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Full text of "Palaeontographica"

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PALABONTOGRAPHICA. 


BEITRAEGE 


ZUR 


NATURGESCHICHTE DER VORZEIT. 


= 


Herausgegeben 


von 


KARE AT ZITTEL, 
Professor in München. 
Unter Mitwirkung von 


E. Beyrich, Freih. von Fritsch, Ww. Waagen und W. Branco 


als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft. 


Zune 


Einundvierzigster Band. 


Mit 26 Tafeln und zahlreichen Holzschnitten im Text. 


Stuttgart. 


E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Koch). 
1894. 1895. 


Fnmehra Et. 


Erste und zweite Lieferung. 
Juni 1894. 


Merriam, J. C. Ueber die Pytonomorphen der Kansas-Kreide. (Mit Taf. I—IV). 


von der Marck, W. Vierter Nachtrag zu: Die fossilen Fische der westphälischen Kreide. 
(Mit Taf. V). 


Böse, Emil. Monographie des Genus Rhynchonellina Gemm. (Mit Taf. VI, VII). 


Dritte und vierte Lieferung. 
Januar 1895. 


‘Böhm, Georg. Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. I. Die Schiosi- und 
Calloneghe-Fauna. (Mit Taf, VIII—XV). 


Eastman, Charles, R. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina, mit besonderer Berück- 
sichtigung von Oxyrhina Mantelli Ac. (Mit Taf. XVI-XVM). 


Plieninger, Felix. Campylognathus Zitteli. Ein neuer Flugsaurier aus dem oberen Lias 
Schwabens. (Mit Taf. XIX). 


Fünfte und sechste Lieferung. 
Ausust 189. 


Rauff, Hermann, Palaeospongiologie. Fortsetzung. (Mit Taf. XX—XXV)). 


Seite 
1—40 


41—48 
49—80 


81— 148 


149—192 


193 —222 


223—272 


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Ueber die Pythonomorphen der Kansas-Kreide. 


Von 


J. C. Merriam. 


Mit Tafel I—-IV und 1 Abbildung. 


Bıiteratur.; 
Baur, G.: On the morphology of the Skull in the Mosasauridae. Journal of Morphology Vol. XII. Oct. 1892. 
p- 1—23. 
Cope, Edw.: On the Reptilian orders Pythonomorpha and Streptosauria. Proceed. Boston Soc. nat. hist. 1860. XI. 
p. 250. 


Cope, Edw.: Synopsis of the extinet Batrachia, Reptilia and Aves of North-America. Trans. Americ. Philos. Soc. 
Philad. 1871 V. XIV. 

Cope, Edw.: Rep. U. S. geol. Surv. of Terr. 1875, Vol. II. The Vertebrata of the cretaceous Formations of the 
West p. 113—178 and p. 264. 

Cope, Edw.: Professor Owen on Pythonomorpha. Bulletin of the U. S. geol. and geograph. Survey of Territor. 1878. 
Vol. IV. p. 299—311. 

Cuvier, G.: Rech. sur les ossem. foss. 4 ed. t. X. p. 119. 

Dollo, L.: Note sur l’osteologie des Mosasauridae. Bull. Roy. d’hist. nat. de Belgique 1882. t. I. 

Dollo, L.: Premiere note sur le Hainosaure. Ibid. 1885. t. V. 

Dollo. L.: Sur le cräne des Mosasauriens in Giard. Bull. scient. de la France et de la Belgique 1888 ser. I. 

Dollo, L.: Premiere note sur les Mosasauriens de Mesvin. Bull. de la Societ6 Belge de Geologie, Paleontologie et 
d’Hydrologie t. III. 1889. 

Dollo, L.: Premiere note sur les Mosasauriens de Maestricht. Ibidem t. IV. 1890. 

Goldfuss: Nova acta Acad. Leopold. Carol. Bd. XXI. 

Gaudry, Albert: Les Pythonomorphes de France. Memoires de la Societe geologique de France. Memoire No. 10. 
1892. 

Hector, J.: On the Fossil Reptilia of New Zealand. Trans. and Proceed. of New Zealand Institut 1873. Vol. IV. p. 351. 

Knight, C.: On the Teeth of the Leiodon. Trans. and Proceed. of New Zealand Inst. 1873. Vol. VI. p. 358. 

Leidy, Jos.: Cretaceous Reptiles of the U. S. Smithson. Contrib. 1864. 

Leidy, Jos.: Rep. U. S. geol. Survey of Territ. I. Extinet Vert. Fauna of the Western Territories. Washington 1873. 

Marsh, O.: Notice of some new Mosasauroid Reptiles from the Greensand of New Jersey. Am. Journ. of Science 


1869, No. 144. p. 392. 
Palaeontographica. Bd. XLT. 1 


2 Einleitung. 


Marsh, O©.: On some new fossil Reptiles from the Cretaceous and Tertiary Formations. Amer. Journ. Sc. and arts 
1871. Bd. 101. p. 449. 

Marsh, O.: On the Structure of the Skull and Limbs in Mosasauroid Reptiles. ibid. 1872. Bd. 103. p, 448. 

Marsh, O.: New Characters of Mosasauroid Reptiles. ibid. 1880. Bd. 19. p. 83. 

Owen, Richard: On the rank and affınities of the Mosasauridae. Quart. journ. geol. Soc, 1877. Bd. 33. p. 682. 

Owen, Richard: On the affinities of the Mosasauridae. Ibid. 1878. Bd. 34. p. 748. 

Owen, Richard: Odontographie p. 261. 

Williston and Case: Kansas Mosasaurs. Part. I. Kans. Univ. Quarterly Vol. I. July 1892. p. 15. 

v. Zittel, Karl A.: Handbuch der Palaeontologie, Abth. I. Bd. II, S. 611. 


Einleitung. 


Unter den fossilen Reptilien bilden die Mosasauriden oder Pythonomorphen, wie sie von E. D. Cork 
genannt wurden, eine der interessantesten Gruppen, nicht nur weil ihre Entdeckung bis zu einem gewissen 
Grad den uralten Sagen von Meerschlangen und ähnlichen Ungeheuern eine thatsächliche Unterlage bietet, 
und einen Blick in den eigenartigen Haushalt der Natur zur Kreidezeit gewährt, sondern auch, weil die 
genaue Kenntnis ihrer Osteologie mancherlei wichtige Thatsachen über die Entwicklungs- und Verwandt- 
schaftsbeziehungen der Reptilien im Allgemeinen zu Tage gefördert hat. Dem ersten Vertreter der Mosa- 
sauriden, welcher schon am Ende des vorigen Jahrhunderts in Maestricht aufgefunden wurde, folgten von 
Zeit zu Zeit in verschiedenen Welttheilen neue Reste dieser interessanten Familie und bis jetzt hat man 
in Belgien, Frankreich und England, in den Ost-, Süd- und West-Vereinigten Staaten und Neu-Seeland so 
zahlreiche Funde gemacht, dass man daraus fast vermuthen möchte, die Mosasauriden hätten während der 
Kreidezeit in allen Meeren ihre Beute verfolgt und ihre Ueberreste würden mit der Zeit auch noch in 
anderen Ländern, wo die Kreide entwickelt ist, zum Vorschein kommen. 

Das Material, welches den Gegenstand dieser Studien über die Pythonomorphen von Kansas bildet, 
wurde zum Theil i. J. 1890 von Dr. G. Baur und zum Theil in den Jahren 1891—92 von CHARLES M. STERNBERG 
in den Niobraraschichten der oberen Kreide von Logan County, Kansas gesammelt und von Professor K. A. v. 
Zırten für das palaeontologische Museum in München erworben. In dieser Sammlung befinden sich ausser 
zahlreichen Theilen von Schädeln, Extremitätenknochen und Reihen von Wirbeln, von Platecarpus sieben, von 
Tylosaurus (Liodon) vier und von Clidastes drei fast vollkommene Schädel mit dazugehörigen Wirbelsäulen 
und theilweise auch Extremitäten, so dass man im Stande ist, die Osteologie dieser Thiere in einer Voll- 
ständigkeit darzulegen, wie sich früher die Gelegenheit nie geboten hat. 

Die obere Kreide im westlichen Theile der grossen Centralebene der Vereinigten Staaten wird jetzt 
meistens in die Dakotah-, Colorado- und Foxhill-Gruppen gegliedert. Die Coloradogruppe wird oft weiter 
in die Unterabtheilungen der Benton-, Niobrara- und Pierre-Gruppen zerlegt. Die Niobraragruppe, 
in welcher die Ueberreste der Mosasauriden vorkommen, entspricht ungefähr der mittleren Kreide Europa’s. 
Sie besteht petrographisch aus einer weichen gelben Kreide, die nach unten in einen bläulichen Mergel 
übergehen kann. Besonders die bläulichen Schichten sind oft reich an Krystallen und dünnen Schichten 
von Gyps, der zuweilen die Fossilien bedeckt uud ihre Präparation sehr erschwert. Die Niobrara-Gruppe 
enthält nicht sehr viele Ueberreste von Invertebraten, ist dagegen reich an Wirbelthier-Resten. Von 
characteristischen Mollusken sind Haploscapha grandis, H. excentrica, Inoceramus problematicus und Ostrea 
congesta; von Echinodermen ein sehr characteristischer Crinoid, Uöntacrinus socialis zu erwähnen. Von Wirbel- 
thieren, die durch zahlreiche Species vertreten sind, führen wir ausser den später beschriebenen fünf Gattungen 
der Pythonomorphen folgende besonders häufige oder characteristische Formen auf, und zwar von Vögeln: 


4 Geschichtliches. 


Hesperornis regalis, Ichthyornis dispar, Ichthyornis celer ; von Reptilien: Pteranodon oceidentalis, Pteranodon um- 
brosus, Hadrosaurus minor, Elasmosaurus platyurus, Protostega gigas; von Fischen: Piychodus occidentalis, 
Otodus divaricatus, Lamma cuspidata, Portheus molossus, Ichthyodectes polymicrodus. 

Aufrichtigen und warmen Dank schulde ich Herrn Dr. I. Bönm in München für die bereitwillige 
und freundliche Hilfe, die er mir bei der Fertigstellung meines Manuscriptes geleistet. Meinem hoch- 
verehrten und geschätzten Lehrer Herrn Professor Dr. von Zrrreu aber gebührt mein wärmster Dank für 
das ausgezeichnete, mir zur Arbeit gegebene Material, für seinen allzeit freundlichen und guten Rath und 
die besondere Theilnahme, die er mir während meiner Studien in München angedeihen liess. 


Geschichtliches. 


Der erste Vertreter der Thiergruppe, die den Inhalt dieser Arbeit bildet, gehört der Gattung 
Mosasaurus an. Er wurde i. J. 1780 von einem Garnisons-Chirurgen Hormann in Maestricht für seine 
Fossiliensammlung von den Arbeitern in den Steinbrüchen des Petersberges‘ bei Maestricht erworben. Jedoch 
nicht lange erfreute er sich dieses Besitzes, da ein Canonicus, dem der Boden, unter welchem der Stein- 
bruch lag, gehörte, den Schädel für sich beanspruchte und schliesslich durch das Gericht zugesprochen erhielt. 
Als die französischen Truppen i. J. 1795 die Festung auf dem Petersberg bombardirten, liessen sie zwar 
das Haus, in welchem der General den berühmten Schädel vermuthete, unversehrt, wurden aber nach Ueber- 
gabe der Stadt in ihren Hoffnungen auf seinen Besitz enttäuscht, da der Canonicus das Fossil während der 
Belagerung versteckt hatte. Die auf diesen Fund ausgesetzte Belohnung von 600 Flaschen Wein hatte zur 
Folge, dass der Schädel am andern Tag zum Vorschein kam. Er wurde später nach Paris gebracht und 
befindet sich jetzt dortselbst im Jardin des plantes. CoNYBEARE stellte zuerst den Namen Mosasaurus für 
dieses Fossil auf, Cuvızr? hat ihn 1808 abgebildet und sorgfältig beschrieben. Er wies auf die grosse 
Aehnlichkeit mit Monitor hin und diese Auffassung seiner systematischen Stellung hat sich jetzt als voll- 
ständig gerechtfertigt erwiesen, 

Im Jahre 1844 beschrieb Goupruss ® eingehend den Schädel und die Wirbelsäule eines Mosasau- 
riden aus Nord-America, dem er den Namen Mosasaurus Maximiliani beilegte. Diese Beschreibung ist bis 
in die jüngste Zeit die beste geblieben. Das Skelet, welches von einem Agenten der Indianer des oberen 
Missouri in der Nähe des Bigbend gefunden wurde, brachte der Prinz MAxımıLıan zu Wien aus America 
mit und schenkte es dem Museum zu Bonn. Der Schädel ist beinahe vollständig, GoLpruss hat fast 
jedem Theil die richtige Lage und auch die Beziehungen zu den andern Knochen richtig angegeben. Auf 
seinen schönen Abbildungen sieht man das Quadratum, Pterygoid, Palatinum, Prooticum, Parietale und Lacry- 
male, die später der Gegenstand eingehender Discussionen gewesen sind, sorgfältig dargestellt, so dass durch 
seine Monographie die Kenntniss der Mosasaurus-Osteologie wesentlich gefördert wurde. 


ı Faujas de Saint-Fond, Hist. de la Montagne de Saint-Pierre p. 59. 
? Rech. sur. les ossem. foss. 4 ed. t. IX. p. 119. 
3 Der Schädelbau des Mosasaurus. Nova acta. Acad. Leopold, Carol. Bd. XXI. 


Geschichtliches. 5 


Im Jahre 1869 stellte Core ' die Ordnung der Pythonomorphen auf, der er im System ihre Stellung 
zwischen den Eidechsen und den Schlangen anwies. Von den 17 Merkmalen dieser Ordnung fand er 10 
bei den Schlangen und 5 bei den Eidechsen wieder; 2 derselben fasste er als dieser neuen Ordnung eigen- 
thümlich auf. Im Jahre 1875 characterisirte er die Ordnung zum zweiten Male; unter den sieben 
Ordnungsmerkmalen treffen jedoch zwei nicht zu. 

Im Jahre 1877 erörterte Owen? sehr ausführlich die Osteologie der Mosasauriden mit Rücksicht auf 
ihre Verwandtschaft mit den Eidechsen und Schlangen und auf ihr Recht als selbstständige Ordnung zu 
gelten. Er griff Cope’s Ansichten an und erklärte sich entschieden für die Zutheilung der Mosasauriden 
zu den Eidechsen, da sie in den wichtigsten Merkmalen mit dieser Gruppe übereinstimmten und sich nur 
dadurch von den Lacertiliern unterschieden, dass ihre Extremitäten als Flossen ausgebildet seien. Sie 
verhielten sich zu den übrigen Eidechsen genau wie die mit flossenartigen Extremitäten versehenen 
Pinnipedier zu den echten fissipeden Carnivoren. Diese Ansicht suchte‘ Owen in einem zweiten Artikel* 
weiter zu begründen, worin er speziell auf die vergleichende Osteologie der Flossen einging und auf ihre 
grössere Aehnlichkeit mit den Extremitäten der Lacertilier als mit denen der Cetaceen oder Sauropterygier 
hinwies. 

In seiner Erwiederung hat CorE° 1878 die Ordnung Pythonomorpha erneut characterisirt und ihre 
Selbstständigkeit Owen gegenüber vertheidigt. 

Zwischen den Jahren 1869 und 1880 liess Marsm° als Frucht seiner Studien eine Reihe wichtiger 
Abhandlungen über die Pythonomorphen erscheinen, worin er die Entdeckung der Hinterextremitäten, des 
Stapes, der Columella, des Transversum, Sternum und Hyoideum veröffentlichte. Ehe MaArst die Hinter- 
extremitäten entdeckte, wurde ihre Abwesenheit sogar als ein Ordnungs-Merkmal benutzt. 

Im Jahre 1892 erschienen zwei wichtige Abhandlungen; in der einen machten uns Wirrıstox and 
Case’ mit der Wirbelsäule und den Extremitäten von Clödastes genauer bekannt, in der zweiten beschrieb 
Baur°® den Schädel von Platecarpus. Mit diesen beiden Schriften erfuhr die Kenntniss der americanischen 
Pythonomorphen einen ausserordentlichen Fortschritt. 

Die Vermehrung unserer Kenntnisse der europäischen Mosasauriden verdanken wir ausser CUVIER 
hauptsächlich Doro und in letzter Zeit GAupry. Doro”? stellte zwischen 1882 und 1890 die Genera 
Plioplatecarpus, Pterycollosaurus, Hainosaurus, Proterognathus, Phosphorosaurus und Oterognathus auf. Der 
Name Pterycollosaurus wurde für Mosasaurus Maximiliani von GoLpruss geschaffen und derselbe auf Grund 
seiner in der Mittellinie verwachsenen Pterygoidea zum Typus einer neuen Gattung erhoben. Es hat sich jedoch 
herausgestellt, dass diese Verwachsung nur eine scheinbare ist, durch Zusammenpressen der Flügelbeine 


t On the Reptilian Orders Pythonomorpha and Streptosauria. Proceed. Boston. Soc. nat. hist. 1869. XII. p. 250, 
? Vertebrata of cretaceous Formations of the West. p. 113—178 and p. 264. 

3 Quart. journ. geol. Soc. 1877. Bd. 33 p. 682. 

* On the affinities of the Mosasauridae. Ibid. 1878. Bd. 34. p. 748. 

5 Bull. U. S. Geol. and Geogr. Surv. of Territ. 1878. Vol. IV. p. 299. 

$ Siehe Literatur. 

? Kansas Univ. Quart. Vol. I. July 1892. p. 15. 

8 Journal of Morphology Vol, XI. Oct. 1892. p. 1. 

9 Siehe Literatur. 


6 Allgemeine Beschreibung. 


hervorgerufen. Das Genus Ploplatecarpus beruht hauptsächlich auf der Verwachsung zweier Wirbel zur 
Bildung des Sacrum’s. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Verwachsung als eine pathologische Erscheinung 
betrachtet werden muss. Ausser den erwähnten und von Doro aufgestellten Gattungen hat er noch das Genus 
Mosasaurus eingehend beschrieben und besser characterisirt als die früheren Autoren. 

GAuprY! beschrieb im Jahre 1892 die Pythonomorphen Frankreichs, wobei er die sehr schön er- 
haltenen Vordertheile zweier Mosasaurier-Schädel besprach und sie zur Gattung Liodon Owen stellte. 
Damit gab er endlich dem Owen’schen Genus, welches nur auf fragmentarischen Ueberresten begründet 
war, eine Unterlage. 

Von grossem Interesse ist ferner der Fund von Pythonomorphenresten in Neuseeland, die 1873 von 
Hector? beschrieben wurden. Dieser Autor stellte einen Theil derselben zu Liodon, einen anderen Theil 
zu einer neuen Gattung Taniwhasaurus. 


Allgemeine Beschreibung. 


Von den bis jetzt aus verschiedenen Welttheilen bekannten Pythonomorphen-Gattungen (Mosasaurus, 
Hainosaurus, Liodon, Plioplatecarpus, Prognathosaurus, Phosphorosaurus, Oterognathus, Taniwhasaurus, Plate- 
carpus, Clidastes, Tylosaurus, Baptosaurus und Sironectes) kommen Platecarpus, Clidastes, Tylosaurus, Bapto- 
saurus und Sironectes in den Niobraraschichten der Kansas-Kreide vor. Nach. WırLıston and Case finden 
sich Platecarpus und Tylosaurus (Liodon) schon in der unteren, Clidastes nur in der obersten Abtheilung 
dieses Horizontes.. Von diesen drei Gattungen haben Wıurıston and Case die Wirbelsäule und Extremitäten 
von Olidastes ausführlich beschrieben und vor Kurzem hat Baur die einzelnen Knochen des Taf. I Fig. 1, 2 
abgebildeten, wundervoll erhaltenen Schädels von Platecarpus coryphaeus, welcher sich im Münchener 
Museum befindet, genau erörtert und abgebildet, so dass in dieser Abhandlung von diesen beiden Gattungen 
nur die wichtigeren Merkmale angegeben sind, während Tylosaurus, dessen Osteologie noch nicht genau unter- 
sucht worden ist, möglichst detaillirt beschrieben wurde. 

Die äussere Form der Mosasauriden war, wie der in mancher Hinsicht glücklich gewählte Name 
Pythonomorpha ausdrückt, schlangenartig, wobei jedoch kurze flossenartige Extremitäten, die im Aeusseren 
wohl viel Aehnlichkeit mit denen von Ichthyosaurus besessen haben, vorhanden waren und bei der Locomotion 
dem Thiere, zusammen mit dem langen, horizontal zusammengedrückten, breiten Schwanz, eine ausgezeichnete 
Schwimmfähigkeit verliehen haben. Der Rumpf war lang und schlank, der Hals kurz, aber nach allen 
Richtungen leicht beweglich, der Kopf, besonders bei Olidastes und Tylosaurus länglich, mit grossen Augen, 
die wie bei Ichthyosaurus mit einem Scleroticaring versehen waren. Der weit dehnbare Rachen war mit 
langen, kräftigen Zähnen bewaffnet und auch im hinteren Theil des Gaumens trugen die beiden langen 
Flügelbeine scharf zugespitzte und gekrümmte Zähne. Die Haut war wahrscheinlich nackt, wenigstens sind 
bis jetzt keine knöchernen Hautbildungen aufgefunden worden. 


1 Memoires de la Societe geologique de France. Memoires Nr. 10. 1892. 
? Trans. and Proceed. of New Zealand Institut. 1873. Vol, VI. p. 351. 


Allgemeine Beschreibung. 7 


\ Die Gebilde, welche anfänglich für Hautplatten gehalten wurden, haben sich 
5 später als Scleroticaplatten herausgestellt. 
S+ Die Wirbelsäule, die aus circa 120 procoelen Wirbeln bestand, war infolge 


= der Ausbildung der Extremitäten und der beiden die Extremitäten stützenden Gürtel 
in deutlich markirte Hals-, Rumpf- und Schwanzabschnitte getheilt, wobei Lenden- 


se wirbel zu fehlen scheinen, da die Rippen sich wahrscheinlich bis zum Beckengürtel 
> fortsetzten; diejenigen Wirbel, die für Lendenwirbel gehalten worden sind, gehören 
Se dem Schwanzabschnitte an und sind von Wıruıston and Case Pygialwirbel genannt 
> worden. Von dem Atlas sind die beiden Seitenstücke und ein längliches, viereckiges 
=S Basalstück frei, während der Processus .odontoideus und die dazu gehörige Hypapo- 
Ss physe meistens ziemlich eng mit dem Epistropheus verwachsen sind. Die Halswirbel 
SEI ® besassen starke, mit dem Centrum verschmolzene Bogen und grosse Hypapophysen, die 
=3 S meistens mit einem separat abgegliederten Endstück versehen waren. Es konnte 
SZ 8 jedoch das Endstück mit dem Centrum verwachsen, wie dies bei Daptosaurus und 
=e2 5 ziemlich häufig auch bei Olidastes vorkommt. Auch waren bei allen Halswirbeln 
S2 2 stärkere oder schwächere Zygapophysen und bei den meisten Gattungen Zygosphen, 
SIEG Pi Taf. HI Fig. 9. 11, oder Andeutungen davon vorhanden. Die Rückenwirbel, die 
eg hi keine gegliederten Hypapophysen zeigten, hatten, wie auch die Halswirbel, mit 
Se Y N, Ausnahme des Atlas, einköpfige Rippen, die am Thorax durch Knorpel mit dem 
Sa 5 < Sternum verbunden waren. Vom Brustkorb aus nach hinten wurden die Rippen all- 


mählich kürzer und hörten unmittelbar vor dem Beckengürtel auf. Die ersten 
Schwanzwirbel besassen breite Diapophysen und keine Haemapophysen und wurden, 
wie oben erwähnt, mit dem Namen Pygialwirbel belegt. Hinter den Pygialwirbeln 
hatten die Schwanzwirbel Chevron-Bones (geschlossene Haemapophysen), die zuweilen 
(Clidastes) mit dem Centrum verwuchsen, meistens jedoch frei blieben. Der Schulter- 
gürtel ist nach dem Vorbild der Eidechsen gebaut und zeigt eine Scapula und ein 
Coracoideum, die der Form nach mit denen der Lacertilier übereinstimmen. Die 
Coracoidea verband ein dünnes, wahrscheinlich durch Einlagerungen von kohlensaurem 
Kalk verstärktes Sternum, das durch breite Knorpelbänder mit den Thoracalrippen 
verbunden war. Auch der Beckengürtel unterscheidet sich sehr wenig von dem 
der Lacertilier, das Ileum war lang und schlank, das Schambein etwas schmäler, und 
das Sitzbein etwas breiter, als bei den meisten Eidechsen. Auch haben die Flossen 
einen ausgesprochenen lacertilen Bau, unterscheiden sich jedoch nicht unerheblich 
dadurch, das Humerus und Femur, Radius, Ulna, Tibia und Fibula alle verkürzt 
und verflacht sind. Die Zahl der Phalangen war für die Vorder- und Hinter- 
extremitäten annähernd 3. 5. 5, 4. 3., steht also sehr nahe der Zahl der Phalangen 
bei den Varaniden. 

Der Schädel, Taf. I. II., war länglich, vorn, besonders bei Tiylosaurus und 
Clidastes spitzig und hatte seitwärts gerichtete Augen und lange, etwas nach hinten 
gerückte obere Nasenlöcher. Die unpaarige Praemaxilla erstreckte sich in einem 


Platecarpus coryphaeus CoPE. 


Fig. 1. 


8 Allgemeine Beschreibung. 


langen Stiel nach hinten, der am Hinterende mit den Nasalien verschmolz und sich an das spitze Vorder- 
ende des Frontale anlegte. Die Maxillen, wie auch die beiden Zahnbeine waren lang, schmal und je 
nach den Gattungen mit 12 bis 17 Zähnen besetzt, während das Dentale 12 bis 18 Zähne besitzen konnte. 

Vorn, zwischen den Maxillen und gegen den bezahnten Theil des Praemaxillare anstossend lagen die 
Vomer, die nach hinten auseinander gingen und mit zwei langen, stielartigen vorderen Fortsätzen der 
Palatina in Verbindung standen. Wie bei den Eidechsen lagen vorn auf dem Vomer die Turbinalia, welche 
die länglichen Nasenlöcher vorne schliessen. Das Frontale war wie das Parietale unpaarig, zeigte jedoch 
vorne einen Rest der die beiden Hälften wohl in der Jugend trennenden Sutur. Die Praefrontalia, die bei 
den verschiedenen Gattungen beträchtlich differiren, ruhten auf den Palatinen und legten ihre Vorderenden 
auf die Innenseite des Hinterendes des Maxillare. Ob ein mit dem Praefrontale verbundenes Superciliare 
vorhanden war, ist zweifelhaft, jedenfalls war es dann zu einer kleinen, dreieckigen Platte auf der Aussen- 
seite der Praefrontale verkümmert. 

Die von Baur als Superciliare‘ gedeuteten Knochen sind die Transversa. Ein kleines Thränen- 
bein dürfte, wie schon GoLpruss gezeigt hat?, überall vorhanden gewesen sein. Die grossen, seitlich ge- 
legenen Augenhöhlen wurden vom Praefrontale, Lacrymale, Jugale und Postfrontoorbitale begrenzt; bei einigen 
Gattungen nahm auch das Frontale Theil an der Begrenzung, während bei anderen, besonders bei Zylo- 
saurus das Postfrontale sich über die Aussenseite der Praefrontalia geschoben und so das Frontale von der 
Begrenzung ausgeschlossen hat. 

Die Palatina, die mit dem Hinterende der Maxillen in Berührung kamen, stiessen nicht in der 
Mitte zusammen, sondern waren durch einen kleinen Zwischenraum getrennt. Sie waren vorn mit den 
Vomern, hinten mit den Flügelbeinen durch Sutur verbunden. Die Pterygoidea, die in ihrer Form grosse 
Aehnlichkeit mit denen von Varanus besassen, jedoch grosse Zähne trugen, waren durch Ligament mit 
dem Quadratum und durch Sutur mit Palatinum und Transversum verbunden. Das von Prof. Mars# 
entdeckte Transversum ® war nach ihm ein langer L-förmiger Knochen, der mit dem Eetopterygoidal- 
Fortsatz des Pterygoids durch seinen kurzen Ast verbunden war, während der längere, nach vorn und 
hinten stehende Ast mit seinem Vorderende an das Hinterende der Maxillare stiess. Nach Prof. Marst# 
soll bei Platecarpus (Lestosaurus) eine Columella (Epipterygoid) wie bei den Eidechsen vorhanden sein und 
an einem der mir vorliegenden Exemplare finden sich zwei Knochen, die in der That kaum anders als 
Columella gedeutet werden können. 

Das Postfrontoorbitale, das mit dem Quadratojugale, den Schläfenbogen bildete, schickte einen kurzen 
Fortsatz nach unten aus, der mit dem Jugale zusammenstiess und einen vollständigen Jochbogen bildete, 
wobei Jugale und Quadratojugale sich auf der Unterseite des Postfrontale berührten. 

Das Scheitelbein, das mit zwei von den Seiten herunterhängenden Lappen auf den Prootica und 
dem Occipitale superius ruhte, sandte zwei divergirende Arme nach hinten aus, die mit den nach oben 
und vorn gerichteten Aesten der Squamosa verbunden waren und mit letzteren die Quardratoparietalbogen 
bildeten. Das Scheitelloch auf dem Vordertheil des Parietale variirte bezüglich der Grösse und Nähe zur 
Coronalsutur bei den verschiedenen Genera. 


! Journ. Morph. Vol. VII. Oct. 1892, p. 15. 
? Nova Acta. Acad. Leopold. Carol. Bd. XXI. p. 182, 
> Amer. Journ. Science and Arts. 1872, p. 449. 


Allgemeine Beschreibung. 9 


Die Gehirnkapsel war vorn weit offen, im Gegensatz zu derjenigen der Schlangen, mit der sie 
verglichen worden ist; sie hat die grösste Aehnlichkeit mit der Gehirnkapsel der Eidechsen. Das Prooticum, 
das am Vorderrand tief ausgeschnitten ist, streckt sich nach hinten aus bis zur Mitte des nach hinten 
gerichteten Armes des Ex-Ocecipitale und stösst hier an das Vorderende des Unterastes vom Squamosum. 

Das Basisphenoid stösst hinten an das Basioceipitale und trägt auf seiner Oberseite die Prootica. 
Vorn schickt es einen langen sehr schmalen Fortsatz, das Praesphenoid, aus. Das Basisphenoid ist aus- 
gesprochen eidechsenartig, ähnelt sehr dem der Varaniden und hat wie bei diesen auf der Unterseite keine 
Carina. Das Basi oceipitale, das den Haupttheil des Gelenkkopfes bildet, läuft unten in zwei grosse Hyp- 
apophysen aus, die mit ihrer Vorderseite gegen das Basisphenoid stossen. Das Occipitale superius ist oben 
in einen mehr oder weniger hohen Kamm verlängert und nimmt hinten in einer Einkerbung auf demselben die 
beiden hinten verwachsenen Lappen des Parietale auf. Die mit den Opisthotica verschmolzenen Oceipitalia 
lateralia verlängern sich hinten in zwei lange, seitlich zusammengedrückte Arme, die auf ihrer Aussenseite 
vom Prooticum und Squamosum bedeckt sind. Auf der Aussenseite des Hinterendes dieses Armes liegt das 
Squamosum, das aus zwei Aesten besteht, wovon der eine, wie schon oben bemerkt, auf dem Arm des 
Oceipitale laterale liegt, während der andere nach oben und vorn ausgeht und mit dem Parietalprocessus 
den Quadratoparietalbogen bildet. Das Squamosum ist da, wo die beiden Aeste zusammenstossen, aus- 
gehöhlt und bildet mit dem auf seiner Aussenseite liegenden Kopf des Quadratojugale die Gelenkpfanne 
für das proximale Ende des Quadratum. 

Wie bei den Schlangen und Eidechsen war das Quadratum gelenkig mit dem Schädel verbunden, 
unterscheidet sich aber durch seine Gestalt von den Quadratbeinen aller anderer Reptilien. Der Aussen- 
rand der Vorderseite erweitert sich immer zu einem Flügel, der bei den verschiedenen Gattungen sehr 
verschieden ist, bei einigen sehr breit und in der Mitte dünn, bei anderen kurz und dick. Ueber dem 
Meatus auditorius wird das Oberende des Quadratum nach hinten und unten in einen mehr oder weniger 
langen, hakenartigen Fortsatz ausgezogen, den Doro Supracolumellar-Fortsatz (Apophyse supracolumellaire) 
genannt hat. Unter dem Meatus auditorius ist meistens eine leistenartige Erhöhung vorhanden, die bei 
einigen europäischen Gattungen mit dem Supracolumellar-Fortsatz in Berührung steht und den Meatus 
vollständig umschliesst; bei den americanischen Gattungen ist jedoch bis jetzt kein Fall angeführt worden, 
wo diese Erhöhung mit dem oberen Fortsatz zusammenstösst. Auf der Innenseite des Quadratum befand 
sich eine kleine Grube (Stapedialgrube) in die sich ein langer schlanker Stapes einfügte. 

Am Unterkiefer wurde die Gelenkpfanne für das Quadratum von Articulare und Supraangulare 
gebildet. Der Unterkiefer, der aus Articulare, Angulare, Supraangulare, Coronoideum, Dentale und Oper- 
. eulare besteht, stimmt im allgemeinen Bau mit dem der Eidechsen überein, unterscheidet sich jedoch 
dadurch, dass zwischen Operculare und Angulare ein wohlentwickeltes Gelenk ausgebildet ist, infolge dessen 
die hinteren und vorderen Theile des Kiefers gegeneinander wie bei den Schlangen, einen gewissen Grad 
von Beweglichkeit besassen. Die Mandibeln waren in der Symphyse nur durch Ligament verbunden. 

Die grossen und kräftigen Zähne der Pythonomorphen sassen immer auf grossen, aus einer cement- 
ähnlichen Knochensubstanz bestehenden Sockeln, die meistens in Alveolen standen; zuweilen aber, wie gelegent- 
lich bei Platecarpus, drangen die unteren Enden der Sockel so wenig in den Kiefer hinein, dass die Be- 
festigung fast ebenso acrodont wie thecodont war; auch kommt es vor, dass, besonders bei den Pterygoideen, 


die Befestigung halb pleurodont wird. Die jüngeren Zähne entstanden auf dem hinteren Theil der Innen- 
Palaeontographica. Bd. XLI. 2 


10 Allgemeine Beschreibung. 


seite des Sockels und sobald sie anwuchsen, wurde der Sockel des alten Zahnes allmählich resorbirt und 
die Krone schliesslich vom jungen Zahn herausgedrängt. Die Krone war hohl, mit einer dünnen Schmelz- 
schicht bedeckt, stark gestreift oder ganz glatt, im Querschnitt entweder rundlich und facettirt oder 
comprimirt. Sie war an der Basis von dem Sockel umwachsen, ragte ziemlich tief in ihn hinein und blieb 
um unteren Ende vollkommen offen. 

Noch bleibt von den erhaltungsfähigen Hartgebilden der Pythonomorphen zu erwähnen übrig, dass 
ein Paar Zungenbeine vorhanden war und ferner, dass bei manchen Skeletten unter den hinteren Hals- 
wirbeln und auf dem Brustbein eine grosse Anzahl von ringförmigen Gebilden sich fanden, die unzweifel- 
haft die Trachealringe darstellen. Der Sceroticaring, der schon oben erwähnt wurde, bestand aus vielen, 
kleinen, dünnen, viereckigen Platten, die übereinandergriffen und einen festen Ring, wie bei Ichthyosaurus 
und Varanus bildeten, 

Wie aus dem Vorhergehendem erhellt, war der Pythonomorph mit seinem bis zu 50 Fuss langen 
schlanken Körper, in allen Beziehungen für die Verfolgung und den Fang seiner Beute ausgerüstet und 
somit einer der gefährlichsten Räuber des Meeres zu der Zeit, in der er lebte. Dass sein Dasein kein 
friedliches war, geht daraus hervor, dass manche der uns überlieferten Knochen geheilte Bissnarben zeigen, 
als unzweifelhaftes Zeichen eines heftigen Kampfes. Diese Bissnarben dürfen jedoch nicht mit der Er- 
scheinung verwechselt werden, dass oft lange nach dem Tode des Thieres durch den Gebirgsdruck die Zähne 
eines Kiefers oder Flügelbeines in die weich gewordene Knochensubstanz eines anderen Knochens ge- 
presst wurden. 

Von den vier Gattungen Clidastes, Platecarpus, Tylosaurus und Sironectes weist die kleinsten 
Repräsentanten der Familie das Genus Olidastes auf, bei welchem Individuen mit einer Schädellänge von 
22 cm vorkommen. Der Olidastes, Taf. I. Fig. 4 war schlanker, leichter gebaut und im Aeusseren schlangen- 
artiger als die anderen. Der Kopf war lang und schmal mit spitz ausgezogener Schnauze, die etwas 
über die Mandibelspitzen vorragte, die Kiefer lang und schlank mit 18 Zähnen auf dem Dentale, 17 auf 
dem Maxillare und 2 auf jeder Seite der Praemaxilla. Auch waren die Flügelbeine mit ihren langen Reihen 
gekrümmter Zähne, die sich von einem Punkt neben dem Hinterende des Oberkiefers bis hinter die Augen- 
höhlen erstreckten, länger als bei den andern Gattungen und besassen 15 Zähne gegen 12 und 11 bei 
Platecarpus und Tylosaurus. Der Hals war kurz und die sieben Wirbel mit starken Zygapophysen und 
Zygosphen versehen. Der Rumpfabschnitt enthielt im Gegensatz zu Tylosaurus und wahrscheinlich auch 
zu Platecarpus 35 Wirbel und machte ungefähr 40 °/, der ganzen Körperlänge von der Schnauzenspitze bis 
zum Ende des Schwanzes aus. Der Schwanzabschnitt war infolge der Verlängerung des Rumpfes verhält- 
nissmässig kurz, bestand aus 74 Wirbeln und nahm etwa 42°/, der Körperlänge ein. Auch unterscheiden 
sich die Schwanzwirbel von denen der anderen Kansas-Pythonomorphen dadurch, dass die Haemapophysen 
(Chevron-Bones) mit den Wirbelcentren fest verwachsen waren. 

Die Gattung Tylosaurus, Taf. I Fig. 3, Taf. II weist im Gegensatz zu Ülidastes die grössten 
Repräsentanten der vier Gattungen auf. Die kleinsten Species besassen wohl selten eine Schädellänge von 
weniger als 70 cm, während die grössten Individuen enorme Dimensonen bis zu 15 m erreichten. Die 
Schnauze von Tylosaurus war, wie bei Olidastes, vor dem ersten Zahnpaar schnabelartig verlängert, nur viel 
ausgesprochener als bei letzterem, und war am Ende nicht zugespitzt, sondern gerade abgestutzt. 
Die Kiefer waren lang und schmal, aber nicht. so leicht gebaut wie bei Olidastes und trugen am Dentale 


Systematische Stellung und Verwandtschaft der Mosasauridae. 11 


und auf dem Maxillare je 13 Zähne, Das Frontale war mit vielen länglichen, vom Scheitelloch nach vorn 
ausstrahlenden Gruben verziert. Das Quadratum endigte im Gegensatz zu Platecarpus mit einem kurzen 
spitzen Supracolumellar-Fortsatz, Auf den kurzen Hals, dessen Wirbel nur eine Andeutung von Zygosphen 
zeigten, folgte ein kurzer Rücken, der 23 Wirbel enthielt und etwa 23°), der Körperlänge ausmachte. 
Der Schwanz wird infolge der Verkürzung des Rückens 12°, länger und enthält 87 Wirbel. An den 
Caudalwirbeln von Zylosaurus waren die Chevron-bones, die bei Clidastes mit den Wirbelcentren ver- 
wuchsen, gelenkig verbunden. 

Der Platecarpus, Taf. I Fig, 1, 2, dessen Reste unter den in Kansas vorkommenden Pythono- 
morphen am häufigsten zu sein scheinen, nähert sich im allgemeinen Bau mehr dem Varanus als die anderen 
Genera. Die Schnauze war breit und am Ende stumpf, sogar zuweilen vorn herzförmig eingeschnitten, auch 
verjüngt sich der Praemaxillar-Stiel nach hinten viel früher als bei 7ylosaurus oder Olödastes. Die Maxillen 
waren kurz und breit und wie das Dentale mit 12 facettirten Zähnen besetzt. Die etwas S-förmigen 
Pterygoidea trugen meistens 12 Zähne. Am Quadratum war der Aussenflügel sehr breit, der Supracolumellar- 
Fortsatz lang, am Ende breit und gerade abgeschnitten. Das Parietale zeigt bei Platecarpus allein auf der 
Oberseite vorn ein dreieckiges Feld, das über das Niveau der Basis der nach hinten gerichteten Arme 
heraufragt. Die Halswirbel hatten ein etwas stärkeres Zygosphen als bei Zylosaurus, unterscheiden sich 
aber durch die schwache Entwicklung dieses Theiles des Wirbels mit Tylosaurus vom Olödastes, bei denen 
das Zygosphen an den Halswirbeln immer gut entwickelt ist. Die Rücken- und Schwanzabschnitte scheinen, 
was die Zahl der Wirbel betrifft, mit 7ylosaurus übereinzustimmen und wie bei diesem waren auch die 
Chevron-bones gelenkig mit den Wirbelcentren verbunden. 

Das Genus Sironectes beruht nur auf sehr fragmentarischen Resten, einigen Wirbeln und einem 
Stück vom Unterkiefer. Es unterscheidet sich von Clidastes durch die beweglich eingelenkten Chevrons 
und von Platecarpus und Tylosaurus durch das ziemlich stark entwickelte Zygosphen. 


Systematische Stellung und Verwandtschaft der Mosasauridae. 


Obwohl der Mosasaurus ‘von Maestricht schon von CuvıEr als ein sehr naher Verwandter von 
Monitor erkannt wurde, ist seit der Aufstellung der Ordnung der Pythonomorphen' durch Prof. Copz Vieles 
über ihre systematische Stellung geschrieben worden, und obwohl fast alle Autoren bezüglich der Homo- 
logien der verschiedenen Knochen übereinstimmen, ist die systematische Stellung der Pythonomorphen selbst 
noch immer nicht ganz sichergestellt. Als Prof. Corz die Ordnung der Pythonomorpha aufstellte, fasste er 
sie als eine Ordnung der Streptostylica auf, die ihren Platz zwischen den Lacertiliern und den Ophidiern 
fände, da sie, obwohl in der Osteologie viel Eidechsenähnliches vorhanden sei, doch auch viele und wichtige 
Merkmale von Schlangen aufwiesen. Prof. Core hat jedoch die grosse Uebereinstimmung der Pythonomorpha 
mit den Lacertiliern, besonders mit den Varaniden, nicht verkannt und drückt sich darüber in folgender 


1 Proceed. Boston Soc. nat. hist. 1869. XII. p. 52. 


12 Systematische Stellung und Verwandtschaft der Mosasauridae. 


Weise aus: „Ihat these reptiles .........- are primarily related to the Lacertilia, secondly to the 
Opkida 2.22. me they present more points of affinity to the serpents than does any other order and 
their nearest point of relationship in the Lacertilia is the Varanidae or Thecaglossa.“ 

Auch scheint im Grunde genommen das Resultat einer sehr eingehenden Discussion über die Frage 
des systematischen Werthes der Pythonomorphen zwischen Owen? und Copz?, worin die Verwandtschaft 
dieser Gruppe mit den Eidechsen und Schlangen in eingehendster Weise behandelt wurde, das zu sein, dass 
beide die grosse Aehnlichkeit mit den Eidechsen und auch in einigen Punkten mit den Schlangen erkennen. 

Stellt man den Schädel eines Monitor und eines Platecarpus nebeneinander, so ist man auch von 
der auffallend grossen Aehnlichkeit beider überrascht. Die Schädel stimmen in ihrem Habitus überein und 
wenn man genauer in die Details eingeht, findet man, dass fast jeder Knochen wenigstens annähernd die 
gleiche Gestalt und Beziehungen bei beiden Gattungen hat und dass es grössere Schwierigkeiten bereiten 
würde, Verschiedenheiten als Aehnlichkeiten zwischen ihnen zu finden. 

Als Abweichungen in der Schädelosteologie des Varanıs vom Platecarpus wäre nur folgendes zu 
erwähnen. Das Quadratum ist länger, schlanker und der Superacolumellar-Fortsatz am proximalen Ende 
sehr klein. Die Fortsätze des Ex-Occipitale die sich auf die Oberseite der Hypapophyse des Basi- 
occipitale hinüberstrecken, sind sehr breit und vertical abgeplattet. Das Occipitale superius ist oben 
sehr breit, die Flügelbeine sind unbezahnt. 

Wenn man dagegen den Platecarpus-Schädel mit einem solchen von Python vergleicht, so fällt auf 
den ersten Blick die grosse osteologische Verschiedenheit der beiden ins Auge. Bei Python ist im Gegen- 
satz zu Platecarpus die hintere Parthie des Schädels weit in die Länge gestreckt und das Quadratbein 
seiner Gestalt nach weiter von dem des Platecarpus entfernt, als das des Yaranus von dem des Plate- 
carpus. Die Gehirnkapsel ist durch das Zusammenstossen des Basisphenoids, Praesphenoids, Orbito- 
sphenoids, Parietale und Prooticum geschlossen, während sie bei Platecarpus vorn weit offen bleibt; die 
Schläfen-, Joch- und Quadratoparietalbogen sind nicht vorhanden; das Basisphenoid besitzt unten 
eine hohe Carina und zeigt vertical gestellte Pterygoidalprocessi; und obwohl das Pterygoid wie bei den 
Pythonomorphen bezahnt ist, trägt doch auch das Palatinum Zähne, was bei den Pythonomorphen nicht der 
Fall ist. Genug, man könnte eine lange Reihe von Merkmalen anführen, wodurch im Schädel allein die 
beiden Gruppen der Pythonomorphen und Ophidier sich beträchtlich von einander unterscheiden, während 
fast das einzige Merkmal, das sie gemeinsam haben und das den Eidechsen nicht zukommt, die hochgradig 
entwickelte Bezahnung des Pterygoid’s ist. 

Wenn man die übrigen Skelettheile, Wirbelsäule und Extremitäten der drei Gruppen vergleicht, 
so findet man wieder zwischen den Eidechsen und Pythonomorphen grosse Uebereinstimmung im Bau des 
Atlas und der übrigen Wirbel; beim Pythonomorphen-Schultergürtel finden wir Coracoidae wie bei den 
Lacertiliern durch ein von Einlagerungen von kohlensaurem Kalk fest gewordenes Sternum verbunden. 
Der Beckengürtel ähnelt demjenigen der Eidechsen, weicht jedoch in der Befestigung desselben mit 
der Wirbelsäule ab, indem kein Sacrum vorhanden war und die Hinter-Extremitäten infolge ihrer Um- 
wandlung in Flossen nur durch Ligament mit den Diapophysen der ersten Pygialwirbel verbunden waren. 


i Quarterly Journ. Geol. Soc. London 1877 p. 682. 
? Bull. U. S. Geol. and Geog. Surv. Territ. IV. 1878 p. 299. 


Systematische Stellung und Verwandtschaft der Mosasauridae. 13 


Im allgemeinen Bau zeigen die Extremitäten einen ausgesprochen eidechsenartigen Charakter, nur sind 
sie durch Verkürzung in Flossen umgewandelt worden. 

Wenn wir jedoch die Schlangen zur Betrachtung heranziehen, so sehen wir, obwohl Aehnlichkeiten 
in der Wirbelsäule vorhanden sind, dass die Becken- und Schultergürtel nebst den Extremitäten, mit Aus- 
nahme von einigen mangelhaften Resten des Beckengürtels, gänzlich fehlen. 

Wenden wir uns zu der Liste‘ der nach Prof. Copz für die Ordnung der Pythonomorphen wichtigsten 
Merkmale, so finden wir folgende: 

1. The Parietal bones are decurved on the sides of the cranium and are continuous with the Alis- 

phenoid and Prootic elements. 

2. The Opisthotice is largeley developed and extends upward and forward to the walls of the braincase. 

3. A distinet element connects the squamosal with the Parietal bone above the Opisthotic. 

4, The teeth have no roots. 

. There is no sacrum. 
. There is no sternum. 
. The limbs posess no condylar articular faces. 

Von diesen sieben Merkmalen treffen wenigstens drei nicht zu: 

Erstens kann man an unserem Material nicht bestätigen, dass das Squamosum (Opisthoticum) nach 
oben und hinten bis zu den Wänden der Gehirnkapsel reicht, da ohne Ausnahme beide Aeste, der obere 
und untere des Squamosum von der Gehirnkapsel ziemlich weit entfernt sind. 

Zweitens, obwohl Prof. MArs# einen dritten Knochen im Quadratoparietalbogen gefunden haben will, 
der zwischen der nach oben und vorn gerichteten Spitze des Quadratojugale (Squamosum) und dem nach hinten 
gerichteten Processus des Parietale stände, ist es doch ganz sicher, dass wenigstens bei manchen unserer 
Exemplare von Platecarpus, die die Beziehungen der Knochen zu einander aufs Klarste zeigen, dieses nicht der 
Fall ist. So passen z. B. bei einem unserer Exemplare Squamosum (Opisthoticum), Quadratojugale (Squamosum) 
und der hintere Arm des Parietale — alle diese drei sind vollkommen erhalten — genau zusammen, wobei 
auf der Oberseite des Squamosum die Enden des Quadratojugale und Parietalarmes sich aneinander vorbei- 
schieben, den ganzen Raum einnehmen und keinen Platz für einen dritten Knochen freilassen. Auch bei 
einem anderen Exemplar, an dem der Quadratoparietalbogen vollkommen ist und das die Theile im Zu- 
sammenhange zeigt, ist keine Sutur zu sehen, die auf einen überzähligen Knochen hinwiese. 

Drittens, ein Sternum ist, wie Prof. Marst# ? gezeigt hat, vorhanden, auch haben Wirrıston and 
Case? Reste des Sternum mit den Costal Knorpeln gefunden, und in der Münchener Sammlung werden 
gleichfalls Reste des Sternum und der Costal Knorpel aufbewahrt. 

Es ist auch der angegebene grosse Unterschied zwischen den nach unten gebogenen Seiten des 
Parietale eines Pythonomorphen und z. B. Varanus bivittatus schwer zu verstehen; bei beiden fangen etwas 
hinter den vorderen Ecken des Parietale zwei Lappen oder nach unten gebogene Ränder des Knochens an, 
die nach hinten bis zur Mittellänge etwas länger werden. Die vordere Seite ist schief abgeschnitten und 


Se) Ei 


t Bull. U. S. Geol. and Geogr. Surv. Territ, IV. 1878 p. 309. 
? Americ. Jour. Science and Arts. Vol. XIX. Jan. 1880 p. 83. 
3 Kansas Univ. Quart. Vol. I. July 1892 p. 15. 


14 Tylosaurus Marsh. 


hinter diesem schiefen Vorderrande legt sich der Lappen an den oberen nach vorn gerichteten Ast des 
Prooticum. Nur ist bei Varanus dieser Lappen oder nach unten gebogene Rand etwas kürzer als bei 
den Pythonomorphen. 

Was die drei anderen Merkmale anbelangt, wie: 

5. The teeth have no roots, 

6. There is no sacrum, 

7. The bones of the limbs have no condylar articular surfaces, 
so scheint es zweifelhaft, ob sie wichtig genug sind, um Anlass zur Aufstellung einer neuen Ordnung 
zu geben. 

Prof. Owen hat die Meinung ausgesprochen, dass die Pythonomorphen unter den Lacertiliern die 
taxonomischen Aequivalente der Pinnipeden unter den Carnivoren sind‘ und in der letzten Zeit hat Baur? 


folgende Classification vorgeschlagen: 


Suborder: Platynota. 
Super-family: Varanoidea. 

Families: Mosasauridae, Varanidae. 
Super-family: Helodermatidea. 


Family: Helodermatidae. 
Ob nun die eine oder die andere Classification angenommen wird, soviel steht jedenfalls fest, dass 
die Pythonomorphen sehr grosse Verwandtschaft mit den Eidechsen haben und nicht genügend abweichende 
Merkmale besitzen, um ihre vollständige Trennung von denselben als selbständige Ordnung zu rechtfertigen. 


Tylosaurus Marsh. 


Diese Gattung scheint nicht mit dem Genus Liodon Owen übereinzustimmen, wie früher allgemein 
angenommen wurde. Sie weicht bedeutend im Character der Zähne von dem von Owen beschriebenen 
Thiere ab. Die Zähne des Liodon waren, wie der Gattungsname besagt, glatt, während die des Tylosaurus 
wenigstens auf der Innenseite gestreift sind. Für den Fall, dass überhaupt das europäische Genus unter 
den bis jetzt in Amerika bekannten Gattungen vertreten war, müssten wir die Repräsentanten desselben bei 
der Gattung Clidastes suchen, da in ihm einige Species Zähne besitzen, die grosse Aehnlichkeit mit denen 


des Owen’schen Genus zeigen. 
Das Material im Münchener Museum, worauf sich die Beschreibung dieser Gattung stützt, enthält 


1 ]J estimate the Mosasaurians in the Lacertilian order to be the equivalent to the Seals in the Ferine order. Quart. 


Jour. Geol. Soc. 1877 p. 715. 
? Science XVI. Nov. 7. 1890 p. 262. 


Die Wirbelsäule. 15 


von 7. proriger, Taf. III, einen sehr grossen Schädel, der sich durch Vollkommenheit und gute Er- 
haltung auszeichnet und sechs Halswirbel; es sind nur Theile des Ex-Oceipitale und der Prootica ver- 
loren gegangen. Von einem zweiten Individuum liegen ein Theil des Schädels, Coracoideum, Scapula, 
Humerus, Ulna und 18 Wirbel und von einem dritten Individuum eine geschlossene Reihe von 25 Schwanz- 
wirbeln vor. 

Von T. dyspelor wird ein fast completer Schädel, sowie die sehr schön erhaltene bis zum sechsten 
Sehwanzwirbel vollständige Wirbelsäule aufbewahrt. Tylosaurus micromus ist durch zwei sehr schöne Schädel 
vertreten, von denen der eine (Taf. I Fig. 3) den ganzen oberen Theil des Kopfes, mit Ausnahme des 
hinteren Endes des Parietale, und den Unterkiefer im Zusammenhang zeigt; der zweite theilweise macerirte 
Schädel ist so vollkommen, dass nichts zu wünschen übrig bleibt. An beiden Skeleten sind auch die 
vordersten Wirbel vorhanden und zwar 6 Halswirbel beim ersten und sieben Hals- und die drei ersten 
Rückenwirbel bei dem zweiten. Zu den genannten Resten kommen noch eine Wirbelsäule (wahrscheinlich 
Tyl. mieromus) mit dem grössten Theil des Schwanzes, den hinteren Rückenwirbeln, dem vollständigen Becken- 
gürtel und von den Hinterextremitäten Femur, Tibia und Fibula. Von einem anderen Individuum (Tyl. 
proriger) liegen ein sehr grosser Humerus mit Radius und Ulna vor. 


Die Wirbelsäule 


von Zylosaurus war, wie bei allen Pythonomorphen in Hals-, Rumpf- und Schwanzabschnitt getheilt. 
Von den nahezu 118 Wirbel kommen auf den Hals sieben, den Rücken 23 und den Schwanz ca. 88. 
Die beiden Seitenstücke des Atlas waren, von der Seite gesehen, viereckig mit verticalem Vorder- und 
Hinterrand und schräg nach hinten und oben abgestutztem Unterrand.. Vom vorderen Theil des Ober- 
randes ging jederseits ein abgeplatteter Fortsatz aus, der sich über das Rückenmark bog und wahr- 
scheinlich mit dem zweiten Seitenstück der anderen Seite durch ein Band verbunden war, wie bei den 
Eidechsen. Der Hinterrand besass keinen langen nach hinten und unten gerichteten Fortsatz, wie bei 
Clidastes, sondern war meistens an Stelle dieses Fortsatzes nur mit einem kleinen Ohr versehen. Die 
Hypapophyse des Atlas war gross, unten mässig lang ausgezogen und reichte nach hinten bis zur Hypapo- 
physe des Epistropheus. Sie war an ihrem hinteren Ende, wo sie an die Apophyse des Epistropheus an- 
stiess, abgestutzt, was allein nur bei Tylosaurus vorzukommen scheint. Der Epistropheus besass einen niederen, 
breiten nach hinten gerichteten Dornfortsatz, der hinten stärker und mit zwei Zygapophysen versehen war. 
Die Ansatzstelle für die Hypapophyse war gewöhnlich etwas viereckig und pyramidal vertieft; der Dorn- 
fortsatz des dritten Halswirbels war etwas dünner als der des zweiten und stand fast vertical. -Die 
Zygapophysen waren gross, erreichten jedoch nicht die Dimensionen derer des dritten Wirbels von Plate- 
carpus. Der Gelenkkopf war rundlich, ebenso der des Epistropheus. Am siebenten Wirbel ist der 
Dornfortsatz breiter und dünner geworden und vorn und hinten zugeschärft, die Zygapophysen sind kleiner 
und die länger gewordene Hypapophyse besitzt nur eine minimale Ansatzstelle für das Endstück, das mög- 
licherweise nur aus Knorpel bestand. Bei dem 8. Wirbel (ersten Rückenwirbel), sowie beim 9. und 10. ist die 
Hypapophyse auf einen kleinen Höcker reducirt. Am 10. Wirbel ist der untere Theil der S-förmig ge- 
bogenen Diapophyse, die beim 7. und auch bis zu einem gewissen Grad beim 9. horizontal nach vorn bis 


16 Die Extremitäten. 


zum Rande der Aushöhlung des Centrums verläuft, fast verschwunden und existirt nur als kleine Leiste an 
der vorderen unteren Ecke der Diapophyse; desgleichen sind an demselben 10. Wirbel die Diapophysen 
länger als die des letzten Halswirbels, auch sind sie schmäler und oft etwas nach oben gerichtet. Die 
Zygapophysen bleiben ziemlich stark, das Zygosphen ist jedoch verschwindend klein. Der Dornfortsatz ist 
breit und der Gelenkkopf bald horizontal (Tyl. proriger) bald vertical (Tyl. dyspelor) zusammengedrückt. 
Bis zum 11. Rückenwirbel bleiben die Wirbel dem 3. ziemlich gleich, während die Zygapophysen langsam 
schwächer werden. Mit dem 11. Rückenwirbel tritt jedoch eine Aenderung ein, indem die Diapophysen 
kürzer werden und etwas nach unten rücken, bis Sie schliesslich von der Mittelhöhe der Seite des Centrums 
ausgehen; die Zygapophysen verschwinden nach und nach und die Gelenkköpfe fangen an, die pentagonale 
Gestalt anzunehmen, die bei den hinteren Rückenwirbeln und Schwanzwirbeln so ausgesprochen ist. Beim 
20. Wirbel sind die Zygapophysen fast spurlos verschwunden, die Diapophysen kurz und auf den unteren 
Theil der Seite des Centrums heruntergerückt, ferner ist die eckige Gestalt des Gelenkkopfes stark aus- 
geprägt. Beim 23. Wirbel (letzten Rückenwirbel) ist die Diapophyse noch etwas kürzer. Die Neurapo- 
physen bleiben bis zum Ende des Rückens breit und hoch. 

Die Pygialwirbel hatten lange dünne Diapophysen und stark eckige Gelenkköpfe, auch waren die 
Unterseiten der Centren zwischen den Diapophysen in drei Facetten getheilt. 

Hinter den Pygialwirbeln besitzen die Schwanzwirbel bis zur Mitte des Schwanzes kurze Diapo- 
physen, die allmählich in die Mittelhöhe des Centrums heraufrücken, wo sie schliesslich verschwinden. Bis 
zu der Stelle, wo die Diapophysen verschwinden sind die Cheyron tragenden Wirbel ähnlich denen des 
Pygialabschnittes, auf der Unterseite mit drei Facetten versehen, von denen die zwei seitlichen mit den 
Diapophysen nach hinten heraufrücken und sich abrunden, bis die eckige Gestalt des Gelenkkopfes sich zu 
einer ausgezeichnet vertical-elliptischen Gestalt verändert hat. Hinter dem Pygialabschnitt tragen die 
Schwanzwirbel Chevron-Bones, die mit den Centren gelenkig verbunden sind. 

Bei Tylosaurus scheinen, wie bei den anderen Gattungen, die Rippen mit dem zweiten Halswirbel 
angefangen und sich bis zum ersten Beckenwirbel fortgesetzt zu haben. 


Die Extremitäten. 


Im Schultergürtel war die Scapula sehr klein im Verhältniss zur Grösse des Coracoideum. 
Letzteres war scheibenförmig, dick und mit einem Foramen in der Nähe des proximalen Ende versehen. 
Der Humerus war verflacht, wie bei den anderen Gattungen, in der Mitte verjüngt und fast gleich breit 
an den beiden Enden. Am proximalen Ende war eine grosse Crista vorhanden. Radius und Ulna, die 
ungefähr °/, so lang waren wie der Humerus, waren in der Mitte verjüngt und an den Enden etwas ver- 
dickt; der Radius war am distalen, die Ulna am proximalen Ende am breitesten. 

Der Beckengürtel war durchaus eidechsenartig. Das lange, schlanke Ilium war wahrscheinlich 
mit den Diapophysen des ersten Pygialwirbels durch Knorpelbänder verbunden. Das Pubis, welches dem Darm- 
bein sehr ähnlich sieht, war nicht ganz so lang, wie letzteres und zeigte gewöhnlich Andeutungen eines 
Foramens am proximalen Ende. Das Sitzbein war wie bei den Schildkröten und manchen Eidechsen 
ausgebreitet, wobei gleich unter dem Kopf des Knochens die Erweiterung anfängt und der Hinterrand etwas 


Der Schädel. 17 


concav ist. Das Femur war etwas schlanker als der Humerus und zeigte eine grosse, am schmalen, proxi- 
malen Ende gelegene Crista. Tibia und Fibula waren ungleich gross, die Tibia zweimal so breit wie die 
Fibula.. Die Carpalien, Tarsalien und Phalangen in unserer Sammlung zeigen keine Differenzen 
von denen anderer und besser bekannter Gattungen. 


Der Schädel. 


Das Basioccipitale (Taf. IV Fig. 1) von Tylosaurus, das mit dem von Varanus sehr viel Aehn- 
lichkeit hat, bildete mit Ausnahme von zwei kleinen Ecken oben rechts und links, die von dem Ex- 
Oceipitale zusammengesetzt wurden, den ganzen Gelenkkopf. Vorn lief es in zwei sehr breite Fortsätze 
(Hypapophysen) aus, die am Unterende eine lanzettförmigen Muskelansatzstelle besassen. Die Muskelansatz- 
stelle scheint immer hinten breiter gewesen zu sein, im Gegensatz zu der anderer Gattungen, bei denen 
sie entweder keine bestimmte Gestalt hatte oder rundlich war. Dass die Hypapophysen auf der Vorder- 
seite dünner werden, wurde dadurch veranlasst, dass die beiden nach hinten gerichteten Fortsätze des 
Basisphenoids, anstatt gegen die Hypapophysen zu stossen und dort aufzuhören, sich an der Innenseite der 
Hypapophysen vorbeischoben und fast den Hinterrand erreichten. Oft sind die Ansatzzellen dort, wo sie 
sich an die Innenseite der Hypapophysen anlegen, tief und rauh. Der seitliche Fortsatz des Ex-Occi- 
pitale, der sich bei Platecarpus über die hintere Hälfte der Oberseite der Hypapophyse hinaus erstreckt 
und dieselbe bedeckt, war bei Tylosaurus klein und bedeckte nur ein ganz kleines dreieckiges Feld am 
proximalen Ende der hinteren Hälfte der Apophyse. 

Die Ex-Occipitalia, die, wie oben erwähnt, geringen Antheil an der Bildung des Gelenkkopfes 
hatten, bildeten die Seiten des Foramen magnum und schickten nach hinten zwei lange Arme aus, die auch 
zum Theil aus den mit den Oceipitalia lateralia verschmolzenen Opisthotica bestanden. Die Arme waren 
am hinteren Ende dünn, horizontal zusammengedrückt und auf ihrer ganzen Aussenseite vom Prooticum 
und Squamosum bedeckt, die in ungefähr der Mittellänge des Armes zusammenstiessen. 

Das Occipitale superius sitzt auf den Ex-Oceipitalia und der Hinterseite der vorderen herauf- 
steigenden Aeste der Prootica und ist mit ihnen so eng verbunden, dass die Suturlinien oft sehr undeut- 
lich sind. Es ist hinten etwas dachförmig; die beiden Seiten gehen vom Hinterende aus nach vorn etwas 
auseinander, entsprechend den hinten verwachsenen, vorn auseinandergehenden und herunterhängenden Lappen 
des Parietale.. Es bildete den obersten Theil des Foramen magnum und nahm am Oberrand die verwachsenen 
Lappen des Parietale in einer Einkerbung auf. 

Das Basisphenoid, Taf. IV. Fig. 4, hat von unten gesehen, einige Aehnlichkeit mit dem Buch- 
staben x, wobei jedoch ein fünfter sehr kleiner Ast, das Rudiment des Parasphenoids vom Centrum nach 
vorn und oben ausgeht. Es stiess in einer ebenen Verbindungsfläche mit dem Basioceipitale zusammen 
und stand ausserdem mit diesem durch zwei divergirende, nach hinten gerichtete Fortsätze in Verbindung, 
die sich an dem dünnen Vorderende der flachen Hypapophysen des Basioceipitale vorbeischoben und haupt- 
sächlich auf der Innenseite derselben lagen. Vom Vorderende des Basisphenoid geht rechts und links je 
ein in verticaler Richtung comprimirter Fortsatz aus, der schräg von vorn nach hinten und aussen abgestutzt 


war und ursprünglich mit dem Pterygoid durch Ligament verbunden war. Diese Processi sind bei 7ylo- 
Palaeontographica. Bd. XLI. 3 


18 Der Schädel. 


saurus kaum halb so lang wie die hinteren, im Gegensatz zu Platecarpus, bei dem die vorderen und hinteren _ 
ungefähr dieselbe Länge haben. Der oben erwähnte Rest des Parasphenoid (Praesphenoid) geht zwischen 

den beiden vorderen Aesten des Basisphenoids nach vorn und oben aus und zeigt gewöhnlich eine lange, 

sehr schlanke Gestalt. 

Die Seitenwände der Gehirnhöhle werden zum grossen Theil von den Prootica gebildet, die 
unten auf dem Basisphenoid und Basioccipitale liegen und hinten mit den Ex-Oceipitalia und oben mit 
Occipitale superius und Parietale zusammenstossen. Sie erhielten dadurch eine etwas dreiästige Gestalt, 
dass der Vorderrand wie bei Yaranus tief ausgeschnitten war und die Hinterseite in einen langen Arm, 
der sich auf die Aussenseite des Armes des Ex-Oceipitale erstreckte, ausgezogen war. Der obere der 
zwei vorderen Aeste war meistens ziemlich dünn und lang und trug einen grossen Theil der Parietallappen. 
Der untere Ast legte sich an das Basisphenoid und Basioccipitale, während der hintere Ast, wie oben 
erwähnt, sich hinaus auf den Arm des Ex-Oceipitale bis zur Mittellänge desselben erstreckte und da 
an das Vorderende des Unterastes des Squamosum stiess. An der Basis des hinteren Armes stossen der 
vordere Theil des Ex-Oceipitale und der hintere Theil des Prooticums zusammen. Das Oceipitale 
superius sitzt auf der Oberseite des Prooticums zwischen dem hinteren und dem obersten der vorderen 
Aeste auf und ist mit dem Prooticum durch eine sehr verwickelte Sutur verbunden. 

Das Parietale, Taf. IV. Fig. 7, ist bei Tylosaurus von sehr characteristischer Gestalt und unter- 
scheidet sich durch seine ebene obere Fläche von dem des Platecarpus, das immer am vorderen Theil der 
Oberseite etwas über das Niveau des hinteren Theiles erhoben ist. Es war lang, vorn breit und. nach 
hinten allmählich verjüngt, oben ganz flach ohne ein erhabenes Feld und lief an den Seiten in scharfe 
Ränder aus. Das Foramen parietale war klein und lag auf der Grenze zwischen Parietale und Frontale. 
An der rechten und linken Ecke des Vorderrandes kommt das Scheitelbein in Berührung mit dem Post- 
frontoorbitale und an beiden Seiten hinter diesen Ecken fängt auf der Unterseite ein herunterhängender Lappen 
an, der sich nach hinten streckt und mit dem von der andern Seite im hinteren Dritttheil des Parietale 
verwächst. Die Lappen sind am Vorderende schräg abgestutzt und hinter dem Punkt, wo sie verwachsen, 
nach hinten rechteckig ausgeschnitten, so dass der Unterrand des verwachsenen Theiles viel höher steht. 
Die mittleren freien Theile, die am weitesten herunterreichen, legen sich an die oberen, nach vorn gerichteten ° 
Aeste der Prootica; die verwachsene Partie passt in eine Einkerbung am Oberrand des Oceipitale superius. 

Das Squamosum, Taf. I Sq., (Opisthoticum CopE) ist ein zweiästiger Knochen, der das 
Suspensorinm für das Quadratum bildet. Der untere Ast liegt auf der Aussenseite der hinteren Hälfte des 
nach hinten gerichteten Armes des Ex-Oceipitale, stösst ungefähr in der halben Länge desselben an den 
entgegenkommenden Arm des Prooticum und schiebt sich eine Strecke weit zwischen denselben und 
das Ex-Occipitale. Die oberen Aeste, die die untere Partie des Quadratparietalbogens zusammensetzen, 
richten sich nach oben und innen, sind ziemlich breit und dünn und nicht ganz so lang, wie die unteren. Zur 
Aufnahme des Quadratumkopfes wird das Hinterende des Squamosum nach aussen gebogen und die Aussen- 
seite gleich vor dieser Biegung etwas ausgehöhlt und dadurch die innere, hintere und ein Theil der Ober- 
seite der Gelenkpfanne gebildet. 

Das Frontale, das von dem aller anderen Gattungen durch die Verzierung auf seiner Oberseite, 
nämlich durch längliche, vom Parietalloch nach vorn ausstrahlende Gruben zu unterscheiden ist, war dreieckig, 
über den Augenhöhlen nicht ausgeschnitten und hinten eher etwas convex als herzförmig eingeschnitten, wie bei 


Der Schädel. 19 


Platecarpus. Vorne war es in zwei Spitzen (Hauptspitzen) getheilt, die die vorderen Enden der ver- 
schmolzenen Frontalia darstellen. Das Frontale bei Tylosaurus war von der Begrenzung der Augenhöhlen 
durch das Uebergreifen des Postfrontale über das Hinterende des Praefrontale ausgeschlossen. Am vorderen 
Ende des Contactes mit dem Praefrontale war der Seitenrand des Frontale etwas eingebuchtet, wodurch auf 
jeder Seite eine vorragende Spitze (Nebenspitze) gebildet wurde, während die Einbuchtung das Hinterende 
des Nasenloches darstellt. \ 

Die Postfrontoorbitalia, Taf. I Fig. 3. Pf. Taf. II. Pff., bedecken die Unterseite der hinteren Ecken 
des Frontale und legen ihre Spitzen vor deren Enden in Vertiefungen auf der Aussenseite der Praefron- 
talia, auf der sie sich nach vorn bis zu einem Punkt über dem vordersten Rand der Augenhöhle erstrecken 
und dadurch das Frontale von jedem Antheil an der Begrenzung der Augenhöhlen ausschliessen. Die Post- 
frontoorbitalia stehen in Verbindung mit dem Quadratojugale und Jugale, welche Knochen einander gewöhnlich 
auf ihrer Unterseite berühren und infolgedessen den oberen Theil des Jochbogens und den vorderen Theil 
des Schläfenbogens bilden. Sie sind mit dem Jugale durch einen kurzen abgerundeten und nach unten 
gerichteten Fortsatz verbunden und mit dem Quadratojugale durch einen langen Stiel, der sich mit einem 
sehr ähnlichen Fortsatz des Quadratojugale durch eine complieirte Sutur verbindet. 

Das Quadratojugale, Taf. II Qu. J., Taf. IV. Fig. 6, früher für das Squamosum gehalten, be- 
weist seinen quadratojugalen Character dadurch, dass es, wie oben gesagt, am Vorderende mit dem Jugale 
in Berührung tritt. Bei den lebenden Eidechsen verhalten sich diese beiden Knochen zu einander sehr ver- 
schieden, bei einigen berühren sie sich gar nicht, bei anderen sind sie fest verbunden. Hinten legt es 
sich mit breitem Kopf an die Aussenseite des Oberastes des Squamosum und bildet den oberen Theil der 
Gelenkpfanne des Quadratum. Dieser Kopf ist für unsere Gattung dadurch characteristisch, dass er hinten 
etwas nach unten gebogen ist und sich am Oberrand als ein länglicher Flügel ausbreitet, der bei den anderen 
Gattungen in der Längsrichtung meist sehr kurz ist und am Oberrand sich etwas zuspitzt. 

Das Quadratum, Taf. II Qu., Taf. III Fig. 1, 2, war frei beweglich in der vom Squamosum und 
Quadratojugale gebildeten Gelenkpfanne. Die Vorderseite verbreitet sich nach aussen zu einem breiten, 
hinten concaven, vorn etwas convexen Flügel, dessen mittlerer, dünner Theil gewöhnlich weggebrochen 
ist. Vom Öberende geht ein kräftiger Supracolumellar-Fortsatz aus, der kurz und am Ende spitzig 
ist. Unter dem Meatus auditorius steht ein leistenartiger Vorsprung, der zusammen mit dem Supra- 
columellar-Fortsatz den Meatus zu Dreiviertel umschliesst. Der Oberrand der Vorderseite war tief, der der 
Innenseite wenig eingebuchtet und die vordere innere Ecke oben ziemlich spitz. Diese sämmtlichen Merk- 
male könnten als Unterschiede von den anderen Genera benutzt werden. Die Stapedialgrube ist meistens 
länglich und in der Mitte etwas eingeengt. Der Stapes war lang und schlank, wie bei Platecarpus und 
an den Enden etwas angeschwollen, 

Das Praefrontale, Taf. I Prf., Taf. III, Fig. 8, Taf. I Fig. 3 Prf., scheint bei den Pythono- 
morphen ein sehr veränderliches Element gewesen zu sein und besitzt bei jeder von den drei Gattungen 
Platecarpus, Olidastes und Tylosaurus eine ziemlich bestimmte Form, die von jener der anderen Genera be- 
deutend abweicht. Bei Tylosaurus ist es dreieckig, wobei der Hinterrand von den Augenhöhlen bogen- 
förmig ausgeschnitten wird und der Ober- und Unterrand fast gerade bleiben. Der Oberrand stand mit 
dem Frontale vom hinteren Fünftel desselben bis zu den Nebenspitzen in Berührung und war entlang 
des Contactes horizontal rautenförmig ausgebreitet. Auf der Aussenseite des Hinterendes liegt un- 


20 Der Schädel. 


mittelbar unter dem Oberrand eine längliche Vertiefung, in welche sich das Vorderende des Postfrontale 
einfügte. Die Aussenseite war infolge eines zungenförmigen Ausschnittes am Hinterende des Oberflügels 
des Maxillare zum grossen Theil unbedeckt, während das Vorderende sich an die Innenseite des Flügels 
anlegte und nach vorn bis über den 7. Maxillar-Zahn reichte. Der Hinterrand war etwas nach innen 
eingeschlagen und meistens unten stumpf abgeschnitten, anstatt scharf zu endigen wie bei Platecarpus. 


Das Vorhandensein eines Superciliare bei Zylosaurus ist bis jetzt nicht constatirt worden. 


Das für dieses Genus durchaus characteristische Praemaxillare, Taf. II Pmx,, Taf. I Fig. 3 Pm«., 
war vorn schnabelartig verlängert, rundlich im Querschnitt und am Ende stumpf abgeschnitten. Die schnabel- 
artige Verlängerung war nicht ganz so lang wie der bezahnte Theil des Praemaxillare und zeigte auf seiner 
Unterseite vor dem ersten Paar Zähne einen kleinen Wulst. Nach hinten verlängerte sich der Zwischen- 
kiefer in einen langen Stiel, der hinten mit den Nasalia verschmolz und sich an das Vorderende des Fron- 
tale anlegte. Der Stiel war bis zum 6. Maxillar-Zahn von den beiden Maxillen eingefasst und fast gleich- 
mässig breit, er verjüngte sich dann plötzlich und wurde hinten, wo er auf dem Frontale lag, wieder etwas 
breiter. Der bezahnte Theil zeigt auf jeder Seite zwei kräftige, gekrümmte Zähne, die fein gestreift und 
schwach facettirt sind und vorn und hinten eine schwache Kante besitzen. Hinter dem letzten Zahnpaar 
und unter dem Stiel stehen zwei plattenartige, horizontal comprimirte, nach hinten gerichtete Fortsätze, 
die von den Maxillen eingefasst werden und zwischen sich die Spitzen der vorderen Enden der Vomera 
aufnehmen. 

Die Nasalia waren, wie vorhin bemerkt, mit dem Stiel des Zwischenkiefers verschmolzen, 
bedeckten mit demselben das Vorderende des Frontale und begrenzten einen Theil der Innenseite der 
Nasenlöcher. 


Die Maxillen, Taf. II Max., Taf. I Fig. 3 Max., hielten, bezüglich ihrer Länge, zwischen denen von 
Olidastes und Platecarpus die Mitte, waren vorn mit dem Praemaxillare bis zum 6. Zahn durch Sutur ver- 
bunden und infolge dessen oben bis zu diesem Punkt nach hinten schief abgeschnitten. Der Oberrand war 
ganz wenig concav hinter der Sutur zwischen Maxillare und Praemaxillare, im Gegensatz zu Platecarpus, 
bei dem er ziemlich tief ausgeschnitten ist. Auf dem Innenrand des bezahnten Theiles stand das Pala- 
tinum zwischen dem 9. und 13. Zahn mit dem Maxillare in Berührung, während vom Vorderende bis zum 
4. Zahn die Maxillen zwischen sich die Vomera und die beiden Fortsätze des Zwischenkiefers einfassten. 
Am hinteren Ende legte sich das Vorderende des Jugale an. auch kam das Maxillare mit der Vorder- 
spitze des Transversum in Berührung Die Oberkiefer waren mit 13 starken Zähnen besetzt, Taf. II, die im 
Wesentlichen denen des Zwischenkiefers ähnlich waren. 


Die fast genau wie bei den Eidechsen beschaffenen Vomera, Taf. I Fig. 3 V., stiessen wie bei 
diesen vorn zusammen und waren von zwei, vom bezahnten Theil des Praemaxillare nach hinten vor- 
springenden Fortsätzen und hinter diesen von den Maxillen umfasst, divergirten aber von dem Punkt, wo 
sie nicht mehr mit den Maxillen in Berührung standen, nach hinten und stiessen an ihren Hinterenden 
mit den Palatinen zusammen. Der vordere Theil des Vomers, der mit dem Praemaxillare und Maxillare in 
Contact stand, war auf der Aussenseite etwas angeschwollen und könnte als Kopf bezeichnet werden. Die 
Aussenseite des Kopfes war punktirt, wie die Fläche des Maxillare, an die sie sich anlegte; diese Punk- 
tirung scheint auf Tylosaurus beschränkt zu sein. Die Hinterenden der Vomera, wo sie mit den langen 


Der Schädel. 


[Ss 
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vorderen Processi der Palatina zusammenstossen, sind auf der Innenseite von oben tief gespalten; diese 
Spalten nehmen die Palatinen auf. Da aber der Haupttheil des Vomers auf der Aussenseite des Spaltes 
liegt und auch am weitesten heraufreicht, so könnte es scheinen, als ob die Palatinenstiele sich einfach 
an der Innenseite der Hinterenden der Vomera vorbeischöben. 

Turbinalia, Taf. I Fig. 3 Zurb. Bei einem Exemplar von Tylosaurus, das alle Knochen des 
Schädels, mit Ausnahme des oberen Theiles des Hinterhauptes und hinteren Theiles des Parietale vollkommen 
erhalten und im Zusammenhang zeigt, liegen zwischen dem Zwischenkieferstiel und der oberen Parthie der 
Maxillen zwei Bildungen, die unzweifelhaft die Turbinalia darstellen. Von oben gesehen bedecken sie das 
vordere Drittheil der Nasenlöcher, indem sie als dünne mantelartige Knochen mit dem einen Rand auf den 
fast verticalen Seiten des Praemaxillen-Stieles und mit dem anderen auf den Maxillen über den Vomern 
stehen und so die Nasenlöcher vollkommen überbrücken. Vorn kann man sie von der Unterseite bis zum 
3. Maxillar-Zahn verfolgen, wo sie unten vom Vomer, oben vom Zwischenkieferstiel verdeckt werden. Nach 
hinten erstrecken sie sich bis zum 7. Zahn und sind hier abgebrochen, ursprünglich haben sie jedoch wohl 
eine kurze Strecke weiter gereicht. Die bei diesen Knochen sehr dichte und spröde Knochensubstanz 
hat sehr viel Aehnlichkeit mit der der Augenplatten. Dass hier die Turbinalia vorliegen, scheint ausser 
Zweifel, da am Schädel keine anderen derartigen Bildungen vorkommen und sie genau an der Stelle liegen, 
wo man die Turbinalia erwarten würde. 

Das Palatinum, Taf. I Fig. 3 Pl., das wie bei den Lacertiliern mit Maxillare, Vomer, Praefrontale 
und Pterygoid in Verbindung stand, war ein unregelmässig viereckiger Knochen mit einem, vom Vorder- 
ende des Innenrandes nach vorn auslaufenden, stielartigen Fortsatz, der in die Spalte am Hinterende des 
Vomer aufgenommen wurde. Der Aussenrand des viereckigen Haupttheiles war mit einer breiten, tiefen 
Längsrinne versehen, die den Innenrand des bezahnten Theiles der Maxilla vom 9. bis zum 13. Zahn 
aufnahm. Die etwas ausgehöhlte Oberseite besass einen dünnen aufsteigenden Innenrand und erhob sich 
hinten in einen dicken, im horizontalen Querschnitt oft dreieckigen Fortsatz, der am Oberende entweder 
etwas zugeschärft oder stumpf abgeschnitten sein konnte und auf welchem die hintere Parthie des Prae- 
frontale sass. 

Das Pterygoideum, Taf. IV. Fig. 5, ist bei 7ylosaurus besonders gross und plump und legt 
sich mit seinem dünnen Vorderende an die Unterseite des keilförmig auslaufenden Hinterendes des Pala- 
tinum, hinten ist es wie bei den Varaniden mit dem distalen Ende des Quadratum verbunden. Der be- 
zahnte Theil ist sehr wenig S-förmig gebogen und mit 10 bis 11 etwas pleurodonten Zähnen besetzt, die 
kürzer und stärker gekrümmt sind, als die der Kiefer. Die Pterygoidzähne waren im Querschnitt fast rund 
und hatten zwei sehr schwache Kanten, die das vordere Drittheil begrenzten. Die Zahl scheint nicht ganz 
constant zu sein, da an einem der schönsten Exemplare das eine Pterygoid 10, das andere 11 Zähne trägt. 
Der bezahnte Theil lief hinten in eine scharfe Spitze aus; er schickte von einer Ausbreitung der Aussen- 
seite zwischen dem 11. und 5. Zahn einen Transversal-Processus nach der Seite aus, der mit dem Trans- 
versum verbunden war. Der unbezahnte hintere Theil, der mit dem Quadratum in Verbindung steht, zeigt 
am hinteren Ende einen etwas gebogenen Kopf, der dem Genus Tylosaurus eigenthümlich ist. 

Columella. Bei dem vollkommen erhaltenen Schädel von Zylosaurus micromus liegt auf jeder 
Seite des Basisphenoids ein kleiner Knochen, der mit seinem Unterende das Flügelbein an der Stelle be- 
rührt, auf der bei Yaranus die Columella aufsitzt, und sich nach oben bis auf den unteren vorderen Ast 


DD, Der Schädel. 


des Prooticum erstreckt, wo er abgebrochen ist. Da die Flügelbeine, mit Ausnahme davon, dass sie von 
den Seiten her zusammengepresst sind, bis sie einander berühren, in ihrer natürlichen Lage blieben, so 
scheint es unmöglich, dass die zwei Knochen Zungenbeine sein können, weil diese durch einen seitlichen 
Druck nicht so hoch hinaufgeschoben werden könnten und sonst unter oder zwischen den Pterygoiden liegen 
müssten. Da die beiden Knochen genau die richtige Lage haben, darf man annehmen, sie seien die 
Columellae. 

Das Transversum, Taf. 1V Fig. 3, 5, das bei einem der Schädel ganz vollständig und im Zu- 
sammenhang mit dem Pterygoid erhalten ist, zeigt zwei Aeste, die fast senkrecht aufeinander stehen und 
den Transversal-Processus des Pterygoid mit dem Jugale und dem-Hinterende des Maxillare verbinden. Der 
innere Ast ist dünn, sehr breit und am Innenende durch einen tiefen Einschnitt in zwei Spitzen getheilt, 
von denen die vordere am-längsten ist. Die Oberseite des Innenendes besteht aus zwei Flächen, die unter 
einem stumpfen Winkel zusammenstossen und durch eine Linie getrennt sind, die von der Vorderseite 
der vorderen längeren Spitze des Innenendes schräg hinüber zur hinteren, äusseren Ecke des Transversum 
verläuft. Die hintere Fläche war rauh und legte sich an die untere entsprechend sculptirte Seite des Trans- 
versalprocessus des Pterygoids. Der äussere Ast steht parallel der Längsachse des Kopfes, ist schmal und 
schwach, und mit einer Ausnahme, an allen Exemplaren weggebrochen. Er fügt sich in eine Vertiefung 
ein, die hinter derjenigen für das Maxillare auf der Innenseite des unteren Astes des Jugale liegt, und 
reicht nach vorn bis zum Maxillare, dessen Hinterende er berührt. 

Das wie bei allen Pythonomorphen gut entwickelte Jugale, Taf. II Jug., war, wie oben erwähnt, 
mit dem Postfrontoorbitale verbunden und berührte das Vorderende des Quadratojugale. Vom Postfronto- 
orbitale läuft es eine kurze Strecke senkrecht hinunter, biegt dann knieförmig um und erstreckt sich nach 
vorn zum Hinterende des Maxillare, auf dessen Aussenseite es sich anlegt. Auf der Innenseite des unteren 
Astes sind zwei rinnenartige Vertiefungen vorhanden, die eine vorn, in die das Hinterende der Maxillare ein- 
passt, die zweite, in die sich der Aussenast des Transversum einfügt, unmittelbar hinter der ersten und bis 
fast zur Umbiegung verlaufend. 

Das Laerymale erscheint bei Tylosaurus als eine meistens formlose Masse auf dem Hinterende 
der Maxillare, zwischen Maxillare und Praefrontale. Es unterscheidet sich durch seine rauhe Oberfläche von 
den anderen benachbarten Knochen. 

Die Mandibeln, Taf. II, waren lang und schlank und in der Symphyse durch Ligament verbunden, 
Sie bestanden je aus zwei Theilen, einem vorderen, der vom Dentale und Operculare zusammengesetzt war 
und einem hinteren, der vom Articulare, Angulare, Supraangulare und Coronoideum gebildet wurde. Sie 
waren halbgelenkig mit einander verbunden und konnten wahrscheinlich gegeneinander etwas gebogen 
werden, wodurch das Vergrössern des Rachens und das Schlucken grösserer Beutestücke ermöglicht wurde. 

Das vorn fast gerade abgestutzte Dentale war eine kurze Strecke weit unbezahnt. An der 
oberen Ecke des hinteren Endes trat das Dentale mit dem hinteren Theil des Mandibel dadurch in 
Verbindung, dass es an den vertical abgeschnittenen Theil des zugeschärften Vorderendes des Supra- 
angulare stiess und das Coronoideum etwas herüber auf das Dentale grif. Das Zahnbein besitzt, wie 
das Maxillare, 13 starke Zähne, die vorn und hinten eine schwache Kante besitzen, innen stark gestreift 
sind und aussen eine schwache Streifung, sowie Andeutungen von Facettirung zeigen. Auf der Innenseite 
der unteren Hälfte des Dentale lag das Operculare, das nach hinten und unten etwas über das 


Der Schädel. 93 


Hinterende des Dentale herüberragte und nach vorn bis zum vorderen Drittheil des letzteren reichte, 
Es war hinten zu einem breiten Kopf angeschwollen, dessen Hinterseite ausgehöhlt war und zur Auf- 
nahme des entsprechend abgerundeten Kopfes des Angulare diente. Vor dem Kopf bestand es der Haupt- 
sache nach aus zwei vom Unterrand heraufsteigenden Knochenlamellen, die zwischen sich die vordere Parthie 
des langen dünnen Vordertheiles des Articulare aufnahmen. Am hinteren Theil des Unterkiefers 
bildeten Articulare und Supraangulare die Gelenkpfanne zur Aufnahme des Quadratum. Jedes bildete 
die Hälfte der Pfanne; sie wurden durch eine von vorn schief nach hinten und aussen verlaufende Linie 
getrennt. Das Articulare bildete den kurzen, abgerundeten Theil des Kiefers hinter der Gelenkpfanne, 
setzte die innere hintere Hälfte derselben zusammen und dehnte sich dann entlang der Innenseite des 
Supraangulare bis zum Operculare aus, wo es, wie oben erwähnt, von den beiden Lamellen des Operculare 
aufgenommen wurde Das Supraangulare, das den grössten Theil der Aussenseite des hinteren Theiles 
des Unterkiefers bildete, wurde vorn vom Dentale, unten vom Angulare, hinten und zum Theil auf der 
Innenseite vom Articulare begrenzt, während es auf dem Vorderende des Oberrandes das Coronoideum ritt. 
Im Gegensatz zu Olidastes, bei welchem das Coronoideum sehr lang ist, hatte die ziemlich dicke Parthie 
des Oberrandes zwischen der Gelenkpfanne des Quadratums und dem Coronoideum ungefähr die Länge des 
letzteren. Das Angulare war am Vorderende, wie das Operculare, zu einem dicken Kopf angeschwollen 
und fügte sich in die Aushöhlung am hinteren Ende des Kopfes des Operculare. Die Oberseite des Angulare 
war ausgehöhlt und umfasste mit seinen Seitenrändern den Untertheil des Superangulare und Articulare. 
Das Coronoideum, das demjenigen von Varanus sehr ähnlich ist, sass auf dem Oberrand des Supra- 
angulare, ragte mit seinem Vorderende über das des Supraangulare vor und legte sich an das hintere 
Ende des Dentale. Das hintere Ende war etwas flügelartig verbreitert und ragte etwas herauf, jedoch 
nicht so hoch, wie bei Olidastes. 

Das Zungenbein, Taf. I Fig. 3 Hy., welches von Prof. Marsu entdeckt wurde!, ist ein etwas 
gebogener Stab, der am einen Ende schief abgeschnitten ist und am anderen Ende etwas breiter wird. 
Es fehlt keinem Exemplare der Münchener Sammlung. 

Das Material- des Münchener Museums gestattet drei Species zu unterscheiden, nämlich: 7. dys- 
pelor Copz, T. micromus Marsa und T. proröger Core. T. dyspelor, von welchem ein fast vollständiger 
Schädel und die geschlossene Wirbelsäule bis zum 6. Schwanzwirbel vorhanden sind, weist aufs Klarste 
die Merkmale dieser Species auf. Die Halswirbel sind im Allgemeinen quer-elliptisch, jedoch ist der 
dritte ebenso hoch wie breit und der vierte vertical-elliptisch, Die Rückenwirbel sind vertical zusammen- 
gedrückt. Der Schädel zeichnet sich besonders aus: 1) durch die Mandibeln, die am Vorderende nicht 
gerade gestutzt, sondern abgerundet und schmal sind; 2) durch das Basioccipitale, dessen Hypapophysen, 
obwohl sie ausgesprochen Tylosaurus-artig sind, seitlich nicht so stark zusammengedrückt und parallel der 
Längsachse des Kopfes kaum als halb so breit sind, wie bei T. proröger und T. micromus, 3) durch 
die Pterygoidea, die ihren Transversal-Fortsatz in der Nähe des 6. Zahns' hinaussenden, und 4) durch 
die Kieferzähne, die rundlicher sind und auf der Aussenseite fast gar keine Facetten und keine Streifung 
zeigen, während die Innenseite eine starke Streifung aufweist. 

T. proriger, Taf. II, ist durch einen wundervoll erhaltenen Schädel, welchem nur das Ex-Ocei- 


! Amer. Journ. Science. Vol. XIX. Jan. 1880, p. 84. 


24 Der Schädel. 


pitale, Oceipitale superius und das rechte Prooticum fehlen, vertreten. Von der Wirbelsäule dieses Indi- 
viduums sind leider nur Halswirbel vorhanden, aber von einem zweiten liegen ausser den Schädelknochen 
und Extremitäten, Hals- und Rückenwirbel vor. Die Halswirbel sind meistens wie bei 7. dyspelor eher 
transversal- als vertical-elliptisch; einige haben aber eine ausgesprochen vertical-elliptische Gestalt. Die 
Gelenkköpfe der Rückenwirbel sind wie bei 7. dyspelor horizontal-elliptisch. Das Basioccipitale unter- 
scheidet sich erheblich von dem des 7. dyspelor durch die dünnen, in der Richtung der Längsachse des 
Knochens sehr breiten Hypapophysen und durch den niederen Grad von Einkerbung der Oberseite durch 
das Foramen magnum. Die Pterygoidea scheinen den Transversalprocessus immer von einem Punkt, nahe 
dem 8. Zahne, auszusenden. Die Mandibeln sind vorn sehr breit, gerade abgestutzt und besitzen wie die 
Maxillen und Zwischenkiefer Zähne, die etwas stärker facettirt sind als bei 7. dyspelor. Das Articulare 
biegt sich hinter der Gelenkpfanne sehr wenig nach unten. Ich habe es nach der Beschreibung von CoPE 
sehr schwierig gefunden, die Species 7. dyspelor und T. proriger auseinander zu halten und es schien 
anfänglich nothwendig, entweder die beiden eben beschriebenen Schädel als 7. dyspelor zu beschreiben, oder 
aus der hier als 7. proriger angeführten Species, welche, wie oben gezeigt, sich bedeutend von 7. dyspelor 
unterscheidet, eine neue Species zu machen. Es scheint mir jedoch, dass die Merkmale, die dem 7. proriger 
zugeschrieben sind, nicht in allen Fällen ganz zutrefien. Wie Cor selbst erkannt hat, ist es möglich, 
dass die vermuthete vertical-elliptische Gestalt der Wirbel des 7. proriger durch Druck veranlasst wurde; 
es ist wenigstens der auf Taf. 30 (Cretaceous Vertebrata) abgebildete Wirbel nicht sehr verschieden von 
einigen Wirbeln, die unzweifelhaft zu 7. dyspelor gehören. Wie bekannt, kommt es häufig vor, dass Wirbel 
und andere Skelettheile durch Druck ausserordentlich verunstaltet werden, ohne diese Aenderung der Form 
durch Brüche zu zeigen. So existiren z. B. in der hiesigen Sammlung einige Rückenwirbel von Platecarpus, 
die seitlich bis zu einem Drittel des ursprünglichen Durchmessers zusammengepresst worden sind, aber 
kaum eine Spur von einer Spalte auf dem Gelenkkopfe zeigen. Auch scheint es etwas zweifelhaft, ob die 
Zahl der Zähne bei beiden Species verschieden ist, da das abgebildete Pterygoid von 7. proriger nicht voll- 
ständig ist. Ich habe daher die Schädel, obwohl sie nicht genau mit der Beschreibung Cope’s übereinstimmen, 
wegen ihrer Aehnlichkeit mit 7. proriger zu dieser Species gestellt und glaube, dass sie dieser Art angehören. 

T. micromus, Taf. I Fig. 3, ist die kleinste dieser drei Species und unterscheidet sich von den 
beiden anderen durch geringe Grösse, die leichter gebauten Knochen des Skelets und durch die Ge- 
stalt des Quadratum, welches einen etwas längeren Supracolumellar-Fortsatz und eine grössere Stapedial- 
grube hat und an der oberen inneren Ecke nicht so spitzig ist. Basioceipitale, Kiefer und Wirbel haben 
am meisten Aehnlichkeit mit 7. proriger und das Pterygoid mit 7. dyspelor. 


Ausser den Arten, die in der Münchener Sammlung vertreten sind, werden noch folgende in den 

östlichen und westlichen Vereinigten Staaten angeführt: 

Tylosaurus nepeolicus Copz. Hayden’s Bull. U. S. Geol. Surv. of Territ 1874, p. 37. — Cretaceous 
Vertebrata 1875. Taf. 35 Fig. 11—13. Niobraragruppe, Kansas. 

Tylosaurus (Macrosaurus) laevis Owen. Journ. Geol. Soc. London 1849, p. 380, Taf. 11 — Liodon 
laevis Copz. Extinct Batr. Rept. of N. A. 1870, p. 205. Greensand, N. Jersey. 

Tylosaurus (Geosaurus) Mitchellii De Kay. Am. Lyc. of N. Y. III, p. 140. — Mosasaurus Mit- 
chellii pro parte Leıpy, Cret. Rept. of U. S. p. 65. Tafel 11. — Drepanodon impar LEıpy 


Genus Platecarpus Cope 


[86) 
Qu 


Proceed. Acad. of Philad. 1856, p. 255. — Lesticodus impar Ley. Geol. Surv. of N. Carolina 
p. 224, Fig. 45—46, Greensand, N. Jersey. 

Tylosaurus validus Core. Extinet Rept. of N. A. 1870, p. 207. — Nectoportheus validus Cop. 
Proceed. Acad. Nat. Soc. Philad. 1868, p. 181. — Mosasaurus pro parte Leıpy, Cretac. Rept. of 
U. S. 1865, p. 74—75, Taf. 7, Fig. 19—20. 3, 1—2. Greensand, N. Jersey. 

Tylosaurus sectorius Core. Proceed. Amer. Phil. Soc. 1871, p. 41. Greensand, N. Jersey. 

Tylosaurus perlatus Corz. Proceed. Amer. Phil. Soc. 1870, p. 497. — Mosasaurus „Gibbes“ pro parte 
Core. Extinct Batr. Rept. of N. A. 1870, p. 198. White Limestone, Alabama. 

Liodon congrops CopE. Extinet Batr. Rept. of N. A. 1870, p. 206. Rotten Limestone, Alabama. 


Genus Platecarpus Cope. 


Diese Gattung, womit das später von Marst aufgestellte Genus Lestosaurus übereinstimmen 
dürfte, wurde von Core für eine Pythonomorphen-Species mit einem breiten langen Quadratum und pleuro- 
donten Pterygoidzähnen aufgestellt. Die Ueberreste dieses Genus scheinen zu den häufigsten Reptilresten 
in der Kansaskreide zu gehören; sie zeichnen sich gewöhnlich durch gute Erhaltung aus. Der Platecarpus 
stand in Bezug auf Grösse zwischen Olidastes und Tylosaurus und zeichnet sich durch einen etwas kürzeren, 
vorn nicht so spitzig ausgezogenen Schädel aus, der in der Regel eine Länge von ca. 50 cm hatte. 

Die Münthener Sammlung enthält ausser dem wundervollen Schädel und der Wirbelsäule, die von 
Baur! 1890 bei Russel Springs, Kansas gefunden und später beschrieben wurden, noch weitere sechs 
_Skelete. Jedes derselben zeigt alle oder fast alle Theile des Kopfes, eine grosse Menge Wirbel und mehr 
oder weniger zahlreiche Extremitätenknochen. Eines dieser sechs Skelete hat eine vom Kopf bis fast zum 
Ende des Schwanzes vollständig geschlossene Wirbelsäule, desgleichen sind Schultergürtel, Beckengürtel und 
Extremitäten mit Ausnahme der Tarsalien, Carpalien und Phalangen vorhanden. Die Kopfknochen sind 
noch vollkommen im Zusammenhang. Im Uebrigen sind noch sehr viele Reihen von Wirbeln und vereinzelte 
Schädel- und Extremitätenknochen vorhanden, 

Die Wirbelsäule zeigt in vielen Beziehungen grosse Aehnlichkeit mit der von Tylosaurus. So 
sind die Chevron-Bones gelenkig mit den Centren verbunden, das Zygosphen ist schwach entwickelt, und 
im Rücken- und Schwanzabschnitt scheint die Zahl der Wirbel mit der von Ziylosaurus übereinzustimmen. 
Sie unterscheidet sich jedoch bedeutend von derjenigen des Olidastes, bei dem die Chevron-Bones mit den 
Centren verwachsen sind und das Zygosphen mächtig entwickelt ist. 

Von den Halswirbeln, Taf. III Fig. 11, besteht der Atlas wie bei den anderen Gattungen aus dem 
Processus odontoideus, einem Basalstück mit zwei Seitenstücken, wozu. auch eine grosse Hypapophyse kommt. 
Die Seitenstücke zeichnen sich meistens dadurch aus, dass sie am Hinterrande etwas ausgeschnitten sind 
und dass die hintere untere Ecke oft etwas ausgezogen ist, jedoch nicht so stark wie bei Clidastes. Die 


t Journal of Morphology Vol. VII. Oct. 1892, p. 10. 
Palacontographica. Bd. XLI. R 4 


26 Genus Platecarpus Cope. 


Hypapophyse des Atlas ist gross, reicht aber niemals so weit nach hinten, dass sie die Hypapophyse des 
Axis berührt. Der Epistropheus besitzt einen hohen, kräftigen, etwas nach hinten gerichteten Dorn- 
fortsatz, der oft hakenartig über das Rückenmark herüberragt. Hinten ist er mit zwei starken Zygapophysen 
versehen, zwischen welchen zwei seichte Vertiefungen zur Aufnahme des Zygosphens vorhanden sind. Die 
Ansatzstelle für das Endstück der Hypapophyse ist rundlich, nie oder selten vertieft und geht oft nahezu 
in den quer-elliptischen Gelenkkopf über. An den Seiten des Centrums sind zwei zapfenartige Fortsätze 
vorhanden, an welche sich das erste Paar der einköpfigen Rippen anlegte.. Beim 5. Wirbel sind die Zyg- 
apophysen etwas grösser geworden, der Dornfortsatz steht fast vertical und die Diapophysen, die anfangs 
zapfenförmig waren, besitzen eine etwas S-förmig gebogene Ansatzfläche, deren unterer Theil nach vorn bis 
zum Rand der Aushöhlung des Centrums verläuft. Der Dornfortsatz des 7. (letzten) Halswirbels ist oben 
etwas breiter geworden und das Endstück der Hypapophyse entweder verschwunden oder mit der Basis 
verwachsen. 

Die Rückenwirbel besitzen bis zum Schwanz Zygapophysen und ein schwaches Zygosphen; sie 
bleiben bis zur Mitte des Rückens fast gleich stark und werden nach hinten allmählich schwächer. Die am 
Anfang länglichen Diapophysen werden immer länger und im Querschnitt runder bis zu den Pygialwirbeln. 
Die Dornfortsätze werden langsam höher und breiter bis zum hinteren Drittheil des Rückens, alsdann aber 
wieder kleiner. 

Auf die Dorsalwirbel folgen die Wirbel des Pygialabschnittes, die bei Platecarpus 7 an Zahl 
zu sein scheinen. Sie besitzen hohe breite Dornfortsätze, schwache Zygapophysen und lange, vertical zu- 
sammengedrückte Diapophysen. Mit Ausnahme des letzten, der ganz kleine Ansatzstellen für die Chevron- 
Bones besitzt, tragen sie keine Haemapophysen, zeigen jedoch fast immer auf der Unterseite mehrere 
characteristische Foramina, die in nicht so guter Entwicklung auch bei den letzten Rücken und ersten 
Chevron tragenden Wirbeln vorkommen. FRE 

Hinter den Pygialwirbeln trugen sämmtliche Schwanzwirbel geschlossene Haemapophysen, die mit 
den Centren gelenkig verbunden waren, und zeigten auch bis in den hinteren Theil des Schwanzes Diapo- 
physen, die allmählich kleiner wurden, bis sie gänzlich verschwanden. Wie bei Zylosaurus und Olidastes 
hatten die Pygial- und Chevron tragenden Schwanzwirbel den characteristischen eckigen Gelenkkopf, der 
sich im hinteren Theil des Caudalabschnittes zu der vertical-elliptischen Gestalt veränderte; jedoch war die 
eckige Form bei Platecarpus nicht so ausgesprochen, wie bei den anderen Gattungen. 

Die Extremitäten, -die denen von Zylosaurus sehr ähnlich sind, zeichnen sich durch den breiten 
Humerus und das kurze mit grossem Trochanter versehene Femur aus. Der Humerus ist kurz, ab- 
geplattet und besonders am distalen Ende sehr breit. Unten, auf der Hinterseite des proximalen Endes ist 
er mit einer mässig hohen Crista versehen. Radius nnd Ulna sind beide breit und in der Mitte etwas 
verjüngt; der Radius ist fast immer am distalen Ende etwas breiter als am proximalen. Coracoid und 
Scapula haben grosse Aehnlichkeit mit denen von Tylosaurus und den Eidechsen, nur hat die Scapula, 
im Gegensatz zu der von Tylosaurus ungefähr die Grösse des Coracoideum. Das Coracoid hat meistens 
einen Einschnitt am Innenrand. Wenn jedoch Holosaurus Marst, wie wahrscheinlich, mit Platecarpus 
identisch ist, kann es auch ganzrandig sein. Das Femur war nicht so breit wie der Humerus und mit 
einem grossen hohen Trochanter oder einer seitlichen Umbiegung des Vorrandes versehen. Tibia und 
Fibula wie das Femur waren oft viel dicker als die entsprechenden Knochen der Vorderextremitäten 


Genus Platecarpus Cope. Im 


und zeigten in manchen Fällen sehr ungleiche Grösse; so konnte die Tibia zwei oder drei Mal so 
breit und viel dicker als die Fibula sein. Der Beckengürtel war fast genau wie der von Tylosaurus 
ausgebildet. 

Der Schädel von Platecarpus zeichnet sich von dem anderer Gattungen durch seine verhältniss- 
mässig grosse Höhe aus, was jedoch hauptsächlich der Verkürzung der Kiefer, die bei diesem Genus am 
kürzesten sind, zuzuschreiben ist. 

Im Hinterhaupt, das im Allgemeinen mit dem anderer Genera übereinstimmt, unterscheidet sich das 
Basioceipitale, Taf. IV. Fig. 2, von dem des Zylosaurus dadurch, dass seine Hypapophysen nicht seitlich 
zusammengedrückt sind und die hinteren Fortsätze des Basisphenoid sich nicht an ihrer Innenseite vor- 
beischieben, sondern nur an die Hinterseite anstossen. Auch besteht ein Unterschied in Bezug auf die 
Oberseite der Hypapophysen zwischen Platecarpus und Tylosaurus darin, dass die lappenartigen seitlichen 
Fortsätze des Ex-Oceipitale sich bei Platecarpus bis zum Unterende der Hypapophyse hinüber erstrecken 
und ziemlich dick sind. Bei Platecarpus, wie bei Plioplatecarpus Downo ist das Basioceipitale oft von 
einem mehr oder weniger grossen Loch durchbohrt. 

Die Ex-Occipitalia, Taf. I Fig. 2 Ex., zeichnen sich, wie oben erwähnt, durch ihre langen und 
dicken seitlichen Fortsätze aus. 

Die hinteren Fortsätze des Basisphenoid, die gegen das Basioceipitale stiessen, waren nur wenig 
länger als die vorderen Pterygoidalprocessi. Infolge ihrer geringen Länge sind sie sich nicht an den 
Hypapophysen des Basioccipitale vorbeigeschoben. 

Das Parietale, Taf. I Fig. 1 Pa., hat eine sehr characteristische Gestalt. Es ist ziemlich kurz, 
in der Mitte verjüngt und hinten, wo die Arme auslaufen wieder etwas breiter. Auf der vorderen Hälfte 
der Oberseite zeigt es ein erhabenes Feld, an dessen Basis das nur sehr wenig oder gar nicht von der 
Coronalsutur entfernte Foramen parietale liegt. Die zwei herunterhängenden seitlichen Lappen oder Seiten- 
ränder des Parietale, die hinten sehr kurz sind und nicht mit einander verwachsen, waren gewöhnlich in 
ihrer ganzen Länge kurz und oft viel weiter ausgebreitet als bei Tylosaurus. 

Das Frontale, Taf. I Fig. 1 Fr., war hinten breit und herzförmig ausgeschnitten. Die Seiten- 
ränder waren über den Augenhöhlen meistens etwas eingebuchtet. Auf der Oberseite fehlte die charac- 
teristische Verzierung, die wir bei Tylosaurus kennen gelernt haben. 

Das Postfrontoorbitale, Taf, I Fig: 2 Pif., das bei Tylosaurus so lang war, dass seine vordere 
Spitze über das Hinterende des Praefrontale hinüber reichte, ist bei Platecarpus vorn viel kürzer und greift 
nicht über das Hinterende des Praefrontale. | 

Der Kopf des Quadratojugale, Taf. IV Fig. 8, war hinten nicht oder doch nur sehr wenig 
heruntergebogen, der Oberflügel kurz und schmal und endigte oft spitz. 

Das Quadratum, Taf. I Fig 2 Qu., Taf. III Fig. 3, 4, zeigte einen sehr langen Supracolumellar- 
Fortsatz, der nicht spitz auslief, sondern stumpf abgeschnitten war. Die vordere, innere Ecke ist oben 
fast immer abgerundet; zwischen ihr und dem Flügel ist der Oberrand der Vorderseite fast gar nicht ein- 
gebuchtet. Der obere Innenrand ist im Gegensatz zu Clidastes fast ganz gerade. Die grosse Stapedial- 
grube ist ebenso breit wie lang. 

Die Praefrontalia, Taf. I Fig. 1 Prf., Taf. III Fig. 5, weichen in ihrer Gestalt von den ziemlich 
regelmässig dreieckigen Praefrontalia des Tylosaurus beträchtlich ab, einmal dadurch, dass sich der Oberrand 


28 Genus Platecarpus Cope. 


vor dem Vorderende seines Contactes mit dem Frontale steil herunterbiegt, anstatt gerade zu bleiben, und 
ferner dadurch, dass der Unterrand nicht gerade, sondern hinten tief eingebuchtet ist, wahrscheinlich um 
für die Lacrymalia Platz zu machen. Auf der Aussenseite des Vorderendes findet sich sehr häufig an der 
Stelle, an der die Spitze des Oberflügels des Maxillare sich anlegt, eine tiefe Rinne oder rinnenartige Grube 
zur Aufnahme derselben. Ein Theil des Hinterrandes ist wie bei Zylosaurus nach innen gebogen, um die 
hintere Wand der Nasenhöhle zu bilden; es ist jedoch nicht verdickt und nicht mit einer Längsrinne ver- 
sehen, wie bei jenem, sondern bleibt dünn und scharf. 


Ein Superciliare ist, wie im allgemeinen Theil erläutert wurde, wahrscheinlich nicht vorhanden. 


Das Praemaxillare, Taf. I Fig. 1, 2 Pm«., war nicht wie bei Olidastes und T’iylosaurus schnabel- 
artig verlängert, sondern vorn breit und an mehreren Exemplaren vor dem ersten Paar Zähne etwas ein- 
gekerbt. Der nach hinten gerichtete Stiel stand bis zum 3. Maxillarzahn mit dem Maxillare in Berührung 
und verjüngte sich von der Stelle, wo der Contact aufhörte, allmählich nach hinten bis zu der halben 
Länge der Nasenlöcher und wurde dann hinten, wo er mit den Nasalia verschmolz, wieder etwas breiter. 
Die Zähne, deren auf jeder Seite zwei vorhanden waren, sind im Querschnitt rundlich, aussen facettirt und 
schwach gestreift, innen stark gestreift. 

Die Maxillen, Taf. I Fig. 2 Mx., zeigen vorn sehr kurze, bis zum 3. Zahn reichende Ansatz- 
flächen für das Praemaxillare; der Oberrand hinter dieser Fläche ist tief ausgeschnitten. Zwölf Zähne 
sassen auf meistens ziemlich weit hervorragenden Knochensockeln, waren im Querschnitt rundlich bis 
comprimirt und zeigten vorn und hinten eine Kante, die zuweilen auf der Hinterseite nur gegen die Spitze 
hin gut entwickelt ist. Auf der Innenseite waren sie stark gestreift und schwach facettirt, auf der Aussen- 
seite stark facettirt und oft fast ohne alle Streifung. 


Die Palatina, die wie bei 7ylosaurus mit den Vomern verbunden waren, und in einer Rinne auf 
ihrer Aussenseite eine kleine Parthie des Innenrandes des Maxillare aufnahmen, waren viel leichter gebaut 
als bei jenem, besonders war der hintere Theil, welchem auf Praefrontale sass, viel dünner und oben immer 
zugeschärft. 


Der Haupttheil (bezahnter Theil) des Pterygoids, Taf. I Fig. 2 Pig., ist etwas S-förmig gebogen 
und die ausgebreitete Parthie des Aussenrandes im Verhältniss zur Grösse des Knochens nicht so gross wie 
bei Tylosaurus. Der hintere Fortsatz, der das Pterygoideum mit dem Quadratum verband, ist am 
Anfang schmal und dick, in der Mitte dünn und ausgebreitet und wird am Hinterende wieder etwas 
schmäler, zeigt aber keinen Kopf am Hinterende wie bei 7ylosaurus. Die 10 bis 12 Zähne haben eine 
etwas pleurodonte Befestigung, sind stärker gekrümmt und im Querschnitt etwas runder als die Kiefer- 
zähne, und besitzen hinten eine starke, vorne eine schwache Streifung und Andeutungen von Facettirung. 

Das Transversum findet sich in einem Exemplar der Münchener Sammlung im Zusammenhang 
mit dem Pterygoid. Es zeigt im Allgemeinen dieselben Verhältnisse zu den anderen Knochen wie bei 
Tylosaurus; der Innenast ist jedoch meistens verdickt und nicht zweispitzig. Während die beiden Flächen 
auf der Oberseite des Innenastes bei Tylosaurus deutlich sind, können sie bei Platecarpus fast nicht unter- 
schieden werden. 

Lacrymale. An einem der mir vorliegenden Exemplare liegt auf dem Hinterende des Maxillare 
und zwischem diesem und dem Praefrontale eine unregelmässig gestaltete Masse, die wie bei T’ylosaurus 


Genus Platecarpus Cope. 99 


sich durch ihre punktirte Oberfläche auszeichnet und unzweifelhaft das Lacrymale darstellt. Bei einem 
anderen Exemplar lag auf dem macerirten Praefrontale eine vierseitige Platte, die auf dem einen Rand 
einen kleinen tiefen Ausschnitt zeigt. Da sie ziemlich hoch auf der Seite des Praefrontale lag, war der 
erste Gedanke, es sei das Supereciliare, da aber der eine Rand einen Einschnitt aufweist, und die Seiten 
höckerig sind, ist es wahrscheinlicher, dass die Platte ein durch Maceration frei gewordenes Lacrymale ist. 

Mandibeln, Fig. I Fig. 2. Das Vorderende des Dentale von Platecarpus war schmal, der erste 
Zahn stand dicht an demselben. Das Zahnbein war, wie das Maxillare mit 12 Zähnen besetzt, die denen 
der letzteren ähnlich sind. Im Verhältniss zur Länge des Supraangulare war das Coronoideum nicht 
ganz so lang wie bei Tylosaurus und viel kürzer als bei Clidastes, auch war sein hinterer Flügel weder so 
hoch noch auf der Aussenseite so tief ausgehöhlt wie bei diesen beiden Gattungen. 

Die übrigen Schädelknochen von Platecarpus weichen nur unerheblich von denen des Tiylosaurus 
ab, es erscheint ihre nähere Beschreibung daher nicht als nothwendig. 


Die Gattung Platecarpus enthält 13 Arten, deren Characterisirung zum grossen Theil nicht genügend 
und nur auf dürftigen Resten basirt ist. Diese Species scheinen, wenn es deren überhaupt so viele giebt, 
wie angegeben wird, sehr variabel zu sein. In der Münchener Sammlung sind die verschiedenen Formen 
von Quadratbeinen, Basioccipitalia, Pterygoidea, Parietalia, Zähnen etc., welche die Speciesmerkmale liefern, 
so mannichfaltig, aber auch so sehr durch Uebergangsformen verbunden, dass man entweder noch eine ganze 
Menge neuer Species aufstellen oder besser ihre Zahl auf wenige Typen reduciren müsste. Diese Frage 
könnte aber nur durch eine eingehende Untersuchung des Materials in den verschiedenen americanischen 
Sammlungen zur Entscheidung gebracht werden. Unter dem Material des Münchener Museums sind folgende 
Arten zu erkennen: P. coryphaeus Copz, P. ictericus CorE, P. simus Marsa, Platecarpus oxyrhinus noV. Sp. 

P. coryphaeus, Taf. 1 Fig. 1, 2, ist durch die Wirbelsäule und durch P. clidastordes nov. spec., den ausser- 
ordentlich schönen Schädel, welcher schon von Prof. Baur genau beschrieben wurde, sowie durch viele andere, 
sehr gut erhaltene Exemplare vertreten. Die wichtigsten Merkmale, wodurch diese Art sich von den anderen 
unterscheidet, sind die kurze, vorne oft eingekerbte Schnauze, das breite Parietale mit grossem, weit vorne liegen- 
dem Scheitelloch, die tiefe Grube auf der Aussenseite des Praefrontale, die zur Aufnahme der Spitze des Ober- 
flügels des Maxillare dient, der breite, flache, leicht gebaute, mit kleiner Crista versehene Humerus und die 
etwas grösseren Zähne. Ausser den eben angeführten Ueberresten, die zu P. coryphaeus gestellt wurden, 
befinden sich in der Sammlung von einem anderem sehr grossen Individuum eine Reihe von Schwanzwirbeln 
und einige Dorsalwirbel, die sämmtlich sehr zerquetscht sind, ferner ein vollständiger Beckengürtel mit 
Femur, ein Humerus mit Radius, Ulna, Carpalien, Metacarpalien und Phalangen und vom Schädel das 
Quadratum, Basisphenoid und Basioccipitale, worunter sich die Extremitätentheile durch sehr gute Erhaltung 
und Vollständigkeit auszeichnen. Der Humerus ist sehr gross Ilium, Ischium, Pubis und Femur haben 
grosse Aehnlichkeit mit den entsprechenden Knochen von P. simus, es ist jedoch der Processus am proxi- 
malen Ende des Pubis grösser, als bei diesem und am Ischium ist der obere Theil der Ausbreitung nach 
hinten spitzer ausgezogen. Der Trochanter des Femur ist im Gegensatz zu P. simus sehr hoch und reicht 
von der einen Seite bis fast zur anderen herüber. Das Quadratum stimmt mit dem von P. coryphaeus 
überein. Es scheint zweckmässiger, diese Reste zu dieser Species zu stellen, als eine schlecht characterisirte 
Art daraus zu machen. 


30 Genus Platecarpus Cope. 


P. simus Marsa ist durch die Extremitäten und eine vom Rücken bis zum Hinterende des Schwanzes 
vollständige Reihe von Wirbeln vertreten. Er unterscheidet sich von _P. coryphaeus dadurch, dass der 
Trochanter des Femur neben dem Rande steht! und nicht sehr lang ist. 


P. ictericus Corz ist durch einen Schädel mit dem grössten Theil der Wirbelsäule vertreten. Er 
unterscheidet sich von den anderen Arten durch das sehr schmale Parietale, durch das Praefrontale, das 
anstatt einer Grube zur Aufnahme der Spitze des Oberflügels des Maxillare nur eine seichte Rinne besitzt, 
durch das Quadratum, welches einen verhältnissmässig kurzen Supracolumellar-Fortsatz eine sehr niedere 
oder keine Submeotalleiste und eine tiefe kurze Stapedialgrube hat, und durch die Zähne, welche meistens 
kleiner und schlanker sind. 

P. clidastoides nov. spec. Die Aufstellung dieser Species stützt sich auf ein Parietale, das ganze 
Hinterhaupt, das Quadratojugale, den Atlas, einige Dorsal- und 3 Caudalwirbel. Sie characterisirt sich durch 
das eigenthümliche Parietale, das vorn ein niedriges dreieckiges Feld zeigt, in dessen Mitte das verhältniss- 
mässig kleine, runde, von der Coronalsutur weit entfernte Scheitelloch liegt. Am Hinterende ist das Scheitel- 
bein vertical verflacht und zeigt grosse Aehnlichkeit mit dem von Clidastes. Das ganze Aussehen dieses 
Knochens ist durchaus verschieden von dem der anderen Platecarpus-Species. Die Zugehörigkeit zu dieser 
Gattung wird jedoch durch das durchbohrte Basioceipitale und das Platecarpus-ähnliche Seitenstück des 
Atlas bewiesen. Die Wirbel sind so zerquetscht und verwittert, dass sie weder als Platecarpus- noch 
Olidastes-ähnlich zu erkennen sind. 

P. oxyrhinus nov. spec. Die Art beruht auf zwei ÖOberkiefern, einer Praemaxilla, Stücken vom 
Dentale, Transversum, Femur und Ulna. Das Merkmal, wodurch sie sich bedeutend von allen anderen 
Arten unterscheidet, ist die Verlängerung der Schnauze, wie bei Olidasies, nur ist diese Verlängerung nicht 
so bedeutend, wie bei letzterer Gattung. 


Von Platecarpus-Arten, die in America vorkommen, werden folgende eitirt: 

Platecarpus tympanicus Core. Cretac. Vertebr. 1875. Taf. 37, Fig. 11. — Proceed. of Boston Soc. of 
Nat. Hist. 1869, p. 265. — Extinct Batr. and Rept. of N. A. 1870, p. 200. — Holcodus acutidens 
„Gibbes“ Leıpy, in part., Cret. Rept. of U. S., p. 118, Taf. 7, 8, 11. Cretaceous, Mississipi. 

Platecarpus (Lestosaurus) felix Marss. Amer. Journ. of. Sc. and Arts 1872, June. Taf. 8, Fig. 4. 
Niobrara, Kansas. 

Platecarpus (Lestosaurus) simus Marsa. Amer. Journ. of Sc. and Arts. 1872, p. 455, Taf. 10, 12. 
Niobrara, Kansas. 

Platecarpus (Lestosaurus) latifrons Marsa. Amer. Journ. of Sc. and Arts 1872, p. 458. Niobrara, 
Kansas. 

Platecarpus (Lestosaurus) gracilis Marsu. Amer. Journ. of Sc. and Arts 1872, p. 460. Niobrara, 
Kansas. 

Platecarpus curtirostris Cope. Cretac. Vertebr. 1875, p. 150, Taf. 14, 15, 16, 17, 18, 21, 36, 37, 38. 
Niobrara, Kansas. 


t Structure of Mosasauroid Reptiles Marsu. Amer. Journ. Science 1872, p. 464, Taf. 12 Fig. 2a. 


Genus Ülidastes Cope. 3l 


Platecarpus (Liodon) latispinis CopE. Cret. Vertebr. 1875, p. 155 Taf. 26. — Proceed. Amer. Philos. 
Sc 1874, D.:.169. 

Platecarpus (Liodon) glandiferus Core. Cretac. Vertebr. 1875, p. 156, Taf. 26. — Proceed. Amer. 
Phil. Soc. 1871. Niobrara, Kansas. 

Platecarpus (Liodon) crassartus Cope. Cretac. Vertebr., p. 153 Taf. 16. — Proceed. Amer. Philos. 
Soc. 1871, p. 168. Niobrara, Colorado. 

Platecarpus (Liodon) Mudgei Cope. Cretac. Vertebr. p. 157 Taf. 16, 17, 26, 37. — Proceed. Amer. 
Philos. Soc. 1870, p. 581. — Holcodus Mudgei Cope. Proceed. Amer. Philos. Soc. 1871. Niobrara, 
Kansas. 

Platecarpus (Holcodus) tectulus Copz. Cretac. Vertebr. p. 159 Taf. 21, 27. — Proceed. Amer. Philos. 
Soc. 1871. Niobrara, Kansas. 


Genus Clidastes Cope. 


Dieser Gattung gehören die schlankesten und in ihrer äusseren Erscheinung schlangenartigsten 
Pythonomorphen an. Sie unterscheidet sich von den anderen Gattungen durch die Zahl der Zähne (Maxillare 17, 
Dentale 18 und Pterygoid 15) durch die ausgezeichnete Entwickelung des Zygosphens und die mit den 
Wirbelcentren verwachsenen Chevron-Bones. Das für einige Pythonomorphen-Reste von Marsu aufgestellte 
Genus Edestosaurus, das sich von Clidastes durch den Grad der pleurodonten Befestigung der Zähne unter- 
scheiden soll, scheint mit Olidastes identisch zu sein. 

Obwohl die Münchener Sammlung an gut erhaltenen. Ueberresten der Gattung Olidastes nicht eben- 
so reich ist, wie bei den anderen Gattungen, enthält sie doch immerhin eine Anzahl sehr werthvoller Skelete 
und Theile derselben. So liegen von einem Exemplar der ganze Schädel und die Wirbelsäule bis zum 
Schwanz vollständig vor, ein zweites zeigt fast den ganzen Schädel, die nahezu vollzählige Wirbelsäule 
und die meisten Knochen der Vorderextremitäten. Ausserdem sind noch Theile von Schädeln, Wirbelsäulen 
und Extremitäten von 12 Individuen vorhanden, die einander ergänzen und die ganze Osteologie klarstellen. 

Die Wirbelsäule unterscheidet sich, wie eben bemerkt, von der aller anderen Pythonomorphen 
durch das kräftige Zygosphen und die Befestigung der Haemapophysen, im Besonderen differirt sie von 
Tylosaurus und Platecarpus durch die Zahl der Rücken- (35) und Schwanzwirbel (74). 

Unter den Halswirbeln, Taf. III Fig. 9, zeichnet sich der Atlas durch seine Seitenstücke aus, 
welche am Hinterrande dick und an der unteren, hinteren Ecke in einen ziemlich langen Fortsatz aus- 
gezogen sind. Der Epistropheus zeigt einen kräftigen, nach hinten gerichteten Fortsatz und zwei grosse 
Postzygapophysen, die zwischen sich tiefe Aushöhlungen zur Aufnahme der beiden Hälften des Zygosphens 
aufweisen. Die Hypapophysen der Halswirbel, deren Endglieder zuweilen mit den Basen verwuchsen, waren 
meistens im Vergleich zu denen der anderen Genera lang. Am 4. Wirbel sind die Diapophysen, die am 
Epistropheus sehr kurz und klein sind, länger und breiter geworden, und die Ansatzstellen für die Rippen 
S-förmig gebogen, wobei sich der Untertheil der Diapophyse nach vorn biegt und mit dem Vorderrand des 
Centrums zusammenfliesst. Die Hypapophyse des 7. Wirbels ist klein geworden, sie zeigt nur eine ganz 
kleine Ansatzstelle für das Endstück, welches möglicherweise gefehlt hat. Das Zygosphen und die Zyg- 


39 Genus Clidastes Cope. 


apophysen sind kräftiger geworden und der jetzt fast vertical stehende Dornfortsatz etwas breiter. Der 
8., der erste Dorsalwirbel trägt unten einen grossen Höcker, der ebenso gross ist, wie der Rest der 
Hypapophyse des 7. Wirbels von Platecarpus. Ebenso zeigt der 9. Wirbel einen deutlichen Höcker, den 
Rest einer Hypapophyse. 

Sämmtliche Rückenwirbel haben kräftige Zygapophysen und Zygosphen, während die an den letzten 
Halswirbeln flügelartig ausgebreiteten Diapophysen allmählich schmäler, länger und im Querschnitt 
runder werden. 


