich die prägnantesten Formen an folgende 


Namen anknüpfen: 
Inoceramus digitatus Sow., 1'/, Fuss gross; daneben auch 


undulato-plicatus Ferd. Röm. 
ef. eardissoides Gold., bis 13 Zoll gross, 
imvolutus d’Orb. 

Daneben findet sich in den tieferen Schichten noch der aus der früheren Zone bekannte Inoceramus 
Ouvieri Goldf. Ausserdem hat sich in den oberen Schichten eine Form gezeigt, welche mit Inoceramus Cripsi 
Mant. verwandt, vielleicht ident ist. 

Steinkerne von Gasteropoden haben sich wiederholt gefunden. Bei weitem wichtiger sind die 
Cephalopoden, welche neben den Inoceramen dem Emscher-Mergel den eigenthümlichen Character aufprägen. 


Es fanden sich: 1. Ammonites Margae Schlüt. 
2. Texanus F. Röm. 
D* Mr Emscheris Schlüt. 
4 ° Hernensis Schlüt. 
5 = tricarinatus d’Orb. 
6. Be Mengedensis Schlüt. 
De en Westphalicus Stroub. 
8. 2 tridorsatus Schlüt. 
9. ” Stoppenbergensis Schlüt. 
10. % Alstadenensis Schlüt. 
11. BE sp. 
12. s cf. placenta Mort. !) 


13. Scaphites sp.? 
14. Hamites cf. angustus Dix. 


De sp.? 

16. Turrilites tridens Schlüt. 
1Wte = plicatus d’Orb. 
18. RN varians Schlüt. 
19. 5 undosus Schlüt. 
20. Baculites brevieosta Schlüt. 
21. ineurvatus Du). 


22. Nautilus leiotropis Schlüt. 

25. Nautilus cf. Neubergieus Rodt. 

24. Actinoeamaz Westphalicus Schlüt. 2) 
25. ee verus Mill. 


1) Die Art ist noch nicht besprochen worden, da ich sie erst vor wenigen Tagen auf Zeche Osterfeld auffand. Das Exem- 
plar endet bei e. 7 Zoll Durchmesser noch mit einer Kammerwand. Der verwandte Ammonites d’Orbignyanus unterscheidet sich durch 
engeren Nabel und gezahnte Bauchkanten. Ammonites bidorsatus scheint die gleichen Zahlenverhältnisse und übereinstimmende Nabel- 
weite darzubieten, aber dessen innere Knotenreihe liegt entfernter vom Nabel und er besitzt ausserdem noch eine zweite Knotenreihe 
in der Nähe der Bauchkanten. Dem Aeusseren nach scheint Ammonites placenta Mort. (Syn. org. rem. Unit. States pag. 36, tab. II, 
fig. 1) übereinzustimmen, aber dessen Loben sind nach der Abbildung in Dana’s Man. of Geol. pag. 476 tiefer, während sie am vor- 
liegenden Stücke, wie bei Ammonites syrtolis (vergl. tab. 15, fig. 5) gebaut zu sein scheinen. 

2) In Uebereinstimmung mit allen früheren Autoren ist Actinocamax auch in dieser Schrift als Masc. gebraucht worden. 


ag (109) 


Von den genannten Arten kommt Ammonites Hernensis vielleicht schon im Cuvieri-Pläner vor; 
von Ammonites tridorsatus fand sich ein Exemplar in den obersten Bänken des Cuvieri-Pläners. Baculites 
ineurvatus steigt wahrscheinlich in die folgende Zone hinauf, ebenso Nautilus cf. Neubergieus und Actino- 
camaz verus. 

Wenngleich von den zahlreichen prägnanten Ammoneen des westfälischen Emschers sich noch keine 
Art in den subhereynischen Kreideterritorien gezeigt hat, so dürfte dennoch dieses Niveau dort vertreten 
sein. Insbesondere gilt dies zunächst von der Umgebung von Goslar und Ocker!). Hier wird im Paradies- 
erunde am Fusse des Petersberges ein lockerer grauer kalkiger Mergel gewonnen, welcher in saigerer 
Schichtenstellung sich an die ebenfalls steil aufgerichteten Cuvieri-Schichten anlehnt. Diese Mergel sind dem 
westfälischen Emscher sehr ähnlich. Sie sind in einer Mächtigkeit von etwa 100 Fuss aufgeschlossen und 
enthalten in der oberen Partie sandige glaukonitische Lagen, welche auch in jenem, wie oben bemerkt wurde, 
bekannt sind. Die Mergel sind äusserst arm an fossilen Resten; ein nicht näher bestimmbarer Micraster, 
Bruchstücke einer kleinen Auster und Spuren eines Inoceramus ist alles, was sich bislang gezeigt. 

Dieser Mergel war bereits den älteren Geognosten wohl bekannt. Bergrath von Unger sagt schon, 
dass er in dortiger Gegend überall die harte Kreide oder den Pläner überlagere2) und sehr häufig in 
Mergelgruben aufgeschlossen sei, da man sich dieses Gestemes zum Mergeln der Felder bediene. So könne 
man ihn auch ohnfern der Schröder’schen Oelmühle beobachten, auch trete er jenseits des Sudmerberges 
wieder auf, dessen Liegendes er bilde, wie an der Ost- und Westseite zu sehen sei. 

Das obige Profil im Paradiesgrunde ist weiterhin in der Richtung des Hangenden auf eine Ent- 
fernung von beiläufig 200 Schritte verdeckt, bis der Eisenbahneinschnitt am Fusse des Petersberges wieder 
einen Einblick in den Schichtenbau gestattet. Hier sind flachfallende 3) glaukonitische, gelblich graue 
mergelige Sandsteine aufgeschlossen. Es werden dies dieselben Schichten sein, welche an der gegenüber- 
liegenden Thalseite das Sudmerberger-Conglomerat unterteufen und seit langer Zeit als reiche Fundstätte 
fossiler Spongien bekannt sind ®). 

In dem Bahneinschnitte sind durch Ad. Römer folgende Versteinerungen beobachtet worden, deren 
Bestimmung zum Theil einer erneuten Prüfung bedarf’): 


1) G. Schuster, geognostische Beschreibung der Gegend von Goslar, zwischen der Innerste und der Radau. Jahrbuch für 
Mineralogie etc. 1835, pag. 465. 

v. Unger, Beitrag zu einer geognostischen Beschreibung der Gegend um Goslar. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins 
des Harzes für die Jahre 184“/,, pag. 12. : 

Ad. Römer, die Quadraten-Kreide des Sudmerberges bei Goslar. Palaeontographica, tom. 13, 1864—66, pag. 193. 

v. Groddeck, Abriss der Geognosie des Harzes. Mit besonderer Berücksichtigung des nordwestlichen Theiles. Clausthal 1871, 
pag. 142. 

Brauns, Ueber den Sudmerberg bei Ocker. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereins für die Provinz Sachsen 
und Thüringen in Halle. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften von Giebel, 1875, pag. 509. 

2) Wenn v. Strombeck (Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1857, pag. 417) von dem subhereynischen Quvieri-Pläner sagt: 
„Nach oben walten die Mergel vor. Zu oberst allein milde, graue thonige Mergel von massiger Schichtung“, so sind darunter wahr- 
scheinlich die in Rede stehenden Mergel zu verstehen. Desgl. bei U. Schlönbach, Profil durch den Harlyberg. (Norddeutsche Galeriten- 
Schichten, 1. ce. 1868, pag. 14 etc.) Desgl. die Mergel im Hangenden der festen Cuvieri-Schichten am Ringelberge, ibid. pag. 7. 

3) v. Groddeck, 1. c. pag. 142. 

*) Ad. Römer ]. c. freilich hält sie für verschieden, weil angeblich noch keine Mollusken in letzteren gefunden seien. 

5) Die Angabe des Vorkommens von Belemnitella quadrata ist ohne Zweifel irrig; Alles was ich von jener Lokalität an Be- 
lemniten gesehen habe, gehört zu Aectinocamax Westphalicus. — Die als Scaphites binodosus aufgeführte Art spricht Brauns (Zeitschr. 
für die gesammten Naturwissenschaften 1875, pag. 342, tab. 8, fig. 4 u. 5, sowie Ad. Römer, Palaeontogr. tom. 13, tab. 22, fig. 9) als 
neue Species an, wozu er auch Schlüter Cephal. tab. 23, fig. 23, eitirt, und benennt sie mit der bereits vergebenen Bezeichnung Sca- 
phites Römeri Brauns. 


Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 15 


(110) 00 


Cribrospongia seripta, Pecten quadricostatus, 
Pleurostoma_ stellatum, Lima Hoperi, 
Eudea crassa, Spondylus striatus, 

» intumescens, Inoceramus Cuvieri, 
Plocoscyphia muricata, ip digitatus, 
‚Siphonocoelia imbricata, e involutus !), 
Siphonia punctata, er lobatus, 
Oculispongia maeropora, ” cancellatus (cardissoides ), 
Stellispongia impressa, Cardium decussatum, 
Enaulofungia tesselata, ‚Scaphites binodosus, 

3 Siliqua, Nautilus laevigatus (simplex), 
Spatangus cor anguinum, Belemnitella quadrata, 
Galerites elongatus, Pollicipes glaber, 

Peltastes acanthodes, Vermetus ampullaceus. 


Terrebratula carnea, 

Unter diesen Resten weiset, wie schon die Lagerungsverhältnisse darthun, das Vorkommen von 
Imoceramus Cuvieri, der im eigentlichen Senon nicht mehr bekannt ist, auf die Nähe der Zone des Quvieri- 
Pläners hin. Besonders bezeichnend ist aber das gemeinsame Vorkommen jener eigenthümlichen Gruppe 
von Inoceramen, deren Rippen von einer Mittellinie aus fiederständig zu den beiden Seitenrändern der Schale 
ausstrahlen (Inoceramus digitatus) mit Actinocamax Westphalicus (wie anstatt Belemnitella quadrata zu lesen ist). 


Wie der nicht seltene Galerites elongatus, so ist auch die Mehrzahl der zahlreichen Spongien nur aus 
diesen Mergeln des Harzrandes bekannt. Der westfälische Emscher-Mergel ist demnach zwischen Goslar 
und Ocker als Spongien-Facies entwickelt. Dass diese Spongienbänke aber nicht dem gesammten Emscher 
Westfalens entsprechen, sondern nur einer höheren Abtheilung desselben, wird dadurch wahrscheinlich, dass, 
wie oben erwähnt, zwischen ihnen und dem ächten Cuvieri-Pläner noch wenigstens 100 Fuss mächtige ver- 


steimerungslose Mergel liegen, sowie dadurch, dass Ad. Römer aus ihnen noch — die Richtigkeit der Be- 
stimmung vorausgesetzt — Pecten quadricostatus, Inoceramus lobatus und Cardium decussatum aufführt, Formen, 


welche sich im Emscher-Mergel Westfalens noch nicht gezeigt haben, sondern dort erst in jüngeren Schichten 
auftreten. Insbesondere sind die beiden erstgenannten auf die nächstfolgende Zone des Inoceramus Lingua 
beschränkt, so dass durch dieselben, wofern ihr Vorkommen sich bestätigt, die Nähe dieser Zone bereits 
angezeigt wird. 

Eine noch offene Frage ist es, ob das eigentliche Sudmerberggestein: ein Kalkconglomerat, dem 
Quarz, Gelbeisenstein, Glaukonit ete. beigemengt sind, welches die Spongienbänke überlagernd, in dicken, 
horizontalen oder schwach geneigten Schichten die oberen ?/; des Berges zusammensetzt, noch dem Emscher 
oder wie wahrscheinlicher bereits der nächst folgenden Zone angehöre. Schon Bergrath v. Unger bemerkte 
l. c., dass in beiden nicht dieselben fossilen Reste gefunden würden. Auch Herr v. Groddeck scheint die- 
selbe Ansicht gewonnen zu haben. Wir verdanken ihm das neuste Verzeichniss 2) der Versteinerungen des 
Sudmerberger Conglomerates: 

Ausser vielen nicht namentlich aufgeführten Bryozoen: 


Pentacrinus nodulosus, Terebratula semiglobosa (?) 
Cidaris clavigera, Rhynchonella ala, 
Holaster granulosus, 5 pisum, 


!) sec. Brauns, Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften 1875, pag. 510. 
2) v. Groddeck, Abriss der Geognosie des Harzes, Clausthal 1871, pag. 143. 


le > a1) 


Biradiolites hercinius, ‚Janira quadrieostata, 
Ostrea flabelliformis, Inoceramus Cripsi, 
Exogyra auricularis, Belemnitella quadrata (?). 


Herr v. Unger nennt ausserdem noch einige andere Formen, als: 

Pecten multicostatus, Mieraster cor testudinarium (?) 
» Fuujasi, Oidaris sceptifera. 
Crania Parisiensis, 

Das Vorkommen verschiedener Cephalopoden macht es wahrscheinlich, dass auch in Böhmen das 
Niveau des Emschers vertreten sei. Dasselbe würde im (Grebiete der „Priesener-Schichten“ und wohl 
auch der „COhlomecker-Schichten“ zu suchen sein. Die ersteren hält Urban Schlönbach für synchronistisch 
mit dem norddeutschen Cuvieri-Pläner, die letzteren sollen den unteren Quadraten-Schichten entspechen. 
Aus jenen nennen Fritsch & Schlönbach !) von uns schon bekannten Formen: 

Ammonites subtricarinatus d’Orb. 


5 Texanus Röm. 
5 dentatocarinatus Röm. 
re dOrbignyanus Gein. 


aus diesen: 
Ammonites subtricarinatus d’Orb. 


55 d’Orbignyanus Gein. 
Baculites incurvatus Duj. 
und aus beiden einen noch nicht mit Sicherheit bestimmten Belemniten (der möglicher Weise zu Actinoeamaz 
Westphalicus gehört). 

In Schlesien weiset Dames ?) die Thone mit Ammonites tricarinatus d’Orb., welche den Kieslingswalder- 
Sandstein unterteufen, in das Niveau des Emscher-Mergels. 

In der Kreide der Alpen werden gewisse Schichten der Gosau-Formation, welche den Hippuriten- 
und Orbituliten-Schichten aufruhen und von Inoceramen-Mergeln mit Inoceramus Cripsi überdeckt werden >), 
aus denen Redtenbacher einen so überraschenden Reichthum an Cephalopoden kennen gelehrt hat!), dem 
Emscher-Mergel entsprechen. Wir finden hier theils identische, theils vicariirende Formen; neben Ammonites 
margae Gehäuse aus der Verwandschaft des Ammonites tricarinatus und Ammonites Westphalicus, des Ammo- 
nites Texanus, des Ammonites Alstadenensis etc. 

Mancherlei Anzeichen, wie das Vorkommen so characteristischer Fossile, wie des Inoceramus digitatus ?), 
Imoceramus involutus, Ammonites Texanus ®), Ammonites tricarinatus '), liessen vermuthen, dass das Niveau auch 
im nordöstlichen Frankreich, am Fusse der Pyrenäen und im südlichen England vorhanden sei. 


1) Fritsch und Schlönbach, Cephalopoden der Böhmischen Kreide. 
2) Verhandl. des naturhistor. Ver. d. preuss. Rheinlande und Westfalens, Jahrg. 31, 1874, pag. 97. 
3) Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen. Mit 27 Taf. Wien 1864—66, pag. 93 fi. 
Urban Schlönbach, die Schichtenfolge der Gosauformation bei Grünbach. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 
1867, pag. 335. 
4) Anton Redtenbacher, die Cephalopodenfauna der Gosauschichten in den nordöstlichen Alpen. Mit 9 Taf. Wien 1873. 
5) Decocq, Sur les Inocerames de la craie du Nord. Assocition frangaise pour l’avancement des sciences. Congres de Lille 
1874, pag. 366 ff. 
Decoq, Les Inoceramus de la craie de Lezennes. Soc. geol. du Nord. 1874, pag. 82. 
6) Barrois, Soc. geol. du Nord, 1874, pag. 54. 
7) Distribution des especes dans les terrains eretaces de Loir-et-Cher, par M. l’abbe Bourgeois. Bull. soc. geol. France, 
tom. 19, 1862, pag. 652, pag. 662. 
15= 


(112) ee 


Eine dieses für das nördliche Frankreich bestätigende briefliche Mittheilung verdanke ich Herrn 
Barrois. Derselbe schreibt über die Kreide von Lezennes: 

„Die Kreide von Lezennes umfasst drei Niveaus. Das tiefste ist der Scaphiten-Pläner, dann 
folgt der Cuvieri-Pläner und den Schluss bildet der Emscher-Mergel. Der letztere, welcher mit meiner 
Zone des Micraster cor angwinum correspondirt (die nur den unteren Theil der gleichnamigen Zone Hebert’s 
umfasst) lieferte: 

Ammonites Texanus, 
2“ tricarinatus, 
Belemnites verus, 
‚Inoceramus involutus (sehr häufig), 
n digitatus. 
Auch bei Lenz (Pas-de-Calais) fand sich in der Zone des Mieraster cor anguinum gleichfalls Ammonites Texanus.* 

Im südlichen Frankreich fanden sich bei Dieu-le-Fit (Dröme) !) nach Urban Schlönbach 2) in Schichten, 
welche mit der Kreide von Villedieu (Kreide mit Epiaster brevis) in nächster Beziehung stehen und die in 
Coquand’s Etage coniacien gestellt werden 3), neben Ceratites Robini Thioll. vier Exemplare von Ammonites 
Texanus. 

Aus der gleichen Etage nennt Schlönbach auch den Ammonites Petrocoriensis Coqg. von Gourd de 
lArche!),. Man wird also auch in dieser Etage vielleicht ein Aequivalent des Emschers finden, während 
Coquand’s nächst jüngere Etage santonien den norddeutschen Schichten mit Inoceramus lingua, Exogyra laci- 
niata und Janira quadricostata der Hauptsache nach entsprechen dürfte. — Zu bemerken ist noch, dass 
Coquand selbst den Ammonites Petrocoriensis aus der Etage campanien, welche ziemlich genau mit den nord- 
deutschen Mucronaten-Schichten zusamenfällt, nennt. — Aus der Etage Coniacien nennt Coquand selbst nur 
den Ammonites Nouleti d’Orb.(?)>). 

Aehnlich wie im Dröme-Departement ist das Vorkommen der bereits von d’Orbigny aus dem Aude- 
Departement genannten Ammoneen, von wo er den Ammonites tricarinatus von Sougraigne, Turrilites plicatus 
und Turrilites acutieostatus von Souladge aufführt. Nach d’Archiaec ®) lagern hier auf den Schichten mit 
Exogyra columba die Rudistenbänke mit Zhippurites cornu vaccinum, über diese folgen’) Echiniden-Mergel; 
d’Archiaec nennt z, B. Miceraster brevis Ag., Micraster gibbus Goldf., Micraster Matheroni d’Orb. (welche wohl 
kaum verschieden sind), ferner Micraster cor testudinarium Goldf., Holaster integer Ag. und Echinocorys vulgaris 
Breyn. Den Schluss bilden die Marnes bleues, welche ausserordentlich reich an fossilen Resten sind. Die 
genannten Ammoneen selbst, nebst mehreren noch unbeschriebenen Arten gehören den jüngeren die Rudisten- 
Bänke überlagernden Kreideschichten an. Aus diesen nennt d’Archiac auch den sehr bemerkenswerthen 
Inoceramus digitatus Sow. 

Barrois fand zufolge brieflicher Mittheilung dann den Emscher auch in England wieder und konnte 
ihn weithin verfolgen. Folgende Lokalitäten hält er für typisch: Berlinggap (Sussex), Leckford (Hampshire) 


t) Lory, Note sur les terrains cretaces de la vallee de Dieu-le-Fit. Bull. soe. geol. France, tom. 14, 1857, pag. 47. 

2) Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt 1868, pag. 293. 

3) Hebert stellt die Kreide von Dieu-le-Fit in seine Zone des Micraster cor anguinum. 

4) Von Arnaud (Note sur la craie de la Dordogne, Bull. soc. geol. France, tom. 19, 1862, pag. 465, pag. 488) werden die 
Vorkommnisse von Gourd-de-l’Arche nicht getrennt, sondern gemeinsam den Etages coniacien und santonien zugewiesen. 

5) Coquand, Bull. soc. geol. France, 1859, pag. 973. 

6) d’Archiac, Les Corbieres, M&m. soc. g&ol. France, 1859. 

7) Vergl. auch (Reynes, Etudes sur le synchronisme de terrain eretacee du Sud-Est de la France, pag. 97). 


a (113) 


Signal de Beer (Devonshire), Ballard hole (Purbeck), Burnham-overy (Norfolk), Flamborough head (Yorkshire). 
Nähere Nachrichten sind in Bälde zu erwarten. 

Ueber die aussereuropäischen Kreideterritorien ist zu bemerken, dass sich /noceramus digitatus an der 
Ostküste Asiens, auf der Insel Saghalin in ausserordentlicher Häufigkeit gefunden hat). 

Auch die Kreide Ostindiens hat eine ähnliche Form geliefert, den /noceramus diversus Stol.2) und 
daneben den Ammonites triearinatus d’Orb. 3). 

Aus der Kreide Südafrika’s schliessen sich manche Formen an die des Emscher an. So lässt sich 
der fussgrosse Ammonites Stangeri Baily t) als eine knotenreiche Varietät des Ammonites tricarinatus auffassen. 

Fasst man die Lagerungsverhältnisse ins Auge), so ergibt sich, dass die vertikale Verbreitung der 
Arten, wenn man diese als vikariirende auffasst, eine ähnliche ist, wie in Europa. In den tieferen Schichten 
liest Ammonites Stangeri mit seinen Verwandten, in den obersten Bänken dagegen Ammonites Gardeni Baily. 


Aehnliche Beziehungen dürften auch die Lamellibranchen und Gasteropoden darbieten. 


Vielleicht gehört auch der von Hausmann als Kreide-Ammonit beschriebene Ammonites spinosissimus ®) 
hierher, der vom Missionar Hesse nebst anderen Petrefacten im östlichen Theile der Capcolonie am Sondag- 
River gesammelt ward. 

Aus der Kreide von Texas kennen wir den Jnoceramus undulato-plicatus Ferd. Römer’), der 
dem Jnoceramus digitatus Sow. nahe steht und vielleicht damit ident ist. Jedenfalls liegt dieselbe Form auch 
im deutschen Emscher. — Zu den von Ferd. Römer beschriebenen Ammoniten kommen noch zwei von ihm 
übergangene, auf Emscher hinweisende Formen. Das eine ist ein Fragment, welches jener Gruppe von 
Formen angehört, deren Aussenseite drei Kiele trägt, wie Ammonites tricarinatus, Ammonites Westphalicus, 
Ammonites tridorsatus. Das andere Gehäuse ist vielleicht nicht von Ammonites Stoppenbergensis verschieden, 
steht ihm jedenfalls sehr nahe. 

Auch in den westlichen Territorien der Vereinigten Staaten $) und in Californien ®) finden wir einzelne 
Anklänge an bekannte Formen, so den Ammonites placenta Mort., Ammonites vespertinus Mort., Ammonites 
Tehamaensis Gabb. — 

Nach den gegebenen Andeutungen wird es wahrscheinlich, dass der Emscher nicht etwa nur eine 
lokale Entwicklung, sondern ein allgemein verbreitetes Glied der Kreide sei. 


Ist die Stellung, welche den Cephalopoden-Schichten der Gosauformation angewiesen wurde, richtig, 
und ist die Gosauformation, diese als ein zusammenhängendes Ganze betrachtet, ohne Lücke entwickelt, so 


1) Fr. Schmidt, Ueber die Kreide der Insel Saghalin. Mem. de l’Acad. des sciences de la St. Petersbourg. 7. Ser. tom. 19. 
Nr. 3. 
2) Stoliczka, Palaeontolog. Indica. The Pelecypoda, pag. 407, tab. 27, fig. 6. 


3) Stoliezka, Fossil Cephalopoda of Southern India, pag. 54. 

4) Baily, Description of some cretaceous Fossils from South Africa. Quat. Journ. of the geolog. Society, vol. XI, 1855, 
pag. 454, tab. 11—13. 

5) Griesbach, On the Geology of Natal in South Africa. ibid. tom. 27, 1871, pag. 53, tab. 2, 2. 

6) Göttinger Gelehrten-Anzeiger 1837, pag. 1458. Das hier beschriebene Original scheint verloren zu sein, wenigstens findet 
es sich im paläontologischen Museum in Göttingen nicht mehr vor. 

Nach der Darstellung von Stow (Quat. Journ. geol. Soc. tom. 27, pag. 497) scheinen jedoch die von Hausmann erwähnten 
Vorkommnisse nicht cretaceisch, sondern jurassisch zu sein. 

7) Ferd. Römer, die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse. Bonn 1852, tab. 7, fig. 1. 

8) Hayden’s Report United States Geological Survey, tom. VI, Washington 1874. Und hieraus in: Leo Lesquereux, Contri- 
butions to the fossil Flora of the Western Territories. Part. I. Cretaceous Flora, pag. 14. 

9) Geological Survey of California. Palaeontology, Vol. II, 1869, pag. 132. 


I... 


(114) a 


ist der Hiatus, den Hebert!) in der Kreide des nördlichen Frankreich, England, und Deutschland annimmt, 
indem er für die Hippuriten-Kalke der Alpen und des südlichen Europa — insbesondere der Schichten mit 
Hippurites cornuvaccinum — (die er unter die Craie ü Holaster planus, d. i. Scaphiten-Pläner, einreiht 2) im 
Norden keine Vertretung kennt, nicht vorhanden. 

Es würden die Aequivalent-Bildungen der Hippuriten-Kalke ım nördlichen Europa im oberen Pläner, 
d. h. in den Cuvieri- und Scaphiten-Schichten zu suchen sein. Dieser Auffassung wiederstreiten die aus 
dem südlichen Europa bekannt gewordenen Verhältnisse nicht. Im südlichen Frankreich werden die Hippu- 
riten-Schichten, namentlich die Kalke mit Radiolites cornu pastoris (welche die Kalke mit Hippurites cornu 
vaccinum unterteufen) nach unten hin von Schichten begrenzt, welche theils durch Ostrea columba, var. gigas, 
Ammonites Rochebrunni Cog. und Ammonites Requienianus d’Orb., theils (meist in noch tieferen Lagen) durch 
Inoceramus labiatus, Ammonites nodosoides, Periaster Vernewli, Hemiaster Leymeriei etc. (also — Brongniarti- 
und Mpytiloides-Pläner) characterisirt sind. 

Wenn die, wie es scheint, in dem kleinen Gebirge der Corbieren festgestellte Thatsache, allgemeine 
Gültigkeit hat, dass die Rudisten-Kreide von der Zone des Micraster cor testudinarium überdeckt wird, so 
würde jene genau den norddeutschen Scaphiten-Schichten entsprechen. 

Es wäre vom grössten Interesse zu wissen, welche Öephalopoden die Hippuriten-Schichten der Gosau- 
formation beherbergen, und ist es deshalb sehr zu beklagen, dass es Redtenbacher nicht vergönnt war, die 
Ammoniten, welche der Mairgraben am Dalsener Abfall des Lattengebirges und die berühmten Marmorbrüche 
am Fusse des Unterberges bei Salzburg lieferten, mit in den Kreis seiner Untersuchung zu ziehen. Möchte 
es ihm bald gelingen, diese Lücke auszufüllen! 


IV. Unter-Senon. 


Schichten mit inoceramus Lingua?) und Exogyra laciniata'). 


(S. g. Untere Quadraten-Schichten, Etage Santonien Coq.) 


Wie man in Frankreich zunächst petrographisch und dann auch paläontologisch die Craie marneuse 
und Craie blanche unterschied, jene Turonien, diese Senonien nannte, so wurden auch in Deutschland schon 


1) Hebert, Classification du terrain Cretace superieure. Bull. soc. geol. France, III. ser. tom. III. 1876, pag. 595. 

2) So Bull. soc. geol. 1. c. In dem später versandten Separat-Abdrucke dieser Abhandlung ändert Hebert diese Stellung der 
Hippuriten-Schichten und reiht sie nun zwischen die Craie & Mieraster cor testudinarium (Cuvieri-Pläner) und Craie a Holaster planus 
(Scaphiten-Pläner) ein. 

2) + Inoceramus lobatus, 4 Inoceramus cancellatus. 

*) In Böhmen soll diese Muschel in angeblich erheblich älteren Schichten, nämlich den Iser-Schiehten, vorkommen. 

Urban Schlönbach äussert sich in der Abhandlung: „Die Brachiopoden der böhmischen Kreide“ (Jahrb. der k. k. geolog. 
Reichsanstalt 1868, 18. Band, 1. Heft, unter dem 3. März, pag. 147) über die Iser-Schichten so: „In Betreff der Einreihung der Iser- 
Sandsteine der Prager Geologen, die ich nicht selbst aus eigener Anschauung kennen gelernt, und aus denen ich im Prager Museum 
keine zu einer sicheren Altersbestimmung genügende Petrefactenvorräthe gesehen habe, bin ich — offen gestanden — in einiger Ver- 
legenheit, wo dieselben am richtigsten einzuordnen sein mögen . . .“ j 

Nachdem Schlönbach dann das Iser-Gebiet besucht hatte, theilte er die Kreideschichten desselben in folgende Glieder von 
oben nach unten (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, Ber. vom 11. Juli 1868, pag. 255.) 

Oberquader von Chlomek und Gross-Skal, 

Schieferige, leicht zerfallende Bakuliten-Mergel, 

Plastische Thone mit Ostrea sulcata. 

Iser-Sandsteine mit ihren verschiedenen Unterabtheilungen, 


og (115) 


früh die eintönigen Plänerbildungen von den so ausserordentlich mannigfaltig entwickelten jüngeren Kreide- 
gebilden unterschieden, von denen jene sich an der Zusammensetzung der norddeutschen Höhenzüge bethei- 
ligen, während diese nur die Kreidemulden auszufüllen pflegen. In diesen äusseren, von paläontologischen 
Gründen unterstützten Umständen, ist es begründet, dass man (fast ausnahmslos) bei Annahme der Bezeich- 
nungen Turon und Senon, diese den deutschen Verhältnissen anpasste und die Grenze zwischen beiden ver- 
schob. Während im Sinne der französischen Geologen noch die beiden jüngsten Glieder des Pläners, der 
Scaphiten-Pläner und der Cuvieri-Pläner zum Senonien fallen, wird in Deutschland das Turon erst mit 
dem Cuvieri-Pläner abgeschlossen und der Rest der jüngeren Gebilde, abgesehen von dem erst jüngst aus- 
geschiedenen Emscher, zum Senon gezogen. 


Diese senonen Kreidebildungen eröffnen im westlichen Westfalen sowohl, wie im östlichen Theile 
der grossen, im Norden des Harzes gelegenen Kreidemulde sandige Ablagerungen von erheblicher 
Mächtigkeit. 

Am genausten durchforscht und in ihre einzelnen Glieder zerlegt sind die letzteren. Das Fundament 
zu der noch heute geltenden Auffassung der verwickelten Verhältnisse des Quedlinburger Beckens und seiner 
Gliederung, welche ihren letzten Ausdruck in der geognostischen Karte der Provinz Sachsen von Ewald 


(Section Halberstadt) gefunden hat, wurde nach manchen vorangegangenen Arbeiten durch Beyrich 
gelegt. 


Den Schlüssel zum Verständnisse birgt die Umgegend von Blankenburg. In seiner ersten Arbeit 
nahm Beyrich !) an, dass nicht allein der Quadersandstein des Heidelberges und die südlich von ihm be- 
kannten Sandmergel innerhalb der Zone der Aufrichtungen des Harzrandes fielen, überkippt seien und 
Glieder einer liegenden Mulde bildeten, in Folge dessen die Sandınergel den am Nordrande der Mulde be- 
kannten „Salzbergmergel“ als Gegenflügel entsprächen, sondern dass auch die weiter zwischen Blankenburg 
und Heimburg entwickelten Sandmergel den am Nordrande bei Langenstein hervortretenden „Salzbergge- 
steinen“ als Südflügel angehörten. Diese Auffassung hat Beyrich in seiner zweiten, dasselbe Kreidebecken 
behandelnden Arbeit fallen lassen: „der Quadersandstein (nördlich von Blankenburg) wird von den Mergeln 


und bemerkt: „Da nun die Thone mit Ostrea sulcata, welche hier nächst der Gränze des Unterquaders gegen die jüngeren Schichten 
entschieden die schärfste Begrenzung nach unten hin aufzuweisen haben und meistens die Plateaux auf dem Isersandstein einnehmen, 
ziemlich sicher dem Complex der Hundorfer- oder Teplitzer-Schichten des Scaphites Geimitzii zugerechnet werden müssen, so würde sich 
aus obigem in Betreff der Frage nach dem Alter der Iser-Sandsteine als sehr wahrscheinlich das Resultat ergeben, dass dieselben älter 
sind als die Hundorfer Scaphiten-Schichten und wahrscheinlich der oberen Abtheilung des Pläner-Bausandsteins, dem Exogyren-Sand- 
stein und Grünsandstein der Gegend im Norden der Eger, d. h. also der Zone des /noceramus Brongniarti entsprechen.“ 


Wenn man nun erwägt, dass die hauptsächlichsten aus den Iser-Schichten aufgeführten Arten folgende sind: 


Callianassa antiqua, j Panopaea gurgitis, 
Serpula Jiliformis, Exogyra lateralis, 
Lima canahfera, sn columba. 
Pecten quadricostatus, Ostrea sulcata, 
Pholadomya caudata, Cassidulus lapiscaneri, 


Trigonia cf. limbata, 
d. h. Formen, welche in Norddeutschland, mit Ausnahme zweier Austern, nicht in turonen, sondern nur in senonen Schichten bekannt 
sind, so kann man sich eines Zweifels gegen die Richtigkeit dieser Altersbestimmung nicht erwähren, und muss es bedauern, dass der 
Autor diese Beziehungen zu den ihm wohlbekannten norddeutschen Verhältnissen nicht mehr mit in den Kreis der Erörterung hat 
ziehen können. 


1) Beyrich, Ueber die Zusammensetzung und Lagerung der Kreideformation in der Gegend zwischen Halberstadt, Blanken- 
burg und Quedlinburg. Mit geogn. Karte. Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. tom. I, 1849, pag. 329. 


(116) ae 


bedeckt und nicht in Folge einer Ueberstürzung unterteuft, wie ich früher annehmen zn müssen glaubte“ !), 
und demgemäss auch seine Karte abgeändert. 

In Folge dieser Auffassung, welche von Ewald, wie seine Karte lehrt, im Wesentlichen adoptirt ist, 
tritt das bemerkenswerthe Verhalten ein, dass von den beiden Sandmergeln, welche das Liegende und das 
Hangende des senonen Quaders bilden, bald der untere (die Salzberg-Gesteine), bald der obere (die Heimburg- 
Gesteine) unmittelbar dem Pläner aufruhen. Es liegen zur Zeit keine Beobachtungen vor, welche dieser 
Anschauung widersprächen. 

Dagegen lässt sich der Satz Beyrich’s?): „Das System der Kreidemergel, welchem die festen und 
sandigen, hier und da conglomeratischen Gesteinsbänke des Sudmerberges, nur als eine an den Harzrand ge- 
bundene untergeordnete und innig mit ihm verbundene Einlagerung zuzurechnen sind (welche auf der Ewald- 
schen Karte in dem Complex der Ilsenburger-Mergel Ausdruck gefunden haben) und die in ihrer Gesammtheit 
als den senonen Quaderbildungen auflagernd, nicht aber sie ersetzend, angesehen werden müssen,“ — in dieser 
Fassung gegenwärtig nicht mehr festhalten. Ist doch bereits oben ein Theil dieser Mergel als zum Emscher gehörig 
ausgeschieden worden, und wird ein anderer Theil derselben weiter unten verschiedenen jüngeren Gliedern zufallen. 

Fasst man zunächst die Glieder der sandigen Ablagerungen näher ins Auge, so kann man sich nur 
der Klage Naumann’s anschliessen, dass es Beyrich nicht gefallen habe, die unterschiedenen Niveaus auch 
nach ihrem paläontologischen Inhalte zu characterisiren, — ebensowenig wie später Ewald. Ist es unter 
diesen Umständen misslich, einen Versuch eintreten zu wollen, Parallelen zwischen diesen subhereynischen 
und den westfälischen Ablagerungen zu ziehen, so ist es gleichwol statthaft, darauf hinzuweisen, dass in 
gleicher Weise wie Ewald auf seiner Karte in den senonen Sandablagerungen des Quedlinburger Beckens 
drei Glieder: 


[SS 


. Obere kalkige Gesteine im subhercynischen Senon-Quader (Heimburger-Gestein), 

2. Subhereynischer Senon-@uader, 

1. Untere kalkige Gesteine im subhereynischen Senon-Quader (Salzberg-Gestein), 
unterschieden hat, sich auch in Westfalen der Lagerungsfolge nach drei petrographisch verschiedene Glieder 


darbieten: 
3. die Sandkalke von Dülmen, 


2. die Quarzgesteine von Haltern in der Hohen Mark und Haard, 
1. die Sandmergel von Recklinghausen. 
Die Gesammtheit dieser Schichten wird der Etage Santonien Coquand’s entsprechen und wahrschein- 
lich einen Theil der nächst jüngeren Etage Campanien, welche grösstentheils mit den Mucronaten-Schichten 


zusammenfallen dürfte, umfassen. — Aus der Etage Santonien nennt Coquand z. B. 
Ammonites polyopsis Du. Baculites incurvatus Du). 
3 Coniaciensis d’Orb. Janira quadricostata Sow. 
Santoniensis d’Orb. Pecten Dujardini Röm. 
" Örbignyanus d’Arch. Trigonia limbata d’Orb. 3). 


Mn Bourgeoisi d’Orb. 


1) Beyrich, Bemerkungen zu einer geognostischen Karte des nördlichen Harzrandes von Langelsheim bis Blankenburg. Mit 
geogn. Karte. ibid. tom. III, 1851, pag. 368, pag. 572. 

Vergl. auch Ewald, die Lagerung der oberen Kreidebildungen am Nordrande des Harzes. Monatsberichte der Königl. Aka- 
demie der Wissenschaften zu Berlin, 1862, pag. 674. 

2) Beyrich, l. c. 1851, pag. 572. 

3) Coquand, Bull. soc. geol. France, 1859, pag. 977. 

Zu bemerken ist noch, dass Coquand bei der ersten Aufstellung dieser Etagen aus der Etage Santonien keine Cephalopoden 


| 
[SS] 
[SE 
=I 
| 


(117) 


10. Sandmergel von Recklinghausen mit Marsupites ornatus. 


Betritt man aus der Niederung des Emscher-Flusses nach Norden vorschreitend die Hügel von 
Recklinghausen, welche sich bis zum Fusse der Haard erstrecken, so findet man dieselben aus einem schmutzig 
gelben sandigen Mergel mit grünen Eisensilikatkörnern, in welchem flachgedrückte Nieren eines sandig-kalkigen 
Gesteins einzelne feste Bänke bilden, zusammengesetzt !), während das vorliegende breite Emscher-Thal durch 
die grauen thonigen Mergel der Zone des Ammonites margae — meist unter diluvialer Decke — ausgefüllt 
ist. Dass in der That eine Ueberlagerung der gelblichen Sandmergel über die grauen Thonmergel statthabe 
und nicht etwa eine Anlagerung dieser an jene, beweisen die in der Umgebung von Recklinghausen nieder- 
gebrachten Bohrlöcher, welche unter dem Sandmergel den Thonmergel fanden. 

Die Mächtigkeit der Recklinghauser Mergel beträgt mindestens 150 Fuss 2). 

Auf ihren organischen Inhalt sind diese Mergel noch sehr wenig ausgebeutet. Es werden angegeben: 


Ostrea sulcata Blum. Micraster cor anguinum, 
Pecten virgatus Nills. Holaster sp.? Ausserdem findet sich 
Bourguetierinus elliptieus Mill. Marsupites ornatus Mill. 


Letzteres Fossil ist das wichtigste, da es in Westfalen nur aus dieser Zone bekannt ist. Dr. von 
der Marck hat es auch zwischen Lünen und Cappenberg im Sudholze auf Struckmann’s Colonat gefunden >). 
Sonst ist es aus Westfalen nur vom Lippe-Ufer aus der Gegend von Dorsten bekannt. 

Im übrigen Deutschland kennt man Marsupites aus der Umgebung von Blankenburg, von Salzgitter, 
von Hannover und von Lüneburg. 

Was zunächst die Quedlinburger Mulde betrifft, so ist Marsupites in dem Revier zwischen Blanken- 
burg, Heimburg und dem Regenstein an vier Lokalitäten gefunden. Aus den Mergeln des Salzberges selbst 
ist er noch nicht aufgeführt worden; von Strombeck nennt ihn aber häufig am Papenberge vorkommend, 
dessen Gestein er den Salzberg-Mergeln zurechnet*). Man könnte hierin eine Uebereinstimmung mit dem 
Vorkommen in Westfalen sehen, allein Ewald zieht das Papenberger-Gestein nicht zu dem den senonen 
Quader unterteufenden, sondern überdeckenden Schichten: zum Heimburger-Gestein. 

Ein weiter schon von Ad. Römer (und nach ihm von Geinitz und Bronn) angegebenes Vorkommen 
von Marsupites am Plattenberge, N.-W. von Blankenburg, ist von v. Strombeck 1. c. angezweifelt, aber 
durch eine kürzliche Mittheilung von A. Schlönbach bestätigt worden. Derselbe schreibt mir, dass Marsu- 
piütes am Plattenberge gar nicht selten sei. Der Fundpunkt liege am Fusswege zwischen Blankenburg und 
dem Regenstein; das Gestein sei ein ziemlich feinkörniger hellgelber Sandstein, welcher auf dem Anger liege, 
auf welchem auch die bekannten gefritteten, aber mehr grobkörnigen, gelblich braunen Sandsteine sich finden. 

Herr A. Schlönbach theilt weiter mit, dass Marsupites noch mehr südlich sich in ähnlichen Gesteins- 
stücken finde, nämlich auf dem Felde an der Strasse von Blankenburg nach Kloster Michaelstein und zuletzt 
noch bei Heimburg, südöstlich neben dem Orte, am Wege zum Pfeiffenkruge. 


namhaft macht, dagegen aus der tage Coniacien: Ammonites polyopsis und Ammonites Bourgeoisi nannte. (Coquand, Position de Ostrea 
columba et biauriculata dans le groupe de la craie inferieure. Bull. soc. geol. France, tom. 14, 1857, pag. 745, pag. 748. 

1) Ferd. Römer, 1. c. 1854, pag. 177. 

2) Die tiefsten Punkte im Recklinghauser-Mergel haben (in der Bahnlinie nach Haltern) 195 Fuss Seehöhe; im Rom-Berge 
aber erheben sich dieselben bis zu 345 Fuss Höhe. Vergl. v. Dechen, Erläuterungen zur geognost. Karte der Rheinprovinz und West- 
falens, I. Bd. 

3) Vielleicht ist dies die Lokalität, deren Ferd. Römer, 1854, l. c. pag. 196 gedenkt. Dagegen scheint es nach der Dar- 
stellung pag. 232, wo er dieselbe Fundstelle nochmals erwähnt, dass hier die jüngsten Thonmergel des Emschers den Marsupitus omatus 
geliefert haben. 

#) v. Strombeck, Zeitschrift d. deutsch. geolog. Ges., 1863, pag. 133. 


Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 16 


(118) og 


Sämmtliche genannte Lokalitäten wurden anfänglich von Beyrich den liegenden Schichten des Quaders, 
später von ihm und Ewald den Schichten im Hangenden des Quaders zugerechnet. Ist diese Auffassung 
der Lagerungsverhältnisse zutreffend, so ist die vertikale Verbreitung von Marsupites nicht so beschränkt, 
als es nach den seitherigen Erfunden in Westfalen den Anschein hat. 

Bei Salzgitter scheint das Vorkommen ein dem in Westfalen bekannten entsprechendes zu. sein. 
Nach Urban Schlönbach !) werden am Ringeiberge die festen Bänke des Cuvieri-Pläners nach oben von 
mergeligen Schichten begrenzt (also ähnlich wie bei Goslar und am Harlyberge), welche ihrerseits von 
Thonen überdeckt werden, welche Marsupites Milleri, Belemnites Merceyi und Belemnites verus führen und von 
U. Schlönbach, als das tiefste Niveau der Quadraten-Kreide (Zone des Micraster cor angwinum bei Hebert) 
angesprochen werden. 


Aus der Umgebung Hannover’s ist Marsupites am längsten gekannt vom Gehrdener Berge bei 
Gehrden. Nach v. Strombeck ?2) findet er sich daselbst in einem sandigen Gesteine, welches nach der Dar- 
stellung H. Credner’s?) der jüngsten dortigen Schichtenfolge angehören möchte, da die tiefsten, dem Gault 
aufruhenden „senonen Gesteine“ grobkörnige, zum Theil conglomeratartige gelblich graue Mergelsandsteine 
darstellen, denen Lagen eines hellgrauen, zum Theil schiefrigen Kalkmergels folgen, welchen nach der 
oberen Grenze zu graue sandige Kalkmergel eingelagert sind. Die beiden verschiedenen Niveaus, welche 
das Ober-Senon nicht erreichen, sind rücksichtlich ihrer organischen Einschlüsse bisher nicht geschieden 
worden, können also zur Zeit paläontologisch noch nicht characterisirt werden, obwol verschiedene Andeu- 
tungen dafür bereits vorliegen. 

Zuletzt hat sich Marsupites in den Thongruben an der Fösse zwischen Limmer und Linden, in der 
Niederung N.-W. vom Lindener Berge bei Hannover, und zwar nach Angabe v. Strombeck’s ziemlich häufig 
gefunden. Weder von älteren noch von jüngeren Kreide-Schichten ist hier etwas bekannt, also aus der 
Lagerungsfolge kein Schluss über das Alter der dortigen grauen thonigen Mergel möglich. 

Das nördlichste Vorkommen von Marsupites ist dasjenige von Lüneburg *), paläontologisch zugleich 
das interessanteste, da es vollständige Kelche in erheblicher Anzahl geliefert hat. Das genaue Lager ist 
hier noch nicht festgestellt worden, wir erfahren durch v. Strombeck nur, dass er in der Quadraten-Kreide 
vorkomme. Der obere Pläner ist bei Lüneburg nicht deutlich offengedeckt und jedenfalls, wenn vorhanden, 
nur von geringer Mächtigkeit. Die Angabe v. Strombeck’s, dass in dem östlichen Theile des Rathsbruches 
die Belemnitellen immer seltener werden in je tiefere Schichten man gelangt und hier bereits Inoceramus 
Ouvieri auftrete, weckt die Meinung, da auch Inoceramus imwolutus vorhanden ist, es könne bei Lüneburg 
auch das Emscher-Nieveau vertreten sein. Der echte Actinocamax quadratus wird sich in dieser Tiefe nicht 
finden. Wo die Verhältnisse klar gestellt sind, hat sich Inoceramus Cuwvieri noch nicht mit Actinocamaw 
quadratus zusammen gezeigt, d. h. jener gehört einem tieferen, dieser einem höheren Niveau an. Wo in 
tieferem, bislang zur Quadraten-Kreide gestellten Niveau sich die Belemniten seltener zeigen, gehören dieselben 
nach meiner bisherigen Erfahrung nicht mehr zu Actinocamax quadratus, sondern einer anderen Art an. 
Sehr wohl könnte also das Lager des Marsupites bei Lüneburg mit dem in Westfalen festgestellten das 
Gleiche sein. 


1) Urban Schlönbach, Norddeutsche Galeriten-Schichten 1. c. pag. 8. 

2) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1863, pag. 133. 

3) H. Credner, Geognostische Karte der Umgegend von Hannover, 1865. Erläuterungen, pag. 17. 
4) v. Strombeck, 1863, l. c. pag. 132. 


EL (119) 


Diese Anschauung findet eine Stütze in einer Angabe Urban Schlönbach’s )), der von Lüneburg Schichten 
mit Belemnites Merceyi und Micraster cor anguwinum nennt, welche er nicht in die Zone der Belemnitella qua- 
drata, sondern in die tiefere Hebert'sche Zone des Mieraster cor anguinum einreiht, welche typisch bei 
Dieppe, Amiens, Laon, Gravesend und Ramsgate entwickelt ist. 

Ueber das Vorkommen von Marsupites in Polen und Volhynien, welches Pusch erwähnt, ist nichts 
Näheres bekannt. 


In Frankreich kennt man Marsupites von Dieppe und wird ausserdem durch d’Orbigny von Meudon, 
durch d’Archiac von Biaritz genannt. Die Zweifel, welche sich an die beiden letzten Angaben anknüpfen, 
sind noch beseitigt. Freilich bemerkt Hebert?), dass er Marsupites niemals in höherem Niveau gefunden 
haben, als den Micraster cor anguimum, aber es scheint, dass sich diese Angabe nur auf England bezieht. 


Ueber das Vorkommen von Marsupites in England, wo derselbe seit langer Zeit aus dem Upper 
Chalk von Lewes, Brighton, Dane’s Dike, Basingstoke, Northfleet etc. bekannt ist, verdanken wir Barrois ge- 
nauere Angaben. 

Barrois 3) unterscheidet in der weissen Kreide des südlichen England drei verschiedene Horizonte. 
Der untere zerfällt in zwei Zonen: 

1. Zone von Stapelfort mit Mieraster breviporus, Holaster planus, Scaphites Geinitzi, = Scaphiten- 
Pläner; 
2. Zone von Stockbridge mit Micraster cor testudinarium, Holaster placenta, = Cuvieri-Pläner; 
der mittlere Horizont umfasst ebenfalls zwei Zonen: 
1. Zone von Beachy-Head mit Micraster cor anguinum, Behinoconus conieus, 
2. Zone von Brighton mit Marsupites, Belemnitella vera, Bel. Merceyi*). 

Da Barrois, wie oben erwähnt, seine Zone des Micraster cor angınnum für synchronistisch mit dem 
norddeutschen Emscher ansieht, so ist das Bett des Marsupites in England das Gleiche wie in Westfalen 
und man könnte versucht sein, in der „Zone von Brighton“ das Aequivalent der Recklinghauser-Mergel zu 
sehen und das Niveau derselben allgemein als Marsupiten-Zone zu bezeichnen, allein die Grenze nach oben 
hin ist noch nicht hinreichend festgestellt. Bewährt sich die gegenwärtig geltende Auffassung der Lagerungs- 
verhältnisse in der Gegend von Blankenburg, so würde eine Marsupiten-Zone nicht allein das tiefste Glied 
des senonen Quaders: in Westfalen den Recklinghauser Sandmergel und am Harze den Salzbergmergel, 
sondern alle drei Glieder desselben umfassen. 


Von der Fauna des Salzberges, dessen Reichthum an fossilen Resten Quedlinburg seit langer Zeit 
Ruf verschafft hat, hat Brauns°) so eben eine Zusammenstellung gegeben. 


1!) Urban Schlönbach, Table of the Upper Cretaceous Strata. The geological Magazin, Vol. 6, 1869, pag. 306. 

2) Hebert, Comparaison de la Craie de cötes d’Angleterre avec celle de France. Bull. soc. geolog. France, 1874. 

3) Charles Barrois, Ondulations de la Craie dans le sud de l’Angleterre. Annales de la Societe geol. du Nord, tom. II, 
1875, pag. 59. 

Ch. Barrois, La Craie de l’ile de Wight. Ann. sciences geol. tom. VI, 10, art. 3, pag. 26. 

4) Während des Druckes geht mir die neueste Arbeit Hebert’s zu: Ondulations de la craie dans le Nord de la France. 
(Annales des sciences geologiques 1876, tom. VII, Nr. 2), in welcher derselbe seine Zone des Micraster cor anguinum ebenfalls in eine 
untere und obere Zone zerlegt und als characteristisch für die obere Zone das häufige Vorkommen von Marsupites Miller! und M. 
ornatus betont. 

5) Brauns, Die senonen Mergel des Salzberges bei Quedlinburg und ihre organischen Einschlüsse. Zeitschr. für die gesammt. 
Naturwiss. 1875, pag. 325. 

16 * 


ee 


(120) 


Callianassa antiqua Otto 
Belemnttella quadrata d’Orb. 
Nautilus laevigatus W’Orb. 


Ammonites syrtalis Mort 


240 


Unter den zahlreichen von Brauns aufgeführten Arten, finden sich: 


Crassatella arcaceı Röm 
Modiola Ligeriensis d’Orb. 
„ radiata Münst. 


Pinna dilwiana Schlot 


„ triearmatus d’Orb. Inoceramus eardissoides Goldf. 
” elypealis Schlüt. „ Cripsi Mnt 
Scaphites Römeri Brauns. » involutus Sow. 


Anisoceras armatum Sow. 
Baculites incurvatus Duj 
Turritella sexlineata Röm. 
Pholadomya caudata Röm 
(= Corbula aequwalvis Goldf.) 
Pholadomya_elliptica Goldf. 
(= Phol. nodulifera Mnst. 
— Phol. albina Reiche.) 
Pholadomya decussata Mant. 
Goniomya designata Goldf 
Cardium pustwosum Goldf. 
tubuliferum Goldf. 


R productum Sow. 


„ 


Trigonia alata Schlot. 
Pectunculus lens Nils. 
Cuculaea Matheroniana d’Orb. 
Lima canalifera Goldf. 
Limatula semisulesta Nils. 
Vola quadricosta Sow. 
Pecten septemplicatus Nils. 

».  seetus Goldf. 

„  virgatus Nils. 
Ostrea diluviana Linne 

E sulcata Blumenb. 
Exogyra lacmiata Nils. 


Bourguetierinus elliptieus Mill. 


Von Cephalopoden wurden aus dem Salzberg-Mergel beschrieben: 
Ammonites syrtalis Mort. 
5 elypealis Schlüt. 

Baculites incurvatus Duj. 

Ausserdem hat Brauns in grauen, tieferen Schichten zwei Bruchstücke von 
Ammonites tricarinatus d’Orb. 

gefunden, und eine neue Scaphiten-Art unter der schon vergebenen Bezeichnung 
Scaphites Römeri Brauns 

aufgestellt. Ausserdem nennt Brauns noch den sonst nur aus älterer Kreide bekannten 
Anisoceras armatum Sow. und 
Belemnitella quadrata, 

worunter wahrscheinlich, indem er der älteren Auffassung folgt, eine andere Art zu verstehen ist. 

Die beiden erstgenannten Arten wurden in Deutschland bisher nur am Salzberge beobachtet. Bacu- 
lites incwvatus ist auch im Emscher Westfalens gefunden, und Ammonites tricarinatus hat seine Hauptlager- 
stätte, wie es scheint, im Emscher. 

Vielleicht wird es bei näherer Nachforschung gelingen, auch im Recklinghauser-Mergel Cephalo- 
poden aufzufinden. 


11. Quarzige Gesteine von Haltern mit Pecten muricatus. 


Hat man von Recklinghausen in nördlicher Richtung die Recklinghauser-Mergel überschritten, so erhebt 
sich die, die Haard!) genannte Hügelgruppe, deren in losem Quarzsand eingebettete, lagenweise geordnete 


1) Ferd. Römer, l. c. 1854, pag. 215. 


a (121) 


Knollen von Quarzfels und einzelne Bänke eines rauhen Sandsteines, sowie plattenförmige Stücke eines 
braunen Eisensandsteines den eben genannten Mergel überdecken !), so dass diese Mergel zwischen dem die 
Niederung ausfüllenden Emscher und der höher sich erhebenden Haard eine Terasse, ein Vorland bilden. 


In seiner Zusammensetzung geognostisch nicht von der Haard verschieden und orographisch nur 
durch das schmale Lippethal getrennt, erhebt sich am nördlichen Ufer dieses Flusses die Hohe Mark 2). 
Zwischen beiden die Stadt Haltern. 


Die Mächtigkeit dieser Zone beträgt schon in der Haard 200 Fuss®). Schon Ferd. Römer hat an 
- fossilen Resten aus der Haard und Hohen Mark namhaft gemacht: 


Credneria sp. Pholadomya caudata Ad. Röm. 
Pecten quadricostatus Sow. Chama costata Ad. Röm. 

» murticatus Goldf. Terebratula alata Lam. 
Pinna quadrangularis Goldf. Turritella sexlineata Ad. Röm. 
Inoceramus cancellatus Goldf. Callianassa antiqua Ott. 


Trigonia aliformis Park. 


Hierzu kommen noch eine Anzahl anderer Arten, als: 


Inoceramus Cripsi Mant. Cardiaster jugatus Schlüt. 
Lima canalifera Gldf. Pygurus rostratus Ad. Röm. 
Catopygus ef. obtusus Des. etc. 
: Unter diesen überragen durch Häufigkeit des Vorkommens alles Andere: Pecten muricatus, Peeten 


quadricostatus, Pinna quadrangularis. Man kann zuweilen Knauern aufheben, in denen ein Dutzend Exemplare 
von Pecten muricatus stecken. Leider ist dieses ausgezeichnete Fossil nur von lokaler Bedeutung, da es nur 
n Westfalen bekannt ist, und selbst am Harze noch nicht gefunden wurde. 


Zu einem paläontologischen Vergleiche dieser Schichten mit dem subhercynischen senonen Quader 
bietet die Literatur wenige schwache Anhaltspunkte. Wir erfahren nur durch Beyrich #), dass Versteine- 
rungen in demselben nur sparsam und an wenigen Punkten vorkommen. Am bekanntesten seien die grossen 
(durch Zenker 5) und Stiehler 6) beschriebenen) Credneria-Blätter aus den grossen Steinbrüchen an der Nord- 
seite des Heidelberges. Uebereinstimmend hiermit sind auch in Westfalen die Crednerien den Quarzgesteinen 
von Haltern eigenthümlich ?). 


1) Diese Lagerungsfolge ist durch H. v. Dechen schon vor mehr als 50 Jahren festgestellt worden. Vergl. Geognost. Be- 
merkungen über den nördl. Abfall des Niederrhein.-Westfäl. Gebirges von H. v. Dechen, in „das Gebirge in Rheinland-Westphalen* von 
J. Nöggerath, II. Bd., pag. 149, Anmerk. 

2) Ferd. Römer, l. c. 1854, pag. 221. 

3) Die Horizontale der Bahn von Recklinghausen nach Haltern hat auf dem Uebergange über die Chaussee, also in der 
Nähe der Grenze unserer Zone 197 Fuss Seehöhe; etwas weiter, schon innerhalb unserer Zone, erreicht sie am Abhange der Haard 
die grösste Höhe, nämlich 205 Fuss. Die Haard aber erhebt sich im Warenberge 413 Fuss (und die Hohe Mark im Brandenberge zu 
465 Fuss). Vergl. v. Dechen, Erläuter. zur geognost. Karte der Rheinprovinz und Westfalens. 

4) Beyrich, 1. c. 1849, pag. 300. 

5) Zenker, Beiträge zur Naturgeschichte der Urwelt. Jena 1833. 

6) A. W. Stiehler, Beiträge zur Kenntniss der vorweltlichen Flora des Kreidegebirges im Harze. Palaeontographica, tom. V, 
1855 —58, pag. 44, tab. 9—15. 

7) Jedoch scheint es, dass sie vereinzelt auch noch in der nächstfolgenden Zone auftreten, wenigstens deuten darauf ein Paar 
vereinzelte, nicht besonders gut erhaltene Blätter hin, welche nordöstlich von Legden in einem Mergelsandstein beobachtet sind, der 
wahrscheinlich der Zone des Scaphites binodosus angehört, und zwar dessen oberen Bänken oder den Grenzschichten dieser und der 
folgenden Zone. Vergl. Hosius, Ueber einige Dikotyledonen der westfälischen Kreideformation. Palaeontographica, tom. 17, pag. 89. 


(122) a 


Ausserdem nannte Ad. Römer!) bereits Pygorhynchus (Pygurus) rostratus aus der Teufelsmauer. 
Derselbe scheint dort nicht ganz selten zu sein, da sich sowohl in dem Museum zu Halle 2), wie im Besitze 
des Herrn Grotrian in Braunschweig?) weitere Belegstücke für dieses Vorkommen finden. Derselbe Echinid 
hat sich in Westfalen ebenfalls in den Gesteinen von Haltern gezeigt. 

Hierneben kenne ich aus Westfalen und vom Harze gemeinsam nur noch Inoceramus Cripsi und 
Tnoceramus cancellatus, von denen letzterer dem gesammten Untersenon anzugehören scheint, ersterer aber die 
wichtigste Muschel des Senon überhaupt ist, da sie gleichmässig im unteren, wie im oberen Senon auftritt. 

Cephalopoden, insbesondere Ammoneen, haben sich in diesem Niveau, weder in Westfalen noch am 


Harze gezeigt. 


12. Kalkig sandige Gesteine von Dülmen mit Scaphites binodosus‘). 


Wendet man sich von Haltern in nordöstlicher Richtung gegen das Muldencentrum des westfälischen 
Kreidebeckens, so trifft man nach einer durch diluviale Bildungen eingenonimenen Unterbrechung von mehr 
als einer Meile, erst in der Umgebung von Dülmen wieder auf anstehende Kreidegesteine. - 

Schon durch Goldfuss und Adolph Römer ist eine Mehrzahl von Arten aus dem grauen, festen 
sandig-kalkigen Gestein von Dülmen beschrieben worden. Es ist aber nicht etwa auf die Umgebung von 
Dülmen beschränkt, sondern in südöstlicher Richtung über Seppenrade bis zur Lippe hin bekannt, und er- 


streckt sich auch nördlich durch die Bauerschaften Flaamsche und Stockum und tritt zuletzt noch einmal’ 


in der Nähe von Heek zwischen Ahaus und Nienborg aus dem Diluvium hervor. 


An fossilen Resten smd beobachtet: 


Callianassa antiqua Otto. Chama ef. costata Ad. Röm. 
Podocrates Dülmenensis Beks. Trigonia limbata d’Orb. 
Hoploparia macrodaetyla Schlüt. Cardium tubuliferum Goldf. 
Enoploelytia heterodon Schlüt. Crassatella arcacea Ad. Röm. 
Natica acutimargo Ad. Röm. Goniomya designata Goldf. 
Turrüella sexlineata Ad. Röm. Pholodomya caudata A. Röm. 
Ostrea armata Goldf. Anatina cf. lanceolata Gein. 
Exogyra laciniata Nilss. ; Apierinus elhipticus Mill. 
Janira quadricostata Sow. Catopygus ef. obtusus Des. 
Pecten ef. arcuatus Sow. Hemiaster ef. Ligeriensis d’Orb. 
Lima canalifera Goldf. ” ef. sublacunosus Gein. 
Inoceramus Cripsi Mant. Cardiaster ef. granulosus Goldf. 


" Lingua Goldf. 
Ausser den genannten Arten bergen diese Schichten noch an Cephalopoden: 
1. Ammonites bidorsatus Ad. Röm. 
2% en Dülmenensis Schlüt. 
3. S pseudogardeni Schlüt. 


!) Ad. Römer, Versteiner. norddeutsch. Kreid., pag. 120. 
>) Vergl. Geinitz, Quadersandst. pag. 123, und Brauns, Salzberg 1. c. pag. 406. 
3) Vergl. Schlüter, Sitzungsber. d. niederrhein. Ges. in Bonn, 1874, pag. 266. 
Schlüter, ibid. 1873, Sitzung vom 17. Febr. 
4) Ferd. Römer, l. c. 1854, pag. 228. 
Schlüter, Spongitarienbänke, pag. 11. 


ang = (123) 


4. Ammonites obscurus Schlüt. 

5. Scaphites inflatus Ad. Röm. 

6. = binodosus Ad. Röm. 

7. Crioceras ceingulatum Schlüt. 

8. Baculites sp. n.? 

9. Nautilus Westphalicus Schlüt. 

10. “= cf. Neubergieus Redt. 

11. " spmnaz) 

12. Actinocamaw cf. quadratus Blaimv.?) 

Von den genannten Oephalopoden sind die festbestimmten Arten nur in dieser Zone bekannt, mit 
Ausnahme des Ammonites obscurus, der in die nächstfolgende Zone übertritt. 

Vielleicht finden sich drei dieser Arten auch im jüngsten Gliede des subhereynischen senonen Quaders 
in dem Heimburg-Gestein Ewald’s. Schon Adolph Römer nannte den Ammonites bidorsatus von Blankenburg. 
Auch Hampe°) nannte ihn von dort und daneben auch noch den Ammonites multiplicatus Ad. Röm., worunter 
wahrscheinlich Ammonites Dülmenensis Schlüt. zu verstehen ist, und zuletzt Scaphites binodosus. 


V. Ober-Senon. 
Coeioptychien-Kreide. 


Den grössten Theil der Etage Campanien Coquand’s umfassend. 
{oe} oO 


Die gesammte Masse aller der organischen Formen, welche den untersenonen Schichten ihren eigen- 
thümlichen Character aufprägten und unter sich eng verbanden, wie die Gruppe jener Inoceramen, für welche 
Goldfuss die Bezeichnung Inoceramus cancellatus, Imoe. lobatus, Inoe. lingua aufstellte; dann die Austern 
Exogyra laciniata, Ostrea armata; die grossen Trigonien, weiter Pholadomya caudata, Goniomya designata, 
Janira quadricostata ete., sie alle sind ausgestorben und machen neuen Formen Platz. Es kann deshalb die 
künstliche Trennung, welche die nächstfolgende Zone wegen eines einzelnen, allerdings wichtigen, Fossils, 
des Actinocamaw quadratus, noch zum Unter-Senon stellte, nicht beibehalten werden. 

Unter den vielen neuen Formen, welche mit dem Ober-Senon ins Dasein treten, ist wohl keine, 
welche durch die eigenthümliche Schönheit, den Reichthum der Gestalten, und das häufige und durch alle 
Zonen der jüngsten norddeutschen Kreide hindurchgehende Vorkommen eine so augenfällige Bedeutung erlangt, 
wie die Gattung Coeloptychium *), der weder aus älteren, noch aus jüngeren Schichten etwas Aehnliches an 


!) Von der vorigen Art durch mehrere Grösse, Depression der Aussenseite etc. verschieden. 

>) Der unvollkommene Erhaltungszustand der Stücke ermöglicht keine völlig zufriedenstellende Bestimmung. Die Belemeen- 
Reste aus den älteren sandigen Schichten Westfalens und des Quedlinburger Beckens, die bekanntlich nur sehr sparsam auftreten, sind 
mir bislang in nur wenigen undeutlichen Stücken zu Gesicht gekommen. Nur ein Fragment von Strukmann bei Lünen scheint auf 
eine andere als die genannte Art hinzudeuten. 

3) Hampe über die Petrefacten der Kreideschichten bei Blankenburg. Bericht des naturw. Vereins des Harzes, 1852, pag. 6, 
auszüglich mitgetheilt von Stiehler, Beiträge. Palaeontographica, tom. V, pag. 50. Die dort gegebene Darstellung lässt nicht mit 
Sicherheit erkennen, ob die genannten Arten wirklich aus den jetzt als Heimburg-Gestein abgetrennten Schichten stammen. 

4) In den beiden unteren Zonen finden sich Coeloptychium agaricoides Goldf., Coel. lobatum Goldf., Coel. sulciferum Ad. Röm., 
Ooel. incisum Ad. Röm. Im der oberen Zone Coel. agaricoides selten, daneben: bel. princeps A. Röm. und Coel. Seebachi Zitt. 


(124) Dh 


die Seite gestellt werden kann. Hierzu tritt die bedeutende geographische Verbreitung der Gattung, welche 
bereits durch das weite Kreidegebiet des nördlichen Europa von Irland!) und England?) durch Belgien >), 
Norddeutschland, Polen ®), Russland °) bis zur Wolga und vielleicht zum Ural festgestellt ist. Sonach dürfte 
die Bezeichnung Coeloptychien-Kreide, welche einen geognostisch scharf begränzten Schichten-Complex umfasst, 
eine, insbesondere für Norddeutschland bezeichnende sein. 


13. Zone der Becksia Soekelandi'). 
(Obere Quadraten-Kreide.) 


Zwischen die sandigen Gesteine mit Scaphites binodosus und den orographisch höher gelegenen 
Schichten mit Belemnitella mueronata schiebt sich in Westfalen eine Mergelzone ein, welche sich über die 
Orte Lette, Coesfeld, Holtwick, Legden zieht, die ich schon früher als die Zone der Becksia Soekelandi 
bezeichnete, welche die eigentliche Hauptlagerstätte des typischen Actinocamaw quadratus, der hier in der 
grössten Fülle der Individuen auftritt, bildet. 


Diese Zone enthält: 


Coeloptychium agaricoides Goldf. 


” lobatum Goldf. 
”s incisum A. Röm. 

” suleiferum A. Röm. 
Camerospongia cf. monostoma A. Röm. 
= eximia Schlüt.”) 

Fi megastoma A. Röm. sp. 


Becksia Soekelandi Schlüt. 
Oribrospongia Decheni Goldf. sp. 
Cosceinopora infundibuliformis Goldf. 

” Murchissoni Goldf. 
Pleurostoma expansum A. Röm. 
Apioerinus elliptieus Mill. (selten). 
Salenia Heberti Cott. 


Carotomus ef. truncatus d’Orb. 


le genre Coeloptychium. 


Echmocorys vulgaris Breyn. 
Curdiaster granulosus Goldf. sp. 

pllula Lam. 
Micraster sp. n. 
Hemiaster regulusanus d’Orb. 
Brissopsis minor Schlüt. 
Rhynchonella ef. octoplicata -Sow. 
Crania paueicostäta Bosq.? 
Östrea vesiculuris Lam. 
‚Janira quinquecostata Lam. 
Pecten cf. ternatus Goldf. 
Lima semisulcata Nils. 

„  granulata Nils. 

Inoceramus Cripsi Mant. 


Nymphaeops Coesfeldiensis Schlüt. 


Aus der Kreide im Norden des Harzes gehört ein Theil der Ilsenburger-Mergel Ewald’s dieser Zone an‘). 
Von bekannten Fundstätten dürften in diese Zone fallen: die Mergel von Biewende bei Börssum, von 


1) Aus der Kreide Irlands beschrieb Tate: Ooeloptychium furcatum und Coel. Belfastiense. 
2) Nach Woodward und Morris findet sich Coeloptychium agaricoides im Upper Chalk von Norwich. 


3) In der belgischen Kreide fand ich Coelop. agaricoides bei Obourg. 


*) In der harten weissen Kreide von Witkowice bei Krakau fand Zeuschner Übel. agaricoides. Jahrb. der k. k. geolog. 


Reichsanstalt I, pag. 242. 
Zittel nennt ausserdem so eben (bel. suleiferum von Krakau. 
1876, sep. pag. 76. 


Zittel, Ueber Coeloptychium. Abh. der k. bayer. Akad. 


5) Das Vorkommen von Coeloptychium in der Kreide Russlands wurde schon 1844 von Fischer v. Waldheim dargethan. Sur 


Bull. soc. imper. des Naturalistes de Moscou. 


Vol. 17, pag. 276. 


6) Schlüter, Spongitarienbänke der oberen Quadraten- und unteren Mucronaten-Schichten des Münsterlandes, 1872, pag. 15. 


7) Gehört wahrscheinlich zur Gattung Etheridgia, welche nicht gestielt ist. 


®) Ein sehr reichhaltiges Verzeichniss der organischen Reste der Kreide von Ilsenburg selbst hat Ch. Fr. Jasche geliefert, 


(Die Gebirgsformationen der Grafschaft Wernigerode 1858, pag. 98). 
neuten Prüfung bedürfen, ist ersichtlich, dass nicht Alle der in Rede stehenden Zone, Viele tieferen senonen Schichten entstammen. 


Abgesehen davon, dass einige der aufgeführten Arten einer er- 


oe (125) 


Schwiecheldt bei Peine, sowie die liegenden Schichten von Vordorf!) bei Braunschweig. Von Cephalopoden 
hat die Zone der Becksia Soekelandi bislang nur wenige Arten geliefert: 
1. Ammonites Lettensis Schlüt. 
n obsceurus Schlüt. 
. Scaphites Conradi Mort. 
4. Ancyloceras retrorsum Schlüt. 


2 
2 
[2] 


5. Actinocamaw quadratus Blainv. 
Von diesen Arten fand sich Ammonites obscurus bereits in der vorigen Zone, und Ancyloceras retrorsum steigt 
in die nächst höhere Zone auf. 

In ausserdeutschen Kreideterritorien scheint die untere Partie des Upper Chalk’s im nördlichen 
Irland, die Ralph Tate 2) als Chloritie Chalk beschrieb, dieser Zone zu entsprechen. Ebenso gehören vielleicht in 
der englischen Kreide die spongienreichen Bänke von Danes Dyke, deren Reste schon Phillips (Geology of 
Yorkshire) abbildete, hierher. Desgleichen in der belgischen Kreide die Grenzschichten zwischen der „Kreide 
von Obourg“ und der „Kreide von St. Vaast“ bei Mons, welche Actinoe. qguadratus und viele Spongien führen >). 


14. Zone des Ammonites Coesfeldiensis, Micraster glyphus und der Lepidospongia rugosa®). 
(Untere Mucronater-Schichten.) 


Die Gesteine dieser Zone bestehen aus kalkigen Mergeln, reineren Kalken und Mergelsandsteinen. 
Reiche Fundpunkte finden sich in Westfalen zwischen den Orten Coesfeld, Rorup, Nottuln, Darup und 
Österwick. 

Die Mächtigkeit der unteren (und mittleren) Mueronaten-Schichten in den Baumbergen lässt sich 
auf 200 Fuss, die der gesammten unteren und oberen Mucronaten-Schichten auf etwa 300 Fuss schätzen °). 

In dieser Zone fanden sich: 


10 bis höchstens 20 Fuss höher liegen. 


Coeloptyehium agarteoides Goldf. Diplotagma altum Schlüt. 
” incisum Ad. Röm. Phymosoma Koenigi Des. 
» suleiferum Ad. Röm. Echinocorys vulgaris Breyn. 


en lobatum Gold£f. 
Oamerospongia fungiformis Goldf. 

” megastoma Ad. Röm. 
Lepidospongia rugosa Schlüt. 
Cribrospongia micrommata Ad. Röm. 

longiporata Pusch. 
Cosceinopora infundibuliformis Goldf. 
Retispongia Oeynhausii Goldf. 
Cupulospongia Mantelli Goldf. 


Cidaris cf. eretosa Mant. 


1) v. Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. 1855, pag. 504. 


" granulosus Schlüt. 
Offaster corculum Goldf. sp. 
MMicraster glyphus Schlüt. 
Epiaster gibbus Lam. sp. 
Cardiaster maximus Schlüt. 
Brissopsis brevistella Schlüt. 
Crania Parisiensis Dfr. 
Terebratula obesa Sow. 
Ostrea vesicularis Lam. 

» ef. minuta Ad. Röm. 


2) Ralph Tate, On the correlation of the cretaceous Formations of the North-East of Irland. Quat. Journ. Geol. soc. 


London 1865, pay. 15, tab. 3—5. 


3) Bull. soe. geol. France. Reunion extraordinaire & Mons et & Avesnes, 1874, pag. 43, 64. 
Cornet et Briart, Sur la division de la Craie blanche du Hainaut. Mem. cour. Ac. R. Belgique, tom. 23, 1870. 


4) Schlüter, Spongitarienbänke, pag. 26. 


5) Die Elemente, auf denen diese Angaben fussen, sind: Darup (Bach im Dorfe) steht bei 260 Fuss Seehöhe auf Mucronaten- 
Der Durchlass vor Coesfeld hat 230 Fuss; die Gränze der Mucronaten-Schichten in der Richtung nach Darup mag etwa 


Palaeontographica, N. F. IV. 4. (XXIV). 


Der höchste Punkt westlich von Darup hat nach von Dechen 469 Fuss Höhe. Die Höhe des 
wahrscheinlich höchsten Punktes der Baumberge, des von Becks gemessenen Detterberges beträgt 576 Fuss. 


17 


(126) ED 


Chama cf. Moritzi v. Stromb. !) Lima granulata Nils. 
‚Spondylus aequalis Heb. Inoceramus Cripsi Mant. 
Janira quinqueostata Sow. Avicula coerulescens Nils. 
Peeten cf. striatissimus v. Hag. Cardium deeussatum Goldf. 
„  trigeminatus Goldf. Pholodomya Esmarki Pusch. 
» membranaceus Nils. Neaerea caudata Nils. sp. 
„ eretaceus Nyst. Panopaea Baumontii Mant. 
„ef. undulatus Nils. Trochus granulatus Goldf. 


Lima semisulcata Nils. 


Von Üephalopoden-Resten wurden in dieser Zone beobachtet: 


1. Ammonites Coesfeldiensis Schlüt. 
2. % Stobaei Nils. (häufig). 
BE 5 obscurus Schlüt.? 

4. 5 Dolbergensis Schlüt. 

5. en costulosus Schlüt. 

6. ” patagiosus Schlüt. 

7% S Ieenicus Shrp. 

8. a Vari Schlüt. 

9, " aurito-costatus Schlüt. 


10. Scaphites gibbus Schlüt. 
11. r spiniger Schlüt. 
12. Ancyloceras retrorsum Schlüt. 


118% = pseudoarmatum Schlüt. 
14. Hamites Berkelis Schlüt. 
15. 5 rectecostatus Schlüt. 


16. Baculites vertebralis Lam.? 
17. Nautilus Darupensis Schlüt. 2) 
18. Belemnitella mueronata Schlüt. sp. 
Von den genannten Arten ist nur eine schon aus älteren Schichten bekannt, nemlich Ammonites 
obscurus und auch dessen Vorkommen in diesem Niveau noch zweifelhaft. 
Von den übrigen Arten sind mehrere, welche bis jetzt nur aus höheren Schichten dieser Zone 


bekannt sind: 
Ammonites Dolbergensis. 


5 Vari 
» auritocostatus. 
Scaphites spiniger 
Ancyloceras pseudoarmatum. 
Vielleicht wird man diese höheren Schichten später als mittlere Mucronaten-Schichten abtrennen. 
Es findet sich hier auch ein tiefer nicht gesehener Micraster cf. Brongniarti. Auch wird hier das Hauptlager 
von Offaster corculum?) sein etc. 


1) Wahrscheinlich nicht von Caprotina costwata Müll. verschieden. 


2) Ausserdem noch mehrere andere Arten glatter Nautilen, welche wegen ungenügenden Materials noch nicht näher definirt 
werden konnten. 


®) Bei der ersten Besprechung der Art (Schlüter, Fossile Echimodermen des nördlichen Deutschland, 1869, pag. 12) war mir 


2 — (127) 


In die jüngste, folgende Zone des Heteroceras polyplocum und Ammonites Wittekindi und Scaphites 
pulecherrimus gehen von den genannten Arten über: 

lmmonites Vart, 

an aurito-costatus, 
Scaphites spiniger, 
Baculites vertebrals, 
Nautilus Darupensis, 
Belemnitella mueronata. 

Im Norden des Harzes findet sich diese Zone insbesondere in der Kreidemulde von Königslutter- 
Lauingen, wo sie durch Dr. Griepenkerl ausgebeutet ist. Ferner bei Vordorf (die hangenden Schichten). 
Wahrscheinlich auch bei Berkum und Rosenthal. 

Von auswärtigen Vorkommnissen dürfte insbesondere der Grünsand von Köpinge in Schweden hier- 
her gehören !). Ebenso die obere Partie des irischen Upper Chalk’s, welche Ralph Tate?) als White Lime- 
stone or Hard Chalk mit zahlreichen organischen Resten beschrieb. Desgleichen die oberen Glieder der 
„Craie blanche“ in Belgien (die unteren führen bereits Actinocamaz quadratus ete.). — 


15. Zone des Heteroceras polyplocum und Ammonites Wittekindi und Scaphites pulcherrimus 


(Obere Mucronaten-Kreide.) 


In Westfalen findet sich diese Zone zunächst im Centrum des Kreidebeckens, in den Baumbergen 
zwischen den Orten Billerbeck, Havixbeck und Schapdetten. Obwohl die dortigen Bänke noch wenig aus- 
gebeutet sind, so leiten «doch überall sicher die grossen Gehäuse von Heteroceras polyplocum. 

Das zweite, isolirte Vorkommen bildet die auf der Grenze von Westfalen und Hannover gelegene 
Hügelgruppe von Haldem und Lemförde, von deren manchfaltigen organischen Resten wir Ferd. Römer >) 
eine reiche Liste verdanken. 

Ausser zahlreichen noch unbeschriebenen Arten werden z. B. genannt: 


Coeloptychium princeps Ad. Röm. Modiola radiata Goldf. 
„ Seebachü Zit. Cardium alutaceum Goldf. 
Pecten spurius Goldf. Rostellaria Buchii Münst. 
„  subgranulatus Goldf. Pyrula carinata Ad. Röm. 
Mytılus ornatus Goldf. Turritella lineolata Ad. Röm. 


Weiter gehören hierher die Jüngsten Kreideschichten von Königslutter-Lauingen, bestimmt characte- 
risirt durch Heteroceras polyplocum, Ammonites Wittekindi etc., ebenfalls sehr reich an organischen Resten, von 


dieselbe in zahlreichen Stücken aus den unteren (oder mittleren) Mucronaten-Schichten, dagegen nur ein vereinzeltes Exemplar auch 
aus der Zone der Becksia Soekelandi bekannt. Seitdem nannte Urban Schlönbach (Verhandl. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1870, 
pag. 180) die Art auch aus der oberen Quadraten-Kreide Polens und stellte dieselbe dann (Table of the Upper Cretaceous Strata. 
Geolog. Mag. Vol. VI, pag. 306) geradezu als Leitfossil für die Zone der Belemnitellu quadrata auf. Inzwischen habe ich auch an 
einem vereinzelten Punkte dieses Niveaus, nämlich in dem Bahneinschnitte bei Holtwick eine grössere Anzahl Exemplare von Ofäaster 
corculum gesammelt. Da die Vorkommnisse der Mucronaten-Kreide der grössten Mehrzahl nach erheblich kleiner als jene von Holtwick 
sind, so ist eine erneute Prüfung erforderlich, ob beide Vorkommnisse derselben Art angehören. 

1) Schlüter, Bericht über eine geognostisch-paläontologische Reise im südlichen Schweden. N. Jahrbuch für Mineralogie etc. 
1870, pag. 972. 

2) Ralph Tate, 1. c. p. 15. 

3) Zeitschr. d. deutsch. geolog. Ges. tom. VI, 1854, pag. 204. 

10 


(128) Ag 


denen Brauns nach den Ansammlungen und Bestimmungen des Herrn Dr. Griepenkerl in Königslutter ein 
Verzeichniss mitgetheilt hat). 

Da eine der bezeichnendsten Formen dieser Zone: Ammonites Wittekindi und daneben Scaphites Römeri 
sich auch bei Ahlten findet, so ist zu vermuthen, dass die jüngsten Mucronaten-Schichten auch bei Ahlten 
entwickelt sind, obwohl Heteroceras polyplocum sich noch nicht gezeigt hat. Man hat die Kalkmergel von 
Ahlten — wenn alle Erfunde einer Zone entstammen — vielleicht als die tiefsten Schichten dieser Zone 
aufzufassen 2). 

Von Cephalopoden hat diese Zone geliefert: 


1. Ammonites Wittekindi Schlüt. 

2. 5 Lemfördensis Schlüt. 
3. e Vari Schlüt. 

4. r (Gallieianus Fav. 

DB Br auritocostatus Schlüt. 
6. n Haldemensis Schlüt. 


1. Scaphites pulcherrimus Ad. Röm. 
ob a Römeri d’Orb. 


9% „ spiniger Schlüter. 
10. r ornatus Ad. Röm. 
1, as Monasteriensis Schlüt.? 


12. Ancyloceras bipunctatum Schlüt. 
13. Hamites interruptus Schlüt. 
14. a sp. n. 
15. Heteroceras polyplocum A. Röm. sp. 
16. Baculites anceps Lam. 
IT. , Knorrianus Desm. 
13. Nautilus Darupensis Schlüt. 
19. 2 Ahltenensis Schlüt. 
2. ” lorieatus Schlüt. 
21. Belemnitella mueronata Schlüt. sp. 
Von Scaphites Monasteriensis ist es zweifelhaft, ob er aus dieser Zone stamme, oder aus der vorigen. 
Von den übrigen Arten sind aus der unteren Mucronaten-Kreide bereits bekannt: 
Ammonites auritocostatus (ein Fragment aus den höheren Schichten). 
Scaphites spiniger (wohl nur aus höheren Schichten). 
Nautilus Darupensis (vorwiegend nur aus höheren Schichten). 
Belemnitella mucronata. 


1) Zeitschrift der deutsch. geolog. Ges. tom. XXIII, pag. 757. Doch hat Brauns hier nicht die Vorkommnisse der einzelnen 
Schichten auseinandergehalten, sondern alle Organismen der oberen und unteren Mucronaten-, sowie der oberen Quadraten-Schichten 
in einem einzigen Verzeichnisse vereint. Eingehende Angaben hierüber und über die gesammte reiche Fauna stehen von Dr. Griepen- 
kerl in Aussicht. 

2) Da in der Nähe von Ahlten auch obere Quadraten-Schiehten anstehen und vielfach ausgebeutet sein sollen, so bedürfen 
die Angaben über das Alter der bei Ahlten gefundenen Versteinerungen einer erneuten Prüfung. 


249 — (129) 


Welcher der Zonen in der jüngeren Coeloptychien-Kreide die eigenthümliche Cephalopoden-Fauna 
angehört, welche die Mucronaten-Schichten von Lüneburg lieferte, ist zweifelhaft. Es fanden sich dort: 
Ammonites Lüneburgensis Schlüt. 
= Velledaeformis Schlüt. 
is Neubergieus v. Hauer. 
Scaphites constrictus Sow. 
” tridens Kner. 
Hamites cf. eylindraceus Df. 
Baculites Knorrianus Df. 
Nautilus Vaelsensis Binkh. 
# ef. Heberti Binkh. 
5 patens Kiner. 
Belemnitella mueronata Schlot. 
Nahe an die Lüneburger Mucronaten-Kreide schliesst sich die baltische Schreibkreide an. Dieselbe 
lieferte theils in Dänemark, theils auf Rügen: 
Ammonites Lüneburgensis '). 
ei sp. n. (cf. tab. 42, fig. 6, 7) 2). 
Scaphites constrietus >). 
es cf. tridens ?). 
Hamites cf. eylindraceus >). 
Baculites cf. Knorrianus. 
Nautilus patens *). 
Belemnitella mucronata und ausserdem der nur von Rügen gekannte 


Ammonites nodifer 8). 


Von allen nordwestdeutschen Kreidevorkommnissen schliesst sich die Fauna von Lüneburg zunächst 
an diejenige der Umgebung von Aachen an, wo sich ebenfalls 


Scaphites constrictus, 
tridens, 
Baculites cf. cylindraceus, 


!) Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, 14. Dec. 1874. 

2) Beck (Leonh. Taschenbuch für Mineralogie 1823, pag. 581) nennt ausserdem noch den Ammonites inflatus Sow. von der 
Insel Moen, ein unzweifelhaft falsches, aber schwer deutbares Citat. 

Ausserdem führt Puggaard (Geologie der Insel Moen, pag. 18) den Ammonites Nutfieldiensis Sow. von der Insel Moen auf, 
und ebenso Hagenow (Jahrbuch für Mineral. etc. 1842) dieselbe Art von Rügen. Ich habe schon früher bemerkt, dass unter diesen 
Angaben wahrscheinlich Scaphites tridens zu verstehen sei. 

3) Schlüter, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. in Bonn, 9. Febr. 1874. 

4) ibid. 1871, Sitzung am 19. Juni. 

5) ibid. 1874, Sitzung am 9. Febr. 

6) Hagenow, Monographie der Rügen’schen Kreideversteinerung. III. Abtheil.,, Jahrbuch für Mineralogie etc. 1843, pag. 565, 
tab. 9, fig. 19. 


(130) u) 


Nautilus Vaelsensis, 
er cf. Heberti, 
Belemnitella mucronata 
fanden. 

Die genannten Vorkommnisse werden in der folgenden Tabelle in der Rubrik „Mucronaten-Kreide 
überhaupt“ eingereiht werden. 

Desgleichen werden in dieser Tabelle im Unter-Senon die Mergel von Recklinghausen und die 
Quarzgesteine von Haltern nicht besonders ausgeschieden werden (da sie in Westfalen) keine Cephalopoden 
lieferten. Es werden deshalb die Vorkommnisse des Salzberges von Quedlinburg und die der sandigen 
Schichten von Aachen in die Rubrik „Unter-Senon überhaupt“ gestellt werden. 


