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Full text of "Palästina in der persischen und hellenistischen Zeit, eine historisch-geographische Untersuchung"

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University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/palstinainderpOOhl 


Quellen  und  Forschungen 


zar 


alten  Geschichte  und  Geographie. 


Herausgegeben 


Ton 


W.  Sieglin, 

9.  6.  ProfatMr  der  hittoriaoben  Geographie  an  der  UoiTereittt  Berlla. 


Heft  5: 

Gustav  Hölscher, 

Palästina  in  der  persischen  und  hellenistischen  Zeit.    Eine  historisch- 
geographische  Untersuchung. 


^  »  ^ 


Berlin. 

Weidmannsche    Buchhandlung. 
1903. 


Palästina 

in  der  persisclien  und  hellenistischen  Zeit. 


Eine 
historisch-geographische  Untersuchung 


Ton 


Gustav    Hölscher. 


Berlla. 

Weidmanniohe    Buchhandlung. 
1906. 


Vorwort 

Ein  wie  grosser  Teil  der  alttestamentlichea  Litteratur  erst  in 
naehexilischer  Zeit  entstanden  ist,  haben  die  Forschungen  der  letzten 
Jahrzehnte  immer  deutlicher  gezeigt  Farbe  und  Leben  ist  dadurch 
in  eine  Periode  gekommen,  welche  früher  wie  ein  grosses  Vakuum 
in  der  Oeschichtsschreibung  dastand,  ausgefüllt  mit  wenigen  dOrfUgen 
und  legendenhaften  Berichten  des  Josephus.  Mehr  und  mehr  blicken 
wir  jetzt  hinein  in  das  geistige  Leben  der  nachexilischen  Qemeinde, 
wir    erkennen    ihre    religiösen    Qesetze    und    Sitten,    ihre   Nöte    und 

ll^^r. ,,j^      Aber    dieser  Einsicht    in    die    innere  Entwicklung    des 

J(,  iH  steht  noch   immer  eine  grosse  Unkenntnis    der    äusseren 

politischen  Verhältnisse  gegenüber,  unter  denen  sich  diese  Entwicklung 
Tollzog.  Das  historische  Material,  welches  für  die  lange  Periode  der 
persischen  und  hellenistischen  Zeit  vorliegt,  ist  eben  sehr  gering. 
Und  doch  ist  ea  nicht  so  gering,  dass  sich  nicht  die  grossen  Linien 
der  Entwicklung  ziemlich  deutlich  zeichnen  liessen.  Dass  dies  noch 
nicht  befriedigend  geschehen  ist,  liegt  wol  nicht  zum  wenigsten  an 
dem  Mangel  einer  kritischen  Benutzung  der  bei  den  griechischen 
Historikern  und  Geographen  vorliegenden  Nachrichten.  Die  Kritik- 
losigkeit, mit  der  diese  alten  Schriftsteller  in  ihrer  geographischen 
Namenklatur  verfahren  sind,  ist  für  die  neuere  Qeschichtsforschung 
vielfach  verhAngnisvoU  geworden,  und  hat  es  oft  verhindert,  auch 
nur  das  wenige,  was  uns  Sp&teren  erkennbar  ist,  festzustellen.  Hier 
zu  prüfen  und  zu  sichten,  und  daraufhin  nach  Möglichkeit  die  Ent- 
wicklung der  territorialen  Verhältnisse  Palästinas  von  der  Perserzeit 
ab  bis  zur  Einrichtung  der  romischen  Provinz  darzustellen,  ist  der 
Zwf>ck  der  nachfolgenden  Ausfuhrungen.  Es  ist  eine  Reihe  von 
Einzelstudien,  die  aber  doch  in  ihrem  Zusammenhange  ein  Ganzes 
bieten.  Auf  Zweierlei  ist  dabei  das  Interesse  des  Verfassers  gerichtet, 
nämlich  auf  eine  Fixierung  1)  der  politischen  Grenzen,  welche  zu 
admioMtratiTen  Zwecken  tob  der  peraisohen,  aeleacidischen  oder 
ptdcmlMoben  Ragierung  gMetst  wurden,  and  2)  der  ethnographischen 
Grenzen  einaehier  Stimme  innerhalb  jener  administrativen  Bezirke; 
an  letzteres  schlieast  sich  dann  eine  Untersuchung  Ober  die  Aua> 
breitang  des  Judentuma  innedudb  Paliatiaaa  an. 


Inhalt. 

MI« 

Littoratur TX 

I.  Die  peratscbo  Satrapie  1 

1.  Die  Satn^iieneinteiluDg  de«  Dariu«  1.  1 

2.  Name  und  Umfang  der  Satrapie  .     .  4 
8.  Probabilia  über  den  Ursprung  ron  »KoOiti  I  '                                          6 

II.  PbOniker  '3 

III.  Araber  .  7 

1.  Die  Aof&uge  de«  arabiscbeo  Vor^-t     -  :7 

2.  Daa  Qebiet  von  Gaza 1^ 

3.  Die  Idum&er  sind  Araber      ...  I-' 

4.  Das  Eindringen  der  Idumäcr  in  Syrien  Jl 
6.  Das  Nabat&erreicb -'■'■ 

IV.  Juden -^'i 

1.  Die  Juden  vor  Nebemia  2t) 

2.  Die  Juden  nacb  Nebemia     ....  .30 

3.  Das  samaritaniscbe  Schisma  37 

4.  Die  Skytbopoliten     ...  43 
6.  Das  Jerichotal 46 

V.  Cölesyrien  unter  den  Diadochen  öl 

1.  Die  Satrapieneinteilung  des  Seleukus  Nikator  51 

2.  Die  syrisch-ägyptische  Grenze 55 

3.  Die  St&dtegründungen  der  Diodocbenzeit  .     .  58 
VL  Das  Judentum  nach  Alezander    .  67 

1.  Das  Gebiet  von  Jemsalem  .67 

2.  Die  Juden  im  äbrigen  Palästina  74 

3.  Die  Begriffe  'louSaia  und  roliXaia .76 

YII.  Das  Ende  der  Seleucidenberrschaft  in  Palästina .83 

1.  Die  Tyrannis  in  Palästina               .83 

2.  Die  Einrichtung  der  rOmischen  Provinz     .     .  .96 


Litteratur. 

Bideker-Bensiger,  PaUstina  and  Syrien,  3.  Aufl.  1891. 

BAttger,  Topographisch-historisches  Lexikon  zu  den  Schriften  des  Josephus 

Leipsig  1879. 
Buhl,  Geographie  des  alten  Palästina  1896. 
Christ,  Geschichte  der  griechischen  Litteratur  bis  auf  die  Zeit  Jusünians, 

München  1898. 
Conder  and  Kitchener,  Old  and  New  Testament  Map  of  Palestine,   in 

12  Sheets  1890. 
liriiysen,  Geschichte  des  Hellenismus,  2.  Aufl.  1877.  78. 
Ewald,  Geschichte  des  Volkes  Israel,  7  Bände,  3.  Aufl.   1864-68. 
U.  Fischer  und  H.  Guthe,   Handkarte   ron  Palästina,    Ijeipzig,    Wagner 

und  Debes. 
Frendenthal,    Alexander  Polyhistor    und   die   von  ihm  erhaltenen  Reste 

judäischer  und  samaritanischer  Gescbichtswerke.     Breslau  1875. 
••r,    Sextus  Julius    Afrikanus    und   die  byzantinische  Chrmiographie, 

Leipzig,     l  1880,  H,  1   1885,  II,  2  1898. 
üräts,  Geschichte  der  Juden  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegen- 
wart, Bd.  3—11;  1853-1870. 
Orimm,  Bxegetisehes  Handbach  zu  den  Apokryphen,  III.  u.  IV. 
Gu^rin,  Description  de  la  Palestine,  I  1868-69.     II   1874—75. 
(i  ••  1 1> «    Artikel  „Jadäa*^  in  A.  Hauck,  Realencyklopädie  fUr  protestantische 

Theologie  und   Kirche,   Bd.  IX.     S.  556-686.    3.  Aufl.  1901. 
A    Vom  Liutschmid,  Kleinere  Schriften,  herausgeg.  von  Frz.  RUhl,  Leipzig, 

Bd.  I-V  1889.  1890.  1892-1894. 
Herzfeld,  GeMhicht«  des  Volkes  Jisrael,  2  Bde.,  1847-1867. 
J  ad  ei  eh,  KUinaatatiache  Stadien,  Marburg  1892. 

Kautaseh,  die  Apokryphen  and  Pteodepigraphen  des  Alten  Testaments.  1900. 
Kiepert,  Atlas  antiqoaa. 

de  Lagarde,  Onomiiftie«  mci«,  Gtfttingen  1887. 
Miirquardt,  RAmiieh«  SUuUfTerwaltang,  3  Bde.     2.  Aufl.     Uipzig  1881. 

84.  86. 
Marti,    Kurzer    Handkommentar   tum    Alten    Testament  Freiburg    i.    Br. 

seit  1897. 
Mejtr,  Dia  Entstehung  des  Jadentams  1896. 


vm 

Mionnet,  D«9cripUon  des  m^daillet  antiques,  t.  V.  (1811);  Suppl.  t  VHI 

(1837). 
Mommsen,  Rtfmisches  SUaUrecht  Bd.  III  1887. 
MoTers,  Die  Phtfniiier,  Bonn  1841  und  Berlin  1849.  60.  66. 
Mttller,  Fragment«  historieorum  Oraecorum,  Paris  1841—70,  6  voll,  (abg*- 

kUrtt:  Mflller  FHO.) 
Neubauer,  La  Geographie  du  Talmud,  Paris  1868. 
Niete,  Oeschiehte  der  griechischen   und  makedonischen  Staaten  seit   der 

Schlacht  bei  ChKronea;  1  1893,  II  1899. 
Keland,  Palaestina  ex  monumentis  Teteribus  illustrata,  Ultraj.  1714. 
Riehm,  Handwörterbuch  des  biblischen  Altertums,  2.  Aufl.  ron  Baethgen, 

1893-94. 
Ritter,   Die  Erdkunde  im  Verhältnis    lur  Natur  und  inr  Geschichte  der 

Menschen,  Bd.  XV-XVII.  1850-65. 
Robinson,  Palästina  und  die  südlich  angrenzenden  iJinder  1841  f. 
Schlatter,  Zur  Topographie  und  Geschichte  Palästinas  1893. 
SchUrer,  Geschichte  des  jüdischen  Volkes,  I  1901.     II.  u.  UI.  1898.  (ab- 
gekürzt: Schürer  I.  II.  III.) 
Sieglin,  Schulatlas  zur  Geschichte  des  Altertums,  1899. 
Spiegel,  Die  altpersischen  Keilinschriften,  2.  Aufl.  I^eipzig  1881. 
Stade,   Geschichte  des  Volkes  Israel,   2.  Band-     Berlin  1888  (in  Oncken, 

Allg.  Geschichte  in  Einzeldarstellungen). 
Stark,  Gasa  und  die  philistäische  Küste,  Jena  1852. 
Tobler  und  Molinier,   Itinera   Ilierosnlymitana  et   descriptiones  Terrae 

Sanctae  bellis  sacris  anteriora  et  latina  linqua  exarata,  1877  ff. 
Unger,    Die  Quellen  Diodors  für  die  Diadochengeschichte    in  Sitsb.  der 

bayr.  Akademie  1878,  I  S.  368  ff". 
Wellhausen,  Israelitische  und  jüdische  Gesehichte,  3.  Aufl.  1897. 
Will  rieh,    Juden    und     Griechen     von     der    makkabäischen    Erhebung, 

Göttingen  1895. 
[Die  Speziallitteratur  ist  zu  den  betreffenden  Stellen  notiert] 


Inhalt. 

Litteratur  tl 

1.  Di«  p«r«iM*hf  Satrapie  ...  1 

1.  Die  8atr«pi«iiMiitaUaiig  dw  Dvias  I  \ 

2.  Name  and  ümCMg  dar  Satrapie i 

3.  Probabilia  <ib«r  imn  Unpning  ron  .KoCln  SupuL''.     . 

IL  Phdoiker  13 

UI.  Ar»b«-  17 

1.  Die  Anfinge  dea  armbischan  Voratoaaea                                         .  17 

5.  Da«  Gabiet  too  Gaza 18 

3.  Die  Idoaiar  aind  Araber    ...  19 

4.  Daa  Eindriogan  d«r  Idomftar  in  Synen    .    .  91 

6.  Da«  Nabat&enraieh S8 

IV.  Jadan  26 

1.  Die  Jaden  ror  Nehemi«  26 

2.  Die  Jaden  nach  Kehemia  30 

3.  Da«  lamaritaniaehe  Sehiama  37 

4.  Die  Skythopoliten 43 

6.  Daa  Jerichotal 48 

V.  CAlaiijrien  anter  den  Diadochan 51 

1.  Die  SatrapieneinteihuBg  daa  Saleukn«  Nikator  .         .  61 

2.  Die  aTriseh-lgyptisoha  Orania 66 

3.  Dia  Stidtagründangeo  dar  Diodoehenzeit  68 
VI.  Daa  Jodaaten  oadi  Alanndar  67 

1.  Daa  Oabiai  too  Jamaalam      .     .  67 

2   Die  Jaden  im  flbrigen  Paliatina  74 

8.  Db  Bagriffa  'louada  nnd  rolOoM    .    .  76 

VIL  Da«  Bad«  d*r  StUMiteihamchaft  in  Paliatina  83 

1.  Dia  Tjmuis  ia  PaUrtiM  .*....  8S 

2.  Die  Bnriehtnnir  der  rAmiaehnn  Prorinz   ....  96 


Litteratur. 

Bidcker-Bensiger,  Pallstin«  und  Syrien,  3.  Aufl.  1891. 

B9ftger.  TopogTmphisch-faiftoriflehes Lexikon  zu  den  Schriften  des  Jotephns» 

Leipiig  1879. 
Buhl,  Geographie  des  alten  Palistina  1896. 
Christ,  Geschichte  der  griechischen  Litteratur  bis  auf  die  Zeit  Jnsünians, 

Manchen  189a 
Conder  and  Kitehener,  Old  and  New  Testament  Map  of  Palestine,  in 

12  Sheets  1890. 
Droysen,  Geschichte  der  Hellenismus,  2.  Aufl.  1877.  78. 
Ewald,  Geschichte  des  Volkes  Israel,  7  Bände,  3.  Aufl.  1864—68. 
H    Fischer  und  H.   Gut  he,  Handkarte  von   PalKstina,  Leipsig,  Wagner 

und  Debes. 
Fr  enden  t  ha  1,    Alexander  Polyhistor  und   die  von   ihm  erhaltenen  Keste 
jndttischer  und  samaritanischer  Geschichtswerke.     Breslau  1875. 
Geiser,  Sextus  Julius   Afrikanus    und    die    byzantinische    Chronographie, 

Uipzig.     I  1880,  n,  1  1885,  U,  2  1898. 
GrKts,  Geschichte  der  Juden  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegen- 
wart, Bd.  3—11;  1853—1870. 
Grimm,  Kxegett<(ches  Handbuch  zu  den  Apokryphen,  lU.  u.  IV. 
Gu^rin,  Description  de  la  Palestine,  I  1868—69.     II  1874—76. 
Gut  he,  Artikel  „Judäa"  in  A.  Hauck,  Realencyklopädie  Hlr  protestantisehe 
Theologie  und    Kirche,   Bd.   IX.    S.  656—686.     3.  Aufl.  1901. 
A.  von  Gntschmid,  Kleine  ScbriAen,  herausgeg.  von  Frz.  Rühl,  Leipsig, 

Bd.  I— V  1889.  1890.  1892—1894. 
11'  w:       1     (.1.;.],?.    aes  Volkes  Jisrael,  2  Bde.,  1847—1857. 
.Iu<ii-i(  ti,   Ki<  II  tMiii-t  he  Studien,  Marburg  1892. 

Kantsseh,  die  Apokryphen  und  Pseudepigraphen  des  AltenTesUment«,  1900. 
Kiepert,  Atlas  antiqnus. 

de  Lagarde,  Onomastica  sacra,  GOttbgen  1887. 

Marquardt.  Rflmisehe  Staatsrerwaltung,  3   Bde.     2.  Aufl.     leipsig  1881. 
84.  86. 

Marti,    Knrser   Handkon)ni(<ntar    sum    Alten   Testament    Freiburg    i.    Br. 

seit  1897. 
M..»»r    |i;..  Fntstebani^  wer  JaUenUms  1896. 


XII 

Mionnnt,  Uetcription  den  inMaiUes  antiqaet,  l.  V.  (1811);  Sappl.  t  VlII 

(1887). 
MommBen,  Römisches  StMUrecht  Bd.  III  1887 
Ifovers,  Die  Phöniiier,  Bonn  1841  nnd  Berlin  1849.  60.  66. 
üttller,  FragmenU  historicorum  Oraeeomm,  Paris  1841 — 70,  6to11.  (at^- 

kttrit:  Mttller  FHO.) 
Neobauer,  La  O^ofn^phie  da  Talmud,  Paris  1868. 
Niese,  Oesohicbte  der  griechischen   und  makedonischen  Staaten  seh  der 

Schlacht  bei  Chtronea;  I  1893,  II  1899. 
Reland,  Palaestina  ex  monumentis  veteribus  illustrata,  Ultriy.  1714. 
Riehm,  Handwörterbuch  des  biblischen  Altertums,  2.  Aufl.  von  Baethgen, 

1893—94. 
Ritter,  Die  Erdkunde  im  Verh&ltnis    sur  Natur  und   zur  Geschichte  der 

Menschen,  Bd.  XV— XVII.  1860-66. 
Robinson,  Palästina  und  die  südlich  angrensenden  Länder  1841  f. 
Schlatter,  Zur  Topographie  und  Geschichte  Palästinas  1893. 
Schflrer,  Geschichte  des  jüdischen  Volkes,  I  1901.     II.  u.  III.  1898.    (ab- 

gekürit:  Schürer  I.  II.  III) 
Sieglin,  Schulatlas  zur  Geschichte  des  Altertums,  1899. 
Spiegel,  Die  altpersischen  Keilinschriften,  2.  Aufl.  Leipzig  1881. 
Stade,  Geschichte  des  Volkes  Israel,  2.  Band.     Berlin  1888  (in  Oncken, 

Allg.  Geschichte  in  Einzeldarstellungen). 
Stark,  Gaza  und  die  philistäiRche  Küste,  Jena  1852. 
Tobler  und  Mol  inier,    Itinera    Hierosolymitana   et   de^criptiones  Terra« 

Sanctae  bellis  sacris  antcriora  et  latina  linqua  ezarata,  1877  ff. 
Unger,  Die  Quellen  Diodors   für    die   Diadochengeschichte  in  Sitsb.  der 

bayr.  Akademie  1878,  I  S.  368  ff. 
Wellhausen,  Israelitische  und  jüdische  Geschichte,  3.  Aufl.  1897. 
Will  rieh,     Juden    und    Griechen     von    der    makkabäischen    Erhebung, 

Göttingen  1895. 
[Die  Speziallitteratur  ist  zu  den  betreffenden  Stellen  notiert.) 


I. 
Die  persische  Satrapie. 

1. 

Die  Satnplenetnteilung  des  Darius  I. 

Der  Sieg   von  Rutum  im  Jahre  538  gab  Babylon  in  die  Hand 

''  ^?4er,   und  Cjmia   wurde  der  Erbe  des   assyrisch-babylonischen 

V. ....  ..che«.     Aber  die  Erbschaft  war  noch  kein  Besitz:  langwierig« 

Klmpfe  waren  nötig,  ehe  er  wirkUch  Gebieter  all  der  Länder  war,  die 
seine  kriegerischen  Vorginger  auf  dem  Throne  besessen  hatten.  Nur 
mit  beweglichem  Heere  und  durch  stete  Kriege  war  dies  Konglo- 
merat von  Reichen  zusammenzuhalten,  auf  welches  der  Titel  , König 
der  Könige'*  Anspruch  erhob. 

Daran  eben  krankte  die  Oi^^anisation  des  alten  Staates.  Wohl 
lagen  jeweilig  die  Fürsten  im  Osten  und  Westen  dem  Fremdherrscher 
an  Fflasen  und  sahlten  widerwillig  den  erswungenen  Tribut,  aber  der 
Zwang  brauchte  nur  nachsolaasen  und  die  Heere  des  Eroberers 
abaiiaialMm,  so  regte  sich  schon  wieder  der  Wunsch  der  Unterjochten 
■aeh  Befreiung  und  man  wartete  auf  eine  Gelegenheit  zum  Abfall. 
Jeder  Thronwechsel  in  Babylon  hatte  aahlreiche  AufstAnde  der  unter- 
worfenen Völker  zur  Folge,  and  stellte  immer  wieder  den  Bestand 
des  Reiches  in  Frage.  Fast  jeder  Orosskönig  war  genötigt,  von 
neoem  sich  das  Reich  mit  den  Waffen  zu  gewinnen,  und  die  Re- 
gierang dieser  Herrscher  besteht  meist  darin,  durch  endlose  Sjriege 
die  Vasallen  im  Zaume  au  halten  and  ron  Abtrttnnigen  den  verwei- 
gerten  Tribut  einzutreiben. 

Diese  Zustinde  hat  Darius  su  bessern  versucht  durch  eine 
Beoe  staatliche  Organisation,  durch  seine  Satrapieneinteilung.     Herodot 

Böliehar. 


2 

•ohreibt  cUurflber  III  89:  ipx^tc  wtnrtiflctn  cbtooi*),  rdt^  ot^l  xoXiocxn 
«otTpflocvjtxf.  xctmarfflcn  Hi  Tdk^  ^X^  ^  ipX^^^^^^'^  iinan^a;  frdü^TO 
^p6poo(  ol  icpo^iivoa  xordt  l^ved  t«  Xfld  icp6{  ToTm  I^vmi  to6(  xXvjOioxMfOuc 
xpoffTdbffMV  xfld  &ictpßa(ivwv  to6(  xpop^coc^  Tdt  ixoorip«)  iXXov(Ti  iXkx  fövt« 

v£|M)V. 

Bisher  war  die  Selbständigkeit  der  VasaUenkönige  nicht  ange- 
tastet worden.  Nur  den  Widerstrebenden  unter  ihnen  hatte  man  be- 
seitigty  dem  Qehorsamen  aber,  der  ehrerbietig  huldigte  und  regel- 
missig  seine  Abgaben  zahlte,  liess  man  die  Herrschaft  im  eigenen 
Lande  unbeschränkt.  Aber  eben  diese  Selbstherrlichkeit  der  unterge- 
benen Könige  war  es,  die  immer  wieder  zum  Aufstande  reizte ;  leicht 

fand  der  Rebellische  Hilfe  bei  den  Nachbarn,  die  von  gleicher  St- z 

gegen  den  Oberherm  getragen  waren,  und  so  mochte  die  B- 
wenn   kein  Heer  der  Fremden  zur  Stelle   war,   einen   kurzen  Erful^^ 
haben,   bis  dann  freilich  immer  wieder  der  überlegene  Weltherrscher 
mit  stärkerer  Gewalt  sich  Qehorsam  erzwang. 

Das  Werk  des  Darius  besteht  darin,  dass  er  das  grosse  Reich 
in  zwanzig  Provinzen  zerlegte  und  über  jede  Provinz  einen  Statthalter 
setzte,  der  die  Provinz  zu  verwalten  und  über  seine  Thätigkeit  dorn 
Ghrosskönig  Rechenschaft  abzulegen  hatte.  Dieser  „Satrap"  reaidi*  rt' 
in  einer  grösseren  Stadt  seiner  Provinz,  umgeben  von  einer  Schar 
persischer  und  einheimischer  Beamter.  Das  Militär  war  unabhängig 
vom  Satrapen  und  stand  unter  einem  besonderen  Kommandanten, 
sodass  eine  Rebellion  des  Satrapen  ziemlich  erschwert  war.  Er  war 
nur  Beamter,  allerdings  mit  unbeschränkter  Macht  in  der  eigenen 
Provinz ;  er  war  der  eigentliche  Regent  der  Satrapie,  und  wenn  neben 
ihm  noch  einzelne  Territorialfürsten  in  ihrer  alten  Stellung  gelassen 
wurden,  so  hatten  sie  doch  nur  noch  lokale  Bedeutung. 

Der  Erfolg  dieser  Massnahmen  war,  dass  die  unterworfenen 
Völker  enger  an  die  Regierung  gefesselt  wurden.  Sie  standen  jetzt 
anter  steter  Kontrolle  eines  hohen  persischen  Beamten,  von  dessen 
Hofe  aus  die  Angelegenheiten  der  Provinz  geordnet  wurden.  Em- 
pörungen der  Unterworfenen  waren  imgleich  schwieriger  als  einst. 
Der  heilsame  Gewinn  war  der,  dass  die  endlosen  Kriegswirren  der 
Vergangenheit  ein  Ende  hatten  und  die  Völker  in  eine  ruhigere 
Entwickelung  eintreten  konnten.  Darin  liegt  die  hervorragende  Be- 
deutung dieser  Tat  des  Darius,  die  ihn  als  den  eigentlichen  Begründer 
der  Persermacht  erscheinen  lässt 


*)  cucooi  TOD  Bachholz  getilgt,  aber  Ton  Kiessling  (Zur  Geschichte  des  Darios 
1900  S.  32)  verteidigt. 


8 

Cynis  war  nooh  vöUig  Uemcher  im  alten  Stile  gewesen.  Wenn 
er  nach  der  Einnahme  Babylons  538  den  pe^  ^ha^^ar  mit  einer 
^)char  deportierter  Juden  in  die  Heimat  xorttoksendet  (Esr.  ö,«)  ond 
fortan  das  jüdiaohe  Qebiet  gelegentlich  als  m*dinÄ  bezeichnet  wird, 
•o  darf  man  darin  noch  nicht  das  Satrapiensystem  finden:  es 
handelt  sich  hier  nur  um  Heimsendung  eines  Qliedes  der  Davididen- 
dynastie,  den  Cyrus  wieder  in  die  väterliche  Herrschaft  einsetzt: 
der  Titel  pe^ä  ist  sehr  dehnbar,  sonst  (Esr.  lg)  heisst  Sesbasfar  hannis 
lihüdA  (der  Ffirst  von  Juda)  und  diese  Bezeichnung  ist  im  Munde 
des  nachdeuteronomischen  Schriftstellers  nur  Ersatz  für  das  gern  ver- 
miedene melek  (vergl.  z.  B.  Ez  46,  u.  a.).  Auf  ^esbassar  folgt  noch 
•ein  Neffe  Zerubb4bel,  mit  ihm  aber  hat  das  Fürstentum  Judas  sein 
Ende  erreicht,  d.  h.  eben  unter  Darius  1. 1). 

Die  Kestituierung  des  judäisehen  Fürstentums  durch  Cyrus  hat 
ihre  genaue  Parallele  an  dem  Verhalten  der  Babylonier  gegen  das 
frische  Königshaus,  wie  aus  der  bei  Josephus  (contra  Apion  I  21) 
fiberUeferten  Liste  hervorgeht:  zuerst  wird  die  königliche  Familie 
deportiert  und  am  babylonischen  Hofe  festgehalten  (vergl.  dazu  Reg. 
II  2b^)y  während  daheim  ein  einheimisches  2)  Suffetenregiment  besteht. 


')  YorgL  bM.  Ed.  Meyer,  Die   Entstehung   dee  Jadentums  1896  8.  72—79. 

—  Der  Aoadmek  pe^  wird  vom  Satrapen  (Esr.  ös  6  b)  ebenso  gat  wie  von 
Beamten  kleinerer  Bezirke  (Reg.  I  IO15  II  18i4  Jee.  36»  Chron.  II  9i4)  gebraucht, 
äekbeffar  (Enr.  6u)  und  Zerubb&bel  (Hsgg.  li.  u  %.  3l)  tragen  beide  diese  Be- 
uiehnoiig.  Die  Regierung  dieser  beiden  Ffirsten  mag  man  sich  wie  die  Geda^as 
deoken  (Reg.  II  26  Jer.  40),  von  dem  «ie  sich  nur  durch  ihre  dayidische  Abkunft 
aatsnehfliden,  was  ihre  Stellimg   den  eigenen  Landaleuten  gegenQber  rerftadert 

—  Bhsaso  wenig  wie  pe^  ist  m«dlnä  ein  festumachriebener  Begriff.  Wenn 
daher  «pUer  von  der  m«dlnat  J«hüdA  die  Rede  ist  (Esr.  ös  Ne  Is  of.  Esr.  2i  Ne 
11 3)  neben  m«dlnat  B&bel  (E«r.  7ie  Dan.  2481  8|.  30),  m«dtnat  'filäm  (Dan.  8a), 
m«dlnat  Mädi^  (Ewr.  6^)  und  den  120  besw.  127  m*dlnöt  (Dan.  62  cf.  E«t  li  u.  a), 
so  darf  das  keineswegs  dazn  TerfDhren,  irgendwann  einmal  eine  Mlbetiadige 
.  Prorinz  Juda*  *«*«""*hif"  Es  ist  nicht  daran  sn  denken,  daas  der  pe^Postea 
naehZembbabel  eingesogen  nnd  ipftter  TomGroeskOnig  seinem  jüdischen  Mundschenk 
Nebemia  solieb«  erneuert  worden  wäre.  Einen  solohen  Posten  fttr  die  Verwaltung  Judas 
mnas  es  iauner  gegeben  haben.  Die  Sache  ist  nelmehr  die,  dais  nach  Zenbbabel, 
mit  dem  die  Regisnug  der  Davididen  fOr  immer  endet,  die  Verwaltong  Judas, 
mglsich  mit  der  Neoorganisalioa  des  Darius  I.,  in  peraisehe  Hlade  gekommen 
ssin  wird.  Das  wird  besonders  durch  Ne  614— is  wahrsobeinlicu.  Die  Kette 
dieser  Verwalter  Jadas  wird  aieht  unterbrochen  sein  (vergl.  Mal.  U).  Unter 
ihaan  sffseheint  gelegentUeh  aneh  einmal  ein  jfldischer  (}flnstling  des  Oroesktaigs 
(Ne.  2). 

')  Das  leigen  die  Namen  dieser  Snffeten:  'Eicv(ß«ao<  BsaXi^ixo^'.  Xc^r.e'A^SatM, 
A^ßafec,  MtWtMOc  PcpAoipcioc  t«B  'A0Si|X(|Mu. 


SohlieMlich  hält  man  es  in  Babylon  fftr  xweokmiMig,  ein  geftlgiget 
Glied  der  alten  Dynastie  wieder  einausetaen,  nftmlich  M^fßoXo^  der 
Tom  babylonischen  Hofe  in  die  Heimat  aurttckgeschiukt  wird,  während 
die  übrigen  Glieder  der  Familie  in  der  Fremde  bleiben.  Nach  dem 
Tode  dieses  Königs  sendet  man  von  Babylon  aas  einen  anderen 
Sprössling  des  Königshauses,  EljpM|to<.  Es  ist  dies  eine  frappvito 
Parallele  aor  Sendung  Zerubbabeb,  der  ja  auch  erst  nach  ^eibäffart 
Tode  iu  Juda  angekommen  zu  sein  scheint. 

Dies  Verhalten  dos  Cyrus  beweist,  wie  er  ganz  in  den  Bahnen 
seiner  babylonischen  Vorgänger  geht.  Von  Kambyses  gilt  dasselbe  ^). 
Erst  Darius  hat  die  neue  Organisation  des  Staates  begründet  und 
damit  eine  Einrichtung  geschaffen,  welche  für  lange  Jahrhunderte 
die  Grundlage  für  die  Verwaltung  des  Orients  geblieben  ist. 


2. 

Name  und  Umfang  der  Satraple. 

Nach  der  grossen  Inschrift  von  Behistun  sind  folgende  Länder 
dem  König  der  Könige  unterthan  (vgl.  Spiegel,  die  altpersischen  Keil- 
inschriften 1881):  Pär^a,  Uvaja  (=  Susa),  Babirus.  Athurä,  Arabäya, 
Mudrftya,  tyaiy  darayahyä  (die  am  Meere),  ^'parda,  YaunA,  Mada, 
Armina,  Katapat'uka,  Parthava,  und  noch  zehn  andere  Namen.  Der 
Vergleich  mit  der  Inschrift  von  Persepolis  (a.  a.  O.)  zeigt,  dass  bei 
tyaiy  darayahyä  nicht  an  Phöniker,  sondern  an  Jonier  zu  denken 
ist.  Phönike  ist  demnach  hier  zu  Athurä  gerechnet;  „Assyrien**  also 
umfasst  zur  Zeit  des  Darius  I.  alles  Land  vom  Ostufer  des  Tigris 
bis  zur  Mittelmeerküste.  —  Die  Aufzählung  der  Länder  führt  Darius 
ein  mit  den  Worten:  „Dies  sind  die  Distrikte,  die  mir  unterthan 
sind,  durch  Auramazdas  Gnade  ward  ich  ihr  Könige.  Damach  könnte 
man  meinen,  es  solle  eine  Aufzählung  der  neueingerichteten  Satra- 
pien  gegeben  werden,  aber  das  ist  nicht  der  Fall,  wie  die  Namen 
unzweifelhaft    machen').     Die  Liste    zählt    in    herkömmlicher  Weise 

')  Kteaias  ist  in  seinen  Angaben  ungenau,  wenn  er  schon  vor  Darius  I.  von 
Satr^MD  redet,  so  beim  Tode  de«  Cjrus:  tOv  ik  Ziatd^a  natSuv  IntTdbojv  (Uv 
Acpßdiwv  d)C^8ct(c  oaTpdnriv,  McYaߣpviiv  Sk  BopMovudv  (siehe  Jobo  Gilmore,  The 
fragments  of  the  Persika  of  Ktedas  8.  137). 

*)  Vergl.  NOldeke,  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte  1887 ;  Krumbholz,  De 
Asiae  minoris  Satrapis  2  ff.  Oegen  Stein  (Herodotausgabe  zu  III  89—94).  Scbon 
die  Nennung  Arabiens  beweist  genug:  es  ist  nie  Satn^ie  gewesen. 


eine  Menge  anterworfsner  Völker  «of ;  an  dM  Satrapientjvtom  ist 
nicht  gedacht. 

Fttr  die  Kenntnis  diese«  Systems  bleibt  Herodot  (III  89—94) 
onsere  einxige  Quelle.  Herodot  kennt  den  persischen  Namen  voetpa- 
mfbL,  gebraucht  aber  dafUr  meist  das  griechische  vo(i;6(;  auch  dieser 
Ausdroek  seigt  deutlich,  dass  es  sieh  nicht  um  eine  ethnographische, 
sondern  um  eine  administratiTe  Einheit  handelt.  Innerhalb  des  6. 
vo|t6^  der  uns  hier  interessiert,  werden  folgende  steuerzahlende  Gebiete 
genannt :  ^otvixt;  Tt  xSaa  xed  Zupiv)  i^  llaXacurrtvy)  xaXtO(jLiw]  xocl  Ktkpo; 
•  .  .  .  .  xX-Jyv  |Ao(fr,$  -rtjc  *Afetß(«»v  *  TorfJr«  ydtp  Ify  inikia.  Ein  Teil  des 
arabischen  Gebietes  gehört  also  zur  Satrapie,  aber  die  Bewohner 
zahlen  in  altherkömmlicher  Weise  den  Tribut  (^pa)^ 

Der  Hinfte  vo(t6c  ist  nach  der  herodoteischen  Beschreiburfg  das 
Land  westlich  des  Eufrats:  Das  stimmt  zu  dem  aramäischen  Namen 
'Abar-nah^ril,  den  die  Provinz  sowohl  in  den  offiziellen  Urkunden 
Esr.  5^  6ig  als  auf  den  Münzen  des  syrisch-kilikischen  Satrapen  Ma- 
saios  fllhrt^.  Jenseits  des  Eufrats  liegt  Herodots  9.  vo|i.6;,  zu  dem 
er  Botßo>Äv  xeä  ^  Xouc9)  *A(T(r>p{T)  rechnet 

Die  nördlichste  Stadt  der  Provinz  an  der  Mittelmeerküste  ist 
Poflideion  (Herod.  III  89),  die  Nordgrenze  also  der  Unterlauf  des 
Orontes.  Dann  würde  das  Eufratknie  bei  Thapsakos  etwa  die  Nordost- 
ecke sein,  was  eine  Bestätigung  in  Reg.  I  54-5  findet:  hier  wird 
"Eber  hannlhär  von  Tifsach  bis  Gaza  gerechnet*).  Jenseits  dieser 
Nordgrenze  liegt  die  Provinz  Kilikien  (Herod.  I  72)^.  Die  Os^renze 
bildet  die  Wüste;  möglicherweise  hat  man  sie  auch  theoretisch  zur 
Provinz    gezählt     Die   Südgrenze    gegen  Ägypten    ist    das    kasische 


')  Hier  am  Bande  der  Wfliite  könnt«  die  neue  Organisation  nicht  dnrch« 
ffefttbri  wsrdso,  wie  bei  den  Äthiopen  nnd  Kolchiem. 

*)  Die  Bedeatong:  Jsneeite  des  Strömet "  ergiebt  die  grie«hiaehe  Über- 
eetsong  stfps»  EA^pixoa  auf  d«r  Gadatainsefarift  (sishs  Sd.  Msjer,  Entsteh,  d.  Jadent 
8.  11-lS).  Dssssibs  Vsfsttndnis  des  Nsasns  ssigmi  1.  Mkk.  7.  11^,,  (vgl 
Sg,  6,).    Ale  Klbri  nari  hat  man  ee  also  damals  nteht  vacstaadsa. 

*)  Di«  Stalls  ist  ^il:  «e  ist  dem  deatsronomisÜsehMi' Vsff%  1  gsgsirilbar 
sskoadlr  —  aisfUa,  Bshalstlss  lab.  V  sstel  dis  Orsue  aflcdUebsr  als  das  Eofrai- 
kais,  ieh  gtanbs  aash  disssr  SlsUs  aiekl  mit  iUehi. 

*)  Za  vsrglsishM  Isl  noeh  Sispk.  Bys-  *  ▼  üoeOcMw  (Ilestkwv  wSlk<  |is«4k 
lawtsc  mI  £wp(a<)  nnd  Seylaz  Osryaad.  e.  108  (m  Malier.  Qaographt  Qraeet  aü- 
Borss  Bd.  I.  Paris  1866),  dsr  aoeh  CUkiaa  bis  ib  dsa  Oroolss,  dsa  «r  Thapsakos 
(wie  dis  Stsdt)  nsaai,  rsiehsa  Hlssi  Lslrtsi«  Slilla  gthOrt  dsnaeh  sma  IMsstsa 
PeriphM  (s.  darObsr  ibIsb  8  9—10  not  1). 


6 

G^buige,  jene  Erhebung  «m  SirboDiMiimpfa  (Herod.  II  6.  116.  158. 
TT!  91)>).     Von  Inseb  gehört  Kyproa  bot  Proyinz. 

Die  Nordgrense  der  Provinz  ist  später  verschoben  worden.  Wir 
beobachten  das  sunllchst  bei  Xenophon.  Dieser  nennt  Ma9o(  die  letEte 
Stadt  Kilikiens  (anab.  I  4«);  von  da  aus  zieht  das  Heer  des  jfi-  -^^n 
Kyros  durch  Syrien  nach  Myriandros,  einer  von  Phönikem  hv\s  , 

Stadt  (I  4«)').  Die  kilikisch-syrische  Grenze  sind  hier  die  7cu>j9u  t9j{ 
KiXixioc  xa\  I'jpCa«.  d.  h.  der  heutige  Pass  von  Beilan.  Die  Grenze 
ist  demnach  vor  Xenophon  vom  Orontes  an  den  Amanos  hinaufgerückt 
worden,  das  Land  zwischen  Amanos,  Eufrat,  Orontes  und  dem  Meere 
ist  von  Kilikien  abgetrennt  nnd  zur  Provinz  'Abar-nah^rä  geschlagen-^). 
Der  Amanos  ist  fortan  die  Grenze  der  zwei  Provinzen  geblieben. 


3. 

Probftbllia  über  den  L'rspmng  von  „KoCXy)  Zopia". 

Diodor,  dessen  im  Folgenden  verwertete  Angaben  vermutlich  aus 
dem  Werke  des  Hieronymus  von  Kardia  stammen,  teilt  die  syrischen 
Länder  in  zwei  Teile:  in  -J)  äv«  Supta  und  ^  xoCXt)  Supta  (z.  B.  XIX  93,). 
Das  obere  Syrien  grenzt  nach  seinen  Angaben  auf  der  einen  Seite 
an  Babylonien  (XVIII  6j),  auf  der  anderen  an  Kilikien  (XIX  93,)  und 
an  das  Mittelmeer,  wo  z.  B.  Poseideion  noch  als  obersyrisch  gilt 
(XIX  796)*).  Obersyrien  umfasst  also  Mesopotamien  und  das  westlich 
davon  gelegene  Land  bis  ans  Mittelmeer  5).  Nach  Süden  reicht  es 
mindestens  über  die  Orontesmündung,  Die  Frage  bleibt,  wie  weit? 
wo  beginnt  Cölesyrien?  Was  bedeutet  überhaupt  Cölesyrien? 

Wir  betreten  mit  dieser  Frage  ein  überaus  schwieriges  Gebiet« 
Man  liest  ziemlich    allgemein   die  Behauptung   (z.  B.   bei  Marquardt, 

•)  Vgl.  das.  n  158:  4to  toü  KaoCoj  Spco«  toO  oipt^ovroc  Aiyu:rrov  n  xai  IuptT,v. 

*)  Vgl.  Steph.  Byzant.,  der  im  Anschlass  an  Xenephon  notiert:  MupCacvSpoc 
K&hQ  luptac  Ttpcc  -rtl  ^WAXT,. 

*)  Aus  Xenoph.  VII  8,j.  wo  „Syrien  und  Auyrien"  unter  einen  Satrapen 
gestellt  ist  gegenüber  „PbOnike  nnd  Arabien",  darf  nicht  geschlossen  werden,  dass 
etwa  jenes  von  Kilikien  abgetrennte  Oebiet  mit  Mesopotamien  zu  einer  Provinz 
▼ereinigt  worden  w&re. 

*)  Das  ebendort  genannte  IIoTa^ioi  KotpGv  ist  nicht  bekannt.  Ebenso  die 
Lage  des  gleichfalls  obersyrischen  TptffopdSctaoc  (XVUI  39,). 

*)  Vgl.  Jos.  ant.  Vm  6,,  wo  Obersyrien  offenbar  anch  westlich  vom  Eufrat 
gedacht  ist. 


Röousche  StwUaTerwaltoiig  I  395),  der  Name  „Cdlesyrien'*  stamme 
MM  der  Zeit,  wo  der  Beeits  Syriens  swisohen  den  PtolemAem  und 
Seleuoiden  geteilt  gewesen  sei:  Cfilesjrrien  sei  das  ptolemlisohe 
Syrien.  Diese  Meinung  klingt  annehmbar,  wenn  man  beobachtet,  wie 
erst  seü  Beginn  des  dritten  Jahrhunderts  der  Name  Cölesyrien 
hlnfigw  begegnet  Ifan  erinnert  sich  dabei  an  Polybius,  der  so 
hiafig  Ton  den  Kriegen  der  Ptolemäer  und  Seleuciden  „um  Cöle- 
syrien- redet  (Polyb.  TS,  II  71,  UI  1,  2^  V  31,  86;  87s  cf.  XVII 
17,  XVIII  1,  17«);  unter  Ptolemäus  IV.  wird  Theodot  als  edle- 
syrischer  Sutthalter  (TrraYjUvo«  4jA  xoCXt)«  SupCo«)  genannt  (Polyb.  V 
40,),  der  später  seine  Provinz  an  Antiochus  III.  verrftt  (tfx^tp^uv 
T&  xorcdt  KoOcvjv  Iup(av  Polyb.  V  6I3).  Dieselbe  Stellung  hat  Andro- 
machos  Aspendios,  der  nach  der  Schlacht  von  Kaphia  als  Strateg 
über  Tdt  xord^  2>>p(av  xod  <I>otvtxT^v  eingesetzt  wird  (Polyb.  V  87«),  Nach 
diesen  Angaben  scheint  Cölesyrien  das  ptolemäische  Syrien  zu  be- 
seichnen  im  Unterschied  vom  seleucidischen.  Aber  dieser  Schein 
trügt,  die  Annahme  ist  falsch. 

Wir  kennen  die  Nordgrenze  des  ptolemäischen  Besitzes  genau, 
eben  durch  Polybius.  Bei  seiner  Schilderung  vom  Einfall  des  Anti- 
ochos  III.  am  &«oO  xpÖ9«Mrov  (V  687 _h)  ist  deutlich  zu  erkennen,  dasa 
Orthosia  noch  nicht  feindlich,  noch  nicht  ptolemäisch  ist,  wohl  aber 
die  Orte  Kalamoe,  Trieres,  Botrys,  von  denen  die  beiden  ersten 
nr--''  >  Botrys  dagegen  südlich  vom  ^oO  xp6Go»Kov  zu  suchen  ist*). 
l'i  /.e  des  ptolemAischen  Besitzes  lag  also  südlich  von  Orthosia, 

etwa  auf  der  Breite  von  Tripolis.  Auf  derselben  Breite  ist  auch 
die  Grenzlinie  im  Binnenlande  anzusetzen:  Polybius  lässt  V  45j  das 
Heer  sich  in  Apameia  sammeln,  man  rückt  vor  bis  Laodikeia  am 
Libanon;  darauf  heisst  es  weiter:  i<f  f^  xoit]«dt|uvo(  tJjv  6piiV  * 
ßaoiXsuc  (urdt  xd(9V)c  t^  ^p«Ti5^  xal  lkcX&«l>v  -rf^v  lpi)|iov  ivißotXcv  ^ 
xir*  cAyjSkta  t^  «poevppcuötuvov  Motp^üotv  (V  45,).  Daas  da»  Manyas- 
tal  bereite  Peindealand  ist,  bestätigt  Polyb.  V  46, :  xo(i)(jd|isvoc  M  ^ 
ToO  «poctft)|iivou  r}]v  xopdov  o&Xßvoc  bA  xXk(ou{  ^i^dpoi   xod  xpo^ocysY^- 


')  Die  Lac«  voa  Bitpuc  ist  darch  das  hsotige  Batrdn  gancbert  KdXc|M( 
=  KalasiüB  nach  dam  Tagaboeha  da«  Naair-i-Kbasnw,  dar  1047  den  Ort  baraolita, 
aiaa  fraaaaa.  Mail«  addlich  von  TripoIU  (Tgl.  Ony  la  Straaga,  PalaaUaa  aadar  Mm 
Maslaaa  ISBO  8.  476).  Tpi^  mag  da«  TridU  daa  Itiaarariam  HiaroaolyiiliMiM 
(ad.  WaaaaL)  mho,  12  Hill.  «Odlkb  too  TripoUa.  Darnach  wira  dia  BaJhwfclga 
dar  Orta  bai  Skybu  too  Karyaada  falach,  richtig  dagagan  bat  PUn.  V  78  oad 
Sirabo  766. 


8 

|Uvoc  Tdt«  ieafaaut)Uvo((  x6Xsk  xocp^Jv  xp6c  Tdk  Pi^^a*).  Die  Grenze  liuift 
«Iso  „mehrere  Tageemirtche'*  nördlich  von  Gerra,  aber  noch  südln-ii 
▼on  Laodikeia.  Weiter  Östlich  gehörte  Damaakiu  damals  nicht  snm 
ptolemäischen  Beaitie;  nirgends  spricht  Polybius  davon,  daas  Anti- 
ochus  III.  es  erobert  hätte.  Nur  ganz  vorübergehend  hat  die  Stndt 
mit  ihrem  umülnglichen  Gebiete  den  Ptolemttern  angehört,  n&mli«  U 
zwischen  280  und  dem  ersten  syrischen  Kriege  (etwa  266—263),  in 
welchem  Antiochus  II.  Theos  die  Stadt  wieder  erobert  (Polyaen.  IV  15 
vei^l.  die  sigeische  Inschrift  iu  Froelich,  Annales  compendiarii  rctrtiin 
et  rerum  Syriae  1754). 

Über  diese  bei  Polybius  gegebene  Grenze  hat  das  ptolemüii«ch<; 
Gebiet  nach  dem  Kriege  des  Antiochus  II.  Theos  nur  noch  einmal 
hinausgereicht:  damals  als  Ptolemäus  III.  in  schnellem  Siegeszuge 
bis  ins  Innere  Asiens  zog  und  für  kurze  Zeit  sich  alles  Land  unter- 
warf (Monum.  Adulit.  in  Corp.  Inscript.  Graecarum  nr.  5127).  Aber 
selbst  damals  ist  er  keineswegs  so  völlig  dieser  Gebiete  Herr  ge- 
worden, wie  die  Inschrift  glauben  lassen  möchte.  Wir  hören  von  er- 
folgreichem Widerstände,  den  ihm  das  karische  Stratonikeia  und  eine 
Reihe  ionischer  Städte  entgegengesetzt  haben.  Auch  Orthosia  und 
Damaskus  hat  er  vergebens  belagert,  und  Seleukus  II.  hat  die  Be- 
lagerten entsetzt ,  ehe  der  Ptolemäer  sie  hat  einnehmen  können 
(siehe  Euseb.  Chron.  I  40  ed.  Schoene).  % 

Die  auf  diese  Weise  festgestellte  Grenze  des  ptolemäischen 
Besitzstandes  ist  nun  keineswegs  die  Linie,  die  im  zweiten  Jahrhundert 
Cölesyrien  begrenzt.  Denn  Orthosia  und  besonders  Damaskus  hat 
man  in  der  Seleucidenzeit  immer  zn  Cölesyrien  gerechnet.  Die  Grenze 
Cölesyriens  ist  damals  nach  Strabo  763  und  1  Mkk  11;  I230  der 
Fluss  Eleutheros.  Das  beweist  aber  unwiderleglich,  dass  die  Teilung  in 
ein  ptolemäisches  und  ein  seleucidisches  Syrien  nicht  die  Veranlassung 
zur  Bildung  des  Begriffs  Cölesyrien  gegeben  haben  kann.  Der  Name 
KoCXy]  Jjipioi,  muss  älter  als  die  Ptolemäerzeit  sein. 

Diese  Schlussfolgerung  lässt  sich  positiv  beweisen.  Wir  besitzen 
ein  Fragment  des  Klearchos  von  Soloi  (bei  Jos.  c.  Ap.  I  22),  in  dem 


0  Die  Lage  von  Gerra  and  Brochoi  ist  ann&hemd  su  bestimmen.  Die  von 
Nikolaus  besetxten  Pfiase  bei  Berytoi  {th  otcvjt  vdt  ncpl  Bi)pvrou  Polyb.  V  61)  können 
nur  an  dar  Straaae  liegen^  die  noch  heute  zwischen  dem  Djebel  Sanin  und  dem 
Djebel  Kunaüisch  ilber  den  Libanon  fahrt,  von  Beirat  Aber  Zaleh  nach  Damaskus. 
Qerra  and  Brochoi  liegen  dann  nördlich  von  dieser  Strasse.  Stark  (G^aza  and  die 
philistftische  Kflste  8.  376  f.)  identifiziert  sie  vielleicht  richtig  mit  dem  Alifunmtv 
vcT^o«,  welches  Strabo  (p.  757)  in  der  Nfthe  der  Orontesquellen  nennt. 