Die ersten Schwanzwirbel (Pygialwirbel) unterscheiden sich von den letzten des Dorsalabschnittes, 
wie bei den anderen Gattungen dadurch, dass die Diapophysen länger und schmäler werden, die noch rund- 
lichen Gelenkköpfe der Rückenwirbel eine eckige Gestalt annehmen, und wie bei Tylosaurus auf der 
Unterseite zwischen den Diapophysen sich drei deutliche Facetten zeigen. Hinter dem Pygialabschnitt sind 
sämmtliche Caudalwirbel mit Chevron-Bones (Haemapophysen) versehen, welche ohne Ausnahme mit den 
Wirbelcentren verwachsen sind. Am vorderen und mittleren Theil des Schwanzes zeigen die Wirbel meist 
ziemlich hohe, dünne, vorn und hinten zugeschärfte Dornfortsätze, die zusammen mit den Centren und 
den langen Haemapophysen den Schwanz zu einem mächtigen, vertical gestellten Ruderorgan umgewandelt 
haben. Die Chevron tragenden Caudalwirbel wiesen wie die Pygialwirbel Diapophysen auf, die jedoch nach 
hinten kleiner wurden und auf der Seite des Centrums etwas heraufrückten, bis sie endlich zu kleinen, 
an der Mitte des Centrums stehenden Höckerchen wurden und weiter hinten ganz verschwanden. 


Die Extremitäten, die Wıruıstov und Case! ausführlicher beschrieben, haben in der Form der 
Schulter- und Beckengürtel grosse Aehnlichkeit mit denen von Platecarpus. Sie weichen aber im Becken- 
gürtel dadurch ab, dass der bei Platecarpus breite Untertheil des Ischium etwas schmäler ist. Der 
Humerus ist für das Genus Clidastes characteristisch. Er ist sehr kurz, fast so breit wie lang, abgeplattet 
und trägt eine kleine von der unteren Ecke des proximalen Endes nach innen verlaufenden Crista. Das 
distale Ende, dessen Breite fast der Länge des ganzen Humerus gleichkommt, besitzt auf der Unterseite 
einen rundlichen, am Ende gerade abgestutzten Fortsatz und ragt auf der Oberseite ungefähr wie bei Plate- 
carpus hervor, ist aber mehr angeschwollen. Radius und Ulna sind kurze, gedrungene Knochen, die an 
den Enden etwas erweitert sind. Die Ulna ist am proximalen Ende etwas breiter als am distalen und der 
Radius distal fast zwei Mal so breit wie proximal. Die Handwurzel bestand aus zwei Reihen von 
Knöchelchen, von denen die proximale 4, die distale 3 enthielt. Die Phalangen scheinen nach MarsH 
annähernd die Formel 3, 5, 5, 4, 3 gehabt zu haben und waren wie bei den Walen weit ausgebreitet. 
Das Femur, welches sehr wenig von dem der anderen Pythonomorphen abweicht, war schlanker und 
schmäler als der Humerus, am distalen Ende am breitesten und hatte einen proximalen Trochanter, Die 
Tibia war grösser als die Fibula und am Unterrande etwas ausgebuchtet. Die Fibula war am proximalen 
Ende sehr klein, am distalen Ende jedoch ungefähr °/Jı so breit wie die Tıbia. Die Tarsalien und Pha- 
langen sind bis jetzt nicht vollständig bekannt; Wırnıston und Case haben jedoch Femur, Tibia, Fibula 
mit Tarsalien abbilden können. 


1 Quart. Kausas Univ. Vol. I. July 1892, p. 15. 


Genus Clidastes Cope. 33 


Der Schädel von Clidastes hatte unter allen Pythonomorphen-Gattungen die grösste Länge und zeichnet 
sich besonders durch seine sehr langen Kiefer und Flügelbeine aus, die auch die grösste bekannte Zahl von 
Zähnen besitzen. Die Hypapophysen des Basioccipitale, die im Querschnitt nicht ganz regelmässig sind, 
zeigen vorn eine oft etwas grössere Breite als hinten. Die seitlichen Fortsätze der Ex-Oceipitalia 
die sich an die Hypapophysen anlegten, reichten fast bis zum unteren Ende, waren aber dünn und am 
distalen Ende nicht so breit wie bei Platecarpus; sie stehen infolgedessen bezüglich ihrer Grösse zwischen 
Tylosaurus und Platecarpus. Beim Basisphenoid waren die hinteren Fortsätze sehr kurz und stiessen an 
die Hinterseite der Hypapophysen. Das Parietale war vorn sehr breit, ebenso breit wie das Hinterende 
des Frontale und verjüngte sich nach hinten allmählich. Von der Unterseite gingen zwei grosse breite 
Lappen aus, die wie bei 7ylosaurus von den vorderen Ecken nach hinten verliefen. Die Lappen breiteten 
sich vorn oft fast horizontal aus und erscheinen als zwei breite Flügel an beiden Seiten des Scheitelbeines; 
hinten, wo sie auf dem ÖOccipitale superius auflagen, scheinen sie fast verschwunden zu sein. Die obere 
Fläche des Parietale war wie bei Tylosaurus ganz flach und die Basen der Arme lagen hinten in demselben 
Niveau wie der Vordertheil der Oberseite. Das kleine Scheitelloch war ziemlich weit von der Coronal- 
sutur entfernt. Das Frontale war meistens sehr lang, in der vorderen Hälfte schmal, hinten fast gerade 
abgestutzt, mit der Ausnahme, dass es auf jeder Seite einen etwas entfernt vom Mittelpunkt des Hinter- 
randes liegenden zackigen Vorsprung trug. Ueber den Augenhöhlen waren die Seitenränder ausgeschnitten; 
Nebenspitzen waren meistens nicht vorhanden. 

Die Postfrontoorbitalia waren gegen die von Platecarpus und Tylosaurus vorn sehr kurz und 
häufig durch eine grosse Lücke von dem Hinterende der Praefrontalia getrennt. Infolgedessen nahm das 
Frontale an der Begrenzung der Augenhöhlen theil. Hinter dem Frontale war gewöhnlich die Naht zwischen 
dem Postfrontoorbitale und dem Seitenflügel des Parietale sichtbar. 

Das Quadratum, Taf. III Fig. 6, 7, das im Verhältniss zur Grösse des Schädels viel kleiner ist, 
als bei Platecarpus, zeichnet sich durch seine gedrungene Form und die Festigkeit seines Baues aus. Der 
kurze äussere Flügel bleibt bis zu dem nicht stark angeschwollenen Aussenrande dick und ist infolgedessen 
fast immer ganz erhalten, während bei Tylosaurus und Platecarpus die dünne, mittlere Parthie des Flügels 
fast immer weggebrochen ist, selbst wenn der wulstige Rand erhalten bleibt. Der kurze Supracolumellar- 
Fortsatz hat ungefähr die Länge des von Tylosaurus, ist jedoch im Gegensatz zu diesem am Ende breit. 
Der obere Vorderrand des Quadratum ist nach vorn etwas concav, und der Innenrand des Oberendes an 
der Basis des Supracolumellar-Fortsatzes tief eingebuchtet. Die Stapedialgrube ist elliptisch oder oval. 

Die Gestalt der Praefrontalia, Taf. III Fig. 10, variirt bei den verschiedenen Species erheblich. 
Mit den von T7ylosaurus haben sie den fast geraden Ober- und Unterrand gemeinsam, unterscheiden sich 
jedoch dadurch, dass meistens ein grosser, horizontal gestellter Lappen hinten vom oberen Rand ausgeht 
und horizontal neben dem Frontale steht. Bei einigen Species, C. velox, C. tortor, ist diese Ausbreitung 
so gross geworden, dass fast das ganze Praefrontale aus ihr besteht, während die ursprüngliche Aussenwand 
des Praefrontale senkrecht von der Unterseite desselben herunterhängt. Das Praemaxillare, Taf. I Fig. 4 
Pmx., nimmt in Bezug auf seine Gestalt eine Mittelstellung zwischen Tylosaurus und Platecarpus ein. Es 
war vorn etwas schnabelartig ausgezogen, aber nicht so sehr wie bei Zylosaurus und endete spitz, anstatt 
gerade abgeschnitten wie bei diesem. Der lange, nach hinten gerichtete Stiel stand bis zum 6. Maxillar- 


Zahn in Berührung mit dem Maxillare und war bis zu dieser Stelle fast gleichmässig breit; er verjüngte 
Palaeontographica, Bd. XLI, 5 


34 Genus Qlidastes Cope. 


sich darin langsam nach hinten bis zur Mitte des Nasenloches. Wie bei 7ylosaurus gingen von dem be- 
zahnten Theil zwei Fortsätze nach hinten aus, die die Vorderenden der Vomera aufnahmen. 

Die Maxillaria, Taf. IFig. 4 Mx., sind sehr lang und schlank und vorn bis zum 6. Zahn von 
der Ansatzfläche des Praemaxillare schräg abgestutzt. Auf dem Oberrand ist nur eine schwache Concavität 
an der Stelle vorhanden, an der bei Platecarpus der Rand ziemlich tief ausgeschnitten ist. Auf ihnen sassen 
17 Zähne, die rundlich bis comprimirt waren. Andeutungen einer Facettirung sind zuweilen zu sehen, 
eine Streifung scheint selten vorhanden zu sein. 

Das Palatinum ist infolge der Verlängerung des Öberkiefers sehr lang. Auf der Aussenseite 
verläuft eine tiefe Rinne zur Aufnahme des Kieferrandes; am Hinterende vermittelte ein dicker, oben 
meistens abgestutzter Fortsatz die Verbindung mit dem Praefrontale. 

Wie die Kiefer; so sind auch die Pterygoidea, Taf. I Fig. 4 Ptg., ausserordentlich lang und 
schlank. Der bezahnte Theil war fast gerade, auf der Oberseite etwas ausgehöhlt, und zeigte 15 etwas 
pleurodonte, wenig comprimirte, fast glatte Zähne. Die beiden Fortsätze, die das Pterygoid mit dem Trans- 
versum und dem Quadratum verbinden, entspringen am hinteren Dritttheil des bezahnten Theiles. Der 
Fortsatz, der nach dem Quadratum ausgeht, ist wie bei Platecarpus am Anfang und am Hinterende ver- 
jüngt, in der Mitte aber etwas ausgebreitet. 

Mandibeln,: Taf. I Fig. 4. Die Zahnbeine waren vorn schmal und meistens abgerundet. Sie 
trugen die grösste bis jetzt bei Pythonomorphen bekannte Zahl von Zähnen, nämlich 18. Die Zähne waren, 
wie die auf dem Maxillare rundlich bis comprimirt und hatten vorn eine scharfe Kante. Eine zweite Kante 
stand bei den hinteren Zähnen auf der Mitte der Hinterseite und rückte auf den vorderen Zähnen 
nach der Aussenseite hin. Sehr schwache Facettirung kommt zuweilen vor, Streifung ist sehr selten zu beob- 
achten. Die hinter der Gelenkpfanne gelegene Parthie des Articulare war nicht so breit wie bei Ziylo- 
saurus und Platecarpus, sondern ihr Unterrand war fast horizontal, ihr Oberrand schräg nach unten 
und der Hinterrand vertical abgeschnitten. Der Theil des Oberrandes des Supraangulare zwischen der 
Gelenkpfanne und dem Hinterende des Coronoideum betrug nicht ganz die Hälfte der Länge des ganzen 
Oberrandes und war dünner als bei den anderen Gattungen. 

Dieser Gattung scheint eine Reihe guter Arten anzugehören, die sich zum Theil durch das variable 
Praefrontale, zum Theil durch das Quadratum, Frontale, Pterygoid und die Wirbel von einander unter- 
scheiden. Unter dem Material, welches mir von Ckdastes vorliegt, sind vier Arten vorhanden: ©. velox 
MarsH, (C. medius nov. spec.,; C, liodontus nov. spec. und sechs Individuen von CO. pumilus MArsn. 

©. velox Marsa, Taf. I Fig. 4, hat mit ©, tortor besonders die eigenthümliche Entwickelung des Prae- 
frontale gemeinsam. Wie in der Beschreibung erwähnt wurde, ist die Aussenseite dieses Knochens hinten 
unter dem Oberrand stark verbreitert. Diese Verbreiterung steht horizontal neben dem Frontale und bewirkt, 
dass der vordere Theil des Kopfes viel breiter als bei einigen anderen Species dieses Genus ist. Es ist 
auch bei dieser Art das Coracoid am Innenrand ausgeschnitten, was bei C. tortor nicht vorkommen soll. 

C. medius nov. spec. Diese Species beruht auf dem grössten Theil eines Schädels, den Hals- 
wirbeln und den vier ersten Rückenwirbeln. Die meisten Knochen stimmen mit den entsprechenden von 
C. velox und tortor überein, unterscheiden sich aber dadurch, dass das Praefrontale nicht so weit in der 
Entwickelung zu einer einfachen horizontalen Platte vorgeschritten ist, sondern ist wie bei Platecarpus das 
Hinterende mit einer nach hinten gerichteten, unten abgerundeten oberen Ecke versehen, aus deren Aussen- 


Genus Clidastes Cope. 35 


seite der fast horizontal gestellte Lappen entspringt. Der Lappen hat an diesem Exemplar das ursprüng- 
liche Hinterende von oben herunter umwachsen, doch ist die Grenze zwischen dem Lappen und dem Kopf 
sehr deutlich. Auch ist die vertical stehende Aussenseite des Knochens, die mit dem Maxillare in Ver- 
bindung steht, grösser als bei ©. tortor. Es scheint diese Species ein Verbindungsglied zu sein zwischen 
C, stenops, bei welchem das Praefrontale mehr Tylosaurus-ähnlich ist, und C, tortor, 


C. liodontus nov. spec. Diese Art ist in der Münchener Sammlung durch die fast vollständigen, 
jedoch sehr zerstückelten Oberkiefer, Zwischenkiefer und das Dentale vertreten. Das Praemaxillare ist in 
eine spitze Schnauze ausgezogen und besitzt vier, an der Basis rundliche Zähne, die vorn eine ziemlich 
starke und auf dem hinteren Drittheil der Aussenseite eine sehr schwache Kante zeigen. Die Maxillen 
sind vorn bis ungefähr zum 5. Zahn von dem Praemaxillare schräg abgeschnitten. Vorn sind die Maxillar- 
zähne wie die des Dentale an der Basis rundlich und gegen die Spitze comprimirt, mit einer starken Kante 
vorn und einer etwas seitlich gelegenen hinten. Nach dem Hinterende der Kiefer werden die Zähne 
stärker zusammengedrückt und sind an dem hinteren Theil desselben stark comprimirt. Am Ober-, Unter- 
und Zwischenkiefer sind alle Zähne ganz glatt und könnten mit denen von Ziodon Owen verglichen 
werden, von welchen sie sich kaum, oder gar nicht unterscheiden. 


O. pumilus Marst zeichnet sich besonders durch seine geringe Grösse aus, welcher Eigenschaft 
wohl ein specifischer Werth beizulegen ist, weil man sonst annehmen müsste, dass Individuen mit der geringen 
Schädellänge von 22 cm zu derselben Species gehören, wie die grossen Exemplare von C©, velox. 


Ausser den erwähnten Species kommen folgende in den Vereinigten Staaten vor: 
Clidastes planifrons Core. Haypen’s Bull. of U, S. Geol. Surv. Nr. 2. 1874, p. 31. — Cretaceous 
Vertebrata Vol. II 1875, p. 135, Taf. 22 und 23, 


Clidasies tortor Core. Cretaceous Vertebrata Vol. II 1875, p. 131, Taf. 14, 16, 17, 19, 36 u. 37. — 
Edestosaurus tortor Core. Proceed. Amer. Philos. Soc. Dec. 1871. Niobrara, Kansas. 


Clidastes stenops Core. Cretac. Vertebr. Vol. II 1875, p. 133, Taf. 14, 17, 18, 36, 37, 38. — Edesto- 
saurus stenops le. Haypen’s nn. Report U. S. Geol. Surv. 1871, p. 330. Niobrara, Kansas. 


Clidastes rex Marsu. Amer. Journ. Soc. and Arts 1872, June. Niobrara, Kansas. 

COlidastes affinis Lemwy. Report U. S. Geol. Surv. of Territ. I, p. 281, Taf. 34. Niobrara, Kansas. 
Olidastes (Edestosaurus) dispar Marse. Amer. Journ. Soc. and Arts 1871, June. Niobrara, Kansas. 
Clidastes velox Marsu. Amer. Journ. Soc. and Arts 1871, p. 450. Niobrara, Kansas. 

Clidastes Wymani Mars#. Amer. Journ. Soc. and Arts 1871, p. 451. Niobrara, Kansas. 

Clidastes pumilus Marsu. Amer. Journ. Soc. and Arts 1871, p. 452. 


Olidastes cineriarum Core. Cretac. Vertebr. I, p. 137. 1875 Taf. 21. — Proceed. Amer. Phil. Soc. 
1870, p. 583. Niobrara, Kansas. 


Clidastes propython Core. Proceed. of Boston Soc. of Nat. hist. 1869, p. 258. — Extinet Batr. and 
Rept. of N. A. 1870, p. 221, Taf. 12, Rotten limestone, Alabama. 


36 Baptosaurus Marsh. 


Clidastes iguanavus CopEe. Proceed. Acad. of Philadelphia 1868, p. 223. — Extinct Batr. and Rept. 
of N. A. 1870, p. 220, Taf. V. Greensand, N. Jersey. 


Clidastes intermedius Leıpy. Proceed. Acad. of Philad. 1870. — Report. U. S. Geol. Surv. of Territ. 
1873. I, p. 281, Taf. 34. Rotten limestone, Alabama. 


Baptosaurus Marsh 


Unter dem von Herrn STERNBERG gesammelten Material fanden sich in einer Kiste einige Wirbel 
und Schädelknochen von gleichartiger Erhaltung. Sie gehörten wahrscheinlich zu demselben Individuum. 
Das einzige Kieferstück, Taf. IV Fig 10, das vorne ungefähr in der Mittellänge des Coronoideums abgebrochen 
ist, stimmt bis auf das abweichende Articulare mit dem von Platecarpus oder Tylosaurus überein, unter- 
scheidet sich jedoch von diesen dadurch, dass der Oberrand des Articulare unmittelbar hinter der Gelenk- 
pfanne, anstatt sich um etwa 40° nach unten zu biegen, vertical herauf in einen hohen Fortsatz ausgezogen 
ist. Dadurch erhält das Hinterende des Unterkiefers ein hakenartiges Aussehen. Auch an der unteren 
hinteren Ecke, wo bei Platecarpus und Tylosaurus eine längliche Verdickung verhanden ist, verdickt sich 
der Rand plötzlich um mehr als zwei Mal der Dicke hinter dieser Stelle und wird dann plötzlich unter dem 
Hinterende der Gelenkpfanne dünner. Es liegen 3 Hals- und 5 Rückenwirbel vor. Die Halswirbel, Taf. IV 
Fig. 9, besitzen kräftige, breite Zygapophysen, wovon die vorderen ziemlich nach oben gerichtet sind, 
und kein Zygosphen zwischen sich hatten. Nur zwischen den vorderen Zygapophysen ist die Oberseite des 
Neuralcanals dachförmig nach vorn ausgedehnt, und verbindet die Zygapophysen durch eine gebogene 
Lamelle; ein eigentliches Zygosphen wird jedoch nicht gebildet. Die Diapophysen sind sehr lang und vorn 
ausgehöblt. Sie gehen, von hinten gesehen, fächerartig vom Centrum aus, wobei der Oberrand horizontal 
und in demselben Niveau mit der Oberseite des Centrums steht, während der Unterrand schief nach unten 
verläuft und so veranlasst, dass die untere Ecke der Diapophyse sehr viel tiefer steht, als die Unterseite 
des Centrums, eine Erscheinung, die bei keiner anderen Gattung so auffallend wie bei dieser ist. Die 
Unterseite des Centrum ist mit einem hohen Kiel, an dessen Hinterende die Hypapophyse steht, versehen. 
Der Gelenkkopf, resp. das Centrum, ist in der verticalen Richtung stark zusammengedrückt. Der verticale 
Durchmesser des Gelenkkopfes des mittleren der drei Halswirbel beträgt 24 mm, der transversale 42 mm. 


Von den Rückenwirbeln gehört der eine offenbar in die Nähe des Halses, da das Centrum unten 
einen hohen abgerundeten Kiel besitzt. Die Diapophysen sind breit und gehen von der Seite des Centrums 
aus. Die dachförmige Verlängerung der Oberseite des Neuralcanals ist etwas stärker als bei den Hals- 
wirbeln. Die Gelenkköpfe der anderen Dorsalwirbel, die wahrscheinlich aus verschiedenen Theilen des Rückens 
herrühren, sind rundlicher und die Diapophysen etwas höher heraufgerückt. Hieraus könnte man schliessen, 
dass die Wirbel nach hinten ihre zusammengedrückte Gestalt verlieren, wobei die Diapophysen zugleich 
weiter heraufrücken. 


Ein Stück des Hinterendes des Praefrontale hat viel Aehnlichkeit mit dem von Tylosaurus, nur ist 
auf der Aussenseite desselben keine tiefe Rinne zur Aufnahme des spitzen Vorderendes des Postfrontoorbitale 


Baptosaurus Marsh. 37 


vorhanden. Es liegt auch ein sehr zerquetschtes Quadratum vor, das einen Supracolumellar-Fortsatz, der 
dem von Platecarpus sehr ähnlich sieht, besitzt. Der Flügel des Quadratums ist wie bei Plaiecarpus und 
Tylosaurus in der Mitte sehr dünn und durchbrochen. 

Diese Wirbel und Knochen unterscheiden sich so erheblich von denen der anderen Genera, dass 
zuerst die Aufstellung eines neuen Gattungsnamens nothwendig schien. Da jedoch die Wirbel grosse Aehn- 
lichkeit mit denen von Baptosaurus MarsH zeigen, ist es möglich, dass sie dieser Gattung angehören. Um 
eine unnöthige Vervielfältigung der Zahl der Gattungen zu vermeiden, entschloss ich mich, sie zu diesem 
Genus zu stellen und mit Rücksicht auf das hackenartige vorspringende Articulare ihnen den neuen Species- 
namen onchognathus beizulegen'. 


Von der Kreide von N. Jersey werden folgende zwei Species angeführt: 


Baptosaurus (Macrosaurus) platyspondylus Marsu. Amer. Assoc. of Sc. Salem Meeting, August 1869. 
— Amer. Journ. Science 1869, p. 195. ö 


Baptosaurus fraternus Marsu. Amer. Journ. of Science 1869, p. 397. 


Synonymik. 


Die Synonymik der verschiedenen amerikanischen Genera und Species der Pythonomorphen ist bis 
jetzt nicht genügend aufgeklärt und eine Erörterung derselben ist für den, der das ganze Material in den 
amerikanischen Museen nicht gesehen hat, unmöglich, da die Beschreibungen der Genera und Species nicht 
vollständig genug sind, um ein genaues Bild zu geben. 


Tabelle. 


In der nachstehenden Tabelle befindet sich eine kurz gefasste Diagnose von den bis jetzt fest- 
gestellten Gattungen der amerikanischen Pythonomorphen. 


{ Nach Vollendung des Manuscriptes habe ich das Original von Prof. Marsn’s Baptosaurus gesehen, und habe 
mich überzeugt, dass die Reste im Münchener Museum wirklich dem Genus Baptosaurus angehören. 


38 


Platecarpus. 


Halswirbel mit schwachem Zygos- 
phen, starken Zygapophysen und ge- 
gliederten Hypapophysen. 


Schwanzwirbel mit freien Haem- 
apophysen. 

Basioccipitale oft durchbohrt. 
Hypapophysen nicht horizontal zusammen- 
gedrückt. 


Lappenartige Fortsätze des Ex- 
Oceipitale die sich über die Vorder- 
seite der Hypapophyse des Basiocci- 
pitale hinüber erstrecken, bis zum 
Unterende derselben reichend, dick und 
breit. 

Hintere Fortsätze des Basisphenoid 
kurz, nur wenig länger, als die vorderen. 


Parietale oben, vorn mit einem er- 
habenen Feld. Foramen parietale gross, 
fast an der Grenze zwischen Parietale 
und Frontale. 


Hinterrand des Frontale eingebuch- 
tet. Seitenränder über den Augenhöhlen 
ausgeschnitten. Mit Nebenspitzen. 


Vordere Spitze des Postfrontale 
nicht in eine grosse Vertiefung, am Hinter- 
ende des Praefrontale eingepasst. 


Quadratojugale mit kurzem schma- 
lem Oberflügel. 


Quadratum. Supracolumellar-Fort- 
satz lang, am Hinterende breit, Innen- 
rand desselben fast gerade. Vorderrand 
oben schwach concay nach vorn. Flügel 
in der Mitte dünn. 


Praemaxzillare. Stiel langsam sich 
nach hinten verjüngend bis zur Mitte 
der Nasenlöcher. Schnauze vorn breit, 
zuweilen vor dem ersten Paar Zähne 
eingekerbt. 


Synonymik. 


Olidastes. 


Halswirbel mit starkem Zygosphen 
und Zygapophysen und gegliederten Hyp- 
apophysen. 

Schwanzwirbel mit Haemapophysen, 
die mit den Centren verwachsen sind. 


Hypapophysen des Basioceipitale 
seitlich nicht zusammengedrückt. 


Lappenartige Fortsätze des Ex-Occi- 
pitale bis fast zum Unterende der 
Hypapophyse reichend, aber dünn und 
nicht sehr breit. 


Hintere Fortsätze des Basisphenoid 
ungefähr von der Länge der vorderen. 


Parietale oben ganz eben. Foramen 
parietale klein, ziemlich entfernt von der 
Coronalsutur. 


Frontale sehr lang, meistens ohne 
Nebenspitzen. Ueber den Augenhöhlen 
ziemlich tief, am Hinterrand wenig aus- 
geschnitten. 


Vordere Spitze des Postfronto- 
orbitale durch eine ziemlich grosse 
Lücke vom Praefrontale entfernt. 


Quadratojugale, mit kurzem, 
schmalem Oberflügel. 


Quadratum. Supracolumellar-Fort- 
satz am Ende breit, gerade abgestutzt. 
Länge wie bei Zylosaurus. Flügel in 
der Mitte sehr dick. Vorderrand oben 
eingebuchtet. Innenrand oben stark ein- 
gebuchtet. 


Praemaxillare. Stiel mit Maxil- 
lare bis zum 6. Zahn in Berührung und 
sich dann rasch verjüngend. Schnauze 
ausgezogen und fast spitz endigend. 
Schnabelartige Verlängerung d. Schnauze, 
nicht länger als der Durchmesser der 
Basis des ersten Zahns. 


Tylosaurus. 


Halswirbel mit Zygapophysen, sehr 
schwachem Zygosphen und gegliederten 
Hypapophysen. 

Schwanzwirbel mit freien Haem- 
apophysen. 

Hypapophysen des Basioccipitale 
seitlich zusammengedrückt. 


Lappenartige Fortsätze des Ex-Oceci- 
pitale laterale sehr kurz, nicht mehr 
als zur halben Länge der Hypapophyse 
reichend. 


Hintere Fortsätze des Basisphenoid 
zwei Mal so lang wie die vorderen. 


Oberseite des Parietale ganz’ 
eben. Foramen parietale an der Grenze 
zwischen Frontale und Parietale. 


Hinterrand des Frontale fast con- 
vex, Seitenränder nicht ausgeschnitten. 
Mit Nebenspitzen. Mit grossen, läng- 
lichen, vom Foramen parietale ausstrahlen- 
den Gruben verziert. 


Vordere Spitze des Postfrontale 
über das Hinterende des Praefrontale 
übergreifend und daselbst sich in eine 
grosse rinnenartige Vertiefung legend. 


Quadratojugale, Kopf etwas nach 
nach unten gebogen. Mit grossem, langem 
Oberflügel. 


Quadratum. Supracolumellar-Fort- 
satz spitz endigend, nicht länger als die 
Hälfte der Länge des Oberrandes zwischen 
Hakenspitze und Hinterecke. Innenrand 
der Oberseite etwas eingebogen. Vor- 
derrand oben stark eingebuchtet. Innen- 
ecke desselben spitzig. 


Praemaxillare. Stiel bis zum 6. 
Zahn mit dem Maxillare in Contact, sich 
dann plötzlich verjüngend.. Schnauze 
schnabelartig verlängert, rundlich, am 
Ende stumpf abgeschnitten, länger als 
der Durchmesser der Basis des ersten 
Zahnes, vor dem ersten Paar Zähne mit 
einem kleinen Wulst. 


Platecarpus. 


Maxillare. Bis zum dritten Zahn 
von den Ansatzflächen für das Prae- 
maxillare abgeschnitten. Oberrand hinter 
dieser Stelle ziemlich tief concav. Mit 
12 Zähnen. 


Vomer. 
nicht punktirt. 


Aussenseite des Kopfes 


Palatinum. Rinne zur Aufnahme 
des Maxillar-Randes sehr klein. 


Pterygoid. Bezahnter Theil etwas 
S-förmig; mit 10—12 Zähnen. 


Transversum. Innenast einspitzig, 
gewöhnlich etwas verdickt. 


Mandibel. Vorderende des Dentale 
schmal, erster Zahn dicht am Vorder- 
ende; mit 12 Zähnen. Coronoideum nicht 
ganz halb so lang wie der Oberrand des 
Supraangulare vor der Gelenkpfanne, 
Hinterflügel desselben klein. 


Bezahnung. Dentale 12; Maxillare 
12; Praemaxillare 2:2; Pterygoid 10—12 
Zähne. Kieferzähne aussen meistens 
stark facettirt, innen gestreift, rund- 
lich bis comprimirt. 


Synonymik. 


Olidastes. 


Maxillare. Bis zum 6. Zahn von 
dem Praemaxillare schräg abgeschnitten. 
Mit 17- Zähnen. 


Palatinum. Hauptheil sehr lang. 

Pterygoid. Wenig S-förmig, mit 
15 Zähnen. 

Mandibel. Vorderende des Dentale 


schmal, abgerundet; mit 18 Zähnen. 
Coronoideum sehr gross und mit grossem 
Flügel. 


Bezahnung. Dentale 18; Maxillare 
17; Praemaxillare 2:2, Pterygoid 15 
Zähne. Kieferzähne rundlich bis com- 
primirt, Facettirung und Streifungschwach 
oder fehlend. 


Tylosaurus. 


Maxillare. Bis zum 5. oder 6. Zahn 
vom Praemaxillare - Stiel schräg ab- 
geschnitten; mit 13 Zähnen. 


Vomer. Kopf auf der Aussenseite 
stark punktirt. 


Palatinum. Rinne zur Aufnahme 
des Maxillar-Randes breit. 


Pterygoid. 
10-11 Zähnen. 


Wenig S-förmig. Mit 


Transversum. Innenast zweispitzig, 
mässig dünn. 


Mandibel. Dentale vorn um un- 
gefähr die Länge des Durchmessers der 
Basis des ersten Zahnes unbezahnt, vorn 
breit, meistens gerade abgeschnitten, mit 
13 Zähnen. Coronoideum wie bei Plate- 
carpus. 


Bezahnung. Dentale 13; Maxillare 
13, Praemaxillare 2:2; Pterygoid 10—11 
Zähne. Kieferzähne mit rundlicher Basis, 
gegen die Spitze comprimirt. Innenseite 
stark gestreift. 


Sironectes Core. Wirbel mit starkem Zygosphen. Chevron-Bones mit den Wirbelcentren gelenkig ver- 


bunden. 


DBaptosaurus Marsu. Halswirbel sehr stark vertical zusammengedrückt, mit breiten nach unten gerichteten 


Diapophysen. 
steigend. 


Ohne Zygosphen. 


Articeulare hinter der 


Gelenkpfanne des Quadratum steil an- 


u 


zahl dat 19161 


eating = 
rn FR. 


blog] = 
A u u 


allizelt 
‚ellixsmonr] 
Slrutatl 
irrragt 
ralıgad. 


is ara 
> ala öl rohr 


lg = 


sealsoihrä 
‚sröhtianoso) 
‚andwibauf) 

- sag 
‚unssönrenpe, 
‚sisteinsT = 


‚einorl == 


Tafel-Erkläruns. 


Tafel I. 

Fig. 1. Platecarpus coryphaeus CorE, Schädel von oben, °/s nat. Gr. 
5 2. Platecarpus coryphaeus CoPpz, Schädel von der Seite, fs „ , 
A 3. Tylosaurus micromus MarsH, Schädel von unten, °& „ 
5 4. Olidastes veloc MAars#, Schädel von der Seite, Be a N 

Mx. = Maxilla, - Pif. = Postfrontoorbitale, 
Pmx&. — Praemaxilla, Jug. = Jugale, 

D. — Dentale, Prf. —= Praefrontale, 
Op. = Operculare, Na. = Nasalia, 

Ang. = Angulare, Pal. = Palatinum, 
S8.Ang.— Supraangulare, Pig. — Pterygoid, 
Art. = Articulare, Pr. = Prooeticun, 
K. = Coronoideum, Exo. = Exoceipitale, 
od. = Quadratum, Bsph. = Basisphenoid, 
Qu.J. — Quadratojugale, ° Ba. = Basioceipitale, 
SQ. = Squamosum, Hy. = Hyoideum, 
Pa. = Parietale, Vo. = Vomer, 

Fr. = Frontale. Turb. — Turbinalia. 


Palaeontographica, Bd. XLI, 


Tall. I. 


Liehltruck ter Mofkuustanstalt vun Martin Mommel & Cu Alufleart 


IO. ı WOBERO u BUN INAEO K h. $. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel II. 


Tylosaurus proriger Core. Schädel von der 


Pmx. = Praemaxilla, 
Mx. = Maxillare, 

D. — Dentale, 

Op. = Operculare, 
Ang. = Angulare, 
S.-Ang.— Supraangulare, 
K. — (Coronoideum, 
Art. = Articulare, 

Q. — Quadratum, 


Qu.J. — Quadratojugale, 


Ba. 
Pr. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Seite, ”/s natürliche Gr. 


—= Postfrontoorbitalia, 
— Frontale, 

— Nasalia, 

— Praefrontalia, 

— Pterygoid, 

— Jugale, 

— Squamosum, 

— Parietale, 

— Basioceipitale, ° 

— Prooticum. 


Fate I 


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\ Tafl. II, 


Tdchtilruck der Hofkunstanstali son Martin Ionımal & Cu. Alullsartı 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel Ill. 


Alle Figuren '/, nat. Gr. 


Fig. 1. Rechtes Quadratum von Tiylosaurus proriger Copz, von innen. 

h 2. Rechtes Quadratum von Tylosaurus proriger CoPE, von oben. 

3. Rechtes Quadratum von Platecarpus coryphaeus CoPE, von innen. 

5 4. Rechtes Quadratum von Platecarpus coryphaeus CoPE, von oben. 

a 5. Linkes Praefrontale von Platecarpus coryphaeus CoPE, von aussen. 
“ 6. Linkes Quadratum von COlidastes velox MARSsH, von innen. 

> 7. Linkes Quadratum von Clidastes velox MArsH, von oben. 

P 8. Rechtes Praefrontale von Tylosaurus micromus MArsH, von aussen. 
A 9. Dorsalwirbel von Olidastes velox Marsa, das Zygosphen zeigend. 

»„ 10. Rechtes Praefrontale von Olidastes veloe MArsH von oben. 

„ 11. Halswirbel von Platecarpus coryphaeus Core, das rudimentäre Zygosphen 


zeigend. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeontographica Bd.XLI. Taf. I. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel IV. 


Alle Figuren '/, nat. Gr. 


Fig. 1. Basioccipitale von Tylosaurus micromus MaArsH, von unten. 

n 3. Basioceipitale von Platecarpus coryphaeus CopE, von oben. 

n 3. Innenast des Transversum von Tylosaurus dyspelor CopE, von oben. 

5 4. Basisphenoid von Tylosaurus dyspelor CoPrE, von unten. 

5 5. Linkes Transversum von Tylosaurus mircromus MaArsH, von unten gesehen, in Zu- 


sammenhang mit dem Pterygoid. 
5 6. Rechtes Quadratojugale von Tylosaurus micromus MARSH, von aussen. 
7. Parietale von Tylosaurus micromus MarsH von oben. Die unteren Lappen sind seit- 
wärts geschoben und sichtbar. 
h 8. Linkes Quadratojugale von Platecarpus coryphaeus CoPpE, von aussen. 
H 9. Halswirbel von Baptosaurus onchognathus nov. spec., von hinten. 
N 10. Hinterende des rechten Unterkiefers von Baptosaurus onchognathus nov. Spec. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeonfographica Bd.XLI. Taf. IV. 


Vierter Nachtrag 


zu 


die fossilen Fische der westfälischen Kreide, 


Von 


Dr. W. von der Marck. 


Mitar Dans V: 


T. 


Abermals hat die schon Jahrhunderte lang bewährte Fundstelle westfälischer Kreidefische, die 
zwischen Münster und Coesfeld gelegene Hügelgruppe der Baumberge, die auf ihre fernere Ergiebigkeit 
gegründete Hoffnung zur Wahrheit gemacht; einer Hoffnung, welche bei einer früheren Arbeit — Palaeonto- 
graphica Bd. 31, S. 235, Abs. 2 — schon Ausdruck gefunden hat. 

Die Steinbrüche am östlichen Abhange der Baumberge in der Nähe des Dorfes Schapdetten haben 
im Jahre 1892 einen für die Kreide Westfalens neuen Elasmobranchier aus der Sippe der Batoideen ge- 
liefert, dessen Erhaltungszustand zwar nicht überall ein gleich guter, aber ein in seiner Kopf- und Brust- 
gegend so befriedigender ist, dass seine Unterbringung in eine der bekannten Familien und Gattungen 
dieser Sippe ohne Bedenken erfolgen konnte. 

Das einzige bis jetzt aufgefundene Exemplar dieses Fisches ist Eigenthum des der bewährten Für- 
sorge des Herrn Geheimen Rath Prof. Dr. Hosıus anvertrauten mineralogisch-paläontologischen Museums der 
königl. Akademie zu Münster, wo es neben den bisher in der jüngeren Kreide Westfalens aufgefundenen 
Elasmobranchiern eine neue Zierde dieser Anstalt bildet. 


Unterklasse: Blasmobranchii, Boxar. 
Ordnung: Plagiostomi, Mr. 


Unterordnung: Batoidei, Zırzen‘. 
Familie: Rhinobatidae, Zırreı. 
Gattung: Rhinobatus, Brocn. 
Unter den fossilen Rhinobatiden sind es wesentlich drei Gattungen, die zu einer Vergleichung 


mit unserem Fische herangezogen werden können. Von diesen gehören Spathobatus? und Asterodermus 


1 Zımret, K. A. Handb. der Palaeontologie. 1. Abth. Paläozoologie. III. Bd., S. 98. 
2 Spathobatis mirabilis Wacn. von Eichstädt (Zırıev a. a. O. S. 103.) 
Palaeontographica. Bd. XLI. 


42 von der Marck. 


- 


platypterus‘ den lithographischen Schiefern des oberen Jura Süddeutschlands und Frankreichs? an. Von 
Arten der Gattung Rhinobatus sind aus der Kreide des Libanon, neben dem schon durch Pıcter und 
Humsgert bekannt gewordenen Rh. maronita? noch fünf Arten von Davıs beschrieben, nämlich: 


Rhinobatus grandis, 
a latus, 
= expansus, 
n intermedius 
E tenwirostris.* 


Aber auch aus älteren, den süddeutschen lithographischen Schiefern nahestehenden Schichten ist 
eine dieser Gattung angehörende Art: Rh. obtusatus ©. G. Costa? in den oberjurassischen Fischplatten 
von Pietraroja im Neapolitanischen gefunden. Neben den Rhinobatiden der Kreide verdienen, wie bereits 
erwähnt, zur näheren Vergleichung die oberjurassischen Gattungen Spathobatus und Asterodermus und viel- 
leicht die eocäne Trigorhina de Zignoi Heck. vom Monte Bolca genannt zu werden. Die zuletzt genannte: 
weil die eocäne Fischfauna des Monte Bolca überhaupt manche Aehnlichkeit mit den westfälischen Kreide- 
fischen besitzt. Leider ist mir weder eine genaue Abbildung noch eine Beschreibung der Trigorhina zur 
Hand. Asterodermus platypterus Ac. von Eichstädt hat nach einem von Herrn Prof. v. ZıTTEL in 
München freundlichst mitgetheilten Gypsabgusse eine so hervorragende Aehnlichkeit in der ganzen Körper- 
form, dass auf eine genauere Vergleichung eingegangen werden muss, wenngleich ein wesentliches Kenn- 
zeichen, welches Acassız zur Aufstellung der Gattung Asterodermus Veranlassung gegeben hat, unserem 
Fische fehlt. Eine ebenso grosse Berücksichtigung verdient WAsner’s Spathobatis mirabilis von Eichstädt. 

Vor allem aber müssen die Rhinobatiden der Kreide und von diesen wiederum in erster Linie der, 
wie es scheint, durch eine schlankere Körperform und ein sehr verlängertes Rostrum ausgezeichnete 
Rhinobatus tenwirostris Davıs das wichtigste Vergleichsmaterial hergeben® Die übrigen von Davıs be- 
schriebenen Rhinobatus-Arten des Libanon eignen sich wegen ihrer mangelhaften Erhaltung oder wegen ihrer 
abweichenden Körperform weniger zur Vergleichung. 

Aus den durch Körperform und übereinstimmendes geologisches Vorkommen begründeten Ver- 
wandtschaft habe ich geglaubt, unseren Fisch seinen Genossen aus der oberen Kreide um so mehr zugesellen 
zu müssen, als auch die Gattungen Spathobatus und Rhinobatus kaum verschieden sein dürften. 


Rhinobatus tesselatus® v. d. Marcx. — Taf. V, Fig. 1. 2. 3 und 4. 


Von diesem Fische ist an der oben bezeichneten Localität bis jetzt ein einziges Exemplar und 
auch dieses in nur unvollständiger Erhaltung aufgefunden. Von seinen Bauchflossen sind nur Bruchstücke, 


1 Palaeontographica Bd. VII. S. 9, Taf. I. Fig. 1. 

? Spathobatis Bugesiacus THıoLuıkre. Aus den lithographischen Schiefern von Cirin in Frankreich. 

3 Nouvelles recherches sur les poissons fossiles du Mont Liban. pag. 113, Pl. XIX. 

* Dr. James W. Davıs. The fossil fishes of the Chalk of Mount Libanon in Syria; in: The scientific Trans- 
actions of the Royal Dublin Society. Vol. III. (Ser. II.) Pag. 487. pl. XIX. 

® Paleontologia delle Provincie Napolitane. Appendice Ia. Napoli, 1865. pag. 108, Tav. C. 

6 Wegen der mosaikartig zusammenstehenden quadratischen Chagrinkörperchen. 


Fische der westfälischen Kreide. 43 


von der Wirbelsäule mit ihren Anhängen nur einzelne Wirbel, sowie Abdrücke derselben erhalten. Der 
hintere Theil des Schwanzes ist abgebrochen, so dass es nicht möglich ist, die Länge desselben ganz genau 
(Vergl. Taf. V, Fig. 2.) und die Anzahl der Wirbelkörper auch nur annähernd festzustellen. Nicht im 
Zusammenhange mit dem Hauptexemplar, aber doch in dessen unmittelbarer Nähe ist noch ein 14,5 cm 
langes Stück, welches mit der Schwanzflosse endet, gefunden, so dass man mit einer an Gewissheit 
grenzenden Wahrscheinlichkeit dieses Bruchstück als zum Hauptexemplar gehörend betrachten kann. 
Ob ausserdem zwischen den beiden Bruchstücken noch ein weiteres Stück fehlt, ist vorläufig nicht zu 
ermitteln. 

Die Länge des grösseren Bruchstückes beträgt 53 cm, wozu man noch die Länge des Schwanz- 
stückes mit 14,5 cm hinzurechnen darf, so dass die Totallänge des Fisches auf 67,5 cm zu schätzen ist. 
Die grösste Breite des Rumpfes in der Breitenausdehnung der Brustflossen beträgt 22,5 cm. Die Total- 
“länge des Schwanzes beträgt unter Hinzurechnung des Bruchstückes 32,5 cm. Seine grösste Breite, gleich 
hinter den Bauchflossen, misst 4 cm, von wo dieselbe allmählich nach hinten zu abnimmt. An der Bruch- 
stelle des Hauptstücks beträgt sie 1,3 cm und mit der nämlichen Breite setzt sich der Schwanz in dem 
kleinen Bruchstücke fort, dessen Ende durch die Schwanzflosse etwas breiter gewesen sein dürfte. 

Der vordere Theil des Fisches ist besser erhalten. Der aus Kopf und Brustflossen bestehende 
Theil des Rumpfes besitzt eine rhomboidische Form mit einem nicht unerheblich verlängerten Rostrum. 
Das letztere ist zwar länger wie bei den verwandten Asterodermus platypterus Ac. und Spathobatis mirabilis 
Wacn., allein weniger lang wie bei Krhinobatus tenwirostris Davıs, wie folgende Messungen ergaben. 


1. Die Breite des Kopfes in der Gegend der Maulspalte verhält sich zur Entfernung der letzteren 
von der Spitze des Rostrums: 
bei Asterodermus platypterus . . . wie 1: 0,90 


eSpathobatis mirabilisı 2 ...2n.20 14. 1:40,83 
AllımseremaRische nut. Kaufe » +20:541:,%2,06 
„ hhinobatus tenwirosiris: -» -» =: „1: 2,60. 


2. Die Entfernung der Spitze der Brustflossen von der Spitze des Rostrums beträgt: 


bei Asterodermus platypteruss . . . . 12 bis 13 cm 
N mseremaküischer 0.0... 0.2.. ...13.cm 
„ Hhinobatus tenwirostris -. - » -» - 20,4 cm. 


3. Acht Centimeter hinter der Spitze des Rostrums beträgt die Breite des letzteren: 


bei Asterodermus platypterus . . . . . Tem 
Besunseremelischer a. an ey 
we hhinobatästenwirosins” -» 2.2. 18 „ 


4. Ein Centimeter hinter der Spitze des Rostrums beträgt die Breite des letzteren: 
bei Asterodermus platypterus . » . . . 2,4 cm 
BRunsererms Risch u ef ara a 25 
 Khmobatus tenwirositis wm.) er 0, 


44 von der Marck. 


Die Lage des Fisches ist die bei den fossilen Batoideen gewohnte Rückenlage, so dass Augen, 
Nasen- und Spritzlöcher nur als undeutliche Abdrücke auf der Unterseite des Fisches zu erkennen sind. 
Sehr deutlich hingegen treten auf jeder Hälfte der Unterseite je fünf Kiemenlöcher mit ihren Bögen hervor. 

Von den Spitzen der obersten Brustflossenstrahlen an ist das Rostrum von einer Chagrinhaut 
eingefasst, die sich über den grössten Theil der Unterseite des Fisches fortsetzt und an der Peripherie der 
Brustflossen, den Knorpelbändern des Brustgürtels, der Umgebung der Maulspalte etc., besonders gut er- 
halten ist. Diese Chagrinhaut besteht aus winzigen quadratischen und mosaikartig zusammengesetzten 
Körperchen, deren Seiten kaum 0,25 mm messen (Vergl. Taf. V, Fig. 3.). An der Spitze des Rostrums 
bemerkt man unter diesen winzigen Körperchen noch eine Schicht stärkerer Quadrate von mindestens 
0,50 mm Durchmesser, deren Ecken mehr gerundet erscheinen (Vergl. Taf. V, Fig. 4.); ob diese die 
Abdrücke der jedenfalls stärkeren Chagrinhaut der Oberseite des Fisches darstellen ? 

Die Maulspalte ist gegen 5 cm lang, sigmaförmig gebogen und lässt eine Anzahl kleiner, rauten- 
förmiger, gegen 0,50 mm breiter Pflasterzähnchen erkennen. 

Die deutlich hervortretenden Kiemenlöcher mit ihren Bögen sind schon oben erwähnt. 

Die Brustflossen sind in ihrem Umfange gut erhalten. Ihre Länge beträgt 16 bis 18 cm; ihre 
Breite, vom Propterygium an gemessen, 7 cm. Letzteres besteht aus wohlerhaltenen, kräftigen Knorpeln, 
während die übrigen Knorpel des Schultergerüstes zerdrückt und verworfen erscheinen. Die Anzahl der 
Flossenstrahlen ist nicht mit Sicherheit anzugeben; ebensowenig kann man eine deutlich ausgedrückte 
Articulation erkennen, wenn gleich Andeutungen davon auf den hinteren Theilen der Flossen vorhanden 
zu sein scheinen. Die einzelnen Strahlen verbreitern sich in ihrem Verlaufe nach der Peripherie zu. An 
beiden Seiten der Wirbelsäule bemerkt man Eindrücke schwächerer Knorpel, welche in schräger Rich- 
tung der Wirbelsäule zustreben und ebenfalls zur Kräftigung des Schultergerüstes beigetragen zu 
haben scheinen. 

Von den Bauchflossen sind nur undeutliche Reste erhalten. Sie müssen keinen erheblichen Umfang 
gehabt haben; ihre grösste Breite. betrug — soweit eine Messung gestattet war — einschliesslich des 
zwischenliegenden Theiles des Rumpfes, 11 cm, während die Breite der Brustflossen, in ähnlicher Weise 
gemessen, fast das Doppelte beträgt; ein Verhältniss, wie es sich bei Spathobatis mirabilis Wan. wieder- 
holt. Bei Asterodermus platypterus Ac. ist diese Flosse noch schmäler. Die Länge der Flosse kann kaum 
5 cm betragen haben. — Vom Beckengürtel fehlt jede Spur. 1 

Weitere Flossen sind nicht sichtbar; nur die Schwanzflosse, die das Ende des Schwanzbruchstücks 
bildet, besitzt hier eine Länge von 8 cm. Ihr unterer Theil ist nur unvollständig erhalten, so dass ihre 
Breite nicht sicher anzugeben ist. 

Wie schon angeführt, ist auch der Erhaltungszustand der Wirbelsäule ein sehr mangelhafter, so 
dass die Zahl ihrer Wirbel nicht angegeben werden kann. Unter Berücksichtigung der vielen kleinen 
Schwanzwirbel mag die Gesammtzahl wohl nicht unter 125 gewesen sein. Die ersten, gleich hinter dem 
Schultergürtel sichtbaren Wirbel erscheinen kleiner, wie die folgenden. Von letzteren besitzen die ersten, 
so weit ihre Grösse sich fesstellen lässt, eine Länge von 3,50 mm bei einer Breite von 5 mm. Hier 
bemerkt man auch die Abdrücke weniger Rippen. 

Mit diesem Fische sind in der oberen Kreide Westfalens folgende Elasmobranchier vertreten, wenn 
die Funde einzelner Zähne nicht mitgerechnet werden: 


Fische der westfälischen Kreide. 45 


Unterklasse: E]lasmobranchii, Boxar. 
Ordnung: Plagiostomi, Morr. 
Unterordnung: Squalidae, Mörr. 
Familie: Scyllia, Mürn. 
Gattung: Thyellina, Münsr. 
Art: Th. angusta, Münst.! 
Gattung: Palaeoscyllium v. d. M. 
Art: P. Decheniv. d. M.? 
Familie: Squatinidae ZırtEı. 
Gattung: Squatina Dumkkın. 
Art: Sq. Baumbergensis v. d. M.’ 
Unterordnung: Batoidei Zırrer. 
Familie: Rhinobatidae Zırter. 
Gattung: Rhinobatus Brocn. 
Art: Rh. tesselatus v. d. M.*. 


II. 


Noch einen zweiten für unsere westfälische Kreide wichtigen Fisch haben ebenfalls die bei Münster 
belegenen Baumberge in jüngster Zeit geliefert. 

Bei der ersten flüchtigen Betrachtung erschien der Abdruck desselben zwar ziemlich gut erhalten 
zu sein, allein eine nähere Besichtigung ergab, dass hier ein in der Rückenlage befindlicher Fisch vorlag, 
dessen Rückenflosse sowohl, wie seine Afterflosse gänzlich fehlte. Auch der vordere, vorzugsweise charakteristische 
Theil des Kopfes ist durch Gesteinsmasse überdeckt und der nach oben gerichtete Schwanzflossenlappen 
nur zum Theil erhalten. Leider gelang es den Bemühungen des Herrn Geheimen Regierungsrathes Prof. 
Hosıus, dem wir auch diese Bereicherung des akademischen Museums verdanken, nicht, den entsprechenden 
Gegenabdruck des Fisches zu ermitteln. 


1 Acasızs. Poiss. foss. III, pag. 378, Tab. 39, Fig. 3. v. D. Marck, Palaeontogr. XXII, S. 64, Taf. II, Fig. 6. 
? Palaeontographica Bd. XI, S. 68, Taf. VIII, Fig. 6 u. 7. 

® Palaeontographica Bd. XXXI, S. 264, Taf. XXV, Fig. 1—5. 

* Palaeontographica Bd. XLI, S, 42, Taf. V, Fig. 1—4. 


46 von der Marck. 


Die Gestalt des schlanken Fisches — und um diese kann es sich hier, wo so kennzeichnende 
Skelettheile fehlen, bei der Vergleichung mit bereits bekannten nur handeln — erinnert an ähnliche Formen, 
wie solche als Arten der Gattungen Spaniodon PıcrEr, Thrissopterus HEcKEL und Thrissopteroides m. aus 
cretacischen und eocänen Schichten bekannt sind. 

Schon im Jahre 1873 habe ich bei der Besprechung des mir damals vorliegenden Thrissopteroides 
elongatus‘ die Aehnlichkeit desselben mit Arten der Pıcrter’schen Gattung Spaniodon, vorzugsweise mit 
Spaniodon elongatus, betont. Nur der Mangel der von PıcrEr hervorgehobenen Bezahnung war die Haupt- 
veranlassung, den westfälischen Fisch nicht zur Gattung Spaniodon zu bringen. Eine gewisse äussere 
Aehnlichkeit mit einem aus den eocänen Schichten des Monte Bolca stammendem Fische, von dem HEckEu eine 
Art seiner Gattung Thrissopterus als T’h. Catulli? einverleibt hatte, bestimmte mich, die westfälischen Fische 
vorläufig einer der Hrcrer’schen Gattung nahestehenden, unter der Bezeichnung: Thrissopteroides einzureihen, 
und zwar umsomehr, als die Thatsache, dass zwischen den alt-tertiären Fischen des Monte Bolca und den- 
jenigen der jüngsten westfälischen Kreide schon früher in einzelnen Gattungen Uebereinstimmungen beob- 
achtet waren. Der Gattung Thrissopteroides sollen häringsartige Fische mit Bürstenzähnchen (?) zahlreichen 
Wirbelkörpern, zarten Rippen und Apophysen, einer zurückliegenden Rückenflosse und sehr entwickelten 
Brustflossen, sowie mit strahlenlosen bis zur Rückenflosse sich erstreckenden Stützbeinchen versehene Indi- 
viduen angehören. Aber schon im Jahre 1883 ® konnte ich über eine weitere Art meiner Gattung Thrisso- 
pteroides berichten, und bei dem besseren Erhaltungszustand von Th. intermedius ergänzend hinzufügen, 
dass in seinem Unterkiefer wenigstens zwei starke, bis 4 mm lange Zähne vorhanden seien. Auch in der 
Bauchgegend eines Exemplares von Th. latus m. hatten sich Reste der Wirbelsäule eines verspeisten kleinen 
Fisches erkennen lassen, wodurch gleichfalls auf ein solideres Gebiss auch dieser Art von Thrissopteroides 
geschlossen werden konnte. Somit war schon damals ein Hauptmerkmal bekannt geworden, dessen Fehlen 
mir früher Veranlassung gegeben hatte, die in der westfälischen Kreide vorkommenden, im übrigen der 
Gattung Spamiodon sehr ähnlichen Fische, nicht letzterer, sondern der neuen Gattung Thrissopteroides 
zuzurechnen. 

Der Erhaltungszustand des heute in Rede stehenden Fisches ist, wie schon bemerkt, ein so mangel- 
hafter, dass eine sichere Gattungsbestimmung zur Zeit nicht möglich ist. Da indess die wahrnehmbaren 
Verhältnisse desselben sich von denen aller seither bekannt gewordenen Arten der westfälischen Kreidefische 
am meisten denjenigen der PıcrrrT'schen Gattung Spaniodon nähern, so möchte ich ihn vorläufig und bis 
besser erhaltene Exemplare ein bestimmtes Urtheil gestatten, als 


Spaniodon lepturus v. d. Marcr. — Taf. V, Fig. 5. 
bezeichnen. 


Die Gesammtlänge des Fisches beträgt, einschliesslich der Schwanzflosse, 26 cm, von denen 
4,4 cm auf den Kopf kommen. In der Gegend der Brustflossen ist der Fisch 1,9 cm, in der halben Ent- 


fernung von hier bis zu den Bauchflossen 2,1 cm hoch — oder vielmehr unter Berücksichtigung seiner 
Rückenlage — breit. Von da nimmt die Höhe — Breite — gleichmässig bis zum Beginn der Schwanz- 


t Palaeontographica Bd. XXII, Taf. II, Fig. 3, S. 61. . 
?2 J. J. Hecker. Beitr. zur Kenntniss der foss. Fische Oesterreichs. Taf. XII, Fig. 3, S. 62. Wien, 1856. 
> Palaeontographica Bd. XXXI, Taf. XXIV, Fig. 2, S. 258 etc. 


Fische der westfälischen Kreide. 47 


flosse ab, wo dieselbe nur noch 1 cm beträgt. Die Kopflänge verhält sich zur Totallänge = 1: 5,8 oder 
etwas weniger, da der vordere Theil des Kopfes nicht sichtbar ist. Die Entfernung der Anheftungsstellen 
der Brustflossen von denjenigen der Bauchflossen beträgt 7,3 cm und die diejenige der Anheftungsstelle 
der Bauchflossen von dem Beginn der Schwanzflosse misst 9,0 cm. 

Vom Kopfe ist allein das Keilbein und die 10 mm im Durchmesser weite Augenöffnung deutlich 
erkennbar. Ein stärkerer Knochen, der in der Nähe der Anheftungsstelle der Brustflossen liegt und ein 
diesem Knochen entsprechender Hohldruck, scheinen zum Schultergürtel zu gehören. 

Die Brustflossen bestehen aus je einem ungetheilten und 10 getheilten Strahlen. Beide sind 
abgebrochen und deshalb nur bis zu einer Länge von 2 cm zu verfolgen. 

Von den Bauchflossen sind ebenfalls nur Reste erhalten. Die in ihrer jetzigen Lage nach oben 
gekehrte lässt einen ungetheilten und 6 getheilte Strahlen erkennen, die sich auf einen verlängert-dreieckigen 
Beckenknochen einlenken. Die längsten Strahlen lassen sich bis zu einer Entfernung von 2 cm verfolgen. 
Die untere Bauchflosse ist ungenügend erhalten. 

Von der Schwanzflosse ist nur der in seiner jetzigen Lage untere Lappen unvollständig erhalten 
und besteht aus einem stärkeren ungetheilten aber gegliederten und aus wenigstens zehn weichen getheilten 
Strahlen, deren längste 4,5 cm messen. Der zweite Schwanzflossenlappen ist unvollständig erhalten. 

Die Wirbelsäule besteht aus 40 Bauch- und gegen 15 Schwanzwirbeln, die 3 mm lang und in 
der Bauchgegend um ein geringes höher sind. Ihre Zahl ist nicht durch direkte Zählung zu ermitteln, 
da ein Theil derselben sich nicht kenntlich hervorhebt. Die Schätzung ist daher nach der Grösse der 
schätzbaren Wirbel im Vergleiche zur Gesammtlänge der Wirbelsäule erfolgt. Von ihnen gehen feine und 
lange Rippen und Apophysen aus, die mit zahlreichen Gräten vereinigt, sich in halber Höhe zwischen der 
Wirbelsäule und dem Umfange des Körpers bis zum Schwanze erstrecken. Es ist nicht zu erkennen, ob 
in einer normalen Lage des Fisches sich die Rippen bis in die Nähe des unteren Bauchrandes erstrecken. 

Schuppen sind nicht zu erkennen. 

In der Bauchgegend bemerkt man da, wo man die hier nicht ganz deutlichen Wirbel finden müsste, 
eine Reihe eigenthümlicher Knochengebilde, die aus einem breit-ovalen, in zwei Spitzen auslaufenden Körper 
bestehen, dessen unteres Ende überdeckt ist. Nach ihrem Vorkommen sollte man in ihnen Basaltheile 
von Rippen oder Apophysen vermuthen — Taf. V, Fig. 6. — Auch an Schilder einer Seitenlinie könnte 
man denken. 

Schliesslich sage ich dem Herrn Stud. rer. nat. W. Karsca in Münster für die freundliche Mühe- 
waltung, mit welcher er die Zeichnung beider Fische übernommen und ausgeführt hat, den wärmsten Dank. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel V. 


Fig. 1. Rhinobatus tesselatus v. d. M. 

Schwanzende desselben. 

Kleine Chagrinkörperchen; vergrössert. 

Grössere # 5 

Spaniodon lepturus v. d. M. 

Eigenthümliche Knochengebilde desselben, in doppelter 
Grösse dargestellt. 


SEEN 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeontographica Bd. XLI. 


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3 
EB 


Monographie des Genus Rhynchonellina Gemm. 


Von 


Emil Böse. 


Mit Taf, VI. VII. 


Litteraturverzeichniss', 


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15. 1887. Oehlert. Brachiopodes. (in: Fischer, Manuel de Conchyliologie.) 
16. 1888. Rothpletz. Das Karwendelgebirge. (Zeitschr. d. deutschen und österr. Alpenvereins). 
17. 1889. Parona. Note palaeont. sul. lias infer. nelle Prealpi Lombarde. (Rendic. R. Ist. Lomb.) 
18. 1890. Bittner. Die Brachiopoden der alpinen Trias. (Abh. d. k. k. geol. Reichanst.) 
19. 1892. Skuphos. Die stratigraphische Stellung der Partnach- und der sogenannten unt. Cardita-Schichten in 
den Nordtiroler und Bayr. Alpen. (Geognost. Jahreshefte d. kgl. bayr. Oberbergamtes.) 
20. 1893. Botto-Micca. Fössili degli strati a Lioceras opalinum Rem. e Ludwigia Murchisonae Sow. della Croce 
di Valpore (M. Grapa) Provincia di Treviso. (Boll. d. Soc. geol. ital. Vol, XII fasc. 3.) 


1 In dieser Liste sind nur die Werke enthalten, welche Rhynchonellinen beschreiben oder erwähnen, die übrige 
Litteratur wird im Text eitirt. 


Palaeontographica, Bd, XLI. 7 


Einleitung. 


Das Genus Rhynchonellina wurde 1871 von GEMMELLARO (1, pag. 29)‘ aufgestellt und in einer aus- 
führlichen Gattungsdiagnose begründet; zugleich wurden 4 Species (Rh. Suessi, bilobata, Ovofaloi, Seguenzae) 
benannt, deren Alter der Verfasser als tithonisch bestimmte. 

Schon vorher hatte Hauer (2, pag. 445) auf eigenthümliche Brachiopoden in weissem Kalkstein 
von Risano in Dalmatien aufmerksam gemacht, welche BirTxer später (1880) als zum Genus Rhynchonellina 
gehörig erkannte. 

Im Jahre 1874 beschrieb Borck# (4, pag. 167) eine Rhynchonella Hofmanni aus dem untern Lias, 
auch in ihr vermuthete Bittner mit Recht eine Rhynchonellina. 

Vier Jahre später (1878) beschrieb Lersıvs (5, pag. 364) eine neue Ahynchonellina, aber eben- 
falls unter unrichtigem Genusnamen; er nannte sie Spirifer orthiformis. 

1880 bestimmte Bitter (7, pag. 232) die Brachiopoden von Risano und erkannte, dass sie Rhyn- 
chonellinen seien; eine Art bestimmte er als Rh. Suessi, zwei andere irrthümlicherweise als Rh. bilobata GEM. 
und Rh. Seguenzae Gem. Er hielt infolgedessen die betreffenden Ablagerungen für Tithon. In derselben 
Arbeit sprach er die Vermuthung aus, dass Rh. Hofmanni ebenfalls zu Rhynchonellina gehöre. 1883 wurden 
die Brachiopoden von Risano durch EiCHENBAUM (8) genauer bearbeitet. Er nahm die Bestimmungen BITTNEr’s 
an und stellte eine neue Species Rh. Brusinai auf. Im selben Jahre publicirte FRAUSCHER (9, pag. 730), 
welcher übrigens auch die Arbeit des mittlerweile verstorbenen EıcHEnBAUMm redigirte, ebenfalls eine neue 
Species: Rh. Fuggeri aus vermuthlich liasischem Kalk des Untersberges. Ausserdem citirte er Exemplare 
der Rh. bilobata vom Untersberg, welche jedoch Bırrser später als Jugendformen der Rhynchonella 
pedata erkannte. R 

Im nächsten Jahre (1884) benannte Haas (10, pag. 30 fi.) zwei weitere neue Species: Rhynchonellina 
Blanci und Rh. Renevieri. Ebenfalls 1884 beschrieb ParonA (11, pag. 7) Brachiopoden aus dem untern 
Lias von S. Rocco-d’Adrara als Rh. Hofmanni BoEckH, bei welcher Gelegenheit er auch darauf hinwies, 
dass im Lias von Saltrio und Arzo, sowie im untern Lias von Papigno bei Cesi (Umbrien) Rhynchonellinen 
vorkämen, und dass ferner möglicherweise zwei Spiriferen, welche MexecHinı (3, pag. 174, 175, 218, 
Taf. 29, Fig. 14—17) abbildet, ebenfalls in das Genus Rhynchonellina zu stellen seien. ParonA (12, pag. 248) 
beschrieb noch im selben Jahr die von Saltrio und Arzo stammende Art als Rh. alpina. 

1886 fügte GEMMELLARO (13, pag. 342) den vorhandenen Species eine neue kleine glatte Form 
als Rhynchonellina pygmaea (aus dem obern Lias Siciliens) hinzu. 

Bisher hatte man in den Nordalpen kein Exemplar unseres Genus gefunden; erst im Jahre 1886 
publicirte RorHupLerz (14, pag. 157) eine Species, welche er als Rhynchonellina orthisiformis bezeichnete, 
sie stammt aus dem untern Lias des Schwarzenberges bei Hohenschwangau. 1888 citirte derselbe Autor 


1 Die in Klammern stehenden Zahlen beziehen sich auf die Nummern des Litteraturverzeichnisses pag. 49. 


Monographie des Genus Rhynchonellina. 51 


(16, pag. 33) ein Vorkommen der Ah. pygmaea Gem. in der Aspasia-Zone des Karwendels. Im folgenden 
Jahre gab Parona (17, pag. 5) an, dass bei Adrara eine kleine Rhynchonellina einen Theil des Liasgesteines 
erfülle. Er nannte die Species Rh. lens, beschrieb sie aber nicht weiter. 


Endlich 1890 beschrieb Bırrwer (18, pag. 192, 194) zwei Species: Rrhymchonellina Kastneri und 
Rhynchonellina juvavica, von welchen er angab, dass sie im Dachsteinkalk vorkämen. Ferner erkannte er, 
dass die von FrAuscHErR citirte Rhynchonellina aft. bilobata zur Rh. pedata gehöre. 

Ausserdem publieirte Brttser in demselben Werk ein längere Auseinandersetzung über triadische 
Rhynchonellinen, in welcher er alle bisher bekannt gewordenen Species dieses Genus zusammenstellte und 
die Vermuthung aussprach, dass verschiedene unter anderem Genusnamen beschriebene Brachiopoden in 
das Genus Rhynchonellina zu stellen seien. 

Schliesslich publieirte 1893 Borro-MıccA (20, pag. 52) eine Monographie der Doggerfauna des Mte. 
-Grappa, in welcher er eine weitere Species von Rhynchonellina, nämlich Rh. Arturi aufstellte. 

Leider konnte ich nicht alle in dem Vorhergehenden aufgeführten Species erhalten; so waren die 
Originale zu den citirten Abbildungen Menesnmnr’s weder in Mailand noch in Pisa, trotz der freundlichen 
Bemühungen der Herren Prof. Sanmoıracnı und Prof. Canavarı aufzufinden. Ebensowenig gelang es 
Herrn Prof. Wascen in Wien die Original-Exemplare von Rh. Blanci und Reneweri Hass zu finden; 
sie waren in dem Museum niedergelegt, als dieses noch unter der Leitung N£umayr’s stand. Auch die von 
ParoxA angeführten Rhynchonellinen von Cesi sind im Museum von Pavia verlegt worden, so dass ich sie 
nicht besichtigen konnte. Das ganze übrige Material wurde mir von den Directionen der verschiedenen 
Museen bereitwilligst zur Verfügung gestellt; für die liebenswürdige Uebersendung von Rhynchonellinen 
spreche ich an dieser Stelle meinen Dank aus den Herren Dr. A. Bittner in Wien, Director Dr. J. BosckH 
und Dr. Prr#ö in Budapest, Prof. Canavarı in Pisa, Dr. Es. Fraas in Stuttgart, Prof. Fusser in Salzburg, 
Prof. Lersıus in Darmstadt, Dr. med. Rora in Bergamo, Prof. Paroxa und Dr. Borro-Micca in Turin und 
Prof. Taramernır in Pavia. Ferner danke ich den Herren Prof. Sarmorraszı in Mailand und Prof. WaAGEN 
in Wien für ihre liebenswürdigen Bemühungen, mir das gewünschte Material zu verschaffen, sowie den Herren 
Geheimrath v. Zırren und Dr. A. Rormererz in München für die grosse Bereitwilligkeit, mit welcher sie 
mich bei der Untersuchung der auf den folgenden Seiten beschriebenen Arten unterstützten. 

Bei der Durcharbeitung des gesammten Materials war ich genöthigt, eine Anzahl unrichtiger Be- 
stimmungen zu corrigiren. Der besseren Uebersichtlichkeit wegen zähle ich bereits hier diese auf und setze 
meine Correcturen daneben. 


Autor der irrthümlichen Bestimmung: Correctur: 
Bittner | Rh. bilobata, Rh. Bittneri nov. spec. 
EicHengaun | „  Seguenzae, „ Züteli nov. spec. 
PARONA „  Hofmanni, „  Paronai nov. Spec. 
BITTNER „  Juvavica, „  Seguenzae GEM. 
Lepsıus Spirifer orthiformis, „  orthisiformis Lers. Sp. 


Ausserdem habe ich für Rh. orthisiformis RoTupLETz einen neuen Namen Rh. Rothpletzi schaffen 
müssen, da der andere vergriffen ist. 


592 Systematische Stellung der Rhynchonellinen. 


Ferner habe ich zu bemerken, dass Bitter von Orthoidea liasına FRıREn! und Leptaena? appen- 
ninica Can.? vermuthete, auch sie gehörten zum Genus Rhynchonellina. Ich kann diese Vermuthung nicht 
bestätigen, Orthoidea liasina ist nichts anderes als eine junge Waldheimia numismalis, wie sie auch in 
Franken und Schwaben nicht selten vorkommt. DrsLonGcHAmps®? hat derartige Exemplare bereits 1864 be- 
schrieben und abgebildet. Als Haas und Perrı‘ die inzwischen aufgestellte Gattung vertheidigten, erwiderte 
DESLONGcHAMmPs? nur: „Orthoidea (FRIREN) n’est que le jeune äge de la Ter. numismalis, que Mm. Haas 
et Perrı s’obstinent, dans leur travail sur les brachiopodes de l’Alsace-Lorraine, a considerer comme un 
genre special, en proclamant que j’ai fait une grosse erreur ä ce sujet.“ Haas und Prrrı behaupten, dass 
kein Medianseptum bei Orthoidea vorhanden sei; ich habe jedoch ein solches bei Exemplaren der Metzer 
Localität beobachtet. Leider konnte ich kein Exemplar anschleifen, da in der Münchener Sammlung nur 
wenige Stücke von dem Metzer Fundpunkt vorhanden sind. Sicherlich hat aber Orthoödea liasina nichts 
mit Rhynchonellina zu thun, da ihre Schale punktirt ist. 

Was nun Leptaena? appenminica angeht, so lässt sich einstweilen nicht ausmachen, wohin sie ge- 
hört; zwar weist sie im Habitus eine gewisse Aehnlichkeit mit glatten Rhynchonellinen auf, doch ist das 
nicht hinreichend, um das Genus sicher zu bestimmen. 


Systematische Stellung der Rhynchonellinen. 
A. Gattungsdiagnose. 


Schale: faserig, ohne Punktirung. 

Gestalt: symmetrisch, ungleichklappig; im Umriss rechteckig, queroval, kreisrund, hochoval. 

Schalenoberfläche: glatt oder mit Rippen bedeckt. Entweder sind einfache Rippen vorhanden oder 
eine gitterartige Ornamentirung; diese entsteht dadurch, dass eng stehende feine Rippen von eng- 
stehenden kräftigen Anwachsstreifen regelmässig gekreuzt werden. 

Grosse Schale: mehr oder weniger gewölbt; vielfach mit Wulst versehen. 

Kleine Schale: weniger gewölbt als die grosse, zuweilen flach deckelförmig, häufig befindet sich in der 
Medianlinie ein Sinus. 

Schnabel®: mehr oder weniger hoch und kräftig, spitz, aufrecht stehend oder gebogen. Schnabelkanten 
sehr scharf, sie begrenzen zusammen mit der geraden oder gebogenen Schliesslinie eine meistens grosse, 
breite, concave oder flache, dreiseitige Area. In der Mitte der Area befindet sich eine dreieckige 
Oeffnung, welche von 2 dreiseitigen Deltidialplatten begrenzt wird. 


1 Frıren, Melanges palaeont. ete. Bull. d. Soc. d’Hist. nat. de Metz 1875, pag. 1 ff., Taf. 1, Fig. 1—. 

2 CAnavarı, Contrib. III alla conosc. dei brach. d. str. a Ter. Aspasia nell Appennino centr.; Atti d. Soc. tosc' di sc. 
nat. 1884, pag. 73, Taf. 9, Fig. 7. 

> Palaeont. franc., Terr. jur. Brach. pag. 83, Taf. 13, Fig. 1—2. 

* Brach. d. Juraform. v. Els.-Loth. 1882, pag. 303 fi. 

5 Et. crit. sur d. brach. nouv. ou peu connus 1886, pag. 212. 

6 s. hierzu die schematische Abbildung Fig. 1 A, B, C, welche nach Schliffen und Steinkernen construirt wurde. 


Systematische Stellung der Rhynchonellinen. 59 


Schlosst: Zwei schiefstehende, oft grosse seitliche Zähne der grossen Klappe greifen in die Zahngruben 
der kleinen Klappe ein. 

Brachialapparatt: dieser besteht aus zwei langen, säbelförmig gebogenen breiten Cruren, welche parallel 
mit einander verlaufen und nur am Ende ganz wenig divergiren; sie reichen vom Schlossrand der 
kleinen Schale bis unter oder über die Mitte der grossen; angeheftet sind sie zu beiden Seiten 
der Mitte des Schlossrandes der kleinen Schale. Bei einigen Arten entsenden die Cruren gleich 
an ihrem Anfang ganz kurze parallele sichelförmige Lamellen, welche gegen die grosse Schale hin 
gekrümmt sind. | 


Fig. 1. 


2 


A. Grosse Schale von Rhynchonellina. a Area, d Deltidialplatte, c Zahnstütze, d Zahn, e Muskelleiste. 
— B. Querschnitt durch Rhynchonellina. « Zahnstütze, d Muskelleiste der grossen Klappe, ce Crure, d Zahn- 
grube, e Muskelleiste der kleinen Klappe, f Zahn. — €. Brachialschale von Rhynchonellina. «a Crura, 
d Muskelleiste, ce Zahngrube, d Medianseptum, e Verstärkung der Zahngruben und der Crurenansatzstelle. 


Muskeleindrücke‘: Auf der kleinen Klappe sind fast immer zwei lancettförmige Eindrücke der Adduc- 
toren zu beobachten, welche durch das Medianseptum getrennt und seitlich von leistenförmigen 
Anschwellungen der Schale begrenzt werden. Auf der grossen Schale sind die Muskeleindrücke 
mehr oder weniger verschwommen, aber ebenfalls von zwei Leisten seitlich begrenzt. 

Stützapparate‘: Die Zähne der grossen Schale werden bei allen von mir untersuchten Exemplaren von 
Septen (Zahnstützen) gestützt. Auch die Zahngruben der kleinen Klappe haben solche Stützen als 
Verstärkung der Anhaftstellen der Muskeln, welchen Zweck auch die Septen der grossen Schale 
erfüllten. Bei den meisten Arten ist ein deutliches Medianseptum vorhanden, welches sich nach 
dem Schlossrand zu verdickt und zur Verstärkung der Anhaftstelle der Cruren dient. 

Meine Diagnose weicht in einzelnen Punkten von derjenigen GEMMELLARO’S ab; so z. B. in der 
Beschreibung des Umrisses. Hinzugefügt habe ich vor allem, dass bei denjenigen Arten, von welchen ich 
Schliffe machen konnte, Zahnstützen vorhanden sind, und dass bei fast allen deren Erhaltungszustand nicht 
gar zu ungünstig war, ein Mediumseptum beobachtet werden konnte. Ferner habe ich nie ein ovales 
Foramen, sondern immer nur eine dreieckige Deltidialspalte gefunden; trotzdem fast alle früheren Autoren 
ebenfalls das ovale Foramen gesehen haben wollen. 


1 Hierzu die schematische Abbildung Fig. 1 A, B, C, welche nach Schliffen und Steinkernen construirt wurde. 


54 Systematische Stellung der Rhynchonellinen. 


B. Verwandtschaft. 


Das Genus Rhynchonellina gehört zur Familie der Rhynchonelliden, wegen der Beschaffenbeit der 
Schale (faserig, nicht punktirt) und des Brachialgerüstes. Es schliesst sich eng an das Genus Rhynchonella 
an; mit ihm hat es gemeinsam die Struktur der Schale, das häufige Vorhandensein des Medianseptums, 
die freistehenden Cruren und die Zahnstützen. Rhynchonellina unterscheidet sich von Rhynchonella durch 
die — von oben gesehen — stets gerade Schlosslinie, die grosse Area, die Form der Deltidialplättchen, 
welche man als persistentes Jugendstadium ' eines echten Deltidiums auffassen kann; ferner durch die 
Deltidialspalte, die Länge der Cruren, sowie die Gestalt der Schale: während nämlich bei Rhynchonella der 
Sinus meistens auf der grossen Schale liegt, befindet er sich bei Rhynchonellina fast immer auf der kleinen. 

Rhymchonellina schliesst sich, wie schon BiTTner bemerkte, sehr nahe an die Gruppe der Rh. pedata 
an, welche Bırrner ? unter dem Namen Halorella als Subgenus abtrennt. Bei dieser Gruppe kommen 
schon etwas längere Cruren als bei den übrigen Rhynchonellen vor, doch unterscheidet sie sich äusserlich 
in dem Bau des Schnabels von Rhynchonellina; wie bereits BITTwer hervorhob, fehlt dieser letzteren Gattung 
stets das charakteristische „Halorellenohr“, d. h. die Ausbuchtung der Schlosslinie. 

Fast noch näher steht den Rhynchonellinen eine andere triasische Art, nämlich Ahynchonella loricata 
Zırten?; äÄusserlich stimmen manche Arten ganz mit ihr überein, sowohl was die Ornamentirung als auch 
was den Bau des Schnabels angeht; dieser weist nämlich ebenfalls die dreiseitige Deltidialspalte sowie die 
beiden Deltidialplatten und die gerade Schlosslinie auf‘. ZiTTeL giebt an, dass Rh. loricata kurze Cruren 
habe, was also das einzige Unterscheidungsmerkmal von Rhynchonellina ist. Herr Oberbergdirektor von 
GuENBEL stellte mir die Originalstücke zur Verfügung, leider sind diese jedoch, wohl infolge der mangel- 
haften Aufbewahrung, in einem solchen Zustand, dass ich über die Beschaffenheit der Cruren nichts aussagen 
kann, da diese sehr wohl abgebrochen sein können. BiıTTxer° vermuthet, dass Rh. loricata eine Jugend- 
form der Rh. pedata sei, dies ist jedoch, wie ich mit Bestimmtheit constatiren kann, nicht der Fall. Auf 
die Aehnlichkeit von Rhynchonella Wettoniensis Dav.° (nach Davınson’ gleich Rh. contraria RoEem.) mit einigen 


1 Vrel. u. A. 1862 DestonscHaups, Note sur le developpement du deltidium chez les brachiopodes articules. (Bull 
de la Soc. G6ol. de France. 2e serie, Vol. XIX, pag. 409, Taf. 9), ferner 1889 BrecHer and CrArk, The development of some 
silurian brachiopoda (Memoirs of the New York State Museum), hauptsächlich pag. 35—42 und 83—85, Taf. 3, Fig. 17—28 
Taf. 4, Fig. 1—11. 

2 Bırrner, die Brachiopoden der alpinen Trias (Abhandl. d k. k. geolog. R.-A. 1890), pag. 172 f. Den Grund, 
weshalb man aus dieser Gruppe ein Subgenus machen sollte, kann ich nicht einsehen, auch Bırıner weiss kein rechtes Unter- 
scheidungsmerkmal anzugeben, was aus seiner Gattungsdiagnose (pag. 177) deutlich hervorgeht. Ich glaube, dass es genügt, 
die Pedaten als Gruppe oder als Sippe abzutrennen. Das von Bittner so oft erwähnte „Halorellenohr“ kommt nicht selten 
auch an anderen Rhynchonellen vor. 

3 Zırtet, Ueber den Brachialapparat b. ein. jur. Form. und über eine neue Brachiopodengattung Dimerella (Palaeonto- 
graphica Bd. 17, pag. 212, Taf. 41, Fig. 23). 

2 Meiner Ansicht nach sollte man Rh. loricata sowie ähnliche Arten nicht zu Rhynchonella stellen, da sie sich durch 
den Schnabelbau ganz entschieden von der lebenden Rhynchonella unterscheiden; mindestens haben wir es mit einem neuen 
Subgenus zu thun. Siehe auch pag. 57, sowie die Beschreibung von ?Rh. Finkelsteini in dieser Arbeit. 

5 Brach. d. alpin. Trias etc, pag. 168. 

6 Davıoson, Brit. foss. Brachiop. II, 1858—63. Appendix pag. 274, Taf. 55, Fig. 1—23. 

” Davınson, Supplement 1882—1884, pag. 430 und 458, 


Horizontale und verticale Verbreitung der Rhynchonellinen, 55 


Rhynchonellina-Arten hat bereits BiTTner ! aufmerksam gemacht. Leider ist das Armgerüst dieser interes- 
santen Species unbekannt. 

Weniger nahe stehen Rhynchonellina andere Gattungen der Familie der Rhynchonelliden, so z. B. 
Dimerella?; wir haben zwar auch hier die gerade Schlosslinie, sowie die Deltidialspalte mit den Deltidial- 
plättchen, ebenso sind die Cruren ebenfalls ziemlich lang und kräftig; aber die ganze Form wird durch ein 
ungemein grosses Medianseptum in zwei Kammern getheilt; ein solches Medianseptum findet sich niemals 
bei Rhynchonellina; bei diesem ist das Septum vielmehr stets ziemlich schwach ausgebildet. Alle andern 
Genera der Rhynchonelliden lassen sich kaum noch zur Vergleichung heranziehen. 


Horizontale und verticale Verbreitung der Rhynchonellinen. 


Merkwürdig ist sowohl die horizontale wie die verticale Verbreitung des Genus Rhynchonellina. 
Betrachten wir vor allem die erstere. Wir kennen Exemplare des hier untersuchten Genus von Sicilien, 
aus Umbrien, aus den Nord- und Süd-Alpen, aus Ungarn und Dalmatien, ausserdem eine nicht ganz sichere 
Art aus Württemberg. Das Genus Rhynchonellina ist somit hauptsächlich in der mediterranen Provinz des 
Jura verbreitet, und nur ein einziges Vorkommen ist aus der mitteleuropäischen Provinz zu erwähnen. 
Noch eigenthümlicher wird dieses Resultat, wenn wir die verticale Verbreitung der Gattung betrachten. 
Bisher wurde allgemein angenommen, dass die Hauptentwicklung der Genus im Tithon stattgefunden habe; 
die liasischen Vorkommnisse waren mehr oder minder aussergewöhnlich; besonders merkwürdig war der 
Umstand, dass BITTNnER sogar triasische Rhynchonellinen beschrieb. 

Als ich das mir vorliegende Maäterial durcharbeitete, gelangte ich zu der Ueberzeugung, dass auch 
die sicilianischen Arten aus dem Lias stammen müssten. Daraufhin theilte mir Herr Dr. RoT#pLEerTz mit, dass 
schon vor mehreren Jahren GEMMELLARO ihm gegenüber geäussert hätte, die aus Sicilien beschriebenen Arten 
(Rh. Suessi, bilobata, Seguenzae, Ciofaloi) stammten nicht, wie er früher angenommen habe, aus dem Tithon, 
sondern aus dem Lias. Ich gelangte zu meiner Ansicht durch folgenden Gedankengang: Rh. Suessi kommt 
.bei Risano zusammen mit Rh. Zittei n. sp., diese aber bei Hohenschwangau und Graswang im Lias vor; 
ferner Rh. juvavica Bırtn. ist nichts anderes als Rh. Seguenzae Gemm.; daraus folgt erstens: die von 
GEMMELLARO aus Biliemi etc., ebenso wie die von EıcHEnBAUMm aus Dalmatien beschriebenen Arten sind 
liasisch; zweitens: Rh. juvavica stammt aus dem Lias und nicht aus dem Dachsteinkalk. Allerdings ist ja 
die Möglichkeit vorhanden, dass Rh. Seguenzae GEMM. (= juwvavica Bırrn.) auch noch im oberen Dachstein- 
kalk vorkommt, nachgewiesen ist dies jedoch bisher noch nicht. Vielmehr hat SkupHos auf pag. 133 seiner 
Arbeit über die Partnachschichten Bayerns und Tirols bereits die Vermuthung ausgesprochen, dass jene 
inselartigen Parthien von rothem und blauem Kalk mit Rh. Seguenzae GEMmMm. (= jwavica Bırrn.) auf dem 
Dachsteinkalk als Vertreter des Lias aufzufassen seien. Bittner? bemerkt zu dieser Stelle in einem Referat, 
dass die Liasnatur der Rhynchonellinenbänke nicht erwiesen sei, vielmehr seien diese nach Analogien mit 


1 Bırrner, Brach. der alpin. Trias pag. 315. 

? Zırrev, Ueber den Brachialapparat bei ein. jur. Formen und über eine neue Brachiopodengattung Dimerelle, 
(Palaeontographica Bd. 17, pag. 222, Taf. 41, Fig. 24—30). 

3 Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1892, Nr. 12, pag. 308, 


56 Horizontale und verticale Verbreitung der Rhynchonellinen. 


dem Untersberge Einlagerungen im Dachsteinkalk. Ich weiss, nicht, welchen Grund Bırryer hat, an den 
Beobachtungen Srurnos’ zu zweifeln, dieser Autor sagt nämlich nichts von Einlagerungen, sondern 
spricht immer nur von Auflagerung. Wenn man die betreffenden Kalke als Einlagerungen betrachten soll, 
so muss doch zwischen oder über den einzelnen Partien Dachsteinkalk vorhanden sein; dies ist aber nach 
den mündlichen Angaben des Herrn Dr. Skupnos nicht der Fall. Was nun die Einlagerungen am Unters- 
berg anbetrifft, so muss man gestehen, dass die stratigraphischen und tektonischen Verhältnisse doch wohl 
nicht so sehr aufgeklärt sind!, dass ohne Weiteres die Rhynchonellinenkalke als Einlagerungen im Dach- 
steinkalke angesprochen werden dürfen; eher wäre es mir wahrscheinlich, dass wir es mit einer Grenz- 
schicht zwischen Rhät und Jura zu thun hätten. Dass aber der Lias sehr häufig in der Facies des Dach- 
steinkalkes auftritt, ist bekannt; ich habe noch vor kurzer Zeit für diese Facies den Namen Hochfellenschichten 
vorgeschlagen. Ganz in der Nähe der Pedatenfundplätze kommen am Mittersteig Lithodendronkalke vor; 
aber ganz ebensolche finden wir im Lias des Hochfellen’s; selbst wenn man an der Stelle Megalodonten nach- 
wiese, so wäre damit noch nichts entschieden, denn auch diese kommen im Hochfellenkalk vor. Bei 
meinem Besuche des Untersberges im Herbst 1890 wurde ich leider durch schlechtes Wetter abgehalten, 
die Lagerungsverhältnisse zu studiren, fand auch nur die Pedatenkalke, aber nicht die Rhynchonellinen- 
bänke, Mögen die ersteren immerhin triasisch sein, von den letzteren ist das sicherlich noch nicht so 
bestimmt nachgewiesen, wie BiTTxER es in dem vorher citirten Referat behauptet. 

Die von Lersıvs beschriebene Form Rh. orthisiformis ist ebenfalls durchaus nicht sicher rhätisch, 
was Herr Prof. Lersıus mir brieflich mittheilte, und was auch aus den Profilen Bırrner’s vom Monte 
Cogorna hervorgeht. 

Ferner ist zu bemerken, dass ich in der Münchener Sammlung einige Gesteinsstücke mit Brachio- 
poden fand, welche die Bezeichnung „unterer Dachsteinkalk, nordöstliche Seite des Kressenberges bei 
Waldegg“ tragen; sie waren als Rh. pedata bestimmt. gehören aber in Wirklichkeit zu Rh. Seguenzae GEM.® 

Das Gestein sieht genau so aus, wie das von der Ramseiderscharte, es bedürfte also wohl doch 
noch einer genaueren geologischen Untersuchung, ehe man behaupten könnte, es hier mit einer wirklich 
triasischen Form zu thun zu haben. 

Nachdem wir jetzt nachgewiesen haben, dass tithonische Rhynchonellinen der mediterranen Provinz 
bisher nicht bekannt geworden sind, und nachdem wir gezeigt haben, dass es zum Mindesten zweifelhaft 
ist, ob es triasische Rhynchonellinen giebt, wollen wir uns zunächst den vereinzelten Funden von Arten 
unseres Genus zuwenden, die in jüngeren als liasischen Ablagerungen gemacht sind. Hierher gehört vor 
allem die durch Borto-MıccA beschriebene Rhynchonellina? Arturü. Das Stück stammt aus dem unteren Dogger 
des Monte Grappa, und gehört möglicherweise zu Rhynchonellina, da aber nur ein Exemplar vorhanden ist, 
so konnte ich den Brachialapparat nicht untersuchen. Eine zweite Art, welche möglicherweise zu dem hier 
behandelten Genus gehört, fand ich in 3 Exemplaren in der Sammlung des Münchener Staatsmuseums, sie 
stammen aus den Scyphienschichten (Weisser Jura 8? y?) des Braunenbergs bei Wasseralfingen. Später er- 


1 s, Verhandlungen k. k. geolog. Reichanst. 1883, pag. 200 fi., 1885, pag. 280, 366. 

? 3, auch die palaeontologische Beschreibung der Rh. orthisiformis im nachfolgendem Theile. 

® Die Stücke sind Jugendexemplare, ähnlich denjenigen, welche Skupnos als Rh. juvavica BiTTNErR var. minor SKUPH, 
beschrieben hat. Man vergleiche die palaeontologische Beschreibung der Rh. Seguenzae im nachfolgenden Theile der Arbeit. 


Horitzontale und verticale Verbreitung der Rhynchonellinen. 57 


hielt ich durch die Güte des Herrn Dr. Es. Fraas in Stuttgart noch drei weitere Exemplare aus derselben 
Lokalität, sowie drei vom Lochen bei Balingen. Weder durch Anschleifen noch durch Zerbrechen gelang 
es mir, sicher längere Cruren nachzuweisen, so dass es immerhin zweifelhaft ist, ob die Art wirklich zu 
Rhynchonellina gehört; sollte sie kurze Cruren haben, so würde ich sie mit Ah. loricata zusammen in das 
schon vorhin erwähnte neue Subgenus stellen, für welches ich den Namen Rhynchonellopsis vorschlage. 
Falls aber bei Rhynchonellina? Finkelsteinin. sp. und Rh.? Arturii Borro-MiccA lange Cruren nachgewiesen 
werden sollten, so ständen diese Arten ganz isolirt da, als späte Ausläufer der im Lias weit ver- 
breiteten Gattung. 

Betrachten wir nun die Verbreitung unseres Genus im Lias. Die meisten Arten stammen aus dem 
unteren Lias, nur von einer einzigen, Rh. pygmaea GEMmM., ist sicher nachgewiesen, dass sie in den Nord- 
alpen in der Aspasiazone (Mittl. Lias) vorkommt; GEMMELLARO giebt an, dass sie in Sicilien nur im oberen 

 Lias vorhanden wäre. Hiezu würde noch eine zweite Art, Ah. alpına Pır. kommen, wenn die Schichten 

von Saltrio und Arzo, wie ParonA behauptet, dem mittleren Lias angehörten. Ich habe im Sommer 1893 
die Brachiopoden aus jenen Lokalitäten im Museum von Pavia untersucht. Die Fossilien sehen denjenigen 
des Hierlatz und des Hirschberges bei Hindelang, was den Gesteinscharacter angeht, zum Verwechseln 
ähnlich; aber auch die Arten sind genau dieselben. Die von Parona als Rh. briseis beschriebene Art ist 
nichts anderes als Rh. belemnitica, Rh. flabellum ist Rh. latifrons, Rh. efr. Zitteli ist Rh. polyptycha; eine als 
Waldheimia sp. bezeichnete Art ist wahrscheinlich zu Waldh. Waterhousi zu stellen, ein Theil von Waldh. 
Sarthacensis gehört zu Waldh. cornuta; ein Theil von T. Andleri ist als Ter. basilica zu bezeichnen, ein 
Theil von dem als Spir. expansa bestimmten Stücken gehört sicherlich zu Spir. Haueri, während ein Theil 
der als Spir. Hartmanni bestimmten Stücke möglicherweise zu Spir. obtusa gehört. Durch das, was ich in der 
Sammlung von Pavia sah, bin ich zu der festen Ueberzeugung gelangt, dass wir es bei Saltrio wie bei 
Arzo nur mit unterem Lias zu thun haben. 

Wir können, auf dem Vorhergesagten fussend, mit vollkommener Sicherheit behaupten, dass die 
Hauptentwicklung des Genus Rhynchonellina im unteren Lias stattfand: von den 20 bekannten Arten finden 
sich in ihm nicht weniger als 16. 

Um die verticale Verbreitung unseres Genus in übersichtlicher Weise darzustellen, will ich hier 
das Vorkommen in Form einer Tabelle aufführen: 


Rhynchonellina Rhät Unterer Lias | Mitt]. Lias | Oberer Lias | Unt. Dogger | Weiss. Jura 


Suessi GEM. 

bilobata GEM. . 
Ciofaloi Gen. . 
Bittneri nov. spec. . 
pygmaea GEM. 
?lens Par . 

? Arturü Borr.-M. RC 
BSEABENZGEHGEM. un ee nn Bu 


44: 4++4++ 


1 Das Vorkommen im Rhät ist sehr zweifelhaft. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 8 


58 Eintheilung der Arten. 


Rhynchonellina Rhät Unterer Lias | Mittl. Lias | ObererLias | Unt. Dogger | Weiss. Jura 

RAR ON SE an ae == 

Fuggeri Frauscn. . . . . Sc 

Brusinai EicHEn®. + | 

ADINaNBAR EL ee ae Sr + 

Hofmanni BosckH = 

Paronai nov. spec. . Sr 

Rothpletzi n. n. + 

orthisiformis Lers. . +1 

Kastneri Bir. a: y2 

Bunkelsteimi DON. SPEC...- oo... PERLE a ER Eee. Sa wa e:- c + 
oneviersn las, . SE, + 

Blanei Haas -- 


Wir wollen nun noch kurz das eigenthümliche Auftreten der Rhynchonellinen-Arten besprechen. Von 
den liasischen Arten sind alle bis auf Rh. Rothpletzi, Rh. Blanci, Rh. Renevieri. Rh. orthisiformis an den 
betreffenden Fundpunkten durch Tausende von Exemplaren vertreten; häufig ist nur eine Art vorhanden, 
seltener treten mehrere mit- und durcheinander auf. Bei dieser Art des Vorkommens finden wir niemals 
andere Fossilien mit den Rhynchonellinen vergesellschaftet; Petrefacten anderer Genera finden sich immer 
nur in einiger Entfernung von dem Fundplatze der Rhynchonellinen. Dagegen sind die jüngeren, dem 
Dogger und Malm angehörigen Species von zweifelhafter generischer Stellung immer nur in vereinzelten 
Exemplaren unter anderen Brachiopoden gefunden worden; ebenso die vorher erwähnten vier Arten aus 
dem Lias. 


Eintheilung der Arten. 


Gruppe A: Laeves | Gruppe B: Costatae 
Schalenoberfläche glatt. Schalenoberfläche berippt. 
Rh. Suessi GEM. a. Sippe der Rh. Seguenzae b. Sippe der Rh. Zitteli 
„  bilobata GEM. Schalenoberfliche mit einfachen .| Schalenoberfläche mit gitterartiger 
„  Ciofaloö GEM. >; Rippen. ÖOrnamentirung. 
»  Pygmaea GEM. 1a Rh. Zitteli BÖSE > 


s Se Rh. Seguenzae GEM. . 
„  Bittneri Böse g h „ Fuggeri FRAUSCH. 
„  Kastneri Bırın. 


„2lens Par. n „ Rothpletzi Böse n. 
„  alpina PARONA Lias 


„2? Artunii Borto-Mıicca Dogger Be „ Hofmanni BoEcKH Lias 
» Henevieri Haas orthisiformis LEPS. Sp 
” = “ 


» Dlanci Haas „ Paronui BösE 
„ Brusinai EicHENB. 
„2 Finkelsteini Malm 


i Das Lager ist nicht ganz sicher, wahrscheinlich aber unterer Lias. 
? Das Lager ist nicht sicher, da die Stücke aus einem Findlingsblock stammen. 


Beschreibung der’ Arten. 59 


Da diese Eintheilung hauptsächlich auf Grund der Verschiedenheiten 
in der Verzierung vorgenommen ist, so stelle ich hier Vergrösserungen der 
Schalenoberflächen von 7 Arten zusammen, damit eine Vergleichung ermög- 
licht werde. Leider fallen in der Zinkotypie alle feineren Schatten fort, so 
dass die Abbildungen nicht ganz richtige Vorstellungen erwecken werden; 
zur Unterstützung müssen die Zeichnungen auf den Tafeln dienen. 


Beschreibung der Arten. 


A. Laeves. 


Rhynchonellina Suessi GEmuELARo. — Taf. VII, Fig. 27—29. 


1871. GeumerLARo, Studii pal. sulla fauna del calc. a Ter. Janitor III, pag. 31, Taf. 5, 
Fig. 1—9. 

1880. Bittner, die Hercegovina und die südöstlichsten Theile von Bosnien (Jahrb. der 
k. k. geol. Reichsanst.), pag. 398. 

1883. EıcHExsaum, Brach, v. Smokovac (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A.), p. 716, Taf. 6, Fig. 1. 


Diese hübsche Species ist bisher nur aus wenigen Fundpunkten be- Fig. 2. Schalenoberfläche von 
kannt geworden; mir liegen Stücke von Biliemi und Smokovac vor. a. Rh. Brusinai, b. Rh. Fuggeri, 
Den von GEMMELLARO und EIcHENBAUM gegebenen Beschreibungen Fe 
e. Rh. Paronai, f. Rh. Finkel- 
habe ich wenig hinzuzufügen. steini, 9. Rh. Hofmanni(vergr. 1:5). 
Auf der grossen Schale konnte ich zwei lange lanzettförmige Muskel- 
eindrücke erkennen, auf der kleinen ähnliche, welche durch ein deutliches Medianseptum getrennt und auf 
beiden Seiten durch leistenförmige Anschwellungen der Schale begrenzt werden. Zahnstützen konnte ich 
nicht mit Sicherheit beobachten. An einem Exemplar von Biliemi sind die beiden Deltidialplatten sehr 
schön zu beobachten; die Oefinung, welche durch sie begrenzt wird, ist nicht so ausgeprägt dreieckig wie 
bei den meisten berippten Formen. Die accessorischen Lamellen 
scheinen nicht immer vorhanden zu sein, wenigstens sind sie an 
dem von EICHENBAUM gemachten Schliff nicht zu erkennen; aller- 
dings ist das betreffende Stück ein Jugendexemplar. Da der 
Schliff bei EichengAum nicht richtig gezeichnet ist, bilde ich ihn 
noch einmal ab. 


Fig. 3. Fig. 3a. 


Fig. 3. Rh. Suessi Gem. Sehnabelansicht (ver- 
h ö en: grössert 1:2). — Fig. 3a. Eh. Suessi Gem. 
Die Exemplare von Smokovac weichen von den sicilianischen von Risano, Cruralschliff (nat. Grösse). 


darin ab, dass auf der grossen Schale bei den älteren Exemplaren 
fast immer ein Sinus vorhanden ist; sie nähern sich dadurch der Rh. bilobata GeEm., weichen von dieser aber 
wieder durch die geringere Tiefe des Sinus ab, ferner dadurch, dass die Einsenkung auf der Hinterschale 
nicht bei jüngeren Exemplaren wahrnehmbar ist. 

Vorkommen. Lias von Valanca (Misilmeri), Biliemi (Palermo) in Sicilien; Lias von Smokovac bei 
Risano in Dalmatien. 


60 Beschreibung der Arten. 


Exemplare vorhanden im Museum von Palermo (sicilianisches Mat.), der Sammlung der k. k. geol. 
R.-A. in Wien (dalmatinisches Mater.), Palaeontolog. Staatssammlung in München (sicilianisches, dalma- 
tinisches Mater.). 


Rhychonellina bilobata Gemmenvaro. — Taf. VO, 30, 31. 


1871. GeumeLLARo, Fauna a Terebr. Janitor III, pag. 32, Taf. 5, Fig. 8—14. 
non Rh. bilobata 1880 Bittner, Jahrbuch d. R.-A. p. 398. 
Pa 55 1883 EıcHengaum, Brach. von Smokovac. pag. 717, Taf. 6, Fig. 2. 


Auch diese Species ist von GEMMELLARO gut beschrieben und abgebildet worden. Es gelang mir 
ebenfalls, an dieser Art das kurze und schwache Medianseptum der kleinen Schale wahrzunehmen. 
Rh. bilobata ist dadurch gut charakterisirt, dass beide Klappen 
einen mehr oder weniger tiefen Sinus haben. An einigen Stücken bemerkte 
ich die seitlichen Deltidialplatten. 

Was EıcHEngBAaum als Rh. bilobata beschrieb, gehört nicht dorthin, 
sondern ist eine neue Species. Die betreffenden Stücke haben auf der 
Fig. 4. Rh. bilobata Gem. Schnabel- kleinen Klappe einen schwachen Sinus, auf der grossen aber gar keinen. 


Fig. 4. Fig. 4a 


ansicht (im Massstabe 1:2 vergr.) — Die Stirn ist nicht zweilappig, der Schnabel nicht stark gebogen, wie 

Fig. 4a. Eh. Suessi Gem. Crural- E Die Abbild bei E este S; 

schliff. Am oberen Theil istdie kleine LICHENBAUM angiebt. Die ildung bei man ı nn inus 
Lamelle sichtbar. auf der grossen Schale erkennen. während am Original nicht das geringste 


davon zu sehen ist. 
Vorkommen. Lias von Biliemi (Palermo) und Valanca (Misilmeri). Exemplare vorhanden in den 
Museen von Palermo und München. 


Rhychonellina Bittneri nov. sp. — Taf. VII, Fig. 32, 33. 


1880. Rh. bilobata Bittner, Jahrb. d. R.-A. pag. 398. 
1883. — —  EicHensaum, Brach. von Smokovac. pag. 717, Taf. 6, Fig. 2a, 5, e. 


Diese Species ist leider nur in ganz wenigen Exemplaren vorhanden, doch unterscheiden sich diese 
von allen übrigen Species unseres Genus, so dass man auf sie hin wohl eine neue Art begründen kann. 
Umriss: lang, dreieckig. 

Commissur: auf der Seite gerade, an der Stirn gegen die grosse Schale hin eingekrümmt. 

Grosse Schale: mässig gewölbt, ohne Sinus. 

Kleine Schale: etwas schwächer gewölbt als die grosse; auf der unteren Hälfte ist ein Sinus vorhanden. 
Schalenoberfläche: glatt. 

Schnabel: hoch, spitz, nicht stark gekrümmt; Area hoch und schmal, die dreieckige Oeffnung wird von 

Deltidialplatten begrenzt. Schlosslinie gebogen. 


Armgerüst: unbekannt, nur an einem zerbrochenen Stück glaube ich Spuren der Crura zu sehen. 
Dimensionen: Höhe 22,3 mm, Breite 12,0 mm, Dicke 10,2 mm. 


Beschreibung der Arten. 61 


EICHENBAUM rechnet zu dieser Form noch breitere Exemplare, doch glaube ich, dass man diese 
möglicherweise abtrennen muss; leider ist das vorhandene Material so schlecht erhalten, dass ich die be- 
treffenden Stücke einstweilen unbestimmt lassen muss; zu ihnen gehört übrigens Fig. 2d bei EicHENBAUm. 


Zu den von EIicHENnBAUM gegebenen Abbildungen ist noch zu bemerken, dass der Schnabel in 
Wirklichkeit nicht so stark gebogen ist, wie auf der Zeichnung, das Foramen ist vollkommen sichtbar; 
ferner ist, wie schon in meiner Beschreibung bemerkt, kein Sinus vorhanden. 


Vorkommen. Lias von Smokovac bei Risano (Dalmatien). Originale im Museum der k. k. geol. 
R.-A. Wien. 


Rhynchonellina Ciofaloi GEMMELLARo. — Taf. VII, Fig. 34. 
1871. GeunmertAro, Fauna a Ter. Janitor III, pag. 33, t. 4, Fig. 18—20. 


Von dieser kleinen Species liegen mir zwei Stücke von Castello di Termini vor. Bezeichnend ist 
für die Art hauptsächlich die äusserst flache kleine Schale bei einer ziemlich stark gewölbten grossen; be- 
merkenswerth ist ferner, dass die Schale mit sehr deutlichen, concentrischen Anwachsstreifen bedeckt ist. 
Rh. Ciofaloi unterscheidet sich durch diese Kennzeichen von allen übrigen Arten des Genus. Die Area 
konnte ich an den mir vorliegenden Stücken nicht untersuchen, doch sehen wir aus den Zeichnungen bei 
GEMMELLARO, dass die beiden Deltidialplatten neben der dreieckigen Oeffnung vorhanden sind. 


Vorkommen. Lias von Castello di Termini. Exemplare vorhanden in den Museen von Palermo 
und München. 


Rhynchonellina pygmaea Grmumertaro. — Taf. VII, Fig. 35—39. 


1886. GENMELLARO, Sugli str. a Leptaena del Lias sup. della Sicilia. pag. 542 (18). 
1888. RorupLerz, Karwendelgebirge. pag. 53. 


Umriss: kreisförmig. 

Commissur: auf der Seite gerade, an der Stirn in schwacher Curve nach hinten gezogen. 

Grosse Schale: schwach gewölbt, ein eigentlicher Wulst ist nicht vorhanden, doch fällt bei älteren Exem- 
plaren die Schale von der Medianlinie nach den Seiten dachartig ab. 

Kleine Schale: zuweilen ganz eben, gewöhnlich sehr flach, bedeutend weniger gewölbt als die grosse. 
Ein seichter Mediansinus ist vorhanden, er beginnt etwas unterhalb des 
Wirbels (zuweilen auch in oder unter der Mitte der Schale) und ver- 
breitert sich stark an der Stirn. STD N 

Schalenoberfläche: glatt. ie EU RI. pyodinen Co 

Schnabel: niedrig, spitz, gekrümmt, doch nicht so weit, dass das Foramen sSchnabelansicht. (Im Massstab 
unsichtbar würde. Die Area ist breit, nicht hoch, sie zeigt an einigen 1:3 vergröss.) — Fig. 5a. Rh. 
Stücken die dreieckige Oeffnung mit den’ seitlichen Deltidialplatten. u ra 
Schlosslinie gerade. 

Armgerüst: Beim Anschleifen zeigten sich die beiden, sehr nahe nebeneinander stehenden langen Cruren. 


62 Beschreibung der Arten. 


Dimensionen: Höhe Breite Dicke 
0085 9,6 3,5 
ISA 8,0 3,6 
LE 4. 73 2,9 
IV 5,8 6,1 Dr 
V 6,0 6,7 2,5 
vr. 64 6,6 2,8 


GEMMELLARO hat diese Species aus Sicilien beschrieben und in das Genus Rrhynchonellina gestellt. 
Seine Beschreibung stimmt mit der unsrigen überein, über das Armgerüst jedoch ist nichts angegeben. 
Die Art kommt aber auch in den Nordalpen vor; vom Sonnwendjoch liegen mir ca. 40 St., aus dem Kar- 
wendel ca. 140 St. vor; dies letztere Vorkommen hat bereits RorHrLerz erwähnt. GEMMELLARO fand seine 
Exemplare im älteren Ober-Lias Sieiliens'; diejenigen vom Sonnenwendjoch und Karwendel stammen aus 
der Aspasia-Zone (mittl. Lias). 

Vorkommen. Ober-Lias von Sicilien: Vallone S. Antonio, Capo Taormina und Contrada S, Elia, 
Vallone Mortilleto; Mittl. Lias der Nordalpen: Sonnwendjoch (Gschöllkopf), Karwendel (Basilialm am Pfonsjoch). 
Exemplare vorhanden: aus Sicilien im Museum von Palermo, aus den Nordalpen im Münchener Museum. 


B. Costatae. 
Rhynchonellina Seguenzae GEuMELLARO. — Taf. VI, Fig. 10 —15. 


1871. Rh. Seguenzae GEmMELLARo, Calc. a Ter. Janitor III, pag. 34. Taf. 5, Fig. 15—22. 

1890. Rh. juvavica Bintner, Brach. der alp. Trias, p. 192 ff. Taf. 25. 

1892 (91). Rh. juvavica Bırrn. var. minor Skupnuos. Stratigraph. Stell. der Partnachschichten. (Geogn. Jahresh.), pag. 136, 
Fig. 8. 

non Rh. Seguenzae 1880 Bırrner, Die Hercegovina etc. Jahrb. d. R.-A., pag. 398, 

non Rh. Seguenzae 1883 Eıcuengaum, Brach. von Smokovac. pag. 718, Taf. 6, Fig. 3. 


GEMMELLARO hat diese Species von verschiedenen Orten Siciliens citirt und sie anfangs irrthüm- 
licherweise für tithonisch gehalten, während sie in Wirklichkeit liasisch ist. Der Beschreibung, welche 
GEMMELLARO gegeben hat, ist wenig hinzuzufügen. Ich habe an den Stücken von Biliemi kein „ungefähr 
ovales“ Foramen entdecken können, sondern immer nur jene dreieckige Oeffnung, welche seitlich von den 
Deltidialplatten begrenzt wird, genau wie bei Rh. Zitteli, Rh. Fuggeri ete. Auch Bittner stellt auf seinen 
Abbildungen diese dreiseitige Oefinung dar, allerdings nicht die seitlichen Deltidialplatten, welche jedoch an 
den Stücken vom Breithorn nach meiner Beobachtung vorhanden sind. 

Sowohl bei den Exemplaren von Biliemi wie bei denjenigen des Breithorns entdeckte ich die beiden 
Zahnstützen in der grossen Klappe. Bittner hat diese Species unter dem Namen Rh. juvavica beschrieben ; 
ich habe die Exemplare von Sicilien sorgfältig mit denjenigen vom steinernen Meer verglichen und keinen 
specifischen Unterschied entdecken können. Die Stärke der Rippen wechselt bei den Formen der nord- 


1 Die betreffende Fauna erinnert sehr an die der Aspasia-Zone. 


Beschreibung der Arten. 63 


alpinen und sicilianischen Fundorte gleichmässig, ebenso die Tiefe des Sinus. Die Länge der Cruren ist 
bei beiden gleich, was man schon aus der Vergleichung der Abbildungem GEMMELTARO’s mit denjenigen 


Birttxer’s ersieht; wenn Bittner auf pag. 192 angiebt, die Cruren der Rh. A Fig.6. Fig. 7. 

seien kürzer als diejenigen der typisch liasichen und tithonischen Rhynchonellinen, s 

wird er wohl mit den letzteren Rh. Suessi und bilobata gemeint haben. 9 v 
Birrxer hat eine Anzahl von Varietäten dieser Species benannt; nämlich var. 


simplicicosta, dichotomans, dilatata, coarctata, laevigata. Die erste, zweite und die fünfte Fig. 6. Rh. Seguen- 
Varietät ist gut begründet, doch kann man die dritte und vierte wohl fallen lassen, da *@* Gru. vom Breit- 

i b P : : : Se : horn. Cruralschliff 
sie schon in den andern enthalten sind. Eine weitere nicht haltbare Varietät minor (nat. Gr). — Fig. 7. 
hat SkurHos beschrieben; er giebt von dieser an, dass sie constant sehr klein sei und Rh. Seguenzae Gen. 
einfache Rippen habe; ich habe aber Stücke vom Kressenberg (nordöstl. Theil) bei vom Kressenbergb. 
Waldegg, welche das Dichotomiren der Rippen sehr schön zeigen, sich im Uebrigen N een 
jedoch nicht von der Varietät minor trennen lassen; ich halte diese Stücke nur für 

jugendliche Brut. Zu einem solchen Jugendstadium von Rh. Seguenzae gehören wohl auch Exemplare aus 
der Achen (Findlingsblock vielleicht vom Jenner stammend) bei Berchtesgaden. 

Ich stelle hier die verschiedenen Varietäten zusammen: 

Var. sömplicicosta BITTNER, mit einfachen Rippen; 
„  dichotomans Bırrn., mit dichotomirenden Rippen; 
> dilatata Bırrn., sehr breite Form; 
coarctata Bırrn., sehr schmale Form; 
„  laevigata Bırrn.', fast rippenlos; 
minor SkurHos, sehr kleine Form mit einfachen oder dichotomirenden Rippen. 

Manche dieser Varietäten sind auch aus Sicilien bekannt. Schon GEMMELLARO machte darauf auf- 
merksam, dass die Rippen zuweilen einfach sind, aber zuweilen auch dichotomiren. Ich fand unter dem 
Material von Biliemi solche, welche sich der Varietät coarctata nähern; nicht bekannt sind bisher nur 
var. dilatata und laevigata. Bittner hielt seine Form für triadisch; nach der Identificirung mit Rh. Seguenzae 
ist aber der obere Theil seines Dachsteinkalkes, d. h. die Rhynchonellinenbänke, in den Lias zu versetzen, 
was SkuprHos nach den Lagerungsverhältnissen bereits vermuthete. 

Nicht zu Rh, Seguenzae gehören die mit ihr von BıTTser und EıcHengaum identificirten Stücke 
von Risano; diese gehören vielmehr zu Rh. Zitteli. Sie unterscheiden sich von Rh. Seguenzae durch die 
feineren Rippen und die gitterartige Ornamentirung. 

Möglicherweise hat GEMMELLARO unter seine Species auch Stücke eingereiht, welche zur Rh. Kastneri 
sehören; unter dem mir vorliegenden Material befindet sich jedoch dergleichen nicht. Ob Fig. 17 bei 
GEMMELLARO wirklich zu Rh. Seguenzae au erscheint mir zweifelhaft, da das Stück gitterartige Orna- 
mentirung zu haben scheint. 


Vorkommen. Lias von Sicilien bei Biliemi, Montegnola di S. Elia, Mte. Pellegrino, Portella della 
Paglia (S. Giuseppe), Valanca (Misilmeri); Lias der Nordalpen: Todtengebirge (Neustein), Untersberg (Mitter- 


{ Fand ich auch unter dem Material vom Breithorn, Skurnos giebt sie nicht an. 


64 Beschreibung der Arten. 


steig des Geyerecks), Hagengebirge (Kallerseck), Steinernes Meer (Ramseiderscharte), Tonionabhang (' St. 
oberhalb Fallenstein bei Mariazell), Kressenberg bei Waldegg (nordöstl. Theil), Achen bei Berchtesgadeu 
(Jaenner). Exemplare vorhanden: aus Sieilien und den Nordalpen im Münchener Staatsmuseum; aus den 
Nordalpen in der Wiener k. k. geol. R.-A.; aus Sicilien im Museum von Palermo. 


Rhynchonellina Kastneri Birtser. — Taf. VI, Fig. 17, 18. 
1890. Biırrtser, Brach. d. alp. Trias. pag. 194. Taf. 24, Fig. 9—14. 


Diese Species unterscheidet sich von Rh. Seguenzae sehr gut durch die feineren Rippen; doch 
nähert sie sich ihr in der Gestalt. Auch bei Rh. Kastneri sind die seitlichen Deltidialplatten vorhanden. 
Bittner giebt an, dass ein Medianseptum fehlt, ich glaube aber an einem Jugendexemplare (BiTTxEr’s 
Original zu Taf. 24, Fig. 10) ein solches zu sehen; vielleicht fehlt es bloss bei den älteren Exemplaren. 

Von Rh. Fuggeri (sowie von Rh. Zitteli) unterscheidet sich Rh. Kastneri wohl weniger dadurch, 
dass die Rippenzahl geringer ist, als dadurch, dass die Schale keine gitterartige Ornamentirung aufweist. 
Ich glaube auch nicht, dass die Anwachsstreifen auf dem obersten (fehlenden) Theil der Schale viel stärker 
auftreten würden, da selbst diejenigen Stücke, welche den grössten Theil der Schale aufweisen, fast gar 
keine, oder nur sehr wenige und schwache Anwachsstreifen haben. Auf einem Exemplar konnte ich auf 
der grossen Schale deutlich Muskeleindrücke beobachten, auch die seitlichen Begrenzungsleisten sind sichtbar. 


Vorkommen. Am nördlichen Abhange des Jaenners bei Berchtesgaden. Die Stücke wurden von 
FuUGGER und Kastaer in einem Findlingsblocke entdeckt, welcher aus „hellgrauem, röthlich flaserigen, ein 
wenig dolomitischen Kalk“ (Bittner) besteht. Bittner hält das Gestein für obertriadisch; aber er hält 
auch den Lias der Ramseiderscharte für obertriadisch; möglicherweise liegt hier derselbe Fall wie dort vor, 
d. h. Rh. Kastneri kann wohl auch aus liasischen Schichten stammen; immerhin ist nichts Sicheres darüber 
auszumachen. 

Exemplare dieser Species befinden sich in der Sammlung der k. k. R.-Anst. in Wien und im Carolino- 
Augusteum zu Salzburg. 


Rhynchonellina alpina Parowa. — Taf. VI, Fig. 24, 25; Taf. VII, Fig. 1—3. 
1884. Parona, Brach. lias. di Saltrio ed Arzo etc. pag. 248. Taf. 3, Fig. 9—15. 


Diese kleine, gut charakterisirte Form hat folgendes Aussehen: 

Umriss: rundlich. breiter als hoch, bis höher als breit. 

Commissur: auf der Seite gerade, zuweilen ein wenig nach hinten eingekrümmt, manchmal aber erscheint 
der Stirnrand gehoben. 

Grosse Schale: mässig gewölbt, stets ohne Wulst; auch hier sind die gewöhnlichen Muskeleindrücke, 
sowie die seitlichen Begrenzungsleisten zu beobachten. 

Kleine Schale: ebenso stark gewölbt, wie die grosse, in seltenen Fällen ist die Andeutung eines Sinus 
zu bemerken. Bei einigen Stücken konnte ich das äusserst schwache Medianseptum entdecken. 

Örnamentirung: Die Schale ist von mehr oder weniger flachen und breiten Rippen bedeckt, welche sich 


Beschreibung. der Arten. 65 


dichotomisch verzweigen, der Steinkern ist vielfach glatt. Anwachstreifen sind vorhanden, doch 

meistens in grösseren Abständen und so schwach, dass keine gitterartige Ornamentirung entsteht. 
Schnabel: hoch, spitz, gerade oder wenig gekrümmt. Die Area ist ziemlich gross und 

hat in der Mitte eine dreieckige Oeffnung, welche anscheinend von Deltidialplatten 

begrenzt wird. Schlosslinie etwas gebogen. 3 
Armgerüst: Durch Anschleifen gelang es mir, die Cruren zu entdecken. Ich bilde sie 

von der Seite ab, während ParonxaA sie von vorn zeichnen liess. Der ungünstige ne 

Erhaltungszustend des mir von Herrn Prof. Tarameıtı überlassenen Materiales Ben a 

machte es unmöglich, zu erkennen, ob Zahnstützen vorhanden seien. 


I II III 

Dimensionen: Höhe: ?15,5 11,4 10,7 
Breite: 14,2 12,1 10,5 

Dicke: 9,0 6,7 5,6 


PıronA giebt an, dass ein oblonges Foramen vorhanden sei, ich konnte kein solches entdecken. 

Er vergleicht die Form mit Rh. Paronai (= Hofmanni Parona), ich finde jedoch, dass sie sich 
von dieser durch die einfachen Rippen weit entfernt; die Species steht ganz isolirt da, weil sie von den 
übrigen Formen mit einfachen Rippen durch ihre ganze Form und besonders durch das Fehlen eines 
kräftigen Sinus abweicht. 


Vorkommen. Unterer Lias‘ von Arzo. 
Exemplare vorhanden in den Museen von Pavia, Mailand und München. 


Rhynchonellina Brusinai Eıchengaum. — Taf. VI, Fig. 16. 
1883. Eıchexsaum, Brach. von Smokovac, pag. 719, Taf. 6, Fig. 4, 


Diese Species gehört zu den Formen mit schwachen Rippen. Die Beschreibung EICHENBAUM’S ist 
nicht in allen Stücken ganz richtig, ich gebe hier eine neue. 

Umriss: länglich dreieckig, bei grossen Exemplaren eher fünfseitig. 

Commissur: auf der Seite leicht geschwungen und ziemlich gerade; an der Stirn fast gerade, wenn beide 
Schalen eine Depression aufweisen; wenn nur auf der grossen Schale eine solche vorhanden ist, 
so ist die Commissur leicht nach vorn gekrümmt. | 

Grosse Schale: mässig gewölbt, in der Mitte ist ein flacher Sinus vorhanden, welcher sich von der Schnabel- 
region bis zur Stirn hinabzieht. 

Kleine Schale: etwas weniger stark gewölbt, vielfach zieht sich vom Wirbel zur Stirn ein Sinus, welcher 
jedoch nicht ganz dem auf der grossen Schale entspricht, so dass die Form oft etwas asymmetrisch 
ist. Der Sinus kann auch fehlen. 

Ornamentirung: Die oberste Schicht der Schale scheint nicht erhalten zu sein; auf dem Vorhandenen 
zeigen sich ziemlich feine, dichotomirende Rippen, welche von Anwachsstreifen gekreuzt werden; 


1 ParonA hält die Schichten von Arzo und Saltrio für untern Mittellias, während ich geneigt bin, sie für oberen 
Unterlias zu halten, vergl. Böse, Brach.-Sch. von Hindelang. Jahrb. d. k. k. R.-A. pag. 628, siehe auch pag. 57, im Ab- 
schnitt über die Verbreitung der Rhynchonellinen in der vorliegenden Arbeit. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 9 


66 Beschreibung der Arten. 


da jedoch diese letzteren nicht sehr dicht stehen, so ist die gitterartige Ornamentirung nicht be- 
sonders regelmässig. 

Schnabel: hoch, kräftig, stark gebogen. Area nicht sehr breit; die Deltidialplatten konnte ich der Er- 
haltung des Materials wegen nicht entdecken. Die Schlosslinie ist kurz und gekrümmt. 


Von Rh. Zitteli unterscheidet sich Rh. Brusinai durch die Ornamentirung, wie durch die Kürze 
der Schlosslinie. 
I U III 
Dimensionen: Höhe 20,6 28,5 28,3 mm 

Breite 20,4 24,3 SO 

Dicke 10,0  ?12,6 5, 
EICHENBAUM giebt an, dass auf der grossen Schale ein Wulst vorhanden sei, 
dass die Cruren accessorische Lamellen trügen; das ist nicht der Fall. Auch die von 
ihm angegebenen Maasse sind zum Theil unrichtig, seine I und II figuriren bei mir 


ebenfalls unter I und II, 
Fig.9. Rh. Brusinai 


ee Gene älschlik: Vorkommen. Lias bei Smokovac in der Nähe von Risano (Dalmatien). 
(nat, Grösse). Exemplare vorhanden: im Museum der k. k. R.-A. Wien und in der Münchener 
Staatssammlung. 
Rhynchonellina Paronai nov. spec. — Taf. VI, Fig. 4, 5. 


1884. Rh. Hofmanni Parona, Sopra alc. foss. d. lias inf. di Carenno, Nese ed Adrara ecc. (Atti d. Soc, ital. di sc, nat. 
Milano). p. 7, t, 11, fig. 1—7, 


Diese Species, welche von PAronA irrthümlicherweise zur Rh. Hofmanni gestellt wurde, unter- 
scheidet sich gut von allen bekannten Arten. 
Umriss: rundlich, breiter als hoch. 

Commissur: auf der Seite geschweift oder gerade, an der Stirn in einer Curve nach hinten gezogen. 

Grosse Schale: mässig gewölbt; eine Neigung zur Wulstbildung vorhanden. 

Kleine Schale: mässig gewölbt, meistens etwas weniger als die grosse. Ein Mediansinus vom Wirbel bis 
zur Stirn vorhanden. 

Ornamentirung: Die Schale ist mit vielen feinen Rippen bedeckt, welche durch Dichotomie entstehen; 
sie werden von ziemlich zahlreichen Anwachsstreifen gekreuzt, so dass zuweilen eine gitterartige 
Ornamentirung entsteht; doch ist diese bei weitem nicht so regelmässig wie bei andern Species 
(Rh. Zitteli, orthisiformis, Rothpletzi etc.). 

Schnabel: ziemlich hoch, spitz, gekrümmt. Area breit. Schlosslinie wenig gebogen. Auf der Area ist die 
dreiseitige Oeffnung, welche wie gewöhnlich, von Deltidialplatten begrenzt wird, sichtbar. 

Innere Merkmale: Muskeleindrücke sind in der grossen Schale nicht sicher zu erkennen; in der kleinen 
Schale sind zwei lange Eindrücke schwach sichtbar, welche durch ein schwaches Medianseptum 
getheilt werden. Die Cruren konnte ich nicht studiren, doch giebt Parona (pag. 9) an, dass er 
an zerbrochenen Exemplaren Theile der ziemlich langen Cruren entdeckt habe, dass er sich jedoch 
keine vollkommene Vorstellung von der Beschaffenheit des Brachialapparates habe bilden können. 


di N ana 2 ı mi. sn nt re 


Beschreibung der Arten. 67 


I II Breite Höhe 
Dimensionen: Höhe 18,8 26,8 ferner nach ParonaA: grosse Schale ? 57 mm 
Breite 19,5 30,0 z “ 53 A0Re: 
Dicke 9,0 15,4 kleme , 42 AA 
a 48 AG. 


Von. Rh. Hofmanni BoEckH unterscheidet sich unsere Species durch eine bedeutend gröbere Orna- 
mentirung, von Rh. Zitteli, Fuggeri und Rothpletzi durch eine feinere; von Rh. orthisiformis Lers. durch 
die weniger grosse Regelmässigkeit der Anwachsstreifen und die Verschiedenartigkeit der Gestalt und der 
Wölbungsverhältnisse, 

Vorkommen, Im gelblichen Kalk des unteren Lias von S, Rocco di Adrara (Prov, di Bergamo 
westlich vom Lago d’Iseo), : 

Vorhanden in den Museen von Pavia und München, sowie im Privatbesitze des Herrn Dr. med. 
_Rora in Bergamo. 