Do (131) 


Uebersicht 


über die 
vertikale Verbreitung der Cephalopoden in den Zonen der oberen Kreide 
Norddeutschlands. 
kaslıa &l; |: |=|;|® e |e [x |& |e 
5 Bezeichnung der Art. 5 = EEE € BEER z s|s Fre = & Er 
2 al RR 5 Er 2 aT<rlaese 
5 EIS ERIKER TS IE lS EEE RE 8 
1 - | ei 
zZ S|IS|S|IS |S |S|S IS |S|S |P [Ss |S |S |S |” 
1. | Ammonites Bochumensis Schlüt. p. 1, t. E 2 +? 
2. = Essendiensis Sehlüt. p. 3, t. 1,2 . .|.|-+| ? 
3. = subplanulatus Schlüt. p. 4, t.2.../.44+ | 
4. n inconstans Schlüt. p. %,t.3 . . + 
5. 5 ef. Geslinianus d’Orb. p. 9, t. 3. + 
6. n falcato-carinatus Schlüt. p. 9, t. 3 . + 
dl: " vartans Sow. p. 10, t. 4 ++ 
8. » Coupei Brong. p. 11, t. 4 4 
9). > Mantel Sow. p. 12, 1.5,6.. 44/4 | | 
n falcatus Mant. p. 14, t.6. : ++ | 
En Rotomagensis Brong. p. 15, t. 6, 7 ?|s| + 
55 latielavius Shrp. p. 18, t. 7 44 
catinus Mant. p. 150 . . I. )4+ | 
” cenomanensis d’Arch. p. 208 . 1.l.|+ | 
H Noa0s04desaSchlotsp aloe se | 
nr Lewesiensis Mant. p. 23, t.8 . . .1.).1.1.]?4-+ 
5 Woollgari Mant. p. 25, t. 9, 12 | | g= 
5 CorohnussdiOrbe pr 2, 129.02. | ? + 
„ Fleuriausianus d’Orb. p. 28, t. 10. | . | + 
3 Bladenensis Schlüt. p. 30, t. 10 le Re al 
5 neramplus Mantı prob lOT ea else 
‚Neptuni Gein. p. 36,t.11,... En 
= cf. Goupilianus d’Orb. p. 37, t. 11 + 
5 Austeni, Sshrpap, 88, LI lee) les 
“ GermangkeussepA en Ber le le welt? | 
H ElernensishSchlütp 40, DI. lee ee 
% Texanus Rom. p. 41, 155, 1.41 ...|.|.ı. 5 .|4+ 
2x Emscheris Schlüt, p. 155, t. 42, 12 sl Eu 
en Margae Schlüt. p. 43, t. 12. | ee en ea 
a tricarinatus d’Orb. p. 44, & 1a la | Re elmelelersjkesst 
2 Westphalicus Stromb. p. 45, t. 13 . lol 
5 tridorsatus Schlüt. p. 46, 158, t. 41 + 
" Stoppenbergensis Schlüt. p. 46, t. 13 + 
u Alstadenensis Schlüt. p. 151, t. 40. + 
hs Mengedensis Schlüt. p. 154, t. 40 + 


(132) u a 
| la] |2l: |. |I& iz el | | 

u | = I2|:|:1: IEE 
€ Bezeichnung der Art Sulz € 2]ee = = 
2 \ö/|s Isis s |s SS |sS|s | Ss 

FE mul vr 
36. || Ammonites sp.? p. 157, t. 40, f. 11 | Se | 
l. E cf. placenta Mort. p. 228 : | 3 | 
58. 5 syrtalis Mort. p. 46, t. 14, 15 | | + 
39. = ehypealis Schlüt. p. 51, t. 18 | -| I. I+ | 
40. " bidorsatus Röm. p. 51, ta DIR Sale En || 2.) 4+ 
41. „ Dülmenensis Schlüt. p. 52, t.16 . .|.|.|.|.|.| + 
42. = pseudo-gardeni Schlüt. p. 54, t. 16 I ee I] 1985) 4 | 
43. n eettenstsäSchlutap Mo er Sl ee . | 4 
44. E obscurus Schlüt. p. 70, t. 22 el nee ll P 
45. 5 Coesfeldiensis Schlüt. p. 56, t. 44 al Sn Au EI 
46. 5 Dolbergensis Schlüt. p. 159, a a LEE ann: E= 
47. n ‚StoDaeı, Nils. ps DOSEErel a el er a: .. 
48. 5 eostulosus.Schlüt p. 86,,1..20. 722 era [e|e.oee zul ee + 
49. en patagiosus Schlüt. p. 66, t. 20 | Seelen ler — 
50. S Teenicus Shrp. p. 60, t. 12 | | -- 
51. n Vari Schlüt. p. 160, 65, t. 0. je + 
52: 5 Lemjördensis Schlüt. p. 160, 63, t. 10, 44 Netz . + 
53. a (ralieianus Favre p. Is, a) N SR | zu 
Sl, 3 Wittekindi Schlüt. p. 160, 67, t. 21, 22 |. | — 
998 5 auritocostatus Schlüt. p. 70, 1022 i _ 
56. = Haldemensis Schlüt. p. 70. — 
Hi y Neubergieus v. Hau. p. 59, t. 18 | + 
58. e Velledaeformis Schlüt. p. 60, t. 18 | + 
59. Hi Lüneburgensis Schlüt. p. 62, t. 18. .|. | | 4 
60. 5 Sp En pe Ole BA ee Eu 
61. nodifer Hag. Se | | er + 
62. Seaphites aequalis Sow. PruTast23 ee lie | 
63. 5; Geinitzi d’Orb. p. 75, E22 ee el | ea ea les juli 
64. E auritus Schlüt. p. 77, t. 23 Alm. E= 
65. | a SR 9 Bl oe reale. le 
66. | a AÄquisgranensis Schlüt. p- 81, IR 24 | ee Ne Re NEE 
67. | ” inflatus Nöm. p. 81, t. 24 ale al allen 
68. Br binodosus Röm. p. 79, tw a || ll 
69. = Cuweri Miort. pJ 162, .1.242 Tr ee ee ea ee ee en 
70. E gibbus. Schlüt, ps Suite 200. 2 20: | a ee al | le 
ae « spiniger Schlüt. p. 82, t. 25 Be N ee LE ee elle | 
72. a5 Römeri d’Orb. p. 89, = ZU: +? 
8% > ornatus Röm. p. 91, t. 27 . 4 
teE r pulcherrimus Röm. p. "35 te Pi + 
75. || 5 Monasteriensis Schlüt. p. 91, t. 27 ! ? 
76. > constrictus Sow. p. 92, t. EN NEE ee SE 
77.| tridens Kner p. 94, t. 25 . | 5. || = 
78. | Aneyloceras Paderbornense Schlüt. p- 97, el. + 
79. 5 Gunieri, Schlütp. 91,16.30 22 20 23 | 22], Saar ee 
s0. | 5 retrorsum Schlüt. p. 97, tea0s Der elle slkallauls ++ 


— 259 — (133) 
he Bezeichnung der Art 8 FUFEIFE z EIER S |: ERIFEIEHFE 
s1. | Ancyloceras pseudoarmatum Schlüt. p- 2 99,164,1.31,43 | + 
32. ee bipunctatum Schlüt. p. 98, t. 29 ® . ale? 
83. | Crioceras ellipticum Mant. p. 100, 164, t. 30, 43 + 
54. 5 eingulatum Schlüt. p. 101, 1) Sue 
85. | Toxoceras Turoniense Schlüt. p. 105, t. 31. . | + | | 
86. n Aquisgranense Schlüt. p- 102, tale .\.I4 | 
87. | Hamites ee Schlüt. p.106, 1.32 9. (aus Turon?) | 
88. ». 8p.? p. 106, t. 52. : + 
89. ef. a Dixiep, 106, t. 32 ee 
9. »„ Berkelis Schlüt. PLOT ZI: Sully: [+ 
Sl, „  rectecostatus Schl hi. Br IN, 2) I. 
92. „  interruptus Schlüt. p. 105, t. 82. . Ile 
93. „ef. eylindraceus Det. p. 10 Ic t. 29, 3L. i + 
94.| Heheoceras spiniger Schlüt. p. 108, t. 33 Y - 

%. n cf. Conradi Mort. p. 165 ; + | 

96. A Hlexuosum Schlüt. " 108, t. 32°. Bun | 

97 5 spp. 160. . E= 

98. reflewum (QJuenst. D. 166, t. 42 .\4+ | 
99. Denen. oceras Reussianım d’Orb. p. 109, t. 32 . BE I | 
100. “ polyplocum p- 112, t. 33—35 : ! .1.1+ 
101. | Anisoceras RD Sow. a: t: 34 : En 

102. | Turrilites Essenensis N SO DE BaRdE 6 - 

103. j Scheuchzerianus Bose. p- 123, t. 86... +++ 

104. » costatus Lam. p. 125, t. 38 +++ 

105. 5 Mantelli Shrp. p. 134, t. 37 4 | 

106. 5 acutus Passy, p. 127, t. 38 ?/ ++ 

107. « tuberceulatus Bose. p. 132, Kig7, En 

108. si Morrisi Shrp. p. 134, t. EN + 

109. N Cenomanensis Schlüt. p. 131, t. 37 ß ++ 

110. 5 Puzosianus d’Orb. p. 128, t. 88 + 202 

nl, en Aumalensis Cog. p. 129, t. 38  . 5 Pan 

112. » Börssumensis Schlüt. p. 129, t. 38 202 | | 

113. = alternans Schlüt. p. 130, t. 38 BA? | 

114. Sazxonicus Schlüt. p. 135, t. 35 En 

115. tridens Schlüt. p. 156, t. 35 2 4 

116. » plicatus Orb. p. 157, t. 36 u. 

ice | ; varians Schlüt. p. 137, t. 35 n- 

118. " undosus Schlüt. p. 138, t. 36 . Alle + 

119. | Baculites baculoides Mnt. p. 139, t. 39 . . ++ 2 

120. es cf. Bohemicus Fr. & Schlönb. p- 140, t. 39 . s\+ s 

121. # brevicosta Schlüt. n 141, t. 39 © ; + 

122. “ ineurvatus Duj. p. 141, t. 39 Zellen | 

123. & vertebralis Law. “ 436,39. Ser le ?|? 
124. | en anceps Lam. p. 145, t. 40 K + 
12 " Knorrianus Desm. p. 146, t. 39 ?/+ 


Palaeontographica, N F. IV. 4. (XXIV). 


(134) — 254 — 


Seas: lcch 5 
e Bezeichnung der Art. 8 APEIRE & z 2: 
E ale ae 22 
= =|jelsıie IE | =|s | 
2 S|s|s|s Is |s|s |s Is |s S 
I Bea 
126. | Nautilus Fleuriausianus d’Orb. p. 169, t. 45 + I | | 
120. = Tourtiae Schlüt. p. 170, t. 46 4 | | 
128. 5 Sharpei Schlüt. p. 171, t. 46 = | | 
129. 5 Cenomanensis Schlüt. p. 169, t. 45 == Isaa| 
150. * elegans d’Orb. p. 171 : : ++ | 
3. » Deslongehampsianus d’Orb. p. 173, a7 +++ el 
132. h Fittoni Shrp. p. 171, t. 47 : leh, SR | 
135. # anguliferus Schlüt. p. 172, t. 47 Auer | 
34. 5; eapansus Sow. p. 118. . len 
135. s tenuicostatus Schlüt. p. 168, aa le 4 | 
136. n c. rugatus Br. & Schlönb.. pa lza 22.2 1.12 elle | 
137. || e ef. Neubergieus Redt Ip ln As le en en mer 
158. “ leiotropis Schlüt. p. 175, t. N ne NS n 
139. ” WestphalcussSchlut. pa dot Au re en a ee ee 
140. a Darupensis Schlüt pl, 1.497, 2 2 le... een ES Bea le: 
141. A Ahltenensıs Schlüt..p. 116, 1.49 2 9. 2 Sol 2a Re el lee 
142. > lomcatusaSchlüt p.nlSs0n. ale ee a + 
143. . patens Kner p. 175, t. 50 f alla earlic, .|+ 
144. 5 Vaelsensis Binkh. p. 177, t. 51. | 4 
145. „ cf. Heberti Bink. p. 181 e elle Klee klei olllc BE 
146. c7. denressus Bine pEalSlman zu | ea ee ee | ea re ler _ 
147. || Belemmites ultimus d’Orb. paalsd 2822 ee | 
148. | Actinocamaw plenus p. 156, t. 52 i ale ee tell? | 
149. 5 Strehlenensis Fr. & Schlönb. > 87 ol aus lol wi oo 1er | 
50. = Westphalicus Schlit p- 188, U alla + 
151. r verus Mill. p. 191, t. 2 . : En a) 
152. A cf. granulatus Blaion p- 198, & 54 : SABERIN ER 
158. n gquadratus Blainv. p. 197, t. 54 level on], a ee 
154. subventriecosus Wahl p. 195, 1.108 | ee | 
155. | Belemmitella mucronata Schlot. 2.200,58.:39, 2 2. nel ee le 


Kegister über den ersten und zweiten Theil der Gephalopoden. 


Actinocamaz Mill. . 


—  Blainvillei, Volz = Act. ple- 


nus, Blainv. 


granulatus Blainw. sp. 


plenus Blainw. sp. 
quadratus Blainv. sp. 


Strehlenensis Fr.& Schlnb.sp. 
subventricosus Wahlenb. sp. 


verus Mill. . £ 
Westphalicus Schlüt. . 


Ammonites. 


Agassizianus Pict. 
Alienus Stol. 
Alstadenensis Schlüt. . 
Arrialoorensis Stol. . 
aurito-costatus Schlüt. 
Austeni Shrp. 
bicurvatus Mich. . 
bicurvatus bei Gein. 
bidorsatus Ad. Röm. 
Bochumensis Schlüt. . 
Bladenensis Schlüt. 
Bourgeoisi d’Orb. 
Bravaisianus d’Orb. 
Carolinus d’Orb. 
catinus Mant. 
Cenomanensis d’ Arch. 
Cenomanensis d’Orb. 


Seite. 


153 


156 

198 
i 156 
’ 197 
157 
199 
189 
187 


KON Kol 
len Alayıl 


52 


28,38 

27, 38 
17150 
21, 22, 208 
208, 211 


Cenomanensis Shrp. 16 
Chrisma Forb. Ka 162 
einctus Sow. bei Ad. Röm. 

z. Th. — Amm. peramplus BP) 


Tafel. 


Seite. 
Ammonites elypealis Schlüt. 51, 154 
Coesfeldiensis Schlüt. 56..03,.199 
cola Forb. . 162 
eolligatus Bink. 53 
Coniaciensis Cog. 156 
Conradi Mort. = Scaphites 
Conradi N 
constricetus Sow. — Scaphites 
constrietus 92 
costulosus Schlüt. 66 
Cottae Ad. Röm. = Sca- 
phites Geinitzu d’Orb. . 77 
Cottae Alth. . Sn 33 
Cunningtoni Shrp. N 16 
Cunningtoni bei Gümbel und 
Schlüter = 4. nodosoides 
SCHLOSS 20 
Cunningtoni bei Pictet . . 21 
Couloni d’Orb. = 4A. Man- 
telk Sow. . . c 13 
Coupei Brongn. rn 11, 50 
Coupei bei v. Strombeck, 
z. Th. = 4. inconstans 
Schlät. . . ; 5 3 
eurvatus Mant. . . . 14 
Deccanensis Stol. 54 


Decheni Binkh.—=Scaphites 33,61,88 


Decheni, Ad. Röm. . i 35 
Decheni Ad. Röm. b. Geinitz 

z. Th. = A. peramplus . 33 
Dechenn Goldt u... 22 33 
Decheni Klipstein 35 


18 * 


ER 


19 


MH 


(136) 
Seite, 
Ammonites Decheni Ad. Röm. bei 
d’Orb. = 4. Wittekindi 
Schlüt. 67, 160 
—  Delawarensis Mort. 156 
—  dentato-carinatus Frd. Röm. 29 
—  dentato-carinatus, F. R. bei 
Fr. & Schlönb. 153 
— digitatus Gieb. — A. syr- 
talis Mort. : 47 
—  diversesulcatus Kner — Son 
phites Römeri d’Orb. 74, 90 
—  Dolbergensis Schlüt. . 159 
—  Dülmenensis Schlüt. 52 
— Emeriei Rap... .... 6 
—  Emscheris Sehlüt. 199 
—  Essendiensis Schlüt. . . . . 38 
— KEudesianus d’Orb. 62 
— Ewaldi ER Zn 153 
—  exilis Binkh.? = A. Stobaei 
Nilss. E 56 
—  Jaleato-carinatus Schlit. 9, 38 
—  jalcatus Mant. : \ 14 
— faleatus Mant bei Alth.? — 
A. Coesfeldiensis Schlüt. 15 
—  flaceidicosta Ferd. Röm.? — 
A. peramplus Mant. 34 


Fleuriausianusd’ Orb. 22,28,35,57,152 
fraternus Gabb.? = A. per- 


amplus Mant. 35 
Galieianus E. Fav. 53, 63 
Gardeni Baily 55 
Garuda Forb. N 162 
Geinitzi d’Orb. = A. syrtalis 

Mort. . 47 
Germari Reuss . 41 
Geslinianus dOrb. . ... 9 
Gollevillensis d’Orb. 24, 58, 60, 69 
Gosauicus v. Hau. 37 
GFoupilianus d’Orb. 37 
Goupilianus Shrp.? = N; 

falcatocarınatus Schlüt. 9, 55 


Griffithii Shrp. 


Tafel. 


10 


19, 20 


11 


Ammonites Guadaloupae Ferd. Röm. 
—= A. syrtalis Mort. 

Hauer 

Haldemensis Schlüt. 


Haberfellneri v. 


haplophyllus Redt. 

Hernensis Schlüt. 

hippocrepis Deck. — 
tes Mort. 


Scaphi- 


29, 37 


Seite. 


40,15 


. 82, 88, 162 


— Hippocastanum Sow. 15 
—  lcenicus Shrp.? 69, 162 
— inconstans Schlüt. . TS 
— laticlavius Shrp. 8, 17, 18 
— Lemfördensis Schlüt. 169 
—  leptophyllus Shrp. 24, 69 
—  Loettensis Schlüt. 67 
—  Lewesiensis Mnt. 23 
—  Lewesiensis bei Gein. z. Th. 

— A. peramplus Mnt. 32 
—  Lewesiensis bei Ferd. Röm. 

z. Th. = A. Stobaei Nilss. 56 
— Lewesiensis bei Ferd. Röm. 

z. Th. = A. Wittekindi 

Schlüt. A 67 
—  Lüneburgensis Schlüt. 62, 154 
—  Mantelli Sow. DE 12 
— Mantelli z. T. = A. per- 

amplus \ ar 82 
— Margae Schlüt. . 43, 46, 158 
— Moyorianus d’Orb. . 5, 34 
— Mayorianus bei Schlönbach 

—= A. Hernensis Schlüt. 40 
— Mengedensis Schlüt. 154 
—  meridionalis Stoliez. ER 21 
— multiplicatus Ad. Röm. bei 

Hampe? = A. Dülmen- 

ensis Schlüt. 243 
— navicularis Mant. 15 
—  Neptuni Grein. 36, 38 
—  Neubergieus v. Hau. 59 
—  nodifer Hagenow 249 
—  nodosoides Schloth. AI 
— Nouleti d’Orb. 232 


Na 
IV 


= 1 
So 8 


N 


10, 44 


5,9 


Or 
w 
oo 


12 


40 


11 
18 


19 


Seite. 


Ammonites Nutfieldiensis Sow. bei 


bei Hag. und Puge.? — 


Scaph. tridens . . . 249 
obscurus Schlüt. . 70, 162 
octosulcatus Shrp. 3 7 
Oldhami Shrp.? = 4. Gali- 

cianus E. Fare . ... 65 
Orbignyanus Gein. = A. 

syrtaks Mori. . .. : 46 
Orbignyanus d’Arch. . . . 236 
papalis Orb. .. . . .. 22,25 
Parandieri d’Orb. . . . . 154 
patagiosus Schlüt. . 62, 66, 154 
BöonsReder 2 2.0 2% 153 
Pedernalis Ferd. Röm. . . 49 
peramplus Mnt., Shrp. . . 23,31 


peramplus bei Ad. Röm. z. 

Th. = A.Wittekindi Sehlüt. 67, 160 
. peramplus bei Ad. Röm. z. 

Th. = pseudogardeni 

ISCH ie 3397 
peramplus bei Ad. Röm. u. 

v. Stromb. z. Th. = A. 

Stobaen Nass, 2. 2.08 56 
peramplus bei Ferd. Röm. u. 

Gein. z. Th. = 4. sub- 


Planatıse Schlüns 0.202733 
Petrocoriensis Coq. . . . . 29 
placenta Dekay . 50, 228 
planulatus Sow. 5, 62, 66 
planulatus bei Stoliez. z. Th. 

—= 4A. Hernensis Schlüt. 40 
polyopsis Duj. = 4. syrtalis 

Morten re 46 
polyopsis bei Schlüt. = 4. 

bidorsatus Ad. Röm. . . 51 
prosperianus d’Orb. = A. 

peramplus Mant. . . . . 33 
Proteus d’Orb. 70 


Proteus Schlüt. = 4A. aurito- 
costatus Schlüt. . . . . . 70 
pseudogardeni Schlüt. . . . 52,54 


Tafel. 


16 


Ammonites pungens Binkh. — Sca- Es 
phites gibbus Schlüt.  . 88 
quinquenodus Redt. ; 156 
Renevieri Shrp. . . . . Re) 
Requienianus d’Orb. I 284 
revelatus Stoliez. : 162 
robustus v. Hau. . . 166 


robustus Schlüt. — 4. Witte- 

kindi Sehlüt. . 53, 57, 67, 160 
Rochebrunni Cogq. . . . . 234 
Rotomagensis Defr. . 15, 18, 30, 211 
Rotomagensis bei Ad. Röm. 

Z. Th.? = 4A. Emscheris 

Sch Lit 19 
Rotomagensis bei Reuss und 


z. Th. bei Ferd. Röm. — 


A. Woollgari Mant.. . . 26, 36 
Rotomagensis bei v. Stromb. 

z. Th. = A. nodosoides 

Schloss e 22 


rustious bei Höningh. und 
v. Dechen = A. nodo- 


soides Schlbt: ... .. . 21 
Santonensis d’Orb. . . . . 236 
Saxbii Shrp.? = A. Man- 

telli Sow. RER NR EN 8 13 
scaphitoides Cog. . . . . 160 


scaphitoides Schlüt.—= A. Lem- 


fördensis Schlüt. . 60,160 
Selleguinus Brong. bei von 

Dechen und Höningh. — 

A. subplanulatus Schlüt. 7 
serrato-carinatus Stoliez. = 

A. carolinus d’Orb. . . 27 
Somas Korb 162 
spinosissimus Hausmann . . 233 
Stanseri Baily . . . . . . 45 
St0DaeLEN SS 56 


Stobaei bei Giebel z. Th. — 

A. subplanulatus Schlüt. 7, 34 
Stöppenbergensis Schlüt. . . 46 
striato-costatus Schlüt. = A. 


Vari Sehlüt. . 56, 65, 160 


(139) 


Tafel. 


26 


19 


10, 44 


17,18 


13 


20 


(138) a 


Seite. Tafel. Seite Tafel. 
Ammonites striato-costatus Menech. 1650 Aneyloceras d’Orb. SR 
—  subplanulatus Schlüt. 4, 54, 40, 66, 157 2 —  bipunctatum Schlüt. . 95, 101 2%) 
—  subtricarinatus d’Orb. = A. —  ÖOwwieri Schlüt. Fur IT, 30 
tricarinatus d’Orb. . 44 — ellipticum d’Orb. = Crioc. 
—  subtricarinatus Gabb. = A. ellipticum Mant. aka al 
Tehamaensis Gabb. 45 —  Paderbornense Schlüt. . . . 97, 166 30 
— Suciaensis Maak . . Er 54 —  pseudoarmatum ‚Schlüt. 99516922 34149) 
— suleatus Kner = A. Gar- —  retrorsum Schlüt. 97, 99, 101, 102 30 
deni Baily 35) Anisoceras Pict. REN 97 
— Sussexiensis Mant. . 16, 22 — armatum ON) 
— syrtals Mort. . . . 46 14,15 —  Indicum ee 103 
— Tehamaensis Gabb. . . 45, 233 — plieatiler 7.2 IT 34 
— Texanus Ferd. Röm. 41, 43, 44, 155 41 —  Reussianum Pict. = Heteroc. 
— Texanus bei v. Hauer = A. Reussianum d’Orb. IR 109 
quinquenodus Redt.. . . 156 Aptychus des Ammonites Stobaei . 58 
—  Texanus bei Schlüt. z. Th. — des Baculites vertebrahs . . 144 40 
A. Emscheris Schlüt. . 155 42 — des Baculites Knorrianus 146 39 
— tricarinatus d’Orb. 43, 44, 45, 158 — des Scaphites auritus . . 77 23 
—  tricarinatus Poitiez . 45 — des Scaphites Römeri . . . 163 43 
— tridorsatus Schlüt. ... 46, 158 41 — des Scaphites spiniger . . . 88 25 
— Vandeckü d’Orb. a 40 — insienis Heb. ER: 145 
— Vaju Stol. = 4. peramplus — obtusus Heb. . . . . 33 
Mant. . . A 34 10 — , Portlockı Shrp. . . . .©. 33 
—  varians Sow. Me eh 10 i —rucosus, Shrp. . mr 144 
—  Velledae Mich. . i 61 Baculites Lam.—= Homaloceras Hübsch 159 
—  Velledaeformis Schlüt. 60, 91 18 —  anceps Lam. 141, 144, 145, 146 40 
—  ventroceinetus Quenst.  . . 62 — asper Mort. . . 205: 142,146 
—  vespertinus Mort. 43, 156 I baculoides- Mont. al 13939720) 
—  vibrayeanus Gein. = A. syr- —  baculoides bei Gein. — B. 
talhs Mort. . . able 46. 14,15 Bohemicus a yes: 140 
—  Vielbaneii d’Orb.? A. nodo- —. carınatus Mortz E 146 
sordes Schlot. ......216,.21,26 19 — 7 carınatuss Biniche as me 146 
— Westphalicus v. Stromb. . . 43, 45 13 — Chicoensis Gabb. ._. . . . 146 
— Wütekindi Sehlüt. la — compressus Say .. ... 148 
—  Wooligari Mant. . . . . 25, 35, 37 3312, — cylindracea Defr. . . . . 103 
— Woollgari bei d’Orb. und — Faujasi Lam. = B. verte- 
Gieb.—=A.Vielbancid’Orb. 16, 26 bralis Lam. . . . 141, 148,146 39, 40 
— Woollgari bei Schlüt. z. Th. —  gigantea Desm. — Hamites 
— A. carolinus d’Orb. 27 Cylindraceuss 145 
—  Woollgari bei Fr. & Schlönb. — grandis Hall u. Meek .. 148 
z. Th. = A. nodosoides 157 —  Bohemieus Fr. & Schlönb. . 140 39 
Ammonoceras Conradi Mort. . . 165 —  brevicosta Schlüt. . . . . . 141 39 


Baeulites incurvatus Duj. 


Knorri Blainv. 

Knorrianus Desm. 

maximus Hagenow 

obliquatus Sow. 

obliquatus Hisinger. . . . 

ovatus Say 

subbaculoides 
baculoides NE 

tubereulatus d’Orb. — B. in- 
curvatus Du]. 

undulatus d’Orb. 

vertebralis Lam. 


Gein. — B. 


Belemneen 
Belemmitella d’Orb. 


lanceolata Schloth., Shrp. 

mueronata Schlot. sp. 

quadrata Bl. 

subventricosa Wahl. 

vera d’Orb. — Actinoec. ple- 
nus Blainv. 


Belemnites . BE Abe rn 
— Americanus Mort. —= Bel. 


mucronata 

attenuatus Sow. au 

cenomanus v. d. Marck — 
Actinoe. plenus 

electrinus Mill. = Bel. mu- 
eronatü LES EHRE: 

granulatus Blainv. = Acti- 
noc. gramulatus . 

Höferi Schlönb. 

lanceolatus Sow. — Actinoe. 
plenus . DES Ren 

mammilatus Nilss. = Aectinoe. 
subventricosus 

Merceyi Meyer 

minimus List. de 

minimus bei Geinitz — Ac- 
tinoc. plenus 

mucronatus Schloth. 

Österfieldi 


tinoe. quadratus 


Ac- 


Blainv. 


"a2 
141, 146 
146 

148 

139 

1 
145, 148 
140 


142 
140 
143 
153 
153 
203 
200 
197 
195 


156 
183 


200 
155 


186 


156, 


55 


52 
55 


x 


EN 


Belemnites plenus Blainv. = Ac- Ro 
tinoe. plenus 186 
—  quadratus Blainv. = Actinoe. 
quadratus HE 
—  rugifer Schlönb. t 203 
— Scaniae Blainv. — Aclinoe. 
subventricosus N 1.99 
— semicanaliculatus bei Dixon 
— Actinoe. plenus r 156 
—  Strehlenensis Fr. & Schlönb. 157 
—  striatus Blainv.? = Actinoe. 
Westphalieus 190, 198 
—  subventricosus Wahlenb. — 
— Actinoe. subventricosus 195 
—  ultimus d’Orb. 184 
— verus — Actinoc. verus 191 
—  Westphalicus Schlüt. — Ac- 
tinoc. Westphalicus 187 
Belemnon pustulatum Koenig 199 
Ceratites Robini Thioll. 232 
Cerithium amietum d’Orb. — Turri- 
lites Scheuchzerianus Bosc. 123 
Crioceras d’Orb. 100 
—  cingulatum Schlüt. : 101 
— _ elliptieum Mant. 100, 164 
—  ellipticum bei Giebel = An- 
cyloceras bipunctatum 
Schlüt. KERNE. 99 
Fusus amietus Goldf. = Turrilites 
Scheuchzerianus Bose. 123 
Hamites Park. 103 
— alternans Gein. 102 
—  angustus Divon 106 
— angustus Münst. Ak 106 
— armatus Sow. . 97, 100, 106, 113 
— armatus bei Gein. und bei 
Gieb. z. Th. = Heteroe. 
Reussianum 109 
—  attenuatus Sow. 102 


attenuatus bei Reuss.? 
Ham. Berkelis Schlüt. 
baculoides Mant. = Baculit. 


baculoides 


105, 165 


139 


(139) 


Tafel. 


[002 


3 


53 


(140) 
Seite. 
Hamites Berkelis Schlüt. . . 165 
— Carolinus d’Orb. 105 
—  consobrinus d’Orb. 106 
—  cylindraceus Dejr. 103 
— ellipticus Mant. . . . 100 


ellipticus bei Ferd. Röm. — 
Aneyloe. retrorsum Schlüt. 98, 101 


Essenensis Gein. = Turril. 

Essenensis A 130 
Geinitzi d’Orb. — (rioe. el- 

lipticum Mant. ä 101 
Indicus Forb. = Anisocer. 

Indieum Stol. en 103 
intermedius bei Ad. Röm. 

— Hamit. Römeri Gein. 103 
interruptus Schlüt. . 105 
Mantellı Hag. 105 
maximus Sow. . 102 
multinodosus Schlüt. 106 


107, 162 


obliquecostatus bei Schlüt. 
H. Berkelis Schlüt. 


plicatilis Sow. . . I: 97 
plicatilis bei A. Röm , Gein., 

Reuss — Heteroc. Reus- 

sianım d’Orb. . 50, 109 
polyplocus Gein. — Heteroe. 

polyploeum d’Orb. . 112 
rectecostatus Schlüt. 107 
Reussianus d’Orb.— Heteroe. 

Reussianum d’Orb. 109 
Römeri Gein. wer 103 
rotundus Sow. — Helicocer. 

rotundum EN 102 
rotundus bei Gein. = Ha- 

mites consobrinus d’Orb. 102 
rotundus bei Binkh.? = 

Toxoc. Aquisgranensis 

Schlüt. al 102 
Scheuchzerianus Gein. — 

Turrilit. Scheuchzerianus 

Bosch a RR 125 
simplex bei Alth.?” = An- 

eyloc. retrorsum Schlüt. 98 


Hamites torquatus 


Helieoceras d’Orb.. 


Seite. 


. 98, 103 


trinodosus Gein.? = H. an- 


gustus Dix. 7% 107 
triseriatus Römige.” —= H. 
107 
107 


angustus Dix. 


— He- 


annulifer Ferd. Röm. 
30, 109 


teroc. Reussianum d’Orb. 
armatus Fr. & Schlönb. z. 


Th. = Helioc. reflexum 166 
— Conradi Mort. 165 
— flewuosum Schlüt. 108 

—  plicatile v. Stromb. = He- 
teroc. Reussianum d’Orb. 109 

— polyplocum d’Orb. = He- 
teroc. Reussianum d’Orb. 109 

— polyplocus bei Ferd. Röm. 
— Turril. Sawonieus Schlüt. 135 
—  reflewum Quenst. sp. . 166 
—  spiniger Schlüt. . 108 
Heteroceras d’Orb. N 108 
—  polyplocum Ad. Röm. sp. 112, 167 


30, 109 


Reussianum d’Orb. 


Homaloceras v. Hübsch = Baculites 


Nautilus . . 


Lam. 139 
nt 168 
Ahltenensis Schlüt. 176 
anguliterus Schlüt. 171 
Archiacianus d’Orb. 173 
Bellerophon Lunder. 152 
Cenomanensis Schlüt. 168 
erebricostatus Blandf. . 169 
Danikus Schlot. i 132 
Darupensis Schlüt. 174, 176 
Dekayi Mort. 151 
Delucii d’Arch. 176 
depressus Binkh. . 151 
Deslongchampsianus d’Orb. Al 
elegans Sow. 171 
elesans d’Orb. 171 
elegans bei Mant. z. Th.—N. 
Deslongchampsianus d’Orb. 171 


Tafel. 


49 


Nautilus expansus Sow. 
Fittoni Shrp. 
Fleuriausianus d’Orb. 
Forbesi d’Arch. 
formosus Blandf. . 
fricator Beck it 
Galea Fr. & Schlönb. 
Galieianus Alth 
Heberti Binkh. 


interstriatus V. 


Stromb. 
N. patens Kiner. 

laevigatus d’Orb. 

Largilliertianus d’Orb. 

leiotropis Schlüt. 

loricatus Schlüt. 

Neubergieus Redt. 

neocomiensis Shrp. 

obscurus Nilss. 

patens Kner. . 

radiatus Sow. 

radiatus Shp. .... 

radiatus bei Gein. = N. ru- 
GAUSE ME ae 

rugatus Fr. & Schlönb. 

Sharpei Schlüt. . 

sinuato-plicatus Gein. . 

Sowerbyanus d’Orb. 

Sowerbyanus bei v. Hauer 
— N. Neubergicus Redt. 

sublaevigatus d’Orb. 

subradiatus d’Orb. 

tenwieostatus Schlüt. 

Tourtiae Schlüt. 

triangularıs Montf. 

triangularıs d’Orb. 

undulatus Shrp. 

Vaelsensis Binkh. . 

vastus Kner 

Westphalicus Schlüt. . 

Scaphıtesı arkı. ln 

Aquisgranensis Schlüt. 


aequalis Sow. 


Palnenn‘nieronhien, N 


F. IV. 4. (XXIV). 


174, 


174 

175 

171 

150 

170, 176 
174 
175 
169 
168 
170 
175 
170 
169 
177 
152 
175 
12 
&1, 93 
72 


48 


46 


Scaphites aequalis bei Gein., Reuss Or 

u. Giebel z. Th. = Se. Gei- 

nitzi d’Orb. . 196 
— aequalis bei Allh = Se. 

Römeri d’Orb. 90 
—  auritus Schlüt. 74, 77 
—  binodosus Ad. Röm. . 79, 52 
—  bioctosus L. v. Buch . 83 
—  compressus d’Orb. 32 
—  compressus Ad. Röm. — Se. 

Römeri d’Orb. 34, 89, 90 
—  compressus bei Kner? — Sc. 

constrietus Sow. sp. 92 
—  (onradi Mort. s4, 162 
—  costatus Mant. —= Sc. aequa- 

ls Sow. . : Sr 73 
— costatus bei Gein. = Se. 

Geinitzü d’Orb. 76 
—  costatus bei Ad. Röm. z. Th. 

— Se. auritus Schlüt. 78 
—  Cottai Gümb.? = Sec. auritus 

Schlüt. AN 0 
—  Cuvieri Mort. . 82, 85, 93 
— Geimitzü d’Orb.. 74, 75 
—  gibbus Schlüt. 82, 87, 93, 163 
— Hugardianus d’Orb. 73 
— inflatus Ad. Röm. 76, 78 
—  Monasteriensis Schlüt. 90, 91 
— multinodosus I. v. Hau.? = 

Sc. pulcherrimus Ad. Röm. 56 
— multinodosus II. v. Hau. ? 

— Se. constrietus Sow. 92 
— obliquus Sow. — Se. aequa- 

lis Sow. . 72 
— ornatus Münst. . s6 
—  ornatus Ad. Röm. NER 90, 91 
— ornatus bei Gieb. und Pict. 82, 85 
—  plieatellus Ad. Röm.? — Sc. 

Römeri d’Orb. . 90 


pulcherrimus Ad. Röm. 
quadrispinosus Gein. = Sc. 
tridens Koner 


. 75, 85, 92 


95 
19 


(141) 


Tafel. 


(142) 


Scaphites quinquecoronatus Goldf. 


Se. tridens Kner 

reniformis Mort. 

Römeri d’Orb. 

Römeri Brauns ! 

semicostatus Ferd. Röm. 

similaris Stoliez. — Sc. ae- 
qualis Sow. 

spiniger Schlüt. . 

striatus Mant. — Sc. aequa- 
lis Sow. . N 

striatus bei Ad. Röm. — Se. 
Geinitzi d’Orb. 

striatus bei Pugg. u. Kner 
— Se. Römeri d’Orb. 

syrtalis bei Pictet — Amm. 
syrtalis Mort. a, 

tenuistriatus Kner u. Pict. 

Sc. Römeri 


und Favr. 

d’Orb. 
Texanus Ferd. Röm. 
tridens Kner 
trinodosus Kner = 

tridens N 
tubereulatus Gieb. 


Römeri d’Orb. 


Toxoceras d’Orbigny 


annulare d’Orb. 

Aquisgranense Schlüt, 

gracilis d’Orb. . 

nodiger Ferd. Röm. ? 
Crioc. ellipticum Mant. 


turoniense Schlüt. 


Turrilites 


acuticostatus d’Orb. 

acutus Passıy 

alternans Schlüt. 

alternatus Toum. 

Astierianus Reuss = Hete- 
roc. Reussianum d’Orb. 

Aumalensis Cogq. 

Bechei Shrp. 


Seite. 


82, 


90 


50 


74, 90 


103, 106 


123 
232 
127 
130 
130 


104 
129 
128 


Tafel. 


27 


25 


31 


31 


38 


Turrilites Bergeri Brong. ai 
— binodosus v. Hau. 138 
—  Börssumensis Schlüt. . 129 
— DBrazoensis Ferd. Röm. 137 
—  (Cenomanensis Schlüt. 31 
—  conoideus Gieb. : 133 
—  costatus Lam. 125, 120 
— Desnoyersi d’Orb. — 

Scheuchzerianus Bosc. 123 
— Escherianus Pict. 127 
—  Essenensis (Fein. ; 130 
— Geinitzii d’Orb. . 113, 136 
—  Geinitzi bei Schlüt. = Turr. 

Sazxonieus Schlüt.. . . . 135 
— Germaniae d’Orb. — Hete- 

roc. polyplocum Ad. Röm. 2 
— Gravesianus d’Orb. . 133 
— Mantel Shrp. 124 
—  Morrisü Shrp. 134 
— Moutonianus d’Orb.. . . 
—  plicatilis d’Orb. ?= Heteroc. 

Reussianum d’Orb. 109 
—  plicatus d’Orb. 137 
-— polyplocus Ad. Röm. 

Heteroc. polyplocum 112 
— polyplocus bei Röm., Gein., 

Reuss. z. Th. Turr. Saxo- 

nicus REED 135 
— polyplocus var. Gein. 

Heter. Reussianum d’Orb. 109 
—  Puzosianus d’Orb. 124, 128 
—  reflexus, Quenst. = Helico. 

reflexum . SR 166 
— Reussii d’Orb. = Heteroc. 

Reussianum 109 
—  Sawonteus Schlüt. i 135 
—  Scheuchzerianus Bose. 123, 133 
—  Scheuchzerianus bei Gieb. 

und Reuss —= Scalaria 

subundata 124 
—  Senequierianus d’Orb. 35 


Tafel. 


ISCH 
Or 


38 


Seite. Tafel. 


 Turrilites tridens Schlüt. DENE 13062039186 

ii triplicatus Sow. ARE 125 
tuberculatus Bose. . . 128,130, 132 837,44 
undosus Schlüt... . . . ! 36 
undulata Sow. . 


Seite. 


Turrilites undulatus = Turr. Sa- 
zonicus Schlüt. ... . . 125, 126 
—  varians Schlüt. . ..... 137 835, 86 
—  Wiestü Shrp. = Turr. acu- 
tus Passy . ... ... .. 126, 128 


Seite 


Erklärung der Tafel 9. 


6, Zeile 22 von oben 
12 „ 16 „ ‚unten 
13755 8 „ oben 
LES el 27 0, onten 
ITS h, 5 ,„ oben 
17 Oz urten 
21 ” A „ 
22: 17° ,, oben 
23 ” 2» ” 
23 ” 3» ” 
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26 ” 10 ,„ ” 
26 ” 12 ” ” 
26 ” 18 ,„ ” 
28 ” 13. ” 
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ech ” 18 „ ” 
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8522, 5167 7, unten 
90 ” 3» ” 

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233 ns unten 
236 ” 6 ” ” 
241 ” 8 ” „ 
245 ” 4 ” ” 
245 ” 3 ” 


251. Amm. faleato-carinatus ist in die Zone des Amm. varians 


251 Amm. (enomanensis 


Nach Zeile 13 
ee 


Pualo 


ist einzuschieben: 


Corrigenda. 


lies: 


27 


„ 


” 


’ 


’ 


grosse obere Laterallobus statt grosse deutliche Lobenlinie. 


Bochum 
Mantelli 

3 Zoll Durchmesser 
jenem 
Osterfeld *) 
Ooster 
Fleuriausianus 
Taf. 3 
Mantell 
Woollgari 
Sowerby 

und den im 
umgetauft 
Woollgari 
Cogq. 
Exemplar ab, 
Beyrich 
abfallend 
triearinatus 
Dülmenensis 
vier 
vergebenen 
in dem 

mit im ganzen 6 Reihen 
Puggaard 
Helicoceras 
einem 

dann 

im 

am Shakespeare-Felsen 
Angleterre 
Glanegg 
Bezeichnung 
Ancyloceras 
sind“ 
reflexum 
Osterfeld 

des 

seitliche 
Zone mit 
Cucullaea 
Sachalin 

tab, 2,3 

568 


”„» „ ”„ 


Fig. 5 desgleichen. 


lies Fig. 6 statt Fig. 5. 


” 


” 


7 


”„ 


” 6 


Auf Tafel 33 ist Fig. 2 vom Lithographen auf den Kopf gestellt. 


Pect. asper 


Bockum. 
Montelli. 

3 Durchmesser. 
jenen. 
Osterfeld 2). 
Oester. 
Fleuriansianus. 
Tat?! 
Mantel. 
Wollgari. 
Fowerby. 

und im 
umgetauscht. 
Woolyari. 
Cog. 
Exemplar, 
Beynich. 
anfallend. 
tridorsatus. 
Dülmensis. 
fünf. 
vorgegebenen. 
in den 

mit 6 Reihen. 
Puggard. 
Heliceras. 
ein. 

eben. 

am. 

bei Shakespeare. 
Angletterre. 
Glanigg. 
Bezeichuung. 
Acyloceras. 
sind. 
reflexus. 
Österfield. 

de 

eitliche. 
Zone. 
Qucellea. 
Saghalin. 
tab!72, 2: 
368. 

300. 

260. 

230. 

zu stellen. 


” „ 


BI 
ihr 


mr: 


Ne 


a 


Erklärung der Tafel 36. 


1. Turrilites tridens, Schlüter. — 8. 136. 


Stellt das ein wenig zusammengedrückte Taf. 35, Fig. 9 abgebildete Exemplar gegen die Unterseite gesehen dar. Die schwachen 
Zwischenrippen sind in der ersten Figur nicht deutlich wiedergegeben! Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg. 


2.3. Turrilites varians, Schlüter. — 8. 137. 
Kleines Gehäuse von der Seite und von unten gesehen. Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner 
Sammlung. 
NB. Auf einigen Abzügen dieser Tafel zeigt der untere Umgang von Fig. 2 Zwischenrippen, welche am Original 


nicht vorhanden sind. 


4. 5. Desgleichen, 

Grösseres, ebenfalls unvollständiges, etwas verdrücktes Gehäuse, wahrscheinlich vom gleichen Fundpunkte. Beide Figuren sind 
etwas perspectivisch gezeichnet. 

6. 7. Turrilites plicatus, d’Orbigny. — 8. 137. 


Zwei verschiedene, comprimirte Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede, 


unweit Dortmund in Westfalen. — In meiner Sammlung. 

8.9. Turrilites undosus, Schlüter. — S. 138. 

Windungsfrasment von der Seite und von unten gesehen. Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner 
Sammlung. 


10. Desgleichen. 


Lobenlinie desselben lxemplares, den Siphonallobus und oberen Laterallobus darstellend. 


11. Turrilites Scheuchzerianus, Bose. — 8. 123. 


Grosses, nicht vollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem cenomanen Pläner des Flöteberges bei Liebenburg. — 


Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


12. Desgleichen. 
Gehäuse mit Mündung. Aus dem cenomanen Pläner von Holungen. — Museum der Universität Göttingen. Mitgetheilt durch 


Professor von Seebach. 


13. Desgleichen. 


Jüngeres Gehäuse mit unterbrochenen Rippen. Die eingezeichnete Lobenlinie ist einem anderen Exemplare entnommen. — Aus 
der Tourtia von Essen. — In meiner Sammlung. 


14. Desgleichen? 

Gehäuse mit gedrängter stehenden Rippen. Aus dem Rotomagensis-Pläner von Rethen bei Sarstedt — Sammlung des Herrn 
Ober-Salinen-Inspeetor Schlönbach. 

15. Desgleichen. 

Lobenlinie eines Exemplares mit unterbrochenen Rippen aus der Tourtia von Essen, darstellend den Siphonallobus und oberen 


Laterallobus, sowie einen Theil des unteren Laterallobus. — In meiner Sammlung. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse, 


Taf. XXXVl 


Palaeontoer. Bd.XXIV.NE NW. 


l. 


Orb 


d’ 


l. plicatus, 
s, Bosc. 


rr1 


(te A 


jans, Schlüt. 
Tur 


T 
1 


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11 


il 


Turr 


dens, Schlüt. 


i 


8-10. Turril. undosus, Schl 


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>) 


1. 


ri 


B) 


a 


IESER FEN WRITE TEEN, LE DR 1} ZEN ON 


Fig. 


Erklärung der Tafel 37. 


1. Turrilites tuberculatus, Bosc. — S. 132. 


(Etwas zusammengedrücktes) Gehäuse aus cenomanem Grünsande von Bochum in Westfalen. — In meiner Sammlung. 


. 2. Desgleichen. 


Jugendliches Gehäuse aus cenomanem Pläner des Ottenberges bei Salzgitter. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector 


Schlönbach in Salzgitter. 


6) 


3. Turrilites Essenensis, Geinitz. — S. 130. 


Fragment aus der Tourtia von Essen. Museum der Universität Bonn. 


. 4. Desgleichen. 


Siphonallobus und oberer Laterallobus desselben Exemplares. 


. 5. Desgleichen. 


Der auf der Unterseite gelegene, vom oberen und unteren Laterallobus eingeschlossene Sattel. 


Fig. 6. Turriltes cenomanensis, Schlüter. — S. 131. 
Unvollständiges und etwas verdrücktes Gehäuse aus dem Rotomagensis-Pläner von Lichtenau in Westfalen. — In meiner 
Sammlung. 
Fig. 7. Desgleichen. 
Kleineres Gehäuse aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim am Harze. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector 
Schlönbach. 
Fig. 8. Desgleichen. 


Fig. 


9. Turrilites Mantelli, Sharpe. — 8. 154. 
Unvollständiges, etwas verdrücktes Gehäuse aus dem cenomanen Pläner des Flöteberges bei Liebenburg. — Sammlung des Herrn 
Ober-Salinen-Inspector Schlönbach. — Siehe auch Taf. 38, Fig. 11 und 12. 


10. Turrilites Morrisi, Sharpe. — S. 134. 


Siphonallobus und oberer Laterallobus des Tafel 38, Figur 10 abgebildeten Exemplares. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. BEXXIU.NEW. Taf. XXXVI. 


2) 
ws 
Bar 


FR 


1. 2. Tur:ilites tubereulatus, Bose. 3-5. Turril. Essenensis, Gein. 6-8. Turril. Cenoma- 
nensis, Schlüt. 9, Turril. Mantelli, Shrp. 10. Turril. Morrisi, Shrp. 


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Erklärung der Tafel >98. 


Fig. 1. Turrilites costatus, Lamarck. — S. 125. 
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner des Flöteberges bei Liebenburg. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-In- 
spector Schlönbach in Salzgitter. 
Fig. 2. Desgleichen? 
Aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim. — Ebendort. 
Fig. 3. Desgleichen? 
Lobenlinie. Copie nach d’Orbigny. 
Fig. 4. Desgleichen. 
Kleines Gehäuse mit ungewöhnlich stumpfen Rippen. Aus der Tourtia der Zeche Hoffnung bei Essen. — In meiner Sammlung. 
Fig. 5. Desgleichen. 
Unteransicht desselben Stückes. 
Fie. 6. Turrilites Börsumensis, Schlüter. — S. 129. 
Comprimirtes Gehäuse aus dem cenonanen Pläner vom Hügel westlich Burgdorf bei Börsum. — Sammlung des Herrn Ober- 
Salinen-Inspecetor Schlönbach in Salzgitter. 
Fig. 7. Desgleichen. 
Dasselbe Exemplar von der Unterseite geschen. 
Fig. 8. Turrilites Aumalensis, Coquand. — S. 129. 
Unvollständiges, etwas comprimirtes Gehäuse aus dem cenomanen Pläner vom Hügel westlich Burgdorf bei Börsum. — Ebendort. 
Fig. 9. Turrilites alternans, Schlüter. — S. 130. 
Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Ebendort. 
Fig. 10. Turrilites Morrissü, Sharpe. — S. 134. 


Windungsfragment aus einem wahrscheinlich cenomanen Grünsande der Zeche Westphalia bei Dortmund. Die zugehörige 


Lobenlinie siehe Taf. 37, Fig. 10. — In meiner Sammlung. 


g. 11. Turrilites Mantelli, Sharpe. — 8. 134. 


Fragment eines grossen Gehäuses aus dem cenomanen Grünsande von Essen. — In meiner Sammlung. 


g. 12. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Unterseite gesehen. 


g. 13. Turrilites Puzosianus, d’Orbigny. — 8. 128. 


Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner vom Hügel westlich von Burgdorf bei Börsum. — Sammlung des Herrn 


Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


g. 14. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Unterseite gesehen. 


15. Turrilites acutus, Passy. — S. 127. 


Aus dem Cenoman von Bilmerich, südlich Unna in Westfalen. — Museum der Universität zu Bonn. 


16. Desgleichen. 


Lobenlinie, len Siphonallobus und die beiden Loben der Unterseite darstellend. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. Bd. XXIV.N.EI, Taf. XXXVII. 
3. 


ee 


1-5. Turrilites costatus, Lam. 6. 7. Turril. Börssumensis, Schlüt. Turril. Aumalensis, 
Coq. 9. Turril. alternans, Schlüt. 10. Turril. Morrisi, Shrp. 11. 12. Turril. Mantelli, Shrp. 
13. 14. Turril. Puzosianus, d’Orb. 15. 16. Turril. acutus, Passy. 


Er 
a 
Ir 


urn 
EN 
N 
Bu 


Bi 


Be Le 


Erklärung der Tafel »9. 


1. Baculites Bohemicus, Fritsch und Schlönbach. — S. 140. 


Unvollständiges Exemplar mit der Mündung aus dem Scaphiten-Pläner des Teutoburger Waldes bei Oerlinghausen. — In meiner 
Sammlung. 
. 2. Desgleichen. 
Unteres Ende des Gehäuses. Aus dem Scaphiten-Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen- 


Inspector Schlönbach in Salzgitter. 
3.  Desgleichen. 
Mittlere Partie des Gehäuses. Aus dem Scaphiten-Pläner des Windmühlenberges bei Salzgitter. — Ebendort. 
. 4. Desgleichen. 


Grösseres, etwas verdrücktes Gehäuse mit zum Theil abgebrochener Mündung. Aus dem Scaphiten Pläner von Heiningen bei 
Börsum. — Ebendort. 


g. 5. Lobenlinie des typischen Baculites Bohemicus aus dem Baculiten-Mergel von Laun in Böhmen. — 


Ebendort. 
6. Baculites incurvatus, Dujardin. — S. 142. 
Unvollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Vom Salzberge bei Quedlinburg. — Ebendort. — Siche die Lobenlinie Taf. 40, Fig. 3. 
. 7. Desgleichen. 
Dasselbe Exemplar gegen die breite Rückseite gesehen. 


8. Baculites sp. — S. 141. Anmerk. 


Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — In meiner Sammlung. 
9. Baculites brevieosta, Schlüter. — S. 141. 
Unvollständiges Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus dem oberen Emscher-Mergel von Horst in Westfalen. — In meiner Sammlung. 


. 10. Desgleichen. 

Dasselbe Exemplar gegen die breite Rückseite gesehen. 

11. Baculites vertebralis, Lamarck. — 8. 143. 

Ein Theil eines noch längeren (etwas comprimirten) Gehäuses aus den Mukronaten-Schichten von Österwick in Westfalen. — 


In meiner Sammlung. 
NB. Die Figur ist von dem Lithographen auf den Kopf gestellt! 


. 12. Desgleichen. 

Querschnitt (Kammerwand) eines unverdrückten Gehäuses von Kunraed. — Ebendort. 
13.  Desgleichen. 

Seitenansicht eines kleineren Exemplares von Maestricht. 

14. Baculites baculoides, Mantell. — 8. 139. 


Fragment aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim. — Sammlung des Herrn Schlönbach. 


g. 15. Desgleichen. 


Fragment mit der Mündung des Gehäuses. Aus dem cenomanen Pläner der Kothwelle bei Salzgitter. — Ebendort. 


3. 16. Baculites Knorrianus, Desmarts. S. 145. 


Fragment mit einliegenden Aptychus-Schalen. Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. Museum der Universität Göttingen. 
Mitgetheilt durch Professor von Seebach. ; 


17. Desgleichen. 

Querschnitt desselben, wahrscheinlich etwas verdrückten Gehäuses. 

15. Desgleichen. 

Lobenlinie. Copie nach Geinitz. 

19. Desgleichen. 

Querschnitt eines unverdrückten Exemplares von Halden. — In meiner Sammlung. 


"ig. 20. Desgleichen. 


Querschnitt eines kleineren unverdrückten Exemplares von Lüneburg. 


21. Baeulites sp. — S. 149. 


Querschnitt einer an Grösse dem Bacul Knorrianus gleichkommenden, aber wahrscheinlich von diesem verschiedenen Art. Aus 
der Quadraten-Kreide von Dülmen in Westfalen. — In meiner Sammluug. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. Bd. XXIV. N.E I, 


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f 


1-5. Baculites Bohemicus, Fr. & Schlönb. 6. 7. Bacul. 
9.10. Bacul. brevicosta, Schlüt. 


Mant. 16-20. 


incurvatus, Duj. 8. Bacul. sp. 
11-13. Bacul. vertebralis Lam. 14.15. Baecul. baculoides, 
Bacul. Knorrianus, Desm. 21. Bacul. sp. 


) 
E 


Erklärung der Tafel 40, 


. 1. Baculites baculoides, Mantell. — S. 139. 


Lobenlinie. Copie nach d’Orbigny. 


. 2. Baculites anceps. — S. 145. 


Lobenlinie. Copie nach d’Orbigny. 


. 3.  Baculites ineurvatus, Dujardin. — S. 142. 


Lobenlinie. Copie nach Geinitz. 


Fig. 4. Baculites vertebralis, Lamarck. — S. 143. 
Unvollständiges, verkieseltes Exemplar von Maestricht. — Museum in Bonn. 
Fig. 5. Desgleichen. 
Lobenlinie des Taf. 39, Fig. 12 abgebildeten Stückes von Kunraed. — In meiner Sammlung. 
Fig. 6. Baculites anceps? — S. 145. 
Lobenlinie eines glatten Exemplares mit fast scharfer Siphonalseite von Valogne. — Museum zu Bonn. 
Fig. 7. Baculites sp... . S. 144. 
Lobenlinie eines Exemplares von Ciply. — Ebendort. 
Fig. 8. Aptychus, vermuthlich zu Bacul. vertebralis gehörig. 
Aus den Mukronaten-Schichten von Köpinge in Schweden. — In meiner Sammlung. 
Fig. 9. Ammonites Mengedensis, Schlüter. — S. 154. 
Comprimirtes Gehäuse aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung. 
Fig. 10. Desgleichen? 
Jugendliches Gehäuse aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede, unweit Dortmund. — Ebendort. 
Fig. 11. 12. Ammonites sp.? — 8. 157. 
Fragment aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann. — Ebendort. 
Fig. 13. Ammonites Alstadenensis, Schlüter. — S. 151. 
Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung. 
Fig. 14. Desgleichen. 
Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen. 
Fig. 15. Desgleichen. 
Die inneren Windungen desselben Exemplares. 
Fig. 16. Desgleichen. 


Lobenlinie desselben Exemplares. 


Alle Figuren (exel. 1—3) in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. Bd. XXDV.N.EIV. Taf. XL. 


2. 


nl 
) ; s an 


1,. Baculites baculoides, Mnt. 2. Bacul. anceps, Lam. 3. Bacul. incurvatus, Duj. 4.5. Bacul. 
vertebralis, Lam. 7. Bacul. sp. 3. Aptychus. 9. 10. Ammonites Mengedensis, Schlüt. 
11. 12. Amm. sp. 13-16. Amm. Alstadenensis, Schlüt. 


Erklärung der Tafel 4. 


Fig. 1. Ammonites Texanus, Ferd. Römer. — S. 155 und S. 41. 
Seitliche Ansicht in ?/; der natürlichen Grösse. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Ewald bei Herten in Westfalen. — In 
meiner Sammlung. 


Fig. 2. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen. 


Fig. 3. Ammonites cf. tridorsatus, Schlüter. — S. 158. 
Seitenansicht eines Exemplares in natürlicher Grösse. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In 
meiner Sammlung. “ 


Fig. 4. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen. 


Fig. 5. Desgleichen. 


Querschnitt desselben Exemplares. 


Palaeontogr. BA.XXIV. NET. Taf. XLIL 
6. 


1. 2. Ammonites Texanus, F. Röm. 3-5. Amm. cf. tridorsatus, Schlüt., 


Fig 


0% 
fe} 


Fig. 


Erklärung der Tafel 42. 


1. Scaphites Cwwvieri, Morton. — S. 162. 

Aus der Quadraten-Kreide, von Lochtum bei Vienenburg. — Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 

2. 3. Desgleichen. 

Aus der oberen Quadraten-Kreide von Wennerode, östl. Vienenburg. — Sammlung des Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in 
Gosslar. 


. 4. Scaphites Römeri mit Aptychus. — 8. 163. 


Aus der oberen Mucronaten-Kreide von Ahlten. — Museum der Universität Göttingen. Mitgetheilt durch Professor v. Seebach. 


g. 5. Desgleichen. 


Derselbe Aptyehus plan ausgebreitet, in der Stellung, wie er in der Wohnkammer steckt. 


Fig. 6. 7. Ammonites sp. n. — 8. 161. 
Aus der Schreibkreide von Freiler bei Aalborg. — Museum der Universität in Kopenhagen. Mitgetheilt durch Professor John- 
strup. — NB. Die Nahtlinie des abgebrochenen Theiles des letzten Umganges ist etwas zu weit nach innen gelegt. 
Fig. 8. Ammonites Emscheris, Schlüter. — S. 155. 
Windungsfragment aus dem Emscher-Mergel der Zeche Alstaden, südlich Oberhausen. — In meiner Sammlung. 
Fig. 9. Desgleichen. 
Dasselbe Exemplar gegen die Siphonalseite gesehen. 
Fig. 10. Desgleichen. 
Mündung desselben Exemplares. 
Fig. 11. Ammonites Texanus, Ferd. Römer. — S. 155 und S. 41. 
fe} 3 
Mündung eines Originalexemplares aus Texas. 
Fig. 12. Helicoceras reflewus, Quenstedt sp. — 8. 160. 
Aus den Priesener Schichten von Lenesie bei Laun in Böhmen. — Copie nach Fritsch und Schlönbach. 
0, a Ara 
Fig. 15. Desgleichen. 
Dasselbe Exemplar vergrössert. — Ebenso. 
Fig. 14. Desgleichen. 
Jugendliches Gehäuse mit nach innen gerichteter Spitze. — Ebenso. 


Sämmtliche Figuren (excel. Fig. 13) in natürlicher Grösse. 


Taf. XLIL. 


Palaeontoor. BU.XXIV.NEN. 


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6. 7. Ammoni 
12-14. He 


F. Röm. 


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reflexus, Quenst. 


Mort. 4. 5. Scaph. 
is, Schlüt. 11. Amm. 


i, 


Emscher 


Cuvier 


Scaphites 
85-10. Amm 


1-3. 


Erklärung der Tafel 45. 


1. 2. Crioceras elliptieum, Mantell, sp. — 8. 164. 


Aus dem Scaphiten-Pläner von Langenholzen. Museum der Universität Göttingen. Mitgetheilt durch Professor von Seebach. 


3. 4. Desgleichen? — S. 165. 


Angeblich aus dem cenomanen Pläner von Neu-Wollmoden. Sammlung des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


5. Aneyloceras pseudoarmatum, Schlüter. — S. 164. 


Ein Theil eines 340 Millimeter langen Bruchstückes aus der gestreckten Partie des wahrscheinlich comprimirten Gehäuses gegen 


die Aussenseite gesehen. — Aus der Mucronaten-Kreide von Darup. — In meiner Sammlung. 


6. Desgleichen. 


Ein Theil desselben Exemplares gegen die Innenseite gesehen. 


7. Desgleichen. 


Querschnitt desselben Gehäuses. 


8. Desgleichen. 
Unvollständiges, kleineres Gehäuse mit einem Theile der hakenförmig umgebogenen Wohnkammer, vom selben Fundpunkte. — 


In meiner Sammlung. 


9. Desgleichen. 
Querschnitt dieses Gehäuses. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. Bd.XXIV.N.E IV. 


1. 2. Crioceras ellipticum, Mnt. 3. 4. Crioc. sp. 5-9. Ancyloceras pseudoarmatum Schlüt. 


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et karl 


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Erklärung der Tafel 4. 


1. Ammonites Dolbergensis, Schlüter. — S. 159. 


Aus der Mucronaten-Kreide von Darup in Westfalen. — Die letzten Zähne vor der Mündung sind am Originale abgebrochen, und 
in der Zeichnung ergänzt. — In meiner Sammlung. 


. 2. Desgleichen. 


Kleineres Gehäuse von Dolberg bei Hamm mit eingezeichnetem dreitheiligen oberen Laterallobus. — Mitgetheilt durch Dr. von 
der Marck. 


.. 9. Desgleichen. 


Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung und den Bauch gesehen. 


g. 4 Desgleichen. 


Eine Kammerwand desselben Exemplares. 
5, 6. Ammonites Coesfeldiensis, Schlüter. — S. 56 und 8. 159. 
Typisches Exemplar aus den unteren Mucronaten-Schichten von Coesfeld in Westfalen. — In meiner Sammlung. 


7. Desgleichen. 


Nicht vollständig erhaltene Kammerwand eines kleineren Gehäuses derselben Art. — Der obere Laterallobus scheint sich sofort 
in vier, nicht in drei Aeste zu theilen, wie die Abbildung zu deutlich angibt. — Ebenso. 


g. 8. Ammonites Lemfördensis, Schlüter. — 8. 160. 


Jugendliches Gehäuse in seitlicher Ansicht. Aus den oberen Mucronaten-Schichten der Hügelgruppe von Haldem und Lemförde. — 
Sammlung des Ober Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


9.  Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Siphonalseite gesehen. 


. 10. Turrilites Gravesianus, d’Orbigny. — S. 133. 


Lobenlinie. Copie nach d’Orbigny. 


. 11. Turrilites tuberculatus. — S. 132. 


Lobenlinie. Copie nach Sharpe. 


. 12. Nautilus tenwieostatus, Schlüter. — 8. 168. 


Verdrücktes Gehäuse aus dem oberen Cenoman, dem Rotomagensis-Pläner des Kahnstein bei Langelsheim am Harz, an der 
defecten Stelle einen Theil der Kammerwand mit dem Sipho zeigend. — Sammlung des Herrn Oberhüttenmeister Grum- 
brecht in Goslar. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontogr. Bd.XRV.NEN. Taf. XLIV. 
2 


1-4. Ammonites Dolbergensis, Schlüt. 5-7. Amm. Coesfeldiensis, Schlüt. 8. 9. Amm. 
Lemfördensis, Schlät. 10. Turrilites Gravesianus, d’Orb. 11. Turril. tuberevlatus, Bose. 
12. Nautilus tenuicostatus, Schlüt. 


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Erklärung der Tafel 4. 


1. Nautilus cenomanensis, Schlüter. — S. 168. 


Das kleinste der vorliegenden Exemplare mit theilweise erhaltener Kammer, ein wenig verkleinert. Aus cenomanen Grünsande 
von Bochum. 


2. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar nach Hinwegnahme der beiden ersten Kammern, gegen die Mündung gesehen, in natürlicher Grösse. 


3. Nautilus Fleuriausianus, ’Orbigny. — S. 169. 


Exemplar aus der Tourtia von Essen in natürlicher Grösse. 


4. Desgleichen. 


.Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung gesehen. 


Originale in meiner Sammlung. 


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10. 


Palaeontogr. BU.XXIV. NEW. 


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1. 2. Nautilus cenomanensis, Schlüt. 3. 4. Nautilus Fleuriausianus, d Orb. 


. 


Erklärung der Tafel 46. 


Fig. 1. Nautilus Tourtiae, Schlüter. — S. 170. 


Gehäuse mit einem Theile der Schale auf dem Steinkerne, in natürlicher Grösse. — Aus der Tourtia von Essen. 


Fig. 2. Desgleichen. 


Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung gesehen. 


Fig. 3. Desgleichen. 
Aus einem grösseren Gehäuse entnommener innerer Umgang, welcher den fast geschlossenen Nabel der Jugend zeigt. 
Vom gleichen Fundpunkte. 
Fig. 4. Desgleichen. 


Desselben Exemplares letzter und früherer Umgang gegen eine Kammerwand gesehen, um die tiefe Lage des Sipho und die 
abweichende Form der Röhre in der Jugend zu zeigen. 


Fig. 5. Nautilus Sharpei, Schlüter. — S. 171. 


Gehäuse in ?/; der natürlichen Grösse. Aus der Tourtia eines Schachtes bei Altenessen. 


Fig. 6. Desgleichen. 


Dasselbe Gehäuse gegen die Mündung gesehen. 


Fig 7. Desgleichen. 


Ansicht einer stark verkleinerten Kammerwand eines grossen, auf der Oberfläche bereits Rippen führenden Gehäuses, mit cen- 
tralem Sipho. — Aus der Tourtia von Essen. 


Originale in meiner Sammlung. 


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Fig. 


Erklärung der Tafel 47. 


1. Nautilus Westphalicus, Schlüter. — S. 175. 


Gehäuse in !/; der natürlichen Grösse. Aus der Quadraten-Kreide (Zone des Scaphites binodosus) von Dülmen in Westfalen. — 
In meiner Sammlung. 


g. 2. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Mündung gesehen. 


3. Nautilus angulijerus, Schlüter. — S. 172. 

Ein wenig restaurirtes Gehäuse nach Hinwegnahme des oberflächlich zerstörten letzten halben Umganges. — Aus dem cenomanen 
Pläner des Ringelberges bei Salzgitter. — Sammlnng des Herrn Ober-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 

4. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Mündung gesehen. 


5. Nautilus cf. Fittoni, Sharpe. — S. 171. 


Unvollständiges Gehäuse aus dem cenomanen Pläner von Langelsheim, am Harze. — Ebendort. 


6. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen eine Kammerwand gesehen. 


7. Nautilus Deslongchampsianus, d’Orbigny. — 8. 112. 


Unvollständiges Gehäuse (wahrscheinlich Kern, ohne Schale) aus der 'Tourtia von Essen. — In meiner Sammlung. 


8. Desgleichen. 


Dasselbe Gehäuse gegen eine Kammerwand gesehen. 


9.  Desgleichen. 


Gehäuse mit scharf ausgeprägten Rippen (also wahrscheinlich mit versteinter Schale). Aus dem cenomanen Pläner von Holungen 
im Ohmgebirge. — Museum der Universität Göttingen, mitgetheilt durch Herrn Professor v. Seebach. 


laeontoor. BA. XXTV.N.FIWV. 


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Erklärung der Tafel 48. 


Fig. 1. Nautilus leiotropis, Schlüter. — S. 175. 


Der Anfang des äusseren Umganges ist etwas verdrückt. !/, der natürlichen Grösse. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche 
Hercules bei Essen. — Original im Museum der Universität zu Bonn. 


Fig. 2. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen den Bauch gesehen. 


Fig. 5. Nautilus Neubergieus, Redtenbacher — S. 174. 


Etwas gegen den Bauch hin zusammengedrücktes Gehäuse mit dem grössten Theile der Wohkammer. Aus dem Emscher-Mergel 


der Zeche Alstaden bei Mülheim an der Ruhr. — In meiner Sammlung. 


Fig. 4. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und den Bauch gesehen. 


Fig. 5. Desgleichen. 


Verdrücktes Gehäuse in !/, der natürlichen Grösse, gegen eine Kammerwand gesehen, um die hohe Lage des Sipho zu zeigen. 


a 


Aus dem Emscher-Mergel von Stoppenberg bei Essen. — Ebenso. 


Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV. Taf. XLVIU. 
13. 


1. 2. Nautilus leiotropis Schlüt. — 3—5. Naut. Neubergicus Redt. 


© 


ER, 3 
BAINE RR) 


orine 


Fig. 


5° 


Erklärung der Tafel 49, 


1. Nautilus Ahltenensis, Schlüter. — S. 176, 


Exemplar mit dem grössten Theile der Wohnkammer, welche in Folge erlittener Verdrückung auch in der Seitenansicht einen 
Theil des Bauches sehen lässt. Aus der Mucronaten-Kreide von Ahlten (Hannover). — Original im Museum zu Göttingen, 
mitgetheilt durch Professor v. Seebach. 


2. Desgleichen. 


Ebenfalls verdrücktes Gehäuse, welches den subquadratischen Umriss der Mündung zeigt. Vom selben Fundpunkte. — Ebenso. 


. 9.  Desgleichen. 


Eine Kammerwand des unter Fig. 2 abgebildeten Exemplares, um die fast centrale Lage des Sipho zu zeigen. 


4. Nautilus Darupensis, Schlüter. — S. 176. 


Seitenansicht eines comprimirten Exemplares. S. gibt die Lage des Sipho an. Aus der Mucronaten-Kreide von Darup in 


Westfalen. — In meiner Sammlung. 


5. Desgleichen. 


Kammerwand eines grossen, wahrscheinlich unverdrückten Gehäuses aus der Mucronaten-Kreide von Osterwick in Westfalen. — 


In meiner Sammlung. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


14. 


Taf. XLIX. 


Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV. 


is Schlüt. 


Darupens 


tilus Ahltenensis Schlüt. — 4. 5. Naut. 


. Nau 


1—3 


Fig. 


Erklärung der Tafel 50, 


1. Nautilus patens, Kner. — S. 178. 

Grosses, theilweise verdrücktes Gehäuse mit einem Theile der Wohnkammer. In Folge der Verdrückung ist der Nabel von dem 
letzten Umgange zum Theil überdeckt. Am Original reichen die Rippen nicht so weit zum Nabel. Diese nach einem 
andern Stücke ergänzt. — Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. — Original im Museum zu Göttingen, mitgetheilt 
durch Prof. v. Seebach. 


2. Desgleichen. 
Gehäuse mit offenem Nabel. Rippen theilweise ergänzt wie sub Fig. 1. — Ebenso. 


. 3. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar im Querbruche, um die Lage des Sipho zu zeigen. 
4. Desgleichen. 
Bauchansicht mit den feineren Haarreifen. Am Originale sind diese nur an einer kleinen Partie erhalten. Vom selben Fund- 


punkte. — Sammlung des Herrn ÖOber-Salinen-Inspector Schlönbach in Salzgitter. 


5. Desgleichen? 
Stark zusammengedrücktes Gehäuse aus der Mukronaten-Kreide von Ahlten (Hannover). — Original im Museum zu Göttingen. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Par 
15. 


Palaeontographica Bd. XXIV, N. F. IV. 


EEE 


ann” 


5 02 


1—5. Nautilus patens Kn. 


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Erklärung der Tafel 51. 


Fig. 1. Nautilus loricatus, Schlüter. — S. 180. 


Verdrücktes Gehäuse mit einem Theile der Wohnkammer. Aus der obern Mukronaten-Kreide von Haldem. — In meiner 


Sammlung. 


Fig. 2. Desgleichen. 


Dasselbe Exemplar von der anderen Seite gesehen, welche die hohe Lage des Sipho zeigt. 


Fig. 3. Nautilus Vaelsensis, Binkhort. — S. 177. 


Aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. Original im Museum zu Göttingen, mitgetheilt durch Professor v. Seebach. 
NB. Die Rippen sind etwas zu kräftig gezeichnet. 


Fig. 4. Desgleichen. 


Bauchansicht des dicksten vorliegenden Exemplares vom gleichen Fundorte. Ebenso. 


Alle Figuren in natürlicher Grösse. 


Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. I. Taf. LI. 
16. 


lo 3. Nautilus loricatus Schlüt. — 3.4. Naut. Vaelsensis. Binkh. 


3 i E u 
ER u. KEN rezuh Sr 


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Erklärung der Tafel 52. 


1. Belemnites ultimus, S. 154. 


Schlankes Individuum, a. gegen die Siphonalseite gesehen, 5. in der Seitenansicht, c. Alveolaransicht. Aus dem untersten ceno- 
manen Pläner von Neu-Wallmoden. 


.. 2. Desgleichen. 


Kürzere Scheide in denselben Ansichten. Vom gleichen Fundpunkte. 


8. 3.  Desgleichen. 


Jüngeres Individuum. Ebenso. 


g. 4. Desgleichen. 


Scheide mit abgebrochener Alveole, welche an einer Flanke Doppellinien führt. Vom selben Fundpunkte. 


g. 5. Desgleichen. 


Alveolarende des grössten bekannten Exemplares. Aus der Tourtia von Essen. 


6.  Belemnites sp. — S. 185. 


Fragmentäre Scheide mit flacher Längsrinne auf jeder Flanke. c. d. Dieselbe Scheide in doppelter Grösse. Aus dem Grünsande 
mit Pecten asper der Zeche Ewald bei Herten in Westfalen. 


9. 7. Desgleichen. 


Kleinere Scheide. Ebenso. 


Fig. 8. Desgleichen. 
Fig. 9. Aectinocamax verus, Miller, sp. — S. 191. 
Schlankes Individuum mit hohem konischen Alveolarende aus dem Upper Chalk von Nordfleet (Kent). «a. Gegen die Siphonal- 
seite gesehen, b. in der Seitenansicht, c. gegen das konisch zugespitzte Alveolarende gesehen. 
Fig. 10. Desgleichen. 
Mit niedrigem konischen Alveolarende. Aus der unteren Quadraten-Kreide von Bülten (Hannover). 
Fig. 11. Desgleichen. 
Kurze keulenförmige Scheide. Aus der unteren Quadraten-Kreide von Willies Knochenmühle vor dem Hohenthore bei Braun- 
schweig. 
Fig. 12. Desgleichen. 
Stärkere Scheide vom selben Fundpunkte. 
Fig. 13. Desgleichen. 
Jugendliche Scheide, mit noch nicht ovalem Umriss des Alveolarendes. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Blücher bei Horst, 
nördlich von Essen. 
Fig. 14. Desgleichen. 
Ebenso. Vom selben Fundpunkte. 
Fig. 15. Desgleichen. 
Scheidenfragment in dreifacher Grösse, um die eigenthümliche Runzelung der Oberfläche zu zeigen. 
Fig. 16. Actinocamaz plenus, Blamville. — S. 156. 
Scheide mit abgeschrägtem Alveolarende. Aus einer glaukonitischen Schicht unmittelbar unter dem Mytiloides-Mergel, bei 
Langendreer in Westfalen. : 
Fig. 17. Desgleichen. 
Schlanke Scheide mit konischem Alveolarende. Aus gleichem Niveau eines Schachtes der Zeche Sälzer bei Essen. 
Fig. 15. Desgleichen. 
Der Länge nach gespaltene Scheide. Aus gleichem Niveau von Bochum. 
Fig. 19. Desgleichen. 


Grösste vorliegende Scheide, in gleichem Niveau bei einer Brunnenanlage in der Stadt Essen gefunden. 


Originale (exel. 10) in meiner Sammlung. 


Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV. 


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16-19. Actinoc. plenus, Blainv. 


1-5. Belemnites ultimus d’Orb. — 6-8. Belem. sp. — 9-15. Actinocamax verus, 


a 
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99 


Erklärung der Tafel 53°). 


. 1. Aectimocamaw subventrieosus, Wahlenberg. — S. 195. 


Stärkste der vorliegenden Scheiden, a. gegen die Siphonalseite gesehen, 5. in der Flankenansicht. Aus den Trümmerkalken des 
nördlichen Schonen. 


g. 2. Desgleichen. 


Kleinere Scheide gegen die Antisiphonal-Seite gesehen. Aus den 'Trümmerkalken von Ignaberga. 


g. 8. Desgleichen. 


Durchgespaltene Scheide. Aus dem norddeutschen Diluvium von Königsberg. 


. 4. Dessleichen. 


Sehr starke jüngere Scheide. Von Ignaberga. 


. 5. Desgleichen. 


Schlanke jüngere Scheide. — Von Ignaberga. 


re) Tas 
g. 6—8. Desgleichen. 


Verschiedene Alterszustände jüngerer Scheiden. Von Ignaberga. 


.. 9. Desgleichen. 


Alveolar-Ansicht einer mittelgrossen Scheide. Von Ignaberga. 


. 10. Actinocamax Wesphalicus, Schlüter. — S. 188. 


Grosse Scheide mit mässig tiefer Alveole, ohne Spalt. a. Gegen die Siphonal-, ce. gegen die Antisiphonal-Seite gesehen, b. Flanken- 
Ansicht, d. Alveolaransicht, e. Längschnitt durch das Alveolar-Ende. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Blücher bei 
Horst, nördlich Essen in Westphalen. 


g. 11. Desgleichen. 


Grosse Scheide mit Spalt und Alveole. a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht, ce. Alveole, d. Durchschnitt durch 
die Alveole. Von Adenstedt (Hannover). 


9) mn 
g. 12. Desgleichen. 


Kleinere Scheide. a. Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht, c. Alveole, d. Querschnitt durch die Alveole. — Aus 
dem Emscher-Mergel zwischen Salzkotten und Paderborn in Westphalen. 


ig. 13. Desgleichen. 


Kleinere Scheide mit fragmentärer Alveole. a. Gegen die Siphonalseite gesehen, db. Flankenansicht, c. Alveole, d. Längsschnitt 
durch die Alveole.. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Schwerin bei Castrop in Westphalen. 


14. Desgleichen. 
Jüngere Scheide. a, Gegen die Siphonalseite gesehen, b. Flankenansicht. Von Adenstedt. 


g. 15. Desgleichen. 


Kleinere Scheide vom selben Fundpunkte. 


16. Desgleichen. 

Längsschnitt durch das Aveolarende der unter Fig. 14 gegebenen Scheide. 

17.  Desgleichen. 

Mittelgrosse Scheide mit rudimentärer Alveole und konischem Alveolar-Ende in der Flanken- (a) und Alveolar- (d) Ansicht. 
Von der Insel Bornholm. 

15. Desgleichen. 


Fragmentäre Scheide mit konisch zugestutztem Alveolarende. a. Gegen die Siphonalseite gesehen, 5. Flanken-, c. Alveolar- 
Ansicht. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Carnap bei Horst, nördlich von Essen. 


. 19. Desgleichen. 


Alveolar-Ansicht einer grossen Scheide in doppelter Grösse mit theilweise abgestutztem Alveolarrande. Aus dem Emscher-Mergel 
zwischen Salzkotten und Paderborn. 


3. 20—22. Actinocamaw quadratus, Blainville. — S. 199. 


Drei untere Enden zusammengedrückter Scheiden. Aus der Quadraten-Kreide von Lauingen bei Königslutter. 


22—25. Desgleichen. 
Drei Alveolarenden zusammengedrückter Scheiden. Vom selben Fundpunkte. 


1) Vergl. über die Längsschnitte der Alveolarenden p. 184, Anmerk. 2. 


Taf. LII. 
18. 


Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV. 


chlüt. 


. Actin. Westphalicus, 


—- 10-19 
adratus, Blainv. 


Wahl 


iCOSus, 


9. Actinocamax subventr 


= 


inoc. qu 


5. Acti 


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20 


oa 
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Erklärung der Tafel 54. 


1. Aetinocamaz quadratus, Blainville. — S. 197. 

Scheide mit zusammengedrücktem, frei aus der Alveole hervorragendem Phragmakon, a. in der Seiten-, b. in der Antisiphonal- 
Ansicht, ce. Alveolaransicht mit dem stark zusammengedrückten abgebrochenen Phragmakon; der Zwischenraum zwischen 
ihm und der Scheide durch Gesteinsmasse ausgefüllt. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Tilbeck, am Fusse der 
Baumberge bei Münster. 

2. Desgleichen. 

Starke Scheide, «. Siphonalseite, d. Antisiphonalseite, e. Längsschnitt durch die Scheide, um die unten kegelförmige, oben pyra- 
midale Gestalt der tiefen Alveole zu zeigen. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Schwiecheldt bei Peine (Hannover). 

3. Desgleichen. 

Schlanke Scheide, a. Siphonalseite, b. Flankenansicht. Aus der oberen Quadraten-Kreide (Zone der Becksia Soekelandi) von 
Legden in Westphalen. 

4. Desgleichen. 

Kurze gedrungene Scheide. a. Antisiphonalseite. (NB. Die Einsenkung des Alveolarrandes ist nicht der Spalt, welcher an der 
entgegengesetzten Seite liegt.) db. Flankenansicht. ce. Alveolaransicht. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Schwiecheldt. 

5. Desgleichen. 

Sehr grosse Scheide, «. in der Flanken-, b. in der Alveolaransicht, e. stellt einen Theil der Oberfläche vergrössert dar, um die 
körnige Sculptur derselben deutlicher zu zeigen. Aus der Quadraten-Kreide von Osterfeld in Westphalen. 

6. Desgleichen. 

Jugendliche Scheide mit tiefer Alveole, a. in der Siphönal-, b. in der Antisiphonal-, ce. in der Alveolar-Ansicht. Aus den san- 
digen Schichten der Quadraten-Kreide (Zone des Scaphides binodosus) der Bauerschaft Flaamsche bei Coesfeld in West- 
phalen. 

7. Desgleichen, 

Ganz jugendliche Scheide. Ebendaher. 


8. Desgleichen. 

Verkrüppeltes Exemplar mit einer Furche an der Spitze. Aus der Quadraten-Kreide des Wohrenberges bei Biewende unweit 
Börssum. — Im Besitze des Herrn Öber-Salinen-Inspectors Schlönbach in Salzgitter. 

9. Desgleichen. 

Gespaltene Scheide mit im unteren Theile gekammertem Phragmakon, der weiter oben durch Gesteinsmasse von der Scheide 
getrennt ist. Aus der oberen Quadraten-Kreide von Vordorf, nördlich von Braunschweig. 

10.  Desgleichen. 


Gespaltenes Scheidenfragment mit Phragmakon und offen gedecktem Sipho. In dreimal vergrösserter Darstellung. Der gekam- 
merte Alveolit versteckt sich nach oben, wo sich der Trichter mehr erweitert, unter der zwischenschiebenden Gesteins- 
ausfüllung. 


11. Desgleichen. 
12. Desgleichen. 


13. Desgleichen. 


Freier Phragmakon, dessen oberer Theil, dort wo er von der festen Scheide nicht mehr geschützt wurde, zusammengedrückt ist. 
NB. Die Nähte laufen nicht über die Kante. ö 


14. Actinocamaw cf. granulatus, Blainville. — S. 198. 


Grosse Scheide mit nicht tiefer Alveole, welche seitlich gerundet, dagegen vorn und hinten mehr eingesenkt ist. Aus der unteren 
Quadraten-Kreide der Ziegelei vor dem Hohenthore bei Braunschweig. 


15. Desgleichen. 
Jüngeres Individuum. Ebenso. Vom selben Fundpunkte. 


16. Desgleichen. 
Alveolaransicht einer grösseren Scheide mit abgestutztem Antisiphonalrande. 
e a - - 

17. Belemnitella mueronata, Schlotheim. — S. 200. 

Perspectivische Ansicht (in fünffacher Grösse), in Folge dessen die Nähte der Kammerwände gebogen erscheinen. Obere Partie 
(einer nach unten zu bis zur Spitze vollständig vorliegenden) gespaltenen Scheide mit innensitzendem Pseudo-Phragmakon, 
dessen Kammern theilweise geöffnet sind und den Sipho zeigen. Durch Infiltration wurde jede Kammer völlig mit einer 
Kieselschicht umkleidet, worauf später die ursprünglichen Kammerwände, sowie die Aussenwand des Phragmakons ver- 
schwanden. In Folge dieses Vorganges ist jetzt jede dieser falschen Kammerwände doppelt, und jede setzt nun so weit 
nach oben fort, dass sie zugleich die Seitenwand derselben bildet, und auch die Kammer nach oben, gegen die nächstfolgende 
abschliesst, wodurch ein durch eine einheitliche Hülle ringsumschlossener, nur durch den (ausgefüllten) Sipho durchbrochener 
Raum entstand. Auf den Kammerwänden bemerkt man vielfach die kleinen traubenförmigen Kugeln des Chalcedons. 
Auch glaubt man bisweilen die Faserung desselben zu bemerken. Aus der oberen Mukronaten-Kreide von Haldem. — 
Original im Museum der Universität Göttingen, mitgetheilt durch Professor v. Seebach. 


Taf. LIV. 
19. 


Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV. 


s, Blainv 


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.— 14-16, 
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Fig. 


Erklärung der Tafel 5». 


1. Belemnitella mueronata, Schlotheim. — S. 200. 


Aus der unteren Mukronaten-Kreide von Coesfeld in Westphalen. Grösste daselbst aufgefundene Scheide. 


2. Desgleichen. 


Schlanke Scheide aus der Mukronaten-Kreide von Lüneburg. 


3. Desgleichen. 
Sehr schlanke jugendliche Scheide vom selben Fundpunkte. 


. 4. Desgleichen. 


Jugendliche Scheide, welche noch keine Ornamentik der Oberfläche zeigt. Aus der unteren Mukronaten-Kreide von Coesfeld. 


g. 5—7. Desgleichen. 


Ganz jugendliche Scheiden aus der Mukronaten-Kreide von Köpinge in Schweden, 


. 8. Desgleichen. 


Verkrüppelte, zwerghafte Scheide aus der Mukronaten-Kreide von Darup in Westphalen. 


[8 solei 
g. 9. Desgleichen. 


a. Alveolar-Ansicht (NB. der Spalt ist zu weit dargestellt). 5. Querschnitt durch die Scheide und Alveole, mit überwachsenem 
Spalt und gegenüberliegender Alveolar-Furche. c. Querschnitt der Scheide unterhalb der Alveole, in der Keule. 


10. Desgleichen. 


Gespaltene Scheide, mittlerer Grösse, mit innesitzendem Phragmakon. Von Coesfeld. 


g. 11. Desgleichen. 


Frei aus der Scheide gelöseter Phragmakon in doppelter Grösse. a. Gegen die Antisiphonalseite gesehen, woselbst der Kiel, 
welcher der Alveolarrinne entspricht, die Nähte der Kammerwände uach oben zieht. 5. Siphonal-Ansicht, woselbst in der 
Siphonallinie die Nähte zur Spitze hinabgezogen erscheinen. Von Coesfeld. 


g. 12. Desgleichen. 


Gespaltenes Alveolar-Ende einer Scheide in doppelter Grösse mit innesitzendem Phragmakon und blossgelegtem randlichen 
Sipho. Von Coesfeld. 


Originale in meiner Sammlung. 


Palaeontographica Bd. XXIV. N. F. IV. 


Ve 


Schlot. 


tella mucronata, 


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Rare 


1 


-12. Be 


i 


Osteologie des Gelocus Aymardi 


von 


W. Kowalewsky. 


D.: kleine, unter obigem Namen zu beschreibende Säugethier stellt sich sowohl nach seiner Orga- 
nisation, als auch nach seiner zoologischen Bedeutung als eine vollständige Antithese zu dem früher !) ge- 
schilderten Entelodon magnum. Letzteres kann als Beispiel einer Form gelten, welche in ihrem Streben, 
sich möglichst einfache Extremitäten zu bilden, bis zu der letzten, für ihre Organisation möglichen Stufe ge- 
langt ist und nicht weiter gehen kann. Das Zusammenfliessen der beiden mittleren Metacarpalien und 
Metatarsalien, welches als das letzte Ziel einer in der Reduction begriffenen paarzehigen Extremität gilt, 
war für Entelodon unerreichbar, und zwar in Folge davon, dass die proximalen Flächen dieser Knochen 
sich nicht genügend an die distalen Flächen der Carpal- und Tarsalknochen der zweiten Reihe angepasst 
und sich nicht genug ausgebreitet haben, um im Falle der Verwachsung der Mittelfussknochen, bei der 
dabei eintretenden Verschmälerung des Mittelfusses, eine genügende Stütze für den schweren Körper zu 
bieten. Aus diesem Grunde, sowie noch mehr in Folge des starken Andranges anderer, besser angelegter 
Formen der Suiden, musste Entelodon aussterben. ohne Nachkommen zu hinterlassen. Der kleine Gelocus 
im Gegentheil stellt in seinen Extremitäten eine Form dar, welche sich vollständig an die veränderten Ver- 
hältnisse der Locomotion anpasste, und zwar in einer solchen Weise, dass seine Extremitäten, indem sie be- 
deutend einfacher und zweckmässiger wurden, dennoch nichts von ihrer Festigkeit, sowie von ihrer Fähig- 
keit dem Organismus auf die bestmöglichste Weise zu dienen, verlieren.2) Der Gelocus ist das erste 
Beispiel eines derartig völlig angepassten Paarhufers, welcher auf der Erde erschienen ist, und dessen Nach- 
kommenschaft eben in Folge dieser vollständigen, obwohl nur einseitig entwickelten Organisation, eine der 
wichtigsten Rollen in der Bevölkerung unserer Erde spielt. 


1) Palaeontographica, Bd. XXI. 
2) Siehe Palaeontographica, Bd. XXII, S. 180, 182 ff. 
Palaeontographica, N F. IV. 5. (XXIV.) 20 


— 146 — 


Der Gelocus theilt mit vielen anderen Uebergangsformen das Geschick der Seltenheit und einer 
sehr beschränkten geographischen Verbreitung. Bis jetzt sind seine Reste blos aus Centralfrankreich, 
vom Berge Ronzon bei Le Puy, bekannt, wo dieselben nur eine sehr unbedeutende verticale Verbreitung 
haben. In der letzten Zeit habe ich einige Reste in den vermischten Knochenlagern der südfranzösischen 
Phosporiten gesehen (im Dep. Lot), und endlich in einem Haufen kleiner Knochenbruchstücke aus Hordwell, 
welche im Britischen Museum aufbewahrt werden, eine obere Hälfte des dritten Metacarpale von Gelocus 
aufgefunden. 

Diese kurze Lebensdauer der Uebergangsformen darf uns nicht verwundern, im Gegentheil, sie ent- 
spricht vollständig der theoretischen Vorstellung über das Erscheinen und die Rolle derartiger Formen in der 
belebten Natur. In der That, wenn wir uns vorstellen, dass in einer grossen Anzahl Genera, welche zu 
einer zoologischen Gruppe gehören, eine Tendenz vorhanden ist, aus ihrer Mitte eine mehr vereinfachte, 
oder den Verhältnissen mehr angepasste Form zu entwickeln, so kann man schwerlich denken, dass dies an 
mehreren Orten gleichzeitig geschehe; alle Wahrscheinlichkeit scheint im Gegentheil dafür zu sprechen, dass 
solche Form nur an einer Localität, unter dem Einflusse ganz besonderer, begünstigender Umstände zur 
Entwicklung gelangte. Aber wenn nur einmal eine derartige besser angepasste Form entstanden ist, so 
wird die weitere Verbreitung derselben meist davon abhängen, in weichem Grade die neue Einrichtung für 
den Organismus vortheilhaft ist. Je besser die neu entstandene Form den äusseren Verhältnissen entspricht, 
je vortheilhafter sie für den Organismus sich darstellt, desto schneller wird ihre Verbreitung vor sich 
gehen und desto sicher wird sie ihre Nebenbuhler besiegen. Andererseits darf man nicht ausser Acht lassen, 
dass ein evidenter Uebergangstypus von einer alten, weniger vortheilhaften, zu einer neuen bedeutend vor- 
theilhafteren Organisationsstufe keineswegs auf der Uebergangsstufe lange verharren wird, sondern er wird 
dieselbe möglichst rasch überschreiten, um zu einer noch vortheilhafteren Organisation zu gelangen. In 
diesem Falle fällt der ganze Kampf mit alten, weniger adaptirten Formen nicht mehr der Uebergangsform 
zu, sondern den besser angepassten Formen, welche sich aus derselben entwickelt haben. Dabei ist die 
Uebergangsform so schwach, klein und selten, dass sie selbst schwerlich aus dem Kampfe hervorgehen würde. 