9 

die  Beseiohnung  KofXr,  ICopk  bereits  vorkommt.  Eine  FilBchung  ist 
dies  FVagment  sicher  nicht  (vgl.  Willrich.  Juden  und  Griechen  vor 
der  MakkabAischon  Erhebung  1896,  S.  46),  aber  es  muss  bezweifelt 
werden,  das«  sein  Wortlaut  authentisch  ist  Kb  heisst  da:  KdbtdVoc 
Toivuv  TÖ  |jiv  Y^C  V  'lou]Mfo{  ix  'rtif  Ko(Xt](  £opCac,  o&roi  5i  ciotv 
dbc^Y^voi  Tftv  iv  *lv5c^  fiXodö^Mv.  KacXoOvrat  2^1  &;  «pa^tv  o(  91XÖ90901 
icopd  ^  *lv9kiC(  KoXatvoC,  xotpdk  1^^  lüpoi^  Moo^oä^oi  TO&vo(ta  Xaßövrcf  dbcö 
ToO  T^xou  *  icpo^erfopctkroa  y^,  ^  xorroototkn  t6icov,  Mouftocia  *  t6  B^ 
t1|c  «öXmk  oc&rftv  8vo|ta,  «ivu  9x6Xiöv  i<TTtv,  'Upou«aXif)P)v  y^  oedriiv 
xflOboOoiv.  Die  Stelle  enthJÜt  eine  Inkongruenz :  Der  Verfasser  erklirt 
den  seinen  L4mdsleaten  nicht  geläufigen  Namen  'lou^aXbi  zuerst  als 
eine  Philosophenklasse  der  Syrer  —  eine  Erklärung,  die  übereinstimmt 
mit  der  bei  Megasthenes  (bei  Clem.  Alex.  Strom.  I.  306  siehe  Müller 
FQH  II  437)  und  Theophrastos  (bei  Bemays,  Theophrastos  Schrift 
über  die  Frömmigkeit  S.  111.  Z.  369);  die  Heimat  dieses  „Judäers** 
soll  Cölesyrien  sein  und  dort  wieder  eine  Stadt  mit  dem  sonderbaren 
Namen  *lt^wj90Lk'f^y\.  Diesen  ohne  Zweifel  echten  Angaben  gegenüber 
erweisen  sich  die  Worte:  Toövojxa  XaßövtK  dbcö  toö  töwoo  '  xpo?- 
orifopeucTai  yäpf  &v  xorotxoOoi  t6xov,  'IouBa(a  als  nachhinkende  Korrektur. 
Alle  derartigen  Stellen  haben  durch  die  Feder  jüdischer  Apologeten 
mannigfache  Verbesserungen  und  Verschönerungen  erfahren  (vergl. 
Willrich,  a.  a.  O.).  Der  Wohnsitz  des  ^Judäers"  bei  Klearch  ist 
nicht  Judäa,  sondern  Cölesyrien. 

Aber  noch  eine  bedeutend  ältere  Nachricht  kennt  bereits  den 
Namen  Cölesyrien.  Bei  Skylax  von  Karyanda  c.  104  (in  Müller,  Geo- 
graphi  Graeci  minores  Bd.  I)   heisst  es  nach  Nennung  der  „Tyrier- 

stadt**    Askalon:    ivroeu 

^pfoi  nopöhcXouc  Ko(Xy](  lupioc^ 

'AvxiXuvo;  (TTdtBide  a<{*'.  Nur  diese  Reste  sind  auf  dem 
iciacr  haibaogerisMnien  Blatte  des  einzigen  Codex  zu  lesen.  Der 
Sinn  des  leteton  Satees  ist  ohne  Zweifel:  Der  Paraplus  Cölesyriena 
von  dem  Punkt  x  bis  Askalon  beträgt  1700  Stadien.  Diese  Messiug 
nun  würde  die  Nordgreose  Cölesyriens  ungefähr  bei  Berytos  ansetsen, 
eine  unmögliche  Annahme.  Deshalb  haben  auch  die  verschiedenen 
Hermasgeber  sich  auf  Konjekturen  eingelassen;  Müller  emendiert 
2700,  Fabricius  nimmt  3700  an.  Eine  Entscheidung  hängt  ab  vom 
Alter  der  Notiz. 

Die  Stadienmessiuig  zeigt,  daM  unsere  Stelle  nicht  dem  ältesten 
Periplns')  angehört,  welcher  nur  naeh  Tagen  und  Nächten  rechnet. 

')  C  Tk.  PIsehsr  (Orisobisebe  Shidlso  B.  Upsioa  darfsbrMht.  Uipdc  18M) 


10 

Sme  gpntnvrt  Zeitbettiininang  ergiebt  sich  aus  der  Ghrense  ■ü<lli<  li 
Ton  Aaloüon.  Et  dringt  sich  nAmlioh  die  Frage  auf,  waa  ans  Cia/a 
geworden  sein  mag,  welches  im  vorliegenden  Texte  nicht  su  finden 
ist  Ein  Küstenfahrer  wie  der  unsere,  der  so  viele  unbedeutende 
Kfistenorte  nennt,  konnte  unmöglich  das  grosse  Oasa  (Herod.  II  159 
Plut.  Alex.  25)  ignorieren,  wenn  es  auch  20  Stadien  vom  Meere 
entfernt  lag  (Arrian,  anab.  II  26).  Auch  Askalon  lag  nicht  direkt 
am  Meere,  aber  beide  Stttdte  hatten  einen  Hafen,  und  die  Bedeutung 
des  gazäischon  erhellt  aus  dem  regen  Handel,  den  die  Stadt  in  der 
Persenseit  mit  Griechenland  unterhielt  (cf.  Six,  Observations  sur  les 
monnaies  ph^niciennes,  in  Numismatic  Chronicle  New  Series  vol. 
XVII  1877  S.  221  ff. ).  Ausdrücklich  bezeugt  ist  der  Hafen  von  Qaza 
für  das  Jahr  306  bei  Diod.  XX  74.  Dann  bleibt  für  die  Erklärung 
der  Skylaxstelle  nur  die  Annahme,  dass  der  Küstenfahrer  in  der  That 
Gaza  genannt  hat,  nUmlich  in  dem  uns  verlorenen  Stück  der  zerrissenen 
Seite,  und  dass  er  Gaza  zu  Arabien  gerechnet  hat,  dessen  Grenze 
er  ja  südlich  von  Askalon  ansetzt.  Man  mag  sich  über  diese 
Mitteilung  verwundem,  da  die  Stadt  sonst  immer  syrisch  ist,  sowohl 
zu  Herodots  Zeit  (s.  o.  S.  5)  als  unter  den  Diadochen  (Diod.  XIX 
93;).  Aber  Skylax  bietet  ja  auch  sonst  genug  Ueberraschendes,  wie 
gleich  die  kurz  vorhergehende  Nachricht  von  der  „Tyrierstadt"  Askalon. 
Man  wird  also  annehmen,  dass  irgendwann  einmal  Gaza  als  arabisch 
galt  Die  Frage  ist,  wann  das  gewesen  seiu  könnte.  —  Zur  Zeit, 
als  Euagoras  von  Cypem  gegen  Persien  Krieg  führte,  in  den  Jahren 
390 — 381  (vgl.  Judeich,  Kleinasiatische  Studien  S.  113  ff.),  als  er 
siegreich  das  damals  noch  persisch  gesinnte  Phönike  verheerte  und 
Tyrus  eroberte  (Isoer.  Euagor.  p.  201.  ed.  Dind.),  da  hat  ihn  ein 
„König  der  Araber*^  mit  Hilfstruppen  unterstützt  (Diod.  XV  2,). 
Diese  Araber  können  nur  die  Bewohner  der  Küste  südlich  von  Gaza 
sein  (Herod.  lU  5).  Auch  sie  also  hätten  sich  damals  gegen  Persien 
erhoben.  Nun  hat  Euagoras  schon  381  alle  seine  Eroberungen  wieder 
herausgeben  müssen,  und  seitdem  sind  die  Perser,  trotz  ihrer  Ohnmacht 
gegen  Aegypten  in  der  Zeit  des  Pharnabazos,  Iphikrates  und  des 
grrossen  Satrapenaufstandes,   doch  soweit  der  syrischen  Küstenländer 


weist  auf  Stocke  aoa  dem  ö.  Jahrh.  im  Skylax  hin.  Ebenso  iSieglin.  dur  als 
Ältesten  Verlasaer  einen  Kflstenfabrer  am  473  (vielleicbt  Dionysios  yon  Miletj  an- 
nimmt, sodann  eine  Bearbeitung  dieses  ältesten  Penpias  darch  Phileas  um  408, 
endlich  eine  dritte  Edition  darcb  Skylax  im  Jahre  338,  der  das  Werk  aaf  Orand 
einer  Schrift  Ton  887  oder  385  äberarbeitei  Daas  die  Grandlage  des  Skylax  ans 
dem  6.  Jahrhundert  stammt,  werden  die  folgenden  Ausführungen  bestätigen. 


11 

Herr  gewesen,  dsM  in  dieMr  Zeit  eine  gewaltMme  Okkupation  de« 
groMen  Oasa  durch  die  Araber  nicht  gut  denkbar  ist.  Da  die  Perser 
aaeh  kaom  den  Bundesgenossen  ihres  Feindes  freiwillige  Geschenke 
gemacht  haben  .vrarden,  wie  ihren  Freunden,  den  TTriem  und 
Sidoniem  (s.  u.  S.  15),  so  ist  die  Besetzung  Gaa&as  durch  die  Araber 
nur  vor  381  denkbar,  möglicherweise  während  der  Empörung  des 
Euagoras,  vielleicht  auch  etwas  früher.  Aus  dieser  Zeit  muss  dann 
auch  die  Angabe  des  Skylax  stammen,  und  das  ist  gerade  deshalb 
sehr  wohl  denkbar,  weil  eben  damals  viele  Griechen  mit  Chabrias 
und  andern  Condotderi  in  diese  Gegenden  kamen.  Auf  einen  solchen 
Griechen  mögen  also  die  Notizen  über  die  palästinensische  Küste 
zurückgehen.  Dieser  Grieche  aber  hat  bereits  den  Namen  KoCXy)  lupCa 
^«'braucht 

Cdlesyrien  rechnet  er  im  Süden  bis  Askalon.  EIrwigt  man 
die  Frage  nach  der  Nordgrenze,  so  ist  der  Konjektur  3700  der  Vorzug 
su  geben.  2700  Stadien,  von  Askalon  aus  gemessen,  ergäben  eine 
Grense  nördlich  von  Gabala,  eine  solche  aber  hat  erst  existiert,  als 
nach  Gründung  der  neuen  Stadt  Laodikeia  das  phönikische  Gebiet 
mit  Gabala  endete.  Vorher  gehörte  den  Phünikem  Herakleia  (bei 
Steph.  Byz.  in  einer  alten  Nachricht,  vgl.  Movers,  die  Phönizier,  II 
1,  S.  11)  und  Myriandros  (Xenoph.  anab.  I  4«),  und  die  Grenze  war 
der  Pass  von  Beilan.  Von  Askalon  bis  hierher  aber  würden  etwa 
8700  .Stadien  sein.  Der  Name  Cölesyrien  bezeichnete  also  im  Anfang 
des  4.  Jahrhunderts  das  Land  südlich  vom  Amanos. 

Vor  400  scheint  der  Name  noch  nicht  üblich  gewesen  zu  sein.  Xeno- 
phon  kennt  nur  die  Bezeichnungen  lupCot,  'A(7<n>pta,  <I>oiv{xy).  'Apaß(a  (anab. 
\'II  8,j).  Der  Name  muss  in  griechischem  Munde  entstanden  sein, 
denn  offiziell  hiess  das  Land  'Abar-nahMl  =  xipetv  Eö^pporou  (s.  o. 
8.  5).  Was  seine  Entstehung  veranlasste,  wird  jetzt  klar.  Herodot 
trennt  noch  *A«oupb)  und  £upiYi,  bei  Xenophon  dagegen  ist  der  Name 
lu^  schon  über  den  Eufrat  nach  Osten  hinausgeschoben  (anab.  I 
4«  VII  8u);  ^Aooupi«)  liegt  für  ihn  nur  noch  am  Tigris.  Bald  ver- 
schwindet schliesslich  „Assyrien"  bei  den  Griechen  gänzlich  und  alles 
heisst  fortan  „Syrien**.  Das  ist  der  Sprachgebrauch  des  Uieronymus 
von  Kardia  (s.  o.  S.  6).  Ebenso  sucht  man  bei  den  Alexander- 
Hchriftstellem  in  den  Berichten  über  die  Teilung  des  Alexanderreichs 
den  Namen  Assyrien  vei^beos  (Diod.  XVIII  3,  39«  Curtius  X  10| 
Justin  Xm  4  Dexipp.  bei  MflUer  FÜG  III  S.  668  Jul.  Valerius  lU 
58 — 59).  —  Mit  dieser  Ausdehnung  de«  Begriffii  Syrien  stellte  «ich 
die  Notwendigkeit  ein,  die  beiden  syrischen  Provinzen  im  GrieohiMlMB 


12 

za  nntergcheiden.  Dm  itt  natflrlicherweiie  eben  damAls  geschehen, 
als  die  Griechen  in  immer  wachsender  Menge  den  Orient  aufsuchten, 
gelockt  durch  Qeld  und  Ehren  des  Orosskönigs.  Die  Bezeichnung 
„Hohles  Syrien"  scheint  die  Bodenbeschaffenheit  des  Landes  zu 
zeichnen,  welches  wie  ein  schmales  Tal  erst  zwischen  Libanon  und 
Antilibanon  und  dann  dem  Jordanlaufe  folgend  bis  zur  Senkung  des 
Toten  Meeres,  ja  bis  zum  ailanitischen  Meerbusen  sich  erstreckt. 
Dieses  südlichste  Gebiet  umfasst  freilich  der  Name  nicht  mehr,  denn 
man  schied  "Apaßfa  von  KoCXt)  lupCa,  wie  Skjlax  zeigt.  —  Cölesyrien  1 
also  ist  nichts  anderes  als  'Abar-nah'rft,  das  westeufratische  Syrien. 
Ihm  entspricht  das  mesopotamische:  ■}]  lupCa  '})  |Ai9V)  tOv  icoTajxßv,  ein 
Name,  der  bei  den  Alexanderschriftstellern  der  übliche  ist  (Diodor 
XVIII  3,  39«  Curtius  X  10,  Justin  XIII  4  Dexipp.  a.  a.  O.).  Auch 
dieser  Name  kennzeichnet  die  Naturbeschaffenheit  der  Provinz.  Er 
ist  offenbar  desselben  Datums  wie  Cölesyrien'). 

Die  hier  gegebene  Darlegung  richtet  sich  gegen  die  herkömmliche 
Meinung,  als  hafte  der  Name  Cölesyrien  ursprünglich  nur  an  dem 
Tale  zwischen  Libanon  und  Antilibanon,  eine  Meinung,  die  sich  auf 
Strabo  p.  754  beruft:  j-jo  ^l  TaüT  ionv  8pti  tä  icoioövra  t?;v  KoCXr^v 
xaXouiiivTQv  2üp(av  w;  dtv  ÄopdXXTjXa  6  xt  ACßotvo?  xod  6  *AvTiX({ä«vo(;  xtX. 
Strabo  kennt  auch  die  weitere  Bedeutung  des  Begriffs  und  eben  sie 
ist  die  ältere.  Die  engere  Bedeutung  repräsentirt  ein  Stadium,  wo 
die  Seleucidenmacht  zu  jenem  kleinen  Gebiete  von  Damaskus  bis  zum 
Libanon  eingeschrumpft  war,  wie  unter  Antiochus  X. 

Zum  Schluss  noch  ein  Wort  über  die  bei  Hieronymus  von  Kardia 
gemachte  Unterscheiduug  von  Obersyrien  und  Cölesyrien.  Sein  Begriff 
Cölesyrien  fusst  auf  der  neuen  Ordnung  der  Provinzen  durch  Seleukus 
Nikator  (s.  u.  S.  56);  sein  „Obersyrien"  dagegen  ist,  wie  es  scheint, 
überhaupt  kein  offizieller  Name,  sondern  eine  allgemeine  Bezeichnung, 
ähnlich  wie  Polybius  die  Gebiete  von  Medien  und  Persien  im  Unter- 
schied von  den  Ländern  westlich  vom  Tigris  tä  ivw  \i£pr,  nennt  (V 
407)").  Es  deckt  sich  die  Unterscheidung  bei  Polybius  nahezu  mit 
der  des  ptolemäischen  und  scleucischen  Gebietes,  und  darin  liegt 
das  Wahrheitsmoment  der  oben  abgewiesenen  Meinung. 


')  Die  Jaden  geben  sp&ter  Mesopotamien  and  COleeyrien  wieder  durch  Aräm 
Nah^ngim  and  Aräm  ^b&  (Mechilta  zu  Ex.  14^;  Sifre  za  Deut.  11,«).  Damit  erkl&rt 
sich  auch  das  Syria  Sobal  der  Valgata  im  Jaditbache. 

•)  Vgl.  Mkk  I  6,  U  9„. 


II. 


Phöniker. 

Durch  den  Handel  sind  die  Stidte  der  Phöniker  reich  geworden. 
Von  entlegenen  Küsten  brachten  die  kühnen  Seefahrer  Metalle,  Sklaven 
und  Reittiere,  um  sie  auf  dem  Markte  der  Heimat  an  fremde  Eaufleute 
SU  verhandeln,  die  mit  ihren  Karawanen  allerlei  Schätze  des  Ostens 
wie  Elfenbein,  Oold,  Edelsteine,  Gewürze,  Balsam  und  Stoffe  zum 
Taosche  brachten.  Diese  im  Westen  begehrten  Dinge  exportirten  die 
Phöniker  and  machten  bei  dem  Zwischenhandel  ein  glänzendes  Qeschäft 

Das  Wenige,  was  wir  aus  alter  Zeit  über  die  Phöniker  erfahren, 
gruppirt  aich  um  die  zwei  rivalisirenden  M&chte  Sidon  und  Tyrus. 
Während  noch  bei  Homer  Sidon  die  Macht  ist,  die  den  Phönikcm 
den  Namen  giebt,  schwingt  sich  seit  dem  siebenten  Jahrhundert  Tyrus 
auf  und  hat  bald  die  nördliche  Nachbarin  weit  überflügelt  Um  600 
steht  Tyms  auf  dem  Gipfel  seiner  Macht:  so  unbestritten  hat  es  im 
phönikiMhen  Stildtebunde  die  Hegemonie,  dass  Ezechiel  die  Sidonier' 
und  Andier  als  Matrosen  der  Tyrier,  die  Bewohner  von  Bybios  aber 
als  tyrische  Werftarbeiter  schildern  kann  (27g-9).  Im  Vergleich  zu 
seiner  breiten  Schilderung  der  tyrischen  Macht  weiss  derselbe  Profet 
aber  Sidon  so  wenig  su  Mgen,  dass  es  scheinen  könnte,  als  verdankte 
es  seine  Erwihnung  aberhaupt  nur  der  Notwendigkeit,  die  Siebensahl 
der  feindlichen  Michte  vollzumachen.  Diese  Hegemonie  der  Insel- 
stadt Tyros  wurde  durch  die  dreisehnj&hrige  Belagerung  Nebukadnesars 
gebrochen;  «war  hatte  der  Babylonier  nicht  den  Triumph,  die  Stadt 
SU  erobern  (E^  29|t.^i):  es  scheint  zu  einem  Vergleiche  gekommen 
7.\i  sf  in.  Aber  die  Alleinherrschaft  von  Tyrus  hat  damit  ihr  Ende 
<<rr>i<-lit,  die  NaohbarstAdte  ra£Ften  sich  wieder  anf,  und  besonders  Sidon 
tMirdr  nun  die  mlchtige  Konkurrentin,  ja  flberflflgelte  die  Sohwetier- 
Htadt,    die   imaer  melur  in  Abblngigkeit  von  Babylon  geriet  (s.  o. 


14 

S.  3—4).  Die  politUche  Rolle  von  Tjrnis  pautirt  MÜdsm  ftir  kune 
Zeit;  nur  sein  Handel  blüht  schnell  wieder  auf;  denn  finanzielle 
Niederlagen  haben  die  phönisischen  Städte  immer  schnell  verwunden. 

Eine  Wandlung  tritt  mit  der  Perseneit  ein,  d.  h.  auch  hier 
wieder  mit  Darius  I.  Die  Vorgänger  der  Perser  hatten  das  Mittel - 
meer  als  die  natürliche  Gkense  ihres  Weltreiches  betrachtet:  Phönike 
ist  martu  (Abendland).  Die  Kämpfe  des  Cyrus  haben  noch  nicht 
weiter  geftihrt:  auch  seine  Seekämpfe  mit  den  loniem  dienen  nur 
zur  Behauptung  der  kontinentalen  Herrschaft  (Thucyd.  I  13.  16). 
Ebensowenig  bezeichnet  Kanibyses  hierin  einen  Fortschritt  Herodot 
ersählt  von  ihm  zwar  die  Anekdote  (lU  34),  wie  er  einst  in  einer 
Hofgesellschaft  die  Anwesenden  auffordert,  ihn  mit  seinem  Vater  Cyrua 
zu  vergleichen,  und  die  Gäste,  darunter  auch  der  greise  Krösus  von 
Lydien,  erklären,  er  sei  weit  vortrefflicher  als  sein  Vater;  denn  er 
besitze  all  das  Land,  das  auch  jener  besessen  hätte  und  habe  dazu 
noch  Ägypten  und  das  Meer  gewonnen.  Das  darf  indes  nicht 
in  dem  Sinne  benutzt  werden,  als  habe  Cyrus  noch  nicht  Phuuike 
besessen.  Die  Heimsendung  der  jüdischen  Fürsten  beweist  das 
Gegenteil.  Kambyses  brauchte  Phönike  nicht  erst  zu  erobern,  als  er 
gegen  Ägypten  zog :  höchstens  in  Gaza  mag  er  Widerstand  gefunden 
haben  (vgl.  Polyb.  XVI  40).  Ebensowenig  aber  darf  mau  aus  der 
Anekdote  folgern,  Kambyses  sei  auf  überseeische  Eroberungen  aus- 
gezogen. Sie  redet  nur  etwas  prahlerisch  von  dem  bekannten  Zuge 
an  die  phönikische  Küste  und  nach  Ägypten.  Erst  mit  Darius  L  er- 
weitert sich  der  Bück  der  persischen  Politik.  Sein  Zug  gegen  das 
Griechenvölkchen  hat  auch  von  hier  aus  allgemeinere  Bedeutung. 
Cyrus  besass  nur  8<7a  bnti  'AX'jo^  ÄOTajxoö  ?:pö;  bakoiacoN,  Aapeio;  8e 
(llorepov  TÖ  <l>oivtxa)v  vauTixfi^  xpaTS>v  xflA  xä^  vi^ffou^  (Thucyd.  I  16.  vgl. 
m  34).    Mit  ihm  beginnt  die  überseeische  Eroberung. 

Die  Perser,  selbst  ohne  Seemacht,  waren  für  solche  Unter- 
nehmungen auf  die  Phöniker  und  ihre  Schiffe  angewiesen.  Sie  musste 
man  der  persischen  Regierung  wohlgesinnt  machen,  wollte  man  mit 
ihnen  etwas  erreichen.  Auf  dieses  Ziel  richtet  sich  augenscheinlich 
die  Politik  des  Darius  und  seiner  Nachfolger.  Man  hat  die  Phöniker 
in  jeder  Weise  zu  begünstigen  gesucht  und  hat  dadurch  in  der  Tat 
erreicht,  dass  diese  lange  Zeit  eine  reichstreue  Stütze  der  persischen 
Regierung  waren. 

Von  einer  Schenkung  des  Perserkönigs  an  die  Sidonier  sind  wir 
unterrichtet  durch  die  Inschrift  des  Sidonierkönigs  Eschmunazar  (C. 
I.  Sem.  tom.  I.  p.  9 — 20),  welche  etwa  um  400  anzusetzen  ist  (siehe 


16 

OviMhmid,  Klaine  Sehrifien  II  74  f.).  Sie  berichtet  in  Z.  18—20, 
wie  den  Sidoniern  ,Dor  und  Joppe  im  Getilde  ron  Saron*  geschenkt 
werden. 

Ein  viel  uiafasBenderee  Bild  von  den  Neaerwerbungen  der  Phö- 
niker  gewinnen  wir  durch  den  mfdeXouc  des  SkyUx.  Es  heisst  dort 
m    c.  104:   sdOiiv   Tupo;   icöXi;  icod  mm^i  ^xA,  i&i<n)«  ^cT  xod  xöXt(  tOv 

xdd  «0TQC)i6(  xm  "Axi;  icöXk  s^mx«)  (?)  «oXi«  Tu 8po« 

isp^  Ak6c  "Apectoc  ic6Xt«  £i^v(mv  xfld  xoTot(td(  Tupiuv  Aapo<  xöXt^  £iSov(mv 
^lAtacTt  1c6X^  fctrtJMjvotC  ^pooiv  ivroO&a  -rfiv  'AvÄf)0|4Ä«v  tö  xVjrtt  '  'Aa- 
xapbj^  «630«  Typ(»v  x«d  ßowjCX««.  Das  Eingeklammerte  ist  die  durch 
Strabo  p.  759  gesicherte  Erginaung.  Andere  Konjekturen  sind  un- 
sicher und  unwesentlich.     Es  ergiebt  sich  folgender  Besitzstand: 

a)  sOdlich  von  "Axt)  liegt  eine  xöXi?  TupCwv,  nördlich  von  den» 
heiligen  Berge  des  Zeus,  dem  Karmel,  also  in  der  Gegend 
des  späteren  SuxocpivMv  x6'hi  =  Haifa.  Manche  emendieren 
t^rnKT^  direkt  in  ^; 

b)  sfldlich  vom  Karmel  liegt  ein  sidonischer  Hafen,  der  hier 
Arados  heisst; 

c)  vor  xdd  «OToq&d«  Tup(Mv  ist  ohne  Zweifel  xtfXt^  zu  lesen;  es 
folgt  demnach  wieder  ein  tyrischer  Hafen; 

d)  die  sidonische  Stadt  Doros; 

e)  Das  nach  der  Eschmunasarinschrift  gleichfalls  sidonische 
loppe;  vgl  dazu  Plin.  V  I87«:  loppe  Phoenicum. 

f)  die  tjrische  Stadt  Askalon. 

Nach  diesen  Angaben  hält  sich  der  Besitzstand  der  beiden  grossen 
PUiukeratädte  annähernd  die  Wage;  Sidon  erscheint  etwas  begünstig- 
ler,  was  aber  dem  damaligen  Machtverhältnis  entspricht  Aus  der 
abwägenden  Verteilung  erkennt  man  die  kluge  Diplomatie  der  Regierung. 

Am  roeiateB  moss  der  Beaits  Askalons  überraschen,  und  es  folgen 
eine  Menge  wichtiger  Erkenntnisse  daraus. 

Die  ftlnf  Städte  der  Philister  waren  alte  Konkurrenten  der  Phö- 
niker.  Auch  hier  landeten  die  Handelskarawanen,  die  aus  Arabien 
heraofiMgen.  Die  Verbindung  mit  dem  älanitischen  Meerboaen  bedeutete 
die  Verbindung  swisohen  dem  inneren  und  äosaeren  Meere.  Einst 
hatte  der  Besitz  der  Philister  bis  zum  Karmel  gereicht,  aber  das  war 
vor  langer  Zeit.  Schon  Hekatioa  von  Milet  rechnet  Doros  zu  Phunik<> 
(Steph.  Byzant  s.  v.  AApo^  u.  Artemidori  Ephes.  geogr.  libr.  XI  epi- 
tome  von  Marcian  von  Heraklea  fragm.  18  bei  Mflller,  Geogr.  Graec. 
min.  I  576).  Trotzdem  sind  zu  Herodots  Zeiten  die  Philisterstädte 
noch  eine  Macht.     Gaza  nennt  er  «etae  Stadt,    nicht  viel  kleiner  als 


16 

Snrdat"  (Herod.  III  5  cf.  11  159  u.  HelutUeus  bei  Steph.  Bysant.  s. 
T.  Kivonc).  Askalon  kann  nicht  viel  kleiner  gewesen  sein  (Herod.  I 
105  vgl.  Jer.  25,0  und  Xanthos  Au^toxi  bei  Steph.  Bjz.  s.  t.  *A<naik^). 
Asdods  l^Ucht  war  damals,  wie  es  scheint,  gebrochen  (Jer.  25,«),  aber 
wie  stark  es  gewesen  war,  zeigt  sein  netinundzwanxigjäkriger  Wider- 
stand gegen  Psammetich.  Zu  Skylaxs  Zeit  moss  es  ganz  machtlos 
gewesen  sein,  denn  nur  deshalb  kann  es  übergangen  sein  beim  Küsten- 
fahrer, nicht  weil  es  Binnenstadt  gewesen  wäre:  es  hatte  einen  Hafen 
(Hierokles,  Tu^tixZrri^i,  wo'A^mto;  xotpdtXto;  und'AI^«*Toc  iu^öystoc  unter- 
schieden werden). 

Die  Schenkung  Askalons  an  die  Tyrier  zeigt  und  beweist  den 
völligen  Zusammensturz  der  philistäischen  Macht.  Der  Name  IlaXou- 
<nr(w)  verschwindet  seitdem  für  viele  Jahrhunderte  aus  der  politischen 
Geschichte  *),  bis  er  unter  ganz  anderen  Verhältnissen  wieder  auftaucht 
Die  Phöniker  wurden  die  Erben  der  philistäischen  Macht  bis  an  den 
Wädl  el  Hasi. 

Dieser  Besitzstand  der  Phöniker  fUllt  natürlich  vor  die  Zer- 
störung Sidons  351.  Wenn  nun  oben  die  cölesyrisch-arabische  Qrenze 
südlich  von  Askalon  mit  Recht  zum  Kriege  des  Euagoras  in  Beziehung 
gesetzt  ist,  so  würde  die  Schenkung  Askalons  etwas  vor  390  erfolgt 
sein.     Das    würde    zur  Datierung    der  Eschmunazarinschrift    passen. 

Die  Phöniker  hatten  gegen  Euagoras  auf  persischer  Seite  ge- 
standen, während  Kilikien  den  Empörer  unterstützt  hatte  (Isoer.  Euag. 
p.  201  ed.  Dind.  und  id.  Phil.  102).  Die  Perser  werden  deshalb 
nach  381  ihren  Bundesgenossen  den  Besitzstand  nicht  verkürzt  haben. 
Aber  bald  bekam  die  fides  Punica  einen  Riss.  Als  der  Prinz  Ochus 
hier  gegen  Ägypten  kämpfte  und  den  Phönikern  drückende  Kriegs- 
kontributionen auferlegte,  da  liehen  diese  den  Lockungen  des  Pharao 
ihr  Ohr  und  der  helle  Aufruhr  brach  352/1  in  Sidon  los.  Einen 
Augenblick  konnte  es  scheinen,  als  solle  die  ganze  Mittelmeerküste 
den  Persem  verloren  gehen.  Aber  Ochus  schlug  mit  Energie  und 
Geschick  den  Aufstand  nieder,  und  Sidon  ging  in  Flammen  auf.  Das 
war  der  schwerste  Schlag,  den  die  phönikische  Macht  je  erlitten  hat. 
Der  Besitz  an  der  palästinischen  Küste  ging  damit  für  immer  verloren. 

')  Im  populären  Sprachgebranche  erhielt  sich  der  Name  natürlich;  cf. 
Arirtotelee,  Meteorol.  ü  839;  Polemon  (FHG  lU  119);  Sir.  SOae;  P«  6O10  (=  IO810) 
874;  Mkk.  I  b». 


III. 

Araber. 

1. 

Die  Anflöge  de»  arabischen  Vorstosset. 

£•  war  die  Rede  vom  Unter^Mtig  der  pbilistäischen  Macht:  sie 
wurde  erdrückt,  von  Norden  durch  die  Phöniker,  von  Süden  durch 
die  Araber. 

Das  Wort  Araber  bezeichnet  ursprünglich  keinen  bestimmten 
Stamm,  ea  beseichnet  einfach  den  Nomaden,  den  Beduinen  (Jer.  3, 
25,4  Reg.  I  10,5  Chron.  II  Oj«).  Auch  die  Vorfahren  der  Israeliten 
waren  in  diesem  Sinne  Araber,  ehe  sie  auf  dem  kultivierten  Boden 
Paliatinaa  seaahaft  wurden,  und  so  haben  die  Nomaden  von  jeher 
•ich  gedrängt  gegen  das  Kulturland  PalUstinas,  wo  „Milch  und  Honig 
flieaat«". 

Gans  plötzlich  taucht  das  Wori  Araber  in  der  Litteratur  auf. 
Bei  Sefanja  (2,4)  ist  es  schwerlich  zu  leaen,  wol  aber  bei  Jeremia  und 
Kzechiel,  um  »von  da  ab  nicht  wieder  zu  verschwinden.  Ez.  25« f.  ,9 
kennt  die  Araber  ab  drohende  Nachbarn  der  Ammoniter  und  Moabiter, 
Jea.  13y«  nennt  sie  an  der  Grenze  von  Babylon,  Ez.  27t,  heachreibt 
sie  als  Händler  auf  dem  tjrischen  Markte.  Eben  damals  traten  sie 
tn  die  Geachichte  ein;  es  ist  das  Ende  des  7.  Jahrhunderts,  wo  sie 
von  der  Wflate  ana  einfallen,  ähnlich  wie  siebenhundert  Jahre  früher 
die  hebräischen  Stämme. 

Als  Herodot  Sjrien  beauoht,  findet  er  bereits  an  der  Mittelmeer* 
kflaCe  aüdlioh  tod  Gaaa  Araber  wohnen.  Sie  haben  sieh  awiaohaa 
sjriaches  Gebiet  eingedrängt,  Jenyaos  ist  ihre  Stadt*)    Dieae  selben 


'I  Die  Lsfs   von  Jsnysos  (Stapk.  Bys.  ■.  ▼.  'lvuoo6<|  tissHwial   Mk 
H«*rodot:   •■  soll  sOdlieb  von  Oaa.  sbsr  noch  8  Tsgesalrscbs  v«nb  Kssloa  «ad 
B«Uek«r. 


18 

Araber  BoUen  nach  demaelbeii  Herodot  schon  zur  Zeit  <!•>  Kanihysis 
dort  gewohnt  haben,  den  aie  bei  aeinem  igyptiachen  Fel<l/iig<-  liunli 
die  waaserloae  WOate  unteratUtxen.  Ihr  eratea  Erscheinen  an  der 
philiatäi wehen  Grenze  scheint  Ze.  2«  angedeutet  zu  sein  (vgl.  Well- 
hMiaen,  Skizzen  und  Vorarbeiten  V  160). 

Auf  allen  Seiten  bemerkt  man  dies  Vordrängen  der  Wüstenbe- 
wohner. Ihr  Eindringen  in  den  Autilibanon,  wo  sie  Alexander  der 
Cht)sse  bekriegt  (Arrian  anab.  II  2O4),  scheint  damit  zusanunenzuh&ngen. 
Auf  Ägyptischem  Boden  haben  sie  den  Hafen  Patumos  in  Besitz, 
während  das  binnenl&ndische  Bubastis  ägyptisch  geblieben  ist  (Uerod. 
II 158).   Man  erkennt,  wie  es  sich  am  ein  allgemeines  Vordringen  handelt 

Uns  interessiert  hier  der  Vorstoss  ins  Palästinensische.  Ez.  25 
droht  Ammon  und  Moab,  dass  es  den  Beduinen  anheimfallen,  den 
Herden  der  Araber  zur  Weide  dienen  soll,  ja  Ammon  soll  aus  der 
Zahl  der  Völker  verschwinden  (Ez.  2bj).  Vielleicht  gehört  Jes.  15  f 
in  diese  Zeit  (Marti,  das  Buch  Jesaja  S.  140).  Man  darf  nun  freilich 
nicht  meinen,  diese  Stämme  seien  wirklich  von  Beduinen  radikal 
vernichtet  worden;  davon  kann  gar  nicht  die  Rede  sein.  Sie  werden 
später  noch  oft  genannt  (vgl.  Dan.  II41  Ps.  60to  837-9  •^<)^- 
ant  Xm  135).  Sie  scheinen  allerdings  immer  mehr  Elemente 
der  Wüste  in  sich  aufgenommen  zu  haben,  und  dadurch  erklärt 
es  sich,  dass  der  Qrieche  sie  durchweg  zu  den  Arabern  rechnet 
(Polyb.  V  7I4  Jos.  ant.  XIII  IS^). 

Ebenso  wie  dort  im  Osten,  sind  die  Araber  im  Süden  Palästinas 
Torgedrungen,  und  hier  ist  ihr  Vordringen  von  höchster  Bedeutung 
geworden.  Sie  haben  Gaza  und  den  ganzen  Negeb  okkupiert  Davon 
im  Folgenden.  • 

2. 
Das  Gebiet  von  Gaza. 

Der  Philister  trägt  im  Alten  Testamente  mit  Vorliebe  das  Bei- 
wort „nnbeschnitten".     (Ri.  14,   15^  Sam.  I  14«  17m  •  s<  31«  H  l,o); 

Sirbonissee  entfernt  liegen.  Diese  Tagemärsche  darf  man  nicht  nach  dem  Gewalt- 
mancbe  des  Titas  (Jos.  bell.  Ind.  IV  11^)  bemessen;  aber  selbst  wenn  man  so 
gemächlich  marschiert  wie  Ptolem&os  IV.  (Polyb.  V  80,),  erscheint  die  Zeit  van  8 
Tagen  zn  lang  fOr  die  Strecke  vom  Kasion  bis  nach  Rhinokorura.  Das  wfirde 
daf&r  sprechen,  Jenysos  in  der  Nähe  von  Raphia  zu  suchen.  Freilich  ist  die 
(Haichsetaang  mit  Khan  JOnas  nicht  mOgUch  (vgl.  Stark,  Qaza  and  die  philist. 
Koste  S.  647). 


19 

eben  dAdurch  unterschieden  sich  die  Philister  von  Allan 
wohnenden  Völkern.  Die  Hebräer,  d.  h.  Israel,  Edom,  Moab, 
Aber  ebenso  IsmAel  (Qen.  17,,),  d.  h.  die  Araber  (Jos.  ant  I  12,) 
sowie  die  Phöoiker  und  Ägypter  (Es.  32|9.-«,)  —  sie  alle  waren  be- 
schnitten. Wer  sich  dessen  erinnert,  dem  muss  es  aoffidlen,  dass 
Herodot  (II  102  vgl  Jos.  Ant  VIII  10^)  die  pAUstinisoben  Syrer 
Ausdrücklich  beschnitten  nennt.  Das  beweist,  dAss  dAOPUÜs  dAs 
eigentlich  philistäische,  nichtsemitisohe  Element  fAst  ganz  surflck- 
gedrängt  und  fiberall  besehnittene  Bevölkerung  ins  Land  eingedrungen 
war.  Juden  können  das  nur  in  gAnz  verschwindender  ZaU  sein 
(Ne.  13ur.)>     £*  sind  vielmehr  vor  Allem  Idumäer  und  ArAber. 

Die  stsrke  ArAbisirung  des  gAsiisohen  Landes  beweist  auch  fol- 
gende Notis.  Als  Alezander  der  Ghx>s8e  Gaza  belagert,  wird  die  Stadt 
durch  den  persischen  Eunuchen  Batis  verteidigt:  dieser  aber  soll 
nach  Arr.  anab.  II  25«  arabische  Söldner  gedungen  haben ;  nach 
Curtius  IV  6,j  besteht  sein  Heer  aus  Persem  und  Arsbern;  von 
Syrt^'m  ist  nicht  die  Rede. 

In  der  Chronik  spiegelt  sich  die  Arabisirung  des  gazäischen 
Gebiets  darin,  dass  als  Bewohner  der  Gegend  von  Gerar  Kuschiten 
genaaot  werden  (Chron.  II  14e_i4).  Es  ist  das  südlich  von  Gaza 
ti^;ende  heutige  Dscherar.  Von  dort  vertreibt  Simeon  in  Chron.  II,,_^ 
[lies  TU  statt  ^*a  nach  Buhl  Lex.  s.  r.]  eine  hamitische  Bevölkerung: 
vielleicht   hängt   das  mit  der  Ansetzung  von  .Kuschiten'*  zusammen. 

Der  Ilauptvorstoss  der  Araber  in  dies  Gebiet  wird  mit  der 
BeaeUung  der  Stadt  Gaza  zusammenfallen.  Die  Perser  haben  zwar 
bald  die  Stadt  wieder  in  ihre  Hand  gebracht,  spätestens  351,  haben 
damals  auch  eine  Besatzung  in  die  Stadt  gelegt*),  aber  die  Bevölke- 
rung gilt  iieitdem  nicht  mehr  als  syrisch,  sondern  als  arabisch.  Die 
Bezirkseinteilung  des  Seleukus  Nikator  bestätigt  das  (s.  u.  S.  54). 

3. 

Die  IdoMter  iliid  Arsber. 
Dem  Eindringen  arabieelMr  Elemeple  ins  Gasäiacbe  geht  parallel 


*)  Vorhsr  hat  Oasa  Iww  «ias  Bsitwiag  gshabt  Di«  Nsokriohl. 
Kambysss  die  Sladt  als  OpsrstiBnsbaris  gsfsa  Aarpiun  bsantat  hab«  (Mala  I  M). 
b«sa(t  das  aiehi.  Später  war  Aks  des  ifmi^^  Wf^  ^UtP^m  (Btrabo  p.  b» 
vgl  Diod.  XV  41,  Nspos,  Datamss  6).  Die  ffsiifä  IsglMk  die  Psrasr  offiabar  «nt 
aaek  dem  grosssa  phadUsehsa  Aafltaads  b  dis  Stadt 


ao 

cUui  Eindrinf^pn  cler  Araber  in  den  Negeb.  Die  Edomiter  nämlich 
sind  diese  Araber. 

Der  Grieche  betrachtet  den  Zwillingsbmder  Jakobs  durchweg 
alt  Araber.  Stephanus  Bysantinot  bat  nebeneinander  die  zwei  Nach- 
richten 1)  *nk>u|udloi  l&vo;  'Eßpoclwv  dbcö  'AtuiJiO'j  und  2)  'K^u|iaffoi 
I&vo(  'Apdtßiov.  Die  eine  Nachricht  stammt  wol  aus  Jos.  ant.  II  1|, 
als  Autor  der  andern  nennt  er  2/>iivi0Ci  den  Verfasser  der  *A(>«ßo(^ 
[wol  nach  Holstenius  =  06pavtof]. 

Derselbe  Stephanus  bringt  folgende  Angabe:  'Efföd^  xa>iit) 
IUy^Xy)  xXrfliw  £o^ö|Mi>v  *Apaß(ac,  t6  i&vtxöv  'EffOLirtftti  &;  Z<i>a(pi]v^. 
Die  Notiz  gehört  in  die  Seleucidenzeit^)  und  zählt  die  Idumäer  vor 
ihrer  Judaisiemng  zu  den  Arabern. 

Diodors  Quelle  XIX  94  erwähnt  ackerbautreibende  Araber  im 
Stiden  Palästinas:  Ion  xod  iXXa  yiyri  rßv  'Apdeßuv  [ausser  den  Be- 
wohnern des  glücklichen  und  des  sandigen  Arabiens]  &v  Svut  xod 
YtwpYtT  |iiYvti(x«va  toT?  <popo>OYOü|jL£voi{  xa\  ^xxtj(u  töv  oc^fiiv  toIc  2Iupot< 
ic>^;v  Toö  xaTa<rx7)voOv  ht  oltdou^.  Dasselbe  besagt  Diod.  II  54,:  tö 
V    6xo>xt)c6|xevov    -rtj?    *ApaßCac   tö    icp^c  t^Jv   Sup(av   xtxXt|jivov    wXiljött 


')  Das«  nicht  nur  Sodom,  aondem  aach  Engadda  ab  arabisch  bezeiehiiet 
werden  soll,  geht  aoi  der  Form  des  G^ntUidams  auf  r,v6<  hen'or  (vgl.  ■.  t. 
'AßaoT)vo().  Die  Sagenstadt  Sodom  sacht  Josephos  am  Ufer  des  toten  Meeres, 
welches  nach  ihm  anch  -^  £o8o|iFn<  XiiiW)  heisst  (ant.  V  1,,),  und  zwar  am  Sadwest- 
rande  des  Sees,  wo  der  von  Skythopolis  ab  westlich  vom  Jordan  hinlaufende 
Höhenzug  end^t,  w&hrend  die  Nachbaratadt  Oomorra  am  Ostofer  des  Seee  ge- 
legen haben  soD  (bell.  IV  8,).  Im  Grör  selber  kann  Sodom  nicht  gesucht  werden, 
wo  vielmehr  nach  Cren.  19.  Zoar  liegt,  welches  Lot  als  Zufluchtsstätte  auüracht 
(vgl.  Jos.  ant.  I  11«).  Es  ist  also  weiter  nOrdlich  am  Westufer  des  Sees  gedacht, 
dort  wo  in  tropischem  Klima  die  Sodomsi^fel  gedeihen,  also  beim  Feben  von 
MsMda. 

Das  Alter  der  obigen  Notiz  des  Stephanos  geht  aus  folgender  Überlegnng 
hervor.  Engadda,  wie  Sodoma,  gehOrt  nach  der  Zeit  Diokletians  zu  Palaestina 
tertia  (vergl.  Stephanns  s.  w.  'ASopet,  'ApMr^  Bouvoji^^.  'EXontaa,  Ilfrpa,  'Poßßit^ 
iu>tia,  XapdxiMtfßa).  Vor  Diokletian  hiess  das  Land  Palaestina  Syria  oder  Judaea. 
der  engere  Kreis  Idumaea  mit  den  Orten  MtCdpi&flu  (BcpC<|ina  =  Beerseba),  Kaica- 
p6poa,  rcHL|xapoupi<,  'Eko^oUt  Mdi4*,  während  Arabia  Petraaa  erst  mit  'Eß68a,  UaiiA^a, 
ZAapa  beginnt  (nach  PtolemSas.  Sein  McodS«  V  16  ist  nicht  Msaada,  sondern 
man  im  Hauran  li^en;  6fl^Aipw  ist  noch  jndftisch).  Die  Qrenxe  des  Ptolemäoa 
bestand  schon  zur  Zeit  des  Herodes  (Jos.  ant.  XIV  lAj,  wo  Maaada  jfldiache 
Orenzfestnng  ist;  sie  datirt  seit  der  Besiegong  der  Edomiter  durch  Hyrkan  L 
AI«  Erbauer  von  ICasada  wird  Jos.  bell.  VII  8,  der  „Hohepriester  Jonathan"  ge- 
nannt; das  kann  aber  nicht  der  Bruder  des  Judas  MakkabSos  sein  (s.  n.  8.  92f.) 
—  Die  Notiz  des  Stephanus  stammt  aus  einer  Zeit,  in  der  die  Edomiter  noch  nicht 
judaisiert  waren. 


«1 

impXflv  xfld  mcvTotexAv  <{iJc6pMV.  Dam  beidemal  nur  an  die  IdumAer 
gedacht  werden  kann,  bt  klar.  Dasselbe  lehrt  der  Vergleich  von 
Her  '  *  "T  6,  welcher  Araber,  und  Strabo  p.  761,  welcher  Idomäer 
an  <>  ia  ndrdlich  vom  Sirboniasee  wohnen  lüast.    Dieser  Sprach- 

gebranch  aber  rechtfertigt  es,  wenn  wir  das  Vordringen  der  Edomiter 
im  ZuBammenhang  mit  dem  grosaen  Arabervorstosse  betrachten. 


Dm  Eindringen  der  Idamäer  in  Syrien. 

Zo  Beginn  des  sechsten  Jahrbundorts  sind  die  Edomiter  in  den 
Negeb  eingedrungt^n.  Damals,  als  durch  die  Deportationen  von  597 
und  686  das  südliche  Juda  in  erschreckender  Weise  entvölkert  war, 
haben  sie  das  Lornd  als  willkommeue  Beute  betrachtet  und  sind  in 
grosser  Menge  eingeströmt.  E^echiel,  der  vor  572/1  schreibt,  wirft 
den  Edomitem  vor,  dass  sie  das  Land  Jahwes  in  Besitz  genommen 
hätten  (363  vgl  305.  10.  n.  u  36i^).  Bald  darnach  mag  Thren.  42i  f. 
geschrieben  sein,  eine  Drohung  gegen  Edom,  die  vermutlich  dieselbe 
Okkupation  des  Negeb  im  Auge  hat.  Diese  darf  indessen  nicht  so 
vorgestellt  werden,  als  sei  Edom  damals  gewaltsam  aus  dem  Seir  ver- 
dringt worden.  Das  liest  man  vielfach.  Aber  auch  bei  Ez.  SSg-s. 
7.15  wohnt  Edom  noch  ruhig  im  Seir;  ebenso  nennt  Thren.  42i(.  als 
Edoms  Wohnsitx  das  Land  y^Vj  welches  wohl  westlich  von  Seir  zu 
suchen  sein  dürfte  M.  Noch  um  460  wohnt  Edom  in  der  alten  Heimat 
(Hai  Ij-ö)-  Der  Vorstoss  in  den  Negeb  ist  darnach  nur  eine  Aus- 
breitung der  Edomiter,  die  jetzt  ins  Altjudäische  ebenso  wie  an  die 
Küste  und  in  das  Gebiet  von  Gaza  vordringen  (Herud.  III  5). 

Ein  bedeatendes  Stück  vom  „Lande  Jahwes*^  haben  sie  in  Besits 
genommen:  das  macht  ihre  Schuld  fUr  Ezechiel  besonders  gross, 
grösser  als  die  der  Ammoniter  und  Moabiter,  die  nur  höchstens  bis 
an  den  Jordan  sich  vorschoben,  also  nicht  auf  heiligem  Boden  sich 
festsetzten  —  der  Jordan  ist  für  Esechiel  die  Grenze.    In  dichterischer 


*)  pP  gsbArt  Osa  8^  ^  m  dsa  ohoritisohsa  Urstawohnsra  Bdosu.  Hiob, 
dar  Mann  im  Land«  ITf.  ist  bsfrsondst  mit  dsm  sdomitisohsn  Thsmaniter  (Hl.  8^^ 
cf.  Od.  dßi.  10-13)  Dv  arsBiiiteht  Midissoh  fiadsi  Hiob  ia  dsm  BdoautsrkOoifft 
Jobab  Qa.  84^.  Vgl  das  Fragmsot  um  Arktssi  bei  lossb.  Pimsp.  sv.  IX  Sb.  wo 
m  hsJHt:  »tmum  tt  loOte«  (Hiob)  h  tf  AioCnai  i^pf,  bA  ^  li»^  ^  ia«j|islBC 
«A  'l#a^.  Jsr.  tt^  asoat '  Uf  asbsa  Bdosa:  waaa  kisr  wie  sa  sohstnt  aias  gss- 
grapUnbs  Bsihsafalgs  iaBSfshsltso  ist,  so  Ugs  'Uf  wsatUob  voa  Ältsdom. 


28 

Form  beschreibt  Pt.  IS??,  wie  Edom  der  Veriiichtnng  Jerusalem» 
darch  die  Babylonier  saschaut  und  die  Zerstörer  zur  radikalen  Zer- 
•tfimng  ermuntert. 

Die  Gh^nse,  bis  eu  welcher  die  Edomiter  nordwKrts  vorgednuigen 
sind,  IXsst  sieb  dadurch  bestimmen,  dass  sie  die  Kalibbiter  verdri&gt 
haben.  Deren  alte  Wohnsitze  waren  nach  Chron.  I  242-45  (vgl-  Well- 
hausen, de  familiis  et  gentibus  Judaeis  und  Benzinger,  die  Bticher 
der  Chronik  S.  5  ff.  u.  a.):  Hebron  <),  Marescha,  Tappuach,  Maon, 
Betsur.  Aus  diesen  Wohnsitzen  verdrftngt  (vgl.  '»zübA  v,  18),  be- 
siedelten die  Kalibbiter  eine  andere  Gegend,  die  Chron.  I  2so*'-5&  Mi- 
gedeutet  ist.  Die  früher  kalibbiti sehen  DOrfer  sind  also  von  den 
Edomitem  besiedelt  worden^). 

