Fıbrarp of the luscum
OF
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS,
Founded by private subscription, In 1861.
Deposited by ALEX. AGASSIZ.
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En
N.
PALARONTOGRAPHICA.
BEITRAEGE
ZUR
DSTERGESCHICHITE BER -VORZEI.
Herausgegeben
von
KARL A. v. ZITTEL,
Professor in München.
Unter Mitwirkung von
E. Beyrich, Freih. von Fritsch, M. Neumayr, Ferd. Römer und W. Waagen
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Dreiunddreissigster Band.
Mit 29 Tafeln.
Stuttgart.
E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch).
1886. 1887.
2
ne
Inhalt.
Erste bis dritte Lieferung.
December 1586.
Seite
Rothpletz, A., Geologisch-palaeontologische Monographie der Vilser Alpen, mit besonderer Be-
rücksichtigung der Brachiopoden-Systematik. (Taf. I-XVIL) . . 2 2. 2 2200. 1—150
Vierte bis sechste Lieferung.
April 1557.
Schmalhausen, J., Ueber tertiäre Pflanzen aus dem Thale des Flusses Buchtorma am Fusse
des Altaigebirges. (Taf. XVII—XXIL) . . 2 2 2 on nn 181—216
Laube, Gustav C. und Georg Bruder, Ammoniten der böhmischen Kreide. (Taf. XXIII
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Geologisch-palaeontologische Monographie
der Vilser Alpen
mit besonderer Berücksichtigung der Brachiopoden-Systematik.
Von A. Rothpletz.
Mit Tafel I— XV.
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Indem ich die Ergebnisse vierjähriger Arbeit zum Zwecke ihrer Veröffentlichung zusammenstelle,
erkenne ich so recht, wie gerade monographische Arbeiten wegen ihres engen Rahmens sich fast nicht ab-
schliessen lassen, wie den gewonnenen neuen Gesichtspunkten nur zu leicht die Grenzen des Themas
hinderlich werden, und die Fragen, welche angeregt, aber nicht beantwortet werden, uns viel wichtiger er-
scheinen können, als die, welche befriedigende Antworten gefunden haben.
Die merkwürdigen Kalkfelsen des Rothen Steines bei Vils schliessen eine sehr reichhaltige Brachio-
podenfauna ein, welche durch die Neuheit vieler ihrer Arten auffällt. Orrer hat sie 1862 aufgefunden
und seither waren grosse Mengen für das Münchener Staatsmuseum gesammelt worden. Sie lagen, zum
grössten Theil schon sortirt und mit vorläufigen Bestimmungen versehen, im Museum und harrten einer
genaueren Bearbeitung. Wuxpr hat zwar 1882 ein Verzeichniss der Arten veröffentlicht, aber sich im
Wesentlichen darauf beschränkt, die Musealbestimmungen wiederzugeben.
Im Winter 1882—83 unterwarf ich das Material vom Rothen Stein einer ersten Durchsicht, nachdem
es mir zu diesem Zwecke von Herrn Professor v. Zırrer, dem ich dafür zu grossem Danke verpflichtet bin,
zur Verfügung gestellt worden war.
Es liess sich bald beweisen, dass Ablagerungen verschiedenen Alters am Aufbau des Rothen Steines
betheiligt seien, und um das gegenseitige Verhältniss dieser Ablagerungen sowohl unter einander als auch zu
denjenigen des benachbarten Vils mit seinen fossilreichen Tithon- und Kelloway-Kalken nach Lagerung
und Verbreitung zu erkennen, begab ich mich im Sommer 1883 an Ort und Stelle. Photographische Kopien
der Originalaufnahmen des österreichischen Generalstabes (1:25000) dienten mir als Unterlage der geolo-
gischen Aufnahmen des Rothen Steines und der Vilser Umgebung. Aber sehr bald wurde ich gewahr, dass
die tektonischen Verhältnisse viel verwickelter sind, als es die bis dahin in viel kleinerem Maassstab ver-
Palaeontographica. Bd. XXXII. 1
öffentlichten geologischen Skizzen und Karten vermuthen liessen. Das Terrain musste nicht nur sozusagen
Schritt für Schritt begangen werden, sondern es zeigte sich auch als unumgänglich, das ganze Gebiet der
eigentlichen Vilser Alpen zu untersuchen, um die Anordnung der Verwerfungen, Schichtenmulden und Sättel
nach ihren grossen Zügen richtig zu erkennen.
So nahm die Arbeit unversehens einen grösseren Umfang an, und als ich im Winter 1853—8S4 das
selbst gesammelte und das im Münchener Museum befindliche Material von Versteinerungen aus diesem so
‚erweiterten Gebiete durchgearbeitet hatte, wodurch die im Sommer gemachten Aufnahmen theils Bestätigung,
theils auch mancherlei Verbesserung erfuhren, stellte sich das Bedürfniss heraus, nun auch noch die „Vilser
Voralpen“ und die Füssener Berge bei Hohenschwangau in das Bereich meiner Untersuchungen aufzunehmen,
Im Sommer 1884 wurde dann auch dieses Gebiet kartirt und die Aufnahme nach einer nochmaligen Ge-
sammtrevision zum Abschluss gebracht. Sie hatte im ganzen zwei Monate in Anspruch genommen und ihr
Ergebniss ist die beigegebene geologische Karte sammt den Profilen.
Die Anfertigung der lithographischen Tafeln hatte zwar schon im Sommer 1854 begonnen, rückte
aber nur langsam vorwärts, weil G. KELLER, ein junger Lithograph, sich erst in der Technik seiner Kunst
und im Zeichnen nach Naturobjekten» zurecht finden musste. Die Spuren dieses Entwickelungsganges machen
sich leider in der sehr ungleichen Güte der 16 Tafeln bemerkbar, von denen die letzten erst 1886 fertig
geworden sind.
Das Manuscript der geologischen Karte habe ich schon im Herbst 1554 abgeschlossen und in Druck
aber die Vollendung des Druckes hat sich bis jetzt hinausgezogen.
gegeben
Die Arbeit selbst zerfällt in zwei Theile, einen geologischen und eimen palaeontologischen.
Im ersteren habe ich mich möglichst nur auf die Schilderung des kartirten Gebietes beschränkt, so
nahe auch in vieler Beziehung Streifzüge auf geologisch verwandte Gebiete gelegen hätten. Den Haupt-
werth lege ich auf die Ergebnisse der Abschnitte B und C, weil nur durch detaillirte Untersuchungen in
grossem Maassstab ein richtiges Bild der Tektonik und Faciesbildung gewonnen werden kann, während die
Berichte flüchtiger Bereisungen, bei denen das Endergebniss vielleicht oft schon im Voraus feststeht, stets mit
grösster Vorsicht aufgenommen werden müssen. Meine Resultate sind graphisch auf der Karte dargestellt,
jedermann kann sie prüfen und ich werde allen denen sehr dankbar sein, welche mir Unrichtigkeiten nach-
weisen, die in solchen Gebieten zwar nie ganz vermieden werden können, von denen ich aber hoffe, dass
sie keine wesentlichen Aenderungen meiner Auffassung mit sich bringen werden.
Der zweite, palaeontologische Theil konnte sich nicht auf das specielle Gebiet beschränken. Die
einzelne Art — als solche betrachtet — ist etwas recht gleichgültiges, das nur erst Bedeutung erhält, wenn
man es als Glied des Ganzen ansieht.
Indem ich mich bemühte, die neu zu beschreibenden Arten mit den schon bekannten in Beziehung
zu bringen — indem ich nicht nur der äusseren Form, sondern soweit thunlich (bei den Brachiopoden) auch
den inneren Gerüsten meine Aufmerksamkeit schenkte, ist der Gang meiner Untersuchungen von selbst ein mehr
systematischer geworden, welcher im Allgemeinen Theil seinen Ausdruck gefunden hat, während eben dadurch
auch in den Speziellen Theil die Beschreibung einer Reihe von Arten gekommen ist, welche man dem Titel
der Arbeit nach schwerlich darin suchen dürfte, wie z. B. Terebratula retrocarinata n. sp. aus Württemberg
und Bayern, forfeula und carinthiaca n. sp. von Raibl, Rhynchonella senticosa Schuorn. aus Franken, Spiri-
ferina fimbria n. sp. vom Schafbere.
Zum öfteren kam ich in die Lage, Aeusserungen oder Bestimmungen anderer Forscher entgegenzu-
treten, ich hoffe aber, dass Niemand darin etwas anders sehen wird, als eine durch den Inhalt
der Arbeit bedingte, rein sachliche Erörterung, die weit davon entfernt ist, sich besserer Belehrung ver-
schliessen zu wollen.
Endlich drängt es mich, allen denjenigen Herren, welche mir während dieser Arbeit ihre Unter-
stützung zukommen liessen, namentlich den Herren BEyricH, v. GÜMBEL, Ü. SCHWAGER und v. SUTNER,
nochmals meinen Dank auszusprechen, insbesondere aber Herrn Professor v. ZırrTer, dessen Unterstützung
allein es mir ermöglichte, die Arbeit auf solch’ breiter Basis aufzubauen.
Literatur-Verzeichniss,
Der Kürze halber werden im Texte stets nur der Autor und Jahreszahl der betr. Arbeit, deren vollständiger Titel nur hier
angegeben ist, citirt werden.
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1*
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Oppel, Der mittlere Lias Schwabens. 1854. (Jahreshefte vaterl. Naturk. Württemberg).
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(Jahreshefte vaterl. Naturk. Württemberg).
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Quenstedt, Handbuch der Petrefaktenkunde. Tübingen 1852. 1. Autl.
— Der Jura. Tübingen 1858.
— Die Brachiopoden. Leipzig 1571. (Petrefaktenkunde Deutschlands, Bd. II).
— Die Ammoniten des schwäbischen Jura. Bd. I (Lias) Stuttgart 1885. Bd. II (Brauner Jura) 1856.
Richthofen, v., Die Kalkalpen von Vorarlberg und Nordtirol. Abtheil. I 1859, Abtheil. II 1562. (Abh. geol. Reichs-
anst., Bd. 10 und 12).
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Rüst, Beiträge zur Kenntniss der foss. Radiolarien aus Gesteinen des Jura. 1885. (Palaeontographica, Bd. 31).
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Stoliezka, Ueber die Gasteropoden und Acephalen der Hierlatzschichten. 1861. (Sitz. Akad. Wissensch. Wien).
Suess, Ed., Ueber die Brachiopoden der Kössener Schichten. Wien 1354. (Denkschr. Akad. Wissensch., Bd. VII).
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Szajnocha, Die Brachiopodenfauna der Oolithe von Balin bei Krakau. Wien 1879. (Denkschr. Akad. Wiss., Bd. XL, 1).
Taramelli, Monografia del Lias nelle provincie Venete. 1880. (Atti Inst. veneto di se., Ser. V. Vol. V).
Thurmann, Essai d’orographie jurassique. Oeuvre posthume. Genf 1856.
Uhlig, Zur Kenntniss der Juraformation in den karpathischen Klippen. 1878. (Jahrb. geol. Reichsanst., Bd. 28).
— Ueber die liasische Brachiopodenfauna von Sospirolo bei Belluno. Wien 1879. (Sitzb. Akad. Wiss., Bd. 80).
— Ueber die Fauna des rothen Kellowaykalkes der penninischen Klippe Babierzöwka bei Neumarkt (Westgalizien).
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Winkler, Zur Geologie der bayer. Alpen. 1864. (N. Jahrb. f. Miner.).
Wundt, G., Ueber die Lias-, Jura- und Kreideablagerungen um Vils in Tirol. 1882. (Jahrb. geol. Reichsanst., Bd. 32).
Zittel, Palaeontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreideschichten in den bayer. und österr. Alpen. 1868. (Jahrb.
geol. Reichsanst., Bd. 18).
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Zugmayer, Ueber rhätische Brachiopoden. Wien 1880. (Beitr. Paläontol. Oesterreich-Ungarns, Bd. ]).
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Zur Topographie.
Für den Theil der Alpen, welcher auf unserer Karte geologisch colorirt ist, habe ich den Namen
„Vilser Alpen“ gewählt, weil das Städtchen Vils so ziemlich in dessen Mitte liegt und eine andere Bezeich-
nung nicht existirt.
Die Rand-Alpen des Algäu bis zum Lech sind geographische Stiefkinder, denen sowohl ein allge-
mein gebräuchlicher Gesammtname, als auch für die einzelnen, scharf sich von einander abtrennenden Glieder
Specialnamen fehlen. Selbst für manche hohe Bergspitzen sind dem Volke die Namen unbekannt.
Diese Unsicherheit wurde durch die Art, wie die Ortsbezeichnungen auf den österreichischen General-
stabskarten zu stande gekommen sind, noch erhöht. Namen wie Unter- und Oberberg wurden verwechselt,
andere, wie Glatter Geren, Adergeren, Hallakopf erfunden, während die volksthümlichen Schatt- oder Schaf-
schroften der Karte fehlen.
Auch die ältere bayerische Generalstabskarte wird hierin ungenau, sobald sie die Landesgrenze
überschreitet, schreibt Kegelbach statt Leebach und verwechselt Rossberg mit Brentenjoch und Gimpel mit
Metzenarsch. Durch sie sind diese Fehler auch auf die geologischen Karten übergegangen.
Die Alpen zwischen Lech und Rhein werden bald als Algäuer Alpen kurzweg bezeichnet oder in
die Aleäuer und Vorarlberger Alpen zerlegt. Die politischen Grenzen dieser zwei Provinzen können aber
durchaus nicht als orographische Trennung benützt werden. Besser dienen hierzu die breiten Thaleinsenk-
ungen, welche vom Quellgebiet des Lechs radienartig ausstrahlen, und sich bereits zur Begrenzung der
Lechthalalpen als ausserordentlich brauchbar erwiesen haben. Das Stanzer- und in dessen Fortsetzung das
Innthal einerseits, das Lechthal anderseits schliessen im Süden und Nordwesten jene zusammenhängenden
Gebirgszüge ein, welche am Flexenpass im Westen beginnen und im Osten durch die Einsenkungen des
Heiterwanger Thales und Fernpasses ihr Ende erreichen. In derselben Weise wird durch das Lechthal im
Östen und das Iller- und Stillachthal im Westen eine zusammenhängende und viel verzweigte Gebirgskette
begrenzt, welche von Lechleiten im Süden beginnt und im Norden durch die tiefe Einsenkung des Thann-
heimer Thales und Jochpasses ihren natürlichen Abschluss findet. Auf diesen Gebirgszug, welchem die
für das Algäu charakteristischen Spitzen der Mädelegabel und des Hochvogel angehören, sollte ausschliesslich
die Bezeichnung „Algäuer Alpen“ beschränkt bleiben. Ob man dann alle westlichen Alpen bis zum Rhein
besser als Vorarlberger, oder nach der Längstheilung, welche sie durch die Bregenzer Ache erfahren, besser
als Bregenzer und Vorarlberger Alpen bezeichnet, mag dahingestellt bleiben.
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Für diejenigen Alpen aber, welche nördlich des Tannheimer Thales, also nördlich der eigentlichen
Algäuer Alpen und zwischen Lech und Iller liegen, scheint mir der Sammelname „Tannheimer Alpen“ recht
gut verwendbar, weil sie gerade der breiten, uralten Gebirgsversenkung, welche dieses Thal erzeugt hat,
ihre Selbständigkeit gegenüber den Algäuer Alpen verdanken.
Die Tannheimer Alpen gliedern sich orographisch ungemein scharf in 5 kleinere Gruppen: westlich
der Wertach die Hindelanger Alpen mit dem Grünten; zwischen Wertach, Jochpass und der Vils die
Jungholzer Berge; zwischen der Vils, dem Thannheimer und Engethal das Einsteinmassiv; zwischen
Engethal, dem Haldensee, Weissenbach, Lech und Vils die Vilser Alpen und endlich nördlich der Vils
zwischen Pfronten und Füssen die Vilser Voralpen.
Nur die beiden letztgenannten Gruppen gehören zu unserem Aufnahmegebiet und sind mit Aus-
nahme des nordwestlichen Breitenberges und der südlichen Gachtspitze auf unserer Karte ganz zur Dar-
stellung gelangt. Ausserdem wurde noch ein kleiner Theil der Schwangauer Alpen, soweit sie sich nördlich
vor der Säulinggruppe und östlich bis Hohenschwangau ausdehnen, mit aufgenommen.
Als topographische Unterlage dienten photographische Reproduktionen der Originalaufnahmen des
bayerischen und österreichischen Generalstabes, welche im Maassstab von 1:25000 gezeichnet sind. Die im
Druck erschienenen Blätter „Sonthofen“ der bayerischen (1:50000) und die Blätter „Füssen“ und „Lechthal“
der österreichischen Generalstabskarte (1:75000) waren für meinen Zweck ungenügend, weil ihr Maassstab
für detaillirte Kartirung, wenigstens in diesem Gebiete, zu klein ist. Da die ungemein wechselreiche
Gliederung der Bergformen in innigster ursächlicher Beziehung zu dem äusserst verwickelten geologischen
Aufbau steht, und das Vorbild der Generalstabskarten beweist, dass von sachkundiger Seite schon seit
langen Jahren anerkannt worden ist, dass die genaue graphische Darstellung der Terrain-Verhältnisse den
Maassstab 1:25000 erheischt, so bedarf das Verlangen der Geologen nach einem gleichen Maassstabe für
detaillirte Karten wohl keiner besonderen Begründung.
Die Photographien der entsprechenden österreichischen Blätter verdanke ich der liebenswürdigen
Vermittlung des Herrn Dr. A. Bönm in Wien. Die Terrainverhältnisse sind auf diesen Karten sehr gut
mit Zuhülfenahme von Höhenkurven und Bergschraffirung dargestellt. Eine nennenswerthe Korrektion war
nur am östlichen Ausläufer des Rothen Steines vorzunehmen, dessen Felskamm statt nach Osten nach Nord-
osten gerichtet gezeichnet war.
Allerdings ist mir für den Entwurf meiner geologischen Karte die Vortrefflichkeit jener Aufnahmen
nicht vollständig zu gute gekommen, weil die photographische Wiedergabe viel zu wünschen übrig lässt.
Gartenstücke und Häuser der Ortschaften bilden ein nicht zu entzifferndes Gewirre dunkler Flecken und
ebenso leiden felsige Berggehänge vielfach an Dunkelheit. Die Gewässer zeigen keine Kontourlinien und
können darum oft nicht von angrenzenden Alluvionen unterschieden werden. Es rührt dies daher, dass die
blauen und grünen Farbentöne der Originalzeichnung auf der Photographie ganz verschwinden.
Aus diesen Gründen haben die Häusereintragungen auf unserer Karte im Bereich der Ortschaften
nur den Zweck, den Umfang der letzteren, nicht aber Lage und Anzahl der einzelnen Häuser zu bezeichnen.
Einzelliegende Häuser hingegen konnten genauer eingetragen werden. Die Bergschraffirung wurde ganz
weggelassen, weil sie die Klarheit der geologischen Colorirung allzusehr beeinträchtigen würde. Umsomehr
war ich bemüht, die Höhenkurven genau zu zeichnen, was wegen der dunklen Partien der Photographie
allerdings nicht immer leicht war und auch desswegen, weil die Autoren jener Karte in steilen Felspartien
die Kurven gewöhnlich gar nicht ausgezeichnet haben. Nur schwer habe ich mich dazu entschlossen, auf
die Felszeichnung zu verzichten, die ja doch sonst eine sehr bequeme Orientirung für den Besucher abgibt.
Zwei Gründe waren mir massgebend: erstens gehören gerade die geologisch complicirtesten Stellen, wie
z. B. Schattschroffen oder Rother Stein, zu den felsreichen, und es würden durch die Felszeichen die geolo-
gischen Grenzlinien zu sehr verdeckt worden sein; zweitens fehlen auf den Originalkarten öfters an geolo-
eisch wichtigen Stellen solche Felszeichen oder sind wenigstens auf der Photographie nicht mehr zu erkennen.
Ein solches Fehlen würde aber auf unserer Karte viel auffälliger und trügerischer sein als auf jenen Karten,
bei denen die Felsen infolge kräftiger Bergschraffirung so wie so nicht so deutlich hervortreten.
Besonderen Werth habe ich auf die für den wandernden Geologen wichtigen Fusspfade und Ortsbe-
zeichnungen gelegt und dabei vielfach Gelegenheit gefunden, die Originalkarte zu ergänzen und zu verbessern.
Für den bayerischen Landesantheil habe ich durch die bereitwillige Gefälligkeit des Generals v. Orr
Copien der bayerischen Originalaufnahmen erhalten. Dieselben entbehren allerdings vollständig der Höhen-
angaben, besitzen aber eine sehr gute Bergschraffirung, so dass es mit Hülfe der schon vorhandenen,
allerdings vielfach sich widersprechenden Höhenangaben, die ich der von GünBEL in seiner Beschreibung des
bayerischen Alpengebirges gegebenen Zusammenstellung entnommen habe, und mit Hülfe eigener Aneroid-
Messungen möglich war, die Höhenkurven auf jene Copie einzutragen. Höhenzahlen sind ausserdem für die
Wasserspiegel der Seen angegeben, um deren verhältnissmässige Höhendifferenzen zu charakterisiren; ab-
solute Meereshöhen konnten wegen Mangel eines genauen Fixpunktes nicht gemessen werden.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
x
An dem Aufbau der Vilser
Trias: 1
2
Jura:
Tertiär:
Petrographische Beschreibung.
ihren wechselseitigen Uebereängen.
Geologischer Theil.
A. Zur Stratigraphie.
Alpen betheiligen sich nachfolgende Formationen und Formationsglieder:
. Muschelkalk.
. Cassianer Schichten.
Wettersteinkalk.
Raibler Schichten.
Hauptdolomit.
Kössener Schichten.
Dachsteinkalk.
. Liaskalk.
Liasmergel oder Algäuschiefer.
. Doggerkalk.
. Malmkalk.
3. Aptychenkalk und -Mergel.
Kreide: 13.
. Gaultmergel.
Neocommergel.
. Cenoman-Schichten.
. Flysch.
. Pleistocaen oder Diluvium.
ar krias.
1. Muschelkalk.
Die vorwaltenden Gesteine sind Kalksteine und Dolomit mit
Mergel und kalkige Schiefer treten dagegen zurück.
Der in der Regel stark bituminöse und dunkelfarbige Kalkstein ist bald dünnplattig, bald diekbankig
entwickelt.
Die Oberflächen der Platten und Bänke sind selten eben, meist wellige gebogen.
Obwohl gut
Fe
erhaltene Versteinerungen äusserst selten und wirklich häufig nur „am Rhone“ bei Aschau und im Sintwag-
wald bei Reutte getroffen werden, so sind diese Kalksteme doch ganz zoogenen Ursprungs, d.h. sie werden
aus Haufwerken von thierischen Hartgebilden zusammengesetzt, unter denen besonders die Encriniden-
glieder auffallen.
Kieselausscheidungen sind nicht selten und oft sind die Schaalen der Brachiopoden und Bivalven
verkieselt. Schwarze, unregelmässig begrenzte Hornsteinknollen scheinen besonders in den hangenden
Schichten häufig zu werden.
Mergelige Kalke und Mergelschiefer treten gewöhnlich nur als schwacher Belag zwischen den
festeren Kalkbänken auf, doch nehmen sie gegen das Hangende an Mächtigkeit und Häufigkeit zu, so dass
sich die obere Grenze des Muschelkalkes gegen die mergelreichen Cassianer Schichten nach petrographischen
Merkmalen nicht scharf ziehen lässt.
Der Dolomit ist hellfarbiger als der Kalkstein und entweder in dicken Bänken abgesondert odeı zu
feinstückiger Breccie zerdrückt und in letzterem Falle sehr lichtfarbig. Bestimmbare Versteinerungen hat
er noch keine geliefert. Gegen das Liegende wird er oft zellig-porös und gewinnt dadurch das Ansehen
von Rauhwacke, so besonders am Hahnenkamm.
Öestlich von Reutte, bei Breitenwang, sind unter dem Muschelkalk noch tiefere Schichten aufge-
schlossen. Der Dolomit und die Rauhwacke nehmen nach dem Liegenden zahlreiche Gypslager auf, die
in offenen Steinbrüchen abgebaut werden. GüÜwsgEr rechnet letztere bereits zum Buntsandstein, wofür
die Lagerungsverhältnisse sprechen, auf welche allein mangels aller Versteinerungen ein Entscheid gegründet
werden kann.
Inı Allgemeinen steht fest, dass der Dolomit in den unteren, der Kalkstein im den oberen Theilen
des Muschelkalkes das herrschende Gestein ist, ja man könnte sogar versucht sein, die dolomitische Abthei-
lung, so schwer sie auch von der kalkigen abzutrennen sein dürfte, mit dem in den Ostalpen so verbreiteten
Guttensteiner Dolomit zu parallelisiren, mit dem sie Gesteinsbeschaftenheit, Lagerung und Verstemerungs-
armuth theilt.
Ob dieser Dolomit stellenweise den Kalkstein ganz ersetzt und mithin bis an die liegende Grenze
der Cassianer Schichten heraufreicht, so wie dies nach der Darstellung auf unserer Karte am Füssener Kien-
berg und bei der Ruine Falkenstein der Fall zu sein scheint, ist eine Frage, welche bei Besprechung der
Lagerungsverhältnisse beantwortet werden wird.
Noch ältere Schichten sollen am Hahnenkamm unter den Dolomiten zu Tage ausgehen. Dieselben
werden von ESCHER VON DER LintH (1853), RichTHorex (1862) und Haver (1878) erwähnt, scheinen aber
anstehend nicht beobachtet worden zu sein. Rothe Conglomeratblöcke im Leinbach gaben die Veranlassung,
den Ausstrich von Verrucano nicht nur zu vermuthen, sondern geradezu in den mitgetheilten Profilen als
thatsächlich vorhanden einzuzeichnen. Ich selbst konnte keine Spuren davon auffinden. Hingegen fand ich
beim Aufstieg vom Riedelholz zum Horabergl in den Liasmergeln an einer Stelle zahlreiche Quarzgerölle
eingebettet, welche in anderer Weise das Vorkommen vereinzelter Conglomeratbänke erklärlich machen könnten.
Mächtigkeit. Da sich viele treppenartige Verwerfungen parallel dem Streichen und viele Schichten-
biegungen der Beobachtung entziehen, so ist eine sichere Ermittlung der Mächtigkeit dieser ganzen Etage
fast unmöglich und man läuft gewöhnlich Gefahr, zu hohe Werthe zu berechnen.
Mit 200 Metern gibt man wohl schon einen Maximalwerth an.
Versteinerungen. „Am Rhone“ und Sintwagwald sind schon lang bekannte Fundorte. Auch am
Gernjochberg können Funde gemacht werden.
Die in der nachfolgenden Liste aufgezählten Arten sind theils auf von mir selbst gesammeltes
Material gegründet, theils durch die Veröffentlichungen von Bevrich (1867), Gümser (1861), Haver (1869)
und Mossısovics (1882) bekannt geworden.
Das Verzeichniss der Cephalopoden beruht auf den letzten Bestimmungen von Moysısovicos aus dem
Jahre 1882. Jedoch will ich hervorheben, dass die Werthigkeit dieser Arten durchaus nicht dieselbe ist wie die
der mitgetheilten Brachiopodenarten, noch auch wie diejenige der meisten ausseralpinen Cephalopodenarten.
Zur Species-Abgrenzung sind hier so zarte Unterschiede in der äusseren Schaalenornamentirung benutzt
worden, dass die numerische Ueberlegenheit der so gewonnenen Cephalopodenarten über diejenigen anderer
Thierklassen nichts Verwunderliches hat.
Gephalopoden.
1. Orthoceras campanile Moss. 1882. cf. C. dubium Haver bei Beyrica 1867. Zwei Stücke von Sintwag.
Eines davon in Berlin. (Beyrıcr Taf. 3 Fig. 3). Das andere in München. (Moss. Taf. 93 Fie. 1).
Pleuronautilus semicostatus BEYR. 1865. Von Beyrıcm 1867 als Nautilus Pichleri Haver Taf. 3 Fig. 4
abgebildet. Mossısovscs trennt diese Art von N. Pichleri, welchen er nach dem flacheren Externlobus,
den gerade verlaufenden, nicht knotig endenden Rippen und dem rechtwinkeligen Querschnitt der Win-
dungen unterscheidet. Moss. 1882, Taf. 86 Fig. 1. 2.
”—
3. Pleuronautilus Mosis Moss. Nautilus quadrangulus BeyrıcH Taf. 3 Fig. 5 e parte. Berlin 1. München 1.
4. Nautilus quadrangulus Beyr. Moss. Taf. 83 Fig. 4. Berlin 1.
5. Nautilus Tintoretti Moss. 1869 Taf. 19 Fig. 2 (München).
6. Ceratites trinodosus Moss. 1882. München 3 Stück. Mossısovics hat 1869 Taf. S Fig. 9, eines davon als
Ammonites Thuilleri Opp., abgebildet.
Die von BryrıcH zu (©. binodosus gestellten Formen hat Mossısovics unter die folg. 4 Arten vertheilt.
Ceratites elegans Moss. 1882. 2 Stück von Reutte. Von BryzıcHk (Taf. 1 Fig. 1) als binodosus abge-
bildet, von Mossısovics 1869 zu Ammonites Thuilleri Orr. gestellt, 1882 aber (Taf. 9 Fig. 5) nebst
1 St. von der Schreyer Alp zu einer neuen Species erhoben, weil die Zahl der Lateraldornen grösser
als die der Umbilicalknoten ist.
S. Ceratites vindelicus Moss. 1882 (Taf. 10 Fig. 7). Nach Bryrick ein junger A. binodosus, der von
Mossısovics zu einer neuen Art erhoben worden ist. Bis jetzt nur jenes 1 St. (Berlin) bekannt.
9. Ceratites Beyrichi Moss. 1882. Auf 1 St. von Reutte und 4 St. aus den Südalpen begründet. Von
Beyrich 1869 (Taf. 1 Fig. 3) als Ammonites luganensis Merıan beschrieben mit Hervorhebung mög-
licher Zusammengehörigkeit mit A. binodosus und antecedens. Mossısovics rechnete dieses Stück von
{I
Reutte 1569 zu binodosus, stellte es aber 1882 zu dieser neuen Art.
10. Ceratites nov. f. indet. Moss. 1882 (Taf. S Fig. 2). Ein Stück von Reutte, nach Mossısovics vielleicht
aus der Verwandtschaft des ©. Beyrichi. Das Gehäuse ist asymmetrisch entwickelt. Auf der rechten
Seite mit Seitenknoten, welche auf der linken Seite fehlen, woselbst hingegen Nabelknoten zur Ent-
wicklung gelangt sind. Die Bedeutung dieses Stückes scheint mir hauptsächlich darin zu liegen, dass
ee
es zeigt, wie wenig die Anzahl der Knoten und das Verhältniss der Lateral- zu den Umbilicalknoten
sich zu Artdiagnosen verwerthen lassen.
11. Meekoceras reuttense Bzyr. 1367 (Taf. 1 Fig. 4) und Moss. 1882 (Taf. 9 Fig. 1-3). 6 St. von Reutte.
12. Gymmites ineultus Beyr. 1867 (Taf. 3 Fig. 1) als Ammonites, 1869 von Mossısovics als Aegoceras, 1882
als Gymmites beschrieben. 1 St. von Reutte.
13. Ptychites eusomus Beyr. 1865, von Bevrıc# selbst 1867 (Taf. 1 Fig. 6) zu Ammonites Gerardi BLAnr.
gestellt und mit A. Everesti, cognatus, rugifer und cochleatus Opp. indentifieirt. Mossısovics hat 1882
jedoch exsomus wieder als selbständige Art restituirt.
14. Ptychites megalodiscus BEyR. wurde 1867 (Taf. 2) von Bryrıck zu den Oxynoten, 1882 von Mossısovics
zu Ptychites und zwar zur Gruppe der Megalodisci gestellt. 1 St. von Reutte.
Die Formen, welche BEyrıcn zu Ammonites Studeri gerechnet hat, werden von Mossısovıcs bei
den 3 folgenden Arten untergebracht.
15. Ptychites flexuosus Moss. 1882 (Taf. 63 Fig. 4), von Bryrıch 1867 (Taf. 1 Fig. 5) als A. Studeri abge-
bildet, von welch’ letzterem er sich jedoch nach Mossısovıcs dadurch unterscheidet, dass seine Rippen
gegen den Rand des Convextheiles nicht nach rückwärts, sondern nach vorwärts gebogen sind. In
München liegen 17 Stück von Reutte, von denen nur eines diese Vorbiegung der Rippen entschieden
nicht erkennen lässt.
16. Ptychites acutus Moss. 1882, von A. Studeri durch das am Externtheil discusartig zugeschärfte Gehäuse
gut zu unterscheiden. 3 St. von Reutte.
17. Ptychites indistinetus Moss. 1882 (Taf. 67 Fig. 2). Obwohl die Falten nur schwach entwickelt sind, so
wurde dieses Stück (München) doch von Beyrıcn 1867 und von Mossısovics noch 1869 zu Am.
Studeri gestellt.
Brachiopoden.
. Terebratula vulgaris SchLotH. Häufig im Sintwagwald, am Rhone und am Gernjochberg.
19. Rhynchonella deceurtata Gr. nach Gümgen „Am Rhone“.
20. Spirigera trigonella SCHLoTH. vom Sintwagwald, abgebildet bei Quesstepr 1871 (Taf. 45 Fig. 20), nach
Gümsen auch „Am Rhone.*
21. Spiriferina fragilis SchLorH. Eine hintere Schale liest in Kalkbänken, welche nördlich der Ruine
Vilseck zwischen Dolomiten und den Cassianer Kalken ausstreicht. Die Schale scheint einem unaus-
gewachsenem Thiere angehört zu haben, denn der Schlossrand misst nur 9 mm. Die Anordnung der
Rippen und die Entwickelung der Schlossarea verhalten sich aber ganz so wie bei dieser Muschelkalk-
Species.
. Spiriferina Mentzeli BucH. 1851 (= mediana Quexstepr 1851). Vom Rhone, Gernjochberg und Sintwagwald.
Die Münchener Exemplare (3 Stück) variiren ebenso wie auch einige Stücke aus dem Muschelkalk
[6
[So]
von St. Cassian und von Wengen sehr erheblich in der Ausbildung des Sinus auf der hinteren Schaale,
welcher entweder schwach eingegraben erscheint oder sich nur in Form einer ebenen streifenartigen
Medianregion der Schaale bemerklich macht. Ganz dieselbe Variabilität zeigt auch die liasische Spirr-
ferina rostrata, wie schon Münster und Dunker bemerkt haben. Aber es ist unmöglich, die stark
sinuösen von den glatten Formen als besondere Art oder Varietät abzutrennen.
een
Die sinuösen Formen der Sp. Mentzeli scheinen von Lorerz 1875 als Spiriferina palaeotypus var.
media und var. acrorhyncha aufgeführt worden zu sein, während dessen var. lineolata, mit ihren vielen
schwachen, sogar auf dem Wulst und im Sinus entwickelten Rippen zur Gruppe der Sinucostaten und
zwar in die Nähe der Sp. hirsuta Aus. gehören dürfte.
Uebrigens liegen mit der Sp. Mentzeli aus dem Muschelkalk von St. Cassian und Wengen in hie-
siger Sammlung noch eine Reihe kleiner, zartgerippter Spiriferinen ohne Stirnbucht, welche nach den
von Böck# (Taf. 11 Fig. 22—23) gegebenen Abbildungen zu Sp. Köveskalliensis Suzss gehören.
Diversa.
23. Lima cf. striata SchLorH. Vom Gernjochberg 1 St.
24. Pecten. 1 St. vom Sintwagwald, gerippt, aber nicht P. Alberti.
25. Pleurotomaria. 14 St. vom Sintwagwald.
26. Enerinus liliiformis SCHLOTH. und
27. Encrinus gracilis Buch, in Stielgliedern vom Gernjochberg und vom Rhone.
Hiernach ergibt sich, dass am Rhone und am Gernjochberg jene Brachiopoden, welche anderwärts
in den Alpen für die „Brachiopodenkalke“ oder Srur’s Recoarokalke als charakteristisch gelten, zusammen
mit Bivalven und Encriniten auftreten, dass aber dieselben Arten — mit Ausnahme der Rhynchonella de-
curtata — auch im Sintwagwald zusammen mit den Cephalopoden vorkommen.
Diese Cephalopoden aber gehören, nachdem Mossısovics die von BeyricH angegebenen Ammonites
Studeri und binodosus ausgemerzt hat, nur solchen Formen an, welche in den übrigen Theilen der Ost-Alpen
einen oberen Muschelkalkhorizont — nemlich Srur’s Reiflinger Kalke — charakterisiren sollen.
Im Sintwagwald sind die Brachiopoden in den hangenden wie liegenden Kalkbänken eingebettet,
während die Cephalopoden nur in den hangenden Schichten vorhanden zu sein scheinen. Am Gernjochberg
und am Rhone hingegen fehlen die Cephalopoden gänzlich.
Aehnliche Verhältnisse scheinen auch in den übrigen Theilen der Ostalpen und im Bakonyerwald
vorzuherrschen. An vielen Orten, wie z. B. bei Recoaro, fehlen die oberen Ammonitenlager gerade wie am
Rhone und Gernjochberg ganz. An anderen, z. B. im Bakony, sind solche zwar vorhanden, aber sie ent-
halten — ähnlich wie im Sintwagwald — auch die Brachiopodenfauna.
Eine scharfe Grenze zwischen unterer und oberer Abtheilung lässt sich in solchen Fällen nicht
ziehen. Allerdings hat Mossısovics für seine untere Binodosus-Zone 23 und für die obere Trinodosus-Zone
96 besondere Cephalopoden-Arten bekannt gegeben und nur 3 beiden Horizonten gemeinsame Species
erwähnt. Viele dem Namen nach verschiedene Arten sind aber durch so minimale Unterschiede von
einander getrennt, dass später vielleicht eine theilweise Vereinigung derselben sich als nothwendig heraus-
stellen wird. Schon die beiden Leitformen selbst unterscheiden sich eigentlich nur durch die etwas
verschiedene Zahl der Marginalknoten — denn die angegebenen Differenzen in der Sutur sind kaum er-
heblich. Diese Verschiedenheit in der Knotenzahl scheint freilich eme gewisse Constanz zu besitzen, INsO-
fern Mossısovics dieselbe bei 24 untersuchten Stücken des binodosus und bei 40 Stück des trinodosus
festgestellt hat. Mit grösserer Sicherheit dürfte sich schon jetzt die Identität des Pfychites dontianus (2 Stück)
und Seebachi (3 Stück) und vielleicht auch die von Pfychites flexuosus (4 Stück) und Studeri (168 Stück)
behaupten lassen.
TE
Nach den Arbeiten von Eck und BExeEckz lässt sich der alpine Brachiopodenkalk mit dem ausser-
alpinen, deutschen Wellenkalk parallelisiren. Für eine Parallelisirung des oberen Cephalopodenhorizontes
mit deutschem oberen Muschelkalk hingegen sind noch keine sicheren Anhaltspunkte vorhanden. Wahr-
scheinlichkeitsgründe liegen allerdings darin, dass die Faunen der nächst jüngeren triasischen Glieder —
nemlich Buchensteiner Kalk, Wengener und Cassianer Schichten — denjenigen des deutschen Muschelkalkes
sehr fremd gegenüber stehen und in jenen keinenfalls Aequivalente des oberen Muschelkalkes gesucht werden
dürfen. Wenn wir ein solches aber eher in dem Trinodosushorizont vermuthen wollen, dann muss auch
zugegeben werden, dass bei Reutte die Brachiopodenfauna aus unterem in oberen Muschelkalk fast unver-
ändert heraufgeht, mithin ein Faunenunterschied innerhalb des alpinen Muschelkalkes bisher nur für den
Bestand der Cephalopoden als nachgewiesen gelten kann.
Verbreitung. Der Ausstrich des Muschelkalkes beschränkt sich auf drei verhältnissmässig schmale
Zonen, welche von O nach W die Karte durchziehen. Die nördlichste derselben läuft vom Füssener Kien-
berg über die Lend bis zur Ruine Falkenstein. Dolomite scheinen hier vorzuwalten, doch ist für einige
Punkte die Altersbestimmung nicht ganz sicher. Nur hinter Vilseck hat man bisher ein bestimmbares Fossil
— Spiriferina fragilis — gefunden. Das Einfallen dieses Schichtenzuges ist durchweg ein südliches und
südöstliches. Die mittlere Zone beginnt auf dem linken Lechufer am Rhone und zieht sich über den Geren-
jochberg bis zur Gimpelalp. Ihre Schichten fallen durchweg nach Norden und führen am Rhone und Geren-
jochberg ziemlich viel Versteinerungen. Die südlichste Zone endlich mit südlichem Schichtenfall kommt auf
unserer Karte nur noch theilweise zur Darstellung. Zu ihr gehören die Partien am Hahnenkamm, Landes-
bühl und Sintwagwald, wahrscheinlich auch noch die des Wolfsbergs.
2. Cassianer Schichten.
Petrographische Beschreibung. Durch ihre Gesteine unterscheidet sich diese Stufe recht
deutlich von dem liegenden Muschelkalk und dem hangenden Wettersteinkalk. Mergel walten vor und
bilden häufig schiefrige, thonige, mürbe und wenig feste Schichten, zwischen welchen mehr oder weniger
dicke Bänke von gelbem, grauen oder dunkelblauen, oft fleckigen Mergelkalk oder Kalkstein einge-
schaltet sind.
Letztere schliessen entweder dunkelfarbige unregelmässig begrenzte Hornsteinknollen ein und gleichen
dann auffallend den Buchensteiner Kalken, oder sie führen gelbe bis grünliche Thongallen, wobei zugleich
die Oberflächen der einzelnen hellgrauen, gelblichen und stellenweise sogar lichtrötlichen Kalkbänke unregel-
mässig, wellig gebogen sind. In letzterem Falle ähneln sie sehr dem Pötschenkalk. Dadurch, dass die
Kalkbänke nach dem Liegenden zu häufiger werden, wird die Grenze gegen die Muschelkalkbänke unsicher.
Um so schärfer aber heben sich die dunkelfarbigen Gesteine gegen die lichtweissen Kalke der hangenden
Wettersteinstufe ab.
Da die Kalkbänke infolge der dünnen Mergelschieferzwischenlagen sich leicht zu Werksteinen und
Platten brechen lassen, so trifft man gerade in dieser Stufe bei Vilseck, an der Lend, am Hutlerberg und
Kienberg zahlreiche Steinbrüche.
Mächtigkeit. Der Bestimmung derselben legen sich dieselben Schwierigkeiten wie beim Muschel-
kalk in den Weg, doch dürften die Cassianer Schichten ungefähr ebenfalls 200 Meter stark sein.
ee
Verbreitung. Da diese Stufe überall gleichförmig dem Muschelkalk aufliegt, so gilt für sie
dasselbe, was über die Verbreitung des Muschelkalkes gesagt worden ist, nur mit dem Zusatze, dass im
unteren Reinthale am Nordgehänge des Hohlakopfes noch ein breiter Streifen südfallender Cassianer Schichten
ausstreicht. Sowohl an diesem Orte, als auch innerhalb der drei anderen Zonen kommen Versteinerungen
vor, welche die Altersbestimmung ausser Zweifel setzen.
Faciesunterschiede existieren innerhalb unseres Gebietes nicht. Nur in der nördlichen Zone macht
sich das fast vollständige Fehlen von Hornsteinknollen im Gegensatz zu den anderen Zonen bemerkbar.
Es ist dies zugleich auch ein für die technische Verwerthbarkeit wichtiger Umstand.
Versteinerungen. Fundorte sind der Calvarienberg bei Füssen, der Vilser Unterberg, das
Gerenjoch, das untere Reinthal und ausserhalb des Kartengebietes der Nordfuss der Gachtspitze. Die Ver-
steinerungen der zwei erstgenannten Orte sind zuerst von Beyrıca 1862 als Cassianer Arten erkannt und
beschrieben worden. Von ebenda fand ich in hiesiger Sammlung eine kleine unbestimmte Suite, welche
Orren gesammelt und vorläufig zum mittleren Lias gestellt hatte. Die zwei letztgenannten Fundorte habe
ich erst 1883 aufgefunden. Sie sind darum von erhöhter Wichtigkeit, weil durch sie das Verhältniss dieser
Schichten zum Muschelkalk und Wettersteinkalk sicher festgestellt werden konnte. Gefunden wurde:
1. Terebratula indistineta Beyr. 1862 aus grauem Kalk des Calvarienberges. (Berlin).
2. Rhynchonella nucleata n. sp. 2 Stück aus grauem Kalk südöstlich des Calvarienberges. (München).
3. Koninckina Leonhardi Wıssm. Erfüllt dünne, rauhe, zwischen den festeren Kalkbänken eingelagerte
Mergelschichten am Gerenjoch. 3 Stück stammen aus den grauen Kalken südöstlich des Füssener
Calvarienberges. (München).
4. Spirigera Strohmayeri Suess. 3 Stück aus dem grauen Plattenkalke, Steinbr. hinter Vilseck, welche mit
der durch Suvxss aus Hallstädter Schichten vom Hörnstein bei Piesting beschriebenen Art gut über-
einstimmen. (München).
or
Spirifer (Oyrtia) Maximiliani Leuchtenbergensis Krırst. Ein kleines, verkieseltes Stück von ebenda.
(München).
6. cf. Nucula elliptica GOLDF. und
7. cf. Mytilus Münsteri Kuıpsr. liegen in den oolithischen, hellgrauen, dünnplattigen Mergelkalken am Nord-
fuss der Gachtspitze mit zahllosen, meist stark abgerollten Schaalenfragmenten von Bivalven und lassen
sich nicht sicher bestimmen. (München).
Cidaris (Rhabdocidaris Dssor) subeoronatus Münster. Bei der Lende von Beyrıcn 1862 beschrieben.
co
(Berlin). Südöstlich vom Füssener Calvarienberg 5 Asseln eines Interambulacralfeldes. (München).
10. Oidaris cf. Klipsteini Desor. Bei der Lende. (Berlin).
11. Cidaris dorsata Münster. Stacheln. Bei der Lende und südlich vom Calvarienberg. (Berlin).
12. Oidaris (2) alata Ac. Stacheln. Südlich vom Calvarienberg. (Berlin). j
3. Cidaris Hausmanni Wiıssm. Stacheln. Ebenda. (Berlin).
14. Cidaris similis Desor. Stacheln. Ebenda.
15. Oidaris flexuosus Münster. Stacheln. Bei der Lende. (Berlin).
16. Encrinus cassianus LausE, von BEyrıcH als Entrochus ef. lilüiformis beschrieben. Südlich des Calvarien-
berges. (Berlin).
17. Enerinus granulosus Müsster. Bei der Lende. (Berlin).
Te
18. Pentacrinus propinguus Münster. Stielglieder. Südlich des Calvarienberges. (Berlin).
19. Bactryllium Schmidi Hrer. kommt in grossen Mengen südlich der Sabach Galthütte und am rechten Ge-
hänge des unteren Rheinthales in lockeren grauen Mergeln vor, welche die Cassianer Schichten gegen
den Wettersteinkalk abschliessen.
Aus dieser Liste geht auf das Unzweideutigste das Cassianer Alter unserer Schichten hervor, welche
in dieser Auffassung sowohl die Partnachschichten, als auch die hangendsten „fossilfreien“ Muschelkalkbänke
GünsEr’s umfassen.
Die Partnachschichten mit Daonella Lommeli lassen sich einerseits unschwer mit den Wengener
Schichten der Südalpen in Beziehung bringen, anderseits hat aber auch schon Gümsgen dieselben mit den
Cassianer Schichten der Südalpen parallelisirt und, wie die Fossilien der Vilser Alpen lehren, mit vollem
techt. In der That will es bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse scheinen, dass Wengener-
und Cassianer Schichten keine scharf getrennte und zeitlich verschiedene Horizonte, sondern örtlich wie
zeitlich oft sehr beschränkte Faciesausbildungen darstellen, wie sie eine nahgelegene, reich gegliederte Küsten-
gegend bedingt.
Als Beyrıca 156] in den grauen Kalken des Vilser Unterberges und des Calvarienberges Cassianer
Versteinerungen aufgefunden hatte, war er geneigt, anzunehmen, dass diese Kalke eine Einlagerung im
Wettersteinkalk bildeten. Zu dieser Annahme bestimmten ihn die Verhältnisse bei Vilseck, wo dem Zuge
grauen Kalkes auf beiden Seiten weisser Wettersteinkalk angelagert erscheint. Gegenwärtig, wo durch das
Vorkommen der Spiriferina fragilis in grauen Kalken, die sich gerade bei Vilseck zwischen die Cassianer
Kalke und den nördlichen Wettersteinzug einschieben, sichergestellt ist, dass die Lagerungsverhältnisse
nicht so einfache sind, müssen wir uns wohl an das sehr klare Profil vom Gerenjoch halten, aus welchem
die oben besprochene Schichtfolge deutlich hervorgeht. Wenn wir dieselbe aber auf die Unterbergregion
anwenden, so werden wir zu einer Auffassung geführt, wie sie unsere Karte zur Darstellung bringt.
3. Wettersteinkalk.
Petrographische Beschreibung. Dieser und die Stufe des Hauptdolomites sind in ihrer
Gesteinsbeschaffenheit am gleichförmigsten entwickelt, obwohl gerade sie auf unserer Karte die meiste Fläche
einnehmen.
Der weisse, dichte bis feinkörnige Kalkstein baut sich in dieken regelmässigen Bänken auf, die
besonders an ausgewitterten Flächen leicht erkennen lassen, dass sie vorwiegend aus fein zerriebenem z00-
und phytogenem Detritus zusammengesetzt sind. Oefters werden einzelne Bänke auch aus dem Geäste dendro-
lithisch verzweigter Korallenstöcke gebildet, wie das besonders schön im Sulzthälchen unweit des Mariensees
zu beobachten ist. Die Bänke selbst sind nicht sehr mächtig und werden von anderen korallenfreien regel-
mässig unterteuft und überlagert, so dass jede voreilige Vermuthung eines Korallenriffes ausgeschlossen wird.
Viel häufiger erkennt man als Hauptbestandtheil ein Gewirre von Gyroporellen-Aesten, womit zugleich die
für dieses Gestein so überaus charakteristische Evinospongien- oder Grossoolith-Structur aufzutreten pflegt.
Nur sehr selten, und wie es scheint nesterweise, macht sich eine Anhäufung wohl erhaltener Molluskenge-
häuse als wesentlicher Bestandtheil des Gesteines geltend, welcher den Eindruck an Ort und Stelle fossil
gewordener, kleiner Mollusken-Colonien macht.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
en
Von den ähnlichen hellfarbigen Kalksteinen des Rhätes und des Jura unterscheidet man den Wetter-
steinkalk bei einiger Uebung meist leicht durch seine eigenthümliche sinterartige Structur und daran, dass
er weniger dicht und weniger gelblich ist. — Zuweilen setzen Brauneisenerznester in diesem Gestein auf
und sind auch an zwei Stellen hinter der Taurahütte am Söbenspitz und am Greng bei Musau in früherer
Zeit abgebaut worden.
Eine Vertretung dieses Kalksteines durch Dolomit, wie dies anderwärts in den Alpen häufig vor-
kommt, scheint in den Vilser Alpen nur ausnahmsweise und äusserst selten statt zu haben. Ob die Dolomit-
zonen, welche am Kienberg und bei der Ruine Falkenstein die Cassianer Kalke vom eigentlichen Wetter-
steinkalk trennen, alle wirklich, wie die Karte angibt, zum Muschelkalk gehören oder ob sie nicht wenigstens
theilweise die liegenden Partien des Wettersteinkalkes bilden, kann mangels beweisender Versteinerungen
nicht mit Sicherheit behauptet werden.
Mächtigkeit. Obwohl auch hier eine genaue Abschätzung unmöglich ist, so kann doch mit Be-
stimmtheit behauptet werden, dass diese Stufe jedenfalls mit 200 Metern nicht zu hoch bemessen ist.
Verbreitung. Trotz vielfacher localer Unterbrechungen lassen sich auf unserer Karte vier Längs-
züge von Wettersteinkalk erkennen. Der nördlichste zieht sich von Füssen bis Pfronten, mit theils süd-
lichem, theils saigerem Einfallen der Schichten. Die zweite zeigt nördliches Einfallen und läuft von Unter-
Pinzwang über den Greng und Hundsarschberg bis zur Söbenspitz. Eine dritte Zone tritt nur am Schlagstein
und Hohlakopf zu Tage aus, besitzt aber wieder südliches Einfallen. Die vierte und mächtigste Zone end-
lich mit nördlicher Schichtneigung baut die grossen Bergklötze des Gimpel, Metzenarsch, der Gerenspitz und
des Feuerkopfs auf. Von ihr zweigt sich noch ein kleiner Parallelzug ab, der sich über die Gimpelalp zum
Gerenjochberg hinzieht.
Versteinerungen. In der nachfolgenden Liste habe ich auch die Fossilien mit aufgenommen,
welche im Rautbach östlich von Hohenschwangau von Orrer alle aus einem einzigen Wettersteinkalkblock
gesammelt worden sind.
1. Orthoceras triadicum Moss. 1 Stück aus dem Rautbach. Mit glatier Schaale und fast kreisförmigem
Querschnitt. Grösster Durchmesser 11 mm, kleinster 10 mm. Wachsthumswinkel 2°.
Arcestes Reyeri Moss. 1 Stück über der Hängenden Wand. Gehört zur Gruppe der Bicarinaten wegen
der nach hinten wallartig aufgeworfenen Furchen. Unterscheidet sich aber vom echten bicarinatus durch
[86]
die 5 Sättel zwischen Nabel und Externseite, und von Arısseanus durch die Vorwärtskrümmung des
Wulstes auf der Externseite. A. Reyeri wurde von Mossısovics in 2 Stücken aus der Zone des Tra-
chyceras Aon von Pozoritta in der Bukovina beschrieben. Es liegen mit jenen zusammen noch zwei
innere Kerne von Arcesten vor, die sich aber nicht bestimmen lassen.
3. Rhynchonella faucensis n. sp. Zuerst von KurscHhker in zahlreichen Stücken über der Hängenden Wand
aufgefunden und von Beyrıcn 1861 als Terebratula Ramsaueri Suess erwähnt. Bald darauf von
Orren auch im Rautbach angetroffen. Endlich von mir in einem Block gefunden, der, ganz davon
erfüllt, am Hochmähberg bei Winkel auf Aptychen-Schiefer liegt, wohin er jedenfalls von der Höhe
der Höfer Sennalp mittelst Gletschertransport gelangt ist.
4. Trochus subbisertus Ors. Nur in einem Exemplar vom Rautbach. Dasselbe gleicht vollkommen dem in
München befindlichen Originalstück von St. Cassian, auf welches Münster diese Art gegründet hat.
Spondylus (#) sp. Nur ein Stück vom Höhenzug über der Hängenden Wand. Das Schloss ist nicht erhalten
bt
— 19 —
und darum die generische Bestimmung unsicher. Die eine Schaale ist gewölbter als die andere, mit
zahlreichen, engstehenden, etwas unregelmässig hin- und hergebogenen Rippen. Schwach gekörnelte
Hauptrippen wechseln mit je 5—6 feineren Rippen ab, von denen sich eine mittlere stärkere noch
besonders hervorhebt.
6. Porocrinus (2) caudex Dirmar (non Bırrınss) vom Rautbach. Die breiten, kurzgliedrigen Crinoidenstiele,
welche Dirrmar aus Hallstätter Kalk der Tetschenalp bei Aussee beschrieben hat, scheinen mit unseren
Stücken derselben Art anzugehören. Verwandt dürften auch die „Encriniten“ Stielglieder sein, welche
Hauer aus dem Crinoidenkalke der Venetianer Alpen abgebildet hat (Aon-Schichten). Ihre generische
Stellung ist vorerst noch zweifelhaft und der Drrrmar’sche Namen jedenfalls aufzugeben, da er von
Birvınes schon anderweit vergeben worden ist.
7. Lithodendron (Cladophyllia?) cf. subdichotomum Müsster. Bildet ganze Gesteinsbänke im Sulzbachthälchen.
Nur die Septenansätze sind erhalten, das Innere zum grössten Theil mit fremder Kalkmasse erfüllt,
so dass die ursprüngliche Abwesenheit des Säulchens nicht mit Sicherheit behauptet werden kann.
8. Gyroporella annulata Scharn. Alle die zahlreichen Gyroporellen, welche häufig wahrhaft gesteinsbildend
auftreten, scheinen zur Gruppe der Annulaten zu gehören. Obwohl sie fast nirgends ganz fehlen, so
mögen doch als besonders reiche Fundorte erwähnt sein: Salober Alp, Lendenhof Scharte, Rautbach,
Gimpelalp und Sulzbachthälchen.
Wenn einerseits auch auf Grund der Versteinerungen und zwar insbesondere der Gyroporellen —
die Indentität dieser Kalke mit den echten Wettersteinkalken ausser allen Zweifel gesetzt ist, so existirt
doch anderseits eine enge Beziehung zu den liegenden Cassianer Schichten, die zunächst in der Gemein-
schaftlichkeit der Rhynchonella faucensis ihren Ausdruck findet, aber auch durch das Vorkommen des echten
Trochus bissertus und des Arcestes Reyeri noch eine weitergehende Bestätigung erfährt.
4. Raibler Schichten.
Petrographische Beschreibung. Auffallend durch die Veränderlichkeit ihrer Gesteinsbeschaffen-
heit, liegen diese Schichten von Sandstein, Mergel, Kalkstein, Rauhwacke, Gyps und grauen Schiefern zwi-
schen den zwei so andersartig entwickelten Stufen des Wettersteinkalkes und Hauptdolomites. Sie werden
leicht als eine abweichende, besondere Faciesausbildung erkannt und sind zur Entwirrung der Tektonik
darum äusserst brauchbar. Ihre der Verwitterung leicht zugänglichen Gesteine bilden selten felsige
Bergpartien, vielmehr haben sich meist Thalrinnen oder Bergeinsattelungen an ihrer Stelle eingeschnitten.
Ihre Widerstandsfähigkeit ist nicht gross und hat jedenfalls in prähistorischer Zeit zu dem Bergsturze Ver-
anlassung gegeben, dessen Schuttfeld noch heute im dem Hügelterrain der Rossschläge zu erkennen ist.
Die Masse des aus Hauptdolomit zusammengesetzten Hohlakopfes hat auf der Ostseite an den muldenförmig
gegen das Lechthal geneigten Raibler Schichten eine Unterlage besessen, die auf die Dauer die Last nicht
tragen konnte, und sie ins Thal hinabgleiten und stürzen liess.
Es betheiligen sich an dieser Stufe: Kalksteine, stets dünnplattig bis schieferig, grau bis schwärz-
lich. Schieferthone, schwärzlich, häufig stark bituminös und reich an Schwefelkies, weshalb er am Hohla-
kopf (Erzberg) als Alaunschiefer und wohl auch zur Gewinnung von Brauneisenerz bergmännisch abgebaut
worden ist. Sandstein, feinkörnig und dünnplattig oder schieferig, schliesst gewöhnlich undeutliche ver-
ax
o
kohlte Pflanzenreste ein. Gyps, meist nur in schwachen Einlagerungen, stellenweise aber auch sehr mächtig
und kalkigen Gesteinen zwischengelagert. Bei Faulenbach wird er in offenen Brüchen abgebaut. Er be-
gleitet dort den Zug der Raibler Schichten von der Salober Alp herab bis zum Füssener Kienberg. Mit
ihm zusammen pflegen, besonders gegen das Hangende, poröse Rauhwacken aufzutreten, die allmählich sich
verdichtend in den Hauptdolomit übergehen, so dass keine scharfe Grenze zwischen beiden Stufen gezogen
werden kann. Bei der Kartirung wurde im Allgemeinen so verfahren, dass die Theile der Rauhwacke, in
welchen noch Kalksteine, Sandsteine oder Schiefer eingelagert vorkommen, zu den Raibler Schichten, die
anderen Theile aber zum Hauptdolomit gestellt wurden. Nur an wenigen Punkten sind auch letztere mit
der Farbe der Raibler Schichten angegeben — aber lediglich aus Nützlichkeitsgründen. So z. B. zeigen
südlich vom Seicherkopf Rauhwacken das Liegende des Hauptdolomites an, ohne dass die Raibler Schichten
selbst noch zu Tage ausgehen. Um dieses Verhältniss auch kartographisch zum Ausdruck bringen zu
können, musste jene Inconsequenz begangen werden. Zwischen Jochberg und Schattschroffen sind die ost-
wärts geneigten Rauhwackenschichten auf mehreren Längsverwerfungen treppenförmig verschoben, in Folge
dessen sie auf der Karte eine übergrosse Mächtigkeit zu besitzen scheinen. Da aber gerade dort bei der
Verstürztheit der Felsmassen der Verlauf dieser Verwerfungen sich nicht genau feststellen liess, so musste
auch auf die Trennung der oberen und unteren Rauhwacken verzichtet werden.
Mächtigkeit. Sicher ist, dass die Stärke dieser Stufe eine sehr schwankende ist. Oft beträgt
sie nur wenige Meter, aber ganz scheint sie nirgends zwischen Hauptdolomit und Wettersteinkalk zu fehlen.
Durchschnittlich dürfte sie ungefähr 50 Meter mächtig sein, im Faulenbacher Zuge aber steigt sie bis auf
100 Meter.
Verbreitung. Diese Stufe legt sich so regelmässig auf diejenige des Wettersteinkalkes, dass sie
sanz dieselbe Verbreitung wie jene besitzt.
Versteinerungen sind nur von 3 Orten bekannt und auch da äusserst selten. Am spärlichsten
am Söbenjoch, etwas reichlicher zwischen Jochberg und Schattschroffen und im oberen Kühbach am Hohla-
kopf. Alle liegen sie in dünnplattigem, grauem Kalkstein.
1. Ostrea montis caprilis Kuıpsr. 4 Stück vom oberen Kühbach, welche ich Herrn Forstwart MAEGELE in
Vils verdanke. Diese Art steht der Haidingeriana aus dem Rhät ungemein nahe, daher auch beide
von Manchen vereinigt worden sind. Besonders unsere Stücke scheinen für eine solche Auffassung
zu sprechen.
3. Nucula sulcellata Wıssm. Ein Stück vom Söbenjoch lässt die äussere Form mit ihrer spitzig ausge-
zogenen Hinterseite und die feinen concentrischen Streifen auf der Oberfläche, welche nach Haver für
diese Art characteristisch sind, sehr deutlich erkennen. Am Schattschroffen kommen Kalke vor, die
fast ganz von Nucula-Schaalen erfüllt sind, doch ist ihr Erhaltungszustand nicht der Art, um ihrer
aller Zusammengehöriekeit zu dieser Art feststellen zu können.
3. Corbula Rosthorni Bovn. Zwei Stücke aus den Nuculakalken des Schattschroffen dürfen, obwohl die
Wirbel abgebrochen sind, zu dieser Art gestellt werden.
Ausserdem kommen noch einige andere, z. B. Aricula-ähnliche Bivalven-Schaalen vor, und am Söben-
joch ein Gasteropod von Natica-artigem Aussehen.
Durch diese wenn schon ärmlichen Reste ist jedenfalls die Zugehörigkeit dieser Schichten zu den
Raibler erwiesen.
5. Hauptdolomit.
Petrographische Beschreibung. Sieht man von den Rauhwacken in den liegenden Theilen ab,
so ist diese ganze Stufe aus einem ungemein gleichförmig ausgebildeten dichten Dolomit zusammen gesetzt,
der in dünnen plattenartigen Bänken von gelblichgrauer bis dunkelgrauer Farbe abgesondert und in der
Regel ziemlich stark bituminös ist. Allerdings ist gegenwärtig diese regelmässige Absonderung an den
meisten Orten durch eine engmaschige, unregelmässig polygonale Zerklüftung und eine damit Hand in Hand
gehende breccienartige Umwandlung der ganzen Gesteinsmasse sehr stark, oft ganz verdeckt. Zugleich
damit erlangt der Dolomit hellere gelblichweisse Farben und besonders auf den Klüftchen ein fein zucker-
körniges Aussehen. Kalkspath findet sich dann nur noch in geringen Mengen als Ausfüllungsmasse der
Klüftchen vor.
EscHER VON DER Livt# hat 1855 den Hauptdolomit nördlich von der Gessenwang Alp bei Grän
durch Hays Lanporr analysiren lassen. Er enthielt 30.26°/, kohlensaure Magnesia und 66.28 kohlensauren
Kalk. Der Rest blieb in Salzsäure unlöslich.
Mit den hellen Kalksteinen der anderen Stufen wird dieser Dolomit nicht leicht verwechselt, eher
aber mit den Dolomiten des Muschelkalkes und des Dachsteinkalkes. Zarte Unterschiede, welche wenigstens
in unserem Gebiete existiren, die sich aber mit Worten nur schwer erklären lassen, haben doch nur lokale
Bedeutung. Wichtiger ist, dass die Dolomite jener beiden Stufen in unserem Gebiete fast stets in Beglei-
tung von Kalksteinen auftreten, was beim Hauptdolomit nicht der Fall ist.
Mächtigkeit. Der häufige Mangel deutlicher Schichtung in Folge jener Breccienbildung erschwert
die Bestimmung der Mächtigkeit in hohem Grad. Am Schlagstein dürfte dieselbe nicht viel mehr als 100
Meter betragen, während am Allatsee jedenfalls 5—400 Meter angenommen werden müssen.
Verbreitung. Obwohl im grossen Ganzen der Hauptdolomit in derselben Weise wie der Wetter-
steinkalk und die Raibler Schichten über die Vilser Alpen ausgebreitet ist, so machen sich im Einzelnen
doch auch Abweichungen bemerklich und insbesondere fällt die viel grössere oberflächliche Ausdehnung dieser
Stufe auf. Leicht lassen sich die vier Längszonen wie beim Wettersteinkalk erkennen, von denen die zweite
jedoch sowohl durch ihre Länge und Breite (im Westen) auffällt, als auch dadurch, dass sie zwischen Vils
und der Hochalp noch eine nördlich vorgelagerte Nebenzone hat. Die vierte südlichste Zone endlich ist
ganz kurz und eigentlich nur auf den Hohlakopf beschränkt. Dafür treten aber weiter westlich noch einige
isolirte Partien an der Gimpel-Alp und am Haldensee auf.
Alter. Der gänzliche Mangel an Versteinerungen lässt eine sichere Altersbestimmung nicht zu,
aber die Begrenzung nach unten durch Raibler und nach oben durch Kössener Schichten weist dieser Stufe
ein Grenzgebiet zwischen Keuper und Rhät zu.
6. Kössener Schichten.
Petrographische Beschreibung. Als Kössener Schichten ‚sind hier- im Sinne Haver's die
rhätischen Gebilde der mergelig-schiefrigen Facies zusammengefasst, im Gegensatz zu der reinen Kalk- und
Dolomit- oder Dachstein-Facies.
An ihrer Zusammensetzung betheiligen sich dunkelfarbige, mehr oder minder schieferige Mergel, welche
bald als dünne Belage, bald als mächtige Schichtmassen mit ein bis wenige Zoll starken dunklen Kalkstein-
bänken wechsellagern.
Mächtigkeit und Verbreitung. Diese Stufe hat eine sehr schwankende Mächtiskeit. Am
Breitenberg und nördlich von der Rothenstein-Alp beträgt sie wohl 100 Meter; aber gegen Südosten nimmt
sie sehr ab und zählt auf dem Nordgehänge des Karretschroffen oft nur nach einigen Metern. Zugleich
treten die Mergel dort stärker zurück. Obwohl die Kössener Schichten gleichförmig den Hauptdolomit über-
lagern und an vielen Stellen ebenso gleichförmig vom Dachsteinkalk bedeckt werden, so fehlen sie doch an
anderen Stellen zwischen Hauptdolomit und Dachsteinkalk ganz. Es ist eine breite Zone, die sich von
Hohenschwangau über den Schwarzenberg, Kegelberg, Söbenspitz nach Haldensee zieht und in welcher
dieselben gar nicht entwickelt sind. Diese Zone trennt die Kössener Schichten geographisch in zwei
Bezirke, einen nordwestlichen und einen südöstlichen, die sich auch petrographisch, wie oben bemerkt,
unterscheiden.
Versteinerungen sind hauptsächlich von 3 Orten bekannt: von dem Eldernbach und dem unteren
Reichenbach (linkes Gehänge) im nordwestlichen, und von dem Plattjoch im südöstlichen Bezirke.
Obwohl alle diese Versteinerungen echt rhätischen Formen angehören, so macht sich doch auch in
ihnen jener Gegensatz der zwei Bezirke insofern fühlbar, als bis jetzt noch keine beiden gemeinsame Arten
aufgefunden werden konnten.
1. Terebratula gregaria Suess. Zahlreich in grauen Mergeln und Kalksteinen im Eldernbachthal.
2. Peeten Gümbeli Dırrm. Von ebenda. (1 St.)
Lima praecursor (UENST, (syn. discus Stopr.) Von ebenda. (4 St.)
Plicatula (7) intustriata Emmerich. Von ebenda. (5 St.)
5. Mytilus minutus GouLor. Von ebenda. (1 St.)
6. Apieula contorta Port. Von ebenda, sehr häufig, ebenso im Reichenbachthal.
Gervillia inflata Scnars. Vom Plattjoch, mehrere Stücke.
8. Cardita austriaca Hauer, mit jener zusammen.
9. Pentaerinus bavaricus WINKLER. Stielglieder, die wenigstens zum Theil als zu dieser Art gehörig zu
erkennen sind, bilden im Reichenbachthal dünne Gesteinsbänke.
10. Korallen, aber unbestimmbar von der Rothen Stein-Alp.
11. .Bactryllium deplanatum Hzer. Von ebenda, graue Mergelkalke erfüllend.
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7. Dachsteinkalk.
Petrographische Beschreibung. Wir haben hier eine reine Kalkfacies vor uns. Die Kalk-
steine, meist in dicken Bänken abgesondert, wechseln zwischen weissen, grauen und rothen Farben. Das
vorherrschende Gestein ist lichtweiss bis gelblichweiss von dichter Structur, lässt aber stets noch und
oft in grossen Mengen Schalentrümmer erkennen, die an seinem Aufbau einen wesentlichen Antheil nehmen.
Von den ähnlichen lichten Wettersteinkalken unterscheidet man diese Varietät an der dichteren Structur und
den gelblicheren Farbentönen. Doch sind die Unterschiede nur sehr geringe. Auch die charakteristische
„Riesenoolith *-Structur fehlt.
Die grauen Kalke, welche besonders am Haldensee vorkommen, zeigen ihren zoogenen Ursprung
am deutlichsten — ausser zahllosen Schalenfragmenten, die besonders an ausgewitterten Stücken auffallen,
betheiligen sich an deren Zusammensetzung auch lithodendronartig verzweigte Korallenstöcke.
Die rothen Kalke treten in einzelnen Bänken im weissen Kalke auf, besonders am Aggenstein,
Schoos und Stieglerberg und lassen nicht selten Crinoideen-Stielglieder als einen wesentlichen Bestandtheil
erkennen. Petrographisch ist ihre Unterscheidung von jüngeren jurassischen rothen Kalksteinen oft unmöglich.
Echter Dolomit von lichter Farbe und petrographisch dem lichten Hauptdolomit äusserst ähnlich,
tritt in ziemlich mächtiger Entfaltung, aber doch dem Kalkstein nur eingelagert am Nordgehänge des
Hahnenkammes auf. Anderwärts ist er seltener.
Mächtigkeit und Verbreitung. Mehr als 200 Meter dürften die Schichten dieser Stufe wohl
nirgends mächtig sein — mit Ausnahme vielleicht der Pfrontener Hochalp, woselbst die Ausstrichzone quer
zum Streichen sehr breit ist. Doch kann dies ebensowohl Folge besonderer Lagerungsverhältnisse sein.
Ueberall, wo überhaupt innerhalb unseres Kartengebietes Hauptdolomit oder Kössener Schichten
von jurassischen Schichten regelmässig überlagert werden, schiebt sich dazwischen Dachsteinkalk ein. Aus-
genommen davon ist nur eine schmale Zone, die unser Kartenblatt genau von OÖ nach W durchzieht, und
bei Hohenschwangau beginnend über den Schwansee, Stieglerberg, Ranzen, Galgenberg, Rothen Stein,
Kanzel und Magnus-Acker verläuft. Südlich dieser Zone liegt das Hauptverbreitungsgebiet des Dachstein-
kalkes; aber auch nördlich davon tritt er in den grossen Kalkmassen der Hochalp in bedeutender Entwicke-
lung auf. Wo er fehlt, liegt entweder auf dem Hauptdolomit unmittelbar Liaskalk oder auf den Kössener
Schichten Liasmergel oder seltener Liaskalk.
Versteinerungen. DBestimmbare Reste sind äusserst selten. Am Jochberg fand ich im den
weissen Kalken wenige Megalodonten-Durchschnitte. Am Karretschroffen sind Gasteropoden-Gehäuse nicht
selten, aber sie lassen sich nicht herauslösen. Zusammen mit kleinen Molluskenschalen und Crinoideen-
stielgliedern treten am Haldensee Korallen auf und an der Hochalp sollen lokale Anhäufungen solcher vor-
gekommen sein. Sie sind aber an letztgenanntem Ort wohl doch sehr selten. Am besten lassen sich die
Gyroporellen erkennen, die besonders am Hahnenkamm häufig sind.
Gyroporella ef. curvata GümseL. Der Durchmesser der einzelnen Röhren beträgt nur 3 mm. Sie
stimmt mit der @yproporella, welche auf der Bocca di Nota mit der @. vesiculifera zusammen vorkommt
und die GÜmBEL als eurvata beschrieben hat, recht wohl überein.
GER 0a
Li
Während der ganzen Juraperiode existirten innerhalb unseres Gebietes zwei geographisch scharf
von einander getrennte Bezirke, in denen sowohl die Gesteinsbildenden Sedimente als auch die organische
Welt verschiedene waren.
Der engere Bezirk hat die Form einer langen, schmalen Insel, die auf drei Seiten von dem anderen
umgeben ist. Er tritt von Osten her bei Hohenschwangau auf unser Blatt über und erstreckt sich über den
Schwarzenberg, Ranzen, Galgenberg, Mühlwald, Rothen Stein und Aechsele bis zum Bösen Tritt am Aggen-
stein. Er umfasst die reinen Kalkbildungen und seine Fauna ist durch die Menge und den Artenreichthum
der Brachiopoden ausgezeichnet.
Der andere, weit grössere Bezirk enthält die mergeligen Absätze und zeichnet sich durch grössere
Armuth an Versteinerungen, aber Reichthum an klastischem Gesteinsmaterial aus.
Die Grenzen dieser beiden Kalk- und Mergel-Facies gegen einander erscheinen jetzt nach so vielen
Veränderungen ihrer ursprünglichen Lage — oft scharf und unvermittelt. An einigen Stellen — wie bei
den Flüssle und südlich vom Hutterberg — jedoch existiren vermittelnde Uebergänge.
Es empfiehlt sich, bei der nun folgenden Besprechung der einzelnen Jurastufen immer jede Facies
für sich besonders abzuhandeln.
1. Lias.
a) Die Kalk-Facies.
Es lassen sich auf Grund der Versteinerungen 4 Horizonte festhalten, von denen 2 auf den unteren
Lias (Sinemurien), einer auf den mittleren (Liasien) und einer auf den oberen Lias (Toarcien) kommen.
Unterer Lias.
1. Die Tuberceulätus-Schichten.
Graue mergelige, mehr oder weniger schieferige Mergelkalke mit häufigen Kieselauscheidungen und
verkieselten Petrefacten am Bösen Tritt und weisse und rothe dünnplattige Kalke ebenfalls mit Kieselaus-
scheidungen am Aechsele, liegen in einer Mächtigkeit von nur einigen Metern auf Dachsteinkalk und werden
von den eigentlichen Hierlatzkalken bedeckt. In ähnlicher Lagerung kommen an der Kanzel zwischen Dach-
steinkalk und Hierlatzkalk graue harte Kalke mit dunkeln Hornsteinknollen vor, die zwar noch keine Fos-
silien geliefert haben, aber doch wahrscheinlich diesem Horizonte angehören.
Versteinerungen.
1. Terebratula frontensis n. sp. 2 St. vom Bösen Tritt.
2. Rhynchonella retusifrons Opr. 1 St. ebenda.
3. Rhynchonella inversa Opr. frontensis var. 1 St. ebenda.
4. Spiriferina rostrata SCHLOTH. 1 St. ebenda.
5. Spiriferina alpina Oprern. 1 St. ebenda.
6. Spiriferina obtusa Orren. 1 St. ebenda.
7. Leptaena sp. 1 St. ebenda.
5. Pentacrinus tubereulatus MiLvEer. Stielglieder, ebenda.
9. Pentacrinus tuberculatus var. alpina. Stielglieder. Häufig am Aechsele
10. Apioerinus cf. adneticus Quest. Stielglieder vom Bösen Tritt.
11. Oidarites cf. arietis Quest. Die kleinen Stacheln im Mergel am Bösen Tritt gehören wahrscheinlich
dieser Art an.
Ausserdem treten am Aechsele noch grosse paxillose Belemniten und Skelete von Kiesel-Spongien
auf, während am Bösen Tritt unbestimmbare Korallen vorkommen.
Trotzdem diese beiden Fundorte somit nur eine Art gemeinsam haben und auch diese Art selbst
nicht ganz dieselbe ist, so glaube ich doch, dass wir beide in denselben Horizont stellen müssen. Der echte
Tuberculatus nemlich, der, in Schwaben weitverbreitet, sich noch herüber bis zur Hochalp und an den Bösen
Tritt ausgedehnt hat, scheint weiter südlich nicht vorgedrungen zu sein, statt dessen breitete sich im Süden
wahrscheinlich die alpine Varietät aus, ursächlich mit der Verschiedenheit der Sedimente zusammenhängend;
denn die rothen und grünlich-weissen Kalke des Aechsele sind petrographisch von den grauen Mergelkalken
des Bösen Tritt und den schwärzlichen Tubereulatuskalken der Hochalp sehr verschieden. Nach der Gesteins-
beschaffenheit zu urtheilen, lassen sich die Schichten vom Bösen Tritt mit einem gewissen Recht noch zur
Mergelfacies ziehen, während Rh. retusifrons, Spir. obtusa und alpina eher Formen des Kalkfacies zu sein
scheinen. Wir dürfen aber hier wohl von einem allmähligen Uebergang beider Facies in einander sprechen.
2. Der Hierlatzkalk.
Weisse und rothe, dichte, vorwiegend dickbankige bis massige Kalksteine, die mit Crinoideenkalken
bankweise öfters wechsellagern, bilden einen Schichtenzug, der sich vom Bösen Tritt über Vils nach Hohen-
schwangau verfolgen lässt und bei der Kanzel, der Rothen Steinalp, am Anwurf und Ranzen sogar aus
einem Doppelzug besteht. Die Mächtigkeit desselben beträgt stellenweise über 100 Meter, bleibt aber
gewöhnlich darunter. Die Schichten streichen alle mehr oder weniger genau von Osten nach Westen, stehen
saiger oder fallen theils nach S., theils nach N. ein. Gewöhnlich sind sie sehr arm an bestimmbaren
Versteinerungen, obwohl die Gesteinsmasse vorwiegend aus Schalendetritus besteht. In solchen Fällen ist
man nie sicher, ob die ganze Kalkmasse ein und demselben Horizonte angehört; denn petrographisch ähn-
liche Kalke kommen durch den ganzen Jura hindurch verbreitet vor. Vereinzelte, erkennbare Fossilreste
sind dem kartirenden Geologen zwar eine sehr angenehme Erscheinung, aber in der Regel treten die Ver-
steinerungen nur nesterweise in grossen Mengen auf. Solche reiche Fundorte sind der Böse Tritt und die
Umgebung der Quelle des Reichenbaches. Weniger ergiebig in ihrer Ausbeute sind die Schwarze Wand
bei Vils, die Kanzel und endlich die Rothe Wand beim Weissen Haus. Diese Kalke liegen meistens direkt
auf dem Hauptdolomit, seltener auf Dachsteinkalk oder den Tubereulatuskalken und nur an zwei Stellen
auf Kössener Schichten.
Nur an zwei Stellen kommen mit den massigen auch dünnplattige graue Kalke vor, die petrographisch
schon sehr an die Mergelfacies erinnern. „Bei den Flüssle“ fand ich in diesen dünnplattigen grauen,
selten röthlichen Kalken Phylloceras frontense. Auf dem Joch zwischen Söbenspitz und Schoos sind solche
Kalke schon sehr thonreich und voll fucoidenartiger Flecken, doch ähneln sie fast noch mehr den Neocom-
mergeln. Sie wechsellagern aber mit echten rothen und weissen Liaskalken und ich fand in ihnen ein
Aegoceras cf.
Versteinerungen. (Vom Bösen Tritt B. Von der Reichenbachquelle R.)
Lytoceras artieulatum Sow. 5 St. B.
" adneticum HavEer. 20 St. B.
3. Phylloceras frontense n. sp. „Bei den Flüssle“, Brentenbach, 1 St.
4. Aegoceras cf. planicosta Auct. 1 St. Joch zwischen Söbenspitz und Schoos.
5. Arietites af. rotiformis Sow. 3 St. B., (nur innere Windungen).
5 cf. stellaris Sow. Ebenda, nicht ganz sicher.
Palaeontographica. Bd. XNXIII. 4
—
re
Aptychus cf. alpino-lasicus Gümgern. 1 St. Hinterer Leebach.
8. Nautilus ef. aratus SchuorH. 1 Fragment.
9. Rhyncholithes sp. Ueber der Schwarzen Wand bei Vils.
10. Belemnites sp. 1 St. B.
117 cf. pawillosus. 1 St. von der Rothen Wand am Weissen Haus.
12. sp. 1 St. vom hinteren Leebach (1 dm lang, hinten 10, vornen 12 mm im Durchmesser,
also kaum merklich conisch. Runder Querschnitt und keinerlei äussere Furchen.
13. Terebratula punctata Sow. 19 St. B.
14. n cf. cerasulum Zırr. 1 St. ebenda. 6 mm hoch, 4'/, mm breit und dick, gehört am ehesten
zu dieser mittelliasischen Art.
15. 5 bimammata n. sp. 5 St. B.
16. nimbata Oper. 2 St. B.
17. Waldheimia perforata PırttEe. 6 St. B., 7 St. R.
18. subnummismalis Dav. 5 St. B., 1 St. R.
1:9: er mutabilis Opren. 5 St. B.
20. 5 Partschi Orr. 5 St. B.
21 r Ewaldi Opr. 2 St. B, 1 St. R
22. Rhynchonella Kraussi Orr. 1 St. R.
23. a suhundata n. sp. 4 St. B.
24. orthoptychides n. sp. 4 St. B.
25. aff. prona Opr. 4 St. R.
26. oxynoti (JuENST. (ranina Surss.) 8 St. B.
97. plicatissima Quesst. 1 St. B., 14 St. R., 4 St. Schwarze Wand.
98. R ramosa n. sp. 11 St. B.
29. R cf. faseicostata Uurig. 4 St. Schwarze Wand.
30. Matyasovskyi Böckt#. 3 St. B.
[SV
I COITRITICH HEISST
He
DD m
SH
belemnitica QuExst. 11 St. R.
Magni n. sp. 1 St. B., 6 St. R., 1 St. Schwarze Wand.
2 retusifrons Oper. 12 St. B.
P Caroli Gem. (Cartieri Orppen.) 1 St. B., 1 St. Schwarze Wand.
= rimata OPrpEL. 1 St. R.
cf. Zugmeyeri Gem. An der Kanzel (Reichenbachthal).
" aff. labellum Gem. 10 St. B.
Rhynchonellina orthisiformis n. sp. 1 St. Schwarzenberg.
. Spiriferina rostrata SCHLOTH. 17 St. B, 1 St. Schwarze Wand.
pinguis Zwier. 2 St. B.
5 cf. Haueri Svess. 1 St. Schwarze Wand.
alpina Orr.‘ 5 St. B.
sicula Grm. 19 St. B., 3 St. R.
sp. Von der Kanzel mehrere einzelne Schalen.
45. Pecten calvus GoLDr. 3 St. R.
46. „. “verticlllus StoL. 4 St. B., 18 St. R.
AT. »„ »allosus Ston. 3 St. R.
48, „. Kollei Stor. 3 St. B.
49. ,„ lacumarius n. sp. 1 St. B., 1 St. Schwarzenberg.
50. Ostrea ef. arietis Quenst. 1 St. B. (ferner Schalen, welche vielleicht zu Arca und Unicardium gehören).
51. Lima sp. 3 St. R., 1 St. B (gehören in die Reihe der nahverwandten gigantea Sow., punctata Sow. und
Deslongchampsi STOL.).
52. Trochus epulus Ore. 1 St. B.
53. n; latilabrus StorL. 1 St. B.
54. Chenmmitzia (?) margaritacea Stor. 2 St. R.
55. cf. Trochotoma striatum Hörses. 1 St. R.
56. Pleurotomaria cf. princeps Dunker. 1 St. B.
7 n ef. intermedia Münst. 1 St. R.
58. ß sp. 1 Steinkern R.
59. Discohelia orbis Revss. 5 St. R.
60. Zahlreiche unbestimmbare Crinoideen-Reste.
Dass die rothen und weissen Kalke, welche die hier aufgezählten Versteinerungen führen, vom
Alter der Hierlatzkalke sind, kann nicht bezweifelt werden. Nur die rothen Kalke des oberen Leebach-
thales bleiben ihrer Stellung nach unsicher, weil sie bisher ausser einigen grossen, aber stark abgeriebenen
Ammoniten, welche vielleicht zu den Arieten gehören, nur einen aussergewöhnlich langen paxillosen Belem-
niten (No. 12 der Liste) und einen Kalk-Aptychus (beide lagen zusammen auf demselben Handstück) ge-
liefert haben.
Die Hierlatzkalke selbst habe ich kurzweg als unteren Lias bezeichnet mit speciellem Hinweis auf
das Sinemurien der Juraprovinzen nördlich der Alpen. Orrer hat allerdings auf Grund seiner Bestimmungen
der Cephalopoden und Brachiopoden den Hierlatzkalk für oberen Unter-Lias erklärt und SroLırzka — in
bewusstem Gegensatz hierzu — wurde durch die Untersuchung der Bivalven und Gasteropoden dazu geführt
— im Hierlatz mittleren Lias zu sehen. Gegen diese letztere Auffassung sprechen die Ergebnisse der
Vilser Alpen auf das Entschiedenste. Die geringe Veränderlichkeit vieler Bivalven-Arten durch die
ganze Juraformation hindurch scheint gerade diese Abtheilung der Mollusken nur schlecht zu Altersbestim-
mungen zu befähigen. Benutzt man hierzu die Brachiopoden, so weisen Arten wie Waldheimia perforata,
Rhumnchonella plicatissima, belemnitica, oxynoti, Spiriferina alpina und Haueri entschieden auf unteren Lias;
andere Arten freilich wie Sp. rostrata, pinguis, Terebratula prmetata u. Ss. w. sind ebensowohl im unteren
als im mittleren Lias zu Hause, aber als wirklich mittelliasisch kann nur Waldh. subnummismalis bezeichnet
werden. Das Vorkommen dieser Art habe ich am Hierlatz selbst, bei Hindelang und in den Vilser Alpen
sicher constatirt, aber hieraus kann eben doch nur der Schluss gezogen werden, dass diese Art in den Alpen
schon früher existirte als in den nördlich angrenzenden Bezirken. Es gibt allerdings in den Alpen auch
Ablagerungen, welche nach den Ammoniten, die sie einschliessen, nur als unterste Abtheilung des Unteren
Lias angesehen werden können — aber die meist armseligen Brachiopoden, die damit vergesellschaftet sind,
stellen nur Bestandtheile der Hierlatz-Brachiopodenfauna dar.
4*
Nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen gibt es im der mediterranen Liasprovinz überhaupt nur
zwei Brachiopodenfaunen, die Hierlatzfauna als ältere und die Aspasiafauna als jüngere, welche den mitt-
leren Lias charakterisirt, während der obere Lias nur seltene, wie zersprengte Brachiopodenbestände- auf-
weist, an welche sich zeitlich dann sofort die reiche Brachiopodenfauna des Unteroolithes (Rother Stein,
St. Vigilio, Sieilien ete.), ferner die des mittleren Dogger (Klausschichten) und die des oberen Dogger (Cal-
lovien), nemlich die Fauna des Vilser Kalkes anschliesst. Der obere Jura (Malm) der Alpen hingegen
scheint nur den einen Faunenbestand der Ter. diphya besessen zu haben.
Die Fauna des Terebratula Aspasia besitzt eine Reihe von Formen, welche dem Hierlatz gänzlich
fremd sind: Ter. fimbrioides, bilobata, adnetica, Waldh. cormuta, Sarthacensis, Rhynchonella undata, flabellum,
amalthei (subdecussata). Die Aspasia selbst kommt allerdings schon, wenn auch selten, im Hierlatz vor, und
es würde darum vielleicht ein anderer Namen für diese mittelliasische Fauna zu wählen sein, wenn nicht bei
den Italienern diese Bezeichnung bereits ganz eingebürgert wäre.
In das Gebiet der Vilser Alpen reicht noch eine besonders gruppirte mittelliasische Fauna herein,
die durch Aufnahme einiger nordischen Arten (Rh. varzabilis, Waldh. Waterhousei) sich als Mischfauna
deutlich zu erkennen gibt, die aber um so mehr die Hierlatzfauna des Aggenstein in den unteren Lias
zu setzen zwingt.
Ausser diesen geographischen Mischfaunen neben einander liegender Provinzen, hat es nun aller-
dings sicher auch Mischungen der zeitlich aufeinander folgenden Faunen des Hierlatz und der Aspasia
gegeben, aber es kann dies die Thatsache nicht verdunkeln, dass während der Liasperiode, die alpine Provinz
zwei specifisch und chronologisch verschiedene Brachiopodenfauna beherbergt hat.
Mittlerer Lias.
In diese Abtheilung des Lias kann ich nur 2 Vorkommnisse einreihen, nemlich erstens die weissen
Kalke, welche an der Fahrstrasse durch den Wald auf der Wasserscheide zwischen Lech und Schwansee als kleine
Kuppe mitten aus Gesteinen der Mergelfacies aufragen, und zweitens, aber mit weniger Sicherheit, die
rothen Crinoideenkalke, welche auf der NW- und Südseite des Rothen Steines auf Hauptdolomit aufliegen und
von den weissen Ralken des unteren Dogger überlagert werden.
Versteinerungen. Wo kein Fundort angegeben ist, versteht sich die Fahrstrasse zum Schwansee.
1. Terebratula pumetata Sow. 2 St.
2% ., faucensis n. Sp.
3 a sp. einzelne mittelgrosse Schaalen, welche zur Gruppe der Biplicaten gehören. Von der
NW-Seite des Rothen Steins.
4. 3 adnetica GÜmsEL. 2 St. Südseite des Rothen Steines.
5. Waldheimia Waterhousei Dav. 1 St.
6. R cormuta Sow. 39 St.
7. Rhynchonella variabilis Scunorn. 63 St.
8. x tetraödra Sow. 9 St.
9, r subeoneinna Dav. 1 junges Ex.
10. n serrata Sow. 10 St., welche mit den schmalen Formen, wie sie Davıpson 1551 (Taf. 15
Fig. 2) abbildet, sehr gut übereinstimmen. Das grösste Exemplar ist 22 mm hoch, 21 breit und 17 dick.
5 Rippen auf dem Wulst und je 3 auf der Seite. Besonders ist die Aehnlichkeit mit der sieilianischen
serrata nach GEMMELLARO's Abbildungen auffallend. Von der NW-Seite des Rothen Steins liegt ein
junges Exemplar vor.
11. Rhynchonella regia n. sp. 14 St.
12} " retusifrons Opr. 2 jugendliche St. den Formen des Aggensteines ganz gleich.
3: \ afl. Berchta Orr. 1 St. Südseite des Rothen Steins *).
14. Spiriferina pinguis Zısten. 5 St.
1l3) H gryphoidea Uruis. Liegt nur in einzelnen (5) hinteren Schaalen vor.
16. A Tessoni Dav. 3 St.
17. Arvicula sinemuniensis OrB. 8 St.
18. Pentacrinus perlatiformis n. sp., sehr häufig ganze Gesteinsbänke bildend am Rothen Stein, NW- und
Südseite.
Für diese Kalke des Rothen Steines kann zur Altersbestimmung nur Rh. serrata herangezogen wer-
den, allein der unausgewachsene Zustand des einzigen Stückes lässt keine Sicherheit gewinnen. Besser
steht es mit dem Fundorte nahe am Schwansee, woselbst alle Arten mit Ausnahme der neuen und Rh. re-
tusifrons von anderwärts aus mittlerem Lias bekannt sind. Allerdings ist T. primetata eine sowohl in tieferen
‚als auch in höheren Stufen wohl bekannte Art, und Sp. pinguis, Avicula sinemuriensis sind im unteren und
mittleren Lias zu Haus. Aber Rh. variabilis, tetraödra und serrata geben den Ausschlag.
Oberer Lias.
Es ist nur ein einziger Ort, an welchem Kalke von rother Farbe gefunden worden sind, in
denen oberliasische Versteinerungen liegen. Derselbe befindet sich auf der Südseite des Rothen Steines
im Walde versteckt, in Folge einer Verwerfung eimgekeilt zwischen Dogger- und Malmkalk. Er wurde von
KUTSCHKER ausgebeutet. Gegenwärtig ist nichts mehr von Versteinerungen zu sehen.
Versteinerungen.
1. Phylloceras Nilssoni Hügert. 3 St., das grösste mit einem Durchmesser von 4,5 cm. Loben und äussere
Form gut erhalten.
2. Lytoceras Germaini One. 4 St.
3: P aff. forojuliense MENEGH.
4. Harpoceras radians Reim. 8 St.
5. R Thouarcense Ore. 12 St.
6. er bifvons BruG. 1 St. von 4,5 cm Durchmeser.
7. e retrorsieosta Opp. 1 St. von 4,5 em Durchmesser.
8. R cf. faleifer Sow., einige Bruchstücke lassen die charakteristische Berippung dieser Art er-
kennen. Ungewiss bleibt aber, ob sie nicht vielleicht zu ewaratum oder serpentinum gehören.
9. Lima afl. semicireularis GOLDF. 4 St., die sich nur durch grössere Feinheit der Rippen von der Dogger-
art zu unterscheiden scheinen. Uebrigens eitirt DUMORTIER semicireularis schon aus der Radianszone.
*) Diese liasische unterscheidet sich von der Dogger-Art dadurch, dass die vordere Schaale gegen die Stirn nicht
flach abfällt, sondern sich stärker aufwölbt, so dass die grösste Dicke des Gehäuses in deren unterer Hälfte liegt.
©
oO
b) Die Mergel-Facies.
Die eigenthümliche Verbreitung, welche die Kalkfacies besitzt, bedingt innerhalb unseres Karten-
sebietes eine Trennung der Mergel-Facies in zwei Bezirke, von denen der nördliche an Versteinerungen
nicht arm ist, während der südliche mir bis jetzt ausser Fucoiden noch keine bestimmbaren Fossilien ge-
liefert hat, was der Sicherheit der Altersbestimmung indessen darum nur wenig Eintrag thut, weil die Unter-
lagerung durch Rhät und die Deberlagerung durch Aptychenkalke, sowie die petrographische Aehnlichkeit leitet.
Die Gesteine dieser Facies zeichnen sich alle durch ihre graue bis schwärzliche Farbe und ihren
Mergelgehalt aus. Meist sind es dünnschiefrige, weiche Mergel, die mit ein bis wenigen Zoll mächtigen
festeın, dünnplattigen, blaugrauen Mergelkalken wechsellagern. Selten kommen auch sandige Schiefer und
dünnplattige, kalkige Sandsteine vor, die undeutliche, verkohlte Pflanzenreste in Menge einschliessen, in
ihrer Verbreitung jedoch auf den südlichen Bezirk beschränkt zu sein scheinen, wo sie insbesondere durch
einen auflässigen Steinbruch östlich von Lumberg aufgeschlossen sind.
Die Mächtigkeit dieser stark gefalteten und zerdrückten Schichten lässt sich meist nicht einmal
annähernd abschätzen. Nur im Elderenbach ist man sicher, dass sie nicht über 100 Meter beträgt. Wo
überhaupt das Liegende zu Tage geht, besteht es entweder aus Dachsteinkalk oder aus Kössener Schichten.
Das Hangende bilden die Aptychenkalke und -Mergel.
Die Versteinerungen, welche man in Plattenbach, am Magnus-Acker und im Elderenbach ge-
funden hat, beweisen, dass diese Mergel den ganzen unteren und mittleren Lias vertreten. Beyrıcn hat
auch versucht, den oberen mittleren Lias (8) auf Grund petrographischer Verschiedenheiten kartographisch
auszuscheiden, und Orrzr hat am Magnusacker eine kaum fussdicke Kalkbank als tiefstes Glied mit dem
Tubereulatus-Horizont Schwabens indentificirt. Auf unserer Karte ist jedoch von gesonderter Eintragung ab-
gesehen worden, erstens weil eine solche überhaupt nur im Elderenbach und Reichenbachthal möglich wäre,
und zweitens weil die Tuberculatusbank schon durch die liegende Grenzlinie bezeichnet ist, während von
einer scharfen Trennung der oberen weicheren Fleckenmergel von den „unteren harten“ in einem an Ver-
stürzungen und Ueberschüttungen so reichen Gebiete gar nicht die Rede sein kann. Ausserdem stellen sich
auch in dem oberen Fleckenmergel wenigstens im Elderenbach, und zwar in den hangendsten Theilen, noch-
mals festere harte Mergelkalke ein, so dass es den Anschein gewinnt, als ob diese petrographischen Unter-
schiede schon auf diesem kleinen Gebiete nicht ganz aushielten. Aber es muss besonders ausdrücklich
darauf hingewiesen werden, dass wo immer Versteinerungen aus anstehendem Gestein herausgeschlagen
worden sind, dieselben jüngeren oder älteren Arten angehörten, je nachdem man sich mehr oder weniger
im Hangenden befand. Manches freilich hat das Bachgeröll geliefert, wir führen es in Nachfolgendem mit
den gleichalterigen Arten auf.
1. Tuberculatus-Bank.
Die kaum fussdicke Kalkbank ist von Orrer am Magnusacker direkt im Hangenden der Kössener
Schichten aufgefunden und ausgebeutet worden. Im Brentenbach habe ich eine ähnliche dunkle Kalkbank,
unmittelbar über Dachsteinkalk angetroffen, die jedoch nur Bivalven einschliesst, aber vielleicht mit der
Tuberculatusbank gleichalterig ist.
Versteinerungen:
Arietites geometricus Orr.
Rhynchonella plicatissima QUENST.
A Magni n. sp.
Spiriferina Haueri Surss.
* afl. Grümbeli NEUMAYR (apice alta et reclivi).
Gryphaea arcuata Lam.
Limea cf. Koninckana Cmar. et DEWALQUE.
Pecten textorius SCHLOTH.
Mehrere kleine Lima-Schalen zeichnen sich durch 3 Reihen kleiner Knötchen auf jeder Rippe aus
und sind der von Cuarvis und DEwALQUE 1851 aus den unterliasischen Mergeln von Jamoigne beschriebenen
Limea Koninckana sehr ähnlich. Die Verfasser geben freilich 24—26 Rippen an, während ihre Abbildung
nur 16 erkennen lässt. Unsere Art hat 15 Radial-Rippen und die Knoten der Mittelreihe auf dem Rippen-
kiel sind grösser und weniger zahlreich. Ausser diesen im Münchener Museum befindlichen Stücken hat
Öppen noch eine Reihe von Arten mitgetheilt, die z. Th. auf unsicheren Resten beruhen.
Dahin gehören: Anomia sp. indet., Peeten Hehli Oxe., Mytilus cf. laevis Zier., Lima cf. Engel-
hardti RoLLE und cf. pectinoides Sow. Zu anderen Arten konnte ich die Originalstücke in hiesiger Samm-
lung nicht mehr auffinden; es sind:
Belemnites cf. acutus Minn.
Nautilus striatus Sow. (bis 9 Zoll im Durchmesser).
Terebratula arietis QUENST.
Ostrea arietis QUENST.
Avicula sinemuriensis ORB.
Pleurotomaria cf. similis Sow.
H polita Sow.
Pentaerinus cf. tubereulatus Min.
3%. Fleckenmergel oder Algäuschiefer.
a) Untere, harte Fleckenmergel nach Beyricn.
« Arietites ct. bisulcatus. Plattenbach (Berlin).
e cf. Brooki Sow. Elderenbach aus Geröll (Berlin).
" cf. @mundensis Opr. n
B Arietites stellaris Sow. Elderenbach (Berlin und München), Plattenbach (Berlin), Rautbach (München).
R ceras HavEr. Reitweg zwischen Schwansee und Lech (München).
Aegoceras raricostatum Zier. Plattenbach (Berlin).
Amaltheus owynotus Quest. Plattenbach (Berlin).
5 cf. Gwibalianus Or. heichenbach Geröll (Berlin).
y Aegoceras Davoei Sow. Elderenbach (Berlin).
Aegoceras Birchi Sow. Plattenbach und Elderenbach (Berlin).
n cf. binotatum Opr. Engethal (Berlin).
Harpoceras normanianum Ors. Elderenbach (Berlin).
Inoceramus ventricosus Sow. Plattenbach (Berlin).
Falgeri MER. R (München). Geröll.
»
b) Obere, weiche Fleckenmergel.
ö Aegoceras Vernosae Zırr. Elderenbach (München).
Harpoceras Algovianum Orr. Elderenbach (München), Engethal (Berlin).
» Kurrianım Opp. Elderenbach (München), Rautbach (München).
en Boscensis Reynts. Elderenbach (München).
Amaltheus margaritatus Or». Plattenbach, Engethal (Berlin).
. R var. gibbosa ScHLorH. Plattenbach (Berlin).
costatus Rem. Plattenbach, Reitweg vom Schwansee zum Lech (Berlin).
Spongiennaden in grossen Mengen, oft fast Gesteinsbildend.
Chondrites latıs Güme. Kommt im Elderenbach sehr häufig und wie es scheint, in unterem und oberen
Mergel vor.
Aeg. Vernosae wurde von ZırTeL aus dem mittleren Lias des Appennin beschrieben. Wenn es
hier unter ö steht, so war dafür maassgebend, dass ich das Stück ganz nahe der hangenden Grenze gegen
die Aptychenkalke fand, während ich Algovianım und Kurrianım in tieferen Schichten antraf.
Harpoceras normanianum Ore. ist von BEYRICH als Am. radians HaveEr 1856 (Taf. 9 Fig. 11, 12)
angeführt worden. Der Vergleich mit einem in München befindlichen Gypsabguss des Originalstückes zu
p’Örsıeny’s Art und Abbildung (Taf. ss Paleont franc.) lehrt die vollständige Uebereinstimmung beider.
Normanianus wird aus mittlerem Lias angegegeben, ich stelle ihn hier unter 7, weil BeyrıcH ihn aus dem
unteren harten Fleckenmergel anführt.
Inoceramus ventricosus Sow. ist identisch mit I. nobilis GoLpr., von dem Oppen 1854 nachgewiesen
hat, dass er in Schwaben in den oberen Schichten von y auftritt.
Es bestätigt sich also, was Zırren schon 1868 für die Algäuschiefer des Tannheimer und Lech-
thales festgestellt hat, dass in ihnen keine Aequivalente des oberen Lias palaeontologisch nachweisbar sind.
2. Dogger.
a) Die Kalk-Facies.
Obwohl diese Facies des mittleren Jura innerhalb unseres Kartengebietes die meisten und best-
erhaltenen Versteinerungen hergibt und darum schon seit langem berühmt geworden ist, so ist sie in ihrer
Verbreitung doch sehr beschränkt und ganz nur auf das Gebiet jener Kalkbarriere angewiesen, welche von
der Lias-Kalkfacies vorher gebildet war. Die Doggerkalke ruhen überall da, wo ihr Liegendes bekannt ist,
auf Liaskalk, und werden ebenso von oberem Jurakalk bedeckt. Man kennt sie vom Rothen Stein, Mühl-
wald, Legam, von der Rothen Wand und von Hohenschwangau.
Petrographisch unterscheiden sie sich in der Regel von den Lias- und Malmkalken ziemlich
leicht. Sie bestehen nemlich entweder aus einer Anhäufung hauptsächlich von Molluskengehäusen, die durch
stängeligen Kalkspath wie versintert sind, oder es sind fast reine Crimoideenbänke, die sich von ebensolchen
Bänken des Lias meist schon durch weisslichere Farben unterscheiden. Dichte, massige, weisse bis licht
röthliche Kalksteine, wie sie im Lias und Malm so häufig sind, fehlen zwar nicht, doch bilden sie gewöhn-
lich nur untergeordnete Einlagerungen.
Ihre Mächtigkeit scheint bedeutenden Schwankungen zu unterliegen. Am Legam, Raubbühel und
Rothen Stein dürfte sie wohl leicht 100 Meter betragen, an anderen Orten scheint sie auf wenige Meter re-
dueirt. Uebrigens ist solche Abschätzung darum sehr schwierig, weil die hangenden und liegenden massigen,
dichten Kalke oft zu wenig Versteinerungen einschliessen, um Sicherheit zu geben, ob sie wirklich schon
zu Lias und Malm gehören.
Nach den Versteinerungen kann man in diesen Doggerkalken 3 Stufen unterscheiden, welche
dem unteren, mittleren und oberen Dogger entsprechen. Es ist aber sehr bemerkenswerth, dass diese
3 Stufen sich innerhalb unseres Gebietes gegenseitig auszuschliessen scheinen. Bei Vils kennt man nur
oberen Dogger, die sog. weissen Vilser Kalke, welche dem Kelloway entsprechen, beim Weissen Haus hat
man nur Bathformen gefunden und am Rothen Stein trifft man anstehend nur eine Unteroolithfauna, wäh-
rend kümmerliche Vertreter des mittleren Dogger in losen Blöcken umherliegen. Alle zwischen diesen
drei Orten liegenden Doggerkalke sind so arm an bestimmbaren Versteinerungen, dass sie nur ganz
allgemein als Vertreter des braunen Jura angesehen werden können. An einer Stelle, am Ranzen,
hat Orrerw allerdings, wie es scheint, unter den Felsblöcken bei der Ob, echte Arten des Unter-Oolith
gefunden, welche im rothen Kalksteinen liegen, die dem rothen Hierlatzkalk zum Verwechsem ähnlich sind.
Auf der Karte ist diese Stelle nicht besonders bezeichnet, es sind vielmehr alle rothen Kalke als zum Lias
gehörig eingetragen, weil der Fundort nicht mehr festzustellen war. Aber ausdrücklich sei deshalb daran
erinnert, dass die Altersbestimmung der Jurakalke an allen den Orten, von welchen namentlich Versteine-
rungen nicht erwähnt sind, rein petrographisch durchgeführt wurde und dass in der Zukunft sich wohl
mancher Irrthum durch neue Fossilfunde wird nachweisen lassen.
Unterer Dogger.
Da die Lagerungsverhältnisse am Rothen Stein sehr verwickelt sind, so ist es nicht: leicht, sich ein
richtiges Bild von der Beschaffenheit dieser mächtigen Kalklager zu machen; insbesondere ist es fast un-
möglich aus den einzelnen Bänken gesonderte Aufsammlungen zu veranstalten, um dadurch etwa innerhalb
der ganzen Ablagerung noch einzelne Unter-Stufen nachzuweisen. Dazu kommt, dass grosse Theile des
Rothen Steines ganz unzugänglich, andere wieder durch Waldboden dicht bedeckt sind, so dass die grosse
Mehrzahl der von Orpen gesammelten Versteinerungen aus von der Höhe auf die südlich vorliegende Alp
herabgestürzten Blöcken stammt. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man die tiefsten Bänke, von
Brachiopoden erfüllt, anstehen. Auf der Südseite hingegen walten mehr die weissen und röthlich getüpfelten
Crinoideen-Kalke vor. Gleichwohl habe ich mich überzeugt, dass die in letzteren so häufigen kleinen Rhyn-
chonellen (insbesondere eymatophora und mudtans) auch schon auf der anderen Seite in der Brachiopoden-
Lumachelle liegen, und man darf wohl annehmen, dass «dieser mindestens 100 Meter mächtige Kalkcomplex
Palaeontographieca, Bd. XXXIII. B}
aus abwechselnden Bänken von Brachiopoden und Crinoideen besteht, welche alle während einer Periode und
von den Hartgebilden ein und derselben Fauna aufgebaut worden sind.
Das Auftreten einer echten oberliasischen Fauna in liegenden und der Fund eines Peltoceras trans-
versarium in hangenden röthlichen Kalken überlässt der Altersbestimmung dieser Rothen-Steiner Brachiopoden-
kalke die ganze Periode des Braunen Juras als Spielraum.
Im Nachfolgenden sollen alle Arten, welche der Dogger des Rothen Steines geliefert hat, aufgezählt
werden, mit kurzer Angabe der Horizonte ihres anderweitigen Vorkommens, um daraus auf das Alter dieser
Ablagerungen einen Schluss ziehen zu können.