Solche Betrachtungen drängen sich bei Gelocus unwiderstehlich auf. Er stellt uns eben den Ueber- 
gang zwischen den paarhufigen Pflanzenfressern mit unverwachsenen Mittelfussknochen und den Ruminanten 
dar, deren Mittelfussknochen in Form einer Doppelröhre verwachsen sind, welche Solidität und Leichtigkeit 
mit grosser Einfachheit ihrer Ernährung vereinigt. Der Gelocus selbst, der am Ende der Eocaenzeit auf der Erde 
erschienen ist, und zwar inmitten der zahlreichen Gesellschaft grosser graminivorer Paarhufer, wie Anoplotherien, 
Hyopotamen, Anthracotherien ete., konnte freilich keinen wirklichen Kampf mit diesen Formen führen; dieser 
Kampf wurde aber von den zahlreichen Gattungen ächter Ruminanten ausgefochten, welche als unmittelbare 
Nachfolger des Gelocus im Untermiocän schon ziemlich zahlreich erscheinen (Schichten der Auvergne mit 
Amphitragulus, Dremotherium) und schon im Mittelmiocän alle älteren Paarhufer vollständig verdrängen, 
während die neuen wiederkäuenden Formen mit verschmolzenen Mittelfussknochen in jeder darauf folgenden 
Stufe sich derartig vermehren, dass sich im obersten Miocän von Pikermi ein Reichthum an Wiederkäuer- 
formen zeigt, welcher dem im heutigen Africa kaum nachsteht. 

Was die palaeontologische Literatur über die von mir zur Beschreibung gewählte Form betrifft, 
so ist bis heutzutage nichts über dieselbe veröffentlicht. Das Genus selbst, mit dem etwas sonderbar 
klingenden generischen Namen, wurde durch Aymard in einer Anmerkung zu seinem Aufsatze „über das 
Cynodon lacustre* in den Schriften der Akademischen Gesellschaft zu Puy vorgeschlagen; die meisten andern 
Palaeontologen aber, darunter Pomel und Pictet, hielten den neuen generischen Namen Aymard’s nur für 


eine unnütze Wiederholung des schon aus den untermiocänen Schichten der Auvergne bekannten Amphitra- 
gulus communis, was, wie wir sehen werden, sich als unrichtig erwiesen hat. 

Als ich im Jahre 1371 mit der Sammlung des Materials zu einer Osteologie der Hyopotamen be- 
schäftigt war, erhielt ich nebenbei theils aus verschiedenen Sammlungen in Puy, theils unmittelbar von den 
Arbeitern in Ronzon, eine bedeutende Anzahl Reste dieser neuen Form, deren genauere Untersuchung mir 
bald zeigte, dass hier ein höchst wichtiger neuer Typus vorliege, dessen generische Selbstständigkeit nicht 
bezweifelt werden kann. Durch die grosse Liebenswürdigkeit des Herrn Aymard, der mir seine Samm- 
lung zur Verfügung stellte, sowie durch die Benützung der Sammlung des Stadtmuseums und der Privat- 
sammlung des Deputirten und Maire der Stadt, Herrn Vinay, gelang es mir, fast alle Theile des Skelets 
dieser neuen Form zu finden, welche den Gegenstand der vorliegenden Abhandlung bildet. 

Nach allen osteologischen Merkmalen, sowie nach dem Bau der Zähne gehört Gelocus in die Ab- 
theilung der Paridigitata selenodonta, d. h. der Paarhufer mit halbmondförmigen Zähnen, und stellt eine 
Uebergangsform zu den ächten, aber noch hornlosen Wiederkäuern dar, deren erste Erscheinung in das Unter- 
miocän fällt. Leider habe ich in allen untersuchten Sammlungen keinen completen Schädel finden können. 
Indess aus verschiedenen Bruchstücken des Schädels geht unzweifelhaft hervor, dass Gelocus weder geweih- 
artige Auswüchse, noch Hörner auf den Stirnbeinen besass. Dieselben Bruchstücke haben gezeigt, dass die 
eigentliche Hirnkapsel nicht so weit nach hinten verdrängt war, wie es bei den heutigen Wiederkäuern der 
Fall ist, sondern eine mehr normale Stellung einnahm, in der Weise, dass der vordere Orbitalrand sich 
genau dem ersten Molar (m!) gegenüber befand, während bei dem grössten Theil der recenten Wiederkäuer 
die Hirnkapsel, in Folge der starken Entwickelung des Gesichtstheils, so weit nach hinten verschoben er- 
scheint, dass der vordere Orbitalrand dem letzten Molar gegenüber, oder selbst hinter diesen zu stehen 
kommt. Der Schädel hatte eine gewisse Aehnlichkeit mit dem unserer heutigen Traguliden, mit denen Ge- 
locus überhaupt viele gemeinsame Merkmale besitzt. 


Zahnsystem. 


Es ist bekannt, wie gross die Einförmigkeit des Zahnbaues in der ganzen Gruppe der Wiederkäuer 
ist, und in dieser Hinsicht zeigt sich denn auch, dass schon dieser erste Vertreter der ganzen Gruppe mit 
einem Zahnsystem verschen war, welches sehr wenig von dem der Ruminanten, und zwar besonders der 
Traguliden sich unterscheidet. Dieser Umstand kann nicht überraschen, denn manche der kleineren eocänen 
Hyopotamiden, sowie die Dichodonten zeigen in ihrem Zahnbau eine grosse Aehnlichkeit mit den Wieder- 
käuern. Eine nähere Berücksichtigung der Zähne wird uns aber auch manche Eigenthümlichkeiten zeigen. 


Oberkiefern. 
(Taf. 21, Fig. 3, 4.) 


Im Oberkiefer finden wir nur sechs Zähne, drei Molaren und drei Praemolaren, anstatt der typischen 
Zahl sieben, welche wir bei allen älteren Paarhufern kennen; somit stellt sich auch diese Verminderung in 
der Zahl der Zähne als eine Annäherung an die miocänen und heutigen Wiederkäuer heraus, bei denen 
wir nie mehr als sechs Zähne im Oberkiefer antreffen. 
20 * 


— 1485 — 


Die Gestalt der oberen Molaren (Taf. 21, Fig. 3, 4, m!—m3) erinnert lebhaft an die Molaren der 
Traguliden. ‚Jeder Molar besteht aus vier Loben, von denen die zwei äusseren, mehr geraden die Aussen- 
wand bilden, während die zwei inneren, halbmondförmig gebogenen die Innenhälfte des Zahnes zusammen- 
setzen. Jeder von den äusseren Loben besitzt an der Aussenseite eine dachförmige Firste, welche auf dem 
Vorderlobus viel stärker ausgeprägt erscheint als auf dem hinteren. Auf der Innenseite zeigen die Molaren 
an ihrer Basis einen Schmelzkragen, den wir bei den heutigen Traguliden nicht mehr wahrnehmen, der aber 
noch bei Hyaemoschus aquaticus existirt. Die Aussenwand besitzt ausserdem drei accessorische kleine Basal- 
zipfel, von denen der mittlere am stärksten ist. Alle drei oberen Molaren sind untereinander vollkommen 
identisch, nur nimmt ihre Grösse von vorne nach hinten zu (Fig. 3, 4 mI—m3). 

Vor den ächten Molaren stehen im Oberkiefer drei Praemolaren (Fig. 3, 4, pi, p3, p3); der vierte 
vorderste Praemolar (p!), der selbst bei den ältesten Typen keinen Vorläufer hat, ist bei Gelocus schon ver- 
schwunden (was wiederum eine Annäherung an die heutigen Wiederkäuer ist, bei denen dieser p? nie vor- 
kommt). Von den drei vorhandenen hat der hinterste, p!, die typische Form dieses Praemolars bei allen 
Paarhufern, er besteht nur aus zwei Loben und ist der kürzeste Zahn des Oberkiefers; der Form nach kann 
man ihn sehr gut mit einer etwas vergrösserten Hälfte eines ächten Molaren vergleichen. Der weiter nach 
vorne folgende, vorletzte Praemolar (p2), ist etwas länger als p!, stellt aber eine bedeutende Vereinfachung 
in der Form dar." Seine Aussenwand besteht aus einer mittleren schneidenden Zacke mit einem Talon vorne 
und hinten. Anstatt des vollen inneren Halbmondes von p! sieht man nur einen inneren Anhang. Der 
vorderste Praemolar (Fig. 3, 4, p?) zeigt eine weitere Vereinfachung; wir sehen an ihm nur die Aussen- 
wand, von derselben Form wie bei p?, nur fehlt der innere Anhang vollständig; man bemerkt an dessen 
Stelle kaum eine Verdickung des Schmelzbeleges. 

Die Veränderung der Form der zwei vorderen Praemolaren (p? und p?) bei den Paarhufern zeigt 
uns sehr interessante Verhältnisse, wenn wir dieselben durch die ganze Reihe der Formen verfolgen, welche 
im Obereocän beginnt und mit unseren recenten Wiederkäuern endet. Als eine allgemeine Erscheinung 
finden wir, dass die beiden Praemolaren (p2, p?) bei den älteren Gattungen eine scharfe, schneidige Gestalt 
haben, welche sich immer mehr complieirt, je mehr wir uns der Gegenwart nähern und die nach und nach 
die herrschende Form der Jetztzeit annimmt. Selbst bei den recenten Wiederkäuern kann man diese Diffe- 
renz der Praemolaren gut verfolgen. So ist bei allen Cerviden, welche die ältere Gruppe der Wiederkäuer 
bilden, diese schneidige Form theilweise noch erhalten, obwohl die beiden Praemolaren (p2, p?) schon be- 
deutend complicirt erscheinen; bei der neueren Gruppe aber, den Hohlhörnern (Antilopina, Bovina, Ovina) 
verlieren die beiden vorderen Praemolaren gänzlich ihre schneidige Form und werden beinahe so complieirt 
wie der hinterste Praemolar p!. Doch hat sich diese scharfe Form der beiden oberen Praemolaren noch 
bei solchen Gruppen erhalten, welche als alte, aussterbende Genera inmitten einer veränderten Welt stehen, 
nämlich bei den Traguliden und bei Hyaemoschus. Bei diesen sind die beiden Praemolaren p? und p3 
scharf und schneidig, und stehen in dieser Hinsicht dem Gelocus nicht nach. 


Unterkiefer. 
(Taf. 21, Fig. 1, 2.) 
Die Untersuchung des Unterkiefers weisst gewissermassen eine grössere Verwandtschaft mit den 


ausgestorbenen Paarhufern auf, weil hier die typische Zahl der Zähne bewahrt ist, — nämlich drei Mo- 
laren und vier Praemolaren, — die man bei den eocänen Paarhufern überall findet. Nicht nur nach 


— 19 — 


Zahl, sondern auch nach der Form zeigen die Zähne des Unterkiefers eine grössere Verwandtschaft mit der 
Familie der Hyopotamiden als die Zähne des Oberkiefers. Fast bei allen!) eocänen selenodonten Paarhufern 
bestehen die oberen Molaren aus fünf Halbmonden oder Loben, welche derartig geordnet sind, dass drei 
Loben die vordere, zwei die hintere Hälfte der Zahnkrone einnehmen ?), wodurch die characteristische fünflobige 
Gestalt der oberen Molaren zu Stande kommt. Mit der Annäherung an die neueren Formen aber verlieren 
die oberen Molaren ihre fünflobige Gestalt in Folge eines Zusammenschmelzens der beiden inneren und 
vorderen Loben untereinander, so dass der fünflobige Zahn ganz allmälig in einen vierlobigen übergeht. 
Diese vierlobige Form ist, wie wir gesehen haben, auch dem Gelocus eigen, sie wird durch ihn auf alle 
Wiederkäuer vererbt, erhält sich bei ilmen mit ungemeiner Zähigkeit trotz der verschiedenen Körpergestalten, 
welche wir in dieser Familie antreffen, und varürt nur in Einzelheiten, ohne jedoch die Grundform je ein- 
zubüssen. — Aus diesem Grunde können wir, was die Molaren betrifft, den Unterschied zwischen eocänen 
(theilweise auch miocänen) und vecenten selenodonten Paarhufern kurz so angeben, dass die ersteren immer 
fünflobige, die letzteren vierlobige obere Molaren haben. 


Alles dies eilt nur für den Oberkiefer. In der Bezahnung des Unterkiefers aber sehen wir keine 
so auffallende Differenz zwischen den eocänen und den recenten Paarhufern; der Bau der Unterkieferzähne 
ist überhaupt viel einfacher und nimmt schon in einer sehr entfernten Periode die vierlobige Grundform an, 
welche bis heutzutage für sie characteristisch ist. In der That finden wir schon bei den kleinen Hyopo- 
tamen aus dem unteren Eocän von Mauremont3) und Egerkingen dieselbe Grundgestalt der unteren 
Molaren wie bei den recenten Wiederkäuern, nämlich: zwei gerade Loben, welche die Innenwand bilden, 
zu denen sich zwei halbmondförmig gebogene Loben der Aussenwand gesellen, wie man es auch in der 
Taf. 21, Fig. 1, 2 m!—m3 sehen kann. Von der eocänen Zeit her hat sich diese typische Gestalt der unteren 
Molaren nicht wesentlich verändert, es treten nur secundäre Modificationen allmälig ein; so besteht z. B. im 
Anfange bei eocänen Genera die Aussenwand der oberen, wie die Innenwand der unteren Molaren aus zwei 
getrennten und nach oben in zwei Zacken auslaufenden Loben, welche nach und nach bei geologisch neueren 
Gattungen der Bovina, Ovina, Antilopina mit einander verschmelzen und eine gemeinschaftliche ununter-. 
brochene Wand bilden; der Körper des Zahnes verlängert sich, es verschwindet an ihm der Unterschied 
zwischen Wurzel und Krone, und er nimmt die säulenförmige Gestalt an, welche wir bei den recenten Anti- 
lopen, und noch mehr bei den Ochsen und Schaafen beobachten. 


Die unteren Molaren des Gelocus besitzen ganz dieselbe allgemeine Grundform, wie es aus 
Taf. 21, Fig. 1 m!—m3 ersichtlich ist. Als Eigenthümlichkeit verdient hervorgehoben zu werden, dass 
die Zacken der Innenwand sehr niedrig und dick sind. An der Basis der äusseren Halbmonde (Fig. 2) 
bemerkt man einen deutlichen Schmelzkragen, und da wo die beiden Halbmonde in der Mitte zusammen- 
- treffen eine ziemlich ansehnliche Warze (Fig. 2 m!—m}?). 


Der letzte untere Molar besitzt, wie bei allen Paarhufern *), einen besonderen Anhang oder Talon, 
der beim Kauen den hinteren Lobus des gegenüberstehenden oberen m? abschleift. 


1) Ausser Diehodon. 

2) Ausser Dichobune und Cainotherium, bei denen die Anordnung eine inverse ist. 

3) Pictet, Sur la faune siderolitique du Cant. de Vaud. Geneve 1868. Palaeontographica, Vol. XXII, Taf. VIII, 
Fig. 45. 

“) Ich habe nur eine einzige Ausnahme gefunden, nämlich bei dem Abyssinischen Neotragus Saltiana, wo m® keinen Talon 
besitzt. 


— 150° — 


Die unteren Praemolaren finden sich in der vollen Zahl (Taf. 21, Fig. 1, 2 p!—p!). Dieselben 
liefern oft bei der Einförmigkeit der Molaren in der ganzen Abtheilung der Selenodonten mit paarigen Zehen 
mehr Unterscheidungsmerkmale, als die Molaren. — Der hinterste Praecular (p!) ist der grösste und besteht aus 
einer mittleren Zacke mit zwei Anhängen (Fig. 1, 2 p!) einem vorderen mehr schneidigen und einem hinteren, 
der durch eine nach Innen gerichtete Schmelzfalte complieirt wird. Neben dem Hauptzacken befindet sich 
auf dessen äusserer Seite noch ein kleinerer Nebenzacken, den man deutlich in der Fig. 1 (p!) sehen kann. 
Ich lenke die Aufmerksamkeit auf diesen accessorischen Zacken schon aus dem Grunde, weil dies eines der 
Merkmale ist, welches den ausgestorbenen Gelocus näher an die typischen Wiederkäuer stellt, als dies bei 
den heutigen Traguliden der Fall ist. Im Allgemeinen gehören schneidige, scharfe Praemolaren zu den 
characteristischen Merkmalen ausgestorbener Genera der Paarhufer, und je mehr wir uns der Neuzeit nähern, 
desto mehr complieiren sich die Praemolaren, und zwar geht diese Complication so weit, dass bei manchen 
Antilopen und auch bei Cervus tarandus der hinterste untere Praemolar (p!) fast dieselbe Complication er- 
reicht wie ein ächter Molar. Bei der ältesten lebenden Gruppe der Wiederkäuer, den Traguliden, haben im 
Gegentheil die Praemolaren ihre vollständig schneidige Gestalt behalten, und man bemerkt bei ihnen keine 
Tendenz, sich an die anderen Wiederkäuer anzuschliessen, während bei Gelocus diese Tendenz in der 
Complication der Praemolaren sich sehr deutlich ausspricht. — Wir werden später dasselbe in noch höherem 
Grade im Bau der Extremitäten nachweisen. 

Der vorletzte Praemolar (Fig. 1, 2 p?) ist emfach, mit einem ungetheilten Mittelzacken, er besitzt aber 
einen etwas verdeckten hinteren Talon und einem scharfen Anhang am vorderen Rande. Der vorletzte p? ist 
noch einfacher, ganz scharf und etwas kleiner als der vorige. Der vorderste Praemolar p! endlich ist sehr 
klein, beinahe stiftförmig und einwurzelig. Die Anwesenheit dieses p! ist höchst interessant, da er auf eine 
Verwandtschaft mit anderen älteren Genera der Paarhufer hinweisst, bei denen man immer vier Praemolaren 
beobachtet. Dieser vorderste Praemolar (p!) hatte keinen Vorläufer in der Milchbezahnung, er kommt 
ziemlich spät hervor, schon nachdem m! in Stellung ist, vielleicht gleichzeitig mit m?. Das Vorkommen 
dieses p! kann man zuweilen auch bei lebenden Wiederkäuern beobachten. Herr Prof. Hensel zeigte mir 
z. B. einen Schädel eines Pampas-Hirsches, bei dem ein solcher pt abnorm vorhanden war. 


Die Milchzähne des Ober- und Unterkiefers. 
(Taf. 21, Fig. 5, 6, di, d2.) 


Was die Milchzähne betrifft, so stimmt Gelocus in dieser Hinsicht vollkommen mit dem, was wir 
auch bei anderen selenodonten Paarhufern vorfinden, überein. Von den Milchzähnen des Oberkiefers hatte 
ich nur die zwei hintersten (d!, d?), welche zeigen, dass die allgemeine Regel, welche ich in meiner 
Classification der Hufthiere !) für alle Paarhufer hervorgehoben habe, auch auf den Gelocus passt. — Nach 
dieser Regel nämlich ist bei allen Paarhufern der hinterste Mittelzahn (d!) einem Molaren vollständig gleich, 
während der vorletzte eine dreieckige Gestalt besitzt, wie es aus Fig 5, d? zu ersehen ist. 

Fig. 6 stellt den rechten Unterkiefer eines jungen Individuums mit Milchzähnen dar. — Von den 
Molaren ist nur der erste (m!) im Gebrauche, die zwei anderen stecken noch im Kieferknochen und sind 
in ihren Abdrücken erhalten. Der letzte Milchzahn d! hat seine gewöhnliche Form und besteht aus drei 
Paar Loben, von denen die zwei hinteren Paare gänzlich einem vollen Molaren gleichen, während das 


1) Palaeontographica Vol. XXII, p. 235. 


— 125311 — 


vordere hinzugefügt erscheint. Diese sechslobige Form des letzten unteren Milchzahnes ist allen fossilen 
und lebenden Paarhufern eigen, und Gelocus zeigt sie ebenso wie alle seine Verwandten. Man hat oft diesen 
Zahn (d,) mit dem letzten Molar der zweiten Bezahnung (my) verglichen, doch darf dabei nicht vergessen 
werden, dass bei m, der Anhang (Talon) sich hinten befindet, während er bei d! umgekehrt durch die zwei 
vorderen Loben repräsentirt wird. Die Form dieses d! ist ungemein beständig, und selbst in dem einzigen 
Falle, der Antilope Saltiana, bei welcher der Talon an m? fehlt, behält der hinterste Milchzahn d! seine ge- 
wöhnliche sechslobige Gestalt. 

Der vorletzte Milchzahn des Unterkiefers (Fig. 6 d2) ist ebenfalls bedeutend complieirt im Vergleich 
zu dem Ersatzzahn (p?); das hintere Paar seiner Loben ist noch vollständig entwickelt, während die zwei 
vorderen Paare sehr schmal sind und nach vorne schneidig werden. Eine solche Complicirung des Milch- 
zahnes muss man als eine Art Versprechen betrachten, dass künftig auch die Ersatzzähne complicirter 
werden, da die beginnende Complication sich immer erst an den Milchzähnen kund gibt, ehe sie auch die 
Ersatzzähne ergreift. — Der vorletzte Milchzahn d3 ist abgebrochen; gewöhnlich unterscheidet er sich wenig 
von seinem Ersatzzahn p®. — Der vorderste Praemolar p? ist schon vollkommen entwickelt, er sieht aber am 
Original so frisch und scharf aus, dass man vermuthen kann, er sei eben erst durchgebrochen. Unter allen 
drei Milchzähnen konnte ich die Ersatzzähne im Kieferknochen blosslegen; dieselben sind jedoch nicht voll- 
ständig entwickelt, indem nur ihre Spitzen, welche am frühesten verkalken, erhalten sind; die eigentliche 
Krone und die Wurzeln waren wahrscheinlich noch im weichen Zustande und konnten der Fossilisation 
nicht widerstehen. 


Schneide- und Eekzähne 


Der Schnautzentheil eines Schädels kann im fossilen Zustande nur unter äusserst günstigen Umständen 
erhalten bleiben, desswegen gehören auch die Zwischenkieferknochen mit dem Ober-, sowie dem Vordertheile 
des Unterkiefers mit den unteren Schneidezähnen zu den nicht häufig vorkommenden Resten. Dieser Mangel 
ist in dem uns vorliegenden Falle besonders zu* bedauern, weil wir damit ausser Stand gesetzt sind, etwas 
positives über die oberen Schneidezähne zu sagen, deren Mangel bei den recenten Wiederkäuern (mit Aus- 
nahme der Tylopoden) eine so allgemeine Erscheinung für die ganze Familie ist. Aber obwohl die oberen 
Zwischenkiefer fehlen, können wir dennoch, nach den in ziemlicher Zahl vorhandenen unteren Schneidezähnen, 
an denen keine Spur einer Abreibung durch obere Schneidezähne zu bemerken ist, fast zweifellos schliessen, 
dass die oberen Incisiven schon bei dem Gelocus verkümmert waren. Ihre beständige Abwesenheit, während 
untere Schneidezähne ziemlich oft gefunden werden, liefert freilich nur den negativen Beweis, dass sie nicht ent- 
wickelt waren. — Diese Vermuthung wird nebenbei noch dadurch bestätigt, dass auch die Traguliden, und 
besonders Hyaemoschus, keine Schneidezähne im Oberkiefer besitzen. Bei welcher fossilen Form diese 
Verkümmerung zu Stande gekommen ist, können wir nicht sagen, das Verschwinden ging sehr allmälig 
vor sich, und musste bei irgend einer Zwischenform eintreten, welche den Gelocus mit seinen eocänen Vor- 
läufern, den klenen Hyapotamiden, verbindet. Im Gegensatz zu den Schneidezähnen sind die oberen 
Eckzähne sehr stark entwickelt, und obwohl wir kein Stück besitzen, an dem man diese Zähne in situ sehen 
könnte, so sind doch die vereinzelt mit anderen Resten des Gelocus gefundenen Exemplare dieser Zähne 
deutlich genug, um sie nicht zu verkennen. Fig. 17 stellt einen derartigen (leider beschädigten) oberen 
rechten Eckzahn des Gelocus dar, der an ähnliche Eckzähne der Traguliden, und besonders des Hyaemoschus, 
erinnert. Wie man aus der Abbildung sehen kann, besteht ein solcher Zahn aus einer langen, breiten Wurzel 


— 12 — 


und einer säbelförmigen Krone, welche nach hinten gerichtet ist, etwa wie bei dem noch lebenden Hyae- 
moschus aquaticus. 

Von den unteren Schneidezähnen habe ich in meiner Sammlung!) nur zwei finden können, den 
ersten (mitoyen il) und den äusseren; diese Zähne waren auch nicht in situ, sondern vereinzelt in einem 
Stück Kalkstein gefunden. Der erste (linke) Schneidezahn (Fig. 15 i!) hat eine stark ausgebreitete fächer- 
förmige Krone mit ziemlich scharfer Schneide. Der äussere oder dritte (linke) Schneidezahn (Fig. 16 ı?) hat 
eine sehr verdünnte, ausgezogene Form mit einer spitzen Krone, die wir auch bei manchen kleinen Anti- 
lopen und beim Tragulus wiederfinden. Diese breite Form des ersten, sowie die Nadelspitzen-Gestalt des 
Schneidezahnes sind Merkmale, welche der Gelocus mit unseren ächten Wiederkäuern theilt, während 
bei mehreren älteren Wiederkäuer ähnlichen Paarhufern, z. B. bei Cainotherium, die ersten unteren 
Schneidezähne rechteckig, die äusseren aber mehr abgerundet sind und mehr an die unteren Schneidezähne 
der Suiden, als an die Schneidezähne der Wiederkäuer erinnern. Ueber den unteren Eckzahn besteht Un- 
gewissheit; er war höchst wahrscheinlich einem Schneidezahne sehr ähnlich, so dass man ihn, vereinzelt ge- 
funden, kaum erkennen möchte. Da ich keinen gut erhaltenen Vordertheil des Unterkiefers hatte, so kann 
ich auch nicht bestimmen, ob der untere Eckzahn in einer ununterbrochenen Reihe mit den Schneidezähnen 
gestanden hat oder von ihnen durch ein Diastema getrennt war. Das erste scheint mir wahrscheinlicher zu 
sein. — Auf einem Fig. 7 abgebildeten Stück hat sich die Lücke zwischen dem letzten Praemolar (pt) und 
dem unteren Eckzahn erhalten, sowie die kleine Wurzel von diesem letzteren, aus der man schliessen kann, 
dass der untere Eckzahn klein, und folglich auch wahrscheinlich den Schneidezähnen assimilirt war; dafür 
spricht auch der Umstand, dass selbst bei einigen Hyopotomen mit grossen oberen Eckzähnen die unteren 
Eckzähne ihren eigentlichen Character verloren haben und sich den Schneidezähnen anschliessen. 2) Die Vor- 
läufer der Schneide- und Eckzähne in der Milchbezahnung sind unbekannt. 


Knochen des Skeletes. 


Vordere Extremität. 
Seapula (Taf. 21, Fig. 12). 


Das linke Schulterblatt (Fig. 12) hat die Gestalt eines Dreieckes, das durch die scharfe Spina sca- 
pulae in zwei ungleiche Hälften getrennt ist; die vordere Hälfte (jossa supraspinata) wird durch die nach 
vorn gedrückte Spina gegen die hintere (f. infraspinata) bedeutend verschmälert. Diese Verschmälerung der 
fossae supraspinatae ist eine sehr verbreitete Erscheinung bei den älteren Typen. Bei Anoplotherium und 
Dichobune z. B. liest die Spina scapulae fast ganz in der Mitte des Schulterblattes, so dass beide fossae 


!) Vereinzelte Schneidezähne sind in den Sammlungen von Puy nicht selten; manche kleine Sachen aber mussten nach meinen 
eigenen Exemplaren gezeichnet werden, da meine Tafeln in München gemacht wurden und die besten Originalien nicht immer zu 
haben waren. 

2) Siehe Osteol. Hyopot. Philos. Trans. 1873, Pl. XNXXIX, Fig. 33. 


fast einander gleich werden. Bei den meisten recenten Paarhufern geht diese Verschiebung der Spina 
nach vorne so weit, dass die Fossa supraspinata ganz unbedeutend wird und nur einen engen Streifen am 
vorderen Rande der Scapula einnimmt. — Bei dem Gelocus ist die Spina schon ziemlich weit nach vorne ge- 
rückt; sie nimmt bei ihm die ganze Länge des Schulterblattes ein, fängt ziemlich abrupt an dessen hinterstem 
Rande an, verläuft über die ganze Länge des Schulterblattes, immer höher werdend, und verlängert sich 
nach vorne in einen langen Acromialfortsatz, der fast bis zu der Gelenkgrube der Scapula reicht. Diese 
Gelenkgrube hat eine längliche Form und wird nach oben von dem Acromialfortsatz überragt, wie es in 


Fig. 12 (unten) zu sehen ist. 


Oberarm (Humerus), Fig. 10. 


Der Oberarm von Gelocus besitzt etwas grössere Dimensionen als der entsprechende Knochen des 
Tragulıs Kanchil. Sein vorderer Theil, da wo das Tub. majus und minus sich befinden, ist unter hartem 
Gestein verdeckt; der Gelenkkopf selbst bietet keine Bigenthümlichkeiten. — Der untere Gelenkkopf, den 
wir in Fig. 10 von hinten, in Fig. 11 von vorne sehen, unterscheidet sich nur wenig von Tragulus, nämlich 
dadurch, dass die erhabene Leiste, welche sich an der äusseren Hälfte der Rolle befindet und in eine ent- 
sprechende Rinne des Radius passt, minder scharf und vorspringend ist, als bei den Traguliden. Ich hatte 
schon einmal !) Gelegenheit, die Reihe der Veränderungen hervorzuheben, welche die untere Rolle des Humerus 
beim Uebergange von den älteren zu den neuen durchgemacht hat, wobei man besonders die Verschärfung 
dieser Gelenkleiste, sowie ihre Verschiebung auf die äussere Hälfte der Rolle bemerkt. Der Humerus des 
Gelocus stellt uns eine der letzten Uebergangsstufen von der runden medianen Rolle der Anoplotherien zu 
der scharfen äusseren Leiste der heutigen Wiederkäuer dar. Die tiefe Grube über der Humerusrolle, in welche 
das Olecranon hineinpasst, ist nicht durchbrochen, sondern besitzt einen dünnen knöchernen Boden. 


Vorderarm (Cubitus und Radius), Taf. 21, Fig. 8. 


Diese beiden Knochen besitze ich zusammen von demselben Individuum; sie liegen neben 
einander auf einem Stück Kalkstein (Fig. 8); die Unterenden sind abgebrochen; um sie zu ersetzen 
ist in Fig. 9 die untere Hälfte eines Radius derselben Seite, sowie dessen distale Fläche separat abge- 
bildet. — Der Radius ist ein ziemlich flacher und verhältnissmässig grosser Knochen (relativ bedeutend 
grösser als bei den Traguliden). Seine proximale Gelenkfläche für den Humerus (Fig. S) hat eine beinahe 
viereckige Form und besitzt an ihrer äusseren Hälfte eine nicht sehr tiefe, breite Furche, in welche die Leiste 
der Distalrolle des Humerus (Fig. 11) passt; diese Furche ist bei weitem nicht so tief wie bei den heutigen 
Wiederkäuern, bei denen die Furche so tief und eng wird, dass die humerale Leiste dahin wie ein Charnier 
passt und nur verticale Bewegungen des Vorderarmes auf dem Humerus zulässt. Die vordere Hälfte des 
Unterendes des Radius (Fig. 9) bietet sechs scharfe Leisten, an die sich starke Bänder ansetzten, um die 
Sehnen der Extensoren auseinander zu halten; ähnliche Leisten sieht man am Radius des Hyaemoschus und 
einiger Cerviden. Die distale Fläche des Radius, welche Fig. 9 (rechts) abgebildet ist, hat zwei geschweifte 
schiefe Facetten, welche durch einen scharfen Kamm getrennt sind. Am inneren vorderen Rande des Radius 
bemerkt man einen Vorsprung, der dem proc. styloideus entspricht. Die innere Gelenkfacette, welche 


1) Mem. de l’Acad. de St. Petersburg 1373. Sur l’Anchitherium p. 9. 
Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 21 


zwischen diesem Proc. styloideus und dem scharfen Kamm liegt, stützt sich auf das os scaphoideum carpi; der 
scharfe Kamm passt in das Intervalle zwischen Scaphoideum und Lunare. Ausserhalb dieses Kammes findet 
man bei den meisten fossilen Paarhufern, sowie bei recenten Suiden nur eine schiefe Facette, welche sich 
auf das os semilunare carpi stützt und das os pyramidale nicht berührt, da dieses letztere durch das distale 
Ende des Cubitus vollständig bedeckt wird; bei den recenten Wiederkäuern aber verbreitet sich in Folge 
der Reduction des Cubitus und einer entsprechenden Ausbreitung des Radius die distale Fläche dieses letzteren 
weiter nach Aussen und stützt sich auch auf das ihr typisch fremde Pyramidale, indem sie die sehr ver- 
kümmerte und dünne Ulna ganz auf den Aussenrand des Pyramidale hinwegschiebt. — Dieses Ausbreiten 
der distalen Fläche des Radius ist auch bei Gelocus sichtbar, wie es aus Fig. 9 zu sehen ist, wo die (auf 
der Abbildung) nach links liegende, etwas dunkler schattirte Facette, welche von der mittleren (für das 
Lunare bestimmter) durch eine weiss gelassene Erhöhung getrennt ist, schon für das Pyramidale bestimmt 
ist. Somit ist hier der Radius, der sich typisch nur auf die zwei inneren Knochen des Carpus (Scaphoideum 
und Lunare) stützen muss, so weit ausgebreitet, dass er die Ulna nach aussen drängt, sich auf alle drei 
Knochen der oberen Reihe des Carpus zu stützen anfängt und sich auf diese Weise einen Theil der Func- 
tionen des Cubitus aneignet. Die relativ bedeutende Stärke des Radius bei Gelocus hängt freilich von der 
grossen Reduction der Ulna ab, in deren Folge die ganze Last des Körpers, welche bei den älteren Paar- 
hufern auf zwei Vorderarmknochen vertheilt war, jetzt auf einen einzigen — den Radius — übertragen ist, 
der sich selbstverständlich auf Kosten des reducirten Cubitus vergrössern muss. 

Nachdem wir die langen Knochen der vorderen Extremität kennen gelernt haben, müssten wir 
eigentlich an die Beschreibung des Vorderfusses im engeren Sinne, des Carpus und Metacarpus schreiten, 
es scheint mir aber zweckmässiger, erst die langen Knochen der hinteren Extremität zu beschreiben und 
dann erst zu den eigentlichen Hand- und Fussknochen überzugehen. 


Oberschenkel (Femur), Taf. 22, Fig. 27. 


Das einzige vorliegende Exemplar des Oberschenkelknochens befindet sich auf einem Stück Kalk- 
stein, zusammen mit einer Tibia und einer Patella. Das Stück ist nicht sonderlich gut erhalten, die Knochen 
sind verdrückt und die Gelenkflächen haben beim Entfernen des ziemlich festen Kalksteines gelitten. Beide 
Knochen sind Fig. 27 in natürlicher Grösse dargestellt. — Der Femur bietet keine besonderen Eigenthümlich- 
keiten im Vergleich mit anderen Wiederkäuern: sein oberer Gelenkkopf ist ganz auf dem Körper des Knochens 
angebracht, ohne von ihm durch ein Collum abgetrennt zu sein, was man auch bei den meisten der recenten 
Wiederkäuern beobachtet, während im Gegentheil bei den älteren Paarhufern, z. B. den Hyopotamen und 
selbst bei dem recenten Hippopotamus der Gelenkkopf des Femurs deutlich durch ein Collum femoris 
abgetrennt wird, was auf eine grössere Freiheit der Seitenbewegungen hinweist, die bei den heutigen Rumi- 
nanten sehr beschränkt sind. Die vorderen Leisten des Unterendes des Femurs, auf denen die Kniescheibe 
aufruht, scheinen ungefähr von gleicher Grösse beiderseits zu sein, während bei den recenten Wiederkäuern 
die innere Leiste viel höher und dicker als die äussere ist. Der etwas mangelhafte Zustand der Knochen 
erlaubte nicht zu sehen, ob auf der hinteren Seite des Unterendes sich eine Grube befindet, aus der bei den 
meisten Ruminanten, auch bei Hippopotamus, der Musc. plantaris entspringt. 


Die benachbarte Patella, welche sich nahezu in ihrer natürlichen Lage findet, zeigt schon die 
längliche Form, welche sie bei allen Wiederkäuern besitzt, und unterscheidet sich durch diese Gestalt von 


— 15 ° — 


der Kniescheibe anderer miocäner Vertreter derselben Familie (z. B. Anoplotherium, Anthracotherium), bei 
denen sie eine sehr ausgebreitete kurze Gestalt hat. 


Unterschenkel (Tibia), Taf. 22, Fig. 27—29. 


Das Fig. 27 abgebildete linke Schienbein gehört sicherlich demselben Individuum an wie der neben- 
liegende Oberschenkel, da sich in demselben Stück Kalkstein noch manche andere Knochen befanden, welche 
sämmtlich nur von einem Individuum stammten. Dieser Umstand erlaubt uns eine genaue Vergleichung 
der relativen Länge beider Knochen anzustellen. Als eine sehr allgemeine Erscheinung muss es be- 
trachtet werden, dass bei allen alten Paarhufern mit unreducirtem Skelet, sowie auch bei dem lebenden 
Hippopotamus, welches als ein vortreffliches Beispiel eines sehr alten Typus gelten kann, die Unterschenkel- 
knochen immer etwas kürzer als der Femur sind. Wir sehen dieses Verhältniss bei den Anoplotherien, 
vierzehigen Hyopotamen, Anthracotherien und Hippopotamen vorwalten, während bei den mehr recenten und 
reducirten Genera (z. B. bei allen lebenden Wiederkäuern) die Tibia sich so bedeutend verlängert, dass sie 
den Femur an Länge übertrifft, und da bei der adaptiven Reduction die Mittelfussknochen (Metacarpalia et 
Metatarsalia) auch bedeutend in die Länge wachsen, so hängt die hohe Gestalt der meisten recenten Wieder- 
käuer lediglich von der Verlängerung dieser beiden Segmente der Extremitäten ab, denn der Oberschenkel 
nimmt fast keinen Antheil daran. Diese unverkennbare Tendenz, hohe, d. h. lange Extremitäten zu ent- 
wickeln, bemerken wir auch bei Gelocus!), bei dem, wie die Fig. 27 zeigt, die Tibia an Länge den Femur 
schon übertrifft. — Die eigentliche Form der Knochen erleidet dabei keine Veränderungen, nur wird die 
Crista anterior nicht so lang wie bei den alten Paarhufern (Anoplotherium, Anthracotherium), sondern ist, 
wie bei unseren heutigen Ruminanten, auf den oberen Drittheil des Knochens beschränkt. Da die in Fig. 27 
abgebildete Tibia an ihrer unteren Hälfte etwas beschädigt erscheint, so habe ich in Fig. 25 eine besser er- 
haltene distale Hälfte einer ebenfalls linken Tibia abgebildet. Der dreieckige Durchschnitt, wie die Glätte 
der Vorderfläche dieser Tibia machen sie einer Tibia der recenten Wiederkäuer sehr ähnlich, was noch durch 
die Beschaffenheit der distalen Gelenkfläche erhöht wird, die in Fig. 28 abgebildet ist. Aus den beiden 
Figuren kann man leicht sehen, dass die beiden Leisten für die obere Rolle des Astragalus ebenso tief sind 
wie bei den heutigen Wiederkäuern, während der Malleolus internus weit nach hinten hervorspringt und 
eine leichte Biegung nach innen macht, wodurch das Tibia-Tarsalgelenk ungemein fest wird und fast nur 
in einer verticalen Fläche beweglich bleibt, mit Ausschluss aller Seitenbewegungen, welche auch wirklich 
einem Thier mit so hohen und dünnen Beinen gefährlich werden könnten. Ausserhalb der beiden Leisten für 
den Astragalus sieht man am Rande der distalen Fläche eine schmale längliche Facette mit einer Vertiefung 
in der Mitte. Diese längliche Facette sagt uns deutlich, dass der Gelocus keine entwickelte Fibula besessen 
hat, sondern nur ein distales Rudiment, das sich einerseits auf die distale Fläche der Tibia, anderseits 
auf die Aussenwand des Proc. anterior calcanei stützte. Das Auffinden dieses Rudimentes (des osselet 
peroneen der Franzosen), welches in Fig. 29 von der Innenseite dargestellt ist, hat diese Vermuthung be- 
stätigt. Wir sehen in der Fig. 29, in der Mitte des oberen Randes, einen stiftförmigen Fortsatz, der in 
eine entsprechende Vertiefung der distalen Fläche der Tibia passte, und eine bogenförmige Rinne an der 
Stelle, wo dieses Rudiment an der Aussenseite der Astragalusrolle angepresst war. 


1) Im Gegentheil bleiben bei den Traguliden und bei Hyaemoschus die Extremitäten noch ziemlich kurz, was ihnen 


eine niedrige, schweinsähnliche Gestalt gibt. 
21* 


Carpus, Taf. 22, Fig. 24, m, u. 


Wir besitzen leider nicht alle Knochen des Carpus, aber aus denen, welche erhalten sind, kann man 
mit ziemlicher Sicherheit den Schluss ziehen, dass die Zahl, sowie die Anordnung der Oarpalknochen ziemlich 
mit den recenten Wiederkäuern übereinstimmten; wenn uns in dieser Hinsicht irgend ein Zweifel bleibt, 
so ist es bezüglich des innersten Carpalknochens, des Trapeziums, der bei den heutigen Ruminanten sich 
nicht mehr findet, beim Gelocus aber vielleicht noch vorhanden war. 

Von den Knochen der ersten Reihe habe ich erst nach Beendigung meiner Tafeln in einer Sendung 
Knochen aus Puy, das Lunare und Pyramidale auffinden können, welche keine Eigenthümlichkeiten gegen- 
über denselben Knochen der recenten kleinen Ruminanten (aber auch des Xiphodons) darstellen. Die zwei 
übrigen Knochen, das Scaphoideum und Pisiforme, kenne ich nicht, wir haben aber keinen Grund anzu- 
nehmen, dass sie besondere Knochen aufwiesen. 

Von der zweiten Reihe der Carpalknochen sind alle drei erhalten, d. h. das Unciforme und das 
Magno-trapezoideum, wobei das Trapezoideum schon mit dem os magnum verschmolzen erscheint, so dass 
eigentlich, wie in der zweiten Reihe, blos zwei Knochen vorhanden sind. Wenn überhaupt ein Rudiment 
des Trapeziums existirte, so müsste es gewiss sehr unbedeutend gewesen sein. 

Das Trapezoideo-magnum (Taf. 22, Fig. 24, m) erinnert, wie man aus der Abbildung sieht, 
vollständig an den Knochen anderer Wiederkäuer, es ist ein platter rechteckiger Knochen, auf dessen proxi- 
maler Fläche sich zwei Facetten für das Scaphoideum und den inneren Theil des Lunare befinden, 
während die distale Fläche auf dem verdickten Oberrande des dritten Metacarpale ruht. — Der Gelocus ist, 
so viel bis jetzt bekannt, die älteste Form, bei der diese beiden Carpalien (das Magnum und Trapezoideum) 
mit einander verwachsen sind, später wird dies Merkmal allgemein für alle Wiederkäuer, mit Ausnahme 
der Tylopoden, welche wahrscheinlich eine ganz selbstständige Abzweigung der Paarhufer bilden, deren 
Abstammung noch vollständig im Dunkel liegt. 

Das Unciforme (Fig. 24, u) ist vielleicht relativ etwas höher als bei Tragulus, obwohl seine Ge- 
stalt ganz dieselbe ist. Seine proximale Fläche bietet zwei Facetten, eine innere für das Lunare und eine 
grössere äussere für. das Pyramidale. — Die distale Fläche des Unciforme zeigt bei Gelocus die Eigen- 
thümlichkeit, dass dessen unterer innerer Rand eine schiefe Facette trägt, mit welcher der obere innere Rand 


des dritten Metacarpale artieulirt (Fig. 24, IL, n). 


Metacarpalia, Taf. 22, Fig. 24—26‘, III, IV. 


x 


Die Mittelfussknochen bilden den interessantesten Skelettheil des Gelocus und tragen am meisten 
dazu bei, die intermediäre Stellung dieser Form zwischen den alten Paarhufern und den heutigen Wieder- 
käuern zu bestätigen. — Werfen wir einen Blick auf den Metacarpus, so werden wir sehen, dass er blos 
aus zwei stark entwickelten Knochen besteht, welcher den III & IV Zehen entsprechen, während die zwei 
Seitenzehen (II & V) vollständig reducirt sind und blos als dünne Zipfelknochen am oberen und unteren 
Ende der Metacarpalien angeheftet sind. Diese zwei Mittelknochen, wie aus den Fig. 24—26 zu ersehen 
ist, sind aber noch nicht mit einander verwachsen, obwohl der Mangel der Epiphysen beweist, dass sie von 
einem bereits ausgewachsenen Individuum herrühren. Diese Selbstständigkeit der Metarcapalien bezeugt voll- 
ständig die sehr allgemeine Erscheinung, dass die Vorderfüsse nicht so schnell wie die Hinterextremitäten 


reducirt werden, denn an diesen letzteren (Fig. 19) sind die beiden entsprechenden Metatarsalien schon mit 
einander verschmolzen. Auch bei einigen recenten Formen begegnen wir einer ganz ähnlichen Erscheinung, 
z. B. bei Hyaemoschus und bei Dicotyles, bei denen die mittleren Metacarpalien noch frei bleiben, während 
die Metatarsalien schon zu einem Stück verschmolzen sind. Bei jungen Traguliden findet man, so lange die 
Knochen noch epiphysirt sind, einen Metacarpus, welcher entschieden an den in Fig. 24 abgebildeten er- 
innert, weil die beiden Mittelmetacarpalien bis dahin noch getrennt bleiben. Der Unterschied zwischen beiden 
Formen besteht aber darin, dass während bei den Traguliden die Seitenmetacarpalien (und Tarsalien) in 
Gestalt dünner Zipfelknochen in ihrer ganzen Länge persistiren, diese Seitenzehen bei Gelocus in Folge 
einer noch stärkeren Reduction in der Mitte unterbrochen werden und die Entwickelung der Mittelzehen nicht 
hemmen. Dieser Zustand der Seitenzehen deutet auch auf eine directe Verwandtschaft des Gelocus mit 
den recenten Wiederkäuern, und weist ihm seine Stellung im ihrer Abstammungslinie auf, während die 
Traguliden, in Folge ihrer persistirten Seitenzehen, als eine Seitenlinie angesehen werden müssen, welche noch 
vor dem Erscheinen des Gelocus von dem Hauptstamme sich abgetrennt hat. 

Betrachten wir die beiden Metacarpalien, welche die Vorderextremität zusammensetzen, einzeln, so 
bemerken wir an ihnen Folgendes: 

Metacarpale III (Taf. 22, Fig. 24—26‘ Ill). Alle Exemplare dieses Knochens aus Puy liegen 
nur in beschädigten Stücken vor, von denen das am besten erhaltene in Fig. 20 dargestellt ist. Glücklicher- 
weise gelang es mir, in einer Sammlung Knochen aus den Phosphoriten Südfrankreichs, bei Hrn. Filhol jun. 
in Paris, unter einigen Unterkiefer-Bruchstücken auch ein vollständig erhaltenes drittes Metacarpale des 
Gelocus zu finden, das in Fig. 24 von vorne, Fig. 25 von der Innenseite dargestellt ist. Wie man aus 
diesen Abbildungen sehen kann, ist das dritte Metacarpale an seinem proximalen Ende bedeutend erweitert, 
und besitzt dort eine sehr breite Articulationsfläche, welche auf die beiden untereinander verschmolzenen 
Carpalknochen os magnum und Trapezoideum sich stützt. Der obere ulnare Rand des Metacarpale III tritt 
etwas nach aussen hervor und artieulirt noch mit dem Uneiforme (Fig. 24, u—lIl), eine Articulalition, 
welche ungemein bezeichnend und für alle lebenden wie ausgestorbenen Ungulaten characteristisch ist. Diese 
Articulation des dritten Metacarpale mit dem Unciforme verliert sich nach und nach bei Verschmelzung der 
beiden mittleren Metacarpalia untereinander, so dass man bei den recenten Wiederkäuern sehr wenig von ihr 
sieht, obwohl auch bei ihnen eine Spur dieses typischen Merkmales zu bemerken ist, wenigstens kann man 
immer an der distalen Fläche des sogenannten „canon“ eines Wiederkäuers sehen, dass die Hälfte, welche dem 
os magno-trapezoideum entspricht, ein etwas höheres Niveau einnimmt. Die Diaphyse des Metacarpale III 
wird schmäler in der Mitte und breitet sich am unteren Gelenkkopf wieder etwas aus. — Betrachten wir 
diesen unteren Gelenkkopf etwas näher, so bemerken wir, dass er von vorne vollständig glatt erscheint, und 
dass die scharfe mediane Leiste, welche in eine entsprechende Furche der unteren Phalange eingreift, voll- 
ständig auf die palmare Fläche des Gelenkkopfes beschränkt bleibt, während bei allen recenten Wiederkäuern 
(ausser Hyaemoschus und Tragulus) diese scharfe mediane Leiste den ganzen Gelenkkopf umgibt und 
in eine entsprechende, durch die ganze Breite der distalen Fläche der ersten Phalangen gehende Furche ein- 
greift. In dieser Hinsicht steht der Gelocus seinen eocänen Vorläufern viel näher, als den recenten Paar- 
hufern, bei denen mit der bedeutenden Reduction des Mittelfusses auch die Gelenkleisten grösser geworden 
sind, wodurch eine festere Articulation mit den Phalangen hergestellt war. Ich hatte Gelegenheit, darauf 
aufmerksam zu machen, dass nicht nur die Wiederkäuer, sondern auch die Suiden, und selbst die Unpaar- 
hufer, dieselbe Erscheinung bieten, und dass bei ihnen mit der Reduction der Extremität auch die Gelenk- 
leiste der Mittelfussknochen nach vorne umbiegt und eine feste Articulation mit den ersten Phalangen 


— 18 — 


sichert. !) Bei Gelocus ist dieses Merkmal noch nicht entwickelt, da auch die Metacarpalien unverschmolzen 
erscheinen; bei der vollständigen Verwachsung der beiden Knochen aber, wie bei den Amphitraguliden, wird 
auch die Gelenkleiste wie bei allen Wiederkäuern gestaltet. 

Metacarpale IV (Fig. 24, 26, IV). Von dem vierten Metacarpale gilt dasselbe, was ich schon 
von dem dritten gesagt habe, der einzige wichtige Unterschied zwischen beiden besteht in der Gestalt der 
proximalen Gelenkfläche. Wir sehen diese letztere in natürlicher Grösse Fig. 26, IV und vergrössert Fig. 26‘, 
IV. Schon aus der Abbildung kann man deutlich sehen, dass das proximale Ende des vierten Metacarpale 
nicht so bedeutend erweitert erscheint als das dritte, auch steht dasselbe nicht mit diesem letzteren in einem 
Niveau, sondern etwas niedriger, indem der obere ulnare Rand des dritten Metacarpale etwas über den 


vierten hervorspringt, um mit dem Unciforme zu articuliren. — Die beiden Knochen sind in ihrer natür- 
lichen Lage auf einem Stück Kalkstein in Fig. 26 dargestellt. — Dieses Verhältniss zwischen dem dritten 


und vierten Metacarpale persistirt bis zu einem gewissen Grade auch bei den heutigen Wiederkäuern. 
Die Metacarpalien der Seitenzehen sind noch nicht in ihrer natürlichen Lage in situ gefunden 
worden, kommen aber vereinzelt in demselben Kalkstein vor, der die anderen Knochen enthält; die unteren 


Griffelbeine haben einen kleinen Gelenkknopf für eine kleine Afterzehe. 


Tarsus, Taf. 22, Fig. 19—23. 


Durch einen glücklichen Zufall sind die Knochen der Hinterextremität viel reichlicher als die der 
vorderen vorhanden, wodurch mir die Möglichkeit gegeben wurde, den Hinterfuss vollständig zu restauriren. 

Calcaneus und Astragalus bieten keine Eigenthümlichkeiten dar und gleichen vollständig den 
entsprechenden Knochen heutiger kleiner Wiederkäuer, — vielleicht ist nur die Breite des Astragalus im 
Verhältniss zu seiner Höhe etwas grösser als beı den recenten Formen. 

Das os naviculare (scaphoideum) ist schon vollständig mit dem Cuboideum verwachsen und bildet 
das bekannte Scaphocuboideum der Wiederkäuer. Wir sehen diesen doppelten Knochen in Fig. 19 von 
vorne, Fig. 20 von Aussen, Fig. 21 von Hinten und Fig. 22, 23 von Innen und Unten. — Gelocus ist die 
älteste Form, bei der dieses Zusammenfliessen beider Knochen, welches später so constant bei allen Wieder- 
käuern wird, zum ersten Mal auftritt2). In der Fig. 20 kann man sehen, wie das Cuboideum auf die ganze 
Vorderfläche des vierten Metatarsale zu liegen kommt, während sein hinterer schnabelförmiger Fortsatz mit 
cem hinteren Fortsatz des Metatarsale articulirt. Zwischen dem vorderen breiten Theil des IV. Metat. und 
seinem hinteren Fortsatz befindet sich eine tiefe Rinne, welche man Fig. 20 (von oben Fig. 15) sehen 
kann; diese Rinne ist für das rudinentäre fünfte Metatarsale bestimmt; das Rudiment selbst konnte ich nicht 
auffinden, die Spur am Mittelfussknochen aber, welche es hinterlassen hat, ist ein deutlicher Beweis, dass es 
vorhanden war. Bei den heutigen Wiederkäuern, bei denen sich noch Rudimente der Seitenzehen am Vorder- 
fuss und selbst das Griffelbein, das dem zweiten Metatarsale entspricht, erhalten haben, findet man niemals 
ein Griffelbein des V. Metatarsale, dieses verschwindet vor allen anderen. 

Cuneiforme III” et II", Fig. 19, 23 c?. Die beiden Cuneiformen sind auch verschmolzen und 
bilden den bekannten platten Knochen, den wir auch bei allen recenten Paarhufern im Tarsus finden. — 


1) Philosoph. Trans. 1873. 
2) Bei Cainotherium sind beide Knochen noch unverwachsen; in den oberen eocänen Schichten von Apt dagegen kommen 
solche verwachsene Scaphoidei vor, für welche Pomel ein besonderes Genus Hyaegulus aufgestellt hat. i 


— 159: 


Im typischen Skelet der älteren Paarhufer ist ein jeder der beiden Knochen dazu bestimmt, je ein Metatar- 
sale zu tragen, das Cuneiforme tertium trägt das dritte, das Cun. secundum das zweite Metatarsale. 
Je mehr sich aber das dritte Metat. vergrössert, desto mehr wird das zweite reducirt, am Ende begnügt sich 
das dritte Metat. nicht mehr mit seinem typischen Cuneiforme III, sondern sucht sich eine festere Stütze zu 
verschaffen und breitet sich erst auf einen Theil, später auch auf das ganze Cuneiforme secundum aus. 
Wenn auf diese Weise das vergrösserte dritte Metatarsale beide Tarsalknochen für sich allein eingenommen 
hat, dann verschmelzen die beiden Cuneiformen, da ihre Rolle nun eine ganz andere wird, und sie beide jetzt 


nicht mehr als Stütze für zwei verschiedene, sondern nur für einen Metatarsalknochen — nämlich das Me- 
tatarsale III — dienen; das verkümmerte zweite Metatarsale wird dabei vollständig auf die Seite gedrängt, 


wie man es Fig. 22 bemerkt, in der man oben die beiden verschmolzenen Cuneif. 3 & 2 sieht, welche genau 
auf die vergrösserte proximale Fläche des dritten Metatarsale passen (der etwas nach hinten abfallende, 
in der Zeichnung weiss gelassene Theil der Proximalfläche ist eben die Ausbreitung des dritten Metatarsale, 
welche dem Cuneif. secundum entspricht), während das verkümmerte Metatarsale als Griffelbein ganz nach 
hinten verdrängt wird und wahrscheinlich mit dem Cuneif. I articulirte. 

Das Cuneiforme I war selbstständig, wie bei den meisten recenten Wiederkäuern !), und diente zur 
Stütze des Griffelbeins des zweiten Metatarsale, ausserdem articulirt dieses Cuneiforme primum noch mit 
dem unteren Fortsatze des Metatarsale III, welches man in Fig. 18, 22 hinter dem zweiten Griffelbein sieht. 
Ich habe diesen Knochen erst nach Beendigung meiner Tafeln erhalten; es ist ein kleiner Knochen von 3 bis 
4 Cubikmillimeter, der unmittelbar hinter das Cun. 3° m der Fig. 22 zu stehen kommt. 


k Metatarsus (Taf. 22, Fig. 15—22, II—IV). 

Die beiden Mittelmetatarsalien sind bei erwachsenen Induviduen schon vollkommen mit einander 
verwachsen, obwohl die Spuren dieser Verwachsung das ganze Leben hindurch zu sehen sind, weil die 
beiden Knochen doch ihre vollständige Form behalten und die Verschmelzung bei weitem nicht so vollständig 
ist wie bei den recenten Wiederkäuern, bei denen die beiden Knochen förmlich zusammenfliessen, was bei 
Gelocus, wie Fig. 19 zeigt, noch nicht der Fall war. Der Gelocus ist die älteste bis jetzt bekannte Form 
der Paarhufer mit verwachsenen Metatarsalien, welche den characteristischen „Canon“ bilden, der in unserer 
Zeit allen Wiederkäuern 2) eigen ist. 

Werfen wir einen Blick auf die proximale Fläche der beiden verwachsenen Mittelfussknochen Fig. 18, 
so bemerken wir noch ganz deutlich, dass wir es hier mit zwei Knochen zu thun haben. Auf der radialen 
oder inneren Seite dieser Fläche (Fig. 18) befindet sich vorne eine ovale Facette, welche für die beiden 
verschmolzenen Ouneiformen bestimmt ist (Fig. 18, III), hinter ihr liegt ein grosser Ausschnitt, in welchen 
das Rudiment des zweiten Metatarsale passt (Fig. 18, II), während auf die ganz hinten befindliche Fläche 
des grossen hinteren Fortsatzes des dritten Metat. sich das Cuneiforme primum stützte. 

Man kann alle diese Elemente auch auf der entsprechenden radialen Hälfte des Metatarsus der recenten 
Wiederkäuer wiedererkennen, nur sind sie dort mehr verdeckt und treten nicht so deutlich hervor. — Die- 
selbe Gelenkfläche des dritten Metatarsale ist auch in Fig. 22 von der Seite zu sehen; indem man diese 
letztere mit Fig. 15 vergleicht, kann man sich ein vollkommenes Bild des Knochens entwerfen. 

Die äussere Hälfte des Mittelfussknochens (Fig. 18, 19, IV) gehört dem vierten Metatarsale, auf der 
proximalen Fläche (Fig. 18, IV) bemerkt man eine grosse vordere Facette, welche für das Cuboideum be- 


!) Mit Ausnahme des Camelopardalis, bei denen alle drei Cuneiformia mit einander verwachsen sind. 
2) Nur Hyaemoschus hat noch keinen „Canon“ am Vorderfusse. 


— 160 — 


stimmt ist, der hintere Fortsatz bietet ausserdem eine schmale und schief nach aussen abfallende Facette für 
eine entsprechende Facette des hinteren Fortsatzes des Cuboideum (Fig. 20). In einem Ausschnitt zwischen 
diesen beiden befindet sich das Rudiment des fünften Metatarsale, von dem die Rinne herrührt, welche wir 
in Fig. 20 sehen. 

Der hintere Mittelfussknochen „canon“ ist bedeutend länger als die vorderen, auch verschmälert er 
sich in Folge der Verwachsung viel mehr in der Mitte, obwohl noch nicht in solchem Grade wie bei den 
recenten Wiederkäuern. Längs der ganzen Vorderfläche dieses hinteren Mittelfussknochens zieht sich eine tiefe 
Rinne, welche die beiden verwachsenen Knochen trennt (Fig. 19). Die beiden unteren Gelenkköpfe unter- 
scheiden sich von den entsprechenden Gelenken anderer Wiederkäuer dadurch, dass sie vorne vollkommen 
glatt sind, weil die Gelenkrolle blos auf die palmare Seite des Gelenkkopfes beschränkt bleibt. Die Gestalt 
dieses unteren Gelenkkopfes des Metatarsus ist von der, welche wir am Metacarpus gesehen haben, etwas 
verschieden, sie ist wie aufgequollen, und die Gelenkrolle für die Phalangen ist auch grösser und mehr nach 
vorne verlängert als es bei den Metacarpalien der Fall ist. Die Hinterextremität erscheint immer mehr 
reducirt als die vordere, und diese Gelenkrolle ist so zu sagen ein anfängliches Merkmal, das in der kräftigen 
Generation wirklich zu Stande kommt, indem die Gelenkrolle bei den Amphitraguliden im Untermiocaen voll- 
ständig in den ganzen Gelenkkopf übergeht. 

Ausser den zwei mittleren verwachsenen Metatarsalien (III & IV) finden wir bei Gelocus noch 
Rudimente der beiden seitlichen (II & V), welche als dünne Griffelbeine beiderseits am proximalen Ende 
befestigt sind. Ein solches Rudiment des zweiten Metatarsale sehen wir in Fig. 22, wo es mit dem 
dritten verwachsen ist und oben mit dem Cuneiforme I articulirt. Das Rudiment des äusseren oder fünften 
Metatarsale ist nicht erhalten, obwohl seine Existenz durch eine tiefe Rinne bezeugt wird, welche dieser 
Griffelknochen an der äusseren Seite des Canon (Fig. 20) zurückgelassen hat; dieses Rudiment besass auch 
eine ganz kleine Gelenkfacette am Cuboideum. 


Phalangen, Taf. 22, Fig. 19. 


Die ersten Phalangen des Gelocus haben ungefähr dieselbe Gestalt wie bei den recenten kleinen 
Wiederkäuern, bieten aber ein wichtiges Merkmal, wodurch sie sich den älteren Paarhufern nähern. Die 
proximale Fläche der ersten Phalangen nämlich, entsprechend der Beschaffenheit des’ Gelenkkopfes des 
Mittelfusses, hat nicht, wie bei den recenten, eine Rinne, welche die ganze proximale Fläche durchschneidet, 
sondern diese proximale Fläche ist concav und glatt, und ist nur an ihrem hinteren Rande mit einem Aus- 
schnitt versehen, in welchem die kleine Gelenkrolle des Mittelfusses einpasst. 

Die zweiten und die dritten Phalangen bieten nichts Bemerkenswerthes, sie sind im Allgemeinen wie 
bei den Traguliden gebildet. 


1) Siehe auch Memoires de l’Academie de St. Petersburg 1873. Sur l’Anchitherium, pag. 61. 


Fig. 1, 2. Unterkiefer-Ast mit sämmtlichen Backzähnen, 1 von oben, 2 von der Seite, m!=? Molaren, p!-t 


Erklärung der Tafeln zu Gelocus Aymardi Kow. 


Tafel XXL. 


Prämolaren. 
4. Oberkieferfragment mit allen Backzähnen, 5 von aussen, 4 von unten. 


> 


Die beiden hinteren Milchzähne des Oberkiefers. 
Unterkieferfragment mit Milchzähnen, dem ersten Prämolar und dem ersten Molar. 


So © 


Unterkieferfragment mit theilweise erhaltenem Diastema. 
Gesteinsstück mit Ulna und Radius (Cubitus). 


jo 2 


Unteres Ende des Radius. 


Oo 


10. Hüumerus. 

1l. Unteres Ende des Humerus. 

12. Schulterblatt (Scapula). 

13. Erster Halswirbel (Atlas). 

14. Zweiter Halswirbel (Epistrophaeus). 
15, 16. Schneidezähne des Unterkiefers. 
17. Eckzahn. 


Tafel XXIL. 


Fig. 18. Gelenkfläche zwischen. Tarsus und Metatarsus. 


19. Restaurirter Hinterfuss. 

20. Mletatarsale IIE und cuboscaphoideum von Aussen. 

21. sletatarsale IIl & IV und cuboscaphoideum von Hinten. 

22. Metatarsale III & II von Innen. 

23. Cuboscaphoideum (c) und cuneiforme III (ce?) von Innen und Unten. 


24. Metacarpalia (Ill, IV), trapezoideo-magnum (m) und unciforme (u) von vorne, restaurirt. 


25. Metacarpalia ILL von der Seite. 

26. Metacarpalia III & IV. 

27. Gesteinsplatte mit femur, tibia und patella. 

28. Unteres Ende der tibıa. 

29. Rudiment der fibula an der unteren Gelenkfläche der tibia. 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XX1V.) 


LG, 


Sy 
ER 


it 


Fall 


Do 


Ueber 


das kleine Anthracotherium aus der Braunkohle von Rott bei Bonn 


Dr. phil. Oskar Boettger in Frankfurt /M. 


Synonymie: Sus breviceps Troschel (Verh. d. naturhist, Ver. d. preuss. Rheinl. und Westph., Bnd. 16, 
Bonn 1859, Corresp.-Blatt S. 49). 

(Gen. nov.) brevirostris Troschel (ebenda, Bnd. 17, 1860, Sitz.-Ber. S. 86 und von Dechen’s Geo- 
gnostischer Führer in das Siebengebirge am Rhein, Bonn 1861, S. 323). 

Anthracotherium sp. Kowalewsky (Monographie der Gattung Anthracotherium Cuv. in Dunker und 
Zittel’s Palaeontographica, Cassel 1873 und 1874, Bnd. XXII, Lief. 3—5). 


Die erste Erwähnung von Resten schweineartiger Ungulaten in der mitteltertiären Braunkohle von 
Rott im Siebengebirge geschieht in den Verhandlungen des naturhist. Ver. d. preuss. Rheinlande und West- 
phalens, Bnd. 16, Bonn 1859, Uorresp.-Blatt S. 49, wo Geh. Reg. Rath Prof. Dr. Troschel folgende 
Notiz gibt: 

„Ein ganz neuer Fund ist der Schädel eines Schweins, dessen Zähne und einzelne Kopfknochen 
mit denen der Gattung Sus wol übereinstimmen; der hohe Kronfortsatz des Unterkiefers gleicht jedoch eher 
einem Wiederkäuer. Die viel kürzere Schnauze rechtfertigt den Namen Sus breviceps. Herr Berg-Ref. 
Blume hat dasselbe dem naturhistorischen Museum geschenkt.“ 

Weiter gibt derselbe Autor, der mich auf diese Literaturnachweise freundlichst aufmerksam gemacht 
hat, in derselben Zeitschrift, Bnd. 17, 1860, Sitz.-Ber. S. 86 folgende Mittheilung: 

„Dann sprach Prof. Troschel über einen Fund in der Braunkohle von Rott, welchen das natur- 
historische Museum der Güte des Hrn. Geh. Bergraths Burkart zu verdanken hat. Diese fossilen Reste 
gehörten einem schwemeähnlichen Thiere an, derselben Species, welche der Vortragende früher nach einem 
andern Stücke als Sus brevirostris !) bezeichnet hatte. Das vorliegende Stück ergänzt das frühere namentlich 


!) Beruht auf Verwechslung. Der damalige Name, den wir auch für diese Reste beibehalten, hiess breviceps (vergl. oben). 
22 * 


— 164 — 


für die Kenntniss der Zähne, von denen der 5te und 6te Backenzahn des Oberkiefers, sowie der 2te, 4te, 
dte, Öte und Tte Backenzahn des Unterkiefers sehr deutlich vorliegen. Nach diesen Zähnen zu urtheilen, 
gehört das Fossil nicht der Gattung Sus an, sondern möchte sich eher der Gattung Anthracotherium an- 
nähern und zwischen beiden eine neue Gattung bilden.“ 

Aehnliche Bemerkungen macht derselbe Autor in „von Dechen’s Geognost. Führer in das Sieben- 
gebirge am Rhein, Bonn 1861, S. 323“ unter dem Titel Sus brevirostris Troschel. Es heisst da: „Der 
Schädel eines schweineartigen Thieres ist in zwei Exemplaren bekannt geworden, die beide im Poppelsdorfer 
Schloss aufbewahrt werden. Möglicherweise sind sie die Reste ein und desselben Individuums. Die Gestalt 
des Schädels ist durchaus schweineähnlich, jedoch ist die Schnauze kürzer als bei dem lebenden Schweine. 
Die Abdrücke der meisten Gesichts- und Schädelknochen sind noch wol zu unterscheiden. Von Zähnen 
sind der obere Eekzahn und die sieben Zähne des Unterkiefers mit Ausnahme des dritten überliefert; vom 
äusseren oberen Vorderzahn und vom unteren Eckzahn ist der Abdruck auf der Braunkohle sichtbar. Nach 
den Zähnen zu urtheilen, gehört das Thier nicht der Gattung Sus an, sondern möchte sich eher der Gattung 
Anthracotherium annähern und zwischen beiden eine neue Gattung bilden.“ 

Endlich spricht Kowalewsky in seinem epochemachenden Werke „Monographie der Gattung An- 
thracotherium Cuv.“, von dem leider erst drei Lieferungen (Lief. 3 und 4 von 1873 und Lief. 5 von 1874 
im XXI, Band von Dunker und Zittel’s Palaeontographica, Cassel, Verlag von Fischer) erschienen sind, 
von dieser Art als eines ächten Anthracotherium an verschiedenen Stellen. 

„So besitze ich“, sagt er S. 290, „ausser den grossen Anthracotherien auch mehrere schöne Stücke 
für die kleinere Spezies, nämlich die Hälfte eines vollständigen Kopfes mit voller Bezahnung aus der Braun- 
kohle von Rott, sammt emigen Phalangen und den distalen Enden von zwei Mittelfussknochen.“ 

Und weiter S. 330: „In der Taf. XI, Fig. 50 habe ich die distalen Extremitäten der Metatarsalen 
und die Phalangen des kleinsten mir bekannten Anthracotherium von Rott abgebildet, dessen Kopf auf 
Taf. XIL, Fig. 69 dargestellt ist. Die Grube, welche in den Originalen vorne, über der Gelenkfläche, be- 
merklich ist, lässt vermuthen, dass die abgebildeten Stücke zu dem Metatarsus und nicht zu dem Metacarpus 
gehören. Die Form dieser Reste lässt sich ganz genügend aus der Zeichnung wahrnehmen; wir machen 
den Leser auf die runde, wie aufgequollene Form dieser distalen Enden aufmerksam, wobei man gleich 
bemerkt, dass der Seitenfinger bei dem kleinen Anthracotherium von Rott sehr stark entwickelt war; nicht 
nur das Unterende des Seitenmetacarpale (Taf. XI, Fig. 50), sondern auch die der Phalange des Mittel- 
fingers nur wenig nachstehende Phalange des Seitenfingers berechtigen uns vollkommen zu diesem Schluss.“ 

Was Kowalewsky endlich S. 336 bis S..346 über die Form der ihm von Rott bekannten Zähne 
dieser Anthracotherium-Art sagt, werde ich mir erlauben, im Vergleich mit den von mir untersuchten Resten 
im Verlauf dieser Mittheilungen später anzuführen. 

Von Abbildungen liegen von dieser Spezies ausser den schon vorhin erwähnten Zeichnungen der 
Metatarsalen und Phalangen und eines Schädelrestes bei Kowalewsky noch vor der Oberkiefer (ebenda, 
Taf. XII, Fig. 68), der letzte und vorletzte untere Praemolar (ebenda, Fig. 70), die drei letzten unteren 
Praemolaren von oben (ebenda, Fig. 74) und der dritte Schneidezahn des linken Unterkiefers (ebenda, Fig. 75). 

Die schönen dieser meiner Arbeit zu Grunde liegenden Fossilreste, die die Angaben Kowalewsky’s 
noch erweitern und vervollständigen und insbesondere Kenntniss vom Milchgebiss dieser Spezies verschaffen, 
sind erstens die von Troschel oben eitirten, im Bonner naturhistorischen Museum aufbewahrten beiden 
Stücke, die mir zu dieser Publikation mit dankenswerther Bereitwilligkeit von Hrn. Geh. Reg. Rath Prof. 
Dr. Troschel anvertraut worden sind, und zweitens ein schönes Unterkieferfragment, sowie einige lose Zähne 


— 165 — 


des Unterkiefers, welche mir mein Bruder, Direktor Hugo Boettger auf Augustenhütte in Beuel bei Bonn, 
zum Geschenk gemacht hat, und die sich jetzt in der palaeontologischen Sammlung der Senckenberg’schen 
Naturforschenden Gesellschaft befinden. 


j2 
{ed} 


Anthwacotherium breviceps Trosch. sp. Oberoligocäne Braunkohle von Rott bei Bonn. 


(Sämmtliche Zeichnungen sind in natürlicher Grösse.) 


Fig. 1. Rechter Unterkiefer; a von aussen, b von oben, ce von innen (Senckenberg’sches Museum in Frankfurt a/M.). 
„» 2. Linker m3 des Unterkiefers; a von oben und 5 von vorn (ebendaselbst). 

„» 3. Linker m? des Unterkiefers; von hinten (ebenda). 

„ 4. Linker Oberkiefer, 2 Molaren und 2 Milchzähne; a von oben und b von aussen (Bonner Museum). 

„ 5. Linker d? des Oberkiefers; von aussen (ebendaselbst). 

„ 6. Milchzahn d® und Praemolar p‘ des linken Unterkiefers; von innen, und b ersterer Zahn von oben (ebenda). 
„ 7. Eckzahn im rechten Oberkiefer des Milchgebisses; von aussen (ebenda). 


Gehen wir jetzt auf die Beschreibung und Deutung der Stücke etwas näher ein. 
Schädel I eines jungen, im Zahnwechsel begriffenen Thieres. Gesch. des Hrn. Berg.-Ref. Blume 
an das Bonner naturhistorische Museum. 


— 166 — 


“Leider ist dieser Schädelrest in hohem Grade zerdrückt und die Knochen sind, wie das bei den 
verschiedensten Knochenresten der Rotter Papierkohle so häufig der Fall ist, im Laufe der Zeit heraus- 
gebröckelt. Es ist deswegen jetzt weder möglich, die Formen der einzelnen Kopfknochen mit genügender 
‚Sicherheit festzustellen, noch genaue Maasse derselben und der einstmals verhandenen Halswirbel zu geben, 
und nur beiläufig sei bemerkt, dass die grösste überlieferte Länge des Schädels ungefähr 0,143 Mtr., die 
grösste Breite etwa 0,073 Mtr. beträgt. Die Höhe des Unterkiefers dagegen betrug — mit ziemlicher Sicher- 
heit an dem Abdruck des Kiefers gemessen — etwa in der Gegend des m! von dessen Basis an gerechnet 
0,019 Mtr. 

Von Zahnresten sind an diesem Schädel vorhanden im rechten Oberkiefer Spuren von muthmaasslich 
m?, die Hälften von m! und d! und der leidlich erhaltene de; im linken Unterkiefer Abdruckspuren von m?, 
m!, d! und d? und die gut in situ erhaltenen d3 und p’, sowie die etwas unsicheren Abdruckspuren zweier 
di (oder i). 

Von Maassen, welche an den Zähnen in situ mit Sicherheit von diesem Schädel I abgenommen 
werden konnten, seien folgende hervorgehoben: 


Länge von m?, m! und d! des Oberkiefers zusammen . . » 2.2.02... = (0,086 Mitr. 
Länge von.d! und pi des Unterkiefers zusammen „ . vn... 2 22. —Vlr 
Diastem zwischen d® und p? des Unterkiefers . . . c 3 2.2221 0,00 er 


Ich muss diese Reste für das Gebiss eines eben im Zahayrochssl Bessifenen Individuums halten, da 
die genannten Dimensionen nur so mit den für diese Spezies bekannten Grössenmaassen gut übereinstimmen. 
Die beiläufige Entfernung zwischen d! und der Spitze des de im Oberkiefer von 0,0315 Mtr., die auffallend 
klein erscheint, erkläre ich mir durch eine in Folge von Gebirgsdruck bedingte Verschiebung der vorderen 
Oberkieferpartie. 

Schädel II, ebenfalls von einem jungen, ım Zahnwechsel begriffenen Thier; wahrschemlich, wie 
auch schon Prof. Troschel (in von Dechen’s Geogn. Führer in das Siebengebirge, Bonn 1861, 8. 323) an- 
gedeutet hat, von demselben Individuum wie Rest I. Gesch. des Hın. Geh. Bergrath Burkart an das 
Bonner naturhistorische Museum. 

Auch dieser schöne Fossilrest ist leider in so hohem Grade zerdrückt und die einzelnen Schädel- 
knochen sind so beschädigt und auseinandergeworfen, dass sich nichts sicheres mehr über Form und Maass- 
verhältmisse derselben aussagen lässt. Die einzige Zahl, die sich einigermaassen zuverlässig geben lässt, 
ist die Höhe des Unterkiefers, die in der Gegend von m! von dessen Basis an gerechnet etwa 0,02 Mtr. 
betrug, was gut mit der bei Schädel I gefundenen Ziffer übereinstimmt. 

Von Zahnresten sind an diesem Schädel in ununterbrochener Folge zu sehen im linken Oberkiefer 
m, m!, d! und d? und etwas entfernt davon und in anderer Lage ein Praemolar, den ich für d3 zu halten 
geneigt bin, und im linken Unterkiefer ebenfalls in situ m? und m!, der halbe d! und ein kleines Bruch- 
stück von d2. 

Von wichtigeren Maassen, welche an diesen Zahnreihen mit Sicherheit abgenommen werden konnten, 
will ich die folgenden erwähnen: 


Länge von m?, m!, d! und d? im OÖberkiefer zusammen . . . 2 2 22.20. = (0,046 Mtr. 
> 3 E) 

Länge von m? mi'und d!’ım Oberkiefer, zusammen)... „un. 2 2.20.27 —10:0350005 

Länge von m? und m! des Unterkiefers zusammen . ... ner 0:02 Te 


Rechter Unterkiefer III und Zähne des linken Unterkiefers. In ae Sammlung der Senckenberg- 
schen Naturforschenden Gesellschaft. 


Ich habe diesen weiter unten beschriebenen, prachtvollen Kiefer noch feucht m der Kohle erhalten 
und war so glücklich, durch vorsichtiges Eingypsen erst auf der einen, dann auf der andern Seite und 
schliessliches Freilegen und Ausarbeiten von oben die ganze überhaupt vorhandene Zahnreihe in untadel- 
hafter Schönheit aufzudecken. Die in dem einen oder anderen Zahn etwa vorhandenen Risse und ein kleiner 
Theil des nicht mit Gyps umhüllten Kiefers wurde wiederholt mit Gummilösung getränkt. 

Dieser Unterkiefer enthält in ununterbrochener Folge m®, m?, m!, p! und p? und zeigte auch die 
jetzt durch Gyps verdeckten beiden Höhlungen für die Wurzeln des sich unmittelbar nach vorn an- 
schliessenden p?. 

Von losen Zähnen ist aus dem linken Unterkiefer desselben Thieres m’ und die hintere Hälfte von 
m? ebenfalls erhalten geblieben. 

Was nun die Maasse anlangt, welche mit Sicherheit von diesen Unterkieferresten gegeben werden 
können, so sind dies: 

Ikangervon.ms, m2 ml, pliundp2zusammen m. vu en 9 = 20,0685 Mir. 


länge: vonem>2und. mt zusammen: en ERS RUFEN, O2, 
Zahlen, welche wie auch die unter Schädel I und II bereits angsechenen Ziffern fast genau mit den in den 
Zeichnungen Kowalewsky’s niedergelesten Maassverhältnissen übereinstimmen. 

Gehen wir nun auf die Beschreibung der einzelnen Zähne unter Bezugnahme auf die Angaben 
Kowalewsky’s (Palaeontographica, Bnd. XXIL, S. 336 — 8. 346) näher ein, so muss ich vorausschicken, 
dass die endgiltise Bezahnung von Anthracotherium nach Kowalewsky’s Untersuchungen folgende Formel 
aufzuweisen hat: 

m3 m? m! p! p2 pp — pt —e — Pril 
m3 m? m! p! pP) pP —p! (er r2i, 


bei welcher die Bindestriche — die Diastemata, welche bei allen Arten von Anthracotherium vorhanden 
sind, und die Zeichen (—) die mitunter vorhandenen, mitunter fehlenden Diastemata andeuten sollen. 

Von diesen Zähnen stehen mir nun zur Untersuchung m? und m! des Oberkiefers und m’, m?, m!, 
p!; p?’ und p* des Unterkiefers, dann die Milchzähne d!, d?2 und warhrscheinlich auch d?, sowie de des 
Oberkiefers und d? des Unterkiefers in wolerhaltenen Exemplaren zur Verfügung. 

Molaren des Oberkiefers. Dieselben bestehen, wie Kowalewsky eingehend erörtert, aus vier grossen 
Hauptpyramiden und aus einer kleineren mehr zusammengedrückten Zwischenpyramide, die zwischen den 
beiden vorderen eingeschoben ist. Die beiden äusseren Pyramiden sind etwas höher als die beiden inneren, 
während die vordere Zwischenpyramide noch niedriger ist als diese letzteren. Infolge einer derartigen 
Vertheilung der fünf Pyramiden auf der Oberfläche der Zahnkrone, dass drei auf die vordere Hälfte und nur 
zwei auf die hintere kommen, ist auch die Breite der Oberkiefermolaren vorn am Zahn bedeutend grösser 
als hinten. 

Die vordere äussere Ecke der beiden von mir untersuchten Molaren m? und m! des Oberkiefers 
ist bedeutend entwickelt und stellt eine Art selbstständiger Pyramide vor. In der Mitte der Aussenwand, 
an der Stelle, wo die beiden äusseren Pyramiden zusammentreffen, erhebt sich ebenfalls eine ebenso hohe 
accessorische Pyramide. 

Der Vorderrand der Zahnkrone hat einen stark entwickelten, wulstigen Schmelzkragen, der unter- 
halb der Einbuchtung zwischen der inneren und der Vorderpyramide schwach, aber deutlich angeschwollen 
erscheint. In der Mündung des inneren Hauptthals befindet sich, was auch Kowalewsky a. a. O., S. 337 
besonders hervorhebt, ein sehr deutlicher, höckeriger Schmelzdamm, der durch steile Kanten mit den inneren 


— 168 — 


Vorder- und Hinterpyramiden zusammenhängt. Die Aussenflächen der beiden äusseren Pyramiden sind 
dachförmig gestaltet; die in der Mitte herunterlaufende Firste ist sehr deutlich, aber breit und sanft abgerundet. 
Die eben beschriebene Form ist bei m? und m! fast identisch. Die Grössenverhältnisse sind folgende: 


Länge von m .. Eee knenien meltn sehen voii Warh rer ee sr ONZMErA 
Grösste vordere Breite dssselben EEE ER RE LE LE BRENNT. 
(Grösste, hintereyBreiterdesselben je. 2 2 ame ee er A 
Länge von m! . . RN ER NE EL EEE NEN TRIENTEN LANE RONNZ ; 
Grösste vordere Breite easelhen ee N ee Be ee NT DD 
Grösste hintere Breite desselben . . . near ; 3 Sark .. = ..0,012 , 


Nach Kowalewsky sind (a. a. O., S. 338) die een a Art ch nur etwas kleiner, 
sondern auch weniger scharfkantig als die Backenzähne des etwas grösseren Anthracotherium minus Cuv. 
aus Rochette. Ob eine derartige Verschiedenheit, die man durch keine scharfen und positiven Merkmale 
wiedergeben kann, zu einer spezifischen Trennung berechtigt, vermag derselbe Autor seinem eignen Ge- 
ständniss nach nicht zu sagen. Wir werden aber nachher sehen, dass noch andere Eigenthümlichkeiten und 
insbesondere die Form der hinteren Praemolaren des Unterkiefers eine scharfe Trennung beider Arten von 
einander erlauben und rechtfertigen. 

Molaren des Unterkiefers. Sie bestehen aus zwei inneren Pyramiden, um die sich zwei nach 
aussen konvexe Halbmonde legen. Der vordere Halbmond ist etwas schärfer geknickt und verbindet sich 
sehr bald mit der inneren Vorderpyramide; der hintere Halbmond dagegen ist bedeutend breiter und offener. 
Sein vorderes Horn stützt sich auf die innere Vorderpyramide, beschreibt dann einen Winkel und endigt 
mit einem Hinterhorn, das sich zwar hinten an die innere Hinterpyramide anlehnt, aber. im deutlichem 
Winkel geknickt noch eine kurze Strecke in der Längsrichtung der Zahnreihe nach hinten fortsetzt. Der 
vordere Schmelzkragen ist ebenso deutlich wie bei den Oberkiefermolaren, während sich hier bei den 
Backenzähnen des Unterkiefers noch ein höckeriger Schmelzdamm in der Mündung des äusseren Haupt- 
thales vorfindet. 

Der letzte Molar weicht von der Gestalt der eben beschriebenen m? und m! nur insofern ab, als 
er einen accessorischen Talon besitzt, der in Form eines schleifenförmigen Halbmondes den Zahn nach 
hinten begränzt. Das Thal aber, welches durch die äussere Hinterpyramide und den genannten accessorischen 
Talon entsteht, wird nach aussen ebenfalls durch einen starken höckerigen Schmelzdamm geschlossen, was 
als einer der charakteristischsten Unterschiede unserer Form von dem Anthracotherium minus Cuv. von 
Rochette hervorgehoben zu werden verdient. Von den Spitzen der inneren Pyramiden läuft nach unten, 
schief nach vorn, eine stumpfe Kante, die aber bei der Rotter Art niemals so scharf erscheint, wie bei 


A. minus Cuv. 
Folgendes sind die Grössenverhältnisse der genannten drei Zähne des Unterkiefers: 


BangesyonamlRestnll)e van retureen, Se  e er NOZENEN 
Länge yonimlälRest III). an en Reale et Slke, en 0 OD 
Breiten yon muleste ID ee a Te le de EOS 
Länge von m? (Rest II) ME RR SEHON 
Tängevon/m?a(Resstll)e Grin Bo ee en nee = VO Dr 
Breite) von m2.(Rest- Mia), ns se eu Vo ee oe re ee OLE 
Breite von m? (Rest IIlb) —= 0,010 „ 
Länge von m? (Rest lILa) —= 0023 „ 


Bänoewvonem3 (RresthElib) rer ee er 010238 Mitr! 
ViorderenBreite vonlm>r (Rest, Hifazundab)k 2. al u en A nn 00, 
Mittlere@Bzeiteltvonsdenselben tu nun. ee 00, 
Eliinterenbreitendesol kei a en SH nn N VOTE, 


Praemolaren des Oberkiefers. Von diesen Zähnen ist unter den von mir untersuchten Resten 
nichts erhalten geblieben, und darf ich betreffs ihrer wol auf die vortrefflichen Beschreibungen und Zeich- 
nungen bei Kowalewsky (a. a. O., S. 339 und Taf. XII, Fig. 68) hinweisen. Hinsichtlich der Rotter 
Species wird bemerkt, dass p? des Oberkiefers eine dreieckige Gestalt zeige und rund herum mit einem 
deutlichen Schmelzkragen umgeben sei. Zwischen p? und dem vordersten Praemolaren p! befinde sich ein 
Diastem von nur 0,002 Mtr. Dieser p! besitze zur Hälfte mit einander verschmolzene, verhältnissmässig 


sehr dieke Wurzeln. 


Praemolaren des Unterkiefers. Der hinterste Praemolar p! ist ein starker, hoher Zahn, der die 
Gestalt einer spitzen, an der Aussenseite stark gewölbten Pyramide hat. Vorne besitzt dieser Zahn einen 
starken Schmelzkragen, der auf der inneren Seite des Zahnes fortsetzend allmählich schief nach hinten in 
die Höhe steigend, sich an eine sehr stark vortretende Leiste anlehnt, welche nach hinten und innen von 
der Zahnspitze herabsteigend, mit einem nach Aussen gerichteten Haken plötzlich endigt. Ausser dieser 
Leiste läuft noch eine zweite, von ihr durch eine tiefe Furche getrennte, ebenfalls kräftige Leiste von der 
Zahnspitze gerade nach hinten, wo sie den mächtigen Schmelzkragen, der die ganze Hinterseite der Zahn- 
basis umgibt, in zwei Theile theilt. Dieser p!, der sich von allen analogen Zähnen der übrigen Anthracotherium- 
arten wesentlich durch die Form seiner Innenseite unterscheidet, verbreitert sich nach hinten nur wenig 
und steht sehr schief — seine Längenaxe erstreckt sich von vorn-innen nach hinten-aussen — im Kiefer. 

Der folgende Praemolar p? hat eine etwas einfachere Gestalt, indem die nach hinten und innen 
herabziehende scharfe Leiste des p! einer in der Mitte nach innen herunterlaufenden verrundeten Firste 
Platz gemacht hat und die hakenförmige Umbiegung jener Leiste bei p! hier als scharf hervortretender 
Höcker an der selben Stelle wie dort wiedererscheint. Die Rundung der Zahnpyramide ist nach aussen 
weniger auffallend und die grösste Längenerstreckung des Zahnes wieder wie bei m! in die Längsrichtung 
des Kiefers gelegt. Zwischen den Praemolaren p? und p? fehlt bei dieser Spezies, wie schon Kowalewsky 
a. a. OÖ, S. 341 bemerkt hat, das Diastem. 

Der 3te Praemolar ist in meinen Stücken nicht erhalten — den Zahn im Fig. 6 halte ich für den 
entsprechenden Milchzahn d® —, wol aber an Schädel I der vorderste vierte Praemolar. 

Dieser Praemolar p! ist ein kleiner scharfer Zahn, der von beiden Seiten stark zusammengedrückt 
erscheint. Er hat nur eine, aber sehr breite und ebenfalls seitlich komprimierte Wurzel und ist unsymmetrisch, 
indem sein Vorderrand gerundet, sein Hinterrand dagegen geradlinig erscheint. Von dem mächtigen Schmelz- 
kragen der hinteren Praemolaren des Unterkiefers ist hier als letzter Rest nur ein Höckerchen an der 
Zahnbasis zu betrachten, das mit dem Hinterrand des Zahnes einen deutlichen Winkel bildet. 