Die  Verdrängung  der  Kalibbiter  Usst  sich  vielleicht  datieren 
durch  die  Thatsache,  dass  ein  Kalibbiter  zur  Zeit  Nehemias  (Ne  S9) 
einen  der  angesehensten  Posten  in  Jerusalem  bekleidet;  damals  also 
müssen  die  Kalibbiter  schon  in  ihren  neuen  Wohnsitzen  gesessen 
haben,  damals  muss  ihre  Verdrängung  durch  die  Edomiter  bereits 
eine  Tatsache  der  Vergangenheit  sein.  Andererseits  finden  wir  Betsur 
Ne.  3i6  als  jüdisch,  während  es  Chron.  I  245  zu  den  verlasseneu  Wohn- 
sitzen der  Kalibbiter  gehört:  erst  Makk.  I  46i  wird  es  wieder  von 
Juden  besetzt.  Möglich,  dass  hier  noch  nach  Nehemia  das  edomitische 
Element  langsam  vorgedrungen  ist;  schon  Ne.  3  ist  nur  der  eine  von 
den  beiden  Bezirkshauptleuten  Betsurs  genannt.  Im  Wesentlichen 
aber  steht  die  Grenze  zwischen  Edomitem  und  Juden  zu  Nehemias 
Zeit  schon  fest,  so  wie  sie  dann  für  dreihundert  Jahre  bestehen  bleiben 
sollte  (vgl  Ewald,  IV  104  u.  a.). 

Gegen  dieses  Resultat  hat  man  Einwendungen  erhoben  zu  Gunsten 
der  Meinung,  als  hätten  die  Juden  nach  dem  Exil  ein  grösseres  Stück 
hier  im  Süden  okkupiert.  Herzfeld  CGeschichte  des  Volkes  Jisrael  I 
446)  hat  die  Hypothese  aufgestellt  und  darin  eine  Reihe  von  Nach- 
folgern gefunden,  dass  die  persische  Regierung  den  zurückgekebiten 
Juden  ihr  altes  Reich  im  ganzen  Umfange  bis  Beerseba  wiedergegeben 
habe,  und  zu  dem  Zwecke  nimmt  Herzfeld  eine  gewaltsame  Aktion 
der  Perser  gegen  die  Edomiter  an.  Diese  Behauptung  pflegt  auf 
3.  Esr.  450^)  (Jos.  ant  XI  38  Syncell.  I  460  ed.  Dind.)  zu  verweisen. 

')  Auch  nach  Jos.  14,,  ff.  ist  Hebron  kalibbitisch. 

')  Jos.  ant.  V  1„  BSgt:  -cfjv  xaMmpIkv  'IBoutxenav  TiapaTCtvouoov  (Ov  S;lp^  -cfiy 
'  Icpc90).ti|iuv 

*)  Diese  Nachricht  aber  ist  offenbar  erst  eine  Combination  des  Verfeasers 
Ton  B.  Est.,  yeranlasst  dorch  Ne  11»— »• 


Man  betont  dab«  be—ildtri,  das«  niemals  die  Edomiter  su  Nebemias 
Z«it  ab  Feind»  te  Owninde  gcmumi  werden.  Aber  dne  wfirde  ein- 
nuü  nichts  beeegea  bei  der  groeeen  Splfttekkeit  tneerer  Naekriehlen; 
■odanB  aber  itt  es  nicht  einmal  richtig,  falls  man  mit  Recht  den  Text 
▼on  Esr.  9|  nach  3.  Etr.  6^  tu  korrigieren  hat  Eine  andere  Stfltse 
aa  Oonsten  der  llersfeUaokeD  Hypothese  glaubt  man  in  Za.  7?  sa 
finden,  aber  Torrej  (llie  Bdomites  in  Sonthem  Juda  in  Journal  of 
Biblical  Litterat  1898.  S.  18)  bestimmt  den  Sinn  ron  O^p^  nach 
Za.  In  wohl  mit  Reeht  all  „ruhig'*.  Zur  Zeit  des  Profeten  war  der 
Negeb  im  Besitse  hallNMMBadischer  Bewohner.  Die  letzte  Stütze  ondl 
zwar  die  Hauptstfltze  kann  dieser  Hypothese  erst  durch  die  Betrach- 
tong  der  Liste  Ne.  lls-^as  entzogen  werden  (s.  u.  S.  26—27). 


Daa  Nnbnt&erreich. 

Zar  Zeit  des  Hieronymus  von  Kardia  ist  das  altedomitische 
Land  mit  der  Hauptstadt  Petra  in  der  Hand  der  Nabatäer  (hebr. 
r^),  eines  arabischen  Handelsstammes  (Diod.  XDC  94—100),  der 
zuerst  Jes.  6O7  On.  2Ö13  289  863  Ohron.  I  1»  genannt  ist  (aber  die 
Nabatier  vgl.  SchOrer,  Geschichte  des  jfldischen  Volkes  Bd.  I  S.  726ff.). 
Seit  wann  ist  Altodora  nabatAisch? 

Man  hat  Mal.  I2— 5  (um  400)  vielfach  so  verstanden,  als  nehme 
es  besag  anf  eine  Verdrängung  der  Edomiter  aus  Edom  durch  die 
Nabatier.  Aber  das  besagt  diese  Stelle  durchaus  nicht  Im  Gegen- 
teil: die  Edomiter  sprechen  dort:  P^n  H^d:^  2*0^,  *iyi(f\(h:  sie  wohnen 
also  aach  nach  dem  hier  angedeuteten  Unfall  noch  im  Lande,  die 
Feinde  sind  abgesogen;  es  kann  nur  ein  vorfibergehender  Raubttber- 
fall  der  Wflstenbewohner  gewesen  sein.  Altedom  wird  damals  noch 
nicht  nabetlisch. 

Eine  amfiagreiehe  Araberherrschaft  dagegen  scheint  am  386  in 
dieeer  Gegend  sn  bestehen.  Denn  es  moss  ein  mächtiger  Fflrst  ge- 
weeen  sein,  der  damals  den  aufständischen  Euagoras  von  Cypem 
vüerstttste.  Sein  Reich  grenzt  im  Sttden  Palästinas  ans  Meer  (s.  0. 
8.  10).  An  einen  kleinen  Stsnuneehiaptling  ist  unmöglich  za  denken; 
es  scheint  hier  in  der  That  die  erste  Erwähnong  der  Nabatäerherr* 
Schaft  von  Petra  vorsuUegen  —  eine  andere  grossere  Herrsehaft 
koiHBt  nicht  in  Frage.  Darnach  wftrde  die  Qrflndnng  des  NabsMer- 
reiehee  ins  Ende  des  6.  Jahrhunderts  fallen. 


84 

EUn  anderes  Zeugnis  f&r  die  damalige  Existenz  dieses  anbischea 
Reiches  ist  die  durch  SkyUx  bezeugte  Annexion  von  Gas«,  die  gleioh- 
falle  in  die  Zeit  des  Euagoraaaofstandes  zu  fallen  scheint  (s.  o.  S.  11). 
Diese  Annexion  setzt  Toraus,  dass  das  Hinterland  bereits  vorher  in 
nabatiischem  Besitze  gewesen  ist,  d.  h.  der  Negeb  und  die  Umgebung 
des  toten  Meeres.  Dort  haben  sich  die  Nabatäer  such  noch  lange, 
als  ihnen  Oaza  schon  wieder  aus  den  Händen  entwunden  war,  be- 
hauptet Zur  Zeit  des  Diadnchen  Antigonus  bt  die  Umgebung  des 
toten  Meeres  ein  Teil  des  petr&ischen  Nabatäerreiches.  Die  Nabatäer 
haben  hier  einen  schwungvollen  Asphalthandel  und  verteidigen  ihn 
mit  Erfolg  gegen  Antigonus,  der  ihn  in  seine  Hände  bekommen 
möchte  (Diodor.  XIX  94 — 100).  Zu  dem  damals  noch  von  den  Naba- 
täem  besessenen  Gebiete  gehört  das  üppig  fruchtbare  Thal  von  Jericho, 
ebenso  wie  das  Land  der  Idumäer  im  Negeb  (1.  c).  Die  Ausdehnung 
des  Nabatäerreiches  ist  darnach  sehr  bedeutend.  Es  erstreckt  sich 
nach  Nordwesten  bis  ans  Bffittelmeer,  nach  Norden  bis  ins  Jerichothal, 
nach  Süden  aber  ohne  Zweifel  bis  an  den  Rand  des  ailanitischen 
Meerbusens,  sodass  also  die  ganze  wichtige  Handelsstrasse,  die  von 
Aila  nach  Gaza  führend  das  äussere  und  innere  Meer  verband  (vgl. 
Strabo  p.  759  Plin.  V  12),  in  nabatäischem  Besitze  war.  Man  ver- 
steht, von  welcher  Bedeutung  dies  für  ein  Volk  war,  das  vorwiegend 
vom  Handel  lebte  (vgl.  Jes.  6O7  u.  a.). 

Wie  ist  das  Verhältnis  dieser  Nabatäer  zu  den  Idumäern  zu 
denken,  deren  Gebiet  zu  ihrem  Reiche  gehörte?  Falls  die  Idumäer 
von  jenen  besiegt  und  vertrieben  und  später  wieder  unterjocht 
worden  wären,  so  müsste  man  einen  feindlichen  Gegensatz  zwischen 
beiden  erwarten.  Aber  alle  Anzeichen  deuten  auf  das  GegenteiL  Bei 
jenem  Zuge  des  Antigonus,  den  Hieronymus  von  Kardia  erzählt  (Diod. 
XIX  94  ff.),  vertraten  die  Umwohner  des  toten  Meeres  völlig  die  Sache 
der  Nabatäer  gegen  den  Diadochen;  an  eine  nationale  Feindschaft 
beider  Völker  ist  also  damals  nicht  zu  denken.  Man  darf  sich  die 
nationale  Solidarität  der  Idumäer  in  dieser  Zeit  überhaupt  nicht  mehr 
stark  denken;  eine  solche  gehört  ebenso,  wie  das  nationale  Königtum, 
längst  der  Vergangenheit  an,  nicht  anders  bei  Israel.  In  der  Perser- 
zeit werden  sie  nur  noch  als  eine  grosse  Zahl  zersplitterter  Clans 
bestanden  haben;  als  solche  sind  sie  vielleicht  schon  vor  586,  sicher 
und  in  grosser  Zahl  nach  diesem  Jahre,  in  den  judäischen  Negeb  ein- 
gedrungen. Während  die  idumäischen  Geschlechter  aber  zur  Küste 
drängen  (vgl.  Herod.  III  5).  schieben  sich  aus  der  Wüste  andere 
Beduinengeschlechter  vor,  verschmelzen  mit  den  Bewohnern  des  Seir, 


und  der  edomititohe  Charakter  der  Bevölkerung  nimmt  hier  mehr 
und  mehr  ab,  während  das  eigentlich  edomitiaohe  Element  eich  weiter 
nach  Nordwesten  verschiebt  Als  gegen  £nde  des  5.  Jahrhunderts 
in  Petra  eine  neue  königliche  Herrschaft  etablirt  wird,  da  trigt  diese 
nicht  mehr  edomitischen,  sondern  nabatitschen  Charakter,  aber  sie 
steht  nicht  in  Qegensats  su  den  Idumftern,  die  sie  vielmehr  unter 
sieh  befasst  Die  IdumAer  haben  die  Herrschaft  des  Nabatäerkönigs 
nicht  als  Fremdherrschaft  empfunden;  Idumäer  und  Nabatüer  sind 
jetst  vielmehr  nahe  verwandt  geworden.  Auch  in  der  Folgezeit  kann 
man  beobachten,  wie  sie  ihren  Gegensatz  gegen  die  Juden  ebenso- 
wenig vergeeaen  haben,  wie  die  Zugehörigkeit  zu  ihren  südöstlichen 
Nachbarn.  Nur  so  versteht  man  auch  die  Behauptung  eines  so  guten 
Kenners  der  Verhältnisse,  wie  des  Posidonius,  wenn  er  erklärt  (bei 
Strabo  p.  760):  NaßaraZoC  tbiv  ol  'n^uiialoi  xardt  (yzöunv  Vixiccoövrs^ 
Ixtf&cv  icpo«^«tp)ff^  ""^  'louSoiotc.  Der  Qrieche  denkt  an  den  er- 
swongenen  Anschluss  der  Idumäer  an  das  Judentum  unter  Hyrkan  I. 


IV. 

Jaden. 

1. 

Die  Jaden  Tor  Nehemfa. 

Über  den  Umfang  des  jüdischen  Gebiets  nach  dem  Exil  existieren 
▼ier  Nachrichten  im  Buche  Nehemia,  von  verschiedenem  Alter  und 
Wert:  (vgl.  bos.  E.  Meyer,  Entstehung  des  Judentums  1896). 

1)  Ne.  3:  Das  Verzeichnis  der  am  Mauerbau  Nehemias  Be- 
teiligten. 

2)  Ne.  7  (=  Esr.  2  =  8.  Esr.  5):  eine  Liste  der  Angehörigen 
der  Provinz  Juda,  die  aus  dem  Exil  heimgekehrt  sind. 

3)  Ne.  ll25_iio:  eine  Liste  der  judäischen  und  benjaminitischen 
Ortschaften,  die  nach  dem  Exil  von  den  Juden  besiedelt 
worden  sein  sollen. 

4)  Ne.  12z7_so:  einige  Levitenorte  bei  Jerusalem. 

Am  ausführlichsten  und  zugleich  am  wertlosesten  ist  die  Liste  Ne. 
II2&— 35*  Sie  stammt  nicht  aus  den  nehemianischen  Memoiren,  sondern 
aus  chronistischer  Feder.  Das  zeigt  Stil  wie  Inhalt:  ^*8lrim  und 
b*n6teh&  sind  echt  chronistisch.  Ebenso  qirjat-hi'arba'.  Statt  der 
Einteilung  in  Geschlechter  finden  wir  die  künstliche  Scheidung  in 
Juda  und  Benjamin.  Was  soll  hier  Lod,  Chadid  und  Ono')?  Be- 
sonders frappant  ist  die  Ungeschichtlichkeit  der  Liste  durch  Nennung 
von  Läkis  und  Siqlag.    Die  Namen  stimmen  zum  grossen  Teil  über- 


')  Man  hat  die  Lesart  Ono  Ne.  6,  besweifelt  (LXX :  cvu).  Bohl  vermatet 
in  bakk«ftrtm  den  Ort  k«ftrft  (LXX  las  C^CD2).  -^^er  daa  bebiqat  ist  «eher 
äberliefert  und  das  fOhrt  doch  wohl  in  die  Kästenebene,  die  also  nicht  mehr  in 
jüdischem  Gebiete  liegt;  die  O^ner  wollen  ja  Nehemia  isolieren,  indem  sie  ihn 
aas  dem  Bereiche  seiner  Landslente  weglocken. 


S7 

mm  mit  Jos.  15  <)  und  rtpriMntieren  nichts  andere«  als  das  Idealbiki 
des  ChvoBMUn. 

ffinwi  gwüigeten  Umfang  an  Gebiet  umschreiben  die  Ortsname« 
in  Ne.  7;  aber  was  bedeuten  diese  Ortsnamen?  Die  Liste  ist  mit 
den  Memoiren  Nehemias  unabtrennbar  verwoben;  Nehemia  will  sie 
selber  in  die  Memoiren  aufgenommen  haben ;  er  nennt  sie  aber  einen 
sMbt  bajja^ai,  mid  der  Eingang  der  Liste  behauptet,  es  seien  darin 
venieichnet  „die  Angehörigen  der  m*dinA,  welche  aus  der  Gefangen- 
schaft gekommen  seien.  Nach  diesen  zwei  Angaben  enthält  die  Liste 
also  1)  lauter  Gesohlechter,  und  zwar  2)  lauter  Exulantengescblechter : 
sowohl  die  mit  b*n<  als  mit  anid  eingeführten  sind  Exulantengeeohlechter. 
Gesteht  man  diese  Voranssetsungen  zu,  so  muss  man,  glaube  ich, 
andi  der  ErklArong  K  Meyers  (Entstehung  des  Judentums  S.  148—154) 
ziMliHaeB,  dass  die  mit  b*^^  eingeführten  Namen  alte  judäische,  die 
mit  anift  dagegen  eingef&hrten  neugebildete  Geschlechter  bezeichnen ; 
die  Ortsgemeinschaften  hätten  im  Exil  zusammengehalten,  und  als 
nach  der  Rflckkehr  auch  die  besitzlose  Menge  (dallat  häare^  Reg.  II 
24i4,  26i2,  Jer.  40;)  Ackerland  bekommen  habe,  hätten  sich  diese  Orts> 
gemeinschaften  zu  neuen  Geschlechtsverbänden  organisiert,  und  seien 
nach  den  Namen  ihrer  vorexilischen  Wohnorte  benannt  worden.  Es 
sind  also  nicht  solehe  Orte  gemeint,  deren  Einwohner  nach  dem  Exil 
sich  der  neukonstituierten  Gemeinde  in  Jerusalem  angeschlossen 
hätten  (so  Guthe,  Realencyklopädie  „Judäa"  S.  557 f):  Die  gdlA  hat 
Mich  ja  anfangs  sehr  ängstlich  von  der  Bevölkerung  des  Landes  iso* 
liert  —  Ebenso  wenig  kann  es  sich  handeln  um  den  Gegensata  Ton 
Stadtgeschlechtern  und  Landgeschlechtern  —  dazu  wäre  die  Ziffer 
der  StadtbeTölkemng  viel  zu  gross,  zumal  wenn  man  Ne.  11 1-9,  Za. 
2» ff.  ^ff.  ▼ergleicht  —  Die  Meyerscbe  Auffassung  findet  eine  Be- 
stltigiing  in  der  Tatsache,  dass  nach  dem  Exil  wirklich  eine  Menge 
von  Personennamen  vorkommen,  die  den  Namen  wohlbekannter  Ort- 
»chaflen  gleichlauten,  wie'AnAtöt  Ne.  lOiö,  Chron.  I  7g-, 'Alemet  Chron. 
I  7«  8at  942;  'Azmävet  Chron.  I  83s  042;  Mdst  Chron.  I  2«  83er.  9« 
(vgl.  Neubmer,  La  Geographie  du  Talmud  S.  152—153),  ET  AU 
Chron.  I  2»  (alt  Ortmaae  Mkk.  I  9e);  'Ananjä  Ne.  Sjs  («1«  Ortoname 
Ne.  11«;  ▼ieUeioht  das  bekamile  b«t-'anjä  =  Bethanien  »  £l-*Asärije) 
u.  a.     Jedenfalls  ist   damit   die  Tatsache    erwiesen,    dass   aus  Orta- 


')  dibte  »  ifisi  Jos.  U^:  j«^abfs'«l  =  qabf«'«l  Jos.  Ifi^:  m«kteA  -> 
Jos.  Ifi^  (OhroB.  I  2J.     Di«  ^  1  njisiiaiHinhiH  Südls  von  Ns.  11  da- 
»hsa  sasssist  aisbt  ia  Jos.  lOk,.^,;  Humii  Im^mi  vklteiolit  VsrULHaiss« 
aat  dsr  Zmt  dsr  OhroaisISD 


28 

▼erbändeo  neue  Oetchlechter  gebildet  worden  sind.  Vielfach  mögen 
diese  alten  Ortsverb&nde  in  ihr  früheres  Ueimatsdorf  surttckgekehrt 
•ein,  aber  notwendig  ist  das  uicht  und  Ne.  7e:  ti  Kirö  darf  man 
nicht  pressen.   Ein  Zeugnis  für  nachexilische  Wohnsitse  ist  Ne.  7  nicht 

Wirklich  Material  für  unsere  Frage,  wenn  auch  nur  wenig, 
liefert  Ne.  122»-29.  Ob  Nehemias  Memoiren  die  Quelle  für  den  Ab- 
schnitt Ne.  1227.^0  sind,  ist  schwer  zu  unterscheiden.  Jedenfalls 
sind  die  Verse  chronistisch  bearbeitet.  Denn  die  Anknüpfung  von 
V.  27  ist  nicht  aus  Nehemias  Feder  geflossen;  in  V.  27  fehlt  die 
1.  Person,  in  der  Nehemia  sonst  schreibt;  ferner  dass  die  Sänger  zu 
den  Leviten  gerechnet  werden,  die  Häufung  der  Musikinstrumente, 
Ausdrücke  wie  sädöt  und  ^*R3rim,  alles  das  weist  auf  chronistische 
fcland,  sodass  nur  die  Ortsnamen  übrig  bleiben  als  etwas,  das  mög- 
licherweise nicht  chronistischer  Herkunft  ist.  Von  den  Ortsnamen, 
die  als  Wohnsitze  der  Leviten  aufgezählt  sind,  nämlich  1)  der  RikkAr 
um  Jerusalem,  2)  die  Höfe  der  Netofatiter,  3)  bet-haggilgal,  4)  die 
Feldmarken  vou  Qeba  und'Azmävet,  sind  'Anät6t,  'Almun  (beide  in 
der  nächsten  Umgegend  von  Jerusalem)  und  Geba'  in  Jos.  2I27  als 
Levitenorte  genannt.  N'töfä*)  ist  Chron.  I  9i6  ein  levitischer  Ort. 
Nur  B^t-haggilgal  ist  hier  singulär.  Es  ist  keinesfalls  das  Djiidjilije 
bei  Seilun.  Möglich  ist  die  Identifizierung  mit  Tell-Djeldjul  bei  Je- 
richo, aber  sicher  ist  auch  das  nicht. 

Wir  würden  über  die  Ausdehnung  der  ersten  nachezilischen 
Besiedlung  wenig  Positives  sagen  können,  hätten  wir  nicht  den  Bericht 
über  den  nehemianischen  Mauerbau  Ne.  3  aus  Nehemias  eigener 
Feder.  Leider  ist  der  Bericht  fragmentarisch,  wie  Smend  erkannt 
hat^).  Indes  kann  der  Verlust  an  Namen,  die  für  unsem  Zweck 
iubetracht  kommen,  nicht  gross  sein').    Annähernd  lässt  sich  darnach 

»)  Sicher  nicht  =  Beit  Nettif.  Der  Ort  wird  E«r.  2„,  Ne.  7„,  Chron.  1  2,« 
neben  Betiebem  genannt.  Conder  (in  Conder  u.  Kitchener.  Old  and  New  Teatamsot 
Map  of  Palestine)  setzt  es  nach  Umm-Taba. 

')  Smend  (die  Listen  (fer  Bächer  Esra  und  Nehemia  1893)  macht  auf  da» 
dreimalige  middä  iSnlt  aufmerksam,  dem  vorher  kein  Correiat  entspricht  (V.  11. 
19.  20).  In  V.  11  konstatiert  er  eine  grösser«  Lflcke  (Tgl.  die  abnorme  Wort- 
steUong). 

')  Eine  Taxierung  des  Verlostes  wird  am  Platze  sein.  Vergleicht  man  die 
Dichtigkeit  der  Arbeiter  an  der  Ostr  und  der  Westseite  der  Stadt,  so  scheint  sich 
ein  Aosfidl  von  8—10  Namen  zu  ergeben.  Drei  von  diesen  Namen  sind  die, 
welche  V.  11.  19.  20  eine  »zweite  Strecke"  bauen.  Vergleicht  man  weiter  das 
Verii&ltnis  von  Personen  und  Ortsnamen  in  der  Liste,  so  können  von  Ortsnamen 
nnr  ganz  wenige  aosgefiülen  sein.  Zwei  von  diesen  follen  noch  wieder  auf  Mispa 
und  Keila.  sodass  höchstens  ein  oder  zwei  Ortmamen  fehlen  können. 


29 

6mb  O^aet  bestimmeo.  Aui  Mauerbau  tiod  beteiligt:  1)  die  beiden 
Komareliwi  ▼on  J«rasalein  V.  9.  12;  2)  einer  der  xwei  Komarchen 
▼on  B«taiir  V.  16;  3)  die  beiden  Komareben  von  Keila  V.  17.  18; 
4)  der  Komarcb  von  Mispa  V.  15.  19;  ö)  der  Komarch  von  Bet-kerem 
V.  14.  Letstere  Ortschaft,  die  nur  noch  Jerem.  6|  genannt  ist,  mag 
das  heutige  'Ain  Karim  sein.  —  Die  Beteiligung  der  Komarchen  ist 
xwar  eine  rein  persönliche  und  setzt  die  Beteiligung  ihres  1^^  nicht 
voraus  (vgl.  V.  12.  17).  Trotsdem  wird  anzunehmen  sein,  daas, 
wenn  der  Konuureh  sich  Mar  nenen  Gemeinde  hielt,  es  die  Bewohner- 
schaft des  Ortes  soni  grSasten  Teile  auch  that.  —  An  Ortschaften, 
deren  Bewohner  mitbauen,  sind  genannt:  1)  Die  MAnner  von  Jericho 
V.  2;  2)  Die  Bewohner  von  Zanoach  V.  13;  3)  Die  Thekoiter,  welche 
swei  Strecken  bauen,  während  ihre  Vornehmen  sich  ausschliessen 
V.  5.  27:  4)  nach  Ne.  St:  mMatjA  haggib'6ni  w*jÄdon  hamm^öndti 
aail  gib'6n  w*hammifpA  l*kisse  pahat  'Sber-hannähtlr.  An  letztere 
SteUe  knüpft  sich  bei  Mejer  (Entstehung  des  Judentums  S.  108)  eine 
längere  Auseinandersetzang  und  einige  wichtige  Folgerungen.  Meyer 
flberaetzt:  Melatja,  der  Gibeonite,  und  Jadon,  der  Merononite  (und) 
die  Männer  von  Gibeon  und  von  Mispa,  welche  zum  Stuhl  (d.  h.  zum 
Gebiete)  des  pehil  von  'Kber-hannähär  gehören.  Da  nun  Mispa  nach 
V.  15.  19  jüdisch  ist,  so  korrigiert  er  hammispä  in  m'ronot  und 
erklärt,  auch  jenseits  der  „Provinz  Juda**  hätten  sich  Leute  der  nen- 
k'  'ten  Gemeinde    angeschlossen,    nämlich   Leute    aus   Gibeon 

UL^  ...  not  Aber  diese  Erklärung  würde  voraussetzen,  dass  es 
jemals  eine  vom  übrigen  Sjnrien  abgetrennte  „Provinz  Juda**  gegeben 
hätte,  die  nicht  zum  Stuhle  des  pe^ä  von  'Eber-hannähär  gehört  hätte. 
Aber  das  ist  nie  der  Fall  gewesen  (s.  o.  S.  3  not  1).  Eine  bedeutend 
einfachere  Erklärung  scheint  mir  möglich  zu  sein,  die  keine  Kon- 
jekturen nOtig  macht:  wenn  man  nämlich  den  Zusatz  I*ki8s6  pa^at 
'^ber-hannähär  als  eine  nähere  Bestimmung  su  Mispa  fasst,  wodurch 
dieses  „Mispa  der  Residenz  des  syrischen  Verwalters'',  wo  ja  seit  der 
Zerstörung  Jerusalems  der  Sitz  des  Beamten  war  [z.  B.  des  Gedalja 
Jer.  40«,  Reg.  II  25tt),  von  den  vielen  gleichnamigen  Orten,  s.  B.  dem 
in  nächster  Nähe  gelegenen  axoir6(.  nördlich  von  Jerusalem  oder  dem 
Mispa  in  Gilead  unterschieden  wird.  Damit  wtirde  die  Grenzlinie, 
die  Meyer  auf  seinem  Kärtchen  zwischen  Mispa  und  Gibeon  sieht, 
binOÜlig  sein :  beide  Orte  haben  ebenso  wie  das  unbekannte  Meronot 
sum  jadischen  Gebiete  gehört  *),  ganz  Jod«  aber  gehOrtzu'^ber  hannihir. 

*)  Obrifsas  darf  atn  ajobl,  was  vfsOsioht  aaks  Ugs,  das  bawa«iteMI  ia 
baanaispill  koriigisft  wsrden.  Dsr  Nsim  Msroool  isl  dordl  Obron.  I  Vt^  \ 


30 

Der  KreiH  der  Ortochaften,  die  somit  (iurch  Nc.  3  alt  jttdisoh 
dem  Exil  zu  erweieen  sind^  umsohliesst  folgende  Namen:  Je- 
rusalem, Jericho,  Tekea,  Betsur,  Eeila,  Zanoach,  Bet-Kerem,  Bifiapa, 
-Oibeon. 

Es  ist  schon  darauf  hingewiesen  worden  (s.  o.  S.  22), 
4aaa  au  Nehemias  Zeit  der  Anschluss  der  Kalibbiter  an  die  jemaa- 
lemische  Qemeinde  bereits  erfolgt  zu  sein  scheint.  Die  neuen  Wohn- 
aitse,  die  ihnen  Chron.  1  2aob-Ä5  zugeschrieben  werden,  bezeichnen 
also  Gebiete,  die  nach  dem  Exil  zum  jüdischen  Lande  gehört  haben. 
Aber  die  Besiedlung  dieser  Dörfer  braucht  nicht  mit  einem  Male 
erfolgt  zu  sein.  Darauf  weist  wohl  die  dort  angegebene  Genealogie, 
in  welcher  die  drei  Söhne  Churs,  des  Erstgeborenen  von  Efrata,  als 
Abi-Kirjat-Jearim,  Abi-Bet-Lehem,  Abi-Bet-Gader  bezeichnet  sind. 
Diesen  werden  als  Nachkommen  eine  Menge  von  Namen  beigefügt. 
deren  Deutimg  uns  nicht  mehr  möglich  ist.  Jedenfalls  b<  ^  >  t 
der  Satz  V.  53*»:  m6'611e  jft8*'ü  hassor'ät!  wehä'esta'oli  ein  s«  .  n 

Stadium  der  Besiedlung  gegenüber  den  kunja-artigen  Beinamen  der 
drei  Söhne  Churs,  sodass  die  Orte  Sorea  und  Estaol  nicht  zur  frühsten 
Besiedlung  gehören.  Dagegen  wird  man  das  von  Kirjat-Jearim,  Bet- 
lehem  (und  Netofa),  sowie  von  Betgader  [unbekannt]  behaupten  dürfen. 


Die  Joden  nach  Nehemia. 

Über  die  Ausbreitung  des  Judentums  nach  Nehemia  liefern  die 
Genealogien  Chron.  I  1 — 9  einige  wenige,  aber  bedeutsame  Notizen. 
Von  folgenden  Orten  erfahren  wir,  dass  sie  jüdisch  sind: 

1)  Sorea  und  Estaol  (in  der  Kalibbiterliste  Chron.  I  250b-56  »• 
o.  S.  30  vgl.  Chron.  I  4,). 

2)  Chronik  I  81-32  (vgl.  darüber  Benzinger,  die  Bücher  der 
Chronik  S.  27)  lehrt,  dass  zur  Zeit  des  Chronisten  Geba,  Gibeon 
und  Ajjalon  jüdisch  waren.  Die  beiden  ersteren  waren  es  schon  zu 
Nehemias  Zeit,  aber  auch  das  letztere  muss  zur  Zeit  des  Chronisten 
bereits  geraume  Zeit  jüdisch  gewesen  sein,  da  es  bereits  wieder  der 
Ausgangspunkt  für  eine  neue  Besiedlung  geworden  ist:  Gat  (vgl. 
Chron.  1  7„  8,,)»). 

*)  Von  den  uns  unbekaanten  Orten  diases  Namens  können  in  Frage 
.kommen:  a)  Fi^  bei  Ensebiu«,  Onom.  sacr.;  6  Meilen  (röm.)  nördlich  von  Eleotbe- 


«1 

8)  Chimu  I  8|t  bwBgt  die  ErbMiung  von  Ono  aad  Lod  dureh 
BflBJMHUlaB.    AMk   dM   siad   neue  Punkt«    ftlr  da«  Jndirtwi  (s. 

o.  8.  m^ 

4)  Chron.  I  7,4  llMt  Ober-  und  Uaterbethoron  sowie  das  un- 
bekannie  Uaae»>8Mra  durcb  EfiraanifcMi  baiten.  Zu  Nehemias  Zeit 
war  Bethoron  noeh  der  Wohnort  aeinea  G^egners  Sanballat  —  £aUa 
fibfii^nt  deaaen  Heimat  nicht  in  dem  moabitischen  Horonaim  an 
tmbtn  iat,  worüber  ich  mir  noch  nicht  klar  bin. 

5)  Chron.  I  SuL  nuMht  den  aonat  als  Manaaeiten  bekaonten 
Jaar  (Num.  324«  Dt  S«,)  anm  JodAer:  Die  chawwot  Jair  liegen  in 
Oilead.  Ihre  Zahl,  aonat  immer  30  (z.  B.  Ri.  IO4),  ist  hier  nur  28, 
mtm  wohl  einen  hiatoriachen  Hintergrund  hat.  Benzinger  (Chronik 
S.  9)  bezieht  die  Angabe  wohl  mit  Recht  auf  die  Elxistenz  jüdischer 
Kolonien  in  Gilead.     Vermutungsweise  mag  noch 

6)  Chron.  II  13,,  genannt  werden.  Die  Notiz  von  der  Er- 
oberung der  drei  Orte  Betel,  Jeaohana  und  Epbron,  durch  Abia  — 
aoa  Reg.  I  15»  tr.  sieht  man,  daaa  aie  unhistorisch  ist  --  verbirgt 
vielleicht  auch  spätere  Fakta. 

Schon  dieae  apäclichen  Notizen  weisen  darauf  hin,  dasa  natdi 
Nehamia  eine  nicht  unbedeutende  Propaganda  begonnen  haben  muaa. 
Und  sie  ist  noch  bed^U^der,  als  man  gemeinhin  annimmt.  Die 
foJganden  Ausführungen  werden  das  begründen. 

Daaa  in  der  Chronik  Spuren  von  der  Kyiatana  galiläiacher 
Jadaii  aich  finden,  hat .  zuerst  Stade  (Oeschiclile  dea  Volkea  Iara«l 
U  198)  dargethan.     An  aeine  Beobachtung  knüpft  das  Folgende  an: 

1)  In  Chron.  I  9|  beateht  die  Einwohnerschaft  Jeruaalems  aoa 
«Judiem,  Benjaminiten,  Efraimiten  und  Manassiten",  während  die 
verwandte  Liate  Ne.  ll^f.  nur  „Judäer  und  Benjaminiten'*  nennt. 
Damit  iai  Chron.  U  1&»  zu  vergleichen,  wo  Aaa  zum  Feate  nach 
enÜAdt    »ganz  Jnda   und  Benjamin   und   die  Gkrim    mit 


ropolis,  nach  Diospoits  zo.  Eia  Gitta  Hegt  Jos.  snt.  VI  IS2— 4  unweit  von  Adnllun. 
Jos.  bsU.  I  17,  kaoBt  ein  idnmlisnhos  Gitta:  an  disssr  Stalls  ist  es  allerdingt  rer' 
weekssH  aüt  4«b  suMritaaisebsa  Gitla.    b)  T\bHvi  bei  BiMab.,  Onom.  (s.  r.  riM«) 

wAm  |tft<sti) ii«««|^  km&ttm  M  'A  iw^pftu  ctc  'l^iimut«.    Daaselba  ist  «ekl 

Joa  Mrt.  IX  1^  giaisiirt,  wo  Aobas  (aaek  B«f .  D  18^  das  PbiUsUr  basisgt  mai 
ia  Basita  mmaA  twisst  M  r<%(  11^  ItcT^  «tt«c  tOv  m^iW»;  dson  dicass  mass 
nflcdüfibsr  sIs  Bkroo  lisgwi:  aoeh  Jos.  aat  V  1,,  kann  ritt«  nur  oArdliok  tob 
'ACmi««  gSRicht  wsrdan.  Dm  dto  Gat  war  «iast  Kflaigsstadt  dar  PhUistar  (Saa. 
1  tr^K  giag  aber  am  frokslaa  aalsr,  wsil  ssiaa  Laf«  die  eapoaiartssta  war  (fear 
Jona  U^  8mb.  I  8,,  gaaaMik  wikraad  ss  Aa».  U-t  Zspk.  8|-«  Jar.  Wt^  iMk. 
%-ff  fsUt).    —    Dis«  Gat  wird  dM  von  AJJakm  tm  bsiiadslls  ssia. 


ihnen  von  Efraim  und  Mmmmc  und  von  Simeon ;  denn  de  waren  ihm 
sugefallen  von  Ismel  in  Menge,  alt  sie  tahen,  dast  Jahwe  sein  Gott 
mit  ihm  war.**  Fflr  Anas  Zeit  natürlich  hat  die  Notiz  keinen  Wert 
Wenn  sie  einen  Wert  hat,  dann  nur  für  die  Zeit  des  SchriftHtellera, 
und  swar  betagt  sie  dann  gewiss  nicht,  dass  Leute  aus  jenen  Ge- 
bieten nach  Juda  übergesiedelt  wären,  sondern  nur,  dass  das  Juden- 
tum in   jenen  Gebieten  Anhänger    hatte    (vgl.  dazu  Chron.  II  30,^.). 

2)  Zum  Reiche  Hiskias  ist  II  31,  nicht  nur  Juda  und  Benjamin, 
sondern  auch  Efraim  und  Manasse  gezählt.  Das  widerspricht  den 
Verhältnissen  vor  dem  £xil.  Es  kann  nur  bedeuten,  daas  zur  Zeit 
des  Schriftstellers  die  Gebiete  dieser  Stämme  zum  Judentum  zu 
rechnen  waren:  dann  mussten  sie  nach  seinem  Urteil  auch  vor  dem 
Exil  zum  orthodoxen  Königtum  gehört  haben  (vgl.  II  30,). 

3)  Chron.  II  30|of.  ist  die  von  Stade  herangezogene  Stelle:  „Und 
die  Läufer  zogen  von  Stadt  zu  Stadt  durch  das  Land  Efraim  und  Manasse 
bis  hin  nach  Zebulun,  und  man  lachte  über  sie  und  verspottete  sie;  nur 
[einige]  Männer  von  Ascher  und  Manasse  und  von  Zebulun  demütigten  sich 
und  kamen  nach  Jerusalem."  Stade  betrachtet  hier  die  Leutt^  aus 
Asser,  Manasse  und  Zebulun  als  die  galiläischen  Juden.  Aber  es 
muss  auffallen,  dass  gerade  das  Gebiet  des  zuerst  genannten  Asser 
(nach  Jos.  lO^«— 31)  jenseits  der  Grenzen  liegt,  die  später  von  Juden 
besiedelt  worden  sind:  auch  als  Galiläa  zum  grossen  Teil  judai'siert 
worden  war,  wovon  natürlich  vor  den  Makkabäem  nicht  die  Rede 
sein  kann,  reichte  das  jüdische  Gebiet  gerade  bis  an  die  Grenze  von 
Asser:  Asser  selbst  war  völlig  heidnisch.  Deshalb  korrigiere  ich, 
was  auch  sonst  nahe  liegt,  um  dem  „bis  hin  nach*^  einen  Sinn  zu 
geben  das  mS'assdr  [dm*  .  .  .  .]  in  mS'efrajim.  So  wird  auch  die 
sonderbare  Reihenfolge:  Asser,  Manasse,  Zebulun  beseitigt.  —  Das 
Reich  Josias  soll  also  auch  die  drei  Stämme  Efraim,  Manasse  und 
Zebulun  umspannt  haben.  Dass  freilich  diese  Stämme  der  josianischen 
Reform  durchaus  zugestimmt  hätten,  soviel  konnte  der  Chronist  nicht 
gut  behaupten;  die  Tradition  widersprach  hier  zu  offenkundig.  Er 
schreibt  deshalb:  „sie  spotteten  und  verlachten  die  Boten **,  und  fügt 
dann  einlenkend  hinzu:  „nur  einige  von  diesen  Stämmen  demü- 
tigten sich  und  kamen  nach  Jerusalem."  Das  Interesse,  welches 
der  Vf.  hier  gegen  die  Tradition  an  diesen  Stämmen  nimmt,  zeigt, 
dass  zu  seiner  Zeit  die  Haltung  der  Bewohner  dieser  Gebiete 
anders  war. 

4)  Endlich  ist  die  Beobachtung  von  Interesse,  dass  unter  den 
ersten  „Helfern"  Davids  nicht  nur  Judäer  und  Benjaminiter  genannt 


88 

lind;  «uch  Leute  aus  Gad  und  MaoaMe  werden  dieser  Ehre  ge- 
w«rdi^  (Chron.  I  12e-i5.  i»-»).  FOr  Oad  mag  sich  der  Verfasser 
an  Sam.  I  22,  sniehnen  (so  Bensinger,  Chronik  S.  47),  aber  ob  fiBr 
Manasae  der  Anhaltspunkt  in  Sam.  I  29  gefunden  werden  darf,  iat 
mir  sweifelhaft.  Hier  scheint  doch  wieder  die  stereotype  Vorliebe 
des  Verfassers  für  Maaasiie  im  Spiele  zu  sein. 

Um  nun  den  Schloss  aus  diesen  mannigfachen  Beobachtungen 
BU  sieben:  w&hrend  f&r  den  Deuteronomisten  nur  Juda  und  Benjamin 
die  swei  treuen  Stimme  sind  —  auch  darin  geht  er  bekanntlich  über  das 
geachiohtlioh  Richtige  schon  hinaus  -,  *so  umfasst  das  Interesse  de« 
Chronisten  einen  grSaseren  Kreis  von  Stämmen :  vor  allem  bevorzugt  er 
Efraim  und  Manasse,  dazu  kommt  Zcbulun  und  eventuell  Gad*). 
Die  andern  Stämme  dagegen  ignoriert  er  total:  denn  von  Aufzählungen 
aller  12  Stämme  Israels  wie  Chron.  I  12  2»  ff.  ist  natürlich  abzusehen. 
Er  ignoriert  Kuben  —  denn  dort  wohnten  zu  seiner  Zeit  Araber; 
Dan  —  auch  da  sassen  lauter  NichtJuden;  Issachar  —  denn  dessen 
Land  war  das  Stadtgebiet  der  Skythopoliten;  Nanali  —  denn  am 
Ufer  des  Sees  Genesarat  war  die  Bevölkerung  heidnisch,  wie  die 
Existenz  des  hellenistischen  Philoteria  später  beweist.  Endlich  muss 
nach  dem  Obigen  such  Asser  hier  genannt  werden,  denn  sein  Gebiet 
ist  die  phönikische  Küste  von  Dora  bis  Sidon  (Jos.  1924  f.) 

Es  giebt  nur  eine  Erklärung  für  diese  Beobachtungen:  es  liegt 
hier  ein  indirekte»  Zeugnis  vor  für  die  Ausbreitung  des  Judentums  sur 
Zeit  des  Verfassers  oder  vielmehr  seiner  Quelle;  denn  der  Chronist 
ist  kein  selbständiger  Schriftsteller.  Diese  Quelle  kannte  eine  Aus- 
breitung des  Judentums  über  die  Gebiete  von  Efraim,  Manasse  und 
eines  Teiles  von  Zebniun,  eventuell  auch  von  Gad.  Das  braucht' 
keine  völlige  Judaisierung  dieser  Gebiete  zu  sein;  die  Annahme  einer 
grosseren  Anhängerschaft  des  Kultus  von  Jerusalem  in  jenen  Gegen- 
den genügt  zur  Erklärung  der  chronistischen  Angaben.  Um  an  Stelle 
der  Stammamainen  geographische  Bezeichnungen  zu  setzen,  so  geht 
aus  den  Aadeiitiingen  der  Chronik  eine  Ausbreitung  des  Judentums 
üb«?r  Samaria  und  einen  Teil  der  grossen  Ebene  hervor:  einge- 
schlossen ist  eventuell  ein  Stück  ostjordanischen  Landes  in  Gilead, 
ausgeschlossen  dagegen  das  Stadtgebiet  von  Skjthopolis. 

Mao  kAnnte  noch    zögtrUf   diesen  AosfUhrnngen    volle  Beweis* 

')  DsM   soeh  SioMOB  siaoMÜ  (Ckroo.  II  1\)   gsoaaot    Ut,   kommt  nicht  hi 

Bstrmcht,  da  Min«  Lokalisteraag   bsi  d«i  Jodsn  «elbtt  aehwmnkt.    Bald  wohat  «r 

fera  im  Sfldra  b«i  Kadseeb-Barasa,  bald  da  Enkkr«  im  JadÜsohsa  (Jos.  19i-»), 

aad  Mrh  der  7>iiBsili«itlniiitt  aflssto  atta  ika  gar  is»  Nordrsisks 

B«t»«k«r.  pyiKte*.  8 


84 

kraft  xusagesteben,  wenn  nicht  andere  Quellen  xu  den  gleichen  E!r- 
gebuMen  fQhren  würden.  Wir  besitzen  noch  zwei  Schritten,  die 
das  obige  bestätigen,  und  das  will  um  so  mehr  besagen,  als  im  all- 
gemeinen wenig  Bfaterial  für  diese  Periode  aar  Verfügung  steht 

Zuerst  nenne  ich  Deuterosacharia.  Schon  immer  hat  man  ge- 
stützt  über  das  eigentümliche  Verhältnis  Judas  und  Efrairas  in 
dieser  Schrift.  Die  einstigen  Verteidiger  der  vorexilischen  Abfassung 
oder  wenigstens  eines  vorexilischen  Kernes  aus  dem  9.  oder  8.  Jahr- 
hundert brachten  stets  als  hauptsächliches  und  wichtigstes  Argument 
Tor,  dass  hier  Efraim  noch  existiere.  11 «  redet  von  dem  brüderlichen 
Bündnis  beider,  und  beide  werden  völlig  parallel  behandelt  (9?.  lo.  i». 
l(Xi_7).  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  die  nachexilische  Herkunft  Deutero- 
sacharias  zu  beweisen;  an  vorexiiische  Abfassung  kann  gar  nicht 
gedacht  werden  (vgl.  z.  B.  Wellhausen,  Skizzen  und  Vorarbeiten  V 
182),  sondern  etwa  um  300  ist  die  Schrift  anzusetzen.  Von  dieser 
Ansetzung  aus  aber  erhebt  sich  eben  das  Problem,  welches  bei  vor- 
exilischer  Abfassung  leicht  gelöst  schien.  Wellhausen  erklärt  (a.  a.  O.): 
der  Ausdruck  „Juda  und  Efraim"  sei  nicht  anders  zu  verstehen 
als  Za.  9,:  „alle  Stämme  Israels'';  denn  als  deren  Nachfolger  und 
Erben  hätten  sicli  die  späteren  Juden  betrachtet.  Aber  diese  Er- 
klärung genügt  kaum.  Der  Ausdruck  „Juda  und  Efraim"  ist  keine 
blosse  Formel  für  den  Verfasser,  um  die  Totalität  Israels  zu  be- 
zeichnen. Im  Qegeuteil:  ihn  interessiert  gerade  das  Verhältnis  dieser 
zwei  Faktoren  zu  einander.  Von  ihrem  Zusammengehen  und  ihrem 
Gegensatz  handelt  seine  Schrift  (vgl.  bes.  c.  11). 

Nun  wissen  wir  nicht,  welches  die  tatsächlichen  Verhältnisse 
waren,  die  den  Anlass  zu  Za.  9 — 14  gegeben  haben.  Wir  sind  auf 
die  Andeutungen  des  Verfassers  allein  angewiesen.  Er,  der  Prophet, 
erhält  II4 tt.  den  göttlichen  Auftrag,  daas  er  „die  zur  Schlachtung 
bestimmten  Schafe,  die  von  ihren  Käufern  gequält  werden,  weiden 
möge".  Die  bildliche  Redeweise  hüllt  die  Sache  in  ein  vielleicht 
beabsichtigtes  Halbdunkel.  Der  Prophet  nimmt  zwei  Hirtenstäbe,  den 
einen  nennt  er  Freundlichkeit  (mV am),  den  andern  Verbindung  (^6b"lim); 
der  eine  soll  Jahwes  freundliche  b*rit,  die  er  mit  allen  Völkern  ab- 
geschlossen habe,  darstellen  (v.  10),  der  andere  die  brüderliche  Ver- 
>^indung  der  beiden  entzweiten  Reiche  Israels  (v.  14).  Aber  beide 
Stäbe  zerbricht  der  Profet,  beide  Bündnisse  also  werden  gelöst  Es 
leuchtet  ein,  dass  es  sich  hier  um  ganz  aktuelle  Dinge  handelt.  Der 
Verfasser  selber  will,  wenn  auch  nur  als  Litterat,  in  die  Qeschichte 
eingreifen.     Es  hat  also  thatsächlich  zu  seiner  Zeit    ein  Bruderbund- 


R6 

nis  «wischen  Jnda  and  Efraim  betteodeD,  aber  es  wird  wieder  gelfiat 
Um  die  Allegorie  in  nüchterne  Worte  bu  übersetxen:  et  muM 
sich  dArum  handeln,  dass  eine  Zeit  lang  die  Bewohner  des  efraimiti- 
sehen  Oebietes  wirklich  zum  jerusalemischen  Tempel  gehalten  haben. 
Der  Verfasser  lebt  wie  ein  Romantiker  in  der  alten  Zeit  und  malt 
die  Oegenwart  mit  ihren  Farben:  er  stellt  die  Ereignisse  der  Gegen- 
wart dar,  als  die  Vereinigung  der  zwei  Reiche,  die  seit  Jerobeam  I. 
getrennt  waren.  Der  alte  Zwist  ist  versöhnt.  So  wenigstens  hat  der 
Profet  eine  Zeit  lang  geglaubt,  und  er  sieht  schon  in  seiner  Fantasie 
die  goldene  S^eit  hereinbrechen;  aber  die  Hofinung  war  Illusion.  Das 
Band  der  Brflderschaft  war  unhaltbar,  und  der  Profet  selber  muss 
es  wieder  serreisen.  Es  handelt  sich  um  das  samaritanische  Schisma. 
Darfiber  unten.  0 

Das  andere  Zeugnis  für  unsere  obige  Behauptung  liefert  das 
Judithbuch.  Dass  dieser  Roman  erst  nach  der  Makkabäererhebung 
abgefasst  ist,  steht  fest  Aber  ebenso  unleugbar  ist,  dass  ihm  ge- 
schichtliehe Ereignisse  sugrunde  liegen,  welche  in  der  Zeit  des 
Artaxerxes  III.  Ochus  spielen.  Denn  dessen  grosser  Heereszug 
gegen  das  aufständische  Phönike  und  seine  Bundesgenossen  ist  die 
get*'  ■  •"     ndlage   des  Romane.     Holofenies  und  Bagoas  sind 

bist    .  !         :..u.     Bei  anderen  Namen  lässt  sich  das  nicht  kon- 

trolieren.  Judith  ist  natürlich  nur  das  personifizierte  Judentum.  — 
Ein  Punkt  verdient  in  dieser  merkwürdigen  Schrift  unsere  besondere 
Aufmerksamkeit,  das  sind  die  höchst  eigenartigen  geographischen 
Angaben-/.  Als  4«  die  Juden  unter  ihrem  Hohenpriester  das  Land 
befMÜgen,  da  heiast  es:  wA  dbcl^rtiXoev  <{;  )c5v  6ptov  Ztx^txpdtxj^)  xod 
di  KaüA  xod  Beti&«*p4v  xod  *Aßc>{&aclv  xa\  Mcpixo^  xa\  sl;  Xm^  xai 
Al«i*pd  Md  tAv  a6>Ava  2^9j|i  xal  xpoxortXdißovTO  xaaoLi  rä^  xopufd(  tAv 
ipiMv  tAv  Ofvplfifv  xfld  hujiattno  Tdc;  Iv  cdtxcXi  xmiao^.  Die  Ausserstea 
befeatiglen  Punkte  der  Juden  sind  die  beiden  Forts  Bethylua  und 
Baithomastbaiai.  Nicht  mehr  jüdisch  ist  die  Ebene  Jesreel  mit  den 
Orten  Dotan,  Skytkopolis,  Kyamun,  Qaibai.«)    Eine  Menge  von  diesen 

/  Aneh  Jas.  II,,  bshaadsH  das  Vsrblltni«  Jadss  and  Efraims.  Diss  Stflok 
isl  rsebt  tpU.  wis  die  titrtisi  foa  Judsa  in  Bjfim,  Agyptsn  ood  auf  dsa  Mittel- 
wiwlaaila  lehrt.  Dar  VarAMssr  Isbl  sehoa  naek  dsaa  Aosbnioh  das  Sohis* 
■MB,  aber  ar  hofft  noeb  auf  VaraAluraaf . 

')  F«r  dsa  tastkritiseb«  Msisrial  vgl  A.  SsImIb,  fnMUsIsi  ühw  dsa  Book 
Jndith  ale.    t.  Aal.  IMS. 

*i  Nor  Toa  dar  Lsadaeball,  siebt  tob  dar  Stadt  ist  dia  Rada. 

