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Full text of "Palaeontographica"

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OF THE 


MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. 


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PALAEONTOGRAPHICA 


SEINERAUSG TE 


ZUR 


BSURGESCHICHTE DER VORZEI 


Herausgegeben 
von 
E. KOKEN una J. F. POMPECKI 
in Tübingen in Göttingen. 


Unter Mitwirkung von 


O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpletz und G. Steinmann 


als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft 


Fünfundfünfzigster Band. 


Stuttgart. 
E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser. 
1908 — 1909. 


Alle Rechte vorbehalten. 


Druck der Stuttgarter Vereins - Buchdruckerei. 


Imaal% 


Firste Lieferung. 
Mai 1908. - Seite 


Issler, Alfred, Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. (Mit Taf. I—-VII 
nel llextheurenan ee Ne ee ee 1—104 


Zweite Lieferung. 


Juli 1908. 
Fraas, E., Ostafrikanische Dinosaurier. (Mit Taf. VIH—XII und 16 Textfiguren) . . . . . 105—144 
Dritte und vierte Lieferung. 
November 1908. 

Schellwien, E. %, Monographie der Fusulinen. Teil I. (Mit Taf. XII—XX.) . . ..... 145-194 
Wanderer, K., Rhamphorhynehus Gemmmei H. v. Meyer. (Mit Taf. XXL) . . 2 .2.20.2...195—216 
Fünfte und sechste Lieferung. 

März 1909. 

Auer, Erwin, Über einige Krokodile der Juraformation. (Mit Taf. NXII—-XXVI und 15 Text- 
OLE TR) ER a oz 294 


Broili, F., Neue Ichthyosaurierreste aus der Kreide Norddeutschlands und das Hypophysenloch 
bei Ichthyosauriern. (Mit Taf. XXVI und 8 Textfisuren) . . . .... . 299-302 


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PALAEONTOGRAPHICA . 


BEITRAFGE 


ZUR 


NATURGESCHICHTE DER VORZEIT 


Herausgegeben 


von 


E. KOKEN una J. F. POMPECK)J 


in Tübmgen in Göttingen, 


Unter Mitwirkung von 


O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpletz und G. Steinmann 


als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft. 


Fünfundfünfzigster Band. 


Erste Lieferung. 


Inhalt: 


Issler, Alfred, Beiträ&e zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben, (S. 1—104, Taf. I-VIL 
und 12 Textfiguren.) 


SEES 


+ 
Stuttgart. 


E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Nägele). 
1908. 
Ausgegeben im Mai 1908. 


E. Schweizerbartsche Verlagshandlung (E. Nägele) in Stuttgart. 


Wissenschaftliche Argebnisse 
:: einer Reise in Ostafrika :: 


in den Jahren 1903-1905 


mit den Mitteln der Hrrmann und Euıse geb. Hrckmans WENTzEL-Stiftung 
ausgeführt von 


Prof. Dr. ALFRED VOELTZKOW. 


Das Werk ist in 5 Bände eingeteilt und es enthält: 


Band 1. Bericht über die Reise und Übersicht über die Ergebnisse. — 
Geologie, Palaeontologie und Ethnographie. 

Band II und II. Systematische Arbeiten aus dem Bereiche der 
Zoologie und Botanik. 

Band IV und V. Anatomie und Entwickelungsgeschichte. 


Gesamt-Umfang der 5 Bände ca. 375 Bogen Text in gr. 4° und ca. 200 Tafeln, 
Subskriptienspreis für das ganze Werk ca. Mk. 350.—. 


Außerdem wird jeder Band und jede darin enthaltene Abhandlung einzeln abgegeben, 
“ "wobei eine kleine Preiserhöhung eintritt. 


2 
TE em 


Bisher erschienen resp. befinden sieh im Druck: ; 

Bd. II. 1. Prof. FE. StuBEnRock-Wien. Schildkröten von Ostafrika und Madagaskar. 
40 S. m. 5 Tat. — Subsk -Preis Mk. 8.—, Einzelpreis Mk. 10.-—. 

Bd. II. 2. Prof. W. MicHartsen-Hamburg. Oligochaeten von Madagaskar, den 
Comoren und anderen Iaseln des westlichen Indischen Ozeans. — 
Dr. K. Frieperichs-Tübingen. Embiiden von Madagaskar und Ost- 
afrika. — Dr. W. Horn-Berlin. Cicindeliden von Madagaskar und 
Ostafrika. — M. Burr-Doöver. Dermapteren von Madagaskar, den 
Comoren und Britisch-Ostafrika. — H.F. FRiESE-Schwerin i. M. Apidae 
von Madagaskar, den Comoren und Ostafrika. — Dr. v. SCHULTHESS 
RECHBERG-Zürich. Vespiden von Madagaskar, den Comoren und Ost- 
afrika. — Prof. Dr. A. FOREL-Yvorne (Schweiz). Ameisen von Mada- 
gaskar, den Comoren und Ostafrika. — Dr, A. PAGENSTECHER. 
Lepidopteren - Heterocera von Madagaskar, den Comoren und Ost- 
afrika. — Dr. C. BÖRNER-Steglitz bei Berlin. Collembolen von Ostafrika. 
Madagaskar und Südamerika. 138S. m.3 Taf. — Subsk.-Preis.Mk. 13.—, 
Einzelpreis Mk. 16.—. 

Bd. II. 3. A. Reicuhenow-Berlin. Vögel von den Inseln Ostafrikas. — Dr. W. 
SCHOENICHEN-Berlin. Gnathia aldabrensis n. sp. ein nener Isopode aus 
demIndischen Ozean. — Dr, P.SPEIsER-Sierakowitz. DieDipterapupipara 
der madagassisch-maskarenischen Region. — Dr. M. CoHn-Breslau. 
Aleyonacea von Madagaskar und Ostafrika. — Dr. G. ENDERLEIM-Stettin. 
Beiträge zur Kenntnis der Copeognathen. — A. MocsAry-Budapest. 
Chrysididen von Madagaskar, den Comoren und Ostafrika. — Subsk,- 
Preis Mk. 9.—, Einzelpreis Mk. 11.-. 

Ba. IV. II. Prof. Dr. F. HOocHSTETTER-Innsbruck. Beiträge zur Anatomie und 
Entwickelungsgeschichte des Blutgefässsystemes der Krokodile. 1408. 
m. 10 Taf. — Subsk.-Preis Mk. 17.—, Einzelpreis Mk 21.—. 

Bd. IV. 1, Prof. Dr. F. Hocasrterter - Innsbruck. Uber die Entwickelung der 
Scheidewandbildungen in der Leibeshöhle der Krokodile. 66 S. 
m. 5 Taf. — Subsk.-Preis Mk. 11.—, Einzelpreis Mk, 13,50. 


beiträge zur »Stratigraphie und Mikrofauna 
des Lias in Schwaben. 


Von 
ALFRED ISSLER aus Cannstatt. 
(Mit Taf. I-VII und 12 Textfiguren.) 


Manchem möchte eine stratigraphische Bearbeitung des schwäbischen Lias sehr überflüssig 
erscheinen, ist doch keine Formation so gründlich und genau erforscht wie gerade diese. Vorliegende 
Arbeit soll die Mikrofauna sämtlicher Liashorizonte behandeln und nicht nur wie seither emige in die 
Augen fallende Typen bestimmter Schichten oder Fundorte beschreiben. 

Die Anregung zu dieser Arbeit verdanke ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. v. Koken, 
dem ich für das derselben gewidmete liebenswürdige Interesse und seine vielfache Unterstützung meinen 
herzlichen Dank sage. Ferner bin ich Herrn Professor Dr. Prrexinser in Hohenheim zu großem Dank 
verpflichtet für seinen wertvollen Beistand, besonders auch auf technischem Gebiet. 

Um feststellen zu können, welche Schichten Foraminiferen führen, habe ich Proben von Gesteinen 
und Tonen des Lias an ungefähr 50 Orten von Ellwangen bis Schwenningen, die meist schon durch 
(QUENSTEDT, DEFFNER, FRAAs und Enger berühmt geworden sind, gesammelt. — Daraus ergab sich die 
Notwendigkeit, auf die Stratigraphie einzugehen. — Alsdann wurden die Foraminiferen durch Schlämmen 
des weicheren Materials isoliert und auf mehr als 150 Präparaten zur weiteren Untersuchung in Canada- 
balsam eingebettet. Die Gesteine mittels Dünnschliffen zu untersuchen, habe ich ziemlich vernachlässigt, 
da das Ergebnis sehr gering ist, zumal wenn, wie im Lias, die Foraminiferen nicht gesteinsbildend auf- 
treten!. Daher gibt meine Arbeit, wie alle mikrofaunistischen, eigentlich nur ein Bild der Fauna der 
tonigen Ablagerungen, was für die Beurteilung des Liasmeeres in Betracht zu ziehen ist. 

Alle hiezu nötigen Untersuchungen wurden im geologischen Institut zu Tübingen ausgeführt, 
ebenso die mikrophotographischen Aufnahmen; daselbst befinden sich auch die Schliffe und das ge- 
sammelte Material. 


! Die Schliffe auch petrographisch zu untersuchen und die Tone auf ihre Schwerbestandteile zu prüfen wäre eine 
Arbeit für sich. 


Palaeontographica. Bd. LV. 1 


I. Allgemeiner (stratigraphischer) Teil. 


Lias «. Grenzhorizont und Psilonotenkalk, 


Die Grenze zweier Formationen ist bei dem plötzlichen Einbrechen des Jurameeres nirgends so 
leicht zu finden wie hier, wenn nicht wegen des darunterliesenden weichen Keupermergels Verrutschungen 
eingetreten sind. In den Begleitworten zu Blatt Ellwangen schreibt Fraas: »Ein Aufschluß für die 
Grenze zum schwarzen Jura konnte nicht aufgefunden werden. Dieselbe ist überall verstürzt und ver- 
rutscht. Nur einmal spricht H. Bacn bei Leinenfürst von Buchsteinplatten in 2 Lagen; nach unten 
beobachtete er 0,3 m Quarzkalk, den er als Repräsentant der Psilonoten ansieht, schnell folgen darunter 
graue und rote Keupermergel.« Einen ganz ähnlichen Aufschluß fand ich auf Blatt Fllenberg im 


Sommer 1904 am Weg von Neunstadt nach Röthlen, wo der Schlierbach die Straße kreuzt: 
| 
| 2 Platten weichen Angulatensandsteins, 


Angulatenhorizont 5 cm Angulatenmergel ohne organische Reste, 
20 » sehr harte Angulatensandsteinplatte. 


6 cm hellgrauer Ton mit viel groben Quarzkörnern, 

U : 15 » harter feinkörniger Quarzkalk, darin kleine und größere Rollstücke aus 
Psılonotenhorizont % ; : 
Kalk eingebacken, ferner Schalenfragmente, Echinodermenreste und 


junge Gastropoden. 


Keuper ' Rot und gelb gefleckte Keupermergel; Bonebed fehlt. 


Wir haben also hier im äußersten Osten von Württemberg ein typisches Profil der untersten 
Liasschichten, mit der Einschränkung, daß das auf '/ m zusammengerückt ist, was sonst eine Mächtig- 
keit von 3—5 m erreicht. 

Auf Blatt Aalen gibt Opern! ein Profil der untersten Schichten von Hüttlingen, das heute nur 
noch im oberen Teil aufgeschlossen ist, aber manches Interessante bietet: 


6,07 m Ton, Sandschiefer, Sandstemplättehen, kalkige und eisenschüssige 
Zwischenlagen, 

Angulatenhorizont | 81 cm kalkiger Sandstein mit Fucoiden und zopfförmigen Erhabenheiten. Gegen 

unten finden sich kleine Exemplare des Am. angulatus, Gastropoden, 

Cardinien etc. 


‚ 25 cm magerer Ton, 
Psilonotenhorizont 20 » rauhes, schwärzlichgraues oder braunes sandiges Gestein mit groben 
Quarzkörnern und gelben Tonteilen. Mit Cardinien etc. 


Kenner | Keupertone von lauchgrüner, grauer, violetter und roter Farbe. Bonebed nicht 
| vorhanden. 


ı OPPEL, Über das Lager von Seesternen im Lias und Keuper. Württ. Jahreshefte 1864, Bd. 20, $. 206. 


Ich führte dieses Profil an, um zu zeigen, wie gleichartig der unterste Lias in den östlichen 
Teilen des Landes entwickelt ist und wie ganz allmählich die Schichten an Mächtigkeit zunehmen. 
Das nächste Profil, das ich aufnehmen konnte, befindet sich am Straßeneinschnitt Brainkofen- 


Leinzell auf Blatt Aalen 


| 
| 


Angulatenhorizont 


ganz im Westen: 

Angulatensandstem abwechselnd mit schiefrigen harten Mergeln, in letzteren 
nur Bairdia amalthei (Jv. (Präp. 3), dazwischen eine einzige Kalk- 
bank (Schliff 4). 


Psilonotenhorizont 


Dünne Schwefelkiesplatte (Schliff 3). 

ca 1'/g m Psilonotentone ohne organische Reste, 

20 cm Psilonotentone voll großer Muschelschalen, Plagiostoma giganteum ete., 
Fischzähnchen, Echinodermenreste (Präp. 2), 

10 » Psilonotenkalk voll grober Quarzkörner, Schwefelkies und größeren 
Rollstücken weißen Kalkes (Schliff 1 u. 2). 


| 
| 
| 
| 


Keuper 


30 em weiße Keupermergel in rote übergehend (Präp. I) mit Cidaritenstacheln; 
Bonebed fehlt. 


Ein ziemlich neues Profil hat Lörcner! bei Alfdorf am Weg zur Leinecksmühle für seine Zwecke 
aufgenommen. Ich führe dasselbe hier mit größerer Genauigkeit an. Es weicht von den bisherigen 
durch Einlagerung einiger Kalkbänke ab. Der Knollenmergel bildet einen (uellhorizont, wodurch sich 
die darüberliegenden Liasschichten etwas geneigt haben, was jedoch das Ganze nicht gestört hat: 


Angulatenhorizont 
| 


| 


ca. 2 m Angulatenfels (Schliff 16), 

1 m Tone mit Cidaritenstacheln, dünne Sandsteinplatten (Schliff 15, Präp. 9), 
5 cm dünne Schwefelkiesplatte (Schliff 14), 

5 » Kalkbank mit sehr feinen (Juarzkörnern (Schliff 13), 

5 » Tone (Präp. 8), 

#4 » Kalkbank mit sehr feinen (Juarzkörnern (Schliff 12), 

20 » Angulatentone (Präp. 2). g 


Psilonotenhorizont 


5 cm Quarzbank mit groben Quarzkörnern (Schliff 11), 
» Tone ohne organische Reste, 


5 
'35 » Kalkbank mit feineren Quarzkörnern (Schliff 10), 


10 » Quarzbank, sehr grobe Körner, Schwetelkies (Schliff 8, 9), 
schiefrige Tone (Präp. 6), 
verrostete, verwitterte Kalkbank (Schliff 7, Präp. 5a, b), 
Tone mit (Juarzkörnern (Präp. 4a, b); Pentacrinus- und Cidaritenreste. 


12 » harte, sehr feinkörnige Kalkbank (Schliff 6), 
15 » verwitterte quarzhaltige Kalkbank (Schliff 5). 


Keuper 


1 LÖRCHER, Beitr. z. 


60 cm weißer Keupermergel in roten übergehend, Cidaritenstacheln; Bonebed fehlt. 
Kenntnis des Räts in Schwaben. Württ. Jahreshefte 1902, Bd. 58, S. 167. 


Tone 4a, b enthalten: 


Nodosaria vadieula Line Dentalina brevis D’ORBIGNY (Fig. 152) 
> sunplex TERQuEM > matulina D’ÖRBIGNY 
> raphanus Linn# Marginulina burgundide 'TERQUEM 
> raphanistrum Lisn& Oristellaria prima D’ÖRBIGNY 
Frondieularia pupiformis HÄUSLER » acuminata TERQUEM 
» Terguemi D’ORBIGNY > votulata LAMARCK 
Dentalina? (Fig. 334) Bairdia amalthei QuENSTEDT. 


Tone 5a, b enthalten: 
1 Nodosaria hortensis TERQuEM (Fig. 68). 
Tone 6 enthalten: 
1 Haken von Tentakeln eines Ammoniten. 
Tone 8 enthalten: 
Bairdia amalthei JUENSTEDT. 

Tone 9 enthalten: 

Bairdia amalthei Quensteor, Cidaritenstacheln, Echinodermenreste. 

Enger gibt als Grenzprofil noch das Bachbett der Rems bei Unterböbingen an': Daselbst 
»schließt der Keuper mit einer eigentümlichen porphyrartigen Breceienbank ab, der dann die untersten 
Liasbänke auflagern« (Schliff. 17). Diese Bänke sind voll Quarzkörner und gleichen sehr dem Stuben- 
sandstein. Darüber liegt Bachgeröll. Es sind mehrere Platten im ganzen ca. 1 m mächtig, während 
sonst immer nur eine Bank etwa 20 cm diek die Grenze bildet. Jedenfalls hat hier der Bach die 
Platten übereinandergeschoben. 

Als letztes ‚Profil dieser Art sei der Sonterbach bei Wäschenbeuren erwähnt: 


Angulatensandstein abwechselnd mit Tonen. 


30 cm quarzreiche Kalkbank, 
Psilonotenhorizont | 45 ». Psilonotentone ohne organische Reste. 
10 » feiner Psilonotenkalk. 


Keuper \ Weiße Keupermergel in rote übergehend: Bonebed fehlt. 


| 
| 


Diese 5 Profile haben so viel Ähnlichkeit, daß ihre gleichartige Entstehung keinem Zweifel 
unterliegen kann. Zuerst muß es auffallen, daß von hier ab nach Süd-Westen keine (Juarzbank mehr 
auftritt, daß sogar ganz in der Nähe des Sonterbachs, nämlich bei Reichenbach und Göppingen, der 
ganze Psilonotenhorizont vollständig fehlt. Hier fand offenbar das vordringende Meer eine Keuperbank 
vor, die vielleicht mit schuld daran ist, warum die Quarzkörner nur bis hieher in solcher Masse gelangten 
und nieht noch weiter verfrachtet wurden. Die Wassermassen umbrandeten den Fuß des im Osten vor- 
gelagerten Grundgebirgsstockes, durch den die Lage des fränkischen Jura bedingt wurde. Die (Juarz- 
körner in diesen Schichten, die in den verschiedenen Bänken von ganz verschiedener aber unter sich 


! ENGEL, Geognostischer Wegweiser durch Württemberg, S. 134, 


gleicher Größe sind, jedoch nie die Feinheit des späteren Angulatenkornes erreichen, sind die ersten 
Zeugen eines Landgebiets im Osten des Jurameeres, welches sich' vom »böhmischen Massiv, von der 
Gegend der heutigen böhmisch-bayrischen Grenzgebirge gegen den Bodensee hinzog, inmitten dessen 
die heutige Regensburger Gegend als seit lange — vermutlich seit archäischer Zeit — vom Meere un- 
berührt lag«. Parallel diesem Festland liegt jene schmale Küstenzone, deren ganze Breite sich heute 
noch aus den Liasablagerungen der Strecke Göppingen-Ellwangen ersehen läßt. Gümsen? schreibt 
darüber folgendes; »Auf der Ostseite des Jura längs des benachbarten Urgebirgs macht sich dadurch 
ein gewisser Einfluß des letzteren geltend, daß, wie die oberen Lagen des rätischen Sandsteins hier 
bereits eine grobkörnige Beschaffenheit annehmen, auch die tiefsten Liasschichten eine vorherrschend 
sandige Zusammensetzung fast mit gänzlichem Ausschluß toniger Zwischenlagen besitzen, wobei die der 
Arietenstufe entsprechenden Bänke durch ihre stark eisenschüssige und sehr grobkörnige Beschaffenheit 
sich auszeichnen, während die Augulatensande ihre feinkörnige Zusammensetzung behalten. « 

Eine eigenartige Grenzbildung habe ich noch nachzutragen, die auf keinen Vergleich mit den 
vorhergehenden Anspruch machen kann. Hinter Dewangen am Abhang auf der linken Seite des Bäch- 
leins liegt über dem Keupermergel scharf abgegrenzt '/, m mächtig ein Durcheinander von Kalk- und 
Sandsteinplatten (Schliff 18, 19, 20) verbunden durch einen rostigen Ton. Darin findet sich auch viel 
kleineres Geröll, Cardinien und Belemniten, darunter Belemnites celavatus und Cidaritenstacheln. Darüber 
liegt '/s m dunkler Ton mit vielen Petrefakten, kleinen Ammoniten wie aus dem Dogger und in großer Zahl 
Ammodiscus infimus, einige Fischzähnchen, viele junge Gastropoden und runde Körnchen wie Oolith- 
körner (Präp. 10). Darüber folgen große Blöcke quarzreichen Kalkes. Mehr ist nicht aufgeschlossen. 
Zweifellos ist dies Bachgeröll, zumal eine gewisse Schichtung zu bemerken und von Foraminiferen nur 
der kieselige Amsnodiscus erhalten ist. An den Abraum eines alten Steinbruches ıst kaum zu denken. 

Verfolgt man die Grenze Keuper-Lias weiter nach Westen bezw. Südwesten, so tritt uns dieselbe 
bis nach Schwenningen mit ganz geringen Abweichungen überall gleichartig vor Augen. Vorher ist 
noch ein wichtiger Punkt zu überschreiten: bei Göppingen und Reichenbach liest dem Keupermergel 
direkt der Angulatensandstein auf. Ganz in der Nähe befindet sich jedoch im Einsiedlerbach Psilonoten- 
kalk anstehend. Von einer Keuperinsel bei Göppingen läßt sich wohl nicht reden, aber doch von einer 
bedeutenden Erhöhung des Meeresbodens, welche ungefähr dem heutigen Filsbett entlang verlief. 


Im Einsiedlerbach zwischen Kloster Adelberg und Oberberken ist folgendes Profil: 


Angulatensandstein. 


ca. 2 m Psilonotenton (Präp. 12a, b), 
25 cm stahlharte Psilonotenbank (Schliff 28). 


Psılonotenhorizont 


5 cm weißer Keupermergel in roten übergehend (Präp. 11), mit jungen Gastro- 


Keuper | E 
| poden und Cidaritenstacheln; Bonebed fehlt. 


! Pompeck), Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Regenstauf. (Sonderabdruck der geogn. Jahresh. 1901 
Jahrgang XIV, S. 35.) 
? GüngeL, Fränkische Alb, S. 291. Geogn. Beschr. von Bayern, Bd. IV, 1891. 


Tone 12a, b enthalten: 


Frondieularia Tergquemi D’ORBIGNY Junge Gastropoden 
Dentalina communis D’ÜRBIGNY Cidaritenstacheln 
Uneinulina polymorpha TERQUEM Echinodermenreste. 


Auf dem Schurwald stoßen wir von Osten kommend zum erstenmal in Schwaben auf Rätsand- 
stein. Von hier an tritt er allerdings mächtig auf und bildet eine fast ununterbrochene Schicht. Der 
Grund für das Fehlen desselben in anderen Gebieten liegt in der Unebenheit des Keuperbodens. 

Hieher gehören 2 einander ähnliche Profile: von Buoch und von Birkengehren. Das erstere 
nahm ich im Frühjahr 1904 beim Bau einer Wasserleitung daselbst auf: 


| Angulatenbrocken. 


ı ea. 1 m hellblaue Psilonotentone (Präp. 14a, b), 
Psilonotenhorizont | 40 cm Psilonotenbank (Schliff 21), 
25 em dunkelblaue Tone (Präp. 13). 


| 
Rät | Rätsandstein 


Tone 13 enthalten: 
1 Marginulina burgundiae 'TERQUEM var. psilonoti sp. n. (Fig. 176). 
Bairdia amalthei (JuEenstept; Junge Gastropoden; Fischzähnchen. 
Tone 14a, b enthalten: 
Einige Cristellaria nuda TERQUEMm (Fig. 223, 224). 
Junge Gastropoden und sehr viele Fischzähne. 
Das von Birkengehren lautet: 


Angulatenplatten (Schliff 25). 


50 em Psilonotentone (Präp. 15), 


Psilonotenhorizont 
Sr Be 80 » dreispältige Psilonotenbank (Schliff 22 u. 23). 


Rät ' 30 em Rätsandstein, 
' 10 » dunkelblaue Tone mit Cidaritenstacheln; Rätsandstein (Schliff 24). 


Tone i5 enthalten: 


Nodosaria radieula Linx& (Fig. 39, 40) Oristellaria prima D’ORBIGNY 
» hoıtensis TERQuEM. (Fig. 70) » acuminata TERQUEM 
Frondieularia pulchra TERQUEM Bairdia amalthei (JUENSTEDT 
>» pupiformis HAusLeR Uncinulina polymorpha TERQUEM 
Dentalina communis D’ORBIGNY Junge Gastropoden u. Ammoniten, Cidariten- 
» brevis TERQUEM stacheln, Echinodermenreste. 


Vaginulina? (Fig. 333) 


| 


Das Besondere bei Buoch ist, daß der Lias mit einer Tonschicht beginnt. Dieser Fall kann nur da 
eintreten, wo zur Zeit der Ablagerung tiefere Stellen waren, denn Tone bilden sich meist an tieferen 
Orten als Kalk. Diese Plätze sind jedoch zugleich da, wo auch der Rätsandstein eingeschwemmt wurde. 
Man wird diesen Ton mit vollem Recht zum Lias rechnen, zumal er Foraminiferen enthält. 

Anders liegt die Sache bei Birkengehren; dort befinden sich die Tone innerhalb des Räts und 
werden füglich nicht zum Lias gehören, sondern dieselbe Stellung wie das Rät einnehmen. 

Seit alter Zeit bekannt und paläontologisch wichtig ist der Rätsandstembruch am Steineberg 
bei Nürtingen: 


Angulatenplatten. 


ca. 3 m Psilonotentone (Präp. 16a—d) mit Pappendeckelschicht, Nagelkalkbank 
Psilonotenhorizont und Schwefelkiesplatte, 
40 cm Psilonotenkalk direkt auflagernd und übergehend (Schliff 27). 


Rät | in ca. 8 m Rätsandstein (Schliff 26). 


Tone 16 a—d enthalten: 


Nodosaria wadiceula Linx% Marginulina burgundiae Vera. v. psil. (Fig. 175) 
» simplex 'TERQUEM Cristellaria prima D’ÖRBIGNY 
» hortensis TERQUEM (Fig. 69) Webbina irregularis D’ORBIGNY (Fig. 329) 
Frondicularia lanceolata HäustLer (Fig. 101) Uneinulina polymorpha TERQ. (Fig. 349, 356, 358) 
» ‚pupiformis HÄUSLER Bairdia amalthei (JuENSTEDT 
> pulchra TERQUEM Cidaritenstacheln 
Dentalina communis D’OÖRBIGNY Echinodermenreste (sehr viele) 
» obligua D’ÖRBIGNY Ammonitenbrut QuENSTEDT 
» brevis D'ÖRBIGNY Junge Gastropoden 
> nodosa D’ÜRBIGNY Junge Zweischaler. 


Das Nürtinger Profil kann als Idealprofil der schwäbischen Psilonoten-Schichten betrachtet werden, 
davon weichen die folgenden kaum ab. Das nächste ist bei Pfrondorf: 


ca. 1 m Psilonotentone mit Nagelkalkbank und Pappendeckelschicht (Schliff 30); 
Psilonotenhorizont obere Hälfte sandiger als die untere (Präp. 17 a—ec), 
25 cm sehr harter blauer Kalkstein (Schliff 29). 


Rät | Rätsandstein. 
Hierher gehört noch Psilonotenkalk der Waldhäuser Höhe (Schliff 31), von der Wanne bei 


Tübingen (Schliff 32) und vom Bruch an der Straße Einsiedel-Kirchentellinsfurt (Schliff 33). 


Die Pappendeckelschicht bildet die Vorboten des Angulatensandsteins und besteht aus demselben 
feinen Material, wobei das Bindemittel CaCO, etwas reichlicher vertreten ist. 


Tone 17 a—e enthalten: 


Nodosaria vadieula Linus Uneinulina polymorpha TERQUEM 
Margimulina burgundiae Terg. v. psil. Cidaritenstacheln 

Oristellaria prima w’OrsBıcny (Fig. 297) Echinodermenreste 

Bairdia amalthei QuENSTEDT Junge Gastropoden 


Auf Blatt Balingen! ist am bekanntesten das Profil bei der Fischer’s Mühle bei Täbingen: 


| . 
Dünne Angulatenplatten abwechselnd mit Tonen, 


\ ; | '/g m Psilonotentone (Präp. 18) mit Pappendeckelschicht, 
Psilonotenhorizont | RE i 6 6 
| 0,8—1 m zweispältige Kalkbank, gegen unten quarzig und bonebedartig 


(Schliff 34) übergehend in 


ca. | 


| 


Rät  Rätsandstein. 


Tone 18 enthalten: 
Nodosaria hortensis TERQURM Oristellaria prima D’OÖRBIGNY 
Frondieularia lanceolata HAÄUSLER Bairdia amalthei QUENSTEDT 
» pupiformis Häusuer Uneinulina polymorpha Terg. (Fig. 360) 
Dentalina commmis D’OÖRBIGNY Cidaritenstacheln 
» brevis D'ÖRBIGNY Ecehmodermenreste. 


Bei Wellendingen (Blatt Balingen) fehlt der Rätsandstein; über hellen Keupermergeln liegt 
Psilonotenkalk (Schliff 35). In der Nähe von Frittlingen tritt nochmals Rät auf, um südlich davon nie 
wieder zu erscheinen. Dies beweisen am besten die Profile von Scnarcr? bei Pforen-Neudingen, Ewattingen, 
Schanzbuck bei Achdorf und Rietheim bei Zurzach. Dasselbe Resultat liefern die neueren Aufschlüsse 
bei Ewattingen® und bei Beggingen (Kanton Schaffhausen). ScHatcn schreibt hierzu: »Die bemerkens- 
werte Tatsache, daß die sogenannten rätischen Schichten im obersten Keuper der Wutach-Randengegend 
vollständig fehlen, fand damit durch die Aufschlüsse im Achdorfer Tunnel ihre volle Bestätigung«. 

An das letzte Profil im Lias innerhalb Württembergs führte mich Lehrer Muxz von Trossingen. 
Daselbst sieht man mitten im Ort schön aufgeschlossen: 


Mächtige Psilonotentone mit Nagelkalk (Präp. 20), 
Psilonotenhorizont 1-—1!/s m Psilonotenkalk, 
10 em dunkle, kalkig-tonige Schicht (Präp. 19). 


Helle Keupermergel mit einer härteren Bank dazwischen, in rote übergehend; 


Keuper 
Ho Bonebed fehlt. 


! Weitere Profile aus der Balinger Gegend: WAIDELICH, Einiges über die Keuper-Lias-Grenze in der Balinger Gegend. 
Württ. Jahreshefte 1901, Bd. 57, S. 347—350. 

? SCHALCH, Die Gliederung der Liasformation des Donau—Rheinzuges. Neues Jahrb. f. Min. 1880, Bd.-1. 

® ScHALCH, Bericht über einen neuen Aufschluß in den untersten Schichten des Lias bei Ewattingen a. d. Wutach. 
— Mitt. d. bad. geol. Landesanst., Bd. IV, H. 1, 8. 49-63, 1900. 

4 SCHALCH, Über einen neuen Aufschluß an der Keuper-Lias-Grenze bei Beggingen. (Ebenda), Bd. III, H. 2. 1895. 

° Die geol. Verhältnisse der Bahnstrecke Weizen—Immendingen. (Ebenda), Bd. II, 1893, S. 150. 


9 


Es ist zu bemerken, daß überall, wo unter dem Lias helle Keupermergel liegen, diese keineswegs 
den Rätsandstein ersetzen sollen, da ihnen jeglicher (Juarzgehalt -fehlt und sie sich lediglich durch die 
Farbe vom Knollenmergel unterscheiden. 

Tone 19 enthalten nur: 


Nodosaria radicula Lınnz& Bairdia amalthei QUENSTEDT 

» hortensis TERQUEM Cidaritenstacheln (sehr viele) 
Frondiceularia lanceolata HäusLer Pentacrinusglieder 

>» pupiformis HäusLer Fischzähnchen 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Echinodermenreste und Schwefelkies 


Tone 20 enthalten: 

Dairdia amalthei Qv., Cidaritenstacheln, junge Gastropoden und Ammoniten. 

Die unterste Bank, hier noch mehr kalkig als tonig, ist insofern beachtenswert, als sie den Anfang 
zu einer in Württemberg sonst unbekannten Erscheinung bildet. Von Trossingen an dem Süden zu 
beginnt der Lias mit tonigen, direkt auf Keupermergel auflagernden Bänken, die teils das Bonebed 
vertreten und dem Psilonotenhorizont angehören. Der unterste schwäbische Lias hat also drei Zonen 
je nach der Entfernung vom Ozean einerseits und dem böhmisch-bayrischen Landgebiete andererseits. 
Eine Linie ungefähr parallel dem Grundgebirge im Osten durch Göppingen schneidet die quarzreiche 
Brandungszone Ellwangen-Göppingen, eine zweite Linie der ersten parallel durch Trossingen schneidet 
den Teil mit Rätsandstein Göppingen-Trossingen ab, der Rest ist die tonige Grenzbildung des Donau- 
Rheinzuges. Demnach muß man annehmen, daß das Jurameer ziemlich direkt von Süden kam. In 
Württemberg ist die tonige Ausbildung über dem Rätsandstein beschränkt auf den Schurwald, von wo 
die Tone über die Löwenstemer Berge hinweg anschwellen und bei Langenbrücken bis zu 6 m Mächtigkeit 
erreichen !. 

Lias «. Angulatenhorizont. 

Als gleichmäßige Decke breitet sich über all dies Vielerlei der Angulatensandstein aus, wobei er 
selbst keineswegs gleichartig gestaltet ist. Leider fehlt es hier an vollständigen Aufschlüssen, so daß 
man ziemlich auf die Berichte anderer angewiesen ist. In der Gegend um Ellwangen besteht dieser 
Horizont aus mehreren Bänken feinkörnigen Sandsteins abwechselnd mit sandigen und schiefrigen Tonen. 
Das Wichtigste ist das Auftreten eines Ooliths, der sich mit kurzen Unterbrechungen durch ganz 
Württemberg hindurchzieht. Ganz vereinzelt und selten werden schon die Psilonotenschichten oolithisch, 
z. B. bei Hohenheim soll sich ein Psilonotenoolith finden. Für Ellwangen gibt Quessteor folgende 
Angabe (Jura S. 57): »In Vaihingen auf den Fildern finden sich mit Kalkspat überzogene Eindrücke, 
(Thalassites) erassiusculus ZIETEN, ebenso zu Ellwangen im Eisenerz«. Es war mir unmöglich, auch 
nur eine Spur von demselben zu finden. Erst weiter südlich bei Hüttlingen steht es an an der Straße 
von Wasseralfingen her: 

Arietenkalk voll Quarzkörner 
"Je m Eisenoolith (Schliff 37 und 38, Präp. 21 a—c) 
Angulatensandstein (Schliff 36) abwechelnd mit Tonen 


1 Begleitworte zu Blatt Kirchheim, 1898, S. 18. — DEFFNER und FraAAs, Die Juraversenkung bei Langenbrücken. 
Leonh. Jahrb. f. Min., 1859, S. 1—38. 


Palaeontographica. Bd. LV, 2 


— 10 — 


Der Eisenoolith sieht außen kupferbraun und innen hellblau. Im Schliff erkennt man deutlich 
die konzentrische Streifung der einzelnen Körner (s. Abb. D. Doch bilden die echten Oolithkörner nur 
den kleineren Teil des Gesteins, ein größerer Teil sind Foraminiferen, junge Gastropoden und Eehinodermen- 
reste, überzogen mit derselben eisenhaltigen Substanz, aus der die Oolithkörner bestehen, mit welcher 
auch die Foraminiferen- und Gastropodenschalen ausgefüllt sind (s. Abb. Il, die jedoch vom Oolith von . 
Aichschieß stammt). Da sich die Grundmasse des Gesteins in Essigsäure löst, so hat man ein einfaches 
Mittel zur Hand, die Körner bloßzulegen. Letztere, falls sie Foraminiferen enthalten, haben emen 
unlöslichen Steinkern, eine leicht lösliche Schale und den, nachdem die Schale gelöst ist, leicht zerbrechlichen 
Überzug, der, wenn er zerfällt, die schönsten Steinkerne von Foraminiferen liefert (s. Fig. 14, 125, 320, 
331, 332). Löst man die übriggebliebenen Körner in heißer, konzentrierter Salzsäure, so bleiben, da 
man sie vorher pulvern muß, feine Ton- und Kieselsäurepartikelchen als letzter unlösbarer Rest. 


Der Oolith (Präp. 21 a—c) enthält: 


Nodosaria radicula Linnt Oristellaria minuta Born. (Fig. 320) 
Prondieularia lanceolata HäÄuSLER » prima D’ÖRBIGNY 

» pupiformis HÄuSLER Cornuspira liasina TERQUEM 

» brizaeformis BORNEMANN Anomalina D’OrBIGNY (Fig. 331) 

» unbest. Stemkerne (Fig. 125) Junge Gastropoden (sehr viele) 
Dentalina linearis RÖMER Echinodermenreste. 


Was den Horizont betrifft, m dem dieser Oolith vorkommt, so ist es sehr wichtig denselben 
genau festzulegen, da er meist verschieden angegeben wird. (JuEnstepr schreibt darüber im Jura S. 54: 
»Bei Hüttlingen dringt ein dichtes, rotes, toniges Eisenerz mit gestreiften Druckflächen sogar in die 
unteren Arietenbänke ein«. Ich kann dies nur bestätigen und hinzufügen, daß es linsenförmig in den 
untersten Bänken steckt. 

Schöner als bei Hüttlingen findet sich der Oolith hinter dem Dorfe Reichenbach (Präp. 22, 
enthält dieselbe Fauna wie 21a—c). Hier wie bei Hüttlmgen finden sich auch größere Petrefakten, 
z. B. Pecten und Lima vorzüglich erhalten. 

Weiter im Südwesten ist der Angulatenhorizont gut ‚aufgeschlossen bei Göppingen: 
Angulatenmergel ohne organische Reste mit verschiedenen Thallasitenbänken abwechselnd. 
Göppinger Werkstein (Schliff 39, 40). 

In einem früher bekannten Bruch hinter den Heilquellen! war hier ebenfalls direkt unter dem 
Arietenkalk ein Eisenoolith von 10 em Dicke zu sehen. Dieser war schon Qurnsreor bekannt (Jura S. 65): 
»Bei Göppingen wird das Gebilde (Arietenkalk) außerordentlich kompakt und mächtig, es stellen sich 
wie bei Hüttlingen eisenreiche Zwischenschichten ein, die selbst unter dem Rasen noch kenntlich sind«. 
Leider ist heute nirgends etwas davon zu finden. 

Wie beim Psilonotenhorizont muß man hier eine Trennung machen. Von Ellwangen bis Göppingen 
wird dieser Oolith immer weniger mächtig und hat in diesem ganzen Gebiet stets das gleiche Lager. 
Ich werde später darauf zurückkommen. Auf dem Schurwald gelangt man zu einem Angulatenbruch, 
der wegen seines Eisenooliths in der Literatur schon lange bekannt ist. Zwischen Aichschieß und 


! Begleitworte zu Atlasblatt Göppingen 1867 und Nachtrag hiezu 1901. 


N RI 


Schanbach am Weg nach Krummhardt rechts unten ist ein ganz frischer, klemer Aufschluß, dessen 
Sohle eine dieke Angulatenbank bildet: 
Angulatensandstein 
Angulatenmergel 
ca. 1!/g m 60 em Oolithbank (Schliff 41 u. 42, Präp. 23) Abb. Il. 
Angulatenmergel 
Angulatensandstein. 


Der Oolith (Präp. 23) enthält: 


Unbest. Frondieularien Junge Gastropoden 
Oristellaria prima D’ÖRBIGNY Echinodermenreste. 
Fischzähnchen 


Was die Substanz betrifft, so ist sie vollkommen dieselbe wie bei Hüttlingen. Außen kupferbraun, 
innen blau. Der ganze Unterschied beruht in der Lage, welche hier im unteren Teil des Angulaten- 
horizontes ist, umgeben von lauter Tonen, eine ganz isolierte Bank. Quenstepr Jura S. 45: »Tief unter 
den Malmstemen«. 

Es liegst nahe, einen Vergleich mit Frankreich einerseits und Norddeutschland andererseits zu 
ziehen. (Jurnsteor! vergleicht den Göppinger (Arieten) Oolith mit dem von Sommerschenburg bei 
Helmstedt und dem von Semur (Cöte d’Or) in Frankreich. Auf diese Ungenauigkeit der Parallelisierung 
hat schon Opren” hingewiesen: »Bei Thoste und Beauregard bei Semur wird die Zone des Ammonites 
angulatus durch eine 6—8 Fuß mächtige Schicht von Toneisenstein gebildet«. Letzterer besteht aus 
feinen Körnern (grains milliaires) von Roteisenstein mit eimem eisenhaltigen Ton als Bindemittel«. Man 
muß also daran festhalten, daß der französische Oolith im Angulatenhorizont lagert. Dasselbe schreibt 
Brauns® S. 87: »In Frankreich brechen an den für klassisch angesehenen Punkten im der Umgebung 
der Cöte d’Or, namentlich bei Semur, blaue Kalkplatten, teilweise aus Gryphitenbreceie bestehend. Bei 
Thoste und Beauregard bedecken dieselben die Eisenerze der vorigen Zone«. 

Wie steht es aber mit dem norddeutschen Oolith von Sommerschenburg? Dafür haben wir 
Angaben* genug: »Die Zone (des Ammonites Bucklandi) zeichnet sich in Norddeutschland besonders 
dadurch aus, daß der Eisengehalt plötzlich in derselben bedeutend wird und an emigen Stellen Veranlassung 
zu einem umfangreichen Bergbau gegeben hat (Hanıen)«. 

Interessant ist, daß auch im fränkischen Lias der Arietenkalk durch Reichtum an Brauneisenerz 
sich auszeichnet und bei Bodenwöhr u. a. Orten eimen nicht unergiebigen Bergbau gestattet’. 

Eine berühmte Fundstelle für Angulaten ist Vaihingen a. F. Dieses Profil stellt sich in einen 
gewissen Gegensatz zu den übrigen, weil hier der ganze Horizont eine einzige mächtige Tonbank zu 
sein scheint: 


! QUENSTEDT, Epochen der Natur, 1861, S. 532. 

® ÖPPEL, Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschland, 1856-58, S. 151. 

3 BrAuns, Der untere Jura im nordwestlichen Deutschland, 1871. 

* Ebenda, S. 79 u. 80. — HanıEL, Über das Auftreten und die Verbreitung des Eisensteins. Zeitschr. d. d. geol. Ges., 
Bd. 26, 1874. — STRONBECK, Über den oberen Keuper bei Braunschweig. Ebenda, Bd. IV, 1852, S. 63. — ScHLÖöNBACH, Über 
den Eisenstein des mittleren Lias im nordwestl. Deutschland. Ebenda, Bd. 75, 1863. 

5 GümßEL, Bayerisches Alpengebirge, II, S. 453, 1868. 


19 


ca. 3 m Angulatentone (Schliff 48, Präp. 24 a—d); mit Geodenlager (Schliff 46, 47) und zwei 
dünnen Kalkbänkchen (Schliff 45). 
Blauer Angulatenfels (Stuttg. Pflasterst.) Schliff 43, 44. 
Das kalkige Bindemittel ist hier reichlicher vorhanden als sonst, wo er in frischem Zustand 
höchstens hellblau aussieht. 
Schliff 47 enthält: (Juerschnitt durch Cornuspira liasina Terauem. 
Tone 24 a—d enthalten: 


Oornuspira liasina TERQUEM Cristellaria arietis sp. n. (Fig. 260) 
Nodosaria radieula LınNn& > prima D’ÖRBIGNY 
Glandulina humilis Römer > varians BORNEMANN 
Frondieularia lanceolata Häusuer > minuta BORNEMANN 

>» pupiformis HÄuUSLER bairdia amalthei QUENSTEDT 

> carinata BURBACH »  Moorei Jones (Fig. 343) 
Marginulina burgundiae TeRQuUEM Uneinulina polymorpha Tera. (Fig. 352, 257,259, 361) 
Vaginulina legumen Linn Junge Gastropoden 

» exarata TERQUEM Echinodermenreste. 


Ob und in welchem Zusammenhang das Geodenlager mit den an anderen Orten vorkommenden 
Oolithen steht, ist nicht sicher zu sagen; auffallend ist, daß dasselbe später im Amaltheenton auch der 
Fall zu sein scheint. (Quenstepr Jura S. 55: »Vaihinger Nest, entsprechend dem Ostdorfer Kupferfels, 
wie die schweren Geoden und das Lager hinlänglich beweisen«. 

Bis zur Tübinger Gegend behalten die Angulatenschichten ihren sandigen, emförmigen Charakter. 
Erst bei Dusslingen tritt in ihrem unteren Teil die Oolithbank wieder auf in einer Mächtigkeit von 50—60 em 
unter der Eisenbahnbrücke vor dem Ort. Die Entfernung Aichschieß-Dußlingen ist zwar ziemlich groß, 
‚doch ist bei dem linsentörmigen Auftreten dieses Gesteins leicht möglich, daß noch unaufgeschlossene 
Stellen dazwischen liegen. Pomreexs! gibt noch Bebenhausen und Dettenhausen als Fundstellen dafür 
an. Während der Anlage des neuen Exerzierplatzes ist er von Koken auch auf der Waldhäuser Höhe 
gefunden worden. Die Ansicht, daß der Aichschiesser und Dusslinger Oolith zusammengehören, ver- 
tritt auch FritzeÄrrnner?. 

Der Dusslinger Oolith (Schliff 49, Präp. 25 a—c) enthält weniger Körner und mehr kalkige 
Grundmasse, als die bisher erwähnten Oolithe: 


Oornuspira liasina TERQUEM Fischzähnchen 
Oristellaria prima D’ORBIGNY Junge Gastropoden 
> minuta BORNEMANN Echinodermenreste. 


In diesem Oolith fand Quenstepr ebenfalls Foraminiferen, die er, ohne sie zu bestimmen, m 
seinem Ammonitenwerk Tab. I Fig. 21 a, b abbildetee Von hier an kann man die Oolithbank, die in 
den folgenden Gegenden den Namen Kupferfels führt, fast ohne Unterbrechung bis an die Wutach 
. verfolgen. Zunächst ist er nach Quexstepr® am unteren Starzelfall bei Hechingen zu finden. 


! PompeckJ, Paläont. Beziehungen zu den untersten Liaszonen der Alpen u Schwabens. Württ. Jahresh. 1893, Bd. 49. 
2 FRITZGÄRTNER, Pentaeriniten- und Ölschieferzone bei Dusslingen. Inaug.-Diss. Tübingen 1872. 
3 QUENSTEDT, Begleitworte zu Atlasblatt Tübingen, 1865, S. 6. 


Am bekanntesten ist die Bank von Östdorf bei Balingen, wo folgendes Profil aufgeschlossen ist: 


25 em Ölschiefer, 
ca. 3 m Arietenkalke mit Tonen abwechselnd. 


ca. 1'/; m zwei mächtige Angulatenbänke, 

» 1!/2 » gewöhnliche Angulatentone (Präp. 29), nur junge Gastropoden führend, 
5—10 em oolithische Mergel (Präp. 27a, b), 

40 cm Oolithbank (Präp. 26), 


Angulatentone mit Bairdia amalthei (Präp. 28), 


Angulatenhorizont 


Angulatensandstein. 


Der Oolith gleicht vollständig den übrigen, in Farbe und Substanz. An größeren Fossilien sind 
im Gegensatz zu den bisherigen bedeutend mehr vorhanden, wie Plag. gig. Am. angulatus, Pecten ete. 


An Foraminiferen enthält er folgende Arten als Steinkerne: 


Cornuspira liasina TERQUEM Anomalina »’OrBIcnY (Fig. 332) 
Frondieularia (unbest.) Junge Gastropoden 
Oristellaria prüna D’ÖRBIGNY Echinodermenreste. 


Tone 27a, b enthalten: 


Cornuspira liasina TERQUEM Cristellaria prima D’ÜRBIGNY 
Nodosaria radieula Linn® » crepidula F. u. M. v. convoluta 
Prondieularia pupiformis HAusuerR Bairdia amalthei (JunnsTEDT 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Junge Gastropoden (sehr viel) 
Cristellaria nuda TERQUEM Cidaritenstacheln 

>» arietis Sp. N. Echinodermenreste. 


Diese Schicht stellt die einzigen oolithischen Tone im schwäbischen Lias dar. Darin spielen 
jedoch die wirklichen Oolithkörner eine untergeordnete Rolle; den größten Teil bilden Ostracoden und 
junge Gastropoden. Die Oolithkörner sind sehr klein, schwarz und linsenförmig, die Fossilien sind eben- 
falls schwarz und sehen wie Steinkerne aus. 


Auf dem ganzen Blatt Balingen ist der Kupferfels anzutreffen, so fand ich ihn am Talhof bei 
Neukirch und bei Endingen. In der hiesigen Sammlung befinden sich alte Handstücke mit: »Kupfer- 
fels Angulatenschicht Wellendingen« und »Roteisenerz Lias « Rottweil-Schwenningen«. 


Zum letztenmal im Württemberg holte ich ihn bei Trossingen, mitten im Ort; auch hier liegt er 
zwischen Tonen eingebettet und enthält (Präp. 30): 
Cornuspira liasina TeRQuvem (Fig. 14) Junge Gastropoden. 
Cristellaria varians BORNEMANN 
Die 1'/; m mächtigen Tone über ihm sind nebst den Angulatentonen von Vaihingen a. F. die 


einzigen in diesem Horizont, welche einige Foraminiferen geliefert haben, sonst ist der Angulatenton 
sehr steril. 


Tone 3la, b enthalten: 


Nodosaria radieula Lins& Marginulina burgundiae Terauem (Fig. 172) 
» raphanus Linn% » burgundiae Terg. v. psilonoti 
> raphanistrum Linn& (Fig. 91) Flabellina rugosa D’ORBIGNY (Fig. 216) 
Frondieularia pupiformis HÄUSLER Bairdia amalthei (JuEnstEoT (Fig. 338) 
> pulehra TERQUEM » cassiana Ruuss 
» carinata BurB. v. longa sp. n. Pentacrinusglieder 
Dentalina communis D’ORBIGNY Junge Zweischaler 
> matutina D'ORBIGNY Fischzähncehen 
Vaginulina exarata Terauem (Fig. 195) Echinodermenreste (Fig. 377). 
Daß der Angulatenoolith überall bis zur Wutach vorkommt, beweisen die Profile Scnauchs! von 


Pforen-Neudingen, Ewattingen, Beichteloch, Aselfingen u. a. In den Langenbrückener Ablagerungen fehlt 
er gänzlich.” 

Es erhebt sich die Frage, woher kommt dieser Oolith? An eine Entstehung an Ort und Stelle 
ist bei dem linsenförmigen Vorkommen weniger zu denken als an Einschwemmungen. Bereits erwähnt 
wurde, daß er sich in weit größerer Mächtigkeit auch in Frankreich findet. Damit hat er sein Ende 
auch nicht erreicht; eine deutliche Parallele dazu findet sich im alpinen Lias. Wänxer” fand in den 
Alpen einen Verwandten des von Quensteor im Dusslinger Oolith gefundenen Amm. sironotus, nämlich 
den Ammonites proaries, dessen Vetter hinwiederum in Frankreich der 4rietites laqueus im dortigen 
Angulatenoolith ist. Darauf baut Wänner folgende Einteilung * "-°: 


Nordöstliche Alpen | Mitteleuropäische Juraprovinz 


#2) Zone des Arietites rotiformis 4) Zone des Arietites Bucklandi 


3) >» der Schlotheimia angulata 


i 3 > » Ammonites angulatus 
2) » des Psil. megastoma u. des Arietites | | J 
8: | a) 3 »  Arielites laqueus »Volithbank« 
‚proaries | 
1) » des Psiloceras calliphyllum. | a2 »  Psiloceras planorbis. 
| 


Dieses Profil hat nichts mit dem Verhältnis der Mächtigkeit der Schichten zueinander zu tun, 
sondern ist rein paläontologisch. Die Zone 2 ist in den Alpen meist oolithisch? oder enthält sehr zahl- 
reiche Brauneisenkonkretionen ®. 

Die einzige schwäbische liasische Oolithbank ist demnach eimer größeren Beachtung wert, als 
sie seither erfuhr und es wäre zu wünschen, daß sie ihren Platz ungefähr in der Mitte des Angulaten- 


1 SCHALCH, Die Gliederung der Liasformation des Donau—Rheinzuges. Neues Jahrb. f. Min. 1880, Bd. 1. 

2 DEFFNER u. FRaas, Die Juraversenkung bei Langenbrücken. Leonh. Jahrb. 1859, S. 1- 38. 

® WÄHNER, Beiträge zur Kenntnis der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstlichen Alpen. — Beiträge zur 
Pal. Österr.-Ungarns und des Orients von E. v. Mossısovics und NEUMAYR, Bd. IV, Heft 3 u. 4, 8. 135—226, 1882. 

* PoMPECKJ, Paläont. Beziehungen zwischen den untersten Liaszonen der Alpen und Schwahbens. Württ. Jahres- 

hefte 1893, Bd. 49. 
5 WÄHNER, Heteropische Differenzierung des alpinen Lias. Verh. d. geol. Reichsanst., 1886, H. 7, S. 168. 
6 WINKLER, Neue Nachweise über den unteren Lias in den bayerischen Alpen. Neues Jahrb. 1886, Bd. II, S 34. 


ee 


horizontes behält, da überall, in Aichschieß, Dusslingen, Ostdorf und Trossingen bis zur Wutach Tone 
und meist noch Sandsteine darüberliegen, während der Oolith von Hüttlingen, Reichenbach und Göppingen 
dem untersten Arietenkalk angehört. Somit ist auch dieser Horizont bei Göppingen deutlich in 2 Teile 
getrennt. Im östlichen macht sich der Einfluß des fränkischen bezw. norddeutschen Meeresteils geltend, 
im südlichen, dem eigentlichen schwäbischen Lias, findet eine deutliche Abhängigkeit vom französischen 


bezw. alpinen Meere statt. 


Lias «. Arietenhorizont, 


Im Osten habe ich im Frühjahr 1904 zwischen Röhlingen und Erpfental auf Blatt Ellenberg 
einen Bruch im Arietenkalk gefunden, der leider bald darauf verschüttet wurde. Zu sehen war ein 
mächtiger Fels grobkörnigen blauen, quarzreichen Kalkes von ca. 3 m Höhe (Schliff 50—54). Man 
konnte darin Gryphaeen, Pecten, Arieten und Belemniten finden, allerdings im Verhältnis zu anderen 
Gegenden waren die Funde sehr gering. Gryphaea arcuata herrscht bedeutend vor. Diese Versteinerungen 
enthalten neben anderen Mineralien öfters Schwerspat, der wohl aus den barythaltigen Feldspäten eines 
Grundgebirges stammt (böhmisch-bayerisches Grundmassiv). Diese Entwicklung ohne jegliche tonige 
Zwischenlagen ist typisch für den Arietenhorizont von Ellwangen bis Göppingen, nur ganz selten finden 
sich Stellen aus quarzfreiem feinerem Kalkstein. Beim Verwittern wird das Gestein rostig, da es viel 
Eisen enthält; dabei kann man Steinkerne von Foraminiferen im Verwitterungsprodukt finden (Präp. 32): 

Nodosaria radieula Lınn& Oristellaria prima D’ÖRBIGNY. 

Bei Dewangen ist der untere Arietenkalk oolithisch (Schliff 36) und besteht aus fast lauter 
Oolithkörnern. Hier fand sich auch ein größeres Knochenstück. Der obere Arietenkalk (Schliff 37) 
enthält viel Quarzkörner. Ebenso bei Alfdorf, wo ich im Verwitterungsprodukt (Präp. 33) Cidariten- 
stacheln, Fischzähnchen und viele unbestimmbare organische Reste fand. In dieser Gegend stellt sich 
auch viel Holz in dem quarzreichen Gestein ein. 

Um Göppingen erscheinen die ersten Tone. Schon bei Wäschenbeuren lagert eine quarzfreie, 
sehr feine, schwefelkieshaltige Kalkbank zwischen den groben Schichten, welche die Leute dort mit dem 
Namen »Speckstein« bezeichnen, der sehr gut dafür paßt. An der Straße Jebenhausen-Faurndau steht 


folgendes Profil an: 
10 cm Kalkbank. 


'; m Tone mit G@ryphaea arcuata (Präp. 34). 
Arietenfels mit Gryphaeen (Schliff. 39). 
Schliff 39 enthält: 


Cornuspira liasina TERQUEM Glandulina metensis TERQUEM. 
Tone 34 enthalten: 
Nodosaria raphanistrum Linux Marginulina burgundiae 'TERQUEM 
» multicostata BORNEMANN » striata TEeRQuUEM (Fig. 186) 
Frondieularia pupiformis HXusueR Cristellaria inaequistriat« TERQUEM 
Dentalina matutina D/ORBIGNY » arietis Sp. N. 
» quadrata sp, n. (Fig. 156—158) > minuta BORNEMANN 


Vaginulina legumen Linx& Cidaritenstacheln 


— 16 — 


Daß Göppingen wiederum die Grenze bildet zwischen quarzreichen und quarzarmen bezw. 
tonigen Arietenschichten, geht aus dem bisherigen hervor. Eine vielumstrittene Frage ist die, woher 
diese Unmenge (Juarzkörner stammen. (Qurssteor erklärt dies folgendermaßen (Jura S. 64): » Ellwangen 
zu nehmen die Arietenkalke viel grobe (Juarzkörner auf, die ohne Zweifel von weißem Keupersandstein 
herrühren und besonders nach Franken zunehmen.« Das kann nicht zutreffen, denn der Keuper- 
sandstein ist unter 30 m Knollenmergel und 5 m Lias begraben gewesen, als die (uarzkörner ein- 
geschwemmt wurden. Ferner sind diese (Juarzkörner auch nicht so abgerollt wie die im Keuper. Leider 
kann auch Gümsen', der die Verhältnisse doch am besten kennen mußte, keine Antwort geben und 
läßt dieses Problem ungelöst, indem er schreibt: »Für diese Quarzkörner haben wir keine Ableitung 
aus irgend einem benachbarten Festlandsgebiete. Sie sind völlig fremdländisch.« Ponmrzers” gibt 
davon folgendes Bild: »Im schwäbischen Jura allerdings smd Sandsteine und sandige Lagen nicht 
mehr vorhanden, das Meer ist tiefer geworden und die kalkigen und schiefrigen Ablagerungen verraten 
nicht mehr so intensiven Einfluß der Küstennähe, wie zur Zeit der Angulatenzone. Im fränkischen Jura 
(schon von Ellwangen an) herrschen grobkörnige Sandsteine und Kalksandsteine mit eroben (uarz- 
körnern. Den groben aus abgerollten (Juarzkörnern zusammengesetzten Sandstein am Keilberg wird 
man nach der landläufigen Auffassung als eine in der Brandungszone entstandene Strandbildung bezeichnen; 
feinkörnige Sinkstoffe sind durch die Brandungswogen fortgeführt worden. Ist dies richtig, so muß in 
der Regensburger Bucht ein Zurückdrängen des Meeres stattgefunden haben, speziell die Ostküste muß 
seewärts gegen Westen gerückt worden sein. Wie weit das Meer hier allmählich gegen Westen und 
Nordwesten zurückgedrängt wurde, läßt sich nicht bestimmen. Das Vorkommen gröberer (Juarzkörner 
in den Arieten-Schichten Frankens, sei es in der Form von Sandsteinen oder Kalksandsteinen und Sand- 
kalken, bedingt, wenn auch eine erhebliche Änderung in der Ausdehnung des Meeres gegen die böhmisch- 
vindelizische Masse, hin nicht zu erweisen ist, doch gegenüber der Angulatenzeit Änderungen in den 
Beziehungen von Meer und Land. Vielleicht ist das Vorkommen gröberer (Juarzkörner darauf zurück- 
zuführen, daß von Osten her, nachdem die böhmische Landmasse seit Beginn des Lias mit dem skandi- 
navisch-russischen Festlande vereinigt worden war, die Abflußverhältnisse gegen das fränkische Liasmeer 
sich geändert hatten; möglicherweise hatten im Gebiete dieser Landmassen Hebungen stattgefunden, so 
daß gegen das Meer hin Abtlüsse mit stärkerem Gefälle und größerer Transportfähigkeit geschaffen 
wurden. Aber auch schon ein geringes Zurückweichen des Meeres muß ja das Gesamtgefälle der dem 
Meere zuströmenden Wasserläufe und damit auch deren Transportkraft vergrößern. Aus dem Vor- 
kommen gröberer Quarzkörner in den Arietenschichten Frankens, von Ellwangen an gegen Osten, dürfen 
wir wohl auch für die Südküste der Regensburger Bucht, also für den Nordrand des vindelizischen Ge- 
birges ein Vorrücken gegen Norden zur Zeit der Arietenzone annehmen.« 

Im südlichen Teil des schwäbischen Lias kann man im Arietenkalk 2 oder 3 Bänke nach dem 
Vorkommen verschiedener Ammoniten unterscheiden, die jedoch petrographisch ganz gleich sind, daher 
möchte ich diese Teilung hier nicht in Betracht ziehen. 

In Göppingen selbst sind die Arietenschichten beim Krankenhaus und am Weg nach Rechberg- 


ı GÜNBEL, Fränkische Alb. Geogn. Beschr. v. Bayern, Bd. IV, 1891, S. 592. 
2 PomPpEcKJ, Die Juraablagerungen zwischen Regensburg u. Regenstauf. Sonderabdr. d. geogn. Jahresh. 1901. Jahr- 
gang XIV, S. 38. 


hausen aufgeschlossen, ebenso sehr schön in Hattenhofen, wo der Arietenkalk besonders rein ist und 
ein marmorähnliches Korn besitzt. Quensrepr macht darüber folgende Angaben (Jura S. 65): »Bei 
Hattenhofen liegen feinkörnige Bänke darin, die sogar den Namen Marmor erhalten haben, weil sie zu 
Grabsteinen und Tafeln verarbeitet werden.« Die Tone dazwischen (Präp. 35 a—c) enthalten sehr viele 
Foramimiferen, von denen sich die allermeisten, wie bei Jebenhausen durch Rippen auszeichnen. Man 
kann überhaupt von einer ganz eigenen Mikrofauna der Arietentone reden, da sehr viele Formen darin 


sind, die sonst kaum mehr erscheinen. 


Tone 35 a—e enthalten: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND 
Nodosaria radicula Linz (Fig. 38) 


» raphanus Lıinx& 
Frondicularia brizaeformis Born. (Fig. 121) 
> carinata BURBACH 
» pulchra 'TERQUEM 
» bicostata D’ORBIGNY (Fig. 138) 
> Baueri Bursach (Fig. 137) 
>» sulcata Born. (Fig. 141) 


Dentalina quadrata sp. n. 
» matutina D’ÖRBIGNY 
Vaginulina virgata TERQUEM (Fig. 196). 


Vaginulina legumen List (Fig. 187) 
» exarata TERQUEM 
Marginulina burgundiae TErQuEm (Fig. 175) 
» costata Bartsch (Fig. 178, 183) 
Oristellaria arietis sp.n. (Fig. 255, 256, 258, 259) 
» inaequistriata TERQUEM 
Bairdia amalthei (JUENSTEDT 
> cassiana Rruss 
Cidaritenstacheln 
Pentacrinusglieder 
Sponsiennadeln 
Nodosaria multicostata BORNEMANN. 


Bei Plochingen fand ich Arietentone, die ganz abweichen von denen bei Hattenhofen und Jeben- 


hausen. Ich fand darin nur (Präp. 36): 
Ammodiseus infimus STRIcKL. (Fig. 8) 
Nodosaria (unbestimmbar) 
Echinodermenreste (Fig. 380) 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 
Junge Gastropoden 
Cidaritenstacheln. 


Auf dem Schurwald zeigt der abgesunkene Teil in der Nähe von Eßlingen bei der Latrinen- 
anlage von Rüdern ein hübsches Profil der Arietenkalke. Man hat hier abwechselnd Tone und Kalk- 
bänke vor sich. In ersteren ist der erste Belemnit mit seiner kurzen spitzen Form häufig vertreten 
und außerdem viele Foraminiferen in der für diesen Horizont typischen gerippten Form (Präp. 37 a, b): 


Astrorhiza? (Fig. 3) SANDAHL 
Nodosaria radieula Linn& 


» hortensis TERQUEM 

> raphanus Linn& 

» raphanistrum Lins& (Fig. 86, 92) 
» multicostata BORNEMANN (Fig. 97) 


Glandulina humilis Römer (Fig. 59, 63) 
Frondicularia pupiformis HÄUSLER 
> Terquiemi D’ORBIGNY 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Frondieularia brizaeformis BORNEMANN 


» lata BuURBACH 

» carinata BURBACH 

» bicostata D’ORBIGNY 

» Baueri BURBACH 

» suleata BORNEMANN (Fig. 142) 


Dentalina conmunis D’ÖRBIGNY 
» matutinad D’ÖRBIGNY 
Marginulina burgundiae Terg. v. psilon. 


Vaginulina legumen Linn Oristellaria minuta BORNEMANN 
Oristellaria caninato-costata DEECKE Bairdia amalthei QUENSTEDT 

» arietis sp. n. Cidaritenstacheln 

» prima w’ÖrsıcnyY (Fig. 301) Pentacrinusglieder. 


Auf den Fildern ist wieder Vaihingen, das über seinen Angulatenbrüchen als Decke 2 Arieten- 
bänke (Schliff 60 und 61) mit Tonen dazwischen, liegen hat. Diese Tone (Präp. 38 a, b) enthalten: 


Nodosaria simplex Terg. (Fig. #7) Uneinulina polymorpha TERQUEM 
Frondicularia pupiformis HÄusLer Tentakelhaken (Fig. 366) 
Dentalina. (unbestimmbar) Cidaritenstacheln 

Bairdia amalthei QUENSTEDT Echinodermenreste. 


Ebenso ist bei Nellingen ein Bruch, der über einer Menge von Angulatenbänken (Schliff 62—66) 
und Tonen dazwischen (Präp. 39 a—d), die aber alle nur Bairdia amalthei (JuEnstEpt und sehr viele 
junge Gastropoden enthalten, Arietenbänke mit Tonen trägt. 

Im Schliff 67 und 68 der Kalkbank ist: 

Cornuspira liasina TERQUEM. 
Die Tone (Präp. 40 a, b) enthalten: 
Dentalina communis D’ORBIGNY Cidaritenstacheln 
Oristellaria minuta BORNEMANN Echinodermenreste. 
Bairdia amalthei QUENSTEDT 
In der Nähe davon bei Heumaden fand ich in den Angulatentonen (Präp. 41 a, b) folgendes: 


Nodosaria radicula Lınnk Bairdia amalthei QUENSTEDT 
> simplex TERQUEM > cassiana REUSS 

Frondieularia pupiformis HÄuSLER Cidaritenstacheln 

Marginulina burgundiae TERQUEM Echinodermenreste. 


Vaginulina exarata TERQUEM 
Darüber liegt Arietenkalk (Schliff 69) und Arietentone (Präp. 42 a, b). 


Nodosaria simplex TERQUEM Marginulina burgundiae TERQUEM 

» raphanistrum Linn# Vaginulina legumen Lins& 
Frondicularia carinata BuRB. v. longa. Oristellaria inaequistriata TERQUEM 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 

> brevis D’ORBIGNY Cidaritenstacheln 

» matutina D’OÖRBIGNY Echinodermenreste. 


Im Wald hinter Bebenhausen ist ein verlassener Arietenbruch, dessen Tone (Präp. 43 a—c) die 
typischen Arietenforaminiferen lieferten: 


Cornuspira liasina TERQUEM Dentalina brevis D'ÜRBIGNY 
Nodosaria radicula Lınn& (Fig. 33) » obliqua D’ÖRBIGNY 
» simplex 'TERQUEM (Fig. 44) > quadrata sp. n. 
>» raphanus Lısx& (Fig. 73) » matutina D’ÜRBIGNY 


» raphanistrum Linn& Vaginulina Dunkeri Koct# (Fig. 205) 


Vaginulina legumen Linn Oristellaria prima w’Ore. (Fig. 303) 
Lagena laevis MonTAGv. » crepidwla F. u. M. v. striata 
Oristellaria inaequistriata Terg. (Fig. 251— 254) > arietis sp. n. (Fig. 257) 
Frondieularia carinata Burs. (Fig. 128) » rotulata LAMARK 

> carinata Bure. v. longa Uneinulina polymorpha TERQUEM 

» pulchra TERQUEM Cidaritenstacheln. 

> pupiformis HAUSLER Pentacrinusglieder. 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY (Fig. 143) Junge Gastropoden. 


Im Trossinger Arietenhorizont liegen ziemlich zahlreich abgerundete Stücke wie Rollstücke. 
Schlägt man dieselben auf, so zeigt sich, daß es Geoden sind, die abgerollt wieder in das Gestein ein- 
gebacken wurden. Die Geoden haben Bohrmuschellöcher, welche mit dem sie umgebenden Arietenkalk 
ausgefüllt sind; dasselbe hat Exsen bei Gmünd an der Straße nach Öberbettringen beobachtet. Daraus 
kann man wohl auf eine sonst nirgends beobachtete Strandnähe schließen. 


Lias «. Tuberculatus- und Ölschieferhorizont. 


Diese Schichten bedeuten für Schwaben ein Zurückweichen des Meeres, das schon im Arıieten- 
horizont begann. Offenbar hat der Ozean neue Gebiete erobert oder hat sich das Land gehoben, so 
daß bei uns ruhige Buchten entstanden. Im östlichen Teil ist allerdings nichts verändert, hier dauert 
der Sandschub so ununterbrochen fort, daß man zu der Ansicht kommen kann, daß nicht die Brandung 
allein, sondern auch einmündende Flüsse dabei eine Rolle spielen. In jenen Buchten wuchs in Menge 
an vielen Stellen Pentacrinus tuberculatus. Auf dem Schurwald vertritt eine Kalkbank mit Ahynchonella 
belemmitica diese Schichten. Erst in Vaihingen a. F. konnte ich die typischen Ölschiefer finden. Hier 
endet der Arietenkalk mit einer Fucoidenbank (Schliff 70), darüber liegt Ölschiefer (Präp. 44), der eine 
Menge unbestimmbarer organischer Reste enthält, aber keine Foraminiferen. In Stetten a. F. bildet sehr 
bituminöser Kalkstein (Stinkstein Schliff 71) den obersten Arietenkalk, worüber erst der Ölschiefer (Präp. 45) 
folgt. Der Stinkstein zeigt viele Durchschnitte «durch Foraminiferen, wie: 

Cornuspira liasina TERQUEM Frondieularien (unbest.) 
Lagena laevis MoNTAGv. Cristellarien (unbest.) 

Im Ölschiefer (Präp. 45) fand ich: 

Dentalina communis D’ÖRBIGNY Cidaritenstacheln u. 


Bairdia amalthei (JUENSTEDT sonstige organische Reste. 


Die schönste Tuberculatusschicht ist in der Steinlach bei Dußlingen zu finden. Die Bank ist 
voll der reizendsten, mit feinem Schwefelkiesüberzug bedeckten Stiel- und Armglieder des Pentaerinus 
(Schliff 72). Der Ölschiefer (Schliff 73, Präp. 46), hier wohl am mächtigsten im ganzen Land, enthielt: 

Nodosaria hortensis TERQUEM Oristellaria minuta BORNEMANN 


Cristellaria prima »’ÖrBıcnvY (Fig. 296) Sehr feine Cidaritenstacheln. 


Darüber liegen Tone und die nur an wenigen Stellen ausgebildete Grenzbank «/3 (Schliff 74). 


20° — 


Die Ölschiefer vom Talhof bei Neukirch enthalten (Präp. 47): 
Nodosaria radieula Linnü Cristellaria acıuminata TERQUEM 
Vaginulina legumen Linnn > protracta BORNEMANN 
Oristellaria prima D’OÖRBIGNY 
Die Fauna im Ölschiefer ist besonders klein und verkümmert, wie später im Posidonienschiefer. 
In der Wutach-Randengegend'! sind die Bucklandischichten an den meisten Punkten 3—4 
mächtig, ein dunkelgrauer, harter Kalkstein; die emzelnen 0,18—0,24 m mächtigen Bänke werden durch 
sandige Mergelzwischenlagen voneinander getrennt, welche aber niemals eine erhebliche Mächtigkeit 
erlangen, sondern immer nur schwache Ausfüllungen der Schichtfugen darstellen. Bei Langenbrücken 
sind die Kalke der Arietenzone schwächer, aber ebenso geartet, wie bei uns. In Frankreich stimmen 
die Tubereulatusschichten von Avallon (Yonne) sowohl in mineralogischer als paläontologischer Beziehung 
mit den schwäbischen überein (Orren: Jura S. 167). In der Normandie ist der ganze untere Lias sehr 
schwach vertreten. In England ist alles wie bei uns. 
Zieht man in Erwägung, daß der ganze Lias « in allen seinen Horizonten je weiter wir von 
Osten ausgehend nach Süden gelangen, desto mehr Ähnlichkeit mit dem französischen bekommt, so folgt 
daraus, daß der Schwarzwald nicht vorhanden gewesen sein kann. Wäre auch nur eme Insel davon 
gestanden, so müßte man durch alle Schichten hindurch bei uns und in Frankreich dieselben Brandungs- 
erscheinungen finden wie im Osten des schwäbischen Lias. Aber keine Spur von (Juarzkörneranhäufung 
oder sonstigem Geröll ist vorhanden, petrographisch nnd paläontologisch ist hüben wie drüben alles gleich; 
besonders die Mikrofauna weist eine Identität auf, die geradezu verblüffend ist. Während der ganzen 
Liaszeit waren der Schwarzwald und die Vogesen vom Meere bedeckt. 


Lias #. Unter- und Ober-?. 


Eine neue Flut brach herein und brachte eine Menge Tone und damit auch neues Leben in die 
stagnierenden Buchten des Ölschiefers. Zu unterst kommt das Capricornerlager, das nur an wenigen 
Stellen des Landes gut ausgebildet ist; dann folgen die sterilen Turneritone und darüber eine Kalkhank, 
welche den unteren Teil von £ abschließt; der obere besteht aus Tonen des Ammonites oxynotus und 
raricostatus, die zu trennen ich nicht überall durchführen konnte. Dies wäre das Normalprofil des westlichen 
Teils. Anders ist's im Osten. Bis Göppingen fehlt die trennende Kalkbank vollständig und nur selten 
läßt sich & in ein oberes und unteres trennen. Zwischen Röhlingen und Erpfental liegen auf den 
quarzigen Arietenkalken 2 m helle Tone, die man als Vertreter von % ansehen muß. Sie enthalten 
besonders gegen unten noch viele (Juarzkörner, trotzdem fehlt es nicht an Foraminiferen (Präp. 48 a—e). 


Ammodiscus infimus STRICKLAND (Fig. 4) Nodosaria muulticostata BORNEMANN 
» asper TerquEem (Fig. 9, 10) Frondieularia lanceolata. HÄUSLER 
Nodosaria radieula Lisn% > carinata BURB. v. longa. 
» simplexr 'TERQUEM » Baueri BURBACH 
>» vaphanus Linn& Dentalina communis D’ORBIGNY 
» raphanistrum Lıns& » brevis D’OrBIGNY (Fig. 155) 


1 ScHAuLcH, Die Gliederung d. Liasformation des Donau—Rheinzuges. Neues Jahrb. f. Min. 1880, Bd. I. 


Dentabina obligua D’ÖRBIGNY Oristellaria major Born. (Fig. 250) 


» matutina D'ORBIGNY » varians Born. (Fig. 310) 

» multicostata TERQUEM » mimuta BORNEMANN 
Marginulina burgundiae TERQUEM » matutina D'ORBIGNY 
Vaginulina perfoliata K. und Z. (Fig. 194) » erepidula F. u. M. v. convoluta 


Lagena bikamerata Joxes (Fig. 214) Buirdia amalthei (JUENSTEDT 


Oristellaria mutabilis ÜORNUEL Fischzähnchen. 

In einem längst bekannten aber verlassenen Bruch hinter der Ziegelhütte zwischen Ellwangen 
und Neunheim läßt sich durch Graben wieder die verwachsene Tonwand von Lias % aufdecken. Das 
Ganze ist etwa 4 m mächtig. Die untere Hälfte davon ist schwarzblau und entspricht unseren Turneritonen, 
die obere ist hellbraun und ist das Äquivalent zu unseren Oxynotenschichten. Eine trennende Kalkbank 


ist nicht vorhanden. Größere Petrefakten sind dis jetzt nicht gefunden. 


Die unteren Tone (Präp. 49 a, b) enthalten: 
Ammodiscus infimus STRICKLAND Dentalina matutina D’ORBIGNY 
Nodosaria simplex Terquem (Fig. 41) Marginulina burgundiae TERQUEM 
Nodosaria raphanus Linx& Vaginulina legumen Lisnn 


» raphanistrum Lisn& (Fig. 87) Oristellaria. carinato-costata DEECKE 


» multicostata BORNEMANN 

Frondieularia lanceolata HAusLur 

> pupiformis HÄuSLER 

» bicostata D'OÖRBIGNY 
Dentalina communis D’OÖRBIGNY 


» matutina D’ORBIGNY (Fig. 285) 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 
Uneinulina polymorpha TERQUEM 
Cidaritenstacheln 
Eehinodermenreste. 


y brevis D’ORBIGNY (Fig. 150) 
Die oberen Tone (Präp. 50 a, b) enthalten: 
Ammodiscus. infimus STRICKLAND Dentalina matutina D'OÖRBIGNY 
Nodosaria. costata Montasu (Fig. 78) Marginulina burgundiae TERQUEM 


Frondieularia pupiformis HÄusLer Oristellaria pauperata Park. a. JonEs 


>» pulchra TERQUEM >» matutina D'ÖRBIGNY 
Dentalina communis D’ORBIGNY > minuta BORNEMANN 
» brevis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT. 


Bei Hüttlingen finden sich graubraune schüttige Tone, die im frischen Zustand unseren $-Tonen 
gleichen m 2 m Mächtigkeit; allerdings ohne daß darunter oder darüber sonst etwas aufgeschlossen 
wäre. Doch wird sie jeder für $ erklären, der einmal den Lias im Gebirge selbst kennen gelernt hat. 
Darin fanden sich junge Gastropoden, zwei junge Amm. oxynotus und sehr viele Foraminiferen (Präp. 51 a—d): 
Nodosaria multicostata Born. (Fig. 95, 96, 

98— 100) 


Ammodiscus infimus STRICKLAND 
Nodosaria simplex TERQUEM 


> raphanus Linn& Glandulina humilis RÖMER (Fig. 58) 
>» raphanistrum Lınnk » bieonica sp. n. (Fig. 64) 
> costata Moxtacu (Fig. 81) Frondieularia pupiformis HÄUSLER 


Dentalina communis D'ÖRBIGNY Cristellawia prima D’OrBIGny (Fig. 289, 304) 
» brevis D’OrBıcny (Fig. 151) >» matutina D’ORBIGNY (Fig. 281) 

Marginulina burgundiae TERQUEM » major BORNEMANN (Fig. 249) 

Lagena bicamerata Jones (Fig. 213, 215) > minuta BORNEMANN (Fig. 317) 

Cristellaria erepidula FE. u. M. » rotulata LAMARK (Fig. 311, 312) 
> crepidula F. u. M. v. convoluta Bairdia amalthei (JuENSTEDT. 


Hinter dem Ort Dewangen ist ein Bruch, über dessen Arietenkalken 1 m schwarzblauer Ton 
ansteht. Derselbe ist von y-Mergeln überdeckt und läßt keine Teilung in obere und untere 8-Tone zu, 
sondern hat durchweg dieselbe Farbe und Beschaffenheit (Präp. 52) und enthält: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Oristellaria pauperata P. a. J. (Fig. 234) 

Nodosaria raphanistrum Lins& > prima D’ÖRBIGNY 

Dentalina communis D’ORBIGNY > matutina D’ORBIGNY (Fig. 277) 
> obligua D’OrBIEnY (Fig. 148) Bairdia amalthei QUENSTEDT 

Vaginulina perfoliata KügL. u. ZwInGLı Spongiennadeln. 


Durch Zufall fand ich in einem verlassenen Bruch in Unterböbingen '/. m £-Tone über dem 
Arietenkalk daselbst. Dieselben (Präp. 53 a, b) enthielten: 


Ammodiseus infimus STRICKLAND (Fig. 5) Dentalina matutina D’ORBIGNY 
Nodosaria raphanus Liss& Marginulina costata BATscH 

>» raphanistrum Linx& > burgundiae TERQUEM 

> multicostata BORNEMANN Cristellaria erepidula F. u. M. (Fig. 245) 
Frondieularia pupiformis HÄustEr » matutina D'ORBIGNY 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 


Man kann aus dem Vorhergehenden deutlich ersehen, daß £ bei uns auch im östlichen Teil 
ziemlich entwickelt ist und bedeutend besser als in Franken. Orren’s Urteil! darüber lautet nicht so 
günstig: »Bei Gmünd, Ellwangen, Wasseralfingen verlieren sich die Turneritone fast ganz und nie sah 
ich in den Sammlungen der dortigen Geologen ein Petrefakt, das mir die Anwesenheit von Lias £ 
kundgegeben hätte, Spuren davon sind jedoch in dieser Gegend vorhanden und nur bis jetzt nicht 
genügend erforscht.» 


Bis hierher war nirgends eine Kalkbank im Lias 8 vorhanden, dieselbe befindet sich erstmals bei 
Göppingen. Daher muß man das Gebiet Ellwangen-Göppingen als eigene Ausbildung abtrennen: man 
darf sie jedoch nicht als fränkische bezeichnen, sondern als Übergangsform von der fränkischen zur 
typisch schwäbischen. In Franken selbst ist von £ fast nichts zu sehen. Eine oft nur fingerdicke 
eisenschüssige Lage mit Amm. raricostatus und Stielen von Pentacrinus tuberculatus sind die einzigen 
Zeugen einer fortdauernden Meeresbedeckung, als ob das Meer sich allmählich aus der nordöstlichen 
seichten Bucht nach Süd-Westen in tiefere Teile zurückgezogen hätte”. 

In dem von Ensen genau durchforschten Filsbett? stehen am Göppinger Wehr die 3-Tone 


1 OPPEL, Der mittlere Lias in Schwaben. 1853. Württ. Jahreshefte, Bd. X. S. 39. 
?2 GÜMBEL, Frankenjura, Abt. IV, S. 69 u. 592. 
® ENGEL, Der mittlere Lias im Filsbett von Eislingen. Württ. Jahresh. Bd. 43, S. 49 —66, 1887. 


ziemlich mächtig an und haben in ihrem oberen Drittel eine Kalkbank (Schliff 75) eingelagert. 
unteren Tone (Präp. 54 a, b) enthalten: 


Ammodisceus infimus STRICKLAND 
Nodosaria radicula Linn& 


» simplex TERQUEM 
Frondieularia bicostata D’OrBIGNnY (Fig. 139) 
> pulchra Terquem (Fig. 135) 
Dentalina communis D’Orsıeny (Fig. 144) 
> brevis D’ÖRBIGNY 
> matutina D’ORBIGNY 


Die oberen Tone (Präp. 55 a, b) enthalten: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND 
Nodosaria radicula Lınn& 


» raphanus Linn& 
» raphanistrum Lins% 
» multicostata BORNEMANN 


Frondicularia pulchra 'TERQUEM 
Dentalina communis D’OÖRBIGNY 

» brevis D’OrBIGnY (Fig. 154) 
Vaginulina legumen Lınn& 


Marginuliua burgundiae 'TERQUEM 

>» costata BarscH (Fig. 180, 181) 
Vaginulina legumen Linn& (Fig. 193) 
Oristellaria prima D’ORBIGNY 


> matutina D’OrBIcny (Fig. 288) 
» minuta BORNEMANN 
» rotulata LAMARK. 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 


Marginulina burgundiae TERQUEM 
» costata BarscH (Fig. 179) 
Cristellaria mutabilis CORNUEL 


» protracta Born. (Fig. 239) 

» prima D’ÖRBIGNY 

> matutina D’ORBIGNY (Fig. 283, 287) 
> rotulata LAMARK 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 
Spongiennadeln (Fig. 376) 


In der 8-Kalkbank selbst fand ich keine organischen Reste. 


Die 


Nicht weit von Göppingen, an der Einmündung des Trinkbachs in die Lindach oberhalb Kirch- 


Ammodiscus infimus STRICKLAND 
Nodosaria raphanus Linx& 
> raphanistrum Lisx# (Fig. 85) 
> costata MONTAGU 
Glandulina humilis RÖMER 
Frondieularia nitida. TERQurm (Fig. 105) 
> pupiformis HÄUSLER 
> pulchra TERQUEM 
Dentalina matutina D’Orgıcny (Fig. 169) 
Marginulina burgundiae TERQUEM 


Vaginulina perfoliata KüBLEr u. Zwin@ui 
COristellaria mutabilis Corn. (Fig. 225, 227) 


» pauperata PARKER a. JONES 

> crepidula F. u. M. (Fig. 244) 
» varians BORNEMANN (Fig. 309) 
>» prüna »Örgıeny (Fig. 291) 

> matutina D’ÖRBIGNY 

» rotulata LAMARK 


Bairdia cassiana Reuss (Fig. 339) 
Uncinulina polymorpha TERQUEM 


heim, stehen die oberen $-Tone an, die außer Amm. raricostatus viel Foraminiferen (Präg. 56 a, b) enthalten: 


In dem großen Steinbruch des Zementwerks Enzenhardt bei Nürtingen wird das ganze y bis 


auf 8 herunter abgebaut, so daß gerade noch die schönsten Amm. raricostatus gesammelt werden können. 
Die Tone, in denen sie stecken, enthalten eine Menge Armglieder von Pentacrinus und viele Foraminiferen 


(Präp. 57): 
Ammodiscus infimus STRICKLAND Frondieularia pulchra Tere. (Fig. 130, 131, 134) 


Nodosaria raphanus Linn& » pupiformis HÄUSLER 


Dentalina brevis D’ÖRBIGNY Oristellavia acuminata TERQUEM 

» matutina D’OÖRBIGNY » cordiformis TERQUEM (Fig. 270) 
Marginulina bwrgundiae TERQUEM » rotulata LAMARK 
Oristellaria prima D’ÖRBIGNY Uneinulina polymorpha TERquEm. 

» protracta BORNEMANN (Fig. 241) 


Das Idealprofil für Lias # war von jeher der Kuhwasen bei Ofterdingen. Seine Tone haben 
in bezug auf die Mikrofauna Überraschendes geliefert, indem sie Formen enthielten, die bisher nur aus 
dem oberen Lias von Banbury (Oxfordshire) bekannt waren." 


Der Schichtenaufbau ist ziemlich einfach: 
3 m obere £-Tone (Öxynoten und Raricostaten) Präp. 60 a—c 
10 cm %-Kalkbank (Schliff 76) 
ca. 20 m untere $-Tone (Turneri) Präp. 59 a—d 
1,20 m Capricornerlager (Präp. 58 a—d). 


Das Capricornerlager enthielt außer Trerebratula Turneri folgende Formen: 


Cornuspira liasina Terg. (Fig. 11, 12) Prondicularia Terguemi D/ÖRBIGNY 
Nubecularia tibia P. a. J. (Fig. 15—17) >» brizaeformis Bors. (Fig. 119,120) 
Ophthalmidium Walfordi Hiusı. (Fig. 20— 22,24) » pulchra Trrqvem (Fig. 156) 
» bacularis sp. n. (Fig. 25) Dentalina communis D’ÖRBIGNY 
» iasicum K. u. Z. (Fig. 26, 27) > obligua D’ÖRBIGNY 
Spiroloeulina concentrica TerQuEm et BERTH. > linearis Römer (Fig. 155) 
(Fig. 30, 31) >» pauperata D’OrBıGny (Fig. 163) 
Nodosaria radieula Lisxt (Fig. 36) Marginulina burgundiae TERQUEM 
>» simplex TERQUEM (Fig. 43) >» quadrilineata sp. n. (Fig. 185) 
» pyriformis TerQueu (Fig. 54) Lagena laevis Moxrasu (Fig. 206—208) 
» calomorpha Reuss (Fig. 51, 52) Webbina gracilis Terg. (Fig. 330) 
> hortensis TERQuEMm (Fig. 67) Uneinulina polymorpha Terg. (Fig. 347, 350, 
> raphanistrum Linn 353—955, 962) 
Frondicularia pupiformis Hiuswer (Fig. 109) Kalkrädchen v. Holothurien (Fig. 363, 365) 
» lanceolata HäusLer (Fig. 103) Hautskelettteile (Fig. 367, 368) 
> nitida Terg. (Fig. 107, 108) Spongiennadeln (Fig. 374) 

Die unteren 8-Tone (Turneritone) sind dagegen ziemlich arm an Foraminiferen (Präp. 59 a—d): 
Nodosaria radicula Lısx# Marginulina burgundiae TerQuEm 
Prondieularia pulchra TERQUEM » quadrilineata Sp. n. 

» pupiformis HÄusLER Oristellaria prima D’ÖRBIGNY 
Dentalina communis D’ORBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 
Vaginulina legumen Lınx& (Fig. 191) » cassiana Russ 


1 Die Schichten von Chellaston, die PARKER und Jones für „probably of Upper Triassie age“ erklären, halte ich für 
liasisch (s. pal. Teil S. 72 oben). 


In der 8-Kalkbank sind nur unbestimmbare Durchschnitte durch Foraminiferen und einige Oolith- 
körner (Schliff 76). 


Der obere 8-Ton (Oxynoten- und Raricostaten) enthält etwas mehr (Präp. 60 a—c): 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Vaginulina perfoliata KüBLErR u. ZwinGLi 
Nodosaria raphanus Lisx# (Fig. 74, 75) » exarata TERQUEM 

» raphanistrum Linn& (Fig. 84, 89) Oristellaria mutabilis GORNUEL 
Frondieularia Terqguemi »’Orp. (Fig. 115) > varians Born. (Fig. 306) 

» pulchra Terquem (Fig. 133) > prima D’ÖRBIGNY 

Dentalina communis D’ÖRBIGNY > matutina D’Ore. (Fig. 276) 

> obligua D’ÖRBIGNY > rotulata LAamARK 

> matutina D’ÖÜRBIGNY Bairdia amalthei (JUENSTEDT 
Marginulina costata BATScH loraminifere? (Fig. 337) 

> burgundiae Terquem (Fig. 174) Uneinulina polymorpha TERQUEM 


Vaginulina legumen Lisxt 


Bei Reutlingen fand ich nur Raricostatentone aufgeschlossen, die nicht viel Foraminiferen 
enthielten (Präp. 61): 


Nodosaria simplex TERQUEM Marginulina burgundiae TeRrQUEM 
» raphanus Lisn& Vaginulina legumen Linn& 
Frondieularia pupiformis HÄuSLER Cristellaria protracta Born. (Fig. 248) 
» nitida Tergquem (Fig. 104, 106) > prima D’Ore. (Fig. 290, 293, 294, 
> Terquemi D’ÖRBIGNY 299) 
D. pulchra 'TERQUEM » matutina D’Ore. (Fig. 278, 284) 
Dentalina matutina D’OrB. (Fig. 167, 168) » varians BORNEMANN 
> communis D’ÖRBIGNY » rotulata LAMARK. 


Wie bei Ofterdingen ist bei Balingen Lias-8 typisch für den schwäbischen Lias ausgebildet, wie 
er im ganzen Land nicht mehr gefunden wird. Ein stets offenes Profil liefern die Gapellenäcker 
bei Endingen: 

Obere $8-Tone (Raricostatentone) Präp. 65 a—c 
20 cm petrefaktenreiche Mergelbank (kalkig und hart) Präp. 64 a—c 
Obere 8-Tone (Oxynotentone) Präp. 63 a, b 
15 cm $-Kalkbank 
Untere 5-Tone (Turneritone) Präp. 62. 
Die Mergelbank ist sonst nirgends zu finden als in der Gegend um Balingen. 
Tone 62 enthalten: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Dentalina communis D’ÖRBIGNY 

Nodosaria aequalis TERoUEM (Fig. 94) Vaginulina legumen Linn& (Fig. 189, 190) 
» raphanus Link Oristellaria matutina »’Or». Fig. 279) 
> multicostata BORNEMANN Spongiennadeln. 


Frondieularia pulchra DERQUEM 


Palaeontographica. Bd. LV. 4 


Tone 63 a, b (Oxynotentone) enthalten: 
Nodosaria simplex TERQUEM 


> calomorpha Russ 
> raphanus Linx& 
> raphanistrum Lisx& 


Glandulina biconica sp. n. 
Frondieularia Tergquemi D’ORBIGNY 
» lanceolata Häusver (Fig. 102) 

Dentalina communis D’ORBIGNY 

» matutina D’ÖRBIGNY 
Vaginulina legumen Linx& 

» exarata TEROUEM 

Tone 64 a—c (Mergelbank) enthalten: 

Nodosaria raphanus Linx% 


> raphanistrum Linn 
> multicostata BORNEMANN 


Frondieularia lanceolata HÄUSLER 


> pupiformis HÄUSLER 
» Terquemi D’ORBIGNY 
>» pulchra 'TERQUEM 

> sulcata BORNEMANN 


Dentalina communis D’OÖRBIGNY 


5 obliqua D’ÖRBIGNY 

> brevis D'ÖRBIGNY 

> pauperata D’ÖRBIGNY 
> matutina D’ÖRBIGNY 


Marginulina costata BarscH (Fig. 184) 


26 


Tone 65 a-c (Raricostatentone) enthalten: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND (Fig. 7) 
Nodosaria radicula Linn& 


>» raphanus Linx& (Fig. 76) 

» raphanistrum Linn& 

» costata MoNTAGU 

>» multicostata BORNEMANN 

Frondieularia pupiformis Häus. (Fig. 111—114) 

» Terguemi D’ORBIGNY 
» pulchra TERQUEM 
» sulcata BORNEMANN 


Dentalina communis D’ÖRBIGNY 
» matutina D’OÖRBIGNY 


Lagena laevis MoNTAGU 
»  ovata TerQuem (Fig. 212) 
Cristellaria pauperata Parx. a. JONES 


> carinato-costata DEECKE (Fig. 230) 
> minuta BORNEMANN 

> matutina D’Orgıcny (Fig. 275) 

» erepidula F. u. M. (Fig. 247) 

> crepidula F. u. M. v. convoluta 


(Fig. 264) 
Bairdia amalthei QUENSTEDT 
» cassianda REUSS 


Marginulina burgundiae 'TERQUEM 
Vaginulina legumen Linn% 
Öristellaria carinato-costata DEECKE (Fig. 229) 


> erepidula FıcHTeL u. MoLı 

» crepidula F. u. M. v. convoluta 
(Fig. 262) 

» cordiformis TERQUEM (Fig. 271) 

» matuting D’/ÖRBIGNY 

> prima D’ORBIGNY (Fig. 300) 

» varians BORNEMANN (Fig. 308) 

» minuta BORNEMANN 

» rotulata LAMARK 


Bairdia amalthei (Jv., Fischzähnchen. 


Cristellaria mutabilis Corn. (Fig. 226) 


> pauperata PARKER a. JONES 

> carinato-costata DEECKE (Fig. 228) 
» prima D’ÖRBIGNY 

» major BORNEMANN 

> matutina D’ORBIGNY (Fig. 282) 

» cordiformis TERQUEM (Fig. 269) 
» crepidula F. u.M. v. striata sp. n. 
» rotulata LAMARK 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 
» cassiana REuss 


AR No 


Etwas mächtiger als bisher ist die 8-Bank bei Trossingen, wo sie aber auch schon den bekannten 
Charakter einer Flachseebildung verliert. In den unteren (Turneri) Tonen (Präp. 66) von Trossingen 
fand ich nur: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND (Fig. 6). 


Die oberen 8-Tone (Oxynoter- und Raricostaten) enthalten (Präp. 67 a—d): 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Marginulina burgundiae TERQUEM 
Nodosaria radiceulu Linn& Vaginulina legumen Linn& 
>» simplex TERQUEM » perfoliata KüßLer und ZwinGLi 
» raphanus Linn% Oristellaria protracta BORNEMANN 
> raphanistrum Linn% » matutina D’ÖRBIGNY 
Frondieularia pupiformis HÄusuer » crepidula F. u. M. v. convoluta sp.n. 
» Terquemi D’ORBIGNY » prima D’ÖRBIGNY 
» pulchra TERQURM > rotulata LAMARK 
Dentalina nodosa D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei (JUENSTEDT 
» matutina D’Ors. (Fig. 166) 


Weiter im Süden in der Randengegend' befinden sich über den 10—15 m mächtigen Turneri- 
tonen 2 oder 3 durch dünne Mergelzwischenlagen getrennte Kalkbinke übereinander mit vielen Gryphaea 
obligua, Amm. raricostatus und Pholadomya. In Frankreich ist 8 viel kalkiger als bei uns: Ȇber der 
Pentacrinitenregion folgt an vielen Punkten wie Nancy (Meurthe), Avallon (Yonne), Semur (Göte-d’Or), 
am Mont d’Or un« jenseits Couzon bei Lyon u.s. w. ein zweites System von blauen (meist sandigen) 
Kalken und Mergeln, gefüllt mit Gryphaea obligua und Belemnites acutus. Bei Nancy und Semur wechsel- 
lagern erstere mit Tonen, bei Couzon dagegen gehen regelmäßig geschichtete dicke Kalkbänke von den 
Tuberculatusschichten an hinauf bis gegen die untere Grenze des mittleren Lias.«* »Bei Langenbrücken 
findet sich 8 ausgesprochen wieder, wie man es sonst nur in der Gegend um den Hohenstaufen und 
Zollern zu sehen gewohnt ist.«® Das englische $ ist dem schwäbischen gleich, nur fehlt die Kalkbank, 
wodurch es an unsere östliche Ausbildung erinnert. In Norddeutschland ist # einem großen Wechsel 
unterworfen, z. B. im Friederikenstollen bei Harzburg* haben sich im mittleren Teil von 8 4 grüne, sehr 
lockere, an der Luft hellbraun werdende, meist feinkörnige oolithische Eisenflötze eingelagert, von 
welchen 3 eine Mächtigkeit von 0,5 m, der übrige von 0,7 m besitzen, an Masse jedoch den 68 m 
mächtigen Tonen gegenüber sehr zurücktreten. Von der Markoldendorfer Mulde gibt Brauss S. 93 
folgendes Profil: 

10—12 m Tone. 
2 m Sandsteine mit Toneisensteinnestern. Amm. ziphus, Del. acutus, Rhynchonella 
variabilis, Pentaer. scalaris. 
15—16 m Tone mit großen Geoden. 


! SCHALCH, Die geol. Verhältnisse der Bahnstrecke Weizen—Immendingen. Mitt. d. bad. geol. Landesanst., Bd. II, 1893. 
® OPPEL, Die Jurafurm. Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschland, S. 179. 
3 DEFFNER U. FRAAS, Die Juraversenkung bei Langenbrücken. Leonh. Jahrb. 1859, S. 1- 38. 


* Siehe Seite 11, Anm. 4. 


1—2 m blaugrauer Kalk, Del. acutus und Gryphaeen. Derselbe bildet die Grenze 
der beiden Abteilungen. 
20-21 m Tone mit Am. planicosta und ziphus und Gonchiferen. (Allmählicher Über- 
gang in Tone mit Arieten.) 


Nach Westen an der Oker bei Goslar ist der Eisenstein schon verschwunden, es finden sich 
dort Tutenmergel, Kalke und Tonschichten; an anderen Stellen nur Ton. 


Lias „. Nummismalismergel, 


Bekannt ist die petrographische und paläontologische Gleichheit, mit der die folgenden Schichten 
ganz Württemberg durchziehen. Nur im Osten ist eine Abnahme. in ihrer Mächtigkeit zu bemerken, die 
auf ein Fehlen der untersten Bänke zurückzuführen ist. Dasselbe ist in Franken der Fall. In Erwägung 
dessen habe ich mich begnügt, je eine Tonbank und eine Kalkbank zu untersuchen. Es ist dies umso 
leichter, als es für y nicht an Aufschlüssen fehlt, da dieser Horizont überall von Ziegelhütten und 
Zementwerken ausgebeutet wird. Im Osten ist bei Pfahlheim auf freiem Feld hinter der Ziegelhütte 
eine Grube, worin 

1 m helle Kalkbänke (Schliff 77) und 
1 m helle Kalkmergel (Präp. 68 a, b) 
anstehen, beide voll mit Belemnites pawillosus. 


Die Mergel (Präp. 68 a, b) enthalten: 


Nodosaria costata Montacu (Fig. 82) Oristellaria acuminata Terra. (Fig. 273) 
> multicostata BORNEMANN >» prima D’ÖRBIGNY 
Glandulina humilis RÖMER » rotulata LAMARK 
Frondieularia Terquemi D’ORBIGNY (Fig. 116) Bairdia amalthei (JuENSTEDT 
» pülchra Terquem (Fig. 192) » cassiana Rruss 
Dentalina communis D’OÖRBIGNY Fischzähnchen 
» pauperata D’ORBIGNY (Fig. 161) Echinodermenreste. 


Marginulina burgundiae 'TERQUEM 


Die hellen y-Kalkmergelbänke bilden auf weite Strecken das oberste Glied und sind leicht zu 
unterscheiden nach unten vom schwarzen 8 und nach oben vom dunklen d. In dem Bruch hinter 
Dewangen bei Aalen steht y cirka 2 m meist aus hellen Mergeln bestehend an. Dieselben enthalten 
(Präp. 69 a—d): 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Frondieularia pupiformis HäustLer 
Nodosaria radicula Linnz >» Terguemi D’ORBIGNY 
» simplex 'TERQUEM > carinata BURBACH 
> calomorpha Rruss >» carinata BURB. v.longa (Fig. 129) 
» hortensis TERQUEM » pulchra TERQUEM 
> raphanus Linn& Dentalina obligua D’ORBIGNY 
>» raphanistrum Linsz# (Fig. 88, 90) > communis D’ÖRBIGNY 


» multicostata BORNEMANN » brevis D’ÖBBIGNY 


Dentalina matutina D’ORBIGNY 


» multicostata 'TerQ. (Fig. 165) 
Marginulina burgundiae TERQUEM 
Vaginulina legumen Linn& 

Oristellaria prima D’ORBIGNY 
> matutina D’ORB. (Fig. 280) 
» acuminata Terg. (Fig. 272) 


> erepidula F.u.M. (Fig. 246) 


Auf dem angrenzenden Gebiet Blatt Gmünd spielt y eine untergeordnete Rolle. 


29 0 — 


Cristellaria erepidula F.u.M. v. convoluta (Fig. 261) 


» » »» .» » striata Fie.265 266 
to) ’ 

» varians BORNEMANN 

» rotulata LAMARK 


Bairdia amalthei QUENSTEDT 
» cassiana Rruss 
Uneinulina polymorpha Terg. (Fig. 346, 348). 


Erst ım Fils- 


bett bei Eislingen, wohin mich Pfarrer Dr. Exest begleitete, ist Ober-y (Schliff 78) aufgeschlossen. In 
der Inoceramusbank (Präp. 70) fanden sich nur wenig Foraminiferen, ılagegen viel Bairdien: 


Nodosaria raphanus Linxt 

Glandulina humilis Römer 

Frondieularia sulcata Born. (Fig. 140) 
» bicostata D’ORBIGNY 

Dentalina pauperata D’ORBIGNY 


Nicht weit davon ist y vollständig aufgeschlossen bei Roßwälden. 
lieferten mir keine Foraminiferen. Ebenso am Enzenhardt bei Nürtingen, wo 
Die Mergel von hier (Präp. 71) enthielten: 


tonen herab zu sehen ist. 


Nodosaria calomorpha Reuss (Fig. 49) 


» raphanus Linn& 
Frondicularia Tergquemi D’ORBIGNY 
» carinata BURBACH 
» pulchra TERQUEM 
» bieostata D’OÖRBIGNY 


Dentalina communis D’ÖRBIGNY 


Öristellaria prima D’ÖRBIGNY 


» matutina D’ÖRBIGENY 
» minuta BORNEMANN 


Bairdia amalthei (JUENSTEDT 

» cassiana Russ 
Die Kalke (Schliff 79 u. 80) 
y bis zu den Raricostaten- 


Marginulina burgundiae TERQUEM 
Oristellaria matutina D'ÜRBIGNY 


> prima D’OrB. (Fig. 295) 
» crepidula F.u.M.v.striata (Fig. 268) 
> minuta BORNEMANN 


Dairdia amalthei (JuUENSTEDT 


Auf den vorgelagerten Liaszungen, dem Schurwalde, dem Schönbuch und den Fildern ist yteils 
gar nicht mehr vorhanden, teils zu wenig aufgeschlossen um diese Stellen in Betracht ziehen zu können. 
In Stetten a. F. kamen bei emem Flausbau Kalke mit Terebratula nummismalis zum Vorschein. 

Die Aufschlüsse in Sondelfingen bei Reutlingen habe ich nicht besucht, erst wieder die in Hinter- 
weiler bei Tübingen, wo typisches y ansteht, allerdings nur der obere Teil desselben. 
kalken (Schliff 81) fand ich nur Bairdienschalen. 


Nodosaria simplex 'Trrouem 


In den Davoei- 
Die Mergel waren arm an Foramimiferen (Präp. 72): 


Margimulina burgundiae TERQUEM 


> raphanus Linx® Oristellaria matutina D’/ÜRBIGNY 
» raphanistrum LisN% > prima D’ÖRBIGNY 
Frondieularia Terguemi D’ORBIGNY >» crepidula F.u.M. v. convolute sp. n. 
> bicostata D’ÖRBIGNY » rotulata LAMARK 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY » minuta BORNEMANN 
» pauperata D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT. 


Das untere y findet man bei Balingen, wo es auf den Capellenäckern von Endingen die Decke 
bildet; es enthält (Präp. 75): 


Nodosaria simplex 'TERQUEM Margimulina burgundiae TerouEMm 

> raphanus Linx® Cristellaria prima v’Orsıcny (Fig. 292, 298) 

» costata MontaGu » rotulata LAmark (Fig. 314) \ 
Frondieularia Baueri Burzacı Bairdia amalthei JuENSTEDT 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY » translucens Tanz a. BrAakE 

> pauperata D’ÖRBIGNY Cidaritenstacheln und Fischzähne. 


Als letztes führe ich das 7 von Trossingen an, dasselbe enthält sehr viele Formen (Präp. 74): 


Astrorhiza? Sanparr (Fig. 1) Oristellaria crepidula F. u. M. (Fig. 248) 
Ophthalmidium liasieum K. u. Z. (Fig. 29) > >» F.u.M. v. convoluta sp.n. 
Nodosaria simplex 'TERQUEM > matutina D’ORB. (Fig. 286) 
> prima D’ÖRBIGNY (Fig. 72) > prima D’ÖRBIGNY 
» raphanus Lisxh » rotulata LamAaRk 
Glandulina turbinata Terg. et Berrn. (Fig. 65) Webbina D’OrgıcnY? (Fig. 335) 
Frondieularia brizaeformis Born. (Fig. 122-124) Bairdia cassiana Rzuss 
» lata BursacH (Fig. 126) » dentata sp. n. 
» carinata BURBACH Uneinulina polymorpha Turg. (Fig. 351) 
Dentalina communis D’ORBIGNY Kalkrädchen von Holothurien 
> brevis D'ÜRBIGNY Fischzähnchen 
>» pauperata D'ÖRBIGNY Echinodermenreste. 


Bis zur Wutach nehmen diese Schichten immer mehr an Mächtigkeit ab, der Charakter bleibt 
derselbe, dagegen findet man sie bei Langenbrücken wie bei uns." An erstere Ausbildung schließt sich 
der französische Lias y an, der nach Orpeu (Juraf. S. 241) viel Ähnlichkeit mit dem schwäbischen hat. 
Eine Abweichung zeigt der Frankenjura, indem das untere y fast gar nicht entwickelt ist, und das übrige 
grobe Quarzkörner wie die Arietenschichten enthält. Vollständig verschieden vom schwäbisch-fränkischen 
Typus ist der norddeutsche. Bei dem schon früher (in der Arietenzone) erwähnten Badeort Harzburg 
bildet diese Abteilung ein 2 m mächtiger Eisenstein, der nach oben zu allmählich in einen harten hell- 
grauen gelben Kalk der Amm. Davoei-Zone übergeht. Es sind dies die am meisten verbreiteten Eisen- 
lager, so daß dieselben als Hauptcharakteristikum für den östlichen und mittleren Teil dieser Zone 
autgefaßt werden können, wenn sie auch an keiner Stelle eine solche Mächtigkeit erhalten, wie die des 
unteren Lias.” Dieser Oolith, der ja auch im Arietenkalk und Lias # Norddeutschlands nicht fehlt, ist 
äquivalent dem schwäbischen Jamesonibett. Die darüberliegenden Schichten sind ähnlich ausgebildet 
wie bei uns. An den wenigen Stellen, wo der Oolith fehlt, haben sich mächtige Tone nieder- 
geschlagen. In den y-Mergeln von Göttingen fand BorxEmann die ersten Foraminiferen des nord- 
deutschen Lias. 


! DERFNER u. Fraas, Die Juraversenkung bei Langenbrücken. Leonh. Jahrb. 1859, S. 1-38. 
? Siehe Seite 11, Anm. 4. 


N 


Lias d. Amaltheentone. 


Die hellen Kalkmergel der vorigen Zone werden von mächtigen blauschwarzen und schieferigen 
Tonen bedeckt. Dies ist im Osten das mächtigste Liasglied. Fast erscheinen die Verhältnisse umgekehrt; 
bisher waren alle Schichten gegen Franken schwächer als sonst im Land und nun ist d nirgends so 
mächtig wie in der Ellwanger Gegend, wo es mehr als 20 m erreicht. 

Am Hungerberg bei Röhlingen, rechts von der Straße nach Nördlingen, bildet d mit 18,5 m 
den größten Teil des Abhanges. Im oberen Teil liegt eme Bank voll Septarien, welche für jene Gegend 
charakteristisch sind. Es sind dies stark eisenhaltige Tonknollen, die von Austrocknungsrissen durch- 
zogen, nachträglich durch Infiltration mit Mineralien wie Kalkspat, Schwerspat, Schwefelkies und Zinkblende 
angefüllt wurden, so daß beim Aufschlagen eine netzartige Fläche erscheint. Organisches enthalten 
sie nicht (Schliff 82). Die Tone darunter lieferten (Präp. 75 a, b): 


Nodosaria raphanus Linn& Bairdia amalthei (JuENSTEDT 
Dentalina communis D’ORBIGNY Junge Gastropoden. 
Marginulina burgundiae TEROUEM 


Bekannt ist das Birkle bei Wasseralfingen, wo ö nicht mehr so mächtig ist wie um Ellwangen. 
Die Septarien sind seltener geworden und verschwinden von hier an vollständig — es sind nur noch 
kleinere mit wenig Austrocknungsrissen vorhanden. Dafür fand ich einige sehr große Geoden, doppelt 
so lang als breit, voll kleiner Versteinerungen wie junge Gastropoden, Ammoniten und Bairdien 
(Schliff 83). Die Tone vom Birkle (Präp. 76 a, b) enthalten sehr viel junge Gastropoden und Bairdia 
amalthei, ferner: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Dentalina communis D’ÖRBIGNY 
Nodosaria simplex TERQUEM Cristellaria varians BORNEMANN 
Glandulina humilis Römer (Fig. 62) » cassiana GümsBeL (Fig. 321, 322) 
Frondieularia pulchra TERQUEM Echinodermenreste (Fig. 369). 


Dentalina anguis TERQUEM 


Jetzt nicht mehr aufsuchenswert, aber in der Literatur oft erwähnt ist das Goldbächle hinter 
Waldstetten bei Gmünd. Durch eine Bachregulierung ist alles versandet und weder »Gold« noch 
Amaltheen werden mehr herausgeschwemmt. Diese Tone (Präp. 77 a-e) enthalten: 


Ophthalmidium liasicum K. u. 2. Marginulina costata BATScH 
Nodosaria raphanus Lınxz (Fig. 77) Oristellaria pauperata Park. a. Jon. 
Glandulima humilis RÖMER » protracta BORNEMANN 
Frondieularia Terquemi D’ORBIGNY » prima D’ÖRBIGNY 
» lata BURBACH » minuta Born. (Fig. 318) 
» pulchra 'TERQUEM > rotulata Lamark (Fig. 315) 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 
> nodosa v’Orgıany (Fig. 164) Kalkrädehen von Holothurien 
> matutina D’OÜRBIGNY Echinodermenreste 


Marginulina burgundiae TERQUEM Junge Gastropoden. 


Im Filsbett bei Eislingen ist ganz d aufgeschlossen, wie wohl nirgends sonst im Land. Die Kalke 
(Schliff 84) enthalten Durchschnitte durch Bairdien und Foraminiferen wie Nodosarien und Gristellarien. 
In den Tonen der Radiansbank (Präp. 78) fand ich: 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Oristellaria pauperata P. a. J. (Fig. 238) 
Nodosaria pyriformis Terouem (Fig. 53) » rotulata LAMARK 
Frondicularia bicostata D’OÖRBIGNY Bairdia amalthei (JuENSTEDT 
Dentalina communis D’ORBIGNY » dentata sp. n. 

» pauperata D’ÖrBıcny (Fig. 162) Junge Gastropoden. 


Lagena ovata TERQUEM 


In den oberen d-Tonen von Eislingen am Salacher Wehr befinden sich (Präp. 79a, b): 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Dentalina pauperata D’OÖRBIGNY 
Nodosaria simple TERQUEM > nodosa D’ÜRBIGNY 
» raphanus Linn& Marginulina burgundiae TEROUEM 

Glandulina humilis Römer (Fig. 56) Oristellaria varians Born. (Fig. 307) 
Frondieularia Terquemi D’Ore. > rotulata LAMARK 

> carinatd Burgach (Fig. 127) Polymorphina bilocularis Tero. (Fig. 326) 

> pulchra 'TERQUEM Bairdia amalthei (JUENSTEDT 

> bicostata D’ÜRBIGNY » cassiana REuss 

> Baueri BURBACH » dentata sp. n. (Fig. 342) 
Dentalina communis D’OrBIGNY (Fig. 145) Sehr viel junge Gastropoden. 


> anguis 'TERQUEM (Fig. 149) 
In den anschließenden Gebieten sind noch d-Aufschlüsse bei Boll und Zell. Am Irtenbach bei 
Reutlingen, wo sie schon lange von Ziegelhütten ausgebeutet werden, sind die d-Tone außerordentlich 
hart und sehr schwer zu schlimmen. Sie enthalten (Präp. SO a—e): 


Ammodiseus infimus STRICKLAND Lagena ovata TERQUEM 
Nodosaria simplex 'TERQUEM Oristellaria prima D’ÖRBIGNY 
v raphanus Linx& > minuta BORNEMANN 
Glandulina humilis RÖMER > acuminata Terg. (Fig. 274) 
» metensis TERQUEM (Fig. 66) > rotulata LAMARK 
Frondicularia pulchra TERQUEM > ‚protracta BORNEMANN 
Marginulina costata BatscH (Fig. 182) > crepidula F. u. M. v. convoluta 
» burgundiae TERQUEM Polymorphina bilocularis Terg (Fig. 327, 328) 
Dentalina brevis D'/ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 
> pauperata D’ORBIGNY >» rostrata sp. n. (Fig. 345) 
» matutina D’ORBIGNY (Fig. 170) Echinodermenreste. 


Weiche, zugleich etwas hellere Tone findet man bei Erzingen am Weg nach Dotternhausen auf 
Blatt Balingen; sie enthalten (Präp. Sla, b): 
Nodosaria radicula LıInN& Nodosaria raphanistrum Linx% 
» raphanus Lınn& Frondicularia Terguemi D’ORBIGNY 


Frondicularia carinata BURBACH Marginulina burgundiae Tero. (Fig. 171) 
» pulchra TERQUEM Oristellaria varians BORNEMANN 

Oristellaria rotulata LAMARCK >» prima D’ÖRBIGNY 
Polymorphina bilocularis TERQUEM > erepidula F.u.M. v. striata (Fig. 267) 
Bairdia amalthei QUENSTEDT Bairdia dentata sp. n. (Fig. 341) 

» rostrata sp. n. Uncinulina polymorpha TERQUEM 
Dentalina communis D’ORBIGNY Echinodermenreste (Fig. 370). 

> pauperata D’ORBIGNY 


Dieselbe Schicht ist hinter der Kassler’schen Mühle bei Spaichingen zu sehen. Sie bildet da- 
selbst das oberste Glied und wird von Posidonienschiefer bedeckt. Die Tone enthalten (Präp. 82a, b): 


Nodosaria simplex Terouem (Fig. 42) Cristellaria minuta BORNEMANN 

» raphanus Linn& » rotulata LAMARCK 
Glandulina humilis Römer » protracta BORNEMANN 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei QUENSTEDT 

» obliqua D’OrBIGNY (Fig. 146, 147) Kalkrädchen von Holothurien 

> pauperata vD’Ors. (Fig. 159, 160) Spongiennadeln (Fig. 375) 


Marginulina burgundiae TERQUEM 


Schließlich kann man d mit Hilfe eines Schurfes auf den Wiesen um Trossingen 
(Präp. 83a—e): 


Ammodiscus infimus STRICKLAND Astrorhiza SANDAHL? 
Nodosaria simplex 'TERQUEM (Fig. 45, 46, 48) Marginulina costata BarscH (Fig. 177) 

» -calomorpha Reuss (Fig. 50) Vaginulina legumen Linx& 

» hortensis TERQUEM (Fig. 71) Lagena ovata TERQUEM 

>» raphanus Lınn% Oristellaria prima D’ÖRBIGNY 

» raphanistrum Linx& » protracta BORNEMANN 
Frondieularia Terquemi D’ORBIGNY » rotulata LAMARCK 

» pulchra 'TERQUEM Polymorphina bilocularis TERQUEM 

Dentalina communis D’ÖRBIGNY Bairdia amalthei (JUENSTEDT 

» obligua D’ORBIGNY » cassiana REUSS 

» pauperata D’ÖRBIGNY » dentata sp. n. 
Marginulina burgundiae 'TERQUEM Echinodermenreste (Fig. 379). 


erhalten 


Je höher man in den Schichten des Lias emporsteigt, desto geringer wird der lokale Unterschied 


derselben. Von Balingen an nimmt Lias dö ganz allmählich ab ohne seine petrographische Beschaffenheit 
zu ändern. Er erreicht an der Fützener Steige' noch 5 m und im Achdorfer Tunnel? 8-9 m. Um 
Langenbrücken, um Metz und im Departement der Mosel gleicht ö noch der schwäbischen Ausbildung, 


aber in den Umgebungen von Avallon (Yonxe) und Semur (CörTE pD’OR) nur noch die unteren Margaritatus- 


! ScHALCH, Die Gliederung der Liasformation des Donau - Rheinzuges. Neues Jahrbuch f. Min. 1880, Bd. I. 
? SCHALCH, Die geologischen Verhältnisse der Bahnstrecke Weizen—Immendingen. — Mitt. d. bad. geol. Landesanstalt, 


Bd. II, 1893. 
Palaeontographica. Bd. LV. 


ou 


schichten. Darüber liegen braune bröckelige Kalke von großer Mächtiskeit, die eine Kalkformation zu- 
sammensetzen, deren Auftreten keine Identität mit den schwäbischen Tonen vermuten läßt. (Opper, 
Jura S. 264.) Wie bereits erwähnt, nimmt ö gegen Franken an Mächtigkeit bedeutend zu; bei einer 
durchschnittlichen Höhe von 25—30 m ist es im großen Ganzen ausgebildet wie bei uns. Dieses An- 
wachsen erklärt Pomreexs'! S. 39: »Auf die Regression nach Ablagerung der Arietenschichten und auf 
die Festlandszeit folgt eime neue Transgression des Meeres in die Regensburger Bucht von West und 
Nordwest gegen den Keilberg hin. Zur Zeit der Amaltheenschichten wird die Regensburger Bucht 
erfüllt mit tonigen Ablagerungen, in denen Eisenausscheidungen stattfinden, welche heute dort die Rot- 
eisenerzflötzchen und -Oolithe bilden. Jeglicher gröbere Detritus fehlt in den Gesteinen dieses Alters. « 
— »Ohne die Begleiterscheinungen einer Transgression zu zeigen, fand hier eine Ingression des Meeres 
über ein flaches Landgebiet statt.«c Am Ostrande des fränkischen Jura treten Eisenoolithe auf, besonders 
im Bodenwöhrer Becken und am Keilberg bei Regensburg.” Zweifellos hängen damit die eisenschüssigen 
Septarien von Röhlingen zusammen, wie das Vaihinger Nest wohl zu den Oolithen der Angulatenzone 
in Beziehung gebracht werden kann. Dieselbe Ausbildung findet sich im Lothringen und Luxemburg 
wieder. Das norddeutsche ö entspricht im allgemeinen dem schwäbisch-fränkischen. In England werden 
die oberen Lagen an vielen Orten, besonders im Innern des Landes wegen ihres Eisenreichtums aus- 
gebeutet (Orr, Jura S. 270). 


Lias ee Posidonienschiefer. 


Diesen Horizont habe ich im Verhältnis zu den übrigen im Hinblick auf die im ganzen Land 
petrographisch gleiche Beschaffenheit ziemlich vernachlässigt. Ferner läßt sich einerseits mit Dünn- 
schliffen nichts ausrichten, andererseits ist das Schlämmen des harten Schiefers sehr schwierig, zeit- 
raubend und vor allem fruchtlos. Bis jetzt smd auch nur sehr wenig Foraminiferen gefunden worden. 
Meine Hoffnung durch Behandlung mit Säuren im den Koprolithen von Holzmaden Radiolarien- oder 
sonstige organische Reste zu finden, wie sie Rüsr? aus England erwähnt, hat sich nicht erfüllt. GünmsEn 
(Frankenjura S. 78) sah im Dünnschliff von e-Schiefer Durchschnitte von Foraminiferen und Radiolarien. 
Aus dem fränkischen Lias e sind außerdem von Sellheim* mehrere Exemplare von ZKobulina vulgaris 
SCHWAGER angegeben. 

Die östlichste Stelle in Württemberg, wo man die Posidonienschiefer anstehen sieht, ist das 
Birkle bei Wasseralfingen; sie erreichen hier 4m und enthalten (Präp. 84): 

Dentalina communis D’ORBIGNY sehr viele Bruchstücke von Fischzähnen. 
Vaginulina strigillata Reuss (Fig. 202) 

Aus der durch ihre Saurier berühmten Gegend um Boll und Holzmaden habe ich im Schliff (85) 
nichts gefunden. Im Schlämmrückstand (Präp. 85) waren außer Bruchstücken von Zähnen nur 3 Cri- 
stellaria rotulata LAMARCcK. 


ı PomPEcrg, Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Regenstauf. Sonderabdr. der geogn. Jahreshefte 1901, 
Jahrgang XIV, S. 39. 

2 GÜMBEL. Fränkische Alb. Geogn. Beschr. v. Bayern, Bd. IV, 1891. 

® Rüst, Beiträge zur Kenntnis foss. Radiolarien. Palaeontographica 1885, Bd. XXXI, S. 278. 

* SELLHEIM, Beitrag zur Foraminiferenkenntnis der fränkischen Juraformation. Inaug.-Diss. Erlangen 1893. 


U 


Bei Reutlingen lieferte der Bahnbau schönen frischen Schiefer, er euthielt (Präp. 86): 
1 Lagena laevis MONTAGU 
1 Cristellaria prima D’ÖRBIGNY 
4 Oristellaria votulata LAMARK. 
Aus der Balinger Gegend enthielt der e-Schiefer von Schömberg garnichts, der von Trossingen 
nur sehr wenig Zahnreste. 
Bei Pfahlheim 1 m messend steigt die Mächtigkeit nach Süden zu immer mehr. An der Wutach 
erreicht dieselbe [0 m. Um Langenbrücken sind die Schiefer wie bei Balingen ausgebildet. (Den Ver- 
gleich mit andern Ländern bringe ich am Schluß der Jurensisschichten.) 


Lias &. Jurensisschichten. 


Nur selten schließt der e-Schiefer das Taggebirge ab, sondern in den allermeisten Fällen liegt 
noch heller Ton darüber, in dem einige Kalkbänke stecken. 

Im Osten ist das Birkle bei Wasseralfingen der äußerste Punkt, an dem man nur mit Mühe 
durch Graben die hellgrauen bis gelben Tone (Präp. S7a—c) unter den Goldshöfer Sanden bekommen 
kann. Sie enthalten: 


Cornuspira liasina TERQuUEM (Fig. 15). Lagena laevis MonrtAcu (Fig. 209) 
Nubecularia tibia P. a. J. (Fig. 18, 19) »  globosa Montacu (Fig. 210) 
Ophthalmidium liasicum K. u. Z. (Fig. 28) Flabellina rugosa D’ÜRBIGNY 
Spiroloculina concentrica TErgQ. et BERTH. (Fig. 32)  Cristellaria prima D’ÜRBIGNY 
Nodosuria radicula Lınız (Fig. 37) » minuta Born. (Fig. 319) 

» costata MontAcu (Fig. 85) » rotulata Lamarcr (Fig. 316) 
Glandulina humilis Römer (Fig. 60) > protracta Boxn. (Fig. 240) 
Frondicularia pupiformis HäusLer (Fig. 110) » matutina D’ORBIGNY 

>» Terquemi D’OrBıcnY (Fig. 117) » pauperata P. a. J. (Fig. 236) 
Dentalina_obligua D’ORBIGNY Bairdia Moorei JonEs 
Vaginulina legumen Lınx% » translucens Tarr u. BLAKE 
» strigillata Reuss (Fig. 203) Kalkrädchen von Holothurien (Fig. 364). 


Hinter Hammerstadt auf Blatt Aalen finden sich nur Kalke (Schliff 87 u. 88) in einer eigen- 
tümlichen Ausbildung. Dieselben bestehen fast aus lauter Schalen von Cephalopoden (Ammonitenbreceie 
genannt). Die Schalen haben meist einen Anflug von Schwefelkies. Offenbar hat man es hier mit 
einer Strandbildung zu tun, wo die verschiedenen Gehäuse an einem Platz zusammengeschwemmt wurden. 
Bei Boll ist diese Ammonitenbreccie auch vorhanden, jedoch nicht mehr aufgeschlossen. 

Bei dem zu Qurnstenr’s Zeiten so bekannten Heiningen bei Göppingen ist kein Aufschluß mehr 
vorhanden. Nicht weit davon in dem benachbarten St. Gotthardt sind hinter dem Ort einige Gruben in 
den Äckern, die &-Kalk (Schliff 89) und £-Mergel (Präp. 88a—c) enthalten. Die Mergel sind reich an 
Foraminiferen: 

Cornuspira liasina TERQUEM GHlandulina humilis RÖMER 
Nodosaria costata MosxtAcu (Fig. 79 u. 80) "rondicularia Terquemi D’ORBIGNY 


Dentalina commamis D’ÖRBIGNY 
Vaginulina legumen Lisn5 

» strigillata Reuss (Fig. 200) 
Flabellina rugosa D’ORBIGNY 
Cristellaria minuta BORNEMANN 


> bicostata DEECKE (Fig. 324) 
» prima D’ÖRBIGNY 
» protracta BORNEMANN 


Oristellaria pauperata P. a. J. (Fig. 235) 
» rotulata LAMARCK 
Bairdia Moorei Jonzs 
» translucens Tarr a. BLAKE 
Kalkrädchen von Holothurien 
Echinodermenreste 
Spongiennadeln (Fig. 378). 


Noch schöner und mächtiger ist © m den Brüchen von Hauff bei Holzmaden aufgeschlossen, 
wo es viele interessante Formen enthält (Präp. 8S9a—e): 


Astrorhiza SanDaHLu? (Fig. 2) 

Oornuspira liasina TERQUEM 

Ophthalmidium Walfordi Hiuster (Fig. 23) 
Nodosaria radieula Link (Fig. 35) 

» raphanistrum Linse (Fig. 93) 
Glandulina humilis Römer (Fig. 55, 57) 
Frondicularia Terguemi D’ORBIGNY 
Dentalina communis D’ÖRBIGNY 

» nodosa D’ÖRBIGNY 
Vaginulina legumen LixxtE 

> strigillata Reuss (Fig. 201) 
Flabellina rugosa v’Orsıcny (Fig. 217, 220) 


Öristellaria prima D’ORBIGNY 


» minuta BORNEMANN 
> protracta BORNEMANN 
» bicostata DEECKE 

» rotulata LAMARCK 


> pauperata P. a. J. (Fig. 231— 233) 
Storthosphaera albida SchuuzeE? (Fig. 336) 
Bairdia translucens Tatz a. BLARE 

> Moorei Jones (Fig. 344) 
Ecehimodermenreste 
Fischzähnchen. 


Der letzte Aufschluß bot sich zufällig vergangenen Sommer beim Bahnbau in Reutlingen, wo 


das ganze [ (Präp. 90a—d) und noch die e-Schiefer angeschnitten waren. Die Jurensismergel enthalten: 


Astrorhiza SANDAHL? 
Cornuspira liasina TERQUEM 
Ophthalmidium Walfordi Häuser 

» liasicum K. u. Z. 
Spiroloculind concentrica TERQ. et BERTH. 
Nodosaria radicula Lınnt (Fig. 34) 


» simplex TERQUEM 

» costata MoNTAGU 

» raphanistrum Linn& 
Glandulina humilis Römer (Fig. 61) 

» metensis TERQUEM 


Frondieularia Terquemi v’Ors. (Fig. 118) 
Yaginulina legumen Lisn& (Fig. 188, 192) 

» strigillata Reuss (Fig. 197—199, 204) 
Lagena ovata TERQuEM (Fig. 211) 


Flabellina rugosa D’OrBıcny (Fig. 218, 219, 221, 222) 
Cristellaria pauperata P. a. J. (Fig. 237) 
> minuta BORNEMANN 
> prima v’OrBIcnY (Fig. 302) 
> protracta BoRNEMANN (Fig. 242) 
>» rotulata Lamarck (Fig. 313) 
> bicostata DEECKE (Fig. 323, 325) 
» crepidula F. u. M. v. convoluta (Fig. 263) 
Storthosphaera albida SCHULZE? 
Bairdia amalthei QUENSTEDT 
» Moorei JonEs 
» translucens Tate a. BLARE (Fig. 340) 
Uncinulina polymorpha TERQUEM 
Echinodermenreste. 


In der Balinger Gegend gelang es mir nicht, frische Tone zu finden; bei Heselwangen, Ziegel- 
wasen (bei Balingen) und Schömberg waren sie so verwittert, daß sie keine ganzen Foramimiferen mehr 
enthielten. Ebenso ging es mir bei Trossingen, dessen halbverwitterte Tone (Präp. 91a, b) nur noch 
große teilweise angeätzte Oristellaria rotulata Lamarck, COristellaria varians BORNEMANN und Fischzähnchen 
enthielten. 

Lias £ ist nebst dem Capricornerlager im £ die foraminiferenreichste Schicht, woraus man den 
Schluß ziehen darf, daß nach den beiden Ölschieferperioden eine neue, wenn auch nur schwache Über- 
flutung eintrat. Die meisten der C-Foraminiferen werden erst im Dogger individuen- und artenreich. 

In der Wutach-Randen-Gegend ist © ebenso ausgebildet wie bei uns und erreicht eine Mächtiskeit 
von 3—6,5m. Um Langenbrücken ist dasselbe in einer Pracht entwickelt, wie man es kaum irgendwo 
in Schwaben kennt. ! 

Am südlichen Rande des Zentralplateaus von Frankreich folgt über dem Amaltheenton 1'/,—2 m 
schwarzer, schiefriger, spaltbarer Kalk mit Posidonia Bronni, darüber 40—50 em schiefriger Mergeel, 
der zugleich £ vertritt (Opren, Jura S. 336). Zu La Verpilliere und St. Quentin bei Lyon besteht der 
ganze obere Lias aus Toneisensteinablagerungen von wenigen Fuß Mächtigkeit, die auch noch Horizonte 
des braunen Jura enthalten. In England tritt eine sandige Bildung auf, die gelb, fossilleer und sehr 
mächtig über ö beginnend fast ohne Abänderung sich bis zum Schluß fortsetzt. Zwischen Lyme Regis 
und Dorsetshire besteht der obere Lias aus gelben Sanden, darüber liegt bei Gloucestershire eine Oolithbank 
von 3—4 Fuß mit £-Petrefakten. An der Küste von Yorkshire bilden dunkle Schiefer diese Horizonte. 

In Franken und Norddeutschland ist der Posidonienschiefer vollständig dem unserigen gleich. 
Nur in Sachsen? besteht derselbe nicht aus bituminösen Mergelschiefern, sondern aus hellen Kalkschiefern, 
die jedoch die charakteristischen Fossilien führen. Z nimmt in Franken bedeutend ab, in Norddeutschland 
wird es stellenweise eisenhaltig. 


! DEFFNER u. Fraas, Die Juraversenkung bei Langenbrücken. Leonh. Jahrb. 1859, S. 1-38. 
° EwaALp, Über jurassische Bildungen der Provinz Sachsen. Verh. d. Kgl. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin 1859. 


II. Spezieller (paläontologischer) Teil. 


In bezug auf die Mikrofauna wurde in Schwaben im Verhältnis zu anderen Ländern noch wenig 
erforscht. Quensteor betont mindestens dreimal, daß die von Borwemann! bei Göttingen gefundenen 
Foraminiferen im schwäbischen Lias nicht zu finden seien.” Nur an 2 Stellen erwähnt Quenstept 
Foraminiferen, ohne sie jedoch zu bestimmen; in seinen Ammoniten des schwäbischen Jura steht S. 22: 
» Amm. sironotus von Dußlingen südlich Tübingen aus der Oolithbank, die etwa 6m über den Psilonoten 
vor der Angulatenregion kommt. Die hohlen gelben Löcher rühren von Foraminiferen her o (o ver- 
größert).« Dasselbe steht in der Petrefaktenkunde.® Mit Bezugnahme auf dieselbe Oolithbank in der 
Balinger Gegend schreibt er in den Begleitworten zu Blatt Balingen 1877 S. 25: »In Dünnschliffen er- 
weisen sich viele der komprimierten Körner als Foraminiferen, worunter namentlich radförmige mit vielen 
Speichen auffallen.« 

Die einzige Arbeit auf diesem Gebiete ist bis jetzt die von Schick: Beiträge zur Kenntnis der 
Mikrofauna des schwäbischen Lias. Inaug.-Diss. Tübingen 1903. 


Nomenklatur: Ich beschränkte mich in der Hauptsache auf schon bekannte liasische Namen, 
nur in den Fällen, wo aus der liasischen Literatur kein Name bekannt war, nahm ich einen aus anderen 
Schichten, falls die Form die gleiche war. Selbstverständlich behielt ich immer den ältesten Namen bei, 
wenn er auch ursprünglich nicht für eine liasische Form bestimmt war, aber von irgend einem Autor 
dafür benützt wurde, selbst wenn die betreffende Form später einen eigenen, d. h. liasischen Namen 
erhielt. Literaturangaben ohne Abbildungen, also nur Aufzählungen von Namen zog ich nicht in Betracht, 
ebensowenig diejenigen Stellen bei Trrourm u. a., die mehr als einmal auf die gleiche Abbildung sich beziehen. 


Abbildungen. Bei der verschiedenen Größe der Formen mußte ich zweierlei Vergrößerungen 
anwenden, die eine, gewöhnliche, ist 42fach, die andere, seltenere, ist 22fach; ich werde immer nur die 
schwächere besonders dazuschreiben. 

Systematik. Hierin habe ich mich an Ruumsuer angeschlossen, weil dessen Einteilung die 
fossilen Formen am besten mit den lebenden in Einklang bringt: 

1895. RuumsLer, Entwurf eines natürlichen Systems der Thalamophoren (Nachr. d. k. Ges. d. Wiss. 
Gött. math.-phys. Klasse, Heft ]). 

1897. Ruumster, Über die phylogenetisch abfallende Schalenontogenie der Foraminiferen. Gött. 
(Sep.-Abdr. a. d. Verh. d. D. geol. Ges). 

1903. Ruumsuen, Systematische Zusammensetzung der recenten Zeticulosa (Abdr. a. d. Archiv für 
Protistenkunde). 


! BORNEMANN, Über die Liasformation in der Umgegend von Göttingen. Inaug.-Diss. 1854. 
2 QUENSTEDT, Geologische Ausflüge, S. 73. Epochen der Natur. S. 559. Jura, 8. 164. 
® QUENSTEDT, Handbuch der Petrefaktenkunde, S. 544. 


er 


I. Familie: Rhabdamminidae. 


Schale meist aus Fremdkörpern (Sandkörnchen ete.) bestehend. 


3. Unterfamilie: Astrorhizinae. 


Die dicke Schalenwand besteht aus einer protoplasmatischen oder chitinigen Grundmasse, die 
mit Sand und Schlamm imprägniert ist, jedoch so, daß die Wand immer noch bis zu einem gewissen 
Grade nachgiebig bleibt, also nicht sehr fest und starr ist. Gestalt fladenförmig niedergedrückt oder 
röhrenförmig verzweigt oder nicht verzweigt. 


1. Genus: Astrorhiza SAnpAHL. 


Schale selten röhrenförmig oder spindelförmig, meist fladenförmig niedergedrückt mit winkligem 
oder unregelmässig strahligem Rand oder astförmig verzweigt. Freilebend, d. h. nicht festgewachsen. 


Astrorhiza Sınparu (Fig. 1—3). 


1857. Astrorhiza SanpaHL. Öfversigt K. Vet. Akad. Förhandl., p. 301, pl. II, 5, 6. 
1857. Haeckeliana gigantea BESSELS. Jenaische Zeitschr. f. Naturw., S, 265, Taf. XIV. 
1872—73. Astrodiscus arenaceus SCHULZE. Jahresb. Comm. wiss. Unters. d. Meere. Kiel. S. 113, Taf. II, 10. 
1880. Astrorhiza arenaria CarPp. BROoNN, Klassen u. Ordn., Bd. I, S. 194, Taf. V, 12. 
1884. Astrorhiza arenaria BRADY. ÜHALLENGER, p. 232, pl. XIX, 5—10. 
1899. Astrorhiza EIMER u. Fickert. Tüb. zool. Arbeiten, Bd. III, S. 594. 
1902. Astrorhiza arenaria NORMANN. ÜCHAPMAN, The Foraminifera, p. 114, pl. VA. 
1903. Astrorhiza arenaria NORMANN. RHUMBLER, Syst. Zus. rec. Ret., S. 217, Fig. 57. 
Es ist nieht möglich, aus den fossilen Resten, die übrigens ziemlich häufig sind, irgend eine 
Art zu bestimmen; man muß sich damit begnügen, sagen zu können, daß sie, wie ich stark vermute, 
zur Gattung Astrorhiza gehören. Die angeführten Figuren stimmen sehr gut mit den meinigen, nur 
sind diese nicht sandig, sondern bestehen aus einer homogenen, nicht doppelbrechenden Substanz. 
Fig. 1. Breite 0,66 mm, Höhe 0,49 mm aus 74b (y Trossingen) 
>» » 0,35 mm aus 89a (© Holzmaden) 
» 8. Länge 0,97 m aus 37b (« Rüdern). 


Astrorhiza arenaria NorMmAnN lebt in 273—118S m Tiefe. 


II. Familie: Ammodiseidae part. 


Einfache monothalame, aber manchmal unregelmäßig segmentierte (d. h. mit unregelmäßigen 
Wachstumsringen versehene) Röhren, die sich selten unregelmäßig, meist dagegen regelmäßig vor- 
wiegend spiralig aufrollen. 