Die folgenden Maasse liessen sich an den mir zu Gebote stehenden unteren Praemolaren abnehmen: 


IkaneesvonepläinkderZahnreihen naar. er en 01010 Mer: 
(Grosstenlbängevonapls NE RE HE ne EDEN ee 2 Ne ou — OT 
Breitesvonspisnyderal\iıttendesrZahneskumn na ee ea NOTE 
bare ev on a eh RR ne N a er ae et, O2 
Grosste@Breite von. DA u EN N u N Me NINE 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 23 


| 


Tangenvon pin nz a Ewa 0,006 Mtr. 
Grössie Länge der Wurzel von p* (in der Längsrichtung des Kiefers gemessen) —= 0,005 „ 

Mit Recht bemerkt ausserdem Kowalewsky a. a. O., S. 340, dass die Praemolaren dieser Spezies 
einen sehr glatten Schmelz haben, während der Schmelz an den Zähnen des Anthracotherium minus Ouv. 
von Rochette etwas mehr gekerbt ist. 

Ecekzähne Kowalewsky sagt a. a. O., S. 342, dass er von der Rotter Art nur die Spitze des 
unteren Eckzahnes kenne, welche auf einen mehr seitlich zusammengedrückten, als auf einen runden Zahn 
zu deuten sei, was mit meiner Beobachtung über die Form des oberen Eckzahnes am Milchgebiss, wie wir 
nachher sehen werden, gut übereinstimmt. 

Schneidezähne. Leider habe auch ich keine Gelegenheit, unsere Kenntniss in Bezug auf die Schneide- 
zähne dieser Art zu vermehren, da dieselben bei den untersuchten Stücken sammt und sonders ausgebrochen 
waren. Doch sind bereits sämmtliche Schneidezähne der Gattung Anthracotherium, wenn auch von verschie- 
denen Arten a. a. O., S. 5342 von Kowalewsky beschrieben worden. Von der Rotter Spezies kennt der- 
selbe übrigens nur den dritten unteren Schneidezahn, der in seiner Krone in nichts von dem gleichen Zahn 
anderer Anthracotheriumarten abweicht und nur eine verhältnissmässig dickere Wurzel besitzt. 

Milchzähne des Oberkiefers. Nach Owen, Odontography, Bnd. I, London 1840—45, S. 555 
kommt bei der Schweinegruppe m! zuerst hinter und p? vor der Milchbackenzahnreihe zum Vorschein, ohne 
einen Vorgänger zu verdrängen. Dann folgt m?, ehe noch irgend einer der Milchbackenzähne ausgefallen ist. 

Nach Kowalewsky a. a. O., 8. 234 bieten die Milchzähne bei allen Paarhufern folgende gemein- 
same Eigenthümlichkeiten. Der letzte Milchzahn d!, Vorläufer des Praemolaren p!, ist immer wie ein ächter 
Molar gestaltet, blos etwas kleiner; der vorletzte, d?, aber hat immer eine dreieckige Gestalt, indem an ihm 
nur die zwei hinteren Halbmonde vollständig ausgebildet sind, der vordere innere Halbmond aber fehlt, was 
diesem Zahn eine sehr charakteristische Form gibt; der vorvorletzte Milchzahn, d?, endlich ist noch einfacher. 

Es liegen mir nun von Oberkiefermilchzähnen d!, d?, wahrscheinlich d? und ausserdem noch de vor. 

Der letzte obere Milchzahn d! ist, ganz wie Kowalewsky a. a. O., S. 346 mittheilt, in allen Stücken 
einem ächten Molaren gleich und unterscheidet sich von dem m! nur durch seine etwas geringere (Grösse, 
ein wenig niedrigere Zahnkrone, sowie dünnere Schmelzbekleidung. Er ist bei unserem Exemplar II be- 
sonders nach innen zu sehr stark abgekaut. 

Der vorletzte Milchzahn d? zeigt wie gewöhnlich eine dreieckige Gestalt, indem die zwei halbmond- 
förmigen Loben seiner hinteren Hälfte, die übrigens bei unserem Exemplar gänzlich abgekaut sind, voll- 
kommen ausgebildet erscheinen, während von den vorderen Pyramiden nur die äussere entwickelt ist, die 
nach allen Seiten hin gleichmässig steil abfällt. Vor dieser Pyramide ist noch ein selbstständiger, gut ab- 
gegrenzter Talon ausgebildet, welcher der äusseren accessorischen Vorderpyramide der Oberkiefermolaren 
entspricht, und der wie der Schmelz des ganzen Zahnes äusserlich etwas höckerig und runzelig erscheint. 
Man kann diesen «(? auffassen als einen Molaren, dem die innere Vorderpyramide fehlt und den man sich 
dann so im Kiefer gedreht denken muss, dass seine accessorische äussere Vorderpyramide gerade nach vorn 
gerichtet ist. 

Ob nun aber der als Fig. 5 abgebildete, auf demselben Kohlenstück und etwas vor diesem d?, aber 
in anderer Lage befindliche Zahn als d? zu deuten ist, will ich nicht mit voller Sicherheit behaupten. Wahr- 
scheinlich ist es in hohem Grade. Es ist ein kräftiger, dreieckiger Zahn mit längerer Hinter- und kürzerer 
Vorderkante, im ganzen sehr ähnlich dem nachher zu erwähnenden d? des Unterkiefers. Die Kanten des- 
selben sind scharf mit etwas wulstiger Basis. Der Zahn ist zweiwurzelig, und die hintere Wurzel ist gerade 


so wie bei dem entsprechenden Milchzahn des Unterkiefers die kräftigere. Leider ist dieser muthmaassliche 
d3 in seiner mittleren Partie etwas zerbrochen. 


Für die Milchzähne des Oberkiefers lassen sich schliesslich folgende sichere Maasse geben: 

länge von. dd: ınyderuMitter desselbenn un. an. nee nee = =10,0095, Mir. 
Elintereserösstexbreiteadesselbens ar 0 a ee Re a 0,0103 

a Vordere grösste Breite desselben Ihr SUSE er —= 0011 „, 
Hängesvongdzun® ders Mittellinvene nn en Ba = OT 
EiinterewerosstenBreitendesselben vr ua na m el 000 
Mittleregorossteßbreitendesselbenalen u 1 sr u a 70,0055405 
Vorderenonxosster Breitendesselben 2. Mina a a a ee 10100477, 
Jkangendesmyermnthlichengas Dr. Wr Ve ee a 000, 
Ikänoesdenihinteren\Murzellidesselben? a na 0, un en 20,006 


Länge der vorderen Wurzel desselben Ra ET ET 0,008  „ 
ANbstandsdersbeidensWzurzelendenue a a ee 0:005 
Endlich liegt mir noch ein Eckzahn des Milchgebisses vom rechten Oberkiefer von Schädel I vor. 


Ueber seine Mächtigkeit lässt sich leider nichts Näheres angeben, da nur die Spitze desselben erhalten ist. 
Diese ist auffallend flach, sanft gebogen, mit schneidigen Rändern und scharfem äusserem Ende, von dem 
eine verrundete Firste ausgeht, die den Zahn durchzieht und nach vorn wie nach hinten deutlich auf die 
flachen Seitentheile desselben aufgesetzt erscheint. Von der Wurzel dieses de ist leider keine Spur erhalten 
geblieben. Das eben beschriebene Zahnfragment hat bei einer Länge von 0,006 Mtr. nur 0,010 Mtr. Tiefe. 
Es ist aber bei einem so jungen Thier, wie das vorliegende, nicht unwahrscheinlich, dass der aus dem Kiefer 
heraustretende Zahntheil nicht viel länger als die genannten 10 Mm. gewesen ist. 

Milchzähne des Unterkiefers. Was die Milchbezahnung des Unterkiefers im Allgemeinen anlangt, 
so ist eine ebenso grosse Uebereinstimmung aller Paarhufer hervorzuheben, wie bei den Milchzähnen des 
Oberkiefers. Nach Kowalewsky gilt es a. a. O., S. 247 als allgemeine Regel, dass der letzte untere 
Milchzahn bei allen Paarhufern eine sechslobige Krone zeigt, der vorletzte aber hinten zwei Loben (einen 
äusseren Halbmond und eine innere Säule) besitzt und nach vorne zu gewöhnlich scharf wird. 

Von Milchzähnen des Unterkiefers liegt mir nur ein Bruchstück von d! und der gut erhaltene d3 
zur Untersuchung vor. 

Was den d! unseres Schädels II betrifft, so ist nur das hintere Drittel desselben gut erhalten, aber 
bereits sehr stark abgekaut. Es unterscheidet sich dieser Theil des Zahnes in nichts als in der Grösse von 
Kowalewsky’s Abbildung (a. a. O., Taf. XIII, Fig. 79) von d! des Anthracotherıum magnum Cuv. von 
Cadibona. Der uns vorliegende Zahnrest, an welchem nur die beiden hintersten Pyramiden und der starke 
hintere Schmelzkragen deutlich zu sehen sind, ist verhältnissmässig sehr schmal und lang. 

Was aber den Milchzahn d3 des Schädels I anlangt, so ist derselbe als eine Vereinfachung von p2, 
eine richtige Uebergangsform von p? zu p! zu betrachten. Wir sehen einen ziemlich langgestreckten, drei- 
eckigen Zahn mit vorn einer kürzeren, schneidenden, etwas gekrümmten Kante; hinten aber zwei schneidende, 
durch eine Furche getrennte Kanten, von denen die innere ziemlich nahe der in der Mittelrichtung des Kiefers 
gelegenen äusseren Kante nach hinten und innen zieht, um sich an der Basis des Zahnes wieder mit der 
Hauptkante schleifenartig zu vereinigen. Ausserdem umgibt den Zahn aber hinten noch ein weiterer un- 
deutlicher Wulst. Von den beiden Wurzeln desselben ist die hintere die kräftigere; die vordere steigt fast 
gerade nach abwärts. 


10} 
© 
X 


Was endlich die Maasse anlangt, welche von diesen Milchzähnen des Unterkiefers mit Sicherheit 
abgenommen werden konnten, so sind es nur die folgenden: 


Länge,von di ale, or en een las, Ve ee ee HL 
Länge von d’ N en — 0,008 „ 
Tkänge\der. vorderen, WMurzelavonrdar a. een NS 


Nachdem wir somit das Zahnsystem der Rotter Spezies kennen gelernt haben, bleibt uns noch -übrig, 
dasselbe mit den bis dahin bekannt gewordenen Anthracotherium-Arten zu vergleichen. Von den grösseren 
Formen kann ich hier ganz absehen, und bleibt mir somit vor Allem das von Kowalewsky so eingehend 
beschriebene und mit der Rotter Spezies zusammengestellte kleine Anthracotherium minus Cuv. (Ossements 
fossiles, Bnd. III, S. 403 und Herm. v. Meyer, Foss. Zähne etc. von Georgensgemünd, Frankf. a/M. 1334, 
S. 60) von Cadibona, Rochette und fraglich auch von Aarwangen (Rütimeyer, Verhandl. der Naturf. Gesellsch. 
in Basel, Bnd. III, 1861, S. 16) zum Vergleiche übrig. Nach den von mir untersuchten Zahnresten aus 
Rott ist es aber nicht dem geringsten Zweifel unterworfen, dass beide spezifisch von einander zu trennen sind. 


Die Hauptunterschiede im Zahnbau liegen nämlich: 
1. in der Form von p! und p? des Unterkiefers, wie jeder Blick auf unsere Tafel und Beschrei- 

bung und auf Taf. XIII, Fig. 77 bei Kowalewsky lehren wird, 

. in der schiefen Stellung von p! im Unterkiefer der Rotter Art, 

. in der Form und dem Bau des hintersten Talons von m? im Unterkiefer (s. unsere Zeichnung 
und Taf. XIU, Fig. 77 bei Kowalewsky), 

4. in dem kleineren Diastem — 1!/;—2 Mm. bei der Rotter, 31/;, Mm. bei der Rochetter Art — 
zwischen p? und p? des Unterkiefers, 

. in dem auch schon von Kowalewsky a. a. O., S. 335 hervorgehobenen Charakter, dass die 
Molaren des Oberkiefers bei der Rotter Spezies weniger scharfkantig sind als die Molaren des 


[SC NG) 


(Sy! 


Anthracotherium minus Cuv. von Rochette, und 
6. in der konstant etwas geringeren Grösse der Art von Rott. 
Von allen übrigen in der Literatur angeführten Anthracotherium-Arten ist die Rotter Form dagegen 
leicht zu unterscheiden. Es könnten nämlich der Grösse nach von den bei Rütimeyer (Verhandl. der 
Naturf. Gesellsch. in Basel, Bnd. I, 1857, 5. 336 und 387) aufgezählten Arten nur in Betracht kommen: 


1. Anthracotherium minimum Cuv. von Hautevigne, 

2. A. velaunum Aym. von Puy en Velay, 

3. A. minutum Blainv. von Cadibona, Puy und Auvergne, und 

4. A. gergovianum Blainv. von Issoire (Auvergne). 

Das unter Nr. 1 genannte Anthracotherium minimum Cuv. (Össem. foss., Bnd. III, S. 404, Taf. 30, 

Fig. 5) ist nach einem Kieferfragment mit den drei hinteren Backenzähnen der linken Unterkieferhälfte er- 
richtet, das sich bei Hautevigne (Dep. Lot-et-Garonne) gefunden hat. Vergleichen wir es nach der Cuvier- 
schen Zeichnung mit den Unterkiefern unserer Art, so ist dasselbe noch kleiner gewesen als letztere. Eine 
sehr grosse Aehnlichkeit der Zähne in der Form mit den Zähnen der Rotter Spezies ist übrigens nicht ab- 
zuleugnen, wenn auch m? der Cuvier’schen Art etwas weniger in die Länge gezogen erscheint. Von Pictet 
zuerst (Traite de Paleontologie, Paris 1853, Bnd. I, S. 328) wurde das Cuvier’sche Anthracotherium minimum 
als wahrscheinlich zu Choerotherium Lart. (= Choeromorus Gerv.) gehörig gestellt, was aber Rütimeyer 
(Verhandl. der Naturf. Gesellsch. in Basel, Bnd. I, 1857, S. 388) kaum begründet erschien. Kowalewsky 


— 13 — 


dagegen nennt das Anthracotherium minimum Cuv. neuerdings wieder als unzweifelhaft zur Gattung Choe- 
rotherium (a. a. O., S. 254 und 261) gehörig. 

Gastaldi bildet (Mem. della R. Accad. di Torino, Ser. II, Bnd. 19, 1861, S. 38, Taf. VIII, Fig. 1—7) 
einen Unterkiefer von Cadibona als Anthracotherium minimum Cuv. ab, der in vieler Beziehung Aehnlich- 
keit mit unseren Unterkiefern von Rott besitzt, aber in der Form des letzten Talons von m? und ebenso in 
Form und Stellung von p! und p? sehr bedeutend abweicht, wovon man sich bei Vergleichung unserer Ab- 
bildung und der Zeichnungen bei Gastaldi leicht überzeugen wird. Peters (Wirbelthiere aus den Miocän- 
schichten von Eibiswald im Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt, Wien 1868, S. 196) zieht diesen Kiefer zu 
Palaeochoerus Pom. (= Hyotherium von Meyer). 

Was Nr. 2, A. velaunum Aym. anlangt, so ist es von Owen 1847 zum Typus einer eigenen 
Gattung, Hyopotamus, erhoben worden, was Herm. von Meyer (Ueber Anthracotherium dalmatinum in 
Palaeontograph. Bnd. IV, 1854, S. 64 — Ancodus Pom.), Rütimeyer (a. o. a. O., Bnd. I, 1857, S. 388) 
und sämmtliche späteren Autoren mit Einschluss von Kowalewsky (Phil. Transact. of the Royal Society, 
Bnd. 163, London 1874, S. 23) anerkannt haben. 

Nr. 3, Anthracotherium minutum Blainv., wird von Pictet (Traite de Paleontologie, Bnd. I, S. 348) im 
Jahr 1853 und von Gastaldi (Mem. della R. Accad. di Torino, a. a. O., S. 39) nach einem Unterkiefer 
von Cadibona im Jahr 1855 mit Recht zu Amphitragulus communis Aym., einem kleinen Wiederkäuer, gestellt. 

Nr. 4 endlich, das Anthracotherium gergovianum Blainv., ist nach Gervais und Pictet (Traite de 
Paleontologie ete., S. 327) ebenfalls als eine Art der Gattung Palaeochoerus Pom. (= Hyotherium von 
Meyer) aufzufassen. 

Nach alledem unterliegt es keinem Zweifel, dass wir es hier mit einer gut charakterisirten Spezies 
zu thun haben, und ich nenne dieselbe mit dem Namen, mit welchem Hr. Geh. Rath Troschel sie zuerst 
(1859) in die Literatur einführte 

Anthracotherium breviceps Trosch. sp. 
(= Sus breviceps Trosch. 1859, —= (Gen. noy.) brevirostris Trosch. 1360 und 1861) 

Wenden wir uns zum Schluss zu der Frage, welcher Epoche der Tertiärzeit die Braunkohle von 
Rott zugerechnet werden muss, so gibt mir mein Freund Dr. Theodor Geyler, Director des hiesigen 
botanischen Gartens die Auskunft, dass Osw. Heer in seiner Tertiärflora der Schweiz, Bnd. III, 1859 die 
niederrheinische Braunkohle wegen einer eigenthümlichen Mischung von Arten der jüngeren und der älteren 
Tertiärzeit zwischen Aquitan und Mainz stelle, dabei aber bemerke, dass, wenn man blos die Leitpflanzen 
zu Hilfe nehme, dieselben eher auf Aquitan hinweisen. Ebenso rechnet derselbe Autor in seinen Recherches 
sur le climat et la vegetation du Pays tertiaire 1561 und von Ettingshausen in den Denkschriften der k. k. 
Acad. d. Wiss, Wien, Bnd. 29, S. 79 die rheinische Braunkohle zum Aquitanien. Nach der bei Beyrich, 
Sandberger und von Koenen für die Resultate aus der Kenntniss der fossilen Mollusken eingeführten Zeit- 
bestimmung ist die Kohle von Rott demnach Oberoligocän !), wie es auch Credner in der öten Aufl. seiner 
Elemente der Geologie, Leipzig 1876, S. 617 richtig angibt, während Sandberger die Rotter Kohle auch 
1575 noch (Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt, Wiesbaden 1870—75, S. 419) dem Charakter 
der Flora nach als „mittleres Untermiocän“ auffasst. 


!) Kowalewsky, den wir schon allein wegen seiner Arbeit über Anthracotherium als einen der ausgezeichnetsten Kenner 
fossiler Säugethiere hochschätzen müssen, verwirft übrigens (Palaeontographica, Bnd. 22, 1876, S. 418) ähnlich wie unser leider zu 
früh verstorbener Frankfurter Palaeontologe Herm. von Meyer den Ausdruck Oligocän, da nach ihm gewisse Associationen von Säuge- 
thieren auf das bestimmteste gegen die Annahme eines Oligocän als selbstständiger Periode sprächen. 


bemerkungen 


über 


die Schildkröten des lithographischen Schiefers in Bayern. 


Karl Alfred Zittel. 


1. Ueber Eurysternum Wagleri H. v. Mey. 
Taf. XXVII und XXVIH, Fig. 1 und 2. 


Die ältesten bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten stammen aus dem oberen Jura. Abgesehen von 
vereinzelten Fragmenten haben fünf räumlich ziemlich weit auseinander gelegene Ablagerungen: die Ptero- 
ceras-Schichten von Solothurn und Hannover, die Purbeck-Schichten von England und der lithographische 
Schiefer von Bayern und Cirin im Ain-Departement beinahe den Gesammtbestand jener alten Chelonierfauna 
geliefert, welche neuerdings durch L. Rütimeyer!) in so meisterhafter Weise bearbeitet wurde. Ueber 
die Schildkröten des lithographischen Schiefers von Kelheim und Solenhofen in Bayern liegt überdies eine 
ganze Reihe von Abhandlungen von H. von Meyer, A. Wagner und Maack?2) vor, welche L. Rüti- 
meyer an der Hand der Original-Exemplare des Münchener paläontologischen Museums einer nochmaligen 
Prüfung unterzog, indem er zugleich, von weiteren Gesichtspunkten als seine Vorgänger ausgehend, die ein- 
zelnen Thatsachen zu allgemeinen morphologischen und systematischen Folgerungen verwerthete. 

Schon H. von Meyer hatte auf die merkwürdige Vereinigung von Chelonier- und Emyden-Merk- 
malen bei den Schildkröten des lithographischen Schiefers hingewiesen. Die meist unvollständige Verknöche- 
rung des Rückenpanzers und die weiten Fontanellen im Bauchbrustschild in Verbindung mit der ganzen 
Gestalt und Anordnung der Plastronknochen verleiht gerade den verbreitesten Formen 3) eher den allgemeinen 


1) Neue Denkschriften der Schweiz. naturf. Gesellschaft XXII. 1867 und XXV. 1873. 
2) H. v. Meyer in Münster’s Beiträgen zur Petrefaktenkunde 1839—1843. 
Eh Reptilien aus dem lithographischen Schiefer. Fauna der Vorwelt. 1860. 
5 Palaeontographica. XI. 1860. 
A. Wagner, Abhandlungen der k. Bayer. Ak. II. Cl. VII. 1863. 
G. A. Maack, Palaeontographica XVIII. 1869. 
3) Platychelys Oberndorferi macht als typische Emyde eine Ausnahme. 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 24 


— 706, 


Habitus von Meerschildkröten, als von Süsswasserschildkröten. Aber ihr Vorkommen macht es unzweifelhaft, 
dass wir es mit entschieden marinen Geschöpfen zu thun haben, welche die seichten Küsten des einstigen 
Jurameeres bewohnten. 

Mit den Merkmalen des Panzers stehen aber die von Kopf und Extremitäten in eigenartigem Gegen- 
satz. Zeigt auch die allgemeine Physiognomie des Schädels noch reichliche Anklänge an die Chelonier, so 
stimmt der Bau im Einzelnen doch besser mit den Emyden überein. Noch entscheidender für die zoolo- 
gische Stellung unserer Schildkröten ist die Beschaffenheit der Extremitäten. Gehfüsse mit fünf mässig langen 
Fingern, von denen jedes letzte Glied eine Kralle trägt, führen mit aller Bestimmtheit zu den Emyden. 

Rütimeyer hat in seinem erwähnten Werk den Bau, sowie die morphologischen und phylogene- 
tischen Beziehungen dieser merkwürdigen ausgestorbenen Oollectivtypen so vortrefflich geschildert, dass weitere 
Funde kaum noch über Fragen von allgemeiner Bedeutung Aufschluss gewähren dürften. Anders steht es 
bezüglich der Abgrenzung von Gattungen und Arten. Die meisten derselben sind auf mehr oder weniger 
unvollständige Fragmente basirt, so dass an Aufstellung von Genus-Diagnosen im Sinne der Zoologen bis 
jetzt kaum gedacht werden konnte. 

H. von Meyer führt im Ganzen aus dem lithographischen Schiefer von Bayern folgende Gattungen 
und Arten an: 

Platychelys Oberndorferi Wagn. 
Idiochelys Fitzingeri H. v. Mey. 

" Wagnerorum H. v. Mey. 
Aplax @berndorferi H. v. Mey. 
Eurysternum Wagleri H. v. Mey. 
Achichelys Redtenbacheri H. v. Mey. 
Palaeomedusa testa H. v. Mey. 
Hhydropelta Meyeri Thioll. 

Parachelys Eichstaettensis H. v. Mey. 
Dazu kommen noch durch Andreas Wagner 
Euryaspis radians und approximata Wagn. 

Schon Andreas Wagner hatte nachgewiesen, dass Eurysternum Wagleri, Achichehjs Redtenbacheri 
und Palaeomedusa testa nur eine einzige Gattung bilden, in welcher er zwei Arten: E. Wagleri und crassipes 
unterscheidet. 

Maack schliesst sich dieser Auffassung an. 

Rütimeyer geht noch einen Schritt weiter. Er vereinigt auch Achelonia formosa aus dem litho- 
graphischen Schiefer von Cirin mit Hurysternum erassipes und deutet wenigstens die Wahrscheinlichkeit an, 
dass auch Euryaspis radians derselben Gattung zuzutheilen sei. 

Ebenso liefert Rütimeyer den Beweis, dass Idiochelys Fitzingeri und Wagnerorum, sowie Chelonemys 
plana und ovata Jourdan aus Cirin nur eine einzige Art bilden und dass alle Merkmale, welche zur Auf- 
stellung verschiedener Arten Veranlassung gegeben haben, auf Altersverschiedenheiten oder individuelle Ab- 
weichungen zurückgeführt werden können. 

Durch Rütimeyer’s schöne Untersuchungen werden somit die Schildkröten aus dem lithographischen 
Schiefer von Bayern und Cirin auf 5 Gattungen: 

Platychelys, Idiochelys, Burysternum, Aplax und Hydropelta 
reducirt. 


le 


Mehrere Schildkrötenreste, welche ich in den letzten Jahren aus dem lithographischen Schiefer 
Bayerns gesehen und zum Theil für das paläontologische Staats-Museum erworben habe, bestätigen aus- 
nahmslos Rütimeyer’s Ansichten. Dieselben hätten darum auch keine Veranlassung zu einer Veröffent- 
lichung geboten, wenn nicht in den letzten Tagen eines der vollkommensten Stücke, welches der lithogra- 
phische Schiefer bis jetzt geliefert hat, in den Besitz des hiesigen Museums gelangt wäre. Dieses Skelet ist 
übrigens nicht nur wegen seiner Vollständigkeit und Schönheit der Beachtung werth, es bietet auch für 
die Gattungen Kurysternum und Aplax neue und wichtige Aufschlüsse. 

Das Tafel XXVII abgebildete Fossil stammt aus dem weichen weissen Kalkschiefer von Zandt bei 
Eichstädt. Es liegt mit der Bauchseite im Gestein und ist von der Oberseite entblösst. Schädel und Hals wur- 
den leider durch unvorsichtige Behandlung der Finder zerstört, doch hat sich der Abdruck noch deutlich 
erhalten, und gibt wenigstens über Grösse und allgemeine Form dieser Theile Auskunft. Vom Rücken- 
panzer fehlen nur die Randplatten 5—9, doch hat sich auch von diesen der Abdruck erhalten. Unter den 
grossen Fontanellen, welche den Discus des Rückenschildes von den Randplatten trennen, treten jederseits 
die Flügel des Hyo- und Hypoplastron hervor. Von der rechten Vorderextremität sind Ober- und Vorder- 
arm, von der linken Humerus und ein Theil des Coracoideum’s, von der rechten hinteren sämmtliche 5 Zehen 
vorhanden. Der Schwanz ist grösstentheils erhalten und links ausserhalb des hinteren Randes befindet sich 
ein isolirtes Darmbein. 

Die Länge des Rückenschildes (in der Mittellinie gemessen) beträgt 0,162 m., die grösste Breite 
0,150 m.; der Kopf ist 0,055 m.; der Hals, soweit er über die Nuchalplatte herausragt, ebenfalls 0,035 m. lang. 

Die schwache Verknöcherung des Rückenschildes, die weit über die Costalplatten verlängerten Rippen, 
die grossen leeren Zwischenräume zwischen den Rippen, die dünne Beschaffenheit des Rückenpanzers und 
die schmale Lücke hinter der Nuchalplatte machen es unzweifelhaft, dass wir es mit einem jungen Indivi- 
duum zu thun haben. 2 

Wie bei den meisten Schildkröten aus dem lithographischen Schiefer, ist auch bei dem abgebildeten 
Skelet der ursprünglich mässig gewölbte Rückenpanzer zusammengedrückt und liegt flach auf dem Bauch- 
schild. Ueber die Form des Kopfes und des nach links gebogenen Halses giebt die Abbildung Aufschluss. 

Der Vorderrand des Rückenschildes wird von der Nuchalplatte und den zwei ersten Marginalplatten 
gebildet. Seine Breite (von der Naht zwischen m. 2 und 3 jederseits gemessen) beträgt 0,105 m. Von den 
abgerundeten Ecken des Vorderrandes verlaufen die seitlichen Ränder in bogenförmiger Linie; etwa in der 
Mitte von m 3 erreicht die Schale die grösste Breite. Von da an ziehen sich die beiden Ränder geradlinig 
oder sogar mit einer schwachen concaven Einbiegung nach dem Hinterrand, wo die letzte (l1te) Marginal- 
platte jederseits ein stumpfes Eck bildet und dadurch den schmalen Hinterrand deutlich begrenzt. Der 
ganze Rückenpanzer erhält somit einen herzförmigen oder fast ungleichseitig sechseckigen Umriss mit ganz 
abgerundeten Ecken. 

Die unpaarige Nackenplatte am Vorderrand ist etwas concav ausgeschnitten, sehr breit, aber kurz 
(50 mm. : 12 mm.) und durch schräg von hinten nach vorn verlaufende Nähte von den ersten Randplatten 
geschieden. 

‚Zwischen der Nackenplatte und der ersten Neural- (oder Wirbel-) Platte befindet sich eine kleine 
Lücke. Letztere ist fast ebenso breit als lang (13 mm.), ihre Nähte in der Mitte etwas gebogen. N 2 
verschmälert sich gegen hinten und ist etwas länger als breit (16:14 mm). N 3, 4 und 5 sind von ziemlich 
übereinstimmender Form, länglich (17—19 mm.), schmal, gegen vorn etwas breiter, mit abgestutzten 

i 24 * 


une 


vorderen Ecken. N 6 und 7 bilden längliche Sechsecke, deren hintere Hälfte verschmälert ist und bei 
n 8 endlich ist der vordere Theil sehr schmal, der hintere breit, so dass sie einem 12 mm. langen, abge- 
stutzten Dreieck mit breiter Basis gleicht. Auf die letzte Neuralplatte folgt eine einzige, sehr grosse vier- 
seitige (23 mm. lange und 28 mm. breite), gegen hinten etwas verschmälerte Supracaudalplatte mit nach vorn 
convexem Vorder- und fast geradem Hinterrand. Ebenso wenig wie die Supracaudalplatte zeigen die Neu- 
ralplatten Neigung zum Zerfallen. Es besteht somit die Vertebralregion aus der geringst möglichen Anzahl 
von Stücken. 


Die Verknöcherung der Rippen- (Costal-) Platten im vorderen Theil des Discus erstreckt sich 
etwa bis zur Hälfte der Rippen, deren stark längsgestreifte Enden weit vorragen. Nach hinten wird der 
Zwischenraum zwischen den Neuralplatten und dem Rand beträchtlich schmäler; da jedoch die Verknöche- 
rung der Costalplatten nicht im gleichen Maasse abnimmt, so werden die vorn sehr grossen Fontanellen 
gegen das Hinterende immer schmäler und kürzer. Immerhin verbindet sich aber noch keine einzige Rand- 
platte direet mit dem Discus. Die Costalplatten selbst werden gegen aussen papierdünn; sie sind unbestimmt 
begrenzt und verliefen ursprünglich in eine rauhe körnige Haut, deren Abdruck vorhanden war. Da sich 
indess Spuren des Bauchschildes zeigten, so wurde zu dessen Entblössung die Ausfüllungsmasse der Fon- 
tanellen beseitigt. 


Wie schon bemerkt, liegt sowohl zwischen der ersten Neuralplatte, als auch zwischen den ersten Costal- 
platten und der Nackenplatte eine schmale Fontanelle. Die Costalplatten selbst grenzen, soweit ihre Ver- 
knöcherung reicht, mit parallelen Rändern aneinander. Ihre Länge ist bedingt durch die Länge der ent- 
sprechenden Neuralplatten, deren Masse schon oben angegeben wurden. 


Ueber die Beschaffenheit des Randes gibt die linke Hälfte des vorliegenden Skeletes alien nur 
wünschenswerthen Aufschluss. Die erste Marginalplatte erhält durch die schräge Naht, womit sie an die 
Nuchalplatte anstösst, eine trapezoidale Gestalt; bei allen folgenden sind die beiden Nähte parallel. M! ist 
die kleinste unter allen Marginalplatten; auch m? und m? sind kürzer als die darauf folgenden. Bemerkens- 
werth ist die Einknickung und die ungemein schmale Form von m, mt, m? und m®. Diese auch an dem 
Original von Eurysternum Wagleri, sowie an Achichelys Redtenbacheri (Meyer ]. ce. t. XXI. Fig. 5) zu beob- 
achtende Erscheinung gibt dem Rande unserer Schildkröte ein eigenthümliches Aussehen. Namentlich m#, 
m und m® erscheinen wie schmale aber dicke Leisten, von deren nach oben gerichteter Kante eine Fläche 
schief nach innen einfällt. Man könnte vermuthen, dass diese Fläche den umgeknickten Rand der ursprünglich 
dünnen Platten darstelle, allein da die Spitzen der Rippen nicht durch die Randplatten verdeckt werden, 
sondern ganz unzweifelhaft darüber liegen, so erscheint diese Annahme nicht wahrscheinlich. Bei m? ist 
ebenfalls noch eine scharfe Kante vorhanden, allein sie rückt schon etwas weiter nach innen und lässt einen 
breiteren äusseren Saum frei. 


MS ist nur in der vorderen Hälfte geknickt, in der hinteren ist die obere Fläche schon ziemlich 
breit. M®, m!’ und m!! endlich sind gross, mindestens ebenso breit als lang und von vierseitiger Gestalt. 


Was nun die Beziehungen der Costal- und Marginalplatten anlangt, so trifft die gestreifte Spitze 
der Rippenverlängerung der ersten Costalplatte in die hintere Hälfte von m’, die der zweiten etwas 
weiter hinten auf m*; c? nähert sich schon der hinteren Naht von m5 nnd c! fällt genau in die Naht von 
m® und m’. Auch die folgenden 4 Rippen erreichen die Randplatten in oder dicht hinter den Nähten von 
m’ zu m°, m® zu m’, m? zu m!’ und m!® zu mil, 


M! bildet jederseits ein stumpfes Eck am Hinterrand, welcher einen ziemlich tiefen Ausschnitt da- 


De 


durch erhält, dass das grosse Supracaudale, welches in der Mitte liegt, ziemlich weit nach vorn gerückt ist 
und den Raum zwischen den beiden m!! nicht ausfüllt. 

Vergleicht man das eben beschriebene Rückenschild mit den bisher aus dem lithographischen Schiefer 
bekannten Schildkröten, so unterliegt es keinem Zweifel, dass das von Maack (Palaeontographica XVIII, 
taf. 39) unter dem Namen Eurysternum crassipes abgebildete Skelet die grösste Aehnlichkeit besitzt. Der 
ganze Umriss des Panzers, die Form des Kopfes und Halses, die Extremitäten, die Nuchalplatte, sowie die 
übrigen erhaltenen Marginalplatten stimmen auf das genaueste überein. Das Maack’sche Exemplar ist aber 
noch erheblich jünger, als das vorliegende, und diese Altersverschiedenheit erklärt auch einige kleine Diffe- 
renzen in der Grösse der Neuralplatten. An dem ersteren sind nämlich die Nähte auf dem ausserordentlich 
arten Discus schwierig zu verfolgen und insbesondere auf dem hinteren Theile ganz verwischt. Soweit 
indess die Neuralplatten Grenzen erkennen lassen, stimmt ihre Form, abgesehen von ihrer verhältnissmässig 
grösseren Breite auf’s genaueste mit dem neuen Exemplar aus Zandt überein. Da auch die Pygalregion 
völlig gleiche Beschaffenheit zeigt, so ist wohl der Schluss berechtigt, dass auch die hinteren Neuralplatten 
an dem sehr jugendlichen, von Maack abgebildeten Stück, deren Nähte nicht aufzufinden sind, entsprechend 
gebildet waren. Die Rippen haben bei beiden durchaus dieselbe Lage und stehen in gleicher Weise mit 
den Marginalplatten in Verbindung. 

Ich halte somit die specifische Uebereinstimmung beider Exemplare für unzweifelhaft. 

Nun hat aber Rütimeyer gezeigt, dass Kurysternum Wagleri Maack mit Aplax Oberndorferi alle 
wichtigeren Merkmale theilt. Es befindet sich nämlich, wie an dem von H. v. Meyer beschriebenen (Rept. 
des lithogr. Schiefers t. XVII. fig. 3) grösseren Stück von Aplax zu sehen ist!) unmittelbar vor dem Becken 
eine wohl entwickelte freie Lumbalrippe und ausserdem hat Rütimeyer auch noch das Vorhandensein einer 
grossen, freien, sogenannten falschen Brustrippe unter der ersten Costalplatte nachgewiesen. Diese letztere 
ragt auch an unserem neuen Skelet auf der linken Seite in die Fontanelle zwischen der ersten Costalplatte 
und dem Rande herein. 

Gehört nun — wie ich nicht zweifle — die Schildkröte aus Zandt zu Aplax Oberndorferi, so fällt 
für die Gattung Aplax das einzige generische Unterscheidungs-Merkmal von Eurysternum fort, nämlich die 
Unterdrückung der hinteren Neuralplatten; denn das Vorkommen einer Jumbalen Rippe kann nicht als solchss 
bezeichnet werden, da bei keinem einzigen der bisher beschriebenen Eurysternum-Skelete die Sacralgegend 
überliefert ist. Nach der Gesammtform und nach dem Aufbau des Rückenschildes gehören Eurysternum und 
Aplax generisch zusammen. 

Ich habe bisher die Zandter Schildkröte nur mit Aplax Oberndorjeri verglichen. Prüft man nun 
auch die verschiedenen Exemplare von Eurysternum, so lässt sich von vorn herein erwarten, dass die jüngeren 
Individuen vorzugsweise Uebereinstimmung zeigen werden. In der That, wenn man das von Maack als 
Burysternum Wagleri (l. ce. taf. 38) abgebildete vordere Fragment des Rückenpanzers eines ziemlich jungen 
Thieres neben das Zandter Skelet legt, so herrscht in allen erhaltenen Theilen die grösste Aehnlichkeit. 
Von besonderer Wichtigkeit für die Bestimmung unseres neuen Skeletes ist der Umstand, dass sich wenigstens 
die Quernähte und die radiäre Streifung der Hautschuppen noch erhalten haben. Alles dies verhält sich 
genau wie an dem genannten Fragment von Hurysternum Wagleri. Zunächst würde sich dann das kleine 


!) Das Original der Meyer’schen Abbildung, welches sich in der ehemaligen Oberndorfer’schen Sammlung befand, scheint 
verloren zu sein; es ist wenigstens nicht in das Münchener paläontolog. Museum übergegangen. Dagegen habe ich unter ver- 
schiedenen bei Seite gelegten Trümmern zwei Stücke der Gegenplatte aufgefunden, von denen das eine die Beschaffenheit des Beckens 
gut erkennen lässt. 


180, 


bei H. v. Meyer t. XVIII fig. 5 abgebildete Fragment von Achelonia formosa aus Cirin anschliessen. Das 
Original-Exemplar von Eurysternum Wagleri H. v. Mey. (Münst. Beitr. I) ist schon etwas älter, aber noch 
sind die Randplatten 4—7 schmal und die Costalplatten durch Zwischeuräume vom Rande geschieden. 

An den grösseren Exemplaren, welche H. v. Meyer theils als Palaeomedusa testa, theils Acichelys 
Redtenbacheri bezeichnet hat, werden die Neuralplatten immer schmäler, die Supracaudalplatte zerfällt in 
2 bis 3 Stücke und die Costalplatten bilden einen nahezu geschlossenen Discus. 

Ich kann mich nach sorgsamer Revision sämmtlicher im hiesigen Museum befindlichen Exemplaren 
nur der Ansicht Rütimeyer’s anschliessen, wonach Palaeomedusa testa H. v. Mey., Acichelys Redtenbacheri 
H. v. Mey., Eurysternum Wagleri Maack (non H. v. Mey.), und Achelonia formosa H. v. Mey. nur als ver- 
schiedene Altersstadien ein und derselben Art zu betrachten sind. Auch Huryaspis radians Wagn. gehört 
wohl, wie schon Rütimeyer vermuthet, zur gleichen Species. Ferner lässt es eine Prüfung des freilich 
mangelhaft erhaltenen Original-Exemplar’s von Eurysternum Wagleri H. v. Mey. (Münster’s Beitr. I) kaum 
zweifelhaft, dass auch diese Species mit Purysternum crassipes vereinigt werden muss. Der tiefe Ausschnitt 
am Hinterrand ist offenbar ein jugendliches Merkmal, das am Zandter Skelet nicht weniger stark, als bei 
E. Wagleri ausgeprägt ist. Das plumpe Aussehen der Hand von Eurysternum crassipes Wagn. wird durch 
die Lage und den Erhaltungszustand wesentlich erhöht; ein namhafter Unterschied gegenüber der Vorder- 
extremitäten anderer Exemplare, welcher eine specifische Trennung rechtfertigte, scheint mir nicht zu 
bestehen. 

Das schöne Skelet von Zandt (Taf. XXVII) beweist somit, wie bereits oben gezeigt, dass auch 
die als Aplaw Oberndorferi beschriebenen Stücke nur frühe Jugendstadien von Eurysternum Wagleri sind. 

Alle bisherigen Folgerungen waren hauptsächlich auf die Beschaffenheit des in systematischer Hin- 
sicht allerdings wichtigsten Theiles, auf das Rückenschild, begründet. Eine flüchtige Betrachtung der übrigen 
Merkmale führt übrigens zu ähnlichen Ergebnissen. 

Was zunächst das Bauchschild betrifft, so treten an dem Zandter Skelet die vier tief gezackten 
Flügel des Hyoplastron und Hypoplastron deutlich in ihrer natürlichen Lage unter dem Discus hervor. 
Das Bauchschild besitzt ein entschieden thalassitisches Gepräge, und ist sowohl seitlich als auch vorn und in 
der Mitte von sehr grossen Fontanellen durchbrochen. Die Flügel des Hyoplastron sind ungewöhnlich weit 
nach vorn gezogen. Ihre Spitzen greifen über die erste Costalplatte hinaus und berühren die dritte Rand- 
platte. Die Spitze des Hypoplastron tritt mit der achten Randplatte in Verbindung. Alle diese Merkmale 
stimmen mit dem überein, was wir bisher über das Bauchschild von Aplax und Eurysternum wissen. 

Vom Kopf und Hals muss ich absehen, da dieselben am Zandter Skelet nicht mehr vorhanden sind. 
Dagegen sind von den Vorderfüssen die beiderseitigen Oberarmknochen, und auf der rechten Seite auch 
die Vorderarmknochen, sowie ein undeutlicher Abdruck der Hand überliefert. 

Ueber die Hand von Burysternum geben H. v. Meyer’s Abbildungen von Achelonia jormosa aus 
Cirin (t. XVII. fig. 7) den besten Aufschluss. Ein sehr zertrümmertes Skelet von Eurysternum Wagleri 
aus Kelheim im hiesigen Museum hat beide Hände in etwas fragmentarischem, sonst aber trefflich erhaltenem 
Zustand hinterlassen. Die vorhandenen Theile stimmen so genau mit der Meyer’schen Abbildung überein, 
als ob sie ihr als Original gedient hätten. Einen fast completen Vorderfuss eines viel grösseren Exemplars, 
an welchem nur die Carpalknochen fehlen, erhielt ich im Jahre 1875 aus dem lithographischen Schiefer von 
Eichstädt. Die schlanke Gestalt der Metacarpalknochen, sowie Grösse und Form der Phalangen erinnern 
genau an Parachelys Kichstaettensis H. v. Mey. (Palaeontographica XI. t. 45), nur trägt der zweite Finger 


3 Zehen. 


— 131 — 


Becken und hintere Extremitäten von Eurysternum waren bisher erst ungenügend bekannt. Der 
vortrefflich erhaltene rechte Hinterfuss des Zandter Skelets gibt darum über die Gestalt der Metatarsalıa 
und der Zehen erwünschten Aufschluss. Noch wichtigere Anhaltspunkte über das ganze Becken, den hinteren 
Theil des Bauchpanzers und die Extremitätenknochen selbst gewährt aber eine Platte, welche ich im Jahre 
1375 erhielt und die auf Taf. XXVIU. fig. 1. abgebildet ist. Das weiche gelbliche Gestein, worin die 
braunen Knochen in untadeliger Schärfe eingebettet liegen, enthält überdies die hinteren Platten des Bauch- 
schildes (Hypoplastron und Xyphiplastron) von beiden Seiten in ihrer natürlichen Lage. Sie sind von 
innen blosgelest. Das Xiphiplastron ist eine längliche, aber ziemlich breite, in der Mitte verdiekte Knochen- 
platte, mit etwas gezacktem hinterem Rand. Vorn schliesst es sich mittelst einer schräg von aussen nach 
innen und hinten verlaufenden Naht an den einwärts gerichteten gleichfalls gezackten Flügel des Hypo- 
plastron an. Der äussere Flügel, welcher an dem Zandter Skelet mit seiner hinteren Spitze m® berührt, 
ist leider beiderseits abgebrochen und auf der rechten Seite fehlt auch der nach vorn gerichtete Flügel, 
welcher sich an das Hyoplastron anschliesst. 

Trotz dieser Mängel verdienen die beiden Knochen dennoch Interesse, weil sie beweisen, dass bei 
der Gattung Zurysternum das Brustschild auch in erwachsenem Zustand — das vorliegende Becken rührt 
von keinem ganz jungen Thier her — noch grosse Fontanellen behielt. Eine vollständige Verknöcherung 
fand überhaupt wohl nicht statt, denn auch mehrere andere vorhandene Theile des Brustschildes von Kury- 
sternum weisen auf eine entschieden thalassitische Bildung hin. Die eben beschriebene Beschaffenheit des 
Hypoplastron und Xiphiplastron führt wieder auf die Gattung Parachelys. H. v. Meyer bildet nämlich 
(l. e. taf. 45. fig. 1) die entsprechenden Theile ab. Trotz ihres fragmentarischen Zustandes ist die Ueberein- 
stimmung mit Kurysternum unverkennbar. Auch die abgebildeten Rippen- und Randplatten des Rücken- 
schildes, sowie die langen Knochen des Vorderfusses entsprechen ganz und gar Kurysternum. Die einzige 
Differenz wäre somit der Mangel einer dritten Phalange am zweiten Finger. Da alles Uebrige mit Dury- 
sternum passt, so wird man diese Abweichung wohl als abnorme Bildung ansehen dürfen, und es würde 
unter dieser Voraussetzung auch Parachelys Eichstaettensis H. v. Mey. zu Eurysternum Wagleri gehören. 

Die rechte Hälfte des Beckens ist auf der Taf. XXVIIL. fig. 1 abgebildeten Platte vorzüglich er- 
halten und wie die hinteren Bauchschildplatten von der Oberseite entblösst. Die drei rechtseitigen, noch in 
ihrer natürlichen Lage befindlichen Beckenknochen waren ursprünglich vom linken Oberschenkel (fe.) und 
Sitzbein (il.) bedeckt, allein diese beiden Knochen konnten vorsichtig beseitigt und nebenan in die Gesteins- 
platte eingelegt werden. Vom Sacrum selbst sieht man 2 Wirbel, an denen wenigstens auf einer Seite noch 
kurze Rippen befestigt sind; unmittelbar daran schliesst sich der Schwanz an, dessen Wirbelzahl jedoch 
nicht ermittelt werden kann, weil der rechte Oberschenkel über dem vorderen Theil desselben liegt. 

Das Becken vereinigt Merkmale der Thalassiden und Emyden, und hat jedenfalls mit den Chelyden 
am wenigsten Aehnlichkeiten. Das Darmbein (il.) ist der diekste, zugleich aber auch der kleinste unter 
den 5 Knochen. In der ganzen Form erinnert das Ilium an den entsprechenden Knochen bei Chelone; der- 
selbe ist bei den Emyden erheblich stärker entwickelt, und namentlich zeigt sich bei diesen das obere, mit 
dem Sacrum verbundene Ende kräftiger, als bei Eurysternum. An dem Becken (Taf. XVIIL, fig. 1) ist dieser 
obere Theil des Darmbeins verletzt; ich habe darum den nämlichen (jedoch linksseitigen Knochen) von einem 
namhaft grösseren Individuum (Acichelys Redtenbacheri H. v. Mey. l. e. 1. XX. fig. 2) nochmals abbilden 
lassen, nachdem derselbe vollständig aus dem Gestein herauspräparirt war.!) Der zugeschärfte obere Rand 


1) H. v. Meyer gibt von diesem Knochen eine Ansicht von der Aussenseite; die Abbildung taf. XXVIII. fig. 2 stellt ihn 
von der Innenseite dar. 


— 12 — 


beweist, dass das Darmbein mit dem Rückenpanzer nur durch Bänder verbunden, nicht aber festgewachsen 
war. Gegen unten ist das Ilium beträchtlich verdickt und mit zwei ungleich grossen, ebenen Endflächen von 
rhombischer Gestalt, sowie mit einer stark ausgehöhlten dritten Gelenkfläche versehen. 

Der grösste Knochen des Beckens ist das Schambein (p, Taf. XXVIII. fig. 1 und 2). An Dicke 
steht es jedoch dem Darmbein beträchtlich nach. Alle drei Gelenkflächen haben rhombische Gestalt, und zwar 
zeichnet sich diejenige, welche mit dem Darmbein in Berührung tritt, durch viel beträchtlichere Grösse als 
die beiden anderen aus. In der ganzen Form steht das Schambein von Kurysternum in der Mitte zwischen 
dem einer Chelone und einer Emys; es breitet sich gegen vorn ziemlich stark aus und besteht am vorderen 
Ende aus einem kleineren nach aussen gerichteten, eckigen Fortsatz und einem breiten, schaufelartigen 
Flügel, welcher in der Medianlinie mit dem entsprechenden Flügel des anderseitigen Schambeins zusam- 
menstösst. E 
Das Sitzbein (isch. Taf. XXVII. fig. 1) trägt unter allen Beckenknochen den Emydencharakter 
am ausgeprägtesten. Es ist, wie das Schambein, ein ziemlich dünner Knochen, welcher aus einem ver- 
schmälerten Stiel mit 3 Gelenkfacetten und 2 Fortsätzen besteht, wovon der hintere von dreieckiger Gestalt 
zugespizt ist, während der vordere schaufelartig sich ausbreitet und mit seinem vorderen Eck den inneren 
Flügel des Schambeins berührt. Dadurch entsteht jederseits zwischen Schambein und Sitzbein eine ovale 
ringsum geschlossene Oeffnung, während bei den Thalassiten die grosse Oeffnung zwischen den ossa pubis 
und ischii in der Mitte nicht halbirt ist. 

Die beiden Oberschenkelknochen (fe. Taf. XNXVIl. fig. 1) zeigen keine bemerkenswerthen Eigen- 
thümlichkeiten, auch Sehienbein und Wadenbein stimmen gut mit den lebenden Eimyden überein. 

In vorzüglicher Deutlichkeit hat sich der Tarsus des rechten Hinterfusses (Taf. XNXVII. fie. 1) 
erhalten. Man bemerkt in der proximalen Reihe zwei etwas aus ihrer Lage verschobene Knöchelchen, 
welche die Gelenkflächen, womit sie mit tibia und fibula artikuliren, deutlich erkennen lassen. 

Der Astragalus ist mehr als doppelt so gross, als der mit der fibula correspondirende Calca- 
neus. Eine Verschmelzung wie bei den lebenden Emyden ist nicht wahrzunehmen. 

Die vier kleinen Knöchelehen in der distalen Reihe des Tarsus, welche dem Daumen, 2. 3. und 
4. Finger entsprechen, bieten keine besonderen Eigenthümlichkeiten, dagegen zeichnet sich der »latte, breite 
Knochen (mt. V), welcher die Basis des kleinen Fingers bildet, «durch seine ansehnliche Grösse und trape- 
zoidische Form aus. Dieses von Uuvier als fünfter Metatarsus gedeutete Knöchelchen ist bei den Meer- 
schildkröten und Eimyden ähnlich beschaffen. Die übrigen Metatarsalia und die Phalangen bedürfen keiner 
besonderen Beschreibung. 

Das Ergebniss der vorhergehenden Untersuchung lässt sich dahin zusammenfassen, dass sämmtliche 
bisher unter den Gattungsnamen Hurysternum, Acichelys, Aplax, Palaeomedusa, Achelonia, Euryaspis und 
Parachelys beschriebene Schildkröten aus dem lithographischen Schiefer von Bayern und Cirin einer einzigen 
Gattung, ja sogar einer einzigen Species angehören. Von dieser Art, welcher der älteste Namen Hurysternum 
Wagleri H. v. Mey. zukommt, liegen eine Anzahl von Exemplaren vor, die nicht allen über alle osteolo- 
gischen Verhältnisse, sondern auch über die Entwickelungsgeschichte Auskunft geben. Von dem kleinen, 
von H. v. Meyer (l. t. Taf. XVII. fig. 2) als Aplax Oberndorferi beschriebenen Embryo bis herauf zu 
den als Acichelys bezeichneten Formen mit fast vollständig verknöchertem Discus liegt eine zusammen- 
hängende Reihe von Uebergängen vor. In ähnlicher Vollständigkeit dürften bis jetzt die Altersstadien bei 


keiner fossilen Schildkröte bekannt sein. 


— 13 — 


Was die geologische Stellung von HDurysternum betrifft, so ist diese durch Rütimeyer’s schöne 
Untersuchungen definitiv festgestellt. Schon A. Wagner und H. v. Meyer hatten auf die Beziehungen 
sämmtlicher im lithographischen Schiefer vorkommenden Schildkröten zu den Eloditen (Süsswasserschildkröten 

tlich lithographischen Schief 1 len Schildkröte den HBloditen (S childkröt 
hingewiesen, gleichzeitig aber auch das thalassitische Gepräge des Bauchschildes betont. In der That ist 
Eurysternum unter allen bekannten Emyden diejenige, welche in ihrem ganzen Bau am meisten Annährung 
an die Meerschildkröten bekundet. Sie übertrifft darin noch die Gattung Thalassemys Rütim., bei welcher 
sowohl Rücken- als Bauchschild einen höheren Grad von Verknöcherung erkennen lassen. 
ie geologische Verbreitung von Eurysternum beschränkt sich auf den lithographischen Schiefer von 
Die geologische Verbreitung Euryst beschränkt sich auf den lithographischen S 


Bayern und Cirin. 


2. Ueber Platychelys Oberndorferi Wagen. 
Taf. XX VIII, Fig. 3. 


Nachdem durch die vorhergehenden Betrachtungen eine erhebliche Anzahl, früher verschieden be- 
nannter Schildkrötenreste auf Eurysternum Wagleri zurückgeführt worden sind, bleiben im lithographischen 
Schiefer nur noch drei generische Typen Aydropelta, Idiochelys und Platychelys (= Helemys Rütim.) übrig. 
Alle drei gehören zu den Emyden und zwar zeigen die beiden zuerst genannten noch thalassitisches Gepräge, 
während sich Platychelys schon ziemlich enge an die modernen Süsswasserschildkröten (z. B. Chelydra ser- 
pentina und Chelys fimbriata) anreiht. 

Von Hiydropelta hat der lithographische Schiefer Bayerns erst ein einziges, mangelhaft erhaltenes 
Skelet geliefert. Von Idiochelys dagegen liegen im hiesigen Museum eine Anzahl von Exemplare, welche 
alle von Rütimeyer untersucht und in einer Weise beschrieben wurden, dass Nichts Neues hinzuzufügen 
übrig bleibt. 

Eine ganz unerwartete Ueberraschung wurde mir zu Theil, als ich bei Gelegenheit der Untersuchung 
des Zandter Skeletes sämmtliche seit 11 Jahren im hiesigen Museum befindlichen Schildkröten-Fragmente, 
welche mit der Oberndorf’schen Sammlung hierher gelangt waren, durchmusterte und darunter ein Plastron- 
Fragment fand, das augenscheinlich weder zu Eurysternum, noch zu Idiochelys oder Hiydropelta gehören 
konnte. Ein Blick in den ersten Theil der Rütimeyer’schen Monographie !) belehrte mich sofort, dass das 
Stück von Platychelys Oberndorferi herrühren müsse, wovon ja bereits zwei Rückenpanzer bei Kelheim auf- 
gefunden worden waren. Bei genauerer Prüfung zeigte sich weiter, dass das Fragment, trotzdem es 
an Vollständigkeit hinter den von Rütimeyer beschriebenen Exemplaren zurücksteht, doch mehrere bisher 
zweifelhafte Fragen aufzuklären geeignet und darum einer näheren Beschreibung und Abbildung werth sei. 

Das Taf. XXVIN. fig. 3 dargestellte Stück ist die vordere Hälfte des Bauchschildes eines ganz 
alten Individuums von Platychelys, obwohl es an Grösse von den beiden bei Rütimeyer t. III und IV ab- 
gebildeten Bauchschildern, welche offenbar von jüngeren Individuen herrühren, übertroffen wird. Die ganze 
Form, die Anwesenheit der eingeschalteten Knochenplatte zwischen Hyo- und Hypoplastron, der aufge- 
bogene Rand zur Befestigung an das Rückenschild machen die generische Bestimmung unzweifelhaft. Im 
Einzelnen zeigt jedoch das Kelheimer Bauchschild manche bemerkenswerthe Differenzen. 

Was zunächst die grösste Knochenplatte, das Hyoplastron (hy. p.), anbelangt, so ist davon das linke 
vollständig, das rechte theilweise erhalten. In der Form stimmt es genau mit den von Rütimeyer be- 


!) Neue Denkschr. der Schweiz. naturf. Ges. 1867. XXI. 


Palaeontographica, N F. IV. 5. (XXIV.) 25 


— 134 — 


schriebenen Stücken überein, allein die schmale Fontanelle in der Mittellinie, welche die Solothurner Stücke 
auszeichnet, ist an dem Kelheimer Exemplar grösstentheils ausgefüllt, indem die gezackten Ränder beider 
Hyoplastra sich berühren. Nur ganz vorn bleibt eine kleine Lücke frei und eine grössere entsteht am 
hinteren Ende, wo die Ränder der beiden Platten schräg nach aussen und hinten divergiren und dadurch im 
Centrum des Bauchschildes eine rundliche Fontanelle verursachen. 

Vortrefflich erhalten ist das vordere Ende des Bauchschildes, ein um so erfreulicherer Umstand, 
als gerade dieser Theil an allen Solothurner Exemplaren fehlt. Die beiden, gewöhnlich als Episterna be- 
zeichneten, von Huxley als Olavicula (cl.) gedeuteten Platten, sind klein, unregelmässig dreieckig und durch 
Nähte mit den beiden Hyoplastra, sowie der herzförmigen, ziemlich breiten Interelavicula (i. cl. Ento- 
sternum) verbunden. Der Vorderrand des Bauchschildes selbst ist geradlinig abgestutzt und beiderseits mit 
abgestumpften Ecken versehen. In der Mitte tritt ein kurzer Vorsprung etwas hervor. Die hintere Spitze 
der Interelavieula tritt in das offene Grübchen zwischen den Hypolastron-Platten und füllt dasselbe voll- 
ständig aus, liegt jedoch unter den letzteren. 

Einen namhaften Unterschied gegenüber den Solothurner Brustschildern bietet die Länge des auf- 
gebogenen, durch Hyoplastron, Mesoplastron (mp.) und Hypoplastron (hp. p.) gebildeten Randes des Bauch- 
schildes, welcher in Nahtverbindung mit dem Rückenschild tritt. Derselbe misst am Kelheimer Stück an 
der kürzesten Stelle 45 mm., während beide Solothurner Exemplare, an der gleichen Stelle gemessen, über- 
einstimmend 60 mm. ergeben. Diese Differenz wird dadurch noch auffallender, dass die beiden Hyoplastra 
des Kelheimer Bauchschildes an der Basis des vorderen Seiten-Ausschnittes etwas breiter sind, als an den 
Solothurner Stücken. 

Die Eindrücke der Hautschuppen haben sich an dem Taf. XXVIll. fig. 3 abgebildeten Fragment 
vortrefflich erhalten. Die Nähte der Pectoral- und Abdominal-Schuppen verlaufen wie an den Solothurner 
Stücken. Vor den Pectoralschuppen sieht man am Kelheimer Fragment auch noch die Nahteindrücke der 
Humeral- und Gular-Schuppen. Letztere sind klein und durch ein unpaares, eingeschaltetes Mittelstück von 
einander getrennt. 

Ich halte es für wahrscheinlich, dass das soeben beschriebene Bauchschild zu einem der beiden 
Rückenschilder von Platychelys Oberndorferi im hiesigen Museum gehört. Die Gesteinsbeschaffenheit würde 
auf das von A. Wagner beschriebene Stück hinweisen. 

Ob nun die geringe Länge des aufgebogenen Randes am Bauchschild, sowie die geringere Grösse 
gegenüber den Solothurner Exemplaren auf Rechnung individueller Abweichungen zu setzen ist, oder ob 
sie auf die Möglichkeit einer specifischen Trennung der Kelheimer und Solothurner Formen hinweist, wird 
durch weitere Funde entschieden werden müssen. 


Ueber 


die Fauna der Corbicula-Schichten 


Mainzer Becken. 


Von 
Dr. phil. Oskar Boettger. 


(Mit Taf. XXIX). 


Die zuerst von Prof. Dr. Frid. Sandberger in seinen „Conchylien des Mainzer Tertiärbeckens !), 
Wiesbaden 1863, S. 447“ von den Hydrobienkalken unserer Miocänformation als untere Abtheilung abge- 
trennten Corbicula-Schichten sind in geologischer wie in palaeontologischer Beziehung lange noch nicht 
genügend bekannt. Der Grund hiervon liegt wohl wesentlich darin, dass diese Schichten wenig nutzbare 
Gesteine enthalten und deswegen nur untergeordnet entblösst sind oder nur zeitweilig durch Brunnen- und 
Kellergrabungen aufgedeckt werden. Vorliegende kleine Arbeit bezweckt, wenigstens von palaeontologischer 
Seite, einige Klarheit in diese Verhältnisse zu bringen. 

Thonrige Gesteine, die nur mit wenig mächtigen Schichten von bröckeligen Kalken abwechseln, wie 
es die Corbieula-Schichten sind, können naturgemäss wegen der Abschwemmung und Verwitterung, der sie 
ausgesetzt sind, nur in seltenen Fällen Hügel und Felsen bilden, und daher kommt es denn, dass Corbicula- 
Schichten als anstehendes Gestein nur bei besonders günstiger Gelegenheit erkannt werden können. Nichts- 
destoweniger sind dieselben auf der rechten und linken Main- und Rheinseite in Nassau, Hessen und Rhein- 
bayern vielfach angetroffen worden, ja sie gehören im Mainzer Becken sogar zu den am weitest verbreiteten 
Schichten. 

An typischen Stellen, wie bei Oberrad und Sachsenhausen ?), ist ihre Schichtenfolge zwar eingehend 
festgestellt worden, auch sind die wichtigsten Leitversteinerungen ziemlich bekannt; doch ist von ihren 


1) Für die Folge blos „Conch.“ eitirt. 
2) Vergl. meinen „Beitrag zur palaeontolog. u. geolog. Kenntniss der Tertiär-Formation in Hessen, Offenbach a./M. 1869“, S. 27. 
25 * 


Ben 


palaeontologischen Beziehungen zu den nächst tieferen Cerithienkalken einerseits und zu den auf ihnen 
lagernden Hydrobienkalken andererseits — insbesondere was die damalige Landschneckenfauna betrifft — 
im Ganzen noch wenig bekannt geworden. In besonders eigenthümlicher und noch nicht genügend aufge- 
klärter Weise entwickelt finden sich Corbieula-Schichten bei Münzenberg in der Wetterau, während die ana- 
logen Kalke von Kleinkarben und von Hochstadt und Bergen bei Frankfurt eine ähnliche Schichtenfolge 
zeigen wie bei Oberrad und Sachsenhausen. 


Auf der rechten Mainseite sind es aber weniger die kalkigen Schichten, als vielmehr die mächtigen 
Complexe von thonigen, durch das Vorkommen von Lebias Meyeri Ag. und anderen Fischen schon seit 
langer Zeit bekannten Straten, auf denen z. B. die Stadt Frankfurt steht, welche einer schärferen Praeeci- 
sirung bedürfen. Dieselben wurden bis vor Kurzem noch — und so auch in früherer Zeit von mir — für 
tiefere Lagen der Hydrobienkalke angesehen. Die Frankfurter Thone enthalten aber an zahlreichen und 
ziemlich weit von einander entfernten Punkten bis in die höchsten Lagen Cerithien, und zwar sowohl Ceri- 
thium margaritaceum Brocc. var. conicum m., als auch Cerithium plicatum Brug. var. pustulatum A. Braun 
und Melania Escheri Mer. var. ecostata Sndb., Leitversteinerungen der Corbicula-Schichten im Mainzer Becken, 
so dass ich jetzt sämmtliche Tertiärschichten unmittelbar unter dem Pleistocän der Stadt Frankfurt, und 
insbesondere auch die so vielfach discutirten Thonlagen am Winterhafen und am Grindbrunnen unterhalb 
der Stadt, welche zahlreiche Exemplare von Cerithium plicat. pustulat. und Pflanzenreste enthielten, in dieses 
Niveau verweisen muss. Aechte Hydrobienschichten finden sich demnach bei Frankfurt selbst nur als höchste 
Lagen auf den die Stadt umgebenden Höhen, so z. B. auf dem Mühlberg und bei Oberrad. Viele Fundorte 
von Versteinerungen, die früher von hier aufgezählt worden sind, wie z. B. der von Euchilus? suecineiforme 
Sndb., von Limneus minor Tho. und eurygaster m. (= subbullatus Sndb. juv.) und von Helix crebripunctata 
Sandb., verschieben sich demzufolge aus dem Hydrobienkalk in die Corbieula-Schichten. 


Nach N. und nach W. hin sind analoge Straten schon früher bei Homburg v. d. Höhe und bei 
Nieder-Hofheim nachgewiesen worden. Auch zwischen Kostheim und Hochheim liegen nach einer Mit- 
theilung von Dr. Carl Koch in Wiesbaden thonige Kalke mit Aydrobia ventrosa Mont. sp. 60 bis 70’ 
tiefer als die nächst gelegenen ächten Hydrobienkalke, welche wahrscheinlich dem Niveau der Corbieula- 
Schichten angehören dürften. Weiterhin ist nach seiner Ansicht (briefl. Mitth. vom 1. April 1574) auch 
die Cerithienbank am Wiesbadener Exercierplatz sammt den weissen Thonen von Schierstein, Dotzheim und 
Bierstadt zu den Corbiceula-Schichten zu rechnen, und ich vermuthe, dass im Liegenden derselben auch an 
diesen Orten die Cerithienkalke nicht fehlen werden. 


Sandberger u. a. haben in der Provinz Starkenburg und in Rheinhessen früher schon auf das Vor- 
kommen von hierher gehörenden Schichten bei Bieber nächst Offenbach, bei Weisenau, Oppenheim, Buden- 
heim, Ingelheim, Wiesberg, Wolfsheim und Dromersheim nächst Kreuznach aufmerksam gemacht und auch 
in Rheinbayern als Fundorte Neustadt, Dürkheim und Göllheim genannt, so dass die Verbreitung dieses 
Niveaus unserer Tertiärformation sich somit nahezu über das ganze Tertiärland von Starkenburg, Rheinhessen 
und der Rheinpfalz und in der Wetterauer Bucht bis über Münzenberg hinaus erstreckt. 

Was die Lagerungsverhältuisse der einzelnen Lokalitäten betrifft, die ich in den letzten Jahren palae- 
ontologisch ausgebeutet habe, so will ich das Nöthige jedesmal bei Betrachtung des Ortes einflechten, soweit 
ich es für wichtig oder interessant halte. 

Die Fauna der Corbieula-Schichten war, wie bereits oben bemerkt, bis jetzt noch wenig gekannt; 
folgendes sind die in den zwei Werken von Sandberger („Conch.“ und „Land- und Süsswasser-Conchylien 


der Vorwelt !), Wiesbaden 1570— 1875“) und der oben citirten Arbeit von mir („Beitrag“) aufgezählten Arten. 
Es sind 26 Conchylien, nämlich: Mytilus Faujasi Brongn., Dreissena Brardii Fauj. sp., Unio sp., Cyrena 
(Corbieula) Faujasi Desh., ©. (Corbieula) donacina A. Braun, Neritina fluviatilis L. sp., N. subangularis Sndb., 
Cerithium margaritaceum Broce., 0. submargaritaceum A. Br., C. plicatum Brug., Melania Escheri Mer., Mela- 
nopsis callosa A. Br., Paludina pachystoma Sandb., Hydrobia ventrosa Mont. sp., H. inflata Fauj. sp., Euchilus? 
succineiforme Sndh., Planorbis cornu Brongn. var. solidus Tho., Pl. declivis A. Br., Pl. dealbatus A. Br., 
Limneus subbullatus Sndb. (= eurygaster m.), Helix (Fruticicola) erebripunetata Sndb., Helix (Coryda) giron- 
dica Noulet, Buliminus (Petraeus) turgidulus Sndb., Cionella lubricella A. Br., Pupa (Pupilla) quadrigranata 
A. Br. und Glandina injlata Rss. sp. Ausserdem werden noch Quingueloculina amygdalum Sndb., Cypris- 
Schälchen, Bruchstücke von Balanusgehäusen, Fische (Lebias Meyeri Ag., Cottus sp., Gobius nassoviensis 
v. Myr. und Perca moguntina v. Myr.), Vögel- (Natator. sp.) und Säugethierreste, und endlich noch zahl- 
reiche Pflanzen aus den Corbicula-Schichten erwähnt. i 

Nach alledem schloss Sandberger (Conch., S. 450), dass die Corbieula-Schichten in einem schwach 
gesalzenen Brackwasser abgelagert worden seien, und dass auf 9 Arten gemässigten Klimas 2 tropische und 3 
subtropische kämen, das Klima der damaligen Zeit somit noch subtropisch genannt werden dürfe. In Vorwelt, 
S. 481 endlich bemerkt derselbe Autor, dass er aus den Corbieula-Schichten etwa 26 Conchylarten kenne, 
von denen nur 7 mit solchen des unter ihnen liegenden Cerithienkalks identisch seien, während 13, und zwar 
durchweg Wasserschnecken, mit Formen der darüber liegenden Hydrobienkalke übereinstimmten. Und ebenda, 
S. 505 sagt derselbe schliesslich, dass die Corbieula-Schichten reich seien an thonigen Straten mit Braun- 
kohlentrümmern, welche die fortwährende Zuführung von Detritus der umliegenden Gebirge in das Brack- 
wasser-Becken durch Flüsschen bewiesen. Die an einigen Stellen, z. B. bei Hofheim und an der Fried- 
berger Warte bei Frankfurt gefundenen Fische, fährt derselbe S. 506 weiter fort, mögen theils in solchen 
Flüsschen, theils in Brackwasser selbst gelebt haben, denn die durch @. nassoviensis vertretene Gattung 
Gobius (Meergrundel) gehört gegenwärtig nur dem Meere, die barsch- und hechtartigen Fische aber sowohl 
meerischem als Süss-Wasser an. Exotische Formen kommen unter ihnen nicht vor, wohl aber unter den 
Conchylien, die westindische Typen, z. B. Helix girondica und Planorbis cornu neben tropisch-asiatischen, 
Melania Escheri, Paludina pachystoma u. a. und zahlreichen südeuropäischen, Hydrobia ventrosa, Melanopsis 
callosa, Neritina fluviatilis u. s. w. enthalten. 

Auch meine Untersuchungen weisen, wie wir am Schlusse dieser Arbeit sehen werden, noch auf 
tropische und subtropische Verwandtschaften einzelner Formen hin, aber die grösste Zahl der Arten zeigt 
doch einen ausgesprochen mittelmeerischen Habitus, der sich im Allgemeinen dem der mittleren Miocän- 
schichten mehr zu nähern scheint als dem typischen Untermiocän. Die Hydrobienkalke des Mainzer Beckens 
halte ich für mittelmiocäne Ablagerungen. Was Sandberger über die Wirbelthiere des Hydrobienkalkes 
(Vorwelt, S. 506) sagt, möchte ich noch nicht unterschreiben, da es mir nicht ausgemacht scheint, ob die 
wichtige Fauna von Weisenau den Hydrobienschichten zugehört oder nicht vielmehr den Corbicula-Schichten 
zuzurechnen sein dürfte. 

Ehe ich nun auf die Betrachtung der einzelnen Ablagerungen dieses Horizontes näher eingehe, sei 
mir noch gestattet, der freundlichen Unterstützung zu gedenken, die mir theils von Seiten früherer Schüler 
von mir, der Herren Gymnasiasten Jul. Guttenplan und Realschüler Hilm. Kothe, sowie namentlioh des 
Herrn Kaufm. Carl Jung von hier, theils von befreundeter Seite, von Herrn Landesgeologen Dr. Carl 


!) Für die Folge immer „Vorwelt“ eitirt. 


— 18 — 


Koch in Wiesbaden, die Herren F. D. Heynemann, Dr. Jul. Ziegler und Stud. phil. Wilh. Schauf 
von hier durch Mittheilung und Ueberlassung von Versteinerungen aus Corbieula-Schichten zu Theil ge- 


worden ist. 


l. Die Fauna der CGorbieula-Schichten im Nord-Westen der Stadt Frankfart 


(Eschersheimer Landstrasse, Grüneburgweg, Grüneburg-Affenstein). 


Die grünlichgrauen bis blauschwarzen Thone und Mergel im nordwestlichen Theil von Frankfurt 
ergaben auch in den früheren Jahren schon vielfach bei Brunnengrabungen interessante Conchylreste, die 
z. Th. als zum Hydrobienkalk gehörig in den oben citirten Sandberger’schen Werken enthalten sind. 

Eine klarere Vorstellung von der hier begrabenen reichen Fauna lieferte aber erst eine Keller- 
grabung zwischen dem Affenstein und der Grüneburg, welche im Jahre 1874 vorgenommen wurde. Leider 
kam ich erst nach Fertigstellung der Grabungen an die genannte Stelle und kann deswegen über die 
Mächtigkeit der in Betracht kommenden Schiehten keine genaueren Angaben machen. Hier das Wenige, 
was ich von den Lagerungsverhältnissen mitzutheilen weiss. 

Unter einer mächtigen Doleritdecke, aus welchem Gestein, wie bekannt, der höhere Theil des Affen- 
steinhügels besteht, und das sich auch in einem kleinen Steinbruch in unmittelbarer Nähe der Kellergrabung 
beobachten liess, liegen graue Tertiärthone, die ausserordentlich reich sind an winzigen bis erbsengrossen, 
blasig aufgetriebenen Schlackentheilchen. In diesen Thonen, die mit grünlicheren, versteinerungsleeren Thon- 
schichten gewechselt zu haben scheinen, lagen die leider meist zertrümmerten kleinen Schneckenschalen, die 
fast ausschliesslich von Herrn Carl Jung durch Auswaschen mit dem Siebe ausgebeutet wurden. Auf der 
Halde konnten zwei petrefaktenführende Schichten erkannt werden; die eine, welche einen an Cypris- 
Schälchen reichen, fast schwarz aussehenden Schlämmrückstand gab, enthielt fast nur Gundlachien, die andere, 
mit grünlichen Rückständen, war reicher an Schlackentheilchen und enthielt Helix und Pupa, sowie die 
meisten übrigen gleich zu erwähnenden Fossilreste. Unter diesen petrefaktenführenden Schichten folgte 
wieder fester, wenig zersetzter Dolerit. 

Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass die Ablagerung der Corbicula-Schichten unserer Gegend 
in die Zeit der Eruption des Affensteinvulkans fällt, dessen L.apilli und Aschen als zellige Gesteinsbröckelchen 
die Mergelschichten erfüllen, dass aber auch nach der Ablagerung dieser Straten Lavaergüsse in derselben 


Gegend noch stattgefunden haben, deren einer als doleritischer Strom — am neuen Irrenhaus nachgewiesener- 
massen von 12 bis 14 Mtr. Mächtigkeit — die versteinerungsführende Schicht überdeckt und conservirt hat. 


Die an dieser Stelle gefundenen Petrefakten sind folgende: 


a. CONCHYLIEN. 


2 1. Cerithium plicatum Brug. var. pustulatum A. Br. 
(Sndbgr. Conch. S. 98, Taf. IX, Fig. 7). 


Es wurden nur zwei kleine Bruchstücke dieser in den Thonen des Corbicula-Horizonts in Frank- 
furt — Winterhafen, Finkenhofstrasse, Eckenheimer Landstrasse, Stalburg, Friedberger Warte, Bornheimer 
Haide (Bornheimer und Frankfurter Ende), Hanauer (Ost-) Bahnhof — häufigen und meist mit vollkommener 


— 19 — 


Mündung erhaltenen Varietät gefunden, welche noch deutlich die rothen Punkte zeigen, nach der dieselbe 
benannt ist. 
2. Melania Escheri Mer. var. ecostata Sndb. 
(Sandbgr. Conch. S. 89 und Vorw. S. 486, Taf. XXVIII, Fig. 14.) 
Nur ein Bruchstück wurde von Herrn Carl Jung gefunden, welches mit der an der „Eisern Hand“ 
und in der „Fichardstrasse“ gefundenen Varietät dieser Schnecke identisch ist. 


3. Euchilus? suceineiforme Sndb. 
(Sandbgr. Conch. S. 394, Taf. XXXV, Fig. 22 und Vorw. S. 490, Taf. XXV, Fig. 7.) 
Eine Mündung, die in Grösse und Form mit typischen Stücken aus der „Eschenheimer Landstrasse“ 
und „Lenaustrasse* auf’s Genaueste übereinstimmt. 


4. Hydrobia obtusa Sndh. 
(Sandbgr. Conch. S. 81, Taf. VI, Fig. 8 und Vorw. S. 368, Taf. XXII, Fig. 6.) 


Diese für die Cerithienkalke und -Sande charakteristische Art, die in den Corbicula-Schichten von 
Frankfurt — Lenaustrasse, Eisern’ Hand, Bornheimer Haide (häufig, Jung), Friedberger Warte — sehr 
verbreitet ist, fand sich in wenigen Exemplaren in den Thonen am Affenstein. Ich kann keinen wesentlichen 
Unterschied dieser Form von Exemplaren aus dem Cerithiensand von Kleinkarben finden. Eines unserer 
Stücke vom Affenstein und zahlreiche Exemplare von anderen Fundorten in Frankfurt zeigen vor der 
Mündung noch einen älteren stehengebliebenen Mundsaum, der in Form einer Varix in ähnlicher Weise 
heraustritt, wie es Sandberger a. zuletzt a. O., Taf. XXXV, fig. 2 bei der pleistocänen und lebenden 
Belgrandia marginata Mich. sp. abgebildet hat, und der es auch mir wahrscheinlich gemacht hat, dass Aydr. 
obtusa als Vorläufer der jetztigen Gattung Belgrandia anzusehen ist. Hydr. obtusa kommt, wenn auch selten, 
noch in den Hydrobienschichten vor. Ich traf sie mit Aydr. ventrosa Mont. sp. und Melanopsis callosa A. 
Br. zusammen in den Hydrobienthonen von Mainz und von Appenheim in Rheinhessen. 


5. Hydrobia ventrosa Mont. sp. 
(Sandbgr. Conch. S. 82, Taf. VI, Fig. 9 und Vorwelt S. 489, Taf. XXV, Fig. 6.) 
Sehr selten und nur in Bruchstücken am Affenstein gefunden. An anderen Fundorten der Corbieula- 
Thone in Frankfurt — Hanauer Bahnhof, Pfingstweide, Friedberger Warte und Bornheimer Haide — oft- 
mals zu Tausenden. In neuerer Zeit auch mit Cyrena Faujasi in Münzenberg in feinkörnigem Sandstein 
vorkommend (Exemplare von Dr. Jul. Ziegler). 


6. Gundlachia francofurtana n. sp. 
(Taf. XXIX, Fig. 1a—d, 2 und 5.) 

Char. Testa parva, oblonga, tenwis, postice declivior, basi sandaliformi, septo ad duos trientes clausa, 
apice ewcentrico, depressulo, dextrorso ad °/, longitudinis testae posito. Apertura antica, horizontalis, semicireu- 
laris; tandem marginibus campanulatim expansis. Septum antice margine ewpanso filiformi vel reflewo. Super- 
‚feies testae laminis concentrieis et basin versus strüs radiahbus subtilibus ornata, septum parte anteriori viw im- 
pressum. Long. 0,003, lat. 0,001 M. 

Die kleine Schale ist sehr schmal, in der Mitte von beiden Seiten etwas zusammengedrückt, mit 
sohlenförmiger Basis und unten zu zwei Dritteln durch ein flaches, vorn etwas ausgehöhltes Septum ge- 
schlossen. Der deutlich nach rechts geneigte Buckel liegt im hinteren Viertel der Schale. Das Septum ist 


— 19° — 


vorn mit einem fadenförmigen erhabenen Rande versehen, der mitunter auch seitlich ausgebreitet, ja im 
Alter über sich selbst nach hinten zurückgeschlagen ist. Die Mündung liegt in derselben Fläche wie das 
Septum und ist halbzirkelförmig. Die Skulptur besteht in einfachen Anwachsstreifchen, die nach der Basis 
zu von sehr feinen Radialrippchen durchsetzt werden. 


Selten in Frankfurt a. M., in den Corbicula-Thonen zwischen dem Affenstein und der Grüneburg. 
Es wurden nur vier vollständige und ein viertelhundert verletzte Exemplare von mir und Hın. Carl Jung 
aufgefunden (Wiesbadener Museum, meine und Jung’s Sammlung). 

Die Gattung Gundlachia wurde zuerst 1849 in der Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrg. VI, S. 98 
von Pfeiffer auf die damals einzige Art @. ancyhiformis Pf. von Cuba begründet und bereits richtig in die 
Familie der Ancylinen eingereiht. Herr Oberbergrath Prof. Dr. W. Dunker in Marburg war so freundlich, 
mir sein einziges (junges) Exemplar dieser Art zum Vergleiche zu übersenden und schrieb mir darüber 
unterm 13. April 1875: „Die mir in Abbildung gesandte kleine Schnecke ist ganz unzweifelhaft eine Gund- 
lachia, auf ancyliformis Pf. von Cardenas auf Cuba begründet. Natürlich gehört das Ding zu den Ancy- 
linen und ist verwandt der Gattung Latia Gray im Habitus, von oben betrachtet aber der Gattung Acro- 
loxus Beck, wohin Aneylus Iacustris gehört, sehr ähnlich. Das Vorkommen Ihrer Art in Deutschland und 
noch dazu fossil ist in hohem Grade interessant. Sie scheint übrigens der lebenden Art so nahe zu stehen, 
dass sie nur aus geologischen Gründen zu trennen sein dürfte.“ 


Bei eingehender Vergleichung finden sich aber doch eine ganze Zahl von Unterschieden, die, wie 
mir scheint, genügen werden, beide Formen sicher von einander zu unterscheiden. Hier die hauptsächlichsten: 


Lebende Form von Cuba (jung): Fossile Form von Frankfurt (jung): 
Grösser und in der Mitte an beiden Seiten wenig Kleiner, in der Mitte deutlich eingeschnürt, sohlen- 
eingeschnürt, förmig, 
Wirbel im hinteren Drittel, Wirbel im hinteren Viertel, 
Schale hinter dem Wirbel wenig abschüssig, Schale hinter dem Wirbel stark abschüssig, 
Septum vorn kaum umgeschlagen. Septum vorn deutlich fadenförmig umgeschlagen. 


Von allgemeinem Interesse möchte noch sein, dass Pfeiffer in der Zeitschrift für Malakozoologie, 
Jahrg. VI, 1849, S. 97 noch mittheilt, dass bei der lebenden @. aneyliformis die Maasse nicht ganz konstant 
seien, indem einige mehr von der Seite zusammengedrückt und daher verhältnissmässig höher erscheinen, 
was ich auch von der fossilen Art bestätigen kann (s. Taf. XXIX, fig. 1 und 2). 

In der Zeitschrift für Malakozoologie, Jahrg. IX, 1552, S. 179 wird dann auf Taf. I, fig. 1—16 
die Abbildung des jungen und die des erwachsenen Thieres gegeben und werden auch der Diagnose die 
Worte: „Apertura tandem margine undique campanulatim espanso profunde immersa“ beigefügt. Weiter er- 
wähnt Pfeiffer S. 180 noch, dass das Thier in einer Lagune des Injenio San Vicente, welche zeitweilig 
austrockene, gefunden worden sei und mit Aneylus havanensis Pfr. zusammen auf der unteren Fläche der 
Blätter von Nymphaea, an Stengeln von Wasserpflanzen und an im Wasser befindlichen Pfählen vorkomme. 


Endlich beschreibt Pfeiffer in den Malakozoologischen Blättern, Jahrg. V, 1858, S. 196 noch eine 
zweite Art @. Hjalmarsoni Pfr. von Santa Roza m Honduras, welche sich durch ein nur ein Drittel der 
Schalenlänge betragendes Septum und durch mehr ovale Totalgestalt leicht unterscheidet. Auch diese Art 
soll in Gesellschaft einer Ancylusart leben. Pfeiffer sagt daselbst S. 198 noch wörtlich: „Das Exemplar 
von @. Hjalmarsoni, wonach die Diagnose entworfen wurde, scheint ausgewachsen zu sein, indem ein 


— 191 — 


deutlicher Absatz da sichtbar ist, wo der Jugendzustand in einen ausgebildeteren mit erweiterter Mündung 
übergeht. Doch wäre es möglich, dass auch bei dieser Art mit der Zeit noch eine stärkere schüsselförmige 
Erweiterung der Mündung sich bilden könnte, wie sie bei @. ancyliformis bei grösserer Entwicklung, viel- 
leicht auch nur unter besonderen Umständen, eintritt.“ 

Die Bildung eines Septum, wie wir es nach alledem bei dieser Ancylinen-Gattung kennen gelernt 
haben, lässt sich nur dadurch erklären, dass die Lagunen oder die Flüsschen, worin das Thier vorkommt, wie 
Gundlach es von den cubanischen bemerkt, zeitweise austrocknen, und die Thiere gezwungen sind, längere 
Zeit ausserhalb des Wassers zu leben. Das Septum verhindert dann, wie in so vielen analogen Fällen, die 
Austrockenung des Thieres durch Sonnenbrand. Wir sind berechtigt, aus dieser Beobachtung den Schluss 
zu ziehen, dass auch zur Zeit der Ablagerung der Corbicula-Thone vom Affenstein in hiesiger Gegend ein 
wärmeres Klima herrschte, und dass wenigstens zeitweilig Flüsschen oder Lagunen in der Nähe des Brack- 
wassersees während des Sommers zum Austrocknen gelangten. 


7. Planorbis cornu Brongn. var. solidus Tho. 
(Sandbgr., Conch. S. 71, Taf. VII, Fig. 8 und Vorw. S. 488.) 
Häufig, z. Th. in Exemplaren von sehr bedeutender Grösse, aber im Ganzen selten gut erhalten. 
Wie bekannt, ist diese Art von den oberoligocänen bis in die Hydrobien-Schichten des Mainzer Beckens 
weit verbreitet. 


5. Planorbis dealbatus A. Braun. 
(Sandbgr., Conch. S. 74, Taf. VII, Fig. 10 und Vorw. S. 492, Taf. XXV, Fig. 10.) 

Diese in allen Details mit den damit verglichenen Exemplaren aus dem Hydrobienkalk von Wies- 
baden und Ober-Ingelheim, Appenheim und Ober-Hilbersdorf in Rheinhessen übereinstimmende Form war 
in den Corbicula-Thonen am Affenstein sehr häufig. Nach eingehenden Vergleichungen kommt diese Art 
in einer kaum als Varietät zu unterscheidenden Form häufig auch in den obermiocänen Kalkmergeln von 
Zandt bei Ingolstadt und im Braunkohlenthon von Undorf bei Regensburg (Exemplare von S. Clessin in 
Regensburg) vor, während die von mir früher zu dealbatus gezogenen Stücke aus dem Landschneckenkalk 
von Tuchofitz und Kolosoruk (Revision etc. im Jahrb. d. K. K. geologischen Reichsanstalt, Bd. XX, Wien 
1570, S. 298) nicht zu demselben gehören, vielmehr dem ächten /aevis Klein, der mir aus obermiocänen 
Schichten von der Birk und von Mörsingen, von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau und von Undorf 
(Clessin) vorliegt, näher stehen, aber auch von diesem wenigstens als Varietät (exiguus Rss.) abzutrennen sein 
dürften. Exemplare, welche dieser böhmischen Form, die sich von typischen Stücken des dealbatus von 
Appenheim durch weniger gewölbte Umgänge, weiteren Nabel und besonders auf der Unterseite weniger 
starke Einrollung auszeichnet, sehr ähnlich sind, kommen übrigens mit laevis und declivis zusammen auch 
an der Birk bei Mörsingen vor, die mir im Jahre 1875 sehr gute Ausbeute lieferte. Den Planorbis Zieteni 
A. Br. von Steinheim, der ebenfalls in diesen Formenkreis gehört, muss ich nach gewissenhafter Prüfung 
zahlreicher Stücke für eine gute Art erklären, da er stets kleiner ist und einen tieferen Nabel zeigt als 
typische Stücke des Pl. dealbatus A. Br. 


9. Limneus Dupuyanus Noulet. 
(Sandbgr. Vorw. S. 548, Taf. XXVIII, Fig. 27.) 
Diese bislang aus dem Mainzer Becken noch nicht bekannt gewesene Art, die von Sandberger 
aus den mittelmiocänen Mergeln von Sansan angegeben wird, fand sich in zahlreichen Exemplaren in den 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 26 


— 12 — 


Mergeln vom Affenstein. Von typischen Stücken des im Hydrobienkalk, z. B. bei Appenheim in Rheinhessen, 
häufigen Zimn. minor Tho. und von dem diesem ungemein nahe stehenden L. turritus Klein von Undorf 
(Clessin), der sich nur durch weniger merklich gedrehte Spindel und den deutlicheren Nabelritz unterscheidet, 
ist die Frankfurter Form durch schlankeres Gewinde und die geringe Höhe der Mündung, welche stets 
weniger als die Hälfte der Gesammthöhe der Schale beträgt, scharf unterschieden. 


10. Limneus sp. 


Es wurden nur Bruchstücke einer dünnschaligen mittelgrossen Form mit ziemlich stark verdrehter 
Spindel gefunden, die sich weder auf L. Dupuyanus Noul. noch auf L. subbullatus Sbgr., beide für die Cor- 
bicula-Schichten charakteristisch, zurückführen lassen, also möglicherweise dem L. subpalustris Tho. zuge- 
hören dürften, der dritten m analogen Straten aufgefundenen Limneenform. 


11. Helix (Vallonia) pulchella Müll. var. 


Ich fand sieben gute Stücke dieser Art in den Thonen am Affenstein, die sich nicht nur durch viel 
geringere Grösse (2 Mm. gegen 2,5 Mm. Breite) und etwas deprimirtes Gewinde, sondern auch durch weniger 
breit umgeschlagenen Mundsaum von der var. lepida Rss. aus dem Hochheimer und böhmischen Land- 
schneckenkalk und aus dem Hydrobienkalk von Appenheim in Rheinhessen unterscheiden. Auch die Skulptur 
ist etwas markirter, während die ungefähre Anzahıl der Anwachsbündel bei beiden nahezu die gleiche ist. 
Dieselbe Form besitze ich auch aus einem analogen Mergel vom Ginnheimer Weg bei Frankfurt. 