Rhychonellina Zitteli nov, spec. — Taf. VII, Fig. 4—26. 
1863, ?Terebratulina gracilis SCHAFHÄUTL, Südbayerns Lethaea geogn. pag. 342, Taf. 65 f, Fig, 16 a, 2, c. 


Als die Fahrstrasse von Hohenschwangau zum alten Schloss gebaut wurde, musste an einigen Stellen 
gesprengt werden; an einer solchen, ein wenig über dem Hauptdolomit, wurden Blöcke herausgeschossen, 
in welchen ich zahllose Rhynchonellinenschalen entdeckte; ich habe mehrere tausend Stücke dem Münchener 
Museum übergeben. Die Stelle, wo damals gesprengt wurde, ist später vermauert worden, da der Stark 
thonhaltige Liaskalk leicht verwitterte und beim Regen grosse Mengen von Schlamm auf die Strasse hinab- 
sandte; jetzt ist dort nichts mehr zu finden. Ich habe einen grossen Theil (ca. 5—600 St.) jener Rhyncho- 
nellinen herauspräparirt und untersucht, wobei ich fand, dass alle zu einer einzigen neuen Species gehören, 
dass aber diese Art in einer erstaunlichen Weise, und zwar in Beziehung auf fast alle Merkmale, auf welche 
man gewöhnlich bei der Unterscheidung der Brachiopodenspecies Werth legt, variirt. Ich habe die Be- 
schreibung gerade dieser Species möglichst ausführlich gehalten, weil ich durch die Art des Erhaltungs- 
zustandes, sowie durch die grosse Anzahl von Exemplaren befähigt wurde, alle Einzelheiten genau zu 
studiren, und mir dadurch die Möglichkeit gegeben wurde, auf den Bau anderer Arten Rückschlüsse 
zu machen. 

Umriss: höher als breit oder breiter als hoch, oder gleich breit und hoch; meistens ist der Umriss fünf- 
eckig und zwar so, dass die kleine Schale ein Rechteck oder Quadrat bildet und der Schnabel der 
grossen Schale wie ein aufgesetztes, niedriges gleichschenkliges Dreieck erscheint. Zuweilen aber 
sind die Ecken abgerundet, so dass die Form kreisrund oder langoval erscheint, seltener quer oval. 
Dabei liegt die grösste Breite gewöhnlich in der Mitte der kleinen Schale, häufig aber auch tiefer 
und bei einzelnen Stücken höher, zuweilen sogar an derjenigen Stelle, wo Schlosslinie und Seiten- 
commissur zusammenstossen. 

Commissur: an der Seite gerade oder sanft geschwungen; an der Stirn gewöhnlich in leichter Curve 
gegen die grosse Schale eingekrümmt, zuweilen sind auch seitliche Krümmungen in entgegen- 
gesetzter Richtung vorhanden, sodass der Stirnrand entfernt an denjenigen biplicater Terebrateln erinnert. 


68 Beschreibung der. Arten. 


Grosse Schale: ziemlich wenig bis ziemlich stark gewölbt, ein Medianwulst ist fast niemals vorhanden, 
nur bei ganz wenigen Stücken fand ich eine Andeutung. Selten ist auf der grossen Schale ein 
Sinus vorhanden, welcher dem der kleinen nicht entspricht, so dass die Form etwas asym- 


metrisch wird. 


Kleine Schale: schwach bis mittelmässig gewölbt, ein mehr oder weniger flacher Mediansinus zieht sich 
gewöhnlich vom Wirbel bis zur Stirn; manchmal jedoch beginnt er erst unterhalb des Wirbels; 
an anderen Stücken fehlt ein solcher Sinus ganz oder nahezu ganz, d. h. er ist nur noch an einer 
sehr geringen Depression der Stirnlinie zu erkennen. 


Ornamentirung: Die Schale ist mit sehr feinen Rippen bedeckt — (auf jeder Klappe bei grösseren 
Exemplaren 30—40, bei kleinen 15—20); sie entstehen durch Dichotomie; die Theilung beginnt 
gewöhnlich am Wirbel resp. Schnabel, später theilen sich die Rippen vielfach noch mehrere Male; 
zuweilen sogar noch ca. 1 mm vor dem Stirnrande. Ausserdem sind die Schalen mit concentrischen, 
dicht stehenden Anwachsstreifen bedeckt, welche durch die Kreuzung mit den Rippen eine gitter- 
förmige Ornamentirung erzeugen. Zuweilen gehen die concentrischen Streifen gleich stark über 
die Rippen und die dazwischen liegenden Vertiefungen; zuweilen aber verdicken sich die Rippen 
an den Kreuzungsstellen zu Knötchen, so dass eine ganz auffallende Verzierung entsteht. Wenn 
ein Theil der Schale abgeblättert ist, so treten die Rippen immer noch kräftig hervor, während die 
Anwachsstreifen mehr oder weniger verschwinden. Auf dem Steinkern sind die Rippen gewöhnlich 
sehr schwach sichtbar, während die Anwachsstreifen 
bis auf einige sehr kräftige vollkommen verschwinden. 


Schnabel: seine Gestalt wechselt sehr stark; er ist ent- 
weder hoch und wenig gekrümmt, oder hoch und 
stark gekrümmt, oder niedrig und wenig gekrümmt, 
oder niedrig und stark gekrümmt. 


Fig. 11. Dünnschliff durch den Schnabel der RA. 
Zitteli Böse. — ca Zahnstütze, 5 Deltidialplatte, 
c Schale. 


Fig. 10 u. 10a. Schnabelansichten von RA. Zitteli Böse 
(im Massstabe 1:2 vergr.) 


Dazu kommt noch, dass auch die Breite bedeutend variirt, so dass der Schnabel in allen 4 an- 
gegebenen Verhältnissen sowohl sehr breit wie sehr schmal sein kann. 


Der Schnabel besitzt scharfe Kanten, welche eine Area einschliessen. Diese wechselt in 
allen ihren Dimensionen, constant bleibt nur die dreieckige Gestalt. Die Area weist in der Mitte 
eine mehr oder minder breite dreieckige Oeffinung auf, welche von zwei getrennten Deltidialplatten 
begrenzt wird. Der Kalk dieser Plättchen hat eine andere Structur als die Schale, wie man an 
dem abgebildeten Dünnschliff (Fig. 11) erkennen kann. Auch sieht man an derselben Zeichnung, 


A Seh u ar 


2 


Innere 


Beschreibung der Arten, 69 


dass hinter den Plättchen noch Schale vorhanden ist, so dass die dreieckige Oeffnung nicht viel 
grösser wird, wenn die Deltidialplatten ausfallen. Die Schlosskante ist gerade oder gebogen, ja 
zuweilen ziemlich stark gekrümmt. Ihre Länge wechselt sehr. 


Merkmale: Auf dem Steinkern der kleinen Schale treten am Wirbel zwei Muskeleindrücke auf, 
welche sich bis gegen die Mitte der Klappe hinabziehen und dann verschwinden. Auf dem Stein- 
kern der grossen Schale bemerken wir ebenfalls Muskeleindrücke, welche sich in der Schnabel- 
region befinden. Diese Muskeleindrücke sind gewöhnlich der Länge nach gestreift und die Streifen 
sind meistens einfach, d. h. sie dichotomiren nicht; einzelne Anwachsstreifen sind ebenfalls auf 
den Eindrücken sichtbar. Die Muskeleindrücke der kleinen Schale sind deutlich durch das kleine 
und schwache Medianseptum von einander getrennt; diejenigen der grossen Schale verschwimmen 
ineinander. Seitlich werden die Muskeleindrücke, sowohl die der grossen, wie diejenigen der kleinen 
Klappen von leistenartigen Anschwellungen begrenzt. Betrachten wir zuerst die kleine Schale. 


Die äusseren Begrenzunglinien der Muskeleindrücke convergiren am Wirbel, dabei ver- 
breitern sich die Leisten sehr stark und gehen dann in die Zahngruben über. Auf der grossen 
Klappe dagegen divergiren die äusseren Begrenzungslinien der Muskeleindrücke, aber die seit- 
lichen Leisten verbreitern sich gegen das Schloss hin wieder stark und gehen dann in die Zahn- 
stützen über. Diese Zahnstützen stossen an den Theil der Schale, welcher die Area bildet, dort 
ist dieser durch die Structur des Kalkspaths von den Zahnstützen unterschieden. Die Zahnstützen 
divergiren vom Schloss aus nach oben, so dass man ein ziemlich grosses Stück des Schnabels ab- 
schleifen muss, bis sie sich deutlich von der seitlichen Schale abheben. 


Die Begrenzungsleisten der Muskeleindrücke lassen einen dreifachen Zweck leicht erkennen: 
erstens gewährten sie den Muskeln eine grössere und verstärkte Anhaftstelle, zweitens aber bildeten 
sie kräftige Stützen der Zahngruben und der Zähne, und drittens wird durch sie der unterste Theil 
der Cruren verdickt und die Möglichkeit des Abbrechens dieser Lamellen erschwert. Wir haben 
es hier offenbar mit einer ausserordentlich zweckmässigen Einrichtung zu thun, welche ich übrigens 
auch bei anderen Brachiopodenfamilien, z. B. bei jurassischen Terebratu- 
liden nicht selten beobachtet habe. Fig. 12. Fig. 13, 


Das Vorhandensein des Medianseptums welches ich durch Ab- \ 
blättern der Schale sowie durch Anschleifen entdeckte, habe ich bereits 
erwähnt. Zuweilen fehlt es übrigens nahezu ganz; resp. es ist so schwach, 


dass man es nicht mehr unterscheiden kann. Fig. 12. Rh. Zitteli Böse 


Die Cruren sind lang, säbelformig und erreichen die hintere ORLRSSINSE EEE SS 
ralschliff (nat. Grösse). — 


Schale; an ihrem Ursprung sind sie verstärkt und mit den Begrenzungs- yis.13. Rh. Zitteli Böse 
leisten der Muskeln verbunden, wie ebenfalls bemerkt wurde. Die Cruren von Risano. Cruralschliff 
von ganz kleinen Exemplaren. weichen nicht von denjenigen der älteren (nat. Grösse). 
Individuen ab. 


Die Schlosszähne stehen etwas schief, d. h. sie sind von den Seiten der grossen Klappe 
gegen den Wirbel der kleinen hin schief gestellt. 


70 Beschreibung der Arten. 


I II II IV V VI vu VII 
Dimensionen: Breite 20,1 20,8 18,0 20,7 14,4 19,0 16,5 ST 
Höhe 22,7 18,1 16,4 20,0 13,5 17-7 12,2 19,4 


Dicke 10,7 10,2 8,6 1,7 8,2 8,8 5,8 11,4 

IX X Ru Xu XII XIV xV xVI 
Breite 17,3 15,7 15,7 20,9 16,6 9,2 10,4 6,7 
Höhe 19,6 14,1 14,4 17,4 175 73 8,7 6,4 
Dicke 10,6 7,8 6,3 9,0 8,5 3,0 4,3 3,8 


Mit Rh. Zitteli sind die von BiTTner und EicHEnBAUMm als Rh. Seguenzae Gem. beschriebenen 
Exemplare aus Risano zu vereinigen. Bei den Stücken von Risano sind allerdings die Anwachsstreifen nicht 
ganz so zahlreich und kräftig wie bei den Exemplaren von Hohenschwangau, aber bei jenen ist auch der 
obere Theil der Schale zerstört, und wenn man sie mit halb abgeblätterten Exemplaren von Hohenschwangau 
vergleicht, so lassen diese sich nicht von jenen unterscheiden, 

SCHAFHÄUTL scheint ebenfalls unsere Art gekannt zu haben, er hielt sie für Terebratulina gracilis 
Scator. Die Abbildung ist allerdings sehr schlecht, aber die Beschreibung giebt Einzelheiten an, wie die 
körnelige Oberfläche, die Deltidialplatten u. s. w., welche dafür sprechen, dass ScharHÄuTL Exemplare unserer 
Species in Händen hatte, um so mehr als seine Stücke aus dem rothen Kalk des Schlosses von Hohen- 
schwangau stammen, Ich habe nur deshalb die Scharsäurr’sche Bestimmung nicht mit voller Bestimmtheit 
in die Synonymenliste gesetzt, weil die Originalia anscheinend verloren gegangen sind. 

Verwandtschaft: Bei der grossen Variabilität unserer Species kann man leicht in Zweifel darüber 
gerathen, welche Merkmale als hauptsächlich characteristisch zu betrachten seien. Ich finde, dass wir be- 
sonders auf das Fehlen des Wulstes sowie auf die eigenthümliche Ornamentirung, die wechselnde, aber 
immer ziemlich grosse Länge der Schlosskante, sowie auf die äussersten Extreme des Umrisses zu achten 
haben. Durch die Gestalt und das Vorhandensein eines kräftigen Wulstes unterscheidet sich Rh. Rothpletzi 
von unserer Art. Rh. Brusinai EıcHens. weicht durch den Umriss, die Kürze der Schlosskante sowie das 
Vorhandensein eines Sinus auf der grossen Schale von Rh. Zitteli ab; ausserdem übertrifft jene diese be- 
deutend an Grösse. Rh. Fuggeri Frausch., Rh. orthisiformis Lers., Rh. Paronai mihi, Rh. Hofmannı 
BoEcKH unterscheiden sich durch die feinere Berippung. 


Vorkommen. Im unteren Lias (Hierlatz Facies) des Schwarzenberges bei Hohenschwangau (west- 
lich vom alten Schloss); ferner im unteren Lias des Rauhbühls‘ bei Graswang; weisser Kalk von un- 
sicherem Alter bei Smokovac (Risano in Dalmatien). 


Vorhanden in den Museen von München und der k. k. geol. R.-A. in Wien. 


1 Die betreffenden Stücke wurden von ScHarmäuru gesammelt; Herr Oberbergdirektor von GuEMBEL versichert mir, 


dass am Rauhbühl nur Cenoman vorhanden sei. Ich selbst fand am östlichen Theil Kreide, an einer Stelle zahlreiche Blöcke 
rothen Kalkes, welche von Crinoiden erfüllt waren; von weiteren Untersuchungen hielten mich starke Schneefälle ab. Im 
Münchener Museum liegen auch mittelliasische Brachiopoden vom Rauhbühl. 


ei ei ee 


Beschreibung der Arten. za 


Rhynchonellina Rothpletzi nov. nom. — Taf. VI, Fig. 6. 
1886. Eh. orthisiformis Rorueerz, Vilser Alpen, pag. 157, Taf. 13, Fig. 12. 


Diese merkwürdige Form wurde bereits von RoTapPLerz zum Genus Rhynchonellina gestellt. Natür- 
lich konnte RotapLerz nicht wissen, dass Lersrus’ Spirifer orthiformis in Wirklichkeit zu Rhynchonellina 
gehört; da aber jetzt sich herausstellt, dass der von RorupLerz gegebene Name bereits vergriffen war, 
so gebe ich der Art einen neuen. Trotzdem die Cruren des Stückes unbekannt sind, ist die generische 
Stellung doch sicher. 


Umriss: länglich viereckig. 

Commissur: an der Seite gerade, jedoch am unteren Theile etwas gegen die kleine Schale eingekrümmt ; 
an der Stirn gegen die grosse Schale eingekrümmt, jedoch nicht in einfachen, sondern in gewelltem 
Bogen. 

Grosse Schale: schwach gewölbt, vom Schnabel bis zur Stirn zieht sich ein ausgesprochener Wulst, ausser- 
dem sind zwei laterale Wülste angedeutet. 

Kleine Schale: schwach gewölbt, noch flacher als die grosse; von der Wirbelgegend bis zur Stirn zieht 
sich ein ziemlich tiefer Sinus. 

Schnabel: hoch, spitz, breit. Die Area ist breit, in der Mitte hat sie eine dreieckige Oeffnung, welche 
von Deltidialplatten begrenzt wird; diese weisen eine Andeutung von schräg nach oben (d. h. von 
der Seite gegen den Schnabel hin) gerichteten Anwachsstreifen auf. Die Schlosskante ist gerade 
und lang. 

Ornamentirung: Radiale, ziemlich dicht stehende Rippen werden von starken, ebenfalls dichtstehenden 
concentrischen Anwachsstreifen gekreuzt, so dass eine gitterförmige Ornamentirung entsteht. Der 
Steinkern ist glatt, Es lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit erkennen, ob die Rippen durch 
Dichotomie entstehen, 

Innere Merkmale: Neben dem Schnabel ist auf der grossen Klappe eine der seitlichen Begrenzungs- 
leisten (der Muskeleindrücke) sichtbar. Die Form der Cruren ist unbekannt. 


Dimensionen: Höhe 30,5, Breite 29,0, Dicke 12 mm. 


Verwandtschaft: Rh. Rothpletzi ist nahe verwandt mit Rh. Zitteli (siehe diese), unterscheidet 
sich von ihr jedoch durch die Gestalt. Von Rh. Fuggeri unterscheidet sie sich durch gröbere Berippung. 


Vorkommen. Lias (unterer?) des Schwarzenberges bei Hohenschwangau. KUTSCHKER, welcher das 
Stück fand, giebt als Fundpunkt „via regis bei Pinswang“ an. Was dies bezeichnen soll, ist nicht ganz 
klar, da „via regis“ ebensogut die Fürstenstrasse (von Hohenschwangau am Alpsee entlang nach Pinswang) 
wie den Alpenrosenweg (von Pinswang auf der Nordseite des Schwarzenbergs nach Hohenschwangau), wie 
auch die Chaussee von Pinswang nach Füssen bedeuten kann; jedenfalls stammt das Stück vom westlichen 
Theile des Schwarzenberges und möglicherweise von der rothen Wand am Schluxen, deren Kalk liasisch ist. 


Originalexemplar im Münchener Staatsmuseum. 


7) Beschreibung der Arten, 


Rhynchonellina orthisiformis Lersıus sp. — Taf. VI, Fig. 7—9, 
1875. Spirifer orthiformis Lersius, das westliche Südtirol. pag. 364, Taf. 5, Fig. 11. 


Diese Species wurde von Lersıus als Spirifer orthiformis beschrieben, der Genusname ist zwar 
unrichtig, aber die Species gut characterisirt; Rorkrterz hat später eine Rhynchonellina orthisiformis be- 
schrieben; da nun beide Namen dasselbe bedeuten und Lersıus seine Bezeichnung unrichtig gebildet hat, 
so habe ich die von Rorurırrz geschaffene Art in Rh. Rothpletzi umgetauft und Lersıus’ Benennung corri- 
girt. Lersıus’ Figur ist nicht ganz richtig, er hatte kein vollständiges Stück und infolge dessen seine Ab- 
bildung construirt. Da es mir gelungen ist, seine Exemplare aus dem Gestein vollständig herauszupräpariren, 
bilde ich eines davon noch einmal ab, und gebe eine genauere Beschreibung als der ursprüngliche Autor. 
Umriss: queroval. 

Commissur: an der Seite fast gerade, an der Stirne in leichter Curve nach hinten gekrümmt. 

Schnabel: ziemlich hoch, etwas gekrümmt, breit. Die Area ist breit und mässig 
hoch; in der Mitte ist ein Theil der dreieckigen Oeffnung sowie der Rest 
einer der Deltidialplatten sichtbar. Die Schlosskante ist lang und fast 


gerade. 
Fig. 14. Rh. orthisiformis Kleine Schale: sehr flach, die stärkste Wölbung liegt. in der Wirbelgegend. 
Lers. sp. Schnabelansicht Ein seichter Mediansinus reicht von der Wirbelgegend bis zur Stirn. 


(im Massstabe 1:2vergr.) Gyosse Schale: mässig gewölbt, doch stärker als die kleine; die Andeutung einer 


firstartigen Erhebung ist vorhanden. 

Ornamentirung: Beide Schalen sind mit feinen Rippen bedeckt, welche Auch Dichotomie entstehen; 
sie werden durch eng stehende concentrische Anwachstreifen gekreuzt, so dass auch hier die gitter- 
artige Ornamentirung entsteht. Auf dem Steinkern sind die Rippen nur schwach sichtbar. 

Innere Merkmale: Auf der grossen Schale sind Muskeleindrücke nicht sicher erkennbar, sie werden durch 
die Schale verdeckt. Dagegen zeigt die innere Seite einer kleinen Schale, welche ich hier abbilde, 
sehr schön das Medianseptum sowie die beiden seitlichen Leisten, welche die Muskeleindrücke be- 
grenzen. Die Form der Cruren ist unbekannt. 


I I 
Dimensionen: Breite 18,7 15,6 mm 
Höhe 15,1 15478 
Dicke ca. 6,0 DT a 


Schon BiTTser! vermuthete nach der Abbildung bei Lersrus, dass die hier beschriebene Art zu 
Rhynchonellina gehört. Ich bin zu derselben Ansicht gelangt, trotzdem ich keines der beiden mir vor- 
liegenden Stücke angeschliffen habe; der ganze Habitus, sowie insbesondere Berippung, Wölbungsverhältnisse, 
Area, Schnabel etc. stimmen so genau mit den übrigen mit gitterartiger Ornamentirung versehenen Species 
des Genus Rhynchonellina überein, dass ich unbedenklich die vorliegende Art ebenfalls in jenes Genus versetze. 

Verwandtschaft: Rh. orthisiformis steht zwischen Rh. Zittei und Rh. Fuggeri; sie ist feiner be- 


{ Brachiopoden der alpinen Trias. pag. 190. 


Beschreibung der Arten, 73 


rippt als jene-und gröber als diese. Im ganzen werden auch die Rippen nicht so scharf und die Anwachs- 
streifen nicht so kräftig wie bei Ah. Zitteli, auch sind die Rippen bedeutend zahlreicher. Von Rh. Paronai 
unterscheidet sich Rh. orthisiformis durch Gestalt und Berippung. 

Vorkommen. Unterer Lias (?) am Ostfusse des Mte. Cogorna bei Balino (nördlich von Riva am 
Gardasee), 

Lersıus hatte ursprünglich angegeben, dass seine Exemplare aus dem Rhät stammten, Auf meine 
Anfrage, ob jene Schichten sicher rhätisch wären, hatte Herr Prof. Lersıus die Güte, mir zu antworten, 
es erschiene ihm jetzt wahrscheinlicher, dass diese Spiriferen aus dem Liaskalk stammten; das Gestein 
sähe viel mehr wie ein derartiger Liaskalk aus, nicht wie rhätischer Kalk. (Der Kalk ist grau und nicht 
dolomitisch). Wie schon erwähnt, wurden die betreffenden Stücke am Ostfusse des Mte. Cogorna gefunden; 
wenn wir Bırrner’s! Profile durch diesen Berg betrachten, so finden wir, dass im Südosten der Lias in 
der Tiefe, dass dagegen das Rhät erst am Gipfel liegt; es ist deshalb als wahrscheinlich anzunehmen, dass 
'wir es mit einer liasischen Form zu thun haben. 

Exemplare vorhanden im Museum zu Darmstadt. 


Rhynchonellina Fuggeri FrRAuscHer. — Taf. VI, Fig. 1—3. 
1823. FRAuscHER, Die Brach. des Untersberges. pag. 730, Taf. 6, Fig. 5. 


Diese Species wurde von Prof. FuGGER am Untersberg gefunden und durch FrAuscHezr beschrieben. 

Herr Prof. FüssEr hatte die Güte, mir die Originalexemplare, sowie ein Gesteinstück zur Verfügung zu 

stellen. Aus dem letzteren gelang es mir, noch einige Exemplare der hier besprochenen Species zu 

gewinnen. 
Da die Beschreibung FRAUSCHER’s nicht ganz genau ist, auch sich einige Irrthümer darin finden, 
so gebe ich an dieser Stelle eine neue. 

Umriss: rundlich, immer höher als breit. 

Commissur: an der Seite etwas geschweift, an der Stirn in einer Curve gegen die grosse Schale ein- 
gekrümmt. 

Grosse Klappe: mässig gewölbt, am stärksten zwischen der Mitte und dem Schnabel. In der Mitte zieht 
sich eine wulst- oder firstartige Erhebung vom Schnabel bis zum Stirnrande. 

Kleine Klappe: wenig gewölbt, flacher als die grosse; entsprechend dem Wulst der grossen Schale zieht 
sich ein Mediansinus vom Wirbel bis zur Stirn. 

Schnabel: spitz, hoch, etwas gekrümmt. Die Area ist breit und ziemlich hoch, sie ist wagrecht gestreift, 
in der Mitte ist eine dreieckige Oeffnung vorhanden, welche von Deltidialplatten eingeschlossen 
wird; diese sind von schräg nach oben gerichteten Streifen bedeckt. Die Schlosslinie ist gerade 
oder wenig gebogen. 

Ornamentirung: Die Schalen sind mit sehr feinen Rippen bedeckt, welche von concentrischen, eng- 
stehenden Anwachsstreifen gekreuzt werden, so dass die schon mehrfach in dieser Arbeit erwähnte 


1 Jahrbuch der k.k. R.-A. 1881. Aufnahmen in Judicarien und Val Sabbia. Taf. 4 und 5, Prof. II und III. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 10 


74 Beschreibung der Arten. 


gitterartige Ornamentirung ensteht. Dadurch, dass in gewissen Abständen die Anwachsstreifen 
stärker hervortreten, gewinnt die Schale, wie FRAUSCHER sich treffend ausdrückt, ein „schuppig- 
dachziegelartiges“ Aussehen. Die Rippen entstehen durch Dichotomie, sie theilen sich häufig 
mehrere Male. 


Innere Merkmale: Auf der grossen Klappe sieht man an einem Stück eine der Begrenzungsleisten; 
welche der Lage nach sehr wohl in Zahnstützen übergehen kann, letztere konnte ich nicht con- 
statiren, da der Cardinalschliff FRAuscHERr’s schon zu tief abgeschliffen ist, mir aber des geringen 
Materiales wegen es nicht möglich war, ein weiteres Stück anszuschleifen. Auf der kleinen Schale 
sind die Eindrücke der Adductores vorzüglich zu beobachten (FRAUSCHER, loc. cit. fig. 5k.), sie sind 

lancettförmig und auf der Oberfläche in der Länge fein gestreift. Zwischen 
beiden Eindrücken verläuft (auf dem Steinkern) die vertiefte Linie des Median- 
septums. Auf der Seite werden die Muskeleindrücke von je einer stärkeren 
Vertiefung begleitet, welche einer leistenartigen Anschwellung der Schale ent- 
sprechen. Diese leistenartigen Anschwellungen verbreiten sich offenbar gegen 
. 2 den Wirbel hin und bilden auch bei dieser Species die Unterstützung der 
Fig. 15. Rh.Fuggeri 
Fravscher. Crural- Zahngruben und der Cruren (das letztere sieht man an dem zerbrochenen Stück, 
schliff (nat. Grösse). welches eine der Cruren vollständig aufweist). Die Cruren sind lang, säbel- 
förmig, ohne accessorische Lamelle und erreichen die hintere Schale; sie 
divergiren fast gar nicht. Auch die Zähne und Zahngruben lassen sich an dem Cardinalschliffe 
FRAUSCHER’S nicht deutlich erkennen, da das Stück in keiner sehr vortheilhaften Richtung an- 
geschliffen ist. 


I II 1081 IV 

Dimensionen!: Höhe 22,5 29,3 ?17,7 230,0 
Breite 20,5 30,5 16,0 26,9 

Dicke 11,0 15,1 7,6 15,7 


Bei dieser Gelegenheit muss ich einige Irrthümer FrAuscHer’s berichtigen, damit diese keine Miss- 
verständnisse bei denjenigen hervorrufen, welche die Originalstücke nicht kennen. Vor allem ist zu be- 
merken, dass Fig. 51 reconstruirt ist. Das Original ist aus zwei Stücken zusammengeleimt und war offen- 
bar verdrückt; davon, dass auf der kleinen Schale ein Wulst vorhanden war, kann ich mich nicht über- 
zeugen. Der Schnabel ist am Original zum grössten Theile abgesprengt; wäre er vollständig vorhanden, 
so würde er sicherlich nicht so aussehen, wie in der citirten Abbildung. 

Fig. 5i ist eine Constructionsfigur (in der Tafelerklärung wohl infolge einer Verwechslung als 
5f aufgeführt), welche jedoch als verfehlt zu bezeichnen ist. Die Cruren divergiren nicht in einer solchen 


1 FrauscHer giebt die Masse 5 verschiedener Stücke an. Nun sind aber von dem Material, welches ihm vorlag, 
höchstens 3 Exemplare messbar (bei mir als I, II, III aufgeführt), da die übrigen nur Bruchstücke oder eine einzige Schale 
sind. Ich vermuthe, dass Frauscher’s I meiner III, seine V meiner I entspricht, welches bei ihm aber das von mir als I be- 
zeichnete Exemplar ist, kann ich nicht angeben. Dazu haben sich bei Fravscaer’s II unglücklicherweise auch noch Druck= 
fehler eingeschlichen, denn das Stück kann doch sicherlich nicht die Breite von 2,2 mm haben und die Dicke von?@ mm. Das 
von mir unter IV aufgeführte Stück habe ich erst selbst herauspräparirt, ist also nicht von FrAuscHer aufgeführt. 


Beschreibung der Arten. 75 


Weise; an den Originalen ist nichts derartiges wahrzunehmen; auch sind, so viel ich weiss, noch niemals 
bei irgend einer Species des Genus Rhynchonellina so verlaufende Cruren abgebildet oder beschrieben worden. 

FrAUSCHER sagt im Text (pag. 731), dass von Muskeleindrücken nichts mit Bestimmtheit hätte 
nachgewiesen werden können; er verweist auf Eıchensaum’s Arbeit über die Brachiopoden von Smokovac 
(Jahrbuch der R.-A. 1883, pag. 716). Dieser Autor schliesst aus der Beschaffenheit der Steinkerne und 
der Lage der Muskeleindrücke in der kleinen Schale auf das Vorhandensein eines Medianseptums. FRAUSCHER 
drückt seinen Zweifel an den Beobachtungen Eıchengaum’s durch ein in dessen Text gesetztes Fragezeichen 
aus. Wie ich jedoch schon in meiner Beschreibung hervorhob, sind an dem einen Originale FrAuscHEr’s, 
sowie an einem von mir herauspräparirten Stück ganz vorzüglich die Muskeleindrücke sowie das Septum zu 
beobachten. Leider wird gerade an dieser Stelle von FRAuscHEr eine Zahl (Fig. 5d) im Text citirt, welche 
auf der Tafel nicht vorhanden ist. Er sagt auf pag. 730: „An dem Exemplare (Fig. 5 d) lässt sich übrigens 
auch deutlich die doppelte, der Länge nach fein gestreifte Leiste der grossen Klappe verfolgen etc.“ 
Diese Bemerkung kann sich aber nur auf Fig. 5k beziehen; diese stellt jedoch keine grosse, sondern eine 
kleine Klappe dar, und die beiden „Leisten“ sind nichts anderes als die Muskeleindrücke; die Vertiefung 
zwischen ihnen (auf dem Steinkern) ist der Abdruck des Medianseptums, von welchem noch abgebrochene 
Reste in jener Furche zu sehen sind. Auf dem zweiten von mir erwähnten Exemplar, welches nahezu voll- 
ständig ist, zeigt sich auf der kleinen Klappe ganz dasselbe. Auch auf dem Cardinalschliffe Frauscher’s 
ist das Medianseptum noch sichtbar. 

Verwandschaft. Ah. Fuggeri steht den übrigen mit gitterartiger Ornamentirung versehenen 
Formen nahe, unterscheidet sich jedoch von ihnen durch die Berippung: Rh. Rothpletzi, Zitteli, orthisi- 
formis haben gröbere, Rh. Hofmanni hat feinere Rippen. FRAUSCHER möchte einen Theil der von BozckH 
als Ah. Hofmanni beschriebenen Formen mit Rh. Fuggeri indentificiren, doch steht unter allen mit gitter- 
artiger Ornamentirung versehenen Species Rh. Hofmanni der Rh. Fuggeri am wenigsten nahe. 

Vorkommen. ?Lias vom oberen Brunnthal. Die Stücke liegen in einem rothen Kalk; sie wurden 
von Prof. FuGGEr. in einem Findlingsblock entdeckt. Später fand FusGER einen petrographisch ähnlichen 
Kalk im. oberen Brunnthale anstehend. FrAuscHEr hält das Gestein für liasisch; Birtwer glaubt, dass es 

auch triadisch sein könnte. 
Exemplare vorhanden im Carolino-Augusteum in Salzburg und in der Münchener palaeontologischen 
Staatssammlung. 


Rhynchonellina Hofmanni Borck# sp. — Taf. VI, Fig. 19—23. 


1874. Rhynchonellina Hofmanni Borcku, Die geol. Verhältnisse des südl. Theiles des Bakony, II, pag. 167. Taf. 1, Fig. 16 
und 18, Taf. 2, Fig. 1—11. 

Die von BorckHu als Rhynchonella Hofmanni beschriebene Form gehört, wie schon Birtxer t 

EicHEenBAUMm? und FrAuscHER? vermutheten zum Genus ARhynchonellina. Herr Dr. Prrsö und Herr Dr. 


1 Jahrbuch der R.-A. 1880, pag. 39. 
? Jahrbuch der R.-A. 1883, pag. 719. 
3 Jahrbuch der R.-A. 1883, pag. 733. 


76 Beschreibung der Arten. 


Bozck# hatten die Liebenswürdigkeit, mir einige Exemplare der hier besprochenen Species für die Münchener 

palaeontologische Staatssammlung zu senden. Dadurch, dass ich eines der Stücke in der Medianebene 

zerbrach, konnte ich eine der langen Cruren sichtbar machen, so dass jetzt die generische Stellung dieser 

Art eine vollkommen sichere ist. BoEckH giebt in seinem Text an, dass er nicht mit voll- 

kommener Sicherheit die Formen, welche auf Taf. 1, Fig. 16 und 18, Taf. 2, Fig. 11 dar- 

gestellt sind, mit denjenigen auf Taf. 2, Fig. 1—10 vereinigen könnte. Ich glaube jedoch, 

dass dies unbedingt nöthig ist, denn ich habe bei sorgfältiger Untersuchung der Klappen- 

oberfläche gefunden, dass bei allen Stücken (bei den grossen sogar noch auf dem Steinkern) 

dieselbe feine gitterförmige Ornamentirung zu beobachten ist. Feine, bei den grossen 

Dt u Exemplaren gröber werdende Rippen werden von engstehenden, concentrischen Streifen 

Ortalschlif nat: gekreuzt, wodurch die bei vielen berippten Rhynchonellinenarten vorhandene gitterförmige 

Grösse). Ornamentirung entsteht. Rh. Hofmannö ist diejenige Form, welche unter allen Arten des 
Genus Rhynchonellina die schwächsten Rippen und Anwachsstreifen hat. 


Bereits Borckt hat die Lage der Muskeleindrücke sorgfältig studirt und gut abgebildet. Da sich 
gerade sein Material vorzüglich zu diesem Zwecke eignete, konnte er mancherlei Variationen in der Situation 
und Gestalt der Muskeleindrücke nachweisen. Merkwürdig ist der auf Taf. 2, Fig. 7 abgebildete Muskel- 
eindruck. Hier convergiren die seitlichen Begrenzungsleisten, was sonst bei der grossen Klappe niemals 
der Fall ist, was auch bei keinem der andern Exemplare, welche Borck# abbildet, vorkommt. Im All- 
gemeinen aber stimmen die Muskeleindrücke in der Lage mit denjenigen von Rh. Zitteli, Rh. Fuggeri etc. 
überein. Auch bei Rh. Hofmanni sind sehr schön die seitlichen Begrenzungsleisten 
(der Muskeleindrücke) zu sehen. Nach dem mir vorliegenden Exemplare zu urtheilen, 
zweifle ich keineswegs daran, dass sie auch hier dieselben Functionen wie bei AA. 
Zitteli erfüllen. 


Fig. 17. Rh. Hofmanni 
Bock, Schnabelansicht 
(im Massstabe 1:2 vergr.) 


Das Medianseptum auf der kleinen Schale hat ebenfalls bereits BoEcKH be- 
obachtet, es reicht zuweilen bis zur Mitte der Schale. Die Area trägt in ihrer Mitte 
eine dreieckige Oeffnung, welche von Deltidialplatten begrenzt wird. 

Die Cruren sind bei BorckH (Taf. 2, Fig. 9) zu kurz gezeichnet, aber man sieht aus der Zeich- 
nung, dass der übrige Theil noch mit Gestein bedeckt ist, ich bilde hier die Cruren von der Seite ab. 

Vorkommen, In einem rothen oder weissen unterliasischen Kalk der Sömhegy bei Herend, sowie 
am Fuss des Kakastaraj südöstlich von Varös-Löd in Ungarn. 


Exemplare vorhanden im Museum der k. ungar. Landesanstalt, sowie in der Münchener palaeonto- 
logischen Staatssammlung. 


Rhynchonellina Renevieri Haas. 
1884. Haas, Beiträge zu Kenntn. u. s. w., pag. 30, Taf. 2, Fig. 14—16, 
Diese Art liegt mir leider nicht im Original vor; der Vollständigkeit halber will ich hier jedoch 


kurz die Beschreibung nach Haas geben. „Die typischen Exemplare tragen auf beiden Schalen eine mediane 
Furche, welche die Form in zwei symmetrische Hälften theilt, am Wirbel schwach beginnt und dann stärker 


Arten, deren generische Stellung nicht sicher ist. Fair 


werdend bis zum Stirnrande hinläuft, hier aber meist wieder schwächer wird, so dass sie ungefähr auf der 
Hälfte der Schalen am deutlichsten hervortritt. 

Die Stirnlinie zeigt nur in wenigen Fällen eine Tendenz, sich einzubuchten und verläuft meist ganz 
gerade. Die Berippung ihrer beiden Schalen ist fast ganz analog mit derjenigen von Rhynchonella fasci- 
costata, und auch hier scheint hie und da eine Vereinigung der Rippen zu Bündeln nach dem Wirbel hin 
einzutreten. Schnabel spitz und klein, frei hinausragend. Der Erhaltungszustand des Foramens und des 
Deltidiums liess eine Untersuchung derselben nicht zu. Kleine und kurze, aber scharfe Arealkanten. 
Schalenstructur faserig.“ Das Brachialgerüst ist unbekannt. Man sieht aus dieser Beschreibung schon, 
dass die Stellung der Art keineswegs über allen Zweifel erhaben ist; leider lässt sich aus der sehr mangel- 
haften Abbildung so gut wie nichts erkennen; eine Feststellung des Genus kann sich also erst bei 
einer späteren gründlichen Untersuchung der Originale ergeben. 

Vorkommen, (Nach Haas) unterer Lias des Piz Stern bei St. Cassian. 


Rhynchonellina. Blanci Haas. 
1884. Haas, Beiträge z. Kenntn. u. s. w. pag. 31, Taf. 4, Fig. 15. 


Auch von dieser Art liegen mir leider keine Exemplare vor, Haas beschreibt sie folgendermassen: 
„Die einen sehr spitzen Schnabel und sehr scharfe Arealkanten besitzende ıundliche Form, von der ich 
leider nur ein Exemplar untersuchen konnte, ist mit sehr feinen Radialstreifen versehen. Die grosse Schale 
ist bauchiger als die kleine; beide vereinigen sich unter sehr spitzem Winkel. Die grösste Wölbung liegt 
gleich unter dem Wirbel. Das Foramen schein: von rundlicher Gestalt zu sein, doch ist dasselbe mitsammt 
dem Deltidium zu schlecht erhalten, um daran eine genauere Untersichung vornehmen zu können. Länge 
12 mm, Breite 13 mm.“ Sinus oder Wulst sind nach Haas nicht vorhanden. Da auch hier die Abbildung 
nicht besser als bei der vorhergehenden ist, so kann man aus ihr keine Schlüsse ziehen. Jedenfalls ist 
auch bei dieser Art die generische Stellung höchst unsicher. 

Vorkommen. (Nach Haas) unterer Lias des Piz Stern bei St. Cassian. 


Arten, deren generische Stellung nicht sicher ist. 


?Rhynchonellina Finkelsteini nov. sp. — Taf. VI, Fig. 26—28. 


Umriss: queroval, zum Dreieckigen neigend, breiter als hoch. 

Commissur: auf der Seite gerade oder fast gerade, an der Stirn in schwacher Curve nach hinten gezogen. 

Grosse Klappe: ziemlich gewölbt; in der Schnabelregion tritt ein medianer Sinus auf, welcher sich aber 
vor der Stirn verflacht und nahezu oder ganz verschwindet. 

Kleine Klappe: ziemlich flach, ein sehr flacher Mediansinus zieht sich von der Mitte der Schale bis zur 
Stirn. 

Schnabel: klein, spitz, ziemlich stark gekrümmt; Schlosskante fast gerade; Area nicht sehr breit, aber 
ziemlich hoch; sie zeigt in der Mitte eine dreieckige Oefinung, welche von 2 Deltidialplatten be- 
grenzt wird. 


78 Arten, deren generische Stellung nicht sicher ist. 


Ornamentirung: Die Schale ist mit engstehenden, ausserordentlich feinen Rippen bedeckt, welche durch 
Dichotomie entstehen; die Rippen, welche auch auf dem Steinkern sehr gut sichtbar sind, werden 
von concentrischen Anwachsstreifen gekreuzt, so dass zuweilen die Andeutung einer gitterförmigen 
Ornamentirung entsteht. 

Innere Merkmale: Auf der kleinen Schale sind deutlich zwei von seitlichen Leisten begrenzte Muskel- 
eindrücke sichtbar; auf der grossen Schale sind Muskeleindrücke nicht mit Sicherheit wahrnehmbar. 

Auf der kleinen Schale ist ein kleines Medianseptum vorhanden. Die Ge- 

stalt der Cruren ist. unbekannt. 


I I III 
Dimensionen: Höhe 95 9,6 85 mm 
Fig. 18. ?Rh. Finkel- Breite 10,6 113 gar) 
steini Böse. Schnabel- . = 
ansicht (im Massstabe nn 318 : 31 2 
1:3 verer.). Schalenstructur: faserig, nicht punktirt. 


Die generische Stellung dieser Species ist nicht durchaus sicher; 
da ich nicht Material genug hatte, um das Armgerüst anschleifen zu können; der ganze Habitus der Species 
aber nähert sich dem der berippten Formen des Genus Rhynchonellina; vor allem jedoch bewogen mich 
die gerade Schlosslinie, die Area mit der dreieckigen Oefinung und den Deltidialplättchen, die äusserst feine 
Berippung, sowie die eigenthümliche Anordnung der Muskeleindrücke, diese Art vorläufig zu Rhynchonellina ! 
zu stellen. Auffallend ist das Lager; wir haben hier die jüngste bekannte Rhynchonellina, sie stammt aus 
den Scyphien-Schichten des weissen Jura. Ferner ist bemerkenswerth, dass dies auch die einzige bisher 
beschriebene Form aus der mitteleuropäischen Provinz ist. 

Möglicherweise hat QuEnstEDT einige Exemplare dieser Species zu Rh. striocineta aus dem weissen 
Jura gerechnet, welche Art jedoch von der unsrigen durchaus verschieden ist, sowohl was die Berippung, 
wie auch was die Verhältnisse des Schnabels angeht. ’ 


Vorkommen. Scyphienschichten des weissen Jura am Braunenberg bei Wasseralfingen (Württem- 
berg) sowie am Lochen bei Balingen (Württemberg). Originalexemplare in der Münchener Staatssammlung. 


?Rhynchonellina lens Pıroxa, — Taf. VII, Fig. 40—42. 
1889. Parona, Lias infer. nelle prealpi Lombarde (Rend. d. K. Itit. Lomb.). pag. 5. 


Diese Species wurde von Pırona benannt, aber bisher weder beschrieben noch abgebildet. Herr 
Prof, PıronA hatte die Liebenswürdigkeit, mir eine grössere Anzahl von Exemplaren zu senden und mir zu 
gestatten, dass ich die Species anstatt seiner abbilde und beschreibe. 


1 Sollte es sich herausstellen, dass diese Art kurze Cruren hat, so würde ich vorschlagen, sie zusammen mit Rh. 
loricata in ein neues Subgenus Rhynchonellopsis zu versetzen. Dieses würde sich von Rhynchonella durch den Bau der 
Area, welche derjenigen von Rhynchonellina gleich ist, die gerade Schlosslinie, die Deltidialplatten unterscheiden. Von 
Rhynchonellina würde sich das Subgenus durch den Mangel an langen Cruren trennen lassen. 


Arten, deren generische Stellung nicht sicher ist. 79 


Umriss: rundlich bis querelliptisch. 

Commissur: sowohl an der Seite wie an der Stirn gerade. 

Grosse Schale: mässig gewölbt. 

Kleine Schale: schwächer gewölbt als die grosse. 

Schnabel: nicht besonders hoch, spitz, wenig gekrümmt; Schlosskante gebogen; Area nicht deutlich aus- 
gebildet. Ueber das Foramen und etwaige Deltidialplatten kann ich nichts aussagen, da diese 
Stellen der Schalen stets mehr oder weniger stark mit Gesteinsmasse überzogen sind. 

Schalenoberfläche: Da wir es hier fast stets nur mit 'Steinkernen zu thun haben, so lässt sich über 
die Beschaffenheit der Schalenoberfläche nichts Sicheres aussagen, wahrscheinlich war die Schale 
(ebenso wie der Steinkern) glatt. 

Innere Merkmale: gänzlich unbekannt; ich habe eine Anzahl von Cruralschliffen gemacht, konnte jedoch 
nichts Sicheres erkennen; zuweilen sah ich Linien, welche dem Verlaufe der Cruren entsprechen 
würden, doch ist es möglich, dass diese Linien nichts anderes als Risse sind. Es ist auch wenig 
Aussicht darauf vorhanden, ein Armgerüst zu entdecken, da die meisten Stücke stark dolo- 
mitisirt sind. 


I II III 

Dimensionen: Höhe 5,5 4,0 3,8 
Breite 6,6 4,0 4,2 

Dicke 2,9 1,8 1,9 


Aus der vorhergehenden Beschreibung, sowie aus den Abbildungen geht hervor, dass die generische 
Stellung der Species durchaus nicht sicher ist. Da Parona jedoch die Art zu Rhynchonellina gestellt hat 
und ich nicht nachzuweisen vermag, dass sie in eine andere Gattung gehört, so hielt ich es für nöthig, 
die Art aufzuführen und zu beschreiben. 

Vorkommen. Im gelben Kalk des unteren Lias von S. Rocco di Adrara (Prov. di Bergamo, west- 
lich vom Lago d’Iseo). 

Exemplare in den Museen von Pavia, Turin und München. 


?Rhynchonellina Arturii Bortto-Mıcca. — Taf. VII, Fig. 43. 
1893. Borro-Mıcca, Fossili d. str. a Lioc. Opal e Ludw. Murchisonae d. Croce di Valpore (M. Grappa), pag.52, Taf. 1, Fig. 12. 


Umriss: kreisrund. 

Commissur: sowohl an den Seiten wie an der Stirn gerade. 

Grosse Schale: mässig gewölbt, ohne Wulst oder First. 

Kleine Schale: weniger gewölbt als die grosse, kein Sinus vorhanden; an der Stirn ist eine mediane 
Depression angedeutet, welche jedoch zufällig sein kann. 

Schnabel: niedrig, etwas gekrümmt. Schlosslinie etwas gebogen. Area breit aber niedrig: in der Mitte 
hat sie eine sehr breite dreieckige Oeffinung. Wenn seitliche Deltidialplatten vorhanden waren, 
so sind sie an dem einzigen mir vorliegenden Stück entweder ausgefallen oder noch mit Gestein 
bedeckt. 


s0 Arten, deren generische Stellung nicht sicher ist. 


Schalenoberfläche: glatt, nur auf der kleinen Klappe sind ganz schwache radiale Streifen sichtbar. 
Innere Merkmale: Muskeleindrücke und Armgerüst unbekannt; auf der kleinen Schale scheint ein 
kurzes dünnes Medianseptum vorhanden zu sein (ich habe es auf der Abbildung andeuten lassen). 
Die bei Borro-Mıcca auf der Zeichnung stark übertriebene radiale Streifung der kleinen Schale 
stellt wohl nichts anderes als Gefässeindrücke dar. 
Dimensionen: Höhe 15,2 mm, Breite 14,3 mm, Dicke 6,8 mm. 
Das einzige von dieser Species vorhandene Stück stammt vom Mte. Grappa. Der Güte des Herrn 
Prof. Parona und des Herrn Dr. Borro-MıccA verdanke ich es, dass mir das Exemplar bereits vor Ver- 


öffentlichung der Originalbeschreibung zur Verfügung gestellt wurde. 
Die generische Stellung dieser Species ist nicht ganz sicher. Vor allem ist die Gestalt der Area 


nicht genau so, wie bei den wirklichen Rhynchonellinen; immerhin ist es wohl möglich, dass die Form that- 
sächlich in dieses Genus gehört. 

Vorkommen. Im weissen Kalk des unteren Doggers (Schichten mit Harp. Murchisonae) am Mte. 
Grappa. Original im Museum von Turin. 


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Fig. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel VI. 


1.  Rhuynchonellina Fuggeri Frausch. Vom Untersberg, pag. 73. 

DEU. 08 en M 5 Kleine Schale mit Septum, Muskeleindrücken und Muskel- 
leisten. pag. 73. 

4u.5. Rhynchonellina Paronai nov. sp. Von S. Rocco d’Adrara. pag. 66. 


6. h Rothpletzi nov. n. Vom Schwarzenberg bei Hohenschwangau. pag. 71. 
een " orthisiformis Lers. sp. Vom Mte. Cogorna. pag. 72. 
9, s ® 5 „ Vom Mte. Cogorna. Inneres der kleinen Schale mit 


Septum und Muskelleisten. pag. 71. 
10, 11. Rhynchonellina Seguenzae GEMM. aus Sicilien. pag. 62. 


12% 18: " " 5 Vom Breithorn im Steinernen Meer. pag. 62. 

14. ; N »„ Vom Kressenberg bei Waldegg. pag. 62. 

15. 5 5 »„ (var. minor SkuprH.) vom Breithorn. pag. 62. 

16.  Rhynchonellina Brusinai Eıchens. von Risano in Dalmatien. pag. 65. 

17, 18. A Kastneri Bırrn. vom Jaenner bei Berchtesgaden. pag. 64. 

19. A Hofmanni BoEckH sp. von Sömhegy in Ungarn. pag. 75. 

20. n P e „ Muskelleisten der grossen Schale. pag. 75. 

al. ns 2 5 „parts. 

DE = 3 n „ Septum und Muskelleisten der kleinen Schale. pag. 75. 

23: „ „ 5 „ Pag. 75. 

24. e alpina Par., stark beripptes Exemplar mit Muskelleisten. Von Arzo am Lago 
di Lugano. pag. 64. 

25. 5 „ . Par., glatter Steinkern mit Muskelleisten und Septum. pag. 64. 


26—28. 2Rhynchonellina Finkelsteini nov. sp. vom Braunenberg bei Wasseralfingen. pag. 77. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeontographica Bd.XLI. 


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099,33. 
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aan. 
„ .iaslıse. 
Ag ao, 

43. 


Tafel-Erklärunge. 


Tafel VII. 


Rhynchonellina alpina Par. von Arzo in der Nähe des Lago di Lugano. pag. 46, 
e Zitteli nov. sp. von Risano in Dalmatien. pag. 67. 
4 n, »  » Steinkern mit Muskelleisten und Septum vom alten Schloss bei 
Hohenschwangau. pag. 67. 
2 = »  » von Hohenschwangau. pag. 67. 
e n » » Muskelleisten der kleinen Schale. Von ebenda. pag. 67. 
hs 2 »  » Area mit Anwachsstreifen. Von ebenda. pag. 67. 
m 3 »  » verschiedene Varietäten. Von ebenda. pag. 67. 
ä r »  » mit Deltidialplatten. Von ebenda. pag. 67. 
” 5 »  » Von ebenda. pag. 67. 
S 5 »  » Steinkern mit Muskelleisten und schwachem Septum. Von 
ebenda. pag. 67. 
a u »  » verschiedene Varietäten und Jugendexemplare. Von ebenda. 
pag. 67. 
h Suessi GEMM. aus Sicilien (Biliemi). pag. 59. 
. = A von Risano in Dalmatien. pag. 59. 
5 bilobata GEMmM. aus Sicilien (Biliemi). pag. 60. 
A Bittneri nov. spec. von Risano in Dalmatien. pag. 60. 
; Oiofaloi Gemm. von Castello di Termini (Sicilien). pag. 61. 
5 pygmaea Gemw. vom Gschöllkopf (Sonnwendjoch). pag. 61. 
n “ „ von der Basilialp (Karwendel). pag. 61. 
? Rhynchonellina lens Par. von S. Rocco d’Adrara. pag. 78. 
? Rhynchonellina Arturiö Borro-Mıcca vom Mte. Grappa. pag. 79. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeonfographica Bd.XLI. Taf. nl. 
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I. Die Schiosi- und Calloneghe-Fauna 


von 


Georg Boehm. 


RR! | Mit Tafel VIII—XV. 


Einleitung. 


Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einigen sehr reichen Fundstellen in den Venetianer 
pen; mit dem Col dei Schiosi und mehreren Punkten seiner nächsten Umgebung am Monte Cavallo über 
oleenigo und mit einem Steinbruch bei Calloneghe in der Nähe des Lago di Santa Croce. Die Haupt- 
masse des Materials wurde von mir selbst an Ort und Stelle zusammengebracht und befindet sich in 
& iner Sammlung. Als Fundorte kommen vor allem in Betracht: 

Der Col dei Schiosi und Calloneghe. 

„Casera Schiosi“, ein Block, den ich in einer Mauer an der genannten Casera fand, und der ganz 

n it F ossilien, besonders mit Caprininen, erfüllt war. 

„Deposito“, ein Fundpunkt, nordöstlich vom Col dei Schiosi. 

Dazu kommt noch „Lama d’Ortus“, eine Localität, die ich aus eigener Anschauung nicht kenne, 

aber dicht bei der Casera Schiosi liegen dürfte. Des weiteren wurden ein Exemplar aus der Staats- 

nmlung in München und mehrere Stücke aus der Universitätssammlung zu Padua mit herangezogen, 
Iche aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Umgebung des Col dei Schiosi herrühren und von denen dem 

nach wenigstens die letzteren sicher zur Schiosi-Fauna gehören. Als Fundort der Paduaner Stücke habe 

ich im palaeontologischen Theil im Gegensatz zu „Col dei Schiosi“ und „Casera Schiosi“ einfach „Schiosi“ 

Br egeben. 

Auf die zum Theil sehr schwierigen und zeitraubenden Tafeln und Textfiguren wurde von Herrn 
LING in Freiburg die grösste Sorgfalt verwendet. Sie dürften allen Anforderungen genügen. Sämnt- 
Figuren sind in natürlicher Grösse dargestellt mit Ausnahme von Taf. XU, Fig. 3 — Taf. XI, 
5a — Taf. XV, Fig. 4. 

Für Ueberlassung von Material und Literatur sowie für anderweitige Unterstützung bin ich den 
ıren BENECKE, Beyrıch, Dovviını#, MArRTın, OMBoNT, SCHLUMBERGER, Grafen zu Soums-LAuBAcH, STEIN- 


und von ZITTEL zu grossem Danke verpflichtet. 
laeontographica. Bd. XLI, 11 


vll. 


XL. 
XI. 
XIV. 

XV. 
XVl. 


XV. 


Literatur. 


(Im Text mit römischen Ziffern eitirt.) 


d’Archiac. Note sur le Genre Otostoma. — Bulletin de la societe geolog. de France, 2° Serie, Bd. XVI, 
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Remarques sur les Radiolites— 13, Obgervations sur le Sphaerulites foliaceus, Lamarck. — 14, Nouvelles 
Observations sur quelques Especes de Rudistes. — Bulletin de la Societe geolog. de France, 
2° Serie, Bd. XII, p. 772; Bd. XII, p. 71; Bd. XIV, p. 647. — Paris, 1855, 1856, 1857, 

Boehm. Ueber südalpine Kreideablagerungen. — Zeitschrift der Deutschen geolog. Gesellschaft, 
Bd. XXXVII p. 544. — Berlin 1885. N 

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Bd. XXXIX, p. 203. — Berlin 1887. 

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Boehm. Ueber Cornucaprina. — Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1893, Bd. II, p. 129. — Stutt- 
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Boehm. Ueber Coralliochama und Fossilien des Col dei Schiosi. — Zeitschrift der Deutschen geolog. 


Gesellschaft, Bd. XLIV, p. 560. — Berlin 1892. 

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nouvelles ou peu connues. — Section des Travaux geologiques du Portugal. — Lisbonne 1886. 


Douville. Essai sur la Morphologie des Rudistes. — Bulletin de la Societe geolog. de France, 3° Serie, 
Bd. XIV, p. 389. — Paris 1886. 

Douville. Sur quelques Formes peu connues de la Famille des Chamides. — Bulletin de la Societe 
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Douville. Rudistes du Cretace inferieur des Pyrenees. — Bulletin de la Societe geolog. de France, 
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de la Societe geolog. de France. Paleontologie. 1, Paris 1890; 2, Paris 1891; 3, Paris 1892. 


XV. 


XIX. 


XX. 


XXI. 
XXI. 


xx. 


XXIV. 


xXXV. 


XXVL 


XXVl. 


XXVII. 


XXX. 


XXX, 


XXXlL 


XXXI. 


XXXIL. 


XXXIV. 


XXXV. 


XXXVl 


XXXVI. 


XXXVIl. 


AXXIR. 


G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 83 


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84 


XL. 


XLI. 


XL. 


XLIN, 


XLIV. 


XLV, 


XLVI. 


XLVL. 


XLVUl. 


XLIX. 


— 


LI. 


LD. 
LIH. 


Wr 


G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


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Geologischer Theil. 


A. Der Col dei Schiosi. 


Der Col dei Schiosi ist ein in neuerer Zeit mehrfach genannter, an Fossilien reicher Fundpunkt in 
Friaul, der zuerst von Pırona bekannt gemacht wurde. Der genannte Forscher neigte ursprünglich dazu, 
_ die Fauna unserer Localität für Turon, dann für Urgonien zu halten (XXXI, p. 4). Ich gab der Meinung 
Ausdruck, dass Turon vorliegen dürfte (IV, p. 204). Durch fortgesetzte Studien und vor allem durch 
neuere Arbeiten von DouvıLu5 (V, p. 138 und 147) wurde ich, gestützt auf das Vorkommen von Caprinen, 
mehr und mehr zu der Meinung gedrängt, unsere Schiosi-Fauna für oberes Cenoman anzusehen. Doch 
sprach gegen diese Deutung das von Pırowa erwähnte Auftreten der Gattung Häppurites (XXXLL, p. 2), 
welche nach Douvırıa (XVI, p. 647) nicht älter als Turon ist. In neuerer Zeit ist es mir gelungen, 
nachzuweisen, dass jenes Vorkommen nicht zur Gattung Hippurites gehört und auf dieses negative Merk- 
mal hin bezweifelte ich schon im vorigen Jahre (VII, p. 479) kaum mehr, dass die Schiosi-Fauna ober- 
cenomanes Alter besässe. Heute bin ich in der Lage, mittheilen zu können, dass jene angeblichen Hippu- 
riten zur Gattung Caprotina gehören. Letztere aber soll — ebenso wie Caprina — das obere Cenoman 
characterisiren (XVI, p. 646), und so dürfte es als das nächstliegende erscheinen, unsere Fauna dieser 
Stufe zuzuweisen. 

Die Meinungen über das Alter der Schiosi-Fossilien stützen sich ausschliesslich auf palaeontologische 
Funde. Stratigraphisch habe ich am Col dei Schiosi und in seiner Umgebung nichts ermitteln können. 
Es dürfte gerechtfertigt sein, auf die Lagerungs-Verhältnisse etwas näher einzugehen und zwar umsomehr, 
als nach dieser Richtung hin mehrfach Missverständnisse vorgekommen sind. 

Steigt man von Polcenigo (40 m)‘ zur Casera Schiosi (1329 m), so trifft man über dem durch 
Pırona (XXX) bekannt gewordenen Tithon fast ausschliesslich Kalke, deren Alter vorläufig nicht sicher 
festzustellen ist. Versteinerungen sind keineswegs selten, aber so mangelhaft erhalten, dass eine genaue 
Bestimmung unmöglich erscheint. Nach steilem Anstieg erreicht man das monotone Plateau und den Fund- 
punkt, welcher von Pırona unter dem Namen Col dei Schiosi (XXXT, p. 3) in die Literatur eingeführt worden 
ist. Es ist eine Art seichter Doline, an deren südlichem Rande, auf einem kleinen Umkreise, sich die von 
Pırona veröffentlichten Fossilien und zwar ganz massenhaft finden. Dieselben liegen theils frei heraus- 
gewittert auf der Oberfläche, theils sind sie leicht aus dem in losen Blöcken verstreuten oder auch aus dem 
anstehenden Kalke herauszuschlagen. Direct überlagernde Schichten sind nach Lage der Dinge nicht vor- 
handen. Nach allem, was man beobachtet, ist die von Pırona beschriebene Fauna zweifellos eine einheitliche. 


1 Diese Angaben entnehme ich der neuen, italienischen, topographischen Karte 1 :50000. 


36 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


In kurzer Entfernung südlich von hier liegt die Casera Schiosi. Irgend welche Schichtenfolge war 
zur Zeit auf dem Wege dorthin nicht zu beobachten. In einer Mauer an der Hütte entdeckte ich jenen 
Block (V, p. 136), der vor allem zahlreiche Caprininen enthielt. Doch fand ich solche wie 1. c. hervor- 
gehoben wurde, auch an dem vorher behandelten Fundpunkte Pırona’s. 

Südlich von der Casera Schiosi erhebt sich eine kleine Anhöhe, Can de Piera. Hier scheinen sich 
andere Formen zu finden, wie diejenigen der Schiosi-Fauna, doch ist meine Ausbeute zu gering, um sichere 
Schlüsse zu gestatten‘. Immerhin aber möchte ich ausdrücklich hervorheben: Ich befinde mich mit Pırona 
(XXXIL, p. 10, Fussnote) durchaus in Uebereinstimmung und glaube mit ihm, dass bei Can de Piera eine 
Fauna entwickelt ist, welche die eigentliche Schiosi-Fauna überlagert und jünger ist als diese. Nur darin 
gehen unsere Meinungen auseinander, dass Pırona die Caprininen der jüngeren Fauna 
zuweist, während ich V, p. 136 wahrscheinlich gemacht zu haben glaube und in dieser 
Arbeit neue Stützen dafür beibringen werde, dass sie zur eigentlichen Schiosi-Fauna gehören. 

Wenden wir uns von dem Hauptfundpunkte, der oben erwähnten Doline, nach N und NO, so finden 
wir die Schiosi-Fauna — wenn auch keineswegs so-reich wie dort — an der Bocca Candaglia, an der 
Casera Ceresera, am „Deposito“ und an einigen anderen Orten der Umgebung wieder. Eine besonders 
reiche Stelle scheint nach dem mir zugesandten Material (V, p. 137) Lama d’Ortus (?) zu sein. Genaue 
Schichtenfolge ist nirgends festzustellen. Es ist dies um so bedauerlicher, als — abgesehen von Can 
de Piera — sich auch sonst noch Spuren anderer Faunen zeigen. So fand ich bei der Casera Ceresera 
grosse Blöcke ganz erfüllt mit Biradioliten, wie solche der Schiosi-Thierwelt fremd zu sein scheinen. 

Aus Obigem dürfte hervorgehen, eine wie abweichende Auffassung FUTTERER von den erwähnten 
Orten hat. Ich kann hier des genannten Autors unrichtige Annahmen von 1892 (XVIH, p. 47) unberück- 
sichtigt lassen, da sie Herr FUTTErER ein Jahr später selbst (XIX), wie mir scheint, völlig verlassen hat. 
Nur die neueren Ausführungen von 1893, XIX, pag. 847; pag. 876, Fussnote, werde ich zu widerlegen ver- 
suchen. Es heisst l. c. pag. 847: „Schon die Fauna des Col dei Schiosi dürfte nicht einheitlich sein, 
sondern die Elemente verschiedener Zonen in sich bergen“ und ]. c. p. 876: „dass eine Gliederung des 
dortigen reichen Fundpunktes nicht unmöglich erscheint, da die angegebenen Fundpunkte beträchtliche 
Höhendifferenzen aufweisen.“ Betrachten wir zunächst diese Höhendifferenzen. Casera Schiosi hat 
eine Höhe von 1329 m, während die von Ceresera (nicht Cereseris) unter der Curve von 1400 m liegt. 
Ganz richtig, aber der Fundpunkt Col dei Schiosi ist nicht die Casera Schiosi und der Fundpunkt Ceresera 
ist nicht die gleichnamige Casera. Ersteres speciell ist schon von Pırona (XXXII, p. 10, Fussnote) und 
ausdrücklich auch von mir (V, p. 136) hervorgehoben worden. Herr FUTTERER überträgt die Höhen der 
Alphütten auf die nach ihnen benannten Fundpunkte. Mit Unrecht, wie ich besonders für Ceresera mit 
Bestimmtheit behaupten kann’. 

Auf den Fundpunkt Torrione lege ich keinen Werth, die Fossilien von dort sind zu mangel- 
haft erhalten. 


1 Herr FurTerer spricht XVIII, p. 47 von Hippuriten-Kalken des Col dei Schiosi und diese Hippuriten kehren XIX, 
p. 876 wieder.. Ich habe — auch trotz der Angabe von Pırona XXXI/, p. 10, Fussnote — weder am Col dei Schiosi noch in 
seiner Umgebung jemals Hippuriten gesehen. 

? Die Höhen der Fundpunkte vermochte ich umsoweniger zu bestimmen, als 1891 die neue, italienische, topo- 
graphische Karte mit ihren Isohypsen und ihren zahlreichen Höhenangaben noch nicht vorlag. 


Geologischer Theil. 87 


Und nun die Localität Lama d’Ortus. Von dieser, welche ich aus eigener Anschauung nicht kenne, 
erhielt ich eine Reihe typischer Formen der Schiosi-Fauna und zwar in vortrefflicher Erhaltung. Ich gebe 
V, p. 137 an, dass sich der Punkt zwischen der Casera Schiosi und Can de Piera und zwar „unter“ der 
ersteren befinden soll. Demnach müsste er unmittelbar bei jener Hütte und, wie aus Pırona XXXII, p. 10, 
Fussnote zu ersehen ist, südlich von derselben liegen. Anders Herr FurtTerer. Nach ihm „dürfte“ 
Lama (nicht Lam) d’Ortus identisch sein mit der Casera Val di Lama, die ost-nordöstlich von der Casera 
Schiosi und nicht „unter“ dieser liegt, sondern im Gegentheil in Luftlinie mehr als 3,5 Km 
von derselben entfernt ist. Casera Val di Lama liegt, wie FUTTERER richtig angiebt, 1110 m hoch, 
und dies ist in der That ein auffallender Höhenunterschied gegenüber den 1329 m der Casera Schiosi. Nur 
sind, wie aus meinen Angaben klar hervorgeht, Furrerer’s Casera Val di Lama und mein Lama d’Ortus 
zwei völlig verschiedene Localitäten. 

Die von FUTTERER angegebenen Höhendifferenzen haben — wie ich oben dargelegt zu haben glaube 
— für die Fundpunkte der Schiosi-Fauna keine Bedeutung. Allein damit ist die Sache noch nicht erledigt. 
Die Ansicht, dass am Col dei Schiosi „eine Gliederung des dortigen reichen Fundpunktes nicht unmöglich 
erscheint,“ stützt sich nicht allein auf jene Differenzen, sondern auch auf die Beobachtung, dass man weiter 
östlich in Friaul die gleichartigen Kreidekalke unter der Scaglia in drei Horizonte gliedern kann. Es sind 
dies von oben nach unten, XIX, p. 871: 


1) Der Radiolitenhorizont mit Diceras Pironai und Nerinea Jackeli. 
2) Der Hippuritenhorizont. 
3) Der Caprinidenhorizont mit Caprina, Schiosia u. S. W. 


Nun enthält die Schiosi-Fauna, wie ich sie (V) dargestellt habe, neben Diceras Pironai und Nerinea 
Jaekeli auch Caprina und Schiosia. Herr FurTErER deutet demgegenüber an, dass hier ein Gemisch un- 
gleichaltriger Formen und zwar aus den Horizonten 1 und 3 vorläge. Der genannte Autor kehrt also zur 
Ansicht von Pırona (XXXIH, p. 10, Fussnote) zurück, dass die Caprininen nicht zur Schiosi-Fauna gehören. 
Aber während nach dem italienischen Forscher jene über dieser lagern, verhält es sich bei FUTTERER grade 
umgekehrt. Beide Anschauungen widersprechen meinen Beobachtungen. Es dürfte bei der Wichtigkeit der 
Sache gestattet sein, hierauf etwas näher einzugehen \, 


{ An dieser Stelle möchte ich auf die Angaben hinweisen, welche sich XVII, p. 43 bezüglich des pflanzenführenden 
Horizontes von Faierazzo — ich acceptire hier wie überall die Schreibweise der neuen, italienischen Karte 1: 50000 — finden. 
Die Localität ist meines Wissens zuerst 1872 von Taramerrı erwähnt worden und zwar in den Annali scientifici del R. 
Istituto teenico di Udine, Anno sesto. (Escursioni geologiche fatte nell’anno 1872. Die Arbeit liest mir zur Zeit nicht mehr 
vor). 1873 macht Taraneruı im Bollettino del R Comitato geologico d’Italia, Bd. IV, p. 168 die Mittheilungen, die Herr FUTTERER 
XVIII, p. 43 ausführlich wiederholt. 1881 erwähnt der italienische Forscher XLIV, p. 94, dass Baron de Zıcno die Pflanzen von 
Faierazzo für mittlere Kreide ansähe und dieselbe Mittheilung kehrt XLV, p. 133 wieder. Trotz dieser ganz bestimmten und 
wiederholten Angaben muss die Darstellung des Herrn Furterer den Anschein erwecken, als ob das Vorkommen der 
pflanzenführenden Schichten von Faierazzo zu bezweifeln wäre. Aus PıronaA wird diesbezüglich XVIII, p.44 citirt: „Der ganze 
Monte Cavallo besteht aus Kalken, die unter sich von unten bis oben so ähnlich sind, dass man sie nur nach den Fossilien 
trennen kann.“ Bei diesem Citat wurde das Wörtchen quasi = fast übersehen. Die betreffende Stelle lautet XXX, p. 3 (265): 
„Le rocce, che compongono la ingente massa del monte Cavallo e delle sue dipendenze, sono quasi tutte calcari.“ Uebrigens 
besteht der Monte Cavallo, auch abgesehen von Faierazzo, keineswegs nur aus Kalken, wie man sich z. B. an dem Kirchlein 
von S. Tommaso, Pırona XXX, p. 4, leicht überzeugen kann. Was mich betrifft, der ich ebenfalls gegen Faierazzo genannt 


88 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Die Gattung Caprina ist, wie mir Herr Dovvırıa noch in neuester Zeit brieflich mittheilte, mit 
Sicherheit bisher nur aus dem oberen Cenoman bekannt!. Demnach müsste der Caprinidenhorizont FUTTERER’S 
oberes Cenoman und der Radiolitenhorizont — vgl. XIX, p. 872 — wesentlich jünger sein. Nun stammt 
der grösste Theil meiner Schiosi-Fossilien in der That von zwei in ihrem faunistischen Habitus wesentlich 
verschiedenen Fundpunkten. Der eine derselben ist der eigentliche Col dei Schiosi. Man findet massen- 
haft Diceras Pironai und Nerinea Jaekeli, es läge hier also der Radiolitenhorizont FUTTERER’S vor. Capri- 
ninen (V, p. 136) sind sehr selten und vielleicht verschleppt. Ganz im Gegensatz dazu enthielt mein 
zweiter Fundpunkt, der lose Block aus der Mauer an der Casera Schiosi, weder Diceras Pironai noch 
Nerinea Jaekeli, dagegen massenhaft Caprininen. Derselbe würde demnach aus dem Caprinidenhorizont 
FUTTERER’S herrühren. Natürlich ist dies an sich sehr wohl möglich und durchaus in Betracht 
zu ziehen, 

Ich habe schon an anderer Stelle (V, p. 137) darzulegen versucht, dass trotz dieser zugegebenen 
Möglichkeit die Caprininen von der Schiosi-Fauna im Sinne Prrona’s nicht zu trennen sind. Ich bin heute 
in der Lage, diese meine Anschauung durch neue Beobachtungen stützen zu können. 


1) Mit Diceras Pironai und Nerinea Jaekeli, also mit den typischen Fossilien des Radiolitenhori- 


zontes, findet sich in zahlreichen Exemplaren eine wahrscheinlich neue Orbitolina, die Herr FUTTERER un- 
erwähnt lässt. Dieselbe Art tritt — von dem genannten Autor ebenfalls nicht erwähnt — an sämmtlichen 
Caprininen auf, die mir aus Friaul vorliegen, z. B. auch an dem Originalexemplar zu Cornucaprina carınata 
Furrerer, XVIII, Taf. 5. Die Identität der Orbitolina-Art hier und dort ist mir von Herrn SCHLUMBERGER 
gütigst bestätigt worden. Demnach muss man bei Aufrechthaltung der Ansichten FUTTERER’s annehmen, 
dass dieselbe Orbitolina sich massenhaft sowohl im Radioliten- wie im Capriniden-Horizont findet. 

2) In dem Caprininenblock an der Casera Schiosi fand ich eine typische Nerita Taramelli, ein 
häufiges Fossil der eigentlichen Schiosi-Fauna. Demnach würde dieselbe Nerita im Capriniden- und im 
Radioliten-Horizont auftreten. 

3) Mitten unter den typischen Fossilien des Radiolitenhorizontes, zuweilen mit ihnen verkittet, finden 
sich am Col dei Schiosi und bei Lama d’Ortus zahlreiche Vertreter von Caprotina, einer Gattung, die nach 
Douvinız XVI, p. 646 für oberes Cenoman bezeichnend ist. Der Radiolitenhorizont müsste nach FUTTERER, 
XIX, p. 872, jünger sein als oberes Cenoman. Demnach wäre am Col dei Schiosi Caprotina wesentlich 
Jünger, als man dies bisher angenommen hat. 

Halte ich diese 3 Punkte mit meinen früheren Ausführungen (V, p. 136) zusammen, so komme ich 
zu dem Schlusse, dass der Radiolitenhorizont und der Caprinidenhorizont FuUTTErrr’s am Col dei Schiosi 
und in seiner Umgebung nicht zu trennen sind. Gehören Caprina und Caprotina in’s obere Cenoman, so 
wird man auch Diceras Pironai und Nerinea Jaekeli hierher stellen müssen, Die Caprininen liegen nicht 
unter und nicht über, sondern vielmehr in der Schiosi-Fauna, und bilden einen wesentlichen Bestandtheil 
derselben. 


werde, so habe ich schon vor langer Zeit an dieser Localität zahlreiche Pflanzenreste gesammelt, und dieselben gelegentlich 
Herrn Grafen zu Sorms-LaugacH vorgelegt. Sie sind zu schlecht erhalten, um eine genaue Bestimmung zu ermöglichen. 
Faierazzo ist von Polcenigo über Dardago unschwer zu erreichen. Die Aufschlüsse sind derart, dass sie nicht über- 
sehen werden können. 
t Vergl. diese Arbeit, p. 90. 


Geologischer Theil. 89 


In der Schiosi-Fauna konnte ich folgende Formen nachweisen ': 
(Das * bedeutet, dass mit dem bezüglichen Namen vielleicht verschiedene Arten zusammengefasst sind.) 


2 Fi! FR S 

Zr miegs E 

See 

PI96. 212. Orbitohnan. Sp... 2... + — — — 
a 2. Ostrea af. Munsoni Hınn. — — r — 
le, 3. „ schiosensis n. Sp. + + — = 
“un. 4. Tergquemia forojuliensis n. Sp. — — — _ 
» 97. "5. Lima afl. consobrina D’ORBIONY . .:... —+ — — 
REN 6 „  .(Otenoides) sp. — un = —- 
„ 98. #7. Neithea Zitteli PıronA sp. + + — — 
ra 8. Lithodomus avellana D’ORBIGNY + —_ — _ 
Sa 9. Diceras Pironai BoEHM + + — + 
„ 99. 10. Monopleura forojuliensis PIRONA + + — — 
tl 225. Caprma® pa . 2:2. + = + + 
„126. 23. Sphaerucaprina striata FUTTERER Sp. = — +? — 
„ or BE r forojuliensis BorHm . . - - — - -H — 
„128. 25. “ SPERUE car -H —_ — = 
» » 26. ‚Schiosia schiosensis BoEHM — — + — 
„129. 27. 55 forojuliensis n. sp. — — + — 
» 28 Caprotina hirudo PıRronA Sp. + + _ — 
„131.29. Radiolites macrodon PIRoNA Sp. + —+ + + 
„133. 30. Volvulina schiosensis n. Sp. + — — — 
» » 31. Conus schiosensis n. Sp. + — —_ — 
„134. 32. Nerinea schiosensis PIRONA + + — — 
Fu, >38: 55 candagliensis PIRONA + —+ —_ — 
I » forojuliensis3 PıRonA FH — — E= 
„135. 35. „ Jaekeli FuTTERER + Sr _ = 
» » 36. Tylostoma Pironai n. sp. — == — = 
ER 4 forojuliensis n. Sp. + == = = 
3038. & schiosensis n. SP. + — +? — 
» » .39. Nerita Taramellii PıronA + + + _ 
„137. 40. Lytoceras sp.* . + — = — 


Aus dieser Liste dürfte hervorgehen, dass die Faunen vom Col dei Schiosi und von Lama d’Ortus 
zweifellos zusammengehören. Nach meiner vorher dargelegten Anschauung gilt dies auch für die Fauna 


1 Corallen sind auf dem Col dei Schiosi nicht selten. Das von mir gesammelte Material glaubte ich, seiner mangel- 


haften Erhaltung wegen, nicht näher berücksichtigen zu sollen. 
? Der Kürze wegen habe ich hier, im Gegensatz zum palaeontologischen Theil, die Caprininen zusammengefasst. 


3 Nerinea subnodulosa FUTTERER ist nach meiner Ansicht mit N. forojuliensis identisch. Man vergleiche diese Arbeit 


p. 134. Nerinea Marinonii Pırona habe ich nicht gefunden. 
4 FUTTERER giebt in seiner Arbeit noch mehrere Arten vom Col dei Schiosi an. Der Fundort derselben ist mir un- 


bekannt. Man vergleiche die vorliegende Arbeit p. 9. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 


12 


90 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


des Blockes aus der Mauer der „Casera Schiosi“. Weniger günstig liegen anscheinend die Verhältnisse 
für Deposito. Doch bemerke ich, ‘dass ich für die obige Fundorts-Uebersicht, wie auch im palaeontologischen 
Theil, nur die sicher bestimmbaren Arten berücksichtigt habe. Bei Deposito kommen Nerineen vor, die — 
soweit der schlechte Erhaltungszustand eine genaue Bestimmung zulässt — mit Nerinea schiosensis über- 
einstimmen. Letzteres gilt auch für Bocca Candaglia und Casera Ceresera, die ich wegen des meist un- 
günstigen Erhaltungszustandes ihrer Fossilien in die obige Liste nicht aufgenommen habe. Ich zweifle daher 
nicht, dass die Fauna dieser zuletzt genannten drei Localitäten mit der des Col dei Schiosi identisch ist. 

Sämmtliche bestimmbare Arten — mit Ausnahme von Lithodomus avellana, der als indifferente 
Form stratigraphisch unverwendbar ist — sind bisher der Schiosi-Fauna eigenthümlich. Demnach führen 
die Species bezüglich des Alters unserer Kalke zu keinem Resultate. Um so besser geben uns, wie schon 
erwähnt, die Gattungen Caprina und Caprotina diesbezüglichen Aufschluss. Beide sind nach Dovvınız, 
XVI, p. 646, auf das obere Cenoman beschränkt. Hierzu kommt aber noch Schiosia. Diese Gattung oder 
Sectio steht, wie mir scheint, in ihrer ganzen Entwicklung zwischen Caprina und Caprinula. Letztere 
beiden Genera gehören dem oberen Cenoman an (XVI, p. 646), man wird der intermediären Schiosia wohl 
dasselbe Alter zuschreiben müssen. 

Weniges möchte ich hier noch hinzufügen. RousseL — Bulletin de la societe geolog. de France 
3e Serie, Bd. XXI, 1893, p. XXXIX und, aus unserem Literatur-Verzeichniss XXXVI, p. 202, Fussnote und 
p. 277 giebt an, dass Caprinen zusammen mit Hippuriten im Senon vorkämen. Diese Anschauung des 
Herrn RovsseL wird, wie mir Herr Dovvizı# noch in neuester Zeit bestätigte, von der Mehrzahl der 
französischen Geologen nicht getheil. Man vergleiche Grossouvre und CaArzz, Bulletin etc. de France, 
3e Serie, Bd. XX, 1892, p. CXIII und CXVI, sowie p. CXXX. Ferner vor allem CArzz, IX und, bei seiner 
Ansicht beharrend, Rovsser, Bulletin etc. de France, 3e Serie, Bd. XXI, 1894, p. LXXI. 

Sehr beachtenswerth erscheint mir die Ansicht von Dı-Sterano, XLI, p. XV, nach welcher Caprina 
commumis GEMMELLARO auf Sicilien im Turon auftrete. Ich möchte hierzu bemerken, dass die unterturonen 
Rudistenfaunen noch recht wenig bekannt sind und dass aus diesem Grunde die Unterscheidung zwischen 
obercenomanen und unterturonen Rudistenkalken bis auf Weiteres fast unmöglich ist. Es scheint mir nicht 
ausgeschlossen, dass Caprina sowohl wie Caprotina in das Turon fortsetzen und dass demnach die Schiosi- 
Fauna vielleicht hierher und nicht in das obere Cenoman gehört. Bisher aber ist mit Sicherheit nur 
festgestellt, dass Caprina und Caprotina auf das obere Cenoman beschränkt sind. An diese, vorläufig noch 
nicht genügend erschütterte Thatsache möchte ich mich halten und demnach die Schiosi-Fauna in das 
obere Cenoman stellen. 


B. Calloneghe. 


Dieser, an Fossilien sehr reiche Fundpunkt, wurde von mir im Jahre 1884 (ef. III, p. 548) ent- 


deckt. Von Santa Croce aus ist derselbe leicht zu erreichen. Der grosse Kalksteinpruch — um den es 
sich hier handelt — liegt unterhalb des Weges, welcher von Cima Fadalto nach Calloneghe führt und zwar 


kurz bevor man die Hütten von Calloneghe erreicht. Letzterer Ort heisst auf der älteren, topographischen | 


Karte 1:75000 Calloviche, auf der neueren 1:50000 Calloneghe. FuTTErer und ich haben die Localität 
(IH, p. 548; XVII, p. 30) bisher Calloniche genannt. 


Geologischer Theil. 91 


Eine Uebersicht der Schichtenfolge hat FuUTTERER in seinem Profil 14, XVIII, p. 30 mitgetheilt. 
Es wäre nicht unmöglich, dass im Bruche Schichten verschiedenen Alters entwickelt sind. Die gleich zu er- 
wähnenden und später zu beschreibenden Fossilien stammen ausschliesslich aus Kalken, welche, soweit 


meine Beobachtungen reichen, weder petrographisch noch palaeontologisch zu trennen sind. In diesem ein- 
heitlichen Complexe fanden sich folgende Formen ': 


(Die mit einem * versehenen Formen sind auch ausserhalb Venetiens nachgewiesen.) 


PEACE SDER u ae ee ne ef ae. 
*2, Plagioptychus Arnaudi Douvınık?. „else: 
*3. Hippurites Oppeli Douviıuız . 3139: 

4. Radiolites sp. ® Tr A AD: 

5. Actaeonella Sanctae-Crucis FUTTERER . 142: 
*6. Volvulina laevis SOWERBY SP. an 

7. Cerithium aff. alpaghense FUTTERER AA, 

8. " cf. Haidingeri ZEKELL Me re 

9. FPseudomelania (Oonia) Paosi n. p. .». » .» . „145. 
10. Natica fadaltensis n. Sp. rl: 


11. Nerita (Otostoma) Ombonii FUTTERER ? 


12. = R depressa FUTTERER® 


Von den 8 sicher bestimmten Arten sind 5 der Localität eigenthümlich und demnach zur Alters- 
bestimmung nicht zu verwerthen. Drei Species 


Plagioptychus Arnaudi Douviuun 
Hippurites Oppeli 
Volvulina laevis SOWERBY Sp. 


”» 


sind auch von anderen Fundpunkten bekannt, und zwar sind die beiden letzten aus Gosauschichten beschrieben 
worden. Demnach scheint es mir kaum zweifelhaft, dass hier in der That Gosaubildungen (cf. VIII) vor- 
liegen. Welche genauere Stellung innerhalb dieser zu gliedernden Bildung (XXIV) unsere Kalke ein- 
nehmen, lässt sich mit dem vorliegenden Material schwer entscheiden. Plagioptychus Arnaudi ist bisher nur 
aus dem unteren Provencien von Chäteauneuf angeführt, doch ist seine horizontale und verticale Verbreitung 
unbekannt. Das Lager der Volwulina laevis und des Hippurites Oppeli innerhalb der Gosauschichten ist 
noch nicht festgelegt. HoLzApreL (XXVI, p. 36 und 83) führt erstere aus dem Unter-Senon der Aachener 


1 Corallen sind im Steinbruche von Calloneghe ebenfalls nicht selten. Aber wie bei der Schiosi-Fauna mochte ich 
auch hier mein bezügliches Material mangelhafter Erhaltung wegen nicht näher berücksichtigen. 

? Identisch mit Plagioptychus Aguwilloni FUTIERER. 

3 Der Fundort ist nicht ganz sicher. 

2 Die Art kommt nach FuTTErer auch am Col dei Schiosi vor. Man vergleiche die folgende Seite. 
5 FUTTERER giebt in seiner Arbeit (XVIII) noch eine ganze Reihe Arten von Calloneghe an, deren Fundort mir un- 
bekannt ist. Cornucaprina carinata (XVII, p. 87) = Caprina carinata stammt nach meiner Meinung nicht von Calloneghe, 
sondern fast zweifellos aus der Umgebung des Col dei Schiosi. Man vergleiche diese Arbeit, p. 93. 


99 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Kreide auf. Hippurites Oppeli ist bisher ausschliesslich aus typischen Gosaubildungen bekannt und ist in 
Frankreich noch nicht nachgewiesen. Jedoch steht nach gütiger, brieflicher Mittheilung des Herrn Dovvırız 
unsere Art dem Hippurites giganteus so nahe, dass beide sehr wahrscheinlich demselben Niveau angehören. 
Letzteres sollte nach XVII, 1, p. 22 Turon sein, doch neigt Herr Douvını# jetzt zu der Ansicht, den 
Hippurites giganteus etwas höher, nämlich in das Coniacien zu stellen. 

So ist es vielleicht nicht zu gewagt, unsere Kalke von Calloneghe als Unter-Senon 


anzusehen, 


In der mehrfach erwähnten, grossen Arbeit über die oberen Kreidebildungen des Lago di Santa 
Croce wird es XVIII, p. 47 für wahrscheinlich angegeben, dass die Kalke des Col dei Schiosi und die von 
Calloneghe identisch seien. Beide Localitäten enthalten Strandfaunen. Dennoch ist ihr Habitus so funda- 
mental verschieden, dass diese Wahrscheinlichkeit einer Identität mich sehr überrascht hat. Auf dem Col 
dei Schiosi wimmelt es von Diceraten und Nerineen, welche bei Calloneghe völlig fehlen. Letzterer Ort führt 
zahllose Hippuriten und Actaeonellen, von denen der Col dei Schiosi keine Spur aufweist. 

Wie aus meinen oben mitgetheilten Fossilien-Listen hervorgeht, ist es mir nicht gelungen, eine Art 
nachzuweisen, die unseren beiden Faunen gemeinsam wäre. Es steht dies im Gegensatz zu den Mittheilungen 
des Herrn FuTTErer, nach denen folgende 3 Arten hier und dort sich fänden: 


Caprina carinata G. Borum', XVII, p. 87, Taf. 5; Taf. 6. — Berlin, Padua. 
Trochus (Tectus) quadricostatus FUTTERER, XVII, p. 106, Taf. 10, Fig. 12a, b; 13. — Berlin. 
Nerita (Otostoma) Ombonwü a XVII, p. 108, Taf. 10, Fig. 8a,b; 9. — Berlin. 


Wir werden diesen Gegensatz etwas eingehender besprechen müssen. 

Herr FurTTerer benützte bei seiner Arbeit die geologisch-palaeontologische Sammlung des Kgl. 
Museums für Naturkunde zu Berlin, die Staatssammlung in München und die Universitätssammlung zu 
Padua. In den beiden erstgenannten Museen — und nur von diesen mag vorläufig die Rede sein — be- 
fanden sich schon vor 1884 Fossilien aus der Umgebung des Lago di Santa Croce.. Woher dieselben auch 
immer stammen mögen, von unserem Fundpunkt bei Calloneghe stammen sie nicht. Denn dieser wurde 
erst im genannten Jahre (III, p. 548) von mir entdeckt. Herr FuTTErER hat diese Thatsache schwerlich 
berücksichtigt. In demselben Jahre besuchte ich zum ersten Male den durch Pırona bekannt gewor- 
denen Col dei Schiosi. Auch von diesem befand sich zur Zeit kein Stück weder in Berlin noch in München. 
Nach 1884 hat der bekannte Sammler Mexesuzzo die genannten Fundpunkte, die er durch mich kennen 
gelernt hatte, besucht und seine Aufsammlungen unter anderem nach Berlin und München verkauft. Die- 
selben werden zweifellos zum guten Theile vom Col dei Schiosi und von Calloneghe stammen, aber wahr- 
scheinlich sind auch andere Fundpunkte vertreten. MEnesuzzo ist nicht gewohnt, seine Aufsammlungen 


1 Die Art wird bei FUTTERER von „Pine oberhalb Calloniche“ angeführt. Diese Localität ist nach XVIII, p. 46, 
dritter Abschnitt, identisch mit dem grossen Steinbruche von Calloneghe. Ich hatte diese Species (V, p. 146) von Bocca Can- 
daglia in der Umgebung des Col dei Schiosi nachgewiesen, Sie würde demnach zu den Formen gehören, die beiden Faunen 


gemeinsam Sind, 


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Geologischer Theil. 93 


nach Schichten und Orten zu sondern, und bei der ähnlichen Gesteinsbeschaffenheit dürfte diese so noth- 
wendige Trennung im Museum nicht immer leicht möglich sein. 

Ich weiss nun nicht, wie Herr FUTTERER diese Trennung bewerkstelligt hat, und möchte nur 
hervorheben, dass die Fundortsangabe für das Berliner Exemplar XVIH, Taf. 6, Fig. 1, nach meiner 
Ansicht unrichtig ist. Ich habe ein äusserlich zum Verwechseln ähnliches Stück an der Bocca Candaglia in 
der Nähe des Col dei Schiosi gesammelt, während ich dergleichen bei Calloneghe niemals gefunden habe. 
Nerita (Otostoma) Ombonii FUTTERER habe ich bei Calloneghe, aber niemals auf dem Col dei Schiosi beob- 
achtet, und bezweifle bis auf Weiteres, dass die Art an letzterer Localität vorkommt. Woher Trochus 
(Tectus) quadricostatus stammt, ist mir unbekannt. 

Nun die Paduaner Stücke von Caprina carinata, XVII, Taf. 5; Taf. 6, Fig. 3 und 4. Ich kenne 
dieselben seit 1884; damals sagte mir Herr Omsonı, dass deren genaue Herkunft nicht festzustellen sei. 
Um so erstaunter war ich, dass Herr FUTTErER sie ohne Fragezeichen als von Calloneghe stammend an- 
führt. Auf meine diesbezügliche Anfrage antwortete mir Herr Omsonı in freundlichster Weise, dass alle 
Fossilien der Universitätssammlung zu Padua, die von Herrn FuUTTEReEr erwähnt worden sind !, aus alten 
Sammlungen von CArurro herrühren. Die Fundorte auf den ursprünglichen Etiketten lauten Alpago im 


Allgemeinen und Monte Pine im Besonderen. „Perö — essendo tutti della raccolta vecchia, cio& appar- 
tenendo alle collezioni messe assieme dal prof. CATULLO — non posso garantire in modo assoluto la loro 
provenienza.* 


Herr FUTTERER deutet nun Pine XVIII, p. 46 als Calloneghe. Ich weiss nicht, auf welche An- 
gaben sich diese Deutung stützt, und möchte nur darauf hinweisen, dass nach Carurro selbst (X, p. 5, 
zweiter Abschnitt) il Pine südöstlich vom Lago di Santa Croce zu suchen ist, während Calloneghe süd- 
westlich von diesem See liegt. Und da Monte Pigne zweifellos mit il Pine identisch ist, so darf ich 
daran erinnern, dass ersterer Name sich auf dem Kärtchen Taf. 8 im Saggio di Zoologia fossile von 
CArunto und zwar östlich vom See findet, und dass ich III, p. 547 ausdrücklich auf diese Thatsache hin- 
gewiesen habe. 

Meiner Ansicht nach stammen sämmtliche Caprininen der Universitätssammlung zu Padua, welche 
Herrn FUTTERER und mir vorgelegen haben, aus der Umgebung des Col dei Schiosi und zwar aus folgen- 
den Gründen: 

1) Herr Omsonı schreibt mir, dass jene Formen ganz oder theilweise vom Col dei Schiosi stammen 
könnten, auch wissen wir, dass CATuzLLo von unseren Höhen über Polcenigo Fossilien erhalten hat. Man 
vergleiche Prospetto degli Seritti publicati da Tomaso AnTonıo CATuLLo etc. compilato da un suo Amico e 
Discepolo, Padova 1857, p. 141, rechts unten, und Pırona, XXX, p. 5. An letzterer Stelle heisst es: 
„Gli & indubbiamente dei fossili di questo luogo (Schiosi), che il prof. CArunLo parlö ne’ suoi seritti 
ogniqualvolta ebbe a ricordare i fossili di Polcenigo.*“ 

2) An den Paduaner Stücken findet sich dieselbe Orbitolina, welche massenhaft am Col dei Schiosi 
und in dem Blocke der Casera Schiosi auftritt, 


1 Also auch Inoceramus Cripsü, XVII, p. 80 und Radiolites Da Rio, XVIH, p. 99, Taf. 9, Fig. 1 u. 3, Von 
diesen wird auf der nächsten Seite noch die Rede sein. 


94 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


3) Der Habitus und die innere Erhaltung der Paduaner Stücke und der von mir in der Umgebung 
des Col dei Schiosi gesammelten Exemplare ist völlig derselbe. Einige Stücke sehen sich zum Verwechseln 
ähnlich. Auch dürften mehrere der beiderseitigen Formen dieselben Arten repräsentiren, wie dies im 


palaeontologischen Theile ausgeführt werden wird. 
4) Es ist mir zur Zeit ausser der Umgebung des Col dei Schiosi kein Punkt in Venetien bekannt, 
der -eine so grosse Anzahl Capriniden und von solcher Erhaltung geliefert haben könnte. 
Abgesehen von den Species, deren Herkunft zweifelhaft gelassen wird, führt Herr Furrerer (XVII) 


vom Col dei Schiosi und Calloneghe zahlreiche Arten auf, die in meinen Listen fehlen. 


Einige derselben, 


wie z. B. die zahlreichen Rudisten XVII, p. 94—105, habe ich nicht gefunden und enthalte mich über 
die Herkunft derselben jeden Urtheils. Bei folgenden Arten erscheint mir die Fundortsangabe zweifelhaft 


oder direct unrichtig. 


Lima (Acesta) subclypeiformis FuT- 
TERER, XVII, p. 78, Textfigur 23. 


Neithea Zitteli Pırona sp., XVI, 
1%6 1% 


Inoceramus Cripsii MAntEeıL, XVII, 
p- 80. 


Cornucaprina carinata G. BoEHM Ssp., 
XOVIIEEp> 87, Mlateesy His la,ch: 
1a 8, de, Al, 2 Ser, ng Ar 


Plagioptychus Aguilloni D’ORBIGNY 
sp., XVIH, p. 94. 


Teadiolites Da Rio CATULLO Sp., 
XVII, p. 99, Taf, 9, Fig. 1,2a,b; 
3,409, 0,.,1,88[ar1bE9. 


Trochus (Tectus) quadricostatus Fu'r- 
TERER, XVII, p. 106, Taf. 10, 
Ruossl2ranp- la! 


Nerita (Otostoma) Ombonii FUTTERER, 
XVII, p.108, Taf. 10, Fig. 8a, b; 9. 


FUTTERER. 


Calloneghe. 


Wohl vom Col dei Schiosi, 
vielleicht auch einige von 
Calloneghe. 


Calloneghe. 


Calloneghe. 


Col dei Schiosi. 


Calloneghe etc. 
Fig. 8a, b allem Anschein 
nach (oder bestimmt?) vom 
Col dei Schiosi. 


Col dei Schiosi. 
Calloneshe, 


Col dei Schiosi. 
Calloneghe. 


BoEHn. 


War von Carusto als Plagiostoma gigantea be- 
stimmt worden. Fundort nach der alten Etikette 
Alpago (in genere) e Monte Pine (in particolare). 
Der Fundort ist nach Omsont fraglich; ich habe 
die Art niemals gefunden. 


Eines der gewöhnlichsten Fossilien auf dem Col 
dei Schiosi, mir von Calloneshe unbekannt. 


Die Herkunft des Paduaner Exemplars ist nach Om- 
BONT durchaus zweifelhaft. Ich habe Inoceramen 
weder auf dem Col dei Schiosi noch bei Calloneghe 
gefunden. 


Schiosi. 


Calloneghe. 
Man vergleiche diese Arbeit p. 138. 


Fig. 8a, b vom Col dei Schiosi, derartige Stücke 
kommen daselbst zu Hunderten vor. Die Fund- 
punkte der übrigen, abgebildeten Formen, speciell 
der Paduaner Stücke Fig. 1 u. 3, zweifelhaft. Man 
vergleiche diese Arbeit p. 131 und 142. 


? 


Mir nur von Calloneghe bekannt. 


Geologischer Theil. 95 


In seiner neueren Arbeit, XIX, p. 871, gliedert FUTTERER, wie schon bemerkt, die obere Kreide 
unter der Scaglia von oben nach unten in folgende drei Horizonte: 


I. Der Radiolitenhorizont. 
I. Der Hippuritenhorizont. 
III. Der Caprinidenhorizont. 


Ich hatte schon vorher — freilich ohne dass der genannte Autor dies wissen konnte — zwei Hori- 
zonte unterschieden, die mit II und III zusammenfallen dürften. Ich sagte auf der 76. Jahresversammlung 
der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Lausanne am 5. September 1893 (cf. VII) nach dem 
mir vorliegenden Manuscript: 

„Die beiden Ablagerungen, welche die Schiosi-Fauna und die Calloneghe-Fauna umschliessen, 
haben nicht eine Art gemeinsam. So haben wir zwei, auch palaeontologisch wohl begründete Horizonte in 
den Rudistenkalken der Südalpen, einerseits die Caprininenschichten, andererseits die Gosauschichten mit 
Hippurites Oppeli.“ 

Was den Radiolitenhorizont mit Diceras Pironai und Nerinea Jaekeli betrifft, so ist er, wie ich 
oben dargelegt zu haben glaube, am Col dei Schiosi unhaltbar. Ueber die Verhältnisse weiter östlich in 
Friaul enthalte ich mich vorläufig jeglichen Urtheils. 


Palaeontologischer Theil. 


A. Die Schiosi-Fauna. 


1. Orbitolina n. sp. 


In den Kalken des Col dei Schiosi, in dem Blocke aus der Mauer der Casera Schiosi, sowie an 
sämmtliehen Caprininen der Universitätssammlung zu Padua findet sich eine Orbitolina von ausgesprochen 
conischer Gestalt, mit gerundeter Spitze. Nach gütiger Mittheilung des Herrn SCHLUMBERGER liegt nur 
eine Species vor, obgleich einige Stücke etwas flacher sind, als die übrigen. Derartige Differenzen sind 
auf verschiedenes Alter zurückzuführen, man beobachtet sie bei derselben Art in allen Orbitolinenreihen. 
Der Erhaltungszustand unserer Species ist-ein zu ungünstiger, um nähere Untersuchung zu ermöglichen, 
immerhin ist es wahrscheinlich, dass eine neue Art vorliegt. Wenigstens schreibt mir Herr SCHLUMBERGER, 
dass meine Formen nur mit einer neuen Orbitolina aus der Kreide von Portugal zu vergleichen wären. 

Diese Orbitation dürfte für die Arbeit im Felde nicht unwichtig sein. Ich habe sie an 
meinen Calloneghe-Fossilien niemals beobachtet. 


1). 2. Ostrea aff. Munsoni Hınz. — Taf. VII, Fig. 1—2. 
1893. Ostrea Munsoni Hıru. XXV, p. 105, Taf. 12. 


Die dargestellten Stücke errinnern in Form und Sculptur an die eitirte Species. Ostrea Joannae 
CHorrat (XII, p. 34; = Ostreidae, Taf. 1, Fig. 1—7; Taf. 2, Fig. S—19) erscheint mir grobrippiger. 

Untersuchte Stücke: 3. 

Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


a): 3. Ostrea schiosensis n. sp. — Taf. VII, Fig. 3—4. 


Das kleine Gehäuse ist verlängert, schmal eiförmig, stark gewölbt und sehr dickschalig. Die 
Wirbel sind dreiseitig, vorn zugespitzt. Die eigentliche Sculptur der Oberfläche ist durch Abrollung ver- 
loren gegangen. Im vorliegenden Erhaltungszustande beobachtet man nur noch wellig gebogene, con- 
centrische Streifen. Das Bandfeld ist stark verlängert, bald trogförmig vertieft, bald — wie bei Fig. 4 — 
der Länge nach von einer Erhöhung durchzogen, die beiderseits von Rinnen eingefasst wird. Aehnliche 
Arten sind mir aus der Kreide nicht bekannt. 

.Untersuchte Stücke: 7. 

Vorkommen: Col dei Schiosi (6); Lama d’Ortus (1). Meine Sammlung. 


4. Terquemia forojuliensis n. sp. — Taf VII, Fig. 5—6. 


Die Schale ist flach, fast gleichseitig, aber in Folge der ungleichen Wirbel sehr ungleichklappig. 
Der Wirbel der rechten Klappe ragt weit über den der linken hinaus. Beide Klappen sind gegen den 


Palaeontologischer Theil. 97 


Rand mit groben, divergivenden Falten bedeckt. Die Bandgrube der rechten Klappe ist langgestreckt, 
schmal, der Schlossrand zahnlos, der Muskeleindruck gerundet und dem Hinterrande genähert. 
Bemerkungen. Die obige Art ist, wie die meisten Fossilien des Col dei Schiosi, stark abgerollt. 
Sie ist in Folge davon derart unscheinbar, dass ich sie anfänglich für irgend ein undefinirbares Schalen- 
bruchstück nahm. 
Aus der Kreide sind meines Wissens Terquemien noch nicht publieirt worden. v. Zırren (LIII, 
p. 25) giebt sie in Trias und Lias; Fischer, Manuel de Conchyliologie, p. 939 nur im Lias an. 


Untersuchte Stücke: 3. 


Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


1). 5. Lima afl. consobrina n’Orsıcny. — Taf. VIII, Fig. 7a, b. 


1843. Lima consobrina D’OrBIeny. XXVII, 3, p. 556, Taf. 422, Fig. 4—7. 


Die vorliegende, rechte Klappe ist wenig gewölbt, schief oval, sehr ungleichseitig, viel breiter als 
lang, vorn grade abgeschnitten. Die Lunula ist lanzettlich, schwach vertieft. Die Oberfläche ist mit breiten, 
radialen Rippen bedeckt, welche durch ungefähr ebenso breite Zwischenräume getrennt sind. Nach der Lunula 
zu werden die Rippen breiter und die Furchen schmäler. Ausserdem beobachtet man feine, concentrische An- 
wachslinien, in der Lunula nur diese. Der Steinkern ist glatt. 


Bemerkungen. Die Species unterscheidet sich von Lima consobrina durch ihre rundlichere Form, 
auch kann man von Punkten zwischen den Rippen — die bei letzterer Art entwickelt sind — nichts beob- 
achten. Doch liegt die Sculptur offenbar nur mangelhaft erhalten vor, und diese Punkte könnten mit der 
bei Limen so häufigen Abblätterung der Oberflächenschicht verloren gegangen sein. In dem Gesteine, 
welches der Klappe anhaftet, befindet sich der Durchschnitt eines kleinen Ammoniten (oder Nautilus?). 
Derselbe ist zu mangelhaft erhalten, um besprochen werden zu können, ist aber interessant, weil ausser ihm 
nur noch ein einziges Exemplar eines Ammoniten an unserem Fundpunkte gefunden worden ist. Letztere 
Form wird später beschrieben werden. 


Untersuchte Stücke: 1 (Rechte Klappe). Der glatte Steinkern einer kleinen, linken Klappe 
dürfte ebenfalls hierher gehören, 


Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


2). 6. Lima (Ctenoides) sp. — Taf. VIH, Fig. 8. 


Die Species ist wenig schief, fast gleichseitig, viel breiter als lang. Eine Lunula ist nicht ent- 
wickelt. Die Oberfläche besitzt concentrische Streifen, ausserdem beobachtet man bei dem vorliegenden Er- 
haltungszustande vorn und hinten radiale Rippen, welche durch schmalere Furchen getrennt sind. Letztere 
erscheinen unter der Lupe an einzelnen Stellen durch dichte, concentrische Linien fein punktirt. 


Untersuchte Stücke: 1. 


Vorkommen: Deposito, nordöstlich vom Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 
Palaeontographica. Ed. XLI. 13 


98 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen, 


7. Neithea Zitteli PıronA sp. 
1884. Janira Zitteli Pırona. XXXIL, p. 10, Taf. 3, Fig. 1—11. 
1892. Neithea Zittei FuUTTerEer. XVII, p. 79. 

Der ausführlichen Beschreibung von PıroxA sind nur wenige Bemerkungen hinzuzufügen. Die Art 
ist am Col dei Schiosi ziemlich häufig, mir liegen 30 Exemplare vor, darunter freilich nicht eines, welches 
beide Klappen im Zusammenhange zeigt. Die Abblätterung, welche schon PıroxA erwähnt, verändert die 
Sculptur häufig bis zur Unkenntlichkeit. Ich halte es auch nicht für ausgeschlossen, dass unter dem obigen 
Namen verschiedene Arten vereinigt werden, doch verhindert die vielfach schlecht erhaltene Sculptur eine 
Lösung dieser Frage. Im Innern der Klappen beobachtet man gewöhnlich sehr deutlich den Muskel- und 
Mantel-Eindruck, sowie am Rande ziemlich tiefe, kurze, radiale Kerben. Sonst ist die Innenfläche glatt. 
Steinkerne zeigen dementsprechende Verhältnisse. Man vergleiche Pırosa, 1. c. Fig. 2, 6b, 8b, 11. 

Bemerkungen. Dass unser Vorkommen zu Neithea gehört, ist zweifellos. Zwei meiner rechten 
Klappen zeigen deutlich die beiden divergirenden, grossen Zähne, welche der Form einen Spondylus-artigen 
Character verleihen. PıronaA stellt diese Zähne 1. c. Fig. 2 dar. An dem mir vorliegenden Materiale findet 
sich sehr häufig die oben erwähnte, characteristische Orbitolina. 


Untersuchte Stücke: 50 (Rechte, untere Klappen 36; linke, obere 14). 
Vorkommen: Col dei Schiosi, Lama d’Ortus (1 rechte, 1 linke Klappe). Meine Sammlung. 


8. Lithodomus avellana »’Orsıcny. — Taf. VIII, Fig. 9 a, b; 10. 
1864—1867. Lithodomus avellana Pıcrer und CAauriche. XXIX, 3, p. 520, Taf. 137, Fig. 2—4. 
(Man vergleiche die Angaben in diesem Werke). 

Ich vermag keinen wesentlichen Unterschied zwischen den mir vorliegenden Stücken und der obigen, 
vielgenannten Species zu finden. Stratigraphisch hat dies wenig Bedeutung, da Lithodomen verschiedenen 
Alters einander sehr ähneln können. Pıorer und Camrichz führen Lithodomus avellana aus den Valangien 
und Urgonien an. 


Untersuchte Stücke: 4. 
Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


9. Diceras (Apricardia) Pironai G. Borkm. 


1892. Apricardia Pironai FurrTerer. XVII, p. 81, Taf. 4, Fig. 1—7. 
(Man vergleiche die Angaben in diesem Werke). 


Den sehr ausführlichen, von Pıroxa und FuTTErer gegebenen Beschreibungen, möchte ich hier 
einige Bemerkungen hinzufügen. Was zuerst das Vorhandensein der mittleren Schalenschicht betrifft, 
die von Pıroxa (XXXI, p. 5, Fussnote) und FUTTERER angegeben, von mir in Abrede gestellt wird, so 
möchte ich fast glauben, dass die genannten Autoren unter einer Schalenschicht etwas anderes verstehen, 
als ich. Verschiedene Schalenschichten unterscheide ich ausschliesslich nach der Structur und nicht nach’ 
der Färbung und Sculptur. Bei Pecien und Lima erhält man nicht selten durch „decortication“ verschieden 
gefärbte Oberflächen mit wechselnder Sculptur und doch gehören die verschiedenen Blätter zu einer und 


Palaeontologischer Theil. 99 


derselben, prismatischen Schalenschicht. Der Nachweis, dass die sogenannte mittlere Schalenschicht unserer 
Form eine abweichende Structur besitzt, ist aber weder von Pırona noch von FUTTERER erbracht worden. 
Im Gegentheil; FUTTERER bemerkt 1. c. ausdrücklich, dass die mittlere feine Lage — die man auch an 
meinen Stücken vielfach beobachtet — eine ähnliche Structur besitze, wie die äusserste Schalenschicht. 
Letztere ist übrigens nicht vollkommen ohne Sculptur, sondern besitzt starke, concentrische Anwachs- 
streifen. 

Die generische Selbständigkeit von Apricardia acceptirt FUTTERER ohne Weiteres. Ich kann nach 
eingehendem Studium des französischen Materials nur wiederholen (cf. IV, p. 204), dass ich keinen Grund 
finde, Apricardia als besondere Gattung von Diceras zu trennen. 

Die Angaben XVII, p. 50, p. 84 erwecken den Anschein, als ob Apricardia für Turon bezeichnend 
sei. Dies konnte man 1885 (IV, p. 203) glauben, allein zwei Jahre später wies DouvırLa (XIV, p. 765, 
766; V, p. 138) nach, dass Apricardia schon im Cenoman beginnt. Man vergleiche XLVI, p. 278. Die 
obige Art Apricardia Pironai G. BoEHM sp. zu nennen, dürfte unrichtig sein; ich war der erste, der (IV) 
auf die Zugehörigkeit unserer Form zu Apricardia hinwies. Die von Pırona und FUTTERER unterschiedene 
Var. gracilis ist noch meinem Material praktisch unhaltbar, da sie von der Var. Zypica nicht zu trennen ist. 
Verwendbar scheinen mir die Varietäten difformis Pırona und cristata FUTTERER. 


Untersuchte Stücke: 220 (Rechte Klappen 107, linke 56, ganze Gehäuse 52, Steinkerne 5). 
Vorkommen: Col dei Schiosi; Lama d’Ortus (Rechte Klappen 7, linke 1, ganze Gehäuse 1); 
Deposito (Rechte Klappen 1); Bocca Candaglia (Rechte Klappen 3). Meine Sammlung. 


10. Monopleura forojuliensis Prrona. 


1886. Monopleura forojuliensis Pırona.. XXXII, p. 11, Taf. 2, Fig. 5—14. 
1892. — — FurtTeRerR. XVII, p. 84, Taf. 4, Fig. 8, 9, 103, b,c. 


Der ausführlichen Darstellung von Pıroxa vermag ich nichts hinzuzufügen. Die zahnartige Er- 
hebung, welche FUTTERER |]. c. p. 85 unter dem hinteren Muskeleindruck am Schalenrande der linken Klappe 
erwähnt, ist auch an meinen Exemplaren zu beobachten. 

Untersuchte Stücke: 88 (Rechte Klappen 17, linke 40, ganze Gehäuse 31). 

Vorkommen: Col dei Schiosi, Lama d’Ortus (1 ganzes Gehäuse). Meine Sammlung. 


Bemerkungen über die Unterfamilie der Caprinidae. 


Il ne faut pas, quand on veut &Etudier les 
animaux de ce curieux groupe de mollusques, 
se contenter de comparer les formes exterieures 
de leurs coquilles, car on peut, si l’on se borne 
& un examen superficiel, @tre conduit ä com- 
mettre d’etranges meprises. 


Bayle: Bulletin de la Societe geolog. de 
France, 2e Serie, Bd. 13, p. 111. 


In seiner schönen Arbeit „Sur quelques formes peu connues“ etc, XIV, bespricht DovvıLır die 
Gattungen Plagioptychus, Caprina und Caprinula, und dieselben Genera werden auch in des genannten 


” 


100 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Autors bahnbrechenden Etudes sur les Caprines (XV) behandelt. Bei allen dreien ist das Schloss nach 
demselben Schema ausgebildet. Man beobachtet: 

In der oberen, linken Klappe (Textfigur 1) einen vorderen Zahn D‘, ‘ einen hinteren Zahn D. 
Von ersterem erstreckt sich der Träger des vorderen Schliessmuskels ma zum Vorderrande. Ferner ver- 
läuft vom vorderen Zahne D’ ein Septum quer durch die Höhlung zum Unterrande und trennt die Zahn- 
grube » von dem Wohnraume des Thieres O V. 


Fig. 1. Caprina schiosensis «. Obere, linke Klappe. Fig. 2, Caprina schiosensis. Untere, rechte Klappe. 
(Vergl. diese Arbeit, p. 122). (Vergl. diese Arbeit, p. 119). 


Obere, linke Klappe: D‘ vorderer Zahn; D hinterer Zahn; » Zahngrube; n’ accessorische Grube, zu » gehörig. 

Untere, rechte Klappe: N Zahn; d’ vordere Zahngrube; d hintere Zahngrube; od’ accessorische Grube, zu d’ gehörig; 
omp Kanäle ausserhalb des hinteren Schliessmuskels. 

Beide Klappen: Z innere Ligamentgrube, oder entsprechende, äussere Ligamentfurche; ma vordere, mp hintere Schliess- 
muskelstelle; © Y Wohnraum des Thieres. ! 


In der unteren, rechten Klappe (Textfigur 2) sieht man dementsprechend den Zahn N, so- 
wie die beiden Zahngruben d‘ und d. 

Wenn demnach das Schloss der genannten Genera wesentliche Differenzen nicht bietet, so geben 
— vorerst noch abgesehen von den Mantelrandkanälen — die Lage des Ligaments und die Höhlungen, 
welche bei einzelnen jener Gattungen entwickelt sind, sehr wichtige, systematische Merkmale. (Douvırız, 
XV, p. 724). 


{ Die Bezeichnungen habe ich von Dr-Sterano (XLI) übernommen und überall in gleicher Weise angewendet. Die- 
selben lehnen sich mit geringen Aenderungen an die von DouvırL&. Die Ausdrücke « Klappe und 8 Klappe wurden grund- 
sätzlich vermieden, ich halte dieselben nach wie vor nicht nur für unnöthig, sondern sogar für verwirrend. Man vergleiche 
Borkum: Die Bivalven der Stramberger Schichten, Palaeontographica, Suppl. II, Abth. IV, p. 521. Obere, linke und untere, 
rechte Klappe sind im Schnitt leicht zu unterscheiden, da nur bei ersterer das Querseptum vorhanden ist. Auch ist die obere 
Klappe in den meisten Fällen — vielleicht mit Ausnahme von Sphaerucaprina — zweizähnig, während die untere, rechte Klappe 
nur einen Zahn besitzt. 

Höhlungen, welche ich als zweifelhaft erachte, und die vielleicht nur in Folge mangelhafter Erhaltung als solche 
erscheinen, sind durch Punkte umrandet. 


Palaeontologischer Theil. 101 


In der Gruppe der Plagioptychinen (Textfigur 3a) ist das Ligament L äusserlich. Ausserdem 
fehlen hier die mehr oder weniger unregelmässigen Höhlungen ausserhalb des vorderen Muskeleindrucks ma 
der oberen (Textfigur 4a), sowie ausserhalb des hinteren Muskeleindrucks mp der unteren Klappe (Textfigur 2). 

In der Gruppe der Caprininen (Textfigur 2 und 4a) ist das Ligament Z innerlich, und es finden 


ER 


Fig. 3a. Plagioptychus Arnanudi, Fig. 4a. Caprina schiosensis 7. 
: f Obere, linke Klappen. 
(Vergl. diese Arbeit, p. 138). (Vergl. diese Arbeit, p. 112 und 125). 


OD’ Kanal des vorderen Zahnes; » Zahngrube; n’ accessorische Grube, zu n gehörig; L äusseres oder inneres Ligament> 
ma vordere, »ıp hintere Schliessmuskelstelle; CY Wohnraum des Thieres. 


sich constant sowohl die Höhlungen ausserhalb des vorderen Muskeleindrucks ma der oberen (Textfigur 4 a), 
als auch ausserhalb des hinteren Muskeleindrucks mp der unteren Klappe (Textfigur 2). 

Dazu kommt, von geringerer, systematischer Bedeutung, die Form der Mantelrandkanäle. 
DovviıLuk unterscheidet radiale und polygonale Mantelrandkanäle. Bei ersteren (Textfigur 3 a, b) sind die 


a hrcsmati 


Fig. 3b. Plagioptychus Arnaudi. Fig. 5. Sphaerucaprina forojuliensis. 
Obere, linke Klappen. 
(Vergl. diese Arbeit, p. 138). (Vergl. diese Arbeit, p. 127). 


- Kanäle radial verlängert, die Lamellen, welche sie trennen, verlaufen radial und sind annähernd senkrecht 

zum Schalenumfang gestellt. Bei letzteren finden sich Kanäle — wie diejenigen links innen (Textfigur 5) 
_ — von polygonaler Form. Letztere sind gewöhnlich nach aussen durch Lamellen begrenzt, welche mehr 
_ oder weniger parallel zum Umfange der Schale verlaufen. Sie bilden meist eine oder mehrere Reihen, die an 
- der Aussenseite vielfach durch eine Zone radialer Mantelrandkanäle begrenzt werden. 


| Ich musste diese bekannten Thatsachen hier wiederholen, weil sie in neuester Zeit vernachlässigt 
_ worden sind und um mich nachher um so kürzer fassen zu können. Wegen weiterer Details verweise ich 


102 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


auf die eitirten Arbeiten von Dovvını“E!. Bevor ich aber auf die Artenbeschreibung eingehe, möchte ich 
der Reihe nach folgende Gattungen etwas näher behandeln: 

Plagioptychus, Mitrocaprina nov. gen., Caprina, Sphaerucaprina, Schiosia, Coralliochama, Oornu- 
caprina und Orthoptychus. Vorweg sei bemerkt, dass mir die beiden letzten Gattungen unhaltbar scheinen. 


Plagioptychus MATHERoN, 1842. 


Typus: 1839. Caprina Agwlloni v’Orsıcny. Revue Cuvierienne, p. 169. 
1888. Plagioptychus Aguilloni Dowvirzt. XV, p. 7l5ff. Textfig. 5, Taf. 24; Taf. 25, Fig. 1. 
(Man vergleiche die Angaben in dem letzteren Werke.) 


Das Genus ist von Dovvinız 1. c., p. 713 eingehend behandelt worden und darf ich auf diese Ar- 
beit verweisen. Ich beschränke mich darauf, Folgendes hervorzuheben. 

Der Typus der Gattung ist Caprina Agwilloni D’OrBIcnY (= Pl. paradoxus MATHERron). Die 
Unterklappe ist kegelförmig, das Kanalsystem sehr charakteristisch”. Von dieser Art wohl unter- 
schieden ist Plagioptychus Toucasi MATHERON (= Caprina Coquandi v’OreicnY). Hier ist die Unter- 


klappe eingerollt wie bei Gyropleura°, auch ist das Kanalsystem anders gestaltet”. Als dritte, neue . 


Art, die durch ihren einfacheren Kanalbau leicht zu unterscheiden ist, nennt DouvIsLL5 Plagioptychus Ar- 
naudi*. Auf letztere Species werde ich bei der Artenbeschreibung, diese Arbeit p. 138, noch einmal 
zurückkommen. Hier möchte ich nur erwähnen, dass Dovvırı5, XV, p. 720, die grosse, systematische 
Brauchbarkeit hervorhebt, welche die Anordnung der Kanäle besitzt. Auch weist er ausdrücklich darauf 
hin, dass diese Anordnung mit dem Alter nicht varürt. 

Ueber mehrere, von MunıEer-CHArnmAs benannte, aber noch nicht beschriebene Plagioptychus-Arten 
vergl. Bulletin de la societe geolog. de France, 3° Serie, Bd. 16, 1888, p. 819. 


Mitrocaprina nov. gen., 1894. 
Typus: 1888. Coralliochama Bayani Dowvıız. XV, p. 725, Textfig. 9, Taf. 25, Fig. 7. 


Die obere, linke Klappe besitzt das Schloss der Gattung Plagioptychus, dagegen radiale und poly- 
gonale Mantelrandkanäle, wie Sphaerucaprina oder Caprinula. Die polygonalen Kanäle sind zahlreich ent- 
wickelt und laufen rings um Unter- und Vorderrand herum. Accessorische Kanäle ausserhalb der Ansatz- 
stelle ma des vorderen Schliessmuskels sind nicht vorhanden. Die untere, rechte Klappe enthält keine 
Kanäle. Das Ligament ist äusserlich. 

Bemerkungen. Dovvırı& stellt die genannte Form zu Coralliochama WEITE, von der An- 
sicht ausgehend, dass die ursprüngliche Darstellung dieser Gattung nicht ganz exact sei. Der aus- 
gezeichnete Forscher hält es XV, p. 727 für wahrscheinlich, dass die cellular structure = texture cellu- 
leuse in der Oberklappe von Coralliochama Polygonalkanälen entspreche. Auch deutet er an, dass derartige 
Structur durch secundäre Fossilisationsprozesse zu Stande kommen könne. Ich habe schon an anderem 


1 Man vergl. vor allem Dovvırue, XIV, p. 782ff. und XV, p. 716, Fussnote; p. 724. 
? DouvıLzt, XV, p. 715f., Textfig. 5 — Textfig. 6. 

3 CHAPER, XI, Taf. 11. 

* Douvırık, XV, p. 721, Textfig. 7, Taf. 25, Fig. 2—6. 


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Palaeontologischer Theil. 103 


Orte (VII) dargelegt, dass ich mich diesen Ansichten nicht ohne Weiteres anzuschliessen vermag. Mir 
scheint es schwierig, die eigenthümliche Maschenstructur in der Oberklappe von Coralliochama mit Poly- 
gonalkanälen zu vergleichen‘. Auch halte ich die Zellen dieser Gattung nicht für secundär, sondern für 
ursprünglich. Wenn beides der Fall ist, so kann man Coralliochama Bayani nicht zu Coralliochama stellen, 
denn die genannte Art zeigt eben keine Spur jener maschigen Structur, welche mir für die amerikanische 
Gattung so bezeichnend erscheint. 

Man könnte, worauf auch DovvızL& schon hinweist, an Sphaerucaprina GEMMELLARO denken. 
Diese Gattung ist — vergl. unten — nicht genügend bekannt. Allein man wird vorläufig daran fest- 
halten müssen, dass — abgesehen von der Unterklappe — der italienische Autor mit Nachdruck das 
Fehlen eines hinteren Zahnes in der Oberklappe hervorhebt. Ein solcher ist bei unserer Art aber vor- 
handen. Dazu kommt, dass bei letzterer das Ligament äusserlich, bei Sphaerucaprina, nach den Angaben 
von GEMMELLARO, innerlich ist. Nach alledem glaube ich, dass auch Sphaerucaprina nicht in Betracht 
kommen kann, und dass die von Dovvızıä dargestellte Form den Typus einer neuen Gattung bildet, für 
welche ich den Namen Mitrocaprina vorschlage. Man vergl. XV, p. 726, unten. 


Caprina v’OrsıcnY Vater, 1822. 


Typus: 1823. Caprina adversa v’Orzıcny Vater. Annales du Museum d’histoire naturelle, Bd. VIII, Taf. 3, Fig. 1—3. 
1888. —_ —  Dowire. XV, p. 700, Textfigur 1—4. 
(Man vergleiche die Angaben in dem letzteren Werke). 


Die Gattung Caprina ist von Douvızık, XIV, p. 781, Taf. 29; 30; 31, Fig. 1 und XV, p. 700, 
Textfig.. 1—4 in mustergültiger Weise behandelt worden. Ich darf auf diese Darstellungen verweisen 
und möchte hier nur hervorheben, dass nach XIV, p. 781 Caprina communis GEMMELLARO eine echte 
Caprina und demnach die Gattung Gemmellaria MUuxIER-CHArmAs unhaltbar ist. Mir liegt sehr reiches 
Material vor, welches ich unter dem Namen Caprina schiosensis zusammenfassen und weiterhin eingehend 
beschreiben werde. Eine meiner isolirten Unterklappen zeigt Querböden, wie sie ähnlich z. B. bei Hippu- 
rites (LIII, p. 81, Fig. 116) bekannt sind. 


Sphaerucaprina GEMMELLARO, 1865. 
Typus: 1865. Sphaerucaprina Woodwardi GENMELLARO. XXI, p. 11, p. 16, Taf. 1, Fig. 1—5. 
1888. — — DovvıLz£. XV, p. 727. 

Die Gattung Sphaerucaprına bedarf an der Hand der neueren Arbeiten von Douvızuh eingehender 
Revision. Nach GEMMELLARO ist das Ligament innerlich, und die Oberklappe besässe — im Gegensatz zu 
Caprina — keinen hinteren Zahn. Die Unterklappe zeigt einen Zahn und zwei Muskelapophysen. 

Was die Structur betrifit, so zeichnet sich die obere Klappe durch radiale und polygonale 
Mantelrandkanäle (XXI, Taf. 1, Fig. 5) aus. Ob letztere zahlreich sind und wie weit sie sich erstrecken, ist 
unbekannt. Man vergl. diese Arbeit p. 127. Die Structur der unteren Klappe soll mit der von Caprina 
identisch sein. Nähere Angaben vermag ich nicht zu machen, da es mir trotz vielfacher Bemühungen bisher 
nicht gelungen ist, eine typische Sphaerucaprina zu erlangen. 


1 Man vergl. Taf. XI, Fig. 3a,b. Die Gattung Coralliochama ist auf der nächsten Seite eingehend behandelt. 


104 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Schiosia BorHm, 1892. 
Typus: 1892. Schiosia schiosensis Bozsm. V, p. 144, Taf. 7; Taf. 8, Fig. 1-2. 