*)  KcOa  !•:  «a)U  106;  MtJi«  81a;  mm«  IL  44.  KW;  mmi  71;  wmtK  ▼!•  87*". 
MHM<  UL  S48.  948.  «49.    hmimk  ist  riehar  akkt  araprB^^  (fflfwi  Vritsaeks 

8» 


86 

OrtaDMiieD  itt  nicht  mit  Sicherheit  zu  identifiBieren;  aber  so  wkH 
fiber  allem  Zweifel,  da««  die  jttdiache  Qrense  hier  btt  aar  groaaen 
£bene  hinaufreicht,  bis  an  das  skythopolitiache  Stadtgebiet.  Gana 
Samaria  mit  Ausnahme  der  Stadt  gehört  zu  JudiUt,  welches  durch  swei 
Festungen  am  Kande  der  Ebene  Jesreel  verteidigt  wird. 

Diese  eigentttmliche  geographische  Konstellation  will  erklärt  sein; 
denn  so  etwas  erfindet  man  nicht')  Man  könnte  raten  auf  jene  Jahre 
in  der  Regierung  Hyrkans  L,  die  zwischen  der  Besiegung  der 
Kuthiler  (nach  128)  und  der  Eroberung  von  Samaria,  Skythopolis 
und  der  grossen  Ebene  (wohl  erst  nach  111  s.  u.  S.  88f.)  liegen. 
Aber  dagegen  ist  allerlei  einzuwenden:  1)  Wenn  die  geographischen 
Angaben  des  Judithbuches  die  geschichtliche  Lage  unter  Uyrkan  1. 
wiedergäben,  so  wäre  nicht  nur  das  Kuthäerland  zu  Judäa  gerech- 
net|  sondern  auch  das  im  Ostjordanlande  und  in  Idumäa  durch 
Hyrkan  eroberte  Gebiet.  2)  Die  Idumäer  sind  im  Judithbuche 
noch  nicht  judaisiert  3)  Unter  den  Küstenstädten  vermisst  man 
Joppe,  welches  gerade  unter  liyrkan  I.  für  die  Juden  eine  Haupt- 
rolle spielte.  4)  Wenn  Oxiva  l^  -  "Axr^  ist,  so  weist  auch  das  aut 
frühere  Zeit:  denn  unter  Hyrkan  war  der  Name  Ptolemais  üblich. 
Mau  könnte  vielleicht  noch  andere  Gründe  vorbringen.  Alles  zeigt, 
dass  die  Zeit  Hyrkans  I.  nicht  die  eigentümlichen  Grenzangaben  erklären 
kann.  Die  einzige  Zeit,  die  in  Frage  kommen  kann,  ist  die  Perser- 
zeit, und  wir  würden  dann  auch  in  den  geographischen  Angaben 
Reminiszenzen  aus  derselben  Zeit  haben,  in  der  die  historische  Grund- 
lage des  Romans  spielt. 

Aus  drei  Quellen,  aus  der  Chronik,  Dcuterosacharia  und  Judith, 

und  Löhr  in  Kautzsch.  Apokryphen  und  Pseudepigraphen).  —  A^ixaciv  19.  108; 
ßoüitxatv  II;  ßOiiwv  44.  71.  74.  76.  106.  236;  abelme^ola  Syr;  nach  7„  8,.  15^  nicht 
weit  von  Dotan.  —  Xwßa  anbekannt.  —  Alattpa;  aloopa  und  laopa  71.  ioaapia», 
alaopwv,  ßcTOui)X  58;  dpaoouoia  Sin;  belon  VL;  belar  Corb.;  bethora  Germ;  betboron 
Syr;  Scholz  (Ö.  52)  vermutet  gläckiich  Betaur.  —  2)oüi^|i  am  Jordan  (Ev.  Joh.  3„), 
OetUch  von  Sichern  (Jubil.  3(),). 

Die  beiden  Festungen  liegen  sfidUch  von  der  grossen  Ebene:  Baithoma- 
athaim  xaxdt  xpoo«»icov  toZ  ittÜo»  toQ  idLijoiov  Au^ix  (4,),  Bethylaa  wohl  östlich  davon, 
manassitisch  (8,).  Beide«  sind  Bergfestangen:  8t  ot^TSv  f,v  ^  ctvoSo«  et«  ript  '\w- 
Soucv  nax  ^v  cuxtpO«  SiotxwXQaou  aOroi»«  TCpooßoivovtot«  otcv^;  x^c  npoaßdoctK  o&9i)c  Ix' 
^EvSpo«  Tou;  r,dN-!az  8uo.  —  Baithomasthaim  ist  vielleicht  Bai&omui  los.  ant.  XIII  14,. 
Anders  Furrer  (bei  SchOrer,  Gesch.  des  jfld.  Volkes  I  8.  282)  =  Betbuni  bei  Nabi 
SamwiL 

')  Wie  Grenzen  jüdischer  Fantasie  aussehen,  lehrt  Aristeas  116.  der  das 
Judische  Gebiet  auf  6ü  Millionen  Aruren  sch&tzt,  d.  h.  ein  Quadrat  mit  Seiten 
von  ca.  400  km  Linge. 


87 

dürfen  wir  «Ito  den  SchhiM  sieben,  dass  das  Judentum  nach  Nehemia 
•ich  den  gr<^ten  Teil  von  Samaria  erobert  hat.  Diese  Propaganda 
wfirde  nun  nicht  möglich  gewesen  sein,  wenn  das  Judentum  die 
exklusive  Haltung  Nehemia»  bewahrt  bitte.  Aber  eben  das  ist  auch 
gar  nicht  der  Fall.  Nach  Nehemia  hat  das  Judentum  den  rigorosen 
Standpunkt  bald  verlassen  und  eine  Weitherzigkeit  greift  Platz,  wie 
sie  in  den  Schriften  Rut  und  Jona  vertreten  wird.  Im  Buche  Rut 
wird  eine  Moabiterin  zur  Stammmutter  Davids  gemacht,  und  das 
Book  Jona  ist  von  Anfang  bis  zu  Ende  ein  Protest  gegen  die  eng- 
hersige  Stellung  der  früheren  Zeit.  Zur  selben  Zeit  hört  man  auch 
zuerst  von  Proselyten  in  der  jüdischen  Litteratur.  und  so  ei^iebt  sich, 
daas  beides  neben  einander  herg^angen  ist:  ein  Umschwung  der 
Ideen  und  eine  starke  jüdische  Propaganda  0- 

Mit  diesem  Resultate  könnte  man  sich  begnügen,  wenn  nicht 
schon  lange  ein  Einwand  sich  aufdrängte:  wie  verhält  es  sich  dann 
mit  der  Exi^tonz  der  samaritanischen  Gemeinde,  die  doch  seit  Nehemia 
bestehen  soll?  Davon  im  folgenden. 


3. 

Dm  samaritanlsehe  Schisma. 

Über  die  Entstehnng  des  samaritanischen  Schismas  giebt  es 
nur  einen  Bericht,  den  bei  Jos.  ant.  XI  7^  82.  4,    und  der  ist  falsch. 

Maaaaae,  ein  Bruder  des  Hohenpriesters  Jaddua,  hat  Nikaso, 
die  Toditer  des  von  Danas  III.  in  Samaria  eingesetzten  Satrapen, 
des  Kathäers  Sanballat,  geheiratet  Aber  die  jüdische  Gemeinde 
nimmt  Anstoss  sn  der  Heirat  mit  der  Ausländerin,  man  stellt  dem 
Manaaae  die  Wahl,  entweder  sich  zu  scheiden,  oder  auf  das  Uohen- 
prieetorreebt  zu  versichten.  Manaase  ist  zur  Scheidung  geneigt,  aber 
der  Schwiegervater  bringt  ihn  davon  ab,  und  verspricht  ihm  das 
HobcprimleiiiiM  «ad  die  Präfektenwfirde  in  Samaria,  dazu  auch  den 
Hau  eine«  Benes  Tempels  auf  dem  Berge  Garisim.  Die  F>laubnis 
dazu  erhih  SanbaUat,  da  Darius  III.  unterdessen  bei  Issos  sein  Könige 
tum  verloren  bat,  dw«k  Alexander  den  Oroeaen,  and  der  Tempelbau 

»  >gi  o«  niioici,  IM«  .'•lettoag  ösr  lsrsetit«a  aad  der  Jadso  in  dso  Frtnidss 
18M.  8  178:  .lo  dsr  Zsit  iwiMhsn  Prisslerkodss  oad  d«m  ChraaistM  hü  tkh 
Am  Hchritt  voüsofsa  - 


88 

Ober  die  Abhängigkeit  dieses  Berichtes  von  Ne.  IStt-s  betteht 
kern  Zweifel.  Nun  ist  die  gewöhnliche  Meinung  (z.  B.  von  Stade  in 
Gesch.  d.  Volkes  Isr.  II  188  ff.),  dass  der  Irrtum  des  Ersählers  von 
Jos.  XI  72  8i  4  darin  allein  bestehe,  dass  er  die  in  der  Zeit  Nehe- 
mias  spielende  Qeachichtc  Ne.  13»^»  in  die  Zeit  Alexanders  gesetst 
habe;  darin  aber,  meint  man,  habe  er  recht,  dass  es  sich  in  Ne. 
13aK-89  wirklich  um  die  Entstehung  des  samaritanischen  Schismas 
handele.     Gerade  das  aber  bezweifle  ich. 

Ne.  13tt_2B  lautet:  „Und  einer  von  den  Söhnen  des  Hohen- 
priesters JöjAdÄ'  ben  Eljäsib  war  Schwiegersohn  des  Choronittirs 
SanballAt,  und  ich  vertrieb  ihn.  Gedenke  ihnen,  mein  Gott,  die  Be- 
fleckung des  Priestertums  und  der  heiligen  Verpflichtung,  welch» 
dem  Priestertum  und  den  Leviten  auferlegt  ist!** 

Das  Verbot  des  Konnubiums  mit  den  Landesbewohnem  gehörte 
zu  den  Statuten  der  ersten  Gemeinde  (Ne.  lO^i).  Der  „heilige  Same** 
—  als  solcher  fühlten  sich  die  Juden  —  darf  nicht  vermischt  werden 
mit  dem  der  Bewohner  des  Landes  (Esr.  92).  „Nie  sollt  ihr  ihnen  Glück 
und  Gutes  wünschen,"  dies  Gebot  ist  Esr.  ^u  die  Bedingung  des 
eigenen  Wohlergehens;  das  ist  das  Motiv  der  Strenge  Esras  (Esr.  10;. 
Ebenso  handelt  Nehemia  (Ne.  13/4_27)  gegen  Juden,  die  Weiber  aus 
Asdod,  Ammon  und  Moab  genommen  haben,  ebenso  auch  (Ne.  13;^  t.) 
gegen  ein  Glied  der  Hohenpriesterfamilie.  Wie  die  Vermischung 
der  einzelnen  Juden  mit  Ausländerinnen  eine  Befleckung  und  Ver- 
unreinigung der  ganzen  Gemeinde  ist,  so  ist  die  Heirat  eines  Gliedes 
der  Hohenpriesterfamilie  eine  Verunreinigung  des  Priestertums.  Stade 
bestreitet  das  (a.  a.  O.  II  190).  Er  meint,  bei  der  Mischehe  eines 
einzelnen  Gliedes  der  hohenpriesterlichen  Familie  könne  von  einer 
„Befleckung  des  Priestertums"  noch  nicht  die  Rede  sein;  wohl  dagegen 
könne  sich  Nehemia  so  ausdrücken,  „wenn  Priester  und  Leviten 
einen  schismatischen  Kult  errichteten,  und  ihr  jerusaleraer  Priestertum 
im  Stiche  Hessen."  Aber  man  kann  mit  ebenso  viel  Grund  das 
Gegenteil  sagen:  eine  „Befleckung  des  Priestertums"  fand  gar  nicht 
statt,  wenn  Priester  ihr  Priestertum  aufgaben;  das  geschah  nur,  wenn 
Priester,  die  in  Mischehe  lebten,  ihr  Amt  weiterführten.  Und  vor 
allem:  die  Hauptsache,  die  Stiftung  des  schismatischen  Kultus,  sollte 
Nehemia  überhaupt  nicht  erwähnt  haben?  Stade  sucht  dafür  eine 
Erklärung:  es  habe  sich  um  einen  heiklen  Skandal  in  der  Hohen- 
priesterfamilie gehandelt,  den  er  nur  dunkel  habe  andeuten  können. 
Jedoch  von  solch  zarter  Rücksichtnahme  bemerkt  man  bei  Nehemia 
sonst  nicht  viel,   der   in   allen  Äusserungen  seines  Eifers  masslos  ist 


und  »ein  Buch  mit  einem  Fluch  auf  »eine  Feinde  und   einer  Selbst- 
tQgnung  •chliesst 

Ich  kann  dem  Schlüsse  nicht  zustimmen,  das«  die  Exeg^^e 
Ton  Ne.  13a»_f»  auf  einen  Vorgang  wie  die  Bildung  des  samaritaDMob«n 
Schismaa  f&hren  müsse.  Jos.  ant  XI  72  82  4  erklärt  sich  vielmehr 
am  einfachsten  als  eine  falsche  £xegese  der  Nehemiastelle.  Dieaar 
Irrtum  ist  so  verständlich  wie  der  der  modernen  Ausleger.  Nach 
H^.  II  17m  betrachtete  der  Jude  die  Samaritaner  als  Kuthäer,  um 
so  ihre  Zugehörigkeit  zu  Israel  von  vornherein  su  bestreiten.  In 
der  späteren  jüdischen  Litteratur  ist  Kutim  der  Name  der  Samaritaner. 
Die  Gegner  Nehemias  in  Samaria  waren  Fremde  (vgl.  Esr.  4«),  also 
Kuthäer,  also  Samaritaner:  so  schloss  man,  und  dann  war  die 
Exkommunizierung  des  Kuthäerfreundes  in  Ne.  13i8_29  offenbar  die 
Entstehung  des  Schismas.  Wenn  diese  bei  Josephus  in  der  Zeit 
Alexanders  spielt,  so  liegt  das  nur  daran,  dass  die  jüdischen 
SchnftMteller  keine  richtige  Vorstellung  von  dem  Zeitabstand  zwischen 
Nehemia  und  Alexander  hatten,  woran  besonders  die  Verwechslung 
der  verschiedenen  gleichnamigen  Perserkönige  Schuld  war.  Was 
Josephus  also  als  Entstehungsgeschichte  der  samaritanischen  Gemeinde 
auftischt^  verdankt  seine  Existenz  nur  einer  falschen  Exegese.  Dm 
ist  der  Wert  cUeaes  Berichtes.  Die  Nehemiastelle  aber  hat  gar  keinen 
Bezug  zum  Sclüama  von  Sichem. 

Wann  entstand  dies  Schisma?  Die  Frage  kann  jetzt  unab- 
kängig  von  Ne.  ISag.^  gestellt  und  beantwortet  werden.  Die  Antwort 
aber  hängt  davon  ab,  wie  man  sich  zur  neusten  Kontroverse  über 
den  Tritojeaaja  stellt.  Duhm  hat  zuerst  behauptet  (im  Jesajakommen- 
tar  1892),  dass  die  Polemik  dieses  Buches  gegen  die  Samaritaner 
gerichtet  sei,  und  hat  darin  vielfach  lebhafte  Zustimmung  gefunden, 
ao  bei  Meyer,  Chejne,  Marti.  ?'ür  sich  ist  die  Frage  behandelt  in 
awei  kleineren  Schriften  von  Qressmann  (Über  die  in  Jes.  C.  66—66 
vorausgesetzten  zeitgeschichtlichen  Verhältnisse  1898)  und  Toa 
Littmann  (Über  die  Abfaasungszeit  des  Tritojesaja  1898).  Diese 
alle  aber  setzen  die  EnUtehung  des  Tritojesaja  in  die  Zeit  kun 
Tor  Nehemia,  eben  in  die  Zeit,  in  der  man  sich  meist  die  Keime 
fllr  die  Enlitehiiiig  des  Schismas  denkt.  Um  vorwegzunehmen,  so 
gilt  es  für  aas,  fiüb  das  obige  Resulut  über  die  Schismatiker  seine 
RMlItig-ung  finden  soll,  zweierlei  su  zeigen:  1)  (mit  Duhm)  dass  die 
Gegner  in  der  That  die  Samaritaner  sind,  und  2)  (gegen  Duhm)  dsss 
die  Abfaasungsxeit  später  als  Nehemia  ansusetsen  ist 

Den  «rsCea  Punkt  thue  ich  kuni  ab,  indem  ich  für  das  Einselne 


40 

auf  die  genannte  Litteratur  verweise.  Ich  resümiere  nur  kurz,  wie 
der  Verfasser  die  Partei,  gegen  die  er  kiünpf^  charakterisiert  Er 
wirft  den  Gegnern  vor,  dass  sie  auf  hohen  Bergen  {b^^)  und  in 
Gärten  (65|  6617)  Speisopfer  und  Libationen  (57«)  darbringen,  dass 
sie  Schweinefleisch  essen  (6Ö4  66».  17)»  dass  ihr  Kultus  Götzendienst 
sei  (663),  ein  Dienst  der  Gottheiten  Melek  (679),  Gad  und  Meni 
<65||)  oder  chthonischer  Mächte  (ö?»).  Hundeopfer  (663),  Inkubati- 
onen (664)  und  allerlei  seltsamer  Aberglaube  (678)  soll  mit  ihrem 
Kult  Eusammenhängen.  Und  diese  Leute,  welche  als  ^ Söhne  der 
Zauberin,  Ehebrecherin  und  Hure**  geschmäht  werden  (Ö73),  sind  es, 
die  Jahwe  verlassen,  seinen  heiligen  Bei^  vergessen  (6ön)  und  einen 
neuen  Tempel  für  Jahwe  bauen  wollen  (66|).  —  Die  Polemik  richtet 
sich  also  gegen  Leute,  die  zum  Kultus  von  Jerusalem  gehalten 
haben,  aber  im  Begriffe  sind,  Jahwe  zu  verlassen  und  einen  eigenen 
Tempel  sich  bauen  wollen.  Ich  wiisste  wirklich  in  der  Geschichte 
nichts,  auf  was  diese  Beschreibung  anders  passen  könnte,  als  auf 
die  samaritanischen  Schismatiker.  Was  der  Verfasser  an  ihrem 
Kultus  tadelt,  kann  z.  T.  Übertreibung  des  Polemikers  sein.  Aber 
es  ist  doch  nicht  schwer,  die  Verbindungslinien  zum  volkstümlichen 
Kultus  des  Nordreichs  vor  dem  Exil  zu  ziehen.  Vielleicht  bürdet  er 
allerlei  offiziell  nicht  anerkannten  Volksaberglauben  dem  offiziellen 
Kultus  der  Gegner  auf.  Im  allgemeinen  aber  kann  ich  nur  dem  Urteil 
Eduard  Meyers  zustimmen,  mit  dem  er  Duhms  Gedanken  begrüsst 
hat  (in  „Entstehung  des  Judentums«  1896  S.  120—123). 

Der  zweite  Punkt  bedarf  weiterer  Ausführung.  Wann  schreibt 
der  Verfasser  von  Jes.  56 — 66?  Jedenfalls  ein  gutes  Stück  nach 
der  Heimkehr  aus  dem  Exil.  Das  Volk  lebt  ruhig  in  Palästina. 
Der  Tempel  steht  bereits  wieder.  Der  Kultus  ist  im  Gange  (6O7  13 
629).  Damach  pflegt  man  die  Schrift  in  die  erste  Hälfte  des  5. 
Jahrhunderts  zu  setzen.  Später  als  Nehemia  hinunterzugehen, 
weigert  man  sich,  weil,  wie  man  behauptet,  der  Verfasser  den  nehe- 
mianischen  Mauerbau  noch  nicht  erlebt  habe.  Man  zitiert  dabei 
folgende  Stellen: 

,         60jo:     Und  Fremde  werden  deine  Mauern  bauen, 
Und  Könige  dich  bedienen: 
Denn  in  meinem  Grimme  schlug  ich  dich, 
Aber  in  meiner  Gnade  erbarme  ich  mich  dfiner. 
6O15:     Während  du  (vorher)  verlassen  warst 

Und  verhasst,  sodass  niemand  an  dir  vorüberzog, 


41 

Werde  ich  dich  (nun)  «um  ewigep  Stolie  OMehen, 

Zur  Wonne  für  Qesoblecht  auf  Qetchlecht. 
624  •      Miui  wird  dich  nicht  länger  ^VerUssene**  heissen 

Und  dein  L4uid  wird  nicht  länger  „ Wüstenei **  heissen. 
62^;:    Über  deine  Mauern,  Jerusalem,  bestellte  ich  Wächter, 

Den  ganzen  Tag  und  die  ganxe  Nacht  sollen  sie  nimmer 
schweigen. 

Ihr,  die  ihr  Jahwe  erinnert,  ruhet  nicht! 

Und  lasst  ihm  nicht  Ruhe,  bis  er  Jerusalem  wiederherstellt, 

Und  sum  (Q^^nstand  des)  Lobpreis(e8)  auf  Erden  macht! 
Diese  Stellen  »eigen,  dass  in  der  Tat  zur  Zeit  des  Verfassers  die 
Mauern  Jcrosaleme  in  Trümraem  liegen.  Aber  dasselbe  gilt  auch 
vom  Tempel,  der  gleichfalls  eine  Katastrophe  erlebt  hat,  und  das 
würde  nicht  in  die  Zeit  kurz  vor  Nehemia  passen;  man  sucht  denn 
auch  die  Stellen,  die  dies  besagen,  unschädlich  zu  machen.  Nun 
will  ich  64»-ii  gar  nicht  als  Beweis  benutzen,  wenngleich  ich  die 
OrÜnde,  sie  zu  streichen  (so  Duhm  und  mit  Vorbehalt  Marti),  nicht  für 
zwingend  halte:  darnach  wäre  Jerusalem  verödet  und  der  Tempel 
in  Flammen  aufgegangen.  Ich  will  nur  auf  Vers  63|g  verweisen, 
welchen  auch  jene  Forscher  nicht  beanstanden;  da  heisst  es:  bös*sü 
<K»i'  '   'kä.     Marti  (das  Buch  Jesaja  S.  396  f.)  sucht 

fr<  I  lier  Stelle   zu   schwächen,    indem   er  bös6s   mit 

„verächtlich  ansehen"  fibersetzt  Aber  das  heisst  bosös  nicht,  es  bedeutet 
ein  sehr  konkretes  „Zertreten**  >).  Das  braucht  immer  noch  keine 
radikale  ZerstTining  des  Tempels  zu  sein,  jedenfalls  aber  ist  derselbe 
stark  beschädigt.  Die  Worte  in  63i8  klingen  nicht  so,  als  ob  sie 
von  der  100  und  mehr  Jahre  zurückliegenden  Zerstörung  Jerusalems 
durch  Nebukadnezar  sprächen.  Die  Katastrophe,  von  der  der  Ver- 
fasser redet,  liest  ihm  offenlmr  viil  näluT.  60|h  trösti-t  er  mit  den 
Wort«- II 

Man  wird  fortan  nicht  mehr  von  Uewaltthat  in  deinem  Laude  hören, 
Von  Verheerung  und  Zerstörung  in  deinen  Qrenzen. 
Zu  solchem  Trost  war  also  wohl  damals  Veranlassung.  Wir  konsta- 
tieren demnach  zur  Zeit  Tritojesajas  ein  Kriegsunglück,  welches  die 
Joden  betroffen  hat,  und  wobei  Mauern  und  Tempel  stark  be- 
•ebidigt  worden  «ind.  Da«  passt  durchaus  nicht  in  die  Zeit  kurz 
vor  Nehemia. 

'  ^'1.  Jsr.  12io  and  Mkk.  1  8«.  &i  4«  MtMrmn«v  (parallel  mit  HminA, 
*«ä(r,to^  9cMM•H^  We<)  saeh  Ps.  8al.  9|  17».  — DIs  Bssishoag  voaJ«s.68i« 
wrf  di*  Hshia—tiksr  (so  Marti)  ist  doeb  nw  «in  NoibdMlf. 


42 

loh  Terauche  quo  eim;.'  { >'  l>at<*ii  tur  ili<- ZfitDi'stiiinuuug 
m  geben:  1)  Der  VerfMs*  >  k  •!•  i  von  einer  jüdischen  Diaspora 
auf  den  Mittelmeerinseln  (60^  691»)  vgl.  zu  den  Stellen  Marti.  Vor 
Nehemia  ist  davon  nichts  bekannt,  zu  vergleichen  aber  ist  Joel  4«. 
2)  Im  strikten  Gegensätze  zu  Esra  und  Nehemia  vertritt  Tritojesaja 
die  Aufnahmefähigkeit  der  Proseljten  (6639.).  Gewöhnlich  hilft  man 
sich  damit  (so  noch  Littmann),  dass  man  den  Verfasser  zum  Vertreter 
einer  Gegenpartei  macht.  Einfacher  ist  es,  ihn  in  die  Zeit  von 
Rut  und  Jona  zu  setzuu.  3)  Die  Nabatäer  (n*b&j6t)  sind  sonst  nur 
an  nachnehemianischen  Stellen  genannt.  4)  Jes  6ö,o  setzt  eine  Grenze 
des  jüdischen  Gebietes  im  Osten,  die  nur  nach  der  Zerstörung 
•Ferichos  durch  Ochus  352/1  begreiflich  ist  (s.  u.  S.  48). 

Schon  Chejne  hat  Jes  63, g  64,  q  auf  die  Zeit  bald  nach  dem 
Heereszuge  des  Artaxerxes  III.  Ochus  bezogen  (vgl.  Cheyne,  Intro- 
duktion to  the  book  of  Isaiah.  S.  349—363).  In  dieselbe  Zeit  aber 
weisen  alle  oben  angeführten  Daten,  sodass  die  Abfassungszeit  von 
Jes.  66 — 66  die  zweite  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  sein 
dürfte.  Bei  alledem  ist  die  wesentliche  Einheitlichkeit  dieser  Kapitel 
vorausgesetzt,  die  »i<>li  imrh  durch  die  obigen  Darlegungen  zu  be- 
stätigen scheint. 

Zweierlei  also  würde  die  Schrift  des  Tritojesaja  bezwecken: 
Tröstung  der  Frommen  über  das  kürzlich  hereingebrochene  Unglück, 
welches  der  Kriegszug  des  Ochus  mit  sich  gebracht  hat ,  und 
Polemik  gegen  die  Schismatiker,  welche  im  Begriff  sind,  einen 
eigenen  Tempel  zu  bauen.  Um  das  Jahr  352  ist  darnach  das  Schisma 
der  Samaritaner  im  Entstehen.  Zum  Abschluss  muss  die  Bewegung 
also  bald  nach  350  gekommen  sein. 

Man  könnte  die  Vermutung  wagen,  dass  die  Loslösung  der 
Samaritaner  von  Jerusalem  mit  dem  Heereszuge  des  Ochus  nicht 
bloss  zeitlich,  sondern  auch  ursächlich  zusammenhängt.  War 
etwa  die  Katastrophe,  die  damals  Jerusalem  und  seinen  Tempel 
betroffen  hatte,  die  Veranlassung  zum  Abfall  der  Samaritaner,  die 
sich  vorher,  wie  wir  sahen,  dem  Judentum  von  Jerusalem  ange- 
schlossen hatten?  Die  Profeten  hatten  ja  immer  versprochen,  dass 
einst  Jahwe  Zion  und  seinen  Tempel  verherrlichen  werde.  Jetzt  hatte 
der  Tempel  in  Flammen  gestanden  und  Jerusalems  Mauern  lagen  in 
Trümmern.  Das  Land  der  Juden  war  nicht,  wie  man  gehofft  hatte,  weiter 
ausgedehnt,  sondern  auf  enge  Grenzen  reduziert  worden  (s.  u.  S.  46  ff.). 
Jetzt  parodieren  die  Gegjner  das  Profetenwort;  „mag  nur  Jahve  sich 
verherrlichen",  höhnen    sie.     Der    nie    ausgeglichene    und    nie    ver- 


^48 

•ekwvndaM  Gegensats  swi»cbeii  den  proieusoheo  Qedanken  und  da* 
Matmreligkm,  der  dnuBatitch  die  ▼or«xili«ehe  Geschichte  durchsieht, 
bricht  hier  Ton  neuem  hervor.  Er  war  einigermsssen  abertflncht 
gewesen  durch  die  starke  Propaganda,  die  nach  Nehemia  —  also  seit 
der  Begünstigung  des  Judentums  durch  die  persische  Regierung  — 
stattgefunden  hatte.  Auch  in  Samaria  hatte  man  damals  das  gesets- 
liehe  Judentum  mit  dem  Pentatench')  angenommen;  dieser  bildet  ja 
aooh  die  Grundlage  des  Snmantanertums.  Schon  diese  eine  Thatsnohe 
aeigt,  dass  das  SamaritaaerUnn  erst  nach  relativem  Abschlüsse  des 
Pentateuchs  entstanden  sein  kann,  was  su  Nehemias  Zeit  noch  nicht 
der  Fall  war;  den  Kanon  der  Profeten  und  Hagiographen  haben 
die  Saniaritaner  nicht  mehr  angenommen.  Denn  damals  war  das 
kttUMtlich  Zusammeagefügte  wieder  auseiuandergebrochen,  und  es  blieb 
fortan  getrennt  Der  Prolet  von  Za.  ll,«  hatte  den  y,StMh  der  Ver- 
bindung* entswei  gebrochen,  und  der  Bruderbund  zwischen  Juda 
war  trelöst  worden.     Das  geschah  unter  Artaxerxes  IIl.  Uchus. 


Die  Skythopoliten. 

Während  das  Judentum  nach  Nehemia  über  Samaria  sich  aus- 
breitete, und  selbst  nördlich  der  Ebene  Jesreel  ebenso  wie  in  Gilead 
s]  !)en  Anhang  fand,   blieb   das   Gebiet   von  Skythopolis    völlig 

t. 

thopolis  —   so    heisst  das  alte   Bdt8*an   bei    den  Griechen: 
1/  />a€  (Polyb.  70«;  LXX  Ri.  1„;  Mkk.  II  12„)  oder  SswWicoXt« 

(Miüw.  ii  i2M,  Jos.  ant  V  u«,,  VI  14,,,  VII  8»  u.  ö.).  Die  Juden  be< 
kielten  den  semitischen  Namen  bei  (Mkk.  I  ö|,,  l^««,  .Tuhil.  29  vgl. 
Jos.  ant  XII  8s). 

Man  erklärte  den  Namen  früher  unbefangen  aus  dem  EreiguiM^e, 
das  in  der  gaoaen  Geschichte  allein  in  Frage  kam,  aus  dem  Skytheu- 
einfalle  des  siebenten  Jahrhunderts,  bis  Reland  (Palaestina  ex  mon. 
▼et  ilL  S.  993)  im  Gegeaantse  dasn  die   Behauptung  aufstellte,  der 

■)  Ab  swsi  MeUsB    das    Alisa  TsstsmsiHs  fladst   SIsds  (Ossokiehts  4m 

\  i.uaI  II  19,)  sin«  Tmtkorrektar.   <Us  asf  4is  fOTBur^nn—  Bss^  kshsa 

»,  uod  Ja».  16     Absr  in  OsB.  n^  ist  das  «sM  aoek  frsgüsk  (v|L 

^ui  1C81)  oad  Jos   le,  wo  diss  sltriHsn  der  KsU  sa  tsia  seheiat 

'...ii  #iir  «ias  Datasnmf  des 


44 

Name  Mi  einfach  aas  dem  altteaUme.ntlichcn  Sukkot  cnUtanden,  welcher 
ab  Sukkot-polia  von  den  Oriechen  zu  Skyüiopolis  umgestaltet  worden 
seL  Diese  Relandsche  Hypotheee  findet  heute  nur  wenig  direkte 
Zastimmung  mehr,  aber  man  pflegt  seitdem  meist  mit  Vorbehalt 
Über  die  Etymologie  des  Namens  su  reden.  Das  Folgende  soll  für 
die  alte  Anschauung  eine  Lanze  brechen. 

Sukkot  ist  im  Alten  Testamente  ein  von  Betschean  unter- 
schiedener, weiter  südlich  gelegener  Ort  am  Jordan;  schon  das  en<  /t 
Bedenken  gegen  die  Meinung,  dass  der  Name  Sukkot  später  ani 
Betschean  übergegangen  sei,  während  sich  trotzdem  auch  an  der 
alten  Stelle  in  dem  heutigen  'Ain  Sakut  der  Name  Sukkot  gehalten 
hätte.  Ein  positives  Argument  würde  die  Nachricht  bei  dem  sog. 
Hegesipp  (III  19)  bieten,  dass  die  Stadt  „Dianae  Scythicae  consecrata" 
gewesen  wäre,  aber  sie  ist  nicht  als  sicher  erweisbar.  Jedoch  hat 
die  Überlieferung  einen  eigentümlichen  Zusammenhang  mit  jenem 
Skythenzuge  aufbewahrt,  nämlich  in  einer  bei  den  späteren  Byzan- 
tinern berichteten  Lokalsage. 

Ich  schicke  voraus,  was  historisch  über  den  Skythenzug  fest- 
zustellen ist.  Herod.  I  105  setzt  ihn  in  die  Zeit,  wo  Kyaxares 
Ninive  belagert.  Damals  brachen  die  Skythen  unter  Madyas,  dem 
Sohne  des  Protathyos,  ein^  besiegten  die  Meder  am  Phasis  und  zogen 
durch  Asien  gegen  Ägypten.  Aber  während  sie  noch  in  Syria 
Palästina  weilten,  soll  ihnen  der  Pharao  Psammetich  entgegengeeilt 
sein  und  sie  durch  Geschenke  und  Bitten  zur  Umkehr  bewogen  haben. 
Sie  haben  dann  noch  achtundzwanzig  Jahre  über  Asien  geherrscht. 
Von  demselben  Zuge  (jiixpi  "«'^  ^w''  AlpÄTOv  NeCXou)  ist  auch  in 
dem  Berichte,  den  Diodor.  II  43^  bietet,  erzählt.*) 

Dieser  eigentümliche  Heereszug  von  Medien  (Ninive)  bis  zur 
ägyptischen  Grenze  und  von  dort  zurück,  findet  sich  auch  in  der 
Lokalsage   der  Stadt  Skythopolis   wieder,   ohne   dass   diese  sonst  auf 

')  Bei  Troi^as  (last.  II  3^)  und  Jomandes  (De  origine  actibosqae  Oetarum 
c.  6,  in  Moaum.  Germaniae)  ist  dieser  Skythenzug  in  die  Zeit  des  Seaostris  ver- 
legt, eine  Übertragung,  die  bei  Herodot  II  102  und  Diod.  I  5o  noch  nicht  vor- 
lisgt.  Justin  II  .3,  lautet:  Scythas  ab  Aegypto  paludes  prohibuere;  inde  reverat 
Asiam  perdomitam  vectigalem  fecere,  modico  tributo  magis  in  titulnm  impeni 
quam  in  victoriae  praemium  inposito,  XV  annis  pacandae  Asiae  inmorati,  ujconim 
flagitatione  revocantur.  Jornandes  6  heisst  es:  Thanausis  Gothorum  rex  Veeosi 
Aegyptiorum  oocurrit  eumque  g^viter  debelians  in  Aegypto  usqae  persecutus  est 

et  nisi  anmi»  intransmeabilis  obstetissent  flnenta  vel  munitionee , 

ibi  in  eins  eom  patria  extiuxisset.  Sed  dum  eum  ibi  pontum  non  vainisMi 
laedere,  revertens  pene  omnem  Asiam  subiugavit 


46 

den  Sl^thensug  dm  nebeaten  Jahrhanderts  irj^endwelchen  Besug 
nJÜime.  Joanne«  MaUlaii  (ed.  Diod.  8.  177  f.)  und  ihm  folgead 
0«orgio«  Kedreno«  (ed.  Bekk.  I  237)  enihlen,  wie  Iphigeneia,  Oretfte* 
und  PyUdes  auf  der  Flucht  vor  dem  Skythenköntge  Thoaa  elf  r}]v 
)(Mpa(v  Tf^  noXm^vr,;  i;d  r})v  Tpum^ioc^  geUn^n;  die  Bewohner 
machen  Iphigeneia  su  ihrer  Prieaterin  und  ala  solche  rouas  sie  der 
Artenua  eine  Jungfrau  Njaa«  opfern,  uach  der  fortan  die  Stadt  Nyasa 
hetaat  Bald  darauf  kehren  die  drei  Griechen  in  die  Heimat  zurück; 
der  Skjthenkönig  aber  sendet  den  Flüchtlingen  eine  Reiterschar  nach. 
Dieae  kommen  nach  Nysaa,  und  als  sie  dort  hören,  dass  die  Ver- 
folgten entkommen  sind,  furchten  sie  sich  zu  Thoas  aurückznkehreti 
und  bleiben  an  dem  Orte,  den  sie  fortan  ei;  t^iov  6voua  Sxu&fiv  xoXiv 
nenn«Mi 

Der    -••it-aiiK     iinmcuse    Weg,    deo    in    dieser  Sage    die    drei 
py......».....!    ,    riueiitliugf  und  ihnen  nachjagend  die  skytischen  Reiter 

7.  .  führt  über  Adiabene  hin  zur  sarakenischeu  Grenze')  und 

von  da  nach  SkythopoUs.  Adiabene  aber  ist  die  Bezeichnung  für  das 
Land  «istlich  vom  alten  Ninive,  und  die  Sarakenen  wohnen  nach 
Ptolemäus  ^IV  17)  und  Isidor  (Origin.  XIV  3,«)  an  der  ägyptischen 
Grenze  zwischen  dem  pelusischen  Nilarme  und  Judäa.  Diese  Sage 
nun  hat  keinen  litterarischen  Zusammenhang  mit  einer  Beschreibung 
d«-  ^'--'henzuges.  Dann  erklärt  sich  die  eigentümlich  genaue  Uber- 
<  I  iug  des  Weges  nur  so,  dass  in  der  Lokalsage  die  Erzählung 

Jenes  Zuges  fortlebte  und  sich  mit  der  Iphigeniensage  verband.  Die 
Richtigkeit  dieses  Momentes  der  Sage  aber  bürgt  dafür,  dass  wir  es 
in  der  That  bei  den  Skythopoliten  mit  Nachkommen  der  im  7.  Jahr- 
hundert hier  anslasig  gewordenen  Skythen  zu  thun  haben.  Somit 
iat  völlig  richtig,  was  schon  Plin.  V  18;«,  Solin.  36|-3  (S.  166 
iterum  rec.  Mommsen  189Ö)  und  Euseb.  Chron.  ed.  Schöne  II  88 
•  bei  Sync.  405,  3)  berichten. 

Die  skythische  Abstammung  der  Bewohner  von  SkythopoUs 
macht  es  verständlich,  warum  die  vSkythopoliten  dem  Judentum  völlig 
Iremd  geblieben  sind.') 

'I  ti  ZmpmKt[*mbv  Ifynon  nach  Malalafl:  Kadrsnos  tagt  dalllr  tc  Hvfinciyair* 
'l£|ir:  (-:  arsb.  amsd  mit  Imala). 

'l  Wohl  babao  nch  frflb  Jodaa  in  dar  8tadt  niadiTgalawao.  xu  lieoeo  di« 
HkjtbopoUt^n  M^ar  ia  iMsant  franailishaM  Varblttaissa  slaadao  (Mkk  tl  IHith, 
ab«r  4«B  Jadaatam  habaa  rieh  diaaa  HaUaaislan  aia  »lachlossan.  Schon  ihr  Var- 
haüso  baiai  jQdisehaa  AaflMaada  70  n.  Ckr.  bawaiat  das  (Jos.  viU  6.  a.  baU  II  18.) 
—  Dar  Talond  raehnaC  die  BkfUiiniuUisa  m  dan  Katiaii.  abar  da«  beweist  gar 
akthto  ttir  irsaadwalolM  Bsaiahaagan  sam  SaaMritaBaHaoL 


46 


Wie  ein  Kiesel  schob  sich  dM  L«icl  der  Skythopoliten  vor,  «b 
dM  Judentum  nach  Neheroia  gewaltig  Torwarts  drängte.  Jenseits  des 
skythopolitischen  Gebietes  hat  das  Judentum  damals  nur  ganz  ver- 
streute Anh&nf^er  gefunden. 


5. 
Das  Jeiichotal. 

Von  dem  grossen  Aufstände,  der  um  die  Ifitte  des  vierten 
Jahrhunderts  an  der  ganzen  Mittelmeerkttste  gegen  die  Perser  ausbrach, 
und  den  Ochus  siegreich  niederschlug,  ist  bereits  mehrfach  die  Rede 
gewesen.  Auch  wenn  wir  gar  keinen  Bericht  über  das  damalige  Ver- 
halten der  Juden  hätten,  wäre  es  doch  selbstverständlich,  dass  auch 
das  Judenvölkchen  sich  an  der  Empörung  hat  beteiligen  müssen 
(gegen  Grätz,  II,  2,  210).  Um  so  sicherer  aber  darf  das  behauptet 
werden,  als  uns  ziemlich  zahlreiche  Nachrichten  vorliegen  über  einen 
Kriegszug,  den  Ochus  speziell  gegen  die  Juden   geführt   haben    aolL 

Von  den  mannigfachen  Nachrichten,  die  diesen  Zug  bezeugen '), 
kommt  für  die  Geschichte  des  jüdischen  Territoriums  nur  eine  Notiz 

')  Bm.  Euseb.  Chron.  ed.  Schoene,  11,  112  (bei  8ync.  48«,  10);  *ßxoc  Aptot- 
5cp5ou  «ofll;  tU  AtYwrcov  arpetTcJwv  juptxTjv  atxMoXfaxnocv  cÜacv,  MouSaCuv,  iv  tou«  jÜv  iv 
'Tpxotvta  xoTc^xist  :tpoc  "^1  Kasrntf.  bcü.iaar^,  touc  8'  ev  Boßu^iuvta'  ot  xo\  jiixP'.  vOv  tlav* 
etuTO&t  «5)c  TToiioi  TÖv  'Ei5ir,vü)v  loropoüaiv  (vgl.  Ters.  Arm.  und  Hieron.);  siehe  auch 
OrosiuB,  hist.  III  7.  Ein  weiteres  Zeugniü  bietet  Jos.  ant.  XI  7, ;  femer  die  Judith- 
sage  (b.  o.  8.36)  und  derTritoje8iÜA("-  <>•  f^-  39 — *2).  Endlich  ist  zu  verweisen  auf  das  Vor- 
kommen des  Namens Hjrkanos  bei  den  Juden  (Jos. aiit.  XI 1  4e— n  Mkk.  I13ii  Joe.  vital. 
76  Pirqe  Aboth  II 10—12  und  oft  noch  in  der  Mischna,  und  die  Namen  der  beiden  Has- 
mon&er).  Endlich  sei  noch  verwiesen  auf  die  Stelle  Justin.  XXXVI  3g  q:  Primam 
Xerzes  rex  Persarum  Judaeos  domuit.  postea  cum  ipsis  Persis  in  dicionem  Alexandri 
Magni  venere  diuque  in  potestate  Macedonici  imperii  subjecti  Syriae  regno  fuere. 
a  Demetrio  cum  descivissent,  amicitia  Romana  petita,  primi  omnium  ex  Orienti^ 
libus  libertatem  acceperunt,  faciie  tunc  Romanis  de  alieno  largientibus.  Trogns 
schöpft  hier  wol  aas  dem  aber  den  Orient  gut  unterrichteten  Timagenes.  Diese 
Quelle  weiss  nichts,  wie  das  angefahrt«  Citat  zeigt,  von  der  Zerstörung  Jerusalems 
durch  Nebnkadnezar,  vom  Exil  der  Juden  weiss  sie  nichts.  Sie  weiss  von  den 
Juden  nnr,  dass  sie  ein  hierarchisch  regiertes  Staatswesen  in  dem  von  Mose  ge- 
gründeten Jerusalem  bilden.  Die  erste  Bezwingung  der  Juden  soll  durch  Xerxes 
geschehen  sein.  Da  das  nun  aber  nirgends  sonst  bekannt  ist  und  auch  gar  keine 
Wahrscheinlichkeit  hat,  so  glaube  ich,  zumal  der  sonst  so  vortrefflich  unterrichtete 
Verfasser  den  grouen  Zug  des  Artazerxes  Ochus  sonst  doch  ignorirt  hätt«,  dass 
statt  Xerxes  ursprünglich  Artazerxes  (lU.)  gemeint  war.  Die  gleiche  Namens- 
verwechslung Jos.  bell.  II  6,. 


47   _ 

>oiini(  (3Ö,  4  itfi.  reo.  MommBen  1895.  S.  154)  in  Betracht.  Es 
heifiBt  da:  Juciaeae  caput  fuit  llierogolyma,  sed  excisa  est;  aocceasit 
Hieriohus.  et  baeo  desivit  Artaxerxis  bello  subacta.  Was  bei  Solin 
vor  uud  hinter  dieser  Stelle  steht,  stammt  aus  Piin.  V  71.  72.  Die 
xitirte  Stelle  dagegen  schreibt  Mommsen  einer  unbekannten  Quellt 
an:  trotsdem  stellt  er  das  Mierichus  mit  Machaerus  (aas  Plin.  V  72*) 
ausammen  und  verweist  auf  Plin.  V  70:  Orinen,  in  qua  fuere 
Hi'  'ins.  loDge  clarissima  urbiuu  Orientis,  non  Judaeae  modo. 
A(<  Angabe  bei  Solin:  et  haec  deaivit  Artaxerxis  bello  subacta, 

xeigt,  das«  Solin  hier  aus  einer  andern  Quelle  neben  Plinius  schöpft. 
Ich  blfibp  darum  auch  bei  der  Lesart  Hierichus  für  Solin. 

Auf  welches  Ereignis  bezieht  sich  die  Angabe  Solins?  Viermal 
kommt  der  Name  Artaxerxes  in  der  Geschichte  vor,  bei  drei  Achft- 
menidi'D  und  bei  dem  Begründer  des  Partherreiches.  Auf  letzteren 
haben  Dodwell  (in  Hudson,  Geograph.  Graec.  II  71)  und  neuerdings 
Tb.  Reinach  (Sciiiitic  studies  in  memory  of  Alex.  Kohut  1897,  p. 
467 — 462)  aufmerksam  gemacht.  Aber  Mommsen  hat  sich  mit  Recht 
dagegen  gewandt  (in  der  Einleitung  zur  Solinausgabe  S.  VII).  Denn 
dieser  Artaxerxes  ist  auch  nicht  einmal  in  die  Nähe  Palästinas  ge- 
kommen. Was  wir  über  seine  Kriege  wissen,  ist  folgendes  (vgl. 
Nöldeke,  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte  1887):  nach  dem  Siege 
über  Artaban  224,  den  er  in  Babylonien  oder  Susiana  erfocht,  hat 
er  versucht,  weiter  nach  Westen  vorzudringen,  aber  alle  Pläne  scheiterten 
an  dem  Widerstände  von  Hatra  in  der  mesopotamischen  Wüste.  Das 
ist  der  westlichste  Punkt,  den  er  erreicht  hat.  Er  wandte  sich  dann 
nach  Medien,  welches  er  eroberte;  dagegen  Armenien  konnte  er  nicht 
gewinnen.  Auch  Dio  Cassius  LXXX  3  berechtigt  nicht  zu  weiteren 
Schlüssen,  wenn  es  beisst:  o!fTo;  o5v  ^ßtfö;  "JujIv  ifivfzo  <rcpa-n6^Mcxi 
TS  xoXX^  oö  )i6vov  ^  MttToxoTotUa  dbXXdt  xa\  -rij  lup(a  i^sSfitxrac  xod 
dbcttXOv  idfooiHfitabm  xdcvTct  6^  xod  xpoc^xovrdc  ol  ix  icpoyövMv  69a  xo^ 
oi  xoLkai  n^«t  |ii)(pi  T^l;  'E^XXtjvtxT^;  &aXdc<T<ni;  ^^'*-  Höchstens  bis  zum 
Eufrat  ist  Artaxerxes  nach  dieser  Nachricht  Torgedrungen.  An  eine 
Zerstörung  Jerichos  kann  also  nicht  gedacht  werden.  Mommaen  sagt 
p.  VII:  Hoc  scio  neque  a  Solino  usquam  talia  citari  ipsius  aetate  gesta 
neque  .\ruxerxen  illum  atdgiate  PaUeatiiuun.  Dann  ist  mit  Sicherheit 
die  Solinnachricht  auf  Artaxerxes  III.  zu  deuten,  und  da  die  Angab« 
kdaen  Verdacht  gegen  ihre  Qlaabwttrdigkeit  erregt,  so  bleibt  nur 
flbrig,  sie  als  Faktum  ansuerkennen,  nnd  in  die  Zeit  des  Kriegtavg«« 


•  VarliBuriM  sseaada  qwwdaa  an  Jadasa«  ab  HisrosolTsiii. 


48 


von    852/1     eine     Zerstörung    Jerichos    durch    die     Perser 
setzen.*) 

Es  gibt  Bestätigungen  dieser  Nachricht.  Die  eine  ist  der  Vers 
Jes.  66|o:  „Und  der  Saron  wird  zur  Weide  des  Kleinviehs  werden, 
und  das  Tal  'Äkor  zur  I>agerstfttte  der  Rinder.-*  Marti  (das  Buch 
Jesaja  S.  403)  bemerkt  su  dieser  Stelle:  „Saron  im  Westen  und  das 
Tal  Akor  im  Osten  ....  werden  genannt  als  die  beiden  Endpunkte 
des  Landes,  das  die  Frommen  besitzen  werden.**  Der  Schritiäteller 
hofit  also,  dass  einst  diese  Qebiete  Mrieder  zum  jüdischen  Besitze 
gehören  möchten  —  gewiss  ein  bescheidener  Wunsch,  wenn  man  an 
die  Ansprüche  des  Priesterkodox  denkt.  Aber  zur  Zeit  des  Verfassers 
war  selbst  dies  ein  unerfüllter  Wunsch:  so  wenig  wie  die  Saron- 
ebene  zwischen  Joppe  und  Stratonsturm,  ebenso  wenig  war  das  Tal 
Akor  damals  jüdisch.  —  Wo  liegt  das  Tal  Akor?  Euseb.  nennt  die 
Ortlichkeit  zweimal  im  Onomastikon,  beide  mal  mit  Bezug  auf  Jos. 
7,^:  s.  V.  'Aywp  heisst  es,  im  Hinblick  auf  den  Diebstahl  „Achors"* 
(LXX  *Axap;  hebr.:  'Akän):  xeTrat  Vi  iw  ßopeCoi«  'Itpixw  xol  ojtw  x«- 
XeiTai  Äpö?  Töv  fo:tyo>pia)v;  s.  v.  'Ejxexa/wp  heisst  es:  ^tCxvurat  &ii  Iti 
vöv  TÖ7C0?  xapa  ^w  VaXyxXtx.  (vgl.  Jos.  5io).  Nun  liegt  es  nach  Jos. 
167  auf  der  judäisch-benjaminitischen  Grenzlinie,  die  sich  von  der 
Jordanmündung  über  Bethogla,  südlich  von  Jericho,  vorbei  am  Qilgal 
und  an  der  Steige  von  Adummim  hinzieht,  wobei  also  Jericho  und 
Bethogla  bereits  als  benjaminitische  Orte  gelten  (Jos.  18,j).  Also 
kann  trotz  Eusebius  das  Tal  nicht  nördlich  von  Jericho  liegen,  eine 
Angabe,  die  wol  nur  aus  dem  Josuabuche  und  seinem  Zuge  gegen 
Aj  erschlossen  ist.  Die  Grenze  des  judäischen  Gebietes  ist  nach 
Jos.  15.  höchstens  der  Wadi-el-Kelt;  an  dessen  Einmündung  in  die 
Jerichoebene  hat  man  also  wol  das  Tal  Akor  zu  suchen.  Diesen 
Punkt  aber  besitzen  die  Juden  zur  Zeit  von  Jes.  65io,  also  in  der 
zweiten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  nicht. 