1. Unterfamilie: Ammodiseinae. 


Sandige Röhren sind in irgend welcher Weise zusammengeknäuelt bezw. an ihrem Primordialende 
oder in ganzer Ausdehnung spiral aufgerollt. 


A) 


Ammodiscus infimus STRICKLAND (Fig. 4—8). 


1846. Orbis infimus STRICKL. Two Spec. Micr. Shells. Quart. journ., II, p. 30, Fig. a. 

1862. Involutina silicea TERQ. Rech. For. Lias, Il. M&m., p. 450, pl. VI, 11. 

1862. Involutina Jonesi TERQ. et BERTH. TERQ. Rech. For. Lias, II. M&m., p. 461, pl. VI, 22. 

1863. Involutina limitata TERQ. Rech. For. Lias, III. M&m., p. 223, pl. X, 24a, b. 

1874. Ammodiscus infimus STRICKL. BORNEMANN, Über die Foraminiferengattung Involutina. Zeitschr. d. d. geol. Ges., 
Bd. 26, S. 725, Taf. XVIII, 4—7. 

1893. Ammodiscus infimus STRICKL. SELLHEIM, Beitr. z. Foraminiferenkenntnis d. fränk. Juraformation. Inaug.-Diss. 


8. 9, Fig. 1. 

STRICKLAND, p. 31: »In a bed of jellowish shaly stone, a few feet above the »inseet limestone« of 
Wainlode Cüff, Gloucestershire, he detected small white dots about !/so th of an inch in diameter, which 
when examined by a powerful mieroscope prove to be discoid spiral shells, apparently unattached, with 
five or six smooth, rounded, narrow volutions, devoid of striations or any other distinetive characters. 
As there are no traces of concamerations, we perhaps ought to refer them to the Serpulidae rather than 
to the Foraminifera, although their extreme minuteness would point to the latter family as a more 
probable clue to their affinities. It has been suggested to me that their characters resemble those of 
the genus Orbis of Lra, and I will therefore denominate the fossil provisionally Orbis infimus.« 

Im ganzen Lias die einzige Form mit agglutinierter Schale: sandig-kieselig, spiral gewunden, 
mit in einer Ebene dicht umeinander liegenden Umgängen. Durch die Rauhheit der letzteren und die 
unregelmäßigen Wachstumsringe ließ sich Terouem zu der falschen Ansicht verleiten: Munis de loges 
nombreuses, separ&es a l’interieur par des demi-cloisons, attaches a la paroi extr&me des tours (Il Mem p 450). 

Fig.4 und 5 unterscheiden sich durch die Zahl ihrer Umgänge, eine Erscheinung, die bei Cornuspira 
liasina Terg. noch deutlicher hervortritt und dabei eine Erklärung finden soll. 

Fig. 6 ist eine zusammengedrückte oder vielmehr elliptisch gewachsene Form, die ebenso häufig 
ist wie die kreisrunde. Bei Fig. 7 und 8 überwiegt die letzte Windung' bedeutend und die inneren werden 
durch eine vom Tier selbst bereitete Hülle verstärkt, Sie entsprechen der Involutina Jonesi und limitata 
Terg. sehr gut. Trotz der ansehnlichen Größe von 1—1!/s mm Durchmesser wurde sie im schwäbischen 
Lias bisher nicht gefunden. Vereinzelt findet man sie schon im Lias «@, ihre Blütezeit fällt ins $#, wo 
sie überall ziemlich häufig ist. In y und Ö wird sie seltener und verschwindet mit e aus dem luas. 

In Franken im Nummismalismergel beim Dorfe Ratsberg. Norddeutschland: Pentacrinus tuber- 
culatuszone von Eisenach. 

Frankreich: Lias superieur, assise & Trochus subduplicatus, 
Lias moyen, assise a Am. Davoei margaritatus. 
England: Unterer Lias. 


Fig. 4 Durchmesser 0,74 mm aus 48a ($ Ellwangen) 22fach. 
» 8. » 0,92 » » 53a ı# Oberböbingen) » » 
» 6. Länge 1,65 mm, Breite 0,90 mm aus 66 (3 Trossingen) 22fach. 
» 7. Durchmesser 1,48 mm aus 65c (ß Endingen) 22fach. 
>». 8 » 115 » » 36 (a Plochingen) RD 


Ammodiscus infimus ist im Karbon zum erstenmal nachgewiesen als Trochammina incerta D’ORBIGNY 
von Brapy (Carb. For. Pal. Soc. XXX. 1876, p. 76 pl. II 10—14) und als Trochammina Römeri von StEın- 


A 


MANN (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1880, S. 396, Taf. XIX 2). Eine Form wie Fig. 4 und 5 lebt als Ammodiscus 
incertus D’ORBIGNY in 164—5714 m Tiefe in den heutigen Meeren (ÜHALLENGER p. 333 pl. XXXVIH 1--3) 


Ammodiscus asper TrrquEm (Fig. 9 u. 10). 
1863. Involutina aspera TERQ. Rech. For. Lias. III Mem., p. 221, pl. X, 21. 


1874. Involutina aspera TrrQ. BORNEMANN, Über die Foraminiferengattung Involutina. Zeitschr. d. d. geol. Ges. 
Bd. 26, 8. 79. 

TerQuEm p. 221: »Coquille silicieuse, tres comprimee, orbiculaire ou ovale, equilaterale, vitreuse, 
translucide, tres rugueuse; spire visible des deux cötes, deprimee dans le centre, composee de quatre ou 
eing tours ä parois epaisses, canal tres irregulier, loges indistinetes.» Diese Form unterscheidet sich von 
Ammod. infimus durch eine viel rauhere Ausbildung der Schale. Es läßt sich außer einigen dicken Win- 
dungen nichts an dem Stück feststellen, da es voll von rostigem Schwefelkies ist, aber jedenfalls fehlen 
auch hier Kammern. BornEemAnn will diese Art zu der vorhergehenden rechnen, was ich nicht für richtig 
halte, da wenigstens bei meinem Exemplar ein wesentlicher Unterschied vorhanden ist. Ich fand nur 
dies eine Stück. 

Fig. 9 und 10. Durchmesser 0,532 mm aus 48a (ß Ellwangen) 22fach. 

Fig. 9 ist bei auffallendem, Fig. 10 bei durchfallendem Lichte aufgenommen. 

Aus Frankreich bekannt; Queu-lieu, lias inferieur, assise ä Bel. acutus; tres commun. 


II. Familie: Ammodiscidae part. 


2. Unterfamilie: Cornuspirinae. 


Die Schale besteht aus einer ganz allmählich oder auch rasch sich erweiternden rein kalkigen 
Röhre, welche sich in einer Ebene spiral aufwindet, so daß bei allmählicher Zunahme der Röhrenweite 
eine kreisförmige Scheibe entsteht, welche auf beiden Flächen eine oft wenig merkliche konkave Ein- 
senkung gegen das Zentrum hin erkennen läßt. Bei rascher Zunahme der Röhrenweite am Wachstums- 
ende, die sich auf eine Vergrößerung des Röhrendurchmessers in der Scheibenebene beschränkt, entsteht 
eine mehr oder weniger ohrförmige Scheibe. 


Cornuspira liasina Terquem (Fig. 11—14). 


1866. Cornuspira liasina TERQ. Rech. For. Lias VI Mem., p. 474, pl. XIX, 4. 

1875. Spirillina orbicula TERQ. et BertH. Et. mier. M&m. s. g. Fr., p. 17, pl. I, 12. 

1876. Cornuspira infima STRICKL. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 451, pl. XVIII, 1. 

1881. Cornuspira sinemuriensis HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 15, Taf. II, 25. 

1903. Cornuspira polygyra REuss. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 155, Taf. VI, 21. 

Cornuspira pachygyra GÜMBEL. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S: 155, Taf. VI, 22. 

TERQvEM p. 474: »Coquille discoide, comprimee, arrondie sur le pourtour, lisse, plus ou moins 
translucide, enroulee en spire aplatie, egale sur les deux surfaces, deprimee et munie d’un tres petit 
nucl&us dans le milieu, formöe de S—9 tours contigus, croissant regulierement, marques de plis inegaux, 
tours interieurs tres etroits, le dernier croissant brusquement, presque deux fois aussi large que le precedent; 
ouverture un peu retrecie, ronde; intervalles des tours tres larges dans le milieu et diminuant du centre 
a la circonference, ol elles sont lin£aires.« 


Palaeontographica. Bd. LV. 


In der Form kein wesentlicher Unterschied gegenüber Ammodiscus infimus: nicht gekammert, spiral 
gewunden in einer Ebene, glasiges Aussehen, weil unporös; besteht jedoch aus Kalk und hat nur einen 
Durchmesser von 0,2—0,5 mm. Darin stimmen alle Autoren überein. Ein Punkt, der schon zu Unklar- 
heiten geführt hat, wird von Tergurm et BrrrHeuın, Et. mier. p. 17 erwähnt: »Le diametre du tube est 
d’autant plus grand que le nombre des tours est plus petit.« Diesem Umstand wollte offenbar Schick 
Rechnung tragen, indem er zwei Abbildungen, aber unnötigerweise zwei Namen, gab. Schon bei Ammodiscus 
zeigte sich ein Verhältnis zwischem großem Nucleus mit wenig, aber starken Windungen und kleinem 
Nucleus mit viel, aber dünnen Windungen. SCHAUDINN (Über den Dimorphismus der Foraminiferen, 
Sonderabdr. Sitzber. d. Ges. naturf. Freunde Berlin 1895, Nr. 5) hat an rezenten Foraminiferen die Fort- 
pflanzung erforscht und diese Erscheinung erklärt. Hier sei nur soviel gesagt: Die megalosphärische 
Form ist viel häufiger als die mikrosphärische. Die mikrosphärische Form pflanzt sich durch Bildung 
von Pseudopodiensporen fort, woraus die megalosphärische Generation entsteht. Das ausgewachsene 
megalosphärische Individuum bildet Flagellosporen, welche sich zu mikrosphärischen Individuen entwickeln. 
Die megalosphärische Schale ist »uniform« aufgerollt, die mikrosphärische Schale hat dünnere Erstlings- 
windungen, die äußeren werden stärker, ist also »biform«. 

Oornuspira liasina erscheint im Lias « in ziemlich großer Zahl im Angulatenoolith, noch häufiger 
wird sie im Lias $# und verschwindet dann fast spurlos. Im Lias Z lebt sie neu auf in noch zierlichereren 
Formen als ım ß. 

In der Schweiz: Unterste Bänke des Lias von Aargau. 

Frankreich: partie inferieure de la zone a Anm. margaritatus.' 

England: Zones of Amm. planorbis, angulatus, Bucklandi, annulatus. 

Fig. 11 Durchmesser 0,30 mm aus 58c (£ Ofterdingen) 


> 119 » 0,30 mm aus 58c ($ Ofterdingen) 
» 183 > 0,24 mm aus 87b (y Birkle) 
» 14 > 0,41 mm aus 30 (« Trossingen). 


Cornuspira geht vom Karbon (Steinmann, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1880 Bd. 32. S. 396, 
Taf. XIX 1) bis zur Jetztzeit: Oornuspira involvens Reuss lebt in 712—1234 m Tiefe (CHALLENGER p. 200 
pl. XI 1-3). 


V. Familie: Miliolinidae. 


Schale polythalam, imperforat; in der Regel kalkig, porzellanartig, manchmal mit Sand unter- 
mengt oder. vollständige sandig; im brackischen Wasser chitinige oder chitinig-sandig; in großen Tiefen 
to} fun) 8) fo) to} oO to} 


zu einer dünnen homogenen, kieseligen Schalenhaut sich verändernd. 


1. Unterfamilie: Nubecularinae. 


Schale frei oder häufiger festgewachsen, oft unregelmäßige assymetrische Formen annehmend, 


mit veränderlicher Mündung oder Mündungen. 


N RER 


Nubecularia tibia Parker a. Jones (Fig. 15— 19). 


1860. Nubecularia tibia P. a. J. Foss. For. Chell. Quart. Journ. vol. XVI, p. 455, pl. XX, 48-51. 

1875. Nodosaria TERQ. et BERTH. Et mier. M&m. soc. geol. France, p. 18, pl. I, 14. 

1887, Nubecularia tibia P. a. J. HÄUSLER, lias. Miliol. Neues Jahrb., Bd I, S. 190, Taf. VI, 1—6. 

Parker a. Jones p. 455: »All these Nubecularian forms have an opake shell, frequently arenaceous, 
and are composed of minute, tent-like, plano-convex chambers, the base often being more or less imperfeet; 
the aperture is produced, oval, and often lipped, and becomes enveloped in the base of the new chamber, 
as in the true Miliolae.« 

Ist die Schale ganz erhalten wie bei Fig. 15 und 16, was selten vorkommt, so beginnt sie mit 
einer deutlich sichtbaren runden Anfangskammer, daran schließt sich eine unbeschränkte Anzahl läng- 
licher Kammern an, von denen die jüngere das spitz zulaufende Ende der älteren umfaßt. Fig. 15 und 16 
entsprechen vollkommen den Abbildungen von Brapy (ÜHALLENGER), Cmapman und Ruumsuer; Fig. 17, 
18 und 19 sind mehr denen von PArkeEr a. Jones und Hävsrer ähnlich. 

Nubeeularia tibia ist — geologisch gesprochen — eine neue Form. Bei uns findet sie sich im 
Lias ß zum erstenmal, später taucht sie im Lias ( wieder auf. Pırker a. Jones geben als Fundort 
»clays probably of Upper Triassie age« an, die ich aus bestimmten Gründen (s. S. 72 oben) für liasisch 
halten muß. 

Nubeeularia tibia ist das Anfangsglied einer Entwicklungsreihe, wozu Ophthalmidium und Spiroloculina 
zu rechnen sind. Beachtenswert ist, daß alle drei Glieder in ein und derselben Schicht zusammen vor- 
kommen, sowohl im ß, als später im £. 

In Frankreich: Zone a Amm. margaritatus. 

Nubecularia tibia P. a. J. lebt noch in den heutigen Meeren in einer Tiefe von 28—740 m (CHALLENGER 
p. 135, pl. I 1—4). 

Fig. 15 Länge 0,29 mm aus 58a (8 Ofterdingen). 
» 16 » 0,49 mm aus 58b (£ Ofterdingen). 
» 17» 041 mm aus 58h (P Ofterdingen). 
» 18 » 0,69 mm aus 87a (£ Birkle). 

» 19 » 0,61 mm aus 87a (£ Birkle). 


3. Unterfamilie: Miliolinae. 


Zwei Kammern in jedem Umgange um eine lange Achse herumgewunden. Mündung abwechselnd 
am einen oder am andern Schalenende. 


Ophthalmidium Walfordi Hivster (Fig. 20—24). 
1887. Ophthalmidium Walfordi HÄusLer. Bem. üb. lias. Milioliden. Neues Jahrb., Bd. I, S. 192, Taf. VI, 7-11. 
Häuster S. 192: »Eine auffällige Varietät von Ophthalmidium, deren jüngerer Teil frei absteht 
und mit einer Kammer von Nubecularia tibia die größte Ähnlichkeit besitzt. Von einer kugeligen, großen 
Anfangskammer geht, wie bei den übrigen Spezies von Banbury eine sehr feine, oft kaum sichtbare 
Röhre in die mittlere, spiralig gewundene Kammer über. Auch diese kann als eine gewundene Nubecularia tibia 
gedeutet werden.« 


ng 


Die Abbildungen sind unter sich etwas verschieden, doch ist das Prinzip des Aufbaues dasselbe. 
Daß verwandtschaftliche Beziehungen zu Nubeeularia tibia bestehen, unterliegt keinem Zweifel. Fig. 23 
ist eine Jugendform. 
Bei uns finden sich diese Formen im Lias $ und £. 
Häuster’s Exemplare stammen aus dem oberen Lias von Banbury (Oxfordshire). 
Fig. 20 Länge 0,24 mm Breite 0,13 mm aus 58a (ß Ofterdingen). 


» 1 » 025mm » 0,12 mm aus 58h (ß Ofterdingen). 
» 2. » 021mm » 0,14 mm aus 58d (£ Ofterdingen). 
» 3 » 010 mm » 0,05 mm aus 89e (£ Holzmaden). 

» 2% » 045 mm » 0,17 mm aus 58h (£ Ofterdingen). 


Ophthalmidium bacularis sp. n. (Fig. 25). 


Diese Form schließt sich eng an die vorhergehende an. Es fand eine Verzerrung nach links 
und rechts statt; zu beiden Seiten (vorn und hinten) legt sich ein deutlich sichtbarer Stab an, zwischen 
dem die Schale festgewachsen ist. Die Stäbe stammen wohl vom Tier selbst, da sie aus derselben Sub- 
stanz wie die Schale bestehen und, wenn das Tier einen fremden Körper benützt hätte (z. B. eine 
Spongiennadel), dieselben bald zu lang, bald zu kurz sein würden. Um sicher zu gehen, habe ich die 
Schale öfters im Kanadabalsam gedreht, außerdem fand ich zwei Exemplare, die sich vollständig gleichen. 

Fig. 25 Länge 0,33 mm Breite 0,08 mm aus 58a (# Ofterdingen). 


Ophthalmidium liasicum Küster u. Zwinerı (Fig. 26—29). 


1870. Ophthalmidium liasicum K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 11, Taf. I, 11 (Jurensismergel). 

1886. Ophthalmidium orbiculare BURBACH. Beitr. Kenntn. For. gr. Seeb., Gotha, S. 499, Taf. V, 3—6. 

1887. Ophthalmidium nubeculariformis HÄuSLEer. Lias. Miliol. Neues Jahrb.. Bd. I, S. 190, Taf. VI, 52, 53, 55, 56. 

1903. Ophthalmidium carinatum K. u. Z. ScHick, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 156, Taf. VI, 23. 

Küster und Zwiseur S. 11: »Die erste Kammer ist kreisrund, die zweite bildet mehr als einen 
ganzen Umgang um dieselbe. Die dritte und vierte Kammer, ungleich lang, stellen zusammen keinen 
ganzen Umlauf dar.« 

Meine Abbildungen stimmen insofern nicht ganz damit überein, als bei ihnen die dritte und 
folgenden Kammern jede beinahe einen ganzen Umlauf bildet. 

Daraus, daß die zweite Kammer mehr als einen Umlauf bildet, auf den Schluß zu kommen, daß 
hier eine Verwandtschaft mit Cornuspira vorliege, ist falsch, denn wenn sich die langen Kammern der 
Nubecularia tibia um ihren kleinen Nucleus aufrollen, so muß von selbst die zweite Kammer eine längere 
Spirale beschreiben als die dritte und folgenden. 

Norddeuschland: mittlerer Lias bei Gotha. 

Schweiz: Jurensismergel, Kanton Aargau. 

England: Oberer Lias von Banbury (Oxtfordshire). 

Bei uns im Lias %# beginnend, wird es sehr selten und kommt erst im £ wieder öfters vor. 

Fig. 26 Durchmesser 0,27 mm aus 58 c (£ Ofterdingen). 
» 27 > 0,16 mm aus 58a (£ Ofterdingen). 


Es 


Fig. 28 Durchmesser 0,28 mm aus 87a (£ Birkle). 
» 29 » 0,27 mm aus 74d (y Trossingen). 
In den heutigen Meeren lebt Ophthalmidium tumidulum Bravy, welches sehr viel Ähnlichkeit mit 
Fig. 25 hat (CuauuenGer p. 189, pl. XI16) in 740 m Tiefe. 


[9] 


Spiroloculina concentrica Terqurm et BERTHELIN (Fig. 30— 32). 


1875. Spiroloculina concentrica TERQ. et BERTH. Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 80, pl. VII, 1—4. 

1886. Spiroloculina concentrica TERQ. et BERTH. BURBACH, Beitr. Kenntn. For. gr. Seeb. b. Gotha, S. 501, Taf. V, 19—23. 

1887. Spiroloculina concentrica TERQ. et BERTH. HÄUSLER, Lias. Miliol. N. Jahrb., Bd. I, S. 194, Taf. VII, 38, 41. 

1903. Spiroloculina concentrica TERQ. et BERTH. ScHick, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 156, Taf. VI, 24. 

TerguEm et BerTHeLIn p. 80: »Coquille allongee, ovale, comprimee, lisse, munie d’un long rostre, 
elargie et arrondie A ses extremites ou retrecie, formee de 5 a 15 loges arrondies, obtuses en arriere ou 
ineisees en forme de crochet pour recevoir la partie ant&rieure de la loge precedente; premiere loge 
spherique, une ou plusieurs suivantes tres 6troites, en arcs concentriques, les autres plus ou moins arquees, 
ou droites ou genouillees en arriere ou contournees; ouverture simple. « 

Die Kammern bilden je einen halben Umgang und liegen in einer Ebene nebeneinander. 

Spiroloculina findet sich zum erstenmal im Lias; bei uns bis jetzt bekannt aus Lias 8 und [. 
£sind die Formen häufiger als im %, dafür sind die #-Exemplare exakter ausgebildet, als die aus £. Im 
allgemeinen im Lias noch recht selten, treten sie im braunen Jura fast gesteinsbildend auf. Ich glaube 
jedoch, daß die Milioliden überhaupt im Lias häufiger sind, als man annimmt und daß sie nur bisher 


Im 


wegen ihrer Kleinheit entgangen sind. 
Fig. 30 Länge 0,26 mm Breite 0,12 mm aus 58a (£ Ofterdingen). 
» 31 » 020 mm » 0,15 mm aus 53a (£ Ofterdingen). 
>» 00 » 0,26 mm » 0,10 mm nus 87b (£ Birkle). 
Hiemit ist die Verwandtschaftsreihe: Nubecularia-Ophthulmidium-Spiroloculina auch für den schwä- 
bischen Lias nachgewiesen. 
Norddeutschland: mittlerer Lias v. gr. Seeberg b. Gotha. 
Frankreich: Zone a Amm. margaritatus. 
England: Oberer Lias von .Banbury (Oxfordshire). 
Unter den rezenten Formen hat am meisten Ähnlichkeit damit: Spiroloculina tenuis Czszex (CHALLENGER 
p- 152, pl. X 10) und lebt in einer Tiefe bis 5200 m. 


VII, Familie: Nodosaridae. 


Schale stets kalkig, sehr fein perforiert; Kammern perlschnurartig aneinandergereiht in gerader, 
gekrümmter oder planospiral gewundener Reihe. Bei den Lageninen trennen sich die neu entstandenen 
Kammern sofort nach ihrer Entstehung als selbständige monothalame Schalen ab. 


1. Unterfamilie: Nodosarinae. 


Kammerreihe geradegestreckt oder nur wenig gekrümmt. Mündung fast ausnahmslos zentral, 
oft auf einem sehr langen Kammerhals gelegen. 


1788. 
1803. 
1822. 
1832. 
1858. 
1860. 
1862. 


ee 


Nodosaria radicula Linx& (Fig. 33 —40). 


Nautilus radicula Lınn&. Syst. nat. 13. ed. GMmELIN, p. 3373, Nr. 18. 

Nautilus radicula Linn&. Montacu, Test. Brit., p. 197, Tab. 6, f 4 und Tab. 14, f. 6. 

Nautilus radieula Lınn&. LAmARrcK, Hist. nat. an. s. vert., tome VII, p. 596, Nr. 1. 

Nodosaria radicula I.ınnk. LAMARcK, Eneyel. method., tome III, pl. 465, Fig. 4a- c. 

Nodosaria nitida TERQ. Rech. For. Lias I. Mem., p. 30, pl. I 7a—h. 

Nodosaria radicula Linne. P. a. J.. Foss. For. Chell. Quart. Journ. vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 1-5. 
Nodosaria nitida var. TerQ. Rech. For. Lias II. Mem., p. 436, pl. V, 11. 

Nodosaria regularis TERQ. Rech. For. Lias II. Mem., p. 436, pl. V, 12. 


1865 — 66. Nodosaria radiculı Linn&. BRADY, On the Middle a. Upper Lias. Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe. vol. XIII, 


1866. 
1870. 


1875. 
1876. 


1881. 
1903. 


p. 106, pl. I, 4. 
Nodosaria claviformis TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 477, pl. XIX, 17, 18. 
Nodosaria primitiva K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 5, Taf. I, 1 (Turneriton). 
Frondicularia nodosaria K. u. Z. For. schweiz. Jura, S.10, Taf. I, 2 (Jurensismergel). 
Nodosaria simplex TERQ. et BERTH. Ft. mier. M&m. s. g. Fr., p. 19, pl. I, 16a—c. 
Nodosaria claviformis TERQ. et BERTH. |t. mier. M&m. s. g. Fr., p. 19, pl. I, 17. 
Nodosaria radicula Linn&. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 456, p). XVIII, 17. 
Nodosaria simplex HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 17, Taf. II, 12. 
Nodosaria radicula LINNE. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh. S. 139, Taf. IV, 23. 


Linn& S. 3373, Nr. 18: »N. testa oblongo-ovata: articulis torosis glabris. Habitat rarissimus in 


mari adriatico, minutus, siphone sublateralie«. 


Fig. 1. 
Nautilus vadi- 
cula LinNE. 


Hiezu gibt 1832 Lamarcr nebenstehende Abbildung, dieselbe Figur gibt 1803 Mon- 
raav. Unter diesem Namen faßt man den einfachsten Typus der Nodosarien zusammen: 
eine unbeschränkte Anzahl kugeliger Kammern perlschnurartig aneinander gewachsen. 
Diese Formen streben nach Verfestigung, was dadurch erreicht wird, daß die Kammern 
breiter werden und die Einschnürungen dazwischen weniger stark: Glandulina. 

Fig. 39 ist die einzige, die nicht ganz hieher paßt. Sie findet sich öfters im 
unteren Lias und wird vielleicht einmal eine neue Art abgeben, wozu ich mich noch nicht 
berechtigt fühle. 


Nodosaria radicula findet sich in allen Schichten mit Ausnahme von e. 


In Frankreich: assise ä gryphees arquees, Bel. acutus und Amm. margaritatus. 


In der Schweiz: Turneriton der Schambelen, Jurensismergel von Betznau. 


England: clays probably of Upper Triassice age, zones of Aın. planorbis, Bucklandi and armatus. 


Fig. 33 Länge 0,75 mm Breite 0,18 mm aus 43 c (« Bebenhausen). 
» 3 » 069 mm » 0,21 mm aus 90a (£ Reutlingen). 
» 355 » 049 mm » 0,31 mm aus 89a (© Holzmaden). 
» 6 » 029 mm » 0,08 mm aus 58b (ß Ofterdingen). 
» 37» 048mm » 0,12 mm aus 87a (£ Birkle). 
» 388 » 051mm » 0,13 mm aus 35 6 (« Hattenhofen). 
» 39 » 042 mm  » 0,06 mm aus 15 (a Birkengehren). 
» 40» 0,60 mm » 0,11 mm aus 15 («a Birkengehren). 


Nodosaria radieula ist von Brapy im Carbon nachgewiesen (Carb. For. Pal. Soc. XXX 1876, p. 124, 
pl. X 6—16). Nach Ruunsrer S. 74 stammen die ersten bekannten Nodosarien aus dem unteren Silur. 


Die Nodosaria radicula im CHALLENGER (p. 495, pl. LXI 28—31) entspricht mehr unserer Glandulina humilis 
Römer und lebt m 673—4465 m Tiefe. 


Nodosaria simplex Trrqurm (Fig. 41— 48). 

1858. Dentalina simzplex TERQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 39, pl. II, 5a, b. 

1862. Dentalina simplex var. TerQ. Rech. For. Lias Il. Me&m., p. 441, pl. V, 17a,b. 
x 1870. Nodosaria amphora K.u.Z. For. schweiz. Jura, 8. 5, Taf. I, 3 (Turneriton). 

1872. Nodosaria incerta SILVESTRI. Monogr. delle Nodos., p. 93, tav. XI, 264—267. 

1893. Dentalina? subquadratau SELLHEIM. Foram. fränk. Jura, S. 14, Fig. 5. 

1903. Nodosaria consobrina D’ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 142, Taf. V, 9. 

TEROUEM p. 39: »Coquille allongee, grele, arrondie, droite, lisse, formee de huit loges ovales, 
transversales, ceroissant regulierement, les dernieres environ trois fois plus longues que larges, les premieres 
aussi longues que larges, la premiere et la derniere obtuses et arrondies; sutures tres etroites et peu 
profondes. « 

Da bei vorliegenden Formen der Protoplasmakanal in der Mitte verläuft und keine wesentliche 
Krümmung stattfindet, rechne ich dieselben zu den Nodosarien. Zweifellos ist Nodosaria simplex sehr 
nahe verwandt mit radicula, daher kommt es auch, daß viele Synonima der letzteren auch für die ersteren 
passen und überhaupt nicht streng voneinander geschieden werden können. 

Fig. 41—44 passen sehr gut hieher, Fig. 45—48 weichen etwas ab; da sie jedoch sehr selten 
sind, habe ich sie hier untergebracht. 

Bei uns in allen Schichten des Lias außer &; nicht häufig. 

In Franken im Amaltheenton von Marloffstein. 

In der Schweiz im Turneriton der Schambelen, Kanton Aargau. 

In Frankreich in den Margaritatusschichten. 

Fig. 41 Länge 1,00 mm Breite 0,18 mm aus 49b ($ Ellwangen). 
» 42 >» 1,65 mm » 0,16 mm aus 82b (d Kaßlers Mühle) 22fach. 
» 43 » 074mm » 0,08 mm aus 58b (# Ofterdingen). 
» 44  » 0,82 mm » 0,13 mm aus 43c (« Bebenhausen). 
» 45 » 0,72 mm » 0,14 mm aus 83b (ö Trossingen). 
» 46 » 0,52 mm » 0,1% mm aus 83b (d Trossingen). 
» 47° » 074mm » 0,08 mm aus 35b (« Vaihingen). 
» 48 >» 0,34 mm » 0,16 mm aus 83a (d Trossingen). 

Findet sich wohl schon mit Nodosaria radieula im Carbon. Rezent ist sie nirgends erwähnt. 


Nodosaria calomorpha Reuss (Fig. 49— 52). 


1766. Nodosaria calomorpha REuss. For. Anthoz. ete. deutsch. Septarientons. Denkschr. Akad. Wiss., S.129, Taf. I, 15—19. 

1887. Lagena oder Nodosaria HÄUSLER. Lag. schweiz. Jura. Neues Jahrb., Bd. I, S. 187, Taf. V, 19—39. 

19053. Nodosaria calomorpha REUSS SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 140, Taf. V, 4. 

Reuss S. 129: »Besteht nur aus 2—3 durch breite und ziemlich tiefe Nähte geschiedenen Kammern. 
Die Primordialkammer ist gewöhnlich etwas größer als die folgende, kugelig und bisweilen mit einer 
zentralen Stachelspitze versehen. Die jüngeren Kammern sind mehr elliptisch, höher als breit; die letzte 


Sega 


verschmälert sich sehr allmählich zu einem kurzen, meistens gestrahlten Schnabel. Bisweilen verlängert 
sich die Mündung nach Entosalenienart einwärts in eine nicht sehr lange Röhre und dann ist sie jederzeit 
ungestrahlt.« 

Fig. 49 paßt sehr gut zu den Abbildungen von Reuss. Fig. 50—52 sind wohl junge Nodosarien, 
wenn man sie nicht wegen ihrer Kleinheit zu Lagena rechnen will; dabei berufe ich mich auf Ruumsrer 
S. 76: »Wenn ich somit über die ursprüngliche Herkunft der Lagenmen von den Nodosarien nicht im 
Zweifel bin, so will ich gern zugeben, und halte es sogar für recht wahrscheinlich, daß einige Lageninen 
namentlich im Jura sekundär wieder zu Nodosarien geworden sind, indem sie ihre Kammern nicht ab- 
lösten, sondern wie in früheren Zeiten die Kammern in unlösbarem Verbande an die Ausgangskammer 
ansetzten; dann handelt es sich aber um eine Art Rückschlag im Vermehrungsprozeß, nicht um einen 
ganz neu auftretenden ursprünglichen Vorgang.« Dafür wäre dann der Name ZLagena bicamerata Jonzs 
nicht unpassend, wenn letzterer hierunter nicht ganz andere Formen abgebildet und beschrieben hätte 
(s. Lagena bicamerata Jonzs S. 74). 

Fig. 52 hat Scuick als Nodosaria calomorpha Reuss beschrieben. 

Bei uns fast in allen Schichten des Lias; sehr selten. Im CHALLEnGer (p. 497, pl. LXI 23—27) 
sind unter dem Namen calomorpha gebogene Formen abgebildet, welche m 11—4000 m Tiefe leben. 

Fig. 49 Länge 0,64 mm Breite 0,23 mm aus 71 (y Enzenhardt). 
» 50 .» 023 mm >» 0,09 mm aus 83h (d Trossingen). 
>» Sl» ON mm » 0,10 mm aus 58a (# Ofterdingen). 
»> 92 » 017 mm . » 0,08 mm aus 58a (# Ofterdingen). 


Nodosaria pyriformis Terourm (Fig. 53, 54). 

1858. Dentalina pyriformis TERQ. Rech. For. Lias I, Mem, p. 48, pl. II, 22. 

TERQUEM p. 48: »Coquille allongee, grele, lisse, un peu arquee, tres fragile, formee de dix loges 
separees par un profond 6&tranglement, les eing premieres spheriques, sans aceroissement sensible, la 
premiere obtuse, les cing dernieres r&gulierement pyriformes, la derniere mucronee.« 

Im Gegensatz zu TerouEm muß ich diese Form zu den Nosodarien rechnen, da der Protoplasma- 
kanal in der Mitte verläuft; allerdings ist das ganze ein wenig nach Dentalinenart gebogen. Obgleich 
ohne Zusammenhang mit den vorhergehenden Formen bringe ich dieselbe hier, da sie sehr vereinzelt 
dasteht und auch sonst keinen Anschluß hat. 1846 Dentalina guttifera n’Ors. For. foss. bass. tert. Vienne 
p- 49, pl. II 11—14 kann man auch noch dazu rechnen, doch ist dies einerseits eine tertiäre Form, anderer- 
seits ist in der Aneinanderreihung der Kammern ein kleiner Unterschied. 

Ich fand nur die beiden abgebildeten Exemplare. In früheren Formationen ist sie nicht ge- 
funden. Im CHAuveneer hat Nodosaria pyrula D’Orsisny (p. 497, pl. LXII 10—12) entfernte Ähnlichkeit. 

Fig. 53 Länge 0,52 mm Breite 0,03 mm aus 53 (6 Filsbett). 
» 54 » 057 mm  » 0,06 mm aus 58b (# Ofterdingen). 

Frankreich: Caleaire ä Am. bisulcatus et angulatus de Jamoigne; fort rare. 


Glandulina »’Orzıeny (Fig. 55—66). 
Dieser Abteilung möchte ich folgenden Satz Ruumsters vorausschicken: »Ein Streben nach 
Festigkeit des Gehäuses macht sich in der Entwicklung fast einer jeden Formengruppe geltend, wobei 


a ON 


dann noch zwei weitere Prinzipien maßgebend waren, nämlich bei der angestrebten Festigkeit möglichsten 
Raumimhalt des Gehäuses und möglichste Einfachheit desselben zu erzielen« (RHUMBLER, Entw. ein. nat. 
Syst. d. Thalamophoren S. 57). 


Glandulina humilis Römer (Fig. 55—63). 

1841. Nodosaria humilis RÖMER. Norddeutsch. Kreidegebirge, S. 95, Taf. XV, 6. 

1854. Glandulina vulgata (rotundata) Born. Lias um Göt,., S. 31, Taf. II, 1,2. 

Glandulina tenuis BORNEMANN. Lias um Göttingen, S. 31, Taf. II, 3. 
Glandulina major BORNEMANN, Lias um Göttingen, S. 31, Taf. II, 4. 

1862. Glandulina conica TEerQ. Rech. For. Lias II. Me&m., p. 455, pl. V, 10a, b. 

1866. Glandulina cuneiformis TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 478, pl. XIX, 7. 

1865 —66. Nodosaria humilis RÖMER. Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., vol. XIIL 

p- 106, pl. 1, 5. 

1875. Glandulina regularis TERQ. et BERTH. Et. micr. Mem. s. g. Fr., p. 21, pl. I, 22. 
Glandulina annulata TERQ. et BERTH. Et. mier. Mem. s. g. Fr.. p. 22, pl. I, 25. 
Glandulina hybrida TERQ. et BERTH. Et. mier. M&m. s. g. Fr., p. 22, pl. I, 26. 

1876. Glandulina humilis RÖMER. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 454, pl. XVIII, 11. 
Glandulina cuneiformis TERQ. TATE a BLAkE, The Yorkshire Lias, p. 454, pl. XVIII, 12. 

Römer S. 95: »Eiförmig, mit 4—7 niedrigen, breiteren, etwas gewölbten, glatten, durch schwache 
Einschnürungen getrennten Kammern, deren letzte eine vorstehende Mündung trägt. Das Gehäuse ist 
mehr walzenförmig und oben weniger verdickt, als wir es gezeichnet haben.« 

So verschieden die einzelnen Abbildungen auf den ersten Blick erscheinen, liegt doch allen deutlich 
die gleiche Tendenz inne, eine möglichst große Festigkeit und möglichst großen Rauminhalt zu erlangen. 

Fig. 59 nähert sich der Abbildung bei Römer sehr. Fig. 56, 57 u. 60 gleichen den Glandulinen 
BoRNEMAnNs und denen von TERQUEM und Berrueuın. Fig. 58 ist eine Riesenform und nahezu 2 mm 
lang. Fig. 63 paßt nicht ganz hieher, die Verfestigung der Schale liest zwar auf der Hand, aber die 
Kammern, die sehr schwer zu sehen sind, sind kugelrund geblieben. Ich fand hievon nur dies eine Exemplar. 

Bei uns fast in allen Schichten des Lias; nicht selten. 

In Norddeutschland im Lias y von Göttingen. 

In Frankreich in den Margaritatus-Schichten; sehr selten. 

In England: Marlstone of Ilminster (Middle Lias), zones of Am. angulatus und Am. capricornus. 

Fig. 55 Länge 0,56 mm Breite 0,23 mm aus 89a (£ Holzmaden). 
» 56 >» 066 mm » 0,24 mm aus 79a (d Filsbett). 
» 57 » 0,61 mm » 0,16 mm aus 89a (© Holzmaden). 
>» Bo 0 1,59 mm  » 0,41 mm aus 5la (£ Hüttlingen) 22fach. 
59 » 0,72 mm » 0,57 mm aus 37b (« Rüdern). 
» 60 » 055 mm » 0,17 mm aus 87a (£ Birkle). 
» 61 » 0,52 mm » 0,21 mm aus 90a (Z Reutlingen). 
» 2 » 050mm » 0,18 mm aus 76a (d Birkle). 
» 658 » 110mm » 0,24 mm aus 37b (« Rüdern). 

Glandulinen sind mir aus keiner früheren Formation bekannt. 

ZirmeL gibt an: Lebend und fossil von der Trias an. Im CHALLenGer als Nodosaria radicula 
Liwn& bezeichnet (s. diese Abhandlung S. 46 und 47). 


—] 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Er 


Glandulina biconica sp. n. (Fig. 64). 


Breite Kammern durch einen ganz engen Protoplasmakanal miteinander verbunden. Äußerlich 
sind keine Abegrenzungen noch Einschnürungen der Kammern zu sehen, dagegen scheinen Anfänge zu 
Längsrippen vorhanden zu sein. Eigentümlich ist, daß die jüngeren Kammern wieder kleiner werden 
und sich der Kugelform nähern. Wegen des äußerst engen Protoplasmakanals, d. h. der tiefen Ein- 
schnürungen zwischen den Kammern hat sie den Namen Glandulina nicht ganz verdient. 

Fig. 64 Länge 0,74 mm Breite 0,19 mm aus 5t b ( Hüttlingen). 

Ich fand noch 1 Exemplar im $ von Endingen. 


Glandulina turbinata Turourm et Büurrmuuın (Fig. 65). 

1875. Glandulina turbinata Terg. et BerTH. Bt. mier. Mem. s g. Fr., p. 22, pl. I, 24. 

TerovEm et BertHenın p. 22: »Coquille courte, arrondie, acuminee en avant, obtuse en arriere, 
formede de trois loges, les deux premieres &troites, la derniere tres developp@e subspherique; ouverture 
laeiniee; test en calcaire spathique, blanc, translucide. Fort rare.« 

Vorliegende Form hat außer der großen letzten Kammer noch 5, während das französische 
Stück nur noch 2 besitzt. Ich fand nur dies eine Exemplar im Lias y, das französische ist aus Unter-0. 

Fig. 65 Länge 0,72 mm Breite 0,25 mm aus 74e (y Trossingen). 


Glandulina metensis Trrourm (Fig. 66). 


1862. Glandulina metensis TERQ. Rech. For. Lias II. Mem., p. 435, pl. V, 9. 

1863. Glandulina oriformis TerQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 168, pl. VII, 4. 

1826. Nodosaria glans D’ORB. Tabl. meth. el. Ceph. Ann. se. nat. Tome VII, p. 252, Nr. 2, III. Livraison, Mod. 51. 

1860. Nodosaria glans D'ORB. P. a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 7. 

1865. Nodosariu glans D’ORB. PARK., JONES a. BRapy, On the nomenclature of the Foraminifera. Ann. a. Mag. nat. 

hist., p. 27, pl. I. 30. | 

TRRoVEMm p. 435: »Coquille tres courte, turbinee, obtuse et arrondie en arriere et en avant, 
compos6e de quatre loges, les trois premieres etroites, presque planes, la derniere hemispherique, sutures 
tres etroites, ouverture ronde.« 

Meine Figur stimmt vollständig mit der von Terguvem überein. 

Obgleich der Name Glandulina glans D’Ors. weit älter ist, konnte ich mich doch 
nicht entschließen, ihn hier anzuwenden. Die Abbildung, die PArkEr, Jones und BrApy 
von pD’Orgıcny’s Modell geben, weicht dadurch ab, daß sie keine Kammereinschnürungen 
zeigt (s. Fig... Parker und Jones bilden 1860 eine @landulina glans vD’OrB. ab, welche 


mit Glandulina metensis TERQUEM identisch ist. 


Fie. 2. Bei uns sehr selten. 
Glandulina glans In England: clays probably of Upper Triassie age. 
D’ORB. Frankreich: Lias moyen, assise ä Amm. Davoei; fort rare. 


Fig. 66 Länge 0,52 mm Breite 0,26 mm aus 80b (6 Reutlingen). 
Aus dem CHALLEnGEr gleicht ihr, vielmehr der G@landulina glans D’OrBIGnY die Nodosaria laevigata 
D’OrB. (p. 493. pl. LXT 20—22); diese lebt in 12—2514 m Tiefe im roten Meer und im Pazifik. 


zn 51 re: 


Eine andere Art der Befestigung der Schale ist die Rippenbildung. Der Name Nodosaria wird 
auch für die gerippten Formen beibehalten, solange der Protoplasmakanal in der Mitte verläuft. 


Nodosaria hortensis Teroueu (Fig. 67—71). 
1866. Nodosaria hortensis TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 476, pl. XIX, 13 


1870. Nodosaria cactus K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 10, Taf. I, 1 (Jurensismergel). 

1875. Nodosaria variabilis TERQ. et BERTH. Et. mier, Meun. s. g. Fr., p. 20, pl. I, 19. 

1893. Dentalina fontinensis TERQ. SELLHEIN, For. fränk. Jura, S 13, Fig. 4. 

TERQUEM p. 476: »Coquille allongee, plus &troite en avant qu’en arriere, ornee de 6—-10 cötes 
longitudinales, elevees, obtuses, plus &troites que les intervalles, form&e de loges regulieres, devenant 
successivement plus distinctes et plus separ6es d’arriere en avant, la derniere allongee, acuminee, cloisons 
epaisses en avant, tres minces et peu distinetes en arriere.« 

Längliche Kammern mit feinen Rippen, welche ohne Zweifel nicht zur Verzierung, sondern zur 
Befestigung der Schale dienen sollen. Diese Art, die Kammern widerstandsfähiger zu machen, ist sehr 
weit verbreitet. Bei vorliegenden Formen sind die Rippen noch sehr fein. Fig. 67—70 haben viel Ähn- 
lichkeit mit Nodosaria variabilis Tero. et Berre.; Fig. 71 ist die ausgesprochene Nodosaria hortensis TERQUEM, 
Letztere zeigt auch, daß die Verstärkung durch Rippen ein neu erworbenes Merkmal ist, da bisweilen 
dieselben bei den älteren Kammern stärker sind als bei den jüngeren. Nod. hortensis ist sehr nahe ver- 
wandt mit Nod. raphanus und raphanistrum, die nur viel stärkere Rippen haben. 

Bei uns hauptsächlich im unteren Lias, doch auch hier selten. 

In Franken: Amaltheenton von Marloffstein. 

In der Schweiz: Jurensismergel von Betznau, Kanton Aargau. 

In Frankreich: Metz, lias inferieur, assise a Bel. acutus; fort rare. 

Fig. 67 Länge 0,14 mm Breite 0,09 mm aus 58a (2 Ofterdingen). 
» 658 » 04 mm >» 0,42 mm aus 5a (« Altdorf) 
» 69 ° » 070 mm » 0,11 mm aus 16c (« Nürtingen). 
» 70» 046 mm  » 0,09 mm aus 15 («a Birkengehren). 
za » 0,87 mm >» 015 mm aus S3b (d Trossingen). | 


Nodosaria prima n’Orsıeny (Fig. 72). 


1849. Nodosaria prima N’ÖRBIGNY. Prodröme pal. I, p. 241, No. 253. 
1858. Nodosaria primu D'ORB. TERQ., Rech. For. Lias I, Mem., p. 29, pl. I, Ka—d. 
De.talina ornatu TERQUEN. Rech. For. Lias I, Mem., p. 44, pl. II, 13. 
1850. Nodosaria badenensis D’ORB. P.a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 8, 9. 
1875. Nodosaria multicostata TERQ. et BERTH. Et. micer. Mem. s. g6ol. Fr., p. 20, pl. I, 20. 
1903. Nodosaria scalaris BATSCH. SCHICK, Mihr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 146, Taf. V, 15. 
Nodosaria longicauda D’ORB. SCIHCK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 148, Taf. V, 17. 


D’ORBIGNY p. 241, Nr. 253: »Espece allongee, droite, munie de nombreuses cötes longitudinales. 
France, Metz (Moselle)«. 


Annähernd kugelige Kammern mit tiefen Einschnürungen und zahlreichen Rippen, welche die 
Einschnürungen mitmachen. Meine Abbildung stimmt vollständig mit denen von Terourm überein, 


Nautilus scalaris Barsch, 1791, Conch. d. Seesandes S. I, Tat. Il 4a, b hat zwar auch eine große Ähn- 


lichkeit damit, doch ist der ganze Habitus schlanker als bei den liasischen Formen. 


Ich 


1788. 
1822. 
1832. 
1858. 


1866. 
1872. 


1875. 


1903. 


fand nur dies eine Exemplar im Lias y, das französische stammt aus Unter-d. 
Fig. 72 Länge 1,56 mm Breite 0,41 mm aus 74a (y Trossingen) 22fach. 


N Nodosaria raphanus Linnt: (Fig. 73—77). 


Nautilus raphanus Linn&. Syst. naturae ed. 13 Gmelin, p. 3372, No. 16. 

Orthoceras vaphanus LiNNnk. LAMARCK, Hist. nat. an. s. vert. Tome VII, p. 593, No. 1. 
Orthoceras raphanus LINNE. LAMARCK, Encycl. method. Hist. vers. Tome III, p). 465, 2a -c. 
Nodosaria sexcostala TERQ. Rech. For. Lias I. Mem., p. 28., pl. I, 5. 

Nodosaria quadrilutera TerQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 45, pl. II, 14. 

Dentalina vermicularis TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 483, pl. XIX, 21. 

Dentalina radiata TERQUEN. Rech. For. Lias Vl. Me&m., p. 490, pl. XX, 5. 

Nodosaria raphanus LINNE. SILVESTRI, Monogr. delle Nod., p. 43, tav. IV, 67—81. 

Dentalina quadricosta TERQ. TERQ. et BERTH., Et. mier. Mem. s. 5 N 15, Ze 
Dentalina paucicosta TERQ. TERQ. et BERTH., Er. mier. M&m. s. 6 Do N, 1 
Dentalina oculina TERQ. et BErRTH. Et. mier. Me.u. s. in, 195 8, 0), Ill, 20, 

Nodosaria raphanus LinN&. SCHICK, Mikr. schwäb Lias. Württ Jahresh., S. 144, Taf. V, 13, 14. 


Lisns& p. 3372, Nr. 16: »N. testa artieulata: artieulis torosis; striis elevatis sedenis, siphone sub- 


laterali obliquo.« 


Die 


Beschreibung Liwxe's sagt nicht aus, ob die Form zylindrisch oder kegelförmig ist. Lamarck 


gibt 1832 nebenstehende Abbildung, wonach Nodosaria raphanus kegelförmig wäre. Fig. 73 sieht dieser 


Orthoceras 
raphanus 
Linne£. 


Abbildung sehr ähnlich. Im übrigen habe ich mich gezwungen gesehen, unter diesem Namen 
alle konischen und starkgerippten Nodosarien zusammenzufassen, wenn auch in der Zahl der 
Rippen ein ziemlich großer Unterschied herrscht. Dabei darf ich mich wohl auf Brapy (Guar- 
LENGER p. 512) berufen: »Nodosaria raphamıs may be accepted as the type of the stoutly 
built somewhat tapering Nodosarians, with comparatively few strongly developed costae. The 
costae vary in number from about six to twelve (pl. LXIV 6-10). Fig. 74 hat viel Ähnlich- 
keit mit den Abbildungen im CHALLENGER und findet sich im Lias am häufigsten von allen. 
Die übrigen bringe ich vorläufig hier unter. Fig. 75 ist häufig im Lias $ und es ließe sich 
wohl eine neue Art daraus machen, wenn man über ihren inneren Bau einiges wüßte, doch 


ist die Schale vollständig undurchsichtig. Fig. 76 ist am unteren Teil der Schale entblößt, der obere 


ist derselbe 


wie in Fig. 75. Demnach müßte man die beiden zu den Frondicularien rechnen, ich habe 


jedoch nur dies eine Exemplar, bei dem das Innere sichtbar ist, gefunden. 


Bei 


uns in allen Schichten des mittleren und unteren Lias. 


In Frankreich: Lias moyen; assez rare. 


Fig. 73 Länge 0,54 mm Breite 0,24 mm aus 43b (« Bebenhausen). 
» 1a 1,25 mm  » 0,28 mm aus 60a (P Ofterdingen). 
DD > 1,56 mm  » 0,23 mm aus 60a (3 Ofterdingen) 22fach. 
>» Mo 8 1,51 mm  » 0,36 mm aus 65a ( Endingen) 22fach. 


wir/ 


2 > 1,23 mm  » 0,41 mm aus 77 6 (d Goldbächle). 


Nach dem CHALLENGER findet sich Nod. raphanus seit der Obertrias und lebt heute in 280 bis 
1140 m Tiefe. 


Nodosaria costata Monracu (Fig. 78—83). 


1803. Nautilus costatus Mont. Testac. Britannica, p. 199, Nr. 16, Tab. 14, Fig. 5. 


Montascu p. 199, Nr. 16: »N.- with a strait, subeylindrie shell a little tapering with twelve 
raised artieulations, fournished with four equidistant, strong, longitudinal ribs, running the whole length 
of the shell: aperture extended in a conie syphon. Length a quarter of an inch.« 

Fig. 78—80 haben sehr viel Ähnlichkeit mit der Abbildung, welche Moxrasu gibt. Nodosaria 
costata stellt ein Zwischenglied dar zwischen Nodosaria raphanus und raphanistrum. Ich habe aus diesem 
Grunde Fig. 8{—83 hieher gestellt, obgleich sie nicht konisch sind. Alle die abgebildeten Formen sind 
sehr selten im Lias. Fig. 81 hat so schwache Rippen, daß sie auf dem Bilde kaum sichtbar sind. Fig. 79 
und 80 stellen wohl junge Exemplare von Fig. 83 dar. Man könnte diese ganze Art fallen lassen und 
die einzelnen teilweise der vorhergehenden, teilweise der folgenden zuteilen. 

Fig. 78 Länge 0,57 mm Breite 0,18 mm aus 50a (£ Ellwangen). 
» 79 » 052 mm » 013 mm aus 8$h (Ö St. Gotthardt). 
» SO »  061i mm » 0,13 mm aus 83b (£ St. Gotthardt). 
> 8 » 0,66 mm  » 0,16 mm aus 51h (3 Hüttlingen). 
» 2 » 059mm » 0,19 mm aus 68a (y Pfahlheim). 
» 8 » 0,82 mm » 0,16 mm aus 87c (£ Birkle). 


Nodosaria raphanistrum Lixne (Fig. 84 —93). 

1788. Nautilus raphanistrum Linn&. Syst. nat. 13. ed. Gmelin, p. 3572, No. 15. 

1860. Nodosaria raphanus Linn&. P.a.J. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 10. 

1865—66. Nodosaria raphanus Linn&. BRADY, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Sor. 

vol. XIII, p. 106, pl. I, 6. 
Nodosaria raphanistrum Linn®. BraDy, ebenda, p. 106, pl. I, 7. 
1872. Nodosaria raphanistrum LINNE. SILVESTRI, Monogr. delle Nod. p. 27, tay. Iu. IT. 
1876. Nodosaria raphanus Linn&. Tate a. BLARe, The Yorkshire Lias, p. 456, pl. XVIIT. 14. 
Nodosaria raphanistrum Linn&k. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 457, pl. XVIII, 18. 

1903. Nodosaria raphanistrum LinNE. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 147, Taf. V, 16. 

Linn£ p. 3372, Nr. 15: »N. testa cubeylindrica, avticulis torosis; striis elevatis duodenis; siphone 
centrali reguları.« 

Unter diesem Namen fasse ich, wie es auch sonst schon in der Literatur geschehen ist, sämtliche 
eylindrischen gerippten Formen zusammen, wie unter Nodosaria raphanus die konischen. Bei meinen Ab- 
bildungen finden sich auch solche mit 12 Rippen, doch sind diese die selteneren. Fig. 91 gleicht der 
Nodosaria raphanus Linn& bei Parken a. Joxes, Fig. 89 der Nodosaria raphanus Lınıt bei Tate a. Blake, 
Fig. 80-92 der Nodosaria vaphanistrum Lınst bei Tate a. Blake. Fig. 93 ist identisch mit Nodosaria 
vaphanus Linse bei Brady, hat ebenfalls S Rippen, nur statt 7 Kammern 6. Fig. 84 und 85 haben zwar 
noch weniger Rippen, aber ihre ganze Form spricht dafür, daß sie hieher gehören. Aus Fig. 86 könnte 
man wohl eine neue Art machen, da sie einen abweichenden Habitus besitzt; ich habe nur dies eine 
Exemplar gefunden und rechne sie deshalb zu Nodosaria raphanistrum Linne. 

Bei uns in allen Schichten des Lias, besonders im ß. 

England: elays probably of Upper Triassie age und im ganzen Lias. 


Fig. 84 Länge 0,94 mm Breite 0,21 mm aus 60b (3 Ofterdingen). 


» 85 ) 0,48 mm ) 0,31 mm aus 56b (£ Trinkbach). 
» 6 » 078 mm » 0,36 mm aus 37b (« Rüdern) 22fach. 
» 357» 082 mm » 0,24 mm ans 49h (# Ellwangen). 
» 88 » 09 mm » 0,28 mm aus 69h (y Dewangen). 
» 9. OO m » 0,31 mm aus 60a (£ Ofterdingen). 
» 90.» 1,52 mm >» 0,24 mm aus 69a (y Dewangen). 
gl » 0,99 mm >» 0,19 mm aus lb (« Trossingen). 
98 1,23 mm  » 0,19 mm aus 37b (« Rüdern). 
>» 98» 1,17 mm » 0,24 mm aus 89a (© Holzmaden). 


Nodosaria aequalis Trrourm (Fig. 94). 

1563. Marginulina aequalis TERQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 200, pl. IX, 9. 

1856. Marginulina vadiciformis TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 503, pl. XXI, 13. 

Marginulina sexangularis TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 504, pl. XXI, 15. 
Marginulina cuneata TERQUEM. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 505, pl. XXI, 18. 

Terquem p. 200: »Goquille allongee, droite, egale sur toute sa hauteur, r&egulierement attenuee 
en arriere et en avant, ornee longitudinalement de douze cötes elevees, regulieres, egales, se continuant 
jusque pres de l’ouverture, formee de cing loges transversales, peu visibles, regulieres, soudees, la premiere 
mucronee, la derniere acuminee, eloisons droites.« 

Wenn bisher trotz der Rippen die Kammern noch sichtbar waren, so ist dies von jetzt ab nicht 
mehr der Fall. Die Rippen reichen nicht ganz bis zur Mündung. Die angeführten Synonyma stammen 
von Formen, die ‚unter sich gleich sind, aber nicht ganz der Nodosaria aequalis gleichen, da sie nur 
6 Rippen haben und ein spitzigeres Primordialende Da jedoch einerseits die Zahl der Rippen kein 
absolut trennendes Merkmal ist, andererseits diese Formen aus derselben Schicht wie Nodosaria aequalis 
stammen, glaubte ich sie hier anführen zu müssen. 

Bei uns fand ich nur dies eine Exemplar im # von Endingen. 

In Frankreich: lias inferieur, assise A gryph6es arquees; assez rare. 

Fig. 94 Länge 0,52 mm Breite 0,23 mm aus 62 (2 Endingen). 


Nodosaria multicostata Bornemann (Fig. 95 — 100). 


1854. Orthocerina multicostata BORN. Lias von Göttingen, S. 385, Taf. III, 14, 15. 

1858. Maryinulina duodeeim-costata TERQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 57, pl. III, 12. 

1862. Marginulina conica TERQUEM. “Rech. For. Lias III. M&m., p. 202, pl. IX, 13a—J. 

1876. Glandulina paucicosta RÖMER. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 455, pl. XIX, 1, la. 

Borsemann S. 35: »Schale zylindrisch, oben abgestutzt, unten etwas konisch. Öffnung rund, 
ohne Verlängerung, in der Mitte der glatten Stirnfläche. Elf bis zwölf scharfe Rippen laufen vom oberen 
Rande nach dem unteren Ende herab. Mehrere Kammern, fast gleich hoch und breit. Die Nähte sind 
wenig und ungleichmäßig vertieft.« 

Eine der größten Foraminiferen des Lias mit äußerst fester Schalenstruktur. Fig. 95, 96 und 98 
gleichen der Abbildung Bornemann’s vollständig. Fig. 97 hat nicht ganz so scharfe Rippen wie die 


übrigen, was wohl damit zusammenhängt, daß sie aus dem untersten Lias stammt. Fig. 99 stellt einen 
Längsschnitt dar, der deutlich die breiten Kammern zeigt, die an Frondieularien erinnern. Bei einem 
Teil der Formen hat die letzte Kammer über dem Ende der Rippen noch eine sehr schwach gerippte 
hutförmige Fortsetzung. Bei den übrigen — weitaus den meisten — mit ebener Endkammer bricht 
letztere leicht ab und man findet oft sterntörmige Scheibehen (Fig. 100 von oben, Fig. 100a von 
innen gesehen). 
Fig. 95 Länge 0,99 mm Breite 0,49 mm aus 5l ec (ß Hüttlingen) 22fach 
» 98 8 1,56 mm  » 0,61 mm aus 5l ce ($ Hüttlingen) » 
» 00» 1,02 mm >» 0,39 mm aus 37b (« Rüdern) » > 
».:08 .» 1,45 mm » 0,54 mm aus 5l cc ($ Hüttlingen) » » 
» 9 » 1,98 mm » 0,69 mm aus 5i1d (# Hüttlingen) » 
» 100 Durchmesser 0,66 mm aus lc (8 Hüttlingen) » » 
Bei uns hauptsächlich im Lias $ und y; ziemlich häufig. 
In Norddeutschland im y von Göttingen. 
In Frankreich; lias moyen, assise a Am. Davoei; fort rare; lias inferieur, assise A Bel. acutus; 
fort commun. 
In England: Zones of Am. planorbis (1 exs.); Am. Bucklandi (many). 


Frondicularia Drrranck (Fig. 101—142). 


Die Kammern werden breiter, winkelförmig und reiten dachziegelförmig aufeinander. Auch bei 
dieser Gattung: läßt sich ganz dasselbe beobachten, wie bei den Nodosarien. Die Formen streben nach 
Befestigung und erreichen dies einmal wie die Glandulinen durch diekwandige Schale, ferner durch 
Rippenbildung; (dabei behalten sie jedoch ihren Namen. Den Namen Lingulina habe ich außer acht 
gelassen, da er vollständig überflüssig ist und nur Verwirrung anrichtet. Nach Broxx und Zırren gibt es 
Frondicularien seit der rätischen Stufe, heute sind sie fast ausgestorben. Nach Warrer leben die wenigen 
rezenten Formen in Tiefen bis zu 1097 m. 


Ungerippte Formen (Fig. 101— 129). 
Frondicularia lanceolata Häivuster (Fig. 101 103). 

1881. Prondieularia lanceolata HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 18, Taf. II, 3. 

1886. Frondieularia cf. nodosaria BURBACH. Beitr. z. Kenntn. d. For. v. g. Seeberg bei Gotha, S. 51, Taf. II, 47. 

Hävster S. 18: »Schale regelmäßig, schlank, glatt, Anzahl der Kammern 8. Erste kugelig, die 
übrigen oval; nicht selten, Schambelen.« 

Fig. 101 gleicht vollständig der Abbildung bei HiustLer mit Ausnahme der Kammerzahl. Fig. 102 
zeigt Unregelmäßiskeiten, mdem sie bald größere, bald kleinere Kammern ausbildet; hievon fand ich 
nur dies eine Exemplar. Fig. 103 paßt nicht recht hieher, da es jedoch nur einmal gefunden ist, fühlte 
ich mich nicht berechtigt, eine neue Art daraus zu machen. Sie hat viel Ähnlichkeit mit: 1862 Frondieularia 
suleata Terg. Rech. For. Lias II Mem. p. 438, pl. V 13, doch hat diese einen sehr breiten Kielsaum. 
Man könnte auch noch: 1870 Frondieularia irregularis K. und Z. For. schweiz. Jura S. 8, Tafel I 1 
(Posidonienschiefer) hieher ziehen. 


NR 


Fig. 101 ist bei uns im untern Lias ziemlich häufig. 
In Norddeutschland: mittlerer Lias bei Gotha. 
Fig. 101 Länge 0,97 mm Breite 0,13 mm aus 16b (« Nürtingen). 
» 102 » 064 mm » 0,16 mm aus 63a (ß Endingen). 
» 108 >» 057 mm » 0,13 mm aus 585 (ß Ofterdingen). 


Frondicularia nitida Terouru (Fig. 104—108). 


(9 


1858. Frondieularia nitida TERQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 32, pl. I, 9a 

1866. Frondieularia sacculus TerQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 482, pl. XIX, 20a, b. 

Teroven p. 32: »Coquille comprimee, blanche ou legerement rose, brillante, subtriangulaire dans 
le jeune äge, tres allongee et laneeolee dans l’adulte, deprimee sur les flanes et obtuse sur tout son 
pourtour, formee de loges nombreuses ä peine indiquees; ouverture ronde portee sur un court pro- 
longement. « 

Beide Formen bei Terguzm sind ohne Kielsaum. Dies ist das einzige Merkmal, wodurch sich 


meine Abbildungen von jenen unterscheiden. Bei beiden sind die letzte und meist auch vorletzte 
Kammer anders ausgebildet als die übrigen. Fig. 107 und 108 haben zwar auch keinen Kielsaum, sind 
aber doch nicht identisch mit denen von Terovem, aber eine bedeutende Ähnlichkeit ist nicht zu ver- 
kennen. Vielleicht lassen sich diese Formen als Zwischenglieder zwischen Nodosaria und Frondieularia 
auffassen: die neuen Eigenschaften sind in den Anfangskammern verkörpert, bei den jüngeren Kammern 
findet ein Rückschlag in den Nodosarientypus statt. Frondieularia nitida ist zweifellos sehr nahe ver- 
wandt mit der folgenden Frondicularia pupiformis Häuster. 
Bei uns im unteren Lias; selten. 
In Frankreich in den Margaritatusschichten; ziemlich häufig. 
Fig. 104 Länge 0,99 mm Breite 0,24 mm aus 61 (£ Reutlingen). 
» 105 » 097 mm  » 023 mm aus 56b (£ Trinkbach). 
» 106 » 074mm » 029 mm aus 61 (8 Reutlingen). 
» 107  » 04 mm » 0,09 mm aus 58a (ß Ofterdingen). 
» 108» 042 mm  » 0,06 mm aus 53a (ß Ofterdingen). 


Frondicularia pupiformis Häuszer (Fig. 109 — 114). 

1881. Frondicularia pupiformis HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 18, Taf. II, 7. 

Häiuster S. 18: »Schale wenig verlängert, puppenförmig, wenig gewölbt. Erste 
Kammer auch im Hauptschnitt rund, letzte Kammer mit wenig verlängerter Öffnung. « 

Diese und ganz ähnliche Formen werden in der Literatur öfters für Lingulina carinata 
D’ORB. ausgegeben, deren Modell (1865. Ann. a. Mag. vol. XVI ser. II, pl. I 28) ich hier 
wiedergebe, um die Unähnlichkeit damit zu zeigen. Fig. 109 und 110 halte ich für Jugend- 
formen. Die älteren Exemplare haben schwach angedeutet eine Furche, die in der Mitte 


Fig. 4. 
Lingulina der ganzen Schale entlang verläuft, bei manchen sieht man sie überhaupt nicht. Es wäre 


carinata 


p’Orgıeny. noch auf den Dimorphismus aufmerksam zn machen, der bei den Frondieularien allgemein 


beobachtet werden kann. Ich habe deshalb meist eine Form mit großer und eine solche mit kleiner 
Embryonalkammer abgebildet. 
Bei uns im ganzen Lias, besonders im unteren ziemlich häufig. 
Fig. 109 Länge 0,16 mm Breite 0,10 mm aus 58a ($ Ofterdingen). 
» 110 » 020 mm » 0,09 mm aus 87b (£ Birkle). 
>» al » 0,66 mm » 0,35 mm aus 65 c (# Endingen). 
» 112 » 077 mm » 028 mm aus 65c (ß Endingen). 
» 113» 094 mm  » 0,28 mm aus 65c (£ Endingen). 
» 11& » 1,07 mm  » 0,33 mm aus 65 ec (# Endingen). 


Frondicularia Terquemi n’Orgıcny (Fig. 115 — 118). 


1849. Frondicularia Terquiemi D’ORB. Prodröme, pal. I, p. 241, No. 255. 

1858. Frondieularia Terquiemi D’ORB. TERQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 34, pl. I, 12a—d. 

1875. Frondicularia Terquiemi D’ORB. TERQ. et BERTH, Et. mier., Mem. s. g£6ol. Fr., p. 38, pl. III, 7. 

1886. Frondicularia Terquiemi D’ÜRB. BURBACH, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg b. Gotha, S. 45, Taf. I, 1—6. 

1903. Frondicularia Terquiemi D'ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 152, Taf. VI, 12. 

D’ORBIGNY p. 241, Nr. 255: »Espese tres allongee, lisse, munie de nombreuses cellules, marquee 
au milieu d’une depression longitudinale. France.» 

Es ist sehr leicht möglich, daß n’Orgısny unter diesem Namen die vorhergehende (Frond. pupi- 
formis Häusr.) verstand, da diese eine kleine Furche in der Mitte hat. Doch schon Terauzm hat unter 
diesem Namen ganz glatte dünnschalige Formen zusammengefaßt, wie man auch heute unter Hrond. 
Terguiemi alle glatten und dünnschaligen Formen versteht, ob sie nun kurz oder lang sind. 

Bei uns in allen Schichten des Lias ziemlich häufig. 

In Norddeutschland im mittleren Lias von Gotha. 

In Frankreich in den Margaritatusschichten; ziemlich häufig. 

Fig. 115 Länge 1,56 mm Breite 0,26 mm aus 60a ( Ofterdingen). 
» 116 » 062 mm » 0,26 mm aus 68a (y Pfahlheim). 
» 117 » 057” mm » 0,19 mm aus 87a (X Birkle). 
» 118 » 082 mm » 0,23 mm aus 90b (£ Reutlingen). 


Frondicularia brizaeformis Bornimann (Fig. 119 — 124). 

1854. Frondicularia brizaeformis Born. Lias um Gött., 8. 36, Taf. III, 17a—d, 18a—e, 20a, b. 

1886. Frondicularia brisaeformis BORN. BURBACH, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg b. Gotha, S. 49, Taf. II, 33—36. 

BoRNEMAnN 8. 36: »Schale breit, in der Jugend fast kreisförmig, später länglich, sehr zusammen- 
gedrückt, in der Mitte fast eben. Kammern 4—7, winklig gebogen, am Rande konvex aufgetrieben. 
Nähte in der Mitte glatt, eben, an den Seiten stark vertieft. Diese Form ist einigen Unregelmäßigkeiten 
unterworfen, indem in der Jugend die Kammern gewöhnlich nicht genau aufeinander reiten, sondern der 
Anschein da ist, als wenn diese Form eine zweireihige mit alternierenden Kammern wäre.« 

Ob diese Unregelmäßigkeit nur bei diesen Formen vorkommt oder ob umgekehrt diese Jugend- 
stadien überhaupt als solche anzusehen sind und zu brizaeformis gehören, ist mir sehr zweifelhaft. Erstens 
kommen sie nicht im gleichen Horizont vor, sondern sind viel früher, und zweitens sind die unregel- 


Palaeontographica. Bd. LV. N 8 


ERS 


mäßigen Formen viel schlanker gebaut und haben eine Spitze. Ich halte es deshalb für besser, Fig. 119 
bis 121 abzuscheiden als: 

1879. Frondieularia paradorxa BerTHeLIn. For. d. Lias moyen de la Vendee, Extr. d. 1. Rev. 
et Mag. d. Zool. p. 10, pl. I 12 -17. 

BErTHELIn p. 10: »Coquille aplatie, ovale ou subrhomboidale. Premiere loge grande, ovale, 
formant l’extr&mite posterieure de la coquille, qui est faiblement mucron6e, elle est suivie de 2 & 5 loges 
alternes, mais se superposant partiellement, sur la ligne mediane, oü se trouve le stolon de communi- 
cation, qui part de l’extremit& superieure de chaque loge et aboutit en ligne droite & la loge suivante.« 

Die Spitze an der Embryonalkammer findet sich wieder bei: 

1866. Hrond. lignaria Terg. und Frond. varians Tero. Rech. For. Lias VI Mem. p. 480, pl. XIX, 

14 und 15, 
die im unteren Lias von Metz (assise a gryphees arquees) vorkommen. Fig. 122—124 stimmen voll- 
ständig mit Borxemann’s Abbildung und Beschreibung überein. Fig. 119—121 sind die einzigen Exemplare, 
die ich gefunden habe. Fig. 122—124 bei uns hie und da, besonders im Lias y. 
Im Norddeutschland im Lias y von Göttingen und mittleren Lias von Gotha. 
Fig. 119 Länge 0,27 mm Breite 0,15 mm aus 58b (3 Ofterdingen). 
» 120 » 033mm » 0,17 mm aus 58a (# Ofterdingen). 
>» > 0,37 mm » 0,23 mm aus 35 c (« Hattenhofen). 
122 » - 0,46 mm » 0,31 mm aus 746 (y Trossingen). 
» 1233 » 044mm » 039 mm aus 74c (y Trossingen). 
124 » 069 mm » 0,41 mm aus 74c (y Trossingen). 


Frondicularia lata Bursac# (Fig. 125 u. 126). 
1886. Frondicularia lata BuRBACH. Beitr. Kenntn. For. v. gr. Seeb. Gotha, S. 48, Taf. I, 27, 28, 30—32. 


Burgach 8.48: Gehäuse breit elliptisch, oval oder spatelförmig, nicht berandet, 1,5 —1,7mal so 
lang als breit, schwach gekielt. Kammern 7—10, bis zur Mitte oder darüber hinaus an Breite zu- 
nehmend, am Rande spitz herabgezogen. Scheidewände stumpfwinklig gebrochen oder flachbogig ge- 
krümmt, nicht vertieft. Anfangskammer ziemlich groß. Länge 0,7—1,4 ziemlich häufig. Obwohl die 
absolute Größe des Gehäuses beträchtlichen Schwankungen unterliest, so zeigt sich doch das Verhältnis 
zwischen dem Länges- und dem Breitendurchmesser nahezu konstant: immer ist der letztere größer als 
die Hälfte des ersteren.» 

Fig. 126 stimmt sehr genau mit Abbildung 30 bei BurzacH überein, letzterer betrachtet diese 
als Jugendform. Fig. 125 ist nur ein Steinkern und als solcher sehr schwer zu bestimmen; sein ganzer 
Habitus paßt noch am ehesten hierher. 

Fig. 125. Länge 0,72 mm, Breite 0,41 mm aus 21c (« Hüttlingen) 
» 126. » 0,61 mm, » 0,36 mm aus 74c (y Trossingen). 
Bei uns sehr selten, eigentlich nur im y von Trossingen. 
In Norddeutschland: mittlerer Lias von Gotha. 


Frondicularia carinata Bursacn (Fig. 127 u. 128). 

1886. Frondicularia carinala BURBACH. Beitr. z. Kenntn. d. F. v. gr. Seeberg b. Gotha, S. 47, Taf. I, 17—20, 29. 

1876. Frondieularia intumescens BORN. TATE a. BLARE, The Yorksh. Lias, p. 468, pl. XIX, 21. 

Bursach S. 47: »Gehäuse anfangs stumpf zugespitzt oder abgerundet, später gleich breit mit 
parallelen Seitenlinien, nach vorn abgerundet, mit erhabener Mitte, daher stumpf gekielt, im Querschnitt 
rhombisch, Kammern zahlreich 9—12, an den Seiten mit nach unten gezogener Spitze endigend. 
Scheidewände stumpfwinklig oder flachbogig, kaum vertieft. Anfangskammer ziemlich groß; Mündungs- 
kammer bisweilen vergrößert oder abgeschnürt; Mündung klein, undeutlich gezähnt. Länge nahezu 2 mm. 
Nicht selten, namentlich in Bruchstücken und in Jugendformen ziemlich häufig.«< Ich führte hier 
Frond. intumescens Bonx. von Tate a. Braxg an, da dieselbe mit carinata Burs. übereinstimmt, konnte 
aber diesen Namen, obgleich er der älteste ist, für diese Form nicht übernehmen, da die richtige Frond. 
intumescens Born. Lias um Gött. S. 36. Taf. III, 19a -c, einen ovalen Querschnitt hat und nicht gekielt ist. 
Fig. 127 ist bei durchfallendem, Fig. 128 bei auffallendem Licht aufgenommen. 

Bei uns hauptsächlich im Lias «, y und d; überall selten. 

In Norddeutschland; im mittleren Lias bei Gotha. 

In England: Zones of Am. angulatus a. Bucklandi. 

Fig. 127. Länge 0,99 mm, Breite 0,39 mm aus 79b (d Filsbett) 
» 128. » 0,99 mm,  » 0,49 mm aus 43a (« Bebenhausen). 


Frondicularia carinata Bure. var. longa sp. n. (Fig. 129). 


Die Schale ist unten konisch bis zur siebten Kammer, die übrigen sechs Kammern sind alle 
gleich breit. Durch diese gleichmäßige Breite erinnert die Form an carinata. Ein Kiel ist nicht 
deutlich zu sehen, da die ganze Form einen mehr elliptischen Querschnitt hat. Die ersten 7 Kammern 
sind nach Art der carinata-Kammern ausgebildet, den jüngeren fehlt der seitliche Kielsaum fast ganz. 

Diese langgezogene Form ist nicht selten im Lias. 

Fig. 129. Länge 1,68 mm, Breite 0,29 mm aus 69b (y Dewangen). 

Dieselbe Form fand ich gerippt im oberen & von Trossingen; eine Aufnahme ließ sich leider 

nicht davon machen, weil dieselbe schief im Präparat liegt (67b). 


Gerippte Formen (Fig. 130 —142). 


Frondicularia pulchra Terrqauem (Fig. 130—136). 


1858. Frondieularia pulchra TerQ. Rech. For. Lias I. Mem., p. 32, pl. I, 10a -e. 

1860. Frondieularia striatula Reuss. P.a. J. Foss., For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 16—18. 

1870. Frondieularia Heeriü K.u. Z. For. schweiz. Jura, S. 6, Taf. I, 9 (Turneriton). 5 

1876. Frondieularia Terquiemi D’ORB. TATE a. BLARE, The Yorkshire Lias, p. 468, pl. XIX, 22. 

1886. Frondieularia pulchra TERQ. BuRBACH, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 51, Taf. II, 45, 46. 
1903. Frondicularia pulchra TERQ. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 153, Taf. VI, 15. 


Terguen p. 32: »Coquille blanchätre, terne, tres allongee, &troite, comprimde et legerement 
deprimee dans le milieu, ornee de nombreuses stries longitudinales, regulieres, acuminee en arriere, 
membraneuse sur tout son pourtour, formee de loges nombreuses, dix ä douze, ä peine visibles; les 


— 60° — 


deux dernieres parfois un peu renflees et munies d’une large suture, la premiere formant un nueleus 
on devenant aigu&. Ouverture ronde portee sur un court prolongement.« 

Ich fasse unter diesem Namen sämtliche feingerippte Formen zusammen, bei denen die Kammern 
sichtbar sind, ohne Rücksicht darauf, ob die Form lang, breit, mit oder ohne Kielsaum ist, Fig. 134 
entspricht vollständig der Terounm’schen Abbildung 10a. Ob Frondieularia Heeriü K. u. Z. hierher ge- 
rechnet werden darf, bezweifle ich, da im Text nichts von Rippen steht, die Zeichnung aber An- 
deutungen von solchen aufweist wie meine Fig. 130 u. 135. Der Kielsaum, den fast alle haben, ist kein 
Unterscheidungsmittel, wenn er auch den Terounm’schen fehlt. Bei uns im allen Schichten des unteren 
und mittleren Lias. 

In Norddeutschland: mittlerer Lias vom großen Seebers: bei Gotha: 

In Frankreich: lias moyen, assise ä Am. Davoei; assez commun. Margaritatusschiehten. 

In England: clays probably of Upper Triassie age und Zones of Am. Bucklandi (1 exs) u. Am. 


capricornus. 

Fig. 130. Länge 1,50 mm, Breite 0,36 mm aus 57 (£ Enzenhardt) 
tale » 1,59» » 8 (e » ) 
» 1832. » 1,68 » » 0,52 » » 68b (y Pfahlheim) 
» 18393. » 1,355 >» » 024 » » 60a (ß Ofterdingen) 
» 134. ai23) » 019.» » 57 (8 Enzenhardt) 
» 1835. » OS » > Me » 54a (ß Filsbett) 
» 136. » O8 © » 0,19 » » 58c(ß Ofterdingen). 


Frondicularia Baueri BursacH (Fig. 137). 


1886. Frondicularia Baueri BurB. Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg, S. 52, Taf. II, 48 - 52. 
1903. Frondicularia Baueri BurRB. Schick, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 153, Taf. VI, 16, 17. 


Burgacn S. 52: »Gehäuse länelich oval, schmal gewölbt, breit berandet, beiderseits mit sechs 
ziemlich gleichlangen nach der Mündung etwas divergierenden Rippen versehen. Kammern zahlreich 
bis 15, anfangs bisweilen sehr klein, langsam an Größe zunehmend. Scheidewände geradlinig, nahezu 
rechtwinklig gebrochen, nicht vertieft. Mündung meist etwas vorgezogen, Länge bis 1,7 mm nicht selten.« 

Charakteristisch sind die 6 Rippen, Schrer’s Abbildungen zeigen nur 4, und wären besser zur 
folgenden Art (Frond. bicostata D’OrB.) zu stellen. Bei uns eigentlich nur im unteren Lias, besonders 
im Arietenhorizont, in Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 

Fig. 137. Länge 0,90 mm, Breite 0,33 mm aus 35b (« Hattenhofen). 


Frondicularia bicostata n’Orsıcny (Fig. 138 u. 199). 


1849. Frondicularia bicostata D’ORB. Prodröme pal. I, p. 242, No. 256. 
1858. Frondicularia bicostata D'ORB. TERQ., Rech. For. Lias I. Mem., p. 33, pl. I, 1la-c. 
1886. Frondicularia bicostata D’ORB. BURBACH, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 53, Taf. II, 56 u. 57. 


D’ORBIGNY, p. 242, No. 256: »Espece pourvue de deux cötes longitudinales de chaque cöte, 


laissant une depression au milieu. Metz.« 
BurgacH S. 53: »Die nahe der Mitte verlaufenden zwei stärkeren Rippen sind nach außen von 


je einer schwächeren begleitet.« 


Ne 


Es schien mir ziemlich gewagt, 2 Formen nebeneinander zu stellen, die beide ausgewachsen 
sind und doch die eine noch einmal so lang ist wie die andere. Jedoch nach der allgemein gehaltenen 
Beschreibung p’Orsıcny's und dem Vorbild Terournm’s, der ebenfalls eine lange, schmale und kurze 
breite Form abbildet, glaubte ich richtig zu handeln. 

Bei uns nur im unteren Lias, hauptsächlich Arietenhorizont; nicht häufig. In Norddeutschland 
im mittleren Lias bei Gotha. 

In Frankreich: lias moyen, assise a Am. Davoei; assez rare. 

Fig. 138. Länge 0,82 mm, Breite 0,36 mm aus 35b (« Hattenhofen) 
» 139. » 1,48» » . 0,36 » » 54a (# Filsbett). 


Frondicularia sulcata Bornemann (Fig. 140 — 142). 


1854. Frondicularia sulcata Born. Lias um Gött., S. 37, Taf. III. 22a—e. 
1865 —66. Frondicularia striatula Reuss. BRADY, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., 
vol. XIII, p. 113, pl. III, 48. 

1876. Frondieularia sulcata BoRN. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 469, pl. XIX, 23. 

1886. Frondicularia multicostata BURBACH. Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg b. Gotha, S. 50, Taf. II. 42, 43. 

BoRrNEMAnN S. 37: »Die Schale ist länglich, sehr zusammengedrückt, mit scharfem Rande; auf 
beiden Seiten bis zur vorletzten Kammer längs gestreift mit neun geraden Strichen. Kammern recht- 
winklig gebogen, Nähte flach. Nur die letzten Kammern sind bei auffallendem Lichte wahrzunehmen, 
die übrigen werden erst bei durchfallendem Lichte und in flüssigen Mitteln sichtbar. « 

Fig. 141 stimmt in der äußeren Form vollständig mit der Borwemanw’schen Abbildung überein, 
nur die Rippen überschreiten die Zahl 9, ebenso bei Fig. 140, die sich von Fig. 141 nur durch Dimorphismus 
unterscheidet. Fig. 142 schwankt zwischen Frond. pulchra Terg. und Frond. sulcata Born.; wegen der 
dicken Rippen und der Unsichtbarkeit der Kammern stelle ich sie hierher. Das einfachste wäre aller- 
dings, alle 3 Abbildungen unter dem Namen Frond. multicostata BuURBACH zu vereinigen. 

Bei uns im unteren und mittleren Lias, überall sehr selten, am häufigsten im Arietenhorizont. 

In Norddeutschland: im mittleren Lias bei Gotha. 

In England: Zones of Am. planorbis, angulatus u. Bucklandi; Marlstone of Ilminster. 


Dentalina n’Orgıeny (Fig. 145— 170). 
1826. Dentalina D’OrBıcny. Annales d. sciene. nat. Tome VII, p. 254: 


»Loges globuleuses ou deprimees, plus ou moins distinetes, quelquefois tres obliques, composant un 
petit eylindre; axe fictif toujours arque, ouverture souvent submarginale avec ou sans prolongement terminal. « 

Es wurde schon von verschiedenen Seiten der Versuch gemacht, die Gattung Dentalina auf- 
zuheben und alle langen Formen als Nodosarien aufzufassen. Ich kann mich dem nicht anschließen, 
da ich es für einen wesentlichen Unterschied halte, ob bei einer Form der Protoplasmakanal in der 
Mitte verläuft wie bei den Nodosarien, oder auf der Außenseite und, wie ich annehme, dadurch meist 
eine Krümmung nach dieser Seite veranlaßt wie bei den Dentalinen. Ich möchte also die Dentalinen 
als selbständige Abteilung neben den Nodosarien belassen und als Hauptmerkmal den seitlichen Ver- 
lauf des Protoplasmakanals festsetzen; dadurch wird auch eine seitliche Mündung bedingt. Sonstige 
nicht immer notwendig zutreffende Eigenschaften sind: Krümmung und schiefe Kammern. Im übrigen 


läßt sich von den Dentalinen dasselbe sagen wie von den Nodosarien. Es ist ein Streben nach Be- 
festigung vorhanden, was sie dadurch erreichen, daß sie nach Glandulinenart dieke Schalen, kurze und 
breite Kammern ohne Einschnürungen ausbilden. Ein anderer Weg ist die Rippenbildung. Beides ist 
nicht sehr häufig. Diese Arten führen alle den Namen Dentalina. 


Dentalina communis n’Orgıcny (Fig. 143 — 145). 


1826. Dentalina communis D’ORB. Publ. meth. el. Ceph. Ann. sc. nat. t. VII, p. 254, No. 25. 

1840. Dentalina communis D’ORB. Mem. s. ]. For. d. l. Craie. Mem. soc. geol. France I. ser. IV, p. 13, pl. I, 4. 

1858. Dentalina torta TerQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 39, pl. II, 6, 

1860. Dentalina communis D’ORB. P..a.J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 25, 26. 

1865—66. Dentalina communis D’OrRB. BrAapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe,, 

vol. XIII, p. 107, pl. I, 12, 13. 

1876. Dentalina communis D'ORB. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 457, pl. XVII, 19. 

1903. Dentalina communis D'ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ Jahresh., S. 141, Taf. V. 5, 6. 

D’ORBIGNY gibt 1826 keine Beschreibung. 1840 gibt er p. 13 folgende: 

»Coquille tres allongee, tres arquee, non comprimee, lisse; son diametre est plus grand en avant, 
puis elle va en diminuant jusqu’& la premiere loge legerement plus grosse que celles qui suivent, et 
pourvue, en arriere, d’une legere pointe. Loges plus larges que hautes, obliques, ä peine distinetes, la 
derniere un peu separee, renflee et acuminee en avant. Ouverture radiee autour.« 

Unter diesem Namen sind in der Literatur einander ziemlich unähnliche Dentalinen aufgeführt. 
Man pflegt hier alle diejenigen Formen zusammenzufassen, welche zu keiner bestimmten Art gehören, 
da ihnen besondere Merkmale fehlen. Fig. 145 entspricht insofern der Abbildung n’Orsıcny’s nicht 
ganz, als ihre Kammerscheidewände nicht schief genug sind. Bei Fig. 143 u. 144 fehlt die Spitze der 
Embryonalkammer, sie gelten jedoch allgemein als Dent. communis. Bei uns in allen Schichten des Lias. 

In Frankreich aus den Margaritatusschichten bekannt. 

In England: clays probably of Upper Triassic age und im ganzen Lias. 

Fig. 143. Länge 1,40 mm, Breite 0,13 mm aus 43a (« Bebenhausen) 
» 144. » 1,15 >» » 0,14 » » 54a (ß Filsbett) 
» 148. » WS 8 » 0,19 » » 79b (6 Filsbett). 

Dentalina communis »’OrB. findet sich schon im Carbon (Brapy, Carb. For. Pal. Soc. XXX. 
1876, p. 127, pl. X, 17, 18) und lebt in den heutigen Meeren (Challenger, p. 50%, pl. LXII, 19 - 22) ın 
1— 2011 m Tiefe. Die Abbildungen im Challenger gleichen jedoch eher der Dentalina obligua n’Onsıcny. 


Dentalina obliqua n’Orsıeny (Fig. 146 —148). 


1826. Dentalina obliqua D’OrB. Tabl. meth. el. Ceph. Ann. sc. nat. Tome VII, p. 254, No. 36, Livr. Ire, Mod. 5. 
1865. Dentalina obliqua D'ORB. PARKER, JONES a. BRApy, Nomenel. Foram. Ann. a. Mag. Nat. Hist., vol. XVI, ser. 3, 
p. 19, pl. I, 32. 

18°0. Vaginulina elegans K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 6, Taf. I, 7 (Turneriton). 

PARKER, Jones and Brapy, p. 19: »A Dentaline Nodosaria, with broad and oblique chambers, 
the aperture being terminal, somewhat towards the convex side of the slightly eurved shell. This is a 
common form, both recent and fossil, and is scarcely separable from Dentalina communis D’ORBIGNY.« 

Fig. 146 ist das getreue Abbild des Modells von v’Orsıeny. Fig. 148 hat an der Embryonal- 


ee 


kammer eine besondere Spitze, etwa wie das Ende einer Säbelscheide, ein Merkmal, das n’Orsıcny für 
Dentalina communis angibt; dazu stimmt jedoch die schiefe Stellung der Kammern nicht. Fie. 147 ist 
das einzige Exemplar seiner Art, das ich fand; es hat eine rauhe Schale, aber dieselben schiefen 
Kammern wie obligua. 
Bei uns ın allen Schichten des Lias; ziemlich selten. 
In der Schweiz in den Turneritonen der Schambelen. 
Fig. 146. Länge 1,15 mm, Breite 0,16 mm aus 82b (6 Kassler’s Mühle) 
» 147. » 1,56 » » 0,19 » » 82b (d Kassler’s Mühle) 
» 148. » 1,32 >» » 016 » -» 52 (£# Dewangen). 


Dentalina anguis Tergurm (Fig. 149). 


1866. Dentalina anguis TERQ. Rech. For. Lias V. Mem., p. 406, pl. XV, 7a, b. 
1875. Dentalina anguis TERQ. TERQ. et BERTH., Et. micr. Mem. s. g. Fr., p. 26, pl. II, 4. 


TERQuUEM p. 406: »Gogquille allongee, etroite, arquee en arriere, lisse, arrondie, formee de loges 
nombreuses, croissant fort peu, transverses, ä peine visibles par transparence, planes, la premiere sub- 
spherique, mucronee, la derniere triangulaire, subacuminee. « 

Die Abbildung Terovem’s ist etwas gebogener als die vorliegende, die auch viel durchsichtiger 
ist, so daß man die runden Kammern mit dem seitlichen Verbindungskanal deutlich sieht. 

Bei uns sehr selten. 

In Frankreich in den Margaritatusschichten; ziemlich selten. 

Fig. 149. Länge 0,66 mm, Breite 0,06 mm aus 79b (6 Filsbett). 


Dentalina brevis n’Orsıcny (Fig. 150— 154). 


1846. Dentalina brevis D’ORB. For. foss. d. Vienne, p. 49, pl. II, 9, 10, 

1860. Dentalina brevis D'ORB. P. a J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 23, 24. 

1363. Dentalina compressa TERQ. Rech. For. Lias III. Möm., p. 173, pl. VII, 10a, b. 

1865—66. Dentalina plebeja Reuss. BRADy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., vol. XIII, 
p. 108, pl. I, 15. 

1876. Dentalina brevis D'ORBIGNY. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 459, pl. XVIII, 24. 


D’ORBIGNY p. 49: »Schale kurz, puppenförmig, dick, sehr glatt, wenig gewölbt, gebildet aus fünf, 
in der Dicke fast gleichen, wenig konvexen, mehr breiten als langen Kammern, von denen die erste, 
sehr dieke, eine leichte Spitze hat, und die letzte nach vorne konvexer ist, auch für die Öffnung zu- 
gespitzt erscheint. Diese Gattung unterscheidet sich leicht durch ihre puppenförmige und sehr ver- 
kürzte Form. Es ist dieses die kürzeste Gattung des Geschlechts. « 

Was für die Nodosarien die Glandulinen sind, das ist hier Dentalina brevis. Aus diesem Grunde 
habe ich verschiedene Formen unter diesem Namen vereinigt, weil bei allen das Bestreben vorhanden 
ist, eine möglichst solide Bauart der Kammerreihe zu schaffen, wodurch das Ganze einen kurzen und 
gedrungenen Habitus bekommt. Fig. 151 gleicht am meisten der Abbildung bei n’Orsıeny. Fig. 150 
entspricht der Dentalina compressa Turguzm. Fig. 153 u. 154 haben viel Ähnlichkeit mit Glandulina tur- 
binata TERo. et Berta. (s. Fig. 65), daß sie jedoch von Dentalinen abstammen, läßt sich nicht bestreiten. 
Fig. 152 sieht der: 

1870. Vaginulina laca K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 8, Taf. I, 2 (Posidonienschiefer) auffallend ähnlich. 


Bei uns im unteren Lias; nicht selten. 
In Frankreich: lias inferieur, assise a gryphees arquees; assez rare, lias moyen, assise A A. Davoei; 
assez rare. 
In England: clays probably of Upper Triassie age und im ganzen Lias. 
Fig. 150. Länge 0,79 mm, Breite 0,19 mm aus 49b (8 Ellwangen). 


> Aal. 052 » 0,18 » » 51a (8 Hüttlingen) 

on oroEn » 011 » ». Ab (« Alfdorf) 

» 153. » Ol » 0418 » » 48h (8 Ellwangen) 
154. >». Ol » 019»  » 55a (£ Filsbett). 


Im Challenger hat mit dieser Form Nodosaria mueronata NEUGEBOREN (p. 506, pl. LXII, 27—29) 
ziemlich viel Ähnlichkeit; sie lebt in 650--4900 m Tiefe. 


Dentalina linearis Römer (Fig. 155). 
1841. Nodosaria linearis RÖMER. Verst. nordd. Kreidegeb., S. 95, Taf. XV, 5. 


Römer S. 95: »Pfriemenförmig, wenig gebogen, aus länglichen, schiefen, außen glatten, stark 
gewölbten, deutlich geschiedenen Kammern zusammengesetzt, deren letzte allmählich in die vorstehende 
verengte Mündung ausläuft.« 

Röner’s Abbildung weicht ein klein wenig von dieser ab, dagegen stimmt seine Beschreibung 
sehr genau. 

Bei uns sehr selten, außer diesem Exemplar fand ich nur noch Steinkerne im Arietenoolith. 

Fig. 155. Länge 0,56 mm, Breite 0,13 mm aus 58b (8 Ofterdingen). 


Dentalina quadrata sp. n. (Fig. 156—158). 


Kammern rund, die Wände bilden jedoch ein Viereck und sind ohne Einschnürung mit den 
folgenden verwachsen. Dies tritt deutlich zu Tag bei Fig. 156, wo nur die letzte Kammer diesen Ver- 
festigungsprozeß nicht mehr mitgemacht hat, der ja wie alle neuen Eigenschaften unten am Anfangsteil 
beginnt, wie man bei Fig. 157 sieht. Hier ist ungefähr erst die Hälfte ohne Einschnürungen; bei Fig. 158 
sind es nur ganz wenig Kammern, die ohne Einschnürung sind. Solche Formen finden sich nur im 
Lias « und zwar nur im Arietenhorizont von Jebenhausen, Hattenhofen und Bebenhausen; ziemlich häufig. 

Fig. 156 Länge 1,27 mm Breite 0,24 mm aus 34 (« Jebenhausen). 
» 157 > 1,65 mm >» 0,26 mm aus 34 (« Jebenhausen) 22fach. 
> 188.» 1,3£ mm » 0,28 mm aus 34 (« Jebenhausen) » » 

Fig. 156 ist seltener als die andern und hat einige Ähnlichkeit mit: 

1862. Frondieularia rhomboidalis Terg. Rech. For. Lias II Mem. p. 43, pl. V 19. 


Dentalina pauperata v’Orsıcay (Fig. 159 —163). 


1846. Dentalina pauperata D’ORBIGNY. For. foss. Vienne, p. 46, pl. I, 57, 58. 

1858. Dentalina Terqwiemi D’ORBIGNY. TERQ., Rech. For. Lias I. M&m., p. 36, pl. II, 1. 

1860. Dentalina pauperata D’OrB. P. a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 22 
1863. Dentalina difformis TERQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 171, pl. VII, 6a—c. 


1865—66. Dentalina pauperata D’ORB. *Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., 
vol. XIII, p. 108, pl. I, 14. 

1866. Dertalina arbuscula TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 487, pl. XIX, 30. 

1876. Dentalina pauperata D’ORB. TATE a. BLARE, The Yorksh. Lias, p. 458, pl. XVIII, 23. 

1893. Dentalina cf. pauperata D'ORB. SELLHEIM, For. fränk. Juraf., S. 15, Fig. 7. 

1903. Nodosaria pauperata D'ÜRB. SCHICK, Mikrof. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 143, Taf. V, 12. 

D’OrBIeNY p. 46: »Schale mäßig verlängert, dick und kurz, wenig gewölbt, sehr glatt, gebildet 
aus Kammern, die m der Dicke sich fast gleichkommen, und von denen die ersteren äußerlich nicht vor- 
springen, während die letzteren äußerst konvex und voneinander durch tiefe Nahten getrennt sind. Die 
erste Kammer ist sehr dick, ohne daß ihr jedoch die zweite hierin nachsteht, und unterhalb mit einer 
Spitze versehen; die letzte Kammer ist nach vorne zugespitzt und von einer runden Öffnung durchbohrt.« 

Fig. 162 betrachte ich als Jugendform. Es handelt sich bei Dentalina pauperata wie bei der Vor- 
hergehenden um größtmögliche Festigkeit. Dazu werden die Kammern sehr niedrig und breit, die Schale 
wird sehr dick und wächst ohne Kammereinschnürung weiter, nur bei den jüngsten Kammern tritt eine 
Einschnürung auf. Zu Dentalina ist sie deshalb zu stellen, weil der Protoplasmakanal und die Mündung 
seitlich, das Ganze meist gebogen ist. 

Bei uns in allen Schichten des unteren und mittleren Lias; ziemlich häufig. 

In Franken im Amaltheenton von Marloffstein. 

In Frankreich: Lias inferieur, assise ä gryphees arquees; assez rare, 

Lias moyen, assise ä Am. Davoei und Margaritatus. 
In England: clays probably of Upper Triassice age und im ganzen Lias. 
Fig. 159 Länge 1,40 mm Breite 0,24 mm aus 82b (d Kaßlers Mühle). 

» 160  » 1,15 mm >» 0,19 mm aus 82b (d Kaßlers Mühle). 

» 161 » 1,51 mm » 0,37 mm aus 68b (y Pfahlheim) 22 fach. 

» 162 » . 1,23 mm » 0,26 mm aus 78 (6 Filsbett). 

» 1658» 039mm >» 0,07 mm aus 53a (£ Ofterdingen). 
Nodosaria pauperata vD’Ors. lebt in den heutigen Meeren (ÜHALLEenger p. 500, Fig. 14a, b, e). 


Dentalina nodosa n’Orsıeny (Fig. 164). 


1840. Dentalina nodosa D’/ORB. Mm. s. 1. For. d. 1. Oraie blanche. Mem. soc. geol. France, I. ser., t. IV, p. 14, pl. I, 6, 7. 

1858. Dentalina subnodosa TERQ. Rech. For. Lias I. Mem., p. 40, pl. II, 7. 

1876. Dentalina nodosa D’ORB. TATE a. BLARE, The Yorkshire Lias, p. 459, pl. XVIII, 26. 

D’ÖRBIGNY p. 14: »Goquille allongee, arquee, lisse, diminuant graduellement de diametre des 
dernieres aux premieres loges. Loges nombreuses, un peu plus longues que larges, non obliques, tres 
convexes, la convexite plus marquee vers leur tiers inferieur; la derniere tres acuminde en avant; sutures 
tres profondement excavees. Ouverture petite, sans prolongement, et radiee ä son pourtour.« 

Meine Abbildung: erscheint ein wenig plumper und hat keine ganz so tiefen Einschnitte zwischen 
den einzelnen Kammern; aber sonst paßt sie gut zu denen von n’ÖrBıcaxy und Teroven. Letzterer hat 
zu seiner Dentalina subnodosa die Beschreibung von n’Orsıcny's Dent. nodosa wörtlich benützt: »elle n’en 
differe que par l’ouverture dont le pourtour n’est pas radiee.« 

Bei uns nur ganz selten, an keine Schicht gebunden. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Sg — 


In Frankreich: la partie inferieure de la zone a dm. märgaritatus. 
In England: Zone of Am. planorbis (3 exs.). 
Fig. 164 Länge 1,13 mm Breite 0,14 mm aus 77b (ö Goldbächle). 


Brapy stellt sie im CHALLENGER unter die Synonyma von Nodosaria farcimen SOLDAnı (p. 498, 
pl. LXII 17, 18) und gibt für diese 3800—5700 m Tiefe an. 


Dentalina multicostata Trrourm (Fig. 165). 


1866. Dentalina multicostata TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 488, pl. XIX, 32. 

1876. Lingulina striata TATE a. BLARE, The Yorkshire Lias, p. 455, pl. XVIII, 16, 16a. 

Tesoquem p. 488: »Coquille allongee, arrondie, legerement arquee dans le milieu, obtuse et un 
peu amincie en arriere, ornee sur toute sa surface de fines eötes, regulieres, obliques, formee de loges 
non saillantes, eroissant regulierement, transversales, ja derniere renflee, subspherique, acuminee.« 

Terovsm’s Form ist etwas gebogen, gleicht aber im allgememen der meinigen, die vielleicht nicht 
so gerade wäre, wenn sie nicht in der Mitte eine Wachstumsstörung erlitten hätte. 

Bei uns sehr selten. 

In Frankreich: lias inferieur, assise a gryphees arquees; assez rare. 

In England: Zone of Am. planorbis (abundant). 


Fig. 165 Länge 1,81 mm Breite 0,24 mm aus 69d (y Dewangen) 22fach. 


Dentalina matutina n’Örsıcny (Fig. 166170). 


1849. Dentalina malutina D’ORB. Prodröme, pal. I, p. 243, No. 259. 

1858. Dentalina matutina D'ORB. TERQ., Rech. For. Lias I. M&m., p. 42, pl. II, 11, 16. 

1866. Dentalina sculpta TEerQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 484, pl. XIX, 24. 

1865—66. Dentalina obliqgua Linn&. BRaDy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., vol. XIII, 
p. 108, pl. I, 17. 

1876. Dentalina funiculosa TERQ. TATE a. BLAkE, The Yorkshire Lias, p. 461, pl. XVIII, 28. 

1903. Dentalina obliquestriata REUSS. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias. Württ. Jahresh., S. 148, Taf. V, 18, 19. 


D’OrBIenY p. 242, Nr. 259: »Espece longue, grele, comprimee, ä dix ou onze cötes longitudinales 
saillantes. France. Metz.« 

Hiezu rechne ich sämtliche gerippten Dentalinen, bei denen die Rippen ungefähr dem Rücken 
parallel laufen und sich über die ganze Schale erstrecken. Dabei gibt es Formen mit feineren Rippen, 
wie Fig. 166 und 168 und mit gröberem wie Fig. 167 und 170. Die letzteren als besondere Arten ab- 
zutrennen, halte ich nicht für nötig. Fig. 169 hat schiefe Rippen im jüngeren Teil um die Mündung 
gruppiert. Hiefür würde der Name Dent. obliquestriata Rezuss passen, wenn dieser darunter nicht eine 
ganz andere Form verstanden hätte (s. Vaginulina exarata Tero. S. 70). Da ich nur dies eine Exemplar 
gefunden habe, stelle ich sie hieher. 

Bei uns finden sich die gerippten Formen hauptsächlich im unteren Lias. 

In Frankreich: lias moyen, assise a Am. Davoei; fort rare, und Margaritatusschichten. 

In England: Leptaenabed, Zones of Amm. o.xynotus und capricornus. 


Fig. 166 Länge 2,07 mm Breite 0,55 mm aus 67a (8 Trossingen) 22fach. 
» 167 » 125mm » 024 mm aus 61 (8 Reutlingen). 
» 168 » 1,78 mm  » 0,26 mm aus 61 ($ Reutlingen) 22fach. 
» 169 » 0,37 mm » 0,18 mm aus 56a (8 Trinkbach). 
>» ld) 1,58 mm » 0,31 mm aus 80a (d Reutlingen). 


Marginulina o’Orsıcny (Fig. 171—186). 
1826. Marginulina D’ORBIGNY. Ann. d. sc. nat. Tome VII, p. 258. 


»Ouverture arrondie, situee au bout d’un prolongement du sommet de la derniere loge, ä son 
angle anterieur; test en forme de gaine arquee, sommet deprime, ayant ä son origine l’empreinte volu- 
tatoire; loges superposees, legerement obliques. Les especes de ce genre @taient confondues dans les 
Nodosaires et les Orthoceres de M. ve Lawarck, et Lıinsw& les placait dans son genre Nautilus. Ces coquilles 
sont les premieres oü l’on apercoit une tendence ä la spirale; les loges se retournant posterieurement 
en crosse.« 

Die Gattung Marginulina abzuschaffen, ist nicht möglich, da seit alters bekannt ist, daß es Formen 
gibt, die weder zu Nodosaria und Dentalina, noch zu Vaginulina und Cristellaria zu stellen sind. Aller- 
dings die Definition D’OrBıcny’s genügt nicht ganz. Unter Marginulina lassen sich die Formen zusammen- 
fassen, welche folgende Merkmale aufweisen: annähernd runden Querschnitt, seitlichen Verlauf des Proto- 
plasmakanals und daher seitliche Mündung, das Ganze kann gebogen sein, aber meist nach der entgegen- 
gesetzten Seite wie die Dentalinen, und kann einen Anfang von Spiralenbildung zeigen. Diese Gruppe 
umfaßt allerdings im Lias nur gerippte Formen, eine Eigenschaft, die man vielleicht unter die Merkmale 
für die Marginulinen überhaupt aufnehmen könnte. 


Marginulina burgundiae Trrouen (Fig. 171—174). 

1863. Marginulina burgundiae TERQ. Rech. For. Lias III. M&m., p. 196, pl. IX, 3a—d. 

Marginulina rustica TERQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 197, pl. IX, 5a, b. 

TERQUEM p. 196; »Coquille allongee, grele ou ramassee, arrondie, amincie ou renflee en arriere, 
obtuse en avant, droite ou arquee, ornee de six aA douze cötes elevees, droites ou obliques, simples ou 
irregulierement di-ou trichotomes, soudees en arc en avant, plus ou moins decurrentes jusqu ’a la 
base, et laissant une faible partie du front a decouvert, form6e de huit ä dix loges transversales, planes, 
visibles seulement par transparence (et lorsque la coquille est mouillee), la premiere parfois subspherique 
et detachee, Ja derniere parfois largement separee, subacuminee, ouverture oblique.« 

Terouvem’s Abbildungen stellen schmälere und spitzigere Formen dar, die jedoch auch bei uns vor- 
kommen. Auf die Zahl der Rippen habe ich wenig Wert gelegt. 

Bei uns im unteren und mittleren Lias; häufig. 

In Frankreich im lias moyen, assise ä dm. Davoei; tres commun. 

Fig. 171 Länge 0,54 mm Breite 0,26 mm aus 81a (d Erzingen). 
» 172 » 099 mm >» 0,28 mm aus 3Lb (« Trossingen). 
» 173» 082mm » 0,26 mm aus 35a (a Hattenhofen). 
» 174 » 145 mm  » 0,39 mm aus 60a (£ Ofterdingen). 


NN 


Marginulina burgundiae Tero. v. psilonoti (Fig. 175 und 176). 


Die Formen haben den Umriß von Marginulma burgundiae. Bei näherer Betrachtung sieht man 
auch — bei Fig. 176 besser als bei 175 — die für burgundiae charakteristischen Längsrippen. Bei Fig. 175 
sieht man die nur bei den Marginulinen vorkommende, eigentümliche Art der Krümmung sehr gut. 
Ich fand solche Formen fast nur im Psilonotenton, Fig. 176 als einziges Exemplar in Buoch; 
Fig. 175 ist ziemlich häufig im Psilonotenton von Nürtingen. 
Fig. 175 Länge 0,75 mm Breite 0,18 mm aus 16a (« Nürtingen). 
» 176 » 061 mm  » 0,61 mm aus 13 (a Buoch). 


Marginulina costata BarscH (Fig. 177—184). 
1791. Nautilus costatus BATSCH. Conchyl. d. Seesandes, Taf. I, 1a—g. 
1826. Marginulina raphanus D’OrRB. Publ. möth. el. Ceph. Ann. d. se. nat. t VII, p. 258, pl. X, 7, 8. 
1863. Marginulina radiata TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 505, pl. XXI, 16, 17. 


1865. Marginulina raphanus LiNN£E. PARKER, JONES a. BrAapy, Nomenel. For. Ann. a. Mag. nat. hist., vol. XVI, ser. III, 
p. 19, pl. I, 35, Livr. Ire, Mod. 6. 


1865—66. Marginulina raphanus LinNE. BRApDy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Som. Arch. a. Nat. Hist. 
soe., vol. XIII, p. 109, pl. II, 21. 


1866. Marginulina radiata TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 505, pl. XXI, 16, 17. 

1876. Marginulina pieta TERQ. TATE a. BLARE, The Yorkshire Lias, p. 462, pl. XIX, 6a, b. 

1903. Marginulina costata BATSCH. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 137, Taf. IV, 18. 

Barsca 8.1, Nr. 1: »Die Kammern oder Glieder sind walzenrund, kuglig voneinander abgesetzt, 
und werden durch starke Rippen verbunden, die ununterbrochen über: die ganze starke Schale weglaufen, 
und meist einen geradlinigen Rücken haben.» 

Dieke Formen, Kammerung meist nicht sichtbar, mit einer Art Spirale beginnend. Fig. 177 ist 
jedenfalls ein Jugendstadium, das zwar ebenso gut mit dem von Terouzm abgebildeten Jugendzustand 
von Oristellaria speciosa Terg. I Mem. p. 64, pl. IV 2a—d identifiziert werden kann. 

Fig. 179 gleicht vollständig der Abbildung bei Parker, Jones a. Brapy von n’Örgıeny’s Modell 
Nr. 6 Marg. raphanus Linse. Fig. 184 hat am meisten Ähnlichkeit mit Nautilus costatus Barscn. 

Bei uns besonders im unteren Lias häufig. $ 

In Frankreich: lias inferieur, assise ä Bel. acutus; assez rare, und assise ä Gryphees arquees; 
tres commun. 

In England: Zones of Am. planorbis (3 exs.); angulatus, Bucklandi, oxynotus. 

Fig. 177 Länge 0,36 mm Breite 0,21 mm aus 83b (d Trossingen). 
» 178 > 0,54 mm » 0,19 mm aus 35 ec («a Hattenhofen). 
» 179 » 099 mm » 0,18 mm aus 55b (£ Filsbett). 

» 180» 0869 mm  » 0,24 mm aus 54a (ß Filsbett). 

» 181 » 069mm » 0,23 mm aus 54h ($ Filsbett). 

» 182 » 057 mm » 0,29 mm aus SOb (d Reutlingen). 
» 13 » 054mm » 0,21 mm aus 35c («a Hattenhofen). 
» 184 » 085 mm » 0,23 mm aus 64a (8 Endingen). 


Marginulina costata lebt in den heutigen Meeren (CHALLENGER p. 528, pl. LXV 10—13) in 700 bis 
2250 m Tiefe, 


Marginulina quadrilineata sp. n. (Fig. 185). 
Anfangs eine zierliche Spirale mit einem Kielsaum, daran gleichmäßig zunehmende Kammern 
mit 4 breiten Rippen, die längs des Gehäuses verlaufen; ohne Kammereinschnürungen. 
Findet sich im Arietenton von Bebenhausen und Lias $ von Ofterdingen; selten. 
Fig. 185 Länge 0,99 mm Breite 0,13 mm aus 58b (ß Ofterdingen). 


Marginulina striata Terguem (Fig. 186). 

1866. Marginulina striata TerQ. Rech. For. Lias V. Mem., p. 425, pl. XVII, 2a, b. 

Terovem p. 425: »Coquille allongee, tres comprimee, enroulee a la base, subacuminse en avant, 
ornee sur toute sa surface de cötes fines, obtuses, regulieres, obliques, interrompues A chaque suture; 
formee de loges nombreuses, les premieres triangulaires, les autres subquadrangulaires, obliques, legerement 
saillantes. « 

Ich bin im Zweifel, ob diese Form nicht besser zu der nächsten Abteilung, den Vaginulinen zu 
stellen ist. Eine nahe Verwandtschaft mit Marg. costata Barscm halte ich für ziemlich sicher, wenn man 
z. B. Fig. 184 aufmerksam betrachtet. Die Formen sind auch meist klemer als die Abbildung und oft 
fehlt der spiralige Anfang oder ist so undeutlich, daß er dem bei Fig. 184 gleicht. Terouzm’s Exemplar 
ist breiter; ferner stimmt das »cötes interrompues ä chaque suture« bei dem meinigen nicht, bei dem die 
Rippen der ganzen Schale entlang laufen. Die beiden sind aber zweifellos miteinander verwandt. 

Bei uns nur im Arietenhorizont; ziemlich häufig. 

In Frankreich: assise a Am. Davoei; assez commun. 

Fig. 186 Länge 1,43 mm Breite 0,21 mm aus 34 (« Jebenhausen). 


Vaginulina n’Orgıcny (Fig. 187— 205). 
1826. Vaginulina D’ORB. Ann. d. sc. nat. Tome VII, p. 257. 
»Ouverture arrondie; test en forme de gaine droite, conique, triangulaire ou aplatie; loges super- 
posees, l&Egerement obliques; sommet tronque sans prolongement.« 


Hauptmerkmal: Kammern fast gerade und nicht so schief wie bei Dentalina, möglichst kurze, 
aber um so breitere Kammern. 


Vaginulina legumen Linse (Fig. 187 


193). 

1788. Nautilus legumen Linn&. Syst. nat. ed. 13, Gmelin, p. 8373, No. 22. 

1822. Orthocera legumen Linn&. LAMARcK, Hist. nat. an. s. vert. Tome VII, p. 595, No. 6. 

1832. Orthocera legumen Linn&. Encyel. möth. Hist. nat. vers. Tome III, pl. 465, Fig. 3a—e. 

1854. Vaginulina Hausmanni Born. Lias um Gött., S. 38, Taf. III, 25a, b. 

1860. Vaginulina legumen Linse. P.a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 453, pl. XIX, 27, 28. 
1863. Vaginulina simplex TERQ. Rech. For. Lias III. M&m., p. 184, pl. VIII, 1a, b. 


1865—66. Vaginulina legumen Linne. BRADY, On the Middle a. Upper Lias. Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., vol. XIII, 
p. 108, pl. I, 18. 


1876. Vaginulina legumen Linn£t. TATE a. BLARE, The Yorksh. Lias, p. 464, pl. XIX, 11. 
Linx& p. 3373, Nr. 22: »Nautilus testa compressa articulata, hine marginata: siphone laterali. 


Habitat in mari adriatico, testa minuta, subconica, apice ad alterum latus cultrato, ad alterum leviter 
arcuato.« 


Es ist nicht schwer, diese einfachste Vaginulina von den Dentalinen zu trennen. Meine Ab- 
bildungen stimmen mit denen aus der übrigen liasischen Literatur überein. Fig. 192 weicht etwas davon 
ab, ist jedoch die einzige, die mit Lamarcr’s Abbildung 1832 Eneyel. möth. Taf. 465, Fig. 3a—e viel Ähn- 
lichkeit hat. Zum Vergleich stelle ich diese Abbildung nebenan. 

Bei uns in allen Schichten des Lias; ziemlich häufig. 
In Norddeutschland im Lias »y um Göttingen. 
In Frankreich: lias inferieur, assise ä Am. planorbis; assez rare. 
In England: clays probably of Upper Triassie age, mittlerer und oberer Lias. 
Fig. 187 Länge 1,53 mm Breite 0,24 mm aus 35a (« Hattenhofen). 
» 188 » 0,82 mm » 0,16 mm aus 90a (£ Reutlingen). 


es » 189 » 0,95 mm  » 0,24 mm aus 62 (ß Endingen). 

Nautilus » 190 » 077 mm  » 0,23 mm aus 62 (8 Endingen). 

et > 1 » 1,10 mm  » 0,29 mm aus 59b (£ Ofterdingen). 
». 192 » 0,66 mm  » 0,24 mm aus 90d (£ Reutlingen). 
» 193 » 057 mn » 0,16 mm aus 54h (£ Filsbett). 


Lebt in den heutigen Meeren in einer Tiefe von 3800 m (ÜHAuLEnGER p. 530, pl. LXVI 13—15). 


Vaginulina perfoliata Küster u. Zwincuı (Fig. 194). 

1866. Dentalina perfoliata K. u. Z. Mikrosk. Bild. Urw. Schweiz, S. 8, Taf. I, 11. 

1870. Vaginulina perfoliata K.u. Z. For. schweiz. Jura, 8. 6, Taf. I, 6 (Turneriton). 

Küster und Zwinarı 1866, S. 8: »Dentalina perfoliata, geblätterte, ähnlich der Dentalina unicosta 
von Trrouen (I Mem. p. 47, pl. II 19), welche aber 1 mm lang ist, während die unserige nur 27/100 mm. 
Nicht häufig. « 

Küster und Zwineuı 1870, S. 6: »Seinerzeit rechneten wir sie unrichtigerweise zu den Denta- 
linen. Die schiefe Aufemanderfolge der etwas gewölbten Kammern, deren jede einzelne die Form eines 
schön geschwungenen Blattes darstellt und die ganz seitlich auslaufende Öffnung der letzten Kammer 
bezeichnen den Charakter der Vaginulinenform. Unsere Vag. perfoliata ist sehr selten und erreicht eine 
Länge von 0,27 mm.« 

Meine Abbildung stimmt vollständig mit der von KügrLer und ZwincLı überein. Eigentümlich 
ist die Spitze an der Embryonalkammer, die den übrigen Vaginulinen fehlt. 

Bei uns nur vereinzelt im Lias £. 

In der Schweiz im Turneriton der Schambelen, Kanton Aargau. 

Fig. 194 Länge 0,72 mm Breite 0,13 mm aus 48b (£ Ellwangen). 


Vaginulina exarata Trrouru (Fig. 195). 

1866. Marginulina exarata TERQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 507, pl. XXI, 23, 24. 

1876. Dentalina obliquestriata Reuss. TATE a. BLAKE, The Yorksh. Lias, p. 460, pl. XIX, 4. 

Trxouen p. 507: »Coquille allongee, arquee ou droite, arrondie en arriere, non enroulee, sensiblement 
egale sur toute sa hauteur, ornee de tres fines cötes, obliques en arriere, arquees en avant, formee de 
loges nombreuses transversales, un peu obliques, planes sur le ventre, arqu6es sur le dos, legerement 
saillantes sur les cötes, la premiere semi-lunaire, la derniere retr6cie, subacuminee.« 


Ist genau betrachtet nichts anderes als eine gerippte Vaginulina legumen. Dentalina obliquestriata 
Reuss ist es trotz seiner schiefen Rippen nicht, da Ruuss Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1851 Bd. III, S. 63 
‚hiefür angibt: »Glatt, nur in den Nähten mit 10—13 schrägen Längsfältchen, zuweilen setzen sich die- 
selben als feine erhabene Linien auch über die äußere Fläche der untersten Kammern fort.« 

Bei uns nur im Lias « (Angulaten- und Arietenhorizont), ziemlich häufig. 

In Frankreich: lias inferieur, assise ä gryphees arquees; assez commun. 

In England: Zones of Am. angulatus a. Bucklandi. 

Fig. 195 Länge 1,23 mm Breite 0,21 mm aus 3la (« Trossingen). 


Vaginulina virgata Trrouem (Fig. 196). 


1866. Dentalina virgata TRRQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 489, pl. XX, 2. 

1866. Dentalina cancellata TERQ. Rech. For. Lias VI. Meim., p. 488, pl. XX, 1. 

TeRrQuUEMm p. 489: »Coquille allongee, arquee, obtuse en arriere, allongee en avant, ornee de fines 
cötes nombreuses, egales aux intervalles, droites, interrompues, formee de six loges renflees, arrondies, 
regulieres, profondement etranglöes.« 

Meine Abbildung ist breiter als die von Tergurm, außerdem hat sie einen Kielsaum und besteht 
aus 7 Kammern, während Terouzum’s Form keinen hat. Sie ist sehr nahe verwandt mit Dent. eancellata 
TERQUENM. 

Ich fand nur dies eine Exemplar im Arietenton von Hattenhofen. 

In Frankreich: lias inferieur, assise ä gryphees arquees; assez rare. 

Fig. 196 Länge 1,10 mm Breite 0,23 mm aus 35a (a Hattenhofen). 


Vaginulina strigillata Rruss (Fig. 197—204). 


1845. Vaginulina strigillata Reuss. Böhm. Kreide, S. 106, Taf. XXIV, 29. 

1860. Vaginulina strigillata Reuss. P.a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 454, pl. XX, 29—35. 

1866. Marginulina Colliez TERQ. Rech. For. Lias V. Mem.. p. 430, pl. XVII, 10a—e. 

1875. Marginulina spuria Trrg. et BEeRTH. Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 55, pl. IV, 19. 

1876. Planularia arguta REuUSSs. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 464, pl. XIX, 10. 

1881. Yaginulina fragilis HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 16, Taf. II, 17. 

1903, COristellaria securiformis TERQ. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 131, Taf. IV, 9. 

Reuss S. 106: »Sie ist schmal dreieckig, indem die Breite von der Länge achtmal übertroffen 
wird. Die größte Breite hat das Gehäuse in oder unter der Mitte. Oben ist es lang zugespitzt, unten 
verläuft es ebenfalls allmählich in eine lange Spitze, deren Ende ich aber nie sah, da es immer ab- 
gebrochen war. In seiner ganzen Länge ist es blattförmig zusammengedrückt, sehr dünn; der schmale 
Rücken gerade abgeschnitten. 6—8 niedrige und schräge Kammern, die äußerlich durch sehr schmale 
Furchen angedeutet sind. Ihre Oberfläche ist der ganzen Länge nach fein, aber scharf gestrichelt.« 

Fig. 197 gleicht am meisten der Abbildung von Reuss, Fig. 197—199 und 204 sind identisch 
mit denen von Pırker und Jones. Diese 4 sind also sicher hieher zu rechnen. Fig. 202 stammt 
aus Lias e, ist daselbst sehr selten und stellt wohl, wie alle Posidonienforaminiferen ein verkümmertes 
Exemplar dieser Art dar. Fig. 203 möchte ich ebenfalls hieher rechnen, obgleich dieselbe plumper ist 
und stärkere Rippen hat. Fig. 200 und 201 betrachte ich als Jugendformen. 


Bei uns nur im Lias £; ziemlich häufig. 
In Frankreich: Zone & Am. margaritatus, und assise superieure aux marnes A posidonies; assez commun. 
In der Schweiz: Sinemurian, Schambelen. 
In England: clays probably of Upper Triassie age. 
Diese Formen werden erst im Dogger artenreich; Terovem bildet aus demselben ca. 200 Exemplare ab. 
Bei Vaginulina strigillata Ruwuss, die bei uns als Leitfossil für Lias € betrachtet werden kann, ist 
es mir am meisten aufgefallen, daß die Schichten, aus denen sie Parker und Jones abbilden, der Trias 
angehören sollen. Darum möchte ich sie für liasisch, wenn nicht sogar oberliasisch, erklären. Dasselbe 
tat schon Reuss (For. u. Ostr. v. St. Cassian, Sitzber. math.-naturw. Classe Akad. Wiss. 1868, S. 102: 
»Das Alter ihrer Lagerstätte ist daher jedenfalls noch zweifelhaft, um so mehr, als die Fossilreste schon 
in ihrem Gesamthabitus eine ungemeine Ähnlichkeit mit den Foraminiferen des unteren Lias verraten, 
von denen TerouEm eine überraschende Formenfülle aus der Umgebung von Metz beschrieben hat.« 
Fig. 197 Länge 0,95 mm Breite 0,29 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
» 198 » 099 mm >» 0,38 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
199 » 0,66 mm » 0,18 mm aus 90d (£ Reutlingen). 
» 200 » 049 mm >» 0,16 mm aus 88h (£ St. Gotthardt). 
» 201 >» 0,29 mm » 0,08 mm aus 89d (£ Holzmaden). 
» 202 ) 0,57 mm » 0,08 mm aus 8 (e Birkle). 
» 208 » 074mm » 0,16 mm aus 87a (£ Birkle). 
» 202 » 1,45 mm >» 0,39 mm aus 90b (£ Reutlingen). 


Vaginulina Dunkeri Kocn (Fig. 205). 

1851. Vaginulina Dunkeri KocH. Über neue Verst. aus d. Hilston. Palaeontographica, Bd. I, $. 173, Taf. XXIV. 3. 

1860. Vaginulina Dunkeri KocH. P.a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 452, pl. XX, 36. 

Aus der Kreide lassen sich als sehr nahe Verwandte anführen: 

1841. Vaginulina harpa RÖMER. Verst. Norddeutsch. Kreideg., S. 96, Taf. XV, 12. 

1842. Vaginulina striatula RÖMER. Neue For. Leonh. Jahrb., S. 272, Taf. VILb, 2. 

Kock S. 172: »Diese Art hat ungefähr die Gestalt eines gleichschenkligen, stumpfwinkligen 
Dreiecks. Die Hypothenuse ist konvex, in der Gegend des Wirbels am stärksten gekrümmt, die andere 
am Wirbel anliegende Seite ist konkav, die dritte Seite, welche von der letzten Kammer gebildet wird, 
ist schwach konvex. Die Rippchen, welche vom Wirbel auslaufen, sind sehr scharf, und nehmen durch 
Einschaltung neuer an Zahl zu, so daß zuletzt über 13 zu zählen sind. Die einzelnen Kammern sind 
nicht wohl zu unterscheiden. « 

Die Abbildung von Koch erscheint ziemlich schematisiert; entfernte Ähnlichkeit zeigt auch: 

1865—66. Vaginulina striata D’Ore. Brapy, on the Middle a. Upper Lias. Repr. Proc. Arch. a. Nat. 
Hist. Soc., vol. XIH, p. 109, pl. I, 20. 

Es ist dies das einzige Exemplar aus dem schwäbischen Lias und fand sich im Arietenton von 
Bebenhausen. 

In England: clays probably of Upper Triassie age. 

Fig. 205 Länge 1,07 mm Breite 0,49 mm aus 43b (« Bebenhausen). 


a 


2. Unterfamilie: Lageninae (Fig. 206—215). 


Schale einkammrig, oft mit langem Mündungshalse, der entweder nach außen (ectosolene Formen) 
oder nach innen (entosolene Formen) gerichtet ist. Sind ursprünglich aus voneinander getrennten Nodo- 
sarien entstanden. Sind aber später vielleicht zum Teil wieder zu Nodosarinen geworden. 

a) Lagena War. u. Jac. Oberer Silur und Steinkohle zweifelhaft. Trias bloß eine zweifelhafte 
Art. Im Lias zahlreicher, 13 Species aus der Kreideperiode bekannt. Im frühen Tertiär vielleicht ein 
neuer Zuschuß; in den späteren Formationen bis Jetztzeit eine der häufigsten Formen. 


Lagena laevis Montacu (Fig. 206—209). 

1803. Vermiculum laevre Montacu. Testae. Brit., p. 524, No. 11. 

1875. Lagena vulgaris WıLL. TERQ. et BERTH., Et. mier. M&m. s. geol. Fr., p. 13, pl. I, 6. 

1876. Lagena laevis Mont. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 453, pl. XVIII, 7, 7a. 

1887. Lagena laevis Mont. HÄUSLER, Lag. schweiz. Juraf., Neues Jahrb., Bd. I, S. 181, Taf. IV, 31—49. 

1903. Lagena laeris MoNT. ScHicK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 149, Taf. VT, 5, 6. 

Montacu p. 524, Nr. 11: »Serpula (Lagena) laevis ovalis Warx. Min. Shells Fig. 9. 

The smooth oval Flask Wormshell: the colour bluishwhite, very transparent like glass. From 
Sandwich, very rare.« 

Die kleinste Foraminifere: sehr zarte, kugelige Schalen mit kürzerem oder längerem Hals; bei 
manchen ist die Schale etwas rauh, doch nicht so, daß man sie zu Lagena aspera Reuss stellen könnte. 
Diese Formen sind wohl durch Schalenbruch der Nodosarinen entstanden (RuumgtLer, Entw. natürl. 
Syst. S. 76). 

Bei uns findet sich Zagena laevis hauptsächlich im Lias $? und £. In den übrigen Schichten ist sie selten 

In der Schweiz in allen Schichten der Juraformation. 

In Frankreich in den Margaritatusschichten. 

In England in der Planorbis- und Bucklandizone. 

Fig. 206 Länge 0,24 mm Breite 0,15 mm aus 58a ($ Ofterdingen). 
» 207° ° » 019mm » 0,11 mm aus 58b ($ Ofterdingen). 
» 208 » 016 mm » 0,09 mm aus 58a (ß Ofterdingen). 
» 209 » 0412 mm » 0,04 mm aus 87b (£ Birkle). 
Im CHALLENGER aufgeführt (p. 455, pl. LVI 7—14, 30) als »simplest type of hyaline Foraminifera«, 


lebt in einer Tiefe bis zu 4600 m. 


Lagena globosa Moxtasu (Fig. 210). 


1803. Lagena globosa MontaGu. Testac. Brit., p. 523, No. 10. 
1881. Lagenula liasica HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 16, Taf. II, 16. 
Lagenula pupoides HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 16, Taf. II, 18. 
1887. Lagena globosa Mont. HÄUSLER, Lag. schweiz. Juraf., Neues Jahrb., Bd. I, S. 181, Taf. IV, 1—18. 


MoxtAcu p. 523, Nr. 10: »Serpula (Lagena) laevis globosa. Wauk. Min. Shells F. 8. 
The smooth round Flask Wormshell: the colour white and transparent. From Sandwich; very rare. 
This seems to differ from the last in being destitute of striae, and in the mouth not being leng- 


thened, but terminating in a small round aperture; and is rather less.« 


Palaeontographica. Bd. LV. 10 


A 


Hiuszer S. 181: »Die typische Lugena globosa ist. annähernd kugelig, außen glatt und besitzt 
eine einfache kreisrunde Mündung. Von dieser Form sind jedoch zahlreiche Abweichungen denkbar, 
die sich auch meist neben der Stammform beobachten lassen. « 

Ich habe nur dies eine Exemplar im Lias © gefunden, ich glaube jedoch, daß sie nicht so selten 
ist, wie es scheint, da sie nur wegen ihrer Kleinheit sehr leicht entgeht. 

In der Schweiz in den Bänken der Gryphaea arcuata der Schambelen. 

Fig. 210 Länge 0,09 mm Breite 0,06 mm aus 87 b (£ Birkle). 
Lebt in unseren Meeren (ÖHALLENGER p. 452, pl. LVI 1,2,3) in einer Tiefe von 1—3638 m. 


Lagena ovata Trroueu (Fig. 211 u. 212). 


1858. Lagena ovata TERQ. Rech. For. Lias I. M&m.. p. 26, pl. I, 2a—c. 

1862. Lagena ovata TERQ. Rech. For. Lias I. Mö&m., p. 43u, pl. V, 3a—e. 

1875. Lugena ovata TERQ. TERQ. et BERTH, Et. mier. Mm. s. g. Fr., p. 12, pl. I, 2a—d. 

1876. Lagena ovala TERQ. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 454, pl. XVIII, 10. 

TErouEMm p. 26: »Coquille incomplete, ovale, comprimee, arrondie sur les cötes, irreguliere et 
obtuse en arriere.» 

Diese Formen zeichnen sich vor den übrigen Lageninen durch ihre Größe aus. Ich glaube, daß 
sie durch fortgesetzte Reduktion aus den Nodosarien entstanden sind und somit das Endglied der Reihe 
Nodosaria-Glandulina-Lagena bilden. 

Eine andere Möglichkeit wäre, sie zu: 

1875. Polymorphina simplex Terg. Trro--et Berrn., Et. mier. Mem. s. g. Fr. p. 66, pl. V 17a-d 
zu stellen: »Coquille ä test cristallin, translucide et vide, ou parfois en moule de sulfure de fer, formee 
d’une seule loge; assez commun. « 

Lagena ovata in Frankreich in den Margaritatusschichten, 

in England: Zone of An. planorbis. 

Fig. 211 Länge 0,57 mm Breite 0,24 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
» 212 » 057” mm » 0,24 mm aus 65b (# Endingen). 


Lagena bicamerata Joxss (Fig. 213—215). 

1874. Lagena vulgaris Wırn. Var. bicamerata Jones, Rec. forms of Lagenae. Trans. Linn. Soc. XXX, p. 65, pl. XIX, 60—62. 

1887. Lagena oder Nodosaria HÄUSLER. Lag. schweiz. Juraf., Neues Jahrb., Bd. TI, S. 187, Taf. V, 19—39. 

Jones p. 65: »Lagena vulgaris WWILLIANSON var. bicamerata (Fig. 60—62). Shell consisting of 
two chambers, the primordial one being more or less globular, and sometimes compressed. The second 
chamber encloses the anterior portion of the primordial one, into which the latter opens by a very 
‚sessile‘ and wide central aperture. This orificee, howewer, may be provided with a short lipped neck. 
The second chamber is generally very large and flask-shaped or globose, the walls being sometimes very 
bulging and produced at the anterior end into a long, central, more or less slender stolon tube. The 
aperture is sometimes dentate, or is encircled by a smooth lip, the outer margin of which in occasionally 
‚scalloped‘. 

The double-chambered forms might possibly, at first sight, be regarded as belonging rather to 


the Nodosarice than the Lagenae,; but from a careful exammation of the forms which have come under 
my own observation, I am inclined to consider them true varietal forms of Lagena.« 

Die Formen bei Jones sehen allerdings ziemlich anders aus. Doch ist in Betracht zu ziehen, 
daß dieselben rezent sind. Der Hauptunterschied besteht darın, daß bei 
jenen die erste Kammer nur wie ein Anhängsel der zweiten aussieht, während 
sie bei uns viel größer ist als die zweite. Nebenstehende Figuren sind die 
Abbildungen 61 und 62 bei Joses. Meine Fig. 214 ist vielleicht mit der 
Fig. 61 von Jones in Zusammenhang zu bringen. Sie hat an der ersten 
Kammer dieselbe Spitze. Fig. 213 und 215 ist dasselbe Exemplar bei durch- 
fallendem und bei auffallendem Licht. Es ist gerippt und kann wohl mit 
Fig. 62 bei Joxes verglichen werden. Ich fand nur diese Exemplare, beide 
im Lias ß. 


Fig. 6. 

Lagena Fig. 213 Länge 0,51 mm Breite 0,26 mm aus 51 b ($ Hüttlingen). Fig. 7. 
bicamerata » 214 » 042 mm » 0,15 mm aus 48h (£ Ellwangen). gene 
JONES (Fir. 61). 6 : , bicamerala 

Im CHALLENGER sind diese Formen nicht erwähnt. Jones (fir. 62). 


3. Unterfamilie: Cristellarinae (Fig. 216—325). 


Kammerreihe um eine kurze Achse spiral aufgerollt; öfters in gerades Wachstum übergehend. 

Unter diesem Namen ist verschiedenes vereinigt: die seitherige Gattung Planularia Defr., die 
einen spiralförmigen Anfang hat oder wenigstens eine Anlage zur Spiralbildung zeigt und derjenige Teil 
der Gattung Marginulina D’OrB., der keinen runden, sondern einen flachen Querschnitt und einen spiral- 
förmigen Anfang. besitzt. Bei allen diesen Formen ist das Bestreben vorhanden, sich vollständig auf- 
zurollen, um den Gefahren mehr Widerstand leisten zu können. 


Flabellina rugosa n’Orsıeny (Fig. 216—222). 


1840. Flabellina rugosa D'ÜRB. Mem. For. craie blanche bass. Paris. M&m. soe. g6ol. France, T. IV, p. 23, pl. IT, 4, 5, 7. 
1860. Flabellina rugosa D'ORB. P.a. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 454, pl. XIX, 20, 21. 
1863. Flabellina Deslongchampsi TERQ. Rech. For. Lias III. M&m., p. 216, pl. X, 13. 
Flabellina obligqua TERQ. Rech. For. Lias III. Mem,, p. 217, pl. X, 15. 
Flabellina inaequilateralis TERQ. Rech. For. Lias III. M&m., p. 218, pl. X, 16. 
1865—66. Flabellina rugosa D’ORB. BRADy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., vol. XIII, 
p. 113, pl. III, 44—46. 
1870. Flabellina liasica K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 11, Taf. 1, 10 (Jurensismergel). 
1876. Flabellina rugosa D'ORB. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 467, pl. XIX, 19. 
1903. Flabellina rugosa D’ORB. ScHIck, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 155, Taf. VI, 19. 


D’ÖRBIGNY pP. 23: »Coquille adulte, tres comprimee egalement sur salongueur, tres plane, representant 
un rhomboide tres regulier, couverte partout de granulations inegales, comme rugueuses; anguleuse & 
ses extremites, un peu obtuse en arriere. Loges tres nombreuses, tres etroites, en chevrons renvers6s, 
a angles un peu aigus, toutes marquses sur leurs sutures d’une crete saillante venant former un demi- 
cercle en avant du sommet de chaque loge. Ouverture petite. 

Dans le jeune äge, chaque coquille a un tour de spire, compose de loges marginees ä l’exterieur 
par une cöte elevee; de plus, tout le pourtour est borde d’une autre erete independante,« 


Wie bei keiner andern Art ist hier ein sehr weiter Spielraum gelassen, indem überall in der 
Literatur ohne Bedenken alle diejenigen Formen hier untergebracht werden, welche anfangs spiralig, 
später frondieularienähnlich ausgebildet sind. Würde man strenger verfahren, könnte man aus vorliegen- 
den Abbildungen 3 Arten machen. 

Fig. 218, 221 und 222 entsprechen den Abbildungen n’Orsıcny's, Fig. 218 und 219 denen von 
PARKER und Joxzs und denen von Terouen. Fig. 218, 219, 221 und 222 finden sich bei Brapy, Fig. 221 
und 222 bei Küsuer und Zwineuı, während Fig. 217 bei Tarz a. Braxe zu finden ist. Fig. 216 und 220 
fand ich nirgends abgebildet. 

Interessant ist, zu beobachten, daß sich das Mittelglied zwischen Frondieularia und Cristelluria 
in allen möglichen Schichten wieder findet. Daraus zieht RmumgLer den Schluß, daß eine solche Ent- 
wicklung nicht nur einmal vor sich geht, sondern daß so einfache Organismen wie die T'halamophoren 
auf äußere Einflüsse hin oftmals in derselben Weise geantwortet haben. Was die Form anbetrifft, so 
ist darüber dasselbe zu sagen, wie bei der Reihe Nubeeularia-Ophthalmidium-Spiroloculina, daß die Zwischen- 
form mit den neuen Eigenschaften beginnt und im Alter in die früheren zurückfällt. Um dies zu er- 
klären, behauptet RuumsLür, das biogenetische Grundgesetz gelte für die meisten Thalamophoren nicht. 
Dagegen wenden sich Eımzr und Fıckerr S. 582: »Das biogenetische Gesetz bedeutet die Vererbung 
von Eigenschaften der Vorfahren in der individuellen Entwicklung und kann also nicht umgekehrt werden. 
Es handelt sich in allen genannten Fällen vielmehr offenbar um eine Umkehr der Entwicklungsrichtung, 
Epistrephogenesis, bei welcher das biogenetische Gesetz vollkommen in Kraft bleibt.« 

Flabellina rugosa D’Ore. findet sich bei uns hauptsächlich im Lias £, im übrigen Lias ist sie sehr selten. 

In der Schweiz im Lias £ von Betznau, Kanton Aargau. 