Alle weiteren Bemerkungen palaeontologischer Natur finden sich im zweiten Theil der Arbeit. Die
Zahlen nach dem Namen geben die Stückzahl an.
Cephalopoden.
1. Phylloceras tatrieum PuscH. 75. «@ß.
[5}
2, R connectens Zamt. 3. @ß.
3. = ultramontanum Zimt. 12. «BP.
4. Lytoceras n. Sp. 3.
5. = n. sp. 18.
6. Harpoceras Murchisonae Sow. «aß.
1 = opalinum Rein. 2. «BP.
8. ii cf. opalinum Rein. 1.
9. n fontieola PuscHh. 2. «BP.
10. E aff. Eseri Orr. 2.
11. 5 (Hammatoceras) aft. subinsigne Opr. 1.
12. Stephanoceras heterostrophum Opr. 1.
3. r cf. gonionotum BEN. 8.
14. R cf. fallax Ben. 3.
15. Aspidoceras n. sp. 2.
16. > n. Sp. 2.
17. Nautilus lineatus Sow. 3. «@Pß.
18. Belemmites cf. spinatus Quesst. 1.
Brachiopoden.
19. Terebratula perovalis Sow. 70. Murchisonae-Horizont.
20. 5 adune« n. Sp.
>]: 5 Stephani Dav. U. 0.
22: r infraoolithica DesL. U. O.
29: n Eudesi Des... U. O0.
24. B varieans N. SP.
25. R elliptiea n. Sp.
26. > latilingua n. Sp.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
at.
38.
39.
40.
41.
42.
45.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
Terebratula laterisuleata n. Sp.
5 euplasta n. Sp.
h pectorosa n. Sp.
. punctata Sow. var. oolithica.
3 parabolica n. Sp.
n brevifollis n. Sp.
5 nepos Can. Murchisonae-Horizont.
er bifida n. sp.
x subrisaxensis N. SP.
Waldheimia Waltoni Dav. U. 0.
r trımeatella n. Sp.
® supinmifrons N. SP.
n angustipeetus n. SD.
Rhymnchonella supimifrons n. Sp.
A cymatophora n. Sp.
5 mutans n. Sp. Murchisonae-Horizont.
> faseilla n. Sp.
n farciens Can. Murchisonae-Horizont.
a subtetraödra Dav. U. oO.
n cf. obsoleta Dav. U. O0.
n Erycina Dı Ster. U. 0.
e prava n. Sp.
. infirma n. Sp.
e securiformis n. Sp.
Rn subrisaxensis n. Sp.
Terebratella (Megerlea?) triplieosa n. Sp.
Bivalven.
Gryphaea Sp.
Anomia ef. opalina QuENST. 6.
Lima bellula Mor. und Lyc. 3. Aus unterem und Gross-Oolith Englands.
„ef. cardüformis Sow. 4. Bath.
»„ duplicata Sow. 5. In Schwaben nach Orpzr und Quaxstepr in ö, in Lothringen nach Braxco
im Murchisonae-Horizont, in England im Cornbrash.
Galathew OrB. 4. Im Ober-Lias von Elsass, Frankreich und England.
semicireularis Müsst. 5. Baj. Im Schwaben in der Humphries.-Zone,
„ ef. suleata Münst. 10. Aus 6, ist aber kleiner und hat weniger Rippen (12—16).
Schimperi Branco. 4. Sowerbyi-Zone und wohl = semieircularis var. angusta QUENST. aus 6.
Otenostreon pectiniformis Scnnortm. 2. Aus Unter-Oolith von England, Frankreich und Deutschland.
In ö Schwabens.
9”
63. Peeten ambiguwus Münst. 31. Baj. &—6.
64. n ef. barbatus Sow. 2. Unt.-Ool. Englands und Ober-Lias (Radians-Zone) Süd-Frankreichs.
65. n ef. disciformis ScHügßL. 7. Unt.-Ool. von England, Deutschland und Frankreich. Häufig in
Schwabens ß.
66. Hinmites abjectus Morrıs. 4. Im ganzen Braunen Jura.
67. Avieula Miinsteri Bross. 5. Baj. (in Schwabens Humphries.-Zone).
68. Inoceramus cf. fuscus QUENST.
69. Modiola ef. gibbosa Sow. 4. Im ganzen Dogger.
70. Myoconcha striatula Goupr. 1. Baj. (in Schwabens 6).
1. Hippopodium gibbosum One. 10. Ob. Lias und Baj.
72. Arca? sp. 11.
73. Unicardium cf. gibbosum Morr. und Lyc. 2. Bath.
74. Oyprina cf. Loweana Morr. und Lyc. 1. Bath.
75. Quenstedtia cf. laevigata Praw. 3. Baj. und Bath.
Gasteropoden.
76. Emarginula n. sp. 1.
R De=Sp. 02.
75. Pleurotomaria cf. palemon Ore. 1. Baj.
n sp.
50. Chemnitzia sp.
S1. Turritella sp.
52. Eneyelus sp.
83. Neritopsis Sp.
Echiniden.
S4. Rhabdocidaris copeoides DeEsor. 10 Stacheln. Bath.
55. R horrida Mer. 7 Stacheln. Baj. (Humphries.-Zone).
86. Aerosalenia Lycetti WrıeHuT. 1. Corona. Baj.
7. Stomechinus bigranularis Lam. DBaj.
88. m Gauthieri Corr. Ba).
39. % serratus A. Baj.
90. Pseudodiadema sp.
Ausserdem noch:
91. Zahlreiche Crinoideen-Glieder.
92. Sphenodus. 12 Zähne.
Auf Grund dieses Verzeichnisses muss jener ganze, mächtige Brachiopoden- und Crinoideenkalk-
Complex als ein ungefähres zeitliches Aequivalent des englischen Unter-Oolithes, des französischen Bajocien
und des schwäbischen unteren Braunen Juras («—ß) angesehen werden.
Sehen wir nemlich von allen neuen und den unsicheren Arten ab, so bleiben 7 Cephalopodenarten,
die alle auf «&—ß verweisen, 10 Brachiopoden des unteren Doggers, von denen 4 speciell auf den Murchi-
sonae-Horizont deuten, 12 Bivalven, von denen 1 nur aus Oberem Lias, die 11 anderen aber alle aus dem
Unter-Oolith, eine davon allerdings auch aus mittlerem und oberem, 2 auch aus mittlerem Dogger und 1 aus
oberem Lias bekannt sind. Weiter fällt auf, dass 5 dieser Arten in Schwaben nur aus ö angeführt werden.
Von den 6 sicheren Echiniden-Arten gehören 5 ausschliesslich dem Unter-Oolith an, eine davon ist sogar
auf die Humphriesianus-Zone beschränkt. BRhabdocidaris copeoides allerdings ist bisher in so tiefen Lagern
noch nicht gefunden worden, sondern ist im Bathı zu Hause, aber da sie auch im Malm vorkommt, so hat
sie für die Altersbestimmung keinen Werth.
Von den 90 Nummern des Verzeichnisses sind 26 neue, 39 unsichere und 25 schon bekannte gute
Arten. Von diesen 25 verweisen 23 auf unteren Dogger. Es ist aber bemerkenswerth, dass während die
Cephalopoden nur auf unteres Bajocien («—ß Schwabens) rathen lassen und während auch die Brachiopoden
ganz gut damit übereinzustimmen scheinen, die Bivalven, besonders wenn man den nahen schwäbischen Jura
im Auge behält, viel mehr für oberes Bajocien (5) sprechen.
Man kann sich diese Verhältnisse auf zweierlei Weise zurechtlegen, entweder durch die Annahme,
dass die für „und ö charakteristischen Cephalopoden und Brachiopoden keinen ebenso grossen Verbreitungs-
bezirk als die Bivalven besessen hätten, oder aber durch die Annahme, dass die Bivalven, welche in
Schwaben erst in ö eingewandert sind, hier schon früher ansässig gewesen wären. Wennschon die letztere
Annahme glaubwürdiger erscheint, so wird man zunächst über Vermuthungen doch nicht hinaus kommen.
Mittlerer Dogger.
Anstehend ist diese Stufe nur vom Weissen Haus bekannt, wo sie in zweierlei Ausbildung vorkommt:
einmal als dichter weisser Kalk mit vielen Schalen der Posidonomya alpina, sodann als weisser und roth-
getüpfelter Crinoideenkalk, welcher petrographisch demjenigen vom Rothen Stein ganz gleicht.
1. Der Posidonomyenkalk ist anstehend noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Orrern und
Kurschker fanden ihn am Weissen Haus und hielten ihn erst für anstehend; sie scheinen sich aber später
überzeugt zu haben, dass es nur ein von der Rothen Wand herabgestürzter Block war. Auf der Höhe der
wothen Wand habe ich 1853, da wo auf der Karte „Rothe“ steht, ein loses Stück einer Posidonomyen-
Lumachelle aufgelesen, das jedenfalls eine in der Nähe anstehende Bank verräth. Gleiche Stücke kommen
auch auf der Süd-Ostseite des Rothen Steines vor — ebenfalls in losen Stücken. An der Rothen Wand
begleiten sie jedenfalls den Crinoideenkalk, mit dem sie, nach ihren Versteinerungen zu urtheilen, gleich-
alterig sind. Sie enthalten:
1. Ammoniten, glatte jugendliche Exemplare. Am Rothen Stein.
2. Terebratula eurviconcha Orv. Am Weissen Haus.
3. 5 albicasa n. sp. Ebenda.
4. Rhymehonella cf. Ueinensis Dr Srer. Ebenda.
5. Posidonomya alpina Gros. FEbenda, Rother Stem und Rothe Wand.
6. Magnosia cf. decorata Ac. und Des. (Scheint sich von dieser jüngeren Art durch zahlreichere Warzen
auf den Ambulacralfeldern zu unterscheiden).
2. Der Crinoideenkalk steht deutlich sichtbar kurz unterhalb des Weissen Hauses neben der
Strasse an, von wo er über die Höhe der Rothen Wand fortstreicht, von Moos und Waldboden allerdings
o
an
vielfach bedeckt, aus denen er von Zeit zu Zeit in einzelnen Felspartien herausragt. Die fossilreichen
Stellen und insbesondere die von der Höhe herabgefallenen Blöcke sind von Kurschker, dem früheren
Zoll-Einnehmer im Weissen Haus, sorgfältig ausgebeutet worden, so dass später Wunxpr diese Schicht nur
mit Mühe wieder finden konnte, und irrthümlich annahm, die ehemalige Fundstelle sei bei Anlage eines
kgl. Fahrweges, als welchen er wahrscheinlich den viel älteren Alpenrosensteig ansah, weggesprengt worden.
Unter den Aufsammlungen von Orpen und KurscHhker konnte ich folgende Arten erkennen:
1. Terebratula albicasa n. Sp.
> h bifrons Opr.
SE a curvieonch« Orr. (eine hintere Schale).
4. . cf. longiplicata Opr.
5. Waldheimia inversa QUENST.
6. a cf. subbucculenta Car. und Drew.
7. Rhynchonella coneinna Sow. var. badensis Opr.
8. Mn plicatella Sow.
9, R crinoidea N. Sp.
10. trigonad QUENST.
11: 5 Sp.
Die Gemeinschaft der Terebratula albieasa und eurvieonch« spricht dafür, dass dieser Crinoideen-
und der Posidonomyenkalk gleichalterig sind.
Bisher hat man diesen Kalk und den Vilser weissen Kalk als eine Stufe angesehen, weil Ter.
bifrons beiden gemeinsam ist, und weil man die Rh. coneinna irrthümlich mit der Vilsensis und die trigona
mit der trigonella indentificirte. Uebrigens ist es schon Orren aufgefallen, dass hier auf eine so kurze Ent-
fernung die im Vilser Kalk gerade so häufigen Waldh. pala und antiplecta bereits gänzlich fehlen. Ter. eurvi-
concha, Rh. coneinna und plicatella lassen es nicht mehr zweifelhaft, dass diese Kalke vom Weissen Haus
zu den Klaus-Schichten, also in den mittleren Braunen Jura gehören.
Oberer Dogger.
Der sog. Vilser Kalk steht in seiner schönsten Entwickelung am Kitzbüchel beim Vilser Legam an
und besteht aus einer Brachiopoden-Lumachelle. Die geschlossenen und meist ganz unbeschädigten Gehäuse
liegen, gemengt mit untergeordneten anderen Mollusken-Gehäusen, dicht nebeneinander und sind alle von
einer dünnen, 1—2 mm starken bräunlichen Kalkkruste umzogen. Dazwischen und zwar sowohl im Hohl-
raum der Gehäuse als auch ausserhalb derselben hat sich stengeliger Kalkspath ankrystallisirt, der somit
das eigentliche Bindemittel darstellt. Die braune Sinterkruste ist für diesen Fundort ungemein charakteri-
stisch und nach ihrem Fehlen unterscheidet man leicht die sonst sehr ähnlichen Brachiopodenkalke des Rothen
Steines. Es ist nur ein eng begrenzter Raum, an welchem die Vilser Kalke diese reiche Entfaltung zeigen.
An ihre Stelle treten alsbald nach Osten hin dichte weisse und körnige Crinoideen-Kalke, aus denen man
verhältnissmässig nur wenige Brachiopoden herausschlagen kann. Bis zu dem kleinen Wasserfall am Rau-
bühel kommen dieselben noch vor, weiter nach Osten aber fehlen bis jetzt alle sicheren Anzeigen
derselben.
Seitdem Orpern diese Fauna in meisterhafter Weise beschrieben hat, ist wenig neues Material hin-
zugekommen, aber manche Species-Auffassungen haben sich geändert und damit auch in mehreren Punkten
das nachstehende Verzeichniss.
Sphenodus, Zähne.
Phylloceras cf. subobtusum Kup. und viator OR».
" ef. Zignodianum OR». und mediterraneum NEUM.
a cf. Kudernatschi Haver, Kunthi Neum., plicatum Neun.
' ef. tortisuleatum One.
Harpoceras hecticum Reıx.
Oppelia subeostaria Opp. (Macrocephalus-Zone).
Haploceras Sp.
Stephanoceras cf. microstoma ORB.
Perisphinctes comvolutus interruptus Quest. (Ornatenthon).
= curvieosta Orr. (Anceps-Zone).
ÄRA}
Pepospsnnpurwmg
. Terebratula Algoviana Orr. Ziemlich häufig.
N
33]
a antiplect«a BucH. Sehr häufie.
14. S bifrons Opr.
15. Waldheimia pala BucH. Sehr häufig.
16. R margarita Opp.
Te inversa Vilsensis Opp.
18. Rhynchonella solitanea Op.
19: 5 Vilsensis Orr. Sehr häufig.
20. 5 trigonella n. Sp.
al, M pugilla n. Sp.
22. 5 myriacantha Dest. (Macroceph.- und Lamberti-Zone). Ziemlich häufig.
93. Pecten sp.
24. Lima Sp.
25. Modiola cf. eumeata Sow.
26. Posidonomya alpina GROS.
27. Trochus sp.
28. Cidaris basilica Orr. Stacheln.
29. Rhabdocidaris cf. Thurmanni Lor.
30. Pseudodiadema sp.
31. Onemidium sp.
Die vier sicher bestimmbaren Ammoniten, sowie Rhynchonella myriacantha und trigonella verweisen
diese Kalke auf das bestimmteste ins Kelloway. Nur Zerebratula bifrons spricht für Klaus-Schichten.
b) Die Mergel-Facies.
Während die Liaskalke durch die Fleckenmergel und die Malmkalke durch die Aptychenschichten
in der Mergelfacies vertreten sind, scheint dem Dogger ein solches Glied zu fehlen, oder konnte bisher
palaeontologisch noch nicht nachgewiesen werden. Es liegt nahe, dasselbe in den tiefsten Lagen der Aptychen-
ie
schichten zu suchen. Gewöhnlich bestehen diese aus grünen und rothen Kalkplatten und Hornsteinlagen von
im Ganzen einigen Meter Mächtigkeit, die an Versteinerungen bis jetzt nur einige Radiolarienskelete geliefert
haben. Im Elderenbach kommt jedoch der echte Aptychus punctatus auch in diesen Schichten vor und schliesst
dort somit eine Vertretung des’ Doggers aus. Am Südfusse des Metzenarsches stellt sich an deren Stelle
noch eine ziemlich mächtige Crinoideenkalkbank ein, die zwar keine palaeontologische Ausbeute gegeben hat,
petrographisch aber sehr an die ähnlichen Gesteine der Doggerkalkfacies erinnert.
3. Malm.
a) Die Kalk-Facies.
Rothe und weisse, meist dichte, massige Kalksteine bilden nach oben den Schluss jener mächtigen
Kalkablagerungen innerhalb des früher beschriebenen Gebietes der Kalkfacies. Sie lassen sich petrographisch
von den gleichen Gesteinen des Lias nicht unterscheiden und sind darum auf der Karte von den Liaskalken
nur da getrennt dargestellt worden, wo eine Zone von Crinoideen-Kalk des Braunen Jura die Grenze genau
und deutlich bezeichnet. Manche Kalkpartien, die auf der Karte als Lias figuriren, mögen also auch noch
Dogger und Malmkalke mit einschliessen, nur war weder petrographisch noch palaeontologisch eine Aus-
scheidung möglich.
Obwohl alle diese Kalke vorwiegend zoogener Natur sind und besonders im angewitterten Zustande
sich als aus einen Haufwerk fein zerriebener Schalen- und Skeletfragmente zusammengesetzt erweisen, SO
sind bestimmbare Versteinerungen doch verhältnissmässig sehr selten. Als Fundorte solcher sind die Rothe
Wand (RW), Legam (L), der Rothe Stein und der Rauhbühel (R) zu nennen.
1. Transversarius-Kalk.
Dass in den Malmkalken ausser Tithon auch noch andere Abtheilungen des Weissen Jura vertreten
sein dürften, beweist der allerdings vereinzelt gebliebene Fund eines wohl erhaltenen Peltoceras transver-
sarium aus rothem Kalkstein auf der Südseite des Rothen Steines. Von Vertretern der Acanthieus-Stufe
sind merkwürdiger Weise noch keine Spuren angetroffen worden.
2. Tithon.
1. Sphenodus, Zähne. L.
2. Phylloceras mediterraneum Neun. 6 L, 1 R. (Mittl. Dogger — ob. Malm).
3% n ptychoicum Quesst. 1 L, 1 R (Tithon).
4. 2 ef. serum Orr. 1 L (Tithon).
5. " stlesiacum var. Vilsensis. 2 R (Tithon).
6. ” tortisuleatum OR».
25
Lytoceras quadrisuleatum On». 11
S4 R sutile Orp. 1 R (Tithon
9. Haploceras tithonium Opr. 1 L, 4 RW (Tithon).
10. n Stasyzei ZuuscH. 1 L (Tithon).
L (Malm).
„2 R, 2 RW. (Tithon und Berrias).
)
11. Perisphinctes carpathicus Zırt. 1 RW (Tithon).
12. 5 transitorius Oper. 2 L (Tithon).
13. Aptychus punetatus Vorzz. 5 R, 2 RW (Tithon).
14. " ef. gracilicostatus GTEB. 1 L (Ob. Malm).
15. Rhyncholites sp. 3 L.
16. Terebratula rupicola Zırr. 8 L (Tithon).
1b7a n Gratianopolitensis Pıch. 3 L (Tithon).
18. a carpathica Zırr. 1 R (Tithon).
19. Bhynchonella contraversa Opr. 46 L.
20. n cf. spoliata Suess. 1 L (Tithon).
2a % cf. Agassizi ZeuscHh. 1 L (Tithon).
22. Pecten Vilsensis Opp. 6 L (= acroeysus GEM.?) Tithon.
23. Gasteropoda indet.
Aus dieser Liste geht das tithonische Alter der „rothen Vilser Kalke“, wie sie am Legam, Rau-
bühel und an der Rothen Wand entwickelt sind, unzweifelhaft hervor, und ebenso sicher ist dadurch erwiesen,
dass am Legam die tithonischen Kalke direct auf den Kellowaykalken abgelagert worden sind, also Ab-
lagerungen vom Alter des unteren und mittleren weissen Jura dort ganz fehlen. Am Legam ist die Grenze
zwischen den steil aufgerichteten weissen und rothen Vilser Kalken auf eine ziemliche Erstreckung hin als
eine scharfe und ziemlich regelmässig verlaufende Linie auf den nackten Felsen zu verfolgen. Zur Zeit
jedoch als Orrer den „rothen Kalk“ dort (1861) auffand, entsendete dieser Kalk an einer Stelle eine kleine,
rothe Apophyse in den liegenden weissen Kalk, und gerade aus dieser gangförmigen Ausbuchtung stammen
die meisten Versteinerungen, welche unter L. in der vorhergehenden Liste aufgezählt sind. Derartige Auf-
lagerungsformen sind den massigen Kalkbildungen der Alpen durchaus nicht fremd und besonders von der
Grenze des Hierlatzkalkes gegen den Dachsteinkalk bekannt. Gegenwärtig freilich ist davon bei Vils nichts
mehr zu sehen, weil Orpzn zu Zwecken der Gewinnung der Fossilien den ganzen Felsblock zertrümmern
liess. Doch hat damals auch Beyrıcn sich von der Existenz dieser Apophyse überzeugt.
Wir sehen hierdurch von Neuem bestätigt, was schon die eigenthümliche locale Vertheilung der
fossilen Faunen des Dogger und Lias innerhalb des Bezirkes der Kalkfacies wahrscheinlich erscheinen lässt,
dass nemlich nicht jede der unterschiedenen Stufen gleichmässig über das ganze Areal ausgedehnte Kalk-
ablagerungen besitzt. Noch an keiner Stelle hat man die durch besondere Faunen charakterisirten 8 Stufen
alle übereinander liegend angetroffen. Immer sind Lücken vorhanden und selten mehr als 3 verschiedene
Faunen übereinander erhalten geblieben.
b) Die Mergel-Facies.
Diese Facies hat genau dieselbe Verbreitung wie die Fleckenmergel des Lias, welche stets ihre
Unterlage bilden. Der hauptsächlich auf die Fossilführung gegründete Gegensatz zwischen Nordwest- und
Südostbezirk fehlt hier aber bereits ganz, ebenso machen sich auch keine petrographischen Unterschiede
mehr geltend.
Die Gesteine, welche man gewöhnlich als Aptychen-Kalke oder -Mergel bezeichnet, sind vorwiegend
lichtgraue bis weissliche, grünliche oder röthliche, dünnplattige bis schieferige Kalksteine und Mergel.
Palaeontographica. Bd. XXXIII, 16)
.
No
Grüne bis rothe oder graue Hornsteinlinsen, -Knollen und -Bänke sind nicht allzuhäufig, nehmen aber in den
schon beim Dogger besprochenen liegenden Schichten oft sehr überhand. Kalkstein und Mergel sind in der
Regel so vertheilt, dass ein bis zwei Zoll starke, dünnklüftige Kalkplatten durch dünnschieferige Mergel-
belege von einander getrennt werden.
In Folge ihrer Schichtung und ihres Thongehaltes sind diese Schichten gewöhnlich stark zusammen-
gefaltet und es kann ihre Mächtigkeit darum nur schwer abgeschätzt werden. Im Elderenbach sind sie
gewiss nicht über 50 Meter mächtig.
Obwohl ihre fossile Fauna sehr artenarm ist, so sind ihre Reste doch nicht so selten, wie im Lias-
Fleckenmergel. Von Grän (G) hat Escher von DER List# die Aptychen schon 1853 beschrieben. Als
weitere Fundorte kommen hinzu der Elderenbach (E), das Hundsarschjoch (H) und der Rautbach (R).
1. Aptychus punetatus Voutz. E, R, H, G (Tithon).
28 gracilicostatus GIEB. R, H (ob. Malın £).
3. n cf. Tamellosus Vowtz. E, G (Malm).
4. = cf. Beyrichi Orr. E, R (Tithon).
5. Ammonites sp. E.
6. Rhameholithes sp. 1 vom Jochpass.
. Belemnites ef. tithonius Orr. E (Tithon).
n cf. Zeuschneri Orr. R (Tithon).
9. n inopinatus n. sp. Am Weissen Haus.
In Uebereinstimmung mit den Resultaten, welche uns die Kalkfacies geliefert hat, lehren uns also
auch die Versteinerungen der Mergelfacies, dass ihre Bildung in die Periode des Tithon fällt, und alle
tieferen Horizonte des Weissen Jura durch Fossilien nicht vertreten sind, trotzdem hier die aufeinander
liegenden Schichten eine ganz regelmässige und gleichförmige Lagerung besitzen — also weder Spuren von
Erosion noch von Discordanz vorhanden sind.
Sehr beachtenswerth ist auch der Reichthum an Radiolarien, welcher durch die Untersuchungen von
tüsr wenigstens für die rothen Aptychen-Schiefer von Grän nachgewiesen worden ist. Er fand dort:
Cenosphaera gregaria hüst; Lithocampium stabile R.: Lithocampe pervulgata R., constrieta R.,
apiarium R., Grenensis R.; Stichophormis radiaota Güms., selopetaria R.; Stichocapsa directiporata R.
Davon sind die drei erstgenannten Arten auch aus den Ilseder Koprolithen bekannt, welche oberem
Lias und unterem Dogger angehören dürften, während die anderen Arten bisher nur in oberen Juraschichten
gefunden worden sind.
DR LEeide.
Mit der Kreide-Periode tritt in der Vertheilung und Anordnung der Sedimente eine grosse Ver-
änderung ein. Dieselben sind nur auf die nördlichen Theile unseres Kartengebietes beschränkt. Dem Alter
nach lassen sie sich in drei Abtheilungen bringen, welche dem Neocom, Gault und Cenoman entsprechen.
Das Neocom liegt noch gleichförmig auf den Aptychenkalken, aber Gault wie Cenoman lagern bereits dis-
cordant auf älteren Jura- und Triasschichten und zwar so, dass die Verbreitungsbezirke aller 3 Kreidestufen
örtlich ganz von einander getrennt sind.
1. Die Neocommerzgel.
Diese Mergel haben mit den Aptychenmergeln eine grosse petrographische Aehnlichkeit, das wich-
tigste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch der grössere Thongehalt, welcher sich in der Regel schon in der
thonigen und schlüpferigen Beschaffenheit des Verwitterungsbodens dem wandernden Geologen verräth.
Diese Schichten scheinen zwar am Rothen Stein und im Geschrüf eine ziemlich grosse Mächtigkeit
zu besitzen, aber ihre Verbreitung ist um so kleiner, da sie sich ganz nur auf den Strich zwischen Mühl-
wald und Reichenbach beschränken.
Versteinerungen kommen im Elderenbach (E), Kühbach (K) und Geschrüf (G) vor; die von K und G
liegen in Berlin, die von E im Münchener Museum.
1. Zuytoceras quadrisulcatum OrB. 2 K, 1 G.
ji
2. Olcostephanus Astierianus ORB. 1 KR.
3. Hoplites eruptoceras Ore. 1 K.
4. Aptychus Didayi Coa. 3 E.
D* » Gümbeli WKLER. 6 E 2 K.
6. 5 triqueter WKLER. IR.
7. Belemnites bipartitus Buaımv. 3 E.
8. 4 dilatatus Buaısv. 1 K.
9. Rhyncholithes sp. 1 K.
Alle diese Arten gehören dem Neocom an, nur Zytoceras kommt auch im Tithon vor, und was
recht bemerkenswerth, sogar im Tithon von Vils, aber in der Kalkfacies.
2. Gaultmergel.
Diese Mergel unterscheiden sich sehr leicht von denen des Neocom und Jura. Sie sind viel weicher
und dunkler, niemals dünnplattig, sondern entweder feinschieferig und sehr thonig von in Folge einer stark
entwickelten, engemaschigen polygonalen Zerklüftung, welche die Schichtung ganz verdeckt, massig erscheinend.
Ehe die bezeichnenden Versteinerungen von OrrEr darin aufgefunden worden waren, hat GÜümBEL (1561) die-
selben für liasische Fleckenmergel gehalten. Kleine, aber auch bis faustgrosse Kugeln eines dunkelfarbigen,
erdigen Barytes, deren Natur leicht an dem hohen speeifischen Gewicht erkannt wird, kommen ziemlich
häufig und constant in diesen Mergeln eingeschlossen vor. Im Innern enthalten die meisten derselben mehr
oder minder grosse und sternförmige, gelbliche, grosskrystallinische Kerne von Gyps. Schon Beyrıch und
Orpen erwähnen diese für jene Mergel charakteristischen Schwerspath-Kugeln, Wuxpr hat sie aber, offenbar
durch jene Kerne irregeleitet, neuerdings für Gypskugeln erklären wollen.
Diese Schichten leisten der Verwitterung und Erosion nur geringen Widerstand, sie sind darum
überall von Oberflächen-Depressionen begleitet und wiederum in Folge dessen meist von mächtigen Schotter-
und Moränenmassen bedeckt, was bei dem ausgesprochenen Mangel sichtbarer Schichtung eine genaue Fest-
stellung der Schichtenstellung und der Gesammtmächtigkeit unmöglich macht.
Eine der auffallendsten Eigenthümlichkeiten dieser Gaultablagerung ist, dass sie sich von dem
6*
eu MN)
Neocomzug vollständig getrennt hält. Soweit sie auf unserer Karte liegt, bleibt sie immer südlich von
letzterem und fällt genau in ihrer Längserstreckung mit jener Kalkbarriere zusammen, welche von der
jurassischen Kalkfacies gebildet ist. Dem entsprechend liegt sie auf diesen Kalksteinen und zwar abwech-
selnd auf Lias, Dogger oder Malmkalk. Ihr Hangendes ist nicht bekannt. Nur bei der Rothen Stein-Alp
grenzt sie an Hauptdolomit an, aber die Lagerungsverhältnisse sind dort so gestörte, dass man die Ur-
sprünglichkeit dieser Beziehung bezweifeln darf.
Versteinerungen kommen fast überall darin vor, sind aber meist stark verdrückt und in den
oberflächlichen Schichten so verwittert, dass gute Stücke gewöhnlich nur durch erhebliche Schürfungen, wie
sie Orren und BeyrıcH seiner Zeit veranlasst haben, gewonnen werden können. -
Ergiebige Fundorte sind der Leebach (L), Kühbach (K) oberhalb des unteren Wasserfalles, und der
Zitterbach (Z).
1. Phylloceras sp. 2 L, 1 K (Berlin).
2. Lytoceras Agassizianum Pıcr. K.
3. Schloenbachia varieosa Sow. KR.
4. 5 Bouhardiana OrB. K.
5 Desmoceras Majorianım OrB. KR.
6. Acanthoceras mammillare SCHLOTH. K.
Ancyloceras alpinum Orr. K.
8. 5 sp. K.
9. Nautilus sp. 2 L (Berlin).
10. Belemnites effrenatus n. sp. L (Berlin).
11. Inoceramus suleatus Sow. KR.
192 * cf. concentrieus PARK. KR. Z.
13. Mytilus sp. KR.
14. Epiaster cf. polygonum Ac. und Des. KR.
3. Cenoman.
Diese Stufe ist nur am Nordrande unseres Kartenblattes als ein von Ost nach West streichen-
der Zug von meist saiger gestellten Schichten entwickelt, der weder mit den Gault- noch mit den Neocom-
ablagerungen in Berührung kommt. Das Liegende besteht aus Hauptdolomit, der hier ebenfalls steil aufge-
richtet ist, das Hangende ist nicht bekannt und wird wahrscheinlich in den weichen Mergeln der Stoffelmühle
bei Pfronten gesucht werden müssen.
Die Gesteine des Cenoman sind vorwaltend grobe Breecien und Conglomerate, deren mehr oder minder
abgerollte Bruchstücke zumeist aus den Gesteinen des Liegenden, nemlich aus Hauptdolomit bestehen; doch
mischen sich denselben auch viele Hornstein- und Kalk-Gerölle, sowie solche von rothen, lettigen Gesteinen
bei, welche zum grössten Theil der Juraformation entnommen zu sein scheinen. Zwischen diesen mächtigen
Bänken von festem, hartem Conglomerat treten einzelne untergeordnete, ebenfalls recht harte Kalkbänke auf,
die aber neben einzelnen Versteinerungen sehr viel klastisches Sandmaterial einschliessen und z. Th. eher
für einen kalkigen Sandstein gelten können. Mit ihnen zusammen treten besonders am Burkenbühel auch
weichere, gelbliche, thonige Mergel auf, die viele Schalenfragmente und Foraminiferengehäuse, sowie verkolhlte
undeutliche Pflanzenreste enthalten.
Von Versteinerungen hat der Burkenbühel geliefert:
1. Terebratula phaseolina Lam. 1.
2. Ostrea cf. dihwiana L. 1.
3 „ef. Hippopodium Nırs. 1.
4. Pecten cf. acuminatus GEIN.
5. Vola quwinguecostata OR».
6. Arca cf. Gallienni Or».
T. Cardium Sp.
8. Isocardia cf. sublunulata OR».
9. Venus ef. faba Sow.
10227, Rekplana Sow.
11. Orbitulina concava Lam.
6) Flysch.
Mit diesem unbestimmten Namen habe ich die sandigen rauhen Schiefergesteine belegt, welche am
Fusse des Schattschroffen und der Rothfluh den Aptychenschichten direct aufgelagert sind und durch
Führung zahlreicher Körner von Quarz, Feldspath, Muscovit und Gerölle von Quarz, Quarzit, Sandstein,
Kieselkalk, granitischen Gesteinen, Porphyr und Thonschiefer stellenweise das Aussehen von schieferigen Con-
glomeraten gewinnen. Versteinerungen konnte ich in den viele Meter mächtigen Ablagerungen nicht finden.
Von organischen Resten machen sich nur einige in Anthracit umgewandelte Holztheile bemerkbar.
Diese Schichten sind jedenfalls jünger als Jura und älter als Oligocän, aber es muss unbestimmt
bleiben, ob sie zur Kreide oder zum Eocän gehören. Viel Wahrscheinlichkeit hat die Annahme, dass sie
einen der Wege darstellen, auf welchen der cenomanen Kreide zu ihren Conglomeratbildungen das klastische
Material aus den Alpen zugeführt wurde. Aber eine ebensolche Beziehung könnte man auch zum eocänen
Flysch noch besonders darin finden, dass der Flysch in der Nähe von Hindelang in den tieferen Schichten
ebenfalls ganz ähnliche Quarz- und Quarzitgerölle aufnimmt und sich dann petrographisch unserem fraglichen
Gesteine sehr nähert.
e) Quartär.
Davon sind auf der Karte alle Moränen, Schutthalden und Bergsturzmassen mit einer einzigen Farbe
unter dem Zeichen g besonders eingetragen, während die horizontalen Alluvionen der Thalböden weiss ge-
lassen wurden. Eine weitergehende Gliederung wurde nicht angestrebt. Es mag aber bemerkt sein, dass
echte Moränen mit schön geschrammten Geschieben durchaus nicht selten sind. Auf der Höhe östlich neben
dem Lusalten zeigt der Wettersteinkalk sogar noch deutlich erhaltene, nach NO gerichtete Gletscherstreitung
(N 20° O0). Innerhalb der Thäler und Schluchten der Vilser Alpen im engeren Sinne sind die Geschiebe ge-
ZT AT
wöhnlich noch eckig und gehören Gesteinen an, die in den betreffenden Gebieten anstehend gefunden
werden. Man muss darum annehmen, dass die Vilser Alpen in früherer Zeit ihre eigenen Gletscher be-
sassen, und zwar scheinen sich grosse Gletschereismassen im Reinthal, Kühbachthal, Reichenbachthal und
Seebachthal gesammelt zu haben. Ausser diesen localen aber waren die Vilser Alpen von noch grösseren Glet-
schern umgeben, die ihr Gesteinsmaterial von viel weiterher brachten, und zum Theil als Seitenmoränen an
die Gehänge der Vilser Alpen ablagerten. Ein solcher Moränenzug ist noch jetzt landschaftlich sehr leicht
zu erkennen, er zieht sich von der Höllenmühle bei Musau bis gegen die Ob, wo er von den gewaltigen
Schuttmassen, welche der Hundsarschbach jährlich hier aufthürmt, durchbrochen und verschüttet worden ist.
Sehr schön sind solche Seitenmoränen bei Vils sowohl am Geschrüf als auch im Leebachthal aufgeschlossen
und sie zeichnen sich da durch den Reichthum an bis eigrossen, schön gerundeten und gekritzten Geröllen von
grauem Kalkstein aus, welcher in jenen Seitenthälern nicht ansteht und, auch nach der Abrollung zu ur-
theilen, von viel weiterher stammen muss. Die oberste Grenze dieser Moränen mit runden Geschieben geht
an beiden Orten nicht über 1000 Meter herauf. Allerdings ist auch noch das Gesäss und der Anwurf
herauf bis über 1100 Meter von Moränen bedeckt, aber deren Geschiebe sind alle eckig, wenig abgerollt
und bestehen aus Hauptdolomit, rothem und weissem Lias- und Trias-Kalk, deren Herkunft aus dem oberen
Kühbachthal um so weniger zweifelhaft ist, als sich solche Moränen in diesem Thale weit herauf verfolgen
lassen, wo sie besonders bei der Taurahütte eine mächtige Anhäufung bilden, aus der eine starke kalte
Quelle ihren Ursprung nimmt (1320 Meter).
Der grosse Lechgletscher, welcher die Musauer Seitenmoräne absetzte, hat sich beim Ranzen wahr-
scheinlich in zwei Aeste getheilt, von welchen der rechte bei Füssen in die Ebene austrat und am Hutler
Berg die Schrammen auf den Wettersteinkalk-Felsen als Spuren zurückgelassen hat, während der linke Ast
das Vilsthal heraufzog. Ob er freilich auf diesem Wege ungestört Pfronten erreichte, oder ob ihn zurück-
stauend der Achenbach-Gletscher entgegenströmte, muss einstweilen unbeantwortet bleiben. Aber jedenfalls
hat der Lechgletscher sich gegen die nördliche vorgelagerte Barriere der Vilser Voralpen gewaltig angestaut
und an allen tieferen Jochen überschritten, wie die Moränen uns lehren, welche die Joche zwischen Vils,
Alatsee und Weissensee (900 Meter), auf der Saloberalp (1100 Meter) und östlich vom Falkenstein (1100
Meter) noch jetzt bedecken und deren Material, wie die Geschiebe von Liasmergel mit Harpoceraten am
Alatsee und die Jurakalke auf der Saloberalp beweisen, jedenfalls z. Th. das Vilser Thal quer durch-
wandert haben.
Auch die waldigen Gehänge östlich von Grän und nördlich vom Haldensee sind von Moränenschutt
stark bedeckt, die an den Thalgehängen des Logbaches gut zu beobachten sind. Besonders fallen auf der
Anhöhe etwa 100 Meter über Am Haller einige grosse Quarz-Conglomeratblöcke auf, welche auf Aptychen-
schiefer-Untergrund liegen. Wahrscheinlich entstammen sie den Flysch-Conglomeraten, die etwa 1—2 Kilo-
meter östlich davon am Fuss der Rothtluh anstehen und sie würden in diesem Falle beweisen, dass der grosse
Gletscher, welcher das Thannheimer Thal ehemals ausgefüllt hat, sich von Ost nach West bewegte und also
wohl auch die Moränen beim Loebach absetzte.
Der mit Gehäusen der Rhumchonella faucensis erfüllte Wetterstein-Block auf dem Hochmähberg bei
Winkel, welcher nur von der südlich des Hahnenkamm auf der Kammhöhe anstehenden Kalkmasse abstammen
kann, beweist ebenso, dass die Thalmulde der Höfer Senn-Alp einstmal von einem von W nach O sich be-
wegenden Gletscher erfüllt war, der jenen Block in seiner rechten Seitenmoräne abgelagert hat. Denn weder
durch fliessendes Wasser noch durch Bergsturz hätte er über die zwischenliegende tiefe Einsenkung hinüber-
gebracht werden können.
Auf der Ostseite des Hohlakopfes sind die grossartigen Spuren eines praehistorischen aber jeden-
falls postglacialen Bergsturzes zwar mit derselben Farbe und Bezeichnung (9) wie die Moränen auf der
Karte eingetragen, aber die eigenthümlichen Grenzlinien verrathen sofort ihre Natur. Auf den weiten, sonst
ganz ebenen Niederungen des Lechthales erhebt sich bei Unterlötzen zu beiden Seiten des Lech ein Gewirre
von kleinen Hügeln, dazwischen mit rundlichen Vertiefungen, und zieht sich in einem breiten Streifen
bis an den Fuss des Hohlakopfes. Sie bestehen aus losen Trümmerhaufen von Hauptdolomit-Blöcken und
-Schutt, die nur kümmerlich mit Buschwerk bewachsen sind. Dasselbe Trümmerwerk zieht sich dann aber
am Berg selbst herauf bis zum anstehenden Hauptdolomit, welcher dort in Form einer Mulde abgelagert den
Gipfel jenes Berges einnimmt. Das Liegende wird von den Raibler Schichten gebildet, welche grösstentheils
aus ganz porösen hauhwacken und mürben Alaunschiefern bestehen und die, vielleicht nach einer Periode
erhöhter Durchwässerung, unter dem Drucke der aufliegenden Last ins Gleiten kamen und so die Dolomit-
last selbst ins Thal hinunterstürzten. Auch das Abschmelzen der Eismassen, welche zur Glacialzeit das
Lechthal erfüllt und sich gegen die Thalflanken angelegt hatten, kann insofern Veranlassung zu diesem Berg-
sturz gegeben haben, als damit ein Gegendruck aufhörte, welcher bis dahin möglicher Weise jene Schichten
im Gleichgewicht erhalten hatte.
Die mächtigen und breiten horizontalen Alluvionen des Lechs und der Vils verdienen nicht minder
unsere Aufmerksamkeit, weil sie von ganz besonderen Oberflächen-Erscheinungen begleitet sind. Beide Flüsse
haben nemlich ihr Bett in die älteren Alluvionen tiefer eingeschnitten und dadurch eine Reihe von Terrassen er-
zeugt, welche zwar übereinander liegen, aber nur auf kurze Strecken aushalten. Es hängt dies mit der
abwechselnd ab- und zunehmenden Breite der Thalebenen zusammen. Die Lech-Alluvionen sind oberhalb
Reutte beim Hinterhorn kaum 300, bei Reutte aber 3000 Meter, am Kniepass jedoch kaum einige Meter
breit, schwellen dann wieder bei Pinzwang bis zu 2000 Meter Breite an, um bei der Ulrichsbrücke von
Neuem fast auf Null zurückzusinken. Aehnlich verhält es sich mit der Vils zwischen Schönbichl und dem Lusalten.
Die untere Verschmälerung ist jedesmal durch einen das Thal durchquerenden Felsriegel markirt, und dort
ist der Fluss immer am tiefsten in seine Alluvionen eingeschnitten, die in mehreren Terrassen zu seinen
Seiten aufsteigen, während bei der oberen Verschmälerung nur eine Terrasse den verhältnissmässig viel
weniger tief liegenden Fluss umsäumt. Bei Schönbichl z. B., also an der oberen Verschmälerung, beträgt
der Einschnitt der Vils nur etwa 10 Meter, während er bei Ort Vils schon auf fast 30 Meter gestiegen ist.
Die Alluvionen selbst können wegen mangelnder Aufschlüsse nur selten auf ihre Beschaffenheit geprüft
werden. Jedoch hatte die Vils oberhalb der Lende 15S4 an der Prallstelle einer Serpentine die älteren Anschwem-
mungen in einer Tiefe von S—9 Meter angeschnitten und dabei von oben nach unten folgendes Profil blosgelegt::
1—2 Meter brauner und grauer Mergel mit Helix, Succinea ete.
2—3 ,„ Fluss-Kies und Sand.
4 „grauer, sandiger, feingeschichteter Thon.
Auf der Grenze des Thones gegen den Flussschotter treten zahlreiche Quellen zu Tage.
Das Thonlager erwies sich als gänzlich frei von Geröllen und deutet darauf hin, dass während seiner
Ablagerung andere Verhältnisse als gegenwärtig obwalteten, von denen in einem späteren Abschnitte ein-
gehender die Rede sein wird.
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02)
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B. Zur Faciesbildung.
Zum besseren Verständniss der Entstehung der wechselnden Faciesbildung und des chronologischen
Zusammenhanges innerhalb der aufeinander folgenden geologischen Perioden soll die nebenstehende Skizze
dienen, in welcher die Grenzlinien der einzelnen Faciesgebiete nach Maassgabe der gegenwärtigen Ver-
breitung der Gesteine resp. Ablagerungen dieser einzelnen Gebiete gezogen sind. A
Eine solche Darstellungesmethode hat allerdings den grossen aber kaum zu vermeidenden Fehler,
dass sie den Faciesgebieten nicht ihre ursprünglichen, richtigen Umrisse gibt, weil der Betrag der nachträg-
lichen Gesteinsverschiebungen und Abtragungen in Folge der Gebirgsstörungen nicht in Rechnung gebracht
ist; aber dafür hat sie den Vorzug, aller problematischen Vermuthungen entrathen zu können, weil sie
nur den auf der geologischen Karte dargestellten Thatsachen Ausdruck verleiht und somit jeder Zeit an
Hand dieser Karte auf ihre Richtigkeit geprüft werden kann.
Für die nachfolgenden Betrachtungen wird jener Mangel um so weniger ins Gewicht fallen, je leb-
hafter der Leser der mit dieser Methode verknüpften Beschränkung eingedenk bleibt.
Erhebliche Faciesverschiedenheiten innerhalb ein und derselben geologischen Periode kommen bis
zum Rhät im Gebiete unserer Karte nicht vor. Bis dahin machen sich solche nur in der zeitlichen Auf-
einanderfolge der verschiedenen Perioden in der Weise geltend, dass der Muschelkalk als reine Kalkfacies
von der Mergelfacies der Cassianer Schichten, diese wieder von der Kalkfacies des Wettersteinkalkes ver-
drängt wird, worauf die Raibler Schichten und der Hauptdolomit von Neuem Wechsel bringen.
Diese oft recht plötzliche Verdrängung einer Facies durch die andere gewährt dem kartirenden
Geologen eine grosse Erleichterung in der Enträthselung der tektonischen Verhältnisse, weil die festeren
Kalksteine sich von den weicheren mergeligen und sandigen Gesteinen fast stets schon nach orographischen
Merkmalen unterscheiden lassen. Den Stratigraphen freilich führt dies gar leicht in die Irre, weil er die
grossen petrographischen gern für ebenso grosse palaeontologische Stufen nimmt.
Als Ergebniss der vorhergehenden stratigraphischen Erörterungen müssen wir darum nochmals her-
vorheben, dass obwohl der Uebergang der Kalksteine des Muschelkalkes in die Mergel der Cassianer Schichten
ein ganz allmählicher ist, doch gerade diese beiden Schichtencomplexe palaeontologisch ganz scharf von
einander getrennt sind. Nicht nur geht keine der Muschelkalkarten in die Cassianer Schichten herauf, son-
dern es treten dort sogar ganz andere Typen auf. Ganz fremd stehen sich Terebratula vulgaris und indi-
stineta, Rhynchonella decurtata und faucensis, Spirigera trigonella und Strohmeyeri, Spirifer Max. Leuchten-
bergensis und Spiriferina Mentzeli gegenüber und ganz neu treten in den Cassianer Schichten die Genera
Koninckina und Baetryllium auf.
Anders liegen die Verhältnisse im Muschelkalk selbst, wo die Bemühungen, zwei zeitlich verschiedene
Faunen nachzuweisen, in unserem Gebiete wenig Erfolg versprechen. Es fehlt eben hier die anderwärts
vorhandene Zwischenstufe der Anhydrit-, Gyps- und Dolomitbildungen und damit die Ursache zeitweiliger
Hemmung in der Entwicklung der Meeresbewohner.
Sehr scharf ist die petrographische Trennung zwischen Cassianer Schichten und Wettersteinkalk, gleich-
wohl haben die Faunen beider Stufen sehr intime Beziehungen zu einander, was um so schwerer ins Gewicht fällt
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als die Lebensbedingungen in beiden für die Organismen sehr verschiedene waren. In den Vilser Alpen sehen
wir trotz der Armuth von Versteinerungen zwei Cassianer Arten in den Wettersteinkalk heraufgehen: Rhyn-
chonella faucensis und Trochus subbisertus.
Erst mit den Raibler Schichten tritt em ebenso deutlicher petrographischer wie palaeontologischer
Wechsel ein, der in unserem Gebiet allerdings durch die Armuth der Raibler Fauna stark beeinträchtigt wird.
Dann folgt weiter jene mächtige Dolomitablagerung, deren vollständiger Fossil-Mangel eine Periode
andeutet, die der organischen Entfaltung lange Zeit hemmend entgegentrat, somit die Raibler Fauna ver-
drängte und nach ihrem Verlaufe einer ganz neuen Fauna Platz machte. Man ist getheilter Meinung dar-
über, ob diese Dolomite im System näher an die Raibler oder an die rhätischen Schichten zu stellen seien.
Palaeontologisch wird sich diese Streitfrage nicht entscheiden lassen und petrographisch wird man stets nur
zu einer Trennung sowohl von der einen wie der anderen Stufe gelangen.
Erst mit dem Rhät beginnen innerhalb der einzelnen Perioden selbst diejenigen Facies-Verschieden-
heiten, welche auf unserer Skizze in ihrer Verbreitung dargestellt sind.
Wir erkennen während der rhätischen Periode drei Bezirke verschiedener Facies.
1. Absatzfreies Gebiet, besteht aus zwei langen schmalen Streifen, (deren einer von Hohen-
schwangau bis zum Weissen Haus, deren anderer von Unter-Pinzwang bis zum Aggenstein reicht.
2. Dachsteinkalk-Gebiet, in welchem unmittelbar auf dem Hauptdolomit die Dachsteinkalke
und Dolomite zur Ablagerung gelangten, und das sich ebenfalls als schmaler Streifen südlich an das erste
Gebiet anlegt, nur im SW gegen Grän bedeutend an Ausdehnung zunimmt und so unser ganzes Karten-
areal diagonal durchquert.
3. Kössener-Gebiet, in welchem auf dem Hauptdolomit die Kössener Schichten sich absetzten
und das durch die Form der zwei anderen Gebiete in zwei Bezirke zerlegt erscheint. Der nördliche kleinere,
auf die Gegend zwischen Elderenbach und Breitenberg beschränkt, enthält bei typischer Entwickelung eine
reiche Fauna; der südliche grössere Bezirk zeigt nur eine geringe Mächtigkeit der Ablagerungen und grosse
Armuth der Fauna.
Dann tritt eine Veränderung des Dachsteinkalkgebietes noch während dieser Periode ein, dasselbe
dehnt sich über den ganzen südlichen Kössener Bezirk und einen Theil des nördlichen Bezirkes aus, so
dass die Kössener Schichten nur am Magnus Acker und in der Umgebung des Elderenbaches frei von der
Kalkbedeckung bleiben.
Es ist die Aehnlichkeit des Verhältnisses zwischen Dachsteinkalk und Kössener Schichten mit dem-
jenigen zwischen Wettersteinkalk und Cassianer Schichten eine zu grosse und augenscheinliche, um über-
sehen werden zu können. Wetterstein- wie Dachsteinkalk sind durch das häufige Auftreten von Gyroporellen
leicht in Parallele zu stellen, ganz abgesehen von der petrographischen Aehnlichkeit beider, und so wird wohl
für beide das Gleiche gelten, dass sie nemlich jeweilig mit den Cassianer resp. Kössener ‘Schichten den Ab-
lagerungen eines Meeres angehörten, dessen Fauna nach Verschiedenheit äusserer Bedingungen örtlich in verschie-
dene Gruppen getheilt war, welche ihren Aufenthaltsort mit der Veränderung jener Bedingungen verschie-
denlich änderten. Zugleich fällt aber auch als Unterschied auf, dass sich jene Veränderungen in der Cas-
sianer Periode gleichmässig auf ein viel erösseres Areal als im Rhät ausdehnten, wo die Verschiedenheiten
auf kleine Bezirke vertheilt und häufigem Wechsel ausgesetzt waren. Dieser letztere Umstand bringt für
uns jedoch den grossen Vortheil mit sich, dass wir die wahre Natur des Dachsteinkalkes und der
Kössener Schichten als Faciesdifferenzirungen deutlicher erkennen und deren ursächliche Beziehungen leichter
erforschen können.
Die grösste Schwierigkeit bereitet jedenfalls die Erklärung des absatzfreien Gebietes, das mit der
Annahme eines annähernd gleichmässig beschaffenen Meeresgrundes, wie er innerhalb unseres Kartengebietes
während älterer triasischer Perioden existirt haben wird, unvereinbar ist und eher auf locale Bodenerhebungen
hinzudeuten scheint. Nehmen wir letzteres an, so erklärt sich nicht nur das Vorhandensein von Untiefen,
auf denen die fluthende Bewegung des seichten Meeres weder Schlammabsätze noch Anhäufungen von
Schalen und Skelettheilen absterbender Thier-Colonien duldete, sondern wir finden auch in dem allmählichen
Uebergang jener Untiefen zu grösseren Tiefen alle die verschiedenen Bedingungen gegeben, welche die
Schlammabsätze den tieferen Theilen zuführten und den schlammfreien Untergrund den Mollusken und Ralk-
algen als einen sicheren Wohnsitz erscheinen liessen, auf dem die sich folgenden Generationen im Laufe der
Zeit ihre unverweslichen Bestandtheile über einander aufthürmten und so das Material lieferten, aus welchem
sich jene Berge von rein organogenem Kalkstein bilden konnten.
Fassen wir aber die Vertheilung von absatzfreiem und Kalkgebiet, wie sie für die räthische Periode
auf unserer Skizze dargestellt ist, noch näher ins Auge, so ergibt sich, dass das Kalkgebiet an das andere nur
südlich angrenzt, während im Osten das Mergelgebiet dicht bis an jenes herangereicht zu haben scheint. Sehen
wir in letzterem die Stellen grösster Meerestiefe, so wird es recht wahrscheinlich, dass jene Hebung des Meeres-
Meeres-Spiegel
Profil 1. Kössener- Mergel
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Meeres-Spiegel
Profil II.
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grundes eine einseitige war und nach Norden mit einem Steilabsturz endete, wie das durch Hebungen längs Ver-
werfungsspalten erklärbar ist und in schematischer Weise durch beistehendes Profil I veranschaulicht werden soll.
Der Umstand, dass im weiteren Verlauf dieser Periode das Kössener- oder Schlammabsatz-Gebiet
sich verkleinert hat, könnte zwar vielleicht zur Annahme fortgesetzter Bodenerhebungen führen, doch dürften
diese Veränderungen ungezwungener, durch verminderte Schlammzuführung oder Erweiterung der Thier-
Colonien und Algenwälder und damit erhöhter Production von organischem Detritus ihr Erklärung finden,
wofür insbesondere die weiter zu besprechenden Verhältnisse der Juraperiode sprechen.
Mit dem Lias treten bedeutende Verschiebungen der Grenzen für die verschiedenen Facies ein.
Zunächst wird das Gebiet der Kalkfacies, welches sich am Schlusse der Rhät-Periode fast über das ganze
Karten-Areal ausgedehnt hatte, kn verkleinert, dafür aber das absatzfreie Gebiet von der Kalkfacies
7*
ganz in Beschlag genommen (s. Profil I). In Folge dessen unterscheiden wir im Liasmeer nur zwei Zonen: erstens
die Kalkstein-Zone, welche sich in Form einer schmalen aber langen Barriere von Hohenschwangau in west-
licher Richtung bis zum Aggenstein erstreckt, und zweitens die Mergel-Zone, welche durch jene in zwei
Bezirke getrennt wird, von denen der grössere südliche sich durch Armuth an Organismen auszeichnet,
während der nördliche zwar auch nicht besonders reich daran ist, aber doch eine Anzahl von Ammoniten
und grosse Mengen von marinen Algen beherbergte, welche uns um so wichtiger erscheinen, als sie eine
directe Verbindung dieser Meerestheile mit dem schwäbisch-fränkischen Jura-Meer erkennen lassen. Einen
sehr verschiedenen Charakter besitzt die Fauna der Kalkfacies, zu welcher Brachiopoden und Crinoideen
den Hauptbestandtheil geliefert haben. Ueber die Hälfte aller bestimmten Arten sind Brachiopoden und
wenn schon die Crinoideen selten in bestimmbaren Resten vorliegen, so haben ihre auseinander gefallenen
Gliedertheile doch ganze Gesteinsbänke fast ausschliesslich zusammengesetzt. Während in der liasischen
Mergelfauna die überwiegend grössere Zahl der Arten zu den mitteleuropäischen gehört, d. h. zu denen,
welche im ausseralpinen deutschen, französischen und englischen Jura zu Hause sind, so ändert sich dieses
Verhältniss sofort in der Kalkfacies, wo durchschnittlich solche Arten nur noch die Hälfte des Faunen-
bestandes ausmachen. Wir bewegen uns demnach hier, wie das auch schon die geographische Lage der
Vilser Alpen andeutet, auf einem Grenzgebiete zwischen der alpinen oder mediterranen und der mittel-
europäischen Provinz.
Für die Meerestiefe, in welcher die Thiere der Kalkfacies gelebt, haben wir keine sicher leitenden
Anzeichen. Der Mangel von sichern Seichtwasserformen und der Reiehthum an Brachiopoden könnte zwar
zur Annahme von Tiefseebildung verführen, aber Terebrateln und Rhynchonellen können, nach den Lebenden
zu schliessen, schon bei wenigen Metern Tiefe leben und auch die Crinoideen sind durchaus nicht als unbe-
dingte Tiefseebewohner zu betrachten.
Eine auffallende Thatsache muss hier nochmals besonders erwähnt werden, dass nemlich die unter-,
mittel- und oberliasischen Faunen, wo sie in grösserer Individuenzahl versteinert erhalten geblieben, örtlich
stets getrennt sind. (Auf der Skizze auf S. 49 bezeichnen Buchstaben die verschiedenen Fundorte). Dieselbe
Erscheinung kehrt auch im Dogger und Malm wieder und aus den anderen Theilen der Alpen ist das nester-
weise Vorkommen der Versteinerungen innerhalb der reinen Kalkfacies eine ebenfalls allbekannte Erscheinung.
Wir müssen daraus schliessen, dass die Bedingungen einer ungestörten Lebensentfaltung und gleichzeitig
einer ruhigen Erhaltung der Gehäuse der abgestorbenen Thiere nur an wenigen Orten gegeben waren und
dass an allen anderen Orten die Gehäuse und Skelettheile eine mehr oder minder grosse Zerstörung und Zer-
stückelung erfahren haben, ehe sie durch den Versteinerungsprozess vor weiterer Unbill geschützt worden
sind. Ganz im Sinne einer solchen Anschauung erkennen wir auch wirklich die versteinerungsarmen oder
freien Kalksteine als verfestigte Haufwerke solcher Detritusmassen.
Im Dogger und Malm haben nur geringe Veränderungen in dem gegenseitigen Verhältnisse beider
Facies stattgefunden. Die Gebiete sind die gleichen geblieben und dasjenige der Kalkfacies zeigt auch eine
ähnliche Faunen-Zusammensetzung wie im Lias. In der Mergelfacies allerdings machen sich sowohl in petro-
graphischer als auch in palaeontologischer Hinsicht Aenderungen bemerklich. Die thonigen Kalkablagerungen
des Lias sind vielfach durch Kieselsäure-Ausscheidungen verdrängt, die als Hornstein und Jaspis den Mer-
geln, welche aber weniger thonreich und darum oft als Kalkplatten entwickelt sind, ein- und zwischengelagert
erscheinen. Das nördliche und südliche Gebiet ist nicht mehr wie in der Liaszeit durch die Ge-
steinsbeschaffenheit oder Fauna unterschieden, über beide sind die Aptychen gleichmässig ausgebreitet, aber
sie sind auch beide sehr arm an Versteinerungen, wenn man etwa von den kleinen Radiolarien absieht,
die wohl ganz allgemein in ihnen verbreitet sein dürften, wennschon ihr mikroskopischer Nachweis erst an
einigen Orten geführt worden ist.
Ein eigenthümlicher Gegensatz besteht zwischen beiden Facies darin, dass während auf der Kalk-
barriere im Verlaufe der Dogger- und Malmperiode wenigstens 4 ganz verschiedene Faunenbestände auf
einander folgten, in dem Mergelbezirk sich ein ähnlicher Wechsel in der armseligen und monotonen Be-
völkerung nicht fühlbar macht. Ueberhaupt stehen sich die Faunen beider Faciesgebiete durch die ganze
Jurazeit hindurch erstaunlich fremd gegenüber, und ich finde nur 6 gemeinsame Arten. wovon 4 in den
unteren Lias und 2 ms Tithon fallen, nemlich Rhynchonella plieatissima und Magni, Spiriferina Haueri,
Ammonites stellaris, Aptychus punctatus und gracilieostatus. Von drei dieser Arten ist aber die Gemein-
schaft noch nicht einmal sicher.
Die Wichtigkeit dieses Ergebnisses ist nicht gering anzuschlagen und besonders dann im Auge zu
behalten, wenn es sich um Vergleiche aufeinander folgender Faunen in Schichten handelt, welche das Pro-
dukt verschiedener Facies sind, wie sie uns z. B. in den Cassianer- und Wetterstein-Schichten bereits ent-
gegengetreten sind.
Interessant in anderer Richtung ist der Vergleich der 7 verschiedenen Faunen, welche sich hier
innerhalb eines so kleinen Areales auf jener Kalkbarriere gefolgt sind. Jede dieser Faunen bietet sich als
etwas selbständiges dar. Uebergänge sind nicht vorhanden, kaum dass einige Arten aushalten. Ich kenne
nur folgende: Terebratula punetata tritt auf in Unter-, Mittel-Lias und Unter-Dogger; Rhymchonella vetusi-
frons und Spiriferina pinguis in Unter- und Mittel-Lias; Lima semieireularis in Ober-Lias und Unter-Dogger;
Waldheimia supinifrons in Unter- und Mittel-Dogger; Terebratula bifrons und Posidonomya alpina in Mittel-
und Ober-Dogger. Alle anderen Arten sind sehr gut aus einander zu halten, und wenn sich auch manche
recht ähnlich sehen, so dass man an einen unmittelbaren genetischen Zusammenhang denken könnte, wie z. B.
bei Waldheimia inversa und Vilsensis oder bei Rhynchonella trigona und trigonella, so sind doch auch diese
Formen durch wirkliche Uebergangsformen nicht mit einander verknüpft. Eine grosse Anzahl von Arten
stehen sich vollständig fremd gegenüber. Die Spiriferinen z. B. des Lias sucht man in Dogger und Malm
vergebens. Rhymchonella trigona steht der älteren secwiformis schon sehr fern und im Lias fehlt diese
Formenreihe ganz. Arten wie die Waldheima mutabilis sucht man im Dogger und Malm vergebens. Solche
Beispiele liessen sich noch viele anführen, aber wir verweisen hierfür auf den zweiten Theil dieser Arbeit.
Jedenfalls sind wir zu dem Schlusse berechtigt, dass die 7 verschiedenen Faunen auf der Vilser Kalkbarridre
aus der Einwanderung schon fertiggebildeter Arten entstanden sind, dass also der Bildungsherd derselben
jedenfalls nicht hier zu suchen ist. Eine Fauna scheint die andere verdrängt zu haben, wobei aus der
vorhergehenden sich nur wenige Arten erhalten und in den Bestand der neuen Fauna übergehen konnten.
Eine andere Verschiedenheit dieser Faunen ergibt sich, wenn man sie nach ihrem Gehalt an mittel-
europäischen Arten mit einander vergleicht. Man erhält so folgende Liste:
Mitteleuropäische Arten. Mediterrane und neue Arten.
Unterer Lias Ne 421 39
Mittlerer „ Ar Se) 1
Oberer „ a 1
Mitteleuropäische Arten. Mediterrane und neue Arten.
Unterer Dogger 2 2272749 38
Mittlerer „ ANNE € 6 7
Oberer a ie 11
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Es wurden dabei nicht nur die sicher, sondern auch die annähernd (cf.) bestimmten Arten mitgezählt.
Als mitteleuropäische werden alle Arten bezeichnet, welche nördlich der Alpen vorkommen, als mediterrane
diejenigen, welche aus Italien und den Alpen, aber nicht aus Mitteleuropa bekannt sind. Wir ersehen
daraus, dass zu Anfang und Ende der Juraperiode ein entschiedenes Vorherrschen mediterraner Arten obge-
waltet und dass nur gegen die Mitte dieser Periode erst eine Abnahme uud dann wieder eine allmählige
Zunahme stattgefunden hat. Es sind das Schwankungen, welche gerade für Grenzbezirke sehr natürlich
erscheinen.
Indessen gibt diese Tabelle doch nur ein sehr unsicheres Resultat, weil gerade unter den Bivalven,
(Gasteropoden und selbst den Ammoniten eine grosse Anzahl nur annähernd bestimmter Arten (cf.) mitgezählt
sind. Berücksichtigt man aber nur die Brachiopoden, welche gerade in der Kalkfacies den Hauptbestandtheil
der Fauna liefern und die eine viel sichrere Bestimmung zulassen, so erhält man folgende Tabelle:
Mitteleuropäische Arten. Mediterrane und neue Arten.
Unterer Las . . ...08 29
Mittlerer „ a | 6
Unterer Dogser . . ..8 26
Mittlerer „ u! 7
Oberer = ch de See 9)
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woraus sich das Vorwalten südlicher Arten mit viel grösserer Entschiedenheit ergibt.
Ein ganz verändertes Bild erhalten wir mit der beginnenden Kreidezeit. Die eigenthümliche und
ununterbrochene Entwickelung, welche diese Formation westlich in der Schweiz erlangt hat, gehört einem nach
Osten scharf begrenzten Verbreitungsgebiete an. Zieht man von Pfronten über Hindelang nach Obersdorf
im Algäu eine Linie, so hat man die Süd-Ost-Grenze dieser Facies. Das Bezeichnende für die östlich sich
anschliessende und unser ganzes Kartengebiet einnehmende Facies liegt darin, dass die Ablagerungen der
Kreideperiode nicht mehr in ununterbrochener Reihenfolge dem Alter nach übereinander erfolgten, sondern
(lass Neocom, Gault und die jüngere Kreide, vom Cenoman an, jedes für sich besondere Verbreitungsareale
besassen. Zugleich werden sie von einer monotoneren Bildungsweise, als dies im Westen der Fall ist, be-
herrscht. Die Ursachen dieser Difterenzirung zu untersuchen, liegt nicht im Bereiche unserer Aufgabe,
doch darf aus dem Umstande, dass die neocomen auf den jurassischen Aptychenmergeln ganz regelmässig und
sleichförmig aufliegen, der Schluss mit ziemlicher Sicherheit gezogen werden, (dass keine erheblichen allge-
meinen Bodenhebungen den Bezirk der Süd-Ost-Facies betroffen, sondern dass wohl eher locale Hebungen
längs der vorhin bezeichneten Grenzlinie eine direkte oder vollständige Verbindung beider Meerestheile ver-
hindert haben, welche übrigens auch schon zur Jurazeit nicht existirt zu haben scheint.
Ein weiterer Umstand, dass nemlich diese Neocommergel auf unserem Gebiete nur eine sehr geringe
horizontale Verbreitung besitzen, südlich nur bis zur Kalkbarriere der Juraformation heranreichen, kann seine
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Erklärung entweder in der Annahme einer ursprünglich engen Beschränkung der Ablagerung oder einer
nachträglichen Abtragung durch Erosion finden. Wahrscheinlich haben beide Annahmen eine gewisse Be-
rechtigung, das südliche Ufer des Kreidemeeres ist wirklich, wie die Verbreitung des Cenoman uns lehrt,
nach Norden zurückgewichen, und es mag dieser Prozess schon im Neocom begonnen haben.
Um so merkwürdiger erscheinen dann aber die Gaultmergel, um weniges nach Süden zurück-
tretend, aber dem Neocom nicht aufgelagert, sondern soweit die Aufschlüsse zu urtheilen erlauben, abwech-
selnd auf Tithon, Dogger und Lias liegend, und zwar beschränkt auf die Kalkbarriere. Die Dislocationen,
welche diese letztere selbst erst hervorgerufen hatten, müssen somit hier weiter wirkend gedacht werden,
wodurch die von Neocomniederschlägen frei gebliebene Kalkinsel sich allmählich in eine ruhige Bucht um-
wandelte, in welcher die feinerdigen Mergel des Gault zum Absatz gelangen konnten. Allerdings würde
damit eine theilweise Erosion älterer Schichten als Voraussetzung nothwendig sein, welche etwa als eine
marine Ufer- oder Rifferosion gedacht werden könnte. Freilich fehlen Ablagerungen mit Erosionsprodukten,
wie sie das jüngere Cenoman wirklich besitzt, dem Gault ganz; doch ist vielleicht die Annahme erlaubt,
dass dieselben noch nicht aufgefunden oder durch spätere Erosion wieder abgetragen worden sind. Mög-
licher Weise fällt ein Theil dieser Erosionswirkung auch schon in die Neocomperiode, denn die mikrosko-
pische Untersuchung zeigt, dass die Neocommergel wenigstens stellenweise fast ganz aus Schalen und Skelett-
fragmenten zusammengesetzt sind, in viel höherem Maasse als die sonst ähnlichen Juramergel. Möglicher
Weise sind diese Fragmente aus der Zerstörung der Jurabarrieren hervorgegangen, innerhalb welcher erst
später unter ruhigeren Verhältnissen die Gaultmergel abgesetzt worden sind.
Viel deutlicher liegen die Verhältnisse der Cenomanperiode vor uns ausgebreitet. Das Kreide-
meer reichte nur noch bis zu den Vilser Voralpen und endete da mit einem felsigen Uferrande, der von
den brandenden Wogen eifrig benagt und zerstört wurde. So bildeten sich jene gewaltigen Schuttmassen
von Hauptdolomit-Bruchstücken, die mit anderen Geröllen und Geschieben, die wahrschemlich von in der
Nähe ausmündenden Flüssen ins Meer geführt wurden, vermischt jetzt zu felsigen und steil aufgerichteten
Conglomeratbänken verfestigt sind. Die Bildung dieses Uferrandes kann nicht ohne bedeutende Gebirgs-
dislocationen gedacht werden, die jedenfalls längs von Ost nach West streichenden Linien parallel jener
Küstenlinie am kräftigsten waren, also in einer Richtung, die mit der jener älteren Kalkbarriere zwar un-
gefähr parallel verlief, aber um ein Bedeutendes weiter nach Norden vorgerückt war.
So sehen wir also während der Kreidezeit zum ersten Mal aus der Tiefe des Meeres langsam und
schrittweise das Festland auftauchen, das nur im Norden noch von dem Meere umspült wird, in welchem
die jüngeren marinen Kreide- und eocänen Flyschschichten zum Absatz gelangen. Später rückte das
Festland noch weiter nach Norden vor wo ein neuer Küstensaum die Absätze des miocänen Meeres be-
grenzte, bis zu der Zeit, als m dem so gewordenen Festlande jene gewaltigen Bewegungen anhuben, denen das
Alpengebirge seine Entstehung verdankt und von deren Natur und Tragweite der nächste Abschnitt handeln soll.
Schon 1862 hat Beykıch für die Faciesverschiedenheiten der Juraformation in der Umgebung von
Vils eine Erklärung gegeben, welche sich durch unsere Untersuchungen in der Hauptsache als vollständig
richtig herausgestellt hat. Um so mehr muss darauf hingewiesen werden, dass Wuxpr's Versuch (1582)
einer ganz anderen Deutung der Verhältnisse, wonach das, was Beykıcm als räumlich neben emander ent-
standene verschiedene Facies (Kalk und Mergel) auffasste, zeitlich auf einander folgende, verschiedenartige Ab-
lagerungen seien, weder durch stratigraphische noch durch palaeontologische Gründe gestützt werden kann.
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C. Zum Gebirgsbau.
Alle Gesteinsschichten, welche sich am Aufbau dieses Abschnittes der Alpen betheiligen, haben, mit
Ausnahme der pleistocänen Ablagerungen, bedeutende Veränderungen erlitten, welche mit der Gebirgsbildung
selbst in innigstem Zusammenhange stehen.
Die auffallendsten dieser Veränderungen sind die gewaltigen Aufrichtungen, Zerreissungen und Ver-
stürzungen, sowie die starken Verbiegungen zu Mulden und Sätteln, durch welche der Gebirgsbau in erster
Linie bestimmt wird und welche ihre graphische Darstellung auf der geologischen Karte und in den Pro-
filen (Taf. XVI) finden.
Andere, nicht minder durchgreifende Veränderungen beziehen sich auf die Structur und mineralo-
gische Zusammensetzung der Schichten und gelangen äusserlich hauptsächlich durch die Schieferung, Ab-
sonderung und brecciöse Beschaffenheit der Gesteine, sowie durch die Gangbildungen zum Ausdruck.
Beiderlei Arten bedürfen einer gesonderten Beschreibung und Erklärung, welche unter den Ueber-
schriften „Schichtenbau* und „Gesteinsumwandlungen“ in Nachstehendem zu geben versucht werden soll.
1. Der Schichtenbau.
Um eimen übersichtlichen Grundriss des ungemein zusammengesetzten Baues zu erlangen, genügt es
zunächst seine Hauptelemente: Verwerfungen und Schichtenbiegungen zur Anschauung zu bringen. Die
ersteren sind auf nebenstehender Skizze durch Eintragung der Verwerfungsspalten, die letzteren durch die
Fallzeichen dargestellt. Hieraus ergibt sich, dass zwei mehr oder weniger zu einander rechtwinkelig
stehende Spaltensysteme unser Gebiet in eine grosse Anzahl verschieden grosser Schollen zerlegen.
Die Spalten des einen Systemes streichen alle von W nach O oder von SW nach NO und haben
somit eine der Längsausdehnung des Alpengebirges annähernd parallele Richtung. Es sind darum longitu-
dinale Verwerfungsspalten, welche jedoch ihre ursprüngliche Continuität verloren haben, weil sie von den
Spalten des anderen Systemes, welches jünger ist, quer durchsetzt und verworfen werden. Die Spalten
(dieses letzteren laufen von N nach S oder von NW nach SO und gehören den transversalen Verwerfungs-
spalten an. -
Die Längsspalten sind nicht alle gleichwerthig, denn die Verwerfungen, zu welchen sie Veranlassung
gegeben haben, erreichen nicht auf allen gleiche Sprunghöhe. Zwischen zwei Hauptspalten liegen immer
noch eine mehr oder minder grosse Anzahl kleinerer Spalten. Zieht man aber nur die Hauptspalten in
Betracht, so findet man auf unserem Kartengebiete 6 solcher, welche somit 7 Hauptlängsschollen abtrennen.
Von diesen Längschollen, die wir von N nach S gehend der Reihe nach als Füssener, Vilser, Aggenstein-,
Schlagstein-, Reinthal-, Aschauer-, Gräner- und Gacht-Scholle bezeichnen wollen, ist immer eine abwechselnd
höher gehoben als die andere, so dass also die Füssener, Aggenstein-, Reinthal- und Gacht-Scholle stärker
emporgehoben sind als die Vilser, Schlagstein-, Gräner- und Aschauer-Schollen.
Die drei tiefer gelegenen Schollen haben gegenwärtig eine fast ganz aus jurassischen Mergeln und
Schiefer aufgebaute Oberfläche und ihre Schichten sind in erheblicher und mamigfaltiger Weise zusammen-
Tektonische Uebersichtskarte.
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sefaltet und geknickt. Die emporgehobenen Schollen hingegen haben eine Art Ueberschiebung erlitten, so
dass die gesunkenen Schollen fest zwischen ihnen eingekeilt erscheinen und man leicht den seitlichen Druck,
der jene Zusammenfaltung hervorgerufen hat, errathen kann. Einfacher ist die Schichtenlage in den vier
hochliegenden Schollen, von denen die zwei mittleren grosse Synklinale oder Mulden darstellen, während die
südlichste nur nach S abfallende, und die nördlichste theils saiger, theils auch nach S geneigte Schichten
besitzt. Vielleicht stellt die nördlichste Füssener Scholle einen auf dem First zerissenen Sattel dar, dessen
nördliche Hälfte etwas in die Tiefe gesunken ist.
Fügen wir noch hinzu, dass diese so beschaffenen Längsschollen von zahlreichen Querspalten zer-
schnitten sind und dass die so entstandenen Theilstücke sowohl in horizontaler als auch in verticaler Rich-
tung verschieden grosse Verschiebungen erfahren haben, ‚so ist der Ueberblick erlangt, den wir zunächst
über die grossen Züge der Tektonik gewinnen wollten, und wir können nun mit der Schilderung der einzelnen
Längsschollen beginnen.
Die Füssener Scholle ist orographisch scharf begrenzt; sie bildet den Höhen-Zug der Vilser Vor-
alpen und hat im Hutler- und Kienberg ihre östliche Fortsetzung. Ringsum ist sie von Niederungen be-
grenzt: im Norden von dem schwäbischen Vorlande, im Süden von der Thaleimsenkung der Vils und eines
Theiles des Lechs, sowie derjenigen des Schwansees. Alle Schichten, welche ihrem Alter nach der Trias
und der oberen Kreide angehören, sind steil aufgerichtet, sattel- oder muldenförmige Umbiegungen
fehlen gänzlich.
Den Südfuss dieses Höhenzuges bilden auf weite Strecken Cassianer Kalkbänke, welche am Ost-
ende des Kienberges unter 35° nach O, in den Steinbrüchen am Calvarienberg ziemlich steil nach SSO, bei
der Lende und Vilseck 70° nach S und am Falkenstein 60° nach SO geneigt sind. Bei Vilseck werden sie
nach S von Wettersteinkalk, auf welchem die Schlossruine steht, überlagert, und nach Norden von dick-
bankigen Kalken, die gegen das Liegende dolomitisch werden und endlich in reinen Dolomit übergehen,
unterteuft. Diese Kalke enthalten zum öftern Mollusken-Schalen eingeschlossen, aber bisher liess sich nur
die hintere Schale einer Spiriferina fragilis herauspräpariren. Hieraus scheint geschlossen werden zu
müssen, dass Muschelkalk die Cassianer Schichten unterlagert. Noch weiter nach N folgt dann aber weisser
Wettersteinkalk mit Gyroporellen und Lithodendren, dessen Bänke bei der Salober Alp saiger zu stehen
scheinen; noch weiter folgen erst die Raibler Schichten, welche, nach den Aufschlüssen in den östlicher ge-
legenen Gypsbrüchen zu urtheilen, ebenfalls auf dem Kopf stehen, und dann der Hauptdolomit und die
obere Kreide, ebenfalls mit steilgestellten Bänken.
Diese Beobachtungen führen zur Vermuthung einer antiklinalen Schichtenstellung, deren Axe zugleich
mit einer Längsverwerfungsspalte zusammenfällt. Südlich folgen von der Axe weg Muschelkalk, Cassianer
Stufe und Wettersteinkalk mit südlichem Einfallen, nördlich mit saigerer Stellung Wettersteinkalk, Raibler
Schichten, Hauptdolomit und Kreide. Danach liesse sich die Füssener Scholle als ein seitlich stark zu-
sammengepresster Schichtensattel auffassen, der im First der Länge nach in zwei Hälften zerrissen wurde,
von denen zwar die eme südliche stärker als die andere nördliche gehoben, aber die nördliche steiler als
die südliche aufgerichtet worden ist.
Dieser Auffassung ist auf der Karte und der tektonischen Skizze Ausdruck verliehen worden, aber
es muss hier bemerkt werden, dass sowohl am Falkenstein als auch am Calvarien- und Kienberg möglicher
Weise die Verhältnisse etwas anders liegen. Auch dort schiebt sich zwar eine mächtige Gesteinszone zwischen
oe
Cassianer- und Wettersteinkalk ein, aber dieselbe besteht ganz aus weissem, fossilfreiem Dolomit, ähnlich
demjenigen allerdings, welcher sich auch bei Vilseck an der Basis des Muschelkalkes einstellt. Darum und
weil er sich recht scharf gegen den Wettersteinkalk abzugrenzen schien, wurde er von mir als eine rein
dolomitische Facies des Muschelkalkes aufgefasst und somit als Liegendes der Cassianer Kalke angesehen.
Nun sind aber neuerdings durch Wegbauten am Falkenstein gerade in dieser Zone neue Aufschlüsse
erlangt worden, welche nach mündlicher Mittheilung des Herrn v. GümgEL eher für eine Zusammengehörig-
keit dieses Dolomites mit dem Wettersteinkalk zu sprechen scheinen. Da nun ausserdem am Calvarienberg
der nördliche Wettersteinzug ebenfalls südliches Einfallen zeigt, so hat die Deutung wohl auch ihre Berech-
tigung, wonach jener weisse Dolomit eine liegende Zone des Wettersteinkalkes selbst darstellen würde und
somit hier wie am Falkenstein alle Schichten der Trias einfach überstürzt wären. Freilich kennen wir eine
solche liegende Dolomitzone im Wettersteinkalk weder am Gachtberg noch am Gerenzug, wo gerade die
Lagerungsverhältnisse ungemein klar und unzweideutig sind, aber von anderen Theilen der Alpen ist be-
kannt, dass der Wettersteinkalk theilweise oder ganz durch Dolomit vertreten werden kann.
Einstweilen muss dies im Ungewissen bleiben und von späteren Untersuchungen Aufklärung er-
hofft werden.
Die .tiefer gesunkene Vilser Längsscholle ist zusammenhängend nur auf den niedrigen Wald-
hügeln aufgeschlossen, welche die Wasserscheide zwischen Lech und Schwansee bilden. Sonst ist sie fast
gänzlich durch die mächtigen und breiten Alluvionen der Vils und des Lechs verdeckt. Ihr Contact mit
der Füssener Scholle ist nirgends aufgeschlossen; mächtiger Schutt und Moränen haben sich gerade da ab-
gelagert. Auch gegen die südliche Aggenstein-Scholle hat Aehnliches stattgefunden, so dass nur an einer
Stelle, am Alpenrosensteig, durch den Weebau ein künstlicher Aufschluss gewonnen wurde, der Taf. XVI
Fig. 4 abgebildet ist. Auf einer N30°W streichenden und nach O einfallenden Spalte grenzen Haupt-
dolomit und rother Liaskalk seitlich aneinander. Der letztere wird aber zu unterst nicht, wie zu erwarten
wäre, von Hauptdolomit unterteuft, sondern grenzt auf einer ziemlich geraden Grenzlinie an etwas verbogene
dünnplattige Kalke und Kalkschiefer an, die nach ihrem petrographischen Verhalten als Aptychenkalke auf-
gefasst werden dürfen, welche zur Vilser Längsscholle gehören, während die rothen Liaskalke den Nordrand
der Aggenstein-Scholle bilden.
Die Gesteine dieser Scholle, soweit sie zwischen Hutler- und Schwarzenberg zu Tage ausgehen, be-
stehen vorwaltend aus oberjurassischen Aptychenkalken und -Mergeln mit untergeordneten Partien von rothen
Hornsteinschichten, mittelliasischen grauen Mergelschiefern und weissen Brachiopodenkalken. Weiter west-
wärts kommt noch am Weissen Haus eine kleine Insel von Aptychenkalken, unweit des Schönbühl, an der
Landstrasse ein kleiner Rücken von Hauptdolomit mitten aus den Thalalluvionen aufragend und rechts vom
Reichenbach eine kleine Partie von Aptychenkalken an der Grenze gegen die Aggenstein-Scholle zum Vor-
schein. Ebenso gehören ganz im Osten die Aptychenkalke an der Gypsmühle bei Hohenschwangau hierzu.
Die nun folgende Aggenstein-Scholle hat viel gewaltigere Dimensionen und zugleich einen viel
zusammengesetzteren Bau. Ihre Nordgrenze ist im ost-westlicher Richtung durch die Niederung der Vilser
Scholle scharf gezeichnet, minder deutlich ist die Südgrenze, welche von Lumberg bis zum Jochpass zwar
durch die südlich angelagerten jurassischen Gesteine der Gräner-Scholle ebenfalls deutlich markirt ist, dann
aber so nahe an die Reinthaler Scholle herantritt, dass die schmalen, dazwischen geschobenen Theile der
Schlagstein-Scholle um so leichter übersehen werden könnten, als sie unmittelbar am Schlagstein selbst wirk-
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—_. (A
lich fehlen, so dass die Aggenstein-Scholle dort direct an die Reinthaler Scholle stösst. Weiter nach Osten
sind die Schichten der Schlagstein-Scholle durch die Schutthalden des oberen Hundsarschbaches und die
Alluvionen des Leches gänzlich verdeckt, wenn anders sie überhaupt vorhanden sind und sie werden sich bei
späteren Untersuchungen vielleicht erst wieder am Schwangauer Gitter nachweisen lassen. Für die Aggen-
stein-Scholle ergibt sich hieraus eine grösste Breite von etwa 5 Kilometern im Westen, die nach Östen
stätig abnimmt.
Entsprechend der muldenförmigen Lagerung, welche dieser Scholle eigenthümlich ist, fallen die
Schichten längs der ganzen Nordgrenze nach Süden und längs der Südgrenze, soweit dieselbe verfolgt worden
ist, nach Norden ein; und ausserdem wird die Muldenaxe von den jüngsten (Gault) und die Muldenränder
von den ältesten Schichten gebildet. Im Einzelnen treten eine Menge von Unregelmässigkeiten auf, welche
ihren Grund in einer Reihe von mehr oder weniger bedeutenden Längsverwerfungen innerhalb des Gebietes
dieser Hauptscholle haben. Die Folgen derselben machen sich hauptsächlich in mehrfacher treppenförmiger
Wiederholung derselben Schichten, oft bei gleichem oder doch sehr ähnlichem Streichen und Fallen, be-
merkbar. Häufig auch bleibt das Streichen zwar dasselbe, aber das Fallen ändert sich erheblich und wird
manchmal geradezu ein widersinniges durch Ueberstürzung aller Schichten. Veränderungen im Streichen
kommen dabei allerdings auch vor, aber sie betragen in der Regel nur eine geringe Zahl von Graden.
Diese Verhältnisse sind auf dem Generalprofil und auf den Fig. 1, 3, 5 auf Taf. XVI dargestellt und
finden auch auf der tektonischen Karte (S. 57) ihren Ausdruck. Wir ersehen aus der letzteren, dass der Nord-
flügel der Mulde im Westen bis gegen Vils hin 2—3mal der Länge nach verworfen ist, so dass, wenn man
z. B. auf der Landesgrenze von Schönbühl zum Brentenjoch heraufsteigt, zuerst Rhät und Lias südfallend,
dann in höheren Lagen ebenfalls südfallend Hauptdolomit, Lias und Gault und darauf nochmals Haupt-
dolomit, Rhät und Lias angetroffen werden. Eine ähnliche, aber nur zweifache Wiederholung existirt auf
der Rothen Stein-Alp, wo ebenfalls stets südfallend auf einander folgen: Hauptdolomit, Kössener Schichten,
Liasmergel, Aptychenkalke, Neocommergel und dann Hauptdolomit, Liaskalk und Gault. Am complicirtesten
aber ist der Rothe Stein aufgebaut. Vom Elderenbach kommend überschreitet man die südfallenden Schichten
des Hauptdolomites, Rhätes, Lias, Aptychenkalkes und Neocom; darauf des Dogger- und Malmkalkes und
dann erst steht man vor den senkrechten Wänden des Rothen Steines, welcher aus aufrecht gestellten Kalk-
bänken des Lias, Dogger und Malm aufgebaut wird, die sich in gleicher Aufeinanderfolge zweimal wieder-
holen und dann erst südlich den Gaultmergel vorgelagert haben.
Aehnlich ist auch der Südflügel dieser Mulde aufgebaut, nur mit dem Unterschied, dass er hauptsäch-
lich aus triasischen, der Nordflügel aus rhätischen, jurassischen und eretacischen Schichten gebildet wird.
Die letzteren aber mit ihrem grossen Wechsel in petrographischer Ausbildung und mit ihrem weit grösseren
Reichthum an Versteinerungen sind viel geeigneter zum Nachweise von Verwerfungen und aus diesem
Grunde und weil die Dislocationen selbst im Südflügel nicht gross genug waren, um verschiedene Stufen in
gleiches Niveau zu bringen, weist unser tektonisches Uebersichtskärtchen dort viel weniger secundäre Längs-
spalten auf als im Nordflügel. Aber vorhanden sind sie gleichwohl und können auch da, wo sie die Karte
innerhalb der grossen Hauptdolomit-Complexe des Aggensteines, Brentenjoches und Kegelberges nicht an-
gibt, leicht auf den vegetationslosen Theilen von Jedermann erkannt werden. Kartographisch jedoch lassen
sie sich nur da darstellen, wo auf ihnen verschiedenartiges Gestein aneinander grenzt und so als Wegweiser
dient. (Fig. 12 [Seicherkopf] auf Taf. XVI). Mehrfach sind die Schichten auf dem Südflügel überkippt und
—. MT
auffallend genug gerade an der Muldenaxe. Fig. 1 Taf. XVI zeigt uns einen solchen Fall vom Aechsele im
Reichenbachthal, wo Lias, Dachsteinkalk und Hauptdolomit gerade in umgekehrter Reihenfolge über einander
liegen. Aehnliches trifft man, am Leebach heraufsteigend, nachdem man erst Dogger, Tithon und Gault mit
südlichem Einfallen überschritten hat, sich somit in der Muldenmitte befindet und nun vor den steil auf-
steigenden Felswänden des Kegelberges steht, der aus steil südwärts fallenden rothen Liaskalken und dar-
über aus gleichförmig gelagerten Dolomitbänken gebildet wird. Diese unerwartete Schichtenlage gab GünsEL
früher, ehe Orren die Gault-Versteinerungen hier aufgefunden hatte, Veranlassung zur Annahme einer un-
unterbrochenen Folge von Schichten, indem er die Gault- für Lias-Mergel ansah und von Vils kommend
Dogger, Liasmergel, Liaskalk und Hauptdolomit durchschritten zu haben glaubte.
Einige erhebliche Störungen machen sich auch ganz am Südrande, am Schooss und Schlagstein be-
merklich; die Muldenflügel sind hier auf Längsspalten stark herabgesunken, am Schooss sogar seitlich zu-
sammengefaltet, so dass sie zu der südlich angrenzenden, tiefliegenden Schlagstein-Scholle gewissermassen
eine Vermittelung darbieten.
Es fällt als eine besondere Eigenthümlichkeit dieser Mulde ferner auf, dass die Muldenaxe keines-
wegs in deren Mitte sondern ziemlich nahe dem Nordrande liest und dass trotzdem gerade der nördliche
Flügel sehr stark zerstückelt ist. Nach den Erörterungen des vorhergehenden Capitels über Faciesbildung
scheint uns diese Thatsache aus der Coincidenz mit jenen alten Dislocationslinien erklärbar, welche sich
schon seit der Rhätzeit bemerkbar gemacht, denen das Gebiet der Kalkfacies während der Jurazeit ihre
nördliche Begrenzung und die Gaultablagerungen ihre eigenthümliche Verbreitung verdanken.
Der schmalen Schlagstein-Scholle und ihrer Verbreitung ist bereits Erwähnung gethan. So klein
sie auch erscheint, so wichtig ist sie in ihrer Einklemmung zwischen den hohen triasischen Riesen rechts
und links, weil sie uns die Gewalt und Tragweite der stattgehabten Gebirgsbewegungen so recht anschau-
lich zu machen besonders geeignet ist.
Wiederum die Form einer grossen Mulde besitzt die Reinthaler Scholle, welche sich mit einer
Breite von ungefähr 4 Kilometern von Osten her quer herüber bis zum Schattschroffen zieht und da
an einer transversalen Querspalte jählings abschneidet. Im Norden wird sie theils von der Schlagstein-,
theils von der Aggenstein-Scholle begrenzt, im Süden von der tief gesunkenen Aschauer, im Westen von
Gräner-Scholle. Der Contact mit den Nachbar-Schollen ist öfters aufgeschlossen und von einigen Orten auf
Taf. XVI abgebildet. Die tiefen Wasserrisse auf der Süd- und Westseite sind hierin besonders lehrreich
und beweisen uns, dass die Grenzspalte gegen die Aschauer Scholle theils saiger steht, theils nach N steil
einfällt, so dass die Reinthaler Scholle sogar über die tiefer liegende Nachbar-Scholle heraufgeschoben erscheint.
Trotz der imneren Parallelspalten, auf denen schwächere Dislocationen stattgefunden haben, tritt
auch hier die muldenförmige Lagerung streng hervor durch südliches Einfallen auf dem Nordflügel, durch
nördliches auf dem Südflügel und durch östliches am westlichen Rande. Noch schärfer als bei der Aggen-
stein-Scholle hebt sich die Muldenaxe heraus, die hier ziemlich genau in der Muldenmitte liegt und am Hohla-
kopf ungestört erhalten ist. Weitere Analogien mit jener anderen Scholle bestehen darin, dass am Aufbau des
Nordrandes ebenfalls jüngere Schichten (Wettersteinkalk bis Dachsteinkalk) als an dem des Südrandes (Muschel-
kalk bis Hauptdolomit) theilnehmen, obwohl auch hier der Nordrand orographisch an Höhe von dem Südrand
übertroffen wird. Aehnlich ferner wie am Schooss und Schlagstein hat sich auch am Südrand dieser Mulde
an der Gimpel Alp und am Südgehänge des Germjochberges der Muldenrand auf besonderen Längsspalten
Erg
niedergesenkt, so dass Wettersteinkalk und Hauptdolomit in das Niveau des Muschelkalkes gelangt sind.
(Taf. XVI Fig. 10).
Eine so starke Zerstückelung wie auf dem Nordflügel der Aggenstein-Scholle ist hier allerdings
nicht vorhanden, dafür aber macht sich eine solche auf dem schmalen Westende geltend (Taf. XVI Fig. 15),
welche vielleicht ebenfalls in älteren Dislocationslinien ihre Ursache hat.
Die Aschauer- und Gräner-Schollen, welche zur Gruppe der gesunkenen oder überschobenen
Schollen gehören, bilden eigentlich eine einzige Scholle, die aber dadurch, dass die Reinthaler Scholle am
Schattschroffen ihr Ende findet, die regelmässige Forın einer Längsscholle eingebüsst hat. Im Süden wird
sie von der Gacht-Scholle begrenzt. Ihre oberflächlichen Schichten bestehen fast durchweg aus jurassischen
Mergeln und Kalken, nur am Haldensee taucht ein kleiner Hügel von Dachsteinkalk und Hauptdolomit und
am Titzlberg ein weisser Kalkfelsen, der wahrschemlich zum Dachsteinkalk gehört, auf. Die jurassischen
thonreichen Gesteine sind in einer äusserst complicirten Weise zusammengestaucht und gefältelt, dabei häufig
zerrissen und von Kalkspathadern in allen Richtungen regellos durchsetzt (Taf. XVI Fig. 14). Innere parallele
Verwerfungsspalten kommen, wie es scheint, zwar auch vor, aber sie sind jedenfalls sehr selten und nicht
leicht nachzuweisen.
Von der letzten, der Gacht-Scholle, fällt nicht mehr viel auf unser Karten-Gebiet. Der Halınen-
kamm und die isolivten Muschelkalk-Partien um Reutte gehören ihr an. Die Schichten fallen im Allge-
meinen, mit Ausnahme des Wolfberges, ziemlich flach nach Süden und werden, wie auf dem General-
profil, das hier über das Karten-Gebiet herausgreift, zu sehen ist, südlich vom Hahnenkamm durch eine
andere Längsspalte treppenartig verworfen, also ähnlich wie bei den Muldenrändern der anderen stark ge-
hobenen Schollen.
Bei den bisherigen Beschreibungen haben wir die Querspalten und die durch sie bedingten zahl-
reichen Lagerungsstörungen ausser Acht gelassen und wir konnten dies, unbeschadet der Richtigkeit der
Darstellung, um so eher thun, weil diese Querspalten jünger als die Längsspalten sind, und somit eine Zeit
existirte, in welcher diejenigen Veränderungen noch nicht eingetreten waren, welche wir jetzt schildern wollen.
Die Anordnung der Querspalten ist eine regellosere als die der Längsspalten. Bald laufen sie
emzeln, bald büschelartig zusammengehäuft, meist im Ziekzack und nicht. selten communiciren sie mit
einander. Im westlichen Theile der Karte sind sie im Allgemeinen von S nach N gerichtet mit schwacher
Ablenkung nach NW. Nach Osten zu aber drehen sie sich immer mehr nach W um, so dass sie endlich
ziemlich genau von dem Iimken Gehänge des Lechthales an von SO nach NW gerichtet erscheinen.
Die augenscheinliche Beziehuug, welche zwischen der Oberflächenbeschaffenheit und den Längsspalten
obwaltet, fehlt den Querspalten meistens und deshalb sind sie nicht so leicht aufzufinden als jene, bedürfen
vielmehr in der Regel einer genauen Kartirung. Sie lassen sich da, wo durch Versteinerungen oder Ge-
steinsbeschaffenheit wohl markirte Horizonte vorkommen, noch verhältnissmässig leicht feststellen, während
dies innerhalb grosser monotoner Complexe, wie das die Dolomitmassive des Kegelberges, Brentenjochs oder
die Kalkmassive der Gerenspitz sind, nicht mehr möglich wird, und die Fortsetzung hindurchstreichender
Spalten dann oft nur Sache der Combination des kartirenden Geologen ist. Von mehreren solcher Ver-
werfungsspalten habe ich (Taf. XVI Fig. 2, 4, 8, 11) Abbildungen gegeben, um zu zeigen, dass man oft
solche Spalten leibhaftig vor sich haben kann, es sich dabei also nicht um Speeulationen sondern um That-
sachen handelt.
Die Neigung dieser Dislocationsflächen ist eine schwankende, häufig scheinen sie ziemlich vertikal zu
stehen, aber auch erhebliche Neigungen sowohl nach O als nach W sind constatirt.
Der Betrag der Dislocationen auf diesen Querspalten ist im Allgemeinen kein so beträchtlicher als der-
jenige der Längsverwerfungen, darum machen sie sich orographisch auch nicht so fühlbar. An einigen Stellen
kommen allerdings Ausnahmen vor, unter denen vor allen der Westrand des Schattschroffen auffällt, weil
hier tief unten am Fuss der steil und hoch sich aufthürmenden Triaskalke westlich die Jura-Mergel und
-Schiefer angelagert sind. Verfolgen wir diesen Zug transversaler Spalten weiter nach Norden, so
zeigen sich weder im Gebiete des Aggensteines noch in dem des Breitenberges Spuren solch’ erheblicher
westlicher Absenkungen, und es ergibt sich dabei zugleich, dass diese Querspalten längs des Schattschroften
und Jochberges, also dort wo auf ihnen so erhebliche Ueberschiebungen stattgefunden haben, von besonderen
Umständen begleitet sind. Während nemlich sonst gewöhnlich die Querspalten die Schichten dem Streichen
nach durchqueren, laufen sie hier vom Jochberg bis fast nach Nesselwängle dem Streichen annähernd parallel.
Es steht dies natürlich mit dem muldenförmigen Westende der Reinthaler Scholle im Zusammenhang und
zugleich fällt auf, dass ein Theil dieser N—S streichenden Spalten am Schattschroffen von zwei WSW—ONO
streichenden Spalten durchsetzt und verworfen werden, während doch sonst gerade umgekehrt die
Spalten der letzteren von denen der anderen Richtung verworfen sind. Man kann also sagen, dass sowie
die Querspalten durch das veränderte Streichen der Schichten zu Längsspalten werden, sie auch deren
Altersverhältnisse erlangen. Den Grund dazu finden wir vielleicht in der Praeexistenz einer älteren
Dislocationslinie, welche hier den südöstlichen Bezirk der Kössener Facies abgrenzte und später Veran-
lassung zur westlichen Abgrenzung der Reinthaler Mulde wurde. Ob mit diesen vermutheten alten Dis-
locationslinien auch die genau in ihrer nordwestlichen Verlängerung liegende mächtige Dachsteinentwickelung
der Hochalp und die in noch weiterer Fortsetzung liegende Ost-Grenze der schweizerischen Kreide-
facies in Beziehung gebracht werden darf, kann nur auf Grund weitergreifender Untersuchungen ent-
schieden werden.
Der Betrag der horizontalen Verschiebungen auf den Querspalten ist unmittelbar aus der Karte zu
ersehen und ist zwar nicht sehr bedeutend, kann aber durch eine Reihe von Verschiebungen gleicher Rich-
tung sehr gesteigert werden. Man findet ein lehrreiches Beispiel dafür an den Vilser Voralpen, deren
Höhenzug erst von NW nach SO, dann von OÖ nach W gerichtet ist, während die Schichten des Wetterstein-
kalkes von O nach W oder von SW nach NO streichen, mithin ziemlich bald den Zug der Voralpen ver-
lassen müssten, wenn nicht von den vielen Querschollen jede weiter nach Osten liegende etwas nach S zurück-
geschoben worden wäre.
Bringen wir die Ergebnisse dieses Abschnittes mit denen des vorhergehenden in Beziehung, so stellen
sich einige höchst interessante Thatsachen heraus.
1) Die Längsspalten sind im Allgemeinen die ältesten und jedenfalls sind auch die miocänen Schichten
von den auf ihnen erfolgten Dislocationen mit betroffen worden. Ihre jetzige Anordnung und Richtung ver-
danken sie lediglich der Thätigkeit jener Kräfte, welche das Alpengebirge erzeugt haben. Aber zum Theil
sind sie schon durch jene viel älteren Dislocationen vorangelegt gewesen, welche seit der Rhätperiode den
Meeresboden erschüttert und die zur Begrenzung verschiedener Faciesgebiete geführt haben. Dahin gehören
jedenfalls ein Theil der Längsspalten, welche den Nordrand der Aggenstein-Scholle begleiten, vielleicht auch
die ihrer Natur nach etwas versteckte Längsspalte, welche die Füssener Scholle zu halbiren scheint.
ge
Von den anderen jüngeren unterscheiden sich diese der Anlage nach viel älteren Längsspalten theils
durch die grössere Unregelmässigkeit ihres Verlaufes, theils durch die Schwierigkeit, welche sie tektonischer
Entzifferung bereiten. Es ist das aber sehr natürlich, weil die Gesammtheit der Lagerungsstörungen, zu
denen sie Veranlassung gegeben haben, eine viel grössere und mannigfaltigere ist.
3) Die Querspalten sind jünger als die Längsspalten und nur in einem einzigen Falle ist es wahr-
scheinlich, dass ein Zug solcher durch das Vorhandensein rhätischer Dislocationsrichtungen vorangelegt war
und darum auch wirklich aussergewöhnliche, scheinbar unregelmässige Erscheinungen hervorgerufen hat, die
auf ein höheres Alter schliessen lassen. Es ist das jener Zug von Verwerfungen, welche die Reinthaler
Längsscholle im Westen quer abschneiden.
Orographische Beziehungen.
Dass diejenigen Längsschollen, welche im Verhältniss zu den anderen eine besonders tiefe Senkung
erfahren haben, nemlich die Vilser, Schlagsteiner, Aschauer- und Gräner-Schollen alle als tiefe Depressionen
der Oberfläche in Form von niedrigen Bergpässen und tiefen breiten Längsthälern hervortreten, fällt schon
bei einem flüchtigen Blick auf die Karte so sehr auf, dass es eines näheren Hinweises kaum bedarf. Das
Thal von Tannheim und der Vils sind darum als wirkliche tektonische Senkungs- oder „Graben“-Thäler zu
bezeichnen. Aber auch die übrigen Längsthäler des Faulenbaches und Reinthales sind insofern tektonische
Thäler als das erste genau durch das Streichen der gypsführenden Raibler Schichten, das andere durch die
Längsaxe einer grossen Schichtenmulde vorgezeichnet erscheint.
Fast in allen unseren Längsthälern treten mehr oder minder grosse Seebecken auf. Im Faulenbach-
thal der Alat und die 3 Faulenbacher Seen; im Vilsthal resp. dessen östlicher Verlängerung der Schwan-
see: im Tannheimer Thal der Haldensee und auch der Alpsee bei Hohenschwangau könnte als in der thal-
artigen Versenkung, welche die Schlagstein-Scholle nach Osten fortsetzt, liegend gedacht werden.
Hierdurch sowie durch das Auftreten niedriger Wasserscheiden in diesen Längsthälern, am Hutler
Berg, Cordonisten Haus, Haldensee, wird aufs deutlichste bewiesen, dass diese Thäler ihre Anlage in keiner
Weise der Erosion verdanken. Die etwaige Inanspruchnahme von Gletscher-Erosion, welche jetzt die ultima
vatio der Geographen werden zu wollen scheint, ist von vornherein durch die eigenthümliche Lage des Vils-
thales ausgeschlossen, das nicht aus den Alpen heraus, sondern in dieselben hinein mündet.
Neben den genannten Seebecken kennen wir aber noch drei seebeckenartige Erweiterungen bei Vils,
Pinzwang und Reutte (siehe pag. 47). Dieselben fallen alle drei in solche Längsthäler resp. deren Ver-
längerung. Die Anordnung der sie begleitenden alten Flussterrassen und der sie bedeckenden Alluvionen
macht es in Verbindung mit ihrer geologischen Lage in höchstem Grade wahrscheinlich, dass sie alte, jetzt
ausgefüllte Seebecken darstellen. Denn die thonigen, geröllfreien mächtigen Lagen bei Vils konnten fast
nur in einem ruhigen Wasserbecken sich bilden und die verschiedenen übereinander liegenden Terrassen, die
sich gegen die obere Thalenge allmählich auskeilen, verweisen auf den ziemlich horizontalen Boden eines
ausgefüllten Beckens, das nachträglich durch Tieferlegung seines Abflusses eine vertiefte Rinne mit stärkerem
Gefälle in jenen Boden eingeschnitten hat. Alle drei Seen waren durch Felsriegel thalabwärts verschlossen.
welche Theilen der gehobenen Füssener, Aggensteiner und Reinthaler Scholle entsprechen. Der Reutter
See ergoss sein Wasser wahrscheinlich durch den Rossschlagpass in den Pinzwanger See, der seinen Abfluss
über die Ob in den Vilser See hatte. Die jetzigen Lechdurchbrüche am Kniepass und an der Ulrichsbrücke
nn
scheinen jünger und erst entstanden zu sein, als die fortgesetzten Schuttanhäufungen des Sabaches und
Hundsarschbaches jene älteren Abflüsse verschüttet resp. allzu sehr erhöht hatten.
In erster Linie erscheint dieser Theil des Lechthales somit nicht sowohl als eine tiefe Thalfurche
denn als eine Aneinanderreihung von Seebecken, die erst später in Folge von Erosion der Felsriegel in
ein einfaches Thal umgewandelt worden sind. Die Seebecken selbst aber, wenn schon bedingt durch die ge-
sunkenen Längsschollen, haben ihre Grösse und tiefe Lage doch erst durch transversale Versenkungen erlangt,
welche auf den von Reutte über Pinzwang in der Richtung nach Weissensee verlaufenden Spalten stattge-
funden und weiter nordwärts ausserhalb des Lechthales in den Einsenkungen des Alat- und Weissensees
ihre Spuren zurückgelassen haben. Darum kann man auch das Lechthal ganz mit Recht als ein transversales
Senkungs- oder Graben-Thal bezeichnen, das aber bei der Ulrichsbrücke von seiner Richtung abspringt und
erst am Lusalten wieder in ein Querthal übergeht.
2. Die Gesteinsumwandlungen.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass eine detaillirte mikroskopische Untersuchung aller Gesteins-
arten unseres Gebietes sehr viele wichtige Resultate ergeben würde, insbesondere mit Bezug auf die ursprüng-
liche Bildungsweise dieser Gesteine und deren nachträgliche Umwandlungen. Der Mangel an Zeit zwingt
mich indessen mit dieser Publication das Ende einer so zeitraubenden Arbeit nicht abzuwarten und so will
ich einstweilen nur einiges mittheilen, was sich als von besonderem Interesse bei vorläufigen Untersuchungen
ergeben hat.
Die Mehrheit der Gesteine unseres Gebietes lassen sich in die Rubriken Kalkstein, Dolomit, Mergel
und Sandstein einreihen.
Der Kalkstein und die Mergel zum einen Theil sind fast rein organogenen Ursprungs, die Sand-
steine und die Mergel zum anderen Theil Zusammenschwemmungsproducte anorganischer Massen. Nur die
Dolomite sind körmnig krystallmische Aggregate, in denen organische und klastische Bestandtheile fehlen
oder nicht mehr erkannt werden können.
Die Kalksteine lassen als Crinoideenkalke, Gyroporellen- oder Korallenkalke ihre organogene Natur
häufig genug schon dem unbewafineten Auge erkennen. Oft aber erscheinen sie auch ganz dicht und es
erfordert der Nachweis, dass sie auch dann aus einem Haufwerk kleiner und kleinster Schalen- und Skelet-
Theilchen bestehen, schon mikroskopische Untersuchung, welche zugleich lehrt, dass fast stets zwischen den
einzelnen Trümmer-Theilen, seien sie nun mikroskopisch klein oder auch viel grösser, ein Aggregat winziger
Kalkkörner liegt, welches jene wie eine Grundmasse einschliesst. Solche Körnchen sind wahrscheinlich die
feinsten Zerreibungsproduete der zusammengeschwemmten Schalentheile, man findet sie darum auch nie im
Innern geschlossener Brachiopoden- oder Ammoniten-Gehäuse und sie unterscheiden sich äusserlich leicht von
den in situ ausgeschiedenen Caleitkrystallen.