Der früheren Beschreibung möchte ich nach neueren Beobachtungen hinzufügen, dass für die Ober- 
klappe von Schiosia vielleicht eine sehr grosse, accessorische Höhlung über ma characteristisch ist. Man 
sieht diese Höhlung 1. c. Fig. 2. Sie findet sich an einer isolirten Oberklappe wieder, welche Taf. XI, 
Fig. 2 abgebildet ist, und welche ich dieser Höhlung wegen zu Schiosia zu stellen geneigt bin. FUTTERER 
(XVII, p. 86 unten) findet es „sehr auffallend, dass sich eine sehr kleine, stark gewölbte, rechte Schale 
auf der spiral gedrehten, linken Schale befinden soll, während alle übrigen Formen dieser Reihe meist 
conische, oft nur wenig eingekrümmte, rechte Schalen besitzen.“ Das „auf“ ist wohl ein lapsus calami, 
denn die rechte Klappe ist die untere. Auch weiss ich nicht, was sehr auffallend wäre. Stark ein- 
gekrümmte untere Klappen finden sich in dieser Reihe z. B. bei Plagioptychus Toucasi MATHERON (XI, 
Taf. 11) und Pl. exogyra Reuss sp. (XXXIV, p. 925, Fig. 1a,b; 2a,b, c.) 

Ob man Schiosia als Sectio von Caprinula oder besser als Untergattung oder Gattung auffasst, 
lasse ich vorläufig dahingestellt. 


Coralliochama Witz, 1885. — Taf. XI, Fig. 3 a—d. 
Typus: 1885. Coralliochama Orcutti Weite. XLVII, p. 9, Taf. 1—4, 


Mir liegen von der typischen Art zwei vortreffliche Exemplare und zwar von dem Öriginalfund- 
punkt, nämlich von Todos Santos Bai in Niedercalifornien, vor. 

Die Structur der Oberklappe stellt Warte ]. c. Taf. 1, Fig. 3 und Taf. 4, Fig. 3 dar. Die 
erstere Abbildung kann in der That den Eindruck erwecken, als ob man mit radialen und polygonalen 
Mantelrandkanälen zu thun habe, ähnlich wie Sphaerucaprina und Caprinula. Allein Taf, 4, Fig. 3 bei 
Wıırte und unsere Abbildung Taf. XI, Fig. 3a, b werden, wie ich glaube, erweisen, dass man die „cellular 
structure“ der Oberklappe von Coralliochama nicht ohne weiteres jenen polygonalen Kanälen gleich- 
stellen kann. 

Die Structur der Unterklappe stellt Weite ]l. c. Taf. 1, Fig. 4 und 5; Taf.4, Fig. 4 dar, 
Unsere genau ausgeführten Abbildungen Taf. XI, Fig. 3c, d dürften zeigen, dass jene Darstellungen im 
Wesentlichen richtig sind. Derartige Structur ist meines Wissens bei Caprininen überhaupt nicht bekannt. 
Und so überaus regelmässige Prismen auf secundäre Fossilisationsprozesse zurückzuführen, halte ich für 
recht schwierig. Nach alledem scheint es mir, als ob Coralliochama zu einer ziemlich aberranten Gruppe 
der Unterfamilie der Caprinidae gehört, einer Gruppe, welche bisher nur aus Amerika bekannt geworden ist!, 

Taf. XI, Fig. 3b zeigt einen Querschnitt durch die obere, linke Klappe meines einen Exemplares. 
Die Lage des Schnittes wird durch die horizontale Lage Linie s'—s! Textfigur 6 veranschaulicht. Der 
Wohnraum CV des Thieres ist mit schwarzem Gestein ausgefüllt und hebt sich daher scharf von der hellen 
Schalensubstanz ab. Man beobachtet das Querseptum, welches die accessorische Grube »’ von dem Wohn- 
raume CV des Thieres trennt, sowie den Zahn N der Unterklappe. Schön sind die radialen Mantelrand- 


1 Die südfranzösische Coralliochama Bayani DouvizLk ist eine echte Caprinine und wurde auf der vorigen Seite 
als Typus einer neuen Gattung Mitrocaprina behandelt. 


u 


Palaeontologischer Theil. 105 


kanäle erhalten, welche nach innen unmittelbar an die Prismenschicht stossen. Letztere bildet die Haupt- 
masse der Schale. 

An derselben Oberklappe ist ein Theil der Prismenschicht frei herausgewittert, wie dies Taf. XI, 
Fig. 3a zur Darstellung bringt. Das innere Ligament ist an dieser Klappe nicht zu beobachten. 

Taf. XI, Fig. 3 ce zeigt einen Querschnitt durch die untere, rechte Klappe desselben Exemplares, 
und zwar dicht unter der Commissur. Die Lage des Schnittes wird durch die horizontale Linie s®—s?, 
Textfigur 6, veranschaulicht. Die Abbildung entspricht der Darstellung bei Weite, XLVIII, Taf. 4, Fig. 4. 
Natürlich fehlt das Querseptum der Oberklappe. Man beobachtet den Zahn N der unteren, sowie die beiden 


Fig. 6. Coralliochama Orcutti. Fig. 7. Coralliochama Orcutti. 
Vergl. Taf. XI, Fig.3b. d Todos Santos Bai in Niedercalifornien, Querschnitt 
Fre durch die Oberklappe, dicht an der Commissur. 


Fig.7. N Zahn der Unterklappe; » Zahngrube der Oberklappe, zum grössten Theil durch den Zahn N der Gegenklappe aus- 
gefüllt; n‘ accessorische Grube zu n gehörig; D‘ vorderer, D hinterer Zahn der Oberklappe; Z innere Ligamentgrube; 
CV Wohnraum des Thieres. 


Zähne D’ und D der oberen Klappe, ferner die stark entwickelte Prismenschicht, welche bei weitem die 
Hauptmasse der Schale ausmacht. Die äussere Ligamentfurche zieht, wie dies Wrıte ]. c. Taf. 2 dar- 
stellt, der Länge nach vom Wirbel zum Schalenrande, An unserem Schnitte sieht man sehr deutlich, dass 
diese Furche sich zu einem inneren Ligament Z einbiegt. Die langgestreckte, schmale Höhlung vor Z 
weiss ich nicht recht zu deuten. 

Taf. XI, Fig. 3 d zeigt einen Längsschnitt durch die untere, rechte Klappe desselben Exemplares. 
Die Lage des Schnittes wird durch die verticale Linie s®’—s’, Textfigur 6, veranschaulicht. Man sieht 
die regelmässige Prismenstructur der Schalenwände, sowie die excentrische Lage des Wohnraumes CV. 

Ich habe auch das zweite mir vorliegende Individuum mehrfach durchschnitten. Das beste Resultat 
zeigt Textfigur 7, ein Schnitt parallels'—s!, Textfigur 6, und zwar näher an der Commissur, als s'—s'. Hier ist 
das ganze Schloss getroffen. Man sieht den vorderen und hier auch sehr deutlich den hinteren Zahn; das 
Querseptum, die accessorische Grube hinter dem letzteren. In der Zahngrube steckt der ziemlich grosse 
Zahn N der Unterklappe. Dieser Zahn scheint prismatische Structur zu zeigen, doch ist dieselbe sehr un- 
deutlich erhalten. Ferner beobachtet man die Zellenschicht und die radialen Mantelrandkanäle. Die Zähne 
D’ und D und das Querseptum zeigen aufs deutlichste die prismatische Structur. Die äussere Ligament- 


furche biegt nach innen ein und bildet eine deutliche, innere Ligamentgrube L. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 14 


106 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Cornucaprina FUTTERER, 1892. 


Typus: 1892. Schiosia carinata? Bosuwn. V, p. 146, Taf. 9, Fig. 1—2. 
1892. Cornucaprina carinata Furzerer. XVII, p. 87, Taf. 5, Fig. 1a,b; Taf. 6, Fig. 1; 2; 33,b;4 a,b. 


Als Typus der neuen Gattung wählte der Autor derselben eine von mir aufgestellte Species, welche 
— wie ich l. c. ausdrücklich hervorgehoben habe — nach Gattung und Art zweifelhaft ist. Ich sehe deshalb 
von meinem Material vorerst ganz ab, und behandle vorläufig die von Herrn FUTTERER dargestellten Stücke, 
die ich insgesammt zu studiren Gelegenheit hatte. 

Das Genus Cornucaprina besitzt nach FUTTErER einfache Radialkanäle in beiden Klappen und 
ausserdem — im Gegensatz zu allen hierher gehörigen Gattungen — ein Querseptum nicht nur in der 
oberen, linken, sondern auch in der unteren, rechten Klappe. 


Fig. Sc. Caprina schiosensis, Var. perforata. Fig. 9. Caprina schiosensis, cf. Var. solida, 2. 
Original zu FUTTERER, XVII, Taf. 6, Fig. 3a. Original zu FuTTERer, XVIII, Taf. 6, Fig. 4a. 


Schnitte durch die unteren, rechten Klappen von „Cornucaprina carinata“ FUTTERER unmittelbar unter der Commissur. 
(Vergl. diese Arbeit p. 110, 114, 115, 118). 


Wie ich schon an anderer Stelle (VI) hervorgehoben habe, ist diese Auffassung unrichtig. Die 
Exemplare XVIII, Taf. 6, Fig. 3a und 4a sind nicht, wie FuTrTErer meint, Unterklappen, sondern viel- 
mehr Unterklappen, auf denen sich noch ein Theil der dazu gehörigen Oberklappen befindet. „Man sieht 
die Commissur der beiden Klappen auch auf den Darstellungen des Herrn Furrerer. Dieselbe befindet 
sich Fig. 3 a dort, wo die concentrische Sculptur nach oben hin aufhört. Bei Fig. 4a läuft, wie die Ab- 
bildung dies gut zeigt, die Commissur von links oben nach rechts unten“ (VI). Die oben stehenden 
Textfiguren dürften weitere Ausführungen unnöthig machen. Es sind Schnitte unmittelbar unter der Com- 
missur der erwähnten Originale. Man beobachtet weder Radialkanäle noch Querseptum, sondern Verhält- 
nisse, wie sie ähnlich durch Dovvınu#, XV, p. 702, Textfigur 2, bei Caprina bekannt geworden sind. 

Betrachten wir nun die Oberklappen, welche FUTTERER unter dem Namen Cornucaprina carinata 
abbildet. 


ni 


Palaeontologischer Theil. 107 


XVII, Taf. 5, Fig. la, b ist eine isolirte Oberklappe; die inneren Details stellt die neben- 
stehende Textfigur 1 dar. Nach ihnen zu urtheilen, hat man es mit einer Caprina oder einer Schiosia 
zu thun. Welche von diesen beiden Gattungen vor- 
liegt, lässt sich ohne Kenntniss der zugehörigen 
Unterklappe nicht entscheiden. Man vergleiche in 
dieser Arbeit die Uebersicht p. 109 und die Aus- 
führungen p. 110 ff. 


XVII, Taf. 6, Fig. 1 ist eine isolirte 
Oberklappe, deren innere Details blosszulegen ich 
nicht berechtigt war. Dieselbe stimmt äusserlich so 
vollkommen mit meiner Schiosia carinata V, p. 146, 
Taf. 9, Fig. 1—2 überein, dass an der artlichen 
Zusammengehörigkeit kaum gezweifelt werden kann. 
Nach dem Kanalsystem V, Taf. 9, Fig. 2 zu 
schliessen, hat man es auch hier mit einer Caprina 


oder einer Schiosia zu thun. Man vergleiche dies- Fig. 1. Caprina schiosensis «. Obere, linke Klappe. 
bezüglich die unmittelbar vorhergehenden Ausfüh- ea IE 
rungen (Vergl. diese Arbeit p. 100, 122). 


XVII, Taf. 6, Fig. 3b und 4b zeigen 
Verhältnisse der Oberklappen der |]. c. Fig. 3a, 4a dargestellten Exemplare. Soweit man nach der 
sehr mangelhaften Erhaltung dieser Oberklappen zu urtheilen vermag, könnte Plagioptychus, Caprina oder 
Schiosia vorliegen. Hier aber werden die erste und die letzte Gattung durch die zugehörigen Unterklappen 
— deren Querschnitte auf der vorigen Seite dargestellt sind — ausgeschlossen, so dass nach der p. 109 
mitgetheilten Uebersicht nur Caprina übrig bleibt. Vergl. diese Arbeit p. 110 ff. 


Schliesslich noch die Fussnote XVIII, p. 90. Nach dieser befindet sich im Kgl. Museum für Natur- 
kunde in Berlin ein Exemplar, welches die Zusammengehörigkeit der beiden Klappen von Cornucaprina 
im Sinne FUTTERER’s „ausser jeden Zweifel stellt.“ Das Exemplar ist mir gütigst vorgelegt worden. Es 
zeigt beide Klappen im Zusammenhang und kann nach meiner Ansicht, bevor es geschnitten ist, kaum 
etwas beweisen. Ich würde das Stück für eine gewöhnliche Caprina halten, aber es ist vielleicht auch eine 
andere Gattung der Caprininen. Jedenfalls aber wage ich vorherzusagen, dass ein Querseptum in der 
Unterklappe nicht vorhanden sein wird, und dass demnach auch keine Cornucaprina vorliegt. 


Hier meine Auffassung über die Gattung Cornucaprina und die ihr zugewiesenen Originale. 


Die isolirten Oberklappen gehören entweder zu Caprina oder zu Schiosia, die Exemplare mit beiden 
Klappen gehören zu Caprina. Die 4 abgebildeten Originale können zu einer Art, vielleicht aber auch zu 
verschiedenen Arten gehören. „Leisten, welche vom Schlossrande quer durch das Schaleninnere gehen“ 
und „einfache Radialkanäle“ finden sich nicht in beiden Klappen, sondern sind auf die obere Klappe be- 
schränkt. Die Gattung Cornucaprina beruht auf unrichtiger Deutung des palaeontologischen Befundes und 
ist unhaltbar. 


108 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Orthoptychus FUTTERER, 1892. 


Typus: 1892. Orthoptychus striatus FUTTerer. XVII, p. 91, Taf. 7, Fig.l a, b. 
1894. Sphaerucaprina striata Bormm. Vorliegende Arbeit, p. 126, Taf. 11, Fig. 1. 


Das Genus Orthoptychus ist von FUTTERER auf eine schön erhaltene Oberklappe der Münchener 
Staatssammlung begründet worden. Die zweite Oberklappe derselben Sammlung, welche der Autor als hierher 
gehörig erwähnt, ist überaus mangelhaft erhalten. Zwei Unterklappen des Berliner Museums für Natur- 
kunde, deren eine XVIH, Taf. 7, Fig. 2a, b dargestellt ist, werden nur mit Zweifel — der auch 
wohl berechtigt ist — zu Orthoptychus gestellt. Es bleibt demnach als Typus das von FUTTERER |. c. 
Fig. 1a, b abgebildete Stück, welches ich Taf. XI, Fig. 1 noch einmal habe zeichnen lassen. Die späteren 
Ausführungen dürften zeigen, dass dies nothwendig war. 

Die Gattung Orthoptychus besitzt nach ihrem Autor XVIII, p. 91 in der Oberklappe „ausser dem 
verzweigten Radialcanalsystem von Plagioptychus noch die accessorischen Höhlungen ausserhalb der Muskel- 
ansatzstellen, wie Caprina.“ Hierzu ist, unter Beiziehung der bildlichen Darstellung bei FurrTErer XVII, 
Taf. 7, Fig. 1a zu bemerken: 

1) Das Radialkanalsystem von Plagioptychus ist von dem der Gattung Caprina nicht verschieden, 
wie man aus Dovvır&, XV, p. 703, Textfigur 3 und p. 722, Textfigur 7 ersieht. Hiernach wäre also Ortho- 
ptychus eine Caprina. 

9) Die sogenannten accessorischen Höhlungen omp bei FUTTErer ]. c. Taf. 7, Fig. 1a kommen 
bei Caprina nicht vor. Dagegen kennt man solche bei Mitrocaprina, Sphaerucaprina und Caprinula. 


3) Die accessorischen Höhlungen Oma bei Furrzrer existiren nicht. Der Autor hat die uns be- 
schäftigende Oberklappe ganz oder doch annähernd in dem unvollständig" präparirten Zustande gelassen, 
in welchem ich sie früher in der Münchener Staatssammlung gesehen hatte. Zufälligerweise ist das an- 
haftende Gestein so bröcklig, dass man es ohne Gefährdung des Stückes mit der Nadel abstechen kann. 
Die Oma sind nicht, wie XVII, Taf. 7, Fig. 1a dargestellt, accessorische, in sich abgeschlossene Höh- 
lungen, sondern vielmehr die inneren Erweiterungen radialer Mantelrandkanäle, wie dies unsere Taf. XI, 
Fig. 1 zeigt. Aehnliche Kanäle finden sich bei Plagioptychus Aguillons D’ORBIGNY Sp, — XV, p. 718, 
Textfigur 5. 

Die Gattung Orthoptychus beruht auf Verkennung des palaeontologischen Befundes. Ihre Begründung 
ist unhaltbar. Wegen der generischen Stellung des zu Orthoptychus gestellten Originals verweise ich auf 
die Ausführungen in dieser Arbeit p. 126. 


Wie oben bemerkt, möchte ich glauben, dass Ooralliochama eine aberrante Gattung der Caprinidae 
darstellt. Die übrigen Genera lassen sich folgendermassen gruppiren: 


1 Bezüglich des Ligaments, welches in der Diagnose XVIII, 1. c. ebenfalls erwähnt ist, vergl. vorliegende Arbeit, p.126. 


Palaeontologischer Theil. 109 


Ligament En SUEREL- Mantelrandkanäle 

ma der ‚ mp der | nur in |; : Radial 
äusserlich| innerlich | Ober- Unter- |der Ober- ee Radial und 

klappe | klappe | klappe appen polygonal 
Plagioptychus . | + — == se | + ei 1 Zu 
IUREROCADTAING 0... + — — > 7 er 103 — 
Caprina . he — -- - + en — ar 
Sphaerucaprina . . . — E= 2? 2? + ze 2 = 
SDLARSIE a, Re — + En 2 en + + a 
Ganunnlaa nn ı.: 2% _ E= — + ar = ar ab 


Aus obiger Tabelle geht hervor, dass eine sichere, generische Bestimmung der Capriniden ohne 
Kenntniss der beiden zusammengehörigen Klappen von vornherein ausgeschlossen ist. 


Ueber die Präparation von Capriniden.’ 


Wie aus dem oben Dargelegten hervorgeht, handelt es sich bei der Präparation von Capriniden 
nicht nur um die Schlosstheile mit Einschluss der Muskelansatzstellen, sondern auch um das Kanalsystem. 
Man kann sich hierzu sowohl des gewöhnlichen Präparirens als auch der Schnittmethode bedienen. Den 
Schlossverhältnissen gegenüber kommt man durch Schnitte zu keinem durchaus befriedigenden Resultat, da 
ein Schnitt über die Form der Zähne und Muskelansatzstellen naturgemäss geringen Aufschluss liefert. 
Zu diesem Zwecke müsste man Schnittserien combiniren. Hier ist also das gewöhnliche Präpariren bei 
weitem vorzuziehen, wenn einem solchen das Material nicht unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg stellt. 

Was das Kanalsystem betrifft, so wird man nur in ausnahmsweise günstigen Fällen — vergl. 
Taf. XI, Fig. 1 — in der Lage sein, es direct freizulegen. Man dürfte hier fast stets zur Schnitt- 
methode greifen müssen. Allein nicht immer führt dieselbe zu einem guten Resultate, denn manchmal ist 
der Kanalbau ganz oder theilweise durch den Versteinerungsprozess verwischt. Aber wie dem auch sei, 
das Schneiden erscheint mir unerlässlich. Wie ungünstig auch immer einzelne von meinen Klappen erhalten 
waren, bei fast allen konnte ich durch den Schnitt zum wenigsten feststellen, ob ausser den radialen auch 
polygonale Mantelrandkanäle vorhanden seien. Und das ist zur richtigen Erkenntniss der Capriniden jeden- 
falls ein wichtiger Schritt. Das Schneiden mit diamantbesetzten Blechscheiben und Petroleum kann ich 
- nach meinen Erfahrungen nicht empfehlen. Die Schnittflächen werden hierbei durch Blechstaub und Petro- 
leum stark verschmiert und sind manchmal nicht mehr ganz zu reinigen. Meine besten Präparate wurden 
ohne Maschine mit Stahlsäge oder Stahldraht und Wasser hergestellt. Freilich geht hierbei etwas mehr 
Substanz verloren, doch bleiben die Flächen sauber und können sofort polirt werden. 


t Diese Kanäle sind, soweit mir bekannt, stets polygonal und desshalb von den radialen Mantelrandkanälen auch 
der Form nach leicht zu unterscheiden. Dagegen scheint es mir, als ob jene Höhlungen und die polygonalen Mantelrand- 
kanäle häufig in einander übergehen. Man vergl. z. B. Dowvızz, XV, p. 725, Textfigur 9, und Taf. 22, Fig.1a, 1a‘, 3a; 
Taf. 23, Fig. 5a. Hier dürfte die Grenze zwischen den accessorischen Höhlungen omp und den polygonalen Mantelrandkanälen 
schwer zu ziehen sein. 

? Die Gattung Caprinula ist von Douviı£, XV, p. 705 ff, eingehend behandelt. Ich vermag jenen Ausführungen 
nichts Neues hinzuzufügen. 

3 Vergl. Douvırı£, XV, p. 701, und Di-SterAno, XLI, p. III, Fussnote. 


110 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Bemerkungen über das hier zu Caprina gestellte Material. 


Fig. Sc. 


7 mm 
unter der 
Commissur.? 


8 mm. 


Fig. 8b. 


22 mm. 


Fig. 8a. 


95 mm 
über dem 
Wirbel. ? 


Fig. 8 a—c. Caprina schiosensis, Var. perforata. Unterklappe. 


Vergl. diese Arbeit, p. 115. 


Zur Gattung Caprina rechne ich ca. 60 
mir vorliegende Exemplare, von denen aber nur 
5! beide Klappen im Zusammenhang zeigen. Das 
ganze, übrige Materialbestehtausisolirten Klappen, 
und zwar vertheilt sich dasselbe auf 12 Unter- 
klappen und 43 Oberklappen. 

Wie aus dem speciellen Theil hervor- 
gehen wird, unterscheiden sich die beschriebenen 
Formen — und ich habe nur das besser erhaltene 
Material berücksichtigt? — sowohl durch die 
äussere Gestalt, als auch vor allem durch den 
inneren Bau. So ist z. B.«, p. 122, XVII, Taf. 5, 
breit und hoch schneckenförmig; 8, p. 124, Taf. X, 
schmal und hoch schneckenförmig; y, p. 125, 
Taf. IX, Fig. 2, ist spiralförmig. Man wird nicht 
geneigt sein, diesen Differenzen systematischen 
Werth beizulegen, es sei denn, dass die Unter- 
schiede der äusseren Form von solchen der 
inneren Verhältnisse begleitet werden. Bezüglich 
der letzteren stimmt auch nicht ein Exemplar 
mit einem anderen völlig überein. Bei «, 
p. 122, Textfigur 1, fehlt z. B. die accessorische 
Grube OD‘; bei $, p. 124, Textfigur 18, und y, 
p. 125, Textfigur 4a, ist eine solche entwickelt; 
y zeigt andere Höhlungen ausserhalb ma wie « 
und %f. Und so finden sich eine ganze Reihe 
innerer Differenzen in Ober- und Unter-Klappen, 
die ich in den Einzelbeschreibungen nicht be- 
sonders hervorgehoben habe, da sie sich aus den 
Textfiguren ohne weiteres ergeben. 

Um alle Unterschiede zum Ausdruck zu 
bringen und um andererseits Artnamen zu ver- 
meiden, die sich später als Synonyma erweisen 
könnten, habe ich das gesammte Material auf 


1 Diese 5 Exemplare gehören der Universitätssammlung zu Padua. Nach brieflicher Mittheilung des Herrn Omsoxt 
lagen vier derselben Herrn FurtErer vor. Letztere sind ihrer verhältnissmässig günstigen Erhaltung wegen im speciellen 


Theil p. 115—118 beschrieben worden, 


? Die Commissur verläuft häufig sehr schief zum Höhendurchmesser der Schale. Ich habe versucht, bei der Ab- 
standsangabe der Schnitte unter sich stets den Punkt der Commissur zu wählen, welcher dem bezüglichen Schnitte am nächsten 


Palaeontologischer Theil. 111 


die früher (V, p. 140) beschriebene Caprina schiosensis bezogen und ausschliesslich der Uebersicht 
halber Varietäten unterschieden. Keineswegs aber möchte ich damit sagen, dass dies die richtige Auffassung 
wäre. Ein Theil der Differenzen, durch welche ich die Varietäten unterscheide, dürfte auf mangelhaften Er- 
haltungszustand zurückzuführen sein. Ein anderer Theil ist wohl durch verschiedene Altersstadien bedingt. 
Aber neben diesen bleiben noch Unterschiede, die ich doch nicht ohne weiteres dieser oder jener Kategorie 


Fig. 10b. 
4 mm 

unter der 

Commissur Fig. 11b, 

13 mm. 29 mm, 

Fig. 108 Fig. 11a. 

42 mm 
70 nun über dem 
Br dem Wirbel. 
Fig. 10a—b. Caprina schiosensis, Var. cribrata. Fig. 11a—b. Caprina schiosensis, cf. Var. cribrato. 
Vergl. diese Arbeit, p. 116. Vergl. diese Arbeit, p. 120. 

7 Querschnitte durch die Unterklappen zweier Individuen. 


d’ vordere Zahngrube; od’ accessorische Grube, zu d’ gehörig; ZL innere Ligamentgrube oder entsprechende, äussere 
Ligamentfurche; mp hintere Schliessmuskelstelle; omp accessorische Kanäle ausserhalb des hinteren Schliessmuskels; 
CV Wohnraum des Thieres. 


liest. Eine sehr schiefe Commissur zeigt z. B. das Exemplar bei Furırrer, XVII, Taf. 6, Fig. 4a. Hier beträgt die Höhe 
der Unterklappe an der äusseren Ligamentfurche 93mm, an der gegenüberliegenden Seite ca. 48mm. Die obigen Zahlenangaben 
sind immer nur als annähernde zu betrachten. Letzteres gilt auch für die Entfernung der untersten Querschnitte vom Wirbel. 
Diese Entfernung habe ich bei nicht zu stark gekrümmten Unterklappen angegeben, doch kann dieselbe — wie auch die des 
Abstandes der Querschnitte unter einander — je nach der Führung des Schnittes an verschiedenen Stellen recht verschieden 
sein. Ich habe auch hier stets die annähernd kürzeste Entfernung gewählt. Grossen Werth beanspruchen solche Zahlen- 
angaben natürlich nicht. 


112 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


zuzuweisen vermag. Ob diese letzteren Unterschiede nun aber individueller Natur sind, oder auf Varietäten, 
oder auf verschiedene Arten hinweisen, lasse ich vorläufig dahingestellt. Die brauchbare Literatur über 
Caprina ist eben noch überaus spärlich. 

Verweilen wir einen Augenblick bei den Altersverschiedenheiten und bei den Differenzen, welche 
sich vielleicht durch wechselnde Erhaltung erklären lassen. Die auf den beiden vorigen Seiten eingeschalteten 
Textfiguren könnten z. B. die Vermuthung rechtfertigen, dass die Septen zwischen den Gruben omp mit dem Alter 
abnehmen, um schliesslich völlig zu verschwinden. Doch vielleicht sind diese Septen auch viel zahlreicher, als 
man sie bei Textfigur 8a, Textfigur 10a, Textfigur 11a beobachtet und nehmen nicht mit dem Alter ab, son- 
dern sind bei Textfigur 8c, Textfigur 10b in Folge der Fossilisation verloren gegangen, bei Textfigur 11 b 
aus demselben Grunde auf die Einzahl reducirt. Dazu kommt eine weitere Schwierigkeit. Bei dem Ori- 
ginale zu Textfigur 8 ist — cf. p. 115 — auf der Unterklappe ein Theil der Oberklappe und damit die 
Commissur erhalten, so dass man die Entfernung der Querschnitte von letzterer kennt. Die Hauptmasse 
meines Materials besteht aber, wie schon bemerkt, aus isolirten Klappen. Wo an diesen die Commissur 
sich befand, ist nicht festzustellen. Und doch wäre dies von Wichtigkeit. Denn eigentlich dürfte man 
nur Schnitte auf einander beziehen, die gleiche Altersstadien darstellen, das heisst Schnitte, welche an un- 
gefähr gleich grossen Individuen gleich weit von der Commissur entfernt sind. 


Eine weitere Frage betrifft z. B. das Septum, welches die vordere Zahngrube d‘’ von der accesso- 
rischen Grube od’ trennt. Nach Textfigur 8a, b, c möchte man glauben, dass dieses Septum im Alter ver- 
schwindet. Allein nach meinem übrigen Material ist es mir wahrscheinlicher, dass es bei der Textfigur 8a 
zufällig noch vorliegt und nur in Folge mangelhafter Erhaltung bei Textfigur 8b und c verschwunden ist. 
Demnach könnten auch die Querschnitte Textfigur 10a, b und Textfigur 11a, b ein solches Septum zwischen 
d‘ und od’ besessen haben. 


Drittens wissen wir, dass sich Kanäle ausserhalb ma der Unterklappe mit zunehmendem Alter 
entwickeln. Douvisuk theilt dies, XV, p. 703 und 705, von Caprina adversa mit. Ich habe dasselbe 
V, p. 141 bei Caprina schiosensis beobachtet. Für die Oberklappe dürfte eine Zunahme der Kanäle ausser- 
halb ma mit höherem Alter durch die beiden folgenden Textfiguren erwiesen werden. Die beiden Quer- 


Fig. 4a. ca. 385 mm. Fig. 4b. 


Caprina schiosensis 7. Oberklappe. — Vergl. diese Arbeit, p. 125. 


Palaeontologischer Theil, 113 


schnitte stammen von demselben Individuum und sind bezüglich der inneren Verhältnisse über ma von 
fast tadelloser Erhaltung. Textfigur 4b liegt um ca. 35 mm näher an der Commissur, als Textfigur 4a. 
Bei b scheinen sich aussen über ma zwei neue Kanäle eingeschaltet zu haben. 


Die mangelhafte Erhaltung spielt auch bei den Kanälen naturgemäss eine grosse Rolle. 

Berücksichtigen wir das oben Mitgetheilte, so könnten z. B. die auf p. 114 Seite gegebenen 6 Quer- 
schnitte von Unterklappen verschiedener Exemplare einer Art angehören. Ja noch mehr, es wäre nicht 
unmöglich, dass das gesammte mir vorliegende Material nur eine Species darstellt. 


Die isolirten Unterklappen mit den isolirten Oberklappen zu combiniren, halte ich bis auf weiteres 
für unmöglich. Hierzu wäre vor allem ein grösseres und besseres Material an zusammenhängenden 
Klappen erforderlich. Zwar liegen, wie oben angegeben, 5 Exemplare mit beiden Klappen vor. Doch sind 
an ihnen die Oberklappen so rudimentär erhalten, dass jeder Vergleich derselben unter sich und mit 
isolirten Oberklappen ausgeschlossen ist. Die Unterklappen jener 5 Stücke sind sowohl unter sich als 
auch von den isolirten Unterklappen derart verschieden, dass auch hier artliche Zusammenfassung vorläufig 
nicht möglich war. 


Vergleiche mit Caprininen von anderen Fundorten habe ich aus Mangel an bezüglichem Material 
ganz unterlassen. In Betracht käme hier vor allem, als durchaus bekannt, Caprina adversa D’ORBIGNY. 
Es wäre nicht unmöglich, dass diese Art unter meinen Formen vertreten ist; vielleicht kann Herr 
DovviLk diese wichtige Frage entscheiden. 


Neben dieser Schwierigkeit, welche die Fassung der Art betrifft, ergeben sich bei dem Studium 
unserer Caprinen auch generische Bedenken. Von der gesammten Menge zeigen, wie schon bemerkt, nur 
5 Exemplare Ober- und Unter-Klappe im Zusammenhang. Alle übrigen Stücke sind isolirte Klappen, die 
sich auf jene fünf nicht beziehen lassen. Nach dem p. 109 mitgetheilten Tableau ist demnach die Gattungs- 
bestimmung für die Hauptmasse unseres Materials zweifelhaft. Ich habe mich dem gegenüber entschlossen, 
bei der Beschreibung folgende Gruppen zu unterscheiden: 


«. Formen, von denen beide Klappen im Zusammenhang vorliegen. 
(Die Zugehörigkeit zu Caprina ist nicht zweifelhaft). 


ß. Isolirte Unterklappen. 
(Neben Caprina käme Sphaerucaprina in Frage). 


y. Isolirte Oberklappen. 
(Neben Caprina käme Schiosia in Frage). 


Dem mir vorliegenden Materiale gegenüber, welches so überaus reich erscheint, komme ich also 
schliesslich zu demselben Resultate, wie DovviLzLz (XV, p. 709, p. 711) bei seinen schönen Studien über 
die Caprinulen von Alcantara: Il aurait &te necessaire d’examiner un nombre encore plus grand d’Echan- 
tillons; c’est done une simple etude preliminaire que nous presentons aujourd’hui. On est forc& de recon- 
naitre qu’on se trouve en presence d’un type &minemment variable: les materiaux Etudies se sont trouves 


insuffisants pour nous permettre d’arriver & des conclusions definitives. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 15 


114 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Fig. 2. Caprina schiosensis. Fig. 12a. Caprina schiosensis, Var. solida. 
Vergl. diese Arbeit, p. 119. Vergl. diese Arbeit, p. 117. 


Fig. 13. Caprina schiosensis, cf. Var. solida, 1. Fig. 9. Caprina schiosensis, ef. Var. solida, 2. 
Vergl. diese Arbeit, p. 118. Vergl. diese Arbeit, p. 118. 


Fig. 14. Caprina schiosensis, cf. Var. solida, 4. Fig. 15b. Caprina schiosensis, cf. Var. sohda, 3. 
Vergl. diese Arbeit, p. 120. Vergl. diese Arbeit, p. 120. 
Querschnitte durch die Unterklappen von sechs Individuen. 

d‘ vordere Zahngrube; od’ accessorische Grube, zu d‘ gehörig; ZL innere Ligamentgrube oder entsprechende, äussere 
Ligamentfurche; mp hintere Schliessmuskelstelle; omp accessorische Kanäle ausserhalb des hinteren Schliessmuskels ; 
CV Wohnraum des Thieres. 


Palaeontologischer Theil. 115 


Fig. 8d, 


Oberklappe. 


Original zu 
FUTTERER, ].c. 
Fig. 3b. 


7 mm unter 
der 
Commissur. 


Fig. 8 c. 
Unterklappe. 


8 mm. 


PR Ra an u. . 


I 


"(a 
Fie. 8 b. 


Unter- 
klappe. 


22 mm. 


Fig.8 a. 


Unter- 
klappe 
55 mm 
über dem 
Wirbel. 


Fig. 8 a—d. Caprina schiosensis, Var. perforata. Original 
zu Cornucaprina carinata FurTerer. XVII, Taf.6, Fig. 3a. b. 


Caprina schiosensis Boehm. 


1892. Caprina schiosensis Borum. V, p. 140, 


«. Beide Klappen im Zusammenhang, 
(Die Zugehörigkeit zu Caprına ist nicht zweifelhaft). 


Beide Klappen 1). 11.Caprina schiosensis 
BoEHı“, Var. perforata n. var. 
Textfigur 8a, b, c, d. 

1892. Cornucaprina carinata FUITERER. XVII, 

p. 87, Taf. 6, Fig. 3 a,b. 

Das Aeussere. Die Unterklappe 
ist kegelförmig, nach unten zugespitzt. Die 
Oberfläche ist mit concentrischen Falten, 
sowie mit gröberen und feineren concen- 
trischen Linien bedeckt. Die äussere Liga- 
mentfurche erstreckt sich gradlinig von der 
Spitze zum Schalenrande. Die Oberklappe 
ist nur sehr rudimentär erhalten. Sie 
erscheint bei dem vorliegenden Erhaltungs- 
zustande rauh und ohne Sculptur. Alle 
diese äusseren Verhältnisse sind bei 
FUTTERER, ]. c. Fig. 3a gut dargestellt. 


Innere Verhältnisse der Unter- 
klappe, Textfigur 8 a—c. Textfigur 8 a 
zeigt einen Schnitt ca. 37 mm unter der 
Commissur. Man beobachtet den Wohn- 
raum des Thieres CV, die Ligamentgrube Z, 
die Zahngrube d’, die sich nach hinten 
zu einer accessorischen Grube od’ ver- 
längert. Beide sind durch ein schwaches 
Septum getrennt. Ferner ist vor d/, und 
ziemlich entfernt von demselben, ein kleiner 
Kanal entwickelt. Hinter Z beobachtet man 
deren 2 von ziemlichem Umfange. Ausser- 
halb mp ist ein langgestreckter Kanal ent- 
wickelt, der bei dem vorliegenden Erhal- 
tungszustande durch 2 Septen getheilt er- 
scheint. 

Textfigur 8b und c zeigen Schnitte 
ca.15 mm und 7 mm unter der Commissur, 
Hier beobachtet man vor und hinter Z 
eine Reihe grösserer Kanäle. Dieselben 


116 


scheinen im unteren Schnitt zahlreicher zu sein als im oberen. 

in omp. Bei Figur ce ist jede Spur eines solchen verschwunden. 
Innere Verhältnisse der Oberklappe, Textfigur 8d. 

halten vor und sind schon von FUTTERER, 1. c. Fig. 3 b dargestellt. 


G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


In ersterem sieht man noch ein Septum 


Dieselben liegen nur mangelhaft er- 
Man sieht das bekannte Querseptum, 


den Wohnraum des Thieres CV, die grosse accessorische Grube n‘ und die radialen Mantelrandkanäle. 


Fig. 10 c. 
Oberklappe. 


4 mm , 
unter der 
Commissur. 


Fig. 10 b. 


Unterklappe. 


18 mm. 


Fig. 10 a. 


Unterklappe. 


70 mm 
über dem 
Wirbel. 


Fig. 10 a—c. Caprina schiosensis, Var. cribrata. 


Bemerkungen. Als 
Fundort der obigen Form nennt 
FUTTERER (XVOI, p. 90) Pine, 
oberhalb Callonicke. Man ver- 
gleiche diese Arbeit p. 93. 


Untersuchte Stücke: 1 
(4 Querschnitte). 


Vorkommen: Schiosi. 
Universitätssammlung zu Padua. 


Beide Klappen 2). 12. Caprina 
schiosensis BoEHnm, Var. cribrata 
n. var. — Textfigur 10a, b, c. 


Das Aeussere. Dasselbe 
entspricht der äusseren Form der 
eben beschriebenen Var. perforata. 
Nur zeigt hier die obere, sehr 
rudimentär erhaltene Klappe, eine 
glatte Schalenoberfläche mit ent- 
fernt stehenden, concentrischen 
Linien. 

Innere Verhältnisse der 
Unterklappe, Textfigur 10 a 
und b. Textfigur 10 a zeigt einen 
Schnitt ca. 22 mm unter der 
Commissur. Textfigur 10 b einen 
solchen, ca. 4 mm unter der Com- 
missur. Die eigenthümlichen Durch- 
bohrungen von mp, Fig. 10 b, 
glaube ich theilweise auch auf dem 
Schnitt Fig. 10a zu sehen. Doch 
sind sie hier sehr undeutlich. Ob 
diese Perforationen, und die der 


Palaeontologischer Theil. 117 


Schalenwand ausserhalb omp Fig. 10 b, vielleicht nur Verwitterungserscheinungen sind, wage ich nicht 
zu entscheiden. Für solche würden mir speciell die Löcher auf mp fast zu regelmässig erscheinen. Be- 
züglich der näheren Ausführungen darf ich auf die vorhergehende Beschreibung verweisen. 

Innere Verhältnisse der Oberklappe. Textfig. 10c zeigt die verwitterte Oberfläche unseres 
Exemplares. Ein Theil derselben gehört zur Ober-, ein anderer zur Unterklappe. Von der ersteren be- 
obachtet man das bekannte Querseptum, den Wohnraum CY des Thieres, die grosse, accessorische 
Grube n’ und die radialen Mantelrandkanäle. Von der Unterklappe sieht man einen Theil des Schalenrandes 
mit den rundlichen Höhlungen — auf der Darstellung oben — sowie die äussere Ligamentfurche ZL. 

Bemerkungen. Die Var. cribrata unterscheidet sich von der Var. perforata vor allem durch die 
eigenthümlichen Höhlungen auf mp und in der hinteren Schalenwand. Vielleicht sind dieselben auch bei 
der Var. perforata vorhanden, und hier nur nicht mehr zu beobachten. 

Untersuchte Stücke: 1 (3 Querschnitte). 

Vorkommen: Schiosi. Universitätssammlung zu Padua. 


Beide Klappen 3). 13. Caprina schiosensis Borrm, Var. solida n. var. — Textfigur 12a, b. 


Das Aeussere. Dasselbe entspricht im Allgemeinen dem Aeusseren der Var. perforata, doch ist 
die Unterklappe ziemlich stark nach vorn concav gekrümmt. Auch zeigt die obere, sehr rudimentär er- 
haltene Klappe, auf ihrer Oberfläche dicht stehende, feine, concentrische Linien. 


Fig. 12b. 
Oberklappe. 


15 mm 
unter der 
Commissur. 


Fig. 12a. 
Unterklappe. 


Fig. 12 a,b. Caprina schiosensis, Var. solida. 
(Der schraffirte Theil in Textfigur 12a ist ein durch Verwitterung entstandenes Loch. 


Innere Verhältnisse. Textfig. 12a zeigt einen Querschnitt durch die Unterklappe, ca. 15 mm 
unter der Commissur. 


118 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen, 


Bezüglich der näheren Ausführungen darf ich auf die Beschreibung der Var. perforata verweisen. 
Textfigur 12 b zeigt die radialen Mantelrandkanäle der Oberklappe. Mehr ist von den inneren Verhältnissen 
nicht zu beobachten. 

Untersuchte Stücke: 1 (4 Querschnitte). 

Vorkommen: Schiosi. Universitätssammlung zu Padua. 


Fig. 13, 


Unterklappe. 
50 mm über 
dem Wirbel. 


Caprina schiosensis cf, Var. solida, 1. 
(Durch den Schnitt geht ein Riss. Die beiden Theile sind an demselben etwas verschoben.) 
Vielleicht gehört zu obiger Species eine isolirte Unterklappe aus der Universitätssammlung zu 


Padua, deren innere Verhältnisse Textfigur 13 darstellt. 


Beide Klappen 4). 14. Caprina schiosensis Boraw, cf. Var. solida n. var. 2. — Textfigur 9. 

1892. Cornucaprina carinata Furterer. XVII, p. 87; Taf. 6, Fig. 4 a, b. 

Das Aeussere. Dasselbe entspricht im Aeusseren der Var. perforata und ist bei FUTTERER, 1. c. 
Fig. 4a gut dargestellt. Auf der Unterklappe ist die oberste, sehr dünne Schalenschicht erhalten. Die- 
selbe zeigt, wie FUTTEreEr ]. c. beschreibt und abbildet, feine 
Längsrippen, welche durch flache Furchen getrennt sind. 
Beide werden von feinen, concentrischen Linien durch- 
kreuzt. Letztere beobachtet man auch auf der unteren Schicht, 
welche nach Abblätterung der sehr dünnen Oberflächenschicht 
zu Tage tritt. Die Oberklappe ist rudimentär erhalten. Sie 
besitzt ebenfalls jene radiale Berippung. Die Commissur ist sehr 
deutlich und tritt auf der Darstellung bei FUTTERER klar hervor. 

Innere Verhältnisse. Textfigur 9 zeigt einen 
Querschnitt durch die Unterklappe, 2 mm unter der Commissur. 
Die radialen Mantelrandkanäle der Oberklappe sind, soweit Fig. 9 Omprina: schlosensis, ei Var 
man sie beobachtet, von FUTTERER, 1. c. Fig. 4b dargestellt. Unterklappe 2 mm unter der Commissur. 

Bemerkungen. Der Textfigur 9 dargestellte Quer- Original zu Cornucaprina carinata FUTTERER. 
schnitt ähnelt zumeist dem der Var. solida. Doch beobachtet ALLE 2 
man unter der Lupe undeutliche Flecke sowohl auf mp, wie auch auf der hinteren Schalenwand. Diese 
Flecke erinnern an die Var. cridrata. Man vergleiche die bezüglichen Bemerkungen bei dieser Varietät, 


Palaeontologischer Theil. 119 


welche auch hier Anwendung finden. Bezüglich der Fundortsangabe des Herrn FUTTERER vergleiche man 
diese Arbeit p. 93. 


Untersuchte Stücke: 1 (2 Querschnitte). 


Vorkommen: Schiosi. Universitäts-Sammlung zu Padua. 


8. Isolirte Unterklappen. 


(Neben Caprina käme Sphaerucaprina in Frage). 


Isolirte Unterklappe 1). 15. Caprina sshiosensis Borum. — Textfigur 2. 
1892. Caprina schiosensis Bornu. V, p. }40, Textfigur 1; Taf. 6, Fig. 2. 


Der früheren Darstellung weiss ich nichts 
hinzuzufügen. Nebenstehende Textfigur ist, mit ge- 
ringen Aenderungen der Buchstaben, eine Reproduc- 


Fig. 2. 
5 tion der früheren Textfigur. 


35 mm über dem 
Wirbel. 
er Untersuchte Stücke: 1 (Unterklappe, 


1 Querschnitt). 
Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine 
Caprina schiosensis. Unterklappe. Sammlung. 


Isolirte Unterklappe 2). 16. Caprina schiosensis, BorHm, cf. Var. cribrata n. var. — Textfigur 11a, b. 


Das Aeussere. Dasselbe entspricht dem der vorher beschriebenen Unterklappen. Wie bei der 
cf. Var. solida ist auf dem vorliegenden Exemplar an einzelnen Stellen die oberste, sehr dünne Schalen- 


Fig. 11a. 
Fig. 11b. 
Unterklappe. 
Unterklappe. 42 mm über 
dem Wirbel. 
29 mm 


Fig. 11a,b. Caprina schiosensis, cf. Var. cribrata. 


schicht erhalten. Wie dort beobachtet man auch hier Längsrippen, welche durch flache Furchen getrennt 
sind. Auf der unteren Schicht, welche nach Abblätterung der Oberflächenschicht zu Tage tritt, zeigen sich 
feine, concentrische und radiale Linien. 


120 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Innere Verhältnisse. Die nebenstehenden Textfiguren und die vorhergehenden Mittheilungen 
dürften Erläuterungen unnöthig machen. 

Untersuchte Stücke: 1 (Unterklappe, 2 Querschnitte). 

Vorkommen: Casera Schiosi, Meine Sammlung. 


Isolirte Unterklappe 3). 17. Caprina schiosensis Borkum, cf. Var. solida n. var. 3. — Textfigur 15 a, b. 
Das Aeussere, Dasselbe entspricht dem der Var. solida. 
Innere Verhältnisse. Auch hier dürften weitere Erläuterungen unnöthig sein. 


Fig. 15. 
Fig. 15 b. Unterklappe. 
45 mm über 
Unterklappe. dem Wirbel. 


| 
23 mm 


Fig. 15 a,b. Caprina schiosensis, cf. Var. solida, 3, 


Bemerkungen. Fig. 15a gegenüber könnte man an ein Querseptum der Unterklappe denken 
wie ein solches bei Cornucaprina — vergl. diese Arbeit p. 106 — angegeben wurde. Doch hat man es 
nur mit dem Träger mp des hinteren Muskel- 
eindrucks zu thun. Textfigur 15 b zeigt ein 
Septum, welches die Zahngrube d’ von der 
accessorischen Grube od’ trennt. Bezüglich 


Fig. 14. dieses Querseptums darf ich auf die ent- 
Unterklappe. sprechenden Bemerkungen p. 112 verweisen. 
ca.75mmüber 
dem Wirbel. 


Untersuchte Stücke: 1 (Unter- 
klappe, 2 Querschnitte). 


Vorkommen: Schiosi. Universitäts- 
Caprina schiosensis, cf. Var. solida, 4. sammlung zu Padua. 


Vielleicht gehört zu der obigen Species eine isolirte Unterklappe aus der Universitätssammlung zu 
Padua, deren innere Verhältnisse Textfigur 14 darstellt. 


Palaeontologischer Theil, 121 


Isolirte Unterklappe 4). 18. Caprina schiosensis Borkum, Var. loculata n. var. 
Taf. VIII, Fig. 11; Textfigur 16. 


Das Aeussere. Die vorliegende Unterklappe ist kegelförmig, mit deutlicher, äusserer Ligament- 
furche, welche sich vom Wirbel der Länge nach zum Schalenrande erstreckt. Auf der dem Ligamente 
gegenüberliegenden Seite verläuft ein starker Wulst (ef. Taf. VIII, Fig. 11) vom Wirbel zum Schalenrande. Der 
Wirbel ist an einer Seite concav ausgehöhlt. Ueber dieser Aushöhlung, welche die Ansatzfläche des Thieres 
gewesen sein dürfte, ist die Schale eigenthümlich kantig gestaltet. 

Die dünne Oberflächenschicht besitzt radiale 
Rippen, die durch ungefähr ebenso breite Zwischen- 
räume getrennt sind. Die Schale unter der Oberflächen- 
schicht zeigt stark gebogene, concentrische Anwachs- 


Fig. 16. streifen, ausserdem feine, concentrische und radiale Linien. 

DI lrpe: Innere Verhältnisse. Auch hier dürfte neben- 
iber . =; ee 

dem Wirbel. stehende Textfigur weitere Erläuterungen unnöthig machen. 


Bemerkungen. Als bezeichnend für die vor- 
liegende Varietät betrachte ich, dass die Verlängerung 
der Zahngrube durch zwei sehr deutliche Septen ab- 

Caprina schiosensis, Var. loculata. getheilt ist. Ob dies ein wesentliches Merkmal ist, ver- 

mag ich bis auf Weiteres nicht zu entscheiden. Die 

äussere Form weicht von den vorher beschriebenen Varietäten besonders durch den oben erwähnten Wulst 

nicht unwesentlich ab. Doch ist die äussere Gestalt bei den Capriniden sehr variabel, und man wird dem- 
nach nicht geneigt sein, dieser Differenz eine grössere Bedeutung zuzuschreiben. 


Untersuchte Stücke: 1 (Unterklappe, 1 Querschnitt). 
Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


Anhangsweise möchte ich schliesslich noch eine Form behandeln, deren Querschnitt kein genügendes 
Resultat ergab. Es ist dies: 


19. Caprina? — Taf. IX, Fig. 1a,b. 


Die vorliegende Unterklappe hat eine kegelförmige Gestalt. Die"Oberfläche ist ganz mangelhaft 
erhalten, stark korrodirt. Ein Spalt zieht in gerader Richtung an der Schale herab. Hier dürfte die 
äusserliche Ligamentfurche verlaufen sein. 


Das Schloss möchte ich folgendermassen deuten. Ein sehr grosser Zahn N steht unmittelbar vor 
der Ligamentfurche. Vor ihm befindet sich die grosse, tiefe Zahngrube d‘. An letztere stösst der sehr 
kräftig entwickelte Träger ma des vorderen Muskeleindrucks. Ausserhalb ma beobachtet man eine Reihe, 
übrigens sehr mangelhaft erhaltener, accessorischer Höhlungen Oma. Ferner ist am Aussenrande vor dem 
Hauptzahn N eine gerundete Grube vorhanden. Hinter N scheint eine (?) grössere Grube — Zahngrube d 


für den hinteren Zahn der Oberklappe? Innere Ligamentgrube? — entwickelt gewesen zu sein. Am 
Palaeontographica, Bd. XLI. 16 


122 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


hinteren Ende des Hauptzahns befindet sich eine kräftige, leistenförmige Erhöhung, der Träger mp des 
hinteren Schliessmuskels. Der angefertigte "Querschnitt, dessen Lage die Linie s—s Fig. la giebt, zeigt 
nur die langgestreckte Höhlung omp, ähnlich wie bei Textfigur 15a, p. 120. 


Bemerkungen. Zu einem Vergleich mit den vorher mitgetheilten Querschnitten ist die Erhaltung 
des obigen Exemplares nicht genügend. Es wäre möglich, dass unsere Form mit der Unterklappe identisch 
ist, welche FurrTerer XVII, Taf. 7, Fig. 2a,b — vergl. diese Arbeit p. 108 — darstellt. Freilich fehlt 
bei letzterer der so kräftig entwickelte Träger ma des vorderen Muskeleindrucks. Doch könnte dieser 
in Verlust gerathen sein. FUTTERER sagt diesbezüglich XVII, p. 93. „Der vor dieser Zahngrube (d‘) 
befindliche vordere Muskeindruck ist nur noch mit seinem Anfange erhalten.“ Ferner giebt DouviLuz, XV, 
p. 700 unten ausdrücklich an, dass die vordere Muskelapophyse bei einer und derselben Art, nämlich bei 
Caprina adversa, bald breit und dick, bald schwach und dünn (mince et tranchante) ist. Auf die Abbildungen 
von Dovvıık XIV, Taf. 29; Taf. 30, Fig. 2; XV, p. 701, Textfigur 1 möchte ich ebenfalls hinweisen. 

Untersuchte Stücke: 1. Schlecht erhaltene Unterklappen am Coldei Schiosi und bei Deposito häufig. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. (Unterklappe, 1 Querschnitt). Meine Sammlung. 


y. Isolirte Oberklappen. 


(Neben Caprina käme Schiosia in Frage). 
Isolirte Oberklappe 1). 20. Caprina schiosensis Borum, «. — Textfigur 1. 


1892. Schiosia carinata? BoErsm. V, p. 146, Taf. 9, Fig. 1—2. 
1892. Cornucaprina carinata FUTTERER. XVIU, p. 87, Taf. 5; Taf. 6, Fig. 1. 


Das Aeussere. Die obere, linke Klappe ist breit und hoch, schneckenförmig gewunden und be- 
sitzt einen länglich ovalen Querschnitt. Der Wirbel lagert unmittelbar der Schale an, weiterhin berühren 


Fig. 1. 


Oberklappe. 


Caprina schiosensis «. Original zu Cornucaprina carinata FUTTERER. XVII, Taf, 51. 


sich die Windungen nicht mehr, so dass das Gehäuse eine offene Spirale bildet. Vom Wirbel zum Schalen- 
rande erstreckt sich ein Kiel, auf der einen Seite desselben ist das Gehäuse etwas concav, auf der anderen 


i Wegen der Schraffirung vergl. nächste Fussnote. 


Palaeontologischer Theil. 123 


convex. Alles dies, sowie auch die äussere Ligamentfurche, ist auf den Abbildungen bei FurrErer gut zu 
sehen. Die obere, sehr dünne Schalenschicht ist nur stellenweise erhalten. Sie zeigt etwas entfernt 
stehende, feine, radiale Rippen, welche von sehr dicht stehenden, feinen, concentrischen Linien durchkreuzt 
werden. Die untere Schalenschicht, welche zumeist allein vorliegt, besitzt feine, concentrische Linien und 
Streifen. Bei Verwitterung treten die inneren Radialkanäle deutlich als Rinnen hervor. 


Innere Verhältnisse. Textfigur 1. Man beobachtet am Querschnitt den grossen, vorderen 
Zahn D‘, welcher fast rechtwinklig nach hinten in. die Zahngrube » vorspringt.. Von D’ erstreckt sich 
nach dem gegenüberliegenden Rande, wie bei Plagioptychus und. den übrigen Capriniden, das bekannte 
Querseptum, welches » und die accessorische Grube n’ von dem Wohnraum CV des Thieres trennt. Ausser- 
dem sieht man deutlich die innere Ligamentgrube Z. Die peripherischen Kanäle gliedern sich in zwei 
Gruppen. Die erste entwickelt sich am Hinter-, Unter- und Vorder-Rande. Sie umfasst ausschliesslich 
schmale, radiale Kanäle. Es sind dies die radialen Mantelrandkanäle. Die zweite Gruppe findet sich am 
ÖOberrande. Vor der Ligamentgrube Z sieht man kleine, rundliche Kanäle, dann folgt ein grösserer Zwischen- 
raum, in dem nur undeutliche, nicht dargestellte Spuren von Höhlungen zu beobachten sind, und dann 
stellen sich mehrere grössere, verschieden gestaltete Kanäle ein. 


Bemerkungen. Für die Fundortsangabe des Herrn FUTTErEr gilt dasselbe, was vorher bei 
Caprina schiosensis, Var. perforata p. 116 gesagt wurde. In der Universitätssammlung zu Padua befinden 
sich noch zwei obere Klappen, deren Kanalsystem nicht deutlich zu erkennen ist, die jedoch nach allem, 
was man sieht, zu der obigen Art gehören dürften. 
Hierher wird auch die Taf. IX, Fig. 4 und Text- 
figur 17 dargestellte Oberklappe meiner Samm- 
lung gehören. An der Abbildung Taf. IX, Fig. 4 
beobachtet man am Zahne D’ den Vorsprung, 
welcher sich — cf. Textfigur 17 — als deutliche 
Leiste in das Innere der Klappe hineinzieht. Das 
Stück stammt von Casera Schiosi. 

Zu Caprina schiosensis a möchte auch die Form 
zu rechnen sein, welche V, p. 141, Taf. 6, Fig. 3 
als Caprina sp. dargestellt wurde. Ich habe der 
früher gegebenen Beschreibung kaum etwas hinzu- 
zufügen. Die Höhlung am vorderen Ende von ma findet sich ebenso bei Caprina adversa. Man vergleiche 
Dovviırız, XV, p. 703, Textfigur 3. 


Schliesslich sei noch erwähnt, dass wohl auch die früher als Schiosia carinata? von Bocca Candaglia 
beschriebene Form hierher gehört. In neuerer Zeit ist mir aus der Universitätssammlung zu Padua eine 
schöne, obere Klappe zugegangen, die äusserlich jenem Vorkommen gleicht, während die inneren Verhältnisse 


Fig. 17. 


Oberklappe. 


Caprina schiosensis «, 


1 Die schraffirten Partien sind mit Kalkspath angefüllt, doch unterscheidet man innerhalb desselben um CY deut- 
lich zwei Abgrenzungsringe, dann erst folgt die Umgrenzung des ursprünglichen Wohnraums. Es gewinnt den Anschein, als 
ob das Thier die älteren Theile der grösseren Hohlräume periodisch mit Kalk ausgefüllt hätte. Man vergleiche die vorher- 
gehende Textfigur. 


124 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


denen der Caprina schiosensis « zu entsprechen scheinen. Aehnliche Formen finden sich ziemlich häufig 
bei Casera Schiosi und bei Deposito. Ich darf noch einmal hervorheben, dass ich Schiosia carinata? von 
vorn herein als nach Gattung und Art zweifelhaft beschrieben habe. 

Untersuchte Stücke: 1 (Obere Klappe, 1 Querschnitt). 

Vorkommen: Schiosi. Universitätssammlung zu Padua. 


Isolirte Oberklappe 2). 21. Caprina schiosensis Boenm 8. — Taf. X, Fig. 1a, b; Textfigur 18. 


Das Aeussere. Die obere, linke Klappe ist schmal. hoch schneckenförmig und besitzt einen 
länglich ovalen Querschnitt. Vom Wirbel zum Schalenrande erstreckt sich ein schwach entwickelter Kiel. 
Die obere Schalenschicht ist sehr mangelhaft erhalten. Sie scheint feine, radiale Rippen besessen zu haben. 
Die unter ihr befindliche, sehr dicke Schalenschicht zeigt concentrische Linien und Streifen. Die äussere 
Ligamentfurche verläuft wie immer vom Wirbel zum Schalenrande. Bei Verwitterung treten die inneren 
Radialkanäle als Rinnen sehr deutlich hervor. 


Fig. 18. Caprina schiosensis ß. Oberklappen. Fig. 19. Caprina schiosensis cf. ß. 


Innere Verhältnisse, Textfigur 18. Nach dem bei Caprina schiosensis « Gesagten dürften 
weitere Erläuterungen unnöthig sein. Bemerkt sei nur, dass hier im vorderen Zahne D’ eine accessorische 
Grube OD‘ entwickelt ist. Derartige Gruben oder Kanäle im vorderen Zahne werden auch bei Caprinula 
angegeben. Man vergleiche Douvizz, XV, p. 709 unten, Taf. 22, Fig. 1a, 1a‘, 2a, 3a. 

Bemerkungen. Eine obere, linke Klappe aus der Universitätssammlung zu Padua sieht der eben 
beschriebenen Form überaus ähnlich. Ich zweifle kaum, dass sie hierher gehört, doch sind an dem Pa- 
duaner Stück die inneren Verhältnisse nicht deutlich genug zu beobachten. 

Untersuchte Stücke: 1 (Oberklappe, 1 Querschnitt). 

Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 

Vielleicht gehört zur obigen Form eine isolirte Oberklappe von Casera Schiosi, aus meiner Samm- 
lung, deren innere Verhältnisse Textfigur 19 darstellt. Die Kanäle ausserhalb ma sind etwas anders ge- 
staltet, auch fehlt der Kanal OD’ im vorderen Zahne D‘. Eigenthümlich ist die Höhlung vor Z, 
Dovvizı# bildet dergleichen auch bei Caprinulen ab. Man vergleiche XV, Taf. 22, Fig. 3a. 


* 


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Palaeontologischer Theil. 125 


Isolirte Oberklappe 3). 22. Caprina schiosensis Boraum y. — Taf. IX, Fig. 2; Textfigur 4a, b. 


Das Aeussere. Die obere, linke Klappe ist spiralförmig eingerollt. Die äussere Ligamentfurche 
verläuft auch hier vom Wirbel zum Schalenrand. Sculptur ist nicht erhalten, dagegen treten, durch Ver- 
witterung blossgelegt, die inneren Radialkanäle sehr deutlich als Rinnen hervor. 


Fig. 4 a. ca. 35 mm. Fig. 4b. 
Caprina schiosensis y. Oberklappe. 


Innere Verhältnisse, Textfigur 4a, b. Nach dem vorher Gesagten dürften weitere Erläute- 
rungen unnöthig sein. Die Lage des Querschnitts Textfigur a gibt die Linie s'—s', die des Querschnitts 
Textfigur b die Linie s? an Taf. IX, Fig. 2. Querschnitt b liegt ca. 35 mm näher an der Commissur 
als Querschnitt a Wie schon oben p. 113 bemerkt, dürften sich bei 4b zwei neue Kanäle aussen über 
ma eingeschaltet haben. 

Untersuchte Stücke: 1 (2 Querschnitte). 

Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


An obige Form kann man vielleicht das Individuum anschliessen, welches Taf. IX, Fig. 3 dar- 
gestellt ist. Die obere, linke Klappe liegt fast bis zum Wirbel vor und ist geschlossen spiral eingerollt. 
Die inneren Verhältnisse sind sehr mangelhaft er- 
halten. Das Stück stammt aus der Universitäts- 
sammlung zu Padua. Des Ferneren möchte ich unter 
dem Namen Caprina cf. schiosensis y ein Exemplar er- 
wähnen, dessen Querschnitt in nebenstehender Text- 
figur 20 dargestellt ist. Die Höhlungen ausserhalb 
des Trägers ma des vorderen Muskeleindrucks sind 
sehr gut zu beobachten. Sonst aber ist die Ober- 
klappe zu schlecht erhalten, um hier näher berück- 
sichtigt werden zu können. Das Stück wurde von 
mir an der Casera Schiosi gesammelt und befindet 
sich in meiner Sammlung. Caprina cf. schiosensis y. 


Fig. 20. 


Oberklappe. 


126 G. Boehm: Beiträge zur. Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


In 23. Sphaerucaprina striata. FUTTERER sp. — Taf. XI, Fig. 1._ wei 


1892. Orthoptychus striatus FUTTERER. XVII, p. 91, Taf. 7, Fig. 1a, b (auch 2a, b?). 
(Man vergleiche die vorliegende Arbeit, p. 108). 


Das hier zu beschreibende Original FUTTERER's ist eine obere, linke Klappe. Dieselbe ist stark 
gewölbt, mit breitem, etwas nach vorn übergebogenen Wirbel. Bezüglich der Oberflächensculptur und der 
einzelnen Schalenschichten darf ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf FUTTERER |]. c. fünfter Abschnitt 
verweisen. Die Furche des Ligaments ist äusserlich deutlich zu beobachten, zugleich aber sieht man 
links oben, wie diese Furche sich nach innen einsenkt, derart, dass wir es mit einem inneren Ligament zu 
thun haben. Die innere Bandgrube ist concentrisch gestreift. 

Das Schloss zeigt einen grossen, abgebrochenen Zahn D‘, dessen vordere Fläche mit einigen 
Längsstreifen versehen ist. Unmittelbar unter der inneren Ligamentgrube Z befindet sich ein von Höh- 
lungen durchsetzter Vorsprung. Vielleicht befand sich auf demselben der hintere Zahn D. Von D’ ver- 
laufen fast rechtwinklig zu einander die beiden bekannten Septen. Ueber ma und D’ befinden sich zwei 
grosse, accessorische Gruben (vergl. XV, Taf. 23, Fig. 6a), von der hinteren derselben erstreckt sich 
über D’ eine nach hinten flacher werdende Rinne. Die Mantelrandkanäle sind zum grössten Theile 


radial, doch finden sich im hinteren Theile auch polygonale Kanäle. 


Bemerkungen. 1. Das Ligament. Die Einstülpung der Ligamentfurche Z nach innen findet 
sich in XVII nicht. Diese Einstülpung zeigt sich aber am Originale FUTTERER’S so schön, wie ich dies 
noch nie beobachtet habe. Des Ferneren nimmt der genannte Autor 1. c. p. 92 an, dass die nach hinten 
flacher werdende Rinne über dem Zahne D‘ zur Aufnahme des innerlichen Ligaments gedient haben dürfte. 
Hierbei ist FuTrt£rer vielleicht durch die Darstellung des Plagioptychus in v. Zırrev’s Handbuch, LI, 
p. 79, Fig. 113B geleitet worden. Allein eine solche Lage und Anordnung des Ligaments scheint mir für 
das vorliegende Stück unmöglich. Die Rinne über D‘ ist, wie unsere Abbildung zeigt, von der inneren 
Ligamentgrube Z durch eine deutliche Erhebung getrennt. Und es ist schwer anzunehmen, dass das 
Ligament aus seiner Grube heraus über diese Erhebung sich erstreckt haben soll. Man vergleiche hierzu 
Dovvızı#, XV, p. 718, Fussnote, und p. 722. 

2. Die Zähne. Wie bemerkt ist der vordere Zahn D‘ abgebrochen, vielleicht weil er von einer 
oder mehreren Höhlungen durchsetzt gewesen sein könnte, wie solche vorher bei Caprina schiosensis ß 
Der hintere Zahn müsste, wenn sonst ein solcher überhaupt vorhanden war, auf 
dem Vorsprung unmittelbar unter dem inneren Ligament ZL gesessen haben. Und da dieser Vorsprung 
Höhlungen besitzt, so dürfte auch der muthmassliche Zahn D von diesen durchzogen gewesen sein. Bei 
dem vorher beschriebenen Caprinen-Material sind die hinteren Zähne anscheinend massiv, dagegen bildet 


und y erwähnt wurden. 


Dovvizu# Caprinulen ab, deren hinterer Zahn eine oder auch mehrere Höhlungen umschloss. Man vergleiche 


XV, Taf. 22, Fig. 3a; Taf. 23, Fig. 5a, 62°, 8a“. 
3. Die generische Stellung. Die Begründung der Gattung Orthoptychus ist, wie ich p. 108 
nachgewiesen zu haben glaube, unhaltbar. Gehört nun aber unsere Form zu Sphaerucaprina? Diese 
Frage ist — ganz abgesehen von der mangelnden Unterklappe — vorläufig nicht zu entscheiden. Setzt 
man voraus, dass letztere Gattung wirklich keinen hinteren Zahn besitzt (cf. diese Arbeit,. p. 103) und dass 


bei obiger Klappe ein solcher vorhanden ist, so wäre Sphaerucaprina natürlich ausgeschlossen. Aber selbst 


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Palaeontologischer Theil. 1907 


ganz abgesehen: davon. Es macht sich noch ein weiteres Bedenken geltend, auf welches ich hier etwas 
näher eingehen muss. - 

Wie oben dargelegt, kann man bei den Caprininen 2 Untergruppen unterscheiden. In der einen 
derselben — Caprina und Schiosia — sind nur radiale, in der anderen — Mitrocaprina, Sphaerucaprina 
und Caprinula — sind radiale und polygonale Mantelrandkanäle entwickelt. Wie weit um den Rand herum 
die letzteren sich bei Sphaerucaprina erstrecken, wissen wir noch nicht. Bei Mitrocaprina (XV, p. 725, 
Textfigur 9) und Caprinula (XV, Taf. 22 und 23) laufen sie sehr zahlreich rings um den Vorder-, Unter- 
und, zum Theil auch, Hinter-Rand der Oberklappe. Nun ist unten eine Art, Sphaerucaprina forojuliensis, 
behandelt, bei der die polygonalen Mantelrandkanäle anscheinend in geringer Zahl und ausschliesslich 
im hinteren Theile des Unterrandes vorhanden sind. Noch weiter nach dieser Richtung geht die uns 
jetzt beschäftigende Form. Hier sind nur ganz wenige, polygonale Kanäle am Hinterrande ent- 
wickelt. So bildet denn das Münchener Stück nach dieser Richtung hin mit Sphaerucaprina forojuliensis 
geradezu einen Uebergang zwischen Oaprina, Schiosia ohne polygonale Mantelrandkanäle einerseits, Mitro- 
caprina, Caprinula mit zahlreichen, rings herum laufenden, polygonalen Mantelrandkanälen andrerseits. Zu 
welcher Gattung soll man unsere Form stellen? Ich habe mich für Sphaerucaprina entschieden, bin mir 
aber wohl bewusst, dass dies seine Bedenken hat. Denn dadurch kommen z. B. die Exemplare Taf. XI, 
Fig. 1 und Taf. XI, Fig. 2 in zwei verschiedene Gattungen. Und doch haben beide eine grosse, accesso- 
rische Höhlung über ma und unterscheiden sich nach dem vorliegenden Material im Wesentlichen nur da- 
durch, dass an Fig. 1 wenige, polygonale Kanäle entwickelt sind, die Fig. 2 anscheinend fehlen. Wäre es 
nicht möglich, dass derart vereinzelte, polygonale Kanäle sich bei späterem Wachsthumsstadium auch an 
dem Exemplare Fig. 2 entwickeln? Man stösst bei den Caprininen vorläufig noch überall auf ungelöste Fragen. 

Untersuchte Stücke: 1. (Obere, linke Klappe). 

Vorkommen: Casera Schiosi? Staatssammlung in München. 


2). 24. Sphaerucaprina forojuliensis Borum. — Textfigur 5. 
1892. Sphaerucaprina forojuliensis Bornm. V, p. 142, Textfigur 2; Taf. 6, Fig. 1. 


Den früheren Ausführungen habe ich wenig hinzuzufügen. Von der vorigen Art unterscheidet sich 
nach FUTTERER XVII, p. 93, vorletzter Abschnitt, die Form durch andere Bildung der Grube vorn über 
der Leibeshöhle und das Fehlen der über den vorderen Zahn zur äusseren Ligamentfalte verlaufenden Rinne. 
Es dürfte dies in der That der Fall sein. Aber mit Sicherheit ver- 
mag ich es an dem Stücke, welches gerade an den bezüglichen 
Stellen mangelhaft erhalten ist, nicht zu beobachten. Uebrigens « P 
scheinen auch die Mantelrandkanäle verschieden zu sein. Bei Z 0 ® 
Sphaerucaprina forojuliensis dürften die polygonalen Kanäle zahl- u MN 
reicher entwickelt sein und sich weiter nach vorn erstrecken. Das 
eigenthümliche Loch am Vorderrande vor der muskeltragenden Leiste 
könnte nach Analogie mit der vorigen Art ein nach innen erwei- 
terter Mantelrandkanal sein. Doch lässt sich das am Stücke nicht entscheiden. FuUTTErEer XVII, p. 93, 
vorletzter Abschnitt, schreibt unserer Art die „Kanäle von Plagioptychus“ zu! Man vergleiche die neben- 
stehende Textfigur, die aus der oben citirten, früheren Arbeit übernommen wurde. Bezüglich der gene- 


Fig. 5. Sphaerucaprina forojuliensis. 
Obere, linke Klappe. 


128 G. Boehm; Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


rischen Stellung darf ich auf die vorhergehenden Ausführungen bei Sphaerucaprina striata verweisen. Doch 
kommt hier noch hinzu, dass wir auch über die Lage des Ligamentes nicht orientirt sind, Es wären also 
nicht nur Sphaerucaprina und Caprinula, sondern auch Mitrocaprina in Betracht zu ziehen. 

Untersuchte Stücke: 1 (Obere, linke Klappe, 1 Querschnitt). 

Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


3). 25. Sphaerucaprina sp. — Textfigur 21. 
1892, Sphaerucaprina? Borkum. V, p. 143, Textfigur 3. 


Der früheren Darstellung, welcher, mit geringen Aenderungen der Buchstaben, die nebenstehende 
Textfigur entnommen wurde, habe ich nichts hinzuzufügen. 


er} @® ge 2,02 
weten sint-te toten: 
u ai NAINNDINNINN BARRIHTEG IND 


Fig. 21. Sphaerucaprina sp. — Obere, linke Klappe. 


In Betreff der generischen Stellung darf ich auf die Ausführungen p. 127 verweisen. 
Untersuchte Stücke: 1 (Obere, linke Klappe; 2 Querschnitte). 
Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


1). 26. Schiosia schiosensis Bornn. 
1892. Schiosia schiosensis Boruu. V, p. 145, Taf. 7; Taf. 8, Fig. 1—2. 


Der früher gegebenen Darstellung habe ich nichts hinzuzufügen. 
Bemerkungen. In seiner vielfach eitirten Arbeit XVIIL, p. 90, vorletzter Abschnitt sagt Herr 
FUTTERER, dass „über Leisten im Innern nichts von G. Bor#m angegeben wird“. Die Leiste in der Ober- 
klappe habe ich in Text und Abbildung deutlichst dargestellt, und in der Unterklappe existirt eine solche nicht. 
Untersuchte Stücke: 1 (Beide Klappen; 2 Querschnitte und ein Schnitt senkrecht zu diesen). 
Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


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Palaeontologischer Theil. 129 


2). 27. Schiosia forojuliensis n. sp. — Taf. XI, Fig. 2. 


Das Aeussere. Die allein vorliegende, obere Klappe ist sehr breit, mit breitem, übergebogenen 
Wirbel. Sculptur ist nicht erhalten. Die äusserliche Ligamentfurche verläuft vom Wirbel zum Schalenrande. 

Innere Verhältnisse. Die äussere Ligamentfurche biegt nach innen ein und bildet eine wohl- 
entwickelte, innere Ligamentgrube Z. Hinter dem Wohnraum CV des Thieres, durch eine dünne Scheide- 
wand von ihm getrennt, befindet sich die grosse, accessorische Höhlung, welche in der Nähe des Schloss- 
randes die Zahngrube für den Zahn N der rechten Klappe bildet. Letzterer ist durch den Schnitt getroffen 
und in der Abbildung dargestellt. Der vordere Zahn D’ ist sehr deutlich erhalten; dort, wo der hintere 
Zahn sich befinden müsste, ist die Schale zerbrochen. Die Mantelıandkanäle sind sehr characteristisch gestaltet. 
Ausserhalb der Ansatzstelle ma für den vorderen Muskeleindruck fällt vor allem eine grosse, accessorische 
Grube auf. 


Bemerkungen. Die Unterklappe, welche zu der eben beschriebenen Oberklappe gehört, ist nicht 
mit Sicherheit nachweisbar. In Folge davon ist die generische Bestimmung unsicher. Man könnte es auch 
mit einer Caprina zu thun haben. Ich stelle die Form bis auf Weiteres zu Schiosia, weil, wie bei dem 
vorher erwähnten Typus der Gattung, auch hier über ma eine grosse, accessorische Grube entwickelt ist. 
Aehnliche Gruben finden sich bei Caprinula (cf. XV, Taf. 23, Fig. 6a) und auch bei der früher be- 
schriebenen Sphaerucaprina striata. Doch sind bei diesen neben den radialen auch polygonale Mantel- 
randkanäle entwickelt. Bei Caprina, welche wie Schiosia ausschliesslich radiale Mantelrandkanäle hat, fehlt 
meines Wissens die grosse, accessorische Grube über ma, oder sie ist wenigstens, wie dies Dovvintzk XV, 
p. 703, Textfigur 3 darstellt, durch eine Reihe von Septen getheilt. Doch ist es nicht ausgeschlossen, dass 
diese Septen auch bei Schiosia vorhanden und nur an unseren Exemplaren nicht mehr erhalten sind. 


Hervorheben möchte ich, dass die grosse, flaschenförmige Höhlung vorn am Mantelrande an- 
scheinend durch ein Querseptum getheilt ist, wie dies Taf. XI, Fig. 2 durch Punktirung angegeben ist. 

Von Schiosia schiosensis unterscheidet sich die obige Art, abgesehen von der äusseren Form, durch 
das anders gestaltete Kanalsystem. 


Untersuchte Stücke: 1 (Obere, linke Klappe; 1 Querschnitt). 
Vorkommen: Casera Schiosi. Meine Sammlung. 


28. Caprotina hirudo Pırona sp. — Taf. XII, Fig. 1—4; 5 a—c. 
1887. Hippurites hirudo Pırona. XXXIII, p. 2, Fig. 1, la; 2, 5. 


Die kleine Species ist kegelförmig, sehr ungleichklappig, mit einer kegelförmigen Unterklappe und 
einer schwach gewölbten, deckelförmigen Oberklappe. Erstere ist bald gerade gestreckt, bald etwas gebogen 
und gedreht, bald mehr schlank eylindrisch, bald mehr gedrungen. Die Oberfläche zeigt bei guter Er- 
haltung breite Rippen und ausserdem drei Furchen, welche vom Wirbel zum Klappenrande verlaufen. Meist 
ist die äussere Schalenschicht abgeblättert. Die dann vorliegende, innere Schalenschicht erscheint glatt, 


Palaeontographica. Bd. XLI. 17 


130 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


seltener fein concentrisch gestreift. Bei dieser Erhaltung treten die 3 oben erwähnten Längsfurchen be- 
sonders deutlich hervor. Sie nehmen ungefähr die Hälfte des Schalenumfangs ein. Zwei derselben sind 
einander genähert, die dritte ist von diesen durch einen ca. doppelt so grossen Zwischenraum getrennt. 
Letztere ist die Ligamentfurche Z. Die Oberklappe zeigt bei vorliegender Erhaltung keine Sculptur. Das 
Schloss liegt von der rechten, unteren Klappe vor. An Taf. XII, Fig. 5a beobachtet man den Hauptzahn 
N; die beiden Zahngruben d’ und d; die Ligamentfurche Z, die unmittelbar ausserhalb N ausläuft‘; sowie 
vor allem die für Caprotina so characteristische Grube mp für den hinteren Muskel‘. Auf Querschnitten 
unmittelbar unter der Commissur beobachtet man ebenfalls N, d‘, d und mp. 


Bemerkungen. Die obige Art wurde von Pırona nur in deckellosen Exemplaren gefunden und 
als zu Hippurites gehörig betrachtet. Mir liegen mehrere Stücke mit der linken, oberen Klappe vor. Da 
letztere kein Kanalsystem besitzt, so kann unsere Species nicht zu Hippurites gehören. Dagegen spricht 
übrigens auch die Ausbildung der Furchen. Letztere sind, wie Fig. 4 zeigt, nur äusserlich, und demnach 
mit der Schlossfalte und den beiden Pfeilern bei Hippurites nicht zu vergleichen. Aehnliche Furchen 
treten bei Monopleura trilobata auf, an welche obige Form auch sonst erinnert. Ich war zuerst auch ge- 
neigt, die Art zu Monopleura zu stellen (VIII), doch beweist die oben erwähnte Muskelgrube der rechten, 
unteren Klappe, dass man es nicht mit dieser Gattung, sondern mit Caprotina zu thun hat. 


Caprotina hirudo tritt, wie Taf. XII, Fig. 4 zeigt, manchmal in Gruppen auf. Dem Anscheine nach 
ist dies eine primäre Erscheinung, und nicht erst nachträglich durch zufällige Verkittung hervorgerufen. 
Aehnliches stellt D’Orsıeny XXVIH, 4, p. 243, Taf. 591, Fig. 4 und 10 von Caprotina costata dar. 


Obige Art unterscheidet sich durch Form und Sculptur, vor allem aber durch die ausser der 
Ligamentfurche vorhandenen beiden Längsfurchen, von allen mir bekannten Caprotinen. Sie gehört 
am Col dei Schiosi keineswegs zu den Seltenheiten. Das Vorkommen von Caprotina ist von einiger Be- 
deutung, da man, wie schon erwähnt, nach Douvırız XVI, p. 646, diese Gattung bisher nur aus oberem 
Cenoman kennt. 


Untersuchte Stücke: 50. 
Vorkommen: Col dei Schiosi (48), Lama d’Ortus (2). 
Radiolites Lamarck ”, 1801. 


Die Gattung Radiolites bedarf einer eingehenden, monographischen Bearbeitung, wie sie der Gat- 
tung Hippurites in so hervorragender Weise durch Dovvızz& zu Theil wird. Folgendes möge dies erweisen. 


1 Dovuvıru£, XII, p. 393, Textfigur 8 und XVI, p. 645, Textfigur 16. 

? Herr Furterer hat (XVIII) die neuere Nomenclatur Radiolites (= Sphaerulites auct.) und Biradiolites (= Radio- 
lites auct.) angenommen. Um Missverständnisse zu vermeiden, folge ich diesem Beispiel, obgleich ich früher (V, p. 137, Fuss- 
note 1) die ältere Bezeichnung gewählt habe. Für letztere hatte sich auch G. MürLer — Die Rudisten der Oberen Kreide 
am nördlichen Harzrande —- Jahrbuch der Kgl. Preussischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das 
Jahr 1889, Berlin 1892, p. 140 — und zwar, wie mir scheint, nicht ohne Grund entschieden. Doch ist dies schliesslich 
uur eine Frage der Zweckmässiskeit. 


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Palaeontologischer Theil. 131 


Auf dem Col dei Schiosi kommen zahllose Radiolitendeckel mit ausgezeichnet erhaltenem Schlosse 
vor. Dieselben sind bereits von Pırona unter dem Namen Sphaerulites macrodon (XXXIH, p. 4, Fig. 4—10) 
dargestellt worden, auch Furterer (XVII, Taf. 9, Fig. 8a, b) bildet einen solchen Deckel! ab, und ich 
habe eine Reihe derselben auf Taf. XII darstellen lassen. Man sollte meinen, dass man mit derartigen 
Stücken unbedingt zu einer sicheren Bestimmung gelangen müsste. Allein dies ist nicht der Fall. Nach- 
dem ich mich schon vor Jahren vergeblich bemüht hatte, die Art mit Sicherheit zu diagnostieiren, schickte 
ich mehrere der schönsten Schlösser an Herrn Douvizıt. Dieser theilte mir mit, dass es vorläufig ganz 
unmöglich sei, derartige Exemplare ohne Oberflächen-Sculptur (cf. V, p. 138) artlich festzulegen. Man 
beachte, dass hier das Schloss der Deckelklappe in selten schöner Erhaltung vorliegt, und dass Herr DovvırıH 
zur Zeit zweifellos der erste Rudistenkenner ist, dem noch dazu ein ausserordentliches Vergleichsmaterial zur 
Verfügung steht. 


Mir liegen vom Col dei Schiosi ca. 250 Deckel vor. Denselben fehlt — wenn eine solche vor- 
handen war — ausnahmslos die äussere Sculptur, dazu kommt, dass die zugehörigen Unterklappen mit 
Sicherheit nicht nachweisbar sind. So bin ich nicht in der Lage, behaupten zu können, dass alle Radioliten- 
deckel des Col dei Schiosi, die nach der äusseren Form recht verschieden sind, zu einer und derselben Art 
gehören, Es scheint mir keineswegs ausgeschlossen, dass verschiedene Species vorliegen. 


Noch ungünstiger liegen die Verhältnisse für die viel selteneren, isolirten Unterklappen. Von 
diesen habe ich ca. 20 gesammelt. Sie zeigen weder äussere Sculptur, noch besitzen sie das Schloss. 
Auch Querschnitte führten zu keinem befriedigenden Resultate. 


Sehr selten finden sich Exemplare mit beiden Klappen im Zusammenhang. Ich besitze deren 
nur 3. Ihr Erhaltungszustand ist zu mangelhaft, um isolirte Klappen mit ihnen identificiren zu können. 
Und so bin ich denn auch nicht im Stande, isolirte Oberklappen und isolirte Unterklappen mit Sicherheit 
zu combiniren. 

Dieser Sachlage gegenüber vereinige ich unter dem bereits vorhandenen Namen „macrodon“ das 
gesammte, mir vorliegende Radioliten-Material vom Col dei Schiosi und beschränke mich darauf, einzelne, 
besonders charakteristische Stücke abzubilden und zu beschreiben. 


29. Radiolites macrodon Pırona sp. — Taf. XII, Fig. 6—16. 


1887. Sphaerulites macrodon Pırona.. XXXII, p. 4, Fig. 4—10, 
1892. Radiolites Da Rio Furrerer. XVII, p. 103, Taf. 9, Fig. 8a, b. (auch Fig. 1—7 und 9?). 


(Man vergleiche die vorliegende Arbeit, p. 94). 


FUTTERER, 1]. c. p. 102 und Erklärung zu Taf. 9, Fig. 8 giebt an, dass der hintere Zahn seiner 
Exemplare glatt sei. Es dürfte dies nur eine Folge des Erhaltungszustandes sein. Nach meinem Material 


1 Das Stück stammt nicht nur „allem Anscheine nach“ (XVIII, p. 103), sondern ganz bestimmt vom Col dei Schiosi. 
Derartige Deckel sind daselbst zu Hunderten zu sammeln. Auch gehört dasselbe keiner „noch unbekannten Radiolitenart“ 
(XVIH, p. 103) an. Vermuthlich hat Herr Furrerer die bezügliche Arbeit von Pırona (XXXIII) übersehen. 


132 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


zu schliessen sind beide Zähne gerieft, wie dies auch Bayze, U, 12, p. 796, und II, 14, p. 650, letzter 
Abschnitt, für seine Arten angiebt. Der hintere Zahn D scheint kürzer gewesen zu Sein, als der vordere D*. 
Besonders spricht hierfür Taf. XII, Fig. 15b. Die Muskelapophysen sind glatt. Die vordere ma ist 
breiter und reicht, wie Taf. XII, Fig. 15a und d zeigen, tiefer hinab als die hintere mp. Die äussere 
Ligamentfurche Z setzt nach innen als kräftige Schlossfalte fort. Letztere erweitert sich nach innen 
zu einer ovalen, unten geschlossenen Oeffnung, Taf. XII, Fig. 6b, 8, 15b. Diese Oeffnung umschliesst das 
innere Ligament L. Man vergleiche Douvinık, XIV, p. 786, 789, 790. Jene Oefinung liegt nicht in 
der Mitte, sondern ist — cf. Taf. XII, Fig. 6b, 8 — etwas nach hinten verschoben. ma hängt, wie Taf. XII, 
Fig. 15c und d zeigen, in voller Ausdehnung mit D‘ zusammen, während zwischen mp und D, Taf. XI, 
Fig. 15c, unten ein kleiner Ausschnitt » vorhanden ist. Dieser Ausschnitt ist, wie mir scheint, jene 
„schancrure“, die nach BayıE zum Austritt des Rectums dient. Man vergleiche Bayur, II, 14, p. 652, 
und Dovvirız, XIV, p. 786 und 789. Die meisten meiner Deckelklappen sind mit concentrischen Runzeln 
und Linien bedeckt. Die Unterklappen, cf. Taf. XII, Fig. 16, zeigen breite, concentrische Streifen und auf 
denselben feine, concentrische Linien. Oberflächensculptur, wenn eine solche vorhanden war, ist auch hier 
nicht erhalten. 


Taf. XII, Fig. 6a, b. Eine conische Deckelklappe vom Col dei Schiosi. 


Taf. XII, Fig. 7. Die grösste, mir vorliegende Oberklappe. Sie ist auffallend rund und zeigt in der Rich- 
tung der Schlossfalte 52 mm, senkrecht dazu 54 mm linearer Ausdehnung. Dieser Deckel 
zeigt in ausgezeichneter Weise Querböden, die meines Wissens bisher nur in der Unter- 
klappe bekannt waren. Man vergleiche Bayue, II, 12, p. 794, dritter Abschnitt. Deposito. 


Taf. XII, Fig. 8. Flacher als das Exemplar Fig. 6a. Lama d’Ortus. 

Taf. XII, Fig. 9. Ein auffallend hoher, comprimirter Deckel. Col dei Schiosi. 

Taf. XII, Fig. 10a, b. Deckelklappe mit Steinkern in situ. Derartige, spitz-mützenförmige Steinkerne, finden 
sich isolirt, wenn auch ziemlich selten, auf dem Col dei Schiosi. Man würde ohne solche 


Exemplare, wie das Taf. XII, Fig. 10 dargestellte, schwerlich vermuthen, dass sie die Aus- 
füllung von Radiolitendeckel sind. Col dei Schiosi. 


Taf. XII, Fig. 11, 12. Zwei Deckel, welche wiederum ganz abweichend gestaltet sind. Sie zeigen in der 
Richtung der Schlossfalte 43 und 48 mm, senkrecht dazu 32 und 43 mm linearer Ausdehnung. 
Col dei Schiosi. 


Taf. XII, Fig. 13a, b. Ein ganz flacher Deckel von oben und von der Vorderseite. Stücke, wie das Fig. 13a 
dargestellte, findet man, und zwar ohne Zähne, ziemlich häufig auf dem Col dei Schiosi. 
Ich wusste anfänglich nicht, wie ich dieselben deuten sollte. Col dei Schiosi. 

Taf. XII, Fig. 14. Eines der wenigen Exemplare mit beiden Klappen im Zusammenhang. Col dei Schiosi. 

Taf. XI, Fig. 15a—d. Col dei Schiosi. r Ausschnitt für das Rectum. 


Palaeontologischer Theil, 133 


Taf. XII, Fig. 16. Das Exemplar, welches ich III, p. 547 erwähnt habe. Es zeigt die Unterklappe des 
Radioliten mit der rechten Klappe eines Diceras Pironai direct verkittet. Col dei Schiosi. 


Untersuchte Stücke: ca, 273 (250 Deckelklappen, 20 Unterklappen, 3 Exemplare mit beiden 
Klappen im Zusammenhang). 

Vorkommen: Col dei Schiosi, Lama d’Ortus (5 Deckel), Casera Schiosi (2 Deckel), Deposito 
(3 Deckel). Meine Sammlung. 


30. Actaeonella (Volvulina) schiosensis n. sp. — Taf. XII, Fig. 1—3. 


Das Gehäuse ist eiförmig, dick, bauchig, glatt, nach hinten verengt und zugespitzt. Das Gewinde 
ist vom letzten Umgange vollkommen umschlossen. Sculptur ist kaum zu beobachten, nur hier und da 
sieht man Spuren von Anwachslinien. Die Spindel besitzt drei kräftige Falten. Einige Exemplare zeigen 
— cf. Taf. XI, Fig. 1 und 3 — unter der Mitte der Seitenfläche eine schwache, spiral verlaufende 
Einbuchtung. 


Bemerkungen. Die Species steht der Volvulina laevis SowERBY sp. sehr nahe, unterscheidet sich 
jedoch durch ihre stärkere und am Gehäuse anders vertheilte Wölbung. Die später zu besprechende 
Volvulina laevis von Calloneghe ist dem Gesteinscharakter nach von unserer Art kaum zu unterscheiden. 
Ich habe beide Vorkommnisse wiederholt zusammengelegt, dieselben aber stets und ohne Schwierigkeit nach 
der verschiedenen Wölbung richtig zu sondern vermocht. Volvulina crassa DUJARDIN sp. und V. glafdulina 
StorıczkA haben ebenfalls eine andere Wölbung. Noch weiter entfernen sich die anderen, mir bekannten 
Volvulinen. 

Untersuchte Stücke: 20. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


31. Conus schiosensis n. sp. — Taf. XIII, Fig. 4. 


Das vorliegende Exemplar hat eine schlanke, conische Form. Der letzte Umgang ist ungefähr drei- 
mal so hoch, wie das Gewinde; mit ersterem zählt man im Ganzen 7 Windungen. Die Nähte sind ziemlich 
scharf ausgeprägt. Unterhalb derselben verläuft eine deutliche, spirale Furche und zwar derart, dass sie 
auf dem Gewindetheil in der Mitte der Windungen liegt und, in entsprechender Entfernung von der Naht, 
auch auf den letzten Umgang fortsetzt. Sculptur ist nicht deutlich zu beobachten. 

Bemerkungen. Von Kreide-Coniden könnte man vielleicht Conus Remondi GAB (XX, p. 122, 
Taf. 20, Fig. 79) oder Conus restitutus Wsıte (XLIX, p. 119, Taf. 10, Fig. —5) zum Vergleich heranziehen. 
Doch sind diese Arten, abgesehen von der Sculptur, wesentlich anders gestaltet. Die Furche auf den Um- 
gängen tritt häufiger bei Conus auf. Man beobachtet sie z. B. auch bei einigen Exemplaren von Conus 
Puschi MicHhkEuortt!, 

Untersuchte Stücke: 1. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. N 


1 M. Hörnes. Die fossilen Mollusken des Tertiaer-Beckens von Wien. Bd. I: Univalven. -— Abhandlungen der K. K. 
geolog. Reichsanstalt, Bd. III, Wien 1856, p. 35, Taf. 4, Fig. 7. 


134 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Nerinea DEFRANcE, 1825. 


Nerineen gehören zu den bezeichnendsten Fossilien des Col dei Schiosi und sind daselbst überaus 
reich entwickelt. Dieselben wurden zuerst von Pırona (XXXI) eingehend beschrieben und abgebildet. In 
neuerer Zeit hat FuTTERer (XVLUI, p. 109 ff.) sie noch einmal ausführlich dargestellt. Ich kann mich daher 
hier kurz fassen. 


1); 32. Nerinea (s. str.) schiosensis Pırona. 


1892. Nerinea schiosensis FuUrTTERer. XVII, p. 109, Taf. 11, Fig. 1—4. 
(Man vergleiche die Angaben in diesem Werke.) 

Die meisten Exemplare sind, wie auch FUTTERER, ]. c. p. 110 hervorhebt, abgerollt. Nur bei we- 
nigen sieht man die Zuwachsstreifung, welche unmittelbar unter der Naht stark rückwärts gebogen ist und 
derart das Suturalband bedingt. Letzteres ist nach vorn durch eine deutliche Furche begrenzt und tritt 
auf etwas abgerollten Stücken als schmaler Spiralwulst hervor. 

Untersuchte Stücke: 60. 

Vorkommen: Col dei Schiosi (50), Lama d’Ortus (10). Meine Sammlung. 


2). 33. Nerinea (s. str.) candagliensis Pırona. 
1892. Nerinea candagliensis Furterer. XVII, p. 112, Taf. 11, Fig. 5—7. 


Den Angaben von FuTTErer habe ich nichts hinzuzufügen. 
Untersuchte Stücke: 6. 
Vorkommen: Col dei Schiosi (3), Lama d’Ortus (3). Meine Sammlung. 


3). 34. Nerinea forojuliensis Pırona. — Taf. XII, Fig. 5a, b; 6a, b. 
1892. Nerinea forojuliensis Furrerer. XVII, p. 112, Taf. 11, Fig. 8a, b; 9. 
1892. —_ subnodulosa FUTTERER. XVII, p. 115, Taf. 10, Fig. 6a, b. 


(Man vergleiche die Angaben in diesem Werke.) 


Nach FUTTErer beträgt der Apicalwinkel bei Nerinea forojuliensis 18—25°, bei Nerinea subnodulosa 
30—32°. Ausserdem sollen sich die beiden Arten — abgesehen von der Sculptur — dadurch unterscheiden, 
dass bei ersterer eine zweite Columellarfalte vorhanden ist, die letzterer fehlt. Auch soll bei Nerinea sub- 
nodulosa die Biegung der Dachfalte ' schärfer sein. Nach meinem Material sind die beiden Arten nicht zu 
trennen. Der Apicalwinkel scheint auch bei Nerinea subnodulosa in ziemlich weiten Grenzen zu schwanken. 
Bezüglich der zweiten Columellarfalte verweise ich auf Taf. XIII, Fig. 6a, b. Das Exemplar gehört 
seiner Sculptur nach zweifellos zu N. subnodulosa, denn es zeigt über der Sutur eine Reihe deutlicher 
Knötchen und die unregelmässige Berippung, die von ersteren ausgeht und aus flachen, nicht stark hervor- 
tretenden Rippen besteht. Im Inneren beobachtet man an den beiden oberen Windungen deutlich die zweite 


1 Ich ziehe Dachfalte = top fold der Bezeichnung „Falte der Innenlippe“ vor, da letztere Benennung leicht zu Irr- 
thümern Veranlassung geben kann. Vergl. Zırrer, LII, p. 331 (213), Fussnote. 


Palaeontologischer Theil. 135 


Columellarfalte der N. forojuliensis. Aber noch mehr: an der unteren Windung ist die zweite Columellar- 
falte völlig verschwunden, so dass man es hier also mit einem Merkmal zu thun hat, welches sich an demselben 
Individuum als nicht constant erweist. Auch die Biegung der Dachfalte ist bei demselben Individuum 
recht verschieden. Taf. XII, Fig. 5b und besonders 6b zeigt oben rechts scharfe Biegungen wie N. sub- 
nodulosa, unten rechts weniger scharfe Biegungen wie N. forojuliensis. 

Erwähnen möchte ich schliesslich noch, dass bei besser erhaltenen Exemplaren, wie Taf. XII, 
Fig. 6a zeigt, auf den Umgängen etwas unterhalb der Mitte eine zweite Spiralreihe schwacher Knoten ent- 
wickelt ist. 

Untersuchte Stücke: 40. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


4). 35. Nerinea (s. str.) Jaekeli FUTTERER. 
1892. Nerinea (s. str.) Jaekeli FurtererrR XVII, p. 114, Taf. 10, Fig. 1—4. 
Den Ausführungen von FUTTERER habe ich nichts hinzuzufügen. 


Untersuchte Stücke: 38. 
Vorkommen: Col dei Schiosi, Lama d’Ortus (1 Ex.). Meine Sammlung. 


f). 36. Tylostoma' Pironai n. sp. — Taf. XIII, Fig. 7a, b. 


Das Gehäuse ist länglich eiförmig, zugespitzt und besteht bei dem vorliegenden Erhaltungszustande 
aus 4 Umgängen. Die Nähte sind deutlich vertieft. Die Mündung ist nach vorn etwas ausgebreitet und 
gerundet, nach hinten verschmälert. Die Schale zeigt auf dem vorletzten Umgange eine sehr schwache und 
undeutliche Längsdepression. Ferner beobachtet man unter der Lupe an einzelnen Stellen schwache Zuwachs- 
streifen, die von noch feineren, sehr dicht stehenden Spirallinien durchkreuzt werden. 

Auf dem Steinkern des letzten Umganges zeigen sich — cf. Fig. 7a, b — zwei stark vertiefte Ein- 
drücke. Auffallend ist die Beschaffenheit der Mündung am Steinkern. Dieselbe erscheint fast wie bei den 
Strombiden ausgebreitet. Diese flügelartige Ausdehnung dürfte sich wie bei Zylostoma ponderosum ZITTEL, 
LI, p. 412 (294) erklären. 

Bemerkungen. Die Species erinnert an Tylostoma Rochati D’OrBıcny; doch ist unsere Art ge- 
drungener und ihre Mündung nach vorn weniger ausgebreitet, Auch soll Zylostoma Rochati glatt sein. 
Man vergleiche XXIX, 2, p. 356, Taf. 73, Fig. 12—13. 


Untersuchte Stücke: 1. 
Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


2). 37. Tylostoma forojuliensis n. sp. — Taf. XII, Fig. 9; (auch 8a, b?). 

Das Gehäuse ist kegelförmig, zugespitzt und besteht bei vorliegendem Erhaltungszustande aus 5 Um- 
gängen. Die Nähte sind schwach vertieft. Auf dem Steinkern des letzten Umgangs sieht man deutlich 
einen stark vertieften Eindruck. 


1 Bezüglich der Gattung Tylostoma vergleiche man die Ausführungen von Zırrer, LII, p. 410 (292). 


136 { G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


Bemerkungen. Die Arten der Gattung Tylostoma sind, da eine charakteristische Verzierung der 
Oberfläche meist mangelt, schwer von einander zu trennen. Immerhin scheint es mir, als ob die obige Form 
sich von allen mir bekannten Tylostomen durch ihre äussere Gestalt unterscheidet. Der Taf. XIII, Fig. 8a, b 
dargestellte Steinkern vom Col dei Schiosi gehört vielleicht zu der vorliegenden Art. An ihm zeigen sich 
auf den drei letzten Umgängen drei stark vertiefte Querfurchen. Die beiden vorderen sind bei dem vor- 
liegenden Frhaltungszustande durch mehr als einen Umgang, der mittlere und hintere kaum durch einen 
halben Umgang von einander getrennt. 

Untersuchte Stücke: 2. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


3). 38. Tylostoma schiosensis n. sp. — Taf. XII, Fig. 10—11. 


Das Gehäuse ist gedrungen, etwas gewölbt und besteht im vorliegenden Erhaltungszustande aus 
5 Umgängen. Die Nähte sind ziemlich vertieft, der letzte Umgang nimmt mehr als °/s der ganzen Schalen- 
länge ein. Die Oberfläche des letzten Umgangs zeigt unter der Lupe ziemlich weit auseinander stehende, 
feine Längsfurchen. Auf Steinkernen sieht man deutlich die für die Gattung charakteristischen Einschnitte. 

Bemerkungen. Die Species erinnert an Tylostoma aff. aeqwiaxis (Coguann) Taomas und PERON 
(XLVL p. 57, Taf, 19, Fig. 23). Doch ist unsere Art durchgehend viel kleiner, und ihre Umgänge, be- 
sonders die des Gewindes, sind weniger gewölbt. Ob die tunisische Art zu Zylostoma gehört, erscheint mir 
sehr zweifelhaft. 

Ein Gehäuse, von dem nur etwas mehr als die Schlusswindung vorliegt, dürfte zur obigen Art zu 
rechnen sein. Es stammt aus dem Caprininenblocke von der Casera Schiosi. 

Untersuchte Stücke: 7. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Casera Schiosi? Meine Sammlung. 


39. Nerita (s. str.) Taramellii Pıroxa. — Taf. XIII, Fig. 12—14. 
1884. Nerita Taramellii Pıronaı. XXXI, p. 9, Taf. 1, Fig. 10. 
1892. Nerita (s. str.) Taramellii FuUTTEReR. XVII, p. 107, Taf. 10, Fig. 7a, b. 
(Man vergleiche die Angaben in diesen Werken.) 

Die Oberfläche der Schale ist nicht, wie in den eitirten Werken angegeben, glatt, sondern — cf. 
Fig. 12 — mit dichten, feinen Längslinien bedeckt, die von unten her nach vorn gerichtet sind und in der 
Nähe der Sutur stark zurückbiegen. Bezüglich der Streifung ist also unsere Art 
— cf. Pırona, 1. c.. — von Nerita Prevosti GEMMELLARO, XXI, p. 66 nicht 
wesentlich verschieden. Die Innenfläche der Aussenlippe ist nach aussen zu- 
geschärft. Hierdurch erscheint die Mundöffnung gut erhaltener Steinkerne trom- 
petenartig erweitert, wie dies Textfigur 22 zeigt. An diesem Exemplare, welches 
von Casera Schiosi stammt, ist der Mundrand völlig erhalten. Hervorzuheben 
wäre noch, dass an einigen meiner Exemplare die ursprüngliche Zeichnung 
ziemlich gut erhalten ist. Man beobachtet dicht stehende, braune Querlinien, 
die in der Weise verlaufen, wie es Taf. XIII, Fig. 13, 14 dargestellt ist. 
\ Untersuchte Stücke: 35. | 
Vorkommen: Col dei Schiosi, Lama d’Ortus (11 Ex.), Casera Schiosi (1 Ex.). Meine Sammlung. 


Fig. 22. Nerita Taramellü 
Casera Schiosi. 


Palaeontologischer Theil. 137 


40. Lytoceras sp. — Taf. XII, Fig. 15a, b. 


Durchmesser des vorliegenden Exemplars . . . 13mm = 100. 
Nalhelwerteue we Ba en ee But) = 0,58. 
Hoher desrletzten Umpanesı 2 2 722.. mn 3... =.0,23. 
Dicker des leiztenaUmeanes) 21. 2... 2... 8 ,- = 0,28. 


Die Schale ist scheibenförmig, aus mehr als 4 runden Windungen bestehend; die späteren um- 
schliessen nur einen sehr kleinen Theil der vorhergehenden Windung. Die Oberfläche ist mit schmalen 
Wülsten versehen, die unmittelbar hinter sich meist eine Furche zeigen. Auf dem letzten und vorletzten 
Umgange zählt man je 5, im Ganzen 12 solcher Wülste. Weiter nach innen scheinen sie ganz zu ver- 
schwinden. Andere Sculptur ist nicht deutlich erhalten. Der Querschnitt der Mundöffnung ist fast ebenso 
breit wie hoch, Loben sind nicht zu beobachten. 


Bemerkungen. Die obige Form unterscheidet sich von allen mir bekannten Kreidearten durch 
Form und Anordnung der Wülste. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt eine neue Art vor. Wie ich oben 
p- 97 bemerkte, findet sich an der Lima aff. consobrina vom Col dei Schiosi der Durchschnitt eines kleinen 
Ammoniten oder Nautilus. Es sind dies die einzigen Cephalopodenreste, die bisher in der Schiosi-Fauna 
nachgewiesen worden sind. 

Untersuchte Stücke: 1. 

Vorkommen: Col dei Schiosi. Meine Sammlung. 


B. Die Calloneghe-Fauna. 


1. Arca sp. — Taf. XIV, Fig. 1a, b. 


Die allein vorhandene, rechte Klappe ist quer verlängert, sehr ungleichseitig, mit breitem Wirbel. 
Von letzterem verläuft eine schwach ausgeprägte Kante nach dem Hinterrande. Die-Seitenfläche ist etwas 
eingebuchtet, die Oberfläche mit radialen Rippen bedeckt, welche von blättrigen Anwachsstreifen durchkreuzt 
werden. Das Bandfeld ist breit entwickelt, bei dem vorliegenden Erhaltungszustande ziemlich ausgehöhlt. 
An dem gradlinigen Schlossrande sind Zähne nicht mehr zu beobachten. 


Bemerkungen. Die oben beschriebene Form ist mit keiner mir bekannten Art zu identificiren. 
Wahrscheinlich hat man es mit einer neuen Species zu thun, doch ist zur Aufstellung einer solchen das 
Material nicht genügend. Da die Zähne des Schlossrandes nicht erhalten sind, könnte man es auch mit 
Cucullaea oder einer anderen, nahe stehenden Gattung zu thun haben. 


Untersuchte Stücke: 1 (Rechte Klappe). 


Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 
Palaeontographica. Bd. XLI, 18 


138 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


2. Plagioptychus Arnaudi Dovvının. — Textfigur 3a, b; 23. 


1888. Plagioptychus Arnaudi Dowvun:. XV, p. 721, Textfigur 7; Taf, 25, Fig. 2—6. 
1892. _ Aguilloni FUTTEReR. XVII, p. 9. 
(Man vergleiche die vorliegende Arbeit, p. 101 und 102). 

Die beiden .oberen, linken Klappen sind gewölbt, mit stark eingekrümmtem Wirbel. Die 
oberste, sehr dünne Schalenschicht zeigt feine, dichte, concentrische Streifung, ausserdem entfernt stehende, 
bei besserer Erhaltung blätterige Anwachslamellen. An einzelnen Stellen beobachtet man unter dieser 
Schalenschicht dichte, radiale Rippen. Rings um den Mantelrand erstreckt sich, wie die Textfiguren dies 
zeigen, die Zone der Mantelrandkanäle. Textfigur 3a und 3b stammen von demselben Individuum, der 
Schnitt 3b ist weiter vom Wirbel entfernt, als der zu 3a. Die Unterschiede zwischen beiden sind — ab- 
gesehen von der verschiedenen Grösse der Kanäle — sehr gering, wie man sich durch Betrachtung der 
Textfigur a unter der Lupe leicht überzeugen kann. Vor allem ist hervorzuheben, dass der durch seine Ein- 
fachheit so charakteristische Gesammtcharakter der Kanalanlage auch bei höherem Alter durchaus derselbe 
bleibt. Die Hauptlamellen gabeln sich meist nur einmal. Manchmal allerdings verschmelzen sie am Innen- 
rande, alsdann beobachtet man doppelte Gabelung. Nach aussen zu verdicken sich die Lamellen, so dass 
die von ihnen umschlossenen Höhlungen spitz auslaufen. 


Fig. 3a 


N 


S 


N 


N 
> 


“ 


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a ii! 


Fig. 3a und b. Plagioptychus Arnaudi Douvuut. Fig. 23. Plagioptychus Arnaudi DouvILL£. 
Die Linien | | an Textfigur 3a zeigen die Lage Original zu Plagioptychus Agwilloni FUTTERER, 
von Sb. XVII, p. 9. 


Bemerkungen. Obgleich die zugehörige Unterklappe fehlt, ist an der Richtigkeit der Gattungs- 
bestimmung kaum zu zweifeln. Herr FUTTErer lag bei seiner Bestimmung als Plagioptychus Agwilloni die 
Münchener Oberklappe vor, von welcher — Textfigur 23 — der von dem genannten Autor selbst hergestellte 
Querschnitt gegeben ist. Es heisst XVIIL, p. 94: „Beim Anschleifen zeigte sich die gleiche Anordnung und 
Verzweigung der Lamellen, wie sie von ZırTTEu ]. c. beschrieben wurde.“ 

Man sieht am obigen Originalschliff FuUTTErer’s, dass dies nicht der Fall ist. v. ZırTeu spricht 
LI, 25, p. 155 von Lamellen, die sich gegen aussen dreimal spalten. Weder dies, noch die Abbildungen, LI, 25, 
Taf. 27, Fig. 4 und 8, sind mit dem Anschliff Furterer’s in Verbindung zu bringen. Das Münchener 
Stück gehört zu Plagioptychus Arnanudi. 


4A 


; 


EINEN 


N eh 


Palaeontologischer Theil. 139 


Die Fundortsangabe Col dei Schiosi (XVII, p. 94) dürfte ein lapsus calami sein. Mein Exemplar 
stammt sicher aus dem Steinbruche bei Calloneghe und auf dem Col dei Schiosi habe ich nie einen Plagio- 
ptychus gefunden. Herrn Furrerer’s Etiquette zu dem Münchener Exemplar lautet denn auch „Calloniche, 
Lago di Santa Croce“, und damit stimmt die Angabe in der Liste, XVIII, p. 46 überein. 

In der Gosau kommt sicher Plagioptychus Toucasi MATHERON vor. Ich habe eine von dort 
stammende Oberklappe der Freiburger Universitätssammlung durchschneiden lassen. Dieselbe zeigt in 
schönster Weise das Kanalsystem, wie es DouvıL#, XV, p. 719 abbildet. 

Untersuchte Stücke: 2 (Obere, linke Klappen). 

Vorkommen: Calloneghe. Staatssammlung in München und meine Sammlung. 


3. Hippurites Oppeli Dovvızız. — Textfiguren 24; 25a,b; Taf. XIV, Fig. 2a,b. 
1866. Hippurites dilatatus Zımrer. LI, 25, p. 142, Taf. 20, Fig. 3—5, 7; Taf. 24, Fig. 1—5. 


1881. _ Zitteli Munıer-CnaumaAs in Zırter. LI, p. 83, Fig. 118 und p. 86. 
1891. Oppeli Douvırıe. XVII, 2, p. 36, Taf. 4, Fig. 5. 

(Man vergleiche die Angaben in diesem Werke). 
1892. _ sp. FuUTTErer. XVIII, p. 98, Taf. 8, Fig. 7. 
1893. —_ Oppeli Borkum. VIII, p. 479. 


Aeussere Merkmale. Die rechte, untere Klappe ist mit concentrischen Zuwachsstreifen bedeckt, 
die an einigen Stellen runzlig hervorstehen. Längsrippen fehlen gänzlich. Die äussere, braune Schicht 
ist auffallend entwickelt und besitzt an unserem Exemplare Taf. XIV, Fig. 2a eine Dicke von ca. 23 mm. 
Eine ähnliche Stärke der äusseren Schicht zeigen die Exemplare bei Zırren, 1. c. Taf. 20, Fig. 3 und 
Taf. 24, Fig. 1. Am oberen Rande und an manchen horizontalen Bruchflächen ist der Gegendruck des 
Gefässsystemes schön erhalten. Man beobachtet eine beträchtliche Zahl kleiner Warzen, welche sich zu 
netzförmig angeordneten Erhöhungen gruppiren. Dieselben sind (cf. Taf. XIV, Fig. 2a) am Aussenrande 
kurz und oval, mehr nach innen zu werden sie meist länglicher, alle sind radial gestellt. Diese Warzen und 
Erhöhungen sind übrigens nur der Gegendruck des ursprünglichen Eindrucks des Gefässsystems. Letzteren 
sieht man am unteren Rande unseres Individuums. Hier zeigen sich (cf. Taf. XIV, Fig. 2b) mannigfaltig 
verzweigte, radial gestellte Rinnen und Furchen, die von zahllosen, unregelmässig angeordneten Lamellen 
durchkreuzt werden, so dass ein überaus verwickeltes Maschenwerk entsteht‘. Die innere Schicht ist weiss, 
mit feinen, concentrischen und radialen Linien bedeckt. Besonders markant aber sind breite, radiale 
Streifen, die durch ungleich vertiefte und ungleich breite, seichte Zwischenräume von einander getrennt 
sind. Die drei äusseren Furchen sind auf der äusseren, braunen Schicht sehr schwach vertieft, „ils inter- 
rompent & peine la courbure generale de la surface exterieure.“ (Douvızuz. 1. c. p. 37). Dagegen treten 
- auf der inneren, weissen Schicht die Furchen sehr deutlich hervor. 

Innere Merkmale. Die Schlossfalte ist sehr schmal, stark verlängert, reicht aber nicht bis zur 
Mitte des Gehäuses. An ihrem inneren Ende ist sie gerundet, endet nicht „en biseau“ ?, und zeigt — soweit 


1 Drückt man dieses Maschenwerk in Thon ab, so erhält man die Erhöhungen und Warzen, wie Taf. XIV, Fig. 2a. 

? Inneres Ligament mit „biseau“ und „troncature ligamentaire“ am inneren Ende der Schlossfalte beschreibt DouvıL£ 
unter anderem bei Hippurites gosaviensis, XVII, 1, p. 25, Textfigur 11—16; H. Zurcheri, XVII, 2, p. 34, Taf 4, Fig. 2—3; 
H. sulcatus, XVII, 2, p. 43, Taf. 5, Fig. 8; H. Archiaci, XVII, 2, p. 46, Textfigur 31; H. crassicostatus, XVII, 3, p. 68, 
Taf, 8, Fig. 12—13 und H. striatus, XVII, 3, p. 76, Taf. 15, Fig. 8. 


140 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


wenigstens mein Material dies erkennen lässt — keine Abstumpfung. Es war demnach die Möglichkeit 
für eine innere Ligamentgrube nicht gegeben. Der erste Pfeiler besitzt eine gerundetes, länglich ovales 
Köpfchen und einen kurzen, sehr verschmälerten Stiel. Bei Textfigur 25a, b ist das Köpfchen von P’ stark 
hakenförmig gekrümmt, doch ist dies kein wesentliches Merkmal, da es bei Formen derselben Art, wie 
Textfigur 24 beweist, schwächer ausgebildet ist oder auch ganz fehlt. Die Länge des ersten Pfeilers be- 
trägt mehr als die halbe Länge der Schlossfalte. Der zweite Pfeiler ist länger, als der erste, sein Köpfchen 
ist mehr länglich, sein Stiel ist ebenfalls kurz und sehr verschmälert. Die Gruben für die Zähne und den 


ee I 
er 


Fig, 24. Hippurites Oppeli DouvILLE. 


Muskelträger der rechten, oberen Klappe sind in der abgebildeten Unterklappe deutlich zu beobachten, 
Die vordere Zahngrube D’ findet sich in der Verlängerung der Schlossfalte, die hintere Zahngrube D un- 
mittelbar an der Schlossfalte. D ragt nicht über Z hinaus. Der Muskelträger mp ist zwischen D und 
P' eingeschlossen und überragt seinerseits P’ nicht. 

Linke, obere Klappen liegen nicht vor. 

Bemerkungen. Das oben dargestellte Exemplar Taf. XIV, Fig. 2a unterscheidet sich von der 


Form, welche Dovvısvz ]. c. darstellt dadurch, dass bei letzterer der grössere Durchmesser in der Breite! 
also senkrecht zur Richtung der Schlossfalte liegt, während bei unserem Stück der grössere Durchmesser 


1 Als Länge bezeichne ich die grösste Ausdehnung in der Richtung der Schlossfalte; als Breite die grösste Aus- 
dehnung der Schalenöffnung senkrecht dazu. Der innere Durchmesser in Länge und Breite lässt die Dicke der äusseren, 
braunen Schalenschicht unberücksichtigt. 


| 
| 


Palaeontologischer Theil. 141 


sich in der Richtung der Schlossfalte befindet. Es liegt hierin kein artlicher Unterschied, denn die äussere 
Form ist bei derselben Hippuriten-Species überaus veränderlich. Dieses wechselnde Verhältniss von Länge und 
Breite dürfte auch auf die relative Länge der Schlossfalte eine gewissen Einfluss haben ?. Ein fernerer Unter- 
schied liegt darin, dass bei dem von Dovvırı# abgebildeten Stücke die Schlossfalte ziemlich gradlinig ver- 
läuft, während sie bei unserem Material mehr oder weniger gebogen ist. Doch ändert dieses Merkmal 
nicht nur bei verschiedenen Individuen derselben Art, sondern variirt auch manchmal bei demselben 
Exemplare mit dem verschiedenen Alter. 

Ich wies oben darauf hin, dass Längsrippen gänzlich fehlen. Allein hierzu ist zu bemerken, 
dass die Wirbeltheile nicht erhalten sind. Diesbezüglich sagt Douvırıf über unsere Art ]l. c. p. 37 oben: 


’ 


Fig. 25 b. Durchschnittlich ca. 23 mm. Fig. 25 a. 
Fig. 25a,b. Hippurites Oppeli Douvıue. Unterklappe. 


„Le jeune est plus ou moins fortement costul&; ces cötes disparaissent dans l’adulte qui est & peu pres lisse 
et presente seulement des lignes d’accroissement croisees par quelques stries longitudinales.“* Auch letztere 
sind bei unseren Stücken nicht mehr zu beobachten. 

Bekanntlich kleidet die innere, weisse Schicht bei den Hippuriten fast die ganze Höhlung aus 
und lässt nur eine — im Verhältniss zu den vielfach so grossen Schalen — auffallend kleine Wohnkammer 


1 So giebt z. B. Dowvırız XVII, 1, p. 3, vorletzter Abschnitt an, dass die meisten Arten im Alter nur noch in die 
Höhe wachsen und dadurch cylindrisch werden. Bei Hippurites Zurcheri, heisst es XVII, 2, p. 34: „La forme exterieure 
est comme toujours tres variable; patelloide dans le jeune äge, elle devient ensuite cylindroide.“ 

? Auch die Dicke der Schlossfalte wechselt zuweilen bei deıselben Art mit der äusseren Form. Man vergleiche 
Dowvır£ XVII, 2, p. 35, dritter Abschnitt. 


142 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


frei. Textfigur 25 b zeigt eine noch ziemlich entwickelte Wohnkammer CV. Auf der Unterseite — Text- 
figur 25a — desselben Bruchstücks, welches im Durchschnitt nur ca. 23 mm Höhe besitzt, ist CV schon sehr 
reducirt. Noch weiter zum Wirbel hin war die Wohnkammer offenbar völlig durch die innere Schicht ausgefüllt. 

Wie schon bemerkt ist die systematisch entscheidende Deckelklappe bei unserem Material nicht 
erhalten. Dennoch erscheint mir die Artbestimmung nicht zweifelhaft. Von Hippurites giganteus D’HoMBRES- 
Fırmas unterscheidet sich die vorliegende Species durch die relative Lage des hinteren Zahnes D zur 
hinteren Muskelapophoyse mp (DouvızL& XVH, 1, p. 26), von Hippurites gosaviensis DouvıLız durch das 
Fehlen der inneren Ligamentgrube (DovvıLuz, 1. c. p. 25, Textfigur 12) und durch die viel dickere, äussere 
Schale Auch ragt bei H. gosaviensis mp nach innen zu weit über den ersten Pfeiler hervor (l.c. p. 26, 27; 
Textfigur 13—15 und p. 30), während dies bei Hippurites Oppeli nicht der Fall ist. Sehr nahe steht 
Hippurites Zurcheri DouvıLu&. Doch ist bei letzterem eine innere Ligamentgrube entwickelt, und der 
zweite Pfeiler ist doppelt so lang wie der erste (DovvıLLz, XV, 2, p. 37). 

Untersuchte Stücke: 5 (Unterklappen), und zahllose Schalen-Bruchstücke. 

Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


4 Radiolites sp. 


? Radiolites Da Rio FurTERErR (CArurno?) XVII, p. 99, Taf. 9, Fig. 6, 7 und 9? (auch 1, 2a,b; 3, 4, 5; 92? — non 
Fig. 8 a, b). 

Mir liegen drei Oberklappen vor, welche wahrscheinlich aus dem grossen Steinbruche bei 
Calloneghe stammen. Zwei derselben stimmen mit Fig. 6 und 7 gut überein. Die dritte gleicht in der 
äusseren Form durchaus der Fig. 9, doch fehlt ihr die stark lamellöse Schalenoberfläche. 

Bemerkungen. Nach dem, was ich p. 130 unter Radiolites mitgetheilt habe, kann ich mich hier 
kurz fassen. Es lässt sich nicht entscheiden, ob meine drei Deckel zu einer Species gehören, und eine 
sichere Artbestimmung ist vorläufig unmöglich. 

Untersuchte Stücke: 3 (Oberklappen). 

Vorkommen: Calloneghe? 


Zu den von Herrn Furrerer unter dem Namen Radiolites Da Rio abgebildeten Exemplaren möchte 
ich Folgendes bemerken. 

Fig. 1 und 3. Die Originale gehören der Universitätssammlung zu Padua und liegen mir vor. 
Sie stammen, nach gütiger Mittheilung des Herrn Omsoxt, aus den alten Sammlungen von Carurno, ihr 
Fundort ist zweifelhaft. Sie sind, nebenbei bemerkt, weder präparirt noch geschnitten und sind in diesem 
Zustande für näheres Studium unbrauchbar. 

Fig. 2, 4, 6, 7, 9. Die Originale befinden sich in der geologisch-palaeontologischen Sammlung des 
Kgl. Museums für Naturkunde zu Berlin. Ich weiss nicht, ob sie alle aus demselben Horizonte stammen. 
Formen wie Fig. 2 und 4 finden sich massenhaft in der Schutthalde, welche fast gegenüber Santa Croce 
am östlichen Ufer des Sees liegt. Man findet dieselben auch oben am Berge, an einem Felsvorsprunge, 
der sich von Santa Croce aus gut hervorhebt (III, p. 547). Ob diese Formen unter sich identisch sind, ob 
sie auch im Steinbruche von Calloneghe vorkommen, wage ich nicht zu entscheiden. 


Palaeontologischer Theil. 143 


Fig. 5. Das Original gehört der Staatssammlung in München, es besitzt beide Klappen und 
liest mir vor. Der genaue Fundort ist unbekannt. Herr FUTTERER ist, ]. c. p. 102, der Ansicht, dass 
derartige Exemplare, „welche die Deckelschale im Zusammenhang mit der Unterschale zeigen“, „jeden 
Zweifel beseitigen, dass die so zahlreich isolirt vorkommenden Deckel zu den eben beschriebenen Unter- 
schalen gehören.“ Nach meiner Ansicht ist bei derartig mangelhaftem Material ein solcher Schluss nicht 
möglich. Es kann sein, dass alle als Radiolites Da Rio zusammengefassten Formen in der That nur 
eine Art darstellen. Aber es wäre nach meiner Auffassung auch möglich, dass unter diesem Namen ver- 
schiedene Species vereinigt worden sind. 


Fig. 8a,b. Das Exemplar stammt zweifellos vom Col dei Schiosi. Es gehört zu Radiolites macrodon 
Pırona sp. (= Radiolites Da Rio Caturro?) und ist p. 131 besprochen worden. 


#): 5. Actaeonella Sanctae-Crucis FuTTerer. — Taf. XIV, Fig. 3. 
1892. Actaeonella Sanctae-Crucis FurTerer. XVII, p. 119, Taf. 12, Fig. 1—7. 


Der ausführlichen Beschreibung von FUTTERER möchte ich hinzufügen, dass man an einzelnen 
Exemplaren, besonders im oberen Theile der letzten Windung, bläulich pigmentirte Stellen beobachtet, Viel- 
leicht ist darin ein Rest der ursprünglichen Färbung zu sehen. Ob es rathsam ist, das Vorkommen durch 
einen neuen Namen von Actaeonella giganten zu trennen und neben dem Typus zwei Varietäten — var. 
elongata und var. subobtusa — zu unterscheiden, lasse ich dahin gestellt. Mir fehlt es zur Lösung dieser 
Frage an genügendem Vergleichsmaterial speciell aus den Gosaugebilden der Nordalpen. Jedenfalls hat 
man es hier, besonders bezüglich der Wölbung, mit einer überaus variablen Form zu thun. Von meinen 
Exemplaren stimmt auch nicht eines mit einer der 7 Abbildungen bei FUTTERER völlig überein. 


Die Art findet sich zahllos im Steinbruche unterhalb Calloneghe. Ich habe sie schon vor Jahren 
an eine ganze Reihe von Sammlungen verschenkt. Das abgebildete Exemplar spitzt sich auffallend nach 
vorn zu und zeigt sehr schön die Spindelschwiele. Die Schalenöffnung ist durchweg leicht von dem an- 
haftenden Gestein zu befreien. 


Untersuchte Stücke: 100. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


2). 6. Actaeonella (Volvulina) laevis Sowergyr sp. — Taf. XV, Fig. 6. 
1892, Actaeonella (Volvulina) laevis Furrerer, XVII, p. 121. 
(Man vergleiche die Literatur-Angaben in diesem Werke). 
Die Exemplare von Calloneghe stimmen mit dem Gosau-Vorkommen gut überein. 


Untersuchte Stücke: 2. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


144 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


1). 7. Cerithium aff. alpaghense FuTTErkr. 
1892. Cerithium alpaghense FUTTERER. XVII, p. 116, Taf. 10, Fig. 15. 
Die mir vorliegenden Exemplare erinnern an obige Species. Da weder Sculptur noch Mündung 


erhalten sind und auch das Material FUTTERER’s mangelhaft ist, halte ich eine sichere Gleichstellung für 
unmöglich. 


Untersuchte Stücke: 2. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


2). 8. Cerithium cf. Haidingeri Zexeuı. — Textfigur 26. 
1852. Cerithium Haidingeri Zereuı. L, p. 115, Taf. 24, Fig. 3—5. 
1865. — — STOLICZKA. XLII, p. 214. 


(Man vergleiche die Angaben in letzterem Werke). 


Fig. 26. Cerithium cf. Haidingeri ZEkEL1, 


Das abgebildete Stück erinnert in der äusseren Form an die citirte Art. Da die Sculptur der 
Oberfläche nicht erhalten ist, so erscheint mir eine bestimmte Gleichstellung unthunlich. 


Untersuchte Stücke: 1. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


Palaeontologischer Theil. 145 


Pseudomelania Pıcrer und CAmPIcHzE, 1862. 