Der  Verlust  des  Jerichotales  findet  eine  zweite  Bestätigung  durch 
Hieronymus  von  Kardia  (bei  Diod.  XIX  98  =  II  48)  ^.  Es  kann 
keinen  zuverlässigeren  Berichterstatter  für  unsem  Zweck  geben,    als 


')  Fortan  bezeichnet  „Jericho"  bei  den  Griechen  nicht  die  Stadt,  sondern 
da«  Tal,  vgl.  bes.  Jostin  XXXVI 3,  Strabo  p.  763  Mkk  I  16„  9,  cf.  Jos.  bell.  II  3,  4,. 

•)  Dass  Diodor  hier  aas  Hieronymus  schöpft,  bezeugt  zum  Überflusse  Sotiou 
frgm.  33  (bei  Westermann,  Paradoxogr.  S.  188):  '  Icpciwiio«  lawpijotv  {vrt|  NaßotTotlwv 
Xcipqp  TÖv  Apdßwv  eTvai  mVvtjv  «ixpatv,  ev  $  o5tc  Jx^Jc  oßw  ^^  ""  ^^  iviiSpwv  C»<«>v 
Yivw^ai,  d(J9düiT0u  8c  7:Xiv&oi>c  £5  «irlSc  aipca^i  Ojto  töv  imx«*p«wv.  Vgl  Reuas,  Hie- 
ronymus von  Kardia  S.  103  f. 


49 

ihn.  der  selber  von  dem  Diadochen  AntigoDus  sum  £xt(u).ivtT,;  des 
Aspbaltsces  gemacht  wurde  (Diod.  XIX  lOOi).  Er  schreibt  XIX  98 
(=  II  48):  Im  ^  xorrdk  (ii<n]v  t);v  ovrpcacsCocv  t^Sc  *I%ou|&a£ai(  [statt  dessen 
II  4^,^:  h  Tf  /Mp«  Tfiv  NatßotTodMv]  x«d  «frp«  xo^'  &)C(pßoX-9)v  dx^  •  •  • 
.  .  Xi^xvr,  Tc  (irfdXY;  (pipouvot  icoXXV  db^oXTOv,  1^  ^(  Xofißd- 

Tfl«offww<.  :         -**-;-r-  /..-  r-Vvrv-^     üi  );Xr,<;(ov T6ieo< 

l|fcXvpo;  &v  <;jLaTa  Tfiv  dev&pMXwv  iicivotfa  xod  icoevts- 

XA^  dXtYO)(pövta  '  drptbi^  5'^9Tt  (potvtxö^poro;.  6<ty,v  ocdr^c  9U(xßatvtt  icoTaitoiC; 
^lutXli^p&en   XFr)«<(jüoi{   4^   mnfoff;    "^  ':xt{    dcp^coetv:  Y^vtrai  %k  xspl  to6( 

T^xocK  to(>TOU{  iv  oäXfivi  Ttvt  X7  /./.oüjisvov  ßa>.(Ta|iov,  £;  f|(  xp6ao5ov 

Aftpdkv   Xeqi^dvocxnv    o65aqu>0    (ikv    Tfj;    dcXXt)^  olxo'j(iiw;i;  t6pi(Txciix^u  toü 

Im  Besitse  der  Araber  ist  also  damals  der  ganze  Umkreis  des 
A-  ••8  samt  der  Gegend^    wo  in  valkanischem  oder  flussdurch- 

st  Terrain    der    Balsam    wächst.     Dieser    gedeiht    nan    nach 

Tii  >Ht  (xspl  ^trrßv  UrropCo^  IX  6|)  und  Plinius  Xil  25  <)  am  toten 

Meere  nur  in  zwei  Gärten,  unter  denen  nur  die  Gärten  von  Jericho 
und  Engedi  verstanden  werden  können^).  Dass  bei  Hieronymus  von 
Kardia  nicht  nur  au  das  kleine  Engedi  gedacht  ist,  sondern  vor  allem 
an  das  Jerichotal,  lehrt  die  Beschreibung  dort  deutlich.  Der  Aulon 
bt  die  ganze  Jordanaue  samt  den  Rändern  des  toten  Meeres  und  um- 
fasst  Jericho  und  Engedi.  Nach  Hieronymus  ist  also  in  der  letzten 
Dekade  des  vierten  Jahrhunderts  das  Jerichotal  nicht  mehr  jädiseh, 
sondern  arabisch.  Nach  Strabo  p.  760  bezeugt  dasselbe  auch  Posi- 
donius,  wenn  er  die  Bewohner  von  Jericho  neben  denen  von  Galiläa, 
Philadelphia  und  Samaria  (Sebaste)  als  eine  Mischbevölkerung 
ägyptischen,  arabischen  und  phönikischen  Elementen  bezeichnet') 


')  Thsopkrast  L  c:  to  5<  ß^qg|<ov  y^vct«  tisv  cv  t^  oiiUlvt  t^  xtpi  Lupuxv. 
«■fsariaDuc  S'cl>c(  9001  969  ii6vouc  ^  ^  low  ämm  «XlfrfMv,  t^  B'hcpöv  iroU^l  lldt- 
tvML  Plio.  XIX  26:  isd  Omnibus  odoribos  praefsrtor  balsamam  ani  terrsrum  Judas— 
OODceMUm,  qnondam  in  doobos  taotam  horiii,  ntroque  refpo.  altern  iuireruni  XX 
noo  ampUtis,  sltsro  paaeiomin 

')  Fflr  PslmSB  oad  BaUum   tuo   tuigedi  Tgi.  Joa.   ant.  iX   1,;  tuseu.  \jnom. 

■.  V.    EvYdMi Nid  i4k  Im  a^  M«Y(sti)  *  IouSoImv  '  EvydMi  inpatiitt|iivn  ^  "«ipf 

froMb«^  f^tf  fi  JmßdlasiMv.  Aneh  HitroqjBos,  8«i.  Pkolas  psrsgriaatio  e.  ö:  ootf 
tsfl^lata  ast  bortum  balsaau  «t  viosas  ia  BogaddL  Zar  Fmehtbai^ett  too  Jarieba 
▼gl.  Jos.  aat  IV  6,  XIV  4.  cf.  Sifrs  so  Nom.  10^  Dmt.  19;  88„. 

')  Nsbsobsi  m  auf  Za.  11,  Tsrwissaa,  wo  dis  Jordanao«  KisiokIliiU  aiekt 
jfldisoh  ist 

B«Uok«r.  PalMlaa.  4 


50 

Wer  sind  diese  Araber,  die  in  der  sweiten  Hälfte  des  vierten 
Jahrhundert«  das  Tal  von  Jericho  besetzt  haben?  Hieronymus  nennt 
sie  Nabatier.  Deren  Reich  umfasste  aber,  wie  oben  ausgeführt  wurde 
(S.  24)  das  Idumäurland;  der  Name  n^^trapie  Iduinäa",  dcu  Hiero- 
nymus hier  gebraucht,  ist  später  (s.  u.  S.  52). 

Die  Idumäer  besassen  Engcdi  mit  seinen  Palmen-  und  Balsam- 
gärten. Sie  werden  es  in  der  Tat  sein,  die  nach  der  Zerütörung 
Jerichos  das  Jerichotal  okkupiert  haben,  und  diese  Vermutung  ge- 
winnt an  Wahrscheinlichkeit,  wenn  es  richtig  ist,  dass  wirklich  später 
Idumäer  und  idumäische  Qründungen  nördlich  von  Jericho  uachwcis- 
bar  sind.  Schon  Ewald  hat  (in  seiner  Gesch.  des  Volkes  Israel  IV 
106;  gegen  ihn  Smend,  Listen  der  Bücher  Esra  und  Nehemia  S.  24 
Anm.  43)  die  awei  Orte  Akrabba  und  Eduma  als  idumäische  Grün- 
dungen bezeichnet.  Eduma  ist  nicht  das  Adummim  von  Jos.  I817, 
sondern  das  'E^ou}!«  des  Eusebius  im  Onomasticou  (bei  Hieronymus 
Edomia)  und  möglicherweise  Adomim  (in  Thetmari  peregrinatio  11 
p.  30  Laur.  37  Brüssel,  bei  Ewald  a.  a.  O.),  jedenfalls  das  heutige 
ed-Dome.  Akrabba  aber  ist  der  Hauptort  der  späteren  jüdischen 
Toparchie  Akrabbatene  (Josephus  oft  und  Plin.  V  15),  welches  dem 
ma''l(!  'aqrabbim  gleichnamig  ist,  welcher  einst  das  alte  Juda  tmd 
Edom  trennte.  Eduma  und  Akrabba  kommen  beide  in  den  alttesta- 
mentlichen  Schriften  noch  nicht  vor;  Akrabbatene  aber  findet  sich 
als  edomitisch  Mkk.  I  5;^  (siehe  darüber  unten  S.  70).  Alle  Nach- 
richten also,  die  sich  aus  diesem  saeculum  obscurum  anführen  lassen, 
sprechen  noch  am  ersten  für  die  Ewaldsche  Ansicht.  Es  scheint  darnach 
wirklich,  als  ob  sich,  nachdem  die  Juden  Jericho  verloren  haben, 
mit  den  vordringenden  Nabatäern  die  Idumäer  des  Jerichotales  be- 
mächtig^t  hätten,  nach  dessen  grösseren  Balsam-  und  Palmenpflanzungen 
die  Bewohner  von  Engedi  vielleicht  schon  länger  lüstern  waren,  und 
man  könnte  dann  annehmen,  dass  damals  die  Gründungen  Edmoia 
und  Akrabba  entstanden  wären.  Immerhin  ist  das  nur  Vermutung. 
Neben  den  Idumäem  mögen  natürlich  auch  andere  ostjordanische 
Clans  sich  in  die  Jordanau  gedrängt  haben ;  auch  das  Judentum  ist 
gewiss  nicht  spurlos  verschwunden.  Im  allgemeinen  aber  ist  der 
Charakter  der  Bevölkerung  hier  fortan  arabisch. 


Cölesyrien  onter  den  Diadochen. 

1. 

Die  Satrapienflnteilnn^  den  Seleukus  Mkator. 

Appian  (Syriaca  62)  berichtet,  dass  Seleukus  Nikator  das  Reich 
in  72  <•♦'-:  -n  eingeteilt  habe.  Das  bedeutet  gegenüber  der  alten 
Satrap!  ung  eine  beträchtliche  Verkleinerung  des  Umfangs  der 

einzelnen  Bezirke'). 

Die  Untersuchung  über  die  Provinzen  Coiesyriens  in  der  Seleu- 
cidenzeit  pflegt  meist  einzusetzen  bei  Jos.  ant  XII  4i.  4.  Schürer 
I  183  f.  (und  Anm.  6)  schreibt:  „Im  Westjordanlande  bildeten  gegen 
Ende  de^  dritten  und  im  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  Jndäa 
und  Saroaricn  je  einen  besonderen  Verwaltungsbezirk  neben  Cöle- 
Syrien  und  Phönike.  Dies  sieht  man  aus  den  beiden  ganz  gleich- 
artigen Angaben  Jos.  ant.  XII  4,  und  XII  4^."  Aber  dieser  Schluss 
ist  trflgerisch.  Die  Gleichartigkeit  besagt  wenig,  da  beide  Stellen  zu 
derselben  Era&hlung  und  derselben  Quelle  gehjiren.  Femer  stammt 
die  Erzählung  aus  späterer  Zeit,  wo  die  alte  Einteilung  bedeutungslos 
geworden  war,  und  aus  der  Feder  eines  Juden,  der  unter  den  Pro- 
vinzen natflrlich  Judia  nicht  fehlen  lassen  konnte,  vielmehr  es  an  die 
SpHse  stellte.  Für  die  wirkliche  Eint<nlung  des  damaligen  Cülesjriens 
kann  die  Stelle  nicht  als  sichere  Quelle  gelten,  und  dass  die  Angabe 
durchauM  falsch  ist,  wird  sich  sogleich  zeigen. 

Eine  authentische  Notiz  Qber  die  Satrapieneinteilung  dea 
Seleukus  Nikator    erhalten    wir  bei  Diodor  (XIX  98,  96,)  durch  die 


■1  Ob  4ie  110  b«cw.  187  HMnipiM  (at<||iM)  von  Dan  6,  K*t  1,  o  •  8. 
K«r.  8,  Zos.  t.  Bit  8,  5,  ifgwdwie  Mstoriseh  OBlsffebmeht  werdea  kflaasB,  weiss 
irh  nicht  ta  Mgso.    Bbisowsaig  nefcias  ieh  aof  Jos.  aat    X  II4  b««iifr. 

4* 


62 

Erwähnung    der    „Satrapie  IdumAa''    \j,  n-x-.-^r  I    .1/:  oder 

i\  *Dot>|xae(a  iicotp^ia)').  Die  Notiz  •tammt  wi<  <i'  1  >  1.-  w  m  -.aou  oft 
genannten  Hieronymus  von  Kardia,  deasen  Uiadochengesohichte 
aicher  bis  zum  Tode  des  Pyrrhus  von  Epirus  272  gereicht  hat,  der 
also  die  seleukische  Satrapieneinteilung  kenneu  niusHte.  Nach 
Hieronymus  umschliesst  die  Satrapie  Idumfta  den  Asphaltsee:  nur 
so  kann  es  verstanden  werden,  dass  dieser  See  xaToc  (jL£<rrjv  t))v 
<yotTpoacc(ocv  t9)(  ^Yhau^xtia^  liegen  soll.  Ich  sehe  dieses  Datum  als  den 
festen  Ausgangspunkt  der  Untersuchung  an.  Es  lässt  sich  »chon 
aus  Diodor  einiges  über  den  Umfang  dieser  Satrapie  ersehen.  Petra 
gehört  nicht  mehr  dazu;  denn  der  Zug  des  Athenäus  gegen  die 
Nabatäerresidenz  bleibt  ohne  Erfolg.  Südlich  von  Idumäa  kann 
keine  neue  Satrapie  mehr  gelegen  haben,  sodass  also  die  Grenze  Idumäas 
im  Süden  die  Südgrenze  Syriens  überhaupt  gewesen  sein  muss,  d.  h. 
die  Strecke  am  Sirbonissee  und  dem  wasserlosen  Ostrakine. 

Nun  sind  wir  im  glücklichen  Besitze  noch  einer  wichtigen 
Nachricht  über  die  Neueinteilung  des  Seleukus.  Die  Stelle,  obwohl 
allen  zugänglich,  ist  noch  wenig  benutzt.  Ohne  Rechenschaft  fül- 
sein  Verfahren  zu  geben,  hat  sie  Stark  (Gaza  und  die  philiäiäische 
Küste  S.  364)  verwandt,  und  dabei  unbewusst  das  Richtige  gefunden. 
Plin.  V  12-17  heisst  es: 

12:  ultra  Pelusiacum   Arabia  est 

13:  iuxta  Syria  littus  occupat,  quoudam  terrarum  maxima  et 
pluribus  distincta  nominibus  (es  folgen  allerlei  Namen  in  kritiklosem 
Durcheinander) 

14:  a  Pelusio  Chabriae  castra,  Casius  mons,  delubrum  Jovis 
Oasii,  tumulus  Magni  Pompei,  Ostracine  Arabia  finitur,  a  Pelusio 
LXV  mill.  passuum.  Mox  Idumaea  incipit  et  Palaestina  ab  emersu 
Sirbonis  lacus    . 

')  Zweifellos  bleibt  die  Nennung  eine«  Verwaltungsbezirkes  „Idumäa"  Diud. 
XIX  95,.  An  der  andern  Stelle  XIX  98,  könnte  man  auf  Grund  de«  S.  48  not.  2 
zitierten  Sotionfragmentee  und  der  Parallelstelle  Diod.  II  48,  zweifeln,  ob  die  Lesart 
\  aatpaKtia  -rtjc  '  lUoujiotwtc  und  nicht  vielmehr,  wie  II  48^  liest :  ht  -^  x**P?  '^®^  NotjJo- 
Teuwv  die  ursprünglich  hieronymianische  ist.  Ich  glaube  es  nicht.  Sotion  giebt 
nur  ganz  allgemein  den  8inn  des  Hieronymus  wieder.  Diodor  aber  wird  eher  dort, 
wo  er  in  längerem  Zusammenhang  den  Hieronymus  ausschreibt  (XIX  94  if.),  da«. 
Ursprflngliche  haben  als  da,  wo  er  nur  eineallgemeine  geographische  Beschreibung  des 
Asphaltaees  geben  will  und  wo  er,  wohl  um  eine  dem  Leeer  bekanntere  geographi- 
sche Benennung  zu  wählen,  statt  des  obskuren  Idumäas  das  Nabatäerland  einsetxt, 
von  dessen  Bewohnern  ja  seine  folgenden  Kapitel  handeln. 


i 


bS 

oppida  Khinocolura  et  intus  Khaphem,  Chu«  et  intus  Anthedon,  mons 
Ar^ris,  regio  per  onun  Samaria,  oppidum  Ascalo  liberum,  Azotus, 
lamniae  duo,  altera  intus,  loppe  Phoenicum,  antiquior  terrarum  inun- 

datione,  ut  ferunt, 

inde  ApoUonia,  Stratonis  turris,  eadem  Caesarea 

Finis  Palaes^es  centum  octoginta  novem  millibus  passuum  a  con- 
Hnio  Arabiae,  deinde  Phoenice.  Intus  autem  Samariae  oppida  Ne- 
apolis,  quod  antea  Mamortha  dicebatur,  Sebaste  in  monte  et  altiore 
Gamala. 

15:  Supra  Idumaeam  et  Samariam  ladaea  ionge  lateque  funditor 
.  (Beschreibung  Judäas) 

17:  (Fortsetzung  der  Küstenbeschreibung). 

Dieter  Darstellung  des  Plinius  liegt  eine  Beschreibung  mit 
genauen  Kfistenmessungen  nach  miilia  passuum  zu  gründe:  1)  Arabia 
von  Pelusium  bis  Ostrakine  65  m.  p.  2)  Palaestina  von  Ostrakine 
bis  Cäsarea  189  m.  p.  3)  Phoenice  nördlich  von  Cäsarea.  In  dieses 
Schema  ist  eine  andere  Landeseinteilung  verwoben,  die  an  dem 
südlichen  Qrenzpunkte  von  Palästina  Idumäa  anfangen  lässt: 
dieses  reicht  bis  südlich  von  Askalon;  darauf  beginnt  an  der  Küste 
Samaria  mit  den  Städten  Ascalo,  Azotus,  Janmiae,  Joppe  etc.  Einer 
dritten  Quelle  gehört  die  V  15  beginnende  Beschreibung  von  Judäa 
an,  wie  schon  die  Nennung  Joppes  als  jüdischer  Toparchie  zeigt,  die 
sich  mit  dem  „Joppe  Phoenieum**  an  der  Küste  Samarias  stösst.  Man 
thut  hier  einen  hübschen  Blick  in  die  mosaikartige  Kompilationsarbeit 
des  Plinius,  die  von  Kritik  nichts  weiss. 

In  welche  Zeit  gehören  die  hier  gegebenen  Grenzen  von 
Idumaa  und  Samaria?  Unmöglich  jedenfalls  in  die  Zeit  nach  66  nach 
Chr.,  wo  Judaea  oder  Palaestina  (Syria)  als  selbständige  Provinz  mit 
der  Hauptstadt  Caesarea  konstituiert  wurde  (Tacitus  bist.  11  ö.  C.  J. 
Lat.  III.  S.  857.  Dipl.  XIV.  und  nr.  2830).  Damals  reichte  Samaria 
nirgends  bis  an  die  Küste,  sondern  war  ein  beschränktes  Gebiet  im 
ßinncnlande  (vgl.  Ptolem.  V.  16).  S'orher  unter  den  Herodäern 
gehörte  die  Kflste  zu  «Judäa".  Zur  Zeit  des  Augnstas  hieas 
alles  Kflstenland  Phoenice;  das  datiert  wahrscheinlich  seit  Pompeius 
(s.  u  S.  98 f.).  Auch  damals  waren  Samaria  sowohl  als  Idumla 
Binnenlinder.  Aber  vor  63  vor  Chr.  haben  die  Grenzen  des 
Plinius  Platz.  Wir  wissen  aoa  der  Seleucidenzeit,  dasa  der 
vo{x<S;  von  Lydda  damals  zu  Samaria  gehörte  (s.  u.  S.  74  f.)  Also 
hat  nach  der  angefahrten  Plinioaatelle  Sanuuria  unter  den  Seien- 
ciden  bis  Askalon  gereicht.    Der  heutige  Wadi-el-Ha^i  ist  die  Grinse 


54 

geweien   gegen    Idamtta.    welches   «ich    von  da  bis    nach  Ostrakine 
eratreokte. 

Jetet  lägst  sich  die  Grenzlinie  der  Satrapic  Idumäa  zeichnen. 
Offenbar  hat  sie  sich  an  die  bestehende  ethnographische  Grenze 
angeschlossen,  was  wiederum  die  obigen  AuHt'ühruugen  über  das 
Vordringen  des  arabischen  Elementes  bestätigen  kann. 

Idumäa  ist  im  Norden  durch  den  Wadi-el-Hasl  begrenzt.  Die 
Grenzlinie  läuft  über  Betsur  und  am  Rande  der  Wüste  von  Tekoa 
hin,  trennt  dann  das  jüdische  Gebiet  vom  Jerichotale,  welches  mit 
zu  Idumäa  geschlagen  ist.  Im  Ostjordanlande,  wo  die  Grenzlinie 
nicht  genau  anzugeben  ist,  umfasst  die  Satrapie  jedenfalls  Moab, 
läuft  am  Kandc  der  Wüste  hin,  biegt  dann  nach  Westen  um  und 
zieht  sich  zwischen  dem  Südufer  des  toten  Meeres  und  Petra  etwa 
über  das  alte  Kadesch-Barnea  zum  Meere  hin,  wo  sie  bei  Ostrakine 
die  Küste  erreicht.  Dieser  Umfang  der  Satrapie  entspricht  auch  un- 
gefähr dem  durchschnittlichen  Masse  eines  Zweiundäiebzigstel»  de» 
Seleucidenreichs  (vgl.  oben  Appian  Syriaca  62)  'j. 

Nördlich  grenzte  an  Idumäa  als  zweite  der  cölesyriscben 
Satrapien  Samaria^).  Wenn  man  seinen  Umfang  schätzen  würde  nach 
dem  für  Idumäa  konstatierten  Umfange,  so  möchte  diese  Satrapie  bis 
zum  Libanon  reichen.  Als  neue  Satrapien  würden  sich  dann  von 
selbst  Phönike  und  das  Antilibanongebiet  abtrennen.  Dass  wir  nicht 
mehr  als  vier  Satrapien  in  Cölesyrien  annehmen  dürfen,  steht  durch 
eine  Notiz  des  Posidonius  fest,  die  Sti*abo  p.  751  überliefert: 
ohuitai;  Se  t?^  TeTpa^iXci  (Antiocheia,  Seleukeia,  Apameia,  Laodikeiaj 
xai  sl;  (yarpaTccia?  S'.fjpTjTO  Tj  le>.e'jxl;  o>;  ^r^olv  IloaeiSoJvio;,  zl^  lav^  xatl 
\  KoiXTi  üjpta,  sJ?  (xiav  S'  t)  M6(70-0TaiJLia.  Daraus  ergiebt  sich,  dass 
Galiläa  keine  eigene  Satrapie  gebildet  haben  kann.  Möglicherweise 
hat  sich  für  diesen  Sprachgebrauch  von  „Samaria^,  der  Galiläa  mit 
umfasste,  in  der  Notiz  des  Plinius  (s.  o.  S.  5)^)  eine  Nachricht  er- 
halten, dass  Gamala  —  dies  wäre  dann  eben  das  einzig  bekannte 
am  See  Genezaret,  dessen  hohe  Lage  auf  dem  Berge  Jos.  bell.  IV  1] 
genauer  beschreibt  —  eine  Binnenstadt  Samarias  sei  (s.  u.  S.  53). 
Auch  auf  Mkk.  I  lO^c  darf  vermutungsweise  verwiesen  werden :  Toiv 


')  Der  Stxateg  von  Idumäa  wird  Makk.  II  \2„  genannt 

')  Man    pflegt    in  Mkk.  l  ö„  das  2Ia(xipe'.xv  nach  .Jo«.  ant.  Xii  6^  litm  <ieiii 

at.  Texte  de*  Cod.  Sangermanensis  in  Mapiasxv  zu  korrigieren  (so  SchUrer.  Gesch. 

d.  jnd.  V.  II  S.  2  u.  a.).   Vielleicht  ist  das  nicht  nOtig,  wenn  Samareia  bis  an  den 

Warli-el-Hasi  reichte. 


56 

ijpiAv  vo|aAv  tAv  xpe«ttb«|&fv«»v  üMi  (Judi«)  ix6  -^  ZaqiApiTi]^  wA 
Votkikaiix^;  so  ist  in  allen  Codices  überliefert  (auch  11„  steht  es  in 
einigen  Handschriften):  wie  ein  Abschreiber  auf  die  eigenartige 
Hinzuftigung  hätte  kommen  können,  ist  nicht  zu  erraten,  denn  die 
dort  genannten  drei  vo(i.o(  liegen  alle  an  der  Grenze  von  Judia. 
M«»^lich  also,  daas  hier  noch  eine  Andeutung  vorliegt,  dass  Samaritis 
und  (ialilia  die  eine  ,  Provinz  Samaria'*  bildeten  (vgl.  auch  Schürer 

I  1K5  Anm.  9). 

Die  Grenze  zwischen  Samaria  und  Phönike  bestimmt  sich  durch 
i>ii><t(>r  XIX  59t  und  Artemidor  (um  100  vor  Chr.).  An  der  ersteren 
Strlle  ist  *Axr^  zu  «t^oivtxr^  Supta  gerechnet,  während  'löin;,  ^(ijdtptt«, 
I'dc^a  nnr  als  syrisch  bezeichnet  werden.  Artemidor  aber  (so 
Art*'inidori  Ephes.  Geogr.  libr.  XI.  in  der  Epitome  des  Marcian  von 
lieraclea  frgm.  18  bei  Müller,  Geogr.  Graec.  min.  I  576)  sagt:  Doms 
urbs  Phoeniciae.  Hecataeus  in  Asia:  sequitur  urbs,  quae  olim 
Dorus,  nunc  vero  Dora  vocatur  (da  Hekatäus  wahrscheinlich  noch 
nicht  die  Form  Dora  kennt,  so  ist  die  Angabe  fragwürdig).  Darnach 
scheint  Artemidor  ebenso  wie  Hekatäus  Dora  zu  Phönike  gerechnet 
zu  haben;  die  Grenze  also  wäre  der  Chorseos,  wie  das  auch  später 
geblieben  ist  (vgl.  Ptolem.  V  15  u.  a.).  —  Angaben  wie  Mkk.  I  II5J,  und 

II  13j,  können  nicht  verwandt  werden;  denn  der  Umfang  einer  solchen 
strategischen  Befugnis  richtete  sich  damals  nach  dem,  was  der  Seleu- 
cideuherrscher  noch  durchzusetzen  vermochte. 

Wir  haben  also  ein  gutes  Recht,  folgende  Namen  als  Satrapien- 
namen  der  neuen  selenkischen  Einteilung  anzusehen:  1)  Idumäa, 
2)  Samaria,  3)  Phönike,  4)  wahrscheinlich  „Cölesyrien**  (im  engeren 
Sinne)  nach  Strabo  754,  5)  Apameia,  6)  Laodikeia  am  Meere,  7)  Se- 
leukeia  in  Pieria,  8)  Antiocheia,  9)  Mesopotamia.  Die  vier  erst- 
genannten fasste  man  zusammen  als  (Jölesyrien  (im  weiteren  Sinne), 
die  nächsten  vier  ab  Seleukis;  ihre  Grenze  war  der  Eleutheros  (vgl. 
Strabo  p.  749.  753). 


Die  syriseli-igypt Ische  Grenze. 

Die  Südgrenze  Syriens  gegen  Ägypten  ist  durch  die  Natur  ge- 
geben Immer  wieder  hören  wir  bei  den  Schriftstellern  von  den 
Schwierigkeiten,  die  der  Durchzug  dnrch  die  Wüste  um  Kasion 
den  Heeren  der  Perser,  der  Ptolemäer  oder  anderer  bereitet 
Schon  Herodot  III  5   erzählt   von    der  Waaaerlosigkeit  der  Strecke, 


66 

und  Jotephus  bell.  IV  ll-,  ^^i.  am.  XV  67;  contr.  Apion.  I  29)  be- 
zeugt ein  halbes  Jahrtausend  später  dasselbe:  die  Bewohner  von 
Ottrakine  können  nur  dadurch  existieren,  dass  sie  sich  aus  der  Nach- 
barschaft Wasser  herbeitragen  lassen. 

Die  Wttste  ist  deshalb  auch  in  der  alten  Zeit  immer  die  Qrenze 
geblieben.  So  ist  ea  nicht  nur  zur  Zeit  Herodots  (z.  B.  II  158), 
sondern  auch  zur  Zeit  des  Chabrias  (Strabo  p.  760).  Ebenso  aber 
scheint  es  noch  zu  stehen,  als  Antigonus  315  gegen  die  Nabatäer 
Krieg  führt.  Das  wird  bestätigt  durch  die  Grenze  der  Satrapie  Idumäa 
bei  Ostrakine.  Für  die  Folgezeit  ist  zu  vergleichen  Diod.  I  30«  Sie 
Jos.  ant.  XIII  IÖ4. 

Gegen  diese  Behauptung  lassen  sich  scheinbare  Einwände  er- 
heben: 1)  Polyb.  V  8O3  heisst  es  beim  Marsche  des  Ptolemäus  IV.  gegen 
Antiochus  III.  von  der  Stadt  Raphia:  ^  xeTrou  ^toc  PivoxöXo'jpa  :cp&>TV) 
Töv  xaTa  xo£Xt,v  Zuptoev  zöXstov  w;  zpö^  t})v  AlyoTTTov.  2)  Diod.  I  GOe 
setzt  Khinokorura  zpö?  toT;  [xeö-optoi;  irt);  MyjTZ'^o'j  x«i  ILupCot^-  3)  Livius 
XLV  11:  die  ptolemäischen  Gesandten  empfangen  den  feindlich  gegen 
Ägypten  anrückenden  Antiochus  IV.  Epiphanes  bei  Rhinokorura. 
4)  Mkk.  II  1824:  der  Machtbereich  des  seleucidischen  Strategen  reiclit 
dbc6  IlToXejxatJioi;  sw?  töv  re^^tivfiiv  [so  lies  statt  TewTopöv  oder  l^epaptjpwv 
(cod.  55)],  vgl.  Mkk.  I  II39. 

Die  Gerrener  sind  wohl  nicht  in  dem  heutigen  Ch.  Umni- 
Dscherrar  [so  Hitzig,  Urgeschichte  und  Mythologie  der  Philister  S.  124, 
Ewald,  Geschichte  des  Volkes  Israel  IV  416,  Stark,  Gaza  und  die 
philistäische  Küste  S.  463,  Grimm,  Exegetisches  Handbuch  zu  den 
Apokryphen,  zu  Mkk.  I  II39]  zu  suchen,  weil  dieses  nördlich  von  dem 
sicher  noch  cölesyrischen  (vgl.  Polyb.  V  80<  Söu  862)  Raphia 
liegt,  sondern  eher  in  dem  Ff^^a,  welches  Strabo  p.  760  südlich 
vom  Tempel  des  Zeus  Kasios  und  dem  Grabe  des  Pompejus  setzt, 
vor  dem  Xaßpiou  /«p«^  und  den  ^dpaÖ'pa  des  Nils.  —  Ebensowenig 
sind  die  Livius-  und  die  Diodorstelle  beweiskräftig.  Schwierigkeiten 
macht  allein  die  Stelle  Polyb.  V  80^  aber  ich  glaube  doch  nicht, 
dass  man  sie  pressen  darf:  Rhinokorura  ist  ein  iinbedentendes  Ort- 
chen, während  Raphia  die  erste  „7:6^1?"  ist. 

Weshalb  ich  mich  sträube  gegen  die  Annahme,  Ägypten  habe 
in  der  Seleucidenzeit  einmal  bis  hierher  gereicht,  ist  in  erster  Linie 
ein  allgemeiner  Grund.  Die  Besetzung  von  Rhinokorura  als  eines 
Grenzpunktes  ist  politisch  und  geographisch  gleich  unmöglich.  Denn 
der  Ort  ist  kein  Fort,  das  gegen  Raphia  verteidigt  werden  könnte; 
es  wäre  strategisch  völlig  wertlos  gewesen,  diesen  schon  halb  in  der 


67 

Wüste  gelegenen  Punkt  zu  besetzen,  der  vom  Meere  aus  wegen 
der  sandigen  Kflste  unzugänglich  und  im  Süden  durch  eine  wasser- 
lose  Wflstenstrecke  (am  Sirbonissumpfe)  abgeschnitten  ist;  nur  nach 
Nonlen  hat  er  Verbindung,  gehört  also  geographisch  zu  Syrien.  Eine 
Grenze  deshalb  nordlich  von  Hhinokonira  anzusetzen  zwischen  den 
zwei  Feinden  Ägypten  und  Syrien,  halte  ich  für  undenkbar*). 

Nicht  Ägypten  hat  über  den  Sirbonissee  nach  Norden  gereicht, 
wohl  aber  die  Seleukidenniacht  einmal  weiter  nach  Süden.  Das  war 
damals,  als  Antiochus  IV.  Kpiphanes  den  sechsten  Ptolemäer  südlich 
vom  Kasion  besiegt  und  die  Nilfestung  Pelusium  eingenommen  hatte. 
DaraaU  hat  er  eine  Zeit  lang  als  Herr  in  Aegypten  geschaltet  und 
d»'n  Schiedsrichter  zwischen  zwei  Kronprätendenten  gespielt  Der 
wiltgrsrhichtliche  Machtspruch  des  Popilius  Länas  hat  ihn  zur  Um- 
krlir  gezwungen  und  er  hat  Pelusium  ebenso  wie  das  gleichfalls 
Annektierte  Cypem  räumen  müssen. 

Möglich  ist,  dass  seitdem  die  syrischen  Herrscher  die  ganze 
Küste  bis  zum  pelusischen  Nilarme  als  ihre  Machtsphäre  betrachteten, 
so  wenig  auch  bald  nachher  dieser  Anspruch  den  tatsächlichen 
M.w  litvcrhältnissen  entsprach.  Vielleicht  aber  darf  man  das  aus  der 
\i.  -sung  Artemidors  erschliessen  (bei  Strabo  p.  760),  der  die  Küste 
in  folgenden  Abschnitten  gemessen  hat: 

Kilikien 1900  Stadien 

Syrien  bis  zum  Urontes     ....       520        ^ 

bis  Orthosia 1130        „ 

bis  Pelusiuui  3650        „ 

Dass  alle  diese  Angaben  aus  Artemidor  stammen,  besagt  Strabo  aus- 
drücklich und  die  Ähnlichkeit  der  Exzerpte  bei  Marcian  von  Heraklea 
bestätigt  es.  [Ob  bei  Artemidor  der  Name  Phönike  schon  für  diese  ganze 
Strecke  gebraucht  ist,  ist  sehr  zweifelhaft,  s.  u.  S.  99].  Die  Römer 
haben  jedenfalls  in  der  ersten  Zeit  die  Grenze  Ägyptens  am  pelusi- 
schen Nilarme  belassen,  bis  jene  Grenzverschiebung  im  ersten  Jahr- 
hundert na<*h  Chr.  eintrat. 


')  Ka  bst  einmal  eise  Zeit  g^ebeo.  wo  diece  GrensUnie  bestand,  aber  da 
■tanden  «eh  keine  Ptotsmler  and  Seleoddeo  mehr  aU  Feinde  gegenflber;  da 
»elsteo  die  Rflmer  wiUkOriieh  ihre  Orensen,  denn  »ie  waren  Herren  beider  Länder. 
Dteee  Orensa  findet  äeh  ment  Joe.  belL  m  11&  und  blieb  dann  bis  aof  den  htnÜcwi 
Tair  (Ptol.  V  16:  Hieronymos  m  Jee.  19.  Dan.  llio:  Stepbanui  Byttatin.  a  v. 
INvcM^up«;  Jiicut  lil  6fl0  u.  a.).    Bei  Plin.  V  12  ff.  fiadft  lie  weh  noch  aioht. 


58 


Die  StXdtPKrHnduii?pn  der  Dtadochenzelt 

Die  Uellenisierung  de»  Orients  war  Alexanders  grosse  Idee  ge- 
wesen: Seleukus  Nikator  ist  bewusst  in  den  Fussstapfeu  Alexanders 
gegangen.  Das  Hauptinittel,  durch  das  er  die  Uellenisierung  zu  er- 
reichen strebte  und  auch  wirklich  zu  grossem  Teile  erreicht  hat,  war, 
(lass  er  die  Verwaltung  auf  die  Basis  von  Stadtbezirken  im  Sinne 
»ler  hellenischen  7:6X15  zu  stellen  suchte. 

Damit  aber  war  ein  Gegensatz  gegen  das  Stammesbewusstsein 
der  einzelnen  Völker  geschaffen.  Die  isolierte  Stadt  zersprengte  den 
Zusammenhang  des  Stammes,  den  ein  heiliger  Glaube  schützte.  Nur 
so  erklärt  sich  die  hartnäckige  Opposition  des  Jiirlentums  ir<*ir«'n  den 
Hellenismus. 

Unter  den  Städten  Cölesyriens  findet  sich  eine  grosse  Zahl^ 
deren  griechische  Namen  in  die  früheste  Zeit  dieser  Hellenisierung 
des  Landes  zurückreichen.  Aber  nicht  leicht  ist  es,  im  einzelnen 
Falle  zu  entscheiden,  durch  welchen  Herrscher  die  Gründung  der 
-6X1;  geschah. 

X^eicht  sind  im  allgemeinen  die  Ptolemäergründungen  zu  er- 
kennen. Meist  sind  uns  die  Personen  aus  der  Lagidenfamilie  be- 
kannt, nach  denen  sie  heissen,  oder  die  eigentümliche  Form  des 
Namens  kennzeichnet  die  Stadt  als  Ptolemäergründung. 

Daneben  gelten  eine  Reihe  von  Städten  als  Gründungen  Alexanders, 
und  Droysen  (in  der  Geschichte  des  Hellenismus)  hat  den  Lokal- 
traditionen, auf  die  solche  Angaben  meist  zurückgehen,  in  grösserem 
Umfange  Glauben  geschenkt,  als  berechtigt  ist.  Droysens  Unter- 
suchung beginnt  und  endet  mit  der  Behauptung  Plutarchs  (Über  das 
Glück  II  5),  dass  Alexander  über  siebzig  Städte  unter  den  Barbaren 
gegründet  habe.  Diesen  Satz  soll  dann  seine  Untersuchung  beweisen, 
imd  er  ist  dabei  geneigt,  wo  irgend  möglich  der  Tradition  recht  zu 
geben.  Aber  obwohl  er  sich  in  allen  zweifelhaften  Fällen  für  eine 
Alexandergründung  entscheidet,  so  kommt  er  doch  kaum  auf  die 
Hälfte  der  Zahl  Plutarchs. 

Betrachten  wir  die  Sache  einmal  vom  entgegengesetzten  Stand- 
punkt. Erweislich  als  Alexandergründungen  sind  nur  ganz  wenige 
Städte.  Dagegen  steht  es  fest,  dass  spätere  Legende  eine  Unzahl 
von  Alexandergründungen    erdichtet    hat    bis    zu    den    lächerlichsten 


69 

Fabeln  des  Etymologium  Hagnum.  Es  ist  j»  klar,  dass  die  Orttndung 
durch  den  grossen  Eroberer  riel  ehrenvoller  erscheinen  musste,  als 
die  Stiftung  durch  irgendwelchen  längst  vergessenen  Diadochen  (vgl. 
Willrich,  Juden  und  Griechen,  S.  19).  So  gilt  den  Späteren  natürlich 
jedes  Alexandreia  oder  wo  nur  ein  Stadtname  mit  Alezander  zu- 
sammengesetxt  ist  oder  den  Namen  seines  Geburtsortes  oder  dergleichen 
trägt,  als  Alexandergrüuduug.  Selbst  die  Veteranen  Alexanders  müssen 
herhalten,  um  die  Stadt  der  y^povrc^,  Gerasa,  su  gründen.  Daraus 
folgt,  dass  die  ganse  Tradition  über  die  Alexandergründungen  mit  dem 
äussentton  Misstrauen  angesehen  werden  muss,  soweit  sie  nicht  durch 
die  Historiker  )>e8tiitigt  wird.  Und  Flutarci»  verfällt  natürlich  dem- 
selben Urteil. 

'  lirt  besteht  nun  über  Seleukus  Nikator  die  sichere  Nach- 

richt *..,,.  .\vr.  Ö7),  dass  er  eine  grosse  Zahl  von  Städten  gegründet 
habe,  die  er  teils  nach  Gliedern  seiner  Familie,  teils  nach  griechischen 
und  makedonischen  Städten,  teils  auch  nach  eigenen  VV'affentateu 
oder  zu  Ehren  Alexanders  benannt  habe.  Unter  diesen  Namen- 
^'«  i»ungen  zäliit  Appian  auf:  16  Städte  mit  dem  Namen  Antiocheia  nach 
seinem  Vater,  f)  Laodikeiai  nach  seiner  Mutter,  9  Seleukeiai  nach  sich 
selbst,  und  nach  seinen  Frauen  3  Apanieiai  und  ein  Stratonikeia. 
„Daher**,  fährt  der  Schriftsteller  fort,  „finden  sich  in  Syrien  und  in  den 
oberen  Ländern  der  Barbaren  viele  Namen  hellenischer  und  make- 
donischer Städte:  Beröa,  Edessa,  Perinthos,  Maroneia,  Kallipolis, 
Achaia.  Pella,  Oropos,  Aniphipolis,  Arethusa,  Astakos,  Tegea,  Chalkis. 
Larissa,  Heräa,  ApoUonia".  Dann  nennt  er  als  Gründungen  in  Parthien: 
Soteira,  Kalliope,  Charis,  Hekatompylos  und  Achaia;  in  Indien  Alexan- 
dropolis;  in  Skythien  Alexandreschata,  und  endlich,  nach  eigenen  Siegen 
dc(*  Seleukus  benannt,  Nikephorion  und  Nikopolis  in  Armenien.  Dass 
die  Diadochen  ihre  Gründungen  nach  Alexander  benannt  haben,  ist 
auch  sonst  beseugt  So  von  Lysimachus  durch  Strabo  (p.  393).  Es 
ergiebt  sich  also,  dass  Seleukus  der  eigentliche  Städtegründer  in  Asien 
ist,  und  dass  auf  ihn  auch  bei  allen  sog.  Alexandergründungen  immer 
zuerst  geraten  werden  darf,  wo  nicht  eine  gute  Tradition  dagegen 
steht  <i 

'I  Alex.  PolybUtor  bei  8t«ph.  Bjn.:  'UpMH^  ic&U(  UnUu^ Kb^oim^ .... 

Ion  Mä  tfkni  tt  £up(«  KiisMb«  Ok&  Nwtfio^oc  «pl  f|C  i  TUkJtamg  iv  tf  npl  £up(>c 

spiwp««  Tcl|iMMiv  tuaOAm  (uA  «Ov  imadhrtMv  -  tvjtt.v  Kl^mnn  (ti»  lUckou  toC  N««^ 
«»pO€  heannMb^  'OpMciv  maXMkm  M  fl|(  f»  «^  'KXkih.  'UpMimO.  ikmmkam 
llareelltniM  XIV  8\:   ...  abntm  müm  ainltitudin«  homiansu,  quam  traaqaillis 


Im  folgenden  sind  diejenigen  Stttdte  Cölesyriens,  deren  Namen 
auf  diadochische  Gründung  weisen,  aufgezählt  und  inbezug  auf  die 
Tradition  geprüft.  Dabei  sei  gleich  hier  auf  das  Hauptwerk,  welches 
diese  Fragen  behandelt,  verwiesen,  auf  Schürer,  Geschichte  des  jü- 
dischen Volkes  im  Zeitalter  Jesu  Christi  Bd.  II  S.  72  ff. 

1)  Alexandroscene  (Itiner.  Hieros.  ed.  Wesseling  p.  684). 
Von  diesem  Ortchen  könnte  eigentlich  von  vornherein  abgesehen 
werden.  Solche  Namen  stammen  natürlich  nicht  von  Alexander,  sondern 
sind  spätere  Benennungen  zur  Erinnerung  an  historisch  gewordene 
Lokalitäten.  Noch  heute  erinnert  der  Name  Iskandaruna  am  weissen 
Kap  an  den  Belagerer  von  Tyrus. 

2)  Apollonia.  Stepiianus  Byzant.  nennt  25  Orte  dieses  Namens. 
Davon  verweise  ich  auf  12.  Tztfi  r?jv  xoiXtjV  ZupCav,  13.  xa-ra  'Iöjttjv, 
14.  -rtj;  Mt<TOxoTa[x(a?,  20.  llupta^  xaTa  *Ajca|xetav,  25.  ^xot^it  BajäyXövo; 
x«i  lo'jffwv.  Dass  Alexander  den  Namen  Apollonia  für  eine  Gründung 
verwendet  hätte,  ist  nicht  nachweisbar.  Denn  selbst  bei  dem  phry- 
gischen  Apollonia  (dem  heutigen  Oluburlu),  das  sich  auf  späteren 
Münzen  seiner  Gründung  durch  Alexander  rühmt,  ist  es  Dichtung 
des  Lokalpatriotismus,  da  Alexander  über  Kelainai  zog  und  Apollonia 
gar  nicht  berührt  hat  (anders  Droysen).  Auch  das  nördlich  von  loppe 
gelegene  ist  daher  sicher  nicht  auf  ihn  zurückzuführen.  Viel  wahr- 
scheinlicher ist  es,  sich  Seleukus  I.  als  Gründer  zu  denken.  Er  hat 
nach  App.  Syr.  62  den  Namen  Apollonia  bei  seinen  Gründungen  ver- 
wendet, und  das  bei  Apameia  gelegene  Apollonia  führt  man  auch 
meist  auf  ihn  zurück. 

3)  Anthedon  1).    Auch  Anthedon  ist  keine  Alexandergründung. 


in  rebns  diutins  rexit,  ex  agrestibus  habitaculis  urbee  cunstnixit  multis  opilms 
firniM  et  viribus,  quarum  ad  praesenf«  pleraeqne,  licet  Graecis  nominibus  adpellen- 
tnr,  quae  iisdem  ad  arbitrinm  in])08ita  sunt  conditoris,  primogenia  tarnen  nomina 
non  amittunt.  quae  iis  Assyria  lingua  institutores  veteres  indiderunt.  —  Hierony- 
muB  (bei  Euseb.  Chron.  ed.  Schoene  II  117)  und  ebenso  Synkellos  und  Kedreuos 
nennen  als  Gründungen  des  Seleukus  Nikator:  Antiocheia,  Laodikeia,  " 
Apameia,  Edessa,  Beroia  und  Pella.  —  Joü.  ant.  XII  3i  spricht  vun  Gi 
desselben  Herrsebers  in  Kleinasien  und  COlesyrien. 

')  Schiirer  (II  90  Anm.  80)  stimmt  der  Ansetzung  Anthedons  bei  dem  beutigen 
El-Blachije  bei  (nach  Sozom.  V  9  und  Theodos.  de  situ  terrae  sanctae  §  18  (ed. 
Gildem.  1882).  Dagegen  aber  kann  auf  Jos.  ant  XIII  132  verwiesen  werden,  wo 
Ka])hia  und  Anthedon  beide  von  Januai  erobert  sind,  als  er  vor  Gass  rockt,  und 
liier  erfährt,  dass  Ptolem&ns  Lathyrus  die  Stadt  verlassen  hat.  Daa  fordert  doch 
wohl  eine  Ansetzung  der  Stadt  südlich  von  Gaza.  Sollte  der  Name  Agrippias 
oder  Agrippeion,  den  Herodes  der  Stadt  giebt  (Jos.  ant.  XIII  ISs  bell.  I  4'j  21 8) 
etwa  noch  nachklingen  in  dem  heutigen  Tell-el-Adschnl  oder  Adschnb? 


61 

Mit  Oründun^n  hat  sich  der  Eroberer  überhaupt  damal«  nicht  auf- 
gehalten, als  er,  so  schnell  es  der  Widerstand  der  Gegner  erlaubte, 
die  syrische  KUtte  hinuntersog.  Oerade  bei  Anthedon  aber  ist  am 
wenigsten  an  Alexandergründung  zu  denken,  da  Alexander  das  er- 
oberte Gaza  vielmehr  neu  bevölkert  hat  Man  wird  auch  für  Anthedon 
am  ersten  auf  Seleukus  I.  raten.  Es  gab  ein  Anthedon  in  Böotien 
(Scymn.  Chius  v.  500  bei  Müller,  Geogr.  Gr.  min.  1  S.  216;  Stephan. 
Byz.  8.  V.  *AvWj»«v). 

4)  Arethusa.  Die  Stadt  Arethusa  in  Palästina  findet  sich  nur 
an  einer  Stelle  genannt  Jos.  ant.  XIV  4«  (=  bell.  I  77  =  Sync.  ölö 
ed.  Dind.).  Sie  gehört  zu  denjenigen  Orten,  die  Pompeius  aus 
jüdischen  Händen  befreit.  Sie  wird  dort  ausdrücklich  als  Binnen- 
stadt bezeichnet,  aber  nicht  in  anderm  Sinne,  als  auch  Azotos  und 
Jamnia,  die  bekanntlich  auch  Häfen  hatten  (vgl.  Schürer  1.  c.  II 
»S.  96 — 98).  In  deren  Nähe  wird  auch  Arethusa  zu  suchen  sein,  aber  die 
Vermutung  Starks,  es  sei  identisch  mit  dem  quellenreichen  (vgl.  Jos. 
ant.  XIII  9,)  Gmzara  —  der  Name  Arethusa  haftet  an  Quelleu  — 
8^-lieitert  daran,  dass  Gazara  gerade  eine  der  5  jüdischen  Toparchien 
ist,  die  Gabinius  organisiert,  während  Arethusa  vorher  den 
Juden  durch  Pompeius  genommen  wird.  Man  kann  kaum  noch  an 
einen  andern  Ort  als  Ekron  denken,  aber  auch  das  bleibt  natürlich 
reine  Vermutung.  Unter  den  Gründungen  des  Seleukus  I.  findet 
sich  der  Name  Arethusa;  das  grössere  Arethusa  zwischen  Epiphania 
und  Emesa  ist  seine  Gründung  (Steph.  Byz.  s.  v.),  vielleicht  auch  das 
palästinische. 

5)  Nysa  —  so  hat  die  Stadt  Skythopolis  nach  Plin.  V  18  und 
Stephanus  Byzantinus  geheissen,  und  Münzen  bestätigen  das  durch 
die  Legende:  ny«  .  iKveo.  Wenn  sich  der  Name  Nysa  als  Frauen- 
name in  der  Seleucidenfamiiie  nachweisen  liesse,  so  würde  man  den 
Namen  der  Stadt  vielleicht  auf  diesem  Wege  erklären;  aber  was 
Stephanus  Bys.(a  v.^AvTvöxeuc)  darüber  erzählt,  hat  gar  keinen  historischen 
Hintergrund  und  die  dort  als  Gattin  des  Antiochus  genannte  Nyssa 
ist  einfach  aus  dem  Namen  der  karischen  Stadt  gemacht.  Als 
Pertonenname  ist  Nysaa  erst  im  pontischen  Uerrscherhause  nach- 
weisbar (vgL  Justin  XXXVIII  6,;  Plutarch,  LucuU.  18;  Appian, 
Mithr.  111;  Sallust.  hist.  IV.  p.  232;  Sueton.  Caeaar.  49|.  Der 
Name  Nysa  bei  Skythopolis  gehört  also  zu  den  Übertragungeo 
griechischer  Städtenamen  in  den  Orient  Der  Name  des  Orte«,  wo 
Dionys  von  den  Nymphen  aufgezogen  wird,  —  schon  bei  Terpander 
(bei  Joann.  Lydas  ed.  B«kk.  72)  hat  er  sieh  zur  Amme  des  Dioaya 


62 

rerdichtet,  —  findet  »ich  in  den  verscbiedentten  Ländern,  wo  Wein- 
bau und  Dionyskultus  im  Schwünge  ist  Möglich  ist  es,  dsss  wieder 
Seleokus  I.  den  Namen  gegeben  hat,  als  die  Stadt  als  hellenistiHche 
]c6Xt(  konstituiert  wurde.  Vielleicht  steckt  in  dem  TpiX6);x{a  des 
Malalas  (s.  o.  S.  45;  Kedrenos  I  237  ed.  Bekk.  sagt  dafür  Tp(xw|ii<) 
eine  Erinnerung  daran,  dass  die  icöXtc  aus  einer  Zusamment'asBung 
von  drei  xßjiat  entstand.  Der  neue  offizielle  Name  Nti^ra  hat  den 
vorher  bei  den  Griechen  üblichen  ebensowenig  wie  den  semitischen 
verdrängen  können  (s.  o.  S.  43  ff.). 