Nur an zwei Stellen unseres Gebietes, am Kitzbüchel bei Vils und am Rothen Stein, habe ich ge-
funden, dass neben den organogenen Bestandtheilen auch anorganische, krystallinische Massen sich in erheb-
licher Menge an der ursprünglichen Bildung der Kalksteine betheiligt haben. Es sind das die dem Palaeonto-
logen so wohl bekannten Brachiopodenlumachellen, welche gerade durch das Vorhandensein jener anorganischen
Massen befähigt wurden, die Gehäuse der Brachiopoden in so tadelloser Weise bis auf unsere Tage zu erhalten.
Palaeontographiea. Bd. NXXIIL. 9
Be
Gewöhnlich liegt Gehäuse dicht an Gehäuse, oft schieben sich auch solche anderer Mollusken- oder
Crinoideen-Stielglieder dazwischen. Aber alle Hohlräume zwischen und insbesondere auch diejenigen in den
Gehäusen sind erfüllt von stengeligem Kalkspath, der von der Schalenoberfläche unter annähernd rechtem
Winkel ausstrahlt. Die Armgerüste im Innern der Gehäuse sind meist ganz unverletzt, aber auch sie haben
solchen Caleitprismen als Ansatzstellen gedient. Am Kitzbüchel ist noch ausserdem jedes Gehäuse äusserlich
von einer dünnen, kaum '/,—1 mm mächtigen, bräunlichen Kruste umgeben, die in der Regel so fest an
der Schale haftet, dass ein Theil der letzteren mit jener Kruste abbricht, wenn man das Gehäuse heraus-
präpariren will. Nach dem Fehlen oder Vorhandensein dieser braunen Kruste unterscheidet man leicht die
Rothen-Steiner und Vilser Versteinerungen. (Taf. XV Fig. 17).
Das Ganze ist eine echte Sinterbildung, die man sich nur durch das Vorhandensein submariner,
kalkreicher Quellen während jener Perioden erklären kann. Damit in Uebereinstimmung befindet sich die
Thatsache, dass diese Bildungen nur ganz local, da aber in grosser Mächtigkeit vorkommen. Den rasch
versinterten Brachiopoden blieb kaum die Zeit zum Sterben und schon mussten sie anderen Gehäusen zum
Fixpunkt dienen. Wo diese Quellen nicht sofort verfestigend wirkten, wurden die Gehäuse der abgestorbenen
Thiere leicht hin und her bewegt, zerbrochen und die einzelnen Theile auseinandergerissen, so dass nur
verhältnissmässig selten ganze und geschlossene Gehäuse an solchen Orten erhalten gefunden werden.
Auch von anderen Stellen und aus anderen Perioden kennen wir in unserem Gebiete Spuren
ehemaliger Quellthätigkeit. Die liasischen Oolithbänke über der Kanzel, die Cassianer Oolithplatten am
Nordfusse der Gachtspitze und die Barytkugeln in den Gaultmergeln lassen darüber keinen Zweifel bestehen.
Dahingegen scheint es mir nicht rathsam, ebenfalls kieselsäurereiche, submarme Quellen zur Er-
klärung der Bildung jener zahllosen Hornsteinknollen und Lager, welche im Muschelkalk beginnen, im den
Cassianer Schichten sehr häufig werden und im Jura beiderlei Facies eine sehr verbreitete Erscheinung sind,
zu Hülfe zu nehmen. Die ungeheuren Mengen von Kiesel-Skeleten (der Spongien und Radiolarien), welche die
verschiedenen Jura-Schichten einschliessen, haben ihre ursprüngliche, amorphe Kieselsubstanz verloren. Nur
ein Theil davon ist in krystallinischen Quarz (Chalcedon) umgewandelt worden. Bei einem beträchtlichen
Theil ist die Kieselsäure durch Caleit ersetzt worden, erstere aber in das Gestem ausgewandert und man
darf wohl annehmen, dass während der Sedimentbildung selbst ein noch viel grösserer Theil solcher Kiesel-
skelete direct aufgelöst worden sind, ohne eine Spur ihrer Form zurückzulassen, dass dann diese SiO2-
Substanz es hauptsächlich war, welche theils andere Schalen verkieselte theils sich in Form unregelmässiger
Knollen oder Platten als Hornstein ausschied. Als ein ganz besonders auffallender Umstand mag hier der
xeichthum an Monactinelliden-Nadeln hervorgehoben werden, welchen die Algäu-Mergel des Elderibaches
stellenweise zeigen. (Fig. 19 Taf. XV).
Die Mergel bestehen z. Th. ganz aus dem gleichen Material wie die Kalksteine, zu dem sich nur
noch eine mehr oder minder erhebliche Menge klastischen Materiales gesellt, welches bei den Sand-
steinen allein herrscht.
Das klastische Material besteht aus Geröllen und Sandkörnern von Quarz, Glimmer, Feldspath,
Quarzit, Sandstein, Kalksteinen, Dolomit, Mergeln, Hornstein, Thonschiefer, Porphyr, granitischen Gesteinen
u. 8. w. und ferner aus feinerem Thonschlanm, der eine Mischung winzigster dunkler Körnchen und Nädel-
chen (Ferrit, Rutil etc.) und lichter, kaolinartiger Kryställchen darstellt. Letztere unterscheidet man nach
ihren schwach bläulichen Polarisationsfarben leicht von mitanwesendem Caleit, und in dicken Schliften er-
Be
scheinen sie sogar bei gekreuzten Nicols ganz dunkel, wo sie dann leicht für ein amorphes Silicat gehalten
werden. Ob die ringsum regelmässig ausgebildeten, etwas bräunlich gefärbten Rhomboöder (von Caleit oder
Dolomit?), welche in grossen Mengen manchen Mergeln eingestreut sind (Taf. XV Fig. 12) zu den primären
oder secundären Bestandtheilen gehören, wage ich nicht zu entscheiden, obschon ich geneigt bin, ersteres
anzunehmen.
Zu den zweifellos secundären Veränderungen gehören hingegen die Versteinerungsprocesse:
1) Zersetzung und Wegführung der organischen Substanz bei marinen Algen (Gyroporellen und Chondriten)
wie bei den Thieren. Aus den Gesteinen der reinen Kalkfacies ist diese Substanz in der Regel gänzlich
verschwunden, in anderen, namentlich den dunkelfarbigen Kalksteinen ist sie als bituminöse Beimengung
(Stinkkalke) oft noch zum Theil erhalten. 2) Verkohlung der Pflanzenreste (in den liasischen und Raibler
Sandsteinen). 3) Verkieselung kalkiger Hartgebilde oder Umwandlung amorpher in krystallinische Kiesel-
säure (Spongien). 4) Verkalkung kieseliger Skelete. 5) Verkiesung und weiterhin Umwandlung des Schwefel-
kieses in Eisenoxydhydrat. 6) Auflösung und Wegführung der Kalk- und Kiesel-Schalen, Skelete u. s. w.
(Steinkernbildung).
Dass alle diese Processe auch mit chemischen Veränderungen zusammenhingen, welche das ganze
Gestein betroffen haben, versteht sich von selbst, nur ist es äusserst schwer, die Art und das Maass dieser
Veränderungen zu bestimmen. Oft übrigens haben sich die Molluskenschalen auch fast ganz unverändert er-
halten, und die Brachiopoden insbesondere lassen in Dünnschliffen die kleinen Kalkprismen, welche ihre
Schalen aufbauen, noch ebensogut erkennen, wie solche von lebenden Arten.
Viel auffälliger sind andere secundäre Bildungen: die Zerklüftung, Druckschieferung und
Gangausfüllungen. Man kann in unserem Gebiete nicht leicht auch nur ein kleines Handstück in die
Hand nehmen, ohne darauf wenigstens einige mit Kalkspath, selten mit Quarz oder anderem Material aus-
gefüllte Gänge oder Aederchen wahrzunehmen. Und nimmt man erst das Mikroskop zu Hülfe, so sieht man
ein noch viel reicheres Adergewirr, welches das Gestein oft nach allen Richtungen durchzieht. Auch auf
den Absonderungsklüften haben sich häufig Kalkkrusten abgesetzt, und wenn man auf Grund solcher Be-
obachtungen Berechnungen anstellt, so bemerkt man, dass oft ein grosser Bruchtheil des festen Gesteines
aus solchen secundären Ausfüllungen besteht.
Woher aber haben die Felsen diese Füllmassen genommen? Dass die Kalksteinlager selbst den
kohlensauren Kalk wenigstens zum grössten Theil geliefert haben müssen, wird wohl kaum bezweifelt werden
können. Aber sicher ist, dass dies nicht etwa durch Abreibung oder Auflösung der Gangwandungen selbst
erzielt wurde. Man kann ungemein häufig sehen, dass Versteinerungen von Gangspalten durchsetzt werden,
dass aber beide Hälften genau aufeinander stossen würden, wenn man sie nach Weenahme der Gangmasse
wieder einander nähern würde (Taf. XV Fig. 12). Hohlräume, aus denen der Kalk ausgelangt und in die
Gangspalten geführt worden wären, fehlen ebenfalls.
Es kommt aber für die Erklärung noch die Schwierigkeit hinzu, dass es überhaupt zur häufigen
Bildung klaffender Gangspalten in Gesteinen gekommen ist, welche so bedeutende Dislocationen, Aufrichtungen
und Zusammenfaltungen erfahren haben, auf welche mithin sehr starker Druck viel öfter comprimirend als
zerreissend gewirkt haben muss.
Einen Theil dieser Druckwirkungen können wir nun zwar in der Durchschieferung wiedererkennen,
aber gerade diese spielt in unserem Gebiete nur eine untergeordnete Rolle. Dahingegen zeigen uns
9%
Kalksteine und viele Mergel eine andere Erscheinung, welche bisher nur selten nach ihrer Wichtigkeit ge-
schätzt worden ist, die jedoch gerade auf beide Fragen, nemlich wo die Druckwirkungen geblieben und wo-
her die Gangausfüllungen gekommen, eine befriedigende Antwort zu geben im Stande ist.
Fig. 16 auf Taf. XV bildet ein Hierlatzkalkstück von der Kanzel im Reichenbachthal ab, auf welchem
man leicht eine grössere Anzahl Kalkspathgänge wahrnimmt. Ausserdem laufen aber auch ganz schmale,
unregelmässig gezackte Linien über die Oberfläche, welche die Querschnitte besonderer Trennungsflächen
darstellen, die das Gestein allerwärts durchsetzen, gewissermassen in eine Anzahl unregelmässig geformter
Bruchstücke zerlegen und auch die Gänge häufig genug abschneiden, so dass letztere auf der anderen Seite
jener Linien keine Fortsetzung haben.
Diese Trennungsflächen unterscheiden sich von den Genespalten sehr wesentlich und ich nenne sie
zum Unterschied von jenen, Suturflächen, weil sie niemals auch nur annähernde Ebenen oder einfach ge-
krümmte Flächen darstellen, sondern eigenthümlich rauhe, zerhackte, mit spitzen, thurmartigen Erhebungen
versehene, wie gezähnte Oberflächen besitzen, von denen die Erhöhungen der einen Seite oft genau in die
Vertiefungen der anderen Seite eingefügt sind, so dass sie wirklich wie Nähte oder Suturen aussehen, auf
denen das Gestein auch in Wirklichkeit oft so fest zusammenhält, dass man es leichter auf irgend einer
anderen als gerade der Suturfläche entzwei schlagen kann (Fig. 11, 13, 15, 16 Taf. XV). Sieht man dagegen
die Form der Gangspalten an (Fig. 12 Taf. XV), so bemerkt man stets eine regelmässige Oberfläche, und
nur ab und zu sind einzelne kleinere Theile an denselben abgerissen und liegen nun im Mitten der Gang-
ausfüllung. Aber auch die Suturflächen liegen nicht immer dicht aufeinander, weitaus in der Mehrzahl der
Fälle sogar schiebt sich ein dünner, brauner, röthlicher oder schwärzlicher Belag dazwischen, der oft kaum
messbare Dicke hat, manchmal freilich bis zu Imm anschwellen kann. Noch grössere Mächtiekeiten hin-
gegen gehören zu En Seltenheiten. Zuweilen hat sich local zwischen beiden Flöchen auch etwas Kalkspath
ausgeschieden, jedoch niemals weder mit der Regelmässigkeit noch mit der Mächtigkeit wie bei Gangspalten.
Ebenso wie die Gänge so sinken auch diese Suturflächen bis auf mikroskopische Klemheit herab, aber das
Mikroskop entdeckt sie leicht und lehrt, dass sie ungemein verbreitet sind. Gelingt es, die Gesteine wenig-
stens eine Strecke weit nach diesen Suturflächen auseinanderzuschlagen, so lässt der schmutzig farbige Belag
nicht selten in einer bestimmten Richtung Rutschstreifen erkennen; es müssen also auf diesen Nähten trotz
ihrer Unebenheiten Bewegungen stattgehabt haben, und man begreift, dass während solcher an manchen
Stellen die Flächen stärker aufeinander gepresst, an anderen Stellen aber von einander entfernt werden
mussten. So konnten solche Suturen local sich zu klaffenden Spalten ausbilden, in welchen sich Kalkspath
anzusiedeln Gelegenheit fand.
Diese Suturflächen sind keineswegs auf das Gebiet der Vilser Alpen beschränkt, man bemerkt
sie in fast allen Kalksteinen, welche bedeutenderen Dislocationen ausgesetzt gewesen sind. Meines Wissens
sind sie bisher aber nur von Tuurmanx in eingehender Weise beschrieben und gewürdigt worden. Er hatte
sie in den Kalksteinen des schweizerischen Jura beobachtet; die Beschreibung, welche er von ihnen eibt, ist
sehr gut und es ist mir kein Zweifel, dass er die gleiche Erscheinung wie die hier beschriebene im Auge
gehabt hat. Seine Erklärung freilich ist nicht genügend. Er nennt sie syncollemes diaclivaires und
hält sie für Zerreissungen, welche in dem noch im „pelomorphen“ Zustand befindlichen Gesteine in Folge
allgemeiner Volumverminderung vor sich gegangen seien. Bleiben diese Zerreissungen offene Spalten, so nennt
er sie x&collemes, schlossen sie sich später wieder, so sind es eben jene syncoll&ömes, unsere Sutur-
flächen. Würde Tuurmann seine Beobachtungen nicht auf den Jura beschränkt haben, so wäre er wahr-
scheinlich zu einer richtigeren Auffassung gekommen, von der er nicht sehr entfernt gewesen zu sein scheint.
Die Alpen lehren uns, dass die gewaltigen Verschiebungen häufig die Kalkgesteine zu förmlichen
Breccien zerrissen haben, wodurch das ganze Gestein in eine Reihe von Einzelstücken aufgelöst wurde, welche
sich bei fortgesetzten Verschiebungen als Bewegungseinheiten benehmen konnten, ganz ähnlich wie die Ge-
rölle in eimem Conglomerat, also etwa wie die Kalkgerölle der miocänen Nagelfluh. Auf diese Weise konnte
sich zwischen den einzelnen Fragmenten eine Art Reibungsbreccie bilden, die sich durch Korn, Farbe.
Härte u. s. w. scharf abhebt (bunte Breecien der Alpen); oder wo die einzelnen Kalkfragmente direct an-
einander stiessen, konnten auch andere Veränderungen eintreten, welche denjenigen gleichen, die zwischen
den Kalkgeröllen der Nageltluh so häufig beobachtet werden, nemlich ein Kalkfragment konnte in das andere
eindringen, bei fortgesetzten Verschiebungen sich wohl auch wieder herausarbeiten und bei dieser Bewegung
die Contact-Oberfläche des anderen Fragmentes, sowie seine eigene mit Schrammen bedecken.
Schon früher habe ich (1850) den Contact zweier solcher Kalkgerölle auf Grund mikroskopischer Prä-
parate abgebildet. Es zeigte sich, dass beide Gerölle zahnförmig ineinander greifen, dadurch fest mit einander
zusammengefügt sind und dass mithin die chemische Auflösung eine sehr verschiedene an den verschiedenen
Contactstellen sein kann. Zwischen beiden Contactflächen hatte sich bräunliches Eisenoxydhydrat in grösseren
Mengen angesammelt und das mikroskopische Bild dieser Erscheinung stimmt somit mit demjenigen der
mikroskopisch kleinen Suturflächen auf das auffallendste überein. Man vergleiche Fig. 14 mit 11 Taf. XV.
Es liegen mir aber ausserdem eine Reihe von Kalkgeröllen mit Eindrücken vor, deren Contactstellen
auch für das unbewaffnete Auge alle die Erschemungen wieder erkennen lassen, welche wir soeben bei den
Suturflächen beschrieben haben. Zunächst ist die Contactfläche durchaus nicht glatt, sondern mit kleinen
Vertiefungen versehen, in welche das andere Gerölle mit stachelartigen Fortsätzen eingriff. Die Oberflächen
sind alle mit einem schmutzfarbigen, eisenreichen Ueberzug bedeckt, der in vielen Fällen Rutschstreifen
zeigt. Bis in die kleinsten Details kehren die Eigenthümlichkeiten der Suturflächen wieder, und sie zwingen
uns für beide Erscheinungen gleiche Entstehungsweise anzunehmen.
Der Druck, welchen die Kalkfragmente auf einander ausübten, wirkte chemisch auflösend auf beide
Theile, sie schoben sich in Folge dessen ineinander hinem, wobei die ursprünglich vielleicht ziemlich ebene
oder einfach gekrümmte Oberfläche ein zackiges unregelmässiges Aussehen gewann. Wie viel Kalk dabei
im einzelnen Fall in Lösung ging, lässt sich zwar nicht mehr berechnen, aber der Umstand, dass Gänge oder
Versteinerungen von solchen Suturflächen oft scharf abgeschnitten werden und auf der anderen Seite der
abgeschnittene Theil fehlt, lassen auf beträchtliche Auflösungen, manchmal wohl auch in Verbindung mit
Verschiebungen, schliessen.
Jedenfalls müssen wir die Suturflächen zu den Druckwirkungen stellen, und man könnte sie
darum auch als Drucksuturen der Druckschieferung anschliessen. Ganz entgegengesetzte Kräfte haben
somit die Suturflächen und die Gangspalten hervorgerufen, aber insofern besteht doch ein inniger Zusammen-
hang zwischen beiden, als die chemische Auflösung auf den Suturflächen das Material lieferte, welches die
Gangspalten ausgefüllt hat.
II. Palaeontologischer Theil.
Von dem im ersten Theile erwähnten Arten werden hier nur diejenigen zur Sprache kommen, welche
neu sind oder über welche neue Beobachtungen gemacht worden sind. Zuerst sollen die Brachiopoden be-
sprochen werden, weil sie für unsere Untersuchungen das meiste Material geliefert haben.
1. Die Brachiopoden.
A. Allgemeiner -iheil
Es sind besonders Arten der Gattungen Terebratula und Rhynchonella, die uns hier beschäftigen
werden. Die systematische Anordnung derselben ist wegen der fortwährend zunehmenden Anzahl von be-
kannten Arten neuerdings mehrfach Gegenstand eingehender Untersuchungen geworden. Dovvızı# hat 1879
die Genera Terebratula und Waldheimia in den Rang von Familien erhoben, welche im Ganzen 14 Genera
enthalten. Die Zerlegung geht nach dem Schema contradictorischer Gegensätze vor sich: Das Armgerüst
ist entweder kurz (Terebratulidae) oder nicht kurz (Waldheimidae); erste Unter-Eintheilung: das Armgerüst
ist entweder vollständig ringförmig oder nicht vollständig; zweite Unter-Eintheilung: das Gehäuse hat ein
Median-Septum oder es hat keines; dritte Unter-Eintheilung: Zahnstützen sind vorhanden oder fehlen. Nach
dieser Weise hat Dovvızız eine Tabelle entworfen, auf welcher sich sieben Vertikalreihen mit vier Hori-
zontalreihen kreuzen, welch’ letztere die Gehäuse nach ihrer äusseren Form als biplicat, einet, eoarcetat und
nucleat unterscheiden. In willkürlicher Weise ist die Länge des Armgerüstes als erstes, das Septum als
zweites und die Zahnstützen als drittes Eintheilungsmittel benutzt. Ebensogut könnte man die Reihenfolge
anders wählen, und es würde sich dann der Umfang der Genera und Familien ganz wesentlich ändern, je
nachdem man sich zu einer der sechs möglichen Combinationen entschlösse. Gegenüber diesem Fehler
mangelnder Natürlichkeit tritt ein anderer sehr zurück, der darin besteht, dass sich eine Anzahl von Arten
überhaupt im Schema gar nieht unterbringen lassen (z. B. die Obnucleaten) und dass die biplicaten Tere-
brateln unter die Reihe der Formen ohne Septum gestellt sind, obwohl die meisten ein wenn auch schwaches
Median-Septum besitzen.
Wennschon ein Theil der von Dovvıuı!: neugeschaffenen Namen von ZırrTeL in seinem Handbuche
der Palaeontologie (1880) adoptirt worden ist, so hat sich die Bedeutung derselben dabei doch darum
wesentlich geändert, weil Zırren’s Classification von derjenigen Dovvırıf’s im Princip abweicht. Tere-
bratula, in dem alten, weiten Sinne gefasst, schliesst bei ihm alle Terebratuliden mit frei im dem Inneren
herabhängenden Armschleifen ein und ist innerhalb der Familie den Gattungen Terebratella, Centronella,
Platidia etc. entgegesetzt. Drei Gruppen werden bei Terebratula selbst auseinander gehalten: die Formen
mit ringförmigem Armgerüst, mit kurzen und mit langen Armschleifen, und die drei Namen Terebratulina,
Terebratula und Waldheimia erhalten so eine engere generische Bedeutung. Als „Sectionen, denen höch-
stens der Rang von Subgenera zukommen dürfte“, werden dann bei Waldheimia 6 Gruppen mit Sonder-
namen aufgeführt (Waldheimia s. str., Eudesia, Macandrevia, Zeilleria, Aulacothyris und Antiptychina) und
bei Terebratula neben dem eigentlichen Genus die Subgenera Pygope, Dietyothyris und Coenothyris. Wir
haben es hier mit zum grössten Theil altbekannten Gruppen zu thun. Die Biplicatae, Nucleatae, Loricatae,
Cinctae und Impressae figuriren unter besonderen subgenerischen Bezeichnungen, zu denen noch einige andere,
wie Coenothyris, Eudesia und Macandrevia mit je einer Art und eine neue Gruppe der „Antiptychina“, die
Loricatae unter den Waldheimien, hinzukommen.
Aus ähnlichen Gesichtspunkten hat DesLon@cHamps 1854 ebenfalls eine Classification der Familie
der Terebratuliden gegeben, wobei sich die Namen allerdings in erheblicher Weise vermehrt hahen. Wo
Zırten drei Genera sieht, hat er sieben, und wo jener acht Sectionen unterscheidet und benennt, gibt er
siebenzehn Namen theils für Sectionen theils für Subgenera. Im Gegensatz zu DovviLur herrscht das Be-
streben vor, alle charakteristischen Eigenschaften der Brachiopoden-Gehäuse bei Bildung der Sectionen zu
benutzen und es wird dadurch jener künstliche eontradictorische Gang vermieden. Aber trotzdem bleiben
diese Sectionen doch immer nur künstliche und zufällige Zusammenstellungen, weil der Autor selbst in ihnen
nichts anderes sieht, „que des groupes fietifs, de veritables fietions qui servent simplement a devenir des
procedes analytiques, dans une synthese trop vaste, et que notre esprit a peine A concevoir“.
Einen anderen Weg hat schon früher Quvensrtepr zur Erlangung einer natürlichen Systematik ein-
geschlagen. Die Art ist ihm im Lager fixirt, wo aller Formenreichthum sich als Zufälligkeit oder Varietät
erweist. In höheren Lagern treten Veränderungen oft kaum fassbarer Natur auf, dann hilft man mit An-
gabe des Lagers, etwa mit «, ß, y u. s. w., oft sind die Veränderungen bedeutender, dann hat man neue
Namen. Aber immer knüpft sich das Aehnliche an das zeitlich Vorangehende an, und es gestalten sich so
natürliche Entwickelungsreihen, welche keine Fietionen mehr, wie DESLONGCHAMPS meint, sondern wirkliche,
mit der Hand greifbare Gruppen, Sippschaften oder Familien sind, ebenso natürlich zusammengehörig wie
die Kinder zu den Eltern.
Die Schwierigkeiten, welche dieser Methode entgegenstehen, sind allerdings erheblich und nicht
allein darin begründet, dass von vielen Arten das genaue Alter nicht bekannt ist und dass die zeitlich auf
einander folgenden Glieder einer Entwickelungsreihe nicht nothwendiger Weise auch örtlich in den auf
einander liegenden Schichten fossil erhalten zu sein brauchen, sondern insbesondere auch darin, dass die
einzelnen Eigenthümlichkeiten der äusseren Form des Gehäuses und der inneren Gerüste für jede Art zuerst
auf ihre Variations- und Entwickelungsfähigkeit untersucht werden müssen.
Schreibt man z. B. das Fehlen oder Vorhandensein von Zahnstützen einem generischen Unterschied
zu, so muss man nothwendig die palaeozoischen Arten Terebratula hastata, elongata etc. von den Jüngeren
echten biplicaten Terebrateln abtrennen, und man kann sie unter Dielasma zusammenfassen. Nachdem
Kosckissky aber bei 7. vulgaris beobachtet hat, dass diese Zahnstützen im Alter ganz verschwinden können,
und nachdem Zugmayer nachgewiesen hat, dass bei 7. gregaria in einigen Fällen ausnahmsweise‘ echte
Zahnstützen zur Entwickelung gelangt sind, ohne dass das Gehäuse dabei irgend welche Veränderung er-
litten hat, so darf man diesen Stützapparaten keine generische Stabilität zuschreiben und wird aus dem
Umstand, dass diese Stützen nur bei den geologisch älteren und ältesten biplicaten Terebrateln vorkommen,
folgern dürfen, dass diesen Reihen im Laufe ihrer Entwickelung die Zahnstützen verloren gegangen sind.
Das Gleiche gilt mit Bezug auf das Medianseptum der vorderen Schale. So lange man für die
eigentlichen Terebrateln das Fehlen dieses Septums als eine generische Eigenthümlichkeit ansah, musste
man Terebratula vulgaris als ein besonderes Genus oder Subgenus ausscheiden (als Coenothyris). Das
Median-Septum ist aber in Wirklichkeit den meisten Terebrateln (s. str.) gar nicht absolut fremd. 7. vitrea
entwickelt ein solches in recht kräftiger Form ausnahmsweise wie DESLONGCHAMPS gezeigt hat, und eine
genaue Untersuchung der echten biplicaten und eines Theiles der von mir unter der Bezeichnung der Uni-
plicaten zusammengestellten Arten lehrt, dass ein kurzes, schwaches Median-Septum auf der kleinen Schale
in der Regel vorhanden ist, dass also das etwas kräftigere Septum der 7. vulgaris durchaus nichts auffälliges
hat, wenn wir annehmen, dass mit der Abnahme der Zahnstützen auch eine Verkleinerung des Median-
septums bei dem Uebergang der geologisch älteren in die jüngeren Arten Hand in Hand gegangen sei.
Aehnliche Veränderungen der inneren Gerüste zeigen viele lebende Terebratuliden nach den Unter-
suchungen von FrıuE und DesLonGcHAanmps, hier aber periodisch geregelt bei jedem Individuum nach den
verschiedenen Wachsthums-Perioden. Bei manchen Genera scheiden die Mundanhänge schon in früher
Jugend feste Stützgerüste aus, welche später bei zunehmender Grösse und Formveränderung jener fleischigen
Anhänge theilweise oder ganz resorbirt und durch neue Gerüste ersetzt werden, welche von den früheren
fast ebenso verschieden sind als z. B. die Gerüste des Genus Megerlea« von denjenigen des Genus Platidia.
Bei anderen Geschlechtern ist die Veränderung nicht ebenso weit gehend, aber von erheblicher Reduction
der Stützapparate begleitet. So fand Frıve bei Waldheimia« eranium im der Jugend ein Median-Septum
auf der vorderen Schale, welches bei fortschreitendem Wachsthum der Schale und der Armgerüste allmählich
vollständig absorbirt wird. Waldheimia septigera und lenticularis behalten zwar ihr Septum, aber die ur-
sprüngliche Verbindung desselben mit dem Gerüste der Armschleifen wird mit zunehmendem Alter aufgehoben
und DestoxscHamps hält es sogar für wahrscheinlich, dass den meisten Waldheimien ein solcher Entwicke-
lungsgang eigen sei, welcher als eine Reduction der Stützapparate aufgefasst werden kann,
Coenothyris, Dielasma, Hemiptychina, Notothyris sind hiernach nur Bezeichnungen für die erste
Periode von Entwickelungsreihen, die wir z. Th. bis in Gegenwart verfolgen können.
Fasst man, nachdem die Veränderlichkeit der inneren Gerüste erkannt ist, die Entwickelungsfähig-
keit der äusseren Form des Gehäuses ins Auge, so fällt zunächst auf, dass manche Arten nur auf sehr
zarte äusserliche Unterschiede gegründet sind. Terebratula Strombecki, nucleata, curviconch« und bifida
z. B. oder Waldheimia sarthacensis, Waltoni und subbuceulenta gleichen sich ungemein, trotzdem sie zeit-
lich nicht zusammenfallen. Vergleicht man hingegen die gleichalterigen Terebr. Bouei und pingwicola oder
die W. sarthacensis und apeninica mit einander, so macht sich ein so grosser Unterschied bemerkbar, dass
ein naher Verwandtschaftsgrad dieser Arten ganz ausgeschlossen zu sein scheint. Es kommt dies daher,
dass die letztgenannten Arten sehr verschiedenen Formenkreisen entnommen sind. Der Formenkreis der
Obnucleaten, denen pingwicola angehört, ist gewissermassen das Gegentheil von dem der Nucleaten, denen
Bouei entnommen ist. Jene haben einen tiefen Median-Sinus auf der hinteren, diese auf der vorderen
Schale. Dass sich eine nucleate Art in eime obnucleate Form umwandeln können sollte, ist um so un-
wahrscheinlicher als diese fertig ausgebildeten Typen schon in der Trias resp. im Carbon auftreten. Zieht
man aber in Betracht, dass der Formenkreis der Nucleaten durch die Reihen der 7. diphya und sphenoidea
eng mit dem Kreis der Cineten durch die Reihen der 7. triangulus und adnetica verknüpft ist, dass weiter
die Cineten in den Kreis der Uni- und Biplicaten allmählich überführen und dass ebenso in den Ob-
nucleaten nur eine extreme Formentwickelung der Uniplicaten-Reihe gesehen werden kann, so erkennt man
doch, dass auch die Nucleaten und Obnucleaten Glieder einer zusammenhängenden Formenreihe sind, die
aber allerdings auf deren entgegengesetzten Enden stehen.
Es liegt nahe anzunehmen, dass die acht Formenreihen der Biplicaten, Uniplicaten, Cincten, Cor-
nuten, Nucleaten, Coarctaten, Costaten und ÖObnucleaten sich aus einem gemeinsamen Urtypus entwickelt
haben und dass nur unsere ungenügende Kenntniss palaeozoischer Terebrateln die Ursache ist, dass wir
diesen ersten Typus noch nicht kennen. Indem wir alle die verschiedenen Gruppen dem einzigen Genus
Terebratula einverleiben, wird solcher Anschauung in genügender Weise Ausdruck verliehen. Vorsichtiger
muss man bei Einreihung derjenigen Arten verfahren, welche bisher gewöhnlich unter der generischen oder
subgenerischen Bezeichnung Waldheimia zusammengefasst worden sind.
Die Waldheimien unterscheiden sich von den eigentlichen Terebrateln durch eine Reihe von Eigen-
thümlichkeiten, von denen man mit Unrecht gewöhnlich die eine, die grosse Länge des Armgerüstes, all-
zusehr in den Vordergrund stellt. Das lange starke Median-Septum, die Zahnstützen, die Art der Be-
festigung der Crura am Schlossfortsatz, der spitze Schnabel mit kleinem Foramen und die scharfen Areal-
kanten sind alles Eigenschaften, von denen die eine oder andere zwar in einzelnen Fällen nicht vorhanden
ist, die aber in ihrer Gesammtheit den Waldheimia-Arten einen besonderen Habitus verleihen, der sie leicht
von den echten Terebrateln unterscheiden lässt. Dass die Länge des Armgerüstes auch bei Terebrateln
hie und da bedeutend sein kann, ist nicht nur von den älteren Typen (Dielasma), sondern auch von
jüngeren Formen (Dietyothyris nach DEsLONGcHAMmPs) bekannt. Sie kann also durchaus nicht mehr als ein
durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal gelten, ebenso wenig als das Median-Septum, welches bei Dielasma
und den Biplicaten ziemlich kräftig entwickelt vorkommt, während es z. B. bei Waldheimia eranium ganz
fehlt. Die Zahnstützen haben sich zwar bei den Waldheimien bis in die jüngsten geologischen Perioden
erhalten, während die Terebrateln sie nur bis Ende der Triaszeit gekannt haben, aber es gibt auch zahl-
reiche Waldheimien, welchen sie gänzlich abgehen. Ebenso variirt die Spitze des Schnabels, die Schärfe
der Arealkanten und die Grösse der Foramens bei den Waldheimien zu sehr, um immer als sicheres Charak-
teristikum gelten zu können. W. flavescens und cardium z. B. haben ein Foramen wie die Terebrateln,
aber die inneren Gerüste sind hier sicher leitend. Durchgreifender vielleicht ist der Unterschied der Crural-
Befestigung. Bei den Terebrateln entspringen aus dem Schlossfortsatz 5 Septen, bei den Waldheimien
nur 3. Das mittlere ist bei manchen Terebrateln kaum oder gar nicht entwickelt, Kann aber auch bei den
Waldheimien in seltenen Fällen fehlen. Die 2 Septen beiderseits des Median-Septums dienen bei Wald-
heimia als Crural-Ansätze den Armlehnen als Basis und begrenzen zugleich die Zahngruben, während bei
den Terebrateln zu letzterem Zwecke zwei besondere Septen existiren. Die Schlossplatte verbindet bei
Waldheimia stets die 3 Septen, bei Terebrateln die 5, doch fehlt hier gewöhnlich die Verbindung mit dem
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 10
Median-Septum oder ist auf ein solches Minimum redueirt, dass man lieber von zwei Schlossplättchen, einem
rechten und linken spricht. Die Abbildungen auf Taf. I, II und VIII erläutern diese Verhältnisse, von denen
ich aber noch nicht weiss, ob sie eine systematisch schärfere Trennung bedingen als die anderen Unter-
scheidungsmerkmale.
Vergleicht man die älteren Terebratula-Typen (Dielasma, Coenothyris ete.) einerseits mit den jüngeren
echten Terebrateln und anderseits mit den Waldheimien, so könnte es scheinen, dass sie zwischen diesen
beiden eine Mittelstellung einnehmen und vielleicht für die einen wie die andern die Urtypen darstellen.
In solchem Falle müsste man für die eine Entwickelungsreihe Reduction der inneren Stützapparate, für die
andere Vermehrung derselben annehmen. Es ist aber nicht möglich, emen solchen Vorgang für die Wald-
heimien wahrscheinlich zu machen. Im Gegentheil weist der Zusammenhang des Septums mit den Arm-
schleifen bei den Jugendstadien der W. septigera und lenticularis, welcher späterhin gänzlich verschwindet,
eher darauf hin, dass auch die Entwickelungsreihe der Waldheimien mit stärker entfalteten Stützapparaten
begonnen habe. Jedenfalls aber erscheint es einstweilen, so lange diese Beziehungen nicht genügend aufge-
klärt sind, wünschenswerth, die Waldheimien von den eigentlichen Terebrateln getrennt zu halten.
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich zu Genüge der Sinn, welcher bei der nachstehenden Classi-
fication den sieben Gruppen der Biplicaten, Uniplicaten etc. beigelegt ist. Die einzelnen Arten sind inner-
halb jener Gruppen aber noch im Untergruppen gebracht, welche den hohen Verwandtschaftsgrad derselben,
soweit er aus dem ähnlichen Bau des Gehäuses erkannt werden kann, zum Ausdruck bringen sollen und
darum mit dem Namen „Sippe“ belegt wurden. Es versteht sich, dass dieses Wort nicht in dem weiten
Sinne gebraucht ist, welchen Bronx damit verbunden hat, sondern in der engeren Fassung, welche NÄGELI
und Prrer in ihren Arbeiten über die Hieracien umschrieben haben. Indem die Arten in ihrer chrono-
logischen Aufeinanderfolge übereinandergestellt erscheinen, ist Ende und Anfang jeder Sippe, soweit sie mir
bekannt sind, bezeichnet. Zwischen den einzelnen Arten wird ein enger genetischer Zusammenhang ange-
nommen, ohne dass darum immer eine directe Abstammung jeder Art aus der unter ihr stehenden ange-
deutet sein soll. Hierzu ist das Material noch viel zu lückenhaft. Aus demselben Grunde wurde auch von
dem Versuche, die einzelnen Sippen selbst unter einander in genetische Beziehung zu bringen, gänzlich ab-
gesehen. Wäre von jeder Sippe der: wirkliche Anfang bekannt, so würde man wohl am richtigsten, dieselbe
nach ihrer ältesten Species benennen und hätte bei genauer Kenntniss all’ ihrer Glieder durch alle geologi-
schen Perioden hindurch eine geschlossene „Formenreihe“, etwa wie solche Waagen für einige Ammoniten
aufgestellt hat. Da eine solche Vollständigkeit aber nicht zu erreichen war, so habe ich es für rathsam
gehalten, irgend eine recht typische Art mit einem bezeichnenden Namen zu benutzen und spreche also
z. B. von einer Carinata-Sippe bei den Waldheimien, obwohl mir in jener Sippe noch 4 ältere Arten bekannt
sind. Dass diese Sippen-Namen manchem als überflüssig und das Gedächtniss unnöthig belastend erscheinen
werden, steht zu erwarten, aber da sie durchaus anspruchslos auftreten und in die Nomenclatur der
Art und des Geschechtes in keiner Weise eingreifen, so wird ihre Last sich im Wirklichkeit kaum fühl-
bar machen.
Terebratula.
l. Gruppe der Biplicaten.
Gehäuse in der Stirngegend mit zwei auf der vorderen Schale liegenden Falten.
1. Grandis-Sippe. Gehäuse gross und länglich mit sehr starkem und gebogenem Schnabel.
Foramen gross. Die Doppel-Falte der vorderen Schale meist nicht stark entwickelt. Stirn verlängert.
Pliocän Scillae SEGUENZA.
Miocän grandis BLUMENB.
Kocän bisinuata Lam.
Senon obesa Sow. (Sowerbyi Hac.).
Neocom moutoniana ORB.
Tithon Tyschaviensis GLOCK. und insignis SCHÜBLER.
Malm bisuffareinata SCHLOTH.
Bathonien ventricosa Desu.
Bajocien adımca AR.
Rhät pyriformis SUESS.
2. Praelonga-Sippe. Gehäuse mittelgross, lang-oval, biplicat mit langer Medianfalte auf der
hinteren Schale. Schnabel kräftig mit mittelgrossem Foramen.
Gault Dutempleana Orr.
Neocom praelonga Sow.
Malın bieanaliculata SCHLOTH.
Callovien Tlongiplicata Opp.
| Permo-Carbon biplex, acutangula, problematica WAAGEN (Dieslasma)].
3. Maxillata-Sippe. Gehäuse gross, mit zwei sehr hohen und starken Falten. Schnabel kräftig.
Kleine Schale ziemlich flach.
Bathonien mazillata Sow.
u. Bajocien Phillipsi MoRrRr1s.
”
4. Wurttembergica-Sippe. Gehäuse lang, schmal und sehr dick. Mehr oder weniger biplicat.
Danien Harlani Morton.
Neocom _ microtrema WALKER.
Malm subbavarica AMON.
Bajocien Württembergiea Opr.
5. Sella-Sippe. Gehäuse rundlich bis pentagonal, selten etwas länglich. Mittelgross, biplicat.
Falten ziemlich stark. Schnabel und Foramen nicht gross.
Eocän Montilearnensis LEYM.
Cenoman phaseolina Lam.
Neocom Carteroniand ORB.
10*
Neocom _ sella Sow.
Malm suprajurensis THUR.
subsella LEYM.
Callovien Algoviana Opr.
subeanaliculata Opr.
Bathonien balinensis Sz.
Ferryi D8st.
Fleischeri Opp.
diptycha Opp.
Bajocien KEndesi Op».
infraoolithica DEsL.
varicans AR.
elliptiea AR.
6. Vulgaris-Sippe. Gehäuse rundlich bis länglich pentagonal, ziemlich gross. Loch mässig gross,
Stirn ziemlich stark aufgebogen. Grosse Schale ohne oder mit schwachem Sinus; kleine Schale mit Wulst,
der wenigstens im Alter gewöhnlich aus zwei Falten zusammengesetzt ist.
In palaeozoischen Formationen mit ziemlich langem Armgerüst, Median-Septum, Zahnstützen und
Zahngrubenstützen, die, mit Ausnahme eines schwachen Median-Septums, im Jura schon ganz fehlen.
Falten.
Neogen ampulla Br.
Senon Toncasiana ORB.
Genoman Tornacensis ORB.
Gault u. Cenoman biplieata Sow. (non BrocchHr).
Tithon immanis ZEUSCHNER.
gratianopolitensis PICT.
Bathonien intermedia Sow.
retrocarinata AR.
omalogastyr ZIET.
Bajocien submazxillata Dav.
perovalis SOw.
Mittl. Lias Veruewli Desn.
Muschelkalk vulgaris Scrworn. (Ooenothyris Dovv.).
Permo-Carbon itaitubense Derwy. (Dielasma).
7. Globata-Sippe. Gehäuse mittelgross, dieklich, stark biplicat, mit nahe beieinander liegenden
Schnabel ziemlich stark, mit mittelgrossem Loch.
Neocom acuta QUENST.
Rusillensis LoR. Neben-Sippe
valdensis LoRr. (mit grösserem Gehäuse).
Callovien Schenki WxL. dorsoplicata SUESS.
Bathonien globata Sow.
Bajocien Stephani Dav. latilingua AR.
Rhät gregania SUESS.
8. Transitionis-Sippe. Gehäuse ziemlich klein, dick, kurz eiförmig bis länglich. Loch mittel-
gross. Erst einfach uniplicat, später schwach biplicat werdend.
Oxfordien Birmensdorfensis ESCHER.
Callovien calloviensis Opr.
Saemanni Opr.
Bajocien Wrighti Dav.
9. Dorsoplana-Sippe. Gehäuse klein, pentagonal, biplicat, mit recht flacher kleiner Schale.
Euplasta-Sippe Dorsoplana-Sippe
(kleinere Formenreihe) (grössere Formenreihe)
Bathonien albicasa AR. Sowerbyi-Zone dorsoplana Waac.
Bajocien euplasta AR. Unt. Bajocien laterisulcata AR.
Mittl. Lias faucensis AR.
II. Gruppe der Uniplicaten.
Gehäuse mit einer einzigen Stirnfalte auf der vorderen Schale.
10. Punctata-Sippe. Gehäuse mittelgross. Commissuren eben oder an der Stirn einfach aufge-
bogen, nie biplicat. Loch ziemlich klein und Schnabel mehr oder weniger umgebogen.
Miocän Rovasendina SEG.
Tithon Carpatica ZITT.
Bieskiedensis ZEUSCHN.
Dogger Lossii Lers.
Bajocien ovoides Sow.
punctata oolithiea.
Lias Hawesfieldensis Dav.
punctata SOw.
Darwini Haımz.
subpunctata Dav.
Edwardsi Dav.
Unt. Lias Andleri Opr.
basilica Opr.
ovatissima QUENST.
Permo-Carbon elongata SchworH. (hastata Sow. ex parte).
truncata Waac. (Dielasma).
mummaula Waac. (Dielasma).
Carbon formosa Han.
11. Longicollis-Sippe. (Gehäuse gross, länglich bis kreisrund, flach, scharfkantig, an der Stirn
mehr oder weniger einfach aufgebogen. Schnabel halsförmig verlängert.
Cenoman depressa Lam.
Tithon Haidingeri HOHENEGGER.
moravica (GLOCK.
formosa Suess (non HALL).
Bauhini ETALL.
Repeliniana ORE.
Bathonien longicollis GREP.
Cassianer Schichten elongata Müxsr. (non SCHLOTH.). Gehäuse klein!
12. Vitrea-Sippe (Liothyris Dovv.). (Gehäuse mittelgross, rundlich bis länglich-rundlich. Schnabel
nicht sehr kräftig und mit kleinem Loch. Commissuren eben oder an der Stirn schwach aufgebogen.
Die hierher gestellten Arten lassen sich vielleicht zum Theil zu zwei Nebenreihen gruppiren.
1. Semiglobosa-Nebensippe.
Recent u. Neogen vitrea BORN. minor PHIL.
Senon carnea SOW. semiglobosa SOW.
subrotunda SOow.
Bajocien parabolica AR. simpleissima Suess Tithon.
Mittl. Lias Jauberti Des. sphaeroidalis Sow. Bathonien u. Bajocien.
Unt. Lias dubiosa Haas. subovoides Röm. Mittl. Lias.
2. Pecetorosa-Nebensippe.
Eocän «aequivalveis SCHAFH.
Unt. Dogger pectorosa AR.
Il. Gruppe der Cincten.
(Gehäuse ohne Stirnfalten.
13. Gerda-Sippe. Gehäuse birnförmig, mit breiter aber runder Stirn. Commissuren fast eben.
Tithon Bilimecki SuESs.
Bathonien Gerda Opr.
Bajocien Lrewifollis AR.
Mittl. Lias n. sp. (afl. Gerda).
i4. Adnetica-Sippe. Wie vorige, aber mit seitlichen vertieften Areolen.
Bathonien laticoxa Opr.
Ob. Lias Erbaensis SuEss.
Mittl. Lias adnetica Güms.
15. Triangulus-Sippe. Gehäuse dreieckig, mit breiter, ebener, etwas zweilappiger Stirn. Seit-
liche vertiefte Areolen.
Neocom Euganensis Prior.
Tithon triangulus Lam.
Mittl. Lias bilobata Zimt.
16. Gobulina-Sippe. Gehäuse klein, kugelrund, ohne Falten. Commissuren ziemlich eben.
Ob. Jura von Krakau sp. nov.
Ob. Lias cerasulum ZITT.
Mittl. Lias globulina Dav.
IV. Gruppe der Cornuten.
17. Bimammatus-Sippe.
Unt. Lias bimammata AR.
V. Gruppe der Nucleaten (Pyyope Lısx und Glossothyris Dowy.).
Gehäuse mit einem Stirn-Sinus auf der vorderen Schale.
18. Nucleata-Sippe (Glossothyris). (Gehäuse klein bis mittelgross, rundlich, mit starkem Sinus
auf der kleinen Schale. Ohne Seitliche Areolen.
Recent Wyvillei Dav.
Neocom Strombecki SCHLÖNB.
Tithon Bouei Zsuschn., aliena Opp., planulata ZirTT., rupicola Zimt.
Malm nucleata SCHLOTH.
Bathonien curviconcha Opr.
‚petroconcha GEM.
Bajocien Difida AR., nepos CANAVART.
Mittl. Lias aspasia MENEGH.
Unt. Lias nimbata Opr.
chrysilla Uun.
19. Diphya-Sippe (Pygope). Gehäuse mittelgross, durchbohrt oder zweigelappt. Vertiefte Areolen.
Neocom diphyoides OR».
Tithon diphya ZEUSCHN.
Jjanitor Pıcr.
Rogoznicensis ZEUSCHN.
sima ZEUSCHN.
dilatata CATUL.
20. Sphenoidea-Sippe. Gehäuse keilförmig, - dreiseitig; Stirn weit; Stirneommissur schwach
zurückgebogen, so dass die kleine Schale schief abfällt oder einen schwachen, seichten Sinus trägt.
Pliocän sphenoidea PHIL.
Neocom Meyeri Waux.
Neocom Becksi Röm.
Tithon muitis SUESS.
Scarabellii GEM.
Bathonien Fylgia Opr.
Lias sphenoidalis MENEGH.
Raiblerschichten Carinthiaca AR.
VI. Gruppe der Coarctaten (Dictyothyris Douv.).
Gehäuse mit doppeltem Stirn-Sinus auf der vorderen Schale.
91. Bifrons-Sippe. Gehäuse stark gefaltet, aber die zwei Falten liegen auf der grossen Schale,
während die kleine Schale zwei Einsenkungen und eine Median-Falte trägt, welcher auf der grossen Schale
eine Medianfurche entspricht. Die Schale ist sonst ganz glatt.
Neocom Moreana OR».
Tithon Euthymi Pıor. (subeanalis SUESS).
Callovien bifrons Ore.
Bathonien Bentleyi Dav.
Rossi Canxavarı (Drepanensis STEF.).
Bajocien rubrisaxensis AR.
galeiformis Dav. (= sub-Bentleyi),
Permo-Carbon simplex Waac. (Notothyris).
Carbon vesicnlaris Kos.
turgida HALL.
22. Reticulata-Sippe. Wie vorige, aber Schale mit netzförmiger Sculptur.
Puscheana Röm.
Malm Kurri Opp.
retieulata Sow.
Mittl. Dogger coarctata Sow.
Trigeri DEsL.
Jılii Orr.
VII. Gruppe der Costaten.
Gehäuse gerippt oder gefältelt.
93. Fimbria-Sippe. Gehäuse rundlich, kleine Schale abgeflacht (sphenoid).
Bajocien fimbria Sow.
Ob. Lias Keenieri Car. ,
Cassianer Schichten suborbieularis Münst. (non ARCHIAC).
Permo-Carbon Warthi Waag. (Notothyris).
inflata W.
Permo-Carbon nuinuta W.
subvesicularis Dav.
Djoulfensis ABICH.
24. Plicata-Sippe. (Gehäuse ziemlich gross und länglich. Commissur eben.
Senon Malmi Hac.
Bajocien plicata Buckm.
Mitt]. Lias Paumardi Dest.
25. Semistriata-Sippe. Gehäuse rundlich, Stimm fast eben oder meistens nach oben aufgebogen.
Neocom semistriata DEFR.
Mittl. Lias fimbrioides Desn.
Permo-Carbon sparsiplicata Waag. (Hemiptychina).
inflata W.
crebriplicata W.
himalayensis W.
Vielleicht schliesst sich hier die fast gar nicht gefältelte Rotzoana ScHhaur. aus Ob. Lias und He-
miptychina sublaevis WaaG. aus Permo-Carbon an.
VII. Gruppe der Obnucleaten.
Gehäuse mit Stirn-Sinus auf der hinteren Schale.
26. Trinuclea-Sippe. Gehäuse klein, breit, mit grossem rundem Wulst auf der kleinen Schale
und mit herabhängenden Flügeln.
Neocom Collinaria ORB.
Tithon pingweola Zimt.
Mittl. Lias Preeinin? Zimt.
Muschelkalk indistineta Beyr.? (allerdings nur schwach sinuös).
Carbon trinuelea Haut.
saceulus Martin.
Waldheimia‘).
I. Gruppe der Uniplicaten.
Gehäuse mit einer Stirnfalte auf der vorderen Schale.
1. Elliptiea-Sippe. Gehäuse länglich pentagonal, ziemlich gross, gegen die Stirn verschmälert.
Schalen-Commissuren in der Stirngegend schwach nach vorn gebogen.
*) Der Streit um die Prioritätsrechte, welche eine lebende amerikanische Hymenoptere auf diesen Namen hat, wird
wohl am besten durch ein beiderseitiges Gewährenlassen beigelegt.
ta:ı tograpkica. Bd. XXXIII. 11
Neocom
Tithon
Malm
Öxfordien
Callovien
Bathonien
Bajocien
Juddi WALK.
lugubris SUEss.
Danubiensis SCHLOSSER.
tetragona Röm.
buceulenta Sow.
subrugata DESL.
subbuceulenta CHap. u. DEW.
Waltoni Dav.
Mittl. Lias sarthacensis DesL.
Unt. Lias
Rhät
Darwini Desu.
perforata PIETTE.
elliptica Zuem.
Il. Gruppe der Cincten (Zeilleria BaytE e parte).
2. Lagenalis-Sippe.
Gehäuse ohne Stirnfalten.
Gehäuse lang vierseitig bis flaschenförmig. Grosse Schale tief gewölbt,
kleine Schale flacher. Commissuren eben oder an der Stirne etwas herauf oder herunter gebogen. Schnabel-
kanten nicht sehr stark entwickelt.
Neocom
Malm
Malm 8
Callovien
Bathonien
3. Pentagonalis-Sippe. Gehäuse mittelgross, rundlich bis pentagonal.
Neocom
Malm
Bathonien
Bajocien
longa Röm. (non Zrer.) und celtica MORRIS.
pseudolagenalis Mösch.
Delmontana Opr.
Oensoriensis ÜATT.
lagenalis squamifer QUENST.
umbonella Lam. (= Royerdana OR».).
lagenalis SCHLOTH.
ornithocephala Sow.
tamarindus SOWw.
villersensis LOR.
pentagonalis MANDELSL.
humeralis Röm.
Uadomensis DESL.
obovata Sow.
emarginata DOW.
Mittl. Lias Mariae Or».
4. Margarita-Sippe.
Anwachsstreifen.
CGommissuren eben.
Gehäuse klein, rundlich bis pentagonal; Commissuren eben. Mit faltigen
Callovien
Bajocien
margarita Opp.
truncatella AR.
Ob. Lias u. Bajocien Lycetti Desn.
Mitt]. Lias n. sp. (Wutachthal).
Unt. Lias Hertzii Haas.
Ill. Gruppe der Cornuten (Zeilleria BAyLE e parte)
Gehäuse mit Stirnsinus auf jeder Schale.
5. Cornuta-Sippe.
Mediandepression. Commissuren eben.
Neocom pseudojurensis LEyM.
Malm Möschi MayEr-Eym.
Dogger biappendieulata DeEsL.
Mittl. Lias nummismahs Lam.
cornuta SOow.
indentata Sow.
Moorei Dav.
quadrifida Lam.
subnumismalis DAv.
Unt. Lias cor Lam.
mutabilis Opp.
norica SUESS.
Rhät
6. Digona-Sippe. Gehäuse länglich dreiseitig mit abgestumpfter Stirn.
der Stirn mit einer Medianeinsenkung.
Malm indentata QuENST. (non Sow.).
Bathonien
Mittl. Lias Waterhousei Dav. (subdigona Orr.).
Unt. Lias Partschi Op».
oxygona UHLIG.
digona Sow.
stapia Opr.
IV. Gruppe der Nucleaten (Aulacothyris Douv.).
Gehäuse mit einem Stirn-Sinus auf der vorderen
7. Impressa-Sippe.
Schale und scharfen Schnabelkanten.
Neocom hippopus Rön.
Malm
Neben-Reihe.
impressa BUCH.
impressula QUENST.
Schale.
IV, magadiformis SUESS.
Gehäuse rundlich bis pentagonal, auf beiden Schalen an der Stirn mit einer
Auf beiden Schalen an
Gehäuse rundlich, mittelgross bis klein, mit starkem Sinus auf der kleinen
11*
Bajocien Meriani Opr.
Bakeriae Dav.
Mittl. Lias apeninica Zimt.
Heyseana D:st. (non Dunk.).
Unt. Lias DBeyrichi Ovr.
Engelhardti Opr.
frontensis AR. Neben-Reihe.
Cassianer Schichten Eudora LAUBE. Raibler Schichten forfeula AR.
8. Carinata-Sippe. Gehäuse länglich, gegen Stirn und Schnabel verschmälert. Kleine Schale
mehr oder weniger concav, besonders in der Stirngegend.
Neocom Woodwardi WAark.
Tithon Hoheneggeri SuEss.
cataphracta SuESS.
Bernardina ORB.
Mittl. Dogger Mandelslohi Opp.
cwwvifrons Opr.
emarginata SOw.
Ob. Lias hexagonalis BENECKE.
Unt. Dogger carinata Lam.
provincialis DESL.
Mittl. Lias vesupinata Sow.
florella OR».
Cassianer Schichten szbangusta Müsst.
9. Pala-Sippe. Gehäuse länglich, an der Stirn breit. Kleine Schale concav.
Neogen Peloritana See.
Oxfordien Baugieri OR®.
Callovien pala Buch und Sandbergeri (Desn.) Opr.
Bathonien amygdalina SUESS.
Gefion Opr.
Unt. Lias Ewaldi Opr.
V. Gruppe der Coarctaten (Antiptychina ZimT.).
Gehäuse mit doppeltem Stirn-Sinus auf der vorderen Schale.
10. Bivallata-Sippe. Gehäuse ziemlich klem, pentagonal, mit 2 Falten auf der kleinen und
einer Medianfalte auf der grossen Schale.
Malm subcanalis Müsst. (non SvEss).
Callovien Välsensis Opr.
Bathonien inversa QUENST.
Bathonien Dumortieri Des.
bivallata Dkst.
suleifrons BENECKE.
Bajocien supinifrons AR.
angustipectus AR.
Mittl. Lias Meneghini Parona.
Unt. Lias Haasi AR. (linguata major Haas neque Böckn).
VI. Gruppe der Costaten (Endesia und Waldheimia s. str.).
Gehäuse gerippt oder gefältelt.
11. Eudesia-Sippe. Gehäuse länglich-oval, mit Rippen, die entweder vom Wirbel bis zur Stirn
herablaufen oder am Wirbel fehlen. Mit Septum und mit oder ohne Zahnstützen.
Recent flavescens Lam. (Waldheimia s. str.).
Neocom Marcousana Opp.
Bathonien cardium Lam. (Eudesia Kına.).
Mittl. Lias G@rerangeri DESL.
Rhät polymorpha Se.
Permo-Carbon multiplieata Waxc.
VIl. Gruppe der Obnucleaten.
Gehäuse mit einem Stirn-Sinus auf der hinteren Schale.
12. Eugeni-Sippe. Sinus auf der grossen Schale. Kleine Schale stark gewölbt.
Lias Eugeni BucH.
Rhynchonella.
Der einzige, welcher einen brauchbaren Versuch gemacht hat, die vielen Arten dieses Geschlechtes
zu gruppiren, ist Quenstepr. Er benutzte dazu die äussere Form und unterschied 5 Musterformen, nemlich:
il,
nicht.
die
die
die
die
die
hochwulstigen Vogelschnäbler, unserer Acuta-Sippe entsprechend;
srobfaltigen Glattbäuche, unserer Triplicosa-Sippe entsprechend;
gabelspaltigen Striemenbäuche, bei uns die Rimosa-Sippe;
röhrentragenden Rundripper, bei uns die Spinosen;
dachrippigen Formen, bei denen „uns fast alle Merkmale im Stich lassen“, unsere Costaten.
Die Gruppen der Inversen und Striaten fehlen ihm ganz, und auch die Laeven anerkennt er
„Glatte Schalen sind äusserst selten“ (Brach. pag. 35).
(JUENSTEDT war auch der erste, welcher auf die Verschiedenheit der inneren Gerüste hinwies, indem
er auf die scheidewandähnlichen Crura einiger Formen der gewöhnlichen Entwickelung entgegensetzte.
Theils durch Entkalkung verkieselter, theils durch Anschleifen verkalkter Rlıynchonellen fand ich
neben den zwei schon bekannten noch zwei andere, also im Ganzen 4 Ausbildungsweisen der inneren Gerüste.
1. In der Regel bestehen dieselben aus zwei Zahnsepten in der grossen, einem Medianseptum in
der kleinen Schale, zwei am Wirbel der kleinen Schale vereinigten Schlossplatten,. und zwei schmalen, gegen
(lie grosse Schale gekrümmten Crura, welche an ihren freien unteren Enden mit Widerhacken versehen sind.
Man kann diese Crura mit dem Schabeisen (radula) griechischer Gymnastiker vergleichen, und ich nenne
Rhynchonellen mit solchen Crura darum radulifer. (Taf. XI Fig. 20 u. 21).
2. Seltener haben, bei sonst gleichen Gerüsten, die Crura, wie bei lacımosa nach QuENsTEDT'S
Untersuchungen, die Form von breiten, scharfen Septen, welche mit der Symmetrieebene des Gehäuses
ungefähr parallel ausgebreitet sind und eine sichelförmige Gestalt besitzen (Rhynchonellae faleiferae).
(Taf XI Fig. 19).
3. Es können solche sichelförmige Crura aber so breit werden, dass sie mit der nach der kleinen
Schale gerichteten Schneide an jene anstossen, mit ihr verwachsen sind und somit als wirkliche von der
Schale ausgehende Septen erscheinen (Rhynchonellae septiferae). (Taf. VIII Fig. 46—48).
4. Hierdurch scheint die Bedeutung des Medianseptums verloren, und es kann wie bei trigona ganz
fehlen. (Taf. XI Fig 18).
Innerhalb der sieben grossen Gruppen oder Formenkreise der Inversen, Laeven, Semicostaten, Co-
staten, Striaten, Rimosen und Spinosen, welche in ihrem systematischen Werthe genau den Gruppen der
Biplicaten, Cineten, Nucleaten etc. bei den Terebrateln entsprechen, erfolgt die Anordnung der einzelnen
Arten ebenfalls wie dort in dem Rahmen von Sippen oder Formenreihen, deren Zahl sich auf 34 beläuft.
Von 15 dieser Sippen ist mir der Bauplan der inneren Gerüste, wenigstens für einzelne Glieder der-
selben, bekannt, von 19 hingegen liegen noch keine einschläglichen Beobachtungen vor. Die Trilobata-,
Lacunosa- und Varians-Sippe gehören zu den Falciferen; die Inversa und Trigona zu den Septiferen und
10 weitere, nemlich die Amalthei-, Variabilis-, Concinna-, Plicatissima-, Tetraödra-, Inconstans-, Difformis-,
Plicatella-, Psittacea- und Spimosa-Sippe zu den Raduliferen.
l. Gruppe der Inversen.
Die vordere Schale trägt einen medianen Sinus. Diese Gruppe schliesst Zaeves, semicostatae und costatae ein.
1. Nucleata-Sippe. Kleines, globoses Gehäuse glatt oder mit schwachen Faltenrippen. Schnabel
kurz und umgebogen.
Klaus-Schichten mweula Opr.
Mittl. Lias pisoides Zimt. mit kleinen Faltenrippen.
Unt. Lias KAraussi Opp, \
Cassianer Schichten nzeleata AR. Gehäuse ganz glatt.
2. Inversa-Sippe. Kleines flaches Gehäuse, glatt oder mit schwachen Faltenrippen. Schnabel
höher als bei der Nucleata-Sippe und weniger umgebogen.
Ob. u. mittl. Dogger af. supinifrons AR.
Unt. Dogger supinifrons AR. (septifer).
Mittl. Lias vetroplicata Zwvr.
Unt. Lias ünversa Opp.
a var. frontensis AR.
Hallstätter-Kalk retrocita Suess.
3. Sammelgruppe. Enthält die mittelgrossen Formen, die wahrscheinlich verschiedenen Sippen
angehören. Ich stelle sie aber einstweilen hier zusammen, weil ich nur zwei dieser Arten aus eigener An-
schauung kenne.
Tithon contraversa Orr. (Gehäuse ganz glatt.
Segestuna GEM.
Unt. Malm Wolfi Neun.
Callov. (2) defluxoides Unuıe ) Gehäuse mit Faltenrippen.
Kaminski UHuıG
Klaus-Schichten de/fluxa Opr.
II. Gruppe der Laeven.
Gehäuse ganz glatt, mit oder ohne Wulst auf der vorderen Schale.
4. Longicollis-Sippe. Gehäuse ohne Wulst von ausgesprochen triangulärer Gestalt. Schnabel
spitz, gerade oder nur wenig vorgebogen.
Neogen Sicula SEGUENZA.
Tithon aft. Zisa Orr. (bei Vils).
Klaus-Schichten Zisa Orr.
Berchta Opp. (non var. mieroptycha Opr.).
Ob. Lias af. Berchta Orr. (am Rothen Stein).
Hallstätter-Kalk longicollis Svess.
Als Anhang führe ich an aus Cassianer Schichten und Wettersteinkalk
faucensis AR.
welche wahrscheinlich einer besonderen aber nahestehenden Sippe angehört.
5. Bipartita-Sippe. Gehäuse mittelgross, rundlich bis queroval, mit Median-Wulst auf der
vorderen Schale. Häufig asymmetrisch. Die Stirnnaht ist entweder einfach rund gebogen, oder in der Mitte
spitzwinkelig gebrochen oder mit mehreren zackigen Krümmungen versehen.
Recent inflexa Desn. (von MOREA).
Neogen bipartita Broccnn.
Eocän polymorpha Mas.
Unt. Kreide deeipiens ORr®.
Titlıon tatıica ZEUSCHN.
aff. Alla Opr.
Klaus-Schichten Atla Orr. (= penninica Unui ?).
coaretata Op».
Lias aff. Atla Opr.
ge
Dachstein-Kalk amphitoma curvifrons (JUENST.
Hallstätter-Kalk dilatata Surss.
Devon Beyrichi KAYSER.
Auch die Rh. firminiana FrAUSCHER gehört hierher als stark querovale Form, der amphitoma curvi-
frons verwandt.
6. Undata-Sippe. Gehäuse mittelgross, rundlich, mit einem schwachen Wulst auf der vorderen
Schale, der aber meist aus mehreren nebeneinander geordneten Faltenaufbiegungen zusammengesetzt ist.
Diese Falten haben jedoch weder die Form noch die Regelmässigkeit eigentlicher Rippen.
Mitt]. Lias zımndata PARONA.
Unt. Lias subumdata AR.
Ill. Gruppe der Semicostaten.
Gehäuse weder ganz glatt noch ganz gerippt. In der Wirbelgegend glatt, gegen die Schalenränder mehr
oder weniger stark gerippt, so dass. die Commissuren alle gezackt sind.
7. Acuta-Sippe. Mittelgrosses Gehäuse mit hohem, stark vorspringendem Wulst, mit wenigen,
breiten, niedrigen Rippen auf den Flügeln und zuweilen auch auf dem Wulst.
Neocom Moutoniana ORB.
Malm Loxiae FISCHER.
Ob. Dogger acutiloba DesL.
Unt. Dogger eynocephala BucH.
ringens HERAULT.
Mittl. Lias Mariottii Zum.
Unt. Lias acaıta Sow.
Cassianer Schichten subacuta Müsst.
Carbon u. Devon acıminata MARTIN (sehr grosse Formen).
Rochkymontana MARCOU.
8. Meridionalis-Sippe. Aehnlich der Acuta-Sippe. Aber mehr und engere Rippen.
Mittl. Lias meridionalis DEst.
Cassianer Schichten semiplecta MÜNSTER.
Carbon u. Devon pugnus MARTIN.
9. Triplicosa-Sippe. Mittelgrosses Gehäuse mit Wulst und mehreren rundlichen, kurzen Rippen.
Recent Grayi Woopw. (Fidschi Inseln).
Cretacisch limbata SCHLOTH.
Ob. Dogger Olesiana Lers.
triplicos« (QUENST.
Mittl. Lias lineata Dav.
fureillata Taevigata QuEnsT.
10. Orthoptycha-Sippe. Mittelgrosses Gehäuse mit triangulärer Form, kaum sehr schwachem,
markirtem Wulst und geraden, gleichmässig radial ausstrahlenden Rippen.
Ob. Dogger biplicosa QUENST.
Mittl. Dogger orthoptycha Opr.
Unt. Lias orthoptychides AR.
1l. Prona-Sippe. Kleines, rundliches Gehäuse mit Wulst und ganz wenigen, sehr kurzen,
faltenartigen Rippen.
Klaus-Schichten adunca Opr.
Ob. Lias DBouchardi Dav.
Unt. Lias »prona Opr.
12. Oxynoti-Sippe. Kleines Gehäuse mit Wulst und vielen kleinen scharfen Rippen.
Ob. Lias capitulata Tate.
Mittl. Lias Duchi Römer.
Unt. Lias oxynoti QUENST.
gryphitica Quesst. (und Deffneri Opr.).
Cassianer Schichten semicostata Münsrt.
Carbon Uta Marcor.
13. Scalpellum-Sippe. Gehäuse sehr klein und flach. Schnabel klein und schwach. Wulst
kaum vorhanden.
Ob. Dogger Steinbeisi QUENST.
Unt. Dogger opalina QuEnxsT.
Mittl. Lias scalpellum QuENST.
IV. Gruppe der Costaten.
1. Abtheilung ohne seitliche Areolen.
14. Amalthei-Sippe. Gehäuse klein, Stirn gejocht, Wulst mehr oder weniger stark ausge-
prägt. Feine Rippen.
Turon Ouvieri ORB.
Malm y strioeineta QUENST.
Lias 6 Amalthei Quast. und subdecussata Münxst. (radulifer).
nr caleieosta Quenst. (radulifer).
Unt. Silur (Trenton) argenturbica WHITE.
15. Varians-Sippe. Gehäuse klein, mit Wulst und feinen Rippen, äusserlich der Amalthei-Sippe
recht ähnlich, aber mit falciferem Gerüste.
Oxfordien Thurmanni Vonvz (faleifer).
Mitt]. Dogger varians Scnuorn. (faleifer).
Unt. Dogg
ser cymatophora AR. (falcifer).
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 12
16. Plicatissima-Sippe.
Schnabel gebogen.
17. Ramosa-Sippe.
ee
Malm y triloboides QUENST.
Ob. Dogger pugilla AR.
Unt. Dogger mutans AR. (radulifer).
Gehäuse klein, mit vielen aber ziemlich kräftigen Rippen, mit Wulst.
Unt. Lias plicatissima QuEnsT. und salösburgensis NEUMAYR.
Carbon metallica WHITE.
Gehäuse klein und flach, Wulst nur schwach oder ganz fehlend. Schnabel
hoch und spitz. Die ziemlich zahlreichen Rippen vermehren sich vom Wirbel an und durch vielfache Diechotomie.
Callovien Fürstenbergensis QUENST. (minuta Dest. e parte).
Unt. Dogger fascilla AR.
Lias squamiplex (QUENST.
ramosa AR.
fuseicostata UHLIG.
? Matyasovskyi BOEKH.
18. Variabilis-Sippe. Gehäuse mittelgross, Stirn gejocht,
kräftige Rippen.
19. Coneinna-Sippe.
vor. Feine Rippen.
Tithon Hoheneggeri SuEss.
Zeuschneri ZITTEL.
Dogger Eihningensis (JUENST.
Fischeri Dkst. (non ROVILLIER).
Dumortieri SZAINOCHA.
Mitt]. Lias vaiabilis SchLorn. (radulifer).
triplicata serrata QUENST. (?)
Unt. Lias belemnitica QUENST.
Rhät subrimosa SUESS.
Schnabel kräftig.
Senon plieatilis Sow (radulifer).
Cenoman grasiana ORB.
Neocom lata OR».
Callovien spathica (LisK) DESsL.
Vilsensis Orr.
Bathonien coneinna Sow. (radulifer).
Badensis Opr.
Bajocien angulata Sow. (non LinNE)
Lias y curviceps QUENST.
Rhät fissicostata SUESS.
Wulst ausgeprägt. Wenige aber
Gehäuse mittelgross, Stirn gejocht, aber Wulst fehlt oder tritt nur wenig
a
20. Quinqueplicata-Sippe. Gehäuse gross, geflügelt und mit kräftigem langem Wulst.
Wenige aber starke Rippen.
Tithon Fischeriana ORR.
Oxfordien Visulica Opr.
Doeger decorata SCHLOTH.
Lias quinqueplicata ZIET.
Rhät austriaca SUESS.
21. Trilobata-Sippe. Gehäuse wie bei der Quinqueplicata-Sippe, aber mit vielen, feinen Rippen.
Cenoman Deaugasi ORB.
vespertilio BROCCHT.
Ob. Malm trilobata Zier. (faleifer).
Dogger Deslongchampsi Dav.
22. Lacunosa- und Tetraädra-Sippe. (Gehäuse gross, nicht stark geflügelt. aber mit ent-
schiedenem Wulst. Viele, kräftige Rippen, die sich oft durch Dichotomie vermehren, zuweilen aber auch an
Zahl gering sind.
Ein Theil der Arten, welche ich hier zusammenstelle, sind radulifer (tetraödra), ein anderer Theil
faleifer (lacumosa), von mehreren aber kenne ich das innere Gerüst noch nicht. Unter guadriplicata scheinen
zwei verschiedene Arten verborgen zu sein. Was Orren als Stiwfensis beschrieben hat, ist z. Th. Quex-
STEDT’S var. planifrons (radulifer), z. Th. QuEnsteor's var. pugnacea (falcifer). Später wird man die zwei
Sippen auseinander halten können.
ÜCenoman compressa RB.
Gault sulcata PARK.
Neocom depressa ORB.
Malm lacunosa SCHLOTH. {faleifer).
Mittl. Dogger guadriplicata Zier., var. planifrons QuExsr. (radulifer).
A var. pugnacea Quenst. (falcifer).
obsoleta Sow. (radulifer).
Unt. Dogger subtetraödra Dav.
Lias tetraödra Sow. (radulifer).
23. Inconstans-Sippe. Gehäuse gross, unsymmetrisch. Median-Wulst fehlt. Rippen kräftige.
Malın pinguis Röm. (radulifer).
Astieriana ORR.
eorallina LEyM.
semiconstans Eran. (radulifer).
inconstans On». (radulifer).
Dog
q
er bilobata BENECKE.
[6
prava AR. (radulifer).
2, op
24. Difformis-Sippe. Gehäuse unsymmetrisch, ohne Wulst. Rippen fein.
Cenoman difformis Lisx (radulifer).
Tithon isotypus GEM.
Unt. Dogger infirma AR. (radulifer).
2. Abtheilung mit seitlichen Areolen.
25. Serrata-Sippe. Gehäuse ziemlich gross, grobrippig, ohne Wulst, Stirn gebogen, nicht gejocht.
Malm (Gemmellaroi ZimT.
Unt. Dogger rubrisaxensis AR.
Mittl. Lias serrata Sow.
regia AR.
Unt. Lias polyptycha Opr.
26. Plicatella-Sippe. Gehäuse wie bei der Serrata-Sippe, aber mit vielen feinen Rippen.
Ob. Dogger Ferryi Dest.
Mittl. u. Unt. Dogger plicatella Sow. (radulifer).
Unt. Lias acanthica Par.
Magni AR.
Fraası Oper.
27. Retusifrons-Sippe. Gehäuse mittelgross, mit schwachem und in der Mitte eingedrücktem
Median-Wulst auf der vorderen Schale.
Klaus-Schichten Etalloni Op.
Unt. Lias retusifrons Opr.
Caroli Opr.
28. Trigona-Sippe. Gehäuse mittelgross, triangulär mit breiter Stirn.
Malm (Acanthicus-Z.) Nieolisi Par.
Callovien trigonella AR. (septifer).
Voultensis Orr. (septifer).
Bathonien trigona QUENST. (septifer).
V. Gruppe der Striaten.
Die Schalenoberfläche ist mit feinen Streifen bedeckt.
29. Psittacea-Sippe. (Gehäuse mittelgross, rundlich. Stirneommissur gejocht.
recent psittacea Liss& (radulifer).
Cenoman Dineolata Prin.
Gault Olementina ORB.
Tithon spoliata SUESS.
capillata Zimt.
u Hop
30. Subechinata-Sippe. Gehäuse triangulär. Stirn schwach oder gar nicht gejocht.
Tithon Agassizi ZEUSCHN.
Klaus-Schichten subeehinata Orr.
31. Striatula-Sippe. Gehäuse rundlich, klein. Stirn schwach gejocht. Fast ohne Wulst und Sinus.
Unt. Oolith Beneckei Neun.
Ob. Lias Schuleri Opp.
VI. Gruppe der Rimosen.
32. Rimosa-Sippe. Gehäuse rundlich, mittelgross, mit Wulst. Die feinen Rippen des Randes
gehen gegen die Wirbel in eine grössere Anzahl feiner Streifen über.
Ob. Kreide subplicata MANTELL.
Genoman Dutempliana One.
Gault antidichotoma Or». (Gehäuse sehr gross und flach).
Malm strioplicata Quest. (e parte).
Unt. Dogger Wrighti Fischer.
Mittl. Lias fureillata TrEon.
rimosa Buch.
Unt. Lias rimata Oper.
Devon Schnuri VERNEUIL.
VIl. Gruppe der Spinosen.
Gehäuse von feinen, etwas unregelmässigen und dichotomisch sich verzweigenden Rippen bedeckt, welche
hohle Stacheln tragen.
33. Senticosa-Sippe. Gehäuse mittelgross, feinrippig, ohne erheblichen Wulst.
Ob. Malm senticosa SCHLOTH.
Oxfordien spinulosa Opp. (senticos« « und y QUENST.).
Callovien myriacantha Dest.
Baliner Oolith rogans Suess.
Bajocien sentosa Quenst. (senticosa Dav., non SCHLOTH.).
? tenuispina Waag. (vielleicht — sentosa).
Als Anhang führe ich zwei einzelstehende Formen an, die sich durch gröbere Rippen leicht von
der Senticosa-Sippe unterscheiden.
Bathonien u. Bajocien spinosa SCHLoTH. (= costata Or.) radulifer.
Bajocien (rossö WALKER (= oligocantha BRANCO).
B. specieller Dhenl
I. venus Terebratula.
1. Terebratula adunca n. sp. -
Taf. I Fig. 15—18.
Testa biplicata, elongata, ovata, ad frontem truncata, crassissima in superiore, latissima in
inferiore parte.
Valvarum commissura ad latera subinflexa, ad frontem procurvata at medio sinu mediocri plicata.
Minore valva ad umbonem et in mediam partem supplanata, frontem versus duabus plieis parum
productis et sinu medio inter se conjunctis elata.
Majore valva ad umbonem gibba, frontem versus declivi et in adolescente testa aeque convexa, in
senescente testa duabus depressionibus in tertiam valvae partem productis instructa.
Apice crasso, compresso, elongato, ad latera subcarinato, incurvato atque deltidium fere totum obtegente.
Foramine rotundo, magno.
Intus ignota.
Beschreibung. Das Gehäuse ist ausgesprochen länglich-eiförmig, was auch schon in den jugend-
lichen Exemplaren und bei den alten in der Form der Anwachsstreifen hervortritt. An der Stirn stets
gerade abgestumpft erreicht es in deren Nähe auch die grösste Breite, während die grösste Dicke näher an
der Spitze liegt. Die Schalen-Commissuren sind seitlich ziemlich gekrümmt, biegen gegen die Stirn hin
stark vor, zugleich sich zu einer doppelten Wellen-Linie vereinigend.
Die kleine Schale ist am Wirbel etwas abgeflacht und läuft gegen die Stirn in zwei aufragende
Falten aus, welchen im ausgewachsenen Zustande auf der grossen Schale zwei ein Drittel der Schalenlänge
erreichende Einsenkungen entsprechen. In den jüngeren Exemplaren hingegen ist die grosse Schale eleich-
mässig gewölbt ohne Einsenkungen und nur gegen den Schnabel hin etwas aufgebläht.
Der dieke und hohe Schnabel ist seitlich etwas zusammengepresst und nach vorn so stark umge-
bogen, dass das Deltidium fast ganz von ihm verdeckt wird. Die Schnabelkanten sind nicht scharf und
nur kurz. Das Schnabel-Loch ist rund und gross.
Grössen-Verhältniss. Höhe 15 Breite 11 Dicke 7
17 1259 5
19,5 17 10
34 25 IM
Fundort. 4 St. aus dem Unter-Oolith des Rothen Steines.
Bemerkungen. Obwohl von dieser Art nur die 4 abgebildeten Exemplare vorliegen und eine
Untersuchung der inneren Gerüste aus diesem Grunde unterbleiben musste, so ist die Form derselben doch
so charakteristisch und von derjenigen der mitvorkommenden Arten so verschieden, dass der Versuch, auf
sie eime Artbeschreibung zu gründen, gerechtfertigt erscheint, wenn schon von später hinzukommendem
Material manche Veränderung resp. Erweiterung der Diagnose erwartet werden darf.
Verwandtschaft. Das biplicate längliche Gehäuse mit starkem Schnabel und grossem Foramen
‚stellt diese Art zeitlich zwischen die rhätische pyriformis Surss und die ventricosa Zıer. des mittleren
Dogger (Grandis-Sippe). Der Lias hat merkwürdiger Weise zu dieser Sippe noch keine Art geliefert.
2. Terebratula infraoolithica DesLoxGcHAnrs.
Taf. III Fig. 1—6, 19a —d.
Die Art ist von DesLoxscHanrs aufgestellt und eingehend beschrieben worden. Seine Diagnose
passt vollständig auf unsere Art, nur müssen einige der gegebenen Abbildungen ausgeschlossen werden.
Der Typus wird durch Fig. 6 und 7 auf Taf. 55 gegeben, Fig. 4 und S gehören auch hinzu, sind aber am
Rothen Stein nicht vertreten. Fig. 1, 2, 5 auf Taf. 58 und Fig. 1—2 Taf. 59 kann ich nicht auf die gleiche
Art beziehen. Fig. 1 Taf. 59 ist augenscheinlich die dorsoplana WAaAGEN’s.
Mit Fig. 1—6 auf Taf. III gebe ich die verschiedenen Alterszustände des Typus; für alle ist die
rundlich subpentagonale und flache Form mit den spitzen Schalenwinkeln und an der Stirn ziemlich weit
abstehenden Falten charakteristisch, sowie dass selbst bei den kleinen von 17 mm Höhe an schon zwei Ein-
faltungen auf der grossen Schale vorhanden sind, die den Falten der andern Schale entsprechen.
Die vordere Schale besitzt ein feines Median-Septum, welches aber nicht ganz die Länge der beiden
schmalen, nach unten nur wenig sich verbreiternden Muskeleindrücke erreicht (Fig. 3). Das Armgerüst,
dessen aufsteigende Arme und Lehne unbekannt sind, geht etwa soweit herab als die Muskeleindrücke, also
etwa bis zum oberen Drittheil der Schalenlänge.
Die Schlossplättchen, welche die Crura mit den Zahngrubensepten verbinden, sind ziemlich lang
(Fig. 19 a—d).
Fundort. Ueber 100 Stück vom Rothen Stein.
Var. concamerata.
Taf. III Fig. 19, 19e—f, 20—26.
Die Unterschiede zwischen dieser Varietät und dem Typus bestehen erstens in der grösseren Dicke
des Gehäuses und stärkeren Wölbung der vorderen Schale, zweitens in den höheren Falten und in Folge
dessen den grösseren Biegungen der Stirnnähte und drittens in den mehr eiförmigen als pentagonalen
Umrissen.
Es sind das mehr quantitative als qualitative Unterschiede und demgemäss trifft man Zwischen-
formen, denen sehr schwer ihr Platz anzuweisen ist. Getrennte Arten sind es keinenfalls; jedoch halte ich
es für vortheilhaft, die extremen Formentwickelungen einstweilen als Varietäten auseinander zu halten.
Gemeinsam sind beiden die inneren Gerüste, die Form der Muskeleindrücke, die Beschaftenheit
des Schnabels und die spitzen Schalenwinkel.
Gleichwohl nimmt var. concamerata der Form nach eine Mittelstellung zwischen dem Typus und
Enudesi ein, besonders wenn man die Dicke des Gehäuses ins Auge fasst. Das Vorhandensein der Ein-
senkungen auf der hinteren Schale ist zur Unterscheidung nicht durchweg stichhaltig, wie Fig. 21 lehrt, bei
der sie fehlen, und wie Fig. 19 von Endes’ auf Taf. IV zeigt, bei der sie vorhanden sind. Der stumpfere
Schalenwinkel und der stärkere Schnabel entscheiden aber auch in solchen Fällen für Erdesi.
Typus. Var. concamerata.
Grössen-Verhältniss. 13 12 5ih 12 12 8
14 15 7 14 14 9
1k7/ 16 sih 16 15 10
19 18 91h 19 1 11
20 18 &) 20 15 12
21 19 11 22 20 131),
23 21 12 23 21 14/2
26 23 12 25 21 15
Fundort. 76 Stück vom Rothen Stein.
Alter. Nach DestoxnscHames, welcher diese Art zuerst 1871 beschrieben hat, ist ihre Verbreitung
in Frankreich auf den unteren Dogger, und vorzugsweise auf die Opalinus-Mergel beschränkt. In England
lieet sie nach Davınsoxn und DesLonecHanrs in den Grenz-Schichten zwischen Lias und Dogger. In
Lothringen soll sie nach Haas auf der Grenze der Murchisonae- und Sowerbyi-Zone gefunden werden.
Weiter nach Osten konnte man sie bisher nicht verfolgen.
Schon Destoxscnanrs hob ihre nahe Verwandtschaft mit ‚Kudesi hervor. Auch unsere neue Arten
der elliptica und varicans stehen ihr sehr nahe. Eine ähnliche Formenreihe kehrt im mittleren Dogger
wieder in der Ter. Fleischeri Opp., Ferryi Dest. und diptycha Orr. und erlebt in der Ter. Alyoviana Orr.
und subeanaliculata Orr. ihre Fortsetzung während der Callovien-Periode. Es ist das der Anfang jener bis
ins Tertiär verfolebaren Entwickelungsreihe, welche ich als Sella-Sippe zusammengefasst habe.
5. Terebratula Eudesi Orper.
Taf. IV Fig. 12—16, 18—21. Taf. VIIL Fig. 1—2.
Diese von Orrer 1856 aufgestellte Art ist erst von DEsLonGcHAnmPs 1861 genau beschrieben und
abgebildet worden (Taf. 59 Fig. 5—11, Taf. 60 Fig. 1), wobei in der lateinischen Diagnose leider die sinn-
störende Auslassung einer ganzen Zeile übersehen worden ist. Aus der französischen Beschreibung ergänzt
man indessen leicht nach: „Valvarum commissura ad latera parum inflexa, ad frontem biplicata sinuata“.
Minore valva ad cardinem plus minusve gibbosa, ad frontem biplicata „plicis crassis obtusis“ etc.
Das Charakteristische dieser Art liegt in dem -stumpfen Schalenwinkel, den kurzen Falten der
kleinen Schale, denen auf der grossen Schale in der Regel keine Einfaltungen entsprechen, und dem breiten
stumpfen Schnabel. Das Gehäuse ist rundlich oder länglich-oval, aber an der Stirn breit abgestumpft.
Das Armgerüst wurde erst 1854 von DrsLoxacHanps abgebildet und ist fast halb so lang als die
kleine Schale. Es entspricht das der ungewöhnlichen Länge der Muskeleindrücke, wie sie unsere F ig. 13c
zeigt. Das schwache, nicht ganz ebenso lange Median-Septum ist von DEsLonGcHAnPps übersehen worden.
Grössen-Verhältniss. 11!» 10 m
15 13 1%)
16 14 ll
19 18 14
26 21 17
Fundort. 37 Stück vom Rothen Stein.
Alter und Vorkommen. Die Art, welche früher unter verschiedenen anderen als globata, sphae-
roidalis, Kleini, bullata u. s. w. untergebracht worden war, ist erst 1857 von Orren davon abgetrennt
worden und wurde am eingehendsten 1871 von Destox@scHamrs beschrieben, nach welchem sie besonders
häufig in den Murchisonae-Schichten Frankreichs, seltener in der Opalinus-Zone von la Verpiliere ist. OPreu
hat auch die globata von Dundry (Davınsox Taf. XII Fig. 4) damit indentificirt, womit Davınsox später
(Supl. XVII Fig. 4) sich einverstanden erklärte. Indessen geht aus den Abbildungen, welche DESLONGCHANPS
von dieser nordfranzösischen Art gegeben hat, ziemlich sicher hervor, dass die echte Eudesi in England
nicht vorkommt.
Verwandtschaft. Unter den gleichalterigen Formen kann die Eudesi am ehesten mit gewissen
Varietäten der infraoolithica verwechselt werden, worauf auch DestonscHanps schon hingewiesen hat. In-
dessen lassen sich beide Arten doch besonders in den jugendlicheren Entwickelungsstadien scharf auseinander
halten. Ueber das Verhältniss zur Sella-Sippe siehe bei infraoolithica.
Die Entwickelung dieser Art am Rothen Stein weicht von derjenigen in Frankreich insofern etwas
ab, als hier die breiten Formen, wie sie DesLoxscHanrs (Taf. 59 Fig. 6 u. 10) abbildet, äusserst selten sind.
4. Terebratula varicans n. sp.
Taf. IV Fig. 1—6, 17 und Taf. VIII Fig. 6—7.
Testa biplicata, triangulari vel subpentagonali, paululum longiore quam latiore, ad frontem truncata,
crassissima in superiore, latissima in inferiore parte.
Valvis parum convexis, acute unitis. Commissura ad latera subinflexa, ad frontem biplicata.
Minore valva ad cardinem subgibbosa, ad frontem duabus plieis crassis parum productis, per latam
depressionem segregatis, et velut varicantibus instructa.
Majore valva ad cardinem inflata, ad frontem demissa, depressionibus duabus, subprofundis et ad
minoris valvae plicas oppositis instructa.
Apice brevi, angusto, non incrassato, satis incurvato, neque deltidium totum obtegente.
Foramine mediocri rotundo.
Signis musculosis adductorum in minore valva sub-latis, deorsum divergentibus, in tertiam valvae
partem productis et per aream angustam et medio septo tenui bipartitam segregatis.
Intus septis fossaliis et processu cardinali parvulis. Brachiorum fulero angusto, deorsum versus parıum
dilatato et ad tertiam valvae partem produeto. Ramis reeurrentibus brevissimis et in jugum planum ineurvatis.
Beschreibung. Das dreiseitige bis pentagonale Gehäuse ist nur wenig höher als breit, an der
Stirn breit abgestumpft und am dicksten in seiner oberen, am breitesten in seiner unteren Hälfte.
Die nicht sehr gewölbten Schalen vereinigen sich unter spitzen Winkeln. Ihre Commissur ist seit-
lich nicht stark gebogen, bildet an der Stirn aber eine doppelte Wellenlinie.
Die kleine und am Wirbel etwas bauchige Schale wölbt sich an der Stirn zu zwei breiten und
durch eine weite Einsenkung gleichsam „auseinander gespreizten“ Falten. Die grosse Schale ist in der
Schnabelgegend ebenfalls etwas aufgebläht, fällt aber gegen die Stirn flacher ab und entwickelt dort zwei
Einsenkungen, welche den Falten der kleinen Schale in ihrer Lage entsprechen.
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 15
|
Ne}
[07)
|
Ein schmaler, kurzer und nicht dicker Schnabel verdeckt durch seine Krümmung das Deltidium
nur theilweise, und ist von einem mittelgrossen, runden Foramen durchbohrt.
Die Muskeleindrücke auf der kleinen Schale bilden verhältnissmässig breite Felder, welche über das
obere Drittel der Schale fast noch herabreichen und zugleich nach unten sich ziemlich verbreitern und
divergiren. Ein schmales Medianfeld trennt dieselben und ist von dem dünnen Median-Septum der Länge
nach halbirt.
Aus dem schwächlichen Schlossfortsatze entspringen die Crura, welche die kurzen absteigenden Aeste
des Armgerüstes tragen, die nach unten schwach divergiren. Die rücklaufenden Aeste sind sehr kurz und
zu einer niedrigen bogenförmigen Brücke vereinigt. Die Länge des Armgerüstes verhält sich zur Breite
wie 5 oder 6 zu 3.
Fundort. Lieet in 67 Exemplaren vor aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Grössen-Verhältnisse. Länge 12 Breite 10 Dicke 5'/,
7 15 9
20 19 INUSE
22 151, 12"
24 20 12
jemerkungen. Diese Art unterscheidet sich von den anderen Biplicaten dieses Lagers gewöhn-
lich schon äusserlich sehr auffällige durch ihre dreiseitige Form und ihre an der Stirn weit auseinander
stehende, nach den Wirbeln aber convergirende Falten. Indessen kommen neben den mehr gleichseitig oder
länglich dreieckigen auch subpentagonale Formen vor und diese könnten dann leicht mit 7. concammerata
verwechselt werden, wenn nicht ihr kürzeres Armgerüst ihre Zugehörigkeit zu varicans bestätigte. In der
Jugend haben die Gehäuse eine länglich-eiförmige Gestalt und ebene Stirncommissur. Hieraus entwickeln
sich die verschiedenen Formen des Alters, wobei sich zugleich an dem Stirnrand erst eine bogenförmige
Aufstülpung und später eine deutliche Doppelfalte herausbildet.
Verwandtschaft. Steht der infraoolithie« zwar nahe, unterscheidet sich aber durch die starke
Divergenz der Falten und die dreiseitige Form des Gehäuses deutlich von dieser gleichalterigen Art. Unter
den jüngeren ähnelt ihr 7. Ferryi aus der Fullersearth von Ost-Frankreich am meisten, welche sich aber
durch den stärkeren Schnabel und die Secundärfältelung der Stirnfalten unterscheidet. Ueber die Zu-
gehörigkeit zur Sella-Sippe siehe bei infraoolithica.
5. Terebratula elliptiea n. sp.
Taf. III Fig. 7—12, 16, 27—29.
Testa biplicata, elliptica, ad frontem parum truncata, longiore quam latiore, subdepressa, latissima
et crassissima in media parte.
Valvis subeonvexis, acute unitis. Commissura ad latera subinflexa, ad frontem biplicata.
Minore valva subdepressa, ad frontem duabus plieis parvis, paululum productis et per depressionem
parum profundam segregatis instructa.
Majore valva ad cardinem subinflata, ad frontem demissa, depressionibus parum profundis aut fere
nullis, ad plicas minoris valvae oppositis instructa.
Zegge
Apice lato, brevi, non incrassato, satis incurvato et deltidium ex parte obtegente. Foramine
mediocri rotundo.
Signis musculosis adductorum in minore valva angustis, in tertiam valvae partem productis aut
longioribus etiam et deorsum divergentibus.
Intus septo medio gracili et duobus septis fossaliis parvulis. Cruribus longis, a brevi processu car-
dinali excurrentibus et per jugum tenuissimum inter se conjunctis. Brachiorum fulero angusto, deorsum
versus aequaliter dilatata et ad tertiam usque ad mediam testae partem producte. Ramis recurrentibus
brevibus et cum jugo in arcum latum unitis.
Beschreibung. Das elliptische und an der Stirn etwas abgestumpfte Gehäuse ist stets länger als
breit und wenig dick. _ Grösste Breite wie Dicke liegt in der Mitte. Beide Schalen, welche sich unter
spitzen Winkeln berühren, sind nicht sehr convex gewölbt. Die Schalen-Commissur ist auf den Seiten
etwas nach rückwärts und an der Stirn nach vorn in zwei nicht allzu hohe Sättel gebogen. Die Schloss-
linie ist stets stark gebogen.
Die niedrige kleine Schale trägt an der Stirn zwei kurze kleine Falten, zwischen welchen sich eine
flache Einsenkung befindet. Die grosse Schale ist in der Schnabelgegend etwas convexer, gegen die Stirn
aber flach abfallend und mit zwei geringen Einsenkungen versehen, welche den Falten der anderen Schale
entsprechen, aber oft auch fast ganz fehlen.
Der von einem mittelgrossen, runden Foramen durchbohrte Schnabel ist breit, kurz, nicht dick und
etwas nach vorn gekrümmt, so dass er das Deltidium zum Theil verdeckt.
Die Muskeleindrücke der kleinen Schale bilden schmale, ein Drittel oder fast die Hälfte der Schalen-
länge einnehmende Felder, die nach unten divergirend auseinander gehen.
Die inneren Gerüste bestehen aus einem dünnen Medianseptum, zwei schmächtigen Zahngruben-
Septen und zwei langen Crura, welche direct aus dem winzigen Cardinal-Fortsatze entspringen und mit den
Septen durch eine sehr schwache und kleine Schlossplatte verbunden sind. Ebenso lang als die Crura sind
die an diese sich anheftenden absteigenden Aeste des Armgerüstes, welche ohne erhebliche Ausbiegung nach
unten divergirend auslaufen, bis sie in sehr kurze aufsteigende Aeste übergehen, die sehr bald auf einer
flach gebogenen, breiten Brücke ineinander laufen. Die Länge des Armgerüstes verhält sich zu seiner
grössten Breite ungefähr wie 5:3.
Fundort. Diese Art liest in 75 Exemplaren vor, welche alle aus dem unteren Dogger des Rothen
Steines stammen.
Grössen-Verhältnisse. Länge 15 Breite 12 Dicke 6
16 14 9
20 17 al
2] 18 he)
2) 19 14.
2 Dal, 13
Bemerkungen. Wie schon aus den mitgetheilten Zahlen hervorgeht, macht sich mit Bezug auf
die Dicke des Gehäuses eine ziemlich grosse Variabilität bemerklich. In den Abbildungen ist diesem Ver-
hältniss insofern Rechenschaft getragen worden, als die dünnen (Fig. S—10) den dickeren Formen (Fig. 27
bis 29) gegenüber gestellt wurden. Allein man darf nicht übersehen, dass mit Bezug auf die Dicke un-
13*
— 10 —
zählige Zwischenformen vorhanden sind, welche eine Unterscheidung jener extremen Formen als Varietäten
gänzlich werthlos machen würde.
Verwandtschaft. Die Art steht der infraoolithica sehr nahe, obwohl die länglich elliptische Form
ihr durchaus eigenthümlich ist, und besonders die starke und regelmässige Krümmung der Schlosslinie eine
Unterscheidung stets ermöglicht. Ueber die Zugehörigkeit der Art zur Sella-Sippe siehe bei infraoolithica.
6. Terebratula algoviana Oppzr.
Taf. XIV Fig. 1—4.
Orren hat 1860 von Vils eine Terebratula cf. calloviensis On». var. algowiana erwähnt und dazu be-
merkt: „Ich unterscheide die der 7. calloviensis nahe stehende Terebratel von Vils vorläufig als Varietät, da
sie bei beträchtlichern Dimensionen weniger aufgebläht ist, als die französischen Exemplare. Es ist sogar
sehr wahrscheinlich, dass sie einer besonderen Art angehört.“
Vom Kitzbühel bei Vils liegen mir etwa 70 St. aus dem weissen Vilser Kalk (Callovien) vor, welche
mich überzeugen, (dass die Beziehungen derselben zu calloviensis allerdings sehr gering, dahingegen solche
zu Fleischeri viel augenscheinlicher sind, ja es ist sogar recht schwer, beide Arten auseinanderzuhalten.
Die Vilser Art ist bis jetzt noch nicht abgebildet worden. Aus Fig. 2—4 ergibt sich als Unter-
schied von Fleischeri folgendes: Schon in der Jugend ist die Form des Gehäuses in Folge des spitzen
Schnabelkantenwinkels eine länglich dreieckige, während bei Fleischeri dieser Winkel stumpfer und das Ge-
häuse rundlich ist. Die grösste Breite liegt darum bei alyoviana im der unteren Hälfte, bei Fleischeri in
der Mitte des Gehäuses. Im Alter freilich verschwinden diese Unterschiede, wie Fig. 1 zeigt, aber solche
grosse Exemplare sind sehr selten. Man kann desshalb die algoviana auch als eine jüngere Varietät der
Fleischeri ansehen.
Verwandtschaft. Jedenfalls gehört die Art in dieselbe Gruppe wie Fleischeri, welche ich zur
Sella-Sippe gestellt habe.
7. Terebratula perovalis Sow.
Taf. I Fig. 11, Taf, II Fig. 9, 11—19.
Diese Art gehört zu den vielgestaltigen, die besonders im Alter ungewöhnliche Formen anzunehmen
pflegen, welche am eingehendsten von DesLoxgGeriurs beschrieben worden sind.
So grosse (bis 7 em hohe) Exemplare, wie sie aus England und Frankreich bekannt sind, wurden
am Rothen Stein noch nicht gefunden, wo die grössten 4 cm hoch, 3 breit und 2 dick sind. Die Diagnose,
welche DesLonscmamps in der Paleont. franc. gegeben hat, gilt wörtlich auch für unsere Stücke, mit denen
die Fig. 2, 4 auf Taf. 52 und Fig. 2 auf Taf. 53 ganz übereinstimmen. Es sind das Formen aus dem
Murchisonae-Horizont Frankreichs. Auch die ringförmige Anschwellung im Inneren des Schnabels, wie sie
Fig. 2 auf Taf. 51 darstellt, konnte am Rothen Stein nachgewiesen werden. Hingegen kommen da weder
die langen und scharfkantigen Gehäuse der Opalinus-Zone (Fig. 2 Taf. 54), noch die grossen und dicken
Formen (Fig. 5—6 Taf. 52, Fig. 4 Taf. 53, Fig. 1—2 Taf. 56) noch die var. Kleini (Tat. 55) vor.
Unsere Jugendformen zeigen sich etwas verschieden von den französischen, welche nach Desnox@-
cHANps (Taf. 52 Fig. 1) bis zur Grösse von 21 mm eine ganz ebene kleine Schale, ein unvollständiges Del-
— 101 —
tidium und sehr scharfe Ränder an den ganz ebenen Schalen-Commissuren besitzen. So flache Schalen sind
mir vom Rothen Stein unbekannt. Das kleinste Gehäuse, welches mir von perovalis vorliegt, misst 7, mm
in der Höhe, 7 in der Breite und 3%, in der Dicke, wovon 2 mm auf die Wölbung der grossen und 1°/,
auf die der kleinen Schale kommen. Die Commissuren liegen allerdings fast in einer Ebene, treten aber
in der Stirngegend mit schwacher Biegung etwas auf derselben heraus. Der Schnabel ist abgebrochen, und
die Beschaffenheit des Deltidiums lässt sich darum nicht mehr feststellen. Von gleicher Entwickelung gibt
es Gehäuse bis zur Höhe von 29 mm bei einer Breite von 25 und einer Dicke von 15 mm, bei welchen
also die kleine Schale zwar deutlich gewölbt aber ganz ohne Falten ist, während andere Gehäuse schon bei
einer Höhe von 16 mm zwei deutliche Falten tragen (Taf. II Fig. 13). Dem entsprechend ist der Grad der
Faltung bei gleichgrossen ausgewachsenen Gehäusen ebenfalls ein sehr verschiedener und es darf darum auf
die Verschiedenartigkeit der französischen und alpinen Jungen in dieser Hinsicht kein zu grosses Gewicht
gelegt werden. Die ganz andern Lebensbedingungen in dem Alpengebiet führten vielleicht zu einer früheren
Reife. Die inneren Gerüste sind von Davınsox (Brit. Brach. Taf. 10 Fig. 6) gut abgebildet worden, und
unsere Fig. 11 auf Taf. I, welche durch Anschleifen gewonnen worden ist, stimmt damit recht gut überein.
Schon Davıpsox hat das Median-Septum richtig gezeichnet, während DesLox@cHaurs (Pal. franc. Taf. 52
Fig. 3) dasselbe auf der Copie bereits um die Hälfte kürzer erscheinen lässt, wohl im Interesse der Syste-
matik. Auf Fig. 12, 14, 18 Taf. II sieht man das Septum als mediane Linie, die fast so lang ist als die
beiden schmalen Muskeleindrücke.
Fundort. 70 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Schon der Umstand, dass diese Art in der Literatur aus den verschiedensten
Ablagerungen der ganzen Juraperiode erwähnt worden ist, beweist, dass die Unterschiede der einzelnen Ent-
wickelungsstufen dieser Sippe, welche sich mit Leichtigkeit auch durch die Kreideperiode bis ins Neogen
verfolgen lässt, nur sehr geringe sind. Nach rückwärts freilich ist dieser allmähliche Uebergang minder
auffallend, so lange man den Entwickelungsgang der inneren Gerüste nicht richtig beurtheilt. Die Vermeuili
mit etwas stärkeren Schnabelkanten und Medianseptum leitet aber sicher zu der vielgestaltigen vulgaris hin-
über, welche selbst in der carbonischen ifaitubense ihren Vorläufer zu besitzen scheint.
r
{
S. Terebratula retrocarinata n. sp.
Taf. I Fig. 8-9, Taf. II Fig. 1-8.
Testa biplicata, subovali vel subpentagonali, ad frontem truncata, longiore quam latiore (4:3), globu-
losa vel obesa, crassissima in superiore, latissima in inferiore parte. Valvis obtuse unitis, inaequaliter con-
vexis, majore paululum convexiore. Valvarım commissura ad latera subinflexa, ad frontem valde procurvata
et medio sinu medioeri plicata. Minore valva ad cardinem satis, in media parte parum convexa, ad frontem
duabus plicis altis sed sinu medio parum profundo inter se conjunctis et in tertiam vel mediam valvae
partem productis instructa; in juventute una plica media, sinu medio nondum orto. Majore valva gibba,
praesertim ad umbonem et ad frontem depressionibus duabus et plica media instructa, ab apice usque ad
plicam mediam longitudinaliter acuta, velut carinata. Apice lato, crasso, praeacuto, ad latera subcarinato,
satis incurvato et deltidium fere totum obtegente. Foramine magno, rotundo. Signis museulosis adductorum
in minore valva latis et in mediam valvam elongatis, frontem versus satis divergentibus et per aream latam
medio septo parum crasso bipartitam segregatis. Intus duobus septis fossaliis solidis cum cruribus a pro-
cessu cardinali satis crasso exeurrentibus per jugum cardinale late extensum conjunctis. Ramis decurrentibus
brachiorum fuleri satis divergentibus et tertiam valvae partem egredientibus. Ramis recurrentibus altis et
per jugum latum unitis.
Beschreibung. Das unvollkommen eiförmige bis pentagonale Gehäuse ist an der Stirn stets mehr
oder weniger abgestumpft. Höhe, Breite und Dicke verhalten sich in der Regel wie 4:3:2, jedoch ist oft
die Dicke noch bedeutender, daher das Gehäuse stark aufgebläht erscheint. Während die grösste Dicke
stets in der oberen Hälfte des Gehäuses liegt, fällt die grösste Breite in die untere Hälfte. Die beiden
Schalen, von denen die kleinere meist nur um weniges minder gewölbt als die grössere ist, berühren sich
unter stumpfen Winkeln. Die seitlichen Nähte biegen sich nahe der Stirn fast unter rechtem Winkel um
und laufen vorn zu einem breiten M mit sehr flachen Mittelschenkeln zusammen. In der Jugend sind die
Commissuren fast gerade. Die kleine Schale hat einen gewölbten Wirbel, wird gegen ihre Mitte gewöhnlich
etwas flacher und läuft gegen die Stirn in zwei erhabene, ziemlich lange Falten aus, die aber nur durch
einen seichten Sinus von einander getrennt sind. Bei bis zu 16 mm grossen jugendlichen Exemplaren fehlen
diese Falten noch ganz, treten aber bei weiterem Wachsthum als ganz kurze und niedrige Falten hervor.
Die grosse Schale ist gleichmässig gewölbt und zeigt der Länge nach vom Wirbel an bis gegen die Mitte
eine schwache kielartige Zuschärfung, wonach der Speciesname gewählt worden ist. Die Stirngegend ist in
der Jugend ganz glatt, entwickelt dann aber zwei ziemlich kräftige Einsenkungen, zwischen welchen eine
Medianfalte auftritt, die sich gewöhnlich bis zur Mitte des Gehäuses heraufzieht. Der Schnabel ist breit,
stark und nach vorn übergebogen, so dass das Deltidium fast ganz davon verdeckt wird. Schnabelkanten
sind vorhanden. aber nur sehr kurz und schwach. Das Foramen ist rund und gross. Die Adductor-Muskeln
sitzen bei der hinteren Schale in einer rinnenartigen Vertiefung, welche vom Schnabel bis zur Schalenmitte
herabläuft. Auf Steinkernen erkennt man sie als kielförmige Erhöhung (Fig. 4a) und sie steht mit der Zu-
schärfung der Schale selhst in Zusammenhang. Auf der kleinen Schale bilden sie lange, breite Felder, welche
sich bei älteren Individuen bis zur Schalenmitte herabziehen, nach unten divergirend auseinandergehen und
zwischen sich ein breites Feld frei lassen, das fast der ganzen Länge nach von dem dünnen Median-Septum
halbirt wird. Als innere Gerüste kommen zwei starke Zahngruben-Stützen hinzu, welche durch kräftige Schloss-
platten mit den Crura verbunden sind. Die absteigenden Bänder des Armgerüstes divergiren nach unten
und erreichen etwa ein Drittel der Schalenlänge, die aufsteigenden Arme reichen fast bis zu den Crural-
spitzen herauf und sind durch ein breites Band mit einander verbunden. Die untere Breite des ganzen Ge-
rüstes verhält sich zu seiner Länge wie 3:4.
Grössen-Verhältniss. Höhe 16 Breite 15 Dicke 8
24 19 5)
58 25 24
55 45 3
Fundorte. Am Nipf bei Bopfingen und bei Auerbach in der Oberpfalz aus den Eisenoolithen 6—e.
Bei Gutmadingen in dem Macrocephalusoolithen.
3emerkungen. Qvxsstepr hat diese Art bisher als perovalis Sow. beschrieben und auf Taf. 50
Fig. 1 der Brachiopoden Deutschlands eine Vorderansicht unserer Art aus Braunem 5 vom Nipf gegeben, in
der Meinung, dass Sowerey mit dem Namen „perovalis“ diese Form belegt habe und nicht diejenige aus
— 1037 —
dem Unter-Oolith, welche Davıpsox und Destox@scHamrs dafür nahmen. Sowergy's Abbildungen (Taf. 436
Fig. 2—3) klären den Sachverhalt auf. Es fehlen dort sowohl der scharfkantige Schnabel als auch die ab-
gestumpfte gefaltete Stirn. Die schwäbische Art scheint überhaupt in England gar nicht vorzukommen,
während umgekehrt die echte perovalis in Schwaben entweder ganz fehlt oder doch sehr selten ist.