Die Gattung Pseudomelania * wurde von GEMMELLARO XXI, p. 251 in 5 Untergattungen zerlegt. 
Von diesen kommt Microschiza, da sie eine Nabelspalte besitzt, für die mir vorliegende, später zu be- 
handelnde Form nicht in Betracht. Was Chemnitzia s. s. betrifft, so unterscheidet sie sich von Pseudo- 
melania dadurch, dass bei ersterer kräftige, bei letzterer schwache Längssculptur entwickelt ist. Allein 
dies bedingt an sich keinen wesentlichen Unterschied und es dürfte sich empfehlen, Chemnitzia s. s. mit 
Pseudomelania s. s.' zu vereinigen‘. Demnach bleiben: Pseudomelania; Mündung vorn gerundet oder winklig, 
Längsseulptur. — Rhabdoconcha; Mündung vorn gerundet oder winklig, Spiralsculptur. — Oonia; Mündung vorn 
gerundet, Längssculptur, letzter Umgang gross. Allein auch die beiden letzteren Gruppen sind, wie die 
unten beschriebene Art beweist, als Untergattungen schwerlich aufrecht zu erhalten. Unsere Species näm- 
lich ist der Grösse ihrer Schlusswindung nach eine typische Oonia. Daneben aber ist ihre Mündung vorn 
ausgesprochen winklig, und ihr Gewinde zeigt feine, punktirte, spirale Furchen. Beides soll grade für ge- 
wisse Rhabdoconchen characteristisch sein. Immerhin glaube ich, dass man Pseudomelania, Rhabdoconcha, 
Oonia im Sinne von GEMMELLARO als Sectionsbezeichnungen beibehalten und unsere Art nach ihrer 
äusseren Form zu Oonia stellen kann. 


9. Pseudomelania (Oonia) Paosi n. sp. — Taf. XV, Fig. 5a, b. 
1884. Chemnitzia Paosi Boss. II, p. 548. | 


Die vorliegende Schale ist verlängert eiförmig, zugespitzt, ungenabelt und besteht aus 7 wenig ge- 
wölbten, fast flachen Umgängen. Der Gewindewinkel beträgt ca. 50°. Der letzte Umgang ist mehr als 
doppelt so gross, wie das Gewinde. Die Mündung ist nach vorn winklig ausgezogen und etwas verbreitert, 
nach hinten verschmälert. Die Innenlippe ist gebogen und schwielig verdickt. Der Rand der Aussenlippe 
ist abgebrochen. Die Oberfläche ist mit feinen, wellig gebogenen Längsfurchen und Längsfalten bedeckt. 
Auf dem Gewinde werden dieselben von sehr feinen, punktirten Spiralfurchen gekreuzt. Letztere sind von 
verschiedener Stärke und glaube ich 2 feinere zwischen je 2 kräftigeren zu beobachten. Auf die Schluss- 
windung ist diese Spiralsculptur nicht zu verfolgen, 

Bemerkungen. Die Art ähnelt der Eulima (?) tewxana FeErD. RoEMER, XXXV, p. 40, Taf. 4, 
Fig. 2. Doch ist bei dieser, übrigens nur mangelhaft bekannten Art, die Schlusswindung grösser. Nahe steht 
Eulima amphora D’ORBIGNY, XXVIII, 2, p. 66, Taf. 156, Fig. 1, die wohl zu Oonia gehört. Doch ist hier 
die Schlusswindung im Verhältniss zum Gewinde kleiner. 


Untersuchte Stücke: 1. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


1 Bezüglich der Gattungsbenennung schliesse ich mich an FıscHer, Manuel de Conchyliologie an. 
Chemnitzia D’Orzisny 1839 —= Turbonill« Leica 1826. Fischer, ], c. p. 789, 
— — 1850 non 1839 —= Pseudomelania PıcrEr und CAmricHhe 1862. FiscHEr, 1. c. p. 697. 
Da Chemnitzia s. s.. wie oben dargelest, auch als Untergattung oder Sectio neben Pseudomelania s. s. kaum zu ver- 
werthen ist, so käme der erstere Name, der fortgesetzt Verwirrung stiftet, völlig in Wegfall. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 19 


146 G. Boehm: Beiträge zur Kenntniss der Kreide in den Südalpen. 


10. Natica fadaltensis n. sp. — Taf. XV, Fig. 1—4. 


Die Schale ist stark oder auch sehr stark gewölbt, eiförmig, auffallend dickschalig, ungenabelt, mit 
kurzem, zugespitzten Gewinde und sehr grosser, bauchiger, den vorhergehenden Umgang umfassender 
Schlusswindung. Die Mündung ist nach vorn gerundet, nach hinten verschmälert. Die Innenlippe ist stark 
verbreitert und verdickt, weit über die letzte Windung umgeschlagen. Der Rand der Aussenlippe ist an 
keinem Exemplare erhalten. Die Naht ist linear, sehr schwach markirt. Die Oberflächenschichten sind, ebenso 
wie der Umschlag der Innenlippe, zumeist abgeblättert. Man beobachtet bei dem vorliegenden Erhaltungs- 
zustande stark geschwungene, längs verlaufende Anwachsstreifen, die, wenn abgeblättert, — vergl. Fig. 3 — 
dachziegelförmig übereinander greifen. Die Längssculptur wird — cf. Fig. 1 und 4 — von feinen, spiralen 
Furchen durchkreuzt. Auf der Schlusswindung beobachtet man mehrfach dunkler pigmentirte Stellen. Viel- 
leicht ist darin ein Rest der ursprünglichen Färbung zu sehen. 

Bemerkungen. Die obige Species erinnert äusserlich an Actaeonella und Actaeomina. Von ersterer 
Gattung unterscheidet sich unsere Form durch das völlige Fehlen der Spindelfalten, von Actaeonina durch 
die weit über die letzte Windung umgeschlagene Innenlippe. Letzteres Merkmal erinnert in gewisser Weise 
an Natica (Amauropsis) bulbiformis SowErBY (Zımmeu, LIII, p. 222, Fig. 305), welche Srorıczka (XLUI, 
p. 295) zu Ampaullina stellt und für die Fısc#er, Manuel de Conchyliologie, p. 767 — gestützt auf die 
dickere Schale und die Längsseulptur — eine neue Gruppe Pseudamaura bildet. Von dieser unterscheidet 
sich unsere Art durch abweichende Form und die wenig markirte Naht. Nimmt man Natica in dem um- 
fassenden Sinne, wie v. Zırren, LIII, p. 222, Fussnote, so dürfte es zweckmässig sein, unsere Art nicht zu 
Actaeonina, sondern zu diesem Genus zu stellen. Vielleicht empfiehlt es sich, dieselbe zum Typus einer 
neuen Sectio zu erheben, für welche ich in diesem Falle den Namen Paosia vorschlagen würde. 

Untersuchte Stücke: 7. Er 

Vorkommen: Calloneghe. 


1). 11. Nerita (Otostoma) Ombonii FUTTERER. 
1892. Nerita (Otostoma) Ombonii FUTTERER. XVIN, p. 108, Taf. 10, Fig. 3a, b; 9. 


Zur Darstellung von FUTTERER möchte ich nur bemerken, dass ich die Fundortsangabe Col dei 
Schiosi neben Calloneghe bis auf Weiteres für unrichtig halte. Man vergleiche diese Arbeit, p. 94. Mein 
Exemplar stammt von Calloneghe. Es stimmt mit den Originalen FurTErer’s, die mir durch die Freundlich- 
keit des Herrn Bryrıca vorlagen, überein. Doch ist bei meinem Stück die Sculptur der Oberfläche weniger 
gut erhalten, auch sind die Zähne der Innenlippe nicht zu beobachten. 

Untersuchte Stücke: 1. 

Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


2). 12. Nerita (Otostoma) depressa FuTrerer, — Taf. XV, Fig. 7a, b; 8, 9. 
1892. Nerita (Otostoma) depressa FUTTERER. XVII, p, 108, Taf. 10, Fig. 10; 11a, b. 
Herr Beyrıch war so gütig, mir auch von dieser Art die Originale zur Verfügung zu stellen. Die- 


selben stimmen derart mit meinen Stücken überein, dass an der Gleichstellung nicht zu zweifeln ist. Ich 
darf deshalb auf die Beschreibung von FUTTERER verweisen. Nur auf eines möchte ich hier aufmerksam 


Palaeontologischer Theil. 147 


machen. Taf. XV, Fig. 7a besitzt eine nach aussen umgeschlagene Innenlippe, oben beobachtet man deut- 
liche Kerbung. Dieses Exemplar wusste ich 1885 (III, p. 548) generisch nicht unterzubringen. Es erinnerte 
an „Narica, Neritopsis oder Vanicoropsis“. Ich war nun erstaunt, bei FuTrErer Formen dargestellt 
zu finden, die nach Gestalt und Sculptur meinem Stücke gleichen, aber — cf. XVIIL 1. c., Fig. 11a — eine 
weit nach innen vorspringende, abgeplattete Innenlippe besitzen. Daraufhin präparirte ich die Exemplare, 
welche in dieser Arbeit Fig. 8 und 9 dargestellt sind. Erstere zeigt eine verhältnissmässig noch wenig, letztere 
dagegen eine weit nach innen vorspringende Innenlippe. Das Nächstliegende wäre, dem gegenüber an 
schlechte Erhaltung oder mangelhafte Präparation zu denken, allein das Material macht nicht einen hierfür 
sprechenden Eindruck. Sollten bei einer und derselben Art so weitgehende Variationen im Bau der Innen- 
lippe möglich sein? Man wird einigermaassen an die Verhältnisse erinnert, welche Horzarreın bei Neritina 
(Damesia) DecHexz, XXVI, p. 169 schildert. Doch möchte ich ausdrücklich hervorheben, dass ich Damesia 
nicht kenne und dass unsere so differenten Stücke ziemlich gleich gross, also wahrscheinlich auch ziemlich 
gleichaltrig sind. 
Untersuchte Stücke: 4. 
Vorkommen: Calloneghe. Meine Sammlung. 


Schluss. 


Folgende Punkte möchte ich hier hervorheben: 

1) Die Gattung Cornucaprina ist unhaltbar. 

2) Die Begründung der Gattung Orthoptychus ist ebenfalls unhaltbar. 

3) Die Gattung Coralliochama ist bisher nur in Amerika nachgewiesen, Coralliochama Bayani aus 
Südfrankreich ist der Typus einer neuen Gattung Mitrocaprina. 

4) Die oben beschriebenen Caprininen liegen nicht über und nicht unter der Schiosi-Fauna mit 
Diceras Pironai und Nerinea Jaekeli, sondern bilden einen wesentlichen Bestandtheil dieser Fauna. Da die 
ersteren den Caprinidenhorizont, die beiden letzteren den Radiolitenhorizont FUTTERER’S charakterisiren, so 
fallen diese Horizonte, welche weiter östlich durchaus verschiedenaltrig sein sollen, am Col dei Schiosi 
zusammen. 

5) Die Schiosi-Kalke und die Calloneghe-Kalke zeigen lithologisch grosse Uebereinstimmung und 
enthalten beide eine Strandfauna. Trotzdem sind sie nach ihrem Gesammtcharakter und nach den einzelnen 
Bestandtheilen durchaus von einander verschieden. Jene dürften dem oberen Cenoman, diese dem unteren 
Senon angehören. 

6) Hiermit sind zwei palaeontologisch wohl bestimmte Horizonte in den Rudistenkalken der Süd- 
alpen gegeben. Eingehendes Studium der übrigen Fossilien dieser Kalke wird zweifellos eine weitere 
Gliederung derselben ermöglichen. 


Textfiguren-Verzeichniss. 


Seitenzahlen, auf denen sich die Art eingehender besprochen findet, sind halbfett gedruckt. 


Caprina schiosensis . 
MN schiosensis a. . 
y schiosensis ß. . 


5 schiosensis cf. B. . 

= schiosensis y. . 

5 ef. schiosensis y. . 

2 schiosensis, Var. eribrata . 

Rn schiosensis, cf. Var. cribrata 
2 schiosensis, Var. loculata 

. schiosensis, Var. perforata 

5 schiosensis, Var. solida 

h schiosensis, cf. Var. solida 1. 
S schiosensis, cf. Var. solida 2. 
3 schiosensis, ef. Var. solida 3. 


e schiosensis, cf. Var. 


Oerithium cf. Haidingeri . 
Coralliochama Orcutti . 
Hippurites Oppeli 

Nerita Taramellii 
Plagioptychus Arnaudi 


Sphaerucaprina forojuliensis . 


n Sp. 


solida 4. 


No. 
2. 


TE 
18. 
Ir 

4aB.>. 


ZUR. 5 


10a, b, ce. 
1Ea,'b.% 
16. eur. 
8a, Dead. 
12:9. .bir2 
13. 


100, 
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124. 
124. 
101, 
125. 
IT 
itis 
121. 
106, 
114, 
114, 
106, 
114, 
114, 


144. 
105. 


140, 
136. 
101, 
101, 
128. 


Seite 
114, 119. 
107, 122,193 


112, 125. 


116. 
119. 


110, 115. 
117. 
118. 
114, 118. 
120. 
120. 


141. 


138. 
127. 


ES, 


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Tafel-Erkläruns. 


Tafel VII. 
Fig. 1—2. Ostrea afl. Munsoni Hırr. Casera Schiosi. p- 96. 
„3 —4. „ schiosensis n. sp. Col dei Schiosi. p. 96. 
„ 5—6. Terquemia forojuliensis n. sp. Col dei Schiosi. p. 96. 
„ Ta,b. Lima afl. consobrina D’ORBIGNY. 5 p- 9%. 


„ 8. Lima (Ctenoides) sp. Deposito. p. 97. 

9a,b; 10. Lithodomus. avellana v’Orgıeny. Col dei Schiosi. p. 98. 

„ 11. Caprina schiosensis BoEHM, Var. loculata n. var. Untere, rechte Klappe. 
L äussere Ligamentfurche. Casera Schiosi. p. 121. 


Sämmtliche Originale befinden sich in meiner Sammlung und sind in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


G.Boehm, Kreide in den Südalpen. 


Palaeontographica,Bd. XLI. Taf. VI. 


R Schilling gez Lith. Anst v Schilling & Boben Freibura ı B 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel IX. 


Fig. 1a,b. Caprina? Untere, rechte Klappe. Col dei Schiosi. p. 121. 
s— s Lage des p. 122 erwähnten Querschnittes. 
„ 2. Caprina schiosensis BoEHM y. Obere, linke Klappe. Casera Schiosi. p. 125. 
s'—s'! Lage des Querschnittes Textfigur 4a. 


s? » ” ” „ Ab. 
Ba Caprina schiosensis BOEHM 7. Obere, linke Klappe. Schiosi. p. 125. 
n 4. 5 schiosensis BOEHM «. Obere, linke Klappe. Casera Schiosi. p. 123. 


N Zahn, d‘ vordere Zahngrube der unteren, rechten Klappe; n Zahngrube 
der oberen, linken Klappe für den Zahn N der Unterklappe; nm’ acces- 
sorische Grube, zu n gehörig. ZL äussere Ligamentfurche; ma vordere, 
mp hintere Schliessmuskelstelle; oma Kanäle ausserhalb der vorderen 
Schliessmuskelleiste; © Y Wohnraum des Thieres. 


Das Original zu Fig. 3 gehört der Universitätssammlung zu Padua, die übrigen Originale befinden sich in 
meiner Sammlung. Sämmtliche Exemplare sind in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI: 


’alaeontographica,Bd. 


EEE 


Bee. 


XL]. 


G. Boehm. Kreide ın den Südalpen. 


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er 9 tlohebennigilde gi u = 20er ST slow a 
- A ae zus | 2b m 


“ 


Tafel-Erklärung. 


Tafel X. 


Fig. 1a, b. Caprina schiosensis BosHum 8. Obere, linke Klappe. Casera Schiosi. p. 124. 
D‘ vorderer Zahn; od‘ Kanal des Zahnes D!; n Zahngrube; »’ accessorische 
Grube, zu n gehörig; Z innere Ligamentgrube und entsprechende, äussere 


Ligamentfurche; ma vordere, mp hintere Schliessmuskelstelle; CV Wohn- 
raum des Thieres. 


Das Original befindet sich in meiner Sammlung und ist in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


“ 


G. Boehm, Kreide in den Südalpen. 


Palaeontographica, Bd. XLI. al 


N | Anst v Schilling & Go. Freiburg ı 1 
R Schilling gez Lith Anst v Schillin a& reiburg i 


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Tafel-Erklärunse. 


Tafel XI. 


Fig. 1. Sphaerucaprina striata FUTTERER Sp. Obere, linke Klappe. Casera Schiosi? p. 126. Original zu 
Orthoptychus striatus FUTTERER. XVII, Taf. 7, Fig. 1a,b. 
„2. Schiosia forojuliensis n. sp. Obere, linke Klappe. Casera Schiosi. p. 129. 
„ 3a—d. Coralliochama Orcutti Warte. Todos Santos Bai, Niedercalifornien. p. 104. 
Fig. 3a—b. Obere Klappe. 3a. Prismen der Prismenschicht; — 3b. Querschnitt, die Lage 
desselben veranschaulicht die horizontale Linie s'—s‘ an Textfigur 6, p. 105. 
Fig. 3c—d. Untere Klappe. 3c. Querschnitt. — 3.d. Schnitt senkrecht zu3c. Die Lage 
der Schnitte veranschaulichen die horizontale Linie s®®—s?, und die verticale 
Linie s®’—s? an Textfigur 6, p. 105. Die äusseren Linien an 3c und 3d 
zeigen die Grenzen der theilweise erhaltenen, äusseren Schalenschicht. 


D’ vorderer, D hinterer Zahn der Oberklappe; N Zahn der Unterklappe; » Zahngrube der 
Oberklappe für den Zahn N der Gegenklappe; n’ accessorische Grube zu n» gehörig; Z innere Ligament- 
grube und entsprechende, äussere Ligamentfurche,; ma vordere, mp hintere Schliessmuskelstelle; CV Wohn- 
raum des Thieres. 


Das Original zu Fig. 1 gehört der Staatssammlung in München, das Original zu Fig. 3a—d der 
Universitätssammlung zu Freiburg i.B., das Original zu Fig. 2 befindet sich in meiner Sammlung. Sämmt- 
liche Exemplare sind in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica, Bd. XLI, 


G.Boehm, Kreide in den Südalpen. 


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Tafel-Erkläruns. 


Tafel X. 


Fig. 1—4; 5a—c. Caprotina hirudo Pırona sp. Col dei Schiosi. p. 129. 


Fig. 1 und 5b, c. Aeussere Form der Unterklappe. — Fig. 2. Exemplar mit beiden 
Klappen. — Fig. 3. Sculptur der Unterklappe vergrössert, $2 — Fig. 4. Querschnitt 
durch drei zusammenhängende Unterklappen. — Fig. 5a. Schloss der Unterklappe. 

Ander Unterklappe Fig. 5a: N Zahn; d‘ vordere, d hintere Zahngrube; ZL Liga- 
mentfurche; mp Grube für den hinteren Schliessmuskel. 


Fig. 6—16. Radiohites macrodon Pırona sp. p. 131. 


D’ vorderer, D hinterer Zahn; L innere Ligamentgrube und entsprechende, äussere Liga- 
mentfurche; ma vordere, mp hintere Schliessmuskelapophyse; r (Fig. 15c) Ausschnitt für 
das Rectum. 


62,6. Deckelklappe. Col dei Schiosi. 


Te % mit Querböden. Deposito. 

8. s Lama d’Ortus. 

9, a Col dei Schiosi. © 

103,b. R Fig. a—b in der Verticalen um 180° gedreht, Steinkern in 


situ. Col dei Schiosi. 

11, 12, 13a, b. Deckelklappen. Col dei Schiosi. 

14. Beide Klappen im Zusammenhang. Col dei Schiosi. 

15a—d. Deckelklappe. Fig.c: Ansicht von unten, r Ausschnitt für das Rectum, vergl. 
diese Arbeit, p. 132. Col dei Schiosi. 

16. Unterklappe mit rechter Klappe von Diceras Pironai. Col dei Schiosi. 


Sämmtliche Originale befinden sich in meiner Sammlung und sind, mit Ausnahme von Fig. 3, in natürlicher 


Grösse dargestellt. 


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Palaeontographica. Bd. XLI. 


G.Boehm, Kreide in den Südalpen. 


Palaeontographica, Bd. XLI. Taf XI. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel XIII. 


Fig. 1—3. Actaeonella (Volvulina) schiosensis n. sp. p. 133. 
„4. (omus schiosensis n. sp. p. 133. 

„ 5a,b; 6a, b. Nerinea forojuliensis Pırona. p. 134. 
„Tab. Tylostoma Pironai n.sp. p. 135. 


are: 5 ef. forojuliensis n. sp. p. 136. 
u 3 5 forojuliensis n. sp. p. 135. 
„ 10—11. “ schiosensis n. Sp. DP. 136. 


„ 12-14. Nerita (s. str.) Taramellii Pıroxa. p. 136. 

„ 15a, b. Lytoceras sp. Fig a: 2. — Fig. b:4. Die Flanken 
der Windungen des letzten Umgangs sind etwas zu 
stark gewölbt. p. 137. 


Sämmtliche Originale stammen vom Col dei Schiosi, befinden sich in meiner Sammlung und sind — mit 
Ausnahme von Fig. 15a — in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


G. Boehm, Kreide in den Südalpen. 


Palaeontographica, Bd. XLI. Taf XII. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel XIV. 


Fig. 1a,b. Arca sp. Rechte Klappe. p. 137. 
2a, b. Hippurites Oppeli Dowvınık. Unterklappe. p. 139. 
Fig. 2a. Ansicht von oben. d‘ (nicht D’) vordere, d (nicht D) hintere Zahngrube; 
ma Eindruck des vorderen Schliessmuskels; mp Höhlung für die zahnartige 
Apophyse des hinteren Schliessmuskels des Oberklappe; Z Schlossfalte; P* erster, 
P? zweiter Pfeiler; CV Wohnraum des Thieres. 


Fig. 2b. Ein Theil der äusseren Schicht, von der Unterseite desselben Exemplares, mit 
den Eindrücken des Gefässsystems. 


” 


„3. Actaeonella Sanctae-Orucis FUTTERER. p. 143. 


Die Originale stammen aus dem grossen Steinbruche unterhalb Calloneghe, befinden sich in meiner Samm- 
lung und sind in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


G.Boehm, Kreide in den Südalpen. 


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Parelu XV: 


Fig. 1—4. Natica fadaltensis n. sp. p. 146. 
Fig. 1 zeigt die Spiralsculptur in natürlicher Grösse, Fig. 4 dieselbe 


Sculptur, von einem anderen Individuum, vergrössert, 2. 
5a, b. Pseudomelania (Oonia) Paosi n. sp. p. 145. 


6. Actaeonella (Volvulina) laevis SOWERBY Sp. p. 143. 
7a, b; 8-9. Nerita (Otostoma) depressa FUTTERER. p. 146, 


” 


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”» 


Sämmtliche Originale stammen aus dem grossen Steinbruche unterhalb Calloneghe, befinden sich in meiner 
Sammlung und sind — mit Ausnahme von Fig. 4 — in natürlicher Grösse dargestellt. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeontographica,Bd. XLI. 


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G. Boehm, Kreide 


in den Südalpen. 


Litn. Anst v Schilling & Co,Freiburg i B 


Beiträge zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina 


mit besonderer Berücksichtigung von Oxyrhina Mantelli Agassiz 


von 


Charles R. Eastman. 


Hierzu Tafel XVI-XVII. 


Historische Einleitung. 


Die fossilen Haifischzähne des Zamnidae-Typus, welche Acassız vor 50 Jahren mit grossem Scharf- 
sinn in eine Anzahl Gattungen und Species zerlegte, gehören nicht allein zu den schönsten und best er- 
haltenen Fischüberresten, sondern auch zu den am längsten bekannten. Da sie fast überall in den tertiären 
Ablagerungen recht häufig sind, so verfehlten sie auch nicht, ihrer auffallenden Form und ihres Aussehens 
wegen, in fast jedem Land und Zeitalter die Aufmerksamkeit und das Staunen des Volkes zu erregen. 

Dem praehistorischen Menschen, wenigstens in America, dienten sie als Pfeilspitzen und zu anderen 
Werkzeugen, und die Eingeborenen Brasiliens sollen sie auch bis zu unserer Zeit in ähnlicher Weise ver- 
wendet haben. — In Italien sind sie besonders häufig und unter dem gemeinsamen Namen Glossopetrae 
oder ÖOrnithoglossae waren schon den alten Römern bekannt, denn sie werden von ihren Schriftstellern 
erwähnt, und von dieser Zeit an veranlassten sie eine Menge recht auffallender Theorien zur Erklärung 
ihrer Natur und Herkunft. Im Allgemeinen aber hielt man sie entweder für Naturspiele sammt den mit 
ihnen vorkommenden Petrefacten, oder man glaubte in ihnen die versteinerten Zungen von Vögeln, Schlangen 
und anderen Thieren zu erblicken. Indessen wurde eine Reihe recht sonderbarer Fabeln daran angeknüpft, 
welche immer eifrigst wiederholt wurden. Eine solche, welche erst im Mittelalter auftauchte hat sich sogar 
bis in dieses Jahrhundert erhalten. Sie gibt nämlich an, dass der Apostel Paunus auf Malta von einer 
Schlange gebissen worden sei, worauf er sie verfluchte und eine ungeheure Menge davon tödtete. Weiter be- 
richtet die Legende, dass diese Schlangenzähne ein Schutzmittel gegen Gift und allerhand Krankheiten seien 
und daher findet man selbst in den Schriften der hervorragenden Aerzte” des 16. Jahrhunderts Rathschläge 


1 Livıvs, Libr. XLII. Juvenacos, Sat. XIII. V. 63. Seneca, Quaest. natural. III. Cap. 17, 19. Auch bei Prmius, 
Sorisus u. a. cf. Referate etc. in Scuorr, Physica Curiosa, S. 1341, und Srosarus, Opuscula, S. 122. 

? cf. Anp. Lisavıus, Singularium, pars IV. cap. XXIII. p. 424. Cox. Geswer, Hist. animal. lib. III. Borrıus pe Boor, 
Gemm. et lapid. historia. (Dieser war Hofarzt des Kaisers Ruvorrr II.) 


150 Zur Kenntuiss der Gattung Oxyrhina. 


über die Darstellung und den Gebrauch dieser trefflichen Arznei. Dass dieser Aberglaube keineswegs am 
Anfang des 17. Jahrhunderts verschwunden war, beweist die folgende, ganz ernst gemeinte Vorschrift des 
bekannten CarouLus Lang in seiner „Historia lapidum figuratorum Helvetiae“, welche drei Auflagen erlebte, 
die letzte im Jahre 1735. 

„Virtutes internae; Glosso — seu Odontopetrae sunt lapides naturae alcalinae, eduleorantis, Alexipharmacae, 
Antiepilepticae, Diureticae, et Antihydropicae: pulvis eorum ad scrupulum unum exhibitus variolas, et morbillos expellit, nec 
non malignitati febrium resistit. Aquae fontanae inditi exeitant bullas, quibus subsidentibus aqua gargarisata inflammationes 
faucium et colli, ejusque exulcerationes curat, si cridendum iis, quae Oraus WorNuIUs in suo museo addueit. 

Externea. Externe suspenduntur e collo puerorum auro vel argento inclusi, ad arcendam eorum epilepsiam et 
pavorum, nonnunquam dentifriciis admiscentur ad dealbandos dentes, gingivarumque acidum absorbendum “ p. 50, Aufl. 1708. 

Der erste aber, der die Glossopetrae richtig deutete und zwar durch Vergleich mit Zähnen lebender 
Haie, war Favıus CoLumnA, oder CoronnA, dessen „Dissertatio de Glossopetris“ erst im Jahre 1616 ver- 
öffentlicht und als Anhang zu den drei lateinischen Auflagen von Aucustınus ScıLua’s Werke,‘ „De Cor- 
poribus Marinis“ herausgegeben wurde, und zwar 1747, 1752 und 1759. 

Scıuua, der von Beruf Maler und Dichter war, zeigt sich in dieser durchaus wissenschaftlichen 
Arbeit als ein sehr scharfsinniger Beobachter und beweist gerade bei der Besprechung der Glossopetrae 
eine für seine Zeit fast erstaunliche Kenntniss dieses Gegenstandes. Er begründete schärfer und erweiterte 
durch die vergleichende Methode die Ansicht Corumna’s, so dass es ihm nicht allein gelang nachzuweisen, 
welche unter den recenten Haien ähnliche Zähne besitzen, sondern auch die Stellung zu bezeichnen, welche 
die fossilen im Gebiss einnehmen. Er sagt sogar: 

„Ja die Haifischzähne sind auf solche Weise neben einander gefügt, dass man leicht angeben kann, zu welcher Seite 
ein jeder gehört, welche dem Halse am nächsten stehen, welche neben der Schnauze, welche zur rechten und welche zur 
linken liegen, und da in dem Gebiss eines Haifisches die Zähne der linken Seite nicht denen der rechten entsprechen, noch 
die oberen den unteren, so lässt sich bei jedem beliebigen Zahn ohne weiteres bestimmen, in welchen Kiefer und Kieferast 
er gehört.“ 

Fast zur gleichen Zeit mit ScıvLua erschien auch die Abhandlung des dänischen Gelehrten STENo°, 
der viele Jahre in Italien lebte. In dieser Arbeit beleuchtete er die Anatomie eines Haifisches aus dem 
Mittelmeer und es war darin unter anderem betont, dass die Zähne dieses Fossils ganz genau überein- 
stimmten mit jenen aus den Frdschichten von Toscana. Ferner versuchte er, recente und tertiäre Muscheln 
mit einander zu vergleichen und stellte eine ganz zureichende Erklärung des Fossilisationsprocesses auf. 
Im Allgemeinen ist sein grosses Werk * sehr wissenschaftlich, und da der Verfasser eine merkwürdige Ein- 
sicht in die Geologie besitzt, bietet es ein besonderes Interesse. 

Ebenso wie ScıuuA’s Arbeit erlebte auch jene von Srtexo drei Auflagen, wovon eine in die eng- 
lische Sprache übersetzt wurde. In Folge der Verbreitung dieser drei grundlegenden Werke einestheils 
und durch fortwährend neue Entdeckungen unter Anwendung der vergleichenden Methode anderntheils 
hörte der Glaube an Schlangenzungen allmählich auf. Dass jedoch die Frage gern disputirt wurde, 
beweist die grosse Anzahl mehr oder weniger eingehender Abhandlungen darüber, welche nicht allein in 
Italien, sondern auch in England, Frankreich und insbesondere in Deutschland erschienen. 


1 Erst in Italienisch unter dem Titel „La vana speculazione disingannata dal sensa“ u. s. w. in 1670 veröffentlicht. 
? NıcoLaus Sreno (eigentlich Srexoxsvs). — De Solido intra Solidum naturaliter contento u. s. w. Florenz, 1669. 


Historische Einleitung. 151 


Indessen fehlte es nicht an Versuchen zur Bestimmung der ursprünglichen Grösse des Thieres, 
wobei man als Regel annahm, dass die Zähne bei recenten und fossilen Haien in gleichmässigem Verhältniss 
zur Länge des Körpers stünden. In dieser Beziehung gelangte man durch die vergleichende Methode je- 
doch nicht immer zu glücklichen Resultaten. Dass es insbesondere. bei Carcharodon sehr verschiedene 
Meinungen gab, lässt sich aus den drei folgenden Beispielen erkennen: Aus den Untersuchungen von 
M. Laorpipe ergibt sich, dass Carcharodon megalodon mindestens 70 Fuss 9 Zoll lang gewesen sein muss. 
Aus PArkınson’s Messungen eines noch grösseren Zahnes muss ein solches Thier sogar mindestens 100 Fuss 
lang gewesen sein. Auf Grund eines 4 Zoll langen Zahnes und gestützt auf einen Vergleich mit einem 
„Seehund“ aus dem Mittelmeer, kommt Kunpmann in 1737 zu folgender fabelhaften Annahme: — 

„So müsste der Rachen eines solchen Fisches über 100 Ellen weit gewesen sein, durch welchen er ganze Com- 
pagnien Reiter, ja Heuwagen zusammt den Pferden verschlucken können.“ — Rariora Naturae et Artis, 1737, p. 89. 

Auf die spätere Literatur bis zu dem Meisterwerk von Acassız 1833—44, hat es für uns keinen 
Werth weiter einzugehen, daher beschränken wir uns nur auf die Anführung der wichtigsten Abhandlungen 
und gehen alsdann zu einer Beschreibung von Oxyrhina Mantelli über. 


Verzeichniss der älteren Literatur. 


1549. Libavius, Andreas. Singularium, lib. IV. p. 424. (Eine andere Ausgabe desselben 1601.) 

1565. Gesner, Conrad. De omni rerum fossilium genere u. s. w. Hist. animal. lib. IV. 

1609. Boetius de Boot, Anselmus. Gemmarum et lapidum historia, lib. IV. p. 301, 343. 

1616. Columna (oder Colonna), Fabius. De Glossopetris dissertatio, in „Historia stirpium rariorum“, auch als 
Anhang zu Scillai’s „De Corporibus marinis“, 1747, 1752, und 1759 herausgegeben. 

1647. De Laöt, Johannes. De gemmis et lapidibus, lib. II. cap. II. p. 103. 

1662. Schott, Caspar. Physica curiosa, lib. X. cap. XVI. p. 1341—48. 

1667. Voigt, Gottfried. Dissertatio de piscibus fossilibus atque volatilibus. 

1669. Steno, Nicolaus. Descriptio anatomica Canis Carchariae, in „Specimine elementorum myologiae“, p. 110. 

1669. Steno, Nicolaus. De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus. 

1670. Scilla, Agostino. La vana speculazione disingannata dal senso, lettera responsiva circa i corpi marini, 
che petrificati si trovano in varii luoghi terrestri. (Lateinische Ausgaben unter dem Titel: De corporibus 
marinis lapidescentibus quae defossa reperiuntur, 1747, 1757, 1759 mit Columna’s „De Glossopetris“ als 
Anhang). 

1672. Boccone, Paolo (Sylvius). Recherches et observations naturelles touchant les dents des poissons 
petrifees u. s. w. (Eine andere Ausgabe 1674 und ins Holländische übertragen, 1744), 

1672. Boccone, Paolo (Sylvius). Intorno alle glossopetre. Mus. di Fis. Obs. XXXII. p. 179. 

1674. Lister, Martin. Observatio de glossopetra tricuspidi non serrata. (Philosoph. Transact. IX. No. 110, p. 223.) 

1676. Faber, Johann Matthaeus. Observatio de glossopetris. (Ephemerides medico-physicae academiae naturae 
euriosorum, Dec. I., Ann. VI., VII, VIII, IX). 

1678. Tudeccius, Simon, A. De oculis serpentum et linguis melitensibus. (Ephem. med. acad. naturae curios. 
Dec. I. Obs. 119, p. 287). 

1686. Wormius, Olaus. De glossopetris dissertatio. 

1686. Olearius. Gottorfische Kunstkammer p. 32. 

1687. Geyer, Johann Daniel. Schediasma de montibus conchiferis ac glossopetris Alzeiensibus. 

1689. Koenig, Emanuel. De glossopetris in Helvetiae repertis. (Ephem. med. acad. naturae curios. Dec. II. 
Ann. VIII. p. 303). 

1699. Lhuyd (Lhwyd, Luid oder Lloyd), Edward. Lithiophylacii Britanniei Iconographia, p. 63, 69, Tab. X. 
(Eine zweite Ausgabe 1760). 

1704. Bartholinus, Caspar. De glossopetris disputatio. (Zweite Auflage 1706.) 

1706—08. Scheuchzer, Johann Jacob. Beschreibung der Naturgeschichte des Schweizerlandes. Abth. II. p. 143. 

1708. Scheuchzer, Johann Jacob. Piscium querelae et vindiciae, p. 21. 

1708. Lang, Carl Nikolaus. Historia lapidum figuratorum Helvetiae u. s. w. (Zweite Auflage 1735.) 

1709. Lang, Carl Nikolaus. Tractatus de origine lapidum figuratorum u. s. w. Cap. I. 

1709. Mylius, Gottlieb Friedrich. Memorabilia Saxoniae subterranae. (Zweite Auflage 1718.) 

1710. Büttner, David Sigismund. Rudera diluvii testes. 


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Verzeichniss der älteren Literatur. 153 


1717—20. Helwing, Georg Andreas. Lithographia Angerburgica, part. I. cap. VI. p. 59. 

1717—20. Riviere, M. Commentatio de dentibus petrefactis variorum piscium, quo simul ii cum dentibus recenti- 
bus ejusdem generis comparantur. (Commentarii Acad. Monsp. I. p. 75). 

1719. Wolfarth, Peter. Historia naturalis lapidum Hassiae inferioris, p. 46, Taf. XXI. Fig. 7, 13, 19. 

1722. Breynius, Johann Phillip. Epistola de melonibus petrefactis montis Carmel vulgo creditis. 

1723. De Jussieu, Anton. Sur les pierres appelees yeux de serpents et crapandines. (Memoires de l’Acad. roy. 
des sciences, p. 296.) 

1726. Kundmann, Johann Christian. Promptuarium rerum naturialium et artificialium pp. 228—235. 

1727. Goeritz, J. A. Abhandlungen von Schlangenaugen und Schlangenzungen. (Büchner’s Miscell. Phys-med.) p. 167. 

1730. Georgius, Pater Ignatius. Paullus Apostolus in mari, quod nunc Venetus finus decitur naufragus, 
Diatr. III. p. 145. 

1730. v. Ciantar, Graf Johann Anton. Dissertationibus apologetibus de Paullo Apostolo in Melitam ejecto 
u. Ss. w. p. 236. 

1735. Lesser, Friedrich Christian. Litheotheologa. Buch V. cap. V. p. 531. (Zweite Auflage 1751.) 

1736. Ritter, Albrecht. Commentatio de Zoolithodendroidis u. s. w. 

1737. Kundmann, Johann Christian. Rariora naturae et artis, p. 86—91. (Viele Referate angeführt.) 

1741. Frisch, Jodocus Leopold. Musei Hoffmanninani petrefacta et lapides, p. 73, 76, 107, 

1742—50. Brückmann, Franz Ernst. Centuria epistolarum itinerarium I.—III. Cent. I. Ep. 29. De glosso- 
petris et chelidoniis. 

1748. Hill, Sir John. A history of fossils. (Deutsche Uebersetzung von C. F. G. Nestfeld, 1766.) 

1750. Grundig, Christoph Gottlob. Natur- und Kunstgeschichte von Sachsen, Abth, I. p. 463, 567. 

1752—53. Stobaeus, Kilian. Opuscula, in quibus petrefactorum historia illustratur u. s. w. p. 122. 

1753. Brückmann, Franz Ernst. Petrefactum singulare, dentem seu palatum piscis Ostracionis referens, (Acta 
physico-med. acad. nat. curios. Act. IX. p. 116.) 

1757. Bajer, Johann Jacob. Monumenta rerum petrificatorum praecipua, Oryctographia Noricae supplem. p. 6. 

1758. Gesner, Johann. Traetatus physieus de petrificatis u. s. w. p. 61. 

1758. von Maffei, Scipione. Gedanken von Blitz, Insekten und verschiedenen Seefischen auf den Bergen. 

1762. Schiavo, Domencio. Descrizione di varie produzione naturali della Sicilia. 

1762—64. Walch, Johann Ernst Imm. Das Steinreich. (Zweite vermehrte Auflage 1769, p. 96, Taf. I. Fig. 1.) 

1777. De Witry. Sur les glossop£tres et les bufonites. (M&moires de l’acad&mie des science de Bruxelles, Bd. I. p. 3.) 

1778. De Witry. Sur les dents de Squales, (M&moires de l’acad&mie des science de Bruxelles, Bd. II.) 

1793. Ure, David. The history of Rutherglen and East Kilbride. 

1796. Volta, Seraphin. Ittiologia veronese del museo Bozziano u. Ss. w. 

1811. Parkinson, James. Organic Remains of a former world, Bd. III. p. 254, 

1822, Bourdet, M. Notice sur les fossiles inconnues, qui semblant appartenir & des plaques maxillaires de 
poissons dont les analogues vivans sont perdus u. s. w. 

1822. Bourdet, M. Histoire naturelle des Ichthyodontes, ou dents fossiles qui ont appartenu & la famile des poissons. 

1822, Mantell, Gideon Algernon. The Fossils of South Downa, p. 227, Taf. XXXU. 


Palaeontographica, Bd XLI. 20 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli aus der 
oberen Kreide von Kansas. 


Vorkommen und Erhaltungszustand. 


In den Jahren 1890—92 liess Herr Geheimrath von ZıtteL aus den Niobrara-Schichten von Logan 
County, Kansas, eine prachtvolle Serie von Wirbelthierresten aufsammeln, deren Beschreibung zum grössten 
Theil in der Palaeontographica! veröffentlicht wurde. Dieser Serie gehört auch das hier zu beschreibende 
Fossil an, welches hinsichtlich seiner Vollkommenheit und seines Erhaltungszustandes wohl einzig dasteht, 
und darum auch ein Glanzstück der reichen Sammlung bildet. Ueber wesentliche, bis jetzt fast unbekannte 
Punkte erhalten wir durch dieses Fossil neue interessante Aufschlüsse. Ein Hauptvorzug des Stückes be- 
steht darin, dass die verschiedenen Skeletttheile in ihrer natürlichen Lage zur Ablagerung kamen und 
äusserst wenig durch Fortschwemmung und Schichtendruck gelitten haben. Während gewöhnlich nur isolirte 
Zähne, Knochen, Wirbel u. s. w. gefunden wurden, haben wir hier noch Alles im schönsten Zusammenhang. 
Wie günstig die Erhaltungsbedingungen waren, beweist uns der Umstand, dass selbst sonst leichter zerstör- 
bare Substanzen erhalten blieben. Für die Zwecke der mikroskopischen Unsersuchung besonders günstig 
war die Infiltration von Eisenoxyd in die Dentinröhrchen der Schuppen. Das ganze Thier liegt in einem 
weichen Kalk, aus dem die einzelnen Theile so vorzüglich herauszupräpariren waren, dass man bei Be- 
trachtung des im hiesigen Museum aufgestellten Skelettes eher an eine zoologische als an eine palaeonto- 
logische Sammlung erinnert wird. 

Zweifellos ist das vorliegende Exemplar von O. Mantelli das vollkommenste, bis jetzt gefundene 
seiner Gattung, und sicherlich auch eines der besterhaltenen der ganzen Familie der Lamnidae. Ein so 
vollständiges Gebiss, eine fast complette Wirbelsäule, derartig erhaltene Knorpelsubstanz sind bis jetzt noch 
von keinem anderen Riesenhai aufgefunden worden. Eine derartige Hautbedeckung, frisch wie im Leben 
aussehende Schuppen, welche uns massenhaft im Gestein überliefert sind, waren bis jetzt unbekannt, ihre 
Conservirung war aber auch nur unter ganz ausserordentlich günstigen Bedingungen zu erwarten. 


Es hat zwar nicht an Versuchen gefehlt aus mehr oder weniger im Zusammenhang gefundenem 
Material und durch Vergleichung mit recenten Arten die Bezahnung fossiler Haie zu reconstruiren ?; allein 


1 cf. A. R. Croox, Knochenfische, Band XXXIX. 1893, S. 107—124. J. C. Merrıam, Pythonomorpha, Band XLI. 
1894, 8. 1—40. 

? cf. die Arbeiten von LAwLEY, JAEKEL, NOETLING, WOODWARD u. a.; ScıuuA i. J. 1752 bildete Carcharodon-Zähne 
ab, welche in 4 Querreihen standen. 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli, 155 


alle derartigen Versuche haben uns nicht viel mehr geholfen, als uns den Unterschied zwischen Frontal- 
und Lateralzähnen genauer kennen zu lehren. In wie viel Reihen die Zähne angeordnet waren, Längs- 
und Querreihen, wie sie nach ihrer Stellung im Ober- und Unterkiefer variirten und was für Eck- und 
Symphysenzähne es gab, wusste man nicht. 

Isolirte Wirbelkörper waren schon im vorigen Jahrhundert bekannt. Burrın ' beschrieb sogar eine 
„Seeschlange‘‘ aus der Nähe von Brüssel, welche aus 38 zusammenhängenden Selachierwirbeln besteht. 
MANTELL? erwähnt das Vorkommen von Wirbeln nebst Zähnen und Chagrinhaut in England. Erst in der 
letzten Zeit aber sind Ueberreste, welche überhaupt mit den unsrigen verglichen werden können, aufgefunden 
worden. Im Jahre‘ 1878 wurden aus der Scaglia Oberitaliens zwei wichtige Fossile zu Tage gefördert, und 
zwar waren es Wirbelsäulen von Oxyrhina Mantelli, in Verbindung mit mehreren zerstreuten Zähnen. Die 
kleinere, welche noch unbeschrieben ist, ging an das städtische Museum zu Belluno über, die grössere, 
welche erst vor sechs Jahren Bassanı? sehr kurz beschrieb, befindet sich in der Sammlung der Universität 
zu Pavia. Die letztere besteht aus 122 dicht an einander gereihten Wirbeln, deren gemeinsame Länge 
vier Meter und siebzig Centimeter beträgt; am vorderen Ende ist sie von etwa fünfzig Zähnen umgeben, 
denen allen die Wurzel fehlt. Auf dieses Exemplar werde ich im Folgenden wieder zurückkommen; an dieser 
Stelle sei es nur erwähnt als der nächst dem unsrigen vollständigsten bis jetzt bekannten Ueberrest von 
Oxyrhina. 

Die Bearbeitung dieses trefflichen Materials wurde mir durch die Freundlichkeit des Herrn von 
ZITTEL gütigst anvertraut, welcher mir ausserdem seine reichhaltige Privatbibliothek freundlichst zur Be- 
nützung überliess. So sei es mir an dieser Stelle erlaubt, meinem hochverehrten Lehrer meinen innigsten 
Dank auszusprechen; auch dem Herrn Dr. Bruno Horer bin ich für gütige Hilfe bei der mikroskopischen 
Untersuchung, und Herrn Dr. Ferıx PLienineer bei dem Corrigiren des Manuscripts zum grössten Dank 
verpflichtet. 


Geologische Verhältnisse. Was speciell die Lagerung und die petrographische Beschaffenheit 
der Niobrara-Schichten betrifft, so sind sie schon in den zuvor eitirten Arbeiten von CRooX und MERRIAM 
geschildert. Da aber in beiden eine jetzt meist wieder verlassene Eintheilung angeführt ist und sich Un- 
genauigkeiten constatiren lassen bezüglich der Armuth der Invertebraten und bezüglich der aequivalenten 
Schichten Europas, so müssen wir die geologische Stellung der betreffenden Schichten etwas näher in’s 
Auge fassen. 

_ Wie Erprıpee‘ nachgewiesen hat, verlieren sich öfters sowohl die petrographisch, wie auch 
die palaeontologisch unterscheidenden Charaktere zwischen der Fox Hills und der Ft. Pierre-Gruppe einer- 
seits und der Niobrara- und der Ft. Benton-Gruppe anderseits, daher pflegt man die ersteren unter dem 


i Oryctographie de Bruxelles 1784, S. 80, Taf. II. Fig. B, 6, I; Taf. II. Fig. B; ef. auch J. J. Barer, Oryctographia 
Norica, 1758, S, 27 u. s. w. 

? Wonders of Geology 1839, S. 328. 

3 Mem. Soc. Ital. de Scienze. Band VII. 1888, 

2 Amer. Jour. Science. Band XXXVII. 1889, S. 313—321. Ausserdem unter der neuesten Literatur über die Kreide- 
bildung in Kansas vergl. C. A. Waıre, Bull. U. S. Geol. Surv. No. 82, 1891. T. W. Stanton, Bull. U. S. Geol. Surv. 
No. 106, 1893; Roserr Hay, Geology and Min. Resources of Kansas, 1893; F. W. Cracm, Am. Geologist, Band VI. S. 233, 
Band VII. S. 23. SıamuerL Cauvın, The Niobrara Chalk, Am. Geologist, Band XIV. 1894, S. 140. 


156 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina, 


Namen Montana-Formation, die letzteren dagegen unter dem Namen Colorado-Formation zu vereinigen und 
fügt als drittes und unterstes Glied der oberen Kreide die Dakota-Formation an. 
Die Mächtigkeit dieser Formation in Kansas gibt die folgende Tabelle an: 


A Fox-Hills-Gruüppe . "= ..0 0. „ Lose 
tana-F t Senon) . 
Montana üpmationstSenpn) Et.. Pierre-Gruppe-. - „ ..*. „Ve 
i : Niobrara-Gr EEE. _ 
il Colorado-Formation (Turon) ee Su. 
Ft. Benton-Gruppe. - ».—..., .. .... es 
Däkota-Formation (Cenoman) „7.2. zn BE N 


In Kansas liegen die Kreide-Schichten fast horizontal, oder schwach nach Nordwesten geneigt und 
ruhen discordant auf dem Carbon. In dem westlichen Theil des Staates sind sie von Tertiär-Süsswasser- 
bildungen überlagert, welche gleichfalls horizontal liegen. Ausserhalb Kansas besitzt die Colorado-Formation 
eine weite Verbreitung, ist aber östlich von dem Mississippi-Fluss nicht entwickelt. Sie erstreckt sich über 
die folgenden Staaten: Iowa, Minnesota, Nord- und Süd-Dakota, Nebraska, Kansas, Colorado, Wyoming, 
Montana, Utah, Arizona, New-Mexico und wahrscheinlich auch Texas; ferner ist sie in Britisch-America 
mächtig entwickelt. Von dieser Formation sind schon etwa 100 Arten von Wirbelthieren und 150 von 
Wirbellosen bekannt. 

Es haben Mer und Haypen‘ schon im Jahre 1861 den Versuch gemacht, die Kreidebildungen 
America’s und Europa’s zu parallelisiren und sie hatten die Montana- und die Colorado-Formationen dem 
Senon und Turon gegenübergestellt. CopE” behauptet fünfzehn Jahre später ganz ausdrücklich, dass die 
Colorado-Formation und das Turon aequivalente Bildungen seien. Und neuerdings hat Stanton? mit be- 
sonderer Berücksichtigung der wirbellosen Fauna derselben Meinung beigepflichtet. Ferner wären das 
Hangende respectiv das Liegende für die Altersbestimmung massgebend. Die Ft. Pierre-Gruppe ist schon 
lange als identisch mit dem unteren Grünsand-Horizont (Lower Marl Bed), in New-Jersey bekannt, dessen 
Zugehörigkeit zu dem Senon ÜREDNER* nachgewiesen hat, während die Dakota-Formation am ehesten 
dem Cenoman entspricht. Hieraus schliessen wir, dass als gleichalteriges Aequivalent der Colorado-Formation 
die Turonstufe in Europa angesehen werden dürfte und dass unsere Fossilien aus dem oberen Turon stammen. 


Zähne. 


Art-Bestimmung. Bekanntlich waren alle Arten von Oxyrhina lediglich auf Unterschiede in den 
Zähnen begründet. Inwiefern aber die Verschiedenheiten auf specifische Charactere hindeuten, oder in 
wie weit sie als abhängig von der Stellung im Gebiss zurückzuführen sind, ist eine Frage, worüber wir 
allerlei Ansichten in der Literatur finden, deren directe Lösung nur aus dem Fund eines ziemlich voll- 
ständigen Rachens zu erwarten ist. Ich erinnere hier nur an Acassız selbst, der von seinen zuerst neu 
aufgestellten 14 Arten später wieder 4 einzog; an Progst, der die Arten O. Desorü, O. xiphodon und O, 


1 Proc. Acad. Nat. Sci. Philadelphia, 1861, S. 423. 

? Cope, E. D., Cretaceous Vertebrata, U. S. Geol. Surv. Territ. 1875, Bd. III. S. 27, 42. 

3 Stanton, F. W., Colorado-Formation. Bull. U. S. Geol. Surv. No. 106, 1893. 

* CREDNER, H., Kreide v. New-Jersey. Zeitschr. der deut. geol, Gesell. Jahrg. 1870, S. 191—251. 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 157 


hastals für thatsächlich verschieden hielt, eine Meinung, welcher NoETLIne widerspricht, und an LAwuer, 
Isser u. a., welche unter dem Namen Oxyrhina Agassizi sechs und unter dem Namen Oxyrhina Desorii 
nicht weniger als sieben zuvor als selbständig betrachtete Arten zusammenfassen. 

Bei der Bestimmung der uns vorliegenden Zähne müssen wir nun entscheiden, ob sie identisch 
sind mit denjenigen Formen, welche Acassız als Oxyrhina Mantelli bezeichnet hat, oder nicht. Wenn 
nicht, so ist der Name O. extenta, unter welchem LeıpyY' erst isolirte Zähne von demselben Fundort be- 
schrieb, und welcher jetzt überall in America gilt, beizubehalten; können wir aber ihre Uebereinstimmung 
mit O. Mantelli beweisen, so muss natürlich der Leıpr’sche Name eingezogen werden. 

Leıpy selbst zweifelte, als er den neuen Namen vorschlug, an der Berechtigung desselben. Das 
Vergleichsmaterial, welches ihm damals zu Gebote stand, war sehr gering. Er hatte bloss fünf Zähne aus 
der amerikanischen Kreide und anfangs kein europäisches Vergleichsmaterial, dagegen die drei Werke von ’ 
Acassız, Dixon und Reuss. Nur ein Merkmal schien ihm aufgefallen zu sein, nämlich eine grössere Aus- 
breitung an der Basis der Krone mit einer entsprechend langen Wurzel; und auf diesen scheinbar ge- 
nügenden Unterschied begründete er eine neue Species. Dabei bemerkte er an seinem Material eine Ueber- 
einstimmung mit einer von Dıxon’s Abbildungen’, welche von den übrigen abgebildeten Exemplaren ab- 
wich. Dieselbe Uebereinstimmung constatirte er mit einem andern Zahn von Oxyrhina, welcher aus der 
Kreide von Sussex stammte. Darauf hin folgert er dann, — „if this specimen pertained to O. Mantelli, 
it is probable that the specimens from Mississippi and Indian Territory do likewise.‘ 

Diese Vermuthung der Identität ist nun in Bezug auf das jetzt sehr vermehrte Material völlig be- 
stätigt. Bei dem Vergleich der Zähne unseres Fossils mit den bekannten Exemplaren von ©. Mantelli aus 
der europäischen Kreide, stellte es sich heraus, dass dieselben mit einander ganz übereinstimmen, während 
die von Leıpy abgebildeten Zähne genau Exemplaren aus der Serie von 13 Zähnen gleichen, welche 
WoopwArD in seinem Catalogue of Fossil Fishes (Taf. 17, Fig. 9—21) abbildet. Aber nicht die Zähne 
allein, auch die Wirbel weisen eine überraschende Aehnlichkeit auf?. Uebrigens wäre die Anwesenheit 
dieser Art schon a priori zu erwarten, denn sie ist die in der Kreideperiode am weitesten verbreitete. Sie ist 
in Europa vertreten von Irland bis zum schwarzen Meer und von Schweden bis Italien. Ihr Vorkommen ist 
auch vom nördlichen Africa bekannt, und in dem Grünsand von New-Jersey und in der Kreide von Alabama 
und Texas ist sie gleichfalls gefunden worden. Am Ende der Kreidezeit ist sie in beiden Hemisphären 
durch eine gleichfalls weit verbreitete Art ©. hastalis ersetzt. 


Bezahnung: Von dem Rachen sind nicht weniger als 280 Zähne vorhanden, welche, wie sie aus dem 
verwesenden Knopel herausgefallen, im Schlamme liegen blieben, ohne wesentlich durcheinander gemischt zu 
werden. Die Hauptmasse der Zähne, 214 im ganzen, lag ziemlich regelmässig geordnet auf einer Unterlage 
von dicker Knorpelsubstanz, welche eine Ausdehnung von 40—50 cm aufweist. Drei Zähne lagen einige 


1 Proc, Phil. Acad. Science, 1872, S. 162. Report U. S. Geol. Surv. Territ. Band I. 1873, S. 302. 

2 F. Dixon, Geology of Sussex, 1850. Taf. XXX. Fig. 26. Den Zahn aus der englischen Kreide fand der ameri- 
kanische Forscher erst nachdem seine erste Beschreibung veröffentlicht wurde, weshalb er den neuen Namen nicht gern 
einziehen wollte. 

3 ef. Dixon, Geol. of Sussex, 1850, Taf. XXXI. Fig. 8; Frırsch, Rept. u. Fische d. böhm. Kreide, 1878, Holzschnitte 
Fig. 41, 42; Bassanı, loc. cit. Taf. II. Fig. 7, 8, Taf. III. Fig. 1, 2, 3; Gemırz, Palaeontographica, Bd. XX. Abth. II. 
Taf. XXXIX. u. s. w. 


158 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Centimeter seitlich von dem ersten Wirbelkörper entfernt; die übrigen kamen mehr oder weniger zerstreut 
in Bruchstücken des den Kopf umschliessenden Gesteins vor. Sämmtliche Zähne wurden aus dem Gestein 
herauspräparirt, wobei auf ihre gegenseitige Lage Rücksicht genommen wurde, indem jeder für sich 
nummerirt, gezeichnet und in weichen Thon eingesteckt wurde. Die ursprüngliche Anordnung und der 
Vergleich mit lebenden verwandten Arten bildet nun das Vorbild, nach welchem das Gebiss reconstruirt 
werden kann. Doch sind die Zähne der beiden Kiefer so innig mit einander gemischt, dass wir, um die- 
selben zu unterscheiden in erster Linie Rücksicht auf die Bezahnung recenter Formen nehmen müssen. 
Was die Art des Vorkommens uns hauptsächlich lehrt, ist die allgemeine Aufeinanderfolge von vorn nach 
hinten und die Thatsache, dass die Zähne, deren Wurzel erhalten ist, höchst wahrscheinlich vier Längs- 
reihen bildeten; oder was dasselbe ist, die Wurzeln sind in den vier äusseren Längsreihen erhalten. 
Betrachtet man das Gebiss der recenten Oxyrhina gomphodon, so erkennt man folgende Merkmale: 
1) In beiden Kiefern gibt es zwei Längsreihen von Activzähnen, welche je 13 Zähne enthalten. Die Ersatz- 
zähne sind in grösserer Menge gegen die Symphyse zu vorhanden, wo der Ersatz rascher folgt. Vorne 
bilden sie 5 Querreihen und hinten 2 oder 3. 2) Die drei hintersten Querreihen bestehen aus sehr kleinen 
Zacken, welche wegen ihrer Lage in den Mundwinkeln als Mundwinkelzähne bezeichnet werden können. Im 
Unterkiefer kann unter Umständen auch eine vierte Querreihe von Mundwinkelzähnen sich dazu gesellen, so 


dass die Zahnformel richtiger als . geschrieben sein sollte. Bei diesen hinteren Zähnen ist die Wurzel 


verhältnissmässig lang, worauf die Krone als eine ganz kurze Spitze sitzt. 3) Es folgen zunächst die 
Lateralzähne, welche in sieben Querreihen stehen und welche eine gemeinsame Ersatztasche besitzen. Sie 
haben sehr lange! Wurzeln mit hohen, nach hinten gerichteten Kronen und zwar stehen die Kronen im 
Oberkiefer etwas schiefer nach hinten geneigt als jene im Unterkiefer. Ferner sind die Kronen der Ober- 
kieferzähne gerade, während diejenigen des Unterkiefers an der Spitze leicht nach aussen geneigt sind. 
4) Dann folgen die Frontalzähne, welche dichter aneinander stehen als die Lateralzähne und gleichfalls 
eine gemeinsame Ersatztasche für sich besitzen. Sie sind höher und schlanker als die Seitenzähne und 
mit schmäleren, mehr in seitlicher Richtung comprimirten Wurzeln versehen. Die Frontalzähne des Unter- 
kiefers sind stark zurückgebogen und die 2 Wurzeläste bilden einen spitzeren Winkel miteinander als die 
des Oberkiefers.. Die Krone bei den Oberkieferzähnen ist ganz gerade oder nur an der Spitze leicht nach 
auswärts gezogen, die Wurzel etwas länger und weniger tief gegabelt als bei den Unterkieferzähnen. 5) In 
den beiden Kiefern ist der mittlere der drei Frontalzähne der grösste und unter diesen besitzt der erste 
neben der Symphyse die am stärksten comprimirte Wurzel. Der dritte Frontalzahn beiderseits im Ober- 
kiefer zeichnet sich durch seine geringe Grösse, tief gegabelte Wurzel, und die stark nach hinten gebogene 


\ t Ich wende bei der folgenden Beschreibung die Terminologie an, welche O. JAEREL 
zuerst vorgeschlagen hat, indem die Stellung des Zahnes im Kiefer — als der Längsaxe des Ge- 
bisses — zu Grunde gelegt ist. Demzufolge ist die Höhe des Zahnes das Mass von dem Unterrand 


© Y8 

s ‚x der Wurzel zur höchsten Erhebung der Krone. Die Länge des Zahnes ist seine Erstreckung in 
5 \ der Längsaxe des Kiefers von einem Mundwinkel zum andern. Die Breite (Dicke oder Quere) ist 
S fi r 8 
S M N das Mass des Zahnes von der Innen- zur Aussenseite des Gebisses. Dementsprechend bezeichnet 


man die gleichzeitig aus einer Hautfalte des Kiefers hervorgegangenen Zähne als eine Längsreihe, 


\ die nach einander an derselben Stelle sich verschiebenden Zähne als eine Querreihe. (Vergl. Orro 
\= H JAEREL, Selachier aus dem oberen Muschelkalk Lothringens, Abhandle. z. geol Specialkarle v. Elsass- 
= =22° Lothringen. Band IIi. Heft 4. 1889, S. 275.) 


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Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 159 


Krone aus; Eigenthümlichkeiten im Bau, welche direct von seiner Stellung unmittelbar unter dem Palato- 
Basalfortsatz abzuleiten sind, wo das Oberkieferstück sich stark verengt. 6) Beiden Kiefern fehlen 
Symphysenzähne. 


Indem nun diese Merkmale ebenso ausgesprochen sind bei den Zähnen von O. Mantel, so haben 
wir in denselben ein sicheres Mittel, um ihre richtige Stellung im Gebiss herauszufinden. Und zwar schliesst 
sich die Bezahnung dieser fossilen Form so eng an die der recenten an, dass wir mit absoluter Sicherheit 
die Anordnung der Zähne in dem reconstruirten Rachen als der einstigen Wirklichkeit entsprechend an- 
nehmen dürfen. Beim Aufstellen des reconstruirten Gebisses in der Münchener Sammlung sind die Längs- 
reihen aufrechter und die Zähne in weiteren Abständen als der Wirklichkeit entsprach gestellt worden, um 
eine grössere Uebersichtlichkeit zu erzielen. 


Was die Zahl der Zähne in einer Längsreihe betrifft, so ist sie eben so gross als bei den zwei 
recenten Arten, d. h., es sind oben und unten je 13 Querreihen von Zähnen. Dann sind in jeder Quer- 
reihe 4 Zähne mit Wurzeln (und ausserdem 2 Reihen ohne Wurzel, die wir unten als Ersatzzähne er- 
wähnen). Wenn wir nun die über 3 Längsreihen überzäbligen Zähne auf neue Querreihen vertheilen, dann 
werden die neuen Querreihen weder an Zahl vollständig, noch passen die Zähne in Grösse und Form zu 
einander. Ausserdem würde das Gebiss so sehr verlängert, dass damit die thatsächlich im Gestein erhaltene 
Ausdehnung desselben nicht stimmen würde. Die Möglichkeit, dass Zähne fehlen ist wie wir gleich sehen 
werden ganz ausgeschlossen. 


Auch von anderer Seite gelangen wir zu gleichen Resultaten. Denn bei recenten Haien sind im 
Minimum zwei Längsreihen von Activzähnen vorhanden, öfters vier oder noch mehr. Wo nun deren nur 
zwei bestehen, da sind stets die zwei zunächst folgenden Längsreihen von Ersatzzähnen vollkommen ent- 
wickelt und schon mit stark verkalkten Wurzeln versehen. Und wenn wir für Oxyrhina Mantelli nur das 
Minimum annehmen, so folgt daraus, dass noch zwei mit Wurzeln versehene Ersatzzähne vorhanden ge- 
wesen sein müssen. Darnach kann die Zahl der Querreihen nicht grösser sein als 13. 


Die Frage, ob die Zähne ein vollständiges Gebiss darstellen, ist entschieden mit ja zu beantworten. 
Verwitterung und Fortschwemmung sind ganz ausgeschlossen, weil man nicht annehmen kann, dass isolirte 
Schuppen und Stückchen des Knorpels, die Wirbel, und selbst die Spitzen der Ersatzzähne ruhig zu Boden 


- fielen, während mehrere der Activzähne fortgeschwemmt wurden. Abgesehen von einigen der kleinen Eck- 
- zähne sind alle übrigen Zähne des Gebisses vorhanden, welche nach der oben geschilderten Reconstruction 


u A 


- erforderlich sind. Würden aber ausserdem mehrere Zähne fehlen, so müssen diese unter sich noch andere 


Querreihen gebildet haben, und wenn eine fehlt, so müssen gleichfalls die entsprechendan in demselben und 
in dem anderen Kiefer fehlen. Dass auf einmal 16, 32 oder 48 einander ganz entsprechende Zähne fehlen, 


_ widerspricht sich von selbst. 


In Folge dessen schliessen wir, dass das Gebiss ein ausserordentlich vollständiges ist, dass vier 


Längsreihen von Zähnen mit Wurzeln vorhanden sind, dass die 13 Querreihen in beiden Kiefern sich 
verhalten wie bei den recenten Arten und dass ausserdem noch 2 Längsreihen von weniger voll- 
_ kommenen Ersatzzähnen erhalten sind und ebenso mehrere sehr eigenthümlich gebaute Zähne, welche wir 


als Symphysenzähne bezeichnen. Wir werden diese Zähne nun bezüglich ihrer Stellung im Gebiss etwas 
genauer betrachten und fangen zuerst mit den kleineren an der Ecke der Mundwinkel stehenden Zähnen an. 


160 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Mundwinkelzähne. Von diesen liegen uns 23 vor, welche vollständig erhalten sind, und ausser- 
dem 6 Kronen, welche wahrscheinlich zu den drei hintersten Querreihen gehören. Demzufolge beständen 
die letzteren aus je drei Zähnen. Bei diesen Zähnen ist die Wurzel verhältnismässig länger als sonst 
irgendwo im Gebiss, sie ist auch dicker und auf beiden Seiten flacher als bei den anderen, und in der 
Mitte gar nicht oder nur wenig gespalten. Die Krone ist von der Wurzel scharf abgesetzt, ragt aber nur 
ein klein wenig empor. Die kleineren Kronen sitzen aufrecht auf der beiderseits symmetrisch ausgebreiteten 
Basis, die grösseren sind etwas nach hinten geneigt. Die Emailgrenze läuft auf der Intern- und Extern- 
seite nahezu horizontal; Längsfalten fehlen. Andeutungen von Seitenzacken sind an vier Zähnen vorhanden. 
Die Oeffnung für den Haupternährungskanal liegt sehr hoch an der Wurzel. Bei dem grössten Zahn zeigt 
die Wurzel eine Länge von 2,7 und eine Breite von 1,0 cm, während die Höhe der Krone bloss 8 mm be- 
trägt. Die Wurzel des kleinsten Zahnes ist 7,5 mm lang und 4,0 mm breit, die Krone ist nur auf einen 
schmelzbedeckten Wulst reducirt. Einige dieser Zähne sind auf Taf. XVII. Fig. 23—34 in natürlicher 
Grösse abgebildet; den Typus stellt Fig. 24 am besten .dar, den kleinsten Fig. 34. 

Lateralzähne. Von vollkommen erhaltenen Lateralzähnen sind im Ganzen 160, oder 40 in jedem 
Kieferast, sowohl von Ober- als Unterkiefer, und 10 in einer Längsreihe überliefert. Ausser der Form der 
Krone findet man keinen Unterschied zwischen den Zähnen der beiden Kiefer, und selbst dieser ist keines- 
wegs stark ausgesprochen. Er besteht lediglich darin, dass bei den Zähnen des Oberkiefers die Krone 
etwas schiefer nach hinten gerichtet ist als bei denen des Unterkiefers, deren Krone aufrechter steht und 
deren Ränder mehr geradlinig sind. Bei sämmtlichen Zähnen ist die Krone an ihrer Basis verhältniss- 
mässig dünn, aber sehr lang und von der gleichfalls langen und schwach gegabelten Wurzel scharf ab- 
gesetzt. Die Emailgrenze läuft an der Externseite nahezu horizontal bis zur Mitte der Basis, wo sie eine 
Biegung nach aufwärts macht. An der Innenseite verläuft sie regelmässig schwach nach aufwärts. Die 
Aussenseite der Krone ist ziemlich flach, darüber verläuft bei manchen nur eine einzige Runzel von der 
Basis bis zur Spitze. Die Innenseite der Krone ist leicht convex und glatt, mit schneidenden Rändern 
und scharfen Spitzen versehen, sofern sie nicht durch Gebrauch abgestumpft sind. Spaltungsrisse in dem 
Email kommen gern auf dieser Seite vor und verlaufen immer vertical, ohne aber die Spitze zu erreichen. 

Die Wurzel ist scharf von der Krone abgesetzt und bedeutend länger als der Haupttheil derselben. 
Sie breitet sich vorn und hinten symmetrisch aus, ist aber in der Mitte nicht sehr tief gegabelt. Die Ex- 
ternseite setzt sich in der Ebene der Krone fort und ist durch kleine Oefinungen punktirt, welche die An- 
heftungsstellen der Befestigungsmembran andeuten. Auf der Internseite ist sie gleichfalls flach, abgesehen 
von einer mittleren Erhebung knapp unterhalb der Basis der Krone, und die zwei Ebenen laufen mit ein- 
ander am unteren Rand der Wurzel zusammen. An der erhabenen Stelle tritt wieder eine kleine Einsenkung 
auf, worin die Oefinung für den Haupternährungskanal sich befindet. Die Aussenseite ist nur wenig punktirt. 
Vorn und hinten sind die Enden meist regelmässig abgerundet; aber bei den Zähnen in den ersten Quer- 
reihen nach vorn, d. h. in der vierten Querreihe von der Symphyse, ist der vordere Ast der Wurzel 
schlanker als der hintere und etwas verlängert. Ausserdem bemerkt man hie und da einen schwachen 
Wulst gegen die Enden der Wurzel hin, welcher wahrscheinlich zur Befestigung im Kiefer diente. Es ist 
keine Spur von Nebenzacken vorhanden. Jedoch bei einem einzigen Lateralzahne von derselben Localität, 
welcher einem andern Exemplare angehört, sehen wir ziemlich stark entwickelte Seitenzacken, welche in 
Taf. XVII. Fig. 49 abgebildet ist. Eine merkwürdige Abnormität tritt bei einem Lateralzahn des Oberkiefers 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 161 


auf, welcher ebenfalls für sich abgebildet ist (Taf. XVII. Fig. 48. Dicht neben der Krone auf der hinteren 
Seite sendet die Wurzel einen Fortsatz nach aufwärts, welcher mit einer stark gefalteten Schmelzschicht 
bedeckt ist. Die ganze Bildung dürfte vielleicht einem Seitenzacken entsprechen. 

Frontalzähne. Die Frontalzähne unterscheiden sich von den Lateralzähnen hauptsächlich durch 
ihre schlanken, an der Basis in der Längsrichtung schmäleren, jedoch in der Dicke stärkeren Kronen und 
ihre dementsprechend schmälere Wurzel. Bei den Frontalzähnen des Unterkiefers ist die Krone schwach 
nach innen gebogen, während die langästige Wurzel in seitlicher Richtung comprimirt und in der Mitte 
unter einem spitzen Winkel gegabelt ist. Noch grösser sind die Frontalzähne des Oberkiefers, bei welchen 
die Krone vollkommen vertical steht, während die Wurzel etwas länger und weniger tief gegabelt ist. Von 
Oberkieferzähnen haben wir 24 und vom Unterkiefer gleichfalls 24, welche zu vieren in drei Querreihen 
jederseits der Symphyse stehen. Im Unterkiefer nehmen die Zähne von der Symphyse bis zur vierten 
Querreihe an Grösse zu und von da an nach hinten ab. Im Oberkiefer dagegen findet man die grössten 
von allen Frontalzähnen bereits in der ersten Querreihe, von da an nehmen sie an Grösse ab bis zur dritten, 
d.h. bis zu derjenigen Querreihe, welche unmittelbar unterhalb des Palatobasalfortsatzes stand, dann nehmen 
‚die zunächst folgenden Lateralzähne erst an Grösse zu, hierauf wieder ab. Die Zähne der dritten Quer- 
reihe zeichnen sich von allen übrigen durch ihre geringere Grösse und eigenthümliche Gestalt aus (vergl. 
Taf. XVII, Fig. 3). Die Spitzen und Ränder der Frontalzähne sind sehr scharf, abgesehen von den Zähnen 
in der äussersten Längsreihe. Auf der Externseite verläuft wie bei den Seitenzähnen eine einzige Runzel 
von der Basis bis fast zur Spitze; der Verlauf der Emailgrenze ist ebenfalls dieselbe, nur ist sie stärker nach 
aufwärts gebogen. Seitenzacken fehlen. 

Die Wurzel ist von der Krone scharf abgesetzt, dicker als bei den anderen Zähnen und meist 
nicht so symmetrisch ausgebildet. Sie ist unten hyperbolisch eingebuchtet, dabei ist der vordere Ast 
schlanker und länger ausgezogen. Würde man einen Zahn aufrecht mit seinen Aesten auf eine horizontale 
Ebene stellen, so wäre die Mittellinie oder Axe der Krone ca. 15° nach hinten geneigt!. Oefters tritt 
auch bei diesen Zähnen an den Enden der Wurzeln ein wulstiger Fortsatz auf, natürlich auf der Innenseite, 
Die Eintrittsstelle für den Haupternährungskanal liegt genau in der Mitte der Innenfläche, aber nicht ganz 
so hoch als bei den Lateralzähnen. Diese Seite ist gar nicht oder nur in der Mitte fein punktirt, die 
Aussenseite dagegen ist ziemlich grob punktirt und überdies in der Mitte etwas eingesenkt. 

Symphysenzähne. Mit diesem Namen bezeichne ich noch 11 kleinere Zähne, welche ganz ohne 
Zweifel auf der Symphyse, wahrscheinlich der des Unterkiefers, standen. Sie lagen meist alle nebenein- 
ander im Gestein und bilden untereinander drei Querreihen, d. h. stellt man die Zähne zusammen, welche 
einander in Form und Grösse gleichen, so entstehen drei Querreihen. Unter diesen entsprechen zwei 
einander vollkommen, welche aus je vier Zähnen bestehen, während die übrigen drei Zähne eine Querreihe 


1 Dieses einfache mechanische Mittel kann man auch mit Vortheil anwenden, um die Seitenzähne des Ober- und 
Unterkiefers schnell von einander zu unterscheiden. Stellt man die Zähne aufrecht, oder legt man sie mit den Wurzelästen 
gegen ein Lineal, so gehören diejenigen, deren Kronen am schiefsten geneigt sind, zum Oberkiefer, die mehr geraden dagegen 
zum Unterkiefer. Ferner um die Frontalzähne fast aller Lamna- und Oxyrhina-Arten von einander rein mechanisch zu 
unterscheiden, wende man folgende von Norrrins angegebene Methode an. Man legt die Zähne mit der Externseite auf eine 
ebene Fläche, Tisch, Glasplatte oder dergleichen. Liegen sie mit der ganzen Externseite der Krone platt, so gehören 
sie dem Oberkiefer an, hebt sich jedoch die Seite davon ab und berührt die Externseite nur theilweise die Unterlage, so sind 
es die Zähne des Unterkiefers. 

Palaeontographica. Bd. XLI. 2l 


162 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


für sich bilden. Die zwei gleichgebildeten Querreihen gehören höchst wahrscheinlich ein und demselben 
Kiefer an, in welchem sie nebeneinander standen; aber ob dies der Ober- oder Unterkiefer war, lässt sich 
nicht mit Sicherheit behaupten, und da die Entwickelung von Symphysenzähnen bei recenten Arten sehr 
verschieden ist, so hilft uns auch ein Vergleich mit diesen nicht. Lediglich nach dem Beispiel von Car- 
charias habe ich sie sämmtlich dem Unterkiefer bei der Reconstruction zugezählt. 

Betrachten wir nun die Zähne der zwei einander entsprechenden Querreihen, so finden wir, dass 
die äussersten Zähne am grössten sind, während die drei folgenden allmählich an Grösse abnehmen. Bei 
den zwei äussersten besitzt die mondförmig ausgebildete Wurzel eine Länge von 1,5 cm, eine Dicke (Quere) 
von 0,8 cm und eine Höhe von 0,4 cm. Dementsprechend ist auch die hakenförmige Krone sehr lang 
(1,2 cm) und dick (0,6 cm), aber niedrig, indem die Spitze nur 9 mm hoch ist. Die Kronen sind im Ver- 
hältniss zu ihrer geringen Grösse die kräftigsten im ganzen Gebiss. Die Externseite ist rund und die Spitze 
stark nach innen gebogen, die Innenseite ziemlich flach, beide Seiten sind glatt und über beiden ver- 
läuft die Emailgrenze horizontal. Auf einem einzigen Zahn ist ein schwacher Nebenzacken entwickelt. Die 
Wurzel ist gleichfalls vorn gerundet, in seitlicher sowohl als in verticaler Richtung stark comprimirt und 
an der Basis flach, die zwei Aeste sind symmetrisch und lang ausgezogen. Die Innenseite ist stärker 
punktirt als die Aussenseite. Die Eintrittstelle für den Haupternährungskanal ist nicht deutlich zu sehen, 
scheint aber etwas ausserhalb der Mittellinie zu liegen, hart an der Ligamentkante und zwar auf der linken 
Seite. Die beiden äusseren Zähne sind in natürlicher Grösse abgebildet. Die drei folgenden Zähne sind 
etwas kleiner, ihre Kronen spitzer und nicht so kräftig gebaut und ihre Wurzeläste kürzer als bei den 
ersten, sonst stimmen sie ganz überein und die Wurzeln legen sich eng an einander an. 

Die drei merkwürdigen Zähne, welche die dritte alleinstehende Querreihe bilden, gleichen einander 
in Grösse sowohl, wie in Form. Möglicher Weise standen sie neben den anderen, vielleicht seitlich davon; 
es wäre auch möglich, dass hier einige Zähne fehlen. Die Wurzel ist nur 5 mm lang und in der Mitte 
ebenso dick; sie ist weniger flach an der Unterseite und nicht so tief gegabelt als die anderen Symphysen- 
zähne. Unmittelbar an der Basis der Krone ist sie stark und schräg nach innen gewölbt. Die Krone 
selbst ist spitzig, 6 mm hoch, stark nach rechts und nach innen gebogen und beiderseits glatt. Auf beiden 
Seiten läuft die Emailgrenze regelmässig nach aufwärts geschweift. Es sind keine Spuren von Nebenzacken 
vorhanden. Dies sind die einzigen unsymmetrischen Zähne in dem ganzen Gebiss. Sämmtliche Symphysen- 
zähne sind in Taf. XVII, Fig. 35 —45 abgebildet. Dergleichen scheinen bis jetzt nicht in der Literatur auf- 
geführt worden zu sein, doch möchte ich bemerken, dass unter dem Namen Notidanus recurvus Ag. von PRogstt 
aus der Molasse von Baltringen ein Zahn beschrieben ist, welcher eine gewisse Aehnlichkeit mit den hintersten 
Symphysenzähnen zeigt, die den eben geschilderten zwei Querreihen angehören. Aber ohne einen Vergleich 


mit den Originalstücken ist die Zugehörigkeit desselben zu Lamma oder Oxyrhina nicht sicher zu constatiren. 


Taf. XVII, Fig. 1, welche in 7/ıo natürlicher Grösse gezeichnet ist, liefert uns eine klare Vorstellung 
von der Aufeinanderfolge der Zähne in einer Längsreihe in den beiden Kiefern. Die Grösse derselben von 
vorn nach hinten, gibt die folgende Tabelle an°: 


1 J. Prosst, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische aus der Molasse von Baltringen (Jahreshefte d. Ver. f. 
vater]. Naturkunde in Württ. Jahrg. 1879, S. 163, Taf. 3, Fig. 17). 

? Die Höhe ist an der Aussenseite gemessen. Die Länge ist die grösste Erstreckung in der Längsaxe an der Krone 
resp. der Wurzel, und die Dicke (Breite) ist das grösste Maass zwischen Innen- und Aussenseiten. 


120,277 Fer 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 163 


Oberkiefer. 
Krone Wurzel 
Quer- 
reihe 

Länge Höhe Dicke Länge Höhe Dicke 

IE | 2,8 cm 2,6 cm 1,0 cm 3,2 cm 1,6 cm 1,2 cm 
II. 2,5 ” 2,4 ” 0,9 ” 2,8 ” 1,4 ” 1,1 „ 
III. 1,7 ” 1,5 ” 0,7 „ 2,2 ” 0,9 „ 0,9 ” 
IV. 2,8 „ 1,6 „ 0,7 ” 2,9 ” 151 cr} 0,95 ” 
\% 3,8 El 2,3 ” 0,8 ” 4,1 ” 1,4 ” 1,0 „ 
Ya 3,9 ” 2,4 ” 0,8 2} 4,3 „ 1,4 „ 1,0 2 
VI. 8,8 ’ 2,3 E) 0,8 ” 4,2 „ 1,4 ” 1,0 „ 
VIM. 3,7 ” 2,1 ” 0,8 ER] 4,1 „ 1,3 ” 1,0 ” 
IX. 3,83 ” 2,0 ” 0,7 eh} 3,5 ” 1,2 ” 0,9 Ib} 
X. 2,6 ” 1,4 ” 0,6 eE} 2,9 ” 1,0 ” 0,8 ” 

Unterkiefer. 

I. 2,1 cm 2,3 cm 0,8 cm 2,5 cm 1,5 cm 1,0 cm 
u 2,2 „ 2,4 ” 0,9 ” 2,5 ’ 1,6 „ 1,2 ” 
1001 3,3 ” 2,3 ” 0,8 „ 3,8 th} 1,4 ” 1,1 ” 
10% 3,8 ” 2,2 ” 0,8 ” 4,2 ” 1,4 „ 1,0 ” 
V 83,7 „ 2,15 ” 0,8 ” 4,1 ” 1,2 „ 1,0 ” 
VI 3,7 ” 2,1 ” 0,7 ” 3,9 ” 1,2 „ 1,0 ” 
VII 3,4 b} 2,0 ” 0,7 ” 3,7 „ 1,1 „ 1,0 „ 
VIH. 3,4 ” 1,9 ” 0,6: ” 3,8 >) 1,0 ” 0,9 ” 
IX. 2,8 ” 1,5 ” 0,65 >) 3,1 ” 1,0 „ 0,9 ” 
X. 2,6 ” 1,3 ” 0,6 ” 2,9 „ 0,9 ” 0,8 ” 

Wirbel. 


Die Wirbelsäule ist, wie schon erwähnt, sehr vollständig, vom Kopf bis zum Anfang des Schwanzes 
ohne Unterbrechung erhalten und besteht aus 205 prachtvoll conservirten Wirbeln, welche ihre natürliche 
Reihenfolge noch beibehalten haben. Es fehlen nur die letzten Schwanzwirbel, deren es vielleicht 30, 
höchstens 40 gewesen sein können. 

Abgesehen von der Grösse gleichen sich die Wirbel im Wesentlichen unter einander, sowohl was 
“ den inneren Bau, als auch das äussere Aussehen betrifft. In der Frontal- und Hinteransicht besitzen 
sie normal einen nahezu kreisförmigen Umriss. Die Vorderwirbel sind vollkommen rund, während die 
mittleren ein wenig oval sind, da sie im Verhältniss zu ihrer Breite eine etwas grössere Höhe besitzen. 
Die ersten Wirbel zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie verhältnissmässig geringe Grösse besitzen, doch 
nehmen sie an Grösse sehr rasch zu und werden am grössten in der Mitte der Wirbelsäule, von wo an 
sie allmählich abnehmen. Das Variiren in Bezug auf die Grösse werden wir später eingehender betrachten. 

Die Wirbelhöhlung ist, abgesehen von den zwei ersten Wirbelkörpern, ziemlich flach, und das 
Centrum nie von der Chorda durchbohrt. Der Doppelkegel ist dick, seine Randflächen sind wohl ausge- 


164 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


prägt, dicht und wenig aufgeworfen, und die intervertebralen Flächen fein concentrisch gestreift. Um das 
Centrum (Aussenzone) sind die Schichtenstreifen hell gefärbt, dann folgt eine breitere, dunkler gefärbte 
Zone, welche endlich von einer ebenso breiten, helleren Zone umschlossen ist. Die Bogengruben oder die 
Lücken, welche die Insertionsstellen der Knorpelzapfen für die Neurapophysen und Haemapophysen anzeigen, 
schliessen dorsal und ventral einen Winkel von etwa 30° ein und reichen beinahe bis zum Centrum. Ihre 
Ränder, welche stark verdickt und etwas aufgeworfen sind, berühren die Wände des Doppelkegels entweder an 
zwei oder an einer, oder an gar keiner Seite und sind von den Kalkstrahlen umschlossen und gestützt. Die 
zwischen den Doppelkegelrändern liegende Fläche, d. h. die intravertebrale Peripherie oder Seitenansicht 
der Wirbel ist plan oder leicht eingezogen. Hier treten die Enden der Kalkstrahlen als regelmässig von 
einander abstehende Querleisten auf, von welchen man im Ganzen etwas über 60 zählt. Auf beiden Seiten 
zwischen Haemapophysen und Neurapophysen gibt es durchschnittlich je 25; oben und unten zwischen den 
entsprechenden Knorpelzapfenlücken je 6 bis 7. 

Die Enden der Kalkstrahlen stehen nicht gerade senkrecht zu den Doppelkegelflächen, sondern 
schräg, manchmal auch stark gekrümmt und gebogen, was auf eine gewisse ursprüngliche Plastieität zurück- 
zuführen ist. Dieser Erscheinung gemäss liefern uns die Querschnitte kein scharfes Bild von der Vertheilung 
der Kalkstrahlen und eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass um die Aussenzone alle auslaufenden 
Radialstrahlen so mit einander verschmolzen und durch Querblättchen unter einander verbunden sind, dass 
man die Primärstrahlen gar nicht mehr unterscheiden kann. Die erste und zweite Spaltung findet gleich 
in der Nähe des centralen Doppelkegels statt, so dass aus einem primären Strahl vier neue Strahlen werden, 
welche nun radiär bis zum Aussenrand verlaufen, wo sie sich unmittelbar bevor sie die Randflächen er- 
reichen, noch einmal gabelförmig theilen, was schon von aussen als characteristisches Merkmal zu sehen ist. 
(Vergl. Taf. XVII, Fig. 5). 

Diese reichliche Entwicklung der Strahlen ist nun sehr auffallend, nicht allein deswegen, weil die 
secundäre Verästelung viel stärker ist wie bei allen anderen bis jetzt bekannten Haifischwirbeln, sondern 
auch dadurch, dass gerade bei dieser Gattung eine entschiedene Rückbildung später eingetreten ist. Schon 
im Tertiär! sind die Oxyrhinawirbel in Bezug auf die Zahl der Kalkstrahlen so stark reducirt worden, dass 
sie einen ähnlichen Bau wie Carcharodon” besitzen, und obwohl die Primärstrahlen immer noch innig mit 
einander verschmolzen sind, kann man doch constatiren, dass ihre Zahl nur zehn beträgt. Bei recenten 
Oxyrhinawirbeln ist die secundäre Spaltung ganz verschwunden? und nur zehn dicke Radialstrahlen verlaufen 
geradlinig von der Innenzone bis zum Aussenrand und lassen kaum eine Andeutung von Vertheilung er- 
kennen. Die relative Grösse der Innen- und Aussenzonen bleibt von der Kreide an durchaus constant, 
während in der Grösse der Wirbel selbst, bekanntlich eine bedeutende Verkleinerung eintritt. 

Wenn nun seit der Kreidezeit solche grosse Veränderungen in dem inneren Bau der Wirbel inner- 
halb einer Gattung eingetreten sind, so sollte man bei der Bestimmung isolirter fossiler Wirbel nach 
Abbildungen recenter, keinen zu grossen Werth auf die Aehnlichkeit zwischen denselben legen. Vor 
allen Dingen müssen wir eine genaue Kenntniss von den Variationen der Wirbel in den verschiedenen 


1 Frırz Nortting, Fauna des samländischen Tertiärs, (Abhandlung zur geol. Specialkarte von Preussen, Band VI. 
Heft 3, 1885) S. 61, Taf. 9. Fig. 5c) 

? Hasse, Natürliches System der Elasmobranchier 1879, Taf. 30, Fig. 30. 

3 Hasse, ebenda Taf. 31, Fig. 41, 42. 


EEE ERLEBEN 


Fi 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 165 


Gattungen besitzen, aber ebenso sehr ist zu betonen, dass die Wirbel innerhalb einer Gattung nach Alters- 
stufen und innerhalb eines und desselben Thieres nach Körperabschnitten variiren. 

Ohne weiter an dieser Stelle hierauf einzugehen will ich nur bemerken, dass der innere Bau von 
Oxyrhina Mantelli viel grössere Aehnlichkeit mit dem recenten Ginglymostoma cirratum‘ als mit den lebenden 
Arten von Oxyrhina selbst aufweist und dass ferner die Verwandtschaft mit den als Otodus bezeichneten Wirbeln 
so gross ist, dass Otodus?, dessen Zähne sehr ähnlich sind, jedenfalls keine selbständige Gattung darstellt. 

Was zunächst die Grösse der Wirbel bei unserem Exemplar betrifft, so sieht man daran, dass wir 
es mit einem Riesenthier zu thun haben. Wie die Wirbelsäule jetzt zusammengestellt ist, mit ganz dicht 
an einander gefügten Wirbeln, hat sie eine Länge von 5'/, Meter. Da aber sämmtliche Wirbel durch Druck 
und Verschiebung durchschnittlich ungefähr um '/s ihrer ursprünglichen Länge reducirt sind, so ist diese 
Zahl um etwa 1 Meter zu klein. Ferner dürfen wir für die fehlenden 30—40 Schwanzwirbel mindestens 
50 cm dazu rechnen und schliesslich für den Kopf vom ersten Wirbel bis zur Schnauze auch noch 50 cm. 
Demnach wäre dann das ganze Thier etwa 7'/, Meter lang gewesen. 

Wie die Wirbelsäule eigentlich construirt war, lässt sich leicht aus den folgenden Tabellen und 


- den graphischen Darstellungen verstehen. Um einen Vergleich zu ermöglichen habe ich die Messungen des 


italienischen Exemplares, welches ein gleich grosses Thier wie das unserige ist, mit angeführt. Es ist aber 
hier zu bemerken, dass bei beiden Fossilen die einzelnen Wirbel durch Druck und zwar theilweise durch 
Schichtendruck, wie Bassanı behauptet und wenigstens beim vorliegenden Exemplar auch durch ihr eigenes 
Gewicht gelitten haben, wobei die natürliche ursprüngliche Plastieität die Deformirung begünstigte. 

Da das italienische Fossil nicht aus dem Gestein präparirt wurde, sieht man die Wirbel nicht voll- 
ständig und kann man in Folge dessen aus der deformirten Gestalt die ursprüngliche Form nicht recon- 
struiren. Von der Länge aber haben wir eine sehr genaue Vorstellung, denn die Wirbel verlaufen in ganz 
natürlicher Lage dicht hinter einander in einer geraden Linie, von dem Kopf bis etwas über die Mitte des 
Thieres. Es ist nur schade, dass ein grosser Theil der hinteren Wirbel gänzlich fehlt. Auch in der 
vorderen Parthie wurden noch zehn Wirbel bei der Ausgrabung vernichtet. 


1 Hasse, loc. cit. Taf. 26, Fig. 24. 

?2 In der Münchener Sammlung befinden sich eine grosse Menge von Zähnen aus dem Grünsand (Cenoman) von Kapfel- 
berg und Neukelheim bei Regensburg, welche sich theils als Otodus appendiculatus und theils als Oxyrhina Mantelli bestimmen 
lassen, je nach dem Vorhandensein oder Fehlen von Nebenspitzen, sonst gibt es gar keinen Unterschied. Aber auch dieser 
Unterschied ist fraglich, denn man findet allerlei Uebergangsformen zwischen den beiden Typen. Bei manchen sind zwei 
Nebenspitzen wohl entwickelt, bei anderen dagegen eine oder beide stark verkümmert, und bei den übrigen fehlen sie gänz- 
lich. Und zwar beobachtet man diese Merkmale nicht an Mittelzähnen allein, sondern auch an Seitenzähnen. Man bemerkt 
ferner, dass die zeitliche und, der Hauptsache nach, die räumliche Verbreitung der beiden Arten die gleiche ist. 

Welcher Werth auf das Vorhandensein schwach entwickelter Nebenzacken an isolirten Exemplaren, die nahe an der 
Grenze zweier Gattungen stehen, zu legen ist, ist immerhin eine sehr schwierige Frage in der Morphologie fossiler Selachier. 
Als Beispiele erinnere ich nur an Lamna acuminata As. und an die verschiedenen Meinungen von Acassız, DIxoN, SAUVAGE, 
WoopwArnp und Davıs darüber; an Otodus apiculatus As. und O. subbasalis Kırr.; an Lamna speciosa NEUGEB. und an Oxy- 
rhina conica Davıs. Daraus geht nur so viel mit Sicherheit hervor, dass während die typischen Formen durchgreifend charac- 
teristisch sind, die Zwischenformen häufig in einander übergehen. 

3 Bassanı’s Abbildungen, Taf. 1, Fig. 1 und 2, sollen in dem Maasstabe 1:12 resp. 1:3 gezeichnet sein. Dieselben 
stimmen aber gar nicht mit den im Text angegebenen Dimensionen, welche für Maasstäbe 1:14 resp. 1:4 sprechen, und 
ausserdem sind die Vergrösserungen ungenau übertragen. Es ist zu bedauern, dass der Verfasser seine Beschreibung dieser 
wichtigen Fossile nicht besser illustrirt hat. 


166 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Bei unserem Fossil haben wir das folgende Verfahren angewendet. Mit Ausnahme der ersten 14 
Wirbel, welche zu Ausstellungszwecken in einem Block mit dem Kopfknorpel liegen gelassen wurden, hat 
man sämmtliche Wirbel aus dem umschliessenden Gestein vollkommen herausgeschält und wieder im reinen 
Zustand in derselben Reihenfolge angeordnet. Von jedem einzelnen Wirbel wurde Länge, Höhe und Breite 
gemessen, wo aber die Wirbel deformirt waren, wurde einfach der grösste Durchmesser als Höhe, der kleinste 
als Breite bezeichnet. In Tabelle I. sind diese Resultate für die ersten Wirbel einzeln angegeben, da ge- 
rade bei diesen die Schwankung am grössten ist. Wie gesagt, sind die ersten Wirbelkörper am Anfang 
der Wirbelsäule merkwürdig klein; dem ersten fehlt die vordere intervertebrale Kegelfläche und von Radial- 
strahlen sieht man nichts, da die Innenseite von einer knorpelartigen Verkalkung bedeckt ist. Es wäre zu 
vermuthen, dieser Erscheinung gemäss, dass der erste Wirbelkörper nicht von der Basis des Hinterhaupt- 
theiles getrennt war. Eigenthümlich ist auch die excentrische Durchbohrung für die Chorda. Seine hintere 
Kegelfläche misst 4:5 cm im Durchmesser und passt genau auf die Vorderfläche des zweiten Wirbels. In 
dem letzteren gibt es einen Unterschied von fast 1 cm zwischen den Durchmessern der beiden Kegelflächen; 
die hintere steht von mittlerem Durchmesser zwischen der vorderen und der des nächstfolgenden Wirbel- 
körpers. Von dem dritten Wirbel an nehmen die Wirbel regelmässig an Grösse zu bis in der Mitte der 
Wirbelsäule, wo sie am grössten sind, hierauf nehmen sie sehr langsam an Grösse ab. 

In Tabelle II. dagegen ist nur die durchschnittliche Grösse von je zehn Wirbeln von vorn nach 
hinten angeführt. Betrachtet man nun die Wirbeldekaden als Einheiten, so haben wir bei unserem 20 und 
bei Bassanr’s Exemplar 13 Einheiten mit einander zu vergleichen. 

Die Deformation der einzelnen Wirbel haben wir wohl berücksichtigt und wir haben versucht, den 
vor der Verdrehung bestehenden natürlichen Durchmesser auszurechnen; die betrefienden Resultate findet 
man in Rubrik 5 und in der oberen und unteren Curve der dazu gehörigen graphischen Darstellung (Taf. XIV, 
Fig. 2). Der Umstand, dass die mittlere Curve, welche durch die arithmetischen Mittel der oberen und 
unteren Curve erzeugt wird, einen sehr regelmässigen Verlauf nimmt, spricht dafür, dass wir die Werthe 
für die Punkte der oberen und unteren Curve möglichst richtig angenommen haben. 

Das Verfahren bei Ermittlung dieser Werthe war das Folgende: Zunächst erschien es bei genauer 
Beobachtung der Formen und unter Berücksichtigung der Art der Druckwirkung kein Fehler zu sein, wenn 
wir die Oberflächen der deformirten Wirbel als Ellipsen betrachteten und demnach ihren Inhalt berechneten. 
Aus diesem Inhalt hätte man direct die Grösse eines Kreises mit gleichem Inhalt berechnen können, in- 
dessen musste doch in Folge mancherlei Störungen uud Verbiegungen angenommen werden, dass die ur- 
sprüngliche Oberfläche grösser war, wie die jetzt sichtbare. Jedoch könnte sie natürlich nicht so gross 
sein als ein Kreis, dessen Durchmesser die jetzige Längsaxe -ist, denn man sieht an den Wirbeln selbst, 
dass sie in dieser Richtung durch Druck verlängert sind. Wir haben dann zwei Grenzen, das Maximum 
und Minimum, mit dem gesuchten Werth irgendwo in der Mitte. Wir haben die zwei Kreise ausgerechnet, 
den einen durch Umrechnung der deformirten Wirbeloberfläche, den andern direct aus dem grössten Durch- 
messer des Wirbelkörpers und das arithmetische Mittel genommen. Dies lieferte uns einen mittleren Werth 
für den Oberflächeninhalt und der Durchmesser dieses Mittelkreises gab uns zugleich die gesuchte Höhe 
‚des Wirbels. Indessen fanden wir es zweckmässiger und für die Rechnung gleichgiltig, statt der Maass- 
zahlen eines einzigen Wirbels für sich, die Durchschnittszahlen von je zehn Wirbeln zu nehmen, was auch 
in Tabelle II. zu bemerken ist. Wie die graphische Darstellung uns lehrt, ist der Verlauf der Mittelcurve, 


a 


TEE een 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 167 


welcher die berechneten Resultate entsprechen überall sehr regelmässig und darin glauben wir die Be- 
rechtigung der Methode zu finden. Zu unterst auf dem Diagramm ist die Höhe und die Länge aller zehn 
Wirbel dargestellt, und zum Vergleich ist unterhalb derselben eine entsprechende Darstellung des italieni- 
schen Exemplars. 


Tabelle I. 


Grösse der vordersten Wirbel. 


Wirbel Länge Höhe - Breite Bene 

Durchmesser 
Nro. 1 (Vorderfläche fehlt) . . . . | 2,0 4,5 | 4,5 4,5 

IVorderflachesspes rer: 4,5 4,5 

» Hinterfläche | 24 54 54 | 50 
» 93 2,2 6,0 6,0 6,0 
ar \ 2,2 6,5 6,0 6,5 
5 ' 3,2 7,9 4,6 6,6 
6 h 3,3 8,3 4,5 7,0 
rn; 3,2 8,4 4,6 Ds 
RER 3,6 8,4 4,8 7,5 
9 3,3 8,0 5,5 7,7 
..10 3,4 8,4 5,8 7,8 
SP 2,9 7,8 6,2 7,8 
„12 3,3 8,5 4,7 7,8 
„bl, 3,4 8,5 4,8 7,8 
el 3,0 8,0 7,2 7,8 


Ausser den zu diesem Fossil gehörenden Wirbel befinden sich im hiesigen Museum mehrere einzelne 
Wirbelkörper aus dem Grünsand (Cenoman) von Kapfelberg bei Kelheim in Bayern, und ein sehr schöner 
Rumpfwirbel aus dem Senon von Orville, Departement du Pas de Calais in Frankreich, welche auch zu 
Ozxyrhina Mantelli gehören. Die Zugehörigkeit isolirter Wirbel zu dieser Art wurde schon von Reuss' 
und Frırsca ” auf Grund ihrer häufigen Vergesellschaftung mit den entsprechenden Zähnen vermuthet, was 
durch Bassant’s Original bestätigt wurde. Daraufhin stellt Frırsca® nun auch die von Reuss und GEINITZ 
eingehend beschriebenen Coprolithen, welche in gleicher Weise vergesellschaftet sind, zu Owyrhina 
Mantelli *. 


1 A. E. Reuss. Verstein. böhm. Kreideformation. 1845 —46, S. 9, 

2 Anton Fritsch. Reptilien u. Fische der böhm. Kreideform. 1878, S. 17. 

3 Anton Fritsch. Studien im Gebiete böhm. Kreideform. Nro. 4, 1889, S. 64, Fig. 22. 

2 Unter dem Namen Coprolithus Mantelli beschreibt CRepner (Zeitschr. deut. geol. Gesell. Bd. XXII. 1870, 8. 242) 
grosse Haifisch-Coprolithen au$g dem Marl-Bed von New-Jersey. J. Hyman (Amer. Jour, Sci. Band X. [2], 1850, S. 235) er- 
wähnt das Vorkommen von riesengrossen Coprolithen aus dem Miocän von Virginia. In einem grösseren Coprolithen von 
Plauen, welchen E. Fischer in der Allg. deutsch. Naturh.-Zeitung, 1856, II. S. 139, Fig. 22, hervorhebt, wurden zwei Zähne 
von Oxyrhina angustidens eingeschlossen gefunden. 


168 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Tabelle 1. 


Durchschnittliche Grösse der Wirbel von zehn zu zehn. 


Amerikanisches Exemplar Italienisches Exemplar 
Dieeaden Deal % II. II. IV. Y VL. A 
Berechnete 
Länge Höhe Breite Area Durch- Länge Höhe 
messer 
Nro. 1 2,00 4,50 4,50 15,9 4,5 1,5 5,5 
I. ll) 2,92 7,14 5,12 28,7 6,6 4,89 5,5—12 
IL, ul: 282490 3,59 8,95 4,21 29,6 1,7 4,05 5,5—12 
IN. 0 9]0,40:30 3,59 9,32 4,91 35,9 8,1 3,94 129,0 
IV. En an 0) 3,59 9,39 5,20 38,4 8,3 4,08 12— 9,0 
V. Al R50 3,60 8,89 5,21 36,4 84 3,63 9—8,0 

vr ale, 3,43 8,63 5,90 40,0 84 [3,70] [Fehlen] 

VII. 3 7 2,87 8,76 7,82 53,8 8,5 3,77 8--10,0 
VI. en le 80) 3,38 8,26 8,04 52,2 8,4 4,67 10—8,5 

IX. Sl 90 2,28 8,39 7,88 51,9 8,3 3,35 10—8,5 

X. „ .,, 100 2,66 8,45 7,41 49,2 8,2 3,56 8,5—10 

XI. 7 MW 5 2,60 8,20 7,01 45,2 1) 3,35 8,5—10 

XII. Sl, 2,35 2.99 5,80 36,4 7,5 2,84 8,5—10 
XI. 210150, 2,04 7,44 6,12 35,8 7,3 3,42 8,5—10 
XIV. „las Je) 1,85 7,08 6,79 37,5 7,0 —_ — 

XV. a, la 1,90 7,04 6,24 34,5 6,7 = — ı 
xXVl. alas, 10) 1,82 6,57 6,02 31,1 6,4 _ _ 4 
XV. n 1 ee 1,75 6,21 5,92 23,9 6,1 — _ - 

XVIM. NE 1,46 5,76 5,10 23,1 5,6 _ _ 

RE ae le) 1,35 4,70 4,50 16,6 4,9 = = 

xXX. „il 200 1,51 4,21 4,11 13,6 4,3 _ — 

XXI. „901... 205 1,60 4,08 3,56 11,4 3,6 _ — 

Knorpel. 


Bruchstücke der Knorpelsubstanz kamen überall im Gestein vor, theils ober- und theils unterhalb 
der Wirbelsäule, waren aber in grösseren Massen nur am Kopf erhalten. Seitlich von den ersten Wirbeln 
liegt noch eine grosse Partie derselben, welche die characteristische sternförmige Structur ausserordentlich 
schön erkennen lässt (vergl. Taf. XVIII, Fig. 7). Der Knorpel ist ziemlich dick (ca. '/ cm) und scheint 
hie und da zusammengefaltet und über einander gelagert zu sein. Aus welcher Gegend des Thieres dieses 
Stück herrührt, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Die zweite grosse Partie war in Verbindung 
mit den Zähnen und bestand aus zwei Schichten, einer oberen mehr verwitterten, welche einen Theil der 
Zähne bedeckte, und einer vollständig frisch erhaltenen Unterlage, worauf sich die Zähne befanden. Auf 
der Unterseite der letzteren waren mehrere Partien, wovon die grösste 3 bei 1,5 cm misst, ganz mit fest- 
sitzenden Schuppen bedeckt. Dieser Erscheinung gemäss wäre es nicht ein Stück des Gaumens, sondern 
die äussere Haut des Kopfskelettes. 


el A a a 2 557 I PEN 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. 169 


Behufs des Studiums der Mikrostructur wurde eine grosse Serie von Dünnschliffen angefertigt, 
welche in verschiedenen Richtungen und in verschiedener Dicke gelegt wurden. Das Material lieferte aus- 
gezeichnete Präparate, welche am deutlichsten den inneren Bau zeigten. Von der wohlbekannten verkalkten 
Knorpelstructur bei recenten Haien waren aber gar keine Abweichungen zu erkennen. Daher ist eine ge- 
nauere Beschreibung entbehrlich, und wir fügen bloss ein paar Zeichnungen bei (vergl. Taf. XVIII, Fig. 1, 6, 7). 

Auch das Vorkommen von Knorpelverkalkungen bei fossilen Selachiern ist schon lang bekannt. Man 
findet getreue Abbildungen desselben in den Werken von Dixon, Acassız, GEINITZ u. A. und Funde des- 
selben sind häufig in der Literatur erwähnt. 


Schuppen. 


Die Schuppen sind sehr klein, meist unter 0,5 mm gross und stehen sehr dicht, pflasterförmig neben 
einander. Sie sind rundlich gebaut und in der Mitte mehr oder weniger tief eingeschnürt, wodurch sie in 
zwei durch einen Hals („Stiel“) deutlich getrennte Theile verfallen, in einen Hauptschuppentheil oder Ober- 
platte, dessen Oberfläche meist glatt und glänzend erscheint und bald rundlich, bald viereckig oder poly- 
gonal ausgebildet ist und in eine gleichfalls glatte, aber weniger glänzende Basis, auf deren Unterseite eine 
oder mehrere Ausmündungen der Pulpahöhle sich befinden. Manche der kleinen Schuppen zeigen auch 
einige schwache Falten, welche auf der Oberplatte senkrecht zur Medianebene verlaufen und auf den Hals- 
partien verschwinden. 

Ihrer auffallenden Kleinheit wegen wurden die Schuppen zuerst falsch gedeutet. Sie kamen während 
des Präparirens hie und da zerstreut im Gestein vor und erinnerten sehr an feinkörnige Concretionen, so 
dass sie anfangs einer genauen Untersuchung entgingen. Da bekanntlich in dem gelben Kalk der Niobrara- 
Schichten die Einwirkung von Eisen und anderen Stoffen in grösserem Maassstab und in sehr schöner 
Weise auftritt, wie z. B. in den bunten Farben am Salomon-Fluss, so wurden diese kleinen Körner als eine 
rein anorganische Erscheinung betrachtet. Sie erschien aber immer häufiger, je mehr Knorpelsubstanz aus 
dem Gestein blossgelegt wurde, bis endlich ein Stück desselben sich mit glänzender Chagrinhaut bedeckt 
zeigte. Darnach wurde eine sorgfältige Prüfung des Materials vorgenommen, welche eine grosse Masse von 
Schuppen aus verschiedenen Gegenden des Thierkörpers lieferte; sie waren aber am häufigsten in der 
Kopfregion. r 

Die Anordnung der Schuppen stimmt, wie die Abbildung Taf. XVII, Fig. 3 uns lehrt, genau mit 
derjenigen der recenten Haie überein. Sie stehen ganz regelmässig, dicht an einander gedrängt, in Längs- 
und Querreihen und zwar in der Weise, dass die Schuppen einer Querreihe nicht in einer geraden Linie 
mit denen der unmittelbar vorhergehenden und nächstfolgenden Reihen stehen, sondern dass sie mit der- 
selben in ihrer Stellung alterniren. Würde man man nach der Angabe Hxzrrwıg’s die einzelnen Querreihen 
beziffern, um ihre Stellung zu bestimmen, so stünden einerseits die Schuppen aller ungerade benannten 
Binerreihen (von 1, 3, 5, 7, 9 usw), sowie anderseits die gerade benannten 

(von 2, 4, 6, 8, 10, „ „), auf gleichen Längslinien. 
An einigen Stellen stehen die Schuppen so dicht, dass durch Verschiebungswachsthum, Zusammen- 


drängung und dergl. kleine Deformationen und Missbildungen des Hauptschuppentheils hervorgebracht 


Palaeontographica. Bd. XLI. z 


170 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


wurden. Die Oberplatten sind nicht mehr rundlich ausgebildet, wie im normalen Zustand, sondern sie 
nehmen die Form des geringsten Widerstandes, wie z. B. die Zellen einer Bienenwabe an und sind meist 
polygonal, oder auch rautenförmig abgegrenzt. Die grösste Diagonale liegt aber stets in der Richtung der 
Längsaxe des Thieres; ein Beweis also, dass eine stärkere Verschiebung unter den Schuppen in den ein- { 
zelnen Querreihen ausgeübt wurde, als zwischen benachbarten Reihen. Die Verschiedenheit in Form sowohl, & 
wie die Art der Anordnung sieht man in Taf. XVIII, Fig. 8. Ferner bemerkt man, dass keine der Schuppen- 
oberflächen ganz flach ist, sondern der Stacheltheil im Verhältniss zur Basis etwas nach hinten aufsteigt 


m” 


und über die folgenden Schuppen hervorragt. In Folge dessen fühlt sich die Chagrinhaut, wenn man sie mit 
dem Finger von hinten gegen vorn zu streicht, entschieden rauh an; ziemlich glatt dagegen, wenn dies in h 
anderen Richtungen geschieht. F 

Was zunächst das Vorhandensein oder Fehlen von Sculptur-Falten auf der Oberfläche betrifft, so + 
bemerken wir, dass solche meist nur an den kleineren Schuppen vorkommen, an den grösseren aber fehlen $ 
und ferner, dass die zweierlei Arten von Schuppen getrennt in dem Gestein vorkommen. Daher könnte man E 
annehmen, die Falten stellen Jugendformen dar und verschwinden im Verlauf der weiteren Entwicklung, } 
oder durch mechanische Einwirkung; wahrscheinlicher aber erscheint mir, dass dieses Merkmal ein mit der 4 
Lage am Thierkörper zusammenhängender Unterschied zu betrachten ist. Die glatten Schuppen könnten & 
z. B. auf die Bauchseite beschränkt gewesen sein und die mit Falten versehenen auf die Rückseite. 4 


Die kleineren verzierten Schuppen können nicht Jugendformen sein, sonst kämen sie nicht so 
massenhaft und stets für sich allein vor und überdies würde man Uebergangsformen finden. In Wirklich- 
keit aber sind die Falten wohlentwickelt, oder sie fehlen gänzlich. Spuren von Falten wären doch an 
völlig ausgebildeten Schuppen zu beobachten, falls sie für Jugendstadien characteristisch wären. Sie dürfen 
aber ganz unzweifelhaft als Jugendformen in der Entwicklung von Stacheln, welche für recente Haifisch- 
schuppen so characteristisch sind, betrachtet werden, denn die letzteren sind nichts anderes als eine höhere 
Modificirung desselben Grundprineips. 

Innerer Bau. Zur Kenntniss der inneren Structur sowohl, wie der chemischen Beschaffenheit der 
Schuppen wurde eine grosse Serie von mikroskopischen Präparaten, Dünnschiffen u. s. w. angefertigt; die- 
selben wurden auch im polarisirten Licht beobachtet und mit verschiedeneu Reagentien behandelt. Einige 
der typischen Formen wurden ausgewählt und bei mehrfachen Vergrösserungen gezeichnet (vergl. Taf. XVII, 
Fig. 9). Die Hauptmasse der Schuppen besteht aus beinahe ganz homogenem Dentin, welches durch- 
scheinend hellbraun erscheint und die feinste mikroskopische Structur sehr gut erkennen lässt. Seine Ober- Fa 
fläche zeigt sich bei starker Vergrösserung feinfaserig. Die Dentingrundmasse enthält in der Mitte eine E 
ziemlich grosse Pulpahöhle, von deren Oberfläche mehrere Dentincanäle entspringen und ist an dem Haupt- © 
schuppentheil von einer dünnen Schmelzschicht umhüllt, welche aber gegen die Halspartie allmählich auf- 
hört. Die Entwicklung der Dentincanälchen bietet uns besonderes Interesse, denn sie ist abweichend von 
den recenten Schuppen und stellt eine Mittelform zwischen diesen und den ältesten dar. Von der Pulpa- 3 
höhle aufsteigend entspringt eine wechselnde, aber meist geringe (6—15) Zahl von Hauptstämmen, welche 
unter einander gleich gross sind und sich in kleinere Aeste theilen. Wenn sie sich an Zahl vermehren, 
so erstrecken sie sich auch über einen Theil der Seitenwände der Pulpahöhle und die äussersten Canäle 
biegen sich seitwärts und abwärts, dringen aber nicht in die Basis ein; in anderen Fällen entspringen sie 24 
nur von der oberen Wand der Pulpahöhle. Die Canäle verzweigen sich dichotomisch, aber die Verästelung x 


Ei 


Beschreibung eines grossen Exemplars von Oxyrhina Mantelli. a 


ist nicht so reichlich als bei recenten Haifischschuppen. Die sich allmählich vermehrenden und stets aus- 
breitenden Aeste setzen ihren Verlauf unter Biegungen und Knickungen gegen die Peripherie zu fort und 
enden in den feinsten Canälchen. Die Enden dieser Canälchen dringen aber nicht ganz bis zur Schmelz- 
grenze vor, sondern lassen einen schmalen Randstreifen frei, was auch bei recenten Haien der Fall ist; 
unter diesen Streifen scheinen sie netzförmig unter einander zusammenzuhängen. In Folge dieser fort- 
währenden Verästelung wird von je einem grösseren Aste ein ziemlich ausgedehnter Bezirk der Dentinrinde 
in dem Hauptschuppentheil mit feinsten Röhrchen versorgt. Der Basis dagegen scheinen sie in der Regel 
vollständig zu fehlen. Hie und da kann man Spuren von Dentincanälchen entdecken, welche einzeln oder 
paarweise von der unteren Ausdehnung der Pulpahöhle entspringen und eine schwache Entwicklung auf- 
weisen. Sie hängen mit den anderen Canälen nicht zusammen, deren Austrittsstellen höher un-der Pulpa- 
höhle sehr deutlich zu erkennen sind und sie scheinen nur ausnahmsweise vorhanden zu sein. 


Die Pulpahöhle ist in den meisten Fällen regelmässig ausgebildet und dabei folgen ihre Wände 
ungefähr den Conturen der Schuppenaussenseite. Manchmal tritt ausserdem eine grössere Ausbreitung der 
Pulpahöhle in der Basis auf, welche mit seitlichen sowohl wie mit basalen Ausmündungen versehen ist. 
In der Regel aber gibt es nur eine oder zwei Ausmündungen an der Unterseite der Basis. Eine solche 
erscheint als rundes Loch in der Mitte der Schuppenbasis, welche in Taf. XVIII, Fig. 10 abgebildet ist. 
Rings um die Pulpahöhle herum werden manchmal abwechselnd hellere und dunklere Streifungen beobachtet, 
welche auf eine Schichtung der Dentinsubstanz zurückzuführen sind. Abgesehen von diesen, erscheint 
das Dentin vollständig homogen zu sein. 


Der Schmelz bildet eine dünne Rindenschicht um die Oberplatte herum und verschwindet an dessen 
Hals, d. h. er ist nicht an den Parthieen entwickelt, welche innerhalb der Cutis lagen. Der Schmelz ist 
hart, glatt und glänzend, und vollkommen homogen. Im polarisirten Licht zeigt er schwache Doppelbrechung 
und hohe Lichtbrechung. In ihn dringen die Enden der feinen Dentinröhrchen nicht ein, sondern es zeigt 
sich eine scharfe Trennungslinie zwischen Schmelz und Dentin, welche übrigens nicht zackig, wie bei 
recenten Haien erscheint, sondern geradlinig. Von Essigsäure oder verdünnter Salzsäure wird der Schmelz 
ziemlich langsam, die Basis der Schuppen dagegen bedeutend leichter angegriffen. 


Vergleich mit anderen Schuppentypen. Im Vorigen haben wir gesehen, dass diese Schuppen 
in mancher Hinsicht von denen des gewöhnlichen recenten Typus im Bau abweichen. Bei den letzteren 
finden wir schon in den äusseren Merkmalen zwei durchgreifende Unterschiede. Zunächst ist die Gestalt 
durch die Entwicklung von Stacheln geändert und die Basis in eine besonders ausgebildete Basalplatte um- 
gewandelt worden. Im Innern finden wir einen ganz auffallenden Unterschied in der Entwicklung der 
Dentincanäle. Die Zahl der Hauptstämme ist stark reducirt worden, denn es sind selten mehr als fünf; 
und von diesen zeichnet sich einer durch seine Grösse aus, er verläuft constant nach der Spitze der Schuppe 
und versorgt durch zahlreiche Seitenäste fast die ganze Dentin-Masse des Stachels. Die anderen Haupt- 
stämme entspringen von der Seite der Pulpahöhle und sind gleichfalls reich verästelt. Der zu unterst aus- 
laufende Canal setzt sich oberhalb der Basis fort und seine Seitenäste dringen auch in dieselbe ein. 
Die feinste Anastomosirung der Dentinröhrchen geschieht hart an der Grenze des Schmelzes, sie dringen 
aber in den Schmelz nicht ein. 


Wenn wir noch Spuren des alten Schuppentypus hie und da in der heutigen Schöpfung zu finden 


172 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


vermögen, wie z. B. in Mustelus laevis', so lehrt es uns, dass diese Form eine höchst persistente ist, denn 
sie trat schon im Silur auf und blieb bis etwa zur Kreidezeit die normale und am weitesten verbreitete. 
Man erkennt ganz dieselbe Schuppenform bei den Coelolepiden ’, welche aus dem obern Silur stammen, 
an Microlepis° aus dem Devon, welche übrigens in ganz derselben Weise angeordnet sind, und wieder an 
Acrodus aus dem Malm*. Betrachten wir den inneren Bau, sowie die äussere Form, so ist es vollkommen 
klar, dass wir es mit einem fortdauernden Entwicklungsgang zu thun haben, welcher zuerst mit der Bildung 
der primitivsten Placoidschuppen beginnt und sich noch in der Gegenwart fortsetzt. Es wird sich lohnen, 
etwas weiter auf den eigenthümlichen Bau des Primitivtypus einzugehen; für die Kenntniss der mikros- 
kopischen Structur können wir uns in erster Linie auf die sorgfältige, doch veraltete Monographie von 


PANDER stützen. 

Es sind jetzt aus dem sogenannten Ludlow Bonebed — einer Zone, welche trotz ihrer sehr ge- 
ringen Dicke über eine grosse Area im centralen England entwickelt ist — schon 14 Arten von Fischen 
bekannt. Unter diesen bieten uns die isolirten Schuppen, für welche Acassız? den Namen Thelodus par- 
videns vorschlug, ein besonderes Interesse. Nach der Meinung Murcnrison’s °, Mc Coy’s’ u. A. wären sie 
nichts anderes als Schuppen von Onchus tenwistriatus Ac., deren Flossenstacheln am häufigsten mit ihnen 
vergesellschaftet gefunden werden. Ihre vollkommene Idendität mit den in dem entsprechenden Horizont 
im baltischen Becken (bezw. auf der Insel Oesel in Zone „K“ des oberen Silurs) vorkommenden Pachylepis- 
Schuppen nachzuweisen, gelang Panper ® und Romon‘. Demzufolge muss Pachylepis als die spätere gene- 
rische Bezeichnung beseitigt und Thelodus, wie zuerst PAnDER vorgeschlagen, in T’helolepis umgewandelt werden. 


Unter der Reihe schöner Abbildungen von Thelolepis, welche PAnDEr gibt, bemerkt man in Taf. 4, 
Fig. 11, 13h, k, 1, und Taf. 6, Fig. 4, 5, 6 und 8 fast genau dieselbe Form, welche wir schon bei Ozyrhina 
Mantelli kennen gelernt haben. Eine Vergleichung des inneren Baues der Schuppen (vergl. Pınner Taf. 4, 
Fig. 11 g,1, m und unsere Taf. XVIH, Fig 10), lehrt uns weiter, dass der allgemeine Typus derselbe ist, 
nur ist er bei den silurischen Arten primitiver. Eine in den meisten Fällen grosse Pulpahöhle ist vorhanden, 
welche ziemlich hoch in die Grundmasse des Dentins hineinragt, und von deren ganzen Fläche die Dentin- 
röhrchen in Masse entspringen. Die letzteren verästeln sich baumartig und reichen bis zur Peripherie, 
woselbst sie in die feinsten Verzweigungen übergehen. Eine Differenzirung der Kanäle ist schon ein- 
getreten, obwohl nicht sehr stark ausgesprochen, indem man Hauptstämme unterscheiden kann, welche 
grösser und reicher verästelt sind als die anderen. In der Regel aber erfolgt die Verzweigung etwas weiter 


1 O0. Hurrwıc. Ueber Bau und Entwicklung der Placoidschuppen und Zähne der Selachier. (Jena’sche Zeitschrift 
für Naturw. 1874, Bd. VIII. Taf. 12, Fig. 8.) 

? Cu. H. Pınper. Monographie der fossilen Fische des Sil. Syst. 1856. S. 64. 

3 Ep. Eıcmwanp. Lethaea Rossica, 1855, Taf. 57, Fig. 12, 13. 

s C. Hasse. Nat. System der Elasmobranchier, 1879, Taf. 24, Fig. 12. 

5 L, Acassız. Fishes of the Upper Ludlow Rock (Murcnıuson’s Silur. System, 1839, Part. Il.) S. 606, Taf. 4, Fig. 34, 36. 

6 

7 


zu 


» 


R. Murcaıson. Siluria, 1854, Taf. 35, Fig. 18. 

Sepewick and Mc Coy. British Palaeozoic Rocks and Fossils, 1855, S. 577. — T. Mc Coy. Silurian Fish Remains 

(Quar. Jour. Geol. Soc. 1853, Bd. IX), 8. 14. — H. E. Sırıcktann. Ludlow Bone Bed (Quar. Jour. Geol. Soc. 1853, Bd. IX), 5.9. 
8 Cm. H. Panper. loc. eit. S. 67, 

9 J. Vıc. Romon. Die obersilurischen Fische von Oesel. (Mem. de l’Acad. Imp. Sci. de St. Petersb. 1892 [7], 

Band XXXVIN. Nr. 13, S. 11. (Literaturverzeichniss S. 4.) 


ee Zonen 


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Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina, 173 


von der Pulpahöhle entfernt als bei Schuppen jüngerer Arten und ist überhaupt nicht so reichlich. Eine 
Schmelzschicht fehlt merkwürdiger Weise vollkommen; die Oberfläche ist lebhaft glänzend, bald ganz glatt, 
bald mit kleineren oder grösseren Streifen verziert, welche aber an dem Hals verschwinden. 


Fassen wir diese allmähliche Umwandlung zusammen, so sehen wir vor allem, dass diese einfache 
Form von Placoidschuppen sehr constant geblieben ist, dass die Bildung von Dentinröhrchen eine langsame 
Modifizirung erfahren hat, indem die Hauptstämme reicher verästelt und in Zahl stark reduzirt worden sind; 
dass die Entwicklung von Schmelz eine spätere Erscheinung ist, denn er tritt erst im Jura (bei Acrodus 
u. A.) auf; und dass die Bildungen von Stacheln an dem oberen Schuppentheile und die einer breiteren 
Basalplatte an dem unteren Theile der neuen Zeit angehören. 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 


1. Oxyrhina subinflata Acassız. 


1843. Ozxyrhina subinflata L. Acassız. Poiss. Foss. Bd. III, S. 284, Taf. 37, Fig. 6, 7. 
1852. _ — P. Gervaıs. Zool. et Paleont. Franc. Taf. 76, Fig. 1. 
1872. — — H. E. Sıuvage. Biblioth. Ecole Hautes Etudes. Bd. V, Nr. 9, S. 22, Fig, 36—38. 


Mittelgrosse, kräftige Zähne, deren Gestalt mit der von O. Desorii eine grosse Aehnlichkeit be- 
sitzt. Die Form ist insbesondere dadurch characterisirt, dass die Krone beiderseits convex ist, die Innen- 
seite am stärksten. Die Ränder derselben sind schneidend und von der Basis gegen die Spitze zu regel- 
mässig zurückgebogen. Runzeln treten öfters an der ziemlich dicken Basis der Krone auf. 


Vorkommen: Albien: Perte du Rhöne, Frankreich. Cenoman: Sarthe, Frankreich; Kemertingen, 
Württemberg. Die Originalstücke zu Acassız befinden sich im Museum zu Prag. 


2. Oxyrhina macrorhiza PıcrEr et CAmPIcHE. 


1858. Oxyrhina macrorhiza. Pieter et Camriche. Foss. Terr. Oret. St. Croix. 8. 83, Taf. 10, Fig. 6—18, 
1882. — — E. Arnaup. Bull. Soc. Geol, France (3). Bd. X, S. 133. 


Mittelgrosse, sehr kräftige, jedoch schlanke Zähne. Bei den Frontalzähnen ist die Krone ver- 
hältnissmässig schmal, während die Wurzel stark entwickelt und tief gegabelt ist, und die Aeste derselben 
einen sehr spitzen Winkel mit einander bilden. 


Vorkommen: Albien: Schweiz, Frankreich, England. Es gibt Exemplare im Pariser, Britischen 
und Münchener Museum. Die letzteren stammen aus dem Albien (Vraconien) von St. Croix und von 
 Perte-du-Rhöne, Frankreich. 


174 


1742. 
1799. 


1822. 
1826. 
1827. 
1832. 
1837. 
1839. 


1839. 
1843. 


1843, 
1845. 


1845. 
1846. 
1846. 
1848. 
1849. 


1849. 
1849. 


1850. 
1850, 
1851. 
1852, 
1852. 
1852. 


1852. 
1853. 


1854. 
1855. 
1856. 
1860. 
1867, 


1870. 
: 1892. 


1872. 


1872. 


Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


3. Oxyrhina Mantelli Acassız. 


Glossopetrae. (Bourger). Traite des Petrifications. Taf. 56, Fig. 389, 393. 
— Fıusas DE Samr-Fonp. Histoire naturelle de la Montagne de Saint Pierre de Maestricht. S. 82, 
Taf. 18, Fig. 3. (?) 
Squalus zygaena®? G. A. Mantert. The Fossils of South Downs. S. 227, Taf. 32, Fig. 4, 7, 8, 10, 11, 26, 28, 
Coeloptychium acaule. Aus. GoLpruss. Petrefacta Germaniae. Bd. I, S. 220, Taf. 65, Fig. 12a, b, c, d, (Wirbel). 
Squalus acaule, 8. Nırsson. Petrefacta Suecana. 8.2 u. 3, Taf. 10, Fig. 1a,b,e, (? c,d). 
— — Antoine Passy. Description du departement de la Seine-Inferieure. Atlas S. 9, Taf. 15, Fig. 7. 
_ — W. Hısıneer. Lethaea Suecica. Taf. C, Fig. 5a—h. 
Oxyrhina (Mantelli). H. B. Geinısz. Characteristik der Schichten und Petrefacten des sächsischen Kreide- 
gebirges. S. 12, Taf. 1, Fig. 4a, b, c,d, e. 
Lamna Manteli. G. A. Mansert. Wonders of Geology. S. 328, 426, Taf. 58, Fig. 2. 
Oxyrhina Mantelli. L. Asassız. Recherches sur les poissons fossiles. Tome III. S. 280, Taf. 33, Fig. 1-5, 
7—9 (non 6). 
Lamna acuminata. L. Acassız. Tom, cit. S. 292, Taf. 37 a, Fig. ? 56, 57. 
Oxyrhina Manteli, A. E. Reuss, Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation. 8. 5, Taf. 3, 
Fig. 1, 3, 5, 6 (? Fig. 2, 4). 
—_ — F. J. Pıorer. Trait& de Pal&ontologie. Bd. II, S. 276, Taf. 12, Fig. 8. 
E= _ H. B. Gemirz. Grundriss der Versteinerungskunde. S. 173, Taf. 7, Fig. 13, 14, 
Lamna cornubica, F. A. Scuuipr. Petrefacten-Buch. S. 167, Taf. 57, Fig. 4, 
Oxyrhina Mantelli. C. G. Gıeser. Fauna der Vorwelt. S. 357. 
—_ _ Aroıs Avtn. Geognostisch-palaeontologische Beschreibung der Umgebung von Lemberg. 
(W. Haımınger’s naturw. Abhandlungen. Bd. IH, Abth. II). S. 193, Taf. 10, Fig. 1. 
_ H. B. Gemitz, Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland. S. 94. 
— n— R. W. Gisses. Monograph Fossil Squalidae of the U. S. (Journal Academy Natural 
Sciences of Philadelphia, (2) Bd. I, S. 202. Taf. 27, Fig. 158. (?) 
_ — F. Dixon. Geology and Fossils of the Tertiary and Cretaceous Formations of Sussex. 
Taf. 30, Fig. 24. 
Lamna acuminata, F. Dıxon. Op. eit. Täf. 30, Fig. 26, Taf. 51, Fig. 8, 18, 
Oxyrhina Mantelli. H.G.Bronn. Lethaea Geognostica, Bd. V, S. 364, Taf. 331, Fig. 20 a b, Taf. 27, Fig. 24, 
= = C. G. Gıeser. Deutschland’s Petrefacten. 8. 659. 
_ —_ Pıur Gervaıs. Zoologie et Pal&ontologie Francaise, Atlas. S. 524, Taf. 76, Fig. 3, 20, 
_ _ Rup. Kner. Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ost-Galizien 
(Denkschriften, Acad. d. Wiss. Wien, Bd. III). S. 295, Taf. 15, Fig. 3. 
2 _ Ferp. Rormer, Die Kreidebildung von Texas. S. 29, Taf. 1, Fig. 6a, b. 
_ — Eow. v. Eıcuwarn. Palaeontologische Bemerkungen über den Eisensand von Kursk. 
XXVI, L S..223; 
— — Josn Morrıs. Catalogue of British Fossils. S. 331. 
= = C. G. Giger. Odontographie. S. 116, 
— —_ C. E. Fischer. Allgemeine deutsche naturhist. Zeitsch. Dresden, N. F. Bd. II, S. 141, 
Pl. II, Fig. 48, 
Lamna petricoriensis. H. Coquan. Description physique, geologique etc.. du d&epartement de la Charente 
Bd. III, S. 167. 
Oxyrhina Mantelli (subinflata). H. E. Sauvasz, Cat. Poissons Form, Second. Boulonnais (M&m, Soc. Acad, 
Boulogne vol. II. S, 71, Taf. 3, Fig. 16.) 
= — F. RoEmEr. Geologie von Oberschlesien. S. 523, Taf. 36, Fig. 5—5. 
= — H. B. Gemitz. Das Elbthalgebirge in Sachsen BE nn Bd. XX, Abth. 1. 
S. 293, Abth. II, S. 207, Taf. 38, Fig. 1-21. Wirbel und Knorpel, Taf. 39). 
= = H. E. Sauvage. Recherches sur les poissons fossiles du terrain cretace de la Sarthe 
(Bibl. de P’Rcole des Hautes Etudes, Tome V, S, 21, Taf. 1. Fig. 33, 34, 35). 
Otodus oxyrhinoides. H, E. Sauvage. Loc. cit. S. 24, Taf. 1, Fig. 39—41, Taf. 2, Fig. 54—56. 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 175 


1873. Oxyrhina extenta. J. Leipy. Contributions to Extinet Vertebrate Fauna Western Territories (Report U. S. 
Geol. Surv. Terr. vol. I, part. I. S. 302, Taf. 18, Fig. 21—25). 

1374, Oxyrhina Manteli. Sr. Zareczneco. O0 sSrednien ogniwie warstw cenomanskich w Galicyi wschodniej, 
(Sprawozodanie Komisyi Fizyjograficznej, Bd. VIII. S. 126). 

1875. Oxyrhina extenta. E. D. Core. Vertebrata of the Cretaceous Formations of the West (Report U. S. Geol. 
Survey Territ. vol. II). S. 296. 

1877. Ozyrhina Manteli. R. Lawrey. Resti di un Oxyr'hina rinvenuta alle case Bianche (Atti della Societa Tos- 
cana di Scienza Naturali. Vol. II) S. 339. 


1877. _ — R. Lawrey. Confronto di denti Fossili con la dentizione dell’ Oxyrhina Spallanzan;, 
Bonap. loc. ceit. 8. 343. 

1878. _ — G. BEHRENS. Ueber die Kreideablagerung auf der Insel Wollin (Zeitschrift der deutschen 
geol. Gesellschaft. Bd. XXX). 8. 261. 

1878. = — Ant. Frırsch. Die Reptilien und Fische der böhmischen Kreideformation. S. 7, 
Holzschnitt Fig. 12. 

1878, - — St. ZARECZNEGo. Loc. cit. Bd. XII, S. 203. 

1879. — — J, Prosst. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische aus der Molasse von Baltringen 
(Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württ.) S. 128. 

1835. _ _ F. A. Quenstept. Handbuch der Petrefactenkunde. S. 270, Taf. 20, Fig. 37a, b, 
(non Fig. 38). 

1888. _ —_ A. 5. WoopwAarp. Synopsis Vertebrate Fossils of the English Chalk (Proceedings 
Geologiceal Association. Vol. X). S. 291. 

1888. _ _ Fr. Bassanı. Colonna Vertebrale di Oxyrhina Manteli. Ag. (Memorie Societä Italiana 
Scienze. Bd. VII, Serie III). S. 1, Taf. 1—3. 

1889, —_ —_ Anr. Fritsch. Studien im Gebiete der böhm. Kreideformation. I. Liefrg., 8. 96, 
Fig. 32; III. Liefrg., S. 87; IV. Liefrg., S. 64, Fig. 22. 

1889, — — A. S. WoopwaArn. Catalogue Fossil Fishes in British Museum. Part. 1, S. 376, Taf, 17, 
Fig. 9—21. 

1890. —_ — J. W. Davıs. Fossil Fish. Cret. Form. Scandinavia (Sei. Trans. Roy. Dublin Soc. Bd. IV [2]). 
S. 391, Taf. 39, Fig. 1—7, 14, 14a; Taf. 40, Fig. ?33; Taf. 42, Fig. 1, 2 ? 13. 

1890. — — A. S. WoopwAarn und C. D. Smersorn. Catalogue of British Fossil Vertebrata. S. 136. 

1892. — _ Fr. KAtzer. Geologie von Böhmen. Fig. 808, 839. 


1893. Ozxyrhina-Arten in England. A. S. WoopwArd. Notes on the Shark’s Teeth from British Creataceous 
Formations (Proceed. Geologist’s Association. Vol. XIII, part 6, S. 190). 


Mittelgrosse, ziemlich kräftig gebaute, dreieckige Zähne, deren Krone an der Aussenseite nahezu 
flach und häufig mit einer oder mehreren verticalen Runzeln versehen ist, an der Innenseite dagegen leicht 
convex und glatt erscheint; die Wurzel ist lang, dick, niedrig, wenig tief gegabelt, gewöhnlich an den 
Enden abgestumpft, und beiderseits mehr oder weniger abgeplattet. Frontalzähne kräftig, mit hohen drei- 
eckigen Kronen und dicken, in seitlicher Richtung comprimirten Wurzeln versehen; die Krone ist im Ober- 
kiefer gerade, im Unterkiefer leicht zurückgebogen; die Wurzel ist im Unterkiefer tiefer gegabelt und mehr 
eomprimirt als im Oberkiefer; Lateralzähne beiderseits an der Basis sehr ausgebreitet, dabei ist die Wurzel 
lang und wenig tief gegabelt. Im Oberkiefer steht die Krone etwas schiefer nach hinten gerichtet als im 
Unterkiefer. Bei den hintersten oder Mundwinkel-Zähnen ist die Wurzel ausserordentlich lang im Ver- 
hältniss zu der reducirten Höhe der Krone und ist kaum in der Mitte gegabelt. Die unmittelbar unter- 
halb des Palatobasalfortsatzes stehenden Zähne sind bedeutend kleiner und stärker gebogen, als die benach- 
barten. Symphysenzähne vorhanden. 

Vorkommen: Cenoman und Turon: Südost-England, Nordfrankreich, Deutschland, Böhmen, Gali- 
zien, Russland, Schweden, Kleinasien, Nordamerika (Niobrara-Schichten). Senon: Schweden, Dänemark, Ir- 


176 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


land, Südost-England, Nordfrankreich, Norditalien (Scaglia), Lybische Wüste, Neu-Jersey, Alabama, Texas. 
Danien: Schweden und Dänemark. (Vielleicht auch in Neu-Seeland. — Vergl. A. S. Woopwarp, Geol. 
Mag. 1886, vol. III. S. 216, und J. W. Davıs, Sci. Trans. Roy. Dub. Soc. 1890, vol. IV. [2], S. 393.) 

In dem Münchner Museum befindet sich eine grosse Menge von Zähnen dieser Art, und zwar aus 
dem Grünsand von Kapfelberg bei Kelheim und von Westphalen, aus dem oberen und unteren Pläner von 
Dresden, aus dem Cenoman von Jerusalem, von Quedlinburg, von Lüneburg und von Pourrain, aus dem 
Turon von Kystra und von Logan County, Kansas, und aus dem Senon von England und der Lybischen 
Wüste. Fünf der Originalstücke zu Acassız (loc. cit. Taf. 33, Fig. 2, 4, 7—9) sind im britischen Museum 
aufbewahrt und eins (Taf. 33, Fig. 5) im Strassburger Museum. 


4. Oxyrhina Zippei Acassız. 


1843. Oxyrhina Zippei. L. Asassız. Poiss. Foss. Bd III, S. 284, Taf. 36, Fig. 49—52 (non Fig. 48). 
1850. 2 —_ O0. G. Costat. Palaeont. Regno Napoli. Abth. I, S. 121, Taf. 9, Fig. 8, 19. 
1890. — — J. W. Davis. Sci. Trans. Roy. Dublin Soc, Bd. IV [2] S. 395, Taf. 40, Fig. 1—7. 


Kleine bis mittelgrosse, schlanke, lanzenförmige Zähne, meist gerade oder nur mit der Spitze leicht 
nach aussen gezogen. Aussenseite nahezu eben, bald mit, bald ohne eine mittlere Einsenkung an der Basis, 
Innenseite regelmässig convex; Ränder dünn und scharf; Emailgrenze gerade. Die Krone der Vorderzähne 
bildet ein spitzwinkliges, gleichschenkliges Dreieck. Bei den Seitenzähnen ist sie niedriger, schärfer zu- 
‚gespitzt und an der Basis länger als bei den vorderen. Wurzel kurz, wenig dick, schwach eingeschnitten. 


Vorkommen: Cenoman: Regensburg. Unteres Senon: Oppmanna, Oretorp, Schweden. Die Ori- 
ginalstücke zu Acassız sind im Museum zu Prag. 


5. Oxyrhina angustidens Revss. 


1845. Oxyrhina angustidens. A. E. Reuss. Verstein. böhm. Kreideform. Abth. 1, S. 6, Taf. 3, Fig. 7—13. 
1845. — acuminata. A. E. Reuss. op. cit. S. 7, Taf. 3, Fig. 17—19, Taf. 7, Fig. 20. 

1845. — heteromorpha. A. E. Reuss. op. eit. S. 7, Taf. 3, Fig. 14—16. 

1846. Scoliodon priscus. A. E. Reuss. op. cit. Abth. II, S. 100, Taf. 24, Fig. 23, 24, Taf. 42, Fig. 10—12. 
1850. Oxyrhina angustidens. A, Autu. Haıpineer’s naturw. Abh. Bd. III, Abth. II, S. 194, Taf. 10, Fig. 2, 3. 


1850. — acuminata. A. Auıs. Ebenda, Taf. 10, Fig. 4, 5. 

1856. — amgustidens. C.E.FıscHer. Allgem. deutsche Naturh. Zeit. N. F. Bd. II, S. 141, Taf. 2, Fig. 44, 45. 

1856. — heteromorpha. C. E. Fischer. tom. cit. S. 142, Taf. 2, Fig. 46—49. 

1875. —  angustidens. H. B. Gemitrz. Palagontographica Bd. XX, Abth. 1, S. 293, Taf. 65, Fig. 1—3, 
Abth. II, S: 207, Taf. 38, Fig. 22—28. 

1878. — Ant. Fritsch. Rept. u. Fische d. böhm. Kreideform. S. 8, Holzschnitt Nr. 13. 

1889. — angustidens. Ant. Fritsch. Studien im Gebiete böhm. Kreideform. (Archiv naturw. Landesdurch- 


forschung Böhmens Bd. VII. Nr. 2), S. 64, 


Unter diesem Namen wird eine Reihe kleiner Zähne von verschiedener Gestalt zusammengefasst, 
welche aber den gemeinsamen Character aufweisen, dass die Krone sehr schlank und meist unter 1 cm 
hoch ist. Wurzel bei den Frontalzähnen sehr tief, bei den Lateralzähnen nur massig gegabelt. Krone 
öfters mit verticalen Runzeln versehen. 


1 Es ist doch sehr zweifelhaft ob diese tertiären Zähne hierher gehören. 


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/ 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. BT, 


Vorkommen: Cenoman und Turon: Sachsen, Böhmen, England. Senon: England. Die Zähne 
dieser Art, welche sich im Münchener Museum befinden, stammen aus den Korycaner Schichten von Bilin, aus 
dem unteren Pläner von Dresden und von Teplitz, und aus dem mittleren Pläner von Salzgitter. 


6. Oxyrhina Rouilleri KıPprIsAnorrF. 
1854, Oxyrhina Rowilleri. V. Kırrisanorr. Bull. Soc. Imp, Nat. Moscou 1854, Abth. II, S. 391, Taf. 3, Fig. 22—26. 


Mittelgrosse, jedoch kräftige, lanzenförmige Zähne, deren Krone an der Innenseite stark convex, 
an der Aussenseite leicht, aber fast gleichförmig angeschwollen ist von der dicken Basis bis zur Spitze. 
Die Ränder sind scharf und verlaufen, von der Seite gesehen, in eine krumme Linie, denn die Spitze ist 
leicht nach aussen gebogen. 


Vorkommen: Cenoman: Gouvernement von Kursk, Russland. 


7. Oxyrhina subbasalis Kırrısanorr. 
1854. Otodus subdasalis. V. Kıprısanorr. Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou. 1854, Abth. II, S. 390, Taf. 3, Fig. 11—21. 


Mittelgrosse, schlanke Zähne, welche eine Gesammthöhe von etwa 3,5 cm erreichen können. Krone 
beiderseits glatt, oder gelegentlich mit einigen verticalen Runzeln auf der Aussenseite versehen. Die Ränder 
sind scharf und geradlinig, wodurch die Form sich hauptsächlich von O. subönflata unterscheidet. Wurzel 
kurz, tief gegabelt und an der Innenseite erhaben. Die Frontalzähne sind schlank und spitzig, die Lateral- 
zähne stark comprimirt, jedoch verhältnissmässig kurz. Nebenzacken manchmal schwach angedeutet. 


Vorkommen: (Cenoman: Gouvernements von Kursk und Saratov, Russland. 


8. Oxyrhina crassidens Dıxon. 

1843. Oxyrhina Mantelli. L. Acassız, (errore), Poiss. Foss. Bd. III, Taf. 33, Fig. 6. 

1850. — crassidens. F. Dıxon. Geol. and Fossils of Sussex. S. 367, Taf. 31, Fig. 13. 

Sehr kräftige, grosse Zähne, welche eine Gesammthöhe von 6 cm erreichen können und deren Krone 
sich gegen die Basis zu weit ausbreitet und daselbst an den Rändern meist grob gezackt ist. Aussenseite 
der Krone unregelmässig convex und mit einigen verticalen Runzeln versehen. Innenseite derselben sehr 
convex und glatt oder mit feinen Runzeln an der Basis. 


Vorkommen: Senon: Sussex, England. — Die ÖOriginalstücke zu Acassız und Dixon befinden sich 
im britischen Museum. 


9. Oxyrhina triangularis EGERToN. 
1845. Oxyrhina triangularis. P. Eserron. On Pondicherry Fishes. (Quar. Jour. Geol. Soc. Bd. I). S, 169, Holzschnitt. 


Sehr kleine, dreieckige, comprimirte, meist unvollständige Zähne. Aussenseite flach, Innenseite 
schwach gewölbt. Länge der Krone ebenso gross als die Höhe. 


Vorkommen: Cenoman: Pondicherry, Madras, Indien. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 


D 
[3} 


178 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


10. Oxyrhina Lundgreni Davıs. 
1890. Ozxyrhina Lundgreni. J. W. Davıs. Sci. Trans. Roy. Dublin Soc. [2]. Bd. IV, S. 393, Taf. 39, Fig. 8-13. 


Eine ausgeprägt schlanke, spitze Form, welche eine beträchtliche Grösse erreichen kann (bis zu 
5 cm hoch) und welche durch eine beiderseits mässig gewölbte Krone und eine wenig tief gegabelte, aber 
mit sehr langen, weit auseinander stehenden Aesten versehene Wurzel ausgezeichnet ist. Vorderzähne 
ziemlich gerade, mehr oder weniger stark zurückgebogen, scharf zugespitzt. Ränder dünn und schneidend; 
Aussenseite weniger gewölbt als die Innenseite. Verticale Runzeln pflegen namentlich auf der Externseite 
vorhanden zu sein, sind an der Basis häufig und wohlentwickelt, verschwinden aber gegen die Spitze zu. 
Lateralzähne kürzer, aber fast ebenso spitzig als die Frontalzähne; durchschnittliches Verhältniss 3 cm in 
Höhe, 1,7 cm in Länge an der Basis der Krone. Beiderseits fast gleichmässig convex; Spitze manchmal 
seitlich gedreht; Runzeln nicht so stark entwickelt als bei den Frontalzähnen. Die Wurzel ist viel länger 
als die Krone und an der Internseite in der Mitte ausserordentlich erhaben. 


Vorkommen: Senon und Danien, in Zonen 1 und 2: Schweden und Dänemark. Davıs bildet 
Exemplare ab, welche den Museen zu Stockholm und Kopenhagen und der Universität zu Lund angehören. 


?Oxyrhina conica Davıs. 
Oxyrhina conica. J. W. Davıs. Sci. Trans. Roy. Soc. Dublin [2]. Bd. IV, S. 397, Taf. 40, Fig. 8—10. 
Höchst wahrscheinlich nur abgebrochene Kronen von Otodus sulcatus GEINITz, deren Seitenzacken 
öfters recht tief an der Wurzel entspringen. 
Vorkommen: Senon: Oratorp, Schweden. Es sind Exemplare im Riksmuseum in Stockholm vorhanden. 


11. Oxyrhina hastalis Acassız. 
1708. Glossopetrae. C. N. Lange. Historia lapidum figuratorum Helvetiae. S, 49, Taf. 10, Fig. 1, 3, 4. 


1719. —_ Perer Wotrarta. Historia naturalis Lapidum Hassiae inferioris. S. 45, Taf. 21, Fig. 7, 13, 19. 
1752. _ Aus. Scıuua. De Corporibus Marinis. Taf. 3, Fig. 2—9 (z. Th.). 

1769. — Jon. E. I. WarcH. Das Steinreich. S. 98, Taf. 1, Fig. 1, 

1784. Squalis. FR. X. Burrın. Oryctographie de Bruxelles. S. 83, Taf. 1, Fig.K. 

1811. — Jas. Parkınson. Organic Remains. S. 256, Taf. 19, Fig. 2, 9. 

1835. ._ Ep. Hırcacock. Geol. Massachusetts. Taf. 13, Fig. 37. 


1843. Otodus apieulatus. L. Acassız. Poiss. Foss. Bd. III, S. 275, Taf. 32, Fig. 32—35. 
1843. Oxyrhina hastalis. L Acassız. tom. cit. Bd. III, S. 277, Taf. 34 (mit Ausnahme von Fig. 1, 2, ? 14). 


1843. ziphodon. L. Acassız. tom. eit. S. 278, Taf, 33, Fig. 11—17. 

1843. _ trigonodon. L. Acassız. tom. eit, S. 279, Taf. 37, Fig..17—18. 

1843. — plicatilis. L. Acassız. tom. ceit. S. 279, Taf. 37, Fig. 14, 15. 

1843, quadrans. L. Acassız. tom. cit, $. 281, Taf. 37, Fig. 1, 2. 

1843. — retroflexa. L. Asassız. tom. eit. 8. 281, Taf. 33, Fig. 10. 

1849, _ hastalis. E. Sısnonpa. Mem. R. Acad. Sei. Torino [2], Bd. 10, S. 40, Taf. 1, Fig. 41—47. 

1849. —_ plicatilis. E. Sısmonpa. tom. cit. S. 42, Taf. 1, Fig. 48—50. 

1849. — ziphodon. E. Sısmonpa. tom. eit. S. 42, Taf. 1, Fig, 51, 52, 

1849. — isocelica. E. Sısmoxpa. tom. cit. S. 43, Taf. 2, Fig. 1—6. 

1849, _ hastalis. R. W. Gissees. Mon. Fossil Squalidae U. S. (Jour. Acad. Nat. Sci. Philad. [2], Bd. 1). 


S. 201, Taf. 26, Fig. 148—152. 


ER EEE UT WERBEN WNTE 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 179 


1549, Oxyrhina ziphodon. R. W. Gisses. tom, cit. S. 201, Taf. 27, Fig. 153, 154. 

1349. _ plicatilis. R. W. Gisses. tom. cit. S. 202, Taf. 27, Fig. 155—157. 

1849. Otodus apieulatus. R. W. GiBBEs. tom. cit. S. 200, Taf, 26, Fig. 147. 

1850. Ozxyrhina leptodon. ©. G. Costa. Palaeont. Regno Napoli. Abth. I, S, 121, Taf. 9, Fig. 11. 


1850. — ziphodon. O. G. Costa. ibid. S. 122, Taf. 9, Fig. 9. 
1850. = hastalis. O. G. Costa. ibid. S. 123, Taf. 9, Fig. 10, 12. 
1851. = — J. L. NEUGEBOREN. Archiv. Vereins für siebenbürg. Landeskunde. Bd. IV, S, 160, Taf, 3, 


Fig. 11—28, 31—40 einschliesslich der als O0. ziphodon, quadrans, leptodon, Zippei, 
Heckeliana, Haueri und lata« bezeichneten Zähne. 


1852. — — P. Gervaıs. Zool. et. Palaeont. Frang. Taf. 75, Fig. 1, 7. 

1852. — aiphodon. P. GeERvAIs. op. cit. Taf. 75, Fig. 8. 

1852. — plicatilis. P. GERvAISs. op. cit. Taf. 75, Fig. 9, 

1854 — 50. — — O0. G. Costa. Palaeont. Regno Napoli. Abth. II, S. 78, Taf. 6, Fig. 5. 

1854— 50. — Desorü. 0. G. Costa. ibid. S. 79, Taf. 6, Fig. 7, Taf 7, Fig. 1, 2, 3. 

1854—56. — hastalis. C. G. Costa. ibid. Taf. 6, Fig. 6, 9, 10, 14, Taf. 7, Fig. 7. 

1854 — 56. — ziphodon u. leptodon. C. G. Costa. ibid. Taf. 7, Fig. 5, 6. 

1857. — hastalis. G. G. GrmmeLLARo. Atti. Accad. Gioenia Sci. Nat. [2]. Bd. XIII, S. 312, Taf. 6a, Fig. 5a. 

1857. —_ ziphodon. G. G. GEMMELLARO. tom. cit. S. 313, Taf. 6a, Fig. 6a—8a. 

1857. — leptodon. G. G. GEMMELLARo. tom. cit. S. 314, Taf. 6a, Fig. 9a, 11a. 

1863, — Mantelli. K. E. ScharsäurL. Südbayerns Leth. Geog, S. 243. 

1867. _ trigonodon. F, Mc. Cox, Ann. Mag. Nat. Hist. [3]. Bd. XX, S. 192. 

1871. — — u. plicatihis. H. ne Hox. Prelim. Mem. Poiss. Tert. Belg. S. 6. 

1875. — xiphodon. H. E. Sauvage. Bull. Soc. Geol. France [3]. Bd. III, S. 633. 

1875. E— hastalis. H. E. SauvagEe. tom. cit. S. 633. 

1876. — — Ro». Lawrey. Nuovi Studi Pesci ete. Colline Tosc. S. 27, 28, 31.} 

1877. = Agassizü. Ro. Lawrey. Atti. Soc. Tosc. Bd. III, S. 337. 

1877. _ hastalis. K Mituer. Molassenmeer Bodenseegegend. S. 65, Taf. 3, Fig. 73, 

1877, —_ n— A. Locarnd. Faune Terr. Tert. Moy. Corse. S. 2. 

1879. — _ J. Progst. Jahresh. Württemb. Bd. XXXV, S. 129, Taf. 2, Fig. 1—6. 

1879. — ziphodon. J. Prosst. tom. eit. S. 132, Taf. 2, Fig. 14—19. 

1831. — Agassizü. BR. Lawuey. Studi Comp, Pesci. foss. S. 93, Taf. 5—9. 

1882. — ziphodon. H. E. Sauvacze. Me&m. Soc. Sci. Nat. Saöne et Loire. Bd. 4. S. 46, 

1882. —_ hastalis. H. E. SauvasgE, tom. cit. S. 47. 

1886. —_ Agassizü. A. Issen. Catalogo foss. d. Pietra di Finale (Bolletino del R. Com. Geol. Ital. Bd. 17). 
S. 29, Taf. 1, Fig. 1, 2, 5—11l. 

1888. —_ acuminata. J. W. Davıs. Trans. Roy, Dub. Soc. [2]. Bd. 4, S. 29, Pl. 5, Fig. 21? 

1890, — hastalis. F. Scuropr. Zeitschr. deutsch. geol. Gesell. Bd. XLII, S. 388, Taf. 22, Fig. 10. 


Zähne von meist stattlicher Grösse mit langen, dünnen, meist abgeplatteten Kronen, deren Aussen- 
seite flach oder,concav und mit kurzen, schwach gegabelten, meist abgestumpften Wurzeln versehen ist. 
Frontalzähne gross, dreieckig und verhältnissmässig lang; mit der Krone nur an der Spitze leicht nach 
aussen gezogen. Lateralzähne auch mit der Spitze nach aussen gebogen und mit den Seitenrändern all- 
mählich von der Spitze gegen die Basis zu gekrümmt. Die kleineren, gegen die Mundwinkel stehenden 


Zähne sind täuschend ähnlich mit denen von O. Desoriüö und O. gomphodon. Diese Art erscheint erst im 


Eoeän und ist überall im Tertiär verbreitet. Sie erreicht den Höhepunkt ihrer Entwicklung im Miocän, 
setzt sich während des Pliocäns fort und stirbt nur in der letzten Zeit aus. Man findet Zähne im Tiefsee- 
schlamm, welche gar nicht unterschieden werden können von tertiären Exemplaren '. 


1 cf. Wu. Turner, Report on Cetacea, in Report Challenger Expedition, Zoology. Bd.I, 1880, S. 42. cf. Joum MurrAY, 
in Scottish Geographical Magazine, Aug. 1889 und Geological Magazine, Bd. VI, S. 514. 


180 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Vorkommen: Eocän: Alabama und Süd-Carolina. Miocän: Virginia, Maryland und Süd-Carolina, 
Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Schweiz, Württemberg, Italien, Sicilien, Corsica, und Victoria, Austra- 
lien. Pliocän: Südost-England, Belgien, Südfrankreich, Südspanien, Italien. Auch aus dem Oamura-System 
von Neuseeland und aus dem Tertiär der Cap Verdischen Inseln. 

In dem Münchener Museum findet man eine umfangreiche Sammlung von Zähnen dieser Art und zwar 
aus Amerika, England, Malta und verschiedenen europäischen Fundorten. Unter anderen wären die Original- 
Exemplare zu Scaar#äurr, welche unter dem Namen ©. Mantellö beschrieben sind, zu erwähnen. 


12. Oxyrhina Desorii Acassız. 
1843. Oxyrhina Desorü. L. Acassız. Poiss, foss. Bd. III, S. 282, Taf. 38, Fig. 8—13. 


1848. — leptodon. L. Acassız. tom. ceit. S. 282. Taf. 37. Fig. 3—5, (Taf. 34, Fig. ? 1, 2). 

1847. — Desoriü. BR. W. Gıeses. Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. S. 267. 

1849. — E. Sısmoxnpa. Mem. R. Accad. Sci. Torino [2]. Bd. X, S. 44, Taf. 2, Fig. 7-16. 

1849. _ -- R. W. Gisges. Jour. Acad. Nat. Sci. Philad. [2]. Bd. I, S. 203, Taf. 27, Fig. 169—171. 

1849, — Wilsoni. R. W. Gısses. 'ibid. S. 203, Taf. 27, Fig. 172, 173, 

1851. — Desorü. J. L. NEuGEBoREn. Archiv. Vereins für siebenbürg. Landeskunde Bd. IV, S. 166, 
Taf. 3, Fig. 281, 29. 

1851. 2 subinflata. J. L. NEUGEBOREN. tom. eit. S. 167, Taf. 3, Fig. 30a, 30b. 

1852. - Desorü. P. Gervaıs. Zool. et Pal. Franc. Taf. 75, Fig. 2. 

1854—56. — Wilsoni. C. G. Costa. Palaeont. Regno. Napoli. Abth. II, Taf. 7, Fig. 12. 

1857. —_ Desorii. G. G. GEMMELLARO. Atti. Accad. Gioenia Sci. Nat. [2]. Bd. XIII, S. 315, Taf. 6a, Fig. 12, 13. 

1857. Lamna Lyellü. G. G. GEwMELLARo. tom. cit. S. 319, Taf. 6a, Fig. 17. 

1857. —  inaequilateralis. G. G. GEMMELLARo. tom. cit. S. 319, Taf. 6a, Fig. 22. 


1861. Oxyrhina incerta. G. Michzrorrı. Miocöne Inf. Italie Septentr. (Mem. Soc. Holland Sei.) S. 144, Taf. 14, 
Fig. 10, 11, 12. 


1861. —_ Desorü. G. MicHEtortı. op. cit. S. 145, Taf. 14, Fig. 13, 14, 15. 

1863. — _ K. E. Scuarsäurr. Südbayerns Leth. Geog. S. 242, Taf. 62, Fig. 7. 
1871. — graeilis. H. we Hoxn. Prelim. M&m, Poiss. Tert. Belg. S. 11, Holzschnitt. 
1876. — Desorü. Ros. Lawrery. Nuovi Studi Pesci etc. Colline Toscane. 8. 29. 


1876. Lamna Lyelli. Bo. Lawrey. op. cit. 8. 32. 

1877. Oxyrhina Desorü. A. Locarp. Faune Terr. Tert. Moy. Corse. 8. 4. 

1877. _ — K. Mıtrer. Das Molassemeer in der Bodenseegegend. S. 66, Taf. 3, Fig. 74. 
1879. —_ —_ J. Prosst. Jahresh. Württemb. Bd. XXXV, S. 131, Taf. 2, Fig. 7—13. 
1879. Alopecias gigas. J. Prost. ibid. S. 141, Taf. 2, Fig. 72—75 (non Fig. 69—71). 

1881, Ozxyrhina Desorü. Ro. Lawrey. Studi. Comp. Peseci foss. ete. S. 77, Taf. 2, 3. 


1855. _ xiphodon. F. NorıLins. Abhand. Geol. Specialk. Preussen u. Thüring. Staaten. Bd. VI, Abth. III, 
S. 50, Taf. 3. 
1886. —_ Desorii. A. Isseu. Boll. Comit. Geol. Ital. Bd. XVII, S. 30, Taf. 1, Fig. 12—15, 18, 19. 


Mittelgrosse, kräftige, jedoch an der Grundfläche verhältnissmässig schmale Zähne, welche im Bau 
sich sehr eng an die der zwei recenten Arten anschliessen. Frontalzähne eng, dick und hoch; die Krone 
derselben ziemlich stark wellenförmig zurückgebogen und an der Aussenseite nahezu flach, an der Innen- 
seite dagegen hoch gewölbt; Wurzel tief gegabelt, ihre langen Aeste bilden unter einander einen spitzen 
Winkel. Lateralzähne bedeutend dünner als die vorigen, mit einer mehr geraden, jedoch nicht sehr langen 
Krone, welche nur selten an der Spitze zurückgebogen ist. Wurzel länger als bei den Frontalzähnen, aber 
weniger tief gegabelt; die Aeste derselben bilden einen stumpfen Winkel unter einander. 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 181 


Vorkommen: Oberes Eocän: Alabama und Süd-Carolina, Nordamerika; Preussen und Italien, 
Europa. Miocän: Belgien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Italien, Sieilien und Corsica, Victoria, Australien. 
Pliocän: Belgien und Italien. 

Die Originalstücke zu Agassız (Taf. 37, Fig. 8—10) befinden sich im Züricher Museum. Die Ori- 
ginale zu Fig. 11—13 sollen der Privatsammlung des Herrn Grafen zu Münster angehört haben, nur das 
Original zu Fig. 13 ist nachweislich noch vorhanden und zwar in der Münchener Sammlung. Ausserdem 
gibt es im Münchener Museum eine grosse Menge von Zähnen dieser Art, — aus dem Eocän von Süd-Carolina, 
Kressenburg (Eisenerz), Ulm und Bolca; aus dem Miocän von Rammingen und Pfullendorf; und aus dem 
Pliocän von Zinola. 


13. Oxyrhina Sillimani Gispes. 


1847. Ozxyrhina Sillimani. R. W. Gispes. Proc. Acad. Nat. Sei. Philad. S. 268. 
1849. — — R. W. Gisges. Journ. Acad. Nat. Sci. Philad. [2]. Bd.I, S. 202, Taf. 27, Fig. 165—168. 


Ziemlich kleine, dreieckige Zähne, welche sich von O0. hastalis dadurch unterscheiden, dass die 
Krone dicker und beiderseits gewölbt ist, die Innenseite am stärksten. Die Wurzel ist auch ziemlich dick 
und bildet ungefähr '/s der Gesammthöhe des Zahnes. 


Vorkommen: Eocän: Süd-Carolina. 


14. Oxyrhina Zignoi Bassanı. 
1877. Ozxyrhina Zignoi. F. Bassanı. Atti Soc. Tosc. Sei. Nat. Bd. III, S. 78, Taf. 11, Fig. 2. 
1878. _ _ F. Bassanı. Atti Soc. Veneto-Trent. Sci. Nat. Bd. V. S. 280. 


Sehr kleine, dreieckige Zähne, mit schief nach hinten und nach aussen gerichteten Kronen, deren 
Aussenseite nahezu eben und deren Innenseite schwach, gleichmässig convex ist. Spitze und Ränder sehr 
scharf, Vorderrand geradlinig. Hinterrand an der Basis ein wenig eingebuchtet; Emailgrenze nahezu hori- 
zontal. Eine leichte Furche, welche namentlich auf der Innenseite entwickelt ist, setzt die Krone von der 
dünnen keilförmigen Wurzel ab. Die Gestalt der letzteren ist ausgeprägt rechtwinklig, denn sie ist am Unter- 
rand gar nicht eingeschnitten. 


Vorkommen: Eocän: Verona. 


15. Oxyrhina laevigata DArmeErıEs. 


1888, Oxyrhina laevigata. A. Daımeries. Ann. Soc. Roy. Malacol. Belg. Proc.-verb. S. 54. 


Bloss der Name ist angegeben ohne weitere Beschreibung. 
Vorkommen: System Heersien (Unteres Eocän): Belgien. 


182 


1876. 


Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


16. Oxyrhina Winkleri Vincent. 


Oxyrhina Winkleri. G. Vincent. Ann, Soc. Roy. Malacol. Belg. Bd. XI, S. 125, Taf. 6, Fig. 3. 


Das einzige Exemplar, auf welchem diese Art begründet ist, schliesst sich am engsten an O. nova 
an, jedoch ist die Krone nicht so schlank und zugespitzt, und die Wurzel nicht so tief gegabelt als bei 
letzterer. Die Gesammthöhe des Originalstückes beträgt 13 mm. 


Vorkommen: Unteres Landenien (Unteres Eocän): Belgien. 


1876. 


17. Oxyrhina nova WınkLer. 


Ozxyrhina nova. T. C. WInKkLer. Archiv. Mus. Teyler. Bd. IV, S. 22, Taf. 2, Fig. 8. 


Diese Art enthält wohl die schlanksten und schmälsten von allen Oxyrhina-Zähnen. Die Gesammt- 
höhe bleibt meist innerhalb 1 cm; die Krone ist scharf zugespitzt und leicht nach aussen gebogen. Wurzel 
lang und schlank; die zwei Aeste stehen weit auseinander und bilden unter sich einen stumpfen Winkel. 


Vorkommen: System Bruxellien (Mittel-Eocän): Woluwe St. Lambert, Brüssel. 


1843. 
1849. 
1849. 


18. Oxyrhina minuta Acassız. 


Ozyrhina minuta. L. Acassiz. Poiss. Foss Bd. III, S. 285, Taf. 36, Fig. 39—47. 


1854—56. — 


1857. 


— R. W. Gisges. Journ. Acad. Nat. Sci. Philad. [2]. Bd. I, S. 202, Taf, 27, Fig. 161—164. 
_ E. Sısuonpa. Mem. R. Accad. Sci. Torino [2]. Bd. 10, S. 44, Taf. 2, Fig. 36—39. 

— 0. G. Costa. Palaeont. Regno Napoli, Abth. II, S. 85, Taf. 7, Fig. 52—58. 

—_ G. G. GEmmELLARo. Atti Accad. Gioenia Sci. Nat. [2]. Bd. XIII, S. 316, Taf. 6a, Fig. 14, 


Kleine, stumpfe, kegelförmige Zähne, denen meist die Wurzel fehlt; die gerade Krone besitzt eine 
sehr geringe Höhe (unter 1 cm). Vorderzähne schmal, Seitenzähne mehr oder weniger ausgebreitet, abgestumpft. 


Vorkommen: Eocän: Süd-Carolina; Unteres Miocän: Osnabrück, Piedimonte, Neapel, Sicilien. — 
Sämmtliche Originalstücke zu Acassız, welche aus dem Miocän von Osnabrück stammen, befinden sich im 
Münchener Museum. Einige derselben dürfen aber wohl eher als junge, abgerollte O. hastalis-Zähne be- 
trachtet werden. 


Oxyrhina crassa. L. Acassız. Poiss. Foss. Bd. III, S. 283, Taf. 37, Fig. 16 (non Taf. 34, Fig. 14). 


19. Oxyrhina crassa Acassız. 


—_ R. W. Gieges. Journ. Acad. Nat. Sci. Philad. [2]. Bd. I, S. 202, Taf. 27, Fig. 159, 160. 
— G. G. GemmeLtAro. Atti Accad. Gioenia Sei. Nat. [2]. Bd. XIII, S. 317, Taf. 1a, Fig. 11a. 
Benedini. H. ze Hon. Prelim. M&m. Poiss. Tert. Belg. S. 6, Holzschnitt. 
crassa. R. Lawzey. Nuovi Studi Pesci u. s. w. Colline Toscane. S. 30. 
gibbosissima. BR. LAwLey. op. eit. 8. 31. 
Forestü. R. Lawrer. op. cit. 8. 31. 
—_ R. Lawıey. Studi Comp. Pesci foss. coi viv. etc. S. 107, Taf. 4, Fig. 1. 
quadrans. R. Lawıez. op. cit. S. 112, Taf. 4, Fig. 2. 
Forestü. A. Lawrey. op. cit. 8. 121, Taf. 4, Fig. 3. 
gibbosissima. R. Lawrey. op, cit. 8. 118, Taf. 4, Fig. 4. 
crassa. E, T. Newron. Mem. Geol. Surv. S. 106, Taf. 9, Fig. 15. 
— A. S. WoopwArn. Geol. Mag. [4]. Bd. I. S. 75, Holzschnitt. 


WE AR N ee ER; 


| 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina, 183 


Meist grosse, sehr kräftige Zähne, mit dicker, dreieckiger, etwas zurückgebogener Krone, welche 
öfters mit verticalen Runzeln versehen ist und mit gleichfalls dicker, hoher Wurzel. Bei den Vorderzähnen 
ist die Wurzel tief eingeschnitten, die Aeste derselben bilden einen spitzen Winkel unter einander und die 
Emailgrenze ist namentlich auf der Innenseite stark nach aufwärts gebogen. Bei den Seitenzähnen besitzt 
die Krone eine etwas grössere Ausbreitung und dabei ist die Wurzel weniger tief eingeschnitten. Demnach 
bieten die letzteren eine grosse Aehnlichkeit mit den Lateralzähnen von O. hastalis bezw. O. xiphodon, 
sind aber stets durch ihre bedeutendere Dicke zu unterscheiden. 


Vorkommen: Eocän: Süd-Carolina und Alabama. Miocän: Rheinthal, Sieilien. Pliocän: Italien, 
Belgien, England. — Eines der Originalstücke zu Acassız (Taf. 34, Fig. 14) befindet sich im Stuttgarter 


Museum. Von den zwei bis jetzt aus dem Red Crag in England aufgefundenen Exemplaren gehört eins 
dem Münchener Museum an. 


20. Oxyrhina plana Acassız. 


1856. Oxyrhina plana. L. Aasssız. Amer. Journ. Sci. [2] Bd. XXI, S. 274. 


1858. — —_ L. Ausssız, Rep. Geol. Reconn. Cal. S. 315, Taf. 1, Fig. 29-30. 
1877. — — R. Lawrry. Atti Soc. Tosc. Bd. III, S. 348. 
1881. — —_ R. Lawrry. Studi Comp. Pesci foss. coi viv. etc. $, 82, 


Die Zähne dieser allerdings sehr zweifelhaften Art sollen sich lediglich von den recenten Formen 
dadurch unterscheiden, dass sie flacher und mehr comprimirt sind. Einige sind gerade, andere (Frontal- 
zähne ?) etwas zurückgebogen. 


Vorkommen: Miocän: Ocoya Creek, Californien. 


21. Oxyrhina tumula Acassız, 


1856. Ozxyrhina tumule. L. Acassız. Amer. Journ. Sci. [2]. Bd. XXI, S. 275. 


1858. _ L. Acassız. Rept. Geol. Reconn. California. S. 315. 
1877. — — R. Lawrey. Atti Soc. Tosc. Sci. Nat. Bd. III, S. 348. 
1881. E — R. Laweey. Studi Comp. Pesci foss, coi viv. etc. S. 82. 


Gleichfalls wie die vorige eine sehr zweifelhafte, ungenügend beschriebene Art. Die Kronen sind 
von verschiedener Grösse und Gestalt, während bei sämmtlichen die Wurzel im Verhältniss zur Grösse der 
Krone ausnahmsweise dick und langästig ist. 


Vorkommen: Miocän: Ocoya Creek, Californien. 


22. Oxyrhina brevis Costa. 


1854—56.  Ozxyrhina brevis. O. G. Costa. Palaeont. Regno Napoli. Abth. II, S. 82, Taf. 7, Fig. 8, 9. 
1854—56. —_ tumidula. O. G. Costa. op. cit. Abth. II, S. 82, Taf. 7, Fig. 10, 11. 


Kleine bis mittelgrosse Zähne, welche O. hastalis sehr ähneln. Die Aussenseite ist aber etwas 


- gewölbt und nach innen gebogen; Innenseite stark convex. Die Krone ist an der Basis sehr ausgebreitet, 


184 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


fast gleichschenklig, scharf zugespitzt und mit schneidenden Rändern versehen. Emailgrenze verläuft 
beiderseits in eine gebogene Linie. Wurzel ungefähr ‘/, so hoch als die Krone '. 


Vorkommen: Miocän: Neapel, Italien. 


23. Oxyrhina complanata SısmoxDa. 
1849. Oxyrhina complanata. E. Sısuonpa. Mem. R. Accad. Sci. Torino [2]. Bd. X, S. 41, Taf. 1, Fig. 37—40. 
Die unvollkommenen Exemplare, auf welchen diese Art begründet ist, unterscheiden sich von 
O. hastalis hauptsächlich dadurch, dass die Krone beiderseits in der Mitte fast gleichförmig rundlich er- 


hoben, gegen die sehr scharfen. Ränder zu aber abgeplattet ist, An den betreffenden Exemplaren ist die 
Wurzel nicht erhalten, die Krone ist jedoch an der Basis ziemlich dick, woselbst die Emailgrenze leicht 


aufwärts gebogen ist. 
Vorkommen: Miocän: Piemont. 


24. Oxyrhina Taroti Rovarr. 

1858. Oxyrhina Taroti. M. Rovaur. Comptes Rendus Acad. Sei. Bd. XLVII, S. 101. 

„O. Taroti sp. nov. Dentes robustes, epaisses, larges. S.-Gregoire, S.-Juvat.“ — RoUALT. 

In der Literatur findet man weder eine anderweitige Beschreibung dieser Art, noch die Angabe des 
Aufbewahrungsortes der Originalstücke angeführt, doch dürften die letzteren in den Besitz des geologischen 
Museums zu Rennes übergegangen sein. 

Vorkommen: Miocän: Nordwest-Frankreich. 


25. Oxyrhina Vanieri Rovatr. 
1858. Oxyrhina Vanieri. M. Rovaur. Comptes Rendus Acad. Sci. Bd. XLVII, S. 101. 


1875. — — H. E. Sauvace. Bull. Soc. Geol. France [3]. Bd. III, S. 635, Taf. 22, Fig. 1, 1a. 
1882. E— — H. E. Sauvage. M&m. Soc. Sei. Nat. Saöne-et-Loire. Bd. IV, S. 45. 
18839. en A. S. Woopwarnp. Cat. Fishes Brit. Museum. 8. 385. 


„O. Vanieri sp. nov. Dents qui rappellant celles de O. Mantelli, plus Elancees, plus etroites. S.- 
Juvat.“ RouALT. 

Durch diese sehr flüchtige Originalangabe hingewiesen, gelang es erst SAUVAGE aus einer Samm- 
lung Zähne von dem gleichen Fundort die Form wiederzuerkennen und genauer zu fixiren. Die Frontal- 
zähne erinnern sehr an O. Mantelli oder an ©. Desorii, sind aber dicker, kräftiger und mehr gerade als 
die letzteren, denn nur die Spitze ist leicht nach aussen gebogen. Die Aussenseite ist bei den Frontal- 
zähnen leicht abgerundet, bei den Lateralzähnen noch merklicher gewölbt. Die Emailgrenze verläuft auf 


1 Die Zähne, welche N£uGEBorRENn (Archiv Ver. siebenbürg. Landeskunde Bd. IV, 1851, S. 169, Taf. 3, Fig. 34—37) 
unter dem Namen 0. Haueri beschrieben hat, sind kaum von 0. drevis zu unterscheiden, nur sind sie dünner und an der 
Aussenseite in der Mitte abgeplattet, also unter O. hastahs zu bringen. Es ist immerhin sehr zweifelhaft ob Cosra’s Original- 
Exemplare genügend abweichend sind um eine neue Species darauf zu begründen. 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 185 


der Externseite fast horizontal, ist auf der Internseite dagegen stark nach aufwärts gebogen. Die Wurzel 
ist kräftig, mässig tief eingeschnitten und auf der Innenseite sehr erhaben. Die Aeste stehen ziemlich 
weit auseinander. 

Vorkommen: Miocän: Nordwest-Frankreich. 


26. Oxyrhina Kochi WınckLEr. 


1875. Oxyrhina Kochi. T. C. Wınckter. Archiv Vereins Freunde Naturgesch. Mecklenburg. Bd. XXIX, S. 105 
Taf. 2, Fig. 3, 4. 


’ 


Die angegebenen Merkmale, wodurch WInckLer’s drei unvollkommene Originalstücke sich von 
0. Desorii unterscheiden sollen, dürften doch eher nur für eine Varietät der letzteren sprechen, statt für 
eine selbständige Art. Sie zeichnen sich jedoch durch eine überall sehr dicke, hohe, seitlich schlanke Krone 
aus, deren Aussenseite vollkommen flach, deren Innenseite dagegen auffallend convex ist, so dass der Quer- 
durchschnitt einen Halbkreis bildet. Die Aussenseite zeigt zwei schwache, den Rändern parallel verlaufende 
‚Längsfurchen; Innenseite glatt. Die Ränder sind sehr scharf, die Spitze ausgeprägt nach aussen gekrümmt; 
Wurzel fehlt. 

Vorkommen: Miocän: Reinbeck, Holstein. 


27. Oxyrhina Agassizii Lew Hon. 
1871. Ozyrhina Agassizü. H. Le Hoxn. Prelim. Mem. Poiss. Tert. Beleg. S. 8. 
1871. Anotodus Agassizü. H. Lz Hoxn. Prelim. Mem. Poiss. Tert. Belg. S. 8. 
Die Beschreibung dieser Art war bei Erstellung vorliegender Arbeit leider nicht zugänglich. 
Vorkommen: Pliocän: Belgien. 


28. Oxyrhina numida VALENCIENNES. 
1844, Oxyrhina numida. A. VALENCIEnnES. Annales Sci. Nat. [3]. Bd. I, S. 103, Taf. 1, Fig. 15. 


Die Krone des einzigen Zahnes, auf welchen diese Species begründet ist, bildet ein gleichschenk- 
liges Dreieck, dessen Höhe 4,8 cm und dessen Breite 4,4 cm an der Basis misst. Aussenseite platt, Innen- 
seite stark convex und zwar in der Weise, dass die Seitenansicht eine gewisse Aehnlichkeit mit 0. Man- 
tellö besitzt. 

Wegen Mangel einer vollständigen Beschreibung darf man wohl zweifeln, ob man es hier nicht 
eher mit einem grossen Exemplar von O, hastalis resp. der Varietät O. xiphodon zu thun hat. 


Vorkommen: Jung-Tertiär: Algerien. 


29. Oxyrhina gomphodon MüLtLer und HEntLeE. 
1636. 2Canis Carcharias. U. Arprovanpı. De Piscibus. Bd. 3, S. 388. 


1718. — — Ruysch, Theatrum univers. omnium animal. Bd. II, Taf. 6, Fig. 6. 


Palaeontographica. Bd, XLI. 24 


186 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


1786. Tiburon. Bru pe Ramon. Coll. de laminas ete. Bd. II, S. 67. 

1792—97. Cane di mare di Messina. Srauvanzani. Viaggi alle due Sicile etc. Bd. IV, S. 325. 
1819. Squalus rostratus. Saverıo Macrı. Atti Reale Accad. Scienze. Bd. I, S. 55, Taf. 1, Fig. 2. 
1828. Lamna oxyrhina. Cuvıer und VALENCIENNES, 


1833. -— Spallanzani. C. L. BonarArre. Iconogr. Fauna Italiana. Fasc. 26. 

1841. Oxyrhina gomphodon. Mütter und Hexer, Systemat. Beschr. Plagiostomen. S. 68 mit Tafel. 
1843. -— — L. Acassız. Poiss. Foss. Bd. II, S. 276, Taf. G. Fig. 2, 2a, 2b, 2c, 2d. 
1845. — — R. Owen. Odontography. Bd. II, Taf. III. (Copie nach Acassız). 

1865. _ Spallanzani. Aut. Dum£rır. Hist. Nat. Poissons. Bd. I, S. 408. 

1877. — R. Lawreyr. Atti. Soc. Tose. Sci. Nat. Bd. III, S. 343. 

1879. — _ _gomphodon, K. Marrın. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesell. Bd. XXXI, 8. 477, 


1889—93. Lamna Spallanzani. J. V. Carus. Prodromus Faunae. Mediterr. Bd. II, S. 505. 


Die Zähne dieser Art deuten auf eine nähere Verwandtschaft mit O©. Desorii hin; Zahl derselben 
13 

ee, 
zurückgebogen , diejenigen des Oberkiefers dagegen gerade, oder nur mit der Spitze leicht nach aussen 
gezogen. Wurzel dick, tief eingeschnitten, auf der Innenseite sehr erhaben. Im Unterkiefer bilden die 
Wurzeläste einen spitzen Winkel mit einander, im Oberkiefer einen stumpferen. Der dritte Zahn im Ober- 
kiefer ist ausnahmsweise klein und schief; von da an nehmen die zunächst folgenden Seitenzähne an Höhe 
zu, dann wieder ab. Im Unterkiefer nehmen die Zähne gleich vom ersten an an Höhe ab. Die Krone der 
Seitenzähne ist in beiden Kiefern gerade, an der Basis ausgebreitet und mit scharfer Spitze und schnei- ® 
denden Rändern versehen; Aussenseite flach, Innenseite convex, doch weniger gewölbt als bei den Vorder- 
zähnen. Im Oberkiefer stehen die Kronen etwas schiefer nach hinten gerichtet, als im Unterkiefer. Wurzel 
sehr lang, mässig dick, mit weit auseinander stehenden Aesten; Vorderast meist regelmässig abgerundet, 
Hinterast abgestumpft. Mundwinkelzähne sehr klein, aber mit wohl entwickelten, langen, dicken Wurzeln 
versehen. Symphysenzähne fehlen. 


jederseits. Vorderzähne sehr schlank und dick, bis zu 2 cm hoch; die des Unterkiefers stark 


Vorkommen: Recent im Mittelmeer und grossen Ocean. Fossil im Jungtertiär auf der west- 
indischen Insel Buen Ayre, vielleicht auch in Italien. 


1 Der engere Sinn, in welchem ich stets die Bezeichnungen „zurückgebogen, gerade, schief“, bei der Beschreibung 
vorstehender Arten angewendet habe, wird bei Betrachtung des wohlbekannten recenten Gebisses klar. „Gerade und schief“ 
beziehen sich lediglich auf die Längsrichtung, „aufrecht und zurückgebogen“ auf die seitliche, Ein Zahn kann in der Weise 
zurückgebogen sein, dass die Seitenansicht der Ränder (Profil): 

1) eine gerade Linie darstellt, 

2) eine einfach gekrümmte Linie, 

3) eine doppelt oder wellenförmig gebogene Linie. 

Dieser letzte Fall ist der gewöhnlichste, denn bei fast allen nach innen gebogenen Zähnen ist mindestens die Spitze wieder 
nach aussen gebogen. Will man ferner bei einzelnen Exemplaren die Form noch genauer bezeichnen, so kommt auch die 
Krümmung der Mittellinie beider Seiten sowohl, wie des Randes in Betracht, z. B. kann die Aussenseite einfach gebogen sein, 
die Innenseite dagegen wellenförmig, oder es ist die Aussenseite gerade und die Innenseite einfach gebogen u. 8. w. 


Zusammenfassung der Arten von Oxyrhina. 187 


30. Oxyrhina glauca MÜLLER und HExteE. 


1841. Oxyrhina glauca. MüuLter und Hexe. Syst. Beschreibung der Plagiostomen. S. 69 mit Tafel. 
1565. — — A. Dumkrır. Hist. Nat. Poissons. Bd. I, S. 409. 


Diese zweite lebende Art unterscheidet sich von der vorigen lediglich durch die Form und Stellung 
der ersten Rücken- und der Brustflosse und die tiefblaue Farbe. Die Zähne und sonstigen Merkmale sind 
wie bei O. gomphodon. Drei trockene Exemplare sind in Leyden. 

Vorkommen: Recent bei Java im Java-See. 


Aus dem Oamuru-System von Neu-Seeland, dessen aequivalentes Zeitalter nicht genau festgestellt 
ist, sind die folgenden Arten von J. W. Davıs ! beschrieben worden: 

Oxyrhina Enysü, 
— fastigiata, 
— grandis, 
— Haastii, 
_ lata, 
— recta, 
_ subvexa. 


Notizen über das Vorkommen von Oxyrhina-Ueberresten findet man überall in der Literatur an- 
geführt. Um das Nachschlagen der Fundorte bequemer zu machen, ist das folgende Register zu den 
wichtigsten Referaten beigegeben: il 

Graf zu Münster Beiträge zur Petrefactenkunde. - 


Heft V. 1842, S. 67. Oxyrhina hastalis. 
„NIE 1846, S. 23. — hastalis, ziphodon, plicatilis, Desorü, crassa, retroflexa, leptodon. 


Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. 


Band XV. 1865, S. 189. Oxyrhina Mantelli. 


BERXVTI 1866, S. 41. — Mantelli, ziphodon. 
BEERSVIl. 1878, S. 33. —_ Desorii, isocelica. 
„ XXX. 1880, S. 54. —_ Mantelli. 


t cf, J. W. Davıs, Sci. Trans. Roy. Dublin Soc. [2] Bd. IV, 1888, S. 26—32. Diese Arbeit war mir leider nicht 
zugänglich. Nach der strengen Kritik von Daues (Neues Jahrb. 1889, Bd. I, S. 305), wären diese neu aufgestellten Arten 
durchaus unzureichend. Nebenbei sei bemerkt, dass der Name 0. Zata schon vergeben war. 


188 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrbina. 


Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie. 


Jahrgang 1841, S. 97. Oxyrhina notaspis. 
” 1843, S. 261. — ziphodon. 
” 1843, S. 262. — hastalis, reflexa. 
nn 1845, S. 256. — numida. 
nn 1846, S. 56. —  plieatilis. 
se 1847, S. 242. —  Desorii, hastalis, leptodon, xiphodon u. nov. Sp. 
Rx 1850, S. 102. _ Mantelli. 
r 1850, S. 868. — crassa, Desori, hastalis, Mantelli, minuta, Sillimani, plicatilis. 
a 1851, S. 183. — hastalis, leptodon, ziphodon, Zippei. 
n 1851, S. 254. — hastalis, xiphodon. 
% 1852, S. 110. —  hastalis, leptodon, quadrans, subinflata, Desorü, Zippei. 
% 1852, S. 167. — Desorü. S. 759. O. macer. 
R 1853, S. 110. — Desorii, hastalis, leptodon, quadrans, subinflata. 
an 1854, S. 515. Desorü. 
en eb, 86 2 — Desorii, hastalis, Mantelli, plicatilis, subinflata, ziphodon. 
en 1855, S. 614. — longidens, macer. S. 623. O. Mantelli. 
Me 1855, S. 728. —_ heteromorpha. 
2 1856, S. 93,739. — Desorü. S. 758. O. Rouilleri. 
g 1856, S. 483. = Mantelli. 
vs 1857, S. 243. — plana, tumula. 
; 1857, S. 625. — Mantelli, Zippei. ’ 
% 1858, S. 382. —_ macrorhiza. 
; 1858, S. 870. — hastalis, Taroti, trigonodon, Vanieri, wiphodon. 
= 1859, S. 124. — macrorhiza. S. 361. O0. Mantelli. 
” 188711, S. 152. — Agassizii, Desoriü, quadrans. 
2 18891, S. 306. —_ acuminata, Enysü, fastigata, grandis, Haastii, lata, recta, subvexa. 


Quarterly Journal Geological Society. 


Band I. 1845, S. 426. Oxyrhina hastalis, ziphodon. \ 
„ VII. 1852, S. 302, 318. — Desorii, trigonodon, ziphodon. > 
„ XXI. 1865, S. 28; — Mantelli. h3 


Verhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt. 


Jahrgang 1861, S. 41.  Oxyrhina alpina. 
ss 1872, 829% ZZ hastalis, Mantelli, ziphodon. 
” 1873, S. 212. — _ Desorü, isocelica. 
5 1876, S. 128. angustidens. 
ni 1878, S. 163. —  paradoza. 
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. 
Band II. 1851, S. 467. Oxyrhina Mantelli. 
Ar Ne 1854,28. .207, 211,031. — Mantelli. 
Me NS 31854 5753. — angustidens, heteromorpha. 
7 VITZ21856,28.405, : = longidens. 
ne le Se er — hastalis. 


Synonymik. 189 


Band XII. 1860, S. 78, 86. Oxyrhina Mantelli. 
„ XU. 1860, S. 376. — 5. 
EEE INT. 518615. 433. = macer. 
BEERVE21863,08: 301,326, 328. — Wirbel. 
BEEXV: 1863, S. 328. — angustidens. 
„ AXII. 1870, S. 242. — Mantelli, Coprolithen. ° 
RR 1878, 8. 262, 263. — Mantelli. 
„ XLII. 1890, S. 388. —_ hastalis. 
Synonymik. 
Alopecias gigas PROBST — 0Oxyrhina Desorü AGassız. 
Anotodus Agassizü Le Hon — E= Agassizii Le Hor. 
Lamna acuminata Acassız (z. Th) = — Mantelli Acassız. 
—  Lyelli GEMMELLARO — _ Desorü AGassız. 
—  inaeqwilateralis GEMM. = — Desorii AGAssız. 
—  Mantelli MAnTELL = _ Mantelli Acassız. 
—  osyrhina OWEN = _ gomphodon MÜLLER u. HENLE. 
—  petricoriensis COQUAND == — Mantelli Acassız. 
—  Spallanzani = — gomphodon MÜLLER u. HENtLE. 
Otodus apiculatus AGassız z — hastalis Acassız. 
—  subbasalis KIPRIJANOFF — — subbasalis KIPRIJANOFF. 
— ozyrhinoides SAUVAGE = —_ Mantelli AGassız. 
Oxyrhina acuminata Davıs — — hastalis Acassız. 
— acuminata REuss — —_ angustidens REuss. 
—— Agassizüüi LAWLEY — —_ hastalis Acassız. 
— alpina GÜMBEL — (?) Sphenodus (Orthacodus) alpinus GUMBEL. 
_ angustidens EICHWALD — Scapanorhynchus gigas WOODWARD. 
— Arnaudi CoQUAND = Corax sp. 


— basisulcata SISMONDA 
En Benedeni Lz Hox 


I 


(2) Carcharias basisulcatus SISMONDA. 
Oxyrhina crassa AGAssız. 


carinata EICHWALD — Hybodus carinatus EICHWALD. 
— conica Davis — 0ÖOtodus sulcatus GEINITZ. 

_ cyclodonti PEDRONI — (2?) Hemipristis serra AGassız. 
_ Enysiü Davis —= 0Oxyrhina Haasti Davis. 

— extenta LEIDY = — Mantelli AGassız. 
— Forestii LAWLEY = = 'erassa AGAssız. 


—  gibbossima LAWLEY — _ crassa ÄGASSIZ. 


190 Zur Kenntniss der Gattung Oxyrhina. 


Oxyrhina gracilis LE Ho —= ÖOxyrhina Desorü Acassız. 
— Hawueri NEUGEBOREN — — hastalis AGassız. 
— Heckeliana NEUGEBOREN = — hastalis AGAssız. 
— heteromorpha REUSS = — angustidens Russ. 
— incerta MICHELOTTI = _ Desorii AGassız. 
— isocelia SISMONDA = — hastalis AGassız. 
—- lata NEUGEBOREN — — hastalis AGassız. 
— leptodon AGassız — — Desorii AGassız. 
_- leptodon GEMMELLARO — — hastalis AGassız. 
= longidens QUENSTEDT — Sphenodus (Orthacodus) longidens AGassız. 
— macer QUENSTEDT = — — longidens Acassız. 
— Mantelli SCHAFHÄUTL — Oxyrhina hastalis Acassız. 
-- minuta GIBBES (z. Th.) = Carcharias Gibbesii WOoO0DWARD. 
— ornati QUENSTEDT —= Sphenodus (Orthacodus) longidens AGAssız. 
—  paradoxa AGASSız = Hybodus paradoxus AGassız. 
— plicatilis Acassız — 0Oxyrhina hastalis Acassız. 
—  punctata GRAY —= Lamna punctata GRAY. 
— quadrans AGASSIZ — Osyrhina hastalis AGassız. 
— quadrans LAWLEY = — crassa AGASSIZ. 
En retroflewxa AGASSIZ = _ hastalis AGassız. 
— Spallanzani BONAPARTE = — gomphodon MÜLLER u. HENLE. 
e subinflata NEUGEBOREN = — Desorii Acassız. 
— trigonodon AGassız — — hastalis AGassız. 
E= Wilsoni GIBBES = — Desorii AGassız. 
xiphodon AGassız — — hastalis AGassız. 
— xziphodon NOETLING — — Desorii AGassız. 
u Zippei NEUGEBOREN = _ hastalis AGaAssız. 


Scoliodon priscus REUSS == — angustidens REuss. 


Zeitliche Verbreitung der Arten von Oxyrhina. 191 
Zeitliche Verbreitung der Arten von Oxyrhina. 
Nro. Arten: Gault Sm: Turon | Senon | Eocän |Oligocän| Miocän | Pliocän | Recent 
1. || Oxyrhina subinflata Ac. : Zu 
2: macrorhiza Pıcr. et OAme. es 
3. Mantelli Ac. (mn m 
4. Zippei Ac. ee 
5. angustidens Rzuss . VENEN nu — 
6. Rouilleri Kıprıs. RE 
7 subbasalis Kıprız. . Ve 
8. crassidens DIxoN REN 
sh Lundgreni Davıs . —— 
10. triangularis EGERTON — 
ala hastalis Ac. . 
12. Desorii Ac. 
15% Sillimani GIBBES | 
14. Zignoi Bass. 
19. laevigata Darm. 
16. Winkleri \ınc. 
17% nova WINCK. . | 
18. minuta Ac. 
19. erassa Ac. 
2. plana Ac. 
21: tumnla Ac. 
22. brevis ÜosTa 
28. complanata SısM. 
24. Taroti Rovaun . 
25. Vanieri Rouaun 
26. Kochi WINck. 
27. Agassizii Le Hox . 
38. numida VALENC. 
29. gomphodon M. u. H. . —— 
glauca M. u. H. _ 


„ 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XV1. . 


Fig. 1. Linke Seite des reconstruirten Gebisses, von aussen gesehen, ”/ıo natürlicher Grösse. 
„ 2. Diagram der Dimensionen aller zehn Wirbelkörper vom Kopf bis zum Schwanz bei zwei Exem- 
plaren von Oxyrhina Mantelli. 
Das Diagram ist auf Maassstab 1: 10 gezeichnet und photographisch genau '/, verkleinert. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Taf. XV 


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Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgarı. 


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ichtäraek der Mofkunstanstall von Martio Hammel & Co- Siutizun. 


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10. 
11. 


49 —50. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XV. 


A Oberkieferzähne der rechten Seite. 


Frontalzahn, I. Querreihe; @ Innenseite, d Seitenansicht, e Aussenseite. 

Frontalzahn, II. Querreihe; @ Aussenseite, b Wurzel von unten gesehen, c Innenseite. 

Frontalzahn, III. Querreihe; @ Innenseite, db Wurzel, ce Profil, d Aussenseite eines anderen Zahnes der- 
selben Querreihe, e Innenseite eines Zahns der entsprechenden Stelle an der linken Seite des Kiefers. 

Lateralzahn, IV. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzehn, V. Querreihe; @ Aussenseite, db Innenseite. 

Lateralzahn, VI. Querreihe; @ Aussenseite, b Innenseite, ce Seitenansicht. 

Lateralzahn, VII. Querreihe; a Profil, db Aussenseite, c Innenseite. 

Lateralzahn, VIII. Querreihe; @ Aussenseite, 5 Innenseite. 

Lateralzahn, IX. Querreihe; @ Aussenseite, b Innenseite, ce Seitenansicht. 

Lateralzahn, X. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzahn, XI. Querreihe; @ Aussenseite, d Innenseite. 


B. Unterkieferzähne der rechten Seite. 


Frontalzahn, I. Querreihe; a Innenseite, 5 Wurzel, c Aussenseite. 

Frontalzahn, II. Querreihe; @ Aussenseite, b Innenseite. 

Frontalzahn, III. Querreihe und aus der äussersten Längsreihe (abgestumpft), « Aussenseite, 5 Innen- 
seite, c Seitenansicht. 

Lateralzahn, IV. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzahn, V. Querreihe; @ Innenseite, d Aussenseite, ce Seitenansicht. 

Lateralzahn, VI. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzahn, VII. Querreihe; @ Aussenseite, d Innenseite, ce Seitenansicht. 

Lateralzahn, VIII. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzahn, IX. Querreihe; @ Innenseite, bD Aussenseite. 

Lateralzahn, X. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 

Lateralzahn, XI. Querreihe; @ Innenseite, b Aussenseite. 


C. Mundwinkelzähne der beiden Kiefer. 


Mundwinkelzähne der XII. Querreihe gegen die Aussenseite gesehen. 
Mundwinkelzähne der XII. Querreihe, von oben gesehen. 


D. Symphysenzähne. 


Die beiden äussersten Symphysenzähne; Fig. 35 a von oben, b von unten, c von der Seite. 
Die den vorigen zwei folgenden Reihen von kleineren Symphysenzähnen, gegen die Aussenseite gesehen. 
Die drei unsymmetrischen Symphysenzähne, von aussen gesehen; Fig. 455 Seitenansicht, 45 c Innenseite. 


E. Oberkieferzähne der linken Seite. 


Frontalzahn, I. Querreihe; « Innenseite, b Aussenseite. 

Frontalzahn, II. Querreihe; @ Aussenseite, d Innenseite. 

Lateralzahn, IV. Querreihe, abgestumpft und mit anormalem Fortsatz an der Wurzel; @ Innenseite, 
b Aussenseite. 

Einzelne Zähne eines anderen Individuums von dem gleichen Fundort. Fig. 49, Frontalzahn des 
Oberkiefers, IH. Querreihe, mit Nebenzacken. Fig. 50. Frontalzahn des Unterkiefers. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Palaeontographica Ba. Xu: 


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6. Krapf gez.u ‚Iıth Lifh.Anst.x.Carl Leykumin München, 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XVII. 


Eier 31. Erster Wirbelkörper, mit Knorpelüberzug bedeckt. Nat. Grösse. 
a. Vorderseite. db. Seitenansicht. c. Hinterfläche. 
28 Zweiter Wirbelkörper, mit excentrischer Durchbohrung für die Chorda. Nat. Grösse. 
a. Vorderfläche. db. Hinterfläche, bedeutend grösser als die Vorderkegelfläche. 
3. 90. Rumpfwirbel vom Kopf. Nat. Grösse. 
a. Vorderkegelfläche. 5b. Seitenansicht. 
Ar 194. Schwanzwirbel vom Kopf. Nat. Grösse. 


a. Vorderkegelfläche. (Die Chordadurchbohrung ist nicht excentrisch). 
Durchschnitt des 66. Rumpfwirbels vom Kopf. 
Eine Parthie des Knorpels vom Kopfstück, Nat. Grösse. 
Dünnschliffe derselben, bei 45facher Vergrösserung. 
Eine Parthie der Chagrinhaut die Anordnung der Schuppen zeigend, stark vergrössert. 


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gezeichnet. Höhe derselben 0,67 mm, Breite 0,59 mm. 
10. Durchschnitt einer Schuppe von Thelolepis parvidens Ac. aus dem Ludlow Bonebed, nach 
einer Zeichnung von Horer. Höhe 0,577 mm, Breite 0,403 mm. 
„ 1l1a,b. Schuppen von Thelolepis parvidens Ag. nach PANDER. 
12. Schuppen von Oxyrhina Mantelli Ac. 50fach vergrössert. 


Anmerkung: Irrthümlicherweise ist Fig. 12 durch Fig. 11c und d ersetzt, welche die äussere Form und Verzierungsfalten 
von Thelolepis darstellen, statt derselben von Oxyrhina. Jedoch ist die Aehnlichkeit so gross, dass die Figuren 
11a und 11d ebensowohl bezeichnet werden dürfen, als die glatte resp. die mit Falten verzierten Schuppen von 
Oxyrhina Mantelli, 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


Längsdurchschnitt durch eine Schuppe von Oxyrhina Mantelli bei 110facher Vergrösserung‘ 


Palaeontographica Bd. XLI. Taf. XV. 


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G Krapf gez. u.lith. ; Lith.Anst x. Carl Leykumin München 


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Campylognathus Zitteli. 


Ein neuer Flugsaurier aus dem Oberen Lias Schwabens 


von 


Felix Plieninger. 


Mit Tafel XIX und 8 Textfiguren. 


Literaturverzeichniss über Flugsaurier. 


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Sömmering, S. Th. v. Denkschrift. der kgl. bayr. Akad. d. Wissenschaften. 1811—1812. Bd. II, S. 89. 1816—1817, 

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= Gelehrte Anzeigen, herausgegeb. v. Mitgl. d. k. b. Acad. der Wissensch. 1857. Nr. 21. 17. August. 
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— Geschichte der Vorwelt. 2. Aufl., 1858. I. Theil, pag. 443. 


I 


198 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Wagner, A. Vergleichung der urweltlichen Fauna des lithogr. Schiefers von Cirin mit der gleichnamigen Ablagerung 
im fränk. Jura. Gelehrte Anzeigen, herausgegeb. v. Mitgl. der k. bayr. Acad. d. Wiss. 1860. 
April Nr. 28 u. folgende Nummern. 
_ Fische und Saurier im oberen wie unteren Lias. Sitzgs.-Bericht d. math.-physic. Classe der k. b. Acad. 
d. Wiss. 1860. p. 45. 12. Mai. 
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Williston, Dr. S. W. Ueber Ornithocheirus Hilsensis Koren. Zoolog. Anzeiger. 1885. Vol. 8, pag. 628. 
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Winkler, Prof. T. C. Description d’un 'nouvel exemplaire de Pterod. mieronyx du Musee Teyler. Harlem. 1870. 
= N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1871. p. 112. 
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Woodward, H. Geol. Mag. 1868. Bd. 5. 
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— New Facts bearing on the Inquiry concerning Forms intermediate between Birds and Reptiles. Quarterly 
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Woodward, A. Smith. Ann. u. Mag. of nat. History. 1891. Serie 6, Vol. 8, p. 314. 
(Dasselbe in) Evidence of the occurrence of Pterosaurian and Plesiosaurian Reptiles in the Cretaceous 
Strata of Brazil. British Assoc. Cardiff meeting. 1891. p. 299—300. 
— and Ch. D. Sherborn. A Catalogue of british fossil vertebrata. London, 1890. 
Zittel, K. A. v. Ueber Flugsaurier aus dem lithogr. Schiefer Bayerns. Palaeontographica, 1882. Vol. 29, pag. 49. 
— Handbuch der Palaeontologie. 1887—1890. Bd. III, p. 773. 


Ba da IE CE; 


Einleitung. 


Die Posidonomyenschichten des Lias in Schwaben sind durch ihre prächtigen Ichthyosaurus- und 
Teleosaurus-Reste und durch „Schwabens Medusenhäupter“ längst zu grosser Berühmtheit gelangt. Erst in 
allerjüngster Zeit haben die unerschöpflichen Fundgruben von Holzmaden bei Kirchheim u. T. wieder viel 
von sich reden gemacht, durch Ichthyosaurier mit vollständig erhaltener Schwanzflosse und anderen Weich- 
theilen!, sowie durch das erste Skelett eines Plesiosaurus, das in Schwaben gefunden worden. Diesen 

zwei Funden reiht sich würdig als dritter der Fund eines Flugsauriers an, aus dem Lias Schwabens und 
Frankens bis jetzt das erste nahezu vollständige Exemplar. Von dem Steinbruchbesitzer und Petrefacten- 
händler B. Haurr in Holzmaden, aus dessen Bruch das Stück stammen soll, wurde es mit gewohnter Ge- 
schicklichkeit aus dem Gesteine herauspräparirt. Von dem Verein f. vaterländ. Naturkunde in Württemberg 


‚erworben, wurde mir von dem jetzigen Conservator der geologischen Sammlung, Herrn Professor Dr. EgEr- 


HARD FraAs, dieser prächtige und werthvolle Fund zur Beschreibung anvertraut, wofür ich an dieser Stelle 
meinen wärmsten Dank ausspreche. Zu ganz ausserordentlichem Danke bin ich Herrn Geheimrath v. Zırreu 
verpflichtet, welcher mich bei Bearbeitung des Stückes allenthalben mit seinem schätzbaren Rathe unter- 
stützte und mir zudem die Benützung seiner reichhaltigen Privatbibliothek in liebenswürdigster Weise 
gestattete. Ihm als meinem hochverehrten Herrn Lehrer, der die Kenntniss der Flugsaurier so wesentlich 
erweitert hat, widme ich diese Species als Zeichen meines tiefgefühlten Dankes und meiner Verehrung. Auch 
Herrn Dr. Orto Reıs, Assistent am kgl. Oberbergamte zu München, bin ich für mehrfache werthvolle Winke 
zu aufrichtigem Danke verpflichtet. Die Textfiguren wurden von Herrn Conkap Krapr gezeichnet. 


Historisches. 


Die ersten Reste von liasischen Flugsauriern wurden im December des Jahres 1828 im unteren 
Lias von Lyme Regis in England aufgefunden und von BucktanD? als Pferodactylus macronyx beschrieben ; 
von RıcHARD OwEn wurde später darauf das Genus Dimorphodon begründet. Bei diesem Funde war der 
grösste Theil des Skelettes, aber ohne Schädel, erhalten. 


1 Ep. Fraas. Neues Jahrbuch 1892. Bd. II. pag. 37. 
2? Buckzanp, W. Proceed. geol. Soc. London 1829 und Transactions of the geol. Soc. of London. 1835. Serie II, 
Vol III. pag. 217. 


200 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Nachdem dieser englische Fund bekannt war, entdeckte Hermann v. Meyer‘ in der palaeonto- 
logischen Sammlung des Herzogs WırHELM von Bayern zu Banz im Jahre 1830 gleichfalls Ueberreste 
von Flugsauriern, welche schon im Frühjahre 1828 in der Umgegend von Banz aus den Posidonomyen- 
schichten des oberen Lias gesammelt worden waren. Hermann v. Meyer? und Tmeonorı” beschäftigten 
sich mit der Veröffentlichung dieser Reste. Ersterer wollte darin den englischen Pierodactylus macronyx BUcKL. 
erkennen, letzterer sah darin mit Recht eine von der englischen verschiedene Species, die er Pferodactylus — 
Rhamphorhynchus (ensirostris) — Banthensis nannte, Auf dieses Banzer Exemplar begründete A. WAsner! 
1860 das Genus Dorygnathus. Open? führt aus der Boller Gegend einen wohlerhaltenen Unterkiefer derselben 
Species aus den Posidonomyenschiefern an. Nach Quexstepr® soll das Stück übrigens vom Wittberge bei 
Metzingen stammen; er liess an der Stelle nachgraben, wo der Unterkiefer des Opper’schen Exemplares gefunden 
worden sein sollte und erhielt auch wirklich einen Theil der Vorderextremitäten eines Flugsauriers, die aber 
einem anderen Exemplare und zwar einem kurzgeschwänzten Flugsaurier angehörten, welchen er Pferodactylus 
liasicus nannte. Im Jahre 1858 erhielt Rıcnarp Owen’ einen Schädel von Dimorphodon macrony& BUCKL. 
und später ein fast vollständiges Skelett derselben Species; die genaue Beschreibung der beiden Exemplare 
veröffentlichte er im Jahre 1870°. Aus dem oberen Lias von Whitby beschrieb E. T. Newrox’ als 
Scaphognathus Purdoni einen ziemlich grossen, langgestreckten Schädel von vorzüglicher Erhaltung. 

Das hier näher zu beschreibende Exemplar eines liasischen Flugsauriers stammt aus den Posido- 
nomyenschichten (Lias e QuENsTEDT), wo es mit Ichthyosaurus zusammen vorkam, es wurde im Jahre 1893 
aufgefunden. Einem der früher gefundenen liasischen Flugsaurier und auch denjenigen des Malm lässt 
es sich generisch nicht anreihen, wie ich im Verlaufe der Abhandlung bengisen werde; ich schlage des- 
halb den Namen OCampylognathus!° für dieses neue Genus vor. 


Beschreibung. 


Lage und Erhaltung. (s. Taf. XIX.) 


Das Skelett liegt auf einer 75 cm breiten und 98 cm langen Schieferplatte und wurde von B. Haurr 
meisterhaft präparirt. Das Thier gelangte auf seine linke Seite gelegt zur Fossilisation und ist nahezu 


i H. v. Meyer, Neues Jahrbuch f. Min. etc. 1831. p. 73. 

? H. v. Meyer, Reptilien aus dem lithogr. Schiefer des Jura. Fauna der Vorwelt. Frankfurt 1860. Daselbst auch 
eine Zusammenstellung seiner übrigen Publicationen über Pterod. macronyx. 

3 Tusoporı, Froriep’s Notizen. Nr. 623. pag. 101- 1830. Isis p. 276. 1831. Bericht des naturforsch. Vereins in 
Bamberg. pag. 17. 1852. 

4 WAGNER, A. Sitzber. der k. b. Akad. d. W. 1860, S. 48. 1861, S. 520. 

5 Orrer, Württ. Jahreshefte 1856, p. 326. 

6 QuEnsteDT, Württ. Jahreshefte 1858, p. 299. 

7 Owen R. British Assoc. Reports. 1858. pag. 97. 

8 Owen, R. Palaeontogr. Soc. Rept. Liasic Form. 1870. Part. III, pag. 41. 

% Newrox, E. T. New Species of Pterosaurian. Philosoph. Trans. of the Royal Soc. of London. 1888. Vol. 179, 
pag. 509. 

10 Von zuurruAog, gebogen. 


Der Schädel. 201 


vollständig erhalten. Hals und Kopf hängen nach der Dorsalseite über, in Folge dessen bietet uns der 
Schädel seine rechte Seite dar; er ist in seinem hinteren Theile etwas auseinandergedrückt, sonst prächtig 
erhalten, die Bezahnung ist vollständig. Die Unterkieferhälften sind getrennt, die rechte Hälfte liegt noch 
am Schädel, die linke wurde nach unten verschoben und ist dadurch sichtbar geworden. Der Halsabschnitt 
der Wirbelsäule ist völlig zerquetscht, so dass einzelne Wirbel nicht mehr zu erkennen sind. Die Wirbel 
des Rücken- und Lendenabschnittes sind etwas zerstreut, ebenso die Rippen, von welchen noch neun der 
linken Körperhälfte angehörige mehr oder weniger vollständig wohl in ursprünglicher Reihenfolge liegen. 
Sacral- und Schwanzabschnitt sind prachtvoll erhalten. Vom Schultergürtel sind beiderseits die vereinigten 
Scapulae und Coracoidea erhalten. Durch die Scapula der rechten Seite geht ein Sprung in der Gesteins- 
platte, welcher auch die beiderseitigen Humeri ihrer distalen Enden beraubt. Das Sternum ist nur unvoll- 
ständig erhalten, es liegt hinter dem Schädel. Von den beiden Vorderextremitäten haben wir diejenigen 
der rechten Seite nahezu vollständig erhalten und es liegen die einzelnen Knochen noch im Zusammenhang. 
Das distale Ende des Humerus, sowie die proximalen Enden von Ulna und Radius fehlen bei der rechten 
Vorderextremität, während der übrige Theil derselben in prachtvoller Erhaltung vorliegt. Der Humerus 
-der linken Seite liegt unter Scapula und Coracoideum und Humerus der rechten Extremität. Radius und Ulna 
sind ganz vollständig. Carpus und Metacarpalia fehlen, mit Ausnahme des fünften Metacarpale, welches in 
die hintere Schädelparthie geschwemmt wurde. Von den Phalangen des fünften oder Flugfingers ist die erste, 
welche quer über Ulna und Radius liegt, ihres distalen Endes beraubt; der zweiten Phalange, welche in 
der Ecke der Platte liegt, fehlt das proximale Ende; ihr schliessen sich vollständig erhalten die dritte und 
vierte Phalange an. 

Der Erhaltungszustand des Beckens ist geradezu prachtvoll zu nennen, nur fehlen leider die Scham- 
beine; sie sind möglicherweise noch im Gestein verborgen. Die rechte Hinterextremität liegt neben dem 
vorderen Theile des Schwanzes noch völlig in Zusammenhang; jedoch ist das distale Ende der Tibia von 
der distalen Tarsusreihe etwas abgerückt. Von der linken Hinterextremität liegt der Oberschenkel neben 
dem Becken; Tibia und Fibula liegen unter Ober- und Unterschenkel der rechten Seite, jedoch fehlt ihnen 
das proximale Ende. Tarsus und Metatarsus sind noch in Zusammenhang, während die Phalangen etwas 
durcheinandergeworfen sind. Fast alle Extremitätenknochen sind stellenweise eingedrückt, was von ihrer 
pneumatischen Beschaffenheit herrührt. 


Schädel. 


Der Schädel (Fig. 1) ist in seiner vorderen Hälfte vorzüglich erhalten, in der hinteren Hälfte, 
welche etwas zerdrückt und auseinandergerissen ist, sind die Knochen aus ihrer ursprünglichen Lage ziemlich 
stark verschoben und theilweise derart ineinandergepresst, dass eine Grenze schwer zu erkennen ist. Bei 
Betrachtung des fast nahtlosen Schädels, der dem Beschauer seine rechte Seite darbietet, fallen zunächst 
drei grosse Durchbrüche ins Auge, welche durch Knochenbrücken vollständig von einander getrennt sind. 
Die grösste Durchbruchsöffnung bildet die Augenhöhle (Orbita, O.). Ihre knöcherne Umgrenzung ist 
wenigstens vorn und unten vollständig erhalten, im hinteren und oberen Theile sind die sie begrenzenden 
Knochen aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben. Die Höhe der Augenhöhle dürfte zwischen 2,5 und 


3 cm, ihre Breite ca. 3 cm betragen haben. Vor der Augenhöhle befindet sich eine dreieckige Durch- 
Palaeontographica. Bd. XLI. 26 


202 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


u 


bruchsöffnung die Thränengrube (Praeorbitalöffnung P.), dieselbe ist an ihrer Basis 1,8 cm lang und 
0,6 cm hoch. Sie scheint durch Druck etwas von ihrer ursprünglichen Höhe eingebüsst zu haben. Vor 
und über dieser mittleren Durchbruchsöffnung sehen wir als dritte Oeffnung das langgestreckte Nasen- 


Fig. 1. N. — Nasenöffnung. P. = Thränengrube. O0.—= Augenhöhle. pr.m. = Praemaxillare. m. — Maxillare. Zac. = Lacri- 


male. j. = Jugale. Zr. — Transversum. n. = Nasale. pfr. = Praefrontale. pt.fr. = Postfrontale.. g. = Quadratum. 
95. = Quadratojugale. sg. = Squamosum. pt. — Pterygoideum. par. = Parietale. fr. = Frontale.. v. —= Vomer. sc. — Reste 
des Scleroticalringes. mc. V — Metacarpale V. pal. — Palatinum. d. = Dentale. ar. —= Articulare. sp.a. — Supraangulare, 


a. — Angulare. Nat. Grösse. 


loch (N.), das eine Höhe von 0,6 cm und eine Länge von 4 cm aufweist. Die Lage der Nasenlöcher am 
Schädel dürfte weniger nach der Seite als nach oben gerichtet gewesen sein. 


Die Länge des ganzen Schädels, welche der verletzten hinteren Partie wegen nur annähernd be- 
stimmt werden kann, darf auf ca. 13 cm geschätzt werden. Das von Scheitelbeinen und Stirnbeinen ge- 
bildete Schädeldach ist aus seiner ursprünglichen Lage abgerückt, etwas gedreht, in der Richtung 
gegen die Augenhöhle verschoben und bietet uns in Folge dessen eine vollständige Ansicht von oben. Zu- 
hinterst haben wir die Scheitelbeine (Parietalia par.), welche die obere Schläfenhöhle innen halbkreis- 
förmig umrahmen, nach hinten entsenden sie je einen flügelartigen Fortsatz, Zwei bogenförmige Leisten 
entspringen zwischen den Augen- und Schläfenöffnungen, berühren sich in ihrem Verlaufe in der Mittellinie 
und erstrecken sich um die Schläfenhöhlen herum in die eben erwähnten Fortsätze. Bei dem vollständigen 


Der Schädel. 20 


[sb] 


Mangel einer Naht ist die Grenze zwischen Scheitel- und Stirnbeinen schwer zu bestimmen. Nach v. Ammon! 
bildet bei Rhamphorhynchus longicaudus MünstT. „eine leicht vorwärts geschwungene Linie, die in ihrem 
weiteren Verlaufe unten um das Parietale sich herumzieht“ die Grenze zwischen Stirn- und Scheitelbein. 
„In gleicher Weise,“ fährt v. Ammox fort, „ist das Parietale an dem von oben blossgelegten Kopfe des schönen 
Münchener Exemplares von Rhamphorhynchus Gemmingi, das WAGNER als Rh. longimanus beschrieb, gegen 
die Frontalia abgegrenzt.“ An letzterem Exemplare wird diese Linie durch eine Leiste gebildet und bei 
beiden Exemplaren ist der Verlauf dieser Linien ein anderer als bei unserem Exemplare. Dass diese 
leistenförmigen Linien gerade mit den Nähten zusammenfallen sollen, erscheint mir wegen des weiteren Ver- 
laufes dieser Leisten nach hinten, wenigstens bei Campylognathus sehr unwahrscheinlich. Vor den Scheitel- 
beinen liegen die Stirnbeine (Frontalia fr.), welche die obere Umrahmung der Augenhöhle bilden; sie 
dürften sich bis zur Bruchstelle, also bis zum vorderen Theile des Oberrandes der Augenhöhle, erstreckt 
haben. Diese Stelle würde etwa derjenigen entsprechen, welche bei Scaphognathus erassirostris GOLDF. sich 
durch eine Naht als Grenze zwischen Stirnbeinen und Zwischenkiefer erweist. Auch eine Abbildung von 
Rh. longicaudus Münst., welche H. v. Meyer’ gibt, zeigt die Naht an derselben Stelle. Die Medianlinie 
ist bei Campylognathus durch eine leistenförmige Erhebung ausgezeichnet, die mit der Grenze der beiden 
Frontalia zusammenfällt und vielleicht die Basis eines feinen Kammes war, wie ich einen solchen jüngst 
beim Präpariren eines Pferodactylus aus dem lithographischen Schiefer zu beobachten Gelegenheit hatte 
und demnächst beschreiben werde. Seitwärts vor dem Stirnbein liegt in dem etwas beschädigten vorderen 
Winkel der Augenhöhle das Vorderstirnbein (Praefrontale p.fr.). Die Form dieses Knochens ist nicht 
genau zu ermitteln. Vor dem Praefrontale scheint sich in der hinteren oberen Ecke der Praeorbitalöffnung 
ein länglich dreieckiges Thränenbein (Lacrimale Zac.) anzulegen, dessen Existenz sich jedoch bei der 
unvollständigen Erhaltung gerade dieser Stelle nicht sicher behaupten lässt. Vor dem Frontale, zwischen 
Praefrontale, Lacrimale und der hinteren Verlängerung des Zwischenkiefers eingezwängt, liegt das Nasen- 
bein (Nasale n.). Es ist durch Druck etwas unter das Praefrontale und Lacrimale verschoben, dürfte 
aber an der Begrenzung der Praeorbitalöffnung nach oben theilnehmen, indem es nach vorn unten einen 
ziemlich langen und schmalen Fortsatz entsendet, der sich an einen aufsteigenden Ast des Oberkiefers an- 
legt; es schliesst ferner die Nasenöffnung nach hinten ab. Der unpaare Zwischenkiefer (Praemaxillare 
pr. m.) beginnt vor den Frontalia, trennt die Nasenbeine und verbreitert sich allmählich nach vorn in die 
Schnauzenspitze. Er begrenzt.die Nasenöffnung oben und vorne und bildet den vordersten Theil der bis 
zur Spitze bezahnten Schnauze. Eine Naht, welche ihn vom Oberkiefer trennt ist nur schwer zu erkennen, 
sie wird jedoch, was auch Goupruss bei Scaphognathus crassirostris annimmt, vom vorderen Winkel der 
Nasenlöcher beginnend hinter dem vierten Zahn den Alveolarrand erreichen. Den Grund, welcher mir diese 
Annahme als berechtigt erscheinen lässt, werde ich bei Besprechung des Oberkiefers anführen. Owen 
verlegt diese Grenze weiter nach hinten? und es machte schon SEELEY* auf verschiedene Widersprüche be- 


1 L. v. Aumon. Rhamphorhynchus longicaudatus. Correspondenzblatt des naturw. Ver. zu Regensburg. 38. Jahrgang. 
1884. pag. 139. 

? H. v. Meyer. Fauna der Vorwelt. Rept. d. lithogr. Schiefers Tab. 9, Fig. 5. 1859 

® R. Owen. Rept. Lias. form. 1870. Part. III, pag. 64 und Rept. cretac. form. 1851. Part. I, Tab. 27, Fig. 5. 

* H. G. Seetey, Ann. a. Mag. 1870. 4. Serie. Vol. 6, S. 135. 


204 F. Plieningen, Campylognathus Zitteli. 


treffs der Ausdehnung von Maxillare und Praemaxillare in Owen’s Abhandlungen aufmerksam. Der Ober- 


kiefer (Maxillare m.) schliesst sich nach rückwärts an den vorderen Theil des Praemaxillare an, begrenzt 
die Nasenhöhle von unten, trennt sie durch einen aufsteigenden Ast, der sich mit dem nach abwärts ge- 
richteten Nasenbeinfortsatze verbindet, von der Praeorbitalöffnung und legt sich mit einem nach rückwärts 
gerichteten Fortsatze an das Jugale an. Das Maxillare der linken Seite ist aus dem Zusammenhange mit 
dem Schädel gelöst und findet sich unterhalb des Schädels zwischen den beiden Unterkiefern. Beim 
Auseinanderschieben der Schädelknochen durch Druck lösen sich die Knochen am leichtesten an den Naht- 
stellen aus dem gegenseitigen Zusammenhang; messen wir nun die Länge des freiliegenden Oberkiefers, so 
finden wir, dass dieselbe gleich ist einem vom Jugale bis zum vierten Zahn von der Spitze aus ge- 
messenen Stücke; dies wäre also die vordere Grenze des Maxillare, welche Owen ohne besondere Begrün- 
dung weiter nach hinten liegend annimmt. 

Der Jochbogen (Jugale 5.) ist eine dünne, bogenförmige Knochenspange, welche den unteren 
Rand der Augenhöhle bildet, geradlinig nach vorne in den Oberkiefer übergeht und einen nach vorne auf 
steigenden Ast dem Praefrontale entgegenschickt, durch welchen es die Augenhöhle von der Praeorbital- 
öffnung trennt. An der Verbindungsstelle von Maxillare und Jugale legt sich von der vorderen unteren Ecke 
der Augenhöhle nach innen ein Knochenstückchen an, das als Os transversum (fr.) gedeutet werden kann. 

Die bis jetzt beschriebenen Schädelknochen waren bei der Ablagerung im Zusammenhange ge- 
blieben, und so kommen wir jetzt zur Deutung der aus ihrer ursprünglichen Lage gebrachten, mehr oder 
weniger verschobenen Schädeltheile. Hinter dem Schädel befindet sich das Quadratbein (Quadratum q.) 
der linken Seite, welches uns seine Innenseite darbietet und eine ziemlich kräftige dreieckige Knochenplatte 
bildet, an deren oberem Ende sich nahezu rechtwinklig ein stielförmiger Fortsatz ansetzt, der dem Schuppen- 
beine (Squamosum sq.) angehören muss und offenbar unvollständig ist; er wird mit dem flügelartigen Fort- 
satze des Parietale in Verbindung gestanden haben; eine Naht zwischen Quadratum und Squamosum ist 
sichtbar. Am unteren hinteren Ende ist das Quadratum abgerundet, dort befindet sich die Artieulation für 
den Unterkiefer in Gestalt einer tiefgefurchten Trochlea. Dem Hinterrande parallel verläuft eine starke 
Leiste, die, ehe sie die untere Ecke erreicht, sich gabelt und einen Ast nach vorne unten entsendet. 
Das Quadratum bildete die hintere Begrenzung der seitlichen Schläfenöffnung. An dem inneren unteren 
Rande des Quadratum legt sich vorne ein Knochen an, welcher dem Flügelbeine (Pterygoideum pf.) 
angehören dürfte, derselbe ist an dem einen Ende nagelkopfartig abgeplattet und entsendet einen kleinen 
seitlichen Fortsatz. Der unter der unteren Kante des Quadratum liegende und von diesem und dem 
Pterygoide theilweise verdeckte Knochen dürfte als Quadratjochbein (Quadratojugale 95.) zu deuten sein, 
das sich von aussen an das Quadratum angelegt und wahrscheinlich nach vorne mit dem Jugale in Ver- 
bindung getreten ist. 

Das Quadratum der rechten Seite ist in die Augenhöhle hineingeschoben und liegt am hinteren 
oberen Rande derselben; theilweise wird es durch das Hinterstirnbein (Postfrontale pt. fr.) verdeckt. 
Dieses, ein dreigabeliges schwaches Knochenstück, dessen Aeste nach unten mit dem Jugale, nach vorne 
oben mit dem Frontale und Parietale, nach hinten oben mit dem Squamosum zusammengetroffen sein müssen, 
bildete somit die äussere Begrenzung der oberen Schläfenöffnung, begrenzte die Augenhöhle hinten oben 
und trennte sie von den Schläfenöffnungen. Der innerhalb der Nasenhöhle liegende, durch diese theilweise 
sichtbare, lange, schmale Knochen wird als Pflugscharbein (Vomer V.) aufzufassen sein. Neben oder 


Der Unterkiefer. 205 


vielmehr über dem Schädel befinden sich zwei übereinanderliegende Knochen. Den oberen derselben, einen 
zweigabeligen Knochen, der eine halbovale Oeffnung begrenzt, möchte ich als Gaumenbein (Palatinum »al.) 
deuten, bei dem unteren ist die Gestalt nicht deutlich zu erkennen, vielleicht entspricht er dem anderen 
Palatinum, jedoch ist die Deutung beider mindestens sehr unsicher. In der Augenhöhle liegt eine zu- 
sammengequetschte Knochenmasse, in welcher man noch Knochenplättchen von rundlicher Gestalt zu er- 
kennen glaubt, dies wären dann Reste eines Scleroticalringes (sc.). Hiemit wäre die Reihe der Knochen, 
welche ich zu deuten wage, erschöpft. 

Die Theilnahme der einzelnen Knochen an der Begrenzung der Durchbrüche am Schädel ist folgende: 

Die Nasenöffnung begrenzen: Praemaxillare vorne und oben, Maxillare unten und durch einen auf- 
steigenden Ast theilweise hinten. Nasale hinten oben. 

Die Praeorbitalöffnung begrenzen: Maxillare unten und durch einen aufsteigenden Ast theilweise 
vorne. Nasale oben, Lacrimale hinten oben, Jugale hinten unten. 

Die Augenhöhle begrenzen: Frontale oben, Praefrontale vorne, Jugale vorne und unten und hinten 
unten. Postfrontale hinten oben. 
Die untere Schläfenöffnung umgrenzen: Postfrontale und Jugale vorne und oben, Quadratojugale 
unten, Quadratum hinten. 

Die obere Schläfenöffnung begrenzen: Parietale innen, Squamosum innen und hinten, Postfrontale 
aussen und vorne. 


Unterkiefer. 


! Die beiden Unterkieferhälften (s. Fig. 1), welche an ihrer Symphyse offenbar nicht verschmolzen waren, 
liegen getrennt vor; die rechte Hälfte scheint nur wenig nach hinten verschoben zu sein und liegt fast in ihrer 
ursprünglichen Lage am Schädel an. Die linke Hälfte liegt unterhalb der rechten, beide bieten uns 
ihre äussere Seite dar, sind 11,5 cm lang, ziemlich kräftig und besitzen eine 0,6 cm lange unbezahnte 
Spitze. Der hintere Theil der Mandibeln ist gerade, während sie im vorderen Drittel ihrer Länge nach 
abwärts geschwungen sind; die zahnlose kurze Spitze ist unten sanft aufwärts gerundet, oben gerade. 

Der mächtigste Knochen, die zahntragende Partie ist das Zahnbein (Dentale d.), ihm schliesst 
sich nach hinten oben das schmale Supraangulare (sp. «.) an, dessen Abgrenzung deutlich zu erkennen ist. 
Am hinteren Ende befindet sich das Gelenkbein (Artieulare ar.) mit der Gelenkfläche für das Quadratum. 
Ein Fortsatz hinter der Gelenkfläche fehlt. Das Articulare ist durch Nähte nur undeutlich abgegrenzt. 
Nach vorne schliesst sich ihm an der Unterseite das Winkelbein (Angulare a.) an, das vom Dentale durch eine 
Naht deutlich geschieden ist. Die vier genannten Knochen Supraangulare, Articulare, Angulare und Dentale 
umschliessen eine Vertiefung, welche durch eine schräg von oben nach unten verlaufende dünne Knochen- 
spange überbrückt wird; ein Durchbruch ist jedoch nicht vorhanden gewesen. Eine ähnliche Lücke im 
Unterkiefer hat R. Owen! bei Dimorphodon beobachtet. Von dieser Vertiefung gehen zwei seichte 
Rinnen aus, von welchen die obere das ganze Dentale fast bis zur Spitze durchläuft, die untere nur das 


{ R. Owen. 1. c. 1870. Part. III. pag. 49. 


209 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


hintere Drittel desselben, sich dort allmählich verflacht und verschwindet. Das hintere untere Ende des 
Unterkiefers scheint etwas zusammengedrückt, so dass die Form dieser Vertiefung nicht mehr ganz die 
ursprüngliche ist. Die Beschreibung dieser hinteren Parthie ist der linken Hälfte entnommen, da diese Stelle 
der rechten durch Schädeltheile verdeckt ist. Die Aussenseite der Unterkiefer erscheint mit Ausnahme 
der seichten Rinnen im vorderen Theile flach, die Höhe nimmt von der Spitze aus zu, bis etwa ins dritte 
Viertel, wo sie 0,9 cm beträgt, im letzten hinteren Viertel sind die Mandibeln etwas eingezogen und 
aussen abgerundet. 


Bezahnung. 


a. Oberkiefer und Zwischenkiefer. 


In Praemaxillare und Maxillare (s. Fig. 1) zähle ich zusammen 13 Zähne, zwei Alveolen mitgerechnet, 
welche deutlich zu erkennen sind. Auf das Praemaxillare kommen im ganzen acht Zähne, vier jederseits; von 
diesen sind je die zwei vorderen hackenförmig gekrümmt. Da die Schnauze bei der Ablagerung seitlich 
zusammengequetscht wurde, so sind alle vier gekrümmten Zähne sichtbar, die zwei der rechten und die der 
linken Seite. Auf diese zwei gekrümmten Zähne folgen zwei gerade, senkrecht stehende, kegelförmig zu- 
gespitzte, seitlich etwas comprimirte Zähne, von denen der hintere, der stärkste der ganzen Bezahnung 
ist; hinter diesem Zahne, dem vierten der Reihe, verläuft, wie schon oben angeführt, die Grenze zwischen 
Praemaxillare und Maxillare. Der nächstfolgende Zahn, welcher schon dem Maxillare angehört, ist 
ausgefallen, dann folgen drei Zähne von verschiedener Grösse, der nächste nach ihnen ist ausgefallen; 
an dessen Alveole schliessen sich dann noch vier Zähne von wechselnder Grösse an. Im grossen Ganzen 
nehmen im Maxillare die Zähne von vorn nach hinten an Grösse ab. Ersatzzähne sind nirgends zu beob- 
achten. Das linke Maxillare, dessen Innenseite sich uns darbietet, zeigt die Befestigungsweise der Zähne, 
von welchen ein Theil in nach innen offenen Alveolen, die übrigen in ganzen Alveolen stecken. Bei ersteren 
erscheint es mir jedoch wahrscheinlich, dass die innere Kieferwand bei der Präparation des Stückes verloren 
gegangen ist. Einige Zähne der ÖOberkiefer lassen aussen eine seichte Vertiefung erkennen, der grösste 
Zahn im linken Maxillare weist auf der Innenseite eine starke Furche auf. 

Auf das Praemaxillare kommen vier, auf das Maxillare neun Zähne. 


b. Unterkiefer. 


Im Unterkiefer kommen auf eine Hälfte siebzehn Zähne. Die zwei vordersten sind besonders gross, 
sie stehen 0,6 cm auseinander, der hintere ist von den übrigen fünfzehn bedeutend kleineren und dichter 
stehenden Zähnen ebenfalls durch einen Zwischenraum von 0,6 cm geschieden. Der erste dieser fünfzehn 
ist besonders klein, ebenso die vier hintersten, sie ragen kaum mehr als 0,1 cm über den Alveolarrand 
hervor, die übrigen variiren untereinander beträchtlich an Grösse, aber keiner derselben ragt über 
0,5 cm hervor. 


Mikroskopischer Befund. 


Zur mikroskopischen Untersuchung wurde ein freiliegender Zahn aus der Platte herausgenommen, 
der sich in Folge seiner Grösse als der vierte Zahn der linken Seite des Praemaxillare ergibt. Daraus 
wurde ein Querschliff durch die Spitze und ein Längsschliff durch den übrigen Theil verfertigt. 


Die Wirbelsäule, 207 


Am Querschliff, welcher etwa 0,2 cm unterhalb der Zahnspitze genommen wurde und an der 
rissigen Dentingrundmasse erkennen lässt, dass der Zahn im Innern ziemlich zerdrückt ist, lässt sich zu- 
nächst noch eine ausgeprägt zweikantige Form erkennen, die sich einer ausgezogenen Ellipse nähert. Der 
Schmelz bildet eine mässig dicke Schicht und scheint nur auf die Spitze des Zahnes beschränkt gewesen 
zu sein, da er nur am Querschnitte sichtbar geworden, beim Längsschliff aber nicht mehr zu sehen ist. 
Er ist farblos, prismatisch, zeigt deutliche Lamellirung und ist ebenso wie die Dentingrundmasse doppel- 
brechend. In der centralen Region des Querschnittes, um die Pulpahöhle herum, steigen die Dentin- 
röhrchen fast senkrecht empor, um sich allmählich gegen dje Aussenseite des Zahnes umzulegen, ohne 
jedoch die horizontale Lage zu erreichen. Der Verlauf der Dentinröhrchen lässt sich auch am Längsschliff 
sehr deutlich verfolgen, leider wurde bei diesem die Pulpahöhle beim Schleifen nicht getroffen, der Grund 
hiefür ist wohl in dem flachgedrückten Zustande des Zahnes zu suchen. Die Schmelzschicht fehlt und so 
ist nur das Dentin zu erkennen; an der Wurzel sehen wir das Cement mit seinen Knochenkörperchen. 


Wirbelsäule. 


Die Wirbelsäule (s. Fig. 2) ist mit Ausnahme des Sacralabschnittes und des Schwanzes leider sehr 
schlecht erhalten. Der Halsabschnitt ist nur durch eine verdrückte Knochenmasse angedeutet, jedoch werden wir, 
wie bei allen Pterosauriern, eine Zahl von sieben Halswirbeln 
annehmen dürfen; er ist bogenförmig gekrümmt, während die 
übrigen Abschnitte der Wirbelsäule eine gerade Linie bilden. 
Vom Rumpfabschnitte sind nur einige Wirbel gut erhalten; sie 
differiren unter einander bedeutend an Grösse, so dass sie also 
von vorne nach hinten rasch an Grösse abgenommen haben 
dürften; alle sind ausgesprochen procoel. Die Wirbel va 
(Fig. 2) zeigen die vordere concave und die hintere convexe 
Gelenkfläche sehr schön; mehr oder weniger deutlich sehen wir 
die Gelenkflächen bei den mit wb und we bezeichneten Wirbeln, 
die vordere Gelenkfläche zeigt der prächtig erhaltene Wirbel 
we am schönsten. Die vordersten Rückenwirbel (Fig. 3 we und 
wd) haben sehr hohe, breite Dornfortsätze von quadrati cher 
Form, welche gegen den Sacralabschnitt rasch an Grösse und Fig. 2. wa, wb, we. Rückenwirbel. wh. und wg. 
Umfang abnehmen. Alle Wirbel der Rückenregion haben vorderste Schwanzwirbel. w.sch. zwölfter Schwanz- 
vordere und hintere Zygapophysen. Die Gelenkfläche der vor- “bel ‚= Den een 
deren Zygapophysen ist nach innen und oben, bei den hinteren 
nach aussen und unten gerichtet; Wirbel wd, we und wf auf Fig. 3 zeigen uns diese Verhältnisse, 
Die vorderen Zygapophysen werden also von den hinteren des vorhergehenden Wirbels bedeckt. Die 
Querfortsätze der Rückenwirbel sind bei Wirbel we (Fig. 2) prachtvoll zu sehen und sind auch an 
den übrigen Rückenwirbeln sonst mehr oder weniger gut erhalten. Bei den vorderen Rückenwirbeln ist 
die Ansatzstelle für das Capitulum an der Basis der Diapophyse (Wirbel we), rückt aber allmählich an 
das Ende der Diapophyse, wo sich auch die Ansatzstelle für das Tuberculum befindet. Da sämmtliche herum- 


208 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


liegenden Rippen zweiköpfig sind, so wird die Ansatzstelle für Capitulum und Tuberculum immer getrennt, 
also staffelförmig gewesen sein. Bei den Wirbeln wa und wb liegen die Ansatzstellen für die Rippenköpfe am 
Ende der Diapophyse, der Erhaltungszustand ist jedoch nicht der Art, um die Staffelform hervortreten zu lassen. 

Bei den mit rw bezeichneten Wirbeln (Taf. XIX) ist nur das Centrum erhalten, Quer- und Dorn- 
fortsätze, sowie Zygapophysen sind abgetrennt und wie es scheint, wegpräparirt. Von der Lendenregion 
liegt noch ein Wirbel vor, er steht noch in gelenkiger Verbindung mit dem Sacralabschnitt, obwohl etwas 
verletzt, sind doch noch Dornfortsatz, Querfortsätze und Zygapophysen zu erkennen. Am Sacralabschnitte 
(Fig. 5) nehmen vier Wirbel Theil, welche zusammen eine Länge von circa 2,8 cm haben; sie sind un- 
beweglich mit einander verbunden, jedoch ist eine Naht zwischen denselben deutlich zu erkennen. Sie be- 
sitzen sehr niedere, breite Dornfortsätze und stark verbreiterte und verlängerte Querfortsätze, welche beim 
ersten Sacralwirbel fast rechtwinkelig abstehen, eher mit schwacher Neigung nach vorne, bei den zwei fol- 
genden etwas schräg nach hinten, beim vierten und letzten rechtwinkelig oder eher nach vorne gerichtet 
erscheinen. Die Sacralwirbel nehmen von vorn nach hinten an Stärke und Länge zu. Vom Schwanz- 
abschnitte sehen wir den ersten Wirbel noch in gelenkiger Verbindung mit dem Sacrum stehen, derselbe 
hat breite, starke, rechtwinkelig abstehende Querfortsätze. Die nun folgenden Schwanzwirbel wg und w% 
(Fig. 2) liegen ausser Zusammenhang; möglicherweise sind auch einige verloren gegangen. Nun folgt ein 
zusammenhängender Abschnitt von 32 Wirbeln (Taf. XIX) mit einer Gesammtlänge von 56,35 em. Mit 
den zuvor genannten Wirbeln sind also im ganzen 35 Schwanzwirbel erhalten. Die zwei noch frei liegenden 
Schwanzwirbel (wg und wA) zeigen noch Zygapophysen und nach rückwärts und etwas abwärts gerichtete 
Querfortsätze. Am vierten und fünften Schwanzwirbel, welche schon dem im Zusammenhange erhaltenen 
Schwanztheile angehören, sind die Querfortsätze mehr an den hinteren Theil des Wirbelcentrums gerückt 
und haben an Länge abgenommen, so dass beim fünften Wirbel nur mehr eine knopfförmige Erhöhung zu 
sehen ist; die Zygapophysen von Wirbel 4 und 5 glaubt man durch die Knochenfäden hindurch zu sehen !. 
Da der Schwanz seitlich liegt, so ist von den (Querfortsätzen nur derjenige der rechten Seite zu sehen. 
Die nun folgenden Schwanzwirbel bis zum 8ten strecken sich rasch immer mehr in die Länge, 8 und 9 
sind gleich lang, von 9 an nehmen sie wieder langsam ab; sie sind 'stark verlängert, walzenförmig, in der 
Mitte etwas eingeschnürt und auf der Unterseite stärker eingezogen. Bei den Wirbeln 9—16 ist an der 
Grenze je zweier zusammentreffender Wirbel unten, also ventral, ein kleines Knochenstückchen wahrzunehmen, 
welches wahrscheinlich zur Verstärkung und Stütze des Schwanzes wie die Knochenfadenscheide selbst gedient 
hat (Fig. 2 wsch, &.). H. v. MEvEr” hat bei Rhamphorhynchus gleichfalls solche Stücke beobachtet, betrachtete 
sie aber als die Enden von Knochenfäden. Der ganze Schwanz ist von einer förmlichen Scheide solcher ver- 
knöcherter Sehnen umgeben. Diese Knochenfäden erstrecken sich auf der dorsalen Seite des Thieres weiter 
nach vorne als auf der ventralen (s. Taf. XIX); sie scheinen sich sogar bis auf einen Theil des 
Sacrums erstreckt zu haben, was auch Owen von Dimorphodon annimmt. Mitunter scheinen die Knochen- 
fäden mit einander zu verschmelzen und die Gestalt eines schmalen Bandes anzunehmen, aber nur auf eine 
kurze Strecke, hernach theilen sie sich wieder. Ein in der Münchner Sammlung befindliches Exemplar von 
Rhamphorhynchus Gemmingi, dessen Knochenfäden sich etwas auseinander gelegt hatten, zeigt diese Ver- 
hältnisse sehr deutlich. 


1 Auch bei Rhamphorhynchus will H. v. MEvEer Zygapophysen an Schwanzwirbeln beobachtet haben. Rept. d. lithogr. 
Schiefers. 1860. pag. 76. 
216 & par MO. 


1 


Die Rippen. 209 


Zusammenstellung der Wirbellängen. 


Rückenwirbel. 
Länge des Wirbels we . . 0,9 cm Länge des Wirbels «I . . . 08 cm 
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Durchmesser des Centrums von Wirbel we ist 0,45 cm. 


Schwanzwirbel. 

Länge des Wirbels 1. ca. 0,7 cm Länge des Wirbels 19. . . 1,85 cm 
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Die Rippen. 


Von den Rippen sind nur wenige erhalten, sie sind meist dünne Spangen, am distalen Ende kaum 
merklich verdickt, am proximalen Ende alle zweiköpfig. Zwei Rippen r und »‘ (Tab. XIX und Fig. 3) sind 
besonders kräftig ausgebildet; dieselben gehören jedenfalls zu den ersten Rumpfwirbeln. Wie viele der 
vorderen Rippen sich durch besondere Stärke hervorthaten, lässt sich nicht entscheiden, vermuthlich zwei 
oder drei, wie bei den meisten Pterosauriern. Die längste Rippe messe ich zu 6 cm, die kürzeste zu 
ca. 5 cm. Eine Serie von 9 Rippen ist noch in ursprünglicher Reihenfolge und Lage geblieben; sie sind 
mehr oder weniger gut erhalten. Von den zerstreut umherliegenden Rippen weisen einige eine deutliche 
Längsfurche auf. Platte, gezackte Knochenstückchen, wie sie bei Ramphorhynchus als Anhänge der Bauch- 
rippen oder als sternale Stücke der vorderen Rippen vorkommen, wurden nicht beobachtet. 


1 Mit wa sind zwei zusammengehörige Wirbel in Fig. 2 bezeichnet. 
Palaeontographica. Bd. XLI. 27 


210 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Der Schultergürtel (s. Fig. 3). 


Scapula und Coracoideum (Schulterblatt und Hakenschlüsselbein). 


Scapula und Coracoideum sind beiderseits erhalten, so dass man sich über ihre Form völlige Klarheit 


verschaffen kann. 


Im fl 
N 2777 


Gi, 


fi 


Fig. 3. sc.r. = rechte Scapula. sc.l. = linke Scapula. cor.r. — rechtes Coracoideum. 
cor.l. = linkes Coracoideum. gl. = Gelenkfläche am Schultergürtel. A.r. = rechter 
Humerus. .l. = linker Humerus. pr.d. —= processus deltoideus des Humerus. g. = 


st. = Sternum. cr. = (rista sterni. z.l. = linke Ulna. 

r.l. = linker Radius, ph. I.l. — erste Phalange des linken Flugfingers. o/. = ole- 

cranonartiger Fortsatz des proximalen Endes derselben. r. = eine der vordersten 
Rippen. zd., ıwe., wf. — Wirbel der vorderen Rückengegend. Nat. Grösse, 


Gelenkfläche des Humerus. 


Die Knochen sind mit einander verwachsen; die der rechten Seite (Fig. 3, sc.r. cor.r.) 


bieten uns ihre äussere, die der 
linken (se. l. cor. l.) ihre innere 
Fläche dar. Durch die Scapula 
der rechten Seite geht ein breiter 
Sprung in der Steinplatte, je- 
doch sind die Platten derart 
genau zusammengefügt, dass ein 
Maassnehmen möglich ist. Die 
Scapula ist ein breit säbel- 
förmig gekrümmter, 6—6'/2 cm 
langer Knochen, er nimmt gegen 
das distale Ende an Breite ab, 
verflacht sich dagegen seitlich 
und bildet eine nach innen oben 
gerichtete, zugeschärfte und eine 
nach aussen unten gerichtete 
breitere abgerundete Kante. Die 
Höhe der verflachten Seite be- 
trägt ca. 0,9 cm. Die 1 cm breite 
Innenfläche zeigt eine schwache 
Einsenkung, die jetzt etwas ein- 
gedrückt ist, aber glatt gewesen 
zu sein scheint. An der äusseren 
Seite der rechten Scapula (sc. r.), 
gegen das proximale Ende zu, 
ist das Gelenk (gl.) fürden Hume- 
rus sehr gut erhalten, es sind 
zweistarke Erhöhungenmiteinem 
0,6 cm langen Ausschnitte da- 
zwischen, welcher zur Aufnahme 
des Oberarmes dient. Letzterer 
liegt noch mit seiner Gelenk- 
fläche diesem Ausschnitte an, auf 
welchen eine starke Vertiefung 
folgt, vor welcher noch ein ab- 
gerundeter Fortsatz liegt, der 


Die Vorderextremitäten. 911 


allerdings nicht sehr deutlich zu erkennen ist. Dieser Fortsatz grenzt an die schwach angedeutete Naht, 
welche zwischen der vereinigten Scapula und Coracoideum verläuft. Das Coracoideum hat eine Länge von 
3,6 cm, ist länglich kegelförmig, am verjüngten Ende zum Anschluss an das Sternum etwas einwärts 
gebogen, seitlich spatelförmig abgeplattet und an der Spitze abgestumpft. Das Coracoideum der linken 
Seite (cor. 1.) ist uns mit der Innenseite zugewandt, die Aussenseite des rechten Coracoideum (cor. r.) ist 
durch den rechten Humerus grösstentheils verdeckt. Ein höckerförmiger Fortsatz an der Vereinigung mit 
der Scapula ist hier nur schwach angedeutet. 


Das Brustbein (Sternum). 


Als Sternum möchte ich das hinter dem Schädel befindliche Knochenstück, Fig. 3 (st.), deuten, von 
welchem durch einen Riss in der Gesteinsplatte der hintere Theil abgebrochen ist. Das Stück ist völlig 
verdrückt und scheint auch beim Präpariren verletzt worden zu sein. Offenbar haben wir uns dasselbe als 
eine rundliche schildförmige Knochenplatte vorzustellen. Bei der Ablagerung wurde das Sternum in der 
Mittellinie umgelegt, so dass nur die Hälfte sichtbar ist. Der Vorsprung (er.) ist wohl als crista 
zu deuten. 


Die Vorderextremitäten (s. Fig. 3 u. 4). 
a. Humerus (Oberarm.) (s. Fig. 3). 


Von beiden Humeri liegt nur das proximale Ende, sowie ein kurzes Stück des Schaftes vor, der 
übrige Theil mit den distalen Enden ist durch einen Sprung in der Platte verloren gegangen. Der Humerus 
ist am proximalen Ende flügelartig ausgebreitet und, wie der linke Humerus (AR. !.) noch sehr schön zeigt, 
nach aussen gewölbt und dementsprechend innen concav. Die Gelenkverbindung (g) wird durch eine Ver- 
dickung am oberen Rande der sonst dünnen flügelartigen Ausbreitung gebildet; sie hat eine Länge von 
etwa 1 cm und eine Breite von ca. 0,5 cm, ist schwach concav und gegen die äussere Seite zu geneigt. 
Neben dem Fortsatze, welcher die Gelenkfläche trägt, durch eine seichte Ausbuchtung getrennt, befindet 
sich der eine Flügelfortsatz, der processus deltoideus (pr. d.), er ist am rechten Humerus (h.r.) gut er- 
halten, am linken umgeschlagen; ihm entspricht neben der Gelenkverbindung auf der Innenseite ein kleinerer 
Fortsatz. Vom Schafte ist nur ein kleiner, flachgedrückter Theil erhalten, welcher auf eine ursprünglich 
rundliche röhrenförmige Gestalt schliessen lässt. 


b. Ulna und Radius (Vorderarm). 


Die beiden Vorderarmknochen Ulna und Radius sind sowohl von der rechten, als von der linken 
Körperhälfte erhalten geblieben. Denjenigen der rechten Seite (Taf. XIX, u. r und r.r.) fehlt das proximale 
Ende, die der linken Seite dagegen (Fig. 3 «. !. und r. !,) sind vollständig erhalten. Beide Knochen sind etwa 
8,2 cm lang, fast gleich stark, der Radius eher etwas schwächer; sie liegen dicht nebeneinander, sind 
aber deutlich geschieden. Da sie flachgedrückt sind, so ist die Form der Gelenkflächen etwas undeutlich. 
Die Ulna . besitzt am proximalen Ende kein Olecranon, ist aber etwas verdickt. Der Radius scheint 
am proximalen Ende mit einem scheibenförmig verbreiterten Köpfchen mit flacher Vertiefung versehen 


212 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Fig. 4 u.r. = rechte Ulna, ».r. = rechter Radius. a,d,,d = 
Carpus. meI.—= sog. Spannknochen. meII, IITu. IV = Metacar- 
palia. »me V = Metacarpale des fünften (ulnaren) Fingers. mg. = 
Rollengelenk desselben. phI.r. — erste Phalange des Flugfingers 
der rechten Seite. ol. = olecranonartiger Fortsatz derselben. pRIL.r. 
= zweite Phalange des rechten Flugfingers. ph. = Phalangen der 
übrigen Finger. phe. — klauenförmige Endphalangen derselben. 
Nat. Grösse. 


gewesen zu sein, während die Ulna abgerundet 
war. Distal scheinen beide Knochen mit runden 
Gelenkköpfchen versehen gewesen zu sein, auch 
sind daselbst wulstige Verdickungen zu beobachten 
(Fig. #4, «. r. und r.r.). 


c. Carpus (Handwurzel). 


Der Carpus der linken Extremität ist 
verloren gegangen, derjenige der rechten aber 
vorzüglich erhalten. Er besteht deutlich aus vier 
Knöchelchen (Fig. 4, a, b, c, d), zwei grösseren 
und zwei kleineren, wovon je ein grösseres und 
ein kleineres der proximalen und distalen Reihe 
angehören. Das grössere der proximalen Reihe (a) 
ist schmal aber lang und legt sich an das distale 
Ende der Ulna und theilweise des Radius an und 
schiebt sich mit einer kleinen Spitze zwischen 
die beiden Vorderarmknochen hinein, es wird wohl 
als Ulnare 4 Intermedium aufzufassen sein, wäh- 
rend wir das kleinere (b) der proximalen Reihe, das 
sich an den Radius und seitlich an das grössere (@) 
derselben Reihe anlegt, dann als Radiale aufzu- 
fassen hätten. 

In der distalen Reihe legt sich das 
grössere der beiden Knöchelchen (c) an das Meta- 
carpale des verlängerten fünften Fingers an; seit- 
lich glaubt man an ihm noch einen Vorsprung zur 
Aufnahme der übrigen Metacarpalia zu erkennen. 
Das kleinere Knöchelchen der distalen Reihe (d) 
legt sich seitlich an «a und ce an und berührt noch 
mit seinem oberen Theile die Ulna, mit dem unteren 
das Metacarpale des Flugfingers. Aehnliche Lage- 
und Formverhältnisse der Handwurzelknochen 
zeigt ein Exemplar von Rhamphorhynchus Gem- 
mingi, welches sich im Münchener Museum befindet. 
Bei den von H. v. Meyer! beschriebenen Exem- 
plaren derselben Species lag die Handwurzel nie 
vollständig vor. Constant wurde eigentlich nur 


t H. v. Meyer, Rept. d. lithogr. Schiefers. 1860. Palaeontographica, Bd. VII. pag. 79, Tab. 12. 


Die Vorderextremitäten. 213 


der grosse platte Knochen der proximalen Reihe beobachtet, während betreffs des zweiten Knöchelchens der 
ersten und der Knöchelchen der zweiten Reihe Unsicherheit herrschte. 


d. Metacarpus (Mittelhand). 


Erhalten ist die Mittelhand der rechten Seite, von der linken ist nur Metacarpale V erhalten und 
zwar unvollständig; es ist in den hinteren Theil des Schädels hineingedrückt. Der Metacarpus (Fig. 4 me) 
besteht aus vier annähernd gleich langen Knochen von circa 3 cm Länge, also etwas mehr als '/, der Länge 
des Vorderarms. Das äusserste Metacarpale (mc. V) übertrifft-die übrigen drei ganz bedeutend an Stärke; 
dasjenige der rechten Seite bietet seine äussere Fläche und einen Theil der Vorderseite dar. Die äussere 
Seite desselben scheint abgerundet gewesen zu sein und weist ausserdem einen 1,3 cm langen Wulst auf. 
Die Vorderseite war abgeplattet, höchstens ganz schwach gerundet. Die proximale Gelenkfläche scheint mehr 
flach gewesen zu sein, die distale ist mit einer in der Mitte ausgehöhlten Gelenkrolle (mg) zur Aufnahme 
der Flugfingerphalange versehen. Neben diesem verdickten äusseren Metacarpale liegen noch die drei übrigen 
Metacarpalia (mc IV. III. II.) als 0,1—0,15 cm dicke und 3 cm lange Knochenstäbchen; an ihren distalen 
‚Enden tragen sie 0,2—0,3 cm lange Rinnen, welche an der Gelenkkopfvertiefung endigen. Neben dem Radius 
legt sich ein von H. v. Meyer und Wacner als Spannknochen, von GoLpruss, MArsH und v. Zırten als 
zurückgebogenes Metacarpale des rudimentär entwickelten Daumens bezeichnetes Knochenstück- (me. I) an; 
es ist 1,6 cm lang, 0,2 cm dick und schwach gekrümmt. Seiner Lage nach zu urtheilen, dürfte es mit 
seinem abgerundeten Ende an dem radialen Carpalknochen (db) der proximalen Reihe eingelenkt haben. 


e. Phalangen. 


a. Die Phalangen des Flugfingers. 