In Frankreich: assise ä& Am. Davoei,; fort rare, und assise @ Am. margaritatus,; fort rare. 

In England: clays probably of Upper Triassie age; Zones of Am. planorbis (2 exs.); Am. Buck- 
landi (1 exs.); Leptaena bed und Upper Cephalopoda Bed (L). 

Fig. 216 Länge 0,74 mm Breite 0,28 mm aus 3la (a Trossingen). 
» 217 » 04 mm  » 0,21 mm aus 89a (£ Holzmaden). 
» 218 » 064mm » 0,28 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
» 219 » 072 mm » 027 mm ans 90e (£ Reutlingen). 
» 20 » 085 mm » 0,24 mm aus 89a (£ Holzmaden). 
» 221 » 0,79 mm » 0,41 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
» 22 » 072mm » 0,31 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
Flabellina ıst rezent noch nicht gefunden; stirbt im Tertiär aus. 


Cristellaria nuda Trrourm (Fig. 223 u. 224). 


1866. Marginulina nuda TERQ. Rech. For. Lias V. Mem., p. 429, pl. XVII, 8. 

1865—66. Planularia cornucopiae BRapyv. On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., vol. XIII, 
p. 110, pl. II, 28. ; 

1869. Oristellaria pauperata (?) P. a. J. GÜNBEL, For. u. Ostr. v. St. Cassian u. Raibl., Jahrb. k. k. geol. Reichsanst., 
19. Bd., H. 1, S. 182, Taf. VI, 29, 30. 

1884. Marginulina inconstans SCHWAG. DEECKE, For. Steph. Humphr. Abh. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothr., Bd. IV, 
H.1, 8. 36, Taf. II, 4, 4a. Ber 


Vielleicht gehört noch hieher: 
1854. Oristellaria Listi Born. Lias um Göttingen, S. 40, Taf. IV, 28a—e. 
Terouem p. 429: »Goquille allongee, lisse, comprimee, recourbee en arriere, droite en avant, 
formee de loges nombreuses, non saillantes sur le ventre et sur le cötes, la premiere spherique, les 4 
suivantes quadrangulaires, obliques, planes, les deux suivantes triangulaires et les dernieres obliques, 
regulieres, sensiblement &gales et saillantes sur le dos.« 
Bei meinen Formen sind die Kammern alle gleich angeordnet. Fig. 224 ist etwas verkümmert. 
Ich halte Cröstellaria nuda für eine der wenigen Formen, welche sich bei uns als Reste der Trias ein- 
gefunden haben; sie hat sehr viel Ähnlichkeit mit der allerdings nicht ganz richtig benannten Oristellaria 
pauperata (?) P. a. J. Güngen aus den Raibler Schichten. Es ist interessant, daß sie sich bis jetzt nur 
im Psilonotenton von Buoch bei Winnenden gefunden hat und das französische Exemplar von Thoisy- 
la-Berchere (lias inferieur, assise a Am. planorbis; fort rare) stammt. 
Fig. 223 Länge 0,66 mm Breite 0,36 mm aus 14a (« Buoch). 
» 224 » 044 mm » 0,19 mm aus 14a (« Buoch). 


Cristellaria mutabilis CorsuerL (Fig. 225—227). 
1848. Marginulina mulabilis CORNUEL. Descr. nouy. foss. mier. M&m. soe. geol. Fr., II. ser., III. tome, p. 252, pl. I, 26—29. 
1888. Cristellaria gryphaea K. u Z. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. Fer. v. gr. Seeberg b. Gotha, $. 498, Taf. X, 1, 2. 
CORNUEL p. 252: »Coquille oblongue, lisse, obtuse et courbe en arriere, acuminde et tronquee 
obliquement en avant; moins large et moins &paisse que dans l’espece precedente; Epaisseur augmentant 
jusqu ’au tiers ou & la moitie de la longueur, et diminuant ensuite jusqu ’ä la derniere loge. Sutures 
peu profondes pour les premieres loges, et assez profondes pour les dernieres, peu ou point marquees sur 
la partie carenale. Loges obliques, separees par d’epaisses cloisons. Ouverture ronde, placee au sommet 
d’un prolongement de la derniere loge.« 
Die Abbildungen stimmen überein, nur daß bei Corvver’s Formen die Scheidewände dicker sind. 
Diese Art COristellaria gryphaeca K. und Z. zu benennen, ist deshalb unmöglich, weil letztere eine kleine 
Spirale besitzt, welche von allen Kammern mit Ausnahme der letzten berührt wird. 
Bei uns hauptsächlich im Lias £. 
In Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 
Fig. 225 Länge 0,54 mm Breite 0,24 mm aus 56a ($ Trinkbach). 
» 226 » 059mm » 0,31 mm aus 65h (# Endingen). 
» 27 » 067 mm » 0,28 mm aus 56a ($ Trinkbach). 


Cristellaria carinato-costata Drrcre£ (Fig. 223—230). 
1884, Cristellaria carinato-costata DEECKE. For. Steph. Humphr. Abh. z. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothr., Bd. IV 
H.1, 8.43, Taf. II, 5, 5a. 

DeEEckE S. 43: »Das seitlich zusammengepreßte Gehäuse ist in seinem unteren Teil nach innen 
eingebogen oder schwach eingerollt und läßt alle Kammern deutlich erkennen. Die Kammernähte sind 
-erhaben und erscheinen als grobe scharfe Rippen. Auf der Externseite verläuft ein schneidender Kiel 
von der Embryonalkammer bis zur Mündung, welche auf der äußersten Spitze der etwas ausgezogenen 


letzten Kammer steht. Je nach Beschaffenheit der Innenfläche lassen sich leicht 2 Varietäten unter- 
scheiden: 1. Die Innenseite ohne Kiel. Die Kammern sind frei und runden sich ab; die Rippen springen 
auf die Innenfläche vor und vereinigen sich von beiden Seiten. 


2. Die Innenseite mit Kiel. Die Suturen sind flacher, die Kammern verschmelzen innen ohne 
Einkerbungen und die Rippen setzen am Innenkiele ab.« 


Da die Abbildungen sehr gut übereinstimmen, sah ich mich genötigt, einen Namen aus dem Dogger 
auf diese Formen anzuwenden. Aus dem Lias käme höchstens in Betracht: 
1803. Oristellaria crepidula F. u. M. Test. mier. S. 107, Tab. 19, Fie. g;, h, i. 


{=} 


1854. Cristellaria protracia Born. Lias um Gött. $. 39, Tab. IV, 27a, b 
1863. Oristellaria normanniae '|ERQ. Rech. For. Lias III. Mem. p. 206, pl. IX, 2l a, b, 


die aber alle nur entfernte Ähnlichkeit haben. 


Es ist dies meines Wissens die einzige liasische Form mit strahligem Mundsaum; nicht häufig, 
fast nur im Lias £. 


Fig. 228 Länge 0,62 mm Breite 0,55 mm aus 65b (ß Endingen). 
» 29 » 084mm » 0,31 mm aus 64a ($ Endingen). 
» 230 > 1,00 mm » 0,34 mm aus 63b (£ Endingen). 


Cristellaria pauperata Pırker a. Joxus (Fig. 231— 238). 


1860. Planularia pauperata P. a. J. Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 454, pl. XX, 39. 


1865—66. Planularia pauperuta P.a. J. Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., 
vol. XIII, p. 110, pl. II, 24—26. 


1876. Cristellaria pauperata P. a. J. TATE a. BLARE, The Yorksh. Lias, p. 465, pl. XIX, 12. 

1888. Cristellaria protracta BORN. DREYER, Beitr z. Kenntn.d. For. v. gr. Seeberg b. Gotha, S.499, Taf. X, 4—9 (teilweise). 

1903. Cristellaria major BORN. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh , S. 132, Taf. IV, 11. 

PARKER a. Jonzs p. 454: »Planularia pauperata is here indicated as a variety not previously 
recognized. It is a minute, subtriangular, flattened shell, consisting of six chambers, four of which are 
transversely broad; the two others (the oldest) are subglobular, and resemble the early cells of a Nodosaria. 
The shell is smooth, the septa are gently curved and sulcate; the aperture is distinetly marginal and 
produced. This is one of the simplest forms of the Cristellarian type. Although very minute, about 
"/oo in. in diam., it elosely assimilates in outline to the large Planularian Cristellariae of the Subapennine 
tertiaries, which sometimes attain to !/ıe in. in diam.« 

Fig. 236 entspricht vollständig der Abbildung bei Pırkkr und Jones, nur 1 Kammer hat sie 
mehr. Fig. 232 hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Abbildung bei Brapy. Fig. 234 rechnet Dreyer zu 
Orist. protracta Born., ich glaube jedoch, daß sie mit mehr Recht hieher zu stellen ist. 

Fig. 235 und 238 haben einen breiten Kielsaum, worauf ich jedoch nicht viel Wert lege. 

Die typische Planularia pauperata P. a. J. findet sich bei uns erst im Lias £. Teroevzm hat sie 
aus dem Dogger beschrieben, wenn man nicht Cristellaria simplex Tero. Rech. For. Lias III Mem. p. 203. 
pl. IX 15a, b hieher stellen will. Die Form aus dem Dogger ist: 

1869. Crist, primordialis Tero. Rech. For. syst. oolith. II Mem. p. 166, pl. IX 1—10. 

In England: clays probably of Upper Triassie age und fast in allen Schichten des Lias. 


Fig. 231 Länge 1,14 mm Breite 0,70 mm aus 89a ({ Holzmaden). 
» 232 » 049) mm » 0,47 mm aus 89a (© Holzmaden). 
» 233 >» 07 mm » 0,41 mm aus 89a ({ Holzmaden). 
» 234 » 042 mm » 0,19 mm aus 52 (ß# Dewangen). 


22357 757:0295mm » 0,14 mm aus 8Sb (£ St. Gotthardt). 

» 236 » 0,37 mm » 0,24 mm aus 87a (£ Birkle). 

» 237» 059mm  » 0,35 mm aus 90d (Ü Reutlingen). 
233 » 051mm » 023 mm aus 78 (6 Filsbett). 


Im CHALLENGER ist sie unter den Synonymen für Cristellaria lata Cornurs aufgezählt (CHALLENGER 
p. 539, pl. LXVIII 18a, b), welche in 400 m Tiefe gefunden wurde. 


Cristellaria protracta Bornemann (Fig. 239— 243). 
1854. Cristellaria protracta BorRN. Lias um Göttingen, S. 39, Taf. IV, 27. 
1866. Cristellaria ligata TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 514, pl. XXII, 1a, b. 
1875. Cristellaria impressa TERQ et BERTH. Et. mier. M&m. s g Fr., p. 46, 47, pl. 1V, 3—7 (teilweise). 
1888. Cristellaria protracta BORN. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 499, Taf. X, 4—9. 
BornemAnn 8.39: »Gehäuse lang, gerade, sehr zusammengedrückt, oben schief zugespitzt, glatt. 
An der Basis nicht eingerollt. Zehn ebene Kammern. Nähte gegen den Rücken kaum zurückgekrümmt. 
Bei meinen Abbildungen stehen die Kammerscheidewände etwas zu schief, erfüllen jedoch die 
Hauptbedingung, daß eine Spirale fehlt. Fig. 240 hat Dreyer ebenfalls zu protracta gestellt, obgleich 
sie verschieden ist, sie stellt wohl ein Jugendstadium dar. Protracta ist mit carinato-costata DEECKE sehr 
nahe verwandt. 
Bei uns in allen Schichten des Lias; nicht häufig. 
In Norddeutschland im y von Gött. (sehr selten), im mittleren Lias bei Gotha. 
In Frankreich: assise a gryphees arquees; assez rare und Margaritatusschichten. 
Fig. 239 Länge 0,51 mm Breite 0,19 mm aus 55a (£ Filsbett). 
» 240  » 0,20 mm >» 0,08 mm aus 87b (£ Birkle). 
» 241 » 0,99 mm » 0,335 mm aus 57 (ß Enzenhardt). 
» 242 » 070 mm » 0,18 mm aus 90d (£ Reutlingen). 
» 2435 » 077 mm » 0,19 mm aus 61 (8 Reutlingen). 


Cristellaria crepidula Fiıc#ter u. Mor (Fig. 244—248). 

1803. Nautilus crepidula F.u. M. Test. Mier., S. 107, Tab. 19, Fig. g, h, i. 

1854. Oristellaria protracta BoRN. Lias um Göttingen, S. 39, Tab. IV, 27a, b. 

1866. Oristellaria filosa TErQ. Rech. For. Lias VI. M&m., p. 517, pl. XXII, 8. 

1888. Cristellaria lata CoRN. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. d. mittl. Lias, v. gr. Seeb. b. Gotha, S. 500, Taf. X, 10—11. 

1903. Oristellaria erepidula F. u. M. Schick, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 130, Taf. IV, 8. 

Fichten und Mor S. 107: »Die Schale ist schnirkelförmig zum Teil eingerollt, in die Länge 
gestreckt, ein wenig gebogen, glatt, durchsichtig, zusammengedrückt, oder mit wenig erhöhten Seiten; 
der Rücken ist stumpf; die 12—13 sichtbaren Glieder sind flach, ausgenommen das letzte, das sich etwas 
erhebt; die Scheidewände sind vorwärts seicht gewölbt und laufen strahlig aus dem gemeinsamen Mittel- 
punkt, nur 2 bis drei der letzten ausgenommen, die kaum merklich ausschweifen.« 


u oe 


Unter dem Namen crepidula finden sich in der Literatur manche falsche Abbildungen, wie z. B. 
bei Tarz a. BLarE: Oristellaria acuminata Terg. u. a. Fig. 246 paßt am besten zu der von FicnreL und 
Movr. Aus Fig. 248 ließe sich eine Varietät abtrennen, da dieselbe von der Mündung aus ein Bündel 
feiner Rippen über die letzten zwei Kammern ausgebildet hat. Sie ist die Übergangsform zu Oristellaria 
crepidula F. u. M. v. striata. 

Bei uns fast in allen Schichten des Lias; nicht häufig. Nahe verwandt mit Oristellaria protracta 
BORNEMANN. 

In Norddeutschland im Lias y von Gött. und mittl. Lias bei Gotha. 

In Frankreich im lias moyen, assise ä Am. Davoei. 

Fig. 244 Länge 0,90 mm Breite 0,238 mm aus 56b (£ Trinkbach). 
» 2455 >» 09 mm » 0,36 mm aus 53a (8 Oberböbingen). 


» 246 » 115 mm  » 0,42 mm aus 69b (y Dewangen). 
» 247  » 1,52 mm  » 0,47 mm aus 65b (£ Endingen). 
» 248 » 1,56 mm  » 0,49 mm aus 74h (y Trossingen). 


COristellaria crepidula findet sich auch noch heute (ÜHALLENGER p. 542, pl. LXVII 19, 20) in 
seichtem Wasser von 73—712 m Tiefe. 


Cristellaria major Bornemann (Fig. 249 u. 250). 

1854. Cristellaria major BoRN. Lias um Göttingen, S. 40, Taf. IV, 31a, b. 

1875. Cristellaria impressa TERQ. et BERTH. Et. mier. Mem. s. geol. Fr., p. 46, 47, pl. IJV, 3—7 (teilweise). 

1876. Cristellaria major Born. TATE a. BLAkE, The Yorkshire Lias, p. 455, pl. XIX, 15. 

1888. Cristellaria major BORN. DREYER, Beitr. Kenntn. For. gr. Seeberg b. Gotha, S. 498, Taf. X, 3. 

BoRNEMANN S. 40: »Gehäuse lang eiförmig, sehr stark zusammengedrückt (die spätern Kammern 
stärker als die frühern), an der Basis etwas gekrümmt, aber ohne Spira, mit stumpfem Rücken, glatt. 
Zehn bis elf sehr enge, gebogene Kammern. Die Nähte sind unten einfach gebogen, die der spätern 
Kammern vorn gerade und gegen den Rücken hin etwas umgehogen.« 

Fig. 250 hat sehr große Ähnlichkeit mit Borwemanv’s Abbildung, bei welcher die Mundöffnung 
abgebrochen, so daß die letzte Kammer nur zur Hälfte sichtbar ist. Bei Fig. 249 paßt der ältere Teil 
ebenfalls hiezu, nur fehlt dem ganzen die Biegung. Man könnte sie deshalb vielleicht zu protracta stellen. 

Bei uns eigentlich nur im Lias £; selten. 

In Norddeutschland im y von Gött. und mittleren Lias bei Gotha. 

In Frankreich in den Magaritatusschichten; sehr häufig. 

In England: Zones of Am. planorbis, angulatus (3 exs.), Bucklandi (4 exs.), oxynotus (2 exs.), armatus. 

Fig. 249 Länge 0,62 mm Breite 0,23 mm aus 51b (# Hüttlingen). 
» 50 » 057mm .» . 0,23 mm aus 48d (# Ellwangen). 


Cristellaria inaequistriata Trrouem (Fig. 251—254). 
1863. Marginulina inaequistriata TERQ. Rech. For. Lias III. M&m., p. 191, pl. VIII, 15a —t. 
Terourm p. 191: »Coquille allongee, comprimee, projetee en avant, droite ou plus ou meins 
conique, ornee de stries longitudinales regulieres ou parfois diehotomes et irr&gulieres, plus ou moins 
recourbee en arriere et ornde de stries obliques, simples, moims nombreuses qu "en avant et ne coincidant 


Sale 


pas avec les stries longitudinales, base carenee, plus ou moins en crosse, ou simplement marquee par 
un pli ou par deux plis; formee de loges nombreuses, non visibles dans la erosse, regulierement obliques, 
parfois inögales, saillie sur le dos, un peu pro@minentes sur les cötes et en dents de scie sur le ventre; 
la derniere arrondie en avant et excavee sur le dos.« 

Bei dieser Form kann man schwanken, ob sie zu Marginulina oder zu Oristellaria gehört. Ich habe 
nur darum das letztere vorgezogen, weil sie einen sehr flachen Querschnitt hat. Sie ist zweifellos ver- 
wandt mit Marginulina costata Barsch (Fig. 177—184). Ebenso ist sie mit der folgenden (Cristellaria 
arietis sp. n.) verwandt, die nur eine viel breitere Varietät darstellt. Diese Verwandtschaftsreihe: costata- 
inaeqwistriata-arietis ist interessant, da sie nur im Arietenhorizont zu finden ist. 

Meine Abbildungen stimmen vollständig mit denen von Terouzm überein. Das Lager ist eben- 
falls dasselbe: bei uns im Arietenton; ziemlich häufig, in Frankreich, lias imferieur, assise ä gryphees 
arquees, tres commun. 

Fig. 251 Länge 1,56 mm Breite 0,44 mm aus 43h (« Bebenhausen). 
» 252 » 117mm  » 0,34 mm aus 43a (« Bebenhausen). 
» 253 » 099 mm » 0,44 mm aus 43a (@ Bebenhausen). 
» 254 » 0,62 mm » 0,41 mm aus 43a (« Bebenhausen). 


Cristellaria arietis sp. n. (Fig. 255—260). 

Gehäuse sehr flach, unten eine Spirale, über welche die nächsten Kammern hinwegwachsen, 
letztere sehr niedrie und ziemlich schief. Die ganze Schale ist mit feinen Rippen bedeckt, von denen die 
meisten dichotom sind. Diese Formen fand ich ziemlich häufig nur im Arietenton und sie sind bisher 
aus keiner andern Schicht bekannt, wie überhaupt der untere Lias noch manche interessante Form be- 
herbergen mag. Auffallend ist, daß hauptsächlich hier die gerippten Formen eine so bedeutende Rolle 
spielen und zwar ganz übereinstimmend mit unseren Verhältnissen auch in Frankreich, obgleich man sich 
bei uns das Arietenmeer als ruhige und daher für die Fauna gefahrlose See vorstellt. Es scheint, daß diese 
Formen aus anderen unruhigeren Gegenden stammen. Der Arietenhorizont hat eine ganz spezifische 
Mikrofauna, die vorher und nachher nur in Spuren zu finden ist. 

Fig. 260 stammt als einziges Exemplar aus dem Angulatenhorizont. Es ist fast nur ein Schwefel- 
kieskern, da die Schale nur an ganz wenig Stellen erhalten ist. Man kann darauf Spuren von Längs- 
rippen entdecken, weshalb ich sie vorläufig hier unterbringe. 

Fig. 255 Länge 1,51 mm Breite 0,66 mm aus 35a (a Hattenhofen). 
» 256 » 1,48 mm » 0,54 mm aus 35b (« Hattenhofen). 
» 257 » 1,23 mm  » 0,52 mm aus 43a («a Bebenhausen). 
» 258 » 082 mm  » 0,66 mm aus 35b (« Hattenhofen). 
>» ae 1,81 mm >» 0,54 mm aus 35b (« Hattenhofen) 22fach. 
» 260  » 1,33 mm  » 0,51 mm aus 24b («a Vaihingen a. F.). 


Cristellaria crepidula F. u. M. var. convoluta sp. n. (Fig. 261— 264). 


Solche Formen fand ich nirgends abgebildet. Ganz ähnliche bildet Dreyer ab unter dem Namen 
Oristellaria lata Corn. Diese Benennung ist insofern unrichtig, als CornuzL unter Marginulina lata eine Form 


Palaeontographica. Bd. LV. ıl 


Ze NONE 


ohne Spirale abbildet (M&m. soc. ge&ol. France p. 252, pl. I, 34—37). Im CuauvuenGer (p. 542, pl. LXVII 
17, 19, 20, pl. LXVIH 1, 2) sind Formen mit ganz ähnlicher Spirale als Cristellaria erepidula F. und M. 
bezeichnet. Da jedoch Nautilus crepidula F. und M. nie eine so ausgesprochene Spirale besitzt und die 
Kammern nie darüber hinwegreichen, habe ich sie als Varietät abtrennen müssen. Sie findet sich fast 
in allen Schichten und scheint auf den Lias beschränkt zu sein; nirgends häufig. 
Fig. 261 Länge 1,15 mm Breite 0,31 mm aus 69b (y Dewangen). 
» 262 » 0,54 mm » 0,41 mm aus 64a (£ Endingen). 
263 » 0,59 mm » 0,42 mm aus 90b (£ Reutlingen). 
» 264 » 082 mm » 0,54 mm aus 63b (# Endingen). 


Cristellaria crepidula F. u. M. var. striata sp. n. (Fig. 265 —268). 


Die Form hat viel Ähnlichkeit mit Oristellaria arietis sp. n., nur sind die Rippen viel feiner und 
regelmäßiger angeordnet, auch die ganze Kammeranlage ist regelmäßiger. Andererseits ist eine Ähn- 
lichkeit mit Cristellaria crepidula F. u. M. nicht zu verkennen. Ich betrachte sie als gerippte Varietät 
der letzteren, wenn auch die Spirale etwas zu sehr ausgebildet ist. Dieselbe Form hat Brapy abgebildet: 
1865—66 Planularia Bronni Römer p. 110, pl. Il, 30, die aber bei Römer keine Rippen besitzt und weit 
mehr einer Cristellaria prima als dieser Form gleicht. 

Fig. 265—267 sind jedenfalls identisch ; was Fig. 268 betrifft, so weiß ich wohl, daß sie nicht 
hieher gehört; da ich ihr als dem einzigen Exemplar keinen neuen Namen geben wollte, habe ich sie hier 
aufgeführt. 

Bei uns selten. 

In England: mittlerer und oberer Lias. 

‚. Fig. 265 Länge 0,77 mm Breite 0,84 mm aus 69a (y Dewangen). 
> 200 3 1,20 mm >» 0,44 mm aus 69a (y Dewangen). 
» 267 » 226 mm  » 0,82 mm aus 8la (d Erzingen) 22fach. 
» 268  » 115 mm  » 0,66 mm aus 71 (y Enzenhardt). 


Cristellaria cordiformis Trrourm (Fig. 269— 271). 


1863. Cristellaria cordiformis TERQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 203, pl. IX, 14a, b. 
1865—66. Cristellaria crepidula F. u. M. Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., 
vol. XIII, p. 112, pl. III, 39. 

1870. Oristellaria gracilis K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 10, Taf. 1, 6 (Jurensismergel). 

1875. Cristellaria parilis TERQ. et BERTH. Pt. mier. M&m. s. g. Fr., p. 45, pl. IV, 2a, b. 

1876. Oristellaria crepidula F. u. M. Tate a. BLARE, The Yorksh. Lias, p. 466, pl. XVII, 25. 

1903. Cristellaria reniformis D'ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 129, Taf. IV, 7. 

TerguEn p. 203: »Coquille allongee, tr&s comprimee, lisse, cordiforme, forme&e de loges irr&gulieres, 
planes, la premiere arrondie, renflee et saillante, les suivantes plus ou moins obliques ou transversales et 
triangulaires, trois arquees decurrentes jusqu ’& la base, la derniere tres petite, triangulaire aigue.« 

Fig. 271 entspricht der Abbildung Terourn’s vollständig. Letztere besitzt noch eine kleine 
Kammer als Mündungskammer, welche die Spirale nicht mehr erreicht. Dies wird gewöhnlich als ein 
seniles Merkmal bezeichnet. 


Fig. 269 betrachte ich als Jugendform. Fig. 270. hat sehr viel Ähnlichkeit mit: 
1846. Crist. veniformis D’Orp. For. bass. tert. Vienne p. 88, pl. II 39, 40. 
Als Hauptmerkmal lassen sich die langen gebogenen Kammern bezeichnen, welche die Spirale 
berühren müssen. 
Bei uns hauptsächlich im unteren Lias; nicht häufig. 
In der Schweiz: im Lias £ von Betznau, Kanton Aargau. 
In Frankreich: assise a Am. Davoei und Am. margaritatus. 
In England; Zones of Am. planorbis, angulatus (2 exs.), Am. Bucklandi, Am. capricornus, Am. annu- 
latus (S exs.), Upper Cephalopoda beds (d). 
Fig. 269 Länge 0,44 mm Breite 0,24 mm aus 65b (# Endingen). 
» 270 » 037 mm » 0,19 mm aus 57 (Enzenhardt). 
» 271 » 105 mm  » 0,51 mm aus 64a ($ Endingen). 
Im CHALLENGER (p. 539, pl. LXX, 3a, b) gleicht Cristellaria reniformis v’OrB. der vorliegenden 
Form und lebt in 285—3895 m Tiefe. 


Cristellaria acuminata Terouen (Fig. 272— 274). 

1863. Cristellaria acuminata TERQ. Rech. For. Lias III. Mem., p. 210, pl. X, 5. 

1875. Cristellaria impressa TERQ. et BERTH, Et. mier. M&m. s. geol. Fr., p. 47, pl. IV, 5b. 

1876. Cristellaria crepidula F.u. M. TATE a. BLAke, The Yorkshire Lias, p. 466, pl. XIX, 14. 

1888. Cristellaria acuminata TERQ. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 507, Taf. XI, 28, 29. 

Teroven p. 210: »Coquille allong&ee, comprimee, lisse, blanche et brillante, arquee et obtuse sur 
le dos, enroul&e ä la base et munie d’un disque central peu saillant, formee de loges nombreuses, planes, 
la premiere semi-lunaire, les suivantes plus ou moins triangulaires, deux allongees, tres obliques, des- 
cendant jusque sur la base, la derniere tres petite, arrondie, acuminee, cloisons larges, translueides, inter- 
rompues par le prolongement visible dans toutes les loges.« 

In der Größe und Form stimmt Fig. 274 sehr genau mit der Abbildung Terouen’s überem. Das 
normale Aussehen ist: eine Spirale, die von allen Kammern berührt wird, darüber eine kleinere spitze 
Kammer als Mündungskammer. Fig. 272 hat statt der einen Schlußkammer, 2—3 kleinere, was ich für 
eine Anormalität halte. 

Bei uns in allen Schichten des Lias; nirgends häufig. 

In Norddeutschland im mittleren Lias v. gr. Seeberg bei Gotha. 

In Frankreich im lias moyen, assise a Am. Davoei; fort rare und in den Margaritatusschichten. 

In England: Zones of Am. planorbis, angulatus (2 exs.), Bucklandi, capricornus a. annulatus (8 exs.). 

Fig. 272 Länge 0,39 mm Breite 0,31 mm aus 69b (y Dewangen). 
» 273 » 41,07 mm  » 0,56 mm aus 68b (y Pfahlheim). 


» 274 » 051 mm  » 0,27 mm aus 8SOb (d Reutlingen). 


Cristellaria matutina n’Orsıcny (Fig. 275— 288). 
1849. Cristellaria matutina D’ORB. Prodröme pal. I, p. 248, No. 264. 
1858. Oristellaria matutina D'ORB. TERQ., Rech. For. Lias I. Mem., p. 59, pl. III, 14a—e. 
Cristellaria antiguata D’ORB. TERQ., Rech. For. Lias I. Me&m., p. 60, pl. III, 15. 
Cristellaria vetusta D'ÜRB. TERQ., Rech, For, Lias I. M&m., p. 62, pl. III, 17. 


1875. Marginulina pedum 'TERQ. et BERTH. Bt. mier. M6m. s. g. Fr., p. 51, pl. IIT, 15. 

1876. Oristellaria recta D'ORB. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 465, pl. XIX, 13 u. XVII, 24. 

1888. Oristellaria matulina D'ORB. DREYER, Beitr. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S.509—511, Taf. XI, 35—38. 

1903. Übergang von Crist. plana Reuss zu Marg. ensis Reuss. ScHick, Beitr. z. Kenntn. d. Mikrof. d. schwäb. Lias, 
Württ. Jahresh., S. 133, Taf. IV, 22. 


D’ORBIGNY p. 242, Nr. 264: »Jolie espece non carende, en large crosse, lisse, ä cellules saillantes, 
dont une partie est projetee. Metz.« 

Dieser zu kurz gehaltenen Beschreibung füge ich die Trrourm’s p. 59 hinzu: »Coquille tres allongee, 
droite, comprimee, lisse, munie d’une erosse carenee et d’un dos arrondi, formee de dix aA douze loges 
obliques non saillantes sur le dos et les cötes, renflees sur la partie ventrale, saillantes etranglees et 
recourbees en arriere, la derniere allongee, renflee, tres etrangl&e et acuminee.« 

Für Oristellaria matutina v’Ors. stelle ich folgende Definition auf: 

Mehr oder weniger gut ausgebildete Spirale, mit freistehenden Kammern, welche in gerader 
Linie aneinander gewachsen sind, d. h. die ganze Schale hat einen geraden Rücken. Mit oder ohne 
Kielsaum. 

Oristellaria matutina v’Ore. stellt, wie die folgende Crist. prima, das Anfangsstadium bei dem Auf- 
rollungsprozeß dieser Formen zu Cristellaria rotulata dar. Eigentlich wäre es gar nicht nötig, matutina 
und prima zu trennen; einen Grund dafür kann ich nur darin sehen, daß man bei der unter den einzelnen 
schon ziemlich großen Variabilität nicht allzuviel unter demselben Namen vereinigen will. 

Fig. 280, 281 und 284 haben große Ähnlichkeit mit Vaginulina legumen Linse. Ob ein Zusammen- 
hang zwischen Cristellarien und Vaginulinen besteht, ist nicht sicher zu sagen. 

Bei uns in allen Schichten ziemlich häufig mit Ausnahme von Lias e. 

In Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 

In Frankreich in den Margaritatusschichten. 


In England: Zones of Am. planorbis, angulatus, Bucklandi, oxynotus und capricornus. 


Fig. 275 Länge 1,46 mm Breite 0,46 mm aus 63b (# Endingen). 
» 276 » 140 mm » 0,31 mm aus 60a (8 Ofterdingen). 
» 277 > 1,40 mm » 0,42 mm aus 52 (8 Dewangen). 
278 » 21ilmm » 0,37 mm aus 61 (# Reutlingen) 22fach. 
2 1,15 mm >» 0,41 mm aus 62 (8 Endingen). 
» 2800 » 120 mm » 0,29 mm aus 69d (y Dewangen). 
281 » 0,82 mm » 0,23 mm aus 5lb (# Hüttlingen). 
» 282 » 1,735 mm  » 0,35 mm aus 65.c (8 Endingen). 
» 2853 » 057mm » 0,27 mm aus 55b (£ Filsbett). 
» 254 » 084mm ». 0,34 mm aus 61 (# Reutlingen). 
» 285 » 077 mm » 029 mm aus 49b (# Ellwangen). - 
> 2856 » 1868 mm » 0,51 mm aus 74a (y Trossingen) 22fach. 
» 2837 » 099mm » 0,33 mm aus 55b (£ Filsbett). 
» 238 » 099mm >» 0,42 mm aus 54a (Pf Filsbett). 


I 
de) 


un 


Cristellaria prima n’Örsıcny (Fig. 289— 305). 


1849. Cristellaria prima D’ORB. Prodröme pal. I, p. 242. No. 266. 
1865 —66. Marginulina ensis Reuss. BRaDy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., vol. XIII, 
p. 109, pl. II, 23. 

1866. Cristellaria prima D’ORB. TERQ., Rech. For. Lias VI. Mem., p. 513, pl. XXT, 35. 

1870. Oristellaria rotundata K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 9, Taf. I, 5 (Posidonienschiefer). 
Cristelleria turbinoides K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 9, Taf. I, 6 (Posidonienschiefer). 

1888. Cristellaria prima D’ORB. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 507, Taf. XI, 30—32. 
Cristellaria excentrica ÜORN. DREYER, ebenda, S. 511, Taf. XI, 39. 

1893. Cristellaria semidirecta SELLHEIM. For. fränk. Juraform, S. 19, Fig. 11. 

1898. Marginulina grandis ZWIESELE. Der Amaltheenton bei Reutl, S. 24, Fig. 1. 

1903. Cristellaria prima D’ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 135, Taf. IV, 16. 

D’ORBIGNY p. 242, Nr. 266: »Espece car&nde, comprimee, lisse, pourvue de nombreuses loges non 
saillantes. France, Metz.« 

1858 bildet Terauem eine (ristellaria prima D’Ors. (1. Mem. p. 61, pl. IIT 16) ab, welche unserer 
Oristellaria rotulata Lam. vollständig entspricht. 1866 gibt Terauem eine Zeichnung wie unsere Fig. 289 
und 299 als Crist. prima v’Ors. und bemerkt dazu: »Nous reproduisons la figure de cette espece dans 
son parfait developpement et a l’etat adulte; la base est enrouldee; l’enroulement egalement visible sur 
les deux cötes et la partie anterieure l&gerement arquee, l’ouverture et striee.« 

Wenn wir auch Trrauen’s Ansicht nicht teilen, sondern annehmen, daß die vollständig spiralige 
Form das ausgewachsene (oder richtiger das am weitesten entwickelte) Stadium darstellt, so geht doch 
daraus ebenfalls hervor, daß beide sehr nahe miteinander verwandt sind. Crist. prima v’Ore. ist wie 
matutina v’OrB. ein Zustand in dem Aufrollungsprozeß, dessen Ende Crist. rotulata Lam. ist. Dieses Endziel 
hat Fig. 300 beinahe erreicht. Der Unterschied zwischen Crist. prima und matutina ist sehr künstlich und 
läßt sich nicht streng durchführen. Erstere hat dieselbe Spirale und Kammerreihe, dagegen einen deut- 
lich gebogenen Rücken. 

Fig. 297 entspricht der Cristellaria excentrica GoRNUEL bei Drryer (Taf. XI 39), ein Name, der 
ausgezeichnet für diese Form passen würde, wenn nicht CorxveL unter diesem Namen eine typische 
Cristellaria prima v’Ore. abgebildet hätte (wie Fig. 289). Ich habe sie deshalb als einziges Exemplar, 
das ich fand, zu prima gerechnet (CorsuEu 1848. Mem. s. g. Fr. II ser. t III, pl. II 11—13). 

Fig. 296 stammt aus dem Ölschiefer von Dusslingen und ist wie alle Ölschieferformen verküimmert. 
Dreyer bezeichnet sie trotz ihrer Spirale als Crist. protracta Born. 

Bei uns in allen Schichten; ziemlich häufig, besonders im Lias ß. 

In Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 

In Franken im Amaltheenton bei Marloffstein. 

In der Schweiz im Posidonienschiefer von Betznau, Kanton Aargau. 

In England im ganzen Lias. 

Fig. 259 Länge 1,08 mm Breite 0,52 mm aus 5la (# Hüttlingen). 
» 03 1,00 mm  » 0,52 mm aus 61 (# Reutlingen). 
» 291 > 1,05 mm  » 0,44 mm aus 56b (2 Trinkbach). 
» 22 » 09 mm » 057 mm aus 73 (y Endingen). 

23 » 079mm » 0,49 mm aus 61 ($ Reutlingen). 


Fig. 294 Länge I,ll mm Breite 0,49 mm aus 61 (ß Reutlingen). 
» 295 » Lil mm  » 0,49 mm aus 71 (y Enzenhardt). 
» 296 » 052 mm >» 0,19 mm aus 46 (a Dußlingen). 
» 297 ° » 069 mm » 0,21 mm aus 17c («a Pfrondorf). 
» 298 » 1,22 mm >» 0,54 mm aus 73 (y Endingen). 
> O8 123 mm  » 0,54 mm aus 61 (ß Reutlingen). 
» 500» 0,69 mm >» 0,44 mm aus 64a (ß Endingen). 
» 801 » 077 mm » 041 mm aus 37b (a Rüdern). 

» 3502» 054 mm » 0,51 mm aus 90a (£ Reutlingen). 
» 38068 >» 069 mm  » 0,39 mm aus 43a («a Bebenhausen). 
» 504 » 0,70 mm » 0,42 mm aus 5la (£ Hüttlingen). 


Cristellaria varians Bornemann (Fig. 306— 310). 


1854. Cristellaria varians BoRN. Lias um Göttingen, S. 41, Taf. IV, 32—34. 
1865—66. Cristellaria acutauricularis F. u. M. Brapv, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist, 
Soe., vol. XIII, p. 112, pl. III, 38. 

1870. Oristellaria Escheri K.u. Z. For. schweiz. Jura, S. 6, Taf. I, 14 (Turneriton). 

1876. Oristellaria Bronni RÖMER. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 466, pl. XVII, 26. 
Cristellaria varians BORN. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 466, pl. XIX, 16. 

1879. Cristellaria prima D’ORB. BERTH., For. Lias moyen Vendee. Extr. de la Rey. et Mag. d. Zool., p. 6, pl. I, 5, 6. 

1888. Cristellaria varians BORN. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 502, Taf. X, 15—21. 
Cristellaria aculauricularis F. u. M. DREYER, ebenda, S 505, Taf. X, 23--27 (teilweise). 

1903. Cristellaria acutauricularis F. u. M. Schick, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 129, Taf. IV, 6. 


BorNEMANN S. 41: »Gehäuse lang, eiförmig, gleichmäßig zusammengedrückt, an der Basis spiral 
gebogen, kaum involut, glatt. Rücken mehr oder weniger stumpf, zuweilen etwas gekielt. Kammern: 
acht bis elf, gekrümmt, eben, die späteren gewölbter. Nähte gebogen, die früheren eben, die letzten 
zuweilen stark eingedrückt.« 

Bornzmann’s Abbildungen besagen mehr als diese Beschreibung; bei Fig. 32 berühren alle 
Kammern die Spirale, bei Fig. 33 die letzte Kammer nicht mehr, bei Fig. 34 ist keine eigentliche Spirale 
mehr vorhanden und die letzten 4 Kammern sind unabhängig: von derselben wie bei meiner Fig. 309. 
Ich glaube daraus den Schluß ziehen zu dürfen: Zu Cristellaria varians sind alle 
diejenigen spiraligen Formen zu stellen, welche nicht mehr zu Crist. matutina und 
prima, aber auch nicht zu rotulata passen. Sie bilden offenbar das letzte Über- 
gangsglied zu den vollständigen Spiralen. Cristellaria varians Born. wird in der 
Literatur öfters mit COrist. acutaurieularis F. u. M. Test. mier. S. 102, Taf. 18, 
Fig. &, h, i identifiziert. Ich konnte mich nicht entschließen, diesen alten Namen 
beizubehalten, da bei ihr (s. nebenstehende Figur) sämtliche Kammern die Spirale 
berühren und die letzte eine gewölbte Mündunssfläche besitzt, eine Eigenschaft, die 
sich bei keiner liasischen Form findet. Fig. 307 würde am ehesten als Orist. acut- 


_ Fig. 8. 


Crist. aeutauricularig  (urlcularis zu bezeichnen sein. Fig. 309 stimmt mit Crist. varians Born. bei Tarz 
F. u. M. a. BLaXE überein, Fig. 308 mit Fig. 33 bei Bornzmann. 


er 


Bei uns in allen Schichten des Lias, außer e; nirgends häufig. 
In Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 
In der Schweiz im Turneriton der Schambelen, Kanton Aargau. 
In Frankreich im lias moyen de la Vendee. 
In England in allen Schichten des Lias. 
Fig. 306 Länge 0,385 mm Breite 0,49 mm aus 60b (8 Ofterdingen). 
» 807 > 0,99 mm » 0,57 mm aus 79a (d Filsbett). 
» 808 » 0,74 mm » 0,46 mm aus 64b (# Endingen). 
» 309  » 049 mm » 0,18 mm aus 56a (8 Trinkbach). 
» SiO » 067 mm » 041 mm aus 48b (8 Ellwangen). 
Die Abbildung im CHALLENGER (p. 543, pl. CXIV, Fig. 17a, b) für Crist. acutaurieularis gleicht 
unserer varians, sie lebt in 180—5200 m Tiefe. 


Cristellaria rotulata Lamarck (Fig. 311—316). 

Es wurde früher immer unterschieden zwischen Cristellaria rotulata und ceultrata. Es ist jedoch 
für die liasischen Formen nicht möglich, auf Grund der Merkmale, welche von rezenten Formen ge- 
nommen sind, eine Trennung durchzuführen. 

Im CHALLENGER sind die Unterschiede folgendermaßen bezeichnet: 

Oristellaria rotulata LamArcK p. 547: pl. LXIX 13a, b: 

»Cristellaria rotulata takes precedence as the type of the simplest forms of the lenticular and 
involute Cristellarians. The test is biconvex, has a sharp- peripheral edge but no marginal keel, and is 
smooth externally.« 

Cristellaria eultrata Moxtrort p- 550, pl. LXX 4, 5 u. 6: 

»Briefly, its morphological characters are those of Orzstellaria rotulata, with addition of the 
marginal keel.« 

Da diese Unterscheidung für die liasischen Formen, welche nie einen auffallenden Kiel ausbilden, 
wegfällt, wollte ich trennen zwischen evoluten und inmvoluten Formen. Es wäre dann Fig. 311 u. 312 
eine Art und Fig. 313 und 316 eine Art geworden, wenn nicht ebensoviele halbevolute Formen wie 
Fig. 314 und 315 dazwischen ständen. So habe ich mich entschlossen, alle vollständigen kreisrunden 
Spiralen, ob evolut oder involut, ob gekielt oder ungekielt, zusammenzufassen. Auf welch schwachen 
Füßen die Einteilung in rotulata und cultrata überhaupt steht, zeigen die Originale, weshalb ich die 
Trennung aus historischen Gründen wenigstens theoretisch durchführen möchte. 


1804. Lenticulites rotulata Lam. Ann. du Museum, vol. V, p. 188, No. 3. — Abbildung 1806 ebenda, vol. VIII, pl. 62 
(XIV), Fig. 11. 

1822. Lenticulites rotulata Lam. Hist. nat. an. s. vertebres, Tome VII, p. 620, No. 3. 

1832. Lenticulites rotulata Lam. Enc. meth. Hist. nat. vers., Tome III, pl. 466, Fig. 5. 

1854. Robulina Gottingensis BORN. Lias um Göttingen, S. 43, Taf. IV, 40, 41. 

Robulina nautiloides Born. Lias um Göttingen, S. 43, Taf. IV, 42. 

1858. Cristellaria prima D’ORB. TERQ., Rech. For. Lias I, M&m., p. 61, pl. III, 16. 

1860. Cristellaria rotulata Lam. P. u. J., Foss. For. Chell. Quart. Journ., vol. XVI, p. 452, pl. XX, 42, 43. 

1865—66. Cristellaria rotulata Lam. Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soe., vol. XIII, 
.p- 117, pl. III, 36. 


1876. Cristellaria rotulata Lam. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg: bei Gotha, S. 513, Taf. XI, 41—47. 
1893. Cristellaria Blankenhorni SeLuHemm. Beitr. For. fränk. Juraf., S. 21, Fig. 13. 
1903. Cristellaria votulata Lam. ScHick, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 126, Taf. ING) 


1804. Lamarex p. 188, Nr. 3: »Lentieulites (rotulata) orbieulata; margine acuto, diseis 
utrinque gibbulosis. n. L.n. Meudon. Tres petite coquille qui n’a que 2 millimetres de largeur, 
et qui ressemble ä une petite roue pleine, tranchante sur les bords et renfl6e des deux cötös 


aux centres. Elleest obscur&ment marquee de rayons courbes, qui vont du centre de ehaque 


Eig.'9. x N h n o 0 

Lentieulites face A la eirconference. Ce dernier tour de la spirale s’avance de beaucoup sur l’avant-dernier. « 
rotulata Nebenstehende Abbildung ist die Lamaror’s. 

LAMARCK. 


Cristellaria cultrata MonTtrorr. 


1808. Robulus cultratus Monte. Conchyl. Syst., vol. I, p. 214, 54. genre. 

1803. Nautilus calcar F.u. M. Testac. Microsk., p. 78, Tab. 13, Fig. e, f, o. 

1858. Cristellaria vustica D’/ORB. TERQ., Rech. For. Lias I. Möm., p. 63, pl. III, 19a, b. 

1865—66. Cristellaria cultvata Montr. Brapy, On the Middle a. Upper Lias, Repr. Proc. Arch. a Nat. Hist. Soe. 

vol. XIII, p. 111, pl. III, 37. 

1870. Cristellaria rotalina K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 10, Taf. I, 3 (Jurensismergel). 

1881. Robulima liasica HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, 8. 19, Taf. II, 6. 

1893. Cristellaria Oebbeckei SELLHEIM. Beitr. For. fränk. Juraf., S. 20, Fig. 12. 

1903. Cristellaria cultrata MONTFORT. ScHick, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 197, Taf. IV, 2. 

MonrtrortT p. 214: »Offrant de nouveau ä l’exterieur presque les me&mes formes que les nautiles 
et les angulithes, le robule tranchant (KRobulus eultratus) est encore carende; mais independamment de 
cette carene tranchante, ce genre est d’autant plus singulier, qu ’au lieu du siphon il montre ä l’angle 
exterieur une rimule, une fente plissee, un sphincter enfin fait en cul de poule, 
et dessine en poire; la coquille qui nous sert de type presente de plus des 
eloisons tres eloignees les unes des autres, et successivement en couvrant la 
bouche, elles servent de diaphragme.« 

Die nebenstehende Figur ist Moxrrorr’s Abbildung. Nautilus calcar 
F. u. M. wäre eigentlich der ältere Name, da ihn schon Montrorr unter seinen 
Synonymen angibt. Vergleicht man diese Abbildung mit dem, was unter diesem 
Namen sonst bekannt ist, so erkennt man leicht, daß eime bieonvexe Form, 
wie im ÜHALLENGER, mit dieser biconcaven mit einem Loch in der Mitte wenig 
zu tun hat. Eher ließe sich meine Fig. 313 und 316 hieher rechnen. 

Fig. 311 und 312 finden sich bei uns hauptsächlich im unteren Lias; 
nicht häufig. Fig. 313 ist das einzige Exemplar, das ich fand. Fig. 314 u. 315 
kommen im mittleren Iaas vor. Fig. 316 ist im oberen Lias, im Lias Z be- 
sonders, in Menge vorhanden. Die Cristellarien des Lias haben sich von der evoluten Form zur 
involuten entwickelt. Um sie zu trennen, eibt es kein Merkmal, das sich exakt durchführen ließe. 

Fig. 311 Länge 0,57 mm Breite 0,41 mm aus 5la ($ Hüttlingen). 
» 312 » 0,57 mm » 0,39 mm aus 51 b (£ Hüttlingen). 
313 >» 049 mm  » 0,41 mm aus 90a (£ Reutlingen). 

» 3l4 » 0,66 mm » 0,56 mm aus 73 (y Endingen). 


Fig. 10. 


Robulus eultratus MONTFORT. 


Fig. 315 Länge 0,66 mm Breite 0,57 mm aus 77a (d Goldbächle). 
» 316 » 0,50 mm » 0,69 mm aus 87 ce (£ Birkle). 
Nach dem CHAuLENGER lebt Orist. rotulatz in 650—4180 m Tiefe und Orist. eultrata in 70—4600 m. 


Cristellaria minuta Bornemann (Fig. 317—320). 


1854. Cristellaria minuta BoRN. Lias um Göttingen, S. 42, Taf. IV, 87. 
1875. Oristellaria impressa Terg. et BErM. Et. mier. M&m. s. g. Fr., p. 46, pl. IV (teilweise). 
Cristellaria impleta TERQ. et BERTH. Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 50, pl. IV. 13b, e. 
1881. Oristellaria sinemuriensis HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 17, Taf. II, 11. 
Cristellaria pusilla HÄUSLER. Aargauer Jurakalke, S. 18, Taf. II, 13. 
1888. Jugendstadium von Crist. rotulata Lam. DREYER, Beitr. z. Kenntn. d. For. v. gr. Seeberg bei Gotha, S. 513, 
-Taf. XI, 48—52. 
1903. Oristellaria gibba D’ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S. 127, Taf. IV, 3, 4. 
Gristellaria laerigata D’ORB. SCHICK, Mikr. schwäb. Lias, Württ. Jahresh., S 127, Taf. IV, 5. 

BoRNEMANN S. 42: »Schale eiförmig, nach oben etwas länglich, zusammengedrückt, glatt, an der 
Basis eingerollt mit gewölbtem Rücken, geebneten Seiten. Zehn sehr schmale gebogene Kammern. Nähte 
linear. Vorderseite der letzten Kammer eiförmig länglich. Höhe 0,5 mm.« 

Wenn auch Bornemann zehn Kammern angibt, so möchte ich doch hiezu alle kleinen rotulata- 
ähnlichen Formen rechnen, indem ich Drryer beistimme und sie als Jugendstadien von Oristellaria rotulata 
betrachte; in diesem Fall läßt sich natürlich keine Kammerzahl vorschreiben. 

Fig. 320 hat nur 4 Kammern, die geringste Zahl, die ich gefunden habe. Die andern schwanken 
zwischen 8 und 10, wobei Fig. 317 die Zahl 10 erreicht. Fig. 318 hat einen auffallend breiten Kiel- 
saum, der auf nahe Verwandtschaft mit Fig. 315 hindeutet. 

Bei uns in allen Schichten des Lias; nicht häufig. 

In der Schweiz im Sinemurian. 

In Norddeutschland im mittleren Lias bei Gotha. 

- In Frankreich in den Margaritatusschichten. 
Fig. 317 Länge 0,47 mm Breite 0,33 mm aus 5ib ($ Hüttlingen). 
» 318 >» 0,34 mm » 0,25 mm aus 77e (d Goldbächle). 
» 819 » 021mm » 0,15 mm aus 87b (£ Birkle). 
» 20 » 027mm » 0,18 mm aus 21b (« Hüttlingen). 


Cristellaria cassiana Günsen (Fig. 321 u. 322). 
1869. Cristellaria cassiand GÜMBEL. For. u. Ostr. v. St. Cassian u. Raibl., Jahrb. d. k. k. g. Reichsanst., 19. Bd., H.1, 
SER evmEens: 

GüugEL S. 177: »Oristellaria cassiana stellt eine sehr kleine glatte Form dar, welche gegen den 
Außenrand verschmälert, gegen die Mitte nabelförmig sich verdickt; der Rand ist jedoch nicht schneidig 
scharf, sondern schmal abgerundet; im ganzen kreisrund, erscheint im Umriß an den Nahtenden etwas 
winklig gebrochen; man erkennt zwei Umgänge mit S—9 Kammern auf dem letzten Umgange, deren schief 
nach hinten gebogene Nähte schwach durchscheinen; in der Mitte steht eine Nabelschwiele: die ge- 
strahlte Mündung ist nach vorn und oben gerichtet; der größte Durchmesser beträgt 0,8 mm; die größte 
Dicke 0,06 mm.« 

12 


Palaeontographica. Bd. LV. - 


— 9 — 


Unterscheidet sich von allen übrigen Cristellarien durch eine sehr dicke Schale, die an der Nabel- 
gegend anschwillt, so daß der Abstand von einem Nabel zum andern !/s oder '/s des Durchmessers der 
Scheibe darstellt. Sie ist evolut gebaut. Merkwürdigerweise findet sich diese Form sonst nirgends und 
steht sehr im Widerspruch zu den übrigen zierlichen Cristellarien des Lias. Ich fand sie nur im Lias d 
vom Birkle bei Wasseralfingen; häufig. 

Es ist leicht möglich, daß man es gar nicht mit einer Cristellaria, sondern mit einer Anomalina 
zu tun hat. Da jedoch die Schale zu rauh ist, und kein Exemplar mit einer fremden Substanz angefüllt 
ist, auch nirgends genau zu sehen ist, wo sich die Mündung befindet, so läßt sich nichts sicheres darüber 
sagen, nur die Stellung der Kammerscheidewände deutet darauf hin (s. Anomalina S. 93). 

Fig. 321. Durchmesser 0,41 mm aus 76a (d Birkle). 

Fig. 322 ist dasselbe Exemplar bei auffallendem Lichte aufgenommen. 


Cristellaria bicostata Dercke (Fig. 323— 325). 


1884. Cristellaria bicostata DEECKE. For. Steph. Humphr. im Unterelsass. Abh. z. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothr., 
Bd. IV. H.1. 8.49, Taf. II, 13, 13a. 

Deecke S. 49: »Das Gehäuse ist spiral aufgerollt und nur der letzte Umgang sichtbar. Dasselbe 
hat seine größte Dicke in der Nabelgegend und dacht sich von dort peripherisch nach dem Außenrande 
ab, der einen breiten Kamm trägt. Die deutlich getrennten Kammern reichen ohne Ausnahme bis zum 
Nabel und verdecken diesen durch ihre Kallosität der Suturen, letztere sind als starke Rippen auf der 
Oberfläche markiert, welche an der Innenfläche beginnend, nach dem Außenrande hinübersetzen und bis 
an den Kamm heranreichen. Ein zweites Rippensystem läuft dem äußeren Umriß parallel und gehört 
den Oberflächen der Kammern an. Es findet sich nur um den Nabel und an der Unterseite der sutu- 
ralen Rippen gut entwickelt, so daß diese sekundären Rippen weder die Oberseite der nächst älteren 
suturalen Rippen, noch den Außenrand erreichen. Die Mündung ist end- und außenständig auf einem 
kleinen nach oben und vorn gerichteten Fortsatze der letzten meist glatten Kammer angebracht. « 


Diese Beschreibung bezieht sich auf eine Form aus dem Dogger, die ich im schwäbischen braunen 
Jura ebenfalls gesehen habe. Diese ist etwas schematischer gebaut als die liasische, die Sekundärrippen sind 
viel dieker, viel weniger und verlaufen genau parallel dem Außenrande der Schale, während hier die- 
selben nicht gebogen, sondern bei jeder Ansatzstelle an den Primärrippen deutlich geknickt sind, so 
daß das Ganze einem Spinnengewebe gleicht. Cristellaria bicostata DEEckE findet sich selten nur im 
Lias Z und kann als Vorläuferin der Doggerform betrachtet werden. 

Unter den älteren Namen wären 2 zu nennen: 

1803. Nautilus costatus F. u. M. Test. Mikr. S. 47, Tab. 4, Fig. g, h, i, 
welche 5 Primär- und 9 Secundärrippen hat, und 

1865—66. Oristellaria costata D’ORBIGNY. Brapy, On the Middle a. Upper Lias. Repr. Proc. Arch. 
a. Nat. Hist. Soc. vol. XIII, p. 112, pl. IT 43, 
die nur sehr undeutliche Rippen zeigt, aber aus dem unserem Lias © entsprechenden Upper Cephalopoda 
bed in England stammt. Fig. 324 ist bei durchfallendem Licht aufgenommen, Fig. 323 und 325 bei 
auffallendem, haben jedoch bei durchfallendem Licht dasselbe Aussehen wie Fig. 324 und umgekehrt. 


75 mm Breite 0,37 mm aus 90d (£ Reutlingen). 
7 mm  » 0,41 mm aus 8Sb (£ St. Gotthardt). 
46 mm » 0,51 mm aus 90d (£ Reutlingen). 


4. Unterfamilie: Polymorphininae (Fig. 326—328). 


Kammern spiral oder unregelmäßig um eine lange Achse angeordnet; selten zweireihig alternierend. 


Polymorphina »’OrRsB. Obere Trias, mäßig häufig im Lias, von da bis Jetztzeit. 


Polymorphina bilocularis Tsrguem (Fig. 326—328). 


1864. Polymorphina bilocularis TERQ. Rech. For. Lias IV. Mem., p. 293, pl. XI, 9—32. 
1866. Polymorphina bilocularis TERQ. Rech. For. Lias VI. Mem., p. 523, pl. XXII, 26. 
1875. Polymorphina bilocularis TERQ. Terq. et BERrTH., Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 67, pl. V, 18a—b. 


TERQUEM p. 293: »Coquille lisse ou rugueuse, ovale ou allongee, arrondie ou comprimee, obtuse 
et renflee ou sub-aigu& a ses deux extremites, form6e de deux loges: A. 9—-14, loges regulieres non 


saillantes, sensiblement egales; B. 15—18, loges regulieres, plusou moms egales, saillantes; C. 19—23, 


loges irregulieres, saillantes; D. 24—52, loges irregulieres, &tranglees.« 

Meine Formen gehören zu den einfachsten Terouem’s A. 9—14. Es sind dies die einzigen 
Polymorphinen des schwäbischen Lias, die bisher gefunden wurden. Sie stammen aus Lias d und sind 
ziemlich selten. 

In Frankreich sind die Polymorphinen schon in der Planorbis-Zone sehr häufig und werden im 
mittleren Lias seltener. 

Fig. 326 Länge 0,72 mm Breite 0,26 mm aus 79a (d Filsbett). 
» 927 » 082 mm » 0,28 mm aus 80a (d Reutlingen). 
» 828 » 0,85 mm » 0,29 mm aus 80a (d Reutlingen). 

»Die Polymorphinen und Cristellarien treten schon in der oberen Trias auf und lassen sich hier 
in ungezwungendster Weise an eine ganz andere Formengattung, nämlich an die bereits im Perm auf- 
tretenden, vielleicht aber schon im Carbon vorhandenen Nodosarien anschließen« (Ruunsrter, Üb. d. phyll. 
abfall. Schalenont. d. For. S. 173). 


Webbina »’Orsıcnv (Fig. 329—330). 
1846. Webbina D’OrB. For. foss. bass. tert. Vienne, S. 73: 


»Tatsächlich ist es, sozusagen eine Nodosaria, die gepreßt worden ist, und sich von der einen 
Seite abgeflacht hat, auf der andern aber konvex geblieben ist, während die Öffnung sich um- 
gewandt hatte, um oben zu sein. Um einen andern Vergleich aufzustellen, ist es einigermaßen eine der 
Länge nach durchschnittene, und so auf verschiedene Körper angelegte Nodosaria.« 

Durch die ungenügende Trennung der Placopsilinen von den Webbinen durch »locules plemes« 
und »locules vides« von D’ORBIGNY kommt TerouEm zu folgender Einteilung: Placopsilina gehören alle dem 
Lias, Webbina der Oolithformation an. Auch diese Trennung hat sich als ungenügend erwiesen und 
man läßt am besten die Placopsilinen ganz fallen. 


Webbina irregularis n’Örsıcny (Fig. 329). 
1865—66. Webbina irregularis D’OrB. BrApy, On the Middle a. Upper Lias. Repr. Proc. Arch. a. Nat. Hist. Soc., 
vol. XIII, p. 105, pl. I, 2. 

Brapy p. 105: »Shell adherent, moniliform, chambers oval, connected by stoloniferous tubes of 
variable lensth.« 

Die Abbildungen stimmen überein. Es ist dies die einzige festsitzende Foraminifere, die ich im 
schwäbischen Lias finden konnte; ob die Kammern vollständig oval sind oder ob ihre Anwachsseite eine 
ebene Fläche ist, läßt sich an dem einzigen Exemplar nicht feststellen. Es stammt aus dem Psilono- 
tenton von Nürtingen, das englische aus dem »Upper Gephalopoda Bed« (£). 

Fig. 329 Länge 0,66 mm Breite 0,57 mm aus 16b (« Nürtingen). 


Webbina gracilis Trrourm (Fig. 330). 

1866. Placopsilina gracilis TERQ. Rech. For. Lias V. Mem,, p- 419, pl. XV, 21a—d. 

1875. Placopsilina gracilis TERQ. TERQ. et BERTH., Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 34, pl. II, 24. 

TerovEm p. 419: »Coquille allongee, lisse, irregulierement pliee, formee de 5 a 9 loges, plus ou 
moins irr&gulieres, droites ou obliquement soudees les unes aux autres, entierement fermees ou communi- 
quant entre elles par le prolongement, la plupart ovales ou arrondies, renfl&es et munies d’un court 
prolongement.« 

Bei meiner Figur sind die Kammern in gerader Linie angeordnet, bei Terouem’s Abbildungen 
sind sie nach allen Richtungen hin gebogen. Dies einzige Exemplar stammt aus dem Capricornerlager 
von Ofterdingen. 

In Frankreich im lias inferieur, assise ä Bel. acutus; fort rare, 

im lias moyen, assise ä Am. Davoei; assez commun.« 
im lias superieur; assez rare. In den Margaritatusschichten. 
Fig. 330 Länge 0,539 mm Breite 0,11 mm aus 53a (# Ofterdingen). 
Webbinen sind erst seit dem Lias bekannt. 


X. Familie: Rotalidae. 


»Schale stets kalkig porös; frei oder festgewachsen, spiral entweder so aufgewunden, daß alle 
Kammern auf der oberen Fläche sichtbar sind, auf der unteren Schalenfläche (wo die Öffnung liegt) aber 
bloß die Kammern des letzten Umganges, oder so, daß auf beiden Seiten nur der letzte Umgang sichtbar 
ist. Manchmal die Dorsaltläche, manchmal die Ventralfläche mehr konvex. Schale namentlich bei auf- 
gewachsenen Formen oft unregelmäßig, bei den höheren involuten Formen mit Kanalsystem.« 


1. Unterfamilie: Rotalinae (Fig. 331—332). 


Anomalma »’Ore. Ann. sc. nat. 1826. Tome VII, p. 282: 
»La m&me forme a tous les äges; ouverture laterale en fente, plac&e contre l’avant-dernier tour 
de spire; test bombe.« 


Anomalina v’OÖrsıexy (Fig. 331 u. 332). 


1826. Anomalina D’OrRB. Tabl. meth. el. Ceph. Ann. se. nat. Tome VII, p. 282. 

1844. Rosalina D’ORBIGNY. REUSS, geogn. Skizzen aus Böhmen, Bd. II, S. 214. 

1845. Rosalina D’ORBIGNY. Reuss, Verst. böhm. Kreide, S. 36, Taf. VIII, 53 u. XIII, 66. 

1874. Planorbulina Reuss. GeImnıtz, das Elbtalgeb. in Sachsen, Paläont. XX, 11. Teil, S. 114, Taf. XXIII, 9—11. 


1884. Anomalina D’ORB. BRADY, Challenger, p. 672- 
1092. Anomalina ammonoides REUSS. CHAPMAN, The Foraminifera, p. 33, Fig. 19a, b. 


CmapmAan gibt für Anomalina ammonoides Rruss nebenstehende Abbildungen. 

Fig. 19b ist ein Steinkern, der mit unseren Steinkernen eine solche Ähnlichkeit hat, daß niemand 
an der Gattung zweifeln wird. Es läßt sich nur folgendes feststellen: Wir haben eine Anomalina vor 
uns, welche eine nähere Artbestimmung nicht zuläßt, aber der Anomalina ammonoides Rruss 1845 
böhm. Kreide S. 36, Taf. VIII 53 und XIII 66 sehr ähnlich sieht. Sie würde den Namen Anomalina 
liasica verdienen. Hauptmerkmale sind: Die Mündung liegt nicht 
wie bei den Cristellarien auf der Außenseite, sondern auf der 
Innenseite, ebenso der ganze Protoplasmakanal. Wenn also 
schon im Lias « eine Anomalina vorkommt, die nach der seit- 
herigen Ansicht erst in der Kreide erscheint, so ist wohl an- 
zunehmen, daß meine Cristellaria cassiana GümBEL (Fig. 321 u. 322) 
aus Lias d auch eine solche ist. 

Fig. 331 Durchmesser 0,24 mm aus 21b (« Hüttlingen Oolith). 
Anomalina ammonoides 


Anomalina ammonoides » 332 0.36 ‚96 a Oysık 
352 » 36 mm aus 26 («a Trossingen Oolith). ie > 
Reuss (CHapman 19a). i =) Reuss (CHAPnman 19b). 


Fig. 333—337. Unbestimmbares. 

Diese Formen stellen teilweise Foraminiferen dar, doch habe ich jede nur einmal gefunden und 
zweifle sehr an ihrer normalen Ausbildung. Ist Fig. 333 wirklich normal, so stellt sie das biforme Mittel- 
glied dar zwischen Nodosarıa und Vaginulina. 

Fig. 333 Länge 0,49 mm Breite 0,09 mm aus 15 (a Birkengehren). 

Fig. 334 ist eine Dentalina, welche der Länge nach in zwei Teile gespalten erscheint, von denen 
der eine zopfartig um den andern sich schlinst. 

Fig. 334 Länge 0,42 mm Breite 0,09 mm aus 4b (« Alfdorf). 

Fig. 335 gehört wohl zu den Webbinen, denn mit Glandulina hat sie zu wenig Ähnlichkeit, wenn 
auch die Kammeranordnung passen würde. 

Fig. 335 Länge 0,99 mm Breite 0,18 mm aus 74e (y Trossingen). 

Fig. 336 ließe sich für Storthosphaera albida Scmunze 1873. Jahresh. Com. Unters. d. Meere aus- 
geben. Jene haben aber einen Durchmesser von 3 mm, während diese nur 0,23 hat. Sie ist im Lias © 
ziemlich häufig, wird aber wohl eine anorganische Bildung sein. 

Fig. 337 habe ich 2mal gefunden in 60b (# Ofterdingen) und 81a (d Erzingen). Ob es eine 
Forammmifere ist, läßt sich nicht erkennen, da eine undurchsichtige Masse, ähnlich wie bei Astrorhiza, das 
Ganze als Mantel umkleidet. Oben sieht eine Spitze heraus, die kalkig ist und mit einer Mündung ver- 
glichen werden kann. 

Fig. 337 Länge 1,08 mm Breite 0,39 mm aus 60b (ß Ofterdingen). 


— 94 — 


Ostracoden des Lias (Fig. 333 — 345). 

Im ganzen Lias sind die Ostracoden stetige Begleiter der Foraminiferen und übertreffen in 
manchen Schichten die letzteren an Zahl. Artenreich sind sie keineswegs. Nur im luaas d kommen 
einige Arten vor und im Lias &. Da ich nirgends Zähnchen am Schloßrand entdecken konnte, habe ich 
alle zu den Bairdien gerechnet. 


Bairdia amalthei (Jurnsreor (Fig. 338). 


1858. Ben al QUENSTEDT. Jura S. 200, tab. 24, Fig. 37a. 
1876. Bairdia liassica BRoDIE sp. TATE a. BLake. The Yorkshire Lias, p. 430, pl. XVII, 1. 


Dies ist die eimfachste Bairdie des Lias, hat eine vollständig glatte Schale, keine Lippen und 
kommt in allen Schichten, besonders im Angulaten- und Amaltheenhorizont, häufig vor. Sie würde 
darum den Namen liassica, den ihr Tarz a. Braxre gaben, mit Recht verdienen, doch ist der (JuEn- 
srepr’sche Name viel älter und hat sich bei uns schon eingebürgert. 

In England: Zones of Am. planorbis, angulatus Bucklandi, capricornus und annulatus. 

Fig. 3338 Länge 0,49 mm Breite 0,23 mm aus 31 b (« Trossingen). 


Bairdia cassiana Reuss (Fig. 339). 


1868. Cythere cassiana Reuss. Pal. Beitr. Sitzber. Akad. Wiss. math.-nat. Cl., S. 108, Bd. 57. 
1869. Bairdia cassiana REUSS. GÜMBEL, For. u. Ostr. v. St. Cassian u. Raibl., Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., Bd. XIX, 
SE, I 1, IC), 


Reuss S. 108: »Die Klappen sind schiefeiförmig, vorne breit und etwas schief gerundet, hinten 
zugespitzt und in einen kurzen dreieckigen Lappen auslaufend. Der Bauchrand ist sehr wenig bogen- 
förmig, fast gerade; der Rückenrand dagegen bildet einen starken Bogen. Beide Enden sind zusammen- 
gedrückt. Der Rücken erhebt sich fast gleichförmig zur mäßigen Wölbung, die auf der Bauchseite nur 
wenig rascher abfällt, als gegen die Rückenseite. Die Schalenoberfläche erscheint bei stärkerer Ver- 
größerung rauh. Andere Skulpturverzierungen konnte ich nicht entdecken.« 

Meine Formen sind den Abbildungen von Dairdia cassiana bei GümBEL sehr ähnlich. Im Lias ist 
sie nicht häufig. 

Fig. 339 Länge 0,77 mm Breite 0,39 mm aus 56b ($% Trinkbach). 2 


Bairdia translucens Tate a. Brake (Fig. 340). 

1876. Cythere translucens TATE a. BLAKE. The Yorkshire Lias, p. 432, pl. XVII, 10. 

Tate a. BLaRe p. 432: »Carapace tumid, but slightly compressed, with flattened ventral surface; 
posterior end pinched; anterior larger, with an expanded border, except on the ventral side; ornament, 
a tangled network of ridges, most constant loneitudinally, standing up much more than in the last 
species (Oythere Moorei Jones) which forms the most marked difference between them. 

The shell are beautifully translucent, and show the little structural tubes very well. The inner 
dorsal edge shows the long crenulated bar of the genus. The figure is wrong.« 

Meine Abbildung stimmt mit der von Tıre a. Brare überein, allerdings nur der Form nach, 


Verzierungen zeigt sie keine, sondern besitzt eine glatte Schale. Ich fand sie nur im Lias £; selten. 


In England: Zones of Am. Bucklandi (4 exs.) u. Am. o.cynotus. 
Fig. 340 Länge 0,66 mm Breite 0,34 mm aus 90c (£ Reutlingen). 


Bairdia dentata sp. n. (Fig. 341 u. 342). 


Sehr dicke und große Schale, 'eiförmig, überall gleichmäßig gewölbt, deutliche Lippen, an welchen 
vorn und hinten eine Reihe kleiner Zähnchen sitzen von unbestimmter Zahl. Hie und da sind es 2 Reihen 
Zähne übereinander, die eine da wo der Rand anfängt, die andere am Rande selbst, als ob die Schale 
nachträglich vergrößert worden wäre. Bei Fig. 342 ist einer dieser Zähne besonders groß ausgebildet, 
ohne daß die übrigen etwa fehlen, aber etwas kleiner sind sie geworden. 

Bis jetzt nur im Lias ö gefunden; selten. 

Fig. 341 Länge 0,32 mm Breite 0,57 mm aus Si b (£ Erzingen). 
» 842 » 0,77 mm » 0,56 mm aus 79a (d Felsbett). 


Bairdia Moorei Jones (Fig. 343 u. 344). 

1872. Cythere Moorei JonES. Biv. Entom. Lias, Quart. Journ., vol. XXVIII, p. 146. 

1876. Cythere Moorei JONES. TATE a. BLAKE, The Yorkshire Lias, p. 432, pl. XVII, 9. 

Jones p. 146: »Carapace tumid; egg-shaped, with terminal lips and flattened ventral surface; 
somewhat like a peach-stone in shape and ornament. Surface of the valves reticulate; the mashes rather 
coarse on the middle, but having a tendency to become longitudinal and parallel on the sides and towards 
the extremities. « 

Fig. 343 ist aus dem unteren Lias, hat eine viel feinere Skulptur, aber die übrigen Merkmale 
stimmen. Ich stelle sie auch deshalb hieher, weil es das einzige Exemplar ist. Fig. 344 ist im Lias & 
sehr häufig. Die Schale ist nicht einfach eiförmig, sondern endigt vom Rand her flach beginnend in 
einem tiefen Wirbel in der Nähe des Ligaments. Es ist dies die zierlichste Form im Luas. 

Fig. 343 Länge 0,52 mm Breite 0,28 mm aus 24c (« Vaihingen a. F.). 
» 344» 0,62 mm  » 0,36 mm aus S9e (£ Holzmaden). 


Bairdia rostrata sp. n. (Fig. 345). 


Sehr einfache Schale, glatte Oberfläche, eirund mit einem spitzigen Schnabel versehen, Lippe 
nicht vorhanden, oder nur angedeutet. Hat einige Ähnlichkeit mit: 
1876. Bairdia lacryma Tate a. Bra&e, The Yorkshire Lias p. 431, pl. XVIIL3, die mehr flaschen- 
förmig aussieht. Ich habe sie nur im Lias d gefunden, wo sie selten ist. 
Fig. 345 Länge 0,64 mm Breite 0,353 mm aus SOb (d Reutlingen). 


Kalkkörper in der Haut von Seewalzen. 


Uncinulina polymorpha Trroueu (Fig. 346 —362). 


Fig. 346. 1858. Uncinulina polymorpha TERQ. Rech. For. Lias I. M&m., p. 433, pl. II, Ta—k. 

„ 361, 362. 1865. Chiridota Sieboldi (Hautskelett) Schwager. Württ. Jahresh., S. 144, Taf. VII, 29. 

„ 361, 362. 1869. Synapta-ähnliehe Körper GÜmßer. For. u. Ostr. v. St. Cassian u. Raibl. Jahrb. k. k. g. Reichsanst., 
Bd. 19, H.1, S. 179, Taf. V, 11—13. 

„ 361, 362. 1871—73. Spieules d’Astrophyton (Echinodermes). TERQ. et Jourpy, Monogr. d. l’&tage Bath. Mem. s. 
g. Fr., II. ser., IX. t., p. 145, pl. XV, 12—14. 

„ 346, 361, 362. 1875. Spicules de tube ambulacraire de Radiaires, TERQ. et BERTH. Et. mier. Mem. s. g. Fr., p. 109, 
pl. IX, 9, 10. 


Fig. 346. 1876. Holothuroid spines TATE a. BLAKE. 


” 


” 


358—360. 1876. Orinoid segment 'TATE a. BLAKE. 
346— 353. 1904. cf. Chiridota japenica (Seewalzen) oder Myxilla und Syculmis (Kalkschwämme) Hucke, Gault in 
Bartin. Neues Jahrb., Bd. 56, H. IV, S. 165, Taf. XXIII, 6. 


Bronn’s Klassen und Ordnungen 1889—92 Il. Bd., 3. Abt., S. 96: »Kalkkörper der Haut von 
Seewalzen: Die charakteristischen Gestalten der Kalkkörper sind Anker und Rädchen, jene in Verbindung 
mit Ankerplatten, diese häufig in Gesellschaft gekrümmter Stäbchen, jene der Gattung Synapta, diese 


besonders der Gattung Chiridota eigentümlich.« 


Es hat den Anschein, als ob die Ankerplatten (Fig. 358—360) sich aus den ganz einfachen 


Formen (Fig. 346) entwickelt hätten. 
Bei uns in allen Schichten des 
Fig. 346 Länge 0,56 


1865. 
1866. 
1869. 


1870. 
1875. 


» 8347 
» 348 
» 349 
» 350 
» 351 
» 852 
» 858 
» 854 
» 355 
» 356 
» 8357 
» 858 
» 859 
» 360 
» 361 
» 362 


0,61 
0,62 
0,46 
0,4 
0,54 
0,4 
0,52 
0,59 
0,57 
0,39 
0,4 
0,36 
0,37 
0,59 
0,74 
0,23 


Kalkrädchen (Fig. 363—365). 


mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 
mm 


Kalkrädehen von Chiridot«a SCHWAGER. 


Chiridota vetusta SCHWAGER. 
Kalkrädchen von Holothurien GÜMBEL. 


I6 — 


The Yorkshire Lias, p. 143, pl. XVII, 43. 


Lias; nicht selten: 


69 e (y Dewangen). 


58b (% Ofterdingen). 


69 ce (y Dewangen). 
16c (a Nürtingen). 


55b (B Ofterdingen). 


74d (y Trossingen). 
24d (« Vaihingen a. F.). 


586 (ß Ofterdingen). 
58c (# Ofterdingen). 
5Sb (# Ofterdingen). 


aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

aus 

Breite 0,13 
» 0,14 
0 ke) 
» 0,24 
» 0,31 


mm 
mm 
mm 
mm 
mm 


aus 
aus 
aus 
aus 
aus 


The Yorkshire Lias, p. 448, pl. XVII, 45. 


16 (« Nürtingen). 


24d (« Vaihingen a. F.). 


16 c (« Nürtingen). 


24d (a Vaihingen a. F.). 


18 


24c (« Vaihingen). 


53a (# Ofterdingen). 


(« Täbingen). 


Württ. Jahresh., S. 144, Taf. VII, 26. 
Waagen Zone Am. transversar., S. 297, No. 115, Fig. 3. 


For. u. Ostr. v. St. Cassian u. Raibl., Jahrb. d. k. k. g. Reichsanst. 


Wien, Bd. 19, H. 1, 8. 178, Taf. V, 21, 22. 


Kalkrädchen von Chiridota vetusta K. u. Z. For. schweiz. Jura, S. 11, Taf. I, 12 (Jurensismergel). 


Chiridota violacea TERQ. et BERTH. Ft. mier. M&m. s. g. Er., p. 112, pl. X, 1. 
Hemisphaeranthos florida TERQ. et Beru. Ft. mier. M&m. s. g. Fr., p. 114, pl. X, 2—11. 


Hemisphaeranthos costifera TERQ. et BERTH. 


Bronx (Echinodermen 1889 —92 II. Bd., 3. Abt.) S.39 und 40: »Die häufigste Form der rädchen- 
ähnlichen Kalkkörper ist das mit 6 Speichen versehene Rädchen, wie es für die Gattung Chiridota charak- 
teristisch ist. — Um aber auf die Rädchen zurückzukommen, so wird von der Sechszahl der Speichen 
in der Gattung Chiridota nur ausnahmsweise abgewichen, indem 7- oder selbst 9speichige Rädchen mit- 


Et. mier. M6m. s. g. Fr., p. 115, pl. X, 12—16. 


one 


unter zwischen den regelmäßig 6speichigen angetroffen werden. Dagegen sind Rädchen mit einer größeren 
Anzahl von Speichen den Gattungen Trochoderma, Acanthotrochus und Myriotrochus eigen; bei Acantho- 
trochus zählt man S—11, bei Trochoderma 10—16, bei Myriotrochus 15—24 (in der Regel 19) Speichen. 
— Ähnliche Rädchen, wie wir sie soeben bei den Gattungen Chiridota, Trochoderma, Acanthotrochus und 
Myriotrochus kennen gelernt haben, finden sich bemerkenswerterweise auch bei der Gattung Synapta, 
jedoch nur bei der als Auricularia bezeichneten Larvenform. Die Aurieularia-Rädchen besitzen bei Synapta 
digitata ungefähr 12—16 Speichen und einen glatten Radkranz.« 
Ich fand Kalkrädchen nur im Lias 8 und £; selten. 
Fig. 363 Durchmesser 0,17 mm aus 55b (# Ofterdingen) 12 Speichen. 
» 364 > 0,16 mm aus 87b (£ Birkle) 7 Speichen. 
» 365 > 0,14 mm aus 58b (# Ofterdingen) 14 Speichen. 
Aus diesen Speichenangaben allein läßt sich keine fossile Art bestimmen. 
Fig. 366—387. 
Fig. 366 halte ich für den Haken eines Tentakels von Ammoniten, er stammt aus dem Arietenton 
von Vaihingen a. F. (3Sb). 
Fig. 367 u. 368 sind wohl Hautskelettteile, beide sind aus 8 von Ofterdingen (58 ec). 
Fig. 369 
voraussetzen und ohne Vergleichsmaterial nicht bestimmt werden können. Interessant ist, daß Fig. 383 


373, 379—387 sind unbestimmbare Reste von Echinodermen, die große Spezialkenntnisse 


und 384 (von vorn und von hinten) aus dem Psilonotenhorizont immer feiner und zierlicher werden und 
schließlich im Lias © die Form, wie sie Fig. 385 zeigt, erreicht. Überall ziemlich häufig. 

Fig. 374—378 stellen Spongiennadeln dar, die im ganzen Lias zu finden sind, allerdings ziem- 
lich selten. 


Palaeontographica. Bd. LV. 13 


1846. 
1849. 


1850. 
1852. 


1853. 


1854. 


1855. 
1855. 


Benützte Literatur zu Teil Il. 


Fraas, O., Die Tone des unteren Lias. Württ. Jahreshefte Bd. II, S. 202—211. 

Fraas, O., Versuch einer Vergleichung des schwäbischen Jura mit dem französischen und englischen. 
Württ. Jahreshefte Bd. V, S. 1-57. 

FABER, Geognostische Umgebung Gmünds. Württ. Jahreshefte Bd. VI, S. 129. 

FABer, Mittlerer schwarzer Jura oder der Nummismalismergel von Gmünd. Württ. Jahreshefte 
Bd. VII, S. 59. 

STROMBECK, Der obere Lias und braune Jura von Braunschweig. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. V, 
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Oprer, Der mittlere Lias Schwabens. Württ. Jahreshefte Bd. X, S. 39—136. 

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Verh. d. kgl. preuß. Akad. d. Wiss. Berlin. 


1856—58. Oprer. Die Juraformation Englands, Frankreichs u. d. südwestlichen Deutschlands. Sep.-Abdr. 


1857. 
1859. 
1861. 
1863. 


1864. 
1864. 
1864. 
1864. 
1868. 
1868. 
1871. 
1872. 
1574. 


1576. 
1880. 


1882. 


Württ. Jahreshefte Bd. XII—XIV. 

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GünsEL, Geologie von Bayern Bd. II. 

GünseL, Bayrisches Alpengebirge I. 

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Brauns, Der untere Jura im nordwestl. Deutschland. Braunschweig. 

FritzGÄrTNER, Die Pentaeriniten- u. Ölschieferzone d. Lias « bei Dußlingen. Inaug.-Dissert. Tübingen. 

Hanter, Über das Auftreten und die Verbreitung des Eisensteins in den Juraablagerungen Deutsch- 
lands. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXVI, S. 59— 118. 

WURSTEMBERGER, Über Lias &. Inaug.-Diss. Tübingen. 

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S. 177— 266. 

Wähner, Beitr. z. Kenntnis der tieferen Zonen des unteren Lias in den nordöstl. Alpen. Sep.-Abdr. 
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1882—86. (JUENSTEDT, Die Ammoniten des schwäbischen Jura. 


1855. 


(JuEnsTEDT, Handbuch der Petrefaktenkunde, III. Aufl. 


1885. 
1886. 


1886. 
1886. 
1886. 
1887. 


1891. 
1893. 


1893. 


1893. 


1894. 
1895. 


189. 
1896. 
1897. 
1898. 
1899. 
1899. 
1900. 
1900. 


1901. 
1901. 


1901. 


1902. 


gg 


SCHLICHTER, Über Lias 8. Württ. Jahreshefte Bd. XLI, S. 78. 

Wänner, Zur heteropischen Differenzierung des alpinen Lias. Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt 
Wien, H. 7, S. 168 und H. S, S. 190. 

Wikter, Neue Nachweise über den unteren Lias in den bayerischen Alpen. Neues Jahrb. f. Min. 
Bad. I, S. 1—34. 

SCHLICHTER, Das Capricornerlager im unteren Lias 8. Württ. Jahreshefte Bd. XLII, S. 82. 

Fraas, O., Der untere Lias der Ellwanger Gegend. Württ. Jahreshefte Bd. XLII, S. 51. 

EnGeEL, Der mittlere Lias im Filsbett bei Eislingen. Württ. Jahreshefte Bd. XLII, S. 49. 

GünmgeEr, Geognost. Beschreibung der fränk. Alb (Frankenjura). Abt. IV. 

ScHaLcH, Die geologischen Verhältnisse der Bahnstrecke Weizen—Immendingen mit besonderer 
Berücksichtigung der zwischen Fützen und Zollhaus entstandenen Braunjuraaufschlüsse. Mitt. 
d. bad. geol. Landesanstalt Bd. II, H. 2, S. 137— 230. 

WALTHER, Eimleitung in die Geologie als historische Wissenschaft Bd. I—III. 

Pompecrj, Palaeontologische Beziehungen zwischen den untersten Liaszonen der Alpen u. Schwabens. 
Württ. Jahreshefte Bd. 49, S. XLI. 

Enger, Die Ammonitenbreceie von Lias £ bei Bad Boll. Württ. Jahreshefte Bd. 50, S. LI. 

Scharen, Über einen neuen Aufschluß in den untersten Schichten des Lias bei Beggingen, Kanton 
Schaffhausen. Mitt. d. bad. geol. Landesanstalt III, H. 2, S. 253-—258. 

NEumaYR, Erdgeschichte Bd. I u. Il. 

Enger, Geognostischer Wegweiser durch Württemberg. 

StugEr, Die obere Abteilung des unteren Lias in Deutsch-Lothringen. Abh. z. geol. Spezialkarte 
v. Els.-Lothr. Bd. V. 

ZWIESELE, Der Amaltheenton bei Reutlingen. Inaug.-Diss. Bern. 

ZWIESELE, Ein neuer Lias-d-Aufschluß. Mitt. d. naturw. Vereins Reutlingen. 

FraAs, E., Die Bildung der germanischen Trias. Eine petrogenetische Studie. Württ. Jahreshefte 
Bd. 55, S. 36—100. 

ScHharcHn, Über einen neuen Aufschluß an der Keuper-Liasgrenze hei Ewattingen a. d. Wutach. 
Mitt. d. bad. geol. Landesanst., IV. Bd., H. I, S. 49—60. 

Enger, Zwei wiedereröffnete Fundplätze der schwäbischen Trias-Lias-Lias- Formation. Württ. 
Jahreshefte, Bd. 56, S. 238 — 244. 

Fraas, E., Entstehungszeit des Lias e in Schwaben. Württ. Jahresh., Bd. 57, J. LXVI. 

WAIDELICH, Einiges über die Keuper-Liasgrenze in der Balinger Gegend. Württ. Jahreshefte, 
Bd. 57, 8. 347-350. 

PowmrEckj, Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Regenstauf (Sond.-Abdr. d. geogn. 
Jahresh., Jahrgang XIV). 

LörcHEr, Beitrag z. Kenntnis des Räts in Schwaben. Württ. Jahresh., Bd. 58, S. 147—178. 

Begleitworte zu Atlasblatt: Bopfingen und Ellenberg, Ellwangen, Aalen, Gmünd, Göppingen, 
Kirchheim, Waiblingen, Stuttgart, Böblingen, Tübingen, Balimgen und Ebingen, Tuttlingen, 
Schwenningen. 


1788. 
1791. 
1803. 
1803. 
1804. 


1808. 
1822. 
1826. 


1832. 
1839. 


1840. 


1840. 
1841. 
1845. 
1846. 
1846. 


1848. 
1848. 


Benützte Literatur zu Teil 1. 


Linxt, Systema Naturae, ed. Gmelin, Tome I, Pars VI, Zoologia. 

Barscn; 6 Kupfertafeln mit Conchylien des Seesandes, Jena. 

Fıchter und Morr, Testacea mieroscopica aliaque minuta ex generibus Argonauta et Nautilus. 

Montacu, Testacea Britannica or Natural History of British Shells. 

1806. Lamarck, Suite des m&moires sur les fossiles des environs de Paris, Annales du Museum 
d’histoire naturelle, Tome V (1804) und Tome VIII (1806). 

MonTEorT, Conchyliologie syst&matique Tome 1. 

LAmARcK, Histoire naturelle des anımaux sans vertebres Tome VII. 

p’Orgıcny, Tableau methodique de la classe des C&phalopodes, Annales des sciences naturelles 
Tome VII mit Atlas, pl. 10—17. 

Lamarck, Eneyclopedie methodique »Histoire naturelle des vers«, Tome III. = 

p’Orgıcny, Foraminiferes, Histoire physique, politique et naturelle de l'ile de Cuba par Ramon de 
la Sacra. 

D’OrBIGNY, M&moires sur les Foraminiferes de la craie blanche du bassin de Paris. Mem. soc. 
g6ol. France, I. ser., tome IV. 

u. 1844. Reuss, Geognostische Skizzen aus Böhmen, Bd. I u. Il. 

Römer, Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges. 

Reuss, Versteinerungen der böhmischen Kreide, Stuttgart. 

D’Oxsıcny, Foraminiferes fossiles du bassin tertiaire de Vienne. 

STRICKLAND, On two Species of mikroskopie Shells fourd in. the Lias. Ouart. Journ. of the e£ol. 
Soc. of London, vol. II, p. 30. 

CoRNUEL, Description des nouveaux fossiles mieroscopiques, M&m. soc. g&ol. France, I. ser., tome III. 

Wirrıamson, On the recent British species of the genus Lagena, Annals a. "las. nat. ie vol. I, 

IL, p. 1—20. 


1819-50. ı D ne ‚ Prodröme de Pal&ontologie stratigraphique universelle des animaux mollusques et 


1851. 


1851. 


1851. 


Rayonnes. 
Koch, Über einige neue Versteinerungen aus dem Hilston vom Elligser Brink und von Hottensen 
im Braunschweigischen. Palaeontographica, Bd. I, S. 169. 
Reuss, Über die fossilen a und Entomostraceen der “ Saplaiılariane der Umgegend von 
Berlin. Zeitschr. d. , res, IBGk U, DS 48), 
Merian, Über die en der Gegend von Basel. Ber. üb. d. Verh. d. naturf. Ges. in 
Basel, Bd. 9. : 


3. Bropır, Remarks on the Lias at Fretherne near Newnham a. Purton near Sharpness with an 


account of some new foraminifera discovered there. Annals a. Mag. nat. hist., vol. 12, ser. II, p. 272. 


. BornEmann, Über die Liasformation in der Umgegend von Göttingen, Inaug.-Diss., Berlin, 
. Schurrze, Max, Sıcm. Über den Organismus der Polytholamien, 


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1858—66. Terau:n, Recherches sur les Foraminiferes du Lias Mem. I—VI. (Zitiert wurde nach einem 
Sep.-Abdr. mit eigener Paginierung.) 

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1860. Reuss, Die Foraminiferen der westphälischen Kreideformation. Sitzber. d. Ak. d. Wiss. math.- 
naturw. Classe, Bd. 40. 

1861. Reuss, Entwurf einer systematischen Zusammenstellung der Foraminiferen. — Palaeont. Beitr. — 
Sitzber. d. Ak. d. Wiss., Bd. 44. 

1862. Reuss, Die Foraminiferenfamilie der Lageniden. Sitzber. d. Akad. d. Wiss., Bd. 46. 

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1864. Günser, Die geognost. Verhältnisse der fränk. Alb (Aus Bavaria, III. Bd., IX. Buch). 

1864. QUENSTEDT, geologische Ausflüge. 

1865. Parker, Jones a. Brapy, On the Nomenclature of the Foraminifera. Annals a. Mag. nat. hist., 
vol. XVI, p. 15-40. 

1865. SchwaGer, Beitr. z. Kenntnis der mikroskopischen Reste jurassischer Schichten. Württ. Jahreshefte. 

1865 66. Moore, On the Middle and Upper Lias of the South West of England. Brapy, Foraminifera. 
Reprinted from the Proceedings of the Somersetshire Archaeological a. Natural History 
Society, vol. XIII. 

1866. Waacen, Über die Zone des Amm. transversarius von Oppel. 

1866. Küsrer und Zwincrı, Mikroskopische Bilder aus der Urwelt der Schweiz, II. Heft der mikroskop. 
Mitteilungen, Neujahrsblatt der Bürgerbibliothek in Winterthur. 

1866. Reuss, Die Foraminiferen, Anthozoen und Bryozoen des deutschen Septarientons. Denkschr. d. 
Akad. d. Wiss. 

1867-83. TERQUEM, Recherches sur les foraminiferes du systeme oolithique, 1.—V. Mem. 

1868. Reuss, Palaeontologische Beiträge, Sitzber. d. Akad. d. Wiss. math.-naturw. Classe, Bd. 57, S. 79. 

1869. Güuser, Über Foraminiferen, Ostracoden und mikroskopische Tierreste in den St. Cassianer und 
Raibler Schichten. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst., Bd. 19, H. 1, S. 175 —186. 

1870. KüsLer und Zwiscuı, Die Foraminiferen des schweiz. Jura. 

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Soc., vol. XXI, p. 146. 

1872. SıLvesırı, Saggio di studi sulla fauna microscopica fossile appartenente al terreno subapennino 
italiano. Atti dell’ Accademia Gioenia di seienze naturali di Catania, serie III, tomo VII. 

1873. ScHuLzE, Jahresbericht der Kommission z. wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere 
in Kiel für 1872—73. Rhizopoden. 

1874. BorNEMmANN, Über die Foraminiferengattung Involutina, Zeitschr. d. d. geol. Ges., Bd. 26, S. 725. 

1874. Jones, On some recent forms of Lagenae from Deep-sea Soundings in the Java Seas. The 
Tranaetions of the Linnean Society of London, vol. XXX, p. I, S. 45—69. 


1876. 
1576. 


— 102 


4. Geintrz, Das Elbtalgebirge ın Sachsen, Palaeontographica, Bd. XX, S. 73—127. 
75. TERQUEM et BERTHELIN, Etude miceroscopique des marnes du Lias moyen d’Essey-les-Nancy, Mem. 


soc. geol. France, Il. ser., tome X. 
Tate a. Brake, The Yorkshire Lias. 
Brapy, A monograph of carboniferous and Permian Foraminifera, Pal. Soc., vol. XXX, p. 1. 


1776—80, Zrrrer, Handbuch der Palaeontologie, Bd. I, Abt. I, Protozoa. 


1879. 
1880. 


BerrueLın, Foraminiferes du Lias moyen de la Vendee, Extrait de la Rev. et Mag. de Zoologie. 
STEINMANN, Mikroskopische Tierreste aus dem deutschen Kohlenkalk. Zeitschr. d. d. geol. Ges., S. 394. 


1850—82. Bürschtı, Broxn’s Klassen und Ordnungen, Bd. I. Protozoa. 


1881. 
1882. 
1883. 
1884. 
1884. 
1885. 
1886. 
1887. 
1857. 
1887. 


1888. 


1889. 


Häuster, Untersuchungan über die mikroskopischen Strukturverhältnisse der Aargauer Jurakalke 
mit besonderer Berücksichtigung der Foraminiferenfauna, Inaug.-Diss., Zürich. 

Dunıkowskt, Die Spongien, Radiolarien und Foraminiferen der unterliasischen Schichten des Schaf- 
berges bei Salzburg. Denkschr. d. Akad. d. Wiss., Bd. 45, Wien. 

Häuster, Die Astrorhiziden und Lituoliden der Bimammatuszone, Neues Jahrb. f. Min., S. 57. 

Brapy, The Voyage of Challenger, Zoology, vol. IX. 

DeEcke, Die Foraminiferenfauna der Zone des Stephanoceras Humphriesianum im Unterelsaß. 
Abh. z. geol. Spez.-Karte v. Elsaß-Lothringen, IV, 1. 

Rüst, Beiträge z. Kenntnis der fossilen Radiolarien aus Gesteinen des Jura. Palaeontographica XXXI, 
Ss. 269—322. 

Bursach, Beiträge zur Kenntnis. der Foraminiferen des mittleren Lias vom großen Seeberg bei 
Gotha. Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 59. 

HäÄuster, Die Lageniden der schweiz. Jura- u. Kreideformation. Neues Jahrh. f. Min. Bd. TI, S. 187. 

Häuster, Bemerkungen über einige liasische Milioliden. Neues Jahrb. f. Min. Bd. I, S. 190—194. 

NEuMaYR, Die natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse der schalentragenden Foraminiferen. Sitzber. 
d. Akad. d. Wiss. Bd. 95, Abt. 1. 

Driver, Beiträge zur Kenntnis der Foraminiferen des mittleren Lias v. gr. Seeberg bei Gotha. 
Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 61. 

NEUMAYR, Die Stämme des Tierreichs, Bd. I: wirbellose Tiere. 


1889 —92. BürschLı, Bronn’s Klassen und Ordnungen, II. Bd.: Echinodermen. 


1890. 
1893. 
1893. 
1893. 
1895. 


1895. 


1597. 


Häusrer, Monographie der Foraminiferenfauna der schweiz. Transversariuszone. Abh. d. schweiz. 
pal. Ges., vol. XVII. 

SELLHEIM, Beitrag z. Foraminiferenkenntnis der fränk. Juraformation. Inaug.-Diss. Erlangen. 

SHERBORN, A Index of the genera and species of the Foraminifera. 

Hävsrer, Die Lagenidenfauna der Pholadomyenmergel v. St. Sulpiee. Abh. d. schweiz. pal. Ges., 
vol. XX. 

Ruunsrer, Entwurf eines natürlichen Systems der Thalamophoren. Nachr. d. k. Ges. d. Wiss. 
Göttingen, Heft I, S. 51-98. 

Scnaupiny, Über den Dimorphismus der Foraminiferen. Sonderabdr. Sitzber. Ges. naturf. Freunde 
Berlin, Nr. 5. 


Ruuxsrer, Über die phylogenetisch abfallende Schalen-Ontogenie der Foraminiferen. Leipzig. 


1899. 


1901. 
1902. 
1903. 
1903. 


1904. 


lo 


Einer und Fickert, Die Artbildung und Verwandtschaft bei den Foraminiferen. Entwurf einer 
natürlichen Einteilung derselben. Tüb. zool. Arbeiten Bd. III, No. 6. 

Lans, Vergleichende Anatomie der wirbellosen Tiere, II. Lieferung: Protozoa. 

Chapman, The Foraminifera. An introduction to the study of the Protozoa. London. 

Schick, Beitrag zur Kenntnis der Mikrofauna des schwäbischen Lias. Württ. Jahreshefte. 

RnumsLEr, Systematische Zusammenstellung der recenten Reticulosa. Abdr. aus dem Archiv für 
Protistenkunde Bd. III. 

Hucke, Gault in Bartın. Neues Jahrbuch f. Min. Bd. 56, H. IV. 


Inhaltsverzeichnis. 


I. Allgemeiner (stratigraphischer) Teil . 


Lias «@, Grenzhorizont-Psilonotenkalk 


Lias «, Angulatenhorizont . 
Lias «, Arietenhorizont . 


Lias «, Tuberculatus- und Ölschieferhorizont 


Lias 8 Unter- und Ober-ß . 
Lias y, Nummismalismergel 
Lias d, Amaltheenton 

Lias &, Posidonienschiefer 
Lias {, Jurensismergel 


lI. Spezieller (palaeontologischer) Teil . 


Rhabdaminidae 
Ammodiscidae . 
Miliolinidae 
Nodosaridae 
Nodosarinae 
Glandulinae 
Frondiculariae 
Dentalinae . 
Marginulinae 
Vaginulinae 
Lageninae 
Oristellarinae 
Polymorphininae 
Webbinae 

Rotalidae 
Ostracoden 
Ecehinodermenreste 
Literaturverzeichnisse 


Seite 
1—37 
2—9 
9—15 
15—19 
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73—75 
75—91 
91 
91—92 
92—95 
94—95 
95—97 
98—103. 


Figur 
1—3 
4—14 
15 —32 
33— 330 
33—100 
55—66 
101—142 
143—170 
171—186 
187—205 
206—215 
216325 
326328 
329 —330 
331—332 
338—345 
346—387 


ortgesetzt von Fritz Frech, 


7. er 688 Ss) Preis. 


en Mk. Beh, = Fl 


"Von Fr. Frech. 


a a Preis 


ya } 


ea des | S 
‚das palaeo- | 


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Von Fr. Erech, 


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’P: ‚Koken, 


Kam Tübingen. 


‘Th. Liebisch 
in Göttingen. 


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-M. Bauer, 


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M. "Bauer, E. Koken, Th. Liebisch 


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ee Ss des Neuen Jahrbuchs Enhalh das Centralblatt en 


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Ba. II. 1. Prof. F. SEBENROCK-Wien. Schildkröten von Ostafrika und Madagaskar. 


40 S. m. 5 Taf. —. Suhsk.-Preis Mk. 8.—, Einzelpreis Mk. 10.—. 

Bd. II. 2. Prof. W. MicHAeLsen-Hamburg. Oligochaeten von Madagaskar, den 
Comoren und anderen Inseln des westlichen Indischen Ozeans. — 
Dr. K. FrieDERICHS-Tübingeen. Embiiden von Madagaskar und Ost- 
afrika. — Dr. W. Horn-Berlin. Cicindeliden von Madagaskar und 
Ostafrika. — M. BurR-Dover. Dermapteren von Madagaskar, den 
Comoren und Britisch-Ostafrika. — H. F. FRIESE-Schwerin i. M. Apidae 
von Madagaskar, den Comoren und Ostafrika. — Dr. v. SCHULTHESS 
RECHBERG-Zürich. Vespiden von Madagaskar, den Comoren und Ost- 
afrika. — Prof Dr. A. FoREL-Yvorne (Schweiz). Ameisen von Mada- 
gaskar, den Comoren und Ostafrika. — Dr. A. PAGENSTECHER. 
Lepidoptera - Heterocera von Madagaskar, den Comoren und Ost- 
afrika. — Dr. C. BÖRNER-Steglitz bei Berlin. Collembolen von Ostafrika. 
Madagaskar und Südamerika. 138. m. 3 Tat. — Subsk,-Preis Mk. 13.—, 
Einzelpreis Mk. 16.—. 

Bd. II. 3. A. ReicHenow’- Berlin. Vögel von den Inseln Ostafrikas. — Dr. W. 
SCHOENICHEN-Berlin. @nathia aldabrensis n. sp, ein neuer Isopode aus 
dem Indischen Ozean. — Dr. P.SpEISER-Sierakowitz. DieDipterapupipara 
der madagassisch-maskarenischen: Region. — Dr. M, Conx - Breslau. 
Alcyonacea von Madagaskar und Ostafrika. — Dr. G. ENDERLEIN-Stettin. 
Beiträge zur Kenntuis der Copeognathen. — A. MocsAry-Budapest. 
Chrysididen von Madagaskar, den Comoren und Ostafrika. — Subsk.- 
Preis Mk. 9.—, Einzelpreis Mk. 11.—. 

Bd. IIL 1. G. Lmpav. Lichenes von Madagaskar, Mauritius und den Comoren. 
— P. Hensines. ‚Fungi von Madagaskar, den Comoren und Ostafrika. 
— R. PiLGER. Über Trichogloea Kütz. — R. Pıncrr. Corallinaceae 
aus dem. westlichen Indischen Ozean. — V. FE. BroTHERUS. Musei 
Voeltzkowiani. Ein Beitrag zur Kenntnis der Moosflora der ost- 
afrikanischen Inseln. 64 S. m. 9 Taf. — Subsk,Preis Mk. 13.—, Einzel- 
preis Mk. 16.—. ö 

Bd. IV, I, Prof. Dr. F, HOoCHSTETTER - Innsbruck. Beiträge zur Anatomie und 
Entwickelungsgeschichte des Blutgefässsystemes der Krokodile. 1408, 
m. 10 Taf. — Subsk.-Preis Mk. 17.—, Einzelpreis Mk 21.—. 

Bd. IV. 1U, Prof. Dr. F. HocHSTETTER -Innsbruck. Über die Entwickelung der 
Scheidewandbildungen in der Leibeshöhle der Krokodile. 66 S. 
m. 5 Taf. — Subsk.-Preis Mk. 11.—, Einzelpreis Mk. 13.50, 


[42 
rvı 


Ostafrikanische Dinosaurier. 
Von 
E. FRAAS, STUTTGART. 


(Mit Taf. VII—XI und 16 Textfiguren.) 


Ich hatte im Sommer 1907 Gelegenheit, einige Gebiete unserer ostafrikanischen Kolonie zu be- 
reisen und dabei geologische Beobachtungen zu machen. Es war nun ein eigenartiger Zufall, daß ich 
gerade noch am letzten Tage vor meiner Abreise in Stuttgart durch ein Mitglied der Kommission für 
die landeskundliche Erforschung der Schutzgebiete, Herrn Geheimerat Srtaupınerr, von Knochenfunden 
Kunde erhielt, welche im Süden von Deutsch-Ostafrika gemacht sein sollten. Es war hierüber von dem 
Ingenieur der Lindi-Schürfgesellschaft, Herrn BerxHARrD SATTLer, an den Vorstand der Gesellschaft, 
Herrn Dr. W. Arnıne in Hannover, berichtet worden und dieser wiederum hatte in richtiger Erkenntnis 
von der wissenschaftlichen Bedeutung dieser Funde die Kommission für die landeskundliche Erforschung 
der Schutzgebiete von der Entdeckung. Sırrrer’s in Kenntnis gesetzt. Eine nähere Angabe konnte mir 
zwar damals Herr SrAuDinGer nicht machen, aber diese wurde mir sofort nach meiner Ankunft in Dares- 
salam durch den Herrn Gouverneur, Excellenz v. RECHENBERG, zuteil, welcher in zuvorkommendster Weise 
meine Forschungen unterstützte. Außerdem trafen später auch Briefe von dem Vorsitzenden der genannten 
Kommission, Herrn Professor Dr. Hans Meyer aus Leipzig und von Herrn Dr. Arsına aus Hannover 
ein. Insbesondere wurde ich durch das Entgegenkommen und die genauen Angaben des letzteren Herrn 
instandgesetzt, mit dem Entdecker der Knochen, Herrn B. SATTLER, in Verbindung zu treten und eine 
wissenschaftliche Expedition anzubahnen. Dies war nun freilich nicht so einfach, denn ich war damals 
gerade von einer vierwöchentlichen Wanderung aus den Uluguru- und Nguru-Bergen nach Daressalam 
zurückgekehrt und im Begriff nach dem Viktoria-Nyanza aufzubrechen, um dort einige Untersuchungen 
vorzunehmen. Der eine meiner Reisegenossen war leider genötigt, aus gesundheitlichen Rücksichten die 
Heimreise anzutreten, den anderen zwangen bald nachher geschäftliche Interessen zum Abbruch der 
Reise, so daß nur ich allein übrig blieb. Da mir jedoch mein Reisegenosse, Herr Kommerzienrat H. Orro 
aus Stuttgart in liebenswürdigster Weise die Mittel zu der geplanten Expedition im Süden zur Ver- 
fügung stellte und ich mich des größten Entgegenkommens von Seiten des Kaiserl. Gouvernements und 
aller Regierungsbeamten zu erfreuen hatte, so entschloß ich mich nach der Rückkehr vom Viktoria 
Nyanza Ende August zu der erneuten Reise und fuhr von Mombasa über Daressalam nach Lindi. Ich 

Palaeontographica. Bd. LV. 14 


— 106 — 


war mir allerdings damals wohl bewußt, daß diese Reise einen vollständigen Mißerfolg haben konnte, 
denn einerseits war über dıe Natur der Funde von Herrn SATTLER nur soviel bekannt, daß es sich um 
außerordentlich große Knochenteile handle, während die Frage über die Natur derselben, insbesondere 
ob fossil oder recent, sowie über ihre Erhaltung und eventuelle Transportfähigkeit und Bergung voll- 
ständig offen blieb, andererseits war mein Gesundheitszustand infolge der langen anstrengenden Reisen 
und einer Dissenterie, die mich ergriffen hatte, derartig schlecht, daß ich gar nicht wußte, ob ich den 
Anstrengungen einer erneuten größeren Expedition gewachsen war. Glücklicherweise fand ich aber auch 
in Lindi, wie überhaupt überall in Ostafrika, soviel Unterstützung, daß ich trotz aller afrikanischen 
Widerwärtigkeiten, die ja wohl keinem Reisenden dort erspart bleiben, den sofortigen Aufbruch ins Innere 
beschloß. Von großem Wert für mich war, daß der Bezirksamtmann von Lindi, Herr nen Brınk, sich 
entschlossen hatte, die Expedition mitzumachen und mir auf jede Weise die Wege ebnete, und daß mir 
von der Schutztruppe der Oberarzt, Herr Dr. Worrr, zur Verfügung gestellt wurde, dessen Beistandes 
ich bei meinem leidenden Zustande natürlich dringend bedürftis war, und dem ich wohl auch nicht zum 
wenigsten die glückliche Heimkehr nach der Küste verdanke. Ich möchte noch beifügen, daß ich 
sanz besonders auch Herrn B. Sarızer zu Dank verpflichtet bin, nicht allein als dem ersten Auffinder 
der fossilen Knochen und einem vorzüglichen Kenner des Landes, sondern auch deshalb, weil er mich 
nach unserem Zusammentreffen am Berge Tendaguru in jeder Hinsicht durch Rat und Tat bei den Aus- 
erabungen unterstützte und schließlich den schwierigen Transport der Stücke nach der Küste und die 
ganze Verpackung daselbst übernahm, was ohne ihn für mich wohl kaum zu ermöglichen gewesen wäre. 

Wenn man alle die Schwierigkeiten bedenkt, welche eine Ausgrabung im Innern von Afrika mit 
sich bringt, so wird man es wohl verstehen, wie sehr ich allen den genannten Herren, welche zu dem 
erfolgreichen Abschlusse beigetragen haben, zu Dank verpflichtet bin und ich möchte nicht versäumen, 
diesem Danke auch an dieser Stelle öffentlich Ausdruck zu verleihen. 


I. Geologischer Teil. 


Zur Beurteilung des geologischen Auftretens der Knochenlager ist es notwendig, sich einiger- 
maßen mit der Topographie und Geologie der dortigen Länder vertraut zu machen, wobei ich die grund- 
legenden Arbeiten von Borxuarpr' durch die auf meiner Route gemachten Beobachtungen ergänzen 
kann. Mein Weg führte mich von Lindi, das ich gegen Abend des 31. August 1907 verließ, zunächst 
der Küste entlang gegen Norden; auf der »roten Wand«, einem pleistocänen Riffkalk, wurde der 
Strand der Lindibucht verlassen und die Höhe des Kitulo erstiegen, wo das Lager aufgeschlagen wurde. 
Wie schon BoRNHARDT festgestellt hat, baut sich der ganze Höhenzug des Kitulo aus hartem eocänem 
Nummulitenkalk auf und gehört zu einer tertiären Küstenzone, die südlich von Lindi beginnend sich gegen 
Norden bis zur Msunga- und Kiswerebucht hinzieht. Die üppige Buschwaldvegetation auf dem schwarzen, 
offenbar recht fruchtbaren Kalkboden erschwert natürlich die Beobachtung außerordentlich und meine 
Untersuchungen beschränkten sich im wesentlichen auf die spärlichen Aufschlüsse an dem Fußpfade und 
der Telegraphenlinie, da mein schlechter Gesundheitszustand keine größeren Abstecher von der Marsch- 
route erlaubte. Der Weitermarsch führte über den Kitulo hinweg nach der weit ausgebreiteten frucht- 
baren Ebene von Yangwani, in welche der Weg in steilem Abstieg über Eocänkalke hinabführt. In 
Namudi wurde das zweite Nachtlager aufgeschlagen. Die Fortsetzung des Weges, der immer die Rich- 
tung nach NNW einhält, führt über ein welliges Hochplateau von lichtem, sandigem Kalkstein, der 
zuweilen erfüllt ist von Korallen, Echinodermen und Conchylienresten, die aber leider so schlecht -er- 
halten waren, daß eine Bestimmung ausgeschlossen war. Borxtarpr hatte leider auch keinen besseren 
Erfolg, und seine Funde beschränken sich auf einige unbestimmbare Nerineenreste; er reiht diese Kalke 
in seine Makondeschichten, d. h. obere Kreide ein. Ich kann dem nicht direkt widersprechen, obgleich 
die Schichten vielmehr eocänen als cretacischen Charakter tragen und ihr eocänes Alter auch aus Analogie 
mit anderen Lokalitäten wahrscheinlich ist. Möglicherweise handelt es sich auch nicht um dieselben 
Schichten bei BornHARDT und mir. 

Beim Abstieg in das Namgarutal zeigt sich, daß die Kalke von lichtgrauen Kalkmergeln mit 
einzelnen sandigen Zwischenschichten unterlagert werden, leider gelang es mir aber auch hier nicht, 


! BORNHARDT W., Zur Oberflächengestaltung und Geologie Deutschostafrikas, Berlin 1900 (Bd. VII von Deutschost- 
afrika, Wissensch. Forschungsresultate über Land und: Leute unseres ostafrikanischen Sehutzgebietes und der angrenzenden 
Länder. Veröffentl. der Kolonialabt. d. Auswärt. Amtes.) 

Als Karten kommen in Betracht: 

Topographische Karte von Ostafrika 1:300000 bei Dr. B. Reımer, Berlin. Sektion F6 Kilwa, Neubearbeitung 
von P. SPRIGADE und M. Moısen 1905; 

Geologishe Übersichtskarte von Deutschostafrika 1:200000 von BorxHARDT und Danz 1895—1900 (Mitteil. 
aus den deutschen Schutzgebieten, Bd. 16, Karte 2; 

Topograph. und geolog. Karte 1:500000 in BoRNHARDT |. c. No. V und VI. (Reiseergebnisse zwischen Kilwa 
Kivindye und dem Rovuma.) 


— 108 — 


irgendwelche bestimmbare Fossilien aufzufinden, obgleich ich viel Zeit und Mühe darauf verwendete 
und es an größeren Aufschlüssen m den Wasserrissen nicht fehlt. Ein größeres verkieseltes Stamm- 
stück, das aber auch von den benachbarten Likondehöhen abgerollt sein konnte, war der einzige Fund. 
Poroxmn! hat die von BorxuArpr und Danız gesammelten Kieselhölzer als Dadoxylon Dantzii zusammen- 
gefaßt, mit Recht aber dabei auch auf die Schwierigkeit der Bestimmung und die Verwertung für die 
Stratigraphie hingewiesen. Auch ich möchte aus dem Kieselholz keinerlei Horizontbestimmung treffen; 
dagegen liegen mir eine Anzahl von dem verstorbenen Leiter der Lindigesellschaft Perror gesammelter 
Ammoniten vor, welche offenbar aus derartigen Kalkmergeln stammen und sich mit Sicherheit als 
untereretacisch bestimmen lassen. Es sind hübsch erhaltene, in Schwefelkies umgewandelte Stücke von 
2 Lokalitäten, als deren eine das Schwefelkieslager von Nannusatu in der Kilwa-Kissiwanibucht genannt 
ist, während die andere nur als Hinterland von Lindi bezeichnet ist. Ich habe auch beim Abstieg vom 
Notoplateau nach der Lindibucht dieselben Kalkmergel in der Niederung unter den sogen. Makonde- 
schichten angetroffen und dort zuweilen Geoden von verwittertem Schwefelkies, vielleicht auch von 
Ammoniten, gesehen und es mag wohl sein, daß die Prrror’sche Aufsammlung aus dieser Gegend stammt. 
Die Bestimmung des Materiales ergab: 
Lytoceras Emerici RaspAıL, 


5 efr. alineum STOLICZKA, 

= Durga ForBss, 

7 Timotheanus MAYoR, 

i quadrisulcatus D’OrB. (Nannuasatu), 


Phylloceras Thetys v’Org. (zahlreich und in vielen Varietäten), 
Verschiedene unbestimmbare Zytoceras- und Phylloceras-Arten. 

Aus den Bestimmungen geht zweifellos der untercretacische Charakter der Fauna hervor, welche 
mit dem Neocom von Europa und der Ootatoorgruppe in Indien parallel zu stellen ist. 

In der Bucht von Lindi bei Nguru-Mahamba, ebenso wie an der Kissiwanibucht werden die 
Kalkmergel des Neokom von den zweifellos eocänen Nummulitenkalken überlagert und ich nehme an, 
daß dies auch am Namgarutal der Fall ist. Damit würde auch übereinstimmen, daß in der Fort- 
setzung des Weges mit wachsender Entfernung von dem Eocän der Küstenzone die Kalke mehr 
und mehr zurücktreten und nur noch eine dünne Decke auf den Erhebungen zwischen den Tälern 
bilden. Außer Korallen nehmen hier Echinodermenreste an der Kalkbildung teil, die südlich von Mu- 
nimbira einen typischen Echinodermenkalk bilden. Nördlich dieser Lagerstelle hört der Kalk ganz auf 
und bis zur befestigten Boma des Akiden Sadallah auf dem Hochplateau Mikadi am Flusse Mbemkuru 
(Said Makanira) durchquerten wir nur mergelige Gesteine mit wenig Sandsteinbänken, welche das von 
tiefen Tälern durehfurchte Hügelland zusammensetzen. Interessant ist dabei auch die Änderung in der 
Vegetation, denn mit dem Vorherrschen der Mergelhöden stellt sich der Bambus ein, dessen massen- 
hafte große Büsche nun dem Buschwald einen eigenartigen Charakter verleihen. Im übrigen ist das 
Land zwischen Lindi und dem Mbemkuru jetzt nur noch wenig bevölkert, aber die zahlreichen verlassenen 
und überwucherten Schamben (Ansiedelungen), durch welche man stundenlang marschiert, beweisen, daß 


! In den Reiseberichten des Bergassessors Dr. Dantz in Deutschostafrika; Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten, 
Bd. XV, 1902, 8. 2:7. 


— 109 — 


das Land vor dem Aufstande von 1905, der hier besonders wiütete, reich bebaut und bevölkert war, und 
daß nur auf den damaligen Krieg und die Hungersnot die Entvölkerung zurückzuführen ist. Im Akiden 
Sadallah lernte ich einen kriegerischen und tapferen Häuptling kennen, der damals als treuer Bundes- 
genosse der Deutschen dem Ansturm seiner aufrührerischen Landsleute Stand hielt. 

Obgleich wir zu einem Umweg gezwungen waren, denn der Berg Tendaguru, an welchem die 
Knochenfunde gemacht waren, liegt ziemlich genau m NW Richtung von Lindi, so hatten wir doch 
diese Route vorgezogen, um den beschwerlichen und bei meinem Zustande kaum zu überwindenden Weg 
über das Likonde-Plateau zu vermeiden. Ich konnte auf diese gewiß viel interessantere Route um so 
leichter verzichten, als über den geologischen Aufbau des Likonde-Plateaus genaue Angaben von Born- 
HARDT vorliegen. Nach diesem bilden die Likondeberge die nördlichen Ausläufer der großen Plateau- 
berge des Noto und Muera und bauen sich aus Schichten der Kreideformation auf und zwar findet sich 
am Fuße noch versteinerungsreiches Neokom, während die Hauptmasse und das Plateau durch die von 
BornHARDT zur oberen Kreide gestellten verstemerungsarmen oder -leeren Makondeschichten gebildet 
wird. Das Vorkommen von Neokom in dieser Gegend wird auch durch eine kleine Aufsammlung 
SATTLER’S von dem Ort Pile-Pile, an der Route vom Namudi nach dem oberen Namgarutale am Nord- 
abhange des als Nambawala bezeichneten Berges, bestätigt. Sie enthält sehr schöne Exemplare der von 
Mürzer'! aus dem Neokom derselben Gegend beschriebenen Trigonia Schwarzi und einer der Photinula 
Uhligi MüLLer nahestehenden, nur mehr als doppelt so großen Art. 

Vom Akiden Sadallah führte unsere Route nun in westlicher Richtung über Matapua nach dem 
Berg Tendaguru. Interessant war zunächst der steile Abstieg von dem Mikadi-Plateau in die 
Ebene von Matapua, da hier petrefaktenführende Schichten erschlossen waren. Das Profil des etwa 100 m 
tiefen Abstieges ergab von oben nach unten folgendes: 

Unter der mächtigen Humusdecke kommen graue Mergel mit einzelnen Bänken von dunklem fein- 
körnigem Kalksandstein zum ausstreichen. Petrefakten sind selten und bestehen aus unbestimmbaren 
Zweischalern (Veneriden) und Fährten-ähnlichen Gebilden. Die Mergel und Sandsteine gleichen den- 
jenigen, welche wir bisher auf unserer Route passiert hatten (20—25 m). 

2 m geschlossene Bänke von sandigem Kalkstein mit zahlreichen Fossilien (Ammoniten aus der 
Gruppe Lytoceras, Phylloceras und Astieria, Belemniten und Bivalven; das Material befindet sich z. T. bei 
Dr. Daaus in München und ist noch nicht soweit bestimmt, daß man ein sicheres Urteil über die strati- 
graphische Stellung bekommt, doch dürfte es sich wohl um Neokom handeln. 

ca. 20 m weiche sandige Kalke mit denselben Arten wie oben, aber seltener und schlecht erhalten. 

15 m grobkörniger bis konglomeratischer Sandstein mit kalkigem Bindemittel und zahlreichen 
schlecht erhaltenen Korallen und Ostreen. 

30 m mürbe Sandsteine mit seltenen und schlecht erhaltenen Fossilien, worunter Ostreen, 
Veneriden und Trigoniden zu erkennen sind. 

Die Basis des Abhanges wird von sandigen Mergeln mit einzelnen Sandstembänken gebildet, und 
diese Schichten halten gleichmäßig bis zum Lagerplatz von Matapua an; der einzige Unterschied besteht 
darin, daß die Schichten immer sandiger und zugleich grobkörniger werden, dagegen wurden allenthalben 


! G. MÜLLER, Versteineruugen des Jura und der Kreide in BORNHARDT, Oberflächengestaltung und Geulogie von Deutsch- 
ostafrika 1. c. p. 462. 


— 10 — 


mehr oder minder schlecht erhaltene Stücke von Ostreen, Luciniden oder Veneriden und Trigonien be- 
ohachtet. Unter den letzteren fällt Trigonia Beyschlagi G. Müuz. sowohl durch Häufigkeit, wie durch 
ihre charakteristische Gestalt auf. G. Münver (l. ec. p. 543) hat diese Art aus dem Neokom von Nkundi 
beschrieben, wo sie gleichfalls häufig auftritt, und ich kann dem beifügen, daß ich sie in dem ganzen 
von mir durchzogenen Gebiete in demselben Niveau des Neokom überaus häufig angetroffen habe, und 
daß sie mir das beste Leitfossil für den unteren Horizont des Neokomes zu sein scheint. Zugleich mit 
Trigonia Beyschlagi kommen als Seltenheiten einige andere, wahrschemlich neue Trigonien vor, während 
Trigonia Bornhardti und Schwartzi sicher ein höheres Niveau einhalten. Ich glaube, daß in der ostafri- 
kanischen Kreideformation die Trigonien sich am besten als Leitfossilien eignen, zumal da sie zu den 
häufigsten und am meisten charakteristischen Fossilien gehören. ! 

In nächster Nähe unseres Lagerplatzes von Matapua, an der Steilböschung des Mtshingiri, 
stehen außerordentlich grobkörnige Kalksandsteine an, welche geradezu erfüllt sind mit Trigonien, neben 
welchen die anderen Bivalven zurücktreten. Auch hier ist Trigonia Beyschlagi leitend und vorherrschend ; 
neben ihr wurden noch 3 wahrscheinlich neue Arten von Trigonien, Astarte Hırzogüi Krauss, Astarte sp. 
‚Inisocardia sp., @ervillia ehr. dentata Krauss, ein großer Nautilus mit eingesenktem breitem Rücken und 
ein Belemnitenfragment gesammelt. 

Diese Beobachtung von anstehendem Neokom in der ganzen Niederung von Matapua ist insofern 
von Wichtigkeit, als BornnAarpr hier die Schichten des Jura zum Ausstreichen kommen läßt und dem- 
entsprechend Jura auf seiner Karte und dem geologischen Profil (l. e. Taf. XIII Fig. 6) eingetragen hat. 
Er wurde hiezu verleitet durch die Beobachtung eines oolithischen Kalksteines, der zwar keine Fossilien 
lieferte, aber mit dem des mittleren Dogger in der Gegend von Kilwa und Bagamojo Ähnlichkeit hatte. 
Dieses petrographische Merkmal ist nicht stichhaltig, wie meine Aufsammlungen beweisen, und es ist 
dementsprechend der Jura dort zu streichen, und durch Neokom zu ersetzen. 

Die Fortsetzung des Weges gegen Westen führt zunächst auf das Plateau des Mtshinyirigebietes, 
das aus horizontal gelagerten Kalksandsteinen mit Trigonia Beyschlagi besteht; außer den bereits er- 
wähnten Formen wurde hier noch eine charakteristische biplicate Terebratula, die aber neu zu sem scheint, 
gesammelt. Dichtes Pori mit Busch- und Hochwald erschwert zwar die Beobachtung, aber wo sich ein 
kleiner Aufschluß befindet, sehen wir auch die charakteristischen fossilreichen Kalksandsteine mit Trigonia 
Deyschlagi. Em Unterschied in der Formation zeigte sich erst, als wir die Höhe des Hochplateaus 
zwischen den Wasserläufen des Mtshinyiri und Mtanga mit ca. 3550—400 m Höhe erreichten, denn an 
Stelle des Kalksandstems fanden wir hier ein konglomeratartiges Gestein mit faustgroßen Quarzkieseln, 
aber kalkigem Bindemittel. Die Bachrisse liefern gute Aufschlüsse und gestatten auch hier Aufsamm- 
lungen von Fossilen, unter welchen Trigonia Bornhardti und Fimbria cordiformis zu nennen sind. Es ist 
dies zweifellos ein höherer Horizont, der in seinem unteren Teile wohl mit den von BorxHArpr bei 
Ntandi angedeuteten Schichten übereinstimmt, während der obere Teil am reichsten und schönsten bei 
Niongala, im Norden von unserer Route, am Mbemkuruflusse angetroffen wird. 

Der Fundplatz Niongala wurde von B. SarrLer entdeckt und liegt auf einem, dem Hoch- 


1 Die genauere Durcharbeitung; meiner reichhaltigen Aufsammlungen aus der Kreide ist für später vorbehalten und 
meine Bestimmungen sind als provisorische zu betrachten, da es mir zunächst nur darauf ankam, die Horizonte auseinander zu 
halten und das Material. soweit möglich, stratigraphisch zu sichten. 


— 111 — 


plateau aufgesetzten Hügel, über welchen der alte Weg vom Akiden Sadallah nach Makumba am Mbem- 
kuru führt. Das ganze Gestein scheint erfüllt mit Petrefakten, von welchen Sırırer eine große Menge 
gesammelt und mir übergeben hat; außerdem wurde das Material von dort noch durch Aufsammlungen 
vervollständigt, welche auf meine Anordnung von Eingeborenen gemacht wurden, die seinerzeit SATTLER 
begleitet hatten und von ihm instruiert waren. Ich selbst war zu meinem größten Bedauern aus Ge- 
sundheitsrücksichten verhindert, die wichtige Lokalität persönlich aufzusuchen und mußte mich deshalb 
mit den oben erwähnten Aufsammlungen begnügen. Es entspricht der Natur der Aufsammlune, daß mir 
nur die großen, in die Augen fallenden Fossilien zukamen, doch erkennt man an dem anhängenden Ge- 
stein, daß es auch an kleinen Arten daselbst geradezu wimmelt. Der Charakter der Fauna wird be- 
stimmt durch das Vorwiegen großer Ostreiden, unter welchen sich neben fremdartigen, vielleicht neuen 
Arten, solche aus den Gruppen von Ostrea Minos Coqv. und dilwiana Lisn., Exogyra fausta SroL. und 
laciniata Nıws. und Gryphaea vesicularıs Sow. erkennen lassen. Häufig sind sehr große Vola quinquecostata 
Sow. und unter den übrigen Bivalven sind nach den vorläufigen Bestimmungen zu nennen: Fimbria cordi- 
formis D’ Org. und Priphyla transversa Lexm., beide Arten durch massenhaftes Auftreten bezeichnet, ferner 
Lima sp. (efr. undata Sıor.), Perna cfr. Ricordeana v’OrB., Gervillia cfr. anceps Desm., Arca Mathero- 
niana D’ORB., Cucullaea cancellata Krauss, Trigonia Bornhardti G. Müur., Protocardium cfv. Hillanum Sow., 
Pholadomya GR. d. elongata Münst. Korallen (Thamnastraea lamellosa SoLomko) und Echiniden (Pygurus) 
scheinen selten zu sein, häufig dagegen Cephalopoden. Unter den Nautiliden haben wir scharfgerippte 
Formen aus der Gruppe der Nautilus pseudoelegans D’OrB. mit ventral gelegenen Sipho und Nautilus 
pseudoelegans Srou. und Kayeanus Stor. mit zentralem Sipho. Die Ammonoidea sind vertreten durch zahl- 
reiche Bruchstücke von durchgehends großen Arten, die sich auf Lytoceras Mahadeva SToL., Anisoceras 
armatum Sow., ‚Crioceras Asterianus D’ORB. und Ancyloceras sp. beziehen lassen. 

Der Charakter der Fauna ist meiner Ansicht nach ein ausgesprochen cenomaner, wenn auch 
noch mit den Oberneokomschichten von Ntandi einzelne Arten wie Ostrea Minos, Trigonia Bornhardti, 
Eriphyla transversa und Fimbria cordiformis gemeinsam sind. Dabei ist zu bemerken, daß die im Nion- 
gala sehr häufigen Arten wie Östrea Minos, Eriphyla transversa und Fimbria cordiformis im Ntandi selten 
sind, während umgekehrt die für Ntandi leitende Trigonia Bornhardti aus Niongala nur in 2 Exemplaren 
vorliegt. Mit den als obercretacisch angesehenen Makondeschichten von BornHArpr darf der Horizont 
von Niongala aber nicht vereinigt werden, denn diese plateaubildenden Schichten tragen einen durchaus 
verschiedenen Charakter. 

Schon aus weiter Ferne sichtbar ragt der Tendaguru wie ein Inselberg' aus der Plateauland- 
schaft hervor und wurde von mir am Abend des fünften Marschtages erreicht. Auf der Südseite des 
Berges wurde für längere Zeit das Lager eimgerichtet, da wir uns nun inmitten der Fundstätten von 
Dinosaurierresten befanden. Gerne hätte ich die Gegend topographisch und geologisch aufgenommen, 
aber bei meinem von Tag zu Tag sich verschlimmernden Gesundheitszustand war dies leider ausgeschlossen 


ı Als solcher, d.h. als eine kristallinische Insel inmitten der Kreideschichten, welche zwar von Deekschichten (Mikindani- 
schichten) verschleiert gezeichnet werden, wird er auch von BornHARDT, der den Berg; nicht selbst besuchte, auf seiner Karte 
dargestellt; in der späteren Übersichtskarte von Danrz ist jedoch dieser Inselberg wieder in Wegfall gekommen. In Wirklich- 
keit beginnen diese merkwürdigen präcretaeischen Erosionsformen der Inselberge erst weiter westlich bei Namviranye. 


— 112 — 


und ich mußte mich auf wenige orientierende Exkursionen beschränken, zu welchen neben den Aus- 
grabungen noch Zeit und Kräfte ausreichten. Das Ergebnis war, daß der etwa 120 m über das Hoch- 
plateau aufsteigende Berg Tendaguru (ca. 320 m üb. d. M.) nur ein Denudationsrest ist und sich aus den- 
selben Schichten der Kreide (Makondeschichten), wie die im Süden anstrebenden Plateauberge des Na- 
mundi, Tshiliamanda und Noto aufgebaut. Dagegen scheinen verschiedene Verwerfungen in vorwiegend 
SN Richtung durchzusetzen, wodurch insbesondere auf der Westseite des Berges eine Unklarheit im Auf- 
bau der Schichten, verbunden mit einer sehr unruhigen bergisen Oberfläche hervorgerufen ist. Die 
- Lagerung der Schichten ist allenthalben horizontal und das Schichtenprofil ergab von der Spitze des 
Berges abwärts folgendes: 
1. auf der Spitze des Berges grünliche Sandsteine, welche in Kugeln von 20—25 cm Durch- 
messer auswittern und die Oberfläche bedecken. Mächtigkeit ca. 20 m; 
2. mürbe Kalksandsteine mit einzelnen festeren, knollig abgesonderten Bänken, keine Fossilien 
ca. 30 m; 
3. lichte, sandige Mergel, nach unten in Sandsteme übergehend (ca. 40 m); 


= 


weiße mürbe Sandsteine (5 m); 


= 


a = 
FF TE 
Trigonia - Schichten = 


Langenmaßstab > 1:75000 
Höhenmaßstab = 1:15000 


Fig. 1. 


Profil durch den Tendaguru von S. nach N. 


5. bunte, rötliche und weiße sandige Mergel (15 m); 

6. lichte, sandige Mergel mit Einlagerung von grobkörnigen, mürben Sandsteinen. Horizont 
der Dinosaurier; 

7. NW des Berges sind diese Schichten, falls keine Verwerfung dazwischen liegt, unterlagert 
von Mergeln mit fossilführenden Kalken und konglomeratischen Kalksandsteinen. Das Sammeln 
ist wegen des dichten Buschwaldes erschwert und Herr SarıLer und ich fanden dort nur 
einen großen Nautilus mit glatter Schale und breitem, abgeflachtem Rücken, ähnlich demjenigen 
aus den Trigonienschichten von Matapua, ferner einen sehr großen, offenbar neuen Mytiliden, 
eine Perna und einige lange, turmförmige Nerineen mit glatter Außenseite und je einer 
kräftigen Falte auf der Spindel und dem äußeren Gewindeteil. Eine sichere Horizontbestimmung 
ist auf Grund dieser Fossilien nicht zu ermöglichen, doch bin ich geneigt, diese Schichten 
den von Borx#arpr am Kikomela Plateau an der Basis der Makondeschichten beobachteten 
Nerineenkalken gleichzustellen und sie zu der oberen Kreide zu rechnen und zwar als einen 
Jüngeren Horizont, als denjenigen von Niongala; 

S. Im Süden des Berges schneidet sicher eine Verwerfung das Plateau ab und bedingt die eigen- 


— 13 — 


artige Ost-West Richtung des Mtengatales. In Wasserrissen und an den Steilgehängen stehen hier 
die Schichten mit Trigonia Beyschlagi an und in charakteristischer Weise bildet dieses Leitfossil 
ein ausgesprochenes Muschelpflaster von seltener Schönheit in dem Bach Maimbwi, etwa 
3 km südlich von Tendaguru. 

Ich benütze gerne die Bornuarnr’sche Bezeichnung »Makondeschichten« für die jüngere Kreide- 
formation an den Plateaubergen, beschränke sie aber auf die sandige, weiße und bunte Facies, denn 
Gesteinswechsel bezeichnet hier auch einen Wechsel in den Ablagerungsverhältnissen.'‘ Während nämlich 
die unteren Schichten alle einen durchaus marinen, wenn auch littoralen Charakter tragen, finden wir 
in den höheren sandigen Schichten keine marinen Fossilien mehr, sondern nur Überreste von Land- 
sauriern und Pflanzen; die letzteren sind in Gestalt von Kieselhölzern (Dadoxylon Dantziü Por.) und 
Kohlenschmitzen nicht selten. In unserem Profil am Tendaguru würde demnach die untere marine 
Schichtenserie durch die Kalksandsteine mit Trigonia Beyschlagi und die Nerineenkalke vertreten sein, 
während der ganze übrige Teil als terrestrische oder limnische Makondeschichten zu bezeichnen wäre. 


Noto 
Agrar En | Nkanga Lutende Kitulo Bas Rungi 
| Zindi 


Längenmaßstab -1:450 000 
Höhenmaßstab >71 75000 


Profil vom Notoplateau zur Küste bei Lindi. 


Dementsprechend würde der Dinosaurierhorizont den unteren Teil der Makondeschichten einnehmen (nach 
BoRNHARDT |. ce. p. 232 unterer Teil von Horizont ce). 

Die Fortsetzung der Reise vom Tendaguru über das Notoplateau zurück nach Lindi wurde leider 
in so ungünstiger körperlicher Verfassung meinerseits zurückgelegt, daß für geologische Einzelbeobachtung 
oder gar Aufsammlungen nichts mehr übrig blieb und ich muß mich auf einige allgemeine Angaben 
beschränken, welche aber vielleicht einem späteren Geologen von Vorteil sein können. 

Der Weg führte vom Plateau am Tendaguru zurück nach Südwesten entlang dem Mtengatale, wo in 
großer Mächtigkeit pleistoeäne Deekschiehten in Form von Geröllen auf den Trigonienschichten lagern. 
Diese Gerölle bestehen aus den charakteristischen quarzitischen Sandsteinen, welchen BorxHarpr als 
Newalasandstein bezeichnet, und stammen zweifellos aus den aufgearbeiteten und denudierten oberen 
Makondeschichten. Sodann steigt man ab in die Niederung und durchquert ein von zahlreichen Fluß- 
läufen, welche sich zum Mtshinyiri vereinigen, durchzogenes Land und beobachtet zuweilen anstehenden 


1 Gegenüber BORNHARDT würde ich demnach sein 1. e. p. 232 zusammengestelltes Profil der Makondeschichten dahin 
umändern, daß ich seine beiden Horizonte a und b mit mergeliger und kalkiger Facies und Nerineenkalken noch zu der unteren 
marinen Schichtenserie stelle, die Horizonte c, d und e wären die eigentlichen Makondeschichten im engeren Sinne und de 
Horizont f (Mikindanischichten) ist nur als die mehr oder minder tiefgreifende pleistocäne Deckschichte aufzufassen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 15 


— 114 — 


Trigonien-Kalksandstein. Beim Anstieg aus dem wasserführenden Tale des Mtshinyiri, ec. 16 km SSO 
vom Tendaguru, befindet sich eine zu Aufsammlungen einladende Lokalität, denn das Gestein ist dort 
ziemlich reiner, grauer Kalkstein, der im Brocken am Wege auftällt und geradezu erfüllt ist mit Muschel- 
schalen, unter welchen die kleinen Nueuliden, Aviculiden und Astartiden vorherrschen; mit annähernder 
Sicherheit sind dort auch Gephalopoden in guter Erhaltung zu erwarten. 

Die Makondeschichten beginnen erst mit dem eigentlichen Anstieg auf das Notoplateau, welcher 
sehr steil ist und in großen Abrutschungen am Steilgehänge die Schichten weithin aufgeschlossen zeigt. 
Der untere Teil besteht aus bunten, vorwiegend roten und blaugrauen, sandigen Schiefertonen, welche 
an unseren bunten Keuper oder noch mehr an die unteren, gleichfalls bunten Atlantosaurus-Beds vom 
nordamerikanischen Felsengebirge erinnern. (Horizont € von BoRNHARrDT.) Darüber lagern mächtige, 
anfangs rötliche, später weißliche Sandsteine (Horizont d von BorxHARrpr), die nach oben in harte, felsen- 
bildende Sandsteinbänke übergehen (Horizont e). Eine mächtige, lehmige Deckschicht überlagert das 
ganze und bildet die Oberfläche des nahezu ebenen, rund 500 m hohen Plateaus (Horizont f = Mikindani-- 


Likon.de Mtshinga 


Tondaguru Mpungwe ap 


Viongala R 
ed NtanaiiScH Trigonzen. Sch. 


= untere Kreide 
(Mergel Facies) 


Krystallinisches Grundgebirge 
Ku Längenmaßstab = 1:450000 

Höhenmaßstab -1:75000 
Fig. 3. 


Profil von dem Inselberge bei Namviranye über den Tendaguru zur Kiiste. 


Schiehten BornHArpr’s). Die weißen Sandsteine stehen aber nur im westlichen Teil des Notoplateaus 
an, während der östliche, etwas niedrigere und durch den tiefen Taleinschnitt des Nkangatales getrennte 
Teil (Plateau von Lutende) aus den unteren roten, sandigen Schiefertonen aufgebaut ist. Im Nkanga- 
tale fallen stark eisenhaltige und infolgedessen dunkelrot gefärbte Sandsteine auf. Die roten Schichten 
des Lutendeplateaus werden von fetten, grauen Kalkmergeln unterlagert, welche mit denen von Namgaru, 
wie bereits erwähnt (S. 108), die größte Ähnlichkeit haben, und aus welchen wohl auch die von Pzrror 
gesammelten neocomen Ammoniten stammen. Auf ihnen setzt sodann der eocäne Nummulitenkalk des 
Kitulo auf. 