Am Nipf liegt unsere Art in den Eisenoolithen ö—e, in den höchsten Bänken zusammen mit Tere-
bratula ventricosa Zwer., Fleischeri Opp., Württembergica Opr.; Waldheimia emarginata Sow., carinata Lan.,
agenalis SCHLOTH.; Rhynchonella varians Sow. und triplicosa QuEnsT.; im tieferen $ zusammen mit Ter.
intermedia Sow. und globata Sow., welche nicht bis & heraufgehen. Aehnlich ist das Vorkommen bei Auer-
bach, wo damit zusammen liegen: Ter. globata, intermedia, Fleischeri und ventricosa.
Von Gutmadingen gibt Quenstepr (Taf. 50 Fig. 36—41) Abbildungen aus den Macrocephalus-
Schichten, wo sie recht häufig zu sein scheint. Wahrscheinlich hat DesLox@cHAmrs sie für seine submazil-
lata gehalten, die er ohne weitere Beschreibung von Gutmadingen citirt.
Nach ihrer Verwandtschaft gehört retrocarinata jedenfalls als jüngere Bathform zu der älteren
perovalis, zu der sie in ähnlichem Verhältniss steht, wie öntermedia zur älteren submazillat« Dav. (non
Desr.). Die kleinere Stephani mit ihren starken Falten gehört in eine ganz andere Sippe.
9. Terebratula Stephani Div.
Mat. 1 Eie. 1218.
Diese Art ist von Davıpsox 1877 aufgestellt worden, nachdem sie vorher 1572 von DESLONGCHAMPS
irrthümlich zu submazxillata gerechnet worden war.
In der äusseren Form ist Stephan’ sehr variabel, nach den Umrissen bald länglich, bald fast rund-
lich, die Falten sind an der Stirn bald nahe aneinander, bald weiter auseinander gerückt. Stets aber ist
die hintere Schale durch eine ziemlich kräftige Medianfalte ausgezeichnet, welche von der Stirn aus wenig-
stens bis zur Mitte der Schale heraufreicht. Nach Davıpsox beträgt das Maximum der Höhe, Breite und
Dicke 45, 35 und 25 mm, während bei den Exemplaren vom Rothen Stein 35, 27 und 17 mm nicht über-
schritten werden.
Davıpsox gibt dieser Art eine Mittelstellung zwischen peroralis und Phillipsi, welche beide jedoch
grössere Formen sind. Letztere unterscheidet sich ausserdem durch die lange Gestalt und den schmalen
hohen Schnabel auffallend. Perovalis hat nicht die hohen Falten und den sinuösen Stirnrand, welche unsere
Art viel mehr der ylobata näheren, die allerdings nie die Grösse der Sfephani erreicht, auch durch die hohe
Wölbung der vorderen Schale, den stumpfen Schalenwinkel und den stumpfen Schlosswinkel leicht unter-
schieden wird, aber im Uebrigen und in der Art der Variabilität der äusseren Form sehr an Stephan‘ erinnert.
Stephani ist auf den unteren Oolith beschränkt, während globata ihre Hauptverbreitung im Mittleren
Dogger hat und noch niemals mit jener im gleichen Lager gefunden worden ist. DEsLoxGcHAmPS freilich
gibt an, dass seine submazillata bis in den mittleren braunen Jura heraufgehe, aber er hat jedenfalls die
Art zu weit gefasst. Nicht nur hat er die echte submazillata mit Stephani zusammengeworfen, sondern er
scheint auch die retrocarinata von Bopfingen und anderen Orten Schwabens damit vereinigt zu haben und
bildet auf Taf. S2 Fig. 4 aus Fullersearth eine Terebratel als submaxillata ab, welche sicherlich zu
globata gehört.
— 1047 —
Zieht man die engen Beziehungen, welche zwischen der globata und der Schenki Wxr. aus Kelloway
bestehen, mit in Betracht, so erhält man für den ganzen braunen Jura eine natürliche Entwickelungsreihe,
die insofern allerdings isolirt dasteht, als sowohl im älteren Lias als auch im jüngeren Malın die Reihe unter-
brochen erscheint, während sie im Rhät ihren Anfang mit der gregaria und in der Kreide ihre Fortsetzung
mit der acuta, valdensis und Russillensis hat.
Fundort. 5 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
10. Terebratula latilingua n. sp.
Taf. I Fig. 1—7, 10 u. 14.
Testa biplicata, subovali vel subpentagonali, ad frontem truncata, paululum longiore quam latiore,
elobulosa vel obesa, crassissima et latissima in media parte.
Valvis aeque convexis, obtuse unitis. Valvarum commissura ad latera subinflexa, ad frontem pro-
curvata at medio sinu mediocri plicata.
Minore valva ad cardinem satis convexa, in media parte gibba, ad latera declivi, ad frontem duabus
plieis altis, inter se quidem lato sinu medio parum profundo conjunctis et parum productis instructa; in
juventute una plica media, simu medio nondum orto.
Majore valva gibba praesertim ad umbonem, ad frontem in prolongationem linguae formam imitantem
produeta, in prima juventute aeque convexa, deinde in parte procurrente duabus depressionibus obsoletis et
ad plicas minoris valvae respondentibus instructa.
Apice lato, crasso ad latera subcarinato et satis incurvato, sed deltidium nunquam totum obtegente.
Foramine magno, rotundo.
Signis musculosis adductorum in minori valva angustis et longis, in tertiam valvae partem productis,
frontem versus parum divergentibus, per aream angustam et medio septo tenui bipartitam segregatis.
Intus septo medio tenui, solidis duobus septis fossaliis et cruribus a processu cardinali satis crasso
excurrentibus et per jugum cardinale inter se conjunctis. Cruribus brevibus patulis, in duos ramos paululum
arcuatos parum autem divergentesdecurrentibus. Ramis recurrentibus et jugo fuleri brachiorum ignotis.
Beschreibung. Das schwach längliche Gehäuse zeigt, von vorn betrachtet, eiförmige bis fast
fünfseitige Umrisse mit gerade abgestumpftem Stirnrand. Von der Seite gesehen, erscheint es läneglich
elliptisch, von oben oder unten besehen, mit Umrissen, die sich mehr der Kreisform nähern. Die grösste
Dicke und Breite fällt ziemlich genau in die Mitte des Gehäuses.
Beide Schalen sind gleichstark gewölbt und treffen stets unter rechten oder stumpfen Winkeln auf-
einander. Die besonders seitlich gut entwickelte feine radiale Streifung der inneren Schalenoberfläche tritt
erst dann hervor, wenn die Schalen wenigstens in ihren oberflächlichen Theilen weggesprengt sind.
Die Schalen-Commissuren laufen seitlich in schwachen Bogen herab, biegen sich dann aber gegen
die Stirn hin weit nach vorn und bilden an der Stirn selbst nochmals eine flache Einbiegung nach hinten,
so dass die Stirn-Commissur ein M mit sehr flachen Mittel-Schenkeln nachahmt.
Die kleine Schale wölbt sich vom Wirbel an steil bis zur Mitte, von wo sie gegen die Seiten nicht
sehr steil abfällt, gegen den Stirnrand aber sich erheblich verflacht und schon im jüngster Jugend eine
schwache faltige Aufwölbung erlangt. Diese Stirnfalte zerlegt sich mit zunehmender Grösse durch die Aus-
— 105 —
bildung einer flachen, breiten mittleren Einsenkung in zwei Falten, die bereits bei 16 mm grossen Individuen
deutlich ausgeprägt sind und die Zugehörigkeit der Art zu den Biplicaten ausser Zweifel stellt. Indessen
sind die Falten in der Regel kurz und erreichen gewöhnlich nicht ganz ein Drittel der Schalenlänge.
Die grosse Schale ist besonders in der Schnabelgegend stark aufgewölbt und fällt gegen die Stirn
hin zungenförmig vorspringend ab. In der Jugend ist sie gleichförmig gerundet, später entwickeln sich
zwei kleine, den Falten der anderen Schale entsprechende Einbuchtungen in der Gegend des zungenförmigen
Vorsprunges, welche sich mit zunehmendem Alter zwar immer mehr vergrössern, aber gegenüber jenen Falten
doch stets etwas zurückbleiben.
Der Schnabel ist breit, dick und nach vorn gekrümmt, aber so, dass er nie den Wirbel der kleinen
Schale berührt oder das Deltidium ganz verdeckt. Etwas abgerundete Schnabelkanten sind stets deutlich
entwickelt. Das Schnabelloch ist rund und gross.
Die Eindrücke der Adductor-Muskeln der kleinen Schale sind auf den Steinkernen gewöhnlich deut-
lich als flache Erhabenheiten zu sehen, welche in Form langer schmaler, nach unten sich langsam verbrei-
ternder, dreieckiger Feldchen vom Wirbel der kleinen Schale ausstrahlen. Sie liegen nahe beisammen und
rücken nach unten nur wenig auseinander. Das schmale Zwischenfeld wird von einem dünnen und wenig
hohen Septum der Länge nach halbirt.
Ausser diesem Median-Septum strahlen von dem nicht sehr stark entwickelten Schloss-Fortsatz noch
zwei seitliche Leisten aus, welche mit den Schalwandungen rechts und links zusammentretend die Zahn-
gruben bilden, und dazwischen zwei Crural-Septen. welche durch, besonders seitlich, stark entwickelte Schloss-
platten mit jenen Zahngruben-Septen verbunden sind. Die Flächen-Entwickelung der Crural-Leisten convergirt
nach hinten mit der Symmetrie-Ebene des Gehäuses. Nach unten-hinten ist jede Crural-Leiste zu einer
kurzen gekrümmten Spitze ausgezogen, während vornen-unten der dünne, schmale absteigende Ast des Arm=
gerüstes unmittelbar sich anschliesst. Beide Aeste sind nach aussen schwach gekrümmt und divergiren
nach unten nur ganz wenige. Die rücklaufenden Arme und die Brücke waren in den untersuchten Stücken
nicht erhalten.
Grössen-Verhältniss. Länge 8 Breite 7 Dicke 5
1 14 9
32 24—27 19—21
Fundort. 56 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines bei Vils.
Verwandtschaft. Die. nahen Beziehungen dieser Art zur jüngeren dorsiplicata (vichtiger als
dorsoplicata!) Suess sind unverkennbar, wenn schon auch die specifischen Unterschiede kräftig hervortreten.
Im unteren weissen Jura scheint eine verwandte Art, wenigstens theilweise, unter Gallienei Or». aufgeführt
zu werden.
11. Terebratula faucensis n. sp.
Taf. XIV Fig. 8.
Diese Art ist auf ein einziges Gehäuse gegründet, eine Species-Diagnose könnte darum nur Be-
schreibung dieses Gehäuses sein. Gleichwohl ist dieser einzige Fund zu wichtig, um nicht eine eingehende
Schilderung zu erfahren; denn diese Terebratel ist die erste typische BDiplicata, welche uns der Lias ge-
liefert hat. Freilich habe ich bei Aufstellung der biplicaten Sippen auch die 7. Vernewili innerhalb der
Palaeontographica. Bd. NXXILL. 14
a 1000,
Vulgaris-Sippe aus mittlerem Lias mit angeführt, aber diese Form hat noch einen ausgesprochen palae-
ozoischen Habitus und erinnert durch das starke Median-Septum und die scharfen Schnabelkanten eher an
die Waldheimien als an die typischen jüngeren Biplicaten. Dovviırzz hat darum diese Art unter dem
Namen Plesiothyris zu einem besonderen Genus seiner Familie der Waldheimiden erhoben, und auch
DESLONGCHAMPS ist geneigt in ihr eine Waldheimia zu sehen, die er jedoch seltsamer Weise als Anhang zu
seinem Genus Antiptychina stellt. Ein Vergleich mit Ter. vulgaris belehrt uns aber, dass diese beiden
Arten in innigster Beziehung zu einander stehen, beide haben Zahnstützen, ein langes Median-Septum und
ein ziemlich langes Armgerüst, sowie scharfe Schnabelkanten. Man darf sie im System also nicht von
einander trennen. Nachdem uns aber 7. gregaria bewiesen hat, dass Vorhandensein oder Fehlen der Zahn-
leisten keinen allzugrossen systematischen Werth besitzt, und da die Länge des Armgerüstes bei den Tere-
brateln eine sehr schwankende sein kann, ein Median-Septum aber den Biplicaten stets zukommt, so darf
man wegen der Aehnlichkeit der äusseren Formentwickelung in vulgaris und Vernewl wohl die Vor-
läufer der jüngeren Arten dieser Sippe sehen, welche aber ihren palaeozoischen Typus, wie er in Dieslasma
itaitubense ausgeprägt ist, bis in die Lias-Zeit bewahrt haben.
Beschreibung. Unsere faucensis besitzt ein kleines, fünfseitiges Gehäuse, das um weniges breiter
als hoch ist und in der Mitte seine grösste Breite und Dicke besitzt.
Die Schalennähte sind seitlich etwas ausgeschweift und an der Stirn deutlich biplicat.
Die kleine Schale ist in der Wirbelgegend ziemlich aufgewölbt und fällt dann gegen die Stirn etwas
ab. Doch treten dort zwei kurze, weit von einander abstehende Falten auf.
Die grosse Schale ist gleichmässiger gewölbt und trägt an der Stirn zwei nur sehr schwache Ein-
buchtungen, welche den Falten der anderen Schale entsprechen.
Der Schnabel ist nicht hoch, schief abgestutzt und von einem mittelgrossen Foramen durchbohrt.
Grössen-Verhältniss. Hoch 13, breit 14, dick 6'),.
Fundort. 1 Stück aus dem mittelliasischen Brachiopodenkalk am kgl. Fahrweg zwischen Schwansee
und dem Lech.
Verwandtschaft. Die Art steht der albicasa und euplasta so nahe, dass ich sie alle zu einer
Sippe vereinigt habe.
12. Terebratula euplasta n. sp.
Taf. II Fig. 10.
Testa parva, biplicata et subpentagonali.
Valvarım commissura ad latera subinflexa, ad frontem biplicata.
Minore valva ad cardinem gibba, in media parte applanata, ad frontem plieis duabus divergentibus
et sinu medio lato inter se disjunctis instructa.
Majore valva aeque convexa, depressionibus et plicis nullis.
Apice lato, modice incurvato, foramine parvulo terebrato.
Signis musculosis adduetorum in minore valva brevibus et angustis. Intus ignota.
Beschreibung. Das kleine, abgerundet fünfseitige Gehäuse trägt an der Stirn zwei durch einen
ziemlich breiten, aber nicht tiefen Sinus von einander getrennte Falten. Die kleine Schale ist am Schloss
ziemlich kräftig aufgewölbt, verflacht sich aber auf ihrer Mitte. Die grosse Schale ist ganz gleichmässig
— 11 -—
gewölbt und besitzt weder Falten noch Einbuchtungen. Der Schnabel entspringt aus verhältnissmässig
breiter Basis, ist aber nicht sehr hoch und krümmt sich nach vorn über, doch nicht so stark, um das
Deltidium ganz zu verdecken. Das Foramen ist klein. Das innere Armgerüst ist unbekannt. Die kleine
Schale trägt ein sehr kurzes und schwaches Median-Septum, neben welchem sich die kurzen und schmalen
Vertiefungen der Adductoren-Haftstellen befinden.
Grössen-Verhältniss. Länge 15 Breite 15 Dicke 8
13 113) 7
Fundort. 7 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Bemerkungen. Die Kleinheit des Gehäuses ruft leicht eine Verwechselung der zugehörigen Stücke
mit den jugendlichen Gehäusen der grösseren biplicaten Arten als perovalis, infraoolithica etc. hervor. In-
dessen lässt die Regelmässigkeit der Formumgrenzung und die Beschaffenheit des Schnabels stets das
höhere Alter der Euplasta-Gehäuse mit Sicherheit erkennen.
Verwandtschaft. Die grosse Aehnlichkeit mit der älteren liasischen fazcensis und der jüngeren
albicasa ist auffallend und es ist beachtenswerth, dass diese drei Arten auch in ihrer örtlichen Entwickelung
einander so nahe stehen. Ich fasse sie zu emer Euplasta-Sippe zusammen, von der sich die Dorso-
plana-Sippe fast nur durch die stärkere Entwickelung des Gehäuses unterscheidet. Ich kenne nur
jurassische Vertreter dieser Sippen.
15. Terebratula albicasa n. sp.
Taf. XIII Fig. 18.
Testa parva, biplicata, subpentagonali, latissima et crassissima in media parte.
Valvarum commissura ad latera inflexa, ad frontem biplicata.
Minore valva subplanata et frontem versus plieis duabus brevibus et parum distantibus elevata.
Majore valva aeque convexa et ad frontem depressionibus duabus minimis instructa.
Apice lato et incurvato. Foramine parvulo. Intus ignota.
Beschreibung. Das kleine, rundlich-fünfseitige Gehäuse hat seine grösste Breite und Dicke auf
halber Höhe. Die Schalennaht ist seitlich ziemlich stark gebogen und an der Stirn doppelt gefaltet. Die
kleine Schale ist in der Mitte etwas abgeflacht, erhöht sich aber gegen die Stirn durch zwei kurze und
nahe aneinander gerückte Falten. Die grössere Schale ist ganz gleichmässig gewölbt und hat nur in der
Stirngegend zwei schwache Einfaltungen, welche den Falten der anderen Schale entsprechen.
Der Schnabel ist ziemlich breit, nach vorn übergebogen und von einem kleinen Loch durchbohrt.
Die inneren Gerüste sind noch unbekannt.
Grössenverhältniss. Hoch 11, breit 12, dick 7.
Fundort. 27 Stück aus dem Posidonomyen-Kalk (Bath) der Rothen Wand beim Weissen Haus.
Verwandtschaft. Die kleine biplicate Terebratel steht der euplasta aus den Kalken des Rothen
Steines und der fazrcensis aus mittlerem Lias sehr nahe. Sie unterscheidet sich aber durch ihre stärker ge-
schweiften Seiten-Commissuren und die höheren, dicht neben einander gerückten Falten leicht von jenen
beiden Arten, von denen die faxcensis hinwiederum mit ihren kräftigen Einbuchtungen an der Stirn der
grossen Schale gegenüber der glatten euplasta zu Verwechselungen kaum Veranlassung geben kann.
14*
— 108 —
14. Terebratula laterisuleata n. sp.
Taf. III Fig. 13—15, 17—18.
Testa biplicata, pentagonali, ad frontem truncata, paululum longiore quam latiore.
Valvis parum convexis, sed ad marginem angulo recto inflexis et perobtuse unitis. Commissura ad
latera subinflexa, ad frontem biplicata.
Minore valva ad cardinem subinflata, in mediam partem satis plana, ad frontem duabus plieis ob-
tusis et parum productis instructa.
Majore valva subinflata et ad frontem aeque convexa aut depressionibus fere nullis plicata.
Apice lato, brevi, non incrassato, satis incurvato, sed nunquam deltidium totum obtegente.
Foramine medioceri rotundo.
Intus septis fossaliis et jugo cardinali parvulis, cruribus longis, a processu cardinali brevi excur-
rentibus et in breves ramos decurrentes prolongatis. Brachiorum fulero angusto, nondum in mediam testam
producto et ramis reeurrentibus brevissimis, cum jugo in arcum unitis instructo.
Beschreibung. Das fünfseitige und an der Stirne abgestumpfte Gehäuse ist nur wenig länger als breit.
Die ziemlich flachen Schalen sind an den Rändern rechtwinkelig umgebogen und stehen mit diesen
umgebogenen Rändern auf einander, so dass das Gehäuse seitlich fast gerade abgestumpft erscheint.
Die Seiten-Commissur ist nicht stark gebogen, läuft aber gegen die Stirn nach vorn zu zwei Stirn-
falten zusammen. Die kleine Schale ist an dem Wirbel immer etwas gewölbt, auf ihrer Mitte aber erheb-
lich abgeflacht und an der Stirn mit zwei kurzen, stumpfen Falten versehen. Die grosse Schale ist etwas
convexer, hat aber an der Stirn nur zwei sehr schwache Einsenkungen, die auch ganz fehlen können.
Der Schnabel ist kurz, breit, nicht dick und obwohl ziemlich gekrümmt, bedeckt er doch nie das
ganze Deltidium. Das Foramen ist mitteleross und rund.
Die Muskeleindrücke der klemen Schale reichen bis in deren Mitte und bestehen aus nach unten
nicht stark divergirenden länglichen Feldern. Ein Median-Septum scheint nicht vorhanden zu sein und die
Zahmgruben-Septen wie auch die Schlossplatten sind nur schwach entwickelt. Dahingegen sind die Crura
recht lang und sie tragen zwei kurze absteigende Aeste des schmalen und nicht ganz bis zur Mitte des Ge-
häuses herabreichenden Armgerüstes. Die noch kürzeren rücklaufenden Aeste vereinigen sich sogleich mit
der sie verbindenden Brücke zu einem Bogen.
Grössen-Verhältniss. Länge 12 Breite 11 Dicke 5.5
17 16 12. (9)
19 19 (17) 12 (11)
20 19 (16) 11
Fundort. 26 Stücke aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Hat die grösste Aehnlichkeit mit der um weniges jüngeren dorsoplana Waac.,
welche in der Sowerbyi-Zone Schwabens vorkommt. Indessen liegt der Unterschied in den dichter gestellten
Stirnfalten und den minder stumpfen Schalenkantenwinkeln klar zu Tage. Die liasische fazcensis und die
albicasa aus mittlerem Dogger schliessen sich diesen Formen, welche ich als Dorsoplana-Sippe zusam-
menfasse, an.
— 109 —
15. Terebratula punctata Sow.
Das ist in der That eine der langlebigsten und vielgestaltigsten Arten, und jeder Versuch, sie in
mehrere Arten zu zerlegen, scheitert, sobald man über eine genügende Anzahl von Gehäusen verfügt.
Für einzelne Gegenden allerdings lassen sich Varietäten unterscheiden, aber sie scheinen eher als
locale Abarten denn als specifische Sonderentwickelungen angesehen werden zu müssen.
In Schwaben sind die Formen aus Lias « und z. Th. aus 8 von denen aus höheren Horizonten etwas
verschieden. Die Stirn ist breit abgestumpft und der Schnabel etwas verschmälert, was dem Gehäuse ein
eiföürmiges Aussehen verleiht. QuExstenr’s Name ovatissima passt darum sehr gut, aber freilich hat er
(Brach. Taf. 46 Fig. 56) damit auch die breite, fünfseitige basilie« Orr. mit ihren „Eckwülsten an der Stirn“
ohne Grund vereinigt. Mit Lias $ kann man den eigentlichen Typus schon beginnen lassen, den OrreEn als
sinemuriensis bezeichnet hat. Er besitzt eine länglich-elliptische Form mit gerundeter Stirn und ist be-
sonders in Lias y zu Hause, geht aber herauf bis ö, wo sich dann eine besondere Entwickelung der Stirn in
vielen Exemplaren einstellt. Ein deutlicher Median-Sinus drückt die Stirnnaht nach hinten zu einem Bogen
zurück. Hamıe hat darauf eine Davidsoni gegründet, welche in Süd-Frankreich, Spanien, auf den Balearen,
in Schwaben und vielleicht auch in der Lombardei vorkommt. In England und Nord-Frankreich scheint diese
Form zu fehlen, statt dessen tritt dort die grosse subpiumetata auf. Auch Edwardsi Dav. und subovoides
Dest. (non Rormer), sowie Radstockiensis Dav. sollen nach einigen nur Varietäten der pumectata sein. Doch
scheint dies nicht sehr wahrscheinlich. Bei letzteren zwei ist das feine Loch des Schnabels und die aufge-
blähte Form des Gehäuses doch zu abweichend von dem Punctata-Typus. In den Alpen ist die pımefata sehr
häufig und geht dort erheblich in die Breite. Örrrr hat daraus eine neue Art Andleri gemacht, die sich
auch durch breite, abgestumpfte Stirn auszeichnet. Daneben tritt auch der Typus und eine schmälere
Varietät auf, die als extremste Form der ovatissima angesehen werden könnte. Die Höhe übertrifft die
Breite um ein bedeutendes und der Stirnrand ist breit abgestumpft, woraus eine stumpf-elliptische Form des
Gehäuses hervorgeht. In der Lombardei wiederholt sich dasselbe Formenspiel nach Paroxa’s Untersuchungen
1884. Nur hat dieser Autor wohl mit Unrecht auch seine Fig. 15 Taf. IV damit vereimigt. Ich halte die-
selbe entschieden für eime basilica Orr., von welcher Haas 1884 (p. 23) irrthümlich angenommen hat, dass
sie eine Waldheimia sei. T. Engeli Haas aus dem Lias von St. Cassian ist, nach der Abbildung zu
urtheilen, die echte basilic«a Oppzv’s. Haas vermuthete ebenda auch in der T. ovatissima (UEN-
srepr’s eine Waldheimia. Allerdings zeigen Fig. 1 und 3 auf Taf. 9 in Qusssteor's Jura Waldheimia-
Habitus aber Fig. 3 wird auch schon von Quexsteort (p. 75) als vieinalis arietis angesprochen und steht nur
im Figuren-Verzeichniss als ovatissima. Fig. 1 ist „die Normalform“, sagt Quexsteprt 1871 p. 329, „nur
ist das Loch zu klein und das Deltidium zu schmal. Es stimmt vielmehr vollständig mit ovatissima 5 Tab. 46
Fig. 54 aus den Betakalken von Balingen“. Fig. 1 ist also am Schnabel verzeichnet und Fig. 2 verweist
deutlich auf basilica OPPper.
In der Münchener Sammlung liegen denn auch von dem gleichen Fundort (Pforen) 10 Stück der
ovatissima und 3 Stück basilica, welche jeden Zweifel an der echten Terebratelnatur ausschliessen. Von
Gozzano hat früher (1880) Paroxa eine T. cf. Andleri abgebildet (Taf. 1 Fig. 4), die aber sicher eine
Waldheimia ist, während seine T. ef. pyriformis (Taf. 1 Fig. 7) vollständig mit der echten var. Andleri
übereinstimmt.
— 10 —
In der Münchener Sammlung liegen vom Hierlatz eine Anzahl von Punctaten, welche zu gleichen
Theilen dem Typus, der Andleri und der extremen ovatissima angehören. In den Hierlatzkalken von Hinde-
lang im Algäu herrschen die Andleri-Formen durchaus vor, der Typus fehlt ganz und die längliche ovatis-
sima kenne ich nur in 4 Ex., dahingegen ist die basilica dort ebenso häufig als die Andleri, während sie
in Schwaben ziemlich selten ist. Die Psilonoten-Schichten des Breitenberges am Attersee haben 38 Stück
geliefert, die zum grössten Theil der Andleri, im wenigen Ex. dem Typus zuzuzählen sind. Neumark hat
1879 Taf. I Fig. 7 die pumetata von ebenda als Terebratula perforata abgebildet, und alle gleichen Tere-
brateln vom Breitenberg dazu gerechnet. Das in München befindliche Originalstück überzeugt, mich, dass
es eine echte pumetata ist. Bei Fig. 7 ist das Foramen etwas zu klein, der Schnabel zu scharfkantig und
das Gehäuse um 1 mm zu schmal gezeichnet. Dass sich im Inneren ein kurzes Armgerüst befindet, hat
Neumayr nachgewiesen. Nicht damit zu verwechseln sind Fig. S und 9, welche einen sehr spitzen Schnabel,
scharfe Schnabelkanten, Pseudoarea, kleines Foramen und starkes Median-Septum besitzen. Diese Formen
gehören zur Waldheimia perforata PierrE, wie auch das angeschliffene Armgerüst beweist (Fig. 16 Taf. VII).
Ich bin in der angenehmen Lage mittheilen zu können, dass Herr Prof. Neumayr sich mit dieser Deutung
einverstanden erklärt hat.
DESLONGCHAMPS hat neuerdings (1855) das Armgerüst der punetata genau abgebildet, woraus zu er-
sehen, dass die Länge desselben nicht die Hälfte der Schalenhöhe erreicht. Die Crura entspringen direct
aus dem Schlossfortsatz und die Zahnhöhlen sind durch besondere Septen von der Schlossplatte abgetrennt.
Ein Median-Septum soll nach DesLoxscHAanps zwar vollständig fehlen, aber an entschalten Exemplaren kann
man stets das kurze dünne Septum erkennen, ganz in der den Biplicaten eigenen Entwickelung. Zahn-
leisten in der grossen Schale fehlen ganz und das ist eigentlich der einzige durchgreifende Unterschied
von den älteren Dielasma-Formen, welche im Devon beginnen und durch’s Carbon bis zum Perm herauf-
gehen. Fig. 15 Taf. VIII zeigt uns die durch Anschleifen erhaltenen inneren Gerüste der 7. elongata aus
dem Iberger Devon. Die Schnabelkanten sind allerdings etwas schärfer als bei pumetata, aber es scheint
dies überhaupt mit der Entwickelung von Zahnstützen im Zusammenhang zu stehen. Aehnlich wie bei der
Vulgaris-Sippe nehme ich als palaeozoische Vorläufer Formen mit kräftiger entwickelten inneren Gerüsten
an. In der Trias fehlen uns bis jetzt noch die Mittelglieder. Die Prmetata mit ihren Varietäten und
Nebenformen überlebte die Liasperiode, starb aber im unteren Dogser aus. Ovoides und Lossii setzen sie
fort und im Tithon können vielleicht Carpatica und Bieskiedensis als Nachfolger gelten. Selbst bis ins obere
Tertiär scheint diese Sippe zu reichen, wenigstens hat Rovasendina aus italienischem Miocän grosse Familien-
Aehnlichkeit.
Aus dem Lias der Vilser Alpen kenne ich die 7. punetata nur in 2 Stücken aus dem mittelliasischen
Kalkstein am kgl. Fahrweg zwischen Schwansee und Lech, während die unterliasischen Kalksteine am Bösen
Tritt beim Aggenstein 9 Stück der var. Andleri enthalten und sich auch hierdurch näher an die Hindelanger
Hierlatzkalke anschliessen.
Var. oolithica.
Taf. IV Fig. 7 bis 11.
Vom Rothen Stein aus den unteren Doggerkalken stammen 2 ausgewachsene Exemplare und 6 jüngere
Gehäuse, welche in keiner Weise einen wesentlichen Unterschied von der echten liasischen punctata erkennen
—.. ua
lassen. Nur der ungemein stumpfe Schlosskantenwinkel der kleinen Schale könnte vielleicht, wenn mehr
Exemplare vorlägen, als eine kleine Variation aufgefasst werden, weil derselbe im Lias, wenigstens in der
Mehrzahl der Fälle, spitzer ist. Ich führe die Art vorläufig als var. oolithica an, welche durch die Haves-
fieldensis des oberen Lias mit der prmetata verbunden ist. Die dilineata Y. und B., wie sie Davıpsox aus
dem Unt. Oolith abgebildet hat, steht zwar der prmetata auch sehr nahe, aber das grosse Foramen und die
Breite des Gehäuses lassen sie doch als eine besondere Art erscheinen, die vielleicht der basilica näher
stehen dürfte.
16. Terebratula parabolica n. sp.
Taf. V Fig. 9—13, Taf. VIII Fig. 5.
Testa biplicata, ovali vel subpentagonali, globulosa, altiore quam latiore, crassissima in media latis-
sima in superiore parte.
Valvis aeque convexis, obtuse vel parum acute unitis. Valvarum commissura ad latera parum in-
flexa, ad frontem plus minusve biplicata.
Minore valva ad cardinem convexa, in media parte gibba, ad latera et frontem declivi sed ad fron-
tem plerumque duabus plieis parvulis et appropinquatis instructa.
Majore valva in media parte et ad apicem gibba, ad latera et frontem declivi et nonnunquam
duabus depressionibus obsoletis, ad minoris valvae plicos respondentibus instructa. ;
Apice brevi, paululum incurvato et foramine mediocri terebrato.
Signis musculosis adducetorum in minori valva angustis, longis, in tertiam valvae partem productis.
Intus septo medio tenui, non magis produeto. Duobus septis fossaliis et duobus cruribus e processu
cardinali parvulo excurrentibus et per jugum cardinale inter se conjunetis. Brachiorum fulero angusto inter
tertiam et mediam valvae partem producto. Ramis recurrentibus brevibus et per jugum planum wnitis.
Beschreibung. Das biplicate, eiförmige bis rundlich fünfseitige Gehäuse ist schwach aufgebläht,
höher als breit und besitzt seine grösste Dicke in der Mitte, die grösste Breite in der oberen Hälfte.
Die gleichmässig gewölbten Schalen berühren sich unter stumpfem oder etwas spitzem Winkel und
besitzen eine seitlich schwach gebogene, an der Stim in der Jugend fast gerade, im Alter meist doppelt-
gefaltete Commissur.
Die kleine Schale ist vom Schloss an bis herauf zur Mitte stark aufgewölbt und fällt seitwärts und
gegen den Stirnrand entschieden ab, nur dass an der Stirn sich gewöhnlich zwei kleine nahestehende
Falten einstellen.
Die grosse Schale besitzt eine ähnliche Wölbung, nur ist sie an der Stirn entweder, und zwar meist,
ganz glatt, oder es treten zwei sehr kleine Einbuchtungen auf, welche den Stirn-Falten der anderen Schale
entsprechen.
Der Schnabel ist kurz, etwas nach vorn gekrümmt und von einem mittelmässig grossen Foramen
durchbohrt.
Im Innern trägt die kleine Schale ein sehr dünnes und ein Drittel der Schalenlänge einnehmendes
Median-Septum. Aus dem kleinen Schlossfortsatz entspringen zwei Zahmgruben-Septen und zwei Crura,
welche durch schwache Schlossplatten unter einander verbunden sind. Das ziemlich schmale Armgerüst er-
— . 119, —
reicht 25 der Schalenlänge und besitzt nur kurze aufsteigende Arme, welche durch eine flach gewölbte
Brücke mit einander verbunden sind.
Die Muskeleindrücke der Adductoren bilden auf der kleinen Schale schmale, längliche Felder, welche
nach unten nur wenig divergiren und "a der Schalenlänge erreichen.
Bei mehreren Exemplaren sieht man die auf Fig. 9 angedeuteten Radialstreifen.
Grössen-Verhältniss. Höhe 11 Breite 10. Dicke 4!
131}: 121], 6!
16 131, gr
20 16 1l
20 15 10!
Fundort. 18 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Der kleine und fein durchbohrte Schnabel verweist diese Art in die Vitrea-
Sippe, wo sie sich der jüngeren carnea und vitrea anschliesst. Die zwar schwache, aber doch deutliche
Biplication der Stimm, nähert die Art der unterliasischen dubiosa, welche die älteste Form dieser Sippe
darstellt.
1%. Terebratula pectorosa n. Sp.
Taf. V Fig. 14—16, Taf. VIII Fig. 4.
Testa ovali, paululum longiore quam latiore, crassissima et latissima in superiore parte.
Valvis aeque convexis et acute unitis. Valvarım commissura ad latera parum inflexa, ad frontem
fere recta.
Minore et majore valva ad cardinem et in media parte gibba, ad frontem et latera declivi.
Apice lato, brevi, procurvato et ad latera subcarinato.
Foramine parvulo. Intus brachiorum fulero in tertiam valvae partem producto.
Beschreibung. Das ziemlich kleine eiförmige Gehäuse ist um weniges länger als breit. Die
beiden Schalen haben gleiche Wölbung und berühren sich unter spitzen Winkeln auf der fast ebenen Naht.
Die gebogene Schlosslinie bildet am Wirbel einen sehr stumpfen Winkel; in Folge dessen besitzt das Ge-
häuse seine grösste Breite nahe dem Schloss und hat eine flaschenförmige Gestalt, ähnlich der Waldheimia
Darwini. Beide Schalen sind in der Schlossgegend, sowie in der Mitte erhöht und fallen seitlich und gegen
die Stirn ziemlich steil ab.
Der Schnabel entspringt aus breiter Basis, ist seitlich schwach gekielt, ein wenig nach vorn ge-
krümmt und scheint von einem sehr klemen Foramen durchbohrt gewesen zu sein.
Auf der kleinen Schale bemerkt man ein ganz schwaches und kurzes Median-Septum. Das Arm-
gerüst reicht etwas über die Mitte der kleinen Schale herab.
Grössen-Verhältniss. Höhe 13 Breite 12 Dicke 6
14 14 7
18 1lrf 10
Fundort. 7 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Diese Art steht mit ihrer eigenthümlichen Formentwickelung den gleichalterigen
Terebrateln recht fremd gegenüber und erinnert viel eher an die Waldheimien der Elliptica-Sippe. Unter
den jüngeren Terebrateln kann sie am ehesten mit Ter. aegwivalvis ScHarn. aus den Kressenberger Eocän-
Schichten verglichen werden; ‚denn obwohl letztere Art mehr als doppelt so gross wird, so gleichen deren
Jugendformen der pectorosa bei gleicher Grösse doch ungemein.
Beide Arten bilden innerhalb der Vitrea-Sippe eine sehr natürliche Unter-Gruppe.
18. Terebratula brevifollis n. sp.
Taf. VII Fig. 13, Taf. VI Fig. 17.
Testa subrotunda, latissima et crassissima in media parte.
Valvis aeque convexis et obtuse unitis. Valvarum commissura ad latera subinflexa, in frontem recta.
Apice tenui, elongata et paululum incurvato. Foramine mediocri.
Intus septo medio nullo. Brachiorum fulero parvulo, ad tertiam minoris valvae partem nondum producto.
Beschreibung. Das rundliche nach oben spitz ausgezogene Gehäuse lässt sich mit einem kurzen
Beutel (follis) vergleichen. Beide Schalen sind gleichmässig gewölbt und vereinigen sich an den Commis-
suren unter stumpfem Winkel. Die Seiten-Commissuren sind schwach ausgeschweift, während die Stirn-
Commissur ganz gerade ist oder doch nur eine ganz schwache Zweifaltung besitzt. Der Schnabel aus breiter
Basis entspringend, verschmälert sich rasch, erreicht aber eine ziemliche Länge ohne eine allzugrosse Krüm-
mung nach vorn anzunehmen. An der Spitze ist er von einem mässig grossen Foramen durchbohrt.
Im Innern der kleinen Schale ist keine Andeutung eines Median-Septums vorhanden. Das Arm-
gerüst ist klein und nicht einmal ein Drittel so lang als die kleine Schale.
Grössen-Verhältniss. Länge 11 Breite 10, Dicke 6!
13 131 Til
15 15 9
Fundort. 6 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Diese zu den cineten Terebrateln gehörige Art steht mit ihrer eigenthüm-
lichen Formentwickelung sehr einsam. Die grössere 7. Gerda aus den Klaus-Schichten kommt ihr wohl
am nächsten, auch sie hat gleichmässig gewölbte Schalen, fast in einer Ebene liegende Schalennähte,
weder Sinus noch Wulst, aber breite Stirn und ist gegen den Schnabel zugespitzt. Im Tithon ist Bilimecki
nahestehend.
19. Terebratula bimammwmata n. sp.
Taf. XII Fig. 14, Taf. XIII Fig. 15—15.
Testa parva, laevi, subpentagonali vel triangulari, paululum latiore quam longiore, crassissima in
media, latissima in inferiore parte.
Valvarum commissura recta. Valvis aeque gibbosis et ad frontem depressione media minima instructis
(testa hac propter quasi bimammata).
Apice lato, erasso, elongato et paululum incurvato. Foramine mediocr.
Signis museulosis adduetorum in minore valva latis, longis et satis distantibus.
Palaeontographica. Bd. NXXIII. 15
— 114 —
Intus septo medio nullo. Brachiorum fulero parvulo, eruribus late distantibus affıxis. Ramis de-
currentibus brevibus et multe curvatis, in infima parte per jugum latum et curvatum unitis.
Beschreibung. Das ziemlich kleine, ungefaltete Gehäuse besitzt rundliche fünfseitige bis drei-
seitige Umrisse und erlangt seine grösste Breite und Dicke in seiner unteren Hälfte.
Die Schalennähte liegen in einer Ebene. Beide Schalen sind gleich stark gewölbt und besitzen in
der Mitte der Stirngegend einen schwachen Eindruck, in Folge dessen der breite Stirnrand eine Art schwa-
cher Zweilappung zeigt. Der Schnabel erhebt sich auf breiter Basis, ist ziemlich hoch und kräftig und ein
wenig nach vorn gebeugt. Das Foramen ist mittelgross.
Die Adductoren-Muskeln haben auf der kleinen Schale zwei breite und ziemlich lange Eindrücke
hinterlassen, die ziemlich weit von einander abstehen.
Im Innern fehlt das Median-Septum auf der kleinen Schale, wie es scheint, ganz. Zwei kurze,
ziemlich gerade Crura entspringen am Schlossrand in einiger Entfernung von einander und convergiren ein
wenig nach unten, wo sie zwei kurze, stark gebogene absteigende Arme tragen, welche an ihren unteren
Enden direct durch eine verhältnissmässig breite, nach oben gekrümmte Brücke verbunden sind.
Grössen-Verhältniss. Höhe 11! Breite 12 Dicke 8
14 16 S
15 151 ul
16 15 il
Fundort. 5 Stück aus den rothen liasischen Kalksteinen des Bösen Tritt beim Aggenstein.
Verwandtschaft. Der Mangel eines Median-Septums und das kurze, fast ringförmige Armgerüst
verweisen auf die Nucleaten als die nächsten Verwandten dieser Art, welche indessen durch den auf beiden
Schalen entwickelten Median-Sinus sich als einen besonderen Typus zu erkennen gibt.
Obwohl mir ähnliche Formen unter den Terebrateln nicht bekannt sind, so glaube ich doch unsere
Art als den bisher einzigen Vertreter einer besonderen Bimammatus-Sippe ansehen zu dürfen, für welche
sich später gewiss noch mehr Glieder werden auffinden lassen. Nach der äusseren Form des Gehäuses
findet diese Sippe ihre Analogien bei der Cornuta- und Digona-Sippe der Waldheimien. Aber während
letztere sich nach ihrer sonstigen Beschaffenheit näher an die Cinctae anlehnen, stehen die Cornutae unter
den Terebrateln den Nucleaten wohl noch näher als den Cinctae.
20. Terebratula bifida n. sp.
Taf. V Fie. 17—19, 21, 23, 25—27; Taf. VII Fig. 29.
Testa nucleata, elliptica, latiore quam altiore, ad frontem truncata, latissima et crassissima in
media parte.
Valvarım commissura ad latera subinflexa, ad frontem sinu magno recurvata.
Minore valva parum convexa vel depressa, sinu medio magno, e cardine oriente, usque ad frontem
semper crescente et ibidem plus quam mediam testae latitudinis partem occupante instructa (quasi bifida).
Majore valva convexa, ad latera declivi, ad frontem per plicam mediam latam erecta, attamen ali-
quantum convexa.
Apice crasso, lato, ad latera subcarinato, valde incurvato atqui deltidium totum non obtegente.
Foramine mediocri, rotundo.
Signis museulosis adduetorum in minore valva tenuibus, late distantibus, deorsum divergentibus et
ad tertiam valvae partem producetis.
Intus septis nullis, cruribus brevissimis, e processu cardinali minima excurrentibus. Brachiorum
fulero parvulo, latiore quam altiore, tertiam minoris valvae partem non attingente. Ramis decurrentibus
brevissimis, per jugum latum non tamen altum unitis.
Beschreibung. Das querelliptische Gehäuse ist an der Stirn breit abgestumpft und nach hinten
tief eingedrückt. Die Schalen-Commissur ist seitlich nur schwach, an der Stimm aber in breiter und tiefer
Curve nach hinten gebogen.
Die kleine Schale ist wenig gewölbt oder sogar flach. Schon in der Schlossgegend trägt sie eine Ein-
buchtung, welche nach unten sich rasch und stark erweitert und vertieft, so dass sie an der Stirn über die
Hälfte der Schalenbreite einnimmt.
Die grössere Schale ist hoch gewölbt, fällt seitlich ziemlich steil ab, wird aber gegen den Stirnrand
durch eine breite mittlere Falte, welche dem Sinus der kleinen Schale entspricht, erhöht, aber nicht aufge-
stülpt, sondern ist auch da noch ganz schwach convex.
Der breite starke Schnabel hat seitlich schwache Kanten, welche die Begrenzung einer falschen Area
andeuten. Obwohl der Schnabel stark nach vorn gekrümmt ist, so berührt er doch die kleine Schale nicht
und verdeckt darum das Deltidium auch nur wenig.
Die Muskeleindrücke auf der kleinen Schale stellen kleine schmale, weit von einander abstehende
Felder dar, die nach unten divergiren, aber nur bis zu einem Drittel der Schalenlänge herabreichen.
Im Innern sind keinerlei Septen vorhanden. Zwei kurze Crura entspringen aus dem schwächlichen
Schlossfortsatz und tragen das kurze aber verhältnissmässig breite Armgerüst, dessen kurze und stark ge-
krümmte abwärts steigende Arme durch eine weit aber nicht hochgespannte Brücke mit einander ver-
bunden sind.
Grössen-Verhältniss. Höhe 7 Breite 8 Dicke 3
9 10 4la
9 15 9
141), 16 Ss
19 20 13
19 24 15
21 26 10
Fundort. 9 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Dieser zur Nucleata-Sippe gehörigen Art steht besonders die unterliasische
nimbata und die pteroconcha des mittleren Dogger nahe. Die gleichalterige kleine nepos, ebenso die mittel-
liasische Aspasia und die eurviconcha des mittleren Dogger hingegen unterscheiden sich recht auffallend von
ihr. Im Tithon kehrt eine sehr ähnliche Form in der rupicola Zrrr. wieder.
15*
— 16 —
21. Terebratula nepos Canavarı.
Taf. V Fig. 20, 22, 24.
Diese Art ist von CAanavarı 1582 für Terebrateln aufgestellt worden, welche am Mte. Grappa bei
Trevisano zusammenliegen mit Am. Murchisonae und fallaw. Doch hat er schon damals darauf aufmerksam
gemacht, dass im Münchener Museum Terebrateln derselben Art vom Rothen Stein stammend liegen. Diese
Identität steht in der That ausser Zweifel.
Sehr characteristisch für die Art ist neben der Kleinheit des Gehäuses der starke, weit umgebogene
Schnabel mit seinen scharfen Seiten-Kanten und der schmale Medianwulst der grossen Schale, welcher nicht
wie bei 7. ewrvieoncha an der Stirn tief herabhängt, sondern schräg nach oben abgeschnitten ist, wie das
die Seiten-Ansicht von Fig. 20 und 22 deutlich zeigt. Hierin liegt auch ein wesentlicher Unterschied
von bifida.
Vom Rothen Stein liegen 32 Stück vor aus unterem Dogger. Vom Unteroolith des Cap S. Vigilio
am Garda-See liegt 1 Stück im der Münchener Sammlung.
223. Terebratula eurviconcha Opper.
Taf. VIIL Fie. 30.
Es liegen mir 4 Stück aus dem Posidonomyen-Kalken vom Weissen Haus vor, deren Bestimmung
sicher ist. Ein Stück aus dem Rhynchonellenkalk von ebenda stelle ich mit weniger Sicherheit dazu.
Alter. 7. eurviconcha stammt aus den Klaus-Schichten, welche dem mittleren Dogger zugerechnet
werden müssen. Ich kenne sie nur aus den Alpen, wo sie stets eine Fauna begleitet, welche sich ebenso
sehr von derjenigen der Vilser Schichten als derjenigen der Murchisonae-Schichten unterscheidet. Fig. 30
zeigt das Armgerüst eines Gehäuses, welches von der Klaus-Alp stammt.
Verwandtschaft. Die Zugehörigkeit zur Nucleaten-Sippe steht ausser Zweifel, wie das auch aus
dem in Fig. 30 abgebildeten Armgerüste hervorgeht. Was Paroxa als curvwiconcha von Croce di Segan
abgebildet hat (1882 Taf. XI Fig. S, 9) kann ich nicht hierherrechnen, wenn anders die Abbildungen
richtig sind. Parosa selbst bemerkte 1885, dass diese Formen wegen der Gegenwart von seitlichen
Schnabelkanten mit der Aspasia nicht verwechselt werden könnten, aber aus demselben Grunde dürfen sie
auch nicht zu curviconcha OrrEn gestellt werden, welcher seitliche Kanten durchaus fehlen. An allen von
Orrzn bestimmten Stücken und auch an dem von Orrzu abgebildeten Originalstück von Brentonico beob-
achtet man leicht den vollständigen Mangel von Kanten und falscher Area. Mir scheint Parona’s Art viel
eher eine Waldheimia zu sein, die vielleicht mit W. linguata Bozen verglichen werden dürfte,
23. Terebratula Carinthiaea n. sp.
Taf. XV Fig. 2, 3.
Auf der Raibler Scharte liegen über den Schichten mit Myophoria Kefersteini und an der Basis
der mächtigen Megalodus-Kalke und -Dolomite Kalkbänke mit Kieselausscheidungen, in welchen Brachiopoden
vorkommen, deren Schalen verkieselt sind.
Ich erhielt aus einem solchen 1885 gesammelten Stück durch Auflösung des kohlensauren Kalkes
die freien Kieselschalen, unter denen ein fast vollständig erhaltenes Terebratel-Gehäuse und zwei Bruch-
stücke waren, von denen eines die Schnabel-, das andere die Stirn-Region derselben Terebratel-Art er-
halten zeigen.
Die Art hat eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der 7. sphenoidea Prızn. aus dem sicilischen Pliocän
und ich betrachte sie darum als das älteste Glied der Sphenoidea-Sippe.
Das Gehäuse ist 27 mm hoch, 19 breit, 15 diek und erreicht seine grösste Breite in seiner unteren
Hälfte; die grosse Schale ist stark gewölbt und trägt einen hohen, starken, nach vorn übergebogenen
Schnabel, der von einem ziemlich grossen Loch durchbohrt ist. Die kleine Schale ist in der Wirbelgegend
convex, gegen die Stirn hin aber in der Mitte stark abgeflacht und sogar mit einem schwachen Sinus ver-
sehen. Der Stirnrand ist nicht so gerade abgestumpft, wie bei sphenordea, sondern abgerundet, ähnlich wie
bei Becksi. Die Seiten-Commissuren sind nur wenig geschweift, was die Art sowohl von sphenoidea als auch
von becksi unterscheidet.
Die anderen Glieder der Sphenoidea-Sippe sind äusserlich von jenen drei Arten recht verschieden.
Die italienische sphenoidalis aus mittlerem Lias hat flachere Gehäuse mit elliptischen Umrissen und nicht so
hohem Schnabel. Aehnliche Formen kommen auch im Hierlatzkalk vom Hierlatz, von Adnetn und dem Hinteren
Schafberg vor, von denen besonders die letzteren vielleicht mit den italienischen identisch sind, während die
vom Hierlatz wegen ihrer länglichen und flachen Form wahrscheinlich eine besondere Art darstellen. Fylgia
und Scarabelli sind nahestehend aber kürzer und dicker, während bei its wieder mehr die trianguläre
Form hervortritt.
24. Terebratula rubrisaxensis n. sp.
Taf. VI Fig. 1-10, 12—13, 17—24; Taf. VII Fie. 8—14, 18.
Testa in prima juventute rotunda, deinde plus minusve elongata, subovali vel subpentagonali, retro-
plicata, ad frontem truncata et patula, ad apicem inflata, crassissima in superiore, latissima in inferiore parte.
Valvarum commissura in testa adolescente recta aut subinflexa, in senescente testa ad latera leviter
inflexa, ad frontem plus minusve recurvata et sinu medio mediocri biplicata.
Minore valva ad umbonem satis gibba, in mediam partem subdepressa, ad frontem demissa et in
senescente testa depressionibus duabus interdum tribus plus minusve productis instructa.
Majore valva ad umbonem gibba, ad frontem demissa et, prima juventute praeterita una plica, in
senescente testa duabus plicis plus minusve elata et sinu medio interdum irregulariter plicato instructa.
Apice lato, brevi, ad latera subearinato, satis incurvato, sed deltidium nunquam totum obtegente.
Foramine medioeri, rotundo.
Sienis musculosis adductorum in mimore valva fere in tertiam valvae partem produetis, frontem
versus satis divergentibus et late inflatis.
Intus septo medio tenuissimo et in quartam valvae partem producto, duobus septis fossaliis et
cruribus a processu cardinali parvulo excurrentibus et per jugum cardinali non late extensum inter se
conjunetis. Ramis brachiorum fuleri eruribus longis decurrentibus, paululum divergentibus, arcuatis et ad
tertiam valvae partem attingentibus, ad furcam angulis acutis in ramos recurrentes et per jugum parum
altum unitos recurvatis.
— he —
Var. patula.
Taf. VI Fig. 11, 12, 14, 16.
Testa depressa neque ad umbones inflata.
Valvarum commissura ad latera vix inflexa, ad frontem parum recurvata et paululum biplicata.
Plieis majoris et depressionibus minoris valvis obsoletis.
Beschreibung. Das Gehäuse, in der Jugend rundlich und erst mit zunehmendem Alter länglich
werdend, hat eiförmige bis pentagonale Umrisse mit meist gerade abgestumpftem Stirmrand. Von der
Seite betrachtet, ist es länglich-elliptisch aber mit deutlich keilförmiger Zuschärfung nach unten. In Folge
dessen ist das Gehäuse stets in seiner oberen Hälfte am dicksten, während es seine grösste Breite erst in
der unteren Hälfte erlangt.
Die beiden Schalen sind ungleich convex, und zwar so, dass die grössere auch die gewölbtere ist.
Die concentrischen Anwachsstreifen sind oft nur durch zarte Linien, häufig aber auch durch starke An-
schwellungen markirt.
In der Jugend sind die Schalen-Commissuren nur wenig gebogen, fast gerade. Mit zunehmendem
Alter nimmt die Biegung stetig zu. Auf den Seiten bleibt sie zwar stets etwas zurück, gegen die Stirn
aber führt sie schliesslich zu zwei meist recht deutlichen Falten.
Die kleine Schale ist am Wirbel etwas aufgewölbt, in der Mitte verflacht und fällt in der Jugend
ganz glatt gegen den Stirnrand hin ab. Mit zunehmendem Alter jedoch entstehen zwei sich stetig ver-
grössernde Einsenkungen, welche verhältnissmässig weit von einander abstehen und durch einen breiten,
meist flachen Medianwulst von einander getrennt sind, welcher selbst zuweilen nochmals eine kleine unregel-
mässige Einsenkung aufweist, wodurch der Stirnrand eine unsymmetrische Form erhält.
Die grosse Schale, in der Schnabelgegend stark convex, fällt ebenfalls zunächst flach gegen den
Stimmrand ab, wölbt sich aber dort mit zunehmendem Alter zuerst zu einer breiten, wenig hohen Falte auf,
die sich erst später durch Herausbildung einer medianen Einsenkung in zwei Falten zerlegt, welche genau
den zwei Einsenkungen der kleinen Schale entsprechen.
Der Schnabel ist breit, kurz, seitlich nur schwach carinirt und nicht sehr stark nach vorn über-
gebogen, so dass er das Deltidium nie ganz verbirgt. ‚Das Schnabelloch ist mittelgross und rund.
Die Eindrücke der Adductor-Muskeln auf der kleinen Schale machen sich bei Steinkernen als ganz
flache Erhabenheiten nicht allzu deutlich bemerkbar. Die kleinen dreiseitigen Feldchen, welche mit ihrer
unteren Grenze ungefähr ein Drittel der Schalenlänge erreichen, sind an ihren oberen Spitzen lang faden-
förmig ausgezogen und stehen so mit dem Schalen-Wirbel in Verbindung, von welchem sie erheblich diver-
girend ausstrahlen (6:3%). Der Zwischenraum zwischen beiden wird von einem schwachen, niedrigen
Median-Septum fast der ganzen Länge nach halbirt. Bei Fig. 12 sind rechts und links über diesen
Muskel-Eindrücken die Geschlechtsorgane durch rundliche, kleine, unregelmässig narbige Erhöhungen an-
gedeutet. Nicht selten sieht man auch, wie auf Fig. 8, 22 und 24 angegeben ist, vom Wirbel vier gerade
und unverzweigte, erhabene, schmale Streifen ausstrahlen, welche die Eindrücke der Mantelgefässe
darstellen.
Das dem kleinen Schlossfortsatze entspringende, innere Gerüste besteht aus zwei schwachen Zahn-
gruben-Septen, einem kleinen Medianseptum und zwei verhältnissmässig langen Cruralsepten, die in nicht
— 119° —
sehr bedeutende, nach hinten gewendete Cruralspitzen auslaufen. Die Schlossplatten sind nur schwach und
schmächtig entwickelt.
Die absteigenden Aeste des Armgerüstes divergiren mit schwacher Krümmung nach aussen und
biegen sich bei ein Drittel der Schalenlänge unter spitzem Winkel in die rücklaufenden Aeste um, welche
aber nicht sehr hoch aufsteigen, sondern sich bald durch eine flachgewölbte Brücke mit einander verbinden
(L.: Br. — 6% 31h).
Grössen-Verhältniss. Länge 9 Breite 9 Dicke 4
11 Mi 5
13,5 12,5 7,5 (8,5)
19,5 15,5 (18,5) 9,5 (11,5)
92 16 (20) 13 (11,5)
Var. patula.
19,5 18 9,5
21 16,5 9
Bemerkungen. Es ist von Wichtigkeit einen vollen Einblick in die auffallende Vielgestaltigkeit
dieser Art zu gewinnen, da man sonst leicht verführt werden könnte, die extremen Formreihen, nach wel-
chen sich die einzelnen Individuen leicht anordnen lassen und die auch durch die Gruppirung der Abbil-
dungen einigermassen zur Anschauung zu bringen gesucht worden ist, als besondere Arten anzusehen. Eine
dieser Reihen gehören Fig. 1—4 und Fig. 8 an, es sind breite und dabei verhältnissmässig flache Formen;
eine andere Reihe der breiten und dicken Formen stellen Fig. 17—20 dar; die länglich-flachen Formen sind
durch Fig. 5—7, die länglich dicken durch Fig. 21—24 zur Darstellung gebracht. Was aber mit Nachdruck
hier hervorgehoben werden muss, weil es durch Abbildungen nicht wiedergegeben werden kann, das ist die
absolute Unmöglichkeit die mehr als 500 Stücke, welche zur Untersuchung vorlagen, mit Schärfe in vier
Gruppen zu zertheilen, welche jenen Formreihen entsprächen. Es gibt da so viele und so unmerkliche
Zwischenformen, dass sehr häufig die Frage, ob man es mit einer länglichen oder breiten, einer dicken oder
flachen Form zu thun habe, unbeantwortbar wird. Dahingegen bleibt darüber nie ein Zweifel, dass alle
diese Formen nur einer Art angehören. Maassgebend sind folgende Thatsachen: 1) die Jugendformen aller
dieser Spielarten (Fig. 13 und 15) sind vollständig übereinstimmend und die innersten Anwachsstreifen aller
ausgewachsenen Individuen verweisen auf gleiche Jugendzustände. 2) Die Muskeleindrücke, soweit die ent-
schalten Steinkerne sie erkennen lassen, ferner die inneren Gerüste, so viele auch angeschliffen wurden,
zeieten stets übereinstimmende Form. 3) Die Anlage des Schnabels (insbesondere Höhe, Stärke, Krümmung,
Grösse des Foramen etc.) ist stets dieselbe.
Die Variabilität hingegen liegt 1) in dem Verhältniss der verschiedenen Dimensionen des Gehäuses
und 2) in der Formentwickelung der unteren Schalentheile, welche insbesondere in der Faltung der Schalen
und dem Verlaufe der Stirn-Commissur zum Ausdruck kommt.
In manchen Exemplaren allerdings ist diese Variation so weit getrieben, dass trotz der Ueberein-
stimmung der Jugendform, der Muskeleindrücke und inneren Gerüste es rathsam erschien, derartige Formen,
welche in Fig. 11, 12, 14, 16 zur Darstellung gelangt sind, wenigstens als eine besondere Varietät abzutrennen.
Die Unterschiede bestehen darin, dass 1) das Gehäuse an den Schalen-Wirbeln weniger gewölbt und an der
Stirnrand weniger zugeschärft ist, woraus eine mehr tafelförmige, platte Gestalt (var. pafula) vesultirt;
=..190.-
2) dass die Stirn- und Seiten-Commissuren weniger gebogen sind, womit eine Abnahme der Falten auf den
Schalen Hand in Hand geht; 3) dass, allerdings als Folge des erst erwähnten Unterschiedes, der Schnabel
weniger massig entwickelt ist.
Eine scharfe Grenze ist mit alle dem freilich nicht gezogen. Auch da gibt es Individuen, bei denen
man zweifelhaft bleibt, ob sie noch dem Typus oder schon der Varietät zuzurechnen seien, und gerade des-
wegen scheint es notwendig, sie bei dieser Art zu belassen.
Var. distorta.
Taf. V Fig. 1-8; Taf. VII Fig. S-11; Taf. VII Fig. 19—21.
Testa oblonga, plus minusve asymmetrica, tum crassa tum depressa atque vix sinuata.
Diese Varietät stellt die extremste Ausbildung dar, welcher diese Art fähig zu sein scheint. Die
sehr hohen und wenig breiten Gehäuse besitzen zum Theil noch die charakteristischen zwei Einsenkungen
auf der klemen Schale (Fig. 1—5), aber zum Theil werden sie so flach, dass ähnlich wie bei patula der
Stirnrand fast eben erscheint und nur die Seiten-Commissur noch durch eine schwache Zurückbiegung
die Coarctatenform errathen lässt (Fig. 6—8). Bei noch anderen Formen schwindet auch dieses Merkmal
fast ganz (Fig. S—11), der Schalenwinkel an der Stirn wird sehr spitz und schneidend und auch der
Schnabel länger ausgezogen. Stets macht sich ausserdem eine asymmetrische Ausbildung in mehr oder
minder hohem Maasse geltend und verleiht so den meisten Gehäusen das Ansehen von Wachsthums-
Deformitäten.
Grössen-Verhältniss. Länge 13 Breite 10 Dicke 6
16 12 2)
16 ID 7.4
22 15 8)
23 15 10
22 16 12
Fundort. Ueber 600 St. des Typus und der Varietäten aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Man muss unter den coarctaten Terebrateln, welche gewissermassen verkehrte
Biplicate darstellen, zwei Hauptgruppen unterscheiden. Zu der einen gehören die Gehäuse mit glatter
Oberfläche, zu der anderen diejenigen mit netzförmig ornamentirter Schale. Erstere bezeichne ich als Bifrons-
Sippe, die schon im Carbon in der vesieularis und tuergida in europäischen und amerikanischen Meeren Ver-
treter hatte; aus der Trias- und Lias-Zeit kenne ich keine Angehörigen dieser Sippe, aber im unteren
Dogger treten gleichzeitig drei Vertreter auf: die galeiformis in England, die Rossi in Italien und die ubrr-
saxensis. Der obere Dogger weist die bifrons auf, später folgen Euthymi und Moreana, wodurch diese
Sippe sich bis in die untere Kreide heraufgehend erweist.
Canavarı hat aus Murchisonae-Schichten von S. Vigilio am Gardasee eine 7. Rossi beschrieben,
in welcher mir zwei Arten vereinigt zu sein scheinen. Die Originalstücke zu seinen Fig. 6—8, welche mir
Herr Caxavarı zu übersenden die Güte hatte, belehren mich, dass die Gehäuse zu Fig. 6 und 7 eine feine
netzförmige Schalen-Örnamentirung besitzen, von der besonders die Längsstreifen deutlich hervortreten. Ich
kann einen wesentlichen Unterschied von der Trigeri aus Nord-Frankreich nicht auffinden.
Fig. 5 hingegen kann man als Typus der Canavarr'schen Art ansehen; sie hat glatte Oberflächen
und unterscheidet sich leicht von unserer rubrisaxensis und von der Bentleyi. T. Drepanensis Dı STEr.
aus Sieilien hingegen scheint mir mit Rossi (Fig. 8) identisch zu sein. Sie hat dieselben fünfseitigen
Umrisse und die weit abstehenden Falten auf der hinteren Schale. Dr Sreraxo hat allerdings einen
Unterschied in der Beschaffenheit der Schnabelregion finden wollen. Da aber gerade dieser Theil bei
Canavarı's Originalstück viel schlechter erhalten ist, als die Abbildung vermuthen lässt, so lege ich
hierauf nicht viel Werth.
25. Terebratula bifrons Oppern.
Aus den „weissen Vilser Kalken“ von Orren 1860 (Taf. II Fig, 2) abgebildet und beschrieben.
Sie hat sich seither auch im Kreuzgraben bei Staudach, bei Staufeneck und recht häufig bei Teisen-
berg in gleichalterigen Gesteinen gefunden. In 2 vorderen Schalen liegt sie mir auch aus den etwas älteren
Rhynchonellen-Kalken vom Weissen Haus vor. Auch bei Windischgarsten kommt sie vor.
Verwandtschaft. Bifrons habe ich zur Bezeichnung einer Sippe gewählt, welche schon im Carbon
beginnt und in Europa in der vesicularis, in Amerika in der Zurgida Havu bekannt und aus dem indischen
Permo-Carbon von WaaGen als Notothyris simplex beschrieben worden ist. Von da ab fehlen uns in der
ganzen Trias und dem Lias Vertreter und erst im unteren Dogger können wir in der galerformis Englands,
der italienischen Rossi und unserer rubrisaxensis Formen erkennen, die trotz bedeutenderer Grösse unter
allen Terebrateln jenen carbonischen Typen am nächsten stehen. In der Bentley: des mittleren Dogger
setzen sie sich in ähnlicher Entwickelung fort, um dann aber im Callovien und Malm als bifrons und sub-
canalis eine Ausbildung zu erlangen, die fast mehr an die palaeozoischen Formen als an die BDentleyi er-
innert, aber in der Moreana des Neocom kehrt eine grosse Aehnlichkeit mit letzterer wieder.
26. Terebratula antipleeta Buch.
Taf. XIV Fig. 5.
Die Art ist von Bucn 1834 (Taf. II Fig. 39) und von Quexsteor 1871 (Taf. 44 Fig. 144—146) ab-
gebildet worden. Indessen ist der grosse Formenreichthum, welchen jene Species besitzt, durch diese Abbil-
dungen noch keineswegs erschöpft. Quesstepr hat mit Fig. 143 auch den Jugendzustand darstellen wollen,
aber zweifellos dabei eine fremde Terebratel (vielleicht margarita?) als Vorbild genommen. In Fig. 5 auf
Taf. XIV habe ich darum die richtige Jugendform abbilden lassen. Charakteristisch ist für sie die spitze,
dreieckige Form mit gerundeter Stirn und die ungemein flache, fast ebene, kleine Schale, auf der Falten
noch fast gar nicht angedeutet sind. Mit zunehmender Grösse bilden sich zuerst zwei ganz flache weit ab-
stehende Falten auf der kleinen Schale heraus und zugleich stumpfen sich die erst spitzen Schalenwinkel
ab. Weiterhin werden die Falten immer bedeutender und auf der grossen Schale entsprechen sie daun zwei
Einbuchtungen; manche Gehäuse verbleiben in diesem Stadium, während bei den meisten im Alter noch eine
kleinere Medianfalte, öfters sogar mehrere Zwischenfalten auftreten. In der Wirbelgegend bleibt die kleine
Schale aber auch im ausgewachsenen Zustande stets sehr flach.
Fundort. Am Legam bei Vils (Kitzbichel) ungemein häufig und mit der Waldheimia pala in den
sog. „Vilser Weissen Kalken“ (Callovien) die häufigste Species.
Palaeontographica. Bd. XNXXIII
Ausserdem kenne ich sie nur vom Prielenberg bei Windischgarsten (21 St.) und vom Teisenberg
(3 St. [erratisch]). Günmsen gibt sie (1866) auch von Staudach und Staufeneck an, und in Nieder-Oester-
reich kommt sie an mehreren Orten, wie es scheint, ziemlich häufig vor.
Verwandtschaft. Diese Art gehört zwar zu den Biplicaten, aber sie stellt innerhalb dieser einen
sanz besonderen Typus dar, für den ich bisher keine Genossen finden konnte. Vielleicht darf man Des-
LONGCHAMPS T. dorsiplicata excavata hieherstellen. Diese Art, wie DesLoxscHamps will, als Varietät der
dorsiplicata Sunss aufzufassen, scheint mir unbegründet. Zwar sollen beide durch Uebergangsformen mit-
einander verbunden sein, aber aus den gegebenen Abbildungen geht das gewiss nicht hervor. Beide Arten
unterscheiden sich durch die Form des Schnabels, die Grösse des Gehäuses, Breite der Stirn, Abstände der
Falten, den Verlauf der Schalennähte. Ich meine, das seien zu viel Unterschiede, um eine Vereinigung zu
gestatten. In der angeblichen Uebergangsform (Taf. I Fig. 15) kann ich in Wirklichkeit nur eine typische
ercavata erkennen, der alle charakteristischen Eigenschaften der dorsöplicata fehlen.
Il. Genus Waldheimia.
1. Waldheimia perforata Pırıre.
Taf. VIII Fig. 16.
Diese weit verbreitete Art ist erst seit 1863 durch DestonscHamps Beschreibung scharf begrenzt
worden, obwohl sie von Pırrre schon 1856 aufgestellt worden war. Zierex kannte die Art unter dem
Namen marsupialis aus Württemberg, Quexsrtepr benannte sie psilonoti, Marrıy nannte sie in Frankreich
strangulata, SOwErBY hat sie in England schon 1815 als ornithocephala abgebildet, und von dort wurde sie auch
als pımetata oder sarthacensis aufgeführt. In Frankreich und England soll sie im unteren und mittleren
Lias vorkommen, doch bin ich zweifelhaft, ob die mittelliasischen Formen sicher zu dieser Art gezählt
werden dürfen. In Deutschland kommt sie nur im unteren Lias vor (vorzugsweise in «). In den Alpen
ist sie sehr häufig und liegt in den untersten Liasbänken bis herauf zu den Hierlatzkalken. Aus südlicheren
Gebieten ist sie noch nicht bekannt geworden.
Nevmayr hat die Art 1879 als Terebratula perforata vom Breitenberg beschrieben, aber die echte
pumetata mit hinzugezählt, d. h. er hatte letztere (Fig. 7 Taf. I) geradezu für den Typus gehalten und die
wirkliche perforata als Uebergangsform (Fig. 8) zu seiner neuen Form delta (Fig. 9) angesehen. Beim An-
schleifen ergab sich ihm natürlich ein kurzes Armgerüst und damit Zugehörigkeit zu Terebratala s. str.
Stücke, welche der Fig. 8 gleichen, ergaben mir ein langes Armgerüst, wie ich es Fig. 16 Taf. VIII abge-
bildet habe. Der untere Theil fehlt allerdings, aber die Zahnstützen, der Mangel von besonderen Zahnhöhlen-
septen, (das Medianseptum und die langen nach unten auseinandergehenden Crura ‚verweisen alle auf das
Genus Waldheimia. Dem entsprechend haben diese Stücke auch alle einen spitzen Schnabel, scharfe Schnabel-
kanten und ein kleines Foramen (siehe auch S. 110). Was Neumayr als T. delta n. f. abgetrennt hat,
möchte ich ebenfalls als echte perforata ansehen, wenigstens lässt das Originalstück kaum irgend wie wesent-
liche Differenzen mit jener Art erkennen.
In den Vilser Alpen kommt die Art in den Hierlatzkalken an der Reichenbachquelle beim Aggen-
stein (S St.), am Bösen Tritt (5 St.) vor.
Verwandtschaft. Die Perforata gehört einer Sippe an, die vom Rhät bis in den oberen braunen
Jura eine auffallende Formenähnlichkeit besitzt und darum in ihren verschiedenaltrigen Gliedern durchaus
nicht leicht auseinander zu halten ist. Erst in dem Weissen Jura tritt mit der buceulenta eine etwas ab-
weichende Entwickelung ein, die mit der Judii im Neocom ihr Ende erreicht. Nach dem ältesten Glied im
Rhät habe ich die ganze Reihe als Elliptica-Sippe bezeichnet.
2. Waldheimia Waltoni Dav.
Taf. VII Fig. 20—31; Taf. VIII Fig. 532—35.
Die eingehendste Beschreibung dieser 1851 von Davıpsox aufgestellten Art, findet man bei Des-
LON@cHaMmPs. Hiernach kommt Waltoni in Frankreich und England im oberen Bajocien d. h. im Horizont
des Am. Sauzei, Humphriesianus und Parkinsoni vor. In Württemberg und Bayern liegt sie in den Eisen-
oolithen der Humphriesianus-Zone. Aber in England ist sie später von Davıpsox 1876 auch in untersten
Schichten des Unter-Oolith nachgewiesen worden und die Abbildungen dieser „small variety“ (Taf. NXIU
Fig. 9—10) stimmen sehr gut mit unseren Fig. 26 und 27 überein.
Mit Bezug auf Breite und Dicke ist diese Art selr variabel und obwohl das Gehäuse in der Regel
höher als breit ist und das Verhältniss meist durch 3:2 oder 2:1 ausgedrückt werden kann, so kommen
besonders in der Jugend doch auch Formen vor, bei welchen die Breite der Höhe gleich kommt. Unsere
Exemplare. zeigen folgende Verhältnisse:
Höhe 6 Breite 6 Dicke 3
)
>) 4
12 ) 6
17 18 fo)
19 15 S
201la 16 Al
al 17 9
Das Armgerüst der W. Waltoni aus den Eisenoolithen von Auerbach in der Oberpfalz habe ich
Taf. VIII Fig. 35 auf Grund von Anschleifen dargestellt. Es ist sehr lang, stark ausgeschweift und an zwei
Cruralsepten befestigt, welche aus dem Schlossfortsatze entspringen. Die Schlossplatten sind kräftig ent-
wickelt und mit dem ziemlich langen Medianseptum verwachsen. Besondere Septen für die Zahnhöhlen
fehlen, hingegen trägt die hintere Schale zwei starke Zahnleisten. Ganz dieselben Verhältnisse zeigen die
angeschliffenen Stücke vom Rothen Stein (Fig. 32— 34 Taf. VII), nur dass die rücklaufenden Arme und die
Brücke des Gerüstes nicht erhalten sind. Ein Bruchstück dieser Theile scheint im Gehäuse auf Fig. 34 zu
liegen und würde beweisen, dass an den Schleifen Auszackungen entwickelt waren, ähnlich wie bei MW. carinata
Fundort. 40 Stück aus dem Unter-Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Die Schwierigkeit, die W. subrugata des oberen, die subbuceulenta des mittleren
und die Waltoni des unteren braunen Jura auseinander zu halten, hat Desnoxgcmanps schon öfters hervor-
gehoben. Aber auch die liasischen Sarthacensis, Darwini, perforata und die rhätische elliptica sind nicht
leicht unter einander und unter jenen heraus zu kennen. Es ist darum gewiss sehr natürlich, wenn man
16*
— 124 —
sie alle nach ihrer ältesten Form zu einer Elliptica-Sippe zusammenfasst, welche dann im Oxfordien
durch brreeulenta, weiterhin durch die tetragona, Danubiensis, lugubris und Judii bis ins Neocom sich, wenn
auch nicht mehr mit gleicher engbegrenzter Formbeschränkung, fortsetzte.
3. Waldheimia truncatella n. sp.
Taf. VIII Fig. 38; Taf. XVI Fig 16—22.
Testa parvula, cincta, subpentagonali, crassissima in media, latissima in superiore parte, ad frontem
recte truncata aut paululum ineurvata. Valvis aeque convexis, obtuse unitis et ad commissuras rugis incres-
cendi multis et compressis ornatis. Valvarum commissura recta. Apice lato, ad latera carinato et paululum
procurvato. Foramine parvulo. Intus septo medio magno, duobus septis dentalibus et brachiorum fulero
longo instructa.
Beschreibung. Das kleine, rundlich pentagonale und an der Stirn gerade abgestumpfte oder
sogar etwas einwärts gebogene Gehäuse ist in der Regel ebenso hoch als breit, hat aber seine grösste Breite
in der oberen Hälfte. Die Schalennaht liegt in einer Ebene und beide Schalen sind gleich stark gewölbt,
aber mit stark hervortretenden Anwachsstreifen versehen, welche sich gegen die Nähte hin zu gedrängt
stehenden, zahlreichen Wülsten aufstauen. In Folge dessen berühren sich die Schalen unter stumpfen Winkeln.
Der Schnabel erhebt sich aus breiter Basis, ist seitlich scharf gekantet, nur wenig nach vorn übergebogen
und von einem sehr kleinen Foramen durchbohrt. Im Innern findet sich auf der kleinen Schale ein kräftiges
Medianseptum und auf der grossen Schale zwei Zahnleisten. Das Armgerüst ist ?/s so lang als die kleine
Schale und hat rücklaufende Arme, welche über die Hälfte des ganzen Gerüstes lang sind und durch eine
einfache Bogenbrücke miteinander in Verbindung stehen. Auf Steinkernen erkennt man die 4 Mantelgefäss-
eindrücke der kleinen Schale als 4 radial ausstrahlende Leisten, zwischen welchen zu oberst 2 Muskelhaft-
stellen liegen (Fig. 22).
Grössen-Verhältniss. Höhe 7%2 Breite 8 Dicke 5
gif, si 6
ul 1012 Th
12 12 7
14 14 fe)
Fundort. 100 Stück aus den Unter-Dogger-Kalken des Rothen Stein.
Verwandtschaft. Die Art steht nach ihrer äusseren Form jedenfalls der W. Hertzi Haas, welche
ParoxA früher als cf. Cadomensis Des. beschrieben hat, am nächsten. Beide unterscheiden sich dadurch, dass
Hertzi ein entschieden längliches Gehäuse hat, dessen kleine Schale stets flacher als die grosse, dass der Schnabel
viel stärker nach vorn übergebogen und der Stirnrand gerundeter ist. An die unterliasische Hertzi schliesst
sich im mittleren Lias eine etwas kugelig-aufgeblähte Form an (hoch 16, breit 141/2, dick 12!/2) mit gerade
abgestumpfter Stirn und stark umgebogenem Schnabel. Es liegt hiervon nur 1 Stück in der Münchener
Sammlung mit der von Oprezn beschriebenen Bezeichnung: „Ter. cf. subdigona. Grenze zwischen Lias y
und 6. Wutach.“ Ich halte dies für eine neue Art, an die sich im oberen Lias Zyecetti Dav. anschliesst,
die aber weniger in die Dicke geht. In den Alpen folgt dann die Zrameatella im unteren Dogger, während
in Frankreich nach Destoxecmanps noch die Lycetti fortlebt bis herauf in die Sowerbyi-Zone. Im oberen
Dogger schliesst sich wieder eine kugelige Form an, die von OPren margarita benannt worden ist. Nach
letzterer habe ich die ganze Reihe als Margarita-Sippe bezeichnet.
4. Waldheimia mutabilis Opper.
Die Art wurde 1561 von Opren aus den Hierlatzkalken beschrieben und abgebildet. Sie steht
unzweifelhaft der jüngeren cornuta unter allen Waldheimien am nächsten. Insbesondere hat sie eine ganz
ähnliche Ausbildung des Schnabels, der aus breiter Basis entspringt, kräftig entwickelt ist, mit kräftigen
Kanten versehen, welche jederseits eine ziemlich breite Pseudoarea begrenzen. Er krümmt sich entschieden
nach vorn und ist von einem mittelgrossen Foramen durchbohrt. Hierdurch unterscheidet sich diese Art am
deutlichsten von W. cor und numismalis, welche beide einen niedrigen Schnabel und ein sehr kleines
Foramen besitzen. Dahingegen nähert sie sich ebendadurch der subnumismalis, welche aber viel grössere
Dimensionen erreicht und stets rundliche Umrisse besitzt, während mautabilis regelmässig pentagonal bis fast
triangulär ist. Die cormuta ist ebenfalls eine grössere Art, bei der die Länge in der Regel über die Breite
viel mehr vorherrscht, und die an den geschwungenen bis geschweiften Seiten des länglichen Pentagons leicht
erkannt wird. Die Länge des Mutabilis-Gehäuses erreicht meist 20—22, die Breite 17—18S, die Dicke
11—12 mm. Ein kräftiges Medianseptum und langes Armgerüst sind vorhanden.
Fundort. 1 Stück aus dem Hierlatzkalk vom Bösen Tritt und 6 Stück von der Reichenbach-
Quelle beim Aggenstein.
Bemerkungen. Die äussere Form des Gehäuses ist sehr variabel. Bald kommt die Breite der
Länge fast gleich, bald ist sie viel geringer. Die Stirn ist bald etwas schmal und dann hat das Gehäuse
regelmässig pentagonale Umrisse, bald ist jene sehr breit und dann resultiren mehr trianguläre Umrisse.
Stets machen sich auf beiden Schalen gegen die Stirn schwache Median-Einsenkungen bemerkbar, die manch-
mal sogar recht entschieden hervortreten und der Stirn ein gehörntes Aussehen, wie bei cornuta, geben.
GEMMELLARO hat die länglichen Formen Sieiliens als Zeilleria Wähneri und die breiteren pentagonalen als
Z. Piazzii beschrieben, weil er mntabilis wahrscheinlich nur nach den zwei von OrrEn gegebenen Abbil-
dungen, also nicht nach ihrem grossen Formen-Reichthum, kannte. Neuerdings hat Haas (1855) die muta-
bilis aus den Waadtländer Alpen, wie ich vermuthe, unter drei verschiedenen Bezeichnungen abgebildet:
Taf. II Fig. 14 und 15 als W. Rehmanni, Fig. 12 und 13 als psilonoti und Taf. IV Fig. 20—22 als
Choffati. Ich bin nicht im Stande diese Formen von der mautabilis, wie sie mir aus dem Hierlatzkalke
vorliegt, zu unterscheiden. Rehmanni Buc#-Röxer ist wahrscheinlich, da sie von Pforen stammend ange-
geben wird, W. cor und können die Fig. 14—15 wegen ihres hohen, breiten Schnabels wohl kaum hinzu
gehören. W. psilonoti Qunsst. hat nicht auf beiden Schalen eine Stirndepression und kann darum schwer-
lich auf Fig. 12 und 13 bezogen werden. Psilonoti Qursst. rechne ich zu den Synonymen der W. perforata.
Die Choffati aus den Alpen scheinen mir alle zu mutabilis, die aus Württemberg aber zu cor Lam. zu ge-
hören. Mithin ist W. mutabilis in ihrer Verbreitung auf «die Alpen und die mediterranen Gegenden be-
schränkt. Ob sie auch im Bakonyer Wald vorkommt, ist mir sehr zweifelhaft, denn was BorcxH 1575
als ef. mutabilis abgebildet hat, gehört z. Th. wenigstens (Taf. I Fig. 4, 6, 9) eher zu W. cor Lam. wegen
der nach hinten herabgebogenen Stirmnaht.
Verwandtschaft. Innerhalb der Cornuta-Sippe ist die Stellung der unterliasischen mutabilis
zwischen der rhätischen norica und der mittelliasischen cornuta augenscheinlich. Aber im mittleren Lias
entfalten sich noch eine Reihe von Nebenformen wie die subnumismalis, indentata und quadrifida. Im oberen
Dogger schliesst sich die biappendieulata eng an und hat in der Möschi des Malm und im Neocom in der
pseudojurensis ihre Fortsetzung. Auf den Lias beschränkt bleibt eine Nebenreihe, die sich durch den niedrigen
Schnabel mit sehr kleinem Foramen auszeichnet. Dazu gehören im unteren Lias cor, im mittleren numis-
malis und Moorei.
5. Waldheimia Waterhousi Davınson.
Taf. XIV Fig. 9.
Ein einziges Stück, welches ich dieser Art zurechne, ist in den mittelliasischen weissen Kalken ge-
funden worden, welche am kgl. Fahrwege zwischen Schwansee und dem weissen Haus anstehen. Fig. 9 gibt
eine Abbildung desselben, aus welcher leicht zu ersehen ist, dass wir es hier nicht mit der gewöhnlichen
Ausbildung dieser Art zu thun haben, wie sie z. B. bei Hindelang in den Hierlatzkalken des Hirschberges
so häufig ist. Aber schon DestoxscHamps hat 1563 mit Recht die grosse Variabilität dieser Art hervor-
gehoben und seine Fig. 4 und 5 Taf. 21 zeigen schon sehr grosse Aehnlichkeit mit unserer Fig. 9. Sehr
reich an Gehäusen der Waterhousi ist der mittlere Lias von Amberg und man findet unter einigen
Hundert Stücken in der Münchener Sammlung Variationen nach allen Richtungen hin, ohne dass es
doch möglich wäre, besondere Merkmale festzuhalten und danach etwa mehrere Arten zu unterscheiden.
Einige Exemplare sind darunter, die unserem abgebildeten Stück vollständig gleichen: länglich vierseitiges
Gehäuse mit breiter und an den beiden Seiten zu kleinen Hörnern ausgezogener Stirn. Längs der Seiten-
Commissuren schmale aber ziemlich tiefe Depressionen. Stirnnaht stets schwach nach hinten gebogen.
Verwandtschaft. Schon der Name, welchen Orren 1854 den schwäbischen Vertretern gegeben
hat (subdigona), verweist auf die nahen Beziehungen beider Arten, auch im unteren Lias treten eine Reihe
ähnlicher Formen auf, die als Partschi, oxygona und Stapia auseinander gehalten werden. Auch im oberen
Jura wird Quesstenr’s (non Sow.) indentata wohl noch als Vertreter dieser Digona-Sippe gelten dürfen.
6. Waldheimia frontensis n. sp.
Taf. XII Fig. 16 u. 17.
Testa parva, nucleata, subpentagonali, paululum latiore quam altiore. Valvarım commissura ad
latera subinflexa, ad frontem recurvata. Minore valva ad umbonem gibba, ad frontem depressione media
lata instructa. Majore valva aeque convexa. Apice lato, ad latera carinato, parum incurvato et foramine
parvulo terebrato. Intus septo medio forti in minore et duobus septis dentalibus in majore valva instructa.
Beschreibung. Das ziemlich kleine und rundlich-fünfseitige Gehäuse ist um weniges breiter als
hoch und hat seine grösste Breite entweder in der Mitte oder in der unteren Hälfte. Die Schalennaht ist
seitlich ausgeschweift und an der Stimm in einem flachen Bogen nach hinten gespannt. Die kleine Schale
ist am Wirbel aufgewölbt, aber gegen die Stirn hin durch einen schon nahe dem Wirbel entstehenden und
rasch sich erweiternden, flachen Sinus eingedrückt, während die grosse Schale gleichmässige Wölbung zeigt.
Der Schnabel entspringt aus breiter Basis, hat seitlich zugeschärfte Kanten, neigt sich nur wenig nach vom
— O1
über und ist von einem kleinen Foramen durchbohrt. Im Innern trägt die kleine Schale ein kräftiges
Medianseptum und die grosse Schale besitzt zwei Zahnleisten. Das Armgerüst ist unbekannt.
Grössenverhältniss. Höhe 11 Breite 12 Dicke 6
12 1312
Fundort. 2 Stück in den unterliasischen grauen Kiesel-Kalken vom Bösen Tritt beim Aggenstein.
Bemerkungen. Obwohl mir nur 2 Stück dieser Art vorliegen, so habe ich doch eine neue Art
auf dieselben gründen zu können geglaubt, weil die Form des Gehäuses ungemein charakteristisch erscheint.
Am nächsten steht ihr jedenfalls W. Heyseana Drsw. (non Duxker) aus dem mittleren Lias, zu welcher Art
wohl auch Quessteor’s cf. Heyseana (1871 Taf. 45 Fig. 138 neque 139) gehört. Von der frontensis unter-
scheidet sie sich durch grössere Breite, stumpferen Schlosskantenwinkel und schmäleren Mediansinus. Mit
der viel grösseren und ausgeschweifteren W. Beyrichi, sowie mit der kleinen, aufgeblähten W. Engelhardt
ist eine Verwechselung ausgeschlossen.
Verwandtschaft. Möglicher Weise beginnt die zu den nucleaten Waldheimien gehörige Impressa-
Sippe mit der W. Enudora Lavse, obwohl die Form des Gehäuses etwas abweicht und die Berufung auf
die T. Ramsaueri Beyr. von Füssen unbegründet ist. Im unteren Lias hat die Sippe schon drei verschie-
dene Formentwickelungen erlangt. Diejenige der frontensis setzt sich in der Heyseana Drst. des mittleren
Lias, der Bakeriae des unteren Dogger und der impressula des Malm fort.
7. Waldheimia forfieula n. sp.
Taf. XV Fig. l.
Es ist das eine ganz aussergewöhnliche Art. Der grosse, stark nach vom gebogene Schnabel ist
seitlich völlig gerundet und von einem grossen Foramen durchbohrt. Gleichwohl erkennt man auf der
kleinen Schale ein deutliches kräftiges Medianseptum, welches das Stück zu Waldheimia zu stellen zwingt.
Das Tithon hat in der W. magadiformis eine in vieler Beziehung ähnliche Art geliefert, welche eine fast
ebene kleine Schale aber allerdings am Schnabel seitliche Kanten besitzt. Forficula hat, nach dem einzigen
Stück, welches mir aus Raibler Schichten von der Raibler Scharte vorliegt, zu urtheilen, eine stark ge-
wölbte grosse Schale, die nach der Stirn eine schwach mediane Verflachung kaum erkennen lässt. Die kleine
Schale ist nur ganz schwach gewölbt und median durch ein schmales dreieckiges Depressionsfeld, das am
Wirbel beginnt und gegen die Stirn sich langsam erweitert, halbirt. Die seitlichen Grenzen dieser Ein-
senkung sind sehr scharf (schärfer als dies auf der Zeichnung hervortritt) und geben den erhöhten Seiten-
theilen das Ansehen von zwei Scherenarmen, welche am Foramen ihre Drehungsaxe haben. Die Schalennähte
sind auf den Seiten fast gerade, an der Stirn aber deutlich nach hinten herabgebogen.
Verwandtschaft. Wenn ich forfienla und magadıformis zu einer besonderen Unter-Sippe zu-
sammenstelle, so geschieht das in der Hoffnung, dass später die Mittelglieder gefunden werden und die Be-
ziehungen zu den Nucleaten sich feststellen lassen werden.
8. Waldheimia pala Buch.
Die Art ist von Bven 1834 für die Vilser Vorkommnisse aufgestellt worden (Taf. 3 Fig. 44),
Quexsteor hat sie dann 1851, 1858 und später 1571 auch vom Randen und von Gutmadingen aus dem
Macrocephalus-Horizont abgebildet. Doch sollen nach ihm kleine Verschiedenheiten obwalten. Oprzu hatte
1857 aus der pala von QUENSTEDT eine neue Art „Geisingensis“ gemacht, 1860 aber den Namen wieder
zurückgezogen und die Identität beider anerkannt. Ausserdem kommt sie noch bei Staufeneck unweit Reichen-
hall recht häufig vor. Eine sehr nah verwandte Art kommt im Callovien Frankreichs vor und DesLong-
CHAMPS wollte dieselbe anfänglich als Sandbergeri besonders benennen; Orpzn hat in Folge dessen diesen
Namen 1857 (p. 574) eitirt. Als aber DesnoxscHanps’ citirte Arbeit zwei Jahre später erschien, hatte der
Verfasser den Namen unterdrückt und die Art mit der pala vereinigt. Später 1560 (p. 162) hat aber Orreu
von neuem den Namen Sandbergeri für die französische Art aufrecht erhalten. In der That überzeugt man
sich leicht, dass die stark gewölbte vordere Schale eine Eigenthümlichkeit der französischen Art ist, welche
der deutschen ganz fehlt.
Verwandtschaft. Die älteste mir bekannte Art vom Typus der pala ist W. Ewaldi aus dem
Hierlatzkalk, auch die kleine Gefion aus den Klaus-Schichten kann man hinzuzählen. In Betreff der amygda-
lina bin ich weniger sicher. Die Baugieri setzt die Sippe im Oxfordien fort und ganz spät im Neogen
taucht nochmals eine ähnliche Form in der sicilischen peloritana Sec. auf. Vielleicht gehört die recente
W. floridana Pourrar. ebenfalls hierher, wenn schon ihre kleine Schale etwas stark gewölbt ist.
9, Waldheimia inversa QUENSTEDT.
Quzsstepr hat 1852 (Taf. 37 Fig. 22) diese Art von Grossau abgebildet: Orr will 1860 (p. 160)
den Namen „inversa“ für ähnliche Formen aus dem Weissen Jura reservirt halten, worüber sich QuEnsrEpT
beschwert (1871 p. 277), von der allerdings nicht ganz richtigen Ansicht ausgehend, dass die ähnlich Vilser
Art mit der inversa identisch sei. Die Teisenbergensis von Teisenberg stimmt, wie WINKLER 1864 selbst
angibt, mit der Grossauer inversa überein und man muss jene darum zu den Synonymen stellen. Der
Rhynchonellenkalk vom Weissen Haus hat 17 Stück geliefert, welche ebenfalls zur inversa gehören. Manche
Gehäuse sind flacher als gewöhnlich und besonders in der Jugend tritt dann die doppelt geschwungene Stirn-
linie nur schwach hervor. In der ersten Jugend haben überhaupt alle nur eine einfache Medianeinsenkung
auf der kleinen Schale, in welcher bei den einen früher, bei den anderen etwas später ein kurzer und nicht
sehr hoher Median-Wulst sich entwickelt. Aus einem solchen jugendlichen Spätling ist bei WınkLer (1864
Taf. 6 Fig. 14—15) die Waldheimia subalpina geworden. In der Münchener Sammlung liegen vom Prielen-
berg bei Windischgarsten 40 St., von Staufeneck bei Reichenhall 100 St., vom Teisenberg 90 St., vom Hoch-
kahrgraben bei Staudach 2 St., vom Weissen Haus bei Füssen 17 St. Als einziger Unterschied macht sich
für die Prielenberger Exemplare geltend, dass das Gehäuse etwas grösser entwickelt ist. Auch in Nieder-
Oesterreich ist diese Art verbreitet.
Waldheimia inversa var. Vilsensis Orper.
Obwohl Quessteor einen Unterschied 1871 nicht anerkennen wollte, so besteht ein solcher doch
und zwar in der Entwickelung der Medianfalte, welche bei der inversa stets kurz und niedrig bleibt, bei
Vilsensis aber bis in die Wirbelreglon heraufläuft und an Höhe die beiden Seitenfalten fast erreicht. Ausser-
dem scheint sie niemals die Grösse der inversa zu erlangen. Bis jetzt ist sie nur bei Vils selbst in den
„weissen Kalken“ gefunden worden. Man könnte vielleicht eine besondere Art aus ihr machen und
— ee —
sie einfach als Vilsensis anführen, weil sie auch jünger als die inversa von La Voulte, vom Weissen Haus
und vielleicht auch von Grossau ist. Aber andererseits scheint sie mit der inversa von Staufeneck und
Teisenberg gleichalterig zu sein und so mag einstweilen ihre Selbständigkeit dahingestellt bleiben. BEXEcKE
gab 1866 (p. 177) an, dass bei Windischgarsten die 7. bifrons, Vilsensis und Teisenbergensis zusammen-
liegen. Unter 42 Stück der Münchener Sammlung fand ich jedoch nur 4 bifrons aber keine Vilsensis.
Verwandtschaft. Die ersten Anfänge der Bivallata-Sippe darf man vielleicht in einer Wald-
heimia des unteren Lias von St. Cassian sehen, welche unserer angustipeetus sehr ähnlich ist. Haas hat
sie wahrscheinlich unter der Bezeichnung W. linguata major Böckm 1884 (Taf. IV Fig. 5) abgebildet.
An einem in der Münchener Sammlung von ebenda befindlichen Exemplar ist die Stirn breiter als
bei 5a. Das Gehäuse hat seine grösste Breite in der oberen Hälfte und wird dadurch, sowie
durch den sehr stumpfen Schlosskantenwinkel leicht von angustipeetus und der mittelliasischen Meneghini
Paroxa unterschieden. Ich führe sie als W. Haasi im Verzeichniss auf. Im unteren Dogger ist die Sippe
durch die grosse angustipeetus und die kleinere supinifrons vertreten, im mittleren Dogger stellen sich die
hochfaltige suleifrons, die bivallata mit lang herabgebogner Stirnzunge, die äusserst seltene Dumortieri und
die inversa ein. Letztere setzt im obereren Dogger fort und erhält in der Vilsensis eine Genossin. Im
Weissen Jura kenne ich nur die Waldheimia subcanalis Münster, als letztes Glied dieser Sippe. Surss hat
diese Art auf Grund eines an das Wiener Hofmineralienkabinet vom Grafen Münster selbst gesandten
Stückes mit tithonischen Terebrateln identifieirt, für welch’ letztere aber Pıorer 1567 einen anderen Namen
(Euthymi) gegeben hat, weil nach Angabe von ZrrreL die Müyster’schen Originalstücke (von Würgau in
Ober-Franken), wie sie in der Münchener Sammlung liegen, einer anderen Art angehören, welche auch in
Württemberg vorkommt und von Quesstepr 1871 (Taf. 44 Fig. 140—142) als T. coarctata alba abgebildet
worden ist. (Siehe auch Zırren Cephalopoden der Stramberger Schichten 1868 p. 10). Auch die Dogger-
formen dieser Sippe scheinen mehrfach zu Irrungen Veranlassung gegeben zu haben, was z. Th. darin seinen
Grund hat, dass die verschiedenen Arten nur geringfügige Unterscheidungsmerkmale besitzen und auch
manchmal die Fassung der Art zu eng war. So z. B. will DeszonscHanps unter bivallata nur die flachen
Gehäuse von La Voulte zusammenfassen, während er die sonst gleichen aber bauchigeren Formen abtrennt
und als suleifrons Bex. beschrieben hat. Hiergegen ist zunächst in Erinnerung zu bringen, dass letztere
Art nicht nur viel grösser wird, sondern auch in der Form gänzlich von jener abweicht, wie ein Abguss des
Brxeore'schen Originalstückes mich belehrt. In der Münchener Sammlung liegen aber von OPrpEr gesam-
melt und als bivallata bestimmt Stücke vom Mont Crussol vor, welche bis 17 mm hoch, aber dabei bis 12 mm
dick sind, also ganz die Verhältnisse der kleineren suleifrons Dest. haben. Von La Voulte hat ferner Orpen
zahlreiche Stücke der bivallata mitgebracht (22 St.), unter denen die ausgewachsenen meist stark verdrückt,
die jungen aber theils flach theils bauchig sind. Nimmt man dann die grossen bauchigen von Mont Crussol
hinzu, so ergibt sich, dass dies alles nur eine Art ist, die eben in ihren Dimensionen denselben Schwankungen
wie inversa und Wilsensis unterworfen war. Als wesentliche Unterschiede könnte man etwa ansehen, dass
bei der inversa die kleine Schale in der Mitte etwas abgeplattet ist, während sie bei bivallata stark gewölbt
erscheint, in Folge dessen auch die zungenförmige Stirnverlängerung länger und stärker herabgebogen er-
scheint. Bei Vilsensis ist das Charakteristische die hohe Medianfalte, welche bis nahe zum Wirbel herauf-
reicht.
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 17
10. Waldheimia supinifrons n. sp.
Taf. VIII Fig. 37, 39—40; Taf. IX Fig. 18, 22—33
30.
Testa parvula, inverse biplicata, subpentegonali, ad frontem truncata, crassissima et latissima in
media parte. Valvarum commissura ad latera satis inflexa, ad frontem averse biplicata. Minore valva ad
cardinem convexa, ad frontem medio sinu valvae partem mediam attingente et plica media breviore bipartito
depressa. Majore valva convexa et duabus plicis usque ad umbonem productis instructa. Apice lato, brevi,
ad latera carinato et parum incurvato, deltidium non obtegente et foramine parvulo terebrato. Intus duobus
septis dentaliis et septo medio satis crasso, fere ad mediam valvae partem producto. Septis fossaliis nullis.
Brachiorum fulero longo, lato et mediam valvae partem egrediente. Ramis recurrentibus satis altis et per
jugum eurvatum inter se unitis.
Beschreibung. Das kleine rundlich-fünfseitige Gehäuse ist an der Stirn nach hinten zu zwei
Falten zurückgebogen und ist in der Mitte am breitesten und dieksten. Die Schalen berühren sich unter
spitzen Winkeln und bilden seitlich geschwungene und an der Stirne zweimal nach rückwärts gebogene
Commissuren. Die am Wirbel stark aufgewölbte kleine Schale besitzt einen auf ihrer Mitte entspringenden
und bis zum Stirnrand sich stark verbreiternden Median-Sinus, der durch eine kleine kürzere Medianfalte
in zwei Hälften getheilt wird. Die grosse Schale ist gleichmässig gewölbt und trägt zwei Längsfalten, welche
von der Stirn bis herauf zum Wirbel reichen. Der Schnabel ist breit, kurz, seitlich scharf gekielt und
krümmt sich nur wenig nach vorn. Seine Spitze ist von einem sehr kleinen Foramen durchbohrt. Im
Innern sind zwei Zahnsepten und ein kräftiges, die Hälfte der kleinen Schale fast erreichendes Median-
septum entwickelt. Die Crura sind zu oberst durch die Schlossplatten direct mit dem Medianseptum ver-
bunden. Zahngruben-Septen fehlen. Das Armgerüst hat über halbe Schalenlänge; seine Länge verhält sich
zur Breite wie 7:4. Die rücklaufenden Aeste reichen bis zu den Cruraspitzen herauf und sind dort durch
eine gekrümmte Brücke mit einander verbunden.
Grössen-Verhältniss. Höhe 6! Breite 7 Dicke 31/;
10 02 51h,
11 12 byyr
12 15 6
Fundort. 38 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Bemerkungen. Mit diesen kleinen Waldheimien liegen kleine Rhynchonellen-Gehäuse in dem-
selben Lager, welche sehr leicht mit jenen verwechselt werden können, da ihre äussere Form ganz die
gleiche ist. Der Mangel einer punktirten Schale und der noch spitzere Schnabel dienen jedoch als untrüg-
liches Unterscheidungsmerkmal.
Verwandtschaft. Trotz der so bedeutenden Grössen-Unterschiede steht diese Art in naher Be-
ziehung zu der gleichalterigen W. angustipeetus; beide zusammen vertreten die Bivallata-Sippe im unteren
Dosger und haben im mittleren Lias die W. Meneghini Italiens und im unteren Lias die W. Haasi der
Alpen als Vorläufer.
1i. Waldheimia angustipectus n. sp.
Taf. VII Fig. 1-7, 12, 14—19; Taf. VIII Fig. 22—28.
Testa subpentagonali, inverse biplicata, in senescente testa plerumque altiore quam latiore, crassis-
sima et latissima in media parte. Ad frontem truncata et retroplicata. Valvarum commissura ad latera
subinflexa, sed frontem versus valde curvata et ad frontem in plicam unam aut duas reflexa. Valvis acute
unitis. Minore valva ad apicem paululum convexa, frontem versus sinu medio lato et in senescente testa
semper per plicam mediam bipartito depressa. Majore valva convexa et frontem versus duabus plieis diver-
gentibus et inter se per Jatum sinum planum segregatis ornata. Apice tenui, acuto, ad latera carinato et
per foramen parvulum terebrato. Intus septo medio tenui, ad tertiam valvae minoris partem producto.
Duobus septis dentalibus firmis. Cruribus longis, e septis fossalibus nascentibus.. Brachiorum fulero
longo, mediam valvae partem transgredientibus. Ramis recurrentibus longis, in jugum alte arcuatum
incurvatis.
Beschreibung. Das Gehäuse ist subpentagonal, in der ersten Jugend ebenso hoch als breit, mit
zunehmendem Alter häufig stärker in die Höhe wachsend. Es besitzt seine grösste Breite und Dicke unge-
fähr in seiner Mitte. Am Stirnrand ist es mehr oder weniger breit abgestumpft und zugleich nach rück-
wärts eingefaltet. Die beiden Schalen berühren sich unter spitzen Winkeln und bilden eine schwach ge-
bogene Seiten-Commissur, die nur zu unterst plötzlich stark nach hinten ausgeschweift ist und so in die
Stirn-Commissur verläuft, welche selbst in der Jugend einen einfachen, nach hinten convexen Bogen dar-
stellt, der im Alter durch das Hinzutreten einer mittleren Ausbiegung nach vorn sich in zwei Bogen zerlegt.
Die kleine Schale ist am Wirbel etwas gewölbt, verflacht sich aber bald in Folge eimer schwachen Ein-
senkung, welche gegen die Stirn zu an Breite und Tiefe gleichmässig zunimmt und besonders im Alter
durch eine mediane Längsfalte zweigetheilt wird. Die grosse Schale ist stärker gewölbt und trägt zwei
vom Wirbel entspringende, nach unten stark divergirende Falten, welche zwischen sich nur eine wenig tiefe,
breite Einsenkung haben. Der Schnabel entspringt aus breiter Basis, spitzt sich aber schnell zu und ist
beiderseits scharf gekielt. Zu oberst wird er von einem kleinen Loch durchbohrt. Seine Krümmung ist
nicht bedeutend genug, um das Deltidium ganz zu verdecken. Im Inneren befindet sich ein feines Median-
septum auf der kleinen Schale, das aber nur ein Drittel ihrer Länge einnimmt. Zwei Zahnsepten sind im
Schnabel der grossen Schale ziemlich stark entwickelt. Das Schloss besteht aus zwei kräftigen Zahngruben-
septen, die durch breite Schlossplatten unter sich und mit dem Medianseptum verbunden sind. Die ziem-
lich langen Crura entspringen unmittelbar jenen Grubensepten und tragen bogenförmig auseinandergehende
lange Arme, welche bei jüngeren Gehäusen nicht bis in die Mitte, bei ausgewachsenen aber darüber hinaus-
reichen. Die rücklaufenden Arme gehen bis fast zu den Cruraspitzen herauf und sind dort untereinander
durch einen spitzen Bogen verbunden.
Grössen-Verhältniss. Höhe 6 Breite 6 Dicke 2
9 9 3
12 10 4
17 IM sth
21 IM 10
Höhe 21 Breite 19 Dicke 8
233 23 ?
24 20 10
Fundort. 106 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Bemerkungen. Man könnte versucht sein in dieser Art zwei Reihen verschiedener Formentwicke-
lung aufzustellen. Die eine ist durch Fig. I—7 dargestellt: der Medianwulst ist hier nur ganz schwach an-
gedeutet und das Gehäuse erhält dadurch Aehnlichkeit mit dem Carinata-Typus. In der Jugend sind
diese Formen stets ebenso breit als hoch. Fig. 12, 14—19 hingegen zeigt die Formen mit starkem Median-
wulst, von echtem Bivallata-Typus. Bei diesen herrschen die hohen schmalen Gehäuse vor. Indessen
ist es wahrscheinlich, dass alle diese Formen aus den breiten Jungen hervorgehen und Fig. 12 und 16 be-
weisen, dass auch bei der zweiten Formenreihe breite Gehäuse vorkommen, gerade so wie der ersten Reihe
auch schmale Gehäuse (Fig. 6 und 7) eigenthümlich sind. Eime wirkliche Trennung scheint darum in der
Natur nicht existirt zu haben.
Verwandtschaft. Ich stelle die Art in die Bivallata-Sippe, von der im unteren Braunen Jura
ein kleinerer (supinifrons) und ein grösserer Vertreter lebten, welche in höheren Schichten bis zum
Tithon eine Reihe mittelgrosser Nachfolger besitzen.
II. Genus Terebratella.
Terebratella (?) tripliecosa n. sp.
Taf. IX Fig. 66—68.
Von dieser kleinen und in ihrer generischen Stellung unsicheren Art liegen mir 11 Exemplare aus
dem unteren Dogger des Rothen Steines vor. Die Schale ist deutlich perforirt und ein langes starkes
Medianseptum schimmert durch die kleine Schale hindurch. Beim Anschleifen war das Vorhandensein zweier
kräftiger Zahnleisten in der grossen Schale sicher zu erkennen. Ob aber das Armgerüst mit dem Septum
nach Art von Terebratella oder Megerlea verwachsen oder ob es gar nach Art von Ismenia (DESLONGCHAMPS)
frei ist, konnte nicht sicher ermittelt werden. Doch scheinen Verwachsungen vorhanden und darum habe
ich vorläufig diese merkwürdige kleine Art zum Genus Terebratella gestellt. Aus der Form des Gehäuses
scheint mir hervorzugehen, dass wir es mit ausgewachsenen Exemplaren zu thun haben. Eine gewisse
Aehnlichkeit mit der gleichalterigen aber grösseren Ismenia Murchisonae Des. (1884) ist nicht zu ver-
kennen. Aber die generische Stellung auch dieser Art ist äusserst unsicher. Der ziemlich spitze und etwas
nach vorn übergebogene, hohe Schnabel lässt die Beschaffenheit des Foramens und Deltidiums nicht recht
erkennen. Die kleine Schale trägt eine breite Medianfalte, die beiden Flügel je 2 Falten, die sich aber
nicht immer sehr deutlich von einander abheben. Die grosse Schale hat dem entsprechend einen ziemlich
tiefen Mediansinus zu dessen Seiten je 2 Falten liegen.