Vorzüglich erhalten sind die Phalangen des fünften oder Flugfingers, sowohl die der rechten als 
der linken Hand. Das distale Ende der ersten Phalange des linken Flugfingers ist abgebrochen, ebenso 
das proximale Ende der zweiten. Die Phalangen der rechten Hand sind vollständig erhalten, die erste ist 
entzwei gebrochen und die Stücke liegen kreuzweise über einander, der Erhaltungszustand ist jedoch ein 
derart günstiger, dass die Bruchflächen noch deutlich auf einander passen. Die erste Flugfingerphalange 
der rechten Seite (Fig. 4, ph I.r) hat eine Länge von 18,5 cm. Die proximalen Enden der ersten Phalangen 
der beiden Seiten (Fig. 4, ph I.r und Fig. 3, ph 1.!) zeigen deutlich den olecranonartigen dreieckigen Fort- 
‚satz (ol), welcher offenbar einem mächtigen musculus extensor zur Anheftung diente. Die erste Phalange 
der rechten Hand steht noch in Gelenkverbindung mit dem Metacarpus, die der linken Hand zeigt sehr 
schön die mit zwei Gruben zur Aufnahme der Rollen des fünften Metacarpale versehene Gelenkfläche am 
proximalen Ende, sowie den olecranonartigen Fortsatz von innen; letzterer erhebt sich 0,6—0,7 cm über das 
verbreiterte Ende der Phalange und ist aussen convex, innen concav. Das Mittelstück der ersten Phalange 
ist fast I cm breit, scheint übrigens flach gequetscht und ursprünglich vollständig rund gewesen zu sein. 
Gegen das distale Ende hin verdickt sich die Phalange wieder etwas und bildet zur Articulation mit der 
zweiten Phalange (Fig. 4, ph II.r) eine flache Gelenkfläche und ist gerade abgeschnitten. Die verdickten 
Enden aller Phalangen, natürlich mit Ausnahme der letzten, erscheinen gerade abgeschnitten. Die zweite 
Phalange hat eine Länge von 20,9 cm, sie nimmt vom proximalen zum distalen Ende an Dicke ab, letztere 
beträgt in der Mitte 0,7—0,8 cm. Die dritte Phalange hat eine Länge von 16,5 em, ist in ihrer Mitte 


914 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


0,6 cm breit und verjüngt sich gleichfalls. Die vierte und letzte Phalange, mit einer Länge von 12,15 cm, 
ist schwach gebogen, verjüngt sich gleichfalls und läuft am distalen Ende in eine abgerundete Spitze aus. 
Zusammenstellung der Längen der Flugfingerphalangen: 


Phalange Irene. 20 Baar em. 
L IE. a oo 

3 IT ee lee 
IV: U. We a oe 


b. Die Phalangen der übrigen Finger (s. Fig. 4 ph, phe Endglieder). 

Die Phalangen des zweiten, dritten und vierten Fingers sind fast vollständig erhalten; der erste 
Finger ist wie bekannt rückgebildet. Der zweite Finger wird von zwei Phalangen gebildet, deren erste 
ein eirca 1,1 cm langes und 0,1 cm dickes Knochenstäbchen ist, während die zweite, zugleich End- 
phalange, klauenförmig ausgebildet unter der zweiten Phalange des dritten Fingers liegt. Der dritte 
Finger besteht aus drei Phalangen, die erste derselben ist theilweise durch das vierte Metacarpale verdeckt, 
offenbar war sie nicht länger als 0,7 cm; die zweite Phalange ist 1 cm lang, als dritte folgt die klauen- 
förmige Endphalange. Im vierten Finger sind von den vier Phalangen nur drei deutlich erhalten. Die 
erste ist etwa 0,7 cm lang, die zweite scheint unter der zweiten Phalange des dritten Fingers zu liegen und 
beim Präpariren stark gelitten zu haben; sie dürfte eine Länge von ca. 0,6 cm haben; die dritte Phalange 
ist 1 em lang; die vierte ist wieder das klauenförmige Endglied. 


Das Becken (Figur 5). 


Das Becken ist bis auf die Schambeine vollständig erhalten und meisterhaft präparirt. Wie schon 
oben bemerkt, nehmen am Sacrum vier Wirbel Theil, wenn anders man nicht den fünften, mit starken 
Querfortsätzen versehenen, aber mit dem vorderen gelenkig ver- 
bundenen Wirbel dem Sacralabschnitte zuzählen will. Die breiten 
Querfortsätze der vier Wirbel sind mit dem Darmbein (Ileum, 
il, ‘) verwachsen, welches vor und hinter der Pfanne stark 
verlängert ist und dessen Gesammtlänge 4,8 cm beträgt. Der 
nach vorne gehende Fortsatz (rl) ist abgerundet und zu einer 
dünnen Knochenplatte verbreitert, welche das Kreuzbein um 
etwa zwei Wirbellängen überragt. Der hintere Fortsatz (il) 
ist 1,4 cm lang, schmäler als der vordere, aber kräftiger und 
nach aufwärts gebogen, das Ende vertical abgestutzt; er er- 
streckt sich um kaum mehr als eine Wirbellänge über das 
Fig. 5. i1. — vorderer, il’ = hinterer Fortsatz des Sacrum hinaus. Die Breite des Beckens beträgt fast 4 cm. 

Ileum. isch. = Ischium. g.—= Gelenkpfanne. An das Darmbein, mit diesem fest verwachsen, schliessen sich 
Nor eb die Sitzbeine (ischia, isch.) an. Beide bieten uns auf der Platte 

ihre innere Seite dar. Dasjenige der rechten Seite, das besser erhaltene, lässt uns über die ursprüngliche 
Form und Lage kaum im Zweifel. Am proximalen Ende am breitesten, dehnt es sich gegen hinten und 
unten zu einer kräftigen Knochenplatte von etwa dreieckiger Gestalt aus, derart, dass es sich am distalen 


Die Hinterextremitäten. 215 


Ende wieder verjüngt. Beide Knochen scheinen nach hinten und einwärts, also gegen einander, geneigt 
gewesen zu sein, vielleicht berührten sie sich sogar mit ihren distalen Enden, welche geradlinig abgeschnitten 
sind. Die Pfanne (g) wird von Ileum und Ischium umschlossen. Ein Schambein (Pubis) ist nicht erhalten; 
es dürfte unter dem vorderen Theile des Beckens noch im Gestein verborgen sein, lässt sich aber ohne 
Gefahr für die vorhandenen Theile nicht freilegen. 


Die Hinterextremitäten (Fig. 6—3). 


a. Femur (Oberschenkel). 


Von beiden Hinterextremitäten ist der Oberschenkel erhalten; er hat eine Länge von ungefähr 
6,5 cm und besteht aus einem cylindrischen, nach vorne schwach gekrümmten Knochen. Das Mittelstück 


Fig. 6. fe.r. = rechter Femur. ir. ex. = äusserer Trochanter. Fig.7. Oberschenkel. fe. /!. =linker 
9. = Gelenkkopf des Femur. %. = Tibia. fi. = Fibula. Femur. ir.ex. = äusserer Trochanter. 
Nat. Grösse. Nat. Grösse. 


hat einen Durchmesser von ca. 0,4 cm. Der rechte Femur (Fig. 6, fe.r.) bietet Aussen- und theilweise 
Vorderseite, der linke (Fig. 7, fe. l.) seine Aussen- und theils seine Hinterseite dar. Am proximalen Ende 
befindet sich zur Einlenkung in die Pfanne ein halbkugelförmiger Gelenkkopf (Fig. 6, 9), welcher auf einem 
kurzen, dicken Halse sitzt, der schräg nach aufwärts gerichtet und schwach eingeschnürt ist. Beim linken 
Femur ist dieser Gelenkkopf im Gesteine verborgen. Unterhalb des Halses befindet sich ein äusserer Trochanter 
(fr. ex), welcher ziemlich stark entwickelt it. Am rechten Femur ist derselbe etwas eingedrückt worden, 
während er am linken, vollständig erhalten, von oben und seitlich zu sehen ist. Auf der Vorderseite des 


916 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Femur ist zwischen dem Halse des Gelenkkopfes und dem Trochanter ein Einschnitt zu bemerken. Am 
distalen Ende ist der Oberschenkel etwas verdickt und trägt zwei durch eine tiefe Furche getheilte Gelenk- 
rollen zur Verbindung mit dem Unterschenkel. Die äussere Leiste der Gelenkrolle scheint auch mit der 
Fibula zu articuliren, was an der rechten Extremität zu beobachten ist. 


b. Tibia und Fibula (Unterschenkel). 


Der zweite Abschnitt der Hinterextremität besteht aus zwei Knochen, dem Schienbeine (tibia) 
(Fig. 6, ti) und dem Wadenbeine (fibula, f). Sie sind auf beiden Seiten erhalten, jedoch fehlt denjenigen 
der linken Seite das proximale Ende und ist auch ein deutliches Erkennen der Fibula dort nicht möglich, 
während die der rechten Seite noch in Verbindung mit dem Femur stehen. Die Tibia hat eine Länge von 
8,8 cm, ihr legt sich, offenbar fest damit verwachsen, fast ihrer ganzen Länge nach die Fibula (fi) seit- 
lich an. Die Tibia besitzt am proximalen verbreiterten Ende einen Knochenvorsprung, der vorne über das 
Kniegelenk hervorragt; in der Mitte hat sie einen Durchmesser von etwa 0,5 cm. Das distale, nur mässig 
verbreiterte Ende wird durch eine in der Mitte vertiefte Gelenkrolle gebildet; eine undeutliche Naht zeigt 
noch an, dass die proximale Tarsusreihe mit der Tibia verwachsen ist und den Gelenkkopf bildet, so dass 
wir also einen Tibiotarsus haben, wie bei den Vögeln. Wie schon oben erwähnt, legt sich die Fibula als 
dünner Knochen an die Tibia an und scheint mit dieser verwachsen; sie nimmt an der Bildung des Knie- 
gelenkes theil, indem ihr verdicktes, proximales Ende mit der äusseren Gelenkrolle des Femur artieulirt; 
distal verjüngt sie sich, läuft spitz zu, und scheint fast das untere Ende der Tibia zu erreichen, ohne je- 
doch an der Gelenkung mit der Fusswurzel theilzunehmen, ihre Länge messe ich zu 8,5 cm. 


Tarsus (Fusswurzel). (s. Fig. 8.) 


Die proximale Reihe ist, wie schon im vorigen Abschnitte erwähnt, mit der Tibia verwachsen. Die 
distale Reihe besteht aus zwei Knöchelchen (Fig. 8, ir.), einem kleineren und einem grösseren, jedoch 
scheinen sie an beiden Extremitäten nicht ihre natürliche Lage einzunehmen. 

Ein Bruchstück eines Rhamphorhynchus Gemmingi, welches sich im Münchener Museum befindet und 
einen wohlerhaltenen Tarsus aufweist, zeigt gleichfalls nur zwei Knöchelchen der distalen Reihe, während 
die proximale Reihe mit der Tibia verwachsen ist. 

Dieselbe Beobachtung hat H. v. Meyer! an zwei Exemplaren von Rhamphorhynchus Gemmingi ge- 
macht, d. h. er gibt zwei Tarsalknöchelchen an. Ebenso hat R. Owen? auf die Verwachsung der proxi- 
malen Tarsusreihe mit der Tibia bei Dimorphodon aufmerksam gemacht. Neuerdings gibt Wırrıston? die 
Abbildung einer vollständigen Hinterextremität von Pferanodon, dieselbe weist zwei Tarsalknochen und das 
Rudiment eines fünften Fingers auf, während die proximale Reihe mit der Tibia verwachsen ist. 


Metatarsus (Mittelfuss), Fig. 8 (m I, II, II, IV und V). 


Die fünf Metatarsalia sind ungleich lang, schlank und dünn, das fünfte sehr kurz und gedrungen; 
sie sind alle nebeneinanderliegend erhalten worden. Das erste Metatarsale (m I) hat eine Länge von 


i H. v. Meyer. Rept. d. lithogr. Schiefers. 1860. pag. 71 und Palaeontographica Bd. VII, pag. S8. 
2 R. Owen. Rept. liasic form. 1870. Part. III. pag. 77. 
3 Wırrısros. The Kansas University Quarterly. Vol. II, October 1893. No. 2. pag. 80. 


Die Hinterextremitäten. 


217 


3,8 cm, das zweite (mII) misst 4,1 cm, das dritte (m III) 4 cm, das vierte (m IV) 3,6 cm, das fünfte 
(m V) etwa 1 cm. Die Dicke der vier ersten Metatarsalia beträgt kaum mehr als 0,1 cm, die des fünften 


zwischen 0,3—0,4 cm, letzteres verjüngt sich vom proximalen 
zum distalen Ende. Alle Metatarsalia, mit Ausnahme des ersten, 
berühren die zwei Knöchelchen der distalen Tarsusreihe. Die 
Lage des ersten scheint übrigens Folge der Zusammendrückung 
zu sein, bei ursprünglich nach vorne und oben gewölbter Stellung 
der Metatarsalia (hohle Fussfläche). 


Phalangen der Zehen (s. Fig. 8). 


Es sind fünf Zehen wohlausgebildet, die fünfte ist be- 
deutend verkürzt sammt ihrem zugehörigen Metatarsale. Die letzte 
Phalange der vier ersten Zehen ist klauenförmig, die der fünften 
Zehe nur schwach gekrümmt. Die erste Zehe besteht aus zwei 
. Phalangen, deren erste 1,5 cm lang, deren zweite, die End- 
phalange, klauenförmig ist. Die zweite Zehe besteht aus drei 
Phalangen, deren erste 1,1 cm, deren zweite 1,15 cm misst, die 
dritte ist wiederum von der Klaue gebildet. Die dritte Zehe be- 
steht aus vier Phalangen, von denen jedoch zwei, die zweite und 
dritte miteinander verwachsen sind; die Verwachsungsstelle ist 
durch eine Naht schwach angedeutet. Erste Phalange 1,05 cm, 
zweite und dritte Phalange zusammen 1,6 cm (0,5 und 1,1 cm), 
die vierte ist wieder die Klaue. Die vierte Zehe besteht aus fünf 
Phalangen, von welchen die erste 0,9 cm die zweite 0,6 cm, die 
dritte ebenfalls 0,6 cm, die vierte 0,7 cm lang ist, die fünfte 
bildet die Klaue. Die fünfte Zehe ist krallenlos und trägt zwei 
Phalangen, deren erste 0,95 cm und deren zweite 0,5—0,6 cm 
misst. Die zweite Phalange ist schwach gekrümmt und etwas 
zurückgebogen. Wir haben somit gesehen, dass die Phalangenzahl 
der Zehen von der ersten bis zur vierten um je eine Phalange 


Fig. 8. Tarsus, Metatarsus und Phalangen. 

r. — rechter Fuss. Z2. = linker Fuss. tr. — 

die zwei Knöchelchen der distalen Tarsusreihe. 
mI—\V Metatarsalia. Nat. Grösse. 


zunimmt (die verwachsenen Phalangen der dritten Zehe einzeln gerechnet), also 2, 3, 4, 5 beträgt, die fünfte 


Zehe aber nur aus zwei Gliedern besteht. 


Palaeontographica. Bd. XLI 


28 


918 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


Beziehungen des Campylognathus Zitteli zu Dorygnathus, Dimorphodon, 
Scaphognathus, Rhamphocephalus und Rhamphorhynchus. 


1. Beziehungen zu Dorygnathus. 


Im Jahre 1852 wurden von Tmroporı! die in der Banzer Sammlung befindlichen isolirten Skelett- 
theile von Dorygnathus trefflich beschrieben. Im Vergleiche mit Campylognathus ist fast in allen einzelnen 
Skelettheilen ein Unterschied in Form- oder Grössenverhältnissen zu beobachten; es ist allerdings immer zu 
berücksichtigen, dass die Banzer Stücke eben von verschiedenen Individuen stammen. 

Der Unterkiefer von Campylognathus weist ganz bedeutende Unterschiede von den beiden Unter- 
kiefern von Dorygnathus auf, von denen der eine sich in der Banzer Sammlung, der andere, welcher vom 
Wittberge bei Metzingen stammen soll, sich in der Münchener palaeontologischen Sammlung befindet. Zu- 
nächst fehlt bei Campylognathus vor allem der lange, zahnlose, dolchförmige Fortsatz in der Symphyse, 
sowie die Verbreiterung und Ausbuchtung des Kiefers in der Gegend der Fangzähne, ferner sind bei Dory- 
gnathus die Unterkieferhälften in der Symphyse verwachsen, was bei Campylognathus offenbar nicht der Fall 
war. Bei Dorygnathus sind im Unterkiefer jederseits drei Fangzähne, oder vielmehr drei grössere Alveolen 
für solche, während Campylognathus deren nur zwei besitzt. Trotzdem der Unterkiefer von Campylognathus 
kürzer ist als die beiden von Dorygnathus bekannten, so ist doch die Zahl der auf die Fangzähne folgenden 
Zähne bei letzteren eine kleinere. Der Unterkiefer verläuft bei Dorygnathus bis zur Symphyse vollständig 
gerade, während er bei Campylognathus vorne nach abwärts geschwungen ist. Ebenso fehlt letzterem 
eine bei Dorygnathus auf der Aussenseite der Unterkiefer verlaufende, hohe, scharfkantige Leiste; weiter sind 
die Unterkiefer bei Campylognathus viel gedrungener, dicker, kürzer und auf der Aussenseite, mit Ausnahme 
der Vertiefung am hinteren Ende, welche wiederum bei Dorygnathus nicht beobachtet ist, fast glatt. 

Zusammenstellung der Unterkieferlängen, der Zahl der Fangzähne und kleineren Zähne 
bei den beiden Unterkiefern von Dorygnathus und demjenigen von Campylognathus: 


Unterkiefer- Zahl der Fang- Anzahl der kleineren 
länge. zähne. Zähne. 
Metzinger Exemplar . . . 16 cm 3 9 
D r 
orygnadhus | Banzer Exemplar "er yerz15 2, 3 11 
Campylognatus . -» » TA, 2 15. 


Scapula und Coracoideum sind bei Campylognathus wie bei Dorygnathus verschmolzen und gleichen 
einander sehr in Gestalt, nur ist bei Dorygnathus der abgerundete Fortsatz an der Vereinigungsstelle von 
Scapula und Coracoideum stärker ausgeprägt und scheinen die Knochen auch kräftiger und breiter zu sein; 
wenn auch sonst Uebereinstimmung in den Maassverhältnissen herrscht, so ist zu betonen, dass der Schulter- 
gürtel, welcher zu Campylognathus gehört, grösser ist als der Schultergürtel von Dorygnathus, obwohl für 
die Unterkiefer gerade das umgekehrte Verhältniss besteht. Auch der Humerus zeigt nur unbedeutende 


1 THEoDoRI, C., über Pterod. Knochen im Lias von Banz. I. Bericht des Bamberger naturforsch. Vereins. Bam- 
berg 1852. 


Beziehungen zu Dimorphodon. 919 


Unterschiede, so ist der processus deltoideus bei Campylognathus mehr eckig, bei Dorygnathus mehr gerundet; 
ferner ist bei Dorygnathus die Ausbuchtung tiefer, welche den das Gelenk tragenden flügelartigen Fortsatz 
vom processus deltoideus trennt. Die auffallendsten Unterschiede aber weisen die Massverhältnisse zwischen 
Ulna und Radius und der ersten Phalange des Flugfingers bei den beiden Exemplaren auf. Während bei 
einem dritten zu Dorygnathus gehörigen Funde von einem mit der ersten Flugfingerphalange auf einer 
Platte zusammenliegend gefundenen Vorderarm, der letztere 10,5 cm und der erstere (ohne den olecranon- 
artigen Fortsatz) 9 cm misst und das fünfte Metacarpale 3,4 cm lang ist, haben wir bei Campylognathus 
einen Vorderarm von 8,2 cm, und eine erste Phalange von 18,5 cm Länge (ohne Fortsatz), während das 
fünfte Metacarpale 3 cm misst. Der Uebersichtlichkeit halber stelle ich die Zahlen noch einmal tabellarisch 
zusammen: 


Ulna und Radius Metacarpale V Phalange I 
Campylognatus . » ». . 82 3 18,5 
MORYGNGImUSE nr er, 300...10,5 3,4 9 


Wir sehen also, dass bei Campylognathus die erste Flugfingerphalange um mehr als doppelt so lang 

ist als der Vorderarm, während dieselbe bei Dorygnathus sogar kürzer ist als letzterer, ansserdem sind bei 
Dorygnathus die angeführten Knochen schmäler; die übrigen Skelettheile der Banzer Exemplare sind 
zum Vergleiche weniger geeignet, 


2. Beziehungen zu Dimorphodon'. 


Der Schädel von Dimorphodon ist im Verhältniss zu seinen übrigen Skelettheilen bedeutend grösser 
als der von Campylognathus, auch ist er bedeutend höher und erscheint in Folge dessen nicht so gestreckt, 
wie der Schädel des letzteren. Auffallend verschieden sind die Durchbrüche an beiden Schädeln. Bei 
Dimorphodon ist die Nasenöffnung grösser als die Praeorbitalöffnung, während die Orbita kleiner ist als jede 
von beiden; bei Campylognathus hingegen übertrifft die Orbita die beiden anderen Durchbrüche an Grösse. 
Bei Dimorphodon erscheinen die Schädelknochen durchwegs schmäler, während der Unterkiefer breiter ist 
als bei Campylognathus und die Bezahnung zahlreicher, die hinteren Zähne dagegen kleiner und dichter 
gedrängt stehen. Rückenwirbel und Schwanz sind sehr ähnlich, ebenso Scapula und Coracoideum, welche jedoch 
im Verhältniss zur Grösse des Schädels kleiner erscheinen. Die flügelartige Ausbreitung des proximalen 
Humerus-Endes ist bei Dimorphodon kleiner. Die erste Flugfingerphalange ist bei Dimorphodon kürzer als 
der Vorderarm, bei Campylognathus mehr als doppelt so lang. Die Länge der Flugfingerphalangen nimmt 
bei Dimorphodon von der ersten zur dritten zu, bei Campylognathus von der ersten zur zweiten zu, hernach erst 
ab. Im Carpus haben wir bei beiden Exemplaren vier Knochen, je einen grossen und einen kleinen in der 
proximalen und distalen Reihe. Metacarpalia, Phalangenzahl der übrigen Finger, sowie der sog. Spannknochen 
zeigen Uebereinstimmung ?, Das Becken scheint besonders im Ischium Aehnlichkeit aufzuweisen, soweit sich 


{1 Owen, R. Palaeontogr. Soc. Rept. Liasic Form. Part. III. 1870. 

2 Betreffs des sogenannten Spannknochens scheint bei der restaurirten Abbildung von R. Owen 1. c Tab. 20 ein 
Zeichenfehler unterlaufen zu sein, indem dieser Knochen auf der äusseren (ulnaren) anstatt auf der inneren (radialen) 
Seite liegend abgebildet ist. 


2930 F. Plieninger Campylognathus Zitteli. 


bei dem ungünstigen Erhaltungszustande an dem englischen Exemplare ein Vergleich anstellen lässt. Die 
Hinterextremität ist bei Dimorphodon bedeutend grösser. Bei beiden Fossilien übereinstimmend ist die 
Verwachsung der proximalen Tarsusreihe mit der Tibia, die Metatarsalia erscheinen bei Dimorphodon kürzer 
und die ganze fünfte Zehe länger, dagegen scheinen die zweite und dritte Phalange der dritten Zehe bei 
Dimorphodon nicht verwachsen zu sein. 


3. Beziehungen zu Scaphognathus Purdoni Newton. 


Dieser von NewTon ' beschriebene, vorzüglich erhaltene Schädel zeigt mit Campylognathus weniger 
Aehnlichkeit. Vor allem sind die Durchbrüche wiederum an Form und Grösse verschieden. So ist bei 
Scaphognathus Purdoni die Praeorbitalöffnung die grösste und der Form nach oval; bei Campylognathus ist die 
Orbita der grösste Durchbruch und die Praeorbitalöffnung ist von dreieckiger Gestalt. Bei diesem Scapho- 
gnathus liegt die Orbita höher, was zugleich mit dem \ förmigen, viel gedrungeneren, breiteren und kürzeren 
Jugale zusammenhängt. Obwohl der Schädel bei Scaphognathus Purdoni länger ist, so ist das Schädeldach 
doch schmäler und es fehlen die Leisten. Die Nasenhöhle jJiegt bei Campylognathus weiter nach hinten 
gegen die Orbita zu über der Praeorbitalöffnung, das Postfrontale ist schwächer und dünner, das Maxillare 
kürzer, während es bei Scaphognathus bis unter die Mitte des \ förmigen Jugale reicht. Ganz ab- 
weichend ist das Quadratum gebaut. Der Schädel des Scaphognathus Purdoni aber unterscheidet sich auch 
von dem des Scaphognathus crassirostris aus dem Solenhofener Schiefer durch so verschiedene Merkmale, dass 
spätere bessere Funde wohi zu einer generischen Trennung führen dürften. 


A. Beziehungen zu Scaphognathus crassirostris Goldf. 


Mit Scaphognathus crassirostris scheint Campylognathus auf den ersten Anblick grosse Aehnlichkeit 
zu haben; bei näherer Betrachtung ergeben sich jedoch gewichtige Unterschiede. So sind zunächst bei 
Scaphognathus die Nasenöffnungen kleiner als die Praeorbitalöfinung, bei Campylognathus ist das Umgekehrte 
der Fall; die Nasenöffnungen sind schmäler und länger, auch ist die Knochenbrücke zwischen Nasen- 
und Praeorbitalöffnung schwächer; die Orbita ist grösser als bei Scaphognathus, erstreckt sich weiter nach 
unten, was mit dem längeren und mehr nach unten ausgebuchteten Jugale zusammenhängt. Quadratbeine, 
sowie die dreieckigen Praeorbitalöffnungen sind ähnlich. Das Schädeldach war bei Scaphognathus schmäler 
und im Vergleich zur Länge offenbar höher, auch weist es keine Leisten auf. Die Bezahnung im Prae- 
maxillare ist bei beiden Formen gleich, die im Maxillare bei Scaphognathus weit spärlicher. Ein Haupt- 
unterschied liegt im Unterkiefer, dessen Oberrand bei Scaphognathus gerade und bis zur Spitze mit nur 
wenigen grossen Zähnen versehen, vorne gerade abgestutzt ist, während bei Campylognathus der Unterkiefer 
sich von hinten nach vorne verjüngt, in seinem vorderen Theile nach abwärts gebogen ist und eine kurze 
zahnlose Spitze aufweist, die unten schwach gerundet ist; dazu kommt im hinteren Theile des Unter- 
kiefers auf der Aussenseite eine Vertiefung und zwei davon ausgehende seichte Rinnen. Ferner sehen wir 


1 Newron, E. T. Philos. Trans. Roy. Soc. of London. Vol. 179. 1888, p. 503—537. — Baur, G., Mr. E. T. Newrox 
on Pterosauria. Geol. Mag. 1889. pag. 171. 


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Beziehungen zu Reptilien und Vögeln. 291 


bei Campylognathus zwei grosse Fangzähne und fünfzehn kleinere Zähne, während Scaphognathus crassirostris 
deren nur fünf im Ganzen besitzt. Scapula und Coracoideum sind bei Scaphognathus getrennt, an ihrer Ver- 
einigungsstelle weniger breit und das Coracoideum beilförmig aufgetrieben, was wir alles bei Campylognathus 
nicht beobachten. Auf die Verwachsung von Scapula und Coracoideum ist übrigens kein Gewicht zu legen, da 
bei Rhamphorhynchus longicaudus Mönst. bei Exemplaren derselben Grösse, diese Knochen getrennt und 
verwachsen beobachtet wurden. Die erste Flugfingerphalange ist bei Scaphognathus etwa 'J, kürzer als der 
Vorderarm und sind die Vorderarmknochen, obwohl das Thier kleiner als Campylognathus ist, doch länger 
und dünner als bei diesem, dessen erste Phalange mehr als doppelt so lang ist als der Vorderarm. Bei 
beiden Formen nehmen die Phalangen von der ersten zur zweiten an Grösse zu. 


5. Beziehungen zu Rhamphocephalus!. 


Rhamphocephalus ist im Schädelbau und in der Bezahnung unterschieden. Der Schädel ist zwischen 
den Augenhöhlen stark eingeschnürt und der Unterkiefer enthält wenige Zähne, die nach hinten an Grösse 
zunehmen, was alles Campylognathus nicht zukommt, 


6. Beziehungen zu Rhamphorhynchus. 


Die Durchbrüche am Schädel des Rhamphorhynchus sind von denjenigen bei Campylognathus sehr 
verschieden. Nasenöffnungen und Praeorbitalöffnungen sind sehr klein gegenüber der Augenhöhle, daher 
der Schädel in seiner vorderen Hälfte viel niedriger erscheint. Die Zähne sind schräg nach vorne gerichtet, 
nicht senkrecht stehend wie bei Oampylognathus, und im Unterkiefer bedeutend geringer an Zahl und 
grösser als bei letzterem; auch das Quadratum ist abweichend geformt, indem es bei Rhamphorhynchus dünn 
stabförmig, bei Campylognathus von dreieckiger Gestalt ist. Die erste Flugfingerphalange ist länger als 
der Vorderarm, aber nirgends doppelt oder mehr als doppelt so lang. Die Phalangen nehmen bei Rhamphor- 
hynchus von der ersten zur dritten an Grösse ab, die vierte ist länger als die dritte. Bei Campylognathus 
hat die erste Phalange mehr als doppelte Länge des Vorderarmes, die zweite Phalange übertrifft die erste 
an Länge, die dritte aber ist kürzer als die zweite und erste, die vierte kürzer als die dritte. Der Carpus 
scheint, von vier Knochen gebildet, bei beiden grosse Aehnlichkeit zu besitzen; ebenso scheint bei beiden 
die proximale Tarsusreihe mit der Tibia zu verwachsen (vergl. S. 216). Am Becken ist bei Rhamphor- 
hynchus das Sitzbein breiter und weniger gegen die Medianlinie geneigt, auch weist es nicht die drei- 
eckige Gestalt auf wie bei Campylognathus. 


Beziehungen zu Reptilien und Vögeln. 


Die Wirbelsäule erinnert mehr an Reptilien als an Vögel, der Schwanz ist ganz reptilienartig. Die 
Wirbel sind procoel, aber nicht wie bei Vögeln durch Sattelgelenke verbunden. Am Schädel haben wir als 
reptilienähnlich zunächst das unbeweglich mit demselben verbundene Quadratum, die Existenz eines be- 
sonderen Postfrontale, die vollständige Knochenumgrenzung der Augenhöhle nach unten durch das Jugale, 


1 Seetey, H. G. Quart. Journ. Geol, Soc. Vol. 36, p. 27. 1880. 


292 F. Plieninger, Campylognathus Zitteli. 


ferner die Verbindung des Jugale mit dem Prae- und Postfrontale durch aufsteigende Fortsätze, sowie 
obere und seitliche Schläfenlöcher hervorzuheben; über die Hinterhauptregion lässt uns der ungünstige Er- 
haltungszustand unseres Stückes im Unklaren. Bei Vögeln hingegen findet sich wieder, wie bei den Flug- 
sauriern, die fast nahtlose Verbindung der Schädelknochen, die pneumatische Beschaffenheit der Extremitäten- 
knochen, welche übrigens auch gewissen Dinosauriern zukommt, ferner die Praeorbitalöffnungen und das 
bis zu den Frontalia sich erstreckende Praemaxillare. Die Einlenkung des Unterkiefers an den Schädel 
liegt bei Vögeln hinter der Augenhöhle, bei Campylognathus dürfte dieselbe mehr unter der Augenhöhle 
gelegen haben, was übrigens allen Pterosauriern mehr oder weniger eigenthümlich gewesen zu sein scheint. 
Scapula und Coracoideum sind vogelähnlich, jedoch fehlt eine Furcula. Die Hand ist bei Campylognathus wie bei 
allen Flugsauriern eigenartig und abweichend von der der Vögel ausgebildet. Das Becken ist entschieden 
reptilienartig und erinnert eher an das von Dinosauriern, zeigt aber selbstständige Differenzirungen. Als be- 
sondere Reminiscenz an Bildungen bei Vögeln kann die mit der Tibia verwachsene rudimentäre Fibula nicht 
aufgefasst werden; während die Verwachsung der proximalen Tarsusreihe mit der Tibia an Vögel erinnert, 
sind die übrigen Theile der Hinterextremität durchaus reptilienähnlich. 

Die Vogelmerkmale von Campylognathus sind, wie die aller Flugsaurier, nur als gleichartige Anpassungs- 
Erscheinungen aufzufassen, indem die Flugfähigkeit dieser Reptilien theilweise ähnliche Bildungen in 
Knochenbau (Pneumatieität) und einzelnen Knochenverbindungen bedingt. 


Kurze Zusammenfassung der Merkmale von Campylognathus. 


Wirbel procoel. Rippen zweiköpfig, die vordersten besonders stark. Schwanz lang, von verknöcherten 
Sehnen umgeben. Schädel mässig lang, fast bis zur Schnauzenspitze bezahnt (13 Zähne), die zwei vordersten 
Zähne hackenförmig gekrümmt. Quadratum ziemlich kräftige dreieckige Knochenplatte. Augenhöhle grösser 
als Nasenöffnung und Praeorbitalöffnung. Nasenöffnung grösser als letztere. Unterkiefer mit 17 Zähnen 
bewaffnet, wovon die zwei vordersten besonders stark. Vorderes Drittel des Unterkiefers bogenförmig nach 
abwärts geschwungen; die kurze zahnlose Spitze sanft nach aufwärts gerundet, oben gerade; die beiden 
Hälften an der Symphyse nicht verwachsen. Scapula und Coracoideum verwachsen. Carpus aus vier Knochen 
bestehend. Metacarpalia kurz. Spannknochen kurz. Erste Flugfingerphalange mehr als doppelt so lang 
als der Vorderarm. Flugfingerphalangen von der zweiten zur vierten an Grösse abnehmend, aber zweite 
Phalange länger als die erste. Sacrum aus vier Wirbeln bestehend; Ileum fest mit den Querfortsätzen 
derselben verbunden, entsendet nach vorn und hinten einen Fortsatz. Ischium als kräftige, proximal ver- 
breiterte, schräg nach hinten und einwärts geneigte Knochenplatte von etwa dreieckiger Gestalt entwickelt, 
mit dem Ileum die Pfanne bildend. Schambeine unbekannt. Hinterextremität schwächer als Vorder- 
extremität. Fibula sowie proximale Tarsusreihe mit Tibia verwachsen. Distale Tarsusreihe aus zwei 
Knöchelchen bestehend. Metatarsalia 1—4 fast gleich lang, fünftes Metatarsale kräftiger und bedeutend 
kürzer als die übrigen. Phalangenzahl der Zehen von der ersten zur fünften Zehe beträgt 2, 3, 4, 5, 2. 
Zweite und dritte Phalange der dritten Zehe verwachsen. Endglieder aller Zehen mit Ausnahme desjenigen 


der fünften klauenförmig. 


München, im November 1894. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XIX. 


Campylognathus Zitteli. 


t/, natürl. Grösse. 


Sch. = Schädel. ph, Ir, IIr, IIIr, IVr. — Phalangen 1—4 des 
Md.r. — Unterkiefer der rechten Seite. rechten Flugfingers. 
I — 4 „ linken n ph. I}, IT!, IITL, IVi. — Phalangen 1—4 des linken 
sc.r. = Scapula der rechten Seite. Flugfingers. 
SCH. a % „ linken 5 wa, wb, we, rw. — Rückenwirbel. 
cor.r. — Coracoideum der rechten Seite. wg, wh. — vorderste Schwanzwirbel. 
cor... = " „ linken a sch. w. = Schwanzwirbelsäule. 
St. — Sternum. r.,r.I. = Rippen des vordersten Rumpfabschnittes. 
h.r. = Humerus der rechten Seite. B. — Becken. 
h.l. — " „ linken ® fe. r. - = rechter Femur. 
ur. — Ulna der rechten Seite. fe. „=. linker 5 
r.r. = Radius der rechten Seite. ti. vr... = rechte "Tıbia. 
ul. = Ulna der linken Seite. LER — linke 4 
r.l. — Radius der „ = tr. — distale Tarsusreihe. 4 
6% — Carpus der rechten Seite. mt. r. = Metatarsus der rechten Hinterextremität. 
mc.I. —= sogenannter Spannknochen. mi.Tı. = e „ linken s 
mc. V. — Metacarpale des Flugfingers der rechten 
Vorderextremität. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


rraphica Bd, X 


‚Palacontog 
Taf. XIX. 


Campylognathus Zilteli 
F.Plien 


Ob. Lias, (Posidonomyen-Schieler), 


Holzmaden. Württemberg. 


Käehärsck er Nofkunstantalt von Martin Hammel & Ca, Btutienrs, 


% 


Kar N: Fritsch, ‚w. 7 wagen ui W. Bränco 
RN h% > 


Kr 


-Eihundvierzigster Band... vr 


Palaeospongiologie 
Dr. Hermann Rauff 


Zweiter Theil. Fortsetzung. 
(Siehe Palaeontographica Bd. XL.) 


Ei; Mit Taf. XX—XXVI (Taf. 18—24 der Spongiologie) und 49 Abbildungen im Text. 


songien des. Silürs, 


E. Ordnung Tetractinellida. 
= Unter-Ordnung Lithistina. 


Re Tribus Poecilocladinidae Rrr. — (vgl. S. 330', 4. Abs.; S. 345: Nachtrag zu $. 194.) 


Etym.: 7z01z{Aos, veränderlich, mannigfaltig. 


Die Desmome sind Ennomoclone, Anomoclone oder Didymoclone. Die Ennomoclone sind bereits 
157/158, die typischen Didymoclone S. 159 charakterisirt worden. Das Wesen der vielgestaltigen Ano- 
_ moclone wollen wir in der nachfolgenden, für die Anomocladinae aufgestellten Diagnose zu kennzeichnen 
versuchen. - 

Die Didymoclone sind nur eine besondre Ausbildungsform der Anomoclone. Diese Ansicht hat 
Hınpe wegen der Aehnlichkeit, die zwei aneinandergefügte einfache Ennomoclone mit einem Didymoclon 
n, schon früher ausgesprochen (510, S. 71, 72). Auf Seite 160 dieses Werkes glaubte ich sie noch 
reiten zu müssen, weil mir keine Uebergänge zwischen Ennomoclonen und Didymoclonen bekannt waren, 
ind weder Hıyoe noch ein andrer Autor solche Uebergänge bekannt gemacht oder erwähnt hatte. In- 
schen habe ich sie gefunden, muss also meinen Widerspruch fallen lassen. Dagegen bestätigen auch 
e neuen Beobachtungen, dass Steınmann’s Erklärung, wonach die Didymoclone nur gedoppelte, in einigen 
en besonders fest verbundene Ennomoclone wären, nicht zutreffend ist (vgl. S. 160, 2. Abs.). 


_  t Alle nackten Seitenangaben beziehen sich auf unsre Palaeospongiologie. Die nachfolgenden Blätter und Tafeln 
n doppelte Paginirung. Die eingeklammerten Seitenzahlen setzen die Paginirung des 40. Bandes der Palaeontographica, 
mit S. 346 und Taf. 17 schloss, fort. Wo im nachfolgenden Texte auf eine Stelle oder Tafel dieser neuen Abhandlung 
[wiesen worden ist, ist nur die in () stehende Seitenzahl oder die Tafelnummer der Spongiologie citirt worden, 


224 (348) Poecilocladinidae. 


Je nachdem die Skelete der Poecilocladinidae im wesentlichen aus Ennomoclonen oder aus Ano- 
moclonen aufgebaut werden. haben wir zwei Untertribus zu unterscheiden: 


I. Untertribus Eutaxicladinae. Skelet aus Ennomoclonen bestehend. Anomoclone kommen nur 
vereinzelt oder doch nur untergeordnet vor. Vgl. S. 280. 


2. Untertribus Anomocladinae. Skelet ganz vorwiegend aus Anomoclonen (oder auch Didymo- 
clonen) aufgebaut. 


Die Lagerung der Desmome im Skeletverbande ist bei allen Poecilocladinidae so beschaffen, dass 
die freien, vom Clonom abgewandten Seiten der Brachyome nach der Spongienoberfläche hin gerichtet sind. 
Bei den Eutaxicladinen liegen die Brachyomaxen auf radiären Linien. Bei den Anomocladinen theils radiär, 
theils nicht; aber immer weisen auch hier die freien Brachyomseiten nach aussen. Die Zygose erfolgt in 
der Weise, dass sich die Enden der Clone an die freien Brachyomseiten, oder an diese und zugleich an 
die nach der Spongienoberfläche hin gewandten Armseiten mehr oder weniger umfassend anlegen. 

Neben dem lithistiden Stützskelet sind bei einigen Formen lange Rhabde in radialen Bündeln be- 
obachtet worden, die, vielleicht Triaenen angehörend, wahrscheinlich über die Oberfläche hervorragten. 

Das Crepidom ist bisher weder von Ennomoclonen, noch von fossilen Anomoclonen bekannt ge- 
worden. Bei den Didymoclonen ist, es, wie man annehmen kann, stabförmig, weil ein grader Axenkanal 
vorhanden ist. Vgl. S. 159, 2. u. 3..Abs. ‘). 


Untertribus Anomocladinae ZırrT. em. Rrr. 


Die Skeletelemente bestehen aus Anomoclonen, oder aus Didymoclonen, oder aus beiden gleichzeitig. 
Die Anomoclone kann man als unregelmässig gewordene Ennomoclone bezeichnen. Die Unregel- 


1 Sorras nennt die Anomocladinen acrepid, weil bei der recenten Vetulina stalaetites O. Schu. im verdickten Mittel- 
theile eines jeden Desmoms eine kleine granulöse, eiförmige Partie vorhanden sei, die wohl als Crepidom gelten müsse. Die- 
selbe granulöse Beschaffenheit liessen auch öfter die axialen Theile der Clone erkennen; dann erstrecke sich diese granulöse 
Substanz aus den Armen bis in den verdickten Mitteltheil des Desmoms und umhülle concentrisch den ovalen Kern (481, 
S. 488—489; vgl. auch O. Scumior 367, S. 19, Taf. 2, Fig. 9, 9a, b.) 

Prof. Steımmann hat mich zu besonderm Danke verpflichtet, indem er mir einige Stücke von Vetulina zum Zwecke 
der Präparation übersandt hat. Meine Untersuchung daran liess mich feststellen, dass sämmtliche Desmome sowohl im 
Brachyom wie in den Armen einen deutlich schaligen Aufbau besitzen, dass man das granulöse Mark in den Armen, welches oft 
einen relativ recht dicken Strang bildet, nirgends vermisst, dass dagegen der granulöse Kern im Brachyom häufig fehlt und 
alsdann das granulöse Mark der Arme im Mitteltheile des Skejetelementes in einem Punkte völlig zusammenfliesst. Es 
scheint mir danach zweifelhaft zu sein, ob man die Desmome von Vetulina wirklich allgemein oder überhaupt als acrepid 
oder, wie man wohl besser sagen würde, als sphärocrepid bezeichnen kann. Die Bedeutung der granulösen Kerne ist noch nicht auf- 
geklärt, und schon Scumior hat a. a. O. hervorgehoben, dasser sie grade bei den jüngsten Skeletformen nicht auffinden konnte, 

Die granulösen Markaxen in den Armen erklären die Beobachtungen von Axenkanälen, die bereits ZiTTEL an 
isolirten Desmomen von Mastosia Wetzleri gemacht hat, und die ich an anderm Material derselben Art wiederholen konnte _ 
(vgl. S. 159,. 2. Abs.; Anm. 2). 

Da wir aus den nachstehenden Zeilen entgegen unsrer frühern Auffassung ersehen werden, dass das Didymoclon 
nur eine besondre Form des Anomoclons darstellt, so kann dieses, weil das typische Didymoclon, wie es bei Cylindrophyma 
ausgebildet ist, nur einen Axenkanal hat, wahrscheinlich auch monocrepid sein. Es muss aber weitern Untersuchungen vor- 
behalten bleiben, die hier angeführten Beobachtungen zu klären und in Zusammenhang zu bringen. 


Anomocladinae. (349) 225 


mässigkeiten machen sich in mannigfacher Weise geltend. Namentlich haben wir folgende Abweichungen 
zu verzeichnen, die einzeln für sich oder mit einander combinirt auftreten können: 

1) Die Arme sind im Clonom nicht mehr normal vertheilt; die Winkel zwischen ihnen sind also 
“ verschieden, und zwar innerhalb gewisser Grenzen ohne Regel verschieden und veränderlich. Diese Grenzen 
ergeben sich aus dem Verhalten, das allen poecilocladinen Skeletelementen gemeinsam ist und darin besteht, 
dass das Clonom mit seinen Gliedern immer jenseits, das Brachyom diesseits einer Ebene liegt, die normal 
auf der Brachyomaxe durch den Ursprungspunkt der Arme des Desmoms gelegt wird. Wenn also in 
Fig. 76 die Brachyomaxe vertikal steht, und das Brachyom unter der Horizontalebene liegt, die durch den 
Ursprungspunkt der Clone geht, so liegen diese stets sämmtlich über jener Ebene, Bei den Anomocladinen 
können die Clone oberhalb dieser Ebene zwar sehr verschiedene Lage annehmen, aber von Ausnahmen ab- 
gesehen neigen sie sich nicht so stark gegen das Brachyom, dass sie unter die Ebene fallen, vertheilen 
sich nicht wie beispielsweise in Fig. 77 um das Brachyom. Die Arme sind also wie bei Protriaenen 


Fig. 76. Fig 77. 


oder höchstens rechtwinkligen Orthotriaenen, aber nicht wie bei Anatriaenen gerichtet. Desmome, bei 
welchen (kurze) Arme etwa senkrecht auf der Brachyomaxe stehen (die also rechtwinkligen Orthotriaenen 
entsprechen würden), kommen nach Sortas’ Beschreibung bei der recenten Vetulina stalactites O. ScHm. 
als Abweichungen von den normalen Skeletformen dieser Spongie vor (481, S. 488). Das Brachyom selbst 
verliert dabei seine sphärische Gestalt und wird mehr plattig, und in der Ebene der Platte liegen auch 
jene Arme (das ist also eine pinakidartige Umbildung). 2) Die Arme können sich verschieden stark und 
in ungleichem Sinne krümmen, und zwar nicht nur diejenigen verschiedner Desmome, sondern auch ein 
und desselben Elementes. 3) Armtheilungen treten sowohl nach Zahl wie nach Lage der Theilungspunkte 
mehr oder weniger regellos ein. 4) Einzelne Arme werden unverhältnissmässig stark verlängert, andre 
können in gleicher Weise verkürzt und schliesslich so reducirt werden, dass sie gänzlich ausfallen. 5) Die 
Brachyome können innerhalb desselben Skelets verschieden gestaltet sein. 6) Die am Brachyom sitzenden 
Zygome, die wie bei Ennomoclonen ganz wegfallen können, so dass dann die Brachyome auf der freien Seite 
rein sphärisch werden, können auch so zahlreich werden und mit kleinen Ausläufern, Zasern, Spitzen, Warzen 
so besetzt sein, dass sie in unregelmässig wurzlig zerschlitzte Gebilde fast völlig aufgelöst erscheinen. 7) Die 
Brachyome, die bei den Ennomoclonen und den weniger abgeänderten Anomoclonen gedrungen, kuglig 
oder dreieckig verdickt und häufig in der Richtung der Brachyomaxe etwas verlängert sind, werden mehr 
und mehr quer gegen diese Axe ausgedehnt, d. h. sie werden mehr und mehr zu einem quer stabförmigen 
Epirhabd. Derartig veränderte Desmome bilden den Uebergang zu echten Didymoclonen und werden schliess- 
lich zu solchen. Die der Spongienoberfläche zugewandten Seiten der Epirhabde sind entweder nur an den 
Enden oder auch am Mittelstücke mit Zygomen besetzt. Ebenso laufen auf der entgegengesetzten (centri- 


petalen) Seite des Epirhabds Arme des Clonoms nur von diesen Enden oder auch vom Mittelstücke aus. 
Palaeontographica. Bd XLI. 29 


> 


226 (350) Silur. Anomocladinae. 


8) Einzelne oder mehrere Arme eines Anomoclons verkümmern, auch das verdickte Brachyom kann ganz 
schwinden. Dann können als Endproducte der Veränderungen krumme oder auch grade stabförmige 
Elemente übrig bleiben, die namentlich dann, wenn auch die Zygome vereinfacht werden und wegfallen, 
ihre anomocladine Grundlage kaum noch oder gar nicht mehr verrathen. 


Erst nachdem bereits der allgemeine Theil unserer Palaeospongiologie gedruckt war, habe ich die unmittel- 
baren Uebergänge gefunden, die von den Anomoclonen zu den Didymoclonen führen. Meine früher ausgesprochne 
Vermuthung, dass das Didymoclon aus dem Amphitrider hervorgegangen ist, findet sich also nicht bestätigt. Anomo- 
cladinen, Didymmorinen und Rhabdomorinen (z. Th.) bilden vielmehr in der That jene Kette, auf die der ganze Bau 
und die Verbindungsweise ihrer Skeletelemente hinweisen (vgl. im vorigen Bande S. 157 Anm., vorletzt. Abs.), 
Die Didymmorinen sind das Mittelglied zwischen den beiden andern; nach unsern neuen Beobachtungen werden wir 
sie aber besser ans Ende der Poecilocladinidae, als an den Anfang der Rhabdomorinidae (vgl. S. 195) stellen. 
Sie bilden einen Specialfall der Anomocladinae und eine besondre Gruppe dieser. 


Familie Anomoclonellidae Rrr. 


Mehr oder weniger regelmässig sphärische, kegel- und doppelkegelförmige bis unregelmässig massige 
und fladenartige Gestalten. Die bisher gefundnen Arten mit runzliger bis kräftig querfaltiger Oberfläche, 
aber ohne Deckschicht. Kanalsystem, soweit bisher bekannt, nur nach Modification 8 entwickelt (S. 135). 
Es sind also nur Radialkanäle vorhanden. Diese sind gewöhnlich leicht gebogen, weniger häufig straff 
grade. Ohne Paragaster. In dem dicht verwebten Stützskelet wird ein mehr oder weniger beträchtlicher 
Theil der mannigfach gestalteten Anomoclone durch didymoclonähnliche Elemente oder echte Didymo- 
clone ersetzt. 


Gattung Anomoclonella Rrr., n. g. 
Etym.: «vouos gesetzwidrig, zA@v Zweig. 


Gattungscharakter. Da nur ein einziges Specimen von Anomoclonella bekannt ist, so wollen wir 
bier nur dasjenige Merkmal hervorheben, auf Grund dessen wir die Gattung von dem sehr nahe verwandten 
Pycenopegma (8. 356) trennen. Wir finden einen Unterschied besonders darin, dass der Gehalt an didymoclon- 
artigen Elementen bei Anomoclonella geringer ist als bei Pyconopegma. Doch weichen auch sonst Habitus 
und Dimensionen der Skeletformen bei beiden Gattungen etwas von einander ab. 


Alter. Ober-Silur. 


Einzige Art: 56. Anomoclonella Zitteli Rrr., n. sp. — Textfiguren 78—83; Taf. 8, Fig. 1—4. 


Das einzige mir vorliegende Exemplar hat die Gestalt eines ungleichtheiligen Doppelkegels, dessen 
Axe nicht grade, sondern (in der Projectionsebene von Fig 78) S- oder Fragezeichen-förmig gebogen ist. 
Der untre Kegel, dessen scharfe Spitze im Gegensatze zum stumpfern längern obern Ende nur kurz- 
hakenartig zurückgekrümmt ist (Fig. 78, 79), ist etwa halb so hoch als der obere Kegel, und so 
daran angesetzt, als ob er etwas in diesen hineingestülpt wäre. Und zwar erscheint die eine Seite 
etwas stärker eingestülpt als die andre, so dass die gemeinsame Grundfläche der beiden Kegel schräg liegt, 


Anomoclonellidae: Anomoclonella Zitteli. (351) 227 


der obere Kegel auf der wie stärker eingestülpten Seite mit einer kräftigen Runzel über den untern über- 
hängt, und sich diese schräg liegende Runzel oder Falte nach der entgegengesetzten Seite hin mehr und 
mehr verliert. (Sie verschwindet gänzlich hinter dem rechten Rande von Fig. 78, vgl. Fig. 79 oben). 

Diese Bildung ist ursprünglich, nicht etwa nachträglich durch Verdrückung entstanden. Im Innern 
ist kein Bruch vorhanden und keine Störung in den Skeletzügen und Kanälen. 

Noch andre Querrunzeln und Furchen ziehen über die Oberfläche, Zunächst ist der plötzlich ver- 
jüngte Spitzentheil des obern Kegels durch eine scharfe Furche abgeschnürt. Darüber befinden sich noch 
mehrere feinere Runzeln. Einige sehr schwache Querfurchen trägt der Untertheil des Oberkegels, einige 
deutlichere der Unterkegel. Die letzten entspringen alle in der Hauptfurche, die unter der Hauptrunzel 


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EIS: 


Fig. 78. Anomoclonella Zitteli Rrr., Fig. 79. Dasselbe Specimen wie in Fig. 80. Anomoclonella Zitteli Rrr. 
von der Seite gesehen. In {/,. der vorigen Figur von unten ge- Kanalsystem im medianen Vertical- 
sehen. In !/,. schnitt durch die Spongie. 


zwischen Unter- und Oberkegel liegt, und verlaufen schräg dazu, was ebenfalls der scheinbaren Einstülpung 
entspricht. Eine dieser Runzeln zieht auf derjenigen Seite des Stückes, die in Fig. 78 Rückseite ist, über 
eine beulenförmige Auftreibung, eine Art stumpfen Auswuchses hinweg (Fig. 79 rechts). 

Eine Anwachsstelle fehlt. 

Die Oberfläche des verkieselten Stückes bietet nichts kennzeichnendes dar. Während man die 
meisten verkieselten Astylospongiden und Hindiaden schon unter der Lupe an den (ausgehöhlten) Skelet- 
formen ihrer Oberfläche erkennen kann, wäre mir, nach unserm Specimen zu urtheilen, eine derartige Be- 
stimmung von Anomoclonella nicht möglich. Das sehr feinmaschige Gewebe erscheint an der Oberfläche der 
Spongie ganz ordnungslos. — Zahlreiche, gleichmässig doch ohne Regel vertheilte Kanalmündungen sind 
vorhanden. Da sie aber mit Kiesel erfüllt sind, sehr klein sind und dicht beisammen stehen, so bleiben 
sie bei unserm Exemplare an den meisten Stellen der Oberfläche völlig versteckt. In der überdeckten 
Furche, die unter der Hauptrunzel liegt, sind kurze radiale Streifen vorhanden. Sie rühren von Kanälen 
her, die den Furchenboden tangiren und vielleicht erst nachträglich durch leichte Verletzung der Ober- 
fläche aufgeschnitten worden sind. 

Im Kanalsystem, welchem Paragaster und Osculum völlig fehlen, sind Epirrhysen und Aporrhysen nicht 
zu unterscheiden, Fig. 80. Alle Kanäle sind annähernd von einerlei Weite. Sie strahlen in leicht ge- 


228 (352) Silur. Anomocladinae, 


schwungenen Bögen, meistens zugleich schwach geschlängelt, vom Skeletradianten nach allen Theilen der 
Oberfläche und vermehren sich nach aussen hin. Der Radiant liegt im Innern, 11 mm über dem Fuss- 
punkte, etwa in der Grenzfläche zwischen Unter- und Oberkegel. Im Untertheile stehen die Kanäle etwas 


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Fig. 81. Skeletpartie von Anomoclonella Zitteli Rrr. Schlüssel zu Taf. 8, Fig. 1 in Palaeontographica Bd. 40. 


dichter als oben. Sie sind im Allgemeinen kaum 0,3 mm weit; nur wenige erreichen an ihrer Mündung 
ungefähr 0,4 mm Durchmesser (gemessen ca. 280—370 u). 

Die Elemente des Stützskelets sind sehr mannigfach gestaltet. Kaum zwei dürften einander gleich 
sein. Aber alle lassen sich doch auf gewisse charakteristische Typen zurückführen. Deshalb dürfte es auch 
genügen, wenn wir auf Taf. 8, Fig. 1—4 nur einige wenige Skeletpartien wiedergeben; überdies wäre es 
unmöglich, die ganze Fülle der Skeletformen in der Darstellung zu erschöpfen. 


Anomoclonellidae: Anomoclonella Zitteli. (353) 229 


Die beistehenden Figuren 81 und 82 sind Schlüssel zur Auflösung des Skeletverbandes der auf 
Taf. 8, Fig. 1 und 2 abgebildeten Stellen. Die einzelnen Desmome sind in den Holzschnitten durch ver- 
schiedene Schraffuren unterschieden und z. Th. durch Nummern oder Buchstaben bezeichnet. Diejenigen 
Verwachsungsstellen, in denen sich die zusammenstossenden Desmome mit ihren Zygomen überdecken, sind 
z. Th. durch combinirte Schraffuren gekennzeichnet. So legt sich z. B. der rechte aufsteigende Arm von 
Desmom 1 (Fig. 81 unten) mit seinem grossen, löffelartig ausgehöhlten Zygom breit auf das anstossende 


Fig. 82. Skeletpartie von Anomoclonella ZitteliBrr. Schlüssel zu Taf. 8, Fig.2 in Palaeontographica Bd. 40. 


Element d auf. Daher zeigt dieser übergreifende Lappen sowohl die Schraffur von 1 wie von d, das 
darunter liegende Element d scheint gewissermassen durch. In gleicher Weise ist an andern Stellen ver- 
fahren worden. 

Noch häufiger als durch einfaches Auflegen löffelartiger Armenden geschieht die Zygose durch ver- 
zwicktes Ineinandergreifen mit Hülfe fingerförmiger und wurzliger Fortsätze. In dieser Weise verbindet 
sich in Fig. 81 z. B. Desmom 10 mit seinen beiden linken Nachbarn, verbindet sich 6 und 5 mit a, 
ferner in Fig. 82 Desmom 3 mit 4 u. s. w. 

Gehen wir zur Betrachtung der einzelnen Desmomenformen über, so wollen wir die Aufmerksamkeit 
zuerst auf die nicht grade häufigen lenken, die wie Desmom 1 in Fig. 81 noch am meisten den Charakter 
der regelmässigen Ennomoclone bewahrt haben. Bei 1 sind drei grade Clone in annähernd normaler räum- 
licher Vertheilung vorhanden; das eine davon, das auf den Beschauer zuläuft, ist abgeschnitten. Das 
Brachyom, das wie die Brachyome der meisten andern Elemente in Fig. 81 mit der freien Seite nach unten, 
d. h. centrifugal gegen die Aussenseite der Spongie gerichtet ist, ist in zwei (oder drei) „Gabelsprossen‘“- 


230 (354) Silur. Anomocladinae. 


artige Zygome getheilt. Ein kleines dieser Zygome sitzt in der Mitte in der Richtung der Brachyomaxe, 
ein grösseres daneben am Ursprung des linken Armes, eine dritte „Gabelsprosse“ entspringt ein wenig 
entfernt aus der centrifugalen Seite des rechten Armes. 

Solche brachyomartigen Zygome an den Armen und zwar auf ihren Convexseiten, oder kleinere 
Schwalbenschwänze oder einfache Dornen, Zasern, Höcker, Knoten daran finden wir häufig. Vgl. in Fig. 81 
Desmom 6, 12 ete.; in Fig. 82 Desmom 2, 3; Taf. 8, Fig. 3, 4. 

Eine andre noch ganz ennomoclonartige Form zeigt in Fig. 81 das unter 5 und 6 liegende Des- 
mom a. Es hat drei stark einwärts gekrümmte Arme mit fingerig eingreifenden Zygomen und ein kugliges, 
mit (versteckten) Dornen und Schwalbenschwänzen besetztes 
Brachyom. Ganz ähnliche Formen bieten die Elemente 5 und c 
dar. Auch Desmom 1 in Fig. 82 gehört hierher, hat aber grade 
Arme. Manchmal sind die Arme ein und desselben Desmoms 
so stark einwärts gekrümmt, dass ihre freien Enden wieder zu- 
sammenstossen, / in Fig. 83. 

In Desmom 9 (Fig. 81), das grade, getheilte Arme trägt, 
scheint das massige Brachyom in der Richtung der Brachyomaxe 
lang ausgedehnt zu sein. Denn da, wo in Fig. 81 die tiefste 9 
steht (in dem doppelt schraffirten Knotentheil), ragt unterhalb des 
überdeckenden Zygoms von d ein Schwalbenschwanz hervor, der 
nach meiner Beobachtung noch zu 9 gehören muss. 

6 und f schliessen sich an die vorigen Formen an, be- 
zeichnen aber durch beginnende Querstreckung der Brachyome 
bereits solche Formen, die zu Didymoclonen hinüberführen. 

In 7 ist das Brachyom schon zu einem langgedehnten 
Mitteltheil, einem wahren Epirhabd umgewandelt worden, des- 
gleichen in d. Bei diesem letzten gehen nicht nur von den Enden 
Fig. 83. Skeletpartie von Anomoclonella Zittei ges reich mit Zygomen besetzten Epirhabds Arme aus, sondern 
Rrr. Schlüssel zu Taf. 8, Fig. 3 in Palaeonto- z : s \ 

graphica Bd. 40, es entspringt auch in dessen Mitte ein Arm nach oben, der noch- 
mals gegabelt ist. Eine ähnliche Bildung zeigt auch e., 

Didymoclonartig ist auch das Element 2, wenn nicht etwa die in Fig. 81 oberwärts gelegenen 
Theile von 2 und 3 zusammengehören, was ich nicht über allen Zweifel stellen konnte. Die sichtbaren 
Desmomgrenzen schienen mir für diese Stelle nur die in Fig. 81 gegebene Analyse zu erlauben. Ist sie 
richtig, so würde 2 von der Hauptregel, die die Lage der Desmome beherrscht, abweichen und seine freien 
Brachyomseiten anstatt nach unten nach links wenden. Das wäre zwar nicht mehr radial nach aussen, 
aber doch immer noch nach aussen, wie die Orientirung unter dem Mikroskope ergab. 

Eine gleiche Lage wie 2 nimmt auch 5 in Fig. 81 ein, das ebenfalls didymoclonartige Form an- 
strebt. Es hat nur ein sehr kurzes (in Fig. 81 vertical stehendes) Epirhabd, das eigentlich nur aus der 
Einschnürung besteht, die zwischen zwei aneinanderstossenden kugligen Brachyomen liegt. Die freien 
Brachyomseiten zeigen auch hier nach links, die Arme gehen rechts ab. 

Solche Abweichungen von der normalen Lage der Desmome sind bei den Anomocladinen eigentlich 


PN 


Anomoclonellidae: Anomoclonella Zitteli. (355) 231 


nichts regelwidriges; sie sind vielmehr, wenn auch nicht immer so stark vorhanden wie bei (2 und) 5, etwas 
gewöhnliches'. Wenn sie sich häufen, so tritt schliesslich jene zwischen Regel und Regellosigkeit beständig 
schwankende gegenseitige Anordnung der Desmome ein, wie sie für die Didymmorinen bereits auf S. 178, 
2. Abs. kurz geschildert worden ist. 

Von weitern Skeletformen der Anomoclonella müssen wir wenigstens noch die mehr stabförmigen 
besonders hervorheben. Eine entschiedene Hinneigung zu dick stabförmiger Ausbildung zeigt 12 in Fig. 81: 
durch das Ueberwiegen des vertikalen Armes, die starke Verkürzung des linken und den Mangel eines 
dritten Armes, von dem auch kein Ansatz zu entdecken war. Indessen ist bei 12 noch ein sehr kräftig 
ausgebildetes, mit starkem, diagonal nach rechts unten gerichteten Dorn ausgestattetes Brachyom vor- 
handen. Mehr oder weniger nähern sich auch diejenigen zweiarmigen Desmome der Stabform, die einen 
sehr weiten Oeffnungswinkel zwischen den Armen haben (z. B. das untre Glied in Taf. 8, Fig. 4). Besonders 
dann erscheinen solche Elemente stabförmig, wenn ihnen Brachyome oder auch nur centrale Anschwellungen 
gänzlich fehlen, wie bei Desmom 10 und 11 in Fig. 81. Nach ihrer sichtbaren Abgrenzung zu urtheilen, 
sind diese Elemente selbständige Glieder des Skelets, zu Rhabdoclonen umgewandelte Anomoclone. Eine 
stabartige Bildung ist wohl auch 5 in Fig. 82. Derartige Formen sind nicht grade selten. Immerhin kann 
man, wie ich bei der Unmöglichkeit, die einzelnen Elemente aus dem Skeletverbande zu isoliren, zugeben 
muss, nicht immer mit Bestimmtheit sagen, dass man es bei ihnen mit selbständigen Formen, nicht etwa 
nur mit einzelnen Gliedern von Anomoclonen zu thun hat. 

Manche Einzelheiten in dem Skeletverbande vermochte ich nicht zu analysiren. Sie sind in den 
Textfiguren mit Fragezeichen versehen worden. Aber auch 3, 4, 8 in Fig. 81, sowie manche schraffirten 
Theile, die keine Bezeichnung tragen, sind vielleicht falsch gedeutet worden. 

Die Dimensionen des dicht verwebten Skelets zeigen in den centralen und peripherischen Körper- 
theilen wegen der Ungleichartigkeit der einzelnen Skeletformen und der vielen Unregelmässigkeiten in der 
Art der Verwachsung geringere und weit weniger constante Unterschiede, als es bei den betrachteten 
Eutaxicladinen der Fall ist: 


Die Entfernung der Knotenmitten habe ich am Radianten zu. . . . . ...100—200 u «) 
gemessen, als häufigsten Werth hier . . . ,„ .- et a ca. 130 u 
gefunden. — In der auf Taf. 8, Fig. 1 ahneihlaeien Selle, die, ER 5 mm vom 
Radianten entfernt liegt, sind die Verhältnisse kaum anders: die Entfernung der Knoten- 
mitten beträgt hier . . . en a er ae 200 ß) 
als häufigster Werth kann hier Bean BER NE PR ; f 160 u. 


Doch finden sich in dem gleichen Abstande vom aanen Aerseikk solche Stellen, 

die noch ganz denen am Radianten gleichen, andrerseits schon solche, die mehr 

peripherische Dimensionen aufweisen. Relativ sehr grosse Maasse sind in Taf. 8, Fig. 2 

vertreten, eine Stelle, die 13 mm vom Radianten, aber noch 7 mm vom Rande ab- 

Beier. beträgt der Abstand der Knotenmitten -. . - . » 2 2 2.2.20.2....180-300 m y) 


t Vgl. noch das nach rechts unten gewandte Brachyom von 12, das umgekehrt nach links unten gerichtete Brachyom 
rechts daneben; vgl. ferner Taf. 8, Fig. 4 und die Erklärung dazu. 


232 (356) Silur. Anomocladinae. 


während ich an einer andern Stelle, die 18 mm vom Radianten, aber nur 3 mm vom 
Rande entfernt ist, den Abstand der Knotenmitten nur u . . 2.2 .2.2.2..2...140—230 u 6) 
bestimmt habe. 

In den mehr peripherischen Theilen sind die Desmome vielfach in radialer Richtung in die Länge 
gestreckt, so dass die auf radialer Linie hintereinanderliegenden Knoten weiter von einander abstehen, als 
die quer dazu seitlich benachbarten '. 

Bei den didymoclonartig entwickelten Desmomen erreichen die Epirhabde Längen, die über die 
angegebenen Knotenentfernungen im allgemeinen nicht hinausgehen. Aber sehr häufig bleiben die Epirhabde 
kürzer. Auch in ihrer Dicke schliessen sich die Epirhabde, ebenso ihre Verwachsungen mit den Zygomen an- 
stossender Arme den einfachen Brachyomen und kugligen Knoten an. Die Knotendicke aber wurde 


bei «@) und 8) zu 90—110 u..... ,‚ bei y) und 5) bis 130 u gemessen, 


Die Armdicke betrug 


bei «) 20—55 u, häufigster Werth ca. 35 u bei ,) 30—60 u 
+ 99) 20.250 N a nr er 


Neben dem lithistiden Stützskelete sind einige Bruchstücke cylindrischer Rhabde von 45 u Durch- 
messer vorhanden. Zwei davon zeigten ein einfach zugerundetes (strongyles) Ende. Da diese Fragmente, 
die bis 10 mm lang sind, nicht radial in den Wasserkanälen, sondern mehr oder weniger quer dazu, 
z. Th. in den mehr centralen Körpertheilen liegen und dort von unverletztem lückenlosem Stützskelet 
völlig umschlossen werden, so können sie nicht wohl nachträglich eingeschwemmt worden sein. 


Alter und Vorkommen. Mittleres Ober-Silur. Niagara-Gruppe. Decatur County in Tennessee. 


Gattung Pycnopegma Rrr., n. g. 
Etym.: zuzyos dicht, ayyua Gerüst. 


Gattungscharakter. Doppelkegelförmig, unregelmässig massig, fladenartig bis gross- und dick- 
ohrförmig. Oberfläche theilweise oder ganz durch mehr oder weniger kräftige und häufig etwas über- 
hängende Quer-Runzeln, Schwielen oder Falten ausgezeichnet, wodurch die Spongien angewitterten Stromatoporen 
ähneln. Oberfläche ohne Deckschicht, aber auch wie die von Anomoclonella ohne deutliche und charakteristische 
Mikrostructur. Kanalsystem nach Modification 8; ohne Paragaster. Das Stützskelet besteht aus Anomo- 
clonen und Didymoclonen, die sich in ihren Formen und Dimensionen denen von Anomoclonella nahe an- 
schliessen. Aber didymoclonähnliche Elemente und echte Didymoclone sind weit zahlreicher als bei der 
vorigen Gattung; ferner ist das Skelet auch noch dichter und engmaschiger verwebt, als bei jener. 


Alter. Ober-Silur. 


{ Die gleiche Streckung kann man auch bei den Eutaxicladinen, besonders den Astylospongiden finden. 


Anomoelonellidae: Pycnopegma pileum. (357), 233 


57. Pyenopegma pileum Rrr., n. sp. — Textfiguren 84—87; Taf. 8, Fig. 5, 6. 


Das einzige, mir vorliegende Exemplar bildet einen zipfelmützenartigen Kegel, der mit seiner 
Grundfläche einem etwas dünnern strunkartigen Stiele aufgesetzt ist. Die Grenzfläche zwischen Kegel und 
Strunk liegt wie bei der beschriebenen Anomoclonella Zitteli schief zur Längsaxe des Körpers, Fig. 85. 


2% 
. DAN, 
/ Ex 


Fig. 84. Pycnopegma pileum Rrr., von vorn gesehen. In t/,. Fig. 85. Pycnopegma pileum Rrr. Dasselbe Specimen wie 
Fig. 84 von der rechten Seite gesehen. Skizze. 


Diese Axe ist im ganzen schwach gekrümmt; nur der basale Endtheil des Schwammes ist scharf umgeknickt. 
Dieser Endtheil ist ein kleiner Conus (C, Fig. 85) mit ausgeprägter Spitze (S), also ohne sichtbare An- 
heftungsstelle; oben wird er von einem etwas wulstigen faltigen knotigen, kräftig vorspringenden Absatz 
umgürtet, der noch schiefer liegt als derjenige zwischen Mütze und Strunk. Der untre Rand der Mütze 
hängt auf der concaven Körperseite (Fig. 85 links) wie eine schwielige und buchtige Hautfalte ein wenig 
über. Dadurch entsteht hier eine etwas unterstochne Furche (Fig. 84 und 85), während auf der andern, 
convexen Körperseite (Fig. 85 rechts) Mütze und Strunk zwar deutlich, aber nur einfach von einander ab- 


gesetzt sind. Von dieser Haupteinschnürung aus, und zwar von dort aus, wo sie unterstochen ist, laufen 
Palaeontographica. Bd. XLI. 30 


234 (358) Silur. Anomocladinae. 


noch mehrere scharf markirte, knotig schwielige, z. Th. überhängende Runzeln oder Falten schief abwärts 
über den concaven Theil des Strunkes (Fig. 84), dessen convexer Theil frei davon bleibt und glatt ist. Der 
Strunk erscheint hierdurch grade so wie bei Anomoclonella Zitteli schief in den Obertheil der Spongie 
eingestülpt. Dieser Ober- oder Mützentheil entbehrt der Quergliederung gänzlich. Die Profillinien zeigen 
zwar leichte Einschnürungen (Fig. 84), doch rühren diese von sehr flachen, breiten Hügelchen her, die 
ganz verstreut einige Stellen der Oberfläche bedecken. Neben den Hügeln sind hier und da auch noch 
einige grössere, schwach beulige Auftreibungen vorhanden. 

Die Skeletstructur ist an der Oberfläche nicht zu erkennen (vgl. S. 351). Auch die sehr feinen 
Kanalmündungen kommen nicht zur Erscheinung. 

Das Specimen ist 112 mm hoch, die Axenlänge ist also etwas grösser. Der untre Mützenrand hat 
65 >< 50, der Strunk 40 >< 30, der kleine schiefliegende Anfangsconus bei ca. 10 mm Höhe 25 bis 30 ><20 mm 
Durchmesser; die Querschnitte sind also elliptisch. 

Das Kanalsystem gleicht demjenigen von Anomoclonella. Die Lage des Skeletradianten kann ich 
nicht genau angeben, weil der Erhaltungszustand zu wünschen übrig lässt; jedenfalls liegt der Radiant im 
Innern, und zwar nicht mehr als 10 mm von der Spitze $ und vom tiefsten Punkte des Stieles entfernt, 
wahrscheinlich der Peripherie noch näher. Die dicht beisammenstehenden Kanäle sind um ein geringes 
feiner, als bei der vorigen Art; fast durchgängig wurde ihre Weite zu 230—235 u bestimmt, nur einige 
wenige hatten bis 280 « Durchmesser. 

Das Skelet ist leider nur ungünstig erhalten. Im centralen Kerne des Schwammes ist es durch 
Verkieselung bis auf schattenhafte, isolirt schwim- 
mende Reste völlig zerstört worden (vgl. 5. 321 
unter 4), in den peripherischen Theilen verhindern 
im allgemeinen dunkle Eisenoxyde, womit die 
vorher ausgehöhlten Desmome wieder erfüllt oder 
austapezirt worden sind, eine sichere Zerlegung 
des Gerüstes in seine einzelnen Formen. An 
allen leidlich gut erhaltnen und aufschliessbaren 
Stellen gewahrt man aber, dass Didymoclone vom 
Typus der auf Taf. 8, Fig. 5 abgebildeten die 
Hauptrolle darin spielen. 

Die nebenstehende Figur 86 enthält die 
theilweise Analyse von Fig. 5 auf Taf. 8. Die 
Fig. 86. Skeletpartie von Pyenopegma pileum Rer. Schlüssel zu Figur 86 ist so gestellt, dass die Brachyome nach 

Taf. 8, Fig. 5 in Palaeontographica Bd. 40. unten gerichtet sind, während diese auf Taf. 8, 

Fig. 5 nach rechts weisen. Desmom 2 und 2 
sind echte Didymoclone; das Epirhabd ist bei bei beiden zwar nicht lang, aber doch schon deutlich stab- 
förmig ausgebildet, die Enden senden nach aussen (unten in Fig. 86) kurze Brachyome, nach innen (oben) 
einfache oder getheilte Clone aus. 


i Zum Verständniss von Taf. 8, Fig. 5 sei noch bemerkt, dass die ausgehöhlten Elemente durch das Schleifen des 
Präparates aufgeschlitzt worden sind, so dass man z. Th. auf ihre innern Wandflächen sieht, die natürlich heller erscheinen, 


Bu re re dee 


Fe 


Anomoclonellidae: Pycnopegma pileum. (359) 235 


In Fig. 6 auf Taf. 8 habe ich eine andre Skeletstelle abgebildet, die durch die Fossilisation stark 
verändert worden ist. Ich bezwecke damit zu zeigen, dass es bei einem derartig ungünstigen Erhaltungs- 
zustande, wie er hier vorliegt und wie er auch in zahlreichen andern verkieselten Spongien herrscht, ganz unmög- 
lich ist, ein lithistides Skelet sicher zu entziffern. Die Auflösung des Skeletverbandes, wie ich sie in neben- 
stehender Fig. 87 theilweise versucht habe, muss ich in den Einzelheiten selbst als ganz problematisch 
bezeichnen. Der Versuch beruht nur auf der 
Beobachtung, dass das Stützskelet an allen 
genügend gut erhaltnen Stellen viele Didymo- 
elone zeigt, und aus der daraus gezogenen 
Folgerung, dass solche wohl überall die 
Hauptrolle spielen werden. Wenn aber die 
Stelle Fig. 6, Taf. 8, oder ihr gleichwerthige 
Stellen allein vorlägen, so wäre man nach 
meiner Ueberzeugung nicht im Stande den 
‚wahren Charakter des Skelets zu bestimmen. 
Es sollte dann wohl nicht schwer fallen, aus 
einem solchen Skeletbilde ebenso gut wie 
anomocladine auch vorwiegend tetracladine 
neben rhizomorinen Einzelformen herauszulesen, 
und es demgemäss zu zerlegen. Deshalb er- 
fordert die Beurtheilung derartig erhaltner 
und durch Eisenoxyde tief dunkel gefärbter 
Lithistidenskelete gewöhnlich grosse Vorsicht; 
namentlich sollte man sich in diesen Fällen Fig. 87. Stark veränderte Skeletpartie von Pycnopegma pileum Rrr. 
nie auf die Untersuchung kleiner geschliffner Schlüssel zu Taf. 8, Fig. 6 in Palaeontographica Bd. 40. 
Oberflächensplitter verlassen, wie es so häufig 
geschehen ist, weil die Veränderungen der Skeletformen und die Oxydation des Eisens in den peripherischen 
Spongientheilen gewöhnlich am weitesten vorgeschritten sind. Durch Behandlung mit Säuren kann man 
die dunkeln Skelete zwar stellenweise aufhellen, doch ist der Erfolg davon für die mikroskopische “Analyse 
meistens nur gering; ja manchmal werden die Bilder dadurch infolge der Auflösung des in den Skelet- 
elementen sitzenden Kalkspaths nur noch wirrer und unverständlicher (vgl. Kap. üb. d. Fossilisationsprozess). 

Unterschiede in den Dimensionen der den Radianten umgebenden Skelettheile einerseits und der 
am weitesten davon entfernten andrerseits habe ich bei Pycnopegma pileum kaum feststellen können. Das 
einzelne Epirhabd wird bis 150 « lang, die Centren seiner beiden verdickten Enden stehen gewöhnlich 
nicht über 100 » von einander ab. Der Mitteltheil ist meistens 55—60 u, vielfach aber auch nur 50, 40, 
ja nur 30 u, seine leicht geschwollenen Enden, wenn sie aus der Verwachsung mit benachbarten Elementen 
isolirt sind, kaum 65 (—70) u dick. Dagegen haben die Knoten in den Verwachsungen 70—100 « Durch- 


als die unverletzten Röhrchen, bei denen das durchfallende Licht zweimal die mit Eisenoxyd ausgekleidete gekrümmte Wand 
zu durchlaufen hat. 


236 (360) Silur. Anomocladinae, 


messer. Die Clone werden stellenweise wohl so lang, dass die Entfernung zweier Knotenmitten, die nicht 
zu demselben Desmom gehören, 200 „u beträgt; aber die Regel wird durch geringere Armlängen von 
120—150 u bezeichnet. Sowohl durch diese geringen Armlängen wie auch durch die häufig vorhandne 
einfache Gabelung der Clone wird das Skelet sehr dicht und engmaschig. Die Clone sind meist dünner als 
die Epirhabde, (25 bis) 30 bis 50 u dick; bei den gegabelten Armen ist der Hauptast in der Regel stärker 
als die Gabelstücke. 

Reste von Stabnadeln habe ich nicht gefunden. 

Zweifellos steht diese Spongie der Anmomoclonella Zitteli in jeder Beziehung nahe, und ich war 
wiederholt schwankend, ob ich sie nicht damit zu vereinigen hätte. Aber die Abweichungen zwischen ihrem 
Skelet und dem der vorigen Art, dagegen die völlige Uebereinstimmung ihrer Gerüstformen mit denjenigen 
der beiden folgenden Arten, die also in gleicher Weise von Anomoclonella verschieden sind, schienen mir 
eine Verschmelzung der beiden Gattungen nicht zu rechtfertigen. Wie wenig Werth zur Entscheidung dieser 
Frage nicht nur auf die Aehnlichkeit der äussern Gestaltung, sondern auch auf die Paragasterlosigkeit und 
die durchaus gleichartige Entwicklung des Kanalsystems zu legen ist, wird man erkennen, wenn man mit diesen 
Formen Chiastoclonella und Dendroclonella (Arten No. 60 und 61) vergleicht. Das sind Spongien, die bei 
ganz ähnlicher äusserer und z. Th. auch innerer Ausbildung, wie sie Pycnopegma besitzt, doch weit von 
dieser Gattung abstehen, da sie sogar einem andern Tribus der Lithistiden angehören. 

Alter und Vorkommen. Öber-Silur. Niagara-Gruppe in Decatur County, Tennessee. 


58. Pycnopegma callosum Rrr. n. sp. — Textfiguren 88—94; Taf. 8, Fig. 7—9. 


Auf zwei verkieselte Exemplare, die in nebenstehenden Figuren 88—92 abgebildet worden sind, 
gründe ich diese Art. Das eine sehr merkwürdig gestaltete Specimen erinnert entfernt an eine kriechende 
Schnecke, die ihr Haus auf dem Rücken trägt. Will man diesen Vergleich für die Beschreibung einmal 
erlauben, so entspräche in Fig. 88 das linke Ende dem Kopfe, die rechte Seite dem Schwanze, die lang- 
gestreckte Basis dem Fusse der Schnecke. Dieser basale Fuss wird durch einen von vorn nach hinten 
durchlaufenden, mit unregelmässigen Einschnürungen versehenen, etwas gebogenen Längswulst gebildet (Fig. 88 
und 89), um welchen und über welchem sich die übrige Masse des Untertheils mit weichgeformten, wie fleischigen 
etwas welligen Falten anlegt. Der gewölbte Obertheil trägt keine Falten, springt aber mit kräftiger Aus- 
ladung über den vordern und mittlern Abschnitt des Untertheils vor; nach hinten zu wird dieses Ueber- 
hängen des Obertheils immer schwächer (Fig. 88 rechts, Fig. 89 oben). Wie der basale Fuss, so ist der 
ganze Untertheil der Länge nach etwas gebogen. In Fig. 89 liegt seine convexe Seite rechts. Diese con- 
vexe Seite ist bis auf den Absatz zwischen Ober- und Untertheil und den zugeschärften, lappig ausgezackten 
Rand, womit sie sich auf den basalen Längswulst auflegt (Fig. 89), fast frei von Falten; nur einige schwache 
Andeutungen davon sind hier vorhanden. Die sonderbaren scharfen Falten und Runzeln, die den Unter- 
theil auszeichnen, liegen also fast ausschliesslich auf der Concavseite (Fig. 88; Fig. 89 links). Auf dieser 
Seite hängt der knollige Obertheil auch etwas schief über (Fig. 90), so dass hier die Hauptfurche zwischen 
Ober- und Untertheil scharf unterstochen und die Höhenaxe des Körpers ebenfalls leicht gebogen, und zwar 
nech derselben Seite hin wie die Längsaxe convex gebogen ist (in Fig. 90 convex nach links). Da wir ganz 
dieselben Wachsthumserscheinungen, ganz dieselben Beziehungen zwischen Oberflächenfalten und Körper- 
biegung auch bei den beiden vorigen Arten, bei Pyenopegma pileum und Anomoclonella Zitteli kennen 


Anomoclonellidae: Pycnopegma callosum, (361) 237 


gelernt haben, so drängt sich die Vermuthung auf, dass die Krümmung der Körper nicht ohne Einfluss auf 
die Stärke und Häufigkeit der Faltenbildung geblieben ist. 

Der Untertheil war noch länger als Fig. 88 angibt, da er an beiden Enden mit Bruchflächen 
abschliesst. 


Das zweite in Fig. 91 abgebildete Specimen halte ich für 
einen vom. Fuss abgebrochenen Obertheil, denn die concave Grund- 
fläche (Fig. 92) erweist sich als Bruchfläche. Die Falten sitzen nur 
auf der in Fig. 91 wiedergegebenen Seite; der hintern Seite 
fehlen sie, ebenso der knollig halbkugligen Hauptmasse. Ob der ab- 
gebrochne Untertheil dieses Stückes ebenfalls langgestreckt war, wie 
der des ersten, lässt sich aus dem erhaltnen Fragmente nicht” er- 


Fig. 88. Pycnopegma callosum Rrr. Von der Seite gesehen. In !/.. 
Fig. 89. Dasselbe Specimen wie in Fig. 88 


kennen. Vielleicht nicht, denn nach dem unregelmässigen Wachs- Yon unten gesehen. Das untre Ende dieser 
thum des ersten Specimens ist es wahrscheinlich, dass die Art recht a 
vielgestaltig war. 

Mediane oder annähernd mediane Längschnitte lassen wiederum 
nur einerlei Art sehr feiner, dichtgedrängt stehender Radialkanäle 
erkennen (Fig. 92). Ob nur ein einziger punktförmiger Radiant vor- 
handen ist, von dem alle Kanäle ausstrahlen, kann ich nicht sagen. 
Der Schnitt Fig. 92 lässt nicht darauf schliessen. Das erste Specimen 
habe ich nicht durchschnitten, weil dabei wegen der Biegung des 
Körpers ein voller Medianschnitt doch nicht zu gewinnen gewesen 
wäre, und zwei kleine aus der Medianschicht genommene Präparate 
nur auf einen sehr ungünstigen Erhaltungszustand der innern Masse 
hinwiesen. | Fig. 90. Dasselbe Specimen wie in Fig.88 von 

Eine deutliche Anwachsstelle habe ich nicht gefunden. Es links (vorn) gesehen. Skizze. Die rechte Seite 
bleibt also noch festzustellen, wie diese merkwürdigen Gestalten El en EEE an 


Are: : zugewandten Breitseite der Fig. 88, der 
befestigt waren, und wo die ältesten Skelettheile im Körper liegen. linken Seite der Fig. 89. — F— Fuss. 


Au 


238 (362) Silur. Anomocladinae. 


Die Kanäle zeigen (230 bis) 280 (bis 320) u Durchmesser. 
Das Stützskelet stimmt mit dem der vorigen Art völlig überein. Auf Taf. 8, Fig. 7—9 sind einige 
Stellen aus dem Specimen Fig. 91 abgebildet worden. Die Figuren 93 und 94 sind Schlüssel für Taf. 8, F 


S KUHN In lim Hr an 
RN INS ni on 


N N INIRUN HINEIN 
SSH! . 
jt in) 


Fig. 91, Pycnopegma callosum Rrr. Fragment. In !/,. Aus Fig. 92. Annähernd medianer Längsschnitt durch das Specimen f 
diesem Specimen stammen die Dünnschliffe, nach denen Taf. 8, Figur 91. Die kanalfreie hellere Innenpartie bezeichnet einen # 
Fig. 7—9 gezeichnet worden sind, °Kern durchsichtigen Chalcedons, worin durch völlige Ver- hi 

kieselung fast alle Skeletstructur zerstört worden ist. 2 

‘ 

Fig. 7 und 8. Besonders ausffallend sind in Fig. 8 die langen, vielwurzligen Brachyome desjenigen y 
2 


Desmoms, das in Fig. 94 mit 1 bezeichnet worden ist. Doch sind die Unterschiede, die sich zwischen den . 
Figuren Taf. 8, Fig. 5 und 7—9 zeigen, nicht specifischer Art. Die in Fig. 7—9 wiedergegebenen Stellen 
könnten ebensogut aus Pyenopegma pileum, die in Fig. 5 abgebildete Partie ebensowohl aus P, callosum 
stammen. 


Fig. 93. Skeletpartie von Pycnopegma callosum. Schlüssel Fig. 94. Skeletpartie von Pycnopegma callosum. Schlüssel’zu i ee 
zu Taf. 8, Fig, 7 in Palaeontographica Bd. 40, Taf, 8, Fig. 8 in Palaeontographica Bd. 40. 


Anomoclonellidae.. Pycnopegma stromatoporoides. (363) 239 


In dem zerstörten Chalcedonkern (Fig. 92) sind viele kurze Bruchstücke dicker Stabnadeln vor- 
handen (Taf. 8, Fig. 9). Die meisten sind 160 bis 170 u dick. Sie liegen ohne Ordnung zum Stützskelet 
und scheinen ursprünglich nicht darin gewesen zu sein. 


Alter und Vorkommen. Ober-Silur. Niagara-Gruppe in Decatur County, Tennessee. 


59. Pycnopegma stromatoporoides Rrr. n. sp. — Textfiguren 95—97. 


Das ist eine der allerseltsamsten fossilen Schwammformen, die nach dem ersten äussern Ein- 
druck, den sie macht, noch mehr als die vorige Art eher für eine Stromatopore als für eine Spongie gehalten 


Fig. 95. Pycenopegma stromatoporoides Rrr. In !/.. Gegen die convexe Breitseite gesehen. Sammlung Hera». 


werden kann. Das einzige bisher bekannte Exemplar möchte ich dick-ohrmuschelförmig nennen. Es ist 
schief gewachsen (Fig. 95), so dass es ganz nach einer Seite überhängt. In der gekrümmten Längsaxe 
gemessen ist es ca. 120 mm hoch und oben etwas über 100 mm breit (Fig. 95), dagegen hat es ebendort 


240 (364) Silur. Anomocladinae. 


nur 45 mm grösste Dicke (Fig. 97). Der Körper lässt drei Abschnitte unterscheiden: 1) einen quer- 
gerunzelten, seitlich zusammengedrückt kegelförmigen Basaltheill von etwas gestrecktem Querschnitt 
(Fig. 95 und 97), 2) einen mittlern breiten Gürtel, der auf der einen Seite (Fig. 95, 97 links) bauchig 


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Fig. 96. Dasselbe Specimen wie in Fig. 95 von links und halb Fig. 97. Skizze. Dasselbe Specimen wie in Fig. 95 
von hinten gesehen, so das die concave Hinterseite verkürzt zur von der rechten Seite in vollem Profil gesehen. Vgl. 
Erscheinung kommt. Vgl. S. 365, Anm. 1. S. 365, Anm. 2. 


herausgewölbt, auf der andern Seite (Fig. 96, 97 rechts) entsprechend concav eingezogen ist, und relativ 
glatt, nur wenige und schwache Falten oder Einschnürungen trägt, 3) einen Scheiteltheil, der durch zahl- 
reiche und kräftige, unregelmässig dachziegelig übereinandergreifende oder übereinanderhängende, wie ge- 
flossene Oberflächenwülste und Runzeln ausgezeichnet ist. Der basale Fuss erscheint auch hier (vgl. die 
drei vorigen Arten) wie schief in den Mitteltheil eingestülpt (Fig. 95 rechts unten), der Scheiteltheil da- 
gegen so, als wenn man dickflüssigen Gypsbrei ratenweise zu übereinanderliegenden Schichten ausgegossen 
hätte (Fig. 96), so dass die freien Ränder der einzelnen Schichten, noch bevor sie über die darunterliegenden 


Anomoclonellidae. Pycnopegma stromatoporoides. (365) 241 


hinwegfliessen konnten, schon erstarrt waren. In der That scheint die Gestalt auch in entsprechender Weise 
entstanden zu sein, d. h. so, dass die Ablagerung neuer Skeletschichten, und zwar von wechselnder Dicke 
und Ausbreitung, vorzugsweise auf der gewölbten Scheitelfläche stattfand. Die Betrachtung dieser Fläche, 
die den Umriss eines Löffelbiskuits hat, lässt kaum einen Zweifel darüber bestehen. Wir sehen hier zwei 
flach knopfförmige Erhöhungen, die eine davon kleiner (Fig. 95 links oben, Fig. 96 rechts oben), die 
andre grösser. Sie bilden die Gipfelstellen der Scheitelfläche und sind ohne Frage mit die jüngsten, zu- 
letzt hinzugewachsenen Skeletbildungen. Um sie herum laufen, durch sehr niedrige Stufen hervorgebracht, 
elliptische Zuwachslinien, die die Grenzen der nächst ältern Skeletschichten bezeichnen. Die innern Zu- 
wachslinien bilden zwei getrennte Ringsysteme, je eins um je einen der Gipfelknöpfe; die äussern dagegen 
verfliessen mit einander zu sehr langgestreckten concentrischen Ellipsen, worin die Knöpfe gewissermassen 
die Brennpunkte sind. Von diesen Zuwachscentren gingen im letzten Wachsthumstadium unsres Specimens 
die schalenartig sich überdeckenden Skeletneubildungen aus; von hier aus sich erweiternd überzogen 
sie allmählich die schon vorhandene ältere Scheitelfläche, währenddessen sich in den Brennpunkten immer 
neue Krusten übereinander ansiedelten und ihrem Alter entsprechend ebenfalls ausdehnten, so dass wir 
zwischen dem äussern Rande der Scheitelfläche und ihren Gipfelknöpfen 4—8 Zuwachslinien, d. h. 
sehr niedrige Krustenstufen zählen. Diese Auffassung über die Art, wie die Spongie gewachsen ist, erklärt 
alle wesentlichen Auffälligkeiten ihres Aeussern. Wenn sich die jungen Krusten nicht bis an oder bis über 
den Rand der darunter liegenden ältern ausdehnten, wenn z. B. die Gipfellage G in Fig. 97 und die nächst- 
jüngern Skeletansiedlungen, die bei einer weitern Vergrösserung der Spongie noch darauf gefolgt wären, 
nur die Linie f, aber nicht f‘ erreicht hätten, so würde nun bei f ein neuer mehr oder weniger kräftiger 
Absatz der Oberfläche erzeugt worden sein. Da die Ausdehnung der einzelnen Skeletlagen häufig wechselt, 
da wahrscheinlich auch die Zahl und die relativen Oerter der Zuwachscentren vielfach verändert und verschoben 
worden sind, so leuchtet ein, warum sich die Einschnürungen, Wülste, Falten und Runzeln der Oberfläche so 
unregelmässig auskeilen, ablösen und überdecken, wie es der Fall ist. Es ist ferner ersichtlich, dass es nur 
unwesentlicher Wachsthumsveränderungen bedurfte, um solche Unterschiede zu veranlassen, wie sie zwischen 
dem stark gewulsteten Scheiteltheil einerseits und dem fast glatten mittlern Gürtel oder dem nur mit relativ 
schwachen Runzeln bedeckten Fusse andrerseits bestehen t, ?. 


Da der Wachsthumsmodus hier so klar zu Tage liegt, so gewinnen wir damit auch das Verständniss 
für die Formen der vorigen drei Arten. Sie sind in ganz gleichartiger Weise aufgebaut worden; eine Ab- 
weichung besteht nur darin, dass ihre anders gestalteten ‘halbkugligen und kegelförmigen Scheiteltheile — 
sie .entbehren der Zuwachslinien — ringsherum, auf ihrer ganzen Fläche und mehr gleichzeitig und gleich- 
mässig neue Skelettheile angesetzt haben?. Doch zeigen auch sie, dass Perioden mehr gleichmässigen und 
mehr unregelmässigen Wachsthums mit einander abwechseln konnten; z. B. verräth sich das in dem Apical- 


1 Zu Fig. 96. Die untern Ränder der einzelnen Skeletschichten sind auf dieser concaven Seite der Spongie z. Th. 
abgebrochen. 

?2 Zu Fig. 97. Die offne Tasche 7 (vgl. auch die entsprechende Stelle in Fig. 95) wird durch das gewölbte Plättchen 
eines kleinen Bryozoenstockes, der von der äussern Skeletschicht überrindet worden ist, verursacht. 


3 Wie es bei zahlreichen andern sphärisch gestalteten Lithistiden nie vermisstes Gesetz ist. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 31 


242 (366) Silur. Orchocladinae. 


theile von Anomoclonella Zittei, wo auf den ungerunzelten Mitteltheil wiederum Runzelbildungen wie im 
Basaltheile folgen. Ich möchte daraus schliessen, dass alle diese Formen einer grossen Vielgestaltigkeit fähig 
sind und halte es deshalb nicht für unmöglich, dass sich unsre hier aufgestellten drei Pycnopegma-Arten 
einmal als synonym erweisen werden. An der Hand des geringen Materiales, woran ich sie studiren 
konnte, liesse sich indessen ihre Verschmelzung nicht rechtfertigen. 

Im Innern des Skelets sind die einzelnen Schichten, die aussen so charakteristisch hervortreten, nicht 
sichtbar; denn die Neuanlagerungen erfolgen ohne Lücken und stets nach gleichem Gesetze. 

Unser Exemplar von Pycnopegma stromatoporoides ist völlig verkieselt, und die zum Theil traubige 
Verkieselung hat das Skelet sehr stark zerstört. Dennoch liess sich an genügenden Stellen dessen völlige 
Uebereinstimmung mit dem der vorigen Arten feststellen. — Das Kanalsystem weist nur feine Strahlkanäle 
auf, die dicht unter der Oberfläche (230—) 280 (—325) u Durchmesser haben. 


Alter und Vorkommen. Ober-Silur. Niagara-Gruppe in Decatur County, Tennessee. 


Tribus Tetracladinidae Zırr. 


Untertribus Orchocladinae Rrr. 
Etym.: oeyos Reihe, Baumreihe, Allee. 


Die zwar verschieden aber doch ähnlich gestalteten, von einander ableitbaren und in derselben 
formalen Grundlage wurzelnden Desmome, die das Stützskelet der Orchocladinen aufbauen, nenne ich zu- 
sammenfassend Dendroclone‘ und Chiastoclone? Zu ihnen können einfache Tetraclone hinzutreten. 


Dendroclone sind in ihren typischen Ausbildungsformen Amphitridere (vgl. Palaeontographieca 
Bd. 40, 8.157 unten), Dichamphitridere, monolophe und dilophe Tetraclone. Sie bestehen also aus einem 
mittlern Stab oder Rhabdom, von dem jederseits und in annähernd gleichmässiger räumlicher Vertheilung 
drei einfache oder getheilte Clone ausstrahlen. Sie erinnern dadurch an Bäumchen mit verästelter Wurzel 
und Krone. 


Mit den Dendroclonen sind die regelloser gebildeten Chiastoclone durch alle Uebergänge ver- 
bunden. DBei ihnen gesellen sich zu denjenigen häufig recht unregelmässig vertheilten und verästelten 
Armen, die an den Enden des Rhabdoms entspringen, solche, die aus dessen Mitteltheil hervorwachsen 
(Fig. 101, Desmom 1, S. 369). Wird dabei das Rhabdom stark verkürzt, so entstehen mehr sternförmige 
Desmome, bei denen alle Arme von einem sehr kurzen Centraltheile oder selbst von einem Punkte aus- 
strahlen (Fig. 101, Desmom 8). 


i devdoov Baum. 
? yıaoros kreuzweise gestellt, was wie ein X gestaltet ist. 


Orchocladinae. Chiastoclonellidae. (367) 243 


Im Gerüstverbande liegen Dendroclone und Chiastoclone so nebeneinander, dass ihre Rhabdome 
parallel stehen, und zwar quer zu den Radien und zur Richtung der radialen Wasserkanäle. Das ist 
überall als das allgemein angestrebte, wenn auch im einzelnen vielfach durchbrochne Gesetz zu erkennen. 
Wegen dieser reihenweisen Nebeneinanderstellung der Skeletelemente seien die hierher gehörigen Spongien 
Orchocladinen genannt. 


Das Crepidom dieser Skeletformen ist nicht bekannt, und insofern könnte man die Zutheilung der 
Orchocladinen und besonders der Chiastoclonelliden zu den Tretracladinidae noch als problematisch be- 
zeichnen‘. Aber auch nur insofern; denn die Skeletelemente der Aulocopiden sind äusserlich zum grössten 
Theile so deutlich tetracladin gestaltet, und diejenigen der Chiastoclonelliden schliessen sich nicht nur durch 
ihre Formen, sondern auch durch ihre charakteristische Lagerungsweise so unverkennbar an jene an, dass 
man über die hier ausgesprochne Unterordnung nicht wohl im Zweifel bleiben kann. Allerdings müssen 
wir zugestehen, dass die Chiastoclonelliden so stark aberrant erscheinen, dass wir wahrscheinlich nicht ge- 
wagt hätten, sie zu den Tetracladinen zu stellen, wenn wir nicht die Aulocopiden als Vermittler besässen. 


Die obercambrische Archaeoscyphia dürfte durch ihr, wie schon $. 238 hervorgehoben, wahrscheinlich 
 aulocopoides Skelet auch zu den Orchocladinen gehören. 


Familie Chiastoclonellidae Rrr. 


Spongien, die sich ohne Hilfe des Mikroskops, soweit die einzige und nur in drei Exemplaren bis- 
her bekannte Art ein Urtheil darüber erlaubt, von den Anomoclonelliden nicht unterscheiden lassen. Denn 
sie haben den gleichen Habitus wie diese, dieselben veränderlichen, knollig massigen Formen, eine ähnliche 
quer geschnürte oder gerunzelte, im übrigen aber ungekennzeichnete nackte Oberfläche und dieselbe Aus- 
bildung des Kanalsystems, das sich gleichfalls durch Paragasterlosigkeit auszeichnet. Erst die Skelet- 
untersuchung giebt darüber Aufschluss, dass wir es mit Vertretern einer ganz andern Gruppe zu thun haben. 


Das Stützskelet besteht aus Chiastoclonen und Dendroclonen, deren Armenden im allgemeinen nicht 
zu zusammenhängenden Radialsträngen verflochten sind. Vereinzelt sind wohl auch einfache Tetraclone in das 
Gerüst verwebt. 


1 Urrıca hat einer dieser Skeletformen einen gegabelten Axenkanal eingezeichnet (1890, 575, S. 224, Fig. 6). Doch 
muss ich annehmen, dass diese Darstellung nur den Werth einer Abstraction hat, dass ihr eine thatsächliche Beobachtung 
nicht zu Grunde liest. Denn zunächst ist die Abbildung, wie Utrıcu selbst angiebt, nur Schema; sodann entspricht dieses 
Schema garnicht der wahren Skeletform, die dargestellt werden soll; endlich aber haben sämmtliche Skelete, aus denen das 
abgebildete oder dem Schema zu Grunde liegende Element stammen könnte, Umwandlung in Kalkspath erlitten, sowohl in den 
verkieselten, wie in den kalkig erhaltnen Spongien, Im Palaeozoicum sind aber bei derartig umgewandelten Skeleten, offenbar 
wegenhres hohen Alters und der weit vorgeschrittnen Metamorphose, noch niemals Axenkanalerfüllungen angetroffen worden. 
Der Fall wäre also schon aus diesem Grunde von genügendem Interesse gewesen, um eine genauere Besprechung zu recht- 
fertigen, wie viel mehr wegen seiner systematischen Bedeutung. Aber im Text erwähnt ihn Urrıca nicht einmal; er begnügt 
sich mit der bildlichen Wiedergabe und dem ebenfalls nur durch eine Figur zum Ausdruck kommenden Hinweis auf eine 
Verwandtschaft mit den Rhizomorinen, indem er ein Skeletelement (mit gegabeltem Axenkanal) des cretacischen Selscothon 
neben ein unrichtig gezeichnetes Desmom von Aulocopium setzt. 


244 (368) Silur. Orchocladinae. 


Gattung Chiastoclonella Rrr. 


Etym.: gıaoros kreuzweise gestellt, zAwv Zweig. 


Einzige Art: 60. Chiastoclonella Headi Rrr., n. sp. — Textfiguren 98—102; Taf. 17, Fig. 5—7; 
Taf. 18, Fig. 1. 


Von den drei bisher bekannten knolligen Exemplaren, die verkieselt sind, ist das eine unregel- 
mässig und etwas’niedergedrückt halbkuglig (Fig. 98), das zweite (Taf. 18, Fig. 1) mehr halbeiförmig mit nur 
leicht gewölbter Scheitelfläche, das dritte und grösste (Fig. 100) merklich höher als dick und plump monströs 
birnförmig. Beim ersten und dritten Exemplare ist ein kurzer, dünnerer, mit einigen seichten Querrunzeln 
versehener Basaltheil durch mehr plötzliche Verdickung des Oberkörpers besonders markirt; (aber die scharf 


Fig. 99. Medianer Verticalschnitt durch 
Fig. 98, 


Fig. 98. Chiastoclonella Headi Rrr. In 
il. Basaltheil abgebrochen. 


Fig. 100. Chiastoclonella Headi Rrr. Int/,. Darausdieimvorigen 
Bande auf Taf. 17, Fig. 5—7 abgebildeten Skeletstructuren. 


eingeschnittnen schmalen Furchen im Untertheile von Fig. 98 sind durch Brüche hervorgerufen worden). 
In Fig. 98 entbehrt die obere Hauptmasse der Gliederung; bei Fig. 100 wird solche im Obertheil durch 
wenige, schwach überhängende Vorsprünge und den abgeschnürten Apicaltheil, der dem Schwamme wie ein 
Käppchen schief aufsitzt, bewirkt; in Taf. 18, Fig. 1 ist der Körper von einigen gleichmässiger vertheilten 
Runzeln umgürtet. 

Oberfläche nackt; ohne irgendwie hervortretende Kanalmündungen; der Charakter des Skelets auf 
ihr nicht zu erkennen. 

Kanalsystem nach Modification 8, also nur mit Strahlkanälen entwickelt. Epirrhysen und Aporrhysen 
nicht zu unterscheiden, Fig. 99. Bei dem grössern, mehr in die Höhe gewachsnen Specimen sind die auf- 
steigenden Kanäle in gleicher Weise geschwungen wie bei der beschriebenen Anomoclonella, vgl. Fig. 80 
auf S. 351. Paragaster fehlt. 

Der Skeletradiant, von dem auch die Kanäle ausstrahlen, liegt in Fig. 99 8mm über dem ab- 
gebrochnen Ende; in dem Fig. 100 abgebildeten Stücke 12 mm über dem erhaltnen Fusspunkte der halb- 


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a Ir la BR Sy 


Chiastoclonellidae: Chiastoclonella Headi., (369) 245 


eiförmig gerundeten Basalfläche; in Taf. 18, Fig. 1 tiefer als in den beiden andern Fällen: wenn nicht am 
Fusspunkte selbst, so diesem jedenfalls sehr nahe, was zu entscheiden der Erhaltungszustand nicht ermög- 
lichte. Die Kanäle stehen dicht gedrängt; ihre grösste Weite beträgt bei allen drei Exemplaren etwa 280 wis 

Das Stützskelet wird aus Chiastoclonen und Dendroclonen aufgebaut. Erstere wiegen vor und 
machen das dichte Gewebe vielfach recht unregelmässig. Einfache Tetraclone scheinen hier und da mit 
verwebt zu sein; da aber der grösste Theil der Skelete durch FesOs dunkel gefärbt ist, und die Präparate 
deshalb schwer zu entziffern sind, so kann ich über das Vorhandensein echter Tetraclone nichts ganz be- 
stimmtes aussagen. 

Taf. 17, Fig. 5 und 7 zeigen das Gewebe nach zwei Stellen ein.und desselben Präparates. Der 
Unterschied zwischen beiden Stellen liegt besonders darin, dass in Fig. 5 mehr sternförmige Chiastoclone vor- 


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Fig. 101, Chiastoclonella Headi Rrr. Schlüssel zu Taf. 17, Fig. 5 in Palaeontographica Bd. 40. 


handen sind, wodurch das Gewebe verworrener wird als in Fig. 7, die für die charakteristische Reihen- 
stellung der Desmome ein typisches Beispiel darbietet. Diese Verschiedenheiten sind nicht an bestimmte 
Regionen des Spongienkörpers gebunden, sondern kommen allenthalben und dicht bei einander vor. 


1 Die concentrischen Ringe, die Fig. 99 zeigt, sind auch auf den medianen Längsschnitten der andern Specimina 
wahrzunehmen, und zwar bildet immer der Skeletradiant das Centrum der Ringsysteme. Diese werden theils dadurch erzeugt, 
dass Zonen unreinen Kiesels, worin noch zahlreiche und durch Fe, O, dunkel gefärbte Reste des ursprünglichen Sedimentes 
sitzen, mit solchen reinen Chalcedons abwechseln, theils durch die schon im vorigen Bande auf S. 231 unter 4 dargelegten 
Umstände. Eine befriedigende Erklärung für diese zonalen Strukturen und ihre Beziehungen zum Skeletradianten vermag ich 
auch für diese Fälle nicht zu geben. Einerseits muss man ja daran denken, dass sie die nacheinander aufgesetzten Skelet- 
lagen, also Wachsthumsperioden bezeichnen, andrerseits lässt sich zeigen, dasss im Skelet selbst Wachsthumsänderungen ur- 
sprünglich nicht vorhanden waren, und Unterbrechungen darin nicht zum Ausdrucke kommen. Daher denn auch in andern 
Fällen, z. B. bei der vorzüglich erhaltnen Anomoclonella Zitteli (5. 350) keine Spur von Ringsystemen zu finden ist, daher 
man bei Arten, von denen viele Individuen vorliegen, neben Exemplaren mit zonaler Structur, andre ohne solche bei sonst 
gleichem Erhaltungszustande beobachtet. Auch möchte ich darauf hinweisen, dass ich bei kalkigen Stücken, also doch bei 
einem Stadium, das gewöhnlich dem der Verkieselung voraufgegangen ist, die eigenthümlichen concentrischen Ringe noch nie- 
mals gesehen habe. 


246 (370) Silur. Orchocladinae, 


Dendroclone von ziemlich normaler Ausbildung sind in Fig. 101 das Desmom 3 — in Fig. 102 die 
Desmome a, f — auf Taf. 18, Fig. 7 einige der in der linken Ecke liegenden Elemente, u. s. w. An diese 
Formen schliessen sich zunächst Chiastoclone wie 1, 13 in Fig. 101, oder d, e,h,!,%k in Fig. 102 an, wo 
auch aus der Mittelstrecke des Rhabdoms Arme entspringen. Durch Verkürzung des Rhabdoms entstehen 
dann die mehr sternförmigen Elemente wie b, e etc. in Fig. 102 — 4, 5,7, 8, 12 in Fig. 101. Konnte ich 
auch nicht in allen Fällen sicher feststellen, dass einzelne dieser mehr sternförmigen Gestalten nicht etwa 
nur die eine Hälfte, das eine verästelte Clonom von Dendro- 
clonen waren, so liess die Untersuchung genügend dicker 
Präparate doch keinen Zweifel darüber bestehen, dass die 
Mehrzahl von ihnen besondre und selbständige Individuen, 
nicht durchgebrochne, sondern umgewandelte Dendroclone sind. 

Desmom 6 in Fig. 101 und © in Fig. 102 sind 
vielleicht einfache Tetraclone. 

Ein herrschendes Gesetz für die gegenseitige Lagerung 
und Zusammenfügung der Skeletelemente tritt überall be- 
stimmt und unverkennbar hervor. Es lautet: Die Desmome 
ordnen sich auf radialen Linien an und stellen sich auf 
ihnen so nebeneinander, dass die Längsaxen ihrer Rhabdome 
oder Epirhabde normal auf den Radien stehen. 

Fig. 102. Chiastoclonella Headi Rrr. Schlüssel zu Unsre Abbildungen 5 und 7 auf Taf. 17 erläutern 
TOR. LI TINTE Fe OL diese Regel: Bei fast allen Elementen, deren Epirhabde ge- 
8 D pP ege 
nügend deutlich, d. h. genügend lang sind, um als solche erkannt zu werden (wie bei 1, 3, 13, a,b, c,d, 
e, f, h, k, ete. in Fig. 101 und 102), stehen die Rhabdomaxen quer zur Richtung der radialen Wasserkanäle, 
die auf Taf. 17 durch die punktirten Pfeilstriche angegeben wird. Eine abweichende Stellung nimmt das 
Desmom 14 in Fig. 101, sowie vielleicht ein Theil derjenigen Elemente ein, die in Taf. 17, Fig. 7 rechts 
die dicht verflochtne Umrahmung eines nur wenig schräg durchschnittnen Wasserkanals bilden. Doch war 
dieses Geflecht wegen der dunkeln Ausfüllung der Skelettheile nicht klar aufzuschliessen, und ebensowenig 
waren es Ähnliche an andern Stellen. Die mehr sternförmigen Chiastoclone können, sobald sie jede Polarität 
verloren haben, eine bestimmte Orientirung nicht mehr aufweisen, doch wird man annehmen dürfen, dass 
auch sie im allgemeinen die gesetzmässige Lage haben, dass sich also, wenn man die Axe ihres jetzt durch 
Verkürzung versteckten Epirhabds bestimmen könnte, diese Axe ebenfalls quer zum Radius gestellt erweisen 
würde. Dafür spricht auch, dass sich bei vielen Chiastoclonen, deren Epirhabd völlig reducirt worden ist, 
doch noch eine gewisse Streckung nach jener Querrichtung geltend macht. — Wird das Gesetz auch häufig 
durchbrochen, so dass viele Unregelmässigkeiten im Skeletgewebe zu finden sind, so ist es doch überall 
als solches zu erkennen, und jede Abweichung als Ausnahme davon. 

Die Zygome an den Armenden sind mässig weit ausgebreitete Verdickungen, die mit ihren knorrigen, 
kurzzaserigen Endflächen fingerig innig ineinander greifen und verwachsen, wie das Fig. 6 auf Taf. 17 bei 
stärkerer Vergrösserung zeigt. Da die Desmome und Desmomreihen wie in folgendem Schema 


AZXXXXXX 
XXXXXXX 


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3 


Chiastoclonellidae: Chiastoclonella Headi. (371) 247 


worin die Horizontale die Richtung des Radius bezeichnet, nebeneinander stehen, so liegen auch die Verwach- 
sungsknoten der benachbarten (im Schema übereinanderliegenden) Desmomreihen auf radialen Linien, und 
diese Linien treten dadurch, dass an ihnen infolge der reihenweisen Knotenhäufung eine Verdichtung des 
Skelets stattfindet, markirt hervor. Stellenweise kommt es durch diese Verwachsung der Armenden zu zusammen- 
hängenden radialen Strängen (besonders in dem auf Taf. 18, Fig. 1 abgebildeten Stücke beobachtet), wo- 
durch sich der Charakter des Skelets noch mehr als gewöhnlich dem der Aulocopiden nähert. Doch bleibt 
es von diesem durch die überall vorherrschenden unregelmässigern Chiastoclone und das dadurch bewirkte 
ordnungslosere Gewebe immer deutlich verschieden. Gut aufschliessbare Quer- oder Tangentialschnitte, an- 
nähernd normal gegen die radialen Reihen, habe ich bisher nicht erhalten können. Die in Querschnitten be- 
obachteten Strukturen waren ebenfalls dicht und kleinmaschig und schienen sich von denen der vertikalen 
Radialschnitte nicht wesentlich zu unterscheiden; nur fehlte die Reihenstellung der Desmome, 


Ein durchgreifender Unterschied in den Dimensionen der central und peripherisch gelegenen 
Skelettheile wurde nicht gefunden. Die Höhe der Dendroclone und Chiastoclone in der Richtung ihres 
Rhabdoms gemessen und damit der Abstand der durch die verwachsenen Armenden markirten divergirenden 
Radiallinien beträgt im allgemeinen 170—230 u; daneben kommen aber Desmome von 250 bis 300 u Höhe 
vor, und diese grossen Elemente wachsen oftmals durch zwei Radialreihen hindurch. Den radialen Abstand 
zweier in ein und derselben Reihe liegenden benachbarten Elemente (ihrer Epirhabde) habe ich in den 
regelmässigern Partien 120—170 u weit gefunden. Die Epirhabde sind gewöhnlich stärker als die Clone, 
jene im allgemeinen 40—70 u, diese 20—30 u dick. 


Alter und Vorkommen. Mittleres Ober-Silur. Niagara-Gruppe in Decatur County, Tennessee. 


Familie Aulocopidae Rrr. 


Unregelmässig knollige, kuglige, apfel-, birn-, feigen- und quirlförmige, umgekehrt kegelförmige bis 
eylindrische, aber auch flache, schalen- und tellerförmige Spongien. Mit oder ohne Paragaster. Kanalsystem bei 
fehlendem Paragaster anch Modification 8, sonst nach 6 a, 6 b oder 6 bb entwickelt (vgl. S. 135). Das Stützskelet 
besteht aus vorwaltenden Dendroclonen und speeifisch umgebildeten Tetraclonen, deren Armenden gegabelt 
sind und mit langen, gezähnelten Ausläufern als Zygomen enden. Durch die Spaltung der Armenden er- 
scheinen fast sämmtliche Desmome bei bestimmter Projection als Dendroclone; unter andern Gesichtswinkeln 
dagegen nur z. Th. als Dendroclone, z. Th. als einfache Tetraclone oder auch häufig als dreistrahlige, tripode 
Elemente. 

Die langen Ausläufer der Arme oder ihrer Gabeläste verflechten sich zu dicken Strängen, die vom 
Skeletradianten, der am Fusspunkte oder inmitten des Spongienkörpers liegt, in zierlich geschwungenen, 
nicht unterbrochnen Radien bis zur Oberfläche durchlaufen. Die fiederig büschelförmige Gruppirung dieser 
Stränge ist aus Taf. 18, Fig. 6, 12; Taf. 22, Fig. 5, 7 ete. zu ersehen. 


Auf allen Längsschnitten durch die Stränge, also auf allen verticalen Radialschnitten erscheinen je 
zwei der Stränge durch zahlreiche dünnere Querbälkchen, die wie die Sprossen einer Leiter zwischen den 


248 (372) Silur. Orchocladinae. 


beiden Leiterbäumen sitzen, miteinander verbunden (Taf. 18, Fig. 6, 12; Taf. 22, Fig. 5; Taf. 23, Fig.3, etc. _ 
Solche Schnitte zeigen also eine feine rechtwinklige Gitterung, die auf das unbewaffnete Auge weit eher den 
Eindruck eines hexactinelliden als eines tetracladinen Gerüstes macht. Dieser Eindruck wird zwar schon 
bei Betrachtung des Skelets mit einer gewöhnlichen Lupe abgeschwächt, denn dann erkennt man, dass die 
Sprossen an ihren beiden Enden schräge, die Verbindung mit den verdickten Strängen vermittelnde Aestchen 
absenden und hierdurch (in der Projection) eine charakteristische >—<-ähnliche Gestalt besitzen; aber 
erst auf Durchschnitten und in Dünnschliffen senkrecht zu den Strängen tritt der tetracladine Charakter 
des Skelets unverkennbar hervor. An Stelle der rechteckigen Gitterung bietet sich jetzt ein wesentlich 
andres Bild dar, worin sich deutlich vierstrahlige, in der Projection oft dreistrahlig erscheinende Skelet- 
formen und die davon abgeleiteten Dendroclone, sowie auch mehr unregelmässig ästige Elemente zu einem 
scheinbar ganz abweichend gearteten, weitmaschigern Gewebe mit rhombischen, dreieckigen oder auch mehr 
oder weniger regelmässigen oder verzerrten sechseckigen bis mehreckigen Maschen verknüpfen. Die quer 
durchschnittnen Skeletstränge bilden in diesen Präparaten verdickte Knoten (Taf. 23, Fig. 6, 7), die in 
Horizontalschnitten durch die Spongie, wo die im Körper steil aufsteigenden Stränge annähernd normal 
gegen die Schnittflächen stossen, ebenfalls auf radialen Linien liegen, aber nicht durch zusammengeflochtne 
lückenlose radiale Stränge verbunden werden. 

Das Skelet projieirt sich also in Vertikalschnitten, worin die radialen Stränge liegen, ganz anders 
als in quer dazu orientirten Ebenen, und der Charakter der Projectionen bleibt für dieselbe Orientirung 
immer derselbe. Dieser überraschende nnd constante Gegensatz zwischen Längsschnitten und Querschnitten 
muss auf gesetzmässiger Lagerung und Zusammenfügung der eigenartig gestalteten Desmome beruhen. 
Indessen kann der Bauplan nicht einheitlich sein, wenn mehrerlei Arten von Desmomen, wie es hier der 
Fall ist, zusammen vergesellschaftet sind. Es werden sich verschiedene Anordnungen mit einander com- 
biniren, die wir, um ein ideales Bild des Gefüges zu gewinnen, jede für sich erläutern wollen. 

Um von der einfachsten Vorstellung auszugehen, wollen wir zuerst annehmen, dass alle Skeletelemente 
Tetraclone sind. Diese sind so aneinandergefügt, dass sie lauter gleiche Rhombendodekaäder umschliessen, 
deren Kanten von den Armen gebildet werden (Fig. 103 oben links). Die Mittelpunkte der Tetraclone liegen 
dabei in den dreikantigen Ecken der Rhomboeder; jeder vierte aus diesen Ecken nach aussen springende 
Arm eines jeden Elementes (z. B. c oder f in Fig. 103 oben links) gehört je drei andern Rhomboedern an, 
die hier zusammenstossen. In den vierkantigen Rhomboäderecken dagegen verwachsen die Armenden der 
verschiedenen benachbarten Elemente. 

Die Dodekaöder liegen so zwischen den Skeletsträngen, dass nicht eine der krystallographischen 
Hauptaxen, sondern eine rhombische Zwischenaxe der Richtung der Stränge parallel ist; diese Axe liegt also 
da, wo die Stränge senkrecht aufsteigen, ebenfalls vertikal, wenn diese umbiegen, legt sie sich mit um, 
und wo sie horizontal verlaufen, hat sie horizontale Richtung. Zwischen den senkrecht aufsteigenden 
Strängen O, I, II, III, IV in Fig. 103 liegt also jedes Dodekaöder auf einer untern wagerechten Fläche, 
der eine obere in gleicher Lage entspricht, während es rechts und links von zwei senkrecht stehenden 
Flächen begrenzt wird. 

Mit Rücksicht auf ihre Orientirung zu den Strängen (O—IV) kann man in den Dodekaedern zwei 
Gruppen von Armen unterscheiden. Einerseits diejenigen, die von jedem Tetraclonmittelpunkte aus auf- und 


Aulocopidae. (373) 249 


absteigen und sich der senkrechten Richtung nähern, wie alle a, b, e, fin Fig. 103, andrerseits alle c, d, 9, h, 
d. h. alle übrigen Arme, die horizontal laufen. 


Die Stränge entstehen in der Weise, dass zunächst alle auf- und absteigenden Arme, also die 
a, b, e, f über die eigentlichen Knotenpunkte, d. h. über die vierkantigen Dodekaöderecken (die in Strang 


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Fig. 103. Erstes Schema zur Erläuterung des Aulocopiden-Skelets. 


O0, I und IV mit X gezeichnet sind) hinaus, in vertikaler Richtung in die über und unter diesen Knoten- 
punkten befindlichen, senkrecht stehenden Maschenräume hineinwachsen. Diese nebeneinander laufenden 
Armverlängerungen, die auf ihrer einander zugewandten Seite mit Zasern, Knoten, Warzen zahnleistenartig 
dicht besetzt sind, wachsen innig zusammen und erzeugen so in jeder der senkrecht stehenden Dodekaeder- 
flächen eine vertikale Axe, gleichsam die Verkörperung der längern, senkrecht stehenden Diagonale dieser 
Fläche. An der Zusammensetzung dieser Axen nehmen aber noch andre Glieder theil. Die horizontalen 


Arme c, d, g, h gabeln sich nämlich, und die ebenfalls stark verlängerten Gabeläste r und »’ (in Fig. 103 
Palaeontographica. Bd. XLI. 


32 


250 (374) Silur. Orchoeladinae. 


links und in den Zügen O—O und I—I) biegen sich in die vertikale Richtung um und verflechten sich 
mit den aus der Verwachsung der auf- und absteigenden Armverlängerungen erzeugten Axen zu dicken, 
durchlaufenden Radialsträngen. Im rechten Theile von Fig. 103 sind die aus den Horizontalarmen ent- 
springenden Gabeläste nur sehr kurz gezeichnet worden. Das ist aber nur geschehen, um die einzelnen 
Glieder getrennt zu halten und das Bild nicht zu verwirren. Man muss sich also die endständigen 
Gabeläste von sämmtlichen c und g (und ebenso von d und %k) stark verlängert und mit den Arm- 
verlängerungen von allen a, b, e, f zu ununterbrochnen Strängen, deren Axen durch die Linien O, I, 
11, III, IV angegeben werden, verwachsen denken. 


Betrachten wir nun das andre Extrem, wo nur Dendroclone in normaler Ausbildung, also reine 
Amphitridere vorhanden sind, so kann unsre theoretische Betrachtung zwei Fälle unterscheiden: 


Der erste ist der, dass die beiden an jedem Rhabdom oder Epirhabd sitzenden Clonome solche 
Orientirung haben, dass das Amphitrider, wenn man es auf eine zur Rhabdomaxe senkrecht stehende Ebene 
projicirt, als sechsstrahliger Stern erscheint. Solche Dendroclone würden für sich allein ein Gerüst auf- 


Fig. 104. Zweites Schema zur Erläuterung des Aulocopiden- Fig. 105. Drittes Schema zur Erläuterung des Aulo- 
Skelets. copiden Skelets. 


bauen, wie es Fig. 104 zeigt. In jedem dieser Dendroclone, deren Rhabdome (m) die horizontalen Sprossen 
zwischen den vertikal aufsteigenden, durch die punktirten Linien I—-III angedeuteten Strängen bilden, 
liegen alle Glieder in drei sich unter 120° schneidenden Ebenen, deren Schnittlinie die Rhabdom- 
axe ist. Die eine Ebene wird durch 1—m—6, die zweite durch 2—-m—5, die dritte durch 3—m—4 
bestimmt. 2, 3, 6 springen aus der Ebene der Zeichnung nach vorn, 1, 4, 5 nach hinten heraus. Wenn 
man die Figuren 103 und 104 vergleicht, so sieht man, dass sich alle Arme, die in Fig. 104. über- 
haupt vorhanden sind, in Fig. 103 in derselben Lage wiederfinden, dass dagegen ein Theil der Glieder, 


Aulocopidae. (375) 251 


die wir in Fig. 103 haben, in Fig. 104 fehlt. Dieser Theil muss ausfallen, wenn sich die Tetraclone der 
Fig. 103 in Dendroclone umwandeln, und das Skelet nur aus solchen bestehen soll. 

Die zweite Möglichkeit ist die, dass die beiden an jedem Epirhabd sitzenden Clonome derartig 
orientirt sind, dass das Dendroclon, wenn man es auf eine zur Rhabdomaxe normal stehende Ebene 
projieirt, als dreistrahliger Stern erscheint. Solche Dendroclone würden für sich allein und wenn alle unter 
sich die gleiche Orientirung haben, ein Gerüst aufbauen, wie es die ausgezogenen Linien der Fig. 105 dar- 
stellen. Die 7 Glieder eines jeden Dendroclons liegen auch hier in drei sich gleichwinklig schneidenden 
Ebenen; während aber in Fig. 104 je zwei in derselben Ebene liegenden Arme, ‚wie z. B. 1 und 6 gegen- 
läufig sind, vom Rhabdom nach verschiedenen Seiten, nach vorn und hinten ausstrahlen, ist das in Fig. 105 
nicht der Fall. In je einer Ebene liegt hier 1 —-m—6, 2—m—4, 3—m—5. 1 und 6 strahlen nach hinten, 
3% und 4 nach oben und vorn, 3 und 5 nach unten und vorn, also je die zwei in derselben Ebene liegen- 
den Arme nach derselben Seite vom Rhabdom aus. 