6)  Pella.  Dass  Pella  im  Ostjordanlande  eine  Gründung 
Alexanders  sei,  behauptet  nur  die  Randglosse  eines  gelehrten  Lesers 
des  Steph.  Byz.  s.  v.  ATov  jcöXi;  ....  KoCXy)?  üupCa;  xTtejia  'AXe;avipoj 
„xai  IHXX«;"  (vgl.  Schürer  II  138  Anm.  307  und  Droysen,  III  2,  204). 
Das  ist  also  keine  glänzende  Bezeugung. 

Es  gab  noch  ein  Pella  in  Syrien,  welches  mit  dem  bekannten 
Apameia  am  Orontes  identisch  ist.  Es  wurde  ^von  seinem  Gründer 
Seleukus  I.  zuerst  Apameia,  später  Pella  genannt,  welcher  Name  sich 
dann  wieder  verloren  hat"  (so  Schürer  II  139  Anm.  307).  Dagegen 
könnte  die  Notiz  Euseb.  Chron.  II  116 f.  (Hieron.)  angeführt  werden: 
Seleucus  Antiochiam  Laodiciam  Seleuciam  Apamiara  Edessam  Beroeam 
et  Pellam  urbes  condidit  —  denn  von  dem  nordsyrischen,  nicht 
dem  ostjordanischen  ist  hier  offenbar  die  Rede  — ,  wenn  nl'-^t  liier 
ein  Versehen  angenommen  werden  dürfte  (Schürer  1.  c.) 

Den  Namen  Pella  hat  Seleukus  I.  auch  nach  App.  Syriac.  57 
bei  seinen  Gründungen  verwendet,  sodass  er  am  ersten  auch  bei 
dem   ostjordanischen   in   Frage   käme.     Steph.   Byz.   sagt  s.  v.  IleXXa 

»JoXic KoHrii    ZupUti  ^   Boön?    'kcfo^Livr^.     Dies 

Bntiß  ist  jedenfalls  der  semitische  Name  der  Stadt'),  die  also  keine 
Neugründung  im  eigentlichen  Sinne  ist,  sondern  nur  die  städtische 
Organisation  erfahren  hat.  Auch  das  passt  natürlich  nicht  für 
Alexander  und  vortrefflich  für  Seleukus  I. 

Bei  Stephanus  Byzantinns  heisst  es  s.  v.  BepevCxt]-  crm  xat  äXXt, 
Ätpi  lupiav  f,v  lUXXav  xa>.oö<Ti.  Den  Namen  Berenike  können  Grün- 
dungen  von   Ptolemäus   II.   und  Ptolemäus   III.   tragen:     Die   Mutter 

')  Boü-nc  ist  vielleicht  nichts  anderes  als  das  alttestamentliche  Tdb  Ri.  11| 
Harn.  10^.  Syncell.  (I  659  ed.  Dind.)  scheint  noch  einen  dritten  Namen  zu  kennen, 
wenn  er  sagt:  Aöpa  ttiv  rpoc  toTc  'Apatit  IlelÄav.  Vielleicht  ist  aber  das  nur  eine 
korrumpierte  Form  ans  Aw^o  (?).  Die  talmudische  Namensform  x'^HD  (Neubauer, 
La  Geogr.  du  Talmud  S.  274)  wäre  dann  nur  das  semitisierte  Il£Ua  (anders 
Schärer  II  138,  Nöldeke  ZDMG  1885  S.  336). 


68 

des  ertteren,  die  Gemahlin  sowie  die  Schwester  des  letsteren  hiessen 
H^reniko.  An  PelU-Apamei«  ist  nicht  zu  denken,  da  es  nur  während 
der  wenii^n  Jahre  ptolemäisch  gewesen  sein  kann,  in  denen  Ptole- 
maus  III.  Asien  eroberte  and  wieder  verlor.  Möglicherweise  also  hst 
einmal  das  ostjordanische  Pella  den  offisiellen  Namen  Berenike  ge- 
tragen. Als  Gründer  ist  dann  eher  an  den  rweiten  als  an  den 
dritten  Ptolemier  zu  denken,  denn  von  dem  erstereu  ist  bei  Steph. 
Bjxant.  eine  Gründung  dieses  Namens  genannt,  auch  rühren  die 
meisten  derartigen  Namen  in  Cölesyrien  von  ihm  her,  während  Ptole- 
mftus  III.  der  Gründer  des  kilikischen  und  des  troglodytischen 
Kerenike  ist:  er  erst  bekam  Kilikien  und  er  erst  ist  der  eigentliche 
Kolonisator  der  arabischen  und  äthiopischen  Länder  am  roten  Meere. 

7)  Dion.  Stephanus  Byz.  nennt  (1.  c.)  die  Stadt  Dion  eine 
Alexandergründung.  Aber  es  hat  sich  schon  herausgestellt,  dass  im 
Westjordan  lande  ausser  Tjrus  und  Gaaa  keine  Stadt  etwas  mit 
Alexander  zu  thun  hat.  Dass  dann  im  Ostjordanlande,  wohin  Alexander 
nie  gekommen  ist^),  Städtegründuugen  von  ihm  existieren  sollten,  ist 
von  vornherein  unglaublich.  Der  Name  Dion  ist  ein  gebräuchlicher 
griechischer  Städtename,  der  sich  in  Euböa,  Thessalien,  Makedonien 
und  am  Athos  findet  (vgl.  Stephanos  Byz.  s.  v.).  Auch  Dion  gehört 
also  zu  den  Städten,  die  vermutlich  durch  .Seleukus  I.  eine  griechische 
Stadtv*i-t'u.>«sung  bekommen  haben. 

H)  Gerasa.  Bei  Gerasa  ist  die  Erdichtung  des  Alexander* 
•••"-"•' 'v<«  noch  gröber.  Bald  ist  es  von  den  Veteranen  Alexanders 
itar  zur  Arithmetik  des  Nikomachos  bei  Berkel  zu  Steph. 
Hys.,  vgl.  Droysen  II  S.  Ö99f.),  bald  von  den  Greisen,  die  Alexander 
nach  der  Zerstörung  der  Stadt  verschonte  (Etym.  Magnum  s.  v. 
rtfÄTr.vo;),  gegründet  worden.  Der  Name  Gera««  ißt  uatürlii-h 
semitisch. 

Nicht  ebenso  einfach  zu  beantworten  ist  die  Frage  nach  der 
H'tkunft  des  durch  zwei  Inschriften  aus  der  römischen  Zeit  ftir 
<••  i.isa  beseligten  Namens  'Amiytix  (vgl.  Schürer  1.  c.  11  143  Anm. 
:{32).  Als  Möglichkeiten  kommen  inbetraoht  die  Regierung  des 
Seleukus  I.,  der  nach  Appian  Syr.  67  nicht  weniger  als  16  Städten 
den  Namen  Antiocheia  gegeben  haben  soll,  und  die  Zeit  von  198  ab 
unter  Antiochus  III.  und  IV.  Zur  Zeit  des  letsteren  war  nach 
Mkk  II  4,  *AvTiö/cia  eine  mit  gewissen  Vorrechten  verbundene  Titu- 


')  PUa.  XU  »  bMiffi  das  niebt;  t«1.  Willrieb.  Judsn  und  Uriechsn  &  18 
Droyien  111,.  201  ff. 


64 

latur  mancher  StiUlte  (Schürer  II  114  Anm.  188)  vgl.  Müaxen 
von  Ptolemais  bei  Mionnet  Es  ist  also  schwerlich  etwas  Sicheres 
über  die  Herkunft  des  hier  von  Gerasa  gebrauchten  Namens  Antiocheia 
auBzuniacheuM- 

9)  Seleukeia  kommt  als  Ortsname  in  Palästina  dreimal  vor: 
1)  am  See  Semachouitis  (Steph.  Byz.),  2)  =  Gadara  (Steph.  Ryz.), 
3)  =  Abila;  auf  Münzen:  leXsyx.  AßiXtjvoi  (vgl.  Schürer  11  127 
Anm.  247).  Ausser  Seleakns  I.  könnte  nur  Seleukus  IV.  in  Frage 
kommen;  aber  wahrscheinlich  ist  letzteres  nicht.  Man  kann  auch 
diese  Namen  getrost  unter  die  offiziellen  Namen  rechnen,  die  unter 
Seleukus  1.  eingeführt  wurden.  Bei  Abila  und  Gadara  sind  sie  nicht 
in  Gebrauch  gekommen  (vgl.  Polyb.  V  71ii_3  XVI  SBj),  nur  das 
nördlichste  Seleukeia  hat  bis  heute  den  Namen  des  ersten  Seleu- 
ciden  bewahrt. 

Als  Resultat  der  Untersuchungen  ergiebt  sich: 

a)  Von  Alexander  rührt  keine  „Städtegründung"  in  Cölesyrien  her. 

b)  Die  meisten  hellenistischen  ,, Städtegründungen"  gehen  auf 
Seleukus  Nikator  zurück. 

c)  xt{(Ti;  bedeutet  nicht  Erbauung  einer  neuen  Stadt,  sondern 
Bildung  einer  selbständigen  städtischen  Kommune.  Es  sind 
längst  bestehende,  oft  ganz  ansi^luiiiche  Ortschaften,  die  jetzt 
als  izohi  konstituiert  werden. 

d)  Mit  der  „Gründung"  ist  die  Neubenennung  der  Stadt  ver- 
bunden. Man  wählt  mit  Vorliebe  griechische  und  macedonische 
Namen. 

e)  Die  grossen  philistäischen  und  phönikischen  Küstenstädte 
haben  keine  Neugründung  erfahren,  weil  sie  bereits  städtische 
Verfassung  hatten.  Nur  wo  man  ex  agi'estibus  habitaculis 
urbes  construxit  (Ammian.  Marceil.  XIV  85),  gab  man  neue 
Namen. 

Ptolemäus  II.  und  sein  Nachfolger  haben  das  Werk  des  ersten 
Seleuciden  fortgesetzt.  Weit  sicherer  als  bei  den  seleucidischen 
Gründungen  können  wir  unsere  Urteile  bei  den  Ptolemäergründungen 
fällen.     Von  den  drei    Ptolemäem,    die  Cölesyrien    besessen    haben, 


')  Der  Name  'Avrtoxcta  findet  sich  auch  bei  Gadara  (Steph.  Byz.)  —  Sehr 
fragwürdig  ist  Schlattere  (Zur  Topogr.  u.  Gesch.  Palastinas  S.  314  ff.)  Gleichsetzung 
folgender  Bezeichnungen:  'AvTioxeia  (Jos.  ant.  XVII  2i_3.  0-30)  = 'Avnoxou  ^ifxrf^ 
(Jos.  ant  XIV  15,  bell.  14,)  =  ^ülat  antijökyjä  (r.  Deut.  12,  12)  =  (WU&a  (Jos. 
*ot.  XV  10,  XVII  2,)  ==  'Avnoxcui  fUTo^  KoOlijc  Zuptof  xai  'Apaßiotc  £e|xtpdfu8oc 
(Steph.  Byz).  s.  u.  S 


66 

kummt  der  trttge  Ptoleralus  IV.  kaam  in  Frage;  Ptolemätis  ÜI.  hatt« 
sein  Interesse  auf  fernere  Länder  gerichtet,  and  so  bleibt  als  eigent- 
licher ^Stldtegründer"  in  Cdlesjrien  nur  PtolemAas  11.  Philadelphu« 
übrig,  der  auch  öfters  ausdrücklich  als  solcher  genannt  wird. 

Als  Gründungen  der  Ptolemäer  in  Cölesyrien   sind  zu  nennen: 

1)  Ptolemalts.  Ausdrücklich  beseugt  Aristeas  115  die  Gründung 
durch  den  zweiten  Ptolemäer.  Dasselbe  ergiebt  sich  aus  einem 
Veigleich  von  Herondas  (ed.  Grus.  II  16),  der  noch  den  alten  Namen 
Ake  gebraucht,  und  Kallimachos  (bei  Harpokration  s.  v.  *Axi)),  bei 
dem  zuerst  der  Name  Ptoiemais  nachweisbar  ist.*) 

2)  Philadelpheia.  Ptolemäus  IL  Philadelphus  wird  bei  Steph. 
Hyz.  (s.  V.  <l>tXa&^^pcta)  sls  sein  Gründer  genannt  Dasselbe  bezeugt 
Hieronymus  (in  Ezech.  25).') 

3)  Philoteria.  Diese  Stadt  ist  nach  der  Schwester  des  zweiten 
Ptolemäers  benannt.  Ein  anderes  <I>iXei>T£pa  an  der  troglodytischen 
Küste  nennt  Steph.  Byz.  als  lavjpoo  xT(<Tjxa.  —  Das  cölesyrische 
Philoteria  ist  nach  Polybios  (V  70^)  am  See  Genesaret  zu  suchen. 
Da  es  bei  Sjncell.  (I  559  ed.  Dind.)  zwischen  lauter  nichtjüdischen 
Städten  als  eine  der  Moexc^övwv  deTrotxiou  aufgezählt  ist,  so  wird  kaum 
an  das  damals  zur  Zeit  Alexander  Jannais  mehr  und  mehr  sich 
judai'sirende  Westufer  des  Sees  zu  denken  sein,  sondern  wol  an  das 
Ostjordanland,  wo  die  meisten  der  dort  aufgezählten  jüdischeu 
Eroberungen  liegen.  Da  es  damals  eine  grössere  Stadt  gewesen  sein 
soll,  so  ist  man  genötigt,  es  mit  einer  der  uns  sonst  unter  semitischen 
Namen  hier  bekannten  Städte  zu  identifizieren.  In  Frage  können  dabei, 
so  Tiel  ich  sehe,  nur  Betsaida  und  Gamala  kommen.  Betsai'da  aber 
•cheiBt  erst  von  dem  Tetrarchen  Philippos  zur  Stadt  gemacht  worden 
SU  sein,  die  er  Julias  nannte.  Darum  ist  am  ersten  an  Gamala  zu 
denken,  welches  denn  auch  nach  der  Mischna  (Erakin  IX  6)  su  den 
ältesten  Städten  Galiläas  gehört  Bei  Jos.  bell.  I  4g  heisst  es  aus- 
drücklich eine  starke  Festung  mit  eigenem  Strategen  (Vgl.  auch  die 
Nennung  Gamalas  Plin.  V  14). 

4)  Berenike  s.  o.  S.  62  f.  unter  Pella. 

5)  ArsinoS.  Nach  seiner  Schwestergcmahlin  Arsinoä  hat 
Ptolemäus  II.  eine  libyische  Stadt  benannt  (Steph.  Byz.).  In  Aegypten 
begegnet  der  Name  mehrmals;  auch  in  Cypem,  in  Cilicien,  in  Lycien 
zweimal    und    an    der    troglodytischen   KOste.     Letzteres    weist   auf 


0  Da«  pamphylisob«  Ptoiemais  ist  oiobt  seine  Grttndang  (cf.  Mooum.  AduUtan.) 
')  Das  kiltkiselie  Philadeipheia  ist  nicht  seine  Orflndong  (ef.  Monam  Adnlitaa.). 
Bllitk«r.  PiJIsÜaa.  6 


PtolemAi^B  III.  Gter  iwe^e  und  dritte  Ptolcmftcr  also  haben  de^ 
NatiP  II  bei  il^ren  Städtc^i-Ündungeii  ^ebrau«  ht  Zw  i  <  m  ;>  <i<*8 
nennt  Stephani^p  Byz.  in  Syrien  (b.  v.  'i^p<y;v67i):  3,  ::ö"/.i; 
Iv^iji.  iy  ^üXfiivi"  -fj  ;ctp(iUTj:o;  air^^  ora^ia  ixTotx- -/•*•-'  t  K-  'r,; 
Süifioi^.      Die    Lage    der    Grit*,    lässt    sich     nicht    1  .;- 

licherweise  beziehen  uc\t  beide  ^^ben  au^  denselben  <4*^-  Der 
pcoXwv  jäaffiXixd;  liegt  nach  Strabo  p.  756  über  dem  Marsya.stale  nach 
dem  Damasceniscljen  zu  {'jzip  ^^  toO  Mowcrjou  iorl  6  JjWtXoujixyo;  ajXöiv 
ßafnXixö;  xod  i)  AaubOurxiQV^  jitapa-)  Es  muss  eine  grosse  Stadt  geni<tint 
sein,  wenn  auch  die  angegebene  Zahl  ihres  Umfangs  unsinnig  ist. 

Es  bleibt  noch  eine  Kcihe  von  Städtchen  übrig,  die  nur  durch 
die  eigentümliche  Forna  ihres  Namens  auf  ägyptische,  also  ptolemäiscbe 
„Gründung'^  schliessen  lassen.  Strabo  p.  75t^  heisst  es:  MeTi^l*^XY)v 
[der  alte  I^ame  zeigt  die  alte  Quelle  an]  J^Tpaxwvo?  rüpY^i  ::pö{op|iov 
£jjwv'  {UTa^y  ^l  8  tc  Kapp.i]Xo(  t6  5po{  xol  izohyyitay  dvöjxaTa,  z^ioy  5' 
oi>Vtf}  SuxocjiivcDV  %6'kii,  Efoux6Xb>v  xod  Kpoxo^eCXuv  7:<5Xic  xo^i  SXXa  TOioDra ' 
elxa  7ip!>|JLÖ{  |jiY«?  'ri;"  elra  'Iöztq  xtX.  Damit  seien  zusammengestellt 
die  drei  zuerst  bei  Scylax  Caryaiidensis  begegnenden  Namen:  Asövtwv 
icoXi;,  'OpvCÖ*Dv  xöXi«,  nopcpup£<ov  x6Xi{.  Dass  es  sich  hier  um  ptolemäiscbe 
Gründungen  handelt,  ergiebt  sich  daraus,  dass  nur  in  Aegypten  ähnliche 
Städtenamen    vorkommen.      Ich   erinnere   an  Namen   wie  K;  *   ./ 

7c6Xi^  (Herod.  II  148;  Diod.  I  S%)  und  Aeövrwv  tcöXi;  (Jos,  ant.  \  1 1  ,  j, 
femer  Atixuv  tcöXi^,  Kuvßv  «6X15,  'lepoxojv  äÖXi;  und  folgende  nach  Nil- 
fischen benannte  Städte:  AeTciBwTöv  7c6Xt{,  Ilocvfiiv  jcöXij,  Aätcüv  »öXt^. 
Zu  Lüxajiivwv  xoXi;  würde  die  'lepoc  auxccji-ivoi;  am  Nil  unter  dem  23. 
Breitengrade  zu  vergleichen  sein.  Die  Stadt  der  Riuderhirteu  und 
die  der  Purpurfärber  finden  keine  genau  entsprecl^enden  Par^lelen, 
gehören  aber  doch  offenbar  zur  gleichen  Kategorie. 

Über  die  Lage  der  drei  palästinensischen  Küstenörtchen  ergiebt 
sich    aus   Strabo,    dass   sie    zwischen  Ake    und  Stratonsturm  li«  ;,* n. 

Sü^jUvwv  %6X\4  ist  Haifa  (vgl.  Euseb.  Onom.  ^  luxaiuvo; Hepa 

yjrrtxai.)  Die  zwei  andern  Orte  müssen  dann  südlich  vom  Karmel 
liegen.  Mit  einem  von  beiden  muss  Dora  gemeint  sein,  welches  kaum 
fehlen  dürfte  in  Strabos  Küstenbeschreibung,  und  zwar  ist  es  sicher 
mit  der  Krokodilstadt  zu  identifiziren,  wofür  auch  zeugt,  dass  sich 
dort  bis  heute  der  Name  Krokodilfluss  erhalten  hat  (siehe  Fischt  1- 
Guthe,  Handkarte  von  Palästina).  BouxöXwv  iz6Xk;  ist  dann  in  der 
zwischen  Dora  und  dem  Karmel  zu  suchen;  viel  Auswahl  zur  Fixirung 
seiner  Lage  bleibt  nicht. 


VI. 

Das  Judentum  nach  Alexander. 
1. 

Da9  (üfliiet  tod  Jemsalem. 

Als  ,6  'lcpo<roXuiiwv  ßa<nX«t>«''  wird  Salomo  bei  Meni^dqr  vpn 
Kphesus  um  270  vor  Chr.  bezeichnet,  oi^d  gleichzeitig  nennt  ihn  Dios 
,Tdv  TupacwoOvTa  'ItpocoXüjwov"  (b^i  Jos.  aot.  VIII  Ö3).  Polyb.  XVI  ^^ 
(bei  Jos.  anL  XII  83)  spricht,  wohl  im  Gegensatz  zu  den  Diaapor»- 
juden,  von:  t&v  'Iou^imv  ot  :cepi  t6  Up6v  spcraYopeudiievov  'Upo<;öXup4t 
xaToixoDvTt^;  im  Gebirgp  läset  er  „den  Stamm  der  Juden"  wohnen 
(XVI  39i),  denn  von  Philistäa  ai^s  geht  der  Weg  zu  ihnen  ei^  tou^ 
&VW  Toxou;.  Zu  vergleichen  ist  Manetho  (bei  Jos.  c  Ap.  I  15),  ferner 
Diodor  (XXXIV  I2),  der  das  Gebiet  der  Juden  toü;  S6p\  -wt  'Isfo^ö- 
"kjyux  TÄxoy;  nennt.  Genau  analog  ist  Polyb.  V  68x4  =  'O'^i  »«'s«  Fct^ 
Tdxoü{  und  Polyb.  V  71ji :  toO;  xaTÖt  -ajjLOfoov  tosoü;.  Im  Sinne  de^ 
Griechen  ist  also  das  Gebiet  der  Juden  nicht  ein  Land  „Judiia'*  — 
der  NiMDe  ist  erst  später  nachweisbar  s.  u.  S.  77  f.  — ,  sondern  das 
8ta  '  '  '  ^  von  Jerusalem.  So  kann  noch  um  140  vor  Chr.  Agath- 
jir< ...  .  .,  vun  Knidos  (bei  Jos.  c.  Ap.  I  22)  sagen:  oi  xa>o^'-v^'^ 
MojS'xioi  xöXiv  ol]^CvTt<  ippwTatTTjv  :;a(;a>v,  f,v  xa)xTy 'ltpo<;öXu(jLa  (Xj 
Tou(  ^***f^('C  (*^^'-  'M'^-  ^^^  U  ^^<^  ziemlich  zur  selben  Zeit  (c^ 
Schürer,  Gesch.  d.  jad.  Volks  III  438)  Orac.  SibyU.  III  213  f:  dcv- 
^flunv  tinjt^itcxr* ,  ot  xtp\  va6v  chuiiaocx  ^^<v*  loXopävtov. 

Alle  diese  Angaben  weisen  auf  ein  verhältnismässig  bescbränktea 
Gebiet  hin.  Vtrrgleicht  man  damit  die  grosse  Ausbreitung  des  Judea- 
tums  nach  ^chcmia,  so  i»t  natürlich  nicht  anzunehmen,  daaa  die 
ganze  auHserjudäische  Anhängerschaft  der  jüdischen  Religion  plfttslich 
▼erschwunden  wäre.  Trotz  des  Schismas  gab  es  doch  in  Samfuria, 
ebenso  wie  in  Galiläa  in  '  f '  '      >  '       ;  '♦'-  '     Anzahl  von  Jnd^n, 

die  zum  Heiligtum  in  .  •  .  74ff.).     Die  obigen 


68 

Angaben  könneii  sich  darum  nur  auf  dasjenige  Gebiet  beziehen, 
welches  im  3.  und  2.  Jahrh.  der  politischen  Regierung  des  Hohen« 
priesters  von  Jerusalem  unterstellt  war;  innerhalb  dieser  Ghi^nze 
hatte  er  zu  befehlen,  wie  jede  Stadtobrigkeit  in  dem  sie  umgebenden 
Landkreise;  über  diese  Grenze  hinaus  hatte  er  keine  Macht  mehr, 
mochten  auch  noch  so  viele  sich  dort,  wie  z.  B.  in  Lydda,  zur 
jüdischen  Religion  halten  (s.  u.  S.  75). 

Der  naheliegende  Schluss  ist  dann  der,  dass  auch  Jerusalem 
in  die  hellenistische  Organisation  des  Landes  eingereiht  worden  ist. 
Einen  neuen  Namen  hat  es,  wie  die  philistäischen  Küstenstädte 
oder  Samaria,  nicht  bekommen.  Aber  wohl  wurde  die  Stadt 
Jerusalem  mit  dem  sie  umgebenden  Landkreise  als  administra- 
tive Einheit,  als  vo|Ji6c,  eingerichtet  und  als  Unterabteilung  der 
(seleukischen)  Satrapie  Samaria  einverleibt  (vgl.  unten  S.  74  zu 
Mkk.  I  II57). 

Es  muss  versucht  werden,  die  Grenzen  dieses  vojxö^  von  Jeru- 
salem zu  bestimmen.  In  die  Ebene  scheint  er  nicht  hinunter  gereicht 
zu  haben,  denn  das  jüdische  Gebiet  gilt  in  dieser  Zeit  stets  als  Bergland 
(Polyb.  XVI  39i;  Jes.  6625  II9,  Ex.  I617)»).  Sir.  5O25  nennt  als 
feindliche  Nachbarn  der  Juden  die  Idumäer^),  die  Philister  und  die 
Schismatiker  von  Sichem  (vgl.  hier  [iwpö;  im  religiösen  Sinn  = 
näbäl  Ev.  Matth.  622  und  syrisch:  askel  =  übeltun).  Aber  wir  sind 
nicht  angewiesen  auf  so  allgemeine  Angaben.  Genaue  Grenzen 
lassen  sich  nach  dem  1.  Makkabäerbuche  zeichnen,  und  ich  fordere 
an  der  Hand  dieses  Führers  den  Leser  zu  einer  Wanderung  um  das 
damalige  jüdische  Territorium  auf. 

Wir  erinnern  uns,  wie  das  Jerichotal  den  Juden  seit  Ochus  ver- 
loren gegangen  war.  Nach  Diodor.  XIX  94  flf.  und  Jes.  65io  (s.  0.  S.  48  f.) 
war  es  in  fremdem  Besitze.  Seitdem  schweigen  alle  Quellen  darüber. 
Das  erste,  was  wir  wieder  hören,  steht  Mkk.  I  63.  Freilich  wird  das 
meist  bestritten.  Die  Wichtigkeit  der  Sache  rechtfertigt  es,  dass  ich  die 


*)  Dem  würde  Axisteaa  §  107  widersprechen,  wenn  diese  Schrift  ao  alt  wäre, 
wie  Schürer  (Gesch.  d.  jüd.  Volkes  in  466 ff.)  annimmt:  vom  J.  200.  Dort  heisst 
es:  TivfSv  |jLCv  neStvOv  töv  vuitä  tt)v  DajiapTuv  /.CYopLCvuv  xai  töv  ouvajrrovrwv  -^  töv 
'  ISouixaudv  x<i>P?  '  tivöv  8e  öpeivöv  xtX.  Gegen  Schürers  Datierung  Tgl.  Willrich,  Juden 
und  Griechen  S.  33  ff. 

*)  Lies  nach  Vulg.  (in  monte  Seir)  und  Syr.  (:=  Arab.:  gebel)  gegen  alle 
griechischen  Handschriften:  Zr.eip  (vgl.  Ryssel  in  Eautzach.  Apokr.  und  Pseudepigr. 
II.  S.  471).  Auch  der  Talmud  nennt  das  Idamäa  um  Eleutberopolis  Seir  (Schebiit 
VI  p.  36d,  vgl  Grätx  II  2,  269  Anm.  3). 


fl9 

Belegstellen  zitiere.  Folgende  Kriegixttge  dea  Judas  Makkablto« 
werden  in  cap.  5  der  Reihe  nach  aafgesihlt: 

1)  xp6(  Touc  uio6(  "Hcau  Iv  -^  lou^ocia  (x  und  V  korrigieren 
^l^u\uäa)  T^iv  ^Axfaßorrr^vriV,  im  xcfwta&Yjvro  töv  'laporif)X  (ö»). 

i)  xou  l^vi^odi]  t9J;  xoodoLi  oifiv  Boiov,  ot  ^ov  tA  Xa£>  (i{  icoyCS« 
xm  dQ  oxovSotXov  2v  Tß  £vt^ptüeiv  ocdrou^  iv  to(1(  6SoI^  '  xod  Sux>x(a&t)9av 
&ic'  01^0  <{(  T0(>(  )rJpYOU(  X0tt  xof ißotXsv  ix'  otdroti^  xod  dcve&cjxa'naev  oe6- 
To6c  xol  ivcxüptffcv  Tov;  irJpYOt'C  ocätfi^  Iv  xupl  ouv  xSoiv  toC;  ivo9<nv  (54-^). 

3)  xfld  Veuf otffcv  bA  Todc  utot^  ^Aii^tuv  xod  elipev  x^'  xfamadb^ 
xfld  XocÄv  xoViv  x«d  Tifiö&cov  {)you|uvov  ocdr^v  '  xod  (rjv9^ev  xp6{  oörot^ 
xo>i|iou{  xoXXoO{  xod  <ruvcTp(ßi]9oev  xpö  xpoctoKotj  ocdroO  xod  ixecTot^cv  oc^rou^ 
«od  «poxfltriXafl«  ^v  'lot^tiv  xa\  t«?  ^oy**^?*?  «^^  xod  dtvi<TTp8«j*6v  el; 
TJjv  *looM(ocv  (5s_«). 

4)  die  ZOge  nach  Galiläa  und  Galaaditis  (,5»-j4). 

5)  xod  £^X&«v  *\ou^<ii  xod  oi  d5eX(poi  ootoO  xai  bcoX£[iouv  tou;  utoo; 
'H<ro(u  iv  -rtj  Y^  -rtj  xpö?  vötov  xal  ixacTot^ev  rJyv  Xeßpwv  xat  tA^  ö-j^otiipfli« 
otdtfic  xod  xo^cTXev  t6  ix^P^H^  out?,;  (des-«)- 

Alles  hängt  hier  ab  von  der  Frage,  wo  Akrabattene  zu  suchen 
ist.  Soll  es  dem  ma'M^  'aqrabbim  Num.  344,  Jos.  IÖ3,  Ri.  las  süd- 
westlich vom  Südrande  des  toten  Meeres  gleichgesetzt  werden?  Das 
ist  absolut  unmciglich.  Was  sollte  Juda  dort  unten  im  Süden?  Wie 
konnte  er  siegreich  dort  kämpfen,  während  erst  viel  später  die  Be- 
siegung der  Edomiter  bei  Hebron  erfolgt?  Aber  auch  der  Text  sagt 
ausdrücklich  etwas  anderes ;  er  unterscheidet  zwei  Gruppen  der  Edo- 
miter: 1)  -rou;  uiou;^H<ja3  iv  Tfj'loy^aioi  tJjv  ' AxpapiaTrf^vtiv  und  2)  toü{ 
5>low{  ^Hcotit  iv  TiJ  Y?  "^  ~P^?  voTov.  Die  Edomiter  von  Akrabattene 
können  also  nur  in  dem  Akrabattene  gesucht  werden,  welches  auch 
Josephus  (ant  XII  81)  in  Mkk.  I  03  gefunden  hat  (denn  Josephos 
kennt  nur  dies  eine  Akrabattene  vgl.  ant.  XII  81  bell.  II  2O4.  22f», 
III  84.^  IV  98-4.  9),  in  dem  nordöstlich  von  Jerusalem  gelegenen, 
der  späteren  jüdischen  Toxocpxi«.  Schon  Ewald  IV  408  hat  an  dieses 
gedacht,  ohne  Nachfolger  zu  finden. 

Von  Akrabattene  aus  zieht  Judas  gegen  die  Baianiter  and  von 
diesen  au  den  Ammonitem.  Darnach  können  die  Baianiter  nicht  in 
Baal  Meon  (heute  Ma'in)>)  gesucht  werden  oder  in  Bajjin  südöstlich 


')  Baal  M«'6n  (Num.  32,  B**6n).  In  dieaer  Osgrad  wohnsn  nach  Mkk.  I  9^ 
die  \Ao\  'A\i^h,  WM  kaum  Qrftxiriening  tod  ,Amorit«r'  ict  (m  Josephu  a.  vi«!« 
N«aere).  Viel  eher  köont«  c«  C'''^y;  i*«in  (Tgl.  die  TnuuekriptioD  bei  Kedrsnos 
(I  140  ed.  Bekksr). 


„    70,  _ 

Von  Hebrton»),  bbndeHi  nah  in  def  ölfipfiä  des  iibtereh  JordAnÜtifs. 
Vermutungsweise  kann  ihati  äoF  Jubil.  29\o  trerweisen,  wo  Karnaitn, 
AiliArot,  Edrei,  Misur  uhd  Beon  als  die  fllnf  Staramsitjce  deir  Amoriter, 
die  „vom  Lande  der  Söhne  Ammohn  bi8  zum  Hormon"  Wohtien,  be- 
teichiiet  werden.  Es  gab  also  rtstlich  vom  Jordan  am  Nordrunde  de« 
älüillonitischeh  Gebietes  ein  Beon^. 

Dks  erste  Mnkkabäerhuch  motiviert  die  Züge  des  Judas  p^cgon 
diese  StAmme  nach  alttheokratischem  Muster:  Die  Edomiti^r  haben 
^tw^fel  umzingelt",  dÜe  Bteoniter  haben  den  Israeliten  „auf  den  Wegen 
iinfgelaüfert'*.  Bei  den  Anlmonitem  fehlt  die  Motivierung:  hier  war 
Jilter  StarriiriiBshäss  genflf^ehdes  Motiv  (vgl.  nur  Dt  284).  Die  Frevel 
der  ersteren  aber  sind  nicht  Vorgänge  grauer  Vergangenheit,  wie 
etwa  Sam.  I  152  motiviert  wird,  sondern  Dinge,  die  noch  in  lebhafter 
Erinnerung  standen.  Das  Alte  Testament  kennt  ja  noch  keine  Baia- 
toitfer.  Dann  hindert  nifehts,  das  „Ümziri^eln  der  Söhne  Esatis"  direkt 
4tif  dien  Vorgärtg  zu  beziehen,  den  wir  schon  oben  S.  50  postuliert 
haben,  auf  ihre  Ausbreitung  über  das  Jerichötäl  bis  Akräbattene  hin. 
Dki  HtÜpvkw  Iv  rat??  h^oR^  eriiinert  fast  an  Ev.  Luc.   lOjo- 

Die  in  Mkk.  I  5  beschriebenen  Züge  des  Judas  sind  also  gegen 
die  untere  Jordaüaüe  gelichtet.  Es  handelt  äibh  iil  ihnen  tun  den 
^r^ten  Schritt,  den  das  Judentum  thut,  um  das  331  Verloren  l^  c 

wifeder  zu  gewinnen.  Mit  einem  Schläge  Ist  das  keineswegs  g.  iiiiij;cu. 
In  Mkk.  I  950  ist  t6  ijßpta^oi.  tö  h  'lept^^w  als  eine  der  von  Bacchides 
angelegten  Grenzfestungen  genannt:  Da  Jericho  nicht  die  Stadt, 
äohdem  das  Tal  bezeichnet,  (s.  0.  S.  48  not.  1),  so  ist  also  auch 
difese  Festung  nicht  innerhalb  der  Stadt  Jericho  zu  suchen,  sondern 
eiü  Fort  irgendwo  in  der  Jordanaue;  an  die  ostjördanlsche  Säitfe  ist 
hätürlich  nicht  zu  denken,  ebensowenig  an  die  Ebefae  selbst,  sondehi 
an  die  Höhen,  die  das  Tal  im  Westen  abschliessen.  Auf  einer 
Höhe  hier,  dife  den  Eingang  des  Wadi-el-Kelt  oder  der  Nachbartälcr 
beherrscht,  hat  man  dies  6j(upa)[ia  zu  öUcheri.  Dok  kann  nicht  ge- 
meint sein;  das  baut  erst  Ptolemäus,  der  Sohn  des  Häbüb  (Mkk.  I 
18,5).  Eher  mag  an  Bpi^l  oder  TatJpo;  (Strabo  p.  763)  gedacht 
#eräen.     Das  jüdische  Gebiet  reichte  also   daihalä  noch  nicht  in  die 


^)  So  Blaa  in  Merz.  Archiv  für  wissensch.  Erforschung  des  Alten  Testaments, 
I.  S.  369  f.  und  ZDMG  XXV  8.  565:  In  der  Kamakt&fel  B^a&  bezw.  Pab^ai. 
tgl.  auct  Robinson.  Pal.  lil.  S.  863. 

*)  Das  Stenepaoev  5^  ist  durchaus  nicht  notwendig,  mit  Qrätz  (II 2.  354  Anm.  3) 
aul  das  Überschreiten  des  Jordans  zu  deuten:  es  übersetzt  ja  nur  das  hebräische 
wajja'ftbdr.     Die  Baianiter  mOgen  an  beiden  Jordanufem  gewohnt  haben. 


71 

Ebene  des  JerichoUles  (itnaiitei-.  Die  Jarste  ^acbrickt  Hiervon  wOrde 
Mick.  I  16,,  bietet,  wehn  der  ioH  genantite  xo&tfTTccfUvo^  <r:p%rr^h^ 
d:  -'       ^       ^      f!)  wirkliob   unter  dem  FT  '  "  ^TUflalem 

g('8t;i:.  .    ::  .   wie  man  gewöhnlich  ohii»-    -  izt.    Aber 

da«  Rcheint  ^r  nicht  der  ^all  att  ^ein.  t)ie  Stellung  dieses  Mannes, 
der  i\or  "^   '  n  .  .^g  Simon    ist,    bleibt   in  det* 

Paritt^'Huiig  riwiiM  uii'iiii «.-lisii-iiiig.  Ni»cli  Mkk.  I  IBjs  ist  Johannes 
der  r.YoJjttvo^  tSv  S'jvajiewv  rä<TSv,  von  dem  aber  Ptolemäiis,  der 
Stratege*),  nicht  abhängig  sein  kann.  Auch  sein  ganzes  Auftreten, 
*1        '^        des    Schlosses    Dok    (heute    'Ain  t^ük),    macht  nicht   den 

K.: -.    als    ob    er    ein    Untergebener    des    Hohenpriesters    wäre. 

Aach  seine  Bitte  um  Hilfstruppen  weist  auf  einen  Beamten  des  Se- 
1  '  errschers.      Und    das    ist    er    offenbar,    ein    (rrpaTriYÖ;    im 

»Mi~  i>:  -    .,,      Auch   er  will   wie   die  Makkäbäer  die  Ohnmacht 

der    -  -n  Oberherrn    zu    eigenmächtigen   Plänen    benutzen. 

Er  hat  sich  in  die  Familie  des  Obei-priesters  von  Jerusalem  eih- 
f:'  t.   und  hofft  nun  von   seiher  hohen  Stellung  aus  mit  Gewalt 

£1'. Priestertums    und    des   jüdischen  Landes    zu    bemächtigen. 

Aber  obwohl  ihm  sein  Anschlag   gegen  Simon  gelingt,   den  er  beim 
(^  rmordet,    kommt  ihm  doch  von  Gazara    aus  Johannes,    der 

1»  t«!  Erbe  des  Hohenpriestertums,  zuvor,  und  der  Mörder  mu^s 

it  1  Jordan  fliehen      Erst  damals  ist  Jericho,   d.  h.   das   untere 

Joi'däntal,    in    jfldische  Macht  gekommen,  d;  H.  im  Jahre  134.     Das 
i-  LT.  mit  der  Johannes  Hvrkaniis  I.    seine   kriegerische 

'  ^    ....... et,    und   die    eine    lange  Kette    von  Feldzttgen   nach 

Zwar  würde  seine  ganze  Macntsiellung  gleich  zu  Beginn 
-  iii>  r  i:>v'i'  rung  noch  einnial  in  Frage  gestellt,  als  Antiochus  VII. 
>  !  ••  -  L  _•  II  ihn  £og;  erst  darnach  (seit  128)  hat  er  definitiv  die 
•  '  •  n<-  «*ingenommen  und  ihren  Besitz  vor  den  östlichen  Nachbarn 

durch  Eroberung  von  Medaba  und  seiner  Umgebung  (Jos. 
Hiit.  Xlli  9|;.  Der  Joraan  bildete  keine  Grenze^  auch  drüben  ge- 
diehen dieselben  wertvollen  Pflanzungen,  wie  am  Westufer  (vgl.  Jos. 
ant.  IV  «,).») 

i  tel  3TpaTr,-r6c  ftthrt  auch  Simon  nach  Mkk.  1  l'ia  nur  mit  cjrischor 

*)  <'Ogen  olete  dar*t«llaog    kOnot«    i  ^  oUen    auf  Mkk    I   ' 

--~  '-■'"  '   "  ■•    <tl  nZ  hXii  i(|xvf>      !»■••"  '■••    —'•"ineo    allai                 ■" 

1.     Al>er   die  s  I  u.  11 

Ion  uod  ühucheo  S.  6U  und  iLautxscli,   Äpokryphea 


72 

Die  wirkliche  Judaisirung  des  Jerichotales  hat  noch  lange  auf 
sich  warten  lassen.  Noch  Strabos  Quelle  hält  die  Bewohnerschaft 
ftir  wesentlich  arabisch  (p.  763).  Erst  unter  Qabinius  begegnet  das 
sichere  Zeugnis,  dass  Jericho  jüdisch  ist,  d.  h.  es  ist  nicht  viel  eher 
als  Galiläa  und  Peräa  judaisirt  worden  (Jos.  ant.  XIV  Ö4  bell.  I  8&) 
und  selbst  später  (Jos.  ant  XIV  IÖ12)  ist  das  Bewusstsein  noch  nicht 
verloren  gegangen,  dass  zum  eigentlichen  Judäa  Jericho  nicht  gehöre. 

Die  Ostgrenze  des  Territoriums  der  Stadt  Jerusalem  vor  der 
Makkabftererhebung  ist  also  nicht  der  Jordan,  sondern  der  Höhenzug, 
der  mit  seiner  noch  heute  leicht  unsicheren  Wüstenstrecke  (vgl.  Quthe 
in  Ilauck,  Protest.  Realenycl.  Artikel,  „Judäa",  S.  575)  das  Tai 
Jericho  von  dem  Umkreise  Jerusalems  trennt.  Diese  natürliche 
Grenze,  welche  auf  der  Fischer-Guthe'schen  Handkarte  von  Palästina 
als  Grenze  des  sesshaften  Wohnens  gezeichnet  ist,  wird  uns  auch 
weiterhin  auf  unserer  Wanderung  um  das  jüdische  Ten-itorium  ein 
wichtiger  Anhaltspunkt  sein.  Im  Südosten  schliesst  die  Wüste  Tekoa 
(Mkk.  I  933)  dasselbe  ab;  Tekoa  selber  ist  noch  ein  jüdisciier  Ort 
(vgl.  Ne  3i6,  8.  o.  S.  29).  Die  Südgrenze  liegt  bei  Betsura,  einem 
zwischen  Juden  und  Idumäern  je  nnd  dann  strittigen  Punkte  (s.  o. 
S.  22).  Judas,  der  Makkabäer,  besetzt  die  Festung  von  Betsura, 
zu  dem  Zwecke,  toQ  eyeiv  töv  Xa6v  d/üpwjjwt  xara  xpöorwKov  t?,? 
I  ho[j\xMicci  (Mkk.  I  46i).  Im  Süden  von  Betsura  also  beginnt  das 
Land  der  Idumäer.  Ihr  Hauptsitz  ist  das  alte  Hebron,  welches  Judas 
samt  seinen  Dörfern  verwüstet  (^Mkk.  I  öes);  daneben  sind  ihre  zwei 
Städte  Adora  und  Marissa'j  von  Bedeutung.  Im  Südwesten  ist  die 
Grenze  die  frühere:  Das  Gebirge  ist  jüdisch,  die  Ebene  idumäisch- 
philistäisch.2)  Als  Beleg  aus  dem  2.  Jahrhundert  mag  Mkk.  II  1238 
genannt  sein,   wo  Adullam  jüdisch  heisst^).     Im  Westen  ist  Emmaus 


')  Adora  ist  idumäisch  nach  Jos.  ant.  XIII  65  u.  a.  (vgl.  auch  die  Lokal- 
sage daselbst  vom  Grabe  Esaus  Jobil.  38s).  Dass  Marissa  idumäisch  ist,  steht 
fest  dnrch  Jos.  ant.  XIII  9i  bell  I  26  (vgl.  die  Befreiung  durch  die  Römer  ant. 
XrV  44  53  bell  I  77);  die  Partber  zerstörten  es,  eben  weil  es  herod&isch-idumSisch 
war  (ant.  XIV  ISg  bell.  I  139,  vgl.  Mkk.  II  I235). 

')  Gr&tz  meint  (II  2,  229,  Anm.  1)  aus  dem  Namen  des  Abot  1  3  genannten 
Antigonos  von  Soko  schliessen  zu  können,  dass  Soko  in  der  Diadochenzeit  jüdisch 
gewesen  sei,  da  dieser  Antigonos  nur  nach  dem  Diadochen  Antigonos  benannt  sein 
könne.  &  vergisst,  dass  ja  doch  der  Name  Antigonos  auch  später  bei  den  Jaden 
in  Gebrauch  war  (Jos.  ant.  XIII  II2  XTV  I64). 

*)  Ohne  Grund  zweifelt  Grätz  11  2,  358,  Anm.  3  an  der  Richtigkeit  de» 
Namens.  —  Der  Ort  liegt  nach  Clermont-Ganneau  (Revue  arch^ologique,  Nouv. 
S^rie  XXX  (1875)  p.  231  flF.)  an  der  Stelle  des  heutigen  Chirbet-el-mije. 


78 

(trenxpunkt  ('A^^o'Ji  oder  'Eiifiaouc);  Baüchldes  erbaut  es  als 
FeätuDg  (99o):  es  ist  also  kaum  jüdisch.*)  Das  bestätigt  sich  durch 
Mkk.  I  3«o_42,  wo  die  Sklavenhändler  sich  im  syrischen  Lager  zu 
Kinmaus  einfinden,  um  Gefangene  aufzukaufen.  Gazara  westlich  von 
Emmaus  ist  schon  völlig  heidnisch  (Mkk.  I  1343_48  14?  vgl.  A^  745). 
rm&omehr  gilt  das  natürlich  von  Akkaron  (Mkk.  I  lOi^g)  und  Jamneia 
iMkk.  I  4)5  Ö5t)  ff.;  II  12»-9,  4o)*  ^^^  Zemirungsgürtcl  des  Bacchides 
^'eht  hinüber  nach  Bethoron  und  Betel  (Bikk.  I  9ao).  Da  auch  jen- 
seits von  Bethoron  die  Bevölkerung  zum  Judentum  gehalten  hat  — 
man  denke  nur  an  Modin  (Mkk.  1  2),  welches  aber  ];p\v  elaßdcXXeiv 
To  <r:f,6ixvj\iM  ?oO  ßa(Ti>i«iK  *k  "^^  'iou^otiav  (Mkk.  II  ISu)  liegt  und 
an  die  drei  „samaritanischen"  vojxot  (vgl.  Chron.  I  811  Ne  II34)  — , 
so  ist  klar,  dass  eben  Bethoron  den  Eingang  in  das  unter  dem 
jerusalemischen  Hohenpriester  stehende  Territorium  bezeichnet;  hier 
verteidigt  Judas  das  Land  gegen  Seron  (Mkk.  I  3io,  vgl.  S^t).^)  Die 
Nordgrenze  ist  Betel.  Es  ist  so  gut  wie  Bethoron  jüdisch  gewesen; 
denn  auch  nördlich  von  Betel  hält  sich  die  Bevölkerung  zum  Tempel 
von  Jerusalem,  wie  sogleich  gezeigt  werden  wird. 3) 

')  Vgl.  Mkk.  I  1343—^  Die  Möglichkeit  ist  nicht  auegettchlossen,  dass  es 
vor  den  Makkabftern  and  vor  Bacchides  doch  jüdisch  gewesen  ist;  nur  Iftsst  sich 
das  nicht  aas  Mkk.  I  Ba  9ao  beweisen. 

*)  Disselbe  Grenze  ergiebt  sich  aus  dem  Bericht  über  den  Kampf  von 
Bcfttt  and  'EktautA  (Mkk.  I  94-6)-  Die  LA  'Eixaad  (mit  Sin.  uud  V.)  w&hle  ich  auf 
^Tond  des  auch  sonst  bezengten  Namens  H^'v'l^N  (Chron.  I  Sae— 40  837  943  Ir  293 

Kar.  10j2  s.  o.  8.  27)  and  des  heutigen  Ch.  Il'asa  bei  Bethoron.  Bcp£a  ist  doch 
wol  noch  am  ersten  B^^röt,  nur  darf  man  es  nicht  in  El-Bire,  wie  herkömmlich 
urt.,  Sachen,  sondern  nach  Enseb.  Onom.  233  an  der  Strasse,  die  von  Jerusalem 
Aber  Oibeon  and  Bethoron  in  die  Ebene  hinabführt;  d.  h.  es  mass  n.  w.  von 
Kl-Qib  liegen  (siehe  dasu  Guthe,  1.  c.  Artikel  .Jud&a",  S.  577  f.). 

')  Nur  anmerkongsweise  ein  Wort  über  die  zwei  unbekannten  Namen  in 
Mkk  I  9ao:  xat  TT^v  Oa|Avdba  #afa&t^  itat  tt)v  Tc^^v).  Syr.,  Lat.,  Jos.  ant  Xm  Is 
schieben  ein  xal  vor  ^apaMv  in  den  Text,  aber  offenbar  nur,  um  die  empfimdene 
Schwierigkeit  sn  beeeitigen  (vgl.  Quthe  1.  c.  S.  668  gegen  Schürer,  Gesch.  d. 
Volkes  Isr.  I  284,  Anm.  6).  An  einen  Ort  Pir  Atdn  ist  also  nicht  zu  denken,  and 
•las  ist  das  wichtigste  fOr  ansere  Untersuchung.  Es  handelt  sich  um  einen  Ort 
Hs^vd^o,  der  von  ietnsn  lablreiohen  Homonjmen  durch  deo  Zosata  •ope^t&v  anter^ 
Hchieden  wird  (so  KtO,  Makkabierb.  1876,  S.  161).  Von  den  drei  aus  dem  alten 
I'eetament  bekannten  Orten  Thimna{t]  kommen  nicht  in  Frage:  1.  das  im  (Ge- 
birge Jnda  (Jos  15',7,  vgl.  Buhl,  Oeogr.  Palistinas,  and  Name  LisU  18,  830)  and 
2.  das  weiter  uOrdiicbe  von  Jos.  l9ao  24»  Ri.  89  (vgl.  Qu^n,  Samarie  2.  89  ff.). 
Am  ersten  w&re  noch  an  das  von  Jos.  I610, 19  1843  Ri.  14i  g.  Ohron.  II,  88to  m 
denken,  welches  */«  Standen  von  'Ain  Sebems  entfernt  ist,  das  früher  philistAieobe 
Ki.  14i  Jos.  ant.  V  8&  vgl.  Chron.  II  8818).    #apaMv  ist  vielleicht  nur  Korraption. 