Fassen wir die geologischen Ergebnisse zusammen, so ergibt sich, daß das Hinterland des Be- 
zirkes Lindi, abgesehen von dem eocänen Küstenstrich, aus einer Plateaulandschaft besteht, welche sich 
aus den Schichten der Kreideformation aufbaut. Die Kreideformation lagert im Westen direkt dem Ur- 
gebirge auf und ist im wesentlichen hervorgegangen aus der Aufarbeitung des kristallinischen Unter- 
grundes!, aber wahrscheinlich auch der Juraformation, soweit sie dort ausgebildet war. Je mehr wir 


1 Hiefür sprechen die Gerölle in den Schichten, welche zum erößten Teil aus Quarz bestehen, außerdem wird aber 
auch Granat, Feldspat und Glimmer beobachtet; abgerollte Trümmer von Belemniten scheinen aus dem aufgearbeiteten Jura 
zu stammen. 


— 15 — 


von Osten gegen Westen, also in der Richtung vom Meere nach der einstigen Küste vorgehen, desto 
klastischer wird das Material und desto größer das Korn der Kalksandsteme und Sandsteine Es er- 
scheint deshalb zweifellos, daß wir es mit Uferbildungen resp. Ablagerungen in der Nähe der einstigen 
Küste zu tun haben, und dem widerspricht auch nicht der paläontologische Befund, welcher eine aus- 
gesprochene Litoralfacies darstellt. 

Wir haben zu unterscheiden zwischen einer marinen Facies, welche den unteren Teil der 
Schichtenserie zusammensetzt und aus Mergeln, Kalken und namentlich Kalksandsteinen mit schwan- 
kender Korngröße besteht und innerhalb deren sich verschiedene Horizonte auf Grund der marinen 
Fauna auseinander halten lassen. Der obere Teil, bestehend aus bunten, sandigen Schiefertonen und 
Sandsteinen, mit Landsauriern und Landpflanzen, trägt einen ausgesprochen terrestrischen Charakter 
und verdankt seine Entstehung den Abschwemmungen aus dem Hinterlande nach der Küste, wo sich 
vielleicht anfangs Lagunen und Sümpfe ausdehnten (Horizont e und d der Makondeschichten), die später 
lokal von Dünensand überschüttet wurden (Horizont e der Makondeschichten). 

Das einst zusammenhängende Kreideplateau wurde später erodiert und bis auf einzelne Insel- 
berge denudiert, so daß auf den Plateaubergen noch allenthalben die jüngeren Makondeschichten an- 
getroffen werden, während die Täler und Tiefebenen in die tieferen marinen Schichten eingegraben sind. 

Verwerfungen, verbunden mit Dislokationen, scheinen zahlreich zu sein, aber ihr Verlauf ist 
noch nicht nachgewiesen. Die Störungen beruhen nicht in Faltungen oder Aufrichtungen, sondern 
nur in verschiedenem Absinken der einzelnen Schollen, so daß allenthalben eine horizontale Lagerung 
vorherrscht. 


Bezüglich der Stratigraphie der Schichten komme ich vorbehaltlich der genaueren paläonto- 
logischen Durchärbeitung des Invertebratenmateriales zu folgender Zusammenstellung: 


A. Marine Bildungen der Kreideformation. 


t. Trigonienschichten; Mergel, Kalke, vorwiegend Kalksandsteine mit T’rigonia Beyschlagi und 
reicher Bivalvenfauna; weite Verbreitung von Matapua zum Tendaguru und Mtshinyri; Nkundi- 
bach, 29 km nordw. v. Kiswere (Bors#Aarpr). Neokom. 


2. Ntandischichten; Mergel, Kalke und Kalksandsteine mit Trigonia Bornhardti und Ptychomya 
Hauchecorni; Ntandi (BorxHarpr) Höhe zwischen Matapua und Tendaguru. Vielleicht als 
Äquivalent und nur in der Facies verschieden: 

Kalke am Mikadi Abfall, 
dunkle Kalkmergel mit verkiesten Ammoniten im Osten. Oberes Neokom. 

3. Kalksandsteine mit Trigonia Schwartzi; Tshikotsha-(Majembe)-Bach und Pile-Pile am Ostabfall 
des Likondeplateau. Oberes Neokom. 

4. Niongalaschichten; Kalksandsteine mit Vola quinquecostata, Orioceras und Ancyloceras. 

Niongala. ?CGenoman. 

Nerineenkalke; sandige Mergel und Kalke mit langgestreckten Nerineen und sehr großem 

Mytilus. Dendaguru Nordseite, Nordabfall des Kikamelaplateaus (Bornharor). Obere Kreide. 

?CGenoman. 


S 


der 


B. Terrestrische Bildungen der oberen Kreide, Makondeschichten. 

1. Dinosaurierhorizont; lichte sandige Mergel und Sandsteine am 'Tendaguru. 

2. Rote sandige Schiefertone. 

3. Liehte, sandige Tone und Sandsteine mit einzelnen Lagen fester Newala-Sandsteine und 
Kohlenschmitzen. Obere Kreide unbestimmten Alters. 


C. Eocän. 


Lichte, feste Kalke, z. T. reich an Nummuliten und einer mitteleocänen Fauna, unter welcher 
besonders die Fülle der Korallen auffällt. Die Nummulitenkalke lagern in der Kistenzone auf den 
neokomen Mergeln auf (Kitulo bei Nguru-Mahamba, Kissiwani) und greifen als transgredierende Über- 
gußschichten über die unteren Kreidemergel bis an den Rand der Plateauberge (Namudi-Namgaru). 


D. Pleistocäne Deckschichten (Mikindanischichten BorxHARDT’s). 


Wie allenthalben sind die Deckschichten sehr verschiedenen Alters und verschiedener Natur 
und es erscheint daher nicht richtig, sie nach einer Lokalität zu bezeichnen und als gleichartig zu 
behandeln. Sehr mächtig sind die Deckschichten als lehmige Verwitterungskrusten auf den Plateaus; 
in den Niederungen handelt es sich z. T. um die Rückstände denudierter Schichten, teils um Anschwem- 
mungen alluvialer und älterer Natur, die bald aus Lehmen und Tonen, bald aus Sand, Kies und Ge- 
röllen bestehen. Eine Entscheidung über die Art und das Alter der Ablagerungen ist nur jeweils an Oıt 
und Stelle zu geben. Für die Anschauung von BornHARDT, daß es sich bei seinen Mikindanischichten, 
um die Überreste einer großen Meerestransgression handelt, habe ich keinerlei Anhaltspunkte gefunden 
und halte dieselbe nicht für haltbar. 


II. Das Vorkommen und die Ausbeutung der Dinosaurier. 


Wir haben den geologischen Horizont der Dinosaurierreste am Tendaguru stratigraphisch ziem- 


lich genau als untere Stufe der Makondeschichten feststellen können und es ist kaum zu bezweifeln, 
daß wir diese Stufe als eine terrestrische resp. limnische Facies der oberen Kreide anzusehen haben; 


dagegen bleibt die Frage 
offen, ob es sich um eine 
cenomane oder noch jüngere 
Stufe handelt, zumal da auch 
die stratigraphische Stellung 
der darunterliegenden Neri- 
neen- und Niongalaschich- 
ten, welche ich vorläufig für 
cenoman halte, noch nicht 
sicher erkannt ist. 

Für ein etwas jünge- 
Alter 
würden die analogen Vor- 


res als cenomanes 
kommnisse in Madagaskar 
sprechen, von wo wir Dino- 
saurier kennen. Diese stam- 
men nach Dirrrer'! aus 
einerturonischen, limnischen 
Ablagerung, welche von 
senonen Schichten mit Gry- 
phaea vesicularis und Alec- 
iryonia ungulata überlagert 
ist.” Wenn auch die bei 


Meravana auf Madagaskar 


Fig. 4. 


Saurier-Femur frei ausgewittert in der natürlichen Lage. 


Titano- 


saurus Madagascariensis Dir. 


gefundenen Arten 


und NMegalosaurus erenatissi- 
mus Die. nicht mit unseren 
ostafrikanischen Arten über- 
einstimmen, so ist es doch 
bei der sonstigen Analogie 
der madagassischen und ost- 
Verhältnisse 
nicht unwahrscheinlich, dab 


afrikanischen 


auch die terrestrischen Bil- 
dungen der oberen Kreide 
gleichaltrig sind. 

Der Dimosaurierhori- 
zont ist, wie schon erwähnt, 
charakteri- 
siert durch mürbe, bröselige, 


petrographisch 
weißliche Sandsteine und 
sandige Mergel, welche na- 
oberflächlich 
stark verwittert und in einen 


türlich sehr 
mehr oder minder tiefgrün- 
digen Verwitterungslehm 


umgewandelt sind. Diese 


Schichten umgeben den Berg Tendaguru auf der Süd- und Ostseite in einer 2—3 km breiten Hochfläche, 
welche gewissermaßen den Sockel des Berges bildet und von zahlreichen Wasserrissen durchfurcht ist. Da 
nun die Dinosaurierknochen infolge von Kalkinfiltration ein sehr hartes Gefüge haben, so konnten sie der 
Verwitterung viel größeren Widerstand entgegensetzen, als das mürbe Gestein, in welchem sie ein- 


1 CH. DEPERET; Note sur les Dinosauriens sauropodes et thöropodes du Cretace superieur de Madagaskar. Bull. de la 
Soc. g6ologique de France. 3. ser. tome XXIV. 1896 p. 176. 
2 A. THEvEnIn, Dinosauriens de Madagascar, Annales de Pal&ontologie von M. BouLe, Tome II, Fasc. III, 1907. 


— 113 — 


gebettet sind und so kommt es, daß sie vielfach ausgewittert an der Oberfläche frei herumliegen, und 
sehr leicht in die Augen fallen, zumal da diese Knochen die einzigen festeren umherliegenden Steine 
sind. Unwillkürlich wurde ich auch hiebei, wie bei der Ausbildung der Schichten, an die Verhältnisse 
in dem berühmten Bone-Cabin-Quarry in Wyoming erinneıt, woher die meisten Dinosaurierfunde des 
American Museum in New-York stammen, und das ich 1901 mit meinem Freunde H. F. Osgorn zu be- 
suchen Gelegenheit hatte. Auch dort bilden die frei ausgewitterten Dinosaurierknochen das einzige, 
feste Steinmaterial und wurden deshalb zum Aufbau einer Hütte (Bone-Cabine) von den Cowboys ver- 
wendet. Leider haben aber die an der Oberfläche herumliegenden Knochen sehr stark unter der 
Verwitterung gelitten und sind kaum mehr für eine wissenschaftliche Untersuchung zu gebrauchen. 


Fig. 5. Das Ausgrabungsfeld bei dem Skelett A von Gigantosaurus africanus. 


Man darf nur an die Insolation bei dem raschen Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht und an 
die Wucht tropischer Regengüsse denken, um zu verstehen, wie selbst die gewaltigen Röhrenknochen 
in Stücke zersprengt und diese wieder nach allen Richtungen verschleppt waren. Unsere Abbildung 
zeigt uns den günstigen Fall eines noch im Zusammenhang liegenden Femur, das nur in wenige Stücke 
zerfallen war; meistens aber waren die Bruchstücke verschleppt und namentlich bei den zarteren 
Knochenteilen nicht mehr zusammen zu finden. Erschwert ist m dieser Gegend das Sammeln besonders 
auch durch die Vegetation, welche aus lichtem Buschwald mit hohem Gras besteht; glücklicherweise war 
das letztere um jene Zeit schon so trocken, daß es in mächtigen Feuern abgebrannt werden konnte, 
wodurch wieder weitere Strecken für die Beobachtung zugänglich wurden. 

Erstaunlich groß ist die Menge der Knochen in dieser Gegend, welche zuweilen den Boden 
bedecken und auf einen kaum glaublichen Reichtum ‘an Dinosauriern in diesen Schichten hinweisen. 


— 119 — 


Dabei machte ich bald die Erfahrung, daß die Anhäufungen jeweils von einem einzelnen Skelett her- 
rührten, und daß es sich hier nicht bloß um einzelne isolierte Knochen, sondern um zusammenhängende, 
mehr oder minder vollständige Skelette handelte. Je mehr aber oberflächlich herumlag, desto weniger 
war in der Tiefe zu erwarten und ich suchte deshalb besonders nach solchen Stellen, wo nur geringe 
Überreste oberflächlich zu sehen waren und nach der Tiefe wiesen. Dort wurden Grabungen angesetzt 
und es gelang dann vielfach, größere zusammenhängende Körperteile bloßzulegen. 

Ich mußte natürlich von Anfang an davon absehen, eine große Ausgrabung vorzunehmen, denn 
biezu mangelte es mir an Zeit und Mitteln; eine solche hätte eine ganz andere Ausrüstung vorausgesetzt, 
welche aufs Ungewisse hin nach Lindi und ins Innere zu schleppen doch zu gewagt gewesen wäre; 
wußte ich doch bis zu meinem Eintreffen am Tendaguru nicht, ob ich es überhaupt mit wissenschaftlich 
interessantem Materiale zu tun haben würde, vom Erhaltungszustand, den Lagerungsverhältnissen u. dergl. 
gar nicht zu reden. Meine Exkursion konnte lediglich nur den Charakter einer Orientierungstour tragen 
und als solche hat sie auch ihr Ziel vollkommen erreicht. Ganz anders liegen die Verhältnisse jetzt, 
wo über die Natur der Knochen, sowie über deren Erhaltungszustand und wissenschaftliche Bedeutung 
Klarheit herrscht und es ist nun Sache einer erneuten Expedition, möglichst reichliches und gut erhal- 
tenes Material zu sammeln. 

Daß diese unter sachgemäßer Leitung und Ausrüstung eine prächtige Ausbeute machen wird, 
ist mir zweifellos, denn wenn nicht alle Anzeichen trügen, haben wir am Tendaguru eine Lokalität für 
Dinosaurier, welche den reichen amerikanischen Plätzen kaum nachsteht. Freilich wird es viel Geduld 
und Ausdauer brauchen, um Skelette bloßzulegen, die tief genug liegen, um noch nicht unter der Ver- 
witterung gelitten zu haben; daß aber derartige Stücke dann auch von seltener Schönheit der Erhaltung 
sein werden, beweisen schon die wenigen, von mir mitgebrachten Überreste. Natürlich müssen auch die 
Eingeborenen erst zu der ihnen ungewohnten Grabarbeit eingeschult werden, was auch eine Geduldprobe 
ist, wie ich bei den wenigen kleinen Schürfungen erfahren habe. Ich halte es aber für eine Ehren- 
pflieht unserer deutschen Wissenschaft, daß diese Arbeit möglichst bald und mit den erforderlichen 
Mitteln unterstützt, in Angriff genommen wird. 

Daß die Dinosaurier nicht ausschließlich auf das Tendagurugebiet beschränkt sind, ist ja sicher 
anzunehmen und wird mir auch durch eine Mitteilung von Herrn Sırrıer bestätigt. Wie derselbe vor 
seiner Abreise aus Lindi nach Europa Ende 1907 erfuhr, wurden fossile Knochenreste, jedoch von kleineren 
Dimensionen als am Tendaguru, etwa 10 km von Tendaguru, am Gehänge des Nanjuraplateaus, beob- 
achtet. Allem Anschein nach handelt es sich um denselben geologischen Horizont, d. h. die unteren 
Makondeschichten, doch scheint es nach der Beschreibung eine andere Art zu sein, was ja nur das 
Interesse vermehren dürfte. 


III. Paläontologischer Teil. 


Gigantosaurus E. Fraas.! 


Nahe meinem Lagerplatze war das Pori (wildes Buschgelände) weithin bedeckt mit Knochen- 
trümmern, welche auf einen sehr großen Dinosaurier hinwiesen. Die größte Anhäufung war an der 
Stelle zu beobachten, wo ein Teil der Hinterextremitäten, des Beckens und der Wirbelsäule lag und da 
diese Reste noch in einem gewissen Zusammenhang zu liegen schienen, so entschloß ich mich zur Bloß- 
legung und Hebung derselben (siehe Textfigur 5). 

Die gewaltigen beiden Femora lagen frei ausgewittert; freilich waren sie vielfach zersprungen 
und die einzelnen Stücke in der nächsten Umgebung zerstreut, doch war es nicht schwierig, diese 
zu sammeln und richtig aneinander anzupassen. Dagegen waren die unteren Teile der Extremitäten 
meist abgeschwemmt und verloren gegangen; viele lose Stücke von der Tibia und Fihula wurden zwar 
gesammelt, aber es gelang nur noch eine vollständige Fibula, welche etwas weiter entfernt im Zusammen- 
hang lag, zu retten; vom Fuß selbst wurde nur der rechte Astragalus des Mitnehmens wert erachtet, 
die Zehenglieder waren teils verwittert, teils verloren gegangen. Auch von dem Becken, auf dessen ge- 
waltige Verhältnisse aus den vorhandenen Trümmern zu schließen war, konnte außer dem annäherd voll- 
ständigen rechten Sitzbein nichts gerettet werden, denn der übrige Teil war derartig zerfallen und zer- 
sprengt, daß sich keine vollständige Form mehr erkennen ließ und ich bei der Schwierigkeit des Trans- 
portes auf ein Mitschleppen der zentnerschweren Bruchstücke verzichtete. An das Becken anschließend 
wurden die 3 vorderen Schwanzwirbel bloßgelegt, aber auch diese hatten leider schon ihre Fortsätze 
größtenteils eingebüßt, so daß ich mich auf die Mitnahme eines einzigen (des II.) beschränkte. Zahlreich 
waren die Knochentrümmer, welche an der Oberfläche abgesammelt und bei dem etwa !/s m tiefen Ab- 
graben des Bodens gefunden wurden; sie gehörten meist den Rippen- und Wirbelfortsätzen an, waren aber 
zu geringfügig und zudem schlecht erhalten. Es war deutlich zu erkennen, daß ich es mit einem Skelett 
zu tun hatte, das schon seit geraumer Zeit vollständig ausgewittert und den schädlichen Einflüssen der 
Atmosphärilien ausgesetzt war. Hier war offenbar auch in der Tiefe nicht mehr viel zu erwarten und 
die Grabarbeiten waren nur von geringem Erfolg. 

Stellen wir das Material zusammen, welches ich von diesem Skelette, das den Typus der als 
Gigantosaurus africanus zu beschreibenden Art bildet, mittransportiert und nach Stuttgart verbracht habe, 
so handelt es sich um folgende Skelettteile: 

1 vorderer (zweiter) Schwanzwirbel, 
1 hinterer Schwanzwirbel, 


1 Der Name Gigantosaurus wurde zwar früher von SEELEY (Index to aves etc. in Cambridge Museum 1869 p. 94) für 
die Hufphalange eines Dinosauriers angewendet, ist aber wieder eliminiert, nachdem LyDEkker die Zugehörigkeit dieses Stückes zu 
Ornithopsis nachgewiesen hat. (LYDEKKER, Catalogue of the fossil reptilia and amphibia in the British Museum Part I p. 151.) 
Der Name Gigantosaurus ist besonders bezeichnend für die riesenhaften Dimensionen unserer afrikanischen Arten. 


2 Rippenfragmente, 
1 Os ischii (rechts), 
1 Femur (rechts), 
1 Tibia (rechts). 
Soweit meine Aufzeichnungen und Erinnerungen reichen, scheint diese auffallend große Art am 
häufigsten am Tendaguru verbreitet gewesen zu sein, doch muß dies erst durch spätere Nachforschungen 
festgestellt werden. Vorläufig bin ich geneigt, den größten Teil der Knochentrümmer, unter welchen 
natürlich am meisten die gewaltigen Extremitäten auf- 
fallen, darauf zu beziehen. So lagen zwei große 
Femora von 1,40 m Länge, etwa 400 m südlich von 
dem erwähnten Skelett, quer über den Pfad und 
bildeten dort eine Schwelle, durch welche seinerzeit 
B. Sarıuer auf die Knochen aufmerksam wurde. Trümmer 
von mindestens 3 weiteren Skeletten wurden beim Ab- 
brennen in der näheren Umgebung des ersten Skelettes 
gefunden und von diesen stammen auch zwei Schwanz- 
wirbel, welche ich mitnahm. Leider blieb ein großer 
Teil der lose gesammelten Stücke, worunter sich be- 
sonders zahlreiche Wirbelkörper und Fußknochen be- 
fanden, aus Versehen zurück, was ich natürlich jetzt 
nachträglich sehr bedaure. 


Wirbel. 


Wie bereits erwähnt, wurde der vorliegende 
zweite Schwanzwirbel (Taf. VIII, Fig. 1—4) aus 
einer Serie von 4 Wirbeln entnommen, welche noch im 


Zusammenhang lagen und sich direkt an das Becken an- 
schlossen, so daß über ihre Stellung im Skelett wohl Zweiter Schwanzwirbel (ergänzt). 
kaum ein Zweifel obwalten kann. Der Wirbelkörper ist 
nahezu vollständig erhalten, dagegen fehlt ein großer Teil des oberen Bogens. 

Die Maßverhältnisse des Wirbelkörpers ergeben folgendes: 


anne ee een ONllarem 
Höhe der vorderen Gelenkfläche . . . . 2... ...0235 „ 
Höhe der hinteren Gelenkfläcke . . . 2. .....024 „ 
Breite der vorderen Gelenkfläcke . . 2. .....028 „ 
Breite der hinteren Gelenkfläche . . . 2. 2 .....0,.285 „, 


Tiefe der Aushöhlung der vorderen Gelenkfläche . 0,075 „, 

Höhe der Aufwölbung der hinteren Gelenkfläche . 0,06 _,, 

Höhe des Rückenmarkskanales . . . 2 .2...6005 „ 

Breite des Rückenmarkskanales . . . 2 .....0,04 „, 
Palaeontographica. Bd. LV. 16 


An dem Wirbelkörper ıst zunächst die ausgesprochen procöle Gestalt der Gelenkflächen auf- 
fallend, welche bei allen 4 vorderen Schwanzwirbeln in derselben Weise beobachtet wurde, und in dieser 
Stärke ein charakteristisches Merkmal von Gigantosaurus bildet. Die Gelenkfläche selbst ist etwas breiter 
als hoch, was besonders dadurch hervorgerufen wird, daß die obere Kante abgeplattet und in der Mitte 
sogar etwas eingesenkt ist. Der tief eingebuchteten vorderen Gelenkfläche entspricht die starke Auf- 
wölbung der hinteren Fläche, welche als Epiphyse aufgesetzt, aber vollständig mit dem Wirbelkörper 
verwachsen ist. Im Verhältnis zu seiner gewaltigen Größe erscheint der Wirbelkörper kurz, jedoch 
keineswegs in dem Maße, wie wir es z. B. von den großen amerikanischen Sauropoden, Diplodocus 
und Haplacanthosaurus kennen; das Verhältnis von Länge zur Höhe ergibt 5:9 resp. 1:1,8. 

Die Wirbelkörper sind tief pleurocöl infolge mehrerer tiefer Aushöhlungen oder Gruben, wie sie 
auch sonst in charakteristischer Weise bei den großen Dinosauriern auftreten. Zunächst liest eine 
solche Grube von 0,06 m Länge und 0,02 m Breite median an der Unterseite und neben ıhr liegen in 
symmetrischer Anordnung 2 weitere, etwa halb so große, aber nicht minder tiefe Gruben (Taf. VIII, Fig. 4). 
Die tiefste Aushöhlung findet sich jedoch seitlich, unmittelbar unter dem Ansatz des oberen Bogens; es 
sind dies Löcher von 0,085 m Länge und 0,04 m Breite und einer Tiefe, die bis auf 0,10 m ausgearbeitet 
wurde, ohne daß das Ende erreicht wurde; sie scheinen nahezu bis an die Mittellmie des Wirbelkörpers 
durchzusetzen, so daß dort nur noch eine mehr oder minder dicke Scheidewand übrig bleibt. Diese 
Gruben, welche wahrschemlich nur zum Zweck der Materialersparnis bei der Knochenbildung und Er- 
leichterung des Gewichtes ausgebildet sind, sind bei den uns bekannten sauropoden Dinosauriern am 
stärksten an den Halswirbeln ausgebildet und nehmen dann gegen hinten an Größe und Tiefe ab, sind 
aber auch noch bei den vorderen Schwanzwirbeln eine keineswegs auffällige Erscheinung, obgleich sie 
in dieser -Stärke nur selten beobachtet sind. (Bothriospondylus, Diplodocus, Plewrocoelus.) 

Noch mehr tritt dieses Prinzip der Substanz- und Gewichtsersparnis bei der Struktur der oberen 
Bögen zum Vorschein, denn diese sind dermaßen von Hohlräumen durchzogen, daß der innere Teil sich 
nurnoch als ein wabenförmiges, spongiöses Knochengerüst darstellt, welches von einer dünnen, äußeren 
Knochenwand umschlossen wird. Über die Ausbildung des oberen Bogens läßt sich nicht viel bestimmtes 
sagen, da dessen seitliche Umgrenzung leider abgebrochen ist. 

Die nahezu bis in die Mitte des Wirbelkörpers seitlich heruntergreifende Ansatzfläche läßt darauf 
schließen, daß die seitlichen Fortsätze außerordentlich breit und kräftig waren, leistenförmige Verstär- 
kungen auf der Vorderseite trugen, während die Rückseite mehr glatt und nur gegen das Rückenmarks- 
loch hin leicht aufgewölbt war. Wir kommen dabei zu einer Ausbildung des Wirbels, wie wir ihn bei 
Diplodocus finden und dementsprechend habe ich auch die Ergänzung auf beistehender Textfigur ge- 
geben. Der Rückenmarkskanal ist oval und verhältnismäßig groß, am vorderen und hinteren Austritt 
ist er oben herzförmig angezogen und dem Ausschnitt entsprechend verläuft eine mediane Leiste, welche 
jedoch auf der Vorderseite zur Aufnahme der Präzygapophysen wieder auseinandergeht. 

Eine Vergleichung mit verwandten Arten möchte ich erst zusammenfassend mit den übrigen uns 
vorliegenden Skelettteilen geben. 


2 Schwanzwirbel aus der mittleren Caudalregion (Taf. VII, Fig. 58) 


stammen zwar nicht von demselben Skelette wie der vordere Schwanzwirbel, schemen aber doch mit 
derselben Spezies vereint werden zu dürfen. Die beiden Stücke gehören zu einer größeren Serie ge- 


— 13 — 


waltig großer, aber leider stark verwitterter Schwanzwirhel, welche etwa 150 m südlich von unserem 
ersten Fundplatz am Wege bloßgelegt wurden. Da die beiden Stücke aneinander anschließen und des- 
halb annähernd gleich gebaut sind, so wurde nur das eine, welches sich durch besseren Erhaltungs- 
‚zustand auszeichnet, abgebildet. Legen wir die Verhältnisse von Diplodocus zugrunde, so dürften die 
Wirbel etwa zwischen dem 16. und 20. Schwanzwirbel einzureihen sein. 

Die Maßverhältnisse sind folgende: 


I Il 
Länge des Wirbelkörpers . . . . . ...027m 0,265 m 
Höhe der Gelenkflächen . . . . . ....019 , 019 „ 
Breite ‚, nn BE a N AOETBE 5, — 
Breite des Wirbelkörpers in der Mitte. . 0,10 „, OHIDER 
Höhe des Rückenmarkskanales . . . . 0,025, —_ 
Breite „, 5 ee NR NENNE 


Höhe des oberen Bogens von der Ansatz- 
stelle bis zum Beginn des Dornfortsatzes 0,12 „, — 
Länge von der vorderen zur hinteren 
Ayjeapoplysems ee arzcan Vale, — 
Was an diesen beiden Wirbeln zunächst auffällt, ist 
die bedeutende Größe, welche nicht im Verhältnis zu dem ersten 
Schwanzwirbel steht und auf ein wesentlich stärkeres Tier 
schließen läßt. Der tief procöle Bau, welcher an den vorderen 
Schwanzwirbeln ausgeprägt war, ist hier schon sehr ver- Fig. 7. 


schwommen und nur noch schwach angedeutet. Immerhin ist Mittlerer Schwanzwirbel (ergänzt). 

die Einsenkung auf der vorderen Gelenkfläche deutlich zu be- 

obachten, während die hintere Fläche eben ist. Die Gelenkflächen sind etwas höher als breit, im 
Gegensatz zu den vorderen Schwanzwirbeln, doch beobachten wir diese Streckung nach oben auch sonst 
häufig. Der Wirbelkörper ist zwischen den Gelenkflächen stark zusammengezogen und außerdem die 
Unterseite des Wirbels median tief eingesenkt, so daß die Seiten leistenförmig hervortreten. Da wo diese 
Leisten an die Unterseite der Gelenkfläche herantreten, ist rechts und links eine breite, abgerundet drei- 
eckige Ansatzfläche, für die offenbar gegabelten Chevron bones zu beobachten. Auf der Seite ist der 
Wirbelkörper gleichfalls eingezogen und zeigt unter der Ansatzstelle eine ausgeflachte Grube, welche 
offenbar ganz der tiefen, seitlichen Höhlung an den vorderen Schwanzwirbeln entspricht. Vom oberen Bogen 
ist noch ziemlich viel erhalten; die Ansatzfläche beginnt zwar in der Mitte des Wirbelkörpers, wo noch 
die Andeutung eines verkümmerten Processus transversus sichtbar ist, zieht sich dann aber weit nach 
vorne, und außerdem greifen die flügelartig auslegenden vorderen Zygapophysen weit über den Wirbel- 
körper hinaus, während die hinteren Zygapophysen sehr kurz und mit kleinen, schief nach außen und 
unten gestellten Gelenkflächen versehen sind. Der Dornfortsatz ist zwar abgebrochen, aber wir erkennen 
noch, daß er scharf nach hinten gestellt war und beobachten an der Abbruchstelle, daß der Knochen auch 
hier noch nicht solide, sondern von Höhlungen wabenartig durchsetzt war. Der Neuralkanal ist niedrig 
und keineswegs gleichmäßig durchlaufend, sondern verschiedenfach erweitert und wiederum verengt. 


— 124 — 


Schwanzwirbel aus der hintersten Caudalregion. 


Das Stück wurde ausgewittert am Platz der Ausgrabung oberflächlich aufgelesen und stellt 
einen kleinen, aber recht wohlerhaltenen, hinteren Schwanzwirbel dar. Die Maße ergeben: 


Länge des Wirbelkörpers . . . . .2..........0,125 m 
Eliöher deräGelenktlächer Er I Oe 
Breite der Gelenkflächke . . . . 2 2.2.2..2....0,095 „, 
Breite des Wirbelkörpers in der Mitte. . . . . 0,057 „ 
Durchmesser des Rückenmarkskanales . . . . . 0,012 „ 


Höhe des oberen Bogen . re NE 
Länge von der vorderen zur hinteren Zygapophyse 0,12 „, 


= 


SE 


Fig. 8. Hinterer Schwanzwirbel von der Seite und von vorn. (!/2 nat. Gr.) 


Die Gelenkflächen sind hier durchaus platycöl, aber breiter als hoch, im Gegensatz zu den 
beiden Wirbeln aus der mittleren Schwanzregion, doch lege ich diesem Umstand kein großes Gewicht 
bei. Auch hier sind die Gelenke verdickt, so daß der Wirbelkörper im mittleren Teile stark eingezogen 
erscheint; auf der Unterseite ist er nur wenig abgeplattet, sondern gerundet. Der obere Bogen zeigt 
die für die hintersten Schwanzwirbel charakteristische Bildung, indem nur noch vordere und hintere 
flügelartige Fortsätze für die verkümmerten Zygapophysen auftreten, dagegen fehlt der Dornfortsatz 
ebenso wie eine Andeutung von (Juerfortsätzen. 


Rippen. 


Ein Bruchstück einer vorderen Rippe ist durch seine bedeutende Verbreiterung auffallend, 
wie wir sie sonst bei den Dinosauriern kaum antreffen. Der Querschnitt ergibt eine Breite von 0,085 m 
bei eimer Dicke von nur 0,018 m; die Innenseite der Rippe ist 
vollständig flach, während die Außenseite leicht aufgewölbt ist. 
Das Bruchstück stammt aus dem distalen Teil der Rippe und läßt 
erkennen, daß die Rippe am distalen Ende ausgeflacht war und 


Fig. 9. 
Querschnitt durch eine Rippe. (4/2 nat. Gr.) sich allmählich nach vorn verdickte. 


a 


Ein zweites Fundstück (Taf. IX, Fig. 2) stellt eine nahezu vollständig erhaltene Rippe dar, die 
ich nach den Verhältnissen bei Diplodocus etwa an die 6. Stelle einsetzen würde. Die erhaltene Länge 
beträgt, am Rande gemessen 1,15 m; die Krümmung ist auffallend gering, wie wir dies auch bei 
den Rippen von Diplodocus beobachten, so daß wir annehmen müssen, daß die untere Rundung des 
Bauches mehr von Knorpelspangen und Bändern zusammengehalten wurde. Unser Stück ist leider am 
proximalen Ende recht schlecht erhalten; der Rippenkopf mit den Gelenkflächen ist stark verwittert, 
so daß sich nichts bestimmtes über seine Bildung sagen läßt, die Verbindung des Kopfes mit dem 
übrigen Teil fehlt gleichfalls, so daß nur ein ca. I m langes Stück im Zusammenhang geblieben ist. 
An diesem Teil beobachten wir, daß der Rippenhals verengt ist, und daß auf der Außenseite eine 
Kante hervortritt, während die Innenseite eingesenkt ist, so daß ein zackiger (Juerschnitt entsteht. In 
der Fortsetzung verbreitert sich die Rippe rasch bis auf ca. 0,09 m gegenüber ca. 0,07 m am Halse, 
bleibt aber noch 0,04 m dick, obgleich sich die Kante allmählich verflacht; gegen das distale Ende zu 
nimmt sowohl die Breite als auch die Dicke der Rippe ab, wobei die Innenseite vollständig flach wird, 
wie bei dem oben erwähnten Bruchstück; an der entsprechenden Stelle hat aber unsere Rippe immer 
noch eine Dieke von 0,027 m, bei einer Breite von 0,072 m. 


Scapula (Taf. IX, Fig. 3). 


Ein rechtes Schulterblatt wurde als einzig brauchbarer Überrest von einem Skelett mitgenommen, 
das auf der Nordostseite des Tendaguru lag, aber größtenteils verwittert und durch den Regen ver- 
schleppt war. Die Beobachtungen an den großen Extremitätenknochen und Wirbeln lassen die Zuge- 
hörigkeit zu Gigantosaurus gesichert erscheinen, wenn auch die Frage nach der Spezies often bleiben 
muß. Die Größenverhältnisse ließen auf ein kleineres Exemplar als unser Typus von @. africanus schließen 
und dementsprechend sind auch die Maßverhältnisse etwas klein. Sie ergeben: 


Größtes anweErrrr0i65 Em 
Länge auf der Unterseite . . . 2. .2.2.2...052 „ 
Länge der Gelenkfläche für den Humerus . ca. 014 „ 
Läuge der Sutur gegen das Coraeoid . . . ca 035 „ 
Geringste Breite des distalen Fortsatzes . . . . 0,165 „, 
Größte Breite am distalen Ende . . . . 2. ...0265 „ 
Dicke am distalen Ende. . . . ... » OO, 


Die Stellung im Skelett finden wir dadurch, daß wir die Sutur mit dem Coracoid vertikal stellen, 
wodurch das Acetabulum humeri in die richtige Lage nach unten kommt. Die Scapula beteiligt sich an 
dem Acetabulum nur mit einem kleinen Teil und umfaßt etwa die Hälfte der Gelenkpfanne, während 
die andere Hälfte von dem Coracoid gebildet wird. Dieser Teil der Scapula ist sehr kräftig, während 
die Ansatzstelle gegen das Coracoid ziemlich schwach und dünn ist. Auffallend ist die bedeutende Länge 
dieser Sutur, welche auf ein ziemlich großes Coracoid schließen läßt. Der nach oben gerichtete Fort- 
satz ist sehr kräftig gebaut und die Verstärkung des Knochens verläuft von diesem Fortsatz nach dem 
unteren, ohne daß jedoch eine Kante, wie z. B. bei Diplodocus, ausgebildet wäre. Der distale, schief 
nach oben gerichtete Fortsatz ist außerordentlich kräftig und stämmig gebaut und am distalen Ende 
verdickt und verbreitert, wodurch der ganze Skelettteil ein gedrungenes und verkürztes Aussehen bekommt. 


Leider wurden sonst keine nennenswerten Skelettteile des Brustgürtels und namentlich auch keine 
der vorderen Extremität gefunden. 
Das Becken. 


Während bei unserem Typusexemplar von Gigantosaurus africanus alle Beckenteile, mit Aus- 
nahme des Os ischii zerstört waren, fand sich etwa 250 m weit davon, inmitten der zahlreichen 


Fig. 10. 
Becken von der ventralen Seite gesehen. (Etwa !/ıo nat. Gr.) 


I vorderer (dorso-sacraler) Wirbel; II u. III mittlerer Primär-Sacral-Wirbel; IV hinterster (caudo- saerelen) Wirbel; 
P.is. Peduneulus ischii; P.pb. Peduneulus pubis. 


Trümmer eines Skelettes, der leider auch schon stark angewitterte Überrest eines großen Beckens, das 
nach Möglichkeit gereinigt und bloßgelest wurde. Ein Transport des schweren und vielfach zerfallenen 
Stückes war leider unmöglich; ich beschränkte mich deshalb darauf, das Stück ‚durch Photographie und 
Zeichnungen festzuhalten und kann nun auf Grund dieser Originalaufnahmen die beifolgenden Abbil- 
dungen und Maßverhältnisse geben. Ob dieses Becken zu Gigantosaurus africanus oder einer anderen 
Spezies (@. robustus) gehört, ist freilich nicht nachzuweisen, ja ich halte das letztere sogar nach der 


— 127 — 


Lage des Fundortes für wahrscheinlicher; da ich aber die ganze Gruppe der afrikanischen großen Sauropoden 
unter Gigantosaurus vereinige, so fällt dies für die Feststellung des Genus auch nicht weiter ins Gewicht. 

Wie unsere Figur zeigt, bestand das Fundstück aus dem Sacralteil der Wirbelsäule mit fest- 
verwachsenen Darmbeimen und lag auf dem Rücken, so daß der ventrale Teil dem Beschauer zugekehrt ist. 

Das Sacerum besteht aus 4 miteinander verwachsenen Sacralwirbeln, die jedoch unter sich 
nicht gleich sind. Die Größe nimmt von vorn nach hinten ab, wie wir dies auch bei den anderen 
sauropoden Dinosauriern beobachten. Der erste Sacralwirbel (dem Beschauer am nächsten) ergibt eine 
Länge von 0,23 bei einer Breite der Gelenkfläche von 0,36 m; auf der Unterseite ist er seitlich stark 
eingeschnürt durch zwei tiefe, seitliche, halbmondförmige Vertiefungen; die Processus transversi, welche 
als Spangen den Wirbelkörper mit dem großen, vorderen Fortsatz des Darmbeines verbanden, schienen 
etwas nach oben (dorsal) gerückt, falls dies nicht auf den Erhaltungszustand zurückzuführen ist. Die 


Fig. 11. Linkes Darmbein (Os ilei) von der Seite gesehen. (!/ıo nat. Gr.) 


vordere Gelenkfläche erschien abgeflacht, doch möchte ich dies nicht bestimmt sagen, da hier keine ge- 
nügende Präparation zu ermöglichen war. Der zweite und dritte Sacralwirbel waren unter sich gleich 
und fest miteinander’ verwachsen, so daß die Symphyse nur schwer zu erkennen war. Die Länge betrug 
am zweiten Wirbelkörper 0,21 m, am dritten 0,22, die Breite ca. 0,30; die seitliche Einschnürung war 
nicht zu beobachten, dagegen sehr kräftige Processus transversi, von welchen namentlich der vordere 
gut bloßgelegt werden konnte. Der vierte (hinterste) Sacralwirbel war nur noch teilweise vorhanden und 
ergab eine Breite der vorderen Gelenkfläche von 0,30 m, die Länge des erhaltenen Teiles 0,14 m. Bei 
diesem Wirbelkörper machte sich wiederum die seitliche Einschnürung sehr deutlich bemerkbar und ebenso 
waren die kräftigen Processus transversi, welche mit dem Os ilei fest verwachsen waren, wohl erhalten. 
Da diese schon an dem hinteren Teil des Darmbeines ansetzen, so ist nicht anzunehmen, daß sich noch 
ein weiterer Sacralwirbel an der Bildung des Beckens beteiligte, vielmehr die Zahl auf vier beschränkt war. 

Das Ileum oder Darmbein zeigte die stattliche Länge von 1,10 m, die Breite des Beckens auf 


dem vorderen und hinteren Fortsatz betrug 1,15 m. Auf der nach oben gekehrten Unterseite sehen wir 
die große Gelenkgrube für das Femur, welche eine Länge von 0,53 m und eine Breite von 0,26 m ergab, 
die Wölbung war nach vorne stärker als nach hinten, was davon herrührt, daß der leider auf dieser 
Seite abgebrochene pubikale Fortsatz (Peduneulus pubis) kräftiger ausgebildet ist, als der für das Ischium. 
Ebenso ist der obere Teil des Darmbeines, welcher eine ziemlich dünne, nur gegen die Ränder etwas 
verstärkte Knochenplatte darstellt, viel mehr nach vorn als nach hinten ausgezogen und zwar so, dab 
der vordere Flügel 0,50 m über den Pedunculus pubis hinausragt, während sich der hintere Flügel nur 
0,39 m vom Ende der Gelenkpfanne erstreckt und kaum mehr als 0,15 m über den Hinterrand der An- 
satzfläche des Sitzbeines hinausgeht. Die Höhe des Darmbeines beträgt 0,40 m an der breitesten Stelle, 
während die Platte gegen vorn etwas eingezogen ist, so daß der vordere Teil flügelartig verlängert erscheint. 

Schambein (Os pubis) und Sitzbein (Os ischii) waren leider an diesem Exemplare nicht 


mehr erhalten. 
Ischium, Sitzbein (Taf. IX, Fig. 1.) 
Von den vielen Trümmern des Beckens am Skelette A (G. afıicanus) wurde, wie schon erwähnt, 


nichts mitgenommen als das wohlerhaltene rechte Sitzbein. Die Größenverhältnisse gehen aus folgenden 


Maßen hervor: 


Größte Länge vom proximalen zum distalen Ende . . 0,88 
Größte Breite am proximalen Ende . . . . ... 050 
Länge des Hortsatzes zum Nleum . . . 222 ...025 
Länge der Ansatzfläche zum leum . . ..... 015 
Breite „, nr ee er ee 

- Länge der Ansatzfläche zum Pubs . . . . ....0,86 
Größte Breite derselben (oben). . . » 2 .2.2..2...0,10 
Breite der distalen Verlängerung m der Mitte . . . 0,14 

5 “ a s inte nee 0123 


Die Abbildung enthebt mich einer Beschreibung dieses charakteristischen Skelettteiles, welcher 
aus einer proximalen Erweiterung mit den Ansatzstellen vom Os ilei und pubis und einer distalen 
Verlängerung besteht. Der Knochen ist bekanntlich quer im Körper 
gestellt, so daß sich die beiden distalen Endigungen median be- 
rühren und zuweilen verwachsen, während der proximale Teil aus- 
einandergespreizt ist und deshalb auch mit schiefen Ansatzflächen 
an die übrigen Beckenteile anschließt. Der Fortsatz gegen das lleum 
ist lang und kräftig, so daß die Ansatzfläche fast ebenso breit als 
lang ist. Sehr groß ist die Fläche gegen das Pubis, indem sie mehr 
als die Hälfte des proximalen Randes in Anspruch nimmt; sie ist 
leicht nach außen gerundet und verjüngt sich entsprechend dem 
Knochen von oben nach unten. Der distale Schaft ist sehr kräftig, 

Fig. 12. lang und nahezu gerade gestreckt, während er bei den verwandten 
Die distalen Ende der Ischia. Arten mehr oder minder stark aufwärts gebogen ist; sein Ende 


ist wenig gedreht, dagegen verbreitert und zugleich verdickt; an den inneren Seitenrändern weist eine 
schmale, schief abgestutzte Fläche darauf hin, daß die Ischia hier median unter einem flachen Winkel 
zusammenstießen, aber sie waren offenbar nicht fest verwachsen, sondern nur lose verbunden. 


Hinterfuss. 


Das vollständigste Material lieferte die hintere Extremität, denn selbstverständlich sind die dieken 
und massiven Röhrenknochen am besten erhalten und am augenfälligsten ; nach meinen Aufzeichnungen 
habe ich am Tendaguru gegen 20 mehr oder minder gut erhaltene Femora aufgedeckt, was einen Begriff 
von dem Reichtum der Lokalität geben mag. Wenn man aber bedenkt, daß ein Gelenkstück eines 
solchen Femur allein schon eine Last von 42 Kilo bildet, und daß das ganze Femur über 2,5 Zentner 
wiegt, so wird man es wohl begreiflich finden, wenn ich mich auf wenige Stücke beschränkte. Immer- 
hin habe ich sämtliche Skelettteile des Hinterfußes in guter Erhaltung; hievon stammt 1 Femur, 1 Tibia 
und 1 Astragalus von unserem Skelett A und bildet den Typus von Gigantosaurus africanus. Etwa 
250 m südöstlich, in nächster Nähe des oben beschriebenen Beckens gelang es mir, ein vollständiges 
Bein durch Grabung bloßzulegen; die spätere, genauere Untersuchung ergab jedoch, daß die Art, zu 
welcher dieser Hmterfuß gehörte, nicht identisch mit unserem Gigantosaurus africanus ist, sondern einer 
gedrungeneren Spezies gehört, welche wir als @. robustus zu unterscheiden haben. Ich ziehe jedoch auch 
diesen Fund mit in die Beschreibung herein, da er für die Beurteilung des Genus Gigantosaurus von 
Wichtigkeit ist. 


a) Knochenreste von Skelett A (G@igantosaurus africanus). 


Femur (Taf. X, Fig. 1 u. 2). 


Das vollständige rechte Femur von @. africanus ergibt folgende Maße: 
Gesamtlänge . . . ee eat le: 88hm 
Breite am proximalen Hude EN: 0,43 
Länge vom oberen Gelenkkopf bis zur Mitte de Prochanter M 0,66 
Länge vom unteren Gelenke bis zur Mitte des Trochanter III. 0,72 ,, 


Breiteram@distalenehnder a N A 
Länge des äußeren Gelenkes . . . . 2 2 2.2.2.2.2...0830 „ 
er innerena&elenkesı u se re se. 0, 


Das kräftige, aber keineswegs plumpe Femur hat alle für die sauropoden Dinosaurier charakte- 
riıstischen Verhältnisse und läßt sich am besten mit dem von Diplodocus vergleichen, dem es auch an 
Größe nur wenig nachsteht. Wie bei diesen ist der Knochen auffallend gerade gestreckt; das proximale 
Ende ist außerordentlich kräftig durch die starke Entwickelung des Gelenkkopfes, während der gleich- 
falls mit dem distalen Ende verschmolzene Trochanter major an Stärke bedeutend zurücktritt; der innere 
Trochanter (Tr. minor) fehlt vollständig, dagegen ist der dritte Trochanter etwa in der Mitte des Schaftes 
deutlich und kräftig hervortretend. Das distale Ende ist wiederum verbreitert mit den beiden, durch 
eine seichte Grube getrennten Gelenkflächen; die beiden Condylen sind rauh und runzelig und waren 
wie der obere Gelenkkopf mit einer starken Knorpellage versehen. Der CGondylus externus ist etwas breiter 

Palaeontographica. Bd. LV. 17 


— 130 — 


als der C. internus und der letztere etwas ‘schief nach vorne verschoben. Zwischen beiden greift auf der 
Vorderseite der glatte Einschnitt der Fovea supracondyloidea (— suprapatellaris), welcher breit und flach 


Fig. 13. 


Distales Ende des Femur von Gigantosaurus africanus. (ta nat. Gr.) 


ist, nur ganz wenig auf die Unterseite über; auf der Hinterseite wölben sich die Condylen nur wenig 
über den Schaft heraus, so daß das ganze distale Ende ein unbestimmtes, ausgeflachtes Aussehen bekommt. 
Zu diesem Femur gehört wohl sicherlich eine nur wenige Meter davon entfernt gefundene 


Fibula (Taf. X, Fig. 3 u. 4). 
des linken Fußes, welche sich durch ihre Länge und den kräftigen Bau, insbesondere am distalen Ende 


auszeichnet. Die Maße ergeben: 


Gesantlänvegr se rer IE 
Breite am proximalen Ende. . . . . 0,235 „ 
Größte Dicke daselbst. . . . . ..0412 „ 
Breite in der Mitte des Schaftes . . . 0,115 „ 
Dicke: 00,005, en OR re 
Breite der distalen Gelenkfläche . . . 0,23 „, 
Dicke ,, en en ae ee 


Das proximale Ende der Fibula ist ausgeflacht und etwas gegen den übrigen Teil des Schaftes 
gedreht, um sich in den oberen Ausschnitt der Tibia einzufügen; eine narbenartige Erhöhung auf der 
Vorderkante bezeichnet die Stelle eines Muskelansatzes. Der Schaft der Fibula ist sehr kräftig und 
nimmt nach unten noch an Breite zu bis an das distale Gelenk, das mächtig verdickt ist und nach der 


— 13i — 


Innenseite wulstartig vorspringt. Dort greift der untere Gelenkkopf seitlich in eine entsprechende Ver- 
tiefung des Astragalus ein und nimmt auf diese Weise an der Bildung des Tarsus teil, indem an der 
Fibula direkt die Metatarsalia des IV. und V. Zehengliedes ansetzen. Die rauhe, wulstige Oberfläche des 
Knochens am distalen Ende läßt auf starke Knorpelbildung an dieser Stelle schließen. 


Astragalus (Taf. IX, Fie. 4). 


Der ganze Tarsus ist bei diesen großen Sauropoden in einen einzigen Knochen verschmolzen, 
der am einfachsten als Astragalus bezeichnet wird. Von unserem Exemplar A habe ich den rechten 
Astragalus mitgenommen, der aus einem großen, abgerundet dreiseitigen Knochenstück besteht. Die 
distale (untere) Fläche ist gewölbt und zwar stärker nach hinten als nach vorne. Ihre Länge (von vorn 
nach hinten) beträgt 0,19, die Breite 0,26 m. Infolge der starken Knorpellage auf dem Knochen sind die 
Gelenkflächen für die Metatarsalia I, II und III, welche auf der abgeflachten vorderen Wölbung: ansetzen, 
nicht mehr zu erkennen. Auf der proximalen (oberen) Seite unterscheiden wir zunächst die Gelenkflächen 
für die Tibia und die seitlich anliegende Fibula. Die Gelenkfläche für letztere ist tief ausgehöhlt und zeigt 
tiefe Ansatzgruben von Sehnen; die tibiale Fläche ist flach uud von breiter, abgestutzt dreieckiger Gestalt; 
beide Flächen stehen in einem stumpfen Winkel schief zueinander, so daß zwischen ihnen ein erhöhter 
Grat freibleibt, der auf der rückwärts gekehrten Seite tiefe Gruben als Eintrittsstellen von Gefäßen aufweist. 


b) Knochenreste von Skelett B (Gigantosaurus robustus). 


Femur. 


Fig. 14. Distales Ende des Femur von Gigantosaurus robustus. (Ns nat. Gr.) 


Von dem rechten Femur habe ich nur den unteren Gelenkteil mitgenommen, da der übrige schon 
zu sehr unter der Verwitterung notgelitten hatte und auch nicht mehr vollständig zusammenzufinden 


war. Er glich in seiner äußeren Form jedenfalls sehr demjenigen von Skelett A, denn ich glaubte über- 
haupt dieselbe Spezies vor mir zu haben. Wenn man aber nun nach der Reinigung und Präparation 
die beiden Stücke nebeneinander legt, so fallen doch sofort ganz wesentliche Unterschiede in die Augen. 
Das distale Ende erscheint viel wuchtiger und vor allem viel ausgeprägter in der Form und Anlage der 
einzelnen Flächen. Gegenüber Gigantosaurus africanus sind die beiden CGondylen durch eine breite, tiefe 
Bucht getrennt, wobei der Cond. internus kräftiger ausgebildet und weniger schief gestellt ist. Auf der 
Vorderseite dieser Bucht greift die Fovea supracondyloidea tief und scharf markiert ein, ebenso wie die 
hintere Kniekehlgrube viel tiefer ausgehöhlt ist, wobei die stark gerundeten Condylen auf der Hinterseite 
weit ausgreifen. Die Maße ergeben folgendes: 
(G. afrieanus) 


Breite am distalen Ende . . . . .. 0,38 m (0,42) m 
Länge des äußeren Gelenkes. . . . 0,31 „ (0,30) „, 
” „ inneren Gelenkes . . . . 0,37 „ (0,34) „, 


Ein zweites Fundstück, das gleichfalls den unteren Gelenkkopf eines rechten Femur darstellt, 
aber nicht so schön erhalten ist, stimmt in der Größe und Ausbildungsweise mit @. robustus überein. 


Tibia (Taf. XI, Fie. 1 u. 2). 


Die Tibia ist sehr gut und vollständig erhalten und zeichnet sich besonders vorteilhaft dadurch 
aus, daß das Stück in keiner Weise unter Druck oder Abwitterung gelitten hat. Dieser Umstand trägt 
auch dazu hei, daß das Skelettstück gegenüber den mir vorliegenden Schienbemen von Diplodocus und 
Brontosaurus, die alle mehr oder minder verdrückt sind, einen ungemein festen und gedrungenen Ein- 
druck macht. Die Maße ergeben: 


Gesamtlänger N ONE 
Größte Breite am proximalen Ende . . . . ..033 „ 
Tiefe (von vorne nach hinten) der proximalen Ge- 
lenktläche- rs na re ee Te 
GermestegBreiter desuS chatteser sr 5 
ir DiekerdessSchatfese nr EEE 
Breite am@distalen@iintiese re DDr: 
Tiefe, N 


Immerhin ergeben auch diese Maße gegenüber den Angaben von HarcHer über die Tibia von 
Diplodocus, daß unsere Form bedeutend gedrungener war. Vor allem fällt die starke proximale Ver- 
breiterung auf, welche noch verstärkt ist durch einen leistenartigen, seitlichen Trochanter, welcher die 
Fibula umfaßt. Die proximale Gelenkfläche ist eine doppelte, entsprechend den beiden Condylen des 
Femur; von diesen flachen Gelenkpfannen wird die innere vollständig von der Tibia gebildet, während 
an der äußeren etwa hälftig auch die Fibula teilnimmt. Der Schaft ist verhältnismäßig schlank gebaut, 
erweitert sich aber wieder rasch nach unten zu dem distalen Gelenk, das mit dem Astragalus artikuliert. 
Die Gelenkfläche ist von innen gegen außen geschweift und paßt in ihrer Rundung vollständig auf die 


— 13 — 


entsprechende Fläche des Tarsus, nur haben wir uns dazwischen mehr oder minder dicke, knorpelige 
Epiphysen zu denken. Auf der Hinterseite sehen wir einen Ausschnitt, welcher etwa mit der tiefsten 


Fig. 15. Fig. 16. 
Proximale Gelenkfläche der Tibia und Fibula von @. robustus. Distales Gelenk von Tibia und Fibula von @. robustus. 
(Hs nat. Gr.) ('/a nat. Gr.) 


Stelle des Gelenkes zusammenfällt und ihm entspricht am Astragalus ein zapfenartiger. Vorsprung, hinter 
welchen die Gefäßgruben liegen. Der Ausschnitt diente offenbar zur Aufnahme der Blutgefäße und Sehnen. 


Die Fibula (Taf. Xl, Fie. 1, 3 u. 4) 
läßt sich sehr gut an die Tibia anpassen, so daß wir annehmen dürfen, daß auch sie in keiner Weise 


durch Druck verändert ist. Die Maße ergeben folgendes: 
(G. africanus) 


Gesamtlänge ey ne 227084m (0,94) m 
Breite am proximalen Ende . . . . 020 ,„ (0,235) „, 
Größte Dicke daselbst . . . 2... ...0,07 „ O1) ., 
Breite in der Mitte des Schaftes . . 0,10 „ (0,115) ,, 
De N ei 20.05, OO) 
Breite der distalen Gelenkfläcke . . 0,14 „ (0,23) „ 
Dicke „, n En Mugen: (0,21) , 


Gegenüber der Fibula von @. africanus erscheint unser Stück nicht allein kürzer, sondern auch 
zierlicher und schlanker; dies tritt weniger am oberen Ende, das fast noch stärker verbreitert ist, hervor, 
als am Schaft selbst und besonders am distalen Ende, das nicht wie dort zu einem dicken Gelenkkopf 
aufgetrieben, sondern nur mäßig verdickt erscheint. Daß unser Stück viel ausdrucksvoller in der Drehung 
des distalen Endes, der Ansatzfläche der Muskeln und der Bildung des unteren Gelenkes ist, mag wohl 
zum größeren Teil auf die bessere Erhaltung zurückzuführen sein. 


— 134 — 


Die Fibula fügt sich proximal in die äußere Aushöhlung der Tibia ein und legt sich seitlich mit 
leichter Krümmung nach hinten an sie an; am distalen Ende greift sie um etwa 0,10 m über das 
Ende der Tibia über und funktioniert hier direkt als tarsales Gelenkstück, indem sie Träger der Meta- 
tarsalia IV und V wird und seitlich in die fibulare Gelenkfläche des Astragalus eingreift 


Astragalus (Taf. IX, Fig. 5 u. 6). 


Unter den Skelettteilen des Fußes ist der Astragalus unserer Art am meisten abweichend von 
G. africanıs, denn während wir es bei jenem mit einem breiten, abgerundet dreieckigen Knochenstück 
zu tun haben, ist der Astragalus unserer zweiten Art ausgesprochen langgestreckt und schmal. Die 
Länge (von vorn nach hinten) ergibt 0,16 (0,19), die Breite 0,27 (0,26) m. Die Verschiedenheit der 
Form macht sich dadurch bemerkbar, daß das seitliche fibulare Gelenk unter einem rechten Winkel 
gegenüber dem tibialen abgebogen ist, so daß die ganze proximale Seite von der tibialen Gelenkfläche 
eingenommen wird. Wie bereits erwähnt, ist diese Gelenkfläche derjenigen der Tibia entsprechend ge- 
kıümmt und trägt am Hinterrand einen zapfenartigen Fortsatz, unter welchem die tiefen Gefäß- 
gruben liegen. 


Die Metatarsalia und Phalangen (Taf. XI, Fig. 1 u. 5, Taf. XII, Fig. 1 —16). 


Die Zehenglieder unseres Exemplares sind vollständig erhalten und konnten ohne Schwierig- 
keit zu einem Fuße zusammengestellt werden, der in jeder Hinsicht mit den uns bekannten Verhältnissen 
bei Diplodocus und Brontosaurus überemstimmt. Wie bei jenen ist man erstaunt über den gedrungenen 
und plumpen Bau des Fußes, der noch mehr zum Ausdruck kommt, wenn man sich vergegenwärtigt, daß 
die großen Endphalangen der I., II. und III. Zehen als Klauen frei herausragten. 

Es sind 5 Zehen ausgebildet, von welchen zwar jede wieder ihren besonderen Charakter trägt, 
die aber alle mehr oder minder starke Reduktionserschemungen zeigen, die darauf hinweisen, daß es 
sich hier mehr nur um die Basis einer mächtigen Säule, auf welcher der gewaltige Körper ruhte, handelt, 
als um ein Organ, welches das Tier zum Sprung oder auch nur zum raschen Gang befähigte. Die krallen- 
artigen Endphalangen der ersten 3 Zehen erinnern am meisten an diejenigen grabender Edentaten und 
wurden wohl auch hauptsächlich zum Auswühlen von Wurzeln und dergl. verwendet. 

Über die einzelnen Skelettstücke ist folgendes zu bemerken (die Maße sind am Schluß zu- 
sammengestellt): Die erste Zehe besteht aus 3 Stücken, einem Metatarsus und 2 Phalangen. Der 
Metatarsus I (Taf. XI, Fig. 1) ist ungemein gedrungen, so daß seine Höhe an der proximalen Ge- 
lenkfläche der Gesamtlänge gleichkommt. Die proximale Gelenkfläche steht schief zu der Achse des 
Knochen, ist höher als breit, oben gerade abgestutzt, unten gerundet, und auf der Fläche nur wenig 
eingesenkt. Die distale Gelenkfläche ist stärker gewölbt und bildet ein flaches, in der Mitte nur wenig 
eingezogenes Doppelgelenk, das sich mit dem Condylus internus weit über den Schaft herauswölbt. Die 
Verbindung mit dem Metatarsus II bildet keine Gelenktfläche, dagegen ist auf der Innenseite eine Grube 
für den Ansatz kräftiger Sehnen zu beobachten. Die daran anschließende Phalange (Taf. XII, Fig. 2) 
ist verkümmert und sehr kurz; auch hier sind die Gelenkflächen schief zueinander gestellt, so daß die 
Ansätzfläche für die Endphalange etwa 45° gegen die Achse des Knochens bildet. Ich habe die Pha- 
lange so gestellt, daß der Zehen eine gerade Linie bildet, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß die 


schiefe distale Fläche umgekehrt steht, in welchem Fall die Endphalange unter einem halben rechten 
Winkel nach innen abbiegen würde, was aber durchaus sinnwidrig und für die Mechanik des Fußes 
unverständlich wäre. Die Endphalange selbst (Taf. XII, Fig. 3) bildet eine mächtige gedrungene 
Kralle, welche mit einer Hornscheide bedeckt war, deren Ansatzstellen namentlich auf der äußeren Fläche 
gut sichtbar sind. In charakteristischer Weise verläuft auf der Außenseite eine Fläche, auf der Innen- 
seite eine tiefe Rinne als Ansatzstelle für den Hornschuh. Die vordere Spitze bestand offenbar aus mürbem, 
weichem Knochengewebe und ist abgewittert, läßt sich aber leicht ergänzen. 

Die zweite Zehe besteht aus 4 Stücken, da hier noch eine weitere rudimentäre Phalange ein- 
geschaltet ist. Der Metatarsus II (Taf. XII, Fig. 4) ist gestreckter, aber doch immer noch sehr gedrungen. 
Am proximalen Ende, das ein etwas schiefes, abgerundetes Viereck bildet, dessen Höhe nur wenig größer 
als die Breite ist, erkennen wir das flache Gelenk gegen den Astragalus und eine schiefe, äußere Gelenk- 
fläche gegen den Metatarsus I; auch hier steht die proximale Fläche schief zu der Achse. Der Schaft 
ist stark eingezogen und erweitert sich distal zu einem flachen Doppelgelenk. An dieses stößt zunächst 
die 1. Phalange (Taf. XII, Fig.5) an, welche in ihrer verkümmerten und schiefen Form derjenigen der 
ersten Zehe gleicht. Die 2. Phalange (Taf. XII, Fig. 6) ist vollständig rudimentär und stellt nur noch 
ein in der Form unbestimmtes, lappenförmiges Schaltstück dar, bei welchem man überhaupt nicht mehr 
von Gelenkflächen reden kann. Die 3. oder Endphalange (Taf. XII, Fig. 7) steht der der ersten Zehe 
bedeutend an Größe nach und zeigt nicht die starke Krümmung und ausgeprägte Krallenform wie jene, 
auch die seitlichen Rinnen sind hier ausgeflacht und kaum zu erkennen. Die Verknöcherung der Spitze 
war hier offenbar noch geringer und infolgedessen fehlt von ihr ein noch größerer Teil. Auch das 
proximale Gelenk war nicht scharf ausgebildet, sondern es handelte sich wohl mehr um knorpelige und 
lisamentöse Verbindungen, ein Beweis von der geringen Benützung dieses Organes. 

Die dritte Zehe besteht wie ihre Vorgängerin aus vier Stücken. Der Metatarsus III (Taf. XII, 
Fig. S) zeigt gegenüber den beiden vorangehenden einen schlanken Bau; die flach gewölbte proximale 
Fläche stellt einen Rhombus dar, dessen Höhe etwa um !/s größer ist als die Breite, mit schiefer Gelenk- 
fläche zu Mtt. II. Der Schaft ist stark eingezogen und von abgerundet viereckigem (Querschnitt: das distale 
Gelenk ist rechtwinklig auf das proximale gestellt, also quer verlängert, die Gelenkfläche wohl gerundet, 
aber kaum eingebuchtet. Die erste Phalange (Taf. XII, Fig. 9) zeigt zwar noch eine proximale flache 
Gelenkfläche, während das distale Ende vollständig formlos gestaltet ist und offenbar das kleine rudi- 
mentäre Knochenstück, welches wir als Überrest der zweiten Phalange (Taf. XII, Fig. 10) aufzufassen 
haben, umschließt. Die Endphalange (Taf. XII, Fig. 11) ist zwar noch als Klaue ausgebildet, trägt 
aber auch schon einen unbestimmten Charakter, insbesondere am Gelenk, das auf der Innenseite offen- 
bar schon bei Lebzeiten stark korrodiert war. 

Die vierte Zehe zeigt nur noch drei Stücke, wovon zunächst der Metatarsus IV (Taf. XII, 
Fig. 12) eine schlanke Form, wie der der dritten Zehe aufweist, mit rechtwinklig aufeinander gestellten 
Gelenkflächen; die distale Fläche ist auf der Innenseite abgestutzt und weist nur noch eine eimheitliche 
Wölbung auf. Die erste Phalange (Taf. XII, Fig. 13) gleicht derjenigen der vorangehenden Zehe 
und ist nur etwas schmäler. Die Endphalange (Taf. XII, Fig. 14) dagegen stellt keine Klaue mehr 
dar, sondern nur noch ein kugeliges Rudiment, etwa der Endphalange eines Elefanten vergleichbar. 

Die fünfte Zehe zeigt die stärkste Reduktion und besteht außer dem Metatarsus nur noch 


— 136 


aus einem knopfförmigen Knochenstück als Überrest sämtlicher Phalangen. Der Metatarsus V (Taf. XII, 


Fig. 15) hat eine sehr charakteristische Form, welche verschieden von der der anderen ist. 


Die proxi- 


male Gelenkfläche ist hoch und ausgeschweift und artikuliert vollständig an der tief herabgreifenden 
Fibula, während der Metatarsus IV wenigstens noch teilweise an dem Astragalus anhängt, wenn auch 


der größere Teil schon an die Fibula grenzt. 


Der Schaft des Knochens ist sehr kurz und tief ein- 


gezogen und endigt distal ohne eigentliches Gelenk, sondern nur mit einer geryndeten, kaum merklich 
verdickten Fläche. An diesem Ende hängt nur als letztes Rudiment der Phalangen (Taf. XII, Fig. 16) 
ein kleines, hinten abgeflachtes und vorne gerundetes Knochenstück an, das sich wiederum am besten 


mit dem Huf eines Proboscidiers vergleichen läßt. Es hat sicherlich ebensowenig wie die Endphalange der 


vierten Zehe eine Klaue getragen und ragte nicht mehr als freier Zehen über die Basis des Fußes hinaus. 


Zusammenstellung der Maße. 


1. Zehe 2. Zehe 3. Zehe 4. Zehe 5. Zehe 
Metatarsus. 
Länge am Außenrand 0,100 m 0,130 m 0,160 m 0,150 m 0,095 m 
Länge am Innenrand . le 0,140 „, 0,160 „, —_ — 
Breite der proximalen Gelenkfläche . 0,100 „, 0,099 ,, 0,070 ‚, 0,065 ‚, 0,060 ‚, 
Höhe ,, "N “ 0,130 „, 0,115 „, 0,100 „, 0,105 „, 0,120 „, 
Breite des distalen Gelenkes 0,125 ,, 0,110 „, 0,090 „, 0,075 ‚, 0,050 ‚, 
Höhe ,, = & 0,075 „, 0,070 ‚, 0,060 „, 0,050 „, 0,070 „, 
Erste Phalange. 
Länge (in der Mitte) 0,045 „, 0,070 „, 0,045 „, 0,050 „, 0,030] 8 & 
Breite am proximalen Gelenk . 0,085 ‚, 0,090 „, 0,065 ‚, 0,065 „, 0,0501° = 
Breite am distalen Gelenk 0,075 „, 0,085 „, 0,055 „, 0,055 ‚, — 
Zweite Phalange. 
Länge (in der Mitte) = 0,023) & Sea, — er 
m 
Breite — 0,075, 8 0,050, & — — 
Höhe = 0,055) 3 | 0,035) & = = 
Endphalange. f 
Länge auf der Oberkante 0,235 0,150 0,115 0,040 5 — 
TEEN x (ereänzt) . 0290| |c.0,220|5 | e.0,140 | 2 — 
‚D > » = 
Breite des Gelenkes . 0,065 | 5 le 0,045 | 2 | 0,060 E su 
Höhe „, n 0,115 0,085 0,055 = —- 


Wir haben damit im wesentlichen das von Gigantosaurus vorliegende Material erschöpft, denn 
die weiteren Reste bieten nichts Neues, sie bestehen aus isoliert gefundenen Wirbelkörpern, Metarsalia 


— 1397 0 — 


und Phalangen und einigen unbestimmbaren Resten, zum Teil gehören sie auch einer ganz anderen 
Dinosauriergruppe an. Überblieken wir das vorliegende Material, welches einige Schwanzwirbel, Rippen, 
Sehulterblatt, Becken mit Ausnahme des Schambeines und den gesamten Hinterfuß umfaßt, so sehen wir, 
daß uns zwar noch viel zur Kenntnis des ganzen Tieres fehlt, daß es aber doch auch wiederum eine 


ganz namhafte Anzahl von Skelettteilen ist, auf welche wir die Diagnose stützen können. Es kommt 


dabei zu statten, daß die großen sauropoden Dinosaurier unter sich sehr gleichartig gebaut sind, so daß 
wir uns trotz der Dürftigkeit der Überreste nach Analogie verwandter Arten ein Gesamtbild des Körper- 
baues zu machen imstande sind. 


Vergleichung von Gigantosaurus mit anderen Arten. 


Eine Vergleichung der als Gigantosaurus eingeführten Dinosauriergruppe mit den anderweitig 
bekannt gewordenen Arten läßt es zunächst als vollständig: gesichert erscheinen, daß wir diese neue Gruppe 
zu den Dinosaurieren und zwar zu der Untergruppe der Sauropoda Marsm! zu stellen haben. Abgesehen 
von dem tief procölen Bau der vorderen Schwanzwirbel stimmen alle Merkmale von Gigantosaurus mit 
denen der Sauropoda überein. Maßgebend dabei ist vor allem der Bau des Beckens und Hinterfußes, 
aber auch die Scapula und der cavernöse Bau der Wirbel steht in vollem Einklang. Es wäre meiner 
Ansicht nach eine unnötige Arbeit, alle die Momente anzuführen, welche die Zugehörigkeit zu 
anderen Dinosauriergruppen ausschließen, denn unsere Kenntnis gerade der sauropoden Dinosaurier ist 
durch die schönen Arbeiten von Copz, MArst#, OsBorn, HarcHer und Rıces eine so vollständige, daß 
wir eine ganz sichere Diagnose stellen können. Nicht so leicht ist es freilich, die einzelnen Familien 
innerhalb der Sauropoda auseinanderzuhalten, wenn auch die einzelne Spezies gut definiert ist. Die 
Merkmale verschwimmen hier vielfach und man bekommt den Eindruck, daß diese ganze Gruppe der 
Sauropoda einen durchaus einheitlichen Bau mit so geringen und indifferenten Abweichungen aufweist, 
daß wir vielfach die als Familienmerkmale herausgegriffenen gegenseitigen Abweichungen ebensogut als 
Spezieseigenarten auffassen können, zumal da ja auch die Familien meist nur ganz wenige sichere Spezies 
umfassen. Es ist dies aber nun einmal der natürliche und vollständig berechtigte Gang unserer syste- 
matischen Forschung, denn erst mit fortgeschrittener Kenntnis können wir an eine Zusammenfassung des 
Materiales gehen. Daß aber hiefür noch nicht die Zeit gekommen ist, darauf weisen die vielen neuen 
Funde hin und wir müssen uns dabei nur mit dem Gedanken vertraut machen, daß unsere Systematik 
in dieser Hinsicht ein vorübergehender Notbehelf ist. 


Bei unserer Vergleichung wollen wir zunächst von dem geologischen Gesichtspunkt aus- 
gehen, der uns zu einem unerwarteten Resultat führt. Ich glaube in dem geologischen Teil mit Sicher- 
heit nachgewiesen zu haben, daß Gigantosaurus der Kreideformation und zwar der oberen Kreideformation 
angehört, wenn auch die genaue stratigraphische Stellung der Makondeschichten noch aussteht. Jeden- 
falls sind die Schichten jünger als neokom und wahrscheinlich auch jünger als cenoman (Niongala- 
schichten). Untersuchen wir nun das geologische Auftreten der uns bekannten sauropoden Dino- 


ı Vergl. Zırrer, Paläontologie, III. Bd., S. 702. 
Marsa O. C., Classification of the Dinosauria. American Journal of Seienee, Vol. XXIII. Jan. 1882. 


Palaeontographica. Bd. LV. 18 


— 138 — 


saurier, so sehen wir, daß ihre Hauptverbreitung und Entwicklung in die obere 
Juraformation fällt. Das Hauptgebiet ist im Westen von Nordamerika, wo die sog. Atlanto- 
saurus-Beds am Rand des Felsengebirges eine breite Zone mit reichen Fundplätzen bilden. Nach 
den Ausführungen von HarcHer! die sich auch vollständig mit denen von Marsm”, Osgorn®, Rıcas* und 
E. Fraas? decken, handelt es sich dort zweifellos um eine terrestrische Ablagerung, welche wir kaum 
anders als oberjurassisch, oder auf der Grenze zwischen Jura und Kreide liegend, bezeichnen können. Aus 
ihr stammen die Überreste von Brontosaurus, Apatosaurus, Morosaurus, Camarasaurus (Atlantosaurus), 
Diplodoeus, Brachiosaurus und Haplacanthosaurus, welche sowohl wegen ihrer Größe, als auch wegen 
der prächtigen Erhaltung unser Staunen erregen. Ich habe schon auf die außerordentlich große petro- 
graphische Ähnlichkeit unserer Makondeschiehten mit den Atlantosaurus-Beds hingewiesen und wir dürfen 
wohl daraus schließen, daß im Ostafrika bei der Ablagerung dieser obereretacischen Schichten ganz 
analoge Bedingungen herrschten, wie zur Zeit des obersten Jura am Rand des Felsengebirges. In 
Nordamerika haben wir nun zwar auch in der Kreide terrestrische und Süßwasserablagerungen mit einer 
Fülle von Dinosauriern, aber nach der Zusammenstellung von Osgorn“® fehlen hier die Sauropoda voll- 
ständig und die zahlreichen Arten gehören den Ordnungen der T'heropoda, Ornithomimidae, Stegosauria, 
Ceratopsia und Ornithopoda an. 

In Europa finden sich sauropode Dinosaurier schon in älteren Ablagerungen, so Cetiosaurus im 
oberen Dogger (Great Oolilth von Oxford) und Ornithopsis im Oxfordton, Kimmeridge und 
Wealden von England, sowie im obersten Jura (Portlandien) von Frankreich, aber auch hier schemen, 
wenn wir von wenigen unsicheren Arten (Dinodocus Owen, Aepysaurus GeRrvAIS und Maerurosaurus SEELEY) 
absehen, die echten Sauropoden mit dem Abschluß des Jura oder jedenfalls in der untersten Kreide auf- 
zuhören und an ihre Stelle treten nun die höher differenzierten Theropoda, Orthopoda und Ornithopoda. 

Die Kenntnis von sauropoden Dinosauriern aus anderen Gegenden der Erde ist sehr mangelhaft, 
und beschränkt sich im wesentlichen auf die Vorkommnisse auf Madagaskar, welche für unsere Be- 
trachtungen schon aus geographischen Gesichtspunkten von größtem Interesse sind. Wie schon Seite 
117 bemerkt, sind uns von Madagaskar Dinosaurierreste in größerer Menge bekannt geworden‘, welche 
aus zwei verschiedenen Horizonten und Gebieten stammen. Weitaus die größte Anzahl entstammt 
der Juraformation und wird zu Bothriospondylus Madagascariensis LYDEKKER gestellt. Es ist 
dies zweifellos ein echter Sauropode von großen Dimensionen, welcher von Tuevexın mit Recht in die 
Verwandtschaft von Morosaurus und Cetiosaurus gestellt wird und wir werden später auch noch ver- 
schiedenfache Anklänge an Gigantosaurus kennen lernen. Diese Art reiht sich also, wie zu erwarten, 
in die geologische Verbreitung der Sauropoden ein, und ist vielleicht auch in Europa vertreten durch 
eine von Owun als Bothriospondylus aus dem Kimmeridge von England beschriebene Art. 


1 HATCHER, Memoirs of the Carnegie Museum, Vol. I No. 1. 1902. 

2 Marsa 0. C., The Dinosaurs of Noth America. 16. Ann. Rep. U. S. Geol. Surv. Pt. I. 1896. 

3 OSBORN H. F., Bull. of the American Museum of Nat. Hist. Vol. XII. Art. XI, 1899. 

* Rıcss E. S., The Dinosaur Beds ete. Field Columbian Museum Publication 60. Geol. Ser. Vol. I No.9, 1901. 

5 Fraas E., Vergleichung der amerikanischen und europäischen Juraformation. Amerikanistenkongreß 1902, S. 40 ff. 

° H. F. Osßorn und L. M. Lamge, on Vertebrata of the Mideretaceus of the Noth West Territory. Geol. Surv. of 
Canada, Contributions to Canadian Palaeontology Vol. III, Otawa 1902, S. 13. 

" Vergl. außer der S. 117 genannten Literatur: LYDEkKER R., Quart. Journ. Geol. Soc. of London t. 4 I, 1895, p. 329; 
BourE M., Bull. du Museum d’Hist. nat. 1896, p. 347. 


ae 


Bei unserer geologisch-stratigraphischen Betrachtung sind uns aber die Funde noch wichtiger, 
welche in der oberen Kreide von Maevarano gemacht wurden und als Titanosaurus Madagaseariensis 
Der£rET und Megalosaurus erenatissimus beschrieben sind; der letztere als ein typischer 'Theropode schaltet 
zwar aus, um so mehr aber interessiert uns Titanosaurus. LYpEkker stellte dieses Genus auf für 
Wirbel und em Femur, welche aus der Kreide (Lametagruppe — Cenoman-Turon) von Indien, der oberen 
Kreide von Patagonien und dem Wealden der Insel von Wight stammen und Drrfrer gliederte ihnen 
die Wirbelfunde aus Madagaskar an. Das Hauptmerkmal dieser Familie besteht in dem stark procölen 
Bau der Wirbel, welche an diejenigen der Krokodile erinnern und zwar ist der procöle Charakter noch 
viel stärker als bei Gigantosaurus ausgeprägt und erstreckt sich nicht nur auf die vorderen Schwanz- 
wirbel. Wenn freilich, wie DEer£RET andeutet, auch Maerurosaurus SEELEY aus dem Grünsand von Cam- 
bridge in diese Familie gehört, dann hätten wir darunter auch Vertreter mit derselben Art der Schwanz- 
wirbelbildung, denn SeereyY' gibt für diese Form an, daß die langgestreckten Wirbelkörper im vorderen 
Teile des Schwanzes procöl, später platycöl und schließlich amphiecöl sind. Lypexker’ stellt Titanosaurus 
zu den Sauropoda in die Nähe von Üetiosaurus, aber die madagassischen Funde machen diese Stellung 
doch fraglich, wie auch Drrxirer hervorhebt. Gegen die sauropode Natur spricht der solide Bau 
der Wirbelkörper und der oberen Bögen, sowie ein wohlerhaltenes Hautschild, das Dertrer beschreibt. 
Beides weist viel mehr auf die Gruppe der orthopoden Dinosaurier, speziell die Stegosauriden und Cera- 
topsiden hin und Titanosaurus würde sich dann auch folgerichtig in die geologisch-stratigraphische 
Stellung einreihen. 

In beiden Fällen wäre aber die ausgesprochen procöle Natur der Schwanzwirbel eine Eigentüm- 
lichkeit, welche, soweit bekannt, nur Titanosaurus und wenigstens im vorderen Teile des Schwanzes 
Gigantosaurus zukommt. Es ist möglich, daß wir es hier mit stammesgeschichtlicher Verwandschatt, 
vielleicht aber auch nur mit einer convergenten Entwicklung zu tun haben. ? 


Wir kommen aus dieser geologisch-stratigraphischen Betrachtung zu dem interessanten Schluß, 
daß unser ostafrikanischer Gigantosaurus der einzige sichere Vertreter der sauro- 
poden Dinosaurier ist, welcher aus der oberen Kreideformation bis jetzt bekannt ist 
und dürfen vielleicht annehmen, daß sich in diesen Gegenden von Ostafrika eine Relietenfauna in 
ähnlicher Weise durch geologische Perioden hindurch erhalten hat, wie wir dies z. B. bei der heutigen 
australischen Fauna erkennen. Daß es sich aber in der Tat nur um Relictenformen und nicht um einen 
selbständigen Entwieklungszweig handelt, das zeigen die vielfachen Übereinstimmungen mit den jurasso- 
eretacischen Sauropoden von Europa und Amerika, auf welche wir nun noch näher einzugehen haben. 

Die paläontologische Vergleichung unseres Materiales ist natürlich erschwert durch den 
leidigen Umstand, daß uns von Gigantosaurus doch nur recht spärliche Überreste vorliegen, und daß 
uns wiederum von den anderen in Betracht kommenden Dinosauriern die entsprechenden Knochen viel- 
fach nicht erhalten sind. 


! SEELEY H. G., on Macrurosaurus semnus ete. Quart. Journ. of the geol. Soc. Nov. 1876. XXXII. p. 440. 

? LYDERKER M., Catalogue of fossil Reptilia of British Museum, Tome I, p. 134. 

® Ich möchte noch bemerken, daß sich unter dem am Tendaguru versehentlich zurückgebliebenen Material viele Wirbel- 
körper befanden, die ich der Erinnerung nach unbedingt mit Titanosaurus identifizieren würde, doch kann hierüber erst eine 
weitere Untersuchung und Aufsammlung daselbst Aufschluß geben. 


— 140 — 


Was zunächst die Größe des Tieres anbelangt, so ist sie ja recht ansehnlich, aber keineswegs 
außergewöhnlich. Die Höhe des Beines von Gigantosaurus robustus schätze ich auf 2,30 m, die von Gö- 
gantosaurus africanus auf 2,50 bis 2,60; um die Körperhöhe vor dem Schwanze zu berechnen, dürfen 
wir reichlich noch 1 m für das Becken mit dem Dornfortsatz des Saecrum hinzufügen, so daß wir eine 
Körperhöhe von 3,30 bis 3,60 m bekommen. Auf die Körperform des uns im Gesamtskelette vollständig 
bekannten Diplodocus übertragen, dürfen wir Gigantosaurus eme Körperlänge von 14 bis 15 m 
zuschreiben. Diesen Verhältnissen entsprechen auch die bei dem vorderen Schwanzwirbel, dem Becken 
und der Rippe gefundenen Maße, während die beiden mittleren Schwanzwirbel auf ein wesentlich 
größeres Exemplar schließen lassen. 

Unter den europäischen sauropoden Dinosauriern kennen wir derartige Riesenformen hei Cetio- 
saurus, dessen Femur mit 1,70 m das von Gigantosaurus noch übertraf. Den gewaltigen Extremitäten- 
knochen von Cetiosaurus entsprechen allerdings nicht die bis jetzt gefundenen Wirbel, welche verhältnis- 
mäßig klein sind, so daß Zirrer die Gesamtlänge des Tieres auf nur 12 m schätzt. Ein ähnliches 
Verhältnis macht sich auch bei dem etwas kleineren Ornithopsis geltend, doch mag dies auch auf Zufall 
beruhen, denn gerade diese Art schließt sich in allen uns bekannten Skelettteilen so nah an Morosaurus 
an, daß man annehmen muß, daß auch der Gesamtbau des Körpers ein ähnlicher war. Auch Bothrio- 
spondylus scheint, nach den madagassischen Funden zu urteilen, an Größe nur wenig nachgestanden zu 
haben, obgleich auch hier die Wirbel im Verhältnis zu den Extremitäten klein sind. Weit übertroffen 
an Größe wird unsere afrikanische Art aber durch viele der amerikanischen Riesenformen, welche be- 
kanntlich 20 und noch mehr Meter Länge erreichten. Es reiht sich demnach Gigantosaurus gewisser- 
maßen mit normaler Größe unter die sauropoden Riesensaurier ein und bietet in dieser Hinsicht nichts 
außergewöhnliches. Um die verwandtschaftlichen Beziehungen herauszufinden, müssen wir die einzelnen 
uns bekannten Skelettteile etwas eingehender vergleichend anatomisch beleuchten. 

Die Schwanzwirbel ergeben für den vorderen Teil des Schwanzes tief procölen Charakter, 
der sich nach hinten verliert, so daß die mittleren Schwanzwirbel nur noch flach procöl, die hinteren 
platycöl sind. Die Wirbel sind im vorderen Schwanzteil mäßig lang, werden aber immer gestreckter, 
je weiter sie zurückliegen. Die im mittleren Teil stark eingezogenen Centra sind auf der Unterseite 
mit Gruben resp. einer tiefen Einsenkung versehen und tragen auf der Seite unterhalb der Ansatzstelle 
des oberen Bogens je eine tiefe, bei den vorderen Schwanzwirbeln bis zur Mitte gehende Grube. Die 
oberen Bögen sind groß, aber von schwammigem porösem Bau; die vorderen Zygapophysen weit vor- 
greifend, die Hämapophysen (Chevron Bones) gegabelt und mit doppelter Gelenkfläche am Wirbel- 
körper ansetzend. 

Diese Diagnose stimmt insofern nicht mit den Getiosauriern, als hier die Schwanzwirbel massiven 
amphicölen Bau aufweisen: der obere Bogen auch der vorderen Schwanzwirbel ist schmal aufgesetzt 
und gleichfalls solide. Die Atlantosauridae zeigen zwar gleichfalls Hohlräume im den oberen Bögen und 
Querfortsätzen der vorderen Schwanzwirbel, aber die amphicölen Wirbelcentra sind solid und entbehren 
der seitlichen Gruben, die beiden Äste der Hämapophysen sind durch eine Querbrücke verbunden. Mehr 
Annäherung ergibt die Vergleichung mit einzelnen Arten aus der Gruppe der Morosauridae. Der procöle 
Bau der vorderen Schwanzwirbel findet sich bei Morosaurus, ebenso wie die gegabelten Hämapophysen 
an zwei Flächen ansetzen; nur ist: der Bau der Wirbelcentra und oberen Bögen, sowohl bei Morosaurus 


— 1411 — 


als auch bei Camarosaurus, Haplacanthosaurus und Brachiosaurus ein durchaus solider. Dafür finden 
wir aber bei anderen Arten aus dieser Gruppe, insbesondere bei Bothriospondylus und Pleurocoelus ganz 
analoge, seitliche Gruben, die allerdings in den Schwanzwirbeln nicht mehr so stark ausgebildet sind 
wie bei Gigantosaurus. 

Noch mehr Übereinstimmung ergibt sich mit der Gruppe Diplodocus, dessen vollständiges 
Skelett uns durch die schöne Monographie von HATcHEr vorgeführt wird. Auch hier ist ein ausgesprochen 
procöler Charakter in den vorderen Schwanzwirbeln zu erkennen, wenn auch lange nicht in dem Maße 
wie bei Gigantosaurus. Die seitlichen und oberen Fortsätze setzten ganz ähnlich wie bei unserer Form 
an und bestehen gleichfalls aus schwammigem Knochengewebe; ebenso beobachten wir die tiefen seit- 
lichen Gruben in den vorderen, und die untere Einbuchtung in den gestreckteren mittleren Schwanz- 
wirbeln. Auch die doppelte Ansatzstelle für die Chevron Bones ist bei Diplodocus zu finden. Wir 
können deshalb sagen, daß die Schwanzwirbel von Gigantosaurus zwar Anklänge an die Morosauriden 
zeigen, noch mehr aber mit denen von Diplodocus übereinstimmen und von diesen im wesentlichen nur 
durch ihren ausgeprägten procölen Bau abweichen. Daß dieser starke procöle Bau bei den meisten 
eretacischen Formen, insbesondere bei Titanosaurus und Macrurosaurus wiederkehrt, ist schon erwähnt, 
ebenso aber auch auf die Abweichungen hingewiesen worden, welche sich gegenüber diesen, wahrschein- 
lich gar nicht zu den Sauropoden gehörigen Dinosauriern ergeben. 

Die Rippen sind, soweit bekannt, bei Gigantosaurus von langgestreckter, leicht gekrümmter 
Form, im proximalen Teile dick mit dreieckigem (Querschnitte, im distalen Teile ausgeflacht. Zur Ver- 
gleichung eignen sie sich insofern wenig, als sie uns nur von einigen der amerikanischen Arten erhalten 
sind. Bei Brontosaurus und Apatosaurus (vergl. Rıcss, Field Columbian Publications No. 82) scheint 
die Abflachung geringer als bei Morosaurus und Diplodocus; von letzterer Gattung beschreibt Harcner 
sämtliche Rippen und erwähnt namentlich bei den mittleren Rippen den dreieckigen (Juerschnitt im 
proximalen und die Abflachung im distalen Teile. Leider ist bei unserem Stück das für die Vergleichung 
wichtige Capitulum und Tubereulum nicht erhalten. 

Die Scapula zeigt eine gedrungene Form mit kurzem, stämmigem, distalem Fortsatz und auf- 
fallend langer, gerader Ansatzfläche gegen das CGoracoid. In der gedrungenen Form weicht das Schulter- 
blatt ganz wesentlich ab von dem der CGetiosauriden und Atlantosauriden, wo wir einen verhältnis- 
mäßig langen und schlanken distalen Fortsatz beobachten. Dies gilt im wesentlichen auch von der 
Scapula von Diplodocus, welche auch an ihrem proximalen Ende anders geformt ist!, und nur mit kurzer 
Fläche an das Coracoid grenzt. Amı meisten Übereinstimmung finden wir bei den Morosauriden und 
zwar bei Morosaurus selbst, dessen Scapula Marsıu” und Rıscs” ähnlich schildern und wiedergeben. Auch 
Camarosaurus und Ornithopsis zeigt ähnliche Verhältnisse, doch bleibt immer noch für Gigantosaurus 
die außergewöhnlich gedrungene Gestalt ein abweichendes und charakteristisches Merkmal. 

Das Becken besteht aus 4 zu einem Sacrum verwachsenen Wirbeln, welche von vorn nach 
hinten an Größe abnehmen und deren erster und letzter auf der Unterseite des Zentrums stark ein- 


1 Der scharfe, von HATCHER (l c. p. 44) angeführte Grat auf der Außenseite fehlt zwar bei einem sonst sehr schön 
erhaltenen Exemplar unseres Museums, das ich der Liberalität von Prof. Dr. H. F. Osborn verdanke. 

2 American Journ. of Seienee and Arts, Vol. XVI, Nov. 1878. 

3 Rıcas E. S., Field Columbian Museum Publication No. 63, 1901. 


oe 


gezogen sind. Die Verbindung mit dem Ileum ist durch kräftige Querfortsätze vermittelt. Das Ileum 
selbst ist mäßig gestreckt mit einem nach vorn ausgezogenen Flügel; zwischen den kräftigen Fortsätzen 
zur Aufnahme des Pubis und Ischium liest das große Acetabulum femoris, das ausschließlich vom Tleum 
gebildet wird. Das Ischium ist groß, beilförmig gestaltet, mit einem gegen das Ileum gerichteten ge- 
drungenen Fortsatz und einer breiten, verdickten Ansatzstelle gegen das Pubis. Der distale Flügel ist 
lang, gerade gestreckt und gegen den proximalen Teil etwas gedreht, so daß die distalen Enden seitlich 
unter einem Winkel zusammenstoßen, ohne jedoch fest verwachsen zu sein. Das Pubis ist leider unbekannt. 

Auch bezüglich des Beckens finden wir am meisten Abweichung von den Cetiosauriden, deren 
Ischium einen schmalen, gebogenen, distalen Flügel zeigt. Bei den Atlantosauriden scheint das Sacrum 
stets aus mehr als 4 Wirbeln gebildet, mit der eigenartigen Erweiterung des Rückenmarkskanales: das 
Ischium ist zwar am proximalen Teil ähnlich gestaltet, am distalen Flügel aber nicht gedreht, so daß 
die Enden mit der Innenfläche sich in der Symphyse berühren; der gegen das Pubis gerichtete Flügel 
ist im Gegensatz zu unserer Art kleiner als der zum lleum gerichtete. Interessanter gestaltet sich die 
Vergleiehung mit Morosaurus und Diplodocus, deren Becken durch zahlreiche schöne Stücke aus den 
amerikanischen Museen bekannt ist. Was zunächst das Ischium anbelangt, so stimmt es sowohl 
mit dem von Morosaurus wie von Diplodocus im ganzen überein; beide haben denselben Bau mit breiter 
Ansatzfläche an das Pubis und dem abgedrehten distalen Aste, der sich infolgedessen in der Medianebene 
seitlich zusammenfügt. Bei Diplodocus sind die beiden Ischia median in einer ziemlich langen Symphyse 
verwachsen (MARsH, OSBoRN, HATCHER), während sie bei Morosaurus (Mars#, Dinosaurus of North America 
1596, Taf. XXXV) ohne feste Verwachsung aneinander in mehr oder minder langer Fläche (NM. grandis 
und M. lentus) anstoßen. Auch stimmt das gedrungenere Ischium von Morosaurus mehr mit Giganto- 
saurus überein, als das schlanker gebaute von Diplodocus. Von beiden aber unterscheidet sich unsere 
Form dadurch, daß-der distale Fortsatz ausgesprochen gerade gestreckt ist, während er bei jenen eine 
Biegung nach oben zeigt. Über das Sacrum, insbesondere die Beteiligung der Zahl der Sacralwirbel, 
gehen die Meinungen der amerikanischen Paläontologen scheinbar auseinander. Bei Morosaurus sind nach 
Marsm (l.c. Taf. XXXI und XXXIII) 4 Wirbel, nach Ossorx 5 als Sacralwirbel anzusehen. Bei Diplo- 
docus hätten wir nach Mars (l. ec. Taf. XXVII, Fig. 1) nur 3, nach HarcHer? & bis 5 und nach OsBorn 
5 Sacralwirbel. Diesen Widerspruch erklärt Harcner aus der verschiedenen Auffassung der Wirbel 
als Sacralwirbel; er geht davon aus, daß das primitive Dinosauriersacrum überhaupt nur aus 2 Wirbeln 
besteht; bei Morosaurus und Diplodocus ist aber die Zahl der echten Sacralwirbel schon auf 3 angewachsen 
und durch Hinzutritt des vordersten Caudalwirbels und des hintersten Dorsalwirbels in die Funktion der 
Sacralia würde sich die Zahl 5 ergeben; dabei ist zu beobachten, daß die 3 echten Sacralwirbel unter 
sich gleich gebaut, fest verwachsen und auch in den oberen Bögen verschmolzen sind, während die 
accessorischen vorderen und hinteren Wirbel ihren ursprünglichen Bau und einen selbständigen Neural- 
bogen bewahrt haben. Nach Ossorx (l. ec. S. 189), welcher sich dieser Anschauung anschließt, hätten wir 
bei Morosaurus den primitivsten, bei Diplodocus einen unbestimmten und bei Brontosaurus den am meisten 


spezialisierten Typus im Bau des Beckens. Prüfen wir in dieser Hinsicht das Becken von Gigantosaurus, 


! OsBoRNn H. F., Manus Saerum and Caudals of Sauropoda, Bull. of the American Museum of nat. Hist. Vol. XX, 
Art. XIV, 1904. 
2 HATCHER J. B., Diplodocus, Memoirs of the Carnegie Museum, Vol. I, No. 1 1902, p. 30. 


— 198 — 


so scheint es mir zunächst unwahrscheinlich, daß sich mehr als 4 Wirbel an der Versteifung der Ilea be- 
teiligen und von diesen zeigen uns die beiden inneren einen einheitlichen Bau und innige Zusammen- 
sehörigkeit, während der erste und der letzte wiederum unter sich gleich sind. Ich fasse daher das 
Sacrum von Gigantosaurus so auf, daß wir nur 2 wirkliche primäre Sacralwirbel haben, und daß der 
vorderste als ein accessorischer Dorsosacralwirbel, der letzte als ein ebensolcher Caudosacralwirbel anzu- 
sehen ist. Wir hätten damit bei Gigantosaurus noch einen primitiven Charakter im 
Bau des Sacrum erhalten, der bei den Morosauriden und Diplodocus bereits verschwunden ist. 
Leider ist uns das Sacrum von Ornithopsis, der Morosaurus am nächsten steht, aber ein höheres geolo- 
eisches Alter besitzt, nicht bekannt und ebensowenig wissen wir in dieser Hinsicht etwas über den 
geographisch am nächsten stehenden Bothriospondylus von Madagaskar. Es ist nicht ausgeschlossen, 
daß wir auch bei diesen noch denselben primitiven Bau des Beckens vorfinden, aber vorläufig steht 
Gigantosaurus darin einzig im seiner Art. Von Bothriospondylus wissen wir nur!, daß die Ischia in der- 
selben Weise median. vereinigt waren, wie bei Morosaurus und Gigantosaurus und von Hurkk? ist ein 
Ischium von Ornithopsis (0. eucamerotus Huuxe) beschrieben, das mit unserer Art große Überein- 
stimmung aufweist. 

Der Hinterfuß ist nicht nur bei unserer Art vollständig erhalten, sondern auch von den meisten 
übrigen Sauropoden mehr oder weniger bekannt, so daß wir eine Menge Anhaltspunkte für die ver- 
gleichenden Studien haben. Leidig ist dabei nur der Umstand, daß der Hinterfuß bei den Sauropoden 
außerordentlich gleichartig gebaut ist und wenig Merkmale zur Unterscheidung bietet. Was zunächst 
die hintere Extremität von Gigantosaurus anbelangt, so möge folgendes hervorgehoben sein. Das Bein 
ist im ganzen von mittlerer Höhe, bei @. africanus wesentlich höher als bei dem gedrungenen @. robustus. 
Das Femur mäßig lang, gerade gestreckt mit deutlichem Trochanter III; das distale Ende bei @. africanus 
ausgeflacht, bei @. robustus sehr kräftig gebaut. Die Fibula bei @. africanus lang und stark, unten im 
Gelenk verdickt, bei @. robustus kurz und schlank, unten mäßig verdickt. Die Tiıbia bei @. robusius 
kurz und gedrungen. Der Astragalus bei @. africanus breit, die Gelenkflächen in stumpfem Winkel 
zueinander stehend, bei @. robustus querverlängert mit rechtwinklig aufeinander stehenden Gelenkflächen. 
Der Fuß, von @. robustus bekannt, ist ausgesprochen plantigrad mit 5 Zehen, von welchen I, II und III 
Klauen tragen, während IV und V rudimentär endigen. Die Metatarsalia Iund II kurz und gedrungen; 
die Phalangen der ersten Reihe kurz, bei der 5. Zehe verkümmert, die Phalangen der zweiten Reihe nur 
an der 2. und 3. Zehe als verkümmerte Knochenscheiben eingeschaltet. Die damit gegebene Diagnose des 
Hinterfußes paßt eigentlich mit geringen und unwesentlichen Unterschieden auf alle sauropoden Dino- 
saurier; der schwere Bau des Körpers, die ziemlich gleichmäßige Belastung von Vorder- und Hinter- 
extremität und die gleichartige Lebensweise dieser Tiere, ließ es offenbar zu keiner Differenzierung 
der Bewegungsorgane kommen. Die bei allen gleichmäßig ausgebildete Art der Verkümmeruns der Zehen 
läßt auch mit Sicherheit darauf schließen, daß alle Sauropoda einen gemeinsamen Ursprung haben, und 
daß sie sich alle in einförmiger, gleichmäßiger Richtung entwickelten. Unterschiede, wie wir sie zwischen 
@. africanus und robustus finden, sind auch sonst ausgeprägt und zwar schließt sich dabei @. africanus 
am nächsten an den etwas hochbeinigen Diplodocus, @. robustus an den gedrungenen Morosaurus an. 


! 'THEVENIN A., Dinosauriens de Madagascar 1. c. p. 9. 
2 HuLkeE, Quart. Journ. Geol, Soc. Vol. XXXVIII, pl. XIV 375. 1882. LIII p. 695, 1887. 


— 14 — 


Diese Übereinstimmung macht sich nicht allein bezüglich des Femur und der Fibula, sondern auch beim 
Astragalus geltend!. In der Ausbildung der Zehen wäre ein Unterschied gegenüber dem von HArcHER 
beschriebenenen Diplodocus carnegü insofern festzustellen, als bei diesem die Klauen auf die 1. und 2. Zehe 
beschränkt und unter sich annähernd gleich groß sind. Vollständige Übereinstimmung finde ich dagegen 
mit einer in unserem Museum aufbewahrten Zehe von Diplodocus aus dem Bone cabin quarıy, ebenso 
wie mit dem von Marsm*® abgebildeten Hinterfuß von Diplodocus longus und dem von HaArcHer (l. ce. p. 52, 
Fig. 22) wiedergegebenen Fuß von Brontosaurus excelsus. Ich bin überzeust, daß wir auch dieselbe 
Übereimstimmung mit den Morosauriden finden würden, wenn uns deren Fuß in derselben Vollständigkeit 
vorliesen würde und wir dürfen uns wohl darauf beschränken, daß wir in ihm alle typischen Merkmale 
des Sauropodenfußes wiedererkennen. 


Wir können nun die Resultate der Untersuchung in folgender Diagnose von Giganto- 
saurus zusammenfassen: 

Gigantosaurus E. Fraas (non SEELEY) aus der oberen Kreide (Makondeschichten) vom Tendaguru 
im Bezirke Lindi ist der jüngste, bis jetzt sicher nachgewiesene sauropode Dinosaurier; 
er ist als eine Relictenform aufzufassen, in welcher wir altertümliche, primäre 
Merkmale mit Neuerwerbungen vereinigt finden. Sowohl bezüglich der Größe, wie auch 
der Ausbildung des Körperskelettes steht er zwischen Morosaurus und Diplodocus; er erreichte eine 
mittlere Länge von 14 bis 15 m. Die Wirbel mit tiefen, pleurozentralen Gruben und spongiösem Knochenbau 
der oberen Bögen gleichen denen von Diplodocus, sind aber im vorderen Schwanzteil tief procöl (Neu- 
erwerbung analog bei Titanosaurus Lyvrxker). Am Becken beteiligen sich 4 Wirbel, von welchen nur 
2 als echte primäre Sacralwirbel aufzufassen sind (altertümliches Merkmal gegenüber allen übrigen 
Sauropoden, soweit,uns bekannt). 

Im übrigen schließt sich der Bau des Schulter- und Beckengürtels dem der Morosauridae an mit 
kurzer gedrungener Scapula und großem, seitlich am distalen Ende zusammenstoßenden, aber nicht ver- 
wachsenem Ischium. Die uns bekannte Hinterextremität ist von ausgesprochenem sauropodem Bau mit 
plantigradem, fünfzehigem, aber in Rückbildung begriffenem Fuß. 

Gigantosaurus africanus E. Fraas, mit hohem Bau der Hinterextremität, ganz ähnlich Diplodocus. 

Gigantosawrus robustus E. Fraas, mit gedrungenem, aber sehr kräftigem Bau der Hinterextremität. 


1 Vergl. außer HATcHeEr, ]. c., p. 50 auch OsBorn H.F., Fore and Hind Limbs of Sauropoda ete. Bull. of the 
Americ. Mus. Vol. XIV, Art. XIII 1901 und ib. Vol. XII, Art. XI, 1899. 
2 Marsa ©. C., Dinosaurus of North America ]. e.. Taf. XXXIII, Fig. 2. 


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Monographie der Fusulinen. 


Von 
E. SCHELLWIEN 7. 


Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und fortgesetzt von HANS V. STAFF. 


(Mit Taf. XIII -XX.) 


Teil I: Die Fusulinen des russisch-arktischen Meeresgebietes. 


Mit einem Vorwort von Frırz FrecH und einer stratigraphischen Einleitung von Hans v. Starr. 


Vorwort. 


Die letzten Lebensjahre meines der Wissenschaft zu früh entrissenen Freundes Erxst ScheuLwien 
waren den Vorbereitungen zu einer eroß angelegten Monographie der Fusuliniden gewidmet. Durch 
seine das Obercarbon der Karnischen Alpen behandelnde Doktorarbeit! und die folgenreiche Entdeckung 
der dyadischen Fauna der Trogkofelschichten® war die Aufmerksamkeit auf die im entwicklungsgeschicht- 
licher und geologischer Beziehung gleich interessante Protozoengruppe gelenkt worden. Bereits die erste, 
die Karnischen Fusulinen behandelnde Arbeit hat zu wichtigen neuartigen Ergebnissen geführt und ihn 
zu fortschreitender Vertiefung und Erweiterung der Untersuchungen veranlaßt. 

Bei jedem Besuche in Breslau, hei jedem Zusammentreffen auf wissenschaftlichen Versammlungen, 
zuletzt bei der Tübinger Tagung der Deutschen geologischen Gesellschaft im August 1905 erzählte er 
mir voller Freude von dem Wachstum seiner aus aller Herren Ländern, aus Rußland, dem Mittelmeer- 
gebiet, aus Asien und Amerika zusammenuströmenden Fusulmenschätze. Voller Energie stürzte er sich 
in die Vorbereitungen, in die Anfertigung der Dünnschliffe und die Ausführung der nach eigener sinn- 
reicher Methode hergestellten Mikrophotographien. Für mehr als 30 Quarttafeln waren die Vorlagen 
hergerichtet, die Gruppierung der Gattungen, die Benennung zahlreicher neuer Arten durchgeführt, da 
riß ihn ein jähes Schicksal aus unserer Mitte hinweg, als er im Begriff stand, die Früchte langjähriger 


! Die Fauna des Karnischen Fusulinenkalkes. Palaeontogr. XXXIX. 1892. 
? Die Fauna der Trogkofelschichten in den karnischen Alpen und den Karawanken. (Abhandl. d. k. k. geol. Reichs- 
Anstalt XVI. I, 1909.) 


Palaeontographica. Bd. LV. 19 


Nee 


hingebender Arbeit zu ernten. Nach all den mühevollen Vorarbeiten hat sich in nahezu druckfertigem 
Zustande nur die vorliegende Beschreibung der russisch-arktischen Fusulinen, die mitten im Satz ab- 
brach, in seinem Nachlaß vorgefunden. Die vorliegende Lieferung ist somit, abgesehen von einer letzten 
Durchsicht! und der stratigraphischen Einleitung, das Werk Ernsr Sch£LLwiex’s. — Der weitere von der 
Witwe mir übergebene Nachlaß besteht außer den zahlreichen wertvollen Mikrophotographien nur aus 
einer Anzahl zerstreuter Notizen. Es wäre bedauerlich gewesen, wenn die außerordentlich mühevollen 
Vorarbeiten, die vor allem in der Zusammentragung des Sammlungsmaterials aller zivilisierten Länder 
bestanden, der Wissenschaft verloren gegangen wären. Ich habe daher im Einverständnis mit Frau 
Professor SCHELLWIEN die Bearbeitung der übrigen Fusulmen Herın Dr. v. Starr, meinem Assistenten, 


der schon die folgende Einleitung verfaßt hat, übertragen. 
FRITZ FRECH. 


! Zusätze stehen in eckigen Klammern [ |. 


Monographie der Fusulinen. 


Von 
ERNST SCHELLWIEN Y}. 


Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und fortgesetzt von 
GÜNTER DYHRENFURTH und HANS V. STAFF. 


Teil I: Die Fusulinen des russisch-arktischen Meeresgebietes. 
Mit emem Vorwort von Frırz FrecH und einer stratigraphischen Einleitung von Hans v. STAFF. 


(Mit Taf. XIIT—XX.) 


Vorwort. 


Die letzten Lebensjahre meines der Wissenschaft zu früh entrissenen Freundes ErNnsT SCHELLWIEN 
waren den Vorbereitungen zu einer groß angelegten Monographie der Fusuliniden gewidmet. Durch 
seine das Obercarbon der Karnischen Alpen behandelnde Doktorarbeit! und die folgenreiche Entdeckung 
der dyadischen Fauna der Trogkofelschichten? war die Aufmerksamkeit auf die in entwicklungsgeschicht- 
licher und geologischer Beziehung gleich interessante Protozoengruppe gelenkt worden. Bereits die 
erste, die Karnischen Fusulinen behandelnde Arbeit hat zu wichtigen, neuartigen Ergebnissen geführt 
und ihn zu fortschreitender Vertiefung und Erweiterung der Untersuchungen veranlaßt. 

Bei jedem Besuche in Breslau, bei jedem Zusammentreffen auf wissenschaftlichen Versammlungen, 
zuletzt bei der Tübinger Tagung der Deutschen geologischen Gesellschaft im August 1905, erzählte er 
mir voller Freude von dem Wachstum seiner aus aller Herren Ländern, aus Rußland, dem Mittelmeer- 
gebiet, aus Asien und Amerika zusammenströmenden Fusulinenschätze. Voller Energie stürzte er sich 
in die Vorbereitungen, in die Anfertigung der Dünnschliffe und die Ausführung der nach eigener sinn- 
reicher Methode hergestellten Mikrophotographien. Für mehr als 30 Quarttafeln waren die Vorlagen 
hergerichtet, die Gruppierung der Gattungen, die Benennung zahlreicher neuer Arten durchgeführt, da 


! Die Fauna des Karnischen Fusulinenkalkes. Palaeontogr. XXXIX, 1892. 
2 Die Fanna der Trogkofelschiehten in den Karnischen Alpen und den Karawanken. (Abhandl. d. k. k. geol. Reichs- 
Anstalt XVI. 1. 1900.) 


Palaeontographica. Bd. LV. 19 


Era 


riß ihn ein jähes Schicksal aus unserer Mitte hinweg, als er im Begriff stand, die Früchte langjähriger 
hingebender Arbeit zu ernten. Nach all den mühevollen Vorarbeiten hat sich in nahezu druckfertigem 
Zustande nur die vorliegende Beschreibung der russisch-arktischen Fusulinen, die mitten im Satz ab- 
brach, in seinem Nachlaß vorgefunden. Die vorliegende Lieferung ist somit, abgesehen von emer letzten 
Durchsicht! und der stratigraphischen Einleitung, das Werk Erystr SCHRLLWIEN’S. 

Der weitere von der Witwe mir übergebene? Nachlaß besteht außer den zahlreichen wertvollen 
Mikrophotographien nur aus einer Anzahl zerstreuter Notizen. Daher war es für das Zustandekommen 
einer einheitlichen, wirklichen Monographie von der größten Wichtigkeit, daß Herr Professor Torxouist, 
der zweite Nachfolger ScheuL.winn’s, das gesamte umfangreiche Schliff- und Rohmaterial der Königs- 
berger Sammlung uns zur Verfügung stellte. Für dieses liebenswürdige Entgegenkommen gebührt ihm 
mein besonderer Dank. Im Einverständnis mit Frau Professor ScHELLWIEn habe ich also die Herausgabe 
und Fortsetzung der Fusulinen-Monographie meinem jetzigen sowie meimem früheren Assistenten, Herrn 
Dr. G. Dynresrurtu und Herrn Dr. H. v. Starr, übertragen; Herr Dr. v. Starr hat bereits die folgende 


Einleitung verfaßt. FRITZ FRECH. 


ı Zusätze stehen in eckigen Klammern [ ]. 
? Dies geschah bereits während der nach dem Tode SCHELLWIEN’S eingetretenen Vakanz in Königsberg. 


I. Allgemeine (stratigraphische) Übersicht. 


Für die Kenntnis der Fusulinen ist Rußland das wichtigste Gebiet. Während im übrigen Europa 
die mittelearbonische Faltung die geographischen Verhältnisse des Obercarbons sehr wesentlich beeinflußt 
und recht mannigfache, häufigem Wechsel unterworfene Sedimentationsbedingungen schafft, finden wir 
im gesamten Bereich der russischen Tafel für die Dauer des Carbons ungestörte Sedimentbildung in 
einem ausgedehnten Meeresgebiet, das sich nur um die Wende vom Unter- zum Obercarbon ein wenig 
nach W. und N. (Timan, Spitzbergen, Novaja-Semlja) zu erweitert. Im übrigen herrscht, abgesehen von 
dem Faltungsgebiet des Donetz, eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit der Absatzverhältnisse. 

In diesem Meere vollzieht sich die Entwicklung der Fauna erheblich ruhiger als etwa im Ge- 
biete der Karnischen Alpen. Aus diesen Gründen ist es begreiflich, daß im Gegensatz zu der von 
ScueLGwIEn in seiner Arbeit über Die Fauna des Karnischen Fusulinenkalkes! betonten geringen und nur 
»provinziellen« horizontalen Verbreitungsweise dieser Formen sich gewissermaßen fast ganz Rußland als 
eine große Provinz darstellt, wie auch TschernvscHew schon vermutet hat.” 

Da erst im Obercarbon die von Endothyra sich ableitenden echten Fusulinen, die von den durch 
dichte Kammerwände charakterisierten, schon im Untercarbon verbreiteten Fusulinellen leicht sich unter- 
scheiden lassen, auftreten, sind für eine Darstellung der russischen Fusulinenformen vor allem die strati- 
graphischen Verhältnisse des Oberearbons in Betracht zu ziehen. Eine kurze Übersicht desselben schließt 
sich am besten an die klare Zusammenfassung in Frecn’s Lethaea an. Nur in einigen, wichtige Fusu- 
linenfundorte betreffenden Punkten ist eine Erweiterung und Ergänzung erforderlich.® 

Ein Blick auf die geologische Karte Rußlands zeigt uns drei räumlich durch jüngere Schichten 
getrennte CGarbongebiete. Das westlichste ist das Bruchstück einer Beckenausfüllung, das sich auf der 
Karte als ein nach O. konkaver Bogen darstellt, der die Gegend von Moskau umschließt und im N. bis 
etwa an die Mündung der Dwina reicht. Das zweite, nordöstliche und östliche, zieht sich am West- 
abhang des Ural als schmaler Saum entlang und erlangt seine größte Bedeutung für die Fusulinen im N. 
am Timangebirge und im S. im Gouvernement Ufa. Das dritte, südliche Verbreitungsgebiet, räumlich 
das kleinste, bergmännisch das wichtigste, ist das Donetzrevier im NO. des Asowschen Meeres. 

Zu erwähnen sind noch die mehr isolierten Fundorte am Wolgaknie bei Samara, sowie die von 
SCHELLWIEN dem russischen Gebiete zugerechneten Inseln von Spitzbergen und die Bäreninsel. 

Wenn wir diese einzelnen Bezirke in bezug auf ihre Fusulinenfauna miteinander vergleichen 
und prüfen, ob dieselbe einen mehr einheitlichen oder mehr provinziellen Charakter trägt, so müssen 


1 S. 280. 

2 Die obercarbonischen Brachiopoden des Ural und des Timan. 1902. M&m. Com. geol. XVI, 2. S. 670/71. 

3 Ich folge damit den Absichten SCHELLWIEN’Ss, der, wie sich aus von ihm hinterlassenen Notizen und Dispositionen 
ergibt, ein Eingehen auf die geologischen Verhältnisse der einzelnen Fusulinengebiete geplant hatte. 


a 


wir berücksichtigen, daß entsprechend der ungleichen Verbreitung der verschiedenen Horizonte die 
geographische Verbreitung der Fusulinen teilweise wohl mehr zufällige als tatsächliche Unterschiede auf- 
weist. Spitzbergen, der Uralbezirk und die Dwinamündung z. B., sowie der äußerste N. sind anderer- 
seits wieder noch nicht so bis ins Einzelne erforscht, als daß man für diese Gegend ohne weiteres aus 
dem Nichtvorliegsen einer Form den Schluß zu ziehen berechtigt wäre, daß sie dort wirklich nicht vor- 
handen wäre. Allerdings wird in solchen Fällen in: Anbetracht des bedeutenden Umfanges des dieser 
Arbeit zu Grunde liegenden Materials sich wenigstens die Wahrscheinlichkeit einer relativen Seltenheit 
der nicht aufgefundenen Formen ergeben. Aber auch wenn alle diese, unsere Schlußfolgerungen be- 
einträchtigenden Momente in ihrer Bedeutung in Betracht gezogen werden, kommen wir doch zu emigen 
wichtigen Sätzen: 

l. Die Fauna von Spitzbergen ist, obwohl unzweifelhaft eine Meeresverbindung mit dem russischen 
Meere bestand, gänzlich eigenartig. Die Fusulinen gehören dem obersten Carbon an. 

2. Ebenso ist die Fusulinenfauna des Timan zu einem Teil wenigstens diesem Gebiete eigen- 
tümlich. Nur Ps. minima findet sich noch im Donetzbecken (?). Auch Pas. prisca, ev. auch Fus. subtilis 
sind am Wolgaknie (und in Gshel) in einer anderen Varietät vorhanden. 

3. Auch der südliche Ural hat eine Reihe wichtiger Formen für sich allein, während er mit 
Sicherheit nur Zus. Krotowi mit den Fundpunkten am Wolgaknie teilt. Doch dürften immerhin sowohl 
nach dem Timangebirge, als nach der Wolgahalbinsel hin sich wenigstens verwandtschaftliche Beziehungen, 
z. B. für die uralische Fus. Vernewli in Fus. subtilis, aufstellen lassen. 

4. Das Wolgaknie scheint mit fast allen anderen Bezirken gemeinsame Formen aufzuweisen. 
Es teilt mit dem Moskauer Revier (?) und dem Donetzbecken die Ks. longissima, mit dem Moskauer Gebiet 
us. montipara, mit dem Ural Aus. Krotowi, beherbergt die typische Varietät von Fus. prisca var. parvula 
des Timan, mit dem es auch noch durch eine der Aus. subtilis nahestehende Form in Verbindung steht. 
Ebenso finden sich auch Formen aus der Verwandtschaft der uralischen Aus. Krotowi. Sogar mit dem 
arktischen Bezirk ist es durch us. cf. Anderssoni verbunden. 

5. Der Nordtlügel des westlichen Carbonverbreitungsgebietes, das Gouvernement Twer und die 
nördliche Dwina, teilt Zus. Bocki mit dem Donetzbecken und Fus. ceylindrica mit der Moskauer Gegend. 
Die große Armut seiner Fauna ist wohl auch durch die stratigraphischen Verhältnisse bedingt, da nur 
das tiefere Obercarbon vertreten scheint. 

6. Das Donetzgebiet hat nur die sonderbare Fus. obsoleta für sich allen. Alle anderen Formen 
teilt es mit anderen Gebieten. Mit dem uralischen Bezirk hat es keine (?), mit dem westlichen vier, davon 
eine auch mit dem Wolgaknie, sowie eine, Ars. minima (die aber vielleicht nicht ganz ident sein dürfte), 
nur mit dem Timan gemein. 

7. Daraus ergibt sich, daß der gesamte Bereich des russischen Obercarbons in bezug auf die 
Verbreitung seiner Fusulinenfauna in drei durch Übergänge verbundene Provinzen zerfällt. — Am meisten 
für sich steht das Timangebirge. Ebenfalls relativ gesondert stellt sich uns der südwestliche Ural, das 
Ufaplateau, dar. Die dritte, größte Proviuz wird durch den Gesamtbezirk des westlichen Carbons und 
das’ von ihm zwar geographisch, aber faunistisch nicht scharf getrennte Donetzrevier gebildet. Das 
Wolgaknie steht zwischen diesen Provinzen vermöge seiner subzentralen Lage vermittelnd da, wenn es 
auch ein wenig mehr Beziehungen zu der westlichen Hauptprovinz aufweist. Jedenfalls also können wir 


Rußland in seiner Gesamtheit als ein mit Rücksicht auf den beträchtlichen Flächenraum verhältnismäßig 
einheitliches Gebiet ansehen, dem eigentlich nur die am Eismeer gelegenen Fundorte des Timangebirges 
fremd gegenüberstehen. — Auch Spitzbergen, von dem überhaupt nur drei dem obersten Carbon an- 
gehörige Fusulinenspezies vorliegen, bildet einen Bereich für sich, was schon durch die weite Entfernung 
von der eigentlichen russischen Carbonprovinz genügend erklärt sein dürfte.' 

Die Beziehungen zu dem ostalpinen, kleinasiatischen und indischen Gebiet lassen sich besser bei 
der Besprechung der Fusulinen dieser Provinzen aufzählen. 


Wenden wir uns nun zu einer Betrachtung der einzelnen Hauptfundorte der russischen Fusu- 
linen, um einen näheren Einblick in die stratigraphische Bedeutung und Verteilung der Formen zu ge- 
winnen. Zur Erleichterung möge folgende Übersicht der fusulinenführenden Horizonte des russischen 
Obercarbon dienen: 


Arta-Stufe 


Permocarbon? UPg' Unteres Rotliegendes Untere Dyas 


= R . . Horizont der Schwag.. Oberes 
| G3 Schwagerinen-Horizont ; g 
| | princeps ‚ Obercarbon | 
(BE en = uni er = ME AFE TE Se ee = ni we | er 
ma z ; | | 
| G3 Gora-Horizont | | 
m | | 
Oberes Carbon ng sgaorsesee 
‚ı, „Korallenkalk u. Stufe des Spirifer Mittleres 
Gsb ‚Oolith mit Omph. z / a 
| Whitneyi Omphalotrochus-Horizont supramosquensis Obercarbon 
a Ralmit spe: (Stufesvon’Gshel?) 
Usa Marcoui 
. A | | ‚ression : Se Stufe des Spirifer Unteres 
Mittleres Carbon G, | ee Moskauer Stufe Sl & 
‚ im Timan mosquensis Obercarbon 
nn ——— ee u - = = == _ Pr, m - I — _— — = = Sr = == —— I 
2 EIGEN Oak Phillipsia acuminata | 
i Be 1 I a De | 
| Lücke im Productus giganteus ro@ucius gıganteus |__ 
Unteres Carbon | n: a ee en  Untercarbon 
| 1 Timan Stigmaria fucoides Stufe des Spinifer 


Produetus mesolobus 


tornacensis 


la. Mjatschkowo. 
Dieses an der Moskwa südöstlich von Moskau gelegene Dorf ist berühmt durch den Reichtum 
seiner Steinbrüche an Fossilien der typischen Moskauer Stufe, die hier rein kalkig m etwa 10—12 m 
Mächtigkeit entwickelt ist. Von der reichen Fauna seien hier vor allem die Brachiopoden erwähnt, da 
diese meist von anderen Punkten, u. a. vom Ural und Timan, am besten bekannt sind und auch daher 


! Eine vollständige Zusammenstellung habe ieh am Schlusse dieses Teiles auf Seite 194 gegeben. 

2 Die ersten beiden senkrechten Reihen enthalten die russische Bezeichnungsweise. 

3 Die „Stufe von Gshel“ ist von verschiedenen Autoren für so verschiedene Abteilungen gebraucht worden, dab 
TSCHERNYSCHEW’s Vorschlag (Mem. Com. geol. XVI 2, 1902, S. 677), sie fallen zu lassen, gerechtfertigt erscheint. 


— 150 — 


am besten zur Horizontierung dienen können. Zudem weist eine reiche Brachiopodenfauna in der 
Regel auf Flachseebildungen hin,' sodaß sie meist mit den Seiechtwasser bewohnenden Fusulinen ver- 
gesellschaftet ist. 
Produetus cf. lineatus WAAGEN 
semireliculatus MARTIN 
> Cora D’OrB. (Pr. riparius Trv.) 
» longispinus Sow. 
punctatus Mar. 
Chonetes pseudovariolata NIKITIN 
Streptorhynchus erenistria PhHiun. 
) senilis PHiLn. 
Enteles Lamareki Fıscn. 
Meekella eximia \VERN. 
Orthis Michelini Lew. (0. resupinata Ten. non MART.) 
»  _ crenistria 
Spirifer mosquensis Fisch. 
> Strangwaysi VERN. 
inerassatus EıcHw. 
lineatus MART. 
faseiger s. st. Keys. (Sp. fegulatus Trv.) 
» okensis 
Spirigera ambigua Sow. 
Dazu kommen, neben zahlreichen Fischresten, vor allem 
Archaeocidaris rossica Buch. 
Chaetetes radians Fısch. 
Bothrophylium conicum Tip. 
Und an Foraminiferen : 
Eindothyra crassa BRADY 
Fusulinella sphaeroidea EHREG. 
> Bradyi MoELL. 
Oribrostomum patulum BRADY 
» Bradyi Moeur. 
Tetrataxis conica Eure. 
Bradyina nautiliformis MoEuu. 
Nummulina antiqwior ROUILLER 


Fusulina cylindrica s. str. 


Man kann diese Moskauer Stufe in zwei Abteilungen zerlegen, deren untere vor allem den echten 


! Auf diesen Umstand scheint SCHELLWIEN ein besonderes Gewicht gelegt zu haben. Vergl. „Die Fauna des karnischen 
Fusulinenkalkes. I. Geologische Einleitung.“ Inaug.-Diss. Halle 1891. These 1. 


Spir. mosguensis neben Prod. semiretieulatus und Fus. eylindriea führen, deren obere mehr durch Prod. 
longispinus und Prod. punctatus, sowie Spir. lineatus und Entel. Lamarcki charakterisiert ist. 

Ungefähr derselben Stufe gehören eine Anzahl anderer im Moskauer Gebiet gelegener Fundorte 
an, von denen besonders genannt seien: Podolsk, Koröptschejewo, Jausa (etwas höher), Dorogomilowo, 
Woskressensk u. a. 

Ib. Nord-Dwina. 


Aus diesem Bezirk ist ScHELLWIEN nur Fus. eylindrica bekannt geworden. Ebenso wie aus dem 
nördlich von Moskau gelegenen Gouvernement Twer nur #s. Bocki erwähnt ist. Wir können wohl mit 
Recht diese Armut der Fauna auf die geringe Erforschung des Gebietes zurückführen. Die wichtigsten 
Aufschlüsse gibt der Unterlauf der Pinega,' die oberhalb Archangels in die Dwina mündet. Bei Nishnaja 
Palesa und Ugsenga stoßen wir auf ein Profil, das von der Mosquensisstufe bis zu den Schwagerinen- 
kalken reicht. In den letzteren finden sich neben Schwagerina princeps große Fusulmen vom Typus der 
Fus. Verneuili. Die Aufschlüsse, aus denen Schkuuwien’s Material stammt, befinden sich a) 7 km strom- 
abwärts von Syiskoje und b) 15 km von Rakulskoje. Beide Fundorte liegen an der Dwina zwischen 
Cholmogory und der Wagamündung. 


Ile. Oka-Kljasma-Bassin. 

Zu dem eigentlichen Moskauer Gebiet müssen noch die mehr im O., namentlich im Gouvernement 
Wladimir gelegenen Carbonvorkommen gerechnet werden, da diese erst das Moskauer Profil zu einer 
vollständigen Reihe der höheren Carbonhorizonte ergänzen. Die Stufe von Gsehl (östlich von Moskau), 
der Corahorizont und die Schwagerinenkalke sind hier namentlich durch N. SısırzEw? genau erforscht 
worden, der einen »gemeinsamen T'ypus für die obercarbonischen Ablagerungen in der ungeheueren 
Ausdehnung von der Oka und Kliasma bis nach dem Timan im N. und dem Ural im O.« konstatiert. 
An berühmten Fundorten sind Gsehl (Gshel) und Russakwina, sowie Forina und Welikowa zu nennen. 


ll. Das Donetzbassin. 


Dieses Gebiet ist so viel beschrieben worden, daß ich nur mit wenigen Worten auf seine Be- 
ziehungen zu den anderen russischen Garbonprovinzen einzugehen habe. Wir haben es hier mit einem 
flachen küstennahen Teile des ausgedehnten Obercarbonmeeres zu tun. In mehrfachem Wechsel finden 
wir hier marine, brackische und Süßwasserschichten mit Kohlenflötzen übereinanderlagern, so daß eine 
Übereinstimmung mit dem Carbon der karnischen Alpen und eine große Ähnlichkeit mit den amerika- 
nischen Vorkommen vorliegt. Ebenso wie in diesen Gegenden haben wir auch im Donetzrevier die Ur- 
sache dieses Wechsels in tektonischen Vorgängen zu suchen. Mehrfache Oszillationen des Meeres haben 
der gefalteten Außenzone eines im S. gelegenen, jetzt gänzlich niedergeschliffenen mächtigen Gebirges 
im Donetzgebiet durch eine höchst komplizierte Aufeinanderfolge von Kalken, Sandsteinen und Schiefern 
mit Kohlen eine von der Ausbildung der anderen russischen Carbonprovinzen faziell gänzlich ab- 
weichenden Charakter gegeben. 


1 AMALIZKY in Sitzber. Warsch. Nf.-Ges. VII, 1895/96, 3; Wornossowitsch in Verh. Warsch. Nf.-Ges. VIII, Beil. z. 
Prot. Sitz. biol. Sekt. 7; GrewInGK in Beil. Bd. LVII Sapiski d. Kais. Akad. Wi«s.; TscHernvschew, M&m. Com. Geol. Petersbg. 
XVI 2, pag. 673—674. 

®2 Me&m. Com. Geol. St. Petersburg XV 2. 


Trotzdem ist die Fauna des Donetz (nach STUckEnBerG) recht nahe verwandt mit der der be- 
nachbarten Gebiete, namentlich mit der des Wolgaknies und mit der von Mjatschkowo. Auch von den 
Fusulinen ist es nur Fus. obsoleta, die hier allein sich findet. Die übrigen Formen treten sämtlich teils 
im Moskauer Gebiet, teils auch bei Samara auf. Im allgemeinen jedoch scheinen die Bedingungen hier 
weniger günstig! für die Fusulinen gewesen zu sein, indem sie erheblich hinter den Fusulinellen und 
Bradyinen zurückstehen, die ihrerseits in besonderer Menge auftreten. Darm mag eine Erklärung dafür 
liegen, daß auch von den echten Fusulinen sich hier in Zus. obsoleta eime durchaus fusulinellenähnliche 
Form findet. 

Bezüglich der speziellen Horizontgliederung und der Fossilführung verweise ich vor allem auf 
TSCHERNYScHEw’s Übersicht. ? 

Vom Untercarbon bis zur Artastufe sind alle Abteilungen vertreten. Der größte Kohlenreichtum 
gehört der Mosquensisstufe an. An Fundorten kommen namentlich in Betracht: 


Lissitschansk, Fluß Klebanbyk, 
Dolgenkaja, Dorf Melowaja, 
Krinitschnaja, Dorf Jekaterinowka, 
Dolgaja, Grube Goluhowskaja, 
Fluß W. Belinkaja, Grube Zolotoje, 
Dorf Kamischewacha, Tschutowka. 


III. Die Wolgahalbinsel. 


Der Bau der 1485 m langen Wolgabrücke von Batraki oberhalb Sysran hat die Inbetriebnahme 
einer Anzahl von Steinbrüchen veranlaßt, die in ungewöhnlich klarer Weise in Verbindung mit den 
Steinbrüchen des Zarenhügel (Tzarew Kurgan, nördlich von Samara) über die carbonischen Schichten 
dieser Gegend Aufschluß geben. Bei Sysran führt der Carbonkalk, der durch zahllose Fusulinenreste 
ein poröses Aussehen erhält, einige wenige Korallen. 4 Meter unter dem eigentlichen Fusulinenbett ist 
der dolomitische Kalk stark asphalthaltig. Die jurassischen Tone des Callovien und Oxfordien über- 
lagern bei Batraki direkt die Fusulinenkalke, während weiter flußaufwärts sich die Schwagerinenschichten, 
die die Gipfel der Sheguli- (oder Tschiguli-) Berge bilden, und die bis Samara das rechte Ufer und die 
Sokberge zusammensetzenden Dyaskalke dazwischenschieben. Isoliert im NW. der Sokberge am Wolga- 
ufer liest der Zarenhügel (Tzarew Kurgan), der folgendes Profil zeigt: 

e) Kalk mit Aus. longissima MoEun. 
Spiriferina Saranae VERN. 
Prod. Villiersi D’ORe. 

d) Kalk mit Bellerophon sp. 
Spirifer Sp. 
Nautilus Sp. 
Orthoceras Sp. 


ı Es liegt. nahe, an einen geringeren Salzgehalt der Donetzbucht zu denken. 
2 Guide geologique du VII Congres XVI. (Eine kurze Zusammenfassung gibt auch Frecu in Lethaea II, S. 299 
bis 301 und Tab.) 


e) Dolomit mit Prod. cora D’OR». 
b) Kalk mit Prod. scabrieulus Marr. 
Camarophoria erumenad MART. 
Meekella eximia EıcHw. 
a) Kalk mit Korallen und Bryozoen. 
Darunter sind die obersten Lagen der Moskauer Stufe erbohrt. — Sowohl die Fauna, als die 
Lage zwischen Moskauer Stufe und Schwagerinenschichten weisen dem Profil des Zarenhügels das Alter 
des mittleren Obercarbon, der Stufe von Gshel zu, als deren wichtigste faunistische Elemente noch 
folgende Brachiopoden erwähnt seien: 


Spiriferina supramosquensis 


» musakheylensis Dav. (Sp. poststriatus Nix.) 
» Saranae 
» ornata 


Athyris Roissyi 
Rhetzia grandicostata 
Rh. pseudocardium 
Rhynchonella (Bhynchopora) Nikitini 
Prod. boliviensis 
»  subpumetatus 
» longispinus 
»  parvulus 
Chonetes uralicus 
Ch. Geinitzi 
Ch. dalmanoides 
Camarophoria Purdoni. 
Die Namen der wichtigsten Fusulinenfundorte sind: 
Sysran (in der Nähe der Wassermühle am Kloster), 


Batraki, Sheguliberge, Tzarew Kurgan, Samara u. a. 


IV. Uralgebiet (Ufa-Plateau). 


Das Carbon des südwestlichen Ural ist bereits Gegenstand so zahlreicher und eingehender Unter- 
suchungen gewesen, daß sich diese Zusammenfassung mit einer kurzen Übersicht der für die Fusulinen 
wichtigsten Verhältnisse begnügen kann. 

Die Hauptfundstätte bildet das Ufaplateau, an dessen Zusammensetzung sich vor allem das mitt- 
lere und obere Obercarbon beteiligen, auf denen die hier sehr fossilreiche Artastufe lagert. Folgendes 
Profil ergibt sich aus den Arbeiten TscHERNYSCHEW’S: 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Artastufe 


154 


Eine Anzahl der Fusulinen von C3 gehen in die mergeligen Schichten 


des Perm über. 


Schwagerinenstufe 
(ca. 50 m mächtig) 


Weiße oder blaßgraue Kalke nach dem Typ von Tastuba, Jaroslawka, 


Kasarmens Kijkamen am Sim und Sterlitamak. 


Dieser Hauptfusulinenhorizont entspricht dem unteren Productuskalk 


der Salt Range. Reich an Korallen, namentlich zusammengesetzten. 
Notothyris nucleolus Kur., Spirifer cameratus Morr., Rhynchopora Ni- 
kitini Tscr., Spiriferella Saranae VERN., (amarophoria mutabilis TscH., 
Produetus fasciatus Kur., Productus cewrvirostris SCHELLWIEN. 


Corahorizont 
(ca. 100 m mächtig) 


© Omphalotrochusstufe 
(Stufe von Gshel) 


(ca. 60 m mächtig) 


Grauer, oft kieseliger Kalk mit Zwischenschichten von gelblich-grauem 


Mergel und dünnschichtige Oolithe, die lokal z. B. am Juresan mit 
Brandschiefern wechsellagern. Auffallend reich an Schalenresten, 
arm an Korallen. 

Camarophoria erumena Marr., Chonetes variolata D’ORB., Marginifera 
uralica TscH., Spiriferina eristata SCHLoTH., Prod. multistriatus MEEx., 
Meekella striatocostata Gox., Aviculopeeten Toulai Stuck., Chaenocardia 
uralica TscH. 


| 


Korallenkalk, ca. 12 m mächtig. 
Omphalotrochus Whitneyi MEER., Spirifer Marcowi Waag., Produetus 
Konincki Vern. Keys., Prod. porreetus Kur., Dielasma bovidens Morr., 


a) Hellgrauer oder rosagrauer Kalk. 


Diel. Moelleri Tsch., Rhynchopora Nikitini TscH.. Rh. variabilis Stuck. 


Productus semistriatus MEER., Prod. inflatus Mc. CHEsney, Camarophoria 
erumena Marr., Rhynchopora variabilis Stuck., Derbyia crassa MEER u. H., 
Produetus fasciatus Kur., Prod. Konincki VERN. Krys., Spirifer Marcoui 
Waac., Spir. musakheilensis Dav. (= cameratus auct.). 


Moskauer Stufe 


Kalke mit Spirifer mosquensis. 


Untercarbon 


Hellrosa oder weiße Kalke. 


Dunkelgraue Kalke. 


Die Omphalotrochusstufe des Ufaplateaus enthält somit eine Reihe von Formen, die im Timan- 


gebirge erst in höheren Horizonten auftreten. 


Schärfer als bei den Brachiopoden ist die faunistische 


Verschiedenheit beider Gebiete in bezug auf die Fusulinen ausgeprägt, bei denen etwa nur 14°/o aller 
im Ural und Timan aufgefundenen Spezies eine Verwandtschaft zeigen. Die Angabe TscHERNYScHEWw’s,\ 
1 Guide geologique du VII Congres III, S. 7, und ebenso in M&m. du Con. geol. XVI 2, S. 449. 


daß im Schwagerinenkalke sich Fus. Verneuili und Fus. longissima fänden, ist dahin zu berichtigen, daß 
Fus. longissima auct. mit der echten us. longissima Moeun. nichts gemein hat, sondern als ein Sammel- 
name für gestreckte, von Fus. Vernewili abweichende Formen zu verstehen ist. Dem Ural gehören von 
der Gruppe der Fus. Vernewili neben der typischen Form noch die var. solida, sowie Fus. Lutugini an. Die 
Gruppe der Fus. vulgaris ist durch Fus. Mölleri s. str. sowie ihre var. aequalis und implicata und durch 
Fus. Krotowi vertreten. Auch die Gruppe der Fs. uralica ist neben der Stammform noch in der var. deeipiens 
vorhanden. Nur Fus. Vernewli und Krotowi stellen die Verbindung zum Timan sowie zur Wolga her. 

Die Fundorte liegen in den Gouvernements Perm, Ufa und Orenburg und sind vor allem auf 
die Gebiete der Flüsse: Ufa, Ai, Ziwilijja, Irgina, Ssarwa, Aily Kydryn, Wischera, Kolwa, Jaiwa, Koswa, 
Oka, Juresan, sowie Belaja und Ural verteilt. 