Wenn alle Dendroclone, wie in Fig. 105, gleiche Orientirung haben, also alle 1, alle 2 u. s. w. je 
unter sich parallel und gleichgerichtet sind, so bilden die Glieder von je drei Dendroclonen, welche so liegen, 
- wie diejenigen, deren Epirhabde mit m, m’, m’‘ bezeichnet sind, die Kanten eines horizontalen sechseckig- 
prismatischen Raumes, dessen quere Endflächen durch die im Zickzack umlaufenden Arme 1, 3, 2%, 1, 
3, 2° auf der einen Seite und durch die entsprechenden 6, 4‘, 5’, 6, 4“, 5 auf der andern Seite um- 
rahmt werden, während von den 6 Längskanten des Prismas nur drei, und zwar durch die drei Epirhabde 
m, m’, m‘ verkörpert sind. In dieses Prisma lässt sich ein viertes, central liegendes Dendroclon einschalten, 
das zwar gleich gestaltet ist, wie die drei ersten, aber um 60° um die Rhabdomaxe gedreht ist; es ist in 
Fig. 105 durch das punktirte Element mit dem Epirhabd m“ angedeutet. Folglich lässt sich in das ganze 
erste, durch Fig. 105 erläuterte System von Dendroclonen noch ein zweites gleichgebautes System einfügen, 
das gegenüber dem ersten um 60° um die Horizontalaxe gedreht ist. — Die Linien I—I, II—II in Fig. 105 
geben wiederum die Lage der Skeletstränge an, deren Verflechtung man sich auch hier gemäss Fig. 103 
zu denken hat. ; 

Diese verschiedenen Gerüstbauten, wie sie durch Fig. 103—105 zur Anschauung kommen, sind so eng 
verschwistert, dass sie sich, wie man leicht zeigen kann, ohne eigentliche Unregelmässigkeiten, ohne dass 
an den Wechselstellen die den Aufbau beherrschende tetracladine Grundlage verletzt wird, mit einander 
combiniren lassen. Nun täuschen wir uns zwar nicht im geringsten darüber und versäumen nicht, es noch be- 
sonders hervorzuheben, dass jene idealen Baugesetze vielleicht an keiner Stelle der Skelete ganz rein und unge- 
stört zur Ausführung gekommen sind. Dass aber die Skeletelemente überall nach bestimmter gesetzmässiger 
Lagerung, dass die Gerüste überall nach Verwirklichung der entwickelten Regeln gewissermassen streben, 
das anzunehmen machen die mikrokopischen Bilder, ihre gleichartige Beschaffenheit bei gleicher, ihre 
abweichende bei verschiedener Orientirung, unabweisbar. Der Versuch, diese Grundlage schematisch dar- 
zustellen, verschafft uns erst eine einigermassen klare, räumliche Vorstellung von dem wirklichen Gerüstbau; 
und indem wir die volle Regelmässigkeit als Norm hinstellen, haben wir erst einen Anhaltspunkt für das 
Verständniss der realen mikroskopischen Strukturen mit all ihren Unregelmässigkeiten und Verzerrungen 
gewonnen. 

Auf die mikroskopischen Bilder selbst und ihre Vergleichung mit den Diagrammen werden wir 
noch bei Besprechung der Gattungen zurückkommen. 


252 (376) Silur. Orchocladinae. 


Gattung Dendroclonella Rrr., n. @. 
Etym.: devodov Baum, zAov Zweig. 


Gattungscharakter. Formen (wahrscheinlich) vielgestaltig knollig, dick linsenförmig, niedergedrückt 
kissen- bis niedrig doppelkegelförmig. Oberfläche mit concentrischen Furchen und Runzeln, namentlich 
auf der Unterseite; aber nackt, ohne Deckschicht. Scheitelseite aufgewölbt. Kanalsystem nach Modification 8, 
ohne Paragaster. Skelet wie bei Aulocopium. 


Alter. Ober-Silur. 


Einzige Art: 61. Dendroclonella rugosa Rrr. n. sp. — Taf. 18, Fig. 8, 3—6; Taf. 24, Fig. 1. 


Nach 4 von ULrıcH gesammelten Exemplaren zu urtheilen, ist diese Art äusserlich den vorigen 
ähnlich und wahrscheinlich auch vielgestaltig. Drei jener Stücke sind niedergedrückt kissenförmig, klein 
fladenförmig (Taf. 18, Fig. 8), abgestutzt stumpf kegelig (Taf. 18, Fig. 5). Die in Fig. 8 flache, 
inmitten sogar etwas eingesenkte (Fig. 3), in Fig. 5 dagegen konische (am basalen Ende abgebrochne) 
Unterseite ist mit schmalen, concentrischen, aber z. Th. unregelmässig zusammenfliessenden (Fig. 8 und 3) 
Rillen und etwas schwieligen oder schwach knotigen Runzeln versehen. Auch der mässig aufgewölbte Ober- 
theil der beiden abgebildeten, relativ am besten erhaltnen Specimina ist durch breitere und flachere 
(Fig. 5), oder schmälere und schärfere (Fig. 4) Furchen und Einschnürungen gegliedert, die ohne Zweifel 
dieselbe Bedeutung haben wie die gleiche Erscheinung bei den vorigen Arten und durch dieselben Wachs- 
thumsvorgänge entstanden sind (vergl. S. 365). Der Scheiteltheil ist bei beiden Individuen einseitig ver- 
lagert, so dass die Höhenaxe schief steht. In dem Fig. 8 abgebildeten Stücke ist diese Axenneigung noch 
stärker als es aus der Figur zu ersehen ist, weil auch die basale Einsenkung excentrisch liegt: und zwar 
ist diese nach rechts verschoben, während der Scheitel nach links gedrängt erscheint. Die Einsenkung be- 
zeichnet aber den Anheftungspunkt mit dem Skeletradianten, hiermit also den untern Axenpol des Höhen- 
wachsthums. Das dritte und vierte Specimen — vom letzten ist nur die eine Körperhälfte vorhanden, und beide 
Specimina sind stark abgewittert — gleichen in der Grösse und den allgemeinen Umrissen der Figur 8, sind 
aber wahrscheinlich noch schiefer und überhängender gewachsen. Darauf deutet bei Specimen 3 ein nahe an 
den Rand der einen Flachseite gerücktes, niedriges Hügelchen, das ich für den Scheitelknopf halte, sowie 
die excentrische Lage der allerdings durch Verwitterung fast völlig verwischten Runzelringe hin. Bei 
Specimen 4 zeigt die mediane Bruchfläche den in Fig. 6 abgebildeten Verlauf der Skeletstränge. Es er- 
gibt sich daraus, dass der Bruch durch die Höhenaxe des Körpers geht, und der Scheitel bei $, also auf 
der Schmalseite der Oberfläche liegt. Auf Grund der andern Exemplare möchte ich annehmen, dass dieser 
Scheitel eine ganz seitliche Lage hatte, dass die Wachsthumsaxe also nicht aufrecht gestanden hat, sondern 
stark geneigt, schiefliegend war. 


Die Oberfläche, die bei keinem der verkieselten Exemplare völlig unverletzt ist, erscheint nackt. 
Kanalmündungen und Skeletstruktur sind darauf nicht zu erkennen. ; 


Aulocopidae: Dendroclonella rugosa. (377) 253 


Das paragasterlose Kanalsystem kommt im Skelet gar nicht zum Ausdruck. Deutliche Kanäle, die 
weiter sind als die normalen Maschenräume zwischen den Skeletelementen, fehlen, Fig. 6. Einzelne Strecken 
zwischen den radialen Strängen, die der queren Sprossen entbehren, könnte man vielleicht für besondre 
Kanäle nehmen. Doch sprechen meine an Dünnschliffen gemachten Beobachtungen übereinstimmend dafür, 
dass diese nun vermissten Querbalken erst durch den Versteinerungsprozess zerstört worden sind. Das 
Kanalsystem ist also eigentlich nach Modification 1 ausgebildet (vergl. S. 127); seinem innern Wesen nach 
dürfte es aber doch zu Modification 8 gehören, d. h. Strahlkanäle besitzen und mit demjenigen der vorigen 
Arten die grösste Verwandtschaft haben. 


Der Gerüstbau stimmt mit dem von Aulocopium überein (Taf. 24, Fig. 1). Auch die Dimensionen 
sind annähernd die gleichen, im Mittel jedoch etwas geringer. Der Maximalabstand der radialen nach aussen 
divergirenden Skeletstränge, von der Längsaxe eines Stranges bis zu der des benachbarten gemessen, be- 
trägt am häufigsten 250—270 u. Sobald diese Werthe erreicht worden sind, tritt im allgemeinen Dichotomie 
der Stränge ein, wodurch also jene Entfernungen wieder reducirt werden. Manche Gabelung entsteht aber 
auch schon früher (schon bei 180 u Abstand), manche erst später (erst bei 320 „ beobachtet). Die Stränge 
sind (80—) 100—130 (—150) u, die queren Sprossen dazwischen 40—55 (—70) u dick. Der Abstand der 
Sprossenmitten innerhalb einer Leiter beträgt 150—175 u. 


Alter und Vorkommen, Ober-Silur. Niagara-Gruppe in Perry County. Tennessee. 


Gattung Aulocopium Oswaup (1846, 126). 
Etym.: «aurös Röhre, zonro zerschneide. 


Syn.: Scyphia z. Th. Hısına., Rıcaw. (?); Onemidium z. Th. Eıchw,; Astylospongia z. Th. F. Röm.; 
Stilurispongia MARTIN; Domospongia SCHLÜTER. 


OswArn, der die Sadewitzer Geschiebe entdeckt hat (1844, 119), theilte in einem kleinen Berichte darüber 
mit (1846, 126), dass unter jenen Geschieben „Schwammkorallen“ enthalten wären, für die GoLpruss eine neue 
Gattung aufgestellt habe, die zwischen Söiphonia und Cnemidium stehe. Von den verschiedenen Namen, die GoLDFUSS 
dafür vorgeschlagen, habe er den Namen Aulocopium gewählt. Aulocopium gehöre zu den festgewachsenen Spongien; 
sein Skelet bestehe aus feinen, zu Büscheln verbundenen Fasern, seine Unterseite sei mit einer dichten Kruste be- 
deckt oder mit mehr oder weniger unregelmässigen, von der vertieften Mitte ausgehenden Lamellen und Rissen ver- 
sehen. Mit Siphonia stimme die neue Gattung im Kanalsystem, mit Cnemidium in den Lamellen und Rissen überein, 
würde aber von beiden durch die Kruste der untern Fläche getrennt. — OswArn hat damals 14 Arten von Aulocopium 
gezählt, sie aber nicht benannt und nicht beschrieben. F. Römzr hat später nur noch 6 Arten unterschieden 
(1861, 201); doch auch diese lassen sich nicht aufrecht halten. Römer stellte auch den Satz auf, dass kein Schwamm 
der ersten Periode festgewachsen, sondern alle frei gewesen wären (1860, 193, S. 7; 1861, 201, S. 3; 1880, 382, 
S. 306; 1887, 515, S. 177). Und dieses Freisein, d. h. der Mangel jeder Anheftungsstelle war für ihn das „wichtigste 
Merkmal“, wodurch sich Aulocopium nicht nur von Siphonia und Cnemidium, sondern überhaupt von den Schwämmen 
aller spätern Formationen bestimmt unterschiede. Mit Astylospongia aber hielt er Aulocopium für nahe ver- 
wandt, weil beiden Gattungen nicht nur jenes „Hauptmerkmal* gemeinsam wäre, sondern auch ähnliche äussere 
‘ Form und ähnliches Kanalsystem zukäme. „Nur“ in der Skeletstruktur läge eine Verschiedenheit, die ibn veranlasse, 


254 (378) Silur. Orchocladinae. 


beide Gattungen getrennt zu halten. Aber eine wesentliche Bedeutung legte er den Abweichungen im Gerüstbau 
nicht bei. Den richtigen Werthmesser dafür konnten ja auch nur feinere Skeletuntersuchungen schaffen, die erst 
ZırreL vorgenommen hat. Zrrreu nannte das Skelet zuerst tetracladin schlechthin, weil es aus glatten unregelmässig 
vierstrahligen Elementen bestehe, bei denen sich jeder Strahl am Ende wurzelförmig verästele (1378, 354, S. 136). Ein 
wenig später, im Handbuche der Palaeontologie (1878, 358, S. 160) stellte Zrrreı die Gattung zwar auch zuden Tetracla- 
dinen, bezeichnete aber jetzt ihre systematische Stellung als zweifelhaft, weil das Skelet noch nicht alle typischen 
Eigenthümlichkeiten der Tetracladinen besässe, sondern fast ebenso sehr an das der Anomocladinen und Rhizomorinen 
erinnere, und in seiner Abhandlung über die Stammesgeschichte der Spongien meinte er deshalb, dass es vielleicht zweck- 
mässiger gewesen wäre, für Azlocopium, das den ältesten Lithistidentypus repräsentire, eine besondre Familie aufzu- 
stellen (1878, 356, S. 11). 

Seitdem hat die Kenntniss des mikroskopischen Baues nur geringe Förderung erfahren. Quenstepr’s mikro- 
skopische Bilder waren „nicht recht lohnend“ (1878, 348, S. 556), und Römer’s selbst noch in der Lethaea palaeozoica 
(1880, S. 311):vertretene Ansicht, dass das Skelet von Aulocopium aurantium nicht wesentlich von dem der Astylo- 
spongia abweiche, und beide Gattungen sich sehr nahe ständen, kann nicht am Mikroskop gewonnen worden sein. 
STEINMAnN hat sich mit Aulocopium in seiner Arbeit über Protetraclis kurz beschäftigt (1881, 400, S. 159—162). 
Er leste hier dar, dass die Gattung zu den jüngern Tetracladinen in demselben Verhältniss stände, wie Astylospongia 
zu den jüngern Dictyoninen (vgl. S. 290). In beiden Fällen wiesen die Skeletelemente der silurischen Formen 
überzählige Arme auf, also mehr als 6 bei Astylospongia, mehr als 4 bei Aulocopium, in beiden Fällen hätte sich 
später die Armzahl verringert und wäre bei den jurassischen Dictyoninen und Tetracladinen normal und constant 
geworden. Trotz dieser Abweichungen von den spätern typischen Vertretern der Tetracladinen wäre Aulocopium doch 
schon ganz tetracladin, kein Collectivtypus, wie ZırreL zuletzt vermuthet habe. So sehr wir STEINMAnN in diesem 
letzten Punkte beipflichten, so wenig können wir zugeben, dass die neuen Figuren von Skelettheilen, worauf er seine 
Ansicht gestützt hat (400, S. 160), Zırrev’s erste Abbildung (355, Taf. 8, Fig. 1) berichtigen. Sie sind nur eine Er- 
gänzung dieser, denn der Unterschied der beiderseitigen Darstellungen liegt nur in der verschiedenen Orientirung der 
Schnitte. Zırrei’s Skeletpartie ist nach einem Längsschnitte parallel zu den Strängen abgebildet, dagegen sind StEın- 
MAnN’s drei Desmome, wenn unsre Auffassung richtig ist, nach einem Querschnitte gezeichnet worden. Was STEINMANN 
als kurze dickknorrige Arme gehalten und wiedergegeben hat, halten wir für die queren Durchschnitte durch die Stränge, 
vgl. unsre Taf. 23, Fig. 4. In ähnlicher Weise dürfte auch die Figur zu erklären sein, die StemmAnn 1890 in seinen 
Elementen der Palaeontologie veröffentlicht hat (S. 53, Fig. 41 B.). 


Gleichsam auf einer falschen und ungenügenden Verkörperlichung der Projectionen beruht die Vorstellung, 
die Urrıch vom Aulocopium-Element gewonnen hat, obwohl er bereits den Gegensatz von Längsschnitt und Quer- 
schnitt kennen gelernt hatte. Aber er berücksichtigte und verwandte für seine Auffassung nur die eine Krscheinungs- 
weise, wie sie sich in Schnitten parallel zu den Strängen geltend macht. Daraus construirte er sich ein 


„| -örmiges” Desmom, das aus einem stabförmigen Mitteltheil und stark divergirenden, aber mit dem mittlern 


Stäbchen annähernd in einer Ebene liegenden Gabelstücken bestehen soll. Jedes Stäbchen liegt nach ihm horizontal, 
während sich die ungefähr normal dazu stehenden parallelen Aeste mit den Aesten darüber und darunter liegender 
Desmome zu radialen Pfeilern (radial columns), die durch die horizontalen Stäbchehen verbunden werden, verflechten 
(1890, 575, S. 221, S. 224, Fig. 7, 6, 1, 4, 2, 5). Diese Skeletstruktur sei so eigenthümlich, dass die damit aus- 
gestatteten Spongien zu einer neuen, den Tetracladinen gleichwerthigen Lithistidenabtheilung (Anthaspidellidae) zu- 
sammengefasst werden müssten. Obwohl die neuen Skeletelemente je aus 5 und wie gesagt im wesentlichen in 
einer Ebene liegenden Gliedern (1 Mitteltheil und 4 Gabelästen) bestehen sollen, nennt sie Urricm doch auch 
vierstrahlig: weil man das horizontale Stäbchen für einen „stark verlängerten centralen Knoten“ ansehen könne 
(575, S. 225). Auf diese Art bewahrt er seinen Anthaspidelliden noch einige, wenn auch „nicht sehr innige“ Be- 
ziehungen zu den Tetracladinen; andrerseits soll aber auch Verwandtschaft zu Rhizomorinen und Megamorinen, 
ja sogar zu Stromatoporen vorhanden sein, denn the extraordinary resemblance between the columnar arrangement 
of the spieules in the Anthaspidellidae and „radial pillars* of Actinostroma etc. is due to homological affinities 


Aulocopidae: Aulocopium. (379) 255 


rather than the result of mere accident (575, S. 222). — Ueber die Axenkanäle, womit ULrıcH seine neuen Skelet- 
formen ausgestattet hat, ist schon S. 367, Anm. gesprochen worden. 

Der Verfasser dieser Zeilen hatte zu einer Zeit, als die Tafeln zu Urricn’s „American Palaeozoic 
Sponges“ bereits gedruckt waren, Gelegenheit, einen Theil der Urrıcm’schen Anthaspidelliden-Präparate zu unter- 
suchen, und festzustellen, dass es sich dabei um aulocopoide Lithistiden handle, deren verbreitetes Vorkommen in der 
neuen Welt damit nachgewiesen war. Er schrieb das an Urrıca, der über die Natur seiner Anthaspidella, Zittelella» 
Climacospongia ete. eine wesentlich andre Auffassung hatte, da er sie für Hexactinelliden hielt, und theilte ihm 
mit, dass diese Spongien ganz wie die europäischen Aulocopien gebaut wären und in geeigneten Schnitten die 
charakteristische >—<-ähnliche Gestalt der Aulocopium-Elemente, wie die Verflechtung der endständigen Aeste jener 
Elemente zu divergirenden Strängen überall erkennen liessen. Diese Erläuterungen waren von einer Anzahl Skizzen 
begleitet, und zwar nicht nur nach Längs-, sondern auch nach Querschnitten. UnrıcH hat dessen in seinem Werke 
nirgends erwähnt, woraus ich schliesse, dass er noch vor Empfang meines Briefes zu seinen neuen und den ersten 
gegenüber nun wesentlich richtigern Resultaten gekommen war. Dass aber diese etwa irgend einen Einfluss auf die 
Ergebnisse meiner eignen Untersuchungen über den Skeletbau der Aulocopiden ausgeübt hätten, werde ich nach dem 
Mitgetheilten wohl nicht ausdrücklich zu verneinen brauchen. 

Marrın’s Silurispongia (1878, 347, S. 65) und SchLurter’s Domospongia (1887, 517) sind, wie sich zeigen 
wird, Synonyme von Aulocopium. 


Gattungscharakter. Schwammkörper kuglig, niedergedrückt kuglig bis kissenförmig, apfel-, birn-, 
rüben- und quirlförmig, umgekehrt kegelförmig bis ceylindrisch. Auf der Unterseite, die mit concentrisch runz- 
liger, verschieden hoch hinaufreichender dichter Deckschicht bekleidet ist, oft ein centraler halbkugliger Knopf; 
zuweilen aber ist die Mitte der Basis anstatt dessen auch leicht eingedrückt. Der gewölbte oder ab- 
_ geflachte Scheitel mit tiefem und relativ engem, trichterförmigem, oder auch nur mit mässig tiefem, mehr 
napfföormigem Paragaster. Auf den Wänden des Paragasters zahlreiche kreisförmige oder etwas in die 
Länge gestreckte Postica, nicht selten mit deutlicher Tendenz, sich in horizontalen und vertikalen Reihen 
anzuordnen. Obertheil bis zur Deckschicht mit meridionalen Furchen, die vom Paragasterrande ausstrahlen 
und sich nach unten verlieren. 


Kanalsystem typisch nach Modification 6a (vgl. S. 135), mit bogenförmigen, dem Umfange parallelen 
dicken Aporrhysen und feinen Epirrhysen, die zwischen den radialen Skeletsträngen verlaufen. Die in den 
obern Theil des Paragasters einmündenden Aporrhysen sind rein bogenförmig, die von dem untern Theile 
aufgenommenen laufen zuerst als divergirende Vertikalröhren nach unten, um dann nach aussen abzubiegen 
und ebenfalls bogenförmigen Verlauf anzunehmen. 


Der Skeletradiant liegt am Fusspunkte. Von hier aus strahlen die zierlich geschwungenen, hin 
und wieder auch geschlängelten Skleletsränge in fiederig-büschelförmiger Gruppirung nach allen Theilen der 
Oberfläche, vgl. Taf. 18, Fig. 12; Taf. 22, Fig. 6. 


Gut erhaltne und analysirbare Gerüste habe ich in den untersuchten Aulocopien nur wenig gefunden. In 
den meisten Fällen waren die Skelete infolge der Verkieselung theils völlig, theils bis auf unbedeutende Reste ver- 
nichtet, und auch diese Reste hatten gewöhnlich ihren vollen Zusammenhang verloren, waren regellos zerrissen, in 
den einzelnen Theilen wie zerfressen und benagt, andrerseits aber auch durch secundäre Ansätze, Umkrustungen 
Verdiekungen, Verschmelzungen vieler Glieder stark verändert und entstellt, vgl. Taf. 23, Fig. 1 und 2. In andern Fällen 
waren die Skelete wohl in grösserm Umfange und mit unveränderten Formen überliefert worden, aber durch Eisen- 
oxyd so opak gemacht, dass sie infolgedessen nicht klar aufzuschliessen waren. Was aber bei allen Aulocopiden 


256 (380) Silur. Orchocladinae. 


auch bei weit vorgeschrittner Skeletzerstörung oder Veränderung meistens noch erkennbar bleibt, ist die allgemeine 
charakteristische Leiterstruktur. Geht auch diese endlich zu Grunde, so verschwinden merkwürdigerweise Stränge 
und Sprossen häufig nicht zu gleicher Zeit; denn man sieht vielfach einzelne Strecken der radialen Stränge als letzte 
Ueberbleibsel in Form isolirter, scheinbar einaxiger, parallel gelagerter (verkalkter) Skelettheile in der Chalcedon- 
masse schwimmen, während alle Sprossen dazwischen secundär verkieselt und dadurch gänzlich oder bis auf einzelne 
schwache, schattenhafte Andeutungen verschwunden sind. Diese Eigentbümlichkeit des letzten Verkieselungsstadiums 
(S. 231, 4) treffen wir bei allen Aulocopiden an (vgl. auch S. 229, 3. Abs.) 

Zwei leidlich gut überlieferte Skeletstellen aus dem basalen Knopfe eines Aulocopium aurantium 
zeigen Fig. 3 und 4 auf Taf. 23. Der Längsschnitt parallel zu den Strängen Fig. 3 lehrt, dass die 
Sprossen und diejenigen Ränder ihrer endständigen Ausläufer, die die Maschenräume umrahmen, im all- 
gemeinen glatt, die den Strangaxen zugewandten, der Verflechtung dienenden Seiten der Ausläufer dagegen 
äusserst knorrig beschaffen sind. Die einzelnen Ausläufer, die die Stränge zusammensetzen, gehen natürlich 
nicht nur von den in der Zeichnung projieirten, sondern auch von darunter und darüber liegenden Sprossen 
aus. So kommen die beiden abgeschnittnen, mit o bezeichneten Aeste von einer Sprosse, die oberhalb der 
Zeichnungsebene liegt, die mit 0° bezeichneten von andern Sprossen ebendaher; und in derselben Weise 
nehmen die Stränge auch Ausläufer von unten her auf. Zwischen den beiden o und dem dahinter liegenden 
Strange liegt also eine dreieckige Lücke, die aber in der Zeichnung völlig verdeckt wird. Ebenso haben 
wir uns zu vergegenwärtigen, dass die Querglieder zwischen je zwei Strängen der Zeichnung mit diesen 
Strängen nicht in derselben Ebene liegen, sondern aus der Zeichnungsebene nach hinten heraus springen, 
an den Gabelungsstellen nach hinten geknickt sind. Es ist uns vielleicht nicht gelungen, diese räumlichen 
Verhältnisse in der Abbildung mit genügender Klarheit zum Ausdruck zu bringen; aber sie sind auch in 
den Präparaten gewöhnlich nicht leicht in allen Theilen sicher zu entziffern, weil grade an den glatten 
(durchsichtigen) Quergliedern die Unterschiede in der perspectivischen Abtönung meistens äusserst gering sind. 


Bei aufmerksamem Studium mit geeigneten Vergrösserungen wird man indessen die Knickungen 
der Querglieder überall auffinden; von ihrem allgemeinen Vorhandensein legt ja auch jeder Querschnitt 
durch die Stränge Zeugniss ab. Einen solchen Querschnitt aus demselben basalen Knopfe, aus dem Taf. 23 
Fig. 3 herrührt, stellt Fig. 4 dar, während Fig. 5 einen andern Querschnitt mit unverhältnissmässig grossen 
Desmomen wiedergiebt. In diesen beiden Figuren tritt der tetracladine Charakter der Skeletformen klar zu 
Tage. Die hellen, zart schraffirten Felder sind die quer durchschnittnen Skeletstränge, deren Zusammen- 
setzung aus einzelnen Litzen sich sowohl in den lappig nierenförmigen Umrissen, wie in den schattenhaften, 
zertheilenden Trennungslinien im Innern der: Durchschnittsflächen ausdrückt'. Von der Seite gesehene 
Armenden sind in diesen Querprojectionen gewöhnlich nur wenig zu beobachten (a in Taf. 23, Fig. 4, 5), 
weil die meisten endständigen Gabelungstellen so nahe an den Strängen sitzen (vgl. Taf. 23, Fig. 3), dass 
die Ausläufer bis zur Unerkennbarkeit verkürzt oder auch von den Rändern der Strangdurchschnitte gänz- 
lich verdeckt werden. 


1 Diese trennenden Schatten, die in unsern Figuren etwas schematisch gleichmässig schwach gezeichnet worden sind, 
sind z. Th. kräftiger und wechseln, was hier besonders mit der Durchsichtigkeit der zwar eng aneinandergedrängten, aber 
doch nicht verschmolznen Stranglitzen zusammenhängt, je nach der Einstellung in ihrer Breite und Deutlichkeit. Sie machen 
dadurch den täuschenden Eindruck, als ob an den Armenden dicke traubige Zygome sässen, woraus sich wahrscheinlich die 
schon S. 378 erwähnten Abbildungen Steımann’s erklären. - 


Aulocopidae: Aulocopium aurantium. (381) 257 


Der Maximalabstand zwischen den Strängen, von einer Strangaxe bis zur benachbarten gemessen (vgl. 

| S. 377), wurde zu 200—480 (—560) u, am häufigsten zu 250—350 u bestimmt. Die kleinern Werthe gelten 

besonders für die Umgebung des Radianten. Die grössten der angegebenen Masse sind nur vereinzelt 

nahe der obern Aussenfläche gefunden worden. Die Stränge sind 80—130 (—175) u, die queren Sprossen 

dazwischen gewöhnlich 40—50 u, in den äussern Theilen bis 70 und 80 » dick. Manche Dendroclone sind 

doppelt so hoch, als der normalen Ausbildung entspricht, und reichen von einem bis zum zweitnächsten 
Strange, A in Taf. 23, Fig. 3. 

Die Aulocopienskelete sind zu bizarren Verzerrungen und Umgestaltungen sehr geneigt, weit mehr 
als z. B. die Astylospongiden und Hindiaden, weshalb man bei ihnen viele recht unregelmässige Partien, 
nicht selten kleine Nester ganz wirrer Geflechte findet. Dennoch bleibt der Charakter, dank jenen vorher 
entwickelten, den Gerüstbau beherrschenden Grundregeln, im ganzen durchaus einheitlich. 

Eine mikroskopische Analyse der dünnen Deckschicht ist mir bisher nicht gelungen. Ich konnte 
wohl feststellen, dass auch bei ihr dieselben tetracladinen Elemente, die das innere Gerüst aufbauen, die 
Grundlage bilden, wie aber die Verdichtung bewirkt wird, entzog sich bei dem ungünstigen Zustande der 
‚stets secundär verkieselten Deckschichten der Beurtheilung. 


Dass die Aulocopien, worauf RoEMER ein so grosses Gewicht legte, „frei“ waren, nicht festgewachsen, ist 
durchaus unwahrscheinlich, Wie sollen sich denn die grossen schweren Körper und namentlich die langgestreckten 
birnförmigen und cylindrischen Formen, deren Schwerpunkt hoch oben liegt, aufrecht erhalten und vor dem Umfallen 
geschützt haben? Vielleicht dadurch, dass der Basaltheil im Schlamme steckte. Aber das wäre eine nur schwach 
gestützte Vermuthung. Freilich verdichtet sich bei manchen Spongien das Öberflächenskelet besonders gern dort, 
wo es mit fremden festen Körpern in Berührung kommt, aber die Deckschichten von Aulocopium machen durchaus den 
„Eindruck frei und unbehindert entwickelter Bildungen; auch findet man sie öfter mit kleinen Organismen, namentlich 
Bryozoen besiedelt, die im allgemeinen klares Wasser lieben. Der halbkuglige basale Knopf war bei keinem der 
zahlreichen Aulocopien, die ich untersuchen konnte, ringsum und völlig von der Deckschicht bekleidet; stets waren 
daran, gewöhnlich auf einer Seite, kleine von der Deckschicht entblösste Flächen vorhanden. Da alle Exemplare 
mehr oder weniger abgerollte Geschiebe waren, so wäre es freilich möglich, dass kein Knopf gänzlich unversehrt 
war, indessen möchte ich eher glauben, dass diese unbekleideten Stellen wenigstens z. Th. die ursprünglichen An- 
heftungspunkte darstellen. Auch bei recenten Sponsien ist es keine ungewöhnliche Erscheinung, dass unverhältniss- 
mässig grosse Körper nur eine sehr kleine Haftstelle besitzen oder nur mit einem winzigen kurzen und dünnen 
Stummel als Stielchen versehen sind. 


Alter. Unter- und Ober-Silur. 


62. Aulocopium aurantium OswAarn. — Taf. 18. Fig. 2, 7, 9—12; Taf. 19, Fig. 1—3; Taf. 20, 21; 
Taf. 22, Fig. 1—4; Taf. 23; Taf. 24, Fig. 2; Textfiguren 106—121. 


1831. Scyphia empleura? Hısınger. Anteckn. i Physik och Geognosi. 5. Heft, S. 131; Taf. 5, Fig. 5. 
1837. Forma elongato-conica etc. Hısınser. Lethaea svecica. Suppl. I; S. 114; Taf. 36, Fig. 1a, b. 
1846. Aulocopium aurantium und diadema Oswaud. Arbeit. d. Schles. Ges. f. vaterländ. Kultur. S. 58. 
1850. — _ Oswarn, Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. Bd. 2, S. 84. 

1859. (2) Seyphia reticulum Eıcnw. Lethaea rossica. Bd. 1, S. 327; Taf. 22, Fig. la, b (?). 

1859. Onemidium radiatum  — E— — Bd. 1, S. 340; Taf. 22, Fig. 4 a, b. 

1859. 9) — rimosum — (nicht Hısıne.) Lethaea rossica Bd. 1, S. 341 (?). 

1860. Astylospongia praemorsa (mit Epithek) F. Römer. Silurische Fauna d, westl. Tennessee. S. 10. 
1861. Aulocopium aurantium F. Römer. Silur-Geschiebe von Sadewitz, S. 4; Taf. 2, Fig. 1a-c. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 33 


258 (382) Silur. Orchocladinae. 


1861. Aulocopium diadema F. Römer. Silur-Geschiebe von Sadewitz. S. 5; Taf. 1. 


1861. _ discus — — >= — 8. 8: Taf-o, Rio. 1rah: 

1867. — aurantium (Qwenstept. Handbuch d. Petrefactenkunde, 2. Aufl., S. 805; Taf. 72, Fig. 21. 

1869. —_ n. Sp. « und n. sp. # Karsten. Verstein. d. Uebergangsgeb. i. d. Geröllen von Schleswig-Holstein. S. 7; 
Taf. 1, Fie. 5a,b,c; Taf. 2, Fig. 1a,b, 2a,b. 

1869. — n. sp. y Karsten. Ibid. S. 8; Taf. 2, Fig. 3, 4, 5. 

1872. —_ aurantium, diadema, discus PomeL. Paleontol. d’Oran. Bd. 5, Spongiaires, S. 129. 

1874, — Meyn. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. Bd. 26, S. 41. 

1878. — aurantium, diadema, discus Zıutet. Studien foss. Spong. II. Münch. Akad. Bd. 13; S. 137; Taf. 5, Fig.1. 
Neues Jhrb. f. Miner., S. 599; Taf. 10, Fig. 1. — Handb. d. Paläontologie, Bd. 1, S. 159, Fig. 72. 

1878. — aurantium Quexstept. Petrefactenkunde Deutschlands. Bd. 5, Schwämme, S. 555; Taf. 141, Fie. 5. 

1878. E= variabile Marrın. Niederländische und nordwestdeutsche Sedimentärgeschiebe. S. 64; Taf. 1, Fig. 1. 


1878. Silurispongia conus Marıım. Ibid. S.65; Taf. 1, Fig. 2. 
1580. Astylospongia praemorsa (mit Epithek) F. Röuer. Lethaea palaeozoica. S. 308, 


1880. Aulocopium aurantium, diadema, discus _ —_ —_ S. 312, Fig. 58. 

1880. _ Gotlandicum F. Römer. Lethaea palaeozoica. S. 313. 

1880. —— voriabile — —_ _ S. 313. 

1831. — STEINMANN. Neues Jahrb. f. Min., Bd. 2, S. 160, Fig. A, B. 

1884. — aurantium und diadema Kızsow. Schrift. d. naturforsch. Ges. Danzig. N. Folge, Bd. 6, S. 219, 233, 234. 
1335. — aurantium, diadema, discus, variabile F. Römer Lethaea erratica. S. 63; Taf. 4, Fig. 8; S. 80. 


1887. Domospongia silurica ScHLüter. Sitzungsber. d. Niederrhein. Ges. f. Nat.- und Heilkunde, Bonn, S. 37. 
1888. Aulocopium variabile Lısvsrröm. List of the Fossil Faunas of Sveden. II. Upper Silurian. 8. 23, 
1890. — aurantium STEINMANN. Elemente der Paläontologie, S. 53, Fig. 41. 


Bei typischer Ausbildung apfelförmig mit sehr flacher oder mehr oder weniger stumpfkegelförmiger, 
von einer Deckschicht umkleideter Unterseite und kuglig gewölbtem Obertheile (Taf. 18, Fig. 2, 9, 10; 
Taf. 19, Fig. 2, 3; Taf. 20, Fig. 2). In vielen andern Fällen mehr gestreckt kegelig, birnförmig bis rüben- 
förmig durch längern, spitzer konischen Basaltheil (Taf. 21, Fig. 3—6) und nicht selten gleichzeitig höhern, 
mehr walzenförmigen Obertheil (Taf. 22, Fig. 1—8). Scheitel etwas abgestutzt. Osculum relativ eng, Para- 
gaster wechselnd tief, manchmal flach, gewöhnlich steil trichterförmig. Vom Paragasterrande strahlen dicht 
nebeneinanderliegende schmale Furchen aus, die sich nach unten hin gabeln und verlieren (Taf. 18, Fig. 10). 
Bei abgerolltem oder abgewittertem Scheitel können anstatt der Furchen oder neben ihnen auch meridionale 
Reihen untereinanderliegender Kanalmündungen (Aporrhysen-Querschnitte) vorhanden sein (Taf. 18, Fig. 10, 11; 


Taf. 20, Fig. 3; Taf. 21, Fig. 3, 5). Zwischen den Furchen sitzen auf dem ganzen Obertheile kleine bis 
sehr feine Ostien. 


Verkalkte Obertheile sind nicht selten durch Verwitterung und Abrollung so glatt gescheuert, dass 
sie Furchen und Östien gänzlich oder fast gänzlich vermissen lassen (vgl. Taf. 20, Fig. 2, 4). Andrerseits 
ist die Aussenfläche des Obertheils zuweilen mit lauter kleinen Höckern oder Warzen bedeckt, wie in 


Taf. 18, Fig. 9; auch das ist eine nachträgliche Bildung, deren Ursachen wir bereits früher (8. 298, 1. Abs.) 
kennen gelernt haben. 


Der keglige Untertheil erweitert sich nicht gleichmässig mit gradlinigem Profil, sondern stufen- 
weise derart, dass immer eine niedrige konische Zone mit einem schmalen horizontalen Ringe abwechselt. 
Anzahl und Höhe dieser Stufen sind sehr verschieden. Bei flacher Ausbildung des Basaltheiles beginnt 
dieser gewöhnlich mit einem central oder auch etwas excentrisch gelegenen halbkugligen Knopf, der oft 
nabelartig von einer Rinne umzogen wird, als ob er in die Basis srade oder auch schief etwas hinein- 


Nirer-. 
Are 


Aulocopidae: Aulocopium aurantium, (383) 259 


gedrückt worden wäre (vgl. die Textfiguren 107, 109, 110). In dem Maasse als die Basis spitzer konisch wird, 
verliert der Knopf im allgemeinen an bestimmter Ausprägung (Taf. 21, Fig. 3, 4, 6; Fig. 112, 113 etc.). 
Aber zuweilen fehlt er auch bei sehr flacher Basis, ohne nachträglich abgebrochen zu sein, und manchmal 
wird er durch eine schmale stehende Falte ersetzt, Taf. 20, Fig. 1, 

Die dichte, concentrisch runzlige Deckschicht reicht bei den apfelförmigen Exemplaren in der Regel 
bis an den etwas überhängenden Rand des kugligen Obertheils (Taf. 18, Fig. 2, 9, 10; etc.), zuweilen aber 
auch viel höher hinauf. So kann man einzelne Fetzen der Deckschicht an dem Taf. 19, Fig. 2 abgebildeten 
Stücke auch noch auf dem jetzt kalkigen Obertheile wahrnehmen (bei d und an andern Stellen), in Taf. 18, 
Fig. 7 ist noch die rechts gelegene obere Spitze des verkieselten Untertheils mit Deckschicht bekleidet, 
und in Fig. 109 sind Theile davon bis an den obern (linken) Rand erhalten worden. 

Als Endergebniss aller Beobachtungen haben wir die Ueberzeugung gewonnen, dass die Deckschicht 
sehr wechselnde Ausdehnung hatte, und dass deshalb Rormer’s Aulocopium Gotlandicum, das durch „viel grössere 
Ausdehnung der Deckschicht und die grobe Runzelung derselben“ von Aul. aurantium getrennt sein soll, 
keine selbständige Art ist, zumal sich ein bestimmtes Verhältniss zwischen der Höhe der Deckschicht und 
. dem Grade ihrer Runzelung nicht nachweisen lässt. Die Runzeln stehen theils gedrängt beisammen, theils 
mehr getrennt; die gröbern nehmen gewöhnlich feinere zwischen sich. Manchmal verdicken sich etliche in 
der Weise, dass sie sich wie schlaffe Hautfalten mehr oder weniger weit über die vorhergehenden, also 
untern Runzeln oder Falten hinüberschieben (Taf. 20, Fig. 3; Taf. 22, Fig. 4). Die Runzeln sind wellig, 
und die Wellen schwellen hin und wieder zu Knoten an, die dichtgedrängt die ganze Unterseite bedecken 
(Taf. 20, Fig. 1), oder auch nur einzelne Stellen der Deckschicht auszeichnen (Taf. 20, Fig. 2; Taf. 22, 
Fig. 4). Ausser diesen kleinern Knoten bilden sich öfter grosse beulenartige Hervortreibungen aus (Taf. 18, 
Fig. 7; Taf. 20, Fig. 3, 4; Taf. 22, Fig. 1). Die damit ausgestatteten Formen hat RoEMmER als eine be- 
sondre Art betrachtet und Aulocopium diadema genannt. Wir kommen auf 3. 388 darauf zurück. 

Das Osculum ist relativ eng, sein Durchmesser beträgt “/,—'/, vom Spongiendurchmesser. Das 
Paragaster scheint ursprünglich oder doch in einem gewissen Altersstadium immer nur flach, nicht tiefer 
als weit gewesen zu sein. Zwar findet man gewöhnlich tiefe und steile Paragaster, aber in dem paragaster- 
ausfüllenden Gesteine zeigen sich nicht selten Wandreste von Vertikalröhren (Taf. 19, Fig. 3; F. RoEMER, 
Fauna von Sadewitz, Taf. 2, Fig. 1 c), die darauf hinweisen, dass eine nachträgliche Vertiefung der meisten 
Paragaster stattgefunden hat: sei es,‘wie RoEMER meinte (201, S. 4), durch Resorption der Vertikalröhren 
noch bei Lebzeiten, in einem höhern Alter des Thieres, sei es, wofür mir die Beobachtungen mehr zu 
sprechen scheinen, durch Zerstörung der sehr dünnen Kanalwände infolge des Fossilisationsprozesses. — Die 
kreisförmigen oder etwas längsgestreckten Postica sind auf den Paragasterseiten in ziemlich regelmässigen 
senkrechten und horizontalen Reihen geordnet (Taf. 18, Fig. 12). An dem Taf. 18, Fig. 9 abgebildeten 
Exemplare zählt man nicht weniger als ca. 30 Oberflächenfurchen. Annähernd gleich viele Posticareihen 
hat man demnach auch im obern Theile des (mit Kiesel erfüllten), nur 10 mm weiten Paragasters anzu- 
nehmen; nach unten hin vermindert sich ihre Zahl natürlich. Bei andern Exemplaren sind Oberflächen- 
furchen und Posticareihen relativ, d. h. mit Beziehung auf die Grösse der Spongien, weniger zahlreich. 

Die Art erreicht beträchtliche Grösse, wie z. B. Taf. 18, Fig. 7 (165 mm Durchmesser, 160 mm 
Höhe) und Taf. 19, Fig. 1 (ca. 175 mm Durchmesser) bezeugen. 

Ganz vollständige Exemplare von Aulocopium aurantium, die dann meistentheils durchweg verkieselt 


260 (384) Silur. Orchocladinae. 


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Fig. 106—111!. Aulocopium aurantium in verschiedenen Erhaltungszuständen. 


Fig. 106. Typisches Exemplar. Kalkiger Obertheil durch Verwitterung randlich abgenagt und etwas verkürzt. 
Kieseliger Untertheil mit ganz flacher Basis. Geschiebe von Brentau, Kreis Danzig. Qriginal i. d. Univers.-Samml. in Königsberg. — 
Fig. 107. Verkieselter Untertheil mit sehr flacher Basis und eingesenktem Knopf. In ca ®,. Geschiebe von Kosodelez in 
Galizien. Orig. im Münchener Museum. — Fig. 108. Verkieselter Untertheil mit flachem Basalkonus. In ca 5/,. Der kleine 
Kegel, der der jetzigen Oberseite des Stückes aufsitzt, bezeichnet die Stelle, die ursprünglich dicht unter dem Paragasterboden, 
wo die Vertikalkanäle zu divergiren beginnen, gesessen hat. Geschiebe von Gotland. Orig. im Münchener Museum. — Fig. 109. 
Durchschnittnes, gänzlich verkieseltes Exemplar, das ursprünglich jedenfalls höher war, da die Deckschicht links bis an 
seinen obern Rand reicht. Von Marrın als Aul. variabile bestimmt. In ca. ?/;. Geschiebe vom Lochemerberg in Holland. 
Orig. im Leidener Museum. — Fig. 110. Verkitgelter Untertheil mit schwach entwickelten (Diademax) Knoten am obern Rande. 
In ca. 6/,. Geschiebe vom Lochemerberg. Orig. i. Leidener Museum, — Fig. 111. Verkieselter Untertheil. In ca. */,. Geschiebe 
von Sylt. Orig. im Münchener Museum. 


{ Die Figuren 106—122 machen nicht den Anspruch in den Einzelheiten genau zu sein. Es sind flüchtige Feder- 
skizzen des Autors, die nur bezwecken, in groben allgemeinen Zügen eine Webersicht über die mannigfaltigen Formen der 
Aulocopien-Ueberreste zu geben. 


Aulocopidae: Aulocopium aurantium. (385) 261 


sind, sind selten; gewöhnlich werden nur die mit Deckschicht umkleideten und bisher für eine besondre 
Art (Aulocopium variabile) angesehenen Untertheile gefunden (Fig. 107—111, 113—121). Das hat darin 
seinen Grund, dass nach der Verkalkung der Spongien und ihrer Skelete (vgl. $. 217 ff.) die von der 
Deckschicht umhüllten Körpertheile mehr oder weniger vollständig verkieselt worden sind (vgl. S. 231), 
während die davon freien Obertheile, wenigstens bei unzureichender Kieselzufuhr, kalkig geblieben und in- 
folgedessen bei ihrer viel geringern Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung und Abrollung weit schneller 
zerstört worden sind, als die Untertheile. Dass diese Erklärung richtig ist, dürften Fig. 106 und die Ab- 
bildungen Taf. 18, Fig. 7; Taf. 19, Fig. 2; ete. zur Genüge beweisen. Bei Fig. 106 ist von dem kalkigen 
Obertheile noch nicht mehr als eine schmale peripherische Kruste abgenagt worden, so dass die ursprüng- 
liche Apfelgestalt noch gewahrt ist, während in Taf. 18, Fig. 7 die Zerstörung der kalkigen Oberhälfte 
schon so weit vorgeschritten ist, dass nur noch die innersten Wandtheile um das Paragaster herum in Form 
eines dick eiförmigen Zapfens übrig geblieben sind. In andern Fällen ist der Obertheil durch Abscheuerung 
(während des diluvialen Transportes) immer mehr und mehr und schliesslich bis auf den kieseligen Unter- 
theil erniedrigt worden. Ein Beispiel für diese Art der Verstümmelung bietet Taf. 20, Fig. 4: ein Exemplar, 
das wahrscheinlich auch apfelförmig war, dessen kalkiger Obertheil jedenfalls beträchtlich höher war als jetzt. 

Es ist klar, dass ein solcher Kalkzapfen, wie er in Taf. 18, Fig. 7 vorhanden ist, leicht abbricht, zumal 
wenn seine Basis, womit er an dem kieseligen Untertheile haftet, wie hier noch merklich zusammengezogen und 
verschmälert ist‘. Aber auch wenn der Obertheil noch mit ganzer Breite dem Untertheile aufsitzt, wie z. B. 
in Taf. 20, Fig. 4, ist die Grenzfläche zwischen Kiesel und Kalk die Fläche geringsten Zusammenhaltes, 
wo Unter- und Obertheil nicht selten auseinandergerissen worden sind. Das lehren manche verkalkte, 
isolırte Obertheile: Die Grenzfläche zwischen Kiesel und Kalk ist in der Regel flach aufgewölbt (RoEmER, 
Fauna von Sadewitz, Taf. 1, Fig. 1c; Taf. 2, Fig. 1c; unsre Taf. 18, Fig. 7; Taf. 19, Fig. a 
doch manchmal auch umgekehrt flach eingesenkt. Die Oberseite des Kieselkuchens ist also gewöhnlich 
convex (Fig. 106, 110, 111 ete.; Taf. 18, Fig. 7; Taf. 20, Fig. 3), die Unterseite des kalkigen Ober- 
theils dementsprechend concav gestaltet. Taf. 19, Fig. 1 ist ein solcher, und wie es scheint in der 
vollen ursprünglichen Ausdehnung der Grenzfläche abgerissner kalkiger Obertheil. Die flache, weit 
geöffnete Vertiefung, worauf wir sehen, ist also nicht Paragaster, sondern die Ablösungsfläche zwischen 
Kiesel und Kalk. Das geht schon unzweideutig aus der Richtung und Anordnung derjenigen Skelet- 
stränge hervor, die auf der vertieften Fläche, z. Th. in zierlichen Büscheln scharf ausgewittert, noch sichtbar 
sind. Sie treten unter äusserst flachen Winkeln aus dem Innern auf diese Fläche aus, während sie 
gegen eine gleich flache, tellerförmige Paragasterwand steil gerichtet, annähernd normal dagegen stossen 
würden. Vom Paragaster ist hier nur der Durchschnitt durch den untersten engen Spitzentheil in der 
kleinen centralen Vertiefung sichtbar, von der die ausgewitterten Skeletstränge ausstrahlen. Das Stück ist 
sehr flach, nur wenige Centimeter hoch, die Rückseite leicht gewölbt, uneben glatt abgescheuert; die 
rundlichen Beulen am Rande sind wahrscheinlich ursprünglich. Der Zustand des Stückes entspricht mithin 
ungefähr demjenigen des ÖObertheils von Taf. 20, Fig. 4. 

RoEMmER’s Aulocopium discus ist nichts andres als ein ähnlicher isolirter Obertheil wie unser Frag- 


1 Diese Einschnürung des Profils zwischen Kiesel und Kalk, ebenfalls eine unschwer zu erklärende Verwitterungs- 
erscheinung, zeigt auch Textfigur 106. 


262 (386) Silur. Orchocladinae. 


ment Taf. 19, Fig. 1; nur ist die von RoEmEr abgebildete vertiefte Fläche (201, Taf. 3, Fig. 1a) in der 
That Aufsicht, ist Oberseite mit Paragaster. Seine Figur 1b, die einen vertikalen Medianschnitt durch 1a 
darstellt, ist insofern nicht ganz richtig, als sich bei ihr die untern Abschnitte der steilen innern Radial- 
stränge (zu beiden Seiten des Paragasters) nach der Mittellinie hin horizontal umbiegen und sich unter 
dem Paragasterboden zu vereinen scheinen. Sie stossen in Wahrheit alle steil gegen die untre Grenzfläche. 


Fig. 113. 


Fig. 112. 


Fig. 114. Fig. 115. Fig. 116. 


Fig. 112— 116. Aulocopium aurantium in verschiedenen Erhaltungszuständen. 


Fig. 112. Vollständig verkieseltes Exemplar mit mässig spitzem Basalkonus. Von Marrın deshalb als Aul, variabile 


bestimmt. In ca. ”/;. Geschiebe von Hellendoorn in Holland. Orig. i. Leidener Museum. — Fig. 113. Verkieselter Basal- 
konus von ca. 120° Neigungswinkel. Geschiebe von Kollau bei Hamburg. Orig. im Hamburger Museum, — Fig. 114. 
Verkieselter und stark abgerollter Basalkonus. Geschiebe von Sylt. In ca. 8. Orig. im Münchener Museum. — Fig. 115, 


Verkieselter und stark abgerollter Untertheil. Ueber die kegelflächige Scheitelseite vgl. die Erklärung zu Fig. 108. Geschiebe 
vom Hasfinksberg bei Lochem in Holland. Orig. im Leidener Museum. — Fig. 116. Verkieselter und abgerollter Basalkonus. 
In ca. 7/,. Geschiebe von Sylt. Orig. im Münchener Museum. 


Onemidium radiatum EıcHhw. gehört nach Fr. Schmidt zu Aulocopium‘. Ist diese Bestimmung, 
die Schuipr nicht begründet hat, richtig, so dürfte das Original zu ErcawAup’s Abbildung unsrer Taf. 19, 
Fig. 1 ganz ähnlich gewesen sein. Es wird als ein flaches Specimen von nicht weniger als 150 mm 
Durchmesser bei 40 mm Höhe beschrieben, dessen Seiten mit in Reihen stehenden Kanalmündungen und 
Furchen bedeckt sind, während solche in der „Scheitelvertiefung“ fehlen. Die Zeichnung giebt in dieser 
weiten und flachen Vertiefung eine radiale Streifung an, die den Skeletsträngen unsrer Taf, 19, Fig. 1 ent- 
sprechen würde, wenn die Einsenkung, wie wir vermuthen, nicht Paragaster, sondern Ablösungsfläche 


zwischen Unter- und Obertheil ist. 


I Revis. d. ostbaltischen Trilobiten. Mem. Acad. de St. Petersb. 7 ser. Bd. 30, Nr. 1, 1881, S. 33. 


Aulocopidae: Aulocopium aurantium. (387) 263 


Auch Sceyphia reticulum Eıcmw. könnte nach Beschreibung und Abbildung sehr wohl zu Aulocopium 
aurantium gehören. 

Domospongia silurica SCHLÜTER (Taf. 21, Fig. 1, 2) ist der Untertheil eines ziemlich grossen Aulo- 
copium aurantium in einem eigenthümlichen Erhaltungszustande. Das Stück ist, wie der vertikale Median- 
schnitt Fig. 2 zeigt, halb verkieselt, halb noch kalkig. In dem kalkigen, in Fig. 2 dunklern Theile ist das 
Sediment theils noch dicht feinkörnig, theils in grobkrystallinischen, klaren Kalkspath umgewandelt, theils 
von gelblichem Kiesel in Flecken, Nestern, Streifen durchsetzt. Die weisse Kernpartie in Fig. 2 bezeichnet 
eine Linse ziemlich klaren Chalcedons, die bei © eine feine Infiltrationsspalte hat. Die in Fig. 1 abgebildete 
Seite des Stückes ist nicht, wie SCHLÜTER angenommen hat, die Oberseite der Spongie, sondern der Unter- 
theil des Aulocopiums mit seinen charakteristischen stufenförmigen Absätzen. Die aufsteigenden Ringflächen 
dieser Absätze sind noch mit ihrer Deckschicht, die kieselig ist, bekleidet; dagegen ist diese auf den hori- 
zontalen Stufenflächen zerstört, wo eine kalkige, aber theilweise von Kiesel durchtränkte, durch Verwitterung 
zerfressne, rauh löchrige Gesteinsmasse zu Tage tritt. Die Aussenseite hat nichts an sich, was unsrer 
Bestimmung des Specimens als Aulocopium aurantium irgendwie entgegenstände. Das einzige, was wesent- 
lich neu und specifisch an ihm erscheinen könnte, ist der allerdings eigenthümliche Umstand, dass die Kiesel- 
häute, die die steilen Ringflächen der Stufen als Deckschichtreste umhüllen, nicht auf diese Aussentheile 
des Spongienfragmentes beschränkt sind, sondern auch das Innere des Körpers, und z. Th. bis an die gegen- 
überliegende Oberseite (Bruchfläche) reichend, durchsetzen. SCHLÜTER meinte deshalb, die Spongie bestände 
aus halbkugligen, sich umschliessenden Segmenten, wovon jedes mit einer dichten, dünnen Kieselschicht 
überzogen und dadurch von dem nächsten darüber und darunterliegenden Segmente getrennt wäre. Allein 
in Wahrheit sind diese Kiesellagen im Innern rein secundäre Bildungen, die verschieden deutlich entwickelt 
sind, in dem linken Theile von Fig. 2 überhaupt fehlen. Ihre Entstehung verdanken sie einer theilweisen, 
von der treppenförmigen Profilirung der Unterseite beeinflussten Zerspaltung des Stückes in schalenartige 
Theile. In den kegelflächigen engen Klüften hat sich einfiltrirter Kiesel abgesetzt, der aber, wie das Mi- 
kroskop lehrt, von hier aus auch seitwärts in das angrenzende Gestein mehr oder weniger reichlich ein- 
gedrungen ist, wodurch auf dem Vertikalschnitte (Fig. 2 rechts) lichtere und etwas dunklere Streifen und 
Bänder abwechseln. Die Ursachen für diese Art der Zerspaltung sind mir nicht hinreichend klar, um mich 
darüber äussern zu können. Aber die Erscheinung steht durchaus nicht vereinzelt da. Ich habe sie z. B. 
bei einem ganz typischen Aulocopium aurantium des Danziger Provinzialmuseums in ähnlicher Weise, wenn 
auch geringerm Grade wiedergefunden. Nur liegen bei diesem Specimen die Verhältnisse insofern .anders, 
und wie man sagen kann umgekehrt, als die feinen Spalten, die auch hier wiederum die Fortsetzungen der 
steilen, mit Deckschicht versehenen Stufenflächen bilden, vorwiegend leer oder nur mit einem lockern, rauh 
porösen, kalkigkieseligen Materiale erfüllt sind. Aber auch bei andern verkieselten oder halbverkieselten 
und dann stark verwitterten Lithistiden sind derartige Zerspaltungen und schalenförmige Ablösungen der 
Wände keine besondern Seltenheiten, während eine Einrichtung, wie sie SCHLÜTER voraussetzt, bei keiner 
Spongie bekannt ist. Die undeutlichen radialen, möglicherweise kammerbildenden Pfeiler, die SCHLÜTER 
erwähnt hat, sind in dem gröber krystallinisch gewordnen und dadurch aller organischen Strukturen baaren 
Kalke, der die linke Seite des Vertikalschnittes (Fig. 2) bildet, noch wahrzunehmen. Es sind die letzten 
durch den Fossilisationsprozess (Umwandlung in späthigen Kalk) noch nicht völlig verwischten und nach 
unsern frühern Erläuterungen unschwer zu erklärenden Spuren der Skeletstränge und Epirrhysen, die den 


264 (388) Silur. Orchocladinae. 


Basaltheil zusammengesetzt und durchzogen haben (vgl. Taf. 19, Fig. 3 rechts unten). Fügen wir endlich 
hinzu, dass der Chalcedonkern Skeletreste einschliesst, die, obwohl zum grössten Theile schlecht erhalten 
und secundär stark entstellt, doch noch hier und da die bezeichnenden Leiterstructuren des Aulocopium- 
Gerüstes bewahrt haben, so glauben wir über die wahre Natur von Domospongia silurica keine begründeten 
Zweifel zurückzulassen. 

Als Scyphia empleura? Münst. von Gotland hat Hısınger einen schlanken, mit geknoteten 
Längsrippen bedeckten Kegel von ca. 70 mm Länge und 20 mm Durchmesser abgebildet, den ich für 
die herausgefallne, oder sonst irgendwie zufällig isolirte Paragastererfüllung eines grossen Aulocopium 
aurantium halte. Die in Reihen stehenden Knoten entsprechen den Posticis der Paragasterwand. Aus 
dem Danziger Prov.-Museum liegt mir ein grosses Aul. aurantium von Prangenau vor, bei dem ein ganz 
gleichartiger schlanker Gesteinskegel mit seiner untern Hälfte noch in der verkieselten Spongie steckt, wäh- 
rend sein Obertheil, infolge Zerstörung der ihn umhüllenden Wand, frei darüber hinausragt. 

Aulocopium diadema RoEm. bezeichnet nur eine Wachsthumseigenthümlichkeit des Aul. aurantium, 
die besonders an ältern und grössern Exemplaren auftritt. Sie besteht darin, dass sich auf dem Untertheile, 
und wie es scheint vorzugsweise unterhalb des obern Deckschichtrandes, daneben aber auch öfter auf den 
tiefern Runzeln, starke Buckel, halbkuglige bis halbeiförmige Auswüchse, oder auch mehr gestreckte kräftige 
Querwülste bilden. Auf den untersten Basaltheilen findet man sie nicht, woraus hervorgeht, dass sie sich 
erst in höherm Alter der Spongie kräftig entwickeln. Ihre Dimensionen sind ebenso schwankend, wie ihre 
Vertheilung unregelmässig. In Taf. 18, Fig. 7 sind überhaupt nur die wenigen und z. Th. sehr flachen 
Buckel vorhanden, die die Vorderseite zeigt; auf der Rückseite fehlen sie gänzlich. Dennoch hat RoEMER 
auch dieses Stück zu Aulocopium aurantium gezogen; nach brieflicher Mittheilung von ConwENnTZz ist es 
das in der Lethaea erratica S. 70, 2. Zeile von unten erwähnte Specimen, das vorher schon Kıesow mit 
der RoErmer’schen Bestimmung aufgeführt hatte (vgl. S. 382 sub 1884). 

In dem Taf. 20, Fig. 3 abgebildeten Exemplare hat die Diadema-Form des Aul. aurantium die 
stärkste Ausprägung erfahren, die wir überhaupt beobachtet haben, und die auch von keinem Stücke des 
Breslauer Museums übertroffen wurde; denn die Originalfiguren zu RoEMER’s Aulocopium diadema sind 
stark idealisirt. Ein solche Regelmässigkeit hinsichtlich der Form und Vertheilung der Buckel, wie sie in 
diesen Figuren herrscht, haben wir nirgends und niemals wiederfinden können. In Taf. 20, Fig. 4, 
von Rormer ebenfalls zu Aul. diadema gestellt, gehören die Buckel ganz dem verkalkten Öbertheile an; 
es ist daher wahrscheinlich, dass die Deckschicht weiter hinaufgereicht und die rundlichen Buckel mit um- 
hüllt hat. Auch die flach gewölbte Oberseite des Stückes zeigt einige unregelmässig vertheilte Hügel; aber 
das sind keine ursprünglichen Bildungen mehr, denn der mediane Vertikalschnitt durch das Stück lehrt, 
dass der kalkige Obertheil durch Abrollung stark reducirt worden ist. 

Die Diadema-Ausbildung findet sich nicht nur bei den typischen apfelförmigen Gestalten von Aul. 
aurantium, sondern auch bei solchen Formen, die nach Marrın zu einer besondern Art, zu seinem Aulo- 
copium variabile gehören. Eine derartige Diadema-Form des sog. Aul. variabile ist z. B. auch 

Silurispongia conus Martın. Wir haben das Original untersuchen und daran feststellen können, 
dass das Skelet dasjenige von Aulocopium ist, die „Scheitelfläche* aber, die Marrın zur Aufstellung der 
neuen Gattung veranlasst hat, nicht den ursprünglichen obern Abschluss der Spongie, sondern die Trennungs- 
fläche zwischen dem erhaltnen kieseligen und dem zerstörten kalkigen Theile darstellt. 


Aulocopidae: Aulocopium aurantium variabile. (389) 265 


Als eine selbständige Art lässt sich Aulocopium variabile Marrın nicht begründen. Doch halten 
wir es für zweckmässig einen Theil der darunter begriffnen Formen von den typischen Apfelgestalten des 
Aulocopium aurantium als 


Aulocopium aurantium variabile 


abzusondern. Wir verstehen darunter die gestrecktern Formen mit spitzer konischem Basaltheil und zu- 
gleich höherm, mehr walzenförmigem als halbkugligem Obertheile (vgl. Taf. 21 u. 22). 


Fig. 118. 


Fig. 117—121. Anlocopieum aurantium variabile. 


Fig. 117. Verkieselter Basalkonus von ca. 90° Neigungswinkel. In ca. ®/,. Geschiebe von Kollau bei Hamburg 
Orig. im Hamburger Museum. — Fig. 118. Verkieselter Basalkonus von 90—85° mittlerm Neigungswinkel. Wenn man das 
Stück auf 45—50 mm Höhe, d. h. den Obertheil etwa halbkuglig ergänzt, so verhält sich die Höhe zum Durchmesser wie 
1:0,8 bis 0,75. Ueber die kegelflächige Scheitelseite vgl. die Erklärung zu Fig. 108. Geschiebe vom Lochemerberg. Orig. 
im Leidener Museum. — Fig. 119. Verkieselter Basalkonus mit ca. 85° mittlerm Neigungswinkel. Schwache Diadema-Ausbildung. 
In ca.%/,. Geschiebe vom Lochemerberg. Orig. im Leidener Museum. — Fig. 120. Verkieselter Basalkonus mit ca. 80 ° 
mittlerm Neigungswinkel. Wenn man das Stück auf 60—65 mm Höhe, d. h. den Obertheil etwa halbkuglig ergänzt, so ver- 
hält sich die Höhe zum Durchmesser wie 1: 0,65 bis 0,6. In ca. ®/,. Geschiebe vom Lochemerberg. Orig.im Leidener Museum. 
— Fig. 121. Verkieselter Basalkonus mit ca. 75° Neigungswinkel. Geschiebe von Sylt. Original im Münchener Museum. 


MARTIN hat unter Aul. variabile sowohl platt kuchenförmige Reste (wie in unsrer Figur 110) als 
auch halbkuglige Formen mit spitzerm Basalkonus verstanden (wie in Fig. 112, die der Marrın’schen 
Abbildung sehr nahe kommt). Wenn man aber zugiebt, dass die flachen Kuchen nichts andres als die 


isolirten Untertheile von Aulocopium aurantium sind, so fällt damit das ganze Aulocopium variabile im 
Palaeontographica. Bd. XLI. 34 


266 (390) Silur. Orchocladinae. 


Marrın’schen Sinne; denn die ganz flachen („Extrem: Höhe 3 cm, Durchmesser 9—10 cm‘) und die 
spitzern Untertheile („Extrem: H. 5 cm, D. 7,5 cm“) sieht Marrın selbst nicht als specifisch verschieden 
an. Jedenfalls ergiebt sich hieraus, dass die Art in dem ursprünglichen Umfange nicht bestehen bleiben 
kann. Dagegen könnte man fragen, ob es richtig ist, sie gänzlich einzuziehen, ob man nicht wenigstens 
solche Formen wie Silurispongia conus MaArr., wie die in Taf. 21, Fig. 4—6, Taf. 22, Fig. 1—3 und 
namentlich Fig. 4 abgebildeten, als specifisch verschieden von Aulocopium aurantium gelten lassen müsse. Doch 
auch das ist zu verneinen, weil man zwischen die Extreme von gestreckt walzigen Formen mit spitzen Basal- 
kegeln einerseits und typischen, kugligen Gestalten mit ganz flacher Basis andrerseits eine durchaus lücken- 
lose Reihe von Uebergangsformen einschalten kann. Ich habe mir eine solche Reihe von 30 Gliedern zu- 
sammengestellt, bei denen der mittlere Neigungswinkel des Basalkonus ganz allmählich immer steiler wird 
(von ca. 170° auf 75° abnimmt), und die Obertheile ebenfalls länger werden, so dass sich das Verhältniss 
von Höhe zu Durchmesser der Spongien schrittweise von ca. 1:1,2 auf 1:0,5 verändert. Doch erfolgt die 
Streckung nicht immer so, dass mit dem spitzer werdenden Basaltheile zugleich eine walzige Verlängerung 
des Obertheils verbunden wäre. Das zeigen z. B. Taf. 18, Fig. 9 und 2, die trotz spitzer Basalkegel von 
nur 110—105° und 100° mittlern Neigungswinkeln typische Aurantium-Formen mit kugligen Obertheilen 
sind. Auch Fig. 112 und die Original-Abbildung von Marrın’s Aulocopium variabile stellen derartige Formen 
dar, die vielleicht nicht seltner sind, als die mit flacher Basis. Dagegen habe ich bisher, ohne dass 
es möglich wäre, diesen Umstand für eine Artentrennung zu verwerthen, gestreckte walzige Formen noch 
niemals mit ganz flachem Boden angetroffen. ; 

Das Verhältniss von Höhe zu Durchmesser ist bei den typischen Apfelgestalten mit flacher Basis, 
nach unverletzten Exemplaren beurtheilt, 1:1,2 bis 1,0. In Taf. 18, Fig. 9 wie 1: 1,1; in Taf. 18, Fig. 2 
wie 1:0,9. Bei den etwas gestrecktern Formen wie in Taf. 22, Fig. 1 und 3 (zu ihnen haben wahrschein- 
lich auch Taf. 21, Fig. 3 und Textfigur 118 gehört, vgl. die Erklärungen dazu) ist es 1: 0,8 bis 0,7. Bei 
Stücken wie Taf. 22, Fig. 4 und Textfigur 120 kann man es auf 1:0,6 schätzen. Einen der Fig. 120 
ganz ähnlichen, aber sehr viel grössern Basaltheil (von Georgensdorf in Westpreussen) besitzt das Provinzial- 
museum in Danzig. Es ist 95 mm dick und, obschon abgebrochen, noch 115 mm hoch. Die Deckschicht 
reicht bis zum obern Bruchrande. Seine ursprüngliche Höhe kann man auf wenigstens 150 mm schätzen, 
sie mag aber auch 175—180 mm betragen haben (woraus H:D = 1:0,6 bis 0,5). 


Alter und Vorkommen von Aulocopium aurantium. Im Unter-Silur der russischen Östseeprovinzen. 
Jewesche und Lyckholmsche Schicht (Dı und Fı, Fr. Schmipr). (Nach Kızsow auch als Geschiebe der 
Borkholmer Schicht (F,); worauf sich diese Ansicht stützt, ist nicht zu ersehen). 

Auf Gotland nur als lose Geschiebe, hauptsächlich auf dem Ströcklandinia-Mergel (Upper Llandovery) 
und dem jüngern Mergelschiefer (Wenlock-Shale) (Lixpström’s Schichten b und c). Doch hält es Lixp- 
ström, nach einer brieflichen Mittheilung von ihm, für wahrscheinlich, dass die meisten Gotländer Aulocopien 
aus zerstörten ältern Schichten herstammen. 

Die Art ist mir von folgenden Fundpunkten bekannt geworden: Estland: Kuckers, Türpsal 
(Jewesche Schicht); Sallentack, Kirchspiel Haggers (Lyckholmsche .Schicht)'. — Ost-Preussen: Loyer 


1 Im Münchener Museum liegt ein grosser verkalkter Obertheil, der nach Scauipr’s Etikette aus der Kuckerschen 
Schicht (C,) von Erras stammt. Scuwipr hat aus dieser Schicht sonst keine Aulocopien angegeben. 


Aulocopidae: Aulocopium eylindraceum. (391) 267 


See, Kreis Goldap; Gross Schönau, Kr. Gerdauen; Königsberg; Schaaken, Kr. Königsberg; Weischkitten, 
Kr. Fischhausen. — West-Preussen: Rosenberg; Belschewitz, Kr. Rosenberg; Georgensdorf, Kr. Stuhm; 
Neuhof, Kr. Löbau; Jacobsau bei Lessen, Kr. Graudenz; Dirschau; Danzig; Brentau, Kr. Danzig; Prangenau, 
Kr. Karthaus; Klanin, Kr. Putzig; Neustadt; Oxhöft, Kr. Neustadt; Plietnitz, Kr. Deutsch-Krone. — 
Posen: Posen, Fordon bei Bromberg. — Sadewitz in Nieder-Schlesien. — Kosodelez in Galizien. — Britz 
bei Berlin. — Hamburg; Kollau, Poppenbüttel und Winterhude bei Hamburg. — Holstein: Gaarden bei 
Kiel; Hohenwestedt bei Itzehoe; Heide in Norder-Dithmarschen; Insel Sylt (häufig). — Oldenburg. — 
Niederlande: Lochemerberg (häufig) und Hasfinksberg bei Lochem, Prov. Gelderland; Ootmarsum, Hellen- 
doorn, Haarler Berg bei Haarle, Prov. Oberijssel. — Gotland: Wisby, Westergarn u. a. P. (häufig). 


63. Aulocopium cylindraceum F, Rormer. — Taf. 22, Fig. 5, 6; Taf. 24, Fig. 3; Textfigur 122; 
[Taf. 10, Fig. 9 z. Th.; vgl. die Erklärung dazu (?)]. 


1861. Aulocopium cylindraceum F, Rormer. Foss. Fauna d. Silur.-Diluv.-Geschiebe von Sadewitz. S. 9; Taf. 3, Fig. 2a, b. 


Bedeutend verlängerte oder doch sehr schlanke, relativ dünne, 
walzenförmige bis spitz dornförmige Aulocopien mit sehr steilen Basal- 
kegeln. Bisher sind nur die beiden verkalkten, von RormEr beschriebenen 
Sadewitzer Originale und die drei von uns abgebildeten Exemplare, die ver- 
kieselt sind, bekannt. Mit Ausnahme des auf Taf. 24, Fig. 3 wieder- 
gegebenen Specimens sind alle andern von einigen unregelmässigen Quer- 
einschnürungen umgürtet, auch wohl mit einzelnen stumpfen Höckern aus- 
gestattet. Geringe Deckschichtreste sind nur in Taf. 22, Fig. 5 und 
Taf. 24, Fig. 3 und zwar in beiden Fällen nur an der untern Spitze er- 
halten. Das Paragaster ist eng röhrenförmig und tief, in der Regel 
reicht es bis nahe zum Fusspunkte der Spongie; in Fig. 122 durchbohrt 
es das ganze Fragment. Scheitelfläche mit kurzen Oberflächenfurchen. 


Eine Uebergangsform zwischen Aulocopium aurantium variabıle 
und Anlocopium cylindraceum bildet Taf. 22, Fig. 5 durch ihre noch 
ziemlich gedrungenen Verhältnisse und ihr mässig tiefes Paragaster. Doch \ 1 
ist der mittlere Neigungswinkel des Basalkonus bereits bis auf ca. 50° 
zugespitzt. In Taf. 24, Fig. 3 beträgt er etwa 40°, in Fig. 122 ca. 30° ie nee Alan 
(bei den Rormer’schen Originalen ca. 50° und 65°). Dass einmal der F. Rosı. Inca. !/,. Verkieseltes Ge- 
vollständige Anschluss an Aulocopium aurantium variabile gelingen wird, schiebe von Langenhorn bei Hamburg. 
halten wir schon nach dem geringen, jetzt vorliegenden Materiale für recht Sys a ERDE Sen LIINEEn 
wahrscheinlich. 

Der Skeletradiant liegt nach Rormer’s Beschreibung bei den Sadewitzer Exemplaren zwischen Para- 
gasterboden und Fusspunkt, d.h., weil ja das Paragaster sehr tief herabreicht, nahe über dem Fusspunkte. 
Dasselbe ist bei unserm Specimen Taf. 24, Fig. 3 der Fall, wo wir den Radianten 3—4 mm, die Para- 
gasterspitze höchstens 6 mm über dem Fusspunkte finden (vgl. Fig. 2 und 3 auf Sr a2 was) 


268 (392) Silur. Orchocladinae. 


Die Skeletdimensioven wurden bei Fig. 122 im ganzen etwas grösser als gewöhnlich gefunden, die 
Entfernung der Strangaxen betrug 375—560 u (vgl. S. 381). 

Die von Hısınger als Scyphia empleura ? Müxst. bezeichneten Steinkerne (vgl. S. 388) können auch 
von Aulocopium ceylindraceum herrühren. 


Alter und Vorkommen. Unter- und Ob®r-Silur. Bisher nur als Geschiebe aus Norddeutschland 
und Gotland bekannt. Fundpunkte: Sadewitz in Niederschlesien (Lyckholmsche Schicht Fı, Fr. Schumpr) ; 
Angermünde i. d. Mark; Langenhorn bei Hamburg; Neustadt in West-Preussen. In Gotland nach Liwp- 
ström auf den Schichten c, den Aequivalenten des Wenlock-shale (List of the Foss. Faun. of Sweden. II. 
Upp. Silur. S. 23). Ich selbst habe noch keine Exemplare von Gotland gesehen. 


Untergattung Aulocopella Rrr. 


Von Aulocopium dadurch verschieden, dass der Skeletradiant nicht an oder dicht über dem Fuss- 
punkte, sondern wie z. B. bei den Astylospongiden inmitten des Spongienkörpers liegt. Ob die hierhergestellten 
Schwämme eine Deckschicht besassen, konnte wegen ungünstiger Erhaltung der bisher bekannten Reste noch 
nicht festgestellt werden. Kanalsystem, Gerüstbau und Dimensionen des Skelets ganz wie bei Aulocopium. 


Alter. Unter- (Ober-?) Silur. 


64. Aulocopella cepa (F. Rorm.) Rrr. — Taf. 19, Fig. 4, 5; Taf. 22, Fig. 7; Textfigur 123. 


1861. Aulocopium cepa F. Rormer. Foss. Fauna Silur-Diluv.-Geschiebe von Sadewitz. S. 7; Taf. 2, Fig. 2a, b. 
1861. Aulocopium hemisphaericum F. Rorm. Foss. Fauna Silur-Diluv.-Geschiebe von Sadewitz. S. 6, Taf. 2, Fig. 3a, b. 
1861. Astylospongia pilula z. Th. F. Rorv. Foss. Fauna Silur-Diluv.-Geschiebe von Sadewitz. S. 12, Taf. 3, Fig. 4b, 


Kuglig bis quergestreckt ellipsoidisch oder liegend halbeiförmig. Die zugespitzte Form, die die 
obre Hälfte des Rormer’schen Originals hat, ist nach meiner Ansicht nachträglich durch Abrollung ent- 
standen, weil die Umrisslinien dieses Obertheils nicht mit den innern, ursprünglich doch als Oberflächen- 
furchen angelegten Bogenkanälen parallel laufen, sondern die peripherisch liegenden Kanäle, bevor diese das 
Paragaster erreichen, abschneiden (vgl. Rorm. Sadew. Taf. 2, Fig. 2 b rechts), und weil sich die unregel- 
mässigen Eindrücke, Rinnen, Knoten und Höcker der Oberfläche (ibid. Fig. 2a) z. Th. als zweifellose Ver- 
letzungen dokumentiren. Auch das von uns im vertikalen Medianschnitt abgebildete Stück (Taf. 22, Fig. 7) 
ist nicht mehr vollständig. Ein kleineres Specimen des Breslauer Museums hat nebenstehenden Umriss 
(Fig. 123), der der ursprünglichen Form der mehr niedergedrückten Individuen am meisten zu entsprechen 
scheint. Ausserdem kommen fast rein kuglige Gestalten vor, wie Taf. 19, Fig. 4, 5 zeigt; auch das von 
ROEMER a. a. O. als Astylospongia pilula im Durchschnitt abgebildete Exemplar, das jedenfalls eine Aulo- : 
copide.ist, zähle ich zu diesen Kugeln von Aulocopella cepa. Dass in dieser Abbildung das Paragaster fehlt, kann 
dadurch erklärt werden, dass der Schnitt zwar durch den Skeletradianten, aber nicht zugleich durch die 
vertikale Mittellinie gefallen ist (vgl. auch die Erklärung zu Taf. 19, Fig. 5). Bei einer andern 
kugligen Aulocopella cepa' von ca. 30 mm Durchmesser sind Paragaster und Aporrhysen deutlich erhalten. 


i Ebenfalls von Sadewitz, auf einer kleinen hornförmigen Koralle sitzend. Im Breslauer Museum. 


| 


Zr u u 


Aulocopidae: Aulocopella cepa, Aulocopella winnipegensis. (393) 269 


Eine Deckschicht wurde bis jetzt bei keinem Exemplare beobachtet. Da aber alle vollständig ver- 
kalkt sind und als Geschiebe gelitten haben, so wäre es nicht erlaubt, aus dem jetzigen Mangel der Deck- 
schicht auch auf deren ursprüngliches Fehlen zu schliessen. 

An das flache Paragaster schloss sich ein Bündel von Vertikalröhren mit sehr dünnen Scheide- 
wänden. Da diese z. Th. zerstört worden sind (vgl. S. 383), so erscheint das Paragaster jetzt eng und tief, 
bis dicht über den Radianten herabreichend, Taf. 22, Fig. 7. Der 
Radiant, der in dieser Figur von einer kleinen skeletlosen Lücke 
gebildet wird, liegt, nach den vorhandenen Exemplaren zu urtheilen, 
in der Regel etwa in ‘/, der ganzen Körperhöhe über dem Fuss- 
punkte. 

Römer’s Aulocopium hemisphaericum ist nach der Ab- 
bildung eine dureh besonders hoch gelegenen Skeletradianten aus- 
gezeichnete Aulocopella. Die halbkuglige Oberseite theilt Aul, Fig. 123. Aulocopellu cepa (F.Röm.)Rrr. Profil- 
hemisphaericum nach dem vorher Gesagten mit Aulocopella cepa. linie durch ein kleineres, wahrscheinlich ziem- 
So bliebe nur die concave Unterseite des erstern als trennendes lich vollständiges Exemplar. In ‘/,. Der Punkt 
Merkmal übrig. Besass aber Aulocopella eine Deckschicht, so ist ee: Be 
es nach S. 385 nicht unwahrscheinlich, dass die concave Unterseite witz. Orig. im Breslauer Museum. 
nur die Ablösungsfläche zwischen verkieseltem Untertheil und 
kalkigem Obertheil darstellt. Entbehrte sie dagegen der Deckschicht, und war die Basalseite bei manchen 
niedergedrückten Individuen schon ursprünglich so flach, wie z. B. in unsrer Taf. 22, Fig. 7, so halte ich 
den Unterschied, den dagegen Aul. hemisphaericum zeigt, zur Begründung einer eigenen Species für zu 
gering, um so mehr als die Römer’sche Art nur in einem einzigen Exemplare, das ein weiches Kalk- 
geschiebe ist, vorliegt. 

Der centrisch-radiale Bau der Aulocopellen schliesst die Möglichkeit einer breiten basalen Anheftung 
nicht aus‘. 


Alter und Vorkommen. Im Unter-Silur Estlands und zwar in der Jeweschen Schicht (D!, Fr. 
Scauipr) bei Kuckers, in der Lyckholmer Schicht (F') bei Sallentack gefunden. — Das Taf. 19, Fig. 4 
abgebildete Specimen soll von Gotland stammen; doch bleibt festzustellen, ob die Art dort wirklich vor- 
kommt. Lmpström hat zwar Aulocopium hemisphaericum (?) auch in die Liste der Gotländer Fossilien 
mit aufgenommen (535, II, S.23), doch hat er mir geschrieben, dass das mit Unrecht geschehen sei. 


65. Aulocopella winnipegensis Rrr., n. sp. — Taf. 24, Fig. 4—6, Textfigur 124. 


Der grossen Zuvorkommenheit von Prof. WırHzAves, der mir das auf Taf. 24 Fig. 4 abgebildete 
Fragment zur Bestimmung übersandt hat, verdanke ich die Kenntniss dieser merkwürdigen Spongie, die 
durch ihre seltsame Form vor allen andern Aulpcopiden ausgezeichnet ist und zu diesen dadurch in dem- 
selben Verhältniss steht wie die eretacische Siphonia (Hallirhoa) costata zu den übrigen Siphonien. 


1 Vgl. z. B. die recente Anthastra pulchra Soru. (610, Taf. 12, Fig. 1, 23), Anthastra pyriformis Sour. (610, Taf. 15, 
Fig. 1, 2) u. a. 


970 (394) Silur. Orchocladinae. 


Taf. 24, Fig. 4 zeigt die Scheitelseite des Fragmentes, (dessen Begrenzung rechts durch die 
zwischen A und B liegende Bruchfläche gebildet wird). Die glatten Theile sind die Gesteinsausfüllungen ur- 
sprünglich leerer Räume. P ist die Paragasterausfüllung, @'—@?—G° sind sphärische Zweiecke, wie die 
Theilstücke einer Apfelsine gestaltete Gesteinskeile, deren innere grade Kanten (Schneiden) ungefähr 
parallel zur Höhenaxe der Spongie, also ungefähr 
senkrecht von der Scheitelseite nach der Basalfläche 
laufen. Die Untersicht entspricht daher ganz der ab- 
gebildeten Aufsicht, nur mit dem Unterschiede, dass 
unten das Paragaster fehlt und die Basalfläche im 
Gegensatze zu der convexen Scheitelfläche concav ein- 
gewölbt ist, Fig. 124. Zwischen den Sedimentkeilen 
G', @? etc. sitzt der in eine Anzahl kräftiger Rippen 
oder Flügel zerschlitzte Skeletkörper, von dicken bogen- 
förmigen Aporrhysen durchzogen, die auf der Oberfläche 
des stark abgewitterten, wahrscheinlich auch gerollten 
Stückes (Taf. 24, Fig. 4) in unterbrochnen Furchen 
zu Tage treten. 

Der vertikale Medianschnitt durch jeden Flügel 
zeigt nebenstehendes Bild (Fig. 124), das sich aus der 
Combination der vertikalen Bruchflächen des Stückes 
und einem Schnitt durch die Paragasterlängsaxe er- 
giebt. Das Paragaster ist tief; es reicht bis dicht 
über den Skeletradianten, der ungefähr in , der 
Fig. 124. Aulocopella winnipegensis Brr. Vertikaler Median- ganzen Körperhöhe liegt. Der Radiant selbst war 
schnitt durch einen Flügel der Spongie bis zur Mittellinie 3 n & : 
hin. Die Skeletstränge z. Th. ergänzt; aber ihr Verlauf in nicht genau zu beobachten; seine Lage lässt sich aber 

der Hauptsache am Original noch deutlich zu verfolgen. durch den Verlauf und die Convergenz der Skeletstränge 

so sicher bestimmen, dass die mögliche Abweichung 

von unsrer Angabe kaum mehr als I—2 mm betragen kann. Die kräftigen Bogenkanäle sind 1',—2 mm 

dick. Besondre Epirrhysen habe ich nicht gefunden; doch ist es möglich, dass sie infolge der völligen 
und ungünstigen Verkieselung, die der Skeletkörper erfahren hat, verschwunden sind. 


Die Basalfläche haftet noch unlösbar am Muttergestein! (Fig. 124). Man darf daraus schliessen, 
dass die concave Form dieser Fläche ursprünglich ist; denn sonst müsste man annehmen, dass sie ihre 
Concavität zwar nachträglich, aber noch vor der Einbettung erhalten habe, wofür ihr regelmässiges 
Profil nicht spricht. 


1 Das Gestein ist ein eigenthümlicher, sehr gleichmässig feinkörniger Kieselkalk. Die Körnchen, die der Hauptsache 
nach aus 30—60 u grossen, wohlausgebildeten Kalkspatrhombo@dern bestehen, liegen in einer isotropen Kieselgrundmasse so 
dicht eingebettet, dass das Gestein trotz seines hohen Kalkgehaltes nur schwach mit Säuren braust. Von organischen Resten, 
etwa Spongiennadeln, wie sie in andern Kieselkalken verbreitet sind, ist das Sediment völlig frei. — Der gänzlich verkieselte 
Spongienkörper ist kalkfrei und nicht in isotrope SiO,, sondern in feintraubig kryptokrystallinischen Chalcedon umgewandelt. 


Aulocopidae: Aulocopella winnipegensis. (395) 271 


Ein Horizontalschnitt in halber Höhe durch das Stück liefert das auf Taf. 24, Fig. 4 zwischen A 
und C liegende Bild. In Verbindung mit Fig. 124 lehrt es, dass jeder der radialen Flügel durch eine 
radiale vertikale Symmetrieebene halbirt wird, von der aus die fiederstelligen Skeletstränge nach oben und 
unten und zugleich nach rechts und links aussen strahlen. 

Obgleich das Skelet secundär verkieselt und dadurch zum grossen Theile vernichtet ist, lässt sich 
doch noch mit aller Sicherheit erkennen, dass es im Bau und in den Dimensionen mit demjenigen von 
Aulocopium oder auch der amerikanischen Zittelella übereinstimmt. Die Entfernung der Strangaxen wurde zu 
350—500 u gemessen (vgl. S. 381). Irgendwelche Reste von Deckschicht konnte ich nicht auffinden. 

In den Figuren 5 und 6 auf Taf. 24 haben wir in '/, der natürlichen Grösse eine Reconstruction 
des Schwammes versucht; Fig. 5 zeigt die Seitenansicht, Fig. 6 die Untersicht. Die Spongie hat die Gestalt 
eines Zahnrades von wenigstens 150 mm Durchmesser und 75 mm Höhe, an dessen kegelförmig ausge- 
höhlter, ca. 45—50 mm dicker Axe (acht) radiale, halbmondförmige Flügel sitzen, die 15—20 mm dick und 
in der Aequatorialebene gemessen 50 mm lang sind. Vom Paragasterrande strahlen über die convexe Scheitel- 
fläche und die obern Flügelrücken Oberflächenfurchen nach unten. Die (nackte?) Basalfläche ist concav. 
In jedem Flügel sind die Skeletstränge symmetrisch zur radialen vertikalen Mittelebene angeordnet. 


Alter und Vorkommen, Unter-Silur. Trenton-Gruppe. Winnipeg See (Cat Head) in Central-Canada. 


Fortsetzung im 43. Bande der Palaeontographica. 


Druckfehler -Berichtigungen. 


Seite 350. Zeile 10 von unten lies Pycnopegma statt „Pyconopegma“. 
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Aa 73770) e 9 „ unten „ Skeletstränge statt Skeletsränge. 


Im Inhaltsverzeichnis unter XIII Schiosia lies p. 128 statt p. 126. 
Ebendaselbst unter IX Nerita lies p. 146 statt p. 147. 
Seite 91 Fussnote 5 fällt „— (Caprina carinata“ weg. 


. 13 auf p. 118 sollte eine genaue Reproduction derselben Figur auf p. 114 sein. Der feine Strich in 


Druckfehler - Berichtigungen. 


93 Zeile 10 von oben lies Cornucaprina statt „Caprina“. 
96 ee » ». Orbitolina statt „Orbitation“. 
105 unter Fig. 6 lies 3b—d. statt 3b.d. 

110 letzte Zeile fällt „unter sich“ weg. 

111 unter Fig. 11a—b lies p. 119 statt p. 120. 

113 Zeile 5 von oben fällt „Seite“ weg. 


der linken Höhlung omp fällt daher weg. 


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Tafel-Erklärung. 


Tafel XX. (Spongiologie Taf. XVIIL) 


Fig. 1. Chiastoclonella Headi Rrr. — S. 368. 


Verkieseltes Exemplar aus der Niagara-Gruppe in Decatur County, Tennessee. Original aus W.R. Hrap’s 
Sammlung, jetzt im Münchener Museum. 


Fig. 3—6, 8. Dendroclonella rugosa Rrr. — S. 376. 


Fig. 8, 3—4. Verkieseltes Exemplar in drei Ansichten: Fig. 8 von der Seite, Fig. 3 von unten, Fig. 4 von 
oben. Die linke Seite von Fig. 8 entspricht dem abwärts gelegenen Theil von Fig. 3 und 4. 

Fig. 5. Ein andres verkieseltes Exemplar von der Seite gesehen. 

Fig. 6. Medianer Vertikalschnitt durch ein drittes, aussen stark abgewittertes und oberhalb R abgebrochnes 
verkieseltes Exemplar. Aus der Anordnung der Skeletzüge geht hervor, dass die Scheitelpartie bei $ liegt, während 
R ungefähr die ursprüngliche Lage des Skeletradianten angeben dürfte. 

Niagara-Gruppe in Perry-County, Tennessee. — Originale aus E. O. Urrıcas Sammlung, jetzt im Münchener 
Museum. 

Fig. 2, 7, 9—12. Aulocopium aurantium Oswarn. — S. 381. 


Fig. 2. Kleines typisches Exemplar; von F. Römer (Leth. palaeoz. S. 308, letzt. Abs.) mit dem Original 
zu Goupruss’ Siphonia excavata verwechselt |vgl. Palaeontographica Bd. 40, S. 294, vorletzt. Abs. Das dort ange- 
führte Citat (193, S. 10) ist abzuändern in (382, S. 308)]. — Verkieseltes Geschiebe von Gotland. Nach einer vom 
Autor aufgenommenen Photographie gezeichnet. — Original im Bonner Museum. Vgl. S. 382, 383, 390. 

Fig. 7. Grosses ursprünglich apfelförmiges, von F. Römer als Aulocopium diadema bestimmtes Exemplar 
mit verkieseltem Untertheile, aber verkalktem und deshalb stark abgenagtem, zu einem fast eylindrischen dicken Zapfen 
reducirtem Obertheile. Osculum darin am obern Rande (rechts) deutlich, relativ eng. — Silurgeschiebe von Brentau, 
Kr. Danzig. — Original im westpreussischen Provinzial-Museum in Danzig. Vgl. S. 383, 385, 388. 

Fig. 9. Verkieseltes Geschiebe von Gotland. Die eigenthümlich höckrige Beschaffenheit des Obertheils ist 
erst secundär entstanden. — Original im Stockholmer Museum. Vgl. S. 382, 383, 390. 

Fig. 10. Typisches Exemplar. Verkieseltes Geschiebe von Britz bei Berlin. Die dünne Deckschicht unten 
etwas abgerieben. Das basale Knöpfchen etwas ergänzt. Die Linie s—s bezeichnet die Lage des Tangentialschnittes, 
nach welchem Taf. 23, Fig. 5 gezeichnet worden ist. — Original im Berliner Museum. Vgl. S. 382, 383. 

Fig. 11. Stark abgerolltes, völlig verkieseltes Geschiebe von Gaarden bei Kiel. — Original im Kieler 
Museum. 

Fig. 12, Medianer Vertikalschnitt durch das Specimen Fig. 11 in etwas mehr als doppelter Vergrösserung; 
zeigt vortrefilich den Verlauf der Skeletstränge, die gekreuzten Richtungen der nirgends zusammenfliessenden, sondern 
überall getrennt bleibenden Epirrhysen und Aporrhysen, und die regelmässige Anordnung der Postica auf der Para- 
gasterwand. Die besondern, dichten Wandungen, die ein Theil der schräg angeschnittnen Aporrhysen zeigt, sind 
erst durch die Verkieselung erzeugt worden. Die treppenförmige Profilirung der Basis fehlt infolge Abrollung. — 
Vgl. S. 371, 379, 383. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


 RAUFF: PALAEOSPONGIOLOGIE. 


Palaeontographica Bd. XLI. (Spongiologie Taf. XVIII.) Dafe N 


Rauff & Rose del. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXI. (Spongiologie Taf. XIX.) 


Fig. 1—3. Aulocopium aurantium Oswand. — S. 381. 


Fig. 1. Verkalkter Obertheil eines sehr grossen Exemplars gegen die Unterseite gesehen. Die weite schüssel- 
förmige Vertiefung ist also nicht Paragaster, sondern eine zufällige concave Grenzfläche, womit der Obertheil an den 
verkieselten, abgebrochnen und verloren gegangenen Untertheil stiess (Audlocopium discus F. Röxm.). Die kleine 
centrale Vertiefung bezeichnet den Durchschnitt durch den untern engen Spitzentheil des Paragasters. Die von hier 
ausstrahlenden radialen Leisten und zierlichen fiederstelligen Büschel rühren von mehr oder weniger schief durch- 
schnittnen (vgl. Fig. 3), verkalkten Skeletsträngen her, die z. Th. scharf herausgewittert sind. — Von Kuckers in 
Estland. — Original im Berliner Museum. Vgl. S. 383, 385. 


Fig. 2. Exemplar mit verkieseltem Untertheile und kalkigem, unregelmässig zerstörtem Obertheile. Die Deck- 
schicht war nicht auf den jetzt kieseligen Untertheil beschränkt, da kleine Reste davon, bei d und an einigen Stellen 
der Rückseite, auch noch den kalkigen Theil bedecken. — Geschiebe von Sadewitz in Nieder-Schlesien. — Original 
im Breslauer Museum. Vgl. S. 382, 383, 385. 

Fig. 3. Medianer Vertikalschnitt durch Fig. 2. Der Untertheil nach Art einer Achatmandel verkieselt, 
von concentrisch schaligem Bau, der die ursprüngliche, radialfaserige Structur zum grossen Theile völlig ausgelöscht 
hat. In der Paragastererfüllung Scheidewandreste von Vertikalröhren. — Vgl. S. 217, 2. Abs.; S. 231, vorletzt. 
Abs.; 8..382, 383. 


Fig. 4, 5. Aulocopella cepa (F. Römer) Rrr. — S. 392. 


Fig. 4. Verkalktes Geschiebe von Gotland. — Original im Kieler Museum. 
Fig. 5. Annähernd medianer Vertikalschnitt durch Fig. 4. 


Palaeontographica, Bd. XLI. 


PALAEOSPONGIOLOGIE. 


RAUFF 


Taf. ZXT. 


) 


X 


iologie Taf. XI 


Spong 


( 


ALI. 


ca Bd. 


l 


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Mr 


Ranff del. 


Palaeonto« 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXII. (Spongiologie Taf. XX.) - 


Aulocopium aurantium OswAnn. — S. 381. 


Fig. 1. Verkieselter Untertheil mit kleinwelliger knotiger Deckschicht, von unten gesehen. An Stelle des 
basalen Knopfes eine aufrecht stehende, mit Knötchen besetzte Leiste oder Falte in einer nabelartigen Vertiefung. 


Geschiebe von Klanin in West-Preussen. — Original im westpreussischen Provinzialmuseum in Danzig. Vgl. S.'383, 
Fig. 2. Geschiebe von Gotland. Der verkieselte Untertheil mit eigenthümlich knotiger Ausbildung der fein 
runzligen Deckschicht, die ursprünglich höher hinaufgereicht zu haben scheint. Obertheil verkalkt. — Original im 


Stockholmer Museum. Vel. S. 382, 383. 


Fig. 3. Völlig verkieselter, oben unregelmässig zerstörter Untertheil mit hoch hinaufreichender Deckschicht 
und beulenartigen Auftreibungen: Sog. Aulocopium diadema. Geschiebe von Gotland. — Original im Münchener 
Museum. Vel. S. 383, 385, 388. 


Fig. 4. Diadema-Form zeigt die mit Beulen besetzte Oberfläche nur an dem verkalkten Obertheile, während 
der verkieselte Untertheil eine einfache runzlige Deckschicht trägt. Geschiebe von Sadewitz in Nieder-Schlesien. — 
Original im Breslauer Museum. Vgl. S. 382, 383, 385, 388. 


Fig. 5—15. Hohle, corrodirte Skeletformen, wie sie sich vielfach ausser Zusammenhang mit andern 
Desmomen im Chalcedon der Untertheile finden. Sie sind hier durch völlige, sekundäre Verkieselung der benach- 
barten Skelettheile, die infolgedessen vernichtet sind, isolirt worden. — Fig. 5, 7, S, 10, 15 zeigen mehr oder 
weniger deutlich die langen wurzligen Ausläufer der Armenden, Fig. 8, 9, 11—14 den tetracladinen Charakter der 
Dendroclone. Fig. 6, 7, 13, 15 sind keine einheitlichen Gebilde, sondern enthalten Theile verschiedner aneinander- 
stossender Elemente. Aus einem Geschiebe von Gotland. — Original im Münchener Museum. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


rn EEE I 


PALAEOSPONGIOLOGIE. 


RAUFF 


Taf, XXI. 


(Spongiologie Taf. XX.) 


Rauff & Rose del. 


Palaeontographica Bd. XLI. 


Tafel-Erklärune. 


Tafel XXILI. (Spongiologie Taf. XXI.) 


Fig. 1, 2. Aulocopium aurantium OswALn. 


SCHLÜTERS Domospongia silurica. Fig. 1 von unten gesehen. Fig. 2 Durchschnitt nach der mittlern 
Vertikallinie durch Fig. 1. Geschiebe von Sadewitz in Nieder-Schlesien. Nach zwei vom Autor aufgenommenen 
Photographien gezeichnet. — Original im Bonner Museum. Vel. S. 387. 


Fig. 3. Uebergang zu Aulocopium aurantium variabile. 


Völlig verkieseltes Geschiebe von Jacobsau in West-Preussen. Deckschicht abgerieben. Der Öbertheil war 
höher, der jetzige Scheitel des Stückes hat ursprünglich noch unter dem Paragasterboden gelegen. Wahrscheinlich 
ist der Obertheil auch mehr halbkugelig gewesen und hat seine konische Gestalt erst nachträglich erhalten. — Original 
im westpreussischen Provinzial-Museum zu Danzig. Vgl. S. 582, 389, 390. 


Fig. 4—6. Aulocopium aurantium variabile. 

Fig. 4. Völlig verkieseltes Exemplar von der Seite gesehen, mit stark zernagten Seitentheilen. Deckschicht 
nur an der basalen Spitze erhalten. Geschiebe von Heide in Norder-Dithmarschen, Holstein. — Original im Kieler 
Museum. Vgl. S. 382, 383, 390. 

Fig. 5. Dasselbe Exemplar wie Fig. £ von oben gesehen. 

Fig. 6. Völlig verkieselter Untertheil einer wahrscheinlich recht schlanken Form. Deckschicht bis zum 
obern Rande des Fragmentes reichend. Geschiebe von Westergarn auf Gotland. — Original im Breslauer Museum. 
Vgl. S. 382, 390. k 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


RAUFF: PALAEOSPONGIOLOGIE. 


Palaeontographica Bd. XLI. (Spongiologie Taf. XXI,) Tarp XXIRE 


Rauff & Rose del. 


Tafel-Erklärunse:. 


Tafel XXIV. (Spongiologie Taf. XXIL) 


Fig. 1—4. Aulocopium aurantium variabile. 


Fig. 1. Gestreckte Form. Im Obertheil, der jetzt verkalkt und abgerollt ist, ursprünglich wohl annähernd 
cylindrisch. Verkieselter Untertheil mit hoch hinauf reichender Deckschicht. Geschiebe von Weischkitten in Ost- 
Preussen. — Original im Provinzial-Museum zu Königsberg. Vgl. S. 382, 383, 390. 


Fig. 2, 3. Exemplar mit gestreckt konischem, verkieseltem Untertheil. Obertheil verkalkt, in der Ansicht 
Fig. 2 durch Abscheuerung keilförmig, in der von Fig. 3 noch fast eylindrisch. Geschiebe von Königsberg in Ost- 
Preussen. — Original im Provinzial-Museum zu Königsberg. Vgl. S. 382, 390. 
Fig. 4. Verkieselter Untertheil mit kurzer, konischer Basis, auf der scharf abgesetzt ein mehr cylindrischer 
Theil ruht. Deckschicht bis zum obern Rande des Fragmentes reichend. Der kalkige Obertheil abgebrochen und 
verloren gegangen. _Der jetzt vorhandene erhöhte Scheitel bezeichnet eine ursprünglich noch unter dem Paragaster- 
boden liegende Stelle des Körpers. Geschiebe von Gotland. — Original im Göttinger Museum. Vgl. S. 383; auf S. 
384 die Erklärung zu Fig. 108; S. 390. 


Fig. 5, 6. Uebergang von Aulocopium aurantium variabile zu Aulocopium cylindraceum F. Rön. 


Fig. 5. Stark abgerolltes rübenförmiges Exemplar. Auf dem schmalen untern Ende Spuren der Deckschicht 
erhalten. Ob die Einschnürung im obern Theile ursprünglich ist, war nicht zu entscheiden. Geschiebe von Anger- 
münde in der Mark. — Original im Berliner Museum. Vgl. S. 391. 


Fig. 6. Vertikaler Medianschnitt durch Fig. 5. — Vgl. S. 371, 379. 


Fig. 7. Aulocopella cepa (F. Römer) Rrr. — S. 392. 


Vertikaler Medianschnitt durch ein völlig verkclktes, abgerolltes oder abgewittertes Exemplar. Aus der 
Jeweschen Schicht von Kuckers in Estland. — Original im Münchener Museum. Vgl. S. 371, 392, 393. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


RAUFF: PALAEOSPONGIOLOGIE. 


Palaeontographica Bd. XLI. (Spongiologie Taf. XXII.) Taf. XXIV. 


Rauff & Rose del, 


a 


R 


Tafel-Erkläruns. 


Tafel XXV. (Spongiologie Taf. XXII.) 


Fig. 1—5. Aulocopium aurantium Oswar». 


Fig. 1. Skeletpartie aus dem Original zu Marrın’s Silurispongia conus. Projection parallel mit den radialen 
Skeletsträngen. In 8%/,. Das verkalkte Skelet ist ausgehöhlt, die hohlen Desmome z. Th. zerstört, erweitert, entstellt 
und mit einander verflossen. Die dunkeln, scheinbar einaxigen Raupen sind die im Schliff zu oberst liegenden Theile 
der Stränge, die vom Schnitt aufgeschlitzt und mit festgeklemmtem Schmirgelpulver erfüllt worden sind. Das Specimen 
ist verkieselt. Lochemerberg in Holland. — Original im Museum zu Leiden. Vgl. S. 379. 


Fig. 2. Skeletpartie aus dem Taf. 18, Fig. 12 abgebildeten vertikalen Medianschnitt. Durch Zerstörung 
einzelner Glieder und durch secundäre Ansätze ziemlich stark entstellt. In 35/, bei auffallendem Lichte gezeichnet. — 
Velesw379: 

Fig. 3. Skeletpartie aus dem basalen Knopfe‘ eines Exemplares von typischer Apfelform und ca. 55 mm 
Durchmesser. Projection in 75/, parallel mit den radialen Strängen; 9 mm vom Fusspunkte (als Radianten), 5 mm 
von der seitlichen Begrenzungsfläche entfernt. Verkieseltes Geschiebe von Dirschau. — Original im westpreussischen 
Provinzial-Museum zu Danzig. Präparat auch in meiner Sammlung. — Vgl. S. 372, 380, 381. 

Fig. 4. Skeletpartie aus demselben basalen Knopfe wie Fig. 3; etwa 2 mm vom Radianten entfernt. Pro- 
Jection in 75/, quer zu den Skeletsträngen. — Vgl. S. 372, 380. 

Fig. 5. Skeletpartie aus dem Taf. 18, Fig. 10 abgebildeten Specimen. Projection in 75/, quer zu den 


Strängen aus einem nach Linie ss in genannter Figur gewonnenen Dünnschliffe. — Vgl. S. 372 [in Zeile 13 von 
oben muss es dort heissen Taf. 23, Fig. 4, 5, 7 anstatt Fig. 6, 7], S. 380. 


Fig. 6, 7. Aulocopella cepa (F. Röm.) Rrr. 


Fig. 6. Skeletpartie aus einem kleinen, kugligen, verkalkten Exemplare von Sadewitz. Schnitt parallel zu 
den Skeletsträngen. In 50/,. — Original im Breslauer Museum. 

Fig. 7. Aus demselben Specimen, wie Fig. 6, aber Schnitt quer zu den Strängen. 

Skeletformen in beiden Präparaten infolge der Verkalkung (Verkalkspathung) secundär verändert. 


Palaeontographica. Bd. XLI. 


ALAEOSPONGIOLOGIE. 


pP 


RAUFF 


Taf AN) 


giologie Taf. XXIII.) 


(Spon 


Palaeontographica Bd. XL1. 


FEEDE 


7 
2 
> 


wur 


Rauff & Rose del. 


SE 


Tafel-Erklärune. 


Tafel XXVIJ. (Spongiologie Taf. XXIV.) 


Fig. 1. Dendroclonella rugosa Rrr. — S. 376. 


Skeletpartie in 3%/), aus dem Taf. 18, Fig. 8 abgebildeten Specimen, ca. 5 mm vom Radianten entfernt. 
Schnitt parallel zu den Strängen. Die ausgehöhlten Desmome mit dunkelm Eisenoxydhydrat austapezirt, die Zu- 
sammensetzung der z. Th. secundär verdickten Stränge dadurch nicht mehr erkennbar. Die Einschiebung neuer 
Stränge deutlich. — Präparat auch in meiner Sammlung. 


Fig. 2. Aulocopium aurantium variabile. 


Tangentialschnitt quer zu den Skeletsträngen. Tetracladine Skeletelemente z. Th. noch verkalkt (secundärer 
Prozess), z. Th. von demselben braunen, kryptokrystallinischen Chalcedon erfüllt (tertiärer Vorgang), der sie einhüllt, 
und dadurch auf dem Wege völliger Vernichtung. In 80/,. — Insel Sylt. Original in meiner Sammlung. Vgl. S. 
9237, 2. Abs.; S. 230: 5. 327, 380. 


Fig. 3. Aulocopium cylindraceum F. Röm. — S. 391. 


Kleines, abgerolltes Exemplar; am untern Ende mit Ueberresten von Deckschicht. Verkieseltes Geschiebe 
von Neustadt in West-Preussen. — Original im westpreussischen Provinzial-Museum zu Danzig. 


Fig. 4—6. Aulocopella winnipegensis Rrr. — S. 393. 


Fig. 4. Das in natürlicher Grösse abgebildete Fragment reicht rechts nur bis zu der vertikalen Bruchfläche 
zwischen A und 2, nicht bis ©. Der zwischen A und C liegende Theil der Figur ist eine in der Weise gewonnene 
Ergänzung, dass durch das Spongienfragment ein mittlerer Horizontalschnitt gelegt und der abgeschnittne Untertheil 
bis in die Lage AC gedreht worden ist. P — Paragastererfüllung. @1, @2, G5 — keilförmige Stücke aus Sediment. 
Die beiden zwischen A und C liegenden Sedimentkeile sind also der mediane Horizontalschnitt durch @1 und @2. 
Die hellen Säume, die in diesem Schnitt (zwischen A und (©) die Sedimentkeile umziehen, und die concentrischen 
Streifen an deren äusserm Rande bezeichnen Verwitterungszonen. — Unter-Silur. Trenton-Gruppe. Winnipeg See 
(Cat Head) im englischen Central-Canada. Original im Museum der Geological Survey of Canada in Ottawa. 


Fig. 5. Reconstruction der Spongie. Von der Seite und etwas von oben gesehen. Ungefähr in 1/, der 
ursprünglichen Grösse von Fig. 4. 


Fis. 6. Reconstruirte Spongie von unten gesehen. 


Palaeontographica. Ba. XLI. P ar 2 SR 


en , A D 


«€ BE 


u 
una u 


RAUFF: PALAEOSPONGIOLOGIE. 


Palaeontographica Bd. XLI. (Spongiologie Taf. XXIV.) Roy. AV 


Rauff & Rose del. 


(Die beschriebenen Arten sind mit einem Sternchen (*) bezeichnet. 


Acrodus 172. 

Actaeonella 146. 

gigantea 143. 

var. elongata 143, 

” en var. subobtusa 143. 

(Volvulina) laevis Sow. *143. 

Sanctae-CrucisFurr.91.*143. 

(Volvulina) Schiosensis Böum 
*138, 

Actaeonina 146. 

Alopecias gigas Prozst 180, 

Apricardia Pironai Furr. 98. 

B var. gracilis Pır. 99. 

varatvpieaer, 99. 

5 rar. difformis „ 99. 

var. eristata Furt, 99, 


” 


b>] ” 


” 


” ” 
Arca sp. 91. *137. 
Asterodermus platypterus Ac. 

43. 44. 
Baptosaurus Marsh 6. "36. 
onchognathus MerrIAm 36. 

Flle 
(Macrosaurus) platypsondylus 

Marsn 87. 

5 fraternus MarsH 37. 
Batoidei Zırteu 41. 45. 
Campylognathus Zitteli Prien. *200— 217. 

*222. 
Cane di mare di Messina Srarr. 186. 
Canis carcharias 185. 
Caprina v’Ore. *103. 109. *121. 
sp. 89. 90. 99. *110. 
aversa D’Ore. 103. 
adversa Douy. 122. 
Agouilloni D’Orz. 94. 102. 108. 
carinata Bönm 92. 93. . 
communis Geum. 90. 103. 
Coquandi p’Ore. 102. 


41. 42, 


” 


Register. 


Caprina schiosensis Böun *115. 
#122, #128: 

> var, perforata Böum *115. 123. 

n „  eribrata ii 

2 ” 

5 „ loculata Börnu *121. 

schiosensis & Bönu *124, 

» 5) a eh 

Caprinidae *99. *109. 

Caprinula 99. 109. 

Caprotina 85. 90. 

hirudo Pır. 89. *129. 


” 


Cerithium aff. alpaghense Furr. 91. *145. 
cf. Haidingeri Zer. 91. *145. 


kn 
Chemnitzia 145. 

“ Paosi Bönm 145. 
Clidastes Copz 6. 7. *31. 
affinis Leinpy 35. 
cineriarum CoPE 35. 


iguanavus Core 36. 
intermedius Leiıpy 36. 
liodontus MERRIAM *35, 


5 medius n *34, 
R planifrons Core 25. 
15 propython „ 33. 


pumilus Marsh *35. 
rex MARsH 35, 
stenops ÜorE 39. 
tortor CopE 34. 35. 
velox Marsu "34. 35. 
Wymani Marsa 35. 
Coeloptychium acaule GorDF. 
Conus Puschi Mıcn. 133. 
Remondi GAzB 138. 
restitutus WuıeE 133. 

„ schiosensis Bönm 89. *133. 
Coprolithus Mantelli Creon. 167. 


” 


” 


SR), 


*116. *119. 
solida Bönm *117. *118. *120. 


(Edestosaurus)dispar MARSH 39. 


Zur Abhandlung Rauff wird später ein besonderes Register ausgegeben.) 


Coralliochama Wuıre 102. *104. 
5 Bayani Dovv. 102. 
„ Oreutti Waıre 104. 

Cornucaprina Furr, *106. 
en carinata Bönn 94. 
» „ Furt. 88, 

115. 118. 122. 
Cucullaea 137. 
Diceras (Apricardia) Pironai Bönm 87, 
88. 89. *98. 

Dimerella 55. 

Dimorphodon Owen 199. 205. *219. 

; macronyx Buckr. 200, 
Dorygnathus WAscner 200. *219, 
Edestosaurus Mars# 31. 
Elasmobranchii BonxaAr. 41. 45. 
Elasmosaurus platyurus 4. 

Eulima amphora p’Ore. 145. 

D texana Rönu. 145. 
Gemmellaria Mun.-Cuarn. 103. 
Ginglymostoma cirratum Hasse 165. 
Glossopetrae Fausas 174. 178. 
Hadrosaurus minor 4. 

Hainosaurus Dorto 5. 6. 
Halorella Bırıy. 54. 
Haploscapha excentrica 3. 

y grandis 3. 
Helodermatidae 14. 

Hesperornis regalis 4. 

Hippurites 85. 

dilatatus Zırr. 139. 
giganteus p’Hunz.- Fırm. '92. 

142. 
gosaviensis Douv. 142. 
hirudo Par. 129. 

Oppeli Dovv. 91. 92. *139. 
Zitteli Mun.-Cuarnm. 139. 
Zurcheri Douvv. 141. 


*106. 


Holosaurus MARsH 26. 
Janira Zitteli Pır. 98. 
Ichthyodectes polymicrodus 4. 
Ichthyornis celer 4. 
3 dispar 4. 
Ichthyosaurus 6. 
Inoceramus Cripsii MAnt. 94. 
% problematicus 3. 

Lamna acuminata Ac. 165. 174, 

„  euspidata 4. 

» JInaequilateralis Gewun. 180. 

5 Lyelli Geum, 180. 

r Mantelli Mant 174. 

„» oxyrhina Cuv. 186. 

n petricoriensis Coqu. 174. 

„ Spallanzani Bonar. 186. 

„ speciosa Neucep. 165. 
Leptaena appenninica Can. 52. 
Lestosaurus Marsh 8. 25. 
Lima (Ctenoides) sp. 89. *97. 98. 


„ af. consobrina p’Orr. 89. *97. 137. 
„ (Acesta) subelypeiformis Furr. 94. 


Liodon Owen 6. 14. 35. 

n congrops CoPpE 25. 
Lithodomus avellana p’OrB. 89. *98. 
Lytoceras sp. 89. *137. 

Microlepis 172. 
Microschiza Gemm. 145. 
Mitrocaprina Böhm *102. 109. 
Monitor 4. 11. 
Monopleura forojuliensis Pır. 89. 99. 
„ trilobata 130. 
Mosasauridae 14. 
Mosasaurus Coxye. 4. 6. 11. 
s Maximiliani GoLpr. 4, 
Mustelus laevis 172. 


Natica (Amauropsis) bulbiformis Sow. 146. 


„  fadaltensis Bönu 91. *146. 
Neithea Zittteli Pır. 89. 94. *98, 
Nerinea Derrancr *134. 

n candagliensis Pır. 89. *134. 

e forojuliensis Pır. 89, *134.| 

e Jaekeli Furt. 87. 88. 89. *135. 

” Marironii Pır. 89. 

„ subnodulosa Furr. 89. 134. 

} schiosensis Pır. 89. *134. 


Nerita (Otostoma) depressa Furr. 91. *146. 


»  Ombonii Furr. 91. 92. 94. *146. 
»„ Prevosti Gemm. 136. 
„  Taramellii Pır. 88. 39. *136. 


Neritina(Damesia) Decheni HorzAaprer 147. 


Onchus tenuistriatus Ac. 172. 


ee 


Oonia 145. 
Orbitolina Böumn 88. *96. 98. 
Orthoidea liasina FRIREN 92. 
Orthoptychus Furr. *108. 
B striatus Furr. 108. 126. 
Ostrea congesta 3. 
„  aft. Munsoni Hırı 89. *96, 
„ schiosensis G. Bönu 89. 
Oterognathus Dorio 5. 6, 
Otodus 165. 
h apiculatus Ac. 165. 178. 
» appendiculatus 165. 
> divaricatus 4. 
rn oxyrhinoides Sauv. 174, 
ei subbasalis Kıpr. 165. 
Oxyrhina Agassizii Le Ho *185. 
e angustidens Reuss *176. 
Benedeni Le Hox 182. 
H brevis Costa *183. 
Mn complanata Sısu. *184, 
n conica Dayıs 165. "178. 
h crassa AG, *182. 
er crassidens Dıxon *177. 
5 Desorii Ac. *180. 
»„  Enysii Davıs 187. 


5 extenta Leıpy 157. 175. 

R fastigiata Davıs 187. 

5 Forestii LaAwıey 182. 

” gibbossima LAwLer 182, 

5, glauca MÜLLER & Hexe *187. 


5 gomphodon MÜLLER & HExLE 
158. 179. *185. 186. 

F gracilis Le Hox 180. 

5 grandis Davıs 187. 

5 Haastii Davıs 187, 

23 hastalis As. 156. *178. 


r heteromorpha Reuss *176. 
ss incerta Mich. 180. 
5 isocelica Sısm 178. 


> Kochi Wınkr. *185. 

” lata Davıs 187. 

m laevigata Darm. *181. 

en leptodon As. 178. 

5 Lundgreni Davıs *178. 

5 macrorhiza Pıcr. & Caup. 173. 


R Mantelli Ac. *156—173. *174. . 


u minuta Ac. *182. 

„ nova Wınkr. *182. 

ed numida VArenc. *185. 
% plana Ac. *183. 

> plieatilis Ac. 178. 

= quadrans Ac. 178. 


Öxyrhina quadrans Lawıey 182. 
„3 recta Davıs 187. 
= retroflexa Ac. 178. 
3; Rouillieri Kıpr. *177. 
en Sillimani Gıse. *181. 
, Spallanzani Bonar. 186. 
e subbasalis Kıpr. *177. 
” subinflata NeuGee. *173. 180. 


5 subvexa Davıs 187. 

en Taroti Rovarr *184. 

55 triangularis Eserr. *177. 
" trigonodon As, 178. 

> tumidula Costa 183. 

sn tumula Ac. *153. 

hn Vanieri Rovarr *184. 


55 Winkleri Vıncent *182. 

3; Wilsoni Gıze. 180. 

ee xiphodon Ac. 156. 178. 

„ Zignoi Bass. *181. 

. Zippei Ac. *176. 

Pachylepis 172. 
Palaeoseyllium v. d. Marc 45. 
55 Decheni v. d. Marck 45. 
Paosia Bönm 146. 
Pecten 98. 
Phosphorosaurus Dorto 5. 6. 
Plagioptychus MArn. 99. *102. 109. 
er Aguilloni Dovwv. 102. 138. 
a5 ArnaudiDovv. 91.102. 138. 
= exogyra Reuss 104, 
en paradoxus MAr#, 102: 
h Toucasi MaArn. 102, 104, 
139. 
Plagiostomi Mr. 41. 45. 
Platecarpus Core 6. 15. "25, 

3 clidastoides MERRIAU 29. *30. 

3 coryphaeus Cork 6. 29. 

4 ictericus Core 29. *30. 

yi oxyrhinus MErRIAM 29. *30. 

5 simus MaArsH 29, *30. 

” tympanicus Core 30. 

n (Lestosaurus) felix Marsa 30. 
latifrons MArsu 30, 
bs 2 oralcilısee >08 
> „  eurtirostrisCoPpE30. 
En (Liodon) latispinis Core 31. 
glandiferus „ 981. 
crassartus „ 31. 
Mudgei Copz 31. 


” ” 


” „ 
” ” 


” ” 


=, (Holcodus) tectulus Core 31. 


Platynota 14. 
Plioplatecarpus Dorno 5. 6. 27. 


N 


Portheus molossus 4. 

Prognathosaurus 6. 

Proterognathus Dorto 5. 

Protostega gigas 4. 

Pseudomelania Pıcr. & Camp. *145. 
(Oonia) Paosi Bönu 91. 


” 


*]45. 
Pteranodon Wırrısron 216. 
h occidentalis 4, 

En umbrosus 4. 


Pterodactylus (Ramphorhynchus ensin- 
rostris) Banthensis Teop. 200. 
ss liasicus Qu. 200. 
en macronyx Buckr. 199. 
Pterycollosaurus Dorro 5. 
Ptychodus occidentalis 4. 
Python 12. 
Pythonomorpha 6, 
Radiolites sp. 91. *142. 
; Lam. *130. 
n da Rio Car. 94. 142. 
5 macrodon Pır. 89. *131. 143. 
Rhabdoconcha 145. 
Rhamphoceyphalus Srerry 221. 
Rhamphorhynchus *221. 
Gemmingi Meyer 203. 


” 


216. 

5; longicaudus Münster 
203. 221. 

ep longimanus WaAcn. 203. 


Rhinobatidae Zırtku 41. 45. 
Rhinobatus Btocn 41. 42, 45. 
expansus Davıs 42. 
„ grandis ee, 


= intermedius „ 42. 

N latus a 0E 

a5 maronita Pıcr. & Hume. 42, 

s< obtusatus Costa 42. 

5 tenuirostris 42. 43. 

ie tesselatus v.d. Marc *42, 45. 
Rhynchonella contraria Rönm. 54. 

5 Hofmanni BoEckH 735. 

„ loricata 54. 57. 


” striocineta Qu. 78. 
3 Wettoniensis Davıs 6. 54. 
Rhychonellina Geum. 50. 

e alpina PAr. 50. 57. 58.*64. 
Arturii Borro-MıcA 51. 
56. 57. 88. *79. 

n belemnitica 57. 


5 bilobata GEum. 50. 58. 57. 


59. *60. 


u 


Rhynchonellina Bittneri Böse 57. 58. *60. 
„ Blanei Haas 50. 58. *76. 
en briseis PAr. 57. 
x Brusinai Eıchw.50.58.*65. 


3; Ciofaloi GEwm. 50. 57. 
58. "61. 

55 Finkelsteini Böse 54, 57. 
58. *77. 


a flabellum Par. 57. 

” Fuggeri FrAuscH. 50. 58. 
64. *73. 

n Hofmanni Bozcku 50. 55. 
58. 65. 66. *75. 

7 juvavica Bırrn. 50. 55. 62. 
a Kastneri Bırın, 51. 58. 
63. *64. 

n latifrons 57. 

er lens Par. 57. 58. *78. 

n orthisiformis Lers. 58. 
66. #72. 

H orthisiformis Roraer. 50. 

n Paronai Böse 58. 65. *66. 

5; pedata 50. 54. 

5 polyptycha 57. 

n pygmaea Gum. 50. 51. 
57-298:5561% 

x Renevieri Haas 50.58. *76. 
5 Rothpletzi Böse 58. 66. 
1 
5 Seguenzae Grum. 50. 55, 

56. 57. 58. *62. 

3 Seguenzae var. simplici- 
costa Bırın. 69. 
Seguenzae var. dichoto- 
mans Bırn. 63. 


” Seguenzae var. dilatata 
Bırın. 63. 

Ar Seguenzae var. coarctata 
Bırrn. 63. 

5 Seguenzae var. laevigata 
Brrern. 63. 

m Seguenzae var. minor 


SKUPHoS 63. 

Suessi GEemn. 50. 55. 87. 
Sb, ale): 

Zitteli Böse 55. 58. 69. 
66. *67. 

„= ef. Zitteli Par. 57. 
Rıhynchonellopsis Böse 57. 
Scaphognathus crassirostris GoLpr. 203. 

*220. 


” 


Purdoni Newron 200. *220. 


Schiosia Böunm 87. *104. 109. 
is carinata Bönm 106. 122. 
„ forojuliensis ,„ 89. 
> schiosensis Böumn 89. 104. 
Scyllia MÜLLER 45. 
Sironectes 6. 
Spaniodon Pıcr. 46, 
S elongatus Pıcter 46, 
n lepturus v. d. MArcr *46, 
Spathobatis mirabilis Wacn. 41. 42. 
43. 44, 
Y Bugesiacus Tmıorz. 42. 
Spathobatus 41. 
Sphaerucaprina Gemwm. *103. 109. 


” Sp SIu128: 

en carinata Furr. 89. 

nr forojuliensis Bönm 89, 
12722129. 


” striata Bönm 108, 

” striata Furt. *126, 

en Woodwardi Gemm. 103. 
Spirifer orthiformis Lers. 50. 56. 71. 
Spiriferina expansa Par. 57. 


3 Hartmanni Par. 57. 
6 Haueri 57. 
er obtusa 57. 


Squalidae MÜLLER 45. 
Squalis 178. 
Squalus acaule 174. 
2 rustratus Macrı 186. 
» zygaena Mant, 174. 
Squatina DumErın 45. 
55 Bambergensis v. d. MArck 45. 
Squatinidae Zrrr. 45. 
Taniwhasaurus Hzcror 6. 
Terebratula Andleri Par. 57. 
Hr basilica 57. 
Terebratulina gracilis Scharn. 67. 
Terquemia forojuliensis G. Bönm 89. *96. 
Thelodus parvidens Ac. 172. 
Thelolepis PAnper 172, 
Thrissopteroides v. d. MArck 46. 
5, elongatusv. d.MArck 46, 
en intermedius v. d. MArck 
46. 
5 latus v. d. Marc 46, 
Thrissopterus Heck. 46. 
Hr Catulli Heor. 46. 
Thyellina Münsr. 45. 
5 angusta Münsr. 45. 
Tiburon Bru pe Ramon 186. 
Trigorhina de Zignoi Hecx. 42. 


Trochus (Tectus) quadricostatus Furt. 


92. 93. 94. 


Turbonilla Leach 145. 
Tylosaurus Marsa 6. 7. *14. 


dyspelor Cope 15. 16. 23. 24. 

(Macrosaurus) laevis Owen 24. 

micromus MArsu 15. 23. *24. 

(Geosaurus) Mitchellii »e 
Kay 24. 

nepeolicus CopE 24, 

perlatus Copz 25. 


Tylosaurus proriger Corz 15,16. *23. 24. 


” 


er) 


Tylostoma aff. aequiaxis Tuom. & Per. 


sectorius CopE 25. 
validus CorE 25. 


136. 
forojuliensis Bönm 89. *135. 
Pironai Bönm 89. *135. 
ponderosum Zırr. 135. 
Rochati p’Ore. 135. 
schiosensis Bönn 89. *136. 


Varanidae 14. 


Varanoidea 14, 
Varanus 12, 
> bivittatus 13. 
Volvulina laevis Sow. 91. 133. 
55 schiosensis Bönu 89. 
Waldheimia sp. Par. 57. 
” cornuta 57. 
es numismalis 52, 


„= Sarthacensis Par, 57. 


n Waterhousi 57, 


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