H 

fiine  BestatigUDg  für  dielen  ürn^- 
toriums  bietet  die  Nachricht  von  der  i  .• 

ole  MÄcht  des  Hohenpriesters  Jonatan  darch  die  Schenkung  der  drei 
vojiot  'A-potipeixa  xat  A'JI^Sa  xat  'Pa^fwiv  erfährt,  die  ihm  Demetrius 
im  Jahre  145  überlüsst.  Von  diesen  drei  Namen  ist  mit  Sicherheit 
nur  Lydda  zu  lokalisieren.  Die  Unsicherheit  der  Lage  der  zwei  an- 
dern hat  Grätz  (II  2,  $.  79  Anm.  ö)  dazu  verfutirt,  das  Öebiet  der 
drei  vo|xoC  bedeutend  zu  unterschätzen :  er  sieht  darin  nur  ein  kleines 
Stück  Land  auf  dem  Wege  nach  Joppe,  indem  er  dabei  den  Ort 
Aphäirema  in  einem  Dörfchen  'Efrajim  (Henachot  IX  1)  in  der  Ebene 
(baobiq'Ä)  findet.  Gegen  diese  Aurtassung  ist  besonders  auf  Mkk.  I  lljj 
J5u  verweisen,  wo  das  Gebiet  des  Hohenpriesters  —  vorher  nur  der 
eine  voiJi<i;  von  Jerusalem  —  nach  der  Schenkung  der  drei  vo|toC  als 
„die  vier  vojxoC  bezeichnet  wird.  Die  Grösse  dieser  voiio(  muss 
einigermassen  im  Verhältnis  zu  einander  stehen;  vo[x6(;  ist  auch  immer 
ein  umfangreicher  Begriff  (vgl.  z.  B.  Arrian.  anal.  Ill  5,).  Dann 
bleibt  uns  für  Aphäirema  nur  die  Wahl  zwisctien  zwei  Ortschaften: 
entweder  das  von  Euseb,  24,  1;  Hieron.  129.  s.  v.  Äfra  („et  est  hodie 
vicus  Efrem  in  quinto  miliario  Bethelis  ad  orientem  respiciens")  oder 
das  von  Euseb.  260  s.  v.  'El<pptov  („xa\  l<m  vOv  xwpLt)  luyi/rrt,  m^X  tä 
ßöpewt  AÜXcct;  <u;  dbcö  rrr^\xxi<ay  x"').  Wahrscheinlich  das  letztere  ist 
das  Aphäirema  von  Mkk.  I  llgi  (so  auch  Güthe  1.  c.  S.  559.  577 
Ob  mau  dann  Ilathamein  in  ßei-rima  oder  in  Rentis  sucht  (vgl.  tiun; 
1.  c.  S.  559),  thut  wenig  zur  Sache.  Jedenfalls  handelt  es  sich  bei 
deü  drei  voixoi  um  das  ganze  lange  Gebiet,  welches,  von  Lydda  ab, 
nördlich  von  dem  oben  beschriebenen  Territorium  sich  bis  an  den 
Jordan  hinzieht,  wo  vielleicht  die  Jerichoebene  als  eigener  vo|j.ö;  zu 
betrachten  sein  wird.  Genaueres  anzugeben,  dazu  siöd  leider  utisere 
Qufelleti  zu  dürftig. 

2. 

Pie  Juden  Im  ftbrigen  Palftstina. 

Die  Aiihängerscbäft  des  jüdischen  Tempels  wai*  nicht  Beschraükt 
auf  das   im   vorigen   Abschnitt    umschriebene    Gebiet,    welches    dem 

—  Noch  vergeblicher  werden  die  Vermutangen  bleiben,  die  man  Ober  Tc9^  an- 
^llt  (Tappua^.  Tekoa?).  —  Ebenso  muss  es  dahingestellt  bleiben,  wo  Adasa 
^kk^  I  7^  zu  suchen  ist.  Jedenfalls  liegt  es  nicht  in  der  Scbefela  (Jos.  jLö^ 
Mischna  Erub.  V  6).  sondern  in  der. Nähe  von  Bethor9n  (vgl.  Joe.  ant.  XQ  IO5); 
Euseb.  setzt  es  in  die  Nähe  von  Go£aa  (lies  rc-j^vwv  statt  Ta^vuv). 


i6 

ft..t...i*infre8ter  uii*«'»-«^''^»  war.     Aucii  die  zuletzt  genibbten  drei  vö^ 
im  doenN  u  Teile  jfidiscli.    Die  Bewohner  lieissen  Mkk.  I 

11,«  >v7K  t^  'Icpod^X'Ji&a.     Mddms  BewohnefscKaft  (Mkk.   I  2) 

l>e.«t 

ts    der    drei  vo|jioi  lag  das   Gebiei  der   Schismatiker  Von 

#ozü   die   f^üldt  Sainaria  hiefit  gehörte,      bie    kflstenebene 

war  '  '        '  "   Uche  Gebiet.     Dagegen  hatte  das 

l'i'         \........p,.  .  .u  >..... -"-...he  nördlich  der  grossen  Ebene  von 

und  ebenso  jenseits  des  Jordans  in  Gilead.     Diese  Diaspora 
•  'klurt    sich   nur,  wenn   das  Judentum   nach   dem   Exile  einmal  eine 
\    -<lchhüng  hatic,  wie  sie  oben  bei  der  Untersuchung  Über  die  Ent- 
un^  des  Schismas  sich  ergab.     Die  Meinung  von  Grätz,  die  gali- 
he  Judenschaft   sei   aus   Ansiecielüng  babylonischer  Juden  durch 
.\iitiochu8  III.  hervorgegangen  —  wobei  er  auf  Jos.  ant  XII  84   -  , 
.•-liort  zu  den  Phantasien,  die  sich  dieser  Gelehrte  öfters  erlaubt  hat 
I 'i  :^e    fernsten   Ausläufer    des    palästinischen    Judentums    sind    dem 
jerusalemer  Kulte  treu  geblieben,  als  die  Sikimiten  sich  abtrennten.    Von 
ihrer  Existenz  wissen  wir  vor  allem  aus  Mkk.  I  5,  womit  Judith  Ib^ 
(lg)   und    Tobit  Ij  zu   vergleichen   ist.     Das    Gebiet,  in  welchem  die 
dortigen  Juden  Mkk.  I  5  wohnen,  ist  umgeben  von  den  Gebieten  der 
^'    Ite  Ptolemais,  Tyrus,  Sidon,  und  der  sog.  TaXi^aia  dtXXo^p'JXwv  (Ois). 
i)tv   dort  erzählten  Kämpfe   spielen  sich   im  Südosten  von  Ptolemais 
ab:   {«>(   Töv  xu>ijv  t7,;   IlToXe{A.o^nSo(  verfolgt   Simon   die  Feinde  (622); 
über  den  Breitengrad  von  Ptolemais   hat  darnach  das  Judentum  nach 
N   '-•len  nicht  hinausgereicht,  zumal  auch  die  Anzahl  dieser  Juden  — 
"  inon  soll  sie  alle   nach  Judäa  gebracht  haben    —    nicht  gerade  be- 
deutend gewesen  sein  kann<). 

i  sehen  Diaspora  existierte  vor  der  Makkabaer- 
z.  .V  ..«. .,  .  .i.,  ^.i,  a.iiii:.ohe  (51kk.  I  524—54).  Wäi-eb  die  Ailsftthmngcil, 
flie  Grätz  darüber  bietet,  richtig,  so  hätte  diese  jüdische  Diaspora 
eine  ungeneure  Ausdehnung,  nämlich  bis  zum  Häuran  hin,  gehabt 
■\'  ■  •  verhält  es  sich  durchaus  nicht  Für  die  Identifizierung  der 
n  Hei  Ortsnam«n  in  Mkk.  I  ö  muss  v.   13   zürn  Ausgahgspunkt 

genoihinen  #eHLen:  die gileaditischenJndenlilBSen hiemäch Juda melden: 
Tc;   Ol   ifi  kIv   ol   5vT«^   h  ■«!?;  Tooßlv  TtÖ«v<üVTai.     Das  sot/.t 

^"iMits,  das«  uiL-  i  uüiner  weiter  von  Judäa  entfernt  sind,  als  die  hilfe- 
suchenden OUeaditen.  Tou^v  aber  ist  TOb  Ri.  11s  Sam.  11  10«  uHd 
dieses  wahrscheinlich  =  PelU  (i.  0.  S.  62  not  1),  #ö£Q  die  StadietiangAbe 


M  Di«  LokslirisniBg  von  'AißAn«  &„  ist  aieÜt  iUckir. 


76 

Ton  Mkk.  II  12i7  (760  Sudien)  stimmt  Die  gileaditiBchen  Juden  »iiid 
also  südlich  Ton  PelU  im  Ostjordanlande  zu  suchen.  Den  Sinn  von 
▼.  9  hat  erst  Wellhausens  einfache  Konjektur  (Isr.  und  Jüd.  Qesoh. 
S.  212  Anm.  1)  verständlich  gemacht:  darnach  ist  in  Gilead  nur  jene 
eine  Festung,  in  welche  die  Juden  flüchten,  jüdisch.  Stalt  der  Les- 
arten Aoc{u&a,  Aa^(xa,  Aa&ai(xa  (Josephus:  Aot^pia,  AiaO«(jux,  liabr^^) 
liest  der  Syrer  richtig  rämtä;  das  ist  also  das  wolbekannte  Ramot  in 
Gilead,  welches  wol  in  oder  bei  E^-Salt  zu  suchen  ist^). 

Ausser  in  diesem  Ramot  waren,  wie  schon  erwähut,  Juden 
jenseits  des  Jordans  nur  noch  in  dem  schon  genannten  Tob  (Mkk. 
I  ^la))  ^on  ihnen  aber  sollen  in  der  Zeit  des  Makkabfters  Judas 
tausend  Leute  durct^die  Heiden  ermordet  sein 

Ramot,  Tob,  Galiläa  bezeichnen  also  vor  der  Makkabäerzeit  das 
ganze  Gebiet  der  palästinischen  Diaspora. 


Die  Begriffe  'louXata  und  raXiXaia. 

Sehr  schwierig  ist  es,  mit  Sicherheit  das  Alter  und  den  Umfang 
der  Bezeichnungen  'looBaia  und  FaXiXaia  zu  bestimmen.  Die  nach- 
folgenden exkursorischen  Ausführungen  versuchen  darüber  Klarheit 
zu  gewinnen. 

1.  Judäa.  Man  pflegt  es  meist  als  selbstverständlich  anzusehen, 
dass  der  Begriff  ^  'louBata  ebenso  alt  sei,  als  das  griechische  Ad- 
jektivum   Mou^o^o^,    d.   h.   so   alt  als  Griechen  Veranlassung  nahmen, 


1)  Anders  stünde  es  freilich,  wenn  Mispa  and  Ramot  identisch  w&ren  (so 
Bohl,  Geogr.  des  Alten  Palästina  S.  262,  and  derselbe  im  Lexikon  anter  BAmöt  11) ; 
denn  Mispa  ist  hier  genannt  in  dem  Miatfo,  wofür  Jos.  ant.  XII  83  sagt:  tU 
„Ht^la"  rtoXw  o&TfaK  ?ir|fO|iivi)v  tGv  dUo^uXwv  d.  h.  mi^pat  haggöjtm  im  Unterschied  von 
gleichnamigen  Orten  (s.  o.  S.  29),  and  welches  da.s  Mispa  von  tin.  3I49  t  Ri.  10 17 
Uli.  3ii  Uos.  öl  ist.  Aber  die  Gleichsetzang  Bahls  ist  darchaus  fraglich.  Ramot 
ist  nach  der  gewöhnlichen  Annahme  Es-^alt,  nach  Langer,  Reisebericht  8.  VII 
das  heutige  Gal'ud  nördl.  von  E^-^alt.  Mispa  sucht  Merril  nOrdl.  vom  Jabbok 
in  Kal*at-er-rabad,  Conder  in  Süf,  Schuhmacher  (MNDl'V  1897  8.  5)  in  der  Raine 
Misibta  zwischen  Suf  und  Gerasch.  Bossor  wird  das  moabitisch-rubenitische  Be^er 
■ein.  Chasphon  ist  unbekannt,  aber  kaum  Clüsfin  im  Golan :  dahin  zieht  Juda  erst 
bei  der  erneuten  Rüstung  das  Timotheus  (vgl.  Kamaim).  Kamaim  liegt  in  Ba- 
tan&a,  wie  auch  die  Heimkehr  über  'Ephrön  =  re9po\Jv  Polyb.  V  7I4  :=  'Eq)p4v  Jos. 
ant.  V  65.  7  (wo  es  irrtümlich  mit  Ophra  (Ri.  611)  gleichgesetzt  ist]  und  Skytho- 
polis  beweist.     Maked  ist  ganz  unbekannt. 


77 

von  den  Jaden  za  reden.  Aber  diese  Ansicht  ist  durchaus  nicht 
sicher.  Es  ist  oben  gezeigt,  dass  die  Bezeichnung  "loutoia  in  dem 
Riearchfragment  wahrscheinlich  unecht  ist  (s.  o.  S.  9).  Bei 
Theophrast  (Bemays,  Theophrastos  Schrift  über  die  Frömmigkeit 
S.  361,  369)  and  Megasthenes  (s.  o.  S.  9)  sind  wol  die  loo^xloi, 
aber  nicht  das  Land  'loutoia  genannt.  Jos.  c.  Ap.  I  22  teilt  ein 
Fragment  des  Abderiten  Hekatäus  mit,  aber  der  Satz  daselbst:  •}; 
yatp  *\oohoiia  TcxTau-nr,  icX^iW;  £<mv  gehört  nicht  zum  Zitat  (gegen  den 
Druck  bei  Müller  FHO  II  394),  sondern  ist  eine  erklärende  Beifügung 
des  Josephus. 

Mit  etwas  mehr  Recht  könnte  man  auf  folgende  drei  Stellen 
▼erweisen:  1)  Diodor  XL  3  (nach  Hekatäus  von  Abdera),  wo  es  über 
die  Juden,  die  unter  Mose  nach  Palästina  kommen,  heisst:  6  Vi 
KoXi^  X«*K  iJS^JWffsv  di  t9)v  vöv  xaXoü[x£vr,v  *Io'j?iaiotv  und  2)  Jos.  c. 
Ap.  I  14,90  (nach  Manetho)  über  denselben  Vorgang:  ^  t^J  v5v  'lou^oioc  xa- 
Xo'jpivT,  xoXiv  o{xo7k>(Jiv]<Totitivou(  Tooroturai^  (xupidccnv  dev&paircov  dtpx£<JO'j<y(xv 
'lepo<T6X'j(iA  T«ycTjv  6>fo^jx(iM.  An  beiden  Stellen  aber  kann  «das  jetzt 
sogenannte  Judäa*^  leicht  der  Zusatz  des  zitierenden  Schriftstellers 
sein,  vgl.  ähnlich  in  Zitaten  aus  Lysimachus  (Jos.  c.  Ap.  I  34),  Apion 
(Jos.  c.  Ap.  n  2)  und  Nikolaus  (Jos.  ant.  VTI  62);  ebenso  bei 
Josephus  selber  ant.  I  62  (72);  3)  Clem.  Alex,  ström.  I  21,  -141 
(ed.  Dind.  II  S.  114):  At)|i.i^pio{  Zi  «pticnv  £v  -rß  xep't  tSv  h  t^J 
^laoMa  ßa<nX£ci)v  xtX.  Dieser  Demetrius  lebte  unter  Ptolemäiis  IV. 
(222—205)  vgl.  Schürer,  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  III  350.  Nun  sind 
zwar  die  Gründe,  die  Freudenthal  (Alexander  Polyhistor  S.  205f.) 
gegen  die  Echtheit  jenes  Titels  vorbringt,  nicht  zwingend  (vgl. 
Sohürer,  L  c.  S.  349),  aber  mit  Sicherheit  ist  durch  solch  eine  Titel- 
aiigabe  die  Bezeichnung  Judäa  noch  nicht  für  die  Zeit  des  Demetrius 
l)«'legt;  es  mfisste  erst  gezeigt  werden,  dass  wir  es  nicht  „nach  be- 
kannter Unsitte"  mit  einem  „besonderen  Sachtitel"  zu  tun  haben, 
den  Clemens  einem  Teile  des  demetrischen  Werkes  gegeben  hat 
Denselben  Titel,  wörtlich  gleich,  giebt  Clemens  (l  c.  1  23,  153  ed. 
Dind.  n  S.  123)  dem  Werke  des  Eupolemos,  welches  sonst  (Euscb. 
Praep.  ev.  IX  30)  auch  unter  anderem  Namen  zitiert  wird.  In  den 
Fragmenten  des  Demetrius  selber  findet  sich  wol  Sofif/jfpttof  (als  Land- 
schaft), 'IcfoaöXuti«,  'looftoOix,  aber  nicht  4)  'loulkda  (Clem.  ström.  I  21,  141). 

Der  erste,  bei  dem  sicher  das  Land  „*Iou^^cc(a**  nachzuweisen 
bt,  scheint  demnach  erst  Eupolemos  zu  sein,  welcher  in  der  Mitte 
des  2.  Jahrhunderts  schrieb.  In  seinen  durch  Alexander  Polyhistor 
flberlieferten    Fragmenten    findet    sich    zweimal  'lou^oia   (bei   MUUer 


7ö 

FÜG  III  225.  226).   Y<)"  Riesen  beiden  Stellen  könnte  die  eratefe,  tj^ 

eine  blo88  in  or;i  ■      '"      .     *    '  '-uo  Inhaltsangabe  aus  Eupolci||jg| 

füf  sich  nicht  i  v.  ..  "  *^'®  zweite,  die  in  dem  Bri^«^ 

Salomot  an  Suron,  d^p  biblischen  Hirafn,  steht,  bietet  offenbar  ^ji^ 
wörtliches  Zitat  aus  Eupolemos.  Da  heisst  es  rt(f.cc<fu  '^k  xxt  tli  Ty;v 
raXiXatev  xa^l  lajwtpcCTiv   %oc\    MwaßTTw    x«l    "AjxpÄvrTiv    )wtt    TaXa^J^lTiv, 

|u>p(oü^ Tb  ^l    {Xaioy    xal   tä    iXXef  X^P'^lT'l^^^'*^  aw"Ok  ^ 

Bezeichnend  ist  es,  dass  die  LXX  noch  nicht  Mou^a^c,  soifdern 
immei^  ''lou^  sagen.  Das  erste  Makkabäerbuch  bietet  bejde  formen 
neben  einander:  neben  y^  'lo'j^a  (839.  7io.  50.  9i.  57.  72.  10^.  1246.  w  13i.  X2!| 
oder  blossem  "loüT^a  (Ij».  44  26  3«)  findet  sich  ^louTieda.  (834  435  63.  ».  a. 
«0.  «6  724.  4«  9jo.  ao.  «3  IO3Ü.  45  Hä).  34  I235  1833  145ß  15ao.  m-ii  ^P.\q)- 
Dabei  bepbachte  man,  wie  in  dem  Anhange  cc.  l^— 16  nip  ipe^f 
"lo'JTia,  sondern  durchweg  "lou^aia  steht.  Ebenso  ist  im  Judithbuche 
(li2  3»  4i.  3.  13  821  II19),  im  zweiten  Makkabfterbuche  (li.  10  ön  89 
IO24  13i  1522)  und  im  Buche  Tobit  (l^i)  nur  noch  lou^aCa  gebraucht 
Die  Bezeichnung  Judäa  kann  also  mit  Sicherheit  erst  in  der  Makka- 
bäerzeit  nachgewiesen  werden.  Man  konnte  darnach  geneigt  sein,  das  Auf- 
kommen derselben  in  Zusammenhang  zu  bringen  mit  der  Entstehung 
eines  selbständigen  jüdischen  Gebietes  unter  den  Hasmonäern.  Da- 
gegen würde  nur  die  freilich  auch  nicht  ganz  sichere  Ansetzung  des 
Eupolemos  um  1^8/157  (Schürer  1.  c.  III  352  353)  sprechen.  Es 
ist  gefährlich,  auf  so  unsicherer  Grundlage  noch  weitere  Schritte  911 
tun.  Soviel  scheint  indes  sich  feststellen  zu  lassen,  dass  im  dritten 
Jahrhundert  die  Bezeichnung  Judäa  noch  nicht  üblich  gewesen  ist 
2.  Galiläa.  Ehe  eine  ähnliche  Untersuchung  bei  Va.X(k%io(,  angestellt 
werden  kann,  gilt  es  ein  Urteil  zu  gewinnen  über  den  Umfang  dieses 
Begriffes  auf  der  Karte.  Bei  der  Bestimmung  der  Grenzen  ('• 
pflegt  man  von  Jos.  bell.  III  3i  auszugchen.  Dort  werden  t^  ^ 
Grenzen  genannt: 

W:  Ptolemäis  und  Karmel, 

S:  Samaria  und  Skythopolis, 

0:  Hippene,  Gadaris,  Gaulanitis  und  das  Reich  des  Agrippa, 

N:  Das  Gebiet  von  Tyrus. 

Als  südlichster  Puiikt  Galiläas  wird  der  Ort  Xaloth  genannt, 
das  heutige  Iksal  (vgl  Robinson,  Palästina  III  41  ff.  Bädeker-Bei^zingcf 
S.  360).  Als  nördlichster  Punkt  Samarias  erscheint  Jos.  bell.  III  84  Vy^jg^ 
das  heutige  Genin  (vgl.  Rpbinsoi^  1.  c.  S.  386).    Wo  bleibt  die  grp.98^ 


79 

Ebepe?  .Schürtr  lUesch.  d.  jüd.  V.  II  §.  4)  erklärt  mit  Hecht,  dast 
Jotephus  keine  politischen  Grenzen  geben,  sondern  nur  das  von 
Juden  bewohnte  Gebiet  im  Unterschied  vom  heidnischen  beschreibeq 
wolle.  Seine  Beschreibung,  die  überhaupt  konfus  ist  —  denn  zu- 
gleich lässt  er  doch  w-  '^■-  <amaria  an  Galiläa  greni^pn  (bell.  III  3i) 
— ,    kann    nur    wenig  <.    und    ich     wende    mich    zu    anderen 

Daten  ftlr  die  Grenzbestiqimunf  von  ^Galiläa'". 

a)  Strabo  p.  763  sagt:  ^  xvfi  raXiXauxv  Ixj&osoXi;  d.  h.  Sky- 
thopoUs  in  Galiläa.  Sein^  Angabe  ist  älter  ah  das  J.  63;  wahr- 
scheinlich stammt  sie  ans  Posidonius.  Vergleiche  dazu  Strabo  p. 
760:  TQC  xoXXa  %'w^  htxuird  ioTw  bi:b  «puX&v  obcoüpxva  (iixtSv  Ix  T| 
WfjTrdüi'*  i&vfiv  xx  '  \  -  - '■  •  f.)v  xai  4>oivix«i>v'  toioUtoi  yap  ol  tt^v  raXiXotiaFV 
f^cvTc:  xai  t6v  'h-  aoI  tjjv  4KXa%iX(jpuav  xoi  Zajutpeiav. 

b)  Mkk.  I  124;  heisst  es  von  Jonatan,  als  er  von  Betschean 
au-    .!•  fi  '    Teil   seiner  Truppen   heim  ins  Land  Juda  sendet: 

„3UUL»  Mai behielt  er  bei  sich;  davon  liess  er  2000  in  Galiläa 

zurück,  während  lOQO  ihn  begleiteten.**  Also  auch  hier  wird  Betschean 
zu  Galiläa  gerechnet 

c)  Dasselbe  besagt  Mkk.  I  I240,  wenn  man  bei  der  allgemein, 
ausser  durch  Sinaiticus,  bezeugten  Lesart  stehen  bleibt.  Dort  sendet 
Tryphon  Reiter  „ti^  FaXi^atav  üi  -zb  :ce^v  -ri  ji^y«-**  ^^^  gehört 
die  grosse  Ebene  zu  Galiläa.  Der  Sinaiticus,  der  oft  etwas  von  alexan- 
driniacher  Gelehrsamkeit  zeigt,  hat  hier  ein  yuu  hinter  raXiXoiov  ein- 
schieben zu  müssen  geglaubt,  welches  bei  Kautzsch,  Apokr.  u. 
Psoudep.  I  S.  71  in  den  Text  aufgenommen  ist;  ich  halte  es  nicht 
für  echt.  —  Ptolemai's  ist  im  1.  Makkabäerbuche  nicht  zu  Galiläa 
^'••zählt  vgl.   12  4Ö-4»  (trotz  5ü). 

<1)  Judith  Ige.  zählt  in  ziemlicher  Vollzähligkeit  die  Völker 
dieaer  Gegend  auf.  Es  heisst  da:  xal  tou«  £v  toi^  Ib^nm  [toö]  KapjjLYJXoj 
xad  PflcXeciA  xcä  r^  dhru  TaXi^oiacv  naX  -d  ^a  xc^ov  'E>;^jXm(jl  xal 
xacvTot;  TOü{  iv  2IapÄf  tia  xat  toö:;  xoXtciv  ai-rtj;  x«\  x^potv  toO  'lopMvou  xal 
Mcfo^aXT,{i-xT>..  Auffällig  ist  die  Nennung  Obergaliläas  neben  der 
Ebene  Jesreel,  während  Untergaliläa  fehlt.  Die  Erklärung  liegt  nahe, 
dass  eben  die  Ebene  Jesjnoel  Untergaliläa  ist.  Ich  erinnere  noch  an 
den  Text  der  Vnlgata:  et  äd  Kentea.  quae  sunt  in  Carmelo  et  Cedar 
et  inhabitAntm  Galilaeam  in  campo  magno  Esdrplon  et  ad  omnei^ 
qui  frnnt  iu  Samaria  etc. 

(  ;  l'ber  die  Verteilung  des  herodliscben  Erbea  unter  die  Söhn«« 
des  Herodes  im  Jahre  4  vor  Chr.  bpaitzen  wir  eipen  Beriebt  b^ 
KedrenoB  (I  333  ed.  Bekk.)t  ^«i*  wesentlich  abweicht  von  dem,  w«|i 


80 

wir  durch  Josephus  wissen.  Damach  erbt  Archelaos:  Ti  xspl  'IcpoTÖXtijjLa 
€pta  xed  2Ioc{iocpi(i)v  tö  l&vo(  xai  £cßoc<TT9]v  xol  Kourdtpcioev  xfld  'I6)ncy)v  xod 
^AvTucarpC^a  x«t  AuÄocv  xal  rd  )ct3Mov.  Antipas  bekommt:  -rijv  rocXtXet(av 
xal  TÖ  6x0  Tf;v  Ild^vav  ictMov  xoi  Ndep ßa&ov  xal  t9)v  lUpoiav'  oSro;  Ixtivc 
Tißepta^a.  Philippas  erhält:  Tdt  xcfl  t};v  vOv  novei^a  xol  BaToevocCav 
xa\  Tpot^öva  xai  tJ)v  'AxpaßaT(vt)v  xal  FaüXa^^Tiv  xa\  FaXaö«,  2vö«  f,v 
FapiaXa  röXif.  Die  detaillierten  Angaben  dieses  z.  T.  korrumpierten 
Textes  sind  von  Josephus  völlig  unabhängig  und  gehören  sicher  einer 
alten  Quelle,  vielleicht  dem  Justus  von  Tiberias,  an.  Das  Akrabatine 
kann  nicht  das  unweit  Sichem  gelegene  sein;  im  übrigen  aber  sind  die 
hier  angegebenen  Lokalitäten  bestimmbar.  Zwei  Ebenen  sind  genannt. 
Man  hat  in  Palästina  nur  zwischen  zweien  die  Wahl,  zwischen  der 
Küstenebene  Saron  und  der  sog.  grossen  Ebene  von  Jesreel.  Die 
zum  archelaischen  Gebiete  geschlagene  ist  nun  sicher  die  Saronebene. 
Dann  muss  tö  6r6  tJ;v  Ilapvav  xe^iCov  (Hapvotv  ist  korrumpiert;  ob  aus 
Tabor  oder  Hermon?)  zum  Lande  des  Antipas  gehören.  Das  bestätigt 
der  Besitz  von  Napßa&o;,  welches  nach  Jos.  bell.  II  145  von  Cäsarea 
am  Meere  60  Stadien  entfernt  liegt  und  bell.  11  18io  als  eigene 
TOTcapj^ia  Nap^aTr^vr,  erwähnt  ist.  Auch  hier  also  läuft  die  politische 
Grenze  so,  dass  dem  judäischen  Herrscher  das  Land  bis  Samaria 
inklusive  gehört,  und  dass  die  grosse  Ebene  zum  Lande  des  galiläischen 
Herrschers  gerechnet  ist 

f)  Nach  Jos.  ant.  XX  6i  beginnt  das  Samaritanerland  bei  Ginaia 
(wie  beU.  HI  84). 

g)  Die  Südgrenze  Galiläas,  die  Jos.  bell.  HI  3i  nach  Xaloth 
verlegt,  steht  durchaus  nicht  so  fest,  wie  es  hiemach  scheinen  könnte. 
Der  Talmud  (siehe  Neubauer,  La  G6ogr.  du  Talmud  8.  158)  rechnet 
das  am  kleinen  Hermon  gelegene  heutige  Denna  zu  Galiläa.  Von 
Juden  bewohnt  ist  nach  Ev.  Luc.  In  auch  Nain. 

h)  Petrus  Diaconus  (ed.  Gamurrini  S.  131)  sagt:  Thabor  iu 
medio  Galilaea  (sie)  campo;  und  S.  129  setzt  er  Some  (=  Sunem) 
nach  Galiläa;  vgl.  dazu  auch  Jos.  vita  37. 

Nach  all  diesen  Stellen  ist  die  Ebene  Jesreel  zu  Galiläa  zu 
rechnen,  wenigstens  bis  zum  Kriege  von  66 — 73  n.  Chr.  Ob  später 
eine  Grenz  Veränderung  stattfand,  ist  hier  nicht  zu  behandeln.  Die 
Grenze  des  Josephus  bei  Iksal  und  die  ähnliche  des  Talmuds  sind 
keine  politischen  Grenzen,  sondern  die  Grenzen  des  Judentums. 

Die  Nordgrenze  Galiläas  ist  bei  Josephus  das  bereits  tyrische 
Kadesch  (Jos.  bell.  U  I81  IV  23,  vgl.  ant  XIH  öe-?)-  Im  alten 
Testamente  wird  auch   dieses   noch    zu   Galiläa  gerechnet   (Jos.   20^ 


_  *L 

21si,  Cbron.  1  6«i,  Tobü  I2.  Mkk.  1  11«).  E»  keitst  ttertotyp  K»deMk 
in  Galil,  sum  Untandliad  von  homoDjmfln  Orten  wie  Kede*ck  in 
IfiTMMhn-  (Chron.  I  6:,«)  oder  K,«desoh  in  Juda  (JO0.  15ts)*  Im 
Wetten  geboren  zu  Galil  20  Städte  in  der  Gegend  ▼oa  Knkal 
(Re^.  I  9ii).  Eine  genaue  Abgrenauag  läest  sich  nicht  geben,  dasu 
fehlt  «8  an  Material.  Aber  gegan  die  übliche  zu  enge  Abgrenaung 
moss  opponiert  werden.     G&lil  ist  ein  ziemlich  umÜMsender  Begriff. 

Das  Wort  Galil  pflegt  man  als  Kreis,  Landatxich  zu  erklären 
und  ergänzt  huggüjiui.  Da«  UnprüngÜche  soll  gelil  haggujim  Jos. 
8a  =  raXiXota  a>Jw09'J>.«i>v  Mkk.  I  ön,  sein ;  Galil  aber  erklärt  man  als 
Ellipse.  Dagegen  ist  zweierlei  einzuwenden.  Erstens  ist  in  dem 
uns  zugänglichen  Hebräisch  das  Wort  gälil  nur  im  Sinne  von  ver- 
aatilis  (Reg.  I  631  nach  Buhl,  Lexikon  s.  v.)  und  von  Walze  {Est.  1«, 
Ct.  614)  gebräuchlich;  für  „Landstrich"  kommt  nur  die  Femininform 
g^lilä  vor  (Ez.  47«  ,  Jos.  182,  Joel  44,  vgl.  Jos.  I817  22io).  Zweitens 
ist  der  Ausdruck  gujim  — .  Heiden  im  Gegensatz  zu  den  Bekennem 
der  jüdischen  Religion  noch  nicht  vorexilisch,  während  der  Name 
Gältl  sich  vor  dem  Exil  findet  (Reg.  I  9ii).  Demnach  ist  Gälil  der 
alte  Name  dieser  Gegend,  über  dessen  Etymologie  wir  vorläufig  nicht 
SU  grübeln  brauchen.  Erst  zu  einer  Zeit,  wo  ein  Teil  von  Galil  jüdisch 
war,  kann  man  angefangen  haben,  von  diesem  jüdischen  Gälil  das 
heidnische  Galil  zu  unterscheiden,  und  die  Bildung  G'lil  haggujim  Jes. 
8/s  (Mkk.  I  Ois)  ist  analog  einer  Bildung  wie  mispat-haggojim  (s.  o. 
S.  76  not  1).  Die  Bezeichnung  kann  erst  spät  aufgekommen  sein, 
da  die  Judaisierung  von  Galil  erst  gegen  Ende  des  1.  Jahrhunderts 
begonnen  hat.  Dem  entspricht  es  dann  auch,  dass  die  beiden  Stellen 
an  denen  der  Name  „heidnisches  Galil**  begegnet,  einer  ganz  späten 
Zeit  angehören:  Jes.  823  gehört  der  letzten  Redaktion  des  Jesajabuchs 
an,  welche  erst  um  100  vor  Chr.  erfolgte  (Marti,  d.  Buch  Jesaja 
S.  91),  und  bald  nach  100  mag  das  erste  Makkabäerbuch  ge- 
schrieben sein. 

Die  griechische  Form  TocXiXaia  findet  sich  bereits  in  der  LXX« 
welche  die  Form  Moo^iet  noch  nicht  kennt  (LXX  Reg.  1  9ii-i2,  II  Ibj^ 
Jos.  2O7  2I32)  Chron.  I  601,  Jes.  823)«  Ebenso  ist  sie  bei  Eupolemos 
zu  finden  (s.  o.  8.  78;  MoUer  FUG  lU.  22((.  230).  Auch  Posi- 
donius  von  Apamea  (bei  Strabo  p.  763  vgl.  760)  kennt  den  Namen. 
Der  Uebrauch  bei  Posidonius  xeigt,  dass  der  Ausdruck  Galiläa  kein 
h|MziHMch  jüdischer  war;  das  wäre  anzunehmen,  wenn  Galil  Ellipse 
im  obigen  Sinne  wäre.  Der  alte  Name  der  Gegend,  Gilil,  hat  sich 
tmverändert  durch  die  Jahrhunderte  erhalten,  obwol  die  Seleucidaa 

BAlaektr,  PaUUUu.  6 


82 

bei  ihrer  politischen  LandeseinUilung  keine  Rücksicht  auf  ihn  nahmen; 
denn  der  Galil  gehörte  politisch  zu  Samamia  (s.  o.  S.  64).  Eine 
politische  Trennung  von  Galiläa  und  Samaria  ist  erst  eingetreten,  als 
die  Oberherren  Palästinas  genötigt  waren,  auf  das  jüdische  Element 
des  Landes  mehr  Rücksicht  zu  nehmen,  d.  h.  jedenfalls  erst  nach 
Pompejus.  Wirklich  durchgeführt  aber  wurde  die  Trennung,  wie  es 
scheint,  erst,  seit  Herodes  Samaria  und  Idumäa  von  den  Römern  er- 
halten hatte  mit  der  Anwartschaft  auf  die  noch  zu  erobernden 
jüdischen  Gebiete  von  Galiläa  und  Judäa. 


vn. 
Das  Ende  der  Selencidenherrschait  in  Palästina. 

1. 

Die  Tyrannis  In  Palästina. 

Eigentlich  war  schon  Antiochus  IV.  Epiphanes  der  letzte  be- 
deutende Herrscher  auf  dem  Trone  der  Seleuciden.  Mit  seinem 
Tode  beginnt  ein  Streit  von  Kronprätendenten,  der  zum  Untergange 
des  Reiches  fuhren  sollte.  Noch  einmal  schien  die  Gefahr  abgewendet 
7.U  werden,  als  im  J.  134  Antiochus  VII.  von  Side  das  Steuer  mit 
kraftvoller  Hand  erfasste,  aber  er  fiel  128  gegen  die  wilden  Scharen 
der  Parther.  Und  nun  gings  abwärts  ohne  Aufhalten.  Die  Parther 
/  lerten,  was  noch  übrig  war  an  seleucidischem  Herrscherschein. 

^  ....  _„:ich  aber  steckten  nach  Besiegung  der  Parther  die  Römer 
Syrien  ein. 

Während  die  Seleucidenmacht  schwindet,  sprosst  überall  in  den 
verschiedensten  Teilen  Syriens  die  Tyrannis  empor.  Unter  And- 
ochos  IV.  Epiphanes  bemerkt  man  noch  nichts  davon,  er  hielt  die 
Zügel  noch  straff;  jener  Hyrkan,  der  sich  bei  Hesbon  das  Raubnest 
r  ' ',«  baut,  ist  ein  gemeiner  Räuber.  Erst  nach  dem  Tode  des 
A:.iiijchu8  IV.  taucht  die  eigentliche  Tyrannis  auf.  Zuerst  stützt  sie 
sich  auf  einzelne  Nationalitäten,  so  in  Ammon,  in  Juda,  am  Libanon. 
Dann  löst  sich  immer  mehr  die  Individualität  des  Herrschers  los  und 
tritt  wol  ^^nr,  wie  zeitweilig  bei  Jannai,  in  Gegensatz  zur  Nation.  Gleich- 
zeitig wu<*lirrt  das  Abenteurertum  in  den  meisten  gröaseren  Städten. 
In  Gaza  herrscht  noch  der  Streit  der  feindlichen  Brüder,  die  um  den 
ersten  Platz  mit  Eifersucht  kämpfen  (Jos.  ant  XIII  13  3).  In  Dora 
und  Stratonospyrgos  bat  ein  Tyrann  Zotlos  die  Herrschaft  an  sich 
geriMen  nnd  beobachtet  geapannt  die  Politik  der  grösseren  Herrscher, 
um  im  Trfiben  fischend  seine  Blacht  zu  erweitem  (Jos.  ant  XIII  I22)* 

6* 


84 

In  Qamala  treffen  wir  den  Tyrannen  Demetrius  (Job.  ant.  XIII  löj), 
in  Lysias  am  Libanon  den  Juden  Silas  (Jos.  ant.  XIV  32;  Strabo  p. 
763),  in  Byblos  gleichfalls  einen  Tyrannen  (Strabo  p.  755),  in  Tripolis 
den  Dionysios  (Jos.  ant  XIV  32),  in  Beröa  den  Strnton  (Jos.  ant. 
XIII  143)  in  Tyrus  den  Marion  (Jos.  bell.  I  12  2).  Und  das  sind 
immer  nur  vereinzelte  Notizen,  die  uns  zufkllig  erhalten  sind.  In 
Wirklichkeit  scheint  das  Phänomen  sehr  allgemein  gewesen  zu  Hein. 

Für  die  Geschichte  spielen  all  diese  kleinen  Lokalherrscher 
keine  Rolle.  Nur  wo  'sie  es  verstanden,  grössere  Gebietskomplexc 
sich  zu  unterwerfen,  haben  sie  Bedeutung,  und  das  ist  zuletzt  doch 
nur  da  möglich  gewesen,  wo  der  Tyrann  eine  Nationalität  hinter  sich 
hatte.  Das  gilt  in  erster  Linie  von  den  Juden  und  Ituräem,  in 
zweiter  Linie  von  den  Ammonitern.  Die  Geschichte  des  Ituräer- 
staates  liegt  ausserhalb  unserer  Aufgabe  (vgl.  darüber  Schürer,  Gesch. 
d.  jüd.  Volkes  Bd.  I.  S.  593—608).  Im  Folgenden  soll  nur  eine 
Geschichte  des  jüdischen  und  ammonitischen  Territoriums  gegeben 
werden,  sowie  des  arabischen,  soweit  es  für  die  Geschichte  Syriens 
in  betracht  kommt 

Die  Keime  der  jüdischen  Tyrannis  liegen  in  der  Makkabäer- 
erhebung.  Aber  Mattatia  wie  Juda  hatten  noch  keine  anderen  Ziele, 
als  die  Verteidigung  des  Volkes  und  der  Religion.  Unsere  Quellen 
mögen  die  Helden  dieser  Freiheitskriege  idealisieren;  aber  dass  diese 
aus  uneigennützigen  Motiven  den  wenig  verlockenden  Kampf  aufge- 
nommen haben,  das  wird  man  kaum  bestreiten  könuQn.  Erst  der 
Fhrgeiz  Jonatans  und  Simons  hat  das  durch  den  Bruder  geschaffene 
Ansehen  der  Familie  —  toö  «TwipjjiaTos  töv  dcv^pSv  £xeiv(i>v,  oT;  £?560nr) 
(jw^ipta  *I<TpaY,X  Sia  /eipos  aOröv  (Mkk.  I  662)  —  für  dynastische  Pläne 
benutzt.  Durch  schlaues,  gewissenloses  Laviren  zwischen  den  riva- 
lisierenden Machthabern  weiss  sich  Jonatan  zuerst  das  Ilohepriestertum 
und  ein  eigenes  Heer  zu  verschaffen  (153):  sein  augenblicklicher 
Gönner  Alexander  Balas  ernennt  ihn  zum  Strategen  und  Meridarchen 
und  schenkt  ihm  bald  für  seine  Dienste  Ekron  (Tr,v  'Axxapwv  xal 
ÄÖcvra  Tot  6pia  otö-rii^  el^  xXrjpo^offiav  Mkk  I  10«»  vgl.  Jos.  ant  XIII  44). 
Das  war  der  Anfang  der  hasmonäischen  Erwerbungen.  Bald  darauf 
filUt  Balas  gegen  den  Ptolemäer,  aber  Jonatan  weiss  sich  auch  mit  dem 
neuen  Herrscher  Demetrius  II.  zu  stellen.  Der  tritt  ihm,  dem  jetzt 
mächtigen  Hohenpriester,  die  drei  von  Juden  bewohnten  vojx.oi  Lydda, 
Ramataim  und  Aphairema  ab  (s.  0.  S.  74  f.).  Bald  wechselt  der 
syrische  Herrscher  wieder  und  die  Huldigung  des  schlauen  Hohen- 
priesters wechselt  mit  ihm.     Der  neue  Troninhaber  Tryphon  bestätigt 


86 

die   Schenkung  seines   Vorgängers   nnd    macht    »Simon,    den   Bruder 
JonaUns,  zum  Strategen  über  das  Qebiet  dbc6  toO  xXC^jloxoc  T'jpo'j  U»i 

Auf  diese  Weise  bekamen  die  beiden  Brüder  eine  ziemliche 
Macht  in  ihre  Hand,  und  sie  haben  sie  nach  Kräften  für  sich  aus- 
l^^nutzt.  Zuerst  machen  sie  sich  zu  Herren  im  eigenen  Lande. 
Simon  nimmt  Betsura  ein  (Mkk.  I  llg^—ee)-  Vorher  hatte  Jonatan 
noch  für  Alexander  Balas  Joppe  eingenommen  (Mkk  I  IO75).  Jetzt, 
wo  Tryphon  Jonatan  mit  Hinterlist  gefangen  genommen  hat,  und 
Simon  erkennt,  dass  ein  friedliches  Auskommen  mit  dem  Selcuciden- 
hcrrscher  nicht  mehr  möglich  ist,  besetzt  er  Joppe  selbständig  (Mkk. 
I  13ii).  Das  eigenmächtige  Vorgehen  erhält  seine  Legitimirnng  durch 
Demetrius  H.,  dem  sich  Simon  sofort  zuwendet,  worauf  dieser  Schatten- 
konig  ihn  zum  Dank  für  die  Huldigung  als  selbständigen  Fürsten 
anerkennt.  Seitdem  prägt  man  jüdische  Münzen  und  rechnet  nach 
Jahren  des  Hohenpriesters  Simon.     Das  war  142. 

So  legitimirt,  besetzt  nun  Simon  sofort  auch  Gazara,  dessen 
heidnische  Bewohner  verjagt  werden.  Gazara  ist  seitdem  jüdisch 
(Mkk.  I  1343-43)  und  eine  wichtige  Festung  der  Hasmonäer  (Mkk.  I 
l^i.  H.  2i)-  Endlich  erfolgt  noch  die  Einnahme  der  Akra  von  Jerusalem 
^Mkk.  I  1349_52),*)  und  die  Tyrannia  Simons  ist  begründet 

Neue  Punkte  waren  für  das  Judentum  Joppe  und  Gazara.  Auch 
der  jüdische  Verfasser  des  ersten  Makkabäerbuches  weiss  das: 
Antiochus  VII.  Sidetes  wirft  den  Juden  vor:  OjicE;  xaToxpaTtiTe 
•ri«;  'Iää:?t,;  xat  ra^aepwv  xai  t?;?  dcxpa;  Iv  lepo'jdaX-fijJi  röXci;  -rt);  ^x(jikdxi 
(vou  (Mkk.  I  lÖ28)i  aber  Simon  antwortet:  „Wir  haben  kein  fremdes 
Land,  noch  das  Land  fremder  Leute  uns  angeeignet,  sondern  nur 
das  Erbe  unserer  Väter,  welches  von  unseren  Feinden  zu  einer  ge- 
wissen Zeit  unrechtmässigerweise  weggenommen  worden  war.  Jetzt, 
wo  wir  die  Gelegenheit  haben,  halten  wir  das  Erbe  unserer  Väter 
fest  Was  jedoch  Joppe  und  Gazara  anbelangt,  die  du  zurück- 
verlangst, so  haben  diese  dem  Volke  und  unserm  Lande  grossen 
Schaden  zugefügt;  darum  wollen  wir  hundert  Talente  für  sie  bezahlen". 
Hotsura  und  Jerusalem  also  gelten  als  Erbe  der  Väter,  Joppe  und 
Gazara  nicht 

Den  wichtigen  Hafen  von  Joppe  haben  die  Juden  seitdem  mit 
Unterbrechungen   behalten.      Antiochus   VII.    Sidetes    hat   nur    eine 


*)  Bisno  stumnen  dis  Angab«n  Mkk.  1 1437-45-    Dagsgsn  onthUt  der  Pcalm 
Mkk.  I  14i-.u  dichterische  Uttgeaanigkeiten. 


86 

Abgabe  dafür  verlangt  (Jos.  ant.  XIII  83).  Wieder  weggenommen 
wurde  Joppe  den  Juden,  wie  es  scheint,  durch  Antiochus  VIII. 
Orypus,  der  seit  125/4  siegreich  gegen  PtolemUus  VIL  und  seinen 
Prot^^  Alexander  Zabina  kämpfte,  und  122/1  auch  wirklich  den 
Ptolemäer  geschlagen  hat.  Ueber  ihn  beklagten  sich  damals  die 
Juden  bei  ihren  „ Bundesgenossen  **,  den  Römern,  aber  die  Römer 
haben,  wie  das  Dokument  von  123/2  (Jos.  ant.  XIII  92)  zeigt,  sehr 
diplomatisch  ohne  Ja  oder  Nein  geantwortet.  Um  124/3  rauss  darnach 
die  Wegnahme  Joppes  fallen.  —  Aus  der  Hand  des  achten  Antiochus 
kam  Joppe  in  die  seines  Vetters,  Antiochus  IX.  Kyzikenus,  weicher 
um  113/2  jenen  verjagte  und  das  Land  in  Besitz  nahm.  Jetzt  schien 
den  Römern,  die  schon  lange  die  syrischen  Verhältnisse  scharf 
beobachteten,  die  Sache  bedenklich  zu  werden,  und  sie  erhoben  Ein- 
sprache, indem  sie  dem  „'Avrioxo;  'Avnö/ou'*  (Jos.  ant.  XIV^  IO22)  die 
Rückgabe  der  annektirten  jüdischen  Gebiete  befahlen.  Mochte  der 
Kyzikener  wollen  oder  nicht,  sicher  hat  er  seit  111  den  Hafen  von 
Joppe  nicht  mehr  halten  können;  denn  sein  verjagter  Vetter  kehrte 
damals  zurück,  um  nun  seinerseits  ihm  die  Herrschaft  wieder  streitig 
zu  machen.  In  jene  Zeit  nach  111,  als  die  beiden  sich  befehdeten, 
fallen  Hyrkans  I.  Eroberungen  von  Samaria  und  Skythopolis;  damals 
hat  er  Joppe  also  sicher  wieder  besessen. 

Es  war  schon  die  Rede  davon,  dass  die  eigentliche  Besitznahme 
des  Jerichotales  erst  damals  geschah,  als  Hyrkan  I.  die  Festung 
seines  Schwagers  Ptolemäus  b.Habüb  eroberte  (s.  o.  S.  71).  Das  war 
im  Jahre  134.  Von  hier  aus  drang  Hyrkan  bald  vorwärts.  Die  Be- 
drängnisse, die  ihm  Antiochus  VII.  von  Side  bereitete,  hatten  128 
ein  Ende,  als  jener  im  Kampfe  gegen. die  Parther  Reich  und  Leben 
verlor.  Jetzt  galt  es,  die  einträgliche  Erwerbung  des  Jerichotales 
gegen  die  östlichen  Nachbarn  zu  schützen.  Von  diesem  Gesichts- 
punkte aus  sind  die  Eroberungen  von  Medaba  und  Samega')  zu  ver- 
stehen. Weiter  nach  Norden  ist  Hyrkan  im  Ostjordanlande  nicht 
gezogen;  denn  da  herrschte  ein  gefährlicher  Nachbar,  der  Tyrann 
von  Philadelpheia. 


')  Jos.  ant.  Xm  9i  hat  die  Formen  Za^irrav,  ^a\ixr((v*,  la\uafxv,  ZaniÄ^nc* 
bell.  I  26  £a|xaiav.  Nicht  in  Frage  kommen  kann  Kefar  Zemacb  (Grätz  III,  S.  64) 
oder  Semak  am  See  Genesaret  (Robinson  III,  S.  513)  oder  gar  Semachon  am  See 
Semachonitis  (Ewald  IV  456,  Anm.  1).  Aber  auch  Es-Sftmik  (Karte  ffon  Fischer- 
Guthe)  ist  fraglich,  da  es  jenseits  von  Hesbon  liegt,  und  dieses  wäre  gewiss  ge- 
nannt, wenn  Hyrkan  es  erobert  hätte.  Eher  noch  käme  Sömije  (nach  der  LA 
Zatxaia)  in  Betracht  (so  de  Sanlcy,  Voyage  en  Terre  Sainte,  II  S.  471). 