12. Helix (Trigonostoma) involuta Tho. 
(Sandbgr. Vorw. S. 376, Taf. XXI, Fig. 17 und Conch. S. 32, Taf. III, Fig. 10e-g.) 
Diese Art wurde häufig, aber nur in Bruchstücken gefunden, welche bei direkter Vergleichung mit 


Exemplaren aus dem Landschneckenkalk in jeder Beziehung gut übereinstimmen. 


oO 


15. Helix (Gonostoma) osculum Tho. 
(Sandbgr. Conch. S. 19, Taf. IV, Fig. 1 und Vorw. S. 377, Taf. XXII, Fig. 18.) 

Ich besitze die Basis mit dem Nabel und der nahezu vollständigen Mündung von zwei Exemplaren, 
sowie eine grössere Zahl von Bruchstücken dieser Art, welche in der Grösse kleineren Exemplaren aus 
dem Hydrobienkalk von Wiesbaden entsprechen. Die obermiocänen Formen von Mörsingen bei Zwiefalten 
zeichnen sich durch bedeutendere Grösse aus. 


14. Helix (Fruticicola) crebripunctata Sandb. var. minor m. 
(Taf. XXIX, Fig. 4.) 
(Sandbgr. Conch. S. 21, Taf. II, Fig. 6 male! Vorw. S. 500.) 

Es fanden sich mehrere ganz tadellose und zahlreiche mehr oder minder vollständige Exemplare in 
den Mergeln am Affenstein und in den Thonen der Fichardstrasse (von Fritsch, Exemplare im Sencken- 
berg’schen Museum); ein vollständiges Stück besass ich früher schon aus denselben Schichten nahe dem 
Grüneburgweg. 

Da die Abbildung dieser Art bei Sandberger nicht besonders kenntlich erscheint, und zudem der 
Mundsaum des abgebildeten Stückes zerbrochen ist, habe ich mir erlaubt, eine neue Abbildung eines be- 
sonders kugeligen Exemplars dieser kleineren Varietät zu geben. 


— 193 — 


Auch der Diagnose ist hinzuzufügen: „Testa obtecte vel subobtecte perforata: depresso-globosa vel glo- 
bosa. Anfractus ultimus antice deflewus. Apertura obliqua, semilunaris vel hippocrepica, marginibus reflexis, intus 
labio tenui munitis“. 

Weiter sei noch erwähnt, dass die reichlich ein Drittel grössere H. lucbardezensis Noulet (Sandbgr. 
Vorw. S. 509, Taf. XXI, fig. 5) aus den französischen Girondica-Kalken desselben Alters, der Abbildung 
und Beschreibung nach, wenn nicht identisch, doch sehr nahe verwandt sein muss. Nur die bedeutendere 
Grösse, welche ihr von Sandberger zugeschrieben wird, und der anscheinende Mangel einer Papillen- 
skulptur haben mich verhindert, die beiden Arten zusammenzuwerfen. 

Ich kenne die var. minor bis jetzt nur aus den Corbieula-Thonen im Untergrund von Frankfurt. 
Helix crebripunctata typus hat sich nach Sandberger (Vorwelt S. 500) auch in den Hydrobienkalken von 
Wiesbaden, Castel und Weisenau gefunden. Ich besitze sie aber noch aus den Hydrobienkalken von Hoch- 
stadt, Bad Weilbach, dem Hauptstein bei Mainz (Koch), Budenheim und Ober-Ingelheim (am Waldeck) 
und aus den Oorbicula-Schichten vom Röderberg, von Gross-Winternheim und St. Johann in Rheinhessen. 
H. (Fruticicola) leptoloma A. Braun aus den Landschneckenkalken von Hochheim, welche in einer stattlichen 
Varietätenreihe (fypus, var. apicalis und var. subapicalis) bekannt ist, steht gelegentlich dieser Art so nahe, 
dass letztere nur durch das mehr conische Gewinde, die bedeutendere Grösse, die weniger herabgezogene 
letzte Windung und die gröberen Papillen von ihr zu unterscheiden ist. 

Ueberhaupt scheinen mir leptoloma, erebripunctata und lucbardezensis blutsverwandte Arten zu sein, 
und vermutke ich, dass etwa leptoloma die älteste, erebripunetata eine jüngere und lucbardezensis die jüngste 
miocäne Form aus der Ahnenreihe der A. incarnata Müll. darstellt. Die demselben Formenkreise zugehörige 
H. Zippei Rss. aus den böhmischen Landschneckenkalken ist weit grösser und weiter genabelt als die ge- 
nannten übrigen fossilen Arten. 

Aus dem Hydrobienkalk vom Hauptstein bei Mainz erhielt ich durch Landesgeologen Dr. ©. Koch 
in Wiesbaden in neuerer Zeit eine noch kleinere spitz-conische Heliceenform aus der Verwandtschaft der 
H. hispida L., aber mit der Skulptur von incarnata Müll. Die drei vorliegenden ausgewachsenen Stücke 
haben bei 4!/, Mm. Höhe nur 6!/, Mm. Breite und sind also schon durch die Grösse leicht von crebripuntata, 
die übrigens mit ihnen zusammen vorkommt, unterschieden. 


15. Helix (Coryda) girondica Noulet var. carinata m. 
(Sandbgr. Vorw. S. 479, Taf. XXII, Fig. 2.) 

Zahlreiche Bruchstücke einer gebänderten mittelgrossen Helixform, sowie drei letzte Umgänge mit 
der wohl erhaltenen Mündung glaube ich ohne Fehler bei dieser Art unterbringen zu dürfen. Bei direktem 
Vergleich mit Exemplaren aus den Corbicula-Schichten von St. Johann aus Rheinhessen stimmt Grösse, 
Skulptur und Form der Mündung, doch ist die Affensteiner Varietät etwas dünnschaliger und der Spindel- 
rand ist bei derselben schwächer gelippt als bei der typischen ZH. girondica, ohne Spur einer zahnartigen 
Erhöhung. Ich unterscheide die Form’ aus den Mergeln am Affenstein, die sich auch in einem sehr schönen 
Exemplar im Corbicula-Thon am Grüneburgweg (Senckenberg’sches Museum), sowie in zahlreichen Stücken 
bei St. Johann gefunden hat, als var. carinata. 


16. Pupa (Pupilla) sp. 
Es wurden nur vier Mündungen einer Pupa-Art am Affenstein ausgewaschen, die in Bezug auf 


Grösse noch die in tieferen wie höheren Schichten des Mainzer Beckens häufige P. quadrigranata A. Braun 
26 * 


— 14 — 


fast um das Doppelte übertreffen und neben einer Spindelfalte und einer sehr tiefliegenden schwachen 
Gaumenfalte mit einem starken, flach ausgebreiteten Mundsaum versehen sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, 
dass die vorliegende Art in die Nähe der Pupa doliolum Brug. zu stellen sein dürfte, der sie in Grösse und 
Form der Mündung, sowie in dem ausgebreiteten Mundsaum ähnlich ist. An eine nähere Verwandtschaft 
oder gar Identificirung mit den bereits bekannten Arten aus dem Mainzer Becken, insbesondere mit der 
viel kleineren P. retusa A. Braun aus dem Hydrobienkalk von Wiesbaden, die ich nach Exemplaren des 
Wiesbadener Museums direkt vergleichen konnte, ist nicht zu denken. 


17. Pupa (Pupilla) sp. 

Von dieser seltenen und mit keiner andern Form aus dem Mainzer Becken zu identificirenden Art 
wurde nur eine einzige Mündung gefunden. Sie erinnert an P. eryptodus A. Braun, ist aber um ein Drit- 
theil grösser als diese, etwas kleiner aber als P. retusa A. Braun und P. impressa Sandbgr. Die Mündung 
ist stark eingeschnürt und in der Form nicht unähnlich der von P. impressa, aber mit drei kräftigen Falten 
versehen, von denen eine auf die Spindel, eine zweite auf die Mitte der Mündungswand und die dritte starke 
Gaumenfalte in den Schlund zu stehen kommt. 


18. Pupa (Leucochila) Nouletiana Dupuy. 
(Taf. XXIX, Fig. 5a—c.) 
(Sandbgr. Vorw. S. 549, Taf. XXIX, Fig. 22.) 


Es fanden sich nur zwei vollständige Exemplare und vier gut erhaltene Mündungen dieser für das 
Mainzer Becken neuen Art in den Oorbieula-Schichten am Affenstein. 

Bei direktem Vergleich mit P. Nouletiana Dup. aus den mittelmiocänen Mergeln von Sansan, die 
ich der Güte des Hrn. Prof. Dr. Frid. Sandberger in Würzburg verdanke, ist unsere Form der franzö- 
sischen Art so ähnlich, dass ich keinen greifbaren Unterschied zu geben wüsste. Vielleicht ist zu bemerken, 
dass die deutsche Form um ein ganz Geringes kleiner, die Totalgestalt derselben etwas mehr länglich 
eiförmig und die Mündung etwas weniger gross ist, Unterschiede, welche mich bei der vollkommenen Ueber- 
einstimmung der Zahnfalten nicht bestimmen können, beide Formen auseinander zu reissen, ja nicht einmal 
eine Varietät darauf zu begründen. 

Die nach Sandberger der P. (Leucochila) Nouletiana sehr nahe verwandte obermiocäne P. (Leuco- 
chila) gracilidens Sbgr. (Vorw. S. 600) von Undorf bei Regensburg (Clessin), von Zandt bei Ingolstadt 
(Dr. Schwager in München), von Leisacker bei Neuburg a. d. Donau und wahrscheinlich auch von der 
Birk bei Mörsingen (meine Sammlung), die mir in zahlreichen untadelhaften Stücken vorliegt, unterscheidet 
sich von ihr auch nach meiner Ansicht specifisch durch die längere und ungleichzipflige Parietalfalte, sowie 
dadurch, dass das oberste Zähnchen am rechten Mundrand bei Nouletiana stets einfach und deutlich isolirt 
vortritt, während bei gracilidens an dessen Stelle stets wenigstens zwei, oft aber auch drei feinere Zähnchen 
zu stehen kommen. Ein in der Mitte des Unterrandes befindliches stumpfes Zähnchen, das von Sand- 
berger ebenfalls als Unterschied hervorgehoben wird, besitzt übrigens auch die französische und die Mainzer 
Form von Nouletiana. 

Die nach demselben Autor ebenfalls nahe verwandte P. suevica Sndb. (Vorw. S. 654) aus dem Miocän 
von Steinheim, die mir in drei schönen Exemplaren vorliegt, steht der P. (Leucochila) Nouletiana schon 
etwas ferner und gehört jedenfalls in die nahe verwandte Gruppe der P. obstructa A. Br. und didymodus 
A. Br., indem sie den Uebergang von gracilidens zu didymodus vermittelt. Letztere Gruppe ist in Folge 


les 


dessen noch bei ZLeucochila unterzubringen und darf meiner Ansicht nach nicht mehr bei Vertigo, wohin sie 
Sandberger u. a. gestellt hatte, verbleiben. 

Die Gruppe der P. (Leucochila) Nouletiana Dup. ist somit über das ganze Miocän (Untermiocän 
von Frankfurt, Mittelmiocän von Sansan und Obermiocän von Schwaben) verbreitet. Von lebenden Arten 
soll sie nach Sandberger der P. (Leucochila) armifera Say aus Nord-Amerika am nächsten verwandt sein. 


19. Pupa (Leucochila) obstructa A. Braun var. francofurtana m. 
(Taf. XXIX, Fig. 6a—-c.) 
(Sandbgr. Vorw. S. 508, Taf. XXV, Fig. 27.) 

Char. Testa fusiformis, paries aperturae dente forti unico, non dichotomo. 

Es liegen mir nur zwei ganz vollständige Exemplare und zwei Mündungen dieser Art aus den 
Corbicula-Schichten am Affenstein vor, die zur Gruppe der P. didymodus A. Br. (Vorw. S. 399, Taf. XXI, 
fig. 15), odstructa A. Braun, fareimen Sandb.!) (Vorw. S. 600, Taf. XXIX, fig. 24) und suevica Sandb. 
(Vorw. S. 654) gehört. 

Die Frankfurter Form zeigt fünf Zahnfalten; die Parietalfalte ist am stärksten, dann folgt der Spin- 
delzahn, dann der untere Gaumenzahn, dann der punktförmige Zahn zwischen ‘Spindel und Unterrand, und 
endlich der schwer sichtbare obere Gaumenzahn. 

Bei eingehender Vergleichung mit Originalexemplaren von didymodus aus dem untermiocänen Land- 
schneckenkalk von Hochheim und von suevica aus dem Schneckensand von Steinheim a. Aalbuch ist die 
Aehnlichkeit unserer Form mit diesen kleiner als mit obstructa aus dem Hydrobienkalk von Wiesbaden, von 
der mir und der Wiesbadener Sammlung, 
stehen. Vergleiche mit Abbildung und Beschreibung bei Sandberger ergeben, dass das Gewinde bei der 


die ich darum anging, leider keine Originalexemplare zu Gebote 


Frankfurter Form schlanker ist und die Gestalt der Mündung in so fern abweicht, als die Schwiele bei 
unserer Varietät der Naht parallel läuft. Die Zahnfalten aber sind mit Ausnahme des nur einfachen, oben 
nicht dichotomirenden Parietalzahns gut übereinstimmend. 

Durch den einfachen Parietalzahn, die spindelförmige Totalgestalt und nur zwei Gaumenfalten ist 
sie von P. didymodus gut unterschieden, während suevica Sandb. von Steinheim der didymodus äusserst nahe 
steht. Ich kann sie nur durch ihre ovalere Totalgestalt und den nicht zweispaltigen, kaum ausgebuchteten 
Parietalzahn unterscheiden. Auch ist die Mündung der Steinheimer Art mehr gerundet dreieckig. 

Nach alledem habe ich keinen Grund, diese Form von der Wiesbadener obstructa als Species abzu- 
trennen, glaube sie aber der oben genannten Eigenthümlichkeiten wegen als Varietät mit eignem Namen be- 
nennen zu sollen. 

Die Gruppe der P. (Leucochila) didymodus A. Br. ist über das Unter-, Mittel- und Ober-Miocän 
verbreitet (Unter-Miocän von Hochheim und Frankfurt, Mittel-Miocän von Wiesbaden und Steinheim — 
wenn es, wie ich vermuthe, hier einzureihen ist —, Ober-Miocän von Undorf). Unter den lebenden Arten 
ist P. pedieulus Shuttl. var. samoönsis Mouss. von den Samoa-Inseln die ähnlichste Art, doch fehlt ihr nach 
Sandberger die in dem vom Spindel- und Unterrand gebildeten Eck befindliche Falte. Ich stelle sie wie 
auch die verwandte P. tantilla Gould von Taheiti aus Gründen, die bei der vorigen Art entwickelt worden 
sind, nicht zu Vertigo, sondern ebenfalls in die Untergattung Leucochila Mart. 


1) Möglicherweise nur eine extreme Varietät von gracilidens Sbg., ähnlich wie var. fssidens Sbg. zu didymodus A. Br. 
(s. Vorw. S. 399) gehört. 


— 16 — 


20. Pupa (Vertigo) callosa Rss. var. alloeodus Sbgr. 
(Sandbgr. Conch. S. 58, Taf. XXXV, Fig. 10 und Vorw. S. 503, Taf. XXV, Fig. 25.) 

Es wurden mehrere vollständige Stücke und ein halbes Dutzend Mündungen dieser auch in den 
Hydrobienkalken von Wiesbaden, Weisenau und Appenheim bei Ober-Ingelheim vorkommenden Form, die 
ich nur für eine mit weniger markirt ausgebildetem Mundsaum versehene Varietät von callosa Rss. (Sandbgr. 
Vorw. S. 400, Taf. XXIV, fig. 17) halte, gefunden. 

Diese Form aus den Oorbicula-Mergeln vom Affenstein ist um weniges kleiner als die typische 
alloeodus von Wiesbaden und auch dadurch ausgezeichnet, dass die Parietalzähnchen nicht wie gewöhnlich 
neben einander, sondern ganz schwach schief gestellt sind, so dass das äussere kleinere mehr nach vorn tritt, 
während das innere stärkere tiefer in der Mündung liest. Von der typischen callosa Rss. aus den böhmischen 
Landschneckenkalken unterscheiden sich die Formen aus den Corbicula- und Hydrobien-Schichten des 
Mainzer Beckens durch breitere, mit schwächerem Peristom versehene und an der rechten Seite etwas 
weniger kleeblattartig eingeschnittene Mündung, von der äusserst seltenen callosa Rss. var. mazima m. aus 
dem Landschneckenkalk von Hochheim ähnlich wie die typischen Formen von Tuchofitz, abgesehen von der 
Grösse, durch die weit nach vorn liegende, bis an’s Peristom reichende oberste Gaumenfalte, welche bei var. 
mazxima genau parallel mit der unteren Gaumenfalte zieht und, gerade so stark entwickelt wie diese, lange 
vor dem Aussenrand erlischt. 


21. Succinea sp. 


Diese interessante Art scheint mir am nächsten verwandt der 8. affinis Rss. (Sandbgr. Vorw. S. 440, 
Taf. XXIV, fig. 21) aus dem böhmischen Landschneckenkalk, doch lässt sich die Identität mit dieser Form 
leider nicht ganz sicher feststellen, da unsere vier in den Mergeln am Affenstein gefundenen Exemplare 
sämmtlich noch jugendlich sind. Interessant ist aber immerhin das Vorkommen dieser Gattung auch in den 
Corbieula-Schichten des Mainzer Beckens. Vielleicht gehört auch eine bis jetzt nur in Bruchstücken im 
Hydrobienkalk von Appenheim gefundene Species zu derselben Art. Eine zweite Species habe ich in den 
oberoligocänen CUyrenenmergeln von Elsheim in Rheinhessen gefunden, doch ist auch diese nur in jungen, 
unausgewachsenen Stücken bekannt. 


22. Hyalinia deplanata Tho. sp. 
(Sandbgr. Conch. S. 18, Taf. III, Fig. 3.) 

Nur ein ausgewachsenes Exemplar und mehrere jüngere Stücke dieser höchst seltenen, bis jetzt nur 
aus den Hydrobienkalken von Wiesbaden und Hochstadt bekannt gewesenen Art wurden in den Mergeln 
am Affenstein gefunden. 

Sie steht der H. impressa Sbg. (Vorw. S. 405, Taf. XXIII, fig. 23) aus dem Landschneckenkalk 
von Hochheim dadurch näher, dass sie mit ihr die feine Längsstreifung der Schale gemein hat, doch ist sie 
durch den auffallend stärkeren Kiel, die oberen flacheren Windungen und die weniger tief eingesenkten Näthe 
hinreichend gut zu unterscheiden. 

Eine sehr ähnliche, aber etwas kleinere, weniger gekielte, neue Art mit gleicher Quer-, aber ohne 
Längsskulptur kommt neuerdings auch neben H. denudata Rss. und mendica Slavik (Neuer Beitrag zur 
Kenntniss der tert. Süssw.-Schichten von Tuchofitz, Sep.-Abdr., S. 263, Taf. IV, fig. 7—8), welch’ letztere 
ich jetzt nach Ueberlassung prachtvoller Exemplare von Seiten des Herrn Dr. Schwager in München als 
gute Art anerkenne, auch in den Landschneckenkalken von Nordböhmen vor. 

Ich kenne H. deplanata Tho. sp. auch aus den Corbicula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen. 


b. CRUSTACEEN. 
25. Cypris sp. 
Am Affenstein und Grüneburgweg waren die Schälchen einer Art von Muschelkrebsen häufig, 
die auch sonst in den Frankfurter Corbicula-Schichten — z. B. am Hanauer Bahnhof und der Friedberger 


Warte — weit verbreitet ist und mitunter ganze Bänke in denselben bildet. 


c. VERTEBRATEN. 
24. Fischreste. 


Selten kamen in den Mergeln am Affenstein Wirbel und Öhrsteine vor, die identisch sind mit 
solchen, welche ich in früherer Zeit in den Thonen an der Friedberger Warte gefunden habe, und die mir 
seiner Zeit Herm. v. Meyer als zu einer Species Cottus oder Gobius gehörig bestimmt hatte. Diese Ohr- 
steine sind abweichend von den sonst in den Corbicula-Mergeln und -Thonen von Bergen und Frankfurt 
— Hanauer Bahnhof, Pfingstweide, Friedberger Landstrasse und Warte, Sandweg, Bornheimer Haide und 
Günthersburg — häufigen grösseren Ohrsteinen von Perca moguntina v. Meyer fast viereckig, flach und mit 
einer Querrinne versehen, die oben und unten von einem flachen Wulst begrenzt wird. Eine unter dieser 
mittleren Rinne nahe dem Rand des Öhrsteines parallel laufende zweite Querrinne ist nur schwach an- 
gedeutet. 

25. Froschreste. 

Das Schulterblatt einer kleinen Art, sowie einige Längsknochen scheinen in die Nähe von Rana 
zu gehören. Bei dem Mangel einer gründlichen Durcharbeitung der im Mainzer Becken, vorzüglich bei 
Weisenau und Hochheim, vorkommenden zahlreichen Froscharten, ist die Species leider nicht näher zu 
bestimmen. 

26. Pseudopus moguntinus v. Meyer. 

Nur eine auffallend kleine Hautschuppe dieser im oberoligocänen Schleichsand von Elsheim in 
Rheinhessen (Gliederung der Cyrenenmergel-Gruppe in Ber. d. Senckenberg. Ges. 1873—74, S. 79), im 
Landschneckenkalk von Hochheim und in den Schichten von Weisenau häufigen Schleiche fand sich in den 
Corbicula-Mergeln am Affenstein. Ein Längskiel auf dem parallelopipedischen Schildchen, von dem nach 
links und rechts Runzeln ausgehen, charakterisirt die Art, welche möglicherweise mit der in der ober- 
oligocänen Braunkohle von Rott bei Bonn vorkommenden, in einem prachtvollen, ganz vollständig erhaltenen 
Exemplar in der Senckenberg’schen Sammlung vertretenen Species identisch ist. 


27. Reste von Nagethieren. 


Neben einzelnen Zehengliedern fand ich auch den unteren Schneidezahn eines kleinen mausgrossen 
Nagers, dessen Identificirung mit den zahlreichen bei Hochheim und Weisenau vorkommenden Rodentiern 
bei der Schwierigkeit der Sache mir nicht gelingen wollte. Aehnliche unbedeutende Reste von Säugethieren 
und Vögeln waren mir früher schon in denselben Thonen am Grüneburgweg vorgekommen. 


Hieraus ergiebt sich ein nicht unerheblicher Zuwachs von Arten zur Fauna der Corbieula-Schichten, 
und besonders sind es Landschnecken, welche die Zalıl der Spezies vergrössern. Es ist dies von besonderem 
Werthe, da bis dato nur fünf Pulmonaten aus diesen Straten bekannt gewesen sind. 


— 198 


Il. Die Fauna der Gorbieula-Schichten im Norden und Osten der Stadt, sowie in Frankfurt selbst. 


Von Fundorten für Versteinerungen sind hier nur zahlreiche Brunnengrabungen zu erwähnen. Die 
Conchylien liegen gewöhnlich mit Ausnahme der massenhaft verbreiteten Dreissenen und Hydrobien nur 
sehr einzeln in den schwarzen und schwarzblauen, moderreichen Thonen und Mergeln. Die beobachteten 
Versteinerungen sind, soweit sie nicht schon in der ersten Rubrik angeführt und besprochen worden sind, 
die folgenden: 


a. FORAMINIFEREN. 
28. Miliola (Quinqueloculina) amygdalum Sandbg. 
(Sandbgr. Conch. S. 447.) 


Nicht selten an der Friedberger Warte (Originale im Senckenberg’schen Museum). 


b. CONCHYLIEN. 
29. Unio sp. 
(Boettger Beitrag etc. S. 33, Sandbgr. Vorw. S. 484.) 
Häufig, aber bis jetzt nur in Bruchstücken, so an der „Eisern’ Hand“ und an der „Eschenheimer 
Landstrasse“ (Senckenberg’sches Museum). 


30. Mytilus Faujasi Brongn. 
(Sandbgr. Conch. S. 361, Taf. XXX, Fig. 5.) 

Selten in den Frankfurter Thonen; bis jetzt nur aus der Ulmenstrasse (Senckenberg’sches Museum) 

und der Hanauer Landstrasse. 
31. Dreissena Brardi Fauj. sp. 
(Sandbgr. Conch. S. 357, Taf. XXIX, Fig. 7 und Vorw. S. 484, Taf. XXV, Fig. 1.) 

Sehr häufig in den hiesigen Corbieula-Thonen — auf der Breitegasse, Zeil (Haus Mozart, Gutten- 
plan), an der Eckenheimer Landstrasse, an der Stalburg, auf dem Sandweg, an der Eisern’ Hand (ver- 
kümmerte Exemplare), der Bornheimer Haide (hier sehr selten, Jung), am Hanauer Bahnhof und an der 
Friedberger Warte. 

>2. Cerithium margaritaceum Brocc. var. conicum m. 
(Boettger, Beitrag S. 28.) 

Diese wenig über 30 Mm. grosse, stark conische, für die Corbieula-Thone charakteristische Form 

ist im Gebiet der Stadt Frankfurt, z. B. an der Stalburg und an der Friedberger Warte, nicht selten. 


33. Melanopsis callosa A. Braun. 
(Sandbgr. Conch. $. 88, Taf. VI, Fig. 14 und Vorw. S. 486, Taf. XXV, Fig. 4.) 
Selten in Frankfurt, in den Corbieulathonen vom Paulsplatz (Jung) und von der Zeil (Haus Mozart, 
Guttenplan) und in Bornheim (Senckenberg’sches Museum, Stücke von Volger gesammelt). 


Die wenigen Exemplare, welche ich aus hiesiger Stadt besitze, sind genau wie die aus dem Hydro- 
bienthon von Mainz (Dr. Carl Koch) von Stücken aus den Hydrobien-Schichten von Ober-Ingelheim (am 
Waldeck) nur durch etwas weniger hohen letzten Umgang und durch das noch stärker nach rechts gewendete 
untere Ende der Spindel ausgezeichnet. 

Von der obermiocänen M. Kleini Kurr (Sndbgr. Vorw. S. 574, Taf. XXVIIL, fig. 15) ist sie auch 
durch die ganz abweichende Färbung gut unterschieden, indem callosa über der Mitte der Windungen ein 
weisses Längsband auf dunklem Grunde zeigt, während Kleini zahlreiche rothe Querflammen besass, die 
sich nach unten in Pusteln auflösten. Besonders schön gefärbte Exemplare von callosa finden sich nicht 
selten bei Ober-Ingelheim, von Kleini in den Kalkbrüchen von Andelfingen bei Zwiefalten in Württemberg. 

Weiter kenne ich M. callosa auch aus dem Hydrobienkalk von Bad Weilbach, doch nur in Bruch- 
stücken und kleineren Exemplaren. 

34. Neritina fluviatilis L. sp. 
(Sndbgr. Conch. $. 156 und 396, Taf. NXXV, Fig. 27 und Vorw. S. 485, Taf. XXV, Fig. 3.) 

Diese noch lebende Art ist in den Frankfurter Corbieula-Thonen nicht selten, und sind Exemplare 
mit drei schwarzen Längsbändern auf hellgrauem Grunde bis jetzt nur in diesen, nicht in höheren Schichten 
des Beckens gefunden worden. Nähere Fundorte für die Art sind: Zeil (Haus Mozart, Guttenplan), Finken- 
hofstrasse, Lersnerstrasse, Sandweg, Eisern’ Hand, Friedberger Landstrasse und Friedberger Warte. 


55. Paludina pachystoma Sndbgr. 
(Sndbgr. Conch. S. 77, Taf. VI, Fig. 10 und Vorw. S. 487, Taf. XXV, Fig. 8.) 

Sie ist in den hiesigen Thonen nicht selten, doch fast immer zerbrochen. Ich kenne sie von der 
Lersnerstrasse, vom Paulsplatz, vom Sandweg, der Eisern’ Hand, der Bornheimer Haide (selten, Jung) und 
der Friedberger Warte. Ausserdem kommt sie im Corbieulakalk vom Röderberg und im Hydrobienkalk 
von Bad Weilbach und von Bergen vor. Im Hydrobienkalk von Ober-Ingelheim (am Waldeck, Jung) 
wird sie durch eine kleinere, anscheinend neue Art vertreten. 

\ Hr. Prof. Dr. A. von Könen in Marburg gab mir auch sehr schöne Stücke von pachystoma, die 
er in thonigen Schichten am Bahnhof in Schlüchtern und in den Thonen unter der Kohle bei Kaltennord- 
heim gesammelt hatte. 

36. Hydrobia aturensis Noulet. 
(Sndbgr. Vorw. S. 368.) 

Sehr häufig in den Corbieula-Schichten in der typischen Form, so z. B. auf der Zeil (Haus Mozart) und 
an der Stalburg in Frankfurt und an der Natronquelle m Bad Weilbach. Die Frankfurter Stücke unter- 
scheiden sich vielleicht nur durch die oben weniger winklige Form der Mündung von den typischen Stücken 
aus dem Landschneckenkalk von Hochheim und aus dem Cerithiensand von Kleinkarben, während sie ihnen 
in Totalgestalt nnd Grösse vollkommen gleichen. Die Durchschnittsgrösse ist 3 Mm. bei 1!/, Mm. grösster Breite. 


37. Hydrobia inflata Fauj. sp. 
(Sndbgr. Conch. S. 84, Taf. VI, Fig 9h—-p und Vorw. S. 487, Taf. XXIV, Fig. 5.) 

Die Fundorte dieser leicht kenntlichen, bis jetzt nur in Oorbicula-Schichten gefundenen Art mögen 
in den Frankfurter Thonen und Mergeln vielleicht zahlreicher sein; doch kann ich sie sicher nur aus einem 
Brunnen vor dem Hanauer Bahnhof und von der Pfingstweide anführen, wo sie wie gewöhnlich mit Aydr. 
ventrosa Mont. sp. zusammen vorkommt. Auch in den dunkelen gyps- und septarienreichen analogen 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). 27 


— A) — 


Thonen von Hochstadt, welche die dortigen Hydrobienkalke unterteufen, fand ich diese Art mit Hydr. 
ventrosa und Corbieula Faujasi. 


35. Ancylus Senckenbergianus n. sp. 
(Taf. XXIX, Fig. Ta—d.) 


Char. Testa depresso-conoidea, basi oblonga, apice view ewcentrico, parum laterali, mamillato, obtuso, 
laminis concentrieis ornata, intus laevis, nitida. Long. 0,003; lat. 0,0015 Mir. 

Die kleine niedrige Schale ist kegelförmig mit regelmässig oblonger Basis und schwach zitzen- 
förmigem, breit abgeplattetem, sehr wenig excentrisch und nur wenig hinter der Mitte liegendem, schwach 
rechts geneigtem Buckel, aussen mit einfachen Anwachsstreifchen verziert, innen aber glatt und glänzend. 
Von einer Radialstreifung ist trotz der vorzüglichen Erhaltung des Schälchens nichts zu bemerken. 

Es wurde nur ein einziges Stück dieser von der in den oberoligocänen Uyrenenmergeln von Vilbel 
und Sauerschwabenheim in Rheinhessen vorkommenden Art scharf unterschiedenen Species in Gemeinschaft 
mit Melania Escheri Mer. var. ecostata Sndbgr. in den Corbicula-Thonen an der „Eisern’ Hand“ in Frank- 
furt gefunden. 

Die Art unterscheidet sich von dem im Ober-Miocän verbreiteten A. deperditus Desh. (Sndbgr. Vorw. 
S. 582, Taf. XXVII, fig. 28), der mir in hübschen von COlessin mitgetheilten Stücken aus dem Braun- 
kohlenthon von Undorf bei Regensburg vorliegt, durch weit weniger hohe, spitzer conische Schale und durch 
den mehr centralen, wenn auch immer noch etwas nach rechts neigenden stumpfen Wirbel. Ob die von 
Sandberger (Vorw. S. 582) angegebene untermiocäne Form des A. deperditus von Tramelan bei Delsberg 
nicht vielleicht ebenfalls dieser Art angehört, konnte ich ebensowenig entscheiden, als die Frage, eb die 
Frankfurter Art mit dem A. Bourgeoisi (Sndbgr. Vorw. S. 508 —= A. mattiacus A. Braun M. S. aus dem 
Hydrobienkalk von Mainz) aus den Kalken von Orleans identisch ist. Von beiden Formen besitze ich zur 
Zeit leider keine Originalexemplare. 

Die nächsten lebenden Verwandten von A. Senckenbergianus smd amerikanische Formen. Ich glaube 
mich nicht zu irren, wenn ich A. havanensis Pfeiffer (Zeitschr. für Malakozoologie, Bnd. IX, 1852, S. 183, 
Taf. I, fig. 22—28), der — wie unser fossiler A. Senckenbergianus die Gundlachia francofurtana — in Cuba 
die Gundlachia ancyliformis Pfeiff. begleitet, für die nächstverwandte lebende Species halte, die aber durch 
eine, wenn auch schwache Radialrippung hinreichend unterschieden ist. 


39. Limneus subbullatus Sndbgr. var. eurygaster Boeittg. 
(Boettger Beitrag S. 29, Taf. II, Fig. 15 = pachygaster Tho. var. eurygaster Boettg.) 


Diese vielfach gedeutete variable Art ist nach neueren Vergleichungen dem nachher zu beschreibenden 
subbullatus (Sndbgr. Vorw. 496) aus den Corbicula-Schichten vom Röderberg bei Frankfurt jedenfalls so 
nahe verwandt, dass ein gemeinsamer Name gerechtfertigt sein dürfte. Nichtsdestoweniger scheint sich unsere 
Varietät durch constant geringere Grösse und etwas schwächer aufgeblasene Windungen zu unterscheiden. 
Vergleicht man junge Exemplare des typischen subbullatus mit der Form aus den Frankfurter Thonen, so 
ist man aber in Verlegenheit einen sicheren Unterschied herauszufinden. Den einzigen Charakter, welchen 
ich hervorheben möchte, der mir aber zur Artabtrennung nicht zu genügen scheint, ist die ganz gerade 
nach unten verlaufende Spindel von eurygaster, so dass die Mündung fast wie ein verkehrtes halbiertes 
Kartenherz aussieht, während beim jungen subbullatus typus die Mündungswand mit der Spindel einen sehr 
stumpfen Winkel beschreibt, so dass die Mündung eckig pflugschaarförmig erscheint. 


— 201. — 


Exemplare dieser Form kommen sowohl in den Thonen unter Frankfurt, wie in der Finkenhof- und 
Fichardstrasse und an der Eisern’ Hand, als auch in den Mergeln und Kalken der Corbieula-Schichten, 
wie am Röderberg, als häufigste Limneenart in hiesiger Gegend vor. 

Unter den. lebenden Zimneen scheint die Gruppe des L. ovatus Drap. dieser Form am nächsten zu 
stehen, und insbesondere ist var. suceinea Nils. bei direkter Vergleichung als die ähnlichste lebende Art zu 
bezeichnen, eine Form, deren Artsiltigkeit freilich ebensowenig feststeht, wie die zweifellose Zugehörigkeit 
unserer var, eurygaster zum L. subbullatus Sndber. 


40. Gionelia lubricella A. Braun sp. 
(Sndbgr. Conch. S. 48, Taf. V, Fig. 5 und Vorw. S. 389, Taf. XXIII, Fig. 3.) 

Nur einmal wurden Bruchstücke dieser Art mit der Mündung am Grüneburgweg in den Thonen 
der Corbieula-Schichten angetroffen. Sonst findet sich die Art in hiesiger Gegend nur noch m den Hydro- 
bienkalken an der Friedberger Warte. Aus Corbieula-Schichten kenne ich sie noch aus St. Johann. In 
Schwaben endlich traf ich sie im Obermiocän der Malleolata-Schichten auf der Altheimer Höhe bei Ehingen, 
an der Birk bei Mörsingen und wahrscheinlich hieher gehörige Stücke auch im Sylvanakalk von Hausen 
bei Ehingen. 


41. Pupa (Leucochila) quadriplicata A. Braun. 
(Sndbgr. Conch. S. 56, Taf. V, Fig. 15 und Vorw. S. 502, Taf. XXV, Fig. 24.) 

Diese bis jetzt nur aus den Hydrobien-Schichten von Wiesbaden, Weisenau und Appenheim in 
Rheinhessen bekannt gewesene und von mir auch an zahlreichen Punkten des schwäbischen Mittel- und 
Obermiocäns nachgewiesene Art (var. guadridentata Klein) hat sich bis jetzt nur zweimal in den Corbicula- 
Schichten, nämlich am Ginnheimer Weg im Thon und am Bahnhof in Bockenheim im Mergel gefunden. 


c. VERTEBRATEN. 


42. Vogelreste. 


Es wurde nur das untere Ende der Tibia einer kleinen Sumpf- oder Schwimmvogelart in den 
Corbieula-Thonen am Ostbahnhof gefunden. 


IM. Die Fauna der Gorbieula-Kalke und -Mergel des Röderbergs bei Frankfurt am Main. 


Zwei Fundorte sind es vor allem, welche mir seiner Zeit reiche Ausbeute an Versteinerungen 
geliefert haben. Es sind dies die 1870 errichteten grossartigen Felsenkeller der Schwager’schen Brauerei 
auf der Südseite des Röderbergs, die in Kalken und Mergeln stehen, und die thonigen und mergeligen 
Schichten, welche die Brunnengrabung am Ülementine-Hospital zwischen Aussichtsthurm und Bornheim 
aufdeckte, und die beide ganz den Corbicula-Schichten zuzurechnen sein dürften. Interessant und neu ist 
an beiden Orten das Vorkommen des Stenomphalus cancellatus Tho. sp. in den untersten Lagen, der bis 
jetzt nur aus den Cerithien-Kalken und -Sanden bekannt gewesen war. Neritina callifera Sndbgr. kommt 
am Ulementine-Hospital zwar ebenfalls und noch dazu in grosser Menge vor; ich habe aber schon früher 

27 * 


2. 0 


nachgewiesen, dass diese zuerst im oberen Cerithienkalk von Hochheim gefundene Art auch in den Schichten 
der Corbicula-Kalke, z. B. bei Oberrad, zu Hause ist. 
Auch der ächte Cerithienkalk mit Perna ist unter dieser Schichtengruppe in unmittelbarer Nähe, 
nämlich am Aussichtsthurm auf dem Röderberg, durch früheren Steinbruchsbetrieb nachgewiesen worden. 
Das Gesammtgebiet des Röderbergs lieferte mir, wenn ich nur die Corbieula-Schichten berücksichtige, 
folgende Conchylarten: 


1. Mytilus Faujasi Brongn. 
(Sndbgr. Conch, S. 361, Taf. XXX, Fig. 5.) 


Diese an zahlreichen Orten im oberen COerithienkalk, in den Corbicula-Thonen und -Kalken — wie 
z. B. aus dem Mainbett am Obermainthor, in Sachsenhausen und neuerdings in grosser Masse mit Hhydrobia 
inflata Fauj. sp. zusammen in den Steinbrüchen auf der hohen Strasse bei Bergen — und in den unteren 
Partieen der Hydrobien-Kalke (Hochstadt) vorkommende Muschelart fand ich nicht selten in einem ehemaligen 
Steinbruch im Hanauer Bahnhof ‘(hier in einer der oberen Schichten häufig und sehr schön mit Schale 
erhalten), an der sogenannten Schützenhütte und am Ülementine-Hospital im Corbiculakalk. 


2. Dreissena Brardi Fauj. sp. 
(Literatur s. oben S. 198.) 


Ziemlich selten in den kalkigen Straten am Röderberg, z. B. in den Müller’schen Felsenkellern, 
ebenso nicht häufig in einem alten Steinbruch im Hanauer Bahnhof; nicht selten dagegen auf der anderen 
Mainseite in analogen Schichten, z. B. am Lerchesberg bei Sachsenhausen. 


3. Cyrena donacina A. Br. typus. 
(Sndbgr. Conch. S. 309, Taf. NXVI, Fig. 5 und Vorw. S. 484.) 


Genannte Art ist in den Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens nicht selten und z. B. in den 
Sandberger’schen Abbildungen vollkommen conformen Exemplaren am Schützenweg, in einer Bank in den 
Schwager'schen und Müller’schen Felsenkellern, am Clementine-Hospital, an der Friedberger. Warte, bei 
Berkersheim und Kleinkarben und auf der linken Mainseite bei Sachsenhausen und Oberrad in analogen 
Schichten vielfach beobachtet worden. Alle Exemplare aus der Umgegend von Frankfurt aber zeichnen sich 
durch fehlende Ürenelierung der Seitenzähne aus. 


Var. intermedia m. 
(Taf. XXIX, Fig. 8 u. 9.) 


Char. Testa crassa, triangulum fere aequilaterale formans, postice angularis, convexa, umbonibus majo- 
ribus, costulis transversalibus prominentioribus. ; 

Diese mitunter allein, wie an den Schwager’schen Felsenkellern, mitunter in Gemeinschaft mit der 
typischen Form, wie am Clementine-Hospital nicht eben selten vorkommende Varietät zeichnet sich vor der 
ächten donaeina A. Br. durch schon in der Jugend kräftigere Schale, tiefere Runzelstreifen, stärkeren Wirbel, 
nicht erenelierte Seitenzähne und besonders durch die höher dreieckige, hinten zugespitzte und zusammen- 
gezogene Schale aus. Die genannten Unterschiede genügten mir aber nicht, eine eigne Art auf diese Form 
zu begründen, ebensowenig wie auf die gleich zu erwähnende wunderbare var. distorta. Auch besitze ich 
alle Uebergänge von (©. donaeina typus zu var. intermedia und von dieser zur var. distorta. 


— 208 — 


Var. distorta m. 
(Cyrena distorta Ludwig in Palaeontographica Bnd. XIV, S. 58, Taf. XVII, Fig. 1.) 


Diese mit der typischen donacina durch die eben beschriebene und abgebildete Varietät in ganz 
allmählichen Uebergängen verbundene Form möchte ich nur für einen, allerdings häufigen und an den ver- 
schiedensten Orten vorkommenden, mehr aufgeblasenen und stark ungleichseitigen Krüppel von donacina A. 
Br. halten. Auch bei ihr ist, wie schon Ludwig bemerkt hat, das Fehlen der Crenelierung der Seitenzähne 
beachtenswerth, was aber, wie ich oben schon erwähnt habe, auch bei der hiesigen Form von donacina typus 
regelmässig, sowie bei dem Exemplar von Nierstein, das ich besitze, der Fall ist. 

Die Ludwig’sche Figur le und f darf übrigens als extremste Form dieser Varietät betrachtet werden 
und stimmt sehr gut mit mehreren meiner vorzüglich erhaltenen Exemplare aus den Corbicula-Schichten der 
Schwager’schen Felsenkeller und vom Schützenweg (Jung) überein. Von anderen Fundorten kenne ich sie 
nur aus analogen Straten von Berkersheim-Vilbel (Senckenberg’sches Museum, Exemplare von C. Gerlach 
und Volger gesammelt); Ludwig erwähnt dieselbe auch aus den Corbicula-Schichten von Hanau und von 
Nierstein und Jugenheim in Rheinhessen. 


4. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. 
(Sndbgr. Conch. S. 310, Taf. XXVI, Fig. 6 und Vorw. S. 483, Taf. XXV, Fig. 2.) 


Diese Leitversteinerung der Corbicula-Kalke fand sich überall in den tieferen Bänken des Röderbergs, 
so z. B. in einem früheren Steinbruch im Hanauer Bahnhof (selten), in den Schwager’schen Felsenkellern 
und an der Schützenhütte. 


5. Cerithium submargaritaceum A. Braun. 
(Sndbgr. Conch. S. 105, Taf. VIII, Fig. 4f u. g.) 


Nur selten in den tieferen Schichten der Corbieula-Kalke in den Schwager’schen Felsenkellern am 
Röderberg (Exemplare von Jung mitgetheilt). 


6. Cerithium plicatum Brug. var. enodosum Sndbgr. 
(Sndbgr. Conch. S. 98, Taf. IX, fig. 1.) 


Sowohl in dieser Varietät — in mit der citirten Sandberger’schen Abbildung übereinstimmenden 
Exemplaren — als noch häufiger im einer Form, welche den Uebergang zu var. pustulatum A. Braun (ebenda, 
Taf. IX, fig. 7) bildet, aber nicht in der Form der typischen var. pustulatum A. Br., häufig am Röderberg — 
z. B. in den Felsenkellern der Schwager’schen und Müller’schen Brauerei und im Brunnen des Clementine- 
Hospitals — und im Mainbett am Obermainthor. Auf der anderen Mainseite, z. B. am Lerchesberg hinter 
Sachsenhausen, findet sich auch noch Cer. plicatum Brug. typus Sndbgr. in den analogen Kalkschichten. 


7. Stenomphalus cancellatus Tho. sp. var. cristatus m. 
(Sndbgr. Conch. S. 222.) 


Diese bis jetzt nur aus den Cerithien-Schichten des Mainzer Beckens bekannte Art fand ich in einer 
durch vier besonders starke Längskiele und den sehr viel schwächeren Nabel von der typischen Form etwas 
abweichenden Varietät häufig sowohl am Clementine-Hospital als in den Schwager’schen und Müller’schen 
Felsenkellern, und zwar hier in besonders grossen Exemplaren, wenn auch meist nur in Steinkernen. Kommt 
auch in derselben Varietät in den Mytilusmergeln im Mainbett am Obermainthor (Ziegler) vor. 


— 204 — 


8. Neritina callifera Sndbor. 
(Sndbgr. Conch. S. 155, Taf. VII, Fig. 12 und Vorw. S. 367.) 

Die genannte, aus den obersten Schichten des Cerithienkalks von Hochheim zuerst beschriebene 
und mir schon früher aus Lagen der oberen Corbieula-Schichten von Oberrad und der unteren Corbieula- 
Schichten von Vilbel-Berkersheim bekannte Art fand sich in zahlreichen Stücken in den Corbicula-Kalken 
des Röderbergs — z. B. in den Schwager’schen und Müller’schen Felsenkellern, am Schützenweg (Jung) 
und am Clementine-Hospital — und im Mainbett am Obermainthor. Die Exemplare vom Röderberg unter- 
scheiden sich weder in der Form noch in der Farbenzeichnung von der oben eitirten Sandberger’schen 
Abbildung und Beschreibung; nur ein grösseres Stück vom Röderberg verdient Erwähnung, da es — im 
Uebrigen mit allen Charakteren dieser Art versehen — auf der hochgewulsteten Spindel unter der Lupe 
etwa sieben äusserst schwache Zahnfältchen erkennen lässt; eine Eigenthümlichkeit, die ich sonst bei dieser 
Species niemals angetroffen habe. 

Endlich ist noch zu erwähnen, dass am Lerchesberg hinter Sachsenhausen in analogen Kalken auch 
noch die bis dahin nur aus den Cerithien-Schichten des Mainzer Beckens bekannt gewesene Neritina 
pachyderma Sndbgr. (Vorw. S. 367, Taf. VII, fig. 14 und I4a) vorkommt. 


9. Neritina subangularis Sndbgr. 
(Conch. S. 154, Taf. XX, Fig. 14 und Vorw. S. 486.) 

Drei Exemplare aus den Schwager’schen Felsenkellern (von Heynemann mitgetheilt). Eine auch 
in Dromersheim, Gross-Winternheim, Wissberg, Weisenau, Vilbel-Berkersheim und Oberrad im gleichen 
Niveau beobachtete Species. 

10. Hydrobia ventrosa Mont. sp. 
(Literatur s. oben S. 189.) 

Häufig in grossen ausgewachsenen Stücken in der typischen Form in einem früheren Steinbruch im 
Hanauer Bahnhof, an der Schützenhütte, in den Schwager’schen und Müller’schen Felsenkellern und am 
Olementine-Hospital. 

11. Hydrobia inflata Faujas sp. 
(Literatur s. oben S. 199.) 

Bis jetzt nur an der Schützenhütte und in einem früheren Steinbruch im Hanauer Bahnhof, in 
loseren Kalkschichten, an beiden Orten zusammen mit Corbieula Faujasi und Hıydr. ventrosa; wohlerhalten 
und häufig. 

12. Hydrobia obtusa Sndbgr. 
(Literatur s. oben S. 189.) 

Diese auch in den Thonen der Corbicula-Gruppe vorkommende Art wurde in einer kleinen, gedrun- 
genen mit stark verdicktem Mundsaum versehenen Form häufig in den Kalken der Schwager’schen Felsen- 
keller (von Heynemann mitgetheilt) und in den Mpytilusmergeln im Mainbett am Obermainthor (Ziegler) 
gefunden. 

13. Paludina pachystoma Sndbgr. 
(Literatur s. oben S. 199.) 

In den Thonen und Mergeln der Corbicula-Schichten, wie oben schon bemerkt, sehr verbreitet, aus 
den Kalken mir nur in wenigen Stücken vom Röderberg — Schwager’s Felsenkeller (Heynemann) und 
Clementine-Hospital — bekannt. 


— 205 — 


14. Limneus subbullatus Sndbgr. 
(Taf. XXIX, Fig. 10a u. b und 11.) 
(Sndbgr. Vorw. S. 496 und Conch. S. 66, Taf. VII, Fig. 5 = bullatus Sndbgr. non Klein.) 


Diese von Sandberger zuerst aus den Oorbicula-Schichten von Kleinkarben und aus den unter- 
miocänen Ablagerungen im Schweizer Jura (Vorw. S. 450) erwähnte, aber von ihm nur als Steinkern 
gekannte Art traf ich, wie oben S. 200 schon erwähnt, in ziemlich gut erhaltenen Exemplaren in den Oorbicula- 
Kalken der Schwager’schen und Müller’schen Felsenkeller und in tadellosen aber jugendlichen Stücken 
(var. eurygaster m.) in den Corbicula-Thonen im Untergrund von Frankfurt. Trotz der Häufigkeit der Art, 
die für die Corbicula-Schichten hoch charakteristisch zu sein scheint, genügen aber auch meine Stücke nicht 
zu einer exacten Charakterisirung der Species. 

Sandberger verglich diese Art mit Recht mit dem bei uns lebenden Zimn. auricularius L. und 
erwähnt als Unterschied ein längeres stumpferes Gewinde, tiefere Nähte und schwächere Ausbreitung des 
rechten Mundrandes. Ich finde besonders auricularius var. lagotis Schrenk der fossilen Form sehr ähnlich, 
bei der auch die Gitterung der Schale häufig zu beobachten ist. 


15. Limneus subpalustris Tho. 
(Snadbgr. Vorw. S. 495 und Conch. S. 68, Taf. VII, Fig. 2.) 


Eine in der Frankfurter Gegend höchst seltene Art, welche abgesehen von drei jungen Stücken in 
den Schwager’schen und Müller’schen Felsenkellern nur in einem schönen Exemplar in den Corbicula-Kalken 
eines alten Steinbruchs im Hanauer (Ost-) Bahnhof gefunden wurde. Das wohlerhaltene Stück unterscheidet 
sich in nichts von einem typischen Exemplar dieser Species, welches ich in den Landschnecken-Kalken von 
Tuchofitz gesammelt habe, und bei gleicher Windungszahl nur in der etwas geringeren Grösse von einem 
Stück aus dem Hydrobienkalk von Budenheim bei Mainz. Die Exemplare aus den diesen analogen Schichten 
von Schierstein haben bei gleicher Grösse mit den Stücken vom Röderberg etwas flacher gewölbte obere 
Umgänge. Sonst findet sich diese früher nur aus Hydrobien-Schichten unseres Beckens bekannt gewesene 
Art noch in den Corbieula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen (Exemplare von Jung, Schauf und 
Kothe gesammelt). 


16. Helix (Coryda) girondica Noul. typus und var. callosa m. 
(Literatur s. oben S. 195.) 


Die in den Mergeln und Kalken der Corbicula-Schichten des Röderbergs — im ehemaligen Steinbruch 
im Hanauer Bahnhof, an den Schwager’'schen und Müller’schen Felsenkellern und dem Clementine-Hospital —, 
sowie in den analogen Straten von Sachsenhausen und Oberrad nicht selten vorkommenden Stücke dieser 
Pulmonaten-Species gehören meist der var. callosa m. (vergl. Taf. XXIX, fig. 14 und 15) an, die sich durch 
mehr oder weniger starke Verdickung der die Mundränder verbindenden Schwiele und die Andeutung einer 
zahnartigen Erhöhung auf dem Unterrand, sowie durch das fast constante Auftreten sämmtlicher fünf Bänder 
oder noch gewöhnlicher durch die Bandstellung 1, (2, 3), 4, 5, wobei das zweite und dritte Band von oben 
zu einem einzigen verschmolzen ist, auszeichnet. Doch hat sich auch eine ebenfalls gebänderte Form, welche 
von der typischen girondica (vergl. Taf. XXIX, fig. 15) nicht wesentlich abweicht, aber grösser und weniger 
gekielt erscheint, selten am Clementine-Hospital gefunden (Jung). 


— 206 — 


17. Helix (Fruticicola) crebripunctata Sndbgr. 
(Literatur s. oben S. 192.) 


Nur in einem, aber sicher dieser Art zugehörigen Steinkern in den Corbieula-Kalken der Müller’schen 
Brauerei auf dem Röderberg (Ziegler) gefunden. 


18. Glandina inflata Reuss sp. 
(Sndbgr. Conch. S. 46, Taf. V, Fig 2 und Taf. VII, Fig. 3 und Vorw. S. 408, Taf. XXI, Fig. 18.) 


Diese in höheren wie tieferen Schichten des Mainzer Beckens vorkommende und auch bei Laubenheim 
in gleichem Niveau gefundene Art!) kenne ich nur in einem Stücke aus den Corbicula-Kalken von Bornheim 
(Senckenberg’sches Museum, alte Sammlung). 


Vergleichen wir schliesslich ganz kurz die Fauna der Kalke des Röderbergs mit der der Thone im 
Untergrund der Stadt Frankfurt, so springt sofort eine deutliche Verschiedenheit der Facies unserer Corbieula- 
Schichten in die Augen. Nur 9 von den 18 eben aufgeführten Arten, also 50°/,, sind mit denen der Thone 
identisch. Die Lagerungsverhältnisse aber scheinen mir entschieden für Gleichzeitigkeit beider Formations- 
Glieder zu sprechen. 


IV, Die Fauna der Gorbieula-Schichten am Taunusrand. 


Corbieula-Schichten sind auf der rechten Mainseite von Frankfurt mainabwärts nur an wenigen 
Punkten in Bezug auf ihre Versteinerungen ausgebeutet worden. Auch die Zahl der Punkte, wo diese 
Straten anstehen, ist daselbst eine sehr beschränkte. 

Erwähnen will ich nur als fraglich hierher gehörig die bei Schwalbach am Taunusrand durch einen 
Schurf „in den Bächen, nahe dem Läusborn“ aufgedeckten kalkigen Schichten mit folgenden Petrefacten: 

Dreissena Brardi Fau). sp. 
Hydrobia ventrosa Mont. sp. 

Ob weiter die auf dem Wege von Soden nach Münster bei Hofheim vor der sogenannten „Schmihl* 

bei Münster in einem Wasserriss anstehenden Kalke mit: 

Cypris sp. 

Dreissena Brardi Fau). sp. 

Hydrobia ventrosa Mont. sp. 
hierher oder, wie wahrscheinlich, zu den Hydrobien-Schichten zu rechnen sind, ist ebenfalls noch nicht 
entschieden. 

An den beiden genannten Localitäten fanden sich demnach für die betreffenden Schichten keine 
genügend charakteristischen Versteinerungen. 


1) Vom Röderberg wird von A. Braun auch Oleaeina subsuleosa Tho. sp. angegeben. Ich habe sie leider nicht zu Gesicht 
bekommen. Ungewöhnliches hat das Auftreten einer Oleacina-Art in den Corbicula-Schichten durchaus nicht, da ©. Sandbergeri Tho. 
sp. noch zahlreich in den Hydrobien-Schichten von Hochstadt vorkommt, und die Gattung auch noch in Ober-Miocän-Ablagerungen 
nicht selten ist. 


— All 


Ebensowenig fand sich neues in einem Steinbruch in Casteler Gemarkung, am Königsfliess zwischen 
Castel und Hochheim. Die daselbst anstehenden Kalke gehören aber entschieden dem Niveau der Corbicula- 
Schichten an. Es zeigten sich bei flüchtigem Suchen folgende Petrefacten: 

1. Mytilus Faujasi Brongn., 

2. Dreissena Brardi Fauj. sp., häufig, 

3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh., häufig und oft doppelschalig, 

4. Hydrobia ventrosa Mont. sp. var. elongata A. Braun (Sndbgr. Conch. S. 82, Taf. VI, 
fig. Yd und e). Nur diese Varietät, aber m Unzahl. Diese Form wird hier 3%/, bis 4 Mm. hoch und 1!/, 
bis 2 Mm. breit. 

5. Hydrobia inflata Fauj. sp. ebenso gemein, 

6. Helix (Coryda) girondica Noulet var. carinata m. (vergl. Sndbgr. Vorw. Taf. XXL, fig. 2 
und unsere Taf. XXIX, fig. 16 und 17), mehrere Bruchstücke, aber nur ein vollständiges Exemplar (von 
Hrn. Landesgeologen Dr. C. Koch gefunden), 

7. Perca moguntina H. von Meyer, häufige Gehörsteine, 

8. Zwei sogenannte Schlangeneier. 


V. Die Fauna der Corbieula-Schichten in Rheinhessen. 


Ich habe in Rheinhessen nur drei Lokalitäten, welche Kalke liefern, die zu den Corbieula-Schichten 
gehören, eingehender auf ihre Versteinerungen geprüft, nämlich Gross-Winternheim bei Ober-Ingelheim, Hof 
Wissberg bei Gau-Bickelheim und St. Johann bei Sprendlingen. Hier die näheren Daten: 


1. Gross-Winternheim. 

Ein tiefer Wasserriss, der vom Orte nordöstlich den Mainzer Fusspfad eine Strecke weit begleitet, 
ässt in vorzüglicher Weise aufgeschlossen unten mergelige und kalkige Straten, die zu den Corbicula- 
Schichten zu rechnen sind, oben aber Hydrobienkalke, letztere sogar in kleinen Steinbrüchen anstehend, 
erkennen. Beide Formationsglieder sind reich an Petrefacten. 

Im Wasserriss selbst — in den Corbicula-Schichten — fand ich: 

1. Dreissena Brardi Fau). sp.)). 

2. Cyrena donacina A. Braun typus, meist doppelschalig. 

3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. Häufig, ebenfalls meist doppelschalig. 

4. Cerithium submargaritaceum A. Braun. Selten. 

5. Cerithium plicatum Brug. var. enodosum Sandb. und eine Varietät, die zwischen enodosum 
und pustulatum A. Braun in der Mitte steht und für die kalkigen Straten der Corbicula-Schichten charak- 
teristisch zu sein scheint (s. o. Röderberg S. 203). Die häufig vorkommenden Stücke haben meist noch den 
gut erhaltenen Mundsaum und die querlaufende, ziegelrothe Flammenfärbung auf der Schale. 

6. Litorina tumida Boettg. (Beitrag S. 26, Taf. II, fig. 17). Diese durch das spitzere Embryonal- 
Ende von Z. moguntina A. Braun, die den unteren Cerithien-Kalken und -Sanden angehört, leicht zu unter- 
scheidende Species hatte sich bis jetzt nur in den unteren Corbicula-Schichten von Berkersheim-Vilbel und 
Sachsenhausen gefunden. Ich kenne sie in einem jungen Exemplare aus dem gleichen Niveau von Gross- 
"Winternheim. 


t) In allerneuester Zeit zeigte sich auch noch Mytilus Faujasi Brongn. (Ach. Andreae). 


I) 
& 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV.) 


—. A 


7. Neritina subangularis Sandb. (Conch. S. 154, Taf. XX, fig. 14 und Vorw. S. 486.) Nur 
ein junges Stück; auch in analogen Schichten am Wissberg von mir und bei Weisenau von Professor Dr. 
von Fritsch (Exemplare im Senckenberg’schen Museum) aufgefunden. 

5. Hydrobia ventrosa Mont. sp. Häufig in der typischen Form. 

Y9. Hydrobia inflata Fauj. sp. Ebenfalls häufig. 

10. Helix (Coryda) girondica Noulet typus. Diese Art fand ich häufig nnd in guten Stücken 
nur in den mittleren und oberen Schichten der Corbicula-Kalk von Gross-Winternheim. Sie haben den breit 
umgeschlagenen callösen Mundsaum grosser Stücke der typischen Form von St. Johann und lassen sich von 
den etwas tiefer in den unteren Corbicula-Schichten bei Gross-Winternheim vorkommenden Exemplaren der 
gleich zu erwähnenden H. deflexa A. Braun am besten durch das weniger feine, breiter angelegte Embryonal- 
Ende, die stärkere Streifung der Schale und besonders auch dadurch unterscheiden, dass sie kaum mehr als 
4!/, Umgänge besitzen. 

11. Helix (Macularia) deflexa A. Braun. (Sandb. Conch. S. 28, Taf. IV, fig. 7 und Vorw. 
S. 353, Taf. XXI, fig. 24.) Auch die genannte, für den Üerithien- und Landschnecken-Kalk des Mainzer 
Beckens hoch charakteristische Art findet sich im Stücken, welche den Hochheimer Exemplaren höchst älnlich 
sind, in den untersten Bänken der Corbicula-Schichten von Gross-Winternheim. Sie ist nicht gerade selten 
und ziemlich häufig gut erhalten in zwei Varietäten, nämlich in der typischen mittelhohen Form, dann aber 
auch in einer Form, welche sich der H. hortulana Tho. bereits durch ihre kegelförmige Gestalt nähert, ohne 
aber mit ihr identisch zu sein. Ein Charakter, der die Gross-Winternheimer Exemplare besonders auszeichnet, 
ist die noch etwas stärkere Depression der letzten Windung vor dem Mundsaume, als bei den Hochheimer 
Stücken und das Auftreten einer sehr undeutlichen, vielfach unterbrochenen Längssculptur, beides Eigen- 
thümlichkeiten, die mir nicht zu genügen scheinen, die Form unter besonderem Namen abzutrennen. 

Von der in etwas höheren Lagen der dortigen Corbicula-Kalke vorkommenden H. girondica Noul. 
unterscheidet sich die Art scharf durch das kleinere, mehr zitzenförmige Embryonal-Ende, die starke 
Anschwellung der letzten Windung vor der Depression und die grössere Anzahl (fast 5'/,) der Umgänge. 

12. Helix (Gonostoma) osculum Tho. (Sandb. Conch. S. 19, Taf. IH, fig. 13 und Vorw. S. 377, 
Taf. XXV, fig. 20.) Diese in neuerer Zeit von mir in einer eigenthümlichen Varietät micromphalus m., welche 
zwischen H. osculum Tho. und osculina Sandb. aus dem schwäbischen Obermiocän in der Mitte steht, im 
Hydrobienkalk von Budenhein bei Mainz entdeckte Art findet sich, wenn auch selten, in den Corbieula- 
Schichten von Gross-Winternheim, und zwar in der var. intermedia Sandb. 

13. Helix (Fruticicola) erebripunctata Sandb. typus. Eine, wie mir scheint, den Corbieula- 
Schichten und den unteren Hydrobien-Kalken gemeinsame Fruticicolen-Form, die in den Gross-Winternheimer 
Straten nur selten auftritt. Ich habe von hier blos Stücke ohne Mundsaum untersuchen können, welche sich 
aber in Gestalt und Sculptur genügend von der sehr variabeln Hochheimer Zeptoloma A. Braun typus unter- 
scheiden lassen. Der wesentliche Unterschied unserer Form liegt in der fast ohne Ausnahme etwas bedeu- 
tenderen Grösse und in dem am Unterrand nicht wie bei der Hochheimer Art umgeschlagenenen, sondern 
nur einfach verdickten Peristom. Die Gestalt der im Allgemeinen immer mehr zur Kugelfornm neigenden 
Schale variirt, wie wir bei den Stücken dieser Species aus den Corbieula-Schichten von St. Johann in Rheinhessen 
und aus dem Hydrobienkalk von Appenheim bei Ober-Ingelheim, dem Hauptstein bei Mainz und von Bergen 
bei Frankfurt beobachten können, von der flachgerundeten bis zur kugeligen Kegelform. Eine dritte nahe- 
stehende Form aus den Corbicula-Thonen und -Mergeln von Frankfurt, welche ich oben S. 192 als crebri- 
punctata Sandb. var. minor abgetrennt habe, unterscheidet sich von der letzteren durch die etwas mehr 


a 


herabgezogene letzte Windung und die feineren, selbst unter der Lupe kaum sichtbaren Papillen. Auch ist 
sie constant kleiner; meist kleiner als die kleinsten Stücke der typischen leptoloma von Hochheim, von der 
sie sich wie die typische crebripunctata durch die kugeligere Totalgestalt entfernt. Form der Mündung, 
Stärke des Mundsaums und Totalgestalt erinnern bei ihr aber so sehr an die crebripunctata typus von Mainz, 
dass ich sie nur für eine Zwergform derselben halten kann. — Interessant ist es, dass, in ganz ähnlicher 
Weise wie hier bei crebripunetata, in Schwaben die kleineren Formen von leptoloma in den untersten Unter- 
miocän-Schichten von Ehingen, die grösseren und grössten (var. subapicalis Sandb.) aber in dem oberen 
Untermiocän von Thalfingen (vergl. Sandb. Vorw. S. 455) angetroffen werden. 
14. Perca moguntina H. von Meyer. Ohrsteine. 


Wir erkennen aus dieser Zusammenstellung, dass die Faunula von Gross-Winternheim Anklänge an 
die Cerithienkalkfauna aufzuweisen hat, indem z. B. Helix defleva bis jetzt nur aus diesen Schichten bekannt 
gewesen ist. lch glaube daher keinen Fehlschluss zu thun, wenn ich die Gross-Winterheimer Straten für 
zu den tieferen Corbicula-Schichten gehörig betrachte. 

Höher hinauf in dem erwähnten Wasserriss und dann auch rechts an dem Mainzer Weg stehen 
endlich die Hydrobien-Schichten an, die sich durch das Vorkommen von unzähligen Aydrobia ventrosa Mont. 
sp. auszeichnen, zwischen denen vereinzelte Heliw moguntina Desh.!) und Früchtchen von Celtis hyperionis Ung. 
sp. liegen, und die besonders reich an grossen, aber leider immer zerdrückten und zerstückelten Säugethier- 
Knochen sind. 


2. Wissberg bei Gau-Bickelkeim. 

Beim Roden eines Weinbergs kamen im Jahre 1874 auf der Ostseite des Wissbergs, rechts vom 
Wege von Nieder-Weinheim nach Hof Wissberg, typische Corbicula-Kalke zu Tage, welche zum Theil sehr 
schön erhaltene Versteinerungen enthielten. Folgende wenige Arten habe ich daselbst aufgelesen: 

l. Dreissena Brardi Fau)j. sp. Häufig. 

2. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. typus und var. extensa Ludwig (Palaeontographica 
Bnd. XIV, S. 59, Taf. XVL, fig. 2.) Sehr häufig und sehr schön erhalten. Von der zuletzt genannten 
Varietät besitze ich auch eine sehr breit ovale, hinten abgestutzte, bauchige, krüppelhafte, linke Schalenklappe 
mit deutlich gekämmten Seitenzähnen (vergl. auch Cyr. Faujasi bei St. Johann). 

3. Cerithium submargaritaceum A. Br. Seltner. 

4. Cerithium plicatum Brug. Die mehrfach genannte zwischen var. enodosum Sandb. und pustu- 
latum A. Br. stehende Varietät. Häufig. 

5. Neritina subangularis Sandb. (Conch. S. 154, Taf. XX, fig. 14 und Vorw. S. 486.) Diese 
in den Corbieula-Schichten von Dromersheim, Gross-Winternheim, Weisenau, Vilbel-Berkersheim, Frankfurt 
und Oberrad beobachtete und nach Sandberger (Vorw. S. 481) auch in den Cerithien-Kalken des Mainzer 
Beckens vorkommende Art fand ich in drei guten Exemplaren in den Corbicula-Kalken am Wissbere. 

6. Hydrobia ventrosa Mont. sp. Häufig in der typischen Form. 


t) In neuester Zeit auch noch Limn. subpalustris 'Tho., Planorbis cornu Brongn., Pl. dealbatus A. Br. und Helix pulchella 
Müll. var. (Ach. Andreae und Kothe). 


A o 


3. St. Johann. 


Die Aufschlüsse bei St. Johann in der Nähe von Sprendlingen in Rheinhessen bestehen in einer Reihe 
meist wenig tiefer Steinbrüche, welche sich vom Waldrande an auf der Südseite des auf der hessischen 
Generalstabskarte „Napoleonshöhe“ genannten Plateaus (ein Name, der übrigens im Volksmunde wenig bekannt 
zu sein scheint) in west-östlicher Richtung hinziehen. Sie stehen ganz in den aus Mergel- und Kalkbänken 
sich aufbauenden Corbicula-Schichten und sind durch besonders schöne Erhaltung ihrer Versteinerungen 
ausgezeichnet. Nach Hrn. Kaufmann C. Jung, einem früheren Schüler von mir, dem ich, wie bereits 
bemerkt, die Mittheilung mancher in dieser Arbeit erwähnten Versteinerung verdanke, liegen die Schichten 
mit Cyrena Faujasi durchweg in etwas höherem Niveau als die Straten, welche so reich sind an prachtvoll 
erhaltenen Exemplaren von Heliw girondica. 

Folgendes sind die mir bis jetzt von dieser Localität bekannt gewordenen Petrefacten: 


1. Mytilus Faujasi Brong. 
Hie und da in den Corbicula-Schichten von St. Johann. 


2. Dreissena Brardi Fauj. sp. 


Bis jetzt nur in einzelnen aber gut erhaltenen Exemplaren gefunden (Exemplare von mir und Kothe 
gesammelt). 


3. Cyrena (Corbicula) Faujasi Desh. typus und var. ewtensa Ludw. 
(Palaeontographica Bnd. XIV, S. 59, Taf. XVII, Fig. 2.) 


Häufig und prachtvoll erhalten. Ausser Stücken, welche mit der Abbildung von extensa bei Ludwig 
gut übereinstimmen, fand ich auch eine rechte Klappe mit rein querovaler Totalgestalt, schmalen Hauptzähnen 
und auffallend quergestelltem langem drittem Hauptzahn, aber wie bei (. Faujasi typus regelmässig gekämmten 
Seitenzähnen, die dem oben S. 209 erwähnten krüppelhaften Exemplar von extensa von Gross-Winternheim 
noch am nächsten kommt !). 


4. Hydrobia obtusa Sandb. var. 


Nur zwei Exemplare einer wenig grösseren Form als die typische odtusa aus dem Cerithiensand von 
Kleinkarben mit spitzerer Spira und mehr bauchiger vorletzter Windung, aber mit denselben ununterbrochen 
in einander übergehenden Mundrändern und der charakteristischen Verdickung der Aussenseite am rechten 
Mundrand. 

5. Hydrobia ventrosa Mont. sp. var elongata A. Braun. 
(Sandb. Conch. S. 82, Taf. VI, Fig. 9d und e.) 


Die Exemplare von St. Johann, wo die Art nicht selten vorkommt, zeichnen sich vor typischen 
Stücken aus dem Corbiculakalk von Castel durch geringere Grösse aus. Die Höhe beträgt bei den rhein- 
hessischen Stücken nämlich nur 3!/, bis 33/, Mm. bei einer grössten Breite von etwas weniger oder mehr als 
1!/, Mm. In den Bänken, in welchen sie mit der folgenden Species zusammen vorkommt, ist diese Art selten, 
seltner als — in den analogen Schichten und unter denselben Verhältnissen — am Königsfliess bei Castel. 


1) Eine Art von Neritina wurde leider nur in einem so verkalkten Exemplar gefunden, dass seine specifische Bestimmung 
unmöglich war. 


— 21l — 


6. Hydrobia inflata Fau). sp. 
Bei St. Johann jedenfalls die häufigste Hydrobienart. 


7. Planorbis cornu Brongn. var. solidus Tho. 


Häufig in grossen und gut erhaltenen Stücken. Wird von Sandberger auch (Vorw. S. 488) aus 
analogen Schichten von dem benachbarten Wolfsheim bei Kreuznach angeführt. 


8. Planorbis (@yrorbis) declivis A. Braun. 
(Sandb. Conch. S. 73, Taf. VII, Fig. 9 und Vorw. S. 491, Taf. XXV, Fig. 9.) 

Es wurden nur drei Exemplare dieser bei St. Johann seltenen, flachen Art gefunden (meine und 
Jung’s Sammlung), welche ich von jungen Stücken der typischen Form aus dem Landschneckenkalk von 
Hochheim nicht zu unterscheiden vermag, und die nur durch etwas breiteren letzten Umgang von der Form 
aus dem Hydrobienkalk von Ober-Ingelheim (am Waldeck) abweichen. 


9. Planorbis (@yraulus) dealbatus A. Braun. 


Nur in einem Stücke bekannt, das mit Exemplaren aus den Corbieula-Mergeln vom Affenstein und 
aus den Hydrobien-Schichten von Appenheim in Rheinhessen gut übereinstimmt. 


10. Limneus subpalustris Tho. 


Es wurden von den Herren Jung, Kothe und stud. Schauf nur je ein, an der Spitze verletztes 
grösseres Exemplar gefunden. In Bezug auf Form der Spindel und Aufblähung des Gehäuses passen die 
Stücke aber gut zu dem oben erwähnten Exemplar (vergl. S. 205) aus analogen Schichten am Ostbahnhof 
in Frankfurt und zu Stücken aus dem Hydrobienkalk von Budenheim bei Mainz und Schiersten am Rhein. 


11. Helix (Coryda) rugulosa v. Mart. var. subsulcosa A. Braun. 
(Sandb. Conch. S. 38, Taf. IV, Fig. 10 und Vorw. S. 381, Taf. XXII, Fig. 23.) 


Ich besitze zwei, Herr Jung vier Exemplare dieser bei St. Johann sehr seltenen Species, die bis 
jetzt nur aus tieferen Schichten des Mainzer Beckens, nämlich den Landschnecken-Kalken bekannt gewesen 
war. Unsere Stücke stimmen in Bezug auf Grösse, Gestalt und Mundsaum am besten mit der kleineren Form 
von subsulcosa aus den Hochheimer Schichten und weichen nach meiner Ansicht nur in der etwas schwächeren 
Costulirung von derselben ab. Auch H. Moroguesi Brongn. aus dem Hydrobienkalk von Orleans hat nach 
Sandbergers Abbildung und Beschreibung Aehnlichkeit, doch gibt Brongniart (Ann. du mus. d’hist nat. 
Bnd. 15, 1810, S. 379) ausdrücklich an „elle m’a paru tres-lisse“, was von der St. Johanner Form nicht 
gesagt werden kann. Zur Untergattung Pentataenia gehört die Art sicher nicht; von der folgenden Species 
ist sie durch die bedeutendere Grösse und den Mangel eines Kiels gut unterschieden. 


12. Helix (Coryda) girondica Noulet. 
(Taf. XXIX, Fig. 12—17.) 
(Sandb. Vorw. S. 479, Taf. XXII, Fig. 2.) 
Diese in Unzahl und in prachtvoller Erhaltung in Schichten, die meist mit Aydrobia inflata ganz 
erfüllt sind, vorkommende Landschnecke zeigt eine so mannigfaltige Varietätenreihe, dass ich mich veranlasst 
fühle, die mehr charakteristischen Formen zu benennen und abzubilden. 


ae 


Var. a. conica m. (Taf. XXIX, fig. 12.) Ohne oder mit sehr schwachem Kiel, hoch kegelförmig, 
ohne oder häufiger mit verdicktem Unterrand, der aber nie eine zahnartige Leiste trägt. Ohne Bänder- 
zeichnung. Selten. 

b. typus m. (Taf. XXIX, fig. 13.) Mit schwachem Kiel, niedrigerem Gewinde, mit schwach, 
aber nicht zahnförmig verdicktem Unterrand; mit oder ohne Bänderzeichnung. Sehr häufig. Grössere und 
durch den schwachen Kiel in der Totalform an H. moguntina Desh. erinnernde, übrigens nur sehr selten 
vorkommende Stücke der typischen Form zeigen fast immer nur vier Bänder, wie es auch bei der nahe 
verwandten H. (Coryda) erepidostoma Sandb. (Vorw. S. 456, Taf. XXI, fig. 9) Regel ist. 

Var. c. callosa m. (Taf. XXIX, fig. 14 und 15 und Sandb. Conch. Taf. IV, fie. 4.) Kleinste, 
immer gekielte Form, mit mehr oder weniger stark verdicktem, ja gezähnten Unterrand und häufig auch 
mit verdickter, die Mundränder verbindender Schwiele. Immer mit Farbenbändern. Sehr häufig. 

Var. d. carinata m. (Taf. XXIX, fig. 16 und 17 und Sandb. Vorw. Taf. XXI, fig. 2.) Grössere 
Form mit gewöhnlich sehr ausgeprägtem Kiel, dünnschalig, mit schwach oder nicht verdicktem Unterrand, 
oft in der Gestalt von ZH. subcarinata A. Braun, aber mit der Spindelform von girondica. Anwachsrippchen 
fast immer stärker entwickelt. Meist gebändert. Seltener. 

Der Formenreichthum, der die Art auszeichnet, ist an keinem Orte, wo diese für die Corbieula- 
Schichten charakteristische Landschnecke auftritt, auch nur annähernd so gross wie in St. Johann. Schon 
oben wurden einzelne Fundorte für unsere Form b. typus namhaft gemacht, nämlich Röderberg bei Frankfurt 
und Gross-Winternheim in Rheinhessen, für ce. callosa Röderberg, Sachsenhausen und Oberrad und für 
d. carinata Castel und die Thone unter der Stadt Frankfurt. Die var. conica ist bis jetzt nur in den Schichten 
von St. Johann gefunden worden. Endlich gibt Sandberger (Vorw. S. 479) noch die analogen Schichten 
von Zahlbach und Weisenau bei Mainz und mehrere Localitäten in der Gironde und in den Landes als 
Fundorte für diese Art an. 


13. Helix (Fruticicola) ecrebripunctata Sandb. typus. 
(Taf. XXIX, Fig. 18.) 


Wie oben (vergl. S. 208) schon angeführt, unterscheidet sich diese für die Corbicula- und Hydrobien- 
Schichten charakteristische Art durch die etwas bedeutendere Grösse und das am Unterrand nicht umge- 
schlagene, sondern blos verdickte Peristom von der typischen Zeptoloma A. Br. der Hochheimer und der Varietät 
apiealis Rss. der aequivalenten böhmischen Landschnecken-Kalke, ohne aber die riesigen Dimensionen der 
Varietät subapiealis Sandb. aus -den oberen Schichten des schwäbischen Untermiocäns zu erreichen. Ueberhaupt 
ist aber, wie bei /eptoloma, eine grosse Neigung zur Variation bei dieser Schnecke zu constatiren. Das 
wichtigste Erkennungszeichen bleibt dann immer das mehr kugelförmige Gewinde bei crebripunetata im 
Gegensatz zu dem mehr kegelförmigen bei leptoloma. 

Die Art ist in St. Johann nicht selten und oft sehr gut erhalten. Die bis jetzt bekannt gewordenen 
Fundorte für erebripunetata sind: 

Vom Alter der Corbieula-Schichten: St. Johann, Gross-Winternheim, 

5 „ des Hydrobienkalks: Frankfurt, Bergen, Wiesbaden, Castel, Mainz, Weisenau, Buden- 
heim, Ober-Ingelheim. 

Inı Anschluss hieran will ich erwähnen, dass auch Eier von Heliceen gelegentlich beim Auswaschen 
der H. girondiea Noul. zum Vorschein gekommen sind. 


14. Buliminus sp. 


Nur die Schale eines jungen Thieres von fünf Windungen, die einfache Anwachsrippchen zeigen, 
wurde bei St. Johann gefunden, die sich aber weder auf Bul. (Petraeus) turgidulus Sandb. (Vorw. S. 488, 
Taf. XXV, fig. 21) aus den Corbieula-Schiehten von Ober-Ingelheim, noch auf Bul. (Petraeus) gracilis Sandb. 
(ebenda S. 389, Taf. XXIII, fig. 2) aus den Landschnecken-Kalken von Hochheim beziehen lässt, da das 
Gehäuse selbst kleiner als das des letzteren gewesen zu sein scheint. 


15. Cionella lubricella A. Braun var. major m. 


Diese zuerst von Herrn stud. Schauf bei St. Johann aufgefundene Schnecke wurde in mehreren, 
zum Theil sehr schönen Exemplaren erhalten, die sich von typischen Stücken aus dem Landschneckenkalk 
von Hochheim (Sandb. Conch. S. 48, Taf. V, fie. 5 und Vorw. S. 389, Taf. XXII, fig. 3) in mehreren 
Eigenthümlichkeiten, wie es scheint, constant unterscheiden. Die Spindel ist nämlich da, wo sie mit dem 
rechten Mundrand zusammenstösst, etwas winklig, während der Mundsaunı bei der typischen Zubricella A. Br. 
an dieser Stelle deutlich gerundet erscheint. Ausserdem ist die St. Johanner Form stets bedeutend grösser 
(61/;, Mm. Höhe bei 2 Mm. Breite) als die letztere. Exemplare aus dem Hydrobienkalk an der Friedberger 
Warte stehen in Bezug auf Grösse in der Mitte zwischen den Hochheimer und den St. Johanner Stücken. 
Der lebenden Cionella lubrica Müll. sp. nähern sich die St. Johanner Exemplare schon bedeutend mehr als 
die Hochheimer Form, doch sind sie stets viel schlanker, die letzte Windung ist niedriger und der Mundsaum 
wie bei der typischen lubricella durch eine stets viel stärkere, nach rechts sogar rundlich aufgetragene Schwiele 
verbunden. ; 


16. Pupa (Pupilla) guadrigranata A. Braun. 
(Sandb. Conch. S. 52, Taf. V, Fig. 11 und Vorw. S. 395, Taf. XXIII, Fig. 9.) 


Nur ein vollständiges, sowie ein Bruchstück dieser in tieferen wie in höheren Schichten im Mainzer 
Becken vorkommenden Art wurde in den Corbicula-Kalken bei St. Johann gefunden. Beim Vergleich mit 
Hochheimer Exemplaren wüsste ich als unterscheidende Merkmale nur die etwas bedeutendere Breite der 
Schale, die breitere Mündung und das Auftreten eines deutlicheren Knötchens auf der Mündungswand am 
Anfang des rechten Mundsaumes zu erwähnen — letzteres ein Charakter, der besonders auffallend der Form 
aus dem Hydrobienkalk zukommt. Auch ist bei der St. Johanner Varietät das untere Schlundzähnchen 
stärker entwickelt als das obere, eine Eigenthümlichkeit, die gelegentlich auch bei der Hochheimer Form 
vorkommt. 

Diese Art hat sich in wenigen Exemplaren zusammen mit Zel. girondica Noul. auch in analogen 
Schichten bei Oberrad gefunden. Ich kenne sie ausser aus dem Landschneckenkalk von Hochheim und den 
übrigen von Sandberger verzeichneten Localitäten noch aus dem Hydrobienkalk von Sachsenhausen, von 
Bad Weilbach und von Appenheim in Rheinhessen. Von Thomae (Jahrb. d. Nass. Ver. f. Naturk. Heft 2, 
Wiesbaden 1845, S. 150) wird sie als Pupa selecta auch aus den Hydrobien-Schichten von Zahlbach bei 
Mainz angeführt. 


17. Pupa (Isthmia) eryptodus A. Braun. 
(Sandb. Conch. S. 53, Taf. XXXV, Fig. 7 und Vorw. S. 396, Taf. XXIII, Fig. 11.) 


Genannte bis dato noch nicht in höheren Schichten bekannt gewesene Species wurde in zwei schönen 
Exemplaren aus den Mündungen von Helix girondica von St. Johann ausgewaschen. Beide zeigen sich, was 


— 2144 — 


Grösse, Form, Costulirung und Mündung anlangt, vollkommen übereinstimmend mit typischen Stücken dieser Art 
aus dem Landschneckenkalk von Hochheim. Der Zahn auf der Spindel fehlt, wie das auch bei der typischen 
Art häufig vorzukommen pflegt. 


15. Hyalinia deplanata Tho. 
(Sandb. Conch. S. 18, Taf. III, Fig. 3.) 


Nur in drei jugendlichen Exemplaren gefunden, die von gleichgrossen Stücken aus den Oorbicula- 
Thonen vom Affenstein in Frankfurt (vergl. S. 196) sich nur durch kaum merklich facheres Gewinde und 
die oberwärts etwas weniger deutlichen sichelförmigen Anwachsrippchen unterscheiden. 


Anhangsweise will ich schliesslich von hier noch erwähnen: 


19. Celtis hyperionis Ung. sp. 
— Grewia crenata Heer — Pyrenella lacunosa Rss. 
(Unger, Geologie d. europ. Waldbäume, S. 15 und Schimper, Trait de Pal&ontologie vegetale, Bnd. II, S. 726.) 


Nur zwei Exemplare dieser in Miocän-Schichten Italiens, der Schweiz und Deutschlands überaus 
verbreiteten und häufigen Frucht, die ich z. B. aus den Landschnecken-Kalken von Hochheim und Tuchofitz 
in Böhmen, aus dem Cerithienkalk von Kleinkarben und den oberen Schichten von Thalfingen (Untermiocän), 
weiter aus dem Hydrobienkalk von Sachsenhausen, Bergen, Hochstadt und Gross-Winternheim und dem 
Schneckensand von Steinheim am Aalbuch (Mittelmiocän) und endlich aus den Mergelkalken von Mörsingen 
bei Zwiefalten (Obermiocän) kenne. Sandberger gibt für dieselbe (Vorw. S. 471) noch mehrere Fundorte 
aus dem Unter-Miocän der Schweiz an. Die Oligocän-Schichten aber (z. B. Arnegg bei Blaubeuren) haben 
nach demselben Autor, was ich bestätigen kann, eine von hyperionis abweichende, eigenthümliche Species 


von Celtis. 


Bei dieser Kalkfauna treffen wir ein etwas anderes Verhältniss, als wir es oben bei der Fauna des 
Röderbergs im Vergleich mit der Thonfauna des Frankfurter Untergrundes kennen gelernt haben. Von den 
18 St. Johanner Thierformen kommen nämlich 12, also zwei Drittel, auch in den letzteren Schichten vor, 
während wir bei den Corbicula-Kalken des Röderbergs nur die Hälfte mit der Thonfauna von Frankfurt 


identischer Arten gefunden haben. 


Die 5 Conchiferen und 45 Gastropoden, in Summa 50 Molluskenarten, welche ich somit aus den 
Corbieula-Schichten des Mainzer Beckens aufzählen konnte, vertheilen sich auf folgende Familien: 

Conchiferen: Mytilidae 1, Dreissenidae 1, Unioninae 1, Cyrenidae 2. 

Gastropoden: Ancylinae 2, Planorbinae 3, Limneinae 3, Testacellea 1, Vitrinea 1, Helicacea 7, 
Pupacea 10, Succineana 1, Neritidae 4, Viviparidae 2, Rissoidae 4, Litorinidae 1, Melanopsinae 1, Mela- 
niina 1, Öerithiadae 3, Muricidae 1. 

Wir müssen demnach in Uebereinstimmung mit Sandberger (Vorw. S. 481) constatiren, dass im 
den Corbicula-Schichten im Allgemeinen noch die Wassermollusken dominiren (30 Wasserbewohner auf 
20 Landschnecken), und dass diese sich fast zu gleichen Theilen aus Brackwasser- und aus Süsswasser- 
formen zusammensetzen. Arten, welche stärker gesalzenes Wasser liebten, wie Pinna, Perna, Modiola, Venus, 


Corbulomya, Bulla und Buceinum, die sich in den nächst tieferen Cerithien-Kalken noch fanden, sind ver- 
schwunden und haben anderen Formen Platz gemacht, deren lebende Vertreter entweder in sehr schwach 
gesalzenem Brackwasser leben oder in den Mündungen von Flüssen und Bächen nahe der See anzutreffen sind. 

In der folgenden tabellarischen Uebersicht sind nun die sicher bestimmbaren Arten der Corbicula- 
Schichten des Mainzer Beckens mit den identischen Formen des Landschnecken- und Cerithienkalks und des 
Hydrobienkalks, dann weiter mit denen des Oligocäns und des Unter-, Mittel- und Ober-Miocäns anderer 
Länder verglichen, sowie auch, wo es möglich war, die nächste lebende Verwandte und deren Vaterland 


zusammengestellt worden. 


(resammtübersicht der Fauna der Corbieula-Schichten des Mainzer Beckens. 


Die —+ bedeuten das Vorkommen, die — das Fehlen der angeführten Art in den betreffenden Schichten.) 
a ee ee : 
Name der bis jetzt in den Corbicula- | les gı8 E IE E 8 s Name der nächstverwandten 

Schichten aufgefundenen Arten. &3 Ss - =R- SS es lebenden Arten nebst Vaterland. 

- | 

Mytilus Faujasi Brongn. . a ne ee En a EM edulisieuviolareue Te Europ. 
Dreissena Brardi Fauj. sp. i-!+1|1-|-1!1-|-— | Dr. eochleata Kickx sp. Europ. 
Cyrena Faujasi Desh. . —-ı- || +] | — 

5 donacına A, Braun 2 .. . . — | — 
Stenomphalus cancellatus Tho. sp. EZ | _ 
Litorina tumida Boettg. +1I1I-I1—-|-—-|— | — | L. caerulescens Lmk.sp. S. Europ. 
Neritina fluviatilis L. sp. . —/|+[I—- | -—- | — | — |N.fluviatilis L. sp. Europa. 

5 callifera Sandb. 4 | N. africana Parr. Aegypten. 

subangularis Sandb. - N. inconspicua v. d. Busch Java. 

5 pachyderma Sandb. u | N. cornea L. Philippinen. 
Cerithium margaritaceum Broce. — | -1+|J+]J-— | — 

? submargaritaceum A.Braun ı + | — | — | + — | — — 

„ plicatum Brug. . + — !+ | + | -— | — C.peloritanum Cantr. S. Europa. 
Melanıa Escheri Mer. . | —- 1|+)+)-+ | + |M. asperata Lmk. Philippinen. 
Melanopsis callosa A. Braun — | + | M. praerosa L. sp. S. Europa. 
Hydrobia ventrosa Mont. sp. +/+1+ | + | + | + | H.ventrosa Mnt.sp. S.u.W.Europ. 

inflata Fauj. sp. —_ 

H aturensis Noulet +1 | — ZP | — 

5 obtusa Sandb. + +1+1- | -— | — | H. jamaicensis Ad. sp. Jamaika. 
Paludina pachystoma Sandb. — | +I| - + | — | — ;P. lurida Mor. S. Asien. 
Euchilus? sueceineiforme Sand. . .|— I — 1 -|—- | — | —_ - 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV). x 29 


zul ag i 3 E 
Name der bis jetzt in den Corbicula- Si 12% 2 PE: ie = 2:3 Name der nächstverwandten 
Schichten aufgefundenen Arten. 3= E= S 53 er Ss | lebenden Arten nebst Vaterland. 
| l 
Planorbis cornu Brongn. + +| +++ | + Pl. tumidus Pfeif. M.Amerika. 
declivis A. Braun . ++ ]|- | + | + | + | Pl.kermatoides d’O. S. Amerika. 
in dealbatus A. Braun +) +[1 — | + | + | + | PlplanissimusMouss. Fidschi-Ins. 
Limneus subbullatus Sandb. . Zee NZ NE Nauricularıus) 2% #Buropes 
H subpalustris Tho. — | + | — | + + | — ,L. palustris Drap. Europa. 
Dupuyanus Noulet . | +| — _ 
Ancylus Senckenbergianus Boettg. | — | A. havanensis Pfeiff. Cuba. 
Gundlachia francofurtana Boettg. | G.aneyliformis Pfeiff. Cuba. 
Helix pulchella Müll. var. +, +1+)-+ | + | + |H. pulchella Müll. Europa. 