5 4ilı 2
5 5 DA
Grössen-Verhältniss. Höhe 4 Breite 31}; Dicke 11}:
IV, Genus Rhynchonella.
1. Rhynchonella nucleata n. sp.
Taf. XII Fig. 28. i
Obwohl mir nur ein Stück dieser Art aus den Cassianer Schichten südlich vom Hutler bei Füssen
vorliegt, so glaube ich doch bei dem guten Erhaltungszustande desselben und wegen der Wichtiekeit der
besonderen Formausbildung einen neuen Art-Namen aufstellen zu sollen. Das Gehäuse hat ganz die äussere
Gestalt einer nucleaten Terebratel. Es ist glatt und besitzt auf der kleinen Schale einen breiten aber kurzen
Mediansinus, welchem auf der grossen Schale ein deutlich begrenzter Wulst entspricht. Der Schnabel ist
ganz nach vorn umgebogen und liegt auf dem Wirbel der kleinen Schale dicht auf. Scharfe Schnabelkanten
sind nicht zu erkennen. Die faserige und nicht perforirte Structur der Schalen ist deutlich erkennbar.
Höhe 8, Breite 9, Dicke 6'/2 mm.
Verwandtschaft. Die nahen Beziehungen dieser Art zu der ungefähr gleichalterigen »etrocita
Svess sind augenschemlich, dennoch habe ich beide Arten in verschiedene Sippen gestellt. Sie bilden die
Anfänge zweier getrennter Form-Reihen. Die globosen Krauss? und pisoides des Lias und die mweula des
Dogger schliessen sich durch die Form des Gehäuses enger an die nucleata als an retrocita an.
2. Rhynchonella inversa var. frontensis.
Tat. AI Eis. 19.
Es liest mir nur ein Stück aus den Kiesel-Mergeln vom Bösen Tritt am Aggenstein vor, welches
in allen Theilen der Oppzr’schen inversa aus dem Hierlatzkalk gleicht, nur mit Ausnahme der Grössen-
verhältnisse.
Üwersa Opr. Höhe 7 Breite S Dicke 5!
7 7 3
oO
var. frontensis 5)
Es lässt sich bei der Seltenheit der Gehäuse von inversa noch nicht beurtheilen, ob diese Art so
beträchtlichen Schwankungen ihrer Dicke unterworfen ist, und ich halte darum unser Stück um so eher für
eine besondere Varietät, als sie auch in älteren Schichten liegt.
Verwandtschaft. Die flache var. frontensis steht der ebenfalls ziemlich flachen älteren retrocita
viel näher als die nversa und ebenso hat sie auch intimere Beziehungen zu der supinifrons des Braunen
Jura, während retroplieata sich enger an die önversa anschliesst.
3. Rhynchonella supinifrons n. sp.
Taf. IX Fig. 60—65, 69-71; Taf. VIII Fig. 46—49.
Testa laevi, inverse biplicata, subpentagonali, depressa, latissima et crassissima in media parte.
Valvarum commissura ad latera subinflexa, ad frontem averse biplicata vel triplicata. Valvis acute unitis.
Minore valva parum convexa, ad frontem duabus, interdum etiam tribus depressionibus mediam valvae partem
rare attingentibus instructa. Majore valva convexa et plicis duabus usque ad mediam valvae partem pro-
duetis instructa. Apice lato, alto, incurvato, acuto, ad latera carinato. Intus duobus septis dentalibus, septo
medio modice alto, et septis duobus eruralibus (eruribus septiformibus).
Beschreibung. Das niedrige, glatte, ungerippte Gehäuse zeigt mehr oder weniger deutlich fünf-
seitige Umrisse und hat seine grösste Breite und Dicke in der Mitte. Die unter ziemlich spitzen Winkeln
sich berührenden Schalen haben seitlich schwach gebogene, an der Stirn aber stark nach hinten in zwei,
seltener drei Falten zurückgezogene Commissuren. Die kleine Schale ist am Wirbel und in der Mitte wenig
gewölbt bis flach eingedrückt und trägt in der Stirngegend eine von zwei, seltener auch drei Einfaltungen
hervorgebrachte, ziemlich tiefe Einsenkung. Die grosse Schale ist besonders in der Schnabelgegend etwas
stärker gewölbt und trägt zwei erhabene Stirnfalten, die nicht ganz bis zur Mitte heraufreichen. Die Flügel
sind meist ganz glatt, doch macht sich bei einigen Stücken noch nahe dem Rand beiderseits eine schwache
Fältelung bemerkbar. Der Schnabel ist breit und hoch, scharf zugespitzt und ziemlich stark nach vorn
übergebogen, mit scharfen Seitenkanten, welche eine verhältnissmässig hohe und breite Area abgrenzen. Das
Foramen ist sehr klein. Das innere Gerüst wird von zwei kurzen und nach hinten stark divergirenden Zahn-
septen, einem schwachen Medianseptum und zwei kräftigen Cruralsepten gebildet.
Grössen-Verhältniss. Höhe 6 Breite 6 Dicke 2t
6! 6' 31h
fo) 1 ai
Ss sth, 3
9 9 4
91h, 10 3—5
Fundort. 163 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Die Aehnlichkeit mit der inversa aus Hierlatzschichten und der mittelliasischen
retroplicata aus den Appenninen ist eine ganz hervorragende und auch die ganz faltenlose vetroeita der Trias
schliesst sich mit ihrer herabgezogenen Stirn und hohem spitzem Schnabel eng an. Diese Inversa-Sippe
setzt sich aber sicher in den oberen Schichten des Dogger fort. Aus den mittleren Klausschichten vom
Weissen Haus liest mir 1 Exemplar vor, welches ich als aff. supinifrons bezeichnet habe. Es ist etwas
breiter als supinifrons (hoch 8, breit 10", diek 4 mm), die Flügel sind etwas deutlicher gefältelt und der
Stirnsinus ist stärker gegen die grosse Schale hin zurückgebogen, und auf Seite der kleinen Schale erheben
sich in deren Mitte noch zwei Secundärfalten. Bei der grossen Variabilität jedoch, welche supinifrons am
Rothen Stein zeigt, wage ich nicht auf dieses einzige Stück eine neue Art aufzustellen. Auch aus den noch
jüngeren Vilser Kalken von Teisenberg liegen mir drei nah verwandte Stücke vor, welche jedoch einer be-
sonderen Art angehören. Ihre kleine Schale ist gewölbter und die Fältelung der Flügel die Regel. Jüngere
Repräsentanten dieser Sippe kenne ich nicht.
4. Rhynchonella faucensis n. sp.
Taf. XIII Fig. 6, 9—11.
Testa magna, laevi, areolata, subpentagonali vel triangulari, crassissima in media, latissima in in-
feriore parte. Valvarım commissura ad latera et ad frontem fere recta. Minore valva aeque convexa vel,
— 15 —
et praecipue in juventute, sinu medio lato et brevi instructa. Majore valva aeque convexa. Sinu aut lobo
medio nullo. Apice crasso, elongato et incurvato. Imtus duobus septis dentalibus in majore et uno medio
septo in minore valva.
Beschreibung. Diese glattschalige und grosse Rhynchonelle hat seitliche, ziemlich vertiefte
Areolen und trianguläre bis rundlich fünfseitige Umrisse. Die grösste Breite liegt stets in der unteren
Hälfte des Gehäuses. Die Schalennähte sind fast ganz gerade, sowohl auf den Seiten als an der Stirn.
Beide Schalen sind ganz gleichförmig gewölbt, aber die kleine zeigt nahe der Stirn häufig auch und beson-
ders in jugendlichem Alter fast immer eine breite, kurze und flache Einbuchtung. Der Schnabel ist sehr
breit, hoch und nach vorn übergebogen. Die Schalen sind sehr dick und tragen zwei Zahnleisten und ein
Medianseptum, welche ebenfalls sehr massig entwickelt sind. Die Crura waren durch Anschleifen nicht recht
sichtbar zu machen, doch scheinen es kurze, stark gekrümmte, radula-ähnliche Träger zu sein.
Grössen-Verhältniss. Höhe 15 Breite 18 Dicke 6
28 al 16
33 33 16
Fundort. In grossen Mengen liegen sie nesterweise im Wettersteinkalk. Bis jetzt sind aber nur
drei Stellen bekannt, wovon nur eine in anstehendem Gesteine, nemlich auf der Höhe der Hängenden Wand
zwischen Lech und Faulbach. Die zwei anderen Fundorte sind der Rautbach bei Hohenschwangau, wo
Wettersteinkalk-Blöcke im Bachbett liegen, und der Hochmähberg bei Winkel, wo ein einziger Block erfüllt
von solchen Rhynchonellen-Gehäusen liegt. Ausserdem aber kommt diese Art auch noch in grauem Cas-
sianer Kalk bei Vils vor, wo sie von Beyrıcr in losen Blöcken eines grauen Kalkes am Wege zum Alat-See
gefunden und als Terebratula Ramsaueri Surss beschrieben worden ist. Die im Berliner Museum befind-
lichen Stücke, verglichen mit der Wetterstein-Rhynchonella, setzen die Identität beider ausser Zweifel.
BeyricH selbst hat übrigens schon damals Rh. faucensis von der Hängenden Wand ebenfalls als 7. Ram-
saueri bestimmt. Während aber letztere eine fein perforirte Terebratelschale besitzt, fehlen die Perforationen
bei der faucensis vollständig, die sehr dicke Schale besteht vielmehr nur aus zarten Kalkfasern.
Verwandtschaft. Diese Art steht ganz isolirt da. Vielleicht könnte man sie in Beziehung zur
Longicollis-Sippe bringen wollen, und mit der gleichalterigen longieollis aus dem Hallstätter Kalk ver-
gleichen. Dabei würde dann allerdings sofort auch die Verschiedenartigkeit hervortreten, denn longzcollis hat
weder eine Mediandepression noch einen so kräftigen Schnabel und ist ausserdem durch seine Langhalsig-
keit charakterisirt. Auch an Inversa-Rhynchonellen erinnert die faucensis, aber bei diesen kenne ich keine
so grossen Formen, und an Rhynchonellinen zu denken, verbietet wohl die Schlossbeschaftenheit.
5. Rhynchonella subundata n. sp.
Taf. XIV Fig. 12—13.
Es liegen mir nur 4 Stücke vor, welche ich zu dieser Art rechne und die alle vom Bösen Tritt am
Aggenstein aus den rothen Hierlatzkalken stammen. Sie gleichen der zmdata, welche Parona von Gozzano
beschrieben hat, auffallend. Gleichwohl kann ich sie nicht mit dieser Art vereinigen, weil unseren Stücken
die flachen seitlichen Areolen gänzlich fehlen, ebenso wie die stumpfen unregelmässigen Falten der Wirbel-
gegend.
Grössen-Verhältniss. Höhe 17 Breite 19 Dicke 10
22 23 10
Verwandtschaft. Noch viel deutlicher als undata selbst, die wegen ihrer Wirbelfalten vielleicht
zu den Semicostaten gestellt werden möchte, verweist subundata auf die Gruppe der Laeves, wo ich beide
Arten als besondere Sippe ausscheide, welche gewissermassen eine Zwischenstellung zwischen dieser Gruppe
und derjenigen der Semicostaten einnimmt.
6. Rhyncehonella orthoptychides n. sp.
Taf. XII Fig. 33—34.
In den Hierlatzkalken des Bösen Tritt am Aggenstein fand ich 4 Stück, welche der jüngeren or-
thoptycha aus Klaus-Schichten sehr nahe stehen. Das Gehäuse ist jedoch etwas weniger triangulär und
nähert sich mehr dem Pentagon, in Folge dessen liegt seine grösste Breite nicht so nahe der Stirn als bei
jener. Der Schnabel ist ganz gleich bei beiden, aber die seitlichen, wenig vertieften Areolen sind bei unserer
Art weniger breit und lang. Auch ist der Schnabelkautenwinkel viel stumpfer. Höhe 13, Breite 16 und
Dicke Ss mm. Die 4—6 breiten stumpfkantigen Rippen verhalten sich gerade wie bei orthoptycha. Die von
GENMELLARO 1874 (Taf. 11 Fig. 17) aus sicilischem Lias abgebildete »etusifrons, deren Verschiedenheit von
der typischen Art Oprper’s der Autor selbst hervorgehoben hat, gehört wahrscheinlich zu unserer Art, bei
welcher (Fig. 33) die zwei mittleren Falten ebenfalls, wie bei der sicilischen, um ein weniges niedriger ent-
wickelt sein können als die randlichen Stirnfalten. Ein eigentlicher Sinus oder Wulst fehlt ebenso wie
bei orthoptycha, und dies ist der Grund, warum ich über die Zugehörigkeit der sonst sehr ähnlichen bipk-
cosa QuExst. aus dem Macrocephalus-Horizont zu dieser Orthoptycha-Sippe nicht volle Sicherheit er-
langt habe.
%. Rhynchonella securiformis n. sp.
Taf. IX Fig. 55—59.
Testa laevi, triangulari, crassissima in media, latissima in inferiore parte, utraque apieis areola ob-
longa et depressa et ad frontem plieis novem vel decem parvulis et brevissimis, cum dentibus commissurae
serratae correspondentibus instructa. Valvarum commissura obtuse serrata, ad latera subinflexa, ad frontem
paululum recurvata atqui fere recta. Valvis obtuse unitis. Minore valva convexa, media autem depressione
ab umbone oriente instructa. Majore valva tota convexa. Apice angusto, brevi, incurvato. Intus duobus
septis dentalibus et septo medio, cruribus ignotis.
Beschreibung. Das trianguläre Gehäuse mit spitzem Schlosskanten-Winkel hat vom Schnabel fast
geradlinig herablaufende Seiten und einen schwach gebogenen Stirnrand. Zu beiden Seiten der Spitze be-
finden sich längliche, ziemlich tief eingedrückte Areolen. Am Stirnrand machen sich auf der sonst glatten
Schale kleine, sehr kurze Fältchen bemerkbar, von denen je eines auf jeder Schale einem Zahn der Stirn-
naht entspricht. Die Commissur der unter sehr stumpfem Winkel sich berührenden Schalen ist stumpf ge-
zähnt, auf den Seiten wenig gebogen und an der Stirn fast gerade, nur mit einer schwachen Ausbiegung
nach hinten. Die kleine Schale ist der Länge nach von emer am Wirbel entspringenden und nach der
Stirn zu sich steigernden Vertiefung durchfurcht, während die grosse Schale gleichmässig gewölbt ist. Der
oO
schmale und kurze Schnabel ist nach vorn umgebogen. Im Innern liegen zwei Zahnsepten und eine Median-
leiste. Der Cruralapparat ist unbekannt.
Grössen-Verhältniss. Höhe 5! Breite 7 Dicke 4
m 91, 6
8 10 5
Fundort. 15 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Der äusseren Form nach läge es nahe, unsere Art mit der Trigona-Sippe
zu vereinigen, trotzdem ihre Berippung auf die Semicostaten zu verweisen scheint. Die Untersuchung der
inneren Gerüste macht aber eine solche Zusammenstellung unmöglich, weil securiformis in der kleinen Schale
nicht zwei Septen, sondern nur eine mediane Leiste trägt. Die Crura selbst konnte ich allerdings wegen
ihrer Kleinheit noch nicht bemerken. Ich rechne darum diese Art vorläufig zu der Orthoptycha-Sippe,
obwohl dieser eine mediane Schaleneinsenkung, wie sie für securformis charakteristisch ist, zu fehlen scheint.
8. Rhynchonella aff. prona Orper.
Taf. XII Fig. 35.
Oppev’s Art ist auf ein einziges Exemplar der Fıscher’schen Sammlung gegründet. Der Schnabel
ist aber abgebrochen und das Gehäuse hat eine Höhe von 10, eine Breite von 12 und eine Dicke von 6 mm.
Mir liegt ein Exemplar vom Hierlatz vor, das ebenfalls keinen Schnabel mehr hat, aber 14 hoch, 15 breit
und 8! mm dick ist. Ferner lieferten die Liaskalke bei der Reichenbach-Quelle 4 Stück (Fig. 35) und
der Böse Tritt 1 Stück, welche dem vom Hierlatz sehr ähnlich sind. Alle aber unterscheiden sich von dem
Oppzrv’schen Originalstück durch die Stirm-Commissur, welche nach OrreEr nur einen, bei unseren Exemplaren
aber regelmässig je 2 mittlere Bögen besitzt, als Folgen von zwei ganz kurzen Falten auf der kleinen Schale.
Da aber bei allen Rhynchonellen, innerhalb der Art, die Anzahl der Falten oder Rippen gewissen Schwank-
ungen unterliest, da Orren nur ein Stück seiner Art kannte und da unsere Exemplare jedenfalls gleich-
alterig mit jenen sind, so stelle ich dieselben zu prona, in der Meinung, dass später bei erneuter Unter-
suchung der Hierlatz-Art die Frage der Zugehörigkeit sich erst auf Grund zahlreicheren Materiales wird
entscheiden lassen.
Verwandtschaft. Die Aehnlichkeit der prona mit der oberliasischen Bouchardi ist augenschein-
lich und auch für letztere hat sich die Anzahl der Falten als schwankend ergeben. Im mittleren Dogger
begegnen wir einer nah verwandten Form, welche Orren als adımea beschrieben hat. Ich stelle diese drei
Arten als Prona-Sippe zusammen.
9. Rhynchonella eymatophora n. sp.
(zyu@rıov Hohlkehle).
Taf. VIII Fig. 51—55; Taf. IX Fig. 47—57.
Testa costata, globosa et rotunda aut transverse elliptica et depressa; crassissima et latissima in
media parte; areolis lateralibus nullis. Valvarum commissura ad latera subinflexa, ad frontem multo pro-
curvata. Minore valva ad umbonem gibba, in media parte convexa, lobo medio brevi aut obsoleto instructa.
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 15
Costis usque viginti duabus, non acutis sed canaliculiformibus. Majore valva paululum minus convexa, sinu
medio obsoleto, e media valvae parte oriente instructa. Apice lato, alto, fere recto vel parum incurvato, ad
latera carinato. Intus duobus septis dentalibus, duobus fossalibus et uno septo medio. Cruribus faleiformibus,
ad juga cardinalia brevissima affixis.
Beschreibung. Das gerippte Gehäuse ist entweder rundlich und gewölbt oder flach und quer
elliptisch, aber stets weniger dick als lang und breit, während die Länge von der Breite bald übertroffen,
bald nicht einmal erreicht wird. Seitliche, wohl begrenzte Areolen fehlen, aber die grosse Schale greift mit
ihrer Seitennaht flach zahnförmig in die kleine Schale ein. Die Schalen-Commissuren sind auf den Seiten
wenig nach hinten zurückgebogen, laufen an der Stirn aber stark vor und vereinigen sich in einer meist
geraden Wulst-Commissur. Die kleine Schale ist am Wirbel steil aufgewölbt und fällt von der convexen
Mitte nach allen Seiten hin ab. Ein erhöhter Medianwulst macht sich bei den globosen Formen fast gar
nicht, und bei den flacheren Alatae erst im unteren Drittel, und auch da nicht scharf markirt, bemerklich.
Die schon aus den Wirbeln entspringenden Rippen sind auf dem Kiele abgerundet und auch die Zwischen-
räume sind hohlkehlenartig cannelirt. Ihre Zahl steigt bis auf 22, wovon bis $S auf den Medianwulst kom-
men. Sie vermehren sich nicht durch Dichotomirung, sondern durch seitlichen Zuwachs. Die grosse Schale
ist etwas flacher als die kleine; ein Mediansinus ist vorhanden, senkt sich aber erst von der Mitte der
Schale aus gegen den Stirnrand ein. Der Schnabel ist breit und ziemlich hoch, aber nicht oder nur sehr
wenig umgebogen, so dass das Deltidium ganz frei liegt. Scharfe Schnabelkanten begrenzen eine nicht sehr
hohe falsche Area. Im Innern sind je zwei Zahn- und Zahngruben-Septen sowie ein Medianseptum entwickelt.
An den kurzen Schlossplättchen legen sich quer die sichelföürmigen Crura an. Die zahlreichen Exemplare
dieser Art zeigen verschiedenartige äussere Formentwickelungen. Wenn man von den häufigen Zwischen-
formen absieht, so kann man zwei extreme Entwickelungen herausheben. Die Alatae (Fig. 47—50, 55-—57)
sind verhältnissmässig breit und niedrig, mit spitzen Schalenwinkeln und erhabenem Mittelwulst, während
die Seiten flügelartig herabhängen. Die Globosae (Fig. 51—54) hingegen sind sehr dicke und schmale Formen
mit sehr stumpfen Schalenwinkeln und einem fast nicht hervortretenden Mittelwulst.
Grössen-Verhältniss. Höhe 54h Breite 6t/a Dicke 2a
7 7 6 (globos)
72 sh 4 (alata)
9 5 5
1a 11% 6 5
ill 10 7/a (elobos)
12 115 7 (alata)
Fundort. 830 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Eine äussere Form-Aehnlichkeit dieser Art mit der älteren amalthei ist zwar
nicht zu erkennen, aber die Verschiedenartigkeit des Armgerüstes verweist auf getrennte Sippen. Mit der
jüngeren varians hingegen theilt unsere Art den faleiferen Crural-Aufbau, die Art der Berippung und Form
des Schnabels. Freilich unterscheidet sich die varians specifisch scharf durch den hoch aufgestülpten Stirn-
wulst. aber gerade dieser Eigenschaft scheint mir bei Feststellung der Verwandschafts-Verhältnisse kein
besonderer Werth beigelegt werden zu dürfen. Die varians setzt sich als Zhurmanni in fast unveränderter
Gestalt im unteren Weissen Jura fort. Jüngere Glieder der Varians-Sippe sind mir nicht bekannt.
— 19) —
Rhynchonella plieatissima QUENSTEDT.
Taf. XI Fig. 22—24, 26—29; Taf. XII Fig. 16—18, 36—38.
Diese Art gehört zu den vielgestaltigen, und obwohl sie schon 1552 von QUENSTEDT erwähnt und
abgebildet wurde, so ist sie doch bis in die neueste Zeit recht unbekannt geblieben. Die unvollkommenen
Abbildungen, welche QuUENSTEDT gegeben hat, haben es Anderen unmöglich gemacht, die Art in anderen
Gegenden wieder zu erkennen und so ist sie von Davıpsox 1876 in England als @levensis, 1879 von BoEkH
im Bakony als hungarica, von Unis aus Sospirolo als subdeeussata und von NEUMAYR im Salzkammergut
als salisburgensis beschrieben worden. Haas hat 1882 die plicatissima aus Elsass-Lothringen abgebildet
(Taf. 1 Fig. 1—3, 7—8), aber es scheinen mir die Abbildungen Fig. 7—S auf die Variabilis-Sippe be-
zogen werden zu müssen und selbst Fig. 1 mit seinen stark zurücktretenden Flügeln und den wenigen,
hohen, scharfen Rippen wird sich schwer zu unserer Art rechnen lassen, zu welcher hingegen Fig. 2 wohl
sicher gehört. Neuerdings (1885) hat derselbe Autor die plicatissima aus dem unteren Lias der Waadtländer
Alpen sehr eingehend beschrieben und abgebildet (Taf. 2 Fig. 16—23; Taf. 3 Fig. 1—10, 12, 14—16, 19,
38—40, 47—49, 51—54). Freilich habe ich einiges an der dort gegebenen Fassung des Speciesbegriffes
auszusetzen. Rh. Maillardi ist auf nur zwei Exemplare gegründet, welche die Beschaffenheit der Schnabel-
gegend nicht erkennen lassen. Als Unterschied von plicatissima wird der Mangel von Sinus und Wulst an-
gegeben, den jedoch gleichwohl die Abbildung in jener schwachen Ausbildung erkennen lässt, die auch bei
der schwäbischen plicatissima sehr häufig vorkommt. Taf. 3 Fie. 11, 26, 28—29 sind semicostate Formen,
welche mithin nicht zu plicatissima gestellt werden können. Anderseits sind Fig. 3, 7—9 keine semicostaten
Formen und ich kann sie darum nicht zu yryphitica stellen, wenn anders die Abbildungen richtig sind, welche
einen wesentlichen Unterschied von der plicatissima nicht erkennen lassen. Borkm hat eine sehr gute Be-
schreibung der Art unter dem Namen hungarica gegeben und hebt schon hervor, dass die Rippen bald
feiner bald gröber sind. Als Unterschied von der pleatissima führt er an: 1) grössere Breite, aber auch
bei den schwäbischen Exemplaren überwiegt die Breite gewöhnlich die Höhe; 2) feinere und zahlreichere
Rippen, aber auch solche Formen kommen in Württemberg vor (Quexstepr Taf. 57 Fig. 57); 3) Mangel
getheilter Rippen nach oben, aber auch solche an die Rimosen erinnernde Bildungen sind bei der echten
plicatissima äusserst selten. Neben Variationen in der Berippung sind solche mit Bezug auf die Dicke
und Wölbung des Gehäuses äusserst häufig. Fig. 38 auf Taf. XII stellt eine ganz flache Form aus der
Tuberculatus-Zone von Pforen dar, welche man als var. applanata bezeichnen kann, und die durch die etwas
gewölbtere Form (Fig. 17) aus Lias « von Vaihingen mit dem eigentlichen Typus (Fig. 15 aus « der Gmün-
der Gegend und Taf. XI Fig. 27 von Waldenbach) verbunden ist. Wenn man diese schwäbischen Formen
mit der Salisburgensis Nzumayr vergleicht, so fällt die viel grössere Breite der letzteren sofort auf. Bis
17 mm breite Exemplare kenne ich aus Schwaben nicht, und auch die Aumgarica wird nur bis 13 mm breit.
Die Maximalbreite der Waadtländer beträgt nach Haas nur 15 mm. Gleichwohl ist die Salisburgensis keine
besondere Art. Ueberall, wo sie vorkommt, ist sie mit der echten plicatissima vergesellschaftet und stellt
nur eine bei ausgewachsenen Exemplaren häufige Formentwickelung dar, welche sich im Uebrigen durchaus
im Rahmen der Artgrenzen hält. Fig. 26 Taf. XI gibt das Bild einer echten plicatissima vom schwäbischen
Typus, welche gleichwohl vom Breitenberg aus demselben Lager stammt, aus dem NEUMAYR seine Salisburgensis
RR
18*
— 140 ° —
erhalten hat. Ebenso kommen die breiten Varietäten mit den anderen zusammen am Hierlatz und bei Adneth
vor, so dass eine Scheidung der Mittelformen nicht durchführbar erscheint. Bei Adneth tritt dazu noch
eine starke Entwickelung der flachen Formen, deren extreme Ausbildung in Fig. 24 Taf. XI dargestellt ist
und welche von solchen, die nur die Rippen abzählen und die Dimensionen messen, gewiss für eine ganz
besondere Art gehalten werden möchte. Ebenso muss man sich hüten, einen allzu grossen Werth auf die
Dicke der Rippen zu legen, denn gerade hierin ist die Variabilität eine sehr grosse, wie das auch schon
Born hervorgehoben hat. Quxsstepr hat Taf. 37 Fig. 57 ein sehr fein- und vielrippiges Gehäuse abge-
bildet und Haas gibt auf Taf. 3 deren eine Menge. Auch in den bayrischen und östreichischen Alpen sind
die feinrippigen sehr gewöhnlich. Auf Taf. XI habe ich in Fig. 22 ein solches von der Reichenbach-Quelle
am Aggenstein, Fig. 23 aus den Gipfelkalken des Hochfellen und Fig. 29 ein solches von der Hochalp bei
Pfronten (Magnus-Acker) abgebildet. Wer nicht genügend Material kennt, der kann leichthin aus dieser
einzigen Art 6 besondere machen, nemlich:
1) die grobrippigen, gewölbten (eumwiceps),
2) n flachen (Typus),
Ben N gewölbten breiten (Salisburgensis),
A “ flachen breiten (applanata),
5) „ feinrippigen, flachen,
Dee: u; gewölbten.
In der Münchener Sammlung liegen ungefähr 150 Stück der plicatissima von Vaihingen, Walden-
bach, Jettenburg, Pforen, Ofterdingen, Gmünd, Hinterweiler in Württemberg, von Pleinfeld in Franken,
von Hindelang, Hochfellen, Adneth, Hierlatz, Breitenberg und vom Pfonser Joch in den Alpen.
Verwandtschaft. Die Plicatissima-Sippe nimmt vielleicht ihren Anfang mit der carbonischen
metallica Wuırz Amerikas. Im Dogger ist sie durch mmıtans und pugilla, im Malm durch trilobordes ver-
treten. Diese Gruppe hat sehr viel Aehnlichkeit mit der Amalthei-Sippe; doch sind die Gehäuse der
letzteren etwas kleiner, die Rippen weniger breit und die Flügel kaum entwickelt. Am besten erkennt man
den Unterschied, wenn man sfriocineta mit der gleichalterigen £riloboides, oder plecatissima mit amalthei
oder caleicosta vergleicht.
11. Rhynchonella mutans n. sp.
Taf. IX Fig. 19—21, 29, 31—32, 34—46.
Testa costata, paululum latiore quam altiore, subrotunda aut subpentagonali, crassissima et latissima
in media parte, areolis lateralibus nullis. Valvarum commissura ad latera fere recta sed deorsum oblique
recurrente, ad frontem multo procurvata. Minore valva ad umbonem convexa, in media parte plana, ad
frontem alte lobata, novem usque sedecim sed plerumque duodecim costis instructa. Lobo medio rare ter,
plerumque quater usque sexies costato. Majore valva ad umbonem gibba, sinu medio lato, a media valvae
parte oriente instructa, ad latera quasi alata. Apice lato, acuto, ad latera parum carinato, plus minusye
incurvato sed nunguam valvae minori imposito. Intus apparatu septali regulari; cruribus raduliformibus, ad
juga cardinalia incurvata affıxis.
— 141 —
Beschreibung. Das gerippte Gehäuse ist wenig breiter als hoch, rundlich bis rundlich penta-
gonal und in der Mitte am dicksten und breitesten. Die Schalen-Commissuren laufen seitlich fast gerade,
aber schief nach unten gerichtet herab, biegen sich dann an der Stirn stark nach vorn um und be-
rühren sich in dem meist geraden Wulstrande. Die kleine Schale ist am Schloss stark aufgewölbt, verflacht
sich aber in der Mitte fast ganz und läuft von da in einen erhöhten, bis zur Stirn ebenen oder doch nur
wenig herabgebogenen Stirnwulst aus, welcher gewöhnlich 4—6, selten nur 3 Rippen trägt. Zu beiden
Seiten des Wulstes liegen je 3—5, gewöhnlich aber 4 Rippen, die sich im Gegensatz zu den gerade herab-
laufenden Wulstrippen alle gegen. unten nach auswärts umbiegen. Im Ganzen schwankt die Anzahl der
Rippen zwischen 9 und 16. Sie entspringen schon an den Wirbeln und vermehren sich nie durch
Theilung, sondern durch seitlichen Zuwachs. Die grosse Schale ist in der Schnabelgegend stark gewölbt,
zieht sich von der Mitte ab mit ziemlich steiler Neigung in den Mediansinus hinein, während die Seiten-
theile flügelartig vorspringen. Die Anzahl der Rippen entspricht derjenigen der kleinen Schale. Der aus
breiter Basis entspringende, spitze Schnabel hat seitlich keine sehr scharfen Kanten und ist bald mehr bald
weniger stark nach vorn umgebogen, doch berührt er nie die kleine Schale. Im Innern sind zwei kräftige
Zahnsepten und nie Medianseptum entwickelt. Die radula-ähnlichen Crura sitzen den nach einwärts ge-
krümmten Schlossplatten an.
Var. depressa.
Taf. IX Fig, 34—36, 39—41, 43—46.
Wenn man die rundlichen dicken Formen als Typus betrachten will, so kann man die in der Regel
etwas breiteren und stets viel flacheren, niedergedrückten Formen als eine besondere Varietät abscheiden.
Ausser diesen rein äusserlichen Unterschieden gibt es freilich keine anderen, aber immerhin sind dieselben
recht in die Augen fallend.
Typus. Var.
Grössen-Verhältniss. 5 5 2 6/2 bla 3
Ti il 4!lı fo) 8 31,
9 9 6 912 13 6
11 111 7 11 14 6
121, 14 9
Fundort. 270 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines. In der Münchener Sammlung
liegen ausserdem 4 Stück aus den Bilobata-Kalken von Lizzanella oberhalb Madonna del Monte bei Rovereto,
welche ich zu dieser Art zählen muss.
Verwandtschaft. Es ist merkwürdig, wie im unteren Dogger eine Art existirt, welche wie eine
Wiederholung der plicatissima des unteren Lias erscheint und ganz ebenso auch die Variationen mit Bezug
auf die flachen und gewölbten Gehäuse durchmacht. Vergleicht man z. B. Fig. 42 Taf. IX mit Fig. 15 Taf. NL,
oder Fig. 57 Taf. IX mit Fig. 35 Taf. XII, so fällt die Aehnlichkeit sofort anf, wenn schon freilich auch über
die specifischen Unterschiede keinen Augenblick ein Zweifel übrig bleibt. In jüngeren Schichten habe ich
bis jetzt nur in der pugilla des Callovien und in der triloboides QuExst. aus dem Weissen Jura, und aus
älteren Schichten vielleicht in der amerikanischen metallica Write des Carbons weitere Glieder dieser
Plicatissima-Sippe finden können.
12. Rhynchonella pugilla n. sp.
Taf. XII Fig. 10.
Unter den zahlreichen Vilsensis-Gehäusen der Münchener Sammlung fand ich 12 Stück, welche
nicht zu dieser Art gehören. Die Stirnnaht ist stets gejocht, bei Vilsensis bogenförmig ausgeschweift; die
Rippen sind breiter und an Zahl weniger (9—12); der Schnabel zu beiden Seiten etwas eingedrückt, bei
Vilsensis gerade, das Gehäuse noch breiter und mit deutlich entwickelten Flügeln resp. Median-Wulst ver-
sehen. Gemeinsam ist beiden der nicht sehr hohe, gerade und etwas nach hinten zurückliegende Schnabel
mit umfassendem Deltidium. Das Foramen liegt oben, nahe der Spitze. Der Median-Wulst trägt 4 bis
5 Rippen.
Grössen-Verhältniss. Höhe 12, Breite 14, Dicke 9t.
Verwandtschaft. Die Aehnlichkeit mit plicatissima ist viel grösser als mit der jüngeren mutans.
Der seitlich eingedrückte und gerade Schnabel lässt indessen auch mit plicatissima eine Verwechselung
nicht zu.
15. Rhynchonella ramosa n. sp.
Taf. XII Fig. 29—30, 32.
Testa tenuicostata, ovali, crassissima in media, latissima in inferiore parte. Valvarum commissura
ad latera subinflexa, ad frontem fere recta, sed im media parte ad lobum fere rectangulum elevata. Minore
valva applanata, usque ad quindeeim, bipartitione augentibus costis instructa, quarum mediae septem lobum
medium direetae percurrunt dum laterales arcu deorsum versus divertunt. Majore valva sinu medio non
profundo, lobum minoris valvae correspondente instructa. Apice acuto, recto. Intus ignota.
Beschreibung. Das feinrippige, eiförmige Gehäuse hat seine grösste Breite stets etwas unter
der Mitte. Die Seitennähte der Schalen sind nur wenig ausgeschweift und an der Stirn bildet die Naht eine
fast rechtwinkelige Ausbuchtung. Die kleine Schale ist nur flach gewölbt und von 12—15 Rippen bedeckt.
die sich durch Dichotomie in unregelmässigen Abständen vom Wirbel aus vermehren. Der Medianwulst ist
nur schwach ausgeprägt und trägt bis 7 Rippen, welche vom Wirbel aus ganz gerade, radienförmig aus-
strahlen. Die Rippen der Flügel hingegen laufen in schwachem Bogen nach aussen. Die grosse Schale
trägt einen seichten Mediansinus und einen geraden, spitzen Schnabel.
Grössen-Verhältniss. Höhe 13 Breite 12 Dicke 6
131 1512 6!
13 16 Al
Fundort. 11 Stück vom Bösen Tritt am Aggenstein aus Hierlatzkalk.
Verwandtschaft. Quvesstepr hat eine sehr ähnliche Form aus dem schwäbischen Lias y als fri-
plicata squamiplex (Taf. 38 Fig. 3—8) abgebildet. Besonders Fig. 4—5 gleichen unserer ramosa ungemein.
Die Schärfe und Höhe der Rippen scheint sie aber doch zu trennen. Die Art der Rippentheilung
und die Grösse des Gehäuses nähert unsere Species auch der faseicostata Umuıs aus dem Lias von
Sospirolo. Trotzdem bei letzterer allerdings die Stirn gar nicht gejocht sein soll, so habe ich sie doch mit
jener in der Ramosa-Sippe veremigst, welche in der faseilla sich im unteren Dogger fortsetzt. Viel-
leicht gehört Matyasovskyi BoEKH aus dem unteren Lias des Bakony ebenfalls hierher, obwohl sie in
mancher Beziehung auch an die Rimosen erinnert.
14. Rhynchonella faseilla n. sp.
Taf. IX Fig. 24—26.
Testa parva, multicostata, subrotunda, crassissima in media, latissima in inferiore parte. Valvarum
commissura dense serrata, ad latera subinflexa, ad frontem modice procurvata. Minore valva ad umbonem
subdepressa aut fere plana, costis angustis usque ad viginta instructa. Lobo medio nullo.. Majore valva
aeque convexa; sinu medio nullo. Apice brevi, acuto et parum procurvato. Intus ignota.
Beschreibung. Ein kleines, rundliches Gehäuse mit zahlreichen, dicht stehenden Rippen versehen,
dessen grösste Breite in der unteren Hälfte und dessen grösste Dicke in der Mitte liegt, besitzt eng ge-
zackte Schalennähte, die auf der Seite schwach geschweift, an der Stirn aber nur mässig nach vorn ausge-
bogen erscheinen. Die kleine Schale ist in der Wirbelgegend flach oder sogar mit einer schwachen Median-
einsenkung versehen. Gegen die Seiten und die Stirn fällt sie steil ab. Bis 20 Rippen strahlen, durch
Dichotomie entstehend, vom Wirbel aus. Ein eigentlicher Median-Wulst fehlt. Die grosse Schale ist
ziemlich gleichförmig gewölbt und es fehlt ihr jeder Mediansinus. Der kurze, spitze Schnabel ist nur wenig
nach vorn geneigt
Grössen-Verhältniss. Höhe 9 Breite 9 Dicke 4t/a
91), 10 5
12 121% Yf
Fundort. 8 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Unter den älteren Rhynchonellen stehen dieser neuen Art besonders aus dem
Lias die Vertreter der Ramosa-Sippe, in Bezug auf Grösse des Gehäuses und Art der Berippung, nahe. Als
jüngstes Glied dieser Sippe kenne ich nur die Fürstenbergensis QuExstT. aus dem Callovien Schwabens und
Frankreichs, wo sie theils als phaseolina theils als minuta Buv. von DEsLONGcHAaMmPs beschrieben worden ist.
15. Rhynchonella variabilis Schworn.
Nachdem Tarz 1576 (in The Yorkshire Lias) bewiesen hat, dass die von Pruivwuıes (in Geology of
Yorkshire) beschriebene und abgebildete triplicata und bidens mit der lineata YounG und Bıirn (Geol. Survey
of the Yorkshire Coast 1825) übereinstimmt, und nachdem Davıpson 1876 die Abtrennung der lineata
(Taf. XVI Fig. 1—5) und der lineata var. Radstockiensis (Taf. XVI Fig. 4 und 6) von der echten varabilis
durchgeführt hat, braucht der von Quesstepr öfters gemachte Versuch, den Namen variabilis durch tripl-
cata zu ersetzen, keine weitere Zurückweisung, und ebenso zeigt sich, dass es durchaus nicht nothwendig
ist, wie Haas 1882 meinte, beide Namen aufzugeben. Allerdings lässt sich nicht mehr genau feststellen,
was SCHLOTHEIM eigentlich unter dem Namen variabilis zusammengefasst hat, aber seit ZıetEn und DavıDsox
ist man über den Sachverhalt nicht mehr im Zweifel und der sehr bezeichnende Name hat sich auch so
eingebürgert, dass es nicht mehr gelingen wird, ihn auszumerzen. QUENSTEDT freilich fasst diese Art
— 14 —
offenbar zu weit, wenn er seine var. squamiplex (vielleicht zur Ramosa-Sippe gehörig) und seine grosse
var. serrata damit vereinigt, aber er hat recht, dass variabilis durch y und 5 geht mit so unbestimmten
Variationen, dass wohl im allgemeinen für y und 6 verschiedene Typen aufgestellt werden können, im Einzelnen
aber eine Trennung undurchführbar bleibt. Aus den weissen Kalken am kgl. Fahrweg zwischen Schwansee
und dem Lech liegen mir 14 Exemplare vor, mit 3—4 Rippen auf dem Medianwulst der vorderen Schale.
Beachtenswerth ist, dass bei den meisten Stücken die vordere Schale am Wirbel stark anschwillt, was bei
ausseralpinen Exemplaren zwar auch vorkommt, aber seltener ist. Sonst besteht kein Unterschied. CanA-
varı hat 1880 die Rh. variabilis aus dem mittleren Lias der Central-Apenninen erwähnt. Er bildet sie
als var. laevis und var. plicata (Taf. 4 Fig. 11—12) ab, aber diese Formen haben mit der deutschen varıa-
bilis nicht die entfernteste Aehnlichkeit.
16. Rhynchonella coneinna Sow. var. badensis Opr.
Taf. XII Fig. 7—9.
Orren hat 1857 die coneinna-ähnlichen Rhynchonellen aus dem Cornbrash von Kandern und Vögis-
heim als eine besondere Art unter dem Namen badensis beschrieben und gab als unterscheidende Merkmale
an: Der Sinus der grossen Schale ist ein wenig stärker und der Wulst der kleinen Schale dem entsprechend
höher und gegen die Stirn nicht so stark herabgebogen. Das runde Foramen wird gegen unten noch von
dem Deltidium umfasst, doch grenzt die kleinere Schale ganz nahe an dasselbe hin. Der Schnabel ragt
nicht soweit hervor. DrstongcHanps hat 1859 die badensis aus dem Cornbrash und unteren Callovien des
Calvados beschrieben und abgebildet. Er legt aber nur auf die gewölbtere Form des Gehäuses mit dem
rechtwinkelig abgestumpften Stirnrand als Unterscheidungsmerkmale von der coneinna Werth. In der That
zeigen die von DesLox@cHamers selbst der Münchener Sammlung übersandten Stücke alle ein längliches,
ganz oder fast ganz bis zum Wirbel der kleinen Schale herabreichendes Foramen, gerade so, wie es bei der
englischen coneinn«a gefunden wird. Davınsov hat 1876 aus dem Cornbrash von Yaxley in England eine
var. Yazxleyensis abgebildet (Taf. 22 Fig. 23), deren Gehäuse vollständig dasjenige der nordfranzösischen
badensis nachahmt. Sie liegt in grossen Mengen mit der typischen coneinna im selben Lager. SZAITNOcHA
beschrieb 1879 die coneinna aus den Baliner Oolithen und erwähnt, ohne jedoch sich auf Oppen’s badensis
zu beziehen, dass im Gegensatz zu der englischen Form’ das Foramen bei der Baliner Art stets rundlich
und vom Deltidium ganz umschlossen ist. „Doch stehen diese Stücke in anderer Beziehung den englischen
so nahe, dass ich es als zweckmässig erachte, sie nicht als eine neue Species, sondern als eine locale Varietät
der Rh. coneinna aufzustellen.“ Haas hat 1882 sowohl die coneinna als auch die badensis aus den Varians-
schichten des Elsass beschrieben und gibt deren gemeinsames Vorkommen auch aus dem schweizerischen
Jura und von Vögisheim in Baden an. Es ist dies sehr auffallend, weil Orpzn gerade von Vögisheim das
Fehlen der echten coneinna ausdrücklich erwähnt und für die dortigen Stücke die neue Art der badensis
oeschaffen hat. Nach Haas unterscheidet sich die badensis von der coneinna dadurch, dass die kleine Schale
stets viel weniger gewölbt ist. Die Rippen sind weniger zahlreich und der Schnabel weniger übergebogen.
Das Deltidium ist meist umfassend, doch kommen auch Formen vor, bei denen dasselbe diseret ist. Üon-
einna hingegen wird folgendermaassen charakterisirt: Die grosse Schale sendet einen zungenförmigen Fort-
satz weit vor gegen den Wulst der kleinen Schale, welcher nicht sehr hoch ist und 6—S scharfkantige
— 145 —
Rippen trägt, welche an der Stirn leicht gegen den Sinus der grossen Schale umgebogen sind. Der Schnabel
ist ziemlich schlank, sehr spitz. und leicht auf die kleine Schale übergebogen. Das rundliche Foramen ist
von mittlerer Grösse und von einem discreten Deltidium begrenzt. Hieraus, sowie aus den beigegebenen Ab-
bildungen (Taf. 6 Fig. 1—4) ersieht man, dass Haas beiden Species eine von der gewöhnlichen abweichende
Begrenzung gegeben hat. Denn die englische concinna hat kein rundliches, sondern ein längliches Foramen,
und das in der Jugend stets discrete Deltidium wird auch da im Alter umfassend. Die badensis hingegen
soll nach Orren gerade einen höheren Wulst als die coneinna besitzen, während die Abbildungen bei Haas
das Gegentheil vermuthen lassen. Haas hat zwei von OrrEu als badensis bestimmte Stücke von Vögisheim
abbilden lassen, welche offenbar für ihn Veranlassung zu dieser besonderen Artumgrenzug gegeben haben. Allein
das eine Stück (Fig. 1) ist gerade am Wirbel der kleinen Schale eingedrückt und SCHLOTTERBECK hat irr-
thümlich ein längliches Foramen mit discretem Deltidium gezeichnet, während diese wie überhaupt alle in
der Münchener Sammlung liegenden (circa 150) Stücke von Vögisheim und Kandern stets ein rundliches
Foramen mit umfassendem Deltidium besitzen. Ich glaube darum, dass Haas mit seiner badensis und coneinna
nur die grobrippigen und feinrippigen Gehäuse unterschieden hat, welche aber alle zu Oppzn’s badensis
gehören. Von allen angeblichen Unterschieden dieser beiden Arten hat sich nur der auf die Form des
Foramens gegründete als stichhaltig erwiesen. Im übrigen haben beide die verschiedenartigsten Form-Aus-
bildungen mit Bezug auf Rippen, Wulst, Sinus und Schnabel gemeinsam. Da die echte coneinna aber nur
auf England und Nord-Frankreich, die badensis aber auf die übrigen Theile des mitteleuropäischen Jura-
bezirkes beschränkt ist, so ergibt sich von selbst, dass die verschiedene Beschaffenheit des Foramens nur
als eine locale Modification angesehen werden darf. Aus den Crinoideenkalken vom Weissen Haus bei
Füssen liegen mir über 80 Stück einer allerdings stets stark verdrückten Rhynchonella vor, welche bisher
irrthümlich der Rh. Vilsensis zugezählt worden ist. Vergleicht man mit derselben verdrückte Exemplare der
badensis, wie sie bei Vögisheim und Kandern ebenfalls recht häufig sind, so überzeugt man sich leicht von
ihrer Identität. Der Schnabel ist kräftig entwickelt, gerade oder doch nur wenig vorgebogen, aber fast
immer an der Spitze abgebrochen. Das Deltidium kann an einigen Stücken gesehen werden, wie es sich
unten über der kleinen Schale zusammenschliesst und darum rechne ich diese Stücke alle zur var. badensis.
Von der Vilsensis unterscheidet sich die Art durchgreifend durch den breiten starken Schnabel die gejochte
Stirnnaht und die pentagonale bis fast vierseitige Form. QUENSTEDT’S coneinna obliquosculum vom Weissen
Haus (1871 Taf. 40 Fig. 66) ist vielleicht eine stark verdrückte Form?
Die Verwandtschafts-Verhältnisse sind bei Rh. Vilsensis erörtert.
1%. Rhynchonella Vilsenis Orrer.
Taf. XII Fig. 1-6.
Örpen hat 1860 gezeigt, dass diese von Buch 1834 als concinna bestimmte Rhunchonella eine be-
sondere Art ist und auf einige Unterschiede hingewiesen. (@vENsSTEDT hat 1570 zwar die Selbständigkeit
der Art angegriffen, doch anerkennt er sie als eine Varietät der coneinna und macht sogar auf eine Be-
sonderheit aufmerksam, welche Orrer entgangen zu sein scheint, nemlich, dass bei jungen der Schnabel
weniger entwickelt ist, als bei coneinna. Auch hat Quexstepr (Taf. 40 Fig. 65) zum ersten Mal die Jugend-
formen abgebildet, aber gerade diese beweisen am besten, dass wir es hier mit einer besonderen Art zu
Palaeontographica. Bd. NXXII. 19
— 1467 —
thun haben, welche mit Bezug auf Wölbung ganz dieselbon Variationen durchzumachen pflegte, wie mutans,
amalthei, plicatissima u. s. w. Durch Fig. 1—6 habe ich die Entwickelungsformen dieser Art dazustellen ge-
sucht. In der ersten Jugend ist das Gehäuse ganz flach und hat fast kreisrunde Umrisse. Die Stirnnaht
weicht nur wenig von der Geraden ab. Der Schnabel ist kurz, spitz und nach hinten geneigt. Die Jungen
von coneinna hingegen haben in Folge ihres viel höheren Schnabels mehr trianguläre Umrisse. Mit zuneh-
mendem Alter wölbt sich die Stirnnaht zu einem Bogen, der aber meist unsymmetrisch wird. Niemals
ist diese Naht gejocht wie bei conceinna. Die Dicke des Gehäuses nimmt bald nur wenig (Fig. 3a) bald
recht bedeutend zu (Fig. 1), aber stets bleiben die Umrisse rundlich. Der Schnabel ist schmal und kurz,
nach hinten gelegt, so dass das rundliche Foramen und das umfassende Deltidium ganz frei liegen.
Fundort. Ausser vom Kitzbichel bei Vils, wo diese Art zu den häufigsten zählt, kenne ich sie
noch von Staufeneck bei Reichenhall (20 St.) und vom Prielenberg bei Windischgarsten (9 St.).
Verwandtschaft. Die Vilsensis und spathica, beides Callovienformen, die sich aber geographisch
einander auszuschliessen scheinen, betrachte ich als nächste Verwandte der coneinna, welche in der älteren
angulata des unteren Dogger, der cwrviceps des Lias und fissicostata des Rhätes ihre Vorläufer hat. Diese
Concinna-Sippe scheint sich in der Kreide durch die lata, grasiana und plicatilis fortzusetzen.
18. Rhynehonella subtetraädra Dav.
Taf. X Fig. 16.
Diese Art scheint weder häufig noch weit verbreitet zu sein. Nach den Angaben von Davıpsonx ist
das Gehäuse rundlich aber etwas breiter als hoch. Beide Schalen gleichmässig aber schwach gewölbt. Der
Schnabel ist ziemlich hoch, wenig vorgebogen und mit einer schwachen falschen Area versehen. Die grosse
Schale greift kaum merklich in der Wirbelgegend in die kleine Schale zahnförmig ein. Die Medianwulst ist
mit 5—9 Rippen versehen und nicht stark ausgeprägt, ebenso wenig als der Sinus auf der grossen Schale.
Verhältniss der Höhe zur Breite und Dicke wie 21:24:14. Im englischen infer. Oolith ziemlich häufig.
In Orren’s Sammlung liegt ein Exemplar von Tanie (Depart. Sarthe) aus gleichem Horizont, und in der
Münchener Sammlung befindet sich ein Exemplar von Niederweiler im Baden, welches ich ebenfalls dieser
Art zuzähle. Vielleicht gehört auch die Rhynchonella aus dem Calcaire von Longwy hierher, welche Dr-
WALQUE und CHapuis 1854 (Taf. 37 Fig. 10) als obsoleta abgebildet haben. Unser einziges Exemplar aus
dem unteren Dogger vom Rothen Stein ist am Schnabel allerdings verletzt, doch sind noch Anzeichen vor-
handen, dass der Schnabel ziemlich hoch und wenig vorgebogen war und eine ziemlich breite falsche Area
besass. Auch die übrigen Merkmale treffen alle ein, so dass ich an der Zugehörigkeit zu subtetraödra nicht zweifle.
19. Rhynchonella ef. obsoleta Sow.
Taf. XI Fig. 2, 4, 8, 12, 14.
Die Bestimmung dieser Art ist nicht ganz sicher. Am meisten gleicht sie jedenfalls der obsoleta
Englands und Nord-Frankreichs. Indessen existiren gewisse Unterschiede, die es nicht unmöglich erscheinen
lassen, dass wir es hier mit einer besonderen Varietät oder Art zu thun haben, was auch damit in Ueber-
einstimmung sich befindet, dass die eigentliche obsoleta dem Bathonien angehört, während unsere Exemplare
zweifellos aus der Periode des Bajocien stammen. Allerdings gibt Davınsox an, dass obsoleta auch im eng-
lischen Unteroolith vorkomme, aber seine Abbildung (Supl. Taf. 29 Fig. 4) stimmt noch weniger mit unseren
Exemplaren überein. Bei der echten obsoleta ist der Dicken-Unterschied der hinteren und vorderen Schale
nie so bedeutend als bei unserer Fig. 2, und der Schnabel ist in der Regel höher. Da mir aus dem
unteren Dogger des Rothen Steines aber nur ein ausgewachsenes Gehäuse vorliegt, so lässt sich die Selb-
ständigkeit der Exemplare vom Rothen Stein nicht feststellen, die auch mit Rh. Edwardsi Char. und Dev.
aus dem Calcaire de Longwy Aehnlichkeit zu besitzen scheinen.
20. Rhynehonella erinoidea n. sp.
Taf. XI Fig. 15.
Örren hat 1865 aus einer Crinodeen-Breceie von La Voulte (Ardeche) eine Rhymchonella Reynesi
beschrieben, von welcher er aber keine Abbildung gab; die von ihm selbst gesammelten Stücke liegen
in der Münchener Sammlung und gestatten somit einen genauen Vergleich mit denjenigen Rhynchonellen,
welche ebenfalls in einer Crinoideen-Breccie am Weissen Haus liegen, und die ich mit dieser Art identificire.
Es muss jedoch bemerkt werden, dass seither GEMMELLARO (1874) aus dem Lias Siciliens eine andere Art
unter diesem Namen abgebildet hat, offenbar ohne zu wissen, dass der Name schon vergeben war. Nach
den Regeln der Namengebung muss jedoch der Artnahme der sieilischen Species verbleiben, weil Oppeun
keine Abbildung und nur eine sehr ungenügende Beschreibung gegeben hat. Ich habe darum die OPrrkr-
sche Art, welche aus dem Bathonien stammt, mit einem neuen Namen belegt.
Beschreibung. Gehäuse mittelgross, stets etwas breiter als hoch, stark gerippt und stark ge-
wölbt. Die kleine Schale convexer als die grosse Schale. Am Wirbel sehr steil aufsteigend. Der Median-
wulst ist von den Flügeln kaum unterschieden. Die grosse Schale hat einen nur schwachen Mediansinus,
in welchem 3—4 Rippen liegen. Der Schnabel ist nicht hoch, kaum gebogen und abstehend. Seitliche
flache Areolen sind nicht scharf begrenzt und innerhalb derselben springt die grosse Schale in schwach ge-
krümmtem Bogen zahnartig gegen die kleine Schale vor. Der Stirnrand ist ziemlich stumpf, indem beide
Schalen sich gegen denselben herab umbiegen.
Grössen-Verhältniss. Höhe 18 Breite 20 Dicke 15
al 25 15
28) 26 16 (von La Voulte).
19 20 16 (vom Weissen Haus).
Fundort. 12 Stück aus dem Crinoideenkalk mit Ah. Dbadensis vom Weissen Haus bei Füssen.
Verwandtschaft. Oprzn hat die Art mit der quadriplicata und Orbignyana in Verbindung ge-
bracht. Doch sind das viel grössere Formen. Unter dem von Orren bei La Voulte gesammelten Material
lagen allerdings 13 Gehäuse, welche zur echten gquadriplicata gehören, aber auch nicht leicht mit erinoidea
verwechselt werden können. Eher könnte man vielleicht unsere Art in die Concinna-Sippe stellen und
als eine grobrippige badensis auffassen. Die breiten, nach rechts und links gebogenen Flügel sind aber stets
ein schon äusserlich leicht fassbares Unterscheidungsmerkmal.
192
— 1485 —
21. Rhynchonella fareiens Caxavarı.
Taf. IX Fig. 27—28, 33.
Als Canavarı 1552 diese Art vom Monte Grappa beschrieb, machte er schon darauf aufmerksam,
dass unter dem noch unbestimmten Material vom Rothen Steim in der Münchener Sammlung eine ähnliche
Form vorkomme, deren Seiten jedoch nicht so abgeflacht seien, als bei farciens. Unter den 15 Exemplaren,
welche ich dieser Art zuzähle, sind im der That mehrere, welche diesen Unterschied zeigen. Aber aus
Fig. 25 wird man leicht erkennen, dass auch die Formausbildung der echten fareiens nicht fehlt. Wo die
Seiten schärfer sind, hat das Gehäuse auch geringere Dicke. Im ausgewachsenen Zustand trägt der kaum
hervorstehende Mittelwulst 4 Rippen, die durch Dichotomie aus geringerer Zahl entstehen. Auf den beiden
Seiten befinden sich je 2 seltener 3 schwächere Rippen. Die Trennung des Mittelwulstes geschieht durch
eine Furche, die etwas tiefer ist als diejenigen, welche gewöhnlich die Rippen von einander trennen. Dem
entsprechend hat die grosse Schale zwei besonders erhabene Rippen, zwischen denen 3 minder hohe, des nur
dadurch angedeuteten Mediansinus, liegen. In der Jugend ist das Gehäuse flach und erhält erst im Alter
seine kugelige Gestalt.
Grössen-Verhältniss. Höhe Breite 6 Dicke 4
fo) S 6
fe) fo) 7
Vorkommen. Ausser den bereits erwähnten Fundorten, welche beide die Art als vom Alter des
Unteroolithes erkennen lassen, ist auch noch der Opalinuskalk von S. Vigilio am Gardasee aufzuführen, von
wo ein gut erhaltenes Exemplar in der Münchner Sammlung liegt.
22. Rhynchonella prava n. sp.
Taf. IX Fig. 3, 9-11; Taf. XI Fig. 1, 3, 5, 9, 13.
Testa laticostata, irregulariter ovali, latiore quam altiore, latissima in media et crassissima in supe-
riore parte. Valvis maeque convexis, minore convexiore quam majore. Commissura crassidentata, ad latera
inflexa, ad frontem inaequaliter procurvata. Minore valva ad umbonem gibba, frontem versus inaequaliter
declivi, usque ad viginti et duabus costis instructa. Lobo frontali nullo. Majore valva imaequaliter con-
vexa; sinu medio nullo. Apice grasso, lato, parum incurvato. Intus apparatu septali regulari et cruribus
radulifermibus ad juga cardinalia plana aftixis.
Beschreibung. Das breitrippige Gehäuse bildet ein unregelmässiges Oval, das breiter als hoch
ist und seine grösste Breite in der Mitte, seine grösste Dicke näher dem Wirbel besitzt. Die kleine Schale
ist gewölbter als die grosse. Die breitgezähnten Nähte sind auf den Seiten nach rückwärts ausge-
schweift und an der Stirn sehr unregelmässig nach vorn gebogen. Die kleine Schale trägt bis 22 Rippen,
ist in der Wirbelgegend stark gewölbt, gegen die Stirn aber ungleichseitig verzerrt, indem die eine Hälfte
stärker abschüssig ist als die andere, entsprechend der Asymmetrie der Stirnnaht. Ebenso verzerrt er-
scheint die grosse Schale, die jeder Median-Einsenkung entbehrt. Der breite starke Schnabel ist kaum nach
— 149 —
vorn gebogen. Im Innern befindet sich der reguläre Septalapparat. Die radula-ähnlichen Crura sind an
ebenen Schlossplättchen angeheftet.
Grössen-Verhältniss. Höhe 11 Breite 9 Dicke 5
13 121 S
18 20 112
26 29 15
Fundort. 24 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Im Weissen Jura und der Kreide sind gerippte, aber unsymmetrisch entwickelte
Rhynchonellen-Gehäuse verhältnissmässig recht häufig, um so seltener sind sie in älteren Schichten. Nur
in der Rh. bilobata der Süd-Alpen liegt eine allerdings sehr extreme Form vor, und unsere prava vertritt
diese Inconstans-Sippe in den Nord-Alpen. Von den jüngeren Arten ist letztere insbesondere durch
Beschaffenheit des Schnabels und der Schalenwinkel unterschieden.
23. Rhynehonella infirma n. sp.
Tai IX 10, 14,2 Tat, XI Ric 00 751081,
Testa angusticostata, ovali, latiore quam altiore, latissima et crassissima in media parte. Valvis
aeque convexis et acute unitis Valvarum commissura densidentata, ad latera subinflexa, ad frontem inaequa-
liter curvata. Minore valva convexa sed uno latere declivi, costis usque ad sex et viginti instructa. Lobo
medio nullo.. Majore valva sinu medio plano et obliquo instructa. Apice lato, elongato et fere recto, del-
tidio foramen mediocre amplectente instructa. Intus apparatu regulari et cruribus raduliformibus ad juga
cardinalia eurvata affıxis.
Beschreibung. Das feinrippige, querovale Gehäuse ist schon in früher Jugend breiter als hoch.
Die Anzahl der Rippen steigt von 14 auf 24. Beide Schalen sind gleichmässig gewölbt und berühren sich
allseitig unter ziemlich spitzen Winkeln. Die Schalen-Commissuren sind ziemlich dicht gezähnt, an den
Seiten nach hinten etwas ausgeschweift und beschreiben an der Stirn eine unsymmetrische Curve. Dem ent-
sprechend zeigen die Schalen auf einer Seite eine stärkere Abschüssigkeit als auf der anderen. Der kleinen
Schale fehlt jeder Medianwulst und die grosse Schale zeigt nur eine schwache und unregelmässige Median-
bucht. Der Schnabel ist breit und nach oben etwas zugespitzt, ohne erhebliche Krümmung nach vorn. Das
Deltidium umschliesst ein mässig grosses Loch. Das Innere ist mit einem regulären Septalapparat ausge-
stattet und die nach einwärts gekrümmten Schlossplatten tragen radula-ähnliche Crura.
Grössen-Verhältniss. Höhe 7! Breite S Dicke 3%]
121 14 6
17 21 10
211 23tlz 12
Fundort. 13 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
Verwandtschaft. Von der unsymmetrischen prava aus gleichen Schichten ist diese Art durch die
feinere Berippung schon auf den ersten Blick zu unterscheiden. Im Tithon und der cenomanen Kreide hat
sie in der isotypus und difformis ihre nächsten Verwandten, die ich als Difformis-Sippe zusammenfasse.
— 1507 —
Ob der Unterschied in den Schlossplättchen, welcher zwischen infirma einerseits und prava sowie semicon-
stans (Taf. IX Fig. 6) anderseits existirt, für die beiden von mir getrennten Sippen innerhalb der unsym-
metrischen Rhynchonellen charakteristisch ist, müssen weitere Untersuchungen lehren.
24. Rhynchonella Eryeina Dı Srteraxo.
Taf. XI Fig. 16—17.
Es liegen mir aus dem unteren Dogger des Rothen Steines 6 Exemplare einer mittelgrossen asym-
metrischen Art vor, welche mit der Eryeina des Unteroolithes von San Giuliano auf Sieilien so grosse Aehn-
lichkeit besitzt, dass ich sie geradezu mit dieser Art identificire, obwohl mir dieselbe nur aus Abbildungen
bekannt ist. Die Dimensionen der sieilischen Exemplare geben nach Dr Srteraxo die Zahlen:
Höhe 20 Breite 21 Dicke 16
die vom Rothen Stein: 15 16 11—13
Charakteristisch ist: der spitze, niedrige, wenig gebogene Schnabel mit abgerundeten Seiten. Die Asym-
metrie des Gehäuses mit nach rechts oder links gewendetem Sinus oder Wulst. Im Sinus liegen nur 2—3
kräftige Rippen. Die kleine Schale ist am Wirbel stark gewölbt und überhaupt viel convexer als die grosse
Schale. Die Zahl der Rippen schwankt zwischen 10—12, bei den sicilischen zwischen 10 und 18.
Alter. Nach Dı STEFAno und GEMMELLARO Ist das Alter der grauen, eisenoolithischen Kalke,
welche auf Sicilien die Rh. Eryeina einschliessen, durch Lagerungsverhältnisse und Versteinerungen genau
bestimmt. Sie liegen auf mittelliasischen Kalken discordant und werden von grauen Kalken mit Posidonomya
alpina überlagert. Harpoceras opalinum verweist diese oolithischen Kalke in den Unteroolith, zu dem ja
auch die Brachiopodenkalke des Rothen Steines gehören.
25. Rhynchonella regia n. sp.
Taf. XII Fig. 20—23.
Testa laticostata, areolata, subpentagonali vel triangulari, longiore quam latiore, crassissima im media,
latissima in inferiore parte. Valvis obtuse unitis et aeque convexis. Commissura ad latera subinflexa, ad
frontem procurvata et crassidentata. Minore valva ad umbonem et in media parte gibba, frontem versus
fere aeque declivi. Lobo medio indistincto et costis sex usque novem instructa. Apice crasso, brevi et
paululum incurvato. Intus ignota.
Beschreibung. Das breit- und hochgerippte Gehäuse hat sehr breite und ganz flache seitliche
Areolen und vorwiegend trianguläre Umrisse. Die Länge überwiegt stets die Breite um ein Beträchtliches.
Die Schalen berühren sich unter sehr stumpfen Winkeln und bilden auf den Seiten schwach gebogene Nähte,
die an der Stirn in starke Zacken geknickt sind. Ein Stirnwulst ist nicht entwickelt, obwohl die Stirnnaht
sich nach der kleinen Schale etwas aufbiegt. Im Ganzen trägt jede Schale 6—9 Rippen. Die grosse Schale
läuft in einen kräftigen aber kurzen und nur wenig nach vorn umgebogenen Schnabel aus.
Grössen-Verhältniss. Höhe 14 Breite 12 Dicke 8
1S 121 lat
15 15 18
22 17 16
— 151 —
Fundort. 14 Stück aus dem weissen mittelliasischen Kalkstein an der kgl. Fahrstrasse zwischen
Schwansee und dem Lech bei Füssen.
Verwandtschaft. Die Art liegt bei Füssen mit der sehr nah verwandten serrata zusammen, aber
die Unterschiede zwischen beiden sind zu gross, um sie etwa als Varietäten einer einzigen Art auffassen zu
können. Bei der serrata lassen sich mehrfach gerippte Flügel stets von der schwach hervortretenden Median-
erhebung unterscheiden, während bei regia nur auf jeder Seite je 1 Rippe tiefer liegen und dann sofort von
den breiten und ganz ebenen Seiten-Areolen begrenzt werden. Diese Areolen sind bei serrata stets etwas
eingedrückt. Auch erlangt diese Art niemals so trianguläre, längliche Formen wie regia. Als älteres Glied
der Serrata-Sippe muss jedenfalls die polyptycha aus unterem Lias und als jüngeres Glied des Doggers
die rubrisaxensis vom Rothen Stein aufgefasst werden.
26. Rhynehonella rubrisaxensis n. Sp.
Taf. VII Fig. 75—91; Taf. X Fig. 1-15, 17—20.
Testa multieostata, subpentagonali, crassissima et latissima in superiore parte, utraque apieis areola
elliptica et impressa instrueta. Valvarum commissura serratissima, ad latera subinflexa, ad frontem modice
procurvata aut fere recta. Minore valva ad umbonem gibba, frontem versus aeque declivi, decem usque ad
viginti quatuor costis instructa. Lobo frontali nullo. Majore valva aeque convexa, intra areolis in aurieulum
brevem produeta. Sinu medio nullo. Apice brevi, crasso, acuto et parum incurvato. Intus apparatu septali
regulari et cruribus raduliformibus, ad juga cardinalia plana affıxis.
Beschreibung. Das stark- und vielrippige Gehäuse besitzt fünfseitige Umrisse und ist am stärk-
sten und breitesten in der Mitte. Beiderseits des Schnabels trägt es zwei länglich elliptische, eingedrückte
Areolen. Die Rippen sind scharfkantig, entspringen alle in den Wirbeln und vermehren sich durch seit-
lichen Zuwachs, ohne Dichotomie. Ihr Anzahl schwankt zwischen 10 und 24. Die Commissuren sind stark
sägeförmig gezackt, seitlich schwach gebogen und an der Stirn entweder fast gerade oder schwach nach
oben aufgebogen. Die kleine Schale ist in der Schlossgegend stark aufgebläht, fällt aber gegen die Stirn
gleichmässig ab, da ein Stirnwulst gänzlich fehlt. Die grosse Schale ist gleichmässig, aber im Ganzen etwas
weniger als die kleine Schale convex, ohne eigentlichen Mediansinus, welcher zuweilen nur durch die bogen-
förmige Krümmung der Stirn-Commissur angedeutet erscheint. In den seitlichen Areolen greift sie zahnförmig
in die kleine Schale ein. Der Schnabel ist breit, kurz zugespitzt und nur wenig nach vorn umgebogen.
Im Innern findet man die 2 Zahnsepten und das Medianseptum des regelmässigen Septalbaues. Nur zu
oberst im Wirbel sind die zwei Schlossplättehen mit dem Medianseptum zusammengewachsen, nach unten
tragen sie zwei radulaförmige Crura.
Variationen.
Aeusserliche Formunterschiede lassen eine Reihe von Variationen erkennen, über deren constanten
Charakter einstweilen ein Urtheil noch nicht abgegeben werden kann. Geht man von den Fig. 9—14 als
dem Typus aus, mit regelmässig fünfseitiger Form und mit 20 Rippen im ausgewachsenen Zustande, so
könnte man Fig. 5—8 als var. elongata und Fig. 1—4 als var. reetifrons bezeichnen, weil bei letzteren die
Stirn besonders deutlich gerade abgestumpft erscheint. Indessen zeigt das zahlreiche, vorliegende Material,
dass es fast nieht möglich ist, alles in diese drei Formenreihen einzuzwingen, Schärfer hingegen unterscheidet
sich var. erassicostata (Fig. 15) mit seinen 15 breiten hohen Rippen und var. multicostata (Fig. 17—20) mit
24 Rippen und sehr breitem Gehäuse. Für alle freilich liegen nur die gleichen Jugendformen vor, wie sie in
Fig. 9—10 abgebildet sind und aus denen sich die verschieden geformten Reihen erst mit zunehmendem
Alter entwickelt zu haben scheinen; daher auch einstweilen an der Zusammengehörigkeit aller zu einer Art
festgehalten werden muss.
Grössen-Verhältniss. juvenis var. multieostata
Typus | Ü 1 4ilr | 11 12 7!
10 10 6 | var. elongata var. rectifrons 13%, 154% S1l2
14 15 W) | 1t6) 121% 84a | 915 16/2 91h 7 21 11
15 17 12 161) 14a 1012 | 15 19 10 20 354, 11)
22 21 15, 1222 18 13 | 19 20 105) | var. erassicostata
93 23 16 25 21 len | a 23 15 26 24 16
Fundort. 234 Stück aus dem unteren Dogger des Rothen Steines; davon gehören zu Typus 99,
var. elongata 54, rectifrons 60, erassicostata 5, maulticostata 16. Vom Ranzen erhielt ich aus einem von
Terebratula rubrisaxensis ganz erfüllten Blocke, welcher von KurtscHEr aufgefunden worden ist, auch ein
Gehäuse von Rh. rubrisaxensis. Anstehend ist die Schicht dort aber nicht bekannt. Wahrscheinlich gehört
sie einem der auf der Karte als Liaskalk eingetragenen Zuge an.
Verwandtschaft. Die seitlichen Areolen und das grosse grobrippige Gehäuse verweisen diese Art
in die Serrata-Sippe, welche ausserdem durch die gebogene, aber nicht gejochte Stirnnaht charakterisirt
wird. Im Lias ist diese Gruppe durch die polyptycha, serrata und regia, im Tithon durch die @emmellaroi
vertreten.
27. Rhynehonella Magni n. sp.
Taf. XII Fig. 15.
Testa subpentagonali vel triangulari, areolata, densicostata, crassissima in media, latissima in inferiore
parte. Valvis inaeque convexis. Commissura tenuidentata, ad latera et ad frontem fere recta. Minore valva
gibba, lobo medio nullo, usque ad duodecim costis instructa. Majore valva planiore, sinu medio nullo. Apice
recto acuto, ad latera carinato. Areolis lateralibus impressis. Intus ignota.
Beschreibung. Das ziemlich kleine, trianguwläre oder undeutlich pentagonale Gehäuse hat zwei
lange und stark vertiefte seitliche Areolen. Während seine grösste Dicke in der Mitte liest, erlangt es
seine grösste Breite stets nur in der unteren Hälfte. Die zwei Schalen sind ungleich gewölbt, die grosse
Schale ist flacher, aber ohne Mediansinus. Die Schalennähte sind feingezahnt, aber liegen in einer Ebene.
Die kleine Schale ist ziemlich stark gewölbt und trägt 12—13 Rippen. Der Schnabel hat seitlich starke
Kanten, ist gerade und spitz.
Grössen-Verhältniss. Höhe 11, Breite 12, Dicke 61%.
Fundort. 2 Stück aus der Tuberculatus-Zone von der Hochalp (Magnus-Acker) bei Pfronten.
1 Stück von der Schwarzen Wand bei Vils (rother Liaskalk), 1 Stück vom Bösen Tritt und 6 Stück von
der Reichenbach-Quelle am Aggenstein (Hierlatzkalk).
Verwandtschaft. Die Aehnlichkeit mit der gleichalterigen, aber etwas grösseren Fraasi ist zwar
auffallend, aber die starken Flügel der letzteren Art bedingen einen ganz wesentlichen Unterschied. Auch
mit der acanthica Par. aus den lombardischen Voralpen existirt eine unverkennbare Aehnlichkeit. Aber
bei letzterer ist die kleine Schale noch viel stärker gewölbt und die grosse Schale noch viel flacher. Als
jüngere Verwandten erscheinen im Dogger die plicatella und Ferryi.
28. Rhynchonella trigona QUENSTEDT.
Taf. XI Fig. 11—12.
Die Art wurde 1851 von QuEssteor für eine Rhymchonella von Grossau (Taf. 36 Fig. 54) aufge-
stellt. Drstroxgcnamps hat 1856 damit eine ähnliche Form (frigonella) von Montreuil-Bellay, und 1859 die
spätere Voultensis von La Voulte identificirt. Oprzu beschrieb die ähnliche Vilser Art 1860 unter dem-
selben Namen und auch Quzssteor anerkennt 1860 diese Bestimmungen, wenn schon er von der Vilser Art
sagt: „sind etwas kleiner und minder hoch.“ Als weiteren Fundort gibt er auch das Weisse Haus bei
Füssen an (Taf. 40 Fig. 74) und bezieht sich auch auf das von Suess (1858) angegebene Vorkommen in den
Karpathen, welches von ScHLoEnBacH (Strache, Die geol. Verhältnisse der Umgebungen von Unghvär 1871
Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst Bd. 21) indessen später eine Rectification erfuhr. Es soll nemlich die Vozl-
tensis sein, ein Name, welchen Orren 1865 für die trigona Des. von La Voulte gegeben hat. Ferner hat
man die trigona noch bei Staufeneck und Teisenberg angetroffen und 1865 wird sie von Windischgarsten
erwähnt. Geht man von der Form aus, für welche der Name frigona zuerst in Anwendung gebracht worden
ist, so ergibt sich, dass diejenigen von Montreuil-Bellay, Vils, Staufeneck und Teisenberg nicht als trigon«
bezeichnet werden dürfen, ebensowenig als die Voultensis. Nur die Art vom Weissen Haus ist wirklich eine
trigona. Die echte trigona ist eine ziemlich grosse Form (hoch 14, breit 16, dick 8) mit bis 14 Rippen
auf jeder Schale. Beide Schalen sind flach gewölbt, nur die vordere um etwas weniger, aber niemals mit
einer medianen Einsenkung versehen. Dem entsprechend ist die breite Stirnnaht ganz gerade, aber durch das
eigenthümliche zahnförmige Ineinandergreifen der Rippen stark gezackt, wodurch an der Stirn auch eine bald
mehr bald weniger breite Abstumpfungsfläche entsteht. Mit Bezug auf die Dicke zeigt trigona eine bedeutende
Variabilität, so dass die Stirnfläche bald sehr breit erscheint (Quzssteor Fig. 71) bald noch viel schmäler
als bei unserer Fig. 12. Höchst merkwürdig sind die inneren Gerüste dieser Art beschaffen: Zwei kräftige
Zahnleisten in der grossen Schale, aber kein Medianseptum in der kleinen Schale, statt dessen je zwei seit-
lich gestellte Septen, von denen die zwei äusseren die Zahnhöhlen nach Innen umgrenzen, und die Schloss-
plättchen an ihren äusseren Enden tragen, während die zwei inneren Septen als Stützen der Crura ange-
sehen werden können oder vielleicht noch eher (siehe Taf. XI Fig. 18) als die sichelförmigen Crura selbst,
welche sich aber bis an die Schale ausdehnen und mit dieser verwachsen. Diese Anordnung hat trigona mit
der Voultensis und der trigonella gemeinsam und ich stelle sie darum in eine besondere Trigona-Sippe.
Alter. Das Lager der trigona bei Grossau wird von Quessrepr dem mittleren Dogger zugerechnet.
Für die Trigona-Kalke beim Weissen Haus wird diese Altersbestimmung jedenfalls durch das Vorkommen
der Rh. badensis bestätigt. Voultensis (Taf. XI Fig. 25) hat gleiches Alter, unterscheidet sich aber von
unserer Art (hoch 14, breit 14, dick 9) dadurch, dass sie im Allgemeinen nie so breit wird und grössere,
breitere Rippen trägt, welche die Zahl 10 nicht überschreiten. Die tigonella hingegen ist eine jüngere
Form, welche bisher nur aus Callovien mit Sicherheit bekannt geworden ist.
Palaeontographica. Bd. XXXIII. 20
— 154 —
29. Rhynchonella trigonella n. sp.
Taf. XII Fig. 13.
Die Unterschiede zwischen dieser Art und der trigona sind recht auffällige. Das Gehäuse wird nie
so gross (hoch 11, breit 13, dick 5—8), während die Anzahl der Rippen dieselbe ist. Die Form des Ge-
häuses ist nicht so regelmässig triangulär, weil die beiden am Schnabel zusammenlaufenden Seiten etwas
concav eingebogen sind, was dem ganzen Gehäuse ein völlig anderes Aussehen als bei trigona verleiht. . Die
kleine Schale hat ferner, besonders deutlich in der Jugend, eine schwache Median-Depression, während die
grosse Schale convex ist. In Folge dessen ist der Stirnrand selbst in der Mitte stets nach hinten schwach
eingesenkt, wie das besonders gut an Quexstenr's Figuren (Taf. 40 Fig. 72, 73) wahrgenommen werden
kann. Im Alter verschwindet dieser Bogen allerdings bei den dicken Exemplaren fast ganz, aber ein Ver-
gleich unserer Fig. 12 und 13 lässt auch dann noch den Unterschied von der trigona erkennen. Die inneren
Gerüste sind ganz nach demselben Plan, wie bei trigona und Vondtensis angeordnet.
Vorkommen und Alter. Diese Art ist bei Vils ziemlich häufig und auch bei Staufeneck und
Teisenberg nicht selten. Von besonderer Wichtigkeit ist jedoch ihr, wenn auch seltenes, Vorkommen
in den Eisenoolithen von Montreuil-Bellay (Maine et Loire), welche dem Callovien angehören, und darum für
die Vilser Kalke der Alpen ein gleiches Alter wahrscheinlich machen. DerstLonscHamps hat diese Art von
Montreuil-Bellay zwar als trigona beschrieben und abgebildet (1859 Taf. 5 Fig. 9, 10), aber schon damals selbst
auf die Verschiedenheit mit dem Typus hingewiesen, welch’ letzterer offenbar dem mittleren Dogger angehört.
30. Rhynchonella myriacantha Destr.
Taf. XII Fig. 24—27.
Die Art kommt nach DesLonscHamrs im ganzen Callovien Nord-Frankreichs vor. Er hat sie 1859
abgebildet nach einem offenbar noch jugendlichen Gehäuse (Taf. 4 Fig. 12). Quexstepr hat die Vorder-
ansicht eines ausgewachsenen nordfranzösischen Stückes (Taf. 39 Fig. 57) und eines Vilser Exemplares (Fig. 5)
gegeben und damit Orreus 1860 veröffentlichte Bestimmung bestätigt. Der Mangel genügender Abbildungen
hat mich veranlasst, von den Vilser Formen die verschiedenen Alterstufen in Fig. 22—25 darstellen zu lassen.
Man ersieht daraus, dass der Stirnrand anfangs fast gerade ist, später aber sich deutlich nach oben auf-
wölbt, während die Seitennähte fast gerade bleiben.
Grössen-Verhältniss. Höhe 12 Breite 14 Dicke 5!
15 16 3]
1a 19 11
Verwandtschaft. Die Art gehört in die Gruppe der spinosen Rhynchonellen, in welcher eine
Anzahl von Irrthümer noch immer die systematische Klarheit wesentlich beeinträchtigen. Auf Grund eines
ziemlich reichhaltigen Materiales ist es mir möglich geworden, dieser Gruppe nachfolgende Anordnung zu geben.
Rhynchonellen der Spinosa-Gruppe.
1. Rh. spinosa. Scuuorneım gab 1813 (Taschenbuch für Min., p. 73) diesen Namen für eine von
Warch 1768 aus dem Gross-Oolith von Muttenz bei Basel abgebildete Form. 1832 gab für gleiche Rhyn-
— 155 —
chonellen aus den Eisen-Oolithen vom Stuifen Zmerex (Taf. 44 Fig. 1) eine gute Abbildung, denen später
sehr viele andere folgten (durch Davınson, DESLONGCHAMPS, QUENSTEDT, SZAJNOCHA, Haas u. Ss. W.), so
dass diese Art zu den gut bekannten gehört. Besonders hat QuEnstEoT (1871 p. 110) zu ihrer Kenntniss
beigetragen. Als Lager bezeichnet er „vorzugsweise in der Oberregion des Braunen Jura 6“. Opren gibt
1856 an, dass diese Art aus der Zone des Am. Humphriesianus bis in den Gross-Oolith heraufreicht und
auch DEsSLonscHamps erwähnt sie 1857 (p. 47) aus dem Calcaire de Caen (Gross-Oolith) und dem Oolithe
de Bayeux (oberer infer. oolithe). Haas (1882 p. 229) fand sie im Elsass nur in den Varians-Schichten und
spricht die Vermuthung aus, dass die von Orper, Davıpsox und anderen aus dem Unter-Oolith angeführten
Exemplare der Rh. Crossi und tenwispina angehören mögen, welche in y und ö des Elsass auftreten. Die
von Davınsox gegebenen Abbildungen scheinen mir aber eine solche Deutung nicht zuzulassen. In der
Münchener Sammlung liegen aus dem Inf. Ool. von Cheltenham neben 1 Stück der Crossi, 9 Stück echte
Spinosen; aus der Zone des Am. Humphriesianus von Wasseralfingen und Auerbach gegen 100 Stück zu-
sammen mit 6 Stück der sentosa (tenwispina). Aus ö von Geisingen 2, von Klein-Lützel 1 Stück. Aus der
Parkinsoni-Zone von Oberdorf 3 Stück. Ausserdem aber liegen auch zahlreiche, echte Spinosa-Gehäuse vor
aus den Oolithen von Balin, dem Cornbrash von Vögisheim, der Fullersearth von Bath und dem Calcaire
de Caen von Condeville (Calvados). Zieht man, wie SzasxocHA will, auch die Rh. costata Ore. als Synonym
zu spinosa, So erhält man ein noch höheres Alter für diese Art, da DesLoxacHaurs (1857) die costata aus
unterem (mäliere) und oberem (ool. ferrug.) Inf. Oolithe eitirt. Die spinosa erweist sich mit Bezug auf
Breite und Dicke, Krümmung des Schnabels und Entwickelung des Sinus ungemein variabel. QuExstepr hat
darum 1871 (p. 112) verschiedene Formen derselben als spinosa costata (non ORB.), simuata und inflata mit
besonderen Namen ausgezeichnet. Dieselben liegen aber stets bei einander in demselben Lager und sind durch
Uebergänge so innig mit einander verknüpft, dass ich auf diese Unterscheidungen keinen Werth legen kann.
2. Rh. Crossi wurde 1869 von WALKER im Inf. Ool. Englands als besondere Art erkannt und 1878
von Davıpsox (Taf. 27 Fig. 17) abgebildet. Schon 1870 hatte Quexsteor als älteste Varietät der spinosa
(Taf. 39 Fig. 52) ein dahingehöriges Stück aus dem blauen > Kalk von Jungingen abgebildet, aber nicht be-
sonders benannt. Haas (1882 Taf. 6 Fig. 5) erwähnt sie aus y und ö von Elsass-Lothringen, identitieirt da-
mit aber jedenfalls irrthümlich die von DesLox@gcHAameps 1857 aus dem Obolithe inf. des Calvados (Taf. 5 Fig. 1)
abgebildete, viel grössere und vielrippigere spinosa. Braxco hat (1879 (Taf. 6 Fig. 7) aus den Sowerbyi-
und oberen Murchisonae-Schichten Lothringens eine Rh. oligocantha aufgestellt und selbst auf die Aehnlich-
keit derselben mit Quzssteor's Fig. 52 Taf. 39 hingewiesen. Die Stacheln sollen allerdings in gleichen
Abständen vom Wirbel aus zu concentrischen Ringen auf den Rippen gruppirt sein, was bei Ürossi gewiss
nicht immer der Fall ist. Aber da Branco die Art nur von St. Quentin („ziemlich selten“) in wenigen
Stücken erhalten zu haben scheint, so möchte ich auf diese Anordnung der Stacheln nicht viel Gewicht legen.
3. Eh. sentosa QUENSTEDT. ist eine Art, die sich durch die feineren Rippen von den zwei vorher
besprochenen Arten leicht unterscheidet. In Frankreich ist sie von Deston@gcHAanps, in England von
Davıpsox irrthümlich als senticosa beschrieben worden. QuENsTEnT hat 1871 (Taf. 56 Fig. 39) dafür den
Namen sentosa vorgeschlagen. In Schwaben scheinen allerdings ausgewachsene Exemplare selten zu sein,
oder es herrschte vielleicht eine minder breite Varietät vor, da auch tenwspina WAAGEN ein mehr rundliches
Gehäuse hat und Haas aus y und ö nur solche Formen erwähnt, die zudem für fenwispina einen recht schwachen
20*
— 156 —
Sinus haben. Wahrscheinlich ist sentosa ebenso vielen Variationen unterworfen, wie spinosa, und ich stelle sie
darum alle zu einer Art mit dem Vorbehalt, dass, wenn die deutschen Gehäuse constant sich als eine
kleinere rundliche Varietät erweisen sollten, für sie der Name var. fenuispina in Anwendung zu bringen sein
würde. Diese Art kommt nach QuEsstepr im mittleren Braunen Jura, nach Haas in y und 6, nach WAAGEN
(tenuispina) in y, nach Davıpson im Inf. Oolithe (besonders zu unterst), nach Deston@acHAmps in der Pri-
mordialis-Zone und dem Ool. ferrug., nach Branco (tenuispina) im Murchisonae-Horizont vor.
4. Rh. myriacantha Dest. unterscheidet sich von der grösseren sentosa dadurch, dass die Stacheln
weiter auseinander und regelmässiger auf den Kanten der Rippen stehen, mit denen sie eine Strecke
weit an der Basis verwachsen sind. Kommt schon im unteren Callovien, wenn auch selten, aber häufiger
in der Lamberti- und Cordatus-Zone vor.
5. Rh. rogans Surss ist nur aus den Baliner Oolithen bekannt, aber durch die nach vorn ausge-
schweiften Seitennähte und die geringe Wölbung der hinteren Schale deutlich als eine besondere Art charak-
terisirt. (SzaswocHa 1879 Taf. 6 Fig. 1, 2).
6. Rh. spinulosa Orpen hat ein breit elliptisches bis rundliches Gehäuse mit regelmässig strahlen-
förmig angeordneten, feinen Rippen und geradem Stirnrand. Der Schnabel ist klein, spitz und stark ge-
krümmt. Qussstepr hat diese Art 1870 (Taf. 39 Fig. 60—65) als zwei Varietäten seiner senticosa unter
der Bezeichnung impressae « und y alba aus dem schwäbischen Weissen Jura beschrieben. Im Münchener
Museum liegt sie vor von Salins (Marnes oxford. 7 St.), aus dem Weissen Jura von Krakau (9 St.) und
aus dem Oxford. von Chätel neuf (Jura). Mösck gibt sie nach Orrzr’s Bestimmungen aus den Crenularis-,
Wangener- und Badener Schichten an.
7. Rh. senticosa SCHLOTH. 1820 stammt aus oberem Weissem Jura von Grumbach bei Amberg und
ist von Sirchingen bei Urach von Quexstepr (Taf. 39 Fig. 66) als senticosa silicea abgebildet worden.
Da von den Grumbacher Exemplaren niemals eine Abbildung gegeben worden ist, so hat die Deutung
dieser Art zu einer grossen Verwirrung Veranlassung gegeben, welche besonders durch Davrpsox’s (1851)
irrthümliche Darstellung bestärkt wurde, die in einer unrichtigen Uebersetzung SCHLOTHEIM’S begründet ist,
aber von den meisten Deutschen unbeanstandet angenommen wurde. SCHLOTREIM sagt nemlich (1820 p. 268):
„Terebratulites senticosus, zum Theil in sehr vollständigen Exemplaren, mit völlig erhaltener Schale, von
Grumbach bei Amberg in der Pfalz, in Hornstein versteinert, und wahrscheinlich zur Juraformation gehörig
(6 Ex.). Dieser sehr seltene und merkwürdige, erst neuerlich bekannt gewordene Terebratulit hat eine
ziemlich schmale, länglich runde, fast birnförmige Gestalt, ist nicht sonderlich hoch und gleichförmig gewölbt,
mit einer fein gestreiften, gleichsam chagrinartigen Oberfläche, und beide Hälften sind auf den etwas
erhöhten Streifungslinien mit zahlreichen kleinen, spitzigen Dornen besetzt, wodurch er sich, nebst dem
spinosus, von allen übrigen bekannten Arten auszeichnet. Er kommt nur selten zum Vorschein. Terebratu-
lites spinosus, der in Kxorr, pars U, tab. BIV Fig. 4 abgebildet und gleichfalls mit kurzen Stacheln ver-
sehen ist, macht eine eigene, meiner Sammlung noch fehlende Art aus.“ — Wenn also Davınson (pag. 73
sagt: SCHLOTHEIM verweise für seine senticosa auf Kxorr’s Abbildung der spinosa und dass deshalb senticosa
nur ein Synonym sei, so hat er SCHLOTHEIM ganz missverstanden, und man muss sich nur wundern, dass
selbst Orrzn dieses Quiproquo nicht bemerkt hat. Freilich war daran zum Theil L. von Buck Schuld,
welcher 1534 (p. 59) als Abbildung für die senticosa Ziwren’s Fig. 1 Taf. 44, welche die spinosa vom Stuifen
darstellt, und als Fundort „In den unteren Schichten des Jura, über dem Lias, zu Grumbach bei Amberg“
angeführt hat, was Davıpsox zu der irrigen Meinung brachte, Buc#'s Art liege „im unteren Oolith über
dem Lias bei Grumbach unweit Amberg“ — ein Irrthum, der dem Ausländer verzeihlich ist, aber die
Folge hatte, dass Davınsox die feinrippige sentosa des unteren Dogger als senticosa Buch (von SCHLOTH.)
beschrieb und auch DesLoxscHamrs sich ihm hierin anschloss, während nur Quesstepr den Versuch machte,
die verwirrte Sachlage durch den neuen Namen sentosa in die Reihe zu bringen, ohne jedoch DaAvınsox
(1878 p. 223) zu bekehren. Die in der Münchener Sammlung befindlichen Stücke von Amberg und Engelhards-
berg, welche zum Theil wenigstens der Münster’schen Sammlung entstammen und wahrscheinlich L. vox BucH
bei seiner Beschreibung der Art vorlagen, lassen einen Zweifel über die Selbstständigkeit und das Alter
derselben nicht aufkommen. Sie dienen zugleich als Beweis, dass die von BucH gegebene (p. 59) Beschrei-
bung ganz richtig ist. Um jedoch für die Zukunft jeden Zweifel über die Selbstständigkeit dieser Art zu
seitigen, habe ich einige Amberger und Engelhardsberger Exemplare auf Taf. XV Fig. 4—9 abbilden lassen.
V, Genus Rhynchonellina.
Rhynchonellina orthisiformis n. sp.
Taf. XIII Fig. 12 a—d.
Von dieser seltsamen Art liegt mir nur ein gut erhaltenes Stück vor, welches von KUTSCHKER an
der „via regis bei Pinswang“, also am westlichen Ausläufer des Kalkzuges der Rothen Wand in rothem
Kalkstein aufgefunden worden ist. Von ebenda liegen noch ein Peeten und einige Belemniten vor, welche
es wahrscheinlich machen, dass jener Kalk liasisches Alter hat. Da die inneren Armgerüste dieses einzigen
Exemplares unbekannt sind, so ist die generische Stellung desselben nicht ganz sicher zu ermitteln. Die
faserige, nicht punktirte Structur der Schale, die breite flache Area der hinteren Schale mit der grossen
dreieckigen Oeffnung zum Austritt des Fussmuskels und die lange fast gerade Schlosslinie könnte zunächst
an die Familie der Spiriferiden erinnern; aber die Anlage eines rudimentären Deltidiums, welches aus zwei
seitlichen dreieckigen Platten besteht, die sich weder unten noch oben berühren, zeigt Wachsthumsverhält-
nisse, welche weder bei den Terebratuliden, noch bei den Spiriferiden vorkommen, aber für die Familie der
Rhynchonelliden als charakteristisch angesehen werden dürfen. Das von GEMMELLARO aufgestellte Genus
Rhymchonellina ist abgesehen von den inneren Armgerüsten besonders durch das rudimentäre Deltidium
charakterisirt, wozu noch weiter die grosse Area und der lange, meist fast gerade Schlossrand in Betracht
kommen. Es scheint demnach unser Exemplar zu diesem Genus zu gehören, und unter den beschriebenen
Arten steht ihm jedenfalls Rh. Fuggeri Frauscner am nächsten, die ebenfalls radiale, dichtstehende Leisten
auf der Schale trägt, welche sich mit den erhabenen concentrischen Anwachsstreifen kreuzen und dadurch
der Schale eine geitterförmige Ormamentirung verleihen. Die sonstigen Form-Eigenthümlickkeiten unseres
Exemplares ersieht man unmittelbar aus der Abbildung. Recht auffallend ist die länglich viereckige Gestalt
und der Mediansinus auf der kleinen Schale, welchem auf der grossen Schale ein schwacher aber scharf be-
grenzter Wulst entspricht. Aeusserlich erinnert das Gehäuse lebhaft an gewisse Orthis-Arten und ich habe
darum einen Speciesnamen gewählt, der diese Aehnlichkeit zum Ausdruck bringt.
Grössen-Verhältniss. Höhe 30, Breite 28, Dicke 12.
VI. Genus Spiriferina.
Die Spiriferinen enden zwar in der Liasperiode mit dem Genus Spiriferina, aber die Artenzahl
dieses Geschlechtes scheint eine ziemlich grosse gewesen zu sein, und durch die Untersuchungen der letzten
Jahre ist die Anzahl der bekannten liasischen Arten fast um das Doppelte gewachsen, so dass man jetzt 39 Spe-
cies aufzählen kann, während Deston@cHamrs 1862 nur 19 kannte. QueEnstepT hat schon früher den Versuch
gemacht, die Spiriferinen nach äusseren Merkmalen des Gehäuses in Gruppen zu sondern und benutzte dabei
hauptsächlich das Fehlen oder Vorhandensein von Falten, Sinus und Wulst, aber in der Durchführung dieser
Trennungen ist er durchaus nicht consequent gewesen. Und freilich kann es ja auch nicht unbemerkt
bleiben, dass eine derartige Anordnung äusserst künstlich sein muss, aber auf der anderen Seite fehlt uns
bis jetzt ein besseres Eintheilungsprineip, weil insbesondere die Beschaffenheit der inneren Gerüste hiefür
unbrauchbar zu sein scheint. Aus diesem Grunde habe ich es vorgezogen, wenigstens eine scharfe künst-
liche Classification zu befolgen, welche den sicheren Vortheil mit sich bringt, die Bestimmung der einzelnen
Arten ungemein zu erleichtern. Danach zerfallen alle liasische Arten in solche mit und solche ohne Sinus
auf der grossen Schale, und weiter in Gruppen, je nachdem sie glattes, gestreiftes oder geripptes Gehäuse
besitzen. Es ergeben ich daraus Gruppen von ähnlicher Beschaffenheit und gleichem Werthe wie diejenigen,
welche wir bei den Terebrateln und Rhynchonellen unterschieden haben und innerhalb welcher dann erst die
natürliche Gruppirung nach Verwandtschafts-Verhältnissen zu Sippen durchzuführen versucht worden ist. Ein
ähnlicher Versuch für die Spiriferinen liesse sich natürlich nur dann ausführen, wenn man nicht blos die
liasischen, sondern auch die älteren Formen mit in Betracht zöge, was einstweilen als zu weitführend unter-
lassen wurde.
Uebersicht der liasischen Spiriferinen.
A. Asinuosae.
Arten ohne Median-Sinus auf der hinteren Schale.
I. Laeves.
Gehäuse ganz glatt, ohne Rippen, Streifen etc.
1. Spiriferina alpina Opren 1861. Gehäuse so hoch als breit oder breiter (31:36:23). Hintere
Schale stark gewölbt, in der Jugend häufig mit sehr schwacher Andeutung eines Sinus, der im Alter
aber ganz verschwindet. Gleichwohl ragt die hintere Schale an der Stirn zungenförmig etwas vor. Vordere
Schale kleiner, kürzer, flacher und stets ohne Medianwulst. Area breit, hoch und schwach concav. Schnabel
nur mässig gekrümmt. Die lange gerade Schlosslinie erreicht die Breite des Gehäuses nicht ganz und biegt
an den Seiten bogenförmig um. — Unterer alpiner Lias; 5 St. aus dem Hierlatzkalk des Bösen Trittes am
Aggenstein, 1 St. von ebenda aus den grauen Kieselmergeln.
2. Sp. brevirostris Oppen 1861. Gehäuse höher als breit, oval (25:21:13). Hintere Schale viel
stärker gewölbt als die vordere. Schnabel übergebogen, mit seiner Spitze oft die vordere Schale berührend
und das kleine und schmale Schlossfeld grösstentheils verdeckend.
Selten im unteren alpinen Lias (Hierlatz).
—- 1597 —
3. Sp. gryphoidea Unis 1879. Gehäuse länglich-oval (40:27:>22). Aehnlich der brevirostris,
aber viel grösser. Der Schnabel berührt niemals die kleine Schale und die Area ist breit und scharf be-
grenzt. — Sospirolo, St. Cassian; 5 St. aus dem mittleren Liaskalk am kgl. Fahrweg zwischen Schwansee
und Lech.
4. Sp. Sylvia GEMMELLARO 1878 (Taf. 31 Fig. 27—33). Gehäuse breiter als hoch (hoch 8—14,
breit 11—18 mm). Hintere Schale breit-conusförmig. Vordere Schale rundlich-oval und flach. Area eben,
hoch, breit und scharf begrenzt. Schnabel spitz und nicht gekrümmt. Auf der hinteren Schale macht sich,
aber nur selten, eine ganz schwache sinusartige Vertiefung bemerkbar. — Im unteren Lias Siciliens.
5. Sp. Ilminstrensis Davınsox 1851 (Taf. 3 Fig. 7). Sehr kleines Gehäuse (4:6:4mm) mit ebener
hoher Area. Hintere Schale conusförmig, vordere flach. — Aus dem oberen Lias Englands (Leptaenabed
von Ilminster). Läge diese Art nicht in viel jüngeren Schichten als Sylvia, so könnte man sie für die
Jugendform jener nehmen.
6. Sp. villosa Quessteot 1858. Kleines (15 h., 15 br.) Gehäuse mit hohem gekrümmtem Schnabel
und kurzer Schlosslinie, von kleinen Stacheln ganz besetzt. — Lias e Schwabens.
II. Costatae.
Gehäuse mit Streifen oder Falten verziert.
7. Sp. Gümbeli Nzumayr 1879 (Taf. 1 Fig. 5). Gehäuse länglich-oval, hoch 19, breit 16, dick 12‘: mm.
Hintere Schale mit einem breiten glatten Medianfeld, zu dessen Seiten schwache Radialrippen herablaufen.
Gleiche Anordnung auf der vorderen Schale. Schnabel kurz und stark gekrümmt. Area klein. — Unterer
Lias des Breitenberg und Wolfgangsee; 1 Stück (aff.) aus den grauen Kieselmergeln am Bösen Tritt beim
Aggenstein.
8. Sp. fimbria n. sp. Taf. XIV Fig. 6. Gehäuse länglich-oval, hoch 34, breit 27, dick 21 mm. Auf
den Schalen sind gegen den Rand hin unregelmässige, fältchenartige Rippen entwickelt, ähnlich wie bei
Terebratula fimbria. Die hintere Schale ist viel convexer als die vordere. Der Schnabel ist kurz, spitz
und vorgebogen, aber ohne die kleine Schale zu berühren. Area schmal und concav. Die Commissuren sind
nur ganz wenig ausgeschweift. — 2 Exempl. aus dem Lias des Vorderen Schafberg (Salzburg).
9. Sp. apenminica Canxavarı 1880 (Taf. 1 Fig. 2). Gehäuse fast so hoch als breit (16:17: 12mm).
Schwache Radialstreifen bedecken das Gehäuse auch auf den Medianfeldern. Schnabel wenig hoch und ge-
krümmt, wodurch die kleine Area z. Th. verdeckt wird. — Mittlerer Lias des Apennin.
B. Sinuosae.
Arten mit einem deutlichen Median-Sinus auf der hinteren Schale.
1. Laeves.
10. Sp. rostrata Schuote. Gehäuse so hoch als breit oder häufiger etwas breiter (40:38:28)
und sehr dick. Grosse Schale stets mit einem Mediansinus, der in der Jugend allerdings oft nur schwach
ausgeprägt ist. Kleine Schale mit oder ohne Medianwulst, der aber nie sehr stark markirt ist und auch
re
dann fehlen kann, wenn der Sinus der anderen Schale deutlich entwickelt ist. Der Wirbel der kleinen
Schale ist stets gewölbt und ragt etwas über die Schlosslinie heraus. Der Schnabel ist hoch, gekrümmt
aber nicht breit. Die Area nimmt gewöhnlich nur die Hälfte der Gehäusebreite ein und ist seitlich durch
keine scharfe Kanten begrenzt. Die Spiralkegel des Armgerüstes kehren ihre Spitze nach den Seiten.
Diese Art gehört mit Bezug auf äussere Formentwickelung zu den vielgestaltigsten unter den Spiriferinen,
und die Begrenzung, welche Davıpsox in Uebereinstimmung mit DESLONGcHAMmPsS dieser Species 1878
gegeben hat, ist vollständig gerechtfertigt. Sehr verbreitet im unteren, besonders aber im mittleren Lias
von England, Frankreich, Spanien, Deutschland, in den Alpen, Italien und Sicilien. 1 Stück aus dem
Tuberculatuskalk der Hochalp, 17 St. vom Bösen Tritt und 1 St. von der Schwarzen Wand bei Vils
(Hierlatzkalk). (Zahlreiche Synonyma siehe im Nachtrag).
Anmerkung. Sp. cantiamensis CAawavarr 1851 aus dem mittleren Lias des Apennins kann ich
von rostrata nicht unterscheiden, da bei letzteren die Wärzchen oft ganz in derselben Weise entwickelt sind.
11. $p. Hartmanni DesLonscHamps 1862 (non ZiETEN), Gehäuse ähnlich wie bei rostrata. (39:
40:40) aber stets dicker. Area sehr breit, scharf begrenzt und hoch. Es ist das ein hauptsächlicher
Unterschied von rostrata. Schnabel spitz und wenig gekrümmt. Die Spiralkegel des Armgerüstes kehren
ihre Spitze schief nach oben. Im mittleren Lias von Frankreich und England.
Anmerkung. ZrerEn hat diese Art aus Schwaben Taf. 35 Fig. 1 abgebildet, aber ein wesentlicher
Unterschied existirt zwischen dieser und der schwäbischen »rostrata nicht. Auch ist mir aus Deutschland
noch keine echte Hartmanni zu Gesicht gekommen, wenn man nemlich die Artbegrenzung, wie sie DESLONG-
CHAMPS gegeben hat, annimmt. Oprern erwähnt die Hartmanni in seinem „Jura“ gar nicht und QuENSTEDT
hat die Art auch nur ganz nebenbei angeführt. Ich halte darum Hartmanni ZiETEN für ein Synonym der
rostrata. Dahingegen existirt in Frankreich eine Art, welche durch die Orientirung der Spiralkegel und
die breite Area deutlich von rostrata unterschieden ist und für welche DesLoxscHanrs den Namen Hart-
mann zur Anwendung gebracht hat, wenn schon eigentlich mit Unrecht.
12. Sp. angulata Orren 1861. Gehäuse hoch 14, breit 11, dick 12 mm. Hintere Schale sehr
hoch, mit tiefem Median-Sinus, der bis in die Spitze heraufläuft. Vordere Schale mit scharf begrenztem
Median-Wulst. Area hoch, eben, scharf begrenzt und fast ebenso breit als das Gehäuse. Schnabel spitz
und fast nicht gekrümmt. Schalennähte ziekzackförmig geknickt. — Im unteren und mittleren Lias der
Alpen, auf Sieilien, im Apennin.
13. Sp. statira GEMMELLARO 1874. Die Art ist auf drei kleine Exemplare des mittleren Lias von
Giuliana auf Sicilien gegründet. Das Gehäuse ist hoch 6, breit und dick je 7 mm. Die Besichtigung des
Originalexemplares in Palermo überzeugte mich, dass die Abbildungen desselben (Taf. 10 Fig. 3) ungenügend
und dass die Stücke wahrscheinlich jugendliche Angulaten sind. Der einzige Unterschied könnte vielleicht
in der ganz flachen und ganz nach hinten geneigten Area gefunden werden.
14. Sp. obtusa Orren 1861 (Taf. 11 Fig. S). Das glatte nur selten mit schwach angedeuten Rippen
versehene Gehäuse ist stets breiter als hoch (18:23:17). Hintere Schale nicht hoch und kaum grösser
als die vordere Schale, mit ziemlich tiefem Median-Sinus, der aber meist schon vor der Spitze sich verliert
und auch seitlich nicht scharf abgegrenzt ist. Vordere Schale mit meist dickem, hohem Wirbel und starkem
Medianwulst, der aber allmählich in die Seitenflügel verläuft. Area zurückliegend, hoch, stets mehr oder
— 161 —
weniger gekrümmt und ungefähr ein Drittel der Gehäusebreite einnehmend. Schnabel dünn und wenig ge-
bogen. Die kurze, gerade Schlosslinie ist an beiden Enden nach hinten zurückgebogen. Die Seitennähte
sind stark geschweift. — Orreu hat diese Art aus dem Hierlatzkalk zwar abgebildet, aber es unentschieden
gelassen, ob sie von angulata specifisch zu trennen sei. Umrıc hat diese Trennung 1879 anerkannt —
Unterer und mittlerer Lias der Alpen und des Apennins. Selten in Schwaben. 1 St. aus dem Tubercu-
latuskalk der Hochalp bei Pfronten.
Anmerkung. Sp. verrucosa var. QueEnstept 1871 (Taf. 54 Fig. 117) aus Lias & gleicht in
der Form des Gehäuses der echten obtusa so vollständig, dass man geneigt werden könnte, sie geradezu
damit zu vereinigen. Von der alpinen obtusa wissen wir leider noch nicht, wie die Warzen beschaffen waren.
15. Sp. Darwini GEMMELLARO 1878. Gehäuse quer-länglich (16:20:12). Hintere Schale hoch
und mit leichtem Mediansinus. Vordere Schale mit schwachem Wulst. Area breit, hoch, eben und scharf
begrenzt. Schnabel spitz und wenig nach vorn gekrümmt. Schale ganz glatt. Schlosslinie gerade, an den
Seiten im Bogen in die Seitencommissuren umbiegend. — Unterer Lias auf Sicilien.
16. Sp. expansa Parona 1884. (rehäuse gross, querlänglich (29:41:20) mit schwachem Median-
sinus und Wulst. Area so breit als das Gehäuse, hoch und schwach concav. Schlosslinie gerade und lang,
zu beiden Seiten unter rechten Winkeln in die Seitencommissuren umbiegend. Die Grösse und die Länge
der Schlosslinie unterscheiden diese von der vorhergehenden Art sehr leicht. — Mittlerer Lias der Lom-
bardischen Voralpen.