87 

Dagegen  hat  er  westlich  vom  Jordan  das  jüdische  Land  nach 
Norden  and  Süden  hin  erweitert.  Im  Norden  nahm  er  das  Land  der 
Chathfter^)  in  Besitz,  eroberte  Sichern  und  zerstörte  in  unduldsamem 
Fanatismus  den  Tempel  auf  Qarizim.  Im  Süden  nahm  er  den  Idu- 
miem  die  Städte  Adora  und  Marissa  weg:  "A^topa  xod  Mofiaocv  xal 
dbcecvToc  Too«  *I%oti(ta(ou(,  wie  ant.  XIII  9i  sagt;  bell.  I  7«  spricht 
mass voller,  und  das  mit  Recht;  denn  natürlich  sind  nicht  alle  Idumäer 
gemeint,  etwa  wie  Posidonius  (bei  Strabo)  den  Begriff  verwendet, 
sondern  nur  die  Bewohner  der  späteren  jüdischen  Toparchie  Idumäa. 
Das  waren  für  die  Juden  „die  Idumäer'',  während  er  die  nicht 
judaisirten  „Araber*'  nannte.  Das  Gebiet  dieser  judaisirten  Idumäer 
ist  nicht  gross,    zumal  wenn  man  bedenkt,    wieviel  davon  Wüste  ist 

Jamneia  und  Azotos  sollen  nach  Jos.  ant.  XIII 6«  bell.  I  2-2  von 
Simon  erobert  worden  sein.  Diese  Nachricht  steht  singulär  da; 
das  erste  Makkabäerbuch,  welches  auf  die  ganze  Regierung  Simons 
zurückblickt,  weiss  nichts  davon.  Die  Angabe  verdient  deshalb  kein 
Vertrauen.  Alexander  Jannai  hat  die  Städte  sicher  besessen  (Jos. 
ant  XIII  IÖ4);  sie  begegnen  wieder  im  Jahre  63,  wo  sie  aus  jüdischen 
Händen  befreit  werden  (ant.  XIV  44  =  bell.  17?  =  Syncell.  465 
und  ant  XIV  Ö3  =  bell.  I  84.  Zufallig  ist  Jamneia  ant  XIV  ös  aus- 
gefallen oder  vergessen).  Jannai  hat  diese  beiden  Orte  nicht  erst 
erobert;  denn  er  beginnt  seine  Eroberungen  hier  im  Süden  gleich 
mit  Raphia,  Anthedon  und  Gaza.  Aristobul  war  während  seiner 
kurzen  Regierung  im  Norden  beschäftigt  Da  nun  Mkk.  I  I610  nur 
erzählt  wird,  dass  Simon  Azotos  in  Brand  gesteckt,  aber  nicht,  dass 
er  es  dauernd   in  Besitz  genommen  habe,   so  bleibt  als  Zeit  der  Be- 

*)  Die  OrensaD  des  Chnthfterlandee  bilden  Akrabattene,  die  votioC  von 
Aphairema  and  Ramathaim,  das  hellenistische  Samaria,  die  grosse  Ebene  und  das 
Gebiet  von  Skythopolis.  Bis  an  den  Jordan  wird  ihr  Oebiet  gereicht  haben:  nor 
so  erklärt  sich  die  Sitte  vieler  ängstlicher  Juden,  von  Galiläa  durch  Peräa  nach 
Jtnaalan  ni  walliUurcn.  Nach  Joe.  belL  m  34-6  ist  Ginaia  im  Norden,  Anoat 
Borkeos  im  Süden  der  Orenaort.  Samaritanische  Orte  sind  bei  Joeephus:  1.  Tira- 
thana  (ant  XYIU  4i)  =  Tire  (vgl.  Bohl.  Oeogr.  S.  200,  203  und  Schflrer.  Gesch. 
d.  jfldiseheii  Volkes  1.  8.  492);  2.  Sampho  (ant  XVH  IO9  bell.  II  6t)  viell.  =  es- 
Säwije  (Bidakor  «a  842);  3.  Aras  (1.  c.)  unbekannt  Sonst  sind  als  samaritankeh 
bsBMgt  4.  Sjchar  (Ev.  Joh.  4ö)  =  Iskar;  6.  Qitta  (Jnstin.  Uartjr  Apol.  I  26 
p.  W;  Eosob.  h.  e.  U  13;  Hippol.  Philos.  VI  20;  Const  apost  VI  7,  Pseudoolem. 
hoa.  II  22,  23,  recogn.  II  7.  8.  Sjmcell.  626  630)  =  Kaijei  Ott  Noch  eine  Beiha 
nnbekannter  Lokalitäten  sind  durch  den  Talinad  b«c«Qgt  (siehe  Neabaaer,  La 
Geogr.  du  Talm.  8.  166—176),  aber  Ober  die  ChrenaKoie  Borkeos— Samaria— Oinaia 
fahren  m»  nach  Wattaa  aiebt  vial  Inuas.  Die  r«B  tdeoUen  Greniao  Samarias 
im  Talmud  flodan  hkr  mUOriieh  flbsrhanpt  nicht  Barflekaiehtigang. 


MiRzig  nur  HjrkAQS  I.  Regienmg  übrig.  Während  derselben  ist 
nnn  zwischen  126/4  und  111  schwerlich  an  eine  derartige  Eroberung 
KU  denken  (s.  o.  S.  86),  ebenso  wenig  in  der  Zeit  vor  128.  Die 
Wahl  bleibt  nur  zwischen  den  zwei  Perioden  128—125/4  und  111 — 102. 
Nun  beisst  es  ant.  XIV  IO22,  dass  Antiochus  Kyzikenus  den  ivAen 
„Festungen,  Hftfen  und  Land"  entrissen  habe,  d.  h.  vor  113/2  haben  die 
Jaden  mehrere  Häfen  im  Besitz  gehabt.  Damit  können,  wenn  die  Angabe 
überhaupt  richtig  ist,  nur  Jamneia  uud  Azotos  gemeint  sein,  die  beide 
zwar  ßinnenstädte,  aber  beide  einen  Hafen  hatten.')  Die  Eroberung 
fiel  also  in  die  Jahre  128 — 125/4,  d.  h.  zusammen  mit  der  Eroberung 
von  Adora  und  Marisa.  Man  wird  sich  die  Sache  also  so  vorzustellen 
haben,  dass  Hyrkan  I.  im  Anschluss  in  seine  Eroberung  des  I«^ 
landes  auch  diese  zwei  Städte  mit  eingenommen  und  dem  jin 
Gebiete  einverleibt  hat,  nachdem  sie  bereits  unter  Simon  (Mkk.  I  16 lo) 
völlig  geschlagen  waren.  Schon  Mkk.  II  I29  berichtet  von  einer 
zahlreichen  Judenschaft  in  Jamnia;  zur  Zeit  des  Alexandriners  Philo 
ist  der  Ort  vorwiegend  jüdisch  (Philo  legat.  ad  Caium  §  30  ed  Mang. 
II  575;  vgl.  Jos.  bell.  FV  82  81).  Azotos  dagegen  ist  vorwiegend 
heidnisch  geblieben  (vgl.  allerdings  bell.  IV  82  und  Schürer,  Gesch. 
d.  jüd.  Volkes  II  S.  97). 

Die  nächste  Eroberung  Hyrkans  I.  richtet  sich  gegen  Samaria, 
Skythopolis  und  die  grosse  Ebene.  Jos.  ant.  XIII  10:j  und  bell  2; 
berichten  von  der  Eroberung  der  zwei  Städte  Samaria  und  Skythopolis, 
von  denen  die  erstere  von  Grund  aus  zerstört  wird.  Wieviel  Land- 
gewinn mit  diesen  Eroberungen  verbunden  war,  geht  aus  bell.  12? 
hervor:  sie  stürmten  Skythopolis  und  plünderten  das  ganze  Land 
diesseits  des  Karmels,  also  den  ganzen  Merg-ibn-'ämir.  Direkt  bezeugt 
ist  dies  durch  Megillat  Taanit  zu  Siwan  15,16.  Josephus  setzt  diese 
Eroberungen  ant.  XIII  lOi  in  jene  Zeit,  da  die  zwei  Vettern  um  den 
syrischen  Tron  kämpften.  Zwei  Perioden  hyrkanischer  Eroberungen 
sind  bei  Josephus  deutlich  geschieden:  die  erste  beginnt  mit  dem  Tode 
des  Antiochus  VII.  Sidetes  (128);  diese  muss  sicher  zwei  bis  drei 
Jahre  ausmachen.  Die  Eroberung  Samarias  könnte  dann  frühstens 
126  angesetzt  werden;  aber  damals  waren  die  Juden  hart  bedrängt 
wie  das  Dokument  ant.  XIII  92  zeigt  (vom  J.  123/2).  Damals  hat 
ihnen  ein  „Antiochus"  —  also  Antiochus  VIII.  Grypus,  der  122/1 
den  Ptolemäus  VII,  besiegt   —  Joppe  mit  Hafen,  Gazara  mit  seinen 


')  Für  Jamnia  Tgl.  Mkk.  U  129;  PUn.  V  Ij^.  Ptolem.  V  16,.  ,.      Für  Asvtes 

Tgl.  Ptolem.  V  16,,  Hierocl.  Sjnecd.  398.  ed.  Bekk. 


8t 

QoeUen  und  eine  Reihe  anderer  Städte  abgeDommen ;  also  kann 
danuJt  Samaria  niolit  erobert  worden  aeio.  Aber  ebensowenig  bald 
nach  123/2;  denn  die  Itömer  haben  sich  der  hülfesuchenden  Juden 
damals  nicht  angenonimcn.  Später  hat  Antiochus  IX.  Kyzikenns 
glücklich  gegen  die  Juden  gekämpft  und  Joppe  sawt  anderen 
Featangen  und  Huftm  in  Besitz  genommen  (ant.  XIV  10^).  Damals 
iudben  die  Rfimer  ein  Machtwort  gesprochen,  wie  das  Dokument  von 
ant  XIV  10^  besevgt.  In  diesem  Dokumente  ist  gleichfalls  noch 
nichts  gesagt  von  Eroberungen  wie  Samaria  und  8kythopolis,  d.  h. 
auch  damals,  also  zwischen  113/2  und  111,  sind  diese  noch  nicht 
geschehen.  Erst  nach  111  können  sie  angesetzt  werden,  seitdem 
Antiochus  VIII.  Grypus  wieder  zui'ückgekehrt  war,  und  nun  die 
Vettemfehde  begann  (s.  o.  S.  86).  —  Zu  demselben  Resultate  gelangt 
man,  wenn  man  beachtet,  dass  Hyrkans  Söhne  damals  erwachsen 
sind.  Hjrkao  beisst  134  noch  ein  Jüngling  (ant.  XIII  74,  bell.  I  23), 
141  ist  er  gerade  Mann  geworden  (Mkk  I.  IH^s);  seine  Geburt  i^llt 
also  lUD  165.  Aristobul  kann  dann  höchstens  143/2  geboren  sein, 
was  zum  Alter  seiner  140  geborenen  Frau  (ant.  XIIl  Iße)  passen 
wftrde.  Dann  kann  die  Eroberung  Sauiarias  sicher  nicht  vor  123/2 
d.  h.  vor  das  Dokument  ant  XIII  82  gesetzt  werden*). 

Aristobul  I.  hat  die  Eroberungen  seines  Vaters  da  fortgesetzt, 
wo  jener  stehen  geblieben  war.  Er  ist  der  Eroberer  Galiläas.  Schürer 
(Gesch.  d.  jüd.  V.  II  S.  7)  hat  gezeigt,  dass  sich  die  Angabe  aus 
Timagenes  (bei  Jos.  ant.  XIII  II3  nach  Strabo)  auf  galiläisches  Gebiet 
'  welches    damals    in    ituräischer  Hand    gewesen    wäre  (vgl. 

lusen,   Isr.  und  jüd.  Geschichte  S.  264).     Es   muss   sich  dabei 

natürlich  um  das  Gebiet  handeln,  welches  später  unter  Gabinius  57 
als  Bezirk  Sepphoris  erscheint  (s.  u.  S,  96).  Der  „Philhellene"  Ari- 
stobul (tLUt.  XILI  II3)  hat  das  Judentum  in  Galiläa  kaum  mit 
eiserner  Gewalt  eingeführt;  wenn  also  gleich  im  Anfang  von  Jaunais 
Regierung  Asochis  als  völlig  jüdischer  Ort  erscheint  (ant  XIII  I24), 
so  erkennt  man,  dass  offenbar  schon  vor  Aristobul  das  Judentum  in 
dieser  Gegend  Wurzel  geschlagen  hat  und  dass  die  Wegführung 
der  galiläischen  Juden  durch  Simon  (Mkk.  I  6)  nicht  so  radikal  ge- 
wesen ist,  als  der  Verfasser  des  Makkabäerbuches  meint.  Es  muss 
immer  noch  allerlei  jüdisches  Element  zurückgeblieben  sein,  an  das 
jelst  die  Judaisierung  seit  Aristobul  anknüpft 

0  Die  Nacbrieht  dagegso  von  der  Osbnrt  Jannais  b  Omlilia  (ant  Xlll  12.) 
wttrda  ta  gaas  andsrsn  Bsreohotuigen  ftlhrsn.  Osgen  ihre  Olaobwtlrdigkett  aaek 
8ehtl^,  Qsseb.  d.  jad.  Volkes  I,  276.  Anm  10. 


90 

Der  Raabstaat,  den  Hyrkan  I.  begrflndet  und  an  dem  Aristobol 
mit  gebaut  hat,  ist  von  Alexander  Jannai  vollendet  worden.  Die 
Quellen  für  die  Eroberungen  Jannais  sind  die  Angaben  des  Jo- 
sephus  und  daneben  eine  Aufzählung  von  Namen  bei  Syncellus  I 
558  f.  (ed.  Dind.),  die  Qelzer  (Julius  Afrikanus  256  —  258)  auf  eine 
jüdische  Quelle,  vielleicht  Justus  von  Tiberias,  zurückführt.  Metho- 
disch muss  dabei  festgehalten  werden,  dass  obwol  Josephus  uns 
weit  reichlicher  mit  Nachrichten  versorgt,  damit  noch  nichts  über  ihre 
Güte  ausgemacht  ist,  und  dass  die  Syncellusnachricht  als  gleichwertig 
betrachtet  werden  darf.  Folgendes  sind  die  von  Jannai  überlieferten 
Eroberungen: 

a)  Das  Küstengebiet  bis  zum  Karmel.  In  Dora  und  Stratonos- 
pyrgos  herrschte  der  Tyrann  Zoxlos;  den  unterwarf  Ptolemäus 
Lathyrus  für  Jannai,  nachdem  ihm  dieser  vierhundert  Talente  Silber 
dafür  gezahlt  hatte  (ant.  XIII  12 4).  Aber  kaum  ist  das  Gebiet  schon 
damals  in  jüdische  Hand  gekommen.  Später  hat  Jannai  es  besessen 
(ant.  XIII  1Ö4,  XIV  44  53,  bell.  I  V  8*). 

b)  Die  südliche  Küste  mit  den  Städten  Gaza,  Anthedon,  Raphia 
(ant.  XIII  183,  bell.  I  42).  Das  Register  ant.  XIII  I54  nennt  auch 
Rhinokorura. 

c)  In  das  Ostjordanland  fallen  die  umfangreichsten  Eroberungen 
Jannais,  aber  die  Bestimmung  der  hier  genannten  Ürtlichkeiten  macht 
erhebliche  Schwierigkeit.  Fest  steht  die  Eroberung  von  Gadara, 
welches  nach  zehn  Monate  langer  Belagerung  fällt  (ant.  XIII  ISs, 
belL  I  42,  Sync.  1.  c).  Gleichzeitig  nimmt  Jannai  Amathus,  verliert 
es  aber  wieder  durch  Theodor  von  Philadelphia.  Erst  später  erobert  er 
es  von  neuem  und  zerstört  es  (ant.  XIII  185,  bell.  I  43_4).  Damals 
hat  er  auch  die  Moabiter  und  Gileaditer  tributpflichtig  gemacht  (ant. 
XIII  I85,  bell.  I  43_4),  und  die  Niederlage  bei  Gaulana  (bell.  I  44 
vgl.  ant.  XIII  18j)  scheint  diese  Erfolge  noch  nicht  zerstört  zu 
haben;  vielmehr  berichtet  erst  ant.  XIII  142,  dass  er  während  des 
Krieges  mit  den  eigenen  Landsleuten  sich  genötigt  gesehen  habe,  die 
moabitischen  und  gileaditischen  Eroberungen  an  den  Araberkönig 
wieder  abzutreten. 

In  den  letzten  Jahren  seiner  Regierung  hat  Jannai  nochmals 
die  Eroberung  des  Ostjordanlandes  in  Angriff  genommen.  Josephus 
nennt  folgende  Eroberungen:  1.  Pella  (bell.  I  48)  oder  Dia  (ant.  XIII 
153);  2.  Gerasa  (bell.  I  43)  oder  Essa  (ant.  XIII  IÖ3);  8.  Gauiana; 
4.  Seleukeia;  5.  Antiochostal ;  6.  Gamala.  Syncellus  nennt  statt  dessen 
folgende  Namen:    1.  Aöpa  ttjv  «po;  -rol;  *Apa<jii  Il^XXav,   2.  FaSopa  tJjv 


91 

«p^  &cf|M)rc  (S^aoh  3.  'AßtXo,  4.  Ixicov,  5.  Aiov,  6.  (t>tXoT»piav.  Diese 
Sudte  de»  Syocellus  sind  im  wesentlichen  zu  lokalisieren.  Dazu  ist 
die  Reihenfolge  eine  natürliche,  was  von  der  bei  Josephus  nicht  gilt, 
wenigstens  wenn  man  der  herkömmlichen  Identifizirung  folgt.  Man 
sucht  nftmlich  jenes  Seleukeia  (nr.  4)  in  dem  hoch  im  Norden  am 
See  Semachonitis  gelegenen  Seleukeia.  Die  Reihenfolge  der  Er- 
oberungen wird  dadurch  natürlich  konfus,  und  die  Verschiedenheit 
beider  Berichte  wird  fundamental.  Es  kommt  hinzu,  dass  Josephus 
selber  später  Eroberungen  voraussetzt,  die  er  nach  der  gewöhnlichen 
AuflGusong  der  Stelle  vorher  nicht  erzählt  hat,  so  besonders  die  von 
iiippos  (vgl.  ant.  XIV  4^,  bell.  I  T?).  Ich  glaube,  man  ist  berechtigt 
zu  folgender  Aussöhnung  der  Berichte,  dass  man  Seleukeia  mit  Abila 
(s.  o.  S.  64)  and  Gamala  mit  Philoteria  (s.  o.  S.  65)  gleichsetzt. 
Wo  das  Antiochostal  liegt,  ist  nicht  zu  bestimmen.  Jedenfalls  ist 
Schlatters  Sprung  bis  nach  Saora  beim  Paneion  (Beiträge  zur  Topogr. 
etc.  S.  314  ff.)  kaum  annehmbar. 

d)  Es  ist  schon  von  den  Städten  in  Moab  und  Gilead  die  Rede 
gewesen,  die  der  Zankapfel  zwischen  Jannai  und  dem  Aj*aberkönige 
waren,  die  Jannai  anfangs  eroberte  (ant.  XIII  ISj  bell.  I  43-4),  dann 
aber  wieder  abtrat  (ant.  XIII  I42).  Später  aber  scheint  er  von  neuem 
nach  Moab  vorgedrimgen  zu  sein,  und  noch  weiter  nach  Arabien 
hinein.  Denn  ant.  XIV  I4  erscheint  Uyrkan  II.  im  Besitze  von  zwölf 
Städten,  die,  wie  es  heisst,  sein  Vater  den  Arabern  abgenommen  hat. 
Synccilus  verbindet  die  Eroberung  von  Hesbon,  Ammonitis  und 
Moabitis  mit  den  Eroberungen  im  nördlichen  Peräa.  Leider  sind 
nun  die  Namen  jener  Städte  in  unsagbar  schlechtem  Zustande  über- 
liefert (vgl.  dazu  Tuch,  Quaestiones  de  Flavii  Josephi  libris  historici? 
1859).  Ein  wenig  hilft  bei  der  Entzifferung  die  Liste  ant.  XIII  164. 
deren  hierher  gehörige  Namen  ich  zuerst  in  der  überlieferten  Qestalt 
anführen  und  ihre  Identifizirung  versuchen  werde: 

Ti^tp^v         =  Hesbon 

^rfi»^        ~  Medaba 

Xs^a  =  Libba  (heute  Libb,  südl.  v.  Medaba) 

op*ivon|i       =  Horonaim  (Mesainschr.  31.  32.    Jea.  165  u.  a.) 

ocYcXs  =  Eglaim  (Euseb.  Onom.  Ay«XXci(j.) 

&*.v  =  eoov«  (öotva)  Ptol.  V  17 

I^MOtfot  =  Zoar 

Damach  könnte  ant  XIV  I4  etwa  so  verstanden  werden: 

|U)Vt§a        =  Medaba 

Xi^ßa  =  Libba 


92 

vaßaXwÖ«     =  Diblatajim?    (Gräte  III  S.  478) 

pa^ö-  =  ItAbbftt-Moab 

oyaXX«         =  Eglaim 

bvtvti  =  Thoana 

J^Mopa  =  Zoar 

op«vaijx[»]   —  Iloronaim 

vMtpi<y<y . .      =  Marissa? 

apü^i^  . .       =  Arad? 

aXoüffa         =  Elasa? 

«pußf?i]a  =  Beerseba? 
Ich  bin  weit  davon  entfernt,  diese  Gleichsetzungen  für  sicher 
zu  halten;  sie  mögen  einer  von  vielen  Versuchen  sein.  Soviel  aber 
ist  klar,  dass  das  moabitische  Ostufer  des  toten  Meeres  hiemach  in 
Jannais  Hand  war;  dann  aber  muss  er  auch,  wie  die  Karte  zeigt, 
das  Land  südwestlich  vom  toten  Meere  besessen  haben,  und  deswegen, 
dürfen  die  Identifizirungen  von  Arad  und  Elusa,  eventuell  auch 
Beerseba  gewagt  werden.  Auch  Marissa  scheint  mit  genannt  zu  sein, 
was  unten  noch  zu  erwägen  sein  wird. 

Zum  Schluss  noch  ein  Woi-t  über  die  Festungen  Januais.  AU 
«eine  drei  Hauptburgen  sind  Machürus,  Alexandreion  und  Hyrkaneion 
genannt  t>ie  Erbauung  durch  Jannai  ist  ausdrücklich  bei  Machärus 
bezeugt  (bell.  VII  62);  bei  Alexandreion,  das  zuerst  unter  Alexandras 
Regienmg  genannt  ist  (ant.  XIII  I63),  ergiebt  sie  sich  aus  dem 
Namen;  bei  Hyrkaneion  bleibt  sie  eine  ansprechende  Vermutung. 
Die  Lage  des  letzteren  gilt  als  völlig  unbekannt  Nach  bell.  I  19i 
muss  es  jedenfalls  an  einer  Stelle  des  Landes  liegen,  die  bei  der 
Besiegung  des  Antigonos  noch  nicht  in  die  Hand  des  Herodes  ge- 
fallen ist,  also  wol  nicht  in  Galiläa,  Samaria,  Judäa  oder  Idumäa. 
Der  Süden  Peräas  aber  kommt  gleichfalls  nicht  in  Betracht,  da  hier 
schon  die  Festung  Machairus  lag.  Am  wahrscheinlichsten  sucht  man 
es  deshalb  an  der  Grenze  gegen  Ammon.  Nördlich  vom  Jabbok 
liegt  es  kaum.  Man  kommt  damit  in  die  Nähe  jenes  Raubschlosses 
Tyrus,  welches  sich  unter  Seleukus  IV.,  der  Tobiade  Hyrkan  nahe 
bei  Esebonitis  zwischen  Judäa  und  Arabien  erbaute  (Arak  el-Emir, 
vgl.  Schürer,  Gesch  d.  jüd.  Volkes  II  S.  49,  Anm.  144).  Die  Lage 
an  dieser  Stelle  würde  eine  Erbauung  durch  Hyrkan  I.  ausschliessen 
und  somit  auch  für  Hyrkaneion  den  Jannai  als  Erbauer  in  Anspruch 
nehmen.  Ob  es  mit  jenem  Schlosse  Tyrus  identisch  ist,  welches 
Antiochus  IV.  Epiphanes  konfiszirte,  also  bestehen  Hess  (ant.  XII  4ii), 
bleibt   zu    erwägen.  —  Die  Festung  Masada    soll   nach    bell.  VII  83 


93 

Buerst  von  dein  ^UobeDpriester  Jonfttan**  erbaut  worden  sein.  Der 
Bruder  des  Judas  Makkabäas  kann  das  unmöglicb  sein,  denn  der 
bcsass  Idumtta  noch  gar  nicht.  So  kann  man  nur  entweder  an 
Hyrkan  I.  oder  an  Alexander  Jannai  denken;  der  letztere  führte  den 
Niluien  Jonatan,  aber  er  nennt  sich  auf  Münzen  inuner  J'honätAn 
hanunelek  BA1L\GL21  AAEEANAPOf  und  auch  Josephus  nennt  ihn 
an  einer  ganz  parallelen  Stelle  ^Künig  Alexander^  (bell.  VII  62). 
Es  ist  deshalb  wahrscheinlicher,  dass  ein  Versehen  vorliegt,  und  dass 
zu  lesen  ist  „der  Hohepriester  Johanan** ').  Das  ist  die  stereotype 
Bezeichnung  Hyrkans  L  (so  bell.  V  62  Ts  9^  11«  VI  2io  and  auf 
Münzen:    J*hdnAtän  hakk6hSn  haggftdöl). 

Ungefähr  gleichzeitig  mit  der  jüdischen  Tyrannis  entsteht  die 
nmmonitische  in  Philadelphia.  Im  J.  134  hören  wir  von  Zeno  mit 
«lern  Beinamen  Kotylas  (Mörder)  als  dem  Tyrannen  der  Stadt  der 
l'hiladelphier  (ant.  XIII  81  bell.  I  24).  Auch  er  macht  den  Versuch, 
eine  Dynastie  zu  begründen;  in  den  achtziger  Jahren  besitzt  sein 
Sohn  Theodor  die  Stadt  Amathus  am  Jordan,  die  dann  im  Jannais 
Hände  ftllt  (ant.  XUI  13^5  bell.  I  42.3).  Ebenso  ist  Gerasa  (bell.  I 
Af,  ant.  XIII  163:  lies  so  statt  *E<7(Ta)  in  seiner  Hand.  Auch  Ragaba 
(ant.  XJII  IÖ5),  welches  später  den  Juden  gehört  (ant.  XUI  lö&; 
*.\Ya|^a  XIII  I63),  muss  in  seinem  Gebiete  gelegen  haben.  Diese 
umfängliche  Herrschaft  scheint  schon  im  Jahre  128  bestanden  zu 
haben,  denn  nur  so  scheint  es  erklärlich,  warum  Hyrkan  I.  damals 
sich  mit  der  Eroberung  von  Medaba  und  Umgegend  begnügt,  ohne 
nach  Norden  im  Ostjordanlande  vorzurücken.  Hier  scheint  schon  der 
Kivale  von  Philadelphia  das  Land  bis  zum  Jordan  okkupiert  zu  haben. 
Noch  nicht  kann  das  im  J.  165  der  Fall  gewesen  sein,  als  Juda 
x-inen  Zug  nach  Ramot  in  Gilead  unternimmt.  Die  Begründung  der 
Pliiladelphener  Tyrannis  ist  also  gleichzeitig  mit  der  jüdischen  an- 
zusetzen. 

Unterdessen  drängte  von  "Süden  ein  mächtiger  Feind  gegen  die 
'  u  Grenzen,  der  Herrscher  des  peträischeu  Arabiens.  Justin 
U.A.. .X  b:,—^)  erzählt  von  dem  Könige  der  Araber  Erotimus  und 
seinen  700  Söhnen:  Schttrer  (Gesch.  d.  jüd.  V.  I  S.  731)  hält  diesen 
Herrscher,  der  am  Ende  des  2.  Jahrhunderts  lebt,  für  den  Begründer 
des  peträischen  „Königtums**;  aber  der  Beweis  aus  dem  Gegensats 
des  rex  bei  Justin  und  dem  rjpawoc  'Apira^  (Mkk.  II  ö»)  ist  kaum 
stichhaltig.     Wir  wissen   hierüber  nichts,   da  das  Material    fehlt    — 


M  Ähnliche  7ers«h«n  Nah.  1211:  Chroo.  pMebsle  181  d  zu  OL  I6M1. 


94 

Um  96  vor  Chr.  sehen  wir  den  Araberkönig  zuerst  handelnd  in  die 
Geschichte  eingreifen:  er  verspricht  den  Gazäern  Hilfe  gegen  Jannai 
(ant  XIII  ISs);  es  bleibt  allerdings  beim  Versprechen.  Josephus 
(ant  XIII  135)  erzählt,  wie  Jannai  Moab  und  Gilcad  unten^'irft  und 
Theodors  Burg  Amathus  zerstört;  dann  soll  er  dem  Araberkönige 
Obadas  in  zerklüffteter  und  schwer  zugänglicher  Gegend  begegnet 
sein,  der  ihn  dort  überfällt  und  in  eine  tiefe  Schlucht  drängt,  aus  der 
er  sich  nur  mit  knapper  Not  nach  Jerusalem  rettet.  Seine  Er- 
oberungen in  Moab  und  Gilead  sind  ihm  durch  diese  Schlappe  noch 
nicht  verloren  gegangen;  das  geschah  erst  später,  als  sein  eigenes 
Volk  gegen  ihn  Partei  ergriff  und  er  jene  Gebiete  an  den  Araberkönig 
abtreten  musste.  Man  kann  bei  dieser  Beschreibung  nur  an  einen  Ort 
südlich  oder  östlich  von  Moab  denken.  Dem  widerspricht  die  Orts- 
bestimmung des  Josephus  sowol  in  bell,  I  44  (FatiXava)  als  in  ant.  XIII 
135  (ein  galaditisches  Dorf  Gadara) :  beide  Namen  sind  wohl 
unrichtig;  an  der  Bezeichnung  „galaditisches  Dorf"  rüttelt  man  aller- 
dings ungern,  sodass  Welleicht  ein  Vorstoss  des  Arabers  von  Süden 
bis  nach  Gilead  anzunehmen  ist  Jedenfalls  aber  kann  der  Araber 
damals  noch  nicht  das  ganze  Ostjordanland  besessen  haben,  wie  man 
gemeinhin  aus  rau>.ava  folgert;  denn  Theodor  existirt  damals  (ant,  XIII 
13^)  noch  als  selbständiger  Herrscher;  Jannai  aber  hat  das  Ostjordanland 
bis  zu  dem  genannten  Bürgerkriege  behalten,  der  ihn  sechs  Jahre  in 
Anspruch  nahm.  Erst  darnach  hat  er  an  Aretas  die  moabitischen 
und  gileaditischen  Gebiete  abgetreten  und  seitdem  reicht  plötzlich  die 
Arabermacht  bis  weit  hinauf  nach  Norden.  Die  Bestätigung  dafür 
liefert  Jos.  ant.  XIII  15i:  damals  ist  den  Seleuciden  die  Gefahr,  die 
ihnen  von  der  Wüste  aus  drohte,  zum  Bewusstsein  gekommen,  und 
Antiochus  Dionysus  unternimmt  seinen  Feldzug  gegen  die  Araber,  in 
welchem  er  Sieg  und  Leben  verliert.  Ob  Theodor  damals  beseitigt 
oder  nur  tributpflichtig  gemacht  worden  ist,  steht  dahin:  das  erstere 
ist  durch  bell.  I  48  (vgl.  ant.  XIII  15.})  nicht  ausgeschlossen ').  Der 
Araber  steht  an  der  Grenze  von  Damascene,  und  die  Cölesyrier,  des 
Schutzes  der  Seleuciden  beraubt  und  voll  Abneigung  gegen  eine 
Herrschaft  ihres  nordwestlichen  Nachbars  im  Antilibanon  Ptolemäus 
Mennäi,  ziehen  es  vor,  den  Araberkönig  auf  den  Tron  der  Seleuciden 
zu  rufen  (ant.  XIII  löj  bell.  I  4g).  Das  hiess  freilich  nur,  einen 
Titel  verleihen,  aber  im  Gefühle   des  Titels   hat  Aretas  schnell  sich 


»)  Es  ist  auch  recht  wahrscheinlich.     Denn  einen  Nachfolger  hat  Theodor 
nicht  mehr  gehabt;  bell.  I  63  ist  PhUadelphia  eine  Stadt  des  Aretas. 


95 

Aber  seinen  nächsten  und  st&rksten  Rivalen  Jannai  hergemacht  und 
ihn  bei  einem  Orte  Adida  (möglicherweise  doch  dem  bekannten 
Chadid  in  der  Schefela)  geschlagen-  Zu  einer  Eroberung  Palästinas 
aber  hat  er  sich  offenbar  nicht  stark  genug  gefühlt  (ant.  XIII  162). 
Jannai  hatte  den  Bürgerkrieg  bald  überwunden,  und  begann  nun, 
als  unermüdlicher  Eroberer,  von  neuem  die  Unterwerfiing  Palästinas. 
Das  waren  die  umfangreichen  Erwerbungen,  die  Jos.  ant.  XIII  1Ö3_5, 
bell.  I  4«,  SjTic.  I  558  f.  (ed.  Dind.)  genannt  sind  (s.  o.  S.  90  f.). 
Nur  Philadelphia  bleibt  im  Besitze  des  Peträers.  Das  übrige  Ost- 
jordanland von  Moab  bis  Gaulanitis,  dazu  das  ganze  Ufer  des  toten 
Meeres,  femer  das  Westjordanland  vom  Karmel  bis  hinunter 
nach  Khinokorura  mit  einziger  Ausnahme  von  Askalon  hat  dieser  zähe 
Krieger  seiner  Nachfolgerin  Alexandra  hinterlassen.  Alexandra  hat 
diesen  Umfang  des  Reiches,  so  weit  wir  wissen,  bewahrt.  Erst  der 
schwache  Hjrkan  II.  hat  den  Süden  wieder  abgetreten  (ant.  XIV  I4); 
selbst  Marissa  scheint  er  damals  preisgegeben  zu  haben,  also  eigent- 
lich ganz  Idumäa.  Wie  weit  freilich  der  Araber  diese  Gebiete  wirklich 
in  Besitz  genommen  hat,  wissen  wir  nicht.  Es  ist  auch  unwesentlich. 
Denn  nur  wenige  Jahre  noch,  und  Pompeius  war  Herr  in  den  Grenzen 
Palästinas. 


2. 


Die  Einrichtnng  der  römischen  Provinz. 

Palästina  war  der  Anarchie  und  dem  Abeuteurertuni  anheira- 
gefkllen.  Durch  das  Interesse,  welches  unsere  jüdischen  Nachrichten 
an  ihren  Fürsten  nehmen,  dürfen  wir  uns  den  Blick  nicht  daför 
trüben  lassen,  daas  Regierungen  wie  die  eines  Jannai  das  Land 
serrtttten  mussten.  Die  Räuber  haben  ganz  recht,  wenn  sie  all 
diese  Tyrannen  und  Monarchen  Syriens  (ant  XIII  I625)  schlechtweg 
ab  Räuber  bezeichnen,  wenn  Justin.  (XL  24)  von  den  Räubereien 
der  Juden  und  Araber  spricht,  oder  wenn  Strabo  (p.  703)  den 
Pompeius  preist,  dass  er  tä  Xrprfjpwt  xod  t4  ycC^ofokAMO,  töv  Tupowwv 
beseitigt  halx*.  Hyrkan  II.  beschuldigt  bei  Jos.  ant  XIV  3j  seinen 
Bruder  selber  des  Raubes  sur  See  und  zu  Lande.  Judentum  und 
Arabertum  drohten  sich  Syriens  au  bemächtigen;  dem  hat  Pompeius 
gewehrt. 


m^ 

In  folgender  Weise  sind  die  syrischen  VerljültnisHc  durch 
Pompei^s  geordnet  worden: 

s)  Alles  von  den  Juden  annektierte  und  nicht  judaisierte  Qebiet 
wird  ihnen  wieder  abgenommen,  und  Hyrkan  II.  behält  nur  die  fünf 
jüdischen    Bezirke    Jerusalem,  Gazara,  Jericho,  Amathus,  Sepphoris. 

b)  Das  den  Juden  abgenommene  Idumäa  wird  natürlich  nicht 
den  Arabern  überlassen  (vgl.  oben  S.  95  zu  ant.  XIV  I4),  sondern 
seine  beiden  Hauptorte  Adora  und  Marissa  erhalten  die  Freiheit 
(für  Marissa  vgl.  ant,  XIV  44  bell.  I.  7;  Sync.  685  und  dazu  ant. 
XIV  53  bell.  I  84;  für  Adora  vgl.  ant  XIV  5»,  bell.  I  84;  statt  seiner 
ist  ant.  XIV  44  bell  I  7?  die  Küsteustadt  Dora  genannt). 

Idumäa  hatte  trotz  der  Judaisierung  durch  Hyrkan  1.  imuicr 
eine  selbständige  Stellung  behalten.  Unter  Alexander  Januai  hatte 
es  einen  eigenen,  ziemlich  frei  handelnden  Statthalter  (Jos.  ant 
XIV  I5);  das  war  Antipas.  In  dessen  Familie  blieb  die  Statthalter- 
würde; möglich,  dass  das  Geschlecht  schon  vor  der  Judaisierung 
die  führende  Rolle  unter  den  dortigen  Idumäern  spielte.  Die  Ue- 
rodäer  betrachten  Idumäa  als  ihr  Land  im  besonderu  Sinne.  Herodes 
sucht  hier  Zuflucht  vor  Antigonus  und  birgt  sich  mit  den  Seinrn 
in  Masada  (ant.  XIV  1879),  bell.  I  I37.9):  gerade  die  Beschreibung  dieser 
Flucht  macht  den  Eindruck,  dassHerodes  sich  auf  idumäischem  Boden  zu 
Hause  fühlt.  Antipater,  der  Vater  des  Herodes  und  Sohn  jene.«? 
Antipas,  der  unter  Jannai  lebte,  mag  eine  ähnliche  Statthalterstellung 
innegehabt  haben:  es  ist  jedenfalls  charakteristisch,  dass  unter  Jannai 
und  Alexandra  die  starke  Festung  Masada  völlig  zurücktritt  hinter 
den  drei  Burgen  Januais  Machairus,  Alexandreion  und  Hyrkaneion; 
der  Grund  wird  die  zunehmende  Selbständigkeit  des  Idumäers  sein, 
der  schliesslich  nach  dem  Tode  der  energischen  Alexandra  den 
schwachen  Hyrkan  II.  ganz  in  Händen  hat  Ob  er  selbst  den  Rat  ge- 
geben hat,  Idumäa  an  Aretas  abzutreten?  (s.  o.  S.  95). 

Unter  den  Römern  hat  sich  der  idumäische  Statthalter  in  seiner 
Stellung  behauptet,  ja  er  ist  noch  obendrein  von  Hyrkan  II.  un- 
abhängig geworden.  Bald  erwirbt  sich  Antipater  im  römischen  Dienste 
einen  guten  Namen.  Als  Offizier  unterstützt  er  zuerst  Gabinius 
(ant.  XIV  623),  dann  Cäsar  (XIV  812).  Schliesslich  ernennt  der 
letztere  den  brauchbaren  Mann  zum  Statthalter  von  „ganz  Judäa" 
(aöt.  XIV  853),  d,  h.  sämtlicher  fünf  Landesteile:  Galiläa.  Peräa, 
Samaria,  Judäa  im  engern  Sinne  und  Idumäa.  Hyrkan  II.  führt  da' 
neben  den  Titel  iö-vap)^?  und  äpyiepeü?  der  Juden  (ant.  XIV  IO2), 
aber  er  scheint  doch  nur  Herr  des  eigentlich  jüdischen  Gebietes  ge- 


97^ 

wei*eo  SU  sein,  während  Antipater  als  römischer  Beamter  das  gnnze 
Land  verwaltete.  Die  fünf  jüdischen  Toparchien  waren  also  nicht 
etwa  eine  gesonderte  Verwaltungseinheit. 

c)  Die  Stftdte  des  Binnenlandes  wurden  von  den  Römern  sor 
Einheit  der  Dekapolis  zusammengefasst  (vgl.  Marquardt,  Römische 
Staatsverwaltung  1  ^  396  ff.  und  Schürer,  Gesch.  d.  jttd.  Volkes  I  240). 
Zwei  Verseichnisse  der  dekapolitischen  Städte  sind  uns  überliefert, 
das  eine  bei  Plinius  (V  I874),  das  andere  hei  Ptolemäus  (V  IÖ22-23). 
Ptolemäus  zählt  18  Städte  auf,  hat  also  nicht  mehr  die  ursprüngliche 
Zahl.  Plinius  hat  die  Zehnzahl,  aber  nicht  die  ursprünglichen  Namen. 
Das  seigt  sich  s.  B.  an  Abila,  welches  bei  ihm  fehlt,  und  welches 
doch  pompeianische  Ära  hat  (Schurer  1.  c.  II  127  Anm.  246); 
auch  Ptolemäus  rechnet  es  zur  Dekapolis.  Zur  Zeit  des  Plinius 
bestand  die  Zehnzahl  nicht  mehr.  £r  sagt  selber:  Decapolitana  regio 
a  namero  oppidonim,  in  quo  non  omnes  eadem  observant,  plurimi 
tarnen  Damascum,  Philadelphiam  etc. 

Nach  ihrer  pompeianischen  Ära  zu  urteilen,  gehören  folgende 
Städte  sur  ursprünglichen  Dekapolis:  1)  Hippos,  2)  Gadara,  3)  Abila, 
4)  Canatha,  ö)  Skythopolis,  6)  Pella,  7)  Dion,  8)  Philadelphia.  Für 
Skythopolis,  Gadara,  Hippos,  Dion,  Pella  bezeugt  dies  Jos.  ant 
XIV  44,  bell.  I  7?,  für  Skythopolis  ausserdem  noch  Jos.  bell.  III  9;. 
Für  Abila  ist  C.  J.  Gr.  nr  4501,  für  Canatha  Waddington  nr  9412« 
sa  vergleichen.  Mit  Sicherheit  ist  auch  9)  Gerasa  dazu  zu  rechnen. 
Zwar  liegt  Marc,  big,  ein  Irrtum  vor,  aber  es  wird  Plin.  V  I874  Ptolem. 
V  15B_tB  Steph.  Byz.  s.  v.  Fipoura  als  deki4>olitisch  genannt  und 
sein  Fehlen  zwischen  Philadelphia,  Pella,  Gadara  u.  s.  w.  würde  un- 
begreiflich sein.  Aber  welches  ist  die  zehnte  Stadt?  In  Frage 
können  Damaskus  (so  Schürer  II  116),  Samaria  (so  Marquardt, 
1.  c.  I  392  fl.)  und  Raphana  kommen.  Für  Damaskus  spricht 
eigentlich  gar  nichts;  es  liegt  weit  entfernt  in  einer  Gegend,  wo  erst 
Ptolemlos  eine  grössere  Zahl  von  Städten  zur  Dekapolis  rechnet,  es 
hat  nicht  pompeianische,  sondern  seleucidische  Ära.  Dass  es  bei 
Plinius  und  Ptolemäus  voransteht,  besagt  ja  doch  nicht,  dass  es  von 
Anfang  an  sur  Dekapolis  gehörte,  sondern  nur,  dass  es  eben  zu 
ihrer  Zeit  die  bedeatendste  anter  den  dekapolitischen  S^ten  war. 
Gegen  die  Zuteilong  von  Raphana  liesse  sich  nichts  Wesentliches 
vorbringen.  Dagegen  verdient  doch  die  Blarquardtsche  Ansicht,  dass 
Samaria  die  uns  fehlende  Stadt  sei,  Erwlgong.  Die  Ära  dieser 
Stadt  von  26  besw.  27  vor  Chr.  (SokOrer,  II  162)  würde  kein 
Hindernis    sein.     Gabinius   nämlich   hat  die  von  Hyrkan  1.  serstörtc 

Bftl*ek«r.  PaüaHBt  7 


Stadt  neuaufgebaut,  d.  h.  als  Kommune  neu  eingerichtet  (Jos.  ant.  XIV  5^ 
bell.  I  84),  und  die  Bewohner  haben  sich  seitweilig  nach  ihrem  Neu- 
gründer  Gabinius  genannt  (Sync.  584,  Kedrcn.  I  323  ed.  Bekk.). 
Hinzu  kommt  als  positives  Argument  die  Stelle  Jos.  ant  XIV  9^  bell. 
I  10h,  wonach  Herodes  durch  Sextus  Cäsar  zum  Strategen  von 
„Cölesyrien  und  Samaria**  ernannt  wird.  KoCXv)  lupCa  ist  bei  .Josephos 
teils  das  Antilibanongebiet  (ant  XIV  32),  teils  alles  hellenistische 
Binnenland,  welches  Ammon  und  Moab  (ant.  I  11 5),  Skythopolis  und 
Gadara  (ant.  XIII  IS^— 3)  umschlicsst,  während  er  Juden,  Samaritaner 
und  Idumäer  nicht  dazu  rechnet  (ant.  XII  4i.4  XI  3»  5j);  nur  ganz 
selten  herrscht  bei  ihm  der  alte  politische  Begriff  der  Seleucidenzeit  XII 83 
XIV  Ay  Der  Terminus  Cölesyrieu  ist  also  bei  Josephus  ziemlich 
vage.  Nun  wäre  es  eine  recht  sonderbare  Zusammenstellung,  wenn 
man  den  Herodes  über  „Cölesyrien",  also  etwa  die  Dekapolis,  gesetzt 
hätte  und  dazu  das  kleine  Stück  von  Samaria  gefügt  hätte, 
wenn  dieses  nicht  sowieso  schon  zur  Dekapolis  gehört  hätte. 
Es  hat  etwas  durchaus  Ansprechendes,  dass  sogut  wie  Skytho- 
polis auch  die  Stadt  Samaria,  die  ja  hellenistisch  war,  zur 
Dekapolis  geschlagen  worden  ist.  Ohne  diese  Annahme  müsste  man 
die  Stadt  Samaria  zu  dem  Rüstendistrikt  Phönike  (s.  u.)  rechnen, 
was  immerhin  misslich  wäre. 

d)  Die  Küstenstädte  sind  offenbar  in  ähnlicher  Weise  als  Ver- 
waltungseinheit organisiert  worden  wie  Cölesyrien.  Unter  den  von 
Pompeius  den  Juden  entrissenen  Städten  bleiben  nämlich  nach  Abzug 
der  idumäischen,  judäischen,  galUäischen  und  dekapolitanischen  Städte 
nur  Küstenstädte  übrig;  es  sind  das  nach  Jos.  ant  XIV  A4  bell.  I  7? 
Azotos,  Jamneia,  Arethusa,  Gaza,  Joppe,  Dora,  Stratonospyrgos. 
Ergänzt  wird  diese  Reise  durch  die  Liste  der  von  Gabinius  neu- 
aufgebauten Städte  (ant  XIV  63,  bell.  I  84) '),  wodurch  noch  folgende 
drei  Namen  hinzukommen:  Raphia,  Anthedon,  ApoUonia.  Einzelne 
Ären  bestätigen  das:  Raphia  hat  Ära  Ö7,  Gaza  61,  Dora  auch  um 
63.  Askalou  war  nie  in  jüdischer  Macht,  aber  auch  es  hat  ver- 
einzelt eine  Ära  57  neben  der  gewöhnlichen  von  104. 

Dies  ganze  Küstengebiet  haben  die  Römer  zusammengefasst 
unter  dem  Namen  Phoenice.  Dass  der  Name  Phoeuice  in  diesem  Sinne 
gleichen  Ursprungs  ist  wie  Dekapolis,  hat  man  bisher  noch  nicht 
beachtet.  Aber  die  Sache  ist  völlig  klar.  Vor  Pompeius  ist  dieser 
Sprachgebrauch  nicht  nachweisbar.  Bei  Artemidor  scheint  er  noch 
nicht   diesen  Umfang    zu    haben ;    dieser    hat    wol    die  Messung  von 

')  In  bell.  I  84  liess  rdC«  statt  Tdixa^a. 


99 

Ortbosia  bi»  IVlusium  (a.  o.  S.  57).  Bei  Strabo  Usst  sich  die  Sache 
«D  ersten  zeigen.  Nachdem  dessen  die  Küstenbeschreibung  (p.  760) 
an  der  Nilmündung  angelangt  ist,  heisst  es:  Toiaunr)  (tW  ^  <l>otv(x«). 
^T)o\  Ä*  'ApT«|tC5«»po;  üi  x6  [\r(ko'j<JW*  Ix  jjikv  *Op&«<T(a^  eTvai  <rraÄ(ou? 
Tpi<TxiX(o*j;  i^SflOto^^?  XfvtT^ovT«  x«Tocxo>Jc(^ovn.  Vorher  heisst  es 
(Strabo  767):  dbcoeaa  jikv  o5v  <)  ir?c^>  -rt);  i^xuxCio^  6;  4iA  tJ)v  Afpxrov 
xat  rijv  'Afflcßiov  deviox^tx^o'  X*^^'  KoCXy;  üupia  xaXeTTai.  QSudc  S*  'i)  t^ 
Ai^ov^  xfld  TÖ  'AvnXißovw  i^wpurjAivti'  -rt)?  Tie  Xowrtj?  -i)  |iiv  ixd  *0p- 
&Md<at{  l«iXpi  IltjXoöffvov  icocpaXCa  <l>oiv(xti  xaXeiTai,  OTtvfj  ti;  xai  iXiTtviQ^' 
<1  Ä*  M^)  Totht);  (jLe<r6Y«ia  pi^pi  '5>v  *Apdß<üv  •})  jUTa^ö  Pa^Tj«  xoi  ^Avn- 
>. :^  '  1, -?Saia  >iYrTai.  Endlich  heisst  es  an  einer  dritten  Stelle 
(^:r  il.  7t)U):  -rtj?  V  Mou^oua^  toc  jiiv  l<jx£pta  4xpa  xa  jcpöj  tö  Ka(ru>> 
/.v:-;.y7'.v  'nic'JiJidffo(  Tt  x«i  -i)  Xi|iy»).  Ein  dreifacher  Sprachgebrauch 
der  territorialen  Bezeichnungen  liegt  hier  vor.  Einmal  ist  „Cölesyrien** 
alles  Land  von  Seleukis  bis  Ägypten  —  das  ist  der  alte  Sprach- 
gebrauch der  Seleucidenzeit  Diesem  Sprachgebrauch  steht  entgegen 
die  weitere  Ausdehnung  des  Begriffs  Judäa,  die  in  den  zwei  anderen 
Fällen  vorliegt.  Hier  reicht  Judäa  im  einen  Falle  vom  Antilibanon 
\n-i  uach  Gaza,  im  andern  bis  zum  Kasion.  Davon  passt  die  erstere 
Nachricht  nur  in  die  Zeit  des  Herodes  und  seiner  Söhne,  die  letztere 
nur  in  die  Zeit  Alexander  Jannais  und  seiner  Nachfolgerin.  Bei  der 
11  Nachricht  steht  auch  charakteristischer  Weise  die  Notiz  von 
laisierung  der  Idumäer.  Aus  dieser  chronologischen  Ver- 
teilung ergiebt  sich  nun,  dass  die  Angabe  Strabo  7ö7:  -j)  ^ 
a-6  Opö^jd»;  (xixp^  nTi>.oü<iiO'j  jcapaX(a  Ooivixt)  xaXdTai,  in  die  Zeit  des 
Herodes  gehört,  und  nicht,  wie  ein  voreiliger  Schluss  aus  p.  760 
ergeben  k<innte,  von  Artemidor  (um   100)  herstammt 

Seit  Pom peius  ist  der  Sprachgebrauch  vielfach  zu  belegen  >). 
Länger  als  bis  zum  jüdischen  Kriege  kann  er  natürlich  nicht  be- 
standen haben  haben;  denn  66  wurde  das  Land  südlich  vom  Chorseos 
als  Judaea  oder  Palaestina  von  Syrien  abgetrennt  (s.  o.  S.  53). 

*ß  Alex.    Polyhistor     b«i     8t«pb.     Byz:    Td^a    ic61k    ♦oivdaic  .    «Ik 

IloA'Jtvmp  Lir.  XXXV  13  (Raphia  phOoizisch):  Diod.  LQI  12  (die  angaateiMhe 
rroviozeneintailong,  b«i  der  aar  diaa«r  Sprachgebraacb  voraatgesetzt  Min  kann); 
Strabo  p.  767.  760  i.  o.  Bei  Spitereu,  abo  aas  Eiteren  Quellen  geschöpft,  sind 
folgende  Stellen  so  nennen:  Plin.  V  18  (id  qood  prsejaoet  mare,  totnm  Pboenidom 
adpeUator):  Jos.  ant  XIII  I&4:  Philou  bei  Stepb.  Byz.  s.  ▼. 'I6icti:  Dionys  Perieg. 
9041  910ir:  M  (Ov  fa(*  IfKä^^  To(  1KP  ZtfpiM  Müiewn,  ot  8'  &Xo<  in^  ikm( 
ixMvuftbr*  ^otvuttc ol  'I6ici|v  wA  rdCav    ^EXätia   t'iwatouai  Mal  T^ 


Draek    tob   Max    Sohaenow    ▼orm.   Zahn   k   Baendel,  Kirobhain  N.-L. 


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