„ involuta Tho. +/+1-| + | — | + |H. angigyra Jan N. Ital. 

„ osculum Tho. +| +1] + | + 1+ | + IH.coreyrensis Ziegl. S. Europa. 

crebripunctata Sandb. . —ı + ' H. incarnata Müll. Europa. 

„  girondica Noulet — || — | + | — | — |subg. Coryda Albers Jamaica. 

„  rugulosa v. Mart. var. + - I+|1| +1 | -— desgl. Jamaica. 

„  deflexa A. Braun +1 —-|-—- | + | -— | — )H.niciensisu.platychela S.Europ. 
Buliminus turgidulus Sandb. . — | — | — | — | — | — | B.candidus Lmk. sp. Arabien. 
Cionella lubricella A. Braun +|+]|—-|-+ | - | + ,C. lubrica Müll. sp. Europa. 
Pupa quadrigranata A. Braun . + + np? gorgonica Dohrn Cap Verden. 

eryptodus A. Braun +/|—- [|-|-+ | - | — |P.cldaustralis Gred. Süd-Tyrol. 
callosa Rss. +| +1 - | + | — | — | P. Charpentieri Shuttl. Schweiz. 

quadriplicata A. Braun — | +] — | — + | + | subg.Leucochila v.Mart. N. Amer. 
Nouletiana Dupuy + |) + | P. armifera Say N. Amerika. 

„  obstructa A. Braun +| — | — | — | — | P.samoensis Mcouss. Oceanien. 
Hyalinia deplanata Tho. —|+|-—-|-|-— | — |/H. eellaria Müll. Europa. 
Glandina inflata Rss. sp. . ++] ++ |+ | + Gl truncata Gm. S.Ver. Staaten. 
Pseudopus moguntinus v. Myr. . +1 +1] + | -— | — | — |Ps. apus Pall. Ost-Europa. 


So ähnlich nun auch das Vorkommen vieler der aufgezählten Mollusken-Gattungen mit solchen ist, 


welche gegenwärtig das Maingebiet bewohnen, so zeigt doch eine Vergleichung beider Gesammt-Faunen, dass 


die klimatischen Verhältnisse der damaligen Zeit von den jetzt in unserer Gegend herrschenden durchaus 


verschiedeu gewesen sein mussten. 


Greift man von den 50 genannten Arten, welche die Corbicula-Fauna 


!) Nach gütiger Mittheilung des Herrn Professor von Könen in Marburg, der die Art in den Landschnecken-Kalken von 


Hochheim auffand. 


Te Ze 


bilden, die (37) Formen heraus, für welche lebende Analoga mit voller Sicherheit angegeben werden können, 
so stellt sich folgendes Resultat heraus. Am nächsten verwandt sind mit 


Formen von Süd-Asien und Oceanien . 6 Arten, 
Ä „. Mitteleuropa. 0=2....20.'10° „5 
in der Mittelmeerländer . . . . 10, 
= „ ostatlantischen Inselgruppen 1 5 
ns des tropischen Amerikas . . 6 „ 
" „ gemässigten Amerikas . . 4 „ 
Danach ist das Klima der Corbicula-Zeit unzweifelhaft ein gemässigtes — nicht mehr ein subtro- 
pisches — zu nennen, indeın den 12 tropisch-amerikanischen und asiatisch-oceanischen Formen 11 Arten von 


mittelmeerisch-ostatlantischen Typus, 10 mitteleuropäische und 4 nord- und südamerikanische Species gegen- 
überstehen. 


Vergleichen wir nun in Procenten die bekannteren Mollusken-Faunen des Landschneckenkalks von 


Hochheim und von Böhmen und des Hydrobienkalks mit ihr und mit den obermiocänen Schichten von Schwaben, 
so finden wir: 


Nächste Verwandte jetzt | U.-Mioeän | U.-Miocän | Corbieula-| M.-Miocän| O.-Miocän 
lebend in: Hochheim.| Böhmen. | Schichten. ‚Hydr.-KIk.| Schwaben. 
Süd-Asien und Oceanien . . 19,30 13,33 16,22 1,32 10,94 
IlUrO Pa ER ne 36,83 46,67 54,05 58,54 53,12 
Östatlantische Inseln. . . . 15,30 15,56 2,70 7,32 7,31 
Gemässigtes Nord-Amerika . 10,53 888 | 10,81 14,63 10,94 
Tropisches Amerika . . . . 17,54 15,56 | 16,22 12,19 17,19 


Wir ersehen aus dieser Tabelle, dass die tropischen Formen zur Corbicula-Zeit im Vergleich zu 
denen des Hochheimer Landschneckenkalks schon etwas abgenommen haben, und dass sie der Zahl nach 
sich eher der auffallend niedrigen Procentzahl tropischer Arten im böhmischen Landschneckenkalk und der 
dagegen auffallend hohen Ziffer im schwäbischen Ober-Miocän nähern. 


Mit dem Cerithien- und Landschneckenkalk hat die Fauna der Corbieula-Schichten, wie wir es aus 
der grossen Tabelle S. 215 u. f. ersehen, 26 Arten oder 55t/, %/,, mit dem Hydrobienkalk aber 23 Arten oder 
490/, gemeinsam. 

Daraus folgt, dass die Corbicula-Schichten eine Ablagerung repräsentiren, die fast genau in die Mitte 
der Zeit fällt, welche zwischen Ablagerung des Cerithienkalks und des Hydrobienkalks verflossen ist, was ja 
auch mit den Lagerungsverhältnissen übereinstimmt. Wenn wir nun, wie oben S. 187 bereits erwähnt, den 
Hydrobienkalk zum Mittel-Miocän rechnen, so fällt die Zeit der Corbieula-Schichten danach nahezu auf die 
Gränze zwischen Unter- und Mittel-Miocän und zwar etwas näher nach der ersteren als nach der letzteren 
Zeitperiode hin. 


. 


Dann haben aber die Corbicula-Schichten weiter gemein 


mitgdemrOhsocant . 2.0.2222. 223, 

» »  Unter-Miocän anderer Gegenden 24 = 51, 

»  »  Mittel-Miocän n 12-251, 0; 
»  Ober-Miocän 5 ee 12 = 251, %. 


29 * 


Halten wir uns an diese Zahlen und beachten wir dabei, dass die Wirbelthiere und Pflanzen der 
oftgenannten Schichten, soweit sie bis jetzt bekannt geworden sind, eher ein untermiocänes als ein mittel- 
miocänes Gepräge haben, so kommen wir zu demselben Schluss, zu dem auch Sandberger gelangte, 

„dass wir den Corbicula-Schichten des Mainzer Beckens noch ein 
untermiocänes Alter zuzuschreiben haben“. 


Schlussfolgerungen. 


1. Ohne wesentliche zeitliche Unterbrechung folgen auf den Cerithienkalk des Mainzer Beckens die 
Ablagerungen des Corbieula-Zeitalters. Alle Thierformen, welche stärker gesalzenes Brackwasser verlangen, 
haben sich zurückgezogen oder sind erloschen durch den immer massenhafteren Eintritt süssen Wassers in 
den Mainzer Meeresarm. Das Becken ist zum mehr und mehr sich aussüssenden Binnensee geworden. Nur 
die Bewohner der Gewässer haben noch zur Hälfte tropische Verwandtschaft aufzuweisen, während die 
Landschnecken-Fauna schon fast durchweg europäischen Typus zeigt. Pflanzen und Säugethiere dagegen 
scheinen sich gegen früher nur wenig verändert zu haben. 

2. Es ist demnach das Klima merklich kühler geworden als zur Zeit der Landschnecken- und 
Cerithienkalke, doch erscheint der Unterschied gegen diese Stufe immerhin nicht so bedeutend, dass wir die 
Corbicula-Schichten nicht noch in eine Formationsgruppe mit denselben vereinigen könnten. 

3. Die Corbicula-Schichten schliessen das Unter-Miocän des Mainzer Beckens nach oben hin ab. 

4. Ohne wesentliche zeitliche Unterbrechung folgen auf die Corbicula-Schichten die Hydrobienkalke. 
Die Brackwasser-Mollusken erlöschen bis auf wenige Arten. Die Verwandtschaft mit europäischen Typen 
tritt bei den Mollusken noch mehr in den Vordergrund. Mit den Hydrobien-Schichten beginnt das Mittel- 
Miocän des Mainzer Beckens. 


” 


9 


„ 


” 


15 


14 
16 
13. 


— 219 — 


Grundlachia francofurtana n. sp., aus den Corbicula-Mergeln vom Affenstein. a natürl. Grösse; b von 
oben, ce von unten und d von der Seite, sämmtlich stark vergr. 

u. 3. Zwei weitere Exemplare derselben Art, von ebenda. Ebenfalls stark vergr. 

Helix (Fruticicola) erebripunctata Sandb. var. minor m., von ebenda. Dreifache Vergr. 

Pupa (Leucochila) Nouletiana Dupuy, von ebenda. a. natürl. Grüsse, b und ce stark vergr. 
Pupa (Leucochila) obstructa A. Br. var. francofurtana m., von ebenda. a natürl. Grösse, b und ce 
stark vergr. 

Ancylus Senckenbergianus n. sp., aus den Corbicula-Thonen von der „Eisern’ Hand“. a natürl. 
Grösse; b von oben, c von der Seite, d von hinten, sämmtlich stark vergr. 

Oyrena donacina A. Br. var. intermedia m., aus den Corbicula-Kalken von den Schwager’schen 
Felsenkellern. Von innen, natürl. Grösse. 

Ein anderes Exemplar derselben Art, von ebenda. Von aussen, natürl. Grösse. 

Limneus subbullatus Sandb., von ebenda. In natürl. Grösse. 

Ein anderes Exemplar derselben Art, von ebenda. Natürl. Grösse. 

Helix (Coryda) girondica Noulet var. conica m., aus den Corbicula-Kalken von St. Johann. Zeich- 
nung !/, grösser als das Original. 

Dieselbe, typus m., von ebenda. Natürl. Grösse. 

u. 15. Dieselbe, var. callosa m., von ebenda. Beide Stücke !/, grösser als die Originale. 

u. 17. Dieselbe, var. carinata m., von ebenda. Natürl. Grösse. 

Helix (Frutieicola) erebripunctata Sandb. typus m., von ebenda. Zeichnung !/, mal grösser als das 
Original. 


ih 


Der, 


Ueber 


FOSSILE PFLANZEN 


aus der 


JURAFORMATION JAPANS 


von 


Dr. H. Th. Geyler. 
Mit 5 Tafeln Abbildungen. 


Einleitung. 


Unter den reichen, naturhistorischen Sammlungen, welche Herr Prof. J. J. Rein nach zweijährigem 
Aufenthalte aus Japan zurückgebracht hat, findet sich auch eine kleine, aber durch interessante Formen 
bemerkenswerthe Suite von Pflanzenabdrücken aus der Japanischen Juraformation. Diese Collection wurde 
von Rein gelegentlich bei einer Reise durch die Provinz Kaga zusammengebracht und mögen hier die 
eigenen Mittheilungen des Entdecker’s Nachricht geben über die geologischen Verhältnisse, unter welchen 
jener interessante Fund gemacht wurde. Mein Freund Rein schrieb mir in einem Briefe vom 20. Januar 
18761) wie folgt: 

„Die jurassischen Pflanzenabdrücke stammen aus dem oberen Thale des Tetorigawa der Provinz 
Kaga in der Landschaft Hokurokudo auf der Hauptinsel Honshiu (fälschlich Nippon genannt) des Japanischen 
Inselreichs. Der Tetorigawa entspringt auf dem 2750 Meter hohen Hakusan (auch Shiroyama, d. i. Weissberg 
genannt) und mündet nach 24 Ri (etwa 12 deutschen Meilen) langen Laufe in nördlicher Richtung unterhalb 
der grossen Provinzialhauptstadt Kanazawa in das Japanische Meer. 

Die Quelle liegt etwa 2300 Meter hoch an einem Schneefelde, welches den Andesittrachyt bedeckt, 
aus dem auch die Gipfel bestehen. Von etwa 2000 Metern abwärts bis zu einer Höhe von 800 Metern liegt 
das Flussbett in einer röthlichen Sandsteinbreceie mit oft faustdicken Quarzeinschlüssen, dann folgt ein 
schiefriger Sandstein, endlich Granit. An mehreren Stellen sind diese Gesteine jedoch durch trachytische 
Laven und weiter unten einmal auch durch Porphyr überlagert. 


1) Die vorliegende Arbeit über die fossilen Pflanzen aus der Juraformation Japans war der Hauptsache nach schon vor 
längerer Zeit ausgearbeitet. Ich glaubte jedoch die Untersuchungen Heer’s über die Jurassische Flora des östlichen Sibiriens abwarten 
zu müssen, welche im vierten Bande der Flora fossilis arctica im Januar 1877 ausgegeben wurde, um nicht etwa für ein und dieselbe 
Pflanzenform verschiedene Benennungen einzuführen. Und in der That finden sich mit mehr oder minder grosser Sicherheit erkannt 
einzelne Typen der ostsibirischen Juraflora auch in der japanischen wieder. 


RI 


Folgt man dem von Kanazawa aus durch’s Thal bis nach Schinose am Fusse des Hakusan (spr. 
Hak’san) führenden Wege, welcher sich meist auf der rechten Flussseite am Thalabhange hinzieht, so über- 
schreitet man bei dem Orte Kojima-mura einen Seitenbach, dessen Name Nigorisumigawa auf das schmutzige 
Wasser hinweist, welches derselbe das ganze Jahr hindurch fortführt. Er schneidet tief in das enge, steil- 
wandige Thal ein. Nahe seiner Mündung, wo eine hohe Brücke über «denselben führt, steht rechts Kalkstein, 
links Schiefer an, beide jedoch ohne Fossilien. Höher hinauf folgt das Dorf Fukase, 12 Ri von Kanazawa 
und 7 Ri von Schinose entfernt. Etwa Mitte Wegs zwischen hier und dem 21/, Ri weiter gelegenen Orte 
Ushikubi (spr. Uschkubi) führt der Weg an mächtigen Felstrümmern vorbei, welche aus der oben erwähnten 
Breccie bestehen; dann gelangt man an eine Stelle, wo dieselbe in grosser Mächtigkeit ansteht und dunklen 
schieferigen Sandstein überlagert. Dieser letztere ist es, in welchen sich reiche Pflanzenabdrücke eingeschlossen 
finden, welche der Jurassischen Formation angehören. Derselbe steht theils unmittelbar zur Seite des Weges 
an, theils bedeckt er in Bruchstücken den Anhang. Er fällt wenig nach Norden ein, streicht von Ost nach 
West und besitzt eine Mächtigkeit zwischen 2 bis 10 Meter.“ 

Das Gestein, auf welchem die Abdrücke hauptsächlich sich zeigen, besteht aus schwarzem Schiefer, 
von welchem die gleichgefärbten Bilder sich nicht besonders deutlich abheben und so in Etwas die Unter- 
suchung erschweren. Einige der Handstücke lassen jedoch auch eine etwas hellere Färbung des Gesteines 
erkennen, aber gerade hier sind die Pflanzenspuren wegen der mehr körnigen Beschaffenheit des Materials 
noch viel undeutlicher ausgeprägt, als bei den dunkel gefärbten Schiefern. Bei allen Farrnkraut-Abdrücken 
ist die feinere Nervatur kaum angedeutet und, da die Abdrücke zugleich meist eine wenig ausgeprägte 
Umschreibung zeigen, sind die hierher gehörigen Typen zum Theil von ziemlich unsicherer Bestimmung. 
Dagegen sind bei näherer Betrachtung die Abdrücke der Cycadeenreste, obgleich sie nur auf dem dunklen 
Gesteine gefunden wurden, hinsichtlich Nervatur und Umgrenzung ziemlich scharf ausgeprägt. 

Im Ganzen wurden 16 Arten unterschieden, von denen freilich einzelne aus den oben angeführten 
Gründen nicht mit Sicherheit einer bestimmten Gattung eingereiht werden konnten. 

Die Farrnkräuter waren durch 7 bis 3 Species vertreten, von welchen sich besonders T’hyrsopteris 
elongata durch seine zarte Wedelbildung, durch die häufig verlängerten Fiederchen und den ebenfalls sehr 
gestreckten Stand der Sporangienhäufchen auszeichnet, während die anderen Arten sich mehr oder minder 
an schon bekannte Formen anlehnen, insbesondere der ansehnliche Wedel der Pecopteris ewiliformis sich nahe 
an die Pecopteris exilis Phill. aus dem englischen braunen Jura anschliesst. 

Reich vertreten durch Zahl der Individuen und Arten waren die Cycadeen, von welchen 6 bis 7 
Arten unterschieden werden konnten, zum Theil auch mit mehreren Varietäten. Neben den schon bekannten 
Typen verschiedener Podozamites- Arten und eines kleinblätterigen Zamites ist es hier vor Allem Podozamites 
Reinü, welcher durch seine breiteiförmigen, kurzen, an der Basis ungleichseitigen und an der einen Seite 
fast geöhrelten Blättern auffallend sich hervorhebt. Zum Theil sind auch diese Cycadeen wegen ihrer ansehn- 
lichen Samen bemerkenswerth gewesen, wie Uycadeospermum Japonicum beweist. 

Die Coniferen endlich sind nur durch einen Abdruck vertreten, welcher sich als mit Gingko 
Sibiriea Heer identisch erweist, und sind vielleicht (die geringe Zahl der Abdrücke lässt keinen sicheren 
Schluss zu) im Vergleich z. B. zu der Amurflora (vergl. Heer in Flora foss. aret. Bd. 4, 1877) in der 
Japanischen Juraflora etwas zurückgetreten. Reste von Monocotyledonen wurden in der Flora des Tetorigawa- 
Thales mit Sicherheit nicht beobachtet. 

Heer gibt in seinen Beiträgen zur Juraflora Östsibiriens und des Amurlandes (l. c. p. 14) eine 
ausführliche Vergleichung der dortigen Juraflora mit jener anderer Länder und die hier gefundenen Resultate 


— 223 — 


der Vergleichung gelten in ihren Hauptzügen auch für unsere Japanische Juraflora. So hat die letztere, 
ähnlich wie die Flora des östlichen Sibiriens und des Amurlandes, auch nur eine Art aufzuweisen, welche 
sich an den Podozamites distans Presl. sp. der Rhätischen Formation Frankens, wie dieselbe von Schenk 
(die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens, 1868) geschildert wurde, anschliesst. 
Dagegen finde ich keine Form unter den Resten aus dem Tetorigawathale, welche an die Arten erinnern, 
welche neuerdings Geinitz (Beiträge zur Geologie und Paläontologie der argentischen Republik, II. über 
Rhätische Pflanzen- und Thierreste, Cassel 1876) aus Südamerika beschrieben hat. 

An die Flora der Rajmahal-Hills in Ostindien, welche von Oldham (Oldham und Morris, the 
fossil Flora of the Rajmahal-Series, 1562--64) dem Oolith, von A. de Zigno und neuerdings auch von 
OÖ. Feistmantel dem Lias zugerechnet werden (vergl. hier z. B. de Zigno in Verhandl. d. k. k. geolog. 
Reichsanst., 1875, p. 325 u. f. — Feistmantel, 1. c. 1875, p. 216, p. 252 u. f.), erinnern nur einige Typen 
unter den Juraformen Japans, wie z. B. Pecopteris-Arten, während die Cycadeenflora der beiden Länder 
vollständig verschieden ist. 

Heer (l. c.) wies die nahe Verwandtschaft der Juraflora des östlichen Sibiriens und des Amurgebietes 
ınit den Arten nach, welche anderwärts aus dem braunen Jura (Dogger), insbesondere aus dem mittleren 
braunen Jura (Bathonien) bekannt sind. Allein 17 Arten des englischen Oolith’s sind nach Heer’s (l. c. p. 15) 
Untersuchungen mit solchen Sibiriens und des Amurlandes theils völlig übereinstimmend, theils doch nahe 
verwandt. Und an diese Juraflora des östlichen Sibiriens und besonders des Amurgebietes schliesst sich 
wiederum die kleine Flora der Juraformation Japans eng an, wie nachstehende kurze Uebersicht erweisen 
mag. Zugleich mag auch die Juraflora Spitzbergens, wie dieselbe Heer im 4. Bande seiner Flora foss. 
arct. schildert (Beiträge zur fossilen Flora Spitzbergens; II. Jurapflanzen des Cap Boheman p. 26 u. f.) als 
gleicherweise nahe verwandt mit in Vergleichung gezogen werden. 


Ostsibirien. Spitzbergen. 
Irkutzt, Amurgebiet. 

IRhUnSOntentSsmeloN.g ato N e  n = —_ — 
avantıtess Amurensis Hlleen ee: . — 
Asplenium argutulum 5 N LS RE Tree pn Een aa 5; h; ir 

Pecopteris eaxliformis m. (nahe verwandt P. exilis Phill., welche auch | 
am Cap Boheman in Spitzbergen vorkommt). — — — 
5 SaportanasHleeräe Zr ee ee Zaun — = 
KOmitesEp aRvLjoLLUSE N a: Eee — a 
IRodozamitesgensijonmisnHeenge ö “ a 
= tenuistmatus nn, Sa NE RN, an —= a 
“ lanceolatus L. H. var. genuna . » . 2. 2... “ * | + 
2 S SUNTNLETITIE LESE N — z — 
5 N VERkmEhN NE — 5 ü 
5 Reinü m. La ONaSC ee es — — — 
5 ” longusipobo a —_ — — 
@ycadeospermum Japonıcum m. a Ser — — — 
Gun gkomSthincan leer ee Sa © —_ 
99 SpecieszundW\larietätenge a: 4 7 3 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XX1V). 30 


— 24 — 


So finden wir von den Arten des Tetorigawathales 7 zugleich auch in der Flora des Amur- 
gebietes, 4 in der Flora Sibiriens und 3 in jener Spitzbergens wieder und tritt hierdurch zu dem gemeinsamen 
Band, welches, wie Heer nachgewiesen hat (Beiträge zur Juraflora des östlichen Sibiriens und Amurlandes 
p- 19 und 20), Ostasien und Spitzbergen mit dem westlichen Europa während der Jurazeit verknüpft, die 
Juraflora Japans als ein neues Verbindungsglied hinzu. 

Gleichwohl aber sehen wir in einigen interessanten Formen unter den Farnen und Cycadeen 
(hier besonders in Podozamites Reini) auch locale Eigenthümlichkeiten in der Juraflora Japans hervor- 
treten, wie schon Saporta (Paleontologie francaise, Terrain Jurass. p. 64 u. f.) für Europa und Heer 
(l. ec. p. 21) für die arctische Juraflora nachgewiesen hat, während andererseits wiederum die Hälfte der 
Formen und zwar zum grossen Theil die reichlicher vertretenen auf die allernächste Verwandtschaft insbe- 
sondere zur Amurflora hindeuten. 


Beschreibung der Arten 


Fıilices. 


Thyrsopteris elongata m. 
Tal. RS Fir. 5, Tat IX RE Bed: 

Th. fronde bi-tripinnata, pinnis pinnulisque elongatis, pinnulis inferioribus imprimis longissimis; pinmuls 
sterilibus crenatis seu pinnatifidis in apicem sensim protractis, lobis obtusiusculis; pinnulis fertilibus eodem modo 
valde elongatis, involueris breviter stipitatis, ovalibus seu ? rotundatis. 

Der hier abgebildete Farn scheint zu den gewöhnlichen Formen der japanischen ‚Juraformation 
gezählt zu haben, wenigstens fanden sich dessen Spuren auf verschiedenen Handsiücken deutlich ausgeprägt. 
Das fein zertheilte Blatt scheint zwei- bis dreifach gefiedert gewesen zu sein. Die Fiederchen letzter Ordnung 
stehen in abwechselnder Stellung an ihrer bezüglichen Spindel; die der Basis einer Spindel zunächst stehenden 
Fiederchen, besonders die etwas nach aufwärts gerichteten, sind sehr stark verlängert. Die Fiederchen sind 
abwechselnd fiederlappig eingekerbt und besitzen keinen gerade durchgehenden Mittelnerven; die Spitze bildet 
ein ganzrandiger etwas längerer Endlappen. 

Hauptsächlich an Stelle der einzelnen Fiederchen zeigen sich die mehr ovalgestalteten und zugleich 
etwas grösseren Sporangienkapseln und stimmt hierin unsere Form nicht vollständig mit den von Heer (in den 
Beiträgen zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. XXX, XXXI) abgebildeten Thyrsopteris-Arten, 
sondern würde sich hierin fast eher an Dieksonien, z. B. D. concinna Heer anschliessen, wenn nicht an unserer 
Pflanze die einzelnen Fiederchen viel weniger kräftig ausgebildet, die Sporangienkapseln aber deutlich gestielt 
wären. Ob dieselben vielleicht zweiklappig waren ist bei der verhältnissmässigen Unvollkommenheit der 
Abdrücke nicht ganz mit Sicherheit zu ermitteln. Diese Kapseln sind kurz gestielt; bisweilen scheint sogar 
noch die Blattsubstanz an dem Stiele der Sporangientafel, welche die Stelle des Fiederchens einnimmt, herab- 
zulaufen und der Stiel scheint dann leicht geflügelt zu sein. Nicht immer wandeln sich alle Fiederchen 
derselben Spindel zu fertilen sehr verlängerten Trauben (Aehren) von Kapseln um (vergl. z. B. Taf. XXXI, 


fig. 5), sondern zwischen den Kapseln finden sich bisweilen wieder sterile Fiederchen und umgekehrt (vergl. 
2. B. Taf. XXXI, fig. 4 links unten). 


| 
N 
| 


So bedeutend auch in der Länge der Fiederchen, in der Stellung und Form der Sporangienkapseln 
unsere Pflanze von den übrigen Thyrsopteris-Arten (Heer führt ]. ce. für diese Gattung aus der Juraflora 
Östsibiriens und des Amurlandes z. B. 4 Arten auf) abweichen mag, glaube ich doch dieselbe vorläufig zu 
der Gattung T’hyrsopteris stellen zu sollen, bis vielleicht bessere Abdrücke die einzelnen Verhältnisse deutlicher 
erkennen lassen. 

? Coniopteris. 
Taf. XXX, Fig. 2a. 


Mit dieser fraglichen Benennung bezeichne ich einen nicht besonders gut erhaltenen Abdruck. Die 
geschlängelte Arhachis scheint sowohl die Seitenspindeln, als auch die einzelnen Fiederchen in regelmässig 
abwechselnder Stellung getragen zu haben. Dieselbe ist schwach hin und her gebogen, etwa wie bei dem 
als Coniopteris Braunii Bgt. von Schenk (in fossile Flora der Grenzschichten Krupers und Lias Frankens 
Taf. VI, fig. 8) bezeichneten Abdruck, mit welchem unsere Pflanze auch sonst viel Aehnlichkeit erkennen 
lässt. Doch sind bei der letzteren die Fiederchen etwas grösser und noch mehr von einander entfernt, als 
bei jenem Abdrucke aus der Rhätischen Formation des nördlichen Baierns. 


Asplenium argutulum Heer. 
Pal XXX, Bis 1. 


Leider sind die einzelnen Fiederläppchen des Abdruckes nur theilweise erhalten, doch weisen die 
nach oben hin stark verschmälerten und zugespitzten Fiederlappen deutlicher auf Asplenium argutulum Heer, 
denn auf das weitverbreitete und nahe verwandte A. Whitbyense Brgt. hin. (Vergl. z. B. Heer Flora foss. 
arctica Bd. IV, Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes, Taf. III, Fig. 7, Taf. XIX, fig. 1—4.) 


Adiantites Amurensis Heer. 
Taf. XXX, Fig. 2, 3. 


Ich glaube diese beiden Abdrücke mit Adiantites Amurensis Heer vereinigen zu müssen (vergl. Heer 
l. c. p. 94, Taf. XXI, fig. 6). Die Stellung, die gegenseitige Entfernung, die etwas breiten, mit wenigen, 
-stumpfen Lappen versehenen Fiederchen stimmen viel eher mit der genannten Art, als etwa mit dem ebenfalls 
ähnlichen, aber durch schmälere und näher aneinander gestellte Fiederchen unterschiedenen A. Nympharum 
Heer (l. c. Taf. XVII, fie. 5). 


Adiantites. 
Taf. XXX, Fig. 2b. Taf. XXX, Fig. 3. 


Zwei sehr mangelhafte Abdrücke, welche vielleich zu Adiantites oder Dicksonia ihren allgemeinen 
Umrissen nach gezogen werden könnten. Bei dem Abdrucke auf Taf. XXX, fig. 2b, bei welchem der 
Verlauf der Nervatur ganz undeutlich ist, bietet z. B. Dicksonia concinna Heer (l. c. Taf. XVI, fig. 2) einige 
Aehnlichkeit. — Auch der Abdruck auf Taf. XXX, fig. 3 mag vielleicht einem sterilen Fieder einer Dicksonia 
angehört haben. Von ähnlichen Abdrücken der Dicksonia concinna Heer (l. c.) unterscheidet sich jedoch 
unsere Pflanze durch den, wie es scheint, gekerbten Rand der einzelnen Fiederchen, welche zugleich unter 
etwas spitzerem Winkel inserirt sind, und schliesst sich so vielleicht besser wieder an Adiantites an. — Auch 
Scleropteris Pomelü Sap. (vergl. Heer, Flora foss. arct. Bd. IV, Beiträge zur fossilen Flora Spitzbergens, 
z. B. Taf. VI, fig. 11) lässt einige Aehnlichkeit erkennen. ; 


30 * 


Be 


Pecopteris Saportana Heer. 
Taf. XXX, Fig. 4. 


Obgleich der Abdruck nur sehr mangelhaft erhalten ist, glaube ich doch denselben zu der genannten 
Art ziehen zu sollen. Am besten würde mit unserem Reste z. B. Heer’s Abbildung (l. e. Beiträge zur 
fossilen Flora Spitzbergers Taf. VI, Fig. 6) passen, wenn auch die einzelnen Fiederchen bei Heer’s Zeichnung 
ein klein wenig breiter sich darstellen, als bei unserem Abdrucke. 


Pecopteris exiliformis m. 
Dat XXX Rio. la: 


P. fronde bipinnata; pinnis anguste linearibus, millim. ca. 2—3,5 latis, pinnatifidis seu pinnatilobatis 
apicem versus erenatis, lobis vel pinnulis patulis, parvulis, obtusiusculis. 

Die Wedel scheinen ziemlich bedeutende Grösse besessen zu haben. Der Mittelnerv der Fiedern 
zweiter Ordnung scheint ein wenig berandet gewesen zu sein, wie an einzelnen Stellen des nicht überall 
deutlich ausgeprägten Abdruckes hervorzugehen scheint. An diesem Mittelnerv standen dann die Fiedern 
letzter Ordnung von im Allgemeinen linearer Form. Bei diesen wiederum sind die Lappen oder Fiederchen 
von länglich-eiförmiger Gestalt in fast horizontaler Richtung abstehend inserirt. Deren Spitze endigt mehr 
stumpf und unterscheidet die Japanische Art von Pecopteris acutiloba L. H. (vergl. Lindley und Hutton, 
the foss. Flora of Great Britain, III. Taf. 15%). Die nahe verwandte Species P. exilis Phill. = P. obtusi- 
folia L. H. (Lindley und Hutton, 1. c. III. Taf. 155), mit welcher nach Bunbury (vergl. Schimper, 
Traite de Pal&ontologie Vegetale I, p. 586) auch P. decurrens Andr. aus dem Infralias von Steindorf im 
Bannat zu vereinigen wäre (vergl. Andrae, foss. Flora von Siebenbürgen und des Bannates, Geol. Reichsanst. 
1. 3, p. 35, Taf. VII, fig. 4), stimmt in dieser Hinsicht besser mit unserer Japanischen Art, welche letztere 
sich jedoch von den beiden im braunen Jura Englands vorkommenden Arten P. acutiloba L.H. und P. exikis 
Phill. durch die viel zartere Beschaffenheit der Fiederchen unterscheidet und so wchl als eine besondere 
Species von der sonst sehr nahe stehenden P. ewilis Phill. zu unterscheiden ist. 

Nicht unbedeutende Anklänge hinsichtlich der allgemeinen Form lässt übrigens die Japanische Pflanze 
auch mit anderen Juraformen, so z. B. mit Scleropteris Pomelüi Sap. (vergl. Saporta, Paleontologie 
Francaise, Terrain Jurass. I, Taf. XLVI, fig. 1) erkennen, doch ist hier die Rhachis viel kräftiger, als 
bei P. exilijormis. Bisweilen scheint auch bei P. ewiliformis das erste nach oben gerichtete Fiederchen 
einer Fieder letzter Ordnung hinsichtlich der Grösse etwas gefördert zu sein, ein Verhältniss, welches etwa 
an Seleropteris compacta Sap. (Saporta, l. c., Taf. XLVIU. fig. 3) erinnern würde. Auch die bald gegen- 
ständige, bald abwechselnde Stellung der Fiedern würde eher auf die genannten aus der oberen Juraformation 
Frankreichs stanımenden Scleropteris-Arten anschliessen, als an jene englischen Pecopteris-Species. 

Noch weniger deutlich als fig. la der Taf. XXX ist fig. 1b und erscheint es fraglich, ob diese 
Abdrücke nicht ebenfalls hierher zu ziehen sind. Die Lappen und Fiederchen erscheinen bei fig. 1b noch 
stumpfer und verhältnissmässig breiter, so dass dieselben mehrfach an sterile Fiedern von Dicksonien erinnern 
(vergl. z. B. die Abbildung von Dieksonia concinna Heer in Heer, Flora foss. arct., Bd. IV, Beiträge zur 
Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes, Taf. XVI, fig. 4 und 5). 


Leider waren die Abdrücke der Farnkräuter meistens und besonders hinsichtlich der feineren Nervatur 
der Fiederchen sehr mangelhaft und liessen nicht immer eine sichere Bestimmung zu. — Reste von Haupt- 


spindeln von Farnkrautblättern, welche ebenfalls beobachtet wurden, deuten bisweilen durch ihre Grösse und 
Stärke auf Blattformen von ziemlich bedeutender Grösse. 


Gymnospermae. 
A. CYCADEACEAE 
Zamites parvifolius m. 

Taf. XXXIL, Fig. 2a. 


Z. pinnulis parvulis, oblongis, basi callosa late emarginata ajfıwis, apice subito angustatis, obtuse acuminatis. 
Die Fiedern dieser, wie es scheint, selteneren Pflanzenform sind länglich mit ziemlich rasch sich 
6 Mill. Breite. Die Breite der 
Fiedern ist von der Basis bis zum letzten Viertheil der Fiederlänge ziemlich die gleiche; die Basis ist schwielig 


verschmälerndem, etwas stumpfem Ende, von 2—2!/, Cent. Länge und 5 


erweitert und etwas ausgerandet. Zahlreiche deutliche Nerven durchziehen die Fiederblättchen. — Die 
kleinen, aber gedrungen gebauten Fiederblättchen zeigen unter allen Zamites-Arten der Juraformation die 
niedlichste Form. 


Podozamites ensiformis Heer. 
Taf. XXXIL Fig. 1. 


Die Fiederblättchen unseres Abdruckes haben eine Länge von 3,5—4+ Centim. und eine Breite von 
7—8 Mill. Die stärkste Breite der lanzettlichen, leicht sichelförmig gekrümmten, sehr allmälich spitz zulaufenden 
Fiederblättchen ist unterhalb der Mitte und sind diese Blättchen mit etwas verschmälerter Basis an der Rhachis 
befestigt gewesen. Obgleich diese Basis nicht deutlich erhalten ist, ziehe ich den Abdruck zu Podozamites; 
hierfür spricht auch der Verlauf der etwa 20—22 ziemlich stark und kräftig auftretenden Nerven. 

Unserer Abbildung sehr ähnlich ist Podozamites ensiformis Heer, wie Heer denselben von Ust Balei 
(l. e. Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. IV, fig. S—10) und ebenso vom Amur- 
gebiet (l. ce. Taf. XX, fig. 6b und Taf. XXVII, fig. 5a) wiedergibt. Ich glaube unsere Japanische Pflanze 
zu Podozamites ensiformis Heer, wenn auch mit einigem Zweifel, ziehen zu sollen, trotzdem die Blättchen aus 
dem Tetorigawathale durch viel bedeutendere Breite sich unterscheiden. Dagegen stimmt die Länge der 
Blätter, die Anzahl der Nerven, die Form der sich allmälich verschmälernden Fiederspitze, so wie die oft 
leicht säbelförmig gekrümmte Gestalt der Fiederchen mit der von Heer aufgestellten Art so ziemlich, so dass 
ich nicht wage die Japanische Form als eine besondere Art zu bezeichnen. 

Uebrigens kommt unserem Abdrucke auch Zamites Schmidelü Andr. aus dem Lias von Steierdorf im 
Bannate (vergl. Andrae, I. c. p. 39, Taf. IX) ziemlich nahe, doch gibt Andrae für diese Art nur 
14—16 Nerven an. — Bedeutende Aehnlichkeit lässt ferner Zamites acerosus Sap. (vergl. Saporta in Paleont. 
Francaise, Terrain Jurass. Tome II, Pl. 16) erkennen. Auch hier verengern sich die leicht sichelförmig 
gekrümmten Fiederblättchen in eine sehr allmälich sich verschmälernde Spitze. Doch scheimt sich das Fieder- 
blättchen bei unserem Abdruck auch nach der Basis sehr allmälich zu verschmälern, so dass die grösste 
Breite desselben im Gegensatz zu Zamites acerosus Sap. hier sich weiter oberhalb der Basis befindet und diese 
Eigenthümlichkeit die Japanische Planze eher zu Podozamites stellt als zu der Gattung Zamites. Nach 


a 


Saporta (l. e. II. p. 97) ist Zamites acerosus Sap. aus der Etage corallien von Chäteauroux vielleicht als 
Localvarietät von Z. Feneonis Bgt. zu betrachten und dazu wohl auch noch Schmiedelü (aus dem Corallien) 
und Z. formossus Heer zu ziehen (vergl. Saporta ]. ec. II. p. 106). 


Podozamites tenuistriatus m. 
Taf. XXXIJ, Fig. 2b. 


P. pinnulis lanceolatis in apicem sensim et acute attenuatis, basi angustatis, nervis J4—16 tenuistriatis. 

Das vorliegende, nicht vollständig in Spitze und Basis erhaltene Fiederblättchen hat eine Länge 
von gegen 5 Uent. und eine Breite von 1 Cent., ist lanzettlich, nach oben sehr allmälich verschmälert und 
endigte, wie es scheint, in eine ziemlich scharfe Spitze. Die grösste Breite des Fiederblättchens fand sich 
im untersten Dritttheil, von da verschmälerte sich dieselbe rasch in die Basis. Das Fiederblättchen selbst 
ist von 14—16 im Verhältniss zu anderen Arten sehr zarten und zugleich weiter von einander abstehenden 
Nerven durchzogen. Hierdurch unterscheidet sich dasselbe von den Abdrücken des Podozamites ensiformis 
Heer, obgleich die allgemeine Gestalt, abgerechnet die bedeutendere Grösse, ziemlich übereinstimmen würde. — 
Scheint selten gewesen zu sein. 


Podozamites lanceolatus L. H. 
var. genuina Heer. 


Taf. XXXIV, Fig. 3 Iinks. 


Während ich die übrigen Abdrücke des Podozamites lanceolatus L. H. (siehe später) theils zur Varietät 
intermedia, theils, und zwar der grösseren Anzahl nach, zur Varietät Zichwaldi ziehen möchte, dürfte der 
Abdruck auf Taf. XXXIV, fig. 3 links zur Varietät genuina Heer zu rechnen sein. Sowohl Heer’s 
Abbildung (l. ec. Beiträge zur Juraflora Ostsibiriens und des Amurlandes Taf. XXVL, fie. 10), als auch die 
Beschreibung (l. c. p. 105) stimmt mit unserem Fiederblättchen sowohl in der Form als auch in der Breite 
von 7 Millim. Obgleich an dem Abdrucke aus dem Tetorigawathale der obere Theil des Fiederblättchens 
nicht erhalten ist, deuten doch die allgemeinen Verhältnisse darauf hin, dass derselbe in eme allmählich 
schmäler werdende, lang vorgestreckte Spitze ausgelaufen ist. — Scheint in Japan, wie auch in Östsibirien, 
nicht häufig gewesen zu sein. 

Podozamites lanceolatus L. H., wie denselben Newberry aus China von Chaitung westlich von 
Peking abbildet (vergl. Newberry in Smithson. Contributions 1867, Vol. XV, Taf. 9, fig. 7) zeigt ein fast 
noch schlankeres und längeres Fiederblättchen, doch sind die Nerven viel zahlreicher und dichter gestellt 
und zugleich weniger deutlich ausgesprochen, als bei unserem Abdrucke. 


Podozamites lanceolatus L. H. 
var. intermedia Heer. 


Taf. XXXI, Fig. 4. 


Die schönen Abdrücke von Blattfiedern auf Taf. XXXIL, fig. 4 ziehe ich zu Podozamites lanceolatus 
L. H. var. intermedia Heer, da dieselben mit den von Heer (l. c. Taf. XXI und XXVI) abgebildeten 
Formen recht gut stimmen. Das besterhaltenste Fiederblatt zeigt eine Länge von 8 Cent. und eine Breite 
von 12 Millim. und ist während seiner grösseren Erstreckung so ziemlich parallelseitig, während es am Ende 
allmälich sich verschmälernd in eine sehr gerundete Spitze ausläuft. Die verschmälerte Basis hat eine etwas 


schiefe Lage erhalten und zeigt eine scheinbar sehr starke Verschmälerung der Basis, wie dieselbe bei voll- 
ständig horizontal ausgebreiteten Blättchen nicht vorkommt. Dies zeigt die Vergleichung mit dem daneben 
liegenden, in der Mitte freilich zerrissenen Fiederchen. Die Zahl der Nerven (22 
ziemlich mit den breiteren Formen, welche Heer dieser Varietät zuzählt. 

Ob der eigenthümliche Abdruck auf Taf. NXXII, fig. 4a vielleicht auf einen Rest von Gingko 
deutet, bleibt bei dessen geringer Deutlichkeit zweifelhaft. 


25) stimmt gleichfalls so 


Podozamites lanceolatus L. H. 
var. Eichwaldi (Schimper) Heer. 
Taf. XXXII, Fig. 1, 2, 53, 4b. Taf. XXXIV, Fig. 3a zum Theil, Fig. 5. 


Die sämmtlichen hier abgebildeten Formen ziehe ich zu dieser Varietät des vielgestaltigen Podoza- 
mites lanzeolatus L. H., trotzdem bedeutende Unterschiede in der Grösse hervortreten. Sämmtliche Fieder- 
blättchen stimmen in der allgemeinen Form und in der über den grössten Theil der Fiederlänge sich gleich 
bleibenden Breite, sowie in der abgerundeten Spitze überein. Die Fiederblättchen der Varietät Eichwaldi 
gehören in dem Tetorigawathale zu den häufigsten Abdrücken. : 

Die Rhachis, an welcher auf Taf. XXXIII, fig. 1 und 2 noch einzelne Fiederblättchen festsitzen, 
ist nicht sehr kräftig ausgebildet und zeigt noch hie und da die deutlichen Spuren von den Ansatzstellen 
der Fiederblättchen. Die Entfernung, in welcher die einzelnen Fiederblättchen an der Rhachis befestigt 
waren, scheint nicht immer die gleiche zu sein. Die Streifung der Rhachis richtet sich nach den Ansatzstellen 
der Fiederblättchen. Letztere sitzen mit leicht verschmälerter Basis an der Rhachis fest und sind je nach 
der Breite der Blätter mit einer mehr oder minder grossen Anzahl deutlicher Nerven durchzogen. Die 
Länge der Blätter wechselt an den vorliegenden Abdrücken zwischen 3,1—4,8 Cent., die Breite zwischen 
5,5—12 Millim. Alle Formen stimmen jedoch in der sich allmälich verschmälernden Basis, der über eine 
weitere Erstreckung ziemlich gleichmässigen Breite des Blättchens und der abgerundeten Blattspitze überein. — 
Die von Heer (l. e. z. B. Taf. XXVI und XXVII) abgebildeten Formen stimmen am besten mit unserer 
Fig. 3 auf Taf. XXXII, wogegen die Fiederblättchen auf Taf. NXXII, fig. 4b sehr bedeutend an Grösse 
zurücktreten und hinsichtlich ihrer Fiederbreite eher an die Varietät minor Heer (vergl. z. B. Heer, |. c. 
Taf. XXVI, fig. 8) erinnern. 

Der höchst unvollkommene Abdruck, welcher sich bei fig. 4 auf Taf. NXXILL links befindet, erinnert 
ziemlich stark an die Basis eines Schuppenblattes von Cycadeen, wie dasselbe z. B. Schenk (fossile Flora 
der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens auf Taf. XXXLH, fig. 10) abgebildet hat, nur dass 
freilich an unserem Abdrucke nur die allerunterste Partie erhalten wäre. 


Podozamites Reinii m, 
var. latifolia m. 


Taf. XXXII, Fig. 4a. Taf. XXXIV, Fig. 1, 2, 5a. 


P. pinnulis late ovatis, apice obtusis, basi inaequali in petiolum brevem attenuatis, in rhachi leviter curvato 
alternantibus, nervis creberrimis (circiter 38$—50) more Podozamitis generis pereursis. 

Die breiteiförmigen Fiederblättchen sind bei dieser typischen und in der Juraformation des Tetorigawa- 
thales nicht selten vorkommenden Varietät des Podozamites Reini an einer an den Ansatzstellen der Blättchen 
etwas hin und her gebogenen, nicht besonders kräftigen Spindel in abwechselnder Folge inserirt und sind 


pa, 2° 


hier mit einem kurzen Stiele befestigt, in welchen sich die Blattspreite verengert. An der Basis ist die 
Spreite aus der grössten Breite des Blattes plötzlich zusammengezogen und bildet hier an der kurzen blatt- 
stielartigen Verlängerung zwei ungleichseitige Hälften, welche eine etwas ausgerandete fast ohrförmige 
Hervorragung ähnlich wie bei Otozamites erkennen lassen. Die grösste Breite des Blättchens ist wenig 
oberhalb der stielartigen Verlängerung der Blattspreite etwa im untersten Dritttheil. Von da ab verschmälert 


sich das Fiederblättchen nach oben hin ein wenig, um schliesslich durch eine sehr breit abgerundete Spitze 
48—50; ihr 


geendet zu werden. Die Zahl der Nerven ist sehr bedeutend und schwankt etwa zwischen 38 
Verlauf ist der der übrigen Podozamites-Arten. 

In der ungleichhälftigen etwas ausgerandeten Basis erinnert die Pflanze zwar an die Gattung 
Otozamites. Da hier jedoch die Fiederblättchen an der Spindel ohne stielartige Verlängerung inserirt sind, 
bei unserer Pflanze eine solche Verlängerung jedoch deutlich erkennbar ist und auch die übrigen Verhältnisse, 
insbesondere die Nervatur vollständig mit Podozamites stimmen, so ist unser Abdruck zu der letztgenannten 
Gattung zu ziehen. Die Länge der Fiederblättchen an unseren Abdrücken schwankt etwa zwischen 2,2 bis 
4,2 Cent. Länge und 1,5—2,5 Cent. Breite. Podozamites Reinü ist die breitblätterigste Form in der ganzen 
Gattung und erinnert auch in dieser Hinsicht sehr stark an Arten der Otozamites, insbesondere der Gruppe 
Rhombozamites (vergl. Schimper, Palcont. Vegetale Il. p. 175), z. B. an ©. Beanü Bst. (vergl. Saporta, 
Paleont. Francaise, Terrain Jurass. II. Taf. XXV, fig. 2 oder Lindley und Hutton, the foss. flora of 
Great Britain, Vol. I, Taf. XLIV, fig. links). Die oberschächtige Deckung der dachziegelartig über 
einander liegenden Fiederblättchen, welche Al. Braun (die Frage nach der Gymnospermie der Cycadeen 
im Monatber. der Königl. Akad. der Wissensch. in Berlin, April 1375, p. 327) im Gegensatz zu der unter- 
schächtigen Deckung bei den Farnen als eine charakteristische Eigenschaft der Cycadeen anführt, ist freilich 
bei unserer Fig. 1 auf Taf. XXXIV nicht immer ganz deutlich; auch bei den Zeichnungen, welche Lindley 
und Hutton, sowie Saporta geben, ist bei einigen Blättchen diese Art der Deckung nicht ganz ersichtlich. 


Podozamites Reinii m. 
var. angustifolia m. 


Taf. XXXIV, Fig. 3b, 4. 


Die hierher gehörigen Abdrücke unterscheiden sich von der typischen Form durch die schmälere 
Blattspreite der Fiederblättchen, welche auch mehr allmählich und ohne deutliche Ausbuchtung in die stiel- 
artige Verlängerung übergeht, die ungleichseitige Basis jedoch deutlich erkennen lässt. Die Zahl der Nerven 
ist hier etwas geringer und beträgt etwa 35—86. Die Länge des besterhaltensten Fiederblättchens auf 
Taf. XXXIV, fig. 4 ist 3,3 Cent.; diejenige des mit fehlender Spitze, fig. 3b, mag jedoch etwa 4,5 Cent. 
betragen haben und ist letzteres also im Ganzen schlanker gebaut als jenes. Die grösste Breite schwankt 
etwa zwischen 1,6—1,5 Cent. Alle Verhältnisse deuten jedoch trotz dieser Abweichungen darauf hin, dass 
wir es hier nur mit einer etwas schmäleren Blattform von P. Reini zu thun haben. 


? Podozamites. 
Taf. XXXL, Fig. 3. 


Ein eigenthümlicher, leider zu unvollkommen erhaltener Abdruck, welcher vielleicht einer sehr 
kräftigen Podozamites-Art angehört haben mag, ist Taf. XXXII, fig. 3 abgebildet. Das nach der Basis 


— 231 — 


schnell verjüngte Fiederblatt sitzt mit verbreiteter Basis an einer kräftigen Rhachis fest; die ziemlich 
bedeutende Breite des Blättchens wenig oberhalb der Basis deutet auf eine sehr grosse Blattform hin. 


Cycadeospermum Japonicum m. 
Taf. XXXIIL Fig. 5. 


Zwar ist die Umgrenzung dieses Uycadeensamens nur etwa zur Hälfte erhalten, doch dürfen wir die 
Dimensionen desselben auf etwa 5 Cent. Länge und 3 Cent. Breite schätzen und würde derselbe zu den 
grössten bis jetzt im fossilen Zustande beobachteten Uycadeensamen gehören. Der von Heer (l. c. Beiträge 
zur foss. Flora Spitzbergens, Taf. VIIL, fig. 4c) abgebildete und zu Podozamites lanceolatus var. Eichwaldi 
gezogene Samen lässt viel geringere Grössenverhältnisse erkennen Viel besser würde in dieser Hinsicht 
unserem Japanischen Cycadeensamen das von Saporta (l. «. Tome II, Pl. OXVIL, fig. 9) abgebildete 
Oycadeospermum Pomelii Sap. entsprechen, welches in der Etage Corallien bei Chäteauroux gefunden wurde 
und unsere Art an Grösse sogar noch übertrifft. — Der Abdruck von Cycadeospermum Japonieum war 
mehrfach mit unregelmässig vertheilten Runzeln versehen !). 


Neben den Fiederblättchen der Cycadeen fanden sich auch einige Blattspindeln vor, welche ihrer 
Fiederblättchen beraubt waren und der Gattung Podozamites zuzugehören scheinen. 


B. Taxaceae. 


Gingko Sibirica Heer. 
Taf. XXXII, Fig. 6. 


Der Abdruck aus dem Tetorigawathale stimmt so vortrefflich mit der von Heer (l. c. Beiträge zur 
Juraflora von Ostsibirien und des Amurlandes p. 61, p. 116) neu aufgestellten (vergl. z. B. Taf. VII, fig. 6, 
Taf. IX, fig. 5, Taf. XI, Taf. XX, fig. 3 und 6, Taf. XXI, fig. 3, besonders aber Taf. XI, fig. 5), dass 
ich denselben ohne Bedenken hierher stelle. 


1) Während die Formen von Podozamites lanceolatus L. H., P. ensiformis Heer, Gingko Sibirica Heer, Asplenium argutulum 
Heer, welche auch zugleich im östlichen Sibirien und dem Amurgebiete beobachtet wurden, in mehr oder minder grosser Häufigkeit 
auch in Japan sich finden, mag es wunderbar erscheinen, dass die in Sibirien so häufige von Heer neuerdings aufgestellte Coniferen- 
Gattung Czekanowskya in den Ablagerungen des Tetorigawathales keine Spuren hinterlassen haben sollte. Unter den allerdings nicht 
sehr zahlreichen Abdrücken, welche mir zur Untersuchung dienten, fand ich keine einzige Spur, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit 
auf das Vorhandensein jener interessanten Gattung in Japan schliessen liesse, wenn man nicht etwa den Rest, welcher sich links von 
dem Abdrucke des Cycadeospermum Japonicum findet, für einen unvollkommenen Fetzen von Czekanowskia rigida Heer halten möchte. 
Vielleicht könnte man in dieser Hinsicht auch das Bruchstück auf Taf. XXXIV, fig. 5 links für eine Andeutung des Vorkommens 
von Phoenicopsis speciosa Heer in Japan erklären. 


Palaeontographica, N. F. IV. 5. (XXIV.) 31 


Fig 


Erklärung der Abbildungen. 


Tafel XXX. 


. 1, Pecopteris ewiliformis m. 
2a, ? Comiopteris sp. 
2b, 3, ? Adiantites. 
4, Pecopteris Saportana Heer. 
5, Tihyrsopteris elongata m. 


Tafel XXXI. 
‚ Asplenium argutulum Heer. 
‚5, Adiantites Amurensis Heer. 


1 
2 
4, 5, Tihyrsopteris elongata ın. 
6, Gingko Sibirica Heer. 


Tafel XXXI. 


. 1, Podozamites ensijormis Heer. 


2a, Zamites parvifolius m. 

2b, Podozamites tenuistriatus m. 

3, ? Podozamites. 

4, Podozamites lanceolatus L. H. var. intermedia. 


Tafel XXX. 


ig. 1, 2, 3, 4b, Podozamites lanceolatus L. H. var. Eichwaldi. 


4a, Podozamites Reinü m. var. latifola. 
5, Cyeadeospermum Japonicum m. 


Tafel XXXIV. 


. 1, 2, Da, Podozamites Reini m. var. latifolia. 


3b, 4, Podozamites Reini m. var. angustifoha. 
Ba, 5, Podozamites lanceolatus L. H. var. Eichwaldi. 
3a links, Podozamites lanceolatus L. H. var. genuina. 


Ueber 
Sqaualodon Bariensis 


aus Niederbayern 


von 


Karl Alfred Zittel. 


Mit Tafel XXXV. 


Ir October vorigen Jahres wurden mir von Herrn A. Braun, dem Conservator der geologisch- 
paläontologischen Sammlung des naturhistorischen Vereins in Augsburg, mehrere zusammengehörige Schädel- 
fragmente und einige mit denselben aufgefundene Rippenstücke zur Ansicht vorgelegt. Die Kopftheile liessen 
sich nach der langen, oben mit einer tiefen Rinne versehenen Schnautze, nach den senkrechten Nasenlöchern 
und namentlich nach den dreieckigen, gezackten Backzähnen sofort als Squalodon bestimmen, und derselben 
Gattung, wahrscheinlich sogar demselben Individuum, dürften auch die Rippen angehören. 

Der schöne, leicht zu restaurirende Schädel war einige Monate früher bei Bleichenbach a/d. Rott 
in Niederbayern gefunden worden. Abgesehen von der trefflichen Erhaltung des Schädelfragmentes, erregte 
der Fund noch dadurch besonderes Interesse, dass bis jetzt in Bayern die Gattung Squalodon erst durch 
dürftige Reste nachgewiesen worden war. 

Die Anwesenheit von Squalodon in der niederbayerischen Molasse war allerdings schon im Jahre 
1851 durch zwei einwurzlige Vorderzähne, wovon H. von Meyer einen durch Baron Stockheim in Passau 
erhalten und dem Arionius servatus zugeschrieben hatte !), constatirt; der zweite, etwas beschädigte Zahn war 
aus derselben Quelle schon früher in die Hände von Professor Bronn gelangt. Beide stammten aus dem 
marinen Miocänsand von Söldenau bei Ortenburg. Seit jener Zeit hatten die von Herrn Dr. Egger so 
sorgfältig ausgebeuteten niederbayerischen Tertiärbildungen keine Squalodon-Reste mehr geliefert, und 
auch anderwärts ist in Bayern nichts Aehnliches zum Vorschein gekommen. 

Ueber die Umstände der Auffindung des Schädels konnte ich nur so viel erfahren, dass derselbe in 


!) Palaeontographica VI, S. 36. 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 31 


der Nähe des Dorfes Bleichenbach an der Rott (zwei Kilometer von Birnbach, Bezirksamt Griesbach) „in 
einem hohen Sandhügel etwa 12 Fuss unter der Oberfläche ausgegraben wurde“. 

Nach der Gümbel’schen geologischen Karte (Blatt Passau) zieht dem linken Rottufer ein schmaler 
Streifen mariner Molasse entlang, welcher von brakischen Miocänschichten mit Melanopsis impressa Krauss, 
Cardium sociale Klein, Dreissenia amygdaloides Dunk. und Cypricardia (Venerupsis) Gümbeli Hoernes überlagert 
wird. Diese Brakwasserschichten bilden die Gehänge des Rottthals und der von Nord und Süd kommenden, 
in den Fluss einmündenden Rinnsale. Das höher gelegene Hügelland wird von Diluvium bedeckt. 


Die marinen, theils aus reinem oder eissenschüssigem Quarzsand, aus Tegel oder conglomeratartigem 
Sand bestehenden Schichten lagern unmittelbar auf Urgebirg, Jurakalk oder Pläner, und enthalten namentlich 
in der Umgebung von Ortenburg eine reiche Fauna. Am Maierhof bei Söldenau liegen die schön erhaltenen 
Schalen des grossen Pectea solarium zu Tausenden im lockeren Sand, neben ihnen gehören zahlreiche Austern 
(Ostrea Meriani May., O. undata Lam., O. foveolata Raulin, ©. molassicola May.), Peeten opercularis L., Peeten 
ventilabrum Goldf., Peetunculus Fichteli Desh., Pectunculus insubrieus Brocchi, Arca Turonica May., Panopaea 
Faujasi Aldr., Proto cathedralis Brongt., Natica helieina Brocchi, Balanen und Haifischzähnen zu den häu- 
fissten und bezeichnendsten Vorkommnissen. 


Nach Gümbel!) entsprechen die marinen Schichten in Niederbayern der oberen Meeres-Molasse am 
Nordrande der bayerischen Alpen, dem Muschelsandstein der Schweiz und den Sanden von Loibersdorf, 
Molt und Wiedendorf im Wiener Becken, stehen somit der unteren Reihe der Mainzer Stufe, oder den so- 
genannten Horner Schichten im Alter gleich. K. Mayer rechnet die Ortenburger Meeresschichten in seiner 
neuesten synchronistischen Tabelle zur langhischen Stufe, und parallelisirt dieselben mit den Ablagerungen 
von Leognan und Saucats bei Bordeaux. 


In diesen marinen Bildungen hatte Baron Stockheim die beiden oben erwähnten Zähne gefunden. 
Ich halte es darum für kaum zweifelhaft, dass auch der Bleichenbacher Schädel dem gleichen geologischen 
Horizont entstammt. 


Obwohl man von der ausgestorbenen Gattung Squalodon mehr als ein Dutzend Arten beschrieben 
hat, welche aus miocänen und pliocänen Ablagerungen in Europa, und aus eocänen in Nordamerika her- 
rühren, so musste die Osteologie des Schädels doch aus einer Anzahl fragmentarischen Stücken construirt 
werden, und die des übrigen Skeletes ist, wenige Theile ausgenommen, kaum noch bekannt. 


Die ersten Reste hatten sich bei Leognan unfern Bordeaux gefunden; diesen folgten später noch eine 
Reihe anderer Stücke aus verschiedenen Localitäten des aquitanischen Beckens. Sämmtliche Fragmente aus 
der Umgebung von Bordeaux stehen an Vollständigkeit dem Bleichenbacher Schädel nach. Auch die aus 
Belgien, Holland, England und Oberitalien beschriebenen Reste beschränken sich auf vereinzelte Kieferstücke, 
Zähne und Knochen. Schon viel vollständiger sind die im Linzer Museum befindlichen Schädelfragmente, 
allein die rauhe mit feinem Sand bedeckte Oberfläche der Knochen stellt hier einer genauen osteologischen 
Untersuchung Schwierigkeiten in Weg, auch fehlt den beiden Schädeln der grösste Theil der verlängerten 
und bezahnten Schnautze. 

Aehnliche Hindernisse bietet der im harten Sandstein bei Baltringen eingeschlossene Schädel von 
Squalodon (Arionius) servatus H. v. Mey., dem gleichfalls ein grosser Theil der Schnautze, sowie fast alle 
Zähne fehlen. Ein nahezu vollständiger, leider zahnloser Schädel aus dem Eocän von Charlestone in Nord- 


!) Beschreibung des ostbayerischen Grenzgebirges S. 784. 


— 235 — 


amerika, wurde von Leidy als Squalodon pygmaeus beschrieben, allein die generische Bestimmung dieses 
werthvollen Fossils steht noch keineswegs fest. So bleibt schliesslich als letztes und bestes Stück der prächtige 
von Jourdan!) abgebildete Schädel von Squalodon (Rhizoprion) Bariensis im Lyoner Museum übrig. Hier 
befinden sich Schädel und Unterkiefer noch in natürlicher Verbindung. Der hintere Theil des Kopfes zeigt 
eine tadellose Erhaltung, und auch von der Schnautze fehlt nur ein Stück der bezahnten Kiefer. Das vordere 
Schnautzenende des ursprünglich ganz vollständigen Kopfes von Barie hat sich später in die Sammlung des 
Herrn Matheron in Marseille verirrt, und ist nachträglich von P. Gervais beschrieben worden. 


Der Bleichenbacher Schädel steht an Vollständigkeit nur dem zuletzt genannten aus dem Rhonethal 
nach. Beide Stücke ergänzen sich aber in der denkbar glücklichsten Weise, denn gerade diejenigen Theile, 
welche dem Lyoner Schädel fehlen, sind an dem hiesigen vortrefflich erhalten. Letzterer ist das einzige 
Exemplar mit vollständiger Schnautze und mit completer Bezahnung oben und unten. Es finden somit nun- 
mehr die bisher noch obwaltenden Zweifel bezüglich der Zahl, Stellung und Deutung der einzelnen Zähne 
ihre Lösung. Ein Blick auf den Tafel XXXV, Fig. 1 in natürlicher Grösse von der Seite, Fig. 2 und 3 
in halber Grösse von oben und unten gezeichneten Schädel?) lehrt sofort, dass wir es mit einem gewaltigen 
Hleischfressenden Raubthier zu thun haben. Von den scharf zugespitzten Zähnen in der langen Gavial ähn- 
lichen Schnautze sind die vorderen gekrümmt, conisch, vorn und hinten zugeschärft, und mit einfachen, sehr 
langen und kräftigen Wurzeln in die soliden Kiefer eingekeilt. Sind die Vorderzähne vortrefflich zum 
Greifen und Festhalten der Beute geeignet, so dienten die zweiwurzligen hinteren zum Zerschneiden und 
Zerkleinern der Nahrung. Wie die Blätter einer Scheere, greifen die dreieckigen seitlich abgeplatteten breiten 
Kronen der oberen und unteren Backzähne übereinander. Sämmtliche Zähne sind durch Lücken von ein- 
ander geschieden, und diese meist etwas vertieften Zwischenräume werden fast ganz durch einen gegenüber 
stehenden Zahn des anderen Kiefers ausgefüllt. Wenn somit das furchtbare Gebiss unserem Squalodon das 
Grepräge eines räuberischen Fleischfressers verleiht, welcher wahrscheinlich Fischen, Krebsen und Mollusken 
nachstellte, so charakterisiren ihn die fast senkrechten, weit nach hinten gerückten Nasenlöcher, die Ueber- 
schiebung von Oberkiefer und Zwischenkiefer auf das Stirnbein, und die tiefe klaffende Rinne in der Mitte 
der Schnautze ebenso bestimmt als einen Angehörigen der Cetaceen. Die Gattung Squalodon reiht sich den 
Zahnwalen, und zwar den Delphinen an, und steht unter diesen den lebenden Geschlechtern Platanista und 
Inia am nächsten. Durch die zweiwurzligen, dreieckig gezackten hinteren Backzähne, dureh die flache Stirn 
und die geringe Asymmetrie der beiden Kieferhälften entfernt sich Squalodon allerdings ziemlich weit von 
allen Zahnwalen der Jetztzeit, und auch unter den fossilen Typen lassen sich nur der gigantische Zeuglodon 
aus dem Eocän und die noch problematische Gattung Pachyodon ın Vergleich bringen. Die Form der hin- 
teren Zähne zeigt bei den drei Gattungen grosse Aehnlichkeit, allein Zeuglodon unterscheidet sich durch die 
wohlentwickelten verlängerten Nasenbeine, durch die Form des Schädels und durch die Bezahnung sehr 
merklich von allen ächten Cetaceen. Diese Merkmale führen eher zu den fleischfressenden Pinnipedien (Phoca), 
und deuten an, dass Zeuglodon als Uebergangsform zwischen den Cetaceen und Pinnipedier aufgefasst 
werden kann. 


Ueber die systematische Stellung der offenbar verwandten Gattungen Squalodon, Zeuglodon und 
Pachyodon herrschen, wie bei allen Zwischenformen, abweichende Anschauungen unter den Autoren. Ich ver- 


!) Annales des sciences naturelles. 4 ser. Zool. XVI. pl. 10. 
2) Die Abbildungen sind nicht durch den Spiegel gezeichnet; es ist somit rechts und links gegenüber dem Original-Exemplar 
verkehrt. 
all 


I 


weise für diese Frage auf die gründlichen Erörterungen von van Beneden!), Brandt?) und Gervais?), 
woselbst sich auch die einschlägige Literatur in grösster Vollständigkeit verzeichnet findet. 

Seit dem Erscheinen der 13. Lieferung der Osteographie sind mir über die Gattung Squalodon nur 
zwei Abhandlungen von Zigno?®) und van Beneden’) bekannt geworden. 


Die Schädelknochen. 


Von der eigentlichen Gehirnkapsel ist nur die vordere Wand und ein kleiner Theil der Decke vor- 
handen. Die erhaltenen Knochen sind Fragmente der Scheitelbeine, das Stirnbein, Siebbein und ein Stück 
vom Vomer. Der Schädel vom Sgqualodon zeichnet sich durch eine flache, niederige und breite Form aus. 
Die Stirn steigt hinter den Spritzlöchern nur ganz wenig an, und das Hinterhaupt fällt demgemäss auch 
viel weniger steil ab, als es bei den meisten Delphinen der Fall zu sein pflegt. Ein nach vorn schwach 
convexer Querkamm auf der Oberseite bezeichnet die Commissur, in welcher Scheitelbeine und Stirnbein 
aneinanderstossen. Die Scheitelbeine (pa.) nahmen bei der Gattung Squalodon und den meisten Delphinen 
in höherem Maasse an der Bildung des hinteren Schädeldaches Antheil, als bei den Bartenwalen. Das 
Hinterhauptsbein schiebt sich nicht über die Parietalia, sondern lässt wenigstens einen Streifen derselben in 
der Mitte frei. Unser Schädelfragment ist wahrscheinlich an der Naht vom Scheitel- und Hinterhauptsbein 
gebrochen. Eine ganz schwache, von dem Querkamm rechtwinklig nach hinten verlaufende Crista deutet die 
Mittellinie der schräg abfallenden Hinterhauptsbeine an. Diese Orista ist sowohl bei Ariomius servatus, als 
bei Rhizoprion Bäriensis kräftiger ausgeprägt. Da die Schädelkapsel von unten und von den Seiten aufge- 
brochen ist, so lassen sich auf der Innenseite die Nähte, welche Stirnbein und Scheidelbeine trennen, leicht 
verfolgen (Fig. 3). Hier findet man auch die oben erwähnte Crista in der Mittellinie der Scheitelbeine 
angedeutet. Das Gehirn von Squalodon besass im Verhältniss zur Grösse des Schädels einen sehr geringen 
Umfang, und es nimmt in dieser Hinsicht unsere Gattung eine tiefe Stufe unter den Cetodonten ein. 

Vom Stirnbein (fr.) ist auf der Oberseite des Schädels nur ein schmales, vor dem Querkamm 
gelegenes Stück zu sehen, da die mächtig entwickelten Oberkiefer sich über dasselbe schieben und es zum 
grössten Theil bedecken. Um so grösser ist seine Ausdehnung auf der Unterseite. Die Naht, welche das 
Frontale vom Oberkiefer und Gaumenbein trennt, verläuft von den senkrechten Nasenlöchern schräg nach 
vorn und aussen in das Eck, wo sich das Stirnbein im rechten Winkel von der Schnautze entfernt und 
nebst dem (an unserem Stück) abgebrochenen Jochbein das Dach der Augenhöhle bildet. Dieser flügelartige 
Fortsatz des Stirnbeins ist nur auf der rechten Seite erhalten, und zwar von der Unter- und Oberseite sichtbar, 
da auf letzterer das hintere Ende der Maxilla, welches sich über das Stirnbein lagert, weggebrochen ist. 

Das Stirnbein verwächst an der vorderen Wand der Schädelhöhle so vollständig mit dem Siebbein, 
dass sich eine Sutur der beiden Knochen nicht mehr nachweisen lässt. Bemerkenswerth ist die Entwickelung 
des Türkensattels (sella tureica) auf dem Siebbein, welcher oben durch eine scharfe Querleiste und seitlich 


1) Recherches sur les Squalodons.. Mem. Acad. roy. de Belgique t. XXXV. 

2) Untersuchungen über die fossilen und subfossilen Oetaceen Europa’s. Mem. Acad. imper. des sciences de St. Petersbourg. 
VI. ser. vol. XX. 1873, und Ergänzungen zu den fossilen Cetaceen Europa’s ibid. vol. XXI. 

3) Gervais und van Beneden, Östeographie des Cetaces vivants et fossiles. 

“) Sopra i Resti di uno Squalodonte scoperti nell’ arenaria miocena del Bellunese (Memorie dell Istituto Veneta. 1876. 
vol. XX). 

5) Les Thalassotheriens de Baltringen. Bulletin de l’Acad. roy. de Belgique 2 ser. vol. XLI. 1876. 


durch zwei Vertiefungen angezeigt wird, die den kurzen Sattel als eine schmale Brücke hervortreten 
lassen. Ueber dem Türkensattel, von welchem bei den Delphinen in der Regel nichts zu sehen ist, 
bemerkt man einen grossen rundlichen Durchbruch in der vorderen Wand der Schädelkapsel. Die 
Ränder dieser in den oberen Theil der Nasenhöhle führenden Oeflnung zeigen keine Spuren gewaltsamer 
Zerstörung; ich halte es darum für wahrscheinlich, dass das Ethmoideum an dieser Stelle nicht verknöchert, 
sondern nur verknorpelt war. Für diese Annahme spricht auch noch der Umstand, dass der Raum hinter 
den beiden Nasenlöchern, welcher bei den Delphinen von dem dicken, zelligen Knochengewebe des Siebbeins 
ausgefüllt wird, an unserem Squalodonschädel vollständig leer erscheint. Es dürfte somit die Knorpelmasse 
des Siebbeins, welche bei Squalodon und den Delphinen den tiefen Kanal der Schnautze ausfüllte, an unserem 
Stück auch noch den Raunı unter den kurzen höckerigen Nasenbeinen eingenommen haben. Ist meine Auf- 
fassung richtig, so würde sich daraus ergeben, dass unser Schädelfragment von einem sehr jugendlichen 
Individuum herrührt. 

Zu den bereits erwähnten Merkmalen jugendlichen Alters kommt noch hinzu, dass sämmtliche 
Schädelknochen, namentlich das Stirnbein, auffallend dünn und die Nähte überall sehr scharf ausgeprägt 
sind und dass die Crista auf dem Hinterhaupt kaum angedeutet erscheint. 

Vom Vomer (vo.) ist nur das dreieckige Stück, an welches sich vorn die Gaumenbeine (p!l.) 
anschliessen, erhalten; die senkrechte Scheidewand ist weggebrochen, überdies bemerkt man unmittelbar vor 
den Nasenlöchern einen Durchbruch, welcher abermals auf die mangelhafte Verknöcherung des über dem 
Vomer befindlichen Siebbeins spricht. 

Bei so unvollständiger Erhaltung der Kopfknochen hat die Angabe von Maassen keinen Werth. 
Nur eine, und zwar eine für die Gesammtform des Kopfes sehr wichtige Dimension lässt sich ermitteln, 
wenn man sich den linken über der Augenhöhle liegenden Flügel des Stirnbeins ergänzt denkt. Dann gibt 
eine die beiden vorderen und äussern Ecken verbindende Linie nahezu die Breite des Schädeldaches und 
diese beträgt an unserem Fragment 0,210 m. 

Im Gegensatz zu dem stark beschädigten Schädel liegen 


die Gesichtsknochen 


zum erossen Theil in vorzüglichster Erhaltung vor. Nur die Umgebung der Nasenlöcher (o.) weist ver- 
schiedenartige Beschädigungen auf. Die beiden fast senkrecht aufsteigenden, unten und oben etwas gegen 
hinten gebogenen Spritzlöcher werden hinten und innen vom Siebbein, aussen vom Oberkiefer, oben und 
hinten vom Stirnbein und Nasenbein, unten und vorn vom Vomer und den Gaumenbeinen (pl.) begrenzt. Die 
untere und äussere Wand, welche bei den Delphinen von den höchst charakteristisch geformten Flügelbeinen 
gebildet wird, fehlt leider, indem diese letzteren vollständig verloren gegangen sind. Dass sich zwischen 
Stirnbein und den winzigen, eine schmale vertikale Querleiste bildenden Nasenbeinen noch eine deutliche 
Naht erkennen lässt, deutet wieder auf das jugendliche Alter unseres Schädels hin. Unmittelbar vor den 
Nasenlöchern beginnt der tiefe, nach oben offene Canal zur Aufnahme des Ethmoidalknorpels, welcher längs 
der Mitte der Oberseite bis an das vordere Ende der verlängerten Schnautze verläuft. Seine grösste Breite 
beträgt hinter den Spritzlöchern 0,045 m., in kleiner Entfernung vor den Nasenlöchern verengt er sich zu 
0,015 m., breitet sich dann wieder auf 0,020 m. aus und zieht darauf in wenig verminderter, nur sehr all- 
mählig abnehmender Breite bis zur Schnautzenspitze. 

Unter allen Kopfknochen nehmen bei den Cetaceen die Oberkiefer und Zwischenkiefer in syste- 
matischer Hinsicht den ersten Rang ein; sie bedingen am bestimmtesten die Physiognomie des ganzen 


| 
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| 


Schädels. Diese beiden Knochen sind nun glücklicher Weise an unserem Squalodon fast in untadeliger 
Weise erhalten. Sie bilden in Gemeinschaft mit dem Vomer die schlanke, ungemein verlängerte Schnautze, 
welche sich in ihrer Form am besten mit der eines (ravials vergleichen lässt. 

Lässt man die Schnautze an der Quercrista, wo Stirnbein und Scheitelbeine zusammenstossen, be- 
einnen, und bis dahin reichen in der That Zwischenkiefer und Oberkiefer, so zeigt dieselbe an unserem Stück 
eine Totallänge von 0,640 m.; ihre grösste Breite von ungefähr 0,210 m, besitzt sie an ihrer Basis hinter den 
Nasenlöchern; in den Ecken, wo die Stirnbeine rechtwinklich von der Schnautze sich entfernen, beträgt die 
Breite nur noch 0,125 m., über den hintersten Backenzähnen 0,095 m., und von da an bis zur Schnautzenspitze 
tritt eine ganz allmälige Verschmälerung ein, so dass z. B. über der Sutur von Zwischenkiefer und Ober- 
kiefer noch eine Breite von 0,045 m. zu messen ist. 

Der Zwischenkiefer (imx.) begrenzt den tiefen Mediancanal, welcher sich von den Nasenbeinen bis 
zur Schnautzenspitze zieht, seiner ganzen Länge nach und bildet für sich allein das vorderste Ende des 
Kiefers. Seine beiden Hälften begrenzen mit etwas ausgehöhlten, sehr steilen Wänden seitlich den Canal 
und sind an dessen Basis durch eine Mediansutur mit einander verbunden. Gegen hinten (d. h. gegen das 
Stirnbein) breiten sich die Zwischenkiefer aus, legen sich über die Maxillen und umgeben ringsum die Spritz- 
löcher. Eine Asymmetrie, wie bei vielen Cetaceen, ist auf der Oberseite des Schädels nicht zu bemerken. 
Ungefähr 0,130 m. vor ihrem hintern Rand sind die Zwischenkiefer jederseits von einem länglichen Loch 
durchbohrt, das aus dem grossen Foramen suborbitale der Unterseite entspringt; unmittelbar daneben liegen 
die übrigen oberflächlichen Oeffnungen desselben Foramen auf dem Oberkiefer. Von hier an bilden die 
Zwischenkiefer schmale, scharfkantige Leisten zu beiden Seiten des Canals. 

Gegen die Oberkiefer sind sie durch eine vertiefte Naht begrenzt, welche ungefähr bis zur halben 
Länge der Schnautze auf der Oberseite, dann auf den steil abfallenden Seitenllächen verläuft und etwa in 
einer Entfernung von 0,070 m. vom Schnautzenende die Basis des harten Gaumens erreicht. An der Bildung 
der gerundeten schmalen Schnautzenspitze nehmen die Maxillen keinen Antheil. ‚Jede Hälfte des Zwischen- 
kiefers trägt an diesem Schnautzenstück drei grosse einwurzlige, schief nach vorn gerichtete und etwas ge- 
krümmte Fangzähne. Je zwei von diesen Zähnen, welche van Beneden als Schneidezähne bezeichnet, stehen 
in tiefen Alveolen auf den Seiten und sind vorn und hinten kantig zugeschäift; dieselben sind an unserem 
Schädelfragment beschädigt, auf der rechten Seite etwa in der halben Länge, auf der linken über der Wurzel 
abgebrochen. Auch die beiden am Vorderrand befindlichen sehr starken, runden Zähne sind leider an ihrer 
Basis weggebrochen. Bei sämmtlichen sechs Schneidezähnen ist der Hals mit einer dünnen, weissen Cement- 
schicht bekleidet, die Krone selbst von braunem, glänzendem Schmelz überzogen. 

An der Bildung des harten Gaumens nehmen, wie dies bereits van Beneden gezeigt hat, die 
Zwischenkiefer erheblichen Antheil. Sie sind durch eine Sutur in der Mitte mit einander verwachsen und 
verschwinden erst in der Gegend der hintersten Backenzähne unter dem immer breiter werdenden Oberkiefer. 
Die Mitte des harten Gaumens wird durch eine etwas vertiefte Furche angedeutet. 

Vom Oberkiefer (mx.) fehlen nur die äusseren Theile des hinteren oberen Endes, welche sich über 
das Stirnbein schieben und an der Bildung des Schädeldaches Theil nehmen. Die Form dieser abge- 
brochenen Seitenstücke kann indess nach dem trefflich erhaltenen Schädel von Squalodon Bariensis im Lyoner 
Museum leicht ergänzt werden. Der hintere Rand der Oberkieferhälften reicht auf der Schädeldecke bis 
an den Querkamm, wo sich Stirnbein und Scheitelbein treffen, zurück. Von da bis zum Vorderrand des 
Augenhöhlendaches liegen die beiden Oberkieferhälften als dünne Knochenplatten oben auf den Stirnbeinen. 
An der Anfangstelle der schmalen Schnautze verdicken sie sich, indem sie die ganze Seitenfläche des Schnabels 


2 


— N — 


bilden. In einer Entfernung von 0,070 m. vom Eck, welches das rechtwinklich vorspringende Stirnbein 
bildet, beginnen die Zähne, von denen die sieben hintern zweiwurzelig, die sechs vordern einwurzlig sind. 
Das ganze zahntragende Stück des Oberkiefers fällt mit mässiger Wölbung steil ab. Eine charakteristische 
Eigenthümlichkeit bieten die flachen Vertiefungen zwischen den etwas entfernt stehenden Zähnen, welche aus- 
sehen, als ob sie mit dem Finger in eine weiche Masse eingedrückt worden seieen. Auf der Unterseite 
bildet der Oberkiefer nebst den Gaumenbeinen und einem Stück des Vomers das hintere Ende des harten 
Gaumens, nach vorn laufen seine beiden Aeste als dreieckige, sich langsam verschmälernde Leisten neben 
dem Zwischenkiefer her. Die Gaumenfläche selbst ist ziemlich eben und erhält erst hinter den Gaumenbeinen 
eine zugeschärfte hervorragende Leiste. Seine grösste Höhe zeigt der Oberkiefer in der Orbitalregion, sie 
beträgt hier 0,085 m., beim hintersten Backzahn ist sie auf 0,050 m. redueirt und sinkt beim vordersten 
zweiwurzligen Zahn auf 0,025 m. herab. Das bezahnte Stück hat eine Länge von 0,360 m., der ganze 
Öberkiefer eine Totallänge von 0,560 m. 

Obwohl die Zähne des Oberkiefers, wie jene des Zwischenkiefers, theilweise abgebrochen sind, so 
stecken ihre Wurzeln doch noch alle in den Alveolen und geben somit über die Zahl und den Querschnitt 
der Zähne genauen Aufschluss. Auf der rechten Seite sind übrigens drei zweiwurzlige und ein einwurzliger 
Zahn nahezu vollständig vorhanden und auf der linken Seite ragt der vorderste einwurzlige Zahn noch ziem- 
lich weit über den Kiefer vor. 

Wie bereits erwähnt, beträgt die Zahl der auf dem Oberkiefer befindlichen Zähne jederseits 13, dazu 
kommen noch je drei Schneidezähne, so dass also auf jeder Hälfte 16 Zähne stehen. Bei der Wichtigkeit 
des Gebisses für die Speciesunterscheidung sollen die einzelnen Zähne wenigstens mit einigen Worten be- 
schrieben werden. Die des Zwischenkiefers wurden bereits oben charakterisirt. Dieselben stehen unter 
allen Zähnen am nächsten beisammen, sind aber immerhin noch durch Lücken von einander geschieden, 
deren Breite dem Durchmesser der Zähne gleichkonmt. 

Der vorderste Zahn des Oberkiefers tritt unmittelbar hinter der Zwischenkiefernaht heraus und wird 
von van Beneden als Eckzahn gedeutet. Er ist auf der linken Seite noch grösstentheils erhalten, auf der 
rechten unter dem Hals abgebrochen. Dieser Zahn unterscheidet sich weder in der Grösse, noch in der 
Form von dem unmittelbar davor stehenden Schneidezahn und dem nachfolgenden Prämolar. Sein vorderer 
und hinterer Rand sind schneidig zugeschärft, die Schmelzkrone mit einzelnen erhabenen Längsstreifen ver- 
sehen und schwach gekrümmt. 

Es folgen nun fünf einwurzlige, fast gleichmässig geformte und nahezu auch gleich grosse, zugespitzte 
zweischneidige Prämolaren mit dicker, länglich eiförmiger Basis. Obwohl keiner ganz vollständig über- 
liefert wurde, so geben doch die mehr oder weniger beschädigten Stummel Aufschluss über alle wichtigeren 
Merkmale. Bei den drei vorderen ist der Längsdurchmesser an der Basis nur wenig grösser als die Dicke; 
die beiden hinteren dagegen werden etwas dünner und länger. Während sich die drei vordern schief nach vorn 
richten, verlieren die zwei hinteren die schiefe Stellung mehr und mehr. Ein beachtenswerthes Merkmal 
liefern die zugeschärften Ränder. Der vordere ist bei allen fünf Prämolaren scharf, der hintere Rand 
dagegen bleibt nur bei den drei vorderen Prämolaren scharf und glatt; am vierten zeigt sich bereits eine 
allerdings sehr feine, bei flüchtiger Betrachtung kaum wahrnehmbare Kerbung, die am fünften schon erheb- 
lich kräftiger auftritt. 

Die fünf Prämolaren nebst dem Eckzahn nehmen an unserem Kiefer die Länge von 0,160 m. ein. 
Die Grössenverhältnisse der einzelnen Zähne ergeben sich aus Fig. 1. 

Von den eigentlichen Backzähnen sind auf der rechten Kieferhälfte die drei vordersten vollständig 
vorhanden; die vier hinteren sind über der Alveole abgebrochen. Diese Zähne weisen, wie bei allen Squalo- 
donten, erhebliche Differenzen untereinander auf und unterscheiden sich sehr bestimmt durch ihre doppelten 


—_— 240° — 


Wurzeln, durch ihre ansehnliche Breite, ihre dreieckige Form und durch den gezackten Hinterrand von den 
vorhergehenden einwurzligen Zähnen. Sie stehen überdies viel weniger schief im Kiefer, als jene. 

Der vorderste Molar (m!) hat an seiner Basis eine Länge von 0,016 m., die zwei Wurzeläste 
dürften nach der Form der Krone zu schliessen, dicht nebeneinander liegen; dass übrigens dieser Zahn zwei- 
wurzlig war, geht aus dem Vorhandensein von zwei dunkelgefärbten, durch eine schmale Brücke verbundenen 
Dentinkernen in dem abgebrochenen Zahn der linken Seite hervor. Der schneidige Vorderrand der drei- 
eckigen abgeplatteten und zugespitzten Krone ist überaus fein gekerbt und auch der Hinterrand besitzt nur 
an der Basis einen Zacken, ist im Uebrigen in ähnlicher Weise fen gekerbt. Bei geschlossenem Rachen 
legte sich der Zahn in eine alveolenartige Grube auf der Aussenseite des Unterkiefers. 

Der zweite Backzahn (m?) übertrifft den ersten um 3 mm. an Länge; die zweilappige Wurzel 
macht sich an der Basis der Zahnkrone noch deutlicher bemerkbar als bei jenem; der schneidige Vorder- 
rand ist ganz fein gekerbt, der hintere mit drei kräftigen Nebenzacken versehen, welche bis in die halbe 
Höhe des gleichfalls fein gekerbten Randes herauf gehen. 

Am dritten Backzahn (m3) trägt der Hinterrand drei noch stärkere Nebenzacken, sonst unter- 
scheidet sich dieser Zahn nur wenig vom vorhergehenden. 

Die vier letzten Molaren sind leider unmittelbar über der Wurzel auf beiden Seiten weggebrochen, 
so dass sich über die Form der Zahnkrone nichts Näheres angeben lässt. Nur vom vorletzten hat sich ein 
Stück des Vorderrandes erhalten, welches zeigt, dass dieser wenigstens in der unteren Hälfte fein gezackt war. 

Die Länge der Zahnkrone an der Basis beträgt bei: 


m! — 16 mm. 
m? — ]9 mm. 
m3 — 21 mm. 
m! — 23 mm. 
m5 — 22 mm. 
m® — 20 mm. 
m? — 17 mm. 


Der vierte und fünfte Molar haben demnach in der ganzen Zahnreihe die ansehnlichste Breite, die 
grösste Länge besitzt der vorderste Backzahn. 

Eben so vollständig wie am Oberkiefer lässt sich auch die Bezahnung des Unterkiefers feststellen. 

Vom Unterkiefer selbst sind an unserem Schädelfragment etwas mehr als die vorderen Hälften der 
beiden Aeste erhalten. Der linke Ast ist hinter, der rechte gerade am hintersten Backzahn abgebrochen. 
Es sind ziemlich dicke, langgestreckte, niedrige‘ Knochen, deren Höhe unter dem hintersten Backzahn wenig 
mehr als 0,050 m. beträgt. Die Seiten sind glatt und gewölbt. Beide Aeste sind durch eine 0,270 m. lange 
Symphyse mit einander verbunden, und bilden dadurch am Vordertheil der Schnautze oben eine ebene, dem 
harten Gaumen entsprechende Fläche. An unserem Individuum ist keine Verwachsung der Symphysen- 
ränder eingetreten, sondern dieselben sind durch eine klaffende Rinne von einander geschieden. Sowohl 
auf den Seiten, als auch unten befinden sich mehrere Foramina mentalia, die übrigens weder in der Zahl 
noch in der Form auf beiden Hälften genau übereinstimmen. 

Auch am Unterkiefer unterscheidet man vordere einwurzlige und hintere zweiwurzlige Zähne. Ihre 
Gesammtzahl ist indess erheblich gerimger als im Oberkiefer. Es befinden sich nämlich auf der linken Seite, 
wo die ganze Zahnreihe wenigstens durch die vorhandenen Wurzeln festgestellt werden kann, nur 8 ein- 
wurzlige und 5 zweiwurzlige, also im Ganzen 13 Zähne gegen 16 im Oberkiefer. Dieser merkwürdige 


— 41 — 


Ausfall lässt sich entweder durch eine specifische oder individuelle Eigenthümlichkeit erklären. Im letzteren 
Falle könnte die Deutung am leichtesten in dem jugendlichen Alter unseres Individuums gefunden werden, 
namentlich wenn der Ausfall hauptsächlich die hinteren Backzähne beträfe. Dies trifft in der That auch zu. 


Man kennt bis jetzt allerdings noch keinen einzigen vollständigen Unterkiefer von Squalodon, welcher 
uns ganz zuverlässigen Aufschluss über die Bezahnung lieferte; allein mehrere in der Umgebung von 
Bordeaux aufgefundene Fragmente von Squalodon Grateloupi lassen keinen Zweifel übrig, dass an ausge- 
wachsenen Individuen dieser Art 7 zweiwurzlige Backzähne vorkommen. 


Entscheidend sind in dieser Hinsicht 1) das von Fischer (Actes de la Societe Linneenne de Bor- 
deaux vol. XXVII S. 12. pl. Il. Fig. 3) abgebildete und von Gervais (Gervais und van Beneden 
Osteographie des Cetaces viv. et foss. pl. NXVII. Fig. 4) copirte Unterkieferfragment; 2) ein linker Unter- 
kieferast aus Leognan, beschrieben und abgebildet im gleichen Band der Actes de la Soe. Lin. pl. V durch 
Herrn Delfortrie. 


An dem schönen, von Jourdan (Ann. des sc. nat. 4. ser. vol. 16. pl. 10) beschriebenen Schädel 
von Bari trägt der Unterkiefer nur noch die drei hintersten Backzähne, allein dieses Stück ist gerade für 
unsern Bleichenbacher Schädel von grosser Wichtigkeit, weil es alle fehlenden Theile des letzteren ergänzt. 
Zur Orientirung dienen die Oberkieferzähne, von denen der Bari’er Schädel noch fünf besitzt. Der vorderste 
von diesen ist m®; hinter diesem stehen bei Rhizoprion Bariense noch drei Backzähne im Unterkiefer, während 
an unserem Schädelfragment auf der linken Kieferhälfte hinter dem dritten oberen Molar nur noch ein ein- 
ziger Zahn folgt. Es fehlen somit die zwei hintersten Backzähne, und wenn wir annehmen, dass dieselben 
wegen des jugendlichen Alters noch nicht zum Durchbruch gelangt seien, so würde man durch deren Hin- 
zufügung zur Normalzahl (7) kommen, denn dem hintersten Zahn unseres Kiefers gehen noch 4 weitere 
zweiwurzlige Molaren voraus. Diese Annahme wird schon dadurch sehr plausibel, dass der hinterste vor- 
handene untere Backzahn nicht weniger als 75 mm. vor dem Ende des letzten Molars im Oberkiefer liegt. 
Die drei letzten oberen Backzähne haben somit unten gar keine Widersacher. 


Lässt sich somit die geringere Zahl von Unterkieferbackzähnen mit grosser Wahrscheinlichkeit auf 
eine individuelle Eigenthümlichkeit, und zwar auf ein jugendliches Alter zurückführen, das, abgesehen von 
den schon am Schädel hervorgehobenen Merkmalen, auch noch durch die scharfen, nicht im mindesten ab- 
genutzten Spitzen sämmtlicher erhaltenen Zähne bestätigt wird, so kann andererseits die Zahl von 8 ein- 
wurzligen Zähnen im Unterkiefer gegen 9 entsprechend geformte obere, nur als specifische oder generische 
Eigenthümlichkeit aufgefasst werden. Eine Einschaltung des fehlenden Zahnes mit zunehmendem Alter 
ist undenkbar. : 

Betrachtet man die Unterkieferzähne im Einzelnen, so fällt zunächst auf, dass dieselben etwas 
kräftiger und grösser sind, als die entsprechenden Zähne im Oberkiefer. 

Bei den einwurzligen lässt sich eine Trennung in Schneidezähne, Eckzähne und Prämolaren nicht 
mehr mit Sicherheit durchführen, denn mit Ausnahme des vordersten haben alle der Hauptsache nach über- 
einstimmende Gestalt und Grösse. 

Der erste Zahn (i!) jederseits liegt am vorderen Ende der Schnautze. An unserem Schädel sind 
zwar beide Zähne, noch ehe sie den Kieferrand erreichten, abgebrochen, aber durch eine Usur des Knochens 
wurden ihre enorm langen und dicken, fast horizontalen Wurzeln blosgelegt. Die hinteren Enden derselben 
reichten wahrscheinlich bis unter den vierten Zahn (sie sind unter dem dritten noch sichtbar). Im Durch- 
schnitt erscheinen die abgebrochenen Zähne rund. 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 6 32 


Die Wurzel des zweiten Zahnes (1?) liegt über jener des ersten, und hat ebenfalls noch nahezu 
horizontale Richtung. Die Krone selbst krümmt sich nach oben und vorn, und ist bereits mit zugeschärftem 
Vorder- und Hinterrand versehen. Der mit Cement bekleidete Hals ragt weit über die Alveole heraus, und 
die Schmelzkrone trägt einige feine, ganz schwache erhabene Längsstreifen. 

Der dritte Zahn (i3), welchen man nach van Beneden als letzten Schneidezahn zu bezeichnen 
hätte, unterscheidet sich kaum von seinem Vorgänger, und ebenso hat auch der darauffolgende 

vierte Zahn (c) (nach van Beneden der Eckzahn) noch die gleiche Gestalt. 

Als Prämolaren kann man den fünften (p®), sechsten (p?), siebenten (p?) und achten (p!) Zahn 
deuten, obwohl dieselben alle mit den vorhergehenden Zähnen die einfache, zweischneidige, zugespitzte 
Form der Krone theilen, und nur durch eine allmälige Verminderung der Dicke und etwas aufrechtere 
Stellung von jenen zu unterscheiden sind. Es ist zwar kein einziger Zahn ganz vollständig erhalten, allein 
die grösseren oder kleineren Stummel zeigen, dass weder der vordere, noch der hintere scharfe Rand eine 
Kerbung oder Zackung aufweist. 

Von den zweiwurzligen Backzähnen hat der vorderste (m!) noch so ziemlich die Gestalt der 
Prämolaren; er übertrifft dieselben nur wenig an Breite, und besitzt an seiner Basis nur einen schwachen 
Ausschnitt, welcher die gespaltene Wurzel andeutet. Auf der rechten Seite unseres Schädelfragments ist 
dieser Zahn noch theilweise erhalten. Man kann ihn durch seinen deutlich gekerbten schneidigen Hinterrand 
leicht von den Prämolaren unterscheiden. 

Die zweiten und dritten Backzähne (m? und m3) sind an der Basis schon sehr bestimmt zwei- 
lappig; leider wurden aber wahrscheinlich beim Ausgraben die dreieckigen Kronen ziemlich stark verletzt, 
so dass sich über die Beschaffenheit der Ränder nichts sagen lässt. 

Eine vortreffliche Erhaltung zeigt der vierte Backzahn (m!) des linken Unterkieferastes. Die breite 
dreieckige, ziemlich dünne Krone richtet ihre unversehrte Spitze nicht wie bei den Prämolaren nach vorn, 
sondern eher etwas nach hinten. An der Basis deutet eine Furche die zweilappige Wurzel an. Der untere 
Theil des schneidigen Vorderrandes wird von m? des Oberkiefers verdeckt, an der sichtbaren oberen Hälfte 
nimmt man keine Kerbung wahr. Am Hinterrand dagegen befinden sich drei kräftige Zacken, welche mehr 
als die halbe Höhe des Randes einnehmen. 

Vom fünften Backzahn (m) ist rechts ein Stück der Basis und die vordere Wurzel erhalten, auf 
dem linken Ast ragt noch ein kurzer abgebrochener Zahnstummel über den Kieferrand hervor. 

Was die Grössenverhältnisse betrifft, so misst der einzige vollständig überlieferte vierte Backzahn 
(m®) an der Basis der Schmelzkrone 22 mm.; die Schmelzkrone selbst hat eine Höhe von 23 mm. Von den 
übrigen Zähnen des Unterkiefers folgen anbei die Maasse für die Länge der Alveolen (in der Richtung von 
vorn nach hinten). 


er emme 

12 — 20mm. \ 

i3 — 22 mm. 

e 23mm. Diese Alveolen sind wegen der schief nach 
p! — 21 mm. vorn gerichteten Stellung der Zahnkronen etwas 
p? — 15mm. | in die Länge gezogen. 

p? — 16 mm. 

p* — 16 mm. 


m! — 16 mm. 


—_— 4 — 


m? -— 13 mm. 
m3 — 21 mm. 
m! — 23 mm. 
m5 — 25 mm. 


Aus der obieen Beschreibung des Gebisses unseres Squalodon-Schädels ergibt sich die Zahnformel 
N fe) fe) fe) 


SEE Sp lem! 
d lc. pm. 7m. 
welche von allen bisher angenommenen abweicht. Da in derselben mit Ausnahme der Zahl für die Molaren 
des Unterkiefers Alles auf directer Beobachtung beruht, und eine Interpolirung fehlender Elemente nicht 
erforderlich war, so darf unsere Zahnformel vollen Anspruch auf Zuverlässigkeit machen. Ich habe aus 
den oben näher erörterten Gründen im Unterkiefer 7 zweiwurzlige Backzähne angenommen, obwohl nur 5 
wirklich vorhanden sind. Sollte wider alles Erwarten der Bleichenbacher Schädel von einem ausgewachsenen 
Thier herrühren, so würde sich die Zahnformel folgendermassen herausstellen 

an 1 Don Ta 

öi. lc. pm, 5m. 


Man könnte dann die geringe Zahl von unteren Molaren als eine abnorme Bildung ansehen, die in 

der Gattung Squalodon namentlich am Unterkiefer nicht allzu selten vorzukommen scheint. !) 
Vergleicht man die erste Formel, welche ich für die richtigere halte, mit den bisherigen Angaben, 
10 


—, bei Pictet 


10 = R 
5 — Molaren. Jourdan nahm oben 7, unten 6 Molaren, und 


10 


ausserdem jederseits 24-26 Prämolaren an. Am genauesten hat van Beneden die Zahnformel von Squa- 


so findet man bei Grateloup 


lodon bestimmt.?) Dieselbe unterscheidet sich von der an unserem Schädel ermittelten nur dadurch, dass 
van Beneden oben und unten 4 Prämolaren angibt. 

Gervais (l. c. S. 445) hält die Unterscheidung von Schneidezähnen, Eckzähnen und Prämolaren 
für unzulässig, weil die vorderen Zähne nur scheinbar in den Zwischenkiefern, in Wahrheit aber wie bei der 
lebenden Gattung Platanistes im Oberkiefer eingekeilt seien. Die Richtigkeit der van Beneden’schen Be- 
obachtung wird indess durch unseren Bleichenbacher Schädel in ganz unanfechtbarer Weise bestätigt, indem 
die Nähte zwischen Ober- und Zwischenkiefer an Schärfe nichts zu wünschen übrig, und somit die Stellung 
der drei vordersten Paare von Zähnen im Zwischenkiefer unzweifelhaft erkennen lassen. van Beneden’s 
Zahnformel beruht für den Oberkiefer auf einem ziemlich vollständigen Gebiss von Squalodon Antverpiensis, 
während für den Unterkiefer hauptsächlich die Reste von Leognan bei Bordeaux benützt wurden. Es gibt 
somit sicher Squalodon-Arten mit 4 und andere mit 5 Prämolaren im Oberkiefer. Ob ähnliche Schwan- 
kungen auch im Unterkiefer vorkommen, was an und für sich nicht gerade unwahrscheinlich wäre, da bei 
den Cetaceen die Zahl der Zähne keineswegs durch sehr constante Regeln beherrscht wird, kann vorläufig 
nicht bestimmt bejaht werden, da ich den Mangel der beiden hinteren Molaren am Bleichenbacher Schädel 
lediglich durch sein jugendliches Alter glaube erklären zu müssen. 

Die Zahnformel für die Gattung Squalodon würde demnach jetzt folgendermassen zu schreiben sein: 

Incis. 3. — Can. 1. — Praem. 54. — Mol. 7. 
Ineis. 3. — Can. 1. — Praem. 4. — Mol. 7. 


1) Vergl. Gervais. Osteographie des Cetaces S. 449. 
2) Recherches sur les Squalodons p. 42. (Extrait des Mem. de l’Acad. royale de Belgique tome XXXV.) 
32 * 


Vergleich mit den bis jetzt bekannten Arten. 


Wenn es sich um die Speciesbestimmung des in Niederbayern aufgefundenen Schädels handelt, so 
können die sechs von Leidy und Cope aus Nord-Amerika beschriebenen Arten wegen ihrer evidenten 
Differenzen ausser Acht gelassen werden. Die geographische Lage des Fundorts unseres Fragmentes forderte 
zunächst den Vergleich mit den bei Linz aufgefundenen Squalodon-Resten heraus. Allein schon ein flüchtiger 
Blick auf die durch Ehrlich, van Beneden und Brandt veröffentlichten Abbildungen lehrt, dass Squalo- 
don Ehrlichi mit dem Bleichenbacher Schädel nicht specifisch vereinigt werden kann. Die breite Schnautze, 
die dreieckige Schädelform, sowie die kurzen dicken, an beiden Rändern gezackten Backzähne !) des Linzer 
Squalodon schliessen jede specifische Uebereinstimmung aus. Brandt?) hat unter den Resten des Linzer 
Museums noch eine zweite Squalodon-Art (Sg. incertus) unterschieden, von welcher jedoch nur ein unvoll- 
ständiges Fragment des hinteren Schädeltheiles vorhanden ist. Da diese Parthie an dem Bleichenbacher 
Stück fehlt, so ist eine Vergleichung beider Formen unthunlich. 

Was nun den im aquitanischen Tertiärbecken ziemlich häufig vorkommenden Squalodon Grateloupi 
betrifft, so finde ich in dessen viel stärkeren Dimensionen und namentlich in der Beschaffenheit der Zähne 
Differenzen, welche mir eine specifische Identität mit unserem Schädel höchst unwahrscheinlich machen. 
Das bekannte, schon von Grateloup abgebildete Schnautzenfragment ?) besitzt vier vollständig erhaltene 
obere Molaren. Unter diesen ist m? am vorderen Rand mit einem, am Hinterrand mit vier kräftigen Zacken 
versehen, während der gleiche Zahn an unserem Schädel am vorderen Rand einfach ist, am hinteren nur 
drei Zacken trägt. Ebenso unterscheiden sich die Unterkieferzähne von Squalodon Grateloupi durch ihren 
gezackten Vorderrand und durch grössere Zahl von Nebenspitzen am Hinterrand. Eine weitere Differenz 
liest in der engen Stellung der Backenzähne, deren Ränder sich beinahe berühren, während dieselben an 
unserem Schädel durch weite Zwischenräume von einander geschieden sind. 

Die beträchtliche Grösse und die abweichende Bezahnung sowohl oben als unten unterscheiden auch 
die bei Antwerpen aufgefundenen Reste (Squal. Antverpiensis van Beneden‘) unschwer von der niederbaye- 
rischen Art. Schon oben wurde auf die Abweichung in der Zahl der oberen Prämolaren hingewiesen, aber 
auch in der Form und Verzierung ergeben sich sowohl bei den Schneidezähnen, als auch bei den Eck- 
zähnen, Prämolaren und Molaren namhafte Unterschiede. Die Schneidezähne und Eckzähne von Squalodon 
Antverpiensis sind verhältnissmässig schwächer und auf der Schmelzkrone mit erhabenen Streifen versehen. 
Von den Prämolaren des Oberkiefers kennt man nur die Alveolen, die unteren dagegen sind vollständig er- 
halten und unterscheiden sich in sehr auffälliger Weise von denen unseres Schädels durch die kräftig ge- 
kerbten Ränder. Von den Molaren des Oberkiefers besitzt schon der vorderste drei grosse Zacken am 
Hinterrand und auch an den darauffolgenden ist die Zahl der Zacken des Hinterrandes erheblich grösser, 
als bei der niederbayerischen Art. 

Squalodon Catulloi Molin sp. aus der Molasse von Belluno ist ebenfalls specifisch verschieden, wie 
ein Vergleich unseres Schädels mit dem neuerdings von Baron Zigno>) veröffentlichten schönen Schnautzen- 


1) Vergl. für die Backzähne die schönen Figuren von Suess im Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-Anst. 1868. t. X. 
2) Ergänzungen zu den fossilen Cetaceen: Europa’s. S. 33—38. 

3) Vergl. Gervais |. c. pl. 28. Fig. I. 

‘) van Beneden, I. c. pl. I und Supplement pl. XXVVII 

5) Palaeontographica VI, t. 6. 


— 245 — 


fragment lehrt. Die oberen Backzähne der italienischen Art zeichnen sich durch Kerbung des Vorderrandes 
und namentlich durch kräftige erhabene Längsstreifen auf der Zahnkrone aus. 

Squalodon Suessi Brandt, Sg. Gastaldü Brandt, Sg. Gervaisi van Beneden und. Sg. Vocontiorum 
Delfortrie sind auf so dürftige Ueberreste aufgestellt, dass eine eingehendere Vergleichung mit unserem 
Schädel nicht möglich ist. 

Es bleiben somit nur noch zwei Formen übrig, von denen zwar nicht viele, aber sehr wichtige 
und zum Theil vortrefflich erhaltene Theile vorliegen; nämlich Squalodon (Arionius) servatus Meyer aus 
der marinen Molasse von Baltringen und Squalodon (Rhizoprion) Bariensis Jourdan aus der Molasse von 
Bari bei Saint-Paul-Trois Chäteaux im Dröme-Departement. 

Der zuvorkommenden Freundlichkeit des Herrn Dr. Lortet verdanke ich einen Gypsabguss des 
im Lyoner Museum befindlichen prachtvollen Schädels von Squalodon Bariensis. Dieses von Jourdan unter 
dem Gattungsnamen Rhizoprion und später von Gervais nochmals abgebildete Stück ist bis jetzt der voll- 
kommenste Ueberrest aus der Gattung Squalodon. Ober- und Unterkiefer sind noch im Zusammenhang; 
die Schädelkapsel ist ganz vollständig erhalten, von der Schnautze dagegen ein ansehnliches Stück abgebrochen. 

Abgesehen von einer geringfügigen Differenz in den Dimensionen, welche sich sehr wohl durch 
Altersverschiedenheit erklären lässt, finde ich zwischen dem Bleichenbacher und dem Barier Schädel bis in 
die kleinsten Details vollkommene Uebereinstimmung. Die ganze Form des Kopfs, das rechtwinklich von 
der Schnautze vorspringende Orbitendach, die schmale, langgestreckte Gestalt der Schnautze selbst, ferner 
die Bildung von Ober- und Zwischenkiefer nebst den darin befindlichen Nervenlöchern — Alles zeigt über- 
einstimmende Beschaffenheit. Dass dem Schädel aus Niederbayern der stachelartige Fortsatz des Siebbeins, 
welcher in den Ethmoidalcanal hineinragt, durch einen leeren Raum ersetzt ist, rührt von der unvollständigen 
Verknöcherung her, und ebenso schreibe ich den Mangel der schwachen Längsleiste auf dem Hinterhaupt, 
sowie den Ausfall der beiden hintersten Backzähne im Unterkiefer lediglich dem jugendlichen Alter unseres 
Schädels zu. Von besonderer Wichtigkeit für die specifische Idendität des Bleichenbacher Schädels mit 
Squalodon Bariensis halte ich den Umstand, dass die Schneidezähne, welche Herr Gervais nach dem glück- 
lich geretteten Schnautzenende des Lyoner Schädels im Bulletin de !’Acad. Roy. de Belgique 2. ser. t. XXI. 
S. 469 so vortrefflich abgebildet und beschrieben hat, fast genau die gleiche Grösse und Form besitzen und 
sich auch durch ihre schwachen Längslinien von den entsprechenden Zähnen anderer Squalodon-Arten aus- 
zeichnen. 

Gervais scheint geneigt zu sein, das Schädelfragment aus der Meeres-Molasse von Baltringen (im 
Stuttgarter Museum), welchem H. v. Meyer den Namen Arionius servatus beigelegt hatte, mit Squalodon 
Bariensis zu identificiren, obwohl er sich hinsichtlich der Speciesunterscheidung bei der Gattung Squalodon 
in vorsichtiger Reserve hält. Auch Brandt betont die grosse Aehnlichkeit von Arionius servatus Mey. 
mit Squalodon Bariensis Jourdan. Es zeigt in der That die allgemeine Form des Stuttgarter Schädels 
grosse Aehnlichkeit mit unserem niederbayerischen Fragment und auch die beiden noch vorhandenen von 
Brandt!) abgebildeten Backenzähne lassen sich sehr wohl mit Sq. Dariensis vergleichen. Da übrigens bei 
letzterem die Hinterhauptsschuppe in der Mitte schwächer gekielt und etwas breiter und niedriger ist, die 
Condyli weiter nach hinten und weniger nach aussen vorstehen und die Bullae tympani eine länglich herz- 
förmige (nicht linsenförmige) Gestalt haben, so hält Brandt die beiden Formen, wenn auch mit Zweifel, 
vorläufig als differente Arten fest. 


1) Ergänzungen t. IV. Fig. 18. 19. 


— 246 — 


In neuester Zeit hat sich der ausgezeichnete Cetaceenkenner van Beneden!) mit den bei Baltringen 
vorkommenden und von Pfarrer Probst so sorgfältig gesammelten Squalodon-Resten beschäftigt. Leider 
beschränkt sich das Material hauptsächlich auf Zähne und eine kleine Anzahl meist unansehnlicher Knochen- 
fragmente, welche wenig neue Aufschlüsse über den Schädelbau von Squalodon liefern. Aus der Beschrei- 
bung und den Abbildungen van Beneden’s ergeben sich einige Differenzen mit den Zähnen von Squalodon 
Bariensis. Bei den Exemplaren aus Baltringen ist die Schmelzkrone sowohl der einwurzligen, als zwei- 
wurzligen Zähne stets gestreift und ihre Basis mit einem gekörnelten Wulst umgeben, während bei Sg. 
Bariensis diese Verzierung fehlt. Auch am Schädel hebt van Beneden noch einige kleine Differenzen 
hervor, betont aber gleichzeitig die ausserordentliche Aehnlichkeit mit Squalodon Bariensis. Man wird neue und 
bessere Funde abwarten müssen, um die Fragen zur Entscheidung zu bringen, ob der Schädel von Arionius 
servatus Mey. (= Squalodon Meyeri, Brandt) zu Squalodon Bariensis oder zu einer besonderen Art gehört 
und ob die bei Baltringen vorkommenden Zähne von einer einzigen oder von zwei verschiedenen Arten 
herrühren. 

Wie dem auch sein mag, unter allen Umständen steht fest, dass in dem langgestreckten helveto- 
germanischen Meer, welches zur Miocänzeit die bayerisch-schwäbische Hochebene und die Nordschweiz 
bedeckte, und welches nach Südwest einen Golf durch das Rhonethal in das Mittelmeer sandte, im Osten 
aber mit dem Wiener Becken und dem pannonischen Meer in Verbindung stand, von mindestens zwei 
(möglicherweise sogar von vier) Squalodon-Arten bewohnt war. Von diesen hat sich Squalodon Ehrlichi bis 
jetzt nur in der Nachbarschaft von Linz, Squalodon Bariensis dagegen bei Ortenburg und Bleichenbach 
in Niederbayern, sowie an verschiedenen Orten im Rhonethal gefunden. 5 


1) Les Thalasotheriens de Baltringen. Bull. Acad. roy. de Belgiques. 2. ser. taf. 41. 


KREIDE-BIVALVEN. 


DEI TUNG INOCERAMU!S 


Dr. Clemens Schlüter, 
Professor an der Universität zu Bonn. 


Mit 4 Tafeln. 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV). 33 


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„Man darf sich nicht von einzelnen Exemplaren leiten lassen, 
das gilt für alle, oft verdrückte Inoceramen“. 


von Strombeck, Z. d. d. g. G. 1859, pag. 49. 


D. der Wunsch, es möchten jene hervorragenden Formen unter den Inoceramen, welche vorzugs- 
weise unter allen Bivalven dem Emscher-Mergel einen ausgeprägten paläontologischen Character aufdrücken, 
der allgemeinen Kenntniss näher gebracht werden, als ein berechtigter nicht von der Hand zu weisen ist, 
so mögen die vorliegenden Blätter über diese typischen Gestalten, auf welche bisher nur nebenbei hingewiesen 
werden konnte !), die gewünschte Rechenschaft geben. Gleichwohl würde die Stellung und Bedeutung der 
Inoceramen des Emscher’s nicht hinreichend erhellen, wenn dieselben isolirt, aus ihrem natürlichen Verbande 
herausgerissen, vorgeführt würden. Es möchte deshalb auch ein Blick auf die in der norddeutschen Kreide 
vorher auftretenden Formen, sowie auf diejenigen, welche ihnen folgen, erforderlich sein. 

Das von mir angesammelte Material wird hierbei zu einigen kritischen Bemerkungen nöthigen. Viel- 
leicht gelingt es denselben einige Formen dieser wichtigsten Kreidemuschel bestimmter zu fixiren, als es 
bisher möglich war, denn die gleichen Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, die Gattung Inoceramus 
zu begründen, bestehen zum Theil noch heute für die Feststellung der Arten. 


Zwar finden wir schon 1768 bei Knorr und Walch?) einen Jnoceramus aus den Steinbrüchen bei 
Pirna als Ostracites abgebildet (den Schlotheim 1813 ohne irgend welche nähere Bemerkung, als den Hin- 
weis auf Knorr, Ostracites labiatus nannte 3), und den er später, 1820, indem ihm wohl diese erste Angabe 
entfallen war, unter abermaligem Hinweis auf die Figur von Knorr als Mytulites problematicus bezeichnete !) — 
gleichwohl hat man doch erst in diesem Jahrhundert begonnen, die Natur dieser Körper näher zu studiren. 

Als Cuvier und Brongniart sich mit den geognostischen Verhältnissen des pariser Beckens beschäftigten, 
konnte ihnen die gemeinste Kreidemuschel nicht entgehen. Indem ihnen aber nur Bruchstücke zukamen, 
vermochten sie die fibreuse Schale nur an Pinna anzuschliessen. Da die Schale der grössten lebenden Pinna 


1) C. Schlüter, der Emscher-Mergel. Vorläufige Notiz über ein zwischen Cuvieri-Pläuer und Quadraten-Kreide lagerndes 
mächtiges Gebirgsglied. Zeitsch. d. deutsch. geolog. Ges. 1874. 

C. Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Nord-Deutschlands. ibid. 1876. 

2) Knorr und Walch, die Naturgeschichte der Versteinerungen, II, 1, pag. 34, Tf. B, II, b**, fig. 2. 

3) Leonhard, Mineralog. Taschenbuch, 1813, VII, pag. 93. 

4) v. Schlotheim, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, 1820, pag. 302. 


33 * 


— 22 — 


nur 2 Millimeter diek ist, jene fossilen Schalen aber eine Stärke von 12 Millimeter erreichen, so sind sie 
geneigt, diese als monströse Bildung anzusehen !). 

Auch Conybeare, welcher bereits ein ziemlich vollständiges Exemplar abbildete 2), bestimmte dieselbe 
nur als einer unbekannten Gattung angehörig. 

Inzwischen hatte James Sowerby, der Aeltere, lange Zeit hindurch sich mit diesen fossilen Muscheln 
beschäftigt, wobei er von der als paläontologische Schriftstellerin bekannten Miss Bennet durch Mittheilung 
wohlerhaltener Exemplare unterstützt wurde. Das Resultat seiner langjährigen Bemühungen legte er dar in 
einem am 1. November 1814 in der Linnean Society of London 3) gehaltenen Vortrage, in welchem er die 
Gattung Jnoceramus begründete und den Inoceramus Cuvieri aufstellte. 

Obwohl der Vortrag Sowerby’s erst im Jahre 1523 gedruckt wurde, war das wohlbegründete neue 
Geschlecht doch bekannt geworden, so dass bis zum Zeitpunkte des Erscheinens schon drei Arbeiten an’s 
Licht getreten waren, welche die Zahl der zugehörigen Arten vermehrten. Es waren die Arbeiten: 

von Parkinson*), welcher den 


Inoceramus Lamarcki aus dem Chalk with few flints, 


s concentricus aus dem Blue Marle, 
> sulcatus aus dem Blue Marle, 
aufstellte, 
von Mantell 5), welcher folgende Arten beschrieb: 
Imoceramus concentricus, Gault, Inoceramus Brongniarti, Upper Chalk, 

> sulcatus, Gault, H mytilloides, Lower Chalk, 

” tenwis, Grey Chalk Marl, 5 latus, häufig im Upper Chalk, 

3 Cripsü, Grey Chalk Marl, = Websteri, sehr selten im Lower Chalk, 

» Ouvieri, häufig im Upper Chalk, 5 striatus, Lower Chalk, 

er Lamarckü, Upper Chalk, ” undulatus, Upper Chalk, 


und von Brongniart ®), welcher (nur die Abhandlung von Parkinson kennend) den Versuch antritt, 
die Gattung /noceramus zu verlegen und folgende fünf Arten aufführt: 
Inoceramus concentrieus Park. Catillus Ouvieri, Sow. Park. 


" sulcatus Park. ex Lamarckü, Park. 
Mytilloides labiatus, Schloth. sp. 


Während schon in den genannten Arbeiten einige erhebliche Differenzen über die Auffassung der 
Arten, resp. deren Benennung, hervorgetreten waren, hat der nächstfolgende die Gattung behandelnde Autor 
nicht allein das Verdienst, die Zahl der Arten vermehrt und zum Theil richtig gestellt zu haben, sondern er 
führte auch die durch Brongniart ohne triftigen Grund aufgestellte Zersplitterung der Gattung auf die 
richtige Einheit zurück. Es war James Sowerby, der Jüngere. Derselbe brachte im V. und VI. Bande der 
Mineral Conchology of Great Britain in den Jahren 1823 bis 1829 folgende Arten aus der Kreide, zum Theil 
zur wiederholten Darstellung: 


!) Cuvier et Brongniart, Essai sur la geographie mineralogique des environs de Paris. Annales du museum d’histoire naturell. 
1808, tom. XI, pag. 293. 

2) Transact, geolog. soc. London, 1814, pag. 328, tab. 14. 

3) Transaet. of the Linn. soe. of London. T. 13, pag. 453, tab. 29. — Mir liegt nur die 1845 von Chenu besorgte franzö- 
sische Uebersetzung vor. 

“) Parkinson, Remarks on Fossils from Dover and Folkstone. Transact. geolog. soc. vol. V, 1, London, 1819, pag. 52—59, 
tab. I, fig. 3—5. 

5) Mantell, The Fossils of the South Downs; or illustrations of the geology of Sussex. London, 1822. 

6) Brongniart, Descript. geologique des couches des environs de Paris, in Recherches sur les ossements fossiles, par G. Cuvier. 
Nouy. edit. tom. II, Ilm. partie. Paris 1822, pag. 239—617. 


Inoceramus concentricus Park. tab. 305, 


aus der 


Elesanz der Ausführung das Beste, was bis dahin die paläontoloeische Literatur eliefert hatte. 
{o) {o) 9 ji oO =) 


sulcatus Park. tab. 306, 

Cuvieri Sow. tab. 441, fig. 1, gemein im Chalk, 

Brongniarti Mnt. tab. 441, fig. 2, 3, nicht selten 
im Chalk, 

cordiformis Sow, tab. 440, Gravesend, 

mytiloides Mnt. tab. 442, Lower Chalk, 


‚Inoceramus latus Mnt. tab. 582, fig. 1, Upper Chalk, 


striatus Mnt. tab. 581, fig. 2, selten, zusammen mit 
Inoe. mytiloides. 

involutus Sow. tab. 583, Upper Chalk, 

gryphaeoides Sow. tab. 584, Greensandstone, 

pietus Sow. tab. 604, fig. 1, Chalk marl, 

digitatus Sow. tab. 604, fig. 2. 


In Deutschland beschäftigte sich zuerst Goldfuss !) eingehend mit /noceramus. Derselbe brachte allein 


Kreide 21 Arten zur Darstellung. 


Inoceramus concentricus Park. tab. 109, fig. 8, 


propinguus Münst. tab. 109, fig. 9, Quader, 
Schandau, 

sulcatus Park, tab 110, fig. 1, Folkstone, 

cardissoides Goldf. tab. 110, fig. 2, Quedlinburg, 


Die beigegebenen Abbildungen waren an Naturwahrheit und 


Es sind: 


Inoceramus Brongniarti tab. 111, fig. 3, Rheine, Quedlinburg, 


undulatus Mant. tab. 112, Quedlinburg, 
striatus Mant., tab. 112, fig. 2, Quedlinburg, Koschütz, 
alatus Goldf. tab. 112, fig. 3, Schandau, 
Cripsii Mant. tab. 112, fig. 4, Falkenberg, Haldem, 


lobatus Münst. tab. 110, fig. 3, Quedlinburg, Dülmen, 


55 cancellatus Gold. tab. 110, fig. 4, Dülmen, ” latus Mant. tab. 112, fig. 5, Büren (C’enoman), 
Lingua Goldf. tab. 110, fig. 5, Dülmen, B planus Münst. tab. 113, fig. 1, Frankreich, 
hr cordiformisSow.tab.110,fig.6a, Quader, Schandau, fig. 2, Haldem, 
Rn annulatus Goldf. tab. 110, fig. 7 (Eringerfeld, = orbieularis Münst., tab. 113, fig. 2, Cenoman, 
Cuvieripläner), > nobilis Münst. tab. 113, fig. 3 (kein Inoceramus!) 
” Ouvieri Sow., Brong. tab. 114, fig. 1, Westfalen, Maestricht, 
Quedlinburg, En mytiloides Mant. tab. 113, fig. 4, Quedlinburg, Essen, 
D Lamarckii Brong. tab. 114, fig. 1, Sindinghausen Schandan. 
(Cenoman), 
Nachdem nunmehr die wichtigsten Formen ihren paläontologischen Umrissen nach aufgestellt waren — aber 
meist nach vereinzelten, zufällig in die Hände des Autors gelangten Exemplaren — that es Noth, die geo- 
gnostische Verbreitung der Arten, — ihre Lagerstätte — und Hand in Hand damit die kritische Begründung 
derselben festzustellen; — eine Arbeit, welche trotz so vielfacher Bemühungen, auch bis heute noch nicht 


völlig gelöset ist. 

Niemand ist, welcher sich so wiederholt über die Arten der Gattung geäussert hat, wie Geinitz. 

Unmittelbar nach dem Erscheinen des Goldfuss’schen Prachtwerkes machte Geinitz die Inoceramen 
der sächsischen Kreide namhaft?). Er glaubte so ziemlich alle von Goldfuss besprochenen Arten wieder 
aufgefunden zu haben. 

Als dann Adolph Römer ®) nicht ohne kritische Prüfung die Inoceramen der norddeutschen Kreide 
überhaupt besprochen hatte, unterzog Geinitz die Arten einer nochmaligen Durchsicht 2), wobei mehrere vorher 
genannte Arten vereint wurden. 

Schon zwei Jahre später finden wir eine neue Zusammenstellung „der Inoceramen der Sächsischen 
Kreideformation“ ) und dann die hier niedergelegte Auffassung auch im Wesentlichen wiedergegeben in seinem 
Grundriss der Versteinerungskunde $). 


1) Goldfuss, Petrefacta Germania, tom. II, 1834—1840. 

2) H. B. Geinitz, Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, I. Heft, 1839, pag. 25—28. 
3) Ad. Römer, Versteiner. des norddeutsch. Kreidegeb., 1841, pag. 60—63. 

4) ]. e. Heft III, 1842, pag. 81. 

5) Neues Jahrb. für Mineral., 1844, pag. 148—151. 

6) Geinitz, Grundriss der Versteinerungskunde, 1846, pag. 462—465. 


— 254 — 


In den Jahren 1843—1847 erschien der dritte Band der Paleontologie francaise von d’Orbigny, in 
welchem die Lamellibranchen der französischen Kreide, mit diesen die Inoceramen, behandelt sind. Unter 
Berücksichtigung dieses bedeutenden Werkes gab Geinitz 1549 eine Zusammenstellung sämmtlicher Inoceramen 
der deutschen Kreide !). 

Wenn diese wiederholten Publikationen von Geinitz nicht den Einfluss auf die Auffassung der nord- 
deutschen Kreide-Inoceramen gewonnen haben, den sie hätten haben können, so möchte dies zum Theil darin 
seinen Grund haben, dass es noch nicht gelungen war, die Gliederung des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges 
bestimmt zu fixiren und damit die Verbreitung der einzelnen Arten in den verschiedenen Niveaus festzustellen. 

Ausserdem scheint die letzte Publikation von Geinitz?) darzuthun, dass die jüngeren Glieder der 
Kreide jener Distrikte vornämlich nur Brut, nicht ausgewachsene Exemplare?) geliefert haben, wodurch die 
Bestimmung ausserordentlich erschwert, in vielen Fällen gänzlich unmöglich gemacht wird. 

Ausser Geinitz und den genannten Autoren haben sich noch andere Forscher mit Arten der Gattung — 
meist vereinzelten Vorkommnissen — beschäftigt, wie Zekelit), Ferd. Römer’) und Gümbel®). Der Erste 
studirte die Inoceramen der Gosauformation und gab bei dieser Gelegenheit eine Zusammenstellung sämmtlicher 
bekannten Inoceramen. Die Gosau-Inoceramen wurden dann nochmals kritisch durchgesehen von Zittel 7). 

Die wichtigste und erfolgreichste Arbeit über Kreide-Inoceramen verdanken wir Herrn v. Strombeck, 
dem es bei seinen Studien über die Gliederung der oberen Kreide Norddeutschlands gelang, mehrere der 
schwierigsten Arten fester zu umgrenzen und insbesondere auch das Vorkommen der unterschiedenen Arten 
in den verschiedenen Gliedern der Formation festzustellen. 

Auch von ausländischen Forschern sind Beiträge zur Kenntniss der Gattung I/noceramus in neuerer 
Zeit geliefert worden, wie von Coquand $) und Decocq ?) französische, Stoliczka !0) ostindische, Fr. Schmidt 1) 
der Insel Sachalin, Lundgren 12) schwedische, Meek 1?) nordamerikanische Arten, und von anderen, deren 
Arbeiten am zutreffenden Orte zu gedenken sein wird. 

Die zu besprechenden Arten werden nun im Folgenden nach der Zeit ihres Auftretens aufgeführt, 
so dass mit der ältesten Art begonnen wird, und die jüngsten den Schluss bilden. 


1) H. B. Geinitz, Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland, 1849—50, pag. 172—178. 

2) H. B. Geinitz, Das Elbthalgebirge, und auszüglich im N. Jahrbuche für Mineral. etc., 1873, Ueber Inoceramen der Kreide- 
formation, pag. 7—21. 

3) Vergl. Elbthalgeb. II, tab. 13. 

*) Zekeli, Das Genus /noceramus und seine Verbreitung in den Gosau-Gebilden der östlichen Alpen. Jahresber. naturwiss. 
Ver. Halle, 1852, IV, pag. 101, tab. 1. 

5) Ferd. Römer, Die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse. Bonn 1852. 

6) Gümbel, Correspondenzblatt des zoolog.-mineralog. Vereins in Regensburg, 1868, Jahrg. 22. 

7) Zittel, Die Bivalven der Gosauformation in den nordöstlichen Alpen, 1864—1866. 

8) Coquand, Synopsis des animaux foss. Bull. sog. geol. France, 1859, etc., er nennt als neue Arten 7. sublabiatus sep. pag. 50, 
I. chamaeformis pag. 87, I. truncatus pag. 111. 

9) Decocq, Sur les Inocerames. Soc. geol. du Nord, I, 1874, pag. 83, und Association frangaise pour l’anvancement des 
sciences. Congres de Lille 1874, pag. 367. Derselbe stellt folgende neue Arten auf: 7. insulensis, I. Gosseleti, I. Lezennensis. 

10) Memoirs of the geological Survey of India. Palaeontologia India. Cretaceous Fauna of Southern India, Vol. III, Ser. VI, 
The Pelecypoda by Fr. Stoliezka, Caleutta 1871. 

11) Fr. Schmidt, Ueber die Petrefacten der Insel Sachalin. Me&m. de l’Acaddmie de St. Petersbourg, 1873. 

12) B. Lundgren, Om Inoceramusarterna i Kritformationen i Sverige. Geologiske Föreningens i Stockholm Förhandlinger, 
1876, Band III, Nr. 3. 

13) United States geological Survey of the Territories. A. Report on the Invertebrate Cretaceous and Tertiary Fossils of the 
Upper Missouri country by F. B. Meek. Washington 1876. 


Aus dem Neocom wurden schon durch d’Orbigny im Prodrome de paleontologie zwei Inoceramen 
aufgeführt, nämlich: 
Inoceramus Neocomiensis d’Orb. aus dem unteren Neocom, 
Inoceramus plicatus d’Orb. aus dem oberen Neocom, 
dagegen kennt derselbe keine Art aus der folgenden Etage, dem Aptien. 
In Deutschland hat sich bisher noch kein Inoceramus im Neocom gezeigt. 
In der deutschen Kreide tritt der erste /noceramus im Aptien auf. Derselbe ist noch nicht be- 
schrieben aber bereits durch Ewald!) als neue Art angezeigt worden. Sie wird hier deshalb passend auf- 
zuführen sein als: 


Inoceramus Ewaldi sp. n. 


Die Art schliesst sich an gewisse andere Arten der unteren Kreide an. Von der bekanntesten dieser 
Formen, vom Inoceramus concentrieus Park. im oberen Gault unterscheidet sich diese Art durch weniger stark 
vortretenden und eingekrümmten Wirbel der linken Schale, durch grössere Ausdehnung in die Breite; flügel- 
artige Entwickelung der hinteren Seite und damit zusammenhängend durch längere Schlosslinie und endlich — 
wie schon Ewald hervorhebt — durch die Schärfe seiner concentrischen Falten auf dem Steinkern. 

In der allgemeinen Form steht vielleicht /noceramus Neocomiensis d’Orb. am nächsten, aber auch 
hier unterscheidet die Regelmässigkeit und Schärfe der Rippen. Es scheint aber auch der Hinterrand an 
Inoceramus Ewaldi nicht ausgebogen zu sein. 

Nahe steht auch eine jurassische Form: Inoceramus polyplocus F. R. (= 1. dubius Sow. bei Goldfuss, 
tab. 109, fig. 1). Manche vereinzelte Schalen dieser Art, wie sie von Engter bei Osnabrück vorliegen, sind 
schwierig von /noceramus Ewaldi zu unterscheiden. Soweit die nicht ganz vollständig erhaltenen Stücke 
einen Vergleich zulassen, scheint der Hauptunterschied darin zu liegen, dass die Vorderseite der (rechten) 
Klappe bei Inoceramus polyplocus weiter ausgedehnt und zugleich weniger eingezogen ist und vielleicht auch 
der Wirbel eine etwas deutlichere Hakenform zeigt. 

Vorkommen. Ich sammelte 6 zum Theil zweiklappige Exemplare im unteren Gault (mit Ammonites 
Martini, Ancyloceras Bowerbanki ete.) der Barler-Berge bei Wüllen unweit Ahaus im nördlichen Westfalen. 


Inoceramus concentricus Parkinson 1819. 


Es ist der am längsten gekannte und am häufigsten vorkommende Mnoceramus der unteren Kreide und 
durch die übereinstimmenden Darstellungen von Parkinson 2), Sowerby 3), Mantell *), Brongniart 5), Goldfuss $) 


1) Sitzungsberichte der Berliner Akad., 1860, pag. 345. 

2) Parkinson, Transact. geolog. soc. of London 1819, Va, pag. 58, tab. 1 
3) Sowerby, Miner. Conchol. of Great Britain, 1821, pag. 138, tab. 305. 
4) Mantell, Geologie of Sussex, 1822, pag. 95, tab. 19, fig. 19. 

5) Brongniart, Deseript. geolog. des environs de Paris, 1822, pag. 60, tab. 6, fig. 1. 
6) Goldfuss, Petref. Germaniae, 1834, pag. 111, tab. 109, fig. Sa, b, c. 


fig. 4. 


’ 


allgemein bekannt. — In Deutschland ist die Art durch Goldfuss, Geinitz und A. Römer zwar schon früh- 
zeitig, aber irriger Weise aus dem cenomanen Quader Sachsens genannt worden. Es waren dies jugend- 
liche (Goldf. tab. 109, fig. 8d, e) und oft schlecht erhaltene Exemplare einer Art, auf deren mehr ausge- 
wachsene Schalen man — mit nicht genügender Sicherheit — die schwer deutbare, von Mantell aufgestellte 
Bezeichnung Inoceramus striatus anwandte, welche auch gegenwärtig noch von Geinitz !) für dieselben Vor- 


kommnisse aufrecht erhalten wird. 


Erst nachdem in Deutschland der Gault aufgefunden war, wurde auch hier der ächte Inoceramus 
concentrieus an’s Licht gezogen, zuerst wurde er durch von Strombeck 2) in der subhereynischen Kreide „ziem- 
lich häufig“ im Flammenmergel und Minimus-Thon zusammen mit Ammonites auritus etc. aufgefunden. 


Dann fand ich die Art in den äquivalenten Bildungen Westfalens®), nämlich in dem rothen Gault- 
sandstein mit Ammonites auritus an der Oarlsschanze unweit Neuenhurse im Teutoburger Walde ziemlich 
häufig und seltener in den gleichen Schichten bei Altenbeken. 


Die letztgenannten Vorkommnisse stimmen vorzugsweise überein mit denen des Green Sandstone von 
Lyme Regis in Dorsetshire, welche durch stärker ausgeprägte Rippen und stärker entwickelten Wirbel der 
linken Klappe gegenüber den Stücken aus den Gault-Thonen von Folkstone sich auszuzeichnen scheinen, und 
deshalb durch Sowerby als Inoceramus gryphaeoides t) abgeschieden wurden. Während diese Abtrennung von 
allen continentalen Schriftstellern verworfen wurde, ist sie von einzelnen englischen Autoren, z. B. durch 
Morris) aufrecht erhalten. Obwohl mir sowohl von Folkstone wie von Lyme Regis Originalstücke vorliegen, 
so sind dieselben doch nicht ausreichend, um in dieser Frage ein begründetes eigenes Urtheil zu gewinnen. 


Wenn Goldfuss die Art auch aus der senonen Kreide von Aachen nannte, so ist darüber nur zu 
bemerken, dass das abgebildete Stück nicht der Gattung Inoceramus angehört. 


Inoceramus suleatus Parkinson 1819. 


Diese durch ihre radialen, stark vortretenden Rippen ausgezeichnete Art, welche im oberen Gault 
von Folkstone, Perte du Rhone etc. häufig gefunden wird, ist in Deutschland äusserst selten. 


Zwar nannte Goldfuss die Art aus dem Quader von Koschütz (Sachsen), allein das betreffende Frag- 
ment gehört gewiss nicht zur Gattung I/noceramus und ist wahrscheinlich ein Bruchstück von Janira °). 


Ausserdem erfahren wir über das Vorkommen der Art in Deutschland nur noch durch von Strom- 
beck ?), dass ein einziges Fragment im subhereynischen Flammenmergel aufgefunden sei. 


Durch Meek ®) wurde 1864 Inoceramus sulcatus als der Typus einer neuen Gattung Aetinoceras 
aufgestellt. 


1) Geinitz, Elbthalgebirge, II, 1873, pag. 41. 

2) Zeitschr. der. deutsch. geolog. Gesellsch., 1856, VIII, pag. 458. 

3) Ibid. 1866, pag. 55. 

*) Sowerby, Miner. Conchol. vol. VI, pag. 161, tab. 584, fig. 1. 

5) Morris, Cat. Brit. foss. 2. ed. pag. 169. 

6) Geinitz, Elbthalgeb. I, pag. 203, glaubt es auf Lima Reichenbachi zurückführen zu können. 

7) Zeitschr. der deutsch. geolog. Gesellsch., 1856, VIII, pag. 488. 

®) Check-list eret., N. A. fossils, Smidt, Mise. Coll. Nr. 177, 1864, pag. 32. Vergl. auch Stoliczka, Cretac. Pelecypoda of 
Southern India, pag. 392. 


— 231 — 


Inoceramus sp n. 


Ausser den genannten Arten liegt noch eine unbeschriebene neue Art im oberen deutschen Gault. 
Die Schale ist flach, anscheinend gleichklappig und ohne vortretende Wirbel, mit scharfen concentrischen 
Rippen versehen. Es liegen zwei Exemplare von der mit dem Hermannsdenkmale gekrönten Grotenburg 
bei Detmold vor. Obwohl das Vorkommen nicht hinreichend charakterisirt werden kann, mag doch an 
dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht werden !). 


Inoceramus virgatus sp. n. 


Syn.: Imoceramus Lamarckü Goldf. Petr. Germ. tab. 91, fig. 2. 
Inoceramus striatus Mant. Goldf. bei v. Strombeck. 


Von den beiden, im norddeutschen Cenoman häufig vorkommenden Inoceramen, von denen die eine 
Art flache, die andere gewölbte Schalen besitzt, hat v. Strombeck die letztere als /noceramus striatus Mnt. 
Goldf. bezeichnet?2). Derselbe fügt die Angabe bei, die von Goldfuss (tab. 112, fig. 2) und d’Orbigny 
(tab. 405) gut dargestellte Species sei häufig im unteren Pläner mit Ammonites varians und überschreite den- 
selben nach oben hin nicht. 

Diese Bemerkungen genügen, um sich zu überzeugen, dass die in Rede stehenden Stücke mit den von 
v. Strombeck bezeichneten Vorkommnissen das Gleiche seien. 

Da die Originaldarstellung von Mantell?) nur eine gewölbte Schale, gänzlich ohne Runzeln, nur 
mit dicht gedrängt stehenden (!/, bis 1 Millimeter entfernten) feinen Anwachslinien bedeckt, gibt und auch 
die Darstellung von Sowerby !) weder ein übereinstimmendes noch ein besseres Bild liefert, so ist die Be- 
merkung von Goldfuss, dass es zweifelhaft sei, ob sem Inoceramus striatus das Gleiche sei, was die eng- 
lischen Autoren mit diesem Namen bezeichnen, zutreffend und es müssen auch bis heute noch jene englischen 
Bilder als nicht sicher deutbar bezeichnet werden. 

Es entsteht nun die Frage, ob unsere Schalen der von Goldfuss Inoceramus striatus genannten Art 
angehören. Goldfuss sagt: „die Schlosslinie bildet einen rechten Winkel mit der Achse. Die Muschel ist 
ungleichklappig. Der dicke Wirbel der linken Schale ist über die Schlosslinie hinaus verlängert und die 
Wölbung des Rückens geht plötzlich mit einer Beugung in den Flügel über, während die rechte Schale 
einen kurzen Wirbel und eine bis zum Flügelrande fortlaufende Abdachung hat“. 

Diese Merkmale zeigen die fraglichen, vorliegenden Stücke nicht. Die Schlosslinie derselben 
ist schräg gegen die Achse gestellt, die Schalen gleichklappig®), keiner der verjüngten, etwas 
nach vorn gewendeten Wirbel überragend, und rechte Klappe sowohl wie linke zeigen eine 
gleichmässige von der Wölbung des Rückens bis zum Flügelrande fortlaufende Abdachung 
und sind fast glatt, ohne deutliche Rippen oder Runzeln. 


1) Mit Znoceramus Jaccardı, Pietet et Campiche (St. Croix, 1868, tom. IV, pag. 105, tab. 160, fig. 3, 4) der ebenfalls dem 
Gault angehört, hat die Art keine Verwandtschaft. 

2) Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1859, tom. XI, pag. 36 und 1863, tom. XV, pag. 108. 

3) Mantell, Geol. of Sussex, pag. 217, tab. 27, fig. 5 characterisirt dieselbe so: „Gibbous, rounded, even, with numerous 
transverse striae, hinge oblique? beaks —?“ Lower chalk. Southstreet: very rare. Heystesbury, Wilts. 

4) Sowerby, Miner. Conchol. 1828, tom. 6, pag. 160, tab. 582, fig. 2: „Subglobose, even, concentrically striated, the striae 
accompanied by shallow; anterior side concave, smooth“. Sowerby fügt bei, dass die Art in Sussex und Wiltshire in Gellschaft von 
Inoceramus mytiloides vorkomme. 

5) Es liegen zahlreiche vereinzelte rechte und linke Klappen, auch vier ziemlich gut erhaltene doppelschalige Gehäuse vor. 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 34 


Ad. Römer!) (welcher den völlig unkenntlichen /noceramus Websteri Mantell?) und den ebenfalls nur 
in einem unvollständigen Exemplare und daher ungenügend gekannten noceramus pietus Sow.?) zum Inoce- 
ramus striatus stellt) vermuthet, dass das von Goldfuss abgebildete Exemplar nur durch Verdrückung un- 
gleichschalig geworden sei. Diese Bemerkung ist irrig. Denn obgleich die Originalexemplare von Goldfuss, 
insbesondere das doppelschalige, tab. 112, fig. 2a, b abgebildete Stück, sich nicht im Museum zu Bonn auf- 
finden liessen, so sind doch ein paar vereinzelte Schalen, eine linke von Quedlinburg und eine rechte aus 
Westfalen (beide nach der Gesteinsbeschaffenheit vermuthungsweise dem Turon — Brongniarti-Pläner? — 
entstammend), unter der Bezeichnung /noceramus striatus Mnt. vorhanden, welche die angegebenen Merkmale, 
insbesondere den dicken, verlängerten Wirbel der linken Klappe und den kurzen Wirbel der rechten Klappe 
zeigen, also mit unseren Stücken nicht übereinstimmen. 

Hierzu tritt noch ein weiterer Unterschied. Auf den Steinkernen bemerkt man linienartige 
Erhöhungen, welche von den Wirbeln über den Rücken bis zum Unterrande sich erstrecken und 
hier an manchen Stücken undeutlich werden. Diese radialen Linien nehmen etwa das mittlere 
Drittel der Schale (gewöhnlich ein wenig mehr) ein. Die vordere Partie dieser Striemen beugt 
sich leicht nach vorn, während die hintere, an Zahl geringere, Partie völlig geradlinig verläuft. 

Diese Striemen habe ich an keinem Exemplare der zahlreich gesammelten Muschel vermisst; der 
Inoceramus striatus Goldf. führt dieselben nicht. Auch d’Orbigny hat nichts Derartiges von seinem Inoce- 
ramus striatus, der auch einen übergreifenden Wirbel der rechten Klappe besitzt, bemerkt. Es liegt also nach 
diesen Ermittelungen bei den beiden genannten Autoren unsere Art nicht vor. Da d’Orbigny zu seinem 
Inoceramus striatus noch den Inoceramus cordiformis Sow.*) und dessen Copie bei Goldfuss 5), sowie den Ino- 
ceramus Lamarekii Mant.°) (non! Brong.) und den Inoceramus undulatus Mant.”) hinzufügt, so wird durch 
diese ganz abweichenden Schalen seine Art völlig in’s Unbestimmte gezogen. 

Wenn gleichwol v. Strombeck bei unserer Muschel sich auf die Abbildungen von Goldfuss und 
d’Orbigny beruft, so möchte dies vielleicht dadurch zu erklären sein, dass ihm nur vereinzelte Schalen vor- 
lagen, die citirten Abbildungen aber die bis dahin am meisten zutreffenden waren. 

Goldfuss bemerkt noch, dass möglicher Weise gewisse, bisweilen doppelt so grosse Schalen aus dem 
(cenomanen) Quadersandsteine von Koschitz bei Dresden zu Inoceramus striatus gehören könnten. Ein 
kleineres Exemplar vom selben Fundpunkte hat derselbe tab. 109, fig. Sc, d abgebildetS) und als fraglich 
mit noceramus concentrieus vereint und dazu bemerkt, diese Schalen seien flacher und hätten an der linken 
Klappe einen kürzeren Wirbel, so dass es ungewiss bleibe, ob sie zu der Art gerechnet werden dürfen. 
Diese Angaben sind durchaus zutreffend und können die Koschützer Vorkommnisse auf keinen Fall mit dem 
englischen Inoceramus concentricus vereint werden. Es ist deshalb auch die auf diese Angabe von Goldfuss 
fussende Annahme von Kunth°), dass die Namen noceramus concentricus und Inoceramus striatus wohl das- 
selbe bedeuten, zurückzuweisen. 


1) Ad. Römer, Verst. norddeutsch. Kreide. pag. 62. 

2) Mantell, Geology of Sussex, pag. 216, tab. 27, fig. 1. 

3) Sowerby, Miner. Conchol. tab. 604, fig. 1. 

#) ibid. tom. V, pag. 61, tab. 440. 

5) Goldfuss, Petr. Germ. pag. 113, tab. 110, fig. 6b. 

6) Mantell, Geology of Sussex, pag. 214, tab. 27, fig. 1. 

7) ibid. fig. 6. 

8) Das ebendort fig. 8f abgebildete Stück gehört nicht zur Gattung /noceramus. 
9) Zeitschr. der deutsch. geolog. Gesell. 1863, tom. XV, pag. 727. 


— 259 — 


Dass die Koschützer Vorkommnisse von den in Rede stehenden Schalen verschieden sind, ergibt sich 
aus dem Gesagten; es ist nur noch beizufügen, dass 11 aus dem sächsischen Quader vorliegende Exemplare, 
welche sämmtlich Steinkerne sind, auch keine Spur radialer Striemen zeigen. Von Geinitz sind diese Vor- 
kommnisse auch neuerlich !) zu Inoceramus striatus Mantell gestellt worden?). In dem, was Geinitz unter 
dem gleichen Namen aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen abbildet ?), vermag ich weder die Goldfuss’sche, 
noch die in Rede stehende Art zu erkennen. 

Nachdem alle bisher besprochenen Literatur-Angaben sich nicht auf unsere Art beziehen liessen, 
ist darauf hinzuweisen, dass dieselbe gleichwohl schon abgebildet ist und zwar als 


Inoceramus Lamarcki 


durch Goldfuss, tab. 111, fig. 2. Das Original stammt aus dem cenomanen (Varians-) Pläner von Sidding- 
hausen unweit Büren im Westfalen ®). Die Schale ist etwas verdrückt, die Abbildung etwas restaurirt und 
aher nicht völlig zutreffend, insbesondere die Schlosslinie zu weit nach auswärts gekehrt. as Origina 
dah ht völlig zutreffend, insb 1 lie Schlossl t nacl ts gekehrt. Das Original 
ührt an einzelnen Stellen noch die Schale; wo dieselbe fehlt, nimmt man die radialen Striemen wahr. 
führt l S 

s entsteht nun die Frage, ob unsere Art die Bezeichnung I/noceramus Lamarcki tragen kann. 

Es entsteht die Frage, ob ere Art die Bezeichnung 7: L ki tragen | 

Goldfuss beruft sich zunächst auf Sowerby, allein diese Angabe dürfte ein lapsus calamı sein, da 
von Sowerby keine Art dieses Namens beschrieben wurde. 

Weiter citirt Goldfuss Mantell (Sussex, pag. 214, tab. 27, fig. 1) und Brongniart (tab. 4, fig. 10B) 
als Gewährsmänner. Beider Werke erschienen im selben Jahre 1822, gleichwohl konnte Brongniart, welcher 
mit Mantell in freundschaftlichem Verkehr stand, eine (um !/, verkleinerte) Copie der von Mantell tab. 27, 
fis. 8 in !/, der natürlichen Grösse abgebildeten doppelschaligen Muschel seinem Werke beifügen. Unglück- 
licher Weise fielen hierbei, was die Artbenennung angeht, Verwechselungen vor, wie sich beim Erscheinen 
der Werke beider Autoren ergab. Brongniart bezeichnete die von Mantell copirte Muschel als Inoceramus 
(resp. Catillus) Lamarcki, während Mantell selbst sie /noceramus Brongniarti nannte, dagegen eine andere 
auf derselben Tafel unter Fig. 1 dargestellte Muschel als Inoceramus Lamarckü aufführte, für welche kurz 
darauf Sowerby>) den Namen /noceramus Brongniarti aufrecht erhalten will ®). 

Mantell ist nicht der Urheber des /noceramus Lamarcki, derselbe beruft sich vielmehr auf Parkinson ?). 
Ein Blick auf die Abbildung von Parkinson, welche eine hochgewölbte Schale mit scharf abgesetztem Flü- 
gel, langem, ziemlich rechtwinklig zur Achse stehendem Schlossrande und weit vorragender steiler Vorder- 


1) Geinitz, Elbthalgebirge I, pag. 210, tab. 46, fig. 9—13; II, pag. 41. 

2) Diese Muschel des sächsischen cenomanen Quaders ist im nördlichen Deutschland bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. 
Noch eine andere Art scheint dem östlichen Deutschland eigenthümlich zu sein, nämlich jene Muschel von Kieslingswalde in der Graf- 
schaft Glatz, welche Geinitz anfänglich als Znoceramus concentricus, neuerlich, indem er sich der Autorität Stoliczka’s anschliesst, /no- 
ceramus Geinitzianus bezeichnete (Elbthalgeb. II). 

Ebenso ist Inoceramus striato-concentrieus Gümbel (Geognost. Beschreib. von Bayern II, pag. 766, und Correspondenzblatt des 
zoologisch-mineralog. Ver. in Regensburg, 22. Jahrg. 1868, pag. 69, tab. 2, fig. 4) in den obersten Schichten des Mittelpläners und 
den untersten des Oberpläners bei Eggmühl, unweit Regensburg, und in den Baculiten-Schichten von Loschitz in Böhmen, bisher noch 
nicht in Norddeutschland aufgefunden worden. 

3) Geinitz, Elbthalgeb. II, tab. 13, fig. 12, 9, 10. 

4) Und nicht aus dem Cuvieri-Pläner von Siddinghausen, zwischen Unna und Werl. 

5) Sow. Miner. Conchol. tom. V, December 1823, pag. 60. 

6) von Strombeck, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1863, tom. 15, pag. 25, glaubt in dem /noceramus Lamarckü Mant. seinen 
Jnoceramus Cuvieri zu erkennen. 

7) Remarks on the Fossils collected by Mr. Phillips near Dover and Folkstonee By James Parkinson. Read Jan. 1818. 
Transactions of the geological society. Vol. V, pt. 1, 1819, p. 55, tab. 1, fig. 3. 


34* 


— 260 — 


seite — gegen (en Wirbel gesehen zeigt, genügt, die Verschiedenheit dieser aus dem „Upper Chalk with 
few Flints“ stammenden Muschel von unserer Art darzuthun. Weder die ganze Gestalt der Muschel noch 
das Lager derselben stimmt mit der in Rede stehenden Art überein. Muscheln von der Beschaffenheit der 
Parkinson’schen Art sind mir aus cenomanen Schichten überhaupt nicht bekannt. Dergleichen Formen 
tauchen erst in turonen Schichten auf. 

Sonach kann also auch die Bezeichnung /noceramus Lamarcki auf unsere Muschel nicht angewendet 
werden und ist dieselbe neu zu benennen. Der Name mag von den characteristischen Striemen entlehnt 
werden, welche die Wölbung der Steinkerne auszeichnen. 


Vorkommen. Inoceramus virgatus ist im cenomanen Pläner gemein. 

Er findet sich sowohl im Varians-Pläner Norddeutschlands, z. B. bei Altenbeken, Lengerich, Rüthen, 
Liebenburg etc., wie im Rotomagensis-Pläner, z. B. bei Lichtenau und Rheine. 

Aus Sachsen und Böhmen ist mir die Art nicht bekannt; dagegen liest sie noch vor aus Frankreich. 


Inoceramus orbieularis Münster 1839. 
Goldfuss, Petrefacta Germaniae, pag. 117, tab. 113, fig. 2. 
Syn. Inoceramus latus Mant. bei Goldfuss, pag. 117, tab. 112, fie. 5. 


Dank der Freundlichkeit des Herrn Professor Zittel konnte ich das in München befindliche Original 
des Mnoceramus orbieularis vergleichen, wobei sich Folgendes ergab: 

1. Das Original stammt nicht von Paderborn selbst — wie Goldfuss angiebt — wo auf weite Er- 
streckung nur Cuvieri-Pläner ansteht. Die Gesteinsbeschaffenheit weiset mit Bestimmtheit auf unteren, auf 
cenomanen Pläner hin. Die Paderborn zunächst gelegenen cenomanen Ablagerungen treten bei Altenbeken 
auf, und stammt Inoceramus orbieularis sehr wahrscheinlich aus dem Varians-Pläner von Altenbeken, wo der- 
selbe das häufigst vorkommende Fossil ist. 

2. Inoceramus orbieularis unterscheidet sich in keinem wesentlichen Punkte von Mnoceramus latus Mnt. 
bei Goldfuss, welcher in gleichem Niveau bei Büren, südlich von Paderborn, gefunden ist. Dass an der 
erstgenannten Art die Rippen schärfer, an der letzten stumpfer sind, ist eine zufällige, in der Erhaltungsart 
begründete Erscheinung, wie zahlreich vorliegende Exemplare darthun. Auch ein von Goldfuss’s Hand als 
Inoceramus latus bezeichnetes, im hiesigen Museum befindliches Exemplar führt gleich scharfe Rippen, wie 
sein Inoceramus orbicularis. 

3. Die Abbildungen beider Arten sind einiger Maassen vom Zeichner ergänzt und liefern deshalb 
nur annähernd richtige Bilder. 

Am Inoceramus orbieularis fehlt der Schlossrand, und die hier vorgenommene Ergänzung an der 
rechten Seite des Bildes ist falsch. 

An dem Bilde von Mnoceramus latus ist an der linken Seite etwa ein Fingerbreit vom Zeichner zu- 
gesetzt und ebenso der am Original fehlende geradlinige Schlossrand. Diese Ergänzung ist im Allgemeinen 
als gelungen zu betrachten, doch ist die Lage der Schlosslinie nicht genau und erstrecken sich die Rippen 
nicht bis an den Schlossrand, sondern hören in einiger Entfernung von demselben (je entfernter vom Wirbel, 
desto früher, bis zu 15 Millimeter Entfernung) gänzlich auf. Zugleich sondert sich die glatte Partie der 
Schale, resp. des Steinkernes durch eine stumpfe Kante ab und ist gewöhnlich nicht erhalten, wodurch 
dann Vorder- und Hinterseite sehr ähnlich werden. 


— 261 — 


Die allgemeine Gestalt der sehr flachen Muschel ergiebt sich aus der Darstellung von Goldfuss; die- 
selbe ist aber zu ergänzen durch den Hinweis auf die höchst characteristische Bildung der Rippen. Die- 
selben bilden parallel zum Unterrande der Schale einen weiten flachen Bogen, biegen dann an der Ilinter- 
seite ziemlich plötzlich um, indem sie unter sich und zur Achse fast parallel zum Schlossrande aufsteigen. 
An der Vorderseite ist das Aufbiegen der Rippen in der Regel nicht so scharf ausgesprochen. 

Nur selten, an vereinzelten Stücken zeigt sich dieser Character der Berippung weniger scharf aus- 
geprägt, wie an dem von Goldfuss /noceramus latus genannten Exemplare, während sein Mnoceramus orbi- 
cularis dieses Verhalten noch erkennen lässt. 

Es hat sich noch nicht feststellen lassen, was unter /noceramus latus Mantell, Geolog. of Sussex, 
pag. 216, tab. 27, fig. 10 zu verstehen sei. Er selbst vergleicht die Art mit seinem Inoceramus Ouwieri 
(= Jnocer. Brongniarti v. Stromb.)!) und führt an, sie werde 13—20 Zoll gross und sei gemein im Upper 
Chalk von Brighton etc. Diese Angaben machen es unwahrscheinlich, dass unsere Art mit der Mantell- 
schen zusammenfallen könne. 

Es ist nicht einmal zweifellos, ob Mmoceramus latus bei Sowerby ?2) das Gleiche sei, wie bei Mantell. 
Es kann deshalb nicht auffallen, dass Adolph Römer) und v. Strombeck #) sich bei Anführung der Art nicht 
auf Mantell, sondern auf Sowerby berufen. v. Strombeck nennt die Muschel nicht aus Cenoman, sondern führt 
sie als Leitfossil aus dem Scaphiten-Pläner auf. In der That genügt ein Blick auf die grosse, von Sowerby 
abgebildete Schale, um sich von der wesentlich verschiedenen Art der Berippung zu überzeugen, indem hier 
die Rippen mit kurzer Krümmung über die Achse laufen und nach beiden Seiten divergiren. 

Bei dieser Sachlage kann die Bezeichnung Inoceramus latus nicht auf unsere Art angewendet werden, 
es muss dagegen der von Gollfuss aufgestellte Name Inoceramus orbieularis für dieselbe festgehalten werden. 

Stoliezka hat auch den J/noceramus planıus bei Goldfuss unter die Synonyma des Jnoceramus latus 
aufgenommen; dies ist auf keinen Fall möglich, denn die grosse unter diesem Namen abgebildete Muschel 
ist nichts anderes als ein /noceramus Cripsü aus der oberen Mukronaten-Kreide von Haldem (deren Original 
in München liegt), wie schon Ad. Römer richtig vermuthete. 

Ebenso wird Inoceramus planus, den Zekeli”) und Zittel®) aus der Gosau nennen, vielleicht nur ein 
mit Radialstreifen versehener Inoceramus Cripsü sein. Aehnliche Stücke finden sich bisweilen in den Mucro- 
naten-Schichten bei Aachen. 

Dass die Stücke, welche Geinitz?) aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen als /noceramus latus Mant. 
Goldf. aufführt, nicht zu unserer Art, zu /noceramus orbieularis, gehören können, ergiebt sich aus der obigen 
Erörterung. 

Vorkommen. Die Art ist auf Cenoman beschränkt; es ist mir niemals ein Exemplar in turonen 
oder senonen Schichten vorgekommen. 


1) Auch Goldfuss hält es für möglich, dass /noceramus latus Mant. mit seinem Jnoceramus annulatus (= Jmocer. Brongniart 
v. Stromb.) zusammenfalle,; eine Meinung, welche nicht von der Hand zu weisen ist. 

2) Sowerby, Miner. Conch. tom. 6, pag. 159, tab. 581, fig. 1. 
3) Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreide pag. 61. 
4) Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1857, tom. 9, pag. 417. 
5) Palaeontologia Indica, Cretac. Polecypoda, pag. 400. 
6) 1. e. pag. 63. 
7) Jahresber. des naturw. Ver. Halle, IV. Jahrg. 1852, pag. 103. 
8) Zittel, Bivalven der Gosauformation, pag. 24, tab. 13, fig. 7. 
9) Geinitz, Elbthalgebirge II, tab. 13. 


— 22 — 


Im Varians-Pläner ist sie mit Ammonites varians das überhaupt am häufigsten vorkommende Fossil, 
z. B. bei Altenbeken und Büren. 

Ebenso im Rotomagensis-Pläner, z. B. bei Lichtenau und Rheine. 

Sie tritt auch in der Tourtia von Essen auf, wie zwei vorliegende nicht besonders gut erhaltene 
Exemplare darthun. 


Inoceramus labiatus Schlotheim, 1813. 


Seitdem die Art im Jahre 1822 durch zwei Abbildungen, von Mantell!) und Brongniart 2), an die 
sich bald noch weitere Darstellungen von Sowerby ?), Goldfuss) und andere anschlossen, allgemein bekannt 
geworden war, gehört sie zu den wenigen Inoceramen, an die sich wohl kaum jemals ein Zweifel geknüpft 
hat, obwohl in einzelnen Fällen allerdings theils verdrückte ®), theils jugendliche, anderen Arten angehörige 
Schalen irriger Weise zu I/noceramus labiatus gezogen sind. 

Nur die Benennung hat zu Meinungsverschiedenheiten Veranlassung gegeben. Während Mantell sie 
als /noceramus mytiloides bezeichnete, griff Brongniart auf einen älteren, von Schlotheim aufgestellten Namen: 
Östracites labiatus 6) zurück, und nannte sie Mytiloides labiatus. Die letzte Bezeichnung fand keinen Anklang. 
Nicht nur in England, sondern auch in Deutschland und sogar in Frankreich selbst wurde die Art Inoceramus 
mytiloides genannt. Als d’Orbigny dann die Art von neuem beschrieb ?), entlehnte er die Bezeichnung dem 
Mytulites problematicus Schloth. und nannte sie Inoceramus problematieus. 

Schlotheim hatte ®) gewisse Muscheln „aus Kreide und Sandstein von Aachen“ mit diesem Namen 
belegt. Aus der Kreide und dem Sandstein von Aachen liegt aber nur ein einziger Inoceramus vor, nämlich 
Inoceramus Cripsü Mant. Auf diese Art weisen auch die erläuternden Bemerkungen Schlotheim’s hin. Er 
hebt das lange gerade Schloss hervor, und die flügelartige, in gerader Linie sich ausdehnende obere lange 
Seite der Muschel. Sie sei stark, aber regelmässig in die Quere gerunzelt und der Schnabel stehe ganz an 
der vorderen abgerundeten Seite®). Hiernach kann unsere Art also die Bezeichnung Jnoceramus problema- 
ticus nicht führen. 

Der von d’Orbigny neu hervorgesuchte Name veranlasste die Bemerkung von Bronn !P): „wollen 
wir aber die Priorität wahren, so müssen wir auch diesen Namen verwerfen und zu labiatus zurückkehren, 
wie schon Brongniart gethan.“ 

In Folge dieser Bemerkung der Lethaea nannte Geinitz die Art, welche er in allen seinen Schriften 
während eines Vierteljahrhunderts als /noceramus mytiloides bezeichnet hatte, nunmehr Inoceramus labiatus \). 


1) Mantell, Geology of Sussex, pag. 215, tab. 20, fig. 2, als Inoceramus mytiloides. 

2) Brongniart, Ge&olog. des environs des Paris, pag. 215, tab. 3, fig. 4, als Inoceramus labiatus. 

3) Sowerby, Miner. Conchol. 1823, tom. 5, pag. 61, tab. 442. 

4) Goldfuss, Petref. Germ. 1836, pag. 118, tab. 113, fig. 4. 

5) Z. B. wurde durch Zekeli ein verdrückter Jnoceramus Cripsü aus der Gosau als /noceramus mytiloides bestimmt. Vergl. 
Zittel, Gosaubivalven. 

6) Leonhard, Mineral. Taschenbuch, 1813, VII, pag. 93. 

7) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. eret. 1843, tom. Ill, pag. 510, tab. 406. 

8) Schlotheim, die Petrefactenkunde auf ihrem jetzigen Standpunkte, 1820, pag. 302. 

9) Die Schlotheim’schen Originale von Aachen scheinen verloren zu sein, wenigstens fanden sie sich in der in Berlin befind- 
lichen Schlotheim’schen Sammlung nicht vor. 

10) Bronn und Römer, Lethaea geognostica, 3. Aufl. V, pag. 290. 

11) Geinitz im Jahrbuch der Mineral. etc. 1863, pag. 865, und Elbthalgebirge II, pag. 46. 


le 


Da Schlotheim bei Aufstellung dieses Namens sich lediglich auf eine Abbildung bei Knorr und Walch !), 
welche eine Muschel (/noceramus) aus den Steinbrüchen bei Pirna als Ostracites darstellt, ohne irgend welchen 
näheren Zusatz, bezogen hat, dann aber diesen Namen in der Petrefactenkunde fallen lässt, die angezogene 
Figur von Knorr und Walch gleichwohl abermals eitirt, nun aber mit den oben erwähnten Funden von 
Aachen Mytulites problematicus nennt, so scheint es höchst bedenklich, einen allgemein angenommenen Namen 
fallen zu lassen, um dafür einen anderen zu wählen, den der Autor selbst der Vergessenheit übergeben hat. 
Da indessen die Bezeichnung I/noceramus labiatus auch in andere Schriften mehfach übergangen ist, so soll 
derselbe auch hier, um die Verwirrung nicht noch mehr zu vergrössern, festgehalten werden. 

Vorkommen. Die Art ist beschränkt auf Unter-Turon und nimmt hier nur einen engen Horizont 
ein, welcher nach dem äusserst häufigen Vorkommen derselben durch v. Strombeck als Mytiloides-Schichten 
bezeichnet ist. Die weite geographische Verbreitung des Inoceramus labiatus ist allgemein bekannt. 


Inoceramus Brongniarti Sow. v. Stromb. 


Es ist das Verdienst des Herrn v. Strombeck, in das Chaos hierher gehöriger Formen Licht gebracht 
zu haben. Er sagt?) vom /noceramus Brongniarti: „Die Species ist, so wie sie Goldfuss eingeführt hat, 
sicher eine gute, nicht nur durch die Form an und für sich, sondern auch durch ihr auf ein bestimmtes 
Niveau beschränktes Vorkommen. Bei der Mangelhaftigkeit der älteren Darstellungen ist es nicht möglich, 
die Synonymen zu erkennen. Die am meisten zutreffende Abbildung giebt Goldfuss tab. 110, fig. 7 unter 
der Benennung Inoceramus annulatus), und würde diese die Priorität haben, wenn nicht Goldfuss selbst bei 
jenem Namen auf einen früheren Autor [?] hingewiesen hätte. 

Der Umfang der Klappen bildet ein ziemlich regelmässiges Rechteck mit zugerundeten Ecken, so 
dass der Schlossrand mit dem vorderen Rande einen rechten Winkel macht. Die Dimension vom Schloss- 
rande bis zum Unterrande (4 bis 12 Zoll) ist etwa zur Hälfte grösser als die von vorn nach hinten‘). Der 
Rücken ist hochgewölbt und geht plötzlich, jedoch mit Abrundung, in die flachen zusammengedrückten 
Flügel über. Vorderseite steil abfallend. Der Schlossrand formirt mit der Rückenlinie einen Winkel von 
etwa 60 Grad und mit der Sonderung der Flügel vom Rücken etwa 30 bis 85 Grad. Die Buckel stehen 
weniger vor. Hohe concentrische, nicht kantige, sondern abgerundete Runzeln bedecken die Klappen in 
ziemlich regelmässigen Abständen. Dazwischen zahlreiche Anwachsstreifen, die bei gutem Erhaltungszustande 
gefranzt sind und dem Ganzen ein eigenthümliches Ansehen geben. Schlossapparat mit tiefen Ligament- 
gruben ungemein kräftig, etwa wie ihn Sowerby und Goldfuss darstellen. So unterscheidet sich Inoceramus 
Brongniarti von allen anderen Hauptformen, nämlich 

1) von Mnoceramus striatus (d. 1. Inoe. virgatus Schlüt.), der im Umrisse und sonst am nächsten steht, 
durch die minder auffällige Sonderung des Flügels vom Rücken, durch steilere Vorderseite und die regel- 
mässigere und stärkere Runzelung an jenem; auch gestaltet sich der Schlossapparat ganz anders, was jedoch 
ohne Zeichnung nicht zu verdeutlichen; 


1) Knorr und Walch, die Naturgeschichte der Versteinerungen II, 1, pag. 84, Tf. B, II, b**, fig. 2. 

2) Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1859, tom. XI, pag. 49. 

3) Es muss hervorgehoben werden, dass diese Art — wie keine andere verwandte Form —- die Zuwachslinien auch anf dem 
Steinkerne führt, wie dies gut das von Goldfuss, tab. 110, fig. 7a, abgebildete Exemplar zeigt. Nach der Abbildung könnte man ver- 
muthen, das Stück sei mit Schale versehen, was nicht der Fall ist. 

4) Diese Dimension dürfte wohl etwas zu gross gegriffen sein. 


— 264 — 


2) von Inoceramus Cuvieri Sow. Goldf., dass dieser zwar auch nahezu einen rechteckigen Umfang 
zeigt, die grössere Dimension jedoch von vorn nach hinten liegt, und 

3) von Inoceramus mytiloides Mant. durch des letzteren schiefe und weite Verlängerung nach hinten. 

Ob tab. 27, fig. 8 bei Mantell der Inoceramus Brongniarti, wie Goldfuss angiebt, ist, kann nach der 
Zeichnung zweifelhaft bleiben; d’Orbigny stellt diese zu seinem Inoceramus Lamarckü, der wohl mit Inoee- 
ramus Ouvieri Goldf. identisch sein dürfte). Dagegen wird in Inoceramus Cuvieri Mant. tab. 28, fig. 1 und 
4 der obige Inoceramus Brongniarti vorliegen ?2). Ferner wird Inoceramus cordiformis bei Sowerby tab. 440 
und (die Copie) bei Goldfuss tab. 110, fig. 6b (nicht 6a) nichts anderes sein. Den wahren I/noceramus 
Brongniarti zeichnet d’Orbigny nicht. 

Sonach sind synonym: 

Inoceramus Brongniarti Mant. bei Sowerby 3) tab. 441, fig. 2-—4 (non! Mantell tab. 27, fig. S, was 
Inoe. Cuvieri sein wird), 

Inoceramus Brongniarti bei Goldfuss tab. 111, fig. 3, 

Inoceramus cordiformis Sow. tab. 440 und die Copie bei Goldfuss tab. 110, fig. 6b. 

Inoceramus annulatus Goldf. tab. 110, fig. 7, die flachgewölbte Varietät.“ 

Nahe steht dem /noceramus Brongniarti der bereits oben bei Besprechung des Inoceramus virgatus 
erwähnte /noceramus Lamarcki Park., der ebenfalls eine hochgewölbte Schale und scharf abgesetzte Flügel 
besitzt. Man könnte, soweit unsere gegenwärtige Kenntniss auf Grund des vorliegenden Materials reicht, 
dem Vorgange Deshayes, der beide Arten geradezu vereint, sich anschliessen, wenn nicht das in der Par- 
kinson’schen Diagnose von der Schale bemerkte „slightly indentet longitudinally“ Bedenken erregte und auch 
Sowerby darauf hinweiset, dass Imoceramus Brongniarti durch das Fehlen der Längsfurchen (longitudinal 


furrows) verschieden sei. Freilich erhalten wir keine Vorstellung von der Art dieser Längsfurchung — die 
Abbildung lässt nichts Derartiges erkennen — und es ist deshalb die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass 


darin nur etwas Zufälliges, nichts Wesentliches liege. Vielleicht hat auch d’Orbigny diese Ansicht ge- 
wonnen, da er beide Namen als synonym betrachtet. 

Was d’Orbieny Inoceramus Lamarcki nennt, gehört auf keinen Fall zu unserer Art, ebenso wenig 
die Muschel aus der Gosau, welche Zekelit) und Zittel5) mit diesem Namen bezeichnen, desgleichen was 
Geinitz ®) unter dieser Benennung aus der Mukronaten-Kreide von Nagorzany bei Lemberg in Galizien aufführt. 

Da auch bereits — wie früher erwähnt wurde — in der älteren Litteratur Inoceramus Lamarckiü 
zu Irrthümern Veranlassung gab, indem Sowerby in dem /noceramus Lamarckii bei Mantell den Mnoceramus 
Brongniarti, ’Orbigny aber den /noceramus striatus und v. Strombeck den Inoceramus Cuvieri Goldfuss zu 
erkennen meint, so ist der Vorschlag v. Strombeck’s, die Speciesbezeichnung Lamarcki ganz zu unterdrücken, 
gewiss begründet. 


Vorkommen. Die Art ist auf Turon beschränkt. 


!) Wie auch Zittel meint. Mir selbst ist es nicht unwahrscheinlich, dass die eine der abgebildeten Klappen die flache 
Schale des /noceramus involutus sei. Vergl. diesen. 

2) Goldfuss selbst stellte ihn bereits unter die Synonyma seines Jnoceramus annulatus. 

®) Dass Mantell den I/noceramus Lamarcki Park. mit der von ihm selbst Z/noceramus Brongniarti genannten Art verwech- 
selte, wurde bereits durch Sowerby hervorgehoben. Vergl. oben pag. 11. 

“) Jahresbericht des naturw. Ver. Halle, 1852, pag. 91. 

5) Zittel, Gosaubivalven, pag. 23, tab. 15, fig. 6. 

6) Geinitz, Elbthalgebirge II, pag. 50, tab. 14. 


— 205 — 


Am Harze soll sie schon im „Mytiloides-Pläner“ vorkommen, ihr Hauptlager im darüberliegenden 
Brongniarti-Pläner haben und höher nicht hinaufsteigen. 

Im westfälischen Becken ist dies etwas anders. Dort habe ich sie im „Mytiloides-Pläner“ noch 
nicht gesehen; zuerst im Brongniarti-Pläner; dann als Seltenheit im Scaphiten-Pläner und dem mit ihm 
gleichalterigen Grünsande von Soest und ebenso (und zwar dem Anscheine nach etwas häufiger) im jüng- 
sten Gliede des Turon, im Cuvieri-Pläner. Stammt doch das Original des Goldfuss’schen Inoceramus annu- 
latus selbst aus dem Üuvieri-Pläner von Eringerfeld. 

Besonders gut erhaltene Exemplare mit Schale, und zwar sowohl kleine wie grosse, lieferte der 
„Galeriten-Pläner“ von Graes bei Ahaus. 


Inoceramus inaequivalvis sp. n. 
Syn.: Inoceramus striatus Goldfuss, Petr. Germ. tab. 112, fie. 2. 


Bei Besprechung des Inoceramus virgatus ist dieser Muschel schon gedacht worden, es genügt des- 
halb hier die gewichtigsten Umstände hervorzuheben, welche sie von /Inoceramus Brongniarti unterscheiden, der 
sie in der allgemeinen Gestalt der Schale am nächsten steht. Diese sind das Fehlen der Rippen, und das 
weite Vortreten des dicken Wirbels der linken Klappe — welchem Verhalten die Artbezeichnung entlehnt 
ist. Vielleicht ist auch keine so auffällige Absonderung der Flügel vorhanden, was indess noch an einer 
Mehrzahl gut erhaltener Exemplare festzustellen sein wird. Endlich scheint die Art nicht die Grösse des 
Imoceramus Brongniarti zu erreichen, wenigstens sind bis jetzt grössere Exemplare, als sie schon Goldfuss 
vorlagen, nicht aufgefunden worden. 

Da es sehr unsicher ist, was unter /noceramus striatus Mant. zu verstehen sei, und da in der That 
dieser Name für sehr verschiedene Formen beansprucht worden ist, so scheint es rathsam, für die hinreichend 
characterisirte, von Goldfuss abgebildete Muschel einen neuen Namen zu wählen, womit indess keineswegs 
ausgesprochen werden soll, dass nun zweifellos der Mantell’sche und Goldfuss’sche 7. striatus verschiedene 
Formen seien, sondern nur, dass der Beweis der Identität nicht zu erbringen war, die blosse Anführung 
des Mantell’schen Namens aber nur Verwirrung anzustiften geeignet ist. 

Was Geinitz als Jnoceramus striatus Mant. aus dem cenomanen Quader Sachsens aufführt, ist bisher 
in Norddeutschland noch nicht nachgewiesen worden. 

Vorkommen. Die seltene Art hat sich bisher erst in wenigen Exemplaren im Turon gezeigt. 

Ich sammelte 5 Exemplare im Brongniarti-Pläner (Galeriten-Facies) bei Graes, unweit Ahaus, und 


ebenso diverse Exemplare im Scaphiten-Pläner des Querthales bei Oerlinghausen im Teutoburger Walde. 
Ausser den genannten Arten nennt Herr v. Strombeck !) aus dem mittleren Turon, und zwar aus 
dem Scaphiten-Pläner noch folgende Arten: 
Inoceramus latus Sow. häufig, 
> ef. euneatus d’Orb. häufig, 
9 undulatus Mant. 
Das von mir gesammelte Material gestattet hierzu nur die Bemerkung, dass unter der letztgenannten 
Art wohl (da die Mantell’sche Abbildung kaum sicher zu deuten sein dürfte) die von Goldfuss abgebildete 


1) Zeitschr. der deutsch. geolog. Gesell. 1857, tom. 9, pag. #17. 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) ° 


er 


Muschel zu verstehen sein möchte. Ich sammelte mit dem von Quedlinburg stammenden Originale Gold- 
fuss’s übereinstimmende Stücke im Scaphiten-Pläner von Oerlinghausen. 


Inoceramus Cuvieri Sow. v. Stromb. 
Goldfuss, Petrefacta Germaniae tab. 111, fig. 1. 


„Bis zur Grösse von 2 bis 3 Zoll quadratisch, mit abgerundeten Ecken; im mehreren Alter wächst 
die Dimension von vorn nach hinten erheblich stärker, als die vom Schlosse nach denı Unterrande, so dass 
bei 4 bis 5 Zoll Höhe die Länge 6 bis 7 Zoll beträgt. Die Wirbel ragen nicht über den Schlossrand her- 
vor und liegen ganz vorn. Hat kein Druck die Gestalt verändert, so wölben sich die Klappen ziemlich 
gleichmässig, aber nicht stark, von allen Seiten nach der Mitte zu. Die vordere Seite, die mit dem Schlosse 
einen Winkel von etwa 90% bildet, besteht aus einer ebenen Fläche, ja, ist eingedrückt und findet längs 
des Schlossrandes, wo sich ein schmaler Flügel nicht scharf absondert, einige Verflachung statt. Im höchsten 
Alter wachsen die Klappen am Unterrande nicht in der früheren Wölbung, sondern fast senkrecht dagegen, 
wodurch dann die Exemplare ein aufgeblähtes Ansehen erhalten. Die Schale der Flügel nächst dem Schloss- 
rande ist ungemein dick, verdünnt sich aber nach dem Rücken zu sehr rasch, so dass unterhalb der schmalen 
Flügel oftmals ein Bruch erscheint. ... Erst durch die Abbildungen bei Goldfuss ist die Species einiger- 
massen sicher erkennbar dargestellt worden. Doch sind auch die Goldfuss’schen Abbildungen mangelhaft, 
insofern sie, sei es durch Verdrückung der Originale, sei es durch andere Zufälligkeiten, die vordere ebene 
oder eingedrückte Seite und das Biegen der Wirbel in der äussersten oberen Ecke nicht genugsam wieder- 
geben. 

Goldfuss nimmt den Namen nach der Darstellung von Sowerby Miner. Conch. tab. 441, fig. 1 und 
der schon eine geraume Zeit früher 1823 in Linn. Trans. [jene ist eine Copie dieser], und da diese, so 
sicher als nach älteren Bildern zulässig, in den Hauptmerkmalen stimmen, so wird das, was Sowerby und 
Goldfuss zeichnen, nicht nur eine und die nämliche Species sein, sondern es wird auch die Benennung derselben, 
Inoceramus Cuwvieri den strengsten Grundsätzen der Priorität entsprechen. Zweifelhaft bleibt dagegen, ob 
die Fragmente, die Mantell tab. 27, fig. 4, und 28, fig. 1 und 4'), als Inoceramus und Brongniart in Envir. 
de Paris tab. 4, fig. 10 (excl. B) als Catillus Cuwieri bezeichnet, damit in der That identisch sind. Auch 
kommt es hierauf nicht an, da solche schon früher als fest begründet angenommen werden muss. 

Was Mantell tab. 27, fig. 1 unter dem Namen Jnoceramus Lamarckü giebt, — das d’Orbigny, wie 
es scheint, ohne genügenden Grund zum Jnoceramus striatus Mant. aus Uenoman zieht — scheint von Imoce- 
ramus .‚Cuvieri nicht abzuweichen. Auch der Fundort deutet darauf hin. Dasselbe möchte mit dem ver- 
zerrten Bilde tab. 27, fig. 8 bei Mantell, das dieser Inoceramus Brongniarti und Brongniart (tab. 4, fig. 10. B) 
Catillus Lamarcki nennt, der Fall sein. 

d’Orbigny formirt nach der letzteren Abbildung seine Species Inoceramus Lamarckü, und liefert da- 
von tab. 412 eine Darstellung. Offenbar ist das Original durch Zusammenpressung verunstaltet. In der 
Figur 1 und 2 ist der Flügel durch Druck abgebrochen 2), wie sich dies bei der Verschiedenheit der Dicke 


1) 1859 Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. stellte v. Strombeck diese Bilder zu /noceramus Brongniarti; auch Goldfuss zog 
sie zu seinem mit diesem synonymen Jnoceramus annulatus, worin man nur beipflichten kann. 