V. Timangebirge. 
Die Fundorte des Timangebirges umfassen die im die Tscheschsaja-Bai mündenden Flußläufe der 
Indiga, Wolonga mit dem Zufluß Belaja und der beiden Nebenflüsse der Petschora: Sula und Petschorskaja 
Pishma, wo unterhalb des Sees Jamosero sich reiche Aufschlüsse finden. Auch vom Kap Belaja Stelija 
(Beloje Stschelje bei TscHzrnyYscHEw) nördlich der Wolongamündung liegen Fusulinen vor. 
Nach TscHERrnyscHEw’s überaus eingehenden Untersuchungen! läßt sich folgendes Profil aufstellen: 


Mächtigkeit im | | 


Südurl:  Timan: 8) Rötlicher bis grauer, knolliger Kalkstein und hellgrauer Dolomit 
| mit Zwischenlagen von Feuerstein. Korallen. 
| 


som | 6m | 


Hellgrauer, lockerer Oolithenkalk und grüngraue elaukonitische 
: e : z 

100m 70 m O plattige Kalkstene. Armut an Korallen, massenhaftes Auf- 

| treten von Prod. Cora. 


| Hellgrauer, weißer und rötlicher oolithischer oder plattiger Kalk- 


| stein mit roten Mergeleinlagen und Korallen. 
60 m 70 m 00 BER-eRLeeN E> obs 5 30 ECO Sccce UNE EI ENEEE BEUBERESESTURRRRGTERSENG, o a2 
| ce! ‘ Knolliger, rötlicher und hellgrauer dolomitisierter Kalkstein mit 
u) Hohlräumen, Caleitgeoden und Feuersteinknollen. 
C Moskauer Stufe (sehr selten aufgeschlossen) mit Spir. mosquensis, 
| 12 


| Prod. semireticulatus und Fus. eylindrica (2)? auct. 


Der Fossilreichtum ist sehr beträchtlich. Deshalb ist auch ein Verzeichnis der Brachiopoden von 
besonderem Interesse, da sich der stratigraphische Wert der einzelnen Formen hier am leichtesten er- 
kennen läßt. In der Tabelle®, die Tschernyschzw gibt, sind jedoch einmal die Brachiopoden des Ural 
ohne Unterschied mit angeftihrt, und andererseits finden sich darin bezüglich der Angabe der Horizonte 
so bedeutende Abweichungen von den Aufzählungen der den einzelnen Horizonten des Timan zugehörigen 
Fossilien*, daß eine entsprechend veränderte Liste einige Berechtigung haben dürfte: 


1 M&m. Com. Geol. Petersbg. XVI 2, S. 434—444, 656—681. 

2 Es dürfte sich hier wohl um Fus. alpina var. vetusta SCHELLW. handeln! 
3]. ec. S. 352—360. 

4 ].c. S. 434—444. 


— 156 


Dielasma plica KUTORGA 


s timanicum TSCHERN. 
n dubium TSCHERN. 
s elongatum SCHLOTH. 


Moelleri TSCHERN. 
Notothyri is nueleolus KUTORGA 
Rhynchonella Hofmanni KRoTow . 
‚Khynchopora Nikitini TSCHERN. 
Camarophoria erumena MART. 


n mutabilis TSCHERN. 

“ Kutorgae 'TSCHERN. 

A isorhyncha M'’Coy 

„ sella KuToRGA . . 


Athyris planosulcata PHLL. 
Spiriferina ceristata SCHLOTH. 
Spiriferella Salteri 
u saranae . 
Spirifer cameratus MoRTON 
H condor D’ÜRB. 
5 fasciger KEYSERL. 
; Marcowi WAAGEN 
supramosquensis NIKITIN 
Retieularia lineata MarT. . . . 
timanica TSCHERN. 
Der byia grandis WAAGEN 
» crassa MEEK. 
” regularis WAAGEN . 
Meekella timanica TSCHERN. . 
R eximia EICHW. . 
5 striatocostata Üox. . 
Chonetes timanica TSCHERN. . 
„ uralica v. MOELL. 
" variolata D’ORB Dat: 
e Flemingi NoRW.-PRATT. 
e trapezoidalis WAAG. 
n granulifera OWEN 
h morahensis WAAG. 
S cf. Geinitzi Waac. 
mesoloba NORW.-PRATT. 
Productus praepermicus 'TSCHERN. 


e Gruenewaldti KROTOW 

r ‚pseudoaculeatus KROT. 

n mammatus KEYSERL. 

» porrectus KUTORGA 

” tuberculatus vV. MOELL. 

# Konincki VERN. age 
N lineatus WAAG. . . . .» 
" Schrenki STUCK. 

n fasciatus KUTORGA 

5 aff. Leplayi VERN. 

e Cora D’ORB. 

5; Irginae STUCK. . 

R inflatus Mc CHESNEY 

> timanicus STUCK. 

m tenuistriatus VERN. 

n multistriatus MEER. var. 

n Humboldti D’ORB. 

B Juresanensis TSCHERN. 


punctatus MART. . . 

Marginifera typica var. septentr ionalis TSCHERN. 
n involuta TSCHERN. ale 
> uralica TSCHERN. 

n timanica TSCHERN. 


Eingeklammert sind ‘die in der TscHERNYScHEFF'schen Tabelle angeführten Vorkommen, soweit sie im Widerspruch mit dem Text stehen. 


Vla. Spitzbergen. 


Die Fusulinenfundorte lauten: Tempelberg (in Schruuwırn’s Manuskript: Tempelberget), Gyps- 
hook und die durch den Saurierhook vom Nordfjord getrennte Klaas-Billen-Bay (beide im Hintergrund 
des Eisfjords der Westküste), Barentsinsel. 


Auf Spitzbergen wird das kohlenführende Oberdevon (und unterstes Carbon?), Ursasandstein, am 
Eisfjord und Bellsund (Axel-Eiland) von obercarbonem Kalk überlagert. Die Moskauer Stufe fehlt. Das 
Obercarbon läßt sich in folgender Weise gliedern: ! 


e) Producetus-Kieselschiefer (Artastufe) mit 
Prod. cancriniformis TscHern. (Pr. Canerini VERN.?) 
»  postcarbonarius 'TSCHERN. 
»  granulifer Doun. (= Payeri Touvn.) 
»  tenuistriatus Vern. (= Aagardi Tour.) 
»  Weyprechti Tour. 
Spir. alatus ScHL. 
»  Keilhavi v. B. 
Draschei Tour. 
rugulatus mut. arctica FRECH. 


Derbyia robusta Hau (?) 


b) Spiriferenkalk (Schwagerinenstufe) 


Producetus semistriatus 


» limanieus STUCK. 
= 7 
» porreelus Kur. 
boliviensis D’ORE. 
> uralicus 'TSCHERN. 
» Weyprechti Toun. (= multistriatus MExK) 
> granulifer Tour. 
Spir. Keilhavi v. B. (= Parryanus Toun. = Wiülezeki Tour.) 


»  cameratus MoRrr. 

»  Saranae VERN. 

» rugulatus mut. arclica FRECH 

» ef. Fritschi SCHELLWIEN 
Derbyia regularis Waac. 
Camarophoria plicata Kur. 
Rhynchopora Nikitini TSCHERN. 
Dielasma plica KuToRGa 


» Moelleri TscHERNn. 


! Vgl. Frech, Lethaea II, S. 232 Tab., S. 395, S. 496 u. S. 677. 


— 158 — 


a) Gyathophyllumkalk (Corahorizont) 
Prod. lineatus Waac. 
Konincki VERN. 
Athyris Royssi. 

Die Annahme von Anversson! und Go&s” (der die von NATHoRST und DE Gesr am Eisfjord 
entdeckten Fusulinen unrichtig als Fus. eylindrica bestimmte), daß auf Spitzbergen die Stufe G2 des 
Spir. mosquensis befände, ist wohl mit Recht schon von TcuerrnvYschkw zurückgewiesen worden. Ob im 
Cyathophyllumkalk nicht bloß ein Äquivalent des Corahorizontes C, sondern auch noch ein Teil der 
Omphalotrochusstufe (etwa G;a) zu sehen ist, wie es TSCHERNYSCHEw will, ist paläontologisch wohl noch 
nicht entschieden. 


Die Fusulinen stammen aus der Schwagerinenstufe, wo sie mit Schwag. princeps gemeinsam sich 
finden, sowie möglicherweise aus dem oberen Gyathophyllumhorizont. 


VIb. Bäreninsel. 


Auch hier dürfte die Moskauer Stufe fehlen und Anpersson’s Ambiguahorizont mit Athyris am- 
bigua Sow. dem untersten Cyathophyllumkalke gleichzusetzen sein. Die Angabe, daß in Menge sich hier 
Fus. eylindrica fände, ist wohl revisionsbedürftig. Wenigstens ist m ScHELLwıEn’s Sammlung kein Hin- 
weis auf diese Fusuline zu entdecken. TscHERNYscHEw bezweifelt gleichfalls die Richtigkeit der Ein- 
reihung dieser Schicht in die Moskauer-Stufe, da ihm das Vorkommen von Camarophoria isorhyncha 
M’Coy, ebenso wie.das von Spir. Marcoui Waac. für den oberen Teil der Omphalotrochus-Schichten zu 
sprechen scheint. Dagegen ist die Gleichstellung des Spiriferenkalkes mit dem gleichnamigen Horizont 
von Spitzbergen (und der Schwagerinenstufe) zutreffend. 

Der Productus-Kieselschiefer der Artastufe ist auch hier vorhanden und durch Spir. Keilhavi 
gekennzeichnet. 


Der Fundort der hier beschriebenen Fusulinenformen ist die Nordwestspitze der Insel, Kap Duner. 
Diesem Kap entstammen neben Schwag. princeps Fus. Anderssoni und Nathorsti, sowie vereinzelte Exem- 
plare von Fus. arctica, die neben den genannten Formen sich zahlreich auf Spitzbergen findet. 


Die von Kayser in seinem ausführlichen Referate‘ über Jom. Gunnar Anperssow’s: »Über die 
Stratigraphie und die Tektonik der Bäreninsel«° gegebene Übersichtstabelle läßt sich mit den Angaben 
TSCHERNYSCHEw’s und dem oben Gesagten nicht in allen Punkten vereinigen. Deshalb gebe ich sie an 
dieser Stelle mit den erforderlichen Änderungen wieder: 

1 Bull. Geol. Inst. Upsala 8 IVa, 1899. 

2 „Om Fusulina cylindrica fran Spetsbergen“. Oefvers. Vet. Ak. Förhandl. 1883 VII. 

3]. c. S. 688 ff. 

* Jahrb. f. Min., Geol., Pal. 1901, 2, p. — 26l —. 

5 Bull. geol. Inst. Upsala 1900. 


Bäreninsel | Spitzbergen Timan Ural 
| | j! >} 
e ae (Kieselschiefer) Productus-Kiesel- Ba. ee 
Permocarbon | CPg Sr, Relllend Saar | Artastufe 
| | Spiriferenkalk Spiriferenkalk 
Oberes | €, ,  Fusulinen und : Schwagerinenkalk 
Obercarbon een Fusulinen und : 
sn a Schwagerinen 
| Discordanz ! I = Te ae ET SUCH REISE Zn 
G; On Rallk | ebay Corahorizont 
al 
; er ——— (Spir. supramos- | een ei. 
Bl C!b Korallensandstein quensis Nik.) Korallenkalk En Omph. Whitneyi 
berearbon | IEER. 
ans Discordanz! u ee = 
CR Sandsteine und ? Kalk mit Spür. Marcowi We. und 
5 E Ambiguakalk ! n j | Spir. supramosquensis Mk. 
pir. supramosquensis) | \: 
Unteres | | | Lücke! ; a i 
Oherarbon G; | Kalk mit Spir. mosquensis 
Lücke! IR en | Kalke mit Prod. 
Untercarbon On | Landpflanzen Lücke! striatus, giganteus, 
| mesolobus 


Die von Anpersson angegebenen Diseordanzen in der Mitte und am Schluß des mittleren Ober- 
carbons sind jedenfalls nur auf sehr kurz dauernde Meeresrückgänge zurückzuführen. Die Angabe An- 
DERSSON’S, es finde sich zusammen mit Camarophoria plicata Kur. auch Fus. montipara Enree., beruht 
wohl sicher auf einem Irrtum. Es dürfte sich, falls überhaupt unter dem Corahorizont sich Fusulinen 
finden, nur um die Gruppe der Zus. alpina handeln, deren arktische Form auch aus Ci} vorliegt. 

Bezüglich anderer arktischer Fusulinen (Fus. hyperborea) vgl. folgende Notiz ScHELLWIEN’S: 

»SALTER: Account of the aretie carbon. fossils in: BercHer: The Last of the Arctie Voyages 
London 1855, S..377—389 beschreibt eine Fusuline von Depöt Point, Albert-Land (l. ec. S. 380) unter 
der Bezeichnung F. hyperborea n. sp. — Die Abbildungen (Taf. XXXVI, Fig. 1, 1a, 1b, 2, 3) sind so un- 
deutlich, daß eine Feststellung darüber, welche Form gemeint sein könnte, unmöglich ist. Unter diesen 
Umständen ist SALzer’s Name — entgegen den von zoolog. Seite neuerdings aufgestellten nomencl. Regeln — 
zu streichen. Wenn eine der drei arktischen Formen, die hier beschrieben sind, m Frage kommen könnte, 
so könnte dies nach der langgestreckten Form, die Sarrer’s Abbildung zeigt, höchstens Fus. arctica sein.« 

Zu den Abbildungen der Tafeln möchte ich noch bemerken, daß sie sämtlich auf unter SchEun- 
wıEn’s Leitung angefertisten Mikrophotographien beruhen und bis auf die Beseitigung von Plattenfehlern 
u. dergl. völlig unretouchiert sind. 


ı Vgl. KAySsER, l. c. p. 259. Ebenda auch Athyris ambigua Sow., Prod. corrugatus M’Coy, Camaroph. plicata Kur. etc. 

2 Vgl. FrecH, Lethaea II p. 299, Anm. 1 u. p. 496, wo TouLa’s Bestimmung (Spir. mosquensis) vichtig gestellt wird. 
FRECH scheint den Cyathophyllumkalk eventuell auch als Vertreter von C;a ansehen zu wollen, da er nur das Fehlen der Stufe 
des Spir. mosquensis erwähnt. 


—_ le 


Zu einer raschen Orientierung in der verwirrenden Fülle wenig unterschiedener Formen möge 
der folgende Schlüssel dienen, der wenigstens die Bestimmung der Gruppe erleichtern soll: 


Übersicht der russisch-arktischen Fusulinen. 


A. Wände nur wenig stärker als die Septen: 
1. weit aufgerollt: 
a) langgestreckte Form: Fus. longissima 
b) geblähte Form: Fus. uralica 
2) eng aufgerollt: 
a) geringe Größe: Fus. minima 
b) bedeutende Größe: Fus. Verneuili (langgestreckte Form, stark gefältelt). 
B. Wände bedeutend! stärker als die Septen: 
1. wenig gefältelt: Mus. simplex (geblähte Form) 
2. stark gefältelt: 
a) schlanke Form: Fus. alpina 
b) geblähte Form: Fus. vulgaris. 

Bezüglich der hier genannten Merkmale ist zu erwähnen, daß einige derselben in einer gewissen 
Beziehung zueinander stehen. So dienen zur Versteifung des Gehäuses unter ungünstigeren Verhält- 
nissen engere Aufrollung, starke Fältelung der Septen?, Verstärkung der Wände. Aber nur ausnahms- 
weise wird eine Form alle drei dieser Schutzmaßregeln anzuwenden gezwungen sein, ebenso wie sie 
auch kaum je sämtliche entbehren kann. — Ferner ist die Septalfaltung in der Mitte meist schwächer 
als an den Enden. Diese Verschiedenheit ist um so ausgeprägter, je walzenförmiger eine Art ist, da 
naturgemäß beim Übergang der kugeligen Zentralkammer zu immer gestreekteren Formen die Kammer- 
wandabstände nach den Enden zu zunehmen müssen, und dadurch eine stärkere Versteifung erforderlich wird. 

Daraus ergibt sich, daß z. B. eine stärkere Fältelung oft nur eine Konsequenz eines innerhalb 
der normalen Variationsbreite der Spezies liesenden Unterschiedes der Wandstärke oder der Streckung 
darstellt und daher nicht stets als ein weiteres arttrennendes Merkmal aufzufassen ist. 

Zwei derart sich kompensierende Unterschiede sind meist von geringerer systematischer Bedeu- 
tung innerhalb einer Gruppe, während zwei gleichwirkende Faktoren oft sehr wichtige Unterscheidungs- 
merkmale geben. So ist bei Fus. obsoleta die im Verhältnis zu Fus. montipara geringe »Porosität« der 
Wand als eine Kompensation der viel geringeren Wandstärke weniger beachtenswert. Dagegen weist 
die noch schwächere Fältelung im Verein mit den schwachen Wänden auf wesentlich andere Lebens- 
bedingungen hin. — Bei dem geringen Widerstand, den die einzelligen Tiere dem Zwang der äußeren 
Verhältnisse entgegenstellen können, versteht es sich von selbst, daß der oben gegebene Schlüssel nicht, 
oder nur ganz unvollkommen, ein Ausdruck verwandtschaftlicher Beziehungen ist. ak ISk 


1 Nur bei der sonderbaren Fus. obsoleta (bei der jedoch der Mangel an Fältelung um so charakteristischer ist) aus 
der Gruppe der Fus. simplex weniger deutlich. ; 

2 Die Septalfaltung hat also etwa die gleiche Funktion, wie die Suturzerschlitzung der Ammoniten, an deren Längs- 
schnitte die Querschliffe der Fusulinen so auffällig erinnern. 


a 


II. Beschreibender Teil. 


I. Gruppe der Fusulina longissima V. v. MöLrer. 


Die hierher gehörigen Formen sind durch die geringe Stärke der äußeren Wandungen und die 
diesen Wandungen an Breite kaum nachstehenden Septen gekennzeichnet. Die Faltung der Septen ist 
in der Hauptsache auf den unteren Teil des Septums beschränkt, bei den geologisch älteren Formen 
noch weniger regelmäßig als bei den jüngeren durch gleichmäßige Faltung ausgezeichneten Vertretern 
der Gruppe. 

Von den Fusulinen des oben bezeichneten Gebietes sind zu dieser Gruppe zu stellen: 

Fusulina eylindrica Fisch. v. WALDH. 
Fusulina longissima \. v. MÖLLER. 


1. Fusulina cylindrica Fıscr. v. Waron. 
Taf. XII, Fig. 1—13. 


Fusulina eylindrica: FISCHER v. W., Bull. Soc. Imp. d. nat. d. Moscou, 1829, Bd. I, S. 330 und Oryctographie d. gouv. 
d. Moscou 1837, S. 126, Taf. XIII, Fig. 1-5. (Auch: Fus. depressa FıscH.?, ebenda, Taf. XIII, Fig. 6—11).! 

Fusulina: eylindrica (FıscH.). Brapy, Ann. Mag. Nat Hist. ser. IV, Bd. XVIIT, S. 415, Taf. 18, Fig. 1—4. 

Fusulina eylindrica (FISCH.). SCHWAGER, Boll. Comit. Geol. Ital., Bd. VIII, Rom, 1877, Taf. T, Fig. 17. 

Fusulina eylindrica (FıscH.). TrAUTSCHOLD, Kalkbrüche von Mjatschkowo, 1878, S. 141 (nur z. T., die Abbild. auf 

Taf. XVII 2 wohl nicht).? 
Fusulina eylindrica (FıscH.). V. v MÖLLER, Mem. Acad. St. Petersburg, 1878, VII. Ser. Bd. 25, No. 9, S. 5I, Taf. I, 
Fig. 2 (alle Stücke?) und Taf. VII, Fig. 1. 

Ferner: In verschiedenen Fossillisten des unteren Obercarbon der Moskauer Gegend. 

Beschreibung. Die kleinen Gehäuse von Fs. cylindrica besitzen stets eme schlanke Form, 
die bei jugendlichen Exemplaren weniger in die Augen fällt. Nach den Seiten spitzt sich die Schale 
allmählich zu, doch ist die Mitte häufig ungleich gewölbt, so daß die Form dann mehr oder weniger 
gekrümmt erscheint. Diese Krümmung, die dem Gehäuse ein recht unregelmäßiges Aussehen gibt, ist 
namentlich bei den ganz schlanken dünnwandigen Abarten, die zu Fus. longissima hinneigen, häufig, 
wenn nicht die Regel. 

Die Oberfläche ist ziemlich glatt, die Längsfurchen sind meist nicht deutlich sichtbar, wenn 
die Außenwand erhalten ist. 

Die Größe der Gehäuse ist stets eine geringfügige, das umfangreichste Exemplar des unter- 
suchten Materials war 5,7 mm lang und 1,6 mm hoch, die durchschnittliche Größe beträgt aber nur 


! Siehe weiter unten unter den Bemerkungen über Aus. simplex. 
f 2 [Der Text 1. ce. S. 142 scheint sich auf eine andere Form zu ‘beziehen. Die Abb. Taf. XVII 2b ist höchst unvoll- 
kommen und stellt einen Schliff dar, der weder zentral, noch auch nur parallel zur Längsachse geführt ist.] 


Palaeontographica. Bd. LV, 21 


lee 


etwa 3—3,5 mm in der Länge und 0,5—0,9 mm in der Höhe. Die Längsschnitte zeigen zwar, wie fast 
durchweg bei den Fusulinen, daß das Gehäuse in den Jugendstadien weniger schlank war, doch pflegt 
schon im zweiten oder spätestens im dritten Umgange das Verhältnis der Höhe zur Länge ungefähr 
— (138 zn gem, 

Die Mundspalte tritt m den Längsschnitten nicht stark hervor. 

Die Einrollung der Spirale ist eine ziemlich enge, so daß auf einen Raum von 0,9—1,2 mm 
Durchmesser in der Regel 4 Umgänge entwickelt sind. Die größte Anzahl der Windungen, die beob- 
achtet wurde, ging nicht über 5 hinaus. 

Der Durchmesser der Anfangskammer schwankt zwischen 0,15 und 0,23 mm. 

Außerordentlich gering ist die Dieke der Wandungen; es finden sich recht häufig Exemplare, 
bei denen selbst im fünften Umgange die Wandstärke nur 0,025 mm erreicht, nur bei einer abnorm 
diekwandigen Form stieg die Wandstärke auf 0,05 mm. Bei der Mehrzahl der Individuen ist die Differenz 
zwischen den Anfangswindungen und den späteren Umgängen nur sehr klein. Die Poren in den 
Kammerwandungen sind sehr fein und bei den meisten Vorkommen recht undeutlich. 

Septen sind im Verhältnis zu den geringen Dimensionen in ziemlich großer Zahl vorhanden, 
im vierten Umgang finden sich meist 23—24. Ihre Stärke ist nicht erheblich, doch stehen sie darin 
— abweichend von der üblichen Ausbildung — den Kammerwänden kaum nach. Die Fältelung der 
Septen ist recht kräftig und neigt höchstens bei den zu Fus. Zongissima überleitenden Formen zu etwas 
größerer Regelmäßigkeit, indessen sind auch hier die Gehäuse mit unregelmäßig gefalteten Septen die 
häufigeren. Im medianen Querschnitt erscheinen die Septen zumeist ziemlich lang. 

Vorkommen, Fus. cylindrica soll nach MÖLLER in den russischen Gouvernemets Moskau, Twer 
und Archangelsk stark verbreitet sen. Mir liegt die Form von verschiedenen Fundorten der Moskauer 
Gegend vor, besonders von Mjatschkowo, wo sie bekanntlich in gewissen Bänken massenhaft auftritt, 
außerdem aus dem Norden von Rußland, und zwar von der nördlichen Dwimna. Amauırzkı bezeichnet 
diese Fundorte mit a) Nord-Dwina, 7 km stromabwärts von Syiskoje, b) Nord-Dwina, 15 km von Rakulskoje. 

Die Form scheint auf das untere Obercarbon (Stufe des Spir. mosquensis) beschränkt zu sein, 
wobei allerdings zu bemerken ist, daß die in den höheren Horizonten auftretende Fusulina longissima in 
manchen Vorkommen der Fus. cylindrica noch recht ähnlich gestaltet ist. SızırzEw gibt an,! daß Fhus. 
eylindrica zusammen mit Fus. Vernewli, F., prisca und sogar Schwagerina sp. in den Coraschichten des 
Okakljasma-Gebietes vorkommt, aber diese Bestimmungen, welche nicht auf sorgfältiger Prüfung medianer 
Schnitte, sondern ausschließlich auf der Betrachtung der äußeren Form beruhen, bedürfen hier wie 
überall der Nachprüfung. 

V. v. Mörzer glaubt Aus. eylindrica auch in Kalifornien nachweisen zu können, indem er in der 
von Merk beschriebenen Fus. gracilis eine idente Form vermutet.” Nach dem mir vorliegenden kali- 
fornischen Material, das weiter unten beschrieben ist, dürfte hier eine Verwechslung vorliegen.” Außer- 


1 Mö&moires Comite Geologique St. Petersbourg, XV, 2, S. 235 und 238. 
2 ].c. 8.51, Synonymenliste und S. 54. 
3 Ebenso steht es mit der im Nachtrage (Mem. Acad. St. P&tersbourg, Ser. VII, Bd. 27, V, S. 3) von MÖLTER erwähnten 


Form aus Jowa. [Die in einer späteren Lieferung zu beschreibenden amerikanischen Fusulinen haben keinerlei Beziehung zu 
us. eylindrica ergeben.| 


— 198 — 


halb des russischen Gebietes ist daher Aus. eylindrica bisher noch nicht bekannt geworden. Auch unter 
dem umfangreichen Material, welches dieser Abhandlung zugrunde liegt, ist keine Form, die mit Sicher- 
heit mit Fus. eylindrica identifiziert werden könnte, nur ein Längsschnitt von Tschönn-Kiang-fu in China, 
der aus dem von Coxrap ScHhwAGeEr hinterlassenen Materiale herrührt, besitzt eine gewisse Ähnlichkeit 
mit den ganz dünnwandigen Abarten der russischen Hs. eylindriea (Taf. XVII, 10) und — abgesehen von 
der Größe — mit Fus. Bocki Mört. Eine sichere Bestimmung ist nach diesem einzelnen Längsschnitt 
nicht möglich und es ist kaum wahrscheinlich, daß wir es hier mit einer nahen Verwandten der Aus. 
cylindrica zu tun haben, umsomehr sich auch in andern Fällen die Herausbildung einander ähnlicher 
Fusulinenformen durch Konvergenz von genetisch verschiedenen Reihen beobachten läßt. 

Auch die Angabe von dem Vorkommen der Fus. eylindrica auf Spitzbergen und der Bäreninsel 
beruht auf einer Verwechslung. Obwohl Gois! auf Grund einer eingehenden Vergleichung mit MöLuer’s 
Beschreibung und ausführlichen Messungen zu seiner stratigraphisch wichtigen Bestimmung gelangt ist, 
wird ein Blick auf die hier? abgebildeten Stücke desselben Materials leicht zeigen, daß es sich um völlig 
abweichende, zu anderen Gruppen gehörige Fusulinen handelt. 

Bemerkungen. So häufig der Name As. cylindrica in den Beschreibungen der Fusulinen 
aus den verschiedensten Erdteilen wiederkehrt, so kurz fällt die Synonymenliste aus, wenn wir die zu 
dieser Art gehörigen Formen zusammenstellen, wie sich aus den vorstehenden Bemerkungen über das 
Vorkommen ergibt. Daß Fus. eylindrica so häufig verwechselt worden ist, ist um so merkwürdiger, als 
die Form ein recht charakteristisches Gepräge besitzt und nach den von MörLer schon im Jahre 1878 
gegebenen Abbildungen leicht unterschieden werden kann. 

An ihrem berühmtesten Fundorte, Mjatschkowo, kommt Fus. eylindrica zusammen mit einer andern 
Form vor, die zwar seltener zu sein scheint, aber in einzelnen ganz von Fusulinen erfüllten Gesteins- 
stücken als einzige oder doch unbedingt herrschende Art auftritt, der weiter unten beschriebenen Fus. simple. 


2. Fusulina longissima Mörnt. 
Taf. XIII, Fig. 14—20. 

Fusulina longissima V.v. MÖLLER. M&m. Acad. St. Petersbourg, Ser. VII, Bd. XXV, No. 9, 1878, S. 59, Taf. I, Fig. 4, 
Taf. II, Fig. l1a—c und Taf. VIII, Fig. la—c. Siehe auch: Nachtrag, ebenda, Bd. XXVII, No. 5, 8. 4. 

Beschreibung. Sehr schlanke, häufig gekrümmte und unregelmäßige, annähernd zylindrische 
Gestalt, äußerlich von Fusulina eylindrica nur durch die erheblicheren Dimensionen abweichend. 

Oberfläche bei allen vorliegenden Stücken schlecht erhalten, nach Möruer mit feinen Längs- 
furchen bedeckt. Tief können diese Furchen jedenfalls nicht sein, da sie sonst in den Querschnitten 
stärker sichtbar werden müßten. 

Die Größe der hier untersuchten Exemplare blieb nicht unerheblich hinter den von Mörver 
angegebenen Maximalmaßen zurück,’ die größte Länge betrug S mm, die Höhe desselben Gehäuses 
1,9 mm. Die Mehrzahl der Exemplare vom Tzarew Kurgan dürfte etwa 5—6 mm lang und 1,1—1,7 mm 


1 Om Fusulina cylindrica FISCHER frän Spetsbergen, Öfversigt af Kongl. Vetenskapens Akademiens Förhandlingar 1883, 
No. 8, S. 29, Abbildungen auf S. 35. 

: Taf. IV, Fig. 3—9. 

® 11 mm Länge bei 2,5 mm Höhe. 


— Mo 


hoch sein. Schon im zweiten Umgange ist die Länge mehr als doppelt so groß wie die Flöhe der 
Schale, und in den letzten Umgängen kann sich das Verhältnis der Länge zur Höhe bis auf 5:1 steigern, 
nach Möruer’s Beobachtungen sogar bis 5,45: 1." Die Schalen aus dem Donetzbeeken sind im all- 
gemeinen etwas weniger gestreckt. 

Die Mundspalte ist von mäßiger Ausdehnung und tritt in den Längsschliffen meist wenig hervor, 

Die Einrollung ist sehr eng, bei emem Exemplar mit kleiner Anfangskammer betrug die Höhe 
des Gehäuses am Ende des vierten Umganges noch nicht ganz 1 mm, bei einem Exemplar mit sehr 
großer Anfangskammer 1,5 mm. Aus dem Donetzbecken liegen Schalen vor, deren Höhe am Ende des 
sechsten Umganges — 2,2 mm ist. Bei diesen Vorkommen wurde auch die größte Zahl der Umgänge 
beobachtet, nämlich 6 '/e. 

Erheblichen Schwankungen ist der Durchmesser der Anfangskammer unterworfen, während 
er bei manchen Individuen (nicht etwa infolge der ungünstigen Lage des Schnittes) nur wenig über 
0,2 mm betrug, stieg er in andern Fällen bis auf 0,45 mm. Die Form dieser großen Anfangskammer 
war nie gleichmäßig kugelig, sondern stets unregelmäßig. 

Die Dicke der Wandungen ist sehr gering, im Maximum war sie selbst im sechsten Umgange 
nur 0,06 mm. stark, im Durchschnitt zeigt der sechste Umgang aber nur etwa 0,045 mm Wandstärke 
und es wurden sogar Exemplare festgestellt, bei denen die Wandstärke in demselben Umgange nur 
0,025 war. Die Steigerung der Schalendicke ist sehr gering, schon die ersten Umgänge stehen den 
letzten darin wenig nach. Die Poren in den Wandungen sind sehr eng und dichtgedrängt. 

Die Zahl der Septen beträgt zuweilen schon im vierten Umgange 30, doch sind durchschnitt- 
lich etwas weniger vorhanden. Die Septen sind durchweg ungefähr ebenso stark wie die Außenwänds, 
eine Eigentümlichkeit, die wie bei Fus. cylindrica für die m Rede stehende Form bezeichnend ist. Im 
medianen Querschnitte treten sie als meist kurze, vielfach auch von Poren durchsetzte Fortsätze der 
äußeren Wand auf; gerade hier läßt sich die Bildung der Septen durch einfache Umbiegung der Wand 
(nicht wie Mörrer und andere meinten, durch Einkeilung) fast stets gut erkennen. Die Fältelung der 
Septen ist auch in den mittleren Schalenteilen kräftig, doch bemerkt man zumeist eine Tendenz zu 
regelmäßiger Anordnung der Falten, wie es ja zum Teil auch schon bei Fus. cylindrica der Fall war. 
Im Längsschnitt erscheinen die Durchschnitte der Falten daher vielfach als niedrige Bogen, die sich in 
annähernd gleichen Abständen auf die vorhergehende Kammerwand auflegen, doch ist die Erscheinung 
längst nicht so regelmäßig: wie bei den extremeren Arten unserer Gruppe (Fus. tenwissima ete.). Nament- 
lich gegen die Seiten mit ihrem unregelmäßigen Flechtwerk hin treten auch engere, mehr in die Höhe 
gestreckte Bögen auf. 

Vorkommen. KFus. longissima kommt nach Mörver an den Schiguli-Bergen, auf dem Tzarew 
Kurgan und bei Ssysran an der Wolga vor.” Mir liegt die Art ebenfalls von den beiden erstgenannten 
Fundorten vor, sie scheint aber nirgends sehr häufig zu sein und tritt jedenfalls gegenüber der im Gestein 
herrschenden Fus. prisca entschieden zurück. Die in Rede stehenden Vorkommen gehören der mittleren 


1 Durchschnitt nach MÖLLER ]. ec. p.. 132 ist 4,40:1 bei erwachsenen Exemplaren. 

?2 Im Nachtrag, 1. ec. S. 4, führt MÖLLER noch einen weiteren Fundort im Gouvernement Pensa an. Ich konnte diese 
Angabe nicht nachprüfen; zweifellos auf einer Verwechslung beruht aber die ebendort ausgesprochene Ansicht, daß F. longissima 
auch in Missouri vorkäme. 


— 165 — 


und oberen Abteilung (C}—G}) des Obercarbon an; in welcher von diesen Stufen die einzelnen zur 
Verfügung stehenden Gesteinsproben sich gefunden haben, ist nicht angegeben. 

Genaue Mitteilungen über die Horizonte waren dagegen den von Herrn TscHErNYscHEw und 
Lurusın mir zur Untersuchung übergebenen Gesteinen aus dem Donetzbecken beigefügt, und hier zeigt 
es sich, daß Aus. longissima sowohl im mittleren Obercarbon, wie im oberen Obercarbon und im Permo- 
carbon vorkommt. Die einzelnen Fundorte lauten: 


Lissitschansk — Omphalotrochusschichten 
Dorf Jekatermowska — Schwagerinenschichten 
Dorf Troizkoje — Permocarbon. 


Erwähnt muß noch werden, daß im unteren Obercarbon des Donetzbeckens, und zwar in 
Stufe G3 beim Dorfe Bogorodizkoje schlanke dünnwandige Fusulinen vorkommen, deren nach den Seiten 
stark verschmälerte Form indessen von F's. /ongissima wesentlich abwich. Eine nähere Bestimmung war 
infolge der ungünstigen Erhaltung, und da nur ein kleines Gesteinsstück vorlag, nicht möglich. 

Bemerkungen. Fus. longissima ist im Dünnschliff stets leicht zu erkennen, und namentlich die 
dünnen Wandungen sind für die Art bezeichnend. In russischen Fossillisten tritt der Name Aus. longissima 
recht häufig auf, allen nur ein kleiner Teil der mit dem Namen belegten Formen gehört hierher, da 
man sich in vielen Fällen durch die äußere Form hat täuschen lassen. So ist Zus. longissima ein Sammel- 
name für alle schlanken russischen Fusulinen geworden, die zum Teil recht abweichenden Bau zeigen 
und — wie unten dargelegt ist — zu sehr verschiedenen Gruppen gehören. So ist beispielsweise die 
als us. longissima bezeichnete Form von Gshel zur Gruppe der Fus. alpina zu stellen. Nicht minder 
verschieden von der Mörver’schen Art ist aber auch die von SchwAcen als Fus. longissima beschriebene 
Fusulina aus dem Productuskalk der Saltrange. Der Beschreibung von ScHwaGer liegen nun allerdings 
vortreffliche mediane Schliffe zugrunde, und wenn dieser sorgfältige Beobachter trotzdem sich für eine 
Vereinigung der russischen und der indischen Form entschied, so mag die Zeichnung in dem Mörver’schen 
Werke, die den Charakter der Art nicht ganz richtig wiedergibt, dabei nicht ohne Einfluß gewesen sein. 
Der Vergleich der photographischen Aufnahmen läßt die recht erheblichen Unterschiede deutlich erkennen. 

Fus. longissima schließt sich eng an die dünnwandigen Abarten der Fus. eylindrica an, wie schon 
bei der Beschreibung dieser Art bemerkt wurde, die aber nie so erhebliche Dimensionen des Gehäuses 
und der Zentralkammern erreicht, wie sie hei Aus. longissima häufig beobachtet wurden. Auf der andern 
Seite dürfte Aus. longissima mit der erst im oberen Obercarbon des Mittelmeergebietes häufiger auf- 
tretenden Fus. tenwissima und deren Verwandten in naher Beziehung stehen. Diese Formen stimmen in 
den wesentlichsten Zügen des Baues mit Fus. longissima überein, deren wesentlichste Merkmale wir hier 
im Extrem ausgebildet finden. Es dürfte gerechtfertigt sein, Fus. cylindrica, Fus. longissima und Fus. 
tenuissima zu einer Gruppe zu vereinigen. ’ 


II. Gruppe der Fusulina minima n. n. 


Die Gruppe der Fusulina minima schließt sich eng an diejenige der Fus. cylindriec« an und man 
kann zweifeln, ob man nicht beide Formenreihen zu einer Gruppe vereinigen soll, obwohl sie schon im 
unteren Obercarbon nebeneinander auftreten. Die geologisch älteren Arten unserer Gruppe sind wie 


CE 


diejenigen der ersteren durch dünne Außenwände und den Wandungen an Stärke gleichkommende Septen 
ausgezeichnet. Sie sind aber hierin noch extremer ausgebildet und durch engere Aufrollung im Verein 
mit sehr geringen Größenverhältnissen von der Formengruppe der Fus. longissima unterschieden. Dies 
trifft zum Teil auch für die jüngeren Arten zu, während andere wohl fraglos ebenfalls hierher gehörige 
Formen stattlichere Größe erreichen und im den später gebildeten Umgängen eine erhebliche Dicke der 
Außenwandung sowohl wie der Septen erreichen. 
Von russischen Fusulinen gehören hierher: 

Fusulina Bocki V. v. MÖLLER 

Fusulina minima n. n. 

Pusulina Tschernyschewi n. sp. 


3. Fusulina Bocki V. v. MöLLer. 
Taf. XII, Fig. 21—22. 


Fus. Bocki V. v. MÖLLER. M&m. Acad. St. Petersbourg, Ser. VII, Bd. XXV, No. 9, 1878, S. 54, Taf. VII, Fig. 2 (auch 
Taf. I, Fig. 32). 

Eine recht zweifelhafte Form, von welcher MöLtEr nur einen etwas schrägen Längsschnitt her- 
stellen konnte,! an dem ich nicht einmal die für Fusulina bezeichnenden Poren in den Wandungen mit 
voller Sieherheit erkennen konnte. Bei stärkerer Vergrößerung, deren Anwendung jedoch leicht Täuschungen 
hervorruft, sieht es allerdings so aus, als ob die Wand an einzelnen Stellen von Poren durchsetzt wäre, 
die dann außerordentlich fein sein würden.” Etwas ähnliches glaube ich auch bei dem weiter unten 
erwähnten Längsschnitt beobachten zu können, ganz sicher festgestellt ist aber die poröse Beschaffen- 
heit der Wandungen ‚nicht, wenn auch die Ähnlichkeit mit der im folgenden beschriebenen Fusulina 
minima (= Hemifusulina Bocki Möur.) für die Zugehörigkeit zur Gattung Fusulina spricht. 

Im unteren Obercarbon des Donetzbeckens hat sich — auch nur in einem Stücke — eine Form 
gefunden, deren Längsschnitt in allen wesentlichen Merkmalen mit Mörver’s Abbildung (l. c. Taf. VII, 2 
bezw. hier Taf. XII, Fig. 21) übereinstimmt. Zus. Bocki würde nach diesen beiden Exemplaren durch 
außerordentlich geringe Größe, äußerst dünne Wandungen, geringe Septalfaltung und eine schlanke 
zylindrische Form ausgezeichnet sein. Mörrer stellt Aus. Bocki wohl mit Recht in die Nähe von Fhus. 
ceylindrica, von welcher sie vor allem durch die winzigen Dimensionen unterschieden werden kann. Noch 
näher dürfte sie der Zus. minima stehen, die aber andererseits eine kürzere regelmäßigere Form besitzt.” 
Ob die von Mörver abgebildeten ganzen Exemplare (Taf. I, Fig. 3) auch hierher gehören, ist zweifel- 
haft; ihre kurze Form deutet eher auf Pus. minima. 

Vorkommen. Möruer’s Exemplare stammen aus dem unteren Obercarbon (C,) des Gouvernement 
Twer, der hier erwähnte Längsschnitt hat sich ebenfalls im unteren Oberearbon, und zwar in Stufe Ci} 
von Stoschkowa (Donetzbecken), gefunden. 


! Hier in Fig. 21, Taf. I photographisch wiedergegeben. 

2 MÖLLER gibt sogar den Durchmesser der Poren (mit 0,005 mm) an! [Die Frage der Deutung der sogenannten 
„Poren“, sowie anderer Struktureinzelheiten soll an anderer Stelle besprochen werden.] 

3 Eine gewisse Ähnlichkeit hat auch die alpine Fus. pusilla. Sie weicht aber doch, wie in der Beschreibung dieser 
Form weiter unten bemerkt, in wesentlichen Merkmalen von F. Bocki ab. 


— 167 — 


4. Fusulina minima n. sp. 
Taf. XII, Fig. 23. 


Hemifusulina Bocki V. v. MÖLLER. Mem. Acad. St. P&tersbourg, Ser. VII, Bd. XXV, No. 9, 1878, S. 76, Taf. V, Fig. 2 
und Taf. XI, Fig. 1—3. 


Beschreibung. Die Form der winzigen Gehäuse ist stets eine sehr regelmäßige, meist an- 
nähernd zylindrisch, mit gerundeten Seitenteilen, immer verhältnismäßig kurz. 

Der Größe nach gehört Fus. minima zu den kleinsten Fusulinen, die bisher bekannt geworden 
sind. Der Längsschnitt, den Mörter abbildet, ist nur 2,43 mm lang und 1,27 mm hoch, die größten 
Exemplare des vorliegenden Materials sind 3,3 mm lang und 1,3 mm hoch. Das Verhältnis der Länge 
zur Höhe beträgt selbst bei ausgewachsenen Exemplaren häufig nur 2:1, im Maximum 23,8: 1. 

Die Mundspalte ist nicht sehr breit, hat aber meist eine regelmäßige Lage und tritt in den 
Längsschnitten recht deutlich heraus. 

Die Einrollung ist sehr eng, enger als bei jeder andern Fusuline, abgesehen von einem unten 
erwähnten Querschnitt aus dem alpinen Permocarbon.' 4 Umgänge sind auf einem Raume von 0,45 bis 
höchstens 0,5 mm Durchmesser entwickelt, und selbst 7 Umgänge nehmen nur emen Raum von ca. 1,2 mm 
Durchmesser ein. Die größte Zahl der Windungen, die aber recht häufig festgestellt werden konnte, war 7. 

Der Durchmesser der Zentralkammer ist sehr gering, er betrug im höchsten Falle 0,08 mm, 
meistens sogar nur 0,05 mm. 

Sehr dünn sind auch die Wandungen, die selbst im siebten Umgange kaum 0,025 mm Dicke 
überschreiten, nur bei einem auch sonst etwas abweichenden Längsschnitt aus dem Timangebirge stieg 
die Dicke auf 0,05 mm. Die Poren in den Kammerwandungen sind außerordentlich fein, so daß es 
nicht selten schwierig ist, sie zu erkennen. 

Die Septen sind nicht sehr zahlreich, im vierten Umgange zählt man etwa 16—18, im siebten 
Umgange kann die Ziffer bis auf 28 steigen. Im medianen (uerschnitt erscheinen die Septen sehr kurz, 
häufig nur em Drittel der Höhe des Umganges einnehmend. Ihre Dicke entspricht derjenigen der 
Kammerwand. Die Fältelung der Septen ist ähnlich derjenigen bei Frrs. ceylindrica. 

Vorkommen, Fus. minima ist von MötLER nur von Prjamuchina, Kreis Nowotorschk, Gouver- 
nement T'wer, beschrieben worden; welcher Stufe die betreffenden Ablagerungen angehören, ist mir nicht 
bekannt geworden, doch ist dies auch von geringer Bedeutung, da sich Fs. minima im Donetzbecken 
sowohl im unteren, wie im mittleren Obercarbon gefunden hat und im Timangebiete anscheinend sogar 
noch im Schwagerinenkalk vorkommt.” Die Fundorte im Donetzbecken sind folgende: 

Lissitschansk — Unteres Obercarbon (C:) 
Dolgenkaja — Omphalotrochusschichten 
Krinitschnaja — Omphalotrochusschichten 
Dolgaja — Coraschichten 

Dorf Kamyschewacha — Coraschichten 
Fluß W. Belinkaja — Coraschichten. 


1 Vgl. unter Fusulina contracta. Ebenso in Palaeontographica Bd. XLIV, 1898, S. 255 bei der Beschreibung von 
Fus. pusilla erwähnt und auf Taf. XX, Fig. 15 abgebildet. Der Durchmesser des Gehäuses beträgt hier im sechsten Umgange 
nur 1,08 mm. 

2 Fluß Sula. Über die Unterschiede siehe die folgenden Bemerkungen. 


— 168 —. 


Bemerkungen. Daß die hier beschriebenen Formen aus dem Donetzbecken mit MörLner’s Hemi- 
fusulina Bocki ident sind, ist wohl außer Zweifel, wenn sie zum Teil auch etwas schlanker werden als 
Mörxzer’s Originale; die Übereinstimmung in allen sonstigen Merkmalen, in welchen sich diese charak- 
teristische Form recht erheblich von allen übrigen Fusulinen (abgesehen von Fus. Bocki) unterscheidet, 
ist eine völlige, und es liegen auch Exemplare vor, die m dem Verhältnis der Höhe zur Länge dem 
von Mörter abgebildeten Längsschliffe gleiehkommen. Am meisten weichen die oben erwähnten Ge- 
häuse vom Flusse Sula ab, vor allem durch die etwas andere Art der Septalfaltung und auch ein wenig 
weitere Aufrollung. Sie nähern sich am meisten der Aus. Tschernyschewi. 

MÖLLER hat seine Art als Vertreter einer besonderen mit Kanälen versehenen Gruppe von Fusu- 
liniden betrachtet, für die er den Gattungsnamen Hemifusulina aufgestellt hat; ich habe indessen schon 
früher! dargetan, daß es sich hier nur um einen Irrtum in der Beobachtung handelt und H. Bocki eine 
echte Fusulina ist. Damit ergibt sich aber die Notwendiekeit, unserer Form einen andern Artnamen zu 
geben, da Mörrer den Namen Zus. Bocki schon für eine andere, allerdings etwas zweifelhafte Art 
verwendet hat. 

Nahe verwandt mit Aus. minima ist Fus. Bocki, deren Unterschiede von Fus. minima schon oben 
angegeben sind. Eine Trennung der beiden, wahrscheinlich durch Übergänge miteinander verbundener 
Formen, die in ihren typisch ausgebildeten Exemplaren sich ziemlich weit voneinander entfernen, wird 
umsomehr am Platze sein, als Aus. Bocki anscheinend nur im unteren Oberearbon vorkommt, während 
Fus. minima bis in die Schwagerinenschichten hinaufgeht. 


5. Fusulina Tschernyschewi n. sp. 
Taf. XIV, Fig. 1—12. 

Fusulina Verneuili V. v. MÖLLER z. T. Mem. Acad. St. Petersbourg 1878, VII. Ser., Bd. 25, No. 9, 8.68: Fund- 

ortsverzeichnis. 

Beschreibung. Form der Gehäuse sehr regelmäßig und annähernd zylindrisch. Diese Gestalt 
ist nicht nur für die ausgewachsenen Exemplare bezeichnend, sie tritt auch schon m den Anfangs- 
windungen mehr oder weniger deutlich hervor. Im Alter macht sich zuweilen sogar eine leichte Depres- 
sion des Mittelteiles der Schale geltend. 

Die Oberfläche zeigt keine besonders starke Furchung, die Furchen verlaufen ziemlich gerade 
und in recht regelmäßigen Abständen. 

Den Dimensionen nach gehört unsere Art schon zu den größeren Fusulmen, da Gehäuse 
von 9 mm Länge nicht selten vorkommen; die durchschnittliche Länge dürfte etwa 7 mm betragen, 
doch haben sich an manchen Fundorten auch ausschließlich Schalen von geringeren Dimensionen ge- 
funden. Das Verhältnis der Länge zur Höhe beträgt im zweiten und dritten Umgange 2,3—2,8:1, im 
vierten 2,6—3,2: 1, im ganzen ändert sich das Verhältnis in den verschiedenen Umgängen nur wenig, 
denn auch bei den schlanksten Gehäusen ging selbst im siebten Umgange das Verhältnis nicht über 
3,3: 1 hinaus. 

Die Mundspalte ist ziemlich breit, sie hat eine recht regelmäßige Lage und erscheint in den 
Längsschliffen meist deutlich begrenzt. 


ı Palaeontographiea Bd. XLIV, 1898, S. 281. 


— 169 — 


Die Einrollung ist eng, die Zunahme der Höhe der einzelnen Umgänge recht gleichmäßig. 
Im vierten Umgange belief sich der Durchmesser auf 0,8—1,3 mm, und am häufigsten waren Schalen 
von einem Durchmesser von etwa 1,0 mm am Ende des vierten Umganges. Die Zahl der Windungen 
kann nach dem vorliegenden Materiale bis auf 8 steigen, ein solches Exemplar hatte 2,7 mm Höhe und 
8,3 mm Länge.! 

Die Anfangskammer ist stets sehr klein, durchschnittlich etwa 0,15 mm hoch; in keinem 
Falle betrug der Durchmesser mehr als 0,2 mm. 

Die Dieke der äußeren Wand ist in den Anfangswindungen immer außerordentlich gering, 
sie erreicht hier häufig kaum die Breite von 0,01 mm, wird aber von Umgang zu Umgang stärker, so 
daß sie im vierten Umgange ungefähr das Vierfache der Stärke der ersten Windung besitzt und im 
sechsten bis siebten Umgange bis auf das Achtfache der anfänglichen Breite steigen kann. Es kommen 
allerdings auch Exemplare vor, bei welehen die Differenz wesentlich geringer ist, in jedem Falle ist 
aber der Unterschied zwischen der Stärke der Anfangswindungen und derjenigen der letzten Umgänge 
doch ein recht beträchtlicher. Die Kanäle in den Wandungen sind ziemlich eng. 

Die Septen sind in der Schalenmitte sehr kurz und diek, kaum dünner als die äußere Wand, 
umsomehr die nächste Kammer überall sehr tief unten am vorhergehenden Septum ansetzt. Die Zahl 
der Septen ist nicht sehr groß, im vierten Umgange schwankt sie zwischen 16 und 21. Die Fältelung 
ist ziemlich regelmäßig und fast allein auf den unteren Teil der Septen beschränkt, so daß im Länes- 
schnitt die Umgänge rechts und links von der Mundspalte mit einigermaßen gleichmäßig verteilten nied- 
rigen Bögen besetzt erscheinen. Im medianen Querschnitt erkennt man, daß die Septen etwas in der 
Wachstumsrichtung vorgebogen sind,? aber die Außenwand der einzelnen Kammer biegt beim Übergange 
in das Septum recht scharf um und zeigt in dem nicht zum Septum gehörigen Teile nur eine geringe 
Krümmung. Die Spirale erscheint dadurch regelmäßiger als bei den meisten Fusulinen, umsomehr als die 
Furchen, die an der Ansatzstelle der Septen entstehen, in allen inneren Umgängen durch spätere Kalk- 
abscheidung ausgefüllt werden können. 

Vorkommen. Fusulina Tschernyschewi hat sich bisher nur in den Coraschichten und im Schwa- 
gerinenkalke des Timan nachweisen lassen, hier allerdings in außerordentlicher Verbreitung und häufig 
in vortrefflich erhaltenen Schalen das Gestein erfüllend. Die wichtigsten Fundorte sind: 

Fluß Indiga, Timan — Corahorizont 

Ehbenda — Schwagerinenhorizont 

Fluß Belaja, Timan — Schwagerinenhorizont 

Cap Belaja Stelija — Corahorizont 

Fluß Wolonga, Timan — Corahorizont 

Ebenda — Schwagerinenhorizont 

Fluß Sula, Timan — Schwagerinenhorizont 

Fluß Petschorskaja Pyschma, Timan — Corahorizont. 

Bemerkungen. Diese charakteristische Form, welche den Namen des ausgezeichnetsten Kenners 
der carbonischen und permischen Ablagerungen trägt, ist leicht kenntlich durch die Regelmäßigkeit, die 


! Abgebildet auf Taf XIV. 
? Ausnahmsweise beobachtet man, daß einzelne Septen nach rückwärts gerichtet sind. 


w 
[0] 


Palaeontographica. Bd. LV, 


sich schon in der äußeren Gestalt, noch mehr aber im inneren Bau zu erkennen gibt. Der Querschnitt 
ebenso wie der Längsschnitt zeigen scharfgeschnittene Formen, und bezeichnend ist vor allem auch die 
Art der Septalbildung und die stets mehr oder weniger stark hervortretende Differenz in der Wand- 
stärke der späteren Windungen gegenüber den sehr dünnen Wänden der ersten Umgänge. In diesen 
ersten Umgängen besitzt Fus. Tschernyschewi durchaus die Merkmale der us. minima,! und es kann wohl 
kaum zweifelhaft sein, daß sich die im höheren Obercarbon des Timangebirges so weitverbreitete Musulina 
aus der schon im unteren Obercarbon nachgewiesenen us. minima entwickelt hat. 

Daß V. v. Möruer die in Rede stehende Art zu seiner Fus. Verneuili gestellt hat, ergibt sich 
aus dem Fundortsverzeichnis, in welchem die Umgebung der Flüsse Belaja, Indiga und Ssoiwa im Timan- 
gebirge aufgeführt werden. Die Unterschiede von der echten Fus. Verneuili, die Möuuer abbildet, sind 
recht erheblich. Sie sind unten bei den Bemerkungen zu Fus. Vernewili erwähnt, ergeben sich aber ohne 
weiteres durch die Nebeneinanderstellung unserer Abbildungen. 

Auch in den neueren Fossillisten russischer Autoren findet sich die timanische Art unter der 
Bezeichnung Fus. Verneuili aufgeführt. 


1II. Gruppe der Fusulina alpina Screuuw. 


Die Formen der Gruppe der Fus. alpina sind durch schlanke Gestalt und besonders durch die 
sehr unregelmäßige Faltung, die das Septum fast in seiner ganzen Höhe betrifft und nach den Enden 
hin in ein unentwirrbares Netzwerk übergeht, ausgezeichnet. Für die Mehrzahl der Formen kommt 
hinzu: unregelmäßige Gestalt, geringe Stärke der Septen im Verhältnis zu den Außenwandungen und 
meist auch weite Aufrollung, doch sind die zuletzt angegebenen Merkmale ziemlich starkem Wechsel 
unterworfen, und &erade bei den Formen des russisch-arktischen Gebietes zum Teil wenig ausgeprägt. 

Aus dem in. Rede stehenden Gebiete gehören hierher: 

Fusulina alpina var. vetusta n. var. 
Fusulina alpina var. rossica n. var. 
Fusulina arctica n. Sp. 


6. Fusulina alpina var. vetusta n. var. 
Nas 28%, Mi, I— 

Die Merkmale der im oberen Carbon und unteren Perm der Alpen verbreiteten Hauptform sind 
weiter unten? besprochen, im folgenden sind daher im wesentlichen nur die Besonderheiten unserer 
Varietät angegeben. 

Die Form der Gehäuse ist im allgemeinen weniger schlank als bei den alpinen Schalen, die 
Seitenteile mehr verschmälert gegenüber dem gewölbteren Mittelteil. Im Längsschnitt erkennt man, daß 
die Außenwand dieselben oder noch größere Unregelmäßigkeiten aufweist als Aus. alpina s. str. Die 
neugebildeten Umgänge greifen mit ihren seitlichen Enden weniger stark über die vorhergehenden Win- 


ı Kleine Zentralkammer, enge Aufrollung und dünne Wandungen, deren Stärke mit derjenigen der Septen übereinstimmt. 
? [Bis zum Erscheinen der Revision der Fusulinen der karnischen Alpen sei auf Palaeontographica Bd. XLIV 1898 
verwiesen. ] 


dungen hinaus und das Bild des Längsschnitts wird dadurch an den Seiten etwas weniger verworren. 
Gegenüber der Mehrzahl der alpinen Exemplare ist Varietät vefusta infolgedessen auch verhältnismäßig 
kürzer; das Verhältnis der Länge zur Höhe beträgt auch im vierten Umgange kaum mehr als 2,5:1 
und geht auch im fünften und sechsten Umgange kaum über | :3 hinaus. 

In den Dimensionen bleibt unsere Varietät hinter den größten alpinen Gehäusen zwar etwas 
zurück, doch ist zu bedenken, daß die Zahl der russischen Fusulinen, die untersucht werden konnten, 
viel geringer war als diejenige der alpinen. Das größte Gehäuse der Varietät vetusta war 2,6 mm hoch 
und 8 mm lang. 

Die Mundspalte, die bei Fus. alpina s. str. ganz undeutlich ist, ließ sich hier meist etwas 
besser erkennen. 

Die Einrollung ist im allgemeinen etwas enger, der Durchmesser schwankte im vierten Um- 
gange zwischen 1,55 und 2,0 mm. 

Der Durchmesser der Anfangskammer betrug meist ca. 0,25 mm. 

Die Dicke der Wandungen und der Septen entspricht im allgemeinen der Hauptform. Die 
Zahl der Septen im vierten Umgange betrug 23—30. 

Vorkommen. Fus. alpina var. vetusta hat sich bisher nur im unteren Obercarbon (C,) des Timan- 
gebietes gefunden, am Flusse Wolonga. 

Bemerkungen. Die in Rede stehende Abart ist die geologisch älteste Form aus der Gruppe 
der Fus. alpina, die einzige, die im Mjatschkowohorizonte beobachtet ist. Gegenüber der Fus. alpina 
im engeren Sinne ist sie namentlich durch die etwas engere Aufrollung, nach den Seiten etwas mehr 
abfallende Form und die nicht so weit seitlich vorgeschobenen Enden der späteren Windungen aus- 
gezeichnet. In den ersteren beiden Merkmalen nähert sie sich der geologisch jüngeren! Abart des 
russischen Obercarbon, der im folgenden beschriebenen Varietät rossica, während die in ihren unteren 
Enden häufig paarweise gegeneinander geneigten Septen an die ebenfalls geologisch jüngere Fus. com- 
plicata des Mittelmeergebietes erinnern. 


7. Fusulina alpina var. rossica n. var. 
Taf. XV, Fig. 5—13 u. Taf. XVI, 1—2. 
Fusulina longissima (v. MöLL.) Nıkırın. M&m. Com G&olog. St. P&tersbourg, 1890, Bd. V, No. 5, S. 74. 
Fusulina longissima und Fusulina Vernewili der Fossillisten in: Guide d. Excurs. d. VII. Congr. G6ol. St. Petersbourg 
1897, No. XVI, TSCHERNYSCHEW und Lurtucin, Le Bassin d. Donetz. 

Die Form der Gehäuse ist teilweise langgestreckt zylindrisch und dann den typischen alpinen 
Fusulinen völlig gleich,” teilweise verjüngen sich die Schalen aber auch allmählich nach den Seiten hin. 
Bei den annähernd cylindrischen Gehäusen macht sich häufig eine starke Krümmung der Enden geltend. 

Die Größe der Schalen aus dem Donetzbecken war im allgemeinen eine etwas geringere, 
während diejenigen von Gshel der Hauptform in den Dimensionen gleichkommt. Bei den Exemplaren 


1 Einige Exemplare aus dem unteren Obercarbon von der Wolonga nähern sich allerdings so sehr der Varietät rossica 
daß es zweifelhaft ist, ob diese Varietät als geologisch jüngere Form betrachtet werden darf. 
2 Das ist bei den Schalen von Gshel anscheinend stets der Fall, im Donetzbecken beobachtet man beide Ausbildungs- 


formen, doch sind hier die nach den Seiten verschmälerten Gehäuse stärker vertreten. 


von Gshel waren Schalen von IO mm Länge und noch etwas mehr nicht selten. Die Höhe war dabei 
gering, so daß das Verhältnis der Länge zur Höhe bei ausgewachsenen Individuen mindestens 4:1 be- 
trug, zum Teil waren aber die Schalen noch etwas schlanker (bis zu 4,7: 1). 


Die Mundspalte tritt ebensowenig hervor wie bei der typischen Form. 


Die Einrollung ist entschieden enger als bei Fus. alpina s. str., im vierten Umgange betrug 
der Durchmesser im höchsten Falle 1,98 mm, meist aber nur 1,5—1,7 mm. 


Zahl der Windungen und Durchmesser der Anfangskammer wie bei der typischen Form. 


Die Dicke der Außenwandungen ist zumeist etwas geringer als bei den alpinen Fusulinen, 
und namentlich bei den Exemplaren von Gshel macht sich dies bemerkbar, umsomehr in dieser Hin- 
sicht die Differenz zwischen den Anfangswindungen und den späteren Umgängen nur klein ist. Selbst 
im fünften Umgange beobachtet man hier vielfach nur eine Dicke von nur 0,05 mm. 


Ausbildung und Zahl der Septen wie bei der typischen Form, ebenso im wesentlichen der 
Charakter der Faltung. Im vierten Umgange waren 27—32 Septen vorhanden. 


Vorkommen. Die in Rede stehende Abart hat sich in Zentralrußland und im Donetzbecken 
sicher nachweisen lassen, und mit großer Wahrscheinlichkeit dürfen wir hierher auch die nicht günstig 
erhaltenen Fusulinen rechnen, welche mir aus dem Stuckengerg’schen Material von Urtasyinsk, Fluß 
Ural, Gouvernement Orenburg, vorliegen. In den Coraschiehten von Gshel kommen die meist etwas 
gekrümmten Schalen der Fus. alpina var. rossica häufig und in guter Erhaltung vor. Aus dem Donetz- 
becken sind sie mir nur aus dem höchsten Obercarbon und dem Permocarbon bekannt geworden. Ab- 
gesehen von einem Vorkommen, bei welchem der genauere Fundort und die Stufe sich nicht feststellen 
ließ, hat sich unsere Abart der us. alpina im Donetzbecken an folgenden Stellen gefunden: 


Dorf Nikolajewka — Schwagerinenschichten 
Dorf Luganskoje — Schwagerinenschichten 
Ebenda im Permocarbon 

Dorf Kamyschewacha — Permocarbon 
Dorf Troizkoje — Permocarbon. 


Bemerkungen. Daß die hier beschriebene russische Fusuline in engen Beziehungen zur echten 
Fus. alpina steht, ist wohl fraglos. Trotzdem die Gehäuse sich bald in der einen, bald in der andern 
Richtung von Fus. alpina entfernen, besteht doch kein so wesentlicher Unterschied, daß die Abtrennung 
einer besonderen Art gerechtfertigt wäre, in den wichtigsten Zügen herrscht ebensosehr mit Fus. alpin« 
s. str. wie mit der geologisch älteren russischen Form, der Varietät vetusta, Übereinstimmung. Man kann 
zweifeln, ob es nicht besser wäre, die stets zylindrische, dünnwandige Form von Gshel, welche Nixrrın 
als us. longissima angesehen hat, als besondere Varietät der Donetzform gegenüber zu stellen; aller- 
dings kommen auch im Donetzbecken ähnliche Gehäuse vor, wie die Abbildung 5 u. 6 der Taf. XV er- 
kennen läßt. Während die Fusulinen von Gshel sich äußerlich mehr der alpinen Hauptform anschließen, 
gleichen die Donetzformen in ihrer Gestalt eher der Varietät fragilis und ebenso der ihnen wohl auch 
nahestehenden Fus. arctica von Spitzbergen und der Bäreninsel. 


8. Fusulina arctica n. sp. 
Taf. XVI, Fig. 3—9. 
Fusulina eylindrica (FiSCHER) Goks Öfversigt af Kong]. Vetenskapens Akademiens Förhandlingar, Stockholm 1883, 
Bd. 40, No. 8, Seite 29. Abb. S. 35. / 

Beschreibung. Ziemlich schlanke Gehäuse von mäßiger Größe, nach den Seiten mehr oder 
weniger verschmälert und an den Enden eingedreht. 

Die größten Schalen waren 7,2 mm lang und 2,2 mm hoch, das Verhältnis der Höhe zur 
Länge bei ausgewachsenen Exemplaren zwischen 1 :2,7 und 1:3,3 schwankend. 

Mundspalte wenig deutlich. 

Die Weite der Spirale unterliegt erheblichem Wechsel, so daß der Durchmesser im vierten 
Umgange zuweilen nur 1,2 mm beträgt, während er in andern Fällen bis auf 1,85 mm steigt; am 
häufigsten sind aber Schalen mit ca. 1,5 mm Durchmesser im vierten Umgange. 

Anfangskammer nicht selten von der normalen Kugelgestalt abweichend, meist recht klein, 
bei einzelnen Exemplaren aber bis zu 0,33 mm Durchmesser erreichend. 

Dicke der Außenwandungen von mittlerer Stärke, in der Zentralkammer und den ersten 
Umgängen teilweise sehr gering, im vierten bis fünften Umgange meist 0,07—0,08 mm betragend. 
Poren grob und in dem Erhaltungszustande der vorliegenden Stücke durchweg sehr deutlich sichtbar. 

Septen von mäßiger Länge, ziemlich dünn, durch späteren Kalkansatz und das unten geschil- 
derte Verhalten der nächsten Wand aber häufig dicker erscheinend, vielfach ebenso wie die Außen- 
wandungen von Poren durchsetzt. Die Wandung der neugebildeten Kammer an das vorhergehende 
Septum meist recht tief ansetzend, an einigen wenigen Stellen so tief, daß das Septum aus zwei Lamellen 
gebildet wird. Das Septum ist in der Regel nicht scharf umgebogen, die äußere Kammerwand geht 
vielmehr häufig in gleichmäßiger Krümmung in das Septum über, wodurch tiefe Furchen an der Grenze 
der einzelnen Kammern auf der Oberfläche entstehen. Zahl der Septen im vierten Umgange 28—32.! 
Fältelung sehr unregelmäßig, auf den Seiten in ein dichtes verworrenes Netzwerk übergehend. 

Vorkommen. Jus. arctica kommt auf Spitzbergen an verschiedenen Fundorten, namentlich am 
Tempelberge in Massen vor,” ebenso vereinzelt bei Cap Duner auf der Bäreninsel, zusammen mit der 
weiter unten beschriebenen us. Anderssoni, Fus. Nathorsti und Schwagerina princeps. In Rücksicht auf 
die im folgenden erwähnten verwandtschaftlichen Beziehungen unserer Form, und besonders das Zu- 
sammenvorkommen mit Schwagerina princeps dürfen wir die Fusulinenkalke auf Spitzbergen und der 
Bäreninsel im Gegensatz zu der bisherigen Auffassung” dem höheren Obercarbon zuweisen und sie zum 
mindesten den Coraschichten, wenn nicht den Schwagerinenkalken Rußlands gleichstellen. 

Bemerkungen. Die Fusulinen von Spitzbergen sind von Goäis als Fusulina cylindrica beschrieben 
worden und man hat daraufhin das Vorhandensein des unteren Obercarbon feststellen zu können ge- 


! Ein auch in den übrigen Merkmalen etwas abweichender, wohl kaum hierher gehöriger Querschnitt von dem Haupt- 
fundorte unserer Art enthielt nur 23 Septen im vierten Umgange. 

?2 Die anderen Fundorte lauten nach den vorliegenden Etiketten: Gyps Hook und Klaas Billen Bay. 

3 Vgl. namentlich: Über die Stratigraphie und Tektonik der Bäreninsel von J. Gunnar AnDERSson, Bull. Geol. Inst. 
Upsala, Bd. IV, 1900, S. 243. Indessen hat schon TSCHERNYSCHEW berechtigte Zweifel an der paläontologischen und strati- 
graphischen Bestimmung geäußert: Nachsehrift zu der in Rede stehenden Abhandlung S. 279 und M&m. Com. Geol. St. Peters- 
bourg, Bd. XV], 2, S. 687 ff. 


glaubt. In der Tat gehören aber die Spitzbergener Fusulinen zu drei verschiedenen Arten, die durch- 
weg mit Formen aus dem höheren Obercarbon und dem Permocarbon verwandt sind. Für die beiden 
andern Arten ist dies weiter unten dargetan; daß Is. aretica zu einer ganz anderen Gruppe als zu 
derjenigen der us. eylindriea gehört, ergibt sich ohne weiteres aus den Abbildungen. Die in Rede 
stehende Art muß zweifellos der Gruppe der Zus. alpina zugeteilt werden und es könnte sogar zweifel- 
haft sein, ob wir sie nicht besser ebenso wie die vorbeschriebenen russischen Formen als Varietät von 
Fus. alpina auffassen sollen. Die Ähnlichkeit mit den Formen aus dem Donetzbecken einerseits und 
mit Zus. alpina var. fragilis aus den karnischen Alpen andrerseits fällt in die Augen und manche Längs- 
schnitte dieser Formen dürften kaum zu unterscheiden sein. Dagegen treten die Differenzen in den 
Querschnitten doch deutlicher auf und zeigen, daß die Septalbildung einige Abweichungen aufweist. 
Die etwas kürzere, häufig verdickte Form der Septen, vor allem aber das geschilderte Verhältnis zu 
den Außenwandungen und der tiefe Ansatz der nächsten Kammerwand ließen es zweckmäßiger er- 
scheinen, die Fusulina von Spitzbergen einstweilen als besondere Art zu betrachten. 


IV. Gruppe der Fusulina Verneuili V. v. Mörn. 


Große Fusulinen mit mehr oder weniger dünnen Wandungen und Septen, die stark gefaltet 
sind. Aufrollung eng. Die Form ist zum Teil schon von den ersten Windungen an, stets aber in den 
späteren Umgängen sehr in die Länge gezogen. Von russischen Fusulinen gehören hierher: 

Fusulina Vernewli V. v. MöLver s. str. | 
Fusulina Vernewli \. v. MÖLLER var. solida n. var. 
Fusulina Lutugini n. sp. 

Fusulina subtilis n. Sp. 


9. Fusulina Verneuili V. v. Mörn. s. str. 
Taf. XVI, Fig. 10—11 u. Taf. XVII, 1, 4-6. 
Fusulina WVernewili V. v. MÖLLER (zum Teil). M&m. Acad. St. Petersbourg, 1878, VII. Ser., Bd. 25, No. 9, S. 64 ff. 
Taf. IX, Fig. 2b (nieht Taf. II, Fig. 2d, und ebensowenig die Formen der Synonymenliste). 

Da Mörrer in seiner Beschreibung der Fusulina Vernewili mehrere zum Teil recht verschiedene 
Formen zusammenfaßt,' so können nur seine Abbildungen für die Feststellung der Artmerkmale benutzt 
werden. Auch die Abbildungen der ganzen Exemplare sind zum Teil dabei auszuschalten, da sie, wie 
unten bei Aus. Lutugini gezeigt werden wird, zu abweichenden Arten gehören. Die Kennzeichen einer 
Fusulina sind nur aus dem inneren Bau, den uns die medianen (Juerschliffe und vor allem die Längs- 
schliffe zeigen, zu ermitteln, und daher können auch nur die von Möruer abgebildeten Schnitte der 
Exemplare von Jaroslawka maßgebend sein. Durch die gütige Vermittlung von Herrn Akademiker 
TScHERNYSCHEW ist es mir möglich geworden, die Mörzer’schen Originale zu vergleichen und hier im 
photographischen Bilde wiederzugeben,” leider war aber der Querschnitt so zerstört, daß er sich zur 


1 Siehe außer bei der weiter unten beschriebenen F’us. Zutugini auch bei Fus. Tschernyschewi. 
2 Taf. XVII, Fig. 5. 


en 


Reproduktion nicht eignete. Der Längsschnitt zeigt ebenfalls nur eine beschränkte Anzahl von Win- 
dungen und gibt daher kein vollständiges Bild der Form, die in den letzten Windungen eine mehr ge- 
streckte Gestalt besitzen dürfte. Da mir weiteres Material von dem Fundpunkte der Originale nicht 
vorlag und die Abbildung des jetzt nur noch im Bruchstücken vorhandenen Querschnittes bei MÖLLER 
so unklar ist, daß sie eine falsche Vorstellung von dem Bau des Gehäuses erweckt, war es recht schwierig, 
die bezeichnenden Merkmale der Mörrer’schen Art festzustellen. Durch den Vergleich mit den Exem- 
plaren von Tastuba und emigen andern Vorkommen in Magilne Kamen, von denen die letztere aller- 
dings sich schon etwas von der typischen Ausbildung entfernen, lassen sich die Kennzeichen von Fus. 
Vernewili s. str. folgendermaßen angeben: 

Große Fusulinen, welche im ausgewachsenen Zustande annähernd zylindrische Gestalt be- 
sitzen, in der Jugend dagegen sich nach den Seiten schnell zuspitzen. Die größten Exemplare, welche 
beobachtet wurden, waren ca. 11 mm lang und 3 mm hoch. Das Verhältnis der Länge zur Höhe kann 
sich demnach bis auf 3,7 :1 steigern, in den ersten Windungen ist Fus. Vernewili aber stets viel kürzer, 
mindestens bis zum dritten oder vierten Umgange, und dieser Unterschied der anfänglichen Windungen 
gegenüber den späteren ist bezeichnend für die Art. Bei dem Längsschnitt von Mörver’s Original be- 
trägt das Verhältnis der Länge zur Höhe sogar im fünften Umgange nur 2,8: 1, und ähnlich war ein 
Längsschnitt von Tastuba gestaltet, während bei den meisten Vorkommen (z. B. Magilne Kamen) das 
angegebene Verhältnis schon im vierten Umgange erreicht oder sogar etwas überschritten ist und im 
fünften Umgange das Gehäuse schon die gestreckte Form der ausgewachsenen Individuen zeigt. Gleich- 
zeitig mit der Verlängerung der Gehäuse pflest an Stelle der seitlich zugespitzten Form die mehr 
zylindrisch gestaltete zu treten. 

Mundspalte meist deutlich. 

Einrollung eng, Durchmesser der Gehäuse am Ende des vierten Umganges 1,2—1,45 mm. 

Anfangskammer klein, der Durchmesser an den vorliegenden Exemplaren nicht über 0,27 mm. 

Dieke der Wandungen nicht erheblich. Bei der typischen Fus. Vernewili nach dem vor- 
liegenden Material! auch in den äußeren Umgängen kaum über 0,08 mm stark, abgesehen von einzelnen 
unregelmäßig: verdickten Stellen, meist aber ist die Wand dünner. Der Unterschied in der Wandstärke 
gegenüber den Anfangswindungen ist verhältnismäßig gering. Porenkanäle von mittlerer Stärke. 

Die Septen erscheinen an dem von Mörrter abgebildeten Querschnitte als kurz und sehr dick, 
ähnlich wie in den äußeren Umgängen des Querschnittes unserer der typischen Fus. Verneuili sehr nahe- 
stehenden Varietät solida (Taf. XX, Fig. 11—14). Der Mörrer’sche (Querschnitt gehört aber auch wohl einer 
von dem beigegebenen Längsschnitt etwas abweichenden Varietät an, obwohl beide vom gleichen Fund- 
orte stammen. Man muß dies nach der Erscheinung der Septen im Längsschnitt vermuten, da bei so 
enger und vollständiger Faltung des Septums, die sich im Längsschnitt durch hohe, dichtgedrängte 
Falten kundgibt, die Septen in der Regel auch in der Medianebene ziemlich dünn zu sein pflegen: sie 
reichen denn auch häufig weiter herab und sind zum Teil gegeneinander geneigt. Das ist auch 
bei der Mehrzahl der übrigen Vorkommen, die wir hier im Anschluß an Mörver’s Längsschnitt zu Fus. 


1 MÖLLER gibt die maximale Wandstärke auf 0,108 mm an; diese Angabe bezieht sich auf den abgebildeten Quer- 
schnitt, dessen erhalten gebliebene Teile durchweg dünnere Wände besitzen, jedenfalls nieht über 0,08 mm starke, während der 
Längsschnitt auch nach Mörter’s Messungen im letzten Umgange nur eine Wandstärke von 0,064 mm hat. 


Verneuili vechnen, der Fall. Die Septen sind z. B. bei den Exemplaren von Magilne Kamen (Taf. XVI, 
Fig. 11) ziemlich dünn, aber teilweise durch spätere Verdiekung oder durch die auch bei anderen Formen 
schon geschilderte Ausbildung von zwei Lamellen verstärkt; sie erstrecken sich meist etwa bis zur Mitte 
der Windungen abwärts." Die erwähnte Art der Faltung, durch welche im Längsschnitt die Umgänge 
mit hohen, engen Bögen besetzt erscheinen, ist charakteristisch für Mus. Vernewli, wir erkennen sie 
ebenso an dem Mörrer’schen Längsschnitt (Taf. XVII, Fig. 5) wie an den übrigen daneben abgebildeten 
Schnitten. Die Zahl der unregelmäßig verteilten und oft dichtgedrängten Septen ist sehr hoch, im 
vierten Umgange kann ihre Zahl etwa 30 betragen und sich in den letzten Umgängen — Gehäuse mit 
7 Windungen sind nicht selten — noch weiter steigern. ° 


Vorkommen. In der typischen Form hegt mir Mus. Vernewli außer von Jaroslawka auch 
aus dem Schwagerinenkalke von Tastuba vor. Die etwas gestreckteren Gehäuse von Maeilne Kamen 
bei Lithwinsk leiten zu der unten beschriebenen Aus. Lutugini über. Außerdem hat sich dieselbe Formen- 
gruppe in einer Anzahl von andern, ebenfalls aus dem uralischen Gebiete stammenden Gesteinsproben 
nachweisen lassen, doch war hier entweder die Erhaltung zu ungünstig oder das Material zu gering, 
um eine sichere Entscheidung treffen zu können, ob es sich dabei um Zus. Vernewli oder die ihr sehr 
nahestehende Fus. Lutugini handelt. Diese Fundorte waren: 


Fluß Ai, 1 Werst unterhalb des Baches Gr. Tuktamysch-Kul — Schwagerinenhorizont 
Fluß Ufa, oberhalb der Mündung des Bugalysch — Schwagerinenhorizont 

Bergwerk Saranınsk, Ural — Schwagerinenhorizont 

Fluß Juresan, Ural — Schwagerinenhorizont. 


Eine der Fus. Verneuili ebenfalls nahe verwandte, aber etwas weiter gewundene Form, bei welcher 
die Mundspalte sehv wenig hervortritt, hat sich außerdem in der Artinskstufe beim Dorfe Kartawly am 
Juresan gefunden. 

us. Vernewili ist danach bisher nur im uralischen Gebiete nachgewiesen,” aber nahestehende 
Formen haben sich, wie weiter unten erwähnt, auch im Timangebirge und bei Batraki gefunden. Die 
Angabe von MörrLEr, dal us. Vernewili auch im unteren Carbon vorkäme, beruht wohl auf einer Ver- 
wechslung der Fundorte oder auf einer irrtümlichen stratigraphischen Bestimmung. 


Bemerkungen. Namentlich wohl infolge der ungenauen Abbildung des Querschnittes bei MörLLER 
ist Pus. Vernewili überall mit der timanischen Fus, T'schernyschewi verwechselt worden, von welcher sie 
sich indessen durch die Beschaffenheit der Anfangswindungen, die ganz andere Art der Septalfaltung, 
die größere Unregelmäßigkeit und andere Merkmale erheblich unterscheidet. Dagegen bestehen zweifellos 
enge Beziehungen zu Fus. Lutugini, welche Mörter ebenfalls unter der Bezeichnung Aus. Ver- 
newili abbildet. 


! An einigen Stellen reichen sie bis zur Wand des vorhergehenden Umganges herab; diese Erscheinung erklärt sich 
durch die unregelmäßige Lage der Mundspalte. [Auch die „Verdickung“ ist eine hierdurch bedingte Täuschung. ] 

® Bei einem Exemplare von Magilne Kamen wurden im siebten Umgange 40 Septen gezählt. 

3 Unter den Mörrer’schen Sehliffen befindet sich eiuer mit der Fundortsbezeichnung: „Nikitowka“ (Donetzb., vgl. MÖLLER 
l. e. S. 68 unten bezw. 69 oben). Nach diesem einzelnen dicken Schliffe ist die Form nicht sicher bestimmbar, vermutlich steht 
sie der Fus. alpina var. vossica nahe, jedenfalls aber gehört sie nicht zu Fus. Vernewili. 


— IM — 


10. Fusulina Verneuili var. solida n. var. 
Taf. XX, Fig. 11—14. 


Eine in allen wesentlichen Zügen mit Fusulina Verneuili übereinstimmende Abart. Die gering- 
fügigeren Merkmale, welche die Unterscheidung der Varietät bedingen, sind folgende: die Aufrollung ist 
bei allen vorliegenden Stücken weiter, der Durchmesser der Gehäuse am Ende des vierten Umganges 
schwankte zwischen 1,72 und 1,93 mm. Die Streckung der Schale beginnt etwas früher als bei der 
typischen Fusulina Verneuili. Die äußeren Wandungen sind etwas stärker, in den letzten Umgängen 
etwa 0,1 mm dick. Die Faltung ist nicht ganz so dicht wie bei Fus. Verneuili s. str., und vor allem in 
den letzten Umgängen meist auf das untere Ende der Septen beschränkt. Im Zusammenhange hiermit 
sind die Septen — abgesehen von den ersten Windungen — im Medianschnitt im allgemeinen etwas 
kürzer als bei der Hauptform. Der Querschnitt gleicht in diesem Merkmale dem von Mörver |. c. 
Taf. IX, Fig. 2a abgebildeten Gehäuse. In der früher eintretenden Streckung der Anfangswindungen 
und der in manchen Schalenteilen auf den unteren Abschnitt der Septen beschränkten Faltung nähert sich 
diese Abart der Fus. Lutugini, von der sie sich in anderer Hinsicht noch weiter entfernt als die Hauptform. 

Vorkommen. Fus. Vernewli var. solida hat sich im den der Corastufe angehörenden Kalken 
vom Flusse Berdijasch (Zufluß des Juresan, Ural) gefunden. 


11. Fusulina Lutugini n. sp. 
Taf. XVII, Fig. 2, 3, 7, 8, 12 —14. 
Fusulina Verneuili V. v. MÖLLER (zum Teil). Mem. Acad. St. Pötersbourg, 1878, VII. Ser., Bd. 25, No. 9, Taf. II, 
Fig. 2d (mit Ausschluß der übrigen Abbildungen). 

Beschreibung. Sehr große und außerordentlich schlanke Fusulinen von zylindrischer Ge- 
stalt. Diese langgestreckte Form tritt schon in den Jugendwindungen deutlich in die Erscheinung und 
stellt unsere Art dadurch in Gegensatz zu der großen Mehrzahl der Fusulinen. 

Die Oberfläche zeigt ziemlich tiefe, etwas geschlängelte Septalfurchen in ungleichen Ab- 
ständen voneinander. 

Die Größe der in Rede stehenden Gehäuse geht weit über diejenigen der meisten Fusulinen 
hinaus; die längsten Schalen waren 14 mm lang! und 3 mm hoch. Das Verhältnis der Länge zur Höhe 
betrug bei ausgewachsenen Individuen sehr oft 4,75: 1, wenigstens war dies bei den Exemplaren von 
Slatoustowskoje die Regel, etwas kürzer waren meist die Schalen von der Ai und bei denjenigen von 
der Ssarwa ging die Länge ausgewachsener Individuen zum Teil bis auf 3,5:1 zurück. Bei einer sehr 
langen Schale von Basrakowa aber war das Verhältnis der Länge zur Höhe sogar — 6,2:1. Schon 
im dritten Umgange ist gewöhnlich die Länge schon dreimal so groß wie die Höhe. 

Die Mundspalte ist in den Längsschliffen meist deutlich sichtbar und in den letzten Um- 
gängen recht breit. 

Die größte Zahl der Windungen, die beobachtet wurde, war — 7. 

Die Einrollung ist eng, der Durchmesser der Gehäuse betrug am Ende des vierten Umganges 
1,2—1,35 mm. 


1 Die etwas abweichenden Exemplare von Basrakowa sogar bis zu 14,4 mm lang. 


Palaeentographica. Bd. LV. 


— 178 — 


Die Anfangskammer ist nicht groß, das höchste Maß des Durchmessers war — 0,32 mm. 

Dieke der Wandung gering. In den ersten Windungen mit ca. 0,03 mm Dicke beginnend, 
erreicht die Wand im vierten Umgange durchschnittlich 0,05—0,07 mm Stärke, in den späteren Um- 
gängen nur noch wenig zunehmend. Bei einzelnen Schalen, namentlich von der Ssarwa und von Basra- 
kowa ist die Wandstärke aber auch in den letzten Umgängen außerordentlich gering, zuweilen selbst 
im siebten Umgange nur 0,045 mm. Die Porenkanäle sind eng. 

Die Septen sind ähnlich ausgebildet wie bei Fus. Vernewli. Die Zahl der Septen schwankte 
nicht unerheblich, im vierten Umgange zwischen 20 und 28. Die Fältelung wechselt im ihrem Charakter 
ebenfalls: während bei den Exemplaren von Slatoustowskoje meist eine recht regelmäßige Faltung be- 
obachtet wird, so daß im Längsschnitt die Umgänge mit ziemlich gleichmäßigen, teilweise recht flachen 
Bögen besetzt erscheinen, zeigen die Schalen von der Ai unregelmäßigere Faltung, und noch mehr ist 
dies bei den etwas kürzeren Formen von der Ssarwa der Fall, die mit ihren dichten, teils flachen, teils 
hochgestreckten schmalen Falten zu Fus. subtilis hinüberleiten. 

Vorkommen. Wie Fus. Verneuili hat sich auch Fus. Lutugini in dem mir vorliegenden Materiale 
nur im uralischen Gebiete nachweisen lassen, und zwar an folgenden Fundorten: 


Fluß Irgina, Kirchdorf Slatoustowskoje, Bolschije Kljutschi — Schwagerinenkalk (typische Form) 
Fluß Ai, bei der Mündung des Flusses Ziwilija — Schwagerinenkalk 

Berg Kyssy Tau an der Sim — Schwagerinenkalk 

Berg Ulu Tau an der Sim — Schwagerinenkalk 

Bergwerk Saranıinsk, Ural — Schwagerinenkalk 


Fluß Juresan, drei Werst unterhalb des Dorfes Basrakowa — Schwagerinenkalk 
Fluß Berdijasch, Zufluß des Juresan — Corahorizont 
Fluß Ssarwa, bei der Mündung des Aily-Kydryn — Corahorizont. 

Außerdem kommen in der artinskischen Stufe bei der Mündung der Schernowka in die Bereso- 
waja lange, dünne, enggewundene Fusulinen vor, die in den wesentlichsten Merkmalen mit us. Lutugini 
übereinstimmen, aber in der Faltung etwas abweichen. Die Erhaltung war nicht günstig genug, um 
eine sichere Bestimmung geben zu können. 

Bemerkungen. Fus. Lutugini ist die größte und schlankste unter den russischen Fusulinen, wie 
die oben angegebenen Zahlen beweisen. Sie geht darin auch nicht unbeträchtlich über das höchste von 
Mörrer angegebene Maß hinaus. Mit Fus. Vernewili ist unsere Form zweifellos nahe verwandt, in 
typischen Exemplaren aber durch die charakteristische Gestalt und die Ausbildung der Faltung leicht 
zu unterscheiden, vor allem auch dadurch, daß die Windungen schon m der Jugend die geschiiderte 
gestreckte Form besitzen. 


12. Fusulina subtilis n. sp. 
Taf. XVII, Fig. 1-3. 
Eine nicht genügend bekannte Form, von welcher nur die wichtigsten Merkmale nach dem vor- 
liegenden Materiale angegeben werden können. 


Ziemlich schlanke Gehäuse von mittlerer Größe, das größte Exemplar 7,7 mm lang und 2,25 mm 
hoch. Verhältnis der Länge zur Höhe schon im zweiten Umgange etwa 2,4:1. 


— 179 — 


Mundspalte schmal, in den Längsschliffen zum Teil kaum erkennbar. Größte Zahl der Win- 
dungen — 6. 

Einrollung in den ersten Windungen eng, später, etwa vom vierten Umgang an, weiter. 
Durchmesser der Anfangskammer zwischen 0,17 und 0,25 schwankend. 

Dicke der äußeren Wandung sehr gering, auch in den letzten Umgängen nur bei wenigen 
Exemplaren etwas über 0,07 mm, meist weniger, die Differenz der Stärke in den einzelnen Umgängen 
nicht erheblich. 

Septen ziemlich lang, häufig aus zwei Lagen bestehend, in den äußeren Umgängen sehr dünn 
und unregelmäßig; zahlreich, im vierten Umgange schon etwa 32. Faltung außerordentlich unregel- 
mäßig: und dicht, zuweilen zwei Falten übereinander. 

Vorkommen In den Schwagerinenkalken vom Flusse Sula im Timangebirge, außerdem an- 
scheinend bei Batraki in demselben Horizonte, doch sind die Schalen des zuletzt genannten Vorkommens 
schon in den ersten Windungen etwas weiter gewunden und infolge der geringen Durchsichtigkeit nicht 
sicher bestimmbar. 

Bemerkungen. Zus. subtilis ist besonders durch die dünnen Wände, die Differenz in der Auf- 
rollung der späteren Windungen gegenüber den ersten, und vor allem die sehr unregelmäßige, dichte 
Faltung gekennzeichnet. Die Art schließt sich aber andrerseits doch ziemlich eng an Aus. Vernewli und 
Fus. Lutugini an, und namentlich die Formen der Fus. Lutugini von der Ssarwa kommen ihr nahe. 


V. Gruppe der Fusulina simplex n. sp. 


[Spindelförmige Fusulinen mit oft sehr dünnen Septen und Wandungen von meist erheblicher 
Stärke." Bezeichnend für die Gruppe ist vor allem die Fältelung der Septen, die namentlich in der 
Umgebung der Mundspalte gänzlich fehlt. Die geologisch jüngeren Formen sind enger eingerollt. 
Offenbar steht diese Gruppe den ersten von Endothyra abgeleiteten Formen noch recht nahe. Die Ähn- 
lichkeit mit Fusulinellen ist auffallend. Von russischen Fusulinen gehören zu dieser Gruppe: 

Fusulina simplex n. Sp. 

Fusulina prisca (Eurene.) V. v. MÖLLER 
Fusulina prisca var. artiensis n. var. 
Fusulina prisca var. parvula n. var. 
Fusulina montipara (EHREneg.) V. v. MÖLLER 
? Fusulina obsoleta n. sp.] 


13. Fusulina simplex n. sp. 
Taf. XVII, Fig. 4—6, 12. 


Beschreibung. Die Form des Gehäuses ist häufig unregelmäßig, gedrungen, in der Mitte 
kräftig gewölbt, nach den Seiten meist stark verschmälert, seltener mehr zylindrisch, bei den kurzen 
jugendlichen Schalen rasch, bei älteren Schalen allmählich abfallend. 


ı [Nur Fus. obsoleta bildet hierin eine Ausnahme. Über ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe vgl. S. 188.] 


— 180 ° — 


Oberfläche bei gut erhaltenen Exemplaren mit sehr kräftigen, etwas geschlängelten Septalfurchen. 

Die Größe der Gehäuse ist keine erhebliche, das größte Exemplar, welches beobachtet werden 
konnte, war 6,2 mm lang und 2,2 mm hoch, die durchschnittliche Größe beträgt etwa 5 mm in der 
Länge und 2 mm in der Höhe. Die Länge ist im Verhältnis zur Höhe in den ersten Umgängen ge- 
ringer als 2:1, bei Schalen von mittlerer Größe ist das Verhältnis durchschnittlich etwa 25:1 und 
auch bei den älteren, gestreckteren Gehäusen scheint das Verhältnis von 3:1 kaum überschritten zu werden. 

Die Mundspalte ist namentlich in den letzten Umgängen sehr breit; sie wird bei beschädigten 
Exemplaren häufig deutlich sichtbar (Taf. XVII, Fig. 4). Auch in den Längsschnitten macht sie sich 
recht bemerkbar, obwohl ihre Lage eine ziemlich unregelmäßige ist. 

Die Einrollung ist verhältnismäßig weit, 4 Umgänge nehmen meist einen Raum von 1,3 bis 
1,9 mm Durchmesser ein. ! 

Die größte Zahl der Windungen betrug 6. 

Recht groß war die Anfangskammer bei etlichen Exemplaren, ihr Durchmesser erreichte in 
einem Falle 0,57 mm, im Durchschnitt dürfte er allerdings nur etwa 0,2 mm betragen. 

Die Dieke der Wandungen ist nicht unerheblich, sie steigt von ca. 0,025 mm in den An- 
fangswindungen in manchen Fällen bis auf 0,075 im vierten Umgange. Die Poren im den Kammer- 
wandungen sind bei den Formen des Moskauer Gebietes grob, bei denjenigen aus dem Donetzbecken 
etwas feiner. 

Die Zahl der Septen beträgt im. vierten Umgang 19—23. Sie sind in der Schalenmitte meist 
kurz und dünn, in den späteren Umgängen jedenfalls wesentlich dünner als die Kammerwandungen, 
doch können sie teilweise verhältnismäßig dick erscheinen, weil die Wandung der nächsten Kammer sich 
häufig recht tief an’ das vorhergehende Septum anlegt, manchmal so tief, daß das Septum aus zwei 
Lamellen gebildet wird. Die Fältelung der Septen ist in den mittleren Teilen der Schale, rechts und 
links von der breiten Mundspalte, gering, an den zugespitzten Seiten entsteht dagegen ein recht dichtes 
und unregelmäßiges Netzwerk. 

Vorkommen. K#us. simpler ist mir aus dem mittleren Rußland nur von Mjatschkowo bekannt 
geworden, doch muß ich bemerken, daß die mir vorliegenden Fusulinenkalke von anderen Fundorten 
im Gouvernement Moskau” (Woskressenskoje, Ratowka, Dewiatowo, Pesky) zur Untersuchung wenig 
geeignet waren und ferner, daß mir Material aus dem Oka-Kljasma-Gebiete nicht zur Verfügung stand. 
Jedenfalls ist die in Rede stehende Art nicht auf das untere Obercarbon beschränkt, sie hat sich viel- 
mehr im Donetzbecken sowohl in den Coraschichten wie in den Schwagerinenschichten nachweisen 
lassen, und zwar bisher an vier verschiedenen Fundorten, zweimal in C} und zweimal in G}. Leider ist 
gerade hier die dem Materiale beigegebene Liste der Fundorte lückenhaft, da in drei Fällen nur die Stufe, 
aber nicht der Fundort angegeben ist. Ich kann daher nur feststellen, daß die Art in den Coraschichten 
beim Dorfe Resanzewa vorkommt. 


Bemerkungen. In seiner »Oryctographie d. g. d. Moscou« bildet Fischer v. WALDHEIM neben 


! Etwas abweichend war nur der auf Taf. XVIII, Fig. 5 abgebildete Querschnitt, der sich durch eine sehr kleine An- 
fangskammer und enge Aufrollung (Durchmesser im vierten Umgang — 1,2 mm) auszeichnet. 
? [Die Aufschriften der Mikrophotographien zeigen SCHELLWIEN’s anfängliche Absicht, diese Form Fus. mosquensis zu nennen.) 


— ll — 


der Fusulina ceylindrica eine zweite Form von Mjatschkowo unter dem Namen Fus. depressa ab,! die von 
V. v. MöLLer? unter den Synonymen von Fus. cylindrica aufgeführt wird. Ich halte es für nicht aus- 
geschlossen, daß unsere Fus. simplex mit dieser Fischer’schen Art ident ist, die äußere Form, die weitere 
Aufrollung und das Verhältnis der Maße der Septen zu den Kammerwandungen sprechen dafür, während 
das Fehlen der sonst meist recht deutlichen Mundspalte in Fig. 7 allenfalls dagegen angeführt werden 
könnte. Es ist indessen völlig unmöglich, nach so mangelhaften Abbildungen eine Entscheidung dar- 
über zu treffen, ob Fischer wirklich die hier als Mus. simplex beschriebene Form vorgelegen hat, und 
so mußte ein neuer Name für dieselbe gewählt werden.’ 

Die Unterschiede unserer Form von Fus. cylindrica sind recht erhebliche, und es bedarf nach 
dieser Richtung kaum einer Begründung für die Unterscheidung: die äußere Form, kräftigere Längs- 
furchen, größere Mundspalte, dieckere Wandungen und verhältnismäßig dünnere Septen, die Art der 
Fältelung und die weitere Aufrollung trennen beide Arten weit voneinander. 

Dagegen bestehen nach einer andern Richtung anscheinend nahe Beziehungen: zu Fus. montipara 
(Enrsc.) Mörz. Die von Möruer abgebildeten Exemplare von Fus. montipara,* mit denen der Vergleich 
durchgeführt werden muß, stammen aus den Omphalotrochus-Schichten von Welikowo. Sie unterscheiden 
sich von Fus. simplex durch die kurze, sehr hohe Form, die Begrenzung der Mundspalte, die engere 
Aufrollung der ersten vier Windungen im Verhältnis zu den später gebildeten und vor allem die dün- 
neren Kammerwandungen.° Ich zweifle aber nicht daran, daß Fus. montipara der Fus. simplex nahe ver- 
wandt ist. Übrigens wird Fus. montipara verschiedentlich auch aus der Stufe des Spir. mosquensis der 
Moskauer Gegend angeführt, nur nicht von Mjatschkowo selbst. So soll sie nach MöLter® im Kreise 
Podolsk vorkommen, nach Nıkırmın in Pakhra, Grigorowo, Woskressensk und Pesski. Es ist wohl wahr- 
scheinlicher, daß es sich hier um Zus. simplex handelt, die äußerlich in den kürzeren Gehäusen von 
Fus. montipara kaum zu unterscheiden sein dürften. 

Nicht minder eng als zu Aus. montipara sind die Beziehungen unserer Art zu Fus. prisca (Enksc.) 
Mörr., die aber, wenn auch nicht durchweg, so doch im allgemeinen eine schlankere Form, schmalere 
Mundspalte, abweichende Stellung der Septen und meist auch dichtere Fältelung sowie etwas größere 
Dimensionen besitzt, vor allem aber durch eine regelmäßigere Gestalt ausgezeichnet ist. 

Da Fus. prisca und Fus. montipara bisher im unteren Obercarbon noch nicht nachgewiesen sind, 
so darf die in den Schichten des Spir. mosquensis schon recht stark vertretene Fus. simplex als die 
geologisch ältere Form gelten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese verhältnismäßig recht einfach 


ı].c. Taf. XIII, Fig. 6—11, Beschreibung s. S. 127. 

2017095491: 

3 Nur ein Vergleich mit den Originalen Fıscher’s könnte hier Aufschluß geben. Sollte sich eine Übereinstimmung 
ergeben, so würde der Bezeichnung von FıscHEr das Recht der Priorität zustehen. Der Übersichtlichkeit ist aber mit dem Aus- 
graben alter Namen wenig gedient; wenn es der Vergleichung der Originale bedarf und die Abbildungen und die Beschreibung 
so ungenügend sind, daß sie die Feststellung einer Form nicht erlauben, sollte man auch die alten Bezeichnungen ruhen lassen- 

* In photographischer Wiedergabe der Schliffe hier: Taf. XIX, Fig. 9, 10. 

5 Bei einigen Schalen aus dem Donetzbecken waıen die Wandungen allerdings verhältnismäßig dünn [Möglicherweise 
liegt die Ursache hierfür in geringerem Salzgehalt. Mehr oder weniger zeigen sämtliche Formen dieses Gebietes sehr dünne 
Schalen. Vgl. Fus. obsoleta !] 

6]. e. Nachtrag, 8. 87. 

? M&m. Com. Geo]. St. P&tersbourg Bd, V, No. 5, 1890: Fossilliste im russischen Text. S. 80. 


— 192 0 — 


gebaute Form als Stammform der Fus. prisca und der sich ihr anschließenden noch jüngeren Varietät 
artiensis wie auch der sich in anderer Richtung entwickelnden Fus. montipara zu betrachten ist; da 
zweifellos Übergangsformen vorhanden sind, kann es fraglich erscheinen, ob es nicht richtiger wäre, hier 
nur von Varietäten zu sprechen. Die große Mehrzahl der zu Fus. simplex gehörigen Formen trägt aber 
ein recht bezeichnendes Gepräge und kann leicht von den andern genannten Arten unterschieden werden. 
Es ist daher doch wohl zweckmäßiger, sie unter dem hier vorgeschlagenen Artnamen zu trennen. 


14. Fusulina prisca (EurengBere) V. v. Mört. 
Taf. XVII, Fig. 7—11, 13, 14, 16, 17. 


Fusulina prisca (EHRENBERG) V. v. MÖLLER. Mem. Acad. St. P&tersbourg, Ser. VII, Bd. XXV, No. 9, 1878, S. 56, 
Taf. II], Fig. 1 und Tuf. VI, Fig. 2. 


Nach MörtEr auch: 
Alveolina prisca EHRENBERG. Berichte d K. Akad. Wiss. Berlin, 1842, S. 274 und Mikrogeologie 1854, Taf. XXX VII, 


X, D, Fig. 7—9. 

Beschreibung. Die Form des Gehäuses ist meist recht regelmäßig, vom gewölbten Mittelteil 
allmählich nach den Seiten abfallend, bei älteren Schalen ziemlich schlank, bei jüngeren zuweilen mehr 
gedrungen. 

Die Furchen der Oberfläche treten infolge der ungünstigen Erhaltung meist nicht deutlich heraus. 

Den Größenverhältnissen nach nimmt us. prisca eine mittlere Stellung ein, das größte 
Exemplar, das Möruer beobachtete, war 8 mm lang und 2,25 mm hoch und stimmte darin im wesent- 
lichen mit den längsten Formen des vorliegenden Materials überein (8 mm : 2,20 m). Im Durchschnitt 
betrug die Länge der Schalen etwa 6 mm bei einer Höhe von 2 mm. Das Verhältnis der Höhe zur 
Länge beträgt im Anfang, im zweiten Umgange ca. 1:2, schon im dritten Umgange sind die Gehäuse 
aber meist etwas schlanker; und bei ausgewachsenen Individuen kann sich das Verhältnis bis zu 1: 3,75 
steigern; der Durchschnitt dürfte etwa — 1:3 sein, doch kommen nicht gerade selten auch ausgewachsene 
Exemplare vor, bei denen das Verhältnis — 1:2,6 ist. 

Die Mundspalte weist eine mäßige Breite auf; sie hat keine besonders regelmäßige Lage. 

Die Einrollung ist bei den meisten Exemplaren eine ziemlich enge, so daß 4 Umgänge in 
der Regel einen Raum von 1,1- 1,4 mm Durchmesser einnehmen. Doch kommen auch weiter gewun- 
dene Exemplare vor, wie z. B. der von MöLtEr abgebildete Querschnitt zeigt.! Die Zahl der Umgänge 
steigt — im Gegensatz zu Möuver’s Angabe — recht häufig bis auf 6. 

Die Anfangskammer war bei den zahlreichen Exemplaren, die untersucht werden konnten, 
überall recht klein und von regelmäßig kugeliger Form, im Durchschnitt hatte sie etwa 0,2 mm Durch- 
messer, nur bei dem weit gewundenen (Juerschnitt von MÖLLER und dem ebenfalls schon erwähnten 
Längsschnitt Taf. VI, Fig. 10 war die Kammer wesentlich größer und unregelmäßig gestaltet.” 

Die Dicke der Wandungen wird in den späteren Umgängen recht groß, sie beträgt anfangs 
etwa 0,03 mm, kann aber im fünften und sechsten Umgange bis auf 0,1 mm steigen. Die Poren der 
Wandungen sind grob. 


a Vgl. die photographische Wiedergabe des Originals hier auf Taf. XVIII, Fig. 8, ebenso den außen auch sehr weit 
gewundenen Längsschnitt Taf. XVIII, Fig. 10. j 
® [Der Dimorphismus der Fusulinen soll an anderer Stelle besprochen werden.] 


— 13 — 


Die Zahl der Septen im vierten Umgange schwankte zwischen 20 —28, die größte Anzahl, die 
beobachtet wurde, war 32 im sechsten Umgange. Die Septen sind stets dünner als die äußere Kammer- 
wandung, in den letzten Umgängen im Verhältnis zu den dicken Außenwandungen sogar sehr dünn. 
Das trifft aber nur für die eigentliche Septalwand zu, da die sehr häufig auftretenden Verdickungen 
des Septums durch spätere Anlagerung von Kalkmasse das Bild wesentlich verändern und dem Septum 
eine nach unten keulenartig verbreiterte Gestalt geben, die für unsere Art vielfach recht bezeichnend ist. 
Es wird dadurch auch gerade hier häufig der Anschein erweckt, daß die Septen in die äußeren Wan- 
dungen eingekeilt wären. Die Septen sind auch im Medianschnitt ziemlich lang und reichen mindestens 
bis in die Mitte der Umgänge, meist aber weiter herab. Sie sind fast nie rechtwinklig zur Außenwand 
gestellt, sondern in der Regel in der Richtung der Aufrollung nach vorn gebogen, doch wenden sich 
einzelne Septen auch nach hinten, und nicht selten beobachtet man, daß zwei benachbarte Septen mit 
ihren unteren Enden gegeneinander geneigt sind.! 

Die Fältelung der Septen weist bei den einzelnen Exemplaren erhebliche Unterschiede auf, 
ist aber immer unregelmäßig. Der von Möuter abgebildete Längsschnitt entspricht nicht der Mehrzahl 
der Vorkommen, er zeigt eine ganz besonders enge Fältelung, während der in Fig. 10 der Taf. XVII 
abgebildete Längsschnitt im Gegensatz dazu eine sehr geringe Faltung, wenigstens in den mittleren 
Schalenteilen, aufweist. Einige andere Längsschnitte vermitteln zwischen diesen beiden Extremen der 
Ausbildung. 

Vorkommen. Fus. prisca lag mir von denselben Hauptfundorten vor, welche Mörner anführt: 
Schiguliberge und Tzarew Kurgan, massenhaft namentlich von letzterem Fundorte. Ein Längsschnitt 
von Buchtina im Gouvernement Wladimir” wich ein wenig ab und näherte sich mehr Fus. simplex, während 
der Querschnitt den unserer Art eigenen Septalbau zeigte. Auch in den Coraschichten von Gshel 
kommt neben der anscheinend vorherrschenden Fus. alpina var. rossica vereinzelt die in Rede stehende 
Art vor. Die typische us. prisca ist bisher nur im mittleren und oberen Obercarbon Rußlands ge- 
funden (C;—C}), Mörzer’s Angaben über das Vorkommen in Kalifornien und Missouri sind irrtümlich, 
wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß solche Formen von Zus. prisca, wie sie der Längsschnitt 
Taf. VI, Fig. 10 zeigt, äußerlich manchen amerikanischen Fusulinen recht ähnlich erscheinen können.* 

Bemerkungen. Eurengerg’s Abbildungen der Alveolina prisca erlauben kein Urteil darüber, ob 
die Form, für welche der Artname gegeben wurde, mit der am Tzarew Kurgan verbreiteten Fus. prisca 
MöLLer wirklich ident ist, und es kann daher lediglich Mörrer’s gute Darstellung als maßgebend für 
die Auffassung der Art dienen. Fus. prisca schließt sich eng an die zuerst im unteren Obercarbon auf- 
tretende Aus. simple an, wie schon bemerkt wurde. Wenn auch die unterscheidenden Kennzeichen, 
die im Anschluß an die Beschreibung der Fus. simplex erwähnt wurden, bei Fus. prisca keineswegs stets 
vereinigt vorkommen, die Form sich vielmehr bald in dem einen, bald in dem andern Merkmale mehr 


! [Die Entstehung der (nur scheinbaren!) „Verdickung“ und der V- oder Y-förmigen Neigung der Septen gegenein- 
ander ist lediglich eine Folge der relativ starken und unregelmäßigen Fältelung, sowie nicht die Mundspaltenregion treffender 
Sagittalschnitte. Diese Merkmale eharakterisieren daher zumeist mehr die Schlifflage, als die Spezies!] 

2 Bei MÖLLER im Nachtrage, 1. ec. S.4 als Fundpunkt der Fus. prisca bezeichnet. 

®].e. 8.59 und Nachtrag S. 4. 

* [Die in engen Beziehungen zur ostalpinen Fus. regularis stehende, in Nordamerika weitverbreitete Gruppe der Fus, 
secalis Say dürfte zu dieser Verwechselung Anlaß gegeben haben !] 


— 1: — 


der Zus. sumplex nähert, so trägt sie doch fast durchweg ein recht charakteristisches Gepräge, und 
namentlich die Art der Septalbildung läßt sie von Fus. simple und meist auch von ihrer jüngeren Ab- 
art, der Varietät artiensis, unterscheiden. 


15. Fusulina prisca var. artiensis n. var. 
Taf. XIX, Fig. 1—4. 

Form des Gehäuses und Oberfläche wie bei der obercarbonischen Form. Auch die Größen- 
verhältnisse sind die gleichen, wobei allerdings zu bemerken, daß das größte Exemplar über die bei 
der Hauptform beobachteten Maße hinausging, es hatte eine Länge von 9,5 mm und eine Höhe von 
2,6 mnı. Schlanke Gehäuse sind aber im ganzen wohl etwas seltener als bei Fus. prisca s. str. 

Die Weite der Einrollung bewegt sich in ähnlich weiten Grenzen wie bei der Form vom 
Tzarew Kurgan, bei dem am engsten gewundenen Querschnitt nahmen 4 Umgänge einen Raum von 
1,13 mm Durchmesser ein, bei dem, welcher die weiteste Aufrollung zeigte, dagegen 1,95 mm. Auch der 
Durchmesser der Anfangskammer unterlag nicht unerheblichen Schwankungen. Die Dicke der Außen- 
wandung kann noch ein wenig über das höchste bei Aus. prisca festgestellte Maß von 0,1 mm hinausgehen. 

Die geringe Dicke der Septen und die verschiedene Stärke der Fültelung zeigt im wesentlichen 
dieselben Verhältnisse wie bei Fus. prisca s. str., dagegen ist die Zahl der Septen häufig geringer, sie 
beträgt im vierten Umgange zuweilen nur 15, kann aber allerdings bis auf 26 steigen. Abweichend 
von der eigentlichen Zus. prisca sind die Septen meist recht kurz und zeigen nicht die für Fus. prisca 
bezeichnende Biegung sowie die Verdiekungen. Der Querschnitt kann bei extremer Ausbildung dann 
so weit von Aus. prisca s. str. abweichen, wie es Fig. 2 und 4 der Taf. XIX erkennen läßt. 

Vorkommen. Fus. prisca var. artiensis hat sich bisher nur im artinskischen Horizonte des ura- 
lischen Gebietes naehweisen lassen. In Massen kommen die aus dem Gestein herausgewitterten vor- 
trefflich erhaltenen Gehäuse am Flusse Sim vor.! 


16. Fusulina prisca var. parvula n. var. 
Taf. XIX, Fig. 14, 15. 


Kleine Fusulinen, welche sich in ihrem Bau der us. prisca anschließen, aber durch geringe 
Dimensionen und noch engere Einrollung, als sie bei den Vorkommen der typischen Fus. prisca beob- 
achtet worden ist. Am Ende des vierten Umganges betrug die Dicke des Gehäuses bei den vorliegenden 
Fxemplaren nur 0,09—0,1 mn. Die größten Schalen waren 1,65 mm hoch und #5 mm lang, die 
höchste Zahl der Umgänge betrug 6. 

Vorkommen. Diese kleine Abart der Aus. prisca hat sich im mittleren und oberen Obercarbon 
des Timangebirges gefunden, und zwar an folgenden Fundorten: 


Fluß Belaja, Timan — Omphalotrochusschichten 
Fluß Wolonga, Timan — Coraschichten 

Fluß Sula, Timan — Schwagerinenkalk 

Fluß Indiga, Timan — Schwagerinenkalk. 


1 Gesteinsstücke, aus denen die Fusulinen schwer zu isoliren waren, befanden sich unter dem von Herrn TSCHERNYSCHREW 
mir gütigst übermittelten Materiale. Die Etikette lautete: Fl. Sim, zwischen Eralka und Kalosleika. Die herausgewitterten 
Exemplare verdanke ich Herrn Prof. Koken, der sie bei Simsk sammelte. 


— 15 — 


17. Fusulina montipara (Enkse.) V. v. MÖLLER. 
Taf. XIX, Fig. S—10. 
Fusulina montipara V. v. MörL. Me&m. Acad. St. Petersbourg, 1878, Ser. VII, Bd. 25, No. 9, 8.61, Taf. III, Fig. 2 
und Taf. VIII, Fig. 2. 
Nach MÖLLER auch: 

Alveolina montipara EHRENBERG. Mikrogeologie 1854, Taf. 37, C, Fig. 5. 

Zu Mörnes’s Beschreibung wäre nur folgendes zu bemerken: diejenigen Teile der Beschreibung, 
welche sich auf die amerikanischen Formen beziehen, sind zu streichen." Ebenso die Angabe, daß die 
Schale anscheinend nur infolge des Überganges der spiralen Einrollung in die zyklische geschlossen 
wird. Die Septen sind im allgemeinen dünner als die äußeren Wandungen, sie erscheinen aber häufig 
sehr massig und zum Teil sogar dieker als die äußere Kammerwand. Der Grund dieser verschiedenen 
Erscheinung liegt darin, daß die Septen teilweise als einfache Lamellen ausgebildet sind, während bei 
andern die nächste Kammer so tief ansetzt, dab das Septum aus zwei Blättern besteht. Die Trennungs- 
linie ist fast immer deutlich, ja es scheint, daß die unteren Enden der beiden Blätter sogar etwas aus- 
einander gehen können. Die massige Erscheinung der Septen wird übrigens auch durch späteren An- 
satz von Kalkmasse bedingt. 

Bezeichnend für die in Rede stehende Art scheint das Verhältnis der Anfangswindungen zu den 
späteren Umgängen zu sein, indem die ersteren, etwa bis zum vierten Umgange, sehr eng gewunden 
sind, so daß sie auch bei den großen Exemplaren, die Mörter abbildet, nur einen Raum von 1,05 bis 
1, mm Durchmesser einnehmen, während das Gehäuse in den beiden letzten Umgängen erheblich an 
Höhe gewinnt. Das gleiche Verhältnis beobachtet man auch an den sehr kleinen Schalen vom Tzarew 
Kurgan. Obwohl hier die ersten vier Windungen nur einen Raum von 0,75 -0,90 mm in Anspruch 
nehmen, zweifle ich bei der sonst ganz übereinstimmenden Bauart nicht daran, daß sie mit der MöLLER- 
schen Art vereinigt werden müssen. 

Vorkommen. Nach den Fossillisten und einzelnen von Abbildungen nicht begleiteten Beschrei- 
bungen soll Fus. montipara in den verschiedensten Stufen des russischen Obercarbon vorkommen, allein 
diese Angaben besagen wenig mehr, als daß sich in den betreffenden Schichten kurze, dicke Fusulinen 
von geringer Größe gefunden haben; soweit das vorliegende Material eine Prüfung erlaubte, handelte 
es sich durchweg um andere Arten. So ist z. B. die von Krorow angeführte Fus. montipara vom Dorfe 
Pissapaja an der Wischera eine völlig abweichende Fusuline, die hier als Fus. Krotowi abgebildet ist. 
Fus. montipara scheint eine keineswegs häufige Form zu sein, außer dem Vorkommen in den Omphalo- 
trochusschichten von Welikowo im Gouvernement Wladimir, aus denen die von Mörter abgebildeten 
Exemplare stammen, habe ich die Form nur in den Kalken mit Fus. prisca vom Tzarew Kurgan fest- 
stellen können. Im unteren Obercarbon ist Fus. montipara bisher nicht nachgewiesen.” 


1 Die auf diese Formen gegründeten Merkmale der Art sind in der Beschreibung besonders gekennzeichnet, da MÖLLER 
im Zweifel war, ob die amerikanischen Fusulinen mit F. montipara zu identifizieren wären. Im Nachtrage (l. c. S. 4) hat er 
sich dann gegen eine Vereinigung der Formen entschieden. 

2 Abgesehen von den Angaben in verschiedenen Fossillisten führt auch MÖLLER Fus. montipara aus dem Podolsker 
Kreise an. Daß es sich hier vermutlich um eine Verwechslung mit Aus. simplex handelt, ist schon bei der Beschreibung dieser 


Form betont worden. 
24 


Palaeontographica. Bd. LV. 


— li — 


Bemerkungen. Ob der Abbildung der Alveolina montipara bei Enrengere wirklich die von 
Mörzer mit dem Enrenger@’schen Artnamen bezeichnete Form zur Unterlage gedient hat, läßt sich 
nach den Zeichnungen in der »Mikrogeologie« nicht entscheiden, und so muß auch hier Mörver’s Dar- 
stellung für die Bestimmung der Artcharaktere zu Grunde gelegt werden. Möuter hat aber, wie die 
Synonymenliste und das Fundortsverzeichnis zeigen, auch abweichende Formen mit Aus. montipara vereinigt. 

Die wichtigsten Merkmale unserer Art bestehen in der geschilderten Art der Aufrollung, dem 
starken Hervortreten der Mundspalte, besonders aber in der geringen Faltung der Septen, eine Figen- 
tümlichkeit, welche die Mehrzahl der amerikanischen Fusulmen charakterisiert und Girry zur Unter- 
scheidung einer eigenen Gattung „Triticites“ veranlaßt hat. Es ist die Frage, ob wir es hier mit einem 
ursprünglichen Merkmal oder mit einer Rückbildung zu tun haben. Bei den Bemerkungen zu Fus. simplex 
ist der Vermutung Raum gegeben, daß sich Fus. montipara aus Fus. simplex entwickelt hätte. In engen 
Beziehungen stehen diese beiden verhältnismäßig primitiven Formen zweifellos, ihr einfacher Bau läßt 
vermuten, daß sie den ältesten Fusulinen sehr nahestehen, und wenn Fus. simplex oben als die ursprüng- 
liehere Form betrachtet wurde, so geschah es hauptsächlich deswegen, weil sie anscheinend früher auf- 
tritt. Es ist aber zu bedenken, daß aus dem unteren Obercarbon nur von wenigen Stellen Material 
vorliest und ferner, daß Fus. montipara sich durch noch geringere Faltung auszeichnet als die einfachsten 
Abarten von Fus. simpler. Hierin steht Fus. montipara, ebenso wie durch ihre Gestalt den sich etwas 
früher von Endothyra abzweigenden Fusulinellen außerordentlich nahe, ja es gibt sowohl bei Mjatschkowo 
wie in verschiedenen Stufen des Donetzbeckens und am Tzarew Kurgan Fusulinellen, die von den 
kleinen Formen der Fus. montipara nur durch das Fehlen der Poren unterschieden werden können. ! 


18. Fusulina obsoleta n. sp. 
Taf. XIX, Fig. 5—7. 


Beschreibung. Kleine schlanke Gehäuse, in der Jugend eiförmig oder spindelförmig, im Alter 
mehr zylindrisch und dann fast stets mit einer Krümmung der Enden. 

Furchen auf der Oberfläche meist wohl erkennbar, aber nicht tief eingesenkt. 

Größe der Gehäuse stets gering, anscheinend nicht über 5,5 mm in der Länge und 1,5 mm 
in der Höhe hinausgehend, nicht selten sind aber Gehäuse mit fünf Umgängen nur 3,3 mm lang und 
1,1 mm hoch. In den äußeren Umgängen ist das Verhältnis der Höhe zur Länge meist 1:3 bis 1: 3,5, 
doch kommen auch noch etwas schlankere Schalen. vor. 

Die Mundspalte macht sich in den Länssschliffen deutlich bemerkbar, sie hat eine recht regel- 
mäßige Lage und kann in den letzten Umgängen eine Breite von 0,6—0,7 mm erreichen. 

Die Einrollung ist eine sehr enge, schwankt aber bei den einzelnen Individuen nicht un- 
erheblich, so daß der Durchmesser der Schale im vierten Umgange bei manchen Gehäusen bis auf 
1,1 mm hinaufsing, während er bei andern nur 0,68 mm betrug. Die höchste Zahl der Windungen, 
die zur Beobachtung kam, war 6. 

Die Anfangskammer ist immer sehr klem, in keinem Falle betrug der Durchmesser mehr 
als 0,17 mm, meist aber weniger als 0,1 mm. 


ı [Abgesehen von der dichten einfachen Wandstruktur der Fusulinellen ist vor allem auch deren Gestalt charakteristisch. 
Wie an anderer Stelle ausgeführt werden soll, ist die Achsenlänge der Fusulinellen stets kürzer als die mediane Höhe.] 


Die Außenwände sind von sehr geringer Dicke und darin auch in den späteren Umgängen 
nur wenig von den Anfangswindungen abweichend. Die Dieke der Wand schwankte hier meist zwischen 
0,03 und 0,04 mm. 

Die Poren sind außerordentlich fein, so daß sie nur bei günstiger Erhaltung beobachtet 
werden können. 

Die Septen sind sehr dünn, bleiben aber in ihrer Breite nicht erheblich hinter den Außen- 
wänden zurück, sie bestehen zuweilen aus zweı Lamellen und sind nicht selten durch Ansatz von Kalk- 
masse verstärkt. Die Zahl ist nicht groß, im vierten Umgange wurden 15—19 festgestellt. 

Die Fältelung der Septen ist so schwach wie bei keiner anderen russischen Fusuline; ab- 
gesehen von den beiden Vorbiegungen, welche die Mundspalte begrenzen, ist das Septum fast in seiner 
ganzen Breite ungefaltet. Nur hier und da tritt eine vereinzelte leichte Biegung auf und erst an den 
eingedrehten Enden des Gehäuses zeigt sich eine unregelmäßige Faltung. 


Vorkommen. Fusulina obsoleta hat sich bisher nur im Donetzbecken nachweisen lassen, hier 
aber allerdings sehr häufig und in den verschiedensten Sufen des mittleren und oberen Obercarbon, 
und zwar an folgenden Fundorten: 

Lissitschansk — Omphalotrochushorizont 

Grube Goluhowskaja — Omphalotrochusschichten 

Grube Zolotoje — Omphalotrochusschichten 

Fluß Kleban-Byk — Coraschichten (in zwei Proben) 
Dorf Melowaja — Coraschichten 

Dorf Kamyschewacha — Üoraschichten (in zwei Proben) 
Fluß Belmkaja — Coraschichten 

Tschutowka — Coraschichten 

Dorf Jekaterınowka — Schwagerinenschichten. 

Außerdem kam die Form noch in drei weiteren Proben aus dem Donetzbecken vor, bei denen 
ein Fundort nicht angegeben war, sondern nur die Stufe. In zwei Fällen handelte es sich um ein Vor- 
kommen in den Coraschichten, im dritten um ein solches im Schwagerinenhorizont. 

Bemerkungen. Die Erscheinung der Fus. obsoleta ist eine so eigenartige, daß es überflüssig ist, 
die Unterschiede von andern russischen Arten aufzuführen." Bezeichnend für die Art ist vor allem, daß 
die Faltung der Septen so gut wie ganz fehlt. Zus. obsoleta ist in dieser Hinsicht noch extremer aus- 
gebildet als Fus. montipara und gleicht darin nur den Fusulinellen, eine Ähnlichkeit, die um so bedenk- 
licher ist, als in den gleichen Schichten Fusulinellen vorkommen, die äußerlich von unserer Fusuline 
überhaupt nicht zu unterscheiden smd und auch in den Längs- und Querschnitten in der Hauptsache 
nur durch die Poren der Wandungen abweichen. Die Unterscheidung wurde auch dadurch erschwert, 
daß die Poren der Fus. obsoleta außerordentlich fein sind, so daß sie vielfach nur bei stärkerer Ver- 
größerung erkannt werden konnten. Daß sie aber vorhanden sind, ist zweifellos. Wir haben also auch 
hier nur einen der zahlreichen Fälle paralleler Entwicklung von Fusulina und Fusulinella, eine Erschei- 
nung, welche die Trennung der Formen recht schwierig gestalten kann. 


! Über die amerikanischen Formen siehe [in einem der folgenden Absehnitte]. 


SE 


An welche Gruppe der Fusulinen wir Pus. obsoletu anschließen sollen, ist zweifelhaft. Die ge- 
ringe Faltung der Septen weist auf eine Verwandtschaft mit Fus. montipara hin, dem steht aber ent- 
gegen, daß die Poren bei der letzteren grob sind, während Fus. obsoleta, wie oben bemerkt, durch den 
Besitz sehr feiner Poren ausgezeichnet ist und darin mit der Gruppe Fusulina eylindrica, insbesondere 
mit der Fus. minima übereinstimmt.! Die Stellung der Zus. obsolela ist mithin nach dieser Richtung, nicht 
genügend geklärt. 


VI. Gruppe der Fusulina vulgaris n. sp. 


[Die zu dieser Gruppe gehörigen Formen des russisch-arktischen Gebietes” sind spindelförmige, 
in der Mitte oft sehr stark geblähte Fusulinen mit kleiner und wenig deutlicher Mundspalte. Die Septen 
sind merklich schwächer als die meist recht starken Wandungen. Die Fältelung der Septen ist daher 
sehr dicht und selbst in der Nähe der Mundspalte unregelmäßig. Meist ist die ganze Höhe der Septen 
gefaltet. Die Einrollung ist fast stets eng, doch findet sich in den späteren Windungen teilweise eine 
stärkere Zunahme der Umgangshöhe. 

Zu dieser Gruppe sind zu rechnen: 

Fusulina Moelleri ScHELLW. Ss. str. 

Fusulina Moelleri SCHELLW. var. aequalis ScH. 
Fusulina Moelleri SCHELLW. var. implicata Sch. 
Fusulina Krotowi SCHELLW. 

lusulma Anderssoni SCHRLLW.| 


19. Fusulina Moelleri n. sp. s. str. 
Taf. XIX, Fig. 11—13. 


Beschreibung. Große, in der Mitte stark geblähte, nach den Seiten zugespitzte Fusulinen. 

Oberfläche glatt; die ziemlich unregelmäßig gebogenen Septalfurchen meist nur mit der Lupe 
erkennbar. 

Größenverhältnisse erheblich, die längsten Exemplare 11,5 mm lang und 4,7 mm hoch, 
doch kommen neben solchen in der Mitte sehr stark aufgetriebenen Schalen andere vor, welche bei 
10 mm Länge nur ca. 3,3 mm hoch sind. Das Verhältnis der Länge zur Höhe schwankt demnach bei 
ausgewachsenen Individuen etwa zwischen 2,4:1 und 3,0:1. Bemerkenswert ist, daß die Jugend- 
windungen nicht wesentlich gedrungener gebaut sind, das Verhältnis der Länge zur Höhe bleibt viel- 
mehr schon vom zweiten Umgange an ein ziemlich gleichmäßiges. 


ı [Einen weiteren, recht erheblichen Unterschied gegen Fus. montipara bildet das Verhältnis der Stärke der Wandungen 
zu der der Septen: Fus. obsoleta hat sehr schwache Außenwände, die nur unmerklich stärker sind als die Septen, während bei 
Fus. montipara die Wandstärke größer ist und jedenfalls die einfachen Septallamellen übertrifft. Auch der Umstand, daß die 
Fältelung gerade nur die Mundspalte markiert, könnte gegen die Zugehörigkeit der Fus. obsoleta zur Gruppe der Hus. simplex 
sprechen, da bei dieser die Mundspaltengegend meist völlig faltenfrei zu sein pflegt.] 

2 [Da die Species dieses Gebietes etwas von dem Charakter der typischen Fus. vulgaris Indiens abweichen, halte ich 
es für zweckmäßig, an dieser Stelle eine Gruppendiagnose zu geben, die die Besonderheiten der russischen Formen hervorhebt.] 


Die Mundspalte hat eine unregelmäßige Lage, sie ist schmal und niedrig und häufig in den 
Längsschnitten kaum angedeutet, ja es scheint, daß sie im Alter ganz verschwinden kann.' 

Die Spirale ist anfangs — bis zum dritten oder vierten Umgange einschließlich — sehr eng 
gewunden, dann wird die Höhenzunahme der Umgänge aber eine beträchtliche. Der Durchmesser der 
Schale betrug am Ende des dritten Umganges 0,56—0,80 mm, am Ende des vierten Umganges 1,01 
bis 1,33 mm und am Ende des sechsten Umganges 2,45— 2,35 mm. Die größte Zahl der beobachteten 
Windungen war 7. 

Die Anfangskammer ist klein, der Durchmesser betrug in keinem Falle mehr als 0,2 mm. 

Die Dieke der Außenwände ist anfangs sehr gering, 0,01 bis höchstens 0,02 mm, in den 
äußeren Umgängen steigert sie sich aber in der Regel bis auf mindestens 0,08 mm und in einzelnen 
Fällen bis auf 0,17 mm. Die Porenkanäle sind ziemlich eng. 

Die Septen sind dünne, in der Regel einfache (nicht verstärkte) Stäbe, die in unregelmäßigen 
Abständen voneinander stehen und meist über die obere Hälfte der Umgänge herabreichen. Ihre Zahl 
beträgt im vierten Umgange etwa 20—22 und kann sich in den letzten Windungen bis über 30 steigern. 
Die Fältelung ist dicht und selbst in der Schalenmitte sehr unregelmäßig; bald ist das Septum in seiner 
ganzen Höhe gefaltet, bald nur der untere Teil, wie ein Vergleich der Falten in den verschiedenen 
Umgängen des Längsschnittes Taf. VII, Fig. 11 zeigt. 

Vorkommen. Fusulina Moelleri hat sich nur im Schwagerinenkalke des Ural, und zwar am 
Flusse Juresan, 3 Werst abwärts von Basrakowa gefunden. 

Bemerkungen. In ihrer typischen Ausbildung ist die Art durch die geblähte Form, die enge 
Aufrollung der Anfangswindungen im Gegensatz zu den späteren Umgängen, die in gleichem Maße mit 
dem Alter steigende Wandstärke, die dünnen Septen und die dichte unregelmäßige Faltung, sowie die 
mangelhafte Ausbildung der Mundspalte gekennzeichnet. Diese Merkmale sind indessen erheblichen 
Schwankungen unterworfen, wie die im folgenden erwähnten Varietäten zeigen, und durch die Aus- 
bildung dieser Abarten nähert sich unsere Form in mancher Hinsicht einerseits der asiatischen Fusulina 
vulgaris und andererseits der russischen Fusulina wralica. Ein Längsschnitt liegt vor, der durch die 
weitere Aufrollung der Anfangswindungen zur Varietät «egualis hinüberleitet, während er sich andererseits 
durch die dichten hohen Falten der Varietät implicata nähert. 


20. Fusulina Moelleri var. aequalis n. sp. n. var. 


Die als Varietät aegualis bezeichneten Formen sind dureh Übergänge eng mit der Hauptform 
verbunden, entfernen sich aber in ihrer extremen Ausbildung ziemlich weit von dieser und sind dann 
nur schwer von gewissen Abarten der Fusulina vulgaris zu unterscheiden. Die Abweichung betrifft vor 
allem die Einrollung des Gehäuses, die hier viel weiter und vor allem gleichmäßiger ist, indem die für 
Fus. Moelleri s. str. bezeichnende Differenz in der Weite der Anfangswindungen gegenüber den späteren 
Umgängen hier viel weniger entwickelt ist. Bei einem an Fig. 12, Taf. VII erinnernden Querschnitte 
sind wenigstens die beiden ersten Windungen noch sehr eng, dann weitet sich die Spirale und das 
Gehäuse hat am Ende des vierten Umganges in der Höhe einen Durchmesser von ca. 1,7 mm. Dieser 
Querschnitt schließt sich aber immer noch mehr der Hauptform an, besonders auch durch die anfangs 


ı Vergleiche den letzten Umgang in dem Längsschnitt Taf. VII, Fig 11. 


ke 


sehr dünnen Wandungen, die in den letzten Umgängen die stattliche Dieke von 0,15 mm erlangen. 
Die extreme Ausbildung unserer Abart zeigt deutlich ein anderer Längsschnitt, bei dem die Auf- 
rollung noch weiter! und dabei recht gleichmäßig ist, ebenso wie die Dicke der Außenwandungen ge- 
ringeren Schwankungen unterworfen ist. Solche Formen sind es, die emer in Darwas verbreiteten 
Varietät der Fus. vulgaris (var. fusiformis) sehr ähnlich werden; ob wir indessen die Fusulina von Darwas 
von der Zus. Moelleri des russischen Schwagerinenkalkes ableiten dürfen, muß einstweilen zweifelhaft 
bleiben. Der Umstand, daß Fus. Moelleri var. aequalis durch Übergänge eng mit der Hauptform ver- 
bunden ist und wir genau das gleiche Verhältnis bei der Fus. vulgaris var. fusiformis gegenüber der mit 
ihr ebenfalls zusammen vorkommenden Zus. vulgaris s. str. wahrnehmen, deutet um so eher auf eine 
zufällige Ähnlichkeit durch Konvergenz, als unter den formenreichen Abarten der in großer Zahl vor- 
liegenden Fusulina vulgaris aus Darwas keine vorliegt, die sich der /“us. Moelleri s. str. näherte. Es 
durfte daher wohl darauf hingewiesen werden, daß wir hier möglicherweise nahe Verwandte der asia- 
tischen Fusulina vor uns haben; bei der Benennung der Form durfte indessen, besonders in Rücksicht 
auf den unzweifelhaften Anschluß an Fus. Moelleri, dieser Ähnlichkeit zunächst nicht Rechnung ge- 
tragen werden.” 

Vorkommen. Mit der Hauptform zusammen in G;, 3 Werst unterhalb Basrakowa am Juresan. 


21. Fusulina Moelleri var. implicata n. sp. n. var. 


Eine ebenfalls mit der Hauptform durch Übergänge verbundene Abart, die sich aber durch die 
weite Aufrollung, Größe der Anfangskammer und die engen hohen Falten noch weiter von Zus. Moelleri 
s. str. entfernt als die eben besprochene Varietät. Sie vermittelt durch die angeführten Merkmale recht 
vollkommen zwischen Fus. Moelleri und Fus. wralica, und der Annahme emes genetischen Zusammen- 
hanges würde höchstens das gleichzeitige Auftreten von Zus. Moelleri und Fus. wralica entgegenstehen. 

Vorkommen. Wie Zus. Moelleri s. str. bisher nur im Schwagerinenkalk von Basrakowa am 
Juresan beobachtet. 


22. Fusulina Krotowi n. sp. 
Taf. XX, Fig. 1—10. 

Kurze, in der Mitte hoch gewölbte Fusulinen, deren seitliche Enden entweder kurz zugespitzt 
oder auch mehr rundlich gestaltet sind. 

Oberfläche mit groben, tiefen, wenig regelmäßigen Septalfurchen, so daß kürzere, seitlich 
gerundete Schalen mit ihrer runzlichen Oberfläche an das Äußere einer (stark verkleinerten) Walnuß 
erinnern. 

In den Größenverhältnissen überschreitet die in Rede stehende Art ein mittleres Maß nicht, 
das umfangreichste Exemplar war 6 mm lang und 3,5 mm hoch. Etwas schlankere Gehäuse kommen 
vor, doch betrug die Länge in keinem Fall erheblich mehr als das Doppelte der Höhe. Auch in den 
Jugendwindungen ist das Verhältnis der Länge zur Höhe kein wesentlich anderes als bei den erwach- 
senen Individuen. | 


! Der Durchmesser des Gehäuses beträgt am Ende des vierten Umganges 1,8 mm. 
2 [Eine nähere Besprechung dieser Formen sowie der hierher gehörigen Fus. uralica ist zweckmäßig erst im Vergleich 
mit den asiatischen Vertretern der Gruppe zu geben.] 


eh 


Die Mundspalte ist weder besonders hoch noch breit, sie ist unregelmäßig gelegen und macht 
sich daher in den Längsschnitten wenig bemerkbar. Sehr deutlich tritt sie dagegen als ein schmales 
Band an den hohlen Gehäusen von Batrakı auf, wenn sie äußerlich verletzt sind. 

Die Einrollung ist eng, der Durchmesser des Gehäuses am Ende des vierten Umganges betrug 
in einzelneu Fällen sogar nur 1,0 mm, meist ca. 1,2—1,3 mm, selten 1,4 mm.! Die Zunahme der Win- 
dungshöhen erfolgt ziemlich gleichmäßig; auch die letzten Umgänge von Gehäusen mit 7 Windungen ? 
haben verhältnismäßig geringe Höhe. 

Die Anfangskammer ist bei den meisten Exemplaren klein, mit ca. 0,15 mm Durchmesser, 
doch fanden sich auch Gehäuse, bei denen der Durchmesser der Anfangskammer 0,25 mm erreichte, 
und bei dem in Anmerkung 1 erwähnten abnormen Querschnitte war der größte Durchmesser der in 
einer Richtung verzogenen Zentralkammer sogar 0,45 mm lange. 

Die Außenwandungen sind von mittlerer Stärke, im letzten Umgange meist 0,10 bis höchstens 
0,14 mm dick, häufig aber noch etwas dünner als 0,10 mm. Das Verhältnis zu den Anfangswindungen 
ist in dieser Hinsicht nicht überall dasselbe, die ersten Umgänge besitzen allerdings stets wesentlich 
dünnere Wände, und zwar beträgt die Stärke am Ende des ersten Umganges meist ca. 0,025 mm, bei 
einzelnen Formen, die sich gleichzeitig durch besonders enge Einrollung auszeichneten, ging die Stärke 
an derselben Stelle aber bis auf 0,015 mm herunter.” Die Porenkanäle sind von mittlerer Breite. 

Die Septen sind meist ziemlich kurz und dick, eine Erscheinung, die vorwiegend durch nach- 
trägliche Verstärkung oder durch den Umstand bedingt wird, daß sowohl die Umbiegung der älteren 
wie der anstoßenden jüngeren Kammer an der Septalbildung teilnehmen. Die Zahl und vor allem die 
Anordnung der Septen ist außerordentlich unregelmäßig, man zählt im vierten Umgange 26—33 Septen; 
in den letzten Windungen steigert sich die Zahl nur noch bis auf etwa 36, in einem Falle allerdings 
bis auf 40. Die Abstände zwischen den Septen schwanken erheblich, an manchen Stellen drängen sich 
zwei oder auch drei Septen dicht zusammen, an anderen sind die einzelnen Septen durch breite Zwischen- 
räume getrennt. Die Septen sind nicht gerade, sondern in der Wachstumsrichtung oder auch nach 
hinten gebogen. Ihre Krümmung läßt deutlich erkennen, daß sie die Fortsetzung der vorher entstan- 
denen Außenwand oder den Beginn der neuen Kammerwand bilden. Im Zusammenhange mit dieser 
Erscheinung sind die Außenwände der Kammern stark gekrümmt und jede Kammer außen durch eine 
trefe Furche von der nächsten getrennt. Im Querschnitt zeigt daher die Spirale nicht das regelmäßige 
Bild, das der Mehrzahl der Fusulinen eigen ist, jede einzelne Kammer hebt sich vielmehr im Verlaufe 
der Spirale stark heraus. Die Faltung ist eng und betrifft das Septum in semer ganzen Höhe, so daß 
im Längsschnitt die Wandungen mit dichtgedrängten hohen Falten besetzt erscheinen. 


Vorkommen. Zus. Krotowi hat sich in typischer Ausbildung im obersten Obercarbon des ura- 
lischen Gebietes gefunden, und zwar an folgenden Fundorten: 


! Nur bei einem sehr unregelmäßig gestalteten Querschnitte, der eine ungewöhnlich große, völlig deformierte Anfangs- 
kammer besaß, wurde die abnorme Dieke des Gehäuses von 2,4 mm am Ende des vierten Umganges gemessen. 