17. Sp. Pichleri Neumayr 1871. Gehäuse klein, querlänglich (14:16:8) mit scharf begrenztem
Mediansinus auf der hinteren Schale, und schwachem Medianwulst auf der flachen vorderen Schale. Schloss-
linie kurz, Area klein, Schnabel ziemlich schlank und stark umgebogen. — Unterster Lias der Alpen.
18. Sp. Aradasi GEMMELLARO 1878. Aus dem unteren Lias Siciliens, aber bisher nur nach der
hinteren Schale bekannt, die mützenförmig und mit seichtem bis zur Spitze laufendem Mediansinus ausge-
stattet ist. Hohe Area, spitzer und leicht gekrümmter Schnabel.
19. Sp. siceula GEMMELLARO 1874 (Taf. XIII Fig. 7—8S). Diese Art wurde von GEMMELLARO auf
Grund isolirt vorkommender Schalen im mittleren Lias Siciliens beschrieben und abgebildet. Sowohl nach
dieser Beschreibung als auch in Folge einer allerdings flüchtigen Besichtigung von Original-Exemplaren in
der Universitäts-Sammlung zu Palermo glaube ich annehmen zu dürfen, dass zahlreiche Spiriferinen, welche
in der Münchener Sammlung liegen, und die der Sp. obtusa zwar sehr gleichen, aber grössere und läng-
lichere Gehäuse besitzen, zu dieser sieilischen Art gehören. Das Gehäuse ist querlänglich (24:51:20). Die
hintere Schale besitzt einen ziemlich tiefen, aber nicht scharf begrenzten und auch nicht bis zur Schnabel-
spitze sich heraufziehenden Mediansinus. Die vordere Schale, welche fast ebenso stark gewölbt ist als die
hintere Schale, hat einen verhältnissmässig nur sehr schwach markirten Medianwulst. Ihr Wirbel ragt über
die Schlosslinie hervor. Die Area ist schmal, ziemlich hoch, schwach concav und nicht scharf begrenzt.
Der Schnabel liegt weit zurück, ist aber ziemlich stark gebogen. Er ragt gewöhnlich nicht viel höher empor
als der Wirbel der vorderen Schale. Die ziemlich kurze Schlosslinie verläuft in rundem Bogen in die ge-
schwungenen Seitennähte.
Palaeontographiea. Bd. XXXIII. 21
= Pico
Am Aggenstein (22 St.) ziemlich häufig, ebenso bei Hindelang und am Schafberg bei Salzburg.
Von Amberg liegt mir 1 St. aus mittlerem Lias und von Hinterweiler 2 St. vor. Ausserdem auf Sieilien in
der Provinz Palermo und Trapani.
20. Sp. adscendens DrstosscHamps 1859. Gehäuse meist unsymmetrisch (18:19:28). Die hintere
Schale mit sehr hoch ausgezogenem Schnabel und hoher, gerader Area. Tiefer Mediansinus und rundlicher
Medianwulst. — Mittlerer Lias Frankreichs und Englands.
II. Costatae.
a) Laevisinuosae.
Die Streifen, Falten und Rippen befinden sich nur auf den Seitenflügeln des Gehäuses,
während Sinus und Wulst glatt bleiben.
91. Sp. pinguis Zueren. Gehäuse stets etwas breiter als hoch (28:31:19 oder 21:22:16), häufig
entschieden querlänglich und ziemlich diek. Hintere Schale mit einem ziemlich tiefen, scharf begrenzten
und bis in den Schnabel heraufgehenden Sinus, der nur bei den rundlichen, globulösen Gehäusen sich
manchmal verflacht. Auf den Flügeln liegen jederseits 7—9 wenig erhabene rundliche Rippen. Der Wulst
auf der vorderen Schale ist verhältnissmässig schmal (Y3:/ der Schalenbreite) und scharf begrenzt. Die
gerade Schlosslinie ist etwa zwei Drittel so lang als das Gehäuse breit ist. Die niedrige aber breite Area
ist stets concav, der Schnabel spitz und nach vorn gekrümmt. — Im unteren und mittleren Lias Englands,
Frankreichs, Spaniens, Deutschlands und der Alpen; 2 St. vom Bösen Tritt (Hierlatzkalk), 5 St. aus mitt-
lerem Lias am kel. Fahrweg zwischen Lech und Schwansee.
92. Sp. Meneghiniana Canavarı 1880. Der einzige stichhaltige Unterschied zwischen dieser apen-
ninischen Art des mittleren Lias und der pingwis besteht in der Medianfurche, welche den Medianwulst der
vorderen Schale der Länge nach halbirt. Obwohl Zırrey’s Abbildung der pingwis etwas Aehnliches andeutet,
so ist mir doch unter den zahlreichen Stücken der Münchener Sammlung nichts derartiges zu Gesicht ge-
kommen. — So lange indessen nicht eine grössere Zahl solcher Stücke aufgefunden sein werden, kann ich
in der Meneghiniana höchstens eine Varietät der pinguis sehen.
23. Sp. rupestris DESLONGCHAMPS 1862. Gehäuse sehr ungleichschalig (35:38:26). Hintere Schale
mehr als doppelt so hoch gewölbt als die vordere Schale. Ziemlich tiefer Mediansinus und jederseits 10—16
Rippen. Schnabel hoch und sehr wenig gebogen. Area breit, hoch und eben. Spiralkegel des Armgerüstes
in den Schnabel aufsteigend mit nach aussen gekrümmter Axe. Die Stacheln zahlreich und gegen die
Spitzen untereinander ‚spongiös verwachsend. — Mittlerer Lias Frankreichs, Deutschlands und der Alpen.
24. Sp. Haueri Surss 1854 (Taf. XIII Fig. 1—5). Gehäuse querlänglich (30:36:20 u. 27:34:20).
Hintere Schale mit rundlichem breitem Sinus, der bis in die Spitze heraufreicht. Auf den Flügeln jeder-
seits 7—9 runde Rippen. Vordere Schale flach gewölbt, mit ziemlich scharf begrenztem Medianwulst und
je 7—10 flachen Radialrippen auf den Flügeln. Der gerade Schlossrand läuft beiderseits in rundem Bogen
in die Seiten-Commissuren aus. Area breit, hoch und fast eben. Schnabel spitz und fast nicht gekrümmt.
— Unterer Lias der Alpen und Sieiliens (?). Fig. 1 und 3 stammen aus Hierlatzkalk von Hindelang im
Aleäu; Fig. 2 von der Hochalp bei Pfronten; Fig. 4 und 5 von den Gipfelschichten des Hochfellen.
— 163 —
25. Sp. semiplicata GEMMELLARO 1878. Ist wahrscheinlich nur eine jugendliche Haueri. Andere
grössere Stücke, welche GEMMELLARO mir in seinem Museum zeigte, und die er früher für pingsis hielt,
gehören ebenfalls zu Haueri, welche GEMMELLARO offenbar unbekannt geblieben war.
26. Sp. Bosniaski Caxavarı 1880. Kleines Gehäuse (7:9:5) fast glatt, nur mit schwacher Median-
furche auf der hinteren Schale. Die vordere, ganz flache Schale ohne Wulst und mit mehreren Radial-
streifen verziert. Hintere Schale hoch kegelförmig, mit breiter, sehr hoher und ebener Area. Ist vielleicht
nur der Jugendzustand einer anderen Art. — Mittlerer Lias Italiens.
27. Sp. verrucosa Buch. Gehäuse rundlich bis subpentagonal (19:20:16), mit Mediansinus und
Wulst und jederseit 4—6 bald schwächeren, bald stärkeren Rippen. Area schmal, stark concav und seit-
lich nicht scharf begrenzt. Schnabel ziemlich stark gebogen. Schlosslinie kurz und seitlich abgerundet.
Zwischen den gedrängt stehenden feinen Stachelwärzchen liegen regellos zerstreut einzelne grössere Warzen,
die aber mit der äussersten Schalenschicht sehr leicht verloren gehen, so dass man alsdann nur noch die
feineren Wärzchen wahrnehmen kann. Die charakteristische Form des Gehäuses gestattet aber auch dann
noch eine sichere Bestimmung der Art.
Var. plicata QuENSTEDT ist eine gute Varietät, wenn nicht eine besondere Art, die von entschie-
denen Falten bedeckt bereits der Walcotti äusserst ähnlich wird, wenn schon Schnabel, Area und Grösse des
(rehäuses eine Verwechselung nicht zulassen. — Im mittleren Lias Deutschlands, Frankreichs und Englands.
28. Sp. Waleotti Sow. (Gehäuse ungleichschalig (40:50:30) und sehr veränderlich, mit erhöhter
Medianrippe und je 4 Seitenrippen. Area ziemlich breit, scharf begrenzt und concav. Schnabel mehr oder
weniger gebogen Schlosslinie nicht so lang als das Gehäuse breit ist. Nach Quexstepr kommt der Typus
nur in Lias « vor, während er die Art in 3 als befacaleis bezeichnet, weil sie etwas kleiner ist und je 5 etwas
dünnere Seitenrippen trägt. — In England Frankreich und Deutschland.
29. Sp. Münsteri Davıpsox 1851. QuEnstept erwähnt diese Art als Walcotti „ aus dem Schwarzen
Jura y Schwabens. Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden Art dadurch, dass sie 4—6 Seitenfalten,
einen wenig gekrümmten und nach hinten abstehenden Schnabel, sowie eine fast ebene, hohe Area hat. Die
Schlosslinie nimmt die ganze Breite des Gehäuses ein (17:22:15). — Mittlerer Lias Englands, Frankreichs,
Deutschlands, der italienischen Voralpen und Siciliens.
30. Sp. oxyptera Buvignıer 1852. Gehäuse querlänglich (21:32:15). Breite Medianrippe mit je
4—8 Seitenrippen. Schlosslinie sehr breit, seitlich am Gehäuse flügelartig vorspringend. Area breit, aber
nicht hoch. Schnabel stets eingekrümmt. — Mittlerer Lias Englands, Frankreichs und Spaniens.
31. Sp. oxygona DesLonGcHanps 1859. Gehäuse querlänglich (25:40:23). Eine starke Median-
rippe mit je 7—10 scharfen Seitenrippen. Schnabel breit und ganz gerade. Area breit und hoch. Schloss-
linie erreicht nicht ganz die Breite des Gehäuses. — Mittlerer Lias Frankreichs und Englands.
(2)
32. Sp. Signensis BUVIGNtErR 1843. Gehäuse querlänglich (20:28:10) mit medianer Hauptrippe
und je S—9 scharfen Seitenrippen. Schlosslinie nicht gerade, sondern nach den Seiten etwas herabgebogen,
aber so lang als das Gehäuse breit ist. — Marnes superieures des Lias von Signy-le-Petit.
DIE
— Al —
b) Costatisinuosae.
Die Rippen bedecken sowohl die Flügel als auch den Sinus und Wulst.
33. Sp. Davidsoni DesnonscHnamps 1855. Gehäuse querlänglich (12:17:20). Hintere Schale hoch,
mit tiefem 2—4rippigem Sinus und jederseits 5—7 Seitenrippen. Vordere Schale gewölbt und mit Median-
wulst. Jede Rippe ist mit mehreren Längsreihen perforirter Stacheln besetzt. Area breit, hoch und eben.
— Mittlerer Lias Nord-Frankreichs.
34. Sp. Deslongehampsi Davıpson 1852. Gehäuse querlänglich (30:34:18). Hintere Schale hoch,
mit ganz seichtem, 4—-6rippigem Sinus, im Ganzen bis 30 Rippen. Vordere Schale halbkreisförmig, mit
schwachem Medianwulst. Die Rippen sind abgerundet und mit hohlen Stacheln besetzt. Area dreiseitig,
eben und hoch. — Mittlerer Lias Englands und Nord-Frankreichs.
35. Sp. Tessoni Davıpson 1852. Gehäuse rundlich (30:30:23) mit breitem Sinus und Wulst.
Auf jeder Schale 30—35 schmale Rippen, die zur Hälfte durch Bifurcation oder Intercalation entstehen.
Area breit, fast eben. Schlosslinie nicht ganz so breit als das Gehäuse. Schnabel hoch und zurückgelegt.
— Mittlerer Lias Englands, Nord-Frankreichs und der Alpen. 3 St. am kgl. Fahrweg zwischen Lech und
Schwansee (mittlerer Lias).
36. Sp. Colenotti DESTLONGCHAMPS 1884. (Gehäuse querlänglich (25:37:20) mit breitem deutlichem
Sinus und Wulst. Jede Schale ist von 18—20 abgerundeten, nicht scharfen Rippen bedeckt von denen 3 auf
Sinus oder Wulst fallen. Die seitlichen Rippen sind aber stets kräftiger entwickelt. Area breit und hoch.
Schnabel kräftig und etwas gekrümmt. — Im untersten Lias Frankreichs. Schon von Opren bei Semur ge-
sammelt und als Sp. pingwis var. tumida bezeichnet. Ich habe diese Stücke bisher zu Abichr gestellt, mit
welcher Art sie eine auffallende Aehnlichkeit besitzen. Da von Abichi aber nur das von Oppen beschriebene
Schalenfragment vorliegt, so ziehe ich den neueren Namen vor. Nach Wınkver auch im unteren Lias der
bayrischen Alpen (Längries).
37. Sp. Abichi Orren 1862. Die Schale verweist auf ein Gehäuse, das etwas grösser als Colemotti
ist. Der Sinus trägt 3 Rippen, von denen zwei aber erst gegen den Stirnrand hin hervortreten und auf
der von Orpzn gegebenen Abbildung aus Versehen ausgelassen worden sind. Ob die Schlosswinkel ebenso
abgestumpft oder spitzer waren als bei Colenotti lässt sich nicht feststellen. — Aus grauem Kalkstein von
Tingti in Spiti (Tibet), dessen Alter unbekannt ist.
38. Sp. expansa-plicata Parona 1884. Das Gehäuse hat sehr viel Aehnlichkeit mit dem von Cole-
notti, wird aber etwas grösser (31:40:21) und ist an den Enden der langen, geraden Schlosslinie flügel-
artig zugespitzt. — Aus mittlerem Lias der lombardischen Voralpen.
39. Sp. Foreli Haas 1885. Gehäuse triangulär (11:15:12) mit Sinus und schwachem Wulst. Zahl-
reiche Rippen von denen mehrere (3) im Sinus liegen. Area hoch und eben. — Unterer Lias der Waadt-
länder Alpen.
Anmerkung. Ob die ganz seltsam geformte Sp. Toni, welche Cawavarı 1580 aus dem Apennin
nach einem einzigen Exemplar beschrieben hat, wirklich eine Spöriferina ist, scheint mir zweifelhaft. Die
von Moore aus dem Unter-Oolith beschriebenen, winzig kleinen Spiriferina oolithiea und minima sind ebenso
wie die oberliasische Sp. Moore? Dav. in ihrer generischen Stellung äusserst zweifelhaft.
VII, Genus Leptaena.
Obwohl zwischen den Gehäusen von Leptaena und Koninckina ein leicht fasslicher Unterschied
existirt, und bei einigermassen gut erhaltenen Gehäusen das Fehlen oder Vorhandensein der Schloss-Area
sammt Deltidialspalte der Beobachtung nicht entgehen kann, so gibt es doch Fälle, wo diese Merkmale uns
im Stich lassen und wir uns nach anderen Hülfsmitteln umsehen oder die generische Bestimmung unterlassen
müssen. Der Erhaltungszustand alpiner Leptaenen bringt uns häufig in diese Alternative, und die Schalen
aus dem mittelliasischen Kalkstein beim Schwansee, welche sich aus dem Crinoideenkalk nicht leicht heraus-
arbeiten lassen, gestalten einen sicheren Nachweis der Area nicht. In gleicher Lage befand sich Bırtyzr
(1886), als er die liasischen Leptaenen des Unterberges bestimmen wollte. Birttxer suchte nach anderen
charakteristischen Merkmalen und glaubte dieselben in der Structur der Schale und der Beschaffenheit des
Armgerüstes gefunden zu haben. Leptaena soll stets punktirte Schalen und in der Familie der Strophome-
niden nur das Genus Orthisina faserige Schalen haben. Die Untersuchungen, auf welche sich diese aller-
dings weit verbreitete Ansicht stützt, sind von CARPENTER vor mehr als 30 Jahren gemacht worden. Der-
selbe beobachtete bei 9 Orthis-Arten Punktirung, d. h. Perforationen, bei 2 .Orthis-Arten fehlten dieselben,
ebenso wie bei 3 Orthisina-Arten. 4 Strophomena-Arten erwiesen sich als perforirt und 2 Leptaena-Arten.
Leptaena Davidsoni und oblonga aber zeigten keine Perforationen. CARPENTER sucht dieses Fehlen aus
einer vollständigen Metamorphose zu erklären, welche diese Gehäuse betroffen habe. Richtiger wäre es ge-
wesen zu schliessen, dass sowohl unter den Leptaenen als auch unter den Ortkis-Arten perforirte und
unperforirte Gehäuse vorkommen. DEsLonGcHAmPSs hat 1853 eine sehr eingehende Beschreibung der liasischen
Lept. Dawidsoni, liasiana und Bouchardi gegeben, und obwohl er sehr gut erhaltenes Material in Händen
hatte, erwähnt er stets nur dass die Schalen-Oberflächen glatt und glänzend seien. In der Münchener
Sammlung liegen Schalen von eben diesen 3 liasischen Arten und der Moorei, aber an keiner lassen sich
bei auffallendem Licht auch nur die geringsten Spuren von Quercanälchen erkennen, so dass man verführt werden
könnte zu behaupten, dass die liasischen Leptaenen „faserige“ Schalen haben, wenn nicht Canavarı neuerdings
(1884) an seiner Lept. fornicata und apenninica eine Punktirung wahrgenommen hätte (rundliche Oeffnungen,
3—4 auf dem Omm, unregelmässig vertheilt). Ueberhaupt ist der Gegensatz, welcher zwischen faseriger
und punktirter Schale gemacht zu werden pflegt, eigentlich ein unrichtiger, weil sehr oft faserige Schalen
punktirt, d. h. perforirt sind. Die Kalkprismen, welche die Brachiopodenschale aufbauen, sind entweder
schief zur Oberfläche orientirt, oder sie liegen mit ihrer Längsaxe fast oder ganz parallel der Schalenfläche.
In letzterem Fall scheinen sie gewöhnlich sehr faserig entwickelt zu sein und den’ Namen „Prisma“ durchaus
nicht mehr zu verdienen. Die Schalen der Lept. lepis aus dem Mitteldevon bei Gerolstein haben eine ganz
ausgezeichnet faserige Structur, so dass beim Putzen der Stücke leicht die Faserbüschel abgerieben werden.
Gleichwohl erkennt man schon mit blossem Auge schwarze Punkte, welche auf eine Perforation hindeuten
und unter dem Mikroskop bestätigt sich dieses Verhältniss. Bei Zeptaena transversalis hingegen konnte ich
selbst mit der Loupe durchaus keine Punktirung erkennen und erst das Mikroskop lässt dieselben zweifellos
als sehr kleine rundliche Perforationen wahrnehmen. Die Abwesenheit von Perforationen auch bei den
alpinen Leptaenaschalen kann also nur durch mikroskopische Untersuchungen sicher bewiesen werden, aber
— 16 —
auch, wenn dieser Nachweis sich liefern liesse, wäre damit noch nicht die Unmöglichkeit gegeben, dass sie
zu Leptaena gehören. Was nun weiter die Anwesenheit eines spiralischen Armgerüstes oder richtiger
das Vorhandensein spiraliger Eindrücke auf der Schale betrifft, so können diese in keiner Weise für die
Zugehörigkeit zu Koninckina als beweisend angesehen werden, weil auch bei den Leptaenen solche vor-
kommen (Dawidsonia). MUuntEr-CHAaumas will sie bei Leptaena lasina gesehen haben, aber ausser durch
eine viel zu kurze vorläufige Mittheilung ist diese Entdeckung bis jetzt durch nichts erhärtet worden. Auch
Birrxer ist es nur einmal gelungen, spiralige Eindrücke bei seinen liasischen Leptaenen zu sehen; ‚wenn
die Beobachtung richtig ist, so wird sie sich wohl auch an anderen Exemplaren wiederholen lassen. Die
Schalen, welche Oppen vorläufig als Leptaenen bestimmt hatte, und welche von der Südseite des Hutler
stammen, haben ebenfalls eine ausgesprochen faserige Structur, lassen keine Spiralen erkennen, aber der
Schlossrand hat weder Area noch Deltidialspalte und darum müssen diese Schalen zu Koninckina gestellt
werden. Das Material war von KuTscHker gesammelt und es kommen dort sowohl hasische als auch
triasische Versteinerungen vor, welche Orrer alle irrthümlich als aus mittlerem Lias stammend aufgefasst
hat. Dahingegen zeigt die Leptaena aus den Tuberculatusmergeln des Bösen Trittes in deutlichster Weise
Schlossarea und Deltidialspalte erhalten und dürfte einer neuen Art angehören.
2. Die Cephalopoden.
A. Ammonites.
1. Phylloceras frontense n. sp.
Taf. XIV Fie. 11.
Dieses einzige Gehäuse, welches die grauen Liaskalke im Hangenden von rothen Kalken und im
Liegenden der Gaultmergel bei den „Flüssle“ im Brentenbachthal bei Pfronten geliefert haben, gehört zu
der Gruppe der heterophyllen Phylloceraten. Allerdings fehlt die äussere Schale und damit ein für die Be-
stimmung wichtiger Theil, aber die Suturen tragen ganz den Carakter der Heterophyllen zur Schau und
ausserdem fehlen alle Andeutungen von Einschnürungen oder Querwülsten. Freilich ist mir unter den
Heterophyllen keine Art bekannt, welche so weitnabelig wäre, wie unser Exemplar und dieses bestimmt mich
auch demselben einen besonderen Artnamen zu geben, weil wie immer jene äussere Schale beschaffen sein
mag, das Exemplar keinenfalls zu den schon bekannten Arten gehören kann. D:H:B:N = 100:54:38:12.
2. Arietites ceras Hauer.
Taf. XIV Fig. 14.
Ein einziges Stück dieser Art fand sich an dem Fahrwege zwischen Schwansee und Lech. Es hat
die charakteristische Form des Gehäuses und die Lobenzeichung, wie sie Hauer von seinem ceras 1856 abge-
bildet hat. Der Name ceratitoides QUENSTEDT ist zwar älter (1548), aber besonders nach der neueren wei-
teren Fassung, welche Quexstepr 1855 seinem ceratitoides gegeben hat, ist es zweifellos, dass diese Art
mit ceras Haver nicht identificirt werden kann. Denn die Lobenzeichung bei Querxstepr (Fig. 8) hat mit
den breiten Ceratites-artigen Loben des ceras nichts mehr gemein. Besonders auffallend ist die Kürze des
Externlobus, welcher nach Hauer nur °/ı so lang als der erste Laterallobus ist: Bei unseren Exemplaren
ist derselbe vielleicht noch um ein weniges kürzer, aber leider ist gerade die Externseite nicht so gut er-
halten, um dies mit Sicherheit behaupten zu können. Der Externsattel besteht aus zwei Lappen, von denen
der dem Sipho zugekehrte etwas kürzer als der andere ist. Der erste Lateralsattel ist aber noch höher als
jener. Die Rippen stehen bei unserem Exemplar etwas weiter auseinander als bei dem von Haver abge-
bildeten. Aber unter den Exemplaren der Münchener Sammlung zeigt sich gerade hierin ein Schwanken, so
dass es vielleicht nicht einmal möglich wäre, eine grobrippige von einer feinrippigen Varietät zu unterscheiden.
Alter. Wird den Adnether Kalken zugerechnet.
3. Harpoceras cf. opalinum Rem.
Taf. XIV Fig. 21.
Dieser Ammonit ist kein echter opalinıs mehr. Die starke Entwickelung des Knies der Sichelrippen,
das zugleich stachelartig angeschwollen erscheint, verweist auf eine Annäherung an H. Murchisonae und es
ist sogar möglich, dass wir es mit Var. intralaevis Quexstepr 1885 Fig. 10 Taf. 59 zu thun haben, wobei
es allerdings fraglich bleibt, ob diese Varietät aus dem Aalener Eisenerz wirklich zu Murchisonae gehört.
— 1 St. aus dem unteren Dogger des Rothen Steines.
4. Hammatoceras aff. subinsigne Opper.
Taf. XIV Fig. 19.
Die Aehnlichkeit des abgebildeten Stückes, welches aus dem Unteroolith des Rothen Steines stammt,
mit subinsigne ist zwar augenscheinlich, aber wegen der weit gröberen Berippung scheint es mir unwahrschein-
lich, dass das Stück zu der erwähnten Art gehört, welche im oberen Lias und unteren Dogger zu Hause
ist. Mit der älteren insigne und der jüngeren Sowerbyi nebst Verwandten ist aber die Aehnlichkeit eine
noch viel geringere. Die Abbildung ist leider etwas unbeholfen ausgefallen, besonders sind die stachel-
artigen Anschwellungen an den Theilungsstellen der Rippen zu schematisch gezeichnet.
5. Aspidoceras n. sp.
Taf. XIV Fig. 15, 16.
Der Unteroolith des Rothen Steines hat 4 kleine Ammonitenreste geliefert, von denen 2 zur Ab-
bildung gelangt sind. Obwohl es nur innere Windungsbruchstücke und die Loben nicht sichtbar sind, so
bieten dieselben doch insofern ein Interesse dar, als sie nach der äusseren Form zu urtheilen, zu Aspido-
ceras gehören, von welchem Genus man bisher sichere Vertreter nur aus dem Malm kennt. Fig. 16
zeigt uns einen Ammoniten, dessen Windungen im Querschnitt fast quadratisch erscheinen. Die Seiten sind
mit breiten Rippen besetzt, an deren äusseren und inneren Enden je ein kräftiger Stachel sitzen. Der
we
äussere Stachel ist aber viel kräftiger entwickelt als der innere, von welchem ab die Schale gegen den Nabel
abfällt, aber auch dann noch von den sich verschmälernden Rippen bedeckt wird. Die Externseite ist sehr flach
und wird von schwachen Rippchen bedeckt, deren je 2—3 von jedem Stachel ihren Ursprung nehmen. Sie
sind nach vorn convex gebogen. Fig. 15 gehört wahrscheinlich einer anderen Art an, denn die Extern-
seite ist etwas gewölbter und fast glatt. Der Querschnitt der Windungsumgänge ist weniger hoch. Die
Seiten sind schwach nach dem Nabel, bei Fig. 16 im Gegentheil schwach nach aussen geneigt. Nur die
Externstacheln sind kräftig entwickelt und zwischen je 2 stacheltragende breite schiebt sich 1 schwächere
Rippe ohne Stacheln ein. Will man Vergleiche mit jüngeren Formen ziehen, so erinnert Fig. 15 etwa an
Babeanum Ors., Fig. 16 an perarmatum Sow.
B. Belemnites.
1. Belemnites inopinatus n. sp.
Taf. XIV Fig. 17, 17a.
Am Weissen Haus streichen längs des Leches dünnplattige Kalksteine aus, die wahrscheinlich den
Aptychenkalken angehören und in welchen KurscHKEr einen eigenthümlich geformten Belemniten auffand.
Obwohl mir nur ein einziges Stück vorliegt, so zeigt dasselbe doch so aussergewöhnliche und charakteri-
stische Formen, dass es mir besprechenswerth erscheint. Das keulenförmige, ringsum glatte Rostrum lässt
keinerlei Andeutung einer Längsfurche erkennen. Hinten ist die Keule rundlich, ohne scharfe Spitze, nach
vorn schnürt sie sich etwas ein, um sich alsbald wieder conisch zu erweitern. Diese Erweiterung zeigt aber
eine auffallende Unregelmässigkeit, indem die Axe derselben die Richtung der fast medianen Apicallinie des
hinteren Theiles verlässt und sich mit schwacher Krümmung auf die Seite wendet. Der Querschnitt ist,
wie Fig. 17a zeigt, nicht ganz kreisrund sondern schwach elliptisch. Vom Phragmokon ist nichts erhalten.
Es scheint mir, dass unser Belemnit eine spätere asymmetrische Entwickelung der Clavaten anzeigt.
2. Belemnites effrenatus n. sp.
Taf. XV Fig. 10.
In den Gaultmergeln des Leebaches hat 1861 KurTscHker einen sehr seltsamen Belemniten gefunden,
welcher in den Besitz des Berliner Universitätsmuseums übergangen ist und deren Abbildung mir Herr BeykicH
gütigst gestattet hat. Obwohl der Phragmokon im Rostrum erhalten ist und im Längsbruch die Scheide-
wände desselben leicht wahrgenommen werden, so war es mir doch nicht möglich, die Lage des Sipho zu
ermittlen, so dass ich nicht weiss, ob die ziemlich tiefe Längsfurche auf der Dorsal- oder Ventralseite
liest. Wegen der grossen Aehnlichkeit jedoch, welche dieser Belemnit mit den Dilataten zeigt, vermuthe
ich, dass es eine Dorsalfurche sei. Von Laterallinien sind keine Spuren vorhanden. Das Rostrum ist durch-
aus unsymmetrisch und auch der Querschnitt hat eine unregelmässig elliptische Form. Die Längsfurche liegt
weder in der Mitte der Schmal- noch der Breitseite. Die Alveole hingegen liegt auf der grossen Axe nahe
dem einen Brennpunkt der Ellipse. Von den bekannten Dilataten-Arten der Kreide und des Malm unter-
scheidet sich diese Gaultform leicht durch die äussere Form.
— 109 —
3, Die Lamellibranchiaten.
Peeten lacunarius n. sp.
Taf. XIV Fig. 18, 18a, 20.
StoLitzkA hat unter den Pecten-Schalen mit reticulirter Oberfläche aus dem Hierlatzkalke eine
Reihe von Arten beschrieben, die sich von Pecten texturatus und textorius verhältnissmässig leicht unter-
scheiden lassen nach dem Vorhandensein mehr oder weniger dichtgedrängter, feiner concentrischer Leistchen,
welche an den Goupruss’schen Originalstücken zu texturatus gänzlich fehlen, ebenso wie bei denjenigen zu
textorius, nur dass bei letzterem durch den schuppigen Bau der Radialleisten eine Oberflächenzeichnung ent-
steht, die besonders mit derjenigen von subreticulatus Aehnlichkeit hat, obwohl die scheinbaren concentrischen
Leisten in diesem Falle nur aus den dicht nebeneinander gerückten Schuppenrändern bestehen. Nach Art
der Oberflächen-Verzierung lassen sich die Hierlatz-Arten in folgender Weise gruppiren:
Pecten verticillus Sror. KRadialleisten regelmässig und gleich stark. Concentrische Leistchen gedrängt.
Pecten palosus Sron. Wie voriger, aber mit spitzerem Wirbelkantenwinkel und von hoher aber kürzerer Form.
Pecten subretieulatus StoL. Wie vertieillus, aber die concentrischen Leistchen stehen weit von einander ab.
Pecten Rollei Stor. Zwischen den Radialleisten liegen eimige feinere Radialstreifen, die concentrischen
Leistchen stehen gedrängt.
Es fehlt uns hier offenbar noch eine Ergänzungsform, bei welcher die Radialleisten mit feineren
Streifen wechseln, wie bei Rollei, bei der die concentrischen Leistchen aber weit von einander abstehen, wie
bei subretieulatus, und diese Form kommt wirklich vor, sowohl am Hierlatz selbst (Fig. 20 rechte Schale)
als auch in Hierlatzkalken von Hindelang, dem Fagstein und dem Schafberg. Aus den Vilser Alpen kenne
ich eine linke Schale vom Schwarzenberg (Fig. 15) und 1 Stück vom Bösen Tritt. Die Verhältnisse der
äusseren Form erkennt man leicht aus den Abbildungen. Beide Schalen sind gleich stark, aber nicht sehr
bedeutend gewölbt.
4. Die Crinoideen.
1. Pentacrinus tubereulatus Mitver var. alpina.
Taf. XIV Fie. 7, 7a.
Der einzige durchgreifende Unterschied, welcher zwischen dem echten fabereulatus aus Lias « und
den Stielgliedern vom Aechsele im Reichenbachthal existirt, besteht darin, dass die Seitenflächen bei jenem
stark ausgefurcht, bei diesem fast eben sind, so dass bei jenem die sternförmigen, bei diesem die pentagonalen
(uerschnitte die Regel sind. Unter zahlreichen Stielgliedern des tuberculatus aus Schwaben fand ich indessen
einzelne, welche in ähnlicher Weise ebene Seitenflächen zeigen und ich bin darum geneigt, in dem Fehlen
der Ausfurchung nur eine Variation zu sehen, welche vielleicht dem alpinen Gebiete eigenthümlich war.
Palaeontographiea. Bd. XXXIIL. 223
2. Pentacrinus perlatiformis n. sp.
Taf. XIV Fig. 10, 10a.
Die liasischen Crinoideenkalke des Rothen Steines enthalten stellenweise Stielglieder von Pentaerinus,
welche sich ziemlich leicht isoliren lassen. Dieselben lagen bisher in der Münchener Sammlung unter der
Bezeichnung P. cf. basaltiformis und dieser Name ist auch in Wuxpr'’s Verzeichniss übergegangen. Der
vollständige Mangel scharfer Kanten und in Folge dessen die Abrundung jedes Gliedes an den Ecken,
welche den Stielen ein perlschnurartiges Aussehen gibt, macht es unmöglich, diese Glieder zu P. basalti-
formis zu stellen. Sehr ähnlich hingegen ist Pentaerinus perlatus QuEnsTEDT aus Lias 8—y. „Die Glieder
sind vollständig glatt und die Nähte zeigen aussen so wenig Zahnung, dass man meint, es seien lauter
Syzygal-Verbindungen“. Den einzigen Unterschied finde ich darin, dass bei der Art vom Rothen Stein die
Seitenflächen viel weniger tiefe mediane Einschnitte haben, also mehr pentagonale als sternförmige Quer-
schnitte liefern. Ich nenne sie darum Pentacrinus perlatiformis, jedoch mit dem Bemerken, dass auch für
die Qurnsrepr'sche Art der Name perlatus nicht beibehalten werden kann, weil Qvzxstepr selbst schon
1552 eine andere Art aus dem Hils so benannt hat.
Verbesserungen und Zusätze.
5. 40, 6. Linie von unten. Von den 2 Stücken des Phylloceras silesiacum var. Visensis zeiet das eine, noch beschalte Exemplar
eine schwache Nabelrosette, welche dem Typus fehlt.
5. 77, 10. Linie von unten. 1]. Davidsoni st. Darwini.
S. 54, 17. Linie von oben. emarginata Sow. ist zu löschen.
5.59, 1. Linie von oben. ]. sehr schwach markirtem st. sehr schwachem, markirtem.
Nachtrag.
Während des Druckes sind einige Arbeiten erschienen, welche ich nicht mehr im Texte berück-
sichtigen konnte, die mir aber zu den nachfolgenden Bemerkungen Veranlassung geben.
I. Die Kalkfelsen von Taormina auf Sicilien schliessen eine reichhaltige und sehr interessante Lias-
fauna ein, welche nach vorausgegangenen mehrfachen kurzen Mittheilungen jetzt zwei monographische Ar-
beiten veranlasst hat. Sesvexza, Monografia delle Spiriferima dei vari piani del lias Messinese. Boll. soc.
geol. Ital. IV 1885 (aber erst 1586 erschienen) und Gıov. Dr STEFANOo, sul lias inferiore di Taormina e de’
suoi dintorni. Es besteht zwischen beiden Autoren eine weitgehende Meinungsverschiedenheit. SEGUENZA
unterscheidet 4 Abtheilungen im dortigen Lias, nemlich von unten nach oben: Das Rhät (il retico), den
unteren Lias (il Sinemuriano), den mittleren (lo Sciarmuziano) und den oberen Lias (il Toarsiano). Die von
ihm beschriebenen Spiriferinen stammen aus den 3 untersten Abtheilungen. GEMMELLARO und seine Schüler
halten Seevexza’s Rhät noch für unterliasisch und Dı Srteraxo's Beschreibung der unterliasischen Fauna
von Taormima bezieht sich darum auf Seevexza’s Retico und Sinemuriano. In der That scheint eine echte
rhätische Fauna bei Taormina nicht vorzukommen. Von den 4 Stufen, welche SEeGvExza in seinem Rhät
unterscheidet, führt die oberste Terebratula punetata und Rhynchonella fureillata, neben der wenig charak-
teristischen Plicatula intusstriata. Die liegende Stufe ist reich an Bivalven und Brachiopoden, deren Arten-
Verzeichniss eine räthselhafte Vermischung ober-, unterliasischer und rhätischer Formen aufweist, daneben
auch ein Psiloceras, einen Arietites und einen Belemniten. Gleiche Mischung zeigt Stufe 2, und Stufe 1 hat
nur 3 Arten ergeben, von denen zwei neue Arten nach SEGUExZA selbst bis in sein Sinemuriano heraufgehen,
während die dritte, Rhunchonella fissicostata, allerdings eine rhätische Art wäre. Wenn schon dieses von
SEGUVENZA selbst festgestellte Ergebniss es sehr zweifelhaft erscheinen lässt, dass hier eine echt rhätische
Fauna existirt habe, so wird dieser Zweifel in den Augen Dı STErFAxo's geradezu zur Gewissheit. Derselbe
hält Sesvexza’s Modiola Schafhäutli, Lima praecursor, Rhuynchonella subrimosa und fissicostata für andere,
neue Arten und konnte das Vorkommen der Awieula contorta nicht bestätigen. Die von SEQUVEnza mehrfach
angeführte Terebratula gregaria, die dieser Autor zuletzt aber als conglobata und infraliasica n. sp. aufge-
fasst zu haben scheint, wird von Dı Sreranxo als Ter. Zugmayeri abgebildet, und ist nach diesen Abbildungen,
auch abgesehen von den inneren Gerüsten, durch die stark ausgeschweiften Seitencommissuren und die hohen,
starken Stirnfalten, von der gregaria sehr wesentlich unterschieden. Viel ähnlicher ist sie der englischen
Form der Ter. globata und sie wird als eine ausgesprochen biplicate Art des unteren Lias für uns von be-
sonderer Wichtigkeit. Sie bildet in der Globata-Sippe die bisher fehlende Brücke zwischen der älteren
gregaria und der Stephani des unteren Doggers.
Was nun die Spiriferinen dieser Schichten betrifft, so muss vor allen Dingen hervorgehoben werden,
dass die 10 Arten aus Segvenza’s Rhät alle echt liasischen Charakter zur Schau tragen. Keine erinnert
an rhätische Formen. Mit Ausnahme der neuen Zrilobata sind sämmtliche neubenannte Arten nur Formen
998%
— la a
der echten vostrata. Sesvenza scheint die Vielgestaltigkeit dieser Art nicht zu kennen und beschränkt ihren
Formenkreis in höchst unberechtigter Weise auf die zwei Abbildungen, welche DESLONGCHAMPS in seinem
Etudes eritiques gegeben hat. Damit hat er sich allerdings ein weites Feld für neue Namen eröffnet, aber
ich hoffe, es wird ihm niemand dahin nachfolgen wollen. Von den 17 benannten Arten des Sinemuriano
kann ich nur die schon bekannten und von den neuen nur die abgebildeten berücksichtigen. Sechs be-
kannte Arten sind: rostrata, alpina, Pichleri, verrucosa, pingwis und Walcotti, von denen jedoch Di STEFANO
nur rostrata und pinguis bestätigt hat. Unter den neuen Arten sind uns 4 schon aus dem Rhät als Syno-
nyma der rostrata bekannt, so dass nur noch eine neue Art, die recondita, übrig bleibt, welche aber mit
der Münsteri identisch ist. Dı Srerano hingegen hat aus beiden Abtheilungen im Ganzen nur 6 Arten
beschrieben: rostrata, pinguis und vecondita, sowie die neuen: segregata, Haasi und Handeli, von denen
jedoch die beiden letzteren wohl ebenfalls zu den Synonymen der rostrata gestellt werden müssen, so dass an
sicher neuen Arten nur Zrilobata Sec. und segregata Di Srer. übrig bleiben. Auch das Sciarmuziano hat
uns 15 neue Arten gebracht, von denen aber nur 4, ımdulata, gibba, pyriformis und capuliformis, gute
Arten zu sein scheinen. Es bleiben also auf Seite 158—164 an neuen Arten und Synonyma nachzutragen:
A. Asinuosae laeves.
1. Sp. alpina. Syn. compressa Sra., tauromenensis SEG. Jugendform aus mittlerem Lias.
2. Sp. brevirostris. Syn. planoconvexa Se. aus mittlerem Lias.
3. Sp. gryphoidea. Syn. ovata, Jugendform, und wahrscheimlich auch insignis See. aus mittlerem Lias.
4. Sp. pyriformis See. 1 St. Syn. terebratuloides Sec. selten. Aus mittlerem Lias. Gehäuse länglich-oval
(28:23:20). Beide Schalen stark gewölbt. Die gerade Schlosslinie etwas länger als die halbe Breite
des Gehäuses, an beiden Enden scharf, fast flügelartig begrenzt. Schnabel spitz, gekrümmt. Area
scharf begrenzt und concav.
B. Sinuosae, 1. Laeves.
5. Sp. rostrata. Syn. aus dem unteren Lias: rostratiformis, macromorpha, omeomorpha, rethica (rhaetica?),
conglobata Sea., Haasi, Handeli Di Ster.; als Jugendform: micromorpha, palaeomorpha, tauromenitana
Seg.; aus mittlerem Lias: sabguadrata Sec., als Jugendform parvirostris SEG.
6. Sp. trilobata Seg. aus unterem Lias. Gehäuse (22:19:19) mit schmalem aber tiefem Sinus und hohem
Wulst. Steht der rostrata am nächsten.
. Sp. angulata. Syn. Carmelinae Seg. aus mittlerem Lias.
S. Sp. capuliformis See. aus mittlerem Lias. Syn. vielleicht depressa Sr«. als Jugendform.
2. Costatae laevisinuosae,
9. Sp. Münsteri. Syn. recondita Swa. aus unterem Lias. Besonders die von Di STErAno gegebenen Ab-
bildungen erinnern lebhaft an Miänsteri, welche selbst nicht leicht von Waleotti betacaleis QUENST.,
abzutrennen ist, wie denn auch manche der abgebildeten Formen von Taormina sich letzterer Art näheren.
10. Sp. gibba Sec. aus mittlerem Lias. Steht der Hauer? sehr nahe, scheint sich aber durch die ausge-
sprochenen Rippen davon zu unterscheiden.
3. Costatisinuosae,
11. Sp. Dawidsoni. Syn. produeta Sec. aus mittlerem Lias. Die charakteristischen Wärzchen auf den
Rippen fehlen allerdings, aber doch wohl nur in Folge des Erhaltungszustandes.
12. Sp. segregata Di Srer. aus unterem Lias. Der Davidsoni nahe verwandt.
II. M. Vacer hat eine eingehende Beschreibung der Fossilien aus den Oolithen von S. Vigilio ver-
öffentlicht (Ueber die Fauna der Oolithe von Cap S. Vigilio, verbunden mit einer Studie über die obere
Liasgrenze in Abh. k. k. geol. Reichsanst. Bd. 12 Nro. 3 1886). Der palaeontologische Theil beweist, was
übrigens schon früher bekannt war, dass diese Fauna von gleichem Alter wie diejenige des Rothen Steines
ist. Ich selbst habe nach dem im der Münchener Sammlung liegenden Materiale als gemeinsame Brachio-
podenarten Terebratula nepos und Rhynchonella farciens angeführt. Auf einige Punkte muss ich näher eingehen:
1) Terebratula Aspasia var. minor, wie sie VAcER Taf. 20 Fig. 1 abgebildet, gehört sicher dieser
Art nicht an, welche bisher nur aus mittlerem Lias (die echte Aspasia auch aus unterem Lias) bekannt ge-
worden ist. Auch Zırren hat sie nur aus mittlerem Lias beschrieben. Die S Stück aus dem unteren
Dogger von S. Vigilio sind viel kleiner als die liasische Art, welche in ausgewachsenem Zustand mindestens
doppelt so gross ist und deren jugendliche Exemplare von der Grösse der Vigilio-Art ungefähr ebenso breit
als hoch sind, einen Mediansinus haben, der kaum bis zur halben Schalenköhe heraufreicht, und jener tief
herabhängenden, breiten Flügel ganz entbehren. In München liest von S. Vigilio 1 Stück, das ich schon
vor Jahren mit der »epos identitieirt habe. Mit Fig. 1 bei VAcER stimmt dasselbe mit Bezug auf Grösse,
Breite und Medianwulst. Die Seiten-Commissur ist allerdings nicht so ausgeschweift als bei Fig. 1, und
wenn wirklich diese Ausschweifung bei allen S Stück vorhanden sein sollte, könnte man sie nicht mit nepos,
aus demselben Grunde aber auch nicht mit Aspasia vereinigen, wobei der etwas niedrige Schnabel ebenfalls
noch ins Gewicht fallen dürfte.
2) Ueber Zerebratula Rossi habe ich S. 120 Vermuthungen ausgesprochen, zu welchem VAcER
z. Th. ebenfalls gekommen ist. Ich wiederhole, dass Cayavarr's Fig. S, welche der äusseren Form nach
etwa mit Fig. 2 bei Vacer übereinstimmt, glatte Schalenoberfläche hat. Allerdings sieht man auf den
Flügeln der kleinen Schale schwache Radialstreifen angedeutet, die aber nur als Eindrücke jener feinen
Radialgefässe des Mantels aufgefasst werden können, denn sie stehen ziemlich weit auseinander und dicho-
tomiren unregelmässig nach unten. Bei Canavarr's Fig. 6 hingegen, welche der Fig. 4 bei Vaczx ähnlich
ist, stehen wirkliche Radialrippen ziemlich gedrängt nebeneinander.
3) Unter Rhynchonella vetrosinuata hat VAcER zwei verschiedene Arten zusammengefasst. Die
Münchener Sammlung besitzt 4 Stück von S. Vigilio, von denen eines zu Fig. 17 gehört, einer Art, die ich
in meiner Nucleata-Sippe zwischen die mittelliasische pisoides und die micula des mittleren Dogger stelle.
Fig. 18 und 19 hingegen sind eine besondere Art, von der mir ein jugendliches und zwei ausgewachsene
Gehäuse vorliegen. Ersteres übertrifit Fig. 17 nur um sehr wenig an Grösse und beweist, dass aus den
scharfen, breiten Rippen der echten retrosinuata (Fig. 17) niemals die schmalen, vielen, gegen die Wirbel
ganz erlöschenden Rippen werden können, wie solche die andere Art auszeichnen, für welche ich den Namen
Benacensis vorschlage.
4) Die wohlerhaltenen und gut abgebildeten Stücke von Hammatoceras pugnax VacER (Taf. 16
Fig. 1—4) belehren mich, dass mein Aspidoceras sp., Tat. XIV Fig. 16, zu derselben Art gehört. Interessant
ist, dass VACER zu dieser Art bemerkt: „Wenn in vorgerückterem Alter das Kielrudiment weniger deutlich
wird, hat die Art viel Aehnlichkeit mit gewissen Formen von Aspidoceras wie überhaupt die kräftig ver-
zierten Formen aus der Fallax-Gruppe lebhaft an die jüngeren Armaten erinnern.“ Vacer legt für die
generische Bestimmung sehr viel Werth auf das Vorhandensein eines, wenn auch rudimentären KRieles.
Danach müsste auch Stepkanoceras heterostrophum OprEu zu Hammatoceras gestellt werden, und zwar ganz
— ma
in die Nähe von Zenax Vacer. Auf der von Orren 1863 (Ueber jurassische Cephalopoden S. 233, Taf. 58
Fig. 1 in Palaeont. Mitth.) gegebenen Abbildung ist allerdings die schwache und durch Verdrückung meist
unsichtbare, auf der Externseite verlaufende kielförmige Rippe nicht zur Darstellung gelangt.
5) Im geologischen, sehr anregend geschriebenen Theil sucht VAcEX den Nachweis zu führen, dass
eine „natürliche“ Gliederung der Juraformation nur zu einer Zweitheilung in Lias und Jura, nicht aber zu
einer Dreitheilung in Lias, Dogger und Malm führen könne. Die obere Grenze des Lias müsste an die
hangende Grenze der Murchisonae-Schichten verlegt werden, so dass also unsere Rothen Steiner Kalke als
oberer Lias zu bezeichnen wären. Dass ich diese viel umstrittene Gliederungsfrage nicht, wie ich gern
möchte, ganz unberührt lasse, geschieht nur, weil und insoweit VAcER die geologischen Verhältnisse der
Vilser Alpen mit in das Bereich seiner Beweisführung gezogen hat. Auf S. 123—24 findet sich eine ein-
gehende Besprechung der „jedem Geologen wohlbekannten Localität Vils“, welche sich, da VACER eigene
Anschauung zu fehlen scheint, auf Wunpr's Darstellung (1882) stützt. Ich muss das Endergebniss mit des
Verfassers eignen Worten wiederholen: „Wuxpr hat vielfach Verhältnisse beobachtet und in seiner Arbeit
angedeutet, die für nichts weniger als die von ihm gemachte Annahme der Continuität in der Ablagerung
der Lias- und Juramassen sprechen. So fällt es z. B. sehr auf, wenn Wuxpr bemerkt, dass der rothe Kalk,
aus welchem die Fauna mit Hammatoceras fallax stammt, an den weissen Kalk mit der bekannten viel
jüngeren Brachiopodenfauna anstosst und denselben zum Theil durchdringt. Der weisse Vilser Kalk,
mit Ter. pala, antiplecta ete., scheint nach dieser beiläufigen Bemerkung an den viel älteren rothen Kalk
mit Har. opalinum, Ham. fallax etc. nur in sehr unregelmässiger Weise unconform angelagert zu sein,
ebenso wie die ganze über diesem tiefsten Gliede des weissen Vilser Kalkes normal folgende jüngere juras-
sische Serie, von der sich Reste am rothen Stein finden. Diese zum Theil schon den höchsten Horizonten
der jurassischen Serie entsprechenden Reste umgeben, wie es scheint, den aus oberstem Lias bestehenden
Kalkkern des Rothen Stein wie eine echte Klippe. Zwischen der älteren Klippe und den viel jüngeren,
dieselbe unconform umlagernden Resten der transgressiven jurassischen Serie besteht dann nicht der geringste
stratigraphische Zusammenhang. “
Wie liegen nun die Verhältnisse in Wirklichkeit ?
1) Die Rothen Steiner Kalke mit Harp. opalinum stehen nirgends in direktem Contact mit den
weissen Vilser Kalken.
2) Die rothen Kalke, welche den weissen Vilser Kalk theilweise „durchdringen“, gehören dem Tithon
an, und nur die höchst verworrene Darstellung bei Wuxpr kann über diese, schon von Opren und BEYRICH
klargestellte Thatsache diejenigen im Unklaren lassen, welche weder die Gegend selbst noch die älteren
Arbeiten kennen.
3) Ueber den weissen Vilser Kalken folgt die jüngere jurassische Serie durchaus nicht in normaler
Weise, wie Vacex angibt, sondern bei Vils selbst direkt tithonischer Kalk. Die nächst jüngeren Zonen
des Weissen Jura fehlen überhaupt ganz, wenn man von dem vereinzelt gebliebenen Funde eines Am. trans-
versarius am Rothen Stein absieht. Darum kann auch die jurassische Serie die „liasische Klipp“ des Rothen
Steines nicht uneonform umlagern.
Man sieht, Vacer’s Erklärungsversuch entbehrt gänzlich des thatsächlichen Anhaltes.
Acrosalenia Lycetti 36.
Ammonites (Ptychites) acutus
15.
(Lytoceras) adneticus 25.
„ Agassizianus 44.
(Harpoceras) Algovianus
32.
(Lytoceras) articulatus 25
(Oleostephanus) Astieria-
nus 45.
(Harpoceras) bifrons 29.
(Aegoceras) binotatus 32.
„ Birchi.32.
(Arietites) bisulcatus 31.
(Harpoceras) Boscensis 32.
(Schloenbachia) Bouchar-
dianus 44
(Arietites) Brooki 31.
(Perisphinctes) carpathi-
cus 41.
(Arietites) ceras 31, 166.
(Ptychites) cochleatus 13. |
„ cognatus) 19.
(Phylloceras) connectens
34.
(Perisphinctes) convolu-
tus interruptus 39.
(Amaltheus) costatus 32.
(Hoplites) cryptoceras 43.
(Perisphinctes) curvicosta |
39.
(Aegoceras) Davoei 32.
(Ptychites) dontianus 14.
(Harpoceras) Eseri 34.
(Ptychites) eusomus 13.
„ Everesti 13.
Alphabetisches Arten-Register.
Ammonites (Harpoceras)
”
”
”
fal-
cifer 29.
| Ammonites (Amaltheus) marg.
(Stephanoceras) fallax 34, |
116, 174.
(Ptychites) flexuosus 13,
14.
(Harpoceras) fonticola 34. |
(Lytoceras) forojuliensis
29.
(Phylloceras) frontensis
25, 166.
(Arietites) geometricus 31.
(Ptychites) Gerardi 15.
(Lytoceras) Germaini 29.
(Arietites) Gmundensis 31.
(Stephanoceras) goniono-
tus 34.
(Amaltheus) Guibalianus
alle
(Harpoceras) hecticus 39.
(Hammatoceras) hetero-
strophus 34, 171.
(Stephanoceras) Hum-
phriesianus 123, 154.
(Gymnites) ineultus 15.
(Ptychites)indistinetus 13.
(Phylloceras) Kudernat-
schi 39.
(Phylloceras) Kunthi 39.
(Harpoceras)Kurrianuss2.
(Desmoceras) Majorianus
44,
(Acanthoceras) mammil-
laris 44.
(Amaltheus) margaritatus
32.
”
gibbosus 32.
(Phylloceras)
neus 39, 40.
(Ptychites) megalodiscus
13.
(Stephanoceras)
toma 39.
(Harpoceras) Murchisonae |
34, 116.
(Phylloceras) Nilssoni 29.
(Harpoceras)normanianus
32.
mediterra-
microS- |
(Harpoceras) opalinus 34,
167, 174.
(Amaltheus) oxynotus 31.
(Parkinsonia) Parkinsoni
123. |
(Aegoceras) planicosta 25.
Phylloceras) plicatus 39.
» Ptychoicus 40.
(Hammatoceras) pugnax.
173.
(Lytoceras)
tus 40, 43.
(Harpoceras) radians 29,
Pr
32.
quadrisulca- |
(Aegoceras) raricostatus
31.
(Harpoceras)retrorsicosta |
29.
(Meekoceras) reuttensis |
13.
|
(Arcestes) Reyeri 15, 19. |
(Arietites) rotiformis 25.
(Ptychites) rugiter 153.
| Ammonites
n
n
n
n
”
(Stephanoceras)
Sauzei 123.
(Ptychites) Seebachi 14.
(Phylloceras) serus 40.
„. sllesiacus Vil-
sensis 40.
(Haploceras) Stasyzei 40.
(Arietites) stellaris 25, 31,
53.
(Ptychites) Studeri 13, 14.
(Oppelia) subeostarius 39.
(Hammatoceras) aft.subin-
signis 34, 167.
(Phylloceras) subobtusus
39.
(Lytoceras) sutilis 40.
(Phylloceras) tatricus 34.
(Hammatoceras) tenax174.
(Harpoceras) Thouarcen-
sis 29.
(Haplocaras) tithonius 40.
(Phylloceras) tortisulcatus
39, 40.
(Perisphinctes) transito-
rius 41.
(Phylloceras) ultramon-
tanus 34.
(Schloenbachia) varicosus
44.
(Aegoceras) Vernosae 32.
(Phylloceras) viator 39.
„ Zignodianus 39.
n
Ancyloceras alpinum 44.
Anomia opalina 35.
Apiocrinus adneticus 24.
Aptychus alpino-lasicus 26.
Aptychus Beyrichi 42.
Didayi 43.
gracilicostatus 41, 42, 53.
Gümbeli 43.
lamellosus 42.
punctatus 40, 41, 42, 53.
„ triqueter 43.
Arca Gallienni 45.
Avicula contorta 22,
Münsteri 56.
„ Sinemuriensis 29, 31.
Bactryllium deplanatum 22.
„ Schmidi 17.
Belemnites acutus 31.
bipartitus 43.
dilatatus 43.
efirenatus 44, 168.
inopinatus 42, 168.
paxillosus 26.
spinatus 34.
tithonius 42.
„ Zeuschneri 42.
Cardita austriaca 22.
Cenosphaera gregaria 42.
Ceratites antecedens 12.
Beyrichi 12.
binodosus 12, 14.
elegans 12.
luganensis 12.
Thuilleri 12.
trinodosus 12, 14.
„ vindelieus 12.
Chemnitzia margaritacea 27.
Cidaris alata 16.
„ basilica 39.
dorsata 16.
flexuosus 16.
Hausmanni 16.
Klipsteini 16.
similis 16.
„ subeoronatus 16.
Cidarites arietis 24.
Corbula Rosthorni 20.
Ctenostreon peetiniformis
Cyprina Loweana 36.
Daonella Lommeli 17.
Discohelix orbis 27.
Enerinus cassianus 16.
„ gracilis 14.
granulosus 16.
„ Jiliformis 14.
Epiaster polygonum 44.
ikale
”
”
”
”
”
o
[211
”
1
Gervillia inflata 22.
Gryphaea arcuata 31.
Gyroporella annulata 19.
„ eurvata 23.
Hinnites abjeetus 36.
Hippopodium gibbosum 36.
Inoceramus concentrieus 44.
Falgeri 32.
fuscus 36.
nobilis 32.
suleatus 44.
„ ventricosus
Isocardia sublunulata 45.
29
0.
' Koninckina Leonhardi 16.
Leptaena apenninica 165.
Bouchardi 165.
Davidsoni 165.
fornicata 165.
lepis 165.
liasina 165, 166.
oblonga 165.
transversalis 165.
bellula 35.
cardiiformis 35.
Deslongchampsi 27.
discus 22.
duplicata 35.
Engelhardti 31.
Galathea 35.
gigantea 27.
pectinoides 31.
praecursor 22,
punctata 27.
Schimperi 35.
semicircularis 29, 35,
striata 14.
„ sulcata 35.
Limea Koninckana 31.
Lithocampe apiarium 42.
constrieta 42.
Grenensis 42.
„ pervulgata 42.
' Lithocampium stabile 42.
Lithodendron
19:
Magnosia decorata 37.
Modiola cuneata 39.
» gibbosa 36.
Myoconcha striatula 36.
Myophoria Kefersteini 116.
Mytilus laevis 51.
minutus 22.
”
”
„
”
”
171.
”
”
”„
subdichotomum |
76
| Mytilus Münsteri 16. |
Nautilus aratus 26. |
lineatus 54. |
(Pleuronautilus) Mosis 12.
Pichleri 12.
quadrangulus 12. |
(Pleuronautilus) semicos-
| tatus 12.
striatus 31.
„» Tintoretti 12.
Nucula elliptica 16.
„ sulcellata 20. |
Örbitulina concava 45.
Orthoceras campanile 12.
dubium 12.
| „ triadicum 18.
Östrea arietis 27, 31.
diluviana 45.
„ Hippopodium 45.
„ montis caprilis 20.
Pecten acuminatus 45.
ambiguus 36.
barbatus 36.
calvus 27.
disciformis 36. |
Gümbeli 22. |
„ Hehli 31.
lacunarius 27, 169.
pallosus 27, 169.
Rollei 27, 169.
subreticulatus 169,
textorius 31.
verticillus 27, 169. |
Vilsensis 41.
”
| „
„
”
”
”
3. | Pentacrinus bavaricus 22.
perlatiformis 29, 170.
propinquus 17. |
tubereulatus 24, 31, 169.
„ tubere. alpinus 24, 169. |
| Pleurotomaria intermedia 27. |
\ » Palemon 36.
„ polita 31.
princeps 27.
„ similis 31.
| Plicatula intustriata u)
| Porocrinus caudex 19. |
Posidonomya alpina 37, 39, 53. |
| (uenstedtia laevigata 36.
ı Rhabdoeidaris copeoides 36, 5
on horrida 36.
' » Thurmanni 39.
| Rhyncholites 28, 41, 42, 43.
”
”
”
”
29
=,
Rihynchonella acanthica 92,153.
acuminata 88.
acuta 88.
acutiloba 88.
adunca 89, 137.
Asassizi 41, 95.
amalthei 28, 89, 138, 140,
141, 146.
amphitoma curvifrons 88.
angulata 90, 146.
argenturbica 59.
Astieriana 91.
Atla 87.
„ austriaca 91.
„ Badensis 90, 144.
„ Beaujasi 91.
belemnitica 16, 27, 90.
Benacensis 173.
Beneckei 93.
Berchta 29, 87.
Beyrichi 58.
bidens 143.
„ bilobata 91, 149.
bipartita 57.
biplicosa 89.
Bouchardi 89, 137.
Buchi 59.
calcicosta 89, 140.
„ capillata 92.
capitulata 89.
Caroli 26, 92.
Cartieri 26.
Clementina 92.
Clesiana 88.
„ eoarctata 87.
compressa 91.
concinna 38, 90, 144, 145,
146.
contraversa 41, 37.
corallina 91.
costata 93, 154.
crinoidea 38, 147.
Crossi 93, 155.
curviceps 90, 146.
Cuvieri 59.
cymatophora 35, 89, 137.
„„ eynocephala 88.
„ deeipiens 57.
„ decorata 91.
decurtata 15, 14, 48.
Defineri 59.
detluxa 37.
Rhynchonella defluxoides 87.
depressa 91.
Deslongschampsi 91.
difformis 92, 149.
dilatata 88.
Dumortieri 90.
Dutempliana 93.
Edwardsi 147.
Ehningensis 90.
Erycina 35, 150.
Etaloni 92.
farciens 35, 148.
fascicostata 26, 90, 142.
fascilla 35, 90, 143.
faucensis 18, 19, 46, 48,
50, 87, 134.
Ferryi 92, 153.
firminiana 88.
Fischeri 90.
Fischeriana 91.
fissicostata 90, 146, 171.
flabellum 26, 28.
-Fraasi 92, 152.
fureillata 95, 171.
„» laevigata 88.
Fürstenbergensis 90, 143.
Gemmellaroi 92, 152.
Glevensis 139.
grasiana 90, 146.
Grayi 88.
gryphitica 89, 139.
Hoheneggeri 90.
hungarica 159.
inconstans 91.
infirma 35, 91, 149.
inflexa 37.
inversa 87, 155, 154.
„ frontensis 24,87, 133.
isotypus 92, 149.
Kaminski 37.
Kraussi 26, 86.
lacunosa 91.
lata 90, 146.
limbata 88.
lineata 88, 143.
lineolata 92.
longicollis 97, 135.
Loxiae 88.
Magni 26, 31, 53, 92, 152
Maillardi 139.
Mariotti 88.
Matyasovskyi 26, 90, 143.
Palaeontographica.
Rıhynchonella meridionalis S8.
Bd. XXXIII.
metallica 90, 140, 141. |
micula 86, 133, 173. |
minuta 90, 143.
Moutoniana 88.
mutans 35, 90, 140, 142, |
146. |
myriacantha 39, 93, 754, |
156. |
Nicolisi 92. |
nucleata 16, 86, 133.
obliquosceulum 145.
obsoleta 35, 91, 146. |
oligocantha 95, 155. |
opalina 89. |
Orbignyana 147.
orthoptycha 89, 156.
orthoptychides26, 39,136.
oxynoti 26, 27, 89.
penninica 87.
phaseolina 143.
pinguis 91.
pisoides 86, 173.
plicatella 38, 92, 153. |
plicatilis 90, 146.
plicatissima 26, 27, 31, 55,
90, 139, 140, 142, 146.
polymorpha 97.
polyptycha 92, 151, 152. |
prava 35, 91, 1458, 149.
prona 26, 89, 137.
psittacea 92. |
pugilla 39, 90, 140, 141, |
142.
pugnus 88.
quadriplicata 91, 147.
quinqueplicata 91.
Radstockiensis 143.
ramosa 26, 90, 142.
ranina 26.
regia 29, 92, 150, 152.
retrocita 87, 133.
retroplicata S6, 133, 134.
retrosinuata 175.
retusifrons 24, 25, 26,
39, 53, 92,136. |
Reynesi 147.
rimata 26, 93.
rimosa 93. |
ringens 88. |
Rockymontana 88. |
rogans 93, 156. |
Rhynchonella rubrisaxensis 35,
„
„»
92, 151.
salisburgensis 90, 139.
scalpellum 89.
Schnuri 93.
Schuleri 93.
securiformis 35, 53, 130.
Segestana 87.
semiconstans 91, 150.
semicostata 39.
semiplecta 88.
senticosa 2, 93, 155, 156.
sentosa 95, 155.
serrata 28,29, 92,151,152.
sicula 87.
solitanea 39.
spathica 90, 146.
spinosa 83, 154.
spinulosa 93, 156.
spoliata 41, 92.
squamiplex 90, 142,
Steinbeisi S9.
striocineta 89, 140.
strioplicata 93.
subacuta SS.
subeoncinna 28.
subdecussata 28, 59, 139.
subechinata 93.
subplicata 93.
subrimosa 90, 171.
subtetraödra 35, 91, 146.
subundata 26, SS, 135.
sulcata 91.
supinifrons 35, 86, 133.
tatrica 57.
tenuispina 93, 155.
tetraädra 28, 29, 91.
Thurmanni S9, 138.
trigona 38, 55, 92, 153,
154.
trigonella 38, 39, 53, 92,
153, 154.
trilobata 91.
triloboides 90, 140, 141.
triplicata 143.
„ serrata 90.
triplicosa SS, 109.
Ucinensis 37.
undata 28, SS, 136,
Uta 59.
variabilis 28, 29, 90, 145.
varians 89, 105, 138.
144.
| Rhynchonella vespertilio 91.
”
Rhıynchonellina Fuggeri
Er
Vilsensis 38, 39, 90, 142,
145, 146.
Visulica 91.
voultensis 92, 153,
Wolfi 57.
Wriehti 93.
Yaxleyensis 144.
Zeuschneri 90.
Zisa 87.
Zugmeyeri 26.
DE
orthisiformis 26, 157.
Spiriferina Abichi 164.
Er
adscendens 162.
alpina 24, 25, 26, 27, 158,
172.
angulata 160, 172.
apenninica 159.
Aradasi 161.
Bosniaski 163.
brevirostris 155,
cantianensis 160.
capuliformis 172.
Carmelinae 172.
Colenotti 164.
compressa 172.
conglobata 172.
Darwini 161.
Davidsoni 164, 172.
Deslongchampsi 164,
depressa 172.
expansa 161.
expansa-plicata 164.
fimbria 2, 159.
Foreli 164
fragilis 13, 14, 17, 58.
gibba 172.
Gümbeli 31, 159.
eryphoidea 29, 159, 172.
Haasi 172.
Handeli 172.
Hartmanni 160.
Haueri 26, 27, 31,55, 762,
172.
hirsuta 14.
Ilminstrensis 159.
insienis 172
Köveskalliensis 14.
macromorpha 172.
172.
„„ (Cyrtia) Maximiliani Leuch-
tenbergensis 16, 48.
23
Spiriferina Meneghiniana 162.
”
”
Mentzeli 15, 48.
micromorpha 172.
minima 164.
Moorei 164.
Münsteri 163, 172.
obtusa 24, 25, 160, 161.
omeomorpha 172.
oolithica 164.
ovata 172.
oxygona 163.
oxyptera 169.
palaeomorpha 172.
palaeotypus 14.
parvirostris 172.
Pichleri 161.
pinguis 26, 27,
162.
planoconvexa 172.
producta 172.
pyriformis 172.
recondita 172.
rethica 172.
rostrata 13, 24, 26, 27,
159, 172.
rostratiformis 172.
rupestris 162.
segregata 172,
semiplicata 163.
sicula 26, 161.
Signensis 163.
statira 160.
subquadrata 172.
Sylvia 159.
tauromenensis 172.
tauromenitana 172.
terebratuloides 172.
Tessoni 29, 164.
Toni 164.
trilobata 172.
verrucosa 161, 1635.
villosa 159.
Waleotti 163.
„» betacalcis 172.
Spirigera Strohmayeri 16, 48.
”
trigonella 13, 48
Stichocapsa directiporata 42.
Stichophormis radiata 42.
”
sclopetaria 42.
Stomechinus bigranularis 36.
”„
”
Gauthieri 36.
serratus 56.
Terebratella triplicosa 35, 132, |
Terebratula acuta 76, 103.
”
”
”„
”
„
„
”
”
”
-H
”
(Dielasma) acutangula 75.
adnetica 28, 73, 78.
adunca 54, 75, 94.
aequivalvis 78, 113.
albicasa 37, 38,77,106, 107.
algoviana 59, 75, 96, 100.
aliena 79.
ampulla 76.
Andleri 77, 109.
antiplecta 38, 39, 121.
arietis 31.
Aspasia 28,
173.
balinensis 75.
basilica 77, 109.
Bauhini 78.
Becksı 80, 117.
Bentleyi 50, 121.
bieanaliculata 75
Bieskiedensis 77, 110.
bifida 35, 72,79, 114.
bifrons 38, 39, 53, 80,
120, 121, 129.
Bilimecki 78, 113.
bilobata 28, 79.
bimammata 26, 79,
(Dielasma) biplex 75.
biplicata 76.
Birmensdorfensis 77.
bisinuata 75.
bissuffareinata 75.
Bouei 72, 75, 79.
brevifollis 35, 78, 113.
bullata 97.
calloviensis 77, 100.
carinthiaca 2, 50, 116.
carnea 78, 112.
carpathica 41, 77, 110.
Carteroniana 75.
cerasulum 26, 79.
chrysilla 79.
coarctata SO.
Collinaria 81.
(Hemiptychina) crebripli-
cata 81.
curviconcha 37, 38, 72
79, 115, 116.
.r
79, 115, 116,
113
’
Davidsoni 77 (statt Dar- |
wini), 209.
depressa 78.
dilatata 79.
diphya 28, 73, 79.
|
|
|
178
Terebratula diphyoides 79.
„
”
diptycha 75, 96.
Djoulfensis 81.
dorsiplicata 76, 105, 122.
dorsoplana 77, 95, 108.
Drepanensis 80, 121.
dubiosa 78, 112.
Dutempleana 75. |
Edwardsi 77, 109.
elliptica 34, 76, 96, 98. |
elongata 71, 77, 78. 110.
Engeli 109.
Erbaensis 75. |
Eudesi 34, 76, 95, 96, 97.
Euganensis 7).
euplasta 35, 77, 106, 107. |
Euthymi 80, 120, 129.
faucensis 28, 77, 105, 107, |
108. |
fimbria 80. |
fimbrioides 28, 81.
Ferryi 75, 96, 98.
Fleischeri 75, 96, 100, 103.
formosa HauL 77.
> SuEsS 78.
Fylgia 50, 117.
galeiformis 80, 120, 121. |
Gerda 78, 113. |
globata 76, 97, 103, 171.
globulina 79.
grandis 75.
Gratianopolitensis 41, 76.
gregaria 22, 72, 77, 105,
106, 171. |
Haidingeri 79.
Harlani 75
hastata 71, 77.
Havesfieldensis 77, 111.
(Hemiptychina) himalay-
ensis S1
immanis 76.
indistincta 16, 48, 81.
(Hemiptychina) inflata 81.
(Notothyris) inflata S0.
infraoolithica 34, 76, 95.
97, 98, 100, 107.
concame-
infraoolithica
rata 95.
insignis 75.
intermedia 76, 105. |
(Dielasma) itaitubense 76, |
1006. |
|
janitor 7.
| Terebratula Jauberti 78.
Julii 80.
Kleini 97, 100.
Kurri 80.
laterisulcata 35, 77, 108.
laticoxa 75.
latilingua 34, 77, 104.
longicollis 78.
longiplicata 35, 75.
Lossii 77, 110.
Malmi 81.
maxillata 75.
Meyeri 79.
microtrema 75.
minor 78.
(Notothyris) minuta 81.
mitis 50, 117.
Montilearnensis 75.
moravica 73.
Moreana 80, 120, 121.
moutoniana 75.
nepos 35, 79,115, 116,175.
nimbata 26, 79, 115.
nucleata 72, 79.
(Dielasma) nummula
obesa 75.
omalogastyr 76.
ovatissima 77, 109.
ovoides 77, 110.
parabolica 35, 78, 111.
Paumardi 81.
pectorosa 35, 75, 112, 115.
perovalis 54, 76, 200, 101,
103, 107.
phaseolina 45, 75.
Phillipsi 75, 103.
Piceinini 81.
pinguicola 72, 75, 81.
planulata 79.
plicata S1.
praelonga 75.
(Dielasma) problematica
75.
Ü
IE
‚pteroconcha 79, 115.
o
>
punctata 26, 27, 28, 5:
7,1.2109%122:
punctata-oolithica 55, 77,
210:
Puscheana SO.
pyriformis 75, 95, 109.
Radstockiensis 109.
Ramsaueri 127, 155.
Renieri SO.
2
Terebratula Repeliniana 78.
”
„
”
”
”
”
reticulata S0.
retrocarinata 2, 76, 101— |
103.
Rogoznicensis 79.
Rossi 80, 120, 173.
Rotzoana 81.
Rovasendina 77, 110.
rubrisaxensis 35, 80, 117,
121.
rubrisaxensis distorta 7120.
patula 718:
rupicola 41, 79, 115.
Russillensis 76, 103.
sacculus S1.
Saemanni 77,
Scarabelli SO, 117.
Schenki 76, 103.
Scillae 75.
sella 75.
semiglobosa 78.
semistriata 81.
sima 79.
(Notothyris) simplex SO,
121.
simplieissima 78.
Sowerbyi 75.
(Hemiptychina) sparsipli-
cata 81.
sphaeroidalis 78, 97.
sphenoidalis SO, 117.
sphenoidea 73, Ol
Stephani 34, 77, 103, 171.
Strombecki 72, 79.
subbavarica 75.
Sub-Bentleyi S0.
subcanaliculata 75, 96.
subcanalis Surss 80, 121,
129.
(Hemiptychina) sublaevis
8.
submaxillata 76, 105.
suborbicularis so.
subovoides 78, 109.
subpunctata 77, 109.
subrotunda 78.
subsella 75.
subvesieularis S1.
suprajurensis 75.
Tornacensis 76.
Toucasiana 76.
Terebratula triangulus 73, 79.
”
”
Trigeri SO, 120.
trinuclea S1.
(Dielasma) truncata
turgida SO, 120, 121.
Tyschaviensis 75.
valdensis 76, 103.
varicans 34, 76, 96, 97.
ventricosa 75, 95, 103.
Verneuili 76, 105, 106.
vesicularis SO, 120, 121.
vitrea 72, 78, 112.
vulgaris 13, 48, 72, 76,
106.
(Notothyris) Warthi 80.
Wriehti 77
Württembergica
Wyveillei 79.
Zugmayeri 171.
Trochotoma striatum 27.
Trochus epulus 27.
ER
”
latilabrus 27.
subbisertus 18, 19, 50.
Unicardium gibbosum 36.
Venus faba 45.
”
plana 45.
Vola quinquecostata 45.
Waldheimia amygdalina S4, 125. |
angustipectus 35, 85, 129,
”
130, 131.
apeninica 72, 54.
Bakeriae S4, 127.
Baugieri 54, 128.
Bernardina S4.
Beyrichi S4, 127.
biappendieulata 83, 126.
bivallata S5, 129.
buceulenta S2, 123.
Cadomensis 52, 124.
(Eudesia) cardium 75, 55.
carinata S4, 103.
cataphracta S4.
celtica 82.
Censoriensis 32.
Choftati a
cor 83, 125
cornuta 28, : a 135.
cranium 72, 75.
curvifrons 94.
Danubiensis 82,
Darwini S2, 123.
124.
75, 103.
|
|
Waldheimia Delmontana 82.
delta 122.
digona 33.
Dumortieri 85, 129.
elliptica 82, 123.
emarginata 82, 54, 103.
Engelhardti S4, 127.
Eudora S4, 127.
Eugeni 55.
Ewaldi 26, S4, 128.
flavescens = "85.
florella 34.
forficula 2, 84, 127
frontensis 24, 54, 127.
Gefion S4, 128
Geisingensis 128.
Guerangeri 85.
Haasi 85, 129, 130.
Hertzii 53, 124.
hexagonalis S#.
Heyseana S4, 127.
hippopus S3.
Hoheneggeri 34.
humeralis S2.
impressa 83.
impressula 83, 127.
indentata Quenst. 53, 126.
5; Sow. 83, 126.
inversa 38, 53, 84, 12%
NV: isaneis 39, 5:
123, 124.
82, 103.
quamifer
74.
Judii S2,
lagenalis
S 52
r
lenticularis 72,
linguata 116.
longa 82.
lugubris 32,
Lycetti 83, 1
magadiformis
Mandelslohi S4#
Marcousana 5
margarita 39, 3
Mariae 82.
marsupialis 122.
Meneshini 55, 130.
Meriani St.
Möschi 5, 126.
Moorei S3, 126.
multiplieata 55.
mutabilis 26,
124.
134,
83, 127.
5.
53, 121,12
53, 8
a —
5.
>
9,1%:
3, 125.
| Waldheimia norica 83, 126.
numismalis 53, 125, 126.
obovata 32.
ornithocephala S2, 122.
oxygona 33, ©
pala 38, 39, 84, 121, 127.
Partschi 26, 83, 126.
Peloritana S4, 128
pentagonalis 52
perforata 26, 27,
122, 123.
Piazzii 125.
polymorpha 85.
provineialis S4.
pseudojurensis 83,
pseudolagenalis 82.
psilonoti 122, 125.
quadrifida S3, 126
Rehmanni 125.
resupinata S4.
Royeriana 82.
Sandbergeri S4, 128.
Sanllan 2 28, 72,
122712
septigera = 74.
stapia 53, 126.
strangulata 122.
subalpina 128.
subangusta S4.
subbucculenta 58, 72, 52,
123.
subeanalis 84, 129.
subdigona 83, 124, 126.
subnumismalis 26, 27,
125, 126.
sulcifrons &5, 129.
subrugata S2, 123.
supinifrons
129, 130,
tamarindus S2.
Teisenbergensis 128, 129.
tetragona 124.
truncatella 35, 83, 124.
umbonella S2.
vicinalis arietis 109.
villersensis S2.
Wähneri 125.
Waltoni 35, 72, 82, 123.
Waterhousi 28, 85, 7
Woodwardi S4.
126.
a0
05,
S5,
95
D
82
os
Inhalts-Verzeiehniss.
Einleitung. 8. 1—3. 7) Kreide. 8. 42—45.
Literatur-Verzeichniss. S. 3—b. 1. Die Neocommergel. S. #3.
Zur Topographie. 8. 7—9. 2. Gaultmergel. 8. 43—44.
3. Cenoman. 8. 44—45.
I. Geologischer Theil. S. 10—69. d) Flysch. 3. 45.
&) Quartär. S. 45—47,
A. Zur Stratigraphie 8. 10-47. . 2 en
7 B. Zur Faciesbildung. 8. 48—55.
«) Trias. S. 10—23. i _ :
1. Muschelkalk. $. 10-15. ? C.,Zum Gebirgsbau. 9. 56—69.
2. Cassianer Schichten. S. 15—17. 1. Der Schichtenbau. S. 56—65.
5. Wettersteinkalk. S. 17—19. 2. Die Gesteinsumwandlungen. 8. 65—69.
4. Raibler Schichten. 8. 19-20.
5. Hanptdolomit. 8. 21. II. Palaeontologischer Theil. S. 70— 170.
6. Kössener Schichten. S. 21—22. 1
7. Dachsteinkalk. S. 22—23.
Jura. 8. 23—42.
1. Lias. S. 24—32., |
a) Die Kalk-Facies. 8. 24—29.
Unterer Lias. S. 24—28.
1. Die Tubereulatus-Schichten. 8. 24—:
2. Der Hierlatzkalk. S. 25—28.
Mittlerer Lias. S. 25—29.
Oberer Lias. S. 29.
b) Die Mergel-Facies. S. 30—52.
1. Die Tuberculatus-Bank. S. 30—31.
2. Fleckenmergel oder Algäuschiefer. S. 31—32.
2. Dogger. 8. 32—40.
. Die Brachiopoden. S. 70—166.
A. Allgemeiner Theil. S. 70—92.
Terebratula. 8. 75—81.
Waldheimia. S. 81—855.
Rliynchonella. S. S5—93.
B. Specieller Theil. S. 94—166.
Terebratula. S. 94—122.
Waldheimia. S
Terebratella. S. 132. .
Rhynchonella S. 1355—157.
Rhynchonellina. S. 157.
Spiriferina. S. 155— 164.
Leptaena. S. 165— 166.
K
IV
ot
a) Die Kalk-Facies. $. 32—39. 2. Die Cephalopoden. S. 166—168.
Unterer Dogger. 3. 33—37. Ammonites. 3. 166168.
Mittlerer Dogger. S. 37—58. | Belemnites. S. 168.
Oberer Dogger. 5. 38-39. 3. Die Lamellibranchiaten. S. 169.
b) Die Mergel-Facies. S. 39—40. | Pecten, ©. 169.
o
. Der Malm. 8. 40—42. a ar ni
| . N [@ 217
er an | 4. Die Crinoideen. 8. 169—170.
1. Transversarius-Kalk. S. +0.
2. Tithon. S. 40—41. | Nachtrag. S. 171—174.
b) Die Mergel-Facies. S. 41—42. , Alphabetisches Arten-Register. S. 175—179.
Pentacrinus. S. 169—170.
Ueber tertiäre Pflanzen aus dem Thale des Flusses
Buchtorma am Fusse des Altaigebirges
von
J. Schmalhausen in Kiew.
Mit Tafel XVIII—XXII
Die in diesen Zeilen beschriebenen Pflanzenreste gehören dem geologischen Cabinet der Universität
St. Petersburg und sind von Herrn N. SokoLow gesammelt. Ich erhielt sie im Winter 1883—1884 zur
Bearbeitung. Nachdem ich mich über die verschiedenen Formen, so gut es bei den mir zur Verfügung
stehenden, sehr beschränkten Hilfsmitteln möglich war, orientirt und die Zeichnungen gemacht hatte, schickte
ich letztere an Herrn Akademiker K. Maxımovıcz, welcher die Freundlichkeit hatte, die Abbildungen durch-
zusehen und mir seine Ansicht darüber mitzutheilen. Von Herrn K. Maxmovıcz bekam ich denn auch noch
eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Blattformen zum Vergleichen. Ich bin hierfür dem Herrn Akademiker
K. Maxımmovicz zu grossem Danke verpflichtet.
Beim Bestimmen habe ich zunächst einen Anschluss an jetzt lebende Pflanzenformen gesucht und,
wenn mir die Aehnlichkeit genügend gross schien, der Beschreibung den Namen der jetzt lebenden Art
vorangestellt, oder, nöthigenfalls, die fossile Form als Mutation derselben aufgefasst. Andererseits habe ich
die palaeontologische Literatur, so viel sie mir zugänglich ist, benutzt und daraus das die grösste Aehnlich-
keit zeigende zum Vergleiche citirt, ohne jedoch hierbei behaupten zu wollen, dass die eitirten Objekte zu
ein und derselben Art gehörten. Fand ich, dass die zu beschreibenden Reste eine grössere Aehnlichkeit
mit schon beschriebenen fossilen Pflanzen anderer Localitäten zeigen, als mit jetzt lebenden Arten, so habe
ich den Namen der schon beschriebenen fossilen Form vorangestellt. In Bezug auf die Bezeichnung der
Pflanzenreste mit Gattungs- und Artennamen möchte ich hier hinzufügen, dass, der Unvollständigkeit der
Gegenstände halber, in der Pflanzenpalaeontologie nicht von Arten und Gattungen in dem Sinne, wie es in
der Systematik lebender Pflanzen üblich ist, die Rede sein kann. Man kann da eigentlich nur Formen im
Auge haben, über deren Aehnlichkeit unter einander und mit jetzt lebenden Arten wir uns, so gut es eben
geht, eine Vorstellung zu verschaffen suchen.
Palacontographica. Bd. XXXIII. 234
Allgemeiner Theil,
Ueber die Pflanzenreste führenden Schichten hat mir Herr N. Soxonow Folgendes mitgetheilt:
„Die Fundstelle der fossilen Pflanzen befindet sich im Thale des Flusses Buchtorma, im unteren
Theile desselben, ungefähr 170 Werst gegen OSO vom Syrjanow’schen Bergwerke, 15—18 Werst östlich
von der Station Altaiskaja, bei der Grenzfestung Tschingistai, genau dem am rechten Ufer der Buch-
torma gelegenen Dorfe Tschernowaja gegenüber. Der Fluss Buchtorma bildet hier die Grenze des
Tomskischen Gouvernements und des Gebietes von Semipalatinsk. Tschingistai und die Braunkohlen
befinden sich am linken Ufer des Flusses Buchtorna, im Gebiete von Semipalatinsk, am nördlichen
Abhange des südlichen Altaigebirges, welches sich als riesenhohe Wand über das Thal der Buchtorma
erhebt und dieses vom Saissan-See und dem schwarzen Irtysch abschneidet. Gegen Norden vom Thale
der Buchtorma erheben sich in kuppelförmigen Anhöhen die Ausläufer des Listwjägi-Bergrückens,
welcher schon zum centralen, eigentlich russischen Altai gehört. Die Listwjägi sind ebenso wie auch der
gegen die Buchtorma gekehrte Abhang des südlichen Altai vorzüglich aus Urschiefer gebildet. Dem ge-
nannten Dorfe Tschernowaja gegenüber mündet zur Linken ein kleiner Gebirgsbach im die Buchtorma,
welcher vom nördlichen Abhange des südlichen Altai kommt. Am rechten Ufer dieses Baches tritt eine
1 Meter dicke Schichte Braunkohle zu Tage, über welcher eine 1*/, Meter dicke Schichte festen hellgrauen
Thones lagert. In diesem Thone, vorzüglich in seinen unteren Schichten, sind die Pflanzenreste gefunden.
„Der die Pflanzenreste führende Thon wird weiter oben sandig und geht 31/—4 Meter über der
Braunkohle allmählig in eine feinsandige Ablagerung über, welche scharfeckige Bruchstücke des Thonschiefers
enthält. In den sandig-thonigen und sandigen Schichten sind keine Spuren organisirter Wesen gefunden.
Mit den sandigen Ablagerungen schliesst der Durchschnitt am Ufer des Baches ab; sie bilden seine erste
Uferterrasse. Ueber derselben erhebt sich eine zweite Terrasse, an deren steilem Abhange stellenweise eine
sandige Ablagerung mit Geröll und Findlingen zum Vorschein kommt. Die Mächtigkeit dieser Ablagerung
ist sehr beträchtlich und erreicht stellenweise 20 Meter. Unter der Braunkohle, deren Liegendes vom
Wasser bedeckt ist, ist unter dem klaren Wasser eben solch ein grauer Thon sichtbar, wie der über der
Kohle lagernde. Dies ganze System thoniger, sandiger und sandig-thoniger Schichten ruht auf Urschiefer.
„Derselbe graue Thon mit einer Schichte Braunkohle tritt S Werst östlicher zu Tage. Ein guter
Durchschnitt ist dort aber nicht vorhanden und die Thone sind durch Kohlenbrand vollständig verändert.
„Die von den Herrn N. SoxorLow und seinem Gefährten PoLexow in dieser Gegend angestellten
genauen Untersuchungen haben klargestellt, dass die Braunkohlenbildung in der Form einer kleinen Oase
auftritt, welche eme Mulde in den Urschiefern ausfüllt.
„Die in der Nähe der Fundstelle der fossilen Pflanzen liegende Festung Tschingistai befindet
sich 3263 Fuss über dem Meer. Das starke, 27° betragende Fallen der Braunkohle und Pflanzenreste
führenden Schichten, lässt darauf schliessen, dass unzweifelhaft eine Hebung der Schichten stattgefunden
hat, welche wahrscheinlich in Folge der Erhebung des südlichen Altaigebirges erfolgte. Wie gross diese
Erhebung der Kohlenschiehte über ihr ursprüngliches Niveau gewesen ist und ob die ganzen 3263 Fuss auf
ihre Rechnung zu setzen sind, muss dahingestellt bleiben“.
Herr N. Sorotrow hebt ferner hervor, dass das Vorhandensein einer Braunkohlenschichte, die
Festigkeit des Thones, die Mächtigkeit der den Thon überdeckenden Schichten und die gehobene Lage der
@ Urschiefer.
b Hellsrauer Thon mit Pflanzenresten.
ce Braunkohle.
d Sandig-thonige Ablagerungen.
e Sandige Ablagerungen mit Geröll.
Profil des Thales eines in die Buchtorma fliessenden Baches (nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn N. Sokolow copirt).
Kohlen- und Thonschichten darauf hindeuten, dass letztere nicht jünger sein können als das untere Pleistocän
nach Tr. Fuchs und also vor der Glacialperiode sich abgelagert haben müssen.
In den Pflanzenresten des Thones haben wir also die Ueberreste einer Vegetation vor uns, welche
zu einer Zeit grünte, bevor die Erhebung des Altaigebirges beendigt war. Ueber das nähere Alter der-
selben liegen keine weiteren geologischen Anhaltspunkte vor und sind wir bei Beurtheilung dieser Frage auf
die Pflanzenreste selbst angewiesen.
Die von Herrn N. Sororow am Altai gesammelten Pflanzenreste sind ganz vorzüglich erhalten.
Auf dem hellen Thone treten die von einer dünnen Kohlenschichte geschwärzten Pflanzentheile mit meistens
scharfem Umriss deutlich hervor. Das feine Korn des Steines hat die feinste Nervation sich auszuprägen
und zu erhalten gestattet, wenn nicht die diekere Consistenz des Blattes diesem hinderlich war. Nur ist
der Thon dem Freilegen grösserer heiler Blätter nicht günstig. Beim Spalten springt er oft unregelmässig
oder quer durch. Daher kommt die grosse Anzahl kleinerer Blattbruchstücke im Verhältnisse zu den
besseren Stücken.
Auf der Tabelle am Schlusse des allgemeinen Theiles habe ich die unterschiedenen 36 Pflanzen-
formen mit den entsprechenden jetzt lebenden und tertiären Arten verglichen, und deren Verbreitung
zusammengestellt. Von den 36 Formen sind nur 6 Gattungen (Abies, Picea, Detula, Alnus, Acer, Fraxinus)
24*
— 14 —
durch das Vorhandensein der Früchte oder Samen verbürgt; die übrigen Gattungen sind nur auf Grund der
so oft trügerischen Blattform und Nervation bestimmt. In der Tabelle sind alle auch noch so ungenügenden
Pflanzenreste mit aufgenommen. Schliessen wir davon die 2 Formen aus, welche keinen specielleren Namen
bekommen haben (Pinus sp. und Carex sp.), so bleiben 34 Formen. Darunter können wenigstens 22 Arten,
also 66 °/,, als jetzt noch lebend angesehen werden und 17 Arten, das macht 50°,. kommen in miocänen
Ablagerungen, 20 Arten oder beinahe 60° im Miocän und Pliocän vor. Schliessen wir von der Berech-
nung die neuen Arten und alle die Formen aus, welche nur nach recht mangelhaften Resten bestimmt
sind, so behalten wir die mit einem Sternchen bezeichneten 17 Arten, von denen 12 oder etwas mehr wie
70% (Sequoia Langsdorfü, Alnus cordıfolia, Alnus serrulata und glutinosa, Corylus, Fagus Antipofü, F.
Deucalionis und ferruginea, Populus Heliadum, Planera Richardi, Tilia, Acer Lobelii) im Tertiär gefunden
werden und 13 Arten (Betula lenta, Alnus 4 Arten, Corylus, Fagus ferruginea, Planera 2 Arten, Fraxinus,
Liriodendron, Tilia, Acer Lobelii), also 76°/,, jetzt noch lebend vorkommen Bei den tertiären Arten zählt
ein grosser Theil lebender Arten mit und umgekehrt. Schliessen wir aber in der Berechnung diejenigen
lebenden Arten aus, welche schon im Tertiär bekannt sind, so haben wir unter allen 34 Formen 8 Arten
(Sequoia, Carpinus, Fagus Antipofii und F. Deucalionis, Quercus Etymodrys, Populus Heliadum, Acer ambiguum,
Prunus serrulata), welche ausschliesslich im Tertiär gefunden sind. Rechnen wir dazu noch 3 Arten, welche
ich für neu halte (Betula Sokolowii, Juglans densinervis, J. erenulata), so bekommen wir 11 oder 32°), aus-
gestorbene Formen.
Unter den 22 Formen, welche für noch lebende Arten angesehen werden können, haben wir die
Repräsentanten der verschiedensten Länder. Es sind darunter vertreten: Süd-Europa (Fraxinus Ornus,
Almus cordifolia, Arundo Donax), der Kaukasus (Planera Richardi), Sibirien (Alnus sibirica), Japan
(Acer palmatum, Planera Keaki) und Nord-Amerika (Liriodendron, Fagus ferruginea, Quercus Prinos,
Alnus serrulata). Bei der im Allgemeinen grossen Aehnlichkeit der Pflanzenreste mit den entsprechenden
Theilen jetzt noch lebender Pflanzen und bei dem bunten Gemisch der verschiedenen Ländern eigenthüm-
lichen Baumarten, macht das Ganze den Eindruck, welchen die Ueberreste der Baumarten eines Gartens im
westlichen Deutschland machen müssten, in welchem unter dem Schutze eines feuchten und milden Klimas
Holzarten verschiedener Länder gezogen werden. Dies ist ein Charakterzug sämmtlicher Tertiärfloren und
würde die Vermuthung, dass die Ablagerungen mit den Pflanzenresten zum @Quartär gehörten, auch
wenn nicht die oben bereits erwähnten Thatsachen dagegen zeugten, nicht aufkommen lassen, denn die so
kenntlichen Blätter der Buchen, Planera, des Tulpenbaumes, des Acer Lobelii und des Wallnuss-
baumes sind unzweideutige Zeugen eines milden und genügend feuchten Klimas, wie wir es im westlichen
und südlichen Europa, im Kaukasus und in der Krim, in Japan finden, während diese Formen weder
jetzt noch wahrscheinlich zur Quartärzeit im rauhen sibirischen Klima fortkommen könnten.
Unter den fossilen Pflanzen vom Altai bilden die Erlenblätter, vorzüglich A. serrulata und A.
sibirica, den grössten Theil, fast die Hälfte aller Blattabdrücke; vom Uebrigen bilden die Buchenblätter,
darunter Fagus ferruginea am häufigsten, fast em Drittel. Dann sind noch ziemlich häufig die Blattbruch-
stücke von Juglans densinervis, Fraxinus Ornus, Betula Sokolowü, Tilia cordata und Zweiglein von Sequoia
Langsdorffii; die übrigen Formen sind in verhältnissmässig nur wenigen Stücken gefunden. Ich stelle mir
vor, die Ablagerung hätte sich in einem Wasserbecken gebildet, welches in nächster Nähe von Erlen-
gsebüsch mit eingestreuten Haselsträuchern, Salix und Populus umgeben war; aus dem Gesträuch wird
— #185 —
auch hier und da ein Baum hervorgeragt haben; in der Nähe des Wassers wuchs das Arundo-Gras. In
grösserer Entfernung vom Wasserbecken werden Buchenwälder gestanden haben. Juglans, Acer, Frazxinus,
Planera, Quereus, Carpinus, Betula und die Coniferen wuchsen entweder am Rande des Buchenwaldes oder
bildeten für sich gemischte Bestände.
Von der gegenwärtig am Altai herrschenden Baum- und Strauch-Vegetation ist die fossile sehr ver-
schieden. Nach Mittheilungen der Herren N. SokoLow und Krasxow, welche so freundlich waren, mir
Listen der im Buchtorma-Thale vorkommenden Gewächse zuzuschicken, kommen jetzt im Buchtorma-Thale
nur folgende Holzgewächse vor: Atragene alpina, Caragana 4 Arten, Rhamnus cathartica, Potentilla fruti-
cosa, Prunus Padus, Rubus Idaeus, Rosa 2 Arten, Spiraea 2 Arten, Orataegus sanguinea, Sorbus Aucuparia,
Cotoneaster nigra, Tamarix 1 Art, Ribes 4 Arten, Viburnum Opulus, Lonicera coerulea, Populus 4 Arten.
darunter P. alba und P. tremula, Salix 2 Arten, darunter S. viminalis, Betula alba. Von diesen könnten
nur Salix viminalis und vielleicht Detula alba unter den fossilen Pflanzen vertreten sein. Nehmen wir noch
LEDEBOUR, Flora altaica, welche aber ein viel grösseres Gebiet umfasst, zur Hülfe, so finden wir für jenes
Land noch aufgeführt Juniperus commumis, Alnus incana, Tilia cordata, welche ich glaube auch unter den
fossilen Pflanzen erkannt zu haben. Wir haben also unter den gesammelten fossilen Pflanzen nur höchstens
5 Arten, welche auch jetzt noch in der Gegend des Altaigebirges wild wachsen. Die ganze Vegetation
des Altai hat gegenwärtig einen anderen Charakter; sie enthält 2 Vegetationselemente, von denen unter
den fossilen Pflanzen keine Spur zu erkennen ist, nämlich: 1) arctisch-alpine Pflanzen, z. B. arctische
Weiden, Vaceinium uliginosum, Cassandra calyeulata und dergleichen mehr und 2) Steppenpflanzen, z. B.
die Caragana-Arten. Diese Vegetationselemente, welche erst nach der Tertiärperiode sich ausgebildet haben
und einerseits einem kalten Klima, andererseits einem continentalen Klima angepasst sind, waren im Tertiär
und auch im jüngsten Pliocän noch nicht vorhanden. Dagegen haben wir unter den fossilen Pflanzen eine
grosse Anzahl solcher Formen, die ein feuchtes Klima mit mildem Winter verlangen. Der ganze Charakter
der uns vorliegenden fossilen Florula des Altai bestätigt jene Schilderung der von der Vertheilung von
Land und Wasser abhängigen Verhältnisse, welche A. Enster (Versuch einer Entwickelungsgeschichte der
Pflanzenwelt. I. Theil pag. 141) gegeben hat. Um die Existenz einer ähnlichen Vegetation in der Gegend
des Altaigebirges zu erklären, scheint genügend zu sein anzunehmen, dass zu der Zeit, als die hier be-
schriebene fossile Vegetation grünte, ein grosses, das Klima mildernde Wasser, das Aralo-Kaspische
Meer, welches wahrscheinlich nordwärts sich nach dem Eismeere hin fortsetzte, bis an den Fuss des
jetzigen Altaigebirges reichte.
Um die fossile Flora des Altai annähernd beurteilen zu können, wird es am Platze sein, den
Vegetationscharakter der fossilen Floren vom Miocän an kurz zu überblicken.
Die miocäne Vegetation Europas ist aus verschiedenartigen Florenelementen zusammengesetzt mit
vorherrschend subtropischem Charakter. Die im Eocän und zum Theil noch im ältesten Miocän dominirenden
immergrünen Formen, mit eimem meistens ganzrandigen lederartigen Blatt, von australisch-südasiatischem
Typus, nehmen im Miocän immer mehr ab und machen einer subtropischen Vegetation mit Palmen, Smi-
lax, Myricaceen, Laurineen, immergrünen Eichen, zahlreichen Ficus-Arten, Leguminosen von sub-
tropischem Charakter und dergleichen mehr von südamerikanischem, mexicanischem und asiatischem Typus,
Platz. Im Miocän nehmen aber auch jene Pflanzenformen ihren Anfang, welche der gemässigten Zone jetzt
eigenthümlich sind und ein dünnes abfallendes, am Rande meistens gezähbntes Laub haben. Im älteren
— 156 —
Miocän, nur in geringer Anzahl vorhanden, nehmen sie immer mehr zu und bilden im darauf folgenden
Pliocän den Hauptbestandtheil der Flora. Durch das Auftreten dieser nordischen, im arctischen Gebiet ent-
standenen und von dort allmählig in südlichere Gebiete einwandernden Formen wird gegen Ende der Miocän-
zeit in Europa ein vorwaltend nordamerikanischer Vegetationscharakter bedingt, welcher sich zur Pliocän-
zeit allmählig in den europäisch-asiatischen umprägt. Es ist ein imposantes Verdienst des berühmten
schweizer Gelehrten Oswarp Hrer (Flora fossilis arctica. 7 Bände) gezeigt zu haben, dass zur Miocän-
zeit in den arctischen Ländern eine circumpolare Vegetation existirt hat, welche rund um den Nordpol herum
grosse Uebereinstimmung zeigt, dagegen bemerkenswerthe Unterschiede im Vergleiche zur miocänen Vege-
tation Mittel-Europas erkennen lässt. Wohl haben zu jener Zeit in Grönland bei 70° n. Br. Pflanzen-
formen existirt, die ein warmes Klima verlangen, wie Palmen und Holzgewächse mit immergrünem leder-
artigem Laube, Laurus-Arten, Magnolien, Prunus, Andromeda, Ilex, es herrschten aber solche Typen vor,
die in der gemässigten Zone jetzt zu Hause sind und ein abfallendes Laub besitzen. Tropische Pflanzen-
formen, welche auch in Grönland zur Kreidezeit lebten, sind im Miocän verschwunden, selbst das Cinna-
momum, welches in den Kreideschichten Grönlands vorkommt und im Miocän Europas häufig gefunden
wird. 0. Hrxrr hat gezeigt, wie die Anzahl der Repräsentanten einer gemässigten Zone im Miocän süd-
licherer Gegenden und auch in Ablagerungen grösseren Alters rasch abnimmt, so dass im Eocän fast gar
keine Formen arctischen Ursprungs vorkommen, während letztere zum Pliocän hin in Europa immer mehr
zunehmen. Grönland ist die reichste Fundstelle tertiärer Pflanzen in der arctischen Zone. Von Spitz-
bergen ist bei 771—78°56’ eine ganz ähnliche tertiäre Vegetation bekannt geworden, welche aber einen
mehr borealen Charakter hat und ärmer an Pflanzenformen ist, die ein wärmeres Klima verlangen, denn es
fehlen in Spitzenbergen vollständig die Arten mit immergrünem Laube. Auch auf Alaska, welches 10
Breitengrade südlicher liegt als die Fundstellen fossiler Pflanzen in Grönland, bekunden die Pflanzen den-
selben Charakter. Es fehlen ganz die subtropischen Formen, doch kommen noch vor Diospyros, Andromeda,
Myrica, welche wahrscheinlich ein immergrünes lederartiges Laub gehabt haben und ein wärmeres Klima
erfordern. Selbst bei 51° n. Br. treten in Sachalin zum Theil dieselben Baumarten auf, wie in Alaska:
schon die jetzt in Sachalin fehlenden Buchen, Kastanien, Wallnussbäume, Planera deuten ein wär-
meres Klima an, als das gegenwärtige, und Smilax, Nilssonia, Magnolia, Sterculia, Cinnamomum, immer-
grüne Prumus, Sophora, Cassia geben der fossilen Vegetation von Sachalin eine südlichere Färbung. Die
tertiäre Flora Sachalins enthält nach O. Hrer’s Berechnung 36°/, aretische Arten, während in der mio-
cänen baltischen Flora, 4° nördlicher, nur 23°/, aretische Arten gefunden sind. OÖ. Herr folgert daraus,
dass zur Tertiärzeit die arctische Vegetation im östlichen Asien weiter nach Süden vorgeschoben gewesen
ist als in Europa.
Es hat also zur Miocänzeit in nördlichen Gegenden eine circumpolare Vegetation gegeben mit vor-
waltend gemässigtem klimatischem Charakter, zum grössten Theil aus Formen mit abfallendem Laube ge-
bildet, unter denen verhältnissmässig wenig Arten eingestreut sind, die ein wärmeres, Klima verlangen und
nur vereinzelt solche mit immergrünem lederartigem Laube auftreten. Die Formen mit abfallendem Laube,
welche einem gemässigten Klima entsprechen, haben in den arctischen Ländern bereits im Miocän die sub-
tropische Vegetation der vorausgehenden Periode zum grössten Theil verdrängt, während sie in südlicheren
Gegenden sich später ausbreiteten und erst im Pliocän vorherrschend werden.
Ueber die Vegetation, welche zur Pliocänzeit gelebt hat, haben wir immer noch verhältnissmässig
—ı le —
wenig Kenntniss.. Im Allgemeinen zeugen die im Pliocän aufgefundenen Reste von einer Pflanzendecke,
welche die Vegetation des Miocän mit der gegenwärtig existirenden verbindet und Herr G. pe Sarorra hat
mehrfach gezeigt, dass auch die einzelnen Arten die miocänen Formen mit jetzt lebenden verknüpfen. Die
Vegetation, sagt G. DE Sarorra (Vegetaux foss. de Meximieux, 1876), dem wir das Beste über pliocäne
Floren existirende verdanken, ist zur Pliocänzeit weniger reich und mehr einförmig gewesen, als zur Miocän-
zeit; es existirte eine grössere Anzahl allgemein verbreiteter Arten, während die localen Formen, welche im
Eocän und Miocän überall reichlich vorhanden sind, im Pliocän zurücktreten. In Bezug auf den klimatischen
Charakter der Vegetation zur Zeit des Pliocän ist hervorzuheben, dass. das Klima in Mittel-Europa so weit
gemässigt gewesen ist, dass Palmen sich nach Italien zurückgezogen hatten, es konnten aber noch zahl-
reiche Laurineen und einige Magnolien gedeihen. Woodwardia radicans, Adianthum reniforme, Oreo-
daphne, welche jetzt auf Madeira und erstere Art auch in Süd-Europa gedeihen, lebten damals im mitt-
leren Frankreich. Neben Arten, welche jetzt in einem mehr südlichen Klima wachsen, wie Punica, Nerium,
Callitris, finden wir auch zahlreiche Formen, die jetzt entfernten Gegenden angehören, so die kaukasischen
Planera und Pterocarya, die ostasiatischen Torreya, Glyptostrobus, Ginkgo, Acer palmatum, die amerikanischen
Sequoia, Liriodendron. Neben zahlreichen Formen, die aus dem Miocän ins Pliocän hinüber gekommen, wie
2. B. Ligwidambar europaeum und Platamus aceroides, welche später in Europa erloschen sind, finden wir
ein bedeutendes Ueberhandnehmen der auch jetzt dem gemässigten und wärmeren Theile Europas ange-
hörenden Formen, wie Fagus, Corylus, Alnus, Tilia, Acer, Quercus, welche sich den jetzt in fast ganz
Europa einheimischen Arten mehr oder weniger nahe anschliessen.
Während unter den gesammten miocänen Pflanzen, welche nicht weniger als 2500 Arten ausmachen,
nicht mehr als 2°, lebende Arten bekannt sind, gehören unter den pliocänen Pflanzen nicht weniger als
33%, zu lebenden Arten.
Die Vegetation des Quartär stellt zum Theil eine Fortsetzung und weitere Ausbildung der Vege-
tation des Tertiär dar und ist durch das Auftreten einer, in der Ebene des gemässigten Europa fremdartige
Vegetation von arctisch-alpinem Charakter unterbrochen. Sie ist grösstentheils aus jetzt noch lebenden
Formen gebildet, unter denen eine verhältnissmässig geringe Anzahl ausgestorbener Arten eingemischt vor-
kommt. Unter den fossilen Pflanzen von St. Jorge in Madeira, welche O. Hrrr bearbeitet hat, befinden
sich 26°, ausgestorbene Arten, unter denen der Kalktufte in Cannstatt (0. Hrer, Urwelt der Schweiz.
pag. 534) 10°%,, während in den Tuffen in Frankreich“) unter 52 Arten bis jetzt keine ausgestorbene
Arten angegeben werden. Der gesammte Charakter der Vegetation, welche uns bis jetzt aus dem Quartär
bekannt geworden ist, lässt auf ein etwas mehr gemässigtes Klima, als das jetzige ist, schliessen. Südlichere
Gegenden scheinen ein etwas feuchteres und kühleres Klima gehabt zu haben, denn auf Madeira sind die
Blätter einer Ulme und eines Haselstrauches gefunden, welche daselbst nicht mehr vorkommen und in
den Tuffen der Provence und bei Montpellier sind die Blätter der Saliw einerea und Pinus-Arten ge-
funden, die jetzt nur in benachbarten Gebirgen angetroffen werden. Andererseits müssen nördlichere
Gegenden ein etwas wärmeres Klima gehabt haben, denn bei Paris sind Piburnum Tinus, Cereis Siliquastrum
") G. pr Sarorrs, La flore des tufs quaternaires en Provence. Comptes rendus de la 33° session du congrös scien-
tifique en France. Aix 1867. — Sur Vexistence constatee du Figuier aux environs de Paris A l’&poque quaternaire. Bulletin
de la societE geologique de France, 3° serie, T. II, pag. 439, 1574.
G. Pranchon, Etude de Tufs calcaires de Montpellier. Paris. 1864.
— .188 —
und Ficus Sycomorus nachgewiesen, welche jetzt nur südlicher vorkommen. Ein feuchteres Klima wird es
vielleicht möglich gemacht haben, dass zur Quartärzeit Pflanzen eines südlicheren Klimas zusammen mit
solchen, die ein kälteres Klima erfordern, vorgekommen sind; so werden z. B. in Süd-Frankreich neben
Pinus Pumilio und Salix einerea — Laurus nobilis und L. canariensis gefunden und bei Cannstatt ist
Buxus mit Vaceinium uliginosum vergesellschaftet. Es haben zur Quartärzeit noch einige, dem Tertiär
Europas eigenthümliche Formen, wie z. B. Liquidambar europaeum in Toscana und selbst ausgestorbene
Gattungen, z. B. Holopleura Victoria Casp., die in den Schieferkohlen von Utznach und Dürnten gefunden
ist, existirt.
Unter den 91 Arten, welche W. Schmper im Traite de Paleontologie T. III pag. 755—786 aus
dem Quartär aufzählt, sind 22% jetzt ausgestorbene Arten und 24°, die bereits im Tertiär vorkommen.
Unter 52 Arten, welche im Quartär Frankreichs angegeben sind, zähle ich 27° schon im Tertiär vorge-
kommene Arten und keine einzige ausgestorbene Art.
Neben einer Vegetation, die ein mehr gemässigtes Klima als das gegenwärtige anzeigt, ist aus dem
Quartär auch eine Vegetation der Gletscherzeit bekannt geworden, welche sich durch das Vorhandensein von
arctisch-alpinen Formen vor allen älteren Vorkommnissen auszeichnet. Da wir jedoch unter der aretisch-
alpinen Vegetation der Gletscherzeit keine Anhaltspunkte zur Beurtheilung der fossilen Florula des Altai
erwarten können, so schliessen wir sie von dieser Betrachtung aus. Dagegen zeigen die Pflanzenreste vom
Altai wohl einige Beziehungen zur fossilen Flora Japans, welche während der Vega-Expedition entdeckt
und kürzlich von Herrn A. NarHorst*) beschrieben ist. Die Pflanzenreste sind hier hart am Meeresufer,
ungefähr unter dem 33° n. Br., bei Mogi unweit Nangasaki auf der Insel Kiousiou gefunden. Unter
ihnen herrschen solche Formen vor, welche jetzt in den Wäldern der Gebirge und im nördlichen Theile des
Landes zu finden sind, während die subtropischen Vegetationselemente des südlichen Japan, wie Cycas,
Palmen, Ficus, Artocarpus, Oinnamomum unter den fossilen Pflanzen von Mogi fehlen. Herr A. NarHorsr
zieht daraus den Schluss, dass zu jener Zeit, als die Ablagerungen sich bildeten, das Klima in Kiousiou
kälter als jetzt gewesen ist und dass die fossilen Pflanzen den Beginn der Glacialperiode anzeigen, welche
sich folglich bis auf das südliche Japan erstreckt hat. Von den 70 unterschiedenen Formen können nur 8
mit jetzt in Japan einheimischen nicht verglichen werden, sondern nähern sich Arten, die in China,
Indien, West-Asien und in Nord-Amerika leben. Mit jetzt lebenden Arten werden 20 Formen als
identisch betrachtet und darunter sind 17 jetzt in Japan, 3 anderswo einheimisch. Nur eine sehr geringe
Anzahl Formen, nach A. NarHorsr 3 Arten, hat die Flora von Mogi mit der tertiären Flora Europas
gemeinschaftlich. Dies macht auf die 70 Formen nur 4°/o, während die 20 noch lebenden Arten fast 30%
bilden. Ich habe weiter oben die Anzahl der lebenden Arten, welche im Quartär Europas vorkommt, auf
78° und des Pliocän auf 33% angegeben. Der Procentsatz der lebenden Arten unter den Pflanzen von
Mogi nähert sich dieser letzten Ziffer, doch scheint mir dieser Umstand der Ansicht NArnorst's gegenüber,
dass die Ablagerungen mit den fossilen Pflanzen von Mogi jungpliocänen oder noch wahrscheinlicher quartären
Alters sind, nicht sehr ins Gewicht zu fallen. Die wenigen Arten, welche die fossile Flora von Mogi mit der
*) Contributions & la flore foss. du Japon. Königl. Swenska Vetenskaps-Akademiens Handlingar. Bandet 20 No. 2. 18832.
*=) Nouvelles observations sur la Flore foss. de Mogi. Annales des sc. nat. 6° Serie. T. XVII. Paris. 1884.
zug
und C. von ETTISGSHAUSEN *) wollen, zu beweisen, dass diese Flora zum Tertiär gehört. Selbst wenn wir mit
G. DE SaporTA und C. voX ETTINGSHAUSEN eine grössere Anzahl von Formen der japanischen Flora als
mit europäischen tertiären Arten identisch gelten lassen wollen, so kann dadurch der Procentsatz der ter-
tiären Arten unter den Pflanzen von Mogi höchstens bis auf 20° gebracht werden, während doch im
Quartär Europas 24° tertiäre Arten vorkommen und unter den jetzt lebenden Holzgewächsen Mittel-
Europas wenigstens 15° als tertiäre Arten angesehen werden können.
Zum Schlusse dieses allgemeinen Theiles muss ich noch einmal auf die am Fusse des Altai-
gebirges von Herrn N. SoxoLow aufgefundene fossile Florula zurückkommen. In der nachfolgenden
Tabelle habe ich diejenigen fossilen Floren vorzüglich berücksichtigt, welche nähere Beziehungen zur fossilen
Florula des Altai zeigen. Aus der Anzahl der gemeinschaftlichen und zunächststehenden Arten ist aber
kaum ein in die Augen springendes Resultat zu erhalten, weil die sicherer bestimmten Arten des Altai im
Miocän und Pliocän eine weite Verbreitung haben, die Anzahl der Arten überhaupt zu gering ist und manche
in zu mangelhaften Bruchstücken erhalten sind. Doch lässt der ganze Charakter der Vegetation, welche ein
gemässigtes feuchtes Klima voraussetzen lässt, die grosse Anzahl solcher Formen, die jetzt lebenden ganz
ähnlich sind und das vollständige Fehlen subtropischer Formen und solcher, die ein lederartiges immer-
grünes Laub haben, schliessen, dass wir es hier nicht mit den Resten einer Vegetation zu thun haben, die
zur Miocänzeit gelebt haben konnte. Selbst das fast um 30 Breitengrade nördlicher gelegene Spitzbergen
hat eine miocäne Vegetation gehabt, welche kein kühleres Klima verräth, als die Pflanzenreste aus der
Gegend des Altai. Auch weist die ein wenig nördlicher vom Altai gefundene Fundstelle miocäner Pflanzen
von Simonowo im Gouvernement Jeniseisk **) eine Ceder, Aralien und Myrtaceen auf, welche am
Altai nicht gefunden sind und die ein wärmeres Klima andeuten, als die hier beschriebenen fossilen
Pflanzen. Letztere werden daher wahrscheinlich einer jüngeren Periode angehören, als die miocäne
arctische Flora, obgleich wir am Fusse des Altai und im Miocän der aretischen Länder manche identische
Arten antreffen.
In der grossen, 66° betragenden Anzahl noch lebender Arten nähert sich unsere fossile Florula
ganz ausserordentlich der Flora des Quartärs. Doch spricht wieder dagegen die grosse Anzahl tertiärer
Arten, welche beinahe 60° ausmacht, während ich unter den Pflanzen des Quartärs nur 25° tertiäre
Arten gezählt habe. Diese grosse Anzahl der bereits im Tertiär vorkommenden Arten nöthigt für die fossile
Florula, die im Thale der Buchtorma aufgefunden ist, ein höheres Alter in Anspruch zu nehmen. Wahr-
scheinlich muss sie dem Pliocän zugezählt werden, denn hierfür scheint auch ein Vergleich mit der fossilen
Flora von Mogi zu sprechen. Die wahrscheinlich doch zum Quartär gehörende fossile Flora von Mogi hat
eine bedeutend geringere Anzahl tertiärer Arten, als diejenige vom Altai und verräth ein kälteres Klima,
als das gegenwärtig an Ort und Stelle herrschende, während wir am Altai eine grosse Anzahl tertiärer
Arten und eine Vegetation haben, die auf ein wärmeres Klima schliessen lässt. Die fossile Flora vom Altai-
gebirge wird deshalb sicher älter sein, als diejenige von Mogi, welche zu Anfang der Glacialperiode ge-
srünt haben dürfte. Dass die wahrscheinlich pliocäne Florula aus dem Thale der Buchtorma eine so grosse
*) Zur Tertiärflora Japans. Sitzungsberichte der k. Acad. der Wissenschaften. Bd. LXXXVIH, Abth. I, Jahrg. 1883.
**) O. Heer, Fossile Pflanzen von Simonowo im westlichen Ost-Sibirien. Flora foss. aretica T. V und M&moires
de l’Acad. Imp. d. sc. de St. Pötersbourg. VII. Serie. T. XXV, Nr. 6. pag. 36.
Palacontographiea. Bd. NXXIH.
[89]
or
— 190 —
Uebersicht der Pflanzenreste
Soon Pp®D Hm
*9, Betula lenta WıLLD.
Ss. Corylus Avellana L.
"25. Populus Heliadum Une.
24. Salix sp. cf. S. viminalis L.
5. Planera Richardi Mich.
3. Liriodendron tulipifera L.
"39. Tilia cordata Miwn.
30. Acer ambiguum Hx.
33. Juglans (Pterocarya) densinervis n. Sp.
36. Prumus serrulata Hr.
Mioeän
Zunächststehende fossile | | = |
Namen der Pflanzenreste vom Altai. &.|$o | 58 = © | 8 @
Pflanzen. Sl z 5 E =
ee |.
Eee Als |
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. Pinus sp. Fr
. Juniperus communis L.?
. Arundo Donax L.?
(A. Goepperti Hr.) : j (+) A | : B |
. Carex sp. : : 5 i i | |
„ . Sokolowii n. Sp. A
. Alnus cordifolia Tex. (mut.)
„ serrulata WıLLD. Me
„ glutinosa Wird. var. vulgaris
5 ni „. var. denticulata
(A. Kefersteinii Une.) . i (+ | a6) | + | + + &6)
(A. nostratum Une.) . . +| .- ee) SH er 5 }
(A. glutinosa Aymardi Sar.) : 5 > 5 . :
| (A. Kefersteini Autt. p. p.) | . i -_ a P (+)
((A. Hörnesi Stur)) 2 e
(A. Oyeladum Use. p. p.) .: (4 |
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. Quercus Etymodrys Une.
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(F . sylvatica pliocenica Sar.) WE BR: 5 .
(9. Groenlandica Hr.) . B —- I: (+) j (+)
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(P. canescens pliocenica SAP.)) e > |
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(P. Ungeri Eır.) . 2 i (+) HN - R (+) |
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und deren Verbreitung.
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Nord-Amerika von Carolina bis Canada.
5 : Sr . | Betula latifolia Tausch. Mittel- und Nord-Asien.
ed | CH | | CH: | | Corsica, Italien, Kaukasus.
(+) | | ; Nord-Amerika von Alabama bis Pensylvanien.
| | Ne! | : —+ | Europa, Kaukasus, Orient, Songarei.
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| Sibirien.
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| Tilia distans Naım. ) + | Europa, Asien.
Acer Pseudoplatanus L. Europa.
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| | Nord-Amerika von Carolina bis Canada.
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Anzahl tertiärer und zugleich aretisch-tertiärer, als auch jetzt noch lebender Arten, zählt, findet eine
Erklärung wahrscheinlich in der geographischen Lage, indem diese Gegend vielleicht als Brücke gedient
hat, über welche Pflanzenwanderungen von Norden nach dem Süden und Westen stattgefunden haben.
Ich habe im Vorstehenden den Umstand nicht berücksichtigt, dass möglicher Weise die Gegend
bereits einige tausend Fuss über dem Meer gehoben gewesen sein kann, als die Thonschichte mit den
Pflanzenresten sich absetzte, denn jetzt liegt die Fundstelle 3263 Fuss über dem Meer und es ist nur sicher,
dass die Lage der Schichten nach ihrer Bildung verändert worden ist. Sollte unsere fossile Flora eine
Gebirgsflora darstellen, wofür übrigens zur Zeit kein Beweis vorhanden ist, so könnte sie von etwas
grösserem Alter sein, als ich angenommen habe und vielleicht zum Miocän gehören.
Beschreibung der Pflanzenreste.
Muscineen.
1. Hypnum sp. cf. H. cordifolium Hrow.
Auf einigen Thonstücken sind die Bruchstücke einer Moosart zu erkennen und das eine Stück ist
vollständig damit bedeckt. Leider sind die Fragmente klein und liegen unordentlich durcheinander, so dass
man kein Urtheil über die Art der Verzweigung zu erhalten im Stande ist. Die Stengelstücke sind haar-
fein bis gegen *» mm dick. Die Fragmente der Blätter stehen an ihnen etwas von einander entfernt, zeigen
eine deutliche, bis zur Spitze verlaufende Mittelrippe und sind nie vollständig sichtbar, weil die Blätter
wahrscheinlich wie bei dem lebenden A. cordifolium nicht flach ausgebreitet, sondern mit den Rändern ein-
gebogen sind. Manche Blätter scheinen mehr breiteiförmig und stumpf, wie die Blätter an den Stämmchen
der lebenden Art, andere sind lanzettförmig und denen der Aeste dieser Moosart ähnlich. Bei starker Ver-
grösserung war das Zellnetz der Blätter undeutlich, doch sicher als aus langen schmalen Zellen bestehend,
zu erkennen.
Da die Bruchstücke dieses Mooses sehr mangelhaft sind, habe ich keine Zeichnung dazu aufgenommen.
Gymnospermen.
2. Sequoia Langsdorffii Hr.
Taf. XVII Fig. 1-4.
W. Scnmmrer, Traite de pal&ontologie vegetale T.II pag. 316.
Ö. Heer, Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens (Flora foss. aretica T. IV) pag. 59; Tertiäre Flora von Grönland (l. ce.
T. VII) pag. 61; Pflanzenreste aus der Kirgisensteppe in H. Asıcn, Beiträge zur Palaeontologie des asiatischen Russ-
lands (Memoires de l’Acad. Imp. des sc. de St. Petersbourg. VI. Serie, T. VII pag. 36); Beiträge zur foss. Flora
Sibiriens und des Amurlandes (Memoires de l’Acad. Imp. des sc. de St. Petersbourge. VII. Serie, T. NXV No. 6 und
Flora foss. arctica T. V pag. 52).
Diese im Miocän Europas und der arctischen Zone weitverbreitete Art, welche auch im Pliocän
mehrfach gefunden ist, wird von den Palaeontologen als nahe verwandt mit der californischen Seguoia semper-
virens EnpL. angesehen.
Am Altai sind nur einige kleine Zweigstücke gefunden. Sie haben einen sehr dünnen Achsentheil
und zweizeilig gestellte Blätter. Diese sind linealisch, gerade oder zuweilen ein wenig gekrümmt, 1—1,5 mm
— 14 —
breit und bis 18 mm lang, oben spitz, unten stumpf, mit starker durchlaufender Mittelrippe. Auf dem
Achsentheile des einen Stückes (Taf. XVII Fig. 3 vergr.) sind vom Blattgrunde ausgehende schiefe Streifen zu
erkennen. Diese Zweige stimmen am besten mit der Form f. angustifolia Hr. überein (0. Hzrr, Beiträge
zur foss. Flora Spitzbergens 1. c. pag. 61, Taf. 12 Fig. 3b und c, Sb, 9; Taf. 13 Fig. 1—3, 8).
Die Unterscheidung der Zweige von Sequoia Landsdorffii, von denen der tertiären Taxodien, ist oft
schwierig. O0. Hzrr hebt hervor, dass bei der Sequoia am Achsentheile schief vom Blattgrunde herablaufende
Streifen zu erkennen sind, während diese bei Taxodium entweder nicht zu sehen, oder einander parallel
verlaufen. Dazu kommt, dass bei der Sequoia die Blätter bedeutend derber erscheinen, eine diekere Kohlen-
schichte zeigen, und nicht so zugespitzt sind, wie bei Zaxodium. In diesen Punkten stimmen die Zweig-
stücke vom Altai mit der Sequoia überein.
3. Abies alba Miıtr. (mutatio ?)
Taf. XVIII Fig. 5.
Es liegt nur ein Samen oder nur dessen Flügel mit dem Gegenabdrucke vor. Die Fläche, welche
(lem Kern des Samens entspricht, ist verhältnissmässig gross und unten an der einen Kante zugespitzt; der
obere Theil des Flügels ist 1'/mal so lang, wie der Kern, wird oben breiter und ist an der äusseren und
oberen Kante abgerundet, während die Innenkante geradlinig verläuft.
Unter dem mir zur Verfügung stehendem Vergleichsmaterial an Coniferensamen finde ich den fossilen
mit kleineren Samen der Weisstanne am ähnlichsten; doch ist die Aehnlichkeit keine vollständige. Abies
«alba hat einen mehr dreieckigen Kern und einen oben abgestutzten Flügel. Der fossile Samen kann des-
halb nicht mit voller Sicherheit als zur jetzt lebenden Weisstanne gehörig genommen werden.
4.. Picea excelsa Lx. (mutatio?)
Taf. XVIII Fig. 25, 25b vergr.
Pinus Abies L.; OÖ. Herr, Miocäne Flora und Fauna Spitzbergens (Fl. foss. arct. T. II pag. 41); Miocäne Flora des Grinnel-
Landes (l. ec. T. V pag. 25); Urwelt der Schweiz, 2. Aufl. pag. 519.
Dass die Fichte zur Tertiärzeit am Altai gelebt hat, scheint ein kleiner geflügelter Samen zu be-
weisen, welcher mit kleineren Samen der Picea excelsa übereinstimmt. Am unteren Ende des Samens
ist der Umriss des eiförmigen, nicht ganz 2 mm langen Kernes zu sehen, an welchen sich der länglich-
keilförmige Flügel anschliesst. Der Kern hat nur eine glatte Vertiefung auf dem Thone zurückgelassen und
der Flügel ist von brauner Farbe, muss also dünn gewesen sein. Von der auch in Betracht kommenden
sibirischen Fichte, Picea obovata Lmp., welche im Vergleiche zu P. excelsa Lx. kleinere Samen, aber breitere
Flügel hat, scheint der fossile Samen durch den schmalen Flügel verschieden zu sein. Vielleicht gehört der
fossile Samen auch zu einer Mittelform zwischen beiden, denn er hat die Grösse der Samen von Picea obo-
vata und den schmalen Flügel von P. excelsa L.
Die Fichte ist bereits im Miocän der aretischen Zone in Spitzbergen und Grinnel-Land von
O. Heer nachgewiesen und zwar in einer Form, welche sich von der europäischen nicht unterscheidet. In
Europa scheint sie erst zur Quartärzeit aufzutreten, und ist da in den Schieferkohlen von Utznach und
in
Dürnten nachgewiesen. ©. Herr bemerkt dazu, dass die meisten daselbst gefundenen Fichtenzapfen kleiner
sind, als die ausgewachsenen Zapfen des lebenden Baumes und dass die Schuppen öfters vorn etwas stärker
gerundet sind, als bei der europäischen Fichte und darin mit der nordrussischen Fichte übereinstimmen.
Vielleicht sind diese Arten, welche auch jetzt dem Systematiker Schwierigkeiten machen, zu jener Zeit noch
weniger von einander verschieden gewesen als jetzt.
5. Pinus sp.?
Taf. XVIIL Fie. 6.
Es liegt ein Bruchstück eines geflügelten Samens vor, welcher sich vom Abies-Samen dadurch unter-
scheidet, dass der Kern oben nicht schief, sondern regelmässig abgerundet ist, und der Flügel einen beider-
seits fast gleichförmig gebogenen Rand hat. Für Pimus befremdend sind die breiten Streifen, welche auf
dem Bruchstücke des Kernes zu sehen sind.
6. Juniperus communis L.?
Taf. XYIII Fig. 7, 8.
Unter den übrigen Pflanzenresten kommen zerstreut einige Nadeln vor, welche sich von den auch
einzeln angetroffenen Nadeln der Sequoia Langsdorffii dadurch unterscheiden, dass sie eine scharfe Spitze
haben, weniger lang sind und am unteren Ende am breitesten, von da zur Spitze aber schmäler werden.
Sie lassen keine Mittelrippe, keine Längsstreifen und auch nichts von der Anordnung der. Stomata erkennen
und sind im Ganzen den Nadeln des gemeinen Wachholders nicht unähnlich. Da nicht einmal die An-
ordnung der Blätter an den Zweigen bekannt ist, so ist natürlich keine sichere Bestimmung möglich.
Monocotyledonen.
i. Arundo Donax L.?
Taf. XVII Fig. 9.
Ein Bruchstück eines parallelrandigen Blattes, welches 15 mm breit ist und feine Längsstreifen
zeigt. Wie bei dem jetzt in Süd-Europa einheimischen Arundo Donax scheinen zwischen 2 breiteren, um
1 mm von einander abstehenden Längsstreifen je 3—4 feinere Streifen zu stehen, doch ist dies Verhältniss
etwas verwischt und nur mit Mühe zu erkennen.
Von A. Goepperti Hr. ist das Blattstück durch die erkennbaren gröberen Streifen zwischen den
feineren verschieden und von Phragmites oeningensis A. Br. durch die weniger zahlreichen feineren Streifen,
welche zwischen 2 gröberen Streifen stehen.
S. Carex sp.
Taf. XYIII Fig. 10,
Gefunden ist ein Stück eines schmal linealischen Blattes, welches 3" mm breit ist, in der Mitte
eine I mm breite Furche und zu den Seiten derselben einen vorspringenden Längskiel hat, ausserdem 12
NE
feine Längsstreifen erkennen lässt. Hiernach wird das Blatt einen auf der Rückenseite vorspringenden
Mittelkiel gehabt haben, und ist jederseits der Länge nach gefaltet gewesen, wodurch auf der Oberseite in
der Mitte die Furche und beiderseits ein Längskiel entstanden. In allen diesen Merkmalen scheint das
Blatt den Blättern der weitverbreiteten Carex acuta, jedoch auch anderen Carex-Blättern ähnlich zu sein.
Eine Speeiesbestimmung scheint mir bei den vielen einander in den Blättern ganz ähnlichen Carex-Arten
nicht möglich.
Dicotyledonen.
9. Betula lenta WırıD.
Taf. XVIII Fig. 11.
Zwei unvollständige Blattstücke, von denen das besser erhaltene abgebildet ist, stellen den unteren
Theil eines Blattes dar, welches sich durch einen herzförmig ausgeschnittenen Blattgrund, durch den etwas
ungleich, fast doppelt scharfgesägten Rand und sehr genäherte Secundärnerven auszeichnet, von denen nahe
am Blattrande 2—4 Tertiärnerven ausgehen.
Ostrya-, Carpinus- und Betula-Blätter können mit diesen Resten verglichen werden. Die sehr ähn-
lichen Carpinus-Blätter, z. B. C. grandis Uxc., sind jedoch durch die schwächeren Tertiärnerven verschieden;
auch habe ich an ihnen keinen herzförmig ausgeschnittenen Blattgrund gesehen. Dagegen ist zwischen
Ostrya und Betula lenta schwer zu entscheiden. Doch scheint mir die Form des mehr länglichen Blattes,
der tiefer als bei Ostrya ausgeschnittene Blattgrund und der ziemlich lange, gerade und ziemlich dünne
Blattstiel mehr für Betula lenta zu sprechen.
Unter den fossilen Betula-Blättern steht zunächst in Blattform und Bezahnung die D. cuspidens Sar.
von Armissan (G. pe Sarorra, Etudes sur le sud-est de la France A l’epoque tertiaire. Ann. de sc. nat.
Serie V. T. IV pag. 107, Taf. 6 Fig. 1); letztere hat aber nicht den ausgeschnittenen Blattgrund.
10. Betula Sokolowii n. sp.
Taf. XVIII Fig. 12—20.
Das Blatt ist langgestielt, gross, eiförmig, am Grunde abgestutzt oder breit keilförmig, oben zugespitzt;
es hat zu den Seiten des Mittelmerven S—9 Secundärnerven und ist am Grunde ganzraundig, sonst doppelt
scharf gesägt, mit langen, fein zugespitzten, vorwärts gebogenen Sägezähnen; die Frucht hat ein länglich-
umgekehrt eiförmiges Nüsschen und einen breiten Flügel.
Unter diesen Birkenblättern kommen grössere, am Grunde abgestutzte und kleinere, am Grunde
breit keilförmige Blätter vor, welche dieselben scharfen Zähne am Blattrande erkennen lassen und deshalb
wahrschemlich zu derselben Baumart gehören.
Vollständige Blätter sind nicht vorgekommen, doch lassen die Bruchstücke auf ein im Umrisse
eiförmiges Blatt schliessen. Die Bruchstücke von zwei grösseren Blättern zeigen den fast geradlinig abge-
stutzten Blattgrund (Fig. 12) nebst dem langen, etwas dicken Blattstiel, und das zugespitzte obere Ende
(Fig. 13). Der verhältnissmässig dünne Hauptnerv giebt jederseits S—9 Secundärnerven ab, welche bald
gegenständig, bald abwechselnd stehen. Die unteren Secundärnerven verlaufen geradlinig und bilden, wenn
gegenständig, miteinander einen stumpfen Winkel; die oberen sind mehr aufgerichtet, etwas vorwärts ge-
bogen und schliessen miteinander einen spitzen Winkel ein. Von den Secundärnerven gehen in der Nähe
des Blattrandes Tertiärnerven in die Zähne; in Fig. 12 sind links am zweiten Secundärnerven 5 Tertiär-
nerven zu sehen und in Fig. 14 ist das Abnehmen der Zahl der Tertiärnerven nach oben hin zu verfolgen.
Das feinere Geäder dieses Blattes ist sehr schön erhalten und besteht aus gröberen, unter einander fast
parallel und rechtwinkelig zu den Secundärnerven verlaufenden Nervillen und einem feinen Netzwerke, in
dessen Maschen die Verzweigung der feinsten Nervillen zu erkennen ist. Die Blätter sind an ihrem Rande,
mit Ausnahme des Blattgrundes, scharf doppelt gesägt; grössere Sägezähne befinden sich an den Enden der
Secundärnerven und zwischen ihnen am unteren Theile des Blattes 4—6 kleinere Zähne, deren Anzahl
weiter oben geringer wird. Am hinteren Rande der grösseren Zähne sind zuweilen noch kleinere Sägezähne
zu erkennen (Fig. 14). Die Zähne sind vorwärts gebogen, lang und fein zugespitzt.
Fig. 12 stellt den unteren Theil eines grossen Blattes dar, an welchem der Blattstiel vollständig
erhalten ist. Die Zeichnung ist nach dem Gegenabdruck ergänzt. Die Secundärnerven sind hier unten
gegenständig und rücken weiter oben immer mehr auseinander. In Fig. 13 haben wir den oberen Theil
eines erossen Blattes, welcher in eine dünne Spitze ausläuft und auf welchem die Secundärnerven abwech-
selnd stehen. Fig. 14 zeigt ein ähnliches Blattstück, das aber oben viel rascher in die nicht erhaltene Spitze
verläuft und fast genau gegenständige Secundärnerven hat. Das in Fig. 15 abgebildete Stück stammt aus
dem mittleren Theile eines weniger grossen Blattes und auch Fig. 16 gehört zu einem kleineren Blatte,
welches ausserdem mehr genäherte Secundärnerven hat.
Von der kleinblättrigen Form sind nur Bruchstücke aus dem Blattgrunde vorhanden mit abwech-
selnd stehenden Secundärnerven. Der Blattstiel ist an diesen bedeutend dünner und der Blattgrund in
Fig. 17 stumpfer, in Fig. 18 spitzer keilförmig; die Secundärnerven sind einander mehr genähert, als bei
der grossblättrigen Form. Am rechten Rande sind in Fig. 17 schr dünne lange Zähne zu sehen und am
linken Rande in Fig. 15 weniger lange und stumpfere Zähne.
Auf den Thonstücken kommen auch Birkenfrüchte vor, welche wahrscheinlich mit den Blättern zu einer
Art gehören. Sie haben ein länglich-umgekehrt eiförmiges Nüsschen und jederseits einen Flügelrand, welcher
breiter ist als das Nüsschen. An dem einen der beiden besser erhaltenen Früchte (Fig. 19, 19b vergr.)
ist der Flügelrand vorn jederseits etwas vorgezogen, so dass hier ein breiter Ausschnitt zu sehen ist, in dessen
Mitte der einzige erhaltene Griffel sich befindet. An dem anderen Früchtchen (Fig. 20, 20 b vergr.) ist der
Flügelrand nicht vorgezogen; es erscheint deshalb quer länglich und trägt im der Mitte der abgestutzten
Vorderseite die Reste von 2 @riffeln.
Unter den fossilen Betula-Arten steht der B. Sokolowii zunächst die BD. macrophylla Hr. (O. Herr,
Flora foss. aret. T. IV pag. 71), welche im Tertiär Sachsens und Schlesiens, in Island und Spitz-
bergen gefunden ist. Blattform und Bezahnung sind an beiden dieselben, doch hat die D. macrophylla
ein am Grunde herzförmiges Blatt. Unter den lebenden Arten finde ich dieselbe Bezahnung bei der japani-
schen B. ulmifolia Sıen. et Zucc. (E. Reeer, Monographische Bearbeitung der Betulaceen, pag. 124.
Taf. 6 Fig. 20), doch hat diese ein schmäleres, am Grunde zuweilen herzförmiges Blatt. Die ostsibirische
B. Ermanni Cam. stimmt wohl in der Blattform mit unseren fossilen Blättern überein, hat aber nicht die
feinen, vorwärts gerichteten Zähne. Besser noch scheinen Formen der gemeinen Birke übereinzustimmen.
Eine ähnliche Blattgestalt und denselben gestutzten Blattgrund, wie die grossen Blätter der D. Sokolowi,
Palaeontographica. Bd. NXXIII. 26
hat z. B. die asiatische Form der B. pubescens ErrH., die B. latifolia TauscH. (DB. alba subspec. 4«
Tauschii Resen, Bemerkungen über die Gattungen Betula und Alnus, pag. 399. Taf. 7 Fig. 11). Auch
zeigen Formen der gemeinen Birke eine Bezahnung des Blattrandes, welche sich derjenigen des fossilen
Blattes sehr nähert, nur sind mir nicht ganz so feine und spitze Zähne vorgekommen. Die kleineren Blätter
der fossilen Form (Fig. 17, 18) schliessen sich in Grösse und durch die Form ihres Blattgrundes ganz an
die europäische Form der gemeinen Birke (D. alba L. var. vulgaris Rec. l. ec.) an. Besonders ist den
Blättern der gemeinen Birke ähnlich das Stück Fig. 18, welches auch nur stumpfliche Zähne zeigt, während
das Blattstück Fig. 17 wohl in der Form übereinstimmt, aber feinere Sägezähne hat. Da mehrere Betula-
Arten und ganz besonders auch die D. alba L. in Grösse, Form und Bezahnung sehr veränderliche Blätter
haben, so scheint es mir unwahrscheinlich, dass unter den beschriebenen fossilen Blättern mehrere Species vorliegen.
Dass wir unter den fossilen Blättern vom Altai eine der BD. pubescens nahe stehende Form haben,
wird auch durch die vorhandenen Birkenfrüchte bewiesen. Die fossilen Birkenfrüchte sind ganz denen der
genannten Form ähnlich und unterscheiden sich nur dadurch, dass sie um !/s grösser sind als die Früchte
der gemeinen Birke. Von den Früchten der BD. Ermanni und B. lmifolia, welche von mir zum Ver-
gleiche genannt wurden, sind die fossilen sofort durch die breiten Flügel zu unterscheiden. Unter den
fossilen Birkenfrüchten unterscheiden sich die vom Altai von denen der 5b. macrophylla durch das oben
diekere Nüsschen und den unten nicht verschmälerten Flügel. Mehr sind sie ähnlich den Früchten der
B. Dryadum Brer. (G. ps Sarorra, Etudes 1. c. pag. 104 Taf. 6 Fig. 5B), wozu jedoch die Blätter
nicht passen.
Bei der gewöhnlichen Birke fallen zugleich mit den Früchten die Deckblätter von der Blüthenstand-
achse ab, es ist deshalb auffallend, dass uns die Deckblätter nicht vorgekommen sind.
Nach dem Vorausgehenden können also die Blätter sowohl wie auch die Früchte der D. Sokolowii
mit denen der gewöhnlichen Birke verglichen werden. Ich betrachte sie als einen Vorläufer der BD. alba L.
mit deren Varietäten, welcher sich durch meistens recht grosse Blätter, durch scharfe vorwärts gebogene
Zähne des Blattrandes und durch grössere Früchte auszeichnet.
Alnus L.
Unter den fossilen Blättern, welche am Altai gesammelt sind, stehen die Erlenblätter, sowohl was
die Veränderlichkeit ihrer Form anbetrifft, als auch durch die Häufigkeit ihres Vorkommens, vorn an. Der
dritte Theil aller gesammelten Blattabdrücke gehört hierher. Es können darunter 6 Formen unterschieden
werden, welche sich jetzt lebenden nahe anschliessen. Zunächst sind diejenigen Stücke leichter von den
übrigen zu unterscheiden, welche sich der jetzt südeuropäischen A. cordifolia anschliessen. Von den übrigen
Blättern bieten nur vollständigere Stücke, namentlich solche, an denen die Blattspitze erhalten ist, Anhalts-
punkte zum Unterscheiden verschiedener Formen. Sie können mit A. serrulata, A. dentieulata, A. glutinosa,
A. incana var. sibirica und mit kleineren rundlichen Blättern der europäischen Form von A. incana ver-
glichen werden.
Bei kleineren Bruchstücken der Blätter und namentlich solchen, an denen der obere Theil des
Blattes fehlt, ist es oft unmöglich, Sicherheit über die Zugehörigkeit zu erhalten. Ausserdem mögen dar-
unter auch Bindeglieder zwischen den im Folgenden beschriebenen Formen versteckt sein. So wie die jetzt
— A
lebenden Almus-Arten nicht ohne Vermittelung unter einander dastehen, z. B. A. pubescens Tausch. die
A. glutinosa mit A. incana verbindet, und A. dentieulata C. A. Mey. als Form der 4A. glutinosa betrachtet
wird und doch der A. serrulata sehr ähnlich ist, so werden sie auch gegen Ende der Tertiärzeit durch noch
zahlreichere Zwischenformen als gegenwärtig vermittelt gewesen sein.
Das Vorhandensein der Gattung Alnus unter den fossilen Pflanzen vom Altai ist auch durch ein
Früchtchen verbürgt, welches Taf. XX Fig. 16, 16b vergr. abgebildet ist, und am meisten dem Früchtchen
der A. glutinosa gleicht. Es ist ganz schwarz, rundlich, oben zugespitzt, und hat in der Mitte eine eiförmige,
dem Kern entsprechende vertiefte Stelle.
Zur Zeit kommen in Sibirien nur noch A. viridis und Formen der A. incana vor; A. glutinosa
wird nur für die Dshungarei angegeben. Unter den fossilen Erlenblättern scheint die A. viridis nicht
vorhanden zu sein, dagegen sind vertreten: die jetzt südeuropäisch-kaukasische 4A. cordifolia, die nord-
amerikanische A. serrulata, die typische A. glutinosa und eine Form derselben, welche sich an die südliche
A. denticulata anschliesst und zwei Formen der A. öncana, von denen die eine jetzt in Sibirien sehr ver-
breitet ist (A. sibirica Len.), die andere durch die unteren kleineren Blätter der europäischen A. incan«
repräsentirt ist. Die typische A. incana, mit länglichen und spitzen Blättern, scheint ebenso wenig unter
den fossilen Blättern vertreten zu sein, wie die A. viridis.
Es ist bisher kein Fundort fossiler Pflanzen bekannt, wo so viele verschiedene Alnus-Formen ge-
funden sind, als am Altai. Auch sind jetzt in keinem Lande so viele Alnus-Arten zu Hause.
11. Alnus cordifolia Trx. (mutatio).
Taf. XIX Fig. 1—4.
cf. A. Kefersteimü Une.:
F. Unger, Chloris protogaea, pag. 115. Taf. 33 Fig. 4.
E. Sısmoxpa, Matsriaux pour servir A la pal6ontologie du terrain tertiaire du Piemont, pag. 36. Taf. 12 Fig. 4b, Taf. 14 Fig. 3.
R. Lupwıc, Foss. Pflanzen aus der älteren Abtheilung der Rheinisch-Wetterauer Tertiärformation (Palaeontographica T. VII)
pag. 97. Taf. 32 Fig. 2.
0. Herr, Miocäne Baltische Flora, pag. 67. Taf. 19 Fig. 2, 3, 6, 7; Miocäne Flora von Island (Flora foss. arctica. T. I) pag. 146.
Taf. 25 Fig. 9b; Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens (Flora foss. arctica. T. IV) pag. 70. Taf. 14 Fig. 10.
Die typischen Blätter der fossilen Alnus Kefersteinii Us. zeichnen sich unter den fossilen Erlen-
arten durch den eiförmig-rundlichen Umriss, den gestutzt-abgerundeten, oder auch ein wenig herzförmig
ausgeschnittenen Blattgrund und den einfach und etwas grobgesägten Rand aus; die Secundärnerven stehen
von einander etwas entfernt, laufen vom Hauptnerven unter spitzem Winkel aus und sind weiter oben vor-
wärts gebogen; zu den Seiten des Mittelnerven sind 5—6 meistens gegenständige Secundärnerven vorhanden.
Zur selben Art werden aber auch Blätter gebracht, welche eiförmig-länglich sind, oft am Grunde keil-
förmig in den Blattstiel zulaufen, am Rande doppelt gesägt, zuweilen auch schärfer gesägt sind, und
jederseits bis 10 Secundärnerven haben.
Bereits Unger hatte die A. Kefersteinii mit der südeuropäischen A. cordifolia Tex. verglichen, mit
welcher sie auch viel Aechnlichkeit hat. Es muss wohl auf Verwechslung mit A. Nepalensis beruhen, wenn
0. Hrer sich wiederholt gegen eine Annäherung der fossilen Art an A. cordifolia ausspricht (Flora tert.
Helvetiae, T. II. pag. 37; Miocäne Baltische Flora. pag. 68). Die Blätter der A. cordifoa Tex. sind von
26*
— 27200 =
der typischen A. Kefersteinii kaum durch einen ein wenig mehr herzförmigen Blattgrund und den kleiner
gesägten Blattrand verschieden.
Vom Altai sind mir nur Bruchstücke solcher Blätter zugekommen, welche verhältnissmässig klein
sind und nur mit kleineren Blättern der A. cordifolia verglichen werden können. Sie sind unter sich nicht
ganz gleich und weder der A. Kefersteinii noch der lebenden A. cordifolia vollständig ähnlich, obgleich sie
sich nur wenig von beiden unterscheiden.
Taf. XIX Fig. 1 ist ein Blatt abgebildet, auf dem die feinere Nervation ganz ausgezeichnet erhalten
ist. Die Fig. 1b zeigt die Nervation eines Stückes vom rechten Rande bei zweimaliger Vergrösserung. Die
Spitze dieses Blattes ist leider nicht erhalten. Sonst hat es dieselbe Form, den ebenso geschnittenen Blatt-
grund, einen ebenso langen Blattstiel und dieselbe Bezahnung wie A. cordifolia. Der einzige Unterschied
von der letztgenannten Art besteht darin, dass das fossile Blatt bedeutend mehr genäherte Secundärnerven
hat. Im Vergleiche zu A. Kefersteinii hat unser Blatt einen mehr ausgeschnittenen Blattgrund und mehr
genäherte Secundärnerven. Ein anderes, von einem kleineren Blatte stammendes Stück, Fig. 2, 2b ein Stück
des Randes vergr., zeigt am Rande grobe stumpfe Zähne, stimmt aber sonst, namentlich in der Nervation
ganz mit A. cordifolia überein und hat auch nicht die genäherten Secundärnerven wie das Blatt Fig. 1.
Ein drittes, auch ziemlich kleines ovales Blatt, Fie. 3, hat eine eingerissene und übergebogene Spitze. Es
hat ganz dieselbe Bezahnung wie A. cordifolia und die Secundärnerven stehen ebenso weit von einander ab,
wie bei dieser Art; der Blattgrund scheint jedoch nicht herzförmig ausgeschnitten, sondern etwas spitz ge-
wesen zu sein.
Diese fossilen Blätter sind hiernach sehr veränderlich in der Form des Blattgrundes, in der Grösse
und Schärfe der Zähne des Blattrandes, in den mehr oder weniger genäherten Secundärnerven und darin,
ob diese gegenständig sind oder abwechseln. Sie kommen aber bald in der Form des Blattgrundes, bald
in der Bezahnung, bald in der Entfernung der Secundärnerven von einander der jetzt lebenden A. cordifolia
ganz nahe; jedes Blatt ist aber doch wieder durch dieses oder jenes Merkmal von den Blättern der lebenden
Art verschieden und das an dem einen Blatte abweichende Merkmal wird an dem anderen Blatte dem der
lebenden Art ganz ähnlich, während ein anderes abweichendes Merkmal an diesem auftritt.
Die beiden kleineren Blattstücke (Fig. 2, 3) erinnern sehr an A. gracilis Unser (Chloris protogaea,
pag. 116. Taf. 33 Fig. 5—7) und unterscheiden sich davon durch die abwechselnden Secundärnerven.
Auch das Bruchstück eines grösseren Blattes, welches Taf. NIX Fig. 4 abgebildet ist, halte ich der
gebogenen Secundärnerven wegen für hierher gehörig. Die Zähne des Randes sind an diesem Blattstücke
sehr ungleich und am Ende der Secundärnerven befinden sich grössere Zähne, wie es bei 4A. cordifolia
nicht in solchem Grade vorzukommen scheint.
12. Almus serrulata Wir.
Taf. XIX Fig. 59.
cf. A. nostratum Une.:
8.
E. Sısmoxpa, Materiaux, pag. 37. Taf. 11 Fig. 2, 3.
Ö. Heer, Flora tert. Helvetiae, T. II. pag. 37. Taf. 71 Fig. 13—15, 20, 21.
Die fossile A. nostratum ist von A. Kefersteinii durch die ovale oder rundlich-umgekehrt-eiförmige
Gestalt des Blattes, durch die stumpfe Spitze und den nicht ausgeschnittenen Blattgrund verschieden; ausser-
dem sind bei A. nostratum die Secundärnerven fast geradlinig, oder sie verlaufen nur wenig gebogen in die
Zähne des Blattrandes, während sie bei A. Kefersteinii stark vorwärts gebogen sind.
A. nostratum wird von den Palaeontologen mit A. glutinosa verglichen, von der sie sich durch
mehr genäherte Secundärnerven, gleichmässigere Bezahnung des Randes und oft auch durch die mehr ovale
Blattform unterscheidet. In allen diesen Merkmalen nähert sich die fossile Art mehr der nordamerikanischen
A. serrulata. Letztere hat jedoch im Vergleiche zu A. nostratum eine mehr verschmälerte, zuweilen keil-
förmige Blattbasis und eine feinere Bezahnung.
Die Blätter vom Altai, welche ich bierher bringe, sind am meisten denen der A. serrulata durch
ihre ovale Form und die feinen, fast gleichmässig grossen Zähne ähnlich. So haben wir Taf. XIX Fig. 5
ein fast vollständiges grosses Blatt und in Fig. 6 ein kleineres, weniger vollständiges, welche am Rande
gleichmässig klein kerbig-gesägt sind und von Blättern der typischen A. serrulata nicht verschieden sind.
Das grosse Blatt, Fig. 7, ist vom vorigen etwas verschieden durch das Auftreten einiger kleiner Lappen an den
Enden der Secundärnerven, was aber auch bei A. serrulata vorkommt. Das Fig. S abgebildete Stück gehört
zu einem recht grossen Blatte und ist auch nicht verschieden. Dagegen scheint Fig. 9 zu einem mehr läng-
lichen Blatte zu gehören und zeigt einen mehr abgerundeten Blattgrund: die Bezahnung des Randes ist hier
weniger gleichmässig, indem an den Enden der Secundärnerven und auch einiger Tertiärnerven grössere
Zähne vorhanden sind.
13. Alnus glutinosa Wiırın. o& vulgaris Receer.
Taf. XIX Fig. 10-12, 13 verer.
Eine Anzahl von Blattbruchstücken der Sammlung gehört zu einem rundlich-umgekehrt-eiförmigen,
am Grunde keilförmigen, an der Spitze ausgerandeten, am Rande ein wenig buchtig gelappten und kerbig-
gezähnelten Blatt. Der für A. ylatinosa charakteristische Blattgrund und auch die nicht zu verkennende
Blattspitze sind im der Sammlung mehrfach vertreten.
Ich habe nur einige Blattstücke abgebildet, welche den Typus der A. glutinosa darstellen. Das eine
dieser Stücke (Fig. 10) zeigt den verhältnissmässig starken, nach unten verdickten Blattstiel und den ganz-
randigen keilförmigen Blattgrund; das andere Stück (Fig. 11) scheint am Grunde mehr abgerundet zu sein,
hat aber die ausgerandete Spitze der A. glutinosa und ist am Rande ebenso kleinkerbig gezähnt. Fig. 15
stellt vergrössert ein Stück eines ähnlichen Blattes wie Fig. 11 dar, um die Form der Zähne und die feinere
Neryation zu zeigen, welche ganz mit A. glutinosa übereinstimmen.
Wie ich schon im Vorhergehenden bemerkt habe, kommen unter den zu Erlenblättern gehörenden
Blattbruchstücke zahlreiche Stücke vor, welche schwer unterzubringen sind und keine charakteristischen
Merkmale zeigen oder auch vom Typus einer Art mehr oder weniger abweichen. Bei solchen Stücken ist
es unmöglich zu entscheiden, ob sie zu der einen oder andern Form zu legen sind, oder ob sie zu einer Form
gehören, welche in der Mitte zwischen den jetzt als Arten geltenden Formen stand. Eine vom Typus der 4A.
glutinosa abweichende Blattspitze habe ich z. B. Fig. 12 abgebildet. Sie ist fast gerade abgestutzt und zeigt
grosse stumpfe Kerbzähne, wie ich es bei der lebenden A. glutinosa in der Weise nicht gesehen habe.
14. Alnus glutinosa Wırv». var. dentieulata Reser.
Taf. XX Fig. 1, 2.
cf. A. glutinosa Aymardi G. vs Sarorra, Le Monde des plantes avant l’apparition de l’homme, pag. 345. Fig. 5.
Einige Blattstücke, leider keine vollständigen Blätter, scheinen zur australen Form der A. glutinosa,
zur A. dentieulata C. A. Mey., zu gehören, welche sich durch gleichmässiger gezähnte, an der Spitze
meistens abgerundete Blätter von der typischen A. glutinosa auszeichnet. In Fig. 1 habe ich eine halbkreis-
förmig abgerundete Blattspitze gezeichnet, welche rundherum gleichmässig gekerbt ist und dem oberen Theil
des in E. Rescen’s Monographischen Bearbeitung der Betulaceen, Taf. 11 Fig. 5 abgebildeten Blattes sehr
ähnlich ist. Ebensolche, aber noch grössere Kerbzähne hat das Fig. 2 gezeichnete und zu einem grösseren
Blatt gehörende Stück.
Mit A. dentieulata C. A. Mey. scheint die A. glutinosa Aymardi Sap. von Ceyssac in Frankreich,
so viel ich nach der wahrscheimlich verkleinerten Abbildung schliessen kann, vollständig übereinzustimmen.
Dagegen scheint die A. glutinosa orbiculata Sar. (l. ec. pag. 341 Fig. 1) gar nicht zur A. glutinosa Wırun.
zu gehören.
15. Alnus incana Wirrıv. var. sibirica Leper.
Taf. XIX Fig. 14; Taf. XX Fig. 3—7.
cf. A. Kefersteinii C. Gauvin et Ö. Srrozzı, M&m. sur quelques gisements de Feuilles foss. de la Toscane, T.I pag. 30. Taf. 2.
Fig. 8, 9. 0. Heer, Flora foss. Alaskana (Flora foss. arct. T. II) pag. 38. Taf. 5 Fig. 9.
4. Hörnesi D. Stun, Beiträge zur Kenntniss der Flora der Süsswasserquarze, der Congerien- und Cerithien-Schichten im
Wiener und Ungarischen Becken, pag. 77. Taf. 4 Fig. 1.
Die Blätter, welche ich mit 4A. sibörica Fıscn. vergleiche, sind meistens gross, rundlich, oben kurz
zugespitzt, am Grunde abgerundet; sie haben einen meistens doppelt gezähnten Blattrand. Unter den
ziemlich zahlreichen Stücken vom Altai kommen aber auch abweichende Blattstücke vor, welche einen mehr
gleichmässig kleingekerbten Rand haben und solche, die in die Spitze verschmälert sind. Zwei Blattstücke,
von denen Fig. 4 den unteren, Fig. 3 den oberen Theil eines Blattes darstellen, passen vollständig zu
A. sibirica FıscH. (vergl. E. Regen, Monographische Bearbeitung der Betulaceen, Taf. 17 Fig. 1). Auch
die Blattspitze, Taf. NIX Fig. 14, welche zu eimem kleinen Blatt gehört, ist nicht abweichend. Dagegen
weicht das Taf. XX Fig. 6 abgebildete Blatt nicht in der Form, sondern durch die mehr gleichförmigen
kleinen Kerbzähne des Randes auffallend ab. Das weniger vollständige Stück (Fig. 5) ist sehr ungleich-
mässig doppelt und grob gezähnt und stimmt mit A. söberica gut überein.
rm
Zu einem in der ganzen Form abweichenden Blatt scheint das Fig. 7 abgebildete Blattstück zu ge-
hören. Es ist jedenfalls mehr in die Spitze verschmälert gewesen, als die vorigen Blätter und nähert sich
dadurch der typischen Form der A. öncana, welche ein elliptisches Blatt hat.
16. Alnus incana Wiırvn. mut. rotundifolia.
Taf. XX Fie. 8, 9.
cf. A. Oycladum F. Unser, Foss. Flora von Kumi, page. 23. Taf. 3 Fig. 16, 22.
Einige Blätter der Sammlung zeichnen sich von den übrigen Alnxs-Blättern durch ihre rundliche
Form, durch die stumpf abgerundete Spitze und die verhältnissmässig mehr von einander entfernten und
zum Theil stärker vorwärts gebogenen Secundärnerven aus. Ihr Rand ist an dem kleineren, Fig. S abge-
bildeten Blatt fast gleichmässig klein und ziemlich spitz gezähnt, am grösseren (Fig. 9) ziemlich stumpf gekerbt.
Diese Blätter sind ganz ähnlich den kleineren rundlichen Blättern, welche man am Grunde der
Zweige bei der gemeinen europäischen Form der A. incana findet; nur ist das Blatt (Fig. 9) etwas zu
gross. Da unter den fossilen Blättern vom Altai die typische Blattform der A. incana zu fehlen scheint,
so werden die rundlichen Blätter eine besondere, vielleicht die ursprüngliche Form der A. incana gebildet
haben; andererseits ist es aber auch möglich, dass diese Blätter zur vorhergehenden Form. zur A. sibirica
Fıscr., gehören.
17. Carpinus betuloides Une.
Taf. XVIIL Fig. 21—24.
F. Unser, Iconographia plantarum foss. pag. 40. Taf. 20 Fig. 6—S; Foss. Flora von Kumi, page. 24. Taf. 3 Fie. 23—37,
Taf. 4 Fig. 19.
. Die abgebildeten besseren Blattbruchstücke der Sammlung gehören jedenfalls zu einer Amentacee
und haben Aehnlichkeit mit Betula- und Carpinus-Blättern. Mit den citirten Abbildungen finde ich die
Aehnlichkeit grösser als mit anderen Blättern, doch möchte ich nicht unterlassen darauf aufmerksam zu
machen, dass auch unter Carpinus grandis (vergl. Ö. Heer, Miocäne Flora der Insel Sachalin ]. c. pag. 34)
ähnliche, einfach gesägte Blätter vorkommen, obgleich diese Art meistens einen doppeltgesägten Rand hat.
Die am Altai gefundenen Stücke gehören zu einem fast elliptischen Blatte, das am Rande etwas
ungleich, aber scharf, jedoch nicht doppelt gesägt ist und unter halbrechtem Winkel aufsteigende, nicht
ganz untereinander parallele, am Grunde abwärts gebogene Secundärnerven hat.
Zu diesen Blättern gehören vielleicht auch die Schüppchen, Taf. XVII Fig. 23, 24, welche mög-
licher Weise die Deckblätter aus dem männlichen Kätzchen darstellen.
17. Corylus Avellana L.
Taf. XIX Fig. 15.
cf. ©. Mac Quarrü 0. Heer, Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens (Flora foss. arctica, T. IV) pag. 72.
Nur der mittlere Theil eines ziemlich grossen Blattes ist gefunden. Es stimmt, so weit man bei
dem Mangel der Basis und Spitze urtheilen kann, mit dem Blatte des gewöhnlichen Haselnussstrauches,
aber auch mit der fossilen, in der Schweiz, in Grönland, Spitzbergen und Alaska gefundenen Ü. Mae
Quarrii gut überein. Die Secundärnerven sind an unserem Blatt etwas mehr aufgerichtet, doch kommt das
sowohl bei den Blättern der jetzt lebenden ©. Avellana vor, als auch an einigen Abbildungen der C. Mae
Quarrii (vergl. Heer, Flora foss. arctica, T. 1. Taf. 9 Fig. 3, Taf. 31 Fig. 5).
oe
Unser Blattstück scheint von einem rundlich-ovalen Blatte zu stammen. Es zeigt am Rande An-
deutungen einer Lappenbildung und ungleiche scharfe vorwärtsgebogene Zähne, welche zuweilen an ihrer
abwärts gekehrten Seite I—2 kleinere Sägezähne haben. Bevor die Secundärnerven in die Lappen des
Blattrandes auslaufen, geben sie rückwärts mehrere Tertiärnerven ab, welche in die grösseren Sägezähne
des Randes verlaufen. Zwischen den Secundärnerven verlaufen ziemlich regelmässig und einander parallel
Nervillen, deren Maschen wieder von einem feineren Nervillennetz ausgefüllt sind. Das ganze Blatt ist mit
seiner Nervation weniger gut erhalten, als manche andere Blätter. Es muss von ziemlich zarter Textur
gewesen sein und die feinere Nervation wird in Folge der Behaarung der Unterseite des Blattes ver-
wischt sein.
Fagus L.
Aus der Tertiärformation ist eine Reihe von Buchenblättern bekannt, unter denen einige mehr oder
weniger der europäischen F. sylvatica, andere der nordamerikanischen F. ferruginea nahe kommen, wieder
andere mehr oder weniger von beiden abweichen. Dasselbe Schwanken in den Charakteren der Blätter
haben wir auch in jüngeren Schichten. So kommt im Plioeän Frankreichs eine Form vor, welche zwischen
den genannten Arten in der Mitte steht und von G. pr Sarorra (Nouvelles obsexvations sur la flore foss.
de Moei, 1. e. Taf. 6) F. pliocenica Sar. genannt wird. Einen ganz ähnlichen Typus finden wir in den
quartären Ablagerungen von Mogi in Japan (A. G. Naruorsr, Contributions a la Flore foss. du Japon,
pag. 43. Taf. 4 Fig. 11—24, Taf. 5, 6, Fig. 1), der jedoch zum Theil mehr Anklänge zu F. ferruginea zeigt,
zum Theil durch Verschwinden der Blattzähne der F. sylvatica ähnlicher wird (l. ec. Tab. 5 Fig. 11), sich
von letzterer aber stets durch die mehr genäherten Secundärnerven, von F. ferruginea durch die nicht ganz
so zahlreichen Secundärnerven und die kleineren Zähne des Randes unterscheidet. Nicht früher als im
Pliocän sind im Val d’Arno solche Blätter gefunden, welche mit denen der gemeinen Buche ganz über-
einstimmen (C. Gaupın et C. Srrozzr, Memoire sur quelques gisements de feuilles foss. de la Toscane,
I. 1. pass 31, "Tar. 6 Kies6, 7).
Die Buchenblätter, welche sich unter den Blattabdrücken vom Altai befinden, sind nicht vollständig
und zahlreich genug, um über ihr Uebereinstimmen mit dieser oder jener Art, oder über ihre Zugehörigkeit
zu einer polymorphen Art mit Sicherheit urtheilen zu können. Wie die anderen Blattabdrücke, so schliesse
ich auch die Buchenblätter solchen fossilen oder lebenden Formen an, mit denen sie eine grosse Aehn-
lichkeit zeigen.
19. Fagus Antipofii Hr.
Taf. XX Fig. 10.
©. Heer in H. Asıch, Beiträge zur Palaeontologie des asiatischen Russlands, 1. c. pag. 36. Taf. 8 Fig. 2; Primitiae florae foss.
Sachalinensis, ]. ec. pag. 36. Taf. 6 Fig. S, Taf. 7 Fie. 5; Beiträge zur miocänen Flora von Sachalin (Flora foss. arct. T. V)
pag. 7. Taf. 3 Fig. 1-3; Tertiäre Flora von Grönland (Flora foss. aret. T. VII) pag. 83. Taf. 94 Fig. 7.
Vergl. auch F\ ferruginea Aır. fossilis A. Narworst, Contributions, Taf. 5 Fig. 11 und F. Sieboldi Exor.*) fossilis A. NATHoRsT
l. c. pag. 84. Taf. 15 Fig. 6.
‘) Nach einer Mittheilung des Herrn Akademikers K. Maxımoviez ist I Sieboldi eine breitblätterige Varietät der
F. sylvalica.
Das von O. Heer ursprünglich F. Antipofii genannte, aus der Kirgisensteppe stammende Blatt
ist eilanzettförmig, hat 16 Secundärnerven zur rechten Seite des Mittelnerven und ist ganzrandig. Das eine
der von Sachalin abgebildeten Blätter, 1. c. Taf. 6 Fig. 8, stimmt ganz damit überein, nur dass es mehr
eiförmig ist. Die übrigen von Sachalin abgebildeten weichen durch bedeutendere Grösse, zahlreichere, aber
nicht immer so dicht stehende Secundärnerven und eine andere Blattform ab, indem die grösste Breite des
Blattes sich in der Mitte oder oberhalb derselben befindet. An die grösseren Blätter von Sachalin schliessen
sich auch solche von Alaska an, welche unter demselben Namen beschrieben sind (0. Hrer, Flora foss.
Alaskana [Flora foss. arct. T. II] pag. 50. Taf. 5 Fig. 4a, Taf. 7 Fig. 4—8), doch verlaufen an letzteren die
Secundärnerven in mehr oder weniger vortretende Sägezähne des Blattrandes, während an den ganzrandigen
Blättern die Enden der Secundärnerven nahe am Rande nach vorn umbiegen.
Das am Altai gefundene Blatt ist ganzrandig und hat ebenso genäherte Secundärnerven wie
F. Antipofii; von dem Blatte, das in der Kirgisensteppe gefunden ist, unterscheidet es sich durch eine
mehr elliptische Form, geringere Länge und nur 13 Secundärnerven. In der Form und Anzahl der Secundär-
nerven stimmt es ganz mit den citirten Blättern der foss. Flora Japans überein. Im Vergleiche zu den
lebenden Buchen hat das fossile Blatt vom Altai ganz die Form und Grösse der gewöhnlichen F\ sylvatica,
unterscheidet sich von den Blättern derselben nur durch die auffallend genäherten Secundärnerven, deren
ein gleichgrosses Blatt von F. sylvatica nur S hat. Unter den von der europäischen mehr oder weniger
abweichenden Buchen Japans, von welchen ich Herın Akademiker K. Maxımovıcz eine Anzahl Blätter ver-
danke, hat ein Blatt einer noch nicht veröffentlichten neuen Art, Fagus japonica Maxım. inedit.*), vom Berge
Hankone auf Nippon, welche sich von der europäischen Buche durch die Frucht und Fruchthülle unter-
scheidet, mehr einander genäherte Secundärnerven als die europäische Buche, aber nicht so zahlreiche wie
F. Antipofii.
20. Fagus Deucalionis Uxc.
Taf. XX Big. 11-13:
le s|
‘, Unger, Chloris protogaea, pag. 101. Taf. 27 Fie. 5, 6.
E. Sısmoxpa, Materiaux, pag. 47. Taf. 12 Fig. 1—3.
OÖ. Hrer, Miocäne Flora von Grönland (Flora foss. arctica. T. I) pag. 105. Taf. S Fig. 1—4, Taf. 10 Fig. 6, Taf. 46 Fig. 4;
Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens (l. ec. T. IV) pag. 73. Taf. 15 Fig. 6; Tertiäre Flora von Grönland (l. e. T. VII) pag. 53.
Taf. 95 Fig. S—11.
A. MassaLonGo @ G. SCARABELLI, Studii sulla Flora foss. del Senigalliese, pag. 203. Taf. 30 Fig. 9 **).
Die mit dem Namen Fagıs Deucalionis bezeichnenten Blätter sind elliptisch, haben am Rande
mehr oder weniger vortretende Zähne und mässig genäherte Secundärnerven. Sie haben die Form der
Blätter der europäischen Buche, weichen aber durch die mehr genäherten Secundärnerven und die Zähne
*) Inzwischen hat Herr K. Maxınovicz seine Beobachtungen sowohl über diese neue Buche, als auch über F\ Sieboldi
veröffentlicht: Diagnoses plantarum novarum asiaticarum, VI. Melanges Biologiques tires du Bulletin de l’Acad. Imp. des sc.
de St. Petersbourg, T. XII. pag. 542.
**) Nach C. v. Erriseswausen (Zur Tertiärflora Japans 1. c. pag. 855) gehört zu F. Deucalionis Uns. auch die japani-
sche fossile Buche, welche A. Narworst ]. c. pag. 43 F. ferruginea var. fossilis genannt hat, während G. pr Sarorra (Nouvelles
observations sur la flore foss. de Mogi, pag. 18) die japanische fossile Buche für identisch mit der Fagus pliocenica Sar.
Frankreichs erklärt.
Palaeontographica. Bd. XXXILII. 27
— 206 —
ab. In Folge dessen wird Fagus Deuealionis als ein Verbindungsglied zwischen der europäischen F. sylvatica
und der amerikanischen F. ferruginea betrachtet. Von F. Antipofii unterscheidet sich F. Deucalionis durch
die nicht so zahlreichen Secundärnerven und durch die Zähne, von der nachfolgenden Form durch die
elliptischen Blätter und deren abgerundete oder spitze Basis.
Vom Altai sind mir nur unvollständige Blattstücke zugekommen, welche zu F. Deucalionis gebracht
werden können. Das eine dieser Stücke ist Taf. XX Fig. 12 abgebildet. Es ist am Grunde abgerundet und
zeigt am Rande nur kleine Sägezähne, in welche die Secundärnerven endigen. Ein anderes kleineres Stück
ist diesem ganz ähnlich, aber nach unten zu verschmälert. Auch das Fig. 13 dargestellte Blatt scheint
hierher zu gehören; Spitze und Blattgrund sind an ihm leider nicht erhalten und am Rande befinden sich
verhältnissmässig grosse, scharfe Sägezähne. Wahrscheinlich gehört zu F. Denucalionis auch das Blattstück
Fig. 11, welches den oberen, aber nicht vollständigen Theil eines grösseren Blattes darstellt.
21. Fagus ferruginea Arr. mut. altaiea.
Taf. XXI Fig. 1-4.
Blatt Rurzgestielt, länglich oder elliptisch-länglich, lang zugespitzt, am Grunde mit einer kleinen, herz-
förmigen Ausrandung versehen, am Rande mehr oder weniger scharf gesägt, mit ungefähr 10 Secundärnerven
‚jederseits.
Dies Blatt scheint durch die mehr längliche Form, durch die oft breiteren und stumpferen Zähne
und durch den deutlicher herzförmigen Blattgrund *) von der nordamerikanischen F ferruginea verschie-
den zu sein.
Es ist kein einziges vollständiges Blatt vorhanden und die vorliegenden Blattstücke sind unter
einander nicht ganz ähnlich. So haben wir Fig. 1 ein Blattstück mit vollständig erhaltenem Blattstiel und
deutlich herzförmiger Basis; es hat am Rande ziemlich kleine scharfe Sägezähne, der obere Theil dieses
Blattes ist nicht erhalten. Fig. 2 gehört zu einem unten mehr verschmälerten Blatt, welches am Grunde
weniger deutlich herzförmig ist, stumpfer gezähnt ist und einen kürzeren dickeren Blattstiel hat. Von
einem grösseren Blatt mit mehr von einander entfernten Secundärnerven, welche an ihren Enden etwas vor-
wärts gebogen sind und in die grossen stumpflichen Zähne des Randes verlaufen, stammt das in Fig. 4
abgebildete Blattstück. Ich rechne auch das Fig. 3 abgebildete Blattstück zu dieser Buchenform.. Es stellt
die lang ausgezogene scharf gesägte Spitze eines Blattes dar, welche der Blattspitze von F\. ferruginea sehr
gleicht. Unter den weniger vollständigen Blattstücken befinden sich auch solche, die auffallend weit von
einander entfernte Secundärnerven haben.
Von diesen am Altai gesammelten Blättern sind die unter F. ferruginea fossilis von A. NATHORST
(l. ce. pag. 43. Taf. 4 Fig. 11—24, Taf. 5 Fig. 1—10, Taf. 6 Fig. 1) beschriebenen und abgebildeten Blätter
im Ganzen etwas verschieden, namentlich durch die stets keilföürmige Blattbasis.
*) Von Herın Akademiker K. Maxımovıcz habe ich Blätter der F'. ferruginea erhalten, welche an ihrem Grunde auch
etwas herzförmig sind.
— 207 —
22. Quereus Etymodrys Uxc.
Taf. XXI Fig. 5—7.
F. Unser, Foss. Flora von Gleichenbers, pag. 174. Taf. 5 Fig. 11.
C. Gaupın et C. Sırozzı, Contributions, T. VI. pag. 15. Taf. 3 Fig. 11.
A. MassaLonGo e G. ScARABELLI, Studi, pag. 178. Taf. 22. 23 Fig. 3, 5, 7, 10—12, 14, Taf. 31 Fig. 5.
Nur die drei abgebildeten Bruchstücke der Blätter sind am Altai gefunden und eine Blattspitze
fehlt darunter ganz. Blattbasis, Lappenbildung und Nervation stimmen überein mit der im Tertiär Steier-
marks und Norditaliens gefundenen ©. Etymodrys.
0. Etymodrys Uxg. wird mit der in Nord-Amerika lebenden Q. Prinos verglichen. Auch die
Blattbruchstücke vom Altai haben damit grosse Aehnlichkeit; sie zeigen aber etwas grössere Lappen und
ich vermisse an den fossilen Blättern den Mucro, welchen die Blattlappen bei @. Prinos haben.
Es werden im Tertiär mehrere Arten gefunden, welche zunächst an @. Prinos anschliessen und
davon nur wenig abweichen. So hat z. B. @. groenlandica (0. Hrer, Tertiäre Flora von Grönland [Flora
foss. arct. T. VII] pag. 89), welche in Grönland und Spitzbergen gefunden ist, ein grösseres Blatt und
zahlreichere Secundärnerven. Etwas entfernter steht schon die ©. Pseudo-Castanea UxG. (OÖ. HEEr, Fl. foss.
Alascana [Flora foss. aret. T. IT] pag. 32), welche in Schlesien, Norditalien und Alaska gefunden ist
und verlängerte, tiefer getrennte, mehr von einander entfernte Lappen hat. Die fossile Q. Etymodrys scheint
diese beiden Formen, die tertiäre Q. Pseudo-Castanea mit der lebenden ©. Prinos, zu vermitteln.
23. Populus Heliadum Une.
Taf. XXI Fig. 8; Taf. XXI Fig. 17.
F. Unser, Fossile Flora von Sotzka, pag. 37. Taf. 15 Fig. 7.
O. Hrer, Flora tert. Helvetiae, T. II. pag. 16. Taf. 57 Fig. 4, 5.
C. Gaupın et EC. Smrozzı, Contributions, T. VI. pag. 11. Taf. 2 Fig. 15.
Das Taf. XXI Fig. 8 abgebildete Blatt hat einen langen Stiel, einen buchtig grobgezähnten Rand,
ist am Grunde fast geradlinig abgestutzt und wahrscheinlich breiter als lang gewesen. Von den 5 Haupt-
nerven sind die äussersten schwach, ungetheilt und verlaufen horizontal einander gegenüber. Die beiden
kräftigeren seitlichen Hauptnerven schliessen am Grunde einen fast rechten Winkel ein, sind aber dann vor-
wärts gebogen; sie geben an ihrer Aussenseite 3—4 fast geradlinig in die Zähne verlaufende Tertiärnerven
ab. Am Mittelnerven entspringen jederseits 2 von einander entfernt stehende Secundärnerven.
Das kleine Taf. XXII Fig. 17 gezeichnete Blattstück zeigt einen Theil des vorderen Blattrandes und
lässt auf ein fast quadratisches Blatt schliessen.
Diese Blätter erinnern unter den lebenden Pappeln an die Blätter der Zitterpappel (P. Tremula L.),
doch ist bei dieser der Blattgrund abgerundet und an den Wurzelschossen herzförmig. Unter den fossilen
Blättern zeigen diejenigen vom Altai dieselbe fast quadratische Form wie Populus Heliadum. Auch die
Neryation und Bezahnung ist ebenso wie bei dieser im Miocän und Pliocän Europas weitverbreiteten Art.
Dann sind noch die Blätter der arctisch-tertiären P. Richardsoni Hr. (0. Hrer, Tertiäre Flora von Grön-
land [Flora foss. arct. T. VII] pag. 73) recht ähnlich, aber meistens grösser und ihre 2 dem Mittelnerven
27%
benachbarten Seitennerven sind mehr aufgerichtet. Aehnlich ist auch BD. canescens pliocenica Sar. (G. DE
Sırorra, Le monde des plantes avant l’apparition de ’homme, pag. 345. Fig. 10), hat aber wie D. Tremula
einen mehr abgerundeten Blattgrund und scheint überhaupt zwischen BD. Heliadum und B. Tremula die
Mitte zu halten.
24. Salix sp. cf. S. viminalis L.
Taf. XXI Fig. 9.
Das abgebildete Blattstück gehört wahrscheinlich zu einem Weidenblatt und kann mit S. acutifolia
Wirun. oder mit S. viminalis L. verglichen werden. Es hat einen dicken Blattstiel, schräg aufwärts ver-
laufende bogenläufige Secundärnerven, zwischen welche noch schwächere Secundärnerven in die Felder ver-
laufen. Der Blattrand ist nicht deutlich genug erhalten, um erkennen zu können, ob Zähne vorhanden sind
oder fehlen.
Planera Wirrn.
Die Planera-Blätter sind eigenthümlich grob gekerbt oder gesägt, sonst den Ulmen-Blättern nicht
unähnlich und zeigen wie diese einen von den Secundärnerven rückwärts zum Einschnitt zwischen die Zähne
verlaufenden Tertiärnerven.
Die in der Tertiärformation weitverbreitete Planera Ungeri Err. ist nach Uxger und Kovars
(J. v. Kovars, Fossile Flora von Erdöbenye, pag. 28) nicht von der lebenden kaukasischen P. Richardi zu
unterscheiden. Dagegen bemerkt O. Hrer, dass bei P. Ungeri die Secundärnerven mehr gerade verlaufen
und die Früchte um t/ kleiner sind, als bei der lebenden Art. Diese Merkmale scheinen aber nicht con-
stant zu sein, denn auch unter den von O. Hrer abgebildeten Blättern befinden sich welche, die stärker
gebogene Secundärnerven haben und die Planera von Erdöbenye (l. c. Taf. 5, 6 Fig. 1—6) zeigt stärker
gebogene Secundärnerven und grössere Früchte. Ausserdem findet man unter einer grösseren Anzahl
Blätter, welche nicht oder kurz zugespitzt sind und grössere stumpfere Zähne haben, die also der Planera
Richardi gleichen (z. B. ©. Heer, Flora tert. Helvetiae, T. II. Taf. 80 Fig. 11), zuweilen auch solche mit
lang zugespitztem oberen Ende, kleineren, schärferen, mehr vorwärts gerichteten Zähnen und zahlreicheren
Secundärnerven (l. ec. Fig. 12, 13). Letztere Form scheint im Tertiär Europas seltener zu sein als erstere
und erinnert mehr an die jetzt in Japan einheimische Planera Keaki Sım»., welche fossil daselbst von
A. Narmorst (Contributions, pag. 45) nachgewiesen ist.
Unter den Blattbruchstücken, welche mir vom Altai zugekommen sind, haben einige die grossen
stumpfen Zähne der P. Richardi (Taf. XXI Fig. 10, 11), andere dagegen haben weniger grosse, spitze und
mehr nach vorn gerichtete Zähne, wie dies häufiger bei P. Keaki Sr». vorkommt (Fig. 12, 15). Es sind
hiernach am Altai beide Formen vertreten gewesen, obgleich es bei dem dürftigen Material unmöglich ist
zu behaupten, dass diese 2 Blattformen nicht zu einer Art gehört hätten.
25. Planera Richardi Mich.
Taf. XXI Fig. 10, 11.
ef. P. Ungeri Errisssn.:
W, Scuimrer, Traitö de paleontologie vegetale, T. II. pag. 714.
OÖ. Heer, Tertiäre Flora von Grönland (Flora foss. arct. T. VII) pag. 94.
— 209 —
Das eine der Blattbruchstücke (Fig. 10) gehört zu einem breiten, kurzen Blatt, das andere (Fig. 11)
zu einem längeren und hat sehr genäherte Secundärnerven. Von der Nervation ist ausser den Secundär-
nerven an dem Blatte Fig. 11 nichts zu erkennen, während in Fig. 10 der in die Bucht zwischen die Zähne
verlaufende Tertiärnery und eimige Nervillen zu sehen sind.
26. Planera Keaki Sırr.
Taf. XXI Fig. 12—14.
A. Narnorsı, Contributions & la flore foss. du Japon, pag. 45. Taf. 7 Fig. 2—0.
Ein kleines, fast vollständiges Blatt zeigt Fig. 12. Es hat eine scharfe Spitze und scharfe vorwärts
gerichtete Zähne. In Fig. 13 ist der obere Theil eines grösseren Blattes erhalten; er ist lang zugespitzt
und scharf gesägt. Die beiden Blätter zeigen sehr schön die feinere Nervation. Ebenso das Blattstück
Fig. 14, welches aber weniger grosse Sägezähne hat.
27. Fraxinus Ornus L.
Taf. XXI Fig. 15—19.
C. Gaupin et C. Srrozzı, Contributions A la flore foss. Italienne, T. IV. pag. 25. Taf. 5 Fig. 1-5.
Am Altai sind die Bruchstücke mehrerer Blätter und eine Frucht gefunden, welche zu der bisher
fossil nur in quartären Ablagerungen Frankreichs und Italiens gefundenen Mannaesche zu gehören
scheinen. Wenigstens stimmen Blattform, Bezahnung und Nervation ganz überein und die Frucht passt
dazu besser als zu anderen Arten.
In Fig. 15 haben wir den unteren Theil eines kleineren Blattes, in Fig. 18 die Bruchstücke eines
ähnlichen Blattes, unter denen die Spitze heil geblieben ist. Fig. 16 ist der untere Theil eines grösseren
Blattes und Fig. 17 gehört zum mittleren Theile eines auffallend grossen Blattes mit verhältnissmässig weit
von einander abstehenden Secundärnerven. Diese Blattstücke haben alle ganz dieselbe Nervation und die-
selbe Bezahnung, so dass an ihre Zugehörigkeit zu einer Art nicht gezweifelt werden kann. Dass sie zu
einem gefiederten Blatt gehören beweist die ungleichseitige Basis der Stücke in Fig. 15, 16. Die vom dünnen
Hauptnerven ausgehenden Secundärnerven verlaufen geradlinig und biegen erst näher am Rande nach vom
um und verbinden sich miteinander Bögen bildend, welche etwas vom Rande entfernt verlaufen. Zwischen
den von den Secundärnerven gebildeten Bögen und dem Blattrande befinden sich noch kleinere Bögen, von
denen kurze Nervillen ausgehen, welche in die Zähne eintreten (Fig. 17, 17b vergr.). Die feinere Nervation
dieser Blätter ist sehr schön erhalten. Zwischen den Secundärnerven bilden Nervillen ein unregelmässiges
grobmaschiges Netz, dessen Maschen von einem feineren Netz ausgefüllt sind. Die Zähne sind ganz klein,
vorwärts gerichtet, fast an den Blattrand angedrückt und stumpflich.
Von den später zu beschreibenden Blättern der Juglans (Pterocarya?) densinervis n. sp. sind sie
durch die spitze Basis der Fiederblätter, die mehr geradlinig verlaufenden Secundärnerven und ein weniger
dichtes Nervillennetz verschieden.
Zu diesen Blättern gehört wahrscheinlich auch die Frucht (Fig. 19, 19b vergr.), welche dieselbe
Grösse hat wie bei FÜ Ornus L. Ihr Kern ist etwas länger als der vorn etwas verschmälerte und an der
— 210 —
Spitze ein wenig ausgerandete Flügel. Früchte der Mannaesche, welche ich zum Vergleich habe, sind vorn
breiter und haben einen Kern, welcher ebenso lang ist, wie der Flügel.
Liriodendron L.
Die durch die breit ausgeschnittene Spitze leicht kenntlichen Blätter des Tulpenbaumes lassen
sich bis in die Kreideformation zurück verfolgen. Am besten ist aus der Kreideformation Liriodendron
Meekii Hr. (OÖ. Heer, Flora foss. arct. T. VII. pag. 87) bekannt, welcher in den Atanneschichten Grön-
lands in zahlreichen Blättern gefunden ist. Er hat verhältnissmässig kleine, längliche, am Grunde abge-
rundete, oben meistens ausgeschnittene Blätter, welche ungelappt sind, oder jederseits einen stumpfen
Lappen besitzen und, wie O. Hrer bemerkt hat, den Blättern ähnlich sind, welche am Grunde der Zweige
des jetzt lebenden nordamerikanischen Tulpenbaumes vorkommen. Zur Tertiärzeit hatten Tulpenbäume eine
weite Verbreitung und gingen südwärts bis Nord-Italien, nordwärts bis Island und Grönland. Unter
ihnen hat Z. Procaccini Un. aus dem oberen Tertiär Italiens und Frankreichs (G. pe SarorrıA et
A. Marrıon, Recherches sur les vegetaux foss. de Meximieux, pag. 138) noch dieselbe, aber mehr in die
Breite gezogene Blattform, wie L. Meekii und zeichnet sich auch noch durch die stumpfen Lappen aus.
Neben kleineren treten hier aber auch recht grosse Blätter auf, ihre Basis ist zuweilen etwas keilförmig
und unter den in A. MassaLoxnGo e G. SCARABELLI, Studii sulla Flora foss. del Senigalliese, abgebildeten
Blättern haben einige spitzere Lappen, z. B. Taf. 7 Fig. 23. Neben dieser Form haben wir im Tertiär auch
Blätter, welche dem 2. tulipifera ganz nahe kommen und schwerlich davon zu trennen sind. So hat ©. Hrer
ein Blatt von Island abgebildet (Flora foss. aret. T. I. pag. 151. Taf. 27 Fig. 5), welches dadurch etwas
abweicht, dass der obere ausgeschnittene T'heil des Blattes abgerundete Seitenränder hat und am Grunde
eingeschnürt ist (G. pe Sarorra und A. Marrıox nennen dies Blatt 1. c. pag. 141 L. islandicum). Auch
ein aus den Tertiärschichten der Schweiz abgebildetes und L. helveticum genanntes Blatt (0. Herr, Flora
tert. Helvetiae, T. III. pag. 29. Taf. 108 Fig. 6) ist ganz ähnlich dem Blatte des lebenden Tulpenbaumes
und hat spitze Seitenlappen, wie auch das Blatt von Island, aber einen mehr keilförmigen Blatterund. Da
ähnliche Abweichungen in der Blattform auch bei dem lebenden Tulpenbaum vorkommen, so können ZL.
islandieum und L. helveticum wohl als tertiäre Formen des Z. tulipifera aufgefasst werden. Die Blattstücke,
welche am Altai gesammelt sind, gleichen den entsprechenden Theilen des echten L. tulipifera vollständig.
Der Tulpenbaum ist jetzt in Nord-Amerika einheimisch, gedeiht aber auch in West-Europa,
z. B. im westlichen Deutschland in der Gegend von Bremen und im Bückeburgischen. Nach Mit-
theilung des Herrn Akademikers K. Maxımovıcz ist von Dr. Scherer ein Löriodendron auf Bergen um
Kin-kiang in Central-China gefunden, welcher von L. tulipifer« durch tiefer gelappte, unten glauce
Blätter verschieden sein soll (S. M. Moore in Journ. of bot. T. XIH. 1875. pag. 225), später aber nicht
wieder gefunden ist.
28. Liriodendron tulipifera L.
Taf. XXI Fig. 20, 21.
Unter den Blattabdrücken vom Altai habe ich nur zwei Bruchstücke gefunden, welche charakteri-
stisch geschnittene Theile der Blätter des Tulpenbaumes darstellen und keinen Unterschied von den
Blättern des noch lebenden Baumes aufweisen. Das Fig. 20 gezeichnete Stück ist aus der Spitze eines
Blattes. In der Mitte des stumpfwinkeligen Ausschnittes sieht man den ungeschwächten Mittelnerven eine
kleine Stachelspitze bilden. Fig. 21 stellt emen der zwei Lappen dar, welche zu den Seiten des Ausschnittes
sich befinden. Der Lappen ist aus breitem Grunde ziemlich kurz zugespitzt und hat 3 Nerven, von denen
der mittlere mehr dem rechten Rande genähert und der linke unten vom Blattrande mehr abgerückt ist,
als der rechte. Ebenso verlaufen die Nerven in den Blattlappen des lebenden Tulpenbaumes.
29. Tilia eordata Miwv. (mut. ?)
Taf. XXII Fig. 1-4.
cf. T. distans A. Naruorsı, Contributions, pag. 65. Taf. 6 Fie. 5—13.
T. sachalinensis O. Heer, Miocäne Flora der Insel Sachalin, ]. ec. pag. 47. Taf. 12 Fig. 7.
Zizyphus tiliaefolius 0. Herr in H. Asıcn, Beiträge zur Palaeontologie des asiatischen Russlands, 1. c. pae. 35 (571).
Taf. 7 Fig. 4, 6.
Die Blätter vom Altai sind nicht vollständig. Ihre Spitze fehlt ganz. Soviel jedoch von der
Blattform, Nervation und Bezahnung zu sehen ist, kann ich keinen wesentlichen Unterschied von den
Blättern der gemeinen Linde, welche ganz ausserordentlich veränderlich sind, wahrnehmen. Bei der ge-
meinen Linde ist die Form des Blattgrundes und die Schärfe der Zähne des Randes ebenso wechselnd, wie
an den fossilen Blattstücken, namentlich wenn man auch die Blätter berücksichtigt, welche sich an den
Trieben befinden, die aus dem Stamme kommen.
Taf. XXII Fig. 1 ist die Abbildung des nicht vollständigen unteren Theiles eines am Grunde tief
herzförmigen Blattes; es sind am linken Rande verhältnissmässig stumpfe, vorwärts gerichtete Zähne zu
sehen. Der seitliche Hauptnerv links ist nach vorn gebogen und giebt auf seiner Aussenseite mehrere
Secundärnerven. Die feinere Nervation dieses Blattes ist prachtvoll erhalten. Es kann als ein typisches
Blatt der gemeinen Linde angesehen werden; auffallend sind nur die etwas sehr stumpfen Zähne des Randes.
Das Blatt Fig. 2 ist am Grunde stumpf zugerundet, fast abgestutzt: es zeigt den linken geradlinig ver-
laufenden seitlichen Hauptnerven und links unten einige scharfe Zähne. Zu einem am Grunde weniger
ungleichseitigen, mehr abgerundeten, fast ein wenig herzförmigen Blatte gehört Fig. 5. Die Bezahnung des
Blattrandes ist hier undeutlich und die seitlichen Hauptnerven sind nur wenig. vorwärts gebogen. Fig. 4
zeigt noch ein Stück vom Rande eines grösseren Blattes mit ziemlich grossen scharfen Sägezähnen. Sämmt-
liche Bruchstücke der Lindenblätter zeichnen sich durch dieselbe schöne Erhaltung der feineren Nervation aus.
Die in den quartären Ablagerungen von Mogi in Japan vorkommende 7. distans Narm. scheint
mir nicht verschieden zu sein. Herr A. Narnorst giebt an, dass die Entfernung der unteren Secundär-
nerven vom Blattgrunde grösser ist als die der folgenden Secundärnerven von einander. Dies ist aber nur
an den wenigsten der abgebildeten Blätter zu sehen und kommt ebenso bei 7. cordata vor.
Tilia sachalinensis Hr. kann ich auch weder von den Blättern, die am Altai gefunden sind, noch
von T, distans NarH. unterscheiden.
Ganz übereinstimmend finde ich auch Zizyphus tiliaefolius aus der Kirgisensteppe; der echte
Z. tiliaefolius (Ceanotus Uxe.) hat einen gleichseitigen Blattgrund und zahlreichere Secundärnerven, welche
von den seitlichen Hauptnerven ausgehen, während die Blätter aus der Kirgisensteppe deutlich ungleich-
seitig sind, wie die Tilienblätter.
30. Acer Lobelii T'rx. (mut. ?)
Taf. XXII Fig. 5—7.
4. laetum C. A. Mey. pliocenicum G. ps Sarorra et Marrıon, Recherches sur les vegetaux foss. de Meximieux, pag. 150.
Taf. 34 Fig. 2,3; G. or Sarorra, Nouvelles observations sur la flore foss. de Mogi, pag. 30. Taf. 9 Fig. 1.
4A. pietum Tuuns. fossile A. Narnorst, Contributions, pag. 60. Taf. 12 Fig. 2—8. pag. 49 Fig. 2.
A. nervatum J. VELEnowskY, Fossile Flora von Vrsovic bei Laun, pag, 39. Taf. 7 Fig. 5, 6.
A. integerrimum Vıv. A. MasssLoxGo e G. Scaraerı, Studi, pag. 341. Taf. 15 Fig. 5; C. Gaunın et C. Sırozzı, Contributions,
T. VI. pag. 20. Taf. 4 Fig. 7.
A. trachyticum J. v. Kovars, Foss. Flora von Erdöbenye, pag. 32. Taf. 7 Fig. 1, 2.
Die Acer-Gruppe, welche ich hier als A. Lobelii, wenn auch dies Verfahren botanisch-systematisch
nicht gerechtfertigt werden kann *), zusammenfasse, ist in Italien als A. Lobeli Tex., im Kaukasus und
Orient als A. Taetum C. A. Mer., in Nord-China als A. truncatum Buxce und in Japan als A. pietum
THuxe. vertreten und durch ein 3—7 lappiges Blatt ausgezeichnet, dessen Lappen ganzrandig und in eine
lange feine Spitze ausgezogen sind. Da die Unterschiede der lebenden ostasiatischen Arten von den anderen
im Kelch und in der Frucht liegen, so könnten sie in fossilem Zustande, so lange diese Theile nicht ge-
funden sind, nicht unterschieden werden. Alle oben eitirten fossilen Formen kann ich nicht von einander
unterscheiden.
Die leider sehr mangelhaften Blätter, welche am Altai gefunden sind, haben nur 3 Lappen und
sind einigen dreilappigen Blättern ähnlich, welche A. Narzorsr 1. e. abgebildet hat. Taf. XXII Fig. 5 habe
ich das grössere Blatt gezeichnet. Es ist am Grunde verbogen und hat drei eiförmige ganzrandige Lappen,
deren Spitzen nicht erhalten sind; dass diese Spitzen vorhanden gewesen sind, beweist der Lappen rechts,
welcher oben plötzlich verschmälert, dann aber dicht über dem Grunde der Spitze abgebrochen ist. Dies
Blatt hat 5 Hauptnerven, von denen die äusseren am Blattgrunde bedeutend schwächer sind. Von den
Hauptnerven gehen stark gekrümmte bogenläufige Secundärnerven aus und die ganze Blattfläche ist von
einem feinen Nervillennetz eingenommen. Das Stück Fig. 7, auf dem die Nervation sehr schön zu sehen
ist, halte ich für den Mittellappen eines Blattes, dessen Spitze gleichfalls wie am vorigen Blatt abgebrochen
ist. Besser ist die eine Lappenspitze an dem kleinen Blatt Fig. 6 zu sehen; sie ist aber auch oben abge-
brochen. Dies Blatt hat wahrscheinlich auch nur 3 Lappen gehabt; seine Nervation ist sehr gut erhalten
und stimmt wie auch die der übrigen Blattstücke mit der von A. Lobelii vollständig überein, indem die
Secundärnerven bogenläufig sind, die Tertiärnerven sehr unregelmässig verlaufen und grosse Maschen bilden,
welche von einem feinen Nervillennetz eingenommen sind.
*) Vergl. ©. J. Maxınovicz, Diagnoses plantarum novarum asiaticarum, IH. pag. 601.
31. Acer ambiguum Hn.
Taf. XXII Fig. S—-10.
O. Herr, Primitiae Florae foss. Sachalinensis (Flora foss. arct. T. V und Memoires de l’Acad. Imp. des sc. de St. Petersbourg.
Serie VIle T. XXV Nr. 7) pag. 50. Taf. 13 Fig. 5, 6.
ef. A. areticum 0. Heer, Beiträge zur foss. Flora Spitzbergens (Flora foss. arct. T. IV) page. S6. Taf. 22, 23, 24 Fig. 1, 2,
Taf. 25 Fig. 1-3; Foss. Flora Grönlands, II. Theil (Flora foss. arct. T. VII) pag. 126. Taf. 94 Fig. 2.
Das in Fig. S abgebildete Blattstück gehört zu einem Ahornblatt, welches am Grunde tief herz-
förmig ausgeschnitten ist. Es hat 7 Hauptnerven, von denen die äussersten kurz und recht schwach sind.
Die Lappen dieses Blattes müssen weit mit einander verbunden gewesen sein, denn der Ausschnitt links ist
eine zufällige Bildung. Als zur selben Art gehörig betrachte ich die Blattstücke Fig. 9, 10. Es sind die
Enden der Blattlappen, welche sehr ungleich grosse, spitzliche Zähne haben. Ausserdem ist noch ein Stück
aus der Mitte eines grossen Blattes vorhanden, welches mit der Fig. 5 in der miocänen Flora von Sachalin
übereinstimmt.
Die vorliegenden Bruchstücke sind zu mangelhaft, um sicher bestimmt zu werden. Die voraus-
gestellten fossilen Arten scheinen am meisten damit übereinzustimmen, doch werden für letztere stumpfliche
Zähne des Blattrandes angegeben.
In dem herzförmigen Ausschnitt des Blattgrundes und in den groben Zähnen des Randes ist einige
Aehnlichkeit mit A. Pseudoplatanus nicht zu verkennen, während O0. Hrer den A. ambigwm und A. arckieum
mit dem ostasiatisch-amerikanischen A. spicatum Lam. vergleicht.
32. Acer palmatum Truxe. mut. Nordenskiöldi.
Taf. XXI Fig. 22, 23.
4A. Nordenskiöldi A. Naruorst, Oontributions, pag. 60. Taf. 11 Fig. 10—13.
A. Sanctae-Crucis D. Sıur, Flora des Süsswasserquarzes, der Congerien- und Cerithien-Schichten, pag. 102. Taf. 5 Fig. 9—12.
Die von Herın A. Narmorst abgebildeten fossilen Blätter unterscheiden sie von denen des A. pal-
matum durch die feinen, fast verschwindenden Zähne des Blattrandes. Dessenungeachtet hält sie G. DE
Sırorra für identisch mit A. polymorphum Sır». et Zucc. (= A. palmatum Truxs.) pliocenicum (Nouvelles
observations sur la flore foss. de Mogi, pag. 30). Es ist mir nicht bekannt, ob die Zähne bei A. palmatum
so klein werden, oder fast verschwinden können, da aber die mir von Herrn K. Maxmovıcz geschickten
Blätter des 4A. palmatum sehr vielgestaltig und bald gröber, bald feiner gesägt sind, so fasse ich die
fossilen Formen als Varietäten auf. Diese kleingesägte Blattform des jetzt in Japan einheimischen Ahorns
ist jedenfalls leicht zu erkennen und hat im Pliocän eine weite Verbreitung gehabt. Denn der von Herrn
D. Srur aus den österreichischen Cerithienschichten beschriebene Ahorn, A. Sametae-erueis, gehört unzweifel-
haft dazu und zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Zähne „nur bei Vergrösserung und guter Beleuch-
tung“ wahrzunehmen sind, wie D. Srur beschreibt.
Vom Altai liegen nur mangelhafte Stücke vor. Das Fig. 22 abgebildete Blatt ist unvollständig
und stark verbogen. Von A. ambiguum ist es verschieden durch den breiter ausgeschnittenen Blattgrund
und die tiefer von einander getrennten, spitzeren Lappen. Das Blatt hat 7 Hauptnerven und muss ebenso
Palaeontographica. Bd. XNXXIII. 98
— 2l4 —
viel Lappen gehabt haben; am unteren Rande des kleineren unteren Lappens rechts ist ein scharfer Zahn,
als Andeutung eines weiteren Lappenpaares zu sehen, nach dem auch ein Nerv aus dem Blattgrunde und
nicht vom äussersten Hauptnerven verläuft. Am grösseren Lappen sind auf der rechten Seite nur mit
Mühe Spuren kleiner Sägezähne zu erkennen. Der lanzettförmige zugespitzte Blattlappen Fig. 23 gehört
gewiss zur selben Art und gleicht im Schnitt den Blattlappen des Acer palmatum, namentlich den unteren
am Blatte, welche oft etwas rückwärts gebogen sind. Die Secundärnerven dieses Blattlappens sind auf der
einen Seite steiler aufwärts gerichtet als auf der anderen und verlaufen nicht in die Zähne, sondern sind
bogenläufie. Am Rande befinden sich kleine Sägezähne.
Acer sp. indet.
Taf. XX Fig. 14; Taf. XXI Fig. 24.
Ausser den im Vorstehenden beschriebenen Ueberresten von Ahornblättern sind noch Fragmente
eines Blattes und der obere Theil des Flügels einer Ahornfrucht gesammelt, welche nicht haben bestimmt
werden können.
Das Blattstück Taf. XX Fig. 14 könnte zu einem tief 5theiligen Blatt gehören, dessen Abschnitte
lineallanzettförmig, am Rande gross und scharf gesägt sind. In der Form der Bezahnung hat das Blattstück
Aehnlichkeit mit A. angustilobum (O0. Hrer, Flora tert. Helvetiae, T. III. pag. 57. Taf. 117 Fig. 25a,
Taf. 118 Fig. 1—9).
Der Fruchtflügel Taf. XXI Fig. 24 könnte zu der einen von den beschriebenen Blattformen gehören,
wahrscheinlich zu der für A. ambiguwm Hr. genommenen Form. Er ist nach oben allmählig verschmälert
und zeigt dichtstehende feine Nerven, welche schräg aufwärts verlaufen.
32. Juglans (Pterocarya?) densinervis n. sp.
Taf. XXII Fig. 11—15, 12b verer.
Dlattfieder länglich-lanzettförmig, kurz-zugespitzt, am Grunde sehr ungleichseitig, fein und etwas ent-
fernt sägezähnig, mit stark vorwärts gebogenen bogenläufigen Secundärnerven, vechtwinkelig zwischen ihmen
verlaufenden Tertiärnerven und einem sehr feinen Nervillennetz.
Es sind ziemlich zahlreiche Bruchstücke der Blattfiedern in der Sammlung vorhanden, von denen
die besten abgebildet sind. Fig. 11 ist der untere Theil einer mittelgrossen Blattfieder, an welcher der
sehr ungleichseitige, ebenso wie bei Pferocarya frawinifolia geformte Blattgrund zu sehen ist. Fig. 12 zeigt
den oberen Theil einer etwas grösseren Blattfieder mit dem kurz zugespitzten oberen Ende, welches auch
demjenigen von Pterocarya täuschend ähnlich ist. Von einem grösseren Blatte stammt die Blattfieder
Fig. 13, an welcher die Blattspitze nicht erhalten ist. Sie weicht von den anderen Blattstücken nicht
wesentlich ab, ist aber vorn breiter. Ein Stück vom Rande des Fig. 12 dargestellten Blattstückes ist in
Fig. 12b vergrössert dargestellt, um die Form der feinen Sägezähne des Blattrandes und die schön erhaltene
feinere Nervation zu zeigen.
Anfangs glaubte ich diese Blätter für die Blattfiedern der Pterocarya fraxinifolia SpacH. nehmen
zu können, mit denen sie in der Form und gröberen Nervation vollständig übereinstimmen. Die Blattfiedern
der P. fraxinifolia haben aber grössere, stumpfere und dichter gestellte Zähne, während die fossilen Blätter
kleine, entfernter stehende und spitze Sägezähne zeigen. Ausserdem haben die fossilen Blätter ein vortrefi-
lich erhaltenes, viel feineres Nervillennetz, als die der kaukasischen Art.
Unter den fossilen, schon früher beschriebenen Blattformen finde ich die grösste Aehnlichkeit
zwischen unseren Blättern und der Pferocarya Massalongii (C. Gaupın et C. Srrozzı, Memoires sur quel-
ques gisements de feuilles foss. de la Toscane, I. pag. 40. Taf. 8 Fig. 1b, Taf. 9 Fig. 2), doch zeigen auch
diese Blätter grössere stumpfere Zähne, als die Blätter vom Altai, und über die feinere Nervation ist weder
nach der Zeichnung noch in der Beschreibung etwas zu erfahren. Sonst zeigt noch Juglans (Carya) pieroides
(0. Heer, Flora foss. Alaskana [Flora foss. arct. T. I.] pag. 39. Taf. 9 Fig. 5) durch die stark gebogenen
Secundärnerven und die kleinen Sägezähne die meiste Aehnlichkeit mit den Blättern vom Altai.
34. Juglans erenulata n. sp.
Taf. XXII Fig. 13—15.
Blattfieder Tänglich-lanzettförmig, kurz zugespitzt, die seitlichen mit sehr ungleichseitigem Blattgrunde,
am Rande kaum merklich erenulirt, mit genäherten, einander parallel verlaufenden und nahe am Rande bogen-
läufigen Secundärnerven, zwischen denen rechtwinkelig Tertiärnerven verlaufen und Nervillen ein aus fast
quadratischen Maschen bestehendes Nervillennetz bilden.
In Fig. 13 habe ich das mit dem Gegenabdruck vorliegende grössere Blattstück abgebildet. Es ist eine
Blattfieder, welche aber nicht ganz vollständig erhalten und auch am Rande an manchen Stellen beschädigt ist.
Unten ist das Stück sehr ungleichseitig; am Rande scheint es links, gegen den Blattgrund zu, fast ganzrandig
zu sein, während weiter oben, namentlich auf der rechten Seite kleine stumpfe Kerbzähne zu sehen sind.
Die Secundärnerven dieser Blattfieder stehen ziemlich dicht, unter emander parallel und sind nahe am
Rande bogenläufig; die oberen von ihnen sind stark aufwärts gebogen; zwischen ihnen sind an manchen
Stellen schwächere Secundärnerven zu sehen, welche sich im Nervillennetz verlieren. Die Blattfieder liegt
wahrscheinlich von der Unterseite vor; sie erscheint durch das stark vortretende Geäder runzelig. Die
Fig. 14 zeigt eine ganz kleine, fast eiförmige, kurz zugespitzte Blattfieder, welche wahrscheinlich am Grunde
der Blattspindel gesessen hat. Fig. 15 halte ich für den unteren Theil eines Endblättchens, welches breit-
keilförmig in die Blattspindel verläuft. Dieses Stück zeigt nicht die feinere Nervation und könnte von der
Oberseite vorliegen.
Diese Blattstücke stimmen ziemlich gut mit Juglans regia überein. Doch haben die Blatttiedern
des südeuropäisch-asiatischen Wallnussbaumes wohl einen etwas welligen, aber nicht so kleingekerbten
Rand wie die fossilen Blätter. Ausserdem finde ich bei J. regia wohl auch zuweilen zwischen den Secundär-
nerven kürzere und schwächere, ihnen fast parallel verlaufende Nerven, welche aber nicht so zahlreich vor-
kommen, als bei dem Fig. 13 abgebildeten fossilen Blatt. Den Blattgrund der Endfieder finde ich bei
J. regia nicht so breit keilförmig wie beim fossilen Blatt.
Unter den fossilen Juglandeen-Blättern kommt unser Blatt sehr nahe der im Tertiär weitverbreiteten
Juglans acuminata A. Br. (W. Scummeer, Traite de paleont. veget. T. III. pag. 239; OÖ. Hrrr, Die tertiäre
Flora von Grönland [Flora foss. aret. T. VI.] pag. 98). Letztere hat aber eine in der Mitte breitere Blatttieder,
mehr voneinander entfernt stehende Seeundärnerven, ein weniger regelmässiges Nervillennetz und ist ganzrandig.
39*
— 216 —
Von Juglans densinervis n. sp. ist dies Blatt durch die dichter stehenden Secundärnerven und den
nicht gesägten Blattrand verschieden. Es muss auch von dickerer Consistenz gewesen sein und hat eine
ziemlich dieke Kohlenschichte.
Diese Blätter konnten von mir anfangs lange nicht bestimmt werden. Herr Akademiker M. Maxı-
movıcz hat mich auf die Aehnlichkeit des Fig. 15 abgebildeten Stückes mit dem foliolum terminale von
J. regia aufmerksam gemacht und als ich in Folge dessen die Blattfiedern dieser Art verglich, kam ich
darauf, die anderen Stücke hinzu zu nehmen. Dann fand sich auch noch das kleine Stück Fig. 14b,
welches die Bestimmung bestätigte.
35. Spiraea opulifolia L.?
Taf. XXIT Fig. 16.
Das einzige vom oberen Theile des Blattes stammende Stück (Fig. 16) hat einen nicht genau in
der Mitte verlaufenden Mittelnerven und von demselben ausgehende, steil aufwärts verlaufende, geradlinige
und unter einander parallele Secundärnerven, welche in die Lappen des Blattrandes gehen. Diese Lappen
sind stumpf und ungleichmässig kerbig gesägt. Zwischen den Secundärnerven verlaufen Tertiärnerven, zum
Theil rechtwinkelig gegen dieselben; ausserdem ist noch ein feines Nervillennetz zu erkennen.
Dies Blattstück hat in der Form der Lappen, in der Bezahnung und in der ganzen Nervation grosse
Aehnlichkeit mit der nordamerikanischen Spiraea opulifolia. Bei der Unvollständigkeit des Stückes ist aber
eine sichere Bestimmung nicht möglich.
36. Prunus serrulata Hn.?
Taf. XX Fig. 15.
OÖ. Herr, Primitiae Florae foss. Sachalinensis 1. c. pag. 55. Taf. 14 Fig. S.
Das einzige vorhandene Blattstück gehört wahrscheinlich zu einem länglich-elliptischen Blatt; es hat
einen verhältnissmässig etwas dicken Mittelnerven und ziemlich genäherte, in einiger Entfernung vom Blatt-
rande bogenläufige Secundärnerven. Zwischen den Secundärnerven verlaufen rechtwinkelig Tertiärnerven und
ausserdem ist auch das feine Nervillennetz gut erhalten. Der Rand ist nicht ganz gleichmässig, aber scharf
gesägt; in die fein zugespitzte, etwas abstehende Sägezähne treten kurze Tertiärnerven ein, welche von den
Bögen ausgehen, die durch sich verbindende Secundärnerven gebildet sind.
Unter den fossilen Blättern finde ich es der citirten Abbildung am meisten ähnlich. Das Blatt von
der Insel Sachalin hat aber kleinere, feinere Sägezähne und soll lederartig gewesen sein, während dasjenige
vom Altai wahrscheinlich nicht lederartig gewesen ist. Unter den lebenden Blattformen lässt es sich mit Prumus
Padus vergleichen, von welchen es sich durch einen diekeren Mittelnerven und gröbere Sägezähne unterscheidet.
Da das Blattstück unvollständig ist, keine besonders charakteristischen Merkmale zeigt und auch
mit den Blättern anderer Pflanzen, z. B. Juglans, verglichen werden kann, so wollte ich darauf keine neue
Art gründen und schliesse es der Primus serrulata von Sachalin an.
Ammoniten der böhmischen Kreide
von
Gustav C. Laube und Georg Bruder.
Mit Taf. NXIT—NXIX und 10 Holzschnitten.
Avcusr Emanves Revss hat in seiner celassischen Bearbeitung der „Versteinerungen der
böhmischen Kreideformation“* die so wichtige Gruppe der Cephalopoden auffällig kurz behandelt, indem
er sich bei vielen Arten, deren er im Ganzen 25 kennen lernte, mit der blosen Anführung des Namens be-
gnügt und nur wenige eingehender beschreibt. Der Mangel an einschlägigen Vorarbeiten, wie wir sie heute
besitzen, lässt dies leicht erklärlich erscheinen. Lange Zeit blieb dieser Schatz unbehoben, bis in neuerer
Zeit Prof. Dr. Cr. ScHLürer in seinen „Cephalopoden der oberen deutschen Kreide“ (Palaeonto-
graphica, Bd. XXI. 1872—75) eine Anzahl Arten aus dem böhmischen Turon beschrieben und abgebildet hat.
Den hohen Werth und die Bedeutung dieser Versteinerungen würdigend veröffentlichte Prof. Dr. Axrox
Fritsch 1872 eine umfassende Monographie „die Cephalopoden der böhmischen Kreideformation‘,
an welche sich das Andenken eines der hervorragendsten, leider zu früh verewigten deutschen Gelehrten,
URBAN SCHLOENBACH, knüpft. Unmittelbar vor seiner verhängnissvollen Reise nach Slavonien, von welcher
er nicht wiederkehren sollte, hatte er sich gemeinsam mit Herrn Frırsch beschäftigt, das ungemein reiche
Material des böhmischen Landesmuseums einer vorbereitenden Bearbeitung zu unterziehen, leider setzte sein
früher Tod seiner Arbeit ein vorzeitiges Ende. Die von U. SCHLOENBACH zurückgelassenen handschriftlichen
Notizen hat Herr Frrrsch sodann bei der Herausgabe seiner Monographie benützt und ergänzt. Er bemerkt
hiezu in der Vorrede, «dass er damit das Studium der Cephalopoden der böhmischen Kreide nicht abge-
schlossen halte. Doch sah er sich bestimmt, um die Cephalopodenreste bei der Gliederung der böhmischen
Kreideformation gehörig verwerthen zu können, die Veröffentlichung seines Buches zu beschleunigen.
Der eine der Verfasser der vorliegenden Abhandlung, berufen als unmittelbarer Nachfolger U.
SCHLOENBACH'S die eben im Entstehen begriffene Lehrkanzel für Mineralogie und Geologie an der deutschen
technischen Hochschule in Prag mit einer ausreichenden Sammlung auszustatten, war natürlich darauf ange-
wiesen, das am ehesten zu erreichende Material der engeren Heimath zusammen zu tragen. Kaum mit den
ersten Grundlagen biefür zu Ende, erwuchs ihm diese Aufgabe zum zweitenmale, als er 1876 die eben ins
Leben gerufene Lehrkanzel für Geologie und Palaeontologie und das damit verbundene geologische Institut
der k. k. deutschen Carl-Ferdimands-Universität übernahm.
Palaeontographica. Bd. XXXIIT. Ds
N
Die Erwerbung von Versteinerungen aus der Kreide, namentlich guter Cephalopoden, wurde nach
Thunlichkeit gepflest. In der Umgebung von Prag, in den Grünsandsteinen von Laun, im Plänerkalk von
Teplitz, und in den Baculitenthonen von Priesen wurde eifrigst gesammelt. Mit dem wärmsten Dank müssen
die Verfasser der werkthätigen Unterstützung gedenken, welche hiebei Herr Med. et Chir. Dr. Anton
Tıscher in Michelob dem Institute angedeihen liess, indem dieser durch eine Reihe von Jahren alle ihm
erreichbaren Versteinerungen aus dem Turon seiner Heimath demselben einsandte.
Die Sichtung und Bearbeitung des so zusammengebrachten Materials liess erkennen, dass einige
bereits bekannt gemachte Arten schärfer gefasst werden können, als es in der Monographie der Herren
Fritsch und Schtornzach geschehen ist. Auch wurde eine Anzahl neuer Formen aufgefunden, wodurch
die Zahl der bisher bekannten nicht unwesentlich vermehrt wird.
Die Schwierigkeiten, welche heutzutage der Bearbeitung fossiler Cephalopoden entgegen stehen, liess
es räthlich erscheinen, nach dem Grundsatze, dass vier Augen besser sehen als zwei, die Arbeit zu zweien
durchzuführen, wiewohl sich dieselbe ihrem Umfange nach mit anderen derartigen nicht messen kann, auch
nicht vergleichen will.
Die sehr eingehenden Ausführungen in der Einleitung zu der mehrfach genannten Monographie,
nicht minder die erschöpfenden Beschreibungen der einzelnen Kreideetagen Böhmens im „Archiv der natur-
wissenschaftlichen Landesdurchforschungs-Commission“ aus der Feder des Herrn Frırscn überheben uns, hier
eine weitere Einleitung über die geologischen und palaeontologischen Verhältnisse zu geben. Es wird ge-
nügen einen Blick auf die nachstehende kleine Tabelle zu werfen, um zu ersehen, welche Aenderungen
durch unsre Arbeit in dem Bilde der Cephalopodenfauna der böhmischen Kreide hervorgebracht werden.
Wiewohl wir sämtliches im geologischen Institute der deutschen Universität vorhandene Cephalo-
podenmaterial sichteten, haben wir uns doch absichtlich darauf beschränkt, die vorwiegend dem Turon ange-
hörenden regelmässigen Ammoniten, zu deren genaueren Kenntniss wir etwas beitragen konnten, zu veröffent-
lichen. Bei den Belemniten hätte es sich lediglich darum gehandelt, den Gattungsnamen, beispielsweise
Belemnites Strehlensis FRITscH in Actinocomax umzuändern, die Gruppe der Nautileen bot gar nichts neues,
und bezüglich der unregelmässigen Ammonoiden hätten wir ebenfalls ausser einigen etwaigen Aenderungen
(der Gattungsnamen, die bei dem meist ungünstigen Erhaltungszustande immer problematisch blieben, gleich-
falls nichts hinzuzufügen gewusst. Von dem Hereinziehen der Vorkommnisse der senonen Baculitenschichten
in unsre Abhandlung haben wir aus dem Grunde ganz Umgang genommen, weil der Erhaltungszustand der-
selben meist äusserst mangelhaft ist. Obgleich uns bereits ein umfangreiches Material, und darunter viele
gute Sachen, zu Gebote steht, glaubten wir doch noch weitere Zuflüsse abwarten zu sollen, um alle unsicheren
Angaben möglichst vermeiden zu können.
Durch die in den nachfolgenden Blättern beschriebenen Arten ist die Zahl der böhmischen Kreide-
cephalopoden, welche bei Herren Frırsch und SCHLOENBACH 54 beträgt, auf 68 gestiegen. Da sich die
Arbeit lediglich auf die Ammoniten erstreckt, so erfahren diese, von denen die genannten Autoren mit Ein-
schluss der unsicheren 20 zählen, eine Vermehrung um 14 Arten, d.h. es sind nun aus Böhmen 34 Kreide-
Ammoniten bekannt.
Durch unsre Arbeit hat das Bild der Cephalopodenfauna des Cenoman und Senon, wie es a. a. 0.
entworfen wurde, keine Veränderung erfahren. Wesentlich anders gestaltet sich jedoch jenes des Turon.
Die Anzahl der bekannten Arten wird beinahe, die der Ammoniten i. e. S. mehr als verdoppelt. Sehr
219
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— 220 —
auffällig ist die artenreiche Gattung Acanthoceras; mit Ausnahme des cenomanen Acanth. Mantelli ist
es durchwegs auf das Turon beschränkt und für diese Stufe der böhmischen Kreide bezeichnend. Ein eigen-
thümliches Bindeglied zwischen dieser Gattung und Schloenbachia Neumayr bildet die Gattung Mammites,
zu deren Aufstellung wir uns veranlasst sehen.
Eine Anzahl Arten, von denen bisher nicht bekannt war, dass sie Böhmen mit auswärtigen Kreide-
ablagerungen gemeinsam hat, konnten wir auch namhaft machen. Es sind dies: Pachydiseus Lewesiensis
Mast. sp. in der englischen, westfälischen und wohl auch sächsischen Kreide; Acanthoceras carolinum
D’ORE. sp. aus der französischen und westfälischen Kreide; Acanth. Rhotomagense Broxen. sp. aus der franzö-
sischen, englischen und westfälischen Kreide; Acanth. hippocastanım Sow. sp. aus der englischen und
sächsischen Kreide; Acanth. navieulare MaxT. sp. aus dem englischen, französischen, sächsischen und
indischen Turon.
Indem wir unsere Ergänzung zu den schon vorhandenen Berichten über die Cephalopoden der
böhmischen Kreide hiemit der Oeffentlichkeit übergeben, haben wir noch zu erwähnen, dass uns Herr Ober-
bergrath Prof. Dr. W. Waagen freundlichst durch Ueberlassung von Material aus der geologischen Samm-
lung der deutschen technischen Hochschule, nicht minder durch Literatur aus seiner Bibliothek förderte.
Ebenso wurden wir auch durch Herrn Prof. Dr. OÖ. Frıstmanter hier, und Herrn Custos Ta. Fuchs in Wien
mit literarischen Hilfsmittel unterstüzt. Herr Prof. Dr. Antox Frırsch gestattete gütigst die Eimsichtnahme
der bezüglichen, im böhmischen Landesmuseum aufbewahrten Original-Exemplare zu seiner Monographie.
Allen diesen Herrn sagen wir hiemit unseren verbindlichsten Dank.
Placenticeras MEEx.
1. Placenticeras Memoria-Schloenbachi LavBE und BRUDER.
Taf. XXIII Fig. 1ab.
Die Form dieses Ammoniten ist wie bei allen Arten dieser Gattung flach, scheibenförmig, eng ge-
nabelt, der Querschnitt der Umgänge spitz pfeilförmig. Die Involubilität umfasst drei Viertel der Umgangs-
höhe. Der Nabel ist verhältnissmässig tief und der dahin gerichtete Abfall der Seite ist steil, um ihn stehen
in der Nabelkante eilf stecknadelkopfähnliche Knötchen in gleichem Abstande auf dem Umgange. Im übrigen
Theil sind die Seiten ganz glatt, doch erscheint der letzte Umgang in der Mitte dicklich aufgetrieben,
schärft sich aber gegen die Externseite rasch zu. Die Externseite ist durch das Fehlen eines Kieles abge-
stumpft, und hat eine Breite von etwa 3 mm am Ende des letzten Umganges. Die innersten Windungen
sind ausgebrochen, und waren jedenfalls sehr dünn.
Leider gelang es nicht an unserem Exemplare die Lobenlinie in voller Deutlichkeit bloszulegen,
namentlich blieben der Externlobus und der erste Seitenlobus in seiner Form unbestimmt. Nur so viel liess
sich erkennen, dass die Gestalt der Lobenlinie mit der von Place. Reqwienianum »’Orp. (Paleont. franc.
Cretacee, Taf. 93 Fig. 4) im Typus übereinstimmt.
Eine sehr ähnliche Form hat Herr H. B. Gumıız a. a. OÖ. U. pag. 188. Taf. 54 Fig. 3 als Am-
momites ch. biewrvatus MicHeuın aus dem turonen Plänerkalk von Goppeln beschrieben und abgebildet, doch
zeigt dieser die an unsrem Exemplare sichtliche Knotenreihe an der Nabelkante ebenso wenig, wie die dort
citirten verwandten Arten aus dem französischen Neocom und Gault, Plac. elypeiforme D’Orz. (a. a. 0.
Taf. 42 Fig. 1, 2) und Place. bieurvatum (a. a. 0. Taf. 84), auch sind diese Arten durchwegs an der Extern-
seite zugeschärft und nicht wie unserer abgestumpft; Plac. d’Orbignyanım GEINITZ aus den senonen Kreide-
schichten (Baculitenthone von Leneschitz in Böhmen und Zatschke in Sachsen; Sandstein von Kieslings-
walde in Schlesien und Tannenberg in Böhmen) ist gleichfalls unzweifelhaft, schon durch die Lobenform ver-
schieden. Die Exemplare aus den Baculitenthonen haben nebstdem eine verhältnissmässig viel breitere
Externseite und statt der Knoten Sichelrippen. Inwieferne die Deutung des von Herrn Frırsch und
SCHLOENBACH a. a. OÖ. Taf. 11 Fig. 2 abgebildeten Exemplares von Tannenberg, und die von SCHLÜTER als
Amm. Syrtalis Morton syn. Orbignyanus a. a. O. Tat. 15 Fig. 4 abgebildete Form als Plac. Orbignyanım
berechtigt ist, wagen wir zwar nicht zu entscheiden, halten sie aber nach unsren Erfahrungen für frag-
würdig”). Das von Herrn Frırscr a. a. O. abgebildete Exemplar zeigt zwar viele Aehnlichkeit mit unsrer
Form, hat aber zahlreichere (14) und daher dichter stehende Knoten in der Nabelkante.
*) In einem uns zur Benützung gebotenen Exemplare des Buches, in welchem durch U. SchLorssacnH’s Vater der von
ihm stammende Theil des Textes eingezeichnet wurde, ist dieser Ammonit nur als cf. Orbignyanus angeführt.
Palaeontographica. Bd. XXXIITI. 29
|
|
Von diesem jedenfalls sehr seltenen Vorkommen besitzt das geolog. Institut nur das abgebildete
Exemplar aus dem turonen Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Durchmesser des Gehäuses . 2. 2 2 202020002000. 198mm
Weite des: Nabelse. re SER
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . .... 54
Fe: e " von der Naht zur Externseite OT:
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zur Externseite 54
Involuter Theil des vorletzten Umganges 43 ,
Dicke des letzten Umganges 3Br ;
„ vorletzten Umganges Due
Desmoceras ZırtE1.
3, Desmoceras montis albi LAuBE und BRUDER.
Taf. XXIV Fig. 1.
Die Form dieses prächtigen Ammoniten, von welchem wir nur ein einziges, aber bis zur Wohn-
kammer tadellos erhaltenes Exemplar besitzen, ist sehr flach, scheibenförmig. Der Nabel ist verhältniss-
mässig weit, die Involubilität beträgt etwas über ein Drittel der Umgangshöhe, der Querschnitt der Umgänge
ist schmal elliptisch. Die Seiten bilden eine sehr steile Nabelkante, sie sind mit zahlreichen — wir zählen
120 — flachen Rippen bedeckt, welche auf der letzten Hälfte des äusseren Umganges schwach S-förmig ge-
bogen, weiter einwärts aber einfach gekrümmt und schräg gestellt sind. Nicht alle Rippen erreichen die
Nabelkante, indem sich zwischen längere Hauptrippen ein bis zwei kürzere Zwischenrippen von der Extern-
seite her einschalten. Einzelne Hauptrippen treten stärker, durch etwas breitere Furchen markirt, hervor;
es scheinen deren etwa 6 auf einen Umgang zu kommen, genau lässt sich die Zahl nicht bestimmen. Die
Externseite ist abgerundet, die Rippen gehen über dieselbe hinweg.
Der tief zweispaltige Externlobus ist in vier tief eingeschnittene Hauptäste aufgelöst. Der Extern-
sattel wird durch einen Hilfslobus tief gespalten, und besitzt infolge dessen zwei schmale, stark geschlitzte
Aeste. Der Seitelobus ist unten dichotom, der gegen die Externseite gekehrte Lappen ist kürzer, und in
drei sich wieder verzweigende, unsymmetrisch gestellte Nebenlappen aufgelöst. Der gegen den Nabel ge-
kehrte Lappen ist länger und ebenfalls in drei unsymmetrische, sich wieder verzweigende Nebenlappen auf-
gelöst. Der Lobenstamm ist sehr schmal und trägt jederseits drei einander gegenüberstehende, und mit
Ausnahme des obersten, fast wagrecht abstehende Seitenäste.
Der zweite Seitensattel ist nicht mehr vollständig erhalten, doch ist zu erkennen, dass er ebenfalls
durch einen Hilfslobus schmal zweitheilig wird. Der folgende zweite Seitenlobus ist viel kürzer als der
erste und ungefähr so lang wie der Externlobus.
Dieses Desmoceras hat ganz unverkennbare Aehnlichkeit mit Desm. Austeni SHARPE sp., doch unter-
scheiden es schon der weitre Nabel, die steile Nabelkante, die langsamere Windungszunahme, die flachere
Form und die gröberen, weniger gebogenen Rippen. Ebenso unterscheiden sich beide durch die Loben,
indem bei Desm. montis albi der zweite Seitenlobus länger als bei Azısteni, und der Externsattel nur durch
einen grösseren Hilfslobus gespalten ist, während bei Desm. Austeni zwei solche vorhanden sind, auch sind
bei ersterem die Lobenäste tiefer und spitzer verzweigt.
Das einzige, trefflich erhaltene Exemplar stammt aus dem Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Durchmesser des Gehäuses . 2 2 2 2 2 en. ee. 490 mım
Weite des Nabels a ae Ar llazıaen
Höhe des letzten Umeganges im der Windungsebene . . . . 151
R s a n von der Naht zur Externseite . . 188
Dicke des letzten Umganges . . » 2 2 2 nn m nenn 65 „
Höhe des vorletzten Umganges . . . 22 2 nn nn. 91 „
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . 2. 2 2 220. 87T 5
Dicke des vorletzten Umsanges . 2 2 2 nn nen. 21
29*
224 —
3. Desmoceras Austeni SHARPE Sp.
1854. Ammonites Austeni Suarre, Moll. from the Chalk, p. 28, Taf. 12 Fig. 1 und 2.
1372. es 5 SchLörer, Cephalop. d. oberen deutschen Kreide, p. 55. Taf. 11 Fig. 11.
1872. e 3 Fritsch und SchLoEngacH, Cephalop. d. böhm. Kreide, p. 36. Taf. 6 Fig. 1, 2.
1872. EN 5 Gsisırz, Elbthalgebirge II, p. 186. Taf. 34 Fig. 1,2. (Hier auch weitere Literaturangaben).
Unsere Exemplare stimmen ganz genau mit den von Herrn H. B. Geinıtz a. a. ©. beschriebenen
und abgebildeten aus dem Pläner von Strehlen, so dass wir seiner Ausführung nichts hinzuzufügen haben.
Im Plänerkalk von Hundorf, aus welchem unsere Exemplare stammen, finden sich auch sehr grosse Individuen,
unser grösstes misst 50 cm im Durchmesser. Da es gelang, an einem unserer Exemplare die Lobenlinie
theilweise zu beobachten, können wir über dieses wichtige Merk-
mal folgendes mittheilen:
Der Typus der Lobenlinie entspricht Desmoceras, der Extern-
lobus ist tief in fünf Hauptäste gespalten, der Externsattel ist
durch drei Hilfsloben, von denen der mittlere der grösste ist, im
vier ungleiche Lappen getheilt. Der erste Seitenlobus ist sehr
gross, schief gegen die Externseite gestellt, und überragt mit
seinen Aesten den Externlobus, seine äussersten Spitzen erreichen
nahezu die Medianlinie.
Auf die sich hieraus ergebenden Unterschiede von Desm.
montis albi haben wir schon oben aufmerksam gemacht. Herr
H. B. Geistrz hat auch Amm. Hernensis SCHLÜTER (a. a. 0. p. 40.
Taf. 11 Fig. 12—14) unter Desm. Austeni bezogen. Aus dem
Vergleiche der von Herrn Schvürer abgebildeten Lobenlinie je-
doch will es uns scheinen, dass ein Unterschied darin besteht,
dass bei Amm. Hernensis Extern- und erster Seitenlobus beinahe
gleich lang, und ihre Stämme nahezu parallel laufen. Ebenso
N differirt die von Stouiczka von Amm. planulatus Sow. (Cretaceous
) Cephalopoda of South India, pag. 134. Taf. 67) abgebildete Loben-
linie darin, dass der Externlobus weniger tief gespalten, und
weniger — in nur zwei Hauptäste — verästelt ist. Der erste
Seitenlobus ist gleicharmig gegabelt, während bei Austen? ein
Mittelast vorherrscht. Die Uebereinstimmung aller sonstigen Merk-
male des indischen Ammoniten mit unserer Plänerform ist im übrigen eine ganz auffällige, so dass, wenn
man von den bemerkten Differenzen der Loben absieht, eme Vereinigung beider Formen, wie sie Herr H.
B. Geintrz vornahm, gerechtfertigt erscheint.
Das von Herrn Frrrsch und SCHLOENBACH a.a. 0. als Amm. Austeni abgebildete und beschriebene
Exemplar differirt von unseren Exemplaren durch eine stärkere Rippung, was im Text auch gegenüber
Smarpe's Abbildung hervorgehoben wird.
Durchmesserrdese Gehäuses m Men ne anee. 22505700
Wieitendes! Nabelsu. mr an an a Es 1980,
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebene . . . .. 179 „
moon „ 5 von der Naht zur Externseite . . 207
Zlohesdes- vorletzten Umsanges = 0. 222 wre 221027,
Involuter. Theil des vorletzten Umganges . . .». 2 2 2... 4 „
Pachydiscus Zırıeı.
4. Pachydiscus peramplus Masters sp.
1522. Ammonites peramplus ManteLı, Fossils of the South Downs, p. 200.
1545. R ei (ex parte) Reuss, Verst. d. böhm. Kreideformation IL., p. 21.
1553. ” 5 SHARPE, Moll. of the Chalk, p. 26. Taf. 10 Fig. 1—3.
1872. a 2 (ex parte) Fritsch und SCHLOENBACH, Cephalop. d. böhm. Kreide, page. 58. Taf. S Fig. 1—4.
1872. 55 en SCHLÜTER, Cephalop. der oberen d. Kreide, p. 31. Taf. 10 Fig. 7—13.
1572. r 5 Geixirz, Elbthalgeb. II, p. 159. Taf. 534 Fig. 4—7. (Weitere Literaturangaben hier).
Die in den böhmischen Kreideablagerungen vorkommenden, oft riesige Gestalten erreichenden Am-
moniten mit gerundetem Rücken und flach gerippten Seiten werden gewöhnlich unter dem Namen Amm.
peramplus Maxt. zusammengefasst. ScHvLürer bemerkte jedoch (a. a. ©. p. 33), dass unter diesem Namen
verschiedene Arten vereinigt sein dürften. Die zahlreichen Exemplare, welche wir vor uns hatten, liessen
die Ansicht Schwürer’s auch bei uns aufkommen, doch schien die Abgrenzung verschiedener Formen,
namentlich der so oft verwechselten Pach. peramplus und Pach. Lewesiensis, ausserordentlich schwierig und
kaum zu fixiren. Erst als es gelang, die Lobenlinie beider aufzufinden, war mit einem Mal jedes Bedenken
beseitigt. Zum Theile nach dieser, zum Theile schon nach der äusseren Form glauben wir zwei verschiedene
Arten unterscheiden zu können.
Pach. peramplus, bei dessen Fixirung wir auf die strengste Uebereinstimmung mit den englischen
und deutschen Vorkommnissen sahen, umfasst flach gewölbte, rundrückige Formen mit 15—15 Rippen
auf den Umgängen. In der Jugend hat derselbe nur 9 grobe und zwischen diesen zahlreiche schwächere,
schwach geschwungene Rippen, welche über die Externseite verlaufen. Letztere ist im Alter glatt.
Das wesentlichste Merkmal bietet die Lobenlinie. Der Typus derselben ist sägezähnig und
wenig gegliedert. Der Externlobus ist schmal, mit drei bis vier kurzen, zugespitzten Aesten. Der Extern-
sattel ist gleichfalls schmal, durch einen Hilfslobus in zwei nahezu gleiche Lappen getheilt. Der erste
Seitenlobus ist beinahe noch einmal so lang, als der Rückenlobus. Der breite Stamm hat oben zwei schief-
gestellte Seitennähte, und löst sich unten in drei nahezu gleich starke, kurz verzweigte Aeste auf. Der
erste Seitensattel ist ungefähr gleich breit, wie der vorhergehende Lobus, durch einen grösseren und einen
kleineren Hilfslobus unsymmetrisch getheilt. Der zweite Seitenlobus ungefähr so lang, wie der Externlobus,
ähnlich aber unsymmetrischer wie der erste Seitenlobus verzweigt. Der zweite Seitensattel ist tief zwei-
=
ge
lappig gespalten. Der dem Nabel zunächst gelegene Seitenlobus ist unsymmetrisch, schräg nach aussen
stellt, dreispitzig. Es folgen bis zur Nahtlinie noch ein bis zwei Auxiliarloben.
oe
Wenn man unsere Abbildungen der Lobenlinie mit jener bei SmarpE a. a. O. Taf. 10 Fig. 2a ver-
gleicht, so findet man beide wohl übereinstimmend, und es fügt sich die dortige zwischen die unsren beiden
ein. Das von Suarrz abgebildete Exemplar Fig. 2a ist in der That grösser als jenes, von welchem unsre
Lobenlinie Fig. 3a copirt wurde.
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Typische Pachydiseus peramplıs lernten wir aus dem Grobkalk des Weissen Berges, aus dem Grün-
sandstein von Mallnitz und Laun, sowie aus dem Plänerkalk von Hundorf kennen. Die von Herren FrıTscH
und SCHLOENBACH a. a. 0. p. 58. Taf. 14 Fig. 5 aus den senonen Baculitenthonen von Leneschitz bei Laun
als Amm. peramplus (?) beschriebene und abgebildete, zwerghafte Form liegt uns gleichfalls vor. Wir ver-
fügten jedoch nur über ein wohlerhaltenes Exemplar, dessen allerdings etwas abweichende Gestalt bei uns
Zweifel über die Identität aufkommen liess. Um jedoch ein sicheres Urtheil abgeben zu können, glauben
wir mehr Material von diesem allerdings seltenen und zumeist schlecht erhaltenen Ammoniten abwarten
zu müssen.
Dimensionen des Individuums, von welchem die Lobenlinie Fig. 5b abgenommen wurde:
Durchmesser des Gehäuses . . . 2 .2.02.0.20.0...220 mn
Höhe des letzten Umganges . . 2 2 22020... 890
Dicke „ " 5 Me ee Syn
Winduneshöhe SE ee
5. Pachydiscus Lewesiensis MAxTErLn sp.
1522. Ammonites Lewesiensis Maxreır, Foss. of South Downs, p. 199. Taf. 22 Fig. 2.
1545. u = (ex parte) Revss, Verst. d. böhm. Kreide L., p. 21.
1852. a 5 Sharpe, Moll. of the Chalk, p. 46. Taf. 21 Fig. 1.
1572. > 5 Schtürer, Cephalop. der oberen d. Kreide, Taf. 5 Fig. 5—7, Taf. 9 Fig. 7.
Dieser Ammonit ist in der That in semem Aeusseren dem früher besprochenen so ähnlich, dass es
schwer wird, beide von einander zu unterscheiden, wenn man nicht die Lobenlinie auffindet. Ist aber hie-
durch der Unterschied beider Arten festgestellt, so fallen auch andere in der Form liegende mehr in die
Augen. So die über die ganze Seitenfläche bis auf die Externseite fortsetzenden Rippen, welche in letzterer
Gegend erst im späteren Alter verschwinden, wie dies auch StarrE von englischem Vorkommen hervorhebt.
Die Zahl der Rippen beträgt ziemlich constant 11, und ist sonach geringer als bei Pach. peram-
plus. Ueberdies ist bei Lewesiensis die Nabelkante steiler als bei diesem.
Die Lobenlinie unterscheidet sich von der des Pach. peramplus dadurch, dass sie bei Lewesiensis
mehr gekerbt ist, und dass die Lappen gerundet, während sie bei peramplus gesägt und spitzer sind. Die
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Fig. &c.
schon von Smarpz hervorgehobenen Unterschiede der Externloben und ersten Seitenloben, ist auch bei
unserer deutlich ausgedrückt.
Der Externlobus ist schmal vier- bis fünfästig, der Externsattel ebenfalls schmal zweitheilig. Der
erste Seitenlobus breitstämmig, am Stamme stehen drei bis vier Paare fast wagrecht abstehender Aeste, nach
unten zertheilt er sich in drei Hauptäste, welche sich jederseits wieder in drei Nebenäste auflösen. Der
äusserste Ast reicht beinahe bis an die Siphonallinie. Der erste Seitensattel ist durch zwei Hilfsloben in
drei ungleiche Lappen getheilt. Der zweite Seitenlobus ist unsymmetrisch schräg gegen den Nabel gerichtet.
Der Stamm ist wieder dreiästig, die untere Verzweigung ebenfalls dreitheilig. Die folgenden Sättel und
Loben verhalten sich ähnlich wie die vorhergehenden, sind jedoch entsprechend kleiner.
Bezüglich der Abbildung der Lobenlinie bei Smarre Taf. 21 Fig. 1c bemerken wir, dass der erste
Seitenlobus in der Spitze etwas abweichend gestaltet ist, ob hier eine Abnormität des Individuums, oder
eine Unvollständigkeit in der Wiedergabe vorliegt, wagen wir nicht zu entscheiden, und betonen nur, dass
die von uns gezeichnete Lobenlinie sich genau bei allen böhmischen, wo sie beobachtet werden konnte,
wiederfindet.
Herr Schwüren sagt, dass Pach. Lewesiensis in Westfalen Pach. peramplus an Grösse übertrifft.
Unsre Erfahrungen stimmen bezüglich der von uns untersuchten böhmischen hiemit überein; man wird wohl
durchwegs die grossen, plumpen, bis einen Meter im Durchmesser erreichenden böhmischen Ammoniten zu
Lewesiensis zu zählen haben.
Dimensionen der Individuen, von welchen die Lobenlinien abgenommen wurden:
I. &c II. tb III. 4a
Durchmesser des Gehäuses . . . . 550 mm 230 mm 190 mm
Höhe des letzten Umganges De 1022 80 „
Dicke „ hs z len 49 „ DA
Windungshöhe . . » 2 2 2... 220 „ 60, 50 „
6. Pachydisceus juveneus LausE und BRUDER.
i Taf. XXIX Fig. 1.
Die Gestalt dieses Ammoniten ist flach scheibenförmig, die Höhe der Umgänge nimmt langsam zu,
die Involubilität beträgt die Hälfte der Umgangshöhe. Der Nabel ist flach, steilkantig, mittelmässig weit.
Die flachen Seiten tragen an der Nabelkante acht Knoten, welche sich in ebenso viele, über die Externseite
vorsetzende, gerade, nur am äusseren Ende gekrümmte Rippen verlängern. Zwischen diesen treten von der
Externseite bis in die Mitte reichende, etwas gekrümmte, und so gegen die Hauptrippen geneigte Neben-
rippen ein. Die Zahl derselben beträgt auf den älteren Umgängen je zwei, gegen die Mündung zu je drei,
zwischen zwei Hauptrippen. Letztere werden durch dies Herantreten der Nebenrippen fast zwei- oder drei-
gabelig. Die Externseite ist gerundet, lässt sich aber an unserem Exemplare nicht genau beurtheilen.
Die Lobenlinie vermochten wir nicht aufzufinden.
Wiewohl unser Ammonit durch seine geringe Grösse schon die Vermuthung nahe legt, dass irgend
ein Jugendzustand einer grösseren Form darin vorliege, vermochten wir ihn doch auf keine uns bekannt ge-
wordene beziehen zu können. Zahlreiche Jugendzustände von Pach. peramplus zeigen schon bei noch ge-
ıingerer Grösse einen wesentlichen Unterschied in ihren zahlreichen, gebogenen Rippen und spitzeren Knoten
am Nabel, sowie in der durchwegs grösseren Involubilität. Auf Pach. Lewesiensis können wir diesen Am-
moniten auch nicht beziehen, da dieser in der Jugend nach Stmarpe nahezu glatt ist. Am nächsten scheint
uns Smarpn’s Amm. Vectensis (a. a. 0. p. 45. Taf. 20 Fig. 4) zu kommen; abgesehen von der viel flacheren
Gestalt ist die Zahl der Hauptrippen bei unserem geringer, die der kürzeren Nebenrippen grösser als bei
der englischen Art.
Unser Exemplar stammt aus dem Grobkalk des Weissen Berges.
Durchmesser des Gehäuses 52 mm
Höhe des letzten Umganges 22
5 „ vorletzten Umganges . Ver:
Mammites LaugE und BRUDER.
Unter diesem Namen sehen wir uns bestimmt eine Anzahl von Formen zusammenzufassen, welche
unzweifelhafte Anklänge zu Schloenbachia einerseits und zu Acanthoceras anderseits besitzen, die wir aber
weder bei der einen noch bei der anderen Gattung unterzubringen vermögen. An Schloenbachia erinnert
allerdings nur das Vorhandensein eines schwachen, oft nur angedeuteten und eigentlich lediglich durch das
Hervortreten des Siphonalstranges hervorgebrachten Kieles. Alle anderen Eigenschaften, wie die stark nach
vorwärts gebogenen Rippen, welche die meisten Schloenbachien zeigen, sowie die Form der Lobenlinie
weichen ab. An Acanthoceras erinnert die Ornamentirung der Seiten mit groben, an der Nabel- und Extern-
kante dicke Knoten tragenden Rippen, dagegen fehlt auf der Externseite die mediane Knotenreihe, und
ebenso weichen auch hier wieder die Lobenformen von einander ab. Immerhin scheint uns die Verwandt-
schaft mit Acanthoceras noch grösser zu sein, als mit Schloenbachia.
Die Unterscheidungsmerkmale unserer Gattung fassen wir so zusammen: Das Gehäuse ist auf den
Seiten mit groben Rippen bedeckt, welche in der Nähe der Nabel- und Externkante stumpfe, meist zitzen-
förmige Höcker tragen. Die Externseite ist abgestumpft, schwach ausgehöhlt, in der Medianlinie tritt ein
schwacher stumpfer Kiel — und dieser oft nur angedeutet — hervor.
Die Loben sind kurz, wenig verästelt, handförmig. Extern- und Laterallobus sind gleich lang. Der
Externsattel zeichnet sich durch seine auffallende Breite aus, und nimmt fast die ganze Hälfte der Extern-
seite ein. Nur em deutlicher Auxiliarlobus.
Die Wohnkammer ist nur an einigen Exemplaren fragmentarisch erhalten, doch deutet die Richtung
der zu beobachtenden Anwachsstreifen auf einen, in einen kurzen, breiten Schnabel ausgezogenen Mundrand
hin. In diese Gattung gehören unzweifelhaft auch einige, bisher bei Schloenbachia untergebrachte Formen,
wie Anm. Renevieri SuarpE a.a.0. p. 44. Taf. 20 Fig. 2 und ähnliche andere.
7. Mammites nodosoides SCHLOTHEIM SP.
Taf. XXV Fig. lab.
Ammonites nodosoides ScHLoTuEin, Manuscr.
1529. R ” L. v. Buch, Ann. des sciences nat., Bd. XVII, p. 267 fi. (Ges. Schrift. Bd. IV, p. 53).
1572. " es SCHLÜTER, Öeph. d. oberen deutschen Kreide, p. 19. Taf. S Fig. 1—4.
1872. » Woolgari var. lupulina (ex parte) Frırscn und ScuLorxwachH, Cephalop. d. böhm. Kreide, p. 31.
Dieser älteste bekannte böhmische Kreide-Ammonit — Lrororn v. Buch a. a. O. bezeichnet seinen
Fundort „Mischelup“ in Böhmen — wurde gleichfals von Herrn Schvürer, welcher die Exemplare ScHLoT-
meins, auf die sich L. v. Bucw’s Mittheilung bezieht, eingesehen hat, sehr genau beschrieben, so dass
wir nur noch folgende Einzelheiten über die Loben ‚hinzuzufügen haben.
Palaeontographiea. Bd. NXXIII. 30
Der Externlobus ist tief gespalten, schmal. Ein breiter, fast gerade abgestumpfter, grob geästelter
Externsattel trennt ihn von dem ersten Seitenlobus, dieser hat nur die Hälfte der Breite des Externsattels,
er ist ebenso lang als der Externlobus, und tief vierspaltig. Der zweite Seitensattel ist durch zwei kleine
Hilfsloben gekerbt, der zweite Seitenlobus ist zweilappig und fast um die Hälfte kürzer als der erste. Es
A
folgt ein zweitheiliger zweiter Seitensattel und ein kleiner zweispitziger Auxiliarlobus bereits an der Nabel-
kante. Die weiter einwärts folgenden Loben sind nicht zu verfolgen.
Die Form der Lobenlinie unterscheidet ihn deutlich von dem nahestehenden Mamm. Michelobensis.
SCHLÜTER hat zwar auch die Jugendform, oder eigentlich die inneren Windungen, eines grösseren
Exemplares dieses Ammoniten abgebildet, doch glaubten wir, da uns ein sehr schönes Exemplar eines jungen
Individuums zu Gebote steht, dies zur Ergänzung nochmals abbilden zu sollen.
8. Mammites Tischeri Laus: und Bruper.
Taf. XXVI Fig. lab.
Diese Art stimmt in ihren Dimensionen mit Mammites nodosoides, doch ist sie flacher, und die Um-
gänge sind höher. Der Querschnitt derselben ist hoch rechteckig, der Nabel eng. Die Involubilität be-
trägt ein Drittel der Windungshöhe. Die Seiten sind mit ziemlich dicht stehenden, groben, flachen, un-
gleichen Rippen, auf dem letzten Umgang vierzehn an der Zahl, besetzt. Auf den älteren Theilen des
ge a Sam, a:
Er D ;
Gehäuses wechseln stärkere mit schwächeren Rippen ab, zwei derselben verbinden sich zuweilen zu einer
Gabelrippe; auf dem letzten Umgange werden die Rippen ziemlich gleichförmig. Jede Rippe trägt zwei
Knoten, einen nahe auf der Mitte der Seite, doch dem Nabel etwas näher gerückt, den zweiten an der
Externkante. Die ersteren sind stumpf, letztere länglich und auf den älteren Windungen geschärft. Auf
der concaven Externseite verlaufen zwei Reihen langgezogener, hoher, stark zugeschärfter Zähne, welche mit
je einem Externknoten der Rippe correspondiren, wodurch die Aushöhlung der Externseite besonders
markirt wird.
Die Lobenlinie stimmt nahezu mit der von Mamm. nodosoides überein, unterscheidet sich aber durch
etwas grössere Breite der Loben und etwas geringere Breite der Sättel.
Im übrigen unterscheidet sich Mamm. Tischeri noch von Mamm. nodosoides durch den engen Nabel,
die grössere Anzahl Rippen, die Stellung der Externknoten auf der Mitte derselben, sowie auch dadurch,
dass die Knoten der Externseite viel weniger hoch sind, als bei letzterem.
Das abgebildete Exemplar stammt aus dem Grünsandstein von Michelob.
Durchmesser des G@ehausesn re sdmn
ieiiesdess Nabelsa. un u 1 ee
Höhe des letzten Umganges von der Naht zur Externseite . . 81 „
k: „ vorletzten Umganges von der Naht zur Externseite . 33 „
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . 2 2 2... MU „
Dickendeszletzten- Umoanges Se Per
” vorletzten Umganzes 2
9. Mammites Michelobensis LaugE und BRUDER.
Taf. XXVI Fie. 2ab.
1572. Ammonites Woolgari var. lupulina (ex parte) Frırscn und SchLorsgacHh, Uephalopoden der böhmischen Kreide, p. 31.
Taf. 2 Fig. 12, Taf. 15 Fie. 6.
Die Gestalt dieses schönen Ammoniten ist mehr scheibenförmig, die Umgänge höher als breit, von
rechtwinkligem Querschnitt, die Involubilität beträgt ein Drittel der Umgangsbreite, der Nabel ist infolge
dessen in der Jugend ziemlich eng, und öftnet sich erst mehr mit zunehmendem Alter. Die Seiten sind
flach ohne scharfe Nabelkante, mit 9—10 weit von einander abstehenden, sehr flachen Rippen besetzt, die
sowohl um den Nabel als an der Externseite in stumpfe Knoten ausgehen, welche erst bei zunehmendem
Alter, und zwar die externen mehr als die internen, stark hervortreten. In der Mitte der Externseite ver-
läuft ein schwach erhabener Siphonalkiel, diesem parallel verlaufen beiderseits je ein ähnlicher, aus ver-
30°
2,092
schmolzenen Knoten hervorgegangener Seitenkiel zwischen Siphonalkiel und den Externknoten der Rippen,
welche bei zunehmender Grösse der Scheibe mehr und mehr zurücktreten, und endlich ganz verschwinden.
Auf den innersten, ältesten, Windungen löste sich der Seitenkiel in Knotenreihen auf.
Die Lobenlinie zeigt einen schmalen Externlobus, ihm folgt ein schmaler Externsattel, sodann ein
sehr breiter, unsymmetrisch getheilter, vielästiger, erster Seitenlobus. Der zweite Seitenlobus ist ungleich
zweispitzig, fast einspitzig, ihm folgen noch einige Auxiliarloben. Herr Frrrsch, welcher a. a. OÖ. Taf. 15
Fig. 6 die Lobenlinie dieses Mammites abbildete, hat den Externlobus viel zu lang gezeichnet.
Die Zusammenziehung mit Acanth. Woollgari lässt sich, wie schon eine oberflächliche Vergleichung
der Abbildungen bei Frrrsch und SCHLOENBACH lehrt, durch nichts rechtfertigen. Am nächsten steht dieser
Art der damit vorkommende Mamm. nodosoides; doch unterscheidet sich dieser durch seine glatte Extern-
seite, durch die hohen, um den Nabel aufragenden Knoten und den fast quadratischen Querschnitt; auch
weichen die Loben wesentlich ab.
Exemplare dieser Art, häufig von der Seite zusammengedrückt, und dann durch ihre flache Scheiben-
form auffallend, fanden sich bisher nur im Grünsandstein von Michelob bei Saatz.
152 II III.
Durchmesser des Gehäuses . . 2 2 2 2 220 .0.0.0..850 260 132 mm
Weiterdes Nabelso. 2 need 64 29
Höhe des letzten Umganges in der Windungsebne . . ..9 52 502,
: * 4 A von der Naht zur Externseite . 115 104 65
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zur Externseite 76 67 Sl;
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . 2... 831 25 1;
Dicke des letzten Umganges . . 2. 2. 2 2 2 nn. 8 43 Bon
= „ vorletzten Umganges . . 2 2 22. Bl 29 se
Acanthoceras NEUMATYR.
10. Acanthoceras Carolinum p’ORBIGNY Sp.
Taf. XXVII Fig. 1.
1541. Ammonites Carolinus v’Örsıcny, Paleont. franc. Cret. I, pag. 510. Taf. 91 Fig. 5, 4.
1872. e # SCHLÜTER, Cephalop. d. oberen deutschen Kreide, pag. 37. Taf. 9 Fig. 6.
Unsere Exemplare stimmen vollkommen mit der von ScHtürer a. a. O. gegebenen, sehr genauen
Abbildung und Beschreibung; wir wollen nur noch hinzufügen, dass das von uns wiedergegebene Exemplar
die Wohnkammer besitzt. Wie bei den übrigen Woollgari-Formen gehen über dieselbe einfache, scharfe,
aber verhältnissmässig niedrige und ziemlich dicht aneinander stehende, nach vorn gekrümmte Rippen über
die FExternseite. Die nicht gut erhaltene Lobenlinie lässt nur erkennen, dass sie im Allgemeinen mit dem
Typus des Acanthoceras übereinstimmt, und dürfte Woollgari hierin am nächsten kommen.
® Die Dimensionen dieses Exemplares sind in Folge des erlittenen Druckes nicht genau festzustellen.
Dass man diese Art weder mit einem jungen Acanth. Woollgari noch mit einem anderen verwechseln
kann, geht aus der grossen Anzahl von gleich gestalteten Rippen und dem hocherhabenen, sägeförmigen
Kiel, in welchem auf den Luftkammern sehr regelmässig je ein scharfer Zahn einer Rippe entspricht, hervor.
Acanth. Carolimum zählt 30 Rippen, wogegen Acanth. Woollgari im Durchschnitt auf den inneren Win-
dungen nur 15 zählt. Der gezähnte Kiel sowohl als die dichter gestellten Rippen lassen diese Form der
Gattung Schloenbachia Neum. näher gerückt erscheinen.
Unsere Exemplare stammen aus dem Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Durchmesser des Gehäuses . m. nn rom
NVeiterdesaNabelsee 2 2 ee I BEE Ben ER
Höhe des letzten Umganges im der Windungsebene . . . 30 „
n a R e von der Naht zur Externseite 38,
Höhe des vorletzten Umganges . .-. 2... 2. „
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . 2... 17,
11. Acanthoceras Rhotomagense Broxsn. sp.
Taf. XXVU Fig. 2; Taf. XXVII Fie. 1.
1522. Ammonites Rhotomagensis Brox6NIart, Env. de Paris, Taf. 17 Fig. 2.
” " ScuLüter, Cephalop. d. oberen deutschen Kreide (Palaeontogr. 21. Bd.), page. 15. Taf. 6
Fig. 9, 10, 12, 13; Taf. 7 Fig. 1—3. (Hier vollständige Uebersicht der Literatur bis 1370).
Acanthoceras (Ammonites) Rhotomagense wird schon von Reuss (Verstein. d. böhm. Kreide I, p. 22
aus Böhmen, und zwar aus dem Turon angeführt; unzweifelhaft sind aber unter dieser Bezeichnung ver-
schiedene Arten enthalten, namentlich ist auch Acanth. Woollgari und Fleuriausianum damit gemeint. Bei
Fritsch und SCHLOENBACH (Cephalopoden, p. 30) tritt an Stelle der bei Revss gebrauchten Bezeichnung
Amm. Woollgari. „Die typische Form des Amm. Rhotomagensis, wie sie in Frankreich und England vor-
kommt, wurde bisher weder in Böhmen noch in Sachsen vorgefunden *.
Aus dem Grünsandstein von Michelob liegt uns eim gut erhaltenes, fast ganzes Exemplar, und ein
Bruchstück eines anderen vor, die uns nicht daran zweifeln lassen, dass das echte Acanth. Rhotomagense in
Böhmen, wenn auch selten, vorkommt. Wir fanden uns bestimmt, von beiden eine Abbildung zu geben.
Eine Vergleichung derselben mit den Abbildungen bei SCHLÜTER, SHARPE, D’ÖRBIGNY U. S. w. wird
die vollständige Uebereinstimmung unseres Acanthoceras erkennen lassen. Es gelang, den Externlobus
an unserem Exemplare sichtbar zu machen, der in seiner Form sehr genau mit der Abbildung bei D’ORBIGNY
(Paleont. france. Cretac., Taf. 106 Fig. 3) übereinstimmt.
Eine Verwechslung könnte mit keiner anderen Form stattfinden, als mit dem sehr nahestehenden
Acanth. Fleuriausianum. Hievon aber unterscheiden ihn geringere Involubilität, die langsamere Zunahme
der Windungshöhe, der mehr quadratische Querschnitt der Umgänge, die mehr Kkeilförmigen Knoten, und
die grössere Länge des Externlobus.
Schvwürer hat bereits darauf hingewiesen, dass Acanth. Rhotomagense mit Woollgari nicht verwechselt
werden kann. Die genaue Beschreibung der Art, welche von ihm gegeben wird, überhebt uns eine solche
hier nochmals folgen zu lassen. Ein Unterschied zwischen dem westfälischen und böhmischen Vorkommen
scheint nur darin zu bestehen, dass die letzteren neben durchwegs grösseren Dimensionen ein wahrscheinlich
hiemit im Zusammenhange stehendes, erst später eintretendes Verschwinden der mittleren Knotenreihe auf
der Externseite zeigen. Wir konnten ein Exemplar aus dem Kalkmergel von Ventnor vergleichen, welches
bis auf die Grösse mit unseren wohl übereinstimmt.
Durchmesser des Gehäuses . . . . . 245 mm
Höhe des letzten Umganges . . ... 8 „
Dicke „ F ae. Os:
Höhe des vorletzten Umganges . . . 47 „
Dicke „ a n ee
12. Acanthoceras Fleuriausianum p’ÖrBIGNY Sp.
1540. Ammonites Fleuriausianum v’ÖRBIGNY, Paleont. france. Cret. I, p. 350. Taf. 107 Fig. 1—3.
1872. " % SCHLÜTER, Cephalop. d. oberen deutschen Kreide (Palaeont. 21. Bd.) p. 25. Taf. 9 Fig. 1—5.
Woollgari (ex parte) Geinıtz, Elbthalgeb. II, p. 184. Taf. 33 Fie. 2 und 5.
1572—15.
Dieser Ammonit wurde bereits von Herın SCHLÜTER a. a. OÖ. aus dem Turon-Grünsande zwischen
Laun und Mallnitz beschrieben. Wir können nur noch hinzufügen, dass er ebenso in dem Grünsandstein
von Michelob, wie im Grobkalk des Weissen Berges bei Prag vorkommt.
Bezüglich des ihm nahestehenden Acanth. Rhotomagense machen wir auf die, bei Fleuriausinum zu
bemerkende, raschere Zunahme der Windungshöhe, die grössere Involubilität, den flacheren Querschnitt,
sowie auf die mehr comprimirten Knoten auf der Externseite und den kürzeren Externlobus aufmerksam.
Herr H. B. Geimitz hat nach den oben eitirten Abbildungen Fleuriausianum mit Woollgari ver-
einiget. Man wird aus dem Vergleiche der Abbildungen beider schon ersehen, dass Fleuriausianum einen-
engen, mit, zu derben Knoten angeschwollenen, kurzen Rippen umgebenen Nabel hat, wohingegen Acanth.
Woollgari weniger involut, daher weiter genabelt ist. Die Rippen der inneren Windungen sind schwach,
gleichmässig stark und schräg zur Nahtlinie gestellt. Diese Unterschiede sind auch an den von Herrn
GemITZ a. a. 0. Taf. 33 Fig. 4 und 5 dargestellten Jugendzuständen beider Ammoniten zu erkennen. Junge
Exemplare, welche uns vorliegen, sind leider sehr stark verdrückt, und ähneln so in ihrer Form dem von
Herrn REDTENBACHER in seiner Cephalopodenfauna der Gosauschichten (Abhandl. der k. k. geol. R.-Anstalt
Bd. V. 1575) Taf. 23 Fig. 2 abgebildeten, p. 101 beschriebenen Amm. Haberfelneri v. Haver. Der bedeutend
kleinere Nabel, sowie die geringere Anzahl Nabelknoten des letzteren lassen jedoch beide unterscheiden.
Herr Prof. Neumayr (Die Ammoniten der Kreide und die Systematik der Ammonitiden. Zeitschr.
dl. deutsch. geol. Gesellschaft. 1875, p. 854 ff.) führt Acanth. Fleuriansianum, ebenso wie Haberfelneri unter
Schloenbachia auf. Es fehlt aber das Hauptmerkmal, der kräftige Kiel auf der Externseite, an dessen Stelle
schon in der Jugend eine Knotenreihe vorhanden ist. Schvürer’s Abbildung a. a. ©. Taf. 10 Fig. 2° zeigt
wohl einen Kiel, allein wie schon die Seitenansicht Fig. 1 zeigt, besteht derselbe aus einer Knotenreihe, was
auch Schtörer im Text hervorhebt. Im übrigen steht Fleuriausiamem nach seiner Form zwischen Acanth.
FRhotomagense und Woollgari, so dass wir uns bestimmt sehen, diese Art bei Acanthoceras unterzubringen.
13. Acanthoceras Woollgari Manrterı sp.
1522. Ammonites Woollgari ManteLL, Geology of Sussex, p. 197. Taf. 21 Fig. 16, Taf. 22 Fig. 7.
1545. 2 rhotomagensis (ex parte) Reuss, Verstein. d. böhm. Kreide I, p. 112.
1854. n Woollgari Suaree, Foss. Moll. of the Chalk, p. 27. Taf. 11 Fig. 1, 2.
1872. " Re (ex parte) Scutürer, Cephalop. d oberen deutschen Kreide, p. 25. Taf. 9 Fig. 1, 2.
1872. „ Woolgari (ex parte) Frırsch und Schrorngach, Cephalop. d. böhm. Kreideform. p. 30. Taf. 5 Fig. 1.
1372. fe Woollgari (ex parte) Geinitz, Elbthalgebirge II, p. 184. Taf. 53 Fig. 1, 2.
1876. Prionoeyelus Woolgari Meer, Report on the invertebr. Cretaceous foss. Upper Missouri, p. 455. Taf. 7 Fig. 1—3.
Ein eigenthümlicher Umstand ist es, dass diese Art, wiewohl sie sehr gut und nach konstanten
Merkmalen unterscheidbar, so vielfach mit anderen Formen zusammengeworfen und verwechselt worden ist.
Gerade in der letzten Arbeit über die böhmischen Cephalopoden erscheinen
unter dem Namen Amm. Woolgari (sic) eine ganze Reihe verschiedener
Formen vereinigt, aber der Text giebt hiefür keine Rechtfertigung und zeigt, fu 7
soweit er auf SCHLOENBACH zurückzuführen ist, dass das Material noch keines- | A - L S 2 S
wegs durchgearbeitet, und damit nur eine vorläufige Skizzirung derselben be- 3 2 N Wi;
absichtigt war. Wir sahen uns so genöthigt, einen Ausweg aus der Con- = 7 SS
fundation in der Art zu finden, dass wir zunächst auf die striete mit der 2 j
englischen übereinstimmenden Form zurückzugehen suchten.
Hiebei kam uns Herın Schwürer’s treffliche Arbeit sehr zu statten, welche das typische Acanth.
Woollgari, aus den kalkreichen Schichten des rechten Egerufers unterhalb Laun, bereits beschrieben und
abgebildet hat. Dies überhebt uns der Mühe, dasselbe neuerlich hier wiederzugeben, und wir beschränken
uns darauf, nur noch einige Zusätze hinzuzufügen.
Es gelang an unseren Exemplaren die Lobenlinie zu beobachten, welche bisher von europäischen
nicht bekannt geworden ist. Der Externlobus ist kurz, schmal zweilappig, zwischen ihm und dem grossen
Seitenlobus liest ein durch einen sehr kurzen, dreispitzigen Hilfslobus in zwei ungleiche Hälften getheilter
Sattel. Der Hauptlobus ist breit, wenig und kurz verästelt. Es folgt dann ein abermals durch einen Hilfs-
lobus gespaltener Seitensattel, weiter ist die Linie nicht zu verfolgen. Die Lobenäste sind spitz gesägt ge-
zähnt. Die von Mrex a. a. O. Taf. 7 Fig. 1e gegebene Darstellung der Lobenlinie eines amerikanischen
Acanth. Woollgari stimmt in der Vertheilung vollkommen überein, nur scheinen die Conturen der Lobenlinie
an diesem Exemplare weniger gut erhalten gewesen zu sein.
Eine fernere Eigenthümlichkeit besitzt Acanth. Woollgari mit einigen anderen Formen darin, dass
auf der Wohnkammer die Knoten auf den Rippen verschwinden, oder vielmehr mit einander zu wulstförmigen,
über die Externseite hinüberereifenden und sich hier zu einem stumpfen Dorn vereinigenden Rippen zu-
sammenfliessen.
Das Auftreten der typischen Acanth. Woollgari ist nicht allein auf die kalkigen Turonschichten von
Laun beschränkt, sondern es findet sich auch im Grobkalk des Weissen Berges bei Prag und gewiss auch
an vielen anderen Orten des Turons.
14. Acanthoceras Schlüterianum Lavusrz und Bruper.
Taf. XXIX Fig. 2 und 3.
2. Ammonites Woollgari var. ScuLürter, Cephalop. d. deutschen Kreide, p. 25. Taf. 12 Fig. 5, 6.
» Woolgari (ex parte) Frırscn und SchLorngacn, Cephalop. d. böhm. Kreide, p. 30. Taf. 4 Fig. 1, 2.
Eine wenig involute Form mit weitem, die inneren Windungen fast vollständig freilassendem Nabel.
Die Windungen nehmen langsam an Höhe zu und haben einen oval-keilförmigen Querschnitt. Auf den
Seiten zeigen sich schräg gestellte Rippen von ungleicher Stärke, und zwar schalten sich stets zwischen je
zwei starken, mit Intern- und Externknoten bewehrten Rippen, schwache, auf den Seiten fast vollständig
verschwindende Zwischenrippen, meist 4, selten 3 oder 5 an der Zahl, ein. Die Zwischenrippen verschwinden
im Alter eänzlich auf den Seiten, und es bleiben nur die breiten, mit groben Dornen bewehrten Haupt-
vyippen. Auf der Wohnkammer fliessen die Rippen mit den Dornen zu einer scharfen, etwas nach vorn ge-
neigten, auf der Externseite dachförmig aufragenden Wulst zusammen. Die Externseite der Luftkammern
zeigt drei parallele Reihen stumpfer Knoten, und zwar entsprechen jeder Hauptrippe sechs in zwei Quer-
reihen stehende, längliche, von den Dornen der Hauptrippen nach aussen flankirte Knoten; jeder Zwischen-
yippe entspricht je eine dreizählige Querreihe. Die Knotenreihen der Zwischenrippen verschwinden mit
diesen im zunehmenden Alter in der Art, dass zunächst die Seitenreihen mit
der Mittelreihe in Querfalten zusammenfliessen, sich dann ganz verlieren und
auf der Wohnkammer nur noch eine schwache, kielförmige, in der Externlinie
bildende Kante bilden.
Die Lobenlinie ist der von Woollgari ähnlich, doch sind die Loben
schlanker und in lange geschweifte Zähne ausgezogen.
Die Unterschiede von Acanth. Woollgari liegen in der ungleichförmigen
Ausbildung der Rippen, in der grossen Anzahl der in drei Reihen geordneten
Knoten auf der Externseite, und in der abweichenden Gestaltung der Loben.
Herr SchtLürer hat diese Form bereits gekannt, und ihren Unterschied von dem typischen Acanth.
Woollgasi nicht übersehen, da er aber nur ein Exemplar hatte, wagte er eine Trennung der, wie er
sagt, an Acanth. papale erinnernden, und dieser näher als jener stehenden Art nicht vorzunehmen. Die
Unterschiede vom Acanth. papale D’ORBIGNY sp. und von dem von uns unterschiedenen Acanth. papaliforme,
liegen in den bei dem letzteren vorkommenden dichotomirenden Hauptrippen, sowie in der geringeren Zahl
auf der Extenseite. Ebenso zeigten die Lobenlinien beider wesentliche Abweichungen.
Bei einem Exemplare aus dem Grobkalk des Weissen Berges gelang es, die inneren Windungen
bloszulegen (Taf. XXIX Fig. 3). Diese erinnern durch ihren sägeförmigen Kiel und die schräg gestellten,
zahlreichen Rippen sehr an Acanth. Carolimum vD’Ore., zugleich zeigt sich hiebei, dass ein derartiger gesägter
Kiel nicht für Schloenbachia allein spricht, sondern der Gattung Acanthoceras gleichfalls: zukommt, welcher
sich allerdings im späteren Alter zumeist in eine Knotenreihe aufzulösen vermag.
Die Form kommt nicht nur im Grünsandstein von Laun, sondern auch wie oben erwähnt im Grob-
kalk des Weissen Berges vor, und scheint hier häufiger als dort zu sein.
— 2317 —
I. 1.
Muschmessen desu.@ehäusese er 203 ls5rnm
WleiterdesaN abels 62 58
Höhe des letzten Umganges von der Windungsebene 65 38,
209 BE " » » Naht zur Externseite int 48 „
Dicke des letzten Umganges zwischen den Rippen . . 2... 60 40 „
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zur Externseite 49 DS
Dicke des vorletzten Umganges ee ES E34 iD,
Involuter Theil des vorletzten Umganges . . . 2... 13 De
15. Acanthoceras papaliforme LausE und BruDer.
Taf. XXVIL. Fig. 3 und 4.
Die Form ist etwas weniger involut als Acanth. Woollgari. Die Umgänge nehmen an Höhe langsam
zu, der Querschnitt ist oval-keilförmig, später an der Stelle der Hauptrippen fast fünfseitig. Der Nabel ist
ziemlich weit. Die Seiten der Umgänge sind mit ungleichen, meist abwechselnd stärkeren und schwächeren
Rippen besetzt, die stärkeren Rippen tragen an der Nabel- und Externkante stumpfe Knoten, die Knotung
der Zwischenrippen ist fast ganz verwischt. Bei einem Scheibendurchmesser zwischen 9—13 cm verschwinden
die Zwischenrippen gänzlich, und es treten an ihre Stelle dichotomirende Hauptrippen. Auf der Wohn-
kammer sind nur die letzteren als einfache, hohe und sehr scharfe, nach vorn schwach gebogene, und gegen
die Externlinie an Dicke zunehmende, auf letzterer sich in kurzen, zugeschärften Knoten erhebende Wülste
vorhanden. Die Externseite der inneren Windungen ist mit drei Reihen schmaler, zugeschärfter Knoten
geziert. An jener Stelle, wo die gespaltenen Rippen auftreten, setzen sich die Gabeln über die Externseite
fort, und vereinigen sich mit den medianen Knoten der Externseite,
welche an dieser Partie abwechselnd nach der Haupt- und Nebenrippe
stärker und schwächer sind. N u
Die Lobenlinie zeigt einen langen, verhältnissmässig breiten
Externlobus, welcher in kurze, schmale Aeste abzweigt. Der breite
Seitensattel ist durch zwei kurze Hilfsloben in drei ungleiche Abschnitte
getheilt, der Seitenlobus ist länger als der Rückenlobus, ziemlich schmal,
mit kurzen, stumpfspitzigen Aesten. Der zweite Sattel ist durch zwei sehr kleine, undeutliche Hilfsloben
dreilappig, der zweite Seitenlobus ist kurz dreispitzig.
Dem Acanth. papale D’OrB. sp. Ähnliche Formen erwähnen sowohl Herr Schtürer als die Herren FrırscH
und SCHLORNBACH aus Böhmen. Erstere haben wir bereits der zahlreichen Knoten wegen, aus oben angeführten
Gründen, als Acanth. Schlüterianum unterschieden. Welche Form an zweiter Stelle gemeint ist, ist aus dem
Texte nicht klar zu ersehen (Frırsch und SCHLORNBACH a. a. O. p. 31). Wir können die vorstehende Art
wegen der an ihr wahrzunehmenden Dichotomie der Rippen und der geringeren Anzahl der Knoten auf der
Externseite weder mit Acanth. Schlüterianum, noch mit Acanth. Woollgari vereinigen, wozu ausserdem noch
die grosse Differenz der Lobenlinie hinzutritt. Aber auch von einer Vereinigung mit Acanth. papale D’ORE. Sp.
nehmen wir Abstand, und zwar aus dem Grunde, weil die Dichotomirung der Rippen bei diesem über das
Palaeontographica. Bd, XXXIII. sl
ganze Gehäuse sich erstreckt, während sie bei der böhmischen Form nur an einer Partie scharf ausgeprägt
hervortritt, und ferner weil die Lobenform nach der von p’Orgıeny (Paleont. france. Cretac. Taf. 109 Fig. 3)
gegebenen Abbildung merklich abweicht.
Das geologische Institut besitzt Exemplare dieser Art aus dem Grobkalk des Weissen Berges und
aus dem Grünsandstein von Wobora bei Laun.
1E 10%
Durchmesser des Gehäuses nor Pymnm
‚Weeiter des" Nabelse er 55 48%
Höhe des letzten Umganges von der Windungsebene . . . 58 46 „
n % a » » Naht zur Externseite . 68 52
Dicke des letzten Umganges zwischen den Rippen . . ... 51 36 2,
Höhe des vorletzten Umganges von der Naht zur Externseite 39 Du,
Dicke des vorletzten Umganges ne 2 ae:
Involuter Theil des vorletzten Umganges . 2 2 222.013 Be
16. Acanthoceras hippocastanum SowERBY Sp.
Taf. XXVI Fig. 2ab.
1814. Ammonites hippocastanum Sow., Mineral Conch., Taf. Jıa Fig. 2. Y
1353 a = SHARPE, Foss. moll. of the Chalk, p. 37. Taf. 17 Fig. 23, 24.
1873. Mn Woollgari (ex parte) Geinırz, Elbthalgeb. II, p. 154. Taf. 53 Fig. 3a b.
1873 " HavEr, Geologie, p. 433. Fig. 383.
Das abgebildete Bruchstück eines Ammoniten von Michelob weicht von allen uns bekannt gewordenen
Acanthoceras-Formen wesentlich ab, und zeigt nur eine überraschende Uebereinstimmung mit dem bei SHARPE
l. e. beschriebenen Amm. hippocastanım. Gerade jene Merkmale, welche derselbe als Unterschiede gegen
Acanth. Rhotomagense, mit welchem hippocastanuım öfter zusammengezogen wird, hervorhebt, sind an dem-
selben zu sehen; die rasche Zunahme der Umgangshöhe, die bedeutendere Dicke und die grosse Ungleich-
förmigkeit der Rippen und Knoten. Kein Acanthoceras zeigt diese Verhältnisse, ausserdem hat unser Bruch-
stück dieselbe geringe Involubilität, wie die citirte Abbildung bei Smarre, doch ist die Form im Ganzen
wieder bedeutend grösser.
Herr H. B. Grmırz hat a. a. O. ebenfalls nur ein Bruchstück eines Ammoniten abgebildet, und
als Amm. Woollgari bezeichnet, das unzweifelhaft einem Individuum unserer Art zugehört. Er bemerkt dazu,
das durch seine breiteren und deprimirten Stachelknoten sich auszeichnende Exemplar stehe Amm. hippo-
castanum Sow. am nächsten.
Wir können an unserem Exemplar nicht verkennen, dass die Form weit mehr mit Woollgari als mit
Rhotomagense verwandt sei, aber eben die Ungleichmässigkeit und Breite der Knoten, die ganz geringe
Involubilität, der bedeutendere Abstand der Rippen von einander, scheinen uns massgebend, die Form als
eine selbständige, mit der englischen identische aufzufassen.
17. Acanthoceras navieulare MANTELL sp.
1522. Ammonites navicularis MAaxterı, Foss. of the South Downs, p. 198. Taf. 22 Fig. 5.
827. ’ 5) SowErgy, Mineral. Concholosy, p. 105. Taf. 55 Fig. 2.
1841. Mantelli (ex parte), Paleont. franc. ter. cret. I, Taf. 103.
1553. r navicularis SHARPE, Descript. of the Moll. Chalk, p. 39. Taf. 18 Fig. 1—3, 5, 8.
1565. = in SroLiczka, Cret. Cephalop. South India, p. 73. Taf. 39 Fig. 2—4.
1372—75. „ Mantelli (ex parte) Geiirz, Elbthalgeb. I, p. 279.
Ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar aus dem sandigen Kalkstein von Laun stimmt sehr genau
mit der von Herrn Srarpe gegebenen Abbildung und lässt die von diesem, als auch die von Herın GEmITZ
hervorgehobenen Unterschiede von der nahe verwandten Art Acanth. Mantelli sehr gut wahrnehmen. Es
besitzt 7 Knoten auf den Rippen, von welchen einer in der Mitte der Aussenseite zu stehen kommt, im
späteren Alter aber hier verschwindet. Die Rippen gabeln sich in der Jugend, und trennen sich später in
primäre, stärkere, knotentragende, und in schwächere, kürzere Zwischenrippen.
Ein Exemplar aus dem Lower Chalk von Ventnor auf der Insel Wight konnten wir vergleichen, es
ist zwar bedeutend kleiner als das böhmische, zeigt aber im Uebrigen volle Uebereinstimmung mit diesem.
Herr H. B. Gemrrz findet die Unterscheidungsmerkmale nicht hinreichend, um Acanth. navieulare von
Mantelli zu trennen; wie aus dem Vorstehenden ersichtlich, kann man aber beide Formen wohl auseinander
halten, ob sie auch durchwegs, wie unsere Exemplare, stets in verschiedenen Horizonten vorkommen, können
wir wegen Mangel an Material nicht entscheiden.
Durchmesser des Gehäuses . . 2. .2........240 mm
Höhe des letzten Umganges . . .....92 „
» „ vorletzten Umganges . ... .. 48 „
18. Acanthoceras Mantelli Sowersyv sp.
1814. Ammonites Mantelli Sowersy, Mineral. Concholoey, Taf. 55.
1872. hs cenomamensis (Pıcr.) Frırscn und Schtorngach, Cephalop. d. böhm. Kreide, p. 55. Taf. 5 Fig. 1, 2—5?
1872—75. „ Mantelli Geisıtz, Elbthalgeb. I, p. 279. Taf. 61 Fig. 1,2; (hier die Uebersicht der Literatur von 1814—72).
Von dieser im Cenoman vorkommenden Art liegen verschiedene Exemplare vor; ein sehr schönes,
wohlerhaltenes, aus dem Exogyrensandstein von Holubitz, und zwei weitere aus derselben Schichte von
Kralup. Herr H. B. Geisrrz hat die von den Herren FrrrscHh und SCHLOENBACH unter dem Namen Amm.
cenomamensis beschriebene Art bereits zu Mantelli gezogen. Ein schönes Exemplar dieser Form von Neuvy-
Sautour, Dpt. Yonne, überzeugte uns von der vollständigen Uebereinstimmung unserer Exemplare mit den
französischen.
Der von Herrn H. B. Geistrz gegebenen ausführlichen Beschreibung haben wir nichts hinzuzufügen.
Durchmesser des Gehäuses . . . ..2.......250 mm
Höhe des letzten Umsanges . . 2. ..2.2..2.90 „
Dicke des letzten Umganges . . ....2.90 ,„
Höhe des vorletzten Umganges . 2. .2...2..46 „
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Auf den mit * bezeichneten Seiten ist dem betreffenden Artikel ein besonderer Abschnitt gewidmet.
Ueber die Abhandlung „Rothpletz, Vilser Alpen“ ist Seite 175 - 179 ein besonderes Register.
Abies 183.
— alba Mırı. 190, *194.
Acer sp. indet. 183, 187, *214.
— ambiguum Hr. 184, 190, *213.
— angustiloebum Hr. 214.
— arcticum Hr. 190, 213.
— inteserrimum Vıv. 190, 212.
— Jlaetum 0. A. Mey. var. pliocenicum
Sar. 190, 212.
— Lobelii Trx. 184, 190, *212.
— nervatum VELen. 190, 212.
— Nordenskiöldi Narn. 215.
— palmatum Tuvns. mut. Nordens-
kiöldi 184, 187, 190, *213.
— pietum Tuuxs. var. fossile Narn.
212.
— polymorphum pliocenicum SAar. 190,
213.
— pseudoplatanus 191, 215.
— Sanctae Crucis Stur 190.
— spieatum Lam. 2153.
— trachyticum Kov. 190, 212.
— truncatum Bunse 212.
Acanthoceras Neun. 229, 232.
— Carolinum p’Ore. 219, *232,
— Fleuriausianum p’Org. 219
*234.
— hippocastanum Sow. sp. 219, *238.
— Mantelli Sow. 219, *239.
— naviculare Mant. sp. 219, *239.
— papale p’Orn. 236.
— papaliforme L. u. B. 219, 236, *237.
— Rhotomagense Bronen. 219, "233.
Acanthoceras Schlüterianum L. u. B. 219,
Bl ZEN,
— Woollgari MaAnr. sp. 219, 232, *235.
Adianthum reniforme 187.
Alnus L. 183, 184, 187, *198.
— cordifolia Tex. 154, 190, 198, *199.
— Cyeladum Une. 190, 202.
— denticulata C. A. Mrr. 198.
— glutinosa 154, 198, 201.
— glutinosa Aymardi Sar. 190, 202.
— glutinosa orbiculata Sar. 202.
— glutinosa Wırıv. var. denticulata
Reg. 190, *202.
— glutinosa WirLp. var. vulgaris Ree.
190, *201.
— gracilis Uns. 200.
— Hörnesi Stur 190, 202.
— incana 185, 198.
— incana GÄrTN. var. genuina 191.
— incana Wırıp. var. sibirica Lep.
184, 190, 198, *202.
— incana Wırrp. mut. rotundifolia
190, *203.
— Kefersteinii Une. 190, 199, 202.
— Nepalensis 199.
— nostratum Une. 190, 200.
— pubescens Tausch. 199.
— serrulata Wırrn. 184,190, 198, "200.
— sibirica FıscH. 202.
— viridis 199.
Ammonites Carolinus D’ORB. 232.
— Carolinus ScnLür. 232.
— cenomanensis Fr. u. SchL. 239.
Ammonites Fleuriausianum p’Ors. 234.
Fleuriausianum Scutür. 254.
Haberfelneri v. HAvrr 234.
Hernensis Schrür. 224.
hippocastanum Sow. 238.
hippocastanum SHARPE 238.
Mantelli p’Ors. 239.
Mantelli GEın. 239.
navicularis Mant. 23
navicularis SuArPpE 239.
navicularis
navicularis StoLiczkA 239.
nodosoides L. v. Buch 229.
nodosoides ScuLür. 229.
peramplus Manr. 225.
planulatus Sow. 224.
Renevieri SHARPE 229.
Rhotomasensis Bronsn. 253.
Rhotomasensis Scutür. 233.
Rhotomagensis Reuss 235.
Vectensis SHARPE 228.
Woollgari Gen. 234, 255.
Woollgari Mant. sp. *235.
Woolleari SnarrE 235.
Woollgari ScuLür. 235.
Woolgari Fr. u. Schr. 255.
Woolgari var. lupulina Fr. u. SchL.
229. 231.
Andromeda 156.
Artocarpus 158.
Arundo 155.
Donax L. 154, 190, *195.
Goepperti Hr. 190, 195.
Atragene alpina 155.
Belemnites Strehlensis Frırsch 218.
Betula 153.
— alba L. 178, 185.
— alba Tauschii Ree. 198.
— alba var. vulgaris Rec. 198.
— cuspidens Sar. 196.
— Dryadum Sar. 198.
— Ermanni Cuanm. 197.
— latifolia Tausc#. 191, 198.
— lenta Wırro. 184, 190, "196.
— macrophylla Hr. 197.
— pubescens Euru. 198.
— Sokolowii ScnmauH. 184, 190, *196.
— ulmifolia Sıes. et Zuce. 197.
Buxus 188.
Gallitris 187.
Caragana 185.
Carex sp. 154, 190, *195.
— acuta 196,
Carpinus 184.
— betuloides Uns. 190, *203.
— grandis Hr. 203.
— grandis Une. 196.
Cassandra calyculata 185.
Cassia 186.
Ceanotus Uns. 212.
Cereis siliquastrum 187.
Cinnamomum 186, 188.
Corylus 184.
— Avellana L. 190, *203.
— Heeri Sısır. 190.
— Mac Quarrii Hr. 190, 203.
Cotoneaster nigra 185.
Crataegus sanguinea 185.
Cycas 188.
Desmoceras ZırteL 222.
— Austeni SuArpe 219, 222, *224.
— montis albi L. u. B. 219, *222.
Dicotyledonen 196.
Diospyros 186.
Fagus L. 187, *204.
— Antipofii Hr. 184, 190, *204.
— Deucalionis Uns. 184. 190, *205.
— ferruginea Aıt. 204.
— ferruginea var. fossilis NArn. 204,
205.
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Fagus ferruginea Aır. mut. altaica 184,
190, *206.
— japonica Maxım. 205.
— pliocenica Sar. 204, 205.
— Sieboldi 205.
— sylvatica L. 191, 204.
— sylvatica pliocenica Sar. 190.
Ficus 188.
— Sycomorus 188.
Fraxinus 155, 184.
— Ormus L. 184, 190, *209.
Ginkgo 187.
Glyptostrobus 187.
Gymnospermen 193.
Holopleura Victoria Casr. 188.
Hypnum sp. cf. H. cordifolium Hepw.
190, #198.
Ilex 156.
Juglans 155.
— acuminata A. Br. 190, 215.
— crenulata ScmmaLH. 154, 190, *215.
— (Pterocarya) densinervis SCHMALH.
184, 190, 209, *214.
— (Carya) picroides Hr. 215.
— regia 191, 215.
Juniperus communis L. 155, 190, *195.
Laurus 186.
— camariensis 188.
— nobilis 188.
Liquidambar 197.
— europaeum 158.
Liriodendron L. 184, 187, *210.
— helveticum Hr. 190.
— islandicum Sar. 190, 210.
— Meekii Hr. 210.
— Procaceini Une. 190, 210.
— tulipifera L. 190, 210, *211.
Lonicera coerulea 155.
Maenolia 156.
Mammites LausE u. BRUDER "229.
— Michelobensis L. u. B. 219, 250,
231.
— nodosoides ScuLoru. 219, *229.
— Tischeri L. u. B. 219, *230.
Monoecotyledonen 195.
Museineen 193.
Myrica 186.
Nerium 187.
Nilssonia 186.
Oreodaphne 187.
Ostrya 196.
Pachydiscus juvenceus L. u. B. 219, *228.
-- Lewesiensis Mant. sp. 219, 225,
*226.
— peramplus Mant. 219, *225.
Phragmites oeningensis A. Br. 195.
Picea 183.
— excelsa Lısk 190, *194.
— obovata Len. 194.
Pinus sp. 184, 187, 190, *195.
— Abies L. 194.
— Pumilio 188.
Placenticeras MEEk 221.
— bicurvatum Mich. 221.
— clypeiforme p’Orz. 221.
— Memoria SchloenbachiL. u. B. 219,
”221.
— dOrbigenyanum Gem. 221.
— Requienianum p’ORB. 221.
— Syrtalis Morr. 221.
Planera 184, 136, 187, *208.
— Keaki Sıez. 184, 190, *209.
— Richardi Micn. 184, 190, *208.
— Ungeri Err. 190, 208.
Platanus aceroides 137.
Populus 185.
— alba 155.
— canescens pliocenica Sar. 190,
— Heliadum Uns. 184, 190, *207.
— Richardsonii Hr. 190, 207.
— tremula 185, 191, 207.
Potentilla fruticosa 185.
Prionoeyclus Woolgari Merk 235.
Prunus 186.
— Padus L. 185, 191, 216.
— serrulata Hr. 184, 190, *216.
Pterocarya 187.
— fraxinifolia pliocenica Sar. 190.
— fraxinifolia pliocenica Sracn. 191,
214.
— Massalongii Gaup. 190, 250.
Punica 187.
Quercus 187.
— Etymodıys Une. 184, 190, "207.
Quercus Groenlandica Hr. 190, 207.
Prinos L. 184, 191, 207.
Pseudo-Castanea Uns. 207.
Rhamnus cathartica 185.
Ribes 155. |
Rosa 185.
Rubus Idaeus 185.
Salix 185.
sp. cf. S. viminalis L. 190, *208.
acutifolia Wırıo. 208.
cinerea 187, 188.
viminalis L. 185, 208.
243
Schloenbachia Neun. 229, 233.
Sequoia 154, 187.
angustifolia Hr. 194.
Langsdorffi Hr. 184, 190, *193,
195.
sempervirens Expr. 191, 193.
Smilax 186.
Sophora 186.
Sorbus acuparia 185.
Spiraea 185.
Opulifolia L. 190, *216,
' Stereulia 186.
Tamarix 155.
Taxodium 194.
Tilia 184, 187.
cordata Mıur. 184, 185, 190, #211.
distans NAre. 211.
sachalinensis Hr. 190, 211.
Torreya 187.
Vaccinium uliginosum 185, 188.
Viburnum Opulus 185.
Tinus 157.
Woodwardia radicans 137.
Zizyphus tiliaefolius Hr. 190, 211.
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Tafel-Erklärune.
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Fig. 1-7. Terebratula latilingua n. sp. aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines bei Vils in ver-
schiedenen Altersgrössen.
S, 9. Terebratula retrocarinata n. sp. aus den Eisen-Oolithen ö6—e von Auerbach in der Oberpfalz.
Die Armgerüste sind durch Anschleifen reconstruirt.
Bd: Terebratula latilingua aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines mit Armgerüst.
ae e perovalis Sow. von ebenda mit. Armgerüst.
Bla la: 5 Stephani Davınson von ebenda.
ee 7 latilingua von ebenda.
„ . »B—18. nn adımea n. sp. von ebenda.
Palaeontographica. Bd, XXXIII.
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Fig.
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JR
10.
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Tafel-Erklärunse.
Tafel 1.
Terebratula retrocarinata n. sp. aus den Eisen-Oolithen 6—s des Braunen Jura. Fig. 1—3,
5, 6 und 8 vom Nipf bei Bopfingen. Fig. 4 und 7 von Auerbach. Fig. 4 und 6 sind
Steinkerne.
Terebratula perovalis Sow. jugendliches Gehäuse aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines.
Die Stirnfalten bei 9b sind etwas übertrieben gezeichnet.
Terebratula euplasta. n. sp. von ebenda.
hi ‚perovalis Sow. von ebenda.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
G.Keller, gez.u.lith.
Br.Keller, gedr.
Alle Figuren beziehen sich auf Terebrateln des Unteren Dogger vom Rothen Stein bei Vils.
Tafel-Erklärune.
Tafel III.
1—6. Terebratula infraoolithica DESLONGCHAMPS. Stellen den Typus dar.
7—12.
1915
16.
17. 18
Eh
elliptiea n. SP.
laterisuleata n. Sp.
elliptica, Armgerüst.
laterisuleata.
infraoolithica, reconstruirtes Armgerüst. a—d, einzelne Anschliffe
Gehäusen; e—f, von var. concammerata.
20—26. Terebratula infraoolithica var. concammerata.
2
Palaeontographica.
N
Bd.
elliptica.
XXXIII.
Formenreihe der dickeren Gehäuse.
von typischen
caBd.XXXM.
13
>
Palaeonto graphi
%
G.Keller, gez.u litk B:: Keller, sedu
yn
Da,
N Du
ä
*
Tafel-Erklärung.
Tafel IV.
Alle Figuren beziehen sich auf Terebrateln des Unteren Dogger vom Rothen Stein bei Vils.
Fig. 1—6. Terebratula varicans N. Sp.
f: 7—11. R punctata Sow. var. oolithica.
„. 12—16. . Enudesi OPrEr.
Br " varicans N. SP.
„18-21. n Eudesi Oppen. Diese sowie Fig. 16 stellen die Entwickelungsreihe der länglichen,
Fig. 12—15 der rundlichen Gehäuse dar.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
10
XXM
BaXxX
graphica
Palaeonto
12%
132
Br.Keller, gedn
6.Keller, gez.u.lith.
Tafel-Erklärune.
Tafel V.
Alle Figuren beziehen sich auf Terebrateln des Unteren Dogger vom Rothen Stein.
Fig. 1—8. Terebratula rubrisaxensis var. distorta.
„9-13. n parabolic« n. Sp.
„. 14—16. ° pectorosa N. Sp.
17—19. 5 bifida n. Sp.
el: " nepos ÜANAVARL.
ned, " bifida.
a = nepos.
> Re bifida.
24. " nepos.
25—27. a bifida.
Palaeontographica. Bd, XXXIII.
Palaeonfographiea Bd. XXX.
{
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Mi
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Rene S
G.Keller, gez u Al. ar Keller, gecr
nn u a nn a
En a kp eleneemnmmaer en nie ni re ernennen Se we en he
Tafel-Erklärunse.
Tafel VI.
Fig. 1—24. Terebratula rubrisawensis n. sp. aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines.
Fig. 11, 12, 14 und 16 var. patula. |
E
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7
3
F
Palaeontographica. Bd. XNXXIII.
Palaeontographiea BA.XXKIT.
ne
"
I
Br.Keller, ge
Tafel-Erklärune.
Tafel VII.
Alle Figuren beziehen sich auf Brachiopoden des Unteren Dogger vom Rothen Stein.
Fig. 1--7. Waldheimia angustipectus n. Sp.
a Ss—11. Terebratula rubrisaxensis var. distorta.
a: Waldheimia angustipeetus.
alae Terebratula brevifollis n. Sp.
14—19. Waldheimia angustipectus.
„.20—31. e Waltoni Davınson.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
19.
Palaeontographiea Bd.XXXIT.
Tafel-Erklärung.
Tafel VII.
Alle auf dieser Tafel dargestellten inneren Gerüste sind durch Anschleifen der geschlossenen Gehäuse blosgelegt worden, bei
den Terebrateln durch Längs-, bei den Rhynchonellen durch Querschliffe. Durch Aufeinanderlegen der Zeichnungen, welche
von verschiedenen Schliffebenen desselben Gehäuses gemacht wurden, ergaben sich für die Terebrateln die dargestellten
Reconstructionsbilder. — Wo der Fundort nicht besonders vermerkt ist, versteht sich der Rothe Stein bei Vils. —
”
”
”
”
„
Fig. 57, 55, 60, 70, 74 und 80 sind vergrössert gezeichnet.
1—3. Terebratula Eudesi Desw. (längliche Gehäuse).
4, n ‚peetorosa N. Sp.
D. 2 paraboliea n. Sp.
(se ; varicans N. SP.
8—14. n rubrisaxensis n. SP.
15) elongata« (JUENSTEDT (SCHLOTHEIM e parte |Nachträge XX Fig. 2]) aus dem Devon
des Iberges.
16. Waldheimia perforata Pırrrz aus unterstem Lias vom Breitenberg am Atter-See.
17. Terebratula brevifollis n. Sp.
18. 3 rubrisaxensis nn. Sp.
19—21 " “ var. distorta.
22— 23. Waldheimia angustipectus n. Sp.
29, Terebratula bifida n. sp.
50. Pr eurviconch« Oppren aus den Klaus-Schichten der Klaus-Alp.
31—34. Waldheimia Waltoni Davınson.
35. a n von Auerbach in der Oberpfalz aus Dogger 6—e.
36. Terebratula nepos CANAVARL.
31. Waldheimia supinifrons n. Sp.
38. e trumeatella n. Sp.
39, 40. S supinifrons.
41—45. Rhynchonella varians Schuorn. von Balin. Drei Gehäuse verschiedener Dicke. Fig. 44 und 45
gehören zu Fig. 41 und stellen näher am Schnabel gelegene Querschnitte dar, bei denen
noch die Zahnstützen sichtbar sind (faleifer).
46—49. Rhynchonella supinifrons n. sp. (septifer).
50. a trigonella n. sp. von Teisendorf.
51—55 5 eymatophora n. sp. (faleifer). Fig. 51, 52, 55 verschiedene Querschnitte eines
56 —64.
65—68.
69—74.
13—91.
dicken, Fig. 53, 54 eines schmalen Gehäuses.
Kihynchonella variabilis SCHLOTHEIM. Fig. 56—57 aus mittlerem Lias von Amberg, gewölbtes
Gehäuse; Fig. 55—59 von Eckersdorf, flaches Gehäuse; Fig. 60—62 Typus von Eckers-
dorf; Fig. 65—64 Typus aus y von Hinterweiler.
Eihynchonella amalthei Quvsssteor. Fig. 65 und 68 der Typus aus ö von Heiningen; Fig. 66
und 67 flache Form (var. subdecussata Münster) von Altdorf.
Eihynchonella variabilis. Fig. 69—71 Typus von Amberg, 72—74 flache Varietät von Amberg.
e rubrisaxensis n. Sp. Fig. 75—77, 86, 87 Typus; 78—79, 88 var. elongata;
50, 51, 89 var. maulticostata; S2—83, 90 var. rectifrons; S4—S5, 91 var. reetifrons.
Palacontographica. Bd. XXXIII
42
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Palaeontographica Bd.XXXII. Taf. VII.
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Tafel-Erklärung.
Tafel IX.
Alle Figuren sind in natürlicher Grösse gezeichnet mit Ausnahme von Fig. 3a—d, 12, 15, 16 und 17.
1. Rhynchonella Stuifensis Orpen aus den Eisenoolithen 6—e von Auerbach in der Oberpfalz.
2% n coneinna Sow. von Radno bei Krakau.
3. n prava n. sp. aus Unterem Dogger vom Rothen Stein. a—d ein vergrössertes
Schlossplättehen mit vorn ansitzendem Cruralhaken, d beim Querschnitt nahe dem Wirbel,
b, ce und a bei jedesmal etwas tiefer liegendem Querschnitt. Aus Versehen sind sie im
Verhältniss zu Fig. 5 in verkehrter Lage abgebildet.
4. Rhynchonella tetraödra Sow. von Bandol (Dep. Var).
5. " plicatella Sow. von Zalas (Galizien). 5a etwas tiefer liegender Querschnitt.
6. 4 semiconstans ErauLnox. Weisser Jura von Valfın.
Te Se le Stwifensis Fig. 1.
9—11l. zu ,„ prava Fig. 3.
22a zunee tetraödra Fig. 4.
14. Rhymchonella infirma n. sp. aus unterem Dögger des Rothen Steines.
15—17. a; caleicosta (JUENSTEDT aus Lias y von Dusslingen. -
Alle weiteren Figuren beziehen sich auf Brachiopoden des Unteren Dogger vom Rothen Stein.
18. Waldheimia supinifrons n. Sp.
19— 21. Rhynchonella mutans n. Sp.
22, 23. Waldheimia supinifrons.
24—26. Rhynchonella faseilla n. Sp.
DIB2.B: " farciens CANAVART.
29. n mautans.
30. Waldheimia supinifrons.
31, 32. Rhynchonella mutans.
33. ” farciens CANAVARI.
34— 46 ns mautans.
47—57. 5 eymatophora n. Sp.
58, 59. j securiformis n. SP.
60—65. = supinifrons.
66-68. Terebratella triplieosa n. Sp.
69-71. Rhynchonella supinifrons.
Palacontographica. Bd. XXXIII.
Palaeontographica Bd.XXXII
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G.Keller, gez. u. lit. Br.Keller, gedr.
Tafel-Erklärung.
Tafel X.
Alle Figuren beziehen sich auf Rlıynchonellen des Unteren Dogger vom Rothen Stein bei Vils.
Fig. 1—4. Rhynchonella rubrisawensis var. rectifrons.
” 5—8. iy e var. elongata.
„9-14. n 5 Typus.
15. n 5 var. crassicostata.
hl M subtetraödra DAVIDSONX.
„. 17—20. = rubrisaxensis var. multicostata.
Palaeontographica. Bd. XXXII.
Palacontographiea BUXXXIT.
G.Keller, gez.u.lith Br.Keiler, gedr.
Tafel-Erklärung.
Tafel XI.
Fig. 1—14, 16, 17 stammen vom Rothen Stein bei Vils.
1, 3, 5, 9, 10. Rhrmehonella prava n. Sp.
2,4, 8, 12, 14. E cf. Edwardsi CHapurs et DAVALQUE.
(Te akoyp ill n infirma n. SP.
16, 17. Rhynchonella Eryeind Di STEFANO.
15, " erinoidea n. sp. (BReynesi OPPEL, Non GEMMELLARO) aus dem Bathonien
(Crinoideenkalk) vom Weissen Haus bei Füssen.
18. Rhynchonella Voultensis Oppzn von La Voulte (Ardeche). Verkieseltes, an der Stirn aufge-
brochenes Gehäuse in 4facher Linear-Vergrösserung gezeichnet. Mit septiformen Crura.
19. Rhymchonella laeunosa ScHtorH. Verkieseltes Exemplar vom Streitberg. Mit faleiformen Crura.
20. R pinguwis Rormer Portlandien, Mantoche (Haute Saöne). Mit raduliformen Crura.
>. H Eudesi Coguvann aus mittlerem Senon von Aussonne (Haute Garonne). Mit
raduliformen Crura.
22 R plieatissima QuEsstepr aus Hierlatzkalk von der Reichenbachquelle bei Pfronten.
28. vom Hochfellen.
” ”
24. Rn R von Adneth.
25. . Voultensis Orren von La Voulte (Ardeche).
26 m plicatissima aus unterstem Lias vom Breitenberg beim Attersee.
Al 5; s von Waldenberg in Württemberg (Lias «).
28. B e von der Reichenbachquelle bei Pfronten.
29. n aus der Tuberculatus-Kalkbank von der Hochalp (Magnusacker)
bei Pfronten.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf.XT.
I.
phica Bd.
ara
Palaeonto
u.Keller, gez.u. lich.
Fig.
Tafel-Erklärung.
Tafel XI.
1—6. Rhynchonella Vilsensis Orpen aus dem Vilser Kalk (Callovien) vom Legam bei Vils.
719. e coneinna Sow., var. badensis Orpen aus dem Crinoideenkalk (Bathonien) des
Weissen Haus bei Füssen.
10. Rhynchonella pugilla n. sp. aus dem Vilser Kalk vom Legam bei Vils.
115.12. R trigona QUENSTEDT aus dem Crinoideenkalk des Weissen Haus bei Füssen.
13. r trigonella n. sp. aus dem Vilser Kalk vom Legam bei Vils.
14. h bimammata n. sp. aus Hierlatzkalk vom Bösen Tritt am Aggenstein.
1lö). ; Magnin. sp. aus der Tuberculatus-Kalkbank vom Magnusacker (Hochalp) bei Pfronten.
16. plicatissima QUENSTEDT aus Hierlatzkalk von der Reichenbachquelle bei Pfronten.
Irke a h von Vaihingen (Lias «).
18. s " aus der Gmünder Gegend (Lias «).
19. n üwersa Opp. var. frontensis aus den unterliasischen Kiesel-Mergeln vom Bösen
Tritt am Aggenstein.
20-23. Rhuynchonella regia n. sp. aus den mittelliasischen weissen Kalken am kgl. Fahrweg zwischen
Schwansee und Lech.
24— 27. Rrhynchonella myriacantha DESLONGCHAMPS aus dem Vilser Kalk (Callovien) vom Legam bei Vils.
28. R nueleata n. sp. aus Cassianer Schichten südlich vom Hutler bei Füssen.
29, 30. R ramosa n. sp. aus Hierlatzkalk vom Bösen Tritt beim Aggenstein.
31. Matjasowskyi BOEcKH von ebenda.
32 R ramosa von ebenda.
33, 34 5 orthoptychides n. sp. von ebenda.
35. aff. prona Oppeu aus Hierlatzkalk von der Reichenbachquelle bei Pfronten.
36 “ plicatissima (QUENST, aus Hierlatzkalk von der Schwarzen Wand beim Galgen bei Vils.
37 Br n von der Reichenbachquelle.
38 B e von Pforen (Lias «).
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Palaeontographica Bd.XXXII
1. da E
G.Keler, gez. u. Üth. Br. Keller, gedr.
Tafel-Erklärune.
Tafel XII.
Spiriferina Haueri Svzss aus Hierlatzkalk vom Hirschberg bei Hindelang.
en R aus der Tubereulatus-Kalkbank von der Hochalp (Magnusacker) bei Pfronten.
: von Hindelang.
R „ von den Gipfelschichten des Hochfellen bei Bergen (einzelne hintere Schale).
5 S von ebenda (einzelne vordere Schale).
Ehynehonella faucensis n. sp. östlich der Lendenscharte, auf dem Gebirgszug nördlich der
Hangenden Wand bei Füssen.
Spiriferina sicula GEMMELLARO aus Hierlatzkalk von der Reichenbachquelle bei Pfronten.
rn „ vom Bösen Tritt am Aggenstein.
Rhynchonella faucensis wie bei Fig. 6.
Rhymehonellina orthisiformis n. sp. aus Hierlatzkalk von der Rothen Wand bei Pinzwang.
Terebratula bimammata n. sp. aus Hierlatzkalk vom Bösen Tritt am Aggenstein.
Waldheimia frontensis aus den grauen Kiesel-Mergeln im Liegenden der Hierlatzkalke vom
Bösen Tritt am Aggenstein.
Terebratula albicasa n. sp. aus dem Bathonien am Weissen Haus bei Füssen.
Palaeontographica. 3d. XXXIII.
a
Palaeontographica Bd.XXXII.
G.Keller, gez. liin
f
..
PENEn
Fig.
=
Tafel-Erklärung.
Tafel XIV.
Terebratula algoviana Opren aus dem weissen Vilser Kalk (Callovien) vom Legam (Kitzbichel)
bei Vils.
Terebratula antiplecta Buch von ebenda; jugendliches Gehäuse.
Spiriferina fimbria n. sp. aus dem Lias des vorderen Schafberges bei Salzburg.
Pentacrinus tuberculatus var. alpina vom Aechsele im Reichenbachthal bei Pfronten.
Terebratula faucensis n. sp. aus dem mittleren Lias am kgl. Fahrweg zwischen Schwansee und
dem Lech.
Waldheimia Waterhousi Davımsox von ebenda.
Pentacrinus perlatiformis aus mittlerem Lias (rothem Crinoideenkalk) des Rothen Steines bei Vils.
Phylloceras frontense n. sp. aus dem Lias „Bei den Flüssle“, den Brentenbachquellen bei
Pfronten.
Rhynchonella subumdata n. sp. aus dem Hierlatzkalk vom Bösen Tritt am Aggenstein.
Arietites ceras Haver aus Aleäumergeln am kgl. Fahrweg zwischen dem Lech und Schwansee.
Aspidoceras (oder Hammatoceras) n. sp. aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines bei Vils.
= n. sp. (Hammatoceras pugnax VACER) von ebenda.
Belemnites inopinatus n. sp. aus „Aptychen“-Kalkschiefern am Weissen Haus bei Füssen.
Pecten lacınarius n. sp. aus Lias (Hierlatzkalk) vom Schwarzenberg bei Füssen; linke Schale.
Hammatoceras aft. subinsigne Orren aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines bei Vils.
Pecten lacunarius n. sp. vom Hierlatz bei Hallstatt; rechte Schale.
Harpoceras cf. opalinım Reıs. aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines bei Vils.
Palaeontographica. Bd. XXXIII
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Vrlueontoyraphica BA.XNRI.
u.Keller, gez. u lith.
Fig.
23:
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a:
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13.
14.
„ln.
16.
17.
Tafel-Erklärung.
Tafel XV.
Waldheimia forfieula n. sp. aus den Raibler Schichten von der Raibler Scharte.
Terebratula Carinthiaca n. sp. aus den Raibler Schichten (Kieselkalke unter den Magalodus-
Schichten) von der Raibler Scharte.
. Rhynchonella senticosa SCHLOTH. aus Weissem ‚Jura von Amberg.
a R n n = „ Engelhardsberg.
Belemmites effrenatus n. sp. aus den Gaultmergeln des Leebaches.
Querschnitt einer Suturfläche in dem rothen, tithonischen Kalkstein, welcher am Kitzbichel bei
Vils den „weissen Vilser Kalk“ unmittelbar überlagert. Gezeichnet nach einem Dünnschlift.
1:50 natürl. Grösse.
Querschnitt einer mit Kalkspath ausgefüllten Gangspalte in mittelliasischem Fleckenmergel,
welcher erfüllt ist von Ammoniten-Abdrücken, Algenspuren, Foraminiferen und Spongien-
nadeln. Der Dünnschliff zeigt, wie ein Foraminiferengehäuse von der Gangspalte zertheilt
worden ist, aber so, dass beide Theile noch genau aneinander passen. 1:70 natürl. Grösse.
Querschnitt eimer Suturfläche in „weissem Vilser Kalk“ vom Kitzbichel bei Vils. Ueber der
Suturlinie befindet sich stänglicher, grosskrystallinischer Kalkspath, unter derselben ein
feinkörniges Aggregat von Caleitkörnern, in denen ausserhalb der dargestellten Fläche zahl-
reiche Brachiopodenschalen und Crinoideenreste eingebettet liegen. 1:20 natürl. Grösse. Der
Lithograph hat die Zeichnung zu matt wiedergegeben, so dass der kleine Kalkspathtrum,
welcher auf der linken Seite von unten her bis an die Suturlinie heraufreicht, kaum wieder
zu erkennen ist.
Copie des Querschnittes der Contactfläche zweier Kalkgerölle aus der St. Gallener Nagelfluh,
wie solcher 1550 vom Verfasser in der Zeitschr. d. D. Geol. Ges., Bd. 32 S. 192, abgebildet
worden ist. 1:25 natürl. Grösse.
(Querschnitt einer Suturfläche in liasischem rothem Kalkstein von der Rothen Wand bei Füssen.
Crinoideenstiele und ein Foraminiferen-Gehäuse stossen bis an die Suturlinie an, haben
aber auf der anderen Seite derselben keine Fortsetzung. 1:30 natürl. Grösse.
Rother liasischer Kalkstein von oberhalb der Kanzel im Reichenbachthal bei auffallendem Licht
in zweifacher linearer Vergrösserung gezeichnet. Die dunklen ausgezackten Suturlinien
schneiden einige organische Reste und die mit weissem Kalkspath erfüllten Gangspalten
scharf ab.
Zeigt die sinterartige Kalkspath-Umhüllung der einzelnen Terebratel-Gehäuse im „weissen Vilser
Kalk“ vom Kitzbüchel in zweifacher linearer Vergrösserung.
Palacontographica. Bd. XXXIII.
Palaeontographiea ZXAM. Taf. MV.
6.Keller, gez.w.lith. Br.Keller,gedr.
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Tafel-Erklärune.
Tafel XVI.
Zeichenerklärung: M = Muschelkalk, C = Cassianer Schichten, W — Wettersteinkalk, R = Raibler Schichten, H —
Hauptdolomit, D = Dachsteinkalk (nur bei Fig. 1 und 15), L —= Liaskalk und bei Fig. 11, 12 und 15 Liasmergel, D = Dogger-
kalk bei Fig. 5, 5 und 11, K = Jurakalk bei Fig. 9, A — Aptychenkalk, J = Oberer Jurakalk, N = Neocommergel,
G = Gaultmergel, F = Flysch, > = Quelle
Die Profile 1, 3, 5, 6, 7, 10, 12, 13 sind so orientirt, dass Norden links, Süden rechts; die Profile 2, 11,
15, dass Westen links und Osten rechts, die Profile 4, 8, 9, dass Osten links und Westen rechts
liegen. Ungefähre Vergrösserung ist jeweilig aus der Karte direkt abzulesen. Auf Fig. 2 stellen
die enggeschieferten Partien Raibler Schichten dar. Fig. 11 gibt halb Ansicht halb Grundriss, der
durch den zu kleinen Maassstab der Karte nicht deutlich genug darzustellenden Verhältnisse.
Fig. 14 gibt ein Bild der Schichtenbiegung und (Kalkspath-) Gangbildungen in den liasischen Mergel-
kalken des Leinbaches.
Fig. 16—22. Waldheimia truncatella n. sp. aus dem Unteren Dogger des Rothen Steines.
Die Buchstaben W und S in den oberen Ecken der Tafel haben keine Bedeutung.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Palaeonte graphica Bd.XXXI. Taf. XM.
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Farben - Erklärung.
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Tafel-Erklärung.
Tafel XVII.
Fig. 1—4. Sequoia Langsdorffiü Hr. Fig. 3, 2mal vergr.; Fig. 4 ein Blatt 2mal vergr.
5 Abies alba Mitwn. (mut. ?)
6. Pinus sp.
7,8. Juniperus communis L.?
ug: Arundo Donax L.?
„ 10. Carex sp.
„ 11. Betula lenta Wının.
„ 1220. Betula Sokolowii n. sp. Fig. 12—1S Blätter; Fig. 19, 20 Früchte; 19b, 20b
dieselben vergrössert.
21—24. Carpinus betuloides Una. Fig. 23, 24 Deckblätter aus dem männl. Kätzchen.
2. Picea excelsa Lısk. (mut.?). 25b dasselbe vergrössert.
Palaeontographica. Bd. XXXII.
Palaeontographiea BA.XKKII.
a EN EN
6.Keller, KÜN B. Keller, geh
Fig. 1-4. Sequoia Langsdorffü. Fig.5.Abies alba Fig.b. Pinus sp. Fig. 7-8. Juniperus communis ®
Fig.9. Arundo Donax ! Fig. 10. Carexsp. Fig.N Betula lenta. Tig.12-20. Betula Sokolowi.
Fig. 21-24. Garpinus hetuloides. Fig.25.Picea excelsa.
Tafel-Erklärune.
Tafel XIX.
Fig. 1—4. Alnus cordifolia Tex. Fig. 1b ein Stück von Fig. 1, 2mal vergr.; 2b ebenso
von Fig. 2, 3 mal vergrössert.
5—9. „ serrulata WıiunD.
10—13. „ glatinosa Wınwv. a vulgaris. Fig. 13 ein Stück vom Rande eines
Blattes 2 mal vergrössert.
„ 14 Alnus incana Wınun. var, söbirica LED.
„15. Corylus Avellana 1.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Palaeontographica Ba.XXXI.
23%
_ GG
Keller, lich B. Keller, gear.
Fig. 1-4. Alnus cordifoli. Fig.5-9. Anus serrulata. Fig. 10-13. Alnus $lutinosa vulgaris.
Fig.14. Alnus ineana sibirica. Fig. 15. Corylus Avellana.
en ee A nl a nn =
Tafel-Erklärung.
Tafel XX.
Fig. 1—2. Almus glutinosa Wırıv. var. dentieulata REGEN.
„3-6. „ incana Wırın. var. sibirica LED.
Mol: „ ineana WILLD.
9, A incana WILLD. mut. rotundifola.
„ 10. Fagus Antipofii Hx.
11--13. Fagus Deucalionis Une.
„14, 2 Acer sp.
15. Prumus serrulata Hn.?
16. Almus-Nüsschen. 16b vergrössert.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XX.
Palaeontographica Bd. XAXII.
Tafel-Erklärung.
Tafel XXI.
Fig. 1-4. Fagus ferruginea Aır. mut. altaica.
„ 5-7. Quercus Etymodrys Une.
ich Populus Heliadum Use.
9: Salix sp. cl. S. viminalis L.
„ 10, 11. Planera Richardi MıcH#.
„ 12—14. ” Keaki SIEB.
15—19. Fraxinus Ornus L. Fig. 17b ein Stück des Blattrandes von Fig. 17 vergr.;
Fig. 19 eine Frucht; Fig. 19b dieselbe 2mal vergrössert.
„ 20, 21. Liriodendron tulipifera L.
„22, 23. Acer palmatum Terug. mut. Nordenskiöldi.
az Acer’sp. Fruchtflügel.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XXI.
Palaeontographica Bd. XXXIIl.
IS
Ve
Bi:
Bi;
Tafel-Erklärung.
Tafel XXL.
Fig. 1—4. Tilia cordata Miu.
‚ 5—7. Acer Lobelü Tex.
„8-10. „ ambiguum Hr.
„ 11-13. Juglans (Pterocarya?) densinervis n. sp. Fig. 12b das eingeklam-
ö merte Stück vom Blattrande des Blattes Fig. 12, 2 mal vergr.
14, 14b, 15. Juglans erenulata n. Sp.
„16. Spiraea opulifolia L.?
„ 17. Populus Heliadum Une.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XXlIl.
Palaeontographica Bd. XXIII.
Tafel-Erklärung.
Tafel XXIII
Fig. lab. Placenticeras Memoria-Schloenbachi Lauge und BRUDER. pag. 221.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Externseite gesehen.
In natürlicher Grösse gezeichnet.
Aus dem turonen Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Original im Museum des k. k. geologischen Institutes der deutschen Carl-Ferdinands-
Universität in Prag.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XXI
a Ba.XXXII
1le
rapl
A
1
Palaeonto
SERES
En
Tafel-Erklärune.
Tafel XXIV.
Fig. 1ab. Desmoceras montis albi Lause und BRUDER. pag. 222.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und
Externseite gesehen. 1/2 natürlicher Grösse.
Aus dem turonen Grobkalke des Weissen Berges bei Prag.
Original im Museum des k. k. geologischen Institutes der deutschen Carl-Ferdinands-
Universität in Prag.
Palaeontographica. Bd. XXXILI.
Palaeontographica Ba.XXXıL.
Tafel-Erklärung.
Tafel XXV.
Fig. lab. Mammites nodosoides SCHLOTR. Sp. pag. 229.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Mündung und
Externseite gesehen. Natürliche Grösse. Jugendform.
Fig. 2ab. Mammites Michelobensis Lausgz und BRUDER. pag. 231.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Externseite gesehen.
Natürliche Grösse. Jugendform.
Die Originale zu Fig. 1 und Fig. 2 stammen aus dem turonen Grünsandstein von
Michelob bei Saatz, und befinden sich im Museum des geologischen Institutes der k. k.
deutschen Carl-Ferdinands-Universität in Prag.
Palaeontographica. Bd. XNXXIII
Palaeontographiea BA.XXXU. Taf. XXV.
EX
RR I
N SS ri Sa
RER
Tafel-Erklärune.
Tafel XXVI.
Fig. lab. Mammites Tischeri Lause und BRUDER. pag. 230.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Externseite gesehen.
In natürlicher Grösse gezeichnet.
Fig. Qab. Acanthoceras Hippocastanım Sow. sp... pag. 238.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Externseite gesehen.
In natürlicher Grösse gezeichnet.
Die Originale zu Fig. 1 und Fig. 2 stammen aus dem turonen Grünsandstein von
Michelob bei Saatz und befinden sich im Museum des geologischen Institutes der k. k.
deutschen Carl-Ferdinands-Universität in Pag.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
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Taf. XV.
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Tafel-Erkläruns.
Tafel XXVU.
Fig. 1. Acanthoceras Carolinum D'ÖRBIGNY Sp. pag. 232.
Ansicht von der Seite in natürlicher Grösse.
Aus dem turonen Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Fig. 2. Acanthoceras Rhotomagense Bros. sp. pag. 233.
Ein Fragment eines Umganges gegen die Externseite gesehen; in natürlicher
Grösse gezeichnet.
Aus dem turonen Grünsandstein von Michelob bei Saatz.
Fig. 3. Acanthoceras papaliforme LausE und Bruver. pag. 237.
Ansicht von der Seite in natürlicher Grösse.
Aus dem turonen Grobkalk des Weissen Berges bei Prag.
Fig. 4. Acanthoceras papaliforme LausE und BruDer.
Ansicht eines anderen Exemplares gegen die Externseite gesehen in natürlicher
Grösse, dasselbe stammt aus dem turonen Grünsandstein von Wobora bei Laun.
Sämmtliche Originale befinden sich im Museum des geologischen Institutes der k. k.
deutschen Carl-Ferdinands-Universität.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Palaeontographica Bad. XXX. Taf. XXVI.
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Tafel-Erklärune.
Tafel XXVIIL.
Fig. lab. Acanthoceras Rhotomagense BRoONGN. Sp. pag. 233.
a. Ansicht von der Seite in natürlicher Grösse gezeichnet. b. Externlobus.
Das Original stammt aus dem turonen Grünsandstein von Michelob bei Saatz und be-
findet sich im Museum des geologischen Institutes der k. k. deutschen polytechnischen Hoch-
schule in Prag.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XXVM.
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Tafel-Erklärune
Tafel XXIX.
Fig. 1. Pachydiscus juveneus Lauge und BRUDER. pag. 236.
Ansicht von der Seite, in natürlicher Grösse gezeichnet.
Fig. 2ab. Acanthoceras Schlüterianum LausE und BRUDER. pag. 256.
a. Ansicht von der Seite. b. Dasselbe Exemplar gegen die Externseite gesehen.
Natürliche Grösse.
Fig. 3. Desgleichen. Innere Windungen eines grösseren Exemplares durch Abwickeln der
jüngeren Umgänge erhalten, in natürlicher Grösse dargestellt.
Sämmtliche Exemplare stammen aus dem turonen Grobkalke des Weissen Berges bei
Prag, und befinden $ich im Museum des geologischen Institutes der k. k. deutschen Carl-
Ferdinands-Universität in Prag.
Palaeontographica. Bd. XXXIII.
Taf. XAIX.
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PALAEONTOGRAPHICA.
BEITRABEL
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT.
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Herausgegeben
von
KARL A. v. ZITTEL,
Professor in München.
Unter Mitwirkung von
E. Beyrich, Freih. von Fritsch, M. Neumayr, Ferd. Römer und W. Waagen
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Dreiunddreissigster Band.
Brsterbas. dritte Liefernus,
Inhalt:
Rothpletz, A., Geologisch-palaeontologische. Monographie der Vilser Alpen, mit besonderer Berücksichtigung
der Brachiopoden-Systematik (8. I—-180. Taf. I-XVM).
Pr
Stuttgart.
E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch).
1886.
Ausgegeben im Dezember .1886.
Ankündigung.
Vom XXXIL Bande an ist die Palaeontographica aus dem Besitze von
THEODOR F ISCHER in Cassel in unterzeichneten Verlag, nebst sämmtlichen Vorräthen der
früheren Bände, welche nur noch von mir zu beziehen sind, übergegangen.
Es wird jedes Jahr ein Band mit ca. 30 Tafeln und dem entsprechenden Text
ausgegeben. Der Preis pro Band ist für die regelmässigen Abnehmer auf
Sechzig Mark (M. 60.—)
festgesetzt.
Für die Mitglieder der Deutschen Geologischen Gesellschaft bleibt bei direktem
Bezug von der Verlagshandlung der bisherige Preis in Kraft,
Der Eintritt in das Abonnement kann jeder Zeit bei Beginn eines Bandes der
Palaeontographica geschehen. | |
Die Herren Autoren erhalten 25 Frei-Exemplare ihrer Abhandlungen, weitere Exem-
plare gegen Vergütung der Herstellungskosten.
Stuttgart, den 1. December 1886.
E. Schweizerbart sche Verlagshandlung
(E. Koch).
| Herausgegeben "
KARL an ZITTEL.
Professor in München, kr
Dreiunddreissiester Band.
Vierte bis sechste Liererung
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schmalhausen, I, Deren Hertiäne Pflanzen aus dem Thale des Flusses alu am Füsse des
Altaigebirges | e)
(8. 181-216. Taf. NVI—XXI). ENGE '
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Laube, Gustar C., und Georg Bruder, Ammoniten der böhmischen Kreide (8.217239. Taf. NXIIE-XXIX),
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Stuttgart.
E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch).
1887.
2°, „Ausgegeben im Mai 1887,
Ankündigung
Vom XXXII. Bande an sind die Palaeontographica aus dem Besitze von
THEODOR FISCHER in Cassel in unterzeichneten Verlag, nebst sämmtlichen Vorräthen der
früheren Bände, welche nur noch von mir zu beziehen sind, übergegangen.
Es wird jedes Jahr ein Band mit ca. 30 Tafeln und dem entsprechenden Text Ex
ausgegeben. Der Preis pro Band ist für die regelmässigen Abnehmer auf
Sechzig Mark (M. 60.—)
festgesetzt. s
Für die Mitglieder der Deutschen Geologischen Gesellschaft bleibt bei directem
Bezug von der Verlagshandlung der bisherige Preis in Kraft. =”
Der Eintritt in das Abonnement kann jeder Zeit bei Beginn eines Bandes der
Palaeontographica geschehen.
Die Herren Autoren erhalten 25 Frei-Exemplare ihrer Abhandlungen, weitere Exem-
plare gegen Vergütung der Herstellungskosten.
Stuttgart, den 1. April 1887.
E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung
(E. Koch).
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