2) Ich habe im Cuvieri-Pläner bei Paderborn mehrere Inoceramen gesammelt, welche in diesem Punkte nicht von d’Orbigny’s 
Abbildung abweichen, ohne dass es gelungen wäre, an diesen Stücken einen Bruch der Schale wahrzunehmen. Die eitirte Abbildung 
zeigt aber noch eine Eigenthümlichkeit, welche diesen Stücken abgeht, nämlich eine flügelförmige Ausbreitung der Schale unter dem 


der Schale nach Obigem oft findet, auch lässt fig. 3 ibid. die scharfe Trennung des Flügels nicht wahr- 
nehmen. Zugleich stellt sich damit die Vorderseite convex dar, während sie ursprünglich wahrscheinlich 
eben oder concav war. Wir finden in d’Orbigny’s I/noceramus Lamarcki nichts anderes als den wahren 
Imoceramus Cuvieri. Die Species-Benennung /noceramus Lamarcki wird ganz unterdrückt werden müssen. 


Hiernach würden zu vereinen sein: 

. Inoceramus Cuvieri Sow. Linn. Trans. XII, tab.25 und (die Copie) Miner. Conchol. tab. 441, fig.1. 
b. Inoceramus Cwvieri Goldfuss, tab. 111, fie. 1. 

c. ? Inoceramus Cwvieri Mant. tab. 27 und tab. 28, fig. 1 und 41). 

. Catillus Cuvieri Brongn. tab. 4, 10 (excl. B) 2). 

e. Inoceramus Lamarcki Mant. tab. 27, fie. 1. 


P} 


mu 


Kar} 


Inoceramus Brongniarti Mant. tab. 27, fig. 8, und dasselbe als Catillus Lamarcki bei Brongniart 
tab. 4. fig. 10B. 
&. Imoceramus Lamarcki d’Orb. tab. 412“ 3). 


Vorkommen. Die Art findet sich sehr häufig im jüngsten turonen Pläner, der hiernach als Cuvieri- 
Pläner bezeichnet ist. Sie steigt auch als grosse Seltenheit hinauf in den Emscher-Mergel. In senonen 
Ablagerungen ist sie dagegen noch nicht gefunden worden. Ebensowenig in dem der Lagerungsfolge nach 
dem Cuvieri-Pläner vorangehenden Scaphiten-Pläner !). 

Im Cuvieri-Pläner äusserst häufig, in Westfalen z. B. bei Paderborn, am Harze z. B. bei Liebenburg. 


Inoceramus digitatus Sowerby 1829. 
Taf. XXXVI. 
Sowerby, Miner. Conchol. VI, pag. 215, tab. 604, fig. 2. 

Schale sehr gross, flach, rectangulär, erheblich länger als breit, Hinterseite ziemlich geradlinig, Vor- 
derseite in sanftem Bogen verlaufend; Wirbel nicht vorstehend, ganz vorn gelegen; Schlosslinie mit dem 
Vorderrande ziemlich genau einen rechten Winkel bildend und schräg gegen die Mittellinie der Klappe ge- 
stellt, — vielleicht von einer Länge, welche der hinteren Hälfte der Klappe ziemlich gleich kommt (aber, 
wie es scheint, an keinem Exemplare vollständig erhalten). Die Schale vielfach gefaltet und zwar so, dass 


Wirbel und an der Vorderseite. Diese Erscheinung habe ich bisher nur an einer einzigen Art beobachtet, nämlich an der nicht ein- 
gerollten Klappe des /noceramus involutus. Dieselbe zeigt eine gleiche Aufwulstung am Schlossrande und gestattet in der Oberansicht 
einen Einblick in die Ligamentgruben. Es wäre sonach möglich, dass die von d’Orbigny unter fig. 1 und 2 abgebildete Schale die 
flache Klappe des /noceramus involutus darstelle. 

1) Goldfuss stellte die Art zu seinem Jnoceramus annulatus (= Jnoc. Brongniarti bei v. Strombeck), auch v. Strombeck selbst 
glaubte (Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1859, pag. 50) darin den Znocer. Brongniarti zu eıkennen, worin man nur beipflichten kann. 

2) Die mangelhafte Figur ist nicht mit Sicherheit zu deuten. Geinitz (Elbth. II, pag. 43) glaubt darin den Anocer. Brong- 
niarti Sow. zu erkennen. Da das Original von Meudon (mit Bel. mucronata) stammt, so ist es am wahrscheinlichsten, dass es zu Inoc. 
Cripsi gehöre. Wenn man erwägt, unter welchen Umständen die Figur, welche nur !/; der natürlichen Grösse gibt, entstand, so möchte 
auf dieselbe gar kein Gewicht zu legen sein. Brongniart theilt darüber pag. 602 mit: „Je n’ai jamais pu en voir des individus entiers, 
mais j’ai vu l’empreinte d’une coquille probablement entiere sur la plafond d’une‘igrande encavation des carrieres de la craie de Meudon; 
le l’ai dessinee sur le lien avec beaucoup de diffieultes, en sorte que la figure A ne doit @tre considerE que comme une indication de 
la forme generale et des plis d’aceroissement de cette coquille,‘ etc. 

3) v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 

‘, Geinitz nennt sie freilich auch aus dem Scaphiten-Pläner von Strehlen, allein in jenen kleinen Schalen, welche er von 
diesem Fundpunkte (Elbthal. II, tab. 13) abbildet, vermag ich den /noceramus Cuvieri nicht zu erkennen. 


35 * 


Ben 


die gebildeten Rippen von einer Mittellinie aus zu beiden Seiten, allmälich sich verstärkend, wobei sie durch 
gleich breite Intervalle getrennt sind, ausstrahlen. Einzelne Exemplare zeigen im jüngsten Alter auch — 
oder nur — concentrische Rippen. — Auf der vorderen Hälfte sind die Rippen zahlreicher, zugleich weniger 
kräftig und verlaufen in einen nach vorn und nach unten gerichteten leichten Bogen. Die Rippen der 
Hinterseite !) schwellen sehr rasch zu bedeutender Stärke an (wobei einzelne zwischenliegende Rippen obsolet 
werden) und dann der verstärkte Theil sich so weit nach aufwärts hebt, dass er — abgesehen von den, 
dem Unterrande zunächst gelegenen Rippen — mit der Achse der Klappe einen rechten Winkel bildet. 


Rechte und linke Klappe sind völlig gleich ausgebildet, wie vorliegende Stücke darthun. 
Es liegen nur Steinkerne vor, an denen hin und wieder noch ein Stück der Faserschale haftet. 


Der allgemeine Habitus der Muschel ist der eines Trichites oder vielleicht auch einer Picatula, oder 
gewissen Ostreen ähnlich, gleichwohl gehört sie zweifellos zur Gattung Inoceramus und bildet innerhalb der- 
selben mit einigen nahestehenden Formen eine eigenthümliche, bemerkenswerthe Gruppe, deren Vorkommen 
auf einen engen geologischen Horizont beschränkt zu sein scheint, während ihre Verbreitung — bei spora- 


dischem Auftreten sich über die ganze Erde erstreckt. 

Sowerby bildete nur ein den zusammenliegenden Fingern einer Hand gleichendes, im Diluvium auf- 
gefundenes Fragment ab, mit der Diagnose: „Longitudinally furrowed; furrows large, round, equal to the 
ribs between them“, so dass die Muschel in ihren wichtigsten Merkmalen nicht characterisirt ist und Zweifel 
an der Zugehörigkeit der vorliegenden Stücke berechtigt sind. 2). 

Lange Zeit wurde die Muschel nicht weiter genannt, auch d’Orbigny gedenkt ihrer weder in der 
Paleontologie francaise, noch in seinem Prodrome de pal&ontologie stratigraphique. 

Erst Ferd. Römer beschrieb dann 1852 aus der Kreide von Texas den Inoceramus undulato-pkcatus >): 
„Auf der Oberfläche mit ausstrahlenden wellenförmigen Falten und mit unregelmässigen concentrischen An- 
wachsstreifen bedeckt.“ Er fand für diese Art, als eine der durchaus eigenthümlichen organischen Formen 
der Texanischen Kreide-Fauna, welche mit keiner der bekannten Europäischen Arten zu vergleichen sei, nur 
in dem Inoceramus sulcatus aus dem Gault eine gewisse Beziehung in dessen ebenfalls radialer Berippung, 
während die Gestalt der Schale sehr abweiche. 

Dieses texanische Originalexemplar, eine rechte Klappe, gehört wahrscheinlich einem jugendlichen 
Individuum an. Dasselbe ist an der unteren und hinteren Seite defect und in der Zeichnung ergänzt, auch 
zeigt das Original die unter dem Schlosse befindlichen oberen Rippen nicht so sehr dem Rande genähert, 
wie die Zeichnung angibt, vielmehr bleibt ein daumenbreiter glatter Saum. 


Fr. Schmidt stellt 1. c. diese texanische Muschel unter die Synonyma des Jnoceramus digitatus. In- 
dem die Möglichkeit der Zusammengehörigkeit dieser beiden Formen gewiss nicht von der Hand zu weisen 
ist, verbietet das mir vorliegende Material zur Zeit noch, dem Vorgange F. Schmidt’s zu folgen. Ein ca. 
10 Zoll grosses Exemplar aus dem Emscher-Mergel (vergl. tab. XXX VIII, fig. 1) zeigt noch unverändert die- 
selben Charactere, wie das kleine Stück von Ferd. Römer, während eine gleich grosse Klappe von noceramus 
digitatus keine Verschiedenheiten bietet von dem grossen auf tab. XXXVI abgebildeten Stücke. 

Weiterhin nannte Ad. Römer — ohne Berücksichtigung der von seinem Bruder aufgestellten texanischen 


1) Wenn Fr. Schmidt (Ueber die Petrefacten der Kreideformation der Insel Sachalin, Mem. de l’Academie de St. Petersbourg, 
tom. 19, 3. 1873, pag. 31) schreibt, dass die vorderen Rippen stärker, die hinteren schwächer seien, so ist das wohl nur ein lapsus calami. 

2) Zekeli, 1. e. pag. 92, stellte den Jnoceramus digitatus unter die Synonyma von Jnoceramus Owvieri. 

3) Ferd. Römer, Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse, Bonn 1852, pag. 59, tab. 7, fig. 1. 


— 269 — 


Art — den Jmoceramus digitatus‘!) aus dem Eisenbahneinschnitte zwischen Goslar und Ocker, und gab eine 
nach verschiedenen Bruchstücken entworfene schematische Abbildung derselben. Dieser letztere Umstand 
veranlasste Fr. Schmidt, von zwei der Ad. Römer’schen Originalstücke eine naturgetreue Skizze zu liefern. 
Beide sind nur jugendliche Schalen. Die eine deutet auf Jnoceramus undulato-plicatus; die andere noch 
kleinere könnte möglicher Weise zu /noceramus digitatus gehören, doch gilt von beiden, dass sie nicht sicher 
bestimmbar sind. 

Dann nannte F. Schmidt den Inoceramus digitatus auch von der Insel Sachalin (l. ce. tab. 6, 7) und 
stellte auch den inzwischen durch Stoliezka aus der oberen Kreide Ostindiens beschriebenen Inoceramus 
diversus?) mit unter die Synonyma desselben. Diese Muschel ist klein, fast quadratisch, jedoch mehr breit 
als lang. Ich halte den Beweis noch nicht für erbracht, dass sie mit der Sowerby’schen Art zusammenfalle, 
es würde hierzu eine Reihe von Schalen erforderlich sein, welche den Zusammenhang aus der allmälichen 
Entwicklung darthun. Die von Fr. Schmidt gelieferten Abbildungen aus den Vorkommnissen von Sachalın 
haben nir die Ueberzeugung der Zusammengehörigkeit noch nicht geben können, da es theils ganz Jugend- 
liche, theils defecte Schalen sind, welche kein sicheres Urtheil gestatten. Befinden sich doch unter den ab- 
gebildeten Fragmenten solche Formen, welche ganz anderen Gruppen von Inoceramen angehören könnten, 
wie dem /noceramus latus, Inoceramus Lingua, Inoceramus Cripsü etc. (vergl. 1. c. tab. VII, fig. 5, 6, 8, 9, 10). 


Vorkommen. In Deutschland gehört die Art dem Emscher-Mergel an®). Ich fand sie insbesondere 
auf Zeche Hansemann bei Mengede unweit Dortmund. — Ebenso am Harze bei Goslar nach Angabe von 
Ad. Römer und mündlicher Mittheilung des Herrn Oberhüttenmeisters Grumbrecht. 


Nachdem Decoeq t) den Inoceramus digitatus im nördlichen Frankreich bei Moulle, in der Nähe von 
St. Omer („dans la craie blanche“) aufgefunden hatte, wies kurz darauf Charles Barrois ?) diesem Vorkommen 
das genaue geognostische Niveau an, indem er sie aus der unteren Partie der Zone des Micraster cor angui- 
num, welche er selbst mit dem Emscher-Mergel in Parallele stellt, von Lezennes nennt, und zwar wie in 
Westfalen vorkommend in Gesellschaft mit Ammonites Texanus, Ammonites tricarinatus, Jnoceramus involutus, 
Belemnites Merceyi (=? Actinocamax Westfalieus). 

Aus dem südlichen Frankreich war Inoceramus digitatus schon längere Zeit bekannt durch d’Archiae, 
der überhaupt der Erste gewesen zu sein scheint, der die Art auf dem Oontinente aufgefunden hat. Er 
nennt sie aus dem Gebirge der Corbieren ®) und zwar aus Schichten, welche mit dem Emscher-Mergel gleich- 
alterig zu sein scheinen "). 

Nachdem in England die Art lange Zeit nur verschwemmt im Diluvium vorkommend bekannt war, 
ist sie neuerlich auch in anstehenden Kreideschichten aufgefunden worden ®). 

Zuletzt nach Fr. Schmidt auch an der Ostküste Asiens, auf der Insel Sachalin, und, wenn die Mei- 


1) Ad. Römer, die Quadraten-Kreide des Sudmerberges bei Goslar. Palaeontographica, 1865, tom. 15, pag. 196, tab. 32, fig. 6. 

2) Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. Cretaceous Fauna of Southern India. Vol. III, 
Ser. VI, The Peleeypoda by Ferd. Stoliezka. Caleutta 1871, pag. 407, tab. 27, fig. 6. 

3) Schlüter, der Emscher Mergel. Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1874. 

Schlüter, Verbr. der Cephalopoden in der oberen deutschen Kreide, ibid. 1876. 

4) Soc. geolog. du Nord. I. pag. 83; und Association francaise pour l’avancement des sciences. Congres des Lille 1874, 
pag. 368. 

5) Soc. geolog. du Nord, III, 1876, pag. 150. 

6) Mem. soc. geol. France, 1859, pag, 359. 

7) Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der norddeutsch. Kreide, Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1876. 

8) Charles Barrois, Recherches sur le Terrain Cretace superieur de l’Angleterre et de l’Irlande, Lille 1876, pag. 23. 


ae 


nung Fr. Schmidt’s richtig, dass /noceramus diversus Stol. als synonym hierhergehöre, auch in der Kreide 
Östindiens. 


Inoceramus undulato-plicatus Ferd. Römer 1549. 
Taf. XXX VIII, Fig. 1. 


Ferd. Römer, die Kreidebildungen von Texas, 1852, tab. 7, fig. 1, pag. 59. 


Die Art unterscheidet sich von dem eben besprochenen J/noceramus digitatus (vergleiche diesen), mit 
dem sie nahe verwandt, ja vielleicht ident ist, soweit sich zur Zeit übersehen lässt, dadurch, dass die Rippen 


auf der Vorder- und Hinterseite jeder Klappe gleichmässig entwickelt sind — weder sich stärker aufheben, 
noch stärker anschwellen — und obsolet werden, ehe sie den Rand der Klappe erreichen !). 


Vorkommen. Ich fand ein grösseres und ein kleineres Exemplar (dieses das abgebildete) im Emscher- 
Mergel der Zeche Gustav Adolph bei Lünen in Westfalen. 

Nach den bei Inoceramus digitatus gegebenen Bemerkungen in gleichem Niveau am Fusse des Harzes 
bei Goslar. 

Auch im südlichen Europa in muthmasslich gleichem Niveau bei Nizza. Ein Exemplar von dort 
im Museum zu Turin 2). 

Das Vorkommen in Texas scheint von gleichem Alter zu sein wie dasjenige in Europa. 


Inoceramus radians sp. n. 
Taf. XXXVIII, Fig. 2. 

Schale fast flach, Wirbel nicht vortretend, zwischen Wirbel und Stirn mehr ausgedehnt als zwischen 
Vorder- und Hinterrand. Die Schlosslinie bildet mit der Vorderseite einen rechten Winkel. Nach hinten 
verlängerte sich der Schlossrand, mit den flachen Ligamentgruben in nicht näher gekannter Weise; unter 
demselben eine flügelartige (verbrochene) Ausdehnung der hinteren Seite der Muschel. 

Die Ornamentik der Muschel besteht aus radialen, scharf ausgeprägten Rippen. Auf der vorderen 
Hälfte der Schale zählt man acht, näher zusammenstehende Rippen; die hintere Partie, welche sich durch 
eine etwas mehr vertiefte Furche abtrennt, führt nur drei, und zwar wie es scheint etwas stärkere Rippen, 
welche etwa doppelt so weit auseinander stehen wie die vorderen. — In der Jugend bis auf !/, oder !/, der 
Höhe führt die Muschel einige concentrische Wellen, welche sich später gänzlich verlieren. 

In der Kreide Europas ist /noceramus radians neben dem altbekannten Inoceramus sulcatus des Gault 
der einzige) radialgerippte Inoceramus; aus der Kreide Nordamerika’s hat Conrad noch einen, mir nicht 
näher bekannten, ebenfalls mit radialen Rippen versehenen noceramus costellatus genannt. 

Meek ) hat für diese radialgerippten Inoceramen die Bezeichnung Aectinoceramus aufgestellt. 


1) Es liegt ein Exemplar vor, an dem der Rand drei bis vier Finger breit glatt ist. — Zu Jnoceramus plicatus d’Orb. (Cog. 
foss. Colombie, pag. 36, pl. 3, fig. 19) hat unsere Art keine Beziehung. 

2) Nach gefälliger brieflicher Mittheilung des Herrn Ferd. Römer. 

3) Wenn man von Jnoceramus Salomoni d’Orb. aus dem Gault absieht, der nach den Abbildungen von Pictet und Roux (De- 
script. des mollusques foss., qui se trouvent dans les Gres verts des environs de Geneve 1847—53, tab. 42, fig. 3) ebenfalls 2—4 
Radialrippen führt. 

‘) Check-list, eret. foss. Smiths. Misc. Coll. Nr. 177, 1864, pag. 32 und Meek, Invertebr. Cret. a. Tert. foss. Upper Missouri, 
1876, pag. 39. 


— 271 — 


Vorkommen. Das einzige zur Zeit bekannte Exemplar des Inoceramus radians fand sich in etwa 
300 Fuss Tiefe in der Grube Gustav Adolph bei Lünen in Westfalen im Emscher-Mergel. 


Original in meiner Sammlung. 


Inoceramus subeardissoides sp. n. 
Taf. XXXVII. 


Durch ihre Ornamentik, die scharf ausgeprägten radialen Rippen, welche concentrische Falten kreuzen, 
mit Inoceramus cardissoides Goldf. verwandt, aber von diesem verschieden durch nicht steil abgesetzte Vorder- 


seite, sowie durch die Abschnürung des hinteren Theiles jeder Klappe mittelst einer — gegen den Unter- 
rand immer mehr an Tiefe und Breite zunehmenden — Längsfurche, und dadurch, dass die radialen Rippen 


auch den hinteren abgeschnürten Theil der Schale bedecken. 

Die Art gehört zu den grössten des Geschlechtes, da sie über fussgross wird. 

Es liegt eine grosse rechte und eine linke Klappe vor, welche bereits im Jahre 1859 auf der Halde 
des Schachtes Carnap I bei Horst in Westfalen gesammelt wurde. Von dem einen Exemplare hat ein arger 
Vandalismus, bevor es in meinen Besitz überging, etwa !/, abgeschlagen. Die Längsdepression war hier 
am Stirnrande so bedeutend, dass man eine Faust hineinlegen konnte. — Ein kleineres Exemplar fand sich 
auf der Zeche Ewald bei Herten. 


Originale in meiner Sammlung. 


Geologisches Alter. Inoceramus subcardissoides hat sich bisher nur im Emscher-Mergel gezeigt. 


Inoceramus gibbosus sp. n. 


Die Muschel zeigt im Allgemeinen die Gestalt des Inoceramus Brongniarti; sie ist hochgewölbt mit 
scharf abgesetztem Flügel, mit dicken, concentrischen Rippen versehen, aber die dem Wirbel zunächst ge- 
legene Partie ist halbkreisförmig übergebogen und anfangs mit feinen dichtgedrängten Rippen bedeckt. 
Diese Rippen treten rasch weiter auseinander und verdicken sich so, dass sie stärker sind als diejenigen 
des Inoceramus Brongniarti. Die hintere Partie der Schale ist durch eine tiefe Längseinbuchtung abgeschnürt, 
in Folge dessen die zwischen ihr und dem Flügel gelegene Partie der Rippen sich in dem grobgerippten 
Theile höckerartig gestaltet. Daher die Bezeichnung. — Das Ligament liegt in einer (im Querschnitt halb- 
kreisförmigen) Hohlkehle; die Ligamentgruben, dichtgedrängt, reichen ohne (wie bei manchen Arten) sich 
zu verkürzen, bis unter den Wirbel. 


Es liegt nur eine linke Klappe vor. — Original in meiner Sammlung. 


Vorkommen. Imoceramus gibbosus fand sich im Emscher-Mergel der Zeche Osterfeld, nördlich von 
Oberhausen in Westfalen !). 


1) Eine nahestehende Form ist durch Herrn Oberhüttenmeister Grumbrecht in Goslar in den conglomeratischen Bänken des 
Sudmerberges gesammelt worden. Der Wirbel ist jedoch mehr eingerollt, fast wie bei /noceramus involutus, die Rippen sind weniger 
kräftig und mehr genähert, auch die Längsfurche weniger entwickelt und dem Anscheine nach kein gesonderter Flügel vorhanden. 


oe 


Inoceramus undabundus Meek und Hayden 1362. 


Meek, Invertebrate Cretaceous and Tertiary Fossils of the Upper Missouri, Washington, 1876, 
pag. 60, tab. 3, fig. 2. 


Diese weitbauchige Art mit dem rasch zugespitzten, eingekrümmten Wirbel und den wenigen, ent- 
ferntstehenden, einfachen concentrischen Rippen, welche von Meek und Hayden schon 13621!) aufgestellt, 
aber so eben erst l. ec. abgebildet ist und wie /Jnoceramus umbonatus M. & H. (= Mnocer. invohıtus Sow.) der 
Fort Benton Group angehört, findet sich auch mit der letztgenannten Art im deutschen Emscher. 

Ich sammelte einige Exemplare bei Wessum unweit Ahaus und bei Herne in Westfalen. 


Inoceramus involutus Sowerby 1828. 
Sowerby, Miner. Conchol. tom. VI, pag. 160, tab. 583. 

Von dieser, durch ihre Eigenthümlichkeiten: die glatte, nautilusartig eingerollte linke grössere, und 
die mit starken concentrischen Rippen versehene flache, kleinere, rechte Klappe?) wohl charakterisirte Art 3), 
welche durch die Abbildungen von Sowerby, d’Orbigny !) und Dixon 5) allgemein bekannt geworden ist, hat 
Meek in seinem letzten, soeben erschienenen grossen Werke ®) mehrere schon früher 1355 und 1862 in Pro- 
ceed. Acad. nat. sci. Philad. abgetrennte Arten abgebildet und dadurch nun einen näheren Vergleich er- 
möglicht. Hiernach kann ich den auf Tafel XXXIX dargestellten Znoceramus umbonatus mit stark eingeroll- 
ter linker Schale (Fig. 2) und concentrisch gerippter rechter Schale (Fig. 1) nicht für verschieden erachten 
von Inoceramus imolutus Sow. 

Dagegen stehen die auf Tafel XXXVIII unter gleichem Namen abgebildeten linken Klappen mit 
nicht eingerolltem, sondern nur eingebogenem Wirbel zur Zeit jenen noch unvermittelt gegenüber, und dürfte 
es vielleicht räthlich sein, die Bezeichnung 

Inoceramus umbonatus 
für diese Formen bis dahin festzuhalten, wo dieselben genauer bekannt sein werden und bis vielleicht der 
Beweis erbracht ist, dass die geringere Einbiegung oder stärkere Einrollung des Wirbels kein wesentlicher 
Umstand der Art ist. Es ist hervorzuheben, dass auch diese Formen zusammen mit /noceramus involutus 


im deutschen Emscher liegen. 


1) Proceed. Acad. Nat. sci. Philadelphia, XIV, pag. 26. 

2) Sehr bemerkenswerth ist eine Eigenthümlichkeit dieser Klappe, welche darin besteht, dass die Schale unter dem Wirbel 
noch weiter fortwächst, so dass der Wirbel und der unter ihm liegende Theil der Ligamentgruben gegen die Mitte der Klappe hin ge- 
drängt erscheint, wie Schalen darthun, welche aus der Kreide von Lezennes vorliegen, die ich Herrn Charles Barrois verdanke. Diese 
zeigen die weitere Eigenthümlichkeit, dass sich an der Vorderseite unter dem (fehlenden) Wirbel der grösseren Klappe — in der Fort- 
setzung der oberen Kante der hinten gelegenen Schlosslinie — eine vorspringende Leiste befindet. Hier konnte der angegebene weiter 
fortgewachsene Theil der flachen Klappe eine Stütze finden, welche das Oeffnen und Schliessen der Klappen erleichterte, da das kurze 
Ligament sehr nach hinten gerückt ist. — Wie diese Verhältnisse sich bei erhaltenem, stark eingerolltem Wirbel darstellen werden, 
ist freilich noch nicht völlig klar. 

3) Sowerby charakterisirt dieselbe so: „Subglobose; valves veri unequal; one gibbose, even, with a large incurved beak and 
very hollow sides, the other nearly flat, with deep concentric waves; its margin very thik, defleeted; hinge line upon an elevated 
narrow lobe. 

4) Paleont. frang. terr. cret. III, tab. 413. 

5) Dixon, Geology of Sussex, tab. 28, fig. 32. Diese Abbildung bringt auch die Ornamentik der flachen Klappe zur Anschauung. 

6) United States geological Survey of the Territories. A report of the invertebrate Cretaceous and Teriary Fossils of the 
Upper Missuri Country, By Meek. Mit 45 Tafeln. Washington 1876. 


Meek unterscheidet dann noch einen 
Inoceramus exogyroides !) 
mit eingekrümmtem und direkt schräg nach vorn geneigtem Wirbel. Auch solche Stücke liegen aus dem 
Emscher Westfalens vor. Nach diesem Material ist es wahrscheinlich, dass dieselben nicht von Inoceramus 
imvolutus abzutrennen sind. 

Zuletzt ist noch zu bemerken, dass Stoliczka für den /noceramus involutus ein besonderes Geschlecht 
Volviceramus errichtet hat 2). 

Verbreitung. JInoceramus involutus ist sowohl in Europa, und zwar in England, Frankreich und 
Deutschland, als auch in Nordamerika bekannt. 

In England wurde die Art durch Sowerby aus dem Upper Chalk von Swaffham und West Lexham 
(Norfolk) genannt. Da der Upper Chalk die gesammten Senon-Bildungen und einen Theil des Turon um- 
fasst, so haben erst die neueren Studien über die Gliederung der englischen Kreide dieses Vorkommen ge- 
nauer präcisiren können. 

Zuerst nannte Hebert?) den Inoceramus involutus aus der Kreide von St. Margaret mit Micraster 
cor anguinum. 

Von Charles Barrois*) wurde sie dann, wie es scheint, in etwas tieferem Niveau auf der Insel 
Wisht, nämlich in der Zone des Micraster cor testudinarium aufgefunden, desgleichen in South Downs 5), 
ebendort auch in der Zone des Mieraster cor anguinum®) und an einigen anderen Lokalitäten. 

In Deutschland habe ich die Art gesammelt im Emscher Mergel des westfälischen Beckens, zunächst 
am Südrande bei Alstaden, Essen, Herne, Castrop und dann am Nordrande bei Wessum in der Nähe von 
Ahaus, sowie im Osten am Alme-Ufer, zwischen Paderborn und Elsen. 

v. Strombeck fand sie in anscheinend gleichem Niveau bei Lüneburg ?). 

Ausserdem wurde sie schon vor vielen Jahren durch Ad. Römer) aus den sandigen Schichten vom 
Gläsernen Mönch, südlich von Halberstadt, nachgewiesen, welche muthmasslich etwas jünger sind als der 
Emscher Westfalens ®). 

Aus dem gleichen Becken nannte Brauns den Inoceramus involutus auch vom Salzberge bei Quedlin- 
burg und vom Sudmerberge !9). 

Im paläontologischen Museum der Universität zu Berlin ist /noceramus involutus auch aus dem Sand- 
steine von Kieslingswalde in Schlesien vorhanden. 

In Frankreich wurde Inoceramus involutus durch d’Orbigny im Senon von Sens (Yonne) aufgefunden. 
In neuerer Zeit wurde die Art auch im Norden Frankreichs durch Ch. Barrois und Decocq nachgewiesen 


1) 1. c. pag: 46, tab, 5, fig. 3. 
2 


— 


Stoliczka, Cretaceous Pelecypoda of Southern India, pag. 394. 

3) Hebert, Comparaison de la Craie des cötes d’Angleterre avec celle de France. Bul. soc. geol. France, 1874, pag. 426. 

4) ©. Barrois sur la craie de l’ile de Wight. Ann. soc. geol. du Nord, 1874, pag. 79, und Ann. soc. geol. tom. VI, 10. 
art. 3, pag. 24. 


5) ©. Barrois, Recherches sur le terrain eretac€ superieur de l’Angleterre et de l’Irlande. Lille 1876, pag. 18. 
6 


N 


ibid, pag. 20. 
Zeitschr. der deutsch. geolog. Gesellsch. 1863. 

8) Jahrbuch für Mineralogie etc. 1841, pag. 95, und Verstein. norddeutsch. Kreide. pag. 61. 

9) Dieser Fund stammt wahrscheinlich nicht aus dem senonen Quader, welcher auch den Felsen des Gläsernen Mönches bildet, 
sondern aus den sandigen Mergeln, welche jenen unterteufen, und auf denen am Fusse des Felsens das Wirthshaus nebst Garten und 
Keller steht. 

10) Brauns, die senonen Mergel des Salzberges bei Quedlinburg. Zeitschr. für die gesammten Naturwissenschaften, 1875, pag. 379. 


T 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 36 


— 274 — 


und zwar in der Craie blanche bei Lezennes in der Nähe von Lille und bei Amiens (Somme)!). Ch. Barrois 
fand die Art bei Lezennes — wo sie häufig — zusammen mit Ammonites Texanus Röm. und Amm. trieari- 
natus d’Orb.?) in seiner Zone des Micraster cor angwinum, welche er geradezu mit dem Emscher-Mergel 
identifieirt 3). 

Das durch Meek in Nordamerika unter der Bezeichnung Inoceramus umbonatus und Inoceramus exo- 
gyroides nachgewiesene Vorkommen der Art ist angeblich ein älteres als in Europa, indeın sie dort aus der 
Fort Benton group genannt wird, welche zwischen die Dakota group und die Niobara group gestellt wird, 
von denen die erstere durch thierische Reste nicht genügend, die letztere durch Inoceramus problematieus 
characterisirt wird. Erst über der Niobara group folgen zweifellos senone Schichten mit Inoceramus COripsü 
und zahlreichen mit besonderen Namen belegten Varietäten, nämlich die Fort Pierre group und zuletzt die 
Fox Hill group. Nach den in Europa festgestellten Verhältnissen würde man erwarten müssen, dass die 
Fort Benton group von der Niobara group unterteuft und von der Fort Pierre group überdeckt würde ®). 


Inoceramus cardissoides Goldfuss 1840. 
Goldfuss, Petrefacta Germaniae Il, pag. 112, tab. 110, fig. 2. 


Die Art ist von manchen Autoren mit Inoceramus lobatus Münst. vereint worden. Das vorliegende 
Material gestattet zur Zeit diese Vereinigung noch nicht. Prüft man zunächst die kleinen Originalvorkomm- 
nisse vom Salzberge bei Quedlinburg, so unterscheidet sich Inoceramus cardissoides leicht durch die mit 
einer scharfen Kante steil abfallende, stark entwickelte Vorderseite und niemals fehlende, gewöhnlich schärfer 
ausgeprägte radiale Furchung des gewölbten Theiles der Klappe, welche sich bei Inoceramus lobatus ver- 
hältnissmässig nur selten, in Form oft kaum bemerkbarer Striemen zeigt, und Goldfuss zur Aufstellung 
seines Mnoceramus cancellatus veranlasste. 

Die seltenen Vorkommnisse des westfälischen Beckens sind grösser angelegt. Die Stücke deuten auf 
Fussgrösse und mehr. Der Rücken der Klappen ist in ausgezeichneter Weise mit kräftigen Radialrippen be- 
deekt. Von den concentrischen Rippen pflegen nur die (1 bis 2 Zoll) entferntstehenden Hauptrippen deutlich 
zu sein, während die (zwei) drei (oder vier) Zwischenrippen häufig nur als knotenartige Anschwellung der 
Radialrippen angedeutet sind. Seitlich, neben dem gewölbten Theile der Klappen, wohin die Radialrippen 
sich nicht erstrecken, sind dagegen die concentrischen Rippen deutlicher. 

Vollständige Exemplare liegen nicht vor, aber einzelne Stücke scheinen anzudeuten, dass die Muschel 
geflügelt war und eine verhältnissmässig lange Schlosslinie besass. 

Die Wirbel liegen vorn und treten nicht vor, und es pflegen die Ränder der Klappen sich un- 
mittelbar aufeinander zu legen. 

Vorkommen. Die Art wurde zuerst beschrieben aus den untersenonen, sandigen Gesteinen des Salz- 
berges bei Quedlinburg, wo sie mit lnoceramus lobatus (beide nur in kleinen Exemplaren gefunden) zu- 


1) Deeocg, Sur les Inocerames de la craie du Nord. Soc. geol. du Nord. I. 1874, pag. 82, und etwas ausführlicher in As- 
soc. frang. pour l’avancement des sciences. Congres de Lille, 1874, pag. 367. 

2) Soc. geol. du Nord. I. 1874, pag. 54. 

3) ibid. III, 1876, pag. 151. 

“) Wenn Meek dann noch in den Dakota- und Fort Benton-Schichten die Aequivalente des Lower or Gray Chalk and 
Upper Greensand der englischen Geologen zu erkennen glaubt, so halte ich das für irrig; jene Schichten gehen im Alter gewiss unter 
Turon nicht hinab. 


er 


sammen vorkommt. Von diesem Fundpunkte liegen 5 Exemplare vor. Wahrscheinlich findet sie sich auch 
am Sudmerberge bei Goslar. 

Die grossen westfälischen Stücke haben sich ebenfalls in der tiefsten Zone des Senon gezeigt, näm- 
lich in dem Sandmergel von Recklinghausen. 

In höheren Gliedern des Senon ist /noceramus cardissoides bisher nicht gefunden, insbesondere auch 
nicht in den jüngeren Gliedern des Untersenon, in denen /noceramus lobatus noch verbreitet ist, nämlich in 
den Quarzgesteinen von Haltern mit Peeten muricatus und den Kalksanden mit Scaphites binodosus. 

Dagegen zeigten sich einige weniger gut erhaltene Stücke in etwas tieferem Niveau, nämlich im 
oberen Emscher-Mergel. Ich sammelte drei Stück auf der Zeche Schlägel und Eisen bei Recklinghausen 
und zwei Stück auf Zeche Hugo bei Buer. 


Inoceramus lobatus Münster 1840. 
Taf. XXXIX, Fig. 1, 2. 


Goldfuss, Petrefacta Germaniae, II, pag. 113, tab. 110, fig. 3. 


Das Bild, welches Goldfuss von dieser Muschel gibt, ist nichts weniger als characteristisch. Wenn 
dasselbe nach einem der im Museum zu Bonn befindlichen Exemplare entworfen ist, so ist dasselbe ergänzt, 
und zwar nicht sehr glücklich. Ich gebe deshalb eine neue Abbildung. Und ohne die gedachte Abbildung 
weiter zu erörtern, möge die Angabe genügen, dass die aus Westfalen und vom Harze hier befindlichen, 
zum Theil von Goldfuss selbst als Imoceramus lobatus bezeichneten Originale völlig übereinstimmen mit dem 
viel umfangreicheren von mir gesammelten Material, welches die genannte äusserst wichtige, auf untersenone 
Kreide beschränkte Leitform darstellt. 

Die Schale gliedert sich in drei Regionen. Zunächst der Vorderseite liegt der gewölbte Theil der 
Klappe, an diese schliesst sich eine mehr oder minder scharf ausgeprägte Einsenkung, welche mit zunehmender 
Entfernung vom Wirbel an Deutlichkeit gewinnt. In dieser Einsenkung wird der regelmässige Verlauf der 
concentrischen Rippen dadurch alterirt, dass dieselben mehr dem Wirbel zugeneigt sind. Die gedachten 
Theile der Klappen werden durch eine Kante begränzt, jenseits welcher die Muschel sich noch zu ab- 
geflachten Flügeln ausdehnt. Die Flügel zeigen eine geringere Ornamentik als der übrige Theil der 
Muschel. Es pflegen höchstens nur die stärkeren Rippen, welche auf der Kante manchmal zu einem Knoten 
oder Dorn anschwellen, auf sie überzugehen, und zwar biegen sie rasch aufwärts, so dass sie der Achse 
ziemlich parallel laufen. Die Flügel dürften von geringerer Stärke gewesen sein, als die übrige Muschel, 
da dieselbe gewöhnlich nur bis zur Kante erhalten, wo jene abgebrochen und verloren sind. Bei ungenügendem 
Material ist man deshalb der Gefahr ausgesetzt, die Kante für den Hinterrand der Schale anzusehen. 


An der Vorderseite bildet die Schale in der Nähe der Wirbel eine kleine steile, nicht durch eine 
scharf ausgesprochene Kante abgesetzte Fläche. Die Vorderwand flacht sich gegen den Rand hin etwas 
ab, ohne jedoch einen eigentlichen Flügel zu bilden. 

Der Schlossrand war bisher noch nicht bekannt; derselbe, schräg zur Achse gestellt, ist ziemlich 


lang, obwohl er auch jetzt vielleicht noch nicht in seiner ganzen Ausdehnune vorliegt. Die Ligamentgruben 
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liegen dicht gedrängt und sind ungewöhnlich kurz, namentlich im Vergleich mit Inoceramus Brongmiarti 
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und /noceramus Cuvieri. 
36 * 


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Die Schale ist gleichklappig, ihre Wirbel kurz }). 

Wie manche vorliegende Stücke darthun, hat die Muschel die Neigung zur Bildung von radialen 
Striemen, oder schwachen Rippen (auf den Steinkernen), welche in der Regel erst bei grösseren Exemplaren 
sich zeigen und sich auf den höher gewölbten Theil der Klappe beschränken. Goldfuss hat diese Erschei- 
nung — es lag ihm nur ein vereinzeltes, verdrücktes, an der Kante abgebrochenes Stück vor — durch eine 
besondere Benennung ausgezeichnet: 

Inoceramus cancellatus Goldf. tab. 110, fig. 4. 
Viele Autoren stellen auch den 
Inoceramus Lingua Goldf. tab. 110, fig. 5 (siehe tab. XXXIX, fig. 3, 4) 2) 

unter die Synonyma des /noceramus lobatus, der ebenso wie lnoceramus cancellatus aus dem Untersenon von 
Dülmen in Westfalen stammt. In der That liegt mir em doppelklappiges Exemplar des Inoceramus lobatus 
aus der Haard vor, welches anfangs nur die schwachen, gedrängt stehenden Rippen wie Jnoceramus Lingua 
führt, allmälich aber entwickeln sich in Intervallen stärker hervortretende Rippen, zwischen denen jene 
schwächeren Rippen als Zwischenrippen zurücktreten. Weiterhin machen sich auch radiale Striemen be- 
merklich. Dem Anscheine nach liefert also dieses Stück den Beweis, dass die drei von Goldfuss aufge- 
stellten Namen nur verschiedene Erscheinungen derselben Art anzeigen, allein die Sache ist nicht völlig 
zweifellos. Ich habe eine Anzahl Exemplare des Jnoceramus Lingua (insbesondere zwischen Ahaus und Heek) 
bis zu 110 Millimeter Länge gesammelt, welche ausser der einförmigen Berippung sich anscheinend 
durch geringere Wölbung und danebenliegende geringe Einsenkung, und insbesondere durch geringere 
Breite von /noceramus lobatus absondern ?). Es bedarf noch einer grösseren Zahl wohlerhaltener Exemplare, 
um die Ueberzeugung zu erlangen, dass Inoceramus Lingua mit Inoceramus lobatus zusammenfalle. 

Von Mnoceramus lobatus liegen Exemplare bis zu 14 Zoll Grösse vor. 


Vorkommen. Die Art ist auf untersenone Schichten beschränkt und eine der wichtigsten Leit- 
muscheln derselben. 

Im Emscher-Mergel hat sie sich noch nicht gezeigt, ebensowenig in der Coeloptychien-Kreide, weder 
in den Schichten mit Belemnitella mucronata, noch auch in den oberen Schichten mit Actinocamaz quadratus, 
welche von mir als Zone der Beeksia Soekelandi bezeichnet sind. 

Im Unter-Senon findet sich Inoceramus lobatus in allen drei Gliedern. Er tritt zuerst im Reckling- 
hauser-Mergel mit Marsupites auf, zeigt sich weiter in den Quarzgesteinen von Haltern mit Peeten muricatus 
und stirbt in der Zone des Scaphites binodosus aus. 

Die eigentliche Heimath des Inoceramus lobatus ist das nördliche Deutschland 2). Er fand sich in 
Westfalen bei Recklinghausen, Altenoer und Cappenberg; in den Quarzgesteinen der Haard und Hohen 
Mark bei Haltern, sowie in den Sandkalken bei Seppenrade, Dülmen, Lette, bei Schulte Duvenbeck west- 


1) Von den vorstehend besprochenen Typen sondern sich ein paar, im ganzen Habitus und in der Sculptur übereinstimmende 
Stücke durch mehrere Umstände ab. Sie zeigen eine grosse, durch eine scharfe Kante steil abgesetzte Vorderwand, welche sich gegen 
den Rand hin nicht abflacht oder ausbreitet (bei einem 250 Millimeter langen Stücke beträgt die Höhe der Wand 50—55 Mm., ihre 
Länge 165 Mm.); ferner einen langen, gerade gestreckten Wirbel (dasselbe Stück an der Unterseite gemessen 33 Mm. lang). Es 
liegt eine rechte und linke Klappe vor, welche sich im oberen Untersenon, in der Zone des Scaphites binodosus zwischen Ahaus und 
Heek, und ein drittes Stück bei Schulte Duvenbeck, westlich von Coesfeld, fanden. (Vergl. tab. 2, fig. 2.) 

?) Die Figuren sind vom Lithographen etwas zu breit gezeichnet und die hervortretenden Rippen in fig. 3 zu stark angegeben. 

®) In der Abbildung von (roldfuss ist /nocer. Lingua 10 Millimtr. breiter dargestellt als das Original. 

*) Jedoch ist er mir aus den Untersenon-Schichen von Aachen ebensowenig, wie aus dem angrenzenden Belgien bekannt. 


on 


lich von Coesfeld, in der Ahler Mark zwischen Ahaus und Heek, sowie bei der Düsteren Mühle an 
der Dinkel. 

Ottmer !) fand sie auch in den untersonen Thonen unmittelbar bei Braunschweig 2); Brauns des- 
gleichen am Sudmerberge und bei Bülten®) und angeblich auch in der Kreidemulde von Königslutter- 
Lauingen !). 

In England ist Inoceramus Lingua neuerlich durch Ch. Barrois in der Marsupiten-Kreide bei Rot- 
tingdean unweit Brighton mit Delemnites Merceyi M. und an verschiedenen anderen Lokalitäten aufgefunden 5). 

Sonst scheint die Art in ausserdeutschen Kreideterritorien noch nicht nachgewiesen zu sein ®). — 


Inoceramus Cripsii, Mantell 1822. 
Mantell, Geology of Sussex, pag. 133, tab. 27, fig. 11. 


Entsprechend der ausserordentlichen Verbreitung und dem häufigen Vorkommen dieser Art in der alten 
und neuen Welt ist dieselbe sehr wiederholt genannt und Gegenstand der Darstellung gewesen, so von 
Goldfuss 7), d’Orbigny ®), Kner°), Zekeli 10), Beyrich !!), Ferd. Römer !2), Zittel !3), Stoliczka 1). 

Die Veränderlichkeit der Muschel in Bezug auf Breite und Länge der Schale, in Bezug auf ihre 
Wölbung una schwächere oder stärkere Entwicklung ihrer Rippen etc. hat zur Aufstellung zahlreicher Va- 
rietäten geführt, von denen der Mehrzahl keinenfalls eine Selbstständigkeit zuerkannt werden kann, wie über 
200 vorliegende Exemplare darthun. Dahin gehören: 


Inoceramus planus Münst. Goldf. Petr. Germ. tab. 113, fig. 1b aus dem jüngsten Senon von Lem- 
förde. Original in München. 


RN Barabini Morton, Organic Remains of the Üretaceous Group of the United States, 
1854, pag. 62, tab. 13, fig. 11; (über tab. 17, fig. 3 siehe weiter unten). 
5 regularis d’Orbigny, Paleont. franc. tom. III, pag. 516, tab. 410. 


1) Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges. 1870, XXII, pag. 452. 

2) Brauns führt sie von der gleichen Lokalität auf in Gesellschaft von, Actinocamax verus, Scaphites inflatus, Scaph. binodosus, 
Ostrea suleata, Oidaris sceptifer, Cid. claviger. 

3) Brauns, die obere Kreide von Ilsede bei Peine. Verhandl. des naturhistor. Ver, der preuss. Rheinlande und Westfalens, 
1874, pag. 59, pag. 66. 

4) Zeitsch. der deutsch. geolog. Ges. 1871, tom. 23, pag. 759. 

5) Ch. Barrois, Recherches sur le terrain cretac€ sup. de l’Angleterre et de l’Irlande. Lille, 1876, pag. 26 ff. 

6) Vielleicht lässt sich Inoceramus Matheronensis Eth. und Inoceramus elongatus Eth., welche Etheridge (Quart. Journ. 1872, 
tom. 28) aus Queensland beschrieben hat, auf /noceramus Lingua zurückführen, indess gelingt es nicht, auch nur eins der 1. ce. abge- 
bildeten Inoceramen-Fragmente mit einiger Sicherheit zu deuten. 

7) Goldfuss, Petrefacta Germaniae, II, pag: 116, tab. 112, fig. 4. 

8) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. cret. tom. III, pag. 517, tab. 411. (Unter dem Namen Inocer. Goldfussianus.) 

°) Kner, die Versteinr. des Kreidemergels von Lemberg und seiner Umgebung, 1848, pag. 28, tab. V, fig. 2. (Unter dem 
Namen J/nocer. impressus.) 

10) Zekeli, das Genus /noceramus und seine Verbreitung in den Gosau-Gebilden der östlichen Alpen. Jahresber. naturwissen, 
Ver. Halle, 1852, IV, pag. 101, tab. 1. 

11) Beyrich, Bericht über die von Overweg auf der Reise von Tripoli nach Murzuk gefundenen Versteinerungen. Monatsber. 
Gesell. Erdkunde zu Berlin, 1852, tom. 9, pag. 154, tab. 2, fig. 1, und Zeitschr. der deutsch. geol. Ges., 1852, tom. 4, pag. 143, tab. 5. 

12) Ferd. Römer, die Kreidebildungen von Texas und ihre organischen Einschlüsse, 1852, pag. 56, tab. 7, fig. 2. 

13) Zittel, die Bivalven der Gosauformation in den nordöstl. Alpen, 1864—1866, pag. 19, tab. 14, tab. 15. 

14) Stoliezka, Palaeontologia Indica. Cretaceous Fauna of Southern India, Vol. III, Ser. VII. The Pelecypoda, pag. 405, 
tab. 27, fig. 13. 


— 278 — 


Inoceramus impressus X’Orbigny, ibid. pag. 515, tab. 409. 
5 alatus Zekeli, Jahresber. des naturw. Ver. Halle, 1852, IV, pag. 100, tab. 1, fig. 12. 
5 confertim-annulatus Ferd. Römer, Kreidebild. von Texas, pag. 59, tab. 7, fig. 4. 
convezus Hall & Meek, Mem. Amer. Acad. Boston, 1835, vol. V, pag. 386, tab. 2, fie. 2. 
? ; sublaevis Hall & Meek, ibid. tab. 2, fie. 1. 
? » tenuilineatus Hall & Meek, ibid. tab. 2, fig. 3. 


” eapansus Baily, Descript. of some Üretac. Fossils from South Africa. Quart. Journ. 
1855, pag. 462, tab. 13, fig. 5. 
5 aratus Conr. Lartet, Exploration geologique de la mer morte de Palestine et de [’Idu- 


mee, pag. 135, tab. 11, fig. 15. 

n Sagensis Meek, United States geological Survey of the Territories. A Report on the 
Invertebrate cretaceous and Tertiary Fossils of the Upper Missouri Country. Washing- 
ton 1876, tab. 13, fig. 2, pag. 52. 


? a altus Meek, ibid. pag. 43, tab. 14, fig. 1. 
05 proximus Meek, ibid. pag. 55, tab. 12, fie. 7. 
” subeircularis Meek, ibid. pag. 55, tab. 12, fig. 2. 


m Balechii Meek, ibid. pag. 56, tab. 15, fie. 1. 

er Vanuxemi Meek, ibid. pag. 57, tab. 14, fig. 2. 
Ferd. Römer setzt auch den Mnoceramus alveatus Morton (l. c. pag. 63, tab. 17, fig. 4) unter die Synonyma 
des Inoceramus Cripsü. 

Die Art ist besonders eingehend durch Ferd. Römer, Zekeli und Zittel!) besprochen worden. 

Wenn die Zeichnung, welche Zittel I. c. tab. 14, fig. 4 von dem Schlossrande gibt, richtig ist und 
sich demnach die Ligamentgruben nicht nur an der Hinterseite, sondern auch vor den Wirbeln finden — 
was bisher noch von keiner Inoceramen-Art nachgewiesen ist — so dürfte dieser Umstand eine bequeme 
Handhabe bieten, die wie es scheint stets an der Vorderseite mehr ausgebreiteten Formen der Gosau ab- 
zutrennen. 3 

Wenn ferner die von verschiedenen Autoren aufgestellte Behauptung, dass die Zuwachsstreifen den 
Rippen nicht parallel laufen 2), für gewisse Formen begründet ist, so dürfte sich vielleicht ein weiteres Merk- 
mal zur Trennung ergeben, da einzelne mir vorliegende Stücke einen vollkommenen Parallelismus zeigen. — 
Bemerkenswerth ist auch, dass vorliegende nordamerikanische Exemplare eine starke Perlmutterschicht führen, 
während die europäischen bekanntlich nur noch die fibreuse Schalschicht besitzen und von der Perlmutter- 
schicht nur in sehr seltenen Fällen eine Spur, eine Art Anflug vorhanden ist. 

Geoiogisches Vorkommen. Da die weite geographische Verbreitung der Art genugsam bekannt ist, 
beschränke ich mich darauf, das geologische Vorkommen derselben, soweit ich dasselbe in Norddeutschland 
beobachtete, anzugeben. 

Die älteren Angaben (z. B. von Mantell und Morris), dass die Art bereits im Cenoman oder gar 
im Gault auftrete, halte ich für irrig und kann nur die Angabe Ferd. Römer’s 3) bestätigen, dass die Art 
nirgends in das Niveau des ächten Pläners hinabsteige, vielmehr dem Senon angehöre, in dessen sämmtlichen 
Gliedern sie sich findet, und so dessen wichtigste Leitmuschel ist. 

1) 1. c. — Vergl. auch v. Strombeck, Zeitschr. der deutsch. geol. Ges., tom. 15, 1863, pag. 152. 


2) Vergl. Ad. Römer, Versteinr. norddeutsch. Kreide., pag. 63, und Zittel I. ce. pag. 21. 
3) Ferd. Römer, Texaskreide, pag. 58. 


Die ersten Spuren finden sich bereits in den oberen Schichten des erst neuerlich abgeschiedenen 
Enıscher-Mergels. Aber typische Exemplare sind bis jetzt hier noch nicht bekannt geworden. 

Zwei Formen liegen aus diesem Niveau vor. a) Die eine ist länger als breit, die concentrischen Rippen 
kreisförmig, Vorderseite nicht zugerundet, sondern anfangs geradlinig verlaufend und mit der Schlosslinie 
einen stumpfen Winkel bildend. Die Schlosslinie dem Anscheine nach kürzer als bei den Typen. Sollte 
sich dies bestätigen, so dürften diese Vorkommnisse abzutrennen sein. Die ganze Schale ist sehr flach, mehr 


als fussgross werdend. — Ich sammelte die Stücke auf Zeche Ewald bei Herten und Zeche Hugo bei Buer 
in Westfalen. — b) Der Umriss der Klappen subquadratisch; Schlossrand lang und gerade. — Gesammelt 


auf Zeche Osterfeld bei Oberhausen und Zeche Graf Schwerin bei Castrop in Westfalen. Beide Formen 
lassen sich nur bezeichnen als J/noceramus cf. Cripsü. 

Die typischen Vorkommnisse des Inoceramus Cripsü beginnen erst im Unter-Senon (Etage Santonien 
Coq.) und gleich in dessen tiefstem Gliede, in dem Recklinghauser Sandmergel mit Marsupites; finden sich 

dann in den darüber liegenden Quarzgesteinen von Haltern mit Peeten muricatus in der Hohen 
Mark und Haard; 

desgleichen in den sandig-kalkigen Gesteinen von Dülmen mit Scaphites binodosus. 

Aus den beiden letzten Niveaus liegen sowohl stark aufgeblähte, wie flache Exemplare vor, auch 
einige Stücke mit der bekannten von Ferd. Römer (Texaskreide p. 57) erörterten Hohlkehle, für welche 
d’Orbigny die Bezeichnung Inoceramus impressus aufstellte. 

Die Art setzt dann weiter aufwärts fort in die Coeloptychien-Kreide, und findet sich zunächst in 
deren tiefstem Niveau: in der Zone der Becksia Sockelandi, welche zugleich durch das häufigste Vorkommen 
des Actinocamazx quadratus ausgezeichnet ist. Ich fand sie hier insbesondere in dem Eisenbahneinschnitte bei 
Holtwick ete. 

In der folgenden jüngeren Zone des Ammonites Coesfeldiensis, dem tiefsten Gliede der Mucronaten- 
Kreide v. Strombeck’s, habe ich typische Gestalten des /noceramus Cripsü nicht häufig gefunden, dagegen 
eine vielleicht abzusondernde Form häufig, welche sich vorn zum Wirbel hin sehr verengt, dagegen nach 
hinten und unten stark erweitert, und so in dem gewölbten Theile eine schief eiförmige Gestalt besitzt. 
Zwischen der grössten, manchmal kielartigen Wölbung und dem Schlossrande sondert sich ein kleiner glatter 
Flügel ab, auf den die Rippen nicht übersetzen. 

Zwei der vorhandenen Abbildungen geben ein ziemlich entsprechendes Bild dieser Form, nämlich 
der von Lundgren aus der Mucronaten-Kreide von Köpinge abgebildete /noceramus Cripsü'‘) und der von 
Meek ?2) vom Yellowstone River aus der Fort Pierre group abgebildete 


Inoceramus Cripsii?, var. Barabini Mort. 


anschliessend an das unvollständige von Morton 1. c. tab. 17, fig. 3, dargestellte Exemplar, während das 
tab. 13, fig. 11, von Morton abgebildete Stück einen typischen /noceramus Cripsü gibt. 

Obwohl ich mehr als ein viertelhundert übereinstimmende Exemplare gesammelt habe, bin ich noch 
nicht völlig sicher über den selbstständigen Werth dieser Form, möchte es aber für räthlich halten, sie vor- 
läufig unter dem Morton’schen Namen aufzuführen. 


1) B. Lundgren, Om Inoceramusarterna i Kritformationen i Sverige. Geologiske Föreningens i Stockholm Förhandlingar, 
1876, Band III, No. 3, pag. 39, tab. 5, fig. 1. 
2) l. c. pag. 49, tab. 13, fig. la, 1b. 


— 230 — 


Zuletzt tritt, wie bekannt, der /noceramus Cripsü auch im jünsten Gliede des norddeutschen Senon, 
in der Zone des Heteroceras polyplocum wieder häufig in typischen Gestalten auf, insbesondere in der Hügel- 
gruppe von Haldem und Lemförde. Die ovale, nach hinten verlängerte Form herrscht vor; mehr kreisförmige 
finden sich nur höchst ausnahmsweise. Gewöhnlich sind die Schalen nur flach gewölbt; bauchige Schalen 
zeigen sich nur selten. 

Was das geologische Vorkommen in aussereuropäischen Ländern angeht, so nennt Stoliezka (l. c. 
pag. 405) den Inoceramus Oripsü aus der Arrialoor group Ostindiens, welche den senonen Bildungen Europas 
entspricht. 

Ebenso gehören die zahlreichen, von Meek aus der Kreide Nordamerikas unterschiedenen Varietäten 
solchen Gliedern der Kreideformation, nämlich der Fort Pierre group und der Fox Hill group, an, welche 
Aequivalentbildungen unseres Senon sind. 

Aus Nordafrika nennt Coquand !) die Art unter der Bezeichnung Inoceramus regularis d’Orb. nebst 
Janira quadrieosta Sow. und Ammonites polyopsis Dujard. aus seiner Etage Santonien, welche dem deutschen 
Unter-Senon entspricht. 

Es ist mithin, soweit zur Zeit die Beobachtungen reichen, /noceramus Cripsü überall auf die jüngsten 
Kreidebildungen beschränkt, welche ziemlich genau dem deutschen Begriffe Senon entsprechen. 


t) Coquand, Geologie et Pal&ontologie de la region Sud de la province de Constantin. Mem. de la soc. d’emulation de 
la Provence. Marseille 1862, pag. 303. 


Die geognostische Verbreitung der vorstehend besprochenen Inoceramen in den Zo- 
nen der norddeutschen Kreide ergibt sich wie folgt: 


Hils. (Etage Neocomien d’Orb.) 


Im Neocom Norddeutschlands, d. i. im Hilsconglomerat und Hilsthon, sowie im Hilssandstein des 
Teutoburger Waldes hat bis jetzt die Gattung Inoceramus noch keine Vertreter aufzuweisen. 


Unterer Gault. (Et. Aptien d’Orb.) 


In den unteren Gliedern des Gault, in den Crioceren-Schichten und in der Zone des Belemnites 
Brunswicensis wurde ebenfalls noch kein /noceramus aufgefunden. 

Zum ersten Male taucht noceramus in der norddeutschen Kreide auf in der oberen Abtheilung des 
Unteren Gault, in den Schichten, welche charakterisirt sind durch Ammonites Martini, Ancyloceras Bower- 
banki etc., also im Aptien. Hier fand sich 

Inoceramus Ewaldi Schlüt. pag. 255 
im nördlichen Westfalen, an der preussisch-holländischen Grenze. 


Mittlerer Gault (Et. Aibien d’Orb. z. Th.) 


Im mittleren Gault, d. h. in den Schichten mit Ammonites tardefurcatus und Ammonites Milletianus, 
welche der unteren Partie der Etage Albien d’Orbigny’s entsprechen, haben sich noch keine Inoceramen 


gezeigt. 
Oberer Gault (Et. Albien d’Orb. z. Th.) 


Die beiden Glieder des oberen Gault, der Minimus-Thon und der die untere Kreide zum Abschluss 
bringende Flammenmergel, sowie die Aequivalente des ersteren im Teutoburger Walde, der rothe Gault- 
sandstein mit Ammonites auritus, Holaster latissimus, Cardiaster Caroli magni etc. bei Neuenheerse und Alten- 
beken führen beide den altbekannten 

Inoceramus concentricus Park. pag. 259. 

Als grosse Seltenheit hat sich ausserdem im Flammenmergel gezeigt: 

Inoceramus sulcatus Park. pag. 256, und 
Imoceramus sp. n. pag. 257. 


Unterer Pläner. (Et. Cenomanien d’Orb.) 


Der cenomane Pläner Norddeutschlands birgt zwei verschiedene Formen von Inoceramen: 
Inoceramus orbicularis Münst. pag. 259 und 
Inoceramus virgatus hlüt. pae. 257. 
Inoce gatus Schlüt. pag. 257 


Palaeontographica, N. F. IV. 6. (XXIV.) 37 


— 22 — 


Das tiefste Glied, die Tourtia von Essen oder die Zone des Peeten asper und Catopygus carinatus 
war der Erhaltung der Inoceramen nicht günstig. Ich habe als grosse Seltenheit nur zwei Abdrücke von 
Imoceramus orbieularis ın derselben gesammelt. Dagegen zeigen sich von dem dicken Schlosse eines Inoce- 
ramus \) öfter Fragmente, welche darthun, dass die Gattung bei Beginn der cenomanen Zeit nicht ganz 
selten war. 

Im mittleren Cenoman, in der Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli ist neben 
Ammonites varians an allen Aufschlusspunkten Inoceramus orbieularis das häufigst vorkommende Fossil und 
daneben ebenfalls nicht selten /noceramus virgatus ?). 

Das jüngste Glied des Cenoman, die Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus 
führt ebenfalls noch die beiden genannten Inoceramen. Hier erreichen sie das Ende ihres Daseins. In dem 
nun folgenden oberen Pläner, im Turon, haben sie sich noch nicht gezeigt. 


Oberer Pläner (Et. Turonien d’Orb.). 
Im Turon steigt die Zahl der Arten unserer Gattung erheblich. Es wurden in den vorliegenden 


Blättern namhaft gemacht: 
Inoceramus labiatus Schoth. pag. 262. 


es Brongniarti Sow. Stromb. pag. 263. 
a inaeqwivalvis Schlüt. pag. 265. 
. ä latus Sow. pag. 265. 
e cf. euneatus d’Orb. pag. 265. 
ä undulatus Mant. pag. 265. 
5 Cuvieri Sow. Stromb. pag. 266. 


Das Vorkommen dieser Arten in den einzelnen Zonen des Turon ist noch speciell anzugeben. 


1. Zone des Actinocamaz plenus. 


In der Zone des Actinocamaz plenus hat sich noch kein Inoceramus gezeigt. 


2. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides (Mytiloides-Pläner). 

Die leicht kenntliche, schmale, langgestreckte Form des Inoceramus labiatus, welcher in zahllosen 
Individuen die Bänke dieser Zone erfüllt, charakterisirt dieselbe um so schärfer, als sie weder höher noch 
tiefer vorkommt und in weitester geographischer Verbreitung in den Kreideterritorien aller Länder nach- 
gewiesen ist. 

Im subhereynischen Becken soll auch Inoceramus Brongniarti schon in dieser Zone auftreten; in 
Westfalen habe ich denselben so tief noch nicht gesehen. 


1) Die Ligamentgruben dieser Stücke liegen nicht in einer Hohlkehle, sondern auf einer ebenen Fläche, welche an Ausdeh- 
nung bis unter den Wirbel zunimmt, so dass hier die Ligamentgruben, welche lang und schmal, dicht gedrängt liegen, die grösste 
Länge erreichen. Bekanntlich verkürzen sich bei einzelnen Arten die Ligamentgruben je mehr sie sich dem Wirbel nähern. Von 
welcher Art diese Reste, welche theils der rechten, theils der linken Klappe angehören, stammen, lässt sich zur Zeit noch nicht er- 
mitteln. 

2) Im „Grünsande“ südlich von Unna (Billmerich, Fröhmern) mit Ammonites varians, der entweder dieser Zone oder der 
Tourtia angehört, fand sich ein kleiner /noceramus, vielleicht nur Brut, dessen eine Klappe einen kurzen, dessen andere Klappe einen 
längeren, gerade vorgestreckten Wirbel besitzt. Obwohl diese Stücke an sich nicht bestimmbar sind, so ergibt sich doch aus dem ge- 
nannten Umstande, dass sie nicht einer der beiden genannten Arten angehören, dass das norddeutsche Cenoman also noch eine dritte, 


seltene Art besitzt. 


3. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woollgari (Brongniarti-Pläner). 
Die Hauptform, daher namengebend, ist Inoceramus Brongniarti sowohl im eigentlichen Brongniarti- 
Pläner, wie in der als Galeriten-Pläner bezeichneten Facies. Kleinere Schalen sind hier häufiger als grössere, 
Daneben findet sich, bis jetzt als Seltenheit, auch Inoceramus inaequivalvis. 


4. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Scaphiten-Pläner). 
Durch Herrn von Strombeck wurden aus diesem Niveau aufgeführt Jnoceramus latus Sow., Inoce- 
ramus cf. cuneatus A’Orb., und Inoceramus undulatus Mant. In einzelnen Exemplaren habe ich auch den 


Inoceramus Brongniarti Mant. und Inoceramus inaeqwivalvis Schlüt. beobachtet. 


5. Zone des Inoceramus Cwvieri und Epiaster brevis (Cuvieri-Pläner). 

Wie Inoceramus labiatus ausschliesslich sich an der Basis des eigentlichen oberen Pläners findet, so 
gehört Inoceramus Cuvieri der jüngsten Zone des Pläners, diese charakterisirend, an. Die Art findet sich 
überall ausserordentlich häufig und ist mit Zpiaster brevis das häufigste Fossil der nach ihr benannten 
obersten Zone des Pläners überhaupt. 

Daneben zeigt sich auch hin und wieder /noceramus Brongniarti. Doch habe ich niemals kleinere 
Exemplare beobachtet, nur solche Formen, welche Goldfuss /noceramus annulatus nannte !). 


Emscher-Mergel. 
(Zone des Ammonites Margae und Inoceramus digitatus.) 


Im Emscher-Mergel ist die Zahl der Arten, welche hier die Gattung J/noceramus vrepräsentiren, 
mindestens ebenso gross wie im gesammten turonen Pläner, der Reichthum der Formen aber viel mannig- 
faltiger, so dass die Gattung in diesem Niveau den Höhepunkt ihrer Entwickelung erreicht, von dem sie 
rasch hinabsteigt, mdem sie im Senon mit wenigen Vertretern erlischt. Es wurden namhaft gemacht: 


Inoceramus digitatus Sow. pag. 267. 


» undulato-plicatus Ferd. Röm. pag. 270. 

5 radians Schlüt. pag. 270. 

r subcardissoides Schlüt. pag. 271. 

® involutus Sow. mit den beiden Nebenformen: 
" umbonatus Meek und Hayd. pag. 272, und 
” ewogyroides Meek und Hayd. pag. 273. 

n gibbosus Schlüt. pag. 271. 

5 undabundus Meek und Hayd. pag. 272. 

5 Cuvieri Sow. pag. 266. 

S ef. Cripsü Mant. pag. 277. 


Imoceramus Ouwwieri Sow. ist nur in 2 oder 3 Exemplaren in den tieferen Lagen gefunden. 


Die im Emscher-Mergel Westfalens gefundenen, vorläufig zu Inoceramus Cripsii Mant. gestellten 
Stücke werden vielleicht nach Auffindung besseren Materials davon abzutrennen sein. 


!) Als grosse Seltenheit fanden sich auch ein paar Schalen eines kleinen /noceramus, welche unter den bekannten Arten sich 
zunächst an /noceramus involutus anlehnen, sich aber wegen ungenügender Erhaltung noch nicht hinreichend charakterisiren lassen. 


37* 


— 234 — 


Vielleicht tritt auch J/noceramus cardissoides Goldf. bereits im Emscher auf, wie durch einige nicht 
besonders gute Stücke angedeutet wird. 

Ausser den genannten Arten enthält der Emscher noch 2 oder 3 andere Arten, welche noch nicht 
genügend charakterisirt werden konnten, insbesondere eine hochgewölbte und eine flache Art, beide con- 
centrisch gerippt. Vermuthungsweise gehört erstere dem 


Inoceramus Decheni Ad. Röm.!). 
an, welcher zwar aus „dem Grünsande von Essen“ stammen soll, was aber irrig sein dürfte. 


Unter-Senon (Et. Santonien Coq.). 
Im Santon oder gewöhnlicher Unter-Senon genannten Schichtencomplexe tritt auch die Gattung 
Inoceramus mit einem neuen Typus auf; es ist 
Inoceramus lobatus Münst. pag. 275. 
Derselbe zeigt sich in allen drei Zonen des Unter-Senon: 1. im Recklinghauser Sandmergel (Marsupiten- 
Zone), 2. in den Quarzgesteinen von Haltern (Zone des Pecten muricatus), und 3. den kalkigen Sandsteinen 
von Dülmen (Zone des Scaphites binodosus), steigt aber, indem sie in letzterer erlischt, nicht in das Ober- 
Senon oder die Coeloptychien-Kreide hinauf. 
Als Seltenheit findet sich hierneben — aber bis jetzt nur im tiefsten Niveau, — insbesondere am 


Salzberge bei Quedlinburg 
Inoceramus cardissoides Goldf. pag. 274. 


Der wahrscheinlich von noceramus lobatus nicht abzutrennende 
Inoceramus Lingua Goldf. pag. 276 
hat sich vorherrschend im obersten Niveau, in der Zone des Scaphites binodosus, gezeigt. 
Die zweite Hauptform ist 
Inoceramus Cripsü Mant. pag. 277, 
der in typischen Exemplaren und häufig vorkommend gleich im Recklinghauser Sandmergel beginnt, durch 
die beiden folgenden Zonen steigt und weiter in das Ober-Senon fortsetzt. 


Nach einer Angabe von Brauns soll auch als seltenes Vorkommen 
Inoceramus involutus Sow. pag. 272 
noch bis in die Salzbergmergel hineinreichen ?). 


Ober-Senon (Coeloptychien-Kreide). 


Der schon im ganzen Unter-Senon verbreitete 
Inoceramus Cripsiüüt Mant. pag. 277 
findet sich auch in allen drei Gliedern der Coeloptychien-Kreide, nämlich: 1. in der Zone der Decksia Soeke- 
landi (Hauptniveau des Actinocamaz quadratus), 2. in der Zone des Ammonites Coesfeldiensis und Lepidospongia 


1) Ad. Römer, Verstein. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 69, tab. 8, fig. 9. 
2) Ebenso nennt Brauns auch den Jnoceramus simplex Stoliczka vom Salzberge (und von Vordorf, nördlich Braunschweig). 
Mir selbst ist die Art niemals vorgekommen. 

Geinitz (Elbthalgebirge, tom. II, pag. 43) führt auch den /noceramus Geinitzianus Stoliez. aus dem Unter-Senon von Kies- 
lingswalde in der Grafschaft Glatz an. Es ist dies dieselbe Muschel, welche früher (Geinitz, Characterist. der Schicht. u. Petref. des 
sächsisch-böhmischen Kreidegebirges, sowie der Versteiner. von Kieslingswalde, 4. Heft, pag. 15, tab. 3, fig. 12) unter dem Namen 
Inoceramus concentrieus abgebildet ist. 


— 25 — 


rugosa und Micraster glyphus (Untere Mucronaten-Kreide) und 3. in der Zone des Heteroceras polyplocum und 
Ammonites Wittekindi und Scaphites pulcherrimus (Obere Mucronaten-Kreide). 

In der mittleren der drei genannten Zonen, in der Zone des Ammonites Ooesfeldiensis, findet sich 
ausserdem nicht selten eine Nebenform, welche oben unter der Bezeichnung 

Inoceramus Barabini Mort. pag. 279 

angeführt ist. 

Sonach ist Inoceramus Cripsü der letzte Repräsentant der wichtigsten Kreidemuschel, der Gattung 
Inoceramus!) und zugleich der wichtigste Vertreter derselben, da er bei häufigem Vorkommen die weiteste 
Verbreitung besitzt in Europa, Afrika, Asien und Amerika. — 


1) Der von Goldfuss aus dem Kreidetuff von Maestricht aufgeführte /noceramus nobilis gehört nicht zur Gattung Inoceramus. 
Ob Jmoceramus tegulatus Hag. (Jahrb. für Mineral. 1842, sep. pag. 32) aus der weissen Kreide Rügens eine selbstständige 
Art darstelle, oder mit /noceramus COripsü zu vereinen sei, vermag ich wegen mangelnden Materials nicht zu entscheiden. — Es scheinen 
ähnliche Stücke zu sein, welche Zittel (Bivalven der Gosauformation pag. 24) zu /noceramus latus Mant. zog. Vergl. pag. 261. 
Hagenow sowohl, wie verschiedene andere Autoren, z. B. Nillsson führen auch dem Turon angehörige Arten aus der 
jüngsten Kreide, aus dem Öber-Senon auf. Es sind falsche, auf unzureichendem Material fussende Bestimmungen, 


— 236 — 


Folgende Tabelle erleichtert den Ueberblick über das Vorkommen der Arten der Gattung Inoceramus 
in den einzelnen Gliedern der Kreide Norddeutschlands. 


Uebersicht 


über die 


vertikale Verbreitung der Inoceramen in den Zonen der Kreide Norddeutschlands. 


| 1 
£ In . n Im A 7 
Gault Cenoman Turon IE 1) Unt. Senon. | Ob. Senon. 
ee m T | 7 
Alan 5 | 2 | 1 | 1 1 
-|=235 z Igel = |8 lee - | . 
= =2|23.-| = Pb al nen | ED = | 8 e | u, > D U 
a |eElaz = |= 4 = zul D = ee) > 
2. selzals | eos la |eolie Selle | Er aloe 
- Peei = a ee s 2 |2& ZEN E = E7 = = = m 
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Bezeichnung der Art. Be ee el ze Se &u| 2502 |S3 
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IE S|IS|S|S |s |S|s |s |s |s |&E|sS |S |So|S |S 


Z 
Iz. 
z 


E 


Inoe. Ewaldi Schlüt. p. 255 
concentrieus Park. p. 255 
sulcatus Park. p. 256 
JR ee] 
orbieularis Münst. p. 260 |. |. .ı.)./ ++ 
virgatus;Schlüt. p. 224 7. |. | 21»). 2. | 
labiatuss Schlots p. 262-2. 2 ee et 
Brongniarti Sow. p. 263 $ 
inaequivalvis Schlüt. p. 265 
latus Sow. p. 269 . 
cuneatus A’Orb. p. 265 
12 „  undulatus Mnt. p. 269 EEE a ES er ee 
13 Cuniera Som. p2 2604 er 2 en ee ee ae ee 
14 BE involutuss SOwaRpP2 12 m. | le ea ae ee 
15 =. „digstatus2Sow. 3200. 2 2 elle ne ee 


16 „ undulato-plicatus Ferd. 
Rom p-220 lea een 


17 Se radians»Schlüt, ps 210202 a] ee ua a ee are er = 
13 subeardissordeskSchlt-220l | met eu neu 2 ee ee 
19 „  gibbosus Schlüt. p. 271 


am 

20 „ undabundus Meek & Hayd. 

Pa ee een 
b) 


21 „  eardissoides Goldf. p. 274 
22 „  lobatus Münst. p. 275 

23 »  Oripsü Mant. p. 277. SE a alles alle | er a 
24 es Barabinı, Mort-sp. 2190 3 1 | lee) | | er cn er ur En 


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+++ 


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je! 
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“ 

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+++ 
— 
++ 


1) Emscher-Mergel. 


Bonn, im Juli 1877. 


Alphabetisches Verzeichniss 


der aufgeführten Inoceramen. 


Netinoceramus’ Meek? . Ar..... 2.0.27 256, 20 

Catillus Brongn. . 5 252 

Imoceramus alatus Gold. . . . „2. ....253 
“ alatus Zekeli = I. Cripsü . 278 
5 altushMeel m ur. A 2 E20 278 
= alyeatus@Mortı 3 N Eos 
” annulatus Goldf. = 1. Brongniarti 263 
n aratus. Conr. = I. Cripsu . ... 278 
A Balch Meelkir 2718 
> IBanabın Mont 
5 cancellatus Goldf. = 1. lobatus, 274 276 
“ cardıssoides Goldf... : : .. .. 214 
5 chamaeformis Cogs 2... 254 


concentrieus Park. . . 255, 258, 284 
confertim-annulatus Ferd. Röm. — 
INCrıpsu ee 27 
convexus Hall u. Meek = I. Cripsü 278 
cordiformis Sow.—1.Brongniarti258, 264 


costellatus Gone? 20222 2220 
rast Mwst 
GumeatusldiOrba, 2 265 
Quvieri Sow. . . 2630206) 


Cuvieri Mant. — 1. Fehlen 264, 266 
DechentAda Ronu. 20... 284 


digutatusySowsntab. I..0200.22...0267 
diversusStolez. . 2 2.2 .....269 
elongatus Ether. 0.0. 202 2 
Imwaldı Schlüter 55 
exogyroides Meek le 


expansus Baily = 1. Oe 28 


Inoceramus Geinitzianus Stoliez. . . . 259, 


gibbosus Schlüt. 

Gosseleti Decocq. 

gryphaeoides Sow.. 

Jaccardi Pict. RR 

impressus d’Orb. — I. Uripsii 

inaequivalvis Schlüt. 

insulensis Decocq. . 

involutus Sow. 

labiatus Schlot. 

Lamarcki Park. 

Lamarcki bei Mantell 

Lamarcki bei Brongniart 

Lamarcki bei Goldfuss = ]/. vir- 
gatus Schlüt. AR 

Lamarcki bei d’Orb. z. Tu — 
T. ınvolutus‘ X . ...2264,2266, 

Lamarcki bei Zekeli 


Lamarcki bei Geinitz . 

latus Mant.? — I. Brongniarti 

latus»Sows ul a 96 

latus bei Goldfuss —= 1. orbieularis 
Münst. ö 

latus bei Zekeli und Zittel? = m 
Cripsü 


Lezennensis Decocgq. 

Lingua Goldf. — tab. 4, fi. 3—4 
lobatus Münst. tab. 4, fig. 1—2 
mytiloides Mnt.— 7.labiatus Schloth. 
Matheronensis Ether. . 


Seite. 


254 


Seite. Seite. 

Inoceramus Neocomiensis d’Orb. . . . .. .. 255 Inoceramus striatus bei v. Strombeck = I. vir- 
. nobilis Gold 2020 22725802839 gatusSchlüt. . 2.2 
Rn orbieularıs Münst. . - » . . . 260 » striatus bei Geinitz . . . 259, 265 
Mi pietus Sow. N, 253, 258 5 subcardissoides Schlüt. — tab.2 . 271 
»  planus Münst. — I. Cripsii 261, 277 »,. „. Süboizeulazis Meokıı ia 
» plieatus dOrb. . . . . . 255, 270 a saublebatuszeog: 2 
4 polyplocus Ferd. Röm. . . . ..255 „ sublaevis Hall & Meek . De a 
» problematicus Schloth. = I. Cripsii 262 X sulsatun Park. Es 2 a 
i ‘ 5 tegulatus Hagenow . . . . . 285 
problematicus d’Orbig, — 1. Ia- »  tenuilineatus Hall & Meek . . . 278 
biatus Schlot. . . ... . . 262 “ tenuis Mant. . 2.2... N ar 292, 
55 pProximus” Meek. 1278 RN truncatus Cog. . An. 
er radians Schlüt. tab. 3, ie. 2 . . 270 a umbonatus Meek & Hayd. . . . 272 
” regularis d’Orb. — L. Cripsua 0 2RQ = undabundus Meek & Hayd. . . . 212 

E Sagensis Meek ur Cripsii 978 c undulato-plicatus F. Röm. — tab. 3, 
; Salomoni d’Orb 270 ee: 
? } RR ” undulatus Mant. . . . . 258, 265 
ss sımplexsStoliez, a a. 20284 ß Wanuxemi Meek. . 
0 striatoconcentricus Gümb. . . . 259 ” virgatus Schlüt. . . . . . 257, 262 
» StHatus@ Manta. a. 256.258 r Websteri Mant. .... 200. ons 
® striatus bei Goldf. — 1. inaeqwi- Mytiloides Brona. . 2.0.2000 22 2 2, 
valvısaSchlutene 20000265 Volyiceramus 'Stoliez. 2. 2.2.0. Ers276 


Register für die fünfte und sechste Lieferung. 


(Lieferung 1 bis 4 und theilweise 6 sind mit besonderen Registern versehen.) 


Adiantites ae 
— Amurensis Heer 
Ancylus Senckenbergianus 


Böttg. 2 


Asplenium argutulum Heer . 

Cerithium margaritaceum Broc. 

var. conicum Böttg. 

—  plicatum Brug. var. pu- 

stulatum A. Br. 

—  plicatum Brug. var. eno- 

dosum Sandbg. 

— submargaritaceum A. 

Braun 

Cionella lubricella A. Braun sp. 
M&onioptens a 00. 

Cycadeospermum Japonicum 


Geyl. 2: 


Bypriswspe ee los: 
Cyrena (Corbicula) Faujasi 


Desh. : 


— var. distorta Böttg. 


— donacina A. Br. typus 2( 
— var. intermedia Bötte. ® 


.Dreissena Brardi Fauj. sp. 


Euchilus ?succineiforme Sndbg. 
Eurysternum Wagleri H. v. 
Meyer 


Seite. 
Fischreste 0. om 
Froschreste ee 197 
Gingko Sibirica Heer . . 231 
Glandina inflata Reuss. sp. . 206 


Gundlachia francofurtana 
Böttg. 
Helix (Coryda) girondica Nou- 
let var. carinata 
— (Coryda) girond. Noulet 


typus und var. collosa 
Bötte. : 
—  (Trigonostoma) involuta 


Thom. 
— (Fruticicola) crebri- 


punctata Sndbg. : 


— (Fruticicola) crebri- 


punct. Sndbg. var. minor 


— (Gonostoma) osculum 
Thom. 

— (Vallonia) pulchella 
Müll. var. 
Hyalina deplanata Böttg. . 
Hydrobia aturensis Noulet 
— inflata Fauj. sp. 199, 
— obtusa Sndbg. . 189, 
—  ventrosa Mont. sp. 189, 
Limneus Dupuyanus Noulet 
sp. 


189 


192 


192 


196 
o 188) 


204 
214 
204 


192 


Limneus subbullatus Sndbe. 
var. eurygaster Böttg. 


Melania Escheri Mer. var. eco- 
stata Sandbg. 
Melanopsis callosa Braun . 


Miliola (Quinqueloculina) 


amygdalum Sandbe. 
Mytilus Faujasi Brongt. 195, 2 
Neritina callifera Sndbg. 
— fluviatilis L. sp. 
—  subangularis Sndbe. 


Paludina pachystoma Sndbe. 


Pecopteris Saportana Heer 
—  exiliformis Geyl. 
Planorbis cornu Brongt. var. 
solidus Thom. 
— dealbatus A. Braun 
Platychelys Oberndorferi 


Wagner 


Podozamites ensiformis Heer 


—  tenuistriatus Geyl 
—  lanceolatus var. genuina 
Heer : 
— Jlanceolatus L. H. var. 
intermedia Heer ? 


Podozamites Eichwaldi (Schim- 
per) Heer 

— Reinii Geyl. var. lati- 
folia 

— Reinü Geyl. var. an- 
gustifolia 

Pseudopus moguntinus v. Mey. 
Pupa (Leucochila) Nouletiana 
Dupuy 


Seite. 


229 


229 


250 
197 


194 


— 200 — 


Seite. 

Pupa (Leucochila) obstructa 

A. Braun var. franco- 

furtana Böttg. 

— (Leucochila) quadripli- 

cata A. Braun 201 

— (Pupilla) sp. . 193. 194 
— (Vertigo) callosa Res. 

var. alloeidus Sndbg. 196 

Reste von Nagethiere 2 Jo! 


195 


Seite. 
Squalodon Bariensis Jourd. 
233 —248 
Stenomphalus cancellatus 
Thom. sp. var.cristatusBöttg. 203 
Suceinea sp. . . 1196 
Thyrsapteris elongata Geyl. . 224 


Unio sp. . 198 
Vogelreste . : . 201 
Zamites parvifolius Geyl. . . 227 


eloc.Taf. 1. 


» 


(teloc. Taf. II. 


Taf,xXX#. 


Palaeontogr: XXIV, N. F. IV. Taf. XXVI 


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Eurysternum Wagleri H. v. Mey. 


Palaeontogr: XXIV, N. F. IV. 1 Taf. XXVII 


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1. Eurysternum Wagleri H. v. Mey. — 2. Beckenknochen eines alten Exempiars von 
Eurysternum Wagleri H. v. Mey. — 3. Platychelys Oberndorferi Wagn. 


Palaeontographica XXIV, N. F. IV. Taf. XXIX. 


@ez. ©. Boettger. 


1—3. Gundlachia francofurtana Boettg. — 4. Helix crebripunctata Sndbg. var. minor Boettg. 

5. Pupa Nouletiana Dup. — 6. Pupa obstructa A. Br. var. francofurtana Boettg. — 7. An- 

cylus Senckenbergianus Boettg. — 8—9. Cyrena donacina A. Br. var. intermedia Boettg. 

10—11. Limneus subbullatus Sndbg. — 12—17. Helix girondica Noul. (12. var. conica, 

13. typus, 14—15. var. callosa und 16—17. var. carinata Boettg.) — 18. Helix crebripunetata 
Sndbg. typus Boettg. 


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Taf. XXX. 


Palaeontographica XXIV, N. F. IV. 


pteris elongata m. 


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a Heer. — 5. Thyrso 


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la. Pecopteris exiliforme m. — 4 


Taf. XXXI. 


Palaeontographica NXIV, N. F. IV. 


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um argutulum Heer. — 2. 3. Adiantites Amurens 


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elongata m. — 6. Gingko 8 


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Palaeontographica XXIV, N. F. IV. Taf. XXXU. 


1. Podozamites ensiformis Heer. — 2a. Zamites parvifolus m. — 2b. Podozamites 
tenuistriatus m. — 4. Podozamites lanceolatus L. H., imtermedius. 


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Palaeontographica XXIV, N. F. IV, Pa RXXTT. 


4a. Podozamites Reinii m. 
5. Uycadeospermum Japonicum m. 


1. 2. 3. 4b. Podozamites lanceolatus L. H., Eichwaldı. 


Palaeontographica XXIV, N. F. IV. Taf. XXXIV. 


1. 2. 5a. Podozamites Reini m. — 3b. 4. Podozamites Reinii m., angustifolius. — 5a. 5b. 


Podozamites lanceolatus L. H., Eichwaldi. — 3 links. Podozamites lanceolatus L. H., genuinus. 


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Erklärung von Tafel XXXV, 


Squalodon Bariensis. Jourd. sp. 


Schädelfragment in natürlicher Grösse von der 
pa. Scheitelbein. 
fr. Stirnbein. 
pl. Gaumenbein. 
vo. Vomer. 
o. Senkrechte Nasenlöcher. 
n. Nasenbein. 
mx. Oberkiefer. 
imx. Zwischenkiefer. 
md. Unterkiefer. 
il erster 
i? zweiter \ Schneidezahn. 
13 dritter 
ce. Eckzahn. 
p!—! Prämolaren. 
 m!—7 Molaren. i 
Fig. 2. Dasselbe Stück von oben in halber natürlicher Grösse. 
Fie. 3. Von unten in halber Grösse. 
„ Fig. 4. Ein Rippenfragment in natürlicher Grösse. 


(Die Figuren sind nicht durch den Spiegel gezeichnet.) 


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Sıualodon 


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‚Jourdan sp 


Taf, XXXV 


Erklärung der Tafeln. 


Tafel XXXVI. 


Imoceramus digitatus Sow. — 8. 267. 


Innerer Abdruck der rechten Klappe in !/, der natürlichen Grösse, an derem Vorderrande noch ein Stück der Faserschale haftet. 
Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Hansemann bei Mengede unweit Dortmund. — Original in meiner Sammlung. 


Tafel XXXVI. 


Inoceramus subcardissoides Schlüt. — S. 271. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Innerer Abdruck der linken Klappe in natürlicher Grösse, doch war dieselbe ursprünglich an der unteren Seite um 100 bis 
150 Millimeter grösser. Aus dem oberen Emscher-Mergel des Schachtes Carnap I bei Horst, nördlich von Essen in West- 
falen. — Original in meiner Sammlung. 


Tafel XXXVI. 
1. Inoceramus undulato-plicatus Ferd. Röm. — 8. 270. 


Innerer Abdruck der rechten Klappe in natürlicher Grösse, deren Hinter- und Unterrand zerstört ist. Aus dem Emscher-Mergel 


der Zeche Gustav Adolph bei Lünen in Westfalen. — Original in meiner Sammlung. 
2. Imoceramus radians Schlüt. — S. 270. 


Innerer Abdruck der linken Klappe, deren Vorderrand und Flügel der Hinterseite zum Theil verbrochen ist. Vom Schlosse ist 
ein Theil als Schalsubstanz, ein Theil als Abdruck erhalten. Aus dem Emscher-Mergel der Zeche Gustav Adolph bei 
Lünen in Westfalen. — Original in meiner Sammlung. 


Tafel XXXIX. 
1. Inoceramus lobatus Münst. — 8.275. 


Doppelklappiges Exemplar aus dem senonen Quader von Blankenburg am Harze, nach einem Gypsabgusse gezeichnet. Dasselbe 
zeigt Spuren von radialen Striemen und einen Theil der zusammengedrückten Flügel, welche an der Oberseite unmittelbar 
unter dem Schlosse abgebrochen sind, so dass die Ligamentgruben nicht mehr sichtbar sind. 


2. Desgleichen. — S. 276, Anmerk. 

Linke Klappe einer abweichenden Form mit vorragendem Wirbel und steiler grosser Vorderseite in ?/; der natürlichen Grösse. 
Der wahrscheinlich ursprünglich vorhandene Flügel ist nicht erhalten. 

Aus dem oberen Unter-Senon, der Zone des Scaphites binodosus zwischen Ahaus und Heek in Westfalen. — Original in meiner 


Sammlung. 


3, 4. Imoceramus Lingua Goldf. — 8. 276. 

Ein kleineres und ein grösseres Exemplar. Beide sind vom Lithographen etwas zu breit dargestellt und die hervortretenden 
Rippen in dem grösseren Stücke zu stark angegeben. 

Fig. 3 zeigt in der Nähe des Wirbels noch einen Theil des Flügels, den das kleinere Exemplar gänzlich verloren hat. 

Fig. 3 stammt aus der Zone des Scaphites binodosus zwischen Ahaus und Heek; Fig. 4 aus dem gleichen Niveau von Dülmen 
in Westfalen. 


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jraphica XXIV, N. F. IV. 


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Palaeontographica XXI 


Jnoceramus subcardissoides, Schlüt. 


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Palaeontographica XXIV, N. FW. 


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1. Jnoceramus undulato - plicatus, F. Röm.- 2. Jnoceramus radians, Schlüt. 


aphica XXIV. N. F. IV 


Palaeontogr 


Lingua, Goldf. 


3, 4. Jnoceramus 


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1, 2. Jnoceramus lobatus, Münst. — 


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