2 Dies ist auch die größte Zahl der Windungen, die beobachtet wurde. 

3 Ganz abweichend verhielt sich hier wieder der schon erwähnte abnorme Querschnitt, bei dem die Dicke der Wand 
im ersten Umgange bereits — 0,05 mm war. [Enge Einrollung und geringe Wandstärke, sowie große Anfangskammer und 
beträchtlichere Wandstärke kompensieren sich in mechanischer Hinsicht. Vgl. Seite 160!] 


oe 


Gegenüber dem Dorfe Pissanaja a. d. Wischera — Schwagerinenkalk 
Warysch Stein a. d. Beresowaja — Schwagerinenkalk 
Bolschaja Krivulja — Schwagerinenkalk. 


Ferner gehören, soweit die geringe Durchsichtigkeit des Materials eine sichere Bestimmung er- 

laubt, hierher auch die kleinen, in Fig. 8 und 9 der Taf. VIII abgebildeten Gehäuse von: 
Batraki, Gouvernement Samara — Schwagerinenhorizont. 

Außer diesen Vorkommen in der Schwagerinenstufe haben sich aber noch an zwei Fundorten 
in anderen Schichten Formen gefunden, die zweifellos mit Fus. Krotowi nahe verwandt sind. Das Material 
ist nicht ausreichend, um die Beziehungen sicher bestimmen zu können, doch dürfte namentlich bei dem 
einen der beiden Vorkommen eine Trennung von Fus. Krotowi kaum möglich sein. Von dieser letzteren 
Form, die sich im Omphalotrochushorizont am Flusse Belaja im Timan gefunden hat, konnte 
nur ein Längsschnitt angefertigt werden, der nur dadurch von den typischen Gehäusen der Fus. Krotoui 
abwich, daß er ein wenig länger war und noch etwas engere Einrollung zeigte. Die Form des zweiten 
Vorkommens — aus der Artinskstufe von Kartawly am Juresan — entfernt sich ebenfalls 
durch etwas schlankere Gestalt, daneben aber durch weitere Einrollung von Fus. Krotowi. 


Bemerkungen. Zus. Krotowi ist besonders durch die kurze Form, die tief und unregelmäßig 
sefurchte Oberfläche, die enge Aufrollung, die starke Krümmung der einzelnen Kammerwände und die 
ungleichmäßig verteilten, gebogenen und in ihrer ganzen Höhe gefalteten Septen gekennzeichnet. Sie 
unterscheidet sich durch die Vereinigung dieser Merkmale auch von den übrigen Gliedern der in Rede 
stehenden Gruppe. 

Wie die mir vorliegenden Etiketten von Krorow’s Hand zeigen, sind die hier als Fus. Krotowi 
bezeichneten Fusulinen zum Teil ident mit den von Krorow als Zus. montipara beschriebenen Formen.' 

Von einem Teile der oben erwähnten Fundorte hat Krorow Fusulinen unter der Bezeichnung 
Fus. montipara beschrieben. Diese Formen sind mit unserer Art ident, was sich um so eher feststellen 
ließ, als das zur Untersuchung benutzte Material des russischen geologischen Komitee anscheinend von 
dem Forscher, nach dem ich diese wichtige Form benenne, selbst bestimmt worden ist. 


23. Fusulina Anderssoni n. sp.” 


Fusulina cylindrica GUNNAR ANDERSSON. [Bull. Geol. Inst. Upsala, IV, 1900, S. 243 (vgl. Go&s: Öfvers. of Kongl. 
Vetensk. Ak. Förhandl. 1883, VIII, S. 29).] 

Die Form der ziemlich kleinen Gehäuse ist meist sehr regelmäßig spindelförmig. 

Die Oberfläche [ist nicht so stark skulpturiert, wie bei Fus. Krotowi, doch sind bei guter Er- 
haltung die Septalfurchen immerhin erkennbar]. 

Gering sind die Dimensionen der Schalen, da selbst Exemplare mit 7 Umgängen nicht ganz 
6 mm an Länge erreichten. Dabei ist aber die Höhe nicht unerheblich, bei ausgewachsenen Individuen 
schwankte das Verhältnis der Höhe zur Länge zwischen 1:2,1 und 1:2,6, so daß diese Schalen auch 
im Alter ihre kurze Form beibehalten. 


ı M&m. Com. Geol. St. Pötersbourg. 
2 [Die Abbildungen dieser Form werden erst in einer folgenden Lieferung zusammen mit denen von Fus. Nathorsti 
gegeben werden, deren Beschreibung noch nicht von SCHELLWIEN begonnen worden ist.] 


— 19 — 


Die Mundspalte macht sich infolge ihrer geringen Breite und unregelmäßigen Lage in den 
Längsschnitten wenig: bemerkbar. 

Die Einrollung ist eng, so daß der Durchmesser der Gehäuse am Ende des vierten Umganges 
meist ca. 1,1—1,2 mm beträgt, nur vereinzelt ca. 1,4 mm. Die größte Zahl der Windungen, die be- 
obachtet wurde, war = 7. 

Die Anfangskammer ist klein, ihr Durchmesser beträgt meist ca. 0,17 mm. Die größte Länge 
des Durchmessers war 0,23 mm. 

Die Stärke der Außenwandungen ist meist nicht erheblich, sie sind auch in den letzten 
Umgängen meist nur 0,05—0,06 mm dick, in einzelnen Fällen erreichen sie hier allerdings eine Stärke 
von 0,1 mm. Die Porenkanäle sind ziemlich eng. 

Die Septen sind meist schmal und von mittlerer Länge, im medianen (Querschnitt erscheinen 
sie aber nicht selten auch als kurze, oben dicke, nach unten zugespitzte Zapfen, da die Außenwand sich 
zuweilen vor dem Übergange in das Septum stark verbreitert. Auch Septen mit 2 Lamellen kommen 
vor. Die Zahl der Septen beträgt im vierten Umgange 20—28 und kann in den letzten Windungen 
bis auf 42 steigen. Die Faltung der Septen ist außerordentlich dicht, doch besteht zumeist eine gewisse 
Neigung zu regelmäßiger Anordnung der engen hohen Falten, die im Längsschnitt meist etwas eckig, 
seltener rundlich und niedriger erscheinen. Der obere Abschnitt der Septen bleibt meist ungefaltet. 

Die späteren Umgänge greifen in der Längsrichtung nur wenig über die früher gebildeten hinaus. 

Vorkommen. |Der typische Fundort dieser Form ist die Bäreninsel, wo sie am Kap Duner sich 
mit Fus. Nathorsti nov. spec. vergesellschaftet findet. Der Horizont dürfte dem Schwagerinenkalke ent- 
sprechen. Daneben liegen noch einige Exemplare von Spitzbergen (Tempelberget) vor, die nur gering- 
fügige Unterschiede aufweisen und daher wohl noch mit Fus. Anderssoni vereinigt werden dürfen.! — 
Entsprechend der nahen Verwandtschaft mit Fus. Krotowi sind auch einige Fusulinen von Batraki den 
arktischen Formen so ähnlich, daß sich kaum Unterschiede angeben lassen. Höchstens wäre die be- 
trächtlichere Größe der Anfangskammer und die höhere Zahl der Septen, die schon im dritten Umgange 
auf 28 steigen kann, zu nennen. 

Trotz dieser Übergangsformen ist jedoch die Art scharf genug in ihrer typischen Ausbildung 
charakterisiert, so daß Fus. Anderssoni nicht etwa nurals Varietät der Fus. Krotowi aufzufassen ist. Auch 
in diesem Falle zeigt sich wieder die Eigenart der Fauna des Wolgaknies, zwischen den einzelnen ge- 
trennten Fusulinenprovinzen Rußlands zu vermitteln.] 


! [Auf den Mikrophotographien hat SCHELLWIEN bei den Exemplaren von Spitzbergen die Bezeichnung Fus. Anderssoni 
mit einem Fragezeichen versehen. Die Ähnlichkeit mit Aus. arctica, die vom gleichen Fundort stammt, ist allerdings auffallend. 
Die Größe der Anfangskammer sowie unregelmäßigere Fältelung un Gestalt erinnern sehr an die arktische Form der Fus. alpina, 
von der sich die vorliegende Art jedoch deutlich unterscheidet: bei F'us. arctica setzt die nächstfolgende Kammerwand sehr tief 
an. Dadurch erscheint das Septum ans 2 Lamellen zusammengefügt, und die Außenseite zeigt eine ziemlich tiefe Furche. Auch 
die Septenzahl des vierten Umganges weicht ab: gegen 28-32 bei Fus. arctica stehen ca. 23 bei unserer Form. Die Ähnlich- 
keit mit Fus. regularis, auf die SCHELLWIEN in einer Notiz hinwies, ist nicht so hervortretend, daß sie zu einer Verwechselung 
Anlaß geben könnte. Das: durch viel geringere Faltung der Septen bedingte deutliche Hervortreten der Mundspalte charak- 
terisiert Fus. regularis, die im vierten Umgange überdies nur 19 Septen zu zählen pflegt, genügend. ] 


w 
[211 


Palaeontographica. Bd. LV. 


IInhaltsverzeichnis. 


| | Moskau, Wolga- | n Soil: 
Gruppe! und Spezies IN] knie Ural men Dt Seite Abbildungen 
Bären-Ins. z 
Ta—Ic I TI vol WW |Win-b | 

—— ee — u —— — - = 
Gruppe der Fus. longissima | 

1. Rus. eylindria.. . . . 02 — — — — — 161 | XIII, 1—13 

2. Fus. longissima SW ren — CACHCBSHUNEEN — — — 163 XIII, 14—20 
Gruppe der Fus. minima 

SIEH SSEB oe || C, C, _- - — — 166 | XIII, 21, 22 

A, Iso öde 6 oo 6 rc, 2C1?C 0, C,C5 = _ DICH — 167 | XIII, 23 

d. Fus. Tschernyschewi . . _ — — 168 XIV, 1—12 
‚Gruppe der Zus. alpina 
| 6. Eus. alp. var. vetusta . _ — = — &, — 170 | XV, 1—4 
| 7. Rus. alp. var. rossica . C; C3CPe — 2026} — —_ ea 1 50%, BEN, Sr, 11, 

&. Mo, rein oo oo — == = — _ 202 02 | za | 2, 90 
‚Gruppe der Aus. Verneuili 
I 8 msn Karren © © 0 © — — — C};?CPe _ = 174 XVI,10,11,XVII,1,4-6 
| 10. Fus. Vern. var. solida . - _ _ C; _ — 177 XX, 11—14 
EIS Rs Butugon re —_ _ GG2CPE —- _ 177, | ZVN, 2,3,7, 8,1014 

12. Bus. subtiis . . .. — — C = C; — 178 | XVII, 1-3 

|| 

Gruppe dan us, simplex | | 

132 Rus, simplez 2: G, 305 = - - _ 179 | XVII, 4-6, 12 

N re en c = ee = er 182 | XVIII,7-11,13,14,16,17 

15. Fus. prisca var. artiensis |  — _ — CPg — En 184 XIX, 1—4 
\ 16. Fus. prisca var. parvula — = —_ — C,C5C3 = 184 | XIX, 14, 15 

17. Rus. montipara ... | ©: _ ©: 020% — _ — 185 | XIX, 8—10 
| I m eisen a ee e — ZU) 1ER. 200%, 3 
Ga den Ds ker 

OSEHUSSEMoelle ou | — — — (0 — —_ 188 XIX, 11—13 

20. Fus. Moell. var. aequalis | — = = (0 _ = 184 — 

21. Fus. Moell. var. implicata — = _ Es 2er oe — 190 — 

En, Ms: Kool 6065| — 2C; ROrE| 20% = 190 XX, 1—10 

23. Fus. Anderssoni . . . —_ — 203 _ — c; 192 —: 


ı Vel. S.160! Die Fragezeichen dieser Tabelle sind — im Gegensatz zur Übersicht auf $. 148 — nach ScHELLWIEN’S 


Text angegeben. 
2 Vol. 8.192 Anm. 2] 


Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. MEYER. 


Ein Exemplar mit teilweise erhaltener Flughaut a. d. Kgl. Mineralog.-Geol. Museum zu Dresden. 


Von 
KARL WANDERER. 
(Mit Tafel XXI.) 


Unter dem reichen Material Solnhofener Versteinerungen im Kgl. Mineralogischen Museum zu 
Dresden befinden sich auch Reste von Flugsauriern, unter denen das hier beschriebene Stück das 
schönste und vollständigste ist. Es kam durch die Zuwendung des Herrn Kommerzienrates Max Hav- 
scHILD, der die Platte von Marrın Krauss in Eichstätt gekauft, 1873 in obengenannte Sammlung. 

In seiner Arbeit: Über Flugsaurier aus dem lithographischen Schiefer Bayerns, Palaeontogra- 
phica XXIX, führte Zrrres das Exemplar in die Literatur ein, wobei er sich indessen auf eine Notiz 
über die Maßverhältnisse der Flughaut beschränkt, die er zum Vergleich für den berühmten, im Münchener 
Museum befindlichen Fund heranzieht. 

Rhamphorhyncehus Gemmingi H. v. Meyer ist ja wohl unter allen Pterosauriern die häufigste und 
darum bestgekannte Art; wenn ich es trotzdem unternehme, einen weiteren Vertreter dieser Spezies zu 
besprechen, so glaube ich dies mit dem Interesse rechtfertigen zu können, welches ein so wertvolles, in 
der Literatur wohl erwähntes, sonst aber unbekanntes Objekt verdient, zumal Vollständigkeit und natür- 
licher Zusammenhang der Skeletteile es zu den besten hierbergehörigen Funden zählen lassen. 

Das Tier wurde in seitlicher Lage offenbar sehr rasch eingebettet, wobei die Gliedmaßen sich 
kaum verlagerten und die Verschleppung einzelner Teile verhindert wurde. 

Über den näheren Fundort des Stückes, sowie über den Verbleib der Gegenplatte, der wesent- 
liche Skelettreste, wie Rumpfwirbel, Sternum, linker Schultergürtel, Humerus u. a. m. anhaften müssen, 
habe ich keine Kenntnis. 


I. Beschreibung. 


Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. 
(Rhamphorhynchus Münsteri GoLDF. Sp.) 
1860. Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. Fauna der Vorwelt: Rept. a. d. lithograph. Schiefer, p. 67 s. d. ältere 
Literatur und Synonymie. 
1860. Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. Palaeontographica VII, p. 79. 
1873. Sitzungsberichte d. Isis, Januar-März, p. 3 und 8. R 
1882. Rhamphorhynchus Gemmingi (Ihamphorhynchus Münsteri) K. A. v. ZırteL. Uber Flugsaurier a. d. lithograph. 
Schiefer Bayerns. Palaeontogr. XXIX, p. 5l, 53, 58. 
1888. Rhamphorhynchus Gemmingi (Rhamphorhynchus Münsteri). Catalogue of the foss. Rept. in the British Museum 


pt. I, p. 30, 31. 

1901. Rhamphorhynehus Gemmingi F. PLIENINGER. Beiträge z. Kenntnis d. Flugsaurier. Palaeontogr. XLVIII, p. 72, 
Textäg. 5. 

1907. Rhamphorhynchus Gemmingi F. PLIENINGER. Die Pterosaurier der Jurafurmation Schwabens. Palaeontogr. LIIT, 
p- 255 s. d. neue Literatur und Synonymie. 


Kopf. 

Der mit weitgeöffneten Kiefern zur Ablagerung gelangte Kopf zeigt die rechte Profilseite; mit 
dem Hals befindet er sich in natürlicher Lage und festem Zusammenhang, während beide dem Körper 
gegenüber nach rückwärts verlagert sind. 

Im Umriß ist der Schädel gut erhalten und hat durch keinerlei Pressung oder Zerrung gelitten, 
die Knochen sind indessen mit Ausnahme des fast nadelspitz auslaufenden Praemaxillare und Dentale, 
sowie der Partie um die Orbita teils aufgebrochen und zumeist mit Kalkspat erfüllt, teils an der Ober- 
fläche abgeblättert, so dab Nähte und sonstige Abgrenzungslinien nicht zu beobachten sind. 


Gehirn- und Gesichtsschädel. 


Von den Umrißlinien des Schädels gibt die Photographie und die Pause ein scharfes und ge- 
treues Bild und macht eine Beschreibung überflüssig. Die Maße sind: 
LANDE Me an ee ne ee N N an ee ee Orenmm! 
gem. v. d. Spitze d. Praemax. z. entferntesten Punkt d. Hinterhaupts in gerader Linie 
BEONLE HOHEN. N ee ee ee 21 eınım 
gemessen vom Unterkiefergelenk zum Schädeldach über der Mitte der Augenhöhle. 
Die Durchbrüche in der Region des Hinterhauptes sind nicht mehr zu erkennen, die Präorbitalöffnung 
ist wohl ihrer Lage nach fixierbar, in ihrer Gestalt aber nicht mehr zu verfolgen. Etwas günstiger 
liegen die Verhältnisse bei der Nasenöffnung, einem schlank ovalen, nach vorn verjüngten Durchbruch, 
der dem Schädeldach mehr genähert als dem Oberkieferrand ungefähr in der Mitte der ganzen Schädel- 


länge liegt. 


Scharf umgrenzt hebt sich die Orbita ab, von der nur ein kleiner Teil fehlt. Der breitovale 
Durchbruch besitzt einen Querdurchmesser von 8 mm, einen Längsdurchmesser von 11,5 mm. Auf der 
gegen das Quadratum gerichteten Seite hat sich ein völlig unversehrter Sektor des Sklerotikalringes er- 
halten: ein äußerst zartes Knochenplättchen von 4,5 mm Länge und 2,5 mm Breite. Sein äußerer Rand 
ist entsprechend der Peripherie des ganzen Ringes schwach geschweift; an der Kante, die von der 
Außenfläche der Orbita und deren steil einfallenden Innenrand gebildet wird, biegt sich das Plättchen, 
auch diesen auskleidend, nach innen um. Ein zweiter, etwas größerer Sektor liegt neben dem ersten; 
sechs weitere mehr oder minder scharf abgegrenzte Platten sind nur an dem Innenrand der Augenhöhle 
erhalten, während sie auf der Oberfläche abgesprungen sind, ohne indessen hier den gekörnelten Ah- 
druck zu hinterlassen, den Zırrrn an dem Münchener Exemplar (Pal. XXIX, Taf. 12, Fig. 1) beob- 
achten konnte. 

Der vordere Teil des Oberkieters, die einzige Partie des Schädels, welche völlig unversehrt vorliegt, 
verjüngt sich ganz allmählich bis zur Alveole des ersten Zahnes, von hier ab verdünnt er sich, plötzlich 
von unten einspringend) um die Hälfte seiner bisherigen Breite, um zu einer fast nadelscharfen Spitze 
auszulaufen. 


Bezahnung des Oberkiefers. 


Von der Bezahnung des Oberkiefers haben sich nur drei Zähne erhalten, zwei der rechten und 
einer der linken Kieferhälfte angehörend. 

Der erste und tatsächlich äußerste Zahn sitzt 9 mm von der Spitze des Praemaxillare entfernt: 
ein schlankes, 5 mm langes, an der Basis 1,2 mm starkes, glattes, leicht nach innen gekrümmtes Zähnchen, 
das mit dem unteren Praemaxillarrand einen Winkel von ca. 25° bildet. 6 mm hinter diesem liegt ein 
Zahnpaar übereinander, der obere Zahn gehört der rechten, der untere der linken Oberkieferhälfte an; 
es läßt sich wenigstens für ihn kein Alveolarrand im Kiefer beobachten, so daß es sich wohl nicht um 
einen Ersatzzahn handelt. Beide Zähne sind nur als Bruchstücke erhalten, wenig stärker als der erste, 
gegen den Kiefer aber um eim paar Grade steiler gestellt. Bei dem unteren Zähnchen glaubt man an 
dem basalen Teil eine feine Längsstreifung zu beobachten, die indessen nur von regelmäßigen Rissen 
im Schmelz herrührt. 

Von den weiteren acht Zähnen, die man im Oberkiefer von #h. @emmingi noch kennt, sind keine 
mehr erhalten bez. freigelest. 


Unterkiefer. 


Unter- und Oberkiefer stehen noch in Gelenkverbindung und bilden einen Winkel von ca. 60; 
der Schnabel ist also weit, doch wohl nicht unnatürlich weit geöffnet. 

Die konvexe Krümmung des Unterkieferrandes entspricht genau der konkaven Ausbuchtung des 
Oberkiefers, wenigstens bis zu dessen zweiten Zahn, so daß bis dahin — die Zahnstellung unberück- 
sichtigt — die Kiefer sich schließen konnten. Die äußerste Partie dagegen mußte klaffen, wie dies 
auch schon H. v. Mzyer annimmt; außerdem ragte bei der größeren Länge des Oberkiefers die dünne 
Spitze des Praemaxillare wie ein horizontal gestellter Zahn über das Dentale hinaus. 

Da auch hier die Oberfläche des Knochens aufgebrochen ist, läßt sich über die Beteiligung ein- 
zelner Teile am Bau des Unterkiefers nichts aussagen; ein Processus coronoideus scheint nicht vorhanden 


— 198 — 


zu sein. Die Gelenkung mit dem Oberkiefer wird bewirkt durch eine seichte Grube in der Gegend des 
articulare, in der das Gelenk des quadratum ruht. Nach hinten endet der Unterkiefer in einem 2,5 mm 
langen processus articularis. Die Größenverhältnisse des Unterkiefers sind: 
sanzenlläneera Ann 
in gerader Linie gemessen, 
SROUS RENS 0 0 Kto a ao a 5 0. BB» 
gemessen vor dem ersten (proximalen) Drittel. 


Bezahnung des Unterkiefers. 


Die Bezahnung ist hier noch ungünstiger erhalten als beim Oberkiefer, nur ein einziger, 9 mm 
langer, 1,5 mm starker Zahn ist erhalten, welcher 15 mm von der Spitze des Dentale entfernt sitzt. Er 
ist ganz wenig nach innen gekrümmt und bildet mit dem Kieferrand einen Winkel von ca. 35°. 


Zungenbeinapparat. 

Etwas hinter dem Processus artieularis beginnend liegt unter dem Unterkiefer ein dünnes, ge- 
schweiftes Knochenstäbchen mit proximal knopfartig verdicktem Ende, das zum Hyoidapparat gehörig 
betrachtet wird. Es ist nicht in seiner ganzen Länge erhalten und teilweise aufgebrochen; dabei läßt 
sich erkennen, daß auch dieser schwache Knochen wenigstens in der distalen Hälfte hohl ist, während 
er in der anderen massiv zu sein scheint. 


Hautabdrücke am Schädel. 


Bei der Besprechung des Schädels ist einer Erscheinung Erwähnung zu tun, die für die Mor- 
phologie von Rhamphorhynchus und der Pterosaurier im allgemeinen Bedeutung haben kann. 

Über dem Kopf, etwa zwischen dem Praeorbital- und Schläfendurchbruch und unter dem Unter- 
kiefer, zwischen diesem und den Halswirbeln befanden sich Stellen im Gestein, die sich mübelos ab- 
spalten ließen. Das umgebende Gestein — die Platte entstammt offenbar den dichteren Lagen — zeigt 
keine Spaltbarkeit, sondern besitzt unregelmäßigen Bruch, mit Ausnahme der die Flughaut stellenweise 
noch bedeckenden Gesteinslagen. Die Oberfläche dieser Partie nun ist bedeckt von äußerst feinen, 
nadelstichartigen Grübchen, welche dicht, aber systemlos aneinander liegen. Eine damit fast vollkommen 
übereinstimmende Erscheinung wird bei der Flughaut besprochen werden. Neben der Punktierung läßt 
sich noch eine schwache, nach außen divergierende, unregelmäßige Streifung wahrnehmen, die indessen 
mit der an der Flughaut zu beobachtenden nichts gemein hat. 

Beide Erscheinungen treten über dem Schädel deutlicher, in der Halsregion weniger deutlich vor. 

Streifung und Punktierung erscheint mir viel zu gleichmäßig, als daß sie von äußeren Ursachen, 
z. B. Verwitterung, herrühren könnte; auch in der petrographischen Beschaffenheit des Gesteines können 
sie ihre Ursache nicht haben. Ich habe weder an hautfreien Stellen der vorliegenden, noch an irgend 
einer der zahlreichen anderen untersuchten Platten auch nur annähernd gleiche Merkmale beobachtet. 

\ Ich neige daher zur Ansicht, daß diese feinpinktierten und gestreiften Abdrücke organischen 
Ursprungs sein und von Hautresten herrühren könnten, die dann entsprechend ihrer Lage über dem 
Schädel bezw. unter dem Unterkiefer als kamm-, bezw. als kehlsackähnliche Bildungen aufzufassen wären. 


Sog 


Die Umrißlinıen, die sich auf dem Bilde scharf abheben, sind zufälligen, durch Präparation ent- 
standenen Ursprungs. 
Wirbelsäule. 
Das Achsenskelett ist der am ungünstigsten erhaltene Teil unseres Exemplares, gerade hier 
dürfte die Gegenplatte wünschenswerte Ergänzungsstücke enthalten. 


Halswirbel. 


Von diesen sind nur fünf vorhanden, die mit dem Schädel und unter sich wohl die Verbindung 
bewahrt haben, gegen den Körper aber um 180° um ihre Längsachse gedreht sind, so daß sie jetzt bei 
seitlicher Lage die oberen Bögen nach vorn wenden. 

Der Atlas liegt nur im Abdruck vor, der überdies nicht scharf genug ist, um aus seinem Aus- 
suß ein einwandfreies Bild über Form und Lage zu erhalten. Zwischen dem ersten Wirbel und dem 
Hinterhaupt finden sich, diesem schuppenartig anliegend, Reste eines dünnen Knochenplättchens, die 
nach Lage und Gestalt nur als zum proatlas gehörend gedeutet werden können. Die Länge und Höhe 
des Atlas kann nur annähernd mit 5 bezw. S mm angegeben werden. 

Die Wirbel II und III sind vollkommen verspätet und nur seitlich genügend scharf abgeorenzt, 
um wenigstens ihre Längenmaße mit S,5 mm feststellen zu können. 

Der IV. Wirbel zeigt sich ebenfalls in seitlicher Stellung, und man erkennt deutlich den Ab- 
druck des Körpers und von diesem durch eine leistenförmige Erhöhung im Gestein getrennt, den Ein- 
druck eines Teiles der Imken Bogenhälfte, die nach vorn um 2 mm über den Wirbelkörper hinaus vor- 
springt. Der Abdruck eines Dornfortsatzes fehlt. Als Maße mögen dienen: 

ans egdes@RKOrpers nn 
>» a0 150 5 Ense ea © 
von der Prae- bis Postzygapophyse gemessen. 

Der V. Wirbel ist gegen den vorhergehenden etwas gedreht derart, daß er den Abdruck seiner 
ventralen Seite und des vorderen Teiles vom linken Bogen zeigt. An dem gerade abschneidenden vor- 
deren Ende des Körpers entspricht eime dreieckige, nach hinten spitz auslaufende Vertiefung einer nied- 
rigen, dornartigen Hypapophyse. Das hintere Ende des Körpers erscheint schwach eingekerbt. Die 
Maße sind dieselben wie bei Hw. IV. 

Rumpfwirbel. 


Mit den letzten Halswirbeln fehlen die Wirbel der vorderen Rumpfregion vollkommen, sie sind 
vom Schultergürtel und Oberarm der rechten Seite, über welchen sie zu liegen kamen, abgedrängt 
worden und dürften der Gegenplatte anhaften. Erst weiter nach hinten, zwischen der jetzigen Lage 
des rechten Ellbogengelenkes und dem Becken liegen im Umriß angedeutet die kaum vertieften Ab- 
drücke von sechs eingeschnürten, ca. 5 mm langen Wirbelkörpern, die nach dem Umriß zu schließen 
ebene Gelenktflächen besaßen. 


Schwanzwirbel. 


Der Schwanz ist in einer Länge von 103 mm erhalten, und es beteiligen sich bis dahin an 
seinem Bau 13 Wirbel, die zum Teil nur im Abdruck vorliegen. Die schlanken, scheinbar jeglicher 


er oe 


Fortsätze entbehrenden Körper besitzen vom dritten Wirbel ab unregelmäßige Rillen auf der Oberfläche, 
offenbar von den Ansatzstellen der verknöcherten Sehnen herrührend. Diese laufen als drahtförmige 
Stäbchen ohne sichtbare natürliche Unterbrechung der Wirbelreihe entlang. Eine Anschwellung der 
Sehnen hinter den Wirbelenden läßt sich an vorliegendem Exemplar nicht beobachten. 

Die beiden ersten Wirbel sind gedrungen, wenig länger als breit und mit schwach konkaven 
vorderen Gelenkflächen versehen; die hinteren scheinen flache Gelenke zu besitzen. Die Länge der 
Wirbel nimmt allmählich vom ersten bis zum siebenten zu; von hier ab bleibt die Länge der Wirbel gleich. 

Längenmaße der ersten sieben Schwanzwirbel: 4,5, 4.7, 6, 6, 7, 8, 9,5. 


Rippen. 


Halsrippen lassen sich an unserem Exemplar nicht beobachten. Von Rumpfrippen haben sich 
etwa zwölf, größtenteils im Abdruck vorliegende, isolierte Stücke erhalten. Die Lage und Reihenfolge 
der sieben emander parallel und senkrecht zur Wirbelsäule laufenden Rippen ist eme zufällige, da einige 
von ihnen mit den Köpfen dem Achsenskelett abgewandt liegen: an letzteren läßt sich mehr oder 
weniger deutlich ein Capitulum und Tubereulum unterscheiden. 

Parasternale Bildungen, Bauchrippen, sind auf der Platte nicht vorhanden. 


Brustbein. 


Bei der seitlichen Lage, die unser Tier einnimmt, dürfte die dünne Platte des Brustbeines zer- 
drückt worden sein und größtenteils der Gegenplatte anhaften. Nur zwischen dem rechten Vorderarm 
und dem dritten Glied des linken Flugfingeis finden sich zwei winzige Reste eines papierdünnen Knochens, 
die nach Lage und Beschaffenheit zum Sternum zu rechnen sind. Ob das benachbarte leistenförmige 
Knochenfragment einen Rest der massiveren Cristospina darstellt, oder ob es sich nur um ein Stück. 
Rippe handelt, lasse ich dahingestellt sein. 


Schultergürtel, Schulterblatt und Rabenschnabelbein. 


Die Elemente des Schultergürtels Scapula und Coracoid liegen nur von der rechten Körperhälfte 
vor, und auch diese sind lediglich als Abdruck mit anhaftenden Knochenresten vorhanden. Ihre natür- 
liche Lage hinter den Halswirbeln ist kaum verändert, sie würden also bei Knochenerhaltung dem Be- 
schauer die mediane Seite zukehren. 

Coracoid: Der nur ganz wenig gekrümmte Schenkel des Coracoid ist, trügt der Erhaltungs- 
zustand nicht, an seinem distalen, dem Sternum zugewendeten Ende etwas verdickt. Am proximalen 
Ende beobachtet man eine größere innere und eine kleinere äußere Vertiefung im Knochenabdruck, 
dem Labrum glenoidale coracoideum der lateralen Seite entsprechend. 

Länge des coracold . . . . 28 mm 
Größte Breite . . .:.. -. 75» 

Scapula: Der Erhaltungszustand der Scapula ist sehr ungünstig; von dem säbelförmig ge- 
krümmten Schenkel ist nur ein kleiner Teil vorhanden, der Rest verliert sich unter dem Gestein. Der 
Winkel, den die offenbar fest verwachsenen Scapula und Coracoid einschließen, ist ca. 90°. 


age 


Vorderextremität. 


Die Glieder der rechten Extremität sind mit Ausnahme des dritten Krallenfingers und des dritten 
und vierten Gliedes der Flugphalangen fast vollkommen erhalten; auf der linken Seite fehlen Glieder 
der Krallenfinger, der Mittelhand, ein Teil des Unterarmes und der ganze Oberarm. Die fehlenden 
Elemente der emen Körperhälfte lassen sich indessen an der anderen fast restlos ergänzen. 

Die Lage der rechten Schwinge, deren Teile in ungestörtem Zusammenhang vorliegen, entspricht 
der Ruhestellung dieses Organes, wobei der Oberarm und die zurückgeschlagene Flugphalange der 
Körperachse annähernd parallel liegen und mit dem Unterarm und der Mittelhand einen Innenwinkel 
von ca. 45° bilden. Es entspricht diese Stellung ungefähr der Ruhelage einer dem Körper anliegenden 
Vogelschwinge. 


Oberarm. 


Wie vom Schultergürtel liegt auch vom Oberarmbein nur das der rechten Seite bei ventraler 
Ansicht vor. Denkt man es sich um nur weniges verschoben, so liest es im seiner natürlichen Stellung 
zum Coracoid, mit dem Caput humeri in der Cavitas glenoidalis. Der Knochen ist an der Oberfläche 
aufgebrochen, der Hohlraum des Körpers mit Kalkspat ausgefüllt, von dem sich die dunkler gefärbte, 
dünne Knochenwand deutlich abhebt. 

Am proximalen Ende steht als mächtiger Fortsatz das Tuberculum maius senkrecht vom Ober- 
armkörper ab, durch eine halsartige Einschnürung (Collum chirurgicum) mit diesem verbunden. Eine 
breite muldenförmige Einbuchtung trennt Tuberculum maius von T. minus. Letzteres ist kürzer als 
ersteres, doch nicht weniger stark und dadurch von gedrungenerem Aussehen: seine der Scapula zu- 
gewendete Kante schneidet geradlinig ab. Die Stelle, an der auf der lateralen Seite das Caput humeri 
liest, ist auf dem Umriß nicht markiert. 

Die Oberfläche des distalen Humerusendes ist abgesprungen, so daß die Gelenkköpfe nicht mehr 
körperlich vortreten, doch läßt sich erkennen, daß der CGondylus (Epicondylus) lateralis seitlich weiter 
vorspringt als der c. medialis. Eine verhältnismäßig tiefe Eimbuchtung zwischen beiden bezeichnet (im 
Querschnitt) den terminalen Rand der Trochlea. Als Maße für den Oberarm mögen dienen: 


SröhteplEanoe men ee er N mm 
Länge zwischen trochlea und der proximalen Eimbuchtung . 30 » 
größte Breite des proximalen Endes . 2. 2. 2 20202020.47 

mittlere Schaftbreite . . . . . i ee E38 


Der Oberarm der linken Körperhälfte ist auf der Platte nicht vorhanden. 


Vorderarmknochen. 


Rechte Körperhälfte: Die Vorderarmknochen der rechten Seite sind mit Ausnahme der proxi- 
malen Epiphysen vollkommen unversehrt erhalten. Beide liegen dem unteren Ende des Humerus hart 
an, und zwar in der Hohlhandstellung, doch haben sie sich derart etwas verlagert, daß man nicht mehr 
auf die rein ventrale Fläche beider blickt, es hat sich vielmehr der Radius so gedreht, daß seine scharfe Kante 
(Crista interossea) sich nach oben wendet, während die Ulna sich mehr von der Facies volaris zeigt. Der 
an sich schmale Spatium mterosseum antibrachii verjüngt sich bei dieser Stellung nach vorn immer mehr. 

Palaeontographica. Bd. LV. 26 


Elle. 


Der schlanke, im Querschnitt fast drehrunde Körper der Elle ist kaum gebogen. An seinem 
oberen Ende lassen sich der Beschädigung wegen keine Beobachtungen über die Art der Gelenkung 
machen. Das distale Ende verdickt sich auf der radialen Seite zu einem kräftigen, vom Schaft ziemlich 
unvermittelt vorspringenden capitulum ulmae. Die laterale Gelenkverdickung tritt ganz wenig und all- 
mählich aus dem Schaft heraus. Der terminale Rand des Gelenkes fällt ohne Wulstbildung schräg 


nach außen ah. 


bengs der ulmd o © 0 0 00 oa 0 a 0 0 0 88 mm 

BreitendesiSchattese Fon een) 

Ye aındistaleninleyee er re Our) 
Speiche. 


Vom oberen Ende der Speiche gilt das gleiche wie von der Elle. Der vollkommen gerade 
Körper des Radius legt sich von seiner Mitte ab eng an die Ulna an; er ist im Querschnitt elliptisch 
und erscheint, mit der Schmalseite nach oben liegend, um die Hälfte schlanker als der Ellenschaft, in 
der Breitseite steht er indessen jenem nur um geringes nach. Die vordere Diaphyse ist keulenförmig: 
verdickt und überragt das Ulnaende um ca. 3 mm. Seitlich, gegen die Elle gerichtet, liegt eine deutlich 
sichtbare, sagittal gestellte Grube Ineisura ulnaris, in der das anliegende Capitulum ulnae eircumferentia 
articularıs eingelenkt ist. | 

länzerdesaR adın se 5 nm! 
Breite des Schaftes in der Schmalseite. . . . . 15» 

Linke Körperhälfte: Von den Körpern der linken Vorderarmknochen, welche die Handrücken- 
seite zeigen, ist etwa ein Drittel im Abdruck vorhanden. Die distalen Enden sind nur im Durchschnitt 
erhalten, doch liefert dieser scharfe Umrisse. Danach springt auch hier der Radius über die Ulna vor, 
und ebenso glaube ich eine Gelenkung beider, wie sie an dem rechten Vorderarm beobachtet werden 


konnte, auch hier wieder zu erkennen. 


Handwurzel. 


Rechte Hand: Die Handwurzelknochen der rechten Hand liegen in der Verlängerung des Vorder- 
armes. Es sind von ihnen nur drei mehr oder weniger beschädigte Elemente vorhanden; davon stehen 
proximal zwei in einer Reihe nebeneinander, das eine ulnar-, das andere radialwärts; über dem letzt- 
genannten läßt sich ein drittes im Querschnitt erkennen. 

Die jetzige Gruppierung der Carpalia ist nicht die natürliche, was schon aus der Lage des 
ulnar gelegenen Gliedes hervorgeht, des einzigen, dessen Deutung sicher gegeben werden kann. Es 
stellt ein ca. 2 mm dickes und 4,5 mm breites Knochentäfelehen dar, das auf der Mitte der distalen, 
mit zwei konkaven Gelenken versehenen Fläche eine sagittal verlaufende, kiel- oder kammförmige Er- 
höhung trägt. Nach der vorzüglichen Darstellung der Handwurzel von Ah. Gemmingi, wie sie F. PLiE- 
NınGer (Palaeontogr. XLVII, Textfig. 5, p. 72) gibt, kann das beschriebene Glied nur der — jetzt um 180° 
um seine (Juerachse gedrehte — sich zwischen Radius und Ulna eingelenkende Handwurzelknochen sein. 


— 208 — 


Die Stellung der beiden anderen, noch vorhandenen Elemente der Handwurzel will ich offen 
lassen, da sie wohl gleich dem ersten disloziert und ihr Erhaltungszustand zu ungünstig ist, um einen 
sicheren Entscheid zu treffen. 

Linke Hand: Der Carpus der linken Hand ist gegen den Vorderarm rechtwinkelig abgebogen 
und bietet, soweit er körperlich erhalten, seine volare Fläche mit einem Teil der Außenseite zur Ansicht. 

Das große proximale Glied ist nur im Schnitt erhalten, der sehr scharf den Umriß der zwei 
konkaven Gelenkflächen für Radius und Ulna zeigt, nebst der zwischen beiden vorspringenden kamm- 
artigen Erhöhung. Das große distale Carpale ist ein 3 mm dicker, 6 mm Seitenlänge aufweisender 
Knochen mit ebener Volar- und gewölbter, leichteingeschnürter Außenfläche. Sein proximales Gelenk 
ist flach, das distale, hauptsächlich für den metacarpus V bestimmte, greift auf der Hohlhandseite mit 
einer buckelartigen Wölhung in die Gelenkgrube zwischen den beiden Knorren des Mittelhandknochen 
vom Flugfinger ein. 

Ein drittes, kleineres Carpalglied liegt, nur als Abdruck erhalten, radial zwischen den vorher- 
genannten Knöchelchen; Form und Größe läßt sich daran nicht mehr bestimmen. 


Mittelhand. 


Rechte Hand: Die Mittelhandknochen der rechten Extremität liegen in der Verlängerung des 
Vorderarmes und sind vollzählig erhalten; sie zeigen die Hohlhandseite mit einer schwachen radialen 
Drehung, so daß beim V. Metacarpale auch die ulnare Außenkante sichtbar wird. Der Mittelhandknochen 
des Flugfingers ist indessen stark beschädigt, so daß ich mich hier auf die Maßangaben beschränken muß: 

ans ee a ee een 
mihlere@Stäukeuger a ee 

Die folgenden Metacarpalia IV, III, II sind lange dünne, hohle Knochenstäbchen von fast gleicher 
Stärke (ca. | mm), die unter sich und dem V. Mittelhandknochen parallel verlaufen. Ihre proximalen 
Enden sind im Gestein verborgen, die distalen schneiden nicht m einer Linie ab, es ragt vielmehr das 
mittlere um weniges vor. 

Der »Daumen« liegt mit dem stark verdickten Ende etwas vor der distalen Epiphyse des radius, 
diesem annähernd parallel, mit den Mittelhandknochen einen Winkel von ca. 180% bildend. Am vor- 
deren Ende ist er, doch nur um wenig, abgebrochen und weist so eine Länge von 14 mm bei einer 
größten Stärke von 2 mm auf. 

Linke Hand: Der Metacarpus der linken Hand ist mit der Handwurzel rechtwinkelig gegen den 
Vorderarm abgebogen. Erhalten ist nur ein dünnes Mittelhandknöchelchen, ein Rest des »Daumens« 
und der V. Metacarpus, dieser aber in vorzüglicher Erhaltung und wie der rechte in halber Volarstellung. 
Der Körper und das proximale Ende bildet auf der Hohlhandseite eine fast ebene Fläche, die mit der 
gewölbten seitlichen Partie eine scharfe Kante bildet. Das obere Gelenk ist durch zwei, durch eine 
flache Einbuchtung getrennte Knorren zum stärksten Teil des Knochens verbreitert (Stärke 6 mm). 

Das distale Gelenk weist für das erste Glied des Flugfingers zwei wohlausgebildete, halbkreis- 
förmig vorspringende, seitlich komprimierte Condylen auf, von denen der C. lateralis etwas nach außen, 
der c. medialis leicht einwärts gedreht ist. Eine tiefe Fossa intercondyloidea trennt beide. 


Be 


Finger. 
Rechte Hand: Von den Fingern der rechten Hand sind die Krallenfinger III und IV vollkommen 
erhalten, vom Flugfinger liegen nur die zwei ersten Glieder und ein Teil des dritten vor. 


Flugfinger. 


Der Flugfinger ist zurückgeschlagen, befindet sich also in der Ruhelage, wobei er mit dem 
Vorderarm und der Mittelhand einen Winkel von ca. 45° hildet; seine Glieder bieten die laterale Ansicht 
mit einer schwachen Drehung zur Hohlhandseite hin, so daß die beide Flächen begrenzende Kante noch 
sichtbar wird. 

Erstes Glied: Die Basis ist samt dem zugehörigen distalen Metacarpalgelenk auf der Ober- 
fläche abgesprungen, so dal) man ihr konkaves Gelenk nur im Durchschnitt sieht; der olecranonartige 
Fortsatz des Gelenkes ist auf dem Schnitt nicht getroffen. Der schlanke, für die ganze Länge fast 
gleichstarke Körper ist völlig gerade, gegen die distale Partie endet der Körper gerundet und hebt sich 
durch eine schwache Einschnürung von der eigentlichen Epiphyse ab. Diese verbreitert sich, unver- 
mittelt nach innen vorspringend, sehr stark und bildet ein breites, flaches Gelenk. 


Länge des ersten Gliedes (ohne Olecranon) . . . 92 mm 
mittleres Breitendes@Rirpersur ne > 
Breite des distalen Gelenkes . . . . ol 8 


Zweites Glied: Für dieses gilt im wesentlichen dasselbe, wie für das erste Glied. Das proxi- 
male Ende ist kaum schmäler als das distale des vorhergehenden Stückes, der Schaft verjüngt sich etwas 
nach hinten, wodurch die distale Epiphyse noch massiger erscheint. 


Länge des zweiten Gliedes . . . 2.2.2... 86,5 mm 
Zmittlere Breiter des Körpers 2 ea > 
Breite des distalen Gelenkes . ». . 2.2.2... 65 » 


Drittes Glied: Von ihm sind am rechten Finger nur ca. 35 mm erhalten. An der linken 
Hand weist es eine schwache Krümmung nach innen auf. 


IHängerdesr duittena Glied es Sr Er mn 
mithlere@Breiterdesy Korpersge rn Eon 
Breite des distalen Gelenkes . . . 2. 2. 2 20.2.8D» 


Viertes Glied: Dieses scheint am linken Finger bis zu seinem äußersten, in stumpfer Spitze 
auslaufenden Ende erhalten zu sein. Es ist noch etwas stärker gekrümmt als das vorhergehende. 


BängerdessviertenZGliedesps Pers: 
mittleres Breiter desuKOrpersu coli 
Krallenfinger. 


Von den Krallenfingern sind, wie schon erwähnt, ph. III und IV erhalten; ph. II dürfte durch 
das erste Glied des linken Flugfingers verdeckt sein. Die Finger liegen einander parallel, mit ihrer Basis 
den zugehörigen CGapitula ossium metacarpalium an, sind aber gegen die Mittelhand stark zurückgebogen. 

Phalange IV setzt sich zusammen aus drei röhrenförmigen Gliedern mit verdickten, distal 
konvexen, proximal konkaven Gelenkköpfen und einem Klauenglied. Die beiden ersten, unter sich fast 


go He 


gleich großen Röhrenknöchelchen übertreffen das dritte an Stärke, stehen ihm dagegen an Länge um 
fast die Hälfte nach. Die kräftige Klaue ist flach, stark gekrümmt und nach hinten zu einem dorn- 
artigen Fortsatz verlängert; sie scheint wie die übrigen Glieder hohl zu sein. 


Länge des ersten Gliedes . . . » 2.2.2020... 5 mm 
» » zweiten » PN <. ET 
>» » dritten  » nn SR Re ee 
> » Klauengliedes . . . .. NO 


Phalange III besitzt zwei ungleich große Röhrenglieder und eine der Ph. IV in Form und 
Größe vollkommen entsprechende Klaue. 
Länge des ersten Gliedes . . . . 2.2... 45 mm 
» » zweiten » ee 7 
Linke Hand: Hier ist nur der Flugfinger erhalten, und zwar liegt er in der Verlängerung des 
zugehörigen metacarpus, es würde dies also der Flugstellung entsprechen. Das erste Glied ist kurz vor 
dem distalen Ende abgebrochen und liegt mit seiner Verlängerung quer über dem Tierkörper. Der 
Bruch unmittelbar vor der Epiphyse zeigt, in welch hohem Grade die notwendige Verfestigung und 
Versteifung der Flugfingerglieder durch die breiten Gelenkflächen erreicht wurde. 


Flughaut. 


Die vorhandenen Reste der Flughaut sind bei unserem Exemplar lediglich auf die rechte Schwinge 
beschränkt, und zwar in zwei verschiedenen Erhaltungszuständen. An den mit Fp und Fl bezeichneten 
Stellen liegt der unmittelbare Abdruck der Membran auf dem Gestein vor, bei Ff verrät dagegen nur 
eine unregelmäßig gewellte Oberfläche den Verlauf der unter einer dünnen Gesteinsschicht liegenden 
Falten der Flughaut. Eine Präparation dieser Stelle erwies sich als nicht tunlich. 

Von einer Struktur ist an letztgenannter Partie natürlich nichts wahrzunehmen, dagegen kommt 
die Faltung der Flughaut durch 5—6 grobe, in unregelmäßigen Abständen stehende Wellenlinien gut 
zum Ausdruck, Linien, die teilweise parallel, teilweise im spitzen Winkel zu dem Flugfinger verlaufen. 
Der Verlauf des Flughautsaumes dürfte an diesem Teil durch eine rostbraune Färbung des Gesteines 
angedeutet werden. 

Der unmittelbare Hautabdruck bei Fl stimmt, wenn er sich auch nicht ganz im der idealen 
Schärfe des Münchener Flügels erhalten hat, mit diesem doch in allen Einzelheiten überein, so daß ich 
hier auf v. Zırrer’s ausführliche Beschreibung dieses Organes verweisen kann. Von elastischen Balken, 
jenen eigentümlichen, wie dünne verknöcherte Sehnen erscheinenden Bildungen sind nur zwei wahrnehm- 
bar; die eine davon läuft annähernd parallel der feinen Membranstreifung, während die andere deren 
Verlauf kreuzt. Die Flughaut schlägt an dieser Stelle keine Falten, sondern ist glatt gespannt, wodurch 
ihre Breite sicher beeinflußt wird. 

In dem Winkel zwischen Vorderarm und dem proximalen Drittel des ersten Flugfingergliedes 
fehlt der Abdruck der Haut fast ganz (das Gestein weist hier den charakteristischen flockigen Bruch 
auf, den GorLpruss an seinem bekannten Pterodactylus erassirostris als organischen Ursprunges, als den 
Abdruck von Haaren oder Federn gedeutet hat), nur eine schmale Hautzone hat sich erhalten, Fp, die 
indessen eine ganz andere Struktur aufweist als die übrige Flughaut. Die regelmäßige feine Linierung 


fehlt hier vollkommen, dagegen ist die Oberfläche bedeckt von feinen, wie von Nadelstichen herrührenden 
Grübchen, zwischen denen feine, kurze Streifen verlaufen. 
Mit dem über dem Schädel befindlichen Abdruck weist diese Erscheinung auffallende Ähnlichkeit auf. 
Als Maße für die Flughaut können nur angegeben werden: 
Abstand des Hautsaumes vom Gelenk des I. und Il. Flugfingereliedes . 45 mm 
» » » » » >, 5 0 » ca. 34 » 


Beckengürtel, Darmbein, Sitzbein und Schambein. 

Der Erhaltungszustand des Beckens ist kein günstiger und ist zum Teil begründet durch die 
Stellung, in der das Tier zur Einbettung gelangte. Bei der seitlichen Lage, in der dies geschah, mußten 
die Beckenhälften unter dem Druck der überlagernden Sedimente gegeneinander gepreßt werden, wobei 
die durch die Diaphysen der Sacralwirbel erzielte Verbindung des Beckens mit der Wirbelsäule gelöst 
und die mediane Partie des ersteren zum Teil zerstört wurde. 

Sichtbar erhalten blieb dabei, und zwar in ventraler Lage, der schaufelförmige hintere Teil des 
ischium in seiner medianen Randpartie, während die laterale sich unter dem Gestein fortsetzt. 

Vom Ilium ist nur ein dürftiger basaler Rest zu sehen, vom Pubis der fragmentäre Abdruck 
des rechten Schambeinbogens. 

Hinterextremität. 

Die hintere Extremität liest auf der rechten Körperhälfte im Zusammenhang vor, wenn sie auch 
unter der Druckwirkung, die das Becken erfahren hat, um beträchtliches aus ihrer natürlichen Stellung 
verlagert ist. Die linke Körperhälfte zeigt nur Reste des Unterschenkels und des Fußes. 


Oberschenkel. 


Das Femur zeigt seine mediane Fläche; an dem verdickten proximalen Ende ist die Trochanter- 
partie durch das Becken verdeckt, und es liest nur der seitlich weit vorspringende, schwach abgeschnürte 
Gelenkkopf, Caput femoris, frei. Der gerade Körper behält in seiner ganzen Länge gleichbleibende Stärke. 

„ af D S r S SS 
Das distale Ende ist leider wieder beschädigt und es läßt sich nur die konvexe Umrißlinie des Gelenkes 
(>) 


erkennen. 
Linse des Mom? oo a 2 oo on oo 2 0. 28 num 


Breite des Schaftes ER a ET SR RE ER ED 
Der Oberschenkel der linken Seite fehlt. 


Schienbein und Wadenbein. 


Rechtes Bein: Der Unterschenkel bildet mit dem Femur einen Winkel von 105°. Seine nähere 
Lage kann ich mit Sicherheit nicht bestimmen, doch dürfte er gleich dem Oberschenkel die mediane 
Seite zeigen, was auch aus dem Umstand geschlossen werden muß, daß von der rudimentären Fibula 
keinerlei Reste sichtbar sind. 

Das proximale Ende erscheint besonders durch einen seitlich und aufwärts vortretenden Condylus 
verdickt (bei ventraler Lage c. medialis), der gegenüberliegende tritt nur wenig vor. Der Körper ver- 
jJüngt sich bis zur Schaftmitte um geringes und gewinnt dann gegen das distale Ende wieder an Stärke; 
an letzterem gestattet der Erhaltungszustand keinerlei Beobachtung. 


Von der Fibula fehlt, wie schon erwähnt, jede sichtbare Andeutung. 


Bäneerderslibiagers re. Or mam 
Stärkeram-proximalen- Ende 2. ee, 
nitheremSchattstärkers re 5 


Linkes Bein: Hier ragt nur ein ca. 4 mm langes Stück der tibia aus dem Gestein, zwischen 
Becken und dem hinteren Gelenk des rechten ersten Flugfingergliedes gelegen. 


Fusswurzel. 


Elemente der Fußwurzel lassen sich am linken Fuß gar nicht, am rechten nicht mit der wün- 
schenswerten Deutlichkeit erkennen. Der unscharf begrenzte (Juerschnitt eines breiten, hinter den meta- 
tarsalia gelegenen Knöchelchens gehört hierher. 


Mittelfuss. 


Rechter Fuß: Der Mittelfuß zeigt hier seine Fußsohlenseite und ist vollkommen erhalten. An 
seinem Bau beteiligen sich vier parallel, eng aneinander liegende Röhrenknochen, deren verdickte proxi- 
male Enden in einer Limie abschneiden; ein starkes, aber kürzeres fünftes Element tritt etwas darüber 
hinaus. Trotz des ungünstigen Erhaltungszustandes — es liegt nur im Schnitt vor — läßt es sich als 
der verkürzte metatarsus der kleinen Zehe bestimmen, wofür schon seine Stelle in der Reihenfolge spricht. 

Von den vier langen, gleich starken Mittelfußknochen ist der vierte der kürzeste, wenig größer 
ist der erste, die gleich großen zweiten und dritten Glieder stellen das Längenmaximum dar. Die 
Längenmaße sind folgende: 


metatarsus I (der großen Zehe) . . . . . ... 20 mm 
» ut ee ee nn 2258 3 
» IV . . . . . . . . . . . . . . 18 > 
» V (der klemen Zehe) . . ....ca.D » 


Linker Fuß: Vom Metatarsus des linken Fußes sind nur Körper und distale Enden von Meta- 
tarsus I, II, III sichtbar, und zwar von der Fußrückenseite. 


Zehen. 


Rechter Fuß: Die Zehen sind hier geschlossen und liegen mit den äußersten Gliedern, an denen 
sich die Klauen nicht erhalten haben, einander dicht an. Wie die zugehörenden metatarsalia zeigen 
sie die Fußsohlenseite. 

Von der kleinen Zehe fehlen jegliche Reste. An der mit der Klaue fünfgliederigen Zph. IV 
sind nur die zwei hintersten Glieder sichtbar. Nach dem linken Fuß ergänzt ergeben sich für die 
Röhrenglieder der vierten Zehe folgende Maße: 

Länge des ersten Gliedes 1 
> » zweiten » u a Ra 
> » dritten » N IR: 
» » vierten » NEE er OR 


— 208 — 


Zph. Ill ist die längste Zehe und setzt sich aus einem Klauenglied und drei Röhrengliedern zu- 


sammen, die folgende Maße aufweisen: 


Bängerdesgerstenu@liedesp nn! 
» zweiten » Bi De 
» » dritten » De Saar 5 495D.4P 


Zph. II ist nur wenig kürzer als die vorhergehende Zehe, besitzt aber einschließlich der Klaue 


nur drei Glieder. 


ängegdesgersten@@lie de ser > 
» » zweiten » SE ENTE ED, th 


Die Daumenzehe besteht aus einem 7,5 mm langen Röhrenglied und der Klaue. 

Linker Fuß: Am linken Fuß liegen vier schwach gespreizte Zehen frei, welche die Fußrücken- 
seite zeigen: Zph. I, II, III, IV. Die schwachen vogelartigen Klauen, deren Form und Größe bei allen 
vier Zehen die gleiche ist, smd im Abdruck erhalten. 


II. Beziehungen zu anderen Funden. 


Über die Zugehörigkeit des Dresdener Flugsauriers zu Rhamphorhynchus Gemmingi im Sinne 
H. v. Meyers kann kaum ein Zweifel bestehen. Es erübrigt darum, auf die Beziehungen unseres 
Stückes zu den bisher beschriebenen gleichartigen Individuen einzugehen. Die Literatur kennt, ab- 
gesehen von einigen nur kurz angeführten, 21—22 hierhergehörende Funde, die allerdings zumeist nur 
einzelne Körperteile in günstiger Erhaltung darstellen, während lückenlose, gut konservierte Skelette 
darunter spärlich vertreten sind. ; 

In nebenstehender Tabelle sind diese Funde nach der Größe geordnet angeführt und die wich- 
tigsten, zu Vergleichszwecken geeigneten Längenmaße, soweit sie sich an unserem Reptil abnehmen 
ließen, zum Ausdruck gebracht worden. 

Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, daß der Dresdener Ahamphorhynechus in seinen 
Größenverhältnissen am nächsten steht dem von S. WoopwAarn beschriebenen Unterkiefer (No. 14 der 
Tabelle), Wacners Rh. curtimanus (No. 15 der Tabelle) und dem Original zu Goupruss’ Rh. (Ornitho- 
cephalus) Münsteri (No. 17 der Tabelle). Zugleich aber vermittelt er, wenn auch noch zu den kleinen 
Formen gehörend, zwischen diesen — speziell dem zweifellos hierher zu rechnenden Rh. phyllurus 
Marsa. — und dem größeren Typus, dem Ah. Gemmingi im engeren Sinn einiger Autoren. 

In den Dimensionen der einzelnen Gliedmaßen überschreitet das beschriebene Stück in keinem 
Falle die zulässige Variationsbreite, hält sich vielmehr in der Mitte der extremen Maße, ebenso wie in 
den Proportionen der verschiedenen Skelettelemente unter sich. 

In der Morphologie des Skeletts treten tiefer greifende Abweichungen Bekannten gegenüber 
nicht hervor, trotzdem sei auf einiges hingewiesen. 

Am Schädel bietet vor allem wegen der Seltenheit des Vorkommens der Sklerotikalring Inter- 
esse, der hier zum erstenmal bei der kleinen Form beobachtet wird. An dem einschlägigen Münchener 
Exemplar zähle ich nach der Abbildung 14—15 Skleraplättchen, die sich an der Bildung des Ringes be- 
teiligen, an unserem Stück dürften es 11—12 sein. Unter der Annahme der Artengleichheit von großen 
und kleinen Formen scheint sich demnach der Sklerotikalring nicht durch Breitenwachstum der Plättchen 
zu erweitern, sondern durch Eimschaltung neuer Elemente. Der Augenring an dem von Wasnxen be- 
schriebenen Fund entzieht sich meiner Beobachtung, da ich das Original nicht einsehen konnte. 

Eine Erscheinung, die Beachtung verdient, liegt im Bau des Unterkiefers unseres Stückes 
gegenüber der Mehrzahl der in gleicher Stellung befindlichen Funde. Während nämlich die vier Unter- 
kiefer (No. 3, 4, 9, 11 der Tabelle) — also ausschließlich große Formen — ihr Höhenmaximum im 
distalen Drittel besitzen, weist es unser Exemplar im hinteren Drittel auf, ohne daß der Er- 
haltungszustand oder die Lage dafür verantwortlich gemacht werden könnte. Dieselbe Erscheinung läßt 
sich bei Rh. „phyllurus“ beobachten. Es darf also hierin wohl ein konstanter Unterschied zwischen dem 


Palaeontographica. Bd. LV. ; 27 


— 210 — 


großen (Gemmingi-) und dem kleineren (Münsteri-) Typus angenommen werden, ein Unterschied, der in- 
dessen nach meinem Dafürhalten kein Artenunterschiedsmerkmal sein muß, sondern ebensogut in Alters-, 
vielleicht auch in Sexualdifferenzen begründet sein kann. 

Als em charakteristischer Beleg für das Bestreben nach möglichster Gewichtsreduktion sei noch- 
mals die Tatsache angeführt, daß selbst ein an sich schon so leichtes Element wie der Zungenbeinbogen 
teilweise hohl ist. 

Die Wirbelsäule bietet bei ihrer ungünstigen Erhaltung wenig Gelegenheit zum Vergleich; 
nur die Beobachtung über das Vorhandensein eines Proatlas läßt sich wiederholen, dagegen liefert auch 
dieser Fund über das Vorkommen von Halsrippen keine Gewißheit. Im Bau des Schwanzes sehen wir 
bei allen bekannten Funden das Längenmaximum der Wirbel zwischen dem sechsten bis achten auftreten 
und sich bis zum 17ten etwa erhalten. An unserem Stück ıst es der siebte Wirbel, der für den ersten 
Punkt in Betracht kommt. Eine Ausnahme von dieser Regel macht nur der extrem kleine von H. v. Meyer 
als Rh. Gemmingi ? bezeichnete Fund (No. 20 der Tabelle). 

Besondere Aufmerksamkeit verdient der Schultergürtel bezw. das Verhalten von Scapula 
und Coracoid zueinander, da dieses in der Gruppe als Artenmerkmal Verwendung gefunden hat. Be- 
kanntlich findet sich Schulterblatt und Rabenschnabelbein bald durch Ankylose verbunden, bald getrennt 
vorkommend. Man könnte zunächst vermuten, es bestehe hierin eine Konstanz derart, daß bei den 
kleineren Formen, als den jüngeren, die Ankylose fehlen, und sich erst bei den größeren, als den älteren 
Individuen, einstellen würde. Es entspricht dies indessen nicht dem Befund, denn tatsächlich schemt 
eher das umgekehrte Verhältnis zu herrschen, scheint, denn auch hier fehlt nicht die Ausnahme. 
v. Zırrer gibt zwar für die großen Ah. Gemmingi Scapula und Coracoid als »entschieden getrennt« an, 
dabei betont indessen H. v. Meysr an seimem großen, jetzt in Harlem befindlichen Stück (No. 3 der 
Tabelle) ausdrücklich, daß beide Elemente hier verschmolzen seien. Dieselbe Beobachtung machte ich 
am Schultergürtel eines anderen im Dresdener Museum befindlichen Exemplares, das nach seinen Maßen 
ganz entschieden einem der großen Ah. Gemmingi zuzurechnen ist. 

Einen konstanten Unterschied zwischen großen und kleinen Formen liefert also das Verhalten 
von Scapula und Coracoid nicht. 

In der Form des proximalen Humerus-Endes weichen zwei Figuren von der Darstellung der 
übrigen nicht unerheblich ab. Die erste ist Wagners Rh. longimanus (No. 1 der Tabelle), an dem die 
seitlichen Fortsätze des Oberarmes im Verhältnis zu dessen Schaftlänge und Stärke auffallend schwach 
entwickelt sind. Die zweite Figur, der extrem kleine Ahamphorhynchus (No. 20), zeigt dagegen ein für 
seine Größe starkes proximales Ende, an welchem indessen neben der Form die sehr flache Einbuchtung 
zwischen den Fortsätzen auffällt. Ob die erwähnten Eigentümlichkeiten in gleicher Weise an den Ori- 
ginalen auftreten, oder ob es sich nur um zeichnerische, vielleicht durch ungünstige Erhaltung veranlaßte 
Ungenauigkeiten handelt, kann ich nicht angeben, da mir die Stücke nicht vorliegen. Die übrigen humeri 
sind, proportionale Größenunterschiede abgerechnet, unter sich gleich und ihrer Form schließt sich der 
Oberarm unseres Stückes an. 

Die Vorderarmknochen erscheinen in der Darstellung häufig als zwei gleich starke Stücke, 
die am distalen Ende in gleicher Höhe abschneiden. Am Dresdener Exemplar überragt der im (Quer- 
schnitt elliptische Radius die drehrunde Ulna und zeigt meines Wissens zum erstenmal eine Gelenkung 


211 — 


mit der Elle in einer an die Vogelanatomie erinnernden Ineisura ulnaris mit dem Unterschied, daß diese 
bei dem Reptil nicht rein terminal liegt wie dort, sondern etwas hinter dem Epiphysenende. Die Länge 
von radıus und ulna ist die gleiche, da das distal überragende Stück des Radius dem proximal vor- 
stehenden Ulna-Ende gleichkommt. 


Die Handwurzel von Rh. Gemmingi hat F. PLiExısGer an einem im Münchener Museum be- 
findlichen Stück so vorzüglich dargestellt (Palaeontogr. XLVII, Textfig. 5), daß unser Exemplar und 
sobald auch kein anderes Ergänzungen dazu liefern dürfte. Abweichungen gegenüber genannter Dar- 
stellung weist der Dresdener Rhamphorhynchus nicht auf, soweit sein ungünstiger Erhaltungszustand eine 
Beurteilung hierüber zuläßt. 


Die Mittelhand und die Krallenfinger liefern weder Neues, noch von Bekanntem ab- 
weichendes, ebensowenig der Flugfinger, bei dem die Größenfolge der Phalangenglieder der Normal- 
formel I, II, IV, III entspricht. 


Größere Beachtung verdient dagegen die Flughaut, einmal wegen der Seltenheit ihrer Er- 
haltung, dann aber, weil gleich dem Schultergürtel ihrem Verhalten systematische Bedeutung zugemessen 
wird. In der Vorwelt zitiert H. v. Meyer eine Stelle aus Qurxsteors Petrefaktenkunde, an der Qunnx- 
STEDT von feinen, nadelförmigen Eindrücken berichtet, die sich über Körper und Flughaut eines in der 
HAEBERLEIN’schen Sammlung in Pappenheim befindlichen Pferodactylus erstreckten. Trotz des Zweifels, 
den offenbar v. Meyer in diese Bemerkung setzt, kann ich nicht glauben, daß ein Beobachter vom 
Range eines F. A. Juessteort sich durch eine Zufälligkeit in dem Erhaltungszustand hätte täuschen lassen. 
Ich finde vielmehr an dem Dresdener Exemplar eine Bestätigung der Quensteorschen Ansicht, wenig- 
stens in der mit Fp. in der Pause bezeichneten Partie des Patagiums, für welchen Teil auch v. ZıtrEeu 
an dem Münchener Stück ein von der übrigen Flughaut etwas abweichendes Verhalten angibt. Die 
Ursache dieser Abdrücke möchte ich indessen weniger in einer Behaarung an dieser Stelle, als in der 
Struktur der nackten Haut selbst suchen. Sonstige Beobachtungen decken sich mit v. ZırteLs ausführ- 
licher Beschreibung. 


. Besonderes Gewicht ist der Breite der Flughaut beigelegt worden, die bekanntlich an den drei 
Individuen, welche eine solche mehr oder weniger vollkommen zeigen, eine verschiedene ist. Unter Zu- 
grundlegung der gleichen Maßmethode, nämlich des Abstandes des Hautsaumes vom Gelenk des ersten 
und zweiten Flugfingergliedes beträgt die Breite der Flughaut: an dem Münchener Exemplar 41 mm, 
an dem Dresdener 45 mm und an dem im Yale College Museum befindlichen Rhamphorhynchus 54 mm. 
Die Hautbreite steht also bei diesen drei Tieren — die Aufzählung entspricht der absteigenden Größen- 
folge — in umgekehrter Proportion zur Tiergröße und der Gesamtlänge des Flugfingers. Eine Erklärung 
dieser Erscheinung dürfte in der nicht unberechtigten Annahme enthalten sen, daß das Wachstum der 
Flughaut der Streckung der Finger nicht Schritt hielt, so daß die Länge der Membran sich auf Kosten 
ihrer Breite ergänzen mußte. 

Ich glaube indessen, daß der Breite des Patagiums überhaupt keine zu große und vor allem 
keine systematische Bedeutung zugemessen werden darf, da die Breite bei der sicher vorhandenen 
Elastizität der Membran schon beeinflußt wurde durch den Grad der Hautspannung, die ihrerseits in 
Abhängigkeit stand von der Krümmung und Länge des Flugfingers. Nun weist dieser in seiner Gesamt- 


212 


(edummuag "y7) 
1 tg ‘6 FaL 
IIIAIOA : HAAN 


61,5 


19 


94 


| 


(edumumay "yı) 
OL F&L 
XIXX '130ntooejeg : Tanz 


62 


20 


99 


90 


111 IV, I 11, I, In 


(snupwsz.4nd ya) 
8 1a 7 FL 
IIIA WOIFLIYISYu9q :YANDY A 


65 


22 


101 


94 


(dumumsHd "yT) 
Sag SI Fe 
XIXX '1Soquoagfeg : TALLIz 


(aha "y7) 
G Sa ‘6L FELL 
IIIXX 908 "Ted :NIMO 


23 


(‚ds snyouhysoydunyzy) 
7 ‘II IoJÄaL 'SOM :UTIyNIM 
(Üdurwusg "y) 
SL 'L ‘IIA '1Soquosepeg :UHAaN 


66,5 


107 
105 


28 


22,5 


(Bbumumsn "y%) 
IT SIE ‘OL FeL MNOAMIOA :UFAaN 
I 'I80guogefeg :UHÄAaı 


(snunwibuo "y7) 
LT Fe 


IIIA USYLIyoSYuaq :UaN9vYM 


124 


92 


44 


135 7 


(snunwrBuor "y4) 
97 Std ‘CT RL 
IIIA UsyFLIgasyuag :YaNDdYM 


119 


117 
115 


113 


[1 1, 11, 0 | 


No. 


Schädel 


Unterkiefer 


Oberarm . 


Vorderarm 


Metacarpus V 


I. Glied 


II. 


— 
— 
— 


A9OSUFON]LT 


IV. 


> 


Größenfolge der Flug- 
fingerglieder 


Oberschenkel 


Unterschenkel 


3 


Metatarsus 2 u. 


213 


aepluoxAg I9uspsauq seq 


| 
| 
| 


28 
0 


(eidawmwoy "yy) 
& 314 ‘OT JeL 
OMIOA : UTAH 


19 


(snanyhyd "y) 
& FeL 
TIIXX [eumof "wy :HSUVW 


18 


(snaapupunay "YıT) 
5 Sta ‘IT Je 


93 
ca. 66 


16 


15 


IIIA USYFLAYOSJuagq :UaNoYM 


(atagsuny snjoydasoyzu4g) 
IA 8198 "AON :SSNAATON 


(BumummaH9 "yY) 
9 Sa L FOL 
IOMIOA : YHAAT 


1,11, IV, I 1, 0, IV, I 5, I, WE 1, TV, I 


| ca. 24 


(snunun.ınd "yy) 
L ‘14 7 Fe 
IIIA USIpTagasyuaq :YAND9VM 


61 


14 


(edunumay 44) 
5 Std ‘I JeL IIA 'S 


XI Sep 'n 'uuy :auvmaooıM 'S 


13 


(snumwund "yy) 
Ford 
IIIA USYFayosyuag :YANdYvM 


12 


(snuowebuor "y) 
1 Sa ‘oT Tel 
IIIA UOFraYasyuaq] : UANDYAL 


11 


(edwwwsH "yy) 
1 St ST RL 
XIXX '1509uoaejeg :Ta111Z 


10 


(ebumumoHy "yy) 
LT F&L 
IIIT 'I°09uo9ejeg :UFONINAITA 


58—59 


ca.95-100 


101 


— 214 — 


länge sowohl als m den Maßen der einzelnen Phalangenglieder unter allen Gliedmaßen die größten 
Schwankungen auf; besitzt aber der Flugfinger, als Träger des Patagiums, eine weitspielende Variations- 
breite, so muß diese konsequenterweise wenigstens bis zu einem .gewissen Grad auch auf das an ihm 
befestigte Organ, die Flughaut, ausgedehnt werden. 

An der freien hinteren Extremität, die ebenso wie das ungünstig erhaltene Becken gegen- 
über Bekanntem Erwähnenswertes nicht ‚bietet, tritt an unserem Objekt besonders deutlich deren auf- 
fallend schwacher Bau im Gegensatz zu dem kräftig entwickelten Arm hervor, eine Erscheinung, die 
zwingend zu dem Schluß führt, daß wenigstens für Rhamphorhynchus Gemmingi das Hauptlokomotions- 
organ die Schwinge, die Hauptfortbewegungsart der Flug war. 


III. Zur Systematik. 


In seinem für Flugsaurier grundlegenden Werk: Die Fauna der Vorwelt IV, faßt H. v. Meyer 
sieben von Spix, GoLDFUSs, SÖMMERING, O. Fraas und Wagner zum Teil auf unzureichende Funde be- 
gründete Arten zu einer einzigen zusammen, die er als Ahamphorhynchus Gemmingi H. v. Mzyer be- 
zeichnet. Wie weit der Name strenge Anciennitätsberechtigung besitzt, mag dahingestellt sein, jeden- 
falls hat er sich in der Literatur derart eingebügert, daß es nicht ratsam erscheint, ihn durch einen 
andern, dem Alter nach vielleicht berechtigteren Namen zu ersetzen. 


Für spätere hierhergehörende Funde wurde von Owen die Art Ah. Meyeri, von Marsa Ih. phyl- 
lurus aufgestellt, Arten, die von Lypekker und v. Zırreu als zweifellos nicht berechtigt eingezogen und 
der Synonymie älterer Spezies zugerechnet wurden. Wiınkters Rhamphorhynchus sp. ist nicht nur ein 
Rh. Gemmingi, sondern sogar ein bereits 1860 von H. v. Meyer ausführlichst beschriebenes und viel 

905 8 
besser abgebildetes Individuum dieser Art, was dem Autor und seinem Referenten im N. J. entgangen ist. 
ko) , oO Oo 


Gelegentlich der Bearbeitung neuer Pterosaurierreste aus dem Münchener Museum befürwortete 
unser Altmeister der Palaeontologie, mein hochverehrter Lehrer, Geheimer Rat v. Zırret, eine Trennung 
der Merverschen Spezies derart, daß der Name Rh. Gemmingi sich auf die großen Formen beschränken, 
während auf die kleineren die alte von GorLpruss geprägte Bezeichnung Zh. Münsteri Anwendung finden solle. 

Diese im British Catalogue bereits durchgeführte Trennung begründet v. Zırrev durch Er- 
wägungen, die sich beziehen: 

l.,auf die bedeutenden Größendifferenzen in der Gruppe, 

2. auf das Verhalten von Scapula und Coracoid, die bei den großen Formen getrennt, bei den 

kleinen verschmolzen seien, 

3. auf die mit der Ankylose zusammen auftretende größere Flughautbreite. 

Was den ersten Punkt betrifft, so weisen allerdings die extremen Formen einen bedeutenden 
Größenunterschied auf. Dieser Unterschied wird indessen, wie z. B. die Maße der Vorderarmknochen 
mit 70, 68, 66,5, 65, 62, 61,5, 61, 59, 58, 56 mm überzeugend zeigen, durch so allmähliche Übergänge 
ausgeglichen, daß es schwer fallen dürfte, eine Abgrenzung nach der einen oder anderen Seite vor- 
zunehmen. 

Für den zweiten Punkt konnte ich feststellen, daß die Ankylose von Scapula und Coracoid sich 
keineswegs auf die Münsteri-Formen beschränkt, sondern auch bei den großen Formen vorkommt. 


— 216 — 


Die Bedenken endlich gegen 3., die Verwendung der Flughautbreite als Artenkriterium — praktisch 
ließe es sich wohl nur sehr selten verwenden — sind auf der vorigen Seite geäußert worden. 


Ich erachte es darum für riehtiger, den Artbegriff des Rhamphorhynchus Gemmingi 
H. v. Meyer in dem von H. v. Meyer angewandten Sinne aufrecht zu erhalten, wie 
dies bereits F. PLIENINGER in seiner ausgezeichneten Monographie der schwäbischen Pterosaurier, aller- 
dings ohne Begründung, durchgeführt hat. 


In die obige Auffassung nicht einbezogen ist der von v. Meyer als Rh. Gemmingi ? bezeichnete 
Fund (Vorwelt, Taf. 10, Fig. 3), dessen systematische Stellung ich offen lassen will. 


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An unsere Abonnenten! 


Die wiederholt eingetretenen Preissteigerungen im Buchdruckergewerbe haben 
die Herstellungskosten für die „Palaeontographica“ derartig verteuert, daß wir ge- 
zwungen sind, ebenso, wie dies auch bei anderen Zeitschriften geschieht, den Sub- 
skriptionspreis für die Palaeontographica zu erhöhen. 

Im Interesse unserer Leser haben wir den Preisaufschlag auf das niederste 
Maß beschränkt und werden statt bisher Mk. 60.— in Zukunft Mk. 66.— berechnen. 

Wir bitten unsere Abonnenten, uns diese durch die Verhältnisse aufgenötigte 
Preiserhöhung vom 56. Band ab gewähren zu wollen und. zeichnen 

Stuttgart, März 1909. 

hochachtungsvoll 
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Nägele & Dr. Sproesser. 


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‘Wir möchten nicht werfehlen, die Fachkreise auf das Erscheinen dieser schon lange als 
notwendig empfundenen Tafelserie aufmerksam zu machen. ; 


Über einige Krokodile der Juraformation, 


Von 
ERWIN AUER. 


(Mit Taf. XXII—-XXVI und 15 Textfiguren.) 


Vorwort. 


Die Wirbeltierabteilung der reichhaltigen Sammlung des geologisch-mineralogischen Institutes zu 
Tübingen beherbergt neben einer Fülle von hauptsächlich aus Deutschland stammenden Reptilresten 
auch eine gar stattliche Reihe von Sauriern, die im Oxfordelay von Peterborough in England gefunden 
wurden und nun zum größten Teil montiert zu den Prachtstücken dieser Sammlung gehören. Während 
die Reste von Geosaurieru, Dinosauriern und Flugsauriern in letzter Zeit zum Gegenstand eingehender 
Untersuchungen gemacht wurden, harrte ein ziemlich vollständiges Skelett von Stenosaurus, sowie ein 
Schädel eines jungen Individuums derselben Gattung noch der Bearbeitung, umsomehr, als die letzte 
Arbeit, die sich mit dieser Gattung befaßte, schon vor mehr als zehn Jahren erschienen ist. Und so 
habe ich denn der Anregung, diese Stücke sowie die Reste etlicher anderer Krokodiliden der Juraformation 
zum Gegenstand der Bearbeitung zu machen, mit Freuden Folge gegeben. 

Es ist mir nun eine angenehme Pflicht, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. E. v. Koxen, 
der mir die Anresung zu vorliegender Arbeit gab, meinen wärmsten Dank auszudrücken für die reich- 
liche Unterstützung mit Rat und Tat, die er mir zuteil werden ließ, für seine wertvolle Hilfe bei Be- 
schaffung von Literatur, sowie für das Interesse, das er meiner Arbeit jederzeit entgegenbrachte. 

In Stuttgart stellte mir Herr Prof. Dr. E. Fraas in liberalster Weise den Stenosaurusschädel in 
der Sammlung des dortigen Naturalienkabinetts zur Verfügung, und ich bin ihm darob zu großem 
Danke verpflichtet. 

Herr B. Srürtz in Bonn hatte die Güte, mir das wertvolle Material in seinem paläontologischen 


Kontor zur Untersuchung zu überlassen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank abstatte. 


Palaeontographica. Bd. LV. 28 


— 218 — 


In gleicher Weise danke ich Herrn Prof. Dr. F. PuLreninGer in Hohenheim und Herrn Prof. 
Dr. Freimerr von Hvexe in Tübingen für ihren wertvollen Rat und für die gütige Überlassung von 
Literatur, sowie Herrn Dr. E. Schürze j in Stuttgart, der mir bei meiner Tätigkeit im dortigen 
Naturalienkabinett in liebenswürdigster Weise entgegenkam. 

Dank der gütigen Erlaubnis des Vorstandes des zoologischen Institutes der hiesigen Universität, 
Herrn Prof. Dr. F. Brochmann, war es mir möglich, die Bibliothek dieses Institutes und seine Skelett- 
sammlung zu benützen. 


Die Tafeln sind von Herrn A. BırkmAter in München gezeichnet. 


Tübingen, im November 1907. 


ERWIN AUER. 


Einleitung. 


Fossile Überreste von Krokodilen finden sich in manchen Schichten des Jura nicht gerade be- 
sonders selten und haben schon seit langer Zeit die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt. Die 
Anzahl der bis jetzt aufgefundenen Jurakrokodile ist sehr groß, so daß so ziemlich in allen paläonto- 
logischen Sammlungen solche vertreten sind. Auch die Zahl der bis jetzt bekannten Arten ist recht 
beträchtlich; allein vielfach wurden auf Grund weniger schlecht erhaltener Skeletteile neue Arten auf- 
gestellt, ohne daß die Artcharaktere genau definiert und die Aufstellung der Arten näher begründet 
wurde. Dazu kam noch, daß es häufig an der absolut notwendigen Vergleichung der Formen fehlte. 

Die ältesten Notizen über fossile Krokodile, die wir besitzen, stammen aus dem Jahre 1758 und 
rühren von Cmarman und WHOooLEr her, die in dem oberen Lias von Whitby gefundene Reste in den 
Philosophical Transactions abgebildet und beschrieben haben." Die Verfasser verkannten nicht, daß 
dieses Fossil manche Ähnlichkeit mit den lebenden Gavialen und Alligatoren aufwies. Später erschien 
dann in der Bridgewater Treatise eine Abhandlung von W. Bucktaxn, worin er dieses Stück mit einigen 
anderen Exemplaren zusammen beschrieb und abbildete, und der Art Teleosaurus Chapmani Könte zuteilte. 

Es ist natürlich, daß Reste von Krokodiliden auch das Interesse Cuvıer’s wachriefen, der in 
seinem großen Werk »Recherches sur les ossemens fossiles« fünf Arten von Jurakrokodilen behandelte. 
Dem großen Gelehrten blieb zwar nicht unbekannt, daß manche Unterschiede zwischen den lebenden 
Krokodilen und ihren fossilen Vertretern vorhanden sind; insbesondere fiel ihm die verschiedene 
Stellung der hinteren Nasenlöcher auf; er hielt es aber trotzdem nicht für notwendig, diese Formen 
von den rezenten Krokodilen zu trennen, und beschrieb sie als »Gavials de Gaen et d’Honfleur«. 
Bei der Beschreibung der Krokodile von Caen” war ihm jedoch der Irrtum unterlaufen, daß er Reste, 
die zwei ganz verschiedenen Arten angehörten, für Vertreter emer und derselben Art hielt, und so ist 
denn auch die Rekonstruktion, die er unternahm, und wobei er die Schnauze des »Grocodile de 
Quilly« dem Schädeldach des »Crocodile de Caen« anfügte, recht unglücklich ausgefallen, und 
war die Ursache mancher Verwirrung. Ebensowenig glücklich war seine Restauration des »Gavial 
d’Honfleur«, da er Teile eines Stenosaurenschädels zu denen eines Metriorhynchus gefügt und so auch 
wieder, wie BrLAINvILLE sagt, »un monstre anatomique« hervorgebracht hat. 

ETIENNE GEOFFROY Saınt-Hitaıre nahm dann die Untersuchung dieser Krokodile wieder auf, 
und, da er erkannte, daß die von Caen und von Honfleur doch zu große Verschiedenheiten gegenüber 
den rezenten Krokodilen aufweisen, als daß man sie zusammenstellen könnte, nahm er ihre Trennung 


ı William CHapman: „An Aceount of the Fossile Bones of an Alligator, found on the Seashore near Whitby in York- 
shire“, Phil. Trans. vol. 1, pp. 688—689, pl. XXXII. 

WHooLER: „A Description of the Fossil Skeleton of an Animal found in the Alum Rock near Whitby“, ibidem, 
pp. 786-790, pl. XXX. 

2 Tome V. 2. partie, p. 127 ff. 


— 20 ° — 


vor! 


und schuf die zwei Gattungen Teleosaurus (Teleosaurus Cadomensis) und Stenosaurus (Steneosaurus).? 
Als Typus der letzteren Gattung hatte er Cuvier’s »Örocodile de Quilly«, das er «Sten6osaure aux 
longs_maxillaires ou Megistorhynchus« nennt, im Auge, sowie das »Grocodile ä museau allonge 
d’Honfleur«, eine Form, charakterisiert durch die Spitze der Schnauze »coup& brusquement d’une 
maniere oblique.« Als weiteres besonders wichtiges Merkmal der Stenosauren erschien ihm die auffallend 
geringe Breite des Frontale und Parietale zwischen den Schläfengruben, und darnach benannte er die 
neue Gattung. 


GEOFFROY SAınT-Hivamke stellte folgende Beziehungen zwischen Teleosaurus und Stenosaurus fest: 
Bei beiden Formen ist die Schnauze sehr lang; die Stellung und Ausbildung der Nares externae ist 
verschieden. Die Nasenlöcher sind bei den Stenosauren, ähnlich wie beim Gavial, nach oben geöffnet 
und von den Prämaxillaria, die einen erweiterten Rand bilden, umgeben. Bei den Teleosauren stehen 
sie ganz vorn am Ende; man könnte glauben, sie seien das Ergebnis eines senkrechten Schnittes, wenn 
nicht ein vorspringendes Leistchen die Ränder regelmäßig umfaßte. Er weißt darauf hin, daß die Be- 
schaffenheit der Zähne bei den Stenosauren wenig von denen der Gaviale differiere; bei den Treleosauren 
dagegen seien sie schlank und nach der Seite gerichtet. *® 

Von verschiedenen Autoren wurde jedoch der Name Stenosaurus als Bezeichnung für die Gattung 
Metriorhynchus H. v. Meyer gebraucht, da sie annahmen, GEorrroy SAammt-Hiıraıre hätte das »crocodile 
ä museau court d’Honfleur« gemeint, als er die Gattung Stenosaurus schuf. 

Die im oberen Lias, in den Posidonienschiefern oder Posidonomyenschichten (Qvenstepr’s Lias e), 
besonders häufig vorkommenden Krokodile wurden in einer im Jahr 1841 erschienenen Monographie von 
H. G. Bronx und J. J. Kavp: »Abhandlungen über die gavialartigen Reptilien der Liasformation« ein- 
gehend behandelt. Bronx und Kaur stellten drei neue Genera auf: Mystriosaurus, welcher der von 
GEorFRoY Samnr-Hivaıke geschaffenen Gattung Stenosaurus jedenfalls sehr nahe steht; ferner Pelagosaurus, 
den der ältere DrsvonecHnamps unter dem Namen Teleosaurus temporalis beschrieb; als dritte Gattung 
galt ihnen Engyommasaurus, die sich auf einige bemahe undefinierbare Reste bezog und, wie Bronx 
nachweist, von Mystriosaurus nicht wesentlich verschieden ist; Bronx nannte diesen Saurier Mystriosaurus 
Brongniarti. Dabei hatten die beiden Gelehrten den Irrtum begangen, das Loch der intertympanischen 
Röhre (Foramen intertympanicum medium) für die hintere Nasenöffnung anzusehen. * 

Der Gattung Mystriosaurus, die Kaup von den Teleosauren abgetrennt hatte, ohne jedoch eine 
scharfe Grenze zwischen diesen Formen ziehen zu können, wurden viele Arten zugezählt. Von Mystrio- 
saurus hebt Kaur insbesondere hervor, daß diese Gattung hauptsächlich durch die löffelartige Anschwel- 
lung der beiden Kieferenden, in denen vier Paar Zähne stecken, charakterisiert sei. Bronx bestätigt 


1 GEOFFROY SAINT-HILAIRE, Annales des sciences naturelles, XXIII. 1831. 
GEOFFROY SAINT-HILAIRE: „Divers m&moires sur de grands Sauriens trouv6s a l’6&tat fossile vers les confins maritimes 
de la Basse Normandie“ in den M&m. de l’Academie des seiences de l’Institut de France. Tome XII. 1833, p. 1—38. 
2 Von orevos eng, schmal und o«voos. Daher ist Stenosaurus besser als Steneosaurus. 
3-GEOFFROY SAINT-HILAIRE: „Sur l’organisation des Gavials, sur leurs affinites naturelles, desquelles r&sulte la nöcces- 
site d’une autre distribution generique, Gavialis, Teleosaurus et Steneosaurus“ in den Möm. du Museum d’hist. nat. Tom. XII 
1825, p. 27. 
* Vergl. R. Owen: On the communication between the cavity of the tympanum ....... 1850. 
EUDES-DESLONGCHANPS: M6moires sur les Tel&osauriens de l’Epoque Jurassique. 1863, p. 6f. 


oa 


diese Merkmale und betont noch, daß die Nares externae an dem schief abgeschnittenen Schnauzenende 
fast ganz nach vorn gerichtet sind und quer liegen. 

Im Jahr 1850 erschien in den Abhandlungen der K. bayrischen Akademie der Wissenschaften 
eine Arbeit A. Wacwer’s über die fossilen Überreste gavialartiger Saurier der Liasformation, worin eine 
neue Art, Mystriosaurus Münsteri, und verschiedene schlecht erhaltene Reste beschrieben werden. WAGNER 
weiß zwar ebensowenig wie Bronx und Kaup die Gattungen Teleosaurus und Mystriosaurus scharf gegen- 
einander abzugrenzen, behält aber die Gattung Mystriosaurus bei, »weil dadurch erstlich die dem Lias 
angehörigen gavialartigen Saurier ihrem Alter nach von dem erst später auftretenden Teleosaurus unter- 
schieden werden können, und weil ferner allen von den mit dem Namen Mystriosaurus bezeichneten 
Arten die Beschaffenheit des Schnauzenteiles, des Zahnsystems und der Füße genau bekannt, die Be- 
stimmung ihrer Überreste demnach mit Sicherheit vorzunehmen ist«. (S. 595.) 

Eine weitere Gattung hat Hermann v. Meyer! unter dem Namen Macerospondylus abgesondert, 
die aber nach WaGner mit Mystriosaurus zu vereinigen ist. 

H. Burnmeister? suchte in einer mit sehr schön ausgeführten Tafeln begleiteten Abhandlung 
über den fossilen Gavial von Boll den Nachweis zu liefern, daß Pelagosaurus und Mystriosaurus zu einer 
und derselben Gattung Mystriosaurus gehörten, und entwickelt die Ansicht, daß die von Bronx hervor- 
gehobenen Differenzen zwischen Pelagosaurus und Mystriosaurus nicht Gattungsunterschiede, sondern viel- 
mehr Jugendcharaktere von Mystriosaurus seien. Die Prüfung sämtlicher bis dahin auf deutschem Boden 
aufgefundenen und beschriebenen Mystriosauren führt ihn zu dem Ergebnis, daß sich zur Zeit der Lias- 
formation in den Meeresbuchten wahrscheinlich nur zwei Arten gavialartiger Krokodile herumgetrieben 
hätten; die eine Art sei die von ihm genau untersuchte Spezies Mystriosaurus bollensis, die andere, wahr- 
scheinlich etwas jüngere Art, Mystriosaurus Laurillardü. Der letzten Art weist er auch den englischen 
Gavial von Whitby, den Teleosaurus Chapmani Könıs, zu. 

Qurxstepr? erklärt, die ideelle Figur, die Burmeister auf Taf. VIII Fig. 4 gebe, sei mehr aus 
Analogie mit den lebenden Krokodilen erschlossen, als wirklich beobachtet, und teilt die Boller Teleo- 
sauren in drei Arten, eine größere plumpere, die mit dem Teleosaurus von Whitby auf dieselbe Stufe 
zu stellen ist: Teleosaurus Ohapmani,; dann Teleosaurus bollensis, die am häufigsten vorkommende Art; 
und schließlich erwähnt er noch eine kleine, zierliche Spezies, welcher er den Namen Teleosaurus minimus 
gibt, sofern es wirklich eine gute Spezies sein sollte. 

Der englische Paläontologe Rıcharp Owen schlug im Jahre 1841 vor, den Namen Stenosaurus 
an Stelle der Bezeichnung Metriorhynchus H. v. Meyer anzuwenden, eine totale Verkennung der von 
Georrroy Saınr-Hıvamme aufgestellten Gattung Stenosaurus. So kommt es, daß in der paläontologischen 
Literatur der Name Stenosaurus ab und zu für die Gattung Metriorhynchus gebraucht wird, und daß 
Krokodile als Stenosauren bezeichnet werden, die ganz augenfällig nicht zu diesen gehören (vergl. 
Owen’s Stenosaurus laticeps und St. Geoffroyi). Der Name Stenosaurus soll nur in dem Sinne gelten, wie 
es GEOFFROY Saınt-Hınaıre dargelegt und später DesLonscHamrs in seinen vortrefflichen Arbeiten näher 
präzisiert hat. 


! Noy. act. academ. nat. curios. XV. 2, p. 196. 

2 E. D’ALton und H. BURMEISTER: „Der fossile Gavial von Boll“ 1854. 

® F. A. QuEnSTEDT: Handbuch der Petrefaktenkunde, 2. Bd., p. 101, Taf. VI. 
QUENSTEDT: Der Jura, p. 214, Taf. XXV. 


— 222 — 


Den beiden DesLonecnamps kommt das Verdienst zu, in dem bis dahin überaus verworrenen 
Gebiet der Teleosauren Ordnung geschaffen und durch meisterhafte Monographien die Festlegung und 
Abgrenzung der verschiedenen Gattungen und Arten auf Grund der Würdigung von ineinandergreifenden 
Merkmalen und ohne einseitige Betonung eines einzelnen Charakters vollzogen zu haben. 

In seinem Werk »Me&moires sur les Tel&osauriens de l’Epoque Jurassique du departement du 
Calvados« suchte Eupes-Desvonscnamrs der Ältere die Unterschiede zwischen den Teleosauren und den 
rezenten Krokodilen schärfer zu beleuchten und verband damit eine sehr eingehende Beschreibung des 
Teleosaurus temporalis (Pelagosaurus typus), von dem er ein nahezu vollständiges Exemplar und einige 
sehr instruktive und für Detailbeschreibung wichtige desartikulierte Schädel besaß. In dem von Karp 
aufgestellten Namen Mystriosaurus sieht er nur ein Synonym der älteren Bezeichnung Teleosaurus; er 
gibt zwar zu, daß der Name Mystriosaurus auf Arten angewandt wurde, die von denen verschieden sind, 
die GEOFFROY SAINT-HıLaırE im Auge gehabt hatte, als er den Namen schuf, ist aber davon überzeugt, 
daß die generischen Charaktere dieselben seien. Mit dieser Arbeit legte der große französische Palä- 
ontologe den Grund zu dem Werk, das fortzuführen seinem Sohne beschieden sein sollte. 

Eupes-DesLonGcHAmrs der Jüngere setzte nun die Bearbeitung der im normännischen Jura vor- 
kommenden Krokodile im Sinne seines durch den Tod mitten aus der Arbeit herausgerissenen Vaters 
fort und teilte im den Notes pal&eontologiques die Teleosauren in zwei Gruppen, die er in folgender 
Weise charakterisiert: 

Die erste Gruppe enthält die sogenannten Superciliosi, Teleosauren mit sehr stark entwickeltem 
Präfontale, das sich wie ein Dach über die ganz nach der Seite gerichteten, vorn und hinten aus- 
gebuchteten Augenhöhlen lest, und mit großem Foramen suborbitale. Mitunter erreichen die großen 
Nasalia den Zwischenkiefer. Was die systematische Stellung dieser Gruppe betrifft, so vergleicht er 
sie mit der Stellung der Alligatoren im System der lebenden Krokodile. Folgende vier Arten teilt er 
dieser Gruppe zu: 

Metriorhynchus Blainvillei aus dem Callovien, 

Metriorhynchus superciliosus DE BLAINVILLE aus dem Oxfordien, 
Metriorhynchus brachyrhynchus E. Dest. aus dem Oxfordien, 
Metriorhynchus hastifer aus dem Kimmeridgien. 

Die andere Gruppe der Teleosauren zeigt folgende Charaktere: sehr kleine Prätontalia, ungefähr 
kreisrunde, mehr oder weniger nach oben gerichtete Augenhöhlen und ganz von dem Zwischenkiefer 
getrennte Nasalia. 

Als die konstantesten Charaktere der Teleosauren betrachtet er folgende: die Stellung des 
Lacrymale, die rundliche Form der nach oben gerichteten Augenhöhlen, und die immer ebene oder 
konvexe Beschaffenheit der Fläche der Schnauzenunterseite, die zwischen den beiden Alveolarreihen 
liegt. Am meisten verschieden ist bei den Teleosauren die relative Länge der Schnauze, die Gestalt 
der Schläfenhöhlen und die Beschaffenheit der Palatina. Zu dieser Gruppe stellt er folgende vier Unter- 
gattungen: 1. die eigentlichen Teleosauren, 

2. die Stenosauren, 
3. die Pelagosauren, 
. die Teleidosauren. 


HF 


12,908 Je 


Die letzteren stellen in gewissem Sinne ein Mittelglied zwischen den Teleosauren und Metrio- 
rhynchiden dar. 
Der am weitesten verbreitete und an Arten reichste Typus der Teleosauren sind die Stenosauren. 
Zu diesen glaubt DesLonscHames auch die oben erwähnten Mystriosauren des oberen Lias rechnen zu 
können. Gaupry hält Mystriosaurus für ein Synonym von Stenosaurus; auch LyDErker stellt sie zu 
derselben Gattung; desgleichen rechnet L. Döperreın die Mystriosauren zu den Stenosauren. 
DestonscHamps beschreibt folgende Arten von Stenosauren: 
Stenosaurus oplites E. Desz. ob. Lias, 
Stenosaurus atelestatus E. Dest. unt. br. Jura, 
Stenosaurus megistorhynchus GEOFFE. Sr.-Hıraıre Fullers earth, 
Stenosaurus Larteti E. Desu., 
Stenosaurus Boutilieri — Orocodilus Oxoniensis Conxs. Groß-Oolith, 
Stenosaurus Edwardsi E. Des. | rd 
Stenosaurus Roissyi EB. Desu. J er 
Stenosaurus Blumenbachi E. Dest. CGoral-rag. 
H. E. Sauvace! stellt folgende neue Arten von Stenosaurus auf: 
Stenosaurus Bouchardi SAUVAGE, Kimmeridgien, 
Stenosaurus morinicus SAUVAGE, Kimmeridgien, 
Stenosaurus rudis SAUVAGE (St. megistorhynchus nahestehend), Portlandien. 
MorEL DE GLasviLLe” gibt eine Beschreibung eines Stenosaurus aus dem Callovien superieur, 
Stenosaurus Heberti, die später von A. Bıcor ergänzt wird. 
Hurge?® stellt auf Grund eines unvollständig erhaltenen Schädels aus dem Bathonien die Art 
Stenosaurus Stephani auf und vergleicht sie mit den Arten, die DesLox@cHaumrs beschrieben. 
Aus den Jurassie Rocks von Madagaskar wird von R. Burzen Newton: eine neue Art, Steno- 
saurus Baroni, bekannt gemacht. 
Aus dem Oxfordton von Shotover wird eine bis jetzt noch unbeschriebene Art, Stenosaurus dasy- 
cephalus SEELEY, angeführt.’ 
Larracer erwähnt in der Zeitschrift der Soc. geol. de France® einen Stenosaurus de Parmilieu. 
In seiner Arbeit »Notes sur les Reptiles Jurassigques de Normandie« beschreibt A. Bıeor folgende 
Arten von Stenosaurus: 
Stenosaurus Roissyi E. Dest. aus dem Callovien von Calvados, 
Stenosaurus intermedius A. Bıcor aus dem Callovien superieur von Beuzeval, 
Stenosaurus Heberti MoREL DE GLAsvILLE aus dem Callovien superieur von Villers. 
Außerdem findet in der Literatur ein Stenosaurus megarhinus HuuLkz aus dem Kimmeridgeclay 
von Dorset Erwähnung. 


ı H. E. SauvacE: „M&moire sur les Dinosauriens et les Crocodiliens“, 1874. 

2 Bulletin de la Soc. g&ol. de France, 3. Serie, Tome IV, p. 342, Fig. 8 u. 9, 1875/76. — ibid. Tome VIII, p. 318, 1879/80. 
3 MANsEL-PLEYDELL and HULKE: Proc. Dorset. Nat. Hist. and Antiquarian Field-Club, vol. 1, p. 28—32, pl. I. 

4 Geol. Magaz. 1893, p. 193 ff. 

5 SEELEY: Index to Aves, Ornithosauria and Reptilia, p. 140. 

® Bulletin de la Soc. geol. de France, 3. Serie. Tome XVII, 1889, p. 8ft. 


— 24 — 


Diagnose der Gattung Stenosaurus Georrr. emend. Drsr. (Leptocranius Bronn, 
Sericodon H. v. Mryrr). 


Wirbel bikonkav, Schnauze stark verlängert, mehr oder weniger zylindrisch, vorne löffelartig 
verbreitert. Zwischenkiefer klein, durch weiten Zwischenraum von den Nasalia getrennt. Äußere Nasen- 
löcher am vorderen Ende der Schnauze vereinigt. Präfontalia klein; Lacrymale wohl ausgebildet. Bei 
manchen Formen Präorbitalöffnung vorhanden. Orbita ganz von Knochen umschlossen, rundlich, fast 
ganz nach oben gerichtet. Frontale schmal, ein wenig eingesenkt, Schädeldach sehr flach, trapezförmig, 
allmählich in die Schnauzenregion übergehend. Obere Schläfenhöhlen auffallend groß, länger. als breit, 
viereckig; die von Frontale und Parietale gebildete Scheidewand der oberen Schläfenhöhlen sehr schmal. 
Alveolarränder gerade, nicht wellenförmig gebogen. Zähne zahlreich (oben jederseits etwa 23—36), meist 
mit zwei gegenüberliegenden Kielen versehen, senkrecht oder ein wenig schief nach außen stehend. Am 
hinteren Ende der großen, konvexen Palatina liegt die rundliche Öffnung der Choanen. Gaumenlöcher 
klein. Die Vordergliedmaßen bedeutend kleiner als die hinteren. 


Die Gattung Teleosaurus unterscheidet sich durch folgende Merkmale: bei Teleosaurus ist der 
Schädel vor den Augenhöhlen schroff verschmälert, die Zähne stehen abwechselnd höher und tiefer, sind 
ganz nach außen gerichtet, viel zahlreicher und schlanker als bei Stenosaurus. Schädel im Verhältnis 
zur ganzen Länge des Tieres klein. Schläfenhöhlen groß, jedoch nicht so lang wie bei Stienosaurus. 


Pelagosaurus besitzt ganz nach der Seite gerichtete, ziemlich weit voneinander getrennte Augen- 
höhlen, und breite obere Schläfenbogen. Das Schädeldach ist beträchtlich höher als bei Stenosaurus. 
Die Choanenmündung ist nicht rund wie bei Stenosaurus, sondern endigt vorne in einer Spitze, die sich 
zwischen die Palatina einschiebt. Die Pterygoidea entbehren einer Vertiefung hinter den Palatonares, 
einer Fossa pterygoidealis. Wie bei Stenosaurus fehlt ein knöchernes Mittelseptum der Choanen; bei 
Macrorhynchus ist eines vorhanden. Auch die Gestalt der Choanen weicht sowohl bei Pelagosaurus wie 
bei Teleosaurus beträchtlich von der bei Stenosaurus ab. 


Stenosaurus Larteti var. Kokeni nov. var. 


Zunächst soll eine Beschreibung des großen Stenosaurusexemplares gegeben werden, das sich 
im Besitze des geologisch-mineralogischen Institutes der Tübinger Universität befindet. Das Stück ist 
montiert und stammt aus dem Oxfordelay (oberster brauner und unterster weißer Jura) der Gegend von 
Peterborough, und kam durch die Vermittlung des paläontologischen Kontors von Herrn B. Srürz in 
Bonn in die Tübinger Sammlung. 


Die Knochen sind ganz aus dem Gestein herauspräpariert und lassen an vielen Stellen die Ver- 
bindungsnähte und die einzelnen Teile der Knochen noch ganz vollständig erkennen. Der Schädel liegt 
leider nicht ganz vollständig vor: das ganze Hinterhaupt, sowie der hintere Teil des Schädeldaches fehlen; 
außerdem ist leider die Unterseite des Schädels von den Palatina an stark beschädigt. Vom Unterkiefer 
ist nur wenig mehr als der symphysale Teil erhalten. Die Unterkieferäste sind abgebrochen. Die Zähne 
sind sowohl im Ober- wie im Unterkiefer so ziemlich sämtlich ausgefallen oder abgebrochen. Was die 
Erhaltung der Wirbelsäule anlangt, so liegt die Reihe der Halswirbel mit Ausnahme eines einzigen 


— 225 — 


Wirbels vollständig vor; von den übrigen präsacralen Wirbeln fehlen zwei Stück; auch ist von der 
Schwanzregion eine Anzahl von Wirbeln verloren gegangen. Die Wirbel sind vielfach zerdrückt, Dorn- 
fortsätze, Querfortsätze und Zygapophysen häufig abgebrochen. Die Extremitäten liegen auch nicht 


ganz vollständig vor. 


Der Schädel. (Taf. XXI, Fie. 1 u. 2.) 


Der Schädel ist dem Körper proportional, sogar verhältnismäßig etwas größer als beim Gavial. 
Er ist stark verlängert und seine Höhe wenig beträchtlich. Von der Orbitalgegend an verschmälert 
sich der Schädel ziemlich stark und geht in die lange, flache Schnauze über; diese Gestalt verleiht ihm 
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gavial, jedoch ist bei diesem der Übergang vom kranialen in den 
Schnauzenteil schroffer als bei dem Stenosawrus, bei welchem er allmählicher stattfindet. 

Die Spitze der Schnauze ist löffelförmig verbreitert und wird von den paarigen Prämaxillaria 
eingenommen, die in der Mittellinie zusammenstoßen und vorne eine leichte Einkerbung bilden. An der 
Spitze ist die Schnauze ein wenig in die Höhe gebogen. Die von dem Zwischenkiefer gebildete Er- 
weiterung des Oberkiefers wird fast in ihrer ganzen Breite von der äußeren Nasenöffnung eingenommen, 
die etwas in die Breite gezogen und ganz von den Prämaxillaria umschlossen ist. Das Dach des Nasen- 
ganges ist eingedrückt. Vorne ist das Nasenloch von einem Wulst begrenzt, dessen innere Ränder gegen 
das Loch zu abfallen, und der sich da, wo die beiden Prämaxillaria vorne zusammenstoßen, zu einem 
warzenähulichen Höcker verdickt, welcher sich ziemlich steil in die Tiefe des Nasenlochs hinuntersenkt 
und dort einebnet. Der Grund des Nasenlochs ist von Gestein erfüllt, so daß vom Foramen ineisivum 
nichts zu sehen ist. Hinter der Nasenöffnung treffen sich die beiden Zwischenkieferhälften und bilden 
hier einen leichten Vorsprung, der die Ellipse der Nares externae etwas einschnürt und ihnen die Form 
eines w verleiht. 

Schon von oben sieht man an dem vorderen Ende der Schnauze die als einzelne Ausbuchtungen 
hervortretenden Alveolen. Im Zwischenkiefer stehen jederseits vier Zähne, deren Größe von vorn nach 
hinten zunimmt. Das vorderste Zahnpaar besitzt die kleinsten Alveolen und steht dicht neben dem 
zweiten, so daß die Alveolen der beiden vordersten Zahnpaare zusammen eine 8 bilden. Die Alveolen 
des zweiten Zahnpaares stellen eine Ellipse dar, deren verlängerte Längsachse mit der Mittellinie des 
Schädels einen Winkel von ungefähr 45° bildet. Dieser Umstand, sowie die Tatsache, daß die Alveolen 
nicht horizontal, sondern schief nach außen stehen, weisen auf eine schräg nach außen gerichtete Stellung 
der Zähne hin. Zwischen dem zweiten und dritten Zahnpaar ist ein größerer Abstand als zwischen dem 
dritten und vierten. Der vierte Zahn ist der größte, wie denn auch der Zwischenkiefer über den vierten 
Zahn gemessen die größte Breite aufweist. Die Unterseite der Prämaxillaria ist ziemlich flach und zeigt 
ein etwa 1 cm langes, 0,5 cm breites, im Grunde mit Gestein erfülltes Loch, das Foramen ineisivum, 
das etwa 3 cm von der Schnauzenspitze entfernt beginnt. Viele Teleosauren besitzen jederseits nur 
drei Zähne im Prämasillare. Bei den rezenten Krokodilen ist die Zahl der Zähne im Zwischenkiefer im 
allgemeinen fünf, nur bei wenigen Formen wird das zweite Zahnpaar abgeworfen, ohne wieder ersetzt 
zu werden, so bei Orocodilus porosus und bei Crocodilus nilotieus. 

Hinter dem vierten Zahn findet eine Einschnürung der Schnauze statt, und die vorher ebene 


Unterseite nimmt eine zylindrische Form an; zugleich stehen hier auf einer Strecke von 2,5 cm keine 


Palaeontographica. Bd. LV. 29 


a 


Zähne. Den Ausschnitt hinter der Erweiterung des Zwischenkiefers füllte der vierte Zahn des Unter- 
kiefers aus, dessen Alveole sich deutlich von oben sehen läßt, wenn die beiden Kieferhälften in der 
richtigen Stellung aufeinander liegen. 

In dieser Bucht verläuft auch die zackige Naht, die Prämaxillaria und Maxillaria verbindet. Auf 
der Oberseite dringen die Prämaxillaria spitz zwischen die Maxillaria ein; auf der Unterseite schieben 
sich die Maxillaria einer Zunge vergleichbar zwischen die Prämaxillaria bis in die Höhe des vierten 
Zahnpaares vor, und zwar in der Weise, dal das vorgeschobene Stück an seinem vorderen Ende ver- 
breitert ist (2,5 em) und die schmalste Stelle (1,7 em) an der Einschnürung der Schnauze liest. Und 
so kommt es, daß nicht die ganze Unterseite der löffelförmigen Schnauzenverbreiterung den Prämaxillaria 
angehört, sondern auch die Maxillaria daran Anteil haben. Seitlich von der vorspringenden Zunge der 
Masillaria dringen die Prämaxillaria mit zwei Spitzen, die bis in die Gegend des ersten Maxillarzahnes 
reichen und 7,3 cm von der Schnauzenspitze entfernt endigen, in die Maxillaria ein. Beim lebenden 
Gavial gehört die ganze Erweiterung der Schnauzenspitze dem Zwischenkiefer an, der sich auf der 
Unterseite des Schädels, ähnlich wie auf der Oberseite, mit einem spitzigen Fortsatz zwischen die aus- 
einanderweichenden Maxillaria hineinzwängt; bei Teleosaurus und bei Teleidosaurus schieben sich die 
Maxillaria auf der Schädelunterseite mit breiter Fläche zwischen die Prämaxillaria, bei Metriorhynchus 
senden sie einen spitzigen Fortsatz nach vorn. 


Maßangaben. 
Länge der Prämaxillaria auf der Oberseite des Schädels . . . . 10,3 cm 
größte Breite der Schnauzenspitze über den vierten Zahn gemessen 6,5 » 
giermester Breite, any dersEinschnürunes rs 7 
Breite ‘des Nasenloches. 4... a... 2 ln. rl en a AD) 
erößtes llansendesuNasenlochess ED) 
Länge des Nasenloches m der Mitte . . . 2 2 2. 2 2. 0... 0.412» 
Durchmesser der ersten Alveole . > . 2. 2 2 2 mn 2 220.0. .6075» 
» » zweiten » ER ek Hear hat: lsıl= 9 
» » dritten » BR aka ED ee Ra EZ 
» » vierten » } ; N ER aA 


Entfernung der vorderen Endigung der Maxillaria auf der Unterseite 3,7 » 

Den ganzen mittleren Teil der Schnauze nehmen die Maxillaria ein, welche die sämtlichen 
übrigen Zähne tragen. Sie beginnen vorne in der Einbuchtung hinter dem verbreiterten Schnauzenende, 
springen, wie oben gezeigt, auf der Unterseite zungenartig zwischen die Maxillaria ein, breiten sich auf 
der Oberseite aus, und ihre beiden Hälften vereinigen sich in der Mittellinie gleich hinter dem spieß- 
förmigen Fortsatz der Prämaxillaria. 

Die Schnauze ist ebenso wie der ganze Schädel auffallend flach. Der Schädel ist zwar von 
oben nach unten zusammengedrückt, aber selbst wenn man diesen Umstand in Betracht zieht, war seine 
Höhe nicht beträchtlich größer. 

_ Kurz hinter der besagten Einschnürung verbreitert sich die Schnauze etwas und zeigt etwa 
halbkreisförmigen (Querschnitt. Ganz allmählich und zusehends nimmt die Verbreiterung zu, während 


die Höhenzunahme nur unbedeutend ist. Die Ränder der Schnauze sind sanft gewölbt, die Oberseite 
jedoch in geringerem Maße. Längs der Mittellinie des Schädels sind die Maxillaria auf der Oberseite 
durch Druck auseinandergequetscht. Von der Stelle an, wo die Nasalia beginnen, weichen die Maxillaria 
auseinander und ziehen sich nach der Seite entlang den Nasalia und Lacrymalia bis unter die Augenhöhlen. 
Von der Einschnürung hinter der Schnauzenspitze an wird die Unterseite des Schädels wieder 
ebener und ist ehemals wohl ganz flach gewesen, jetzt aber durch den Gebirgsdruck gegen die Mitte 
ein wenig eingedrückt. Die Maxillaria treffen sich in emer gerade verlaufenden Naht; an den Seiten 
setzt sich der Teil, der die Alveolen trägt, deutlich ab. 
Die vorderen Zähne im Maxillare standen, wie oben erwähnt, etwas nach außen gerichtet. Die 
Lage der weiter hinten gelegenen Zähne wird steiler, so daß sie nur noch um ein geringes nach außen 
und nach vorn sehen. Der erste Zahn im Maxillare steht etwas weiter oben als die vorangehenden 
Prämaxillarzähne: der Durchmesser seiner Alveole beträgt nur 0,9 cm. Die Abstände der Alveolen sind 
ungefähr gleich groß, und zwar gleich dem Durchmesser der Alveolen, der sick im Mittel auf 1,1 em 
beläuft. Die Zähne fehlen alle bis auf zwei in der mittleren Schnauzenregion, doch auch diese sind 
nicht vollständig erhalten; die Spitzen sind leider weggebrochen. Die Zähne sind ziemlich kräftig, von 
schlanker Gestalt und mit braunem, glänzendem Schmelz überzogen; ihre Länge mag von der Fläche 
der Alveolen aus gerechnet, ungefähr 2,5 cm betragen haben. Die Bezahnung ist ziemlich kräftiger als 
bei Teleosaurus und Pelagosaurus. Die Zähne weisen eine schwache Krümmung auf, ihre konvexe Seite 
ist nach vorne und nach außen gerichtet; sie spitzen sich ganz allmählich zu und sind mit einer feinen 
Längsstreifung versehen. Der (Juerschnitt der Zähne ist rund; von zwei deutlich ausgeprägten Kielen 
ist nichts zu bemerken. Gegen hinten zu stehen die Zähne etwas diehter, und dabei vermindert sich 
die Größe der Alveolen. Selbst bei den hintersten Zähnen lassen sich deutlich gesonderte Alveolen er- 
kennen, im Gegensatz zu den rezenten Krokodilen, bei denen die hintersten Zähne zusammen in einer 
gemeinsamen Rinne stecken. Die Anzahl der Zähne im Maxillare beträgt 58, im ganzen Oberkiefer also 66. 
Desvon@cHameps schreibt in der Charakteristik der Stenosauren: die Zähne besitzen zwei gegen- 
überliegende Kiele und stehen bemahe senkrecht, »non rejetees en dehors«. Jedoch treffen diese Cha- 
raktere nicht bei sämtlichen Arten zu: Stenosaurus Roissyi Dest. und Stenosaurus Blumenbachi Dest. aus 
dem Oxfordien und Corallien besitzen ziemlich schief gestellte Zähne; auch Stenosaurus Bouchardi Sau- 
vAaGR trägt sie ziemlich nach außen geneigt. Ferner finden sich auch die beiden gegenüberliesenden 
Kiele (deux carenes opposees) nicht bei allen Arten: bei Stenosaurus megistorhynchus DesL. sind sie eben 
noch angedeutet, hei Stenosaurus Blumenbachi Des. nicht mehr ausgebildet. Die von Sauvacz beschrie- 
bene, Stenosaurus megistorhynchus nahestehende Art Stenosaurus rudis aus dem unteren Portlandien ent- 
behrt ebenfalls der Kiele. 
i Wie schon oben erwähnt, verbreitert sich die Schnauze vom Beginn der Maxillaria an langsam und 
gleichmäßig, wobei sie bis zu der vorderen Spitze der Lacrymalia ungefähr denselben Öffnungswinkel beibehält. 
In einer Entfernung von 49 cm von der Schnauzenspitze beginnen die Palatina, die bei diesem 
Schädel leider vollständig fehlen. Dafür läßt sich aber die Verbindung der Palatina mit den Maxillaria 
in schöner Weise beobachten: man sieht, daß die Palatina, ähnlich wie beim Gavial, vorn in einer Spitze 
endigen; man erkennt, daß sich die Maxillaria allmählich auskeilen und von den Palatina eine ziemliche 
Strecke weit überlagert werden. 


ae 


Maßangaben. 
Breite der Schnauze gemessen über den ersten Maxillarzahn . . . . 5,2 cm 
deseleichengamaBeeinnudersN sale a 
» > > 2» lmermmale, 6 oo 0 ce a a 
Breite des flachen Teiles der Unterseite am vorderen indls 1 Palatna 59 » 
deseleichengamsersten@Maxıll arzah m EEE 
Länge der Prämaxillaria . . nk SE ER: a N 
» des in die Maxillarıa Singen den Teiles der reellen Se 
» der Schnauze bis zur vorderen Spitze der Nasala . . . .„... 40,0 » 
- größte) Längerder Nasallan., er 2 nl el 2 
> Breite » » ER ER or N en ara De 


Die Nasalia sind durch einen weiten Tischen von den eek getrennt und besitzen 
die Form eines schmalen Dreiecks. In der Mittellinie zusammenstoßend ahmen sie zusammen die Gestalt 
einer Speerspitze nach. Nach Art eines Keiles dringen sie zwischen die Maxillaria ein. Die größte 
Breite der Nasalıa liegt beim Anfang der Lacrymalia. Von da an verengern sie sich gegen hinten zu 
und treten hinten auseinander, die Spitze des Frontale zwischen sich hereinlassend und endigen beider- 
seits in einer Spitze. Die Oberfläche des Schädels steigt gegen hinten zu ganz langsam an bis zur 
Orbitalregion; die Oberfläche der Nasenbeine ist gleich der des übrigen Teiles der Schnauze glatt und 
sanft gewölbt. Bei Pelagosaurus ist sie mit zahlreichen länglichen, unregelmäßigen Grübchen versehen. 

Gegen rückwärts schließt sich an die Nasalia das Frontale an; es zieht sich ein Sprung durch 
diesen Knochen und zugleich ist die Oberfläche infolge des Druckes ziemlich stark eingesenkt. Die Ein- 
senkung war jedenfalls ursprünglich nicht so beträchtlich. — Bei Pelagosaurus ist das Frontale flach, 
nicht vertieft und verhältnismäßig srößer. — Das Frontale gleicht in seiner Form mehr oder weniger 
einem Lanzenende oder einem Spaten, dessen Spitze nach vorne gerichtet ist. Die Spitze dringt zwischen 
die auseinanderweichenden Enden der Nasalia ein. Auf der seitlichen Begrenzungslinie des vorderen 
Endes des Frontale bezeichnet ein kleiner, spitzer Ausläufer die Grenze zwischen Präfrontale und Nasale. 
Die nach vorn gerichtete Spitze des Frontale ist zur Hälfte von den Präfrontalia, zur andern von den 
Nasalia begrenzt. Dann nimmt es teil an der Begrenzung der Augenhöhlen, bildet die Hälfte des vor- 
deren Randes der Schläfenhöhlen und verbindet sich mit schräg verlaufender Naht mit dem Postfrontale. 
Hier erreicht der Knochen seine größte Breite, die 10,7 cm beträgt. Von da an verschmälert er sich 
plötzlich auf 1,4 cm und bildet einen Teil des schmalen Grates zwischen den beiden Schläfengruben. 
Das Frontale ist leicht nach vorn geneigt und weist eine Skulptur auf, die aus bald rundlichen, bald 
länglichen seichten Gruben und Grübchen besteht. Diese Skulptur ist auf den Stiel und den mittleren 
Teil des Knochens beschränkt und verliert sich gegen die Spitze zu. Die übrigen Knochen des Schädels 
sind entweder ganz glatt oder mit feinen Längsfurchen versehen. Stenosaurus Bouchardi SauvAacE trägt 
lauter glatte und nicht mit Grübchen versehene Schädelknochen. Bei Stenosaurus megistorhynchus Desu. 
und Stenosaurus Larteti Dest. besitzt das Frontale stärker ausgeprägte Skulptur. Während bei Steno- 
saurus-der Rand der Augenhöhlen flach ist, erscheint er beim lebenden Gavial stark aufgeworfen. Beim 
Gavial fehlt die Verlängerung des Frontale in einen zwischen die Schläfengruben reichenden Stiel. 

Die wohlentwickelten Laerymalia haben ungetähr dreieckige Form und sind etwas nach außen 


geneigt; ihre Oberfläche ist ziemlich glatt und ein wenig gewölbt. Außen berühren sie die Maxillaria, 
innen die Nasalia und Präfrontalia. Der hintere Rand der Lacrymalia bildet einen Teil des Umfangs der 
Augenhöhlen. Von emem Foramen suborbitale (Trou sous-orbitaire), das bei manchen Stenosauren gut 
ausgebildet ist, ist nichts zu bemerken. 

Die Präfrontalia, die bei andern Jura-Krokodilen, z. B. den Metriorhynchiden mächtig entwickelt 
sind, sind hier nur sehr klein und halb so groß als die Lacrymalia. Ganz nach oben gerichtet grenzen 
die Präfrontalia außen an das Lacrymale, innen sind sie durch einen konvexen Bogen mit den Nasalia 
und dem Frontale verbunden. Der hintere, etwas konkave Rand begrenzt einen Teil der Augenhöhlen. 

Die Postfrontalia begrenzen den hinteren Rand der Augenhöhlen und den vorderen äußeren der 
Schlliitenenanhen, 

Die Augenhöhlen sind von elliptischer Gestalt, die linke Orbita ist etwas durch Druck deformiert. 
Der Rand der Augenhöhlen ist flach und nicht aufgeworfen wie beim Gavial. Die Augenhöhlen stehen 
schief zu der Längsachse des Schädels, sind hauptsächlich nach oben und ein wenig nach der Seite ge- 
richtet, und ganz von emem Knochenrand umgeben, nicht ausgebuchtet. 

Vom Parietale ist nur ein kleines Stück konserviert. Die übrigen Schädelknochen sind nicht 
vorhanden. Die vordere Breite der oberen Schläfenhöhlen beträgt 8 cm. 

Von den unteren Schläfenhöhlen ist nur das vordere Ende erhalten; sie sind durch die gewaltige 
Entwicklung der oberen Schläfengruben ganz zur Seite gedrängt und auf einen schmalen Schlitz be- 
schränkt. Außerdem stehen sie gegenüber den oberen Schläfenhöhlen etwas zurück. Das erhaltene 
Stück des oberen Schläfenbogens wird von einem Ausläufer des Postfrontale gebildet; es ist schmal und 


von glatter Oberfläche. — Bei Pelagosaurus ist diese »Arcade fronto-mastoidienne ou temporale« sehr 
stark und breit, und mit sehr zahlreichen tiefen Grübchen bedeckt. 
Maßangaben. 
Ihänsegderprechten@Orbitaie N er okem 
Breite » » » EN EU Aa le EEE I AD 
Ee:ö ten Baneiendes@Hrontalege > 
» Breite » » ET ON 
Entfernung der Augenhöhllen . . . . En ER TE EN EHÜNGE) 
Breite der Brücke zwischen den oberen na unteren Schläfenhöhllen . 2,5 » 
mittlere Höhe der Schnauze . . . . . : IoRe : ame 
Breite des Schädels gemessen über den ch ana den Ruscabonlen 13,5 >» 
desgleichen gemessen über deren hinteren Rand . . . 2 .2.2.2..2...20,0 » 
Breite des Schädels bei Beginn der unteren Schläfenhöhlen . . -. . . 23,0 » 


Der Unterkiefer. (Taf. XXII, Fig. 3.) 


Der Unterkiefer ist auch nicht vollständig erhalten; die beiden Äste des Unterkiefers sind weg- 
gebrochen, außerdem fehlt ein Stück hinter dem verbreiterten vorderen Ende des Kiefers. 

Der größte Teil der Unterkiefersymphyse wird von dem paarigen Dentale gebildet. Wie bei 
Gavialis und Tomistoma nimmt auch das Spleniale an der Bildung der Symphyse teil. Vorne ist der 
Kiefer entsprechend dem verbreiterten Ende des Oberkiefers schaufelartig erweitert und am Ende 


oa 


abgerundet. Da, wo sich vorne die beiden Dentalia treffen, findet sich eine leichte Einkerbung, die sich 
noch eine Strecke weit nach hinten als eine allmählich seichter werdende Rinne fortsetzt. In dem ver- 
breiterten Teile des Kiefers stehen auf jeder Seite vier Zähne, die den vier Prämaxillarzähnen ent- 
sprechen. Das zweite Zahnpaar ist das kleinste und steht etwas tiefer als seine Nachbarn. Das dritte 
und vierte Zahnpaar steht dicht beieinander und ist ungefähr gleich groß; zwischen diesen beiden Zahn- 
paaren ist zugleich die Erweiterung des Unterkieferendes am größten. Die vordersten Zähne des Unter- 
kiefers stehen gleich denen des Oberkiefers schief nach außen. 

Die Oberfläche des Kiefers ist ziemlich eben, im mittleren Teil ein wenig konvex, im hinteren 
Teile der Symphyse und vorne bei der Erweiterung leicht konkav. Der hintere Teil der Oberfläche 
wird von den paarigen Splenialia gebildet, die sich 15 em weit in die Symphyse erstrecken und vorne 
in einer Spitze endigen. Die in gerader Linie verlaufenden Alveolarreihen sind deutlich abgesetzt und 
etwas vertieft. Die einzelnen Alveolen zeigen rundliche Form und bedingen am Kieferrande einzelne 
Vorwölbungen, die sich im hinteren Teile des Kiefers immer mehr verlieren und schließlich gänzlich 
aufhören. Die Zahnreihen im Ober- und Umterkiefer reichen ungefähr gleich weit nach hinten. — Bei 
Metriorhynchus stehen den hintersten Zähnen des Oberkiefers keine im Unterkiefer gegenüber. — Nach 
hinten zu wächst die Dicke des Kiefers und zugleich nimmt seine Breite zu, zuerst ganz allmählich bis zur 
Endigung der Symphyse, dann stärker, um in die auseinanderweichenden Schenkel des Kiefers überzugehen. 
An der Verbreiterung des vorderen Kieferendes ist die Unterseite leicht gewölbt; von da an ist sie längs 
der Mitte abgeplattet. Der Querschnitt des symphysalen Teiles ist ungefähr viereckig; die Ränder sind konvex. 

Im hinteren Drittel des symphysalen Teiles schieben sich keilartig die beiden Splenialia (Oper- 
cularia) ein, die hinter der Symphyse auf die freien Schenkel des Unterkiefers übertreten. Ihre hinteren 
Grenzen lassen sich nicht verfolgen, da die Kieferäste unvollständig erhalten sind. 

Zwischen Spleniale und Dentale kommt auf beiden Seiten das dünne Complementare zum Vor- 
schein, das bei geologisch jüngeren Krokodilen aus der Symphyse verdrängt wird. 

Mit Ausnahme von drei Zähnen, von denen einer etwas besser erhalten ist, fehlen sämtliche 
anderen Zähne des Unterkiefers. Dieser Zahn entspricht nach Größe und Gestalt denen des Oberkiefers 
und ist ein wenig: schief nach außen gerichtet. Die Alveolen haben im allgemeinen dieselbe Entfernung 
voneinander, die im Mittel 1,2 cm beträgt. 

Ergänzt man die Zähne, die in dem weggebrochenen Kieferstück steckten, so ergibt sich eine 
Gesamtzahl von 60—62 Zähnen im Unterkiefer. Das Tier verfügte also im ganzen etwa über 126— 130 Zähne. 


Maßangaben. 
IaänzendersSymplıy see er cn 
Breite über den zweiten Zahn gemesen . . . . 51» 
> > » dritten und vierten Zahn gemessen 5,9 » 
» hinter der Erweiterung der Spitze . . . . AA» 
» am Ende der Symphyse . . ....2.4101» 
=» » » 2 ahmzeihen 5) 
Se anaderäSpitzendersSplenialiases re 
Länge der eingeschobenen Spleniala . . ... 15 » 


Dieke des Kiefers an der Symphyse . . ...2.87» 


— 31 — 


Die Wirbelsäule. (Taf. XXV.) 


Die beiden ersten Halswirbel. 


Ehe die beiden ersten Halswirbel von Stenosauus einer Untersuchung unterzogen werden, soll 
im folgenden auf die einzelnen Stücke des Atlas und Epistropheus und auf die vielen Deutungen ein- 
gegangen werden, welche diese im Laufe der Zeit erfahren haben, und die zum Teil weit auseinandergehen. 

In seinem »System der vergleichenden Anatomie« gibt Mecker an, der Atlas der Krokodiliden 
bestehe aus vier Stücken, dem Körper, den beiden Bogenhälften und einem kleinen niedrigen Bogenstücke. 

Nach CGuvızr’s »Recherches sur les ossemens fossiles« beteiligen sich sechs Stücke an der Bil- 
dung des Atlas, die das ganze Leben hindurch getrennt bleiben, und deren Zusammenhang durch Knorpel 
hergestellt wird, ein oberes unpaares (lame transverse (.), zwei Bogenstücke (pieces laterales), ein viertes 
umpaares, das den Wirbelkörper darstellt. Die zwei Rippen, die sich dem unteren unpaaren Stück des 
Atlas anlegen, hält er für »apophyses transverses de l’atlas«. Mit der Vorderfläche des zweiten Wirbels 
verbindet sich ein Stück, »qui tient lieu d’apophyse odontoide«. 

Stanxıus führt aus, der Atlasrng der Krokodile bestehe aus einem basilaren Stücke, zwei auf- 
steigenden Schenkeln und einem dachförmigen oberen Schlußstücke. 

Der englische Paläontologe Rıca. Owen sieht das Basilarstück als eine Hypapophyse an, als »the 
inferior part of the centrum«, und das dorsalwärts von dem Neuralbogen gelegene Stück als »the neural 
spine of the atlas which remains distinet like that of the oceiput«. Den eigentlichen Körper des Atlas 
sieht er in dem gewöhnlich als Dens epistrophei oder Processus odontoides bezeichneten Stück. 

Auch Brünr hält das mit dem zweiten Wirbel symphytisch verbundene Stück, das man als 
Os odontoideum oder Dens epistrophei bezeichnet hat, für den eigentlichen Körper des Atlas; das untere 
Mittelstück des Atlas, über das sich der Zahnfortsatz legt, erscheint ihm als unterer Beleg des Atlas- 
körpers. Das Spinalstück, das sich gleich einem schrägen, nach vorne geneigten Dach über die Sym- 
physe der Bogenstücke wölbt, ist für ihn ein Interkalarstück zwischen Oceiput und dem eigentlichen 
ersten Wirbelbogen. 

Hvxrer teilt mit, daß sich zu den bei den Cheloniern und Lacertiliern vorhandenen Stücken 
ein oberes mittleres hinzugesellt, das manchmal in zwei Teile zerfällt und sich im Gegensatz zu den 
anderen aus Hautknochen entwickelt. 

Daß das dorsal gelegene unpaare Stück aus einer teilweisen Verknöcherung des Ligamentum 
obturatorium posterius s. superius entstanden sei, nimmt P. Harrına an. 

Der ältere DrstonscHanrs hat in seinem ersten Teleosaurierwerk Atlas und Epistropheus von 
Teleosaurus temporalis genau beschrieben und mit den entsprechenden Stücken von Alligator mississipiensis 
Gray verglichen. Nach ihm wird der Atlaskörper durch das ventral gelegene unpaare Stück des Atlas 
dargestellt. Das mit dem Epistropheus verbundene Os odontoideum ist für ihn nicht der Wirbelkörper 
des Atlas, sondern ein besonderer atrophierter Wirbel, dessen »portion annulaire« mit dem Epistropheus 
verschmolzen ist, ohne auch nur eine Spur einer Naht zu hinterlassen. Desronscnamps kommt auf die 
Vermutung, daß der langhingezogene Dornfortsatz des zweiten Halswirbels aus zwei Dornfortsätzen be- 
stehe, die durch eine ziemlich tiefe echancrure im ersten vorderen Drittel des oberen Randes getrennt 
sind, einem kleineren vorderen Dornfortsatz, den man als den des Processus odontoides betrachten könne, 


— 232 — 


und einem größeren hinteren, der dem eigentlichen Epistropheus zugehöre. Dieser Gelehrte sieht die 
Hauptstütze seiner Anschauung in dem Vorkommen einer weiteren kleinen Halsrippe bei Teleosaurus 
temporalis, die den lebenden Krokodilen fehlt, und die er dem Dens epistrophei zuteilt, da der Epistropheus 
des Teleosaurus selbst schon eine zweiköpfige Rippe besitzt. Dem Epistropheus der lebenden Krokodile 
erkennt er keine Rippe zu. 

Die Annahme einer weiteren Halsrippe am Dens epistrophei ist jedoch unhaltbar, und damit ist. 
der Hauptgrund hinfällig, den der ältere DestonscHamrs für seine Ansicht hatte, daß zwischen Atlas 
und Fpistropheus ein weiterer Wirbel läge. In seinem Werk »Le Jura Normand« führt der jüngere 
Deston@GcHA=mps aus, sein Vater habe sich durch recht mangelhaftes Material zu dieser seiner Anschauung: 
verleiten lassen. Abgesehen davon fehlt, wie BE. Koxen anläßlich der Beschreibung der Halswirbel von 
Enaliosuchus macrospondylus aus dem Neocom darlegt,' der Spinalnerv, der diesem Schaltwirbel doch 
zukommen und sein einstiges Dasein verraten müßte; auch läßt sich der embryologische Nachweis nicht 
erbringen. SauvacE (M&moire sur les Dinosauriens et les Crocodiliens« S. 43 ft.) teilt vollständig die 
eben entwickelte Ansicht des älteren Drstonsenanrs. Noch in neuester Zeit wird diese schon seit 
langem als irrtümlich erkannte Anschauung des älteren DesLoxscHamrs zu Spekulationen über die phylo- 
genetische Entwicklung der beiden ersten Halswirbel bei den Krokodilen herbeigezogen (vergl. Gustav 
v. ArtHaBer, Beiträge zur Kenntnis der Organisation und der Anpassungserscheinungen des Genus 
Metriorhynchus, 1907). 

Horrmann nimmt an, daß der Atlaskörper aus zwei Stücken bestehe, einem vorderen, das die 
oberen Bögen trägt, und einem hinteren, das den Dens epistrophei darstellt und das im Lauf der Ent- 
wicklung mit dem Körper des zweiten Halswirbels verwächst. 

Schon Raruxz vertrat die richtige Anschauung, daß das untere Schlußstück des Atlasringes ein 
modifizierter unterer- Dornfortsatz, d. h. das Rudiment eines unteren Hämalbogens sei. 

Frorıer klärte die Verhältnisse der ersten Wirbel auf, indem er nachwies, daß der Teil des 
Epistropheus, auf dem der Atlas artikuliert, nicht der Körper des zweiten Wirbels, sondern die hypo- 
chordale Spange der zweiten Bogenanlage sei. 

Im Jahre 1880 veröffentlichte Ausrec#t im zool. Anzeiger eine Arbeit, worin er eine neue 
Theorie über das von Brünt als Dachstück, von Raruxz als dorsales Schlußstück des Atlas bezeichnete 
Stück bekannt gab, welches diese wie Owrx, der es als Analogon des als »neural spine« bezeichneten 
Stückes betrachtete, zum Atlas rechneten. Arsrechr faßt dieses Stück als das Rudiment eines beson- 
deren Wirbels auf, der sich zwischen Oceiput und Atlas einschiebt, und den er Proatlas heißt. Er weist 
nach, daß der n. Spinalnerv bei amnioten Wirbeltieren nicht zwischen dem n. und (n—1). Wirbel, son- 
dern durch den (n—1). Wirbel hindurcehgeht. Er schließt nun so: Setzen wir n— 1, dann geht der 
Nervus spinalis I der Amnioten durch den Wirbel 1 — 1 =0 dureh. Ein 0. Wirbel, zu dem der erste 
Spinalnerv gehört, existiert aber nicht, folglich muß hier ein Wirbel verloren gegangen sein, der zwischen 
Atlas und Hinterhaupt gelegen war. Diesen hypothetischen Wirbel nennt er Proatlas. In dem dorsal 
gelegenen unpaaren Stück, das sich über den Atlasbogen legt, sieht er nun Reste dieses Proatlas, so 
bei Krokodilen, bei Hatteria punctata und auch, wie er mitteilt, bei einem Exemplar von Krinaceus. Und 
dieses Dachstück nannte er das Fpareuale des Proatlas. 


1 7. d. d. geol. Ges. 1883, p. 799. 


—_— 133 — 


AtBRECHT gibt an, daß eine Neurapophyse ursprünglich aus zwei Stücken entsteht, das eine, 
ventrale, beginnt vom Centroidstücke, trägt die Diapophyse und endigt, nachdem es die Präzygapophyse 
abgegeben hat. Dieses wird als Hyparcuale bezeichnet. Das andere, dorsale Stück, das die Postzyga- 
pophyse und den Dornfortsatz trägt, nennt er Eparcuale. 

H. Gapow vertritt in seiner Abhandlung »On the evolution of the vertrebral Column of Amphibia 
and Amniota« die Anschauung, daß das Dachstück Brünr’s nicht das Eparcuale Proatlantis, sondern 
vielmehr die »neural spine« (Eparcuale nach Brünr’s und ArgrecHr’s Bezeichnung) des Atlas selbst dar- 
stellt, da sich ja die Wirbel vor dem Atlas mit.dem Cranium vereinigt haben. Wenn das fragliche 
Stück, schließt er weiter, das Eparcuale des Proatlas wäre, dann wäre der Atlas selbst seines Epar- 
cuale beraubt. 

»Proper dissection«, schreibt er weiter, »of the N. suboceipitalis in Crocodiles shows that it 
issues and is distributed in front of the atlas and its top-piece. AugrecHr himself had begged the question 
by loocking upon the imperfect facets of attachment of the dorsal piece to the atlas as those of a zyga- 
pophysial joint.« 

Daß sich die oberen Bogen in zwei Stücken, Eparcuale und Hyparcuale, anlegen, habe ich 
nirgends finden können. Auch bei den Krokodilen, bei denen bekanntlich die Knochengrenzen sehr 
lange sichtbar bleiben, war es mir selbst bei jungen Exemplaren nicht möglich, Spuren einer Trennung 
der Neurapophyse festzustellen. Nur in ArsrecHr’s angegebener Abhandlung findet sich eine Abbildung 
eines »fünften Bauchwirbels« des Menschen, der die Trennung der oberen Bögen aufweist. Da aber in 
der mir zugänglichen anatomischen Literatur sonst davon nicht die Rede ist, so nehme ich an, daß die 
von ALBRECHT zitierte Bildung eine Anomalie darstellt, wie denn solche Anomalien ja auch sonst nicht 
gerade selten vorkommen; und so schließe ich mich der von H. Gapow vertretenen Anschauung an. 
Außerdem zeigen die Wirbel gewöhnlich nur drei primäre Össifikationspunkte: an der Basis der oberen 
Bögen und dem Zentrum; dazu können noch akzessorische Verknöcherungszentren treten: an der Epiphyse, 
an dem Processus transversus und an dem Processus spinalis. 

Vor wenigen Jahren erschien in der Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft (Jahr- 
gang: 1904) eine Abhandlung von Orro Järer über die Bildung der ersten Halswirbel und die Wirbel- 
bildung im allgemeinen, worin er im Anschluß an eine Beschreibung der Halswirbel von Metriorhynchus 
Jäkeli E. Schuwr den Typus der Wirbelbildung und besonders die Ausbildung der ersten Halswirbel 
bei höheren Wirbeltieren auf den »temnospondylen Stegocephalentypus« zurückzuführen sucht. Er führt aus: 

In der Rumpfgegend bestehen temnospondyle Wirbel aus: 

1. den paarig angelegten, meist aber zu einem Stück verschmolzenen oberen Bögen (Neuralia 

oder Neurapophysen); 

2. dem vorn gelegenen, medianen ventralen Hypozentrum ; 

3. den hinteren, paarigen lateralen Pleurozentren. Und an je drei dieser Stücke legen sich mit 

knorpeligem Ansatz die Rippen an. 

Die Verknöcherung der ersten Halswirbel, welche den Kopf zu tragen und zu balancieren haben, 
tritt verhältnismäßig spät ein, so daß sich hier embryonale, primitive Zustände lange erhalten können. 
JÄREL vergleicht nun den Bau der ersten Halswirbel von einem Krokodil mit dem temnospondylen 
Rumpfwirbel, und kommt zu dem Schlusse, daß 


Palaeontographica Bd. LV. 30 


—_— 234 — 


1. die oberen Bögen beider homolog seien, 

2. der Atlaskörper der Krokodile dem Hypozentrum des temnospondylen Wirbels, 

3. der Dens epistrophei (Processus odontoides des Epistropheus oder der Axis) den Pleurozentren 
der Temnospondylen gleichzusetzen seien. Noch überzeugender wird ihm diese Homologie 
dadurch, daß der Dens epistrophei bei Metriorhynchus Jäkeli E. Schmror ventral durch eine 
Furche geteilt erscheint, also unten in zwei Zipfel ausläuft, während sein Hauptverknöche- 
rungszentrum oben liest. 

Zu derselben Auffassung bekennt sich Orro JÄker in seiner Arbeit über Placochelys Placodonta. Auch 
in embryonalen Zuständen findet der genannte Forscher engere Homologien: »Bei Sphenodon verschmelzen 
das Hypozentrum und die Pleurozentren, die aus dem hinteren Teil des vorderen und aus der vorderen 
Hälfte des nächstfolgenden Urwirbels zusammengefaßt werden, zu einem definitiven Wirbel. Das ist 
offenbar die allgemeine Regel. Daß sie das hier am Atlas nicht tun, dürfte sich daraus erklären, daß 
die oberen Bögen und das Hypozentrum für sich allen ein günstiges Gelenklager für den Condylus 
der Reptilien bilden. Die so als unbrauchbar ausgeschalteten Pleurocentra gehen nun auf den nächst- 
folgenden Wirbel, den Epistropheus, über, mit dem sie in der Regel fest verschmelzen, und füllen dabei 
als dessen »Zahnfortsatz« die Lücke in dem offen gebliebenen Ringwirbel des Atlas aus.« 

In gleicher Weise vertritt Gust. v. ÄRTHABER in seiner kürzlich erschienenen Abhandlung über 
das Genus Metriorhynehus die Anschauung, daß das eigentliche Zentrum des Atlas durch das untere un- 
pare Atlasstück dargestellt sei, eine Auffassung, der ich schon vor einiger Zeit entgegengetreten bin 
(Weitere Beiträge zur Kenntnis des Genus Metriorhynchus, Zentralbl. für Min., Geol. u. Pal. Jahrg. 1907, 
No. 12, S. 358 ff.). | 

Auch Sauvage betrachtet bei der Beschreibung der ersten Halswirbel von Metriorhynchus das in 
Rede stehende Stück ‚als das „veritable centrum de l’atlas«. 

Verfolgt man jedoch die Entwicklungsgeschichte (Gapow, ScHaumstann) der beiden ersten Hals- 
wirbel, so ergibt sich folgendes: Die Anlage der beiden ersten Halswirbel ist im allgemeinen ganz gleich 
wie bei den übrigen Wirbeln, mit dem einzigen Unterschied, daß ihre unteren Bögen (die subehordalen 
Spangen, Basiventralia) stärker ausgebildet sind als bei den andern. Im Laufe der Entwicklung tritt 
beim ersten Wirbel zwischen den oberen Bögen und dem Wirbelkörper eine Lockerung ein, welche 
schließlich eine vollständige Trennung dieser Teile herbeiführt. Hierauf verwachsen die oberen Bögen 
mit der subehordalen Spange dieses Wirbels, so daß diese Teile zusammen eine Art Ring, den Atlasring, 
bilden. Der auf diese Weise freigewordene Körper des ersten Wirbels tritt nun in innige Verbindung 
mit dem Körper und einem ventralen Stück der oberen Bögen des zweiten Wirbels und bildet so den 
Zahnfortsatz (Processus odontoides, Dens epistrophei). 

Früher glaubte man, die Sonderung des ersten Halswirbels in Processus odontoides und Atlas 
sei eine sekundäre Abweichung vom Verhalten der anderen Wirbel. Jetzt vertritt man mit guten Gründen 
den gegenteiligen Standpunkt: in dem Verhalten des ersten Wirbels tritt uns der primäre Zustand ent- 
gegen; legen sich doch auch die übrigen Wirbel nicht eimheitlich an, sondern zeigen eine Sonderung 
im Körper- und Bogenknorpel. Nur besteht bei dem ersten Wirbel diese Trennung dauernd, während 
bei den anderen Wirbeln eme Verschmelzung der Elemente eintritt. 

Das Zwischenwirbelstück, das sich zwischen dem ersten und zweiten Wirbel einschiebt, trägt 


eine ventrale Spange und das zweite Halsrippenpaar. Dieses Zwischenwirbelstück bildet sich im Laufe 
der Entwicklung weiter und weiter zurück, bis es schließlich vollständig verschwindet. Das zwischen 
Oceiput und dem Körper des Atlas gelegene Zwischenwirbelstück verschwindet nicht, sondern bildet, 
wie es schon Jäger nachgewiesen, mit der zu ihm gehörigen Spange das sogenannte Ligamentum trans- 
versum atlantıs. 

Die Krokodile sind die einzigen Tiere, bei denen die beiden ersten Halswirbel die sie zusammen- 
setzenden Teile in einem verhältnismäßig einfachen Zustande bewahren. 

An das untere unpaare Stück des Atlas (unteres Verschlußstück des Atlas, Hypozentrum oder 
Basiventrale) legt sich ein Paar langer Rippen mit ihren Capitularenden an. Der Tubercularteil ist meist 
rudimentär und als kleine Erhebung auf dem Dorsalrand dieser Rippen sichtbar. Bei Metriorhynchus ist 
nach Hurxe »on the Sceletal Anatomy of Mesosuchia« der Tubereularteil noch vollständig erhalten. 
Zwischen das Zentrum des ersten und das des zweiten Wirbels ist das vollständige, bei zunehmendem 
Alter gänzlich verschwindende zweite Zwischenwirbelstück (Basiventrale, Interzentrum) eingeschaltet, an 
dem eine große ventrale Spange sitzt. Außerdem trägt es das zweite Rippenpaar, das sich mit den 
Capitularenden daran anheftet. Die Tubercula dieser Rippen legen sich bei den jurassischen Krokodilen 
Metriorhynchus und Stenosaurus an eine Facette des zweiten Neuralbogens oder auch des zweiten Zentrums 
an. Bei den lebenden Krokodilen verhalten sich die Tubereularteile dieser Rippen anders. Die Fläche, 
an der das Tubereulum gelenkt, ist nach vorne gerückt, so daß diese Rippe nicht mehr zum zweiten, 
sondern zum ersten Wirbel gehört. Diese Verschiebung erklärt es, warum man früher annahm und es 
auch auf Abbildungen so darstellte, daß das zweite Rippenpaar ebenfalls zum Atlas gehörte, so daß 
also der Atlas zwei Paare von Rippen trüge, der Epistropheus gar keines. Aus der Tatsache, daß das 
zweite Zwischenwirbelstück, das bei jungen Krokodilen von beträchtlicher Größe ist und erst später 
vollständig verschwindet, das zweite Rippenpaar trägt, geht hervor, daß diese Rippen zu dem zweiten 
Wirbel gehören, obgleich sie später, wenn die Verschmelzung des ersten und zweiten Wirbelkörpers 
miteinander erfolgt ist, an dem ersten Wirbelkörper aufsitzen." Diese Verhältnisse hat Ganow zum 
erstenmal richtig gedeutet. 

Daß der Wirbelkörper des Atlas durch den Dens epistrophei dargestellt wird, geht außerdem 
daraus klar hervor, daß bei jungen Individuen die Chorda dorsalis darin persistiert. 

Somit ist die Auffassung Jäxer’s und der anderen Autoren, dal das untere unpaare Stück, das 
Hypozentrum des Atlas, das Atlaszentrum darstelle, als unhaltbar erwiesen. 


Die beiden ersten Halswirbel von Metriorhynchus superciliosus Dest. (Taf. XXV, Fig. 19, 22 u. 23.) 


Der Beschreibung der beiden ersten Halswirbel von Stenosaurus möchte ich eine Untersuchung 
dieser zwei Wirbel bei Metriorhynchus superciliosus Des. vorausgehen lassen, die durch ihren verhältnismäßig 
guten Erhaltungszustand ausgezeichnet sind und die sie zusammensetzenden Teile wohl erkennen lassen. 
Sie erscheinen daher geeignet, die Kenntnis der beiden ersten Halswirbel von Jurakrokodilen zu er- 
gänzen. Es liegen mir zwei Exemplare dieser ersten Wirbel vor; bei beiden fehlt das Dachstück. 


1 JÄREL gibt in seiner Arbeit über Placochelys eine Abbildung von Atlas und Epistropheus eines Plesiosauriden aus 
dem oberen Jura von Fletton, wobei er das Stück, das sich unten zwischen das Hypozentrum des Atlas und dem Epistropheus 
einkeilt, und das hier paarig auftritt, als „die obersten Stücke (Diapophysen?) der zweiten Rippe“ deutet. 


a 


Das Basalstück (Hypozentrum, Basilarstück, Copr’s Interzentrum, unpaares unteres Stück des 
Atlas) ist breiter als lang und etwa von der Form eines Dreiecks. Die beiden Seitenflügel smd empor- 
gezogen, so daß das Stück, von vorn betrachtet, ungefähr emem Hufeisen gleicht. Die untere Seite 
des Hypozentrums ist im vorderen Teil im transversalen Sinne konvex und fällt schräg nach unten ab, 
die obere ist konkav und schließt sich in ihrer Form der Gestalt des Condylus oceipitalis an, mit dem 
sie artikuliert. Nach hinten sendet das Stück einen einer Zunge gleichenden flachen Fortsatz aus, der 
bis zu dem vorderen Rande des Epistropheuskörpers reicht und die Unterseite des Processus odontoides 
bedeckt. Der hintere Rand der emporgezogenen Seitenteile des Hypozentrums ist schief nach außen 
und hinten gerichtet und trägt die langen und schmalen Gelenkflächen für das erste Rippenpaar. An 
der unteren Ecke dieser Gelenkfläcken ist die Fläche der Unterseite des Basalstücks etwas nach unten 
gezogen, so daß hier auf beiden Seiten eine kleine Erhebung entsteht. 

Die oberen Bögen (the pair of lateral pieces Hurre’s, Pleurocentra GAupry’s), die bei beiden 
Exemplaren mehr oder weniger beschädigt smd, waren, wie es scheint, dorsal nicht verwachsen. Sie 
bestehen aus einem breiten kranialen und emem schmalen dorsalen Teil. Die Außenseite der kranialen 
Teile ist konvex und besitzt eine rauhe, etwa in der Höhe der Diapophyse des Epistropheus liegende 
Tuberosität. Der untere Teil der oberen Bögen trifft mit den emporgezogenen Zipfeln der Hypapophyse 
zusammen, und so bilden diese Stücke miteinander den sogenannten Atlasring und umschließen zusammen 
den vorderen Teil des Dens epistrophei. Die das Rückenmark schützenden Teile der oberen Bögen sind 
gewölbt und senden beiderseits einen dünnen, an der Außenseite mit einer Leiste versehenen Fortsatz 
nach hinten, der die Postzygapophysen trägt und mit den entsprechenden schmalen, langen Präzygapo- 
physen des Epistropheus artikuliert und senkrecht über dem vorderen Rande der Diapophyse des Epi- 
stropheus endigt. 

Der Zahnfortsatz bildet mit seiner dorsalen Fläche eine breite Basis für den Rückenmarkskanal, 
die seitlich von den oberen Bögen eingefaßt wird; er ist von der Seite hinter dem Atlasrng sichtbar 
und durch eine etwas schräg von unten nach oben verlaufende Naht mit dem Körper des Epistropheus 
verbunden. Die kraniale Fläche des Dens, die im Atlasring sichtbar ist, ist leicht konkav. Da, wo der 
Processus odontoides, die oberen Bögen und das Hypozentrum des Atlas zusammenstoßen, besitzt der 
Zahntortsatz seine größte Breite. Nach unten und nach hinten verschmälert er sich; außen ist er durch 
eine konkave Fläche begrenzt. 

Unter dem Zahnfortsatz, zwischen dem Hypozentrum des Atlas und dem Epistropheuskörper 
eingeklemmt, tritt bei dem kleineren Exemplar ein allerseits deutlich abgegrenztes Stück zutage, das 
von ungefähr trapezförmiger Gestalt ist und sich nach außen ein wenig: verwölbt. Im Verein mit einer 
Erhöhung in der unteren vorderen Ecke des Epistropheuskörpers bildet dieses Stück die Gelenkfläche 
für das Capitulum der zweiten Rippe. Da, wo sich die innere Fläche der Atlasrippe über den vorderen 
Rand des Processus odontoides lest, ist dieser ein wenig abgeflacht. Das eingeschaltete Stück ist bei 
dem größeren Exemplar nicht mehr gesondert vorhanden, sondern mit dem Zahnfortsatz und dem Epi- 
stropheuskörper verschmolzen. Bei dem kleineren Exemplar ist es ganz deutlich, daß dieses Stück das 
Capitulum der zweiten Rippe trägt, und nicht der Dens, wie es bis auf Gapow allgemein beschrieben 
und abgebildet wurde. H. Gapow bezeichnet dieses Element als das zweite basiventrale Interzentrum, 
das von unten zwischen den Processus odontoides und das zweite Wirbelzentrum eingequetscht ist. 


Der Epistropheus ist mit langgestreckten Neurapophysen versehen. Die Dornfortsätze und 
auch die Neurapophysen sind bei beiden Exemplaren zum größten Teil abgebrochen. Die hintere End- 
fläche des Epistropheus ist konkav. Das Zentrum des Wirbels ist seitlich stark zusammengedrückt und 
besitzt unten einen Stiel. In der vorderen unteren Ecke findet sich auf beiden Seiten eine Erhöhung, 
die an der Bildung der Gelenkfläche für das Capitulum der zweiten Rippe teilnimmt. Im hinteren Teil 
erweitert sich das Zentrum trichterförmig zur Bildung der rundlichen hinteren Endfläche. Bei dem 
größeren Exemplar ist die linke Diapophyse vorzüglich erhalten. Die Diapophyse liegt näher dem vor- 
deren als dem hinteren Wirbelende, gerade oberhalb der neurozentralen Sutur und ist schief nach unten 
gerichtet. Proximal sehr flach und hreit, verschmälert sich die Diapophyse, wächst etwas in die Dicke 
und bildet eine leicht konkave, elliptische Gelenkfläche, deren längere Achse horizontal liegt, und die 
das Tuberculum der zweiten Rippe trägt. 

Ich gebe hier die Maßverhältnisse dieser Wirbel: 


A) Das kleinere Exemplar. 


1. Der Atlas. 
BreitendesaBasalstückest u A re en Bl cm 
Länge » » ms N ar ae ne or ee 
Breite des nach hinten gerichteten zungenförmigen Fortsatzes . . . . 0,9 » 
» der nach oben gezogenen Zipfel des Basalstückes bei der Berührung 
nitgelenWoberen@Bo sen 0 
laänsesder2@elenktlächenSfürfdie, Atlasııppene ren 
SRODLERDLEIL N NR Re ee ee ee ea een ser 1 0,8 
Höhe des zweiten basiventralen Interzentrums etwa . . . ...2.2.07» 
Breitendesselb ent ie ee ee te 
» der ganzen Gelenkfläche für das zweite Rippenpaar . . . .. 10» 
Höhe des Wirbels vorn bis zum Neuralrohr . . . . 2 2 2 2.202..80 » 
Breite » » TEL SUR RE EN a er ES NT LER 
Höhe des Processus odontoides an der Seite gemessen . . 22... 234 » 
IRansendesselbena ta ne ge ee 
2. Der Epistropheus. 
Länge des Epistropheus auf der Unterseite . . ». ». 2 2.2.2022... 81 em 
BreitewdeseZentrums@vormeg ee N er ron 
» » » Nine VE N a a ee ee RS 25 
Höhe » » » BR HE WERTEN EN NER I Ne Se ee TOR 
B) Das größere Exemplar. 
1. Der Atlas. 
BreiterdessBasalstüuckes wm ro 0 a a anenm! 
Länge » » UNE EIER N NER N 
» der Naht zwischen Hypozentrum und oberen Bögen . . ... 10 » 
Höhe des Atlas von der Unterseite bis zum Neuralrohr . . . 2. ......858 » 


Breite » SR le N lee Re RE ER EEE EN 


— 238 — 


2. Der Epistropheus. 


Hansegdes@Dp1stro pe us wre X Oen) 
klohegdenshinteren@kndi] äche er 
Breite » » > EL ER EN Be 2 O> 
Länge der diapophysalen Gelenktläche AN Leu ER: 2 ll 


JÄkeu gibt in seiner zitierten Arbeit eine Beschreibung der Heiden ersten Halswirbel von Metrio- 
vhynchus Jäkeli E. Scumipr. Das ihm vorliegende Material hat ihn wohl infolge des schlechten Erhal- 
tungszustandes zu Auffassungen geführt, die zum Teil mit meinen Beobachtungen im Widerspruch 
stehen. Nach seiner Ansicht gelenkt bei Metriorhynchus die erste Rippe an der Grenze des Basalstückes 
des Atlas und des Dens Epistrophei in der Weise, wie E. Koken es für Enaliosuchus macrospondylus 
ausführt. Bei den mir zur Verfügung stehenden Exemplaren heftet sich das erste Halsrippenpaar nur 
an dem unteren unpaaren Stück des Atlas an. 

Bei Metriorhynchus Jäkeli E. Schu. finden sich am Epistropheus Reste einer vorragenden Diapo- 
physe und in der vorderen unteren Ecke des Epistropheus eine stumpfe Kallosität, die von der Be- 
deckung mit der ersten Rippe herrührt und nach Jären’s Auffassung kein Rippenansatz ist. KoKEn 
sagt, bei Enaliosuchus macrospondylus bedecke die breite, flache Atlasrippe die vorderen Tuberositäten des 
Epistropheus vollständig, »so daß es unmöglich erscheint, daß sich an demselben wie bei anderen Kroko- 
dilinen eine Rippe anheften konnte«. Außerdem hat Koken nachgewiesen, daß sich ein kleines zipfel- 
förmiges Rippenstück an die Diapophyse des Epistropheus anheftete. Er nimmt daher an, »daß der 
Epistropheus keine gegabelten Rippen trug, sondern einfache, die nicht an der unteren Tuberosität 
s. Parapophyse, sondern an einer starken Diapophyse gelenkte, und daß diese Rippe nicht nach hinten, der 
Längsachse des Tieres fast parallel, sondern gerade nach unten gerichtet war<. Jixern glaubt nun, daß auch bei 
Metriorhynchus die zweite Rippe klein war und sich einköpfig an der Diapophyse des Epistropheus anheftete. 

Dies ist nach meinen Beobachtungen nicht der Fall, sondern die beiden oben beschriebenen 
Stücke beweisen klar, daß die zweite Rippe bei Metriorhynchus superciliosus DesL. wie bei vielen modernen 
Krokodilen zweiköpfig war. Die Kopfenden dieser Rippe divergierten ziemlich weit. Das Tuberculum, 
die Radix externa, gelenkte an der Diapophyse, die sich vom oberen Bogen etwas abwärts senkt, die 
Radıx interna, das Capitulum, war an der deutlich hervortretenden und gut ausgebildeten Gelenkfläche 
befestigt, an deren Bildung sich eme, vorne an der Basis des Epistropheus befindliche Erhöhung und 
das später mit den Körpern des ersten und zweiten Wirbels verwachsende basiventrale Interzentrum 
beteiligten. Es wäre überdies sonderbar, wenn bei der ersten Rippe die Radix externa, bei der zweiten 
die Radix interna reduziert würde; ist ja doch auch bei manchen modernen Krokodilen die Radix externa 
der zweiten Rippe zu einer Erhöhung auf dem Dorsalrande dieser Rippe zurückgebildet, em Beweis 
dafür, daß der Tubercularteil reduziert wird und nicht das Capitulum. Wäre aber wirklich die zweite 
Rippe bei Metriorhynchus Jäkeli E. Schm. nur einköpfig, und also das Capitulum reduziert, so wäre dies 
bei den doch sonst so konservativen Krokodilen eine ganz eigenartige Abweichung innerhalb des Metrio- 
rhynchus-Geschlechtes. So liegt denn auch die Vermutung nahe, daß bei Enaliosuchus macrospondylus 
Koxen die von der ersten Rippe bedeckte untere Tuberosität am vorderen Rande des Epistropheus tat- 
sächlich zum Ansatz für das Capitulum der zweiten Rippe diente. Außerdem wäre es auffallend, wenn 
für das kleine zipfelförmige Rippenstück die Diapophyse so mächtig entwickelt wäre. 


239 


J. W. Hurse gibt in seiner Arbeit on the Sceletal Anatomy of the Mesosuchia etc. u. a. eine 
Beschreibung und Abbildung der ersten Halswirbel von Metriorhynehus und führt bei der Untersuchung 
der oberen Bögen des Atlas aus: »The outer surface of the »lateral piece« is traversed obliquely by 
a ridge, which, starting from the angle formed by the junetion of the anterior and superior margins of 
the part of the bone which bounds the neural canal, descends in a backward direction towards the 
postero-inferior angle, where it ends in a small projeetion or tuberele situated in the level of the diapo- 
physis on the epistropheus. For reasons presently stated this little tuberele should rank as an upper 
atlantal transverse process or diapophysis« (S. 419). Die oben von mir untersuchten Stücke weisen zwar 
auch in der Höhe der Diapophyse des Epistropheus an den oberen Bögen des Atlas eine Tuberosität 
mit rauher Skulptur auf, aber es ist hier keine eigentliche Gelenkfläche ausgebildet, wie bei den andern 
Diapophysen, so daß anzunehmen ist, daß die Verbindung dieser Tuberosität mit der Atlasrippe wahr- 
scheinlich durch Knorpel hergestellt war. 

Die oben von mir gegebene Beschreibung der Halswirbel von Metriorhynchus weicht wesentlich 
ab von der, die SauvAcz in seiner schon erwähnten Abhandlung (S. 41 ff.) gibt. Er führt aus, daß sich 
eine transversale Naht durch das Basalstück des Atlas ziehe und es in zwei Stücke teile. Nach SauvasE 
sind auch die Bogenstücke (masses laterales) durch eine longitudinale Naht geteilt. Aber beides ist 
sonst bei Krokodilen noch nie beobachtet worden, und die vermeintlichen Nähte dürften wohl Sprünge 
gewesen sein. In Übereinstimmung mit Hvıxe gibt Sauvagz an, daß die erste kleine Halsrippe doppel- 
köpfig war, »s’appuyant en haut sur le tubercule de la vertebre odontoide en bas sur la facette ovalaire 
de la masse inferieure de l’atlas«. 


Atlas und Epistropheus von Stenosaurus. (Taf. XXIU, Fig. 4 u. 5 und Taf. XXV, Fig. 13.) 


In der Tübinger Universitätssammlung finden sich diese Wirbel von zwei Exemplaren vor, das 
eine (Objekt A) von dem großen Tübinger Individuum stammend, das andere, kleinere (Objekt B) von 
einem jungen Tiere herrührend. 

Objekt A. Der Atlas ist leider nicht vollständig vorhanden; es fehlt das untere unpaare Stück 
und das Dachstück, und die oberen Bögen sind nur teilweise erhalten. Der Epistropheus dagegen weist 
einen guten Erhaltungszustand auf, abgesehen von dem Fehlen der Diapophysen und von einer leichten 
Quetschung, die der Wirbel erlitten hat. 

Über das Dachstück des Atlas läßt sich nichts aussagen, da es, wie schon erwähnt, vollständig fehlt. 

Das unpaare untere Stück des Atlas ist zwar auch nicht vorhanden, aber aus der Form und 
Beschaffenheit des Atlaskörpers lassen sich einige Schlüsse ziehen auf die Form der dorsalen Seite des 
Hypozentrums. Es läßt sich daraus entnehmen, daß dieses Stück von stumpf dreieckiger Gestalt war 
und zwar so, daß die Spitze des Dreiecks kaudal, also gegen den Epistropheus zu, gerichtet war, während 
die beiden seitlichen Ecken des Dreiecks emporgebogen sind, um die ventrale Seite der oberen Bögen 
zu treffen. Die heraufgebogenen seitlichen Zipfel des unteren unpaaren Stückes können die untere 
Fläche der oberen Bögen nur auf einer kurzen Strecke berührt haben. 

Die oberen Bögen des Atlas sind leider auch nicht ganz vollständig: der untere Teil fehlt auf 
der linken Seite, und die oberen kaudalwärts gerichteten Teile sind abgebrochen, so daß die Post- 


— 240 °— 


zygapophysen, die sich auf die Präzygapophysen des Epistropheus anlegten, nicht mehr vorhanden sind. 
Am dieksten und am größten ist der kraniale Teil der oberen Bögen; er ist nach außen konvex. Von 
da an, wo die oberen Bögen den Atlaskörper nicht mehr berühren, nimmt ihre Dieke und Breite be- 
trächtlich ab; sie ziehen sich schräg nach hinten, um die Verbindung mit den oberen Bögen des Epi- 
stropheus herzustellen. Ihre Innenfläche ist konkav, um sich der Wölbung des Rückenmarkes anzu- 
schließen. 

Der Atlaskörper oder Processus odontoides ist mächtig ausgebildet und kommt lateral mit einer 
viel größeren Fläche zum Vorschein, als es bei Metriorhynchus, Enaliosuchus und anderen Krokodilen der 
Fall ist. Seine kraniale Fläche ist, soweit sie zur Artikulation mit dem Condylus oceipitalis diente, 
konkav. Diese Fläche zeigt ungefähr die Gestalt eines Fünfecks, dessen Spitze unten liegt. An die 
Seiten dieses Fünfecks legen sich mit Ausnahme der oben gelegenen Seite schief nach hinten gerichtete 
Flächen an. An die zwei unteren schloß sich das untere unpaare Stück des Atlas an, mit dem die 
beiden oberen Bögen verbunden waren. Die dorsale Fläche ist, soweit sich die Verbindung mit den 
oberen Bögen erstreckt, leicht konkav und bildet die Basis des Rückenmarkskanals; hinter den oberen 
Bögen ist sie auf den Seiten etwas emporgezogen, so daß hier eine Rinne für den Rückenmarksstrang 
gebildet ist. Betrachtet man das Stück von der Seite, so fällt die rauhe, aus Rillen und Grübchen be- 
stehende Skulptur ins Auge, die sich nächst den Flächen hinzieht, die mit den anderen Stücken des 
Atlas in Verbindung stehen. Außerdem fällt auf, daß von diesen Stellen an der Wirbel sehr stark seit- 
lich komprimiert und eingezogen ist. Auf den Seitenflächen entsteht so je eine Mulde; gegen vorn sind 
die Ränder stark aufgeworfen; die Kaudalfläche projiziert sich nach außen an den Seiten als eine in 
gerader Linie verlaufende Naht, die sich senkrecht von oben nach unten hinzieht und den Atlaskörper 
mit dem Epistropheus vereinigt. Dabei läuft sie über die Artikulationsfläche der zweiten Rippe, die zum 
Teil auf dem Körper des Atlas, zum Teil auf dem Epistropheus gelenkt. Die Stelle der Wirbel, die der 
Rippe zum Ansatze dient, zeigt sich als eine Erhöhung. Von unten betrachtet erscheint der Atlaskörper 
als ein uneleichseitiges Trapez, von dem drei Seiten etwas nach innen eingebogen sind und dessen Basis 
kranial liest. Der ganze Komplex der beiden ersten Halswirbel ist durch den Gebirgsdruck ein wenig 
schief gequetscht und deshalb erscheint auch das Trapez etwas verschoben. Man erkennt von unten 
die Flächen, an die sich das hufeisenartig nach oben gebogene Hypozentrum anlegte. Ferner sieht man, 
wie die Breite des Atlaskörpers nach dem Epistropheus zu beträchtlich abnimmt. Auch die Artikulations- 
flächen des zweiten Rippenpaares sind von unten deutlich zu erkennen. Gegen den Epistropheus zu ist 
der Atlaskörper durch eine in gerader Linie und quer verlaufende Naht abgetrennt. 

Der Epistropheus ist ein großer Wirbel, der durch seinen sehr stark ausgebildeten Dornfortsatz 
auffällt. Das Wirbelzentrum ist in den vorderen zwei Dritteln deutlich komprimiert und außerdem in 
der Mitte etwas eingeschnürt. Nach vorne zu trifft es den Atlaskörper in einer geraden Naht, und in 
der vorderen unteren Ecke liegt die ziemlich erhöhte Ansatzfläche für die zweite Halsrippe. Die vordere 
Fläche gleicht einem auf die schmale Seite gestellten Rechteck. Nach hinten zu verbreitert sich der 
Wirbel und verändert seine Form so, daß die kaudale Endfläche eine nahezu kreisrunde Gestalt an- 
nimmt. Diese Fläche ist leicht konkav. Auf der Unterseite zeigt dieser Wirbel keinen Grat oder Kiel, 
sondern eine Fläche, die vorne zwischen den beiden lateral und etwas ventral gerichteten und nach der 
Seite herausstehenden Artikulationsflächen für das zweite Halsrippenpaar (Parapophysen) etwas eingesenkt 


—_— 4 — 


ist. In der Mitte verschmälert sich die Unterseite etwas, um sich dann in der kaudalen Hälfte wieder 
zu verbreitern und ventral abwärts zu senken. 


Die oberen Bögen des Epistropheus sind mit dem Wirbelzentrum durch eine noch deutlich sicht- 
bare Naht verbunden, die sich erst schief abwärts senkt und dann von da an, wo sich das Zentrum 
nach hinten zu verbreitert, wieder emporhebt. In der vorderen Hälfte des Wirbels, auf oder vielmehr 
oberhalb der Grenze zwischen dem Zentrum und den oberen Bögen saßen die Diapophysen, die aber 
auf beiden Seiten abgebrochen sind. Die Bruchstelle ist von vorn nach hinten gerechnet etwa 1,5 cm 
lang. Die oberen Bögen sind breit, verschmälern sich etwas, umschließen den Rückenmarkskanal und 
bilden oben eme kräftig ausgebildete Spina dorsalis. Zugleich besitzen sie in ihrem vorderen Teil an 
der Seite die schmalen, langgezogenen, schief nach oben und außen gerichteten und deutlich abgesetzten 
Präzygapophysen, auf denen sich die Postzygapophysen des Atlas bewegten. Nur die rechte Präzygapo- 
physe ist erhalten. Der Dornfortsatz steigt nach hinten an und überragt die kaudale Fläche des Zen- 
trums ziemlich weit nach hinten. In seinem vorderen Teil ist er breiter als hinten, wo er in einem 
stumpfen Zipfel endigt; der obere Rand des Dornfortsatzes ist konkav. Hinten liegen die wohlausgebil- 
deten länglichrunden Postzygapophysen, die schief nach außen und unten gerichtet sind. 


Objekt B. Noch ein weiteres Paar der ersten Halswirbel von Stenosaurus liegt mir vor, das von 
einem jüngeren Tiere stammt. Es ist nicht so vollständig erhalten wie das eben beschriebene Stück; 
nur die Körper der beiden Wirbel sind ganz vorhanden, von den oberen Bögen sind nur unbedeutende 
Reste da, und das untere unpaare Stück des Atlas fehlt vollständig. Dieses Stück zeigt einige Ab- 
weichungen von dem oben beschriebenen Exemplar, die im folgenden hervorgehoben werden sollen. 


Die Breite des Atlaskörpers nimmt hier nach hinten zu nicht so stark ab, und im Zusammen- 
hang damit steht der Umstand, daß der Körper des Epistropheus vorne verhältnismäßig weit breiter ist. 
Auch die Basis des Rückenmarkskanales, die vom Atlaskörper gebildet wird, stellt eine beträchtlich 
breitere Fläche dar. Der Körper des Atlas und der des Epistropheus sind noch getrennt voneinander. 
Die Flächen, mit denen sich die beiden Knochen berühren, sind rauh und nach Art einer Zylinderfläche 
gsewölbt, so daß ihre Projektion auf die Seiten nicht gerade erscheint, sondern nach vorn konkav ist. 
Der Atlaskörper zeigt in seiner hinteren unteren Fläche eine Zweiteilung durch eine Furche, weiche 
wahrscheinlich davon herrührt, daß sich der zungenartig nach hinten vorspringende Teil des Basal- 
stückes darüber legte. Die hintere Fläche des Epistropheus ist stärker konkav, und in der Mitte ist 
dieser Wirbel mehr eingeschnürt. Die untere Fläche des Epistropheus ist verhältnismäßig breiter als 
am größeren Exemplar und die hintere Endfläche des Wirbels flach trichterförmig. Die Unterseite des 
Epistropheus ist etwas konkav und in der kaudalen Hälfte an den Seiten von nach hinten zu flach 
werdenden Leisten begrenzt. 


Der Atlas und Epistropheus von Stenosaurus haben also die Anordnung der einzelnen Teile im 
allgemeinen gemeinsam mit denen der rezenten Krokodile. Die zweite Halsrippe ist zweiköpfig, während 
sie bei den rezenten Krokodilen meist einköpfig ist. Das Capitulum der zweiten Halsrippe sitzt bei 
Stenosaurus wie bei Metriorhynchus teils auf dem Dens epistrophei, teils auf der unteren Tuberosität des 
Epistropheus. Der Epistropheus ist seitlich stark zusammengedrückt und seine hintere Endfläche konkav; 
die untere Seite ist nicht gekielt, sondern flach. 


Palaeontographica. Bd. LV. 31 


Nachstehend mögen einige Maßangaben Platz finden: 


Atlas. 
Objekt A Objekt B 
KangendeswAnlaskorpersue re Dem oem) 
Höhe » » N Eee ee BAR, O ae) 2,9 » 
Breitesvorn van ee Ba ER 3,0» 
» hinten u ee un ee 2,4 » 
Epistropheus. 
Länge unten . . . ee =D ECM 41 cm 
Breite über den en ee BE Er END DM 3 
Er deraljnterseitewinsderEVIitene iS> 1,4 » 
> Se hinteren@Einditla cheers role» 2,6 » 
Höhe » » » a AN» 2,6 » 
ganze Höhe des Epistropheus mit Dorner vorn Zu» 
desgleichen hinten . . . 3 a re OR > 
Breite des Dornfortsatzes hen den Zyeapenliysen a ae) 
Höhe des Neuralkanals hinten . . . ...... 10» 
Breiteydersbostzyeapophyses Er 3) 
Inän@enderselbenes er re 2 2er 


Die übrigen Halswirbel. (Taf. XXV, Fig. 9—12.) 


Von der hinter dem Epistropheus liegenden Reihe der zum Tübinger Exemplar von Stenosaurus 
gehörigen Halswirbel sind sechs Stück vorhanden, und zwar in verhältnismäßig gutem Erhaltungs- 
zustande. Leider fehlt gerade der letzte Halswirbel (nach Owen, nach Brünt ist es der zweite Rücken- 
wirbel), der den Übergang von Hals- in Brustwirbel zeigt. Die erhaltenen acht Halswirbel zusammen 
besitzen eine Länge von etwa 47 cm. Die Halswirbel sind durchweg kräftig gebaut. Der Umstand, 
daß die Bogenkörpernaht an den hinteren Halswirbeln kaum mehr zu erkennen ist, weist darauf hin, 
daß wir ein ziemlich altes Individuum vor uns haben. Die kranialen und kaudalen Endflächen der 
Wirbelkörper sind rundlich gestaltet und etwas konkav, und zwar die kaudalen mehr als die kranialen. 
Die Vertiefung senkt sich nicht gleichmäßig von dem Rande aus nach der Mitte ein, sondern die dem 
Rande benachbarten Teile sind mehr flach ausgebildet, manchmal sogar ein wenig konvex. Die Wirbel- 
körper sind in der Mitte ringsum eimgeschnürt und seitlich zusammengedrückt. Am dritten, sowie an 
allen foleenden Halswirbeln finden sich je zwei Paar (Juerfortsätze; ein dorsaler, der sich am oberen 
Bogen über der Naht, die diesen mit dem Wirbelkörper verbindet, ansetzt, die sogenannte Diapophyse 
(Processus transversus superior seu arcus) zum Ansatze des Tuberculum costae (Radix externa), und ein 
ventraler, der am Zentrum entspringt, die sogenannte Parapophyse (Processus transversus inferior seu 
corporis) zum Ansatze des Capitulum costae (Radix interna). Bei den hinteren Halswirbeln nehmen die 
Querfortsätze an Größe zu; die Diapophyse ist immer ein wenig länger als die Parapophyse. Die Ge- 
lenkköpfe der Querfortsätze sind länglichrund und etwas konkav; ihre Längsachse ist parallel der Längs- 
achse der Wirbelsäule. Am dritten Halswirbel liegt die Parapophyse weit unten in ventraler Richtung; 


243 — 


bei den folgenden Wirbeln rückt sie immer mehr hinauf, so daß sie schließlich etwa in der Mitte des 
Wirbelkörpers liegt. Die Parapophysen sind mit der kranialen Endfläche der Wirbelkörper durch eine 
Knochenbrücke verbunden. Infolgedessen fallen sie kaudal steil gegen den Wirbelkörper ab, während 
sie kranial flacher verlaufen. Am distalen Ende sind die Querfortsätze mit Leistehen versehen, die in 
der Richtung der Querfortsätze verlaufen. Die (Querfortsätze stehen nicht genau wagrecht nach den 
Seiten hinaus, sondern sind ein wenig ventralwärts gerichtet, und zwar die Diapophyse mehr als die 
Parapophyse. Bei den vorne gelegenen Halswirbeln stehen die (Juerfortsätze senkrecht übereinander, 
bei den hinteren ist die Diapophyse um ein geringes weiter nach hinten gerückt, so daß die Verbin- 
dungslinie der Mitten der Gelenkflächen der Querfortsätze nicht mehr senkrecht zur Längsachse der 
Wirbel steht, sondern etwas schräg. 

Die äußeren Ränder der Endflächen der Wirbelkörper sind mit Leistehen und Grübchen bedeckt, 
die nach kurzem Verlaufe aufhören. Zwischen den beiden (uerfortsätzen und unterhalb der unteren 
Querfortsätze finden sich muldenartige Einsenkungen. Bei den vorderen Halswirbeln liegen die (Juer- 
fortsätze näher der kranialen Endfläche der Wirbelkörper, bei den folgenden rücken sie gegen die Mitte. 
Zwischen den Querfortsätzen und den beiden Wurzeln der Halsrippen ist ein ziemlich geräumiger Canalis 
vertebralis (für die Vertebralarterie und dergleichen) eingeschlossen. Auf der Unterseite der Wirbel- 
körper ist kein eigentlicher Grat, sondern ein rundlicher Wulst ausgebildet, mit Ausnahme der drei ersten 
Halswirbel, die unten flach gestaltet sind. Bei dem dritten Wirbel ist die untere Fläche eingedrückt. 
Kranial und kaudal, gegen die Endflächen der Wirbelkörper zu, findet sich auf diesem Wulst je eine 
unregelmäßig gestaltete, rauhe Tuberosität; eigentliche Hypapophysen (untere Dornfortsätze oder Spinae 
inferiores), wie sie die rezenten Krokodile tragen, sind nicht ausgebildet. Unter sich sind die Körper 
der Halswirbel so ziemlich von gleicher Länge. Die oberen Bögen, welche die Dornfortsätze (Processus 
spinosi oder Spinae neurales) tragen, sind durchweg gut ausgebildet. Die Wurzeln der oberen Bögen 
sämtlicher Wirbel sind kaudal ziemlich tief eingebuchtet und bilden so die Zwischenwirbellöcher (Fora- 
mina intervertebralia), durch welche die Rückenmarksnerven austreten. Die Dornfortsätze der vorderen 
Halswirbel sind schief. nach hinten gerichtet, die der hinteren stehen aufrechter. Die oberen Bögen 
tragen zur Gelenkung der Wirbel untereinander starke Präzygapophysen und Postzygapophysen. Die 
Gelenkflächen der Zygapophysen bilden mit der Vertikalebene einen sehr spitzen Winkel. Bei den 
Präzygapophysen (Processus articulares anteriores) sind die länglichrunden Gelenkflächen schief nach 
oben und innen gestellt, bei den Postzygapophysen (Prozessus articulares posteriores) schief nach unten 
und außen gerichtet. Die schiefe Stellung der Gelenkflächen der Zygapophysen beweist, daß die Be- 
weglichkeit des Halses nach rechts und links nicht groß war; denn bei Tieren, bei denen es sich um 
ausgiebige seitliche Bewegung des Halses handelt, sind diese Gelenkflächen wagrecht gestellt. 

Der Rickenmarkskanal war von rundlichem (Querschnitt, ist aber vielfach etwas zusammen- 
gequetscht. 

Maßangaben. 
Dritter und achter Halswirbel. 
Dritter Achter 
IäneeBunteng ee ses 0,8: cmV236) rem 
EliohewdersEndilachegvornWe OR De 


— 244 — 


Dritter Achter 


BreitegdersEndilächevorn er 13 OEM! 
Höhe » h hinten se u a EEE DIS 
Breite » » » I RE Re 0 . 4,9 » 5,3 >» 
Entfernung der Spitze der Präzyeapophyse von der de "Postzygapophy ee Win Se 
Höhe des ganzen Wirbels hinten. . . BE ee al On 
Breite des Dornfortsatzes über den Posteyennapligsen gemessen za Iran 


Die Halsrippen. (Taf. XXV, Fie. 8, 20 u. 21.) 


Die Atlasrippe ist von beiden Seiten erhalten und im Gegensatz zu den übrigen Halsrippen em- 
köpfig. Sie stellt ein etwa 11,5 cm langes, außen konkaves, innen flaches oder leicht konkaves Knochen- 
stück dar. Am proximalen Ende am breitesten (2,2 em), verschmälert es sich, so daß es in der Mitte 
nur noch 1,0 cm breit ist. Die dorsale Seite bildet in der proximalen Hälfte einen scharfen Grat, die 
ventrale ist konvex. Die anderen Halsrippen, von denen sechs mehr oder weniger gut erhalten sind, 
sind zweiköpfig und beilförmig. Das Tuberceulum (Radix superior seu externa) ist länger und heftet sich 
dem Processus transversus arcus (Diapophyse) des Wirbels an. Der untere, kürzere Kopf der Rippe 
entspricht dem Capitulum (Radix inferior seu interna) und sitzt am Processus transversus corporis (Par- 
apophyse). Die eigentliche Rippe liegt horizontal, der Längenachse der Wirbelsäule parallel. Das 
vordere Ende der Rippe ist stumpfer als das hintere, wird dachziegelartig von außen durch das Hinter- 
ende der vorangehenden Halsrippe überdeckt und ist auf der Innenseite konkav gestaltet. 


Die Brustwirbel. (Taf. XXV, Fig. 4.) 


Die übrige Reihe der präsakralen Wirbel ist nicht lückenlos erhalten. Vorhanden sind, ab- 
gesehen von den oben beschriebenen acht Halswirbeln, dreizehn präsakrale Wirbel: diese sind jedoch 
nicht vollständig erhalten; teils sind die Dornfortsätze, teils die Zygapophysen und (Querfortsätze weg- 
gebrochen. Die fehlenden Wirbel sind bei dem montierten Skelett durch aus Gips gefertigte Wirbel 
ersetzt, und zwar in so großer Anzahl, daß dreißig präsakrale Wirbel herauskommen, eine Zahl, die 
ohne Zweifel zu hoch ist. An Rippen sind sechs Stück der rechten und zehn Stück der linken Seite 
mehr oder weniger vollständig konserviert. 

Die Rückenwirbel sind von sehr festem Bau. Der Wirbelkörper ist sanduhrförmig gestaltet, 
unten mehr eingezogen als bei den Halswirbeln, aber seitlich nicht so stark zusammengedrückt. Die 
Unterseite ist gerundet. Die vorderen und hinteren Endflächen der Wirbelkörper sind flach konkav. 
Die Seiten derselben sind glatt, nur gegen die Ränder der Endflächen zu gerauht und namentlich auf der 
Unterseite durch Leisten und Streifen ausgezeichnet. Die Zygapophysen sind steiler gestellt und stehen 
dichter beieinander als bei den lebenden Krokodilen, bei denen sie ungefähr horizontal liegen. Die 
Dornfortsätze sind zwar nicht hoch, aber breit und stark, dorsal etwas konvex abgegrenzt und gerauht 
zum Tragen der Panzerplatten. Die Dornfortsätze stehen beinahe senkrecht, ein wenig nach hinten ge- 
neigt.. Die Querfortsätze stehen weit nach den Seiten hinaus, sind breit und flach und tragen am 
kranialen Rande einen staffelartigen Absatz, an dem das Capitulum der Rippe gelenkt. Der kaudale 
Teil ist durch eine in der Richtung des Querfortsatzes auf der Ventralseite verlaufende Leiste verstärkt. 


ae 


Die Parapophyse ist auf den Neuralteil gerückt und bildet im Verein mit der Diapophyse einen sehr 
starken zweiteiligen Querfortsatz, dessen diapophysaler Teil stark verlängert ist. Je näher der betref- 
fende Wirbel dem Sacrum liegt, desto mehr rückt die Facette für das Capitulum costae an das seitliche 
Ende des Querfortsatzes, bis sie mit der tuberkularen Gelenkfläche verschmilzt, und zugleich nimmt sie 
an vertikaler Ausdehnung ab. Die Oberseite der (Querfortsätze ist meist flach; der hintere Rand ist 
schärfer als der vordere. Der Rückenmarkskanal ist meist zusammengequetscht. 


Maßangaben. 

Länge des Wirbelkörpers unten . . . 6,5 cm 
Höhe der Endfläche vom . . . ... 58 » 
Breite » » De ee 
Höhe » » hinten EERUOLUE > 
Breite » » » De oe nr See) 

» des Wirbelkörpers m der Mitte 30 » 
Länge des Querfortsatzes . . . . ..092 » 
Breite vor dem Ahsatz 2 2 end > 

» unmittelbar hinter demselben Die» 
Höhe des Dornfortsatzes . . . 2... 80 » 
Breitendesselbene u ee 


Die Zahl von 30 präsakralen Wirbeln kann jedoch unmöglich stimmen, da die lebenden Kroko- 
dilier nur 24 präsakrale Wirbel besitzen und von Mystriosaurus auch 24 solche Wirbel beschrieben sind. 
Und so hat denn auch Stenosaurus wahrscheinlich wie die lebenden Krokodile 24 präsakrale Wirbel 
besessen. 

Die Lendenwirbel. (Taf. XXV, Fie. 18.) 

Nach Analogie von Mystriosaurus nehme ich an, daß auch bei Stenosaurus drei Lendenwirbel 
vorhanden waren. Ein ordentlich erhaltener Lendenwirbel liegt vor; er entspricht im allgemeinen im 
seinem Bau den Brustwirbeln, nur ist der Wirbelkörper in der Mitte massiger und zeigt auf der Unter- 
seite eine leichte Depression. Der Rand des Wirbelkörpers ist stärker aufgeworfen als bei den Rücken- 
wirbeln und stark gerauht. Die vordere Endfläche ist rund und ein wenig konkav; die hintere in die 
Breite gezogen und flacher. Letztere paßt sehr gut auf die vordere Gelenkfläche des ersten Sakral- 
wirbels, weshalb ich den vorliegenden Wirbel als den letzten Lumbalwirbel betrachte. Die Querfort- 
sätze sind leicht abwärts gesenkt und an den Enden beschädigt. Proximal sind sie ziemlich stark, distal- 
wärts etwas schwächer. Von den Zygapophysen ist nur eine schiefgestellte Präzygapophyse erhalten. 
Dieser Wirbel war als erster Schwanzwirbel montiert. 


Die Sakralwirbel. (Textfig. 1—4.) 


Die Sakralwirbel bieten allerhand Besonderheiten und sind, wie bei den anderen Krokodilen, in 
der Zweizahl vorhanden. Die beiden Sakralwirbel waren falsch bezeichnet und an dem montierten 
Skelett unrichtig orientiert, und zwar in der Weise, daß der zweite Sakralwirbel vor dem ersten lag 
und die vordere Endfläche des zweiten Sakralwirbels die vordere Endfläche des ersten Sakralwirbels 
berührte. Diese Endflächen passen aber so nicht aufeinander und die Querfortsätze bezw. Sakralrippen 


— 246 — 


divergieren bei dieser Stellung der Wirbel. Eine genaue Untersuchung dieser Wirbel ergab, daß die 
beiden Sakralwirbel gerade vertauscht waren, und daß beim zweiten Sakralwirbel kaudal und kranial 
verwechselt war. 

Die Wirbelkörper der beiden Sakralwirbel sind im longitudinalen Sinne schief gequetscht. Die 
vordere Endfläche des ersten Sakralwirbels besitzt elliptischen Umriß, wobei der längere Durchmesser 
horizontal liegt, und ist von konkaver Gestalt. Nahe dem Rande zieht sich ein seichter Ring hin, der 
vom Eindruck des Randes der hinteren Gelenkfläche der letzten Lendenwirbel herrührt. An den beiden 
Seiten der Endfläche tritt ein kleines Stück des mächtigen Processus sacrales heraus, so daß auch diese 
die hintere Endfläche des letzten Lendenwirbels berühren. Die hintere Gelenkfläche des ersten Sakral- 


Fig. 1. Die beiden Sakralwirbel ‚von oben gesehen. 


wirbels, die beträchtlich kleiner ist als die vordere, ist in ihrer oberen Hälfte beschädigt und zeigt in 
der unteren Hälfte eine flache Beschaffenheit. Der Wirbel ist stundenglasförmig eingeschnürt und auf 
der unteren Seite gerundet; nahe dem Rande erscheint er gerauht. Die Seiten des Wirbelkörpers sind 
breit ausgezogen, um den Processus sacrales eine gute Ansatzfläche zu bieten. Der Rückenmarkskanal 
ist dorso-ventral zusammengedrückt. Nur die Präzygapophyse der rechten Seite ist erhalten. Diese 
weist eine noch steiler gestellte elliptische Gelenkfläche auf als bei den präsakralen Wirbeln. Der obere 
Dornfortsatz ist breit und kräftig und endigt dorsal mit einer wagrechten, im kaudalen Teil etwas ab- 
geschrägten Fläche. Die Postzygapophysen sind abgebrochen. 

Die Processus sacrales sind sehr stark und gehen mehr von den oberen Bögen des Wirbels aus 
als es beim zweiten Sakralwirbel der Fall ist. Sie stehen nicht wagrecht nach den Seiten hinaus, son- 
dern sind etwas schräg nach unten und nach hinten gewandt. Auf der dorsalen Seite sind sie durch 


— 247 — 


eine kräftige, oben gerundete Leiste gestärkt, welche von den oberen Bögen ausgeht. Die Untenflächen 
der Processus sacrales I sind im ihrer proximalen Hälfte kaudal und dorsal gerichtet, distal liegen sie 
in der Längsachse des Wirbelkörpers. Kranial und kaudal endigen die Fortsätze in einem Grat. Der 
Querschnitt der Sakralrippen zeigt ungefähr die Form eines Dreiecks mit abgerundeten Ecken und etwas 
eingezogenen Seiten. Die unregelmäßigen, konkaven lateralen Endflächen der Rippen, die das Ilium 
tragen, sind leider beschädigt. Die Nähte, welche die Sakralrippen mit dem Wirbelkörper und den 
oberen Bögen verbinden, sind zum Teil noch sichtbar. 


Die vordere Endfläche des zweiten Kreuzwirbels ist eben, besitzt einen rundlichen Umriß und 
gleicht in ihrer Ausbildung sehr der hinteren Endfläche des ersten Wirbels. Die hintere Endfläche des 


Fig. 2. Die beiden Sakralwirbel von unten gesehen. 


zweiten Sakralwirbels zeigt elliptische Gestalt, wobei der längere Durchmesser horizontal lest, und ist 
konkav gestaltet. Die untere Seite des Wirbelkörpers ist gleich der des vorangehenden Wirbels rund- 
lich und eingeschnürt. 

Die Processus sacrales II sind mächtige Knochen, die sich mit breiter Fläche durch eine Naht 
an die ausgezogenen Seiten des Wirbelkörpers anheften. Sie treten an den Endflächen des Wirbels 
nicht zutage. Die Querfortsätze, resp. Sakralrippen, die um ein geringes dem vorderen Wirbelende 
näher liegen, sind breiter als die des ersten Kreuzwirbels und verdieken und verbreitern sich stark gegen 
das distale Ende zu. In unbeschädigtem Zustande waren sie ziemlich breiter als jetzt. Die Dorsalseite 
ist beim Ursprung am Bogen ein wenig konvex, distal ist sie flach und etwas eingedrückt; die Unter- 
seite erscheint stark gewölbt. Die Processus sacrales II entspringen am Körper und Bogen zugleich, 
verschmälern sich dann etwas, um gegen das distale Ende zu beträchtlich anzuschwellen und eine breite 


Fig. 3. Erster Sakralwirbel von vorn gesehen. 


Fig. 4. Zweiter Sakralwirbel von vorn gesehen. 


Ansatzfläche für das Darmbein zu bieten. Die distalen Endflächen der Querfortsätze, die etwas beschä- 
digt sind, sind unregelmäßig viereckig gestaltet und vertieft. Die Processus sacrales des zweiten Kreuz- 


wirbels sind nieht so stark nach unten gebogen wie beim vorderen Kreuzwirbel. Die Rippen der beiden 
Sakralwirbel neigen sich distal ein wenig zusammen. Der Processus sacralis I legt sich an den letzten 
Lendenwirbel an, der Processus sacralis II aber nıcht an den ersten Schwanzwirbel. 


Maßangaben. 
1% 2. Kreuzw. 

Höhe der vorderen Endfläcke . . . . 2 .2.2.2..0...%#&6 cm 42 cm 
Breite » » > EN I LH 46 » 

Höhe des Wirbels bis zur Spitze der Präzygapophyse . 7,5 
SanzewHloherdesa\\irbelsen re 7107 0OE> 
= WangerdesoWirbelkörperszuntenn rer a 5,6 >» 
Höhe der hinteren Endfläche (beschädigt) . . . 2... 42 » 46 » 
Breite der hinteren Endllächer 2 mn nahen DO 
» des Wirbelkörpers mit Processus sacralis . etwa 20,9 » 185 » 
>» ED ornToniSatzes en 40 » 


Die Schwanzwirbel. (Tat. XXV, Fig. 17.) 

Die Schwanzwirbel sind zum größten Teile zerquetscht und lückenhaft erhalten. Die Endflächen 
des ersten Schwanzwirbels sind von rundlicher, die der weiter hinten liegenden von elliptischer Gestalt. 
Die lange Achse der Ellipse steht vertikal. Die Wirbelkörper erscheinen seitlich zusammengedrückt. 
Die nirgends vollständig erhaltenen Querfortsätze stehen nach der Seite heraus, sind etwas abwärts ge- 
senkt und legen sich als selbständige Knochenstücke über die Naht, die Körper und Bögen vereinigt. 
Die vorderen Schwanzwirbel sind auf der Unterseite gerundet, die weiter hinten liegenden haben eine 
tlache Unterseite und sind seitlich mehr zusammengedrückt. Die Dornfortsätze, die meist verletzt sind 
oder ganz fehlen, sind nicht so stark wie die der vorhergehenden Wirbel. Sie sind dorsal nicht wag- 
recht abgeschnitten, sondern der obere Rand senkt sich hinten im Bogen nach unten. Prä- und Post- 
zygapophysen sind meist abgebrochen. Von den sogenannten Chevron bones ist nichts erhalten. 


Die Rippen. (Taf. XXV, EFie. 6 u. 7.) 
Von den Rippen sind vorhanden sechs der rechten und zehn der linken Seite zugehörende. Die 
Rippen sind sämtlich deutlich zweiköpfig. Die vorderste der erhaltenen Rippen ist gegabelt, Tubereulum 
und Capitulum sind durch einen Einschnitt voneinander getrennt. Bei den übrigen Rippen zeigt sich 
das Tuberceulum als ein staffelartiger Absatz, der bei den weiter hinten liegenden Rippen immer schiefer 
wird. Dabei nimmt der CGapitularfortsatz an Länge zu; er legt sich an die Staffel am vorderen Rande 
des (Juerfortsatzes des Wirbels an. An keiner Rippe läßt sich die Spur eines Processus uncinatus feststellen. 


Die parasternalen Gebilde. Bauchrippen. 


In Übereinstimmung mit den lebenden Krokodilen besaß Stenosaurus eine Anzahl von Bauch- 
rippen. Herr B. Srürrz in Bonn hatte die Güte, mir zwei Bauchrippen von Stenosaurus zur Verfügung 
zu stellen; diese sind aber leider an den Enden beschädigt. Diese Gebilde stellen lange, flache Knochen 
dar, die sich an den Enden verbreitern und beim größeren Exemplar in zwei, beim kleineren in drei 


Palaeontographiea.: Bd. LV. 32 


— 30 0 — 


Äste teilen. Die ‘größte Bauchrippe ist 15 cm lang, im Mittel 1,3 em breit und 0,7 cm dick; das Bruch- 
stick der kleineren Rippe etwa 5 em lang, im Mittel 1 cm breit und 0,6 cm diek. Über die Anzahl 
und die Anordnung der Bauchrippen bei Stenosaurus läßt sich leider infolge des ungenügenden Materiales 
kein sicherer Aufschluß geben. 


Die Extremitätengürtel. 


Der Brustschultergürtel. 


Scapula und Coracoid. (Taf. XXVI, Fig. 7 u. 8.) 


g 

Von dem Schultergürtel sind Scapula und Coracoid von der linken Seite erhalten; von der 
rechten Seite ist die ganze Scapula vorhanden, das Coracoid ziemlich stark beschädigt. 

Der Schultergürtel besteht jederseits aus zwei Elementen, einem dorsalen, der Scapula, und 
einem ventralen, dem Coracoid. Diese beiden Stücke waren durch eine horizontale Naht miteinander 
verbunden, an deren hinterem Ende die Gelenkerube für den Oberarmknochen, die Fossa glenoidalis 
pro humero, liegt, welche die beiden Elemente des Schultergürtels zusammen bilden. 

Die Scapula, deren freies Ende etwas beschädigt ist, ist ein etwa 11 cm langer Knochen, der 
dorsal dünn und flach und etwa 2,5 em breit ist, sich in der Mitte auf 1,7 em verschmälert und ventral 
dieker und breiter wird. Die Breite beträgt im Maximum 3,0, die Dieke 1,7 cm. Hier findet sich die 
konkave Gelenktläche für den Humerus. . Die Fläche, die sich an das Coracoid anlegt, ist von drei- 
eckiger Gestalt. Die Unterseite des Knochens ist vorwiegend flach; die Ränder sind gerundet, die Ober- 
seite durch eine rinnenartige Einsenkung unterbrochen. 

Das Coracoid ist etwas länger und stärker als die Scapula. Der ventrale Rand des Teiles vom 
Coracoid, der sich an die Scapula anlegt, ist weggebrochen. An den beiden Enden ist der Knochen 
spatelartig: verbreitert. An der Gelenkfläche für den Humerus befindet sich die dickste Stelle des Knochens. 
Ein gut ausgebildetes Foramen coracoideum ist vorhanden. In der Mitte ist der Knochen verschmälert; 
das freie Ende ist flach und dünn. Im oberen Drittel ist der Knochen nach außen geknickt. Die größte 
Länge des Coracoids beträgt 12,7 cm, die Breite des freien Endes 4,9 em; an der schmalsten Stelle ist 
der Knochen 1,8 cm breit. 


Die freien Vorderextremitäten. 


Der Humerus beider Körperhälften ist vorhanden, dagegen fehlen die Vorderarmknochen beider 
Seiten, Radiale und Ulnare sind erhalten. (Taf. XXVI, Fig. 10.) 


Der Oberarm. (Taf. XXVI, Fie. 5.) 

Der Humerus ist proximal flach und breit, auf der lateralen Seite konvex, medial konkav. Das 
proximale Gelenkende, das Caput articulare humeri, ist rundlich gestaltet, etwa 3,5 cm breit und im 
Maximum 1,7 cm dick. Das flache Vorderende lag ziemlich horizontal. Der vordere Rand ist gerade 
bis zum Tuberculum externum BrüHt, (Processus lateralis), der etwas verdickt ist und zu Muskelansätzen 
(Pectoralis und Deltoideus scapulae) dient. Hier ist der Rand etwas nach unten umgeschlagen. Der 
hintere Rand des Humerusschaftes ist proximal konkav, erst scharf, dann gewölbt. In der Mitte ver- 
schmälert sich der Knochen und nimmt einen rundlichen (uerschnitt an. Distal ist er wieder verbreitert 


-— 251 


und zu einem Gelenkkopf verdickt, der ungefähr trapezförmigen Querschnitt zeigt. Die beiden CGondyli 
(Condylus ulnaris und CGond. radialis) gehen ganz ineinander über und sind kaum voneinander getrennt, 
so daß die Vallis intertrochlearis nur ganz schwach angedeutet ist. Medial und lateral von den Con- 
dylen konnten Entepicondyli nicht festgestellt werden. 


Maßangaben. 
Länge des Humerus vom proximalen bis zum distalen Gelenkende . . 15,7 cm 
» der geraden Strecke vom Gelenkkopf bis zum Tub. ext . .. 44 » 
gerinastegBreitegde)sDaphysen m 2,00 
IDickesderDiaphysese an usa 1,6 >» 
erönterBreiterdesädistaleneGelenkkopfesen Per 
» Höhe » » » RE RR N Lana EU 


Der Vorderarm. 


Von den Vorderarmknochen ist nur ein Radius (Taf. XXVI, Fig. 1) erhalten; die Ulna fehlt. 
Das proximale Ende des Radius ist weggebrochen, der größte Teil des in der Mitte zylindrischen 
Schaftes und das schräg gestellte und verdickte distale Gelenk ist vorhanden. Die Länge des Knochens 
mag 13—14 cm betragen haben. 
Die Handwurzel. 


Vom Carpus sind zwei große Knochen erhalten, das Radiale und das Ulnare (Taf. XXVI, Fig. 10). 
Die proximalenEndflächen dieser Knochen sind stark verbreitert, die distalen Gelenkenden sind beschä- 
digt. Sonst ist von den Knochen der Vorderextremitäten nichts vorhanden. 


Der Beckengürtel. 
Das Becken. (Taf. XXVI, Fig. 6, 9, 11 u. 12.) 

Vom Becken sind sämtliche Knochen vorhanden und im allgemeinen ganz gut erhalten. Nach 
Art der Krokodile besteht es jederseits aus drei Stücken, dem Ilium, Ischium und Pubis, und ist, wie 
schon in dem Abschnitt über die Wirbelsäule dargelegt wurde, an die beiden kräftigen Sakralwirbel 
angeheftet. 

Das Ihum (Taf. XXVI, Fie. {1 u. 12) zeigt ungefähr die Form eines Rhombus; der schief nach 
hinten ansteigende Vorderrand ist dick und rauh; gegen das vordere Ende zu wird er konkav und endigt 
in einer nach vorn ausgezogenen Spitze; am unteren Ende läuft er in einen rundlichen Knopf aus. Der 
dorsale Rand ist leicht nach hinten geneigt und vorne dicker, weiter hinten wird er-dünner. An der 
hinteren oberen Ecke wendet er sich in einem stumpfen Winkel abwärts, umschließt dabei ein nach außen 
konvexes, mit Leisten und Grübchen überzogenes Feld, bildet einen scharfen Rand und wendet sich dann 
im Bogen nach vorn und unten. Der untere Rand bildet hinten eine dreieckige Ansatzfläche für das 
Ischium; am Ende des vorderen Drittels wird er wieder stärker und wendet sich in scharfer Biegung 
nach oben. Die Außentläche des lliums ist leicht konkav, im allgemeinen glatt, längs dem verdickten 
Vorderrande und in der hinteren oberen Ecke zum Ansatze von Muskeln stark gerauht. In der hinteren 
unteren Ecke tritt ein pyramidenförmiger Zapfen nach außen hervor. Die Innenseite des Iliums ist 


na 


leicht konvex. Auf ihr sieht man deutlich die sich berührenden Ansatzflächen für die beiden Querfort- 
sätze des Sacrums. Die Ansatzfläche für den Processus sacralis I bildet zwei längs dem Rande verlaufende 
Gräben, die etwa einen rechten Winkel miteinander bilden. In der Mitte dieser durch die beiden Gräben 
begrenzten Fläche erhebt sich ein stark und unregelmäßiger gerauhter Buckel. Von dem unteren kon- 
vexen Rand der Ansatzfläche ziehen sich ungefähr parallel gerichtete längliche Vertiefungen gegen den 
Buckel hin. Die Ansatzfläche für den Processus sacralis II trägt im dem oberen Teil eine starke, un- 
regelmäßige Skulptur, im unteren Teile zeigt sie radial verlaufende Leistehen und Grübchen. In der 
oberen Hälfte gehen die zwei Ansatzflächen ganz ineinander über; unten sind sie durch einen ein- 
springenden Winkel, den die beiden unteren Ränder der Flächen mitemander bilden, voneinander ge- 
schieden. Die Ansatzfläche für den zweiten Sakralfortsatz zieht sich ganz bis zum hinteren Rand des 
Iiums, während die des ersten Sakralfortsatzes nicht ganz an den vorderen Rand reicht. 

Das Sitzbein, Ischium (Taf. XXVI, Fie. 9), ist recht groß und zeigt in schöner Weise den gegen 
das Pubis gerichteten Fortsatz. Am stärksten ist der Teil des Knochens, der sich an das Darmbein anlegt. 
Dieses Ende ist median durch eine wenige: konvex verlaufende Linie und außen durch einen etwa halb- 
kreisförmigen Bogen begrenzt und zeigt eine Scheidung in zwei Teile. Der dorsale ist dreieekig, gerauht, 
und dient zur Verbindung des Sitzbeines mit dem Darmbein; die Verbindungsnaht verläuft nahezu horizontal. 
Kinen stumpfen Winkel damit bildet eine größere, leicht konkave Fläche, die an der Bildung des Aceta- 
bulums teilnimmt. Kranial davon befindet sich eine Einsenkung, von der aus der gegen das Pubis ge- 
richtete Teil des Ischiums schräg nach vorn läuft. Median wird der Knochen dünner und breitet sich 
zu einer großen flachen Platte aus, die median durch eine sagittal verlaufende Fläche begrenzt ist und 
eine lange Symphyse bildet. Vorn und hinten ist der Knochen durch konkave Ränder begrenzt. Der 
vordere Rand ist scharf, der hintere, soweit die konkave Begrenzungslinie reicht, gerundet und bildet 
gegen die Symphyse zu einen konvexen Bogen. 

Die beiden Pubes sind spatelförmig verbreiterte Knochen (Taf. XXVI, Fig. 6), welche sich an 
die Fortsätze der Ischia anlegten. Die Ansatzfläche ist verbreitert, dann sehnürt sich der Knochen ein 
und weist hier rundlichen Querschnitt auf. Hierauf wird der Knochen flach und breitet sich zu einer 
tlachen Platte aus. Median ist er konvex. 

Mabe der Beckenknochen. 


1. Ilium. 
Länge des oberen Randes . . . .». „2... ....4101 cm 
» » unteren » EN lo 
» » kranialen » EEE ES TON 
» » kaudalen » U NASE NER RS ANNE 8) 
längerer@ Durchmesser oe 
kürzerer » RE ER N a LOSE 
Dieke des pyramidenförmigen Stückes . . . . . 2,6 » 
2. Ischium. 
änsezdesa@\Medianrandess er reisen 
Breite vorn bis zum Fortsatz . . . 2. 2.2.2.2... 405 » 


hinten e  L EN lo 


Breite über die Einschnürung gemessen . . . .... &41 cm 

Höhe der Acetabularvertiefung . . . eo Yail 

Breite des mit dem Ilum verbundenen Hortantreeh Ale» 

3. Pubis. 

Größte Länge . . . . N Ardkem 
Breite an dem gegen das Techn enlcen 5 dd ne Bule 50» 
gerineste@breitera re N es ee > 
größte DET ER een RE, an 


Die freien Hinterextremitäten. 
Der Oberschenkel. (Taf. XXV, Fig. 14.) 

Der Oberschenkelknochen ist sehr kräftig und zeigt die bekannte, nach Art eines S geschwungene 
Form. Das distale Ende trägt den wie eine Kugeloberfläche gewölbten, komprimierten Gelenkkopt, 
hinter dem der vordere Rand etwas eingezogen ist. In der vorderen Hälfte ist der vordere Rand 
gewölbt, distal bildet er einen Grat. Die Diaphyse des Knochens besitzt in der Mitte einen elliptischen 
Querschnitt. Ein Trochanter minor ist am hinteren Umfange des Femur durch eine etwas rauhere Stelle 
eben noch angedeutet. Das Tibialende ist flacher, pfeilspitzenförmig, und deutlich in zwei Condyli, Con- 
dylus internus und U. externus geschieden. Die Fossa poplitea ist sehr seicht. 


Maßangaben. 

Länge . . ee Bd em 
Breite am oheken. Gelenopt a 
» nderairiibtenne een 
> amWdıstalene linden ee 


Der Unterschenkel. (Taf. XXVI, Fig. 3 u. 4.) 

Die Länge der Unterschenkelknochen beträgt nicht ganz die Hälfte der des Oberschenkels. Die 
Tibia (Taf. XXVI, Fie. 3) ist etwas länger und bedeutend stärker :ls die Fibula. An beiden Enden ist 
die Tibia zur Bildung der Gelenke verdickt; der Schaft des Röhrenknochens ist durch den Gebirgsdruck 
eingedrückt. Die Fläche des proximalen Gelenkendes ist mehr ausgedehnt als die des distalen; die 
letztere ist schief gestellt und erscheint schmal und lang. Dicht unterhalb der beiden Gelenkenden ist 
der Knochen gerauht, um Ansätze für Muskeln und Sehnen zu bieten. Die vordere Seite des Schaftes 
ist gewölbt, die hintere flach. 


Maßangaben. 
Bangegdersikibian nen zlorlaem 
Breites proximaler se ra 

ingders\ittes 00. 0m) 
» staaten no 890 


Die Fibula (Taf. XXVI, Fig. 4) ist bedeutend schwächer und etwas kürzer als die Tibia. In der 
Mitte ist sie eingeschnürt und von rundlichem Querschnitt, an den Enden flach und breiter. Das distale 
Gelenkende ist stärker und ein wenig breiter als das proximale. Beide Gelenkenden erscheinen um ein 
geringes gegeneinander verdreht. 


Maßangaben. 
Länge der Fiblla . . . . 2. .......1&6 em 
Breite am oberen Ende . . . 2...2.830 
» un der: Mitten are en ey 
De anhstalenwEndese rn 


Die Fußwurzel. 


Von den Tarsalknochen sind leider nur zwei Stück ın ziemlich zerdrücktem Zustande erhalten, 
so daß sich nicht viel darüber sagen läßt. Der eine ist ein Astragalus und zeigt die Gelenkflächen für 
Tibia und Fibula und auf der gegenüberliegenden Seite einen rundlichen Gelenkkopf. Der andere, leider 
ziemlich beschädigte Knochen, stellt den Calcaneus dar. 


Der Mittelfuß. (Taf. XXVI, Fig. 2 u. 13.) 


Von den Metatarsalia sind zwei Stück vorhanden, die zum linken Fuß gehören. Das eine ist 
das Metatarsale I, das andere, erheblich längere, wohl das vierte. Das erste Metatarsale ist ziemlich 
stark gekrümmt, proximal bedeutend breiter und dicker als distal, und durch den Gebirgsdruck etwas 
zerquetscht. Die 2,1 cm breite und 1,7 cm hohe Gelenktfläche für den Astragalus ist verdickt und etwas 
vertieft. Der äußere, konvexe Rand des im Schaftteil dorsoventral zusammengedrückten Knochens weist 
eine stärkere Krümmung auf als der innere, konkave. Der Knochen verschmälert sich in den ersten 
Dreivierteln seiner Länge zusehends, so daß er am Ende des dritten ‘Viertels seme schmalste Stelle be- 
sitzt; von da an verbreitert und verdickt er sich wieder etwas gegen das distale Gelenkende zu. Letzteres 
zeigt die Form eines Trapezes, und erscheint im Vergleich mit der Längsachse der proximalen Gelenk- 
fläche etwas verdreht. Das Gelenkende ist sozusagen im zwei Condyli geteilt, die durch eine Mulde ge- 
trennt sind. Das andere Metatarsale ist m seiner proximalen Hälfte dorsoventral zusammengedrückt, in 
der distalen erst von elliptischem (Querschnitt, dann gegen das Ende zu von der Form eines Vierecks 
mit abgerundeten Ecken. Die proximale Gelenkfläche ist 2,6 em breit und im Maximum 1,3 cm hoch 
und konvex. Sie übertrifft also die proximale Gelenkfläche des ersten Metatarsale an Breite. Sie ver- 
schmälert sich in den ersten zwei Dritteln, um gegen das distale Ende zu langsam an Breite und an 
Dieke zuzunehmen. Die konvex gestaltete, distale Gelenkfläche besitzt aufgeworfenen Rand. 


: Maßangaben. 
länger des, Metatarsale Er 2 I 20 93Zem 
Breite \proximal. 22 2a a ee 39: 
» an der schmalsten Stelle . . . . 2... la» 
» MIST er EEE EN 1,8 » 
Bänserdes, Metatarsale Ve 2 ee 23 
Breite -proximalen nee on 
» ander schmalsten Stelle . . . . 2... 10 » 


RE AS ala er rn ae) 


2 


Die Unterscheidung der verschiedenen Arten von Stenosaurus muß auf Grund der Untersuchung 
des Schädelskelettes erfolgen, weil dieses allein von allen Arten bekannt ist. Vergleicht man das oben 
beschriebene Exemplar mit den bis jetzt bekannten Arten von Stenosaurus, so findet man folgendes: die 
aus dem Oxfordelay stammenden und untersuchten Arten weichen von dem Tübinger Exemplar im all- 


Fig. 5. Stenosaurus Larteti DESL. nach DESLONGCHANPS. Fig. 6. Stenosaurus Larteti var. Kokeni. 


N äussere Nasenöffnung, Pmx Praemaxillare, Mx Maxillare, Na Nasale, La Lacrymale, Prf Praefrontale, Fr Frontale, Pf Postfrontale, 
Tr Transversum, Pt Pterygoid, Ju Jugale, Sq Squamosum, Pa Parietale, Qn Quadratum, Eo Exoceipitale, Bo Basioceipitale. 


gemeinen wesentlich ab in dem Verhältnis der Schädelknochen zueinander, besonders in Form und 
Größe der Nasalia, in der Zahl der Zähne usw. 

Die meisten übereinstimmenden Züge weist die von EupEs-DEsLox@cHaups in den Notes paleon- 
tologiques S. 202 ff. beschriebene, aus Fuller’s earth stammende Art Stenosaurus Larteti auf: Die Länge 
der Schnauze bis zu den Augenhöhlen, die mittlere Breite der Schnauze, die Breite derselben bei Be- 
ginn der Augenhöhlen, sowie die allgemeine Form des Schädels stimmen gut überein, vorausgesetzt, dal 
man von der durch die erlittene Quetschung bedingten Deformierung des Tübinger Schädels absieht. 


OH 


Bei beiden beträgt die Größe der Nasalia ungefähr ein Drittel der Schnauzenlänge. Die Anzahl der 
Zähne, die ungefähr 126 —130 beträgt, ist bei beiden Formen so ziemlich gleich. 

Diesen übereinstimmenden Merkmalen stehen jedoch etliche Unterschiede gegenüber: die Ent- 
fernung der Spitze der Nasalia von dem Schnauzenende und die Breite des Schädels hinter den Augen- 
höhlen ist beim Tübinger Exemplar etwas größer. Drsronechamrs schreibt von den Nasalia bei Steno- 
saumus Larteti Desr.: »os nasaux un peu renfles a leur partie moyenne et formant un l&eger ressaut bombant 
un peu au-dessus du niveau des os lacrymaux et frontaux anterieurs« (S. 202). Das Verhalten des 
Tübmger Schädels läßt sich in diesem Punkte nicht mit Sicherheit feststellen, da der Schädel gerade 
auch in dieser Gegend unter dem Druck gelitten hat. Bei Stenosaurus Larteti Destw. ist das Frontale 
mit zahlreichen tiefen Grübehen bedeckt, während beim Tübinger Exemplar die-Skulptur weniger stark 
ausgeprägt erscheint. Auch in der Stellung und Ausbildung der Zähne zeigen sich etliche Differenzen: 
bei Stenosaurus Larteti Desu. stehen die Zähne ziemlich senkrecht und sind mit zwei gegenüberliesenden 
Kielen versehen; bei dem Tübinger Schädel stehen sie, wenigstens im vorderen Teil der Schnauze, 
schief nach außen, und von zwei deutlich ausgeprägten Kielen ist nichts zu bemerken. 

Alle diese Unterschiede sind jedoch nicht schwerwiegend genug, um eine Trennung dieser beiden 
Formen in verschiedene Arten zu rechtfertigen, und können sehr wohl als transitorisch bezeichnet und 
durch die Länge der Zeit, die zwischen den beiden Formen liegt (Fuller’s earth -— Oxfordelay), erklärt 
werden. So möchte ich denn den Tübmger Stenosaurus als eine Variation von Stenosaurus Larteti Desn. 
auffassen und mit dem Namen Stenosaunus Kokeni bezeichnen, zum Ausdruck des Dankes, den ich meinem 
hochverehrten Lehrer für seine vielfachen Anresungen schuldig bin. 


Der Bonner Schädel. (Taf. XXIII, Fig. I u. 2.) 


Der Schädel ist in seiner ganzen Länge erhalten; sowohl Ober- als Unterkiefer sind vorhanden, 
jedoch vielfach von Sprüngen durchzogen, durch den Gebirgsdruck zusammengequetscht und an manchen 
Teilen beschädigt. Von besonderer Bedeutung ist der Umstand, daß der hintere Teil des Schädels von 
den Augenhöhlen an m verhältnismäßig ordentlichem Zustande erhalten ist, und daß sich so namentlich 
auf der Gaumenseite des Schädels, die bei der Zerbrechliehkeit der dort befindlichen dünnen Knochen- 
platten meist gar nicht oder doch recht mangelhaft konserviert ist, die Verhältnisse ganz gut beobachten 
lassen und demnach zur Ergänzung der Kenntnis des Tübinger Exemplars dienen können. 

Die Schnauzenspitze ist zwar schlecht erhalten, zeigt aber auch die für die Stenosauren charak- 
teristische Erweiterung und die querovale äußere Nasenöffnung. 

Die Schnauze ist sehr flach, im Mittel 2—-3 cm dick. Langsam und stetig verbreitert sie sich 
bis zur vorderen Spitze der Präfrontalia, wobei sie denselben Öffnungswinkel beibehält; von da an 
wendet sich die Umrißlinie des Schädels in ziemlich stark konkavem Bogen nach außen, zieht sich 
geradlinig bis zum hinteren Rand der Augenhöhlen, bildet eine konvexe Krümmung und setzt sich in 
beimahe gerader Linie in der Weise nach hinten fort, daß das Schädeldach trapezoidale Form erhält. 
So erscheint einerseits die Kranial-, andererseits die Schnauzenregion scharf abgesetzt, und so kommt 
eine Schädelform zustande, die mit der Konfiguration ‘der Stenosaurenschädel eigentlich nicht überein- 


stimmt. Dieses Verhalten ist indessen zum größten Teil auf die starke dorsoventrale Zusammenpressung 
zurückzuführen, die besonders auch in der Orbitalgegend wirken und dabei die seitlichen Schädelränder 
in dieser Region mehr nach der Seite quetschen mußte. 

Die Schnauze ist flach gedrückt und die Maxillaria m der Mittellinie auseinandergepreßt. Auf 
diese Weise hat die Schnauze eine noch flachere Gestalt bekommen als sie ursprünglich hatte. Der 
Unterkiefer dagegen hat seine typische Form beibehalten. Darüber, daß dieser Schädel wirklich einem 
Stenosaurus zugehört, kann gar kein Zweifel herrschen. 

Der Nasengang ist gleich hinter der äußeren Nasenöffnung eingequetscht. Die Form und Größe 
der Prämaxillaria und Maxillaria stimmt mit dem Tübinger Schädel so ziemlich überein, nur sind von 
oben die Alveolen, die beim Tübinger Schädel als einzelne Ausbuchtungen hervortreten, nicht sichtbar. 

Die Oberfläche der Nasalia ist sanft gewölbt, sieht ganz nach oben und ist beinahe ganz glatt; 
die Nasenbeine sind im mittleren Teile verbreitert (größte Breite der Nasalia an dem vorderen Ende 
der Lacrymalia 6 cm) und haben die Form eimes Speeres. Ihre Länge beträgt etwa den dritten Teil 
der Schnauzenlänge. 

Die Lacrymalia sind dreieckig, lateral etwas nach außen, median durch die erlittene Pressung 
nach innen geneigt. Der hintere Rand der Tränenbeine beteiligt sich an der Begrenzung der Augenhöhlen. 

Die Präfrontalia begrenzen den Orbitalrand auf eine Strecke von 3 em, sind ziemlich kleiner 
als die Laerymalia und besitzen nur schwach angedeutete Skulptur. Ihr medialer Rand ist bogenförmig. 

Das Frontale springt mit seiner vorderen Spitze zwischen die ausemanderweichenden hinteren 
Enden der Nasenbeine ein, die ihrerseits wieder ihre spitzen Enden ein wenig m das Stirnbein ein- 
schieben. Mit konkaver Linie bildet es einen Teil des medianen Randes der elliptisch gestalteten Augen- 
höhlen, deren längerer Durchmesser gegen die Längsachse des Schädels geneigt ist. Die Fläche des 
Stirnbeines steigt sanft gegen hinten an, zeigt zwischen den Augenhöhlen eine Depression und ist haupt- 
sächlich in der Gegend hinter den Augenhöhlen mit ganz leichter, unregelmäßiger Skulptur versehen. 
Hier sendet es auch zwei, je 5,3 cm lange Arme nach der Seite aus, die mit den Postfrontalia in ge- 
bogener Naht zusammentreffen, und zusammen den vorderen Rand der oberen Schläfengruben bilden. ') 
Beim Beginn der Schläfengruben verschmälert sich das Frontale ganz bedeutend und trennt in Verbin- 
dung mit dem Stiel des Parietale als ein schmaler, 0,5 cm breiter Grat, welcher eine Länge von rund 
23 cm erreicht, die beiden riesigen Schläfengruben voneinander. 

. Hinten erweitert sich das Parietale zu einer dreieckigen Fläche mit schwacher Skulptur, und 
seine nach der Seite ausgebreiteten Arme bilden im Verein mit dem Squamosum den hinteren Rand der 
oberen Schläfengruben, der hier weggebrochen ist. Die äußere Begrenzung der oberen Schläfengruben 
wird hinten vom Squamosum und m der vorderen Hälfte vom Postfrontale dargestellt. Dieser obere 
Schläfenbogen ist bedeutend stärker und mindestens zweimal so breit als der untere und besitzt eine 
glatte Oberfläche. Bei manchen Teleosauren, besonders bei Pelagosaurus typus ist der obere Schläfen- 
bogen sehr breit und mit Grübchen bedeckt. 

Die unteren Schläfengruben liegen weiter rückwärts als die oberen, sind ganz zur Seite ge. 
drängt und bilden einen 20 cm langen, schmalen Schlitz. An der Herstellung des unteren Schläfen- 


ı) Beim lebenden Gavial werden die vorderen Ränder der oberen Schläfengruben von den Postfr. und dem Pariet. ge- 
bildet; das Front. tritt nicht in ihre Umwandung ein. 


Palaeontographica. Bd. LV. 33 


— 2358 — 


bogens beteiligen sich Jugale und Quadrato-Jugale, die sich in gerader Linie als Verlängerung des Ober- 
kieferrandes zum Quadratum fortsetzen, während bei den lebenden Krokodilen das Jugale nach oben 
gebogen ist, ein Verhalten, das schon der ältere DrsrongenAamps als Ausdruck der verschiedenartigen 
Ausbildung der Kaumuskulatur auffaßte. 

Die mächtige Entwicklung des Musc. temporo-maxillaris bedingte die gewaltige Ausdehnung der 
oberen Schläfengruben. Bei manchen rezenten Allisatoren finden wir die oberen Schläfengruben, in 
denen dieser Muskel entspringt (Horrmann), ganz geschlossen, weil er außer Dienst gesetzt ist und der 
Muse. pterygo-maxillaris seine Funktion übernommen hat. Der Muse. temporo-maxillaris, der den Unter- 
kiefer hebt, entspringt an den Wänden der oberen Schläfengruben, geht unter dem Jugalbogen durch 
und heftet sich an den Supraangularteil des Unterkiefers. Der Muse. pterygo-maxillaris entspringt an 
der Dorsalfläiche der mehr ausgedehnten Pterygoidea, füllt den Raum zwischen Pterygoidea und Qua- 
drata aus und heftet sich an der äußeren Fläche des Angulare an. 

Das Hinterhaupt ist im Verhältnis zu seimer Breite, die 27,5 cm beträet, äußerst niedrig; die 
Höhe beläuft sich nur auf 8 cm. Das Hinterhaupt hat zwar auch unter dem Druck gelitten: das Foramen 
magnum ist zu einem schmalen Schlitz zusammengedrückt; aber immerhin mag sich die Höhe zur Breite 
verhalten haben ungefähr wie 1:3. Nach DrsLonecHAames ist dieses Verhältnis bei Pelagosaurus typus 
wie 1:2, bei Teleosaurus s. str. wie 5:2, bei Metriorhynchus wie 7 :&. 

Wie bei den lebenden Krokodilen besteht das Hinterhaupt in der Hauptsache aus dem Oeceipitale 
superius, den beiden Exoceipitalia und dem Basioceipitale; außerdem kommen noch Squamosum, Parie- 
tale und Quadratum zum Vorschem. Die seitlichen oberen Stücke des Parietale, sowie die oberen Teile 
des Squamosum sind weggebrochen. In den beiden oberen Eeken des Hinterhauptes bilden die Squamosa 
deutlich vertiefte Flächen zum Muskelansatz. 

An der Bilding des 4 cm breiten Condylus occipitalis nehmen außer dem Basioccipitale auch 
die beiden Oceipitalia .lateralia teil, die auch den größten Teil des Rückenmarkloches umschließen. Die 
Oceipitalia lateralia sind in zwei grosse, nach hinten vorstehende Flügel ausgezogen, die bis in die Nähe 
der hier zusammengedrückten äußeren Ohröffnung reichen, welche hauptsächlich dem Quadratum angehört. 
Unter dem Condylus stehen zwei starke, gerauhte Tuberositäten hervor, die bei den Teleosauren überhaupt 
sehr gut ausgebildet, bei den lebenden Krokodilen dagegen bedeutend reduziert sind. Der größte Teil 
dieser Tuberositäten wird von dem Oeceipitale basilare gebildet; auch die Exoceipitalia beteiligen sich daran. 

Die Quadrata sind stark und besitzen wohl ausgebildete, etwas nach der Seite gerichtete Gelenk- 
flächen für die Artikulation mit dem Unterkiefer. 

Es finden sich hier auch noch emige Nerven- und Gefäßlöcher (für den Hypoglossus, die Vagus- 
gruppe, die Carotis usw.), welche bei Besprechung des kleinen Tübinger Schädels, bei dem diese Löcher 
besser zu sehen sind, nähere Berücksichtigung finden sollen. 

Die Unterseite des Schädels hat zwar an manchen Stellen Beschädigungen erfahren, zeigt aber 
doch manche interessanten Eigentümlichkeiten; denn die Verhältnisse der Knochen weichen hier von 
denen bei den lebenden Krokodilen wesentlich ab. 

Die Prämaxillaria und Maxillaria sind schlecht erhalten und bieten nichts Bemerkenswertes. Das 
Tier verfügte über 60—64 Zähne; sie sind im vorderen Teil der Schnauze ein wenig nach außen ge- 
richtet und hinten senkrecht gestellt. 


Die Gaumenbeine, die in der Mitte durch eine einfache Naht verbunden sind, sind nach unten 
ziemlich stark vorgewölbt; sie beginnen vorne mit einer scharfen Spitze, die 35 cm von der Schnauzen- 
spitze entfernt ist, und verbreitern sich gegen hinten zu. Ihre größte Breite liegt in der Höhe des 
vorderen Winkels der Gaumenlöcher und beträgt 8,5 cm. Der hmtere Rand der Palatina, der die 
vordere Begrenzung der Choanenöffnung bildet, ist leider beschädigt, so daß hier die ventrale Seite 
des Frontale zum Vorschein kommt. Von einem knöchernen Septum der Choanen, wie es bei Macrorhynchus 
Schaumburgensis festgestellt ist, ist hier nichts zu bemerken. 

Nach hinten zu schließen sich an die Palatina die beiden Pterygoidea an, die bei diesem Exemplar 
eine gute Erhaltung aufweisen und in der Mittellmie des Schädels eine rundliche, muldenartige Ein- 
senkung, die Fossa pterygoidealis, bilden. Lateral von dieser Mulde senden sie beiderseits einen nach 
hinten zurückgebogenen und nach unten konvexen Flügel aus, der, seitlich senkrecht abgeschnitten, 
hinten in einer freien Spitze endigt, und dessen vorderer Rand durch eine Naht mit dem flachen Trans- 
versum verbunden ist. Die Breite der Pterygoidea beträgt auf der linken Hälfte 3,3 cm, die ganze 
Breite also 6,6 cm; an der schmalsten Stelle (5 cm vor dem Basisphenoid) sind die Pterygoidea 3,5 em 
breit. In der Mitte der Pterygoidea zieht sich von der vorderen Spitze des Basisphenoids bis zur Fossa 
pterygoidealis ein deutlicher Kiel, der rechts und links von einer Furche begleitet ist, die m etwas 
tieferen Einsenkungen endigen, ehe sie an die Fossa pterygoidealis gelangen. 

Die Transversa stellen die Verbindung mit dem Jugale her; leider läßt sich nicht mit Sicherheit 
feststellen, ob das Transversum auch mit dem Maxillare verbunden ist, da sich von einer Naht zwischen 
Jugale und Maxillare nichts sehen läßt; bei den älteren Teleosauren und bei Macrorhynchus DuNnkEr ist 
das Transversum von dem Öberkiefer abgedrängt, bei den lebenden Krokodilen und manchen ihrer 
fossilen Vertreter dagegen steht es auch in ausgedehnter Verbindung mit dem Maxillare. DesLon@GcHAmps 
stellt es auf der Abbildung von Stenosaurus Larteti (Taf. XIV, Fig. 2) so dar, daß das Transversum das 
Maxillare auf einer kurzen Strecke berührt. 

Seitlich von den Gaumenbeinen zieht sich je ein Gaumenloch (grande ouverture palatine poste- 
rieure) hin, das die Form eines Dreiecks mit abgerundeten Ecken besitzt, dessen Basis mit der Längs- 
achse des Schädels parallel läuft und in ihrer ganzen Erstreckung von den Palatina gebildet wird. Die 
Gaumenlöcher sind begrenzt von den Palatina, Maxillaria, auf einer kleinen Strecke durch die Ptery- 
goidea und durch die Transversa.' Ihre Größe ist verhältnismäßig gering. Der Rand der Schläfenlöcher 
verläuft median in ziemlich gerader Richtung, lateral und kaudal ist er konvex. Die Länge der Gaumen- 
löcher beläuft sich auf etwa 12,5 cm, ihre größte Breite, die etwa ein Drittel der Länge beträgt, liegt 
bei der lateralen Endigung der Transversa. Die Gaumenlöcher reichen seitlich weiter zurück als der 
Vorderrand der Palato-nares. Durch die Gaumenlöcher hindurch sieht man auf Teile der Augenhöhlen, 
des Frontale, des Postfrontale und der Schläfenhöhlen. 

Hinten schiebt sich in die Pterygoidea das Basisphenoid ein, das einen wesentlichen Teil der 
Unterseite des Schädels bildet, während es bei den modernen Krokodilen mehr auf die Hinterseite ge- 
drängt ist und im sich zusammengeschoben erscheint. In der Mitte trägt es, wie bei Stenosaurus Larteti 
Dest., einen sagittal gerichteten Grat, der sich hinten verbreitert und eine dreieckige erhöhte Fläche 


1 Wenn sich das Transversum mit dem Maxillare verbindet, wie es DESLONGCHAMPS angibt, dann ist das Jugale wie 
bei den lebenden Krokodilen von der Umwandung der Gaumenlöcher ausgeschlossen, 


— 260 — 


schafft, die kaudal durch eine quer verlaufende geringe Erhebung abgegrenzt wird, welche von einer 
seichten Rinne begleitet ist. Unmittelbar dahinter liest in der Mitte ein großes Loch (Foramen inter- 
tympanicum medium, Lateral Eustachian foramen Owen; von BurMEISTER mit der Fissura Glaseri hominis 
verglichen); an der Grenze zwischen Basisphenoid und Basioceipitale findet sich beiderseits ein Loch 
von unregelmäßigem Umriß für den Durchtritt der seitlichen Eustachischen Röhren. Lateral von den 
erwähnten starken Tuberositäten senken sich die Exoceipitalia beträchtlich ein; im Grunde dieser De- 
pression bemerkt man ein Loch (Foramen carotidis). 

Die Quadrata sind wohlentwickelt und schräg nach außen und unten gestellt. Die Mitte der 
unteren Fläche ist in der Längsachse des Knochens etwas konvex, seitlich konkay. Die Gelenkflächen 
für den Unterkiefer sind verdickt, sattelförmig gestaltet und 7 cm breit. 

Vergleicht man die Unterseite dieses Stenosaurenschädels mit der Schädelunterseite rezenter 
Krokodile, so fällt zunächst auf, daß die Pterygoidea bedeutend geringer entwickelt und durch das 
Basisphenoid ziemlich weit vom Basioccipitale getrennt sind. Die Choanenöffnung liest bei dem Steno- 
saurenschädel ziemlich weiter vorne und die Pterygoidea bilden nicht den Boden und die ganze Um- 
wandung derselben. 

Die Öffnung der Choanen wird bei Stenosaurus vorne vom hinteren Rand der Palatina begrenzt 
und weist rundliche Form auf. Das Dach und die seitlichen Wandungen der Choanen werden von den 
Pterygoidea gebildet. DesLonGcHamrs vermutet, daß die Choanen von Knorpel- und Bindegewebe um- 
schlossen, noch weiter nach hinten reichten, eine Anschauung, die nicht so ohne weiteres von der Hand 
zu weisen ist. Bei Pelagosaurus schiebt sich die Choanenöffnung zwischen die in der Mittellinie aus- 
einanderweichenden Palatina em und endigt vorne in einer Spitze. Dieser Spalt war nach DesLonc- 
cHamps’ Vermutung von Bindegewebe ausgefüllt. Bei Stenosaurus ist die Öffnung der Choanen nicht 
wie bei Pelagosaurus und den geologisch jüngeren Krokodilen median durch einen knöchernen Grat ge- 
teilt, sondern ganz flach. Bei Stenosaurus liegt der Hinterhauptscondylus über der Verbindungslinie der 
Gelenkenden der Quadrata; bei einem Alligatorschädel sind die Quadrata nach oben gerückt, so daß sie 
mit dem Condylus in einer Linie liegen. Zugleich sind hier die Pterygoidea ventral vereinigt, nach 
hinten geschoben und mit ihren seitlichen Fortsätzen zu einer breiten Platte umgestaltet, sowie beträcht- 
lich nach unten gebogen. Dadurch wird der innere Nasengang verlängert, und die Choanenöffnung ist 
ganz von den Pterygoidea umschlossen und nach hinten gedrängt. Im Zusammenhang damit steht der 
Umstand, daß das Basisphenoid stark zusammengedrückt und nach hinten geschoben wird. 

Nach Koxen’s Untersuchungen ist die Zusammendrängung der vom Basioccipitale und den unteren 
Hälften der Exoceipitalia gebildeten Partie, die nicht mehr horizontal nach beiden Seiten ausgedehnt ist, 
sondern ein mit der Spitze nach unten gewendetes Dreieck bildet, eine Folgeerscheinung der Aufbiegung 
des Quadratbeines; diese Kompression verursachte auch die Vereinigung der das Exoccipitale durch- 
bohrenden Kanäle des Nervus accessorius Willisii, des Vagus und Glossopharyngeus, der Vena jugularis interna 
und des Facialis in eine große Öffnung, und drängte auch das Foramen carotidis dicht an das Quadratum. 

Schon der ältere DesronecHuamps erkannte, daß diese Veränderungen im Baue des Schädels im 
Zusammenhang stehen mit der gewaltigen Entwicklung der Flügelkiefermuskulatur. Die Verhältnisse 
der Muskelzüge hat Horrmann im vierten Band von Bronv’s Klassen und Ordnungen des Tierreiches 
näher beleuchtet, 


— 261 — 


Maßangaben. 

Länge des Schädels von der vorderen Schnauzenspitze bis zum vorderen 
Rande der Augenhöhlen . . . Be ES a 000.5 OUD em 
Länge von der Schnauzenspitze bis zum Bonds oleıpialis ee 220980 
Breite der Schnauze hinter dem Nares externae . . . 2 22 22.055 » 
Mittlere Breite der Schnauze Dr RR Re RR EIS MAR) 
Breite beim Beginn der Laerymala . . . : een > 
» gemessen über den vorderen Rand der Ausenhöhlen a en lDion > 
SrohteaB reitendesmschä del ro 
Breite des Schädels hnten . . . . TR i oo Ale ® 


» des Frontale an der schmalsten Stelle zwischen den en 6,0» 
Größe des Schädeldaches, gemessen vom vorderen Rande der Schläfen- 
erubensbisezurgEbenerdes. Condwocer a 2. 2 


7,9 » 

BreitegdersSchlätengwuübenSvorne Ren 
» » » JRBOUREHA ES ARE EN ET | 1,4 » 
Wäng.endergoberenwSchläfenerubene ger 220 > 
größte Breite der Schnauze über den Nares externae . . . . 2....65 » 
» » SEROLb Ita ne En Be 5,2 » 

» Länge » » 8,0 » 
ängegder Nasalagsr ar ar Ar an une He 20,0% 


Der Unterkiefer. (Taf. XXII, Fie. 3.) 

Der Unterkiefer gleicht im hohen Maße dem des oben beschriebenen Tübinger Exemplares. Die 
Gesamtlänge des Kiefers beträgt rund 101 cm, wovon 52 cm auf den symphysalen Teil fallen. An der 
vorderen Spitze ist der Unterkiefer stark verbreitert: die größte Breite des Kieferendes liegt beim vierten 
Zahn und beläuft sich auf 6,5 em. Dahinter trıtt eine Verschmälerung auf 4,2 em ein, und von da an 
nimmt der Unterkiefer allmählich wieder an Breite zu und geht schließlich in die ein wenig nach außen 
konvexen Unterkieferäste über. Der (Querschnitt des Kiefers beim Beginn der Symphyse ist ein läng- 
liches Viereck mit abgerundeten Ecken. 

Die Oberfläche des symphysalen Teiles ist flach, zwischen den vier vorderen Zähnen ein wenig 
vertieft und im hinteren, den beiden Splenialia angehörigen Teil leicht gegen die Mittellinie eingesenkt. 

Die Unterseite der Symphyse ist vorne flach gewölbt und geht nach hinten in eine ebene Fläche 
über; die Oberfläche der Unterseite ist mit unregelmäßigen Furchen bedeckt. 

Die Alveolarränder sind scharf abgesetzt und etwa 1,5 cm breit. Im vorderen Teile stehen sie 
schief nach außen, hinten drehen sie sich allmählich ganz nach oben. Die Alveolen sind von runder 
Gestalt; die des dritten und vierten Zahnes berühren sich. Der Durchmesser der mittleren Alveolen 
beträgt im Durchschnitt 1,1 cm. Hinten nehmen sie an Größe ab und sind etwas dichter gestellt. 

Die Zähne sind zum größten Teil aus den Alveolen herausgefallen oder abgebrochen und gleichen 
denen des oben beschriebenen Exemplares. An Alveolen sind 60 Stück vorhanden. 

Die Unterkieferäste sind vielfach von Sprüngen durchzogen und auf der Innenseite oft die 


— 262 — 


Knochen weggebrochen. Das Articulare ist sehr stark ausgebildet und besitzt eine 7 em breite Gelenk- 


fläche für das Quadratum. 


Der Unterkieferdurchbruch ist wohl ausgebildet. 


Maßangaben. 
Gesamtlänge des Unterkiefers . . . 2 2... 101,0 er 
ansendersSymphysesse er 52,0 » 
Breite gemessen über den zweiten Zahn . . . 5,3 >» 
> » >» » vierten » all 6,5 » 
» hinter der Erweiterung an der Spitze . . 4,2 » 
a amsBeeinnadersSyuphiyscnesrr I8 » 
> » Ende der Zahnrehen . . .... 4155 » 
Dicke an der Symphyse BE 4,0 >» 
Länge des symphysalen Teiles der Splenialia . . 17,0 » 
Durchmesser der mittleren Alveolen . . . .. I. 9 
größte Entfernung der beiden Unterkieferäte . 32,0 » 


Mx 


Fig. 7. Stenosaurus Edwardsi 
nach DESLONGCHAMPS. 


Der oben beschriebene Bonner Schädel gleicht in vielen Stücken dem 
oben untersuchten Tübinger Exemplar (Stenosaurus Larteti var. Kokeni). Es 
sind jedoch auch einige Unterschiede vorhanden: die größere Länge des 
Schnauzenteiles bis zu den Augenhöhlen gemessen beim Bonner Schädel, des- 
gleichen die größere Breite des Schädels in der Gegend der Augenhöhlen, die 
aber wohl eme Folge des erlittenen Druckes ist, sowie die größere Breite des 
Schädels gemessen am Hinterhaupt. Außerdem sind die Nasalia in der Mitte‘ 
ein wenig schmäler als beim Tübinger Exemplar und greifen mit ihren hin- 
teren Spitzen etwas in das Frontale ein. An Zähnen sind beim Tübinger 
Exemplar ungefähr 126—130, beim Bonner etwa 120—124 vorhanden ge- 
wesen. Diese Unterschiede sind jedoch geringfügig, so daß diese beiden 
Stücke sehr wohl zusammengestellt werden können. 

Die ebenfalls aus dem Oxfordclay stammende Art Stenosaurus Edwardsi 
Dist. unterscheidet sich leicht durch die kürzere Schnauze, die ganz all- 
mählich in die Orbital- und Kranialregion des Schädels übergeht, während 
bei Stenosaurus Kokeni der Übergang mehr unvermittelt erfolgt. Bei ersterem 
waren anscheinend auch die oberen Schläfengruben nicht so stark. entwickelt, 
und die Grete occipito-frontale war außerordentlich schmal, mindestens ebenso 
schmal wie bei Stenosawrus megistorhynchus GEOFF. Sr.-Hınaıre. Außerdem 
ist das Lacrymale schmäler und länger als bei Stenosaurus Larteti Dest. und 
nähert sich in diesem Stück dem Stenosaurus megistorhynchus. Im Gegensatz 
zu Stenosaurus Larteti Destw. und in Übereinstimmung mit Stenosaurus Kokeni 
ist das Frontale beinahe vollständig glatt und ohne ausgeprägte Skulptur. 
Die Nasalia nehmen bei Stenosaurus Edwardsi Destu. ungefähr die Hälfte der 
Schnauzenlänge ein, bei Stenosaurus Larteti Dest. und Stenosaurus Kokeni etwa 
ein Drittel, bei Stenosaurus megistorhynchus GEOFF. St.-HıLAIRE ein Viertel der- 


oe 


selben, lateral sind sie bei Stenosaurus Edwardsi scharfeckig abgegrenzt, während die äußere Grenze bei 
den letzteren konvex gewölbt ıst. Ferner sind die Maxillaria bei Stenosaurus Edwardsi verhältnismäßig 
kürzer als bei den oben untersuchten Schädeln; die Unterseite der Maxillaria ist gewölbt, bei Stenosaurus 
Kokeni dagegen flach. Die Zähne von Stenosaurus Edwardsi sind genau von oben nach unten gerichtet 


»et nullement dans une position oblique«. Außer- Meer 
I | "I 


dem ist noch zu erwähnen, daß diese Art weniger 
Zähne (56) im Kiefer besitzt als Stenosaurus Kokeni, 
ohne daß jedoch auf diesen Punkt großer Wert 
gelegt wird. 

Stenosaurus megistorhynchus GEOFF. ST.-HILAIRE 
und Stenosaurus Roissyi DesL. unterscheiden sich 
durch die stärker verlängerte, schlankere und mit 
weit mehr Zähnen versehene Schnauze, sowie durch 
die verhältnismäßig bedeutend längere Unterkiefer- 
symphyse und die nicht so stark entwickelten oberen 
Schläfengruben. Die Nasalia nehmen, wie oben er- 
wähnt, ungefähr den vierten Teil der Schnauzen- 
länge ein. 

In ähnlicher Weise ist die Stenosaurus megisto- 
rhynchus nahestehende Art Stenosaurus intermedius 
A. Bicor aus dem Callovien superieur von Beuzeval 
verschieden, welche außerdem ein höheres Hinter- 
haupt aufweist. Stenosaurus Heberti MorEL DE GLas- 
VIBLE besitzt bedeutend stärkere Zähne. 


N 4 
Y/ 
ul}! 


Junges Exemplar von Stenosaurus Larteti 
var. Kokeni. 


In den letzten Wochen erwarb das Tübinger 
geologische Institut ein weiteres Exemplar der Fig. 8. Stenosaurus Larteti var. Kokeni jung. 
Gattung Stenosaurus, das aus derselben Fundstätte 
stammt wie die oben beschriebenen. Vorhanden sind der Schädel, die beinahe vollständige Wirbel- 
säule und eine Anzahl Panzerplatten; die Extremitäten fehlen. 


Der Schädel. 
Der Schädel ist in vielen Beziehungen dem oben beschriebenen von Stenosaurus Larteti var, 
Kokeni ähnlich. Das Frontale ist beinahe ganz glatt und weist keine Skulptur auf. Die vordere Spitze 
des Frontale endigt in der Höhe einer die vorderen Ränder der Augenhöhlen verbindenden Linie. Die 


On 


Augenhöhlen sind von elliptischer Gestalt, fast ganz nach oben gerichtet und, wie es bei jüngeren 
Tieren gewöhnlich ist, verhältnismäßig größer als beim erwachsenen Tier. 

Bemerkenswert ist, daß sich die hinteren Endigungen der Nasalia schwalbenschwanzförmig ein 
ziemliches Stück weit zwischen die Augenhöhlen erstrecken. Die Länge der Nasalia beträgt etwa ein 
Drittel der Schnauzenlänge. Der Kamm zwischen den beiden großen oberen Schläfenhöhlen ist sehr 
schmal. Die Unterseite des Schädels ist leider schlecht erhalten. Im Ober- und im Unterkiefer steckten 
je etwa 66 Zähne. Am Unterkiefer lassen sich die Durchbrüche in schöner Weise beobachten. Im großen 
ganzen steht dieses Exemplar dem oben beschriebenen Stenosaurus Larteti var. Kokeni sehr nahe, und 
die Abweichungen von diesem, die sich feststellen lassen, sind wohl zum Teil durch das geringe Alter 
des Tieres bedingt, so daß man dieses Exemplar füglich zu Stenosauwrus Kokeni wird stellen können. 


Hier folgen noch einige Maßangaben: 


Gesamtlänge des Schädels . . . . Kann ON em! 
Länge bis zu dem vorderen Rand der enihhlen a EUR 8 
» em den. Nasaliarıı 2 Ser a NDS 
mitblere@Breitegders Schnauze 
Breitegam&vorderen@kinderderaN asalıae in» 
» > > rn r Dacrymalları 2 2 au ee eos, 
» > > Randerder Ausenhöhlene 2 7 Eye 
>. mer den Ansenhölnlen 0 © oo: oo mn oa 0 Ra AA 5 
Länge der Augenhöhlen Be a ee ER ee 
Breite » > N a 
geringste Entfernung der beiden Anganhähllen u a ee ee 3 
Breite des Schädels über die beiden (Juadraten gemessen . . . . 17,3 » 
Länge des Kammes zwischen den oberen Schläfenhöhlen . . . . 13» 
Breite der oberen Schläfenhöhlen vom . . . 2. 22. 2 2...» 
» » » » hinitenvae VE es, er 6 „4 » 
Bänserdeshlinterkieferse. 2 1 re etwa 65 » 
» der Unterkiefersymphyse . . . NEESDENE> 
Breite des Unterkiefers hinter der Bene an den Soilze a AED 
and erE&abelunesstellesssr re oe. @@ >» 


Die Wirbelsäule. 


Über die Wirbelsäule läßt sich nicht viel bemerken. Es sind 22 präsakrale Wirbel vorhanden, 
so daß also zwei Stück fehlen dürften. Atlas und Epistropheus sind schlecht und lückenhaft erhalten. 
Dagegen läßt sich der Übergang der Halswirbel in die Rückenwirbel in schöner Weise beobachten. 

Die seitlichen Fortsätze der Sakralwirbel sind gut erhalten; es läßt sich daran feststellen, daß 
sich der Processus sacralis I mit einer dreieckigen Fläche auf den Processus sacralis II legte. 

Die Schwanzwirbel bieten nichts Bemerkenswertes; eine Anzahl Hämapophysen, sog. Chevron 
Bones ist vorhanden. Es sind Y-förmige Knochen; die dorsalen Gabelstücke sind getrennt voneinander 
und nicht durch eine Knochenbrücke verbunden. Der ventrale Teil der Hämapophysen, die zu den 
weiter hinten liegenden Wirbeln gehören, ist verbreitert. 


— 265 — 


Der Panzer von Sienosaurus. 


Daß die Stenosauren im Gegensatz zu den Metriorhynchiden durch einen Panzer von Knochen- 
platten geschützt waren, das beweisen die verschiedenen Funde von Panzerschildern, die mit den Steno- 
saurusresten zusammen ausgegraben wurden. Jedoch ist kein Fund bekannt geworden, der die Panzer- 
bekleidung von Stenosaurus im Zusammenhang zutage gefördert hätte, und daher müssen manche Fragen 
in dieser Richtung vorerst noch offen bleiben. 

Zu dem neuerworbenen Exemplar von Stenosaurus gehört auch eine Anzahl von Panzerplatten 
von verschiedener Form. Diese Knochenschilder sind sämtlich auf der nach außen gerichteten Seite 
mit größeren und kleineren Gruben bedeckt; die Innenseite ist glatt. Alle vorhandenen Platten sind 


Fig. 9. Verschiedene Panzerplatten von Stenosaurus. 


mehr oder weniger gekielt, wobei der Kiel in der Regel nicht in der Mitte, sondern mehr seitlich liegt. 
Aus dem Vorhandensein eines Kieles ergibt sich mit ziemlicher Sicherheit, daß die betreffenden Panzer- 
platten dem Rücken- und nicht dem Bauchpanzer angehören. 

Unter den vorliegenden Knochenschildern fallen zunächst die größeren Exemplare auf. Ihr Um- 
riß ist ungefähr viereckig, der laterale Rand ist konvex gewölbt. Der mehr oder weniger hohe Kiel 
liegt im äußeren Drittel der Platten und sendet eine spitze Verlängerung nach vorn. Die Ränder der 
Knochenschilder sind verdünnt; der mediane Rand zeigt bei einigen Stücken Spuren einer Naht. Diese 
Platten bildeten wohl zwei in der Längslinie des Körpers verlaufende Reihen, die in der Mittellinie durch 
eine Naht verbunden waren. Die Platten der einzelnen Längsreihen lagen fischschuppenartig überein- 
ander, und zwar in der Weise, daß der Hinterrand der vorderen Platte den Vorderrand der folgenden 
überdeckte. Dadurch war ein Gleiten der Knochenplatten aufeinander und somit auch eine gewisse 
Beweglichkeit des Rumpfes gewährleistet. 


Palaeontographica. Bd. LV. 34 


— 266 — 


Verschiedene Panzerplatten zeigen eine andere Form; sie sind dreieckig oder trapezoidisch ge- 
staltet, wesentlich kleiner als die eben besprochenen und haben vorn einen zahnartigen Fortsatz. Manche 
dieser Platten tragen einen unbedeutenden, manche einen außerordentlich starken Kiel. Diese Platten 
bildeten wohl die Seitenreihen im Schwanzteil. Von Platten, die mit Sicherheit dem Bauchpanzer an- 
gehören, ist nichts vorhanden. 

Eine Vergleichung der Hautpanzerplatten von Stenosaurus mit denen von Mystriosaurus ergibt, 


daß sie in hohem Grade miteinander übereinstimmen. Man 
N 


ul NN hat daher Grund zu vermuten, daß auch die Anordnung 
S3N7722 SS NN N 5 ? 
SR & WEN N N N! der Panzerplatten bei Stenosaurus der bei Mystriosaurus ent- 
N 3 IS N! 06 . 
S z DR; sprach. Der Rücken von Mystriosaurus war 


: © Ko 


durch zwei Längsreihen paarig angeordneter 
Panzerschilder geschützt, die in der Mittellinie 


durch eine Naht verbunden waren. Von der 


Lendenregion an tragen die Panzerplatten am 


} EL N äußeren Rand einen in der Längslinie des Kör- 
y; Ü & &\ \ N = 

TE Ae 8 ®& / pers verlaufenden Kiel, der auf den Schwanz- 

platten kräftiger hervortritt und etwas weiter 


nach innen rückt. Im Schwanzteil tritt außer 
den zwei Reihen Rückenplatten jederseits noch 
\ eine Längsreihe trapezoidisch herzförmiger und 


gekielter Seitenplatten auf die eine scharfe 
Spitze nach vorn senden und unter die voran- 
gehende Platte schieben. Im hintersten Drittel 
= des Schwanzes wurden noch nie Platten ge- 


\ > \ funden. Der Bauchpanzer von Mystriosaurus 

SA 4:30 : : 

Ö\\ } EN, besteht, aus verschiedenen Reihen flacher, quer- 

\ X IZÄL: \ c 
PO7=; \y Sl oblonger oder quadratischer ungekielter Platten, a SR 
© rn A N die außen mit Gruben verziert und kleiner Seitenreihe des 


sind als die mittleren Rückenplatten. Schwanzpanzers 
von Stenosaurus. 


Der Stuttgarter Schädel. 
Stenosaurus teleosauroides n. sp. (Taf. XXIV, Fig. 1 u. 2.) 


Fig. 10. Stück der Mittelreihen des Rückenpanzers \ h 2 
von Stenosaurus. Herr Professor Dr. E. Fraas hatte die Freundlichkeit, 


mir den im Stuttgarter Naturalienkabinett befindlichen Steno- 
saurusschädel, der wie die oben beschriebenen Stenosauren aus dem Oxfordton von Fletton stammt, zur Unter- 
suchung zu überlassen. Bei diesem Schädel ist die Schnauzenspitze zum Teil abgebrochen; die Nasal- und 
Orbitalgegend ist zerdrückt und zum Teil beschädigt; die Bögen, welche die unteren Schläfenhöhlen nach 
unten abschließen, fehlen zum größten Teil; das Hinterhaupt ist zerquetscht und die Gaumenseite schlecht er- 
halten. Vom Unterkiefer ist der symphysale Teil und das hintere Ende des rechten Unterkieferastes vorhanden. 


Ich werde mich darauf beschränken, die Unterschiede darzulegen, die dieser Schädel gegenüber 
den oben beschriebenen zeigt. 

Die ganze Länge des Schädels von der Schnauzenspitze an bis zu dem Condylus oceipitalis be- 
trägt 88,5 cm, das Bonner Exemplar ist 9% cm lang. Trotzdem ist die Länge der Schnauze von der 
Spitze bis zum vorderen Rand der Augenhöhlen bedeutender; sie beläuft sich auf 62 em, beim Bonner 
Schädel beträgt sie 60,5 cm. Trotz der größeren Länge ist die Breite der Schnauze geringer; im Mittel 
beträgt sie nur 5 cm. So ergibt sich eine größere Schlankheit des Schnauzenteiles. Die Breite der 
Schnauze bleibt von der Verbreiterung an ihrer Spitze bis zum Beginn der Nasalia beinahe gleich, die 
Seitenränder der Schnauze laufen bis dahin annähernd parallel. Von da an nimmt die Breite des 
Schädels zu; die Seitenränder sind konkav geschweift bis zu den Augenhöhlen, wo die äußere Begren- 
zung konvex wird. Der Übergang vom Kranial- in den Schnauzenteil ist schroffer als beim Tübinger 
Exemplar; damit schließt sich der Schädel in seiner äußeren Form mehr an Teleosaurus Cadomensis Drst. 
an, der in dieser Hinsicht dem Gavial näher steht. Infolge der dorso-ventralen Quetschung, die der 
Schädel erlitten, erscheint die Orbitalregion etwas breiter als sie sich in unzerdrücktem Zustande dar- 
stellen würde. 

Die Nasalia sind schlank und spitz, länger als bei der oben beschriebenen Art. 

Das Frontale zeigt die Form eines Spatens und ist mit einer Menge von tiefen Grübchen und 
Leistchen bedeckt, die eine radialstrahlige Anordnung erkennen lassen; die oben beschriebenen Tübinger 
und der Bonner Schädel zeigen nur unbedeutende Skulptur. 

Die Augenhöhlen sind in der Hauptsache nach oben gerichtet; ihre ehemals rundliche Form ist 
jetzt etwas deformiert. Die geringste Breite zwischen den Augenhöhlen beträgt 5,5 em. Die Länge 
der Augenhöhle beträgt ungefähr 6,5, die Breite 4,5 em. 

Die oberen Schläfenhöhlen sind groß, aber ziemlich kürzer als beim Bonner Schädel. Die von 
Frontale und Parietale gebildete Leiste, welche die beiden Schläfenhöhlen voneinander trennt, ist schmal 
und bedeutend kürzer als bei dem oben beschriebenen Schädel: ihre Länge beträgt nur 11 cm, während 
sie sich bei dem Bonner auf etwa 22 cm beläuft. Die Schläfengruben haben die Form eines Trapezes 
mit abgerundeten Ecken, wobei die Basis (Arcade fronto-mastoidienne) außen liegt und 14 em lang ist; 
auf diese Weise ist eine ganz beträchtliche Verkürzung des Schädeldaches erreicht gegenüber einer ge- 
waltigen Verlängerung der Schnauze. 

Die beiden Arme des Frontale stehen ganz zur Seite heraus, so daß der innere vordere Winkel 
der Schläfengruben einen rechten Winkel beträgt, während die beiden Arme des Frontale bei den an- 
deren Schädeln mehr oder weniger nach hinten gewandt sind. 

Die Dicke der Schnauze ist sehr gering; bei Beginn der Maxillaria beträgt sie 1,1 em, in der 
Mitte 1,7 cm und an der vorderen Endigung der Paiatina 2,6 cm. 

Im Prämaxillare standen jedenfalls auf jeder Seite vier Zähne, die, nach der Stellung der Alveolen 
zu urteilen, schief nach vorn und außen gerichtet waren. Der Durchmesser der Alveole des ersten 
Maxillarzahnes beträgt etwa nur die Hälfte der Durchmesser der mittleren Maxillarzähne. Die Alveolen 
sind im Mittel etwa 1 cm voneinander entfernt. Die meisten Zähne sind aus den Alveolen heraus- 
gefallen oder an der Basis abgebrochen. Nur einige wenige Zahnbruchstücke sind etwas größer, so 
daß sich eben noch die Streifung des Schmelzes feststellen läßt. Was die Zahl der Zähne im Ober- 


— 268 — 


kiefer anlangt, so ist sie ziemlich höher als bei den oben beschriebenen Exemplaren; es ergeben sich 
hier etwa 88 Zähne. 

Die Fläche der Maxillaria, die zwischen den beiden Zahnreihen liegt, war ehemals eben, ist jetzt 
aber in der Mitte eingedrückt. 

Die unteren Schläfenhöhlen sind schmal, reichen nicht ganz so weit nach hinten und sind kürzer 
als die obereren. 

Die größte Breite des Schädels beträgt 22,5 cm. 


Der Unterkiefer. (Taf. XXIV, Fig. 3.) 

Die ganze Länge des Unterkiefers beläuft sich nach Ergänzung des fehlenden Stückes auf etwa 
93 cm; davon fallen 56 em auf den symphysalen Teil. Der Kiefer ist vorne erweitert und trägt hier 
fünf etwas schiefstehende Zähne. An der erweiterten Stelle ist er 5,1 em breit, dahimter 3,6 cm, an 
der vorderen Endigung der Splenialia 4,6 cm und bei Beginn der Symphyse 8,2 em. Die Länge der 
in den symphysalen Teil eindringenden Splenialia beträgt 26,5 cm. 

Die deutlich abgesetzten Alveolränder stehen etwas schief nach außen. Die Dicke des Unter- 
kiefers ist gering: vorne ist er 1,3 em, an der Spitze der Splenialia 2,1 em und an der Symphyse 
2,6 cm dick. Die Symphyse ist unten etwas länger als auf der Oberseite. 

Bei Beginn der Symphyse steigt das Spleniale auf eine Strecke von 2,5 cm sanft an und erhebt 
sich dann plötzlich auf das Niveau der Oberfläche der Dentalia. Das Artikulare ist massig; das Kom- 
plementare stellt einen sehr schmalen Knochen dar. Das Supraangulare ist nicht vorhanden. 

Die hinteren Alveolen lassen sich nicht deutlich unterscheiden, und so läßt sich auch die Zahl 
der Zähne nicht direkt feststellen. Es werden etwa 86—-88 Zähne im Unterkiefer vorhanden gewesen sein. 

Der symphysale Teil geht bemahe unmerklich in die beiden Unterkieferäste über; da, wo sich 
die Äste abzweigen, ist der äußere Rand des Kiefers ganz leicht konkav. Zwischen den vorderen Zähnen 
ist die Oberfläche des Kiefers leicht vertieft. 


Dieser Schädel war als zu Stenosaurus Edwardsi Dest. gehörig bestimmt; eine genauere Ver- 
gleichung mit dieser von DestLonscHanps ausführlich beschriebenen Art ergibt jedoch, daß der Stutt- 
garter Schädel nicht dieser Art angehören kann. Dieser Schädel besitzt einen viel längeren, schmäleren 
Schnauzenteil als Stenosaurus Edwardsi, und das Verhalten des kranialen Teiles ist wesentlich anders. 


Länge des Schädels beim Stuttgarter Exemplar bis zu den Augenhöhlen . . 62 cm 
» > » bein Szeno saunu SR hnand sv re Se 
‚Mittleres BreiterdessStutlzartensSchädelseer ED 
» N heieStenos@urusER da uan.d sa 615% 
Verhältnis der Länge bis zu den Nasalia, zur Länge bis zu den Augenhöhlen beim Stutt- 
garter Schädel = 2:3, bei Stenosaurus Edwardsi nahezu — 1:2. Der bis zu den Nasalia reichende Teil 


ist also bei dem Stuttgarter Schädel ziemlich länger als bei Stenosaurus Edwardsi. Über den Beginn 
der Lacrymalia gemessen ist der Stuttgarter Schädel verhältnismäßig viel schmäler (8,5 cm) als Steno- 
saurus Edwardsi (13 cm); am vorderen Rand der Augenhöhlen dagegen etwas breiter (13,9 cm) als 
Stenosaurus Edwardsi (13 cm). Allerdings ist die vom Schädel erlittene Quetschung in Betracht zu 
ziehen. Indessen ist der Schnauzenteil bei dem Stuttgarter Schädel viel schärfer abgesetzt als bei 


Stenosaurus Edwardsi, wo der Schnauzenteil ganz allmählich in die Stirnregion übergeht. Beim Stutt- 
garter Schädel nehmen die Nasalia etwas mehr als ein Drittel der Schnauzenlänge, bei Stenosaurus 
Edwardsi die Hälfte derselben ein, und ihre hinteren Spitzen reichen nicht so weit zwischen die Augen- 


Fig. 12. 
a) Stenosaurus Larteti var. Kokeni, b) Stenosaurus Larteti DESL. nach DESLONGCHANPS, c) Stenosaurus teleosauroides, 
d) Stenosaurus Edwardsi DEsL. nach DESLONGCHAMPS, e) Stenosaurus dasycephalus SEELEY nach einer Skizze des Herrn 
F. R. CowPER REED in Cambridge, die er in freundlicher Weise zur Verfügung gestellt. 


N äussere Nasenöffnung, Pmx Praemaxillare, Mx Maxillare, Na Nasale, La Lacrymale, Prf Praefrontale, Fr Frontale, Pf Postfrontale, 
Tr Transversum, Pt Pterygoid, Ju Jugale, Sq Squamosum, P Parietale, Qu Quadratum, Eo Exoceipitale, Bo Basioceipitale. 


höhlen. Bei letzterem mißt das Frontale zwischen den Augenhöhlen 5 em und ist mit wenigen unregel- 
mäßigen Grübchen versehen (»marque& de fossettes tres irregulieres peu nombreuses«); bei ersterem mißt 
es an der entsprechenden Stelle 6 em und ist mit einer Menge radiär angeordneter Grübchen bedeckt. 
Beim Stuttgarter Schädel ist das Frontale 11,5 cm lang, bei Stenosaurus Edwardsi 16 cm; bei letzterem 
ist es demnach verhältnismäßig länger. Bei diesem ist die Leiste, welche die beiden oberen Schläfen- 


— 270 — 


gruben voneinander trennt (cerete oceipito-frontale ou sagittale) sehr lang und außerordentlich schmal, 
besonders gegen hinten zu, und mindestens 18—20 cm lang, bei jenem ist sie etwas breiter mit seichten 
Grübchen versehen und trotz der längeren Schnauze nur 11 em lang. Auch erscheint hier der Knochen- 
zug zwischen Augen- und oberen Schläfenhöhle etwas breiter. Die eigentliche Schädelkapsel ist dem- 
nach hier viel gedrungener als bei Stenosaurus Edwardsi. Schließlich trägt der von DesvonscHhAanps be- 
schriebene Schädel 56 Zähne im Oberkiefer, während bei dem Stuttgarter Exemplar die Zähne viel 
zahlreicher (in der Anzahl von etwa 88) vorhanden sind. 

Vom Unterkiefer beschreibt Drstongc#aurs nur ein Bruchstück; jedenfalls aber nahm dort der 
symphysale Teil des Unterkiefers einen verhältnismäßig kleineren Teil ein als hier, wo sich der gegabelte 
Teil zum symphysalen wie 1:1,6 verhält. Bei dem Bonner Exemplar beträgt der symphysale Teil un- 
gefähr die Hälfte der Länge des ganzen Unterkiefers. 

Fassen wir alles das zusammen, so finden wir, daß der Stuttgarter Schädel von dem, den Des- 
LONGCHAMPS als Stenosaurus Edwardsi beschrieben, dermaßen abweicht, daß es nicht angeht, diese beiden 
Schädel als zu derselben Art gehörig zu betrachten. 

Vergleichen wir nun diesen Schädel mit den anderen Formen im Geschlechte der Stenosauren, 
die gewisse Ähnlichkeit mit dem Stuttgarter Schädel aufweisen! Von einem ebenfalls aus dem Oxfordelay 
stammenden Sienosaurus Roissyi beschreibt DrsLon@gcuamps drei Bruchstücke von einem Unterkiefer. Im 
Jahre 1896 behandelte A. Bicor einen ziemlich vollständig erhaltenen Unterkiefer derselben Art. Die 
Gesamtlänge dieses Kiefers beträgt ungefähr 1 m, die Länge der Symphyse 54 cm. Die beiden Unter- 
kieferäste gehen ganz allmählich und beinahe unmerklich in die Symphyse über. Im Niveau der Sym- 
physe ist der Kiefer 0,030 m dick, beim sechsten Zahn 0,018 m. Die Breite im Niveau der Symphyse 
heträst 0,052 m und 0,040 m beim achzehnten Zahn, 0,028 m zwischen dem vierten und fünften Zahn, 
und an der Verbreiterung an der Spitze 0,035 m. Die Endigung der Splenialia liest 0,205 m vor der 
Symphyse. Der Kiefer trägt 42 Zähne auf jeder Seite, also 84 im ganzen. Ohne Zweifel steht diese 
Form dem Stuttgarter Schädel nahe: die Anzahl der Zähne ist nicht weit verschieden, die Entfernung 
der Alveolen stimmt überein und die Dicke der beiden Unterkiefer ist ungefähr gleich. Unterschiede 
dagegen sind das Verhältnis zwischen Gesamtlänge und Symphyse 0,55 bei Stenosaurus Roissyi, und 0,60 
beim Stuttgarter Schädel, sowie die geringere Breite des Stenosaurus Koissyi. 

Die anderen aus dem Oxfordelay beschriebenen Arten können hier nicht in Betracht kommen, 
weil die Länge der Symphyse im Verhältnis zur Gesamtlänge des Unterkiefers zu gering ist. Außer- 
dem stimmt die Zahl der Zähne zu wenig überein, ohne daß jedoch auf diesen Punkt sehr großer Wert 
gelegt wird. 

Ziehen wir den Stenosaurus megistorhynchus Gsorr. St.-HıLAIRE, der im Braunen Jura (Fullers 
earth) vorkommt, zum Vergleich herbei! Dieser besitzt eine sehr lange, schlanke, schmale und in ihrer 
ganzen Länge abgeplattete Schnauze, deren Länge bis zu den Augenhöhlen 75 cm beträgt. Im Ver- 
hältnis zu der Crete fronto-parietale ist die Schnauze des Stuttgarter Exemplares länger als bei Steno- 
saurus megistorhynchus,; besonders an den Nasalia und Lacrymalia ist der Stuttgarter Schädel schmäler. 
Dafür findet der Übergang von der Orbital- in die Schnauzenregion plötzlicher statt. Das Maximum 
der Breite des Schädels ist bei Stenosaurus megistorhynchus im Niveau der Artikulation mit dem Unter- 
kiefer 22 cm, bei dem Stuttgarter Schädel etwas weiter vorn, 25,9 cm. Bei Stenosaurus megistorhynchus 


— 271 — 


stehen 74—76 Zähne in jedem Kiefer, beim Stuttgarter 88. Die Länge der Symphyse zu den Unter- 
kieferästen verhält sich bei Stenosaurus megistorhynchus wie 1,18:1, beim Stuttgarter Schädel wie 1,51:1. 

Der Stuttgarter Schädel zeigt manche Ähnlichkeit mit Teleosaurus Cadomensis Dest.: die von 
der Stirnregion deutlich abgesetzte Schnauze, die allgemeine Form des Schädels, die lange Symphyse 
und die kurzen Unterkieferäste; in gleicher Weise nähert ihn die größere Anzahl Zähne dem Teleo- 
saurus, jedoch ist bei diesem die Gesamtzahl der Zähne weit größer (über 200), und die Zähne sind 
ganz nach außen gerichtet und außerordentlich schlank und lang. Überdies stehen die Zähne nicht in 
gerader Linie, sondern auf einer wellenförmig gebogenen. Zudem ist der Schädel von Teleosaurus kaum 
halb so groß. Immerhin ist das Auftreten von Teleosauruscharakteren bei dem Stuttgarter Schädel auf- 
fallend, und so möchte ich diesen Stenosaurus, der jedenfalls eine neue Art darstellt, mit dem Namen 
Stenosaurus teleosauroides bezeichnen. 


Der kleine Tübinger Schädel. 
Stenosaurus sp. (Taf. XXI, Fig. 4 5 u. 6.) 

In der Tübinger Universitätssammlung befindet sich noch ein weiterer Schädel eines Stenosauren, 
der ebenfalls im Oxfordelay von Fletton gefunden wurde und augenscheinlich einem jungen Individuum 
zukommt. Der Schädel ist in seiner ganzen Ausdehnung äußerst flach. Vom Unterkiefer ist nichts 
vorhanden. Hinter der schlecht erhaltenen erweiterten Spitze der Schnauze fehlt ein Teil und ist durch 
Gips ergänzt; die linke Hälfte des Frontale, der äußere Rand der rechten Augenhöhle, sowie die unteren 
Schläfenbogen sind abgebrochen. Außerdem ist die Unterseite in der Gegend der Choanenmündung 
nur sehr lückenhaft erhalten. 

Die Gesamtlänge des Schädels beträgt von der Schnauzenlänge bis zum Hinterhauptscondylus 
nach Ergänzung des weggebrochenen Stückes etwa 58 cm. Die Schnauze ist sehr lang, schlank und 
dünn, und im Mittel 3,2 em breit; bis zum Beginn der Nasalia laufen die beiden Außenränder der 
Schnauze nahezu parallel; von da an nimmt die Breite zu. Von den Augenhöhlen an geht die bisher 
konkave Begrenzungslinie in eine konvexe über. Bei dem vorderen Rand der Augenhöhlen beläuft sich 
die Breite auf 8,6 em, hinter den Augenhöhlen auf 11,6 cm. Die größte Breite des Frontale am vor- 
deren Rand der oberen Schläfengruben beträgt 5,9 cm, die geringste Entfernung der Augenhöhlen 2,8 cm. 
Die hinteren Spitzen der Nasalia reichen ein Stück weit zwischen die Augenhöhlen. Die Strecke des 
Frontale, die an der Begrenzung der Orbitae teilnimmt, ist stärker konkav und verhältnismäßig länger 
als bei dem erwachsenen Exemplar. Das Frontale ist auf der Oberfläche mit rundlichen und länglichen 
Grübchen versehen, die sich gegen die Ränder des Knochens zu verlieren. Die Augenhöhlen gleichen 
einem schwach zusammengedrückten Kreis und sind nach oben gerichtet. Sie erscheinen im Verhältnis 
zu der Ausdehnung der oberen Schläfengruben größer als beim erwachsenen Tiere; sie sind 4 em lang 
und 3,5 cm breit. Die oberen Schläfenhöhlen zeigen die Form eines länglichen Vierecks mit abgerun- 
deten Ecken; sie sind außen 8,4 cm lang, vorn 4 cm, in der Mitte 5 cm und hinten 4,3 cm breit. Die 
Schläfenhöhlen werden durch einen Knochenzug getrennt, der sich nach unten dachartig verbeitert, und 
der von dem vorderen Rand der Schläfenhöhlen an zu einem scharfen Grat verschmälert ist. Außerdem 
beteiligt sich daran das Parietale, das vorn in gleicher Weise gestaltet ist und sich hinten zu einer mit 


ae 


schwacher Skulptur versehenen dreieckigen Fläche ausbreitet. Der hintere Rand der Schläfenhöhlen, 
gebildet von Parietale und Squamosum, ist oben abgebrochen. Ähnlich wie bei jungen rezenten Kroko- 
dilen sind die Augenhöhlen im Verhältnis zur Ausdehnung der oberen Schläfengruben viel größer als 
bei den erwachsenen Tieren. Wir haben also ein junges Tier vor uns. 

Die ursprünglich flache Unterseite ist eingedrückt und die Schnauzenspitze, welche die äußere 
Nasenöffnung trägt, zum Teil beschädigt. Die Zähne sind mit Ausnahme eines Exemplares ausgefallen 
oder abgebrochen. Die Alveolen der Zähne im Zwischenkiefer lassen die schiefe Stellung dieser Zähne 
erkennen. Gegen hinten zu stehen die Zähne dichter, aber doch in einzelnen Alveolen und nicht in 
einer gemeinsamen Rinne. Der einzige, jedoch auch nur zum Teil erhaltene Zahn ist gebogen, schlank, 
und die Krone mit glänzendem, braunem, gestreiftem Schmelz überzogen. Die Gesamtzahl der Zähne - 
im Oberkiefer mag etwa 88—92 betragen haben. Die ehemals nach unten vorgewölbten Palatina sind 
eingedrückt und von der Choanenöffnung ist nichts zu sehen. 

Bei diesem Schädel ist es gelungen, durch Wegpräparieren des Gesteines mit der Präparier- 
nadel die zum Aus- und Eintritt von Gefässen und Nerven dienenden Löcher des Hinterhauptes in sehr 
schöner Weise bloßzulegen. Das Studium des Hinterhauptes ist daher bei diesem Objekt von beson- 
derem Interesse. 

Das Hinterhaupt (Taf. XXI, Fig. 5 u. 6) ist in semem oberen Teile leider ziemlich beschädigt: 
der scharfe Rand, der von Squamosum und den seitlichen Ausläufern des Parietale gebildet wird und 
den Abschluß der oberen Schläfenhöhlen nach hinten darstellt, ist weggebrochen; das Foramen magnum 
ist dorso-ventral zusammengequetscht und die beiden seitlichen Flügel der Exoceipitalia abwärts gedrückt. 

Auch an diesem Schädel zeigt sich die für die Stenosauren charakteristische Abplattung und die 
im Verhältnis zu der geringen Höhe sehr große Breitenausdehnung des Hinterhauptes. 

Das Oceipitale superius wird durch die beiden Exoceipitalia von der Umgrenzung des Rücken- 
marksloches ausgeschlossen und fügt sich mit einer bogenförmig verlaufenden Naht an diese an. An 
der Grenze zwischen Parietale und Supraoceipitale befinden sich zwei Vertiefungen, die durch eine in 
senkrechter Richtung über das Oceipitale superius verlaufende Erhöhung geschieden werden, ein Ver- 
halten, das jedenfalls mit der Ausbildung der Nackenmuskulatur im Zusammenhang steht; zugleich be- 
finden sich hier die Löcher für den Durchtritt der Arteria und Vena temporalıs. 

An das Supraoceipitale schließen sich ventral die beiden flügelförmig ausgezogenen Exoceipitalia 
an, die eine nach den Seiten zu stärker werdende horizontale Erhebung auf der Hinterhauptsfläche dar- 
stellen und am lateralen Ende schief abgestutzt sind; ihre Breite beträgt 4,8 cm. Seitlich springen sie 
nach hinten weit hervor, beinahe ebenso weit wie die Quadrata. Bei den lebenden Krokodilen sind die 
Exoceipitalia nicht so stark ausgebildet. 

Die Squamosa bilden, wie oben erwähnt, einen Teil des oberen Randes der Hinterhauptsfläche 
und tragen seitlich vom lateralen Ende der Exoceipitalflügel eine schiefe Depression, die zum Ansatz 
von Halsmuskulatur diente. 

Das Foramen magnum, das ehemals von querovaler Form war und dessen längerer Durchmesser 
1,9 em beträgt, wird von den beiden Occeipitalia lateralia oben, an den Seiten und zum Teil auch unten 
umschlossen; den übrigen Teil seiner Basis bildet das starke Oceipitale basilare. 

An der Bildung des Hinterhauptscondylus, dessen Gelenkfläche einem Teil einer Kugeloberfläche 


gleicht, und der nach hinten hervorsteht, haben wie gewöhnlich das Basioceipitale und die Exoceipitalia 
Anteil. Der Hals des Gondylus ist auf der Unterseite ein wenig eingeschnürt und trägt dicht vor der 
Gelenkfläche zwei kleine Foramina, die zum Durchtritt von Gefäßen dienten. Etwas oberhalb der Mitte 
der Gelenkfläche des CGondylus liegt eine rundliche Vertiefung für das Ligamentum apieis dentis epistrophei. 

Die unter dem Gondylus befindliche Fläche ist glatt und von konkaver Gestalt. Median ist sie leicht 
eingesenkt, während bei Thoracosaurus und bei Alligator an derselben Stelle eine scharfe Leiste aus- 
gebildet ist. Dafür sind die seitlichen Teile des Basioceipitale zu großen, kräftigen, stark gerauhten 
Tuberositäten (Tubera infraoceipitalia) herabgezogen, deren lateraler Teil von den Ocecipitalia lateralia 
gebildet wird; bei Alligator sind diese Tuberositäten kaum noch angedeutet. Zwischen diesen beiden 
Tuberositäten, auf der Unterseite des Schädels, auf der Grenze zwischen Basisphenoid und Basioccipitale, 
liegt das große Foramen intertympanicum medium für die mittlere Eustachische Röhre, und lateral davon, 
ebenfalls auf der Grenze zwischen Basisphenoid und Basioceipitale, die langgezogenen Mündungen der 
seitlichen Eustachischen Röhren. 

Die Gelenkenden der kräftigen (Juadrata stehen schief nach außen und sind von sattelförmiger 
Gestalt. Ein Foramen a&reum ist nicht vorhanden, da die Knochen nicht pneumatisiert sind. 

In der Einsenkung zwischen den oben erwähnten starken Tuberositäten und dem Quadratum 
liegt ein großes Loch, das dem Oeccipitale laterale angehört und als Foramen carotidis (Foramen 
caroticum externum RATAKE) zu deuten ist. 

Lateral vom Foramen magnum führt ein ziemlich großes Loch in die Schädelhöhle, das Foramen 
hypoglossi oder Foramen condyloideum (Owen, BURMEISTER, Stanıus, BRÜHL), das dem Oceipitale laterale 
zukommt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß ein zweiter Ast des N. hypoglossus durch das lateral und 
etwas dorsal vom Foramen carotidis gelegene kleine Loch austrat; denn bei manchen Krokodilen, bei 
Dinosauren und Eidechsen kommt das Foramen hypoglossi doppelt vor, wobei das mehr kaudal gelegene 
Foramen größer ist als das vordere; sogar 3—4fache Austrittsstellen des N. hypoglossus finden sich bei 
gewissen Reptilien. Allerdings sind bei den rezenten Krokodilen die beiden Foramina für den N. hypo- 
glossus einander weit mehr genähert. Überhaupt weichen die Lageverhältnisse und die Zahl der Nerven- 
und Gefäßlöcher bei Stenosaurus so sehr von denen der lebenden Krokodile ab, daß sie sich nicht direkt 
miteinander in Vergleich bringen lassen und man mehr auf Vermutungen angewiesen ist. Die Fig. 6 
auf Taf. XXIII bringt die Hinterseite des Schädels mit den zum Aus- und Eimtritt von Gefäßen und Nerven 
dienenden Löchern zur Anschauung. 

Die drei Löcher, die zwischen dem Condylus oceipitalis und dem Foramen carotidis liegen, und 
von denen eines auf der Grenze zwischen Basioccipitale und Exoceipitale liegt, halte ich für die Aus- 
trittsstellen der Vagusgruppe. Das kleine, auf dem Flügel des Exoceipitale befindliche Loch kann für 
Nervenaustritte nicht in Betracht kommen und wird einer Vene zugehören. Die beiden unterhalb des 
Condylus das Basioceipitale durchsetzenden kleinen Löcher fasse ich als Gefäßlöcher auf. 

Was die beiden unterhalb der Flügel der Exoceipitalia gelegenen Löcher anlangt, so möchte ich 
diese für die Austrittsstellen der Vena jugularis und des N. facialis halten. 

Lateral vom Quadratum, am Außenrande des Schädels, kommt noch der Porus acusticus externus 
zum Vorschein. Ein Canalis ossis quadrati ist noch nicht ausgebildet. 


Palaeontographica. Bd. LV. 35 


TS 


In Stenosaurus tritt uns em Krokodiliertypus entgegen, der zwar, wie oben gezeigt, in vielen 
Stücken von den modernen Krokodilen abweicht, aber doch eine ganze Reihe von echten Krokodilier- 
merkmalen aufweist. Sehr auffallend ist der außerordentlich flache, in eine lange Schnauze auslaufende 
Schädel mit den riesigen oberen Schläfenhöhlen, die auf Verhältnisse der Kaumuskulatur hinweisen, 
welche von denen der rezenten Krokodile sehr verschieden sind. Die Zuspitzung des Schädels finden 
wir bei vielen Tieren, bei denen es zur Erfassung der Nahrung auf schnelle Bewegung im Wasser an- 
kommt. Unter den lebenden Krokodilen besitzen die Fischfresser @avialis und Tomistoma den längsten 
Schädel und die größten oberen Schläfenlöcher, während die Alligatoren, deren Nahrung aus allen mög- 
lichen Tieren besteht, breite, kurze Schädel haben, bei denen die oberen Schläfenhöhlen hin und wieder 
vollständig geschlossen sind. 

Wenn man in Betracht zieht, daß bei den Krokodilen die Tendenz dahin geht, die oberen 
Schläfenhöhlen gänzlich abzuschließen, so standen die Stenosauren auf sehr niedriger Stufe: denn in 
ihnen treten uns die Formen der Krokodile entgegen, bei welchen die oberen Schläfenhöhlen die größte 
Ausdehnung besitzen. 

Die Anpassung der Stenosauren an das Leben im Wasser ist nicht so weit getrieben worden, 
wie wir es bei der Gruppe der Metriorhynchiden feststellen können, bei denen die Vorderextremität zu 
einer als physiologische Einheit wirkenden Paddel umgestaltet und der überaus kräftige Schwanz mit 
einer hochgestellten Schwanzflosse versehen war. Bei den Stenosauren ist von einer derartigen Um- 
wandlung nichts zu bemerken; die Extremitäten sind als typische Schreitfüße entwickelt und ermög- 
lichten wohl ihren Trägern, zeitweise im Schlamm und Seichtwasser zu watscheln. Immerhin mochten 
sie tüchtige Schwimmer gewesen sein. Die Vorderextremitäten erscheinen klein im Vergleich mit den 
Hintergliedmaßen; denn letztere dienten in Verbindung mit dem kräftigen Schwanz zur raschen Vorwärts- 
bewegung im Wasser, während die kleinen Vorderextremitäten wohl mehr die Erhaltung des Gleich- 
gewichtes zu besorgen hatten. 

Vergleicht man die im oberen Lias vorkommende, von J. J. Kaur aufgestellte Gattung Mystrio- 
saurus mit den oben untersuchten Stenosauren, so findet man, daß diese beiden Genera beinahe Zug 
für Zug miteinander übereinstimmen. Hervorheben möchte ich die Gemeinschaft folgender Charaktere 
des Schädels: 

die stark verlängerte, auf der Oberseite schwach gewölbte Schnauze, die nach hinten zu allmählich 
breiter wird und in die Orbitalregion übergeht; 

die löffelartige Erweiterung an der Spitze der Schnauze mit den nach oben gerichteten Nasenlöchern ; 

die vier Zähne im Prämaxillare; 

die Gesamtzahl und die Form der Zähne; 

die nach oben gewandten, elliptischen Augenhöhlen: 

die großen trapezförmigen, hinten etwas verbreiterten oberen Schläfenlöcher; 

das Verhältnis der Präfrontalia zu den Laerymalia; 

der überaus schmale Knochenzug zwischen den beiden oberen Schläfenhöhlen ; 

die rundliche Form der Choanen. 

Auch das übrige Skelett dieser Tiere stimmt in hohem Maße überein, z. B. was das Verhältnis 
der vorderen zu den hinteren Gliedmaßen und die Form und Beschaffenheit der Panzerplatten betrifft. 


— 275 — 


Ob bei den Mystriosauren und Stenosauren die Anordnung der Panzerplatten gleich war, läßt sich leider 
vorerst noch nicht mit Sicherheit entscheiden, da die Bepanzerung von Stenosaurus bis jetzt noch nicht 
im Zusammenhang gefunden wurde; es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß die Anordnung der Panzer- 
platten übereinstimmt. Die zwischen Mystriosauren und Stenosauren bestehenden Unterschiede in der 
Größe der oberen Schläfenhöhlen, der Palatina und Frontalia, sind im Verhältnis zu den vielen über- 
einstimmenden Merkmalen geringfügig und können sehr wohl als transitorisch aufgefaßt werden; eine 
Trennung dieser beiden Genera ist demnach als unnatürlich zu bezeichnen. N 

Die Menge der aufs beste übereinstimmenden Charaktere ist zweifellos der Ausdruck engsten 
genetischen Zusammenhanges zwischen den Mystriosauren des Lias und den Stenosauren, so daß ich 
diese beiden bis jetzt meist als getrennt geltenden Genera zusammenfassen möchte unter der von 
GEOFFROY SAINT-HILAIRE geschaffenen Bezeichnung Stenosaurus. 


Metriorhynchidae. 


Unter den Erwerbungen, die das Tübinger geologische Institut in der letzten Zeit machte, be- 
finden sich unter anderem zwei weitere aus dem Oxfordton von Fletton stammende Schädel, die emer 
anderen Gruppe der Krokodilier, den Metriorhynchiden, angehören. 

Die Metriorhynchiden unterscheiden sich in manchen Stücken ganz wesentlich von den oben 
untersuchten Stenosauren. Die bei den Stenosauren sehr kleinen Präfrontalia sind bei den Metriorhyn- 
chiden so stark entwickelt, daß sie dachartig über die ganz nach der Seite gerichteten, anscheinend mit 
einem knöchernen Sklerotikalring versehenen und vorn und hinten ausgebuchteten Augenhöhlen vor- 
springen. Bei manchen Formen berühren die Nasenbeine die Prämaxillaria, während bei den Steno- 
sauren die Nasalia stets durch einen weiten Zwischenraum vom Zwischenkiefer getrennt sind. Die 
Schnauze der Metriorhynchiden ist verhältnismäßig breit und gedrungen. Außerdem sind von Metrio- 
rhynchus noch keine Panzerplatten bekannt. 

HvrxE hat die Unterschiede im Skelettbau von Stenosaurus und Metriorhynehus dargelegt. Bei 
der Besprechung des Schultergürtels von Metriorhynchus supercihosus ve Buaınv. beschrieb er irrtümlicher- 
weise die Reste eines Coracoides als Scapula, ein Irrtum, der Herrn G. v. ARTHABER verleitete, in seiner 
Arbeit über Organisation und Anpassungserscheinungen des Genus Metriorhynchus denselben Fehler zu 
begehen. Das Becken ist im wesentlichen dem von Stenosaurus gleich, nur ist das Ilium bei Metrio- 
rhynchus verhältnismäßig kleiner und kürzer. Am meisten verschieden sind die beiden Genera Metrio- 
vhynchus und Stenosaurus im Bau der Vorderextremitäten und des Schwanzes. Während uns in der 
Vorderextremität von Stenosaurus ein typischer Schreitfuß entgegentritt, ist sie bei den Metriorhynchiden 
zu einem Schwimmfuß, zu einer als physiologische Einheit wirkende Paddel umgewandelt, wie es Fraas 
in seiner interessanten Arbeit (palaeontogr. Bd. 49) bei @eosaurus ausführt, und wie ich es bei Metrio- 
rhynchus nachweisen konnte (Centralbl. f. Min., Geol., Pal., 1907, S. 536 ff.). Die Metriorhynchiden be- 
saßen ein Schwanzsegel, wie aus der ähnlich wie bei Ichthyosaurus ausgebildeten Kniekung des 
Schwanzes hervorgeht; bei Stenosaurus ist von einer derartigen Differenzierung nichts zu bemerken. 
Die Metriorhynchiden waren in weitergehendem Maße dem Leben im Wasser angepaßt. 

Unter Hervorhebung des marinen Charakters der Metriorhynchiden und ihrer weitgehenden An- 
passung an das Meerleben wurden diese Tiere von EBERHARD FraAs unter der Bezeichnung Thalatto- 
suchia zusammengefaßt. Seine T’halattosuchia decken sich im wesentlichen mit der von Lypekker und 
Zitteu aufgestellten Familie der Metriorhynchiden, und dieser Bezeichnung kommt die Priorität zu. 
Überdies scheint es sehr fraglich, ob der physiologischen Anpassung eine solche Bedeutung für die 
Systematik beigemessen werden darf, wie es in der Fraas’schen Arbeit geschieht. Will man NMetrio- 
rhynchus und seine Verwandten (Geosaurus, Dacosaurus ete.) zusammenfassen, so benützt man wohl am 
besten die alte Bezeichnung Metriorhynchidae und nicht den Namen T’halattosuchia, dem die physiologische 
Anpassung an das Leben im Meere zu Grunde gelegt ist. 


Metriorhynchus cfr. Moreli Desr. 
Der Schädel gehört einem sehr großen Tiere an und ist recht kräftig ausgebildet. Der Er- 
haltungszustand ist leider im allgememen als wenig günstig zu bezeichnen. Der Schädel ist ganz platt 
gedrückt und auch etwas schief gequetscht; von der Spitze der Schnauze ist ein beträchtliches Stück 


weggebrochen, so daß sich über die Prämaxillaria und über die äußere Nasenöffnung nichts sagen läßt. 
Die vordere Endigung der Nasenbeme ist erhalten; von dem rechten Nasale und Maxillare ist indessen 
em viereckiges Stück herausgebrochen. Was die Orbitae betrifft, so ist von ihnen nur der vom Fron- 
tale gebildete innere und hintere Rand erhalten; die beiden Präfrontalia sind abgebrochen. Das Hinter- 
haupt fehlt vollständig; von der linken Schläfengrube ist der vordere Teil erhalten. Auch die Unter- 
seite des Schädels hat starke Beschädigungen erfahren. Vom Unterkiefer ist das vordere Ende ab- 
gebrochen, auch die Unterkieferäste liegen nicht ganz vor; überdies hat der Kiefer unter dem Druck gelitten. 

Die Maxillaria, welche den größten Teil der Schnauze bilden, sind in ihrem vorderen Teile ab- 
gebrochen. Vorne an der Bruchstelle stoßen sie auf der Oberseite des Schädels m der Mittellinie zu- 
sammen und weichen nach hinten auseinander, die Nasalıa zwischen sich hereinlassend. Die Oberseite 
der Maxillaria ist gleich der der ganzen Schnauze flach. Auf der Unterseite trafen sich die Maxillaria 
in einer medianen Symphyse zur Bildung eines ebenen, glatten Gaumens, sind aber jetzt in der Mittel- 
linie auseinandergequetscht und eingedrückt. Auf der Oberseite sind die Maxillaria mit kleinen Furchen 
und länglichen Erhebungen versehen, während die Unterseite glatt erscheint. Der Teil des Maxillare, 
der die Zähne trägt, ist scharf abgesetzt. Alle Zähne des Oberkiefers sind ausgefallen. Die Bezahnung 
war sehr kräftig, wie aus den großen Alveolen hervorgeht; letztere stehen ja, nur durch eine kleine 
Knochenleiste getrennt, dicht nebeneinander. Auf dem erhaltenen Teil zählt man auf der rechten Seite 
16—17 Alveolen, auf beiden Seiten zusammen 32 Alveolen, die zum Teil sehr unvollständig erhalten 
sind. Sie sind sehr groß und von elliptischer Gestalt. Der längere Durchmesser einer gut erhaltenen 
Alveole beträgt 1,8 cm, der kürzere 1,5 em. Die weiter hinten liegenden Alveolen nehmen etwas an Größe 
ab. Infolge der erlittenen Pressung sehen die Alveolen der rechten Seite etwas nach innen, die der linken 
ganz nach außen; es geht daraus hervor, daß die Zähne seinerzeit ein wenig nach außen gerichtet waren. 

Die beiden Nasalia sind sehr lang (von dem vorderen Ende bis zur Spitze des Frontale etwa 
25 cm lang) und hinten beträchtlich verbreitert. Ihre Skulptur ist der der Maxillaria ähnlich. 

Die Präfrontalia, die jedenfalls ziemlich groß waren und einem Dache gleich über die Augen- 
höhlen vorsprangen, sind leider weggebrochen. 

An die Maxillaria schließen sich auf der Unterseite des Schädels die großen, flachgedrückten 
Palatina an, welche, in der Mediane vereinigt, mit ihrem seitlichen Rand den inneren Rand der Gaumen- 
löcher bilden. Ihre Länge beträgt von der vorderen Spitze bis zu ihrer hinteren Bruchfläche 21,5 em, 
ihre Breite zwischen den Gaumenlöchern 8,5 em. Leider sind sie hinten abgebrochen, so daß die Mün- 
dung der Choanen nicht sichtbar ist. 

In der Mittellinie des Schädels besitzen die Palatina vorne einen einspringenden Winkel, in dem 
ein schmales, rund 10 cm langes, vertieftes Knochenstück liegt, das sich mit einer schiefen Naht gegen 
das Maxillare abgrenzt. Es liegt nahe, dieses zwischen Palatina und Maxillaria eingekeilte Knochenstück 
trotz der infolge der großen Ausdehnung der Palatina weit nach vorn gerückten Lage als die Vomer 
aufzufassen. Allerdings ist meines Wissens bei den Metriorhynchiden noch kein Vomer beobachtet 
worden; bei Macrorhynchus wurde ein Vomer festgestellt. Bei den lebenden Krokodilen sind sie in der 
Regel durch die ventrale Vereinigung der Palatina und Maxillaria bedeckt. In der Mitte der Palatina 
findet sich eine Stelle mit sonderbaren Runzeln und Grübchen, die bei den anderen Krokodilen nicht 
vorkommen, eine Eigentümlichkeit, die weiter unten zur Sprache kommen soll. 


Von den ziemlich großen Gaumenlöchern ist nur der von den Palatina gebildete innere Rand 
erhalten. 

Das Frontale ist flach und besitzt spatenförmige Gestalt; es mußt von seiner vorderen Spitze bis 
zum vorderen Rand der Schläfengruben 11,9 em, zwischen den beiden Augenhöhlen ist es 12,8 cm 
breit. Es ist also im Verhältnis zur Breite kurz. Vor den oberen Schläfenhöhlen verbreitert es sich 
stark und verbindet sich durch eine zackige Naht mit dem Postfrontale, um mit diesem zusammen den 
vorderen Teil der oberen Schläfengruben zu begrenzen. Die Oberfläche des Frontale ist mit zahlreichen 
unregelmäßigen Grübchen bedeckt. Die halbe Breite des Frontale vor den Schläfenhöhlen beläuft sich 
auf 9,8 cm. 

Das hackenartig gekrümmte Postfrontale ist nur auf der Imken Seite zum Teil erhalten und 
hinter den Augenhöhlen etwa 4 em breit. Die Augenhöhlen waren jedenfalls groß und nach der Seite 
gerichtet. 

Die Schläfengruben sind von beträchtlicher Größe; sie sind im vorderen inneren Winkel nicht 
ganz durchbrochen, sondern besitzen hier einen im Maximum gegen 4'/s cm breiten, von Frontale und 
Postfrontale gebildeten Boden, dessen Breite nach der Seite zu abnimmt. Die vordere Breite der linken 
Schläfengrube. beträgt rund 13 cm. 

Der Unterkiefer liegt ebenfalls nicht vollständig vor: am vorderen Ende fehlt ein Stück, und 
die beiden Äste des Kiefers sind ziemlich beschädigt. Der Unterkiefer ist stark und kräftig und besteht 
aus den gleichen Stücken wie der der rezenten Krokodile. Den größten Teil des Kiefers nimmt das 
Dentale ein, das auf der Außenseite eine schwach ausgeprägte Skulptur besitzt. Es trägt sämtliche 
Zähne des Unterkiefers, die aber meist abgefallen oder abgebrochen sind. Auf jeder Seite zählt man 
17 Alveolen. Die Zähne sind von verschiedener Größe und sehr stark; der Stumpf eines abgebrochenen 
Zahmes besitzt an der Basis einen Durchmesser von 1,9 cm. Ein kleiner Ersatzzahn ist noch vorhanden, 
der die Skulptur deutlich erkennen läßt. Sie besteht aus unregelmäßigen, oft unterbrochenen Streifen, 
die sich in der Längsrichtung des Zahnes hinziehen; vorne und hinten ist der Zahn mit einem etwas 
gerauhten Kiel versehen. Die Gestalt des Zahnes erinnert an die bei Machimosaurus. Eine Fenestra 
externa, die bei allen Krokodilen mit Ausnahme der Metriorhynchiden vorhanden ist, fehlt. 


Maßangaben. 
llangez.desuSchädeltraementes Po seen! 
halbe Breite der Schnauze bei Beginn der Nasalıa . . . 2. 2... #41 » 
BreitegderaNasaliagangdersSpitzezdesaErontalegevwag ru eo 
» des Knochenzuges zwischen den oberen Schläfengruben vom . . 44 » 
» an der schmalsten Stelle . . . 2. 2.2... 1,3 >» 
Entfernung der Alveolarränder vorm . . . 2. 2. 2 2 22 2... 45 > 
) » > hinten a ee Ve ER LEHNEN) 
lKänsendesnlinterkiefertrae. mentese etwa 7,5 » 
Breitesbe WBe einngderl2Splenralaur 32 
Dicke » > » > DENE AS RE > 


Entfernung der Zahnreihen hinten . . 2 2. 2 nn 2 0. etwa 10,5 » 


Sa 


Sofern es sich um die Bestimmung des beschriebenen Restes handelt, kommen 
in erster Linie die im Oxfordelay vorkommenden und von DEsLonGcHAmNPps genau 
beschriebenen Arten Metriorhynchus supereiliosus ve Buaınv. und Metriorhynchus Moreli 
Desr. in Betracht. Die Größe und Stärke des Schädels erinnert an Metriorhynehus 
Moreli, ebenso die flache Ausbildung der Nasalia; letztere sind bei Metriorhymchus super- 
eiiosus gewölbt. Auch die Anzahl und Größe der Alveolen weist darauf hin, dab 
dieses Exemplar in die Nähe von Metriorhynchus Moreli Desz. zu stellen ist. 


Pathologische Erscheinungen bei Metriorhynchus cfr. Moreli Des:.. 


Von besonderem Interesse ist bei dem vorliegenden Objekt das Auftreten von 
pathologischen Erscheinungen, wie sie bei diesen robusten Tieren selten zur Beob- 
achtung gelangen. Diese Erscheinungen machen sich besonders an den Palatina, an 
den beiden Femora und an dem einzigen erhaltenen Wirbel, einem Sakralwirbel, 
geltend und äußern sich an manchen Stellen der genannten Knochen in einer 
Reduktion, an anderen in einer eigentümlichen Wucherung der Knochensubstanz. 

Auf der Mitte der Unterseite der Palatina ist eme Stelle in sonderbarer Weise 
differenziert durch eine Art von Skulptur, die aus regellosen Wülsten, Löchern und 
Grübchen besteht, em Verhalten, das sonst bei Krokodilen nicht angetroffen wird, 
und das ohne Zweifel im Zusammenhang steht mit den pathogenen Veränderungen, 
welche die gleich zu besprechenden Knochen zeigen. 

Das rechte Femur ist seiner Form nach normal gebaut, zeigt aber unterhalb 
des Caput femoris eine eigentümliche Corrosion, und am distalen Ende ist der CGon- 
dylus internus reduziert. 

Das linke Femur weicht in seimer Gestalt vom normalen Typus ganz wesent- 
lich ab: der Gelenkkopf hat eine bedeutende Schrumpfung erlitten, und die ehemals 
kugelige Gelenkfläche ist deformiert. Unterhalb des Gelenkkopfes zeigt der Ober- 
schenkelknochen einen anomal geringen Durchmesser, und auf der Externseite des 
Knochens erhebt sich eine Leiste. An der Stelle, wo sich der sonst unbedeutende 
Trochanter femoris befindet, hat eine beträchtliche Wucherung der Knochensubstanz 
stattgefunden, die eine starke Verdickung des Knochens herbeiführte. An dieser Stelle 
ist der Knochen sehr unregelmäßig gestaltet: es findet sich hier eine Menge von 
größeren und kleineren Löchern und Grübchen. Die Diaphyse des linken Femurs ist 
dieker als die des rechten und dafür nicht so breit. Zum Vergleich mögen folgende 


Maßangaben dienen: a ee 
ne \ des Femurs 5 em unterhalb des Gelenkkopfes | nr er = 
ne ' 14 cm unterhalb des Gelenkkopfes \ 3 = 
nn ! 17 cm unterhalb des Gelenkkopfes in i j 


Fig. 13. 


Linkes Femur von 
Metriorhynchus cfr. 
Moreli Dest. mit 
krankhaften Verän- 
derungen. 


— 2380 — 


Gegen das distale Gelenkende zu wird der Knochen wieder rauher; die Gelenkflächen für die 
Tibia und Fibula sind verdreht und ganz verkrüppelt. Zwischen den beiden Condylen befindet sich ein 
tiefes Loch. Die Länge der beiden Femora ist so ziemlich gleich und beträgt 32,5 em. 

Auch der Sakralwirbel weist bedeutende Veränderungen pathogener Natur auf: der Wirbelkörper 
ist beträchtlich verdickt, an der Außenseite unregelmäßig gerauht und mit zahlreichen, ziemlich tiefen 
Löchern bedeckt. Der Dornfortsatz mit den Zygapophysen und ein Sakralfortsatz sind abgebrochen. 
Der mächtig verdickte Wirbelkörper steht in seltsamem Gegensatz zu dem außerordentlich schwachen, 
nach unten gebogenen Processus sacralis. Auf einer Seite ist die Endfläche des Wirbels erhalten, und 
zwar die, welche sich an den anderen Sakralwirbel anlegte, wie aus ihrer flachen Beschaffenheit her- 
vorgeht. Von der anderen Endfläche aus ist der Wirbelkörper vollständig ausgehöhlt. 


Metriorhynchus sp. 


Das geologisch-mineralogische Institut birgt noch einen Schädel eines aus dem Oxfordelay von 
Fletton stammenden Metriorhynchiden. Er war als Suchodus bestimmt; die Frage, ob er dieser Gattung 
angehört, soll weiter unten behandelt werden. Was den Erhaltungszustand des Stückes anlangt, so ist 
die Schnauzenspitze mit den Prämaxsillaria und den Nares externae, sowie die zahntragenden Maxillaria 
abgebrochen. Der knöcherne Gaumen fehlt so ziemlich vollständig, und das rechte Quadratum ist nicht 
vorhanden. Außerdem hat der Schädel eine dorso-ventrale Pressung erlitten, so daß eine starke Ab- 
plattung des Schädeldaches resultiert. 

Betrachtet man den Schädel von oben, so sieht man in die großen viereckigen oberen Schläfen- 
gruben, die durch einen schmalen Knochenzug voneinander getrennt sind, sowie in einen Teil der haupt- 
sächlich nach der Seite gewendeten Augenhöhlen mit den sie überdachenden gewaltigen Präfrontalien. 
Vom Hinterhaupte gewahrt man das (Juadratum, die nach hinten herausstehenden Flügel der Exoceipi- 
talia und einen Teil der rauhen Tubera infraoceipitalia, die zum Ansatze der Halsmuskulatur dienten, 
sowie den nach hinten vorspringenden Condylus occipitalis. Die Knochen, die vor dem Frontale liegen, 


sind leider schlecht und lückenhaft erhalten, 
so daß sich nicht viel darüber sagen läßt. Die 
größte Breite des Schädels liegt etwa in der 
Höhe der Vereinigung von Frontale und Pa- 
rietale und beträgt 21,3 cm. 

Die oberen Schläfengruben haben un- 
gefähr die Form eines Vierecks mit abgerun- 
deten Ecken und sind vollständig gegen die 
Orbita abgeschlossen. Sie sind nicht so groß 
wie bei der Gattung Stenosaurus. Wie bei dem 
oben untersuchten großen Metriorhynchus sind 
sie im vorderen inneren Winkel nicht gleich 
ganz durchbrochen, sondern besitzen einen im 
Maximum 4,2 em breiten Boden. Die Schläfen- 
höhlen sind von einem durch Frontale und 
Parietale gebildeten Knochenzug voneinander 
geschieden, der jedoch breiter ist als bei Steno- 
saurus. Die Größenverhältnisse der oberen 
Schläfengruben sind folgende: 

IBreitehvorne re iesrem 
»: aan wo er 

Länge des die beiden Schläfen- 
grubentrennenden Knochen- 


ZUeSIE Erd 
Breite desselben vom . ... 29 » 
geringste Breite desselben . . 1,& » 


Das Parietale erscheint von oben be- 
trachtet T-förmig. Sein hinterer Teil ist schmal 
und zieht sich hinter den Schläfengruben her; 
der vordere Teil bildet ein Stück des zwischen 
diesen befindlichen Kammes und verbindet sich 
mit dem Frontale. 

Die Squamosa, die sich seitlich an das 
Parietale anschließen, sind schmal, bilden mit dem 
Parietale zusammen die hintere Begrenzung der 
oberen Schläfengruben und ziehen sich im einem 
Bogen nach vorn, um sich durch eine schräg ab- 
wärts laufende Naht mit dem Postfrontale zu ver- 
einigen. Sie bilden nur einen geringen Teil der 
seitlichen Begrenzung der oberen Schläfenhöhlen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


281 — 


[Aa 
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800 
60" \ 
RISSE 


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[5 


Nie 


Fig 15  Metriorhynchus sp. Schädel von oben gesehen. 


Na Nasale, Fr Frontale, Prf Praefrontale, Pf Postfrontale, Pa Parietale, 
Sq Squamosum, Qu Quadratum, Eo Exoeciptale, Ba Basioceipitale. 


36 


a2 — 


Die Postfrontalia sind in ähnlicher Weise, jedoch in entgegengesetztem Sinne wie die Squamosa 
gebogen. Der untere Teil ist etwas beschädigt. Durch eine zackige Naht sind sie mit den nach der 
Seite ausgezogenen Lappen des Frontale verbunden und ziehen sich in emem Bogen nach hinten, wo 
sie sich durch eine schiefe Naht mit den Squamosa vereinigen. Sie sind auffallend groß; denn sie bilden 
beinahe die ganze seitliche Begrenzung der oberen Schläfenhöhlen. Ihre Oberfläche ist schief nach der 
Seite gerichtet und im vorderen Teile mit unregelmäßiger, aus Grübchen bestehender Skulptur versehen, 
die stärker ist als die der Squamosa, und die nach hinten zu immer unbedeutender wird, so daß der 
hintere Teil dieses Knochens glatt erscheint. Unten verbinden sich die Postfrontalia mit breiter Fläche 
(rund 6 cm breit) mit dem Jugale. Durch diese breite Verbindung werden die unteren Schläfengruben 


sehr weit nach hinten gedrängt. 


Das Frontale ist ganz flach und ungefähr von der Form eines mit der Spitze nach vorne ge- 
richteten Lanzenendes; es besitzt eine kräftigere Skulptur als sämtliche anderen Knochen des Schädels. 
Diese Skulptur besteht aus größeren und kleineren, rundlichen und länglichen, ziemlich tiefen Grübchen, 
die im mittleren Teile hauptsächlich der Längsachse des Schädels parallel gehen, in den seitlichen Teilen 
senkrecht zu dieser Richtung stehen und gegen die Ränder des Frontale seichter werden. Von den 
Schläfengruben an verschmälert es sich rasch und bildet mit dem Stiel des Parietale den schon er- 
wähnten Kamm zwischen den oberen Schläfengruben. Mit dem Präfrontale ist es durch eine in einem 
nach außen konkaven Bogen verlaufende Naht verbunden, die ungefähr an der Stelle besinnt, wo die 
Augenhöhlen am weitesten in das Frontale hineinragen, also etwa in der Mitte des inneren Randes der 
Augenhöhlen. Das Stück des Frontale, das sich an der Begrenzung der Augenhöhlen beteiligt, ist etwas 
eingezogen und die vordere Spitze abgebrochen. 


Gesamtlänge des Frontale bis zur vorderen Bruchfläcke . . . . . . 131 cm 
Länge desselben bis zum vorderen Rand der oberen Schläfengruben . 9,2 » 
geringste Breite desselben zwischen den Augenhöhlen . . . .....2.90 » 
größte Breite desselben vor den oberen Schläfengruben . . . . . .. 123,6 » 
> » des Schädels über die Präfrontalia gemessen . . . . . 172 » 
» » » » » » Postfrontalia » ao yhc 20,0 » 


Die Präfrontalia sind sehr große flache Knochen und, da vorne abgebrochen, von der Form eines 
unregelmäßigen Vierecks. Sie springen dachartig über die Orbita vor und tragen eine aus unregel- 
mäßigen Grübchen bestehende Skulptur, die besonders in der Mitte der Knochen hervortritt. 

Größte Länge des Präfrontale bis zum Bruchrand . . . . . 7,& cm 
» Breite, desselben... 0. u. nen. u 18 ee 


Die Orbita ist beinahe vollständig nach der Seite gerichtet und von solcher Ausdehnung, daß 
die Vermutung nahelieet, daß sie einen Sklerotikalring in sich aufnahm. Die Augenhöhle ist ganz von 
Knochen eingeschlossen und steht in keiner Verbindung mit den Schläfengruben. Vorn und hinten ist 
sie ausgebuchtet. Ihre Länge beträgt rund 9,5 em; die größte Breite beläuft sich auf 43 cm, ein Be- 
trag, der jedenfalls zu niedrig ist, weil der ganze Schädel von oben zusammengedrückt wurde. Be- 
grenzt werden die Augenhöhlen von folgenden Knochen: Präfrontale, Frontale, Postfrontale. Jugale, 
Maxillare, das leider weggebrochen ist, und Lacrymale. 


— 283 — 


Das Jugale ist nicht nach oben emporgebogen, sondern zieht sich in gerader Verlängerung des 
Unterrandes des Schädels nach hinten. In der Mitte ist es 1,8 cm breit. 

Die unteren Schläfengruben smd schmal und langgestreckt und durch eine breite Knochenfläche 
vollständig von den Augenhöhlen geschieden. Begrenzt werden sie von Postfrontale, Squamosum, Jugale, 
Quadratojugale und wahrscheinlich auch von dem Quadratum (das Exemplar ist hier nicht gut erhalten). 
Ungefähr über dem hinteren Ende der unteren Schläfengruben ist die äußere Ohröffnung sichtbar. 

Größte Länge der unteren Schläfengrube 6,3 em 
» Breite derselben . . ....10» 

Für die Form des Hinterhauptes ist die geringe Höhe in Verbindung mit der großen Breiten- 
ausdehnung: charakteristisch. Der obere Teil des Hinterhauptes scheint ein wenig nach vorn gequetscht 
zu sein. Das Rückenmarksloch ist infolge der erlittenen Pressung zu eimem Schlitz zusammengedrückt; 
auch die Flügel der Exoceipitalia sind etwas nach unten gebogen und die Verbindungsnähte der Knochen 
vielfach nicht genau festzustellen. Die Ausbildung des Hinterhauptes schließt sich eng an die bei 
Stenosaurus an. Die Löcher für den Austritt des Nervus hypoglossus, das Foramen vagi, das Foramen 
carotidis und das Foramen intertympanicum medium sind deutlich sichtbar. 

Höhe des Hinterhauptes von den Tubera infraoceipitalia bis zur Bruch- 


fläche des Parietale gemessen . . . 2... NE EP PINS EN 
Breite vom äußeren Ende des Quadratums bis zur Mittellinie A RONOEL > 
Entfernung der seitlichen Enden der Exoccipitalia von der Mittellmie . 61 » 
Breite des Gelenkendes des Quadratums . . 2 2 2 2 2 nn nn. 45 » 
Hiohezdes@klmnterhaupiscondyluse wa reale 
Breite » » ee er: ON > 


An der Bildung des Condylus oceipitalis nehmen wie es ohnlieh Basiocanıtale und Exoceipitalia 
teil; eine kleine Grube für das Ligamentum apieis dentis epistrophei ist vorhanden. Die Flügel der 
Exoccipitalia stehen ziemlich weit nach hinten vor und sind wohl ausgebildet; ihre Enden sind 5,8 em 
voneinander entfernt; die Tubera infraoccipitalia zeigen kräftige Entwicklung. 


Der Unterkiefer. 


An der Bildung des Unterkiefers beteiligen sich die bekannten sechs Knochen, das Dentale, das 
Spleniale, das Angulare, das Supraangulare, das Articulare und das Complementare. 

Die beiden Unterkieferhälften sind auseinandergebrochen und vielfach von Sprüngen durchsetzt; 
die Spitze des Unterkiefers fehlt, und die zwischen den beiden Zahnreihen befindliche, von Dentale und 
Spleniale gebildete Fläche, sowie die hinteren Enden der Kieferäste sind beschädigt. Eine Fenestra 
externa (Foramen maxillare externum Bkükt) ist nicht ausgebildet. 

Das Dentale ist auf der Außen- und Unterseite gewölbt und mit einzelnen länglichen Grübchen 
versehen. 

Leider läßt sich die Gesamtzahl der Zähne nicht angeben. Die Zähne stecken vorne in ein- 
zelnen Alveolen, die in gerader Linie stehen, und deren Entfernung nicht genau gleich ist. Im hinteren 
Teile rücken die Zähne näher zusammen und stehen in einer Rinne; sie sind ein wenig schief nach 
außen gerichtet und von verschiedener Größe. Was die Form der Zähne betrifft, so sind sie denen von 


— oh — 


Geosaurus und Suchodus ähnlich; sie sind leicht gekrümmt und tragen zwei scharfe Kanten (Taf. XXV, 
Fig. 5a u.5b). Die Zahnwurzel ist verdickt, die Krone mit glattem dunkelbraunem Schmelz überzogen. 
Die Breite eines Zahnes beträgt da, wo der Schmelz beginnt, 1 em. Die Außenseite der Zähne ist flacher 
gewölbt als die Innenseite; die Kanten sind glatt und nicht gekerbt. Auf der linken Seite des Unter- 
kiefers stehen 11—12 und auf der rechten, von der em klemeres Stück erhalten ist, 7—8 Alveolen. 


Länge des Imken Kieferstückes . . . .. . a H N em 
Entfernung des letzten Zahnes vom hinteren Riefsnendla etwa zi » 
Entfernung der Mittelpunkte je zweier Alveolen . . . . . 1,6—2,3 cm. 


Was nun die Bestimmung des vorliegenden Metriorhynchiden - Schädels betrifft, so ist zu sagen, 
daß es sehr schwierig ist, den Schädel mit Sicherheit dieser oder jener Art zuzuteilen, zumal da der 
Erhaltungszustand zu wünschen übrig läßt. Em Metriorhynchus-Schädel läßt sich ja nur dann zu einer 
bestimmten Art stellen, wenn er einige wohl ausgeprägte Merkmale oder Maßverhältnisse aufweist. 

Der oben beschriebene Schädel war, wie schon erwähnt, als Suchodus bestimmt. LypeErker hat 
das Genus Suchodus aufgestellt auf Grund eines im Oxfordelay von Petersborough gefundenen Unterkiefers. 
Dieser Unterkiefer trägt 13 Alveolen auf der linken und 12 auf der rechten Seite. Die Alveolen sind 
rundlich und stehen nahe beieinander. Die Splenialia bilden einen beträchtlichen Teil der Unterkiefer- 
symphyse. 

A. Bicor gibt in den »Notes sur les Reptiles jurassiques de Normandie« eine Beschreibung eines 
Unterkiefers und eines Schädelfragmentes von Suchodus aus dem Gallovien superieur von Villers. Dieser 
Unterkiefer besitzt etwa 14 Zähne auf jeder Seite. 

Auf meine Anfrage schrieb mir Herr E. Tuurtow Leevs, dem ich manche wertvolle Anregungen 
verdanke, folgendes: »My father has never found a skull together with lower jaws like those described 
by LyYDErKER under Suchodus durobrivensis, so that although some skulls which he has discovered may 
orginally have had such lower jaws, the question, whether any skull does or does not belong to Suchodus 
can never be satisfaetorily answered until they are found together«. 

Bei dem vorliegenden Unterkiefer ist die Entfernung der einzelnen Alveolen größer als bei dem 
von LyDErker beschriebenen Exemplar. Leider ist auch die Spitze des Unterkiefers, die bei Szuchodus 
charakteristisch ausgebildet und demnach zur Bestimmung wesentlich ist, abgebrochen. Die Zähne, die 
nur vom Unterkiefer erhalten sind, stimmen auffallenderweise mit denen von Suchodus überein. Herr 
B. Srürrz in Bonn, von dem das m Rede stehende Exemplar erworben wurde, hat mir jedoch ver- 
sichert, daß der Unterkiefer zum Schädel gehöre. 

Die Zähne des Lyverker’schen Exemplares unterscheiden sich von denen von Metriorhynchus 
durch die mehr zusammengedrückten und ausgebreiteten Kronen mit glattem Schmelz; die Zähne von 
Metriorhyuchus haben im allgemeinen deutliche, von oben nach unten gehende Rillen. Manche Zähne 
von Metriorhynchus besitzen eime fast glatte Oberfläche, besonders an der Krone. Was die Anzahl der Zähne 
betrifft, so ist sie bei dem vorliegenden Exemplar wohl etwas größer gewesen als bei Lyprrken’s Suchodus. 

Metriorhynehus Moreli Des. trägt aut jeder Seite 19 Alveolen, die durch beträchtlichen Zwischen- 
raum- voneinander getrennt sind. Bei Metriorhynchus brachyrhynchus Dasw. betrug die Anzahl der Zähne 
auf jeder Seite des Oberkiefers 18. 

Lyverker führt aus, daß sein Suchodus trotz der starken Reduktion der Zähne entschieden. in 


die Nähe des Genus Teleidosaurus aus Fuller’s earth, der in manchen Beziehungen eine Mittelstellung 
zwischen Stenosaurus und Metriorhynchus einnimmt, gehöre. 

Noch ein weiteres, allerdings stark zerdrücktes Exemplar rechnet der englische Paläontologe zu 
derselben Form. Er vergleicht es mit Motriorhynehus brachyrhynchus Desw. und stellt Ähnlichkeiten in 
der Form und Stellung der Augenhöhlen und in dem Umriß des Schädeldaches fest, jedoch sind bei 
Suchodus die Schnauze breiter, die Nasalia verhältnismäßig kürzer und breiter und von dem Zwischen- 
kiefer getrennt; auch die Anzahl der Zähne ist geringer. Überdies sind die Zähne mehr zusammen- 
gedrückt und breiter als bei Metriorhynehus und mit glattem Schmelz überzogen, während bei Metrio- 
rhynchus die Zähne gestreift sind. 

Bei dem vorliegenden Schädel besitzen die Alveolen im Unterkiefer eimen größeren Abstand 
voneinander als bei der von Lyperker beschriebenen Form, bei der sie dicht nebeneinander stehen; 
und die Anzahl der Zähne ist bei dem vorliegenden Exemplar größer; die Beteiligung der Splenialia 
an der Symphyse des Unterkiefers ist etwas geringer; die Alveolen erscheinen etwas mehr in die Länge 
gezogen und die hinteren Zähne stehen in einer Rinne. 

Vor kurzem erschien eine interessante Abhandlung von E. TuurLow Leeps über Metriorhynchus 
brachyrhymchus Dest. (Quart. Journ. Geol. Soc. 1908, pag. 345—357). Vergleicht man nun das oben be- 
schriebene Stück mit Metriorhynchus brachyrhynchus Dest., so fällt sofort die Ähnlichkeit der beiden auf, 
besonders in der Form der Praefrontalia. Bei beiden beginnt die Naht zwischen Frontale und Präfron- 
talia m der Mitte des inneren Randes der Augenhöhlen. Bei dem Tübinger Exemplar ist jedoch die 
Skulptur des Schädels ziemlich stärker ausgeprägt. In anderer Hinsicht erinnert dieser Schädel mehr 
an Metriorhynchus supereiliosus Desr.; die Zähne gleichen denen von Suchodus. Unter solchen Umständen 
ist es unmöglich, den vorliegenden Schädel mit Sicherheit zu einer bestimmten Art zu stellen. 


Zum Schlusse mögen noch ein paar Bemerkungen über die Systematik der Krokodilier Platz finden. 

Rıc#. Owen schuf eime Einteilung der Krokodilier in drei Unterordnungen, wobei er die Be- 
schaffenheit der Wirbel zugrund legte; er unterschied: 

1. Amphicoelia, 

2. Opisthocoelia, 

3. Procoelia (die Wirbelkörper sind mit Ausnahme des ersten Schwanzwirbels vorn vertieft). 

Es stellte sich aber später heraus, daß die Opisthocoelia zu den Dinosauren zu rechnen sind, so 
daß also nur zwei Unterordnungen übrig blieben: die amphicoelen Krokodile, die sämtlich ausgestorben 
sind, und die procoelen, die im allgemeinen von der Kreideformation bis zur Gegenwart reichen. Diese 
Scheidung in Amphicoelia und Procoelia läßt sich nicht aufrecht erhalten; Pholidosaurus z. B. ist, wie 
Koxen nachwies, eine echte Übergangsform zwischen den beiden Typen, und zeigt im Bau des Gehirnes 
und der Gehörorgane eine weitgehende Übereinstimmung mit modernen Formen, so daß hier eine Tren- 
nung nicht am Platze ist. Bei den Krokodilen macht sich eben im allgemeinen die Tendenz geltend, 
die amphicoelen Wirbel in procoele umzugestalten. Heterosuchus im Wealden ist schon procoel. 


Mo 


Nach einem andern Prinzip nahm Huxrry die Einteilung der Krokodiliden vor: er verwertete 
als systematisches Merkmal die Lage und Form der äußeren, und insbesondere der inneren Nasen- 
öffnungen, und stellte die drei Unterordnungen Parasuchia, Mesosuchia und Eusuchia auf. 

Zu den Parasuchia stellte er den von H. v. Meyer vortrefflich beschriebenen Belodon, und als 
zweiten Typus Stagonolepis. 

Die Mesosuchia sind charakterisiert durch die am hinteren Ende der Palatina austretenden Choanen. 

Bei den Kusuchia vereinigen sich die Pterygoidea durch eine mediane Sutur, und die Choanen 
rücken an den Hinterrand dieser Knochen und münden unmittelbar vor dem Hinterhaupt. 

Die Parasuchia weichen ganz beträchtlich von den beiden anderen Unterordnungen Huxvzy’s ab: 
Belodon vereinigt, wie KokEn in seiner geistvollen Untersuchung über die Systematik der Krokodiliden 
ausführt, viele echt lacertile Merkmale, denen gegenüber den wenigen Eigenschaften, die für die Zu- 
gehörigkeit zu den Krokodilen sprechen, nur geringe Bedeutung zukommen kann, so daß also die Ver- 
emigung der Parasuchia mit den Krokodilen nicht emwandsfrei ist. Abgesehen von dem Auftreten emiger 
Knochen, deren Vorkommen bei posttriassischen Krokodilen noch nie festgestellt worden ist, entfernen 
sich die Parasuchia im Bau des Schädels zu weit von den Krokodilen und stellen zu hoch spezialisierte 
Formen dar, als daß man annehmen könnte, die Entwicklung der Krokodile sei durch die Parasuchia 
gegangen; die Krokodile, die ziemlich unvermittelt im oberen Lias auftreten, besitzen keinen genetischen 
Zusammenhang mit den Parasuchia, die einen schon viel zu sehr spezialisierten Typus darstellen und 
mit Beginn der Jurazeit aussterben. 

Es geht nicht an, die Parasuchia mit den Mesosuchia und Eusuchia, die, wie unten noch aus- 
geführt wird, eme fast geschlossene Entwicklungsreihe darbieten, in dieselbe Linie zu stellen, und es 
ist demnach notwendig, daß die Parasuchia, wie es Koken in seiner Untersuchung über die Systematik 
der Krokodiliden schon betont hat, in der Systematik einen höheren Rang einnehmen und den echten 
Krokodilen gleichgestellt werden. 

Was die von manchen Forschern abgetrennte, eigenartige Gruppe der Pseudosuchia anlangt, so 
besitzen sie neben manchen Eigenschaften, die an gewisse Rhynchocephalen erinnern, am meisten Ähn- 
lichkeit mit den Parasuchia, so daß ich sie als emen Seitenzweig der Parasuchia auffassen möchte, 
der sich früh von ihnen abzweigte und bei Beginn der Juraformation ausstarb. 

Die Trennung der Mesosuchia und Eusuchia ist viel zu schroff; sie bilden keine natürlichen Unter- 
ordnungen; sind sie doch durch eine ganze Reihe gemeinsamer Charaktere miteinander eng verknüpft 
und gehen ineinander über, so dab Hurke sich veranlaßt sah, eine dritte Gruppe, die Metamesosuchia, 
abzutrennen. Bei den Krokodilen herrscht die Tendenz, die Choanen weiter nach hinten zu rücken und 
durch die Pterygoidea weiter zu führen, eine Erscheinung, die von Kokex (»Die Dinosaurier, Kroko- 
diliden und Sauropterygier des norddeutschen Wealden«, S. 101 ff.) durch die Veränderung der Kopf- 
muskulatur, die durch eine Veränderung der Lebensweise (von der rein aquatilen zur amphibischen und 
terrestrischen) bedingt wird. Hand in Hand mit der Veränderung der Kopfmuskulatur geht die Um- 
wandlung der amphicoelen Wirbel in procoele, die Reduktion der oberen Schläfengruben, die bei manchen 
Alligatoren vollständig geschlossen sind, sowie die bessere Entwicklung des Rückenpanzers auf Kosten 
des Bauchpanzers und die Pneumatisierung der Schädelknochen, die bei den Allisatoren den Höhepunkt 
erreicht und ein Ausdruck der größeren oder geringeren Anpassung an das Leben auf dem Lande ist. 


Zugleich macht sich das Bestreben geltend, die Schnauze zu verkürzen und zu verbreitern, eine Ver- 
änderung, die bei den mehr terrestrischen Alligatoren am höchsten gesteigert ist, während die lang- 
schnauzigen Krokodilier der Gegenwart, @avialis und Tomistoma, viel mehr an die alten Typen erinnern, 
da sich ihre Lebensweise am meisten an die der geologisch älteren Krokodile anschließt. Außerdem 
besteht die Tendenz, die Eustachischen Röhren immer mehr durch Knochen einzuschließen. Bei den 
älteren Typen waren es noch offene Gruben, die dann bei den jüngeren Formen in knöcherne Kanäle 
umgewandelt worden sind. 

Echte Mesosuchia, wie die Macrorhynchiden, stimmen nach Korzn’s Untersuchungen in weit- 
gehendem Maße mit lebenden Typen überein, was den Bau der Gehörorgane, der Schädelhöhle und 
wahrscheinlich auch des Gehirnes betrifft, und so erscheint es nach alledem als ungerechtfertigt, die auf 
transitorischen Merkmalen gegründete Trennung der Meso- und Eusuchia, die noch m manchen modernen 
Handbüchern der Paläontologie anerkannt ist, aufrecht zu erhalten. Die künstlich aufgerichteten Schranken 
müssen beseitigt werden. 


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Inhaltsübersicht. 


Vorwort 
Einleitung . : 
Einteilung 0“ Molceseman meh Oimen ONGCHANPS 
Die verschiedenen Arten von Stenosaurus 
Diagnose der Gattung Stenosaurus : 
Stenosaurus Larteti var. Kokeni nov. var. 
Das Tübinger Exemplar: 
Fundort, Erhaltungszustand 
Der Schädel 
Der Unterkiefer . 
Die Wirbelsäule: 
Die beiden ersten Halswirbel 5 
Verschiedene Ansichten über ihren Bau nnd hrs net 
Die beiden ersten Halswirbel von Metriorhynchus supereiliosus DESL. 
Atlas und Epistropheus von Stenosaurus 
Die übrigen Halswirbel von Stenosaurus 
Die Halsrippen 
Die Brustwirbel 
Die Lendenwirbel 
Die Sakralwirbel . 
Die Schwanzwirbel 
Die Rippen BARS 
Die parasternalen Genie Bauchrippen 
Die Extremitätengürtel. 
Der Brustschultergürtel: 
Scapula und Coracoid 
Die freien Vorderextremitäten . 
Der Oberarm 
Der Vorderarm . 
Die Handwurzel 
Der Beckengürtel. 
Das Becken : 
Die freien inererttemitäten : 
Der Oberschenkel . 
Der Unterschenkel 
Die Fußwurzel . 
Der Mittelfuß PRATER 
Vergleichung des oben untersuchten Exemplares mit schon besahielenen Asien ı von Stenosaurus 
Der Bonner Schädel . 
Der Unterkiefer 5 
Vergleichung: dieses Schädels mit Baetchenden home 


va 


Das junge Tübinger Exemplar von Stenosaurns Larteti var. 


Der Schädel 
Die Wirbelsäule 
Der Panzer von Stenosaurus 


Der Stuttgarter Schädel. Steneosaurus rear oides NSDE: 


Der Unterkiefer 5 

Vergleichung dieses Schädels mit oranaten Atom 
Der kleine Tübinger Schädel. Stenosaurus sp. 
Allgemeine Bemerkungen über die Gattung Stenosaurus 
Vergleich dieser Gattung mit Mystriosaurus : 
Etliche Bemerkungen über die Familie der Metmtschnnennden 5 
Metriorhynchus efr. Moreli E. DESL. 00 
Pathologische Erscheinungen bei Metrior Hnchus er. Moreli 
Metriorhynchus sp. 

Der Unterkiefer 5 
Einige Bemerkungen über die Systeme den Krokodile 
Literaturverzeichnis 


Kokeni . 


Neue Ichthyosaurierreste aus der Kreide Norddeutschlands 
und das Hypophysenloch bei Ichthyosauriern. 


Von 
F. BROILI. 
Mit Tafel XXVI und S Textfiguren. 


Von Herrn Prof. Dr. SrouLtey in Braunschweig erhielt ich kürzlich einige Ichthyosaurier- 
reste aus der Kreide Norddeutschlands zur Ansicht, die derselbe selbst im oberen Neocom, dem 
Brunsvicensistone, von Behrenbostel bei Hannover gesammelt hatte. 

Da dieser Fund verschiedene interessante Beobachtungen zuläßt, so will ich nicht versäumen, 
dieselben meinen Fachgenossen mitzuteilen, zugleich möchte ich auch an dieser Stelle nicht verfehlen, 
Herrn Prof. Dr. Stouey für die gütige Überlassung des Materials meinen herzlichsten Dank auszusprechen. 

Die Stücke, die nach der gütigen Mitteilung des glücklichen Finders wohl sicher einem 
Individuum angehören, sind zu ihrem größten Teile Schädelelemente, Reste des Brustgürtels und einige 
wenige Wirbel. Ihre Erhaltung ist durchweg eine gute. An der Grenzfläche zeigen alle Schädelelemente 
erubige Vertiefungen, die auf knorpeliges Zwischengewebe schließen lassen. Soweit sich die Stücke 
identifizieren lassen, sollen sie nun kurz beschrieben werden. 


1. Das Basioccipitale. 


Dasselbe ist ein ungemein kräftiger, gedrungener Knochen, der in seinen Dimensionen aber, 
denen der älteren liasischen Formen um einiges nachsteht, insofern er in seiner Längserstreckung sich 
relativ verkürzt hat. 

Der halbkugelige, deutlich hervorspringende Gondylus oceipitalis zeigt dorsal deutlich die An- 
satzstellen für die Exoceipitalia lateralia und zwischen diesen beiden eine flach rinnenförmige Einsenkung, 
die sich auch weiterhin median auf der Dorsalseite des Knochens wahrnehmen läßt, und die den unteren 
Bogen des Foramen magnum darstellt. 

Auf der Ventralseite ist vorne median eine buchtartige Depression erkennbar, die offenbar mit 
einer ähnlichen Bildung am Hinterrand des Basiphenoids in Beziehung steht. 

Höhe 5,2 cm, Breite 7,05 cm, Länge 6,6 m. 


2. Das Basisphenoid. 


Das Basisphenoid ist nur in seiner hinteren Platte erhalten, während sein vorderer Teil das 
schwache Präsphenoid verloren gegangen ist. Von der gleichen kräftigen Bauart wie das Basioceipitale 
besitzt es die unregelmäßig vierseitige gewöhnliche Gestaltung dieses Schädelelementes der Reptilien. 
Diese unregelmäßige vierseitige Form wird bei unserem Stück durch den besonders weit hervortretenden 
Processus pterygoideus des Basisphenoids hervorgerufen, der weder bei den liasischen noch bei 
dem ceretaeischen Ichthyosaurus platydactylus BroiLı! so ungewöhnlich kräftig ausgebildet ist, was dem- 
nach eine speziellere Eigentümlichkeit unserer Form darstellt. 
= Die Bruchstelle des Praesphenoids ist noch deutlich erkennbar und läßt den Schluß zu, daß das- 
selbe ungefähr 1,7 cm breit und nur 0,5 cm hoch angesetzt haben dürfte. 

Das Basisphenoid ist 6,5 cm lang und besitzt eine größte Breite von 10,8 em. 

Charakteristisch für die Ventralseite ist eine median vom Hinterrand ausgehende fast bis zur 


Fig. 1. Fig. 2. 
Ichthyosaurus Brunsvicensis sp. n. Basisphenoid. Ventralansicht. ? Ichthyosaurus Brunsvicensis sp.n. Ansicht von vorn. 
H. Austrittstelle der Hypophyse. !/2 nat. Größe. H. Eintrittstelle der Hypophyse. 


Mitte reichende buchtartige Vertiefung. Diese, welche eine größte Breite von 2 cm hat, setzt 
sich in einen Kanal fort, welcher das ganze Basisphenoid durchbohrt und dorsal ca 1 cm oberhalb 
der Ansatzstelle des Praesphenoids zu einem trompetenförmig erweiterten Austritt kommt, wo sein 
Durchmesser ca. 1,8 cm beträgt. Das Lumen des Kanales selbst dürfte die Stärke eines sehr dicken Blei- 
stiftes erreichen. 

Die hintere Umgrenzung der ventralen buchtartigen Vertiefung bildet die oben erwähnte 
Depression vorne und median am Basioceipitale, so daß also die ganze Vertiefung oder präziser gesagt 
Durehbohrung im Bilde der Schädelbasis einen ovalen Umriß besitzt. 

Über die Bedeutung des so geformten Basisphenoids möchte ich mich nun im fol- 
senden äußern. : 

: Das Foramen ist schon lange bei der Gattung Ichthyosaurus bekannt und verschiedene Autoren, 
so insbesondere E. Fraas in seiner fundamentalen Arbeit über die Ichthyosaurier der süddeutschen Trias- 


UF. Broırı, Ein neuer Ichthyosaurus aus der norddeutschen Kreide. Palaeontographiea 54, 1907. 


— 297 0 — 


und Juraablagerungen! und Zırrku? in seinem Handbuch der Paläontologie, erwähnen dasselbe. Beide 
beschreiben dieses Foramen als Gefäßkanal, der dorsal einfach eintritt, ventral aber gespalten aus- 
mündet; eine Erklärung, der Bedeutung dieses Gefäßkanals wird aber von keinem der beiden Autoren 
gegeben. 

Bei FraAs wie bei Zırren nun finden wir die Angabe, daß der Gefäßkanal dorsal einfach 
eintritt, ventral aber gespalten mündet. Diese Erschemung wird, wie sich an dem mir vor- 
liegenden Material von Basisphenoiden liasischer Ichthyosaurier, speziell an den ausgezeichnet gelungenen 
Gipsabgüssen der Originale Theodoris aus dem Lias von Baxz feststellen läßt, dadurch erzeugt, daß in 
der buchtartigen Vertiefung, in welcher der Gefäßkanal mündet, median eine crista auftritt, welche 
diese Spaltung hervorruft. 

Bei Ichthyosaurus platydactylus aus dem Aptien von Kastendamm läßt sich diese erista nicht 


Fig. 5. 
Ichthyosaurus quadrieissus QUENST. 
em. E. Fraas. Basisphenoid. Mit 
Hypophysenöffnung. H. Vorderansicht. 
2/3 nat. Größe. 


Ichthyosaurus quadricissus QUENST. em. E. Fraas. Hinter- Fig. 4. Fig. 6. 

haupt. Ob. Lias von Banz. Nach dem Gipsabguß des Ori- Ichthyosaurus quadrieissus Ichthyosaurus quadrieissus QUENST. 

ginals zu Theodori (Taf. III, Fig. 59) und E. Fraas. Die QuENSTEDT em. E. Fraas em. E. Fraas. Basisphenoid mit 

Iehthyosaurier der siiddeutschen Trias- und Juraablagerungen. Basisphenoid. Mit Hypo- Praesphenoid und deutlicher Hypo- 

Tübingen 1896, Taf. II, Fig. 7. H. Hypophysenöffnung im physenöffnung. H. Ventral- physenöffnune (H). Nach E. Fraas 
Basisphenoid. ?/s3 nat. Größe. ansicht. ?/s nat. Größe. ].c., Taf. V, Fig. 3, Fig. 7. ?/s nat. Gr. 


feststellen, dagegen findet sich am vorderen Ende der ventralen Einbuchtung eine knopfähnliche Er- 
höhung; ob diese hier die crista repräsentiert, kann nicht gesagt werden, denn der Erhaltungszustand 
des ganz in Schwefelkies umgewandelten Knochens läßt eine Entscheidung in dieser Frage nicht zu. 

Bei dem hier vorliegenden Stück aus dem oberen Neocom ist keine crista nachweisbar und war 
wie an dem vorzüglich erhaltenen Exemplar deutlich erkennbar ist, auch nie eine solche vorhanden. Der 
Gefäßkanal mündet also einfach und auch dies ist eine Eigentümlichkeit unserer Form 
segsenüber den älteren Ichthyosauriern aus dem Jura. 

Anfänglich war ich der Anschauung, namentlich auf die Betrachtung der jurassischen Basisphenoide 
mit der crista hin, daß der Gefäßkanal vielleicht die Choanenöffnung repräsentiere, da 


! Tübingen 1891, S. 15. 
2 III. Bd. 1889, S. 456. 


Palaeontographica. Bd. LV. 38 


aha 


derselbe bei den Ichthyosauriern genau dieselbe Lage und Ausbildung hat wie die Choanenöffnung bei 
den Grocodiliern. Auch mein Kollege Herr Dr. GonprscHhmipr vom Zoologischen Institut, der 
mich bei Vergleichen mit rezentem Material freundlichst unterstützte und dem ich 
auch an dieser Stelle für seine Bemühungen herzlichst danke, war anfänglich meiner 
Meinung, die wir aber bald aufgaben zugunsten einer anderen Ansicht, die Herr Dr. Gouvwscumipn 
zuerst äußerte, daß das Foramen an den vorliegenden Basisphenoiden der Ichthyo- 
saurier die Hypophysenöffnung repräsentiere. In der Tat kann am Basisphenoid diese 
ventrale Öffnung des Kanals, der dorsal ea. 1 em oberhalb der Ansatz- 
stelle des Praesphenoids eimtritt, nichts anderes darstellen. 

Es ist dies eine Erscheinung, die sehr auffällig ist und die sicherlich 
auch mit der ungemein großen Epiphysenöffnung der Ichthyo- 
saurier, dem Foramen parietale in Korrelation steht. Die Bezeich- 
nung Foramen parietale ist hier übrigens nicht völlig korrekt, denn an 
der Begrenzung des Scheitellochs der Ich- 
thyosaurier nehmen Parietalia als auch 
Frontalia gleichen Anteil. 

OÖ. JAEKEL! hat nun in seinem zusammenfas- 


senden Aufsatz über die Epiphyse und Hypo- 


- A Fig. 8. 
physe auch das Auftreten der letzteren in der ver- ne f 
2 % ? v Hypophysenöffnung in 
knöcherten Schädelbasis bei den Tetrapoden sowohl <inem Knochen der Schä- 
wie bei den Fischen besprochen. delbasis (Ventralansicht) 


Bei Amphibien konnte er nirgends ein Hypo- Yon Acanthodes Bronni 
Acassız.  Verkleinert 


physenloch oder die Hypodyse, wie er sie nennt, aan 


nachweisen. Dagegen bringt er einige spärliche Fälle 
von einem solchen bei Reptilien vor, so besonders in ausgezeichneter Weise 
Se bei einer lebenden Lacerte, einer Tupinambis efr. tegwixin L. in dem Para- 


Gaumenfläche des Schädels emer sphenoid und im Basisphenoid von Chelone midas, einer Schildkröte. Auch 
Tupinambis teguiein L.- Para- an einem Alligatorschädel war es nachweisbar und anscheinend auch bei 
sphenoid (Ps) mit großer Hypo- 
physenöffnung (H). Verkleinert , _ r , : 

2/s nach ©. JAEKEL. Diese Fälle sind aber doch recht spärlich und selten und nicht wieder- 


einem Exemplar von Placodus. 


kehrende Merkmale der betreffenden Gattung, sondern nur einzelnen Indi- 
viduen eigentümlich. Sie können deshalb ebensogut pathologischer Natur sein, wie beim Menschen, 
bei dem »als pathologische Rarität« eine Durchbohrung des Sphenoids auftreten kann. 

Eine konstante Eigentümlichkeit ist dagegen die Hypodyse bei gewissen Fischen, so konnte JaEKEL 
bei 5 Exemplaren von Acanthodes Bronni aus dem Perm von Lehbach ein großes Loch auf der Ventral- 
seite des Basisphenoids (? Praesphenoids) feststellen. Auch O.M. Rzıs? erwähnt diese Öffnung in seiner 
eingehenden Monographie über Acanthodes. Aus dem Gesagten dürfte nun hervorgehen,‘ daß das Auf- 


ı 0. Jarker, Über die Epiphyse und Hypophyse. Sitzungsberichte der Gesellsch. naturforsch. Freunde 1903, S. 27—28 
(11 Figuren). 
2 0. M. Reıs, Über Acanthodes Bronni Acass. Morpholog. Arb. VI S. 143, Taf. VI., Fig. 7. (1896). 


— 299 — 


treten eines Hypophysenloches in den Knochen der Schädelbasis im großen und ganzen eine 
Rarität und anscheinend — nach unserem bisherigen Wissen — nur sehr wenigen Tieren, 
unter den Fischen der Gattung Acanthodes, unter den Reptilien der Gattung Ichthyosaurus 
und Ophthalmosaurus als konstantes Merkmal eigentümlich ist. 

Von Interesse ist dabei die Feststellung, daß also eine konstante Hypodyse einigen auf 
das Wasserleben angewiesenen Formen eigentümlich ist, wobei man den Umstand nicht 
übersehen darf, daß — nach unseren gegenwärtigen Anschauungen — die Ichthyosaurier als von land- 
bewohnenden Vorfahren abstammend betrachtet werden, die im Laufe der Zeiten sich immer mehr und 
mehr dem Wasserleben angepaßt haben. Es kann nämlich in bezug auf die Gattung Ichthyosaurus 
nicht gesagt werden, ob diese Eigentümlichkeit eine von landbewohnenden Vorfahren 
ererbte oder erst während des Wasserlebens erworbene ist, denn die triadischen Gattungen 
der Ichthyosaurier, wie Mixosaurus, COymbospondylus!, Merriamia etc. sind leider in bezug auf das 
Basisphenoid unvollständig bekannt und gestatten anscheinend an den bis jetzt gefundenen Exemplaren 
keine sichere Beobachtung. Immerhin erscheint es nach der Ichthyosaurus ungemein ähnlich gebauten 
Schädelunterseite von C’ymbospondylus sehr wahrscheinlich, daß auch die älteren Ichthyosaurier ein durch- 
bohrtes Basisphenoid besessen haben. Bei der cretacischen Gattung Ophthalmosaurus ist dieses Schädel- 
element, wie an einem Exemplar der Münchener Sammlung sehr gut erkennbar ist, ebenso wie bei 
unserer Form, von einem einfach mündenden Gefäßkanal durchsetzt. 

Daß die Hypophyse bei Acanthodes sowohl wie bei Ichthyosaurus, bei der Größe der Ein- und 
Austrittstellen und dem doch recht beträchtlichen Lumen des Kanals im Basisphenoid, auch noch von 
funktioneller Bedeutung war, dürfte außer Zweifel stehen. Welcher Art dieselbe freilich gewesen 
sein mag, kann bei dem gegenwärtigen Stand und unseres Wissens über dies rätselhafte Organ, 
nicht gesagt werden. 

Zur Klärung dieser interessanten, entwicklungsgeschichtlichen Frage sei hier nur der Hinweis 
gegeben, daß das Hypophysenloch im Basisphenoid der Gattung Ichthyosaurus genau dieselbe Lage ein- 
nimmt wie die Choanenöffnung in den Pterygoideen gewisser Crocodilinen, nämlich ganz weit hinten am 
Schädel und daß morphologisch ferner in dem Auftreten einer teilenden crista im Hypophysenloch 
bezw. in den Choanen gewisser Ichthyosaurier (s. oben!) und Crocodilinen eine große Ähnlichkeit um 
nicht zu sagen Parallelismus zwischen beiden besteht. 

Es scheint daher fast, als ob das vorliegende Material von Ichthyosaurus die Annahme GEGEN- 
BAUER'S” bestärkte, der die Anlage des Hypophysensackes von der Entstehung emes Nasen- 
rachenganges ausgehen läßt und in der ersten Strecke in Beziehung zum Riechorgan 
bringt. 

Der 5,5 cm lange Stapes besitzt die charakteristische keulenähnliche Gestalt, welche diesem 
Schädelelement von Ichthyosaurus eigentümlich ist, und welche dadurch entsteht, daß der an das Basi- 
oceipitale grenzende Teil dieses Knochens ungemein verdickt ist, während die andere größere Hälfte in 
schaftförmiger Verjüngung die Verbindung mit dem Quadratum anstrebt. Diese Verbindung scheint 


1 Vergl. die kürzlich erschienenen Arbeit von J. C. MerrIam. Triassie Ichthyosauria with special reference to the 
American Forms. Memoirs of the University of California. Vol. I, No. 1, 1908. 
2 0. GEGENBAUER, Vergleichende Anatomie ete. 1898, I. Bd., S. 777 ete. 


— 300 — 


auch ursprünglich — wie in anderen Fällen — erreicht worden zu sein, denn auf der Innenseite des 
(uadratums zeigt sich eine grubenartige Einsenkung, die jedenfalls von der Anlagerungsfläche des 
Stapes herstammt. Der letztere selbst bietet in seinem verdiekten Teil, wie in seiner verjüngten Partie 
einen dreieckigen Querschnitt, der dadurch hervorgerufen wird, daß die Außenseite des Knochens flach 
und eben, die beiden Innenseiten breit gerundet sind. Auf den keulenähnlichen Teil des Stapes legt 
sich aber dieht ein anderer Knochen auf, der ebenso auch noch an das Basioceipatale angrenzt, nämlich 
das Opisthoticum. Dieses 6,4 cm lange Schädelelement hat unregelmäßig #seitigen Umriß und ist 
wie der Stapes seitlich in einen Stil ausgezogen, dem wie jüngst Anporews! und DorLo ? nachgewiesen 
haben, die Verbindung mit dem Squamosum zufällt. Direkt oberhalb der Auflagerungsfläche des 
Opisthoticums auf den Stapes ist ein tiefer kanalförmiger Einschnitt und auf der dem Exoeceipitale 
lateral zugekehrten Seite findet sich eine breite, oberflächlich glatte Rinne, die sich gabelt und infolgedessen 
Y-förmigen Umriß besitzt. Diese Vertiefungen standen nach den Angaben von E. Frass? mit Aus- 
höhlungen am Exoceipitale laterale in Verbindung, wodurch ein ziemlich komplizierter Gehörgang dar- 
gestellt wurde. 

Das Quadratum ist für die vorliegende Form ganz bezeichnend, insofern es in seiner Gestalt 
von den gleichen Elementen anderer bisher bekannten Formen ziemlich abweicht. Dasselbe liegt von der 
rechten Seite vor und ist von hakenförmigem Umriß, der dadurch zustande kommt, daß seine proximale, 
d.h. an das Squamosum angrenzende Partie beträchtlichnach rückwärtsausgezogenist, was sonst 
bei keinem mir bekannten Quadratum von Ichthyosauriern aus Jura und Kreide der Fall ist. Außerdem 
ist der so verlängerte Teil auch nach außen gedreht. Die proximale Partie des Quadratums 
zeigt sich bedeutend verdickt; seine Außen- (Lateral-)Fläche und seine Innen- (Medial-)Fläche sind mit 
Ausnahme des eben erwähnten nach auswärts gedrehten proximalen Teiles nahezu flach, während im 
allgemeinen sonst die Außenseite eine stark konkave, die Innenseite eine mehr oder minder konvexe 
Fläche aufweist. An der Innenseite ungefähr gerade in der Mitte des Hakens, d. h. unterhalb der Stelle, 
wo der proximale Teil nach außen gedreht und nach rückwärts ausgezogen ist befindet sich eine Grube 
von mäßiger Tiefe, in welche der Stapes eingreift. Auch in dieser Beziehung stellt unser 
Stück eine besondere Eigentümlichkeit vor, da bei den Ichthyosauriern sonst diese Grube ihre 
Lage viel weiter hinten, mehr in der Nähe der Gelenkfläche, einnimmt. Letztere bietet eine ziemlich 
breite Oberfläche dar, die mäßig gewölbt in ihrer hinteren Hälfte durch eine seichte Depression ge- 
teilt wird. 

Durch seine verschiedenen charakteristischen Merkmale erhältdas Quadratum 
unseres Ichthyosaurus aus dem Brunsvicenciston ein Aussehen, das ungemein an das 
Quadratum gewisser Pythonomorphen, z. B. an das von Qlidastes erinnert. 

Von übrigen bestimmbaren Knochen sind noch die beiden Parietalia teilweise erhalten. Die- 
selben zeigen kräftige Ausbildung und sind auffallend flach und eben, nur in ihrer hinteren Hälfte tritt 
beiderseits fast neben der Medianlinie eine leichte nach hinten sich verbreiternde, aber auch flacher 


1 ©. W. AnDREWS, Osteology of Ophthalmosaurus icenicus SEELEY, an Ichthyosaurian reptile form. Petersborough. 
Geol. Magaz‘, N. S. Dee. V. Vol., 4. May 1907, S. 203 ete. 

2 L. Dorro, L’audition chez les Iehthyosauriens. Bull. d. 1. Soc. Belge de Geologie etc. Taf. XXI, 1907, S. 157 etc. 

3 E. Fraas, Die Ichthyosaurier der süddeutschen Trias- und Juraablagerungen, Tübingen 1891, S. 14, Taf. 5, Fig. 2. 


— 3801 — 


werdende Depression auf. Die Flanken der Parietalia fallen hingegen ungemein steil — fast senkrecht — 
nach den Schläfenlöchern ab. Der Vorderrand ist durch einen weit zurückspringenden, bucht- 
artigen Einschnitt charakterisiert — der hinteren Hälfte der Umrahmung des Epiphysenloches — 
während die vordere Begrenzung des Foramen parietale, welche Bezeichnung hier allein unter allen 
Reptilien nicht zutreffend ist, den Frontalia zufällt. 

Diese Öffnung der Epiphyse ist bei unserem Material recht groß entwickelt, was offenbar auch 
mit der stattlichen Ausbildung der Hypophysenöffnung im Basisphenoid in Zusammenhang steht. 

Der Hinterrand der Parietalia erscheint nach uhten und hinten schräg abgestutzt, während er in 
anderen Fällen nach oben und hinten sich abgeschrägt zeigt. 

Außer den hier besprochenen Resten liegen noch verschiedene Knochenbruchstücke teils vom 
Schädel, teils vom Schultergürtel vor, die aber eine weitere Bestimmung kaum zulassen. Nur allein das 
Episternum ist an seiner bezeichnenden T-förmigen Gestalt erkennbar. Dasselbe ist in seinen vor- 
deren Teilen teilweise erhalten. Auf seiner Dorsalseite ist eine ziemlich tiefe Längsrinne beachtenswert. 

Auch einige Wirbel wurden außer den genannten Skeletteilen aufgefunden, sie sind aber im 
Gegensatz zu diesen nicht gut erhalten, da sie sämtlich mehr oder weniger abgerollt wurden. Es sind 
zwei vordere und ein hinterer Rumpfwirbel und ein vorderer Schwanzwirbel. 

Die Maße derselben in cm sind folgende, soviel dieselben sich feststellen lassen (I. und I. vor- 
derer Rumpfwirbel, III. hinterer Rumpfwirbel, IV. vorderer Schwanzwirbel): 


I II II. IV 
Länge (gemessen median, ventrÄl) . 2. 2 2 200. 3,9 3,9 — ca. 3,2 
Elohegwertikaler2Duuchmesser)p 2 a 18 71,2 16 s,1 
transversaler Durchmesser 
a) zwischen der Basıs der unteren Gelenkfacette . . . 7,0 7,% ca. 6,8 6,2 
b) » > > » obereren er 6,6 70 a 7 _ 
Entfernung der oberen! Gelenkfacette vom Wirbeloberrand . ca. 1,8 ca.28 ca.5,0 ca. 6,6 
Breite des Neuralkanals vom . 2 2. 2. 2. 2. 0 2 2 0. 2,0 ca. 2,0 169 — 
» » >» inSdersMittiean meer ee ee, 212 2,2 2,0 —_ 


Diese Wirbel stammen also aus verschiedenen Körperregionen, und es ist zweifelhaft, ob sie 
dem gleichen Individuum, dessen Schädelreste wir oben besprochen haben, angehören. Wenn ihre 
Dimensionen auch mit den Verhältnissen der Schädelknochen übereinstimmen, so ist doch die Erhaltung 
der Wirbel eine andere, insofern dieselben alle mehr oder weniger stark abgerollt sind und die Mabe 
daher keinen Anspruch auf absolute Exaktheit erheben können. 

Schon aus diesem Grunde allein wären die Wirbel zu Vergleichszwecken mit anderen Formen 
nicht geeignet, überdies sind die Costalfacetten in ihren Ansatzstellen und ihrer gegenseitigen Lage 
— welche Merkmale sehr wichtig in der Unterscheidung der verschiedenen Arten sind — so schlecht 
erhalten und undeutlich, daß wir auch aus diesem Grunde davon Abstand nehmen müssen, 
die Wirbel zu vergleichenden Betrachtungen heranzuziehen. 

Aus den Maßen unserer Wirbel dürfte sich nur das eine Resultat folgern lassen, daß dieselben 


1 Beim Schwanzwirbel: der Gelenkfacette. 


ziemlich schlanken Bau besitzen und darin eher Formen wie Ichthyosaurus campylodon Carter! (Kırrı- 
JANOW, SauvaGE?) und Ichthyosaurus platydactylus Brorı ähneln, als Typen mit mehr gedrungenen 
Wirbeln wie Ichthyosaurus hildesiensis Koken, Ichthyosaurus cfr. polyptychodon Korexn® und Ichthyosaurus 
Kokeni Broıuı.* 

Aus den vorher gegebenen Schilderungen der einzelnen Stücke geht hervor, daß unsere Form 
durch eine Reihe von Eigentümlichkeiten charakterisiert ist, die sie mit keinem bis jetzt bekannten 
Ichthyosaurus teilt: Der einfache ungeteilte Austritt der Hypophyse auf dem Basis- 
phenoid, der besonders weit hervortretende Processus pterygoideus am Basisphenoid, 
das proximal sehr weit nach rückwärts ausgezogene und nach außen gedrehte Qua- 
dratum, die nach hinten und unten abgestutzten Parietalia. 

Diese besonderen Merkmale scheinen zur Aufstellung einer neuen Art, wenn nicht einer neuen 
Gattung vollkommen ausreichend, ich schlage deshalb für unsere Form nach ihrem Fundorte im Bruns- 
vicensistone die Bezeichnung ? Ichthyosaurus Bvunsvicensis vor. 


! R. Owen, Fossil Reptilia of the Cretaceous Formation. Palaeontographical Soe. 1851, S. 72, 74, 79, Taf. IV, Fig. 5—10, 
13—16, Taf. XXII, XXIII, XXV, XXVI. — Kıpryanow, Studien über die fossilen Reptilien Rußlands. I. Teil. Iehthyosaurus- 
König aus dem Severischen Sandstein der Osteolithe der Kreidesruppe. Mem. de l’Acad. ete. de St. Petersbourg. VII. 
Serie 28. 1881. — SauvaGE, Recherches sur les Reptiles trouves dans les Gault de l’Est du bassin de Paris. M&m. soec. g£eol. 
de France, Seiie 3. 2. 1882, S. 21, Taf. II, Fig. 12, Taf. IV, Fig. 6—7. 

2 Über die Identität dieser Formen siehe auch: Broıtı, Ein neuer Ichtbyosaurus aus der norddeutschen Kreide. Palae- 
ontographica Bd. LIV 1907. 

? KoHen, E., Die Reptilien der norddeutschen unteren Kreide. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1883, 35. Bd., 8. 759. 

* Brot, Ichthyosaurier aus der Kreide. Neues Jahrbuch f. Mineralogie ete., Beilageband XXV, S. 386 etc. 


Register 


zu Band EV. 


Die mit * bezeichneten Arten sind beschrieben. 


Acanthodes Bronni. 298. | *Cristellaria arietis sp. n. 81. ( ‚Cristellaria rotalina K. u. Z. 88. 
Alligator mississipiensis Gray. 231. 17 s bicostata DEECKE. 90. = n rotulata LAamarck. 87. 89. 
Alveolina montipara EHRENBERG. 185. a Bronni RÖMER. 86. 5 rotundata K. u. Z. 85. 
Alveolina prisca EHRBG. 182. carinato-costata DEECKE. 77. | es rustica D’ORB. 88. 
*Ammodiscus asper TerqQu. 41. |* rn cassiana GÜNBEL. 89. ” securiformis TERQu. 71. 
"Ammodisceus infimus STRICKL. 40, * n eordiformis TERQU. 82. R semidirecta SELLHEIM. 85. 
Anomalina ammonoides REuss. 93. Ne 5 erepidula F. u. M. 79 | 5 sinemuriensis HÄUSLER. 89. 
b; r3 D’ORB. 93. ü |* erepidula F. u. M. var. convu- En turbinoides K. u. Z. 85. 
Astarte Herzogii Kraus. 110. late sp. n. 81. + 5 varians Born. 86. 
Astrodiscus arenaceus SCHULZE. 39. , *Cristellaria eultrata Monte 88. | vetusta D’ORE. 83. 
"Astrorhiza arenaria. 39. 3 Escheri K.u Z. 86. | Bee Astierianus D’OreB. 111. 
= > SANDAHL. 89. n excentrica CORN. 85. | Crocodilus nilotieus. 225. 
*Bairdia amalthei QuENsSTEDT. 94. n filosa TeRrQu. 79. : Oxoniensis. 223. 
= „ eassiana REuss. 94. nn gibba D’ORB. 89. | # porosus. 225. 
uk dentata sp. n. 95. | = eracilis K. u. Z. 82. Cy there cassiana Reuss. 94. 
Sa liasiea BRODIE sp. 94. R gryphaea K.u Z. 77 : Moorei JonESs. 95. 
Fe Moorei JoNES. 95. = impleta Terou. 89. | N translucens TATE a. BLAKE 94. 
REN rostrata sp. n. 9. 5 impressa TERQu. 89. *Dentalina D’ORB. 61. 
& translucens TATE a. BLacke. 94. | * H inaequistriata TERQU. 80 Kae anguis TERQU. 63. 
Bannapeneins Madagascariensis Lyp. 138 ” laerigata D’ORB. 89. | R arbuscula TERQU. 65. 
Brontosaurus excelsus. 144. 1: lata Terou. 79. = b brevis D’ORB. 63. 
Chelone midas. 298. n ligata TERQu. 79. | 5 cancellata Trrav. 71. 
ef. Chiridota japonica od. Myxilla u. Syculmis 5 Listi Born. 77. la. communis D’ÖRB. 62. 
HuckE. 96. * , major Born. 80. 78. | 5 compressa TERQU. 63. 

Chiridota Sieboldi Schwager. 95. = & matutina D’ORB. 83. | 5 difformis Terau. 64. 

5 vetusta SCHWAG. 96. © ” minuta BORN. 89. | n fontinensis TERQU. 51. 

5 violacea TeRrou, u. BERTH. 96. * 5 mutabilis Corn. 77. > funiculosa TERQU. 66. 
Cornuspira infima STRIckL. 41. = “ nuda TERQu. 76. “ 5 linearis RÖMER. 64. 

5 involvens Russ. 42. A Oebbeckei SELLHEIN. 88. I = matutina D’ORB. 66. 
= ” liasina Terov. 41. ei parilis TERQU. 82. [* 2 multicostata TERQU. 66. 

H pachygyra GÜünser. 41. < 5 pauperata PARKER. 78. = & nodosa D’ORB. 65. 

: polygra Reuss. 41. Crist. plana REuss zu Marg. ensis Reuss. 84.|* ” obliqua D’ORB. 62. 

= sinemuriensis HÄuSLER. 41. *Öristellaria prima D’ORB. 85. | n obliquestriata Russ. 66. 
Crinoid segment Tare a. BLACKE. 96. E 2 protracta Born. 79. x oeulina TERQU. 52. 
*Cristellaria acuminata Terqu. 83. 5 pusilla HÄuster. 89. | 5 ornata Terquv. 51. 

nn acutauriculariss F. u. M. 86. ; recta D’ORB. 84. | „ paueisosta TERQU. 52. 


n antiquata D’ORR. 83, h reniformis D’ORB. 82, ee pauperata D’ORB. 64. 


Dentalina perfoliata K. u. Z. 70. 
plebeja Reuss. 63. 
h pyriformis TERQU. 48. 
“ 5 quadrata sp. n. 64. 
N quadricosta TERQU. 52. 
n radiata TERQu. 52. 
= seulpta TERQU. 66. 
simplex. TERQu. 47. 
2 subnodosa TERQqu. 65. 
; subquadrata SELLH. 47. 
Mn Terquiemi D’ORB. 64. 
® torta TERQU. 62. 
” vermicularis TERQU. 52. 
virgula TERQU. 71. 
Dipledbene carnegii. 144. 
n longus 144. 


“ 


Enaliosuchus maerospondylus. 232. 238. 

Eriphyla transversa. 111. 

Exogyra fausta Srtor. 111. 

Fimbria cordiformis. 110. 

Flabellina Deslongehampsi TErau. 75. 
N inaequi lateralis TERQu. 75. 


e liasica K. u. 2. 75. - 


n obliqua TErqu. 75. 
x 2 rugosa D’ORB. 75. 
Frondieularia DEF. 55. 
= ; Baueri BURBACH. 60. 
5 a biecostata D’ORB. 60. 


* 


carinata BURBACH. 59. 
Heerii K. u: Z. 59. 
“ intumescens Born. 59. 
o n lanzeolata HÄUSLER. 55. 
& r lata BURBACH. 58. 
multicostata BURBACH. 61. 
5 5 nitida TERQU. 56. 
5 nodosaria K. u. Z. 46. 
„ ef. nodosaria BURBACH. 55. 
e: 5 pulehra TERQv. 59. 
$ > pupiformis HÄUSLER. 
„ saceulus TERQU. 56. 
striatula Reuss. 61. 
* suleata Born. 61. 
= „ Terquiemi D’ORE. 57. 
Fusulina aequalis. 188. 
5 alpina var. rossica n. var. 171. 
= 7 „ vetusta n. var. 170. 
a Anderssoni n. sp. 192. 
„ _ aretica n. sp. 173. 
ler Bocki MÖLLER. 166. 
” eylindrica GUNNAR 


56. 


59. 


192, 


brizae formis BORNEMANN. 57. 


ANDERSSON. 


304 


Fusulina eylindriea FISCHER. 175. 
5 implieata. 188. 


El Krotowi n. sp. 190. 

|* n longissima MÖLLER. 161. 163. 

Fe Lutugini n. sp. 177. 

NE, minima n. sp. 165. 167. 

Moelleri var. aequalis n.sp.n. var. 

189. 

SAEn m var. implicatan.sp.n.var. 
190. 

ee r n. sp. s. str. 188. 

Ser montipara (EtrgG.) V. r. MÖLLER. 
185. 

N r 181. 
Nathorsti. 173. 

Kr obsoleta n. sp. 186. 

Ee prisca var. artiensis n. var. 184. 

RI „ (EHRENB.) Mörr. 182. 

he var. parvula n. var. 184. 

ER simplex n. sp. 179. 

BEN subtilis n. sp. 178. 

En Tschernyschewi n. sp. 168. 


5 uralica 188. 


N Verneulli var. solida n. var. 177. 


En . MÖLLER. 174. 


vulgaris. 188. 


Gervillia ef. dentata Kraus. 110. 


*Gigantosaurus. 120. 
e africanus. 126. 129. 
robustus. 131. 140. 


Glandulina annulata TERQU. A. BERTH. 49. 
= x bieonica sp. n. 50. 
n conica TERQU. 49. 
A cuneiformis TERQU. 49. 
e glans D’ORB. 50. 
= E humilis RÖMER. 49. 
n hybrida TERQ. u. BERTH. 49. 
= major BORNEM. 49. 
“ a metensis TERQU. 50. 
n oviformis TERQU. 50. 
Er paueicosta RÖMER 54. 
a regularis TERQU. et BERTH. 49. 
R tenuis BORNEM. 49. 
5 ” turbinata TERQU. u. BERTH. 50. 


> vulgata (rotundata) Born. 49. 
Haekeliana gigantea BESSELS. 39. 
Hatteria punctata. 232. 


Hemifusulina Bocki MÖLLER. 167. 


Hemisphaeranthos eostifera TERQU. u. BERTH. 


96. 


B florida TERQUn. BERTH. 96. 


Holothuroid spines TATE a. BLAKE. 96, 


| *Ichtyosaurus Brunsvieensis sp. n. 296. 302 


| 
| 
| 
| 
| 


n campylodon CART. 302, 
n Kokeni Broıuı. 302. 
n platydactylus Broırı. 296. 
„ polyptychodon Koken. 302. 
5 quadriseissus QUENST. 296. 
Involutina aspera Terou, 41. 
P Jonesi TrRQu. 40. 


“ limitata Terou. 40. 
siliceea TERQU. 40. 
*Kalkrädchen. 96. 
*Lagena bicamerata JONES. 74. 
En globosa Mont. 73. 
ae laevis Mont. 73. 

> od. Nodosaria Häus. 

” ovata TERQU. 74. 

e vulgaris Wırn. 73. 
Lagenula liasiea Häus. 73. 

» pupoides HäÄus. 73. 
Lenticulites rotulata Lam. 87. 
Lingulina striata Terqu. 66. 
Lytoceras ef. alineum Sror. 108. 

" Durga FoRBES. 108. 

5 Emeriei Rasp. 108. 

" quadrisulcatus D’ORB. 108. 

s Timotheanus Mayor. 108. 
Maerorhynehus Schaumburgensis 259. 
Marginulina aequalis TERquU. 54. 


74. 


= = burgundiae TErQu. 67. 
2 n er TERQu.v.psilonoti. 
68. 
n Colliezi Terqu. 71. 
n conica TERQU. 54. 
costata BATSCH. 68. 
r euneata TERQU. 54. 
E duodezim costata TERQU. 54. 
Marginulina exarata TERQU. 70. 
n grandis ZWIESELE. 85. 
N inconstans SCHWAG. 76. 
e mutabilis Corn. 77. 
5 nuda TERQu. 76. 
a pedum TERQU. 84. 
n pieta 'TERQU. 68. 
= ‘ quadrilineata sp. n. 69. 
& radiata TERQU. 68. 
© radieformis TERQU. 54. 


raphanus D’ORB. 68. 
r rustica TERQU. 67. 
a sexangularis TERQU. 54. 
® striata TERQU. 69. 
= spuria TERQU. u. BERTH. 71. 
Megalosaurus crenatissimus. 139. 


— 305 — 


Metriorhynchus Blainvillei. 222. “Ophthalmidium bacularis sp. n. 44. "Stenosaurus Geoff. emend. Dest. (Lepto- 
e brachyrhynchus Dest. 222. » carinatum K. u. Z. 44. " eranius BRONN, Serieodon 
285. = > liasieum Hüßr. u. ZwinGL.44. | H. v.M. 224. 
5 hastifer. 222. " nubeculariformis HÄust. 44. » Heberti. 223. 263. 
Bi Jäkeli E. Schuipr. 233. 238- n orbiculare BuRB. 44. = intermedicus. 223. 263. 
5 R cefr. Moreli Desr. 276. 279. Hi tumidulum BRapy. 45. = en Larteti var. Kokeni nov. sp. 
$ ” supereiliosus BLaınv. 235. |” Walfordi HÄuster. 43. 224. 256. 263. 
Morosaurus grandis. 144. Orbis Anke STRICKL. 40, n laticeps. 221. 
® lentus. 144. Örnithopsis eucamerotus HuLkE. 143. | o megarhinus Hurke. 223. 
Mystriosaurus bollensis. 221. Orthoceras legsumen Linn&. 69. | 7 megistorhynchus GEorrF. 223. 
e Brongniarti. 220. n raphanus L. 52. 297 
n Laurillardii. 221. Örthocerina multicostata Born. 54. | morinicus SAND. 223. 
5 Münsteri. 221. Ostrea Minos Coouv. 111. | > oplites DEsL. 223. 
Nautilus calcar F. u. M. 88. Pelagosaurus typus. 257. | » Roissyi DEsL. 223. 227. 263. 
a costatus Mont. 53. 68. Photinula Uhligi Münstr. 109. | 4 rudis Sauv. 223. 227. 
F lesumen Linxn. 69. Phylloceras Thetys D’OrB. 108. | * ” sp. 271. 281. 
" pseudoelegans. 111. Placochelys Placodonta. 234. | n teleosauroides n. sp. 266. 269. 
m raphanus Linn&. 52. Placopsilina graeilis Terov. 92. Suchodus durobricensis. 284. 
*Nodosaria aequalis Terou. 54. Planorbulina Reuss. 93. | Synapta GÜNBEL. 95. 
5 amphora K.u.Z. 47. Planularia arguta Reuss. 71. | Teleosaurus Cadomensis. 220. 267. 
Hi badenensis 0’OrB. 51. N; cornucopiae BRADy. 76. | 7 Chapmani Könıc. 219. 
cactus K. u. Z. 5l. en pauperata P. o. J. 78. R minimus. 221. 
= » calomorpha. Russ. 47. *Polymorpbina biloeularis Terov. 91. e temporalis. 220. 231. 
5 elaviformis TERQU. 46. Pterodactylus erassirostris. 205. Titanosaurus Madagascariensis Der. 139. 
. consobrina D’ÖRB. 47, Rhamphorhynchus eurtimanus. 209. Trigonia Beyschlagi Mürr. 110. 
1“ R costala Mont. 53. 3 Gemmingi H.v.M&EyveEr. 196. | " Bornhardti. 110. 
e glans D’OREB. 50. 5 longimanus, 210. | e Schwarzi. 109. 
5 en hortensis .TERQ. 51. " Münsteri GoLpr. sp. 209. | Tupinambis efr. teguixin L. 298. 
n humilis Rön. 49. 9 phyllurus. 209. | “Uneinulina polymorpha Terqu. 95. 
> inverta SıLv. 47. Robulina Gottingensis Born. 87. *Vaginulina Dunkeri Koch. 72. 
„ longicanda D’ORE. 51. e: liasica HÄUSLER. 88. | A elegans K. u. Z. 62. 
5 multicostata TERQ. u. BERTH. 51. r nautiloides Born. 87. | a exarata TERQ. 70. 
S 5 n BORNEN. 54. Robulus cultratus MoNTF. 88. | R fragilis HÄuster. 71. 
5 nitida TERQU. 46. Rosalina D’ORB. 93. | ; harpa RÖMER. 72. 
x prima D’OrB. 51. Schwagerina princeps. 173. 5 Hausmanni Born. 69. 
Rn primitiva K. u. Z. 46. Spineules de tube ambulacraire de Radiaires  * legumen Linn£. 69. 
5 a pyriformis TERQU. 48. TeRrau. 95. = 5 perfoliata K. u. Z. 70 
= quadrilatera TERQU. 52. Ä d’Astrophyton Trrqau. 95. 1; simplex TERQU. 69. 
ee radieula Linn£. 46. | Spirilina orbieula Terouv. et Berin. 41. | = striatula RÖMER. 72. 
are raphanistrum Linn£. 53. *Spiroloculina concentrica TERQ. et BERTH. 45. | * strigillata Reuss. 71. 
Y # raphanus Linn£. 52. Stenosaurus atelestatus DESL. 223. & ö virgata TeRoQu. 71. 
; regularis TERQuU. 46, | = Blumenbachi Dest. 223. 227. | Variation fusiformis. 190. 
; sealaris BATScH. 51. | n Bouchardi San. 223. 297. Vermieulum laeve Monr. 73. 
= sexcostata TERQU. 52. | 5 Boutilieri. 223. | "Webbina pD’OrB. 91. 
in H simplex TERQ. u. BERTH. 47. | r dasycephalus SEELEY. 269. En gracilis TERQU. 92. 
variabilis TERQ. u. BERTH. 51. n Edwardsi Desr. 223. 262. 269. * = irregularis D’ORB. 92. 
Naenlarn tibia P. u. J. 43, 5 Geoffroyi. 221. 


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Tatel1. 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


IK 
I. 
Fig. 1—3. 
» 4-8. 
» 9.0. 
» 11—14. 
» 15—19. 
» 20—24. 
» 23. 
» 26—29. 
» 30—32. 
» 33—40. 
» 41—48. 
» 49 — 50, 
» 53—D54. 
» 55—58. 


Tafel-Erklärung. 


al IE (ie: Beh) 


Arietenoolith von Hüttlingen, Schliff 37 
Angulatenoolith von Aichschieß, Schliff 42 
Astrorhiza SANDAHL ee 
Ammodiscus infimus STRICKLAND (22 fach) 
Ammodiscus asper TErQuEm (22 fach) 
Cornuspira liasina TERQUEM 

Nubecularia tibia Parkur a. Jonns 
Ophthalmidium Walfordi Hiusuer 
Ophthalmidium bacularis sp. n. . 
Ophthalmidium liasicum KÜBLER U. ZWINGLI 


Spiroloculina concentrica Turauzm et BERTHELIN . 


Nodosaria radieula Lisst Be 
Nodosaria simplex Terguem (Fig. 42 22fach) . 
Nodosaria calomorpha Russ 

Nodosaria pyriformis Terouzm Bee 
Glandulina humilis Römer (Fig. 55 22 fach) 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. 1. 


Phot, v. A. Issler, Liohtdruck der Hufkunstanatatı von Bertın Kommei & Go., Btuttgar! 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Ireaulel JUL 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


73— 71. 
78—83. 
34—93. 
94. 
95 — 100. 
101—103. 
104—108. 
109—114. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel II. (Fig. 59—114.) 


Glandulina humilis RÖMER 

Glandulina biconica sp. n. ee 
Glandulina turbinata TsrouEzm et BERTHELIN 
Glandulina metensis TEROUEM 

Nodosaria hortensis TERQUEM . ; 
Nodosaria prima D’ORBIGNY (22fach) . 
Nodosaria raphanus Lısxt (Fig. 75, 76 22fach) 
Nodosaria costata MonTa@u : a 
Nodosaria raphanistrum Lisx& (Fig. 86 22fach) 
Nodosaria aequalis TERQUEM SR: 
Nodosaria multicostata BORNEMANN (22 fach) 
Frondicularia lanceolata HAUSLER 

Frondicularia nitida TERQUEM . . . . 
Frondicularia pupiformis HäusLer 


Seite 
49 
50 
50 
50 
51 
by! 
52 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. Il. 


Lichtdruck der Ho,kunatanktalı von Martin Rommel & Oo., Stuttgart 
Phot. v. A. Issler. 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


‚lenlell JUIE 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias m Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Fie. 


115-- 118. 
119— 121. 
122 — 124. 
125—126. 
127—128. 
129. 
130— 136. 
137. 
138— 139. 
140 — 142. 
143 — 145. 


156 — 158. 


Tafel-Erklärung. 


Dafel- III. "ie 115158)) 


Frondieularia Tergquiemi D’ORBIGNY 
Frondicularia paradoxa BERTHELIN 
Frondieularia brizaeformis BORNEMANN 
Frondieularia lata BuRBACH 
Frondieularia carinata BurBacH 
Frondiewlaria carinata BurBach var. longa sp. n. 
Frondieularia pulchra TErouEM 
Frondiceularia Baueri Bursäch.. 
Frondicularia biecostata D’ÖRBIGNY . 
Frondicularıa sulcata BORNEMANN 
Dentalina commnmis D’ÖRBIGNY 
Dentalina obliqua DÖRBIGNY . . » 
Dentalina anguis TErQuUEMm 

Dentalina brevis D'/ÖRBIGNY 

Dentalina linearis RÖMER 

Dentalina quadrata sp. n. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. Ill. 


Phot. v. A. Issler. 


Liebtdruck der Hofkunstanstalt von Martın Kommel & Go., Stuttgart 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Taiel VW; 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


159 — 169. 


164. 


165. 


166—170. 
171—174. 
175—176. 
177 — 184. 


185. 
186. 


187 — 193. 


194. 
195. 
196. 


197 — 204. 


205. 


206 — 209. 


210. 


211—212. 


213— 215. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel IV. (Fig. 159—215.) 


Dentalina pauperata v’Orsıeny (Fig. 161 22fach) 
Dentalina nodosa D’ÖRBIGNY 
Dentalina multicostata TEROUEM @2fach), 


Dentalina matntina v’Orsısny (Fig. 166, 168 22 fach) : 


Marginulina burgundiae TErouURM a i 
Marginulina burgundiae TERrouvEm var. psilonoti sp. n. 
Marginulina costata Barscn 

Marginulina quadrilineata sp. n. 

Marginulina striata TERQUEM 

Vaginulina legumen Lısn& 

Vaginulina perfoliata« KÜBLER u. ZWINGLI 
Vaginulina exarata 'TEROUEM 

Vagimulina virgata TERQUEN . 

Vaginulina strigillata Russ 

Vaginulina Dunkeri Koch 

Lagena laevis MonTAGU 

Lagena globosa Montacu . 

Lagena ovata TERQUEM 

Lagena bicamerata JONES . 


Seite 


Palaeontographica Bd. LV. 


Phot. v. A. Issler. 


A. Issler: 


Zur Stratigraphie 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin kommel & Uo., Stuttgurt 


und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


BR al 
AT: 
2 Ö 


u 


® 


Lalel 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel V. (Fig. 216-265.) 


Seite 
216— 222. Flabellina rugosa D’ÖRBIGNY 75 
223— 224.  Cristellaria nuda TERrQUEM 76 
225— 227. Cristellaria mutabilis CoRNUEL A 
228— 230. Cristellaria carinata-costata DEECKE 77 
231— 238. Cristellaria pauperata PARKER a. Joxns 75 
239— 243.  Cristellaria protracta BORNEMANN 79 
244— 248.  Oristellaria erepidula FıcurzL u. Mor‘ 79 
219295 0 ristellanı a1.) 07EB ORNEN ANNE () 
251— 254. Üristellaria inaegwistmiata TERQUEM . » . . 2.2.2..2...80 
255260. Cristellaria arietis sp. n. (Fig. 259 22fach) . . . . ... 8 
261-264. Cnistellaria cerepidula E. u. M. v. comvoluta sp.n. . 2... 8 
265— 268.  Cristellaria erepidula F. u. M. v. striata sp. u. (Fig. 267 22fach) 82 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. V. 


Phot. v. A. Issler. Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Kommel & Co., Stuttgart. 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Fauel Wil 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Fig. 


» 


266— 268. 
269— 271. 
272 — 274. 
275— 288. 
289 — 305. 
‚306— 310. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel VI. (Fig. 266—307.) 


Oristellaria 
Oristellaria 
Oristellaria 
Oristellaria 
Cristellaria 
Oristellaria 


crepidula F. u. M. v. striata sp. 


cordiformis TERQUEM 
acıminata TERQUEM 2 
matutina w’Orsıeny (Fig. 278, 
prima D’ÖRBIGNY 

varians BORNEMANN 


n. (Fig. 267 22fach) 


286 22 fach) 


Seite 
82 
82 
33 


"83 


35 
36 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. VI. 


Phot. v. A. Issler. 


Lichtdruck der Hofkunstsnstelt von Martin Rommel & Üo., Stuttgart 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Vsiel WII, 


Alfred Issler: Beiträge zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


ie. 306— 310. 


311— 316. 
317— 320. 
321—322. 
323— 8323. 
326— 928. 
329. 
330. 
331—332. 
339 — 991. 
338. 
339. 
340. 
341— 342. 
343 — 944. 
345. 
346 — 362. 
363— 8369. 
366. 
367 — 868. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel VII. (Fig. 308-387.) 


Oristellaria varians BORNEMANN 

Oristellaria rotulata LAMARCK 

Oristellaria minuta BORNEMANN 

Oristellaria cassianga GÜMBEL 

Oristellaria bieostata DEECKE 

Polymorphina_ bilocularis TERQUEM 

Webbina irregularis D’ÖRBIGNY 

Webbina gracilis TERQUEM 

Anomalina D’ÖRBIGNY . 

Unbestimmbare Foraminiferen 

Bairdia amalthei QUENSTEDT 

Bairdia cassiana Reuss 

Bairdia translucens TATE a. BLAKE 

Bairdia dentata sp. n. 

Bairdia Moorei Jox&s 

JoXanırahie) ROSE So Mo a 5 oo 0 0 0 0 € 
Kalkkörper in der Haut von Seewalzen (Uneinulina) 
Kalkrädehen von Holothurien 

Haken der Tentakel eines Ammoniten 

Hautskelett 


369—373, 379—387. Echinodermenreste . 


374—378. 


Spongiennadeln 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. VII. 


Phot. v. A. Issler. Lientaruck der Hoskunstanstalt von Martin Kommei & Oo., Stuttgart. 


A. Issler: Zur Stratigraphie und Mikrofauna des Lias in Schwaben. 


Fate Na: 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel VIN. 


Gigantosaurus africanus n. gen. n. Sp. Seite 


Figur 1—4. Zweiter Schwanzwirbel. '/ı nat. Größe. Fig. 1 von vorn, 2 von hinten, 3 von der 
Beil, 4: VON: Unten; re en mare de a ee A a 21 

» 5-—8. Schwanzwirbel aus der mittleren Region (16. bis 20. Caudalwirbel). '/s nat. Größe. 
Fig. 5 von vorn, 6 von hinten, 7 von unten, 8 von der Seite . . .....7...123 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. VII. 


Licbtdruck der Hofkunatanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


= b F € ‚ ä i 
B : : Se j ; E : 
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Leuel IT 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


Palaeontographiea. Bd. L\V. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel IX. 
Seite 
Os ischium (Darmbein) rechts; von der Außenseite von Gigantosaurus africanus in 
5, Mat GEOBE: "1. ne ee ee ee ee ee et re 25 
Rippe der mittleren Rumpfregion von Gigantosaurus africanus in '/s nat. Größe . . 124 


Scapula eines kleinen Gigantosaurus von der Nordseite des Tendaguru. !/s nat. Größe 125 
Astragalus von Gögantosaurus africanus. Yı nat. Größe. ». 2. 2 2 2 220.0. ddl 
u. 6. "Astragalus von Gigantosaurus robustus. Ya nat. Größe . » 2 2 nn nn nn. 134 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. IX. 


4ichtaruck der Hofkunstanstalt von Martin Kommel & Go.. Stuttgark 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


Beuel 


E. Fraas: ÖOstafrikanische Dinosaurier. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel X. 
Gigantosaurus africanus E. Fraas. Seite 
Figur 1 u. 2. Rechtes Femur von vorn und der Innenseite. 1/s nat. Größe . . . ....4. 129 


7302 2 alınkegHlibulasvonzderzsSeitezundsyorne.s,, unal- Grobe re 


Palaeontographica Bd. LV. 


Taf. X. 


Lientdruck der Hofkunstanstult von Martin Koummel & Go., Stuttgart 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


ng 


lare, J& 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


Palaeontographiea. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XI. 


Gigantosaurus robustus E. FrAas. 


Rechter Hinterfuß, zusammengehörig. !/ı nat. Größe. Fertig montiert in der 


Kgl. Naturalien-Sammlung zu Stuttgart. (Höhe 1,50 m) . 
Tibia von der rechten (fibularen) Seite. !/s nat. Größe 
Fibula von der Seite und von vorn. !/s nat. Größe 
Fuß stark von oben gesehen. '/s nat. Größe . 


Seite 


132 
132 
133 
134 


Palaeontographica Bd. LV. 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. 


i—3 
Al 
8s—11 
ID— Ak, 
19 wi 11% 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XIT e 
Gigantosaurus vrobustus E. Fraas. er 
; Seite 
Skeletteile des Hinterfußes. '/e nat. Größe. Sämtliche Knochen von der linken 
Seite gesehen . . . . 134 


Erste Zehe. Fig. 1 Metatarsus I, Fig. 2 Phalange, Fig. 3 Endphalange. 

Zweite Zehe. Fig. 4 Metatarsus II, Fig. 5 u. 6 Phalangen, Fig. 7 Endphalange. 

Dritte Zehe. Fig. 8 Metatarsus II, Fig. 9 u. 10 Phalangen, Fig. 11 rudimentäre End- 
phalange. 

Vierte Zehe. Fig. 12 Metatarsus IV, Fig. 13 Phalange, Fig. 14 rudimentäre Endphalange. 

Fünfte Zehe. Fig. 15 Metatarsus V, Fig. 16 rudimentäre Phalange. 


Sämtliche Originale befinden sich in der Kgl. Naturalien-Sammlung zu Stuttgart. 


Palaeontographica Bd. LV. 


16. | 


Lichtdruck der Hoskunertanstalt von Martin Rommel & Uo., Stuttgart 


E. Fraas: Ostafrikanische Dinosaurier. | 


HN eh 


Tail IIUIG 


E. Schellwien 7: Monographie der Fusulinen. 


ı Nur die Erklärung der ersten Tafel rührt von SCHELLWIEN selbst her. Von SCHELLWIEN bereits zu Tafeln zusammen- 
gestellt waren Taf. XIII—XV, XX, sowie teilweise XVI und XVII. Von einer Retouche der den Tafeln zu Grunde liegenden 
Mikrophotographien ist im allgemeinen Abstand genommen worden. Nur in einigen wenigen Fällen sind Plattenfehler etc. von 
mir selbst verbessert worden. Die Vergrösserung ist einheitlich 15fach für die Schliffe und 5fach für die Abbildung ganzer 
Individuen gewählt. 

Die Originalschliffe zu sämtlichen Abbildungen befinden sich im geologischen Universitätsinstitute von Königsberg. 
Herrn Prof. Tornquıst bin ich für die Liebenswürdigkeit, mit der er mir die Schliffe zu untersuchen ermöglichte, zu sehr großem 
Danke verpflichtet. Die unretouchierten Originalnegative sind Eigentum des Breslauer geologischen Institutes. Für die überaus 
entgegenkommende Überlassung von Rohmaterial gestatte ich mir den Herren Direktoren der russischen geologischen Samm- 
lungen, insbesondere Herrn TSCHERNYSCHEW, im Namen SCHELLWIEN’s verbindlichst zu danken. Hisvs: 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XIII. 


Fie. 1 


15. Fusulina cylindric« FıscH. 
Fig. 1—2. Mörrer’s Originale zu Taf. VII, Fig. 1a u. ib. Photographische Wiedergabe 
von Mörrer’s Schliffen. Mjatschkowo Q,. 
» 8. Sehr großes und verhältnismäßig weit gewundenes Exemplar. Mjatschkowo. 
» 4+-5. Normale. Längsschnitte° Mjatschkowo. 
6—7. Längs- und Querschnitte der schlanken, zu Fus. longissima hinneigenden Form 
(vgl. Fig. 11). Mjatschkowo. 
» 8—11. Vier Exemplare von Mjatschkowo. 
» 12-13. Durch die stärkere Auftreibung in der Mitte und etwas dickere Wandungen 
abweichende Exemplare. Norddwina, 15 km von Rakulskoje. Fig. 12 ganzes 
Gehäuse, Fig. 13 Querschnitt. 
Fig. 14—20. Fusulina longissima Möut. 


Fig. 14-15. Mörter’s Origmale zu Taf. VIII, Fig. {a u. 1b. Photographische Wieder- 
gabe von Mörver’s Schliffen. Tzarew Kurgan (.. 
» 16. Längsschnitt, ebendaher. 


» 17—18. Ganze Exemplare, ebendaher. 
» 19—20. Längs- und (uerschnitt der etwas kürzeren Exemplare aus dem Donetz- 
becken. Von Lissitschansk Q!. 
Fig. 21—21. Fusulina Bocki Möun. 
Fig. 21. Mörrer’s Original zu Taf. XI, 2. 
» 22. Längsschnitt von Stoschkowa (G3), Donetzbecken. 
. 23. Fusulina minima SCHELLW. 


— 
008 


! Tafel und Erklärung fanden sich bereits fertig zusammengestellt in ScHELLWIEN’s handsehriftlichem Nachlaß vor. 
Fig. 15 u. 20 dürften makrosphärische Exemplare darstellen. 

?: Der in der bisherigen Literatur meist als Längsschnitt bezeichnete wäre richtiger als Axialschnitt, der meist 
— physiologisch gänzlich unrichtig — Querschliff genannte ist vielmehr als Längsschliff aufzufassen und wäre, um Verwech- 
selungen mit älteren Angaben vorzubeugen, als Medianschnitt (medialer Sagittalschliff) zu benennen. In dem vorliegenden 
Teil habe ich indes, um SCHELLWIEN’s Manuskript mögliehst unverändert lassen zu können, noch die alten Bezeichnungen angewendet. 


Taf. XII. 


Palaeontographica Bd. LV. 


SDR, 
BT 


ii 


lichtdruck der Hofkunstanstait von Martin Bommel & Go., Stuttgart. 


r 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


ie 


Sa 


lalel 21% 


E. Schellwien T: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


 Tafel-Erklärung. 


ae 29. 


Fig. 1—12. Fusulina Tschernyschewi SCHELLW. 
Fig. 1. 


» 


2. 
3. 


Längsschnitt vom Cap Belaja Stelija (Timangebirge), Corahorizont G;. 
Längsschnitt von der Wolonga (Timan), GC; oder G;. 

Subzentraler Längsschnitt vom Timan. | 

Drei Exemplare vom Timangebirge. Fig. 4+—-5 von der Wolonga. Fig. 6 von 
der Sula zeigt die Septalfaltung und das fast völlige Fehlen der Mundspalte. 
Querschnitt vom Cap Belaja Stelija, Corahorizont G;. 

Exemplare vom Fluß Belaja im Timan. Schwagerinenkalk GC}. 

Querschnitte. Deutlich sind die kurzen, dicken Septen zu sehen. Fig. I1 ist 
offenbar durch äußere Einflüsse in seiner Entwicklung gestört. 

Längsschnitt zeigt rechts die für starke Eindrehung (vgl. Fig. 5) der Enden 
charakteristische Anlage der Septen. 


!) Die Tafel ist in dieser Form von SCHELLWIEN zusammengestellt. Sämtliche Exemplare sind mikrosphärisch. 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. XIV, 


Liohtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Kommel & Co., Stuttgart. 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


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Nearel 2XW. 


E. Schellwien F: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XV.! 


Fig. 1—4. Fusulina alpina var. velusta SCHELLW. 

Eie. 1. Längsschnitt C,, Mjatschkowohorizont. 

» 3—4. Querschnitte, zeigen die im Verhältnis zur Wandstärke erheblich dünneren Septen. 

» 1-4. Stammen von der Wolonga (Timangebirge) aus dem Mjatschkowohorizont. (.. 

Fig. 5—13. Fusulina alpina var. rossica SCHELLW. 

Fig. 5—6. Normale Längsschnitte. Die »Poren« der Wand sind deutlich erkennbar. Donetz- 
becken. 

» 7—9. Querschliffe. Die große Intensität der unregelmäßigen Septalfältelung verrät 
sich durch das paarweise (V- und X-förmige) Zusammenneigen der langen, 
dünnen Septen. Donetzbecken. 

>» 9) Die makrosphärische Zentralkammer ist in einem größten Kreise getroffen, der 
durch ihre Öffnung geht. Die bedeutende Größe der ersten Umgangskammer 
ist für derartige Schliffe typisch. Die Schliffe 7—8 sind etwas exzentrisch gelegt. 

» 10—12. Drei normale Exemplare. 

» 18. Längsschnitt von Gshel, GC}. Sechs Umgänge. Bemerkenswert ist die geringe 
Zuspitzung der Form gegen die Enden. 


ı Die Tafel ist in dieser Form von SCHELLWIEN zusammengestellt. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XV. 


Wdchtaruck der Hofkunstanstait von Martin Kommel & Uo., Stuttgart. 


E. Schellwien }: Monographie der Fusulinen. 


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E. Schellwien f: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XVL! 


Fusulina alpina var. rossica SCHELLW. 

Fig. 1. Längsschnitt von Gshel. 

>» Querschnitt von ebendaher. 

Fusulina aretica SCHELLW. 

Fig. 3. Die geringe Zuspitzung älterer Exemplare (fünf Umgänge) nach den Enden zu, 
sowie die Stärke und Unregelmäßigkeit der Septalfältelung ist bezeichnend 
Spitzbergen, Tempelberget. 

» 4. Querschnitt, zeigt ein offenbar in seiner Entwicklung mehrfach stark gestörtes 
Individuum. Zu beachten ist die erhebliche Größe der ersten drei Umgangs- 
kammern (vgl. Taf. XV, Fie. 9). 

a: Normaler Querschnitt eines makrosphärischen Individuums. Die langen, im 
Verhältnis zur Wandstärke dünnen Septen sind infolge der starken, auch in 
der Mundspaltenresion unregelmäßigen Fältelung teilweise paarweise gegen- 
einander geneigt. 

» 6-7. Zwei Längsschnitte Schliff 6 ist nicht axial, daher erscheinen die Umgänge 
nicht als konzentrische Ellipsen, sondern als flachgedrückte Spirale. Auch ist 
die Zuspitzung der Enden scheinbar größer als bei den mehr axialen Schliffen 3 u. 7. 

» nl. Zeigt die mikrosphärische Zentralkammer in der Nähe ihrer Öffnung geschnitten, 
daher ist ihre Gestalt etwas (nierenförmig) deformiert. 

» 8—9. Genau mediane (uerschliffe. Die Septen haben daher das Minimum ihrer Länge. 
(Bezüglich der Größe der ersten Umgangskammer vgl. Fig. 4.) Spitzbergen, 


Tempelberget. 
Fig. 10—11. Fusulina Vernewli v. Möut. 
Fig. 10. Längsschnitt, zeigt die große Regelmäßigkeit der auch in der Mundspaltenregion 
intensiven Septalfaltung. Daher zeigt auch 
>» ie im Querschnitt V- und Y-förmig paarig zusammengeneigte Septen. Der Schnitt 


ist ziemlich genau median, das Individuum zeigt jedoch (infolge zufälliger Un- 
regelmäßigkeit im Bau) links oben und rechts unten die Eigenart nicht medianer 
Schliffe. 


1 Die Figuren 1—3 und 5—1! sind von SCHELLWIEN selbst als zu einer Tafel gehörig zusammengestellt worden. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XVI, 


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Lichtdruck der Bofkunstanstult von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


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E. Schellwien 7: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XVII. 


Fig. 1, 4-6. Fusulina Vernewli v. Mönn. 


oe 


Längsschnitt vom Fluß Aı bei der Mündung der Ziwiljja. Schwagerinenkalk. 
Die Streckung der Form ist bedeutend. Das Verhältnis der Höhe zur Länge 
beträgt im den fünf ersten Umgängen 1:1,6, 1:23, 1:2,9, 1:3,7, 1:44. 
Längsschnitt von Magilne Kamen bei Lithwinsk, Ural. G,. 

Längsschnitt von Jaroslawka im Gouvernement Ufa. Original zu MöLLEr’s 
Taf. IX 2b. Auf allen diesen Längsschnitten ist die starke Fältelung der 
Septen, die auch in der Mundspaltenregion sich findet, deutlich zu erkennen. 
Die Fältelung zeigt trotz ihrer Intensität die für gestreckte Formen bezeich- 
nende Neigung zur Regelmäßigkeit. (Mönner’s Original ist nicht ganz typisch.) 
Querschnitt vom Fundort der Fig. 1. Auch hier zeigt sich die paarige An- 
ordnung der Septen, welche die gleiche Stärke wie die Wände aufweisen, die 
im Verhältnis zu der Größe der ganzen Form nicht sehr dick erscheinen. 


Fig. 2, 3, 7, 8, 10—12. Fusulina Lutugini SCHELLW. 


Längsschnitt vom Fluß Irgina, Kirchdorf Slatoustowskoje. Bolschije Klynschi. 
Schwagerinenkalk. 

Längsschnitt" vom gleichen Fundort. Anscheinend besonders eng. — Länge 
und Wandstärke sind geringer, die Septen sind dünner und länger als bei 
Fus. Verneuili. Das Verhältnis der Höhe zur Länge beträgt in den sechs 
ersten Umgängen 1:2,2, 1:2,8, 1:3,1, 1:3,7, 1:45, 1:42. 


7.u. 8. Zwei Querschnitte vom gleichen Fundorte. Bezeichnend ist neben der Paarig- 


keit die hohe, in den einzelnen Umgängen unregelmäßig wechselnde Zahl der 
Septen. Beide Exemplare haben vom zweiten bis sechsten Umgange eine 
zwischen 22 und 32 schwankende Septenzahl. 


» 12—14. Drei normale Exemplare! vom gleichen Fundorte. 


Fig. 9—11. 


Fusulinen zum Vergleich. 


Fusulina sp. ind. Batraki, Samara. (Juerschnitt, noch enger gewunden als die 
engsten Formen von Fus. Verneuili. Lange Form. 

Fusulina sp. Längsschnitt von Tschönnkiang, China, Schliff von Schwager. 
Vgl. Text S. 163. 

Fusulina alpina Scheuuw. Neumarktl, PC. Querschnitt, von SCHELLWIEN als 
»s. str.« bezeichnet. 


1 SCHELLWIEN hatte diesen Schliff, ebenso wie Fig. 12—14 ursprünglich als Fus. procera bezeichnen wollen. 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. XVII. 


Lichtdruck der Hofsunstanstsit von Martin Rommel & Vo,, Stuttgart. 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


Lauel XOVADLE 


E. Schellwien f: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XVII. 


Fig. 1-3. Fusulina subtilis SCHELLW. 


ie lie 2 


Längsschnitte aus dem Schwagermenkalk des Timangebirges vom Flusse Sula, 
zeigen die dünnen Wände und die sehr starke Fältelung. Die Mundspalte ist 
kaum zu bemerken. (Fig. 1 ist makro-, Fig. 2 mikrosphärisch). 

(uerschnitt vom Flusse Sula (C}). Da die Mitte nicht ganz genau getroffen 
ist, zeigen die paarweise einander zugeneisten, oft auch die Bodenwand be- 
rührenden Septen die Intensität der Fältelung und die geringe Markierung der 
Mundspalte. Die Aufrollung der ersten Windungen ist sehr eng. 


Fig. &—6, 12. Fusulina simplex" SCHRLLW. 


Fig. 4. 


» Alilo 


» 13 


Längsschnitt (mikrosphärisch’) vom Donetz. Bezeichnend sind die beiden die 
schmale Mundspalte in den inneren Windungen flankierenden Septenfalten. 
Nach außen zu nimmt die Fältelung sehr stark ab. 

(Querschnitt (mikrosphärisch) von Mjatschkowo, Mosquensisstufe. Die dieken 
Wände sind deutlich zu erkennen. Die Dicke der Septen weist auf das Vor- 
handensein einer Mundspalte hin. 

Normale Exemplare. 


17. Fusulina prisca EHRENBe.-Mörr. 


Mikrosphärischer Querschnitt vom Tzarew Kurgan. Die Septenzahlen der ersten 
fünf Umegeänge sind 10, 14, 18, 22, 24. Der Schliff bleibt somit ein wenig 
hinter den entsprechenden Ziffern 11, 16—17, 20—23, 22—25, 26—27 des 
Durehschnitts (von 13 Querschnitten) zurück, doch ist dies wohl mit der sehr 
engen Einrollung genügend erklärt. : 
Querschnitt (makrosphärisch). Original von Mörver’s Taf. VI 2b. Tzarew 
Kurgan. Die sehr weite, schon fast an Fus. artiensis erinnernde Aufrollung 
erklärt die etwas hohen Septenzahlen 12, 19, 25 der ersten drei Umgänge. 
Querschnitt (mikrosphärisch) vom gleichen Fundort. Die Septenzahlen 11, 15, 
19, 25, 26 zeigen wiederum die Abhängigkeit von der Enge der inneren und 
der Weite der äußeren Umgänge dieses Exemplars. (Die Größe der Variations- 
breite hängt mit dem sehr primitiven Typ der Spezies zusammen.) 
Längsschnitt, ziemlich gestreckt, vom Tzarew Kurgan. Die Fältelung bildet 
trotz ihrer geringen Intensität in der Mundspaltenregion, die in den inneren 
Windungen die bezeichnenden Seitenfalten aufweist, doch an den Enden ein 
unregelmäßiges Maschenwerk. Die Aufrollung ist innen recht eng. 
Längsschnitt, Original zu Mörrter’s Taf. VI 2a. Etwas weniger gestreckt. 


Tzarew Kurgan. 


14, 16—17. Normale Exemplare. (Originale z. Mörzer’s Taf. III 1a—e). Tzarew Kurgan. 


Fig. 15. Fusulina artiensis SCHELLW. 


Fig. 15. 


Normales Exemplar von Simsk. 


! Anfangs hatte SCHELLWIEN die Absicht, diese Form Fus. mosquensis zu benennen, um ihre stratigraphische Stellung 


anzudeuten. 


° Makrosphärische Exemplare sind recht häufig und zeigen erheblich größere Zentralkammern, 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XV. 


Lichtdruck der Eofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


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E. Schellwien 7: Monographie der Fusulinen. 


Palaeoutographica. Bd. LV. 


Fig. 1—4. Fusulina 


Fig. 1. 
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Fig. 5—7. Fusulina 

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Fig. 5. 
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Fig. S—10. Fusulina 


Fie. 8. 

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> 10. 
Fig. 11—13. Fusulina 
Fig. 11. 

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» 18. 


Fig. 14—15. Fusulina 
Fig. 14. 
» 15. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XIX. 


artiensis SCHELLW. 

Längsschnitt. Simsk, Artastufe. 

(Juerschnitt eines mikrosphärischen Exemplars von kurzer, dicker Form. Simsk, 
Artastufe. 

Gewöhnliche Form. 

Querschnitt eines großen makrosphärischen Exemplars. 

obsoleta SCHELLW. 

Querschnitt. Donetzbecken, Fluß Belinkaja, G;. 

Typisches Exemplar. 

Längsschnitt, zeigt die sehr dünnen Wandungen und die äußerst geringe Fältelung 
der Septen. 

montipara EHRENBG. 

Normales Exemplar. 

Längsschnitt, Original zu v. Mörnter, Taf. VIII, 2a. 

(Juerschnitt, Original zu v. Mörter, Taf. VIII, 2b. 

Mölleri s. str. SCHELLW. 

Längsschnitt, zeigt die dieken Wände, die anfänglich enge, später weite Aufrollung, 
die nur kleine und undeutliche Mundspalte und die enge Fältelung der dünnen 
Septen. Basrakowa. 

Querschnitt, zeigt die anfangs engen, später weiten Umgänge. Die paarweise 
V-förmige Anordnung der dünnen Septen ist durch die auch in der Mundspalten- 
region intensive Fältelung bedinst. (Ural, Bl. 139, Vork 112.) Fluß Juresan, unter- 
halb Basrakowa, C}, 

Querschnitt vom gleichen Fundort, teilt mit dem gleichfalls mikrosphärischen Schliff 12 
die Septenzahlen 20, 26, 32 für den vierten bis sechsten Umgang. 

parvula SCHELLW. 

Längsschnitt von der Wolonga GC}, zeigt die große Mundspalte. 

Die Kürze und Dicke der Septen des genau medianen (vgl. die ersten Umgangs- 
kammern) Querschliffs deutet auf die Größe der Mundspalte hm. Gleicher Fundort 
wie Schhff 14. 


Palaeontographica Bd. LV. Tai. XIX. 


Lıehtdruck der Hoskunstanstalt von Martin Rommel & ©o., Stuttgart 


E. Schellwien +: Monographie der Fusulinen. 


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E. Schellwien f: Monographie der Fusulinen. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XX.1 


Fig. 1—10. Fusulina Krotowi SCHELLW. 

Klar, lo Typischer Längsschliff, sieben Umgänge, mikrosphärisch, Fältelung eng, Mund- 
spalte undeutlich (Krorow’s Fusulina Verneuli). 

» 2-3. Normale Exemplare. 

» 4 (Juerschnitt, zeigt die dieken Wände und die anfänglich recht enge, später 
weitere Einrollung. Warysch Stein an der Beresowaja (Krortow’s Fus. Vernewil). 
Längsschnitt. Pissanaja a. d. Wischera (Krorow’s Fus. montipara). 

Querschnitt, zeigt die relativ engere Einrollung der ersten beiden Umgänge. 
(Querschnitt eines durch verschiedene Faktoren in seiner Entwicklung beeimn- 
flußten Individuums. Makrosphärisch. Beachtenswert sind die überaus unregel- 
mäßigen ersten Umgangskammern. 

» 8-9. Exemplare von etwas kürzerer Form (für welche ScreuuLwien anfangs eine be- 

sondere var. nıw aufstellen wollte) von Batrakı. 

» 10. Längsschnitt eines gedrungeneren Exemplars von Batraki (im fünften Umgang 

ist das Verhältnis von Höhe zur Länge wie 1: 1,7). Die anfänglich viel engeren 
Windungen, die charakteristische Septalfaltung, die Wandstärke ete. gleichen 
jedoch völlig den typischen Exemplaren (Schzruwirv hat die Mikrophotographie 
mit »ev. var. minor« bezeichnet). 

Fig. 11—14. Fusulina Verneuili v. Mörr. var. 

Fig. 11. Querschnitt vom Fluß Berdijasch (Nebenfl. d. Juresan), Corahorizont. Die Kürze 
der Septen ist abnorm, der Schliff selbst ziemlich diek und nicht ganz genau 
zentral. Daher ist infolge der Kugelwölbung die Zentralkammerwand nach innen 
nicht scharf abgegrenzt. 

» 12. Exemplar vom Berdijasch. 

» 13. Längsschnitt vom Berdijasch, Corahorizont. Weitgewundene und etwas dick- 

j wandigere Abart mit dünneren Septen. Die Fältelung ist geringer und daher 
sind in der Schalenmitte kürzere Septen. 


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» 14. Querschnitt vom gleichen Fundort, makrosphärisch? ScueuLwırn hatte anfäng- 
lich die Absicht, die in Fig. 11—14 dargestellte Abart als var. juresanensis zu 
bezeichnen. 


1 Diese Tafel ist noch von SCHELLWIEN selbst zusammengestellt und ihre Reproduktion veranlaßt worden. Die vor- 
liegende Ausführung ist indes nach neuen Abzügen hergestellt, da ein erster Probedruck ScHELLWIEN’s Billigung nicht ge- 
funden hatte. 


Palaentographica Bd. LV. Tai. XX. 


Lichtdruck v. Meisenbach, Riffarth & Co., Berlin, 


E. Schellwien 7: Monographie der Fusulinen. 


euiell DI2SE 


Karl Wanderer: Rhamphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXI. 


Ramphorhynchus Gemmingi H. v. Meyer. 


(Original im Kgl. Mineralogisch-Geologischen Museum zu Dresden.) 


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mt.r 1—5 und mt.] 


Augenhöhle. 

Sklerotikalring. 

Nasen- und Praeorbitalöffnung. 
Unterkiefer. 

Teil des Zungenbemapparates. 
Halswirbel. 

Rumpf- und Schwanzwirbel. 

Rippen. 

Reste des Sternum. 

Coracoid und Scapula der rechten Seite. 
Humerus der rechten Seite. 

Tuberculum maius und minus. 

Ulna der rechten und linken Seite. 
Radius der rechten und linken Seite. 
Carpus der rechten und linken Seite. 
»Daumen«. 

Metacarpus der rechten und linken Hand. 
Flugfingerglieder der rechten und linken Hand. 
Krallenfinger der rechten Hand. 

Abdruck der Flughaut. 

Elastische Balken. 

Os ischu, Iium, Pubis. 

Femur der rechten Seite. 

Tibia der rechten und linken Seite. 
Metatarsus des rechten und linken Fußes. 


Zph. r und Zph. 11—4 Zehenphalangen des rechten und linken Fußes. 


Palaeontographica Bd. 1. 


K. Wanderer: Ramphorhyncehus Gemmingi H. v, Meyer. 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co,, Stuttgart. 


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Palaeontographica Bd. LV. 


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K. Wanderer: Ramphorhynehus Gemmingi H. v. Meyer. 


Lichtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co,, Stuttgart. 


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Erwin Auer: Uber einige Krokodile der .Juraformation. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXI. 


Fie. 1, 2, 3. Stenosaumus Larteti var. Kokeni n. var. !/ı nat. Gr. Oxfordelay von Fletton. 
1. Schädel von oben gesehen; 
2. Gaumenseite des Schädels; 
3. Fragment des Unterkiefers. 
Das Original befindet sich in der Sammlung des mineralogisch-geologischen Institutes der Uni- 
versität zu Tübingen. 
Fig. 4, 5, 6. Stenosaurus sp. Junges Exemplar. Oxfordelay von Fletton. 
4. Ansicht des Schädels.von oben. '/s nat. Gr.: 
5. Ansicht des Hinterhauptes. '/s nat. Gr.; 
6. Rekonstruktion. des Hinterhauptes. °/ı nat. Gr. 
1 Loch für die Arteria und Vena tempralis, 
2 Foramen hypoglossi, 
3 u. 4 Löcher für die Vena jugularıs und den Nervus facialis, 
5, 6 u. 7 Löcher für den Durchtritt der Vagusgruppe, 
S Foramen carotidis, 
9 Loch für eimen Ast des Nervus hypoglossus, 
10 Foramen intertympanicum medium, 
11 Porus acusticus externus, | 
12 Grube für das Ligamentum apicis dentis epistrophei. 
Das Original befindet sich in der Sammlung des mineralogisch-geologischen Institutes der Uni- 


versität zu Tübingen. 


Taf. XXI, 


Palaeontographica Bd, LV. 


Lichtdruck der Hotkunstwustalt von Martiu Rommel & Co., Stuttgart. 


Einige Krokodile der Juraformation. 


E. Auer: 


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Peayel &ıJ: 


Erwin Auer: Uber einige Krokodile der .Juraformation. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXI. 


Fig. 1, 2, 3. Stenosaurus Larteti var. Kokeni. Oxtfordelay von Fletton. 
(. Obenansicht des Schädels. Etwa !/ı nat. G@t.; 
2. Gaumenseite des Schädels. Etwa !/s nat. Gr.; 
3. Ansicht des Unterkiefers von oben. Etwa !/a nat. Gr. 
Das Stück befindet sich im Besitze des Herrn B. Srürtz in Bonn. 
Fig. 4, 5. Atlas und Epistropheus von Stenosaurus Sp. 
4. Atlas und Epistropheus von der rechten Seite gesehen; 
5. Unterseite von Atlas und Epistropheus. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XXIII. 


Lichtäruck 


der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Auer: Einige Krokodile der Juraformation. 


* 


Taral DAIWV. 


Erwin Auer: Über einige Krokodile der ‚Juraformation. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXIV. 


2, 3. Stenosaurus teleosauroides n. sp. "/a nat. Gr. Oxfordton von Fletton. 


1. Unterseite des Schädels; 
2. Ansicht des Schädels von oben; 
3. Unterkiefer von oben gesehen. 


Das Original befindet sich im Stuttgarter Naturalienkabinett. 


Taf. XXIV. 


Palaeontographica Bd. LV, 


IT 


Lichtdruck der Hotkunstanstult von Martin llommel & Co., Stuttgart. 


Einige Krokodile der Juraformation. 


Auer: 


E. 


Rate IOXWV: 


Erwin Auer: Uber einige Krokodile der Juraformation. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXV. 
Fig. 1, 2, 3. Chevron bones. Nat. Gr., 
1, 2b, 3b von der Seite, 
2a, Ba von vorn gesehen. 
» Distalende des rechten Querfortsatzes eines Brustwirbels. 


5a, 5b. Zahn von Metriorhynchus sp. Nat. Gr. 
5b. Querschnitt desselben. 


>» & To Proximalenden von Brustrippen. 

2» & Rechte Atlasrippe. 

>» Achter Halswirbel. 

» 10. Fünfter 

» 11. Vierter > 

» 12. Dritter » 

» 18. Atlas und Epistropheus. 

» 14. Linkes Femur von außen. 

Sarllo: Vierter Halswirbel von vorn. 

» 16. » > » hinten. 
IR Unterseite eines Schwanzwirbels. 

» 18. Letzter Lendenwirbel. 

>» 19. Atlas und Epistropheus von Metriorhynchus superciliosus Drst. von der linken Seite ge- 


sehen. Nat. Gr. 
20, 21. Halsrippen. 
» 22. Atlas und Epistropheus von Metriorhynchus supereiliosus Dest. von unten. Nat. Gr. 
» 23. Dasselbe von der rechten Seite gesehen. 
Wo nichts besonderes bemerkt ist, gehören diese Abbildungen zu dem Tübinger Exemplar von 
Stenosaurus Larteti var. Kokeni und sind */s nat. Gr. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XXV. 


Lichtdruck der Hofkunstaustalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Auer: Einige Krokodile der Juraformation 


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Erwin Auer: Uber einige Krokodile der Juraformation. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXVIl. 


Fig. 1. Radius. 
» 2. Metatarsale IV. 
» 8. Linke Tibia. 
» 4 »  Fibula. 
» 5. Rechter Humerus. 
> &%  lemlans, 
» 7. Linkes Coracoid. 
» 8. Linke Scapula. 
» 9. Rechtes Ischium von innen. 


» 10. Radiale und Ulnare. 
» 11. Linkes Ihum von außen. 
» 12. > » » innen. 
» 13. Metatarsale I des linken Fußes. 
Sämtliche Abbildungen auf dieser Tafel gehören zu dem Tübinger Exemplar von Stenosaurus 
Larteti var. Kokeni. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XXVI. 


Lichtiruck 


der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart. 


E. Auer: Einige Krokodile der Juraformation. 


Tadel Dev 


F. Broili: Neue Ichthyosaurierreste aus der Kreide Norddeutschlands 


und das Hypophysenloch bei Ichthyosauriern. 


Palaeontographica. Bd. LV. 


Tafel-Erklärung. 


Tafel XXVI. 


? Ichthyosaurus Brunsvicensis sp. n. 


Fig. 1. Basisphenoid. Dorsalansicht. H — Hypophysenkanal. Eintrittstelle. 
>» % > Ventralansicht. H = Hypophysenkanal. Austrittstelle. 
>» 8 > Von vorne. Verlauf des Hypophysenkanals. 
4. Basioccipitale. Ventralansicht. 
» Bis > Ansicht von hinten. 
» 6. Opisthoticum. Innenseite, zeigt den Y-förmigen Gehörgange. 
7. Opisthoticum (O) mit Stapes (S) von hinten. 
» 8. Episternum. Ventralansicht. 
» 9. Quadratum von hinten. 
» 10. > » der Seite. Zeigt deutlich die Vertiefung für das Eingreifen des Stapes. 
11. Parietalia. Dorsalansicht. F. p. Foramen parietale. 


Sämtliche Figuren '/s nat. Größe. 


Die Originale befinden sich im geol. Institut der technischen Hochschule im Braunschweig. 


Palaeontographica Bd. LV. Taf. XXVIl. 


Liehtdruck der Hofkunstanstalt von Martin Rommel & Co., Stuttgart, 


F. Broili: Neue Ichthyosaurierreste aus der Kreide Norddeutschlands